Quintus von Smyrna (vermutlich 3. Jh. n. Chr.), der Dichter der Posthomerica, verfügte über weit mehr Originalität und p
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German Pages 454 [458] Year 2018
Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Ausgaben der Posthomerica
Übersetzungen der Posthomerica
Indices, Lexika
Ausgaben anderer griechischer Autoren.
Ausgaben lateinischer Autoren
Abkürzungen häufig erwähnter Studien
Einleitung
Text des siebten Buches
Kommentar
Erster Teil: vv. 1– 411: Neoptolemos’ Abholung von Skyros
1. vv. 1–97: Nestor und Podaleirios
2. vv. 98–168: Die Fortsetzung der Schlacht – Eurypylos‘ Aristie
3. vv. 169–411: Die Gesandtschaft auf Skyros
Zweiter Teil: vv. 412–734: Neoptolemos’ Ankunft in Troia
1. vv. 412–618: Neoptolemos‘ Feuertaufe im Krieg – seine erste Aristie
2. vv. 619–734: Neoptolemos‘ Empfang in Troia
Sekundärliteraturverzeichnis
Stellenregister
Georgios P. Tsomis
Quintus Smyrnaeus Kommentar zum siebten Buch der Posthomerica
Klassische Philologie Franz Steiner Verlag
Palingenesia 110
Georgios P. Tsomis Quintus Smyrnaeus
PALINGENESIA Schriftenreihe für Klassische Altertumswissenschaft Begründet von Rudolf Stark Herausgegeben von ChrIStoPh SChubErt Band 110
Georgios P. Tsomis
Quintus Smyrnaeus Kommentar zum siebten Buch der Posthomerica
Franz Steiner Verlag
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Förderungsund Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort
Coverabbildung: Phönix in einem Mosaik aus Antiochia am Orontes, jetzt im Louvre. Fondation Eugène Piot, Monuments et Mémoires, publ. par l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 36, 1938, 100. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018 Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-11882-8 (Print) ISBN 978-3-515-11891-0 (E-Book)
Δἰο κλήκελ κεηξὸο Ἀζαλαζίαο „νὕλεθα κήηεξ / ἄρλπζ᾽ ἑῶ πεξὶ παηδί, θαὶ ἠλ ἐπὶ δαη᾽ ἀθίθεηαη― (PH 7, 389 f.) Ἰνπιίᾳ, Δὔᾳ-Μαξίᾳ, βειίλᾳ „ράξηο ράξηλ γάξ ἐζηηλ ηίθηνπζ᾽ ἀεί· / ὅηνπ δ᾽ ἀπνξξε κλζηηο εὖ πεπνλζόηνο, / νθ ἂλ ιέγνηη᾽ ἔζ᾽ νὗηνο εγελὴο ἀλήξ.― (Soph., Aias 522–524)
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort ............................................................................................................... 9 Ausgaben der Posthomerica.............................................................................. 11 Übersetzungen der Posthomerica...................................................................... 12 Indices, Lexika .................................................................................................. 13 Ausgaben anderer griechischer Autoren Ausgaben lateinischer Autoren ......................................................................... 14 Abkürzungen häufig erwähnter Studien ........................................................... 16 Einleitung .......................................................................................................... 21 Text des siebten Buches .................................................................................... 36 Kommentar ....................................................................................................... 59 Erster Teil: vv. 1– 411: Neoptolemos’ Abholung von Skyros ........................... 59 1. vv. 1–97: Nestor und Podaleirios ...................................................................... 59 2. vv. 98–168: Die Fortsetzung der Schlacht – Eurypylos‘ Aristie ...................108 3. vv. 169–411: Die Gesandtschaft auf Skyros ...................................................131
Zweiter Teil: vv. 412–734: Neoptolemos’ Ankunft in Troia ........................... 247 1. vv. 412–618: Neoptolemos‘ Feuertaufe im Krieg – seine erste Aristie ..........247 2. vv. 619–734: Neoptolemos‘ Empfang in Troia ..............................................330
Sekundärliteraturverzeichnis .......................................................................... 384 Stellenregister ................................................................................................. 394
Manchmal gehe ich an die Kiste mit Deinen Sachen. Dann ziehe ich einen von Deinen alten Pullovern heraus, halt ihn mir ans Gesicht und riech daran. Robert Seethaler, Der Trafikant (2012) … Φίιῳ δ᾽ἐγθάηζεην θόιπῳ, εἴ ηί νἱ ἐλ κεγάξνηζη ηεηπγκέλνλ ἤελ ἄζπξκα ᾧ ἔπη ηπηζὸο ἐὼλ ἀηαιὰο θξέλαο ἰαίλεζθελ· Posthomerica 7, 338b-340 (3. Jh. n. Chr.)
VORWORT Der hier vorliegende Kommentar zum siebten Buch der Posthomerica, einem aus 14 Büchern bestehenden Epos von Quintus Smyrnaeus (höchstwahrscheinlich 3. Jhr. n. Chr.), das die Ereignisse des Troianischen Krieges, die zwischen den Handlungen der Ilias und der Odyssee liegen, erzählt, also die Lücke zwischen den beiden homerischen Epen poetisch füllt, folgt auf meine Kommentierung des zehntes Buches dieses Epos: Quintus Smyrnaeus: Kommentar zum zehnten Buch der Posthomerica, die beim Wissenschaftlichen Verlag Trier in der Reihe Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium (BAC) demnächst erscheint. Mein Hauptanliegen sowohl in jener wie auch in dieser Studie ist es, die Originalität und die poetische Gestaltungskraft des Dichters der Posthomerica herauszuheben und die negativen Bewertungen dieses Epos, die den Dichter mehr oder weniger als „ζπξξαθεχο― und nicht als „ζπγγξαθεχο― betrachten, durch philologische, textkritische Kommentierungen unter Anwendung der Prinzipien der Narratologie und der Inter- und Intratextualität abzubauen. Als gelehrtem Dichter gelang es Quintus, einen sehr komplexen mythologischen Stoff großepisch zu gestalten. In der letzten Zeit hat das Forschungsinteresse an den Posthomerica deutlich zugenommen, so dass dieses Epos eine Art Renaissance erlebt. Das siebte Buch der Posthomerica, dessen zentrales Thema die Geschehnisse auf Skyros zur Abholung Neoptolemos‘ nach Troia, sowie seine Ankunft in Troia und seine erste Aristie im trojanischen Krieg sind, ist für uns die einzige poetische Behandlung, die bislang noch nicht Gegenstand einer Monographie wurde. Mit diesem Buch führt Quintus die Figur des Neoptolemos ein, der an die Stelle seines Vaters Achilleus tritt und eine protagonistische Rolle bis zum Ende des Epos spielen wird. Eine bedeutende Rolle im siebten Buch spielt auch Neoptolemos‘ Mutter und Achilleus‘ Witwe Deidameia, die nur hier erscheint: Wie mit Oinone im zehnten Buch, in dem Quintus die Psychologie der durch ihren Ehemann verlassenen, aber immer noch liebenden Gattin, die ihm in den Tod folgt, hochpoetisch darstellt, malt er mit literarischer Empfindsamkeit die mütterliche Liebe aus; Deidameia nimmt nur schwer von ihrem Sohn Abschied, denn sie fürchtet, dass sein Abschied von ihr und seine Teilnahme am Krieg seinen Tod bedeuten werden.
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Vorwort
Gerne komme ich der Pflicht nach, denen meinen Dank auszudrücken, die mich in der Zeit der Abfassung und zum Abschlussbringen der Studie unterstützt haben. Für seine Hilfsbereitschaft und für seine wertvollen Anregungen und förderliche Kritik bezüglich meiner Beschäftigung mit dem spätgriechischen Epos danke ich herzlichst Prof. Dr. Herbert Eisenberger. Für sein Engagement, seine Ratschläge und sein sorgfältiges Korrekturlesen möchte ich Michael Seibel danken, der mir während unserer langen Zusammenarbeit auch menschlich nahegekommen ist. Danken möchte ich ferner dem Herausgeber der Reihe Palingenesia des Franz-Steiner-Verlags, Stuttgart, Herrn Prof. Dr. Christoph Schubert, für die Aufnahme des Buches in diese Reihe und seine hilfreiche Unterstützung zur Anfertigung dieses Bandes, sowie den Mitarbeitern des Verlags Frau Katharina Stüdemann und Herrn Harald Schmitt für ihre stetige Hilfe bei den Vorbereitungen zur Publikation des Kommentars. Sehr dankbar bin ich auch Frau Konstantinia Patsali und Herrn Antonios Spiropoulos für ihre Hilfe bezüglich der Formatierungs- und Indexherstellungsarbeiten. Dieses Buch wurde mit Unterstützung des Förderungsfonds Wissenschaft der VG WORT gedruckt. Ich bin der VG WORT für die Übernahme des Druckkostenzuschusses im Besonderen dankbar. Der Abschluss der Arbeit wurde von einem traurigen Ereignis überschattet, dem Tod meiner lieben Mutter. Dem Andenken an sie, deren Liebe, Geduld, Fürsorge und Aufmerksamkeit sich niemals erschöpften, sei dieses Buch gewidmet. Ferner möchte ich noch drei weiteren Frauen diesen Band widmen, die mir stets liebevoll, hilfreich und verständnisvoll zur Seite stehen, als Ausdruck der Verbundenheit, Zuneigung und des Dankes für alles: Julia Kaja, Eva-Maria Bode und Evelyne Rudolph. Komotini/Griechenland, im Juli 2017
Georgios P. Tsomis
AUSGABEN DER POSTHOMERICA1 (in chronologischer Reihenfolge) [Aldina]: Quinti Calabri derelictorum ab Homero libri XIV. Venetiis: in aedibus Aldi [1505]. Henricpetri, H.: Quinti Calabri ... Praetermissorum ab Homero libri XIV. Basiliae, 1569. Rhodomann: Rhodomann, L.: Ilias Kointou Smurnaiou, sue Quinti Calabri Paraleipomena, id est, derelicta ab Homero XIV libris comprehensa (...) latine olim reddita et correcta a Laurentio Rhodomanno; nunc accessit Epitome gemina tum Homeri et Cointi, tum universae historiae troianae; itemque Dionis Chrysostomi Oratio de Ilio non capto, auctore et interprete eodem. Hanoviae: typis Wechelianis, 1604. Rhodomann, L. & Dausque, C.: Troia expugnata, seu supplementum Homeri eorum omnium quae urbi illi acciderunt ab interitu Hectoris, donec tandem omnino exscinderetur, auctore Quinto Calabro (...) interprete Laurentio Rhodomanno cum Claudii Dausqueji adnotamentis. Accedit Epitome gemina tum Homeri et Cointi, tum universae historiae troianae; itemque Dionis Chrysostomi Oratio de Ilio non capto. Prostat Francofurti in officina Aubriana, 1614. Pauw: Pauw, J.C. de: Quinti Calabri Praetermissorum ab Homero libri XIV, graece cum versione latina et integris amendationibus Laurentii Rhodomanni et adnotamentis selectis Claudii Dausqueji; curante Joanne Cornelio de Pauw, qui suas emendationes addidit. Lugduni Batavorum: apud J. van Abcoude, 1734. Tychsen: Tychsen, Th.Ch.: Quinti Smyrnaei Posthomericorum libri XIV, nunc primum ad librorum mss. fidem et virorum doctorum coniecturas recensuit, restituit et supplevit T.C. T. Accesserunt observationes Chr. Gottl. Heynii. Argentorati, 1807. Lehrs: Lehrs, F.S. & Dübner, F.: Hêsiodou poiêmata, Apollôniou Argonautika, Mousaiou Ta kat' Hêrô kai Leandron, Kolouthou Harpagê Helenês, Kointou Ta met' Homêron, Truphiodôrou Halôsis Iliou, Tzetzou Prohomêrika, k.t.l. / Hesiodi carmina, Apollonii Argonautica, Colluthi Raptus Helenae, Quinti Posthomerica, Tryphiodori Excidium Ilii, Tzetzae Antehomericae, etc., graece et latine cum indicibus nominum et rerum edidit F.S.L. Asii, Pisandri, Panyasidis, Choeili, Antimachi fragmenta cum commentariis aliorum et suis adiecit F.D. Parisiis: Editore Ambrosio Firmin Didot, 1840. 2. korrigierte Edition 1841; 3. Edition 1862. 1
Dazu siehe auch Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 26 f.
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Ausgaben, Indices, Lexika, Abkürzungen von Studien
Köchly: Quinti Smyrnaei Posthomericorum libri XIV. Recensuit, prolegomenis et adnotatione critica instruxit Arminius Koechly. Lipsiae, 1850. Reprinted Amsterdam, 1968. Quinti Smyrnaei Posthomericorum libri XIV, relegit Arminius Koechly. Accedit index nominum a Francisco Spitznero confectus. Lipsiae, 1853. Zimmermann: Quinti Smyrnaei Posthomericorum libri XIV. Recognovit et selecta lectionis varietate instruxit Albertus Zimmermann. Lipsiae, 1891 (Nachdr. Stuttgart, 1969). Way: Way, A. S.: Quintus Smyrnaeus, The Fall of Troy. Edited with an English Translation. Cambridge (MA), 1913. Vian (Ausg.): Vian, F.: Quintus de Smyrne, La suite d‘Homère. Texte établi et traduit par F. Vian. 3 Bände. Paris, 1963–1969. Pompella, G.: Quinto Smirneo, Le Postomeriche. Testo, traduzione e commento. 3 Bände. Napoli, Cassino 1979–1993. Pompella, G.: Quinti Smyrnaei Posthomerica. Hildesheim/New York, 2002. Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas. 2 Bände, Griechisch und Deutsch, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Darmstadt, 2010. Lelli, E. (Hrsg.): Quinto di Smirne. Il seguito dell‘Iliade di Omero. Testo greco a fronte. Milano, 2013. Auswahl Hopkinson, N.: Greek Poetry of the Imperial Period. An Anthology. Cambridge, 1994 (Cambridge Greek and Latin Classics) [Text: PH 10, 259–331; 362b– 368; 411–489, Seiten 28–33; Kommentar: Seiten 105–120]. Übersetzungen2 (in chronologischer Reihenfolge) Platz, C. F.: Quintus von Smyrna. Übersetzt von C. F. Platz. Stuttgart, 1857–1858 (3 Bde.). Donner, J. J. Chr.: Die Fortsetzung der Ilias. Deutsch in der Versart der Urschrift. Stuttgart, 1866. Way, A. S.: Quintus Smyrnaeus, The Fall of Troy. Edited with an English Translation. Cambridge (MA), 1913.
2
Dazu siehe auch Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 28.
Ausgaben, Indices, Lexika, Abkürzungen von Studien
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Vian, F.: Quintus de Smyrne, La suite d‘Homère. Texte établi et traduit par F. Vian. 3 Bände. Paris, 1963-1969. Combellack, F.M.: The War at Troy. What Homer Didn‘t Tell. By Quintus of Smyrna. Translated with introduction and notes. Norman, 1968. Pompella, G.: Quinto Smirneo, Le Postomeriche. Testo, traduzione e commento. 3 Bände. Napoli, Cassino 1979-1993. Calero Secall, Inés: Quinto de Esmirna, Posthoméricas. Madrid, 1991. García Romero, F. A.: Quinto de Esmirna, Posthoméricas. Torrejón de Ardoz, 1997. Toledano Vargas, M: Quinto de Esmirna Posthoméricas. Introducción, Traducción y notas de Mario Toledano Vargas. Madrid, 2004. A. James, Quintus of Smyrna. The Trojan Epic: James, A.: Quintus of Smyrna. The Trojan Epic. Translated and edited by Alan James. Baltimore, 2004. Ursula Gärtner, Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas: Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas. 2 Bände, Griechisch und Deutsch, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Darmstadt, 2010. Lelli, E. (Hrsg.): Quinto di Smirne. Il seguito dell‘Iliade di Omero. Testo greco a fronte. Milano, 2013. Auswahl Döhler, E.: Des Quintus Smyrnaeus dritter Gesang metrisch übertragen, nebst Einleitung über das Leben des Dichters und Inhaltsangabe der übrigen Gesänge. Brandenburg, 1848. Hartkamp, A. S.: Quintus van Smyrna, De val van Troje (Posthomerica): Boek I (Niederländische Übersetzung des ersten Buches mit Einführung), Hermeneus 72, 2000, 98–107; 205–213; 285–294. Ders.: Quintus van Smyrna, De val van Troje (Posthomerica): Boek X (Niederländische Übersetzung). Hermeneus 73, 2001, 424–431. Indices, Lexika Pompella, G.: Index in Quintum Smyrnaeum. Hildesheim, 1981. Vian/Battegay, Lexique … Vian, F./Battegay É.: Lexique sur les Posthomerica de Quintus de Smyrne. Paris, 1984. Papathomopoulos, M.: Concordantia in Quinti Smyrnaei Posthomerica. 2 vol. Hildesheim, 2002.
AUSGABEN ANDERER GRIECHISCHER AUTOREN AUSGABEN LATEINISCHER AUTOREN Aeschyli tragoediae cum incerti poetae Prometheo. Ed. M. L. West. Editio correctior editionis primae (1990). Stuttgart–Leipzig, 1998. Anonymi fortasse Olympiodori Thebani, Blemyomachia (P. Berol. 5003) edidit prolegomenis versione et commentario instruxit H. Livrea. Meisenheim am Glan, 1978. Apollonii Rhodii Argonautica. Δd. H. Fränkel. Oxford, 1961 (repr. 1970). Aratus, Phaenomena. Edited with Introduction, Translation and Commentary by D. Kidd. Cambridge, 1997. Die Lieder des Bakchylides. Erster Teil. Die Siegeslieder. I. Edition des Textes mit Einleitung und Übersetzung von Ζ. Maehler. Leiden, 1982. Die Lieder des Bakchylides. Erster Teil. Die Siegeslieder. II. Kommentar von H. Maehler. Leiden, 1982. Die Lieder des Bakchylides. Zweiter Teil. Die Dithyramben und Fragmente. Text, Übersetzung und Kommentar von Ζ. Maehler. Leiden, New York–Köln, 1997. Callimachus. Edidit R. Pfeiffer. vol. I.: Oxford, 1949; vol. II: Oxford, 1953. Kallimachos. Werke. Griechisch und Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von M. Asper. Darmstadt, 2004. Collectanea Alexandrina, Reliquiae minores Poetarum Graecorum Aetatis Ptolemaicae 323–146 A. C., Epicorum, Elegiacorum, Lyricorum, Ethicorum cum Epimetris et Indice Nominum. Ed. I. U. Powell. Oxford, 1925. Colluto, Il ratto di Elena. Introduzione, testo criticν, traduzione e commentario a cura di E. Livrea. Bologna, 1968. Dictys Cretensis. Ephemeridos Belli Troiani libri a Lucio Septimio ex Greaco in Latinum sermonem translati, ed. W. Eisenhut. Leipzig, 3. Aufl. 1973. Dionysii Bassaricon et Gigantiadis fragmenta. Cum prolegomenis italica versione et indicibus. Δd. E. Livrea. Roma, 1973. Poetarum Epicorum Graecorum. Testimonia et Fragmenta. Pars I. Δd. A. Bernabé. Leipzig, 1987. Epicorum Graecorum Fragmenta. Δd. M. Davies. Göttingen, 1988. Greek Epic Fragments. From the Seventh to the Fifth Centuries BC. Edited and Translated by M. L. West. Cambridge, Massachusetts and London, 2003. The Greek Anthology. Hellenistic Epigrams. Ed. by A. S. F. Gow and D. L. Page: Vol. I: Introduction, Text, and Indexes of Sources and Epigrammatists; Vol. II: Commentary and Indexes, Cambridge 1965. Euripidis Fabulae. Ed. J. Diggle. 3 Bände. Oxford, 1984–1994. Die griechischen Dichterfragmente der römischen Kaiserzeit (GDRK). Ed. E. Heitsch. 2 Bände. Göttingen, 1963–1964. Herodotus Historiae. Ed. H. B. Rosén. 2 Bände. Leipzig; Stuttgart–Leipzig 1987– 1997. Hesiod. Theogony. Ed. M. L. West with Prolegomena and Commentary. Oxford, 1966.
Ausgaben, Indices, Lexika, Abkürzungen von Studien
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Hesiod. Works & Days. Ed. M. L. West with Prolegomena and Commentary. Oxford, 1978. Fragmenta Hesiodea. Edd. R. Merkelbach et M. L. West. Oxford, 31990. The Homeric Hymns. Edd. T. W. Allen, W. R. Halliday et E. E. Sikes. Oxford, 1963. Homerus. Ilias. Recensuit M. L. West. Stuttgart–Leipzig; München–Leipzig, 1998–2000. Homeri Opera. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Th. W. Allen. Bände III-IV: Odysseae libros I-XXIV. 2. Aufl. Oxford, 1919. Hygini Fabulae. Ed. P. K. Marshall. Leipzig, 1984. Lycophronis Alexandra. Ed. L. Mascialino. Leipzig, 1964. Nicander. The Poems and Poetical Fragments. Edited with a translation and notes by A. S. F. Gow and A. F. Scholfield. Cambridge, 1953. Nicandre, Oeuvres: Tome III. Les Alexipharmaques. Lieux parallèles du Livre XIII des Iatrica d‘Aétius. Ed. J.-M. Jacques. Paris, 2007. Nonni Panopolitani Dionysiaca. Ed. R. Keydell. 2 Bände. Berlin, 1959. Nonnos de Panopolis. Les Dionysiaques. 18 Bände. Paris, 1976–2003. Bdd. I, V, IX, X XVIII: ed. F. Vian; Bdd. II und III: ed. P. Chuvin; Bd. IV: ed. G. Chrétien; Bdd. VI, XI: ed. B. Gerlaud; Bd. VII: edd. J. Gerbeau edd. F. Vian; Bd. VIII: edd. N. Hopkinson et F. Vian; Bd. XII: edd. H. Frangoulis et B. Gerlaud; Bd. XIII: ed. H. Frangoulis; Bdd. XIV, XVI: ed. B. Simon; Bd. XV: edd. P. Chuvin et M.-Chr. Fayant; Bd. XVII: ed. M.-Chr. Fayant. Oppianus, Colluthus, Tryphiodorus. Ed. A. W. Mair. Cambridge Mass., 1928 (repr. 1963). Oppianus, Halieutica. Einführung, Text, Übersetzung in deutscher Sprache. Ausführliche Kataloge der Meeresfauna von F. Fajen. Stuttgart–Leipzig, 1999. Oppianus Apamensis, Cynegetica. Eutecnius Sophistes Paraphrasis metro soluta. Rec. M. Papathomopoulos. München–Leipzig, 2003. Les argonautiques d‘Orphée, ed. G. Dottin. Paris, 1930. P. Ovidii Nasonis Metamorphoses. Ed. W. S. Anderson. 4. Aufl. Leipzig, 1988. P. Ovidii Nasonis Epistulae Heroidum. Ed. E. Dörrie. Berlin, 1971. Flavii Philostrati opera. Ed. C. L. Kayser. 2 Bände. Leipzig, 1871 (repr. Hildesheim 1964). Poetae comici Graeci (PCG). Edd. R. Kassel et C. Austin. 7 Bände. Berlin, 1983– 2001. Sappho et Alcaeus. Fragmenta. Ed. Eva-Maria Voigt. Amsterdam, 1971. Scholia graeca in Homeri Iliadem (Scholia vetera). Recensuit Harmut Erbse. 7 Bände. Berlin, 1969–1988. Sophoclis Tragoediae. Voll. I et II. Iterum. Ed. R. D. Dawe. Leipzig, 1984–1985. Statius, Silvae. Edited and translated by D. R. Shackleton Bailey. Cambridge, Mass. 2003. Statius, Achilleid. Ed. O. A. W. Dilke. Cambridge, 1954. Statius, Achilleis. Ed. A. Marastoni. Leipzig, 1974. Supplementum Epigraphicum Graecum. Ed. Hondius; J. E. Jacobus et al. Leiden, 1923–2007.
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Ausgaben, Indices, Lexika, Abkürzungen von Studien
Supplementum Hellenisticum. Edd. Hugh Lloyd-Jones et Peter Parsons. Indices in hoc Supplementum necnon in Powellii Collectanea Alexandrina confecit H.G. Nesselrath. Berlin–New York, 1983. Theocritus. Ed. A. S. F. Gow. 2 Bände. Cambridge, 1950. 2 Aufl. 1952 (repr.1965). Tragicorum Graecorum Fragmenta (TrGF). 5 Bände. Göttingen, 1971-2004: Bd. 1: ed. B. Snell / ed. correctior et addendis aucta / R. Kann nicht; Bd. 2: edd. R. Kannicht et B. Snell; Bd. 3: ed. S. Radt; Bd. 4: edd. S. Radt et R. Kannicht; Bd. 5, Teile I und II: ed. R. Kannnicht. Σξηθηνδψξνπ Ἰιίνπ ἅισζηο. Triphiodor: Die Einnahme Ilions. Ausgabe mit Einführung, Übersetzung und kritisch-exegetischen Noten von U. Dubielzig. Tübingen, 1996. Ioannis Tzetzae Antehomerica, Homerica et posthomerica. Ex recensione I. Bekkeri. Berlin, 1816. P. Vergili Maronis Opera. Ed. R. A. B. Mynors. 2. Aufl. Oxford, 1972. P. Vergilius Maro, Aeneis. Ed. G. B. Conte. Berlin, 2009.
ABKÜRZUNGEN HÄUFIG ERWÄHNTER STUDIEN Appel, Die homerischen Hapax Legomena ...: Appel, W.: Die homerischen Hapax Legomena in den Posthomerica des Quintus Smyrnaeus. Torún, 1994. Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…: Bär, S.: Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1. Die Wiedergeburt des Epos aus dem Geiste der Amazonomachie. Mit einem Kommentar zu den Versen 1–219. Hypomnemata Bd. 183. Göttingen, 2009. Baumbach et al., Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer …: M. Baumbach; S. Bär; N. Dümmler (Hrsgg.): Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer in Second Sophistic Epic, Berlin–New York, 2007. Boyten, Epic Journeys …: B. Boyten, Epic Journeys: Studies in the Reception of the Hero and Heroism in Quintus Smyrnaeus‘ Posthomerica. Diss. University College London, 2010. Campbell, A Commentary ...: Campbell, M.: A Commentary on Quintus Smyrnaeus, Posthomerica XII. Leiden, 1981. Campbell, Argonautica III, 1–471: Campbell, M.: A Commentary on Apollonius Rhodius Argonautica III 1–471. Leiden, 1994. Chantraine, GH I bzw. II: Chantraine, P.: Grammaire Homérique, Bd. 1 (Phonétique et morphologie). Paris, 1948; Bd. 2 (Syntaxe). Paris, 1953. Chantraine, Dictionnaire ...: Chantraine, P.: Dictionnaire étymologique de la langue grecque. Paris, 1968.
Ausgaben, Indices, Lexika, Abkürzungen von Studien
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Denniston, The Greek Particles: Denniston, J. D.: The Greek Particles. 4. Aufl. Oxford, 1966. Edwards, The Iliad: A Commentary. Vol. V: Edwards, M. W.: The Iliad: A Commentary. Volume V: Books 17–20. Cambridge u. a., 1991. Fajen, Noten …: Fajen, F.: Noten zur handschriftlichen Überlieferung der Halieutika des Oppian. Stuttgart, 1995. Fantuzzi, Achilles in Love: Fantuzzi, M.: Achilles in Love. Intertextual Studies. Oxford, 2012. Fränkel, Noten ...: Fränkel, H.: Noten zu den Argonautika des Apollonios. Darmstadt, 1974 (Sonderausg. der 1. Aufl. München, 1968). Frisk, GrEW: Frisk, Hj.: Griechisches etymologisches Wörterbuch, I–III. Heidelberg, 1960– 1972. Ursula Gärtner, Quintus Smyrnaeus und die Aeneis: Gärtner, Ursula: Quintus Smyrnaeus und die Aeneis. Zur Nachwirkung Vergils in der griechischen Literatur der Kaiserzeit. München, 2005. Ursula Gärtner, „Zur Rolle der Personifikationen …―: Gärtner, Ursula: „Zur Rolle der Personifikationen des Schicksals in den Posthomerica des Quintus Smyrnaeus.― In: Baumbach M.; Bär, S. (Hrsgg.): Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer in Second Sophistic Epic. Berlin–New York, 2007, 211–240. Ursula Gärtner, Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas: Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas. 2 Bände. Griechisch und Deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Darmstadt, 2010. Hainsworth, The Iliad: A Commentary. Vol. III: Hainsworth, B.: The Iliad: A Commentary. Volume III: Books 9–12. Cambridge u. a., 1993. Heslin, The Transvestite Achilles: Heslin, P. J.: The Transvestite Achilles. Gender and Genre in Statius‘ Achilleid. Cambridge, 2005. James/Lee, A Commentary ...: James, A. W. / Lee, K. H.: A Commentary on Quintus of Smyrna, Posthomerica V. Leiden, 2000. James, Quintus of Smyrna. The Trojan Epic: James, A.: Quintus of Smyrna. The Trojan Epic. Translated and edited by A. James. Baltimore, 2004. Janko, The Iliad: A Commentary. Volume IV: Janko, R.: The Iliad: A Commentary. Volume IV: Books 13–16. Cambridge u. a., 1992.
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Ausgaben, Indices, Lexika, Abkürzungen von Studien
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Tsomis, „Vorbild und aemulatio...― Tsomis, G.: „Vorbild und aemulatio: An der Kreuzung von intertextuellen Bezügen in den Totenklagen dreier Frauen in den Posthomerica: Briseis, Tekmessa und Oinone―. In: Baumbach, M.; Bär, S. (Hrsgg.): Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer in Second Sophistic Epic. Berlin–New York, 2007, 185–207. Tsomis, PH 10 Tsomis, G.: Quintus Smyrnaeus: Kommentar zum zehnten Buch der Posthomerica. Trier: Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium (demnächst). Vassilaros, Ἀπολλωνίοσ Ροδίοσ, Ἀργ. Α΄: Vassilaros, G.: Ἀπνιισλίνπ Ρνδίνπ, Ἀξγνλαπηηθλ Α΄. Δἰζαγσγή, Ἀξραν θείκελν, Μεηάθξαζε, ρφιηα. Athen, 2004. Vian, Recherches ...: Vian, F.: Recherches sur les Posthomerica de Quintus de Smyrne. Paris, 1959. Vian/Battegay, Lexique ...: Vian, F. / Battegay, É.: Lexique sur les Posthomerica de Quintus de Smyrne. Paris, 1984. West, Th. : Hesiod. Theogony. Ed. M. L. West with Prolegomena and Commentary. Oxford, 1966. West, Erga: Hesiod. Works & Days. Ed. M. L. West with Prolegomena and Commentary. Oxford, 1978. West, The Epic Cycle. A Commentary …: West, M. L.: The Epic Cycle. A Commentary on the Lost Troy Epics. Oxford, 2013.
EINLEITUNG1 Das aus 14 Büchern bestehende Epos Posthomerica des Quintus Smyrnaeus (3. Jhr. n. Chr.) ist nach einem eigenständigen Plan sinnvoll aufgebaut; seine Teile bilden miteinander eine kompositorische Einheit. Das Werk gliedert sich in drei Hauptteile. Hier folge ich den Erkenntnissen und Bemerkungen von E. G. Schmidt2 unter Berücksichtigung der Arbeit von P. Schenk3. Der erste Hauptteil besteht aus den Büchern 1–5. In den Büchern 1–2 kämpfen Penthesileia und Memnon für die Troer und werden von Achilleus getötet. In den Büchern 3–5 verlieren die Achaier mit Achilleus und Aias ihre beiden größten Helden. In diesen Büchern spielt Thetis eine wichtige Rolle: Wie Eos im zweiten Buch, die ihren Sohn Memnon beweint, trauert auch Thetis im dritten um ihren Sohn Achilleus. Sie veranstaltet im vierten Buch Leichenspiele und im fünften Buch einen Agon um die Waffen des Achilleus, der zwischen Aias und Odysseus ausgefochten wird und schlimme Folgen nach sich zieht; Aias‘ Selbstmord sowie seine Bestattung markieren das Ende des ersten Hauptteils der Posthomerica; die 1
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In dieser Studie verzichte ich auf eine generelle Einleitung zu den Posthomerica. Abgesehen davon, dass ich in der Einleitung meines Kommentars zum 10. Buch der Posthomerica, der demnächst in der Reihe: Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, Wissenschaftlicher Verlag Trier, erscheinen wird, Themen wie die Werkdatierung des Epos, seine Textüberlieferung und seine Zugehörigkeit in der Literatur des 3. Jhr. n. Chr. behandelt habe, gibt es in der letzten Zeit Aufsätze und Monographien, die sich ausgiebig mit dem Dichter, seiner Zeit und seinem Werk bezüglich der Sprache, der Formgestalt, des Aufbaus, der narrativen Struktur und der Poetik befasst haben. Alle diese Arbeiten tragen zu der Hervorhebung dieses epischen Dichters der Spätantike bei. Tatsache ist, dass die Posthomerica in der letzten Zeit eine Art Renaissance erleben. In der letzten Zeit hat S. Bär eine ausführliche Einleitung in seiner Monographie Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1: die Wiedergeburt des Epos aus dem Geiste der Amazonomachie. Mit einem Kommentar zu den Versen 1–219, Göttingen 2009, 1–91 geboten. Ich möchte auch folgende Beiträge erwähnen: M. Baumbach und S. Bär, „An Introduction to Quintus Smyrnaeus‘ Posthomerica―, in: M. Baumbach, S. Bär und N. Dümmler (Hrsgg.), Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer in Second Sophistic Epic, Berlin–New York, 2007, 1– 26; A. W. James und K. H. Lee, A Commentary on Quintus of Smyrna, Posthomerica V, Leiden 2000, 1 – 31; A. James, Quintus of Smyrna. The Trojan Epic. Translated and edited by Alan James, Baltimore und London, 2004, xi–xl; Ursula Gärtner, Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas, 2 Bde, Darmstadt 2010, Bd. 1, ix–xviii; E. Lelli, (Hrsg.): Quinto di Smirne. Il seguito dell'Iliade di Omero. Testo greco a fronte, Il pensiero occidentale. Milano 2013, xvii–lxxxviii. „Quintus von Smyrna – der schlechteste Dichter des Altertums?―, Phasis 1 (1999), 139 ff. „Handlungsstruktur und Komposition in den Posthomerica des Quintus Smyrnaeus―, RhM 140 (1997), 363 ff. Zum Aufbau der Posthomerica und zur Einteilung in vierzehn Bücher siehe auch Tsomis PH 10, Einleitung.
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Situation, in der sich die Achaier befinden, ist kritisch. Der zweite Hauptteil besteht aus den Büchern 6–10. Auch hier können wir zwei Untergruppen unterscheiden: Die Bücher 6–8 schildern die Ankunft und die Taten von Eurypylos und Neoptolemos sowie die Tötung des Eurypylos durch Neoptolemos. B. 9 beschreibt in seinem ersten Teil eine Schlacht, in der die Troer unter der Führung des Deiphobos Erfolge erringen, jedoch dann von Neoptolemos zurückgeschlagen werden. In der Folge wird die Herbeiholung des Philoktetes von Lemnos durch Odysseus und Diomedes beschrieben, die auch Neoptolemos von Skyros zu den Achaiern brachten, sowie die Rüstung der Achaier zu einer neuen Schlacht, die in B. 10 stattfindet. Dieses letzte Buch des zweiten Hauptteils des Epos ist durch die Aristie des Philoktetes gekennzeichnet, die in dessen Monomachie mit Paris gipfelt. Der Dichter misst dem Lebensende des Paris großes Gewicht bei. Dessen Tod signalisiert den Anfang von Troias Ende. Hera informiert über die fatalen Konsequenzen seines Hinscheidens für die Troer in einer olympischen Szene. Die Selbsttötung sowie die gemeinsame Bestattung Oinones zusammen mit Paris am Schluss des Buches korrespondieren mit dem Ende des ersten Hauptteiles des Epos. Die Bücher 11–14, die den letzten Hauptteil der Posthomerica bilden, erzählen den Ausgang des Troianischen Krieges; zwei Gruppen von je zwei Büchern kristallisieren sich hier heraus. Die Bücher 11–12 bereiten die Darstellung der Eroberung Ilions vor. In B. 11 begeben sich die Troer zum letzten Mal in eine Schlacht. Sowohl Aeneas, der schon im zehnten Buch als Führer des troischen Heeres in Erscheinung tritt, wie auch Neoptolemos zeichnen sich beide im Kampf aus. Da es den Belagerern nicht gelingt, Ilion mit Gewalt einzunehmen, bedienen sie sich im 12. Buch der von Odysseus auf einen Vorschlag des Kalchas hin ersonnenen List mit dem hölzernen Pferd und einer vorgetäuschten Heimfahrt zurück. Trotz böser Vorzeichen und Warnungen Laokoons und Kassandras fallen die Troer auf diese List herein. B. 13 beschreibt die Eroberung Ilions. Ein Hauptmoment besteht in der Tötung von Priamos durch Neoptolemos. B. 14 gliedert sich in seiner Gesamtheit in zwei Teile: Der erste Teil (1–418) schildert die Geschehnisse nach der Zerstörung der Stadt bis zur Heimfahrt der Sieger. Im zweiten Teil kommt es zur großen Wende: Athene, die zuvor noch den Achaiern geholfen hat, ist erzürnt und grollt diesen aufgrund der von ihnen nicht gesühnten Freveltat, die der Lokrische Aias an Kassandra begangen hat. Sie bewirkt mit Unterstützung von Zeus und Poseidon, dass viele Achaier und unter ihnen Aias selbst in einem verheerenden Seesturm am Kap Kaphereus bei Euboia ums Leben kommen. Poseidon vernichtet daraufhin zusammen mit Zeus und Apollon, wie in Il. 7, 459– 463 und 12, 13–33 angekündigt, den Schutzwall, den die Achaier errichtet hatten (Il. 7, 435–441). Der Dichter lässt sein Epos mit einem kurzen Ausblick auf den Fortgang ausklingen (655b–658): Die Schiffe der Argeier, die durch den Sturm zerstreut wurden, brachten einen jeden Argeier zu einem anderen Ort, wohin er durch eine jeweils andere Gottheit geführt wurde. Näheres darüber erzählt die Odyssee; auf die Leiden des Odysseus wird kurz vorher, 628b–631, hingewiesen.
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Das siebte Buch der Posthomerica, der Gegenstand dieser Arbeit, gehört zum zweiten Hauptteil dieses Epos. Seine Handlung wird in dem vorhergehenden Buch vorbereitet. Wie oben erwähnt, befinden sich die Griechen nach dem Tod von Achilleus und Aias am Ende des fünften Buchs in einer äußerst schlimmen Situation. Zu Beginn des sechsten Buches wird von einer Versammlung der Griechen erzählt, die der der Troer zu Beginn des zweiten Buches entspricht. Menelaos schlägt den Achaiern, um sie auf die Probe zu stellen, die Rückkehr nach Griechenland vor, was an die πεξα-Szene im zweiten Buch der Ilias (vv. 357 ff.) erinnert. Diomedes widerspricht und droht damit, dass er bereit sei, jeden, der Troia verlassen wolle, zu töten. Kalchas erinnert an seine Prophezeiung, dass Troia im zehnten Jahr eingenommen werde, und rät, Neoptolemos von Skyros durch Odysseus und Diomedes holen zu lassen. Menelaos verspricht Neoptolemos seine Tochter Hermione als Braut. Die Ankunft des Neoptolemos in Troia ist schon von Hera im dritten Buch der Posthomerica in ihrer Scheltrede an Apollon gleich nach Achilleus‘ todbringender Verletzung durch diesen angekündigt worden, vv. 118–122: „Ἀιι᾽ ν κὰλ Σξώεζζηλ ἐιαθξόηεξνλ πόλνλ νἴσ / ἔζζεζζ᾽ Αἰαθίδαν δεδνππόηνο, νὕλεθ᾽ ἄξ᾽ αηνῦ / πἱὸο ἀπὸ θύξνην ζνο ἐο ἀπελέα δξηλ / Ἀξγείνηο ἐπαξσγὸο ἐιεύζεηαη εἴθεινο ἀιθὴλ / παηξὶ ἑῶ, πνιέζηλ δὲ θαθὸλ δείνηζη πειάζζεη.― In 3, 743–765 bemerkt der Erzähler, dass Achilleus‘ unsterbliche Pferde aus Trauer um ihren Herrn nicht mehr unter den Menschen weiterleben, sondern über des Okeanos Fluten und der Tethys Höhlen, wo sie durch Podarge und Zephyros zur Welt gebracht wurden, gehen wollten. Die Götter hielten sie aber zurück, bis Achilleus‘ Sohn von Skyros kam; auch sie selbst warteten auf dessen Kommen, um das griechische Heer zu verstärken, denn die Moiren hatten vorbestimmt, dass sie nach Poseidon, Peleus und Achilleus auch Neoptolemos dienen sollten. Sie sollten ihn später in die elysischen Gefilde bringen. Daher verweilten sie, trauernd um den einen Herrn, bei den Schiffen, sich gleichzeitig aber nach dem anderen sehnend. In 4, 169 f. erfährt der Leser, dass auch Nestor Neoptolemos‘ Ankunft in Troia erwartete, denn er, wie der Erzähler berichtet, betete zu den Göttern, dass Neoptolemos gleich seinem Vater sein möge, wenn er von Skyros käme. Odysseus und Diomedes beginnen ihre Reise nach Skyros. In der Zwischenzeit stößt als letzter Bundesgenosse der Troer Eurypylos, Telephos‘ Sohn, vom Ufer des Kaikos her mit einem großen Heer zu den Troern. Er wird von Paris in Empfang genommen. Am nächsten Morgen rüstet er sich. Der Erzähler beschreibt seinen Schild, dessen Motive aus Heraklestaten bestehen. Seine erste kriegerische Auseinandersetzung mit den Achaiern wird von großem Erfolg gekrönt. Neben vielen anderen bezwingt er Nireus und Machaon. Eurypylos‘ erster Kampf wird durch das Einbrechen der Nacht unterbrochen. Die Troer, frohen Mutes, schlagen ihr Lager ganz in der Nähe der achäischen Schiffe auf. Im Gegensatz dazu beklagen die Argeier bei ihren Schiffen die große Anzahl ihrer Gefallenen. Als Fortsetzung des sechsten Buches steht das siebte Buch in engem Zusammenhang mit diesem. Mit dem Anbruch des neuen Tages werden die von Eurypylos im sechsten Buch getöteten Machaon und Nireus bestattet. Podaleirios trauert um seinen Bruder Machaon und wird von Nestor getröstet. Es folgt eine neue
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Schlacht, in der sich Eurypylos erneut auszeichnet. Unter anderen tötet er Peneleos. Die Griechen werden hinter die Lagermauer zurückgedrängt und erbitten einen zweitägigen Waffenstillstand, um ihre Gefallenen bestatten zu können, dem Eurypylos zustimmt. Danach wechselt der Schauplatz nach Skyros. Odysseus und Diomedes, die im sechsten Buch auf Kalchas‘ Anraten hin nach Skyros gesegelt waren, um Neoptolemos zu rekrutieren, landen auf der Insel und treffen dort auf Neoptolemos. Der tatendurstige Jüngling ist sofort bereit der Gesandtschaft nach Troia zu folgen. Die zwei Gesandten werden im Palast aufgenommen. Dort muss Neoptolemos sich mit seiner Mutter Deidameia auseinandersetzen, die fürchtet, dass sie nun nach ihrem Gatten Achilleus, auch noch ihren Sohn vor Troia verlieren werde. Hinzu kommt Lykomedes, Deidameias Vater, Neoptolemos‘ Großvater, der dem Jüngling bei dessen Entschluss, der Gesandtschaft nach Troia zu folgen, jedoch keine Steine in den Weg legt. Er warnt ihn nur vor den Gefahren der Seefahrt bei seiner Rückkehr aus Troia. Die Gesandtschaft verlässt daraufhin zusammen mit Neoptolemos Skyros. Das Schiff erreicht Troia in einem kritischen Moment und zwar gerade als Eurypylos im Begriff ist, das Schifflager der Achaier zu erobern. Gleich nach der Ankunft übergibt Odysseus Neoptolemos die versprochenen Waffen seines Vaters Achilleus. In Odysseus‘ Lagerhütte rüsten sich auch die anderen Reisenden zum Kampf. Dann greifen sie unmittelbar in den Kampf ein, in dem Neoptolemos sich auszeichnet. Es gelingt ihm, die Feinde von der Mauer zurückzuhalten. Die Schlacht endet mit dem Anbruch der Nacht. Neoptolemos wird erst von Phoinix, dann von den anderen Achaiern und Agamemnon begrüßt und empfangen. Alle staunen über seine Ähnlichkeit mit Achilleus. Nach dem Abendessen besucht der junge Krieger die θιηζίε seines Vaters, wo er beim Anblick der Rüstungsbeute und der Sklavinnen seines Vaters von Trauer erfüllt wird. Unter den Sklavinnen ist Briseis, die uns zuvor schon bei ihrer Totenklage um Achilleus begegnet ist (PH 3, 551 ff.). Ihr Erscheinen zum Ende des siebten Buches weist auf diese Szene hin. Als sie Neoptolemos erblickt, ist sie hin- und hergerissen; bald freut sie sich, bald trauert sie in Erinnerung an Achilleus. Das Buch endet mit einem kurzen Bericht über die Handlungen der Troer: Wie die Achaier Neoptolemos, so rühmen auch die Troer Eurypylos. Der Schlaf überkommt beide Heere. In der Überlieferung gilt Achilleus einheitlich als Neoptolemos‘ Vater. Die große Mehrheit der Quellen nennt Deidameia als dessen Mutter4.
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Die Scholia zu Il. 19, 327 überliefern, dass Duris von Samos Iphigieneia zu Neoptolemos‘ Mutter gemacht hat: „Ἔζηη δὲ (Νενπηόιεκνο), ὥο ηηλεο, ἐμ Ἰθηγελείαο· θεζὶ γὰξ Γνῦξηο, ὅηη θιαπεζα εἰο θῦξνλ ἐμεηέζε π᾽ αηνῦ (Ἀρηιιέσο).― Jacoby z. St. (FGrH II C) erwägt, dass diese Version wahrscheinlich aus Eur., IA 1412 f. entstanden sei. Achilleus sagt zu Iphigeneia, nachdem sie in ihre Opferung eingewilligt hat: „ὅξα δ᾽· ἐγὼ γὰξ βνύινκαί ζ᾽ εεξγεηελ / ιαβελ η᾽ ἐο νἴθνπο·― Dieser Version folgt nur Lykophr., Alex. 183, 324; vgl. dazu die Scholia z. St., besonders das Scholion zu v. 183, das Iphigeneia mit Deidameia in Verbindung bringt: „θαηά ηηλαο ἐμ Ἰθηγελείαο θαὶ Ἀρηιέσο ἐγελλήζε ὁ Νενπηόιεκνο, κεηὰ δὲ ηὴλ ἐπ᾽ Δξίπῳ Ἰθηγελείαο ζπζίαλ […] παξέζεην, ὥο ηηλεο θαζίλ, Ἀρηιεὺο ηὸλ παδα Γεηδακείᾳ ἐλ θύξῳ ηῆ λήζῳ. Σξπθηόδσξνο δὲ θαὶ νἱ ινηπνὶ πάληεο Γεηδακείαο ηο
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Die Ilias und die Odyssee wissen von der Existenz des Neoptolemos. Der Name erscheint jeweils einmal: Il. 19, 327 und Od. 11, 506. In seiner Klagerede um Patroklos‘ Tod im 19. Buch der Ilias gesteht Achilleus, dass Patroklos‘ Tod das furchtbarste Leid in seinem Leben sei. Er hätte nicht so sehr gelitten, selbst wenn er vom Tod seines Vaters oder seines Sohnes, der auf Skyros aufwächst – „ὲ ηὸλ ὃο θύξῳ κνη ἔλη ηξέθεηαη θίινο πἱόο, / εἴ πνπ ἔηη δώεη γε Νενπηόιεκνο ζενεηδήο― (19, 326 f.) erfahren hätte. Aristarchos und Aristophanes athetisierten v. 327 (Did/A), weil Skyros nicht weit von Troia entfernt gewesen sei und Achilleus so sicher über einen möglichen Tod seines Sohnes informiert gewesen wäre. Ferner meinten sie, ζενεηδήο sei unpassend („ἀθαίξσο πξνζέξξηπηαη―)5. Man versuchte schon in der Antike diesen Vers abzuändern, wie der Scholiast zu dieser Stelle anführt: „ηεθκήξηνλ δὲ ηο δηαζθεπο ηὸ θαὶ ἑηέξσο θέξεζζαη ηὸλ ζηίρνλ, "εἴ πνπ ἔηη δώεη γε Ππξο ἐκόο, ὃλ θαηέιεηπνλ"―. Diese Variante zeigt einen späteren, nicht gelungenen Versuch, den Namen Pyres in die Ilias einzubringen, was allein schon die unhomerische Stellung des Possessivpronomens nach dem Eigennamen beweist6. Pausanias 10, 26, 4 kennt oder akzeptiert diese Variante nicht. Er erwähnt ausdrücklich: „ηνῦ δὲ Ἀρηιιέσο ηῶ παηδὶ Ὅκεξνο κὲλ Νενπηόιεκνλ ὄλνκα ἐλ ἁπάζῃ νἱ ηίζεηαη ηῆ πνηήζεη·― Mit „ἐλ ἁπάζῃ … ηῆ πνηήζεη― ist neben Ilias und Odyssee auch die kleine Ilias und die Iliupersis gemeint. Im Folgenden aber überliefert Pausanias, dass die Kyprien schon den Namen Pyrrhos für Neoptolemos kannten: „ηὰ δὲ Κύπξηα ἔπε θεζὶλ πὸ Λπθνκήδνπο κὲλ Πύξξνλ, Νενπηόιεκνλ δὲ ὄλνκα πὸ Φνίληθνο αηῶ ηεζλαη, ὅηη Ἀρηιιεὺο ιηθίᾳ ἔηη λένο πνιεκελ ἢξμαην.― Neoptolemos spielte keine wesentliche Rolle in der Erzählung der Kyprien. Der Name Pyrrhos (wegen seines feuerfarbenen Haars) kam so wahrscheinlich nur vereinzelt in Verbindung mit Achilleus‘ Abholung von Skyros in den Kyprien vor. Aus Pausanias‘ Bemerkung, dass Lykomedes dem Sohn des Achilleus den Namen Pyrrhos, Phoinix ihm aber den Namen Neoptolemos gegeben habe und aus der Tatsache, dass in der kleinen Ilias und in der Iliupersis, die die Taten Neoptolemos‘ ausführlich behandelten, der Name Pyrrhos nicht vorkommt, lässt sich vermuten, dass dieser Name in den Kyprien beiläufig genannt wurde und daher unauffällig blieb. Die griechische Literatur des 6. und des 5. Jahrhunderts kennt nur den Namen Neoptolemos, wobei der Name Pyrrhos, abgesehen von den Kyprien, zumindest erst seit dem 4. Jahrhundert bei dem Historiker Theopompos, Fr. 355 Jacoby vorkommt7. In der griechischen Dichtung erscheint der Name Pyrrhos für uns erst bei Theokritos id. 15, 140: „ν Παηξνθιο, ν
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Λπθνκήδνπο ζπγαηξὸο θαὶ Ἀρηιέσο παδα ηὸλ Νενπηόιεκνλ νἴδαζη· θεζὶ γὰξ ὁ Σξπθηόδσξνο νὕησο: „πἱὸο … Γεηδακείεο― (v. 52).― Quintus verwendet einmal dieses Epitheton für Neoptolemos: 7, 686: „πἱὸλ Ἀρηιινο ζενεηδέα―. West, The Epic Cycle. A Commentary …, 184 betrachtet Ilias 19, 326 f. und 24, 467 (siehe unten) als interpolierte Stellen: „Neoptolemos … has no existence for the Iliad poet―. Vgl. auch West, The Making of the Iliad, Oxford 2011, 359. Olympias, die Mutter von Alexander dem Großen, pflegte immer ihr Geschlecht auf „Πύξξνλ ηὸλ Ἀρηιιέσο θαὶ Ἕιελνλ ηὸλ Πξηάκνπ― zurückzuführen. Vgl. auch: „ἀλαθέξεηαη δὲ ὁ Πύξξνο εἰο Αἰαθόλ, ὁ δὲ Ἕιελνο εἰο Γάξδαλνλ.―
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Πύξξνο ἀπὸ Σξνίαο ἐπαλελζώλ― und dann oft in der römischen Dichtung8 so wie auch bei manchen späteren griechischen Autoren. Charakteristisch ist, dass bei Quintus und Triphiodoros nur der Name Neoptolemos erscheint. Neoptolemos bedeutet „der Held, der jung in den Krieg zieht―. Neoptolemos erhielt diesen Namen, entweder weil sein Vater kurz nach Neoptolemos‘ Geburt, also in jungen Jahren, nach Troia auszog, wie die Kyprien (Paus., 10, 26, 4; Fr. 21 Bernabé)9 überliefern – bei den Griechen war die Namensgebung nach dem Schicksal des Vaters durchaus üblich – , oder weil dieser selbst sehr jung nach Troia auszog10. Letzteres impliziert Triphiodoros, 51–5411. In der Ilias wird noch einmal über Achilleus‘ Sohn berichtet. In Buch 24, vv. 465–467 rät Hermes Priamos, wie er Achilleus bitten soll, um diesen zur Rückgabe von Hektor‘s Leiche zu bewegen. Er solle hineingehen, Achilleus‘ Knie umfassen um ihn gnädig zu stimmen, damit er ihm die Leiche seines Sohnes übergebe: „ηύλε δ᾽ εἰζειζὼλ ιαβὲ γνύλαηα Πειεΐσλνο, / θαί κηλ πὲξ παηξὸο θαὶ κεηέξνο υθόκνην / ιίζζεν θαὶ ηέθενο, ἵλα νἱ ζὺλ ζπκὸλ ὀξίλῃο.― In der Deidameia-Szene des siebten Buches der Posthomerica (vv. 227 ff.) lesen wir von Deidameias‘ Angst vor Odysseus und Diomedes, den beiden Gesandten, die nach Skyros gekommen sind, um Neoptolemos mit nach Troia zu nehmen. Obwohl Neoptolemos seiner Mutter nichts vom Grund ihres Besuchs erzählt, fürchtet sie, dass beide Helden zu Neoptolemos‘ Abholung nach Troia gekommen sind, genauso wie beide zuvor den jungen Achilleus überredet haben, ihnen nach Troia zu folgen und am troianischen Krieg teilzunehmen. Sie betrachtet sie als verantwortlich für ihren Witwenstand und befürchtet jetzt, dass dieselben Helden sie kinderlos zurücklassen. Sie bringt ihre Ängste daraufhin Neoptolemos gegenüber zum Ausdruck. Von dem ersten Besuch auf Skyros berichtet Odysseus in seiner Rede an Aias im 5. Buch der Posthomerica, vv. 256 ff.: mittels seiner Überzeugungskraft gelang es ihm, Achilleus als Helfer für den troianischen Krieg zu gewinnen. Weder im 5. Buch noch in dieser Szene im siebten Buch erwähnt oder spielt der Dichter auf die bekannte Geschichte an, nach der Thetis ihren Sohn nach Skyros brachte und in Frauenkleidung unter den Töchtern des Lykomedes versteckte, da sie wusste, dass dieser im troianischen Krieg umkommen würde; Achilleus verliebte sich in Deidameia, Lykomedes‘ Tochter, und zeugte heimlich mit ihr Neoptolemos. Odysseus entdeckte mit einer List den unter den Töchtern Lykomedes‘ in Mädchenkleidern weilenden Achilleus12. Grund für 8 9
Vergil und Ovid verwenden beide Namen; Seneca und Statius nur Pyrrhus. Vgl. Scholia zu Il. 19, 326: „Νενπηόιεκνο δὲ ἀπὸ ηνῦ παηξὸο ὠλόκαζηαη, ὅηη λένο ὢλ ἐπνιέκεζελ; vgl. Eust., in Il. p. 1187, 21. 10 Vgl. Serv., zu Aen. 2, 13 (I 215, 10 Thilo-Hagen); Cic., Orat. 2, 257. 11 Dazu siehe Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 155 zu Triph., 54b. 12 Diese Geschichte erscheint wahrscheinlich zum ersten Mal in der griechischen Literatur in Euripides‘ verlorengegangenem Drama Skyrioi. Zu dem Bericht der Scholia D zu Il. 19, 326, die über diese Version des Mythos berichten und am Schluss erwähnen, dass diese Geschichte „παξὰ ηνο θπθιηθνο― vorkomme, siehe Kommentar zu den Versen 243–247a. Zu dieser Geschichte vgl. Bion, Epithalamios 5 ff.; Apollod., 3, 174; Ovid, Ars 1, 697 f.; Met. 13, 162 ff.; Statius, Achil. 1, 819 ff.; Philostratos, Im. 863; Hygin., Fab. 96.
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dieses Schweigen bildet vor allem die Tatsache, dass eine Geschichte über einen Achilleus transvestitus auf Skyros keineswegs dem Heldenideal unseres Dichters entspricht. In Il. 11, 767 ff. wird berichtet, dass Odysseus und Nestor, während sie ganz Griechenland durchstreiften, um Helden für den Kampf gegen die Troer zu rekrutieren, nach Phthia gelangten, wo sie Peleus und Menoitios zusammen mit ihren Söhnen trafen. Sowohl Achilleus als auch Patroklos willigten gerne ein, sich zu beteiligen. Ihre Eltern gaben ihnen daraufhin wertvolle Ratschläge für dieses Unternehmen. In 9, 432 ff. erzählt Phoinix, dass er von Peleus dessen Sohn als Begleiter mit auf den Weg aus Phthia zu Agamemnon gegeben wurde; Achilleus war damals noch jung und war weder im Krieg noch in den Versammlungen erfahren. So schickte der Vater Phoinix als Lehrer seines Sohnes in allen Dingen. Allerdings spricht Homer in Il. 19, 326 f. (vgl. auch Od. 11, 492 ff.) von Neoptolemos auf Skyros. Es scheint, dass Homer und Quintus bezüglich Achilleus‘ Aufenthalt auf Skyros und Neoptolemos‘ dortige Geburt der Version, die die kyklischen Epen überliefern, folgen. Die Kyprien nach Proklos, Chrest. 80 Seve. (Bernabé p. 41) bezeugen, dass die Achaier, nachdem sie Mysia verlassen hatten – es handelte sich hierbei um den ersten erfolglosen Feldzug der Achaier gegen Troia – , durch Sturm verschlagen und voneinander getrennt wurden. Achilleus gelangte nach Skyros und heiratete Deidameia, Lykomedes‘ Tochter. Man vergleiche auch die kleine Ilias (?), Fr. 24 Bernabé (= Kl. Il. Fr. 4A Davies)13. Im 11. Buch der Odyssee (vv. 492 ff.) bittet Achilleus‘ Schatten Odysseus in der Unterwelt, von seinem Sohn und seinem Vater zu erzählen. Odysseus kommt Achilleus‘ Bitte nach und antwortet ihm ganz genau: Über seinen Vater Peleus vernahm er nichts, über Achilleus‘ geliebten Sohn erzählt er ihm „πζαλ ἀιεζείελ― (Od. 11, 507): Odysseus selbst brachte Neoptolemos mit dem Schiff von Skyros zu den Griechen nach Troia. Er hebt zuerst Neoptolemos‘ Klugheit im Kriegsrat hervor: Er ergriff immer als erster das Wort und verfehlte niemals die Worte, d.h. er sprach immer treffend. Darin wurde er nur von Nestor und Odysseus übertroffen (11, 510–512). Dann berichtet Odysseus von seinen Taten in der Schlacht: Neoptolemos stürmte, an Tapferkeit nicht zu überbieten, immer als Erster voraus und bezwang zahlreiche Gegner. Odysseus gesteht, er selbst vermöge es nicht, sämtliche Feinde, die Neoptolemos getötet habe, mit Namen zu nennen; er hebt aber Neoptolemos‘ größte Tat hervor: Eurypylos‘ Tötung. Mit ihm fielen auch viele Keteier, Eurypylos‘ Leute14. (513–521). Odysseus rühmt auch die äußere Erscheinung von Achilleus‘ Sohn: Er war der Schönste nach dem göttlichen Memnon (v. 522). Odysseus setzt seinen Bericht mit den Ereignissen um das hölzerne Pferd fort: Als die tapfersten Achaier in das hölzerne Pferd stiegen, wischten sich alle anderen Feldherrn der Danaer Tränen von den Wangen, und ihre Glieder zitterten vor Angst, nur bei Neoptolemos sah Odysseus weder sein Antlitz erblassen, noch dass er sich je Tränen von den Wangen wischte. Er war unaufhalt13 Mehr dazu im Kommentar zu den Versen 228–229a; 243–247a. 14 Odysseus kommentiert dies, indem er hinzufügt: „γπλαίσλ εἵλεθα δώξσλ― (11, 521). Astyoche, Priamos‘ Schwester, Telephos‘ Gattin und Eurypylos‘ Mutter wurde durch das Geschenk eines goldenen Weinstocks dazu bewogen, ihren Sohn mit Gefolge in den Krieg zu schicken.
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sam: Er bat Odysseus wieder und wieder, er solle ihn doch aus dem Pferd aussteigen lassen, er packte den Schwertgriff und die eherne Lanze und drohte den Troern mit Verderben. (523–532) Odysseus schließt seinen Bericht mit den Ereignissen nach der Einnahme von Troia. Neoptolemos ging mit Beute und Ehrengeschenken an Bord ohne irgendeine Verletzung: er wurde weder von Pfeilen und Speeren getroffen noch im Nahkampf verwundet. (vv. 533–537) Quintus bleibt in seiner Erzählung konsequent im Rahmen von Odysseus‘ Bericht im 11. Buch der Odyssee. Der Dichter verleiht der Figur des Odysseus auf Skyros die Hauptrolle bei Neoptolemos‘ Rekrutierung. Diomedes erscheint in den Ereignissen auf Skyros mehr oder weniger als stumm, so dass das ganze Unternehmen fast allein von Odysseus als derjenigen Person umgesetzt wird, die Neoptolemos dazu führt, seine Fertigkeiten im Krieg einzusetzen.15 Es scheint, dass Sophokles, Phil. 343 ff. als Erster noch eine zweite Person, Phoinix, zu Odysseus hinzufügt16. Das Paar Odysseus-Diomedes wirkt in den Posthomerica auch bei Philoktetes‘ Abholung von Lemnos nach Troia (9, 333 ff.) und in dem Palladionraub mit (10, 350–354). Diese letztgenannten Unternehmen beruhen auf Prophezeiungen von Kalchas (9, 327–329) bzw. von Helenos (10, 350); beide gelten als Vorbedingungen für die Eroberung Troias. Es scheint, dass Quintus in seinem Epos Diomedes als ständigen Begleiter von Odysseus einheitlich beibehält, wahrscheinlich beeinflusst vom zehnten Buch der Ilias, der Dolonie, wie auch Vian, Recherches…, 48, Anm. 4 erwägt. Quintus übernimmt also für die auswärtigen Unternehmungen ein bekanntes Paar aus der Ilias, Odysseus und Diomedes, die sich in der Ilias in der Dolon-Episode ausgezeichnet haben (vgl. auch PH 5, 253– 255). Außerdem sind sie diejenigen, die damals auch Achilleus von Skyros abgeholt haben, wie der Erzähler in der Deidameia-Szene der Posthomerica berichtet17. Somit verleiht der Dichter Deidameias‘ Seelenschmerz eine bestimmte Tragik, denn diese beiden Helden, die sie damals von Achilleus trennten, wollen ihr jetzt dasselbe mit Neoptolemos antun. Odysseus erwähnt in seinem Bericht an Achilleus zuerst Neoptolemos‘ Klugheit im Kriegsrat. Diese zeigt sich auch bei Quintus vor seinem Kriegseinsatz. Neoptolemos‘ Reden in den Posthomerica sind immer kurz und genau; schon im siebten Buch gibt er seinen Gesprächspartnern knappe und bescheidene Antworten mit Argumenten religiöser oder gnomischer Natur. Odysseus bemerkt in Od. 11, 512 charakteristisch: „Νέζησξ δ᾽ ἀληίζενο θαὶ ἐγὼ ληθάζθνκελ νἴσ―. C. A.
15 So steht Odysseus‘ Behauptung im 11. Buch der Odyssee „αὐηὸς γάξ κηλ ἐγὼ θνίιεο ἐπὶ λεὸο ἐΐζεο / ἢγαγνλ ἐθ θύξνπ κεη᾽ ἐυθλήκηδαο Ἀραηνύο.― (Od. 11, 508 f.) in Einklang mit Quintus‘ Erzählung. Auch in der kleinen Ilias (Proklos, Chrest. 206 Seve.; Bernabé p. 74) und bei Tzetzes, Posthomerica 532 f. wird nur Odysseus erwähnt. Vgl. auch zwei archäologische Funde: die Schale im Stil des Brygon Wiener Vorlegebl. 1891 Taf. 8, 2 und den Krater ebd. 16 Vermutlich auch in Sophokles‘ Skyrioi. Bei Apollodoros, Epit. 5, 11 tritt auch Phoinix als Begleiter des Odysseus auf. Pindar, Paean. 6, 100 – 103 spricht nur von Gesandten: „ἁιὸο ἐπὶ θῦκα βάληεο [ἤ]ι- /ζνλ ἄγγειν[η] ὀπίζσ / θπξόζελ Ν[ε]νπηόιεκν[λ / εξπβίαλ ἄγνληεο―. Bei Dares, 35–36 ist es Menelaos, der Neoptolemos von Skyros nach Troia mitbringt. 17 Quintus folgt hier Statius, Achill. 1, 675 ff.; 819 ff. und Philostr. Jun., Im. 863.
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Maciver18 führt aus, dass Nestor und Odysseus in den Posthomerica die meisten Gnomen in ihren Reden aussprechen. Von den 99 Gnomen, die von Figuren ausgesprochen werden, sind Nestor 19 und Odysseus 11 zuzusprechen. An dritter Stelle folgen Neoptolemos zusammen mit Deiphobos mit je sieben Gnomen. Neoptolemos‘ Anzahl an Gnomen ist herauszuheben, denn der Held tritt erst im siebten Buch in der Erzählung auf. Wie Odysseus in seinem Bericht, so hebt auch Quintus in seiner Erzählung Neoptolemos‘ kriegerische Fähigkeiten und seine Angriffslust hervor. Odysseus spricht von zahlreichen Feindtötungen durch Neoptolemos und als höchste Leistung nennt er den Tod des Eurypylos und der Keteier. Quintus schildert seine Heldentaten in den Büchern 7–9. Obwohl es keinen Vergleich zwischen Memnon und Neoptolemos bezüglich ihres stattlichen Äußeren in den Posthomerica, wie in Od. 11, 522 gibt, betont Quintus immer wieder Neoptolemos‘ Ähnlichkeit mit seinem Vater Achilleus. Wie in der Odyssee, 11, 523–532, besteigt Neoptolemos auch in den Posthomerica (12, 314 f.) zusammen mit anderen Achaiern das hölzerne Pferd. Odysseus erwähnt, dass nur Neoptolemos furchtlos darin verweilte und sein Tatendrang immer präsent war. Die Stelle Od. 11, 530–532: „ὁ δέ κε κάια πόιι᾽ ἱθέηεπελ / ἱππόζελ ἐμέκελαη, μίθενο δ᾽ ἐπεκαίεην θώπελ / θαὶ δόξπ ραιθνβαξέο, θαθὰ δὲ Σξώεζζη κελνίλα― zeigt deutlich, dass Neoptolemos aufgrund seines ungestümen Wesens und im Unterschied zu den anderen Helden den Zeitpunkt des Aussteigens aus dem Pferd nicht erwarten konnte. In den Posthomerica führt Neoptolemos‘ Vehemenz ihn dazu, die List des hölzernen Pferdes ebenso wie der auch eben neu angekommene und kampfeslustige Philoktetes zunächst heftig zurückzuweisen. Beide Helden verlangen den offenen Kampf für die Eroberung der Stadt (12, 88–92). Nur durch Zeus‘ Intervention geben beide Helden nach. Wie Odysseus berichtet, besteigt Neoptolemos das Schiff nach der Einnahme von Troia unversehrt „κνξαλ θαὶ γέξαο ἐζζιὸλ ἔρσλ― (Beuteanteil und Ehrengeschenk). Mit γέξαο ist Andromache gemeint: vgl. PH 14, 21: „Ἀλδξνκάρελ δ᾽ Ἀρηινο ἐὺο πάηο (sc. ἄγε)―. Quintus zählt die Helden, die das Schiff zur Rückkehr nach Griechenland bestiegen, nicht namentlich auf. Er erwähnt aber, dass Kalchas den an Bord gehenden Achaiern nicht folgte. Der Seher befürchtete Verderben für die Achaier. Trotz seiner Versuche, die Achaier zurückzuhalten, folgten sie ihm nicht. Nur Amphilochos, der die Göttersprüche verstand, blieb bei Kalchas. Diesen beiden war es bestimmt, fern von ihrer Heimat zu den Pamphylern und Kilikiern zu gehen (PH 14, 360–369). Von Neoptolemos berichtet der Dichter seit dem Besteigen der Schiffe durch die Griechen bis zum Ende des Epos nichts mehr. Quintus erwähnt nicht wie die Nostoi (Proklos, Chrest. 277 Seve.; Bernabé p. 95), dass Neoptolemos auf den Rat seiner Großmutter Thetis hin nach Thrakien übersetzt und dann den Landweg einschlägt19. In der kleinen Ilias (Proklos, Chrest. 206 Seve.; Bernabé p. 74) steht, dass Neoptolemos‘ Ankunft in Troia zeitlich nach Philoktetes‘ Abholung von Lemnos 18
Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica. Engaging Homer in Late Antiquity. Leiden und Boston, 2012, 93 f. 19 Vgl. auch Apollod., Epit. 6, 12; Tzetz. zu Lykophr., Alex. 902; Schol. zu Od. 3, 188.
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stattfindet, wohingegen Eurypylos erst nach Neoptolemos anzukommen scheint.20 Quintus ist für uns die einzige Quelle, in der Kalchas unter Bezugnahme auf seine alte Prophezeiung, dass Troia im zehnten Jahr erobert werden müsse, den Rat gibt, Neoptolemos von Skyros zu holen (PH 6, 64–67). In der Überlieferung wird sonst Neoptolemos‘ Abholung auf die Weissagung des von Odysseus gefangenen troischen Sehers Helenos zurückgeführt21: dies impliziert Sophokles, Phil. 604 ff.; vgl. auch Apollod., 5, 10; Triph., 51 ff.; Schol. zu Lykophr., Alex 911. Kalchas erwähnt aber nicht, dass Neoptolemos‘ Mitwirkung im Krieg eine vom Schicksal geforderte Vorbedingung für die Einnahme Troias ist, wie andere Quellen dies hervorheben. Man vergleiche Apollod., Epit. 5, 9–10; Philostr. Jun., Imag. 865, 2. Als Lockmittel verspricht Odysseus Neoptolemos die ihm zugefallenen Waffen des Achilleus und neben vielen anderen Geschenken die Hand von Menelaos‘ Tochter Hermione (PH 7, 194 ff.; dies schon in Od. 4, 6 f.; vgl. Eur., Andr. 969 f.). Der tatendurstige Neoptolemos ist sofort bereit der Gesandtschaft nach Troia zu folgen. In den Posthomerica versucht nur Deidameia, ihren Sohn von seinem Entschluss abzubringen. Lykomedes hindert den Jungen nicht an der Ausführung seiner Pläne, warnt ihn jedoch, wie oben erwähnt, vor den Gefahren der Seefahrt. Hier unterscheidet sich Quintus von der Version, die wir bei Cicero, Laelius 75 finden, nach dem Neoptolemos Troia nicht hätte einnehmen können, wenn er auf Lykomedes, bei dem er aufgezogen worden war, hätte hören wollen, als dieser unter vielen Tränen seinen Abzug zu verhindern suchte: „Nec enim, ut ad fabulas redeam, Troiam Neoptolemus capere potuisset, si Lycomedem, apud quem erat educatus, multis cum lacrimis iter suum impedientem audire voluisset.―22 Quintus weicht auch von Philostratos Junior 864 ab, der in seinen Imagines ein Gemälde beschreibt, auf dem der junge Neoptolemos als ein trauriger Hirte dargestellt ist, weil Mutter und Großvater ihm die ersehnte Ausfahrt nach Troia nicht erlauben, noch bevor die Gesandtschaft der Achaier erscheint: „ἀρζόκελνο ηῆ κεηξὶ θαὶ ηῶ πάππῳ ηο ἐλ ηῆ λήζῳ ἕδξαο, ἐπεηδὴ ἐπ᾽ Ἀρηιιε ηεζλεηη δείζαληεο πεξὶ ηῶ παηδὶ ἀπώκνηνλ ἐπνηήζαλην ηὴλ ηνῦ Πύξξνπ ἔμνδνλ―. Gleich nach der Ankunft in Troia übergibt Odysseus Neoptolemos Achilleus‘ Waffen. Hier stimmen die kleine Ilias (Proklos, Chrest. 206 Seve.; Bernabé p. 74), Apollodoros, Epit. 5, 11 und Quintus 7, 445 ff. überein. Schon seit seinem ersten Einsatz im Krieg kämpft Neoptolemos immer in vorderster Reihe (vgl. Od. 11, 515) und trägt zu einer Wendung im Kampf zugunsten der Achaier bei. Erst nach seinem ersten Angriff gegen die Troer, den der Anbruch der Nacht beendet, wird Neoptolemos von den Achaiern empfangen, die seine Ähnlichkeit mit seinem Vater Achilleus hervorheben. In seiner Erzählung an Philoktetes in der gleichnamigen Tragödie des Sophokles berichtet Neoptolemos, dass sein Empfang durch das 20 Dies auch bei Apollod., Epit. 5, 12. Eine vergleichende Darstellung der Ereignisse zwischen der Kleinen Ilias, Apollodoros, Epit. und den Posthomerica, Büchern 6–9 bietet Vian, Recherches…, 46 f. 21 Die Gefangennahme von Helenos versetzen Apollodoros, Epit. 5, 8 und Quintus 10, 346–349 erst nach Paris‘ Tod. Dazu siehe Tsomis PH 10 zu St. 22 Hier lässt sich nicht nachweisen, welche Quelle Cicero vor Augen hatte.
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achäische Heer direkt nach seiner Ankunft in Troia stattfand (vv. 356–358). In diesem Bericht wird auch Neoptolemos‘ Ähnlichkeit mit seinem Vater betont: „θαί κ᾽ εζὺο ἐλ θύθιῳ ζηξαηὸο / ἐθβάληα πο ζπάδεη᾽, ὀκλύληεο βιέπεηλ / ηὸλ νθέη᾽ ὄληα δλη᾽ Ἀρηιιέα πάιηλ.― Einen Empfang durch die Achaier erhält Neoptolemos auch bei Diktys, 4, 15–16 vor seiner ersten kriegerischen Auseinandersetzung mit den Troern. Diktys berichtet auch vom Abendessen der Achaier zusammen mit Neoptolemos. Das Essen findet in Agamemnons Lagerhütte statt. Dort erzählen die Achaier Neoptolemos von den großen Taten seines Vaters und Neoptolemos verspricht ihnen, dass er sich als nicht schlechter als sein Vater erweisen werde. Nach dem Essen trennen sich ihre Wege und alle begeben sich in ihre Hütten um sich vom Kampf auszuruhen. Eine Begegnung zwischen Neoptolemos und Phoinix – in den Posthomerica wird Neoptolemos zuerst von Phoinix empfangen (7, 630 ff.) – erwähnen auch Statius, Silv. 5, 2, 150 f.: „qualiter in Teucros victricia bella paranti / ignotum Pyrrho Phoenix narrabat Achillem.“ und Diktys, 4, 15: Neoptolemos trug Phoinix auf, die Vorbereitung der Myrmidonen auf den bevorstehenden Kampf zu beenden, während der junge Mann zu den Schiffen und der Hütte seines Vaters zurückkehrte, wo er auf Hippodameia (Briseis) traf, die Achilleus‘ Wertsachen aufbewahrte. Man vergleiche Neoptolemos‘ Begegnung mit Briseis in PH 7, 723–727. Mit dem siebten Buch führt Quintus die Figur des Neoptolemos ein, der an die Stelle seines Vaters Achilleus tritt und eine protagonistische Rolle bis zum Ende des Epos spielen wird. Der Dichter zeigt ihn von Anfang an positiv. Quintus verliert keinen Moment, um Achilleus‘ Ähnlichkeit mit seinem Sohn sowohl durch den Erzähler als auch durch die Charaktere direkt oder indirekt zu betonen. Neoptolemos‘ Heldentaten können zwar mit denen seines Vaters sowohl in der Ilias als auch in den Posthomerica verglichen werden; der junge Held vereint jedoch hier einige Eigenschaften seines iliadischen Vaters, wie die Fähigkeit umsichtig zu sprechen, Empathie und Rücksicht auf andere zu nehmen, Eigenschaften, die beim posthomerischen Achilleus fast kaum zu finden sind23. Neoptolemos verbindet die iliadischen und die posthomerischen Eigenschaften von Achilleus miteinander und scheint so in den Posthomerica über seinen Vater hinausgewachsen zu sein. Wie Vian (Ausg. I, xxvi) bemerkt: „il a surtout conçu Néoptolème comme un second Achille, de telle sorte que le protagoniste des premiers livres parait ressusciter bientôt, plus jeune et plus parfait―. In dieser Hinsicht schafft Quintus seinen eigenen Haupthelden mit poetologischen Dimensionen, wie Boyten, Epic Journeys…, 236 f. bemerkt: Neoptolemus is the hybrid supreme, the Posthomerica‘s super-hero. And, through Neoptolemus‘ numerous proofs of heroism, we can understand Quintus‘ most striking articulation to be, himself, a worthy successor to Homer – both progenies, literal and metaphorical. Quintus makes Neoptolemos an extremely useful ally. However, the alliance is mutually beneficial. 23 Nur in den Totenklagen um Achilleus ist von dessen Güte und Mitgefühl für andere die Rede: vgl. PH 3, 422–426 (Myrmidonen); PH 3, 544–551 (Sklavinnen). In ihrer Klage betont Briseis die menschliche Seite des Achilleus als Lebensgefährten (PH 3, 563–568).
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Mit der Figur des Neoptolemos in den Posthomerica haben sich Inés Calero Secall24, M. Toledano Vargas25 und B. Boyten26 ausführlich beschäftigt. Alle Forscher heben hervor, dass Quintus Neoptolemos als einen ausgezeichneten jungen Krieger und seinem Vater ebenbürtig beschreibt, ihn aber gleichzeitig als bescheidenen und sensiblen Helden darstellt, der keine großen und leeren Versprechungen macht und weder prahlerisch, arrogant noch unverschämt seinen Feinden gegenüber agiert27. In diesem Zusammenhang ist das Fazit von L. Ferrari28 zu Neoptolemos‘ Gestalt in den Posthomerica zu erwähnen: „In Neottolemo quindi vediamo il valore guerriero unito al senso del dovere ed alle altre più nobili virtù in una armonica e coerente fusione.― Die Geschehnisse auf Skyros zur Abholung von Neoptolemos nach Troia stellen für uns die einzige poetische Behandlung dar. Dieses Thema soll Sophokles in seinem Stück Skyrioi dramatisiert haben, von dem uns nur wenige Fragmente überliefert sind. In meinem Kommentar wird untersucht, ob die überlieferten Verse dieses Dramas, das Quintus sicher bekannt war, eine Entsprechung in den Posthomerica finden. Ebenfalls war unserem Dichter die Sophokleische Tragödie Philoktetes bekannt. Wie Bezantakos feststellt29, bemerkt man im siebten Buch der Posthomerica einige Ähnlichkeiten mit dieser Tragödie, sogar mehr als im neunten Buch, dessen Hauptthema Philoktetes‘ Abholung von Lemnos ist. Quintus sei von Neoptolemos‘ Charakter in der Tragödie Philoktetes beeindruckt gewesen, so dass er bei der Abfassung von Partien, in denen Neoptolemos dargestellt werde,
24 ―La figura de Neoptólemo en la epopeya de Quinto de Esmirna―, in: F. Rodríguez Adrados & A. Martínez Díez (edd.). Actas del IX congreso español de estudios clásicos : Madrid, 27 al 30 de septiembre de 1995. T. 4: Literatura griega. Madrid: Ed. Clásicas, 1998, 101 ff. 25 ―El personaje de Neóptolemo en las Posthoméricas de Quinto de Esmirna―, Epos 18 (2002), 19 ff. 26 Boyten hat zu Neoptolemos in den Posthomerica sowohl mit seinem Aufsatz ―More „Parfit Gentil Knyght― than „Hyrcanian Beast―: The Reception of Neoptolemos in Quintus Smyrnaeus―, in: Baumbach M.; Bär, S. (Hrsgg.): Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer in Second Sophistic Epic. Berlin-New York, 2007, 307 ff., als auch mit seiner Dissertation: Epic Journeys: Studies in the Reception of the Hero and Heroism in Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica. Diss. University College London, 2010 beigetragen. 27 Dazu vgl. z. B. seine Rede an den sterbenden Eurypylos in PH 8, 211–216, die sich von der arroganten Rede Eurypylos‘ zu Beginn des Duells in PH 8, 138–145 völlig unterscheidet. Seinen Sieg über Eurypylos schreibt er der unbesiegbaren Lanze zu, die er von seinem Vater geerbt hat. Anders als Eurypylos sagt Neoptolemos nicht, dass die Leiche seines Feindes von Hunden zerteilt und gefressen wird. Man vergleiche auch die Schilderung von Priamos‘ Tötung durch Neoptolemos in PH 13, 219 ff., die sich von dem schrecklichen Mord an dem greisen Ilioneus durch Diomedes in PH 13, 177 ff. unterscheidet. 28 Osservazioni su Quinto Smirneo, Luxograph-Palermo 1963, 45. 29 N. P. Bezantakos, „Le Philoctète de Sophocle et Néoptolème dans les Posthomerica de Quintus de Smyrne―, Parnassos 34 (1992), 157.
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von Sophokles beeinflusst worden sei, soweit dies die Komposition der Posthomerica erlaubt habe.30 Das siebte Buch wird von zwei schon zuvor bekannten Figuren im Greisenalter eingerahmt. Zu Beginn des Buches versucht Nestor mit zwei Reden Podaleirios, der um den Tod seines Bruders Machaon trauert, zu trösten. Diese Reden enthalten homerische und unhomerische Vorstellungen zum Leben, dem Tod und der Macht der Götter. Einige dieser Anschauungen, die sich auch in anderen Büchern finden, charakterisieren Neoptolemos, so dass Quintus die Reife und die Einsicht des jungen Achilleus–Sohnes mittels der Weisheit des alten Nestor vorwegnimmt. Gegen Ende des Buches erscheint der greise Phoinix, der als erster den Sohn seines verstorbenen Zöglings in Troia begrüßt und empfängt. Obwohl Phoinix nur noch einmal zusammen mit Neoptolemos auftritt – in 9, 64 begleitet er Neoptolemos zum Grab seines Vaters – tritt er an die Stelle des Vaters für den jungen Helden bei dessen Aufenthalt in Troia. Auch Briseis, die im dritten Buch der Posthomerica mit ihrer Totenklage ihre enge Beziehung zu Achilleus zum Ausdruck bringt (vv. 560 ff.), beweist mit ihrer Erscheinung am Ende des siebten Buches, dass Neoptolemos in Troia von Personen, die Achilleus nahestanden und zu seinem Privatleben gehörten, umgeben wird. Das Gleiche gilt für die treuen Sklavinnen Achilleus‘, die in seiner Hütte weiter wohnen und sie in Ordnung halten (PH 7, 711–713; vgl. ihre Klage um Achilleus in PH 3, 544 ff.). Für den jungen Helden ist so eine Art Familie in Troia vorhanden. Einen großen Teil der Analyse des siebten Buches widme ich der Inter- und Intratextualität. Quintus spielt mehr oder weniger deutlich auf Stellen berühmter Werke anderer Verfasser oder auf eigene an. Da er eine Partie jeweils als Teileinheit eines bestimmten Zusammenhanges gestaltet, muss er solche „sekundären Texte― dem eigenen Kontext so anpassen, dass die Partie unabhängig von den Anklängen konsistent und sinnvoll ist. Die eingebetteten Elemente des sekundären Textes, die selbst ihre ursprüngliche Bedeutung haben, können verschiedene Funktionen in der Bedeutungskonstitution des neuen Textes erfüllen. Sie können z. B. seine Bedeutung verstärken und weiterführen oder ihr widersprechen bzw. sie modifizieren. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Bedeutung des neuen Textes erst aufgrund der Einbettung von Elementen des sekundären Textes konstruiert wird. Es handelt sich um eine methodische Dreiteilung seitens des Autors in Selektion bzw. Exklusion, Kombination und Transformation. Da die Identifikation von intertextuellen Elementen als solchen von den interpretativen Fähigkeiten und dem Wissen des jeweiligen Rezipienten abhängt, ist es durchaus denkbar, dass ein und derselbe Text von verschiedenen Rezipienten unterschiedlich interpretiert wird. Eine vollständige Interpretation sollte die Aufdeckung und Deutung aller in den gegebenen Text eingebetteten intertextuellen Beziehungen umfassen. In diesem Falle sprechen wir von aktiven und produktiven 30 Zu Neoptolemos‘ heroischer Gestalt und Charakter in Sophokles‘ Philoktetes in Verbindung mit dem siebten Nemeonikos von Pindar siehe ausführlich A. Vrakas, Ἡ μορθὴ ηοῦ Νεοπηολέμοσ ζηὴν Ἀρταία λληνικὴ Ποίηζη ὣς ηὰ ηέλη ηοσ 5οσ αἰ. π. Χ., μὲ ἔμθαζη ζηὸν Πίνδαρο καὶ ζηὴν Σραγωδία, Athen 2008, 265 ff., zusammenfassend 344 ff.
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Lesern und somit idealen Rezipienten der Dichtung der Posthomerica.31 Solchen Lesern soll nicht nur ein subjektives Vergnügen des Wiedererkennens bereitet werden, sondern sie sind geradezu herausgefordert, die Implikation der Anspielung zu erkennen und übergreifende Bezüge herzustellen, indem sie ihre Kenntnisse, Wünsche oder Erwartungen voll einsetzen und aktivieren, um die Bedeutung voll zu erschließen.32 Der vorliegende Kommentar des siebten Buches der Posthomerica enthält narratologische Bemerkungen, die zu Beginn des jeweiligen thematischen Abschnittes der Arbeit stehen und immer in Verbindung mit der sprachlichen und intertextuellen Analyse zu sehen sind.33 Wie der homerische Erzähler befindet sich auch der Erzähler der Posthomerica34 außerhalb des Geschehens – er selbst spielt keine Rolle in den erzählten Geschehnissen – er hat einen allwissenden Standort inne und ist omnipräsent, was ihn nicht nur zu einer umfassenden Schau über sämtliche Ebenen des Stoffes (einschließlich göttlicher Handlungsstränge) befähigt und ihm gestattet, einen Einblick in das Innere der dargestellten Personen (ihr Denken und Fühlen: Innere Vision) zu nehmen, sondern auch dem zeitlichen Ablauf des Geschehens durch Vorausblicke vorzugreifen (Interne Prolepsis: auf Vorgänge innerhalb der Werkes; Externe Prolepsis: auf Geschehnisse nach der Handlung des Werkes), manchmal bezieht er sich sogar auf Handlungen und Geschehnisse, die bis zu seiner Zeit erkennbar sind. Sehr oft wirft er auch Rückblicke auf schon erzählte Ereignisse (Interne Analepsis), oder auf solche, die früher, außerhalb der erzählten Zeit geschehen sind (Externe Analepis)35. Er gibt die Ereignisse wieder, wie er selbst sie wahrnimmt, er lässt Geschehnisse aus (Paralipsis) und entscheidet, was ausführlich dargestellt und was nur kurz zusammengefasst werden soll (Handlung-Summary36; Iterative Summary37; Zeit-Summary38;
31 Dazu siehe auch die Ausführungen von Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica…, 10 ff. über Intertextualität. 32 Vgl. auch Tsomis PH 10, Einleitung. 33 Diese Bemerkungen stützen sich einerseits auf die Arbeiten von Irene J. F. de Jong zur Analyse der homerischen Ilias, Narrators and Focalizers. The Presentation of the Story in the Iliad, Amsterdam 1987 und zu der Odyssee, A Narratological Commentary on Odyssey, Cambridge 2001, und andererseits auf das Buch von Scott Richardson, The Homeric Narrator, Nashville, Tennessee 1990. Die Arbeiten beider Klassischer Philologen zeigen eine fruchtbare Anwendung der Methoden der modernen Narratologie. 34 Zu dem Erzähler der Posthomerica siehe auch Boyten, Epic Journeys…, 238 ff. 35 Zu den Anachronien in den Posthomerica siehe die Arbeit von Thomas A. Schmitz, „The Use of Analepses and Prolepses in Quintus Smyrnaeus‘ Posthomerica―, in: Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer…, 65 ff. 36 Richardson, The Homeric Narrator, 14: „Events that could have been elaborated in scenic detail are dealt with in short order, but as in a scene, our attention is directed toward the events rather than toward the passage of time.― 37 Genette, [Deutsch]: Die Erzählung, München 1994, 83: „einmal (oder besser: ein einziges Mal) erzählen, was n-mal passiert ist.― 38 Richardson, The Homeric Narrator, 17: „A generic statement of the action and an indication of how long it lasts―.
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Appositive Summary39). Dasselbe gilt für die Wiedergabe der Reden der Charaktere (Direkte Reden; Indirekte Reden). Durch Gleichnisse, die das Geschehen verdeutlichen, und Beschreibungen von Orten und Rüstungen bricht er die Erzählung – oft in spannenden Momenten – ab (Pause). Nicht zuletzt gibt er Kommentare zu den erzählten Ereignissen durch Erklärungen, Interpretationen und Beurteilungen, wobei er oft auf eigene Wertungen und Urteile, Reflexionen und emotionale Äußerungen verzichtet (Pause). Wie der homerische Erzähler-Wahrnehmer40, der für seine Rezipienten die Ereignisse beobachtet, auswählt und anordnet, tritt der Erzähler-Wahrnehmer der Posthomerica mit seiner Emotionalität hinter seine Darstellung zurück. Seine vereinzelten auktorialen Eingriffe in die Erzählung betreffen vorwiegend kritisch-distanzierte bzw. erklärende Reflexionen41. Dies hängt vor allem mit der Absicht des Dichters zusammen, ein Epos, das die Lücke zwischen Ilias und Odyssee überbrückt, zu schreiben.42 Sowohl der folgende Text wie auch der Apparatus Criticus zum siebten Buch der Posthomerica basieren auf den Ausgaben von Vian und Pompella.43 Mein Text weicht von dem der eben genannten Ausgaben insofern ab, als ich durch die textkritische Analyse in meinem Kommentar von der Richtigkeit einer bestimmten Lesart oder Konjektur überzeugt bin. Die vorliegende Kommentierung enthält keine deutsche Übersetzung zum siebten Buch. 2010 gab Ursula Gärtner eine zweisprachige Edition der Posthomerica in zwei Bänden heraus: Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas, Darmstadt. Mit ihrer modernen Gesamtübersetzung, die in der Tradition der dokumentarischen Übersetzung von Schadewaldt steht, erfüllte sie ein Desideratum im deutschsprachigen Raum. Vor dieser Edition standen als deutsche Gesamtübersetzung der Posthomerica lediglich die Übersetzungen von C. F. Platz aus den Jahren 1857/8 sowie von J.J. C. Donner aus den Jahren 1866/7 zur Verfügung.
39 Irene J. F. de Jong, A Narratological Commentary on Odyssey, Cambridge 2001, xii: „appositive summary; a summary of the type ὣο νἱ κέλ + imperfect, 'thus they were…', i.e., which both recapitulates the action of the preceding scene and, because of the imperfect, suggests that the action is continuing. It usually occurs at a change of scene.― 40 So gibt Th. A. Schmitz, Moderne Literaturtheorie und antike Texte. Eine Einführung, Darmstadt 2002, 73 den Begriff „Narrator- Focalizer― wieder; vgl. Irene J. F. de Jong, Narrators and Focalizers..., 33 ff. 41 Dazu vgl. B. Effe, Epische Objektivität und subjektives Erzählen. „Auktoriale“ Narrativik von Homer bis zum römischen Epos der Flavierzeit, Trier 2004, 23. 42 Vgl. auch Tsomis PH 10, Einleitung. 43 Zu dem Apparatus Criticus der Vian-Ausgabe siehe die Bemerkungen des Herausgebers, Quintus de Smyrne, La suite d’ Homere, Bd. 1, LI–LIII.
ΛΟΓΟΣ Ε ῏Ζκνο δ᾽ νξαλὸο ἄζηξα θαηέθξπθελ, ἔγξεην δ᾽ ἦὼο ιακπξὸλ πακθαλόσζα, θλέθαο δ᾽ ἀλεράζζαην λπθηόο, δὴ ηόη᾽ ἀξήηνη πἷεο ἐπζζελέσλ Ἀξγείσλ, νἳ κὲλ ἔβαλ πξνπάξνηζε λελ θξαηεξὴλ ἐπὶ δξηλ ἀληίνλ Δξππύινην κεκαόηεο, νἳ δ᾽ ἀπάηεξζελ αηνῦ πὰξ λήεζζη Μαράνλα ηαξρύζαλην Νηξέα ζ᾽ ὃο καθάξεζζηλ ἀεηγελέεζζηλ ἐῴθεη θάιιεΐ η᾽ ἀγιαΐῃ ηε, βίῃ δ᾽ νθ ἄιθηκνο ἤελ· ν γὰξ ἅκ᾽ ἀλζξώπνηζη ζενὶ ηειένπζηλ ἅπαληα, ἀιι᾽ ἐζζιῶ θαθὸλ ἄγρη παξίζηαηαη ἔθ ηηλνο αἴζεο· ὣο Νηξη ἄλαθηη παξ᾽ ἀγιαΐῃ ἐξαηεηλῆ θεη᾽ ἀιαπαδλνζύλε. Γαλανὶ δέ νἱ νθ ἀκέιεζαλ, ἀιιά ἑ ηαξρύζαλην θαὶ ὠδύξαλη᾽ ἐπὶ ηύκβῳ, ὅζζα Μαράνλα δνλ ὃλ ἀζαλάηνηο καθάξεζζηλ ἶζνλ ἀεὶ ηίεζθνλ, ἐπεὶ ππθλὰ κήδεα ᾔδε. Ἀιιὰ γὰξ ἀκθνηέξνηο ηαηὸλ πεξὶ ζκ᾽ ἐβάινλην. Καὶ ηόη᾽ ἄξ᾽ ἐλ πεδίῳ ἔηη καίλεην ινίγηνο Ἄξεο· ὦξην δ᾽ ἄξ᾽ ἀκθνηέξσζε κέγαο θόλαβνο θαὶ ἀπηή, ῥεγλπκέλσλ ιάεζζη θαὶ ἐγρείῃζη βνεηλ. Καί ῥ᾽ νἳ κὲλ πνλένλην πνιπθκήηῳ π᾽ Ἄξεη· λσιεκέσο δ᾽ ἄξ᾽ ἄπαζηνο ἐδεηύνο ἐλ θνλίῃζη θεην κέγα ζηελάρσλ Πνδαιείξηνο. Οδ᾽ ὅ γε ζκα ιεπε θαζηγλήηνην· λόνο δέ νἱ ὁξκαίλεζθε ρεξζὶλ πὸ ζθεηέξῃζηλ ἀλειεγέσο ἀπνιέζζαη· θαί ῥ᾽ ὁηὲ κὲλ βάιε ρεξαο ἐπὶ μίθνο, ἄιινηε δ᾽ αὖηε δίδεην θάξκαθνλ αἰλόλ. νὶ δέ κηλ εἶξγνλ ἑηαξνη πνιιὰ παξεγνξένληεο· ὃ δ᾽ νθ ἀπέιεγελ ἀλίεο, θαί λύ θε ζπκὸλ ἑῆζηλ παὶ παιάκῃζηλ ὄιεζζελ ἐζζινῦ ἀδειθεηνν λενθκήηῳ ἐπὶ ηύκβῳ, εἰ κὴ Νειένο πἱὸο ἐπέθιπελ. Οδ᾽ ἀκέιεζελ αἰλο ηεηξνκέλνην· θίρελ δέ κηλ ἄιινηε κέλ πνπ ἐθρύκελνλ πεξὶ ζκα πνιύζηνλνλ, ἄιινηε δ᾽ αὖηε ἀκθὶ θάξε ρεύνληα θόληλ θαὶ ζηήζεα ρεξζὶ
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4 πξνπάξνηζε Ρ om. Ζ 7 ληξέα BLasc.2 λεξ- Ω 11 ληξήη BLasc.1-2 λεξ- Ω 12 δέ νἱ P δ‘ H 13 ὠδχξαλη‘ LRAld. ὀδ- Ω 14 ἀζαλάηνηο Ρ -νηζη Ζ 15 ππθλὰ Lpr , Rhodomann, Tychsen, Köchly et Zimmermann ηπθηὰ codd. θιπηὰ Rhodomann, Vian et Pompella 16 ἄιια [sic PD ἀιιὰ Hc et recc.] γὰξ codd. et Pompella ἀιι‘ ὅηε δὴ Zimmermann3–4 ἀιι‘ ὅη‘ ἄξ‘ Vian ἀκθνηέξνηο Ω -ξνπο Lasc.2 ηαπηὸλ PHc ηαηὸλ D, Pompella et Gärtner αηὸλ Spitzner ρπηὸλ Zimmermann ηπθηὸλ Vian 17 θαὶ Ζ δὴ Ρ 22 ζκα PNr πκα Ζ 23 ὁξκαίλεζθε Ρ ὡξκ- Ζ 28 παὶ R πὸ Ω.
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ζεηλόκελνλ θξαηεξῆζη θαὶ νὔλνκα θηθιήζθνληα νἷν θαζηγλήηνην· πεξηζηελάρνλην δ᾽ ἄλαθηα δκεο ζύλ ἑηάξνηζη, θαθὴ δ᾽ ἔρε πάληαο ὀηδύο. Καί ῥ᾽ ὅ γε κεηιηρίνηζη κέγ᾽ ἀρλύκελνλ πξνζέεηπελ· "Ἴζρεν ιεπγαιένην πόλνπ θαὶ πέλζενο αἰλνῦ, ὦ ηέθνο· ν γὰξ ἔνηθε πεξίθξνλα θηα γεγηα κύξεζζ᾽ νἷα γπλαθα παξ᾽ νθέη᾽ ἐόληη πεζόληα. Ο γὰξ ἀλαζηήζεηο κηλ ἔη᾽ ἐο θάνο, νὕλεθ᾽ ἄηζηνο ςπρή νἱ πεπόηεηαη ἐο έξα, ζκα δ᾽ ἄλεπζε πῦξ ὀινὸλ θαηέδαςε θαὶ ὀζηέα δέμαην γαα· αὕησο δ᾽, ὡο ἀλέζειε, θαὶ ἔθζηην. Σέηιαζη δ᾽ ἄιγνο ἄζπεηνλ, ὥο πεξ ἔγσγε Μαράνλνο νὔ ηη ρεξείσ παδ᾽ ὀιέζαο δείνηζηλ π᾽ ἀλδξάζηλ, εὖ κὲλ ἄθνληη, εὖ δὲ ζανθξνζύλῃ θεθαζκέλνλ· νδέ ηηο ἄιινο αἰδελ θηιέεζθελ ἑὸλ παηέξ᾽ ὡο ἐκὲ θελνο, θάηζαλε δ᾽ εἵλεθ᾽ ἐκεν ζασζέκελαη κελεαίλσλ ὃλ παηέξ᾽. Ἀιιά νἱ εἶζαξ ἀπνθηακέλνην πάζαζζαη ζηνλ ἔηιελ θαὶ δσὸο ἔη᾽ ξηγέλεηαλ ἰδέζζαη, εὖ εἰδὼο ὅηη πάληεο ὁκὴλ Ἀίδαν θέιεπζνλ ληζόκεζ᾽ ἄλζξσπνη, πζίλ η᾽ ἐπὶ ηέξκαηα θεηαη ιπγξὰ κόξνπ ζηνλόεληνο· ἔνηθε δὲ ζλεηὸλ ἐόληα πάληα θέξεηλ ὁπόζ᾽ ἐζζιὰ δηδν ζεὸο δ᾽ ἀιεγεηλά." Ὣο θάζ᾽. Ὃ δ᾽ ἀρλύκελόο κηλ ἀκείβεην· ηνῦ δ᾽ ἀιεγεηλὸλ ἔξξεελ εἰζέηη δάθξπ θαὶ ἀγιαὰ δεῦε γέλεηα· "Ὦ πάηεξ, ἄζρεηνλ ἄιγνο ἐκὸλ θαηαδάκλαηαη ἤηνξ ἀκθὶ θαζηγλήηνην πεξίθξνλνο, ὅο κ᾽ ἀηίηαιιελ, νἰρνκέλνην ηνθνο ἐο νξαλόλ, ὡο ἑὸλ πἷα ζθῆζηλ ἐλ ἀγθνίλῃζη θαὶ ἰεηήξηα λνύζσλ ἐθ ζπκνν δίδαμε· κηῆ δ᾽ ἐλὶ δαηηὶ θαὶ ελῆ ηεξπόκεζα μπλνζηλ ἰαηλόκελνη θηεάηεζζη. Σ κνη πέλζνο ἄιαζηνλ ἐπνίρεηαη· νδ᾽ ἔηη θείλνπ ηεζλαόηνο θάνο ἐζζιὸλ ἐέιδνκαη εἰζνξάαζζαη." Ὣο θάην· ηὸλ δ᾽ ὁ γεξαηὸο ἀθερέκελνλ πξνζέεηπε· "Πζη κὲλ ἀλζξώπνηζηλ ἴζνλ θαθὸλ ὤπαζε δαίκσλ
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35 νἷν Rhodomann ἑoo codd. 36 ζ‘ add. Zimmermann 38 πφλνπ codd. γφνπ Rhodomann, Spitzner, Lehrs et Köchly πφζνπ Hermann 42 νἱ νm. Ρ 44 ἄιγνο ΡΝr ἄιισο Ζ 47 ζανθξνζχλῃζη Ls1Rs1 -λε Ω (et R) -λεο ΝΔΑLd. 52 ὁκὴλ Ρ ἐο ὁκὴλ Ζ ἐο ὠκὴλ ΝslAld. ὁκὴλ ἐο LR 53 ἄλζξσπνη Rhodomann ἀλζξψπνηο codd. 55 ὁπόζ᾽ Ζ ὁζ᾽ (sic) P. 57 ἔξξεελ PNr ἔδεελ Ζ 61 ζθῆζηλ DQ ζθίζηλ P ζθνζηλ U ἰεηήξηα PNr -ηξα Ζ 63 θηεάηεζζη(λ) ΝREAld. θηεάλνηζη(λ) Ω 64 νδ᾽ ἔηη Spitzner νδέ ηη codd. 65 ηεζλαφηνο Ρ -λεηνο Ζ 66 γεξαηὸο LRAld. γεξ- Ω ἀθερέκελνλ Ζ -νο Ρ.
38
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ὀξθαλίε· πάληαο δὲ θαὶ κέαο αἶα θαιύςεη, ν κὲλ ἄξ᾽ ἐθηειέζαληαο ὁκὴλ βηόηνην θέιεπζνλ, νδ᾽ ελ ηηο ἕθαζηνο ἐέιδεηαη, νὕλερ᾽ ὕπεξζελ ἐζζιά ηε θαὶ ηὰ ρέξεηα ζελ ἐλ γνύλαζη θεηαη, Μνίξῃο εἰο ἓλ ἅπαληα κεκηγκέλα. Καὶ ηὰ κὲλ νὔ ηηο δέξθεηαη ἀζαλάησλ, ἀιι᾽ ἀπξνηίνπηα ηέηπθηαη ἀριύη ζεζπεζίῃ θεθαιπκκέλα· ηνο ἐπὶ ρεξαο νἴε Μνξα ηίζεζη θαὶ νρ ὁξόσζ᾽ ἀπ᾽ ιύκπνπ ἐο γααλ πξνΐεζη· ηὰ δ᾽ ἄιιπδηο ἄιια θέξνληαη πλνηῆ ὣο ἀλέκνην· θαὶ ἀλέξη πνιιάθηο ἐζζιῶ ἀκθερύζε κέγα πκα, ιπγξῶ δ᾽ ἐπηθάππεζελ ὄιβνο νὔ ηη ἑθώλ. Ἀιαὸο δὲ πέιεη βίνο ἀλζξώπνηζη· ηνὔλεθ᾽ ἄξ᾽ ἀζθαιέσο ν λίζεηαη, ἀιιὰ πόδεζζη ππθλὰ πνηηπηαίεη· ηξέπεηαη δέ νἱ αἰόινλ εἶδνο ἄιινηε κὲλ πνηὶ πκα πνιύζηνλνλ, ἄιινηε δ᾽ αὖηε εἰο ἀγαζόλ. Μεξόπσλ δὲ παλόιβηνο νὔ ηηο ἐηύρζε ἐο ηέινο ἐμ ἀξρο· ἑηέξῳ δ᾽ ἕηεξ᾽ ἀληηόσζη. Παῦξνλ δὲ δώνληαο ἐλ ἄιγεζηλ νὔ ηη ἔνηθε δσέκελ· ἔιπεν δ᾽ αἰὲλ ἀξείνλα κεδ᾽ ἐπὶ ιπγξῶ ζπκὸλ ἔρεηλ. Καὶ γάξ ῥα πέιεη θάηηο ἀλζξώπνηζηλ ἐζζιλ κὲλ λίζεζζαη ἐο νξαλὸλ ἄθζηηνλ αἰεὶ ςπράο, ἀξγαιέσλ δὲ πνηὶ δόθνλ. Ἔπιεην δ᾽ ἄκθσ ζεν θαζηγλήηῳ, θαὶ κείιηρνο ἔζθε βξνηνζη θαὶ πάηο ἀζαλάηνην· ζελ δ᾽ ἐο θῦινλ ὀίσ θελνλ ἀλειζέκελαη ζθεηέξνπ παηξὸο ἐλλεζίῃζηλ." Ὣο εἰπώλ κηλ ἔγεηξελ ἀπὸ ρζνλὸο νθ ἐζέινληα παξθάκελνο κύζνηζηλ· ἄγελ δ᾽ ἀπὸ ζήκαηνο αἰλνῦ ἐληξνπαιηδόκελνλ θαὶ ἔη᾽ ἀξγαιέα ζηελάρνληα. ο δ᾽ ἄξα λαο ἵθνλην· πόλνλ δ᾽ ἔρνλ ἄιινη Ἀραηνὶ ἀξγαιένλ θαὶ Σξεο ὀξηλνκέλνπ πνιέκνην.
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68 ὀξθαλίελ Lasc.2 ὀξθαζίε H παξθ- PNr 69 ἐθηειέζαληαο Bruxell. 2946 et Rhodomann ἐθηειέζαληεο Ω 70 νἵελ Köchly ἣλ P εἰο ἣλ H ἕθαζηνο Ζ -νλ Ρ 72 Μνίξῃο Rhodomann Μνίξεο codd. Μνίξῃ γ‘ Lehrs κπξία Köchly, Hermann et Zimmermann εἰο HPsl om. Ρ 74 δ‘ add. Köchly 76 ἄιια Ρ -ε Ζ 77 πλνηῆο Bonitz πλν Ρ πλνηὴ Ζ 79 νὔηη ἑθψλ codd. νθ εἰθψο Zimmermann et Pompella ἀιαὸο Lobeck ἄιινο codd. ἀλζξώπνηζη codd. ἀλζξώπνηo Zimmermann 81 αἰόινλ εἶδνο codd. αἰόινλ ἴρλνο Köchly αἰόινο νἶκνο Zimmermann. 86 ἔιπεν Hermann -πεε codd. 88-89 ἐζζιλ ΩP -ιὸλ CprRAld. Lasc.1-2 et in P ςπρὰο v. 88 adnexum, unde Zimmermann versus restituit ςπράο PNr om. Ζ ἀξγαιέσλ Ω -ένλ CprUREAld. Lasc.1-2 90 κείιηρνο Dausque εκείι- codd. 91 ἀζαλάηνην Ζ ζαλ- Ρ 94 ἄγελ Rhodomann ἄγαλ codd. ζήκαηνο Rhodomann πή- codd. 97 ἀξγαιένλ Pauw -έσο codd. ὀξηλνκέλνπ Rhodomann ὀξλπκ- codd.
39
Text
Δξύππινο δ᾽ ἀηάιαληνο ἀηεηξέα ζπκὸλ Ἄξεη ρεξζὶλ π᾽ ἀθακάηνηζη θαὶ ἔγρετ καηκώσληη δάκλαην δήηα θῦια. Νεθξλ δ᾽ ἐζηείλεην γαα θηεηλνκέλσλ ἑθάηεξζελ· ὃ δ᾽ ἐλ λεθύεζζη βεβεθὼο κάξλαην ζαξζαιέσο πεπαιαγκέλνο αἵκαηη ρεξαο θαὶ πόδαο. Οδ᾽ ἀπέιεγελ ἀηαξηεξνν θπδνηκνῦ· ἀιι᾽ ὅ γε Πελέιεσλ θξαηεξόθξνλα δνπξὶ δάκαζζελ ἀληηόσλη᾽ ἀλὰ δξηλ ἀκείιηρνλ, ἀκθὶ δὲ πνιινὺο ἔθηαλελ· νδ᾽ ὅ γε ρεξαο ἀπέηξεπε δεηνηηνο, ἀιι᾽ ἕπεη᾽ Ἀξγείνηζη ρνινύκελνο, εὖηε πάξνηζελ ὄβξηκνο ἧξαθιέεο Φνιόεο ἀλὰ καθξὰ θάξελα Κεληαύξνηο ἐπόξνπζελ ἑῶ κέγα θάξηετ ζύσλ, ηνὺο ἅκα πάληαο ἔπεθλε θαὶ ὠθπηάηνπο πεξ ἐόληαο θαὶ θξαηεξνὺ ὀιννῦ ηε δαήκνλαο ἰσρκνν· ὣο ὅ γ᾽ ἐπαζζύηεξνλ Γαλαλ ζηξαηὸλ αἰρκεηάσλ δάκλαη᾽ ἐπεζζύκελνο· ηνὶ δ᾽ ἰιαδὸλ ἄιινζελ ἄιινο ἀζξόνη ἐλ θνλίῃζη δεδνππόηεο ἐμερένλην. Ὡο δ᾽ ὅη᾽ ἐπηβξίζαληνο ἀπεηξεζίνπ πνηακνν ὄρζαη ἀπνηκήγνληαη ἐπὶ ςακαζώδετ ρώξῳ κπξίαη ἀκθνηέξσζελ, ὃ δ᾽ εἰο ἁιὸο ἔζζπηαη νἶδκα παθιάδσλ ἀιεγεηλὸλ ἀλὰ ῥόνλ, ἀκθὶ δὲ πάληῃ θξεκλνὶ ἐπηθηππένπζη, βξέκεη δ᾽ ἄξα καθξὰ ῥέεζξα αἰὲλ ἐξεηπνκέλσλ, εἴθεη δέ νἱ ἕξθεα πάληα· ὣο ἄξα θύδηκνη πἷεο ἐππηνιέκσλ Ἀξγείσλ πνιινὶ π᾽ Δξππύινην θαηήξηπνλ ἐλ θνλίῃζη, ηνὺο θίρελ αἱκαηόεληα θαηὰ κόζνλ· νἳ δ᾽ πάιπμαλ ὅζζνπο ἐμεζάσζε πνδλ κέλνο. Ἀιι᾽ ἄξα θαὶ ὧο Πελέιεσλ ἐξύζαλην δπζερένο ἐμ ὁκάδνην λαο ἐπὶ ζθεηέξαο, θαί πεξ πνζὶ θαξπαιίκνηζη θξαο ἀιεπόκελνη ζηπγεξὰο θαὶ ἀλειέα πόηκνλ. Παλζπδίῃ δ᾽ ἔληνζζε λελ θύγνλ· νδέ ηη ζπκῶ ἔζζελνλ Δξππύινην θαηαληία δεξηάαζζαη, νὕλεθ᾽ ἄξά ζθηζη θύδαλ ὀηδπξὴλ ἐθέεθελ ἧξαθιέεο πἱσλὸλ ἀηεηξέα πάκπαλ ἀέμσλ. Οἳ δ᾽ ἄξα ηείρενο ἐληὸο πνπηώζζνληεο ἔκηκλνλ, αἶγεο ὅπσο πὸ πξλα θνβεύκελαη αἰλὸλ ἀήηελ ὅο ηε θέξεη ληθεηόλ ηε πνιὺλ θξπεξήλ ηε ράιαδαλ ςπρξὸο ἐπαΐζζσλ, ηαὶ δ᾽ ἐο λνκὸλ ἐζζύκελαί πεξ
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104 πελέιεσλ Ζ -ενλ Ρ 106 ἀπέηξεπε Ζ -ηξαπε Ρ 107 ἕπεη‘ Ρ ἕζπ- Ζ 111 θξαηεξνὺο Rhodomann -ξνῦ codd. δαήκνλαο Ζ -λνο Ρ. 116 ςακαζψδετ Ρ ςακψδετ Ζ 125 πελέιεσλ Ζ -ισλ Ρ ἐξύζαλην Ald. -αην Ρ ἐμεξχζαλην Ζ 128 λελ Ρ λελ Ζ 131 πἱσλὸλ Ζ νἰσ- Ρ 135 ςπρξὸο codd. -ὸλ Köchly.
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Text
ῥηπο νὔ ηη θαηηζὺο πεξθύπηνπζη θνιώλαο, ἀιι᾽ ἄξα ρεκα κέλνπζηλ πὸ ζθέπαο δὲ θάξαγγαο ἀγξόκελαη, ζάκλνηζη δ᾽ πὸ ζθηεξνζη λέκνληαη ἰιαδόλ, ὄθξ᾽ ἀλέκνην θαθαὶ ιήμσζηλ ἄειιαη· ὣο Γαλανὶ πύξγνηζηλ πὸ ζθεηέξνηζηλ ἔκηκλνλ Σειέθνπ ὄβξηκνλ πἷα κεηεζζύκελνλ ηξνκένληεο. Αηὰξ ὃ λαο ἔκειιε ζνὰο θαὶ ιαὸλ ὀιέζζεηλ ρεξζὶλ πὸ θξαηεξῆζηλ ἐπὶ ρζόλα ηερνο ἐξύζζαο, εἰ κὴ Σξηηνγέλεηα ζξάζνο βάιελ Ἀξγείνηζηλ ὀςέ πεξ. Οἳ δ᾽ ἄιιεθηνλ ἀθ᾽ ἕξθενο αἰπεηλνν δπζκελέαο βάιινληεο ἀληεξνο βειέεζζη θηελνλ ἐπαζζπηέξνπο· δεύνλην δὲ ηείρεα ιύζξῳ ιεπγαιέῳ· ζηνλαρὴ δὲ δατθηακέλσλ πέιε θσηλ. Αὕησο δ᾽ αὖ λύθηαο ηε θαὶ ἢκαηα δεξηόσλην Κήηεηνη Σξέο ηε θαὶ Ἀξγενη κελεράξκαη, ἄιινηε κὲλ πξνπάξνηζε λελ, ὁηὲ δ᾽ ἀκθὶ καθεδλὸλ ηερνο, ἐπεὶ πέιε κινο άζρεηνο. Ἀιι᾽ ἄξα θαὶ ὧο ἢκαηα δνηὰ θόλνην θαὶ ἀξγαιέεο ζκίλεο παύζαλζ᾽, νὕλερ᾽ ἵθαλελ ἐο Δξύππινλ βαζηια ἀγγειίε Γαλαλ, ὥο θελ πνιέκνην κεζέληεο ππξθατῆ δώσζη δατθηακέλνπο ἐλὶ ράξκῃ. Αηὰξ ὅ γ᾽ αἶς᾽ ἐπίζεζε· θαὶ ἀξγαιένην θπδνηκνῦ παπζάκελνη ἑθάηεξζε λεθξνὺο πεξηηαξρύζαλην ἐλ θνλίῃ ἐξηπόληαο. Ἀραηνὶ δ᾽ ἔμνρα πάλησλ Πελέιεσλ κύξνλην, βάινλ δ᾽ ἐπὶ ζκα ζαλόληη εξὺ κάι᾽ ςειόλ ηε θαὶ ἐζζνκέλνηο ἀξίδεινλ· πιεζὺλ δ᾽ αὖη᾽ ἀπάλεπζε δατθηακέλσλ ξώσλ ζάςαλ ἀθερέκελνη κεγάιῳ πεξὶ πέλζετ ζπκόλ, ππξθατὴλ ἅκα πζη κίαλ πεξηλεήζαληεο θαὶ ηάθνλ. Ὣο δὲ θαὶ αηνὶ ἀπόπξνζη Σξώηνη πἷεο ηάξρπζαλ θηακέλνπο. ινὴ δ᾽ Ἔξηο νθ ἀπέιεγελ, ἀιι᾽ ἔη᾽ ἐπνηξύλεζθε ζξαζὺ ζζέλνο Δξππύινην ἀληηάαλ δείνηζηλ· ὃ δ᾽ νὔ πσ ράδεην λελ, ἀιι᾽ ἔκελελ Γαλανζη θαθὴλ ἐπὶ δξηλ ἀέμσλ. Σνὶ δ᾽ ἐο θῦξνλ ἵθνλην κειαίλῃ λεὶ ζένληεο. Δὗξνλ δ᾽ πἷ᾽ Ἀρηινο ἑνῦ πξνπάξνηζε δόκνην,
140 142a 145
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136 θνιώλαο Lasc.2 -λαο Ω θνιψλεο Rhodomann 138 ἀγξφκελαη PHc -λνη D ζάκλνηζη δ‘ Köchly ζάκλνηζηλ πὸ codd. 140 ζθεηέξνηζηλ Ρ -ξεζηλ Ζ 142 ὃ P θαὶ H 142a PNr om. H ηερνο P ηνρνο Νr 149 ηε om. UNREAld. 150 ἄιινηε HcL ἄιι‘ ὅηε Ω 151 ἀάζρεηνο LslRAld. ἄζρ- Ω 153 παχζαλζ‘ Ζ -αζζ‘ Ρ νὕλερ᾽ ἵθαλελ Rhodomann νὕλεθ‘ ἐθίραλελ Ζ νὕλεθ‘ ἰνρήσλελ Ρ 154 ἀγγειίε Ζ -ελ Ρ 163 κίαλ Glasewald κίελ Ζ κίε Ρ πεξηλεήζαληεο LpcNREAld. -λνήζαληεο Ω 169 ζθῦξνλ QCslBEAld. Lasc.2 θῦ- Ω.
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ἄιινηε κὲλ βειέεζζη θαὶ ἐγρείῃζηλ ἱέληα, ἄιινηε δ᾽ αὖζ᾽ ἵππνηζη πνλεύκελνλ ὠθππόδεζζη. Γήζεζαλ ἐζηδόληεο ἀηαξηεξνῦ πνιέκνην ἔξγα κεηνηρόκελνλ, θαί πεξ κέγα ηεηξόκελνλ θξ ἀκθὶ παηξὸο θηακέλνην· ηὸ γὰξ πξνπάξνηζε πέππζην. Αἶςα δέ νἱ θίνλ ἄληα ηεζεπόηεο, νὕλερ᾽ ὁξλην ζαξζαιέῳ Ἀρηιη δέκαο πεξηθαιιὲο ὁκννλ. Σνὺο δ᾽ ἄξ᾽ πνθζάκελνο ηννλ πνηὶ κῦζνλ ἔεηπελ· "Ὦ μελνη, κέγα ραίξεη᾽ ἐκὸλ πνηὶ δκα θηόληεο· εἴπαηε δ᾽ ὁππόζελ ἐζηὲ θαὶ νἵ ηηλεο δ᾽ ὅ ηη ρξεηὼ ἢιζεη᾽ ἔρνληεο ἐκεν δη᾽ νἴδκαηνο ἀηξπγέηνην." Ὣο ἔθαη᾽ εἰξόκελνο· ὃ δ᾽ ἀκείβεην δνο δπζζεύο· "ἧκεο ηνη θίινη εἰκὲλ ἐππηνιέκνπ Ἀρηινο, ηῶ λύ ζέ θαζη ηεθέζζαη ἐύθξνλα Γεηδάκεηαλ· θαὶ δ᾽ αηνὶ ηεὸλ εἶδνο ἐίζθνκελ ἀλέξη θείλῳ πάκπαλ ὃο ἀζαλάηνηζη πνιπζζελέεζζηλ ἐῴθεη. Δἰκὶ δ᾽ ἐγὼλ Ἰζάθεζελ, ὃ δ᾽ Ἄξγενο ἱππνβόηνην, εἴ πνηε Σπδείδαν δαΐθξνλνο νὔλνκ᾽ ἄθνπζαο ἠ θαὶ δπζζνο ππθηκήδενο, ὅο λύ ηνη ἄγρη αηὸο ἐγὼλ ἕζηεθα ζενπξνπίεο ἕλεθ᾽ ἐιζώλ. Ἀιι᾽ ἐιέαηξε ηάρηζηα θαὶ Ἀξγείνηο ἐπάκπλνλ ἐιζὼλ ἐο Σξνίελ· ὣο γὰξ ηέινο ἔζζεη᾽ Ἄξεη, θαί ηνη δξ᾽ ὀπάζνπζηλ ἀάζπεηα δνη Ἀραηνί. Σεύρεα δ᾽ αηὸο ἔγσ ηενῦ παηξὸο ἀληηζένην δώζσ, ἅ πεξ θνξέσλ κέγα ηέξςεαη. Ο γὰξ ἔνηθε ζλεηλ ηεύρεζη θελα, ζενῦ δέ πνπ Ἄξενο ὅπινηο ἶζα πέιεη· πνπιὺο δὲ πεξὶ ζθίζη πάκπαλ ἄξεξε ρξπζὸο δαηδαιένηζη θεθαζκέλνο, νἷζη θαὶ αηὸο ῞Ζθαηζηνο κέγα ζπκὸλ ἐλ ἀζαλάηνηζηλ ἰάλζε ηεύρσλ ἄκβξνηα θελα, ηὰ ζνὶ κέγα ζαῦκ ἰδόληη ἔζζεηαη, νὕλεθα γαα θαὶ νξαλὸο δὲ ζάιαζζα ἀκθὶ ζάθνο πεπόλεηαη ἀπεηξεζίῳ η᾽ ἐλὶ θύθιῳ δῶα πέξημ ἢζθεηαη ἐνηθόηα θηλπκέλνηζη, ζαῦκα θαὶ ἀζαλάηνηζη· βξνηλ δ᾽ νὔ πώ πνηε ηνα
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171 ἱέληα PHc ἐφληα D 173 δ‘ add. BpcAld. η‘ maluerunt LpcR 181 ἐκεν QCE ἐκoν PDU 186 ὃο Ρ ὃ Ζ 188 ἄθνπζαο Ζ ἄθνπζ Ρ ἀθνχζαο D 189 ηνη Köchly ζνη codd. 194 ἔγσγε Rhodomann ἐγὼ codd. 195 ἔνηθε Ζ ἔεθε Ρ 196 ζλεηλ ηεχρεζη Rhodomann (vert.) ζλεηλ ηεχρεα codd. ζλεηνο ηεχρεα Köchly (1838) 197 πνπιὺο BLpcRAld. πνιὺο Ω. 200 ζνὶ Köchly ζνη codd. ζαῦκα Rpc ζαῦκ‘ Ω. 202 πεπφλεηαη codd. –εληαη Zimmermann3 η‘ ἐλὶ Zimmermann πεξὶ codd.; post 202 lac. stat. Köchly 203 ἢζθεηαη codd. -εληαη Basil. δ‘ ἢζθεληαη Pauw θηλπκέλνηζη(λ) Ζ -λνηο Ρ 204 νπψ (sic) Ρ νὔ Ζ.
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νὔηέ ηηο ἔδξαθε πξόζζελ ἐλ ἀλδξάζηλ νὔη᾽ ἐθόξεζελ, εἰ κὴ ζόο γε παηὴξ ηὸλ ἴζνλ Γηὶ ηνλ Ἀραηνὶ πάληεο, ἐγὼ δὲ κάιηζηα θίια θξνλέσλ ἀγάπαδνλ· θαί νἱ ἀπνθηακέλνην λέθπλ πνηὶ λαο ἔλεηθα πνιινο δπζκελέεζζηλ ἀλειέα πόηκνλ ὀπάζζαο· ηνὔλεθά κνη θείλνην πεξηθιπηὰ ηεύρεα δθε δα Θέηηο· ηὰ δ᾽ ἄξ᾽ αὖηηο ἐειδόκελόο πεξ ἔγσγε δώζσ πξνθξνλέσο, ὁπόη᾽ Ἴιηνλ εἰζαθίθεαη. Καί λύ ζε θαὶ Μελέιανο, ἐπὴλ Πξηάκνην πόιεα πέξζαληεο λήεζζηλ ἐο ιιάδα λνζηήζσκελ, αηίθα γακβξὸλ ἑὸλ πνηήζεηαη, ἢλ θ᾽ ἐζέιῃζζα, ἀκθ᾽ εεξγεζίεο· δώζεη δέ ηνη ἄζπεη᾽ ἄγεζζαη θηήκαηά ηε ρξπζόλ ηε κεη᾽ πθόκνην ζπγαηξόο, ὅζζ᾽ ἐπένηθελ ἕπεζζαη ἐπθηεάλῳ βαζηιείῃ." Ὣο θάκελνλ πξνζέεηπελ Ἀρηιιένο ὄβξηκνο πἱόο· "Δἰ κὲλ δὴ θαιένπζη ζενπξνπίῃζηλ Ἀραηνί, αὔξηνλ αἶςα λεώκεζ᾽ ἐπ᾽ εξέα βέλζεα πόληνπ, ἢλ ηη θάνο Γαλανζη ιηιαηνκέλνηζη γέλσκαη. Νῦλ δ᾽ ἴνκελ πνηὶ δώκαη᾽ ἐύμεηλόλ ηε ηξάπεδαλ, νἵελ πεξ μείλνηζη ζέκηο παξαηεθηήλαζζαη. Ἀκθὶ δ᾽ ἐκνν γάκνην ζενο κεηόπηζζε κειήζεη." Ὣο εἰπὼλ γεζ᾽· νἳ δ᾽ ἑζπόκελνη κέγα ραξνλ. Καί ῥ᾽ ὅηε δὴ κέγα δκα θίνλ θάιιηκνλ αιήλ, εὗξνλ Γεηδάκεηαλ ἀθερεκέλελ ἐλὶ ζπκῶ ηεθνκέλελ ζ᾽, ὡο εἴ ηε ρηὼλ θαηαηήθεη᾽ ὄξεζθηλ Δὔξνπ πὸ ιηγένο θαὶ ἀηεηξένο ειίνην· ὣο ἣ γε θζηλύζεζθε δεδνππόηνο ἀλδξὸο ἀγαπνῦ. Καί κηλ ἔη᾽ ἀρλπκέλελ ἀγαθιεηηνὶ βαζηιεο ζπάδνλη᾽ ἐπέεζζη· πάηο δέ νἱ ἐγγύζελ ἐιζὼλ κπζεη᾽ ἀηξεθέσο γελεὴλ θαὶ νὔλνκ᾽ ἑθάζηνπ, ρξεηὼ δ᾽ ἣλ ηηλ᾽ ἵθαλνλ ἀπέθξπθε κέρξηο ἐο ,
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206 γε Ρ om. Ζ ἴζνλ Rhodomann ἶζνλ Ρ ἶζα Ζ δηὶ Ρ δνη Ζ 208 ἀπνθηακέλνην Ρ -λνπ Ζ 215 ἑὸλ Ρ om. H ἢλ θ᾽ ἐζέιῃζζα DQC ἢλ θε ζέι- PU εἴ θ᾽ ἐζέιZimmermann 216 ηνη Ρ ηη Ζ 218 βαζηιείῃ Platt et Vian -ιη codd., Zimmermann, Pompella et Gärtner 224 μείλνηζη(λ) R et Tychsen -λνην Ω 224 -225 ζέκηο ... ἐκνν ΡΝrΖc om. D ἐκνν ΡU ἐκεν NrHc νἵε πεξ μείλνηζηλ παηξῶνηο ἐπένηθελ, / δψξσλ δ‘ δὲ γ. ζ. κ. κ. R locum ex VFP restituit Tychsen 226 κέγα ραξνλ codd. κέγ᾽ ἔραηξνλ Vian 227 θαί ῥ᾽ ὅηε δὴ Köchly θαὶ δὴ ὅη‘ ἐο codd. θαὶ (post. loco) add. Lsl et Rhodomann 229 ὄξεζθηλ Zimmermann2 et Vian ὄξεζζηλ codd., Pompella et Gärtner 232 πεξ add. Rhodomann 233 ζπάδνλη᾽ Spitzner ἀζπcodd. πάηο R παο Ω νἱ om. Ρ. 232 πεξ add. Rhodomann 233 ζπάδνλη᾽ Spitzner ἀζπ- codd. πάηο R παο Ω νἱ om. Ρ 234 θαὶ codd. (cf. Apoll. Rh ii 762, i 20) θαη η‘ coni. Fränkel apud Apoll. Rhod. 235 ἀπέθξπθε Ρ ἐπε- Ζ.
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ὄθξα κὴ ἀρλπκέλελ κηλ ἕιῃ πνιύδαθξπο ἀλίε θαί κηλ ἀπεζζύκελνλ κάια ιηζζνκέλε θαηεξύθῃ. Αἶςα δὲ δαη᾽ ἐπάζαλην θαὶ ὕπλῳ ζπκὸλ ἴελαλ πάληεο ὅζνη θύξνην πέδνλ πεξηλαηεηάεζθνλ εἰλαιίεο, ηὴλ καθξὰ πεξηβξνκένπζη ζαιάζζεο θύκαηα ῥεγλπκέλνην πξὸο ᾐόλαο Αἰγαίνην. Ἀιι᾽ ν Γεηδάκεηαλ ἐπήξαηνο ὕπλνο ἔκαξπηελ νὔλνκα θεξδαιένπ κηκλεζθνκέλελ δπζνο δὲ θαὶ ἀληηζένπ Γηνκήδενο, νἵ ῥά κηλ ἄκθσ εὖληλ πνηήζαλην θηινπηνιέκνπ Ἀρηινο παξθάκελνη θείλνην ζξαζὺλ λόνλ, ὄθξ᾽ ἀθίθεηαη δήηνλ εἰο ἐλνπήλ· ηῶ δ᾽ ἄηξνπνο ἢληεην Μνξα ἣ νἱ πέθιαζε λόζηνλ, ἀπεηξέζηνλ δ᾽ ἄξα πέλζνο παηξὶ πόξελ Πειη θαὶ αηῆ Γεηδακείῃ. Σνὔλεθά κηλ θαηὰ ζπκὸλ ἀάζπεηνλ ἄκθερε δεκα παηδὸο ἀπεζζπκέλνην πνηὶ πηνιέκνην θπδνηκόλ, κή νἱ ιεπγαιέῳ ἐπὶ πέλζετ πέλζνο ἵθεηαη. ἦὼο δ᾽ εἰζαλέβε κέγαλ νξαλόλ. Οἳ δ᾽ ἀπὸ ιέθηξσλ θαξπαιίκσο ὤξλπλην· λόεζε δὲ Γεηδάκεηα, αἶςα δέ νἱ ζηέξλνηζη πεξὶ πιαηέεζζη ρπζεζα ἀξγαιέσο γνάαζθελ ἐο αἰζέξα καθξὰ βνζα· ύηε βνῦο ἐλ ὄξεζζηλ ἀπεηξέζηνλ κεκαθπα πόξηηλ ἑὴλ δίδεηαη ἐλ ἄγθεζηλ, ἀκθὶ δὲ καθξαὶ νὔξενο αἰπεηλνν πεξηβξνκένπζη θνιλαη· ὣο ἄξα κπξνκέλεο ἀκθίαρελ αἰπὺ κέιαζξνλ πάληνζελ ἐθ κπράησλ, κέγα δ᾽ ἀζραιόσζ᾽ ἀγόξεπε· "Σέθλνλ, πῆ δὴ λῦλ ζνὶ ἐὺο λόνο ἐθπεπόηεηαη, Ἴιηνλ ἐο πνιύδαθξπ κεηὰ μείλνηζηλ ἕπεζζαη, ἥρη πνιεο ὀιέθνληαη π᾽ ἀξγαιέεο ζκίλεο, θαί πεξ ἐπηζηάκελνη πόιεκνλ θαὶ ἀεηθέα ράξκελ; Νῦλ δὲ ζὺ κὲλ λένο ἐζζὶ θαὶ νὔ πσ δήηα ἔξγα νἶδαο ἅ η᾽ ἀλζξώπνηζηλ ἀιάιθνπζηλ θαθὸλ ἤκαξ. Ἀιιὰ ζὺ κέλ κεπ ἄθνπζνλ, ἑνο δ᾽ ἐλὶ κίκλε δόκνηζη, κὴ δή κνη Σξνίεζε θαθὴ θάηηο νὔαζ᾽ ἵθεηαη ζεν θαηαθζηκέλνην θαηὰ κόζνλ. Ο γὰξ ὀίσ
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237 ἀπεζζχκελνλ Köchly ἐπ- codd. 239 πεξηλαηεηάεζθνλ PU -άαζθνλ DQC 241 ῥεγλπκέλνην Rhodomann -χκελα codd. 242 ἐπήξαηνο Lsl et Tychsen -ηνλ Ω ἔκαξπηελ PmgH -ξςελ P 243 θεξδαιένπ Rhodomann -ένλ Ω θπδαιίκνπ L 248 πέθιαζε λόζηνλ codd. πέηκαγε λ. Bonitz et Lehrs πέθιαζελ ὀζηέ‘ Spitzner 250 ἄκθερε codd. ἄκπερε Vian 251 ἀπεζζπκέλνην Ρ ἐπε- Ζ 254 ὤξλπλην Rpc ὀξΩ 255 δέ νἱ C. L. Struve δ‘ ἐλὶ codd. πιαηέεζζη RpcLasc.1-2 -ηχεζζη Ζ -ηήεζζη Ρ 258 καθξαὶ HcE, Κöchly et Zimmermann -ὰ PDUsl, Vian, Pompella et Gärtner 261 κπράησλ (Rhodomann), Bonitz, Lehrs et Köchly ππκά- codd. 263 πνιχδαθξπ Ρ -πλ Ζ.
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ἐιζέκελαί ζ᾽ ἔηη δεῦξν κεηάηξνπνλ ἐμ ὁκάδνην· νδὲ γὰξ νδὲ παηὴξ ηεὸο ἔθθπγε θξ᾽ ἀίδεινλ, ἀιι᾽ ἐδάκε θαηὰ δξηλ, ὅ πεξ θαὶ ζεν θαὶ ἄιισλ ξώσλ πξνθέξεζθε, ζεὰ δέ νἱ ἔπιεην κήηεξ, ηλδε δνινθξνζύλῃ θαὶ κήδεζηλ, νἳ ζὲ θαὶ αηὸλ δξηλ ἐπὶ ζηνλόεζζαλ ἐπνηξύλνπζη λέεζζαη. Σνὔλεθ᾽ ἐγὼ δείδνηθα πεξὶ θξαδίῃ ηξνκένπζα, κή κνη θαὶ ζέν, ηέθλνλ, ἀπνθζηκέλνην πέιεηαη εὖληλ θαιιεηθζεζαλ ἀεηθέα πήκαηα πάζρεηλ· ν γάξ πώ ηη γπλαηθὶ θαθώηεξνλ ἄιγνο ἔπεηζηλ ἠ ὅηε παδεο ὄισληαη ἀπνθζηκέλνην θαὶ ἀλδξόο, ρεξσζῆ δὲ κέιαζξνλ π᾽ ἀξγαιένπ ζαλάηνην· αηίθα γὰξ πεξὶ θηεο ἀπνηκήγνπζηλ ἀξνύξαο, θείξνπζηλ δέ ηε πάληα θαὶ νθ ἀιέγνπζη ζέκηζηαο, νὕλεθελ νὔ ηη ηέηπθηαη ὀηδπξώηεξνλ ἄιιν ρήξεο ἐλ κεγάξνηζηλ ἀθηδλόηεξόλ ηε γπλαηθόο." Φ κέγα θσθύνπζα· πάηο δέ κηλ ἀληίνλ εὔδα· "Θάξζεη, κηεξ ἐκεν, θαθὴλ δ᾽ ἀπνπέκπεν θήκελ· ν γὰξ πὲξ Κξάο ηηο π᾽ Ἄξετ δάκλαηαη ἀλήξ· εἰ δέ κνη αἴζηκόλ ἐζηη δαήκελαη εἵλεθ᾽ Ἀραηλ, ηεζλαίελ ῥέμαο ηη θαὶ ἄμηνλ Αἰαθίδῃζηλ." Ὣο θάην· ηῶ δ᾽ ἄγρηζηα θίελ γεξαξὸο Λπθνκήδεο θαί ῥά κηλ ἰσρκνν ιηιαηόκελνλ πξνζέεηπελ· "Ὦ ηέθνο ὀβξηκόζπκνλ ἑῶ παηξὶ θάξηνο ἐνηθώο, νἶδ᾽ ὅηη θαξηεξόο ἐζζη θαὶ ὄβξηκνο· ἀιι᾽ ἄξα θαὶ ὧο θαὶ πόιεκνλ δείδνηθα πηθξὸλ θαὶ θῦκα ζαιάζζεο ιεπγαιένλ· λαῦηαη γὰξ ἀεὶ ζρεδόλ εἰζηλ ὀιέζξνπ. Ἀιιὰ ζὺ δείδηε, ηέθλνλ, ἐπὴλ πιόνλ εἰζαθίθεαη ὕζηεξνλ ἠ Σξνίεζελ ἠ ἄιινζελ, νἷά ηε πνιιὰ ηκνο, ὅη᾽ Αἰγνθεξη ζπλέξρεηαη εξόεληη ἦέιηνο κεηόπηζζε βαιὼλ ῥπηξα βειέκλσλ Σνμεπηήλ, ὅηε ρεκα ιπγξὸλ θινλένπζηλ ἄειιαη, ἠ ὁπόη‘ Ὠθεαλνν θαηὰ πιαηὺ ρεῦκα θέξνληαη ἄζηξα θαηεξρνκέλνην πνηὶ θλέθαο Ὠξίσλνο·
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278 ζέν Ρ ζεν Ζ 281 ἠ om. Ρ 282 ρεξσζ Ζ -ζλαη Ρ 285 νὕλεθελ Tychsen εθα codd. ηη om. D ηνὔλεθ‘ ἄξ‘ νὔ ηη Köchly et Zimmermann 287 θ Hc , Vian, Pompella et Gärtner θῆ P ἤ D, Köchly et Zimmermann 288 ἐκεν Ρ ἐκoν Ζ θήκελ Ζ θεκηλ Ρ 290 δακήκελαη Rhodomann δαήκ- codd. εἵλεθ‘ Rhodomann νὔλεθ‘ codd. 291 ηη ΡΝr om. H ἄμηνλ Rhodomann ἄμσλ Ρ ἄμαο Ζ η. ῥέμαο ηη θαὶ ἄμηνλ Rhodomann et al. η. ῥέμαο θαὶ ἐπάμηνλ Spitzner 294 ἐνηθψο Ρ -θφο Ζ 298 δείδηε codd. -δηζη Zimmermann2 (cf. 309) ἐπὴλ Ω ἐπεὶ Lasc.1-2 299 ὕζηεξνλ codd. θχξνζελ Maas πνιιὰ codd. -νὶ Pauw post hunc versum lac. stat. C. L. Struve et al. 303 ἠ Köchly δ‘ codd. πιαηὺ LNREAld. Lasc.2 -ὺλ Ω.
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δείδηε δ‘ ἐλ θξεζὶλ ᾗζηλ ἰζεκεξίελ ἀιεγεηλὴλ ᾗ ἔλη ζπκθνξένληαη ἀλ‘ εξέα βέλζεα πόληνπ ἔθπνζελ ἀίζζνπζαη πὲξ κέγα ιαηκα ζύειιαη, ἠ ὅηε Πιεηάδσλ πέιεηαη δύζηο, ἣλ ῥα θαὶ αηὴλ δείδηζη καηκώσζαλ ἔζσ ἁιὸο δὲ θαὶ ἄιια ἄζηξα ηά πνπ κνγεξνζη πέιεη δένο ἀλζξώπνηζη δπόκελ‘ ἠ ἀληόληα θαηὰ πιαηὺ ρεῦκα ζαιάζζεο.» Ὣο εἰπὼλ θύζε παδα θαὶ νθ ἀλέεξγε θειεύζνπ ἱκείξνληα κόζνην δπζερένο. Ὃο δ‘ ἐξαηεηλὸλ κεηδηόσλ ἐπὶ λα ζνο ὥξκαηλε λέεζζαη· ἀιιά κηλ εἰζέηη κεηξὸο ἐλὶ κεγάξνηζηλ ἔξπθε δαθξπόεηο ὀαξηζκὸο ἐπηζπεύδνληα πόδεζζηλ. Ὡο δ‘ ὅηε ηηο ζνὸλ ἵππνλ ἐπὶ δξόκνλ ἰζραλόσληα εἴξγεη ἐθεδόκελνο, ὃ δ‘ ἐξπθαλόσληα ραιηλὸλ δάπηεη ἐπηρξεκέζσλ, ζηέξλνλ δέ νἱ ἀθξηόσληνο δεύεηαη, νδ‘ ἵζηαληαη ἐειδόκελνη πόδεο νἴκεο, πνπιὺο δ‘ ἀκθ‘ ἕλα ρξνλ ἐιαθξνηάηνηο πὸ πνζζὶ ηαξθέα θηλπκέλνην πέιεη θηύπνο, ἀκθὶ δὲ ραηαη ῥώνλη‘ ἐζζπκέλνην, θάξε δ‘ εἰο ὕςνο ἀείξεη θπζηόσλ κάια πνιιά, λόνο δ‘ ἐπηηέξπεη‘ ἄλαθηνο· ὣο ἄξα θύδηκνλ πἷα κελεπηνιέκνπ Ἀρηινο κήηεξ κὲλ θαηέξπθε, πόδεο δέ νἱ ἐγθνλέεζθνλ· ἡ δὲ θαὶ ἀρλπκέλε πεξ ἑῶ ἐπαγάιιεην παηδί. Ὃο δέ κηλ ἀκθηθύζαο κάια κπξία θάιιηπε κνύλελ κπξνκέλελ ἀιεγεηλὰ θίινπ θαηὰ δώκαηα παηξόο. Οἵε δ‘ ἀκθὶ κέιαζξα κέγ‘ ἀζραιόσζα ρειηδὼλ κύξεηαη αἰόια ηέθλα ηά πνπ κάια ηεηξηγηα αἰλὸο ὄθηο θαηέδαςε θαὶ ἢθαρε κεηέξα θεδλήλ, ἡ δ‘ ὁηὲ κὲλ ρήξελ πεξηπέπηαηαη ἀκθὶ θαιηήλ, ἄιινηε δ‘ εηύθηνηζη πεξὶ πξνζύξνηζη πνηηαη αἰλὰ θηλπξνκέλε ηεθέσλ ὕπεξ· ὣο ἄξα θεδλὴ κύξεην Γεηδάκεηα, θαὶ πἱένο ἄιινηε κέλ πνπ ελὴλ ἀκθηρπζεζα κέγ‘ ἴαρελ, ἄιινηε δ‘ αὖηε θιαελ ἐπὶ θιηῆζη. Φίιῳ δ‘ ἐγθάηζεην θόιπῳ, εἴ ηί νἱ ἐλ κεγάξνηζη ηεηπγκέλνλ ἤελ ἄζπξκα
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305 θξεζὶλ ᾗζηλ codd. et Tychsen ἐλ θξεζὶ ζῆζηλ Spitzner et al. 306 ζπκθνξένληαη L -θέξνληαη Ω 307 ζχειιαη Rhodomann ζαιάζζεο codd. (quo accepto, post 306 lac. stat. R et Köchly) 308 ἣλ ῥα codd. Αἶγα Rhodomann 309 δὲ Rhodomann (vert.) Tychsen ἐλ δὲ codd. 311 ἠ Rhodomann (vert.) Pauw δ‘ H δ- P 313 ἐξαηεηλὸλ Rhodomann -λὴλ codd. 314 ὥξκαηλε H ὅξ- P 318 εἴξγεη Ζ ἔξ- Ρ 319 δάπηεη codd. δάθλεη Nauck 321 ρξνλ Ρ om. H 322-323 πέιεη … ἐζζπκέλνην om. Ρ 331 ηεηξηγηα Dausque ηεηξπγ- codd. 333 ρήξελ Rhodomann, Spitzner et al. -ξε codd. Vian et Gärtner 334 ἄιινηε PHc ἄιι‘ ὅηε D 339 νἱ om. Ζ ἤελ codd. εἶδελ vel εὗξελ C. L. Struve.
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ᾧ ἔπη ηπηζὸο ἐὼλ κεγάια θξέλαο ἰαίλεζθελ· ἀκθὶ δέ νἱ θαὶ ἄθνληα ιειεηκκέλνλ εἴ πνπ ἴδνηην, ηαξθέα κηλ θηιέεζθε, θαὶ εἴ ηί πεξ ἄιιν γνζα ἔδξαθε παηδὸο ἑνν δαΐθξνλνο. Οδ‘ ὅ γε κεηξὸο ἄζπεη‘ ὀδπξνκέλεο ἔη‘ ἐπέθιπελ, ἀιι‘ ἀπάηεξζε βαλε ζνὴλ ἐπὶ λα· θέξνλ δέ κηλ ὠθέα γπα ἀζηέξη πακθαλόσληη παλείθεινλ. Ἀκθὶ δ‘ ἄξ‘ αηῶ ἕζπεζ‘ ὁκο δπζη δαΐθξνλη Σπδένο πἱόο, ἄιινη δ‘ εἴθνζη θηεο ἀξεξέκελνη θξεζὶ ζπκόλ, ηνὺο ἔρε θεδλνηάηνπο ἐλὶ δώκαζη Γεηδάκεηα θαί ζθεαο ᾧ πόξε παηδὶ ζννὺο ἔκελαη ζεξάπνληαο· νἳ ηόη‘ Ἀρηιιένο πἷα ζξαζὺλ πεξηπνηπλύεζθνλ ἐζζύκελνλ πνηὶ λα δη‘ ἄζηενο· ὃο δ‘ ἐλὶ κέζζνηο ἢηε θαγραιόσλ. Κεράξνλην δὲ Νεξελαη ἀκθὶ Θέηηλ, θαὶ δ‘ αηὸο ἐγήζεε Κπαλνραίηεο εἰζνξόσλ Ἀρηινο ἀκύκνλνο ὄβξηκνλ πἷα. Ὃο δ‘ ἢδε πνιέκνην ιηιαίεην δαθξπόεληνο, θαί πεξ ἐὼλ ἔηη παηδλόο, ἔη‘ ἄρλννο· ἀιιά κηλ ἀιθὴ θαὶ κέλνο ὀηξύλεζθνλ. ο δ‘ ἐμέζζπην πάηξεο, νἷνο Ἄξεο, ὅηε κινλ ἐζέξρεηαη αἱκαηόεληα ρσόκελνο δείνηζη, κέκελε δέ νἱ κέγα ζπκόο, θαί νἱ ἐπηζθύληνλ βινζπξὸλ πέιεη, ἀκθὶ δ‘ ἄξ‘ αηῶ ὄκκαηα καξκαίξνπζηλ ἴζνλ ππξί, ηνῦ δὲ παξεηαὶ θάιινο ὁκνῦ θξπόεληη θόβῳ θαηαεηκέλαη αἰεὶ θαίλνλη‘ ἐζζπκέλνπ, ηξνκένπζη δὲ θαὶ ζενὶ αηνί· ηννο ἔελ Ἀρηινο ἐὺο πάηο. Οἳ δ‘ ἀλὰ ἄζηπ εὔρνλη‘ ἀζαλάηνηζη ζασζέκελ ἐζζιὸλ ἄλαθηα ἀξγαιένπ παιίλνξζνλ ἀπ‘ Ἄξενο· νἳ δ‘ ἐζάθνπζαλ ερνκέλσλ. Ὃ δὲ πάληαο πείξερελ νἵ νἱ ἕπνλην. ιζόληεο δ‘ ἐπὶ ζλα βαξπγδνύπνην ζαιάζζεο εὗξνλ ἔπεηη‘ ἐιαηξαο ἐπμόνπ ἔλδνζη λεὸο ἱζηία η‘ ἐληύλνληαο ἐπεηγνκέλνπο η‘ ἀλὰ λα. Αἶςα δ‘ ἀλ‘ αηνὶ ἔβαλ· νὶ δ‘ ἔθηνζη πείζκαη‘ ἔιπζαλ
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340 κεγάια C. L. Struve et Pompella κεγάιαο codd. (et Lloyd-Jones) ἀηαιὰο Lehrs et al. 342 κηλ C. L. Struve κελ codd. γνζα Ρ γνφσζα Ζ 348 ἄιινη Dausque ιανὶ codd. ιανῦ Rhodomann, Tychsen et Lehrs ἀξεξέκελνη Zimmermann (post ξακ- Rhodomann) ἀλεξάκ- Ρ ἀλεηξ- Ζ 350 ζθεαο ᾧ Tychsen ζθεαο [ζθέαο Ζ] ἑῶ codd. ζθαο ἑῶ Köchly 351 πεξηπνηπλχεζθνλ ΡγξΖ -χνληεο Ρ 356 ὃο δ‘ ἢδε codd. ὃο η‘ ἢδε Rhodomann ὡο ἢδε Κöchly et Zimmermann 358 ὀηξύλεζθνλ Ρ ζθελ Ζ 359 ἐζέξρεηαη Ρ ἐπέξ- Ζ 360 δέ om. D νἱ om. Ζ 361 πέιεη PHc -εηελ D αηῶ RAld. -ηνῦ Ω 363 αἰεὶ Köchly αἰὲλ codd. 364 θαὶ Köchly νἱ codd. 366 εὔρνλη‘ Ζ ἔζρνλη‘ ἀη‘ Ρ 368 ἕπνλην Ρ ἕζπ- Ζ 371 ἐληχλνληαο Ρ ἐληείλ- Ζ 372 ἀλ‘ Rhodomann ἐλ Zimmermann ἄξ‘ codd. αηνὶ ἔβαλ Zimmermann et Vian αηὸο ἔβε Ζ (Köchly, Pompella et Gärtner) αηὸο ἔβαλ P ηνὶ Köchly νἳ codd.
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ελάο ζ‘ αἳ λήεζζη κέγα ζζέλνο αἰὲλ ἕπνληαη. Σνζη δ‘ ἄξ‘ επινΐελ πόζηο ὤπαζελ Ἀκθηηξίηεο πξνθξνλέσο· κάια γάξ νἱ ἐλὶ θξεζὶ κέκβιεη‘ Ἀραηλ ηεηξνκέλσλ πὸ Σξσζὶ θαὶ Δξππύιῳ κεγαζύκῳ. Οἳ δ‘ Ἀρηιήηνλ πἷα παξεδόκελνη ἑθάηεξζε ηέξπεζθνλ κύζνηζηλ ἑνῦ παηξὸο ἔξγ‘ ἐλέπνληεο, ὅζζά η‘ ἀλὰ πιόνλ εξὺλ ἐκήζαην θαὶ πνηὶ γαίῃ Σειέθνπ ἀγρεκάρνην, θαὶ ὁππόζα Σξαο ἔξεμελ ἀκθὶ πόιηλ Πξηάκνην θέξσλ θιένο Ἀηξείδῃζη· ηνῦ δ‘ ἄξ‘ ἰαίλεην ζπκὸο ἐειδνκέλνην θαὶ αηνῦ παηξὸο ἀηαξβήηνην κέλνο θαὶ θῦδνο ἀξέζζαη. Ἣ δέ πνπ ἐλ ζαιάκνηζηλ ἀθερεκέλε πεξὶ παηδὶ ἐζζιὴ Γεηδάκεηα πνιύζηνλα δάθξπα ρεῦε, θαί νἱ ἐλὶ θξεζὶ ζπκὸο π‘ ἀξγαιέῃζηλ ἀλίῃο ηήθεζ‘ , ὅπσο ἀιαπαδλὸο ἐπ‘ ἀλζξαθηῆζη κόιπβδνο ὲ ηξύθνο θεξνν· γόνο δέ κηλ νὔ πνη‘ ἔιεηπε δεξθνκέλελ ἐπὶ πόληνλ ἀπείξηηνλ, νὕλεθα κήηεξ ἄρλπζ‘ ἑῶ πεξὶ παηδί, θαὶ ἠλ ἐπὶ δαη‘ ἀθίθεηαη. Καί ῥά νἱ ἱζηία λεὸο ἀπόπξνζη πνιιὸλ ἰνύζεο ἢδε ἀπεθξύπηνλην θαὶ έξη θαίλεζ‘ ὁκνα· ἀιι‘ ἡ κὲλ ζηελάρηδε παλεκεξίε γνόσζα. Νεῦο δ‘ ἔζεελ θαηὰ πόληνλ ἐπηζπνκέλνπ ἀλέκνην ηπηζὸλ ἐπηςαύνπζα πνιπξξννην ζαιάζζεο· πνξθύξενλ δ‘ ἑθάηεξζε πεξὶ ηξόπηλ ἔβξαρε θῦκα· αἶςα δὲ δὴ κέγα ιαηκα δηήλπζε πνληνπνξνῦζα. Ἀκθὶ δέ νἱ πέζε λπθηὸο ἐπὶ θλέθαο· ἡ δ‘ π‘ ἀήηῃ πιε θπβεξλήηῃ ηε δηαπξήζζνπζα ζαιάζζεο βέλζεα. Θεζπεζίε δὲ πξὸο νξαλὸλ ἢιπζελ ἦώο· ηνζη δ‘ ἄξ‘ Ἰδαίσλ ὀξέσλ θαίλνλην θνιλαη Υξῦζά ηε θαὶ κίλζεηνλ ἕδνο θαὶ ηγηὰο ἄθξε ηύκβνο η‘ Αἰαθίδαν δαΐθξνλνο· ἀιιά κηλ νὔ ηη πἱὸο Λαέξηαν πύθα θξνλέσλ ἐλὶ ζπκῶ δεμε Νενπηνιέκῳ, ἵλα νἱ κὴ πέλζνο ἀέμῃ ζπκὸο ἐλὶ ζηήζεζζη. Παξεκείβνλην δὲ λήζνπο αἶςα Καιπδλαίαο· Σέλεδνο δ‘ ἀπειείπεη‘ ὀπίζζσ·
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377 νἳ Ζ ὃ Ρ 381 θιένο Scaliger (vert.) Lobeck θαὶ ὅζζ‘ codd. 382 δ‘ ἄξ‘ Rhodomann, Köchly et Zimmermann δ‘ codd., Vian, Pompella et Gärtner 383 κέλνο codd. θιένο Scaliger, Spitzner et Köchly γέξαο Zimmermann 386 ἀλίῃο Tychsen -ίαηο codd. 393 ζηελάρηδε Zimmermann ζηνλ- codd. 395 πνιπξξνζίνην Rhodomann πνιπξξφνην Ζ πνιηξξφνην Ρ πνιπξξχηνην Lpc πνιπξξνίνην R 397 δὴ om. Ζ αἶςα δὲ λεῦο κέγα Rhodomann, Spitzner, Tychsen, Lehrs et Köchly (ed. mai.) αἶςα δέ oἱ κέγα Hermann αἶςα δὲ θαὶ κέγα Köchly (ed. min.) αἶςα δὲ δὴ κέγα Zimmermann, Vian, Pompella et Gärtner δηήλπζε codd. δηήλπε Vian. 402 ζκίλζεηνλ Bpc -ζηνλ Ω 406 ζπκὸο Ζ -ὸλ Ρ 407 αἶςα om. Ζ.
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θαίλεην δ‘ αὖη‘ ιενῦληνο ἕδνο, ηόζη Πξσηεζηιάνπ ζκα πέιεη πηειέῃζ θαηάζθηνλ αἰπεηλῆζηλ, αἵ ῥ‘ ὁπόη‘ ἀζξήζσζηλ ἀλεξρόκελαη δαπέδνην Ἴιηνλ, αηίθα ηῆζη ζνο ααλεηαη ἄθξα. Να δ‘ ἐξεζζνκέλελ ἄλεκνο θέξελ ἀγρόζη Σξνίεο· ἵθεην δ‘ ἥρη θαὶ ἄιιαη ἔζαλ παξὰ ζίλεζη λεο Ἀξγείσλ, νἳ ηκνο ὀηδπξο πνλένλην καξλάκελνη πεξὶ ηερνο ὅ πεξ πάξνο αηνὶ ἔδεηκαλ λελ ἔκκελαη ἕξθνο ἐπζζελέσλ ζ‘ ἅκα ιαλ ἐλ πνιέκῳ. Σὸ δ‘ ἄξ‘ ἢδε π‘ Δξππύινην ρέξεζζη κέιιελ ἀκαιδύλεζζαη ἐξεηπόκελνλ πνηὶ γαίῃ, εἰ κὴ ἄξ᾽ αἶς᾽ ἐλόεζε θξαηαηνῦ Σπδένο πἱὸο βαιιόκελ‘ ἕξθεα καθξά, ζνο δ‘ ἄθαξ ἔθζνξε λεὸο ζαξζαιέσο η‘ ἐβόεζελ ὅζνλ ράδε νἱ θέαξ ἔλδνλ· «Ὦ θίινη, ἤ κέγα πκα θπιίλδεηαη Ἀξγείνηζη ζήκεξνλ· ἀιι‘ ἄγε ζζζνλ ἐο αἰόια ηεύρεα δύληεο ἴνκελ ἐο πνιέκνην πνιπθκήηνην θπδνηκόλ. Ἤδε γὰξ πύξγνηζηλ ἐθ‘ κεηέξνηζη κάρνληαη Σξεο ἐππηόιεκνη, ηνὶ δὴ ηάρα ηείρεα καθξὰ ῥεμάκελνη ππξὶ λαο ἐληπξήζνπζη κάι‘ αἰλο· ληλ δ‘ νθέηη λόζηνο ἐειδνκέλνηο ἀλὰ ζπκὸλ ἔζζεηαη· ἀιιὰ θαὶ αηνὶ πὲξ κόξνλ αἶςα δακέληεο θεηζόκεζ‘ ἐλ Σξνίῃ ηεθέσλ ἑθὰο δὲ γπλαηθλ.» Ὣο θάην· ηνὶ δ‘ ὤθηζηα ζνο ἐθ λεὸο ὄξνπζαλ παλζπδίῃ· πάληαο γὰξ ἕιε ηξόκνο εἰζαΐνληαο λόζθη Νενπηνιέκνην ζξαζύθξνλνο, νὕλεθ‘ ἐῴθεη παηξὶ ἑῶ κέγα θάξηνο· ἔξσο δέ νἱ ἔκπεζε ράξκεο. Καξπαιίκσο δ‘ ἵθνλην πνηὶ θιηζίελ δπζνο ἡ γὰξ ἔελ ἄγρηζηα λεὸο θπαλνπξῴξνην· πνιιὰ γὰξ ἐμεκνηβὰ παξ‘ αηόζη ηεύρεα θεην κὲλ δπζζνο ππθηκήδενο δὲ θαὶ ἄιισλ
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408 δ‘ αὖη‘ ιενῦληνο Rhodomann δὲ πηειε- codd. ηφζη Köchly νὗ Dausque et Tychsen ζ‘ ὃλ Ζ ζ‘ ὃ ε (ut vid.) Ρ 409 πηειέῃζη LR Lasc.2 -έεο Ω 410 ἀλεξρόκελαη Pauw -λνλ codd. 411 Ἴιηνλ Brodeau ἣιηνλ codd. ααίλεηαη Brodeau αάλεηαη Ρ ἀπαλάλεηαη [vel ἀπαπάλ- sicut UQ] Ζ 416 ζ‘ Ρ δ‘ Ζ 418 ἐξεηπόκελνλ PDQC -νκέλνπ UNREAld. 419 θξαηαηνῦ Psl -ηενῦ Ρ -ηεξνῦ Ζ 420 post καθξά commate dist. Köchly et Nesselrath ἄθαξ om. Ζ. 421 η‘ Ρ δ‘ Ζ ράδε Köchly ράδελ codd. 427 ἐληπξήζνπζη Rhodomann ἐκπξήζσζη codd. κάι‘ αἰλο codd. κειαίλαο Platt, Zimmermann3, Keydell 432 ἕιε codd. ἕιελ Vian 434 ἑῶ om. H. 436 parentheseos signa posuit Vian λεὸο Zimmermann3, Vian, Gärtner λεὼο codd. 437 γὰξ codd. θαὶ maluit Rhodomann δ‘ ἄξ Pauw, Tychsen, Lehrs et Zimmermann.
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ἀληηζέσλ ἑηάξσλ, ὁπόζα θηακέλσλ ἀθέινλην. Ἔλζ‘ ἐζζιὸο κὲλ ἔδπ θαιὰ ηεύρεα, ηνὶ δὲ ρέξεηα δῦζαλ ὅζνηο ἀιαπαδλὸλ πὸ θξαδίῃ πέιελ ἤηνξ. Αηὰξ δπζζεὺο δύζεζ‘ νἱ Ἰζάθεζελ ἕπνλην· δθε δὲ Σπδείδῃ Γηνκήδετ θάιιηκα ηεύρε θελα ηὰ δὴ ώθνην βίελ εἴξπζζε πάξνηζελ. Τἱὸο δ‘ αὖη‘ Ἀρηινο ἐδύζεην ηεύρεα παηξόο, θαί νἱ θαίλεην πάκπαλ ἀιίγθηνο· ἀκθὶ δ‘ ἐιαθξὰ ἧθαίζηνπ παιάκῃζη πεξὶ κειέεζζηλ ἀξήξεη, θαί πεξ ἐόλζ‘ ἑηέξνηζη πειώξηα· ηῶ δ‘ ἅκα πάληα θαίλεην ηεύρεα θνῦθα· θάξε δέ κηλ νὔ ηη βάξπλε πήιεμ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . , ἀιιά ἑ ρεξζὶ θαὶ ιίβαηόλ πεξ ἐνῦζαλ ῥεηδίσο ἀλάεηξελ ἔζ‘ αἵκαηνο ἰζραλόσζαλ. Ἀξγείσλ δέ κηλ ὅζζνη ἐζέδξαθνλ, νὔ ηη δύλαλην θαί πεξ ἐειδόκελνη ζρεδὸλ ἐιζέκελ, νὕλεθ‘ ἄξ‘ αηνὺο πλ πεξὶ ηερνο ἔηεηξε βαξὺο πνιέκνην θπδνηκόο. Ὡο δ‘ ὅη‘ ἀλ‘ εξέα πόληνλ ἐξεκαίῃ πεξὶ λήζῳ ἀλζξώπσλ ἀπάηεξζελ ἐεξγκέλνη ἀζραιόσζηλ ἀλέξεο νὕο η‘ ἀλέκνην θαηαηγίδεο ἀληηόσζαη εἴξγνπζη κάια πνιιὸλ ἐπὶ ρξόλνλ, νἳ δ‘ ἀιεγεηλνὶ λεὶ πεξηηξσρζη, θαηαθζηλύζεη δ‘ ἄξα πάληα ἢηα, ηεηξνκέλνηζη δ‘ ἐπέπλεπζελ ιηγὺο νὖξνο· ………………………………………………. ὣο ἄξ‘ Ἀραηλ ἔζλνο ἀθερέκελνλ ηὸ πάξνηζελ ἀκθὶ Νενπηνιέκνην βίῃ θεράξνλην κνιόληη ἐιπόκελνη ζηνλόεληνο ἀλαπλεύζεηλ θακάηνην. Ὄζζε δέ νἱ κάξκαηξελ ἀλαηδένο εὖηε ιένληνο, ὅο ηε θαη‘ νὔξεα καθξὰ κέγ‘ ἀζραιόσλ ἐλὶ ζπκῶ ἔζζπηαη ἀγξεπηῆζηλ ἐλαληίνλ, νἵ ηέ νἱ ἢδε ἄληξῳ ἐπεκβαίλσζηλ ἐξύζζαζζαη κεκαηεο ζθύκλνπο νἰσζέληαο ἑλ ἀπὸ ηιε ηνθήσλ
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442 δύζεζ‘ Vian δύζαζ‘ P -αη‘ H ἅ νἱ Rhodomann νἱ codd. 444 εἴξπζζε Tychsen -πζε codd. εἴιπζε Zimmermann4 εἴξπην maluit Vian 449 θάξε codd. καθξὴ Zimmermann κηλ codd., Chryssafis et nos δέ νἱ Pauw, Vian, Pompella et Gärtner γε κὲλ Köchly. 450 post πήιεμ lac. unius versus statuit et in u. sq. initio Πειηάο restituit Tychsen; Vian (Pompella et Gärtner) plures versus deesse videntur; sine lacuna Chryssafis καθξὴ δέ κηλ νὔ ηη βάξπλε (v. 449) / Πειηάο (sine lac.) Zimmermann 450a ἑ Rhodomann νἱ codd. (et Chryssafis) ἀιι‘ ὅγε Spitzner 452 ἐζέδξαθνλ (ζέ in ras.) Ρ ἐπέ- H 459 λεὶ codd. λα Platt 460 ηεηξνκέλνηζη codd. γεζνκέλνηζη Zimmermann ἐπέπλεπζε Pauw (-ζελ Vian) ἐπηπλεχζαο olim Pauw ἐπηπλεχζῃ Köchly et Zimmermann ἐπηπλεχζε codd. lac. stat. post 460 recte Köchly 462 λενπηνιέκνην Ρ -κσ Ζ. 466 ἀγξεπηῆζηλ VF et Köchly -ῆξζηλ plerique 467 ἐπεκβαίλσζηλ Ω -λνπζηλ Lasc.2
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βήζζῃ ἐλὶ ζθηεξῆ, ὃ δ‘ ἄξ‘ ςόζελ ἔθ ηηλνο ἄθξεο ἀζξήζαο ὀιννζηλ ἐπέζζπηαη ἀγξεπηῆζη ζκεξδαιένλ βινζπξῆζηλ παὶ γελύεζζη βεβξπρώο· ὣο ἄξα θαίδηκνο πἱὸο ἀηαξβένο Αἰαθίδαν ζπκὸλ ἐπὶ Σξώεζζηλ ἐππηνιέκνηζηλ ὄξηλελ. Οἴκεζε δ‘ ἄξα πξηνο ὅπῃ κάια δξηο ὀξώξεη ἂκ πεδίνλ· ηῆ γάξ ζθηλ ἐπέπιεην ηερνο Ἀραηλ ῥείηεξνλ, δείνηζη θαηὰ θιόλνλ ἐζζπκέλνηζηλ, νὕλεθ‘ ἀθηδλνηέξῃζηλ ἐπάιμεζηλ ξήξεηζην· ζὺλ δέ νἱ ἄιινη ἔβαλ κέγα καηκώσληεο Ἄξεη. Δὗξνλ δ‘ Δξύππινλ θξαηεξόθξνλα, ηῶ δ‘ ἅκ‘ ἑηαίξνπο πύξγῳ ἐπεκβεβαηαο, ὀηνκέλνπο πεξὶ ζπκῶ ῥήμεηλ ηείρεα καθξὰ θαὶ Ἀξγείνπο ἀπνιέζζεηλ παλζπδίῃ. Σνο δ‘ νὔ ηη ζενὶ ηειέεζθνλ ἐέιδσξ· ἀιιά ζθεαο δπζεύο ηε θαὶ ὁ ζζελαξὸο Γηνκήδεο ἰζόζεόο ηε Νενπηόιεκνο δόο ηε Λενληεὺο αἶς‘ ἀπὸ ηείρενο ὦζαλ ἀπεηξεζίνηο βειέεζζηλ. Ὡο δ‘ ὅη‘ ἀπὸ ζηαζκνν θύλεο κνγεξνί ηε λνκεο θάξηετ θαὶ θσλῆ θξαηεξνὺο ζεύνπζη ιένληαο πάληνζελ ἐζζύκελνη, ηνὶ δ‘ ὄκκαζη γιαπθηόσληεο ζηξσθλη‘ ἔλζα θαὶ ἔλζα ιηιαηόκελνη κέγα ζπκῶ πόξηηαο δὲ βόαο κεηὰ γακθειῆζη ιαθύμαη, ἀιιὰ θαὶ ὧο εἴθνπζη θπλλ πὸ θαξηεξνζύκσλ ζεπόκελνη, κάια γάξ ζθηλ ἐπαΐζζνπζη λνκεο· ....................................... βαηόλ, ὅζνλ ηηο ἵεζη ρεξὸο πεξηκήθεα ιαλ. Ο γὰξ Σξαο ἔα λελ ἀπὸ λόζθη θέβεζζαη Δξύππινο, δείσλ δὲ κάια ζρεδὸλ ὀηξύλεζθε κίκλεηλ, εἰο ὅ θε λαο ἕιῃ θαὶ πάληαο ὀιέζζῃ Ἀξγείνπο· Εεὺο γάξ νἱ ἀπεηξέζηνλ βάιε θάξηνο. Αηίθα δ‘ ὀθξηόεζζαλ ἑιὼλ θαὶ ἀηεηξέα πέηξελ ἥθελ ἐπεζζύκελνο θαηὰ ηείρενο ιηβάηνην· ζκεξδαιένλ δ‘ ἄξα πάληα πεξηπιαηάγεζε ζέκεζια ἕξθενο αἰπεηλνν· δένο δ‘ ἕιε πάληαο Ἀραηνύο,
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470 ὀιννζηλ Ρ -νζηλ Ζ 471 βινζπξῆζηλ Pauw -ξνζηλ codd. 474 πξηνο Vian fort. recte -νλ codd. 475 γάξ ζθηλ ἐπέπιεην codd. corruptum locum censuit Vian γάξ ζθηζηλ ἔπιεην Köchly γάξ ζθηλ ἐείδεην Köchly (ed. min.) et Lloyd-Jones πεξ θξεζὶλ ἔιπεην Zimmermann4 γάξ ζθηλ ἐέιπεην Follet 476 post ῥείηεξνλ commate dist. Pompella δῃζαη Follet θαηὰ Spitzner ἀλὰ Follet κεηὰ codd. 482 δ‘ om. P ηειέεζθνλ Ρ ηέιεζθνλ UQ et recc. πέι- DC 483 ηε θαὶ ὁ Ρ ηε om. D ηε ἰδὲ Hc 491 εἴθνπζη Ρ ἣθ- Ζ 492 lac. stat. post 492 Rhodomann, post 493 HcEAld.: nullum lacunae indicium ΡD 493 ρεξφο LR ρεηξ- Ω 494 ηξαο PHc ηξεο D. 496 ἕιε PHc ἕιθε D 498 ὀθξηόεζζαλ Spitzner ὀθξπό- codd. 499 ἐπεζζύκελνο Zimmermann, Vian et Gärtner -πκέλσο codd. (et Pompella) 500 πάληα ΡΝr om. H
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ηείρενο ὡο ἢδε ζπλνρσθόηνο ἐλ θνλίῃζηλ. Ἀιι‘ νδ‘ ὧο ἀπόξνπζαλ ἀηαξηεξνν θπδνηκνῦ, ἀιι‘ ἔκελνλ ζώεζζηλ ἐνηθόηεο ὲ ιύθνηζη, κήισλ ιεηζηξζηλ ἀλαηδέζηλ, νὕο η‘ ἐλ ὄξεζζηλ ἄληξσλ ἐμειάζσζηλ ὁκο θπζὶλ ἀγξνηηαη ἱέκελνη ζθύκλνηζη θόλνλ ζηνλόεληα βαιέζζαη ἐζζπκέλσο, ηνὶ δ‘ νὔ ηη βηαδόκελνη βειέεζζη ράδνλη‘, ἀιιὰ κέλνληεο ἀκύλνπζη ηεθέεζζηλ· ὣο νἳ ἀκπλόκελνη λελ ὕπεξ δὲ θαὶ αηλ κίκλνλ ἐλ ζκίλῃ. Σνο δ‘ Δξύππινο ζξαζπράξκεο πείιεη κέγα πζη λελ πάξνηζε ζνάσλ· «Ἆ δεηινὶ θαὶ ἄλαιθηλ ἐλὶ θξεζὶ ζπκὸλ ἔρνληεο, νθ ἂλ δὴ βειέεζζη λελ ἄπν ηαξβήζαληα ιάζαη‘, εἰ κὴ ηερνο ἐκὴλ ἀπέξπθελ ὁκνθιήλ. Νῦλ δέ κνη, εὖηε ιένληη θύλεο πηώζζνληεο ἐλ ὕιῃ, κάξλαζζ‘ ἔλδνλ ἐόληεο ἀιεπόκελνη θόλνλ αἰπύλ· ἠλ δέ πνη‘ ἐθ λελ ἐο Σξώηνλ νὖδαο ἵθεζζε, ὡο ηὸ πάξνο κεκαηεο ἐπὶ κόζνλ, νὔ λύ ηηο κέαο ῥύζεηαη ἐθ ζαλάηνην δπζερένο, ἀιι‘ ἅκα πάληεο θείζεζζ‘ ἐλ θνλίῃζηλ ἐκεῦ ὕπν δῃσζέληεο.» Ὣο ἔθαη‘ ἀθξάαληνλ ἱεὶο ἔπνο· νδέ ηη ᾔδε ὅηηη ῥά νἱ κέγα πκα θπιίλδεην βαηὸλ ἄπσζε ρεξζὶ Νενπηνιέκνην ζξαζύθξνλνο ὅο κηλ ἔκειιε δάκλαζζ‘ ν κεηὰ δεξὸλ π‘ ἔγρετ καηκώσληη. Οδὲ κὲλ νδὲ ηόη‘ ἔζθελ ἄηεξ θξαηεξνν πόλνην, ἀιι‘ ἄ Σξαο ἔλαηξελ ἀθ‘ ἕξθενο· νἳ δ‘ ἐθέβνλην βαιιόκελνη θαζύπεξζε, πεξηθινλένλην δ‘ ἀλάγθῃ Δξππύιῳ· πάληαο γὰξ ἀληεξὸλ δένο ᾕξεη. Ὡο δ‘ ὅηε λεπίαρνη πεξὶ γνύλαζη παηξὸο ἑνν πηώζζνπζη βξνληὴλ κεγάινπ Γηὸο ἀκθὶ λέθεζζη ῥεγλπκέλελ, ὅηε δεηλὸλ ἐπηζηελαρίδεηαη ἀήξ· ὣο ἄξα Σξώηνη πἷεο ἐλ ἀλδξάζη Κεηείνηζηλ ἀκθὶ κέγαλ βαζηια Νενπηόιεκνλ θνβένλην πλ ὅ ηη ρεξζὶλ ἕεθελ· ἐο ἰζὺ γὰξ ἔπηαην πκα,
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502 ζπλνρσθόηνο [-ρεθ- L] LR ζπλσρνθόηνο PslQC Lasc.2 et recc. quidam -ηαο PUpcV -ηεο UacD 505 νὕο η‘ Köchly εὖη‘ codd. (et Pompella) 510 νἳ Köchly ἄξ‘ codd. αηλ C. L. Struve ἀλδξλ codd. 512 λελ BL λελ Ω πξν- add. BslLR 514 δὴ βειέεζζη codd. δή κε βέιεζζη Rhodomann 519 κέαο ΖcR κ- Ω 521 ἐκεῦ Spitzner ἐκνῦ codd. δεσζέληεο Ζ -ληνο Ρ 522 ἢδε Ζ ἢδεη Ρ (et BpcEAld.) 527 ἀιι‘ ἄξα Köchly ἀιιὰ codd. 532 ῥεγλπκέλελ Ω -λνηο Lpr ἐπηζηελαρίδεηαη Zimmermann -ζηνλ- codd. ἀήξ codd. αἰζήξ Wernicke 534 Νενπηφιεκνλ R et Rhodomann κελεπηφ- Ω et Köchly, qui κελεπηφιεκνλ sequente lacuna ['requiritur aliquid participii'] et Νενπηόιεκνλ θνβένλην sequente altera lacuna edidit 535 ἕεθελ [ἔε- R] RAld. ἔνηθελ Ω.
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δπζκελέσλ θεθαιῆζη θέξνλ πνιύδαθξπλ Ἄξεα. Οἳ δ‘ ἄξ‘ ἀκεραλίῃ βεβνιεκέλνη ἔλδνζελ ἤηνξ Σξεο ἔθαλη‘ Ἀρηια πειώξηνλ εἰζνξάαζζαη αηὸλ ὁκο ηεύρεζζη· θαὶ ἀκθαζίελ ἀιεγεηλὴλ θεῦζνλ πὸ θξαδίῃ, ἵλα κὴ δένο αἰλὸλ ἵθεηαη ἐο θξέλα Κεηείσλ κεδ‘ Δξππύινην ἄλαθηνο. Αηνῦ δ‘ ἄιινζελ ἄιινο ἀπεηξέζηνλ ηξνκένληεο κεζζεγὺο θαθόηεηνο ἔζαλ θξπεξνῦ ηε θόβνην· αἰδὼο γὰξ θαηέξπθελ ὁκο θαὶ δεκ‘ ἀιεγεηλόλ. Ὡο δ‘ ὅηε παηπαιόεζζαλ ὁδὸλ θάηα πνζζὶλ ἰόληεο ἀλέξεο ἀζξήζσζηλ ἀπ‘ νὔξενο ἀίζζνληα ρείκαξξνλ, θαλαρὴ δὲ πεξηβξνκέεη πεξὶ πέηξῃ, νδέ ηη νἳ κεκάαζηλ ἀλὰ ῥόνλ ρήεληα βήκελαη ἐγθνλένληεο, ἐπεὶ παξὰ πνζζὶλ ὄιεζξνλ δεξθόκελνη ηξνκένπζη θαὶ νθ ἀιέγνπζη θειεύζνπ· ὣο ἄξα Σξεο ἔκηκλνλ ἐειδφκελνί πεξ ἀπηο ηερνο π‘ Ἀξγείσλ. Σνὺο δ‘ Δξύππινο ζενεηδὴο αἰὲλ ἐπνηξύλεζθε πνηὶ θιόλνλ· ἤ γὰξ ἐώιπεη πνιινὺο δεηόσληα πειώξηνλ ἐλ δαῒ θηα ρεξα θακελ θαὶ θάξηνο· ὃ δ‘ νθ ἀπέιεγε κόζνην. Σλ δ᾽ ἄξ᾽ Ἀζελαίε θξαηεξὸλ πόλνλ εἰζνξόσζα θάιιηπελ Οιύκπνην ζπώδενο αἰπὰ κέιαζξα· β δ᾽ ἄξ᾽ πὲξ θεθαιὰο ὀξέσλ νδ᾽ ἴρλεζη γαίεο ςαῦε κέγ᾽ ἐγθνλένπζα· θέξελ δέ κηλ ἱεξὸο ἀὴξ εἰδνκέλελ λεθέεζζηλ, ἐιαθξνηέξελ δ᾽ ἀλέκνην. Σξνίελ δ‘ αἶς‘ ἀθίθαλε, πόδαο δ‘ ἐπέζεθε θνιώλῃ ηγένπ λεκόεληνο· ἐδέξθεην δ‘ ἔλζελ ἀπηὴλ ἀγρεκάρσλ ἀλδξλ· θύδαηλε δὲ πνιιὸλ Ἀραηνύο. Τἱὸο δ‘ αὖη‘ Ἀρηινο ἔρελ πνιὺ θέξηαηνλ ἄιισλ ζάξζνο ὁκνῦ θαὶ θάξηνο ἅ η‘ ἀλδξάζηλ εἰο ἓλ ἰόληα ηεύρνπζη κέγα θῦδνο· ὃ δ‘ ἀκθνηέξνηζη θέθαζην, νὕλεθ‘ ἔελ Γηὸο αἷκα, θίιῳ δ‘ ἢηθην ηνθη·
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536 ἄξεα Ζ ἄξε Ρ 544 γὰξ Ρ θαὶ Ζ 545 θάηα Spitzner, Hermann, Lehrs, Köchly et Keydell θαηὰ codd. 547 θαλαρὴ … πεξὶ πέηξῃ codd. θαλαρῆ … πέξη πέηξε Hermann 548 νδέ ηη codd. νδ‘ ἔηη Rhodomann νἳ codd. ηνὶ C. L. Struve νἱ (dativum) BLasc.2 et Hermann (Spitzner, Lehrs, Köchly, Zimmermann et Pompella) 549 βήκελαη Rhodomann ζήκ- codd. δχκ- Hermann (Köchly, Zimmermann et Pompella) 550 post ηξνκένπζη dist. P, Zimmermann, Vian, Pompella et Gärtner 551 ἐειδφκελνί πεξ ἀπηο codd. (et Pompella) ἀιεπφκελνί πεξ ἀπηὴλ Vian ἐειδ … ἀιχμαη C. L. Struve post 551 lac. stat. Köchly 553 ἤ PDsl ν DU ἡ Q ἠ C 554 δεηφσληα ΡΖc -ληε D θηα Rhodomann θηαο codd. (et Pompella) 557 Οιύκπνην Ω -πνπ LR ζπψδενο Rhodomann εψ- codd. 558 θεθαιὰο West -ιο codd. 561 ἀθίθαλε Tychsen ἐθίραλε codd.
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η θαὶ ἄηξεζηνο ἐὼλ πνιέαο θηάλελ ἀγρόζη πύξγσλ. Ὡο δ‘ ἁιηεὺο θαηὰ πόληνλ ἀλὴξ ιειηεκέλνο ἄγξεο ηεύρσλ ἰρζύζη πκα θέξεη κέλνο ἧθαίζηνην λεὸο ἑο ἔληνζζε, δηεγξνκέλῃ δ‘ π‘ ἀπηκῆ καξκαίξεη πεξὶ λα ππξὸο ζέιαο, νἳ δὲ θειαηλο ἐμ ἁιὸο ἀίζζνπζη κεκαόηεο ὕζηαηνλ αἴγιελ εἰζηδέεηλ, ηνὺο γάξ ῥα ηαλπγιώρηλη ηξηαίλῃ θηείλεη ἐπεζζπκέλνπο, γάλπηαη δέ νἱ ἤηνξ ἐπ‘ ἄγξῃ· ὣο ἄξα θύδηκνο πἱὸο ἐππηνιέκνπ Ἀρηινο ιαΐλενλ πεξὶ ηερνο ἐδάκλαην δήηα θῦια ἀληί‘ ἐπεζζπκέλσλ. Πνλένλην δὲ πάληεο Ἀραηνὶ ἄιινη ὁκο ἄιιῃζηλ ἐπάιμεζηλ· ἔβξαρε δ‘ εξὺο αἰγηαιὸο θαὶ λεο, ἐπεζηελάρνλην δὲ καθξὰ ηείρεα βαιινκέλσλ. Κάκαηνο δ‘ πεδάκλαην ιανὺο ἄζπεηνο ἀκθνηέξσζε (ιύνλην δὲ γπα θαὶ ἀιθὴ αἰδελ), ἀιι‘ νὔ ηη κελεπηνιέκνπ Ἀρηινο ἄκθερελ πἱέα δνλ, ἐπεί ῥά νἱ ὄβξηκνλ ἤηνξ πάκπαλ ἔελ ἄηξπηνλ· ἀληεξὸλ δένο νὔ ηη ἣςαην καξλακέλνην, κέλνο δ‘ ἀθάκαληη ἐνηθὼο ἀελάῳ πνηακῶ, ηὸλ ἀπεηξεζίε ππξὸο ὁξκὴ νὔ πνη‘ ἰνῦζα θόβεζε, θαὶ εἰ κέγα καίλεη‘ ἀήηεο ἧθαίζηνπ θινλέσλ ἱεξὸλ κέλνο (ἠλ γὰξ ἵθεηαη ἐγγὺο ἐπὶ πξνρνῆζη, καξαίλεηαη νδέ νἱ ἀιθὴ ἅςαζζ‘ ἀξγαιέε ζζέλεη ὕδαηνο ἀθακάηνην)· ὣο ἄξα Πειείδαν δαΐθξνλνο πἱένο ἐζζινῦ νὔηε κόγνο ζηνλόεηο νὔη‘ ἂξ δένο ἣςαην γνύλσλ Ο κὲλ νδὲ βέινο θείλνπ ρξόα θαιὸλ ἵθαλε πνιιλ βαιινκέλσλ, ἀιι‘ ὡο ληθάδεο πεξὶ πέηξῃ πνιιάθηο ίρζεζαλ ἐηώζηα· πάληα γὰξ εξὺ
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570 κέλνο PNr κελ Ζ 571 δηεγξνκέλῃ ... ἀπηκῆ Rhodomann δηεγξφκελνλ … ἀπηκο Tychsen, Lehrs -κέλε ... -ὴ codd. 572 νἳ δὲ Ρ νδὲ Ζ θειαηλο PD κειαηλο (sic) Hc 575 θηείλεη Ζ -λε Ρ 578 ἀληί‘ ἐπεζζ- LprLasc.2 ἀληίνλ ἐπεζζΩ ἀληίνλ ἐζζ- R 582 parentheseos signa posuit Vian 584 ἄκθερελ [-ε P] PD ἀκθέρελ Hc ἄκπερελ Vian 585 δέ νἱ codd. et Pompella δένο Zimmermann et Gärtner 586 post καξλακέλνην lac. a verbo δένο incipientem coni. Köchly (et Vian) ἐνηθὼο codd. ἐῴθεη Rhodomann (vert.) Pauw 588 εἰ C. L. Struve ἠλ codd. αἰὲλ ἐξεηδνκέλνην θαὶ ὀηξύλνληνο ἑηαίξνπο. 595 νδὲ κὲλ Zimmermann ν κὴλ codd. 596 πέηξε Ρ -ελ Ζ 597 ίρζεζαλ Spitzner χηεζαλ codd. et Pompella.
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εἶξγε ζάθνο βξηαξή ηε θόξπο, θιπηὰ δξα ζενν· ηνο ἐπηθαγραιόσλ θξαηεξὸο πάηο Αἰαθίδαν θνίηα καθξὰ βνλ πεξὶ ηείρετ, πνιιὰ θειεύσλ ἐο κόζνλ Ἀξγείνηζηλ ἀηαξβέζηλ· νὕλεθα πάλησλ πνιιὸλ ἔελ ὄρ‘ ἄξηζηνο, ἔρελ δ‘ ἔηη ζπκὸλ ὁκνθιο ιεπγαιέεο ἀθόξεηνλ, ἑνῦ δ‘ ἄξα κήδεην παηξὸο ηίζαζζ‘ ἀιγηλόεληα θόλνλ. Κεράξνλην δ‘ ἄλαθηη Μπξκηδόλεο· ζηπγεξὴ δὲ πέιελ πεξὶ ηερνο ἀπηή. Ἔλζα δύσ θηάλε παδε πνιπρξύζνην Μέγεηνο ὃο γέλνο ἔζθε Γύκαληνο, ἔρελ δ‘ ἐξηθπδέαο πἷαο εἰδόηαο εὖ κὲλ ἄθνληα βαιελ, εὖ δ‘ ἵππνλ ἐιάζζαη ἐλ πνιέκῳ θαὶ καθξὸλ ἐπηζηακέλσο δόξπ πιαη, ηνὺο ηέθε νἱ Πεξίβνηα κηῆ ὠδλη παξ‘ ὄρζαο αγγαξίνπ, Κειηόλ ηε θαὶ Δὔβηνλ· νδ‘ ἀπόλαλην ὄιβνπ ἀπεηξεζίνην πνιὺλ ρξόλνλ, νὕλεθα Μνξαη παῦξνλ ἐπὶ ζθίζη πάγρπ ηέινο βηόηνην βάινλην. Ἄκθσ δ‘ ὡο ἴδνλ ἤκαξ ὁκο, θαὶ θάηζαλνλ ἄκθσ ρεξζὶ Νενπηνιέκνην ζξαζύθξνλνο, ὃο κὲλ ἄθνληη βιήκελνο ἐο θξαδίελ, ὃ δὲ ρεξκαδίῳ ἀιεγεηλῶ θὰθ θεθαιο· βξηαξὴ δὲ πεξηζξαπζζεζα θαξήλῳ ἐζιάζζε ηξπθάιεηα θαὶ ἐγθέθαινλ ζπλέρεπελ. Ἀκθὶ δ‘ ἄξά ζθηζη θῦια πεξηθηείλνλην θαὶ ἄιισλ κπξία δπζκελέσλ. Μέγα δ‘ Ἄξενο ἔξγνλ ὀξώξεη, κέζθ‘ ὅηε δὴ βνπιπηὸο ἐπήιπζελ, ἄλπην δ‘ ὼο ἀκβξνζίε, θαὶ ιαὸο ἀηαξβένο Δξππύινην ράζζαην ηπηζὸλ ἄπσζε λελ. Οἳ δ‘ ἀγρόζη πύξγσλ βαηὸλ ἀλέπλεπζαλ, θαὶ δ‘ αηνὶ Σξώηνη πἷεο ἀκπαύνλην κόγνην δπζαιγένο, νὕλεθ‘ ἐηύρζε θύινπηο ἀξγαιέε πεξὶ ηείρετ. θαί λύ ρ‘ ἅπαληεο Ἀξγενη ηόηε λεπζὶλ ἐπὶ ζθεηέξῃζηλ ὄινλην, εἰ κὴ Ἀρηιινο θξαηεξὸο πάηο ἢκαηη θείλῳ δπζκελέσλ ἀπάιαιθε πνιὺλ ζηξαηὸλ δὲ θαὶ αηὸλ Δξύππινλ. Σῶ δ‘ αἶςα γέξσλ ζρεδὸλ ἢιπζε Φνλημ,
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601 ἀηαξβέζηλ νὕλεθα Spitzner et Zimmermann ἀηαξβέα νὕλεθα Hc et recc. (Pompella et Gärtner) ἀηαξβέα ζχλε νὕλ- (post ζχλαη dist. D) PD post ἀηαξβέα lac. unius versus stat. Köchly; lac. duorum saltem versuum stat. Vian 604 ηίζαζζ‘ R ηίζ(ζ)εζζ‘ LNEAld. ηίζεζζ‘ Ω 607 γέλνο Ρ γφλνο Ζ 609 ἐπηζηακέλσο codd. λνπο West 610 ηέθε Köchly -ελ codd. πεξίβνηα Ρ -βηα Ζ ὄρζαο Vian -εο codd. 611 θειηὸλ P θέιηνλ H εὔβηνλ LprRpr εὔβνηνλ Ζ ἔβ- Ρ ἀπόλαλην codd. ἀπόλελην Zimmermann3. 614 θαὶ om. Ζ 618 ἐζιάζζε Köchly ἐθιάζζε Rhodomann ἐζξαχζζε codd. 621 ἄλ- Ζ ἢλπην Tychsen νὔλ- Ρ 623 ἀγρφζη codd. ἔλδνζη Κöchly olim et Lehrs (et Pompella) 625 κφγνην Ρ κφζνην Ζ, Spitzner, Köchly et Zimmermann δπζαιγένο Β et Pauw δπζερένο Spitzner, Köchly et Zimmermann δπζαένο Dausque -ιθένο Ω. 626 post ηείρετ dist. Zimmermann et Lloyd-Jones.
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θαί κηλ ἰδὼλ ζάκβεζελ ἐνηθόηα Πειείσλη· ἀκθὶ δέ νἱ κέγα ράξκα θαὶ ἄζπεηνλ ἄιγνο ἵθαλελ, ἄιγνο κὲλ κλεζζέληη πνδώθενο ἀκθ‘ Ἀρηινο, ράξκα δ‘ ἄξ‘, νὕλεθά νἱ θξαηεξὸλ παδ‘ εἰζελόεζε. Κιαε δ‘ ὅ γ‘ ἀζπαζίσο, ἐπεὶ νὔ πνηε θῦι‘ ἀλζξώπσλ λόζθη γόνπ δώνπζη, θαὶ εἴ πνηε ράξκα θέξσληαη. Ἀκθερύζε δέ νἱ, εὖηε παηὴξ πεξὶ παηδὶ ρπζείε, ὅο ηε ζελ ἰόηεηη πνιὺλ ρξόλνλ ἄιγε‘ ἀλαηιὰο ἔιζνη ἑὸλ πνηὶ δκα θίιῳ κέγα ράξκα ηνθη· ὣο ὃ Νενπηνιέκνην θάξε θαὶ ζηήζεα θύζζελ ἀκθηρπζείο, θαὶ ηννλ ἀγαζζάκελνο θάην κῦζνλ· «Υαξέ κνη, ὦ ηέθνο ἐζζιὸλ Ἀρηιιένο ὅλ πνη‘ ἔγσγε ηπηζὸλ ἐόλη‘ ἀηίηαιινλ ἐλ ἀγθνίλῃζηλ ἐκῆζη πξνθξνλέσο. Ὃ δ‘ ἄξ‘ ὦθα ζελ ἐξηθπδέη βνπιῆ ἔξλνο ὅπσο ἐξηζειὲο ἀέμεην, θαί νἱ ἔγσγε γήζενλ εἰζνξόσλ κὲλ δέκαο δὲ θαὶ αδήλ. Ἔζθε δέ κνη κέγ‘ ὄλεηαξ· ἴζνλ δέ ἑ παηδὶ ηίεζθνλ ηειπγέηῳ, ὃ δ‘ ἄξ‘ ἶζνλ ἑῶ παηξὶ ηελ ἐκὸλ θξ· θείλνπ κὲλ γὰξ ἔγσγε παηήξ, ὃ δ‘ ἄξ‘ πἱὸο ἔκνηγε ἔζθελ, ὅπσο θήζαζθελ ἰδώλ· «λὸο αἵκαηόο εἰκελ εἵλερ‘ ὁκνθξνζύλεο». Ἀξεηῆ δ‘ ὅ γε θέξηεξνο ἤελ πνιιόλ, ἐπεὶ καθάξεζζη δέκαο θαὶ θάξηνο ἐῴθεη· ηῶ ζύ γε πάκπαλ ἔνηθαο, ἐγὼ δ‘ ἄξ θελνλ ὀίσ δσὸλ ἔη‘ Ἀξγείνηζη κεηέκκελαη· νὗ κ‘ ἄρνο ὀμὺ ἀκθέρεη ἢκαηα πάληα, ιπγξῶ δ‘ ἐπὶ γήξατ ζπκὸλ ηείξνκαη. Ὡο ὄθειόλ κε ρπηὴ θαηὰ γαα θεθεύζεη θείλνπ ἔηη δώνληνο· ὃ θαὶ πέιεη ἀλέξη θῦδνο θεδεκνλνο ἑνῦ πὸ ρείξεζη ηαξρπζλαη. Ἀιιά, ηέθνο, θείλνπ κὲλ ἐγὼ ν ιήζνκαη ἤηνξ ἀρλύκελνο, ζὺ δὲ κή ηη ραιέπηεν πέλζετ ζπκόλ. Ἀιι‘ ἄγε, Μπξκηδόλεζζη θαὶ ἱππνδάκνηζηλ Ἀραηνο ηεηξνκέλνηο ἐπάκπλε κέγ‘ ἀκθ‘ ἀγαζνν ηνθνο ρσόκελνο δείνηζη· θιένο δέ ηνη ἔζζεηαη ἐζζιὸλ
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632 κέγα ράξκα PHc ράξκα κέγα D 633 ἀκθ‘ Spitzner ἀλη‘ codd. 634 post 634 in C1 legitur versus παηξὶ βίεθη ὅκνηνλ ἰδ‘ ἀιθῆ ἅκ‘ εἰδετ αηῶ, quo v. neglecto, ut recte neglexerunt ceteri omnes, tamen lac. stat. Köchly 636 θέξσληαη Ρ -ξνληαη Ζ 637 παηδὶ Rhodomann παδα codd. 639 ἔιζνη codd. ἔιζῃ Köchly et Zimmermann. 640 θχζζελ Spitzner θῦζελ (θχ-) codd. 641 ἀγαζζάκελνο Spitzner ἀγαπαδφκελνο codd. 646 αδήλ codd. ἀιθήλ Köchly 649 θείλνπ codd. -λῳ Pauw (et Pompella) γὰξ QNacR η‘ ἄξ‘ (ἂξ) Ω 650 θήζαζθελ codd. θήζαο θελ F θαίεο θελ Tychsen εἰκὲλ L et, signis rectae orationis adpictis, Vian, Pompella et Gärtner ἐζκέλ Ω εἶλαη vel ἔκκελ (sed hoc hac sede nusquam invenitur) Pauw 653 ἄξα Wernicke ἂξ codd. 655 ἀκθέρεη codd. ἀκπέ- Vian 657 ὃ θαὶ Ω ὃ γὰξ R ἐπεὶ Zimmermann 659 ἐγὼλ Rhodomann ἐγὼ codd. 663 ηνη Ρ ηη Ζ.
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Δξύππινλ δακάζαληη κάρεο ἀθόξεηνλ ἐόληα· ηνῦ γὰξ πέξηεξόο ἐζζη θαὶ ἔζζεαη, ὅζζνλ ἀξείσλ ζεν παηὴξ θείλνην πέιελ κνγεξνν ηνθνο.» Ὣο θάκελνλ πξνζέεηπε πάηο μαλζνῦ Ἀρηινο· «Ὦ γέξνλ, κεηέξελ ἀξεηὴλ ἀλὰ δεηνηηα Αἶζα δηαθξηλέεη θξαηεξὴ θαὶ πέξβηνο Ἄξεο.» Ὣο εἰπὼλ αηκαξ ἐέιδεην ηείρενο ἐθηὸο ζεύεζζ‘ ἐλ ηεύρεζζηλ ἑνῦ παηξόο· ἀιιά κηλ ἔζρε Νὺμ ἣ η‘ ἀλζξώπνηζη ιύζηλ θακάηνην θέξνπζα ἔζζπη‘ ἀπ‘ Ὠθεαλνν θαιπςακέλε δέκαο ὄξθλῃ. Ἀξγείσλ δέ κηλ πἷεο ἴζνλ θξαηεξῶ Ἀρηιη θύδαηλνλ παξὰ λεπζὶ γεγεζόηεο, νὕλεθ‘ ἄξ‘ αηνὺο ζαξζαιένπο θαηέηεπμελ ἐὼλ ἐπὶ δξηλ ἑηνκνο. Σνὔλεθά κηλ ηίεζθνλ ἀγαθιεηηνο γεξάεζζηλ ἄζπεηα δξα δηδόληεο ἅ η‘ ἀλέξη πινῦηνλ ὀθέιιεη· νἳ κὲλ γὰξ ρξπζόλ ηε θαὶ ἄξγπξνλ, νἳ δὲ γπλαθαο δκσίδαο, νἳ δ‘ ἄξα ραιθὸλ ἀάζπεηνλ, νἳ δὲ ζίδεξνλ, ἄιινη δ‘ νἶλνλ ἐξπζξὸλ ἐλ ἀκθηθνξεῦζηλ ὄπαζζαλ ἵππνπο η‘ ὠθύπνδαο θαὶ ἀξήηα ηεύρεα θσηλ θάξεά η‘ επνίεηα γπλαηθλ θάιιηκα ἔξγα· ηνο ἔπη ζπκὸλ ἴαλε Νενπηνιέκνην θίινλ θξ. Καί ῥ‘ νἳ κὲλ δόξπνην πνηὶ θιηζίῃζη κέινλην πἱὸλ Ἀρηιινο ζενεηδέα θπδαίλνληεο ἶζνλ ἐπνπξαλίνηζηλ ἀηεηξέζη· ηῶ δ‘ Ἀγακέκλσλ πόιι‘ ἐπηθαγραιόσλ ηννλ πνηὶ κῦζνλ ἔεηπελ· «Ἀηξεθέσο πάηο ἐζζὶ ζξαζύθξνλνο Αἰαθίδαν, ὦ ηέθνο, νὕλεθά νἱ θξαηεξὸλ κέλνο δὲ θαὶ εἶδνο θαὶ κέγεζνο θαὶ ζάξζνο ἰδὲ θξέλαο ἔλδνλ ἔνηθαο. Σ ζνὶ ἐγὼ κέγα ζπκὸλ ἰαίλνκαη· ἤ γὰξ ἔνιπα ζῆζηλ παὶ παιάκῃζη θαὶ ἔγρετ δήηα θῦια θαὶ Πξηάκνην πόιεα πεξηθιεηηὴλ ἐλαξίμαη, νὕλεθα παηξὶ ἔνηθαο. γὼ δ‘ ἄξα θελνλ ὀίσ εἰζνξάαλ παξὰ λεπζίλ, ὅηε Σξώεζζηλ ὁκόθια ρσόκελνο Παηξόθινην δεδνππόηνο· ἀιι‘ ὃ κὲλ ἢδε ἐζηὶ ζὺλ ἀζαλάηνηζη· ζὲ δ‘ ἐθ καθάξσλ πξνέεθε ζήκεξνλ Ἀξγείνηζηλ ἀπνιιπκέλνηο ἐπακῦλαη.» Ὣο θάκελνλ πξνζέεηπελ Ἀρηιιένο ὄβξηκνο πἱόο·
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669 θξαηεξὴ Ρ -ὴλ Ζ. 676 ζαξζαιένπο Rhodomann -έσο codd. ἐὼλ Ζ ἐλ Ρ ἑηνκνο Ζ ἕηνηκνο P ἑηνίκσο NREAld. 684 ἴαηλε EAld. ἴαλε Ω 692 ζνὶ H ζνη P ἔνιπα Ρ ἔσιπα Ζ 695 ἐγὼ PCpc ἐγὼλ DUQCac (= H) 698 ἔζηη habuit Ω 698-699 ζὲ ... ἀξγείνηζηλ om. Ρ 700 ἀρηιιένο Ρ -ηιέσο Ζ -ηιιέσο Cpc -ηιένο Upc.
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«Δἴζέ , ὦ Ἀγάκεκλνλ, ἔηη δώνληα θίραλνλ, ὄθξα θαὶ αηὸο ἄζξεζελ ἑὸλ ζπκήξεα παδα νὔ ηη θαηαηζρύλνληα βίελ παηξόο, ὥο πεξ ὀίσ ἔζζεζζ‘, ἢλ κε ζόσζηλ ἀθεδέεο Οξαλίσλεο.» Ὣο ἄξ‘ ἔθε πηλπηῆζηλ ἀξεξέκελνο θξεζὶ ζπκόλ· ιανὶ δ‘ ἀκθηέπνληεο ἐζάκβενλ ἀλέξα δνλ. Ἀιι‘ ὅηε δὴ δόξπνην θαὶ εἰιαπίλεο θνξέζαλην, δὴ ηόη‘ ἄξ‘ Αἰαθίδαν ζξαζύθξνλνο ὄβξηκνο πἱὸο ἀλζηὰο ἐθ δόξπνην πνηὶ θιηζίαο ἀθίθαλε παηξὸο ἑνῦ. Σὰ δὲ πνιιὰ δατθηακέλσλ ξώσλ ἔληεά νἱ παξέθεηλζ‘ ·αἳ δ‘ ἀκθί κηλ ἄιινζελ ἄιιαη ρξαη ιεηάδεο θιηζίελ ἐπηπνξζύλεζθνλ, ὡο δώνληνο ἄλαθηνο. Ὃ δ‘ ὡο ἴδελ ἔληεα Σξώσλ θαὶ δκσάο, ζηνλάρεζελ· ἔξνο δέ κηλ εἷιε ηνθνο. Ὡο δ‘ ὅη‘ ἀλὰ δξπκὰ ππθλὰ θαὶ ἄγθεα ῥσπήεληα ζκεξδαιένην ιένληνο π‘ ἀγξεπηῆζη δακέληνο ζθύκλνο ἐο ἄληξνλ ἵθεηαη ἐύζθηνλ, ἀκθὶ δὲ πάληῃ ηαξθέα παπηαίλεη θελεὸλ ζπένο, ἀζξόα δ‘ αηνῦ ὀζηέα δεξθόκελνο θηακέλσλ πάξνο νθ ὀιίγσλ πεξ ἵππσλ δὲ βνλ κέγα δ‘ ἄρλπηαη ἀκθὶ ηνθνο· ὣο ἄξα ζαξζαιένην πάηο ηόηε Πειείδαν ζπκὸλ ἐπαρλώζε. Γκσαὶ δέ κηλ ἀκθαγάζαλην· θαὶ δ‘ αηὴ Βξηζείο, ὅη‘ ἔδξαθελ πἷ‘ Ἀρηινο, ἄιινηε κὲλ ζπκῶ κέγ‘ ἐγήζεελ, ἄιινηε δ‘ αὖηε ἄρλπη‘ Ἀρηιινο κεκλεκέλε· ἐλ δέ νἱ ἤηνξ ἀκθαζίῃ βεβόιεην θαηὰ θξέλαο, ὡο ἐηεόλ πεξ αηνῦ ἔηη δώνληνο ἀηαξβένο Αἰαθίδαν. Σξεο δ‘ αὖη‘ ἀπάλεπζε γεγεζόηεο ὄβξηκνλ ἄλδξα Δξύππινλ θύδαηλνλ ἐλὶ θιηζίῃζη θαὶ αηνί, ὁππόζνλ Ἕθηνξα δνλ, ὅη‘ Ἀξγείνπο ἐδάηδε ῥπόκελνο πηνιίεζξνλ ἑὸλ θαὶ θηζηλ ἅπαζαλ. Ἀιι‘ ὅηε δὴ κεξόπεζζηλ ἐπὶ γιπθὺο ἢιπζελ ὕπλνο, δὴ ηόηε Σξώηνη πἷεο ἰδ‘ Ἀξγενη κελεράξκαη λόζθη θπιαθηήξσλ εὗδνλ βεβαξεόηεο ὕπλῳ.
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701 κηλ add. Rhodomann 702 ὄθξα Rhodomann post ὄθξα codd. habent κε (i.e. κηλ quod ex u. praec. hic male irrepsit) 704 ζφσζηλ Ρ ζψσζηλ Ζ ζάσζηλ RLasc.2 705 ἀξεξέκελνο Zimmermann ἀξεξάκ- codd. 709 θιηζίαο PDslHc -ίεο D -ίελ Pauw 712 ρξαη codd. ρήξελ Köchly 714 δκσάο R δκαο Ω 715 ῥσπήεληα Rhodomann ῥηπ- codd. 716 ζκεξδαιένην Ζ -άιενη Ρ ιένληνο Ζ -ληεο Ρ ἀγξεπηζη PUC -ξζη DQ δακέληνο ΡslΖ -έληεο Ρ 718 θελεφλ Rhodomann θελν codd. αηνῦ Köchly αὖηε codd. 720 κέγα δ‘ nos κεγάι‘ Ρ κέγ‘ Ζ 721 Πειείδαν Rhodomann -ιεηάδαν codd. 722 ἀκθαγάζαλην FP ἀκθ‘ ἀγάζαλην cett. 724 κέγ‘ om. Ζ 725 κεκλεκέλε Ζ -λνη Ρ 730 ἀξγείνπο PHcDγξ ἀραηνχο D 734 θπιαθηήξσλ Ρ -ξεο Ζ.
ERSTER TEIL: VV. 1–411 NEOPTOLEMOS‘ ABHOLUNG VON SKYROS 1.
vv. 1–97: Nestor und Podaleirios
Narratologische Bemerkungen: Der letzte Teil des sechsten Buches der Posthomerica (vv. 316–643) befaßt sich mit der ersten Aristie des neu angekommenen Eurypylos. Einen großen Teil dieser breiten Kampfschilderung widmet der Erzähler der Tötung von Nireus und Machaon durch Eurypylos sowie dem Kampf um ihre Leichen (372–497), mit deren Bestattung sich der Anfang des siebten Buches beschäftigt. Das Auftreten des Podaleirios zu Beginn des siebten Buches ist schon sehr gut im sechsten Buch vorbereitet (455 ff.): Erst spät hörte Podaleirios die Kunde vom Tod seines Bruders Machaon, denn, wie der Erzähler es begründet, beschäftigte er sich als Arzt mit der Heilung der verletzten Helden bei den griechischen Schiffen. Voll Zorn legte er seine Rüstung an, ungestümer Mut wuchs in seinem Herzen und er war gierig nach dem Getöse des Kampfes. Sein Blut kochte heftig in seinem Herzen und er stürzte sich schnell auf die Feinde, den langspitzigen Speer in seinen flinken Händen schwingend (455–463). Der Erzähler berichtet von der Tötung zweier troischer Kämpfer, Kleitos und Lassos. Nach mühseligem Kampf und vielen Verlusten in beiden Heeren schaffen es die Achaier endlich, die Leichen von Nireus und Machaon schnell zu ihren Schiffen zu tragen. Nur Wenigen gelang es, zu den Schiffen vorzudringen. In der darauf folgenden Kampfschilderung werden die Troer als überlegen geschildert: Charakteristisch ist die Bemerkung des Erzählers, der selbst nicht vermag, die unzähligen achäischen Krieger zu nennen, die Eurypylos tötete: „θ δ᾽ ἄξα πιεζύνο εἷιελ άζπεηα θῦι᾽ ἀλζξώπσλ / ὅζζά κνη ν ζζέλνο ἐζηὶ ιηιαηνκέλῳ πεξ ἀεζαη, / νδ᾽ εἴ κνη ζηέξλνηζη ζηδήξενλ ἤηνξ ἐλείε.― (619–621). Den Kampf unterbricht diesmal der Einbruch der Nacht (644 ff.): Die Troianer würden die Schiffe mit Feuer verbrannt haben, wäre die Nacht nicht eingebrochen. Das Buch endet, wie sonst oft, mit einer kurzen Schilderung der Situation, die in beiden Heeren vorherrscht: Eurypylos zieht sich mit den anderen Troern nicht weit von den Schiffen an das Ufer des Simois zurück, „ἥρί πεξ αὖιηλ ἔζελην γεγεζφηεο― (648). Die Achaier „γνάαζθνλ ἐπὶ ςακάζνηζη πεζφληεο― bei ihren Schiffen voll Trauer um die Erschlagenen, weil das schwarze Todesgeschick viele von ihnen getroffen hatte. Das siebte Buch beginnt mit dem Anbruch des neuen Tages (vv. 1–2). Der Erzähler, der von der schwierigen Situation der Achaier in den letzten Versen des sechsten Buches berichtet hat, fokussiert diese weiter und setzt seine Erzählung mit ihren Handlungen beim Anbruch des neuen Tages fort. Sowohl mit den preisenden Epitheta in v. 3: „ἀξήηνη πἷεο ἐπζζελέσλ Ἀξγείσλ― wie auch mit „ἀληίνλ Δξππχινην κεκαόηεο― in v. 5 zeigt der Erzähler, dass die Achaier noch nicht ihren Mut verloren haben. Ein Teil von ihnen zieht zur gewaltigen Feldschlacht gegen Eurypylos voller Eifer, eine andere Gruppe begräbt Machaon und Nireus nahe den Schiffen. Hier wird nichts von der Bestattung der anderen Gefallenen er-
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wähnt. Erst die vv. 161 ff. berichten von einer allgemeinen Bestattung der in der Schlacht getöteten Helden von beiden Seiten. Dazu ist zu bemerken: Die Bestattung von Machaon und Nireus durch die Achaier bereitet auf die anschließende Podaleirios – Nestor Szene (vv. 21–96) vor und dient dem Plan des Dichters, ausführliche Trostreden Nestors zu erzählen. Außerdem ist eine Bestattung aller Gefallenen zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich, denn, wie am Ende des sechsten Buches erwähnt, zogen sich Eurypylos und die anderen Troer in dieser Nacht nicht weit von den achäischen Schiffen an das Ufer des Simois zurück, um dort ihr Lager aufzuschlagen (6, 646–648). Die Gefahr, dass am kommenden Tag die Troer zusammen mit Eurypylos die achäischen Schiffe angreifen würden, ist sehr groß, so dass die Achaier mit Anbruch des Tages den Kampf gegen die Feinde fortsetzen müssen. Hieraus kann der Schluss gezogen werden, dass die Zahl der im Lager gebliebenen Achaier deutlich geringer ist als die Zahl derjenigen, die zum Kampf gegen Eurypylos eilen. Vv. 7–15: Pause: Kommentar des Erzählers über Nireus und Machaon. V. 16: Appositive Summary; dieser Vers hat eine resümierende Funktion, verbindet sich mit den vv. 5b–7a, schließt die Partie der Bestattung ab und führt zum Szenenwechsel. Vv. 17–20: Szenenwechsel und Iterative Summary: Nach der Bestattung und der Errichtung der Grabstele geht der Kampf zwischen Troern und Achaiern ungehindert weiter. Diese Partie setzt die vv. 3–5 fort, in denen die Achaier das Lager verlassen, um gegen Eurypylos und die Troer zu kämpfen. V. 20 ist ein Handlungs-Summary und schließt die Partie 1–19 ab. Danach konstatiert man einen Kontrast: auf lärmende Handlungen der Menge im Schlachtfeld folgt das Bild des Podaleirios, der am Grab des Bruders stöhnend im Staub liegt. Vv. 21 – 36: Szenenwechsel. In den vv. 26b–37 berichtet der Ezähler von den Reaktionen der Freunde des Podaleirios, die ihn zu trösten versuchten. „πνιιὰ παξεγνξένληεο― in v. 27 ist ein Iterative Summary. Durch einen Wenn-Satz (vv. 28–30a) wird Nestor eingeführt (v. 30a: Wenn-nichtSituation46). Dieser findet Podaleirios in verzweifelter Trauer um Machaon vor. Die Partie endet mit dem klagenden Jammern der Sklavinnen und Gefährten (Iterative Summary) und mit einer abschließenden Bemerkung des Erzählers über alle trauernden Personen: „θαθὴ δ᾽ ἔρε πάληαο ὀηδύο―. (vv. 35–36). V. 37: Ankündigung einer Trostrede: κεηιηρίνηζη nimmt den Inhalt, den Zweck und die Funktion der folgenden Worte Nestors vorweg. Vv. 38– 55: Nestors erste Trostrede. In dieser erwähnt Nestor den Tod seines Sohnes Antilochos und seine Reaktion darauf (vv. 44 ff.). Beides wurde ausführlich im zweiten Buch 243 ff. sowie am Anfang des dritten Buches geschildert (interne Analepsis). In den vv. 38 ff. fügt Nestor in seine Rede diejenigen Züge ein, die seine Argumentation verstärken. Sie dienen 46 Dieser Begriff übersetzt den von de Jong, Narrators and Focalizers …, 68 ff.: „'if not' – situation―. Vgl. auch de Jong, A Narratological Commentary on Odyssey, Cambridge 2001, xiv mit Sekundärliteratur. H.-G. Nesselrath, Ungeschehenes Geschehen. ‘Beinahe-Episoden’ im griechischen und römischen Epos von Homer bis zur Spätantike, Stuttgart 1992 bezeichnet diese narratologische Technik als „Beinahe-Episode― (vgl. seine Analyse und Interpretation der „Beinahe-Episoden― bei Quintus und Nonnos, 53 ff.).
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der rhetorischen Absicht, Podaleirios zu trösten und ihn vom Selbstmord abzubringen. V. 56 a: Appositive Summary; 56b: Rede – Einleitung. ἀρλχκελνο (vgl. v. 37: „κέγ᾽ ἀρλύκελνλ―) unterstreicht die Trauer des Podaleirios. Vv. 58–65, die Antwort des Podaleirios, erklärt, warum er so heftig um Machaon trauert und nicht mehr leben will. Vv. 66a: Appositive Summary. 66b: Ankündigung der zweiten Trostrede Nestors. Vv. 67–92: Rede Nestors. v. 93a: Appositive Summary. Vv. 93b–95: Nestor redet mit seinen Worten Podaleirios gut zu und schafft es so, dass sich der vor Trauer am Boden Kauernde langsam aufrichtet, obwohl er Nestors Bemühungen nur ungern Folge leistet. Nestor führt Podaleirios vom Grab fort, wobei dieser sich oft umdreht, um auf das Grab zurückzusehen, und dabei noch schrecklich stöhnt. v. 96b: Szenenwechsel: Beide gelangen zu den Schiffen der Achaier. Vv. 96b–97: Szenenwechsel und Handlungs-Summary: Der Erzähler berichtet vom Zustand beider Heere. Die anderen Achaier, die auf dem Schlachtfeld waren, und die Troer mühten sich in dem aufbrausenden Kampf. Diese Partie weist auf die vv. 4–7a zurück: Mit dem Anbruch des neuen Tages begab sich ein Teil der Achaier zum Kampf gegen Eurypylos, während die Anderen Machaon und Nireus in der Nähe der Schiffe bestatteten. In den vv. 5b–96 beschäftigt sich der Erzähler mit der Bestattung dieser beiden und Podaleirios‘ Tröstung durch Nestor. In den darauf folgenden Versen berichtet der Erzähler von den Ereignissen auf dem Schlachtfeld. In den vv. 17–20 wird berichtet, dass der Krieg noch wütete, als die Bestattung von Machaon und Nireus zu Ende war. Er setzte sich während der Nestor-Podaleirios-Szene ohne Unterbrechung unablässig fort. 1–2 ῏Ζκνο δ᾽ νὐξαλὸο ἄζηξα θαηέθξπθελ: Das einfache Verbum θξχθσ ist eine spätere Nebenform von θξχπησ, zum ersten Mal in A.G. 7, 423, 5 (Antipatros Sidonios); 7, 700,1 (Diodoros); vgl. auch A.G. App. 2, 174, 6. In den Posthomerica findet sich diese Form insgesamt siebenmal, als einfache Form in 1, 393 und 12, 443; mit der Präposition θαηα- auch in 2, 478, 626; in 7, 235 „ἀπέθξπθε―; in 14, 556 „ἐλέθξπθελ―. Bei Nonnos begegnet uns dieselbe Form insgesamt einundzwanzigmal; neben den oben genannten Formen findet sich auch die Form „ἀλέθξπθε― (Dion. 6, 87). Zum Ausdruck „νξαλὸο ἄζηξα θαηέθξπθελ― vgl. PH 2, 626 f.: „πάληα θαηέθξπθελ Οξαλὸο ἄζηξα / ἀριχη θαὶ λεθέεζη θέξσλ ράξηλ ἦξηγελείῃ―. Während der Himmel an unserer Stelle die Sterne verbirgt, damit Eos auf der Erde erscheint, unterstützt der Himmel im zweiten Buch die Entscheidung der Eos, aufgrund des Todes ihres Sohnes Memnon, nicht mehr für die Menschen zu leuchten, indem er mit dem Verbergen der Sterne eine absolute Dunkelheit schafft. ἔγξεην δ᾽ ἦὼο findet sich auch PH 4, 75; 9, 1, 67 an der gleichen Versstelle und nur in den Posthomerica. Quintus variiert hier die Ilias-Stelle „ἔγξεην δὲ Εεὺο― ebenfalls am Versende zu Beginn des 15. Buches (v. 4b; zu diesem Ausdruck vgl. Nonn., Dion. 35, 262 am Versschluss). Zeus erwachte auf den Gipfeln des Ida nach seinem Beischlaf mit Here. Nachdem er beide Heere erblickte – auf der einen Seite die Troer, die sich ungeordnet zurückziehen, auf der anderen Seite die Achaier, die diese von hinten zusammendrängend mit der Hilfe Poseidons verfolgen – und die schlechte körperliche Verfassung Hektors betrachtet hatte,
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konnte er den Betrug seiner Gattin erkennen. Quintus pflegt die Ausdrücke, die den Tagesanbruch betreffen, zu variieren; als Vorbild hat er entsprechende homerische Ausdrücke (z. B. Il. 1, 477 (= 24, 788; Od. 2, 1; 3, 404, 491 usw.); 6, 175; 8, 1, 66; 11, 1; 19, 1 f. (vgl. Od. 5, 1 f.), 23, 226 f.; 24, 31, 691; 785, 788): vgl. PH 1, 138: „Ἀιι᾽ ὅηε δή ῥ᾽ ἐπόξνπζε ῥνδόζθπξνο ἦξηγέλεηα―; 2, 189: „ἦὼο δ᾽ νξαλὸλ εξὺλ ἀλήηελ―; 3, 1: „Αηὰξ ἐπεὶ θάνο ἤιζελ ἐπζξόλνπ ἦξηγελείεο―; 3, 665: „Ἀιι᾽ ὅηε θαγραιόσζα δη᾽ αἰζέξνο ἢιπζελ ἦὼο ιακπξόηαηνλ―; 5, 395: „Καὶ ηόη᾽ ἀπ᾽ Ὠθεαλνν θίελ ρξπζήληνο ἦώο―; 6, 1 f.: „ἦὼο δ᾽ Ὠθεαλνν ῥόνλ θαὶ ιέθηξα ιηπνῦζα / Σηζσλνῦ πξνζέβε κέγαλ νξαλόλ―; 7, 253: „ἦὼο δ᾽ εἰζαλέβε κέγαλ νξαλόλ―; 7, 400: „Θεζπεζίε δὲ πξὸο νξαλὸλ ἢιπζελ ἦώο―; 11, 330 f.: „῏Ζκνο δ᾽ Ὠθεαλνν ῥνὰο πεξήιαζελ ἦὼο / ἵππνπο καξκαίξνληαο, ἀλέγξεην δ᾽ ἔζλεα θσηλ―; 12, 117 f.: „ἦὼο δ᾽ ὁππόζ᾽ ἵθαλελ ἀπσζακέλε θλέθαο ὺ / εἰο Ἔξεβνο―; 14, 1 f.: „Καὶ ηόη᾽ ἀπ᾽ Ὠθεαλνν ζεὰ ρξπζόζξνλνο ἦὼο / νξαλὸλ εἰζαλόξνπζε―; 14, 228 f.: „Ἀιι᾽ ὅη᾽ ἐο νξαλὸλ εξὺλ ἀλήηελ ἦξηγέλεηα / λύθηα δηαζθεδάζαζα―. ιακπξὸλ πακθαλόσζα: der Ausdruck kommt auch in 10, 457 vor; dazu vgl. Tsomis, PH 10 z. St. Ein ähnlicher Ausdruck zum Emporsteigen der Eos findet sich in 6, 2 f.: „ἀκθὶ δὲ πάληῃ / θίδλαην πακθαλόσζα―. In den homerischen Epen charakterisiert dieses Partizipium (von πακθαλάσ) Waffen bzw. Waffenstücke oder Gegenstände aus Metall; nur in Od. 13, 29 bezieht es sich auf die Glänze der Sonne. Quintus verwendet es vorwiegend zur Bezeichnung von Himmelskörpern wie der Sonne (2, 210); eines Sterns (7, 346); der Selene (10, 457) und von Eos (6, 3; 7, 2). Nur in PH 5, 117 und 14, 452 bezeichnet es Waffenstücke. Dazu siehe auch Ferreccio, Commento al libro II, 127 zu PH 2, 210. 3 δὴ ηόη᾽ ἀξήηνη πἷεο: vgl. PH 1, 716; 9, 3; 11, 332. In 7, 121 wird der Ausdruck variiert: „θχδηκνη πἷεο ἐππηνιέκσλ Ἀξγείσλ―, in 3, 5 f. findet sich: „ὄβξηκνη πἷεο / Ἀξγείσλ―. Der Ausdruck πἷεο … Ἀξγείσλ kommt nur in den Posthomerica vor; vgl. auch 7, 674: „Ἀξγείσλ … πἷεο―, er bildet eine Variation der homerischen Formel πἷεο Ἀραηλ am Versende (in den PH nur: 10, 347; 13, 486; vgl. auch bei Quintus: Ἀραηλ πἷ.: 1, 401; 3, 659; 11, 405; 14, 203; „Ἀραηλ θέξηαηνη πἷεο―: 1, 776; 3, 381; 6, 44; 13, 297; „ Ἀραηλ ὄβξηκνη πἷεο―: 2, 3; 8, 3). Zu ἀξήηνη πἷεο vgl. Il. 4, 114, 18, 200; 20, 317; 21, 376; Od. 23, 220. Zu ἀξήηνο siehe LfgrE s.v. und die Ausführungen von Ferreccio, Commento al libro II, 73 zu PH 2, 100. ἐπζζελέσλ Ἀξγείσλ: ἐπζζελήο begegnet uns erstmals in der Iliupersis Fr. 7, 3 Bernabé (= Fr. 6 Allen; Fragmenta Dubia et Spuria 1 Davies (p. 165); Aith. Fr. 5 West): „θαὶ εζζελὲο εἶδνο ἔρεηζη― (ich lese mit Scaliger εἶδνο; ἤδνο Ludw.; ἴρλνο Ruhnken). Zu diesem Fragment, das Diomedes, Gramm. Lat. I 477, 9 Keil überliefert, siehe West, The Epic Cycle. A Commentary …, 158 f., der annimmt, dass es kontextuell zu einer Partie aus den Spielen zu Ehren Achilleus‘ (Aithiopis) gehöre. Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 469 zu PH 1, 178 berücksichtigt dieses Fragment nicht, wenn er ausführt, dass der Erstbeleg für ἐπζζελήο die Stelle Theophr., h. plant. 4, 1, 4 sei und Mesomedes, Fr. 13, 4 GDRK (2. Jh. n. Chr.) den ersten poetischen Beleg biete. In der epischen Dichtung findet es sich dann häufig nur bei Quintus (31mal) und bezeichnet sowohl die Troer (1, 178,
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232; 4, 454; 13, 26) als auch die Argeier bzw. Danaer (1, 716; 2, 390; 3, 435, 4, 44, 76, 293; 6, 85, 557; 7, 3; 9, 3, 289; 11, 332; 14, 633). Auch einzelne Menschen: 1, 414; 2, 363 (ζεξάπνληεο); 4, 340; 1, 361 (Priamos); 4, 190; 5, 256 (Peleus); 5, 482, 580 (Telamon); Tiere (3, 681; 10, 184); Waffen (1, 224). Siehe auch Tsomis zu PH 10, 184 und Ferreccio, Commento al libro II, 210 f. zu PH 2, 390 und 198 zu PH 2, 363. Indem Quintus ein unhomerisches, aber doch im frühgriechischen Epos belegtes Adjektiv wie ἐπζζελήο sehr oft gebraucht, schafft er, der homerischen Formularität folgend, seine eigenen formalen Ausdrücke. Zu dieser Tendenz im hellenistischen und spätgriechischen Epos siehe ausführlich G. D‘Ippolito: „Sulle tracce di una koiné formulare nell‘ epica tardogreca―, in: D. Accorinti; P. Chuvin (Hrsgg.), Des Géants à Dionysos, Alessandria 2003, 501 ff. und M. Fantuzzi, Ricerche su Apollonio Rodio. Diacronie della dizione epica, Roma 1988, 7 ff. Der Ausdruck πἷεο mit dem Genitiv, um die völkische Herkunft zu bestimmen, findet sich ausschließlich bei Quintus, wobei beide Substantive mit je einem Attribut in der Reihenfolge Attribut, Substantiv, Attribut, Substantiv versehen sind. Die Verse 1–3 lassen sich mit den Versen PH 9, 1–3 vergleichen: Beide Partien eröffnen ein neues Buch und damit den Anbruch eines neuen Tages. Die ersten zwei Verse schildern den Sonnenaufgang innerhalb von drei Sätzen, in denen das Bestreben des Dichters, seine Ausdrücke zu variieren, sichtbar ist. Der dritte Vers – identisch in beiden Partien – führt zu den Handlungen der Menschen, die diese mit dem Beginn des neuen Tages angehen. 4–6 νἱ κὲλ ἔβαλ … / … νἳ δ’ … / … ηαξρύζαλην: Partitive Apposition. πξνπάξνηζε λελ: an der gleichen Versstelle wie Il. 15, 746; 18, 3 und 19, 344; vgl. auch PH 7, 150. θξαηεξὴλ ἐπὶ δῆξηλ: Man vergleiche die Ausdrücke: „ἐπὶ δξηλ ἀλαηδέα― (PH 1, 174); „ἐπὶ δξηλ ἀάζρεηνλ― (PH 5, 144), „θαθὴλ ἐπὶ δξηλ― (PH 7, 168), „ἐπὶ δξηλ ἀκείιηρνλ― (PH 9, 97); „δξηλ ἐπὶ ζηνλφεζζαλ― (PH 1, 408, 581; 7, 276); der Ausdruck θξαηεξὴ δξηο ist nur bei Quintus und nur hier zu finden. Bezüglich dieses Ausdrucks scheint Quintus von der frühgriechischen Epik beeinflusst zu sein, denn das Adjektiv θξαηεξφο bezeichnet dort oft Substantive, die „Schlacht― bedeuten: ζκίλε (Il. 5, 627; 16, 447, 567; Hes., Th. 712), ἔξηο (Il. 13, 358; 16, 662, 716 und 20, 48 – personifiziert) und θχινπηο (Il. 18, 242). Der Ausdruck ἐπὶ δξηλ kommt in der Spätepik vor: in den PH zehnmal, bei Nonnos, Dion. sechsmal, jeweils einmal bei Oppianos, Hal. und bei Triphiodoros. Zum Gebrauch von δξηο bei Quintus (recht häufig: 71mal) siehe die Ausführungen von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 463 zu PH 1, 174. Das Komma nach λελ ist in beiden Ausgaben von Pompella unnötig. ἀληίνλ am Versanfang wie Hes., Th. 631; Erga 594, Opp., Hal. 3, 549; vgl. auch PH 4, 313; 6, 275. Nach „Δξππχινην― setzt Pompella in seiner großen Ausgabe ein Komma, was ebenfalls unnötig ist. κεκαόηεο: Βei Quintus findet sich dieses Partizipium immer an der gleichen Versstelle wie Il. 2, 818, 13, 197; Apoll. Rh., Arg. 2, 1198; 4, 1588. ἀπάηεξζελ: hier absolut. αὐηνῦ fungiert in v. 6 als Adverb. Anders Ursula Gärtner, Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas. 1. Bd., 249, die αηνῦ auf Eu-
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rypylos bezieht und „fern von ihm― übersetzt. ηαξρύζαλην: Zu dem Verbum ηαξρχσ, das in der griechischen Literatur nur in der Dichtung vorkommt und in den Posthomerica einschließlich πεξηηαξρχσ fünfzehnmal erscheint (fünfmal im siebten Buch), siehe das von V. Langholf verfasste Lemma ηαξρχσ in LfgrE, dessen Behandlung nicht nur die frühgriechische Epik, sondern auch die hellenistische und spätere epische Dichtung berücksichtigt. Μαράνλα: Bei Homer sind die Feldärzte Machaon und sein Bruder Podaleirios Söhne des Asklepios (Il. 2, 731 f.; 4, 193 ff.; 11, 518 ff. 14, 2; vgl. auch [Aristoteles], Peplos 20; Paus. 2, 11, 5; 3, 26, 9; 4, 3, 9; 4, 30, 3; Diod. 4, 71; Diog. Laert., 5, 1, 1; Diktys, 1, 14; 2, 6; Dares 14), beide Anführer von 30 Schiffen aus Trikka, Ithome und Oichalia (Il. 2, 729 ff.). In der Ilias erscheint der Arzt Machaon auch als mitkämpfender Held, also als ein Heros Iatros, der zugleich verwundet und heilt, während sein Bruder Podaleirios sonst keine Rolle spielt. Machaon heilt Menelaos, der von Pandaros verwundet wurde, mit Kräutern (Il. 4, 193 ff.). In Il. 11, 505 ff. wird er von Paris durch einen Pfeil verwundet und von Nestor selbst zu seinem Zelt getragen, in dem er von Hekamede mit einem Mischtrunk und einem Bad (vgl. 14, 1–8) gestärkt und geheilt wird. In den kyklischen Epen (Iliupersis Fr. 4 Bernabé = 1 Davies; Aithiopis Fr. 5a West) sind Machaon und Podaleirios Söhne des Poseidon. Dieser verlieh Machaon die Gabe der Chirurgie und Podaleirios die der Diagnostik. Zu diesem Fragment siehe die Ausführungen von West, The Epic Cycle. A Commentary …, 159 f. In A.G. 5, 225 (Makedonios); Ov., Rem. 546; Ars 2, 491; Martial., 2, 16 (Plural) wird der Name Machaon sprichwörtlich als Synonym für den Begriff Arzt verwendet, wenn es um die Notwendigkeit von benötigten ärztlichen Fähigkeiten geht. Nach Apollodoros, Epit. 5, 1 findet Machaon den Tod durch Penthesileia, nach der Kleinen Ilias Fr. 7 Davies (= Incerti Operis Fragmenta 30 Bernabé p. 85; Paus. 3, 26, 9; vgl. auch Hygin. 113; Schol. Lykophr. 1048; Tzetzes, Posthomerica 520 f.), der auch Quintus Smyrnaeus folgt, durch Eurypylos, wobei die Kleine Ilias seinen Tod nach der Heilung des Philoktetes ansetzt. Quintus verwickelt ihn in die Kämpfe (PH 6, 391 ff.), Machaon bringt Podaleirios ärztliche Kenntnisse bei (PH 7, 58–63). Letzterer ist jedoch immer der Einzige, der als Arzt erwähnt wird, während Machaon am Kampf teilnimmt. Zu Machaon siehe ausführlich R.E. s.v. 7–8 Der Relativsatz in v. 7 bezieht sich auf Nireus. Νηξέα: Sohn des Charopos und der Aglaia, König der Insel Syme; nach Diodoros 5, 53 war er auch Herr über einen Teil von Knidos. Vv. 7–8 erinnern an die Partie Il. 2, 671–675, in der von Nireus nur ein einziges Mal die Rede ist: „Νηξεὺο αὖ ύκεζελ ἄγε ηξεο λαο ἐΐζαο / Νηξεὺο Ἀγιαΐεο πἱὸο Υαξόπνηό η᾽ ἄλαθηνο / Νηξεύο, ὃο θάιιηζηνο ἀλὴξ πὸ Ἴιηνλ ἤιζε / ηλ ἄιισλ Γαλαλ κεη᾽ ἀκύκνλα Πειεΐσλα· / ἀιι᾽ ἀιαπαδλὸο ἔελ, παῦξνο δέ νἱ εἵπεην ιαόο.― Die gleiche Anzahl von Schiffen überliefern auch Apollodoros, Epit. 3, 13 und Diktys 1, 17 (bei Hyginus weicht eine Handschrift von dieser Zahl ab). Nireus galt als der schönste Mann im Griechenheer nach Achilleus. Etym. Magn. 487 s.v. θαιιίσλ: „ δὲ ζεκαζία, ὅηη ὁ πνηεηὴο ηὸλ θαιὸλ ἐπὶ ηνῦ ἀλδξείνπ εἴσζε ηάηηεηλ, ὡο ἐθ ηνῦ ἐλαληίνπ ηὸλ θαθὸλ ἐπὶ ηνῦ ἀζζελνῦο·
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ηὸλ δὲ Νηξέα εἰδὼο ἀζζελ, ὅκσο θεζὶ πεξὶ αηνῦ, Νηξεὺο, ὃο θάιιηζηνο ἀλὴξ πὸ Ἴιηνλ ἤιζελ.― (vgl. Tzetzes, Alleg. Proleg. 592 ff.). Quintus schildert seinen Tod im sechsten Buch der Posthomerica vv. 372 ff., in denen seine Schönheit auch hervorgehoben wird, ihm aber nicht von Nutzen ist. Eurypylos tötete Nireus „ζενο ἐλαιίγθηνλ ἄλδξα―, mit seinem Speer genau über dem Nabel, während er gegen die Troer kämpfte. Dieser sank nieder zur Erde, sein Blut floss in Strömen, seine Waffen, sein „ἀγιαὸλ εἶδνο― und sein blühendes Haar waren von Blut getränkt. Er lag im Staub und Blut zusammen mit anderen Gefallenen. Darauf folgt ein Gleichnis, das auf Ilias 17, 377–388 über den toten, schönen Euphorbos verweist. Der gefallene Nireus wird mit einem voll in glänzenden Blüten stehenden Olivenbaum verglichen, den die Gewalt des Stroms durch brausende Wogen dahinrafft. So lag Nireus‘ „δέκαο ὺ θαὶ ἀγιαΐε ἐξαηεηλή―. Eurypylos schmähte die Leiche: „Liege denn im Staub, denn deine gepriesene Schönheit half dir nicht, wie sehr du es auch verlangt hast. Ich raubte dir das Leben, so sehr du dem Tod zu entrinnen begehrtest. Tor, du merktest nicht, dass du auf einen stärkeren Mann getroffen bist. Denn Schönheit stellt sich nie der Stärke im Kampf gleich.― Machaon ρσφκελνο Νηξνο trat Eurypylos entgegen. Um die beiden Tode zu verbinden, verwendet Quintus das bekannte Thema: Ein Held versucht den Tod seines Freundes zu rächen. Machaon stieß also den gewaltigen Eurypylos mit seinem Speer in die breite, rechte Schulter. Letzterer entzog sich dem Schlachtengetümmel nicht und verglichen mit einem Löwen traf er Machaon rechts in die Hüfte. Obwohl Machaon stark blutete, mied er seinen Gegner nicht, er nahm einen Felsbrocken vom Boden, hob ihn empor und schleuderte ihn auf Eurypylos‘ Kopf, den wiederum der Helm, den er trug, vor dem Tod bewahrte. Eurypylos, dem gewaltigen Helden grollend, stieß den Speer in die Brust Machaons, der daraufhin zu Tode kam. Eurypylos schmäht voller Ironie den sterbenden Machaon: „Freilich bist du ein Arzt und kennst schmerzlindernde Mittel, auf diese vertrauend hofftest du des Unheils Tag zu entfliehen. Aber sogar dein Vater selbst vom windigen Olympos wird nicht dein Herz vom Tode retten, selbst wenn er über dich Nektar und Ambrosia gießt.― Nach diesen Worten sagte Machaon Eurypylos, wie Patroklos Hektor in der Ilias, dessen eigenen Tod voraus. Den Tod Nireus‘ durch Eurypylos überliefern auch Diktys 4, 17 und Hyginos, Fab. 113 (vgl. auch v. Wilamowitz, Isyllos von Epidauros, Berlin 1884, 48), bei Dares 21 stirbt er durch Aeneas. Bei Ps.-Opp. Kyn. 1, 362 wird die Schönheit des Nireus zusammen mit anderen mythischen Gestalten gerühmt. Vgl. auch Eur., IA 204 f.: „Νηξέα, θάιιηζηνλ Ἀραηλ― mit W. Stockert, Euripides, Iphigenie in Aulis. Einleitung, Text und Detailkommentar, Wien 1992, 248 f.; [Aristoteles], Peplos 17: „ἐλζάδε ηὸλ θάιιηζηνλ ἐπηρζνλίσλ ἔρε γαα / Νηξέα ηὸλ Υαξόπνπ παδα θαὶ Ἀγιαίεο.― ; Tzetz. Chil. 1, 239 f.; Diodoros (5, 53) erwähnt ihn mit der Bemerkung: „θάιιεη δηαθέξσλ―. Zur Schönheit des Nireus, die in der Spätantike berühmt war und sowohl als Exemplum wie auch als Vergleichsmaß diente und schließlich sprichwörtlich wurde, vgl. auch Luk., Tim. 23, 9; Menn. 15, 19; Pro Imag. 2,8; Dialog. Mort. 5,1; 9,4, 30, 1–2 u.a.; vgl. auch Dio Chrys., Or. 21, 17; Ps-Luk., Amor. 23, 25; Chariton, 1,1,3; Liban., Ep. 379, 5; 758, 1; Decl. 12, 2; Manasses 8, 10; 9, 56 Hercher; Horaz, c. 3, 20, 15; epod. 15, 22; Philostratos, VA 3, 19; epist. 57; Properz, 3, 18,
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27; Ovid, Pont. 4, 13, 16; Ars 2, 109 (mit den Ausführungen von Janka, Ovid. Ars Amatoria Buch 2. Kommentar, Heidelberg 1997, 117 zu den vv. 109 f.). Hygin., Fab. 270 nennt in einer Zusammenstellung der formosissimi auch Nireus, Charopis filius. Philostratos, Her. 691 und Tzetzes, Antehomerica 278 f. überliefern, dass Nireus auch dem ersten Feldzug der Achaier gegen Troia angehörte und hierbei am Kampf des Achilleus gegen Telephos teilnahm, in dem er Telephos‘ schöne Frau, Hiera, die als Anführerin der kriegerischen Mysierinnen wirkte, tötete. Zu Nireus siehe ausführlich A. Brelich, „Nireus―, SMSR 40 (1969), 115 ff.; vgl. auch P. J. Loptson, „A Note on Three Lines in the Catalogue of Ships―, CPh 69 (1974) 283 f. ἀεηγελέεζζηλ: das Adjektiv ἀεηγελήο, nur noch in PH 14, 238, als Epitheton der Götter findet sich nur bei Quintus in der epischen Dichtung. Zum ersten Mal kommt ἀεηγελήο bei Plato (Polit. 309c; Symp. 206e und Leg. 773e) vor, bei Xenophon, Symp. 8, 1, 4 bezeichnet es die Götter. ἐῴθεη bzw. ἐπεῴθεη erscheinen immer als letztes Wort des Verses in der griechischen Epik. Zum Ausdruck vgl. besonders Il. 24, 630, hom. Hymn. Dem. 241; PH 1, 662; 7, 186, 652. θάιιεΐ η᾽ ἀγιαΐῃ ηε: vgl. PH 14, 59 für Helena: „ἀγιαΐελ θαὶ θάιινο ἐπήξαηνλ―. Vv. 7–8 erinnern an die Partie Il. 2, 671–675 (s. o.). βίῃ δ᾽ νὐθ ἄιθηκνο ἤελ: vgl. Od. 10, 552 f. über Elpenor: „ιπήλσξ δέ ηηο ἔζθε λεώηαηνο, νὔηε ηη ιίελ / ἄιθηκνο ἐλ πνιέκῳ νὔηε θξεζὶλ ᾗζηλ ἀξεξώο―. Man vergleiche auch die IliasStelle 3, 44 f., in der Hektor Paris schilt: „νὕλεθα θαιὸλ / εἶδνο ἔπ‘, ἀιι‘ νθ ἔζηη βίε θξεζὶλ νδέ ηηο ἀιθή― und Od. 18, 3 f. über den Bettler Iros: „νδέ νἱ ἤλ ἲο / νδὲ βίε, εἶδνο δὲ κάια κέγαο ἤλ ὁξάαζζαη.― Bei Homer erwartet man von einem äußerlich schönen Mann auch Tapferkeit im Krieg nach dem Prinzip vom θαιὸο θἀγαζφο. Insofern gilt Nireus als ein eher ungewöhnlicher Anführer, da dieser als Distinktionskriterium nur seine Schönheit aufzuweisen hat. 9–10 Diese Partie spiegelt wohl Volksweisheit wider: Denn die Götter gewähren den Menschen nicht alles zugleich, sondern neben ein Gutes tritt ein Schlechtes nach dem Willen eines gewissen Geschicks. νὐ γὰξ ἅκ᾽ … ἅπαληα: Zu diesem Gedanken vgl. Il. 4, 320: „ἀιι᾽ νὔ πσο ἅκα πάληα ζενὶ δόζαλ ἀλζξώπνηζηλ―. Der alte Nestor wünscht sich die Tapferkeit zu besitzen, die er auch in seiner Jugend hatte, als er Ereuthalion erschlagen hatte. Aber die Götter geben den Menschen niemals alles zugleich. War er damals jung, so begleite ihn jetzt das Alter (Il. 4, 318–321). Il. 4, 320 scheint durch das Adverb ἅκα auf logischer Ebene nicht ganz treffend zu sein, denn die Rede ist von Jugend und Alter zur gleichen Zeit, doch ein Mensch kann nicht gleichzeitig zwischen jung und alt wählen. Dies hat schon Aristarchos festgestellt, der diesen Vers verwarf und ihn passender für Il. 13, 729 fand: „ὁ ἀζηεξίζθνο θαὶ ὁ ὀβειόο, ὅηη εἰ ἀκθόηεξα αἱξεηὰ ἔθξηλελ ὁ Νέζησξ, θαὶ ηὸ γξαο θαὶ ηὴλ λεόηεηα, ειόγσο ἂλ ἔιεγελ "ἅκα πάληα". κεηελήλεθηαη δὲ ἐμ ἄιινπ ηόπνπ, ὅπνπ θεζίλ· "ἀιι᾽ νὔ πσο ἅκα πάληα ζενὶ δόζαλ ἀλζξώπνηζηλ· ἄιιῳ κὲλ γὰξ ἔδσθε ζεὸο πνιεκήτα ἔξγα, ἄιιῳ δ᾽ ἐλ ζηήζεζζηλ" (Ν 729–30. 732)―. Quintus scheint in v. 9 Aristarchos‘ Ansicht zu teilen. Er verwendet das Adverb ἅκα wie Homer, bezieht es aber auf zwei Vorzüge, die zwar gleichzeitig im Leben eines Menschen erscheinen kön-
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nen, sich für gewöhnlich aber nicht in der Person eines Menschen vereinigen, sondern auf verschiedene Menschen verteilt zu finden sind, so wie dies bei Poulydamas zu Beginn seiner Rede an Hektor Il. 13, 729–734 („ἀιι᾽ νὔ πσο ἅκα πάληα δπλήζεαη αηὸο ἑιέζζαη. / ἄιιῳ κὲλ γὰξ ἔδσθε ζεὸο πνιεκήτα ἔξγα, / ἄιιῳ δ᾽ ὀξρεζηύλ, ἑηέξῳ θίζαξηλ θαὶ ἀνηδήλ, / ἄιιῳ δ᾽ ἐλ ζηήζεζζη ηηζε λόνλ εξύνπα Εεὺο / ἐζζιόλ, ηνῦ δέ ηε πνιινὶ ἐπαπξίζθνλη᾽ ἄλζξσπνη, / θαί ηε πνιέαο ἐζάσζε, κάιηζηα δὲ θαηὸο ἀλέγλσ―) und Odysseus in seiner Antwort an Eurylaos Od. 8, 167–175 („νὕησο ν πάληεζζη ζενὶ ραξίεληα δηδνῦζηλ / ἀλδξάζηλ, νὔηε θπὴλ νὔη᾽ ἂξ θξέλαο νὔη᾽ ἀγνξεηύλ. / ἄιινο κὲλ γὰξ εἶδνο ἀθηδλόηεξνο πέιεη ἀλήξ, / ἀιιὰ ζεὸο κνξθὴλ ἔπεζη ζηέθεη· … / ἄιινο δ᾽ αὖ εἶδνο κὲλ ἀιίγθηνο ἀζαλάηνηζηλ, / ἀιι᾽ νὔ νἱ ράξηο ἀκθὶ πεξηζηέθεηαη ἐπέεζζηλ―) der Fall ist. ζενὶ ηειένπζη: an der gleichen Versstelle wie Il. 6, 174; 23, 286; Apoll. Rh., Arg. 1, 488; PH 12, 54. ἐζζιῶ θαθὸλ … παξίζηαηαη: vgl. Hes., Erga 179: „ἀιι‘ ἔκπεο θαὶ ηνζη κεκείμεηαη ἐζζιὰ θαθνζηλ―; zum zweiten Halbvers vgl. PH 6, 427. ἔθ ηηλνο αἴζεο: Hier ist αἶζα nicht mit dem Tod verbunden und nicht personifiziert. Dieser Ausdruck kommt auch in 12, 527 am Versende vor; siehe dazu die Bemerkungen von Campbell, A Commentary… z. St. Zu Aisa in den PH siehe ausführlich Ursula Gärtner, „Zur Rolle der Personifikationen…―, 214 ff. 11–12a So war dem Herrscher Nireus neben reizvoller Schönheit auch Kraftlosigkeit gegeben. Zu ἀγιαΐῃ ἐξαηεηλῇ vgl. PH 6, 383 für Nireus (am Versende). Dieser Ausdruck findet sich noch in A.G. App. 3, 281, 9 ebenfalls am Versende. Vgl. Hes., Th. 909: „Ἀγιαΐελ ηε θαὶ Δθξνζχλελ Θαιίελ η‘ ἐξαηεηλήλ―. Quintus hat wahrscheinlich den homerischen Ausdruck Il. 6, 156: „λνξέελ ἐξαηεηλήλ― (ebenfalls am Versende) zur Bezeichnung der männlichen Schönheit des Bellerophontes vor Augen, einen Ausdruck, der nur an dieser homerischen Stelle vorkommt. Das Adjektiv ἐξαηεηλφο findet sich in der Epik in den meisten Fällen am Versende mit Ausnahme von Il. 21, 218; Od. 9, 230; Nonnos, Dion. 11, 364 (nach der Länge des vierten Versfußes) und PH 1, 58; 5, 72 und Nonnos, Dion. 19, 184; 29, 89 (nach der Länge des zweiten Versfusses). ἀιαπαδλνζύλε: das Substantiv – aus dem Adjektiv ἀιαπαδλφο (ἀιαπάδσ) in der Bedeutung von „leicht zu bezwingen―, „schwach―, das sich neunmal in der frühgriechischen Epik findet, – kommt nur hier in der griechischen Literatur vor. Als ἀιαπαδλφο wird Nireus auch in der Ilias 2, 675: „ἀιι‘ ἀιαπαδλὸο ἔελ, παῦξνο δέ νἱ εἵπεην ιαφο― charakterisiert, was zeigt, dass Quintus sich zur Bildung dieses Hapax und der gesamten Partie über Nireus auf die Ilias-Stelle 2, 671– 675 bezieht und nicht Zenodotos‘ Athetisierung der homerischen vv. 673 und 675 unter Weglassung von v. 674 berücksichtigt hat: vgl. Schol. zu Il. 2, 673– 675: „ηξηζὶ ζηίρνηο παξάθεηληαη δηπια πεξηεζηηγκέλαη, ὅηη ἐθ ηλ ηξηλ ηνὺο δύν (sc. 673. 675) ζέηεθε Εελόδνηνο, ηὸλ δὲ κέζνλ (sc. 674) νδὲ ἔγξαθελ, ηνῦ κήξνπ θηινηηκνπκέλνπ ἐλ πζη ηὸλ Ἀρηιιέα πξνηεξνῦληα ζηζαη.― Zu der Etymologie und Bedeutung des Adjektives ἀιαπαδλφο vgl. Orion (Etym. 134, 14): „παηδλόο· ἐπὶ ηνῦ λεσηάηνπ παηδόο. παξὰ ηὸ παίδσ παηδλόο, ὡο παξὰ ηὸ ἀιαπάδσ ἀιαπαδλόο.―; Et. Gud. 80 : „ἀιαπάδσ·
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θελ θαὶ ἀλαιίζθσ· […] ἐμ νὗ θαὶ ἀιαπαδλόο, ὁ θελὸο ηο δπλάκεσο―. Die D Scholien zu Homer geben die Bedeutung ἀζζελήο. Bei Homer bezeichnet dieses Adjektiv neben Nireus auch Reihen von militärischen Formationen (Gesamtheit von Kriegern): Il. 4, 305, 330, das ζζέλνο von Tieren: Il. 5, 783; 7, 257; Od. 18, 373 (Hes., Erga 437) mit dem formelhaften Versschluss: „ηλ ηε ζζέλνο νθ ἀιαπαδλόλ― und einmal das ζζέλνο von Zeus: Il. 8, 463: „ὅ ηνη ζζέλνο νθ ἀιαπαδλόλ―, wobei hier auch ἐπηεηθηφλ in Frage kommt. Im hom. Hymn. Herm 334 gilt es als Attribut zu κῦζνο. In den PH findet sich dieses Adjektiv insgesamt fünfmal, in 6, 26 in Menelaos‘ Peira-Rede zur negativen Bezeichnung des Paris als Liebhaber Helenas, in 6, 43 in der Antwort des Diomedes auf Menelaos‘ Peira-Rede, den dieser beschimpft, dass er ζζέλνο ἀιαπαδλφλ eines Kindes oder einer Frau besitze, und noch zweimal im 7. Buch: 387 als Attribut zu Blei und 441 zur Bezeichnung des ἤηνξ von schwächeren Kriegern. 12b–13 Γαλανὶ δέ νἱ νὐθ ἀκέιεζαλ: vgl. v. 30: „νδ‘ ἀκέιεζελ― an der gleichen Versstelle. Der Ausdruck ν … ἀκέιεζε signalisiert in der Ilias (8, 330; 13, 419; 17, 9, 697) den Angriff eines Helden, der Anspruch auf einen Gefallenen (oft toten) Krieger erhebt. Dazu vgl. A. Kelly, A Referential Commentary and Lexicon to Iliad VIII, Oxford 2007, 298. Vgl. auch PH 3, 217; 9, 154. In v. 12 dient der Ausdruck als Übergang zur Erwähnung der angemessenen, ehrenvollen Bestattung des Nireus: Die Danaer wollten Nireus nicht ohne Ehren bestatten lassen, obwohl er sich nicht als tapferer Krieger erwiesen hatte. ἀιιά ἑ ηαξρύζαλην θαὶ ὠδύξαλη᾽ ἐπὶ ηύκβῳ: die Verbindung der Verben ηαξρχσ und ὀδχξνκαη findet sich nur bei Quintus und nur hier: „Aber sie bestatteten und beweinten ihn beim Grabmal―. ἐπὶ ηύκβῳ: dieser Ausdruck findet sich in der hexametrischen Dichtung mit Ausnahme von Odyssee 11, 77 immer am Versende: vgl. Il. 11, 371; 17, 434; in den PH auch 7, 29; vgl. auch A.G. 7, 137, 1 (anonymer Herkunft), 247, 1 (Alkaios) u.a. 14–15 ὅζζα: Adverbial (ebenso viel wie) wie ὅζ(ζ)νλ: Ebenso viel, wie sie den göttlichen Machaon beweinten. Quintus bezeichnet Machaon als δνο noch in 6, 445. Auch dort findet sich der Ausdruck „Μαράνλα δνλ― an derselben Verstelle. In den PH 6, 441 nennt Quintus ihn ἀληίζενο, ein Epitheton, das er auch für Nireus benutzt. Apoll., Lex. 59 erklärt δνο „ἀπὸ Γηὸο ηὸ γέλνο ἔρσλ, ἠ ἀγαζόο, ἠ γελλανο, ἀπὸ ηο ηνῦ Γηὸο πεξνρο―. Suda gibt die Erklärung „ὁ ἔλδνμνο―. Aus der ursprünglichen Bedeutung von δνο „der Himmlische―, „der dem leuchtenden Himmel (sc. dem leuchtenden Himmelsgott) Angehörige―, lassen sich die Bedeutungen „der Strahlende―, „der Glänzende―, „der sich Auszeichnende―, „der Vortreffliche― usw. ableiten. Sowohl bei Homer als auch bei Quintus werden mit δνο eine große Anzahl von Sterblichen bezeichnet. Zu δνο, das sowohl bei Quintus als auch in der frühgriechischen Epik ebenfalls Unsterbliche und Dinge charakterisiert, siehe LfgrE s.v. und Vian/Battegay, Lexique … s.v. ἀζαλάηνηο καθάξεζζηλ: V überliefert „ἀζαλάηνηζηλ καθάξεζζηλ―, das die meisten Herausgeber aus metrischen Gründen mit Recht zu „ἀζαλάηνηο καθάξεζζηλ― korrigiert haben,
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während Köchly „ἀζαλάηνηζη ζενζηλ― las. Zu ἀζαλάηνηο καθάξεζζηλ vgl. auch Hes., Erga 706; Ps-Hes., Aspis 79; Orph. Arg. 427; in den PH nur noch in 4, 132 und 14, 226. ἶζνλ ἀεὶ ηίεζθνλ: vgl. v. 648. Zu diesem Ausdruck vgl. Tsomis zu PH 10, 166. Bei Homer findet sich ἶζνο, ἴζε, ἶζνλ immer mit langem η; ἴζνο mit kurzem η erscheint zuerst bei Hes., Erga 752; bei den alexandrinischen und den späteren Dichtern (auch bei Quintus) wird nach Versbedürfnis η lang oder kurz verwendet. Im siebten Buch der Posthomerica erscheint es mit langem η in den vv. 15, 197, 648 und 687; mit kurzem η in den vv. 67, 206, 362, 647 und 674. ἐπεὶ ππθλὰ κήδεα ᾔδε: In v. 15 überliefern die meisten Handschriften ηπθηά, was in Verbindung mit κήδεα nicht akzeptabel ist. Zu dieser Lesart der Codices vertritt Vian die Ansicht, dass dieses Wort zu v. 16 gehöre und sich in v. 15 „in marg. adscriptum― in schlechter Weise eingeschlichen habe. Lpr überliefert ππθλὰ. Rhodomann, obwohl er ηπθηὰ druckt, erwägt die Lesarten θιπηὰ und ππθλὰ. Pauw zieht ππθλὰ vor mit der Frage: „Cur autem de arte medica et eius in medendo peritia hic nihil?― Aus diesem Grunde dachte Köchly unter Heranziehung der Stellen Il. 11, 741 und PH 6, 420 an eine Konjektur, wie ἐπεὶ ἄθε‘ ἢπηα ᾔδε bzw. ἐπεὶ θιπηὰ θάξκαθα ᾔδε, was Hermann zu Recht ablehnte. Er vertrat die Ansicht, dass ein Vers nach v. 15 ausgefallen ist, der Machaons κήδεα (d.h. seine ärztlichen Fähigkeiten) näher bestimmte. Ihm folgend setzt Köchly eine lacuna nach v. 15. Ich bin der Auffassung, dass eine lacuna hier nicht erforderlich ist, denn Machaon ist dem Leser der Posthomerica aus dem sechsten Buch bekannt. Für die Lesart θιπηὰ, die Vian und Pompella in ihren Ausgaben übernahmen, sprechen nicht nur die Stellen PH 2, 437 und 8, 254, sondern auch die Stelle aus hom. Hymn. Herm. 456: θιπηὰ κήδεα νἶδαο―. Obwohl θιπηὰ nicht abzulehnen ist, neige ich eher zu der Lesart ππθλὰ, die schon Lpr überliefert und Tychsen, Köchly und Zimmermann in ihren Ausgaben drucken. Sie wird durch Il. 3, 202: „εἰδὼο παληνίνπο ηε δφινπο θαὶ κήδεα ππθλά― (vgl. auch Il. 3, 208; Greg. Naz., Carm. 594, 3) gestützt. Zu der Verehrung Machaons zu seinen Lebzeiten, der bei den Achaiern als Retter aufgrund seiner ärztlichen Fähigkeiten galt, vergleiche man Idomeneus‘ gnomische Aussage in Il. 11, 514 f., als er Nestor auffordert, den verletzten Machaon auf dessen Wagen zu nehmen und ihn schnell zu den Schiffen zu bringen: „ἰεηξὸο γὰξ ἀλὴξ πνιιλ ἀληάμηνο ἄιισλ / ἰνύο η᾽ ἐθηάκλεηλ ἐπί η᾽ ἢπηα θάξκαθα πάζζεηλ.― 16 Die codd. überliefern in v. 16 einhellig: ἄιια (PD) bzw. ἀιιὰ (Hc et recc.) γὰξ ἀκθνηέξνηο ηαηὸλ …, was Tychsen und ihm folgend Pompella in ihren Ausgaben drucken und einen Punkt am Versende setzen. Hermann monierte diese Lesart, denn die Kombination ἀιιὰ γὰξ sei nicht bei Quintus zu finden. Er schlug ἀιι‘ ἄξ‘ ἐπ‘ vor. Köchly las ἀιιὰ θαὶ, J. Th. Struve αἶςα δ‘ ἄξ‘, das Zimmermann in seiner Teubner-Ausgabe 1891 übernahm. Sowohl Köchly als auch Zimmermann setzen einen Punkt am Versende. In Hinblick auf v. 17 δὴ ηφη‘ ἄξ‘ (P) denkt Vian an einen Temporalsatz, was schon Zimmermann (Neue kritische Beiträge – 1910, 1913) mit ἀιι‘ ὅηε δὴ erwogen hatte, und konjiziert folgendermaßen: Ἀιι‘ ὅη‘ ἄξ (vgl. Il. 10, 540). Die Konjektur von Vian ist plausibel. Dazu
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vgl. Il. 1, 493 f.: „ἀιι‘ ὅηε δὴ ῥ‘ … / θαὶ ηφηε δὴ …―; 24, 31 f.: „ἀιι‘ ὅηε δὴ ῥ‘ … / θαὶ ηφη‘ ἄξ‘…― Vgl. auch Od. 4, 460 f.; 5, 390 f., 458 f.; 10, 469 ff.; bei Quintus: 1, 138 f.; 9, 233 f. Vian übernimmt in v. 17 δὴ ηφη‘ ἄξ‘. Quintus benutzt in solchen Ausdrücken δὴ ηφη(ε) und nicht θαὶ ηφη(ε): vgl. 1, 138 f.; 5, 599 f. 7, 707 f.; 7, 732 f.; 9, 233 f.; 9, 489 f.; 14, 336. Trotz des Versuchs von Vian, den Text und den Sinn der vv. 16 f. zu verbessern, behalte ich die Überlieferung der codd. bei und lese zusammen mit Tychsen und Pompella: Ἀιιὰ γὰξ ἀκθνηέξνηο ηαηὸλ πεξὶ ζκ᾽ ἐβάινλην. / Καὶ ηόη᾽ ἄξ᾽ … Pompella verteidigt in seiner großen Ausgabe die Überlieferung der codd. folgendermaßen: „Il senso è chiarissimo e lega alla perfezione con quanto precede. La presenza di ἔηη nel v. 17 prova peraltro che con questo verso ha inizio un altro discorso.― Mit v. 16 endet der Abschnitt über die Bestattung von Nireus und Machaon und die Errichtung eines gemeinsamen Grabmals, mit v. 17 beginnt ein neuer Abschnitt, die allgemeine Schilderung des Kampfs. Zu dem Ausdruck ἀιιὰ γάξ, der bei Quintus sonst nicht zu finden ist, Folgendes: ἀιιὰ γὰξ hat hier die Funktion eines Resümees bezüglich der Bestattung von Nireus und Machaon nach den vv. 14–15, die Machaon rühmen. Nun jedenfalls (d.h. trotz der Überlegenheit Machaons gegenüber Nireus, dem es an kriegerischer Kraft mangelte) errichteten die Achaier für beide dasselbe Grabmal (ein gemeinsames Grabmal). Dazu vgl. etwa Plat. Gorg. 525 e; Symp. 180a u.s.w. Zu der Wendung ἀιιὰ γάξ und ihrer Bedeutung siehe Denniston, The Greek Particles, 100 ff. Vian druckt ηπθηὸλ (aus dem v. 15 – siehe oben) statt des überlieferten ηαηὸλ – Spitzner liest αηὸλ – Ursula Gärtner, Quintus von Smyrna. Der Untergang Trojas. 1. Bd., 249 zieht wie Vian ebenfalls ηπθηὸλ vor. Dazu vgl. Vian, Histoire de la tradition manuscrite de Quintus de Smyrne, Paris 1959, 120. ηαηὸλ der Handschriften erinnert den Leser an das gemeinsame Grab von Patroklos und Achilleus (Od. 24, 76 f.; vgl. Il. 23, 83 ff.) Zimmermann liest anhand der Stelle 10, 6 ρπηὸλ, während Spitzner αηὸλ vorzieht. Zu 16b siehe die Ausführungen von Tsomis zu PH 10, 6. 17 καίλεην ινίγηνο Ἄξεο: ινίγηνο Ἄξεο kommt nur einmal bei Quintus vor, vgl. Nonn., Dion. 32, 176: „ἐπέθηππε ινίγηνο Ἄξεο― (am Versende). Quintus wandelt den homerischen Ausdruck βξνηνινηγὸο Ἄξεο ab: Il. 5, 846, 909; 8, 349; 13, 298; 21, 421; vgl. auch Ps-Hes., Aspis 333, 425; Aisch., Hik. 665; in Verbindung mit dem Verbum καίλνκαη erscheint Ares bei Quintus noch in 10, 10. In 7, 17 und 10, 10 wird Ares metonymisch für die Schlacht bzw. den Tod in der Schlacht verwendet. Quintus hat sicher die iliadische Stelle 5, 714–717 im Sinne, in der der Gott Ares selbst auf das Schlachtfeld eilt, vgl. v. 717: „εἰ νὕησ καίλεζζαη ἐάζνκελ νὖινλ Ἄξεα.― Der metonymische Gebrauch des Kriegsgottes in Verbindung mit καίλεζζαη findet sich schon in Od. 11, 537: „ἐπηκὶμ δέ ηε καίλεηαη Ἄξεο―; vgl. weiter Nonn., Dion. 29, 39; Kolluth., 178. Vgl. auch den Ausdruck „πνιχδαθξπλ Ἄξεα― in v. 536, in dem Ares ebenfalls als Synonym für den Tod in der Schlacht verwendet wird. Zum Adjektiv ινίγηνο siehe Ferreccio, Commento al libro II, 184 zu PH 2, 344.
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18–19 ὦξην … κέγαο θόλαβνο θαὶ ἀπηή: θφλαβνο (Lärm) ist ein Homerisches Hapax in Od. 10, 122 und kommt nur hier bei Quintus vor. Vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 2, 1085. Zum Wort siehe LfrgE s.v. Der wichtigste semantische Unterschied zwischen θφλαβνο und ἀπηή liegt darin, dass Letzteres durch menschliches Gebrüll, θφλαβνο wie δνῦπνο, θαλαρή, ὀξπκαγδφο u.a. durch Waffenlärm entsteht. Dazu siehe ausführlich LfrgE und Vian/Battegay, Lexique…, s.v. ἀπηή. Zu „κέγαο θφλαβνο θαὶ ἀπηή― vgl. etwa Il. 9, 547: „πνιχλ θέιαδνλ θαὶ ἀπηὴλ―. Zu ὦξην … ἀπηή vgl. Il. 12, 337; 15, 312: „ὦξην δ᾽ ἀπηὴ / ὀμε᾽ ἀκθνηέξσζελ―; 20, 374; PH 9, 73 f.: „ὦξην δ᾽ ἀπηὴ / ζκεξδαιέε―. Mit Ausnahme der Stelle 6, 337 findet sich ἀπηή bei Quintus immer am Versende, wie auch meistens bei Homer. Der Dichter variiert in den vv. 18 f. die Odyssee-Stelle 10, 122 f.: „… ἄθαξ δὲ θαθὸο θφλαβνο θαηὰ λαο ὀξψξεη / ἀλδξλ ὀιιπκέλσλ λελ ζ᾽ ἅκα ἀγλπκελάσλ―. Dazu siehe Appel, Die homerischen Hapax Legomena..., 68 f. Die Bemühung des Dichters, sein homerisches Vorbild zu übertreffen, zeigt sich im v. 19 in der chiastischen Stellung der Wörter: Ein Genitivus absolutus umrahmt den Vers, während zwei instrumentale Dativi den Mittelteil des Verses bilden. Dazu vgl. etwa Nonnos, Dion. 40, 231. Die Junktur ιάεζζη θαὶ ἐγρείῃζη ist nur hier zu finden. βνεηλ: An zwei Stellen bei Homer Il. 5, 452 f. = 12, 425 f. kommt βνείε (substantiviertes Adjektiv) als Oberbegriff für Schild vor, dem appositiv zwei besondere Arten folgen: „ἀζπίδαο … ιαηζήηά ηε―. Dazu siehe Ameis-Hentze; Leaf und Kirk z. St. In Il. 17, 492 f. sind mit „βνέῃο― die Schilde gemeint; vgl. auch Il. 12, 137 f. Dazu siehe auch LfgrE s.v. βφε(η)νο. Bei Quintus erscheint βνείε insgesamt achtmal als Synonym für ἀζπίο und ζάθνο (vgl. auch 1, 224; 4, 546; 6, 233; 10, 150; 11, 365, 392, 480). 20 Zu diesem Vers vgl. Il. 5, 84 = 627. Zum ersten Halbvers vgl. PH 11, 247. πνιπθκήηῳ ὑπ᾽ Ἄξεη: Dieses Epitheton zu Ares, der auch hier metonymisch gebraucht wird, findet sich nur hier in der griechischen Literatur. Bei Homer ist πνιχθκεηνο Epitheton zu ζίδεξνο im Formelvers „ραιθφο ηε ρξπζφο ηε πνιχθκεηφο ηε ζίδεξνο― (Il. 6, 48: 10, 379; 11, 133; Od. 21, 10; im Akk. Od. 14, 328) als ein Zeichen von Reichtum zu sehen. In der Odyssee 4, 718 kommt es als Epitheton von ζάιακνο vor. In den homerischen Epen bedeutet es „mit viel Mühe oder Sorgfalt bearbeitet und gefertigt―, daher kostbar (vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 4, 1189). Siehe dazu LfgrE s.v. Das Scholion zu Il. 6, 48 bT erklärt: „ὁ ἢδε εἰξγαζκέλνο ἠ ὁ πνιινὺο θάκλεηελ, ηνπηέζηηλ ἀπνζλῄζθεηλ, πνηλ ἠ ὁ εἰο πνιινὺο θακάηνπο ἐπηηήδεηνο―; vgl. auch Schol. D zu dieser Stelle: „κεηὰ πνιινῦ θακάηνπ γελφκελνο ἠ πνιὺλ θάκαηνλ παξερφκελνο―. Hier ist jeweils die zweite Bedeutung gemeint (vgl. auch Sch. zu Od. 21, 10: „ἐθ᾽ ὧ πνιιὰ θάκλνπζηλ―). Die Helden litten sehr viel durch Ares, d.h. durch den Krieg. 7, 424: „ἐο πνιέκνην πνιπθκήηνην θπδνηκφλ― – ein Ausdruck, den wir auch bei Triphiodoros 1: „πνιπθκήηνην ... πνιέκνην― finden (vgl. auch Nonn., Dion. 40, 281 f.). Dieses Adjektiv findet sich sonst bei Quintus zur Bezeichnung von Menschen (3, 203; 9, 173; vgl. auch Nonn., Dion. 7, 55); als Epitheton zu ρεξεο (8, 397) zu γαα (5, 649)
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bzw. zu ἀισή (9, 476) und zu γφκθνη (11, 310). Bei Apoll. Rh., Arg. 4, 1133 ist es Attribut des Olivenbaums, bei Oppian, Hal. Attribut der ἄζιεα des Odysseus in 2, 504 und ὀδχλαη in 2, 519 (zu der Richtigkeit des Überlieferten siehe Fajen, Noten…, 233 f.). Bemerkenswert ist die Alliteration πν- bei der Hervorhebung der Leiden der Krieger: „πνλένλην πνιπθκήηῳ―. Die Verse 17–20, in denen der Kampf allgemein geschildert wird, zeigen den Hintergrund der folgenden Szene mit Podaleirios und Nestor. Bei Homer dient eine solche allgemeine Schilderung als Brücke zwischen zwei Szenen von Einzelkämpfen. Siehe dazu B. Fenik, Typical Battle Scenes in the Iliad, Wiesbaden 1968, 19. 21–24 λσιεκέσο: unablässig, unaufhörlich. Bei Quintus findet sich dies insgesamt elfmal immer am Versanfang (wie Il. 4, 428; 5, 492 u.a.); die Form λσιεκέο kommt nur einmal (4, 560) vor; in der Ilias begegnet uns λσιεκέσο bei der Schilderung von Kämpfen und Tötungen wie auch in den meisten Fällen bei Quintus. In vier Fällen verbindet sich λσιεκέσο in den Posthomerica mit πνλένλην im Rahmen von Kämpfen (2, 528; 8, 396 f.; 11, 3 f., 353 f.). λσιεκέσο bezieht sich in PH 7, 21 nicht auf die Unablässigkeit des Kampfes (vgl. πνλένλην in v. 20), sondern auf das unablässige Liegen des Podaleirios im Staub, der den Tod seines Bruders Machaon beweinte. Zu diesem Adverb siehe auch Ferreccio, Commento al libro II, 266 zu PH 2, 506. ἄπαζηνο ἐδεηύνο: ἄπαζηνο: ohne den Genuss von Speise, nüchtern, nur hier bei Quintus und für jemanden, der freiwillig aus Trauer keine Nahrung zu sich nimmt wie in der Il. 19, 346 (Achilleus betrauert Patroklos; vgl. auch Il. 19, 209–213) und hom. Hymn. Dem. 200 (Demetra – Persephone mit Richardson, hom. Hymn. Dem. z. St.). Der Ausdruck ist schon homerisch: Od. 4, 788: „θεη᾽ (sc. Penelope aus Sorge um Odysseus) ἄξ᾽ ἄζηηνο, ἄπαζηνο ἐδεηχνο δὲ πνηηνο― (vgl. hom. Hymn. Dem. 200); 6, 250: „ἐδεηχνο ἤελ ἄπαζηνο― (Odysseus durch die Umstände gezwungen); auch Apoll. Rh., Arg. 4, 1295; Soph., Aias 323 f.; Eur., Medea 24. Bezüglich der Nüchternheit als Reaktion auf den Tod einer geliebten Person vgl. auch Eur., Hik. 1105 f. Zum Ausdruck ἐλ θνλίῃζη / θεην vgl. Il. 18, 24 f.: Achilleus liegt im Staub nach der Kunde von Patroklos‘ Tod; 22, 402 f. an der gleichen Versstelle von Hektors Leiche. Der Ausdruck θεκαη ἐλ θνλίῃζη findet sich auch in Il. 16, 471: „θεην παξήνξνο ἐλ θνλίῃζη― (ein Beipferd lag im Staube, da sich seine Zügel verwirrt hatten); bei Quintus kommt der Ausdruck öfters vor: auch 1, 492, 642, 757; 2, 339; 5, 441, 488; 6, 377, 385; 7, 521. Mit Ausnahme unserer Stelle verwendet Quintus diesen Ausdruck, wenn der Held im Tode daniederliegt. Kurz zuvor hat er ihn für Nireus (6, 377, 385) benutzt. Nur hier wie in Il. 18, 24 f. findet er sich im Rahmen einer Totenklage; ἐλ θνλίῃζη kommt in der Totenklage von Tekmessa 5, 530 vor: „ἡ δὲ κέγα ζηελάρνπζα θίιῳ πεξηθάππεζε λεθξῶ / ἐληππὰο θνλίῃζη θαιὸλ δέκαο αἰζρύλνπζα― (529 f.). Mit diesem Ausdruck in PH 7, 21 malt der Dichter die elende Situation des Podaleirios aus, er stellt ihn wie tot dar und bereitet den Leser auf den Selbstmordversuch des trauernden Bruders vor, von dem der Erzähler in den folgenden Versen berichtet: 23b–29. Zu der Junktur: „κέγα ζηελάρσλ― vgl. die Ausführungen von Tsomis zu PH 10, 160. Zum Ausdruck der Trauer um einen
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Toten vgl. PH 3, 427, 591; 5, 521, 529, 633; 8, 443; 11, 288. Der Ausdruck findet sich insgesamt neunmal bei Quintus. Πνδαιείξηνο: Podaleirios spielt bei Homer eine geringere Rolle als sein Bruder Machaon. Er ist wie Machaon Herrscher (über Trikka, Ithome und Oichalia; er kommandiert über 30 Schifffe vor Troia) und ein guter Arzt (Il. 2, 729 ff.). Il. 11, 833 ff. stellt ihn als Kämpfer und Arzt dar. Bei Diktys 1, 14; 2, 16 behandelt er zusammen mit Machaon den kranken Telephos, in 3, 19 nimmt er an den athletischen Spielen zu Ehren des toten Patroklos teil. In den Posthomerica erscheint Podaleirios erst im vierten Buch 397 ff. Als Chirurg heilt er jeweils die Wunde von Epeios und Akamas nach deren unentschiedenem Faustkampf im Rahmen der Leichenspiele zu Ehren des Achilleus, und in 538–540 die Wunde von Thoas und Eurypylos, die erfolglos am Wagenkampf gegen Menelaos teilgenommen haben. Zu der Stelle 4, 397 siehe ausführlich Leyla Ozbek, „La medicina nei Posthomerica di Quinto Smirneo―, in: Baumbach et al., Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer…, 166. In PH 6, 455–473 wirft Podaleirios sich in den Kampf, um den Tod seines Bruders zu rächen und erschlägt zwei Feinde. Den größten Ruhm erwirbt er sich durch die Heilung Philoktets: PH 9, 461–479, wo er dieses Werk allein vollbringt, zumal sein Bruder schon tot ist (vgl. Apollod., Epit. 5, 8), während er ihn bei Sophokles, Phil. 1333 und Aristides, Asklep. 42, 28 zusammen mit Machaon ärztlich behandelt. In 12, 321 besteigt er das hölzerne Pferd. Quintus stellt ihn also hauptsächlich als Arzt dar, während Machaon vor allem den Kampf liebt. Bei Diodoros, 4, 71 kommen beide Brüder um ihrer Kenntnisse willen zum Feldzug nach Troia: ἀηειεο δ‘ αηνὺο ἀθελαη ηλ θαηὰ ηὰο κάραο θηλδχλσλ θαὶ ηλ ἄιισλ ιεηηνπξγηλ δηὰ ηὴλ πεξβνιὴλ ηο ἐλ ηῶ ζεξαπεχεηλ ερξεζηίαο.― Bei Aristides, Asklep. 42, 28 treten beide Brüder sowohl als Ärzte wie auch als Kämpfer auf. λόνο … ὁξκαίλεζθε: vgl. PH 13, 308: „νἱ ὁξκαίλεζθε λφνο― 1, 27: „ζπκὸο … ὁξκαίλεζθε―; 9, 238: „ζπκὸο πὸ θξεζὶλ ὁξκαίλεζθελ―. Quintus variiert hier den homerischen formelhaften Ausdruck „ὥξκαηλε θαηὰ θξέλα θαὶ θαηὰ ζπκφλ― (Il. 1, 193; 11, 411; Od. 4, 120; 5, 365, 424 u.a.; vgl. auch Il. 10, 507; 16, 435; 24, 680 u.a.). Die Junktur λφνο ὁξκαίλεη findet sich nur bei Quintus. ρεξζὶλ ὑπὸ ζθεηέξῃζηλ: ρεξζὶλ πφ immer am Versanfang in den PH; in der Ilias findet sich der Ausdruck ρεξζὶλ πφ + Genitiv, der die Bezeichnung oder den Namen des Urhebers darstellt, mit Ausnahme einer Stelle (Il. 5, 564) am Versanfang und immer in Zusammenhang mit der Tötung bzw. Verletzung von Personen. Ein Possessivpronomen zu ρεξζίλ wie hier bei Quintus findet sich allerdings bei Homer nur in dem Ausdruck πὸ ρεξζί(λ) mit dem Possessivpronomen als erstes Wort: z.B. „κεηέξῃο πὸ ρεξζίλ― (Il. 20, 143; vgl. 24, 638; in den PH 9, 167). ἀλειεγέσο ἀπνιέζζαη: Das Adverb ἀλειεγέσο aus dem Adjektiv ἀλειεγήο (ἀιέγσ) in der Bedeutung von „rücksichtlos―, „grausam―, „erbarmungslos― bezogen auf Personen erscheint nur bei Quintus (siebenmal: 1, 226; 2, 414; 5, 168; 7, 24; 9, 346; 11, 252; 13, 79); einmal kommt das Adjektiv als Attribut zu πφιεκνο vor (2, 75). Herodianos liest in Apoll. Rh., Arg. 1, 785 „λίζζεη‘ ἀλειεγέσο― statt „ἀπειεγέσο―, während Hesychios ἀλειεγέο als ἀθξφληηζηνλ glossiert. Wahrscheinlich variiert Quintus mit diesem Adjektiv die homerischen Adjektive ἀπειεγήο, δπζειεγήο (vgl. Il. 20, 141 als Attribut zu πφιεκνο; Od. 22, 325 und
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hom. Hymn. Ap. 367 zu ζάλαηνο) und ηαλειεγήο (bei Homer ist dies in Verbindung mit ζάλαηνο als formelhafter Ausdruck am Versende zu finden: Il. 8, 70; 22, 210, öfters in der Odyssee). Die Scholien D zu Il. 8, 70 führen aus: „ηαλειεγένο: καθξνθνηκήηνπ ἠ καθξὰλ ἀθξνληηζηίαλ παξέρνληνο―. Zu diesen drei homerischen Adjektiven, die bei Quintus nicht vorkommen, siehe LfgrE svv. Dazu siehe auch Ferreccio, Commento al libro II, 60 f. zu PH 2, 75. 25–27 ὁηὲ κὲλ …, ἄιινηε δ᾽ αὖηε: vgl. PH 3, 619; 7, 333 f.; 11, 263 f.; 14, 286. Vgl. auch Il. 11, 64 f.; 20, 49 f.; Apoll. Rh., Arg. 4, 945 f.; Nik., Alex. 423 f., 601 f.; Opp., Hal. 5, 401. βάιε ρεξαο ἐπὶ μίθνο: vgl. den Selbstmordversuch des Teukros anlässlich des Todes von Aias in PH 5, 500–502a: „Σεῦθξνο δ᾽ ἀκθ᾽ αηῶ κάια κήδεην Κξαο ἐπηζπελ / ἀξγαιέαο· ηὸλ δ᾽ ἄιινη ἀπὸ μίθενο κεγάινην / εἶξγνλ.― δίδεην: Zu δίδεκαη – δίδνκαη (suchen) vgl. die Ausführungen von Tsomis zu PH 10, 447 und Livrea, Colluto zu v. 80. Zu θάξκαθνλ αἰλόλ siehe die Ausführungen von Tsomis zu PH 10, 275. Zu vv. 25b–26a vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 806b–807: Medea, die einerseits Iason helfen will, andererseits an die Schande denkt, die sie mit ihrer Tat über ihr Haus und ihre Eltern bringen wird, wünscht sich den Tod: „ἵεην δ‘ ἣγε / θάξκαθα ιέμαζζαη ζπκνθζφξα ηφθξα πάζαηην―. Sowohl Medea, die der Zauberkunst kundig ist, als auch Podaleirios als erfahrener Arzt besitzen das Wissen von todbringenden Giften. Die Alternative zum Selbstmord, Schwert oder Gift, weist auf seine doppelte Eigenschaft als Kämpfer und Arzt hin. Zu dem Versuch von Freunden, die trauernde Person vom Selbstmord abzuhalten vgl. auch PH 5, 500–501a (Teukros s.o.). Der Ausdruck πνιιὰ παξεγνξελ bei Quintus 1, 777; 3, 664; 5, 331; 9, 122; vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 2, 64; Plut., Arist. 20,1; Oth. 3,7; Heliod., Aith. 10, 33, 44. ὃ δ᾽ νὐθ ἀπέιεγελ ἀλίεο: Der Genitiv, der in den Posthomerica den Ausdruck νθ ἀπνιήγεηλ in der Bedeutung von „nicht von etwas ablassen― ergänzt, ist sonst ein Wort, das ʻKampfʼ bedeutet: vgl. PH 2, 359; 3, 219, 243; 7, 555; 8, 187; 9,171. 28–30a Wenn-nicht-Motiv: Podaleirios hätte seinen ζπκφο (sc. sein Leben) mit seinen eigenen Händen bei dem neuerrichteten Grab seines Bruders beendet, wenn Nestor keine Kunde davon vernommen hätte. H. G. Nesselrath, Ungeschehenes Geschehen. ʻBeinahe-Episodenʼ im griechischen und römischen Epos, Stuttgart 1992, 63, ordnet dieses Wenn-nicht-Motiv in die Kategorien von BeinaheEpisoden der Odyssee ein, in denen Odysseus im Begriff ist, dem überaus starken emotionalen Impuls seines ζπκφο Folge zu leisten, aber dann doch zu einer der jeweiligen Situation angemessenen rationalen Handlungsweise geführt wird. Dies geschieht entweder aus eigener Kraft (vgl. Od. 10, 49–53; 17, 233–238), oder aber durch seine Gefährten, die helfend eingreifen (10, 438–442). In allen diesen Fällen findet sich das Verbum κεξκεξίδσ (sich besinnen; hin- und herdenken), das eine Beschreibung der mentalen Verarbeitung dieses Impulses darstellt (siehe auch S. 32). Ähnlich geschieht es im Fall von Podaleirios: „λφνο δέ νἱ ὁξκαίλεζθε― (v. 23), sich entweder mittels seines Schwertes, oder eines Giftes umzubringen, wenn es nicht Nestor gelungen wäre, ihn mit seinen Trostreden
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(38–75; 67–92) vom Grab seines Bruders wegzuführen. Ähnliche Wenn-nichtMotive in den Posthomerica, die den obengenannten Odyssee-Mustern folgen, stellt Nesselrath in 2, 305 ff.; 3, 514 ff.; 752 ff.; 5, 359 ff.; 9, 403 ff. und 13, 387 ff. fest (63 f.). ζπκὸλ … ὄιεζζελ: Der Ausdruck ζπκὸλ (ἀπ)φιιπκη findet sich sonst bei Quintus wie auch immer bei Homer am Versende (vgl. 1, 110, 554; 10, 288 mit den Ausführungen von Tsomis, PH 10; 13, 302; auch Orph. Arg. 597; Mus. 217). Der Ausdruck ὑπαὶ παιάκῃζηλ ist insgesamt sechsmal bei Quintus zu finden; vgl. Hes., Th. 866. Rhodoman korrigierte das überlieferte πὸ aus metrischen Gründen mit Recht zu παὶ. Zu παί als poetischer Nebenform von πφ in den Posthomerica siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 213 f. ἐζζινῦ ἀδειθεν: vgl. PH 1, 815. λενθκήηῳ ἐπὶ ηύκβῳ: Das Adjektiv λεφθκεηνο (Hesychios glossiert λενθκήηῳ· λεσζηὶ θαηαζθεπαζκέλῳ) kommt erstmal bei [Eur.], Rh. 887: „ηὸλ λεφθκεηνλ λεθξφλ― (vgl. auch Nik., Ther. 498, 707), bei Quintus nur hier vor. Bei Nonnus, Dion. 19, 87 finden wir „λενδκήηῳ παξὰ ηχκβῳ―; vgl. IG XIV 8: „λενδκήηῳ ἐπὶ ηχκβῳ― beide Belege an der gleichen Versstelle wie bei Quintus. Vgl. noch: Nonn, Dion. 37, 100: „λενπελζέη ηχκβῳ―. Der Dichter variiert hier das homerische „ἀλδξνθκήηῳ ἐπὶ ηχκβῳ― (Il. 11, 371). ἐπέθιπελ – (ἐπη)θιχσ: wahrnehmen, Kunde vernehmen: nur hier absolut gebraucht. Der Dichter benutzt dieses Verbum noch fünfmal mit Akkusativ oder Genitiv. In 13, 34 tritt „νἱ― an die Stelle eines Genitivs. Bei Homer kommt dieses Kompositum nur zweimal vor (Il. 23, 652; Od. 5, 150), viermal bei Apollonios Rhodios (1, 1240; 3, 477, 598, 695) und immer an der gleichen Versstelle. Vgl. auch Nikand., Fr. 140, 3; Eratosth., Fr. 19, 1 und Opp., Hal. 2, 170. 30b–31 Der Ausdruck αἰλο ηεηξνκέλνην begegnet uns noch einmal in PH 9, 375 am Versanfang und nur bei Quintus. θίρελ δέ κηλ: vgl. 14, 477. Nestors Erscheinung hier erinnert den Leser an die Stelle Il. 11, 505 ff., in der Nestor Machaon nach dessen Verwundung durch Paris hilfreichenden Beistand leistete. Der Alte brachte den verletzten Arzt mit seinem Wagen zu seinem Zelt, wo sich die Sklavin Hekamede um ihn kümmerte (vgl. auch 14, 1–8). Nestor taucht hier ebenfalls als Helfer auf; diesmal kommt er um Podaleirios Trost zu spenden. ἄιινηε κέλ πνπ /… ἄιινηε δ᾽ αὖηε / (vv. 31 f.) vgl. PH 7, 336 f.; 9, 418 f.; 11, 442 f.; 14, 492 f. „ἄιινηε κέλ πνπ― / … ὁηὲ δ‘― in PH 9, 116 f.; 10, 267 f.; 12, 350 f. „ἄιινηε κέλ πνπ― findet sich nur bei Quintus, πνπ schränkt die Allwissenheit des Erzählers ein. Die archaische Epik bietet „ἄιινηε κέλ ηε / ― (Il. 21, 464) und „ἄιινηε κὲλ γὰξ / ― (Hes., Th. 830). Die Stelle Hes., Th. 830 f. kommt unserer am nächsten. 32–33a ἐθρύκελνλ πεξὶ ζῆκα πνιύζηνλνλ: Zu der Verwendung des Verbums ἐθρένκαη im Rahmen von Totenklagen vgl. Il. 19, 284 (Briseis–Patroklos); Od. 8, 527 (eine Frau fällt vor der Leiche ihres toten Mannes nieder – im Rahmen eines Gleichnisses); in den PH: 3, 410, 413 (die Achaier fallen vor der Leiche des Achilleus nieder); 3, 434 (Aias–Achilleus); 3, 461 „ἀκθηρπζείο― (Phoinix–Achilleus) 5, 491 (Achaier–Aias); 10, 481 (Euadne–Kapaneus). πεξὶ ζκα πνιύζηνλνλ: vgl. Pind., Fr. Paian 52 f., 99: „[ἐ]λ ηά[θῳ] πνιπζηφλῳ―. Das Adjektiv πνιχζηνλνο ist schon
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homerisch als Attribut zu θήδεα (Il. 1, 445), Ἔξηο (Il. 11, 73), ἰφο (Il. 15, 451), Odysseus (Od. 19, 118), δκα (des Hades, Hes., Fr. 25, 25 M.-W.; vgl. auch θσθπηφλ … πνιχζηνλνλ ([Opp]., Kyn. 3, 104). Bei Quintus kommt das Adjektiv als Attribut zu ἤκαξ (1, 689; 5, 535), αἰρκή (6, 412), πκα (7, 82), δάθξπα (7, 385), γξαο (12, 271), zu sterblichen und göttlichen Frauen (eine menschliche Frau: 1, 300; Moira: 2, 361; Erigeneia: 2, 608; Aisa: 5, 582; 11, 272; Amphitrite: 14, 644) vor; alle Junkturen nur bei Quintus. Dazu vgl. auch in den PH 1, 806 „ηχκβνην πνιπθιαχηνην― und Opp., Hal. 4, 257: „ηχκβνλ ἐο ἀκθίθιαπηνλ―. ἀκθὶ θάξε ρεύνληα θόληλ: ἀκθὶ θάξε: vgl. Od. 17, 231; 18, 335. Akkusativ mit ἀκθί findet sich bei Bezeichnungen für Körperteile, die entweder naturgemäß doppelt vorkommen, oder zwei symmetrische Seiten haben. Dazu siehe ausführlich M. A. Fritz, Die trikasuellen Lokalpartikeln bei Homer. Syntax und Semantik, Göttingen 2005, 83. Die Bestreuung des Kopfes mit Staub als Trauergestus finden wir in Il. 18, 23–26a (Achilleus – Patroklos); Od. 24, 316 f., Verse, die eine Wiederaufnahme von Il. 18, 23–24a bilden, zeigen die Reaktion des Laertes auf die Kunde über seinen Sohn, Odysseus: mit seinen Worten versucht und schafft Odysseus, dass Laertes von seiner Apathie und emotionalen Lähmung befreit wird, sein Leid externalisiert und ihm durch die Bestreuung des Kopfes mit Staub Ausdruck gibt. In PH 5, 490b–491 reagieren die Danaer ähnlich auf den Tod des Aias: „ἀκθὶ δὲ θξηα / πξελέεο ἐθρχκελνη θφληλ ἄζπεηνλ ἀκθερένλην―. In PH 5, 529 f. wirft sich Tekmessa laut schluchzend auf den toten Aias „ἐληππὰο ἐλ θνλίῃζη―. Ihr Körper wurde dadurch ganz von Staub bedeckt, so dass sie von diesem nicht mehr zu unterscheiden war. 33b–35 vgl. PH 13, 117b–118a; vgl. auch 3, 553 – 556a. Zum Schlagen der Brust als Gestus der Totenklage vgl. Il. 18, 317 = 23, 18 (Achilleus–Patroklos); 18, 31 (Sklavinnen – Patroklos); vgl. 51 (Nereiden); 19, 285 (Briseis); Orph. Arg. 596; PH 3, 548 (Sklavinnen – Achilleus); 14, 390 f. Zu ζεηλόκελνλ vgl. Il. 1, 587–588a: „κή ζε θίιελ πεξ ἐνῦζα ἐλ ὀθζαικνζη ἴδσκαη / ζεηλνκέλελ―. Zu ρεξζὶ … / …θξαηεξῇζη vgl. Od. 4, 287 f.; PH 4, 440; 7, 142a; 8, 164; 11, 46; 13, 318 f. (vgl. Il. 12, 397; 13, 505; 23, 686, Od. 4, 596; 8, 84 u. a.: „ρεξζὶ ζηηβαξῆζη―; Il. 13, 505; 15, 126; Od. 4, 506 u.a.: „ζηηβαξο ἀπὸ ρεηξφο―; Od. 5, 454: „ρεξάο ηε ζηηβαξάο―; ähnliche Ausdrücke bei Hesiod: Th. 675, 692, 715, bei Quintus: 2, 121; 4, 225, 346, 456; 11, 108). θαὶ νὔλνκα θηθιήζθνληα / νἷν θαζηγλήηνην: Das anhaltende Rufen des Namens des Verstorbenen bei seinem Grab bedeutet rituelles Herbeirufen des Toten; damit wird die ἔγεξζηο des Geistes des Toten aus seinem Grab beabsichtigt. Dazu wird das Verbum ἀλαθαιεζζαη gebraucht: Aisch., Pers. 621; 657–663; Eur., Hel. 966; Plut., Αἴη. Ρσκ. 23: „ηνὺο θαηνηρνκέλνπο ἐπὶ ηὰο ρνὰο ἀλαθαινῦληαη.― Vgl. auch A.G. 7, 486 (Anyte). Dazu vgl. Margaret Alexiou, The Ritual Lament in Greek Tradition… (griechische Ausgabe 2002), 187 ff. Zu 34b–35a vgl. 9, 464 f.: „εὖ δὲ θηθιήζθσλ / νὔλνκα παηξὸο ἑνν―. πεξηζηελάρνλην: Im frühgriechischen Epos findet sich dieses Kompositum nicht. Neben der einfachen Form ζηελάρσ kommen bei Homer (Ilias) nur die Komposita ἀλαζηελάρσ und ἐπηζηελάρσ vor (siehe dazu LfgrE s.v. ζηελάρσ),
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wobei sich das Verbum πεξηζηελαρίδσ findet: Od. 23, 146; 10, 10, 454 in der Bedeutung von „dröhnen―, „hallen―. Nur Od. 10, 454 steht in Verbindung mit Stöhnen bzw. Seufzen. In der frühgriechischen Epik finden wir auch πεξηζηέλσ /-νκαη: hom. Hymn. 19, 21 (transitiv); Il. 16, 163; in beiden Fällen hängt das Verbum nicht mit Seufzen zusammen. Dazu siehe LfgrE s.v. ζηέλσ II. In den Posthomerica begegnen uns sowohl πεξηζηελαρίδσ, wie πεξηζηελάρσ und πεξηζηέλσ (vgl. Vian/Battegay, Lexique …, svv.). πεξηζηελάρνκαη ist hier und in 11, 323 transitiv verwendet. 36 θαθὴ δ᾽ ἔρε πάληαο ὀηδύο: PH 11, 428. Zu θαθή … ὀηδὺο nach der Zäsur des dritten Trochäus vgl. auch PH 2, 479; 9, 496. Zum Ausdruck vgl. PH 9, 290 = 14, 592: „ὀινὴ δ᾽ ἔρε πάληαο ὀηδύο―. ὀηδχο, ὀηδπξφο in Verbindung mit dem Leid und der Trauer um eine verstorbene Person vgl. PH 3, 453, 480–482, 559. Anders als bei Homer, der als Attribute zu ὀηδχο die Adjektive ἄηεξπνο (Il. 6, 285 – wenn die Lesart ἀηέξπνπ stimmt), ἀπεηξεζίε (Od. 11, 620 f.), αἰλή (Od. 15, 342), ὁκή (Od. 17, 563) verwendet, charakterisiert Quintus ὀηδχο als ζηνλφεζζα (2, 271; 13, 479) – vgl. bei Hesiod, Th. 214: ἀιγηλφεζζα –, θαθή (2, 479; 6, 496; 7, 36; 11, 428), ὀινή (9, 468; 14, 592) und ἄιιεθηνο (14, 431). 37 θαὶ ῥ᾽ ὅ γε: vgl. hom. Hymn. 19, 30; Hes., Th. 1000; in den PH nur noch 1, 357 (vor dem Beginn einer Rede). κεηιηρίνηζη (sc. ἔπεζζη/ἐπέεζζη bzw. κχζνηζη): Die Verwendung dieses Adjektivs vom Erzähler vor dem Beginn einer Rede findet sich schon bei Homer (Il. 4, 256; 6, 214, 343; Od. 9, 363; 11, 552; 20, 165; 21, 192; vgl. Hes., Fr. 280, 25 M.-W.) und Apollonios Rhodios (Arg. 3, 31, 385, 1102; 4, 1740); bei Quintus nur hier. κέγ᾽ ἀρλύκελνο ist ein formelhafter Ausdruck in den PH (vierzehnmal); vor dem Beginn einer Rede: 2, 389; 3, 462; 5, 531; 10, 307; 13, 271. Podaleirios‘ Trauer um den Tod Machaons und seine Verzweiflung in den vv. 22–37 erinnert an die Reaktion des Achilleus in Il. 18, 22 ff., nachdem Antilochos ihm den Tod Patroklos‘ mitgeteilt hat: In beiden Szenen lagen die Trauernden im Staub (PH 7, 21 f. – Il. 18, 26) und wehklagten (PH 7, 22 – Il. 18, 33b, 35), beide schütteten sich Staub über den Kopf (PH 7, 33 – Il. 18, 24 f.). Mägde und Freunde bejammerten den toten Machaon zusammen mit Podaleirios (PH 7, 35b–36), die Mägde, die Achilleus und Patroklos erbeutet hatten, schrien auch auf (Il. 18, 28 f.), Podaleirios schlug mit seinen kräftigen Händen gegen seine Brust (PH 7, 33b– 34a), in der Ilias-Szene sind es die Mägde, die mit ihren Händen gegen ihre Brüste schlagen (Il. 18, 30b–31a). Während Antilochos in der Ilias die Hände Achilleus‘ festhielt, da er Selbstmord befürchtete (Il. 18, 33 f.), richtete Podaleirios in den Posthomerica Sinn und Gedanken nur darauf, durch seine eigenen Hände in den Tod zu gehen; bald griff er mit seiner Hand nach dem Schwert, bald suchte er als Arzt todbringendes Gift zu trinken. Freunde versuchten vergeblich, ihn mit vielen Trostworten davon abzuhalten (PH 7, 23–27). Zu Il. 18, 22–37 siehe Edwards, The Iliad: A Commentary, Volume V…, z. St. Obwohl die Reaktionen der trauernden Personen in beiden Szenen gemeinsame Züge aufweisen, stellt Quintus die
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Reaktion des Podaleirios dramatischer als die des Achilleus in der Ilias dar. Achilleus‘ Reaktion auf die Mitteilung vom Tode Patroklos‘ ist wohl verständlich, denn der Homer-Leser kennt nicht nur die enge Freundschaft zwischen Achilleus und Patroklos sehr gut, sondern er kann auch verstehen, dass Achilleus sich für den Tod des Patroklos verantwortlich fühlte, weil er ihm erlaubte gegen die Troer zu kämpfen. Der Leser der Posthomerica wird nicht weiter über das Wesen der Beziehung zwischen Podaleirios und Machaon informiert; er weiß nur, dass sie Geschwister waren und Podaleirios den Tod seines Bruders rächen und dessen Leiche retten wollte (6, 455 ff.). Der Selbstmordversuch Podaleirios‘ aus Trauer, dem der Dichter sieben Verse widmet, scheint gegenüber dem des Achilleus, der nur befürchtet wird, unmotiviert. Quintus schafft also Spannung bei seinem Leser, der erfahren will, was Machaon für Podaleirios wirklich war und bedeutete. All dies wird in dem darauffolgenden Gespräch zwischen Nestor und Podaleirios klar. Ähnlich verfährt Quintus im fünften Buch, wenn er Teukros‘ Trauer über den Selbstmord seines Halbbruders Aias schildert: Auch er wollte sich töten, andere hielten ihn aber davon ab (5, 500–508). Den Grund seiner übermäßigen Trauer erfährt der Leser erst durch seine Klagerede: vv. 509–520: Die Griechen befinden sich in einer schlimmen Lage nach Aias‘ Tod. Teukros selbst wolle nicht in seine Heimat zurückkehren, denn Aias liege ihm mehr am Herzen als die Eltern. 38 Ἴζρεν zur Beginn einer Trostrede in den PH vgl. 3, 633, 770; bei Homer zu Beginn einer Rede: Il. 2, 247; Od. 22, 356 (vgl. Od. 22, 367, 411). Vgl. auch Il. 24, 549: „ἄλζρεν― in der Rede des Achilleus an Priamos (dazu unten). ιεπγαιένην πόλνπ θαὶ πέλζενο αἰλνῦ: in chiastischer Stellung der Junkturen. ιεπγαιένην πόλνπ: der Ausdruck begegnet uns bei Opp., Hal. 1, 470. Rhodomann und ihm (mit Ausnahme von Tychsen) folgend, Spitzner, Lehrs, Köchly und Zimmermann änderten unnötig das überlieferte πφλνπ zu γφνπ aus PH 5, 599: „θνξέζαλην γφνπ θαὶ πέλζενο αἰλνῦ, denn, wie Köchly ausführt, kommt πφλνο in der Bedeutung von psychischem Leid erst bei den Tragikern vor. Dazu siehe die Bemerkungen und die Gegenargumente von Vian, Recherches…, 196 – Quintus lehnt die semantischen Änderungen und Entwicklungen der Wörter bei den Tragikern und den hellenistischen Dichtern nicht ab – sowie meine Ausführungen zu den vv. 20– 23. Hermanns Konjektur πφζνπ ist abwegig, denn πφζνο wird im erotischen Sinne in PH 10, 130 benutzt, während unser Dichter πνζή zum Ausdruck von Sehnsucht nach einem Verstorbenen verwendet: vgl. 1, 244; 2, 304. Quintus benutzt das Adjektiv ιεπγαιένο recht häufig in Verbindung mit Trauer: „πέλζεζη ιεπγαιένηζη― (2, 239; 3, 643: „πέλζεζη ιεπγαιένηζη θαὶ ἄιγεζη―; 4, 14 f.: „ἀλίε / ιεπγαιέε θαὶ πέλζνο―; 7, 252: „κή νἱ ιεπγαιέῳ ἐπὶ πέλζετ πέλζνο ἵθεηαη―; vgl. 14, 303). Der Ausdruck „πέλζενο αἰλνῦ― findet sich nur noch in 5, 599 am Versende. Diese Junktur ist schon bei Apoll. Rh., Arg. 3, 675 zu finden. Zu den Attributen von πέλζνο im frühgriechischen Epos siehe LfgrE s.v. 39–40 Die Anrede „ὦ ηέθνο― kommt zweimal bei Homer (Il. 24, 425; Od. 7, 22) vor, einmal bei Hes., Fr. 248, 1 M.-W., einmal bei Apoll. Rh., Arg. 2, 420; siebenmal
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in den Posthomerica, in denen sie fünfmal Neoptolemos gilt (7, 294, 642, 690; 12, 74; 13, 226; vgl. auch 14, 444: Zeus zu Athene), dreimal bei Greg. Naz. und fünfmal bei Nonnos. Bis auf die Stelle PH 7, 642 findet sich dieser Ausdruck am Versanfang. Dazu siehe auch die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 74. νὐ γὰξ ἔνηθε πεξίθξνλα θηα γεγηα / κύξεζζ᾽ νἷα γπλαθα παξ᾽ νὐθέη᾽ ἐόληη πεζόληα: Der Ausdruck ν ... ἔνηθε tritt häufg in den PH auf. Zu 39–40a vgl. PH 3, 642 f.: „ἐπεὶ ζεὸλ νὔ ηη ἔνηθε / πέλζεζη ιεπγαιένηζη θαὶ ἄιγεζη ζπκὸλ ἀρεχεηλ―; vgl. auch PH 1, 502 f.; 12, 206 f. Zu dieser Struktur vgl. besonders Il. 21, 379 f.; auch Il. 2, 233 f.; 10, 440 f. u.a.; Triph., 124 f. Siehe auch Campbell, A Commentary… zu PH 12, 206, der weitere Belege anführt. Zum Adjektiv πεξίθξσλ siehe Tsomis zu PH 10, 474. Als πεξίθξσλ wird auch Nestor in PH 3, 525 charakterisiert und in 7, 59 wird in der Rede des Podaleirios auch Machaon als πεξίθξσλ bezeichnet. γεγηα, Part. Perf. von γίγλνκαη – vgl. Etym. Gud. bzw. Etym. Magn. s.v. γεγζα – (fünfmal in den PH; in der epischen Dichtung kommt diese Form nur bei Quintus vor; mit Ausnahme von 2, 310 am Versende), begegnet uns erst bei den Tragikern wie Soph., Aias 1013; El. 24, 775; Eur., Medea 216; vgl. auch Aristoph., Lys. 641. Zu κύξεζζ᾽ νἷα γπλαθα vgl. Il. 2, 289 f.; besonders Archil., Fr. 13, 9 f. W.: „ἀιιὰ ηάρηζηα / ηιηε, γπλαηθενλ πέλζνο ἀπσζάκελνη―; vgl. Plut., Consol. ad Apoll. 112F–113A; Sol. 21, 7, 4; Amat. 770E. 41 Οὐ γὰξ ἀλαζηήζεηο κηλ ἔη᾽ ἐο θάνο: Mit vv. 39–40a und 41a verweist Quintus auf den Schluss von Odysseus‘ Klage über Aias‘ Tod in PH 5, 595–597: „Ο γὰξ ἔνηθε κέγ‘ ἀζραιάαλ ἐλὶ ζπκῶ· / ἀλδξὸο γὰξ πηλπηνν θαὶ ἄιγεα πόιι᾽ ἐπηόληα / ηιλαη πὸ θξαδίῃ ζηεξεῆ θξελὶ κεδ‘ ἀθάρεζζαη.― Vgl. auch Nestors darauffolgende Bemerkung (5, 610 f.) in seiner Rede, in der er die Griechen auffordert, mit der unziemlichen Klage über die Gefallenen aufzuhören und alles für ihre Bestattung vorzubereiten: „Νεθξὸο δ‘ νὔ ηη γόνηζηλ ἀλέγξεηαη, νδέ ηη νἶδε / θξάζζαζζ‘, εὖηέ ἑ Κξεο ἀκείιηρνη ἀκθηράλσζηλ.― Der Gedanke und das Konsolationsmotiv, dass der Tod sich durch die Trauer nicht widerrufen lässt, ist schon bei Homer belegt und zieht sich durch die Literatur der Folgezeit. Quintus erinnert uns auch an die Rede Achilleus‘ an Priamos 24, 518–551, bes. die Partie 24, 549–551: „ἄλζρεν, κὴ δ᾽ ἀιίαζηνλ ὀδύξεν ζὸλ θαηὰ ζπκόλ· / ν γάξ ηη πξήμεηο ἀθαρήκελνο πἷνο ἑνο, / νδέ κηλ ἀλζηήζεηο, πξὶλ θαὶ θαθὸλ ἄιιν πάζῃζζα.― Vgl. auch Soph., Skyr. TrGF 557: „ἀιι᾽ εἰ κὲλ ἤλ θιαίνπζηλ ἰζζαη θαθὰ / θαὶ ηὸλ ζαλόληα δαθξύνηο ἀληζηάλαη, / ὁ ρξπζὸο ἥζζνλ θηκα ηνῦ θιαίεηλ ἂλ ἤλ. / λῦλ δ᾽, ὦ γεξαηέ, ηαῦη᾽ ἀλελύησο ἔρεη, / ηὸλ ἐλ ηάθῳ θξπθζέληα πξὸο ηὸ θο ἄγεηλ· / θἀκνὶ γὰξ ἂλ παηήξ γε δαθξύσλ ράξηλ / ἀλθη᾽ ἂλ εἰο θο―; das Epigramm aus Larisa (AM 11, 451), das Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 175 anführt: „παχζαζζαη δεηλνῦ πέλζνπο, δεηλνῦ ηε θπδνηκνῦ· / νδὲλ γὰξ πιένλ ἐζηί, ζαλφληα γὰξ νδέλ᾽ ἐγείξεη.― (der erste Vers ähnelt v. 38; siehe dazu Vian, Ausg. II, N. 4, S. 106); Sen., Ad Marciam 6, 2: “Sed si nullis planctibus defuncta reuocantur, si sors inmota et in aeternum fixa nulla miseria mutatur et mors tenuit quidquid abstulit, desinat dolor qui perit.― Mehr dazu bei J. Esteve-Forriol, Die Trauer- und Trostgedichte in der
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römischen Literatur untersucht nach ihrer Topik und ihrem Motivschatz, München 1962, 150; H. Th. Johann, Trauer und Trost, München 1968, 58 f. 41b–42 Anders als die ςπρή des Patroklos, die in Il. 23, 100 f. wie Rauch in die Tiefen der Erde einging, erhebt sich hier die Seele des Machaon in die Lüfte: In den PH geschieht dies eindeutig bei Bremousa 1, 252 f., Herakles 5, 647b–649 und Alkimedon 11, 465 f. Dazu siehe auch James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 647– 649. Vgl. Vian (Ausg.) I xvii f. und Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 175 mit Anmerkungen 1 und 2, die den Einfluss der stoischen Lehre für sicher halten. Zum Schicksal der Seelen des Mnemon, Achilleus und Neoptolemos sowie zum Thema der Jenseitsvorstellungen in den Posthomerica und der möglichen Einflüsse siehe unten. ἄηζηνο (verschwunden; unsichtbar) bei Homer dreimal: Il. 14, 258; Od. 1, 235, 242; bezüglich weiterer Belege bei anderen Dichtern vor Quintus siehe Ferreccio, Commento al libro II, 228 zu PH 2, 428; in den PH zwölfmal. Vgl. besonders in 3, 480 in der Klage des Phoinix um den toten Achilleus, in 5, 550 in der Klage Tekmessas um Aias. 43 πῦξ ὀινὸλ θαηέδαςε: vgl. PH 9, 99. πῦξ ὀινφλ ist noch dreimal in den Posthomerica (8, 244; 9, 99; 12, 574) am Versanfang wie in Il. 13, 629; Apoll. Rh. 3, 1301; vgl. auch A.G. 5, 288, 3 (Paul. Sil.) zu finden. Das Verbum θαηαδάπησ ist schon homerisch (Il. 22, 339; Od. 3, 259) in der Grundbedeutung von „essen―, bzw. ʻfressenʼ, ʻverschlingenʼ. Quintus, wahrscheinlich beeinflusst von Il. 23, 183 „ππξὶ δαπηέκελ―, erweitert die Verwendung von θαηαδάπηεηλ in metaphorischem Sinne auch für das Feuer, das die Leichen auf dem Scheiterhaufen verzehrt. In den PH vgl. neben 9, 99 auch 1, 2, 793. Alle Belege beziehen sich auf die Verbrennung eines Toten. Zu θαηαδάπηεηλ bei Quintus vgl. auch Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 147 f. Zu δέμαην γαα vgl. Hes., Th. 184. Nestor begründet die Unmöglichkeit einer Auferstehung von Machaon ins Licht des Lebens mit drei Argumenten: Seine unsichtbare Seele sei in die Luft geflogen; sein Körper sei vom Feuer verzehrt worden; seine Knochen habe die Erde aufgenommen. Etwas Vergleichbares bietet die Seele Antikleias, Odysseus‘ Mutter, ihrem Sohn an, als Odysseus sie bei seinem Aufenthalt in der Unterwelt fragt, warum er sie nicht ergreifen kann (Od. 11, 219–222). Die Mutter antwortet folgendermaßen: Die Sehnen des Gestorbenen halten die Fleischteile und die Knochen nicht mehr zusammen; die Knochen, sobald einmal der Lebensmut (ζπκφο) sie verlasse, bezwinge die starke Kraft des Feuers; die Seele (ςπρή) aber fliege davon und flattere hin und her wie ein Traum: „ν γὰξ ἔηη ζάξθαο ηε θαὶ ὀζηέα ἶλεο ἔρνπζηλ, / ἀιιὰ ηὰ κέλ ηε ππξὸο θξαηεξὸλ κέλνο αἰζνκέλνην / δακλᾶ, ἐπεί θε πξηα ιίπῃ ιεύθ᾽ ὀζηέα ζπκόο, / ςπρὴ δ᾽ ΰη᾽ ὄλεηξνο ἀπνπηακέλε πεπόηεηαη.― Der wichtigste Unterschied zwischen dieser Stelle und PH 7, 41b–43 liegt darin, dass Nestor behauptet, dass die ςπρή des Gestorbenen, die unsichtbar ist (ἄηζηνο), in die Luft fliege (ἐο έξα) und dort verweile, während Antikleia sagt, dass ζπκφο und ςπρή zwar gleichzeitig den Leib des Sterbenden verlassen, ζπκφο
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aber bei Eintritt des Todes vergehe, während ςπρή, die ebenfalls aus dem Leib herausfliege, als εἴδσινλ, Schattenbild mit der äußerlichen Erscheinung des Körpers, der jedoch früher lebendig war, im Hades weiterexistiere. Zu dieser Odyssee-Stelle siehe vorwiegend Heubeck, in: A Commentary on Homer‘s Odyssey, Vol. II, z. St. mit weiterführender Literatur. 44 αὕησο δ᾽, ὡο ἀλέζειε, θαὶ ἔθζηην: Zu dieser Idee verweist Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 175 auf I. Gr. Sic. et It. 1832: „εςχρεη Ἀηαιάληε, ὅζα γελληαη ηειεπηᾶ― und auf Epikt., Diatr. 2, 5: „κὴ θνβνύκελνο ἀπνπλίγνκαη νδὲ θεθξαγὼο νδ᾽ ἐγθαιλ ηῶ ζεῶ, ἀιι᾽ εἰδώο, ὅηη ηὸ γελόκελνλ θαὶ θζαξλαη δε.― Vian denkt an Il. 6, 146–149 (vgl. Mimn., Fr. 2, 1–5 W.), eine Idee über die condicio humana, die Quintus in 14, 207 f. variiert. Das Verbum ἀλαζάιισ (hervorsprießen) – noch einmal bei Quintus (9, 478: hier in der Bedeutung von „erneut blühen―) – tritt in der nachchristlichen Zeit auf. Vgl. Anacreontea 55, 41; Aelian., VH 5, 4; NA 2, 25; A.G. 7, 281, 4 (Herakleides); das Verbum findet sich oft in der christlichen Literatur. Bei Homer kommt das Verbum ἀλαζειέσ (Il. 1, 236 wieder im Wachstum prangen) vor. 44b–45a Vgl. PH 5, 595–597: „Ο γὰξ ἔνηθε κέγ᾽ ἀζραιάαλ ἐλὶ ζπκῶ· / ἀλδξὸο γὰξ πηλπηνν θαὶ ἄιγεα πόιι᾽ ἐπηόληα / ηιλαη πὸ θξαδίῃ ζηεξεῆ θξελὶ κεδ᾽ ἀθάρεζζαη.― Apoll., Rh., Arg. 4, 64 f.: „ηέηιαζη δ᾽ ἔκπεο, / θαὶ πηλπηή πεξ ἐνῦζα, πνιύζηνλνλ ἄιγνο ἀείξεηλ.―; Vgl. auch Il. 1, 586; 5, 382; Od. 20, 18; Od. 5, 362: „ηιήζνκαη ἄιγεα πάζρσλ―. ἄιγνο / ἄζπεηνλ: vgl. PH 1, 111: „ἀάζπεηνλ ἄιγνο―; 7, 632: „ἄζπεηνλ ἄιγνο― – vielleicht gebaut in Analogie zu Il. 16, 548 f.: „πέλζνο / ἄζρεηνλ νθ ἐπηεηθηφλ―, Il. 24, 708: „ἀάζρεηνλ […] πέλζνο―. Die Junktur ἄιγνο ἄζπεηνλ findet sich nur bei Quintus. Das Adjektiv ἄζπεηνο kommt in der übrigen epischen Dichtung nie in Verbindung mit einem Substantiv des Schmerzes oder der Trauer vor. Zu ἄζπεηνο bzw. zu der Doppelform ἀάζπεηνο und seinem Gebrauch bei Quintus siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 353 f. zu 1, 111. 45b–49 ὥο πεξ ἔγσγε (sc. ἔηιελ) Μαράνλνο νὔ ηη ρεξείσ / … θεθαζκέλνλ: Zu „Μαράνλνο νὔ ηη ρεξείσ― vgl. PH 8, 38: „Ἀρηιιένο νὔ ηη ρεξείσ―. Hier liegen die odysseischen Stellen 14, 176 f.: „νὔ ηη ρέξεηα / παηξὸο ἑνν θίινην― und Od. 23, 262: „νὔ ηη ρέξεηνλ― (am Versschluss) zugrunde. παδ᾽ ὀιέζαο: vgl. Il. 24, 242: „παδ᾽ ὀιέζαη ηὸλ ἄξηζηνλ― (am Versanfang: Priamos über Hektor). δείνηζηλ ὑπ᾽ ἀλδξάζηλ: vgl. PH 12, 251 (mit Campbell, A Commentary…). Der Ausdruck δήηνο ἀλήξ kommt schon in der Ilias vor (sechsmal; vgl. besonders Il. 9, 317 = 17, 148: „δείνηζηλ ἐπ᾽ ἀλδξάζη― an der gleichen Versstelle wie bei Quintus. εὖ κὲλ ἄθνληη, / εὖ δὲ ζανθξνζύλῃ θεθαζκέλνλ: Nestors Sohn verkörperte das homerische Ideal: „κύζσλ ηε ῥεηξ᾽ ἔκελαη πξεθηξά ηε ἔξγσλ― (Il. 9, 443). Dem sehr nahe kommt auch die Stelle Il. 15, 282b–284a: „ἐπηζηάκελνο κὲλ ἄθνληη / ἐζζιὸο δ᾽ ἐλ ζηαδίῃ· ἀγνξῆ δέ ἑ παῦξνη Ἀραηλ / λίθσλ―; vgl. auch Od. 2, 272.
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Zum Ausdruck vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 199: „εὖ κὲλ ἄθνληη, / εὖ δὲ θαὶ ἐλ ζηαδίῃ δεδαεκέλνο―. Zu εὖ κὲλ … εὖ δέ vgl. Il. 2, 382; Od. 3, 188–190; 6, 318; Hes., Erga 349; Arat., Phaen. 587; in den PH 7, 608; 9, 463–465a. Zu θεθαζκέλνο zur Bezeichnung für die Auszeichnung eines Menschen bzw. eines Gottes in einer Sache vgl. Il. 4, 339 (im negativen Sinne); Od. 4, 725 = 815; Hes., Th. 929; Hes., Fr. 343, 3 M.-W.; Apoll. Rh., Arg. 2, 816. νὐδέ ηηο ἄιινο: der Ausdruck erscheint dreimal in den PH: noch in 4, 123; 5, 293; zweimal am Versende (hier und 5, 293) wie schon bei Homer (sechszehnmal) und bei Apoll., Rh. (zweimal). ὡο ἐκὲ θελνο: am Versende wie Od. 17, 112. ζασζέκελαη κελεαίλσλ: Infinitiv + κελεαίλσλ am Versende und innerhalb der gleichen Versstelle ist relativ häufig bei Homer (vierzehnmal) und in den Posthomerica (siebenmal) zu finden. Zum Lob des verstorbenen Antilochos vgl. Od. 4, 199–202: „θαὶ γὰξ ἐκὸο ηέζλεθελ ἀδειθεόο, νὔ ηη θάθηζηνο / Ἀξγείσλ· κέιιεηο δὲ ζὺ ἴδκελαη· – ν γὰξ ἐγώ γε / ἢληεζ᾽ νδὲ ἴδνλ· – πεξὶ δ᾽ ἄιισλ θαζὶ γελέζζαη / Ἀληίινρνλ, πεξὶ κὲλ ζείεηλ ηαρὺλ δὲ καρεηήλ.― (vgl. auch Od. 3, 11 f.). Menelaos lobt im Folgenden die Besonnenheit und die Fähigkeit der Söhne Nestors beim Speerwurf: „πἱέαο αὖ πηλπηνύο ηε θαὶ ἔγρεζηλ εἶλαη ἀξίζηνπο― (Od. 4, 211) und dann fordert er auf, mit dem Weinen aufzuhören und ans Mahl zu denken (212 f.). Vom Kampf Antilochos‘ gegen Memnon und dessen Versuch, seinen Vater zu retten, sowie von dessen Tod durch Memnon erzählt Quintus in 2, 243 ff., der wahrscheinlich die Versionen von Aithiopis und Pindar, P. 6, 28 ff. (dazu siehe Vian, Ausg. I, 50 f.) vor Augen hatte. Dass Nestor den Tod seines Sohnes mit Fassung trug, berichtet Quintus in PH 3, 6–9: „Ὃ δ᾽ ν κέγα δάκλαην ζπκῶ· / ἀλδξὸο γὰξ πηλπηνν πεξὶ θξεζὶ ηιήκελαη ἄιγνο / ζαξζαιέσο θαὶ κή ηη θαηεθηόσλη᾽ ἀθάρεζζαη.― und 5, 601 ff. Vgl. auch Hor., c. 2, 9, 13 f. Antilochos ist ständig in der griechischen Literatur Beispiel für die aufopfernde Liebe eines Kindes zu seinem Vater: vgl. Pind., P. 6, 37–43; [Aristot.], Peplos 11. Es ist bemerkenswert für unsere Stelle hier, dass Xenophon in seinem Kynegetikos 1, 14 Machaon, Podaleirios und Antilochos miteinander in Verbindung bringt. Er tut dies, indem er ihre Tüchtigkeit in Künsten, Rede und Kämpfen lobt: „Μαράσλ δὲ θαὶ Πνδαιείξηνο παηδεπζέληεο ηὰ αηὰ ἐγέλνλην θαὶ ηέρλαο θαὶ ιόγνπο θαὶ πνιέκνπο ἀγαζνί. Ἀληίινρνο δὲ ηνῦ παηξὸο πεξαπνζαλὼλ ηνζαύηεο ἔηπρελ εθιείαο͵ ὥζηε κόλνο θηινπάησξ παξὰ ηνο Ἕιιεζηλ ἀλαγνξεπζλαη.― Diese Stelle war m.E. dem Dichter der Posthomerica bekannt. Eine ähnliche Huldigung finden wir später bei Ausonius in seinem Epitaph 7 auf Antilochos: „Consiliis belloque bonus, quae copula rara est, / carus et Atridis, carus et Aeacidis: / praemia virtutis simul et pietatis adeptus, / servato Antilochus Nestore patre obii. / non hic ordo fuit: set iustius ille superstes, / Troia capi sine quo perfida non poterat.“ 50–54a εἶζαξ: (sogleich, unmittelbar darauf), dieses Adverb kommt bei Homer in kriegerischem Zusammenhang neunmal vor – Ausnahme: Il. 23, 256. Bei Quintus findet es sich siebenmal. νἱ … ἀπνθηακέλνην: νἱ mit einem Partizipium im Genitiv: vgl. auch 2, 245, 254, 391; 3, 84, 139, 141, 152, 315; 6, 238, 564; 7, 208, 319, 585; 8, 298, 316; 9, 404; 13, 398, 404; 14, 576. Dazu siehe auch Vian/Battegay,
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Lexique … s.v. [νὗ] νἱ, νἷ. Dieser Gebrauch ist schon homerisch: vgl. Il. 16, 531; 11, 458; Od. 4, 392 f.; 9, 256 f., 458 f.; 17, 231 f.; 22, 17 f., hom. Hymn. Dem. 37. Dazu vgl. Chantraine, GH II, 322 f. πάζαζζαη / ζηνλ: vgl. Il. 19, 160 f. Das Verbum παηένκαη findet sich bei Homer mit Ausnahme der Stelle Il. 24, 642 nur im Aorist und wird mit Genitiv oder mit Akkusativ verbunden, erscheint auch zuweilen ohne Kasus. Bei Hesiod nur einmal mit Akkusativ, bei Herodot immer mit Akkusativ. In den Posthomerica wird es nur einmal absolut gebraucht (4, 72), sonst verbindet es sich mit dem Akkusativ. ξηγέλεηαλ ἰδέζζαη: Zum Ausdruck vgl. PH 1, 79; 4, 27. Er entspricht dem homerischen (ὁξλ) θάνο ειίνην: Il. 5, 120; 18, 61, 442; 24, 558; Od. 4, 540, 833; 10, 498; 14, 44; 20, 207. Das Licht der Sonne ist gleichbedeutend mit Leben. In den vv. 64b–65 erklärt Podaleirios: „νδ᾽ ἔηη θείλνπ (sc. Machaon) / ηεζλαόηνο θάνο ἐζζιὸλ ἐέιδνκαη εἰζνξάαζζαη.― (vgl. PH 10, 475; 3, 564). Zu dem Ausdruck εὖ εἰδὼο (hier kausal) ὅηη …vgl. Triph., 173 (auch am Versanfang); A.G. 2, 1, 135 (Christodoros) und A.G. 16, 27, 1 ([Simonides]). Bei Homer vgl. Od. 13, 314. ὁκὴλ Ἀίδαν θέιεπζνλ: vgl. v. 69: „ὁκὴλ βηφηνην θέιεπζνλ―. Derselbe Gedanke kommt noch einmal in den folgenden Versen (53 f.) und in v. 68 vor. Vgl. auch 6, 433b f.; 14, 205 ff.; Sen., Rem. fort. 2, 3 (siehe Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 175) A.G. 7, 342, 2 (anonymer Herkunft): „πάληαο ὁκο ζλεηνὺο εἷο Ἀίδεο δέρεηαη.― Zu Ἀίδαν θέιεπζνλ vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 353. πᾶζίλ η᾽ ἐπὶ ηέξκαηα θεηαη / ιπγξὰ κόξνπ ζηνλόεληνο: hier ηέξκαηα in der Bedeutung von „Grenze―, „Ende― wie z. B. Eur., Hipp. 140: „ζαλάηνπ … ηέξκα―. Dazu vgl. auch Sen., Ad Marciam 11, 2: „Decessit filius tuus: id est decucurrit ad hunc finem, ad quem, quae feliciora partu tuo putas, properant.“ Zu solchen Periphraseis mit ηέξκα + Gen. vgl. Aisch., Eum. 746: „ἀγρφλεο ηέξκαηα―; Soph., OK 725 „ηέξκα ηο ζσηεξίαο―. Die Junkturen ηέξκαηα ιπγξά und κφξνπ ζηνλφεληνο begegnen uns nur hier. Bei Quintus vgl. 1, 478: „ζαλάηνην … ζηνλφεληνο―. Im Unterschied zu der anderen Epik findet das Adjektiv ζηνλφεηο in den Posthomerica eine wesentlich breitere Verwendung (mehr als 80mal, noch viermal im 7. Buch) als bei Homer, bei dem es als Epitheton für Wurfgeschosse (βέιεα: Il. 8, 159; 15, 590; 17, 374; vgl. Hes., Th. 684; ὀηζηνί: Od. 21, 12, 60; βέιεκλα: Od. 24, 180), einmal (Il. 24, 721) für den Klagegesang, einmal (Od. 11, 383) für das Kampfgeschrei und einmal für θήδεα (Od. 9, 12) gebraucht wird, während es zweimal das Ehebett (ελή) der Penelope bezeichnet (Od. 17, 102 = 19, 595). Zu ζηνλφεηο bei Quintus siehe auch Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 165 f. zu PH 1, 17. 54b–55 ἔνηθε δὲ ζλεηὸλ ἐόληα / πάληα θέξεηλ ὁπόζ᾽ ἐζζιὰ δηδν ζεὸο δ᾽ ἀιεγεηλά: Zu 55a vgl. PH 12, 90. Zu 55b vgl. Od. 4, 236 b f.: „ἀηὰξ ζεὸο ἄιινηε ἄιιῳ / Εεὺο ἀγαζόλ ηε θαθόλ ηε δηδν· δύλαηαη γὰξ ἅπαληα―; Solon 33, 2 W.: „ἐζζιὰ γὰξ ζενῦ δηδόληνο―, Men., Sent. 212: „ἐζζιὰ θαὶ δηδν ζεόο―; zum Gedanken vgl. Theognis, 591–594: „Σνικλ ρξή, ηὰ δηδνῦζη ζενὶ ζλεηνζη βξνηνζηλ, / ῥετδίσο δὲ θέξεηλ ἀκθνηέξσλ ηὸ ιάρνο, / κήηε θαθνζηλ ἀζληα ιίελ θξέλα, κήη‘ ἀγαζνζηλ / ηεξθζηο ἐμαπίλεο, πξὶλ ηέινο ἄθξνλ ἰδελ.― Zum Ertragen von göttlicher Schickung als Aufgabe eines verständigen Menschen vgl. PH 3, 7b–9: diese Stelle
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behandelt Nestors Einstellung zum Tod seines Sohnes (dazu siehe unten); 5, 595– 597: Odysseus beendet seine Klagerede für Aias mit einer gnomischen Aussage: „Ο γὰξ ἔνηθε κέγ᾽ ἀζραιάαλ ἐλὶ ζπκῶ· / ἀλδξὸο γὰξ πηλπηνν θαὶ ἄιγεα πόιι᾽ ἐπηόληα / ηιλαη πὸ θξαδίῃ ζηεξεῆ θξελὶ κεδ᾽ ἀθάρεζζαη.― Dazu siehe auch die Bemerkungen von Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica …, 107 ff., der zusätzlich die Stelle PH 12, 387 f. anführt, die Sinons Standhaftigkeit und Ausdauer gegenüber der an ihm vollzogenen Folter betrifft. Wie Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica …, 104 ff. hervorhebt, erinnert die erste Trostrede Nestors an Podaleirios den homerkundigen Leser an die berühmte Szene der Ilias 24, 518 ff.: das Zusammentreffen zweier trauernder Menschen: Achilleus und Priamos. Priamos kam zur Lagerhütte Achilleus‘, um ihn um Hektors Leiche zu bitten. Auch Achilleus hebt in v. 524 die Zwecklosigkeit der Trauer durch eine Gnome hervor: „ν γάξ ηηο πξμηο πέιεηαη θξπεξνν γόνην·― Er versucht dies durch das Wirken des Zeus zu erklären, der den Menschen sowohl Gutes wie Böses widerfahren lässt (24, 525–532), eine Stelle, auf die Quintus seinen Leser in der zweiten Nestor-Rede an Podaleirios verweist. Achilleus beendet seine Rede in ähnlicher Weise, wie Nestor sie angefangen hat: Il. 24, 549–551: „ἄλζρεν, κὴ δ᾽ ἀιίαζηνλ ὀδύξεν ζὸλ θαηὰ ζπκόλ· / ν γάξ ηη πξήμεηο ἀθαρήκελνο πἷνο ἑνο, / νδέ κηλ ἀλζηήζεηο, πξὶλ θαὶ θαθὸλ ἄιιν πάζῃζζα― – PH 7, 38–44a: „Ἴζρεν ιεπγαιένην πόλνπ θαὶ πέλζενο αἰλνῦ, / ὦ ηέθνο· ν γὰξ ἔνηθε πεξίθξνλα θηα γεγηα / κύξεζζ᾽ νἷα γπλαθα παξ᾽ νθέη᾽ ἐόληη πεζόληα. / Ο γὰξ ἀλαζηήζεηο κηλ ἔη᾽ ἐο θάνο, νὕλεθ᾽ ἄηζηνο / ςπρή νἱ πεπόηεηαη ἐο έξα, ζκα δ᾽ ἄλεπζε / πῦξ ὀινὸλ θαηέδαςε θαὶ ὀζηέα δέμαην γαα· / αὕησο δ᾽, ὡο ἀλέζειε, θαὶ ἔθζηην.― Später (Il. 24, 599 ff.), nachdem Achilleus Hektors Leiche zur Überführung für Priamos bereitgestellt hat, fordert er diesen zum Essen auf: Il. 24, 601: „λῦλ δὲ κλεζώκεζα δόξπνπ―. Zur nachdrücklichen Verstärkung seines Vorschlags macht Achilleus von dem mythologischen Paradeigma der Niobe (Il. 24, 602–613) Gebrauch, die sich trotz des Verlustes ihrer zwölf Söhne an das Essen erinnerte „ἐπεὶ θάκε δάθξπ ρένπζα―. In seiner ersten Rede an Podaleirios bringt Nestor als Paradeigma den Tod seines eigenen Sohnes, Antilochos (interne Analepsis – aus dem zweiten Buch). Er fordert Podaleirios auf, sein Leid zu tragen, wie er es selbst auch getan hat, nachdem er seinen lieben Sohn, der keineswegs schlechter als Machaon war, durch die Hände der Feinde verloren hatte. Um seinen verstorbenen Sohn Antilochos dem toten Machaon gleichzusetzen, lobt Nestor sowohl die kriegerischen Fähigkeiten seines eigenen Sohnes (des Speeres kundig) wie auch seine Besonnenheit und betont gleichzeitig dessen Liebe zu seinem Vater: Kein anderer Mensch hätte seinen Vater so geliebt, wie Antilochos seinen Vater Nestor, der bei dem Versuch, diesen zu retten, sein Leben ließ. Gleich nach dessen Tod fühlte sich Nestor in der Lage zu essen und am Leben weiter teilzunehmen (vv. 51 f.). Nestor versucht auf diese Weise, den trauernden Podaleirios zur Einsicht zu bringen, dass auch dieser das ertragen muss, was er selbst schon mit dem Tod seines Sohnes ertragen hat: Alles, was andere Menschen schon ertragen haben und noch immer ertragen, ist für jeden Anderen auch zu ertragen. Aber anders als Niobe, die gegessen hat, weil sie des Weinens müde war, aß Nestor aus der Überzeugung heraus (εὖ εἰδψο ist ein
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Kausalpartizipium), dass der Tod allen Menschen gemein ist. Nestor aß also, weil er die condicio humana erkannt hat. In diesem Aspekt nähert er sich Odysseus in Il. 19, 216–237, der als besonnener Mensch die Realität des Krieges versteht und den übermäßig um Patroklos‘ Tod trauernden Achilleus mit pragmatischen Argumenten zu trösten versucht: Nahrungsenthaltung sei keine Art von Trauer für die Gefallenen, da jeden Tag sehr viele Kämpfer in rascher Folge getötet würden. Die Hinterbliebenen sollten die Gefallenen nur einen Tag lang betrauern („ἐπ᾽ ἢκαηη δαθξύζαληαο―, v. 229), sie dann mit befangenem Gemüte („λειέα ζπκὸλ ἔρνληαο―, v. 229) bestatten und anschließend trinken und essen, damit sie gegen den Feind gestärkt weiterkämpfen können (vv. 230–233: „ὅζζνη δ᾽ ἂλ πνιέκνην πεξὶ ζηπγεξνν ιίπσληαη, / κεκλζζαη πόζηνο θαὶ ἐδεηύνο, / ὄθξ᾽ ἔηη κιινλ ἀλδξάζη δπζκελέεζζη καρώκεζα λσιεκὲο αἰεὶ―). Die vv. 52–54a des siebten Buches der Posthomerica verweisen ferner auf zwei iliadische Stellen: Il. 6, 487–489: „ν γάξ ηίο κ᾽ πὲξ αἶζαλ ἀλὴξ Ἄτδη πξντάςεη· / κνξαλ δ᾽ νὔ ηηλά θεκη πεθπγκέλνλ ἔκκελαη ἀλδξλ, / ν θαθὸλ νδὲ κὲλ ἐζζιόλ, ἐπὴλ ηὰ πξηα γέλεηαη.― Hektor bedient sich dieser Gnome über die Prädeterminiertheit des Todeszeitpunkts zunächst als Trostgrund gegenüber Andromache, die große Angst um sein Leben hat, und dann als weiteres Argument für seinen Einsatz im offenen Kampf. Il. 12, 326 f. in der Rede Sarpedons an Glaukos als Argument zum Erlangen von Ruhm im offenen Kampf: „λῦλ δ᾽ ἔκπεο γὰξ θξεο ἐθεζηζηλ ζαλάηνην / κπξίαη, ἃο νθ ἔζηη θπγελ βξνηὸλ νδ᾽ παιύμαη―. vv. 54b–55 ähneln Od. 14, 444b–445: „ζεὸο δὲ ηὸ κὲλ δώζεη, ηὸ δ᾽ ἐάζεη, / ὅηηη θελ ᾧ ζπκῶ ἐζέιῃ· δύλαηαη γὰξ ἅπαληα―: Gott gewährt und verweigert das Gute ganz nach seinem Gefallen. Denn er ist allmächtig―. Man sieht, dass diese Rede Nestors auf einen homerischen Hintergrund hinweist, aber mit nachhomerischen Intertexten bereichert wird. Mit seinem ersten Argument appelliert Nestor an die „εινγηζηία― des Podaleirios: Es ziemt dem verständigen Mann nicht, so wie ein Weib hinsinkend, am Grab des Gefallenen zu klagen. Der Erzähler hat schon Nestors Verständigkeit und Einsicht in Bezug auf den Tod seines Sohnes Antilochos (PH 2, 256–259) durch eine Gnome kommentiert: PH 3, 7b–9: „ Ὃ δ᾽ (sc. Nestor) ν κέγα δάκλαην ζπκῶ· / ἀλδξὸο γὰξ πηλπηνν πεξὶ θξεζὶ ηιήκελαη ἄιγνο / ζαξζαιέσο θαὶ κή ηη θαηεθηόσλη᾽ ἀθάρεζζαη.― Wie Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica …, 109 bemerkt: „here the primary narrator highlights an ethic, a way to conduct oneself, and illustrates that it is Nestor who fulfills this ethic, and in the consolation of Podaleirius, Nestor himself speaks and encourages the same ethic that was first spoken by the primary narrator.― Hier treten Einsicht und Gesittung als Widerpart der Trauer auf, wie wir es bei Euripides in einer Sentenz finden: Alex. TrGF 5.1 fr. 43: „πάλησλ ηὸ ζαλελ· ηὸ δὲ θνηλὸλ ἄρνο / κεηξίσο ἀιγελ ζνθία κειεηη―; vgl. auch Euripides, Alkm. TrGF 5.1 fr. 98: „ἀιι᾽ εὖ θέξεηλ ρξὴ ζπκθνξὰο ηὸλ εγελ―. Das Konsolationsthema, dass dem εὖ θξνλλ und dem πεπαηδεπκέλνο übermäßige Trauer fremd ist, kommt bei Quintus in Zusammenhang mit dem Gegensatz männlich-weibisch vor. Denselben Gedanken finden wir auch bei Plutarch, Consolatio ad Apollonium, 103A: „ηο γὰξ εινγηζηίαο ἔξγνλ ἐζηὶλ ἠ θπιάμαζζαη ηὸ θαθὸλ ἐπηθεξόκελνλ ἠ δηνξζώζαζζαη γελόκελνλ ἠ ζπζηειαη πξὸο ηὸ βξαρύηαηνλ ἠ παξαζθεπάδεηλ αηῶ
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ηὴλ πνκνλὴλ ἄξξελα θαὶ γελλαίαλ.― und 113A „…γπλαηθδεο ηὸ πάζνο θαὶ νρ ἁξκόηηνλ ἀλδξάζη θνζκίνηο θαὶ παηδείαο ἐιεπζεξίνπ κεηαπεπνηεκέλνηο. ζιπ γὰξ ὄλησο θαὶ ἀζζελὲο θαὶ ἀγελλὲο ηὸ πελζελ―. Zu dem Gedanken, dass man mit der Klage nichts erreicht, vgl. auch Sen., Ad Polyb. 4, 1; Ep. Mor. 99, 6. Nestor begründet in den Versen 41–43 die Sinnlosigkeit der Klage mit der Unwiderruflichkeit des Todes: „An das Licht wirst du ihn ja doch nicht mehr rufen, denn seine Seele erhob sich in die Lüfte, sein Körper, von der Seele abgetrennt, wurde von der Flamme verzehrt und die Erde empfing die Gebeine.― Neben der Ilias-Stelle 24, 549–551 sind die Verse bei Sophokles, Elektra 137–139 zu vergleichen: „‘Αιι᾽ νὔηνη ηόλ γ᾽ ἐμ Ἀΐδα / παγθνίλνπ ιίκλαο παηέξ᾽ ἀλ- / ζηάζεηο νὔηε γόνηζηλ ýνὔη᾽ ιηηαζηλý― und Euripides, Alkestis 985 f.: „ν γὰξ ἀλάμεηο πνη‘ ἔλεξζελ / θιαίσλ ηνὺο θζηκέλνπο ἄλσ―. In ähnlicher Weise spricht auch Diktys bei Euripides, der Danae zu trösten versucht: Diktys TrGF 5.1 fr. 332, 1–3a: δνθεο ηὸλ Ἅηδελ ζλ ηη θξνληίδεηλ γόσλ / θαὶ παδ᾽ ἀλήζεηλ ηὸλ ζόλ, εἰ ζέιεηο ζηέλεηλ; / παῦζαη·―, ein Fragment, das Plutarch in Cons. ad Apoll. 106A zitiert. Mit dem v. 44a: „αὕησο δ᾽, ὡο ἀλέζειε, θαὶ ἔθζηην― (genauso wie er erblühte, so welkte er dahin) unterstreicht Nestor die communis hominum condicio. Im Folgenden macht er von dem konsolatorischen Argument „non tibi hoc soli“ (Cic., Tusc. III, 33, 79) Gebrauch. Die Aufzählung von anderen Menschen, die geliebte Personen verloren hatten, ist ein Topos in der Konsolationsliteratur zur Linderung der Trauer. Dazu siehe K. Ch. Grollios, Σέτνη Ἀλσπίας, Thessaloniki 1956, 68 ff. Den Tod seines Sohnes konnte Nestor geistig bewältigen, weil er wusste, dass der Tod alle Sterblichen ereilt, dass er das Ziel ist, auf das alle Menschen zustreben (neben Il. 6, 487–489 und 12, 326 f. vgl. auch Simon., Fr. 520, 3–5 PMG; Lysias, Epit. 77–78; Eur., Alk. 419, 782; 733 TrGF; Hor., c. 2, 3, 25; Sen., Cons. ad Liviam 359; Ad Marciam 11, 2; Ad Polyb. 11, 2). Dies ist ebenfalls ein Topos in der Konsolationliteratur (in griechischen und lateinischen Grabinschriften: dazu siehe R. Lattimore, Themes in Greek and Latin Epitaphs, Illinois 1962, 250 ff.). Nestor beendet den ersten Teil seiner Konsolation mit der Bemerkung, dass der Mensch, weil er eben ein Mensch ist, alles, was Gott verhängt, ertragen muss. Die Partie vv. 52–55 erinnert uns besonders an Cic., Tusc. III, 60, 7: „nam et necessitas ferendae condicionis humanae quasi cum deo pugnare prohibet admonetque esse hominem, quae cogitatio magno opere luctum levat, et enumeratio exemplorum, non ut animum malivolorum oblectet, adfertur, sed ut ille qui maeret ferundum sibi id censeat, quod videat multos moderate et tranquille tulisse.“ Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica…, 106 hebt in seiner Studie über die Gnomai in den Posthomerica hervor, dass der Leser in Nestors Rede sowohl den homerischen Hintergrund als auch die Philosophie der post-homerischen, spätantiken Welt erkennen kann: „Nestor is a Homeric hero and a Stoic sage―. Nestor hat sicher seine Rede über die Zwecklosigkeit der Trauer, die Gemeinsamkeit des Todesschicksals und das Ertragen aller Dinge, denen die Götter den Menschen aussetzen, mit nachhomerischen Ideen bereichert: von der frühgriechischen Lyrik bis zur Zeit von Seneca und Plutarch (vgl. die angeführten Parallelstellen zu der Kommentierung der betreffenden Verse). Ich wäre aber vorsichtig mit der Behauptung, dass Quintus sich hier als Träger der stoischen Philosophie
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erweist, und dies unabhängig davon, ob die stoische Lehre zur Zeit der Komposition der Posthomerica noch existierte oder sich schon im Niedergang befand (vgl. Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica …, 106 ff.). Man erkennt in Nestors Rede literarische Trostmotive von der homerischen bis zur nachklassischen Zeit, die Topoi und wichtige Bestandteile der Konsolationsschriften geworden sind, die sich ihrerseits zur Zeit der Stoa entwickelten. 56–57 ηνῦ δ᾽ … δεῦε γέλεηα: Vgl. die Stelle PH 3, 576b f.: „ηο ἀιεγεηλὸλ / νὔ πνηε ηέξζεην δάθξπ, θαηείβεην δ᾽ ἄρξηο ἐπ᾽ νὖδαο / ἐθ βιεθάξσλ…― und das darauffolgende Gleichnis. Dazu Tsomis, „Vorbild und aemulatio...―, in: Baumbach et al., Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer…, 193 f. ἔξξελ … δάθξπ: vgl. PH 2, 623; 12, 507; 14, 269. Zu diesem Ausdruck vgl. Od. 19, 204; Aristoph., Lys. 1034; Apoll. Rh., Arg. 1, 887; 3, 462, 805; 4, 1703 f.; Nonn., Dion. 2, 643; 30, 149. Zu εἰζέηη, das zuerst in der Dichtung der hellenistischen Zeit vorkommt, siehe ausführlich Ferreccio, Commento al libro II, 51 zu PH 2, 54. 58 ἄζρεηνλ ἄιγνο: dieser Ausdruck begegnet uns nur hier und nur in den Posthomerica. Der Dichter variiert hier das homerische ἀάζρεηνλ πέλζνο (Il. 24, 708; vgl. Il. 16, 548 f.: „πέλζνο … / ἄζρεηνλ―). Zu ἄζρεηνο bzw. ἀάζρεηνο und seinem Gebrauch in den Posthomerica siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 449 f. zu PH 1, 166 und Ferreccio, Commento al libro II, 86 zu PH 2, 123. ἐκὸλ θαηαδάκλαηαη ἤηνξ: vgl. Greg. Naz., Carm. 552, 8: „ἑὸλ θαηαδάκλαηαη ἤηνξ―. Das Kompositum θαηαδάκλακαη – in der frühgriechischen Epik nur in hom. Hymn. Herm. 137: „ππξὸο θαηεδάκλαη᾽ ἀπηκῆ― – in der Bedeutung von „völlig vernichten― – kommt noch bei Quintus in 8, 90, in dem der Einfluss der oben erwähnten Stelle des homerischen Hymnos deutlich ist, in 4, 121 (Subj.: γξαο) und in 14, 146 (Subj.: θακάηνην κέλνο) vor; vgl. später A.G. 5, 270, 9 (Paul. Silent.) 59–63 ἀκθὶ θαζηγλήηνην πεξίθξνλνο: vgl. v. 39. ὅο (Relativsatz mit kausalem Kolorit) κ᾽ ἀηίηαιιελ, / … ὡο ἑὸλ πἷα / ζθῇζηλ ἀγθνίλῃζη: Dazu vgl. PH 3, 470–472 (Klagerede des Phoinix um Achilleus); 7, 642b–644a (Begrüßungsrede des Phoinix an Neoptolemos) und Il. 16, 191 f. Das Verbum ἀηηηάιισ, wenn es sich auf Kinder bezieht, weist auf das Aufziehen von fremden und nicht von eigenen Kindern hin: vgl. besonders Il. 16, 191 f.; Od. 18, 323; Hes., Fr. 165, 6 f. M.-W.; PH 7, 643, 14, 321 ff. Das Substantiv ἄγθνηλαη wird bei Homer, Hesiod und Apollonios Rh. als „Liebesumarmung― verwendet. In hom. Hymn. Dem. 141 und 264 (letztere Stelle aus Il. 14, 213 und Od. 11, 261) bedeutet es wie hier, 3, 470 und 7, 643 die Arme, welche ein Kind halten. Vgl. auch PH 13, 253 und 14, 387. νἰρνκέλνην ηνθῆνο ἐο νὐξαλόλ: wahrscheinlich meint Podaleirios hier die Vergöttlichung des Asklepios, der in der Dichtung neben seinen wundersamen Heilungen und Auferweckungen als Heros galt: vgl. vor allem Pindar, P. 3, 5–7: „νἷνο (sc. Chiron) ἐὼλ ζξέςελ πνηέ / ηέθηνλα λσδπλίαο / ἣκεξνλ γπηαξθένο Ἀζθιαπηόλ,
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/ ἣξνα παληνδαπλ ἀιθηξα λνύζσλ.― Sein Tod durch Zeus‘ Blitzstrahl scheint eine dichterische Erfindung zu sein (vgl. z. B. Apollod., Bibl. 3, 118; siehe ausführlich RE unter C: Asklepios in der Mythologie); Mit diesem Tod durch einen Blitz begründen spätere antike Autoren seine Apotheose: entweder durch Katasterismos als Ophiuchos (Ps. Erat., Kat. VI u.a.) oder durch Einführung in den Olymp (Lukian, Deor. dial. 13). Die Apotheose des Asklepios setzte der Historiker Apollodor (Fr. 72 Müller FHG) mit der des Herakles gleich. ἰεηήξηα λνύζσλ: ἰεηήξηνλ (Therapie) findet sich nur bei Quintus. Sonst kommt es in der Dichtung nicht vor. Quintus hat das Wort dem medizinischen Vokabular entnommen; vgl. besonders Aret., CA 1, 2: „λνχζσλ δὲ λεχξσλ θαζηφξηνλ ἰεηήξηνλ―; auch 1, 4; 1, 5; Hipp., Epid. 2, 3, 7; 6, 2, 4. u.a. ἐθ ζπκνν: von Herzen – vgl. besonders Il. 9, 343, 486; PH 3, 549; 11, 295. κηῇ δ᾽ ἐλὶ δαηηὶ θαὶ εὐλῇ / ηεξπόκεζα: Vgl. Panyas., Fr. 16, 7 f. Bernabé (= 12, 7 f. Davies). Die Junktur ἐλὶ δαηηὶ θαὶ ελῆ findet sich nur hier. μπλνζηλ ἰαηλόκελνη θηεάηεζζη: Das Verbum ἰαίλνκαη mit Dativ wie z. B. Od. 19, 537; in den PH vgl. 7, 199, 692. Zu θηεάλνηζη (Ω): Da Quintus immer die Form θηεάηεζζη vorzieht (1, 791; 2, 143; 4, 392; 13, 345) und bei Homer diese Dativform nur im Plural vorkommt, lese ich mit NREAld und den Herausgebern θηεάηεζζη. Die Dativpluralform θηεάλνηζ(η) zu θηέαλνλ kommt sehr selten vor (Theogn. 1149; Pind., N. 9, 46; Greg. Naz., Carm. 1309, 14), während sonst nur die Genitivpluralform θηεάλσλ üblich ist. 64–65 Τ κνη πέλζνο ἄιαζηνλ ἐπνίρεηαη: = PH 5, 534 (Tekmessas Klage um Aias). Zu πέλζνο ἄιαζηνλ, das hier dem ἄζρεηνλ ἄιγνο in v. 58 entspricht, vgl. Il. 24, 105; Od. 1, 342; Hes., Th. 467; Triph., 315. Vgl. auch die Variation PH 3, 595 „ἄιγνο ἄιαζηνλ― für die Trauer der Musen um Achilleus‘ Tod. νὐδ᾽ ἔηη θείλνπ: an der gleichen Versstelle wie Apoll. Rh., Arg. 3, 325; in den PH vgl. noch 5, 148 im zweiten und dritten Versfuß. ηεζλαόηνο: Der Stamm des Partizipiums Perfekt ηεζλαφη- (ηεζλαψο – ηεζλαφηνο) findet sich bei Quintus insgesamt fünfmal am Versanfang (vgl. noch 1, 821; 2, 392, 536; 6, 250); in der übrigen griechischen Literatur nur bei Pindar, N. 10, 74 und in der A.G. 14, 38, 2. θάνο ἐζζιὸλ: diese Junktur ist nur noch einmal in den Posthomerica (12, 413) und bei Greg. Naz., Carm. 418, 11 und 1499, 6 zu finden. Quintus variiert hier das homerische ιακπξὸλ θάνο (Il. 1, 605; 5, 120; 8, 485; vgl. Hes., Erga 155; Fr. 58, 12 M.-W.; Fr. 362, 1 M.-W.; PH 2, 2; 3, 666) Vgl. auch die Epitheta zu θάνο: γιπθεξφλ (Od. 16, 23; 17, 41) und ἄκβξνηνλ (Apoll. Rh., Arg. 2, 669). Zu dem Gedanken: ʻman verlangt nicht mehr das Licht der Sonne aus tiefer Trauer anzusehen (d.h. man will nicht mehr leben)ʼ vgl. besonders Od. 4, 538 ff.: Menelaos erfährt von Proteus den Tod seines Bruders Agamemnon. Denselben Wunsch äußert auch Oinone in 10, 430 f., die aber anders als Podaleirios doch Selbstmord aus großer Liebe begeht. Trotz Paris‘ Treubruch will Oinone sich wieder mit ihm vereinigen, indem sie sich lebend mit ihm verbrennen lässt. Dazu siehe Tsomis zu PH 10, 430 f. 67–68 Ein Dämon gab allen Menschen das gleiche Übel, nämlich die Verwaisung. ἴζνλ: bei Homer findet sich ἴζνο immer mit langem η, mit kurzem η zuerst bei Hes., Erga
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754 u.a.; Theogn. 678 und stets bei den Attikern und Pindar; in der späteren Dichtung wie auch bei Quintus wird das η je nach Versbedürfnis lang oder kurz gebraucht. Kurzes η in den Posthomerica: 3, 648; 6, 353; 7, 67, 206, 362, 647, 674; 8, 157; 9, 42, 221, 295. Siehe auch v. 15. ὀξθαλίε: Apposition zu ἴζνλ θαθφλ; ὀξθαλίε hat hier den Sinn des Verlustes einer geliebten Person. Im frühgriechischen Epos haben ὀξθαληθφο bzw. ὀξθαλφο die Bedeutung von „vaterlos― (Waisenstatus der Kinder neben Witwenstatus der Gattin); in Od. 20, 68 bedeutet ὀξθαλαί „elternlos―; siehe dazu LfgrE s. vv. ὀξθαληθφο, ὀξθαλφο. Später findet sich ὀξθαλφο (mit Genitiv) in der allgemeinen Bedeutung von „beraubt―, „ermangelnd―, „entbehrend―. In den Posthomerica begegnet uns 5, 555 „ὀινῆ … ἐπ᾽ ὀξθαλίῃ―, bezogen auf den Waisenzustand der Kinder nach dem Tod des Vaters. Für unsere Stelle hier ist interessant PH 5, 502–506: Teukros, Aias‘ Halbbruder, beweint seinen toten Bruder unter vielen Tränen, jedoch heftiger als ein kleines Kind, das über seinen ὀξθαλὸλ ἤκαξ (v. 505) jammert, den Todestag der Mutter also, die es, ohne Vaterbezug, aufzog. Dieser Vergleich, kurz vor Teukros‘ γφνο, verdeutlicht die enge Beziehung zwischen den beiden Brüdern. Ähnliches gilt auch für Podaleirios und Machaon. Nestor greift also auf die Worte vv. 58–62 des Podaleirios zurück: Podaleirios hat seinen Vater Asklepios verloren. Machaon zog ihn wie seinen Sohn auf. Indirekt verweist Nestor hier auch auf den Verlust seines Sohnes, Antilochos. ἴζνλ θαθὸλ: vgl. Od. 15, 72. ὤπαζε δαίκσλ: vgl. Opp., Hal. 1, 661; Nonnos, Dion. 47, 66 an der gleichen Versstelle. Sowohl bei Homer als auch bei Quintus ist Daimon oft Synonym von ζεφο. Quintus verwendet häufig δαίκσλ an Stellen, an denen er keinen bestimmten Gott nennen will, und stellt ihn als eine Macht dar, die auf das Leben der Menschen wirkt, mit Ausnahme der Stellen 9, 229 und 14, 628, wo der Ausdruck „ἠ ζεὸο ἠ δαίκσλ ηηο― ohne nähere Bestimmung der Unterschiede erscheint, die Gottheit negativ wirkt (in vielen Fällen bringt er den Tod: vgl. 4, 101; 5, 422; 11, 89, 118; 12, 255; 13, 284; 14, 514; vgl. Il. 8, 166: δαίκσλ kommt dort in gleicher Bedeutung wie ζάλαηνο vor). Zu der Verwendung von δαίκσλ in den Posthomerica siehe Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 168 f. Es ist aber nicht sicher, dass der Begriff δαίκσλ in den Posthomerica generell untergeordnete Gottheiten mit dämonischem Charakter und Wirkung bezeichnet, wie Kakridis ausführt (169). Dazu siehe auch Maria Henderson Wenglinsky, The Representation of the Divine…, 38 ff. πάληαο δὲ θαὶ κέαο: vgl. PH 8, 212 f. Zu αἶα θαιύςεη vgl. Il. 6, 464; 14, 114; Hes., Erga 121, 140, 156; Triph., 407; PH 3, 573; 5, 517; 10, 403; 14, 301. 69–71 Vorbild zu v. 69 ist die Odyssee-Stelle 10, 41: „κεο δ᾽ αὖηε ὁκὴλ ὁδὸλ ἐθηειέζαληεο―; vgl. Theogn., 72; Luk., Syr D. 55, 15. νὐ κὲλ ἄξ᾽: dieser Ausdruck kommt nur hier in den PH vor; vgl. Ps.-Opp., Kyn. 1, 53 und 2, 195 am Versanfang. βηόηνην θέιεπζνλ: vgl. Empedokl., 115 c 8 D.-K.: „ἀξγαιέαο βηόηνην κεηαιιάζζνληα θειεύζνπο―; Dion. Per., Orbis descr. 233: „νἳ πξηνη βηόηνην ζπλεζηήζαλην θειεύζνπο―; Greg. Naz., Carm. 779, 1; 1433, 1; 1529, 3; A.G. 2, 1, 134 (Christod.) – die drei letzten Belege jeweils am Versende. ηηο ἕθαζηνο: in der epischen Dichtung nur noch Hes., Th. 459 am Versende. ἐζζιά ηε θαὶ ηὰ
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ρέξεηα ζελ ἐλ γνύλαζη θεηαη: Quintus verbindet hier zwei homerische formelhafte Wendungen ἐζζιά ηε θαὶ ηὰ ρέξεηα: Od. 18, 229; 20, 310 am Versanfang und ζελ ἐλ γνχλαζη θεηαη: Il. 17, 514; 20, 435; Od. 1, 267, 400; 16, 129 im zweiten Halbvers. Eine Variation der zweiten Formel finden wir in PH 6, 310: „ηαῦηα κὲλ ἀζαλάησλ ἐλὶ γνχλαζηλ ἐζηήξηθηαη―. 72–77a Die Handschriften überliefern am Anfang des v. 72 Μνίξεο. Rhodomann las zunächst Μνίξῃο θαη‘ ἕιιεηςηλ pro πὸ Μνίξαηο. Aufgrund von v. 75, in dem von nur einer Moira die Rede ist, bevorzugte Rhodomann dann die überlieferte Lesart Μνίξεο als elliptische Form des präpositionalen Ausdrucks πὸ Μνίξεο. Pauw folgte Rhodomann: „vel Μνίξεο hic scriptum est elliptice pro πὸ Μνίξεο vel legendum detracta litera Μνίξῃ. Nam sententia requirit sine dubio: a Parca in unum commixta.― Die von Pauw angenommene Lesart Μνίξῃ bereitet metrische Schwierigkeiten; daher schlug Lehrs Μνίξῃ γ᾽ vor. Köchly wies zu Recht die Lesarten von Rhodomann und Pauw ab – die Verbindung eines einfachen Genitivs des Urhebers mit einem passiven Partizipium sei unbelegt (vgl. aber Soph., Phil. 3) und dem epischen Gebrauch fremd. Die einzige Möglichkeit, die Köchly für den überlieferten Genitiv erwägt, ist die Funktion als Genitivus Possessivus: „bona et mala sortis―, aber diese Konstruktion scheint aufgrund der Wortstellung fragwürdig. Auch die Konjektur von Bonitz ζεο in v. 71 bezogen auf Μνίξεο anstelle des überlieferten ζελ – Vian (Recherches,… 163) begrüßte zunächst diese Änderung von Bonitz – ist ebenfalls nicht angebracht, da ζελ ἐλ γνχλαζη θεηαη eine homerische Formel ist. Vgl. auch PH 6, 310: „ηαῦηα κὲλ ἀζαλάησλ ἐλὶ γνχλαζηλ ἐζηήξηθηαη―. Keydell, Gnomon 33 (1961), 284 Anm. 3 betrachtet die Änderung ζεο als bedenklich, weil Quintus immer die Unterordnung der Götter unterhalb der Moirai betone. Köchly und ihm folgend Hermann und Zimmermann lesen κπξία: „sortes bonae et malae, innumerae, unum in cumulum commixtae―: vgl. die Stellen Il. 12, 326 f.; Hes., Erga 100; Apoll. Rh., Arg. 1, 682. Zu κπξία mit Enjambement siehe PH 2, 125. Keydell (284 Anm. 2) hält Μνίξῃο für passend und bemerkt m. E. zu Recht, dass die Inkonsequenz, die auf der Tatsache beruht, dass bei Quintus zunächst Moiren die Lebenslose mischen, dann aber die Moira diese aus dem Schoße der Götter nehme, nicht so schlimm sei, denn Quintus verwende Μνξα und Μνξαη je nach metrischem Versbedürfnis. Zu diesem Gedanken vgl. Κleanthes, hymn. Zeus 1 Powell (CA) 20: „Ὧδε γὰξ εἰο ἓλ πάληα ζπλήξκνθαο ἐζζιὰ θαθνζηλ―; Greg. Naz., Carm. 421, 8b–9: „Θεῶ δέ ηε εἰο ἓλ ἅπαληα, / θαὶ κεγάιεο Θεφηεηνο ἐλ ἀγθνίλῃζη θξαηεηαη―. Zum Ausdruck εἰο ἓλ ἅπαληα κεκηγκέλα vgl. Empedokl., Fr. 17 b, 7 D.-K.: „ζπλεξρφκελ‘ εἰο ἓλ ἅπαληα―; Aristoph., Eccl. 674. ἀπξνηίνπηα: das Adjektiv ἀπξνηίνπηνο kommt insgesamt viermal bei Quintus vor: vgl. noch 9, 417 in einem ähnlichen Kontext, innerhalb dessen die ἀιγεηλαὶ Moirai allein schuldig an Philoktetes‘ Unglück seien. Fern von diesen (Moiren) gehe kein Mensch über die Erde, denn sie umgeben die mühseligen Menschen, für diese unsichtbar, immer „ἀπξνηίνπηνη―, jeden Tag; mal schädigen sie die Sterblichen, mal verhelfen sie ihnen zu Ruhm, denn sie sind es, die für die Sterblichen alles ersinnen „ζηνλφεληα θαὶ ἢπηα―, genauso wie sie es wollen
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(vgl. Ursula Gärtner, „Zur Rolle der Personifikationen…―, 224 f.); in 11, 249 ist vom Staub, den die unermüdlichen Winde aufwirbeln, die Rede: „θφληλ … ὀπσπάο―; in 13, 249 charakterisiert das Adjektiv ὄλεηδνο. Das Adjektiv ἀπξνηίνπηνο kommt zum ersten Mal bei Oppianos vor, Hal. 3. 159: In den vv. 157–160a ist von Tintenfischen (Sepien) die Rede: „ἔζηη ηηο ἐλ κήθσζη ζνιὸο θείλῃζη (sc. den Sepien) πεπεγὼο / θπάλενο, πίζζεο δλνθεξώηεξνο, ἀριύνο γξο / θάξκαθνλ ἀπξνηίνπηνλ, ὅ ηε ζθίζηλ ἄιθαξ ὀιέζξνπ / ἐληξέθεηαη―. Hier in „ἀριύνο γξο / θάξκαθνλ ἀπξνηίνπηνλ― bezeichnet es ein Mittel, feuchte Schwärze, das die Sicht nimmt (Hesychios erklärt: „ἀπξνηίνπηνη· ἀφξαηνη―). Das Wort kommt auch bei Manetho, Apotel., 2, 19 zur Bezeichnung des „νξαλνῦ ἄμσλ― vor. Bei Greg. Naz. findet sich das Adjektiv viermal ein unsichtbares Übel beschreibend; vgl. besonders Carm. 1481, 10 f.: „Ἄιινηο ἀπξνηίνπηα βίνπ θχζηο ἄιγε᾽ ἀλεῦξε, / ηῆ θαὶ ηῆ δνλένπζα βξνηλ γέλνο.― ἀριύη ζεζπεζίῃ θεθαιπκκέλα: PH 2, 582: „ἀριχη ζεζπεζίῃ θεθαιπκκέλνη―. Zum Ausdruck ἀριὺο ζεζπεζίε vgl. Il. 20, 341 f.; Od. 7, 41: es handelt sich um den Nebel, den die Götter zum Schutz um jemanden gießen. ἀπ᾽ ιύκπνπ / ἐο γααλ πξνΐεζη: derselbe Ausdruck an der gleichen Versstelle auch in PH 1, 153 f.; siehe hierzu Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 436. Vgl. Od. 12, 253: „ἐο πφληνλ πξνΐεζη―. ἄιιπδηο ἄιια: ἄιιπδηο ἄιινο: formelhafter homerischer Ausdruck, bei Homer dreizehnmal, in den Posthomerica siebzehnmal; dazu siehe die Ausführungen von James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 9. πλνηῇο ὡο: Die Handschriften überliefern teils πλνηὴ ὡο, teils πλν ὡο. Tychsen korrigierte πλνηῆ ὡο mit der Bemerkung „quasi vento acta i.e. casu distributa―. Spitzner wandte sich gegen diese Lesart sowohl aufgrund des metrischen Problems wie auch aufgrund des Wortsinns dieses Ausdrucks und schlug stattdessen πλνη ὁκο unter Heranziehung der Stellen Od. 1, 98; 2, 148; 5, 46 vor. Er meinte, hier sei von der Raschheit, der Schnelligkeit des Windes die Rede. Bonitz hat zu Recht diese Annahme abgelehnt: Dieser Ausdruck weise nicht auf die Schnelligkeit, sondern auf die Blindheit des Schicksals hin, wo, wie die folgenden Verse zeigen, die Tugend keine Rolle spiele: „agitur de caecitate fati, qua temere huc illuc ferantur, ita ut bona sors malo homini obtingat, mala bono et in universum vitae conditio a virtute sejuncta sit.― Aus diesem Grunde und um den Hiat zu vermeiden konjizierte Bonitz anfangs anhand PH 9, 503 πλνίῃο, was Spitzner wegen des falschen Akzents monierte, und aufgrund der Stellen PH 1, 572; 3, 276; 4, 238; 6, 278; 7, 645; 8, 338, 371; 9, 235 πλνηῆ ὅπσο vorzog, was er selber später zurückwies und sich letztlich für πλνηῆο ὡο entschied, was Köchly übernahm. Der Ausdruck πλνηαὶ bzw. πλνηὴ ἀλέκνην ist schon homerisch (achtmal; vgl. auch hom. Hymn. 31, 14; Hes., Th. 253; Apoll. Rh., Arg. 1, 600 mit den Ausführungen von Vassilaros, Ἀπολλωνίοσ Ροδίοσ, Ἀργ. Α΄; 1013; 4, 221; Theokr., id. 22, 168; Ps.-Opp., Kyn. 4, 57; Orph. Arg. 757, 1102), und kommt in den Posthomerica insgesamt dreimal (vgl. auch 3, 640; 9, 503) vor. 77b–79 θαὶ ἀλέξη … νὔ ηη ἑθώλ: vgl. Od. 4, 716: „ηὴλ δ᾽ ἄρνο ἀκθερχζε ζπκνθζφξνλ―; vgl. auch Mimn., Fr. 5, 6–8: „γξαο … ἀκθηρπζέλ―. Das Verbum ἀκθηρέεηλ wird
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mit dem Dativ, der eine Person anzeigt, bei Hesiod, Erga 65 verbunden; vgl. auch Nikand., Fr. 74, 62 f. Gow-Scholfield: „ὅζζα ηε ηχκβνη / θάζγαλα παξζεληθαο λενδνππέζηλ ἀκθηρένληαη―. Zum Ausdruck ἀλέξη … ἐζζιῶ vgl. besonders Od. 3, 471; 4, 236; 14, 104; bei Quintus 9, 276, 520. κέγα πῆκα: der Ausdruck kommt zwölfmal in den Posthomerica vor; vgl. auch Il. 3, 50; 9, 229; 17, 99; Od. 2, 163; 21, 305. Siehe auch Tsomis zu PH 10, 392. ἐπηθάππεζελ (ἐπηθαηαπίπησ): das Verbum findet sich erstmals bei Luk., Anach. 1, 11, in der epischen Dichtung nur bei Quintus (vgl. auch 3, 399 zum Tod des Achilleus und 8, 206 zum Tod des Eurypylos), und ist metaphorisch nur hier zu finden. νὔ ηη ἑθώλ: (unfreiwillig), wird so in den Handschriften überliefert. ἑθψλ bezieht sich dann auf ὄιβνο, das hier als personifiziert aufgefasst werden muss. Die Personifikation von ὄιβνο monierten Lehrs und Köchly und dachten an eine lacuna nach v. 78. Köchly zog PH 9, 504 ff. heran und ergänzte folgendermaßen: ἣληηλα δ‘ Αἶζα δηδν ἐπηλίζζεηαη νἶκνλ ἕθαζηνο. Zimmermann überlegte sich verschiedene Konjekturen und las schließlich νθ εἰθψο, was m. E. elegant erscheint und das auch Pompella übernommen hat. Ich bin aber der Meinung, man kann das Überlieferte ohne lacuna beibehalten. In dieser Hinsicht bemerkt Vian (Recherches…, 209) zu Recht: „on hésitera à corriger une formule homérique (νὔ ηη ἑθψλ: Il. 8, 81; Od. 4, 337; 22, 351; vgl. Orph. Arg. 524) qui se retrouve ailleurs chez QS (9, 506: „νὔη᾽ ἄξ᾽ ἑθώλ―)―. Außerdem stellt er fest, dass sich die Personifikation von ὄιβνο schon bei Solon, Fr. 13, 9–13 W. finde und bei Quintus 7, 79–83 das Leben, das zunächst als blind (v. 79) und später dann als „αἰφινλ εἶδνο― (81) betrachtet werde, personifiziert erscheine. In seiner Ausgabe (II, 98 Anm. 2) zieht er aus P.Oxy. 15, no 1794 aus dem 2. Jh. n. Chr. (= CA, Epica Adespota Fr. 4 Powell), vgl. auch D. L. Page, Literary papyri, Poetry, Fr. 122, S. 498–502, die Verse 6–12 aus einem Fragment heran, in dem eine ältere Frau zu einem jungen Mann spricht und ihn die Wechselhaftigkeit des Reichtums lehrt: „ἄιινηε γὰξ ἄιιν[η]ο ὄιβ[ν]π ιάρνο ἀλζξψπνηζηλ· / νἴε ηνη πεζζνν δίθε, ην[η]ήδε θαὶ ὄιβνπ· / πεζζ[ὸ]ο ἀκεηβφκελνο [π]νηὲ κὲλ ην[ο, ἄιινηε ηνζη[λ / εἰο ἀγαζὸλ πίπ[ηεη] θαὶ ἀθλεὸλ αἶςα ηίζεζη / πξφζζελ ἀλνιβείνλη᾽, εεθελεφλη[α] δ᾽ ἄλνιβνλ· / ηννο δηλ(ε)ηζη πεξ[ηζη]ξέθεηαη πηεξχγεζζηλ / ὄ]ιβνο ἐπ᾽ ἀλζξψπνπο [ἄι]ινλ δ᾽ ἔμ ἄι[ιν]π ὀθέιιεη.― Ἀιαὸο nach einer Konjektur von Lobeck anstatt des Überlieferten ἄιινο. Diese Konjektur ist freilich besser als die von Lehrs ζθνιηὸο. Das Adjektiv (zu seiner Etymologie siehe LfgrE s.v.) findet sich nur in der Dichtung: bei Homer viermal: Od. 8, 195, 285; 10, 493; 12, 267; vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 259: „ἀιαὸλ λέθνο― (dunkle Wolke), in den Posthomerica insgesamt viermal: vgl. noch 1, 76, 12, 485, 497. Es ist nicht notwendig mit Zimmermann ἀλζξψπνην anstatt des überlieferten ἀλζξψπνηζη zu lesen. 80–84 ηνὔλεθ᾽ ἄξ᾽ ἀζθαιέσο νὐ λίζεηαη, ἀιιὰ πόδεζζη / ππθλὰ πνηηπηαίεη: vgl. Archil., Fr. 114, 4 W. : „ἀζθαιέσο βεβεθὼο πνζζὶ― . In 80b– 81a ist die Alliteration des π, die Nachdruck verleiht, bemerkenswert: πφδεζζη / ππθλὰ πνηηπηαίεη: (der Mensch) kommt ins Straucheln. Zu dieser Struktur des Verbums πνηηπηαίσ – πξνζπηαίσ vgl. Luk., Vit. Auct. 21, 20: „αηῶ ἐθείλῳ ηῶ ρνιῶ πνδὶ πξνζπηαίζαο
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ιίζῳ―; Heliod., Aith. 5, 3, 2: „θαὶ λῦλ κὲλ ηὼ πόδε πξνζπηαίσλ―. Man vergleiche auch Nonnos, Dion. 14, 373: „θαὶ ηπθινζη πφδεζζη πεξηπηαίνπζα θειεχζῳ―. αἰόινλ εἶδνο: vgl. Ps.-Opp., Kyn. 3, 466 und Marcell. Med., Fr. 1, 7 GDRK. Gemeint ist hier das wechselhafte Wesen des Lebens (vgl. Aristot., Probl. 941 b, 24: „αἰφινη … αἱ κέξαη―). νἱ bezieht sich auf den Menschen als Dativus incommodi, wie auch Köchly konstatiert, der aber die überlieferte Form εἶδνο als nicht vollständig und mit vielen Problemen verbunden betrachtet und ἴρλνο druckt. Er meint, dass sich in den vorhergehenden Versen in dem korrupten εἶδνο ein Wort im Sinne von Schritt oder Gang verberge. Heyne denkt an αἰφινλ ἤζνο (animi habitus), während Zimmermann αἰφινο νἶκνο druckt. Wir brauchen keine Konjektur vorzunehmen, denn der Dichter bestimmt hier βίνο (v. 79) als αἰόινλ εἶδνο und somit betont er, wie oben erwähnt, die Wechselhaftigkeit des Menschenlebens. πνηὶ πῆκα πνιύζηνλνλ: wiederum eine Alliteration des π, die auf die Alliteration des π in 80b–81a hinweist. Die Junktur πκα πνιχζηνλνλ findet sich nur hier und nur bei Quintus, der hier vielleicht das homerische „πνιχζηνλα θήδεα― (Il. 1, 445) variiert. εἰο ἀγαζόλ: vgl. Il. 9, 102; 11, 789. Dieser Ausdruck kommt in dem oben erwähnten Fragment P.Oxy. 15, no 1794 v. 12 vor, in dem von der Wechselhaftigkeit von ὄιβνο die Rede ist, sich also in einem ähnlichen Kontext wiederfindet. παλόιβηνο findet sich in der epischen Dichtung nur bei Quintus und insgesamt an zwei Stellen; hier und noch einmal in 13, 471 als Epitheton zu Troia. Vgl. Theogn., 441: „νδεὶο γὰξ πάλη᾽ ἐζηὶ παλφιβηνο―. Zu ἐο ηέινο ἐμ ἀξρῆο vgl. Hipp., De sem., de nat. pueri, de morbis iv 27, 6; 29, 15: „ἐμ ἀξρο ἐο ηέινο―; Arist., Meteor. 351 b, 12: „ἐμ ἀξρο εἰο ηέινο― und bei nachklassischen Schriftstellern. Zu vv. 83–84 vgl. Simon. Fr. 521 PMG; Bakch., Ep. 5, 53–55 Maehler: „ν / γάξ ηηο ἐπηρζνλίσλ / πάληα γ᾽ εδαίκσλ ἔθπ―; Eur., IA 161–163: „ζλεηλ δ‘ ὄιβηνο ἐο ηέινο νδεὶο / νδ‘ εδαίκσλ· / νὔπσ γὰξ ἔθπ ηηο ἄιππνο―; Eur., Fr. 661 N.: „νθ ἔζηηλ ὅζηηο πάλη‘ ἀλὴξ εδαηκνλε.― Man vergleiche noch Herod., 1, 32 (Solon zu Kroisos über das Menschenglück). ἑηέξῳ δ᾽ ἕηεξ᾽ ἀληηόσζη: vgl. Od., 4, 236 f.: „ἀηὰξ ζεὸο ἄιινηε ἄιιῳ / Εεὺο ἀγαζόλ ηε θαθόλ ηε δηδν―; Archil., Fr. 13, 7, 9 10 W.: „ἄιινηε ἄιινο ἔρεη ηόδε … / ἐμαῦηηο δ᾽ ἑηέξνπο ἐπακείςεηαη.― 85–87a παῦξνλ … δσέκελ: vgl. PH 3, 642b f.: „ἐπεὶ ζεὸλ νὔ ηη ἔνηθε / πέλζεζη ιεπγαιένηζη θαὶ ἄιγεζη ζπκὸλ ἀρεχεηλ― (aus der Trostrede der Kalliope an Thetis zum Tode Achilleus‘). Zu dem Ausdruck vgl. auch Hes., Erga 133: „παπξίδηνλ δψεζθνλ ἐπὶ ρξφλνλ, ἄιγε‘ ἔρνληεο―. Vgl. den Pythagorier Hipparchos, Πεξὶ εζπκίαο bei Stobaios 4, 44, 81= Hipp. 68 C 7 D.-K. (I2 p. 449): „Ὡο πξὸο ηὸλ μύκπαληα αἰλα ἐμεηάδνληη βξαρύηαηνλ ἔρνληεο νἱ ἄλζξσπνη ηὸλ ηο δσο ρξόλνλ, θάιιηζηνλ ἐλ ηῶ βίῳ νἱνλεί ηηλα παξεπηδακίαλ πνηεζνῦληαη ἐπ᾽ εζπκίᾳ θαηαβηώζαληεο.― νὔ ηη ἔνηθε ( / δσέκελ): der Ausdruck kommt fünfmal bei Quintus vor (vgl. noch 1, 462; 3, 642; 4, 303; 11, 137); bei Homer vgl. Il. 10, 440b f.: „ηὰ κὲλ νὔ ηη θαηαζλεηνζηλ ἔνηθελ / ἄλδξεζζηλ θνξέεηλ―. Nach δσέκελ konstatiert Köchly unnötigerweise eine lacuna von einem Vers, die er folgendermaßen ergänzt: ἀξγαιέσο θαὶ ἀπείξηηα δάθξπα ρεχεηλ―. Er war sich allerdings nicht sicher bezüglich des Anfangs des darauffolgenden Verses, den er anfangs folgen-
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dermaßen konjizierte: ἀιι‘ αἰεὶ ἔιπεζζαη ἀξείνλα. Er verwarf seine Konjektur dann aber, weil Quintus, wie er feststellte, αἰεί nie vor einen Vokal setze. M. E. ist der Sinn von 85–86a vollständig: Da wir nur ein kurzes Leben führen, ist es nicht angebracht, im Leid zu verharren. ἔιπεν δ᾽ αἰὲλ ἀξείνλα: Die Handschriften überliefern teils δ. ἔιπεαη δ‘ αἰὲλ, teils δ. ἔιπεε δ‘ αἰὲλ, teils δ. ἔιπεηλ δ‘ αἰὲλ. Die Konjekturen von Heyne: ἔιπεζζαη δὲ ηἀξείνλα, von Tychsen: ἔιπεζζ‘ αἰὲλ ἀξ. und von Köchly – wie oben dargelegt – ἀιι‘ αἰεὶ ἔιπεζζαη ἀξείνλα sind nicht befriedigend. ἔιπεν δ‘ αἰὲλ ἀξείνλα ist eine Konjektur von Hermann, die schließlich Köchly und alle andere Herausgeber übernommen haben. ἔιπεν als 2. Pers. Imp. Präs. ist in der hexametrischen Dichtung ausreichend belegt (vgl. Il. 20, 201; Theogn., 47; Apoll. Rh., Arg. 3, 420; PH 9, 250; Greg. Naz., Carm. 504, 10). ἐπὶ ιπγξῶ / ζπκὸλ ἔρεηλ: Zum Ausdruck vgl. Hes., Erga 444: „ἐπὶ ἔξγῳ / ζπκὸλ ἔρσλ―. ιπγξῶ ist hier substantiviert. Man hätte m. E. ιπγξνο erwartet, vielleicht hat die hesiodische Stelle zur Wahl des Singulars geführt. Bei Quintus vgl. auch 1, 300 f.: „ἐπὶ ιπγξῶ / πέλζετ―. West bietet als Parallelstellen zu den vv. 86 f. Sem., Fr. 1, 23 f. und Theognis, 1178a an. Zu den v. 85–87 vgl. Menandros, Fr. 340 Körte: „ἀεὶ ηὸ ιππνῦλ ἀπνδίσθε ηνῦ βίνπ· / κηθξφλ ηη ηὸ βίνπ θαὶ ζηελὸλ δκελ ρξφλνλ.― Aufschlussreich für den Hinweis auf die Kürze des Lebens ist bei Plut., Ad Apoll. 117 F eine Bemerkung, die zu Beginn des nächsten Kapitels dieser Schrift (118 B) wieder auftaucht: „Βξαρπηάηνπ δὲ ηνῦ ηο ἐπηδεκίαο ὄληνο ἐλ ηῶ βίῳ ρξόλνπ, νθ ἐλ ηαο αρκεξαο ιύπαηο νδ᾽ ἐλ ηῶ θαθνδαηκνλεζηάηῳ πέλζεη δηαθζείξεηλ ἑαπηνὺο δε ηαο ὀδύλαηο θαὶ ηαο ηνῦ ζώκαηνο αἰθίαηο παξαηεηλνκέλνπο, ἀιιὰ κεηαβάιιεηλ ἐπὶ ηὸ θξεηηνλ θαὶ ἀλζξσπηθώηεξνλ…―; 118 B: „Σαῦηα πξὸ δηαλνίαο ιαβόληεο ηο ἀπξάθηνπ θαὶ θελο ἀπαιιαγεζόκεζα βαξππελζείαο, ὀιίγνπ δὴ παληάπαζη ηνῦ κεηαμὺ ρξόλνπ ηο δσο ὄληνο.― 87 Καὶ γάξ ῥα πέιεη θάηηο ἀλζξώπνηζηλ: Der Glaube, dass die Guten nach ihrem Tod den Himmel bzw. das Elysium als Aufenthaltsort haben, wird in der Literatur oft vorsichtig ausgedrückt und zwar mit der Hinzufügung eines Wenn-Satzes wie bei Plut., Ad Apoll. 120 B: „εἰ δ᾽ ὁ ηλ παιαηλ πνηεηλ ηε θαὶ θηινζόθσλ ιόγνο ἐζηὶλ ἀιεζὴο ὥζπεξ εἰθὸο ἔρεηλ, νὕησ θαὶ ηνο εζεβέζη ηλ κεηαιιαμάλησλ ἔζηη ηηο ηηκὴ θαὶ πξνεδξία θαζάπεξ ιέγεηαη, θαὶ ρξόο ηηο ἀπνηεηαγκέλνο ἐλ ᾧ δηαηξίβνπζηλ αἱ ηνύησλ ςπραί―; vgl. auch Ovid, Am. 3, 9, 59 f.; Tac., Agr. 46, 1. 88–89 ἐζζιλ κὲλ λίζεζζαη … / ςπράο, … πνηὶ δόθνλ: V und P überliefern ἐζζιλ und ἀξγαιέσλ, während man im Parrhasianus am Ende des v. 88 ςπρὰο liest. Zimmermann setzte das überlieferte ςπρὰο zu Beginn des v. 89 und so hat er die Stelle wiederhergestellt. Cpr U REAld. Lasc.1-2 überlieferten ἐζζιὸλ κὲλ … αἰεί, / ἀξγαιένλ δὲ πνηὶ δφθνλ. So ist v. 89 unvollständig. R überlieferte πνηὶ δφθνλ ζηπγεξὸλ, das Tychsen, Lehrs und Köchly als πνηὶ ζηπγεξὸλ δφθνλ aus metrischen Gründen (wegen der Kürze der ersten Silbe von ζηπγεξφλ) übernahmen, während Rhodomann πνηὶ δφθνλ Ἄηδνο und Pauw πνηὶ δφθνλ ἄπιεηνλ konjizierten. Die Konjektur von Zimmermann, die auch Vian, Pompella und Gärtner in ihren Ausgaben übernommen haben, scheint mir zutreffend. νὐξαλὸλ ἄθζηηνλ:
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Diese Junktur findet sich nur hier. Bei Quintus 4, 142 steht ἄθζηηνο αἰζήξ, aber auch die typischen homerischen Epitheta zu νξαλφο wie κέγαο und εξχο kommen in den Posthomerica vor. πνηὶ δόθνλ: vgl. Il. 12, 238; Od. 13, 241 und PH 3, 256; 6, 555. 90–92 κείιηρνο ἔζθε βξνηνζη: Menelaos (Il. 17, 671 f.) und Briseis (19, 300) bezeichnen den nunmehr toten Patroklos als κείιηρνο im Leben. Achilleus wird in den PH 3, 424 (vgl. 3, 117) mit dem gleichbedeutenden Adjektiv als ἢπηνο charakterisiert. Zu Milde und Freundlichkeit einer Person innerhalb der sozialen Gemeinschaft mit Anderen vgl. die Worte Achilleus‘ in PH 14, 203–209. Homer erkennt die Milde eines Menschen gegenüber seinen Mitmenschen auch als Tugend an (vgl. auch Od. 2, 230; Il. 24, 770, 775). Bei Quintus wird sie zu einer der größten Tugenden erhöht und charakterisiert jeden verständigen Menschen: „ἀλδξάζη γὰξ πηλπηνζη πέιεη λφνο ἢπηνο αἰεί― (PH 4, 379). Vgl. auch Hes., Th. 406–408: „κείιηρνλ αἰεί, / ἢπηνλ ἀλζξψπνηζη θαὶ ἀζαλάηνηζη ζενζη, / κείιηρνλ ἐμ ἀξρο―; vgl. auch Hes., Th. 763. πάηο ἀζαλάηνην: vgl. hymn. Hom. 27, 19 f.; Theokr., id. 25, 40 f.; [Greg. Naz.], Christus Patiens 654; Greg. Naz., Carm. 539, 10; 533, 6. ζελ δ᾽ ἐο θῦινλ ... / ἀλειζέκελαη: vgl. Hes., Th. 202: „ζελ η᾽ ἐο θῦινλ ἰνύζῃ―. ἐλλεζίῃζηλ: siehe Tsomis zu PH 10, 165, 250, 350. Nestor glaubt, Machaon verweile nach seinem Tod, gemäß seines Vaters Willen, bei den Göttern. Es ist wahrscheinlich, dass Quintus mit diesen letzten Worten Nestors auch auf den Kultus von Asklepios und den Mitgliedern seiner Familie, unter ihnen Machaon, hinweist, der zur hellenistischen und kaiserlichen Zeit weiterblühte. Pausanias, 3, 26, 8–10 z. B. berichtet von Machaons Kult in Gerenia in Lakonien, wohin Nestor die Gebeine Machaons gebracht hatte (vgl. auch 4, 3, 2): „ἐληαῦζα ἐλ ηῆ Γεξελίᾳ Μαράνλνο ηνῦ Ἀζθιεπηνῦ κλκα θαὶ ἱεξόλ ἐζηηλ ἅγηνλ, θαὶ ἀλζξώπνηο λόζσλ ἰάκαηα παξὰ ηῶ Μαράνλη ἔζηηλ εξέζζαη. θαὶ Ῥόδνλ κὲλ ηὸ ρσξίνλ ηὸ ἱεξὸλ ὀλνκάδνπζηλ, ἄγαικα δὲ ηνῦ Μαράνλνο ραιθνῦλ ἐζηηλ ὀξζόλ―. In Pergamum überliefert Pausanias weiter, dass der im dortigen Asklepieion gesungene Hymnos zwar Telephos erwähne, doch auf dessen Sohn Eurypylos überginge, weil dieser Machaon getötet hätte: „δηὸ θαὶ ηάδε αηὸο νἶδα πεξὶ ηὸ Ἀζθιεπηενλ ηὸ ἐλ Πεξγάκῳ γηλόκελα· ἄξρνληαη κὲλ ἀπὸ Σειέθνπ ηλ ὕκλσλ, πξνζᾴδνπζη δὲ νδὲλ ἐο ηὸλ Δξύππινλ, νδὲ ἀξρὴλ ἐλ ηῶ λαῶ ζέινπζηλ ὀλνκάδεηλ αηόλ, νἷα ἐπηζηάκελνη θνλέα ὄληα Μαράνλνο. ἀλαζώζαζζαη δὲ Νέζηνξα ιέγεηαη ηνῦ Μαράνλνο ηὰ ὀζη· Πνδαιείξηνλ δέ, ὡο ὀπίζσ πνξζήζαληεο Ἴιηνλ ἐθνκίδνλην, ἁκαξηελ ηνῦπινῦ θαὶ ἐο ύξλνλ ηο Καξηθο πείξνπ θαζὶλ ἀπνζσζέληα νἰθζαη.―. Zu diesen Stellen vgl. auch C. Kerényi, Asklepios. Archetypal Image of the Physician’s Existence, Princeton 21981, 74 ff. Zu anderen Kulten von Machaon siehe RE. s.v. Machaon. Wie D. Mazza in Lelli, Quinto di Smirne …, 763 ausführt, werden sowohl Machaon wie auch Podaleirios zusammen mit anderen Gottheiten, die Asklepios umgeben, in hellenistichen Paeanen zu Ehren von Asklepios erwähnt: vgl. Makedonios, Paean in Apoll. et Aescul. 17; Paean Erythr. in Aescul. 18 (siehe Powell, CA 136–139). Man vergleiche auch Aelius
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Aristeides‘ Schrift mit dem Titel Ἀζθιεπηάδαη, in der Machaon und Podaleirios gerühmt werden. In seiner Antwort auf die tröstlichen Worte Nestors erklärt Podaleirios, warum ihn ein unendlicher Schmerz aufgrund des Todes seines Bruders erfasst hat. Diese Partie dient als Pendant zu Nestors Lob über den verstorbenen Antilochos, besonders in Bezug auf die große Liebe des Sohnes zum Vater. Podaleirios betont die Besonnenheit Machaons, wie auch Nestor die des Antilochos (v. 47), er stellt aber Machaon in den folgenden Versen als Vater, Lehrer und Lebensgefährten dar. Dadurch schätzt er Machaons Bruderliebe höher ein als die Sohnesliebe des Antilochos, um so sein „πέλζνο ἄιαζηνλ― zu begründen. Dies kulminiert in seiner Feststellung, dass er aus Lebensüberdruss nicht mehr das Licht der Sonne sehen will. In den vv. 23–30 hat der Dichter von Podaleirios‘ Selbstmordversuch erzählt, in den vv. 58–65 wird dies erklärt: Machaon war für Podaleirios viel mehr als ein Bruder. Da Nestor sieht, dass er mit seinen Worten die Depression des Podaleirios nicht überwinden kann, hält er eine zweite Trostrede, die im Vergleich zur ersten philosophisch und theologisch begründet wird. Er bietet Podaleirios als am besten geeignetes Hilfsmittel gegen das Leid ein philosophisches Rüstzeug bezüglich der unausweichlichen Wechselfälle des Menschenlebens an: hier bemerken wir die tröstliche Seite der communis hominum condicio. Zuerst macht er ihm klar, dass alle Sterblichen das Los der Verwaisung (hier im allgemeinen Sinne: der Verlust einer geliebten bzw. verwandten Person) treffe. In den folgenden Versen versucht er dies zu begründen, indem er nochmals die Gemeinsamkeit des Todesverhängnisses betont mit der wichtigen Bemerkung, dass nicht alle Menschen den gleichen Weg im Leben gehen und nicht das Leben führen, das sie sich wünschten. Diese Bemerkung begründet er mit dem Argument des unberechenbaren Waltens der Moiren bzw. der Moira. Dazu vgl. auch Sen., Ad Marciam 11, 3: „ad omnis fortunae contumelias proiectum (d.h. der Mensch)―. Gutes und Böses liegen in den Händen der Götter. Die Moiren vermischen beides auf eine Art und Weise, dass Gutes und Böses nicht mehr zu unterscheiden sind. Hier unterscheidet sich Quintus wesentlich von der Ilias, 17, 514 f.: „ἀιι‘ ἢηνη κὲλ ηαῦηα ζελ ἐλ γνύλαζη θεηαη· / ἣζσ γὰξ θαὶ ἐγώ, ηὰ δέ θελ Γηὶ πάληα κειήζεη.― Automedon, der weiterkämpfen will, weiß, dass die verschiedenen möglichen Ausgänge des Kampfes in diesem schwierigen Moment in den Händen der Götter liegen, wobei Zeus die letzte Entscheidung zufällt. Auch Ilias 24, 525–533 aus der berühmten Szene des Zusammentreffens von Achilleus und Priamos, eine Partie, auf die Quintus auch in der ersten Trostrede von Nestor an Podaleirios hinweist, unterscheidet sich von unserer Partie insofern, als Zeus selbst keinesfalls zufällig bestimmt, wer von ihm ein Gemisch aus Gutem und Schlechtem aus den zwei Fässern bekommt und wer nur Schlechtes. An unserer Stelle in der Posthomerica sehen die Götter nicht einmal dieses Gemisch, nur eine Moira greift mit den Händen nach diesem Gemisch aus und wirft ohne es selbst zu betrachten dieses geradewegs vom Olymp auf die Erde. Dazu vgl. Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica …, 111–116. Dem Wehen des Windes gleich, der einiges hierhin und anderes dorthin trägt, überkommt einen Tugendhaften häufig großes Leid und einen
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Frevler unverdientes Glück. Dies erklärt, dass die Menschen nicht immer nach ihren Verdiensten belohnt werden, und wenn dies geschieht, ist es als ein Werk des Zufalls anzusehen. Blind ist das Leben für die Menschen. Maria Henderson Wenglinsky, The Representation of the Divine…, 344 f. stellt in der Behandlung der Partie 7, 54–79a richtig fest, dass Quintus den großen Zeus von unheilvollen Handlungen gegen die Sterblichen entlaste. So, anders als in der Stelle Il. 24, 527 ff., ersetze Quintus zum Thema Unglücksverteilung Zeus durch andere Gottheiten (ζεφο: 7, 55; δαίκσλ: 7, 67 und Moira: 7, 75), die ohne das Wissen der Götter zufällig handeln. Sie meint, dass Quintus die Kritik gegenüber Homer bezüglich dieser Zeus – Funktion nicht aus den Augen verlieren und mit ihr in Einklang stehen wollte (vgl. dazu Platon, Polit. 379 c–d; Scholia bT zu Il. 24, 527). Indem der Dichter das Schicksal und nicht Zeus für den Urheber des Menschenunglücks hält, scheine er Plutarchos‘ Aussage (Mor. 24 A): „νὕησ δὴ ηὰ πνιιὰ ηλ ἀηόπσο πεξὶ ηνῦ Γηὸο ιέγεζζαη δνθνύλησλ ἐπαλνξζσηένλ, ὧλ ἐζηη θαὶ ηαῦηα „δνηνὶ γάξ ηε πίζνη θαηαθείαηαη ἐλ Γηὸο νὔδεη (Il. 24, 527)― …― ernst zu nehmen, wie sie zum Schluss (352) ausführt: „Quintus represents them (sc. die Olympier) as deeply moved by human suffering, rarely harming men except to punish impious wickedness. Quintus effects this revision of the portrayal of the gods by avoiding, minimizing, or qualifying reference to matters which ancient commentators specifically criticized as unseemly or felt compelled to explain away, and by evoking specific passages, usually from Homer, which are not simply imitated, but altered in such a way as to present the gods more favourably than is the case in the passage evoked.― Ähnliches konstatiere man in PH 13, 471–477 in der Rede eines Mannes, der aus der Ferne, von seinem Schiff aus, die Feuer über Troia erblickte: „πζα δ᾽ ἄξ᾽ ηὸ πάξνηζε παλόιβηνο ἐλ ππξὶ Σξνίε / θαίεηαη νδὲ ζελ ηηο ἐειδνκέλνηζηλ ἄκπλε. / Πάληα γὰξ ἄζρεηνο Αἶζα βξνηλ ἐπηδέξθεηαη ἔξγα· / θαὶ ηὰ κὲλ ἀθιέα πνιιὰ θαὶ νθ ἀξίδεια γεγηα / θπδήεληα ηίζεζη, ηὰ δ᾽ ςόζη κείνλα ζθε· / πνιιάθη δ᾽ ἐμ ἀγαζνν πέιεη θαθόλ, ἐθ δὲ θαθνν / ἐζζιὸλ ἀκεηβνκέλνην πνιπηιήηνπ βηόηνην.― Diese Verse erinnern stark an den Beginn von Hesiods Erga (3–8). Quintus ersetze hier Zeus durch Aisa. Unser Dichter schreibt also im allgemeinen den Olympiern günstige sowie nützliche oder neutrale Handlungen bezüglich der Sterblichen zu, den Schicksalsgottheiten dagegen unheilvolle. Quintus geht jedoch in dieser Hinsicht vorsichtig vor, indem solche Ansichten nur in den Figurreden vorkommen. Vian (Aug. II, 98) und James, Quintus of Smyrna. The Trojan Epic 306 f. weisen auf Platon, Polit. 617 d–e hin (Mythos des Er), wo ein Götterherold die Seelen der Menschen zunächst der Reihe nach aufstellte, dann aus dem Schoße der Lachesis Lose und Lebensabbilder entnahm und die Menschen danach aufforderte, sich ihren Daimon auszuwählen: „νρ κο δαίκσλ ιήμεηαη, ἀιι‘ κεο δαίκνλα αἱξήζεζζε. πξηνο δ΄ ὁ ιαρὼλ πξηνο αἱξείζζσ βίνλ ᾧ ζπλέζηαη ἐμ ἀλάγθεο. ἀξεηὴ δὲ ἀδέζπνηνλ, ἡλ ηηκλ θαὶ ἀηηκάδσλ πιένλ θαὶ ἔιαηηνλ αηο ἕθαζηνο ἕμεη. αἰηία ἑινκέλνπ· ζεὸο ἀλαίηηνο.― Die genannten Forscher nehmen an, dass im Grunde das Gleiche mit den Worten der zweiten Rede Nestors gemeint sei, denn man habe die Pflicht, Tugend zu üben. Wie Ursula Gärtner, „Zur Rolle der Personifikationen…―, 222 Anm. 78 ausführt, ist diese Parallele eher sehr allgemein.
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Von großer Bedeutung sei gerade der Unterschied, der darin liegt, dass der Mensch bei Platon die Wahl hat und bei Quintus nicht. Auch ich denke nicht, dass Quintus hier seine Leser an diese Stelle der Politeia erinnern will. Die Partie in den Posthomerica handelt von Glück oder Unglück, die das Schicksal dem Menschen zufällig zuteil werden lässt, ohne dass dieser selbst daran beteiligt wäre, während Platon alle Schuld auf den Menschen überträgt; denn bei ihm wählt der Mensch sein Schicksal schon vor der Geburt. Der Mensch glaubt im Diesseits an die Schuld des Gottes, weil er noch im Jenseits von der Lethe trinkt und im Diesseits nur wenig von seiner „Erbschuld― weiß. Die Macht der Erziehung kann ihm aber helfen, bei der nächsten Wahl nach seinem Tod vernünftiger als vorher zu wählen. An unserer Stelle verleiht Quintus der Moira Wesenszüge der Göttin Σχρε. Diese Wesenszüge sind uns schon aus der Zeit der Neuen Komödie zu Beginn der hellenistischen Zeit bekannt: Veränderung, Launenhaftigkeit und Unberechenbarkeit47. Die Moira, das Schicksal, erscheint hier als libidinosa domina, ein Merkmal der Tyche, das auch in den konsolatorischen Schriften betont wird (vgl. Cicero, Fam. V 16, 2; Sen., Ad Marc. 10, 3: „In regnum fortunae et quidem durum atque invictum pervenimus illius arbitrio digna atque indigna passuri“; 11, 3). Der Gedanke von der Vergabe des Guten und des Schlechten durch die Moiren wird ausführlich in der Partie 9, 414–422 behandelt, in der Odysseus und Diomedes Philoktetes zu überzeugen versuchen, dass keiner der Achaier an seinen Leiden selbst schuld sei, die Schuld falle allein den Moiren zu. In ihrem Versuch, das Fehlverhalten der Achaier gegenüber Philoktetes zu rechtfertigen und diese so zu entschuldigen, sprechen sie vom Walten der Moiren, das den Menschen keine Handlungsfreiheit lässt. Ebenfalls im 9 Buch vv. 499–508 versucht Agamemnon Philoktetes das Handeln der Griechen ihm gegenüber zu erklären, indem er von den Lebenswegen der Menschen spricht, die dem Willen der unsichtbaren und unberechenbaren Moiren ausgesetzt sind. Ähnlich wie in 7, 76b– 77a, wo die schlechten und guten Gaben der Moiren wie vom wehenden Wind getragen und verteilt werden, werden die Menschen hier durch die Fügung einer Gottheit geführt, und wie die Blätter vom Wehen eines Windes vorangetrieben und getragen, so dass häufig ein guter Mann auf einen schlechten Weg, ein schlechter auf einen guten trifft, ohne dass die Menschen die Lebenswege meiden oder freiwillig wählen können. In dieser Hinsicht sollte ein verständiger Mensch, 47 Vgl. Philemon, Fr. 137 K.: „νθ ἔζηηλ κλ νδεκία ηύρε ζεόο͵ / νθ ἔζηηλ, ἀιιὰ ηαηόκαηνλ, ὃ γίλεηαη / ὡο ἔηπρ‘ ἑθάζηῳ, πξνζαγνξεύεηαη ηύρε― und folgende Menander-Stellen: Fr. 417ab.2: „ηπθιόλ γε θαὶ δύζηελόλ ἐζηηλ ηύρε―; Frr. 482–483: „παύζαζζε λνῦλ ιέγνληεο· νδὲλ γὰξ πιένλ / ἁλζξώπηλνο λνῦο ἐζηηλ, ἀιι‘ ὁ ηο ηύρεο / (εἴη‘ ἐζηὶ ηνῦην πλεῦκα ζενλ εἴηε λνῦο) / ηνῦη‘ ἔζηη ηὸ θπβεξλλ ἅπαληα θαὶ ζηξέθνλ / θαὶ ζῶδνλ, πξόλνηα δ‘ ζλεηὴ θαπλὸο / θαὶ θιήλαθνο. πείζζεηε θν κέκςεζζέ κε· / πάλζ‘ ὅζα λννῦκελ ἠ ιέγνκελ ἠ πξάηηνκελ / ηύρε ʼζηίλ, κεο δ‘ ἐζκὲλ ἐπηγεγξακκέλνη. / . . . ηύρε θπβεξλᾶ πάληα· ηαύηελ θαὶ θξέλαο / δε θαὶ πξόλνηαλ ηὴλ ζεὸλ θαιελ κόλελ, / εἰ κή ηηο ἄιισο ὀλόκαζηλ ραίξεη θελνο―; Fr. 590: „ὦ κεηαβνιαο ραίξνπζα παληνίαηο ηύρε, / ζόλ ἐζη‘ ὄλεηδνο ηνῦζ‘, ὅηαλ ηηο ὢλ ἀλὴξ / δίθαηνο ἀδίθνηο πεξηπέζῃ ζπκπηώκαζηλ―; Fr. 594: „ἀδύλαηνλ ὡο ἔζηηλ ηη ζκα ηο ηύρεο· / ὁ κὴ θέξσλ δὲ θαηὰ θύζηλ ηὰ πξάγκαηα / ηύρελ πξνζεγόξεπζε ηὸλ ἑαπηνῦ ηξόπνλ.―
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auch wenn die Winde ihn auf einen mühevollen Weg tragen, beharrlich sein Leid ertragen. Dazu siehe Gärtner, Zur Rolle der Personifikationen…, 225 f. und Maciver, Quintus Smyrnaeus Posthomerica …, 119–122. In den folgenden Versen im 7. Buch führt Nestor seine Ausführungen bezüglich der Unsicherheit und Wechselhaftigkeit des Lebens mit der Bemerkung weiter, dass kein Sterblicher von Anfang bis Ende seines Lebens ganz glücklich sei, sowie der Feststellung, dass einem jeden anderes begegnet. Unter dem Aspekt der Veränderlichkeit des Lebens und in Anbetracht seiner Kürze fordert Nestor Podaleirios auf, immer auf Besseres zu hoffen und nicht in Schmerz und Leid sein Leben zu verzehren. Dies ist wohl ein Hinweis auf die stoische Lehre über die κεηξηνπάζεηα innerhalb des Lebens (vgl. auch 9, 507–509 in der Rede des Agamemnon; 5, 596 f.), aber solche Haltungen sind uns schon aus der frühgriechischen Lyrik bekannt: vgl. besonders Archilochos, Fr. 128 W.: „ζπκέ, ζύκ‘, ἀκεράλνηζη θήδεζηλ θπθώκελε /, ýἀλαδεπý δπζκελλ δ΄ ἀιέμεν πξνζβαιὼλ ἐλαληίνλ / ζηέξλνλ ýἐλδνθνηζηλ ἐρζξλ πιεζίνλ θαηαζηαζεὶο / ἀζθαιέσο· θαὶ κήηε ληθέσλ ἀκθάδελ ἀγάιιεν, / κεδὲ ληθεζεὶο ἐλ νἴθση θαηαπεζὼλ ὀδύξεν, / ἀιιὰ ραξηνζίλ ηε ραξε θαὶ θαθνζηλ ἀζράια / κὴ ιίελ, γίλσζθε δ‘ νἷνο ῥπζκὸο ἀλζξώπνπο ἔρεη.― (vgl. PH 14, 201–203 in der Rede des Achilleus an Neoptolemos). Seine Trostrede beendet Nestor mit einem Argument, das er vorsichtig mit dem Ausdruck „θαὶ γάξ ῥα πέιεη θάηηο ἀλζξψπνηζηλ― einführt: Die Seelen der Guten steigen in den Himmel auf, die der Frevler steigen ins Dunkel hinab. Machaons Milde gegenüber den Menschen – eine Tugend, die Achilleus in PH 14, 203 ff. seinem Sohn gegenüber Gefährten, Söhnen und Frauen empfiehlt (vgl. PH 3, 423 ff.; 4, 379), – beweist, dass er zu der Schar der Gerechten gehört. Dies und die Tatsache, dass Machaon ein Gottessohn war, führen Nestor dazu zu glauben, dass er unter den Göttern im Himmel weile. In der Konsolationsrede Nestors im siebten Buch der Posthomerica gibt es zwei Punkte, die näher zu betrachten sind: erstens die Ansicht über die Trennung der Seele vom Körper im Tod, die wir bei Quintus nicht nur in 7, 41b–43, sondern auch in 5, 647–649 – Tod des Herakles – finden, und zweitens der Glaube, dass die Seelen der Edlen in den Himmel gelangen, die der Elenden ins Dunkel. Hier ist zu betonen, dass sowohl bei Quintus wie auch bei Homer der dunkle Hades und Kerberos (vgl. PH 6, 261 ff.) zu finden ist, in den die Seelen der Toten gelangen (vgl. PH 3, 15, 157; 6, 429, 555; 8, 139; 13, 201). Der Dichter bietet aber keine konkreten Informationen über das Leben in der Unterwelt: Mit 3, 198 f.: „εἴ γέ ηίο ἐζηη θαη‘ Ἄηδνο ἀλζξώπνηζηλ / ἠ λόνο ὲ ζέκηζηεο― drückt Quintus in einer Rede des Paris seine Unsicherheit aus, die auch in der Spätantike zu finden ist: vgl. Epigr. 722, 5 Kaibel: „Δἰ δέ ηηο ἐζηη λόνο παξὰ Σαξηάξῳ ἠ παξὰ Λήζῃ― (siehe auch Rohde, Psyche, 393 mit Anm. 3). Im Fall des Machaon im 7. Buch (vv. 41–43 und 87–89) und in den folgenden Fällen weicht der Dichter von der homerischen Auffassung über das Verweilen der Seelen nach dem Tode ab (vgl. Od. 11, 216 ff.): 5, 647b–649 über Herakles: „κίγε δέ νἱ αἰζέξη ζπκὸο / ἄλδξα ιηπὼλ ἀξίδεινλ, ἐλεθξίλζε δὲ ζενζηλ / αηόο, ἐπεί νἱ ζκα πνιύθκεηνο ράδε γαα―, eine Stelle, die sich von Od. 11, 601 ff. über das Schicksal Herakles‘ unterscheidet. Man vergleiche auch PH 1, 252 f. zum Tod der Amazone Bremousa durch Idomeneus: „ηο δ‘ ἅςεα πάληα / ιῦζε κόξνο͵ ςπρὴ δ‘ ἐκίγε πνιπαέζηλ
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αὔξαηο.― Im 3. Buch (vv. 770–774) vergewissert Poseidon Thetis, dass ihr Sohn Achilleus nicht unter den Toten weilen wird, d.h. im Hades, sondern unter den Göttern, so wie Dionysos und Herakles. Der Hades wird ihn nur kurz aufhalten, denn er wird sofort in Zeus‘ Licht, Γηὸο αγὰο, als Belohnung und Auszeichnung für immer gelangen. Ob Quintus hier dem stoischen Glauben folgt, dass sich die Seelen nicht gleich nach dem Tod eines Menschen, sondern erst nach einiger Zeit im Allfeuer auflösen (vgl. Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 176, Anm. 1, der auf Nilsson, Geschichte der griechischen Religion ΗΗ, 491 verweist), bleibt unklar. In den folgenden Versen 3, 775 ff. wird ihm eine Apotheose auf der ζενπδήο Insel Leuke als Geschenk versprochen. In 14, 186 f. ist Achilleus „καθάξεζζη ζενζηλ / ἢδε ὁκέζηηνο― im elysischen Gefilde, dessen Lokalität in den vv. 224–226a festgesetzt ist: es ist der Ort, an dem Abstieg und Aufstieg vom und zum höchsten Himmel für die glückseligen Unsterblichen beginnt. In 3, 760–762 wird auch Neoptolemos der Aufenthalt in den elysischen Gefilden, „καθάξσλ ἐπὶ γαα― auf Zeus‘ Geheiß zugesprochen. In 2, 651 vermutet der Erzähler, dass der Aufenthaltsort Memnons nach seinem Tod das Elysium, ἦιχζηνλ πέδνλ, auf der Erde bei den Glückseligen sei. Wie bei Homer ist auch bei Quintus festzustellen, dass das Elysion nicht etwa ein Teil des Hades ist, sondern ein Land auf der Erdoberfläche, am Ende der Welt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass das Elysion bei Homer nicht für abgeschiedene Seelen bestimmt ist, sondern für Menschen, die dorthin geschickt werden, ohne dass sich ihre Seele vom Körper getrennt hat (siehe bes. den Fall des Menelaos in Od. 4, 561 ff.; die Frage, ob diese Partie ein nachhomerischer Einschub ist, wird hier nicht behandelt). Nestors Ansicht über die Trennung der Seele vom Körper im Tod ist, wie oben erwähnt, nicht homerisch, kommt aber schon im 5. Jhr. v. Chr. vor. Nach dem Tod verbleibt der Körper eines Menschen und nur sein Körper wird in der Erde begraben, seine Seele fliegt in den Aither hinauf. Ein jeder Teil kehrt also an seinen ursprünglichen Ort zurück. Charakteristische Beispiele dieses Dualismus bieten Epicharmos und Euripides: Epich., Fr. 9 D.-K. (aus [Plut.] cons. ad Apoll. 15): „ζπλεθξίζε θαὶ δηεθξίζε θἀπιζελ ὅζελ ἤιζελ πάιηλ, / γ κὲλ εἰο γλ, πλεῦκα δ΄ ἄλσ· ηί ηλδε ραιεπόλ; νδὲ / ἕλ.― Eur., Suppl. 531–536: „ἐάζαη‘ ἢδε γη θαιπθζλαη λεθξνύο, / ὅζελ δ‘ ἕθαζηνλ ἐο ηὸ θο ἀθίθεην / ἐληαῦζ‘ ἀπειζελ, πλεῦκα κὲλ πξὸο αἰζέξα, / ηὸ ζκα δ‘ ἐο γλ· νὔηη γὰξ θεθηήκεζα / κέηεξνλ αηὸ πιὴλ ἐλνηθζαη βίνλ, / θἄπεηηα ηὴλ ζξέςαζαλ αηὸ δε ιαβελ―; 1139–1141: „αἰζὴξ ἔρεη ληλ ἢδε, / ππξὸο ηεηαθόηαο ζπνδη· / πνηαλνὶ δ΄ ἢλπζαλ ηὸλ Ἅηδαλ― (hier bemerken wir allerdings eine Kontamination der beiden Glaubensrichtungen, bezüglich dessen, wohin die Seele des Toten gelangt); siehe C. Collard, Euripides, Supplices, Edited with an Introduction and Commentary, Groningen 1975, 251 f. Hel. 1014–1016: „ὁ λνῦο / ηλ θαηζαλόλησλ δη κὲλ νὔ, γλώκελ δ΄ ἔρεη / ἀζάλαηνλ εἰο ἀζάλαηνλ αἰζέξ‘ ἐκπεζώλ―; El. 59; Or. 1086 f.; Fr. 839, 9–11 Nauck: „ηὰ κὲλ ἐθ γαίαο / θύλη‘ εἰο γααλ, ηὰ δ‘ ἀπ‘ αἰζεξίνπ / βιαζηόληα γνλο εἰο νξάληνλ / πάιηλ ἤιζε πόινλ―; Vgl. auch Lucr. 2, 991 ff. bes. 999 ff.; Pacuv., Fr. 115; Enn., Ann. 11–12. Hierzu müssen wir auch Platon, Gorgias 524 b: „ὁ ζάλαηνο ηπγράλεη ὤλ, ὡο ἐκνὶ δνθε, νδὲλ ἄιιν ἠ δπνλ πξαγκάηνηλ δηάιπζηο, ηο ςπρο θαὶ ηνῦ ζώκαηνο, ἀπ‘ ἀιιήινηλ―, Phaidon 64c: „Ἆξα κὴ ἄιιν ηη ἠ ηὴλ ηο
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ςπρο ἀπὸ ηνῦ ζώκαηνο ἀπαιιαγήλ; θαὶ εἶλαη ηνῦην ηὸ ηεζλάλαη, ρσξὶο κὲλ ἀπὸ ηο ςπρο ἀπαιιαγὲλ αηὸ θαζ᾽ αηὸ ηὸ ζκα γεγνλέλαη, ρσξὶο δὲ ηὴλ ςπρὴλ [ἀπὸ] ηνῦ ζώκαηνο ἀπαιιαγεζαλ αηὴλ θαζ᾽ αηὴλ εἶλαη; ἆξα κὴ ἄιιν ηη ᾖ ὁ ζάλαηνο ἠ ηνῦην;― und 67 d: „Οθνῦλ ηνῦηό γε ζάλαηνο ὀλνκάδεηαη͵ ιύζηο θαὶ ρσξηζκὸο ςπρο ἀπὸ ζώκαηνο― erwähnen, Partien die Quintus wahrscheinlich vor Augen hatte. Die Vorstellung, dass die Seelen nach dem Tod in die Lüfte aufsteigen, ist also alt und wendet sich gegen die eines unterirdischen Jenseits der Toten. Sie entsprach auch volkstümlichen Vorstellungen, wie Grabinschriften bezeugen: vgl. das Epigramm für die Athener Toten in Potidaia (EG 21b; vgl. Thuk., 1, 63): „Αἰζὴξ κὲκ ςπρὰο πεδέμαην, ζψ[καηα δὲ ρζψλ.―; EG 41 (Piraeus, 4 Jhr. v.Chr.): „Δξπκάρνπ ςπρὴλ θαὶ πεξθηάινπο δηαλνίαο / αἰζὴξ γξὸο ἔρεη, ζκα δὲ ηχκβνο ὅδε.―; das Epigramm zu Platons Tod (348–347 v. Chr.) von Speusippus: „κα κὲλ ἐλ θφιπνηο θαηέρεη ηφδε γαα Πιάησλνο / ςπρὴ δ‘ ἰζφζενλ ηάμηλ ἔρεη καθάξσλ …― (vgl. A.G. 7, 61); CEG 593, 6 f.: „ζκα κὲλ ἐλζάδε ζφλ, Γηνλχζηε, γαα θαιχπηεη, | ςπρὴλ δὲ ἀζάλαηνλ θνηλὸο ἔρεη ηακίαο· |― mit Chr. Tsagalis, Inscribing Sorrow: Fourth-Century Attic Funerary Epigrams, Berlin-New York 2008, 121 ff. Aus dem siebten Buch der Anthologia Graeca vergleiche man die Epigramme 131 (Diogenes Laertios), 362 (Philippos aus Thessalonike), 370 (Diodoros) und 672 (unbekannter Herkunft). Für weitere Belege siehe R. Lattimore, Themes in Greek and Latin Epitaphs, 31 ff. Auch in den lateinischen Grabinschriften tritt dieses Thema als literarisches Erbe aus dem Griechischen häufig auf: „corpus habet cineres, animam sacer abstulit aer“ (CE 1206, 5 – Salona); ausführlicher bei Lattimore, 36 ff. Diese Ansicht teilen sowohl die Stoiker und ihre Anhänger (vgl. etwa Chrysippos, S. V. F. ii 790) wie auch die Epikureer und deren Anhänger (vgl. Lukr. 3, 838 f.). Nach den Stoikern wird der Raum zwischen Mond und Erde zum Reich des Todes und der Mond zum Aufenthaltsort der Seelen. Dazu siehe ausführlich Nilsson, Geschichte der griechischen Religion ΗΗ, 491 ff. Dass Quintus auch der stoischen Lehre über die Fortexistenz der Seele im Luftraum folgt (vgl. Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 175 mit Anm. 2), ist sehr wahrscheinlich. Allerdings finden wir bei ihm eine Mischung von homerischen und späteren – nicht unbedingt nur stoischen, wie Vian (Ausg. I, xvii f.) ausführt, – Jenseitsvorstellungen, die auch zur volkstümlichen Tradition gehören. Vgl. dazu Rhode, Psyche, II, 395 ff. Der Glaube, dass die Seelen der Edlen in den Himmel gelangen und die der Schlechten ins Dunkel (PH 7, 87–89), ist ebenfalls nicht homerisch. Die Welt des homerischen Hades, in der die ςπραί, die Totenseelen, ein Schattendasein ohne Kraft und Bewusstsein führen, wird als eine Negation des wahren Lebens unter der Sonne bezeichnet. Der Gedanke an Gericht und Vergeltung nach dem Tode, an die Inseln der Seligen und Orte der Strafe kommt allerdings vor, wenn auch spärlich und vage: vgl. Il. 3, 278 ff.; 19, 259 ff.; Od. 11, 568 ff. Die Toten sind im Hades vereint, die Richter aber sondern die Frevler und die Gerechten nicht voneinander ab. In zwei Fällen in der Odyssee hören wir vom Aufstieg zweier Helden nach ihrem Tode unter die Götter: Od. 11, 601 ff. berichtet von Herakles: nur sein εἴδσινλ sei im Hades, er selber sei bei den Göttern. In der Odyssee 4, 561 ff. heißt es, dass Menelaos, wenn auch ein Sterblicher, gleichsam ohne den Tod zu
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erleben in den Gefilden seligen Daseins Aufnahme findet, da er Zeus‘ Schwiegersohn sei. Erst in Pindars zweiter olympischer Ode 57 ff. hören wir von dem Totenrichter, der sein Urteil mit verhasstem Zwang fällt (vgl. auch Aisch., Eumen. 272–275); Verfehlungen müssen sogleich gebüßt werden, die Guten aber erwartet ein Leben ohne Mühen und Tränen in göttlicher Gemeinschaft. Der Reinkarnationsgedanke mit dem Ziel, zu einer göttlichen Existenz aufzusteigen, bleibt bei Pindar in den folgenden Versen 68 ff. unpräzise. Hierzu muss noch hinzugefügt werden, dass die Mysterien die Verheißung eines glücklichen Jenseits versprachen (frühestes Zeugnis ist der hom. Hymn. Dem. 480 ff; vgl. auch Pind., Fr. 137). Die Eingeweihten konnten auf neues „Leben― hoffen, für die anderen blieb das Jenseits düster und voller Übel, wohl im Sinne des homerischen Hades. Dazu siehe zusammenfassend Karin Alt, „Diesseits und Jenseits in Platons Mythen von der Seele, Teil 1.―, Hermes 110 (1982), 278 ff. Die Vorstellung von der Unterwelt als einem Ort der Strafe wurde von der Orphik (ἐλ βνξβφξῳ θεζζαη, vgl. Plat., Phaed. 69 c) ausgehend im 5. Jahrhundert v. Chr. und dann in einer ununterbrochenen Reihe bis zum Christentum entwickelt. Platons eschatologische Mythen in Gorgias, Phaedon und Politeia berichten vom Totengericht und von einem glücklichen Jenseits für die Gerechten sowie einem unglücklichen für die Ungerechten. Gorgias 523 a–b: „ἤλ νὖλ λόκνο ὅδε πεξὶ ἀλζξώπσλ ἐπὶ Κξόλνπ, θαὶ ἀεὶ θαὶ λῦλ ἔηη ἔζηηλ ἐλ ζενο, ηλ ἀλζξώπσλ ηὸλ κὲλ δηθαίσο ηὸλ βίνλ δηειζόληα θαὶ ὁζίσο, ἐπεηδὰλ ηειεπηήζῃ, εἰο καθάξσλ λήζνπο ἀπηόληα νἰθελ ἐλ πάζῃ εδαηκνλίᾳ ἐθηὸο θαθλ, ηὸλ δὲ ἀδίθσο θαὶ ἀζέσο εἰο ηὸ ηο ηίζεώο ηε θαὶ δίθεο δεζκσηήξηνλ, ὃ δὴ Σάξηαξνλ θαινῦζηλ, ἰέλαη.― An einen Übertritt aus dem Tartaros zu den Inseln der Seligen (vgl. Hes., Erga 168 ff.) ist nicht zu denken. Bei Platon schafft nur das Erdenleben die Voraussetzung für das Erreichen der erleuchteten oder dunklen Jenseitswelt. Vgl. dazu J. Dalfen, „Platons Jenseitsmythen: Eine neue Mythologie?―, in: M. Janka/C. Schäfer (Hrsgg.), Platon als Mythologe. Neue Interpretationen zu den Mythen in Platons Dialogen, Darmstadt 2002, 214–230. Siehe auch K. A. Morgan, Myth and Philosophy from the Presocratics to Plato, Cambridge-New York 2000, 187–191. Das Motiv des Totengerichts und der Beurteilung der Seelen aufgrund ihrer irdischen Taten bleibt auch im Phaidon führend (107 c und 113 d–114 b). Für eine Art Purgatorium am Acheron vgl. 113 b–114 b. Zu dem ganzen Mythos über das Schicksal der Seelen nach dem Tod siehe 107c–115 a. Vgl. T. Ebert, Platon, Phaidon. Übersetzung und Kommentar, Göttingen 2004. Siehe auch Dorothea Frede, Platons Phaidon, Darmstadt 1999, ²2005, 152–167. Über das Strafgericht der Seele nach dem Tod und die Vorstellung einer Beurteilung der irdischen Taten im Jenseits bzw. über den Lohn der Gerechten im Jenseits siehe auch den Mythos des Er in Platons Politeia (613 e–621 d). Die Unsterblichkeit der Seele wird natürlich vorausgesetzt (Unsterblichkeitsbeweise in Politeia: 608 c–612 a). Die pseudoplatonische Schrift Axiochos (371 b–372 a) berichtet auch vom Totengericht. Der Tote, der das Tor des Plutonreichs öffnet, trifft auf den Fluss Acheron, sodann auf Kokytos, den er überqueren muss, um zu Minos und Rhadamanthys zu gelangen, ins Gefilde der Wahrheit. Dort prüfen Richter einen jeden der Ankommenden. Diejenige, die im Leben ein guter Dai-
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mon inspiriert hat und in die Mysterien eingeweiht wurden, werden zu dem Ort der Frommen geschickt, der als Paradies dargestellt ist. Diejenigen aber, deren Leben mit Übeltaten belastet ist, werden von den Erinyen zu Finsternis und Chaos in den Tartaros geführt, wo sich die Schar der Unfrommen, die Danaiden und die Büßer aufhalten, und auf jegliche Weise gequält werden. Auf den Er-Mythos von Platon greift Cicero in seiner Schrift De re publica (6, 9–26) zurück, im „Somnium Scipionis―. Dort findet man auch Elemente des Seelenmythos des Phaidros (245 c–246 a). Vgl. insbesondere das Kapitel 16: „Sed sic, Scipio, ut avus hic tuus, ut ego, qui te genui, iustitiam cole et pietatem, quae cum magna in parentibus et propinquis, tum in patria maxima est; ea vita via est in caelum et in hunc coetum eorum, qui iam vixerunt et corpore laxati illum incolunt locum, quem vides, (erat autem is splendidissimo candore inter flammas circus elucens) quem vos, ut a Graiis accepistis, orbem lacteum nuncupatis“. Vergil berichtet im sechsten Buch der Aeneis vom Ort der Strafe für die schuldigen Toten im Hades, die Rhadamanthys züchtigt (vv. 548 ff.), während das Elysion als ein Schlaraffenland für die Guten dargestellt wird (vv. 637 ff.). Zum Verweilen der Guten im Himmel vgl. Sen., Ad Marc. 25, 1: „deinde ad excelsa sublatus inter felices currit animas. Excepit illum coetus sacer, Scipiones Catonesque…“ Im Mittelplatonismus ist bei Plutarch eine gewisse Theologisierung der platonischen Mythen zu beobachten. Siehe Moralia 563 B–568; 568 F – 592 F; 940 F–945 D. Es geht um Platons mythische Jenseitsvorstellungen mit Plutarchs Variationen (siehe dazu Karin Alt, „Zu einigen Problemen in Platons Jenseitsmythen und deren Konsequenzen bei späteren Platonikern―, in: M. Janka/ C. Schäfer (Hrsgg.), Platon als Mythologe. Neue Interpretationen zu den Mythen in Platons Dialogen, Darmstadt 2002, 270–289). Lukian beschäftigt sich oft und ausführlich mit verschiedenen Jenseitsvorstellungen in seinen Schriften, die immer seinem Spott dienen. Die sibyllinischen Orakel, die aus der hellenistischen Zeit stammen und am Anfang der Kaiserzeit von den Juden weiter gepflegt und anschließend von den Christen übernommen wurden, enthalten Jenseitsvorstellungen, die mit dem Untergang der Welt durch Feuer und dem Jüngsten Gericht verbunden sind. Nach dem Weltenbrand werden die Seelen von den Engeln vor den Richter geführt, der auf dem Himmelsthron Platz nimmt; die Gerechten werden gerettet, die Unfrommen auf ewig verdammt (z. B. Or. Sib. 2, 42–45, 285–310, 325–329; 5, 238–244; 7, 119–128, 148 f.; 8, 8). Die Christen sehen Gott als gerechten Richter, der die Taten der Menschen abwägt. Er belohnt die Gerechten und bestraft die Sünder. Am Tag des Jüngsten Gerichts gehen die Gerechten in das ewige Leben, in das Himmelreich ein und genießen die Fürsorge Gottes (Matth., 25, 31–46). Die Ungläubigen, Frevler und Mörder werden in dem Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt (Offenb. Joh. 21, 8). Der Himmel wird in der Bibel als ein Ort des ewigen Friedens beschrieben, wo es kein Leid, keine Angst, keinen Krieg und keine Krankheiten mehr gebe (Offenb. Joh. 21, 1–5). Die sogenannte Apokalypse des Petrus, die aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts stammt und zeitlich ungefähr mit Plutarch und Lukian zusammenfällt, zeigt den Einfluss des griechischen Heidentums in den Jenseitsvorstellungen, insbesondere der Schilderung der Höllenstrafen (siehe Nilsson, Geschichte der griechischen Religion II, 556 f. ).
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Die christlichen Apologeten des zweiten Jahrhunderts sprechen auch sehr oft von der Belohnung der Seelen der Gerechten und der Bestrafung der Sünder, sowohl gleich nach ihrem Tod wie auch am Tag des jüngsten Gerichts (Aristides, Apologie 150; Justin, Dial.; Apol. I und II passim; Tatian, Or. ad Graec. 13, 14; Theophil., ad Autolycum, 1, 7 ff.), ähnlich Irenaeus von Lyon, Adversus Haereses z. B. 4, 39, 2; 5, 27, 2; 35, 2; 5, 36, 1–2. Tertullian und Hippolytos beschreiben den Hades als Zwischenaufenthaltsort der Seelen vor dem jüngsten Gericht, der aus zwei Bereichen besteht: einem für die Guten und einem für die Bösen (Tertull., De Anim. 56; 58; Adversus Marcionem 4, 34; De Res. 17; Hippol., De universo 42). Cyprian besteht mehr als die anderen Väter darauf, dass alle, die in Treue zu ihrer christlichen Berufung leben und sterben, sofort in das Himmelsreich aufgenommen werden (z. B. Ad Fort. 13), während nach Origenes die Seele, nach dem Tode vom Körper getrennt, zu einem Ort geht, der für die körperlosen Seelen bestimmt ist (bes. Cels. 2, 43; Dial. Her. 23). Ähnlich wie Tertullian und Hippolytos betont Origenes die Konzeption des Hades als Zwischenaufenthaltsort der Seele, in dem es sowohl einen Ort des Trostes für die Gerechten wie auch einen Ort der Strafe (ewiges Feuer) für die Sünder gibt. In anderen Passagen bemerkt er, dass die Seelen der Gerechten direkt nach ihrem Tod ins Paradies gelangen um bei Christus zu sein und der Glückseligkeit teilhaftig zu werden (z. B. Dial. Her. 23; Mart. 47). Zu der Eschatologie der Kirchenväter siehe vor allem B. E. Daley, The Hope of the Early Church: Α Handbook of Patristic Eschatology, Cambridge 21993 (11991). Nur hier in den Posthomerica (7, 87–89) wird die Ansicht vertreten, dass der Himmel der Aufenthaltsort der Seelen der Edlen sei. Vian (Ausg., II, 98 ) nimmt an, dass es sich hier offensichtlich um einen platonischen Einfluss handelt, was ich nicht ablehne. Ich möchte aber betonen, dass solche eschatologischen Vorstellungen, wie ich oben dargestellt habe, seit Platon bis hin zum Christentum üblich waren. Vv. 88 f. erlauben uns nicht daraus zu schließen, dass Quintus hier der christlichen Lehre über das Jenseits, die ihm höchstwahrscheinlich bekannt war (dazu siehe Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 164) folgte. Denn die in diesen Versen ausgedrückte Jenseitsvorstellung ist allgemein dargestellt und weist auf keinen besonderen christlichen Wesenszug hin. James, Quintus of Smyrna. The Trojan Epic, 307 glaubt: „The similarity of any Christian beliefs is likely to be no more than coincidental.― Was im Volk von all diesen, über die Jahrhunderte hinweg gelehrten oder halbgelehrten eschatologischen Ansichten, Spekulationen und Phantasien bestehen blieb, war m. E. der Glaube, dass die Seelen der Gerechten zum Himmel aufsteigen, um im Lichtglanz bei Gott zu leben. Dies spiegelt sich m. E. in dem Text der Posthomerica durch den einleitenden Ausdruck „θαὶ γάξ ῥα πέιεη θάηηο ἀλζξψπνηζηλ― (v. 87) wider, der die Bedeutung: „man behauptet― hat. Die Partikel ῥα hebt hervor, dass das Angeführte in den vv. 88 f. eine verbreitete Ansicht unter den Menschen und nicht unbedingt die Meinung des Redenden ist. Es handelt sich daher um eine vorsichtige Aussage unseres Dichters, der einerseits der homerischen Tradition nahe bleiben, andererseits die herrschenden Jenseitsvorstellungen, die bis zu dieser Zeit entwickelt worden sind und zum Volksglauben gehörten, nicht unberücksichtigt lassen will.
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Ähnliches gilt m. E. für die Frage, inwieweit die Trostrede Nestors von der stoischen Lehre beeinflusst worden ist, besonders in der Partie über die Allmacht des Schicksals. Wie bei Homer bleibt auch bei Quintus das Verhältnis der Götter, insbesondere des Zeus, bezüglich der Macht des Schicksals ambivalent und nicht ganz eindeutig. Es scheint, dass Quintus diese Spannung hervorheben will. Dazu siehe Gärtner, Zur Personifikation des Schicksals…, 239. Die Tatsache, dass die Schicksalsmächte bei Quintus eine zentrale Position innehaben, könnte zwar auf einen stoischen Einfluss hinweisen, aber die Ambivalenz in Bezug auf ihr Verhältnis zu den Olympiern spiegelt, wie bei Homer, die Unfähigkeit der Menschen das Schicksal zu begreifen wider, das oft als quälend, willkürlich und eigenmächtig dargestellt wird. Wie Nilsson, Geschichte der griechischen Religion I, 341 bemerkt, ist das Problem der Unvereinbarkeit von Götter- und Schicksalsmacht nur scheinbar vorhanden: „…nichts ist in der Religion häufiger als das friedliche Nebeneinander von Vorstellungen, die wenn herausgearbeitet und tiefer gefasst, in logischem Widerspruch zu einander stehen, ohne dass ein Versuch gemacht wird, sie einander gegenüberzustellen oder zu harmonisieren.― Quintus schildert in der Trostrede Nestors das Wesen des Schicksals generell, überträgt ihm Wesenszüge der Göttin Tyche und malt es mit poetischen Ausdrücken aus, die nicht nur stoische, sondern auch frühgriechische und klassische Elemente und Ansichten über das Menschenleben enthalten. M.E. beabsichtigt Quintus in dieser Partie und in 9, 414–422 und 499–508 nicht, den stoischen Schicksalsglauben darzustellen, wie Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica …, 101 ff. zu beweisen versucht, sondern den Volksglauben. Es ist bemerkenswert, dass die obengenannten Stellen keine auktorialen Passagen sind, sondern aus Reden von Personen stammen, die nur mittels ihrer Argumentation einen anderen trösten oder sich verteidigen und entschuldigen wollen. Wie oben dargelegt, ist Quintus m. E. in der Trostrede Nestors vielmehr von der Gattung der Konsolationsliteratur beeinflusst, die seit der nachklassischen Zeit als Exponent der praktischen Ethik blühte. Wie Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica…, 122 f. unterstreicht, versetzt Quintus Nestor in eine iliadische Situation und zwar die der Tröstung von überwältigendem Leid. Nestors Rolle zu Beginn des siebten Buches der Posthomerica erinnert vorwiegend an die des Achilleus in dessen Begegnung mit Priamos im letzten Buch der Ilias. Nestors Trostworte enthalten gnomische Aussagen, die an homerische erinnern, aber um nachhomerische Wesenszüge bereichert sind. Nestor ist bei Quintus wie bei Homer der weise und ehrwürdige Alte, der andere Helden berät. In der oben behandelten Szene des siebten Buches der Posthomerica haben wir aber gesehen, dass seine Ermahnungen und Ratschläge bezüglich ihres gnomischen Wertes nicht homerisch sind. Quintus aktualisiert den homerischen Heroismus mit einer nachhomerischen Ethik und einem nachhomerischen Glauben: „The words of Nestor mark him with both as an Iliadic, and as a non-Iliadic, character, a Homeric and neo-Homeric counsellor.― (Maciver, Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica …, 123).
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93–95 ἀπὸ ρζνλόο: immer an der gleichen Versstelle in der epischen Dichtung. παξθάκελνο κύζνηζηλ: vgl. 2, 660; 3, 782. Quintus variiert das homerische „παξθάκελνο ἐπέεζζηλ― Il. 12, 249; Od. 2, 189. In PH 2, 657–661a verlässt Eos die Erde nach der Bestattung ihres Sohnes nur ungern: „Σόηε δ΄ ἄκβξνηνο ἦὼο / νξαλὸλ εἰζαλόξνπζελ ὁκο πνιπαιδέζηλ Ὥξαηο, / αἵ ῥά κηλ νθ ἐζέινπζαλ ἀλήγαγνλ ἐο Γηὸο νὖδαο, / παξθάκελαη κύζνηζηλ ὅζνηο βαξὺ πέλζνο πείθεη, θαί πεξ ἔη‘ ἀρλπκέλελ.―; in 3, 782 wird ebenfalls der Ausdruck nach Poseidons Trostrede an Thetis verwendet: „Ὣο εἰπὼλ … / παξθάκελνο κχζνηζη Θέηηλ―. ἀπὸ ζήκαηνο αἰλνῦ: Die Junktur αἰλὸλ ζκα kommt nur hier vor; vgl. PH 7, 32: „ζκα πνιχζηνλνλ―. ἐληξνπαιηδόκελνλ: findet sich in der epischen Dichtung am Versanfang. In der Bedeutung von „sich oft umkehrend, um auf eine geliebte Person zurück zu blicken― und in Verbindung mit Kummer, Stöhnen und Weinen vgl. auch Il. 6, 496. In PH 12, 583 wird Kassandras Flucht vor dem hölzernen Pferd mit dem Gang einer Leopardin verglichen, die in den Bergen grollend dahinstürmt, aber von Hunden und Hirten gescheucht, häufig mit Kummer im Herzen zurückschauend, weichen muss (vgl. Il. 17, 108 f.). ἀξγαιέα ζηελάρνληα: vgl. PH 3, 340: „ἀξγαιένλ ζηελάρνληα―. Bei Homer finden wir βαξέα ζη. (z. B. Il. 13, 423, 538; 14, 432; Od. 4, 516; vgl. PH 2, 586); βαξχ ζη. (z. B. Il. 1, 364; 4, 153; vgl. PH 10, 414) κέγα bzw. κεγάια ζη. (Il. 23, 172; Od. 14, 354; vgl. PH 3, 3, 427, 612); ἁδηλά ζη. (Il. 24, 123; Od. 7, 274). Unsere Stelle hier weist auf das homerische Il. 6, 496 hin: Andromache kehrt nach Hektors Unterredung mit ihr auf seinen Befehl hin, sich immer wieder umwendend „ζαιεξὸλ θαηὰ δάθξπ ρένπζα―, nach Hause zurück. Dort angekommen beklagt sie zusammen mit dem Gesinde ihren Gatten, als ob er schon tot wäre. Nestor führt nach seiner Trostrede Podaleirios, der nur ungern folgt „sich immer wieder umwendend―, immer noch voller Klage seufzend, weg vom Grab seines geliebten Bruders. Quintus will offenbar durch die Verwendung des ungewöhnlichen Partizipiums „ἐληξνπαιηδφκελνλ― die homerische Szene der Trennung Hektors von Andromache, die zum letzten Mal ihren lieben Gatten sieht, seinen Lesern ins Gedächtnis rufen. Beide Szenen unterstreichen Dramatik, Liebe und Trauer; in beiden Szenen verlassen die betroffenen Personen nach den Reden ihrer Gesprächspartner den Ort. 96–97 ἐο … ἵθνλην: vgl. PH 12, 96; Il. 19, 3; Od. 4, 255. Wie Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 96 ausführt, ist die Trennung der Präposition ἐο von seinem Akkusativ in der frühgriechischen Epik sehr selten; vgl. hom. Hymn. Dem. 450: „εἰο δ‘ ἄξα Ῥάξηνλ ἵμε―. Vv. 96b–97 bilden den Übergang zu der nächsten Partie, der Aristie des Eurypylos: Sowohl die Achaier, die sich auf dem Schlachtfeld befanden, wie auch die Troer verharrten in der quälenden Mühsal des ausgebrochenen Krieges. πόλνλ δ᾽ ἔρνλ: vgl. Il. 13, 2; Od. 8, 529; Hes., Th. 629. Zu πφλνλ … ἀξγαιένλ vgl. hom. Hymn. Apoll. 533: „ἀξγαιένπο ηε πφλνπο―. ὀξηλνκέλνπ πνιέκνην: Die codd. überliefern das metrisch unpassende ὀξλπκέλνπ, die Konjektur ὀξηλνκέλνπ stammt von Rhodomann. Die Junktur findet sich nur hier. In den
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Posthomerica erscheinen auch „ὀξηλνκέλνπ εηνν― (2, 471; 14, 6) und „ὀξηλνκέλνην γφνην― (3, 582) an der gleichen Versstelle; vgl. auch „ὀξηλνκέλεο ἁιφο― (PH 14, 612). Zum Ausdruck vgl. Il. 2, 797; 3, 87; 7, 374, 388; 12, 348, 361; 13, 122; 15, 400 u.a.
2.
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Narratologische Bemerkungen: Nach der Hervorhebung des πφλνο beider Heere im Schlachtfeld konzentriert sich der Erzähler nunmehr auf die Taten des Eurypylos. Seine Einführung hier an dieser Stelle (v. 98) erfolgt mit großem Nachdruck, denn der Erzähler vergleicht ihn mit Ares. Vv. 98–103: Handlung-Summary: Eurypylos kämpft unablässig und tötet viele Feinde. Der Boden wird mit Toten aus beiden Heeren bedeckt. Der Erzähler nennt nur die Tötung Peneleos‘, auf den er in den folgenden Versen zurückkommt. Vv. 107–113a: Pause: Der Erzähler vergleicht hier die Gewalt und den Groll des Eurypylos gegen die Achaier mit der kämpferischen Kraft seines Großvaters Herakles, als dieser die Kentauren in Pholoe angriff (externe Analepsis). Dadurch tritt die Verwandtschaft zwischen Eurypylos und Herakles noch einmal (vgl. im sechsten Buch 120, 135 ff.) – hier aber indirekt – zu Tage, um Eurypylos‘ Größe hervorzuheben. 113b–114: Iterative Summary: Viele Argeier werden von Eurypylos niedergestreckt. Dies wird in den vv. 115–123a durch ein Gleichnis verdeutlicht – Pause. Vv. 123–127: Iterative Summary: Diejenigen der Achaier, die noch aus eigener Kraft dazu in der Lage sind, fliehen vor Eurypylos und entkommen so dem Tod. Hier fokussiert der Erzähler auf die Rettung des Leichnams von Peneleos: Der tote Peneleos wird aus dem Getümmel zu den achäischen Schiffen gezogen. Vv. 128–132: Szenenwechsel: Alle Achaier, die dem Tode entkommen, fliehen innerhalb des Schutzwalls zwischen die Schiffe und verbleiben dort untätig und kraftlos vom Kampf gegen Eurypylos, der von Herakles über die ganze Dauer des Kampfes hinweg unterstützt wird. Ihr körperlicher Zustand wird durch ein Gleichnis, vv. 133–141, veranschaulicht (Pause). „κεηεζζχκελνλ ηξνκένληεο― unterstreicht ihre schlimme Lage: Sie zittern vor Eurypylos, der sie rastlos weiter verfolgt. Vv. 142–144: Durch die Wenn-nicht-Situation haben wir eine Wende in der Erzählung: Eurypylos, der auf keinen Widerstand seitens der Achaier stößt, hätte die Schiffe und die achäischen Krieger vernichtet, wenn nicht Athene den Argeiern Mut eingeflößt hätte, – spät („ὀςέ πεξ―), wie der Erzähler betont, – die Troer aus ihrem Schutzwall heraus mit todbringenden Geschossen zu bekämpfen. Athenes Intervention zugunsten der Achaier – sie verleiht ihnen ζξάζνο – wird Herakles‘ Intervention in den vv. 130 f. zur Unterstützung von Eurypylos – Herakles sendet den Achaiern elende θχδα – gegenübergestellt. Das Wort θχδα findet sein Gegenstück in ζάξζνο bzw. ζξάζνο (vgl. PH 6, 46; 8, 327 f.). Es ist noch nicht alles für sie verloren. Vv. 144–146b: Handlung-Summary; 146b–147: Iterative Summary. Vv. 148– 151b: Zeit-Summary und Iterative Summary: Der unablässige Kampf („αὕησο δ᾽ αὖ λύθηαο ηε θαὶ ἢκαηα δεξηόσλην / Κήηεηνη Σξέο ηε θαὶ Ἀξγενη κελεράξκαη―) findet zeitweise vor den Schiffen und dann wieder vor der Schutzmauer der Achaier statt. Vv. 151b–155a: Die Achaier fordern einen Waffenstillstand, um für die Verbrennung der Toten Sorge zu tragen. Eurypylos stimmt diesem Anliegen zu. Es folgen zwei Tage ohne kriegerische Auseinandersetzungen (ZeitSummary). Vv. 156b–165a: Beide Heere bestatten ihre Gefallenen. HandlungSummary: Der Erzähler fokussiert auf die Bestattung Peneleos‘ und die Errichtung seines Grabmals, das mächtige Ausmaße hat und so für die zukünftigen Ge-
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nerationen deutlich erkennbar ist. Die anderen Achaier werden gesondert bestattet. Sie werden auf einem einzigen, großen Scheiterhaufen verbrannt und zusammen in einem Massengrab beerdigt. Auf die gleiche Weise setzen auch die Troer ihre Gefallenen bei. Vv. 165b–168: Eris treibt Eurypylos weiter an, die Feinde anzugreifen. Er bleibt in der Nähe der Schiffe mit der Absicht, den Kampf gegen die Achaier noch weiter auszudehnen. Die Situation der Achaier ist weiterhin kritisch. 98–99 Hier finden wir das erste Auftreten des Eurypylos im 7. Buch. Sein allererster Auftritt in den Posthomerica findet im 6. Buch statt, vv. 119 ff. Der Anführer der Keteier nimmt als Bundesgenosse der Troer am Kampf gegen die Achaier teil, die am Tag seiner Ankunft Odysseus und Diomedes nach Skyros schicken, um Neoptolemos zu holen (vv. 97–113). Paris empfängt Eurypylos und führt ihn zu seinem Palast, wo er mit den anderen Königen speist. Am nächsten Tag rüstet er sich zur Schlacht. Vor dem Beginn der ersten Schlacht beschreibt der Dichter seinen prachtvollen Schild (vv. 198–293). In dieser Schlacht (316–643) ist er mit seinen Aristien dem Feind überlegen. Zusammen mit Paris, Aeneas, Poulydamas, Pammon, Deiphobos und Aithikos bringt er den Griechen viele Verluste bei. Er selbst tötet Nireus, Machaon und noch viele andere. In den vv. 619–621 drückt der Dichter wie Homer in der Ilias 2, 488–490 sein Unvermögen aus, alle Achaier zu nennen, die Eurypylos bezwang. An diesem Tag hätten die Troer die Schiffe der Achaier niedergebrannt, wenn nicht die schnell einbrechende Nacht sie daran gehindert hätte. Das sechste Buch und damit auch die Erzählung von der ersten Schlacht, an der Eurypylos als Vorkämpfer der Troer teilnimmt, endet mit der Überlegenheit der Troer gegenüber den Achaiern, die bei den Schiffen ihre gefallenen Krieger tief betrauern. ἀηάιαληνο … Ἄξεη: Wie vor seinem ersten Kampf, beschrieben im sechsten Buch (v. 294: „Φαίλεην δ΄ ἶζνο Ἄξεη κεηὰ ζηίραο ἀίζζνληη―), vergleicht der Erzähler Eurypylos auch zu Beginn seines zweiten Kampfes im siebten Buch mit Ares. In vv. 107 ff. wird seine Angriffslust mit der des Herakles gegen die Kentauren bei Pholoe verglichen. Dies findet auch eine Entsprechung im sechsten Buch vor dem ersten Kampf des Eurypylos: Paris vergleicht ihn dort ebenfalls mit Herakles, vv. 6, 302–305: „Ἀιιὰ ζύ, πξὸο κεγάινην θαὶ ὀβξίκνπ ἧξαθινο / ηῶ κέγεζόο ηε βίελ ηε θαὶ ἀγιαὸλ εἶδνο ἔνηθαο, / θείλνπ κλσόκελνο θξνλέσλ η΄ ἀληάμηα ἔξγα / ζαξζαιέσο Σξώεζζη δατδνκέλνηο ἐπάκπλνλ―. Der bei Homer häufig verwendete Ausdruck ἀηάιαληνο … Ἄξεη (elfmal in der Ilias: vgl. z. B. 2, 627; 5, 576 u.a. für verschiedene Heroen) wird in den Posthomerica nur hier benutzt. In den Posthomerica kommt dieses Adjektiv insgesamt siebenmal vor. Anders als bei Homer, bei dem ein Held durch das Adjektiv ἀηάιαληνο mit Ares, Zeus bezüglich seiner κηηο (vgl. Il. 2, 169), Enyalios (Il. 2, 651) und den Göttern (Il. 7, 366) verglichen wird, bezieht sich dieses Adjektiv in den Posthomerica auf Penthesileia „ἀζηεξνπῆ δ‘ ἀηάιαληνο― (1, 153), Ares „ἀηάιαληνο … θεξαπλῶ― (1, 677), das Wasser „θξπζηάιιῳ ἀηάιαληνλ― (6, 477), die Macht der Myrmidonen „ἀηάιαληνλ ἀέιιῃ― (11, 224; vgl. Il. 13, 795), Aeneas „ζεξὶ βίελ ἀηάιαληνο― (11, 476) und die Haut der Polyxena „ἀηάιαληνο ἐπθηεάλεῳ ἐιέθαληη― (14, 271). ἀηεηξέα ζπκὸλ: Akkusativ des Bezugs wie „Γηὶ
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κηηλ ἀηάιαληνλ― (vgl. Il. 2, 169, 407 usw.). Der Ausdruck findet sich in den Posthomerica nur hier. Vorher kommt er bei Plutarch vor, Quaest. Conv. 739 E, der die Odyssee-Stelle 11, 562 folgendermaßen zitiert: „δάκαζνλ δὲ κέλνο θαὶ ἀηεηξέα ζπκὸλ―, obwohl die Handschriften „…ἀγήλνξα ζπκὸλ― überliefern. Wahrscheinlich war Quintus diese Lesart der Odyssee-Stelle, wie sie von Plutarch zitiert wird, bekannt. ρεξζὶλ ὑπ᾽ ἀθακάηνηζη: dieser Ausdruck erscheint sechsmal am Versanfang in den Posthomerica. Dazu siehe die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu 12, 195 und Ferreccio, Commento al libro II, 166 zu PH 2, 296. ἀθάκαηνο/-ε ρείξ (vgl. auch PH 1, 678; 4, 449, 484 f.; 14, 621) kommt zuerst bei Hesiod vor, Th. 519, 747; vgl. auch Nonnos 28, 214. ἔγρετ καηκώσληη: dieser Ausdruck findet sich nur in den Posthomerica viermal an der gleichen Versstelle: vgl. noch: 1, 620; 3, 307; 7, 525. Zur Bildung dieses Ausdruckes ist Quintus von der homerischen Wendung „αἰρκὴ…καηκψσζα― (Il. 5, 661; 15, 542) beeinflusst. Vgl. auch Il. 15, 742: „῏Ζ, θαὶ καηκώσλ ἔθεπ᾽ ἔγρετ ὀμπόεληη―. 100–101a δάκλαην δήηα θῦια: vgl. auch 7, 577 im zweiten Halbvers. Der Ausdruck δήηα θῦια, der auch noch in 7, 693 (also nur im siebten Buch) vorkommt, findet sich zuerst bei Ps.-Opp., Kyn. 2, 272; 3, 295 (bezogen auf Tiere: Schlangen bzw. Wölfe) am Versschluss wie 7, 577 und 693. Zu v. 100a vgl. 8, 466: „δάκλαην δ‘ ὁππφζα θῦια―; 11, 243: „δάκλαην κπξία θῦια― im ersten Halbvers. Νεθξλ δ᾽ ἐζηείλεην γαα / θηεηλνκέλσλ ἑθάηεξζελ: λεθξλ … θηεηλνκέλσλ ist ein Genitivus absolutus mit temporalem und kausalem Kolorit wie z. B. PH 2, 200 f: „ἀκθὶ δὲ γαα / ζηείλεη‘ ἐπεζζπκέλσλ―; vgl. Il. 2, 784 f.: „ὣο ἄξα ηλ πὸ πνζζὶ κέγα ζηελαρίδεην γαα / ἐξρνκέλσλ―; Il. 2, 95 f.: „ὕπν δὲ ζηελαρίδεην γαα / ιαλ ἱδφλησλ―. Zu 100b–101a vgl. PH 2, 487: „ζηείλεην δὲ θηακέλσλ πεδίνλ κέγα ἱππφβνηφλ ηε―. Vgl. auch PH 2, 358 f.: „ἀκθὶ δὲ λεθξλ / ζηείλεην Σξψηνλ νὖδαο― mit den Ausführungen von Ferreccio, Commento al libro II, 194 f. zu PH 2, 358359, die eine sprachliche und inhaltliche Ähnlichkeit zwischen PH 7, 100-103 und 2, 358-359 feststellt. Bei Homer findet sich „ζηελαρίδεην γαα― (Il. 2, 95 f.; 784 f.). Vgl. ebenfalls Hes., Th. 159 f. „ δ‘ ἐληὸο ζηνλαρίδεην Γαα πειψξε / ζηεηλνκέλε― (vgl. auch Th. 843, 858); Ps.-Hes., Aspis 344: „πεξηζηελάρεζε δὲ γαα―. 101b–103 ὃ δ᾽ ἐλ λεθύεζζη βεβεθὼο: nachdem er auf Leichen getreten war (Tmesis); vgl. Il. 10, 493: „λεθξνο ἐκβαίλνληεο― (für Pferde). In den Posthomerica vgl. noch 3, 370b f.: „ρζόλα δ‘ ν πνζὶ κάξπηελ ἑνζηλ / ἐκβαίλσλ ηεύρεζζη θαὶ αἵκαηη θαὶ θηακέλνηζη― (Aias). κάξλαην ζαξζαιέσο: PH 8, 273, 330 am Versanfang: vgl. auch PH 1, 131 mit den Ausführungen von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 391 zur Verwendung von ζαξζαιέσο. πεπαιαγκέλνο αἵκαηη ρεξαο / θαὶ πόδαο: vgl. PH 3, 365: „πεπαιαγκέλνο αἵκαηη ρεξαο―; vgl. auch PH 5, 30. Quintus variiert hier die homerische Formula „αἵκαηη θαὶ ιχζξῳ πεπαιαγκέλνλ― (Il. 6, 268; Οd. 22, 402; 23, 48). Wie James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 30 ausführen, macht Quintus von diesem Partizipium Gebrauch entweder mit ιχζξῳ (4, 26; 8, 287; 10, 60; 11, 14, 473) oder mit αἵκαηη (5, 30; 7, 102), aber nie mit beiden zusammen. ρεξαο / θαὶ πόδαο: vgl. PH 4, 480. Zu dieser Junktur vgl. Il. 20, 360;
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Od. 11, 497, 595; 12, 50, 178; 22, 477, 478; hom. Hymn. Herm. 240; hom. Hymn. Dion. 14. Nur in 7, 102 f. mit Enjambement. Οὐδ᾽ ἀπέιεγελ … θπδνηκνῦ: bei Quintus noch in 2, 359 und 3, 243; vgl. Il. 7, 263: „ἀιι᾽ νδ‘ ὧο ἀπέιεγε κάρεο―; 11, 255: „ἀιι᾽ νδ᾽ ὧο ἀπέιεγε κάρεο δὲ πηνιέκνην―. ἀηαξηεξνν θπδνηκνῦ: nur bei Quintus (viermal: zweimal mit νδ᾽ bzw. νθ ἀπέιεγελ: vgl. auch 3, 243 und zweimal mit νδ‘ ὡο ἀπφξνπζελ: 6, 395; 7, 503). Das nur zweimal in den homerischen Epen verwendete Adjektiv ἀηαξηεξφο (Il. 1, 223 als Attribut zu ἔπεα – es charakterisiert die Rede des Achilleus; in Od. 2, 243 bezeichnet es Mentor; vgl. auch Hes. Th., 610 als Attribut zu γελέζιε einer Frau) findet sich in der nachhomerischen Dichtung einmal bei Theokritos (id. 22, 28: vom Meeresschlund), viermal in den Halieutika des Oppianos (1, 370: von ιάκλε, einem Meeresfisch; 2, 461 von λχγκα – Stich; 2, 630: von λνῦζνο; 5, 523: von den Thrakiern und den Einwohnern der Stadt des Byzas) und zweimal in den Kynegetika (4, 240: von den δφκνηζηλ von Athamas; 4, 303: von Pentheus). Bei Quintus begegnet es als Attribut zu Θαλάηνην ηέινο (1, 309 f.), zu λφεκα (1, 424), zu πφιεκνο (1, 520; 7, 173); zu ιηκφο (4, 67), zu ζξεο (4, 223), zu Achilleus (4, 421), zu ὀδφληεο (9, 367) und zu den Troern (12, 40). Vgl. auch 6, 360: „ἀηαξηεξο ἐκάρνλην―. Die antiken Grammatiker leiten ἀηαξηεξφο teils von ἀηεξφο bzw. ἄηε als verstärkte Form, teils von ηείξσ ab. Anders als bei Homer und Hesiod bezieht sich ἀηαξηεξφο in der nachhomerischen Dichtung nicht nur auf Menschen, die Schaden anrichten und deshalb vermessen und rebellisch sind. Es scheint, dass die Bedeutungsnuance bei Hesiod, Th. 610 (schädlich, schrecklich, verderblich, feindselig) der der späteren Autoren näher kommt. Dazu siehe ausführlich LfgrE s.v. Es ist bemerkenswert, dass keines der drei Attribute zu θπδνηκφο, die wir in der Ilias finden: ἄζπεηνο (10, 523; 18, 218); ἀλαηδήο (5, 593), θαθφο (11, 538 f.), in den Posthomerica vorkommt. Quintus verwendet noch folgende Attribute zu θπδνηκφο: αἱκαηφεηο (2, 281); ζηνλφεηο (2, 396), ἀκαηκάθεηνο (3, 188), ἀξγαιένο (5, 25 f., 220; 7, 156; 8, 456; 11, 127; vgl. Opp., Hal. 4, 681); ἀιγηλφεηο (6, 449), ζηπγεξφο (6, 514), δαθξπφεηο (6, 577 f.), πνιχθκεηνο (7, 424), βαξχο (7, 454). 104–107a Von den zahlreichen Argeiern, die Eurypylos in diesem zweiten Kampf tötet, nennt der Erzähler nur Peneleos, der in keinem anderen Buch der Posthomerica erwähnt wird. Peneleos zählt in der Ilias zu den wichtigsten boiotischen Kriegern; im Schiffskatalog, der mit dem boiotischen Kontingent beginnt (fünf Anführer, 50 Schiffe) wird Peneleos unter den Anführern als erster genannt (Il. 2, 294; nach Hyg., Fab. 97 führte er selbst zwölf Schiffe). Dies führte wahrscheinlich Quintus, der sich auf seine Quellen – dazu siehe unten – stützte, dazu, Peneleos‘ Tod in der Partie PH 7, 98 ff. (104–105a; 124b–126a und insbesondere 158b–160) herauszuheben und seiner Bestattung besondere Bedeutung zuzumessen. Nach Diktys 1, 13 war er unter den ersten, die sich für den troianischen Krieg sammelten. Im Vergleich aber zu anderen Anführern anderer Kontingente zeichnete er sich aber weder im Kampf noch als Ratgeber besonders aus; er geht als Sieger in nur zwei Duellen hervor: so tötet er Ilioneus (Il. 14, 487 ff.) und Lykon (Il. 16, 335 ff.) und wird von Poulydamas verwundet (Il. 17, 597 ff.). Er wird noch in Il. 13,
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92 erwähnt. Die Rede ist von Poseidon, der seinerseits einige der griechischen Anführer zur mutigen Teilnahme am Kampf auffordert. Versuche der Ableitung seines Namens – Aristophanes wollte nach hom. Schol. zu Il. 13, 92 den Namen Πελέιενο schreiben – begegnen uns schon in der Antike: vgl. Schol. zu Il. 2, 494: „Πελέιεσο κὲλ ὠλνκάζζε ἀπὸ ηνῦ πέλεζζαη πεξὶ ηὸλ ιεὼλ, ὅ ἐζηη, πνλελ θαὶ ἐξγάδεζζαη θαηὰ ηὸλ ὄρινλ― und Etym. Magn. 670, 50 f.: „παξὰ ηὸ πέλσ Πελέιανο, θαὶ Πελέιεσο Ἀηηηθο.― Vgl. auch Eustath., 1, 402, 28 f.: „Πελέιεσο κὲλ ζηξαηεγηθὸλ ὄλνκα παξὰ ηὸ πέλεζζαη θαὶ ἐλεξγελ πεξὶ ιαόλ, ἵλα εἴε πέλσ Πελέιεσο, θαζάπεξ θαὶ κέλσ Μελέιεσο.― Von seiner Tötung durch Eurypylos im Kampf berichtet als erster Pausanias. Dies finden wir sowohl in den Posthomerica wie auch bei Diktys 4, 7. Nach Robert, Die griechische Heldensage, Bd. ΙΙ, Berlin, 1923, 1223, 3 haben sowohl Pausanias als auch Diktys und Quintus die Kleine Ilias als Quelle. Man kann hier von einer parallelen Sagenbildung ausgehen: Bei der ersten kriegerischen Seefahrt der Griechen gegen die Mysier, die dem troianischen Krieg voranging, führte Thersandros die Boioter und wurde von Telephos getötet. Eurypylos, der Telephossohn, tötet nun Peneleos, den Nachfolger Thersandros‘ (vgl. Pausanias, 9, 5, 15) als Anführer der Boioter. Dazu siehe Wilamowitz, Isyllos von Epidauros, Berlin 1884, 48; O. Immisch, Klaros: Forschungen über griechische Stiftungssagen, Leipzig 1890, 132. Diktys 4, 18 erwähnt, dass Peneleos‘ Leichnam, der von den Achaiern gerettet wurde, gesondert von den übrigen Gefallenen verbrannt wurde; ähnliches geschah auch mit dem Leichnam von Nireus. In den Posthomerica 7, 158b–161 (siehe unten) wird Peneleos‘ Asche zudem gesondert in einem mächtigen Grab beigesetzt, das so für die nachfolgenden Generationen sichtbar bleibt (siehe unten). Triphiodoros und nach ihm Tzetzes, Posthomerica 648 folgen Vergil, der Peneleos die Eroberung Troias erleben lässt. Nach Verg., Aen. 2, 424 tötet Peneleos Koroibos. Bei Triphiodoros, 180 besteigt Peneleos das hölzerne Pferd. Das Epigramm 21 des pseudoaristotelischen Peplos überliefert, dass Peneleos in seiner boiotischen Heimat am Kephissos begraben wurde: „ἐπὶ Πελέιεσ θεηκέλνπ ἐλ Βνησηίᾳ. / ηόλδ᾽ ἐπὶ Κεθηζζῶ πνηακῶ ζέζαλ ὠθὺ ῥένληη / παδεο Βνησηλ ζώθξνλα Πελέιεσλ.― W. Kullmann, Die Quellen der Ilias, Wiesbaden 1960, 69 und E. Visser, Homers Katalog der Schiffe, Stuttgart und Leipzig 1997, 343 f. weisen durch die Quellen nach, dass Peneleos als Lokalheros betrachtet wurde. Zu Peneleos siehe ausführlich RE s.v. mit Literatur. θξαηεξόθξνλα: In der Ilias wird mit θξαηεξφθξσλ Herakles charakterisiert (14, 324; vgl. Ps-Hes., Aspis 458; Apoll. Rh., Arg. 1, 122 mit den Ausführungen von Vassilaros, Ἀπολλωνίοσ Ροδίοσ, Ἀργ. Α΄), auch ζήξ (10, 184; vgl. Ps.Opp., Kyn. 2, 464); in der Odyssee Menelaos (4, 333=17, 124) Kastor und Polydeukes (11, 299), bei Hesiod kommt es als Attribut zu Echidna (Th. 297) und zu deren Kindern (Th. 308), zu Atlas (Th. 509) und zu ζπκφο (Erga 147) vor. Bei Quintus findet sich dieses Adjektiv noch als Attribut zu Zeus (1, 360), zu Poseidon (8, 394), zu Athene (12, 386), zu Eris (10, 58), zu Achilleus (3, 212; 3, 593; 9, 236), zu Eurypylos (7, 479), zu Neoptolemos (8, 150), zu Poias (9, 517), zu Aeneas (10, 98) und zu den Argeiern (13, 469). δνπξὶ δάκαζζελ: PH 5, 274; dieser Ausdruck kommt schon bei Homer immer am Versende vor: vgl. Il. 3, 436; 4, 479; 5, 653; 16, 816, 848; 17, 303; 22, 246. ἀλὰ δῆξηλ ἀκείιηρνλ: vgl. PH 6,
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208; 9, 205 an der gleichen Versstelle. Der Ausdruck δξηο ἀκείιηρνο findet sich nur in den Posthomerica: 1, 456; 2, 420; 4, 233; 6, 280; 7, 105; 8, 181; 9, 97, 205; vgl. auch 2, 507: „ἀκείιηρνο ἔκπεζε δξηο―; 4, 244: „ἀκείιηρα δεξηφσληαη―. ἀλὰ δξηλ: vgl. noch PH 2, 367; 11, 421; 13, 166, 216. Sowohl δξηο wie auch ἀκείιηρνο werden im frühgriechischen Epos eher selten gebraucht, in den Posthomerica allerdings recht häufig: 71mal das Substantiv δξηο (siehe oben zu v. 4) und 39mal das Adjektiv ἀκείιηρνο. νὐδ᾽ ὅ γε ρεξαο ἀπέηξεπε δεηνηῆηνο: vgl. PH 13, 196: „ηνὔλεθ‘ ἐκεῦ ἀπὸ λφζθηλ ἐο αἰδενὺο ηξέπε ρεξαο―; 2, 174: „ὄθξα θαὶ ἀζραιόσλ ηηο ἀπὸ πηνιέκνην ηξάπεηαη―. In der Ilias vgl. 12, 248 f.: „εἰ δὲ ζὺ δετνηηνο ἀθέμεαη, έ ηηλ᾽ ἄιινλ / παξθάκελνο ἐπέεζζηλ ἀπνηξέςεηο πνιέκνην―; 20, 256: „ἀιθο δ᾽ νὔ κ᾽ ἐπέεζζηλ ἀπνηξέςεηο κεκαηα―. ἀιι᾽ ἕπεη᾽ Ἀξγείνηζη ρνινύκελνο: vgl. Il. 11, 154: „αἰὲλ ἀπνθηείλσλ ἕπεη‘ (sc. Agamemnon) Ἀξγείνηζη θειεχσλ.― 107b–111 εὖηε (= χηε; in der Bedeutung von „wie― bzw. „gleich wie― zu Beginns eines Gleichnisses oder Vergleichs, vgl. Il. 3, 10; 19, 386) πάξνηζελ: vgl. PH 10, 479. ὄβξηκνο ἧξαθιέεο: Die Form ἧξαθιέεο kommt erstmals bei Hesiod vor, Th. 318, 527. Sie findet sich fünfmal in den Posthomerica (vgl. noch 6, 209, 235, 302; 10, 204). Das Adjektiv ὄβξηκνο, das recht häufig in den Posthomerica vorkommt, charakterisiert in der Ilias neben Gegenständen auch Gott Ares (5, 845; 13, 444 usw.; vgl. PH 1, 189, 702 usw.), Hektor (8, 473; 10, 200 usw.) und Achilleus (19, 408; vgl. PH 2, 499). Φνιόεο ἀλὰ καθξὰ θάξελα: Pholoe ist eine Hochfläche im Südosten von Elis an der Grenze zu Arkadien. Bezüglich der Lage dieser Gegend berichten uns vor allem Strabon 8, 3, 32 sowie Pausanias 6, 21, 5. Die antiken Schriftsteller bezeichnen Pholoe als Berg: Stephanus Byz., Ethn. s.v. Παξξαζία; Strabon, 8, 3, 32; 8, 8, 3; Diodoros, 4, 12, 3.; Pausanias 6, 21, 5; 8, 24, 4; 27, 17; Eutekn., Paraphr. zu Opp., Kyn. 18, 28; Eustathios zu Il. 1, 464. Neben unserer Stelle in den Posthomerica trägt Pholoe in der Dichtung die Bezeichnungen πξψλ (A.G. 6, 3, 2 - Dionysios), ληα (A.G. 6, 111, 2 - Antipatros), vertex (Stat., Theb. 10, 228). Bekannt ist die Pholoe zunächst als Fluchtort und dann als Sitz der Kentauren nach ihrer Vertreibung durch die Lapithen, wie uns die Scholia zu Pind., P. 2, 85 f. überliefern. Nach Diodoros 4, 70 sind aber die Lapithen geflohen und weiter nach Malea gezogen. Der Ort wurde nach dem Kentaurus Pholos benannt, Sohn des Seilinos und einer Eschennymphe. Als Herakles zur Erlegung des erymanthischen Ebers auszog, kehrte er bei Pholos ein und wurde von ihm gastfreundlich aufgenommen. Pholos wagte es aber, das Weinfass, das sich im gemeinsamen Besitz der Kentauren befand, zu öffnen. Als die Kentauren den starken Wein rochen, wurden sie von Zorn erfasst und stürmten stark bewaffnet auf die Höhle des Pholos zu. Herakles trieb sie aber zurück. Es kam zur Schlacht, in der viele Kentauren getötet, verwundet oder vertrieben wurden. Quintus berichtet von dieser Geschichte auch in seiner Schilderung von Eurypylos‘ Schild, auf dem die Taten des Herakles abgebildet sind, in 6, 273–283: Die Kentauromachie wird in der Nähe von Pholos‘ Haus, in dem Herakles bewirtet wurde, angesiedelt. Wein und Eris heizten die Kentauren an, gegen Herakles zu kämpfen. Da der Dichter
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die kämpferische Leistung Herakles‘ voraussetzt, schildert er diese nicht gesondert: Einige lagen tot da, mit Fichten in ihren Händen, die sie als Waffen benutzten, andere setzten den Kampf voller Eifer mit langen Tannen fort. Alle Kentaurenköpfe waren mit Blut benetzt, Wein und Blut vermischten sich und Speisen, Becher und Tische lagen auf dem Boden zerstreut herum. Zu dieser mythologischen Begebenheit vgl. auch Stesichoros, Fr. S19 Davies; Apollod., 2, 83–87; Panyas., Fr. 7 Bernabé; Theokr., id. 7, 149 mit Scholion; Diod. 4, 12 ff.; Tzetz. zu Lykophr. 670; Chil. 5, 116 ff.; Stat., Theb. 2, 563 ff.; Verg., Aen. 8, 293 f.; Georg. 2, 455–457; vgl. auch die Komödie des Epicharmos ἧξαθιο πὰξ Φφιῳ (dazu siehe U. v. Wilamowitz, „Lesefrüchte―, Hermes 37 (1902), 325). Zu Pholoe und Pholos siehe ausführlich R.E. s.vv. καθξὰ θάξελα: nur hier und nur in den Posthomerica. ἑῶ κέγα θάξηετ ζύσλ: = PH 3, 384; 13, 208. Quintus verwendet auch die Ausdrücke „κέγα ζύσλ― (4, 234 am Versschluss) und „θάξηετ ζύσλ― (6, 597 am Versschluss), die er mit „ἑῶ κέγα θάξηετ ζύσλ― (7, 109; 3, 384; 13, 208), „ἑῶ πεξὶ θάξηετ ζύσλ― (4, 357), „κεγάιῳ πεξὶ θάξηετ ζύσλ― (11, 426) und „κεγάιῳ πεξὶ θάξηετ θαὶ πνζὶ ζύσλ― variiert. ηνὺο ἅκα πάληαο ἔπεθλε: vgl. Il. 4, 397; 6, 190, 423; Nonn., Dion. 23, 114; 29, 109; 48, 87. θαὶ ὠθπηάηνπο πεξ ἐόληαο / θαὶ θξαηεξνὺ: Quintus verbindet hier die Ausdrücke ὠθπηάηνπο πεξ ἐόληαο und θξαηεξνὺο (sc. πεξ ἐφληαο), die bei Homer getrennt vorkommen: ὠθπηάηνπο πεξ ἐόληαο vgl. Od. 8, 331 am Versanfang. Zu θξαηεξνχο (sc. πεξ ἐφληαο) vgl. Il. 15, 164, 195; Od. 8, 360; 11, 265; in den PH 1, 582; 2, 329; 4, 319. ὀιννῦ ηε δαήκνλαο ἰσρκνν: vgl. PH 3, 215: „νινκέλνην δαήκνλεο ἰσρκνν―; 11, 347: „θξαηεξνν δαήκνλεο ἰσρκνν―; 6, 121: „δαήκνλεο ἰσρκνν―; 9, 239: „πνιέκνην δαήκνλα δαθξπφεληνο―. Vgl. Il. 13, 811: „νὔ ηνί ηη κάρεο ἀδαήκνλέο εἰκελ―; 5, 634: „κάρεο ἀδαήκνλη―; Nonn., Dion. 24, 107: „πνιέκνην δάεκνλαο―; 26, 175: „ἄξενο εἰλαιίνην δαήκνλεο―. Das Substantiv ἰσρκφο, das wahrscheinlich mit ἰσθή verwandt ist, findet sich dreimal in frühgriechischer Dichtung (Il. 8, 89, 158; Hes., Th. 683), und kommt insgesamt elfmal in den Posthomerica und zwar nur im Genitiv vor. In der Ilias 8, 89 wird ἰσρκφο als ζξαζχο bezeichnet, in der Theogonie 683 als ἄζπεηνο, in den Posthomerica noch als πνιχθιαπηνο (3, 380; 11, 315) und als δπζερήο (12, 206). Dazu siehe auch Ferreccio, Commento al libro II, 200 zu PH 2, 366. Mit diesem Gleichnis, einem der wenigen mit mythologischem Inhalt in den Posthomerica (vgl. z. B. 5, 641 ff. – Enkelados; 10, 479–482 – Euadne), betont der Dichter Eurypylos‘ Ansturm, der in seiner ersten Erwähnung im siebten Buch als Einzelkämpfer vielen Achaier nachjagt. Das Gleichnis ergänzt die Schilderung im sechsten Buch, indem der Dichter sowohl die kämpferische Leistung des Herakles wie auch die Tapferkeit der Kenaturen hervorhebt. Der Enkelsohn des Herakles stürmt gegen die starken und im Kampf erfahrenen Achaier, die hier mit den Kentauren verglichen werden, und erweist sich als würdiger Nachfolger seines Großvaters.
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112–114 ὣο ὅ γ᾽ ἐπαζζύηεξνλ … / δάκλαη᾽ ἐπεζζύκελνο: vgl. Il. 4, 427: „ὣο ηφη‘ ἐπαζζχηεξαη Γαλαλ θίλπλην θάιαγγεο―. Wie bei Homer kommt ἐπαζζχηεξνο bei Quintus in der Apodosis eines Gleichnisses vor, wobei es in der Ilias eine Entsprechung in v. 423 hat (die Bewegung der aufeinanderfolgenden Reihen der Danaer werden mit der einer Meereswoge verglichen). Γαλαλ ζηξαηὸλ αἰρκεηάσλ: = Od. 11, 559 (im zweiten Halbvers). Die chiastische Stellung der Attribute und der Klangeffekt ἐπαζζχηεξνλ – ἐπεζζχκελνο unterstützen die Vorstellung des Ansturms, was das Fluss-Gleichnis in den darauffolgenden Versen vorbereitet. Der alleinkämpfende und stürmende Eurypylos bezwingt das speerkämpfende Heer der Danaer, das in dicht aufeinanderfolgenden Reihen vor ihm erscheint. Das Adjektiv ἐπαζζχηεξνο verweist den Leser auch auf die Aristien des Polypoites in Il. 12, 194 und besonders die des Patroklos in 16, 418: „πάληαο ἐπαζζπηέξνπο πέιαζε ρζνλὶ πνπιπβνηείξῃ―. Polypoites und Patroklos bezwingen alle Feinde, die vorher namentlich genannt wurden, einen nach dem anderen und strecken sie zu Boden. ηνὶ δ᾽ ἰιαδὸλ ἄιινζελ ἄιινο: vgl. PH 3, 360: „ηνὶ δ᾽ ἰιαδὸλ ἄιινο ἐπ᾽ ἄιιῳ―. Das Hapax bei Homer ἰιαδφλ (Il. 2, 93) und jeweils einmal bei Hesiod, Erga 287; Apoll. Rhod., Arg. 4, 240; Dion., Bass. Fr. 19r., 2, 34 Livrea und Pamprepios, Fr. 3, 148 GDRK findet sich in den Posthomerica zwölfmal als ἰιαδφλ (1, 175; 2, 373; 3, 360, 660; 7, 113, 139; 9, 168; 13, 136, 556; 14, 52) und dreimal als ἰιεδφλ (1, 7; 2, 397; 6, 643), also häufig. Dazu siehe auch Ferreccio, Commento al libro II, 202 zu PH 2, 373 und 213 zu PH 2, 397. ἄιινζελ ἄιινο: an dieser Versstelle wie in 5, 83; 9, 148 und 12, 361: in der Ilias vgl. 9, 311 und 13, 551; in der Odyssee kommt dieser Ausdruck siebenmal vor, stets am Versende; vgl. auch Opp., Hal. 1, 189, 614; 3, 629. Dazu siehe auch die Ausführungen zu den vv. 542 und 711. ἀζξόνη ἐλ θνλίῃζη δεδνππόηεο ἐμερένλην: vgl. 10, 252: „ἀζξφνη ἀιιήινηζη δεδνππφηεο ἀκθερένλην―; Il. 4, 544: „πξελέεο ἐλ θνλίῃζη παξ‘ ἀιιήινηζη ηέηαλην―. ἐθρένκαη: hier in der metaphorischen Bedeutung von „sich überall hin ausbreiten― wie etwa PH 7, 32; vgl. auch 3, 140; 5, 491; 3, 434, 543 usw. Das Prädikat ist absichtlich gewählt, weil der Dichter mit ἐθρένκαη, dessen eigentliche Bedeutung „heraus-, hervorströmen― ist, zum Fluss-Gleichnis übergeht. So schafft Quintus bei seinem Leser mit diesem Verbum noch vor dem Beginn des eigentlichen Gleichnisses die bildliche Vorstellung eines unermesslichen Stromes. 115–123a Dieses neue Gleichnis schildert einen mächtigen Fluss mit riesigen Wogen, der, bevor er wild brausend in das bewegte Meer fließt, sandige Plätze an zahllosen Ufern beidseitig abbrechen lässt. Die vorspringenden Felsen des Meeres dröhnen, wenn er mit seinen rauschenden Fluten gegen sie schlägt, während die Ufer weiter abbrechen. Alle Dämme brechen vor seinem wütend andrängenden Wasser. Ὡο δ᾽ ὅη᾽ ἐπηβξίζαληνο ἀπεηξεζίνπ πνηακνν / ὄρζαη ἀπνηκήγνληαη: ἐπηβξίζσ: mit ganzer Last darauf fallen, hinstürzen. In den Posthomerica wird dieses Verbum in Verbindung mit Naturphänomenen in 11, 122: „Ὡο δ‘ ὅη‘ ἐπηβξίζαληνο ἀπεηξεζίνπ ἀλέκνην―; 1, 493: „Ὡο δ‘ ὅη‘ ἐπηβξίζαζα κέγα ζηνλφεζζα ζχειια―; 1, 633: „Ὡο δ‘ ὅη‘ ἀλ‘ εξέα πφληνλ ἐπηβξίζαληνο ἀήηεσ―, 14, 75: „Ὡο δ‘ ὅηε ιήηνλ
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αὖνλ ἐπηβξίζαζα ράιαδαλ― benutzt. Vgl. auch 14, 598: „ὄκβξνπ ἐπηβξίζαληνο ἀπείξνλνο―. Bei Homer vgl. Il. 5, 91; 12, 286: „ὅη‘ ἐπηβξίζῃ Γηὸο ὄκβξνο―; in den PH noch: 9, 475 f.: „ρείκαηνο αἰλνῦ / ὄκβξνο ἐπηβξίζαο―; Apoll. Rh., Arg. 2, 1125: „ἐπηβξίζαζαη ἄειιαη―; 3, 344: „ἠλ θαὶ πζαη ἐπηβξίζσζηλ ἄειιαη―. Zu ἀπεηξεζίνπ πνηακνν vgl. Dion. Per., Orbis descr. 644, 977; Opp., Hal. 1, 601. Zu Hochwasser eines Flusses im Rahmen eines Gleichnisses vgl. Il. 11, 492; 16, 389; PH 10, 172. Zum Bild dieser Stelle vgl. Il. 16, 389 f. auch im Rahmen eines Gleichnisses: „ηλ δέ (sc. Regenwasser) ηε πάληεο κὲλ πνηακνὶ πιήζνπζη ῥένληεο, / πνιιὰο δὲ θιηηῦο ηφη‘ ἀπνηκήγνπζη ραξάδξαη―; vgl. auch PH 6, 379– 381a. ἐπὶ ςακαζώδετ ρώξῳ: Zum Ausdruck vgl. hom. Hymn. Herm. 75, 347, 350 mit Ath. Vergados, The Homeric Hymn to Hermes. Introduction, Text and Commentary, Berlin–Boston 2013, 290. εἰο ἁιὸο ἔζζπηαη νἶδκα: εἰο ἁιὸο … νἶδκα: siehe die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu 12, 432; die Sperrung des Ausdruckes ἁιὸο νἶδκα erscheint nur hier. Zum Bild vgl. PH 2, 221 f.: „Ὡο δ‘ ὅη‘ ἐξίγδνππνη πνηακνὶ κεγάια ζηελάρσζηλ / εἰο ἅια ρεπφκελνη―; Il. 5, 598: „ζηήῃ ἐπ‘ ὠθπξφῳ πνηακῶ ἅιαδε πξνξένληη―. ἀιεγεηλὸλ ἀλὰ ῥόνλ: vgl. PH 5, 15: „ῥναὶ πνηακλ ἀιεγεηλλ―. θξεκλνὶ ἐπηθηππένπζη: vgl. PH 2, 83: „βζζαη ἐπηθηππένπζη―; 1, 698; 8, 179: „ἐπηθηππένπζη δὲ βζζαη―; zum Ausdruck vgl. Aristophanes, Av. 780: „πο δ‘ ἐπεθηχπεζ‘ Ὄιπκπνο―. Das nicht homerische Kompositum ἐπηθηππέσ kommt erst bei Sophokles, Fr. 277, 2 TrGF und bei Aristophanes, Eccl. 483 in der Bedeutung von „dabei Lärm machen― und Av. 780 in der Bedeutung von „erdröhnen― vor. Bei Apollonios Rh. begegnet es uns dreimal; in den PH erscheint es insgesamt achtmal. Dazu siehe Ferreccio, Commento al libro II, 209 zu PH 2, 383. βξέκεη δ᾽ ἄξα καθξὰ ῥέεζξα: vgl. Apoll. Rhod., Arg. 4, 1302: „βξέκεηαη πνηακνφ ηε θαιὰ ῥέεζξα―; Il. 21, 9: „βξάρε δ‘ αἰπὰ ῥέεζξα―. καθξὰ ῥέεζξα: nur hier. Zum heftigen Aufprall des Flusses an Felsen vgl. PH 2, 473–474a mit Ferreccio, Commento al libro II, 250 f.; 10, 172 (Fluss-Gleichnis). αἰὲλ ἐξεηπνκέλσλ bezieht sich auf ὄρζαη (ἀπνηκήγνληαη), v. 116 – vgl. Il. 15, 356 – und nicht auf θξεκλνὶ ἐπηθηππένπζη (v. 119). εἴθεη δέ νἱ ἕξθεα πάληα: vgl. Il. 5, 90. Zu ἕξθεα πάληα vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 665. Zum Bild vgl. auch PH 10, 171, 174 b f. θύδηκνη πἷεο: Zu θχδηκνο vgl. die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 183. Außer in den Posthomerica erscheint der Ausdruck θχδηκνο πἱφο nur noch bei Synesios, Hymn. 4, 3; 5, 28. Bei Quintus kommt er fünfmal vor, wobei er nur hier die Achaier charakterisiert. Sonst bezieht er sich einmal auf Eurypylos (6, 143) und dreimal auf Neoptolemos (7, 325, 576; 12, 297). Zu unhomerischem ἐππ(η)φιεκνο und seiner seltenen Verwendung in der früheren Literatur siehe die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu 12, 26. Der Ausdruck ἐππηφιεκνη Ἀξγείνη findet sich nur in PH 7, 121; Quintus benutzt sonst ἐππηφιεκνη Ἀραηνί (6, 301; 11, 150; 12, 26, 218). πνιινὶ ὑπ᾽ Δὐξππύινην θαηήξηπνλ ἐλ θνλίῃζη: zu diesem Vers vgl. PH 2, 233; 3, 335; 8, 129; 9, 202. Das Verbum θαηεξείπσ wie auch das Simplex ἐξείπσ im zweiten Aorist Akt. hat intransitive Bedeutung; vgl. insbesondere Il. 5, 92. αἱκαηόεληα θαηὰ κόζνλ: vgl. PH 1, 340. Der Ausdruck θαηὰ κφζνλ findet sich schon in der Ilias 18, 159, 537 (= Ps.-Hes., Aspis 158); 21, 310. In den PH 2, 517 finden wir auch „ζηνλφεληα θαηὰ κφζνλ―. Quintus variiert hier den homerischen Ausdruck
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αἱκαηφεηο πφιεκνο (Il. 9, 650; 19, 313). Ähnliche Ausdrücke in den Posthomerica: 1, 223: „δξηλ ἐο αἱκαηφεζζαλ―; 2, 514: „θαζ‘ αἱκαηφεληα θπδνηκφλ―; vgl. 6, 499: „ἀλ᾽ αἱκαηόεληα θαὶ ἀιγηλόεληα θπδνηκόλ―; 6, 571: „ἀλὰ θιφλνλ αἱκαηφεληα―; 8, 147: „πνηὶ θιόλνλ αἱκαηόεληα―; 9, 300: „αἱκαηόεληα θαηὰ θιόλνλ―; 7, 359: „κινλ … αἱκαηόεληα―; 14, 72: „αἱκαηόεληνο ἀλαπλείσλ ὀξπκαγδνῦ―: Zu 123a vgl. PH 8, 367: „ὅλ θε θίρῃζη θαηὰ θιφλνλ―. Fluss-Gleichnisse sind ein beliebtes Thema der Posthomerica: vgl. auch 2, 221 ff., 471 ff.; 6, 378 ff.; 10, 171 ff.; 14, 5 ff. Bei der Bildung dieses Gleichnisses hatte Quintus homerische Fluss-Gleichnisse im Sinn und hier insbesondere Il. 5, 87 ff. und 16, 384 ff. Vom letztgenannten Gleichnis übernimmt er vor allem das Thema der Erosion. Er benutzt dasselbe Verbum wie Homer, ἀπνηκήγεηλ: „πνιιὰο δὲ θιηηῦο ηφη‘ ἀπνηκήγνπζη ραξάδξαη― (Il. 16, 390), das als Simplex kurz vorher (v. 327) für den ungeordneten Rückzug der Troer vor dem stürmenden Patroklos erscheint. Dies erinnert den Leser der Posthomerica vielleicht an die große kämpferische Leistung des Patroklos und seine zeitweilige Überlegenheit vor seinem Tod durch Hektor in diesem Buch. Eine Assoziation des Lesers mit dem Schicksal Patroklos‘ und Eurypylos‘, die schließlich vom Feind getötet werden, scheint mir durchaus möglich. Das Bild des heftigen Hinströmens des Flusses in das Meer erinnert an die Fluss-Gleichnisse im 16. Buches der Ilias (391 f.) und im zweiten Buch der Posthomerica 221 f., während sich das Thema der zerstörerischen Kraft des Flusses auch in 16, 392, insbesondere aber in dem Fluss-Gleichnis der Ilias 5, 87 ff., mit dem Diomedes‘ Aristie eingeleitet wird, findet: „ζῦλε γὰξ ἂκ πεδίνλ πνηακῶ πιήζνληη ἐνηθὼο / ρεηκάξξῳ, ὅο η᾽ ὦθα ῥέσλ ἐθέδαζζε γεθύξαο· / ηὸλ δ᾽ νὔη᾽ ἄξ ηε γέθπξαη ἐεξγκέλαη ἰζραλόσζηλ, / νὔη᾽ ἄξα ἕξθεα ἴζρεη ἀισάσλ ἐξηζειέσλ / ἐιζόλη᾽ ἐμαπίλεο ὅη᾽ ἐπηβξίζῃ Γηὸο ὄκβξνο· / πνιιὰ δ᾽ π᾽ αηνῦ ἔξγα θαηήξηπε θάι᾽ αἰδελ·/ ὣο πὸ Σπδεΐδῃ ππθηλαὶ θινλένλην θάιαγγεο / Σξώσλ, νδ᾽ ἄξα κηλ κίκλνλ πνιέεο πεξ ἐόληεο―, wie auch in PH 10, 171–177, indem Philoktetes mit einem wasserreichen, tosenden Fluss verglichen wird.: „ἠ πνηακῶ θειάδνληη, ὃο ἕξθεα καθξὰ δαΐδεη / πιεκκύξσλ, ὅηε ιάβξνλ ὀξηλόκελνο πεξὶ πέηξαηο / ἐμ ὀξέσλ ἀιεγεηλὰ κεκηγκέλνο ἔξρεηαη ὄκβξῳ, / ἀέλαόο πεξ ἐὼλ θαὶ ἀγάξξννο, νδέ λπ ηόλ γε / εἴξγνπζη πξνβιηεο ἀάζπεηα παθιάδνληα· / ὣο νὔ ηηο Πνίαληνο ἀγαθιεηηνῦ ζξαζὺλ πἷα / ἔζζελελ ὀθζαικνζηλ ἰδὼλ θαὶ ἄπσζε πειάζζαη―. Anders als an der letztgenannten Stelle, wo der Fluss, der Philoktetes symbolisiert, fast durchgängig Subjekt bleibt, Subjekt nicht nur von finiten Verben, sondern auch von partizipialen Ausdrücken in Bezug auf seinen Wasserreichtum, sein heftiges Anbranden an die Felsen, seine starke Strömung und sein Getöse, aber ähnlich wie in Il. 5, 87–91 und 16, 389 ff. konstatieren wir in unserer Partie einen ständigen Wechsel der Subjekte, weil es dem Dichter in der Apodosis des Gleichnisses vor allem darum geht, die schlimme Situation der Achaier zu verdeutlichen, die Eurypylos, symbolisiert durch den brausenden Fluss, nicht standhalten können. So erklärt sich der nochmalige Hinweis des Dichters in v. 120 auf die losgerissenen und abbrechenden Ufer, die die Achaier darstellen. Diesem Gleichnis kommen die Gleichnisse in den Posthomerica 1, 488–493 und 11, 122–128 sehr nahe, die die
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zerstörerische Kraft des Sturmes bzw. eines wilden Orkans behandeln, die Bäume entwurzelt, womit die gefallenen Kämpfer verglichen werden. 123b–127 νἳ δ᾽ ὑπάιπμαλ: das Verbum hier intransitiv wie in 12, 36, 251. Vgl. Ps.-Hes., Aspis 304, Theogn., 815. Der Ausdruck πνδλ κέλνο findet sich nur hier. Ἀιι᾽ ἄξα θαὶ ὧο: sechsmal und nur bei Quintus zu finden: noch in 3, 225, 274; 7, 151, 295; 12, 271; alle Belege am Versende. Zu ähnlichen Ausdrücken wie θαὶ ὧο, ἀιιὰ θαὶ ὧο, ἀιι‘ νδ‘ ὧο, ἀιι‘ ἄξα θαί siehe Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 271. Πελέιεσλ ἐξύζαλην: die Mitkämpfer ziehen oder versuchen einen eigenen oder gegnerischen Toten aus der Schlacht zu sich, auf ihre Seite herüber zu ziehen: vgl. Il. 16, 781; 17, 104, 277, 317; 18, 152; in den Posthomerica: 1, 808; 3, 196, 210, 216, 284, 385; 6, 446, 448, 494; 8, 482. δπζερένο ἐμ ὁκάδνην: vgl. PH 13, 231. In der Ilias wird ὅκαδνο als ἀιίαζηνο (Il. 13, 797) und ζεζπέζηνο (Il. 16, 295) charakterisiert. Quintus variiert hier das homerische „πνιέκνην δπζερένο― (Il. 2, 686; 7, 376, 395; 11, 524 usw.; vgl. PH 6, 31; 9, 278). In den Posthomerica werden mit δπζερήο auch ζκλαη (5, 36), κφζνο (7, 313) und ἰσρκφο (12, 206) charakterisiert. Dazu vgl. ausführlicher Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 225. λῆαο ἐπὶ ζθεηέξαο: vgl. noch 6, 495, 607. θαί πεξ verbindet sich mit dem Partizipium ἀιεπφκελνη, eine ungewöhnliche Sperrung, für die ich keine Parallele gefunden habe. πνζὶ θαξπαιίκνηζη: vgl. Il. 16, 342 am Versende; 16, 809; Nostoi Fr. 11, 1 Bernabé; PH 4, 556; 10, 442. θῆξαο … ζηπγεξάο … ἀλειέα πόηκνλ: Man bemerke die Substantive mit ihren Attributen in chiastischer Stellung. Der erste Halbvers variiert die homerische Formula „ἀιεχαην θξα κέιαηλαλ― (Il. 3, 360; 7, 254; 11, 360; 14, 462). θξαο … ζηπγεξάο: der Ausdruck aus der Il. 23, 78 f. ἀλειέα πφηκνλ: der Ausdruck findet sich noch dreimal in den Posthomerica: 7, 209; 11, 280; 14, 423: vgl. λειεηήο πφηκνο Apoll. Rh., Arg. 4, 1503. Quintus variiert hier das homerische ἀεηθὴο πφηκνο (Il. 4, 396; Od. 2, 250; 4, 339 usw.), das bei ihm nur in 9, 232 vorkommt. ἀλειεήο wird oft in den Posthomerica als Epitheton zu Substantiven verwendet, die Krieg bedeuten wie δεηνηήο (2, 580), πφιεκνο (14, 399) oder zu Substantiven, die den Tod im Kampf bezeichnen (ὄιεζξνο: 4, 528; 13, 374; πφηκνο: 7, 127, 209; 11, 280; 14, 423); vgl. auch ἀλειεήο zur Bezeichnung von θήξ (12, 159) bzw. Κήξ (10, 101, 251). Dazu siehe auch Ferreccio, Commento al libro II,178 zu PH 2, 322. 128–129 Παλζπδίῃ: vgl. die Ausführungen des Etym. Magnum s.v.: „ἐπίξξεκά ἐζηηλ ἀζξνίζεσο, πακπιεζεί· ἔζηη δὲ θαὶ παλζπδίελ κεηὰ ηνῦ λ, παληὶ ηῶ πιήζεη, παλζηξαηηᾶ. Παξὰ ηὸ ὁκνῦ ηάζζεζζαη θαὶ ζεύεζζαη, ἢγνπλ ὁξκλ θαὶ ἐπαθνινπζελ.― Diese Bedeutung gibt es bei Quintus (siebzehnmal). Zu der Bedeutung dieses Adverbs bei Homer (mit aller Eile und Eifer) siehe LfgrE s.v. Vgl. auch die Ausführungen von James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 498. Bis auf Il. 11, 725 und Aratos, Phaen. 714 ist es immer am Versanfang in der Epik zu finden. νὐδέ ηη ζπκῶ: Diese homerische Formula (sechsmal: Il. 13, 623; 19, 312; 21, 574; Od. 4, 452; 18, 330, 390) erscheint bei Quintus noch in 2, 635; 5, 212 und 14, 438 und wie bei Homer immer am Versende. ἔζζελνλ … δεξηάαζζαη: vgl.
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PH 4, 163: „ὥο ηέ νἱ νὔ ηηο / ἔζζελε δεξηάζαζζαη ἐλαληίνλ―. Zu θαηαληία δεξηάαζζαη vgl. PH 1, 333; 2, 280; 8, 341: „ἐλαληία δεξηάαζζαη― am Versende wie Opp., Hal. 2, 555: „θαη‘ ἀληία δεξηφσληαη― – eine Lesart von Schneider (vgl. Pankr., Fr. 2 col. 2, 37 GDRK); die Handschriften überliefern θαηαληία – Ps.Opp., Kyn. 1, 230: „ἐλάληηα δεξηάαζθελ―. In PH 4, 164; 5, 421 kommt der Ausdruck „δεξηάαζζαη ἐλαληίνλ― im zweiten Versfuß vor. Anders als im frühgriechischen Epos, in dem nur δεξηάαζζαη vorkommt, findet es sich bei Quintus auch im Aktiv (die aktive Form zuerst belegt bei Pind., N. 11, 26): viermal als Partizipium Präsens (4, 176, 465, 472; 10, 14; vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 752) und einmal als Imperfekt (5, 443; vgl. Ps.-Opp., Kyn. 1, 230). θαηαληία: Quintus benutzt häufig θαηαληίνλ (zweiundzwanzigmal), während θαηαληία bei ihm nur dreimal aus metrischen Gründen vorkommt: auch 2, 309 und 4, 345; Vgl. auch Nonn., Dion. 10, 250; 15, 186; Orph. Arg. 417. θαηαληία erscheint erstmals bei Hegesianax, Fr. 467, 1 SH (bei Plut., Mor. 921 A). Zu θαηαληίνλ vgl. die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 67. 130–131 νὕλεθ᾽ ἄξά ζθηζη: vgl. PH 1, 458; 2, 525; 12, 564; 14, 522; 3, 13, 755; vgl. auch Od. 8, 480: „νὕλεθ‘ ἄξα ζθέαο―; Hes., Th. 144: „νὕλεθ‘ ἄξα ζθέσλ―; in der Ilias auch „νὕλεθ‘ ἄξα― (11, 79; 24, 607; vgl. auch PH 1, 26) θύδαλ ὀηδπξὴλ: vgl. PH 3, 363: „θεῦγνλ ὀηδπξο ἐπηεηκέλνη ἀθιέα θύδαλ― – die Rede ist von der Flucht der Troer, die sich vor Aias‘ Angriff nach der Tötung des Achilleus fürchteten. Wir brauchen nicht, wie Gärtner, Der Untergang Trojas zu 7, 130, θχδαλ mit Schrecken zu übersetzen, eine Bedeutung, die wir eigentlich nur in Il. 9, 2 im Sinne von Panik, Bestürzung (die Scholia erklären das Wort in Il. 9, 2 mit ἔθπιεμηο) finden. In PH 7, 130 heißt es: Weil Herakles über sie das Los einer elenden Flucht verhängte. Die Achaier befinden sich bereits im vollen Rückzug (vv. 123 ff.) vor dem vorstürmenden Eurypylos, der sie in großen Schrecken versetzt. In der Ilias 15, 62 finden wir „ἀλάιθηδα θχδαλ ἐλφξζαο― (vgl. PH 11, 220); in der Odyssee 14, 269; 17, 438 wird θχδα als θαθή (vgl. PH 12, 463), bei Apollonios Rh., Arg. 4, 5 als ἀεηθειίε charakterisiert. In den Posthomerica finden sich noch die Attribute ιεπγαιέε (11, 163 f.), ἀληεξή (11, 174; 13, 453). Bei Quintus stellt sich θχδα dem ζάξζνο gegenüber (vgl. 6, 646; 8, 327 f.). Diese Gegenüberstellung findet sich auch in unserer Partie hier und ist narratologisch von Bedeutung: Herakles, seinen Enkelsohn unterstützend, hat den Achaiern eine demütigende, schändliche Flucht gesandt. In v. 143 flößt Athene den Achaiern ζξάζνο zur Abwehr der Feinde ein. So findet Herakles‘ Intervention zugunsten der Troer ihr Gegenstück in Athenes Intervention zur Unterstützung der Achaier. Auf diese Weise ist Athenes Eingreifen in den vv. 142–144 durch das Motiv der Wenn- nicht-Situation bezüglich der Entwicklung der Erzählung, die den Kampf unentschieden enden lassen will, sehr gut vorbereitet. Eine ähnliche Intervention einer Gottheit, in der das Gegenpaar θχδα – ζάξζνο vorkommt, findet sich im achten Buch der Posthomerica, vv. 327 f.: Ares haucht den Troern großes ζάξζνο, den Achaiern aber θχδα ein: „Σξώεζζη δ᾽ ἐλέπλεπζελ (sc. Ares) κέγα ζάξζνο, / Ἀξγείνηζη δὲ θύδαλ―. Zu ὀηδπξφο: In Il. 3, 112 wird πφιεκνο durch dieses Adjektiv charakterisiert. Mit
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Ausnahme von PH 12, 22; 14, 274, 342 kommt dieses Adjektiv nach der dritten trochäischen Zäsur in der epischen Dichtung vor. πἱσλὸλ ἀηεηξέα: „ἀηεηξέα― ist m. E. hier als Attribut zu „πἱσλὸλ― zu verstehen. In der Odyssee 11, 270 wird Herakles als ἀηεηξήο bezüglich Kraft und Mut bezeichnet. Quintus überträgt dieses Epitheton auf dessen Enkel Eurypylos. Der Dichter hat schon Herakles, den Großvater Eurypylos‘, in das Gleichnis vv. 107b–111 eingeführt. Zu ἀηεηξέα in Verbindung mit Eurypylos vgl. v. 98: „Δξύππινο δ᾽ ἀηάιαληνο ἀηεηξέα ζπκὸλ Ἄξεη―. ἀέμσλ: diese Form findet sich immer am Versende in der epischen Dichtung. 132–139 ηείρενο ἐληόο: vgl. Il. 12, 374, 380; 22, 85; vgl. auch Il. 12, 416: „ηείρενο ἔληνζζελ―. ὑπνπηώζζνληεο: πνπηψζζσ hier in Furcht, in Schrecken sein, furchtsam sich hinducken. Quintus benutzt das Verbum πηψζζσ, das eine Nebenform von πηήζζσ ist, im Präsensstamm sowohl als Simplex wie auch mit Präpositionen anstelle von πηήζζσ, das uns in der Form „πνπηήμαο― (Aoriststamm) begegnet. πνπηψζζσ findet sich auch in 5, 368, 435 in transitiver Bedeutung. Bei Opp., Hal. 2, 544 ist πνπηψζζνπζη eine Konjektur Schneiders, die Manuskripte überliefern ausnahmslos πνπηήζζνπζη. Dazu siehe die Ausführungen von Fajen, Noten…, 235 f. So scheint es für uns, dass Quintus der Erste ist, der mit Sicherheit die Form πνπηψζζσ verwendet. ὑπὸ πξλα: vgl. PH 11, 397; Dion. Per., Orb. descr. 900: „ὀξέσλ πὸ πξλεο―. θνβεύκελαη: hier besser in der Bedeutung von „Furcht habend vor―. Diese Partizipform des Verbums θνβένκαη kommt nur einmal bei Homer vor: in Il. 8, 149 (in der Bedeutung von „δησθφκελνο―); in den PH noch in 8, 238 und 13, 107, 321 immer an der gleichen Versstelle. Dazu vgl. PH 8, 237 f. im Rahmen eines Gleichnisses: „Καί λύ θε Σξώηνη πἷεο ἔζσ ππιέσλ ἀθίθνλην, / πόξηηεο εὖηε ιένληα θνβεύκελαη ἠ ζύεο ὄκβξνλ―. αἰλὸλ ἀήηελ: Diese Junktur findet sich nur hier. Quintus variiert vermutlich die hesiodischen Ausdrücke „θαθὰο ἀήηαο― (Erga 645), „δεηλὰο ἀήηαο― (Erga 675); vgl. auch Dion., Gig. Fr. 77v., 8 Livrea „νὖινο ἀήηεο―; Mus., 309: „βαξππλείνληεο ἀηαη―. ἀήηεο findet sich immer am Versende in der epischen Dichtung. ὅο ηε θέξεη ληθεηόλ ηε πνιὺλ θξπεξήλ ηε ράιαδαλ: Quintus hat hier die Stelle Il. 15, 170 f. im Sinn, in der der rasche Flug der Iris nach Troia mit dem Schnee- oder dem Hagelfall bei stürmendem Nordwind, dem heftigsten und kältesten aller Winde, die in Griechenland wehen, verglichen wird: „ὡο δ‘ ὅη‘ ἂλ ἐθ λεθέσλ πηηαη ληθὰο ὲ ράιαδα / ςπρξὴ πὸ ῥηπο αἰζξεγελένο Βνξέαν―. Vgl. auch Il. 19, 357 f. Zur Entstehung des Schnees und des Hagels unter dem Aufkommen des Windes vgl. Theodoretus, De Prov. Orat. 83, 577: „θαὶ εηὸλ ἀθίεζη (sc. die Luft) ιαῦξνλ, θαὶ ηῆ ζθνδξνηέξᾳ ηαλ ἀλέκσλ πξνζβνιῆ ηνῦηνλ ἐμαθξίδσλ, εἰο ληθεηὸλ κεηαπήγλπζη θαὶ ράιαδαλ―. Zur Verbindung des kalten Nordwindes mit dem Schneefall vgl. PH 8, 49–52. θξπεξήλ: In der frühgriechischen Epik sind θξπεξφο, θξπφεηο, ὀθξπφεηο immer im übertragenem Sinne gebraucht: schaurig, grausig. In der Bedeutung von „eiskalt― begegnet uns θξπεξφο erst bei Alkaios, Fr. 286a, 3 V.: „[θξ]ύεξνο πάγνο―. Quintus verwendet θξπεξφο mit beiden Bedeutungen. Beim zehnmaligen Auftreten des Adjektivs kommt die Bedeutung „eiskalt― fünfmal
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vor: 1, 625; 3, 527; 8, 205; 9, 72; 10, 422. Bei Apoll. Rh., Arg. 1, 918 findet sich θξπφεηο im eigentlichen Sinne (vgl. auch A.G. 6, 221, 2 – Leonidas; Ps.-Opp., Kyn. 3, 309), bei Quintus aber nicht. ἐζζύκελαί πεξ: Der Ausdruck ist schon homerisch: Il. 11, 554; 13, 142; 17, 663 (am Versschluss wie hier und PH 13, 186; in 12, 257: „ἐζζπκέλσο πεξ― ebenfalls am Versende). Zu diesem Aussdruck vgl. auch Il. 13, 57; Od. 4, 416, 733; Opp., Hal. 1, 240; 2, 343; PH 1, 695; 3, 712; 13, 238. Der Sinn hier: Obwohl sie sich (sc. die Ziegen) nach der Weide sehnen. θαηηζὺο: mit Genitiv: ῥηπο, gegen den Sturmesdrang: dieser Aussdruck kommt nur noch einmal bei Babr., 1, 95, 42 vor; θαηηζχ bei Herodot, 9, 51; Maneth., Apot. 1, 30. ῥηπῆο: vgl. Il. 15, 171; 19, 358; Soph., Ant. 137; O.C. 1250; Pind., P. 4, 195; 9, 48; es kommt aber auch allein, ohne nähere Angabe, wie hier in der Bedeutung von „Sturm― vor: vgl. Prom. 1089 f.; Apoll. Rh., Arg. 1, 1016; in den PH noch: 2, 386; 14, 77, 471. ὑπεξθύπηνπζη: πεξθχπησ in der Bedeutung von „darüber hinausgehen― mit Akkusativ wie in 11, 458. θνιώλε: Das überlieferte θνιλαο wurde von Laskaris zu Recht durch θνιψλαο korrigiert. θνιψλε: Hügel (vgl. Il. 2, 811; 11, 711, 757) kommt in der Epik immer am Versende vor. Rhodomann und ihm folgend Tychsen, Köchly und Zimmermann lasen „θνιψλεο―, weil die Verben mit dem Praefix πέξ- normalerweise mit dem Genitiv verbunden werden. Aber bei Quintus werden die meisten Verben mit Praefix πέξ- mit dem Akkusativ verbunden – dazu siehe Vian (Ausg. II), 110, Anm. 2 –, und das Verbum πεξθχπησ steht in der Bedeutung von „put one‘s head over―, wie LSJ9 Rev. Suppl. 1996 mit Belegen ausführt, mit dem Akkusativ. Dazu vgl. auch Suda s.v. Der Sinn hier: Aufgrund des Sturmdrangs wagen sie es nicht, ihre Köpfe über die Hügel zu erheben, d.h. den Weg über die Hügel fortzusetzen. ὑπὸ ζθέπαο δὲ θάξαγγαο: Hendiadyoin. Daher konjizierte Hermann unnötigerweise ἐο δὲ θάξαγγαο / ἀγξφκελαη. Auch die Konjektur von Rhodomann δὲ θάξαγγνο in Verbindung mit ζάκλνηζηλ (so codd.; et vallis sub umbrosis virgultis conglomeratae), die auch Lehrs übernimmt, ist wegen der Sperrung durch ἀγξφκελαη nicht zutreffend. πὸ ζθέπαο: vgl. auch Nonnos, Dion. 3, 47, 98. ζάκλνηζη δ᾽ ὑπὸ ζθηεξνζη: Die codd. überliefern ζάκλνηζηλ, die Konjektur von Köchly ζάκλνηζη δ‘ ist sehr gut; dadurch wird ἀγξφκελαη mit dem vorhergehenden Ausdruck verbunden. Zu ζάκλνηζηλ… ζθηεξνζη vgl. Theokr., id. 25, 227. ἀλέκνην … ἄειιαη: vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 751: „ἀλέκνην λένλ ιήγνληνο―. θαθαὶ … ἄειιαη: Hes., Th. 874; Apoll. Rh., Arg. 2, 749; in den Posthomerica noch 14, 504. 140–141 πύξγνηζηλ ὑπὸ ζθεηέξνηζηλ ἔκηκλνλ: vgl. PH 12, 158 f.; 10, 13 f. Τειέθνπ ὄβξηκνλ πἷα: Die Formula: Genitivform einer Person + ὄβξηκνο πἱφο findet sich nur in den Posthomerica, und zwar sehr häufig (38mal). Σειέθνπ ὄβξηκνλ πἷα verweist auf v. 131, in dem Herakles als Großvater des Eurypylos genannt wird. Eurypylos‘ Abstammung ist dem Leser schon von 6, 135 ff. her bekannt (Eurypylos wird in 6, 181, 192, 404 als Σειεθίδεο genannt; vgl. 8, 7, 125), ihre nochmalige Erwähnung in dieser Partie unterstreicht die Größe des Eurypylos, der für die Achaier ein sehr gefährlicher Feind ist. Telephos erscheint in den Posthomerica
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erst im vierten Buch: 152 und 174. κεηεζζύκελνλ: eilig hinterhergehend (κεηαζεχνκαη), an der gleichen Versstelle auch in PH 6, 348 mit Dativ verbunden. Die Flucht und der Verbleib der sich vor dem mächtigen Eurypylos fürchtenden Danaer innerhalb ihrer Schutzmauern wird mit einem Gleichnis aus dem Tierbereich illustriert: Die Situation der momentan eingeschlossenen Achaier wird mit Ziegen verglichen, die aus Furcht vor einem schrecklichen Sturm nicht wagen, gegen den Sturm über die Hügel zu gehen, obwohl sie sich nach der Weide, die dort auf sie wartet, sehnen. Sie bleiben alle zusammen und weiden im Schutz felsiger Schluchten unter schattenspendenden Zweigen, bis die schlechte Witterung nachlässt. Die Entsprechungen sind zutreffend: Der schreckliche Sturm symbolisiert Eurypylos, die sich vor dem Sturm fürchtenden Ziegen entsprechen den vor Eurypylos zitternden Achaiern, das Obdach felsiger Schluchten unter schattenspendenden Zweigen, wo die Ziegen vor der schlechten Witterung, die ihrerseits wiederum Eurypylos‘ tödliche Heftigkeit versinnbildlicht, geschützt sind, weist auf den Schutz der Mauern der Achaier hin, die dort ausharren, bis die Angriffslust Eurypylos‘, die Herakles anheizt, nachlässt. Der Ausdruck „ηείρενο ἐληὸο πνπηψζζνληεο― (v. 132) findet seine Entprechung im Gleichnis mit dem Ausdruck „ν … πεξθχπηνπζη θνιψλαο― (v. 136). Ein sehr ähnliches Gleichnis findet sich im 8. Buch der Posthomerica vv. 379–386, das nun die Situation der Troer, die von den Achaiern getrieben in ihrer Festung Schutz finden, beschreibt: „ὡο δ‘ ὅηε κεινβνηξεο ἐλὶ ζηαζκνζη κέλσζη / ιαίιαπα θπαλέελ, ὅηε ρείκαηνο ἤκαξ ἵθεηαη / ιάβξνλ ὁκνῦ ζηεξνπῆζη θαὶ ὕδαηη θαὶ λεθέεζζη / ηαξθέζηλ, νἳ δὲ κάι‘ νὔ ηη ιηιαηόκελνί πεξ ἱθέζζαη / ἐο λνκὸλ ἀίζζνπζηλ, ἄρξηο κέγα ισθήζεηε / ρεκα θαὶ εξύπνξνη πνηακνὶ κεγάια βξνκένληεο· / ὣο νἵ γ‘ ἐλ ηείρεζζη κέλνλ ηξνκένληεο ὁκνθιὴλ / δπζκελέσλ.― In diesem Gleichnis sind es nicht die Tiere, die den kommenden Sturm befürchten und das ρεκα unter dem Schutz von felsigen Schluchten in schattigen Büschen abwarten, sondern die Schafhirten, die in der Schafhürde den Sturmwind abwarten, wenn ein schlechtes Wetter, das hier anders als im 7. Buch mit Blitzen, dichten Wolken und Regen dargestellt wird, heranzieht. Aber ähnlich wie die Ziegen in unserem Gleichnis bleiben die Hirten, so sehr es sie auch danach verlangt, auf die Weide zu ziehen, im Hof zurück, bis der Sturm endlich nachlässt und die breiten, brausenden Ströme sich beruhigen. So blieben die Troer hinter der Schutzmauer, den Angriff des Feindes „ηξνκένληεο―. Beide Gleichnisse rufen uns das iliadische 4, 275–279 ins Gedächtnis: Die Staubwolke des Fußvolkes der Achaier, das den beiden Aias folgt und in die Schlacht stürmt, wird mit einer Wolke verglichen, die ein Ziegenhirte von seiner Warte aus in den Bergen beobachtet, wie sie über das Meer unter dem Brausen des Zephyr herankommt. Sie erscheint ihm über das Meer hinschwebend schwärzer als Pech und enormen Sturmwind mit sich bringend. Anders als in den beiden obengenannten Gleichnissen der Posthomerica sind hier zentrales Thema und Vergleichspunkt weder die Tiere noch der Hirte, sondern die pechschwarze Wolke, die den Ansturm der achäischen Phalangen unter dem Befehl der beiden Aias, die hier durch das Blasen des Zephyr symbolisiert werden, versinnbildlicht: wie die Wolke ist die Schlachtordnung der Achaier dicht, sich schnell bewegend, dun-
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kel und mit den vielen Schilden und Lanzen furchteinflößend. Letzteres entspricht im homerischen Gleichnis dem Hirten, der beim Anblick der Wolke, die Sturmwind bringt, erschaudert und das Vieh in eine Höhle treibt, bevor der Sturm ausbricht. Auch hier weicht Quintus von Homer ab: Der Sturm ist da und die Ziegen bzw. die Hirten warten das schlechte Wetter an einem sicheren Ort ab und wagen nicht, ihren Schutz zu verlassen, bevor der Sturm nachlässt, wovon bei Homer keine Rede ist. Der homerische Ausdruck: „ἄγεη δέ ηε ιαίπαπα πνιιήλ― in Verbindung mit der pechschwarzen Wolke, deren Dunkelheit und Dichte die θπάλεαη θάιαγγεο symbolisieren (Il. 4, 281 f.), weist auf PH 8, 380: „ιαίιαπα θπαλέελ―, 381 f.: „λεθέεζζη / ηαξθέζηλ― und 7, 134: „ὅο ηε θέξεη ληθεηφλ ηε πνιὺλ θξπεξήλ ηε ράιαδαλ― hin. Sehr nahe kommt den beiden oben behandelten Gleichnissen der Posthomerica das Gleichnis bei Triphiodoros 189–199, mit dem das Ausharren der Achaier im hölzernen Pferd, die dafür unerträgliche Mühen auf sich genommen haben, veranschaulicht wird: „ὣο δ‘ ὁπόηε θξπκνζηλ ἀειινπόδσλ λεθειάσλ / έξα παρλώζαζα ρηὼλ ἐπάιπλελ ἀξνύξαο, / ηεθνκέλε δ΄ ἀλέεθε πνιὺλ ῥόνλ· νἱ δ΄ ἀπὸ πέηξεο / ὀμὺ θαηαζξῴζθνληα θπβηζηεηξη θπδνηκῶ / δνῦπνλ πνπηήμαληεο ὀξηηξεθένο πνηακνν / ζξεο ἐξσήζαληεο πὸ πηύρα θνηιάδνο ελο / ζηγῆ θξηθαιέῃζηλ ἐπὶ πιεπξῆζη κέλνπζη, / πηθξὰ δὲ πεηλάνληεο ὀηδπξο π΄ ἀλάγθεο / ηιήκνλεο ἐθδέραηαη͵ πόηε παύεηαη ὄβξηκνλ ὕδσξ· / ὣο νἵγε γιαθπξνν δηὰ μπιόρνην ζνξόληεο / ἀηιήηνπο ἀλέρνλην πόλνπο ἀθκηεο Ἀραηνί.― Zu diesem Gleichnis siehe ausführlich Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 228 f. Ähnlich wie in 7, 132 ff. handelt es sich in diesem Gleichnis um Tiere, die erschrocken vor der Gewalt der Natur in der Höhlung einer Felsenspalte, die ihnen als Lager dient, schweigend mit zitternden Flanken ausharren, obwohl sie unter großem Hunger leiden. Bei Triphiodor erschreckt die Tiere ein mächtiger Strom, der durch die Schneeschmelze entstanden ist. Zu Beginn des Gleichnisses berichtet der Erzähler, wie der Schnee die Luft erstarren lässt und die Gefilde bedeckt, weil er damit die Entstehung des gewaltigen Stromes durch die Schneeschmelze für den Leser vorstellbar machen will. Triphiodor übernimmt das Partizipium πνπηψζζνληεο aus PH 7, 132, mit dem Quintus die Furcht der sich verschanzenden Achaier vor Eurypylos darstellt, und überträgt es in die Form πνπηήμαληεο (v. 193), um den Schrecken der Wildtiere vor der donnernden Flut, die sich mit übermächtigem Getöse jäh von einem Felsen stürzt, zu bezeichnen. Anders als in den beiden Gleichnissen bei Quintus symbolisiert die Gewalt der Natur bei Triphiodor nichts, aber ähnlich wie in den Posthomerica hebt der Dichter der Ἰιίνπ ἅισζηο das geduldige Abwarten der Tiere in der Schlucht des Tals hervor, bis das gewaltige Wasser nachlässt, was sowohl auf PH 7, 139 wie auch 8, 383b– 384 hinweist. Das konzessive Partizipium (vgl. PH 7, 135b; 8, 382) findet sich auch bei Triphiodor in v. 196: „πηθξὰ πεηλάνληεο―, wobei bei Quintus das Verlangen nach dem Weiden im Freien direkt, bei Triphiodor jedoch nur indirekt unter Hervorhebung der bitteren Zwangslage des Hungerns ausgedrückt wird.
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142 αὐηὰξ und das darauffolgende Wenn-Satz-Motiv (vv. 143–144a) leiten zur weiteren Erzählung über, vgl. PH 1, 494. λῆαο … ζνὰο: Dieser häufig verwendete homerische Ausdruck findet sich nur viermal in den Posthomerica (noch in 3, 498; 6, 98; 9, 336), hier mit Sperrung wie z. B. in Il. 2, 619; Od. 24, 299. ἔκειιε … ὀιέζζεηλ: vgl. Nonn., Dion. 31, 55: „ἔκειιε … ὀιέζζαη―, in der Ilias 13, 349: „ἢζειελ ιαὸλ ὀιέζζαη―. Der Ausdruck ιαὸλ (ἀπ)νιχλαη kommt noch in PH 1, 94, 522 vor. v. 142a überliefern P, Nr; H lässt ihn aus. ρεξζὶλ ὑπὸ θξαηεξῇζηλ = PH 8, 164; vgl. auch A.G. 16, 105, 5 f. (Philippos); in PH 4, 440: „ρεηξὸο πὸ θξαηεξο― (vgl. Pind., P. 11, 18). In den Posthomerica findet sich der Ausdruck θξαηεξὴ ρείξ insgesamt vierzehnmal (vgl. noch: 4, 251, 359, 447; 6, 242, 288; 7, 33; 9, 450; 11, 31, 46; 13, 318 f.; 14, 551) im Unterschied zu Homer, bei dem er sich nur einmal in Od. 4, 287 findet. Homer verwendet andere Adjektive zu ρείξ, die teilweise auch bei Quintus vorkommen: βαξείε (vgl. Il. 1, 219; 13, 410; Od. 18, 56; PH 1, 762; 4, 363), ζηηβαξή (vgl. Il. 13, 505; 23, 843; PH 4, 456; 11, 108); παρείε (vgl. Il. 10, 31; Od. 6, 128), ζξαζεία (vgl. Il. 11, 553, 571; Od. 5, 434). ἐπὶ ρζόλα ηερνο ἐξύζζαο: ἐξχσ hier in der Bedeutung von „herunterreißen― wie in Il. 12, 258, wo Hektor mit den Troern die Schutzmauer der Achaier zu durchbrechen versucht. Das Verbum findet sich in dieser Bedeutung noch in den PH 8, 393. Hier erinnert der Dichter seinen Leser an die Taten Hektors in der Ilias, der am Ende des zwölften Gesanges die Torflügel der Achaier zerstörte, in die Tore hineinsprang und die Troer dazu antrieb, die Schutzmauer zu überwinden, während die Achaier zu ihren Schiffen flohen (12, 440 ff.), sowie an Hektors Bemühungen in den darauffolgenden Büchern, die Schiffe der Achaier zu verbrennen (vgl. 13, 136 ff.), und die erste Brandstiftung (16, 114 ff.). Eurypylos tritt also in den vv. 142–142a an die Stelle Hektors, der in der Ilias beinahe die Schutzmauer niedergerissen und die Schiffe zerstört hätte. 143–144a εἰ κὴ Τξηηνγέλεηα … Ἀξγείνηζηλ: vgl. PH 1, 289: „ἐλ γάξ νἱ ζηέξλνηζη ζξάζνο βάιε Σξηηνγέλεηα―. Zum Ausdruck ζξάζνο βάιιεηλ, der nur in den PH vorkommt, vgl. 3, 14; 9, 299. ὀςέ πεξ: auch in PH 12, 422. Vgl. Il. 9, 247; 23, 7; Pind., N. 3, 80; Apoll. Rh., Arg. 1, 251; 3, 12, 422. Zu einem Eingreifen der Athene zwecks Abwendung eines Ereignisses, das ungünstig für die Achaier und vorteilhaft für die Troer gewesen wäre, vgl. PH 12, 396–398. PH 7, 143 f., wo Athene die Achaier mit Mut zum Kampf in einer für diese schlechten Situation beseelt, erinnert an Il. 2, 450–452, wo Athene interveniert und die vorangegangene Debatte der Achaier „Weiterkämpfen vs. Heimfahrt― zugunsten des Weiterkämpfens entscheidet. Mit der Aigis durchströmte sie das Volk der Achaier und trieb sie so zur Schlacht an, ließ bei jedem die Kraft zum Kampf in seinem Herz aufflammen und ermunterte sie auf diese Weise zum unablässigen Kampf, so dass die Achaier den Kampf der Heimkehr vorzogen: „ζὺλ ηῆ (sc. Aigis) παηθάζζνπζα δηέζζπην ιαὸλ Ἀραηλ / ὀηξύλνπζ᾽ ἰέλαη· ἐλ δὲ ζζέλνο ὦξζελ ἑθάζηῳ / θαξδίῃ ἄιιεθηνλ πνιεκίδεηλ δὲ κάρεζζαη.― Zu dieser Partie vgl. Latacz (Hrsg.), Homers Ilias. Ge-
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samtkommentar, Band II: zweiter Gesang, Kommentar, München und Leipzig 2003, 132. Ähnlich Il. 11, 10–14 (Eris); 14, 147–152 (Poseidon). 144b–147 ἄιιεθηνλ: Neutrum als Adv., ursprünglich als innerer Akkusativ (sc. hier βέιε wie in PH 3, 335: „βάιινληεο ζηνλφεληα βέιε―), unablässig, „ohne in ihrer Kraft nachzulassen― (siehe LfgrE s.v.). Das Adverb kommt an den Ilias-Stellen 2, 452; 11, 12; 14, 152 in folgendem Ausdruck vor: „ἄιιεθηνλ πνιεκίδεηλ δὲ κάρεζζαη―, in dem von der Wirkung eines göttlichen Eingreifens die Rede ist; als Adverb in den PH auch noch: 3, 132, 422, 513; 14, 403. ἀθ’ ἕξθενο (hier die Schutzmauer) αἰπεηλνν: Diese Junktur ist noch in 7, 501 und 13, 256 und nur bei Quintus zu finden. Man vergleiche auch die Variationen „ἀθ‘ ἕξθενο ςεινν― 11, 354 und „ηείρενο αἰπεηλνν― (6, 167, 179; 11, 293). In der Ilias wird die Schutzmauer der Achaier nie als ἕξθνο bezeichnet, wobei dieses Substantiv bei Homer für Mauer, Zaun verwendet wird; in den Posthomerica vgl. auch 7, 415 ff. (bes. 420), 501, 527; 11, 354; 13, 256; 14, 651. Zu v. 145 vgl. bes. 13, 335: „βάιινληεο ζηνλφεληα βέιε―. ἀληεξνο βειέεζζη: diese Junktur findet sich nur hier; bei Quintus begegnet uns auch αἰρκὴ ἀληεξή (8, 308; 10, 150, 219). Bei Homer steht in diesem Zusammenhang „θαθὸλ βέινο― (Il. 1, 382), „βέιεα ζηνλφεληα― (Il. 8, 159; 15, 590; 17, 374; dies auch in den PH z. B. 10, 223; 11, 370, 484; 13, 335). Dazu vgl. auch PH 7, 485. θηελνλ ἐπαζζπηέξνπο: sie töteten einen nach dem anderen, in Massen, vgl. Il. 1, 382 f.: „ἥθε (sc. Apollon) δ‘ ἐπ‘ Ἀξγείνηζη θαθὸλ βέινο· νἱ δέ λπ ιανὶ / ζλῆζθνλ ἐπαζζχηεξνη―. δεύνλην δὲ ηείρεα … / … πέιε θσηλ: Zugrunde liegen die iliadischen Verse 12, 430 f. aus der Teichomachie: „πάληῃ δὴ πύξγνη θαὶ ἐπάιμηεο αἵκαηη θσηλ / ἐξξάδαη᾽ ἀκθνηέξσζελ ἀπὸ Σξώσλ θαὶ Ἀραηλ.― Quintus variiert PH 7, 146b f. in 12, 508 f. in einem anderen Zusammenhang, im Prodigienkatalog nach dem Einlass des hölzernen Pferdes in die Stadt. Zu δεύνλην … ιύζξῳ: vgl. PH 3, 317; 6, 279; 12, 508; Nonn., Dion. 7, 174; 25, 68. ιύζξῳ / ιεπγαιέῳ: Alliteration des l mit Enjambement. Diese Junktur findet sich nur hier. Vgl. auch in den PH 3, 395: ἀξγαιέῳ ι.; 8, 287: ἀιγηλφεληη ι.; 11, 319; 12, 550: θαθῶ ι.; 13, 129: ιπγξῶ ι. ζηνλαρὴ δὲ δατθηακέλσλ πέιε θσηλ: vgl. PH 13, 101 f. : „ζηνλαρὴ δὲ δατθηακέλσλ αἰδελ / ἔπιεην ιεπγαιέε―, 14, 515 f.: „ζηνλαρὴ δὲ θαὶ νἰκσγὴ θαηὰ λαο / ἔπιεη᾽ ἀπνιιπκέλσλ―. δατθηακέλσλ … θσηλ: Quintus variiert hier den homerischen Ausdruck „δατθηακέλσλ αἰδελ― (am Versende) in Il. 21, 146, 301. δατθηάκελνο erscheint innerhalb des frühgriechischen Epos nur bei Homer an den oben genannten Ilias-Stellen, dann häufiger bei Quintus (fünfzehnmal) – man bemerkt das Streben des Dichters, seltene homerische Wörter häufig zu benutzen. Βei Nonnos erscheint es zweimal: Dion. 23, 117; 36, 478. Ein ähnliches Bild bietet uns der Dichter in 8, 420–422. 148–149 Αὕησο δ᾽ αὖ: vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 1321; 3, 451; Maxim. Astrol., Katarch. 7, 297. Hier hat der Ausdruck die Bedeutung von „so auch nun― und verweist auf die Schlacht im sechsten Buch (vv. 316–643). λύθηαο ηε θαὶ ἢκαηα δεξηόσλην: vgl. 10, 14. Siehe Tsomis, PH 10 zu St. Der Ausdruck λύθηαο ηε θαὶ ἢκαηα findet sich schon in der frühgriechischen Epik: Il. 18, 340; 24, 745; Hes., Th. 722 = 724;
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Erga 385, 562. Damit wird die Heftigkeit und Dauer des Kampfes hervorgehoben. Man braucht diesen Ausdruck nicht wörtlich zu nehmen, denn sowohl bei Quintus wie auch bei Homer findet keine Schlacht während der Nacht statt (vgl. auch Vian, Ausg. II, 111, 2). Κήηεηνη Τξέο ηε θαὶ Ἀξγενη κελεράξκαη: Zu v. 149a vgl. 6, 168 im ersten Halbvers. Zu 149b vgl. PH 7, 733 und 3, 328 am Verschluss. Es handelt sich um eine Variation des homerischen Il. 9, 529: „θαὶ Αἰησινὶ κελεράξκαη― an der gleichen Versstelle. In den Posthomerica charakterisiert das Epitheton κελεράξκεο (standhaft im Krieg), immer am Versende, nur die Griechen (vgl. auch 3, 328: „Γαλανὶ κελεράξκαη―) sowohl als Volk (vgl. Il. 9, 529) wie auch als Bezeichnung einzelner griechischer Helden (4, 487: Euryalos, 538: Eurypylos; 8, 93: Aristolochos). Mit Ausnahme von Il. 14, 376 und dort nur in seiner Nebenform κελέραξκνο findet sich das Adjektiv κελεράξκεο bei Homer am Versende und mit Ausnahme von Il. 11, 122 („Ἱππφινρνλ κελεράξκελ―) bezeichnet es griechische Helden, vorwiegend Antilochos (Il. 13, 396; 15, 582; 23, 419); Hipponoos (11, 303); ἀλήξ – bezogen auf einen Achaier (14, 376). Einzelne Helden werden mit diesem Adjektiv auch in der übrigen Epik charakterisiert: Hes., Fr. 5, 4 M.-W.; Orph. Arg. 216. Bei Nonnos, Dion. erscheint ausschließlich die Nebenform κελέραξκνο, jedoch nicht am Versende und bezeichnet unter anderen Athene (31, 244; 32, 267) und Ares (20, 363). Außerhalb der Epik findet sich das Adjektiv bei Stesichoros, Fr. 45 col. 2, 9; Fr. Bucol.: Pan et Echo (P. Vindob. 29801) 1r., 9 GDRK; A.G. 2, 1, 370 (Christodoros). Als Synonym zu diesem Adjektiv erscheint das homerische κελεπηφιεκνο, das bei Quintus neben einzelnen griechischen und troischen Kriegern auch kollektiv die Argeier (3, 19; 6, 59; 14, 235) wie auch einmal die Karer (8, 83) und die dardanischen Krieger (11, 425) charakterisiert. 150–151 ἄιινηε κὲλ … ὁηὲ δ’: Dieser Ausdruck findet sich bei Homer nur einmal: Il. 11, 566–568, dann bei Apoll. Rh., Arg. 3, 1022 f. sowie dreimal bei Nikand., Ther. 210, 288; Alex. 354 f. In den Posthomerica kommt er insgesamt sechsmal vor: vgl. noch 3, 432 f.; 9, 116 f., 239; 10, 267 f.; 12, 350 f. (mit Campbell, A Commentary ... zu 12, 350). πξνπάξνηζε λελ: siehe zu v. 4. καθεδλὸλ / ηερνο: bedeutet hier hoch (vgl. PH 3, 303 f.) als Variante zu „ἀθ‘ ἕξθενο αἰπεηλνν― (v. 144). κινο άζρεηνο: Diese Junktur kommt nur hier vor. Vgl. PH 5, 32: „θιφλνλ ἄζρεηνλ―, 144: „ἐπὶ δξηλ ἀάζρεηνλ―. Bei Homer kommt (ἀ)άζρεηνο nicht in Verbindung mit Getümmel und Schlacht, sondern mit κέλνο (Il. 5, 892; Od. 2, 85 = 303 = 17, 406; 3, 104; 20, 19) und πέλζνο (Il. 16, 548 f.; 24, 708) vor. 151–155 Zu v. 151b siehe v. 124b. θόλνην θαὶ ἀξγαιέεο ὑζκίλεο: In PH 10, 186 ist das Adjektiv Attribut zu Φφλνο: „ζκλαη ἐλέθεηλην κεη‘ ἀξγαιένην Φφλνην―; ἀξγαι. ζκίλε auch in 7, 264 und 8, 140 immer am Versende. Vgl. auch Il. 17, 543 f.; ἀξγαιένο zu θφλνο noch PH 1, 197 mit den Ausführungen von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 496, 307 f.; 3, 348; 6, 351 und 10, 186; zu πφιεκνο: PH 2, 76; 6, 497; 10, 95; 12, 258; zu θπδνηκφο: PH 5, 26, 220; 6, 610; 7, 156; 8, 456; 11, 127 f.; zu δξηο: PH 6, 12; 8, 183; zu θχινπηο PH 7, 636. Zu 152–
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153a vgl. Il. 7, 29: „λῦλ κὲλ παύζσκελ πόιεκνλ θαὶ δετνηηα―, 290: „λῦλ κὲλ παπζώκεζζα κάρεο θαὶ δετνηηνο―, 376 f. (= 395 f.): „παύζαζζαη πνιέκνην δπζερένο―; 15, 160: „παπζάκελόλ κηλ ἄλσρζη κάρεο δὲ πηνιέκνην―; Opp., Hal. 4, 681 f.: „θινίζβνπ ηε θαὶ ἀξγαιένην θπδνηκνῦ / παχζσληαη―; PH 8, 456: „παπζώκεζζα πόλνην θαὶ ἀξγαιένην θπδνηκνῦ―. πνιέκνην κεζέληεο: vgl. Il. 4, 351; 13, 97, 118. δώσζη: diese Form findet sich nur einmal bei Quintus. In der anderen Epik vgl. Il. 1, 137; Hes., Th. 222; Apoll. Rh., Arg. 1, 898; 1, 1293. Vgl. Epimer. Hom. 137, 2: „δψσζηλ: ἔζηηλ ἀνξίζηνπ δεπηέξνπ πνηαθηηθνῦ ἐλεξγεηηθνῦ θαὶ πξνζζέζεη ηνῦ σ· ἔζηη γὰξ ἐὰλ δ, ἐὰλ δῶο θαὶ ἐὰλ δῶ θαὶ θαηὰ πιενλαζκὸλ ηο ζη θαὶ πξνζζήθῃ ηνῦ σ, ἐὰλ δώσζηλ.― δατθηακέλνπο ἐλὶ ράξκῃ: noch in 1, 630 und 11, 243, nur in den Posthomerica und immer am Versende zu finden. Zu δατθηακέλνπο siehe v. 147; zu ράξκε siehe die Ausführungen von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 199 f. zu PH 1, 34. Wie D. Mezza, in: Lelli, Quinto di Smirne …, 765 bemerkt, lasse Quintus, in seinem Versuch, die Monotonie der Kampfschilderung durch variatio zu mäßigen, nie die Schilderung von Bestattungen aus. Dazu vgl. auch Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 177, der die Ansicht vertritt, dass das große Gewicht, das Quintus auf die Beisetzung der Toten lege, selbst der Unbedeutenderen, die häufige Erwähnung von Besuchen und Ehrerbietungen an den Grabmalen sowie den Respekt, den er sogar für die Feinde im Falle ihres Todes einfordere, der Erklärung bedürfe nicht nur, weil es sich hier um ein bedeutendes Erbe handele (siehe z. B. Od. 22, 412), sondern auch aus Gründen des Einflusses der Epoche in der Quintus lebe, einer Epoche, die, was die Beisetzungsgewohnheiten angehe, nur wenig von der homerischen abweiche und die mit besonderer Hingabe den Pflichten ihren Toten gegenüber nachkomme, wie auch durch das archäologische Material bezeugt werde. 156–160 Αὐηὰξ ὅ γ᾽ αἶς᾽ ἐπίζεζε: vgl. PH 9, 215; 13, 415 (auch nach einer direkten Rede); vgl. auch 10, 263. Dieser Ausdruck entspricht dem homerischen: „ὁ δ‘ ἄξ‘ νθ ἀπίζεζε― (Il. 3, 120, 8, 319 u.a.) immer nach einer direkten Rede, die einen Befehl ausdrückt; dieser Ausdruck kommt auch bei Quintus in 3, 702 und 14, 480 vor. Zu ἀξγαιένην θπδνηκνῦ siehe v. 152; in Verbindung mit παπζάκελνη zu Beginn des nächsten Verses bietet Opp., Hal. 4, 681 f.: „θαὶ ἀξγαιένην θπδνηκνῦ / παύζσληαη― vielleicht die nächstliegende Parallele. πεξηηαξρύζαλην: es verstärkt das Simplex ηαξρχνκαη, ein Hapax. Zum Ausdruck λεθξνὺο πεξηηαξρύζαλην vgl. Nonnos, Dion. 37, 96: „λεθξὸλ ἐηαξρχζαλην―; vgl. auch PH 7, 165: „ηάξρπζαλ θηακέλνπο―. ἐλ θνλίῃ ἐξηπόληαο: vgl. v. 122: „θαηήξηπνλ ἐλ θνλίῃζη―. ἔμνρα πάλησλ: vgl. auch PH 5, 147; Il. 14, 257; 24, 113, 134; Od. 4, 171; Epic. Adesp. 2, 83 Powell (CA); Orph. Arg. 161, 612 immer am Versende. Zu 158b–159a vgl. PH 1, 814 f.: „ἔμνρα δ‘ ἄιισλ / ἀκθ‘ ἀγαζνῦ κχξνληαη Πνδάξθενο―. βάινλ δ’ ἐπί: Tmesis. Zu 159b ff. vgl. PH 1, 820–822. Der Ausdruck εὐξὺ κάι’ ὑςειόλ ηε, den Quintus noch einmal in 9, 272 zur Bezeichnung einer Welle benutzt, erinnert an die Errichtung des Grabes von Patroklos, das sich Achilleus zunächst nicht sehr groß wünscht. Die zurückgebliebenen Achaier mögen es dann nach Achilleus‘ Tod mächtiger errichten (Il. 23, 245–248); vgl. Il. 23, 247: „εξχλ ζ‘ ςειφλ
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ηε―. Man vergleiche noch Triph., 104 zur Bezeichnung des hölzernen Pferdes. Zu ἀξίδεινλ zur Charakterisierung eines Grabs vgl. IG VII 1 f. (Megara): „ἀξίδεινλ / κλκα― und Chariton, 4, 1, 5: „"βαδίδσκελ, ὦ γύλαη" θεζίλ, "εἰο ἄζηπ, θἀθε πξὸ ηο πόιεσο ςειὸλ θαὶ ἀξίδεινλ θαηαζθεπάζσκελ ηάθνλ, ὥο θελ ηειεθαλὴο ἐθ πνληόθηλ ἀλδξάζηλ εἴε.― und PH 1, 822: „ζκ᾽ ἀξίδεινλ― zum Grab von Podarkes (zu der Stelle PH 1, 811 ff. siehe unten). Zu 159b–160 vgl. Od 24, 80–84 zur Errichtung des Grabhügels von Patroklos, Achilleus und Antilochos: „ἀκθ᾽ αηνζη δ᾽ ἔπεηηα κέγαλ θαὶ ἀκύκνλα ηύκβνλ / ρεύακελ Ἀξγείσλ ἱεξὸο ζηξαηὸο αἰρκεηάσλ / ἀθηῆ ἔπη πξνρνύζῃ, ἐπὶ πιαηε ιιεζπόληῳ, / ὥο θελ ηειεθαλὴο ἐθ πνληόθηλ ἀλδξάζηλ εἴε / ηνζ᾽, νἳ λῦλ γεγάαζη θαὶ νἳ κεηόπηζζελ ἔζνληαη.― Mit v. 160 deutet der Dichter der Odyssee an, dass er schon ein solches Grabmal kannte. Eine ähnliche Annahme bietet auch Quintus mit seinem Hinweis auf den Besuch an Peneleos‘ Grabhügel: ein solcher Grabhügel wäre noch zu Quintus‘ Zeit zu sehen. D. Mazza, in: Lelli, Quinto di Smirna…,765 bemerkt, dass das topographische Interesse an den iliadischen Orten vorwiegend seit der hellenistischen Zeit gewachsen sei. In dieser Hinsicht kann man, wie D. Mazza ausführt, an den Besuch von Alexander dem Großen in den Ruinen der Priamosstadt und an Achilleus‘ Grab (vgl. bes. Arr., An. 1, 2, 12 und Plutarch., Alex. 15) erinnern, wie auch an Caesars Besuch in Troia (vgl. Lukan, Phars. 9, 950–959). Von den Gräbern und den Kulten homerischer Helden spricht Strabon (13, 1, 28–32). Quintus‘ Interesse an solchen Örtlichkeiten zeigt sich vorwiegend in den vv. 403 und 408–410 des siebten Buches (Grabstellen von Achilleus und Protesilaos): Das Schiff von Skyros mit Neoptolemos segelt an diesen Orten vorbei. Zu dem Kult homerischer Heroen in der Antike siehe vorwiegend V. Pirenne-Delforge; E. Suarez de la Torre (Hrsgg.), Heros et heroines dans les mythes et les cultes grecs, Liege 2000 mit umfangreicher Sekundärliteratur. Vgl. auch R. Hägg (Hrsg.), Ancient Greek Hero Cult. Proceedings of the Fifth International Seminar on Ancient Greek Cult, 2123 April 1995, Stockholm 1999 und Kerasia A. Stratiki, Terminologie sacrificielle et culte héroïque. ναγίζειν et Θύειν chez Pausanias: une étude comparative, Athènes 2012. 161–164a πιεζὺλ δ᾽ αὖη᾽ ἀπάλεπζε δατθηακέλσλ ξώσλ: vgl. PH 1, 820–821a: „… πιεζὺλ κὲλ … ηαξρύζαλην / ηεζλαόησλ― (zu der Stelle PH 1, 811 ff. siehe unten); Nonn., Dion. 36, 201: „πιεζχη ηνζζαηίῃ λεθξλ―; 39, 298: „πιεζύη λεθξλ―. δ᾽ αὖη᾽ ἀπάλεπζε: PH 6, 154; 7, 728. δ‘ αὖη‘ fungiert hier als ein schwach adversativer Ausdruck (hingegen), der Peneleos‘ Bestattung derjenigen der Masse der anderen achäischen Gefallenen gegenüberstellt. δατθηακέλσλ ξψσλ: vgl. v. 147. Der Ausdruck findet sich noch zweimal in PH am Versende: 3, 31 und 7, 710. ζάςαλ ἀθερέκελνη κεγάιῳ πεξὶ πέλζετ ζπκόλ: vgl. PH 1, 632 zum Tode Penthesileias: „ἄζπεη‘ ἀθερέκελνη κεγάιῳ πεξὶ πέλζετ ζπκφλ.― πεξὶ πέλζετ fungiert hier kausal wegen ἀθερέκελνη (Ausdruck des Affektes); vgl. etwa hom. Hymn. Dem. 77; Eur., Hel. 1342.; in den PH 3, 687; 7, 384. Man bemerke auch, dass πέλζετ ζπκφλ in den Posthomerica formelhaft am Versende zu finden ist: 1, 632; 3, 647, 780; 7, 162, 660; 14, 185. ππξθατὴλ ἅκα πᾶζη κίαλ πεξηλεήζαληεο / θαὶ
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ηάθνλ: Zeugma. πεξηλεέσ, πεξηλήσ: ringsherum häufen, zusammenlegen. Das Verbum erscheint zum ersten Mal bei Herodot, 2, 107; 4, 164. Zum Ausdruck vgl. Plut., Mor. 583 A: „ηνο ζπλεζηζη … πῦξ πεξηέλεζαλ―; PH 3, 678: „ππξῆ πεξηλεήζαλην―. 164b–165a Ὣο δὲ θαὶ αὐηνὶ: vgl. PH 1, 777; achtmal bei Apoll. Rh., Arg. Τξώηνη πἷεο: dieser Ausdruck kommt nur bei Quintus vor, dreiundzwanzigmal; an dieser Versstellung noch in 2, 97; 6, 124, 182, 646; 7, 624; 8, 359; 11, 367; 14, 157; 14, 322. Bei Homer finden wir Tξψσλ πἷεο: Il. 23, 175, 181; Od. 24, 38. ἀπόπξνζη: in der epischen Dichtung an der gleichen Versstelle. Zu ἀπφπξνζη … / ηάξρπζαλ vgl. PH 1, 820 f.: „ἀπφπξνζη ηαξρύζαλην / ηεζλαόησλ―; 14, 242: „ἀπφπξνζη ηαξρχζαζζαη―. Diese Partie 151–165a verweist auf die Ilias-Stelle 7, 372 ff. (~ 386 ff.): Priamos schlägt den Troern vor, Idaios solle zu den Schiffen der Achaier gehen und mit Agamemnon und Menelaos unter anderem darüber verhandeln, ob diese gewillt seien, eine Kampfpause einzulegen, bis sie die Toten verbrannt haben. Eine Kampfpause zur Verbrennung von Toten, um die ein Bote bei dem Feind bittet und in die schließlich eingewilligt wird, findet sich in den Posthomerica noch an zwei anderen Stellen: In 1, 785 ff. und in 9, 33 ff. Im ersten Buch gestatteten die Atreussöhne den Troern die Rückkehr von Penthesileias Leiche nach Ilion (PH 1, 785–788), nachdem sie von Priamos‘ ἀγγειίελ erfahren hatten. Priamos ließ einen mächtigen Scheiterhaufen errichten und die Troer bestatteten Penthesileia nach ihrer Verbrennung voll Kummer in der Nähe eines hohen Turmes neben den Gebeinen des Laomedon (PH 1, 789–803). Die Achaier übergaben hingegen ihre Gefallenen dem Feuer, wobei sie besonders den herausragenden Podarkes beklagten, der vom Speer der Penthesileia tödlich getroffen worden war und fern von der Masse der anderen Toten bestattet wurde. Aufgrund seines großen Mutes, errichteten die Griechen ein ἀξίδεινλ Grabmal (PH 1, 811–822) nur zu seinen Ehren. Zu Beginn des neunten Buches findet sich eine Waffenruhe, die nach einer Übereinkunft zwischen Agamemnon und Priamos ausgerufen wurde – letzterer sendet einen Boten zu Agamemnon mit der Bitte um die Verbrennung der Toten. Vor allem wird der gefallene Eurypylos von den Troern geehrt, dem vor dem Dardanischen Tor ein besonderes Grabmal (ἀπνθηακέλσλ ἑθὰο ἄιισλ, PH 9, 43 f.) errichtet wird. Im 7. Buch schicken die zurückgedrängten Achaier eine ἀγγειίε zu Eurypylos mit der Bitte um Waffenstillstand, der auf beiden Seiten dazu genutzt wird, die Gefallenen zu bestatten. Eurypylos stimmt der Waffenruhe zu. Die Achaier ἔμνρα πάλησλ betrauern Peneleos und errichten ihm ein besonderes Grabmal. Ich bin der Ansicht, dass der Dichter mit der Wiederholung des Themas der Waffenruhe zur Bestattung der Gefallenen im siebten Buch an die Partie am Schluss des ersten Buches erinnert. Der sprachliche und thematische Verweis (siehe auch Vian, II Ausg. 111) auf die Waffenruhe zum Zweck der Verbrennung und Bestattung der Gefallenen, insbesondere der Penthesileias, die von Achilleus getötet wurde, dient einer indirekten Vorankündigung von Eurypylos‘ Tod kurz vor dem Wechsel des Schauplatzes auf Skyros, vv. 169 ff. (Abholung Neopto-
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lemos‘ nach Troia). Eurypylos, der größte Verbündete und die letzte Hoffnung der Troer, wird von Neoptolemos, dem Sohn des Achilleus, getötet. Im siebten Buch gestattet der bis dahin in der Schlacht überlegene Eurypylos, ähnlich wie die Atreussöhne im ersten Buch, eine Waffenruhe zur Bestattung der Toten. Zu Beginn des neunten Buches erlaubt Agamemnon, der sich nun durch die Taten von Achilleus‘ Sohn im Kampf überlegen zeigt, den Troern die Verbrennung und Bestattung ihrer Gefallenen, unter ihnen die des Eurypylos, der durch Achilleus‘ Sohn gefallen ist. Die Handlungen sind ganz bewusst in Beziehung zueinander gesetzt. 165b–168 ινὴ δ᾽ Ἔξηο: vgl. Timon, Fr. 796, 1 (SH). Quintus verwendet das Adjektiv hier als Attribut zu Eris, das in Il. 18, 535 Ker charakterisiert. In den PH charakterisiert ὀινή Aisa (3, 650; 10, 396; 11, 306); Enyo (8, 286). νὐθ ἀπέιεγελ: absolut gebraucht wie in PH 1, 314 und 9, 287; vgl. auch Nonnos, Dion. 1, 176. Zu 166–167 vgl. PH 5, 31 f: „ἐλ δ‘ Ἔξηο νινκέλε θαὶ ξηλλχεο ὀβξηκφζπκνη / κὲλ ἐπνηξχλνπζα πνηὶ θιφλνλ ἄζρεηνλ ἄλδξαο / ἐιζέκελ―; vgl. auch PH 8, 186 ohne Infinitivergänzung. ζξαζὺ ζζέλνο + Personennamen im Genitiv findet sich siebenmal bei Quintus. Für Eurypylos noch in 6, 541; 8, 171 (vgl. Tsomis zu PH 10, 112). Quintus variiert hier das epische (κέγα) ζζέλνο + Personennamen im Genitiv (Il. 18, 607; 23, 827; auch Apoll. Rh., Arg. 1, 531; 3, 560; vgl. Il. 13, 248; Hes., Erga 598), das bei Quintus auch vorkommt, wobei sich noch die Ausdrücke ὀινφλ (1, 607), ἐχ (5, 424), βαξχ (6, 14) ζζέλνο + Personennamen im Genitiv finden. ἀληηάαλ δείνηζηλ: wie in PH 2, 312; 8, 249; vgl. 8, 6. ὁ δ’ νὔπσ ράδεην λελ: vgl. z. B. Il. 12, 406 f.; 18, 160; mit Genitiv wie z. B. Il. 11, 539; 16, 736. ἐπὶ … ἀέμσλ (Tmesis) wie Od. 14, 65; PH 5, 575 und 13, 248. Zu v. 168 vgl. PH 5, 575: „ὅο ηε βξνηνζη θαθὴλ ἐπὶ δξηλ ἀέμεη―; vgl. etwa Od. 14, 65. Zu θαθὴλ ἐπὶ δξηλ vgl. A.G. 16, 44, 3 (Agathias): „θαθὴλ κεηὰ δξηλ―.
3.
vv. 169–411: Die Gesandtschaft auf Skyros
Narratologische Bemerkungen: Schauplatzwechsel: Die Gesandtschaft erreicht Skyros. Die Partie 169–411 schildert die Ankunft auf Skyros sowie Aufenthalt und Abfahrt der Gesandtschaft nach Troia. Im sechsten Buch (vv. 96–115) wird der Aufbruch von Diomedes und Odysseus von Troia nach Skyros um Neoptolemos zu holen behandelt. Bei Sophokles, Philokt. 344 – wahrscheinlich auch in dem Sophokleischen Drama Skyrioi – waren es Odysseus und Phoinix, die im Auftrag der Griechen nach Skyros aufbrachen, um Neoptolemos zu bitten, ihnen nach Troia zu folgen; in der Odyssee 11, 508 f. und in der Kleinen Ilias (Procl. Chrest. 206 Seve.; p. 74 Bernabé) reiste Odysseus allein. Im siebten Buch sind Odysseus und Diomedes nunmehr auf Skyros gelandet. Vian (Ausg. II, 95 f.) und ihm folgend auch Ursula Gärtner, Der Untergang Trojas, 1. Band, 308 f. (siehe auch ihre Ausführungen, Quintus Smyrnaeus und die Aeneis, 103 f.) heben die zeitliche Inkongruenz der Handlungen hervor, die parallel geschehen sein sollen: Einerseits die Reise nach Skyros, die Landung und der Aufenthalt auf der Insel, die Rückfahrt der Gesandtschaft zusammen mit Neoptolemos nach Troia und ihr unmittelbarer Einsatz im zweiten Kampf gegen Eurypylos und andererseits die Ankunft Eurypylos‘ in Troia, der erste Kampf, den die einbrechende Nacht unterbricht, und der zweite Kampf, der in den vv. 148 f. „λχθηαο ηε θαὶ ἢκαηα― dauerte und durch einen Waffenstillstand zur Verbrennung und Bestattung der Gefallenen auf beiden Seiten unterbrochen wurde (vv. 151–165). Beide Wissenschaftler sind nach einer genauen Analyse der Handlungen im 6. und 7. Buch der Ansicht, dass die Anzahl der Tage nicht deckungsgleich ist: Die Gesandtschaft sei nur vier Tage unterwegs, während in Troia in der Zwischenzeit mindestens sechs Tage vergangen seien. Vian gibt eine Lösung dieser Inkongruenz, indem er die vv. 148–168 für eine spätere Hinzufügung bzw. Überarbeitung hält, weil der Dichter von der Bestattung des Peneleos berichten wollte und dies auf Kosten des chronologischen Ablaufs der Geschehnisse getan habe. Vian meint auch, dass uns mit einer Entfernung dieser später hinzugefügten Verse (vv. 142–168 oder noch besser 146–165) eine andere Schwierigkeit erspart bleibt: In den vv. 150 f. berichte der Erzähler, dass der Kampf zeitweise vor der achäischen Schutzmauer und dann erst in der Nähe der Schiffe stattgefunden habe, was darauf hinweise, dass die errichtete Mauer die Flotte der Achaier nicht wirklich geschützt habe (anders PH 7, 415 f.; 8, 26 und 45). Die Lösung, die Vian vorschlägt, normalisiert die zeitliche Parallelführung der Handlungen. Die Frage ist, ob der Dichter diese Parallelführung betonen wollte. Das ist m. E. nicht der Fall. Die oben genannten Ereignisse im sechsten und siebten Buch der Posthomerica fanden gleichzeitig statt, sie werden aber nicht als parallele, sondern als aufeinanderfolgende Handlungen geschildert. Narratologisch handelt es sich hier um Zielińskis Gesetz (siehe Th. Zieliński, „Die Behandlung gleichzeitiger Ereignisse im antiken Epos―, Philologus Supplementband 8, 1899– 1901, 405 ff.); vgl. auch T. Krischer, Formale Konventionen der homerischen Epik, München 1971, 91, der zum homerischen Epos bemerkt, dass die homerische Darstellung niemals dieselbe Zeit (der Handlung) zweimal durchlaufe
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und dass dies eine Eigenschaft des epischen Stiles sei. Wie bei Homer so auch hier in den Posthomerica beabsichtigt der Dichter nicht, die Gleichzeitigkeit der Ereignisse bei seinem Leser hervorzuheben; er erzeugt den Eindruck, dass jedes Ereignis in seiner eigenen Reihenfolge ohne direkte Verbindung mit dem anderen geschildert wird. Vgl. dazu auch Sc. Richardson, The Homeric Narrator, Nashville, Tennessee 1990, 93 f.: „The reticent Homeric narrator does not brandish his power over time, but instead exercises that power more subtly and at the same time more drastically by falsifying the ―true‖ temporality of the story. The result is that the reader is led through the same time period twice without realising it―. Dies geschieht auch hier. Im sechsten Buch bleiben die Ankunft und die Taten von Eurypylos im Vordergrund des Geschehens, wobei der Dichter konsistente Zeitangaben macht (vgl. 6, 166, 191b f., 644 f.), während im siebten Buch Neoptolemos‘ Abholung, Ankunft und Kampf in den Vordergrund treten. Auch hier ist die Zeitangabe lückenlos: vgl. 7, 238 f., 253, 398, 400, 732 ff. Der Erzähler erwähnt überhaupt nicht, wie lange die Reise nach Skyros gedauert hat. Wir haben nur einen Hinweis in PH 6, 113 über die Schnelligkeit der Überfahrt: „κάια δ‘ ὦθα δηήλπνλ εξέα πφληνλ―. Bis zu PH 7, 169 ff. erfahren wir nichts mehr von der Überfahrt nach Skyros. Im Folgenden wird die Gesandtschaft wieder erwähnt, was Quintus zwingt, eine Zeitangabe zu machen. Da Neoptolemos, Odysseus und Diomedes fast unmittelbar nach ihrer Ankunft in Troia in den Kampf ziehen (475 ff.), lässt der Dichter seinen Leser so nachvollziehen, dass die Handlungen auf Skyros und die Rückfahrt nach Troia innerhalb des zwei Tage dauernden Waffenstillstandes (v. 152: „ἢκαηα δνηὰ―) in Troia stattfinden (vv. 151b ff.). So schließt der Erzähler den ersten Teil des zweiten Kampfes im 7. Buch mit einem Waffenstillstand ab, so dass er zu den Handlungen auf Skyros übergehen kann. Die vv. 165b–168 informieren den Leser darüber, dass der Kampf weitergehen wird: Es handelt sich nur um eine Pause, denn Eurypylos zog sich nicht von den Schiffen der Achaier zurück, er blieb dort und versuchte den Kampf gegen die Achaier noch auszuweiten. Das Schiff, auf dem Odysseus und Diomedes Neoptolemos bringen, kommt genau in dem Moment an, als der angriffslustige Eurypylos die Schutzmauer niederzubrechen droht (7, 417 ff. ). Der zweite Teil des zweiten Kampfes vor der Mauer hat unter Eurypylos‘ Führung noch vor der Ankunft der Gesandtschaft in Troia begonnen. Die Zeit des Waffenstillstands ist nun vorbei. Vv. 169–177: Odysseus und Diomedes gelangen nach Skyros. Deskriptive Pause, die die Figur des Neoptolemos einführt: Sie fanden Neoptolemos vor seinem Haus die Kriegskunst übend und beobachten ihn beim Pfeil- und Speerwurf sowie bei der Übung mit den Pferden. Sie erfreuten sich (Innere Vision) an Neoptolemos‘ Eifer. Der Erzähler kommentiert dies, indem er den Leser darüber informiert: „θαί πεξ κέγα ηεηξφκελνλ θξ― (Innere Vision) aufgrund des Todes seines Vaters. Von diesem Tod hatte Neoptolemos schon früher erfahren. Das „Woher― bleibt unbekannt. Odysseus und Diomedes ist klar, dass er schon von Achilleus‘ Tod weiß, denn Odysseus setzt in seiner darauffolgenden Rede diese Kenntnis voraus. Vv. 176–177: Die beiden Helden nähern sich Neoptolemos und bestaunen (Innere Vision) – nun aus der Nähe – seine Ähnlichkeit mit seinem Va-
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ter. Vv. 179–181: Rede des Neoptolemos: er begrüßt die Fremden und fragt nach ihrer Herkunft und dem Grund ihres Besuches. V. 183: Appositive Summary. Odysseus ergreift das Wort und antwortet. Vv. 183–218: Rede des Odysseus. Seine Rede ist folgendermaßen aufgebaut: Er nennt sich selbst und Diomedes θίινη seiner Eltern, Achilleus‘ und Deidameias – hier wird der Name Deidameias als Achilleus‘ Gattin und Neoptolemos‘ Mutter zum ersten Mal für den Leser erwähnt. Somit beabsichtigt Odysseus, Furcht des jungen Mannes vor ihm und Diomedes, die Neoptolemos fremd sind, gar nicht erst aufkommen zu lassen. Odysseus strebt danach, einen zuverlässigen Eindruck auf Neoptolemos zu machen. Der literaturkundige Leser, der mit der Geschichte von Achilleus‘ Rekrutierung zum troianischen Krieg vertraut ist, assoziiert, dass Odysseus‘ und Diomedes‘ Reise nach Skyros, um Achilleus nach Troia mitzunehmen, zum Leidwesen Deidameias geschah – in PH 5, 256 f. hat der Leser erfahren, dass Achilleus‘ Abholung nach Troia Odysseus‘ Verdienst war. Daher stimmt die Bezeichnung θίινη für Deidameia nicht. Somit schafft der Dichter Spannung innerhalb des Treffens beider Männer mit Deidameia sowie deren Haltung ihnen gegenüber. Mit derselben Absicht, als vertrauenerweckende Person, fungiert Odysseus im nächsten Teil seiner Rede. Er unterstreicht Neoptolemos‘ äußere Ähnlichkeit mit seinem Vater und zwar mit dem lobpreisenden Zusatz: Achilleus glich den Göttern. Erst jetzt antwortet er auf Neoptolemos‘ erste Frage: Er stellt sich und Diomedes Neoptolemos vor, weist auf ihre Abstammung hin und nennt den Grund ihres Besuches: „ζενπξνπίεο ἕλεθ‘― (interne Analepsis). Mit diesem generellen, aber gewichtigen und religiösen Ausdruck will Odysseus in aller Kürze die Wichtig- und Dringlichkeit des Einsatzes Neoptolemos‘ in Troia betonen. Im Folgenden bittet er seinen Zuhörer flehentlich, die Achaier zu unterstützen, indem er mit ihnen nach Troia komme. Nur durch seinen Beistand könne der Krieg ein Ende haben. Um ihn dafür zu gewinnen, lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Gegenleistung der Achaier, im Falle einer Beteiligung Neoptolemos‘ am Kampf: Sie würden ihm mit Geschenken danken. Unter den Geschenken nennt Odysseus die Waffen Achilleus‘, die Neoptolemos gleich bei seiner Ankunft in Troia von ihm selbst, dem derzeitigen Besitzer, erhalten würde, und Menelaos‘ Versprechen, dass dieser Neoptolemos für dessen Verdienste in Troia seine Tochter zusammen mit einer unermesslichen Mitgift zur Frau gebe, wenn Ilion erobert werde. Odysseus beschreibt Achilleus‘ Waffen nur selektiv und hebt diejenigen Merkmale hervor, die Neoptolemos‘ Neugier und Interesse am Tragen dieser Waffen wecken sollen (dazu siehe unten). Odysseus erklärt, wie er die Waffen bekommen hat: Er liebte Achilleus, weil er ihm freundschaftlich gesonnen war, und Thetis erkannte seine Verdienste um die Rettung von Achilleus‘ Leichnam an. Letzteres weist auf eine interne Analepsis hin (vgl. PH 3, 212–387). Odysseus‘ Worte weichen aber von der auktorialen Erzählung im dritten Buch ab (dazu siehe unten). V. 219: Appositive Summary und Neoptolemos‘ Antwort auf Odysseus‘ Rede. Vv. 220–225: Kurze Rede des Neoptolemos: Neoptolemos entscheidet sich dafür, den beiden Männern nach Troia zu folgen, denn es handelt sich vor allem um eine ζενπξνπίε, eine Prophezeiung. Dies erscheint ihm wichtiger als seine künftige Hochzeit, die er dem Willen der Götter überlässt. Der Empfang der Waffen seines Vaters ist mit
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seiner Ankunft in Troia selbstverständlich. Er schlägt seinen Gästen vor, ihn zu sich nach Hause zu begleiten, um sie dort zu bewirten. V. 226: Appositive Summary. Neoptolemos geleitet seine Gäste zu sich nach Hause. Sie folgten ihm voll Freude (innere Vision). Vv. 227–229a: Szenenwechsel mit Deskriptiver Pause, die Deidameia in die Handlung einführt: Alle drei gelangen in den Palast, in dem sie Deidameia vorfinden, die in ihrem Herzen den gefallenen Achilleus betrauert (innere Vision). Vv. 229b–231: Pause; durch ein Gleichnis versinnbildlicht der Erzähler die psychische Verfassung der trauernden Deidameia. Vv. 232–237: Odysseus und Diomedes begrüßen die trauernde Deidameia. Neoptolemos stellt ihr die beiden Gäste vor, nennt Namen und Abstammung, ohne jedoch den Grund ihres Besuches zu erwähnen. Der Erzähler erklärt dies: Neoptolemos verbirgt den wahren Grund vor seiner Mutter bis zum nächsten Morgen, damit er ihr keinen neuen Schmerz zufügt und um ihrem Flehen, mit dem sie versuchen würde, ihn zu Hause festzuhalten, zu entgehen. Deidameia reagiert überhaupt nicht auf das Auftreten der beiden Helden, die ihr bekannt sind und die für sie die Verursacher ihres tiefen Leids waren (siehe vv. 243–249). Der Erzähler begründet dies indirekt, indem er sie in tiefer Trauer darstellt (siehe v. 228–232a). In ihrer Trauer wird sie von beiden Herrschern begrüßt; in ihrem tiefen Leid kann sie anfangs die Namen der Beiden nicht zuordnen. V. 238: Abendmahlzeit und Schlaf. Der Erzähler berichtet nichts darüber, was während des Abendessens diskutiert wurde. Hier ist eine Abweichung von den anderen Empfangsszenen in den Posthomerica festzustellen. Vv. 239–241: Deskriptive Pause; es folgt eine kurze Anmerkung über die Insel Skyros als Übergang zu der nächsten Szene: das Brausen der Wogen der Ägäis, die die Küsten der Insel Skyros heftig umspülen, leitet über zu der psychischen Verfassung der aufgeregten, sorgenvollen und angsterfüllten Deidameia. Vv. 242–252: Szenenwechsel und Innere Vision: Deidameia liegt schlaflos in ihrem Bett, denn sie denkt an Odysseus und Diomedes. Sie waren damals diejenigen, die Achilleus von Skyros mit sich nach Troia nahmen; sie sind die Verursacher ihres unermesslichen Leids. Etwas Ähnliches befürchtet sie nun für ihren Sohn. Vv. 253–256: Szenenwechsel; der neue Tag bricht an. Odysseus, Diomedes und Neoptolemos stehen bei Anbruch des Tages auf. Sie haben es eilig. Dies bemerkt Deidameia jedoch sofort, die die ganze Nacht schlaflos geblieben war. Sie geht zu ihrem Sohn, umarmt ihn und stößt einen lauten Klageschrei aus. Der Erzähler nennt den Grund ihres jammervollen Ausrufs nicht, der aber sehr wohl vom Leser nachvollziehbar ist. Deidameia ist sich nunmehr sicher, was diese Eile bedeutet. Vv. 257–261a: Pause. Der Erzähler kommentiert diesen Klageschrei mit einem Gleichnis, das indirekt auf den Grund ihres Jammerns hinweist: Ihre laute Wehklage wird mit der einer Kuh verglichen, die nach ihrem Kalb in den Tälern sucht. Von den Felsen hallt das Echo ihres Muhens wider. V. 261b: RedeFormula: Tief betrübt spricht Deidameia zu Neoptolemos. Vv. 262–286: Deidameias Rede. Ihre Rede enthält folgende Punkte: Mein kluger Sohn, wie kamst du auf die Idee, nach Ilion mit fremden Leuten zu gehen? Denn dort fallen viele Menschen im Kampf, die bereits der Kriegskunst mächtig sind. Du aber bist jung und der Kampfabwehr noch nicht mächtig, die den Menschen vor dem Tod be-
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wahrt. Du aber höre auf mich und bleibe in unserem Palast. Ich werde es nicht ertragen, die schlimme Kunde deines Todes im Kampfgetümmel zu vernehmen. Ich glaube nicht, dass du wieder nach Skyros zurückkehren wirst. Denn selbst dein Vater entkam dem Tod dort nicht, obwohl er mächtiger als du und andere Helden war und ihn eine Göttin gebar. Er folgte den listigen Plänen dieser beiden, Odysseus und Diomedes, die auch dich jetzt in die Schlacht treiben wollen. Deshalb fürchte ich mich. Denn, wenn auch du stirbst, werde ich vereinsamt hier zurückbleiben und unerträgliches Leid erdulden müssen. Denn es gibt kein schlimmeres Leid für eine Frau, als wenn ihre Kinder sterben, nachdem schon ihr Mann gestorben ist. Denn böswillige Nachbarn werden sofort in ihr Land einfallen, alles plündern und Gesetz und Recht nicht achten. Es gibt nichts Jämmerlicheres, als dass eine Witwe allein in ihrem Haus zurückbleibt. V. 287: Appositive Summary und Rede-Formula. Neoptolemos antwortet Deidameia. V. 288–291: Rede des Neoptolemos. Er antwortet nur in Bezug auf ihre feste Überzeugung, dass jemand, der in den Krieg zieht, nicht mehr lebendig zurückkehre. Niemand fällt im Krieg gegen den Willen der Keren. Nur das Schicksal entscheidet darüber. Wenn es Neoptolemos‘ Verhängnis sei, für die Achaier zu sterben, so wird er sterben, nachdem er seinem Geschlecht Ehre gebracht hat. V. 292: Appositive Summary – Einführung des γεξαξφο Lykomedes. Vv. 292b–293: Lykomedes, Neoptolemos‘ Großvater, nähert sich dem kampflustigen jungen Mann. Rede-Formula. Vv. 294–311: Lykomedes‘ Rede. Er hebt die Ähnlichkeit Neoptolemos‘ an Kraft und Stärke mit seinem Vater hervor. Er fürchtet sowohl den bitteren Krieg wie auch die Gefahren der Seefahrt für ihn. Der Rest seiner Rede konzentriert sich auf Anweisungen im hesiodischen Stil für eine sichere Seefahrt aus Troia nach Griechenland. Lykomedes scheint sich bezüglich der Auszeichnung seines Enkels im troianischen Krieg sicher zu sein; der endgültige Sieg von Neoptolemos wird aber nicht nur durch die Eroberung von Ilion, sondern auch von seinem erfolgreichen Nostos garantiert (dazu siehe auch unten). Vv. 312–314: Appositive Summary. Lykomedes küsst Neoptolemos und, anders als Deidameia, versucht er ihn nicht zurückzuhalten. Neoptolemos lächelt. Innere Vision: All sein Sinnen und Trachten richtet er darauf, schnell auf das Schiff zu gehen. Vv. 315–316: Deidameia versucht immer noch Neoptolemos mit ihrem Weinen zu Hause zurückzuhalten, während er wegeilen will. Vv. 317–327 Pause: Deidameias‘ Versuch, Neoptolemos aufzuhalten, wird durch ein Gleichnis veranschaulicht. Charakteristisch für die Situation in der Apodosis dieses treffenden Gleichnisses ist der v. 326: „κήηεξ κὲλ θαηέξπθε, πόδεο δέ νἱ ἐγθνλέεζθνλ―. Die Imperfekte verleihen dieser Szene Intensität und Dramatik. V. 327: Trotz ihres Leids freut sich Deidameia über die Energie und den Enthusiasmus ihres Sohnes (Innere Vision). Vv. 328–329: Neoptolemos küsst seine Mutter unzählige Male und geht ab. Sie fühlt sich allein im Palast zurückgelassen und klagt (Handlung-Summary). Vv. 330–338a: Pause: Deidameias Alleinsein und jammervolle Klage um ihren Sohn wird durch ein Schwalbengleichnis versinnbildlicht. Vv. 338b–343a: Handlung-Summary: Deidameia drückt dabei Gegenstände ihres Sohnes, die sie zu Hause findet, an ihren Busen: Spielzeuge, Speere und andere. Sie küßt sie und jammert. Vv. 343b–358a: Szenenwechsel: Während Deidameia zu Hause klagt, ist Neoptolemos schon auf
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dem Weg zum Schiff: Zielińskis Gesetz (siehe oben). Pause – Kommentar des Erzählers: Neoptolemos kann die jammervollen Klagen seiner Mutter nicht mehr hören. Er eilt zum Schiff. Der Erzähler vergleicht ihn mit einem strahlenden Stern. Neben Odysseus und Diomedes folgen ihm noch zwanzig Leute. Der Erzähler informiert (vv. 349 f.: Pause), dass diese Vertrauten aus dem Dienst Deidameias‘ stammten, die sie Neoptolemos mitgab. Trotz ihrer Trauer sorgt sie doch auch für die Abreise ihres Sohnes, die sie in der Tat nicht verhindern kann. Die Gefolgsleute haben Neoptolemos in ihrer Mitte, der jubelnd läuft. Der Grund seines Jubels wird in den vv. 356–358a durch den Erzähler erklärt: Neoptolemos sehnt sich nach dem Krieg, obwohl er noch jung ist, noch ohne Bart. Kraft und Mut treiben ihn zum Krieg. Der Erzähler fügt noch hinzu, dass Neoptolemos‘ Frohlocken Thetis und die Nereiden sowie Poseidon erfreute (Innere Vision). Diese Erwähnung der Meeresgottheiten deutet auf die Gewähr einer sicheren Seefahrt nach Troia hin. Es freut sich besonders Thetis, Neoptolemos‘ Großmutter und Achilleus‘ Mutter, als sie sieht, dass ihr junger Enkel mit so großem Eifer in den Krieg zieht. Vv. 358b–365a, Pause: Während Neoptolemos aus seiner Heimat wegeilt, wird er aufgrund seiner Kraft und Begeisterung mit dem Gott Ares verglichen, wenn dieser in den Kampf zieht. Vv. 365b–367a: Die Einwohner der Stadt beten zu den Göttern, Neoptolemos zu bewahren und aus dem Krieg heil zurückkehren zu lassen. Vv. 367–368a: Der Erzähler kommentiert diese Begebenheit: Pause und Externe Prolepsis: Die Götter erhören die Gebete. Vv. 368b, Pause: Der Erzähler schließt die Szene: „Neoptolemos auf dem Weg zum Schiff― mit der Bemerkung ab: Neoptolemos überragt alle, die ihm folgen. Vv. 369–373: Neoptolemos und sein Gefolge erreichen das Schiff, während die Ruderer sich mit den letzten Vorbereitungen für die Abfahrt beschäftigen. Neoptolemos besteigt das Schiff; die Ruderer lösen von außen die Taue und die Ankersteine und fahren los. Vv. 374–376: Pause; Kommentar mit Begründung: Der Erzähler berichtet, dass Poseidon Neoptolemos und seinem Gefolge eine gute Fahrt gewährt, und begründet dies: Poseidon empfindet Zuneigung für die Griechen, die von den Troern und Eurypylos bedrängt werden. Der Erzähler bringt mit v. 376 die Troer und vor allem Eurypylos wieder ins Spiel. Eurypylos kämpft gegen die Griechen vor der achäischen Mauer. Somit bereitet der Erzähler seinen Leser auf die darauffolgende kämpferische Auseinandersetzung der Griechen gegen die Troer vor, in der Eurypylos und Neoptolemos die Hauptrollen spielen. Vv. 377–383: Handlung-Summary: Während der Seefahrt sitzen Odysseus und Diomedes zu beiden Seiten Neoptolemos‘ und erfreuen ihn mit Schilderungen der Taten seines Vaters Achilleus. Der Erzähler gibt eine Zusammenfassung dieser Themen: Geschichten aus beiden Kriegszügen Achilleus‘ mit Hervorhebung seiner Taten im Land des Telephos sowie bei der Belagerung der Stadt Ilion. Innere Vision: Diese Erzählungen erfreuen Neoptolemos und er sehnt sich danach, die Tatkraft und den Ruhm seines Vaters zu erlangen. Er wird hier also durch die konkreten Berichte motiviert, Achilleus‘ κέλνο und θῦδνο nachzueifern. Vv. 384– 393: Szenenwechsel; Handlung-Summary: Deidameia bleibt um ihren Sohn klagend in ihren Gemächern. Durch einen Vergleich veranschaulicht der Erzähler ihren inneren Zustand (Innere Vision): Sie schmilzt wie weiches Blei im Kohlen-
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feuer oder wie ein Stück Wachs (Pause). Sie klagt ständig um ihr Kind, sieht über das Meer und folgt mit ihren Augen dem Schiff. Pause: Der Erzähler begründet dies: Eine Mutter trauert um ihr Kind, auch wenn es nur für kurze Zeit von seiner Mutter getrennt ist – Beispiel: wenn es zum Essen eingeladen ist. Die Segel des Schiffes verschwinden am Horizont; Zeit-Summary: Deidameia jammert aber den ganzen Tag. vv. 394–411: Szenenwechsel: Zeit-Summary: Das Schiff fährt auch in der Nacht mit günstigem Fahrtwind übers Meer. Bei Tagesanbruch erscheinen die Gipfel des Idagebirges, Chrysa, der Sitz des Smintheus, das Vorgebirge des Sigeion und Achilleus‘ Grabmal am Horizont. Pause und Begründung: Odysseus zeigt Neoptolemos das Grab seines Vaters nicht. Er will nämlich nicht, dass Neoptolemos zu diesem Zeitpunkt, d.h. kurz vor dessen Einsatz im Krieg, um Achilleus trauert und so Kraft und Mut verliert. Sie segeln schnell an den kalydnischen Inseln und Tenedos vorbei. Es erscheint dann der Sitz von Eleus, an dem sich das Grabmal des Protesilaos befindet. Pause: 408b–411: Der Erzähler schließt den ersten Hauptteil des siebten Buches mit einem ζαπκάζηνλ ab. In den vv. 408b–411 fungiert also der Erzähler als Periegetes: Wenn die Ulmen, die das Grab des Protesilaos umschatten, von der Erde emporwachsen und die Ebene Ilions schauen, werden ihre Spitzen schnell dürr; dazu siehe Kommentar. 169–175 κειαίλῃ λεὶ: Der frühgriechische epische Ausdruck kommt nur hier bei Quintus vor. ἑνῦ πξνπάξνηζε δόκνην: zum Ausdruck vgl. Nonn., Dion. 44, 79: „ηενῦ πξνπάξνηζε κειάζξνπ― an der gleichen Versstelle. βειέεζζη θαὶ ἐγρείῃζηλ: vgl. den Ausdruck „ἔγρεζη θαὶ βειέεζη― (PH 8, 274; 11, 495). Zu dieser Junktur vgl. auch PH 11, 16; 13, 330 und PH 6, 115. Im v. 171 überliefern P Hc ἱέληα, D ἐφληα. Da ἱέληα (ἵεκη) syntaktische Schwierigkeiten mit den Dativen βειέεζζη, ἐγρείῃζηλ bereitet, hat Pauw die Lesart ἐφληα verteidigt, die er ungeschickt mit πνλεχκελνλ verband: ἄιινηε κὲλ βειέεζζη θαὶ ἐγρείῃζηλ, ἄιινηε δ᾽ αὖζ᾽ ἵππνηζη ὠθππόδεζζη ἐφληα πνλεύκελνλ. Dann zog er die Konjektur ἐλφληα, in der Bedeutung von „εἶλαη ἐλ ηηλί―: sich mit etwas beschäftigen, in Erwägung. Es ist nicht unbedingt nötig, den Vorschlägen von Pauw zuzustimmen. Ich lese mit den meisten Herausgebern ἱέληα und übersetze folgendermaßen: Sie (Odysseus und Diomedes) fanden Achilleus‘ Sohn (Neoptolemos) vor seinem Haus, bald mit Pfeilen und Speeren werfend, bald sich wiederum mit schnellfüßigen Pferden übend. Ergänzung zum Prädikat „εὗξνλ― ist nur das prädikativ gebrauchte Partizipium „πνλεχκελνλ―. Das Partizipium „ἱέληα― hat eine parenthetische Funktion. Der Sinn dieser zwei Verse ist natürlich folgender: Sie fanden ihn, bald Pfeile und Speere werfend, bald wiederum sich mit den schnellfüßigen Pferden übend. Somit ergibt sich zwischen den vv. 171 und 172 eine parallele Konstruktion. In beiden Versen betont der Dichter mit den Instrumentaldativen die eifrige und intensive Ausübung. Außerdem möchte ich die Xenophon-Stelle Anab. 1, 5, 12 anführen, in der das Verbum ἵεκη mit einem Instrumentaldativ verbunden ist: „ηλ δὲ Μέλσλνο ζηξαηησηλ μύια ζρίδσλ ηηο ὡο εἶδε Κιέαξρνλ δηειαύλνληα, ἵεζη ηῆ ἀμίλῃ―. Der homerische Vers „δίζθνηζη ηέξπνλην θαὶ αἰγαλέῃζηλ ἱέληεο― (Il. 2, 774 = Od. 4,
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626; 17, 168) hat Quintus hier höchstwahrscheinlich beeinflusst, wobei die Konstruktion des Verbums ηέξπεζζαη mit Dativ und Partizipium plausibel ist (Dazu siehe J. Latacz, Zum Wortfeld „Freude“ in der Sprache Homers, Heidelberg 1966, 199 f.). Man kann hier einen intertextuellen Verweis in Bezug auf Il. 2, 771–779 feststellen. Diese iliadische Stelle berichtet von Achilleus, der, auf Agamemnon wütend, sich auf seine Schiffe zurückgezogen hatte, sowie von dem ebenfalls unkriegerischen Verhalten der Myrmidonen und deren Pferde. Achilleus‘ Männer erfreuten sich am Ufer des Meers mit Wurfscheiben, Speeren und Bogen; ihre Pferde standen tatenlos bei den Wagen und aßen, während die Wagen gut verhüllt in den Hütten standen. Was in dieser iliadischen Stelle die Myrmidonen betrifft, stellt der Erzähler ihre körperliche Betätigung als einfachen Zeitvertreib in den Vordergrund. Diskuswerfen gehört zu den Kampfspielen (vgl. Il. 23, 826–849; Od. 8, 129, 186–207), αἰγαλέε ist ein Wurfspeer für Jagd und Sport. Dazu siehe J. Latacz (Hrsg.), Homer Ilias. Gesamtkommentar. Band II. Faszikel 2: Kommentar, Leipzig 2003 zu Il. 2, 774–775a. Der Grund für ihre NichtTeilnahme am Krieg liegt in Achills Kampfesunlust begründet. In unserer Stelle übt („πνλεύκελνλ―) Neoptolemos mit Kriegswaffen: „βειέεζζη θαὶ ἐγρείῃζηλ― und mit „ἵππνηζη … ὠθππόδεζζη― nicht zum Vergnügen oder als Freizeitbeschäftigung (vgl. auch die Odyssee-Stellen 4, 625–627; 17, 167–169 über die Freier), sondern zur Kriegsvorbereitung. Zu der Partie vv. 170–173 vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 851 f.: „ηνὺο δ‘ εὗξνλ παξὰ λεὶ ζφιῳ ῥηπῆζί η‘ ὀηζηλ / ηεξπνκέλνπο―. ἵππνηζη … ὠθππόδεζζη: mit Sperrung wie in Il. 2, 383. Dieser epische Ausdruck (vgl. noch z. B. Il. 23, 504; 5, 295 f., 732; 8, 122 f.; Od. 23, 244; Hes., Erga 816; Ps.-Hes., Aspis 96, 470) findet sich bei Quintus insgesamt siebenmal (noch: 4, 172 f., 288 f., 531; 6, 356; 7, 682; 11, 43). Es scheint, dass Quintus die Beschreibung eines Gemäldes bei Philostratos dem Jüngeren, Im. 393, 15 ff. Kays bekannt war, das den jungen Neoptolemos bereits als kampfbereiten Krieger innerhalb eines bukolischen Ambientes darstellt, der, noch ehe die Gesandtschaft der Achaier ankommt, nach der Fahrt nach Troia begehrt, die ihm seine Mutter und sein Großvater aufgrund Achilleus‘ Tod untersagen: „ δὲ Πύξξνο νθ ἄγξνηθνο ἔηη, νδ΄ ἐλ αρκῶ ζθξηγλ, νἷα βνπθόισλ λεαληεύκαηα, ἀιι‘ ἢδε ζηξαηηώηεο. ἔζηε κὲλ γὰξ ἀθνληίῳ ἐπεξείζαο ἑαπηὸλ θαὶ ἀπνβιέπσλ ἐο ηὴλ λαῦλ, ἐζζὴο δὲ αηῶ θνηληθὶο ἐμ ὤκνπ ἄθξνπ ἐο ηὴλ ἀξηζηεξὰλ ἀλεηιεκκέλε ρεξα θαὶ ιεπθὸο πὲξ γόλπ ρηηώλ, ηὸ δὲ ὄκκα αηῶ γνξγὸλ κέλ, νθ ἐλ ὁξκῆ δέ, ἀιι‘ ἐλ ἀλαβνιαο ἔηη ηῶ ἀζράιιεηλ ηῆ ηξηβῆ θαὶ ἀλαηππν ηη γλώκε ηλ ἐλ Ἰιίῳ κηθξὸλ ὕζηεξνλ. θόκε λῦλ κὲλ ζπράδνληνο ἐπηθξέκαηαη ηῶ κεηώπῳ, ὁξκήζαληνο δὲ ἀηαθηήζεη ζπλαπνλεύνπζα ηαο ηνῦ ζπκνῦ θηλήζεζηλ. αἱ δὲ ἀλαζθηξηζαη ἄλεηνλ αἶγεο θαὶ ηὰ ἀηαθηνῦληα βνπθόιηα θαὶ ἐλ κέζνηο ἐξξηκκέλε θνξύλε ζὺλ θαιαύξνπη ηνηνῦδε, ὦ πα, ιόγνπ ἔρεηαη· ἀρζόκελνο ηῆ κεηξὶ θαὶ ηῶ πάππῳ ηο ἐλ ηῆ λήζῳ ἕδξαο, ἐπεηδὴ ἐπ΄ Ἀρηιιε ηεζλεηη δείζαληεο πεξὶ ηῶ παηδὶ ἀπώκνηνλ ἐπνηήζαλην ηὴλ ηνῦ Πύξξνπ ἔμνδνλ, αἰπνιίνηο ηε θαὶ βνπζὶλ ἑαπηὸλ ἐθίζηεζηλ ἀπαπρελίδσλ ηνὺο ἀηηκάδνληαο ηὴλ ἀγέιελ ηαύξνπο͵ νἳ δὴ πξὸο ηῶ ἐλ δεμηᾶ ἐλδείθλπληαη ὄξεη.― Quintus stellt ebenfalls den jungen Neoptolemos als kampfbereit dar, wobei er das bukolische Ambiente aus seiner Erzählung entfernt. Der Dichter gibt zwar dem Verlangen, nach
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Troia zu gehen, keinen Ausdruck, es ist aber in den vv. 170–173 durch die intensiven Kampfübungen impliziert. Quintus stellt Achilleus‘ Sohn sowohl den Abgesandten wie auch seinem Leser gleich zu Beginn seines Auftretens als tatendurstig vor. Die Trauer um den Tod seines Vaters, von dem er erfahren hat, beeinträchtigt seinen Eifer in keiner Weise. Die Eingangsverse dieser Partie erinnern den Leser an die Ankunft der Abgesandten bei Achilleus im neunten Buch der Ilias vv. 182 ff., denen auch Odysseus angehörte. Darauf hat schon Inés Calero Secall, „El tema de la llegada y recepción de los héroes en la epopeya de Quinto de Esmirna―, Faventia 17 (1995), 50 f. hingewiesen. Die Gesandtschaft gelangt zu den Lagerhütten und Schiffen der Myrmidonen und findet Achilleus vor, wie er sich des hellstimmigen Leierspiels erfreute, indem er θιέα ἀλδξλ sang: „Σὼ δὲ βάηελ παξὰ ζλα πνιπθινίζβνην ζαιάζζεο / πνιιὰ κάι‘ ερνκέλσ γαηεόρῳ ἐλλνζηγαίῳ / ῥετδίσο πεπηζελ κεγάιαο θξέλαο Αἰαθίδαν. / Μπξκηδόλσλ δ‘ ἐπί ηε θιηζίαο θαὶ λαο ἱθέζζελ, / ηὸλ δ‘ εὗξνλ θξέλα ηεξπόκελνλ θόξκηγγη ιηγείῃ / θαιῆ δαηδαιέῃ, ἐπὶ δ΄ ἀξγύξενλ δπγὸλ ἤελ, / ηὴλ ἄξεη‘ ἐμ ἐλάξσλ πόιηλ ἦεηίσλνο ὀιέζζαο· / ηῆ ὅ γε ζπκὸλ ἔηεξπελ, ἄεηδε δ‘ ἄξα θιέα ἀλδξλ.― (182–189) Die Abgesandten fanden den Krieger Achilleus in der Ilias die Leier spielend und singend vor, was von seinem bisherigen Wesen nicht bekannt war. Diese Leier wiederum war eine Kriegsbeute, was einerseits auf seine früheren Kriegserfolge hinweist; andererseits aber überrascht die intensive Beschäftigung Achilleus‘ mit diesem Instrument. Anders als bei Achilleus finden die Abgesandten in den Posthomerica den jungen Sohn Achilleus‘ bei eifrigem Gebrauch von Waffen und Rossen vor. Dies ist für den Leser ein positives Signal, dass, anders als die iliadische Presbeia, die Abgesandten auf Skyros mit ihrer Mission Erfolg haben werden. Dem die Leier spielenden und dazu singenden Achilleus, der dem Kampf fern bleibt, steht sein junger Sohn gegenüber, der sich eifrig in der Kriegskunst übt, um diese bald in einer realen Situation ausüben zu können. Seine intensive Vorbereitung steht ebenfalls im Gegensatz zu den Myrmidonen in Il. 2, 773–775, die sich aufgrund der totalen Aktionslosigkeit ihrer Anführer mit Diskus- und Speerwerfen die Zeit vertreiben. Die Bemerkung des Erzählers in den vv. 173–174a mit dem Prädikat „γήζεζαλ―, das eine emphatische Stelle am Versanfang innehat, unterscheidet sich wesentlich von der Unsicherheit der iliadischen Presbeia über den Ausgang des Gesprächs mit Achilleus. ἀηαξηεξνῦ πνιέκνην in der Bedeutung von „verderblicher Krieg― findet sich noch in PH 1, 520 an der gleichen Versstelle und in Verbindung mit Achilleus und Aias und deren kriegerischen Fähigkeiten. In 4, 421 wird Achilleus ἀηαξηεξφο genannt. Daher kann man schon eine Verbindung zwischen Achilleus und seinem Sohn Neoptolemos nachvollziehen. Eine Variation dieses Ausdruckes ist „ἀηαξηεξνῦ θπδνηκνῦ― immer am Versende in PH 3, 423; 6, 395; 7, 103, 503. κεηνηρόκελνλ: hier hat dieses Partizipium die Bedeutung von „sich hingebungsvoll widmen―. Diese Bedeutung findet sich nur hier und an der Ilias-Stelle 5, 429: „ἀιιὰ ζύ γ‘ ἱκεξόεληα κεηέξρεν ἔξγα γάκνην― (vgl. auch Musaios, 141). In PH 6, 511 hat das Verbum κεηνίρνκαη die Bedeutung von „feindlich verfolgen― wie in Il. 5, 148. θαί πεξ κέγα ηεηξόκελνλ θῆξ / ἀκθὶ παηξὸο θηακέλνην· ηὸ γὰξ
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πξνπάξνηζε πέππζην: In den vv. 174b–175 berichtet der Erzähler, dass Neoptolemos Achilleus‘ Tod wusste und deshalb voller Trauer war. Woher er die Kunde seines Todes hatte, lässt der Erzähler offen. Wichtig in der Bemerkung des Erzählers ist, dass die Trauer Neoptolemos‘ ihn nicht von den militärischen Übungen abhält. Zu 174b–175a vgl. PH 3, 293–295: Aias kämpft unaufhörlich, flammenden Blitzen gleich und verbreitet überall den Tod, da er durch Achilleus‘ Tod in der Seele tief betrübt war. Neoptolemos widmet sich sehr intensiv den Kampftechniken, obwohl er wegen Achilleus‘ Tod betrübt ist. Quintus verwendet einen ähnlichen Ausdruck beim Auftreten Achilleus‘ in dem Traum Neoptolemos‘ in 14, 187 f.: „ζὺ δ‘ ἴζρεν ηεηξφκελνο θξ / ἄκθ‘ ἐκέζελ―. Zum Ausdruck vgl. Od. 7, 218: „θαὶ κάια ηεηξόκελνλ θαὶ ἐλὶ θξεζὶ πέλζνο ἔρνληα― und SEG 39: 449, v. 32: „θαὶ πέλζεζη ηεηξφκελνλ θξ―. ἀκθὶ παηξὸο θηακέλνην: vgl. Ps.-Hes., Aspis 402: „ἀκθὶ θηακέλεο ἐιάθνην―. Bei Sophokles, Fr. 557 TrGF aus der uns verlorenen Tragödie Skyrioi, die als Thema Neoptolemos‘ Abholung von Skyros hatte, lesen wir 7 Verse konsolatorischen Inhalts: „ἀιι᾽ εἰ κὲλ ἤλ θιαίνπζηλ ἰζζαη θαθὰ / θαὶ ηὸλ ζαλόληα δαθξύνηο ἀληζηάλαη, / ὁ ρξπζὸο ἥζζνλ θηκα ηνῦ θιαίεηλ ἂλ ἤλ. / λῦλ δ᾽, ὦ γεξαηέ, ηαῦη᾽ ἀλελύησο ἔρεη, / ηὸλ ἐλ ηάθῳ θξπθζέληα πξὸο ηὸ θο ἄγεηλ· / θἀκνὶ γὰξ ἂλ παηήξ γε δαθξύσλ ράξηλ / ἀλθη᾽ ἂλ εἰο θο―. Dieses Fragment haben wir auch zur Kommentierung des v. 41 angeführt, da Nestor Podaleirios, ähnlich wie der Sprecher des Sophokleischen Dramas seinen greisen Gesprächspartner, zu trösten versucht. Die Annahme, dass in diesem Sophokleischen Fragment Neoptolemos zu einem Greis, wahrscheinlich Phoinix, spricht, ist m. E. sehr wahrscheinlich. Dort erklärt der junge Mann, dass die Tränen nutzlos sind, denn sie vermögen nicht, Achilleus, seinen Vater, zurück ins Licht zu bringen. Hätten sie diese Möglichkeit gehabt, d.h. die Toten auferstehen zu lassen, wären sie von viel größerem Wert als Gold gewesen. Es liegt auch die Annahme nah, dass Quintus dieses Fragment schon im Sinn hatte, als er die Konsolationsszene zwischen Nestor und Podaleirios dichtete. Wenn Neoptolemos bei Sophokles spricht und mit diesen Versen vor seinem alten Ansprechpartner den Tod seines lieben Vaters geistig zu bewältigen versucht, konstatieren wir eine bestimmte Reife, die der Weisheit Nestors in seinen konsolatorischen Reden bei Quintus nahekommt. In den vv. 173–175 des siebten Buches der Posthomerica berichtet der Erzähler, dass Neoptolemos sich den Kriegsübungen intensiv widmete, obwohl er sehr um seinen gefallenen Vater trauerte. Daher könnte man hier eine Anspielung auf das Sophokleische Drama vermuten: Neoptolemos ist zwar traurig über den Tod seines Vaters, aber diese Traurigkeit trägt er mit Fassung, sie beeinträchtigt die Ausübung seiner Lieblingstätigkeiten nicht. Als Achilleus in Neoptolemos‘ Traum im 14. Buch erscheint und ihn auffordert: PH 14, 185–188: „Υαξε, ηέθνο, θαὶ κή ηη δαΐδεν πέλζετ ζπκὸλ / εἵλεθ᾽ ἐκεν ζαλόληνο, ἐπεὶ καθάξεζζη ζενζηλ / ἢδε ὁκέζηηόο εἰκη· ζὺ δ᾽ ἴζρεν ηεηξόκελνο θξ / ἀκθ᾽ ἐκέζελ, θαὶ θάξηνο ἄδελ ἐκὸλ ἔλζεν ζπκῶ―, wird der Leser daran erinnert, dass Neoptolemos diese Haltung schon bei seinem ersten Auftritt im siebten Buch hatte. Vgl. auch Boyten, Epic Journeys…, 222.
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176–177 ἄληα hier mit Dativ, immer dem Personalpronomen nachgestellt. Vgl. PH 8, 134, 216; 9, 98; 10, 227. ζαξζαιέῳ Ἀρηιῆη: vgl. PH 3, 759: „ζαξζαιέῳ Πειη θαὶ ἀθακάηῳ Ἀρηιη―. In der Ilias 21, 589 wird Achilleus als „ζαξζαιένο πνιεκηζηήο― bezeichnet. Bei Ps.-Opp., Kyn. 2, 155 heißt es für Achilleus „ζαξζαιένο πφζηο … Γετδακείεο―. δέκαο πεξηθαιιὲο ὁκννλ: vgl. den homerischen Ausdruck „δέκαο ἀζαλάηνηζηλ ὁκννο― Od. 3, 468; 8, 14; 23, 163; vgl. auch Xenophanes, Fr. 19, 2 D. = 23, 2 D.-K. Zu δέκαο πεξηθαιιέο vgl. Eur., Andr. 1278: „θάιιηζηνλ δέκαο―; Naumachios, 1 GDRK: „θαιὸλ κὲλ δέκαο― (vgl. PH 5, 530). In den vv. 176 f. berichtet der Erzähler zum ersten Mal von der tatsächlichen Ähnlichkeit zwischen dem verstorbenen Achilleus und dessen Sohn Neoptolemos. Bei Triphiodoros, vv. 157 f. bestaunt ebenfalls Diomedes diese Ähnlichkeit. Er sieht nämlich in dem jungen Neoptolemos einen Helden wie zuvor Achilleus. Bei Triphiodoros ist die Ähnlichkeit zwischen Achilleus und Neoptolemos schon in den vv. 51–54 erwähnt, in denen der Erzähler von der Ankunft Neoptolemos‘ in Troia berichtet: „θαὶ θῦξνλ κὲλ ἔβαηλε ιηπὼλ επάξζελνλ ἄζηπ / πἱὸο Ἀρηιινο θαὶ ἐπαηλο Γεηδακείεο· / κήπσ δ᾽ εθπέεζζηλ ἰνπιίδσλ θξνηάθνηζηλ / ἀιθὴλ παηξὸο ἔθαηλε λένο πεξ ἐὼλ πνιεκηζηήο.― An diesen beiden Stellen hebt der Erzähler bei Triphiodoros die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn bezüglich ihrer Tapferkeit und Wehrhaftigkeit hervor. Auch bei Sophokles, Phil. 356–358 wird diese Ähnlichkeit betont. Es ist charakteristisch, dass auch der junge Telemachos in der Odyssee bezüglich der Ähnlichkeit mit dessen Vater Odysseus bestaunt wird: vgl. 1, 206–209 (von Athene in der Gestalt von Mentes); 3, 123b–125 (von Nestor); 4, 141–150 (von Helena und Menelaos). 178 Τνὺο δ᾽ ἄξ᾽ ὑπνθζάκελνο … ἔεηπελ: πνθζάκελνο: zuvoreilend, vgl. Od. 15, 171: „Σὸλ δ‘ ιέλε ηαλχπεπινο πνθζακέλε θάην κῦζνλ―. ηννλ πνηὶ κῦζνλ ἔεηπελ: (ηννλ) πνηὶ κῦζνλ ἔεηπελ ist ein formelhafter Ausdruck, der nur bei Quintus vorkommt und, wie James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 414 ausführen, das homerische πξὸο κῦζνλ ἔεηπελ ersetzt. 179–182 Zu 179–181 vgl. Od. 3, 71 = 9, 252: „Ὦ μελνη, ηίλεο ἐζηέ; Πφζελ πιεζ‘ γξὰ θέιεπζα;― κέγα ραίξεη’: vgl. Od. 24, 402 in einer Begrüßung. Zum Ausdruck vgl. auch PH 14, 203. θηόληεο: immer am Versende in der epischen Dichtung. εἴπαηε: Diese Form kommt nur hier in den PH vor; bei Homer findet es sich zweimal in Od. 3, 427 und 21, 198. Vgl. Hes., Th. 108, 115 und einmal bei Apoll. Rh., Arg. 3, 315; bei Kolluthos, 6 zieht Livrea, Colluto, 61 f. die Form ἔζπεηε vor, die auch in v. 382 überliefert ist. Bei Nonnos kommt diese Form häufig vor (fünfzehnmal). Hier hat Quintus die homerischen Ausdrücke: „εἴπῃο, ὁππόζελ ἐζζί― (Od. 14, 47), „ἀιιὰ θαὶ ὧο κνη εἰπὲ ηεὸλ γέλνο, ὁππόζελ ἐζζί― (Od. 19, 162) – vgl. auch Od. 4, 61 –, im Sinn, während für die vv. 180b–181 die Stellen Od. 4, 312 f.: „ηίπηε δέ ζε ρξεηὼ δεῦξ᾽ ἢγαγε, Σειέκαρ᾽ ἣξσο, / ἐο Λαθεδαίκνλα δαλ ἐπ᾽ εξέα ληα ζαιάζζεο― und Apoll. Rh., Arg. 4, 455 f.: „ηίο ἀπόπξνζη ηόζζνλ ἀλάγθε / θαὶ ρξεηώ ζθ᾽ ἐθόκηζζε; ηίλεο ζθέαο ἢγαγνλ αὖξαη;― von Wichtigkeit
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waren. δη᾽ νἴδκαηνο ἀηξπγέηνην: nur hier; vgl. zu diesem Ausdruck, die am nächsten liegende Parallele Orph. Arg. 1196: „δηὰ θχκαηνο ἀηξπγέηνην―; Nonn., Dion. 1, 94: „ἀηξπγέηνην δη‘ ὕδαηνο―; Quintus variiert hier die epischen Formulierungen „ἁιὸο ἀηξπγέηνην― (Il. 1, 316, 327; 24, 752; Od. 1, 22 u.a. vgl. PH 2, 426; 6, 331) „ἀηξπγέηνην ζαιάζζεο― (Il. 14, 204; Hes., Th. 413, 728) und ἀηξύγεηνλ πόληνλ (Il. 15, 27; Od. 2, 370; 5, 84 u.a; PH 14, 589). Es ist wahrscheinlich, dass Hes., Th. 413 für diesen Ausdruck bei Quintus von Bedeutung war: „δὲ θαὶ ἀηξύγεηνλ πέιαγνο ηέθελ νἴδκαηη ζπνλ―; bei Quintus vgl. auch in den PH 6, 334: „ἀηξπγέηνηζη παξ‘ αἰγηαινζηλ―. Ὣο ἔθαη᾽ εἰξόκελνο: nur hier; vgl. Od. 15, 263: „εἰπέ κνη εἰξνκέλῳ― (Od. 24, 114, 474). Der homerische Ausdruck δνο δπζζεύο erscheint nur hier in den Posthomerica. 183–186 ἐππηνιέκνπ Ἀρηιῆνο: dieser Ausdruck findet sich nur in den Posthomerica; immer im Genitiv bezogen auf eine Person, die dem Achilleus nahestand: Briseis (3, 552); Odysseus und Diomedes (7, 183) und Neoptolemos (7, 576; 8, 76, 491; 13, 226). Zu ἐππηφιεκνο, das in der epischen Dichtung erst bei Quintus häufige Verwendung findet (zwanzigmal) siehe Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 26. ἐύθξνλα Γεηδάκεηαλ: hier in der Bedeutung von „verständig―; vgl. Aisch., Ag. 351: „γύλαη, θαη‘ ἄλδξα ζώθξνλ‘ εθξόλσο ιέγεηο―; auch Ch. 88. In den PH charakterisiert dieses Adjektiv sowohl göttliche (Hephaistos: 2, 240; 3, 738; Athene: 10, 353; Thetis: 4, 128; 9, 29) wie auch sterbliche Personen (Achilleus: 3, 549, 787; Antilochos: 3, 517; Odysseus: 8, 113; Poulydamas: 6, 505; Väter von Kämpfern: Lernos: 10, 221; Thestor: 6, 68; Anchises: 13, 315). Zu diesem Adjektiv siehe die Ausführungen von James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 157, von Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 287 und von Ferreccio, Commento al libro II, 49 f. zu PH 2, 42. Hier entspricht dieses Attribut zu Deidameia den Epitheta ζαφθξσλ (in PH zu Poulydamas 2, 41; 10, 27) und πεξίθξσλ (homerisches Attribut zu Penelope), ein Attribut, das Oinone in 10, 474 charakterisiert. Beide Epitheta verbinden diese sterblichen Frauen miteinander, siehe auch unten. Bemerkenswert ist die Nennung beider Eltern des Neoptolemos mit rühmenden Epitheta. Beide Epitheta beginnen mit dem Präfix ε und die Ausdrücke sind zudem in den vv. 183 und 184 metrisch gleichgestellt. ἐππηφιεκνο hebt die Tapferkeit Achilleus‘ im Krieg hervor, während ἐχθξσλ die Besonnenheit der Mutter Deidameia betont. Wie seine Eltern zeichnet sich auch Neoptolemos durch Tapferkeit und Besonnenheit aus. 185–186 Quintus hebt nochmals, diesmal in der Rede des Odysseus, die Ähnlichkeit des Neoptolemos mit seinem Vater hervor. θαὶ δ᾽ αὐηνὶ ηεὸλ εἶδνο ἐίζθνκελ … / πάκπαλ … ἐῴθεη: vgl. besonders PH 9, 12 f.: „εἴ ζ᾽ ὅ γ᾽ Ἀρηιιεύο ἐζηη θαὶ ν θίε δκ᾽ Ἀίδαν, / εἴ ηέ ηηο ἄιινο Ἀραηὸο ἀιίγθηνο ἀλέξη θείλῳ.― Man vergleiche noch die Aussage des Phoinix in den vv. 651–654: „Ἀξεηῆ δ‘ ὅ γε θέξηεξνο ἤελ / πνιιόλ, ἐπεὶ καθάξεζζη δέκαο θαὶ θάξηνο ἐῴθεη· / ηῶ ζύ γε πάκπαλ ἔνηθαο, ἐγὼ δ΄ ἄξα θελνλ ὀίσ / δσὸλ ἔη‘ Ἀξγείνηζη κεηέκκελαη·― ἀλέξη θείλῳ: vgl. PH 9, 13; 11, 292; 10, 158; 8, 38; auch
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Apoll. Rh., Arg. 1, 154; 2, 798. ἀζαλάηνηζη πνιπζζελέεζζηλ: Die meisten Handschriften überliefern ἀζαλάηνηζηλ ἐπζζελέεζηλ, die codd. V und P ἀζαλάηνηζηλ πνιπζζελέεζζηλ. Köchly übernahm die letztere Lesart und druckte aus metrischen Gründen ἀζαλάηνηζη πνιπζζελέεζζηλ; vgl. PH 2, 205: Achilleus wird mit den Titanen verglichen: „Σηηήλεζζη πνιπζζελέεζζηλ ἐνηθψο―. In den Stellen PH 3, 128; 5, 603, 6, 21, 273, 394; 8, 422; 11, 131; 13, 191, wo auch inhaltlich ἐπζζελήο passen würde, findet sich πνιπζζελήο, damit der Hiat mit dem vorangehenden Wort vermieden wird. Ich halte auch die Lesart der codd. V. und P mit der Korrektur von Köchly für ursprünglich. Es ist wahrscheinlich, dass die Kopisten von den Epitheta zu Achilleus und Deidameia „ἐππηνιέκνπ― und „ἐχθξνλα― in den vv. 182 und 183 zu ἐπζζελέεζηλ verleitet wurden. Im Unterschied zu ἐπζζελήο, das bei Quintus nicht für Gottheiten verwendet wird, charakterisiert das Adjektiv πνιπζζελήο in den Posthomerica, das dort insgesamt zehnmal vorkommt und sich in der anderen Literatur nur in Or. Sib. 14, 53 findet, neben Achilleus in 5, 603 und 6, 21 auch Zeus in 3, 128, die Titanen in 2, 205 und die Kentauren in 6, 273. Das Adjektiv charakterisiert in den Posthomerica ebenfalls Eurypylos in 6, 394 und die Achaier in 8, 422; 11, 131; 13, 191. Odysseus vergleicht in PH 7, 186 Achilleus mit den Göttern. Der Dichter hebt dies durch ein Epitheton, das sowohl für Achilleus wie auch für die Götter gilt, hervor. 187–190 Odysseus stellt sich und Diomedes vor. Er erwähnt als Erstes ihre Heimatorte: Ithaka – Argos und dann in chiastischer Stellung ihre Namen: Σπδείδαν – δπζζνο. Auf den Namen des Odysseus folgt ein Relativsatz, in dem Odysseus den Grund seines Kommens nennt: „ζενπξνπίεο ἕλεθ‘―. Ἰζάθεζελ: auch in v. 442, nur in den Posthomerica. Ἄξγενο ἱππνβόηνην: Dieser homerische Ausdruck (zwölfmal: vgl. Il. 2, 287; 6, 152 u.a; Od. 3, 263; 4, 99 u.a.; zweimal bei Hesiod: Frr. 25, 36 M.-W.; 257, 3 M.-W.) findet sich nur hier bei Quintus. In den PH vgl. noch 3, 570: „πνιπδίςηνλ Ἄξγνο―. ἱππφβνηνο ist hier als generisches Epitheton zu verstehen: „Rosse nährend―, oder „von Pferden beweidet―. Vgl. dazu LfgrE s.v. Dieses Adjektiv kommt noch einmal bei Quintus vor und charakterisiert das Schlachtfeld in 2, 487. Aufgrund der Angabe von Ithaka als Odysseus‘ Heimatort muss mit der Nennung des peloponnesischen Argos, das eigentlich nicht Diomedes‘ Heimatort ist, nicht unbedingt das ganze Griechenland im Kontext von „Fern sein― gemeint sein. Wahrscheinlich auch nicht das griechische Festland. Nach Il. 2, 559 ff. sind Diomedes, Sthenelos und Euryalos die Anführer des südargolischen Gebiets, die mit 80 Schiffen nach Troia gekommen sind, wobei wiederum Diomedes als oberster Anführer in v. 567 erwähnt wird. Es scheint, dass sich Diomedes in Argos als Fremder ebenso wie vor ihm sein Vater Tydeus an einem für ihn fremden Ort durchsetzen konnte. Tydeus kämpfte, nachdem er Aitolien verlassen hatte, auf der Seite Adrastos‘ gegen Theben und heiratete schließlich dessen Tochter. Τπδείδαν δαΐθξνλνο: vgl. PH 4, 109. Der Ausdruck ist schon homerisch: Il. 5, 181; 23, 405; vgl. auch Il. 4, 370; 5, 813; 8, 152. νὔλνκ᾽ ἄθνπζαο: vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 1092: „(νδέ πεξ) νὔλνκ‘ ἀθνῦζαη― am Versende. Odysseus denkt hier wohl, dass die Namen Diomedes und Odysseus
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Neoptolemos aufgrund ihrer großen Taten in Troia bekannt sind. Man könnte annehmen, dass ihre Taten zusammen mit denen von Achilleus schon durch Lieder, die in Symposien auf Skyros gesungen wurden, geläufig sind, wie wir es von der Odyssee kennen (vgl. Od. 1, 325–327; 8, 72 ff., 487 ff.). Für den gebildeten Leser waren Odysseus und Diomedes diejenigen, die auch Achilleus zugeredet haben, Skyros und damit seine Gattin Deidameia zu verlassen und mit ihnen nach Troia zu segeln. Das Gleiche versuchen sie jetzt mit Neoptolemos. δπζζῆνο ππθηκήδενο: ππθηκήδεο bezeichnet Odysseus noch in PH 7, 438 an der gleichen Versstelle: In der Odyssee 1, 438 findet es sich als Attribut zu Eurykleia und in hom. Hymn. Dem. 153 zu Triptolemos. Zur Bedeutung vgl. die Erklärungen in den Scholien zu Od. 1, 438: „ηο ζπλεηὰ βνπιεχκαηα εἰδπίαο. θαὶ ηνῦην πεπιαζκέλνλ … ηο, ἢγνπλ ηο ππθλὰ θαὶ ζπλεηὰ κήδεα ἐρνχζεο― und von Apollon., Lex. hom.: „ζπλεηο θαηὰ ηὰ κήδεα, ὅ ἐζηη βνπιεχκαηα―. Dieses Adjektiv ersetzt bei Quintus die homerischen Epitheta des Odysseus πνιχκεηηο, das in den Posthomerica nur einmal als Attribut zu Athene in 12, 154 vorkommt und πνιπκήραλνο, das bei Quintus nicht erscheint. Es ist bemerkenswert, dass Quintus andere Epitheta für die Klug- und Schlauheit des Odysseus vorzieht, die bei Homer entweder nicht vorkommen oder aber andere Personen bezeichnen: πεξηθξαδήο, κεηηφεηο, πεξίθξσλ, ἐχθξσλ, πηλπηφθξσλ, δνιφκεηηο. Nur das Adjektiv δαΐθξσλ, das als Epitheton zu Odysseus bei Homer vorkommt (vgl. Il. 11, 482; Od. 1, 48; 3, 163; 7, 168 u.a.), charakterisiert ihn auch in den PH (vgl. 7, 347; 11, 358). Dazu vgl. auch Paola Venini, „Da Omero a Quinto Smirneo: Epiteti di eroi―, in: L. Belloni; G. Milanese; A. Porro (Hrsgg.), Studia classica Iohanni Tarditi oblata. Vol. I, Milano 1995, 190. Zu Odysseus‘ Scharfsinn, der ihn in den Posthomerica als stark und mächtig ausweist, sogar mächtiger als Aias, siehe die interessanten Ausführungen von C. A. Maciver, „Flyte of Odysseus: Allusion and the Hoplôn Krisis in Quintus Smyrnaeus Posthomerica 5―, AJPh 133 (2012), 615 ff. ζενπξνπίεο ἕλεθ’: Zu ζενπξνπίε vgl. Tsomis zu PH 10, 263. Dies verweist auf die Rede des Kalchas in PH 6, 59–67 im Rahmen von Menelaos‘ πεξα-Rede und dem heftigen Widerspruch Diomedes‘: Zu Beginn seiner Rede appelliert er an die Achaier und fordert sie auf, seinen Worten zuzuhören, da sie wissen, dass er die „ζενπξνπίαο― sehr gut zu deuten weiß (PH 6, 60). Er erinnert die Griechen an seine frühere Weissagung, die Eroberung von Troia werde im zehnten Kriegsjahr erfolgen: „ηὸ δὴ λῦλ ἐθηειένπζηλ / ἀζάλαηνη, λίθε δὲ πέιεη παξὰ πνζζὶλ Ἀραηλ― (v.v. 62b–63). Er fordert dazu auf, dass Diomedes und Odysseus Neoptolemos als Helfer herbeiholen sollen. Er erinnert damit also an die erste Voraussetzung für die Eroberung Troias. Obwohl er die Bedeutung der Beteiligung von Achilleus‘ Sohn für Ilions Eroberung nicht ausdrücklich unterstreicht und sich nur auf „κέγα δ‘ ἄκκη θάνο πάληεζζη πειάζζεη― (v. 67) beschränkt, versteht der Leser, dass die Notwendigkeit der Ankunft Neoptolemos‘ aus Skyros als Teil des Orakels den Griechen bekannt sein muss. Kalchas hebt also im sechsten Buch mit seinen mahnenden Worten hervor, dass Troia jetzt im zehnten Jahr eingenommen wird und fordert die Erfüllung der ersten Voraussetzung, das Herbeiholen von Neoptolemos. Odysseus muss in PH 7, 190 gegenüber Neoptolemos eindrücklich betonen, dass seine An-
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wesenheit in Troia zu der ζενπξνπίε gehört, damit er ihn von der Notwendigkeit des Mitkommens überzeugt. 191–193 Odysseus setzt seine flehentliche Bitte fort. Neoptolemos solle sich der Griechen erbarmen und ihnen helfen, indem er mit ihnen nach Troia kommt. Denn durch seine Mithilfe werde der Krieg zu einem Ende kommen. Kurz und klar informiert Odysseus seinen jungen Zuhörer über die Weissagung. Ohne ihm die schlimme Situation der Griechen in Troia zu schildern, versucht er ihn mit dem Versprechen der Achaier, ihn reich zu beschenken, zum Mitkommen zu bewegen. Ἀιι᾽ ἐιέαηξε ηάρηζηα: vgl. PH 10, 296; Paris bittet Oinone als die Einzige, die ihm helfen kann, ihn von seiner schlimmen Verwundung zu heilen. Der Ausdruck ἀιι᾽ ἐιέαηξε für Bitt- und Flehensszenen begegnet uns schon in den homerischen Epen: vgl. Il. 6, 431; Od. 5, 450; 6, 175; vgl. auch hom. Hymn. Aphr. 5, 189. ἐπάκπλνλ: im Rahmen einer flehentlichen Bitte vgl. Il. 5, 685: „ἀιι᾽ ἐπάκπλνλ―; PH 2, 393: „Ἀιιὰ ζνο ἐπάκπλνλ―. ἐιζὼλ ἐο Τξνίελ: PH 2, 37 am Versanfang. Odysseus, als einer der Gesandten für Achilleus, verwendet in seiner Bittrede im neunten Buch der Ilias, in der er Achilleus zur Rückkehr zum Kampf zu bewegen versucht, einen ähnlichen Ausdruck wie in PH 7, 191, vv. 301 f.: „ζὺ δ᾽ ἄιινπο πεξ Παλαραηνὺο / ηεηξνκέλνπο ἐιέαηξε θαηὰ ζηξαηόλ―. Wie wir auch im Folgenden sehen, beabsichtigt der Dichter, an die iliadische Presbeia zu erinnern. ηέινο ἔζζεη᾽ Ἄξεη: Ἄξεη: Dativus Possesivus: Ares (hier metonymisch der Krieg) wird ein Ende haben. δξ᾽ ὀπάζνπζηλ ἀάζπεηα: Zu δξ᾽ ὀπάζνπζηλ vgl. Nonn., Dion. 7, 62: „θαὶ ἀλδξάζη δξνλ ὀπάζζαη―; vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 2, 813 f.; 3, 909 f. Zu δξα … ἀάζπεηα: vgl. Od. 20, 342: „πνηὶ δ‘ ἄζπεηα δξα δίδσκη―; PH 1, 647, 7, 678; Nonnos, Dion. 29, 59. Zu den Geschenken, die Neoptolemos von den Argeiern bekam, siehe unten 7, 674 ff. δνη Ἀραηνί: dieser homerische Ausdruck (vgl. Il. 5, 451; 11, 455 u.a.) tritt nur einmal in den Posthomerica auf. 194–197a Odysseus verspricht Neoptolemos, ihm die Waffen seines Vaters zu überreichen. ηενῦ παηξὸο ἀληηζένην: PH 8, 154 für die Pferde des Achilleus. Das Epitheton ἀληίζενο für Achilleus finder sich in den Posthoemerica noch in 4, 385; 5, 305; 12, 288 und 14, 276. Anders als in den Posthomerica trägt Achilleus in den homerischen Epen nicht das Attribut ἀληίζενο, das bei Homer unterschiedslos viele Personen charakterisiert. Bei Homer wird Achilleus als δνο, ζενο, ζενείθεινο, in den PH als ζενεηδήο (11, 234), ἰζφζενο (14, 180), δάζενο (14, 304) charakterisiert; siehe auch Campbell, A Commentary ... zu 12, 288. πεξ θνξέσλ: πεξ hebt das Partizipium θνξέσλ nachdrücklich hervor. Odysseus beabsichtigt damit, Neoptolemos zum Tragen dieser Waffen zu bewegen, was sein Kommen nach Troia voraussetzt. κέγα ηέξςεαη: vgl. Orph. Lithika 174. Odysseus versucht den noch nicht im Krieg erfahrenen Neotolemos zu gewinnen, indem er die ästhetische Freude beim Tragen dieser Waffen hervorhebt. Man könnte sie mit denen des Ares gleichsetzen. Οὐ γὰξ ἔνηθε / ζλεηλ ηεύρεζη θελα: Dieser Satz erinnert den Leser an Thetis‘ Worte im fünften Buch, vv. 125–127, die den Agon für
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Achilleus‘ Waffen eröffnet: „Ἀιι᾽ ἴησ ὅο η᾽ ἐζάσζε λέθπλ θαὶ ἄξηζηνο Ἀραηλ, / θαί λύ θέ νἱ ζεεηὰ θαὶ ἄκβξνηα ηεύρε᾽ ἕζαζζαη / δώζσ, ἃ θαὶ καθάξεζζη κέγ᾽ εὔαδελ ἀζαλάηνηζηλ.― Zu o γὰξ ἔνηθε vgl. Il. 21, 379. Zu dieser Klausel, die in den Posthomerica dreizehnmal vorkommt, siehe die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu 12, 206. Es ist der einzige Beleg in den PH ohne Infinitivergänzung. πνπ: es verleiht den Versen 196b–197a eine subjektive, bescheiden ausgesprochene Gewissheit der Überzeugung. ἶζα πέιεη: PH 2, 541; 8, 283; A.G. 12, 97, 5 (Antipatros); [Perictione] Fr. 144, 7 (The Pythagorean Texts of the Hellenistic Poetry 144 = Stobaios, 4, 28, 19). 197b–200a πνπιὺο δὲ πεξὶ ζθίζη πάκπαλ ἄξεξε / ρξπζόο: ἄξεξε: vgl. Ps. Zonaras Lexik.: ἀξήξεη· ἐλήξκνζην … Med.-Pas. Perfekt ἤξα, θαὶ ἀηηθο ἄξεξα von ἄξσ, das als Präsens ungebräuchlich ist. Vgl. Opp., Hal. 4, 488: „ἐπὶ ζθίζη γφκθνο ἄξεξε―. ρξπζὸο δαηδαιένηζη θεθαζκέλνο: Gold geschmückt mit kunstvollen Verzierungen (kunstvoll bearbeitet); vgl. Pind., O. 1, 27: „ἐιέθαληη θαίδηκνλ ὦκνλ θεθαδκέλνλ―; Aisch., Eum. 766: „εὖ θεθαζκέλνλ δφξπ―. In den PH vgl. 5, 78, 115; 9, 294, 542. δαηδάιενο = δαίδαινλ, das Adjektiv anstatt des Substantivs ist homerisch wie παξζεληθή = παξζέλνο. Vgl. Sch. D zu Il. 4, 135: „πνιπθαηεξγάζηνπ, πνηθίινπ―. In der Ilias 20, 268 bedeutet „ρξπζὸο γὰξ ἐξύθαθε, δξα ζενν―, bezogen auf Achilleus‘ Schild, entweder „der goldene Schild― oder „die obere Schicht des Schildes, die aus Gold gefertigt war―. Es handelt sich um die Monomachie zwischen Aeneias und Achilleus: Aeneias‘ Lanze konnte Achilleus‘ Schild nicht durchbohren, da das Gold des Schildes sie daran hinderte. Die folgenden Verse, 269–272, geben jedoch eine unpassende Erklärung zu v. 268 ab. Sie führen an, dass der Schild aus je zwei Schichten Erz und Zinn mit einer Zwischenschicht aus Gold gefertigt wurde. Schon seit der Antike galten diese Verse als verdächtig (vgl. Arist., Poet. 1461 a 31; siehe dazu Erbse z. St.), Aristarchos hat sie athetisiert; vgl. auch Scholia dazu (Did./T): „νὗηνη θαὶ πξνεζεηνῦλην παξ᾽ ἐλίνηο ηλ ζνθηζηλ, ἐλ ἐλίνηο δὲ νδὲ ἐθέξνλην.― Quintus scheint diese fragwürdige und vieldiskutierte homerische Stelle nicht zu berücksichtigen und sie als nicht ursprünglich zu betrachten. In den Posthomerica wird als Material bezüglich Achilleus‘ Schild nur das Gold erwähnt, was besagt, dass mindestens die obere Schicht des Schildes aus Gold (vgl. PH 7, 197b f.) gefertigt wurde. κέγα ζπκὸλ … ἰάλζε / ηεύρσλ: vgl. A.G. 9, 808, 9 (Kyros): „ηηο ἑὸλ κέγα ζπκὸλ ἰάλζε―; die Odyssee-Stelle 23, 47: „ἰδνῦζα θε ζπκὸλ ἰάλζεο― dient als Vorbild. Vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 4, 94; Musaios, 107. ηεύρσλ ἄκβξνηα θελα: während er jene unvergänglich schuf. ἄκβξνηα ist Prädikatsnomen zu θελα. Dieser Halbvers verweist auf den Ausdruck ἄκβξνηα ηεχρε, der in der Ilias Achilleus‘ Waffen bezeichnet, die Patroklos trägt, (Il. 17, 194, 202). In den Posthomerica kommt der Ausdruck ἄκβξνηα ηεχρε insgesamt sechsmal vor, an fünf Stellen bezieht er sich auf Achilleus‘ Waffen (2, 466 zusammen mit Memnons Waffen als Werk des Hephaistos; 5, 2, 126, 319 und 12, 303: Neoptolemos trägt die göttlichen Waffen seines Vaters).
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200b–201a ηὰ ζνὶ κέγα ζαῦκ ἰδόληη: vgl. die homerische Formula: „κέγα ζαῦκα ηφδ‘ ὀθζαικνζηλ ὁξκαη― in Il 13, 99; 15, 286; 20, 344; 21, 54; Od. 19, 36, wie auch „ζαῦκα ἰδέζζαη― Il. 5, 725; 10, 439 u. a. in der frühgriechischen Epik; bei Apoll. Rh., Arg. 1, 943 findet sich κέγα ζαῦκα … ἰδέζζαη. Unserer Stelle kommt Paus., 1, 19, 6: ζαῦκα δ‘ ἰδνῦζη― sehr nahe; vgl. auch Himerios, Or. 47, 38: „ζαῦκα ηνο ἰδνῦζηλ ἐθαίλεην―. 201b–204a γαα θαὶ νὐξαλὸο δὲ ζάιαζζα = Apoll. Rh., Arg. 1, 496 zu Beginn von Orpheus‘ Lied. Vorbild ist Hes., Th. 427: „γαίῃ ηε θαὶ νξαλῶ δὲ ζαιάζζῃ―. Vgl. auch Or. Sib. 6, 17; Porph., De phil. ex orac. 142, 24; Euseb., Constant. 20, 10, 16; Greg. Naz., Carm. 451, 6; 528, 1; A.G. App. 5, 128, 2; 264, 52. Weitere Belege bei Vassilaros, Ἀπολλωνίοσ Ροδίοσ, Ἀργ. Α΄, 205 f. zu Apoll. Rh., Arg, 1, 496. Dieser Ausdruck verweist auf den Anfang der Beschreibung des Schildes von Achilleus im 5. Buch der Posthomerica vv. 6 f.: „Πξηα κὲλ εὖ ἢζθεην ζενθκήηῳ ἐπὶ ἔξγῳ / νξαλὸο δ᾽ αἰζήξ· γαίῃ δ᾽ ἅκα θεην ζάιαζζα.― ἀκθὶ ζάθνο πεπόλεηαη = PH 6, 241 (Eurypylos‘ Schild). ἀπεηξεζίῳ η᾽ ἐλὶ θύθιῳ: Alle Handschriften überliefern ἀπεηξεζίῳ πεξὶ θχθιῳ, das, wenn es mit dem folgenden Vers verbunden wird, ein inakzeptables Asyndeton schafft, wie Pauw und Vian (Ausg. II 113) bemerkt haben. Pauw versucht es zu korrigieren, indem er δ‘ ἢζθεληαη – ἢζθεληαη überliefert schon die ed. Basileensis – vorschlägt. Zu Recht wendet Köchly und ihm folgend Vian ein, dass sich δέ hier nicht an seiner normalen Stelle im Satz befindet. Obwohl es kein Anzeichen für eine lacuna in den Handschriften gibt, nimmt Köchly eine Textlücke von mehreren Versen nicht nur nach v. 202 an, den er interpungiert, sondern auch nach dem Vers „δα πέξημ ἢζθε(λ)ηαη ἐνηθφηα θηλπκέλνηζη―, der, wie er meint, das zweite Motiv des Schildes im 5. Buch 17–24 darstellt. Seiner Ansicht nach hätte Odysseus Neoptolemos mehr als nur zwei Schildmotive beschrieben, aber sicherlich nicht alle, um ihn von diesem göttlichen Kunstwerk zu überzeugen: Als sicheres Motiv, das nur in Umrissen geschildert werden sollte, vermutet Köchly das Motiv mit den Kriegen und Schlachtgetümmeln (vgl. PH 5, 25–37). Dazu Folgendes: Odysseus erwähnt bei seiner Beschreibung des Schildes zusammenfassend zunächst die erste Szene der Ekphrasis des Schildes aus dem fünften Buch (vgl. PH 5, 6 f.: Himmel, Luft, Erde, Meer) in einem Kausalnebensatz, der begründet, dass Achilleus‘ Waffen Neoptolemos, wenn er sie sieht, wie ein großes Wunder erscheinen werden. Odysseus verwendet in seiner Begründung ausschließlich Motive aus dem Schild, der das Hauptkunstwerk darstellt und dem Leser schon aus dem fünften Buch bekannt ist. Dieser Rückverweis, wie schon M. Baumbach in „Die Poetik der Schilde: Form und Funktion der Ekphraseis in den Posthomerica des Quintus Smyrnaeus―, in: Baumbach et al., Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer…, 122 betont hat, ist für den Leser eine Erinnerung an den ganzen Schild, denn diese Szene verweist nicht nur pauschal auf den geographischen Raum der in ihm dargestellten Motive, sondern der Leser wird dadurch eingeladen, die Szenen aus der Ekphrasis des fünften Buches selbst nachzuempfin-
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den. Für den Zuhörer Neoptolemos, der zunächst beeindruckt und dann überzeugt werden soll, reicht diese zusammenfassende Aussage schon aus, um zu erkennen, dass auf diesem Schild alles Mögliche zu sehen ist, was noch durch den Ausdruck „ἀπεηξεζίῳ … θχθιῳ― unterstrichen wird. In der Ekphrasis des fünften Buches haben wir auch eine repräsentative Auswahl von Szenen: vgl. PH 5, 97 f.: „Ἄιια δὲ κπξία θεην θαη᾽ ἀζπίδα ηερλεέλησο / ρεξζὶλ π᾽ ἀζαλάηῃο ππθηλόθξνλνο ἧθαίζηνην.― Dieselbe Funktion hat auch der ebenfalls zusammenfassende Vers (7, 203): „δῶα πέξημ ἢζθεηαη ἐνηθόηα θηλπκέλνηζη―, denn δῶα bedeutet hier nicht wilde Tiere, wie Köchly meint und mit der Stelle PH 5, 17–24 verbindet, sondern lebendige Wesen, die im Rahmen der dargestellten Szenen des Schildes abgebildet sind: vgl. Herodot, 4, 88: „δῶα γξαςάκελνο πζαλ ηὴλ δεῦμηλ ηνῦ Βνζπφξνπ― (gleichsam „nach dem Leben malen lassen―); 2, 148. Vgl. auch die Bemerkungen von Vian (Ausg. II , 113). Mit dieser zweiten Information hebt der Dichter, diesmal durch Odysseus, nochmals die Lebensnähe der abgebildeten Themen – darauf hat er in der Ekphrasis des fünften Buches bestanden – hervor, was auf die hohe Kunstfertigkeit des Schildes hinweist. Daher ist m. E. die Annahme einer Textlücke, wie Köchly ausführt, nicht notwendig. Odysseus‘ Rede muss sich nicht in die Länge ziehen, weil sein primäres Ziel darin besteht, Neoptolemos mit nach Troia zu nehmen. So scheint mir die Konjektur von Zimmermann in v. 202 ἀπεηξεζίῳ η‘ ἐλὶ θχθιῳ plausibel. Dadurch verbindet sich dieser Ausdruck mit dem darauffolgenden überlieferten Vers und der Text wird normalisiert. Vian erklärte das überlieferte πέξη in v. 202 als Fehler des Kopisten aus dem Wort πέξημ in dem darauffolgenden Vers. Die Annahme, dass der Kopist Verse, die ihn an die Ekphrasis des 5. Buches erinnert haben, ausgelassen habe, finde ich nicht plausibel. Zum Ausdruck „ἀπεηξεζίῳ η‘ ἐλὶ θχθιῳ― vgl. Greg. Naz., Carm. 1451, 4: „ἀπεηξέζηνλ θαηὰ θχθινλ―; Joh. Gram., Ekphr. Kosm. Pin. 2, 208: „ἀπεηξεζίσλ ἀπὸ θχθισλ―. Zum Ausdruck „ἐνηθφηα θηλπκέλνηζη― vgl. PH 5, 42; 6, 201; 13, 10: „θηλπκέλνηζηλ ἐνηθόηεο― (Schild des Eurypylos); Hes., Th. 584: „δσνζηλ ἐνηθόηα―. Zu dem nicht homerischen Adverb πέξημ siehe Ferreccio, Commento al libro II, 256 zu PH 2, 485. 204–205 ζαῦκα θαὶ ἀζαλάηνηζη· βξνηλ … / νὔηέ ηηο ἔδξαθε … νὔη’ ἐθόξεζελ: stärker hervorgehoben als bei Hes., Th. 588: „ζαῦκα δ‘ ἔρ‘ ἀζαλάηνπο ηε ζενὺο ζλεηνὺο η‘ ἀλζξψπνπο― (Ekphrasis des Goldreifs der Pandora); vgl. auch Ps.- Hes., Aspis 318. νὔ πώ πνηε: vgl. Il. 1, 106; Od. 12, 98; hom. Hymn. Herm. 444; Hes., Fr. 204, 120 M.-W. Mit v. 205 erinnert Quintus an den homerischen Ausdruck Il. 19, 11: „νἷ᾽ νὔ πώ ηηο ἀλὴξ ὤκνηζη θόξεζελ―, wobei er durch die Verse 204 f., die hesiodische Züge tragen, den hohen Wert der Waffen stärker als Homer hervorhebt. Il. 19, 11 beendet die Rede von Thetis bei der Übergabe der Waffen, die Hephaistos angefertigt hatte, an Achilleus. Thetis schlägt ihrem trauernden Sohn vor, den toten Patroklos liegen zu lassen, obwohl sie beide sehr bekümmert um ihn seien, denn er sei durch den Willen der Götter bezwungen worden und fordert Achilleus auf, die sehr schönen Waffen des Hephaistos zu empfangen, die noch nie ein Mann auf seinen Schultern getragen habe. Ähnlich wie Thetis Achilleus dazu bewegen will, die Waffen anzulegen und seine Kampfkraft zu nutzen (Il. 19,
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36), um den bedrängten Achaiern zu helfen und dadurch Patroklos‘ Tod zu rächen, versucht Odysseus bei Quintus den jungen Neoptolemos für den Kampf zu gewinnen: Er wird die prachtvolle Rüstung seines Vaters tragen und somit als neuer Achilleus im Kampf gegen die Troer erscheinen. Indem Odysseus seine Freundschaft mit Achilleus und seine Sorge um den Toten sowie sein Engagement für dessen Leiche in den nächsten Versen betont, appelliert er indirekt an die Gefühle des bekümmerten Neoptolemos (vgl. vv. 174b – 175a: „θαί πεξ κέγα ηεηξφκελνλ θξ / ἀκθὶ παηξὸο θηακέλνην―) und will ihn so auch als Rächer des Todes seines Vaters zur Teilnahme am Krieg bewegen. 205–207 εἰ κὴ ζόο γε παηὴξ: außer (ohne Verbum): zum Ausdruck vgl. bes. Il. 18, 193; Od. 12, 326. ηὸλ ἴζνλ Γηὶ ηνλ Ἀραηνὶ: vgl. Il. 9, 603 für Achilleus: „ἶζνλ γάξ ζε ζεῶ ηείζνπζηλ Ἀραηνί―. Zum Ausdruck vgl. PH 5, 658; 6, 133; Il. 5, 467; 9, 142 (vgl. 284); 13, 176 (= 15, 551). Ἀραηνὶ / πάληεο: vgl. Il. 6, 409; PH 9, 465. ἐγὼ δὲ κάιηζηα ist ein Ausdruck, der sonst nur in der Prosa vorkommt, bei Quintus ist er nur hier zu finden. θίια θξνλέσλ ἀγάπαδνλ: vgl. Od. 16, 17. Der Ausdruck θίια θξνλέσλ findet sich insgesamt achtmal bei Homer (Il. 4, 219; 5, 116; Od. 1, 307; 6, 313; 7, 15, 42, 75; 16, 17), zweimal bei Apollonios (Arg. 2, 389, 540) und viermal in den PH (vgl. noch 2, 458; 5, 559; 8, 148) immer an der gleichen Versstelle. 208–209 θαί νἱ ἀπνθηακέλνην λέθπλ πνηὶ λῆαο ἔλεηθα: νἱ an der Stelle des Genitivs wie in 7, 50. Zu 208a vgl. PH 3, 204: „πεξὶ λεθξὸλ ἀπνθηακέλνπ Ἀρηινο―. Zu v. 208 vgl. PH 3, 2: „Ἀληηιφρνην λέθπλ πνηὶ λαο ἔλεηθαλ―; 5, 614 zu dem Transport von Aias‘ Leiche: „θαὶ ἑ κέγαλ πεξ ἐφληα ζνὰο πνηὶ λαο ἔλεηθαλ―. In den vv. 208 f. ist die Häufung des n-Klangs bemerkenswert. ἀλειέα πόηκνλ: siehe v. 127. Die vv. 208 f. erinnern den Leser an die Rede Odysseus‘ PH 5, 285–289 im Rahmen der Kampfreden zwischen ihm und Aias um die Waffen des Achilleus. Odysseus betont dort, dass er im Kampf um Achilleus‘ Leiche weit mehr Feinde als Aias erschlagen habe und die Rettung der Leiche zusammen mit den Waffen allein sein Verdienst gewesen sei. Er habe keine Angst vor Aias‘ Speer, nur die Wunde schmerze ihn noch, die er sich bei der Rettung der Waffen und des toten Achilleus zugezogen habe. Somit erfülle er den Anspruch von Thetis: „ὅο η‘ ἐζάσζε λέθπλ θαὶ ἄξηζηνο Ἀραηλ― (PH 5, 125). In seiner Rede im 7. Buch erwähnt Odysseus die Teilnahme Aias‘ an der Rettung der Waffen und des Leichnams nicht. Er betont, dass er es durch die Tötung vieler Feinde geschafft habe, die Leiche zu den Schiffen der Achaier zu bringen. Beide Berichte Odysseus‘ widersprechen der Erzählung im Buch 3, 212–387. Der auktoriale Erzähler hebt die Aristie Aias‘ hervor. Odysseus‘ Teilnahme wird zwar erwähnt und von seiner Aristie und Verwundung berichtet (vv. 296–321), aber der Erzähler unterstreicht in erster Linie Aias‘ Verdienst um die Rettung der Leiche. Da sowohl im 5. wie auch im 7. Buch Figurenreden zu finden sind, die von persönlichen Zielen geleitet werden, sind Abweichungen von der Wahrheit zu erwarten. Im siebten Buch ist es für Odysseus viel leichter, sich vor Neoptolemos als einziger und alleiniger Retter
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und somit würdiger Empfänger von Achilleus‘ Waffen zu profilieren. Daher bin ich in Bezug auf die Ansicht von James/Lee, A Commentary.., 101 anhand dieser beiden Stellen skeptisch: „Thus its effect here is to present Odysseus in the worst possible light―. PH 7, 208: „λέθπλ πνηὶ λαο ἔλεηθα― entspricht der Stelle bei Ovid im 13. Buch der Metamorphosen vv. 284 f. „umeris ego corpus Achillis / et simul arma tuli―, wo Odysseus gegen Aias die Rüstung Achilleus‘ beansprucht. Vgl. auch Soph., Phil. 373: Neoptolemos übermittelt Philoktetes die Worte Odysseus‘, der Neoptolemos seinerseits versichert hatte, dass er auf rechte Weise die Waffen des Achilleus erlangt habe: „ἐγὼ γάξ αὔη‘ (sc. ηὰ ηεχρε) ἔζσζα θἀθελνλ παξψλ―. Dazu vgl. auch die Scholien zu Ilias 17, 719 (Aristarchos) und zu Od. 5, 310 (BTQ). Ausführliche Behandlung des Themas bei Vian, Recherches…, 43. 210–211a πεξηθιπηὰ ηεύρεα: vgl. PH 6, 390. πεξηθιπηφο ist ein homerisches Beiwort zu Hephaistos, der die Waffen des Achilleus geschmiedet hatte: Il. 1, 607; 18, 383, 393, 462 u.a.; Od. 8, 287, 300; vgl. Hes., Th. 571, 579; Erga 60; Fr. 209, 3 M.-W. Somit haben wir eine indirekte Erwähnung des göttlichen Schöpfers dieser Waffen. δα Θέηηο: Apoll. Rh., Arg. 4, 932; insgesamt viermal in den PH, dreimal im 4. Buch, ἆζια ἐπ‘ Ἀρηιιε: 4, 93, 273, 469. Alle Belege am Versanfang. Es ist bemerkenswert, dass die Erwähnungen von Thetis in den Posthomerica proportional häufiger als in der Ilias sind, obgleich Achilleus im dritten Buch stirbt. Thetis wird in der Erzählung der Posthomerica auch nach dem Abschluss der Spiele zu Ehren von Achilleus im fünften Buch erwähnt. Nach Maria Henderson Wenglinsky, The Representation of the Divine… 70 zeige Thetis‘ ständige Erwähnung in der Erzählung der Posthomerica Quintus‘ Vorliebe, die Rolle von untergeordneten Gottheiten zu verstärken, wobei der Dichter die Beteiligung der olympischen Götter begrenze. Im Falle von Thetis aber müssen wir in Betracht ziehen, dass ihre ständige Erwähnung nach dem fünften Buch der Posthomerica vor allem im Zusammenhang mit Neoptolemos, ihrem Enkelsohn steht, der als alter Achilleus die Hauptperson in den zwei letzten Pentaden des Epos ist. 211b–212 ἐειδόκελνο πεξ: πεξ ist hier intensiv-determinativ aufzufassen und das Partizipium enthält ein kausales Kolorit: Odysseus hebt hervor, dass er Neoptolemos die Rüstung und die Waffen seines Vaters wirklich gerne übergeben will: Und ich meinerseits werde sie dir gerne geben, in der Tat will ich es. Zu dem Partizipium ἐειδφκελνο mit πεξ vgl. PH 1, 609; 6, 538; 14, 97; 14, 213. πξνθξνλέσο: mit willfährigem Sinn, wohlwollend (propenso animo). Dieses Adverb kommt in der hexametrischen Dichtung entweder am Versanfang oder nach dem ersten Versfuß vor. Siehe dazu die Ausführungen von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 296 f. zu PH 1, 86. ὁπόη᾽ Ἴιηνλ εἰζαθίθεαη: „wenn du nach Ilion kommst― mit Weglassung von ἄλ bzw. θε(λ) wie in Od. 14, 170. Dazu vgl. auch Hes., Fr. 283, 2 M.-W: „ὅη‘ ἂλ δφκνλ εἰζαθίθεαη―. Hier bezeichnet die Zeitangabe zugleich die Bedingung, unter welcher das Prädikat des Hauptsatzes „δψζσ― in Erfüllung geht. So kommt der Temporalsatz einem Konditionalsatz mit ἐάλ gleich.
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213–218 Diese Verse bilden eine Reprise der Partie PH 6, 85–92: Menelaos teilt Odysseus mit, dass er Neoptolemos seine Tochter Hermione zur Gemahlin und mit ihr eine große Mitgift geben wird, falls es die Argeier durch Odysseus‘ Zureden schaffen würden, Neoptolemos als Helfer zu gewinnen, Ilion einzunehmen und er selbst nach Sparta zurückkäme. Καί λύ ζε θαὶ: sehr emphatisch wie bei Apoll. Rh., Arg. 3, 1015. ἐπὴλ Πξηάκνην πόιεα πέξζαληεο: vgl. Il. 1, 19: „ἐθπέξζαη Πξηάκνην πφιηλ―; Od. 3, 130 (= 11, 533; 13, 316); vgl. auch Il. 2, 37; 12, 15. Die Form πφιεα (Akk. Sing.) erscheint erst bei Ps.-Hes., Aspis 105; vgl. auch Kall., Aetia Fr. 43, 60 Pf. (= 47, 60 Asper); Rhian., Fr. 41, b10. Zum Ausdruck Πξηάκνην πφιεα siehe Tsomis zu PH 10, 1. λήεζζηλ ἐο ιιάδα λνζηήζσκελ: vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 993; 4, 98; PH 1, 371. γακβξὸλ ἑὸλ πνηήζεηαη: vgl. Hes., Th. 818; Fr. 197, 4 M.-W. ἢλ θ᾽ ἐζέιῃζζα: so die codd., wie Apoll. Rh., Arg. 3, 404 am Versende. Wir brauchen nicht mit Spitzner und Köchly anhand Il. 4, 353 ἠλ ἐζέιῃζζα zu lesen. ἄζπεη᾽ ἄγεζζαη / θηήκαηα: vgl. Od. 3, 312: „πνιιὰ θηήκαη‘ ἄγσλ―; Hes., Fr. 211, 2 M.-W. Dazu vgl. noch Il. 3, 72 f.; 7, 363 f.; 389 f.; 22, 114–117. πθόκνην ζπγαηξόο: Die Rede ist von Hermione, Menelaos‘ und Helenas einziger Tochter. Quintus folgt hier Homer, Od. 4, 4 ff.: Hermione wurde noch vor Troia Neoptolemos von ihrem Vater zugesprochen: „ἐλ Σξνίῃ γὰξ πξηνλ πέζρεην θαὶ θαηέλεπζε / δσζέκελαη― (vv. 6–7a). Nach der Eroberung Troias wurde die Hochzeit der beiden sowie die von Menelaos‘ Sohn Megapenthes mit Alektors Tochter in Sparta gefeiert. Servius zu Verg., Aen. 3, 330 überliefert, dass Menelaos, in Anerkennung von Neoptolemos‘ Tapferkeit im troianischen Krieg, ihm seine Tochter zur Gemahlin versprach: „post a Menelao apud Troiam admirante virtutem Pyrrhi, esse illi promissam.“ Die Verlobung vor Troia erwähnt beiläufig auch Apollodoros, Epit. 6, 14: „θαηεγγπεκέλελ (sc. Hermione) αηῶ (sc. Neoptolemos) πξφηεξνλ ἐλ Σξνίᾳ―. Nach Sophokles in seinem verlorengegangenen Drama Hermione (siehe die πφζεζηο, S. 192 in TrGF) und Euripides, Andr. 966–986 war Hermione vor Neoptolemos Orest versprochen. Dies findet keine Erwähnung in den Posthomerica. Das Epitheton χθoκνο tragen in der homerischen Dichtung Helena, Leto, Briseis, Thetis, Athene, Hera, Niobe, Kalypso; bei Hesiod: Doris, Rhea, die Harpyien und Danae. In den Posthomerica werden mit χθoκνο noch Pegasis, Thetis, Chariten, Nymphen und Helena charakterisiert. Vgl. auch PH 13, 384: „πθφκνηο ἀιφρνηζηλ―; 14, 150: „πθφκνην γπλαηθφο― für Helena. Quintus bezeichnet Hermione in PH 6, 89 als ἐξηθπδήο, Homer in Od. 4, 13 als ἐξαηεηλή; diese rühmenden Epitheta beziehen sich auf ihre Schönheit (vgl. Od 4, 13 f.: „παδ᾽ ἐξαηεηλήλ, / ξκηόλελ, ἡ εἶδνο ἔρε ρξπζο Ἀθξνδίηεο.―) als Tochter der schönsten Frau. Sophokles, TrGF 872, 1 nennt sie als λένξηνο (jung). ὅζζ’ ἐπένηθελ: Il. 24, 595 am Versende. ἐπθηεάλῳ βαζηιείῃ: die codd. überliefern βαζηιη. Platt liest aus guten Gründen βαζηιείῃ, weil hier inhaltlich von der Königstochter die Rede sein muss. Außerdem begegnet uns dieser Ausdruck in PH 1, 792 im Rahmen der Bestattung Penthesileias (790–792): „ὕπεξζε δὲ ζήθαην θνύξελ / πνιινο ζὺλ θηεάηεζζηλ ὅζα θηακέλῃ ἐπεῴθεη / ἐλ ππξὶ ζπγθείαζζαη ἐπθηεάλῳ βαζηιείῃ.― Nur Vian übernimmt diese Konjektur, die auch ich zutreffend finde, denn in den vv.
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215b–218 ist die Rede von der Mitgift der reichen Königstochter. Pompellas Meinung in seiner großen Ausgabe zu v. 218: „… laddove qui ὅζζα è riferito a θηήκαηά ηε ρξπζφλ ηε, che come si evince dal contesto vengono promessi a Neottolemo, quindi βαζηιη― leuchtet mir nicht ein. ἐπθηέαλνο: wohlhabend, reich, findet sich erstmals bei Aisch., Pers. 897 zur Bezeichnung der ionischen Städte; dann bei Theophr., Hist. Plant. 3, 9, 3 und bei Plutarch (vgl. Marcellus 8, 2, 1) zur Bezeichnung von Bäumen. Das Adjektiv kommt noch bei Manetho, Apot. (neunmal; vgl. 2, 158, 237; 3, 20) und Eusebius (Praep. Evang. 3, 1, 6; 3, 8, 1) vor. In der epischen Dichtung erscheint es in den Posthomerica insgesamt viermal: vgl. noch in 6, 616 f. zur Bezeichnung der Stadt Mykene und in 14, 271 in der Bedeutung von „wertvoll― für Elfenbein; bei Nonnos, Dion. 35, 250, während es in der A.G. 9, 442, 2 (Agathias) einen Menschen (θνχξε) wie in den PH 7, 218 rühmt. Das Adjektiv begegnet uns auch in Inschriften aus Kleinasien: TAM III 4: „ἐπθηέαλνλ πξχηαληλ―; IMagn 181 p. 296 Magn. Caria 322, 11 f: „Πέξγακνλ / ἐπθηέαλνλ―. Die Stelle 213–218 erinnert den Leser vorwiegend an Il. 9, 120 ff. (vgl. 277 ff.). Agamemnon gesteht seine Verfehlung gegen Achilleus ein und zählt die großen Geschenke auf, die er ihm überreichen will, wenn dieser zum Kampf zurückkehre und den Achaiern helfe. Für den Fall der Eroberung, verspricht er ihm unter anderem ein Schiff voller Gold und Erz, zwanzig schöne troianische Frauen sowie eine seiner drei Töchter als Braut, ohne Brautkauf und mit einer so großen Mitgift ausgestattet, wie keine seiner anderen Töchter sie jemals bekam. In den PH 6, 85 ff. fordert Menelaos Odysseus auf, Neoptolemos zu überreden, von Skyros nach Troia zu kommen, um den Achaiern zu helfen. Als Gegenleistung verspricht er ihm seine Tochter Hermione zur Gattin und mit ihr „πνιιὰ θαὶ ὄιβηα δξα―. In der Ilias rät Nestor allen Überbringern der Botschaft an Achilleus vor allem aber Odysseus „πεηξλ ὡο πεπίζνηελ ἀκχκνλα Πειεΐσλα― (Il. 9, 179–181), Menelaos (PH 6, 86a) vertraut Odysseus aufgrund seiner „παξαηθαζίῃζη―. In der Ilias übernimmt dieser als Erster die Aufgabe, mittels einer Rede, in der er unter anderem die Geschenke Agamemnons einzeln aufzählend erwähnt, Achilleus zu überzeugen. In den Posthomerica ist er der Einzige, der versucht, Neoptolemos dazu zu bewegen, als Helfer mit nach Troia zu kommen. In seiner Rede spricht er auch von den Geschenken des Menaelaos, die aber nicht so umfangreich und konkret wie in der Ilias dargestellt werden. Der homerkundige Leser, der schon weiß, dass Odysseus mit seiner Rede bei Achilleus das Erwünschte nicht erreicht hat, ist jetzt aber neugierig geworden, ob diesmal die Worte des Odysseus bei Neptolemos Erfolg haben werden. Der Leser wartet nun auf die Antwort Neoptolemos‘. Wird er von der Rede und den Versprechungen Odysseus‘ angelockt? Wie oben erwähnt, vertraut Menelaos auf die „παξαηθαζίῃζη― Odysseus‘, um Neoptolemos mit der Bitte um Hilfe nach Troia zu holen. Dieser beschränkt sich dabei nicht nur auf die Versprechungen Menelaos‘. Zu Anfang seiner Rede versucht Odysseus mit der deiktischen Aussage: „κεο ηνη θίινη εἰκὲλ ἐππηνιέκνπ Ἀρηινο― zu zeigen, dass sie beide dem geliebten Vater Neoptolemos‘ nahestanden. In dieser Hinsicht hat das Präsens εἰκέλ eine emphatische Rolle und zeigt, dass Achilleus bei Odysseus und Diomedes lebendig bleibt. Die Wahl des nur bei Quintus verwendeten Epithetons ἐππηφιεκνο ist nicht
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zufällig. Somit wird die kriegerische Tüchtigkeit Achilleus‘ vor Neoptolemos betont und anerkannt. Deiktisch ist auch der nächste Vers: „dem, d.h. unserem kampfmutigen und tapferem Freund, hat die verständige Deidameia dich geboren, wie man sagt.― So treten einerseits beide Männer vor Neoptolemos als bekannt mit seiner Familie auf und andererseits rühmen sie sowohl seinen Vater wie auch seine Mutter. Die Ähnlichkeit Neoptolemos‘ mit Achilleus bezüglich seiner Gestalt wird von Odysseus selbst, ebenfalls pointiert, in den nächsten zwei Versen thematisiert, wobei das Lob, das Neoptolemos von Odysseus hört, Sohn und Vater gilt: „θαὶ δ᾽ αηνὶ ηεὸλ εἶδνο ἐίζθνκελ ἀλέξη θείλῳ / πάκπαλ ὃο ἀζαλάηνηζη πνιπζζελέεζζηλ ἐῴθεη.― Der Erzähler hat uns vorher berichtet, dass die beiden Männer den jungen Neoptolemos betrachteten, wie er sich den kriegerischen Kampfübungen widmete, und seine Ähnlichkeit mit „ζαξζαιέῳ Ἀρηιη― bezüglich seiner schönen Gestalt bewunderten. Mit den Aussagen 183–186 beabsichtigt Odysseus, noch bevor sich die beiden Männer vorgestellt haben, bei Neoptolemos Sympathie zu wecken und sich und Diomedes als ihm wohlgesinnt darzustellen. Seine weitere Absicht ist aber, Neoptolemos klarzumachen, dass Achilleus in ihm weiterlebt. Genauso wie der Erzähler in den vv. 170–177 dem Leser von der kriegerischen Tüchtigkeit Neoptolemos‘ und seiner Ähnlichkeit an Gestalt mit Achilleus berichtet, stellt Odysseus zu Beginn seiner Rede Neoptolemos seinem Zuhörer als alter Achilleus vor. So ist es dem Dichter gelungen, sowohl durch den Erzähler wie auch durch Odysseus, Neoptolemos bei seinem ersten Auftreten in den Posthomerica als neuen Achilleus zu präsentieren. In den vv. 187–189 stellt Odysseus sich und Diomedes Neoptolemos nachdrücklich mit rühmenden Epitheta vor. Neoptolemos hat vor sich zwei Männer, von denen sich der eine durch seine kriegerische Tapferkeit und der andere durch seine Besonnenheit auszeichnet. Beide Epitheta korrespondieren mit denen des Achilleus und der Deidameia, der Eltern Neoptolemos‘, zu Beginn der Rede Odysseus‘: „ἐππηνιέκνπ― – „δαΐθξνλνο―; „ἐχθξνλα― – „ππθηκήδενο―. Die für Neoptolemos bisher unbekannten Odysseus und Diomedes sind Freunde seines Vaters Achilleus und ähneln in ihrer Art seinen Eltern. Mit der ebenfalls pointierten Aussage 189b f.: „ὅο λύ ηνη ἄγρη / αηὸο ἐγὼλ ἕζηεθα ζενπξνπίεο ἕλεθ᾽ ἐιζώλ― tritt Odysseus als Redner in den Vordergrund und kündigt Neoptolemos den wichtigsten Grund seines Kommens an: aufgrund einer Prophezeiung bittet er Neoptolemos, den Argeiern zu Hilfe nach Troia zu fahren, da so der Krieg ein Ende nehmen kann. Allein dies reicht aus, Neoptolemos zu überzeugen. Das zeigt seine Antwort auf die Rede Odysseus‘ (vv. 220–222): „Wenn die Achaier mich aufgrund eines göttlichen Spruches rufen, dann lasst uns morgen sofort durch die mächtigen Tiefen des Meeres lossegeln, wenn ich dadurch den Danaern, die mich ersehnen, θάνο werde.― Odysseus setzt seine Überzeugungsrede 193 ff. mit der Nennung der Geschenke fort, die Neoptolemos als Belohnung angeboten werden, wenn er in den Kampf eingreift. Zunächst verspricht er ihm von den Achaiern ἀάζπεηα δξα, die unspezifisch bleiben (193). Danach hebt er die Geschenke hervor, die er selbst („αηὸο ἔγσγε―: ebenfalls pointiert) Neoptolemos anbietet. Es handelt sich dabei um die Waffen des Achilleus, deren Schilderung den längsten Teil seiner Rede einnimmt. Wie schon Baumbach bemerkt hat (121), beschreibt
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Odysseus die Waffen des Achilleus nicht in ihrer militärisch-technischen Bedeutung oder symbolisch als „Erbe― des Achilleus, sondern betont die ästhetische Wirkung auf den Betrachter und insbesondere auf den möglichen künftigen Besitzer Neoptolemos: Neoptolemos wird sich am Tragen dieser Waffen gewaltig erfreuen (v. 195: „κέγα ηέξςεαη―), selbst Hephaistos, der göttliche Schöpfer dieser Waffen, erfreute sich sehr („κέγα ζπκὸλ ἰάλζε―) beim Schmieden (vv. 198b– 200a:); menschlichen Waffen ähneln sie nicht (v. 195–197a; vgl. auch 204a–207a: kein Mensch hat jemals solche Waffen gesehen und getragen außer seinem Vater, den alle Achaier wie Zeus verehrten), beim Anblick wird Neoptolemos staunen („ηὰ ζνὶ κέγα ζαῦκ ἰδόληη / ἔζζεηαη―, vv. 200b–201a), selbst die Götter sind erstaunt („ζαῦκα θαὶ ἀζαλάηνηζη―, v. 204). Diese Kommentare Odysseus‘ zu der ästhetischen Wirkung der Waffen werden durch zwei Bemerkungen verstärkt: zum einen die Ausstrahlung der Waffen in Bezug auf das Material, aus dem sie geschmiedet sind: sie sind überall mit viel Gold versehen, das mit künstlerischen Verzierungen versehen ist (vv. 197b–198a) und zum anderen den Umfang der Darstellungen auf dem Schild auf eine zusammenfassende Art und Weise: Erde, Himmel, Meer und Lebewesen, die sich bewegenden gleichen (vv. 201–203). Diese Passage über den künstlerischen Wert der Waffen, die, verzichtend auf eine detaillierte Schilderung, mehr auf das Staunen von Menschen und Göttern abhebt, bietet ein starkes Überzeugungsargument. Odysseus zielt somit darauf ab, die Phantasie des jungen Neoptolemos anzuregen und sich dieses Kunstwerk vorzustellen. Wie Baumbach zu Recht unterstreicht (124), dient die Waffen-Passage in der Rede des Odysseus zur Steigerung des Anreizes zu deren Autopsie und Empfang, die in den vv. 204–207a kulminiert: Kein Mensch hat solche Waffen jemals gesehen und getragen außer Achilleus. Dies mit der abschließenden Bemerkung: „ηὸλ (sc. Achilleus) ἴζνλ Γηὶ ηνλ Ἀραηνὶ / πάληεο― verweist auf v. 195b–197a: „Ο γὰξ ἔνηθε / ζλεηλ ηεύρεζη θελα, ζενῦ δέ πνπ Ἄξενο ὅπινηο / ἴζα πέιεη―. Wenn Neoptolemos diese göttlichen Waffen trägt, tritt er somit sofort an die Stelle seines Vaters und diesmal nicht nur aufgrund seiner Ähnlichkeit an Gestalt mit ihm. Wie sein Vater wird auch er wie ein Gott verehrt. Aber Odysseus beendet die Waffen-Partie mit dem v. 207a nicht. Er hebt seine Liebe zu Achilleus hervor („κάιηζηα θξνλέσλ ἀγάπαδνλ―) und als Beweis dafür erwähnt er seinen erfolgreichen Kampf und seine Bemühungen um die Rettung der Leiche Achilleus‘. Als Belohnung dafür habe er die Waffen des Gefallenen von der göttlichen Thetis erhalten. Wie oben dargelegt, ist dem Leser aus früheren Partien der Posthomerica bekannt, dass die Rettung vor allem Aias‘ Verdienst ist. Aber Odysseus hat Neoptolemos als Gesprächspartner vor sich. Er will ihm zeigen, dass die ζενπξνπίε zu Achilleus ihn dazu bringt, ihm, dem Sohn des Gefallenen, den er als Erben ansieht, diese πεξηθιπηὰ ηεχρεα zu überreichen, wenn Neoptolemos mit nach Troia kommt. Diese Überzeugungsrede endet mit der Erwähnung des Versprechens Menelaos‘, dass er seine schöne Tochter mit Neoptolemos, falls dieser dies wolle, vermählen werde, wenn die Eroberung Troias abgeschlossen sei und die Griechen nach Hause zurückgekehrt seien. Neoptolemos wird zusammen mit der Braut unendliche Schätze (ἄζπεηα θηήκαηα v. 216 f.; vgl. die ἀάζπεηα δξα der Achaier)
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und Gold (vgl. das Gold der Waffen) bekommen. Odysseus zeigt Neoptolemos, dass er sowohl zu Beginn, als auch am Ende der erfolgreichen Eroberung Troias mit Geschenken für sein Engagement im Kampf bedacht werden wird. Die Erwähnung der üppigen Geschenke dient auch als Überzeugungsmittel. Odysseus tut sein Bestes, um den jungen Neoptolemos dazu zu bringen, ihm nach Troia zu folgen. Achilleus ließ sich in der Ilias von Odysseus nicht überzeugen. Diesmal, wie Neoptolemos‘ Antwort zeigt, wird Odysseus mit seiner Rede Erfolg haben. 219–222 Zu der sehr häufigen Wendung ὣο θάκελνλ in den Posthomerica vgl. die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 66. Zu ὄβξηκνο πἱόο siehe v. 141. Ἀρηιιένο ὄβξηκνο πἱόο: dieser Ausdruck findet sich nur in den Posthomerica und zwar neunmal: in 7, 219, 700; 8, 146; 12, 66 und 13, 237 als Einführung in die Anwort des Neoptolemos; vgl. auch 6, 86; 8, 170; 9, 181; 14, 233. Dazu kann man auch die Ausdrücke Ἀρηιιένο ἄηξνκνο πἱφο (8, 13); Ἀρηιιένο θχδηκνο πἱφο (12, 297) stellen. Zu diesem Ausdruck vgl. auch „πάηο μαλζνῦ Ἀρηινο― (7, 667; 12, 274). In der Odyssee 3, 189 findet sich „ Ἀρηινο … θαίδηκνο πἱφο―. ἐπ᾽ εὐξέα βέλζεα πόληνπ: vgl. PH 7, 306; 8, 62: „ἀλ‘ εξέα βέλζεα πφληνπ―; Opp., Hal. 2, 631: „εξέα βέλζεα ιίκλεο―. ἢλ ηη θάνο Γαλανζη … γέλσκαη: Man vergleiche Kalchas‘ Worte im 6. Buch, der den Achaiern zur Rekrutierung Neoptolemos‘ rät, den er als „Ἀρηιιένο ὄβξηκνλ πἷα― bezeichnet: „κέγα δ‘ ἄκκη θάνο πάληεζζη πειάζζεη.― (67) Die am nächsten stehenden Parallelen sind die IliasStellen 8, 282: „αἴ θέλ ηη θόσο Γαλανζη γέλεαη―; besonders aber 11, 797: „αἴ θέλ ηη θόσο Γαλανζη γέλεαη― und 16, 39: „ἠλ πνχ ηη θφσο Γαλανζη γέλσκαη―. In 11, 794–801 rät Nestor Patroklos, Achilleus zu überreden, ihn in dessen Rüstung zusammen mit den Myrmidonen in die Schlacht zu schicken, so dass die Troer ihn für Achilleus hielten und so vom Kampf, wenn auch nur für kurze Zeit, abließen. In 16, 38 ff. übernimmt Patroklos Nestors Worte in seiner Bitte an Achilleus, ihn an seiner Statt kämpfen zu lassen. Anders als Patroklos, dessen Initiative ihn aufgrund Nestors Rat das Leben kosten wird, wird Neoptolemos‘ Eingreifen, zu dessen Einholung Kalchas geraten hatte, von großem Erfolg gekrönt sein, indem er die Achaier in einer höchst kritischen Situation retten wird. Er wird sich also tatsächlich als θάνο Γαλανζη erweisen. Zu diesem Ausdruck vgl. noch Il. 6, 6; 15, 669; 16, 95; 17, 615; 18, 102; 21, 538 und das Epigramm, das auf Simonides zurückgeführt wird (Sim., Epigr. I Campbell = Η Page): „῏Ζ κέγ᾽ Ἀζελαίνηζη θόσο γέλεζ᾽ λίθ᾽ Ἀξηζην- / γείησλ Ἵππαξρνλ θηελε, θαὶ Ἁξκόδηνο.― In den PH vgl. auch 1, 650: „Γαλανζη θάνο κέγα―. Zu Licht, das im Griechischen den Retter des Lebens symbolisiert, siehe R. Bultmann, „Zur Geschichte der Lichtsymbolik im Altertum―, Philologus 97 (1948), 8 ff. 223–225 ἐύμεηλόλ ηε ηξάπεδαλ: diese Junktur findet sich nur hier in der griechischen Literatur. Bei Aischylos, Ch. 701 steht: „εἰο ἀλδξλαο εμέλνπο δφκσλ―. Quintus variiert hier den homerischen Ausdruck Od. 14, 158 = 17, 155: „μελίε ηε ηξάπεδα― (vgl. Orph. Arg. 232: „πνιπμείλνην ηξαπέδεο―; 549: „μελίελ ηε ηξάπεδαλ―; Nonn., Dion. 40, 418: „θαί κηλ ἐπθξαίλσλ θηιίῃ κείιημε ηξαπέδῃ―), der gastliche Tisch,
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an dem der Gast freundliche Aufnahme findet, als Symbol des Gastrechts. Weitere Belege: In der Odyssee 8, 69 finden wir am Versende „θαιήλ ηε ηξάπεδαλ―; 22, 438 (= 452): „πεξηθαιιέαο δὲ ηξαπέδαο―; alle Belege am Versende. Das in den vv. 224 f. überlieferte „νἵελ πεξ μείλνην γάκνην ζενο κεηφπηζζε κειήζεη― ist als inakzeptabel zu bewerten. Rhodomann änderte dies folgendermaßen: ἣλ πεξ ἔνηθε· γάκνπ δὲ ζενο κεηφπηζζε κειήζεη. Wenig gelungene Lesarten boten Brodaeus: θαὶ πεξί, μελε, γάκνην ζενο κεηφπηζζε κειήζεη, Dausque: ἣ κνη πὲξ μείλνην, γάκνην ζενο κεηφπηζζε κειήζεη oder νἵε πὰξ μείλνηζη, γάκνην ζενο κεηφπηζζε κειήζεη (Hypermetri), Pauw: νἵε πάξ· θείλνπ δὲ γάκνπ κεηφπηζζε κειήζεη bzw. νἵε πάξ λπ· γάκνπ δὲ ζενο κεηφπηζζε κειήζεη. Tychsen las in v. 224 μείλνηζη – den Dativ Plural μείλνηζηλ überliefert auch R, ein Codex deterior (Tychsen: Caes. 1; Köchly: C1) – und stellte aus den codd. Marcianus gr. Z 456 (=V), Scorialensis gr. ΗΗ 6 (=F) und Parrhasianus den Text folgendermaßen wiederher: „νἵελ πεξ μείλνηζη ζέκηο παξαηεθηήλαζζαη. / Ἀκθὶ δ᾽ ἐκνν γάκνην ζενο κεηόπηζζε κειήζεη. (vv. 224 f.). Diesen Text übernahmen Lehrs, Köchly und die späteren Herausgeber. In R konstatiert der Kopist eine lacuna und ergänzt sie folgendermaßen: νἵε πεξ μείλνηζηλ παηξῴνηο ἐπένηθελ, / δψξσλ δ‘ δὲ γάκνην ζενο κεηφπηζζε κειήζεη. Köchly betrachtet diese Ergänzung als sehr unpassend. M. E. ist aber der Text des v. 225, den der Kopist vorschlägt, keineswegs so ungeschickt. νἵελ πεξ μείλνηζη ζέκηο παξαηεθηήλαζζαη: Das Verbum παξαηεθηαίλσ kommt sonst nur bei Homer als dis legomenon vor und wird im metaphorischen Sinne gebraucht: Il. 14, 54 (Nestor spricht) „anders ins Werk setzen―, in Od. 14, 31 (Eumaios) „lügnerisch konstruieren―, während das Simplex ηεθηαίλνκαη schon bei Homer die Bedeutung „als Zimmermann arbeiten― hat; gewöhnlich: „aus Holz oder anderen Stoffen zimmern, bauen, verfertigen―; vgl. Il. 5, 62; hom. Hymn. Herm. 25; Aristoph., Lys. 674; Plat., Phaedr. 232 d u.a. Bei Plutarchos, Pomp. 40, 5 erscheint das Verbum in seiner wörtlichen Bedeutung „daneben bauen―: „ὕζηεξνλ δὲ Ῥσκαίνηο ηνῦην δὴ ηὸ θαιὸλ θαὶ πεξηβόεηνλ ἀληζηὰο ζέαηξνλ, ὥζπεξ ἐθόιθηόλ ηη, παξεηεθηήλαην ιακπξνηέξαλ νἰθίαλ ἐθείλεο―. Bei Quintus bezieht es sich auf den gastlichen Tisch („ἐύμεηλόλ ηε ηξάπεδαλ―, v. 224) in der Bedeutung von „vor (den μελνη) aufstellen―. Zu νἵελ πεξ μείλνηζη ζέκηο vgl. Il. 11, 779: „ἄηε μείλνηο ζέκηο ἐζηίλ.― Ἀκθὶ δ᾽ ἐκνν γάκνην: ἀκθί mit Genitiv hier zur Angabe des Gegenstandes eines Handelns; vgl. etwa Pind., P. 4, 276. Zum Ausdruck vgl. PH 4, 529: „θνχξεο ἀκθὶ γάκνην―. Zu ζενο κεηόπηζζε κειήζεη vgl. Od. 11, 332. Ähnlich wie bei Soph., Phil. 348 f.; 352 f. trifft Neoptolemos sofort die Entscheidung, den beiden Helden nach Troia zu folgen. Die psychologisch geschickte Rede des Odysseus und seine Versprechungen (Geschenke, die Waffen des Achilleus, Heirat mit viel Mitgift) haben bei Neoptolemos sicher Wirkung gezeigt. Aber den Sohn Achilleus‘, wie er selbst in seiner kurzen Rede erwähnt, bewegt allein der Orakelspruch „ζενπξνπίῃζηλ― dazu, sich sofort zu entscheiden. Dass er sich sehr wenig oder kaum für die materiellen Vorteile und seinen künftigen Wohlstand als Belohnung für eine solche Entscheidung interessiert, zeigt klar seine Aussage in v. 225: „Um meine Hochzeit – generell ausgesprochen, nicht unbedingt mit der Tochter des Menelaos – werden sich die Götter später kümmern―. Der Erzähler stellte dem Leser Neoptolemos als einen Jüngling vor, der sich krie-
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gerischen Kampfübungen widmete. Das, was er kurz zuvor nur übte, soll er jetzt im Krieg praktizieren. Für ihn ist es das Höchste, seine kämpferischen Fähigkeiten zeigen zu können, zumal die Götter dies wollen. Odysseus und Diomedes freuten sich vor allem darüber, dass Neoptolemos sich mit ἀηαξηεξνῦ πνιέκνην / ἔξγα (vv. 173 f.) beschäftigte, weil sie ihn so leichter überzeugen konnten. 226 κέγα ραξνλ: Die codd. überliefern einhellig κέγα ραξνλ. So brauchen wir nicht mit Vian κέγ‘ ἔραηξνλ zu lesen. Quintus nimmt den Ausdruck „ὣο εἰπὼλ γεζ‘― aus einer ähnlichen Szene in der Odyssee 1, 119 ff. Telemachos nähert sich seinem Gast, Athene, die ihm in der Gestalt von Mentes erscheint, ergreift ihre rechte Hand, nimmt ihr den Speer ab, heißt sie willkommen und lädt sie zunächst zum Essen ein. Nach der Identität und dem Begehren seines Gastes wird er nach dem Essen fragen. Der Erzähler schließt Telemachos‘ kurze Begrüßungsrede an Athene (123 f.) mit der Bemerkung: „ὣο εἰπὼλ γεζ‘― (125) ab. Der Ausdruck „νἳ δ᾽ ἑζπόκελνη κέγα ραξνλ― findet eine Entsprechung in der Odyssee in „ δ‘ ἕζπεην Παιιὰο Ἀζήλε― (125b). Wenn wir beide Szenen vergleichen, stellen wir fest, dass anders als in der Odyssee Neoptolemos in 179–181, nachdem er die beiden Helden begrüßt hat, sofort nach ihrer Herkunft, ihrem Namen und dem Grund ihrer Reise fragt. Er tut dies vielleicht, da er sie außerhalb seines Palastes antrifft (vgl. v. 170b; 179b), während Athene in der Odyssee sich schon im Palast Odysseus‘ befindet. Trotz dieser Abweichung strebt Quintus hier wahrscheinlich an, dass seine Leser die beiden Szenen vergleichen, in denen zwei Prinzen ihre Gäste empfangen und aufnehmen. 227 Καί ῥ᾽ ὅηε δὴ: Die codd. überliefern „θαὶ δὴ ὅη‘ ἐο―. Da diese Lesart bezüglich der Metrik (hier muss man correptio annehmen, in Od. 18, 257 „ κὲλ δὴ ὅηε― findet an der gleichen Stelle keine correptio statt) und der Stellung der Partikel δή (bis auf Od. 18, 257 findet sie sich nach ὅηε) ungewöhnlich ist, druckt Köchly anhand der Stellen PH 6, 7, 96, 103 θαὶ ῥ‘ ὅηε δὴ. Köchly erwägt auch die Lesart ἀιι‘ ὅηε δὴ, die aber inhaltlich nicht so gut passt. Zu κέγα δκα vgl. Il. 5, 213; 19, 333; Od. 4, 15; 7, 225 u.a.; Hes., Th. 410; Fr. 105, 3 M.-W.; Triph., 624 (mit Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 444). In PH 6, 151 betreten Paris und Eurypylos den Palast („ἃκ‘ ἀιιήινηζη θηφληεο, / ἤιζνλ δ‘ ἐο κέγα δκα― 150b– 151a) und finden dort Helena. Zu θάιιηκνλ αὐιήλ vgl. bes. Od. 1, 425: „πεξηθαιιένο αιο―. In den homerischen Epen finden wir auch „εεξθένο αιο―: Il. 9, 472; Od. 21, 389; 22, 449; Hes., Erga 732. Das homerische Adjektiv θάιιηκνο (sechsmal in der Odyssee) findet sich dreimal in den Posthomerica und hier ausschließlich im siebten Buch sowie an der gleichen Versstelle wie in Od. 4, 130; 8, 439; 15, 206: „θάιιηκα δξα― (vgl. auch hom. Hymn. 31, 5: „θάιιηκα ηέθλα―; Cert. Hom. et Hes. 222: „θάιιηκνλ ἄιζνο―) am Versschluss, eine Formula, die Quintus mit „θάιιηκνλ αιήλ― (227), „θάιιηκα ηεύρε― (443) „θάιιηκα ἔξγα― (683; gemeint sind θάξεα) variiert. Ferner bezeichnet das Adjektiv θάιιηκνο in der Odyssee ρξψο (11, 529); νὖξνο (11, 640 am Versschluss) und ὄς (12, 192).
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228 ff. Zu den epischen Gastmahlszenen gehört nach der Beschreibung des Schauplatzes – der Erzähler spricht hier in einem Vers (227) von „κέγα δκα― und „θάιιηκνλ αιήλ― des Palastes der Familie des Achilleus – die Beschreibung der Person bzw. der Personen, die der Gast bzw. die Gäste antrifft bzw. antreffen, so dass sich der Leser ein Bild von der augenblicklichen Situation macht. Der Erzähler hebt oft in diesen Beschreibungen die Aktivitäten der anwesenden Personen hervor – dazu siehe Anja Bettenworth, Gastmahlszenen in der antiken Epik von Homer bis Claudian. Diachrone Untersuchungen zur Szenentypik, Göttingen 2004, 54 ff. Dies geschieht auch hier mit Deidameia. Odysseus und Diomedes treffen Deidameia, wie sie um den Tod ihres Gatten trauert. Ihre Trauer wird sogar mit einem Gleichnis versinnbildlicht. Sie schmilzt aus Trauer dahin, wie wenn Schnee unter dem sausenden Euros und der unermüdlichen Sonne in den Bergen schmilzt. Dem Leser wird von vornherein klar, dass Deidameia nicht in der Stimmung ist, Gäste zu empfangen. 228–229a εὗξνλ Γεηδάκεηαλ: vgl. Od. 24, 363: „εὗξνλ Σειέκαρνλ― am Versanfang. Oft folgt die Partikel δέ bzw. δ‘ den Verbformen εὗξε bzw. εὗξνλ am Versanfang. In den Posthomerica: 7, 170, 479. Vgl. Il. 5, 753; 15, 152; 24, 98. Deidameia ist die Tochter des Königs Lykomedes auf der Insel Skyros, Gattin des Achilleus und Mutter des Neoptolemos. Ihr Name ist schon in v. 184 zu Beginn der Rede des Odysseus erwähnt, so dass ihr Auftritt hier nicht unmotiviert ist. Nach einer älteren Überlieferung eroberte Achilleus Skyros, entweder von Aulis aus (Schol. Il. 9, 688), oder von Peleus gesandt (Philostr., Heroikos 731), oder nachdem er bei der Rückkehr von Mysien dorthin verschlagen worden war (Kypr. Prokl., Chrest. 80 Seve.; p. 41 Bernabé; Kl. Ilias (?) Fr. 24 Bernabé (= Kl. Ilias Fr. 4A Davies) – Schol. Il. 19, 326; Serv., zu Verg., Aen. 2, 477), nahm er sich Deidameia als Gattin und zeugte mit ihr Neoptolemos. Nach einer später belegten Version ist Neoptolemos die Frucht heimlicher Liebe des in Mädchenkleidern unter den Töchtern des Lykomedes weilenden Achilleus und Deidameias (Belege siehe unten). Duris in den Schol. zu Il. 19, 326 überliefert, dass Neoptolemos ein Sohn Iphigenias gewesen sei und von Deidameia nur erzogen worden sei (vgl. Schol. zu Lykophr. 183). Photios, Bibl. 190, 148b und Eustath., Od. 1, 430, 38 erwähnen zwei Söhne der Deidameia, Neoptolemos und Oneiros. Nach Troias Eroberung übergibt Neoptolemos Helenos Deidameia als Gattin (Apollod., Epit. 6, 13). Deidameia spielte eine zentrale Rolle in den verloren gegangenen Tragödien Skyrioi des Sophokles und Euripides. ἀθερεκέλελ ἐλὶ ζπκῶ: Dieser Ausdruck basiert auf Il. 18, 29: „ζπκὸλ ἀθερέκελαη―: vgl. auch PH 1, 676; 4, 46; 5, 658 und variiert den homerischen formelhaften Ausdruck „ἀθαρήκελνο ἤηνξ― am Versschluss (Od. 10, 313; 13, 286; 15, 481; 20, 84). Bei Quintus finden wir auch den Ausdruck „ἀζραιφσλ bzw. ἀζραιάαλ ἐλὶ ζπκῶ―: 1, 755; 3, 55; 4, 231; 5, 595, 606; 6, 407; 7, 465. Der Ausdruck „ἐλὶ ζπκῶ― findet sich in der epischen Dichtung immer am Versende, demzufolge decken alle diese Ausdrücke den zweiten Halbvers ab. Zum Partizipium ἀθερέκελνο in Verbindung mit ζπκφο vgl. auch PH 1, 632; 7,
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162; 8, 434. Zu der Struktur „ἀθερεκέλελ ἐλὶ ζπκῶ / ηεθνκέλελ ζ‘― vgl. Opp. Hal. 3, 239 f.: „ἀεηξνκέλελ ἀπὸ ρέξζνπ / ζπεξρνκέλελ η‘―. 229b–231 ὡο εἴ ηε ρηὼλ θαηαηήθεη᾽ ὄξεζθηλ: Vian übernimmt die Lesart von Zimmermann in seiner zweiten Ausgabe ὄξεζθηλ, während die codd. einhellig ὄξεζζηλ überliefern. Der Grund dafür ist, dass in der epischen Dichtung der Dativ ὄξεζζη als Lokalbezeichnung immer in Verbindung mit der Präposition ἐλ und nie als einfacher Dativ vorkommt, während sich ὄξεζθη(λ) sowohl in der Ilias als auch in den Posthomerica als Lokaladverb finden lässt: vgl. Il. 11, 474; 19, 376; 22, 139, 189; PH 13, 258; 14, 7. Daher möchte ich mit Zimmermann und Vian und anders als Pompella (siehe seine große Ausgabe zu v. 229) und Gärtner, die das überlieferte ὄξεζζηλ beibehalten, ὄξεζθηλ lesen. Das ursprüngliche und seltener auftretende ὄξεζθηλ könnte leicht als ὄξεζζηλ von den Kopisten gelesen worden sein, wahrscheinlich auch unter der Beeinflussung von Od. 19, 205: „ὡο δὲ ρηὼλ θαηαηήθεη‘ ἐλ ἀθξνπφινηζηλ ὄξεζζηλ― (Penelope). Δὔξνπ ὑπὸ ιηγένο θαὶ ἀηεηξένο ειίνην: Man bemerke die chiastische Stellung von Substantiven und Adjektiven. Zum ersten Halbvers vgl. Od. 19, 206: „ἡλ η‘ εὖξνο θαηέηεμελ―. Zu „Δὔξνπ … ιηγένπ― vgl. Il. 13, 334; 14, 17; 15, 620; Od. 3, 289; PH 3, 640: „ιηγέσλ ἀλέκσλ―. ἀηεηξένο ειίνην: wie in PH 2, 2. Diese Junktur kommt nur in den Posthomerica vor. Quintus variiert vermutlich das homerische Epitheton zu Helios ἀθάκαο (Il. 18, 239; vgl. Hes., Th. 956; PH 2, 503). Zum dem Adjektiv ἀηεηξήο bei Homer und in den Posthomerica siehe ausführlich Ferreccio, Commento al libro II, 24 f. zu PH 2, 2. θζηλύζεζθε: bei Quintus wird das Verbum intransitiv gebraucht wie in Il. 2, 346; 17, 364; 21, 466; Od. 12, 131. Hier kommt es der Bedeutung von „καξαίλνκαη― sehr nah (verblühen, verwelken), vgl. etwa Eur., Alk. 203: „θζίλεη γὰξ θαὶ καξαίλεηαη λφζῳ―. δεδνππόηνο ἀλδξὸο ἀγαπνῦ: wie PH 6, 439 am Versende (für Machaon). Das Partizipium zum Tod von Kriegern und einzelnen Helden kommt in den Posthomerica neunzehnmal vor. Quintus verwendet es für den Tod Achilleus‘ sechsmal, also relativ häufig: PH 3, 119: „Αἰαθίδαν δεδνππφηνο―; 5, 423: „δεδνππφηνο Αἰαθίδαν―; 3, 193, 532: „δεδνππφηα Πειείσλα―; 4, 22: „Ἀρηια δεδνππφηα―; 5, 219: „Ἀρηιη δεδνππφηη―. Achilleus wird als ἀγαπφο auch in Il. 17, 557 bezeichnet. Zu diesem Gleichnis, das an ähnliche Gleichnisse in der Odyssee 19, 205– 207 (Penelope), PH 3, 578b–581 (Briseis) und 10, 415–422 (Oenone) erinnert, siehe Tsomis, „Vorbild und aemulatio…―, in: Baumbach et al., Quintus Smyrnaeus: Transforming Homer…, 194, 202 f.; Tsomis zu PH 10, 415–422. Im 7. Buche wird das Bild der Schneeschmelze nicht wie in der Odyssee und in PH 3, 578b–581 für Tränen benutzt, sondern für Deidameia, die vor Kummer um den Tod ihres Gatten Achilleus vergeht („θζηλχζεζθε―, 231). Das Gleichnis des zehnten Buches steht dem des siebten insofern näher, als auch hier das Schmelzen des Schnees nur auf Seelisches hinweist. Die Partien PH 3, 578b– 581 und PH 7, 229b–231 laden den Leser zu einem Vergleich ein, denn es handelt sich hier um zwei Frauen, die denselben Mann beklagen: Briseis, die παξάθνηηηο (3, 552), Konkubine des Achilleus, und Deidameia, seine rechtmäßige Frau. Quintus lässt gegen Ende des 7. Buches Briseis erscheinen (723–727): Sie sieht Neoptolemos
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und erscheint hin- und hergerissen, bald zeigt sie Freude, dann wieder Trauer, wenn sie sich an Achilleus erinnert. Sprachlosigkeit beherrscht sie beim Anblick Neoptolemos‘, so als sei Achilleus wirklich noch am Leben. Auch wenn wir keine Klagerede von Deidameia hören, hat das Prädikat θζηλχζεζθε in PH 7, 231 – Imperfekt – Aussagekraft und charakterisiert ihre psychische Verfassung. θζηλχζεζθε erinnert den Leser an Od. 18, 202–205: „αἴζε κνη ὣο καιαθὸλ ζάλαηνλ πόξνη Ἄξηεκηο ἁγλὴ / αηίθα λῦλ, ἵλα κεθέη΄ ὀδπξνκέλε θαηὰ ζπκὸλ / αἰλα θζηλύζσ, πόζηνο πνζένπζα θίινην / παληνίελ ἀξεηήλ, ἐπεὶ ἔμνρνο ἤελ Ἀραηλ.― Penelope wünscht sich hier den Tod, damit sie ihr Leben nicht weiter mit Jammern um ihren geliebten Gatten aufreibt. Deidameia vergeht vor Trauer um ihren im Krieg gefallenen Gatten. Bei Quintus erwartet der Leser, der schon von der Entscheidung Neoptolemos‘, den beiden Helden nach Troia zu folgen, weiß, schon mit der Einführung der Gestalt der Deidameia in den vv. 228–231, dass das Leid dieser Frau durch die Abfahrt ihres Sohnes noch größer wird. Quintus hebt in seinem Werk die Gestalt Deidameias heraus, eine Figur, die von der griechischen Literatur mit Ausnahme der uns verloren gegangenen Tragödien Skyrioi von Sophokles und Euripides wenig behandelt worden war. Sie nimmt im siebten Buch der Posthomerica einen wichtigen Platz als traurige Witwe und Mutter ein, die von ihrem Sohn Abschied nimmt. 232–234 Καί κηλ ἔη᾽ ἀρλπκέλελ nimmt v. 228 wieder auf. Zum Ausdruck „ἔη᾽ ἀρλπκέλελ― vgl. PH 1, 306; 2, 661; 3, 769; 5, 600. πεξ ist von Rhodomann hinzugefügt. Bei Homer findet sich die Partikel πεξ sehr häufig in Verbindung mit dem Partizipium ἀρλχκελνο in konzessivem Sinne. Hier und anders als in PH 2, 661: „θαί πεξ ἔη‘ ἀρλπκέλελ― (Eos betrauert immer noch ihren Sohn Memnon) verleiht πεξ dem Partizipium größeren Nachdruck: „Und sie, noch sehr betrübt, begrüßten die hochberühmten Herrscher mit (freundlichen) Worten―. ἀγαθιεηηνὶ βαζηιῆεο: PH 6, 181, 527; vgl. Od. 17, 370, 468; 18, 351; 21, 275: „ἀγαθιεηηο βαζηιείεο―; zum Ausdruck vgl. noch: Orph. Arg. 70, 339, 1319, 1371. ζπάδνλη᾽ ἐπέεζζη: Zu Begrüßung von Personen bei der Ankunft vgl. besonders Il. 10, 542; Od. 19, 415. ἐγγύζελ ἐιζώλ: PH 3, 72; achtmal bei Homer und immer am Versende. κπζεη᾽ ἀηξεθέσο … ἑθάζηνπ: Neoptolemos informiert seine Mutter über Abstammung und Namen der Gäste genauso wie sich Odysseus und Diomedes Neoptolemos vorgestellt haben; vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 762 f.: „Αἰζνλίδεο κὲλ νἱ γελεὴλ θαὶ νὔλνκα ἑθάζηνπ / ζθσηηέξσλ κπζεζ‘ ἑηάξσλ―; vgl. 1, 20 f.: „λῦλ δ᾽ ἂλ ἐγὼ γελεήλ ηε θαὶ νὔλνκα κπζεζαίκελ / ξώσλ―; Nonn., Dion. 42, 358. Zu Hiat nach θαὶ vgl. Vian (Ausg. II, 114). Fränkel, Noten… schlägt zu Apoll. Rh., Arg 2, 762 eine Konjektur zur Vermeidung des Hiats vor: „θαὶ η‘ νὔλνκα―. Wie Vian bemerkt, ist diese Konjektur kaum wahrscheinlich aufgrund der Parallelstelle bei Quintus PH 7, 234. 235–237 Neoptolemos verbarg ihr den Grund des Besuchs von Odysseus und Diomedes bis zum Morgen, damit er ihr in ihrem ohnehin bestehenden Leid kein noch größeres
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Leid mit seiner Entscheidung zufüge und sie ihn nicht mit ihrem Bitten zurückhalte. ρξεηὼ δ᾽ ἣλ ηηλ᾽ ἵθαλνλ: vgl. PH 7, 180 f.: „θαὶ νἵ ηηλεο δ‘ ὅ ηη ρξεηὼ / ἢιζεη‘ ἔρνληεο ἐκεν δη‘ νἴδκαηνο ἀηξπγέηνην―. κέρξηο ἐο : PH 9, 528; vgl. PH 1, 830. πνιύδαθξπο ἀλίε: diese Junktur findet sich nur hier. In der Odyssee begegnet uns der Ausdruck „πνιπδαθξχηνην γφνην― (Od. 19, 213, 251; 21, 57). Zu v. 236b vgl. PH 2, 512 f.: „ἄθαξ δ‘ ἕιε ηνὺο κὲλ ἀλίε / ιεπγαιέε―; Alexander, Fr. 1, 5 (CA): „θαὶ κή ηηλ‘ ἕινη κεζζεγὺο ἀλίε.― Die Handschriften überliefern ἐπεζζχκελνλ. Köchly korrigierte es anhand der Stellen PH 1, 244 und 8, 255 zu ἀπεζζχκελνλ, was auch von P zu PH 7, 251 bestätigt wird: „παηδὸο ἀπεζζπκέλνην―. ἀπεζζχκελνλ hier in der Bedeutung von „der, der wegeilen wollte― oder „der im Begriff war wegzugehen―. Das Partizipium zeigt, dass Neoptolemos‘ Entscheidung, sich den beiden Männern anzuschließen, so fest ist, dass niemand ihn davon abhalten kann. ἀπεζζχκελνλ korrespondiert mit dem Partizipium ἀρλπκέλελ in v. 236 an fast der gleichen Versstelle. Beide Partizipien charakterisieren das innere Erleben der Mutter und des Sohnes: Die leidende, betrübte Mutter und der Sohn, der nach dem Kampf begehrt und weg will. Zu ἀπεζζύκελνλ … θαηεξύθῃ vgl. Il. 6, 518.; 16, 9; Od. 15, 73; PH 14, 232 f. κάια ιηζζνκέλε: vgl. Il. 4, 379; Eudocia Augusta, De mart. sancti Cypriani 2, 301. Eine Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn ist noch am nächsten Tag zu erwarten. 238–241 δαη᾽ ἐπάζαλην: vgl. PH 4, 70; 5, 660; 6, 167; 14, 331 an der gleichen Versstelle. Vgl. auch Apoll. Rh. Arg. 2, 1177: vgl. den homerischen Ausdruck „ζπιάγρλα πάζαλην― (viermal am Versende: Il. 1, 464; 2, 427; Od. 3, 461; 12, 364; vgl. auch Od. 3, 9: vor der Zäsur des dritten Trochäus). Zum Ausdruck ζπκὸλ ἴελαλ vgl. Il. 24, 119, 147, 176, 196; PH 4, 114, 299. πάληεο ὅζνη …: Keydell in RE s.v. Quintus Smyrnaeus, S. 1283 hält die Erweiterung von v. 238 durch „πάληεο ὅζνη…― in v. 239 für stilistisch sehr hart und ist der Meinung, dass der Dichter hier von einer anderen, neuen Quelle Gebrauch mache. Vgl. auch L. Castiglioni, „Intorno a Quinto Smirneo―, ByJb 2 (1921) 33, 2 und „Decisa Forficibus―, Rendiconti dell’Istituto Lombardo 70 (1937) 62. Diese Annahme ist m. E. überhaupt nicht zwingend. Mit den vv. 238– 240a meint der Dichter, dass die Fremden (Odysseus und Diomedes) zu Abend aßen und sich dann in ihre Gemächer zur Nachtruhe zurückzogen genauso wie alle anderen Bewohner auf Skyros auch, was heißt zur normalen Abendzeit. Mit der Partie 238–240a beabsichtigt Quintus Deidameias‘ Schlaflosigkeit mit dem Schlaf der Bewohner der Insel zu kontrastieren. πεξηλαηεηάεζθνλ: (πεξηλαηεηάσ) herumwohnen; Od. 2, 66; 23, 136; Pind. N. 8, 9; auch von Städten, ringsum bewohnt werden oder gelegen sein, Od. 4, 177. Das Verbum findet sich nur einmal in den PH. Σθύξνην … / εἰλαιίεο: eine ungewöhnliche Sperrung. Zum Ausdruck vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 583: „εἰλαιίε θίαζνο―. In den homerischen Hymn. Aphr. wird Zypern als εἰλαιίε bezeichnet (hom. Hymn. 6, 3; 10, 5); vgl. auch Orph. Arg. 29 „εἰλαιίελ ακνζξάθελ―. καθξὰ … ζαιάζζεο / θύκαηα: καθξὰ … / θχκαηα: ebenfalls eine ungewöhnliche Sperrung. Quintus variiert hier das homerische Il. 2, 144: „θχκαηα καθξὰ
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ζαιάζζεο―; vgl. PH 14, 417 f. Zu dem homerischen Ausdruck θχκαηα καθξά vgl. Od. 5, 109; 9, 147; 24, 110; Hes. Th. 848; PH 3, 508; 8, 59; 14, 537; Musaios, 224. πεξηβξνκέσ bzw. πεξηβξέκσ (umrauschen) erscheint erst bei Apollonios Rhodios, Arg. 1, 879; 4, 17, in den PH vgl. 7, 259, 547; 11, 383; 13, 490. Zum v. 240 vgl. Dion., Orb. Descr. 420: „δνηαὶ δ‘ Ἴζζκηα ληα πεξηβξνκένπζη ζάιαζζαη―. ῥεγλπκέλνην: Die codd. überliefern in v. 241 ῥεγλχκελα, weil es dem Kopisten plausibel war, das Partizipium mit θχκαηα zu verbinden wie in Il. 4, 425: „ρέξζῳ ῥεγλχκελνλ (sc. θῦκα) κεγάια βξέκεη―; 18, 66 f.: „πεξὶ δὲ ζθίζη θῦκα ζαιάζζεο / ῥήγλπην.―; vgl. auch Orph. Arg. 688. Da diese Lesart aus metrischen Gründen inakzeptabel ist, hat Rhodomann sie zu ῥεγλπκέλνην, auf Αἰγαίνην bezogen, korrigiert: „wenn sich die Ägäis an ihren Küsten bricht―. πξὸο ᾐόλαο: auch PH 12, 278. Vgl. auch Trag. Adesp. TrGF 191; Agatharch., De mari Erythr. 32, 13; Strabon, Geogr. 6, 2, 3; 8, 6, 22; Marc. Ant. Polemon, Decl. 1, 8, 3; Galen, Adh. ad artes addisc. 5, 22; Luk., Merc. Cond. 1, 29; zu ᾐψλ in Verbindung mit Präpositionen zum Ausdruck der Richtung siehe ausführlich Campell zu PH 12, 131. Philostratos Jun., Im. 863 überliefert uns: „θῦξνο, ὦ πα, λζνο, ἡλ ὁ ζενο νθνθιο ἀλεκώδεα θαιε―, wahrscheinlich aus dem verloren gegangenen Drama Skyrioi (= Fr. 553 TrGF); vgl. auch Dion. Perieg., Orb. descr. 521: „θῦξόο η᾽ λεκόεζζα―. Die Partie 238–241 zeichnet sich durch ihre poetische Aussagekraft aus. Einerseits stellen sich die vv. 238–240a dem v. 241 gegenüber: Alle Einwohner auf Skyros erfreuten sich des Schlafes mit Ausnahme von Deidameia (v. 242). Andererseits nimmt der Dichter Bezug auf das Epitheton εἰλαιίεο, das er mit der Sperrung an den Anfang des v. 240 setzt, um einen Relativsatz zu bilden (vv. 240– 241), der den Leser auf die psychische Verfassung Deidameias vorbereitet. Die vv. 240b–241 stehen insofern im Gegensatz zu den vv. 238–240a, als der Schlaf und die mit ihm verbundene Ruhe und Stille mit der heftigen Unruhe der Skyros umspülenden Meereswellen kontrastiert. Gleichzeitig nimmt diese Unruhe in den vv. 240 f. die nächtliche Aufregung Deidameias, die der Besuch der beiden Helden verursachte, und ihre Schlaflosigkeit vorweg. 242 ἐπήξαηνο ὕπλνο ἔκαξπηελ: Die meisten Handschriften überliefern ἐπήξαηνλ. Zu dieser Lesart könnte Il. 24, 679 f. als Vorbild gelten: „ἀιι‘ νρ ξκείαλ ἐξηνχληνλ ὕπλνο ἔκαξπηελ / ὁξκαίλνλη‘ ἀλὰ ζπκφλ.― Wie Köchly, der Tychsens Lesart ἐπήξαηνο annahm, ausführt, wäre ἐπήξαηνο als Epitheton zu Deidameia an sich geeignet, aber hier, wo von deren psychischer Erregung die Rede sei, wäre ihre Bezeichnung als anmutig (vgl. etwa Hes., Erga 61; Fr. 25, 39 M.-W.) grundlos. Es ist angebracht, dieses Adjektiv als Epitheton zu ὕπλνο aufzufassen und ἐπήξαηνο zu lesen. Somit wird der Gegensatz zwischen der inneren Unruhe Deidameias und dem süßen Schlaf, der alle anderen erquickt, stärker herausgearbeitet. Die Junktur ἐπήξαηνο ὕπλνο findet sich nur hier. Vgl. aber Nonnos, Dion. 47, 346: „πέκπσλ ἄιινλ ὄλεηξνλ ἐπήξαηνλ―. Quintus variiert hier die homerischen Attribute zu ὕπλνο: γιπθχο (Il. 1, 610 u.a., das auch bei ihm in 7, 732 vorkommt), γιπθεξφο (Il. 10, 4 u.a.), λήδπκνο (Il. 2, 2 u.a.), κειίθξσλ (Il. 2, 34), κειηεδήο (Od. 19,
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590), ἀπήκσλ (Il. 14, 164; vgl. PH 14, 179), ιηαξφο (Il. 14, 164); vgl. auch ἣδπκνο (Apoll. Rh., Arg. 2, 407), εὔδηνο (Opp., Hal. 1, 163); ἀκβξφζηνο (PH 5, 349). Zum Ausdruck (ν) … ὕπλνο ἔκαξπηε vgl. Il. 24, 679 f.; Il. 23, 62 f. ; Od. 20, 56; PH 3, 661; 10, 259 (mit den Ausführungen von Tsomis, PH 10 z. St.). 243–247a θεξδαιένπ … δπζῆνο: vgl. PH 5, 306: „δπζνο … θεξδαιένλ θξ―; in den Posthomerica bezieht sich θεξδαιένο nur auf Odysseus; vgl. Il. 4, 339: „θαὶ ζὺ θαθνζη δφινηζη θεθαζκέλε θεξδαιεφθξσλ― (Agamemnon zu Odysseus); vgl. auch Od. 8, 545; 13, 291 in Verbindung mit Odysseus. ἀληηζένπ Γηνκήδενο: vgl. PH 9, 423; 11, 339; 12, 316; bei Homer bezeichnet dieses Epitheton andere Helden, aber nicht Diomedes. Zu εὖληλ πνηήζαλην mit Genitiv (berauben) vgl. Il. 22, 44; Od. 9, 523; PH 1, 113 f.; θηινπηνιέκνπ Ἀρηιῆνο: Dieses Attribut zu Achilleus findet sich nur bei Quintus. In der Ilias bezeichnet das Adjektiv nur Völker, keine einzelnen Personen: Myrmidonen (16, 65; 23, 129 u. a.); Troer (16, 90 u.a.); Achaier (17, 224); Argeier (19, 269); Danaer (20, 351); Leleges (21, 86). In den Posthomerica werden als θηινπηφιεκνο auch Eurynomos (1, 530); Odysseus (5, 158); Agamemnon (9, 526); die Troer (8, 240) und die Argeier (13, 506; 14, 94) bezeichnet. ζξαζὺλ λόνλ: dieser Ausdruck findet sich zuerst in den Posthomerica an dieser Stelle und 11, 221, dann noch zweimal bei Nonnos, Dion. 21, 343; 33, 198. Vgl. die homerischen Attribute zu λφνο: ἀηάξβεηνο (Il. 3, 63), ἀπελήο (Il. 16, 35). ζξαζχο bezogen auf Achilleus bedeutet hier kühn, mutig, unerschrocken. Odysseus und Diomedes, besonders aber Odysseus, der als θεξδαιένο bezeichnet wird, überredeten Achilleus, am Kampf gegen Troia teilzunehmen. Die Wahl des Epithetons für Achilleus θηινπηφιεκνο und des auf ihn bezogenen Ausdruckes „ζξαζὺλ λφνλ― deuten an, dass die beiden Helden damals in Achilleus die innere Disposition vorfanden, die es ihnen ermöglichte, ihn für den Krieg gegen Troia zu gewinnen. δήηνλ εἰο ἐλνπήλ: Vgl. PH 5, 269: „δείνπ ἐμ ἐλνπο― am Versanfang. Bei Homer findet sich der Ausdruck „δείνπ ἐθ πνιέκνην― fünfmal und ebenfalls am Versanfang (Il. 7, 119, 174; 17, 189; 19, 73; 21, 422). Siehe auch James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 269. Vv. 246–247a erinnern an PH 5, 260b–262a. Siehe oben. „δήηνλ εἰο ἐλνπήλ― (7, 247a) verweist auf „δξηλ ἐο αἰδελ― (5, 262a) am Versanfang. Diese Partie erinnert an eine frühere Stelle der Posthomerica 5, 253 ff. im Rededuell zwischen Aias und Odysseus bezüglich Achilleus‘ Waffen. In seiner Rede 5, 239 ff. hebt Odysseus die Macht des Verstandes (vgl. v. 250: „λφῳ δε ηε πάληα ηειεηαη―) hervor und folglich seine Klugheit, durch die er schon vieles vollbracht hat. Unter anderem erwähnt er, dass er selbst es war, der Achilleus als Helfer zu den Achaiern nach Troia brachte: „Καὶ δ‘ αηὸλ Πεινο ἐπζζελένο θιπηὸλ πἷα / ἢγαγνλ Ἀηξείδῃζηλ ἐπίξξνζνλ.― (vv. 256–257a). Anders als im siebten Buch wird Diomedes‘ Mitwirkung bei diesem Unternehmen nicht genannt, aber kurz vorher (vv. 253–255) hebt Odysseus Diomedes‘ Teilnahme an dem Kundschaftergang ins troische Lager (vgl. Ilias 10. Buch) mit der Bemerkung hervor, dass sie beide zusammen eine große Tat vollbracht hätten. Dabei konnte Odysseus Diomedes‘ Namen nicht unerwähnt lassen, denn, wie er auch selbst im Einklang mit der Ilias
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(10, 220 ff.) sagt (5, 253 f.), hatte sich Diomedes Odysseus als Begleiter gewählt. Odysseus rechnet sich vor Aias Achilleus‘ Rekrutierung als eigenes Verdienst an, weil gegenüber Odysseus‘ Überzeugungskraft Diomedes‘ bloße Teilnahme von geringer Bedeutung war. Auch seine folgenden Ausführungen sind in dieser Partie charakteristisch: „῍Ζλ δὲ θαὶ ἄιινπ / ἣξσνο ρξεηώ ηηο ἐλ Ἀξγείνηζη πέιεηαη, / νδ‘ ὅ γε ρεξζὶ ηεῆζηλ ἐιεύζεηαη νδὲ κὲλ ἄιισλ / Ἀξγείσλ βνπιῆζηλ, ἐγὼ δέ ἑ κνῦλνο Ἀραηλ / ἄμσ κεηιηρίνηζη παξαπδήζαο ἐπέεζζη / δξηλ ἐο αἰδελ.― (vv. 257b– 262a). Odysseus betont, dass, wenn noch ein zusätzlicher Held für den Kampf angeworben werde müsse, er allein ihm im Auftrag der Achaier mit schmeichelnden Worten zureden und ihn zum Kampf herführen werde. Diese Verse gelten proleptisch sowohl für die Rekrutierung Neoptolemos‘ wie auch für die Abholung Philoktetes‘. Odysseus wird „κεηιηρίνηζη παξαπδήζαο ἐπέεζζη― diese beiden Helden zur Teilnahme am Kampf überreden, so wie er einst Achilleus überredet hat. Vor Odysseus‘ Überzeugungskraft tritt Diomedes‘ Figur in den Hintergrund. Ähnliches geschieht auch in Bezug auf die Abholung des Philoktetes (vgl. PH 9, 410– 425). Deidameia blieb wach, weil sie sich an die Namen der beiden Fremden erinnerte. Odysseus und Diomedes waren beide für ihren Witwenstand verantwortlich, da sie, an den kühnen Sinn des kriegsbegierigen Achilleus appellierend, diesen überredeten, ihnen nach Troia zu folgen und am Kampf teilzunehmen. Quintus folgt hier Statius, Achill. 1, 675 ff.; 819 ff. und Philostr. Jun., Im. 863, bei denen als Gesandte zur Abholung Achilleus‘ ebenfalls Diomedes und Odysseus fungierten. Dort handelt es sich um eine dem Leser wohl bekannte Version (vgl. auch Apollod., 3, 174; Lykophr. 276–278 mit Scholia dazu; Bion, Epithalamios 5 ff.; Ovid, Ars 1, 697 f.; Met. 13, 162 ff.; Hygin., Fab. 96): Thetis brachte ihren Sohn Achilleus zu Lykomedes, der den Zug gegen Troia mitmachen sollte, da Peleus wegen seines Alters nicht mehr kriegstüchtig war. Da Thetis wusste, dass Achilleus in diesem Krieg umkommen würde, versteckte sie ihn in Frauenkleidung unter den Töchtern des Lykomedes. Er verliebte sich in Deidameia und zeugte heimlich mit ihr Neoptolemos. Odysseus entdeckte mit einer List den unter den Töchtern Lykomedes‘ in Mädchenkleidern weilenden Achilleus; er legte nämlich vor dem Palast in Skyros allerlei Frauengeschenke, darunter aber auch Waffen aus und Achilleus verriet sich, indem er nach den Waffen griff. Nach Apollod., 3, 174 verriet er sich, als Odysseus die Kriegstrompete blies. Nachdem er auf diese Weise enttarnt wurde, folgte Achilleus daraufhin den Gesandten. Zu den obengenannten Belegen siehe die Ausführungen von M. Fantuzzi, Achilles in Love, Oxford 2012, 38 ff. Quintus erwähnt weder diese Geschichte, auch nicht in groben Zügen, noch spielt er auf sie an, weil sie einerseits nicht wichtig für den Fortgang der Erzählung ist und andererseits eine Geschichte über einen Achilleus transvestitus auf Skyros dem Heldenideal des Dichters in keiner Weise entspricht. Wie in der Einleitung erwähnt, benutzt Quintus bezüglich Achilleus‘ Abholung von Skyros wahrscheinlich die kyklischen Epen: Die Kyprien nach der Zusammenfassung von Proklos und die Kleine Ilias platzieren Achilleus‘ Anwesenheit auf Skyros nach dem ersten, erfolglosen Zug der Achaier gegen Troia, und
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zwar nach den Episoden im Land der Mysier (siehe zu den vv. 379b–380a). Die Achaier kehrten durch Sturm verschlagen und getrennt in ihre Heimatländer zurück: Die Kyprien (nach Prokl., Chrest. 80, Bernabé p. 41) überliefern: „ἀπνπιένπζη δὲ αηνο ἐθ ηο Μπζίαο ρεηκὼλ ἐπηπίπηεη θαὶ δηαζθεδάλλπληαη. Ἀρηιιεὺο δὲ θύξῳ πξνζζρὼλ γακε ηὴλ Λπθνκήδνπο ζπγαηέξα Γετδάκεηαλ―, während die Kleine Ilias (?), Fr. 24 Bernabé (= Kl. Ilias Fr. 4A Davies) bezeugt: „Πειεΐδελ δ᾽ Ἀρηια θέξε θῦξόλδε ζύειια, / ἔλζ᾽ ὅ γ᾽ ἐο ἀξγαιένλ ιηκέλ᾽ ἵθεην λπθηὸο ἐθείλεο―. Beide Testimonien stehen in Einklang mit Il. 9, 668 f: „ηήλ νἱ πόξε δνο Ἀρηιιεὺο / θῦξνλ ἑιὼλ αἰπεαλ λπνο πηνιίεζξνλ.― – die Rede ist von Iphis, einer Sklavin, Achilleus‘ Kriegsbeute aus Skyros, die er Patroklos gab; dazu vgl. K. Reinhardt, Die Ilias und ihr Dichter, Göttingen 1961, 50 ff. So landete Achilleus auf Skyros, eroberte die Insel und nahm Deidameia als Beute, mit der er Neoptolemos zeugte. Die bT Scholia zu Il. 9, 668 unterscheiden zwischen dieser und der späteren Achilleus transvestitus – Version, wobei sie überliefern, dass Achilleus nach Skyros segelte, während die Griechen noch in Aulis waren: „νἱ κὲλ λεώηεξνη ἐθε (sc. Skyros) ηὸλ παξζελλά θαζηλ, ἔλζα ηὸλ Ἀρηιιέα ἐλ παξζέλνπ ζρήκαηη ηῆ Γεηδακείᾳ ýθαηαθιίλνπζηλý, ὁ δὲ πνηεηὴο ξστθο παλνπιίαλ αηὸλ ἐλδύζαο εἰο ηὴλ θῦξνλ ἀπεβίβαζελ ν παξζέλσλ, ἀιι᾽ ἀλδξλ δηαπξαμόκελνλ ἔξγα, ἐμ ὧλ θαὶ ηὰ ιάθπξα δσξεηαη ηνο ζπκκάρνηο. εἷιε δὲ ηὴλ θῦξνλ, ὅηε εἰο Αιίδα ἐζηξαηνιόγνπλ δηὰ ηὸ εἶλαη ἐθε Γόινπαο ἀπνζηάληαο ηο Πειέσο ἀξρο· "ἔπιενλ εἰο θῦξνλ Γνινπεΐδα" (fr. epic. auctoris ignoti). ηόηε δὲ θαὶ ηὸλ Νενπηόιεκνλ ἐπαηδνπνηήζαην. εἴθνζη δὲ ἔηε ἐζηὶ πάζεο ηο παξαζθεπο ηνῦ πνιέκνπ, ὥζηε δύλαηαη ὁ Νενπηόιεκνο ὀθησθαηδεθαέηεο ζηξαηεύεηλ.― Die bT Scholia zu Ilias 19, 326 – Achilleus spricht von Neoptolemos auf Skyros – zitieren die obengenannte Stelle aus der Kleinen Ilias, während die D-Scholia zu demselben iliadischen Vers die Geschichte des Achilleus transvestitus erzählen, wobei nur ein Manuskript folgende Bemerkung hinzufügt: „ ἱζηνξία παξὰ ηνο θπθιηθνο―. H. Erbse, Scholia Graeca in Homeri Iliadem, Berlin 1969, druckt in seiner Ausgabe der vetera scholia den Text aus den D-Scholia nicht. Dieser Text findet sich in der Ausgabe von W. Dindorf, Scholia Graeca in Homeri Iliadem, Oxford 1875–1888 (Bd. 4; S. 222 f.), was A. Severyns, Le cycle épique dans l’école d’Aristarque, Liège und Paris 1928, 286 ff. zu der Schlussfolgerung führte, dass die Geschichte, die von Achilleus in Weiberkleidung unter den Töchtern des Lykomedes erzählt, so alt wie die kyklischen Epen selbst sei. Daher ersinnt er eine Handlung der Kyprien, die beide Versionen des Mythos verbindet und nach der Achilleus auf Skyros zweimal gelandet sei: „Achille adolescent parmi les filles de Lycoméde. Intrigue secrète avec Déidamie. Arrivée des Grecs. Départ d‘Achille. Naissance d‘un fils, ―Pyrrhos‖. Après l‘affaire de Mysie, Achille est rejeté par la tempête à Skyros. Marriage. ―Neoptolème.― (291). Die Annahme, dass die Geschichte von Achilleus transvestitus so alt wie die kyklischen Epen sei, betrachtete schon R. I. F. Henrichsen, De carminibus Cypriis commentatio, Copenhagen 1828, 55 f. als unwahrscheinlich. C. Robert, Die griechische Heldensage, Berlin 1923, 1108 f. mit Anm. 6; W. Kullmann, Die Quellen der Ilias, Wiesbaden 1960, 191 f.; J. S. Burgess, The Tradition of the Trojan War in Homer and the Epic Cycle, Baltimore 2001, 21; P.J. Heslin, The Transvestite Achilles. Gender
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and Genre in Statius’ Achilleid, Cambridge 2005, 203 ff.; M. Fantuzzi, Achilles in Love, 27 und West, The Epic Cycle. A Commentary …, 104 haben diese Ansicht als nicht annehmbar ebenfalls angefochten. Außer dieser Hinzufügung eines einzigen Manuskripts der späteren und nicht so wertvollen D-Scholia gibt es keine Indizien, auch nicht in der Chrestomathie des Proklos dafür, dass der Mythos des Achilleus transvestitus schon in den Kyprien erzählt wurde. West, The Epic Cycle. A Commentary …, 104 vertritt die Ansicht, dass die Bemerkung „ ἱζηνξία παξὰ ηνο θπθιηθνο― nur den letzten Teil dieses Berichts, d.h. Neoptolemos‘ Geburt und dessen Teilnahme am troianischen Krieg nach dem Tod seines Vaters, betrifft. Fantuzzi, Achilles in Love, 27 meint, dass die Geschichte des Achilleus transvestitus zur Zeit der Verfassung der kyklischen Epen bekannt gewesen sei; die Nichtberücksichtigung dieser Geschichte in diesen Epen erkläre sich dadurch, dass sie nicht im Einklang mit Achilleus‘ heroischem Leben stehe. Allem Anschein nach ist m. E. dieser Mythos jünger, vielleicht jedoch etwas älter als die uns verloren gegangene Euripideische Tragödie, Skyrioi, die dieses Thema behandelte. Zu dieser Tragödie siehe vorwiegend Heslin, The Transvestite Achilles …, 195 ff. Pausanias, 1, 22, 6, erwähnt im Rahmen seines Berichtes über die Gemälde des antiken Malers Polygnotos, die damals in den Propyläen der athenischen Akropolis aufgehängt waren und nunmehr alt und verblichen aussehen, Folgendes bezüglich des Gemäldes, das Polyxenas Opferung auf Achilleus‘ Grab darstellte: „ηνῦ δὲ Ἀρηιιέσο ηάθνπ πιεζίνλ κέιινπζά ἐζηη ζθάδεζζαη Πνιπμέλε. κήξῳ δὲ εὖ κὲλ παξείζε ηόδε ὠκὸλ νὕησο ἔξγνλ· εὖ δέ κνη θαίλεηαη πνηζαη θῦξνλ πὸ Ἀρηιιέσο ἁινῦζαλ, νδὲλ ὁκνίσο θαὶ ὅζνη ιέγνπζηλ ὁκνῦ ηαο παξζέλνηο Ἀρηιιέα ἔρεηλ ἐλ θύξῳ δίαηηαλ, ἃ δὴ θαὶ ἔγξαςελ.― Pausanias billigt die Tatsache, dass Homer Polyxenas Opferung als grausame Handlung („ὠκὸλ … ἔξγνλ―) in seiner Erzählung nicht erwähnt habe. Ihm scheint auch gut, dass Homer im Unterschied zu den anderen, die Achilleus als unter den Mädchen weilend dargestellt haben, erwähnt habe, dass Skyros durch Achilleus erobert worden sei. Polygnotos habe ebenfalls Achilleus unter den Mädchen weilend auf Skyros gemalt. Dieses Zeugnis verweist auf die oben erwähnte Ilias-Stelle 9, 668. Wir wissen allerdings nicht, ob der Mythos des Achilleus transvestitus Homer bekannt war, wie Pausanias impliziert. Heslin, The Transvestite Achilles, 199 ff. argumentiert dafür, dass die Geschichte des Achilleus transvestitus ursprünglich ein lokaler Mythos auf Skyros war, der in die Mythologie der Griechen erst mit der Eroberung der Insel Skyros durch Kimon eingeführt wurde (ca. 476–463 v. Chr.). Zu Kimon als Patron des Polygnotos und zu der obengenannten Ansicht bezüglich der Einführung des Mythos siehe Heslin, The Transvestite Achilles…, 199 ff. Für uns wichtig ist die Tatsache, dass Pausanias eine Darstellung des Achilleus transvestitus auf Skyros als nicht angebracht für Homer betrachtet (vgl. auch die Scholien bT zu Il. 9, 668: „ὁ δὲ πνηεηὴο ξστθο παλνπιίαλ αηὸλ ἐλδύζαο εἰο ηὴλ θῦξνλ ἀπεβίβαζελ ν παξζέλσλ, ἀιι᾽ ἀλδξλ δηαπξαμόκελνλ ἔξγα―), genauso wie er einen Bericht über Polyxenas Opferung für grausam und daher unpassend für den Dichter der Ilias hält. Dasselbe gilt auch für den Dichter der Posthomerica. Quintus deutet auf diesen Lebensabschnitt seines Achilleus über-
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haupt nicht hin, weil es seinem Heldenideal nicht entspricht, vor allem in einem Moment der Erzählung, in dem der Dichter Neoptolemos als zweiten Achilleus auftreten lässt. So scheint er mit den kyklischen Epen übereinzustimmen, nach denen Achilleus während der Rückkehr aus Mysien wegen eines Seesturms auf Skyros gelandet ist – nach der Kleinen Ilias als Eroberer – und dort mit Deidameia Neoptolemos zeugt. Quintus verschweigt seinem Leser das Geschehen mit Achilleus transvestitus nicht nur, sondern er versucht ihn zudem bewusst davon abzulenken, indem er ihn explizit darauf hinweist, dass Achilleus sich von Odysseus und Diomedes durch deren listige Worte zum Mitkommen überreden ließ. Odysseus und Diomedes haben also das gleiche Verfahren angewandt, d.h. ausschließlich die Kunst der Rede, um Achilleus und Neoptolemos für den Kampf gegen Troia zu gewinnen. Sie appellierten an ihre Liebe zum Krieg und ihre Tapferkeit. Odysseus‘ Rede an Neoptolemos und die Verse 244–247 über Achilleus (vgl. das Epitheton zu Achilleus θηινπηφιεκνο und den auf ihn bezogenen Ausdruck „ζξαζχλ λφνλ―) beweisen dies eindeutig. Was Quintus aus dramatischen Gründen interessiert, ist das Erscheinen von Odysseus und Diomedes. Hier ist die Originalität unseres Dichters in der Tragik dieser Partie festzustellen: Odysseus und Diomedes sind ihm als diejenigen, die Neoptolemos für den troianischen Krieg rekrutieren, wichtig, denn dieselben Helden haben damals Achilleus für diesen Krieg aus Skyros geholt. Deidameia muss also ein zweites Mal unter diesen Helden leiden, die jetzt wie damals ihre geliebten Männer von ihr entfernt haben; nach dem Tod ihres Gatten kommen wieder dieselben, um ihren Sohn zum Krieg zu holen. Somit erhebt sich Deidameia als eine tragische Figur. Das einzige Problem mit dem Auftritt von Odysseus und Diomedes bezüglich Achilleus‘ Abholung ist, dass die beiden in der Überlieferung vor Quintus mit der Version von Achilleus‘ Travestie in Verbindung stehen, was, wie wir sahen, der Dichter mit Absicht unterlässt. Deshalb lässt unser Dichter den genauen Rahmen des damaligen Auftritts von Odysseus und Diomedes in seiner Erzählung im Unklaren. Wir sehen hier das Bemühen des Dichters der Posthomerica, sich bei der Ausarbeitung seiner Erzählung mit der vor seiner Zeit entstandenen Traditionsmasse, den Doppelfassungen, den Varianten und den Parallelüberlieferungen auseinanderzusetzen, gleichzeitig aber originell zu wirken. 247b–249 ἄηξνπνο … Μνξα: unwandelbar, unerbittlich. Diese Junktur findet sich nur hier, beeinflusst von Hes., Th. 908 f., wo Atropos als eine der drei Moiren genannt wird. ἢληεην: das Verbum ἄληνκαη (ἄληα) nur im Präsens und Imperfekt in der Bedeutung von „begegnen―, „auf etwas treffen―, freundlich (in den PH vgl. 13, 497) und feindlich (wie hier in den PH und 10, 451; vgl. auch das Verbum ζπλάληνκαη im feindlichen Sinn: 13, 181). Zu 247b vgl. Il. 16, 788 f.: „ἢληεην γάξ ηνη Φνβνο ἐλὶ θξαηεξῆ ζκίλῃ / δεηλόο― (zum Tod des Patroklos). ἣ νἱ ὑπέθιαζε λόζηνλ: Diese Wendung findet sich nur hier, aber sie erinnert an Il. 9, 412 f., in Achilleus‘ Rede, der von δηρζαδίαο θξαο (v. 411), die ihn zum Tod führen werden können, spricht: entweder unvergänglicher Ruhm, wenn er in Troia bleibe und weiterkämpfe und dort sterbe: „εἰ κέλ θ᾽ αὖζη κέλσλ Σξώσλ πόιηλ
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ἀκθηκάρσκαη, / ὤιεην κέλ κνη λόζηνο, ἀηὰξ θιένο ἄθζηηνλ ἔζηαη―, oder ein langes, aber ruhmloses Leben, wenn er nach Phthia aus Troia zurückkehre (vv. 414– 416). Achilleus folgte dem ersten Los, das ihm zum Leidwesen seiner Familie die Heimkehr verwehrte. νἱ πέθιαζε λόζηνλ entspricht den homerischen Ausdrücken λφζηνο bzw. λφζηηκνλ ἥκαξ in Verbindung mit den Verben (ἀπ)φιιπκη bzw. ἀθαηξνῦκαη (außer Il. 9, 412 vgl. auch Od. 1, 9, 168, 354, 413; 17, 253; 19, 369) und findet eine Parallele in der Junktur θιάσ ιηθίελ bzw. ἁιηθίαλ, die sich in Grabinschriften findet; vgl. z. B.: A.G. 7, 491, 1 f. (Mnasalkos): „Αἰα παξζελίαο ὀινόθξνλνο, ἇο ἄπν θαηδξὰλ / ἔθιαζαο ἁιηθίαλ―; A.G. App. 2, 254, 1 f.: „ηὸλ βαξὺο Ἅδεο / ἔθιαζελ ἀγξεύζαο δύζκνξνλ ιηθίελ―; 2, 648, 1 f.: „ θζνλεξὸο δσο κε ηὸλ ἄζιηνλ ἔθζαζε δαίκσλ / ἀξηηζαιεο θ[ιάζ]ζαο ἐιπίδαο ιηθίεο―. Dazu siehe W. Seelbach, Epigramme des Mnasalkes und des Theodoridas, Wiesbaden 1964, 61. Das Kompositum πνθιάσ ist unhomerisch, es kommt neunmal in den PH vor; siehe Tsomis zu PH 10, 372. Zu der Verhinderung der Heimkehr durch das Eingreifen einer Gottheit siehe folgende Belege, die vermutlich Quintus auch angeregt haben: Od. 4, 380 f.; 12, 419; 14, 61, 309; Apoll. Rh., Arg. 4, 916. Wir brauchen weder mit Bonitz und Lehrs: ἣ νἱ πέηκαγε λφζηνλ (unter Heranziehung der Stellen Il. 10, 364; 11, 468; Apoll. Rh., Arg. 4, 328) noch mit Spitzner ἣ νἱ πέθιαζελ ὀζηέ‘ zu lesen. Diese Konjekturen kommen aufgrund der Tatsache zustande, dass Quintus bei dem Verbum θιάεηλ sowie dessen Komposita die Bedeutung von „Zerbrechen― aufrechterhält. Der Ausdruck wird hier bei Quintus hochpoetisch gebraucht und das Verbum wird metaphorisch verwendet, wie z. B. in Od. 14, 61: „ἤ γὰξ ηνῦδε ζενὶ θαηὰ λφζηνλ ἔδεζαλ.― Nicht zuletzt müssen wir die Stelle bei Apoll. Rh., Arg. 3, 306 f. anführen, die unserer Stelle sehr nahe kommt: „ἤέ ηηο ἄηε / ζσνκέλνηο κεζζεγὺο ἐλέθιαζελ―, der Ort wird in v. 306 angegeben, das Verbum ἐληθιάσ wird auch metaphorisch gebraucht. 248–249 Vorbild ist der homerische Vers Od. 19, 512: „αηὰξ ἐκνὶ θαὶ πέλζνο ἀκέηξεηνλ πόξε δαίκσλ―. Zu Beginn ihrer Rede an den Fremden, der Odysseus selbst ist, spricht Penelope über ihre tiefe Trauer und ihr Weinen, da ihr Gatte nicht heimgekehrt ist. Bei Penelope ist aber die Hoffnung noch nicht erloschen, dass Odysseus endlich zurückkommt. Deidameia hat Achilleus verloren. Mit „θαὶ αηῆ Γεηδακείῃ― hebt der Erzähler die Trauer der Deidameia hervor. ἀπεηξέζηνλ … πέλζνο: vgl. IG XIV 1648, 9 (Italien): „ιηπνῦζα παηξὶ πέλζνο ἀπεηξέζηνλ―. Quintus variiert hier das homerische Il. 24, 708: „ἀάζρεηνλ … πέλζνο―; Od. 19, 512: „πέλζνο ἀκέηξεηνλ―; „πέλζνο ἄιαζηνλ― (Il. 24, 105; Od. 1, 342). Zu πέλζνο / … πφξε vgl. auch Nonn., Dion. 30, 116. 250–252 θαηὰ ζπκὸλ ἀάζπεηνλ ἄκθερε δεκα: vgl. PH 12, 357: „δένο ἄκθερε ζπκόλ―. Zu θαηὰ ζπκφλ, ein häufiger Ausdruck in der frühgriechischen Epik, der in der hellenistischen hexametrischen Dichtung nur selten vorkommt und uns bei Quintus dann öfter begegnet, siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 359 zu 1, 115. Zu „ἀάζπεηνλ ἄκθερε δεκα― vgl. PH 9, 273: „θαθὸλ δένο ἄκθερε Σξαο―; PH 12, 466: „πάληαο γὰξ ἀκείιηρνλ ἄκθερε δεκα―; 13, 190: „ζηπγεξὸλ δε κηλ
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ἄκθερε δεκα―; Orph. Arg. 787: „ζηπγεξὸλ δὲ πεξὶ θξέλαο εἵιθεην δεκα―. Zu ἄζπεηνο/ἀάζπεηνο in den Posthomerica siehe Ferreccio, Commento al libro II, 249 f. zu PH 2, 476. ἄκθερε: Zu dem 22mal einhellig von den Handschriften überlieferten Verbum ἀκθέρσ stellt Vian durchweg die homerische Form ἀκπwieder her (siehe auch Recherches …,165). Die Form ἀκπ- kommt in den Handschriften nur fünfmal vor: 9, 394; 11, 30, 47, 436; 14, 387. H. Erbse, Gnomon 43, 1971, 566 f. hat Vians Änderung in Frage gestellt. Er fragt sich, ob man dem Dichter diese Dissimilation aufzwingen dürfe, denn ἀκθέρεην sei bei Apollonios Rhodios (1, 324) einhellig überliefert und das gut bezeugte ἄκπερελ gelte als lectio facilior. Er meint also, dass ἀκθέρσ das Verbum sei, das Quintus verwendet, während die fünf Belege von ἀκπέρσ als Einschübe der bekannten und üblichen homerischen Form betrachtet werden können. Siehe auch West, Philologus 130 (1986), 145 und James/Lee, A Commentary .., 66 zu PH 5, 106. Pompella und Gärtner drucken in ihren Ausgaben ἄκθερε. Im siebten Buch kommt dieses Verbum noch in den vv. 584 und 655 vor. παηδὸο ἀπεζζπκέλνην: siehe v. 237. Zu v. 251 vgl. PH 1, 695: „ἔζηε δ‘ ἐζζχκελφο πεξ ἐπὶ πηνιέκνην θπδνηκφλ―. Zu „πνηὶ πηνιέκνην θπδνηκφλ― vgl. vv. 424, 454. In den vv. 250 und 251 ist jeweils die Alliteration von α und π bemerkenswert, die Deidameias‘ Angst um Neoptolemos unterstreicht. κή νἱ ιεπγαιέῳ ἐπὶ πέλζετ πέλζνο ἵθεηαη: „ιεπγαιέῳ ἐπὶ πέλζετ― bezieht sich auf die Trauer um den toten Achilleus, πέλζνο auf ihr Leiden, wenn Neoptolemos zum Krieg auszieht, denn für sie bedeutet die Abfahrt ihres Sohnes nach Troia seinen Tod. Dies spricht sie in ihrer Rede an Neoptolemos aus: vgl. vv. 270 ff. Zu v. 252 vgl. PH 14, 303: „ιεπγαιένλ γὰξ ἔρελ κεηὰ πέλζεη πέλζνο―; 14, 272; 5, 602; 10, 373 f. (mit Tsomis PH 10 z. St.). Zum Ausdruck vgl. Il. 14, 130: „ἐθ‘ ἕιθετ ἕιθνο―. 253–254 ἦὼο δ’ εἰζαλέβε κέγαλ νὐξαλόλ: In Bezug auf diesen Ausdruck haben folgende Stellen ihren Einfluss ausgeübt: Il. 1, 497: „εξίε δ‘ ἀλέβε κέγαλ νξαλὸλ― an der gleichen Versstelle und Apoll. Rh., Arg. 1, 1100: „κέγαλ νξαλὸλ εἰζαλαβαίλῃ―; 2, 938: „νξαλὸλ εἰζαλαβαίλῃ― (vgl. Mimn., Fr. 12, 4 W.: „νξαλὸλ εἰζαλαβῆ―; Timoth., Fr. 781, 2 PMG: „νξαλὸλ εἰζαλαβήζεη―; Arat., Phaen. 31 f.: „θελαί γε Γηὸο κεγάινπ ἰόηεηη / νξαλὸλ εἰζαλέβεζαλ―). Man vergleiche folgende Variationen: PH 6, 1 f.: „ἦὼο δ‘ … / … πξνζέβε κέγαλ νξαλόλ―; 2, 189: „ἦὼο δ‘ νξαλὸλ εξὺλ ἀλήηελ―; 2, 657–658: „Σόηε δ‘ ἄκβξνηνο ἦὼο / νξαλὸλ εἰζαλόξνπζελ―; 14, 1–2: „Καὶ ηόη‘ ἀπ‘ Ὠθεαλνν ζεὰ ρξπζόζξνλνο ἦὼο / νξαλὸλ εἰζαλόξνπζε―. Ein neuer Tag beginnt. Es ist der zweite und letzte Tag des Aufenthalts der Fremden auf Skyros. Der Ausdruck ἀπὸ ιέθηξσλ findet sich neunmal bei Nonnos, Dion. am Versende. Vgl. auch Pampr., Fr. 4, 51 GDRK; Johannes von Gaza, 2, 240. In der epischen Dichtung finden wir sonst den Ausdruck „ἐμ ελο―: vgl. Il. 14, 336: „ἐμ ελο ἀλζηζα― (Od. 15, 58, 96: „ἀλζηὰο ἐμ ελο―); Il 22, 190: „ὄξζαο ἐμ ελο―; Od. 8, 2: „ὤξλπη‘ ἄξ‘ ἐμ ελο―; Triph., 575: „ὁ δ‘ ἐμ ελο ἀλνξνύζαο― (mit Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 427); Orph. Arg. 788: „ἆιην δ‘ ἄξ‘ ἐμ ελο―; vgl. PH 1, 140: „ἐμ ελο ἀλέπαιην―. θαξπαιίκσο: das Adverb findet sich in der epischen Dichtung vor-
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wiegend am Versanfang. Folgende Ausnahmen: Il. 5, 904; Od. 6, 312; 7, 194; 12, 166; hom. hymn. Apoll. 281; PH 1, 246; 2, 642; 6, 403. ὤξλπλην: an der gleichen Versstelle wie Od. 2, 397; 24, 496 und PH 14, 488. λόεζε δὲ Γεηδάκεηα: dieser Halbvers ist nach Il. 5, 669; 9, 223; Od. 16, 164: „λόεζε δὲ δνο δπζζεὺο―; Il. 17, 483: „λόεζε δὲ θαίδηκνο Ἕθησξ―; Od. 4, 116: „λόεζε δέ κηλ Μελέιανο―; 22, 162: „λόεζε δὲ δνο θνξβόο― gebildet. Vorbild zu den vv. 253–254a sind wahrscheinlich die Stellen Od. 8, 1–3: „῏Ζκνο δ‘ ξηγέλεηα θάλε ῥνδνδάθηπινο ἦώο, / ὤξλπη‘ ἄξ‘ ἐμ ελο ἱεξὸλ κέλνο Ἀιθηλόνην, / ἂλ δ‘ ἄξα δηνγελὴο ὦξην πηνιίπνξζνο δπζζεύο― und Od. 23, 347–349: „αηίθ‘ ἀπ‘ Ὠθεαλνῦ ρξπζόζξνλνλ ξηγέλεηαλ / ὦξζελ, ἵλ‘ ἀλζξώπνηζη θόσο θέξνη. ὦξην δ‘ δπζζεὺο / ελο ἐθ καιαθο―. J. Th. Struve dachte an eine lacuna von einem oder mehreren Versen nach ὤξλπλην, denn der v. 254b erscheine unmotiviert. Neoptolemos habe Deidameia den Grund des Besuches der beiden Helden verheimlicht (vv. 235–237). Er schlägt eine Ergänzung mit ungefähr folgendem Inhalt vor: Neoptolemos habe heimlich alles Notwendige für die Fahrt vorbereitet. Dies habe Deidameia jedoch bemerkt. Eine lacuna ist hier kaum notwendig. Der Erzähler hat in den vv. 242– 252 von der Schlaflosigkeit Deidameias berichtet, die durch ihre Angst aufgrund der Ankunft der beiden Helden motiviert ist. Odysseus und Diomedes hatten sie zur Witwe gemacht, indem sie damals Achilleus überredeten, mit ihnen in den Kampf zu ziehen. Jetzt fürchtet sie sich davor, dass die beiden gekommen sind, um auch noch ihren Sohn zum Kampf mitzunehmen. Deshalb wird sie von einem unsagbaren Bangen im Herzen gequält. Zu ihrer schmerzlichen Trauer um den Tod ihres Gatten kommt noch ein anderer Schmerz hinzu; sie befürchtet, dass Neoptolemos zum Kampf gegen Troia auszieht. Die Eile und Schnelligkeit von Odysseus, Diomedes und Neoptolemos beim Aufstehen, die durch den Ausdruck „θαξπαιίκσο ὤξλπλην― zu Tage tritt, bestätigt nunmehr ihre Ängste. 255–256 αἶςα δέ νἱ ζηέξλνηζη πεξὶ πιαηέεζζη ρπζεζα: δέ νἱ ist die Konjektur von C. L. Struve. Das aus V überlieferte δ‘ ἐλὶ ist aufgrund von πεξὶ nicht zu halten. πεξὶ … ρπζεζα: Das Medium von πεξηρέσ findet sich schon in der Ilias 2, 19 (vom Schlaf, der sich über den ganzen Körper ausbreitet). Mit Dativ vgl. Platon, Tim. 60 c: „ὁ δὲ ἅηε ὢλ βαξύο, ὠζζεὶο θαὶ πεξηρπζεὶο ηῶ ηο γο ὄγθῳ―; Polit. 488 b: „αηνὺο δὲ αηῶ ἀεὶ ηῶ λαπθιήξῳ πεξηθερύζζαη δενκέλνπο― usw. Zu ähnlichen Szenen wie v. 255 vgl. PH 2, 607: „ δ‘ ἄξ‘ ἐλὶ κέζζῃζηλ ἑῶ πεξὶ παηδὶ ρπζεζα― – Eos wirft sich auf ihren toten Sohn Memnon; PH 7, 637: „εὖηε παηήξ πεξὶ παηδὶ ρπζείε― – Phoinix umarmt Neoptolemos. In allen drei Fällen handelt es ich um die Umarmung des Sohnes durch einen Elternteil (Phoinix ehrte Neoptolemos wie seinen eigenen Sohn, vgl. PH 7, 647b–648). ζηέξλνηζη … πιαηέεζζη: zum Ausdruck vgl. Xenoph., Eq. 1, 7, 3; viermal bei Galenos (vgl. De anatom. administr. 2, 219, 13; De usu part. 3, 844, 19; 4, 124, 10; in Hipp. libr. de artic. 18a, 536, 5); Ach. Tat., 2, 22, 2. Man vergleiche auch Il. 3, 194: „εξύηεξνο δ‘ ὤκνηζηλ ἰδὲ ζηέξλνηζηλ ἰδέζζαη―; Theokr., id. 24, 80. Das Adverb ἀξγαιέσο kommt erstmals bei Theognis, 1091 vor, dann einmal bei Manetho, Apot. 1, 33; A.G. 9, 499, 1
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(anonymer Herkunft); neunzehnmal in den Posthomerica, meistens am Versanfang. ἀξγαιέσο γνάαζθελ: Deidameia klagte jämmerlich (voll Schmerz), als ob ihr Sohn tot wäre. Quintus benutzt hier ein Verbum, das sehr häufig in Verbindung mit Totenklagen verwendet wird. Vgl. besonders PH 3, 770: „ἀπεηξέζηνλ γνόσζα― (Thetis um Achilleus). Der Ausdruck ἐο αἰζέξα, der im frühgriechischen und hellenistischen Epos – einmal in der Odyssee 19, 540; bei Apoll. Rhod., Arg. in 1, 248 – recht selten erscheint, kommt in der spätepischen Dichtung häufiger vor – in den PH fünfmal: vgl. noch 9, 69, 317; 11, 268; 13, 545; mit Ausnahme der Stellen Ps.-Opp., Kyn. 2, 414 und PH 11, 268 findet sich dieser Ausdruck in der epischen Dichtung nach der dritten trochäischen Zäsur. καθξὰ βνζα: Il. 2, 224; PH 6, 442; 7, 600; 9, 147; 14, 260. 257–259 Deidameias Klageschrei wird mit dem Muhen einer Kuh, die nach ihrem Kalb in den Tälern sucht, verglichen; von ihrem Muhen erdröhnen ringsum die Felsen des hohen Berges. ἀπεηξέζηνλ κεκαθπα: entspricht dem Ausdruck „καθξὰ βνζα― von Deidameia. ἀπεηξέζηνλ als Adverb findet sich bei Homer nicht, in den Posthomerica erscheint es häufig am Versende vor einer Verbform: 2, 179; 3, 180: „ἀπεηξέζηνλ ηξνκέεζθνλ― (vgl. 7, 542: „ἀπεηξέζηνλ ηξνκένληεο―); 2, 483: „ἀπεηξέζηνλ πνλέεζζαη―; 3, 205: „ἀπεηξέζηνλ θνηένπζαη―; 3, 511: „ἀπεηξέζηνλ βνόσζη―; 3, 770: „ἀπεηξέζηνλ γνόσζα―; 5, 94; 12, 121 (~ 11, 385 f.): „ἀπεηξέζηνλ θεράξνλην―; 10, 355: „ἀπεηξέζηνλ ραιεπήλαο― (mit Tsomis PH z. St.). Zum Ausdruck ἀπεηξέζηνλ κεκαθπα vgl. an der gleichen Versstelle: 5, 495: „δηελεθέσο κεκαθπαη―. ἐλ ἄγθεζη: dieser Ausdruck findet sich erstmals bei Xenophon, Anab. 4, 1, 8: „ηὰο ἐλ ηνο ἄγθεζί ηε θαὶ κπρνο ηλ ὀξέσλ―; in der Dichtung erscheint er erstmals bei Theokritos, id. 20, 33 (interpolierte Stelle): [ρὠ θαιὸο Γηόλπζνο ἐλ ἄγθεζη πόξηηλ ἐιαύλεη], dann bei [Moschos], Epitaph. Bionis 41: „ν ηόζνλ ἀῴνηζηλ ἐλ ἄγθεζη παδα ηὸλ Ἀνῦο― und Opp., Hal. 5, 249: „αἰπόινο ἠ βαζύκαιινλ ἐλ ἄγθεζη πυ θνκίδσλ―, alle Belege an der gleichen Versstelle. ἀκθὶ δὲ καθξαὶ / νὔξενο αἰπεηλνν πεξηβξνκένπζη θνιλαη: Die codd. überliefern teils καθξὰ, teils καθξαὶ. Vian, Pompella und Gärtner drucken καθξὰ (als Adverb; vgl. z. B. Il. 2, 224 „αηὰξ ὃ καθξὰ βνλ―; in den PH 7, 256: „καθξὰ βνζα―), während Köchly und Zimmermann die Lesart καθξαὶ vorziehen. Ich neige eher zu der letztgenannten Lesart, denn es gibt genug Belege in den Posthomerica, die dafür sprechen: 2, 351 f.: „ἀκθὶ δὲ καθξαὶ / ζκεξδαιένλ βνόσζη θαη‘ νὔξεα πάληα ραξάδξαη―; 8, 181 f.: „Ἀκθὶ δὲ καθξαὶ / ιαλ ἀκθνηέξσζελ ἄδελ πνλένλην θάιαγγεο―; 9, 294 f. „ἀκθὶ δὲ καθξαὶ κάξκαηξνλ θαηηόληνο ἴζνλ ζηεξνπῆζη θέιεπζνη― – alle drei Belege weisen auf die gleiche Satzstruktur hin (Sperrung). Vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 4, 129 f. : „ἀκθὶ δὲ καθξαί / ηόλεο πνηακνν θαὶ ἄζπεηνλ ἴαρελ ἄιζνο―; PH 10, 417 f.: „ἀκθὶ δὲ καθξαὶ / ἄθξηεο δξειῆζη θαηεηβόκελαη ιηβάδεζζη―. Vian (Ausg. II) erwägt in seinem kritischen Apparat auch die Lesart καθξαὶ. νὔξενο αἰπεηλνν: Dion., Gig. Fr. 73v., 7 Livrea; vgl. Il. 20, 58; Od. 6, 123: „ὀξέσλ (η‘) αἰπεηλὰ θάξελα―; vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 3, 1085. πεξηβξνκένπζη θνιλαη: vgl. PH 4, 240; 13, 490. Es scheint, dass
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die Apollonios-Stelle Arg. 4, 1339 f.: „αἱ δὲ βαξείῃ / θζνγγῆ ὕπν βξνκένπζηλ ἀλ‘ νὔξεα ηειόζη βζζαη― hier eingewirkt hat. Vv. 258b–259 entsprechen vv. 260b– 261a. 260–261 ὣο ἄξα κπξνκέλεο: Genitivus Absolutus (während sie klagte). Vgl. in den PH: 2, 623; 10, 432; 14, 302 und bei Nonnos, Dion. 2, 237; 4, 64 usw.: „ὣο θακέλεο―; bzw. „ὣο θακέλνπ―: Nonnos, Dion. 15, 1, 132 usw. Bei Quintus wird das Verbum κχξνκαη vorwiegend in Totenklagen verwendet: vgl. 1, 301, 815; 2, 605; 3, 401, 506, 513, 576, 592, 604, 671, 745; 5, 570, 628; 7, 159; 10, 367; 12, 496; 14, 83. ἀκθίαρελ: das Verbum ἀκθηάρσ (ringsum tönen, schreien) in den PH: 2, 495 f.; 4, 147; 13, 460; 14, 531 f. Bei Homer kommt nur die Perfektform ohne Reduplikation von dem schon reduplizierten Verbalstamm ἰαρ=ϝηϝαρ in präsentischer Bedeutung „ἀκθηαρπαλ― vor, die Bedeutung ist „klagend―: Il. 2, 316: „ηὴλ δ‘ ἐιειημάκελνο πηέξπγνο ιάβελ ἀκθηαρπαλ―. Vgl. Scholia z. St.; Hesych. s.v.: „πεξὶ ηλ ηέθλσλ ὀδπξνκέλε ἠ θξαπγάδνπζα ἠ θσλνῦζα―. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass Quintus hier bei der Wahl dieses Verbums die Ilias-Stelle 2, 311 ff. in Odysseus‘ Rede im Sinn hatte. Odysseus erzählt von einem Omen, das die Achaier in Aulis erlebt hatten. Eine Schlange fraß alle acht Jungen eines Sperlings. Die Mutter umflog wehklagend ihre Kinder und schließlich wurde auch sie von der Schlange gefressen. Die Schlange wurde dann von Zeus zu Stein verwandelt. αἰπὺ κέιαζξνλ: vgl. PH 1, 170; 6, 145; 7, 557. Das Adjektiv αἰπχο in Verbindung mit dem Substantiv κέιαζξνλ findet sich im Griechischen sonst nicht. Wie Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 459 zu PH 1, 170 ausführt, handelt es sich um eine Versschlussformel im homerischen Stil, die nur in den Posthomerica vorkommt. Zu dieser Junktur vgl. Od. 11, 278: „ἁςακέλε βξόρνλ αἰπὺλ ἀθ‘ ςεινν κειάζξνπ―; wahrscheinlich wurde Quintus von dieser Stelle inspiriert; vgl. auch Triph., 584: „θαζ‘ ςειλ ηε κειάζξσλ―. Zu dieser Formel siehe weiter Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 459 zu PH 1, 170. πάληνζελ ἐθ κπράησλ: κχραηνο, unregelmäßiger Superl. zu κχρηνο von κπρφο, wie κέζαηνο von κέζνο gebildet, erstmals in der hellenistischen Dichtung: bei Kallimachos, Hek. Fr. 256, 1 (= 240, 1 Asper); Hymn. Dian. 68; bei Alexander Fr. 3, 30 Powell (CA), siebenmal bei Apoll. Rh., Arg. und späteren Autoren. Bei Quintus kommt dieses Adjektiv insgesamt dreimal vor: vgl. noch 6, 477; 13, 385. An allen Stellen in den Posthomerica ist das Adjektiv substantiviert. Zu PH 7, 260b–261a: vgl. Il. 22, 440 ( = Od. 3, 402; 4, 304; 7, 346): „κπρῶ δόκνπ ςεινν―; SEG 19, 399 (Phokis Delphi c.150 / 115 v. Chr.): „ἔληνζζελ κπράηνην δφκνπ― und PH 13, 385: „ἐλὶ κπράηνηζη δόκνην―. κέγα δ᾽ ἀζραιόσζ᾽: kein homerischer Ausdruck, nur in den PH, und zwar zehnmal. Siehe dazu auch James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 103. Zu κέγα δ᾽ ἀζραιόσζ᾽ ἀγόξεπε: vgl. PH 5, 341: „Κπκνζόε δ‘ ἐλ ηῆζη κέγ‘ ἀζραιόσζ‘ ἀγόξεπελ―. Vorbild für dieses Gleichnis ist die Apollonios-Stelle Arg. 4, 1338b–1342a: „ιέσλ ὣο ὅο ῥά ηα‘ ἀλ΄ ὕιελ / ζύλλνκνλ ἡλ κεζέπσλ ὠξύεηαη· αἱ δὲ βαξείῃ / θζνγγῆ ὕπν βξνκένπζηλ ἀλ‘ νὔξεα ηειόζη βζζαη, / δείκαηη δ‘ ἄγξαπινί ηε βόεο κέγα πεθξίθαζηλ / βνππειάηαη ηε βνλ.― Ähnlich unserem Gleichnis wird die
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Lautstärke des Ausrufes Iasons hin zu seinen Gefährten mit dem Brüllen des Löwen, der in den Bergwäldern nach seiner ζχλλνκνλ (Gefährtin) sucht. Da es bei Quintus um Mutter und Kind geht, wird die Lautstärke von Deidameias Klageschrei mit dem Gebrüll einer Kuh, die nach ihrem vermissten Kalb in den Bergen sucht, verglichen. In beiden Gleichnissen hallt dieser Schrei laut an den Felsen bzw. in den Waldschluchten der Berge wider. 262–286 Deidameias Rede gehört zur Gattung „Schetliasmos― (d.h. dem Versuch, einen geliebten Menschen von einem gefährlichen Gang abzuhalten; vgl. etwa Il. 6, 407–439; 22, 38–76, 82–89; 24, 200–216). 262–263 πῇ δὴ λῦλ: vgl. Od. 22, 231: „πο δὴ λῦλ― (Frage). ἐὺο λόνο: der Ausdruck findet sich nur in den PH, vgl. auch 13, 561. Zu λόνο ἐθπεπόηεηαη vgl. den elegischen Vers IEG Fr. 19, 2 West: „ἀιι‘ ἅκα ηῶ θπζλ ρὠ λφνο ἐθπέηαηαη―. Quintus könnte hier auch das homerische „ὅππῃ νἱ λφνο ὄξλπηαη― (Od. 1, 347) variieren. Ἴιηνλ ἐο πνιύδαθξπ: Diese Junktur findet sich nur hier. πνιχδαθξπο ist bei Homer häufig Attribut zu πφιεκνο (z. B. Il. 3, 165) und zu Ares (Il. 3, 132). Hier wird Ilion als πνιχδαθξπ bezeichnet, weil dort viele Helden – unter ihnen auch Achilleus – im Krieg den Tod gefunden haben und ihren Familien so viel Leid zugefügt wurde. κεηὰ μείλνηζηλ ἕπεζζαη: wie Il. 18, 234: „κεηὰ δέ ζθη πνδώθεο εἵπεη‘ Ἀρηιιεὺο―. 264–265 πνιεο: vom Stamm πνιπ (der Stamm πνιιν ist durch Angleichung aus πνιϝν entstanden). πνιεο (Nominativ Plural) ist die kontrahierte Form von πνιέεο. Zu der sehr zweifelhaften kontrahierten Akk. Pl. Form (aus πνιέαο) siehe Kühner, I, 412 und Chantraine, GH I, 221. Diese Form findet sich nur hier in den PH: vgl. Il. 11, 708; dreimal bei Apoll. Rh., Arg.: 1, 261, 1039; 2, 898. ὀιέθνληαη ὑπ᾽ ἀξγαιέεο ὑζκίλεο: Die meisten Handschriften überliefern ὀιέθνλην, das wegen des Hiats abzulehnen ist. Hermann, Orph. p. 746 konjiziert ὀιέθνλην θαη‘ ἀξγαιέαο ζκίλαο, was auch Lehrs übernahm. Die Lesart ὀιέθνληαη ist auf jeden Fall besser, denn der Krieg ist noch immer im Gange. Die Mutter unterstreicht hier vor Neoptolemos mittels der Präsensform die Grausamkeit und Härte des Krieges, um ihren Sohn von einer Teilnahme am Krieg abzubringen. Vgl. auch PH 10, 95: „ἐζζπκέλσο ὀιέεζζαη π‘ ἀξγαιένπ πνιέκνην―. Zu der Junktur ἀξγαιέε ζκίλε siehe v. 152. θαί πεξ ἐπηζηάκελνη πόιεκνλ: vgl. PH 13, 257; Apoll. Rh., Arg. 2, 1222; Il. 2, 611; 16, 243. ἀεηθέα ράξκελ: diese Junktur findet sich nur in den Posthomerica. Quintus wiederholt immer eigene Versschlüsse: vgl. 1, 34: „ἐειδφκελαη πφιεκνλ θαὶ ἀεηθέα ράξκελ―; 2, 240: „ἐειδνκέλσ πφιεκνλ θαὶ ἀεηθέα ράξκελ―. Siehe auch die Ausführungen von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 199 f. zu PH 1, 34. und von Ferreccio, Commento al libro II, 142 f. zu PH 2, 240. ἀεηθήο findet sich hier in der Bedeutung von ζθιεξφο (Hesych. s.v. ἀεηθέο; Etym. Gen.: „ἀεηθήο· ὁ ζθιεξφο, ὁ κὴ εἴθσλ―; siehe weiter LfgrE s.v.)
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266–267 Νῦλ δὲ ζὺ κὲλ λένο ἐζζὶ: an der gleichen Versstelle wie Il. 9, 57: „ἤ κὲλ θαὶ λένο ἐζζί― und Il. 24, 368: „νὔη‘ αηὸο λένο ἐζζί―. θαὶ νὔ πσ δήηα ἔξγα / νἶδαο: Zum Ausdruck vgl. A.G. App. 3, 96, 4: „νδ‘ νἶδελ δείσλ ἔξγα―. Der Ausdruck δείσλ ἔξγα variiert das homerische „πνιεκήηα ἔξγα―, vgl. Il. 2, 338; 7, 236 u.a. Deidameia weist Neoptolemos darauf hin, dass ihm aufgrund seines jungen Alters die Auswirkungen des Krieges und Fertigkeiten zur Todesabwehr noch nicht bekannt sind. Auch wenn sie weiß, dass ihr Sohn kämpferische Übungen betreibt, ist sie der Ansicht, dass er noch nicht in der Lage ist, sein Wissen und seine Fertigkeiten in einem realen Krieg zu erproben. Zu 267b vgl. Od. 10, 288: „ἀιάιθῃζηλ θαθὸλ ἤκαξ―; vgl. weiter: Il. 9, 251: „ἀιεμήζεηο θαθὸλ ἤκαξ―; Il. 20, 315 = 21, 374 „ἀιεμήζεηλ θαθὸλ ἤκαξ―; Od. 10, 269: „ἔηη γάξ θελ ἀιύμαηκελ θαθὸλ ἤκαξ―; Il. 9, 597: „ἀπήκπλελ θαθὸλ ἤκαξ―. Zu θαθὸλ ἤκαξ vgl. noch Od. 15, 524 „πξὸ γάκνην ηειεπηήζεη θαθὸλ ἤκαξ― und PH 6, 421: „ἔνιπαο πεθθπγέεηλ θαθὸλ ἤκαξ―. Vian, Ausg. II, 100, Anm. 4 führt aus, dass PH 7, 266 f. auf Sophokles, Skyrioi, TrGF 554: „θηιε γὰξ ἄλδξαο πόιεκνο ἀγξεύεηλ λένπο― hinweisen könnten. Zu diesem Fragment siehe A. C. Pearson, The Fragments of Sophocles, Vol. II, ed. with additional notes from the papers of R. C. Jebb and W.G. Headlam by A.C. Pearson, Cambridge 2009 (19171), 194. Vian meint, dass Quintus einige überlieferte Fragmente des uns verlorenen Sophokleischen Dramas Skyrioi, dessen Thema Neoptolemos‘ Abholung durch Odysseus und Phoinix ist, nachklingen lässt. Letzte Sicherheit können wir hier aber nicht gewinnen. 268–270a Ἀιιὰ ζὺ κέλ κεπ ἄθνπζνλ: ἀιιὰ ζὺ findet sich häufig in der Epik am Versanfang, zur Einleitung einer Bitte, einer Aufforderung oder einer Paränese. Vgl. v. 298. Zum Ausdruck „ἀιιὰ ζὺ κέλ κεπ ἄθνπζνλ― vgl. Il 9, 262: „εἰ δὲ ζὺ κέλ κεπ ἄθνπζνλ―; Il. 6, 334: „ζὺ δὲ ζύλζεν θαί κεπ ἄθνπζνλ― (vgl. Od. 15, 318; 16, 259; 18, 129; 24, 265); Od 6, 325: „λῦλ δή πέξ κεπ ἄθνπζνλ―; PH 8, 434: „η κεπ λῦλ ἐζάθνπζνλ ἀθερεκέλνπ κέγα ζπκῶ―; Nonn., Dion. 37, 185 „ἀιιὰ ζὺ παηξὸο ἄθνπε―. ἑνο δ᾽ ἐλὶ κίκλε δόκνηζη: vgl. Od. 10, 489: „ἐκῶ ἐλὶ κίκλεηε νἴθῳ―; Apoll. Rh., Arg. 1, 304: „κίκλε δόκνηο―; Opp., Hal. 1, 597: „κίκλνπζηλ ἐλὶ ζθεηέξνηζη δόκνηζη―. κὴ δή κνη: am Versanfang wie in Il. 10, 447; 18, 8; Od. 11, 488. θαθὴ θάηηο: vgl. Soph., Aias 826 über die Übermittlung der Nachricht von Aias‘ Tod an Teukros; in den vv. 187 und 192 derselben Tragödie taucht ebenfalls dieser Ausdruck auf, der sich auf die gottgesandte Krankheit des Titelhelden, die vom Chor als übler Ruf unter den Argeiern bezeichnet wird und Schande über Aias bringt, bezieht. Zu diesem Ausdruck vgl. auch Batrach. 138; Or. Sib. 5, 52. Zu νὔαζ᾽ ἵθεηαη vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 904: „κὴ παηξὸο ἐο νὔαηα κῦζνο ἵθεηαη―. ζεν θαηαθζηκέλνην: Il. 22, 288; PH 5, 535 ebenfalls am Versanfang. Zum Ausdruck vgl. PH 3, 495; 4, 268. θαηὰ κόζνλ: siehe v. 123. 270b–271 Zu dieser Stelle vgl. Od. 18, 259 f.: „ὦ γύλαη, ν γὰξ ὀΐσ ἐυθλήκηδαο Ἀραηνὺο / ἐθ Σξνίεο εὖ πάληαο ἀπήκνλαο ἀπνλέεζζαη―.
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Οὐ γὰξ ὀίσ: in der epischen Dichtung findet sich der Ausdruck häufig an dieser Versstelle: neunmal bei Homer, viermal in den PH (vgl. noch 2, 59; 3, 502; 4, 493; vgl. auch: 4, 22: „῏Ζ γὰξ ὀίσ―). ζ᾽ ἔηη δεῦξν: vgl. Od. 4, 351 an der gleichen Versstelle: „Αἰγύπηῳ κ‘ ἔηη δεῦξν ζενὶ κεκαηα λέεζζαη―. κεηάηξνπνλ ἐμ ὁκάδνην: κεηάηξνπνλ hier in der Bedeutung von „zurückkehrend―. Vgl. A.G. 7, 506, 5 (Leonidas Tarant.): „αηὸο δὲ κεηάηξνπνο ἐθ βπζνῦ ἔξξσλ―. Zu ἐμ ὁκάδνην siehe v. 125. 272–274 νὐδὲ γὰξ νὐδὲ: diese emphatische Wendung findet sich fünfmal bei Homer, zweimal in den PH – siehe Tsomis zu PH 10, 355. In v. 272 variiert Quintus das homerische Il. 5, 22: „νδὲ γὰξ νδέ θελ αηὸο πέθθπγε θξα κέιαηλαλ―; vgl. Il. 18, 117. Zu θῆξ᾽ ἀίδεινλ (PH 4, 77; 6, 605; 10, 226) siehe die Ausführungen von Tsomis zu PH 10, 226. θαηὰ δῆξηλ: unhomerisch. Erstmals bei Dionysios, Orbs descr. 1051: „ἀιι‘ ἔκπεο θαηὰ δξηλ― wie immer in den Posthomerica an der gleichen Versstelle (siebenmal); vgl. auch A.G. 6, 128, 3 (Mnasalkos); ausführlicher Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 230. Zu „ἐδάκε θαηὰ δξηλ― vgl. Nonn., Dion. 40, 173: „ζλῄζθσλ κὲλ θαηὰ δξηλ― am Versanfang. θαὶ ζεν θαὶ ἄιισλ: vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 636. πξνθέξσ in der Bedeutung von „übertreffen― erstmals bei Herodot, 3, 106; 6, 127. In den PH vgl. noch 4, 275; 5, 151. Bei Homer und Hesiod findet sich das Adjektiv im Komparativ und Superlativ: πξνθεξέζηεξνο (Ηl. 10, 352; Od. 8, 221; 21, 134) bzw. πξνθεξέζηαηνο (Od. 8, 128; Hes., Th. 79, 361); πξνθεξήο (Positivum) kommt bei Ps.-Hes., Aspis 260 vor, es handelt sich aber um eine interpolierte Stelle; dann bei Platon, Euth., 271 b; Aischin., Tim. 49, 4. Quintus verwendet sowohl πξνθεξέζηεξνο (2, 421; 5, 309) und πξνθεξέζηαηνο (1, 562; 3, 354; 4, 267; 12, 275), wie auch die homerischen θέξηεξνο und θέξηαηνο, aber nie das Positivum πξνθεξήο. ζεὰ δέ νἱ ἔπιεην κήηεξ: In Il. 21, 109 f. spricht Achilleus mit Lykaon über seine göttliche Abstammung, gesteht dabei aber gleichzeitig, dass auch auf ihm der Tod und das übermächtige Schicksal liegen: „παηξὸο δ᾽ εἴκ᾽ ἀγαζνν, ζεὰ δέ κε γείλαην κήηεξ· / ἀιι᾽ ἔπη ηνη θαὶ ἐκνὶ ζάλαηνο θαὶ κνξα θξαηαηή―. Zu Achilleus‘ göttlicher Herkunft vgl. auch Il. 1, 280: „εἰ δὲ ζὺ θαξηεξόο ἐζζη ζεὰ δέ ζε γείλαην κήηεξ―: Nestor wendet sich an Achilleus und rät ihm, eine Auseinandersetzung mit Agamemnon zu vermeiden, denn er ist θέξηεξνο als Achilleus, da er als König – und so von Zeus geschützt – über mehr Menschen herrsche. Diese Eigenschaft Agamemnons ist höher zu bewerten, als Achilleus‘ Überlegenheit als Krieger und Sohn einer Göttin. In Il. 10, 404 = 17, 78 lesen wir: „Ἀρηιτ, ηὸλ ἀζαλάηε ηέθε κήηεξ―. An beiden Stellen ist von Achilleus‘ Pferden die Rede, die nur von Achilleus selbst, den eine unsterbliche Mutter gebar, zu bändigen und zu fahren seien. 275–276 ηλδε δνινθξνζύλῃ θαὶ κήδεζηλ: Mit ηλδε meint Deidameia Odysseus und Diomedes. Dieser Ausdruck wird mit v. 273a verbunden: „ἀιι‘ ἐδάκε θαηὰ δξηλ―. Pauw fand diese Verbindung hart, J. Th. Struve bezeichnete sie als unangemessen und dachte an eine lacuna von einem oder mehreren Versen nach v. 274, in der Deidameia Neoptolemos erzählte, wie es Odysseus und Diomedes ge-
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lang, Achilleus zu überreden, mit ihnen nach Troia zu kommen. M.E. ist hier keine lacuna erforderlich. Deidameia stellt ihrem Sohn die Unausweichlichkeit des Todes im Krieg als eine allgemeingültige Tatsache hin, weil auch Achilleus, der der tapferste Held und ein Halbgott war, dem Tod im Krieg nicht entkommen konnte. Sie lädt die Schuld an seinem Tod auf die beiden Helden, die ihn δνινθξνζχλῃ θαὶ κήδεζηλ bewogen haben, am Krieg teilzunehmen. Da für Deidameia der Krieg mit dem Tod gleichbedeutend ist, glaubt sie, dass Odysseus und Diomedes schuldig am Tod ihres Gatten seien, weil sie es waren, die ihn in den Krieg, d.h. in den Tod führten. Mit dem Ausdruck δνινθξνζχλῃ θαὶ κήδεζηλ wird die Einflußnahme Odysseus‘ hervorgehoben. Man vergleiche Il. 3, 202: „εἰδὼο (sc. Odysseus) παληνίνπο ηε δφινπο θαὶ κήδεα ππθλά―. In PH 5, 210 spricht Aias von den „δνινθξνζχλῃζη― des Odysseus, in 12, 27 redet Odysseus selbst über δνινθξνζχλαη in Bezug auf die Einnahme Troias (vgl. auch Christodoros, A.G. 2, 1, 171–175), dazu siehe Campbell, A Commentary ... Vgl. auch 12, 225b–227 in der Rede des Odysseus: „ὣο γὰξ ἄκεηλνλ / ἔζζεηαη, ἢλ θε δόιῳ θαὶ κήδεζηλ ἀξγαιένηζηλ / ἄζηπ κέγ᾽ ἐθπέξζσκελ νὗ εἵλεθα δεῦξν κνιόληεο―. In PH 5, 238 wird Odysseus als „πνιχηξνπα κήδεα λσκλ― charakterisiert, in 5, 242 bezeichnet er sich selbst als πέξηεξνο … κήδεζη θαὶ κχζνηζηλ―. Dazu vgl. auch die Ausführungen zu v. 189 mit C. A. Maciver, „Flyte of Odysseus…―, AJPh 133 (2012), 615 ff. δῆξηλ ἐπὶ ζηνλόεζζαλ: PH 1, 408, 581; „δξηλ ἀλὰ ζηνλφεζζαλ―: PH 1, 642; 2, 484 mit Ferreccio, Commento al libro II, 255. Die Junktur δξηλ … ζηνλφεζζαλ findet sich nur in den Posthomerica. Vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 1052: „ζηνλφεληνο … πνιέκνην ―; Choirilos, Fr. 13a, 3 Bernabé: „θπιφπηδη ζηνλνέζ[ζα]η―. Zum Ausdruck ἐπνηξύλνπζη λέεζζαη vgl. Od. 7, 262; 14, 498; 15, 3; 18, 186 = 22, 434 = 496 immer am Versende. Zu v. 276 bemerke man die Anhäufung des nKlanges. 277 Τνὔλεθ᾽ ἐγὼ δείδνηθα: vgl. PH 8, 470. πεξὶ θξαδίῃ ηξνκένπζα: πεξὶ θξαδίῃ erscheint in Verbindung mit Ausdrücken des Affekts, die in Zusammenhang mit dem Herzen gebraucht werden, wie z. B. Il. 24, 435: „ηὸλ κὲλ ἐγὼ δείδνηθα θαὶ αἰδένκαη πεξὶ θξη―. Zu der Verbindung von δείδσ und ηξνκέσ, die hier die große Angst und Furcht Deidameias um ihren Sohn unterstreicht, vgl. Il. 7, 151: „νἳ δὲ κάι‘ ἐηξόκενλ θαὶ ἐδείδηζαλ―; Od. 4, 820: „ηνῦ δ‘ ἀκθηηξνκέσ θαὶ δείδηα κή ηη πάζῃζηλ―; Od. 18, 80: „εἰ δὴ ηνῦηόλ γε ηξνκέεηο θαὶ δείδηαο αἰλο―. Vgl. auch Nonn., Dion. 33, 221: „δείδηε γὰξ ηξνκέσλ γιπθεξῶ ππξί, κή ηη θαὶ αηὴ…― 278–279 κή κνη … πέιεηαη / εὖληλ θαιιεηθζεζαλ ἀεηθέα πήκαηα πάζρεηλ: hier wird das Verbum πέιεηαη unpersönlich gebraucht – m. E. der einzige Beleg für einen unpersönlichen Gebrauch –: dass mir, mein Kind, wenn auch du stirbst, zuteil wird, nachdem ich kinderlos verlassen worden bin, schimpfliches Leid zu dulden. Richtig wird es bei Rhodomann übersetzt: „ne mihi te, fili, extincto, contingat, ut orba relicta indignissimas perpetiar calamitates.― Vgl. auch die Übersetzung von Gärtner: „dass es mir, wenn auch du, mein Kind, gestorben bist, zuteil werden wird, vereinsamt zurückgelassen zu werden und schändliches Leid zu erdulden.― Vgl. v.
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245. Mit dem Tod des Neoptolemos im Krieg wird Deidameia vereinsamt zurückgelassen. Nach dem Verlust Achilleus‘ ist Neoptolemos für sie die einzige Stütze im Leben. Aus diesem Grund fürchtet sie sich und zittert vor der Vorstellung, ihren Sohn durch seinen Tod im Krieg zu verlieren. Zu ἀεηθέα πήκαηα πάζρεηλ vgl. Prom. Desm. 472: „πέπνλζαο αἰθέο πκ‘―. Zu ἀεηθέα πήκαηα vgl. Manetho, Apot. 1, 233. 280–282 νὐ γάξ πώ ηη γπλαηθὶ θαθώηεξνλ ἄιγνο ἔπεηζηλ / ἠ ὅηε παδεο ὄισληαη ἀπνθζηκέλνην θαὶ ἀλδξόο: vgl. PH 2, 263 f.: „ν γὰξ δὴ κεξόπεζζη θαθώηεξνλ ἄιγνο ἔπεηζηλ / ἠ ὅηε παδεο ὄισληαη ἑνῦ παηξὸο εἰζνξόσληνο―. Vgl. auch Il 24, 241 f.: „ὅηη κνη Κξνλίδεο Εεὺο ἄιγε‘ ἔδσθε / παδ‘ ὀιέζαη ηὸλ ἄξηζηνλ―; PH 1, 192 f.: „ἐπεὶ θαθὰ πνιιὰ ηέηιεθα / παίδσλ ὀιιπκέλσλ―. Zu ν γάξ πώ ηη am Versanfang vgl. Il. 11, 719; 16, 303; PH 1, 376. Zu ν ... θαθψηεξνλ ἄιγνο vgl. Opp., Hal. 4, 211 f.: „ὣο νδὲλ δήινην θαθώηεξνλ ἀλδξάζηλ ἄιγνο / ἐληξέθεηαη―; zu der Junktur θαθὸλ ἄιγνο vgl. Nikand., Ther. 299; Alex. 459. ἔπεηζηλ: ἐπηέλαη in der Bedeutung von „feindlich anrücken―, „angreifen―, „entgegentreten―; am Versende wie Il. 1, 29; 13, 482; Od. 4, 411; Apoll. Rh., Arg. 3, 896; PH 2, 263. „ἀπνθζηκέλνην θαὶ ἀλδξόο― weist auf v. 278 hin: „θαὶ ζέν … ἀπνθζηκέλνην―. Zum Ausdruck vgl. PH 1, 116 f.: „κάια γὰξ κέγα πέλζνο ἀέμεη / ἀλδξὸο ἀπνθζηκέλνην―; Il. 18, 499: „ἀλδξὸο ἀπνθζηκέλνπ―. ρεξσζῇ δὲ κέιαζξνλ: vgl. Eur., Alk. 861: „ρήξσλ κειάζξσλ― vgl. A.G. 16, 270, 3 (Magnos): „ρήξεπελ δὲ κέιαζξα―. ὑπ᾽ ἀξγαιένπ ζαλάηνην: Greg. Naz., Carm. 582, 10; vgl. 672, 13. Vermutlich liegt hier der homerische Ausdruck ιεπγαιένο ζάλαηνο (Il. 21, 281; Od. 5, 312; 15, 359; in den PH 5, 35) zugrunde. 283–284 αὐηίθα γὰξ πεξὶ θηεο ἀπνηκήγνπζηλ ἀξνύξαο, / θείξνπζηλ δέ ηε πάληα θαὶ νὐθ ἀιέγνπζη ζέκηζηαο: πεξί ist hier als Adverb aufzufassen; gemeint sind die Männer um Deidameia herum, die Männer in ihrer Umgebung (vgl. etwa Il. 3, 384). Bei Rhodomann wird es mit „vicini― richtig übersetzt, auch Donner übersetzt mit „Nachbarn―, Vian mit „voisins― und James mit „neighbours―. Zu ἀπνηκήγνπζηλ ἀξνύξαο vgl. Il. 16, 390: „ἀπνηκήγνπζη ραξάδξαη― an der gleichen Versstelle. ἀιέγσ mit Akkusativ findet sich in den Posthomerica noch in 2, 297; 3, 223; 6, 432; sonst mit Genitiv. Zum Ausdruck θαὶ νθ ἀιέγνπζη ζέκηζηαο (nicht Sittengesetze achtend) vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 193: „Ξεηλίνπ αἰδεηαη Εελὸο ζέκηλ δ‘ ἀιεγίδεη― mit den Bemerkungen von Campbell, Argonautica III, 1–471 z. St.; Orph. Arg. 660: „ὅζηε Παλνκθαίνπ Εελὸο ζέκηλ νθ ἀιεγίδσλ―. Bemerkenswert ist auch die Stelle von Orph. Fr. 281, 1 f. Abel bei Stobaeus 4, 25, 28: „Εεὺο δ‘ ἐθνξᾶ γνλέσλ ὁπφζνη ηίνπζη ζέκηζηαο, / δ‘ ὅζνη νθ ἀιέγνπζηλ ἀλαηδέα ζπκὸλ ἔρνληεο―. Die zwei Verse 283 f. erinnern sehr stark an Il. 22, 489: „ἄιινη γάξ νἱ ἀπνπξήζνπζηλ ἀξνχξαο― in der Klagerede von Andromache um den toten Hektor, was rückwirkend auf ihre Bittrede an Hektor im sechsten Buch der Ilias vv. 407– 434 hinweist: Andromache fleht dabei ihren Mann an, sein Leben nicht weiter im offenen Kampf zu riskieren, da wenn er stirbt, sie auf diese Weise ihren am nächs-
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ten stehenden, allein verbliebenen Angehörigen aus ihrem Leben verlieren würde. Sie stellt ihm unter Flehen anheim, sich doch im schützenden Bereich der Stadtbefestigung aufzuhalten, um von dort aus die Geschicke der Schlacht zu lenken. Ähnlich versucht auch Deidameia ihren Sohn von der Abfahrt nach Troia abzuhalten, denn, falls Neoptolemos im Krieg sterben würde, verlöre sie als Witwe ihre einzige Stütze im Leben. Dazu vgl. auch Inés Calero Secall, „Deidameia en la epopeya de Quinto de Esmirna―, in: María Dolores Verdejo Sánchez (Hrsg.), Comportamientos antagónicos de las mujeres en el mundo antiguo, Málaga 1995, 39 ff. Quintus verstärkt Deidameias Argumentation noch, indem er seinen Leser mittels der vv. 283 f. auf Andromaches Klage um den toten Hektor im 22. Buch der Ilias verweist. Die Witwe Andromache stellt sich vor, dass ihr Kind Astyanax, da er noch klein ist, keine Hilfe für sie sein wird, auch wenn er dem Krieg entrinnt. Fremde Leute werden ihm sein Land wegnehmen (vgl. vv. 484b–489). Deidameia befürchtet Ähnliches bezüglich der Zerschlagung des Vermögens. Anders als Astyanax ist Neoptolemos in einem Alter, in dem er für seine Mutter sorgen kann. Wenn er aber im Krieg stirbt, was für Deidameia als sicher gilt, wird seine Mutter völlig allein zurückbleiben: Witwe und kinderlos zugleich. Ihre Situation würde dann vielleicht noch schlimmer sein, als die Andromaches. Quintus verweist aber mit den vv. auch auf Od. 18, 143 f.: „νἷ‘ ὁξφσ κλεζηξαο ἀηάζζαια κεραλφσληαο, / θηήκαηα θείξνληαο θαὶ ἀηηκάδνληαο ἄθνηηηλ― in Odysseus‘ Rede an Amphinomos auf die Freveltaten der Freier gegenüber Penelope. Quintus greift hier in der Rede Deidameias auf diese zwei homerischen Stellen zurück, denn es handelt sich um zwei Frauen, die ihre Ehemänner verloren haben und von ihren Kindern keine hilfreiche Unterstützung bekommen können. Im Falle Andromaches, wie auch in der Rede Deidameias, wird die Zerschlagung des Vermögens nur befürchtet, im Falle Penelopes ist sie Realität. Die Freier verüben frevelhafte Dinge: Sie plündern ihr Vermögen, sie missachten Penelope, da Odysseus nicht mehr anwesend ist und Telemachos ihr noch nicht helfen kann (vgl. auch Od. 24, 457–459; 22, 369b–370). Aber anders als Andromache, deren Sohn am Leben ist, und auch anders als Penelope, deren Sohn noch bei ihr ist und die vielleicht auf Vergeltung durch diesen hofft, stellt sich Deidameia Neoptolemos‘ Unheil bringenden Tod vor, der für sie, wie oben erwähnt, wenn Neoptolemos tatsächlich in den Krieg zieht, als sicher erscheint. Nach dem Tod ihres Sohnes ist für sie keine Rettung mehr möglich. Mit der Einfügung von „θαὶ νθ ἀιέγνπζη ζέκηζηαο―, die sich auf Menschen bezieht, die eine Frau ohne männlichen Schutz auszubeuten versuchen, – dies erinnert an Od. 9, 215 in Bezug auf den Kyklop: „νὔηε δίθαο εὖ εἰδφηα νὔηε ζέκηζηαο― (vgl. auch Od. 9, 112–115) – stellt die Witwe Deidameia ihr künftiges Leben ohne Neoptolemos auf diese Weise als elend und ehrlos dar. Mit dem Tod Neoptolemos‘ wird sie nicht nur ihr Vermögen, sondern zugleich auch ihre Würde verlieren. Durch diese Intertexte hat die Argumentation Deidameias auf den Leser der Posthomerica eine sehr starke Wirkung. Der Leser wartet nun darauf, welche Wirkung diese Rede auf Neoptolemos haben wird.
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285–286 Alle Handschriften überliefern zum Versanfang νὕλεθα, danach folgen unterschiedliche Lesarten: ν (D), νὔηε (V), νὔηη (E1, P). Zur Vermeidung des Hiats konjizierte Rhodomann ηνὔλεθελ νὔηη, was Lehrs und Spitzner übernahmen, – letzterer las das zweite Wort getrennt vom ersten: νὔ ηη. Köchly und ihm folgend Zimmermann druckten ηνὔλεθ‘ ἄξ‘ νὔηη. Aber der Sinn ist hier nicht ʽdeswegenʼ – was hieße, es gebe nichts Jämmerlicheres und Schwächeres als eine verwitwete Frau, der man deshalb leicht das Land ihrer Familie rauben, sie plündern und die Gesetze dabei mit Füßen treten könne, – sondern ʽweilʼ: Da eine verwitwete Frau der jämmerlichste und schwächste Mensch auf der Welt ist, ist sie für die anderen ein sehr leichtes Ausbeutungsobjekt. So ist es z. B. leicht eine Witwe ihres eigenen Landes zu berauben, ihr Vermögen zu plündern usw. Daher druckte Tychsen νὕλεθελ νὔηη. Paläographisch kommt dem überlieferten νὕλεθα die Lesart νὕλεθελ näher (vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 470, 626; 4, 793). Durch diese Korrektur, die Vian, Pompella und Gärtner in ihren Ausgaben übernahmen (νὕλεθελ νὔ ηη), wird der Hiat vermieden. Dazu siehe auch Vian, Recherches…, 199. Zum Ausdruck νὔ ηη ηέηπθηαη ὀηδπξώηεξνλ ἄιιν … / … ἀθηδλόηεξόλ ηε γπλαηθόο: vgl. Opp., Hal. 1, 784: „ν κέλ πνχ ηη ηέηπθηαη ἀθηδλφηεξνλ γέλνο ἄιιν―; Il. 17, 446: „ν κὲλ γάξ ηί πνύ ἐζηηλ ὀτδπξώηεξνλ ἀλδξὸο―. Zur Bedeutung von ἀθηδλφηεξνλ in unserer Stelle ist Hesychios sehr aufschlussreich: „ἀθηδλφηεξνλ· ἀζζελέζηεξνλ, ηαιαηπσξφηεξνλ, ἀζιηψηεξνλ―. Wie bei Homer kommt dieses Adjektiv nur im Komparativ vor (vgl. noch PH 7, 477). Siehe auch LfgrE s.v. ρήξεο ἐλ κεγάξνηζηλ … γπλαηθόο: vgl. Il. 22, 484 (Andromache), 24, 725 f. (Andromache), Nonn., Dion. 40, 115. Deidameia beendet ihre Rede mit einer Gnome. Sie appelliert an das Mitleid ihres Sohnes. Obwohl Neoptolemos ihr seine Entscheidung nicht angekündigt hatte, ahnte sie als Mutter und Frau alles und versucht nunmehr, Neoptolemos von seinem Entschluss abzubringen. Ihre psychische Verfassung (Angst, Furcht, Nervosität) spiegelt sich in ihren letzten Worten wider, in denen eine gewisse Unordnung in der Syntax herrscht: vv. 285 f.: „νὕλεθελ νὔ ηη ηέηπθηαη ὀιζσρώηερον ἄιιν / ρήξεο ἐλ κεγάξνηζηλ ἀκιδνόηερόν ηε γπλαηθόο―: Denn es gibt nichts Jämmerlicheres und nichts Schwächeres (bzw. Unansehnlicheres) als eine Witwe in ihren Häusern. So fassen die meisten Herausgeber diese zwei Verse auf. Gärtners Übersetzung (Der Untergang Trojas, svv. 285 f.): „weil es nichts Jämmerlicheres gibt als eine Witwe in ihren Häusern und nichts Schwächeres als eine Frau― trifft m. E. nicht zu. 287 Φῆ κέγα θσθύνπζα: Überliefert ist θ (Hc) und ἤ (D). Sowohl θ als auch ἤ mit κέγα und einem Partizipium sind in einer Redeausleitung in den PH belegt. Ersteres drucken Vian Pompella und Gärtner: vgl. PH 1, 741; 2, 81: θ κέγα mit Partizipium, letzteres Köchly und Zimmermann: vgl. PH 3, 128; 4, 533; 6, 308: ἤ κέγα mit Partizipium. Zu κέγα θσθχνπζα vgl. Hes., Fr. 302, 12 M.-W.; Ps.-Opp., Kyn. 3, 213; PH 10, 309; Il. 22, 407. ἀληίνλ εὔδα: Dieser homerische Ausdruck (über siebzigmal), immer am Versende, findet sich nur hier in den Posthomerica. In dieser Hinsicht ist Od. 2, 371 als Einführungsvers zu Telemachos‘ Antwort an
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Eurykleia: „ηὴλ δ᾽ αὖ Σειέκαρνο πεπλπκέλνο ἀληίνλ εὔδα― charakteristisch, die wiederum in Zusammenhang mit Neoptolemos‘ Antwort an Deidameia steht, vv. 288–291 (siehe unten). 288 Θάξζεη, κῆηεξ ἐκεν: Dieser Imperativ zu Beginn einer Rede, der nur hier in den Posthomerica vorkommt, erinnert an Telemachos‘ Antwort an Eurykleia in Od. 2, 372 ff.: „Θάξζεη, κα‘…― Wie oben erwähnt, ist weiterhin zu bemerken, dass der homerische Erzähler die Rede des Telemachos mit dem Ausdruck „ἀληίνλ εὔδα― (Od. 2, 371) einleitet, der nur hier in den Posthomerica vorkommt. In Od. 2, 363– 370 finden wir die Reaktion Eurykleias auf Telemachos‘ Mitteilung, dass er sich entschieden hat, nach Sparta und Pylos zu segeln, um Kunde bezüglich der Heimkehr Odysseus‘ einzuholen: „ηίπηε δέ ηνη, θίιε ηέθλνλ, ἐλὶ θξεζὶ ηνῦην λόεκα / ἔπιεην; πῆ δ‘ ἐζέιεηο ἰέλαη πνιιὴλ ἐπὶ γααλ / κνῦλνο ἐὼλ ἀγαπεηόο; ὁ δ‘ ὤιεην ηειόζη πάηξεο / δηνγελὴο δπζεὺο ἀιινγλώηῳ ἐλὶ δήκῳ. / νἱ δέ ηνη αηίθ‘ ἰόληη θαθὰ θξάζζνληαη ὀπίζζσ, / ὥο θε δόιῳ θζίῃο, ηάδε δ‘ αηνὶ πάληα δάζσληαη. / ἀιιὰ κέλ΄ αὖζ΄ ἐπὶ ζνζη θαζήκελνο· νδέ ηί ζε ρξὴ / πόληνλ ἐπ΄ ἀηξύγεηνλ θαθὰ πάζρεηλ νδ‘ ἀιάιεζζαη.― Man kann auch hier Ähnlichkeiten mit der Rede Deidameias in den Posthomerica konstatieren: Eurykleia fragt nach den Gründen, die Telemachos zu der Entscheidung geführt haben, eine so lange Reise zu unternehmen: „ηίπηε δέ ηνη, θίιε ηέθλνλ, ἐλὶ θξεζὶ ηνῦην λόεκα / ἔπιεην; ― (Od. 2, 363 f.), was uns an den Beginn der Rede Deidameias erinnert: PH 7, 262: „Σέθλνλ, πῆ δὴ λῦλ ζνὶ ἐὺο λόνο ἐθπεπόηεηαη―. Deidameia betont, dass Neoptolemos nach dem Verlust des Achilleus ihre einzige Hoffnung sei; Eurykleia fragt Telemachos weiter, wie er als einziger und geliebter Sohn in die Ferne gehen könne. Odysseus sei fern der Heimat umgekommen. Eurykleia warnt Telemachos vor den listigen Plänen der Freier, die sicherlich gleich nach seiner Abfahrt Böses gegen ihn ersinnen, damit er umkomme, um dann seinen Besitz unter sich aufzuteilen. Entsprechende Befürchtungen äußert auch Deidameia: Odysseus und Diomedes „δνινθξνζύλῃ θαὶ κήδεζηλ― sind schuldig an dem Tod des kriegserfahrenen Achilleus in Troia und werden auch schuldig am Tod des Neoptolemos sein. Nach dessen Tod werden die Nachbarn das Land aufteilen, alles plündern und das Recht mit Füßen treten. Beide Frauen bitten die jungen Männer flehentlich darum, im heimatlichen Palast zu verweilen: „ἑνο δ‘ ἐλὶ κίκλε δόκνηζη― (PH 7, 268); „ἀιιὰ κέλ‘ αὖζ‘ ἐπὶ ζνζη θαζήκελνο― (Od. 2, 369). Es sei für Telemachos nicht nötig, sich den Gefahren des Meeres auszusetzen und umherzuirren. Telemachos antwortet Eurykleia mit „Θάξζεη, κα‘…―, einem Ausdruck, den ebenfalls Neoptolemos anwendet („Θάξζεη, κηεξ ἐκεν―, v. 288), um seine Mutter zu beruhigen. θαθὴλ δ᾽ ἀπνπέκπεν θήκελ: „Entferne von dir Worte, die Unglück bringen!―. Vgl. Gärtners Übersetzung: „Höre auf mit der schlimmen Vordeutung!― Zum Ausdruck vgl. Nikol. I Myst. (9. Jhr.), 141, 4: „ὥζπεξ ἀπνπεκπφκελνη ηὴλ θήκελ―; zu θαθὴλ θήκελ vgl. PH 12, 558 mit den Ausführungen von Campbell, A Commentary ... 289–291 Diese Verse erinnern an die Antwort Hektors an Andromache im 6. Buch der Ilias 486 ff. Hektor versucht hier seine Frau zu beruhigen, die Angst davor hat, ihn, den
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sie kurz zuvor Vater, Mutter, Bruder und Gatte nannte, d.h. einzige Stütze im Leben, im Krieg zu verlieren. Sie bittet ihn flehentlich auf dem Stadtmauerturm zu verweilen, damit er sein Kind nicht zur Waise und seine Frau nicht zur Witwe mache (Il. 6, 429 ff.). Hektor antwortet ihr: „ν γάξ ηίο κ᾽ πὲξ αἶζαλ ἀλὴξ Ἄτδη πξντάςεη· / κνξαλ δ᾽ νὔ ηηλά θεκη πεθπγκέλνλ ἔκκελαη ἀλδξλ, / ν θαθὸλ νδὲ κὲλ ἐζζιόλ, ἐπὴλ ηὰ πξηα γέλεηαη.― (vv. 487–489) Neoptolemos antwortet der besorgten Deidameia ähnlich wie Hektor: Gegen den Willen der Keren (d.h. über das Schicksal hinaus) falle kein Mann im Kampf. Wenn es aber sein Schicksal sei, für die Achaier zu sterben, so werde er erst sterben, nachdem er Taten vollbracht habe, die dem Geschlecht der Aiakiden würdig seien. V. 291: „ηεζλαίελ ῥέμαο ηη θαὶ ἄμηνλ Αἰαθίδῃζηλ― entspricht Hektors „ἀξλύκελνο παηξόο ηε κέγα θιένο δ᾽ ἐκὸλ αηνῦ― (Il. 6, 466). Zum Ausdruck πὲξ Κξαο, der, dem πὲξ αἶζαλ (Il. 6, 487; 16, 780; PH 14, 97) entsprechend, nur in den PH vorkommt, vgl. auch 11, 296, wo ein Gott (hier Athene) gegen den Willen der Keren einen Menschen (hier Aeneas) töten kann. Zu der Rolle der Keren siehe ausführlich Ursula Gärtner, „Zur Rolle der Personifikationen…―, 227 ff. ὑπ’ Ἄξετ δάκλαηαη: Vgl. Prom. 861: „Ἄξεη δακέλησλ―. Zu αἴζηκφλ ἐζηη δαήκελαη vgl. Il. 21, 291: „δακήκελαη αἴζηκφλ ἐζηηλ―. Die Korrektur von Rhodomann εἵλεθ‘ an Stelle des überlieferten νὕλεθ‘ ist plausibel. ἕλεθα und εἵλεθα: wegen; zur Bezeichnung einer Absicht, eines Zweckes, zur Angabe einer Veranlassung oder Ursache; νὕλεθα: οὗ ἕνεκα, weswegen, weshalb, deswegen, weil. Vgl. die Ausdrücke εἵλεθ‘ Ἀραηλ und νὕλεθ‘ Ἀραηλ auch am Versende: PH 7, 290 f. „εἰ δέ κνη αἴζηκόλ ἐζηη δακήκελαη εἵλεθ΄ Ἀραηλ, / ηεζλαίελ ῥέμαο ηη θαὶ ἄμηνλ Αἰαθίδῃζηλ.―; PH 14, 444 f.: „Ὦ ηέθνο, νὔ ηνη ἔγσγ‘ ἀλζίζηακαη εἵλεθ‘ Ἀραηλ, ἀιιὰ θαὶ ἔληεα πάληα― und PH 13, 165–167: „Αἴγιε δ‘ ἄζπεηνο ὦξην δη‘ ἄζηενο, νὕλεθ‘ Ἀραηλ / πνιινὶ ἔρνλ ρείξεζζη ππξὸο ζέιαο, ὄθξ‘ ἀλὰ δξηλ / δπζκελέαο ηε θίινπο ηε κάι‘ ἀηξεθέσο ὁξόσζη―. Es ist bemerkenswert, dass Neoptolemos bei Diktys, 4, 15 den Achaiern eine ähnliche Antwort gibt, als sie ihn bitten, den Tod seines Vaters mit Fassung zu tragen: „neque cuiquam super fatum vivendi concessam legem“ (niemandem sei das Recht verbrieft worden, über die Schicksalsbestimmung hinaus zu leben). „super fatum― entspricht PH 7, 289: „πὲξ Κξαο―. V. 291 wird unterschiedlich überliefert: η. ῥέμαο θαὶ ἄμαο, η. ῥέμαο θαὶ εἴμαο, η. ῥέμαο θαὶ ἄμσλ. Rhodomann und ihm folgend Tychsen, Hermann, Lehrs, Köchly, Vian und Pompella drucken η. ῥέμαο ηη θαὶ ἄμηνλ, während Spitzner, der das Pronomen ηη für unpassend hielt, η. ῥέμαο θαὶ ἐπάμηνλ konjizierte. Unter Heranziehung der homerischen Stelle Il. 22, 305: „ἀιιὰ κέγα ῥέμαο ηη θαὶ ἐζζνκέλνηζη ππζέζζαη― hat Hermann zu Recht gezeigt, dass ηη keineswegs falsch ist. Zu „ηη θαὶ― vgl. auch Hes., Th. 87 (mit den Ausführungen von West, Th. z. St.); Aratos, Phaen. 443; Opp., Hal. 5, 129; PH 1, 668; 2, 615; 12, 487. Der Ausdruck ἄμηα ῥέδεηλ kommt siebenmal bei Nonnos vor. Was hier bemerkenswert ist, ist die Ergänzung des Adjektivs ἄμηνο mit Dativ statt des erwarteten Genitivs. Bei Nonnos, Dion. finden wir hauptsächlich den Genitiv zusammen mit diesem Ausdruck: 13, 22; 18, 217; 20, 49; 28, 3 f.; 37, 768; 43, 148. Ein Beleg bei Nonnos kann die Dativergänzung hier aber erklären, Dion. 37, 192: „ὦ ηέθνο ἄμηα ῥέμνλ ὁκνγλήηῳ Γηνλχζῳ― als Dativ des Bezugs. In unserem
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Fall bedeutet es: nachdem ich etwas nach dem Urteil der Aiakiden Würdiges vollbracht habe. 292 Vgl. PH 12, 281: Nestor zu Neoptolemos: „ὣο θάην· ηῶ δ‘ ἄγρηζηα θηὼλ Νειήηνο πἱὸο―. 293 = PH 12, 286; vgl. Od. 19, 252: „θαὶ ηφηε κηλ … πξνζέεηπελ―; Hes., Fr. 76, 8 M.-W.; PH 3, 769. ἰσρκνν ιηιαηόκελνλ: eine Variation des homerischen „ὀιννν ιηιαηφκελνη πνιέκνην― (Il. 3, 133; vgl. Ps-Hes., Aspis 113). ιηιαηφκελνλ: Formen des Partizips ιηιαηφκελνο treten sehr häufig sowohl bei Homer als auch in der nachhomerischen Epik an der gleichen Versstelle auf (nach der dritten trochäischen Zäsur). In den PH begegnet uns auch „ιηιαηφκελνη κέγα ράξκεο―: 1, 214; 4, 36. Dazu siehe auch Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 518 zu PH 1, 214. 294 Lykomedes, König der Doloper auf der Insel Skyros, Vater mehrerer Töchter, darunter Deidameia und Großvater von Neoptolemos beginnt seine Rede an Neoptolemos mit zweierlei Lob für den Enkel: zunächst mit einem preisenden Epitheton und dann mit der Hervorhebung seiner Ähnlichkeit an θάξηνο mit seinem Vater. Letzteres ist ein Motiv, das in den Posthomerica sehr oft vorkommt; im siebten Buch immer dann, wenn eine Person Neoptolemos zum ersten Mal anredet oder trifft: vgl. PH 7, 185 (Odysseus); 294 (Lykomedes); 631 f., 653b f. (Phoinix); 689–691 (Agamemnon); 726b f. (Briseis); vgl. auch 12, 287 f. (Nestor). Ὦ ηέθνο ὀβξηκόζπκνλ: PH 12, 74; 13, 226. Für den Beginn „Ὦ ηέθνο― (PH 12, 74; 13, 226; 14, 444) vgl. Il. 24, 425; Od. 7, 22, Hes., Fr. 248, 1; Apoll. Rh., Arg. 2, 420. Weitere Belege bei Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 74. ὀβξηκφζπκνο: kraftvoll beherzt. Das Epitheton ist nicht homerisch. Es erscheint erstmals bei Hes., Th. 140 als Epitheton zu Arges, einem der Kyklopen; als Epitheton zu Ares in hom. Hymn. 8 (Ares), 2 und Panyassis, Fr. 3, 4 Bernabé; vgl. weiter Lukian, Podagr. 192; Publ. Ael. Phlegon, De mirabil. 3, 8, 15; Greg. Naz., Carm. 1576, 9; Christod., A.G. 2, 1, 209, 271; A.G. 9, 524, 16 (anonymer Herkunft). In den Posthomerica kommt dieses Adjektiv siebenundzwanzigmal als Epitheton von Helden vor, unter diesen: Aias (fünfmal), Agenor (dreimal), Memnon (zweimal), die Amazonen, Penthesileia, Phereus, auch Löwen, Erinnyen und Stiere. Neoptolemos wird als ὀβξηκφζπκνο in 12, 74 und 13, 226 angeredet. Vgl. auch Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 468 zu PH 1, 178. ἑῶ παηξὶ θάξηνο ἐνηθώο: PH 11, 226: „θίιῳ παηξὶ ζπκὸλ ἐνηθὼο―. Zu diesem Ausdruck vgl. auch PH 1, 129; 7, 695; 9, 268. 295 Man bemerke die chiastische Stellung der Wörter in den vv. 294 f.: ὀβξηκφζπκνλ – ὄβξηκνλ; θάξηνο – θαξηεξφο. Vgl. PH 4, 37: „εἰζὶλ γὰξ θξαηεξνὶ θαὶ ὄβξηκνη ἀλέξεο ἄιινη―. Anders als Deidameia, die versucht, Neoptolemos vom Krieg ab-
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zuhalten, erkennt Lykomedes mit den vv. 294 f. von Anfang an die Kriegstüchtigkeit seines Enkels an. ἀιι᾽ ἄξα θαὶ ὧο: siehe vv. 124, 151. 296 πόιεκνλ … πηθξὸλ: Der Ausdruck findet sich nur hier. Quintus variiert wahrscheinlich das Epitheton zu Krieg in Il. 10, 8 πεπθεδαλφο: „πηνιέκνην … πεπθεδαλνν― (vgl. Schol. z. St.; bes. Apoll., Lex. hom. 130 s.v. πεπθεδαλφλ· „ηὸ πηθξφλ, ἀπὸ ηο πεχθεο, θαὶ πεπθεδαλὸλ πφιεκνλ ηὸλ πηθξὸλ κεηαθνξηθο, ἐπεὶ πνιιλ αἴηηνο θαθλ.―) θῦκα ζαιάζζεο: Dieser homerische Ausdruck (siebenmal in der Ilias: in 1, 496; 4, 222; 18, 66; 24, 96 am Versschluss; einmal in der Odyssee 12, 2 und in den hom. Hymnen – hom. Hymn. 33, 11 am Versschluss –, einmal bei Apollonios Rh., Arg. 2, 70 am Versschluss; vgl. auch Epica Adespota Fr. 9, col. 6, 15 Powell; dreimal in den Dionysiaka Nonnos‘ 20, 353; 33, 347; 34, 50 am Versschluss; vgl. auch A.G. 9, 362, 4 - Leon am Versende) kommt nur hier in den Posthomerica vor. θῦκα … / ιεπγαιένλ: ιεπγαιένο als Epitheton zu θῦκα erscheint noch in PH 8, 64. Es ist anzunehmen, dass Quintus im Rahmen der variatio ιεπγαιένο, das bei Homer den Krieg bezeichnet (vgl. Il. 13, 97), für den Begriff Woge anwendet. 297 λαῦηαη γὰξ ἀεὶ ζρεδόλ εἰζηλ ὀιέζξνπ: vgl. Il. 16, 800: „ζρεδφζελ δέ νἱ ἤελ ὄιεζξνο―. Zum Ausdruck ζρεδὸλ εἶλαη vgl. Ps.-Hes., Aspis 113: „νἳ δή ζθη ζρεδόλ εἰζη, ιηιαηόκελνη πνιέκνην―; PH 2, 37; 4, 96. Der Gedanke, dass der Seemann immer dem Tode nah ist, findet sich seit Homer oft in der griechischen und lateinischen Literatur: vgl. Il. 15, 626–628: „ἀλέκνην δὲ δεηλὸο ἀήηε / ἱζηίῳ ἐκβξέκεηαη, ηξνκένπζη δέ ηε θξέλα λαῦηαη / δεηδηόηεο· ηπηζὸλ γὰξ π᾽ ἐθ ζαλάηνην θέξνληαη―; Soph., Skyr. TrGF 555, 4 ff.; Eur., TrGF 921: „ἀσξὶ πόληνπ θύκαη᾽ εξένο πεξλ / * * * / ζκηθξαζηλ αηνὺο ἐπηηξέπνπζηλ ἐιπίζηλ / * * * / ηξηδάθηπινλ ζψηδεη πεχθηλνλ μχινλ―; Aratus, Phaen. 299: „ὀιίγνλ δὲ δηὰ μύινλ ἄτδ᾽ ἐξύθεη―; Diogenes Laert., 1, 103: „καζὼλ ηέηηαξαο δαθηύινπο εἶλαη ηὸ πάρνο ηο λεώο, ηνζνῦηνλ ἔθε ηνῦ ζαλάηνπ ηνὺο πιένληαο ἀπέρεηλ.― Libanios, Prog. 10, 4, 4: „νἱ πισηξεο δὲ ἐπεηδὰλ ιύζαληεο παξακείςσζη ηλ ιηκέλσλ ηὰ ζηόκαηα, πιεζίνλ ἔρνληεο ηὸλ ζάλαηνλ πιένπζηλ εἰο ιεπηὴλ ὁξληεο ζσηεξίαο ἐιπίδα ηὰ μύια ἐθ᾽ ὧλ θέξνληαη.―; Juven., 12, 57–58: „i nunc et uentis animam committe dolato / confisus ligno, digitis a morte remotus / quattuor aut septem, si sit latissima, taedae―; Sen. senior, Controv. 7, 1, 10. Dazu siehe auch Ch. Avgerinos, Σὰ Φαινόμενα ηοῦ Ἀράηοσ ζηοὺς ύγτρονοσς καὶ ηοὺς Μεηαγενέζηερούς ηοσ, Athen 2014, 509 ff. 298 Ἀιιὰ ζὺ δείδηε: ἀιιὰ ζὺ: siehe v. 268. δείδηε als Imperativ Perfekt mit Präsensbedeutung von δέδνηθα / δέδηα, episch δείδνηθα, δείδηα (δείδσ) erstmals hier und PH 7, 305. In der epischen Dichtung kommt die Imperativform „δείδηζη― vor (z. B. Il. 5, 827; 14, 342; Od. 4, 825 usw.). Diese Form erscheint auch einmal in den PH und zwar im siebten Buch in der Rede des Lykomedes, v. 309. Es ist charakteristisch, dass das Verbum δείδσ in der 2. Person Imperativ dreimal innerhalb der
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Rede Lykomedes‘ vorkommt: vv. 298, 305, 309. Das Verbum kommt noch einmal in derselben Rede in v. 296 in seiner Perfektform Ind. mit Präsensbedeutung vor. ἐπὴλ πιόνλ εἰζαθίθεαη: vgl. PH 7, 212: „ὁπόη‘ Ἴιηνλ εἰζαθίθεαη―; vgl. weiter: Il 20, 336: „κὴ θαὶ πὲξ κνξαλ δόκνλ Ἄτδνο εἰζαθίθεαη―. Formen des starken Aoristes εἰζαθηθφκελ schließen häufig das Hexametron in der epischen Dichtung ab: vgl. Il. 20, 336; 22, 17; Od. zehnmal; Apoll. Rh., Arg. 3, 1179; 4, 302, 645, 777; in den PH sechsmal. 299 ὕζηεξνλ ἠ Τξνίεζελ ἠ ἄιινζελ: Lykomedes interessiert sich mehr für die spätere sichere Heimkehr seines Enkels als für dessen Hinfahrt nach Troia. Weil Lykomedes in dem überlieferten Text nicht von der Fahrt nach Troia spricht, wollte E. Maas, Aratea, Berlin 1892, 261 mit Anm. 26 das überlieferte ὕζηεξνλ zu θχξνζελ ändern. Zu v. 299a siehe unten. νἷά ηε πνιιὰ: nur hier in den PH; an der gleichen Versstelle vgl. Od. 9, 128; 11, 536; Hes., Erga 322; Apoll. Rh., Arg. 2, 541, 1111; 4, 1081, 1556; Arat., Phaen. 371, 416, 834; Choiril., Fr. dub. 329, 2 Bernabè. Vgl. auch Od. 5, 422; 8, 160; Apoll. Rh., Arg. 1, 458; 2, 697; Nikand., Alex. 416. Rhodomann versteht den Ausdruck elliptisch und parenthetisch: „ut saepe usu venit―, was, wie Pauw ausführt, keinen Sinn ergibt. Pauw schlägt folgende Interpretation vor: „metue, quae multa metuenda adsunt, tunc, cum…― oder konjiziert: „νἷά ηε πνιινί, d. h. quae multi metuunt―. C. L. Struve, C. Lehrs, F. S. Lehrs, Köchly und ihnen folgend Zimmermann, Vian und Gärtner nehmen eine lacuna von einem Vers an. Köchly ergänzt den Vers unter Heranziehung von Apoll. Rh., Arg. 2, 541f. folgendermaßen: νἷά ηε πνιιὰ / πιαδφκεζ‘ ἄλζξσπνη ἐπ‘ ἀπείξηηα ληα ζαιάζζεο, während Lehrs die Stelle Od. 9, 128 nennt: „νἷά ηε πνιιὰ / ἄλδξεο ἐπ‘ ἀιιήινπο λεπζὶλ πεξφσζη ζάιαζζαλ―, was mir plausibler erscheint. Ich bin nicht der Ansicht, dass νἷά ηε πνιιά hier einen allgemeinen Sinn hat in der Bedeutung von „wie üblich―. Wenn wir keine lacuna annehmen wollen, können wir diesen Ausdruck als Objekt des Prädikats „δείδηε― und „νἷα― als Subjekt eines Verbums wie γίγλεζζαη betrachten. In diesem Sinne sind Od. 11, 536 f. und Hes., Erga 322 f. aufschlussreich: „νἷά ηε πνιιὰ / γίλεηαη―. Der Sinn wäre dann: Fürchte dich … vor den Gefahren, die dann oft vorkommen, wenn …―. Diese Ansicht vertritt auch Pompella, er übersetzt aber: „sta‘ attento… ai molti pericoli che insorgono allorquando con …―, ähnlich Vian: „Redoute … les nombreux dangers ― . 300–302 Diese Verse handeln vom Beginn des Winters (22. Dezember), wenn die Sonne das Sternzeichen des Schützen verlässt, um in das des Steinbocks einzutreten (vgl. Schol. zu Hes., Erga 479c: „ἢηνη κεηὰ ηαὸ θζηλφπσξνλ ιέγεη, ηνῦ Ἰαλνπαξίνπ κελφο, εἰζβάινληνο ιίνπ ἐλ Αἰγφθεξῳ―). Quintus verweist hier auf die Stelle Aratos, Phaen. 285–299, in der vom Steinbock und den Gefahren der Seefahrt im Winter die Rede ist: „αηὰξ ὅγε πξόηεξνο θαὶ λεηόζη κιινλ / θέθιηηαη Αἰγόθεξσο, ἵλα ἲο ηξέπεη΄ ειίνην. / Μὴ θείλῳ ἐλὶ κελὶ πεξηθιύδνην ζαιάζζῃ / πεπηακέλῳ πειάγεη θερξεκέλνο. Οὔηε θελ ν / πνιιὴλ πεηξήλεηαο, ἐπεὶ ηαρηλώηαηαί εἰζηλ, / νὔη‘ ἄλ ηνη λπθηὸο πεθνβεκέλῳ ἐγγύζελ ὼο / ἔιζνη θαὶ κάια
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πνιιὰ βνσκέλῳ. Οἱ δ‘ ἀιεγεηλνὶ / ηκνο ἐπηξξήζζνπζη λόηνη, ὁπόη‘ Αἰγνθεξτ / ζπκθέξεη΄ έιηνο· ηόηε δὲ θξύνο ἐθ Γηόο ἐζηηλ / λαύηῃ καιθηόσληη θαθώηεξνλ. Ἀιιὰ θαὶ ἔκπεο / ἢδε πάλη‘ ἐληαπηὸλ πὸ ζηείξῃζη ζάιαζζα / πνξθύξεη· ἴθεινη δὲ θνιπκβίζηλ αἰζπίῃζηλ / πνιιάθηο ἐθ λελ πέιαγνο πεξηπαπηαίλνληεο / ἣκεζ‘, ἐπ‘ αἰγηαινὺο ηεηξακκέλνη· νἱ δ΄ ἔηη πόξζσ / θιύδνληαη· ὀιίγνλ δὲ δηὰ μύινλ ἄτδ΄ ἐξύθεη―. Zu dieser Stelle vgl. die Kommentierung von Kidd, Aratus, 290 ff. Genauso wie die Rede des Lykomedes wirkt diese Partie bei Aratos besonders durch die Verwendung der 2. Person Singular sehr persönlich. ὅη᾽ Αἰγνθεξῆη ζπλέξρεηαη εξόεληη / ἦέιηνο weist auf Arat., Phaen. 292 f.: „ὁπφη‘ Αἰγνθεξη / ζπκθέξεη‘ έιηνο― in Verbindung mit PH 1, 356 hin: „ὅη‘ Αἰγνθεξη ζπλέξρεηαη ειίνπ ἴο―. Letztere Stelle klingt Arat., Phaen. 285 nach: „ἵλα ἲο ηξέπεη‘ ειίνην―. Die Gefährlichkeit dieses Sternzeichens für die Seeleute erwähnt Quintus noch einmal im Rahmen eines Gleichnisses in 2, 533 f. „ὣο λεθέεζζηλ ἐο Αἰγνθεξα θηφληνο / ειίνπ, ὅηε πφληνλ πνηξνκέεη κέγα λαχηεο―. Αἰγνθεξῆη … εξόεληη: Bei Aratos, Phaen. 702 heißt der Steinbock θπάλενο (das einzige Epitheton bei Aratos zu dieser Konstellation), weil es ihm an glänzenden Sternen mangelt. Bei Aratos, Phaen. 317 wird das Zentrum des kleinen Sternbildes des Delphin als εξφεηο bezeichnet, weil es sternenfrei ist. Vgl. auch Arat., Phaen. 385: „πάληα κάι‘ εξφεληα (sc. Sterne) θαὶ νθ ὀλνκαζηὰ θέξνληαη― (in Verbindung mit v. 367: „νἱ δ‘ (sc. ἀζηέξεο) ὀιίγῳ κέηξῳ ὀιίγῃ δ‘ ἐγθείκελνη αἴγιῃ―). κεηόπηζζε βαιὼλ: nachdem sie (sc. Helios) den Schützen zurückgelassen hat; vgl. PH 5, 169 f.: „ὅλ ηηλα ηαλδε ζενὶ κεηφπηζζε βάισληαη / λίθεο―. ῥπηῆξα βειέκλσλ: der Schütze, der den Pfeil abschießt. Das Substantiv wird vom Verb ἐξχσ abgeleitet (vgl. Il. 15, 463 f.: „λεπξὴλ ἐλ ἀκχκνλη ηφμῳ‚ / ῥμ‘ ἐπὶ ηῶ ἐξχνληη―). Quintus (vgl. auch PH 11, 197) verwendet die homerische Form: Od. 18, 262: „ῥπηξαο ὀηζηλ―; 21, 173: „ῥπηξα βηνῦ η‘ ἔκελαη θαὶ ὀηζηλ― (vgl. Alkm., Fr. 170 PMG: „Ἄξηακη ῥχηεηξα ηφμσλ―). Bei Aristoph., Th. 108 f. begegnet uns „ῥχηνξα ηφμσλ / Φνβνλ―, ähnlich wie bei Aratos, Phaen. 301 und 621: „ῥχηνξα ηφμνπ―. Sowohl bei Aratos als auch hier in den Posthomerica ist damit das Sternzeichen des Schützen gemeint. Man bemerke in diesem Vers die Figura Etymologica „βαιὼλ … βειέκλσλ―. Τνμεπηὴλ: ist ein homerisches Hapax: Il. 23, 850: „Αηὰξ ὃ ηνμεπηῆζη ηίζεη ἰόεληα ζίδεξνλ―; bei Quintus kommt es ebenfalls nur hier vor. Vgl. Kallim., Aet. Fr. 70, 2 Pf. (= 80, 2 Asper); Arat., Phaen. 306, 547. Bei Aratus und Quintus handelt es sich um die Konstellation des Schützen. Der Name dieses Sternbildes ist bei den Griechen einhellig Σνμφηεο (vgl. Eudoxos ap. Hipparch. 1, 2, 20; Lukian, VH 1, 18); aus metrischen Gründen bildet Aratus Σνμεπηήξ oder Σνμεπηήο oder, wie oben erwähnt, umschreibt es mit ῥχησξ ηφμνπ; aber in v. 673 hat auch er „Σνμφηῃ―. ὅηε ρεκα ιπγξὸλ θινλένπζηλ ἄειιαη: vgl. Arat., Phaen. 291 f.: „Οἱ δ᾽ ἀιεγεηλνὶ / ηκνο ἐπηξξήζζνπζη λόηνη, (ὁπόη᾽ Αἰγνθεξτ / ζπκθέξεη᾽ έιηνο, vv. 292 f.). PH 2, 348: „Εεὺο θινλέσλ κέγα ρεκα―. ρεκα ιπγξὸλ: Diese Junktur findet sich nur hier. Vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 1184: „ρείκαηνο νινκέλνην―; Ps.-Opp., Kyn. 3, 457: „ρεκα … θξπεξφλ―; PH 2, 104: „ρείκαηνο ἐμ ὀιννν―; 2, 348; 3, 591; 14, 506: „κέγα ρεκα―. θινλένπζηλ ἄειιαη: Il. 20, 492: „θινλέσλ ἄλεκνο―; vgl. Hes., Erga 553; PH 8, 59: „θινλένπζηλ ἀηαη―; vgl.
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PH 13, 397; 481. Mit Ausnahme von Apoll. Rh., Arg. 2, 267 findet sich ἄειιαη in der epischen Dichtung am Versschluss. 303–304 ἠ ὁπόη’ Ὠθεαλνν θαηὰ πιαηὺ ρεῦκα θέξνληαη / ἄζηξα θαηεξρνκέλνην πνηὶ θλέθαο Ὠξίσλνο: Oder wenn die Sterne des Orion im flachen Wasser des Ozeans versinken, wenn Orion in die Dunkelheit herabsteigt. Ὠθεαλνν … πιαηὺ ρεῦκα: PH 8, 463: „Ὠθεαλνῦ πιαηὺ ρεῦκα―; 7, 311: „θαηὰ πιαηὺ ρεῦκα ζαιάζζεο―; 8, 60; 9, 337: „ἀλὰ πιαηὺ ρεῦκα ζαιάζζεο―; 5, 14: „Ὠθεαλνῦ βαζὺ ρεῦκα―; vgl. Nonn., Dion. 5, 487: „παξὰ ρεῦκα παιίκπνξνλ Ὠθεαλνν―. Vgl. auch PH 9, 440: „ἐπὶ πιαηὺ ρεῦκα―. Der Hellespont wird in der Ilias als πιαηὺο bezeichnet: Il. 7, 86: „ἐπὶ πιαηε ιιεζπόληῳ―; 17, 432: „ἐπὶ πιαηὺλ ιιήζπνληνλ― (vgl. Orph. Arg. 495: „ἀλὰ πιαηὺλ ιιήζπνληνλ―); vgl. auch Arat., Phaen. 991: „πιαηένο παξὰ πόληνπ―. θαηὰ … θέξνληαη / ἄζηξα: Arat., Phaen. 590–591: „ξρνκέλῳ δὲ Λένληη ηὰ κὲλ θαηὰ πάληα θέξνληαη / Καξθίλῳ ὅζζ‘ ἐδύνλην―. In Bezug auf Himmelskörper bedeutet θαηαθέξεζζαη „untergehen―: vgl. Aristoteles, HA 623 a: „θαηαθεξνκέλνπ ηνῦ ιίνπ ἠ ἀλαηέιινληνο―; 552 b; Theophr., Fr. 6, 11, 8; Plut., Nikias 21, 9: „θαηαθεξνκέλεο ζειήλεο―; Pomp. 32, 5: „ἀιιὰ ζειήλε θαηαθεξνκέλε―. Bei Quintus weist der Plural von ἄζηξα auf Konstellationen von Sternen hin. Vgl. dazu die Schol. zu Aratos, Phaen. 11: „ηί δηαθέξεη ἀζηὴξ ἄζηξνπ; ἄζηξνλ κέλ ἐζηηλ ὁιόηεο θαὶ ζπλαγσγὴ ἀζηέξσλ, ὡο ὁ Κξηὸο θαὶ ὁ Ὠξίσλ, ἀζηὴξ δὲ ὁ εἷο, ὡο θαξδία ηνῦ Λένληνο― und „ἄζηξνλ δέ ἐζηη λννύκελνλ, θαὶ ηὸ ἐθ πιείζησλ ἀζηέξσλ ζύζηεκα, νἷνλ Καξθίλνο, Λέσλ, θαὶ ἐπηηνιὴ δέ ηηλνο ἀζηέξνο λεσηεξίδνπζα ηη ηλ πεξηγείσλ, νἷνλ Ἀξθηνύξνπ ἐπηηνιὴ ἠ Κπλόο. ιέγεηαη δὲ θαὶ ὁ ἣιηνο ἄζηξνλ ἰδίσο παξὰ Πηλδάξῳ (Paian 9, 2)· ἄζηξνλ πέξηαηνλ―; vgl. auch die Schol. zu Aratos, Phaen. 13: „πνζεκαίλεη δὲ ἐλ ηνύηνηο ηὴλ ηνῦ ἄζηξνπ πξὸο ἀζηέξα δηαθνξάλ. ἀζηὴξ κὲλ γὰξ ἕθαζηνο ηλ ὁξσκέλσλ θαζ᾽ αηόλ, ἄζηξνλ δὲ ηὸ ἐθ πιεηόλσλ ἀζηέξσλ δηαγξαθόκελνλ εἴδσινλ. νἷνλ Αἲμ ἀζηήξ, ἧλίνρνο δὲ ἄζηξνλ―. Die Rede ist vom Untergang der Konstellation des Orion. Καηεξρνκέλνην … Ὠξίσλνο: Arat., Phaen. 677: „θαὶ πάληα θαηέξρεηαη Ὠξίσλνο― (und alle Sterne des Orion gehen unter). πνηὶ θλέθαο: Quintus variiert hier Il. 1, 475: „ἤκνο δ‘ έιηνο θαηέδπ θαὶ ἐπὶ θλέθαο ἤιζελ―; vgl. Il. 11, 194, 209; 17, 455; Od. 3, 229; 5, 225 usw. 305 δείδηε δ’ ἐλ θξεζὶλ ᾗζηλ: Alle codd. überliefern einhellig θξεζὶλ ᾗζηλ. Spitzner änderte es zu θξεζὶ ζῆζηλ anhand der Stellen PH 1, 726; 9, 493; 11, 491. Alle Herausgeber mit Ausnahme von Tychsen haben diese Konjektur übernommen. Aber ὅο, ἣ, ὅλ, als Pronomen possesivum der dritten Person, kann sich auch auf andere Personen beziehen im Sinne von „eigen―. Zu ᾗζηλ vgl. am besten Hes., Erga 381: „ζνὶ δ‘ εἰ πινχηνπ ζπκὸο ἐέιδεηαη ἐλ θξεζὶλ ᾗζηλ―, im eigenen, in deinem Sinne (vgl. die Ausführungen von West, Erga z. St.; auch W. J. Verdenius, A Commentary on Hesiod Works and Days, vv. 1–382, Leiden 1985 zu v. 2: „ζθέηεξνλ― mit Sekundärliteratur); vgl. auch Od. 13, 320: „ἀιι‘ αἰεὶ θξεζὶλ ᾗζηλ ἔρσλ δεδατγκέλνλ ἤηνξ ιψκελ―, wobei ᾗζηλ grammatikalisch auf die erste Person bezogen werden muss. Vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 4, 1015; PH 8, 440. Außerdem ist
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der Ausdruck θξεζὶλ ᾗζηλ in den PH gut bezeugt: vgl. 1, 466; 3, 187; 6, 176; 14, 110. Trotz der Tatsache, dass θξεζὶ ζῆζηλ in der epischen Dichtung sehr häufig vorkommt (z. B. vierzehnmal in der Ilias, dreizehnmal in der Odyssee) möchte ich mit den codd. und Tychsen ἐλ θξεζὶλ ᾗζηλ lesen. Zu δείδηε δ‘ ἐλ θξεζὶλ ᾗζηλ vgl. „δέδνηθα θαηὰ θξέλα― (Il 1, 555; 9, 244; 10, 538; Od. 24, 353) in Verbindung mit dem homerischen Ausdruck „ζὺ δ‘ ἐλὶ θξεζὶ βάιιεν ζῆζη― (Il. 1, 297 usw.); vgl. Od. 3, 26: „ἐλὶ θξεζὶ ζῆζη λνήζεηο―; Ps.-Opp., Kyn. 1, 22: „ηὰ δ᾽ ἐλ θξεζὶ ζῆζη κελνηλᾶο―. Man bemerke den wiederholten Klang des Lautes -si-. ἰζεκεξίελ ἀιεγεηλὴλ: Es handelt sich um die Tag- und Nachtgleiche im September. Die Bezeichnung ἀιεγεηλή (beschwerlich) wird in den folgenden Versen (vv. 306–307): durch die Wirbelwinde, die zu dieser Zeit über dem tiefen Meeresschlund zusammenkommen, erklärt. Das Epitheton ἀιεγεηλφο kommt in den Posthomerica in Zusammenhang mit dem schlechten Wetter, das auf dem Meer herrscht und so die Fahrt mit dem Schiff gefährlich macht, vor (vgl. die Gleichnisse 8, 59 ff. und 9, 270). In Od. 10, 78 ist von „εἰξεζίεο ἀιεγεηλο― die Rede, während bei Apollonios Rh., Arg. 4, 191 f. und Oppianos, Hal. 5, 342 f. die λαπηηιίε als ἀιεγεηλή bezeichnet wird. Man vergleiche die letztgenannte Partie der Halieutika aus dem Gebet eines Menschen an die Erde beim Anblick eines toten Wals: „ν γὰξ ἁιὸο ῥνζίσλ ηόζζνο θόβνο νδ᾽ ἀιεγεηλο / ἀλδξάζη λαπηηιίεο θαὶ ὀτδύνο ἡλ κνγένπζηλ, / αἰεὶ δπζθειάδνηζη ζπληππεύνληεο ἀέιιαηο― (5, 342–344). 306 ᾗ ἔλη: vgl. Il. 23, 210; Od. 15, 385; Apoll. Rh., Arg. 2, 1127; 3, 802; 4, 590; PH 5, 100. ζπκθνξένληαη: an der gleichen Versstelle wie sonst in der epischen Dichtung (Apoll. Rh., Arg. 1, 39; Arat., Phaen. 363; 719; Opp., Hal. 1, 39; PH 4, 242; 5, 142; 8, 181; 14, 486) mit Ausnahme der Stellen PH 8, 67; 14, 382 am Verschluss. ἀλ’ εὐξέα βέλζεα πόληνπ: siehe v. 221. 307 Am Ende des v. 307 überliefern die Handschriften ζαιάζζεο, wahrscheinlich aufgrund des Ausdruckes Od. 4, 504; 5, 174; 9, 260; hom. Hymn. Apoll. 481; Hes., Erga 164; Greg. Naz., Carm. 1250, 8; 1400, 2: „(πέξ) κέγα ιαηκα ζαιάζζεο―, während sich ein Spatium von einem Vers nach πφληνπ in v. 306 in der Handschrift R findet. Rhodomann korrigierte ζαιάζζεο zu ζχειιαη als Subjekt zum Prädikat ζπκθνξένληαη, das bei ζαιάζζεο fehlte. Köchly zog vor, eine lacuna von einem Vers zu drucken, in der er ζχειιαη von Rhodomann beibehielt. Unter Heranziehung von PH 2, 218; 13, 396; 14, 482 und 14, 501 schlug er folgende Ergänzung vor: „ ζχειιαη / ἔθπνζελ ἀίζζνπζαη πὲξ κέγα ιαηκα ζαιάζζεο―. Die Konjektur von Rhodomann ist zutreffend. Daher brauchen wir mit Köchly keine lacuna anzunehmen. Zu ζπκθνξένληαη … ζχειιαη vgl. PH 14, 485–487: „θέιεπζε δὲ πάληαο ἐξεκλὴλ / ιαίιαπα ζπκθνξένληαο ἀήκελαη, ὄθξ᾽ ἀιεγεηλὸλ / ὀξλπκέλεο ἁιὸο νἶδκα Καθεξένο ἄθξα θαιύςῃ―; PH 14, 590: „ὣο δὲ θαὶ ἄιινη Ἀραηνί πὲξ κέγα ιαηκα θέξνλην―. ἔθπνζελ: „irgendwoher―, es findet sich fünfzehnmal bei Quintus. Siehe dazu die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 509. Zum Ausdruck πὲξ κέγα ιαηκα vgl. PH 14, 590, auch Apoll. Rh., Arg. 4, 1694; Opp., Hal. 4,
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531; Orph. Arg. 458, 681, 735. ἀίζζνπζαη … ζύειιαη: Zu dem Verbum ἀίζζσ in Verbindung mit dem Wehen von Winden vgl. PH 7, 133–135: „αἰλὸλ ἀήηελ / ὅο ηε θέξεη ληθεηόλ ηε πνιὺλ θξπεξήλ ηε ράιαδαλ / ςπρξὸο ἐπαΐζζσλ―. Die vv. 305– 307 stören den syntaktischen Zusammenhalt dieser Partie: „ηκνο, ὅη‘… (v. 300) …, ἠ ὁπφη‘ (v. 303) … ἠ ὅηε (v. 308). Vian, Notes Compl. (Ausg. II ) 213 betrachtet die Verse 305–307 als einen späteren Einschub des Dichters, weil die in v. 298 beginnende Aufzählung nach Wegfall dieser drei Verse ohne Neueinsatz weiterginge. Es ist jedoch sinnvoll, dass der überlange Satz nach v. 304 endet und dann die Erwähnung weiterer Gefahren mit dem wiederholten δείδηε eingeleitet wird. Die Sätze werden durch die vv. 305–307 besser gegliedert. 308–309 Sowohl der Untergang des Orion (PH 7, 304) als auch der der Pleiaden – das Sternbild des Orion steht im Zusammenhang mit der Verfolgung der Pleiaden – waren in der Antike bekannt als eine Zeit katastrophal schlechter Witterung, die die Seeleute in Lebensgefahr brachte. West zu Hesiod, Erga 619 ff. führt Belege aus der griechischen wie auch aus der lateinischen Literatur an: Demokr., B 14, 3; [Dem.] 50, 23; A.G. 7, 273 (Leonidas); 7, 534 (Alex. Aetol.); 11, 31 (Antipatros Thess.); 7, 395 (Marc. Argent.); Theokr., id. 7, 54; Apoll. Rh., Arg. 1, 1202 mit den Ausführungen von Vassilaros, Ἀπολλωνίοσ Ροδίοσ, Ἀργ. Α΄; PH 5, 366 ff.; 7, 303 ff.; Hor., Epod. 10, 10; 15, 7; c. 1, 3, 14; 28, 21; 3, 27, 16; Verg., Aen. 4, 52. Hier können wir die Aratos-Stelle 1082–1085 in Betracht ziehen: „Δἰ δὲ βόεο θαὶ κια κεηὰ βξίζνπζαλ ὀπώξελ / γααλ ὀξύζζσζηλ, θεθαιὰο δ᾽ ἀλέκνην βνξνο / ἀληία ηείλσζηλ, κάια θελ ηόηε ρείκεξνλ αηαὶ / Πιετάδεο ρεηκλα θαηεξρόκελαη θνξένηελ―. Siehe auch Kidd, Aratus zur Stelle und zu den vv. 1065–1066. Die Stelle PH 7, 303–309 erinnert an PH 5, 364–369, ein Gleichnis, in dem von einem Seesturm die Rede ist: „Ὃ δ᾽ ἄξ᾽ ἢηε ιαίιαπη ἶζνο / ζκεξδαιέῃ ζηπγεξῆζη θαηαηγίζη βεβξηζπίῃ, / ἣ ηε θέξεη λαύηῃζη ηέξαο θξπεξνν θόβνην, / Πιεηὰο εὖη᾽ ἀθάκαληνο ἐο Ὠθεαλνν ῥέεζξα / δύεζ᾽ πνπηώζζνπζα πεξηθιπηὸλ Ὠξίσλα / έξα ζπγθινλένπζα, κέκελε δὲ ρείκαηη πόληνο―. Diesem Gleichnis sowie unserer Stelle hier liegt die Stelle Hesiods, Erga 618–622 zugrunde: „Δἰ δέ ζε λαπηηιίεο δπζπεκθέινπ ἵκεξνο αἱξε· / εὖη᾽ ἂλ Πιεηάδεο ζζέλνο ὄβξηκνλ Ὠξίσλνο / θεύγνπζαη πίπησζηλ ἐο εξνεηδέα πόληνλ, / δὴ ηόηε παληνίσλ ἀλέκσλ ζπίνπζηλ ἀηαη· / θαὶ ηόηε κεθέηη λα ἔρεηλ ἐλὶ νἴλνπη πόληῳ―. Dazu vgl. auch James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 364–9 mit einer Korrektur: nicht „in Deidamea‘s warning―, sondern „in Lycomedes‘ warning―. Zu ἠ ὅηε Πιεηάδσλ πέιεηαη δύζηο vgl. A.G. 11, 31, 1 (Antipatros): „νὔ κνη Πιεηάδσλ θνβεξὴ δχζηο―. ἣλ ῥα θαὶ αὐηὴλ / δείδηζη καηκώσζαλ ἔζσ ἁιὸο: Wie Vian (Ausg. II, 117, N. 3) ausführt, ist diese Wendung pleonastisch, wenn nicht inkohärent. Rhodomanns Konjektur Αἶγα statt ἣλ ῥα verbessere den Satz zugunsten eines Asyndetons. Aber dies wäre eine Wiederholung der vv. 300–302. Mit „Πιεηάδσλ πέιεηαη δύζηο― meint der Dichter die Zeit, in der der Untergang der Pleiaden kommt. Dieser hat sich aber nicht völlig vollzogen. Der Untergang der Pleidaden in das Meer zeigt sich mit dem darauffolgenden Relativsatz (vgl. Hes., Erga 620); „καηκψσζαλ ἔζσ ἁιὸο― heißt „trachtend, strebend nach dem Inneren des Meeres―. ἔζσ ἁιὸο: Der Ausdruck kommt
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insgesamt achtmal in den PH vor; Apoll. Rhod., Arg. 1, 357, 372, 390; Dionys., Bassar., Fr. 6b, 4 Livrea; Gig. Fr. 74r., 11 Livrea. Siehe auch Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 429. Die Konjektur von Tychsen und Köchly δὲ statt des überlieferten ἐλ δὲ, eine Lesart, auf die schon Rhodomann hingewiesen hat, ist plausibel. 310–311 κνγεξνζη … ἀλζξώπνηζη: PH 13, 555; Greg. Naz., Carm. 526, 8. Quintus variiert hier den homerischen Ausdruck Il. 13, 569; Od. 4, 197: „ὀηδπξνζη βξνηνζηλ―; vgl.: Hes., Erga 195; Kallim., Hek. Fr. 298, 2 Pf. (= 292, 2 Asper); PH 9, 95. Dazu vgl. auch in den PH 1, 135; 5, 45: „πνιπηιήησλ ἀλζξψπσλ― mit den Ausführungen von James/Lee, A Commentary ... zu 5, 45 und Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 397 f. zu 1, 135. Zu dem Adjektiv κνγεξφο, das weder bei Homer noch bei Hesiod aber erst bei den Tragikern vorkommt, siehe Ferreccio, Commento al libro II, 301 f. zu PH 2, 577. Zu πέιεη δένο ἀλζξώπνηζη vgl. PH 9, 194: „πέιεη κφξνο ἀλζξψπνηζη― und PH 2, 272: „ἐλ ζηέξλνηζη πέιεη δένο―. δπόκελ᾽ ἠ ἀληόληα: Z. B. gilt Orion als eine gefährliche Konstellation, da er den Menschen schlechtes Wetter bringt; so auch bei seinem Aufgang: vgl. dazu Theophrastos, Fr. 5, 55: „ δ᾽ Ὠξίσλ ἀλαηέιιεη κὲλ ἐλ ἀξρῆ ὀπώξαο δύλεη δ᾽ ἐλ ἀξρῆ ρεηκλνο, ὥζηε δηὰ ηὸ κήπσ θαζεζηάλαη κεδεκίαλ ὥξαλ, ηο κὲλ γηγλνκέλεο ηο δὲ παπνκέλεο, ἀλάγθε θαὶ ηὰ πλεύκαηα ἀθαηάζηαηα θαὶ ἄθξηηα εἶλαη δηὰ ηὸ ἐπακθνηεξίδεηλ ἐμ ἑθαηέξαο, ὅζελ δὴ θαὶ ραιεπὸο ιέγεηαη θαὶ δύλσλ θαὶ ἀλαηέιισλ εἶλαη δηὰ ηὴλ ἀνξηζηίαλ ηο ὥξαο· ἀλάγθε γὰξ ηαξαρώδε θαὶ ἀλσκαι εἶλαη.― In v. 311 überliefern die Handschriften δ‘, das Rhodomann beibehält, aber mit vel oriuntur übersetzt. Pauw konjizierte es zu ἠ. Zu θαηὰ πιαηὺ ρεῦκα ζαιάζζεο siehe v. 303. Nach Deidameias‘ flehender Bittrede an Neoptolemos und dessen Antwort führt Quintus die Figur des Lykomedes ein, der in der Überlieferung zu Neoptolemos‘ Auszug nach Troia eine bedeutende Rolle gespielt haben soll. Seine Rede an Neoptolemos an diesem Punkt der Erzählung, ist ein Pendant zu der vorherigen Rede Deidameias, die sehr gut argumentierend ihren Sohn von dessen Entscheidung, nach Troia zu segeln, abbringen will. Lykomedes unterstützt im Grunde mit seiner Rede die Versuche seiner Tochter nicht. Seine Rede enthält keine Argumentation gegen Neoptolemos‘ Entscheidung. Schon mit der Rede-Formula: „θαί ῥά κηλ ἰσρκνν ιηιαηόκελνλ πξνζέεηπελ― (v. 293) – Lykomedes sprach zu dem nach Krieg begehrenden Neoptolemos – deutet der Erzähler an, dass Neoptolemos unabhängig von der Rede seines Großvaters an seiner Entscheidung festhalten wird. Zu Beginn seiner Rede betont Lykomedes die Ähnlichkeit seines Enkels mit Achilleus in Bezug auf dessen Kraft und Stärke. Diese Ähnlichkeit überzeugt ihn, dass sein Enkel sich in puncto Tapferkeit in Troia auszeichnen wird. Er befürchtet zwar einen bitteren Krieg, legt aber den Schwerpunkt seiner Rede ausschließlich auf die Gefahren der Seefahrt. Was ihn in seiner Rede interessiert, ist nicht die sichere Hinfahrt des Neoptolemos nach Troia, sondern die sichere spätere Rückkehr seines Enkelsohnes aus Troia oder anderswoher: „ὕζηεξνλ ἠ Σξνίεζελ ἠ ἄιινζελ― (v. 299). Dies zeigt schon, dass der Alte sich der siegreichen Leistung
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des Neoptolemos in Troia sicher ist. In den vv. 300–311 seiner Rede weist er aufgrund seiner Sternbildkenntisse (Untergang und Aufgang bestimmter Konstellationen) seinen Enkel an, welche Jahreszeiten er bei seiner Seefahrt meiden sollte. Die gefährliche Zeit für die Seeleute beginnt mit der Tag- und Nachtgleiche im September und erstreckt sich über die Zeitperiode des Steinbocks hinaus. Wie schon Vian (Notes Compl. (Ausg. II) 213) bemerkt hat, sind Lykomedes‘ Ausführungen nicht richtig (zeitlich) geordnet: „Le désordre qui règne dans ce catalogue est surprenant. Le coucher matinal d‘Orion suit de très peu celui Pléiades; il lui est traditionellement associé dans les calendriers et déjà chez Hésiode, Trav., 618– 621. Les auteurs anciens le placent à des dates qui varient entre le 28 octobre et le 2 décembre, alors qu‘ils situent la disparition des Pleiades entre le 20 octobre et le 13 novembre: voir la seconde édition de Laurentius Lydus, De ostentis, par. C. Wachsmuth (1897) et l‘index des Stellarum apparitiones, p. 345 ff.― Abgesehen von den Bemerkungen über die „ἰζεκεξίελ ἀιεγεηλὴλ― des Septembers, die in der Mitte von Lykomedes‘ Aufzählung stehen (vv. 305–307), folgt hier der Sprecher einer umgekehrten Zeitabfolge: vom Eintritt der Sonne in das Sternbild des Steinbocks bis hin zum Untergang der Pleiaden; wohl deswegen, weil das Wetter zur Zeit des Steinbockes am schlimmsten ist. Die Rede endet mit einer allgemeinen Bemerkung, durch die der Sprecher auch auf andere gefährliche Konstellationen hinweist, die er aber nicht benennt, vv. 309b–311: „Du musst auch andere Sternbilder fürchten, die eventuell bei ihrem Untergang oder Aufgang für die unglücklichen Menschen ein Schrecken sind.― Warum lässt Quintus Lykomedes über dieses Thema sprechen, das eigentlich an diesem Punkt der Erzählung etwas unerwartet erscheint? Wie oben erwähnt, ist diese Rede ein Pendant zu Deidameias Rede. Aus seiner Rede geht klar hervor, dass Lykomedes sich sicher ist, Neoptolemos werde die Einnahme Troias erleben. So versucht er die schlimmen Vordeutungen Deidameias aus dem Weg zu räumen und in ihr die Hoffnung zu erwecken, dass sie ihren Sohn wiedersehen werde, wenn er unversehrt aus Troia zurückkomme. Seine Bedenken richten sich vielmehr auf Neoptolemos‘ Heimfahrt. Dieses wird das wirkliche Ende des großen Zuges nach Troia sein und nicht nur die Eroberung der Stadt. Nur sein erfolgreicher Nostos wird seinen endgültigen Sieg garantieren. Vgl. PH 14, 117–120: Die Griechen sprachen nach ihrem großen Sieg untereinander bei den Schiffen: „ἦλύζακελ πνιέκνην καθξὸλ ηέινο· ξάκεζ᾽ εξὺ / θῦδνο ὁκο δείνηζη κέγα πηνιίεζξνλ ἑιόληεο· / ἀιιά, Εεῦ, θαὶ λόζηνλ ἐειδνκέλνηο θαηάλεπζνλ. / Ὣο ἔθαλ· ἀιι᾽ ν πζη παηὴξ ἐπὶ λόζηνλ ἔλεπζε.― Darüber hinaus ist Lykomedes‘ Rede, im Unterschied zu der Deidameias, keine Bittrede und nicht mitleiderregend. Mit Ausnahme des v. 296a, in dem Lykomedes auch seine Furcht vor dem Schlachtgetümmel äußert, gibt es in seiner Rede keinen anderen Hinweis auf die Grausamkeit und die schlimmen Folgen des Kriegs. Anders als seine Tochter erwähnt der Greis nichts von künftigen Leiden, die mit dem Tod seines Enkels in Verbindung stehen (man vergleiche etwa Priamos‘ Bittrede an Hektor in Il. 22, 38 ff.). Mit dieser Rede und mit seiner Geste am Ende der Rede (v. 312: „er küsste den Jüngling und hielt ihn nicht von der Fahrt ab―) macht der Alte den Weg für den Auszug seines Enkels frei. Der junge Ne-
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optolemos verlässt Skyros mit der Einwilligung eines männlichen Familienmitglieds, das dessen Entscheidung gutheißt. Lykomedes will keineswegs den heroischen Werdegang seines Enkels behindern, genauso wie er in der Erzählung des Statius (Achill. 1, 912–924) die Teilnahme seines Schwiegersohns Achilleus am troianischen Krieg trotz seines Versprechens an Thetis, diesen vor dem Krieg zu schützen, guthieß. Auch der Greis Peleus hatte in der Ilias seinen Sohn Achilleus nicht daran gehindert, am Krieg teilzunehmen, und trug ihm auf: „αἰὲλ ἀξηζηεύεηλ θαὶ πείξνρνλ ἔκκελαη ἄιισλ― (Il. 11, 784); vgl. auch Il. 9, 251–258, 438–441. Hier weicht Quintus zwar von der Überlieferung ab, die Lykomedes als Gegner der Abreise Neoptolemos‘ nach Troia darstellt (vgl. Cic., Laelius 75 und Philostratos Jun., Imag. 864), aber Lykomedes‘ Belehrungen über die Gefahren der Seefahrt und dessen Warnungen weisen auf die Nostoi (Proklos, Chrest. 277 Seve., p. 95 Bernabé) hin, nach denen Neoptolemos nach Thetis‘ Anweisungen nicht übers Meer heimkehrte und so dem Tod am Kap Kaphereus entkommen konnte: „Νενπηόιεκνο δὲ Θέηηδνο πνζεκέλεο πεδῆ πνηεηαη ηὴλ πνξείαλ· θαὶ παξαγελόκελνο εἰο Θξᾴθελ δπζζέα θαηαιακβάλεη ἐλ ηῆ Μαξσλείᾳ, θαὶ ηὸ ινηπὸλ ἀλύεη ηο ὁδνῦ θαὶ ηειεπηήζαληα Φνίληθα ζάπηεη· αηὸο δὲ εἰο Μνινζζνὺο ἀθηθόκελνο ἀλαγλσξίδεηαη Πειε―. Vgl. auch Apollod., Epit. 6, 12: „Νενπηφιεκνο δὲ κείλαο ἐλ Σελέδῳ δχν κέξαο πνζήθαηο ηο Θέηηδνο εἰο Μνινζζνὺο ἀπῆεη κεηὰ ιέλνπ, θαὶ παξὰ ηὴλ ὁδὸλ ἀπνζαλφληα Φνίληθα ζάπηεη.― Dazu siehe West, The Epic Cycle. A Commentary …, 262 ff. Dies kann aber m. E. den Inhalt der Rede des Lykomedes nicht völlig erklären, wie Vian, Ausg. II, 100 f. und Kakridis, Κόϊνηος μσρναῖος, 72 behaupten. Aus dem verlorengegangenen Drama Skyrioi von Sophokles überliefert uns Stobaios einige Verse, deren Inhalt auf die Gefahren der Seefahrt hinweisen. Es handelt sich um das TrGF Fr. 555. P.Oxy. 2077 Fr. 1 (ed. by A.S. Hunt P.Oxy. XVII 1927) bereicherte den Text um wenige Bruchstücke: „ἤ πνληνλαῦηαη ηλ ηαιαηπώξσλ βξνηλ, / νἷο νὔηε δαίκσλ νὔηε ηηο ζελ λέκσλ / πινύηνπ πνη᾽ ἂλ λείκεηελ ἀμίαλ ράξηλ· / ιεπηαο ἐπὶ ῥνπζηλ ἐκπνιὰο καθξὰο / ἀεὶ παξαξξίπηνληεο νἱ πνιύθζνξνη / ἠ ἔζσζαλ ἁθέξδαλαλ ἠ δηώιεζαλ. / ]· ηε θἀπαηλ βξνηνὺο / ] ρεηξὶ ηῆ δπζηιήκνλη / πν]ξζύλεηλ βίνλ / ]····[―. R. Pfeiffer, „Die ΚΤΡΗΟΗ des Sophokles―, Philologus 88 (1933), 1 ff. (= Ausgewählte Schriften, 85 ff.) war der erste, der dieses Fragment mit der Rede des Lykomedes in den PH 7, 294–311 verglich. Er betonte, es sei merkwürdig, dass Lykomedes bei Quintus den Kriegsgefahren nur einen Halbvers, den Gefahren der Seefahrt jedoch mehrere Verse widme. Dies führte ihn dazu anzunehmen, dass Quintus eine Passage in einer seiner Quellen gefunden habe, in der Lykomedes eine ähnliche Rede gehalten habe. Eine solche Quelle dürfte Sophokles‘ Skyrioi gewesen sein. Fr. 555, das von der Verurteilung der Seefahrt handele, könnte ein Abschnitt aus einer Rhesis des Lykomedes, an Neoptolemos gerichtet, gewesen sein. R. Carden, The Papyrus Fragments of Sophocles, Berlin, New York 1974, 96 wendet sich gegen diese Annahme mit der Argumentation, dass Lykomedes bei Quintus ein anderes Thema als die Kriegsgefahren aussuchen musste, da Deidameia kurz vorher eine Rede – 25 Verse lang – darüber und über die Folgen des Krieges gehalten hatte: „There was little left for the worried Lykomedes after this, than to warn against the sea
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voyage― (108). Wie ich oben dargelegt habe, scheint Lykomedes sich des Sieges seines Enkels in Troia sicher zu sein, aber nur durch seine unversehrte Heimfahrt kann Neoptolemos seinen Sieg wirklich genießen. Außerdem zweifelt Carden daran, dass das Sophokleische Fr. 555 aus einer Rede des Lykomedes stamme, denn in diesem Fragment sei vielmehr vom Seehandel und nicht von den Gefahren auf hoher See die Rede. Wie A. C. Pearson, The Fragments of Sophocles, Vol. II, ed. with additional notes from the papers of R. C. Jebb and W.G. Headlam by A.C. Pearson, Cambridge 2009 (19171), 194 ausführt, ist der Hauptsinn dieses Fragments folgender: „the risks run by seafaring folk in the hope of gain are so great that no reward however rich can compensate them.― – vgl. etwa A.G. 7, 586 (Iulianos aus Ägypten). Das Neue, das uns die Bruchstücke des P.Oxy 2077 gebracht haben, ist, dass der Sprecher des Fragments die Arbeit auf dem Lande (γεσξγία) dem Seehandel vorzieht – vgl. A.G. 7, 650 (Phalaikos). Carden führt Folgendes an (96): „I find the tone at least as suitable to someone just stepping ashore after a disagreeable voyage, denouncing sea-faring and giving thanks that he is not a professional sailor. An entry, perhaps a prologue?―. Er vergleicht dieses Fragment mit Euripides‘ Hypsipyle Fr. 1 iv. 15 ff., in dem Amphiaraos erscheint und sich über die Leiden eines Menschen, der fern von seiner Heimat weilt, beschwert. Er erwägt die Möglichkeit, dass diese Verse entweder aus einer Klage des Odysseus bzw. des Phoinix über die Landung auf Skyros stammen könnten oder der Kommentar einer anderen Person sind, die sieht, wie Odysseus und Phoinix auf Skyros landen. Er zieht den Schluss, dass Quintus ab v. 297 vielmehr von Aratos (siehe oben) als von Sophokles beeinflusst worden sei. Ich stimme Carden zu, wenn er an einem direkten Einfluss des Sophokles-Fragments 555 auf Quintus zweifelt. Ich schließe aber die Möglichkeit nicht aus, dass die Passage, aus der dieses Fragment stammt, Quintus etwa die Idee zu dieser Rede des Lykomedes gegeben hat, wobei PH 7, 297 „λαῦηαη γὰξ ἀεὶ ζρεδόλ εἰζηλ ὀιέζξνπ― auf Soph. Fr. 555, 1 und 4–6 verweisen könnte. Dazu siehe auch Carden, 97 f. Abschließend möchte ich auf einige Grabinschriften aus dem siebten Buch der Anthologia Graeca hinweisen, die den Tod von Seeleuten auf dem Meer zu für die Seefahrt gefahrbringenden Jahreszeiten zum Thema haben. Bezüglich des Untergangs des Orions (vgl. vv. 303 f.): A.G. 7, 273 (Leonidas): „Δὔξνπ κε ηξερεα θαὶ αἰπήεζζα θαηαηγὶο / θαὶ λὺμ θαὶ δλνθεξο θύκαηα παλδπζίεο / ἔβιας᾽ Ὠξίσλνο· ἀπώιηζζνλ δὲ βίνην / Κάιιαηζρξνο, Ληβπθνῦ κέζζα ζέσλ πειάγεπο. / θἀγὼ κὲλ πόληῳ δηλεύκελνο ἰρζύζη θύξκα / νἴρεκαη· ςεύζηεο δ᾽ νὗηνο ἔπεζηη ιίζνο.―; vgl. auch 7, 395 (Mark. Arg.): „Οὗηνο ὁ Καιιαίζρξνπ θελεὸο ηάθνο, ὃλ βαζὺ ρεῦκα / ἔζθειελ Ληβπθλ ἐλδξνκένληα πόξσλ, / ζπξκὸο ὅη᾽ Ὠξίσλνο ἀλεζηξώθεζε ζαιάζζεο / βέλζνο πὸ ζηπγεξο νἴδκαηα παλδπζίεο. / θαὶ ηὸλ κὲλ δαίζαλην θπθώκελνλ εἰλ ἁιὶ ζξεο, / θσθὸλ δὲ ζηήιε γξάκκα ιέινγρε ηόδε.―. Bezüglich des Untergangs der Pleiaden (vv. 308 f.): A.G. 7, 534 (Alex. Aetol. oder Autom.): „Ἄλζξσπε, δσο πεξηθείδεν κεδὲ παξ᾽ ὥξελ / λαπηίινο ἴζζη· θαὶ ὣο ν πνιὺο ἀλδξὶ βίνο. / δείιαηε Κιεόληθε, ζὺ δ᾽ εἰο ιηπαξὴλ Θάζνλ ἐιζελ / πείγεπ, Κνίιεο ἔκπνξνο ἐθ πξίεο, / ἔκπνξνο, ὦ Κιεόληθε· δύζηλ δ᾽ πὸ Πιεηάδνο αηὴλ / πνληνπνξλ αηῆ Πιεηάδη ζπγθαηέδπο.―. Bezüglich des Ver-
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laufs der Sonne unter dem Arktouros (Mitte September – Anfang November): A.G. 7, 495 (Alk. Mess.): „ηπγλὸο ἐπ᾽ Ἀξθηνύξῳ λαύηαηο πιόνο, ἐθ δὲ Βνξείεο / ιαίιαπνο Ἀζπαζίῳ πηθξὸλ ἔηεπμε κόξνλ, / νὗ ζηείρεηο παξὰ ηύκβνλ, ὁδνηπόξε· ζκα δὲ πόληνο / ἔθξπς᾽ Αἰγαίῳ ῥαηλόκελνλ πειάγεη. / ηζέσλ δαθξπηὸο ἅπαο κόξνο· ἐλ δὲ ζαιάζζῃ / πιεζηα πνιπθιαύηνπ θήδεα λαπηηιίεο.―; 7, 539 (Perses): „Ο πξντδώλ, Θεόηηκε, θαθὴλ δύζηλ εηίνην / Ἀξθηνύξνπ θξπεξο ἣςαν λαπηηιίεο, / ἣ ζε, δη᾽ Αἰγαίνην πνιπθιήηδη ζένληα / λεί, ζὺλ νἷο ἑηάξνηο ἢγαγελ εἰο Ἀίδελ. / αἰα, Ἀξηζηνδίθε δὲ θαὶ Δὔπνιηο, νἵ ζ᾽ ἐηέθνλην, / κύξνληαη θελεὸλ ζκα πεξηζρόκελνη.―. Bezüglich des Untergangs der Hyaden (Anfang November): 7, 653 (Pankrat.): „Ὤιεζελ Αἰγαίνπ δηὰ θύκαηνο ἄγξηνο ἀξζεὶο / Λὶς πηεξείδελ άζη δπνκέλαηο / αηὸλ ἑῆ ζὺλ λεὶ θαὶ ἀλδξάζηλ· ᾧ ηόδε ζκα / δαθξύζαο θελεὸλ παηδὶ παηὴξ ἔθακελ.―. Solche Epigramme, die von „πνιπθιαύηνπ θήδεα λαπηηιίεο― (A.G. 7, 495, 6) handeln, dürften unserem Dichter bekannt gewesen sein und ihn zur der Abfassung der vv. 300–311 aus der Rede von Lykomedes beeinflusst haben. 312–313 θύζε παδα: In PH 7, 640 f. küsst Phoinix Neoptolemos: „ὣο ὃ Νενπηνιέκνην θάξε θαὶ ζηήζεα θύζζελ / ἀκθηρπζείο―, in PH 12, 281 f. küsst Nestor Neoptolemos: „ηῶ δ᾽ ἄγρηζηα θηὼλ Νειήηνο πἱὸο / ἀκθνηέξαο νἱ ἔθπζζε ρέξαο θεθαιήλ η᾽ ἐθύπεξζελ―. Anders als in unserer Partie, in der die Rede des Lykomedes mit dem Akt des Küssens abgeschlossen wird, geht der Kuss der Älteren, Phoinix und Nestor für Neoptolemos ihrer Rede voraus. νὐθ ἀλέεξγε θειεύζνπ: Das Verbum ἀλείξγσ verbindet sich hauptsächlich mit Akkusativ. In der epischen Dichtung findet sich die Konstruktion mit Genitiv nur hier. Vgl. Il. 3, 77; 7, 55; 17, 752; in den PH 11, 263; 14, 644 (Akkusativ). Die Konstruktion mit Genitiv ist recht selten und kommt in der späteren Prosa vor: vgl. Philon Jud., Spec. 3, 63; Clemens Alex., Paedagogus 3, 8, 45, 2; Philostr. mai., Im. 1, 28, 2; Euseb., Demonstr. Evang. 3, 3, 1. 313–314 ἱκείξνληα: Der Akkusativ verbindet sich mit παδα von v. 312; eine ungewöhnliche Sperrung, die der Ausdruck „θαὶ νθ ἀλέεξγε θειεχζνπ― in v. 312 verursacht. κόζνην δπζερένο: Vgl. PH 1, 376; 3, 321; vgl. auch PH 2, 166. Quintus variiert hier das homerische „πνιέκνην δπζερένο― (Il. 2, 686; 7, 376, 395; 11, 524, 590 usw.; PH 6, 31; 9, 278 usw.) Ὃο δ’ ἐξαηεηλὸλ / κεηδηόσλ: ἐξαηεηλὸλ ist eine Konjektur von Rhodomann; die codd. überlieferten ἐξαηεηλὴλ, was unwahrscheinlich ist. Das Adjektiv funktioniert hier als Adverb, als adverbialer Akkusativ: vgl. PH 5, 72: „κεηδηφσζ‘ ἐξαηεηλά―; auch Ps.-Opp., Kyn. 1, 15: „θαηδξά ηε κεηδηφσζα―. ζνο … λέεζζαη: vgl. Od. 16, 350: „ζνο νἰθφλδε λέεζζαη―. ὥξκαηλε λέεζζαη: Die Ergänzung des Verbums ὁξκαίλσ mit Infinitiv kommt nur selten vor: vgl. Theokr., id. 24, 26: „θεπγέκελ ὁξκαίλσλ―; Hom. Epigr. 4, 16 f.: „νδέ ηη κνη θίια γπα κέλεηλ ἱεξαο ἐλ ἀγπηαο / Κύκεο ὁξκαίλνπζη―. In den vv. 313b–314 ist die Wiederholung der n-Laute charakteristisch.
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315–316 Aber ihn (Neoptolemos), der forteilen wollte, hielt ein tränenreiches Gespräch seiner Mutter im Palast zurück. δαθξπόεηο ὀαξηζκόο: Diese Junktur findet sich nur hier, bei Hesiod, Erga 789 finden wir „θξπθίνπο ὀαξηζκνχο―, bei Kallimachos, Fr. 401, 3 Pf. (= 476, 3 Asper) „ελαίνπο ὀαξηζκνχο―. Die Bedeutung von ὀαξηζκφο ist vertrauliches Gespräch. ἐπηζπεύδνληα πόδεζζηλ: Dieser Ausdruck am Versschluss unterstreicht die Ungeduld von Neoptolemos, der forteilen wollte. Zur Verbindung des Verbums (ἐπη)ζπεχδσ mit πνχο vgl. Eur., Tr. 1275: „ἀιι᾽, ὦ γεξαηὲ πνύο, ἐπίζπεπζνλ κόιηο―; Greg. Naz., In patrem tacentem 35, 936: „ἐπὶ ηνὺο πόδαο ἐζπεύζαηε―; Septuag. Pr. 6, 18: „θαὶ πόδεο ἐπηζπεύδνληεο θαθνπνηελ―. Die Eile Neoptolemos‘ findet eine zweimalige Entsprechung in dem darauffolgenden Gleichnis, v. 317: „ἐπὶ δξόκνλ ἰζραλόσληα―; v. 320: „ἐειδόκελνη πόδεο νἴκεο― und wird nochmals in der Apodosis des Gleichnisses hervorgehoben: v. 326 „πόδεο δέ νἱ ἐγθνλέεζθνλ―. 317–327 Deidameias Versuche, Neoptolemos im Palast zurückzuhalten, werden mit den Versuchen eines Reiters verglichen, sein Pferd, das vorpreschen will, zurückzuhalten. Das Pferd aber zerreißt den Zügel und wiehert, seine Brust wird nass vom Schweiß, seine Füße, die zum Lauf fortstreben, stehen nicht still; ein großes Getöse entsteht unter seinen leichten Füßen, weil es sich häufig auf der gleichen Stelle bewegt. Seine Mähne flattert, weil es voller Eifer ist. Es hebt seinen Kopf mit gewaltigem Schnauben stolz in die Höhe. Sein Herr erfreut sich daran. So versuchte Deidameia den Sohn des im Kampf standhaften Achilleus zurückzuhalten, seine Füße aber trieben ihn voran. Trotz ihrer schmerzlichen Trauer erfreute sich die Mutter jedoch an ihrem Sohn. 317 Ὡο δ’ ὅηε ηηο: In den PH (vgl. auch 2, 371; 8, 331; 10, 277; 11, 110, 170) beginnt ein Gleichnis mit diesem Ausdruck sechsmal, dem wir auch bei Homer, Apollonios Rhodios, Oppianos und Nonnos begegnen. In der Ilias werden nur Gleichnisse aus dem Tierbereich mit diesem Ausdruck eingeleitet (Il. 3, 33; 4, 141; 6, 506; 8, 338; 15, 263; 17, 61; 20, 495) ζνὸλ ἵππνλ: nicht homerisch; der Ausdruck kommt erst bei Pindar, Fr. 89a, 3 M.: „ζνλ ἵππσλ―; bei Bakchylides, Ep. 3, 3 f. vor, dann bei Euripides, Aristophanes, Theokritos; bei Apollonios Rh., Arg. 4, 86; 4, 1604; Ps.-Opp., Kyn. 2, 16, 406; 4, 103; in den PH: 1, 624; 5, 27; 9, 191; 11, 327. Bei Apoll. Rh., Arg. 4, 1604 wird dieser Ausdruck zu Beginn eines Gleichnisses wie hier verwendet: „ὡο δ᾽ ὅη᾽ ἀλὴξ ζνὸλ ἵππνλ ἐο εξέα θύθινλ ἀγλνο―. Zu diesem Gleichnis siehe unten. ἐπὶ δξόκνλ ἰζραλόσληα: nach dem Lauf begehrend. Vgl. Il. 23, 300: „κέγα δξφκνπ ἰζραλφσζαλ―. ἰζραλάσ ist eine gedehnte Form von ἰζράλσ, zurückhalten, hemmen. Es ist schwierig abzuleiten, woher die Bedeutung „begehren― (vgl. auch Od. 8, 288; Il. 17, 572) kommt: aus ἰζραλάσ mit der Bedeutung „aus sich an etwas halten― oder aus ἰραλάσ, das sich auf ἴραξ (Verlangen; Aisch., Hik. 850) bezieht. In Od. 8, 288: „ἰζραλόσλ θηιόηεηνο ἐυζηεθάλνπ Κπζεξείεο― ist auch die Lesart ἰραλφσλ (j formam testatur Choirobosc., Orthogr. 222, 6 ) überliefert. Vgl. Etym. Magn. 478, 45 ff. zu dieser Stelle:
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„εκαίλεη ηὸ ἐπηζπκλ. Ὥζπεξ ἀπὸ ηνῦ θ γίλεηαη θαίλσ, νὕησο θαὶ ἀπὸ ηνῦ ἴζρσ γίλεηαη ἰζραίλσ· ὁ κέιισλ, ἰζραλ· θαὶ ἐθ ηνύηνπ γίλεηαη ἰζραλόσλ. Γξάθεηαη θαὶ ἰραλόσλ. Παξὰ ηὸ ιίαλ ἔρεζζαη, ἰραι· θαὶ ηξνπῆ, ἰραλ. ῍Ζ ὥζπεξ παξὰ ηὸ πακθαίλσ, ὁ κέιισλ, πακθαλ, νὕησο θαὶ παξὰ ηὸ ἰρ ἰραίλσ, ἰραλ· θαὶ ὥζπεξ ηὸ γηγλώζθσ, ἅκα ηῆ ἀπνβνιῆ ηνῦ γ ἐμεηάζε ηὸ δίρξνλνλ, θαὶ κεηιζελ ζέζεη καθξὰ εἰο θύζεη καθξάλ· νὕησο θαὶ ἀπὸ ηνῦ ἰζραλ κέιινληνο γίλεηαη ἰραλ, ἀπνβιεζέληνο ηνῦ ¼ θαὶ ἐθηαζέληνο ηνῦ η· θαὶ κεηάγεηαη ὁ κέιισλ εἰο ἐλεζηηα, θαὶ γίλεηαη ἰραλ ἐλεζηὼο, ὡο ἀπὸ ηνῦ εἴξσ ἐξ γίλεηαη ἐλεζηὼο ἐξ.―. Siehe dazu auch F. Bechtel, Lexil., 182 f. mit Literatur und LfgrE s.v. ἰζραλάσ und Richardson, The Iliad : A Commentary. Volume VI zu Il. 23, 300. Sowohl bei Quintus (siebenmal) als auch in der spätepischen Dichtung (Nikander, Oppianos, Hal.) hat es ausschließlich die Bedeutung „begehren―. Siehe auch Chantraine, Dictionnaire ... s.v. ἰραλάσ. ἐπὶ δξφκνλ: vgl. Triph., 85, 337; Nonn., Dion. 37, 180: „θξείζζνλεο ἀίζζνπζηλ ἐπὶ δξφκνλ Ἀξθάδεο ἵππνη―; vgl. auch 5, 233; 31, 195. 318–322a Zu vv. 318–322a vgl. PH 4, 547b–550a: „θαὶ πάληεο ἀλαΐμαληεο ἐθ᾽ ἵππσλ / ἕδνλζ᾽· νἳ δὲ ραιηλὰ γελεηάζηλ ἀθξίδνληεο / δάπηνλ θαὶ πνζὶ γααλ ἐπέθηππνλ ἐγθνλένληεο / ἐθζνξέεηλ.―. ἐθεδόκελνο: vgl. Nonn., Dion. 1, 131: „Δξψπελ ιηπφπαηξηλ ἐθεδνκέλελ ηηλὶ ηαχξῳ―. ἐξπθαλόσληα: ἐξπθαλάσ, poet. Dehnung des Präsens für ἐξχθσ; vgl. Od. 1, 199; PH 4, 105; 12, 205. δάπηεη (besser „zerreißt― und nicht „zerbeißt―, wie Gärtner übersetzt) überliefern alle Handschriften und aus PH 4, 549 ist diese Lesart sicher. So brauchen wir nicht mit Nauck δάθλεη zu lesen. Zu ἐπηρξεκέζσλ vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 1260; PH 11, 328. Zu νἱ ἀθξηόσληνο, v. 319 (Genitivus absolutus): Auf νἱ folgt ein Partizipium im Genitiv wie PH 2, 245, 254, 391; 3, 84, 139, 141, 152, 315; 6, 238, 564; 7, 50, 208, 585 usw.); vgl. Nonn., Dion. 37, 303: „ἀθξηόσλ ζηαηὸο ἵππνο ἀπέπηπελ ἄθξα ραιηλνῦ―. ἐειδόκελνη … νἴκεο variiert „ἐπὶ δξφκνλ ἰζραλφσληα― (v. 317). ἔιδνκαη (FΔΛΓ), gew. ἐέιδνκαη, nur Präs. u. Impf., wünschen, verlangen – kann bereits seit Homer sowohl mit Akkusativ als auch mit Genitiv konstruiert werden: mit dem Gen.: Il. 23, 122; Od. 14, 42; Hes., Erga 381; mit dem Akk.: Il. 5, 481, vgl. Od. 1, 409. πνπιὺο δ’ ἀκθ’ ἕλα ρξνλ ἐιαθξνηάηνηο ὑπὸ πνζζὶ: V. 321 ist unterschiedlich überliefert: ἀθ‘ ἕλα ἐι.; ἀκθ. ἕ. ἐι.; ἀκθ‘ ἕλα ρξνλ überliefert P, was Brodaeus und ihm folgend Hermann und Köchly und alle modernen Herausgeber beibehalten, denn das Pferd bleibt am selben Ort, wenn es von seinem Ritter zurückgehalten wird. Anders aber Rhodomann: δ‘ ἀκθ‘ ἑθάηεξζελ; Heyne und Tychsen: δ‘ ἀκθνηέξσζελ unter Heranziehung von PH 6, 349; 7, 18; diese Stellen bestätigen aber die Annahme dieser Lesart nicht. Dausques Lesart δ‘ νὔαηα ἀκθὶο und Pauws Vorschlag δ‘ ἂξ θείλνην sind abwegig. πνπιὺο verbindet sich mit θηχπνο in v. 322, eine ungewöhnliche Sperrung. ἐιαθξνηάηνηο ὑπὸ πνζζὶ: vgl. PH 4, 512: „ἐιαθξνπόδσλ κέλνο ἵππσλ―; Dion., Bass. Fr. 6b, 7 Livrea: „ἐιαθξνηάηνηζη … πφδεζζη―; Nonn., Dion. 28, 278; PH 10, 448 f. ηαξθέα θηλπκέλνην: ηαξθέα ist hier adverbial: häufig, oft. Zum Ausdruck vgl. Il. 13, 718: „ηαξθέα βάιινληεο―; Od. 8, 379 „ηαξθέ‘ ἀκεηβνκέλσ―; PH 4, 346: „ηαξθέα
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παπηαίλνληεο―; 559: „ηαξθέα πεπιεγώο―; 6, 638: „ηαξθέα παιινκέλε― u.a. πέιεη … ἐζζπκέλνην (v. 323) fehlt in P. 322b–324 ἀκθὶ δὲ ραηαη / ῥώνλη’ ἐζζπκέλνην: ῥψνληαη: das Verbum ῥψνκαη in der Bedeutung von „sich kräftig, schnell bewegen―, „flattern―; Homer verwendet nur die 3. Person Plural des Imperfekt, ἐξξψνλην, ῥψνλην, und des Aorists, ἐξξψζαλην. Bei Kallimachos, Del. 175 findet sich der Konjunktiv ῥψζνληαη oder -σληαη. Nikand., Ther. 351 hat auch ῥψεην. Die Präsensform begegnet uns mit Sicherheit erstmalig bei Dionysios Perieg., Orb. discr. 518, dann an unserer Stelle hier und später in den Lithika 707 – alle Belege in der 3. Person Plural. Vgl. Il. 23, 367 von den Mähnen der Pferde: „ραηαη δ‘ ἐξξψνλην κεηὰ πλνηῆο ἀλέκνην―; 6, 509 f.: „ἀκθὶ δὲ ραηαη / ὤκνηο ἀΐζζνληαη·― (Pferdegleichnis); Nonn., Dion. 37, 286; vgl. auch Il. 1, 529. θάξε δ’ εἰο ὕςνο ἀείξεη: Nonn., Paraphr. Johann. 21, 45: „θεθαιὴλ εἰο ὕςνο ἀείξσλ―; Il. 6, 509: „ςνῦ δὲ θάξε ἔρεη― (Pferdegleichnis); vgl. auch Pind., Paian Fr. 52u 10: „ὁ δ᾽ ἀληίνλ ἀλὰ θάξα η᾽ ἄεηξ[ε―; Apoll. Rh., Arg. 1, 1312; Nik., Ther. 167. θπζηόσλ κάια πνιιά: Das Verbum θπζηάσ: blasen, schnauben, heftig, mit Anstrengung atmen. Das Pferd schnaubt, weil es dem Reiter Widerstand leistet wie in der Il. 16, 506: „ἵππνπο θπζηφσληαο―; vgl. auch Il. 4, 227. λόνο δ’ ἐπηηέξπεη’ ἄλαθηνο: Zum Ausdruck vgl. PH 4, 277: „λόνλ δ᾽ εηέξπεην ηῆζη―; zur Struktur vgl. PH 11, 177: „ἄλαμ δ᾽ ἐπηηέξπεη᾽ ἀξνύξεο― an der gleichen Versstelle wie PH 7, 324, auch als letzter Satz im Rahmen eines Gleichnisses. Zu dem homerischen Hapax ἐπηηέξπνκαη (Od. 14, 228), das in den Posthomerica häufig vorkommt, siehe Ferreccio, Commento al libro II, 257 zu PH 2, 486. 325–327 θύδηκνλ πἷα: Diese Junktur findet sich nur in den PH; siehe v. 121. κελεπηνιέκνπ Ἀρηιῆνο: PH 7, 583; 8, 285; 11, 433. Bei Homer bezeichnet κελεπηφιεκνο Polypoites (Il. 2, 740; 6, 29; 23, 836, 844), Peraiboi (Il. 2, 749), Polyphontes (Il. 4, 395), Thrasymedes (Il. 10, 255; vgl. Od. 3, 442), Podarkes (Il. 13, 693), Diomedes (Il. 19, 48); bei Nonnos, Dion. Dionysos (14, 316; 47, 646). In den Posthomerica charakterisiert κελεπηφιεκνο auch die Argeier (3, 19; 6, 59; vgl. 4, 83), Odysseus (6, 64; 9, 335), Deiphobos (11, 340), Dardaniones (11, 425) und andere Kämpfer von geringerer Bedeutung. Zum Ausdruck „θύδηκνλ πἷα κελεπηνιέκνπ Ἀρηινο― vgl. PH 2, 186: „ἀξήηνλ πἷα θαεζθόξνπ ἦξηγελείεο―. κήηεξ κὲλ θαηέξπθε entspricht v. 315 f.: „ἀιιά κηλ εἰζέηη κεηξὸο ἐλὶ κεγάξνηζηλ ἔξπθε / δαθξπόεηο ὀαξηζκὸο―. Das Imperfekt θαηέξπθε zeigt die Dauer. πόδεο δέ νἱ ἐγθνλέεζθνλ: vgl. Apoll., Rh., Arg. 4, 66 (Medeas Flucht): „ηὴλ δ‘ αἶςαλ πφδεο θφξελ ἐθγνλεφπζαλ―. ἡ δὲ θαὶ ἀρλπκέλε πεξ ἑῶ ἐπαγάιιεην παηδί: vgl. Il. 2, 270: „νἳ δὲ θαὶ ἀρλύκελνί πεξ ἐπ᾽ αηῶ δὺ γέιαζζαλ―. ἑῶ ἐπαγάιιεην παηδί entspricht v. 324b. Die Mutter ist trotz ihrer Trauer – sie sieht, dass sie nichts mehr machen kann, um den nach Kampf gierenden Neoptolemos zurückzuhalten – stolz auf ihn und erfreut sich an ihrem mutigen Sohn (θύδηκνλ πἷα κελεπηνιέκνπ Ἀρηινο, v. 325), genauso wie der Reiter des Gleichnisses, der trotz seiner Versuche, sein Pferd zurückzuhalten, sieht, dass er ein kräftiges und eifriges Pferd besitzt.
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Dieses Gleichnis, das einzige Pferdegleichnis in den Posthomerica, erinnert den Leser vor allem an das berühmte Gleichnis am Ende des sechsten Buches der Ilias, vv. 506 ff., in dem Paris, der mit neuer Energie in den Kampf zurückkehrt, bezüglich seiner Schnelligkeit, seiner prächtigen äußeren Erscheinung und seiner Hochstimmung mit einem Pferd verglichen wird, das die Fessel zerreißt und frei über das Feld läuft: Il. 6, 506–514: „ὡο δ᾽ ὅηε ηηο ζηαηὸο ἵππνο ἀθνζηήζαο ἐπὶ θάηλῃ, / δεζκὸλ ἀπνξξήμαο ζείῃ πεδίνην θξναίλσλ, / εἰσζὼο ινύεζζαη ἐυξξενο πνηακνν, / θπδηόσλ· ςνῦ δὲ θάξε ἔρεη, ἀκθὶ δὲ ραηαη / ὤκνηο ἀΐζζνληαη· ὃ δ᾽ ἀγιαΐεθη πεπνηζὼο / ῥίκθά ἑ γνῦλα θέξεη κεηά η᾽ ἢζεα θαὶ λνκὸλ ἵππσλ· / ὣο πἱὸο Πξηάκνην Πάξηο θαηὰ Πεξγάκνπ ἄθξεο / ηεύρεζη πακθαίλσλ ὥο η᾽ ιέθησξ ἐβεβήθεη / θαγραιόσλ, ηαρέεο δὲ πόδεο θέξνλ―. Die Frage der Funktion des Wiederkehrens dieses Gleichnisses in 15, 263–268 (Hektor kehrt in den Kampf zurück, nachdem Apollon ihn von einer schweren Verwundung geheilt hat) ist hier nicht zu behandeln. Dazu siehe aber die Ausführungen von Magdalene Stoevesandt, Homers Ilias. Gesamtkommentar. Band IV: Sechster Gesang. Faszikel 2: Kommentar, Berlin, New York 2008, 157 f. mit Sekundärliteratur. Quintus übernimmt aus diesem Gleichnis die Parataxe und in Bezug auf die Motive das Zerreißen der Fessel, das bei Quintus als Zerreißen des Zügels zu finden ist (vv. 318b– 319a), das Hochhalten des Pferdekopfes (v. 323) und das Flattern seiner Mähne (vv. 322b–323a). Vergil, Aen. 11, 492–497 hat dieses homerische Gleichnis für Turnus übernommen. In diesem Gleichnis vergleiche man die mit Quintus gemeinsamen Züge: das Hochhalten des Kopfes und das Flattern der Mähne: „arrectisque fremit ceruicibus alte / luxurians luduntque iubae per colla, per armos.“ Quintus behandelt aber in seinem Gleichnis ein anderes Thema: den starken Widerstand eines mutigen Pferdes, das, obwohl es nach freiem Lauf begehrt, von seinem auf ihm sitzenden Reiter daran gehindert wird. Zwei andere Pferdegleichnisse, die Quintus wahrscheinlich bezüglich der Motive im Sinn hatte, sind die Argonautika-Stellen des Apollonios Rhodios 3, 1259– 1262 und 4, 1604–1610. Im ersten Gleichnis wird die große Freude Iasons über die Kraft seiner Glieder mit einem Kriegspferd verglichen, das nach der Schlacht begehrt: „ὡο δ᾽ ὅη᾽ ἀξήηνο ἵππνο, ἐειδόκελνο πνιέκνην, / ζθαξζκῶ ἐπηρξεκέζσλ θξνύεη πέδνλ, αηὰξ ὕπεξζε / θπδηόσλ ὀξζνζηλ ἐπ᾽ νὔαζηλ αρέλ᾽ ἀείξεη / ηννο ἄξ᾽ Αἰζνλίδεο ἐπαγαίεην θάξηετ γπίσλ― (3, 1259–1262). Bestimmte Züge dieses Gleichnisses kehren auch in unserem Gleichnis wieder: Der Beginn beider Gleichnisse: Arg. 4, 1604: „ὡο δ᾽ ὅη᾽ ἀλὴξ ζνὸλ ἵππνλ…― – PH 7, 317: „Ὡο δ᾽ ὅηε ηηο ζνὸλ ἵππνλ …―; das Wiehern des Pferdes: ἐπηρξεκέζσλ an der gleichen Versstelle (vgl. PH 7, 319), das Stampfen des Pferdes beim Aufbäumen (vgl. PH 7, 321 f.) und das Hochwerfen seines Kopfes (vgl. PH 7, 323). An der Stelle Apoll. Rhod., Arg. 4, 1604–1610 wird die Art und Weise, wie der Meeresgott Triton die Argo führt, mit der eines Mannes verglichen, der ein schnelles Pferd, das ihm gehorcht, in den weiten Kreis der Kampfbahn bringt: „ὡο δ᾽ ὅη᾽ ἀλὴξ ζνὸλ ἵππνλ ἐο εξέα θύθινλ ἀγλνο / ζηέιιῃ ὀξεμάκελνο ιαζίεο επεηζέα ραίηεο, / εἶζαξ ἐπηηξνράσλ, ὁ δ᾽ ἐπ᾽ αρέλη γαῦξνο ἀεξζείο / ἕζπεηαη, ἀξγηλόεληα δ᾽ ἐπὶ ζηνκάηεζζη ραιηλά / ἀκθὶο ὀδαθηάδνληη παξαβιήδελ θξνηένληαη· / ὧο ὅγ᾽ ἐπηζρόκελνο γιαθπξο ὁιθήηνλ Ἀξγνῦο / ἤγ᾽ ἅιαδε πξνηέξσζε.―. Das Pferd bei
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Apollonios erhebt stolz seinen Nacken und beißt um sich und zerreißt bzw. zerbeißt nicht, wie bei Quintus, die weißschimmernden Zügel, da es sich hier um ein gehorsames Pferd handelt, das allen Befehlen seines Herrn folgt. Ähnliches findet sich auch in den Posthomerica 4, 545–550, wobei einige Wörter und Ausdrücke wie „ἀθξίδνληεο―, „δάπηνλ―, „πνζὶ γααλ ἐπέθηππνλ ἐγθνλένληεο― auf ihnen entsprechende in dem Gleichnis des 7. Buches hinweisen: „Ἄιινη δ᾽ αὖζ᾽ ἑηέξσζε κνλάκππθαο ἔληπνλ ἵππνπο / ἐο δξόκνλ ἰζύλνληεο, ἕινλην δὲ ρεξζὶ βνείαο / κάζηηγαο, θαὶ πάληεο ἀλαΐμαληεο ἐθ᾽ ἵππσλ / ἕδνλζ᾽· νἳ δὲ ραιηλὰ γελεηάζηλ ἀθξίδνληεο / δάπηνλ θαὶ πνζὶ γααλ ἐπέθηππνλ ἐγθνλένληεο / ἐθζνξέεηλ. Σνο δ᾽ αἶςα δξόκνο―. Die Reiter setzen sich auf ihre Pferde und lassen ihnen freien Lauf. Die Pferde beißen mit den Kiefern auf ihre Zügel, haben Schaum vor dem Mund und stampfen mit den Füßen auf die Erde. Damit leisten sie aber keinen Widerstand, sondern sind voller Eifer, voranzuspringen. Beeinflusst vor allem von dem iliadischen Gleichnis, 6, 506–514 bzw. 15, 263–268, das die Wiederaufnahme des Kampfes von Paris bzw. Hektor versinnbildlicht, die beide zeitweise am Weiterkämpfen verhindert waren (Paris wurde nach dem unentschiedenen Zweikampf mit Menelaos von Aphrodite im 3. Buch der Ilias nach Hause geführt; Hektor, der von Aias durch einen Stein sehr schwer verletzt und außer Gefecht gesetzt worden war (14, 409 ff.), wurde von Apollon geheilt), übernimmt Quintus Ausdrücke und Auszüge aus allen angeführten Stellen und schafft ein originelles Gleichnis, das der Erzählsituation entspricht. Anders als Paris und Hektor, die schon Erfahrung im Schlachtgetümmel haben und nach ihrer Abwesenheit mit großer Wucht und Energie zum Kampf zurückkehren, will Neoptolemos zum ersten Mal, jedoch mit großem Enthusiasmus und voller Ungeduld, am Kampf teilnehmen. In den Posthomerica ist es der Reiter des Pferdes, der dieses, auf ihm sitzend, am freien Lauf, nach dem es sich sehnt, hindert. Deidameia, die ihren Sohn zurückhält, wird mit dem Reiter des Gleichnisses verglichen, Neoptolemos hingegen mit dem schnellen und zum Lauf bereiten Pferd. Das Pferd des homerischen Gleichnisses hat die Fessel zerrissen und läuft endlich frei und stolz über das Feld; das Pferd bei Quintus, obwohl es den Zügel zerrissen hat, ist noch nicht frei, leistet aber, ohne dabei seinen Eifer, Schwung und Stolz zu verlieren, Widerstand gegen seinen Herrn, der es vom Laufen abhält. Die Haltung des Pferdes erfüllt seinen Herrn mit großer Freude, da er sieht, dass er ein solches Pferd besitzt. Auf ähnliche Weise erfreut sich Deidameia am Eifer, der Energie und dem Enthusiasmus ihres Sohnes, obwohl ihre Traurigkeit darüber, dass sie Neoptolemos verlieren wird, sehr groß ist. Ein Pferdegleichnis, das sich auf Neoptolemos‘ Ungeduld und Begeisterung bezieht, findet sich auch bei Triphiodoros, 154–156. Der junge Held leistet Odysseus‘ Rede über die List mit dem hölzernen Pferd (vv. 120–151) Folge und wird dann mit einem ungestümen jungen Pferd verglichen, das, sich auf tauigem Feld des neu angelegten Stirnschmucks erfreuend, der Peitsche und den Drohungen des Wagenlenkers zuvorkommt: „πινο ἅηε δξνζόεληνο ἐπεηγόκελνο πεδίνην, / ὅζηε λενδπγέεζζηλ ἀγαιιόκελνο θαιάξνηζηλ / ἔθζαζε θαὶ κάζηηγα θαὶ ληνρνο ἀπεηιήλ.―. Dieses, wie auch unser Gleichnis in den Posthomerica, versinnbildlicht das ungestüme Wesen des jungen Neoptolemos. In dem Gleichnis der Posthome-
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rica wird dies mit den erfolglosen Bemühungen des Reiters verdeutlicht, der sein Pferd, das vorpreschen will, davon abzuhalten versucht. Bei Triphiodoros prescht das Fohlen los, ohne auf die Peitschschläge und Drohungen seines Lenkers zu warten. Bei Triphiodoros liegen zwar trotz des Fehlens sprachlicher Ähnlichkeiten auch die homerischen Gleichnisse Il. 6, 506–514 bzw. 15, 263–268 zugrunde, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Dichter auch unser Gleichnis vor Augen hatte. Zu dem Gleichnis bei Triphiodoros siehe Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 214 f. 328–329 Ὃο δέ κηλ ἀκθηθύζαο κάια κπξία: Das Verbum ἀκθηθπλέσ bzw. ἀκθηθχσ findet sich nur hier (Hapax) und hat in unserer Stelle die Bedeutung von „überall küssen―. κάια κπξία: in der Bedeutung von „unzählige Male―; der Ausdruck findet sich viermal in der Odyssee (15, 556; 16, 121; 17, 422; 19, 78), je einmal bei Theokr., id. 25, 88; SH 923 (Rhianos?), 6 und Opp., Hal. (2, 439) und fünfmal in den PH (noch 1, 301; 5, 156; 12, 519 mit Campbell, A Commentary ...; 14, 358), immer an der gleichen Versstelle. Boyten, Epic Journeys …, 187 f. verbindet diesen übertriebenen Ausdruck κάια κπξία mit den unzähligen durch Neoptolemos herbeigeführten Tötungen (vgl. z. B. PH 8, 230): „[T]he infinite, or the excessive, in Quintus is more usually associated with the hero‘s killing or size (…) than with the affection shown toward or by him. In this way, Quintus applies hyperbole again, but here it emphasises gentleness as opposed to brutality.―. In den Posthomerica küsst Neoptolemos noch einmal, nämlich 9, 47 Tränen vergießend, das riesige Grabmal seines Vaters. Sonst wird er geküsst: von Lykomedes, 7, 312, von Deidameia – sie küsst Neoptolemos‘ zurückgelassenen Speer und andere persönliche Gegenstände von ihm –, 7, 341–343, von Phoenix, 7, 640, von Nestor, 12, 282 und von Achilleus (als Traumerscheinung), 14, 183. Mit Ausnahme von Nestor betreffen die Küsse, die Neoptolemos gibt und nimmt, Personen aus seiner Familie; Phoinix gilt als Famielienmitglied in der Rolle des Vaterersatzes. Dazu vgl. auch Boyten, Epic Journeys…, 187 ff., der sich auch mit den Kussszenen in der Ilias (Ilias 6, 474) sowie in der Odyssee (bes. 16, 15 f.; 17, 39) beschäftigt. κπξνκέλελ ἀιεγεηλὰ: vgl. etwa Kolluth., 341: „ππθλὰ δὲ κπξνκέλεο―; Nonn., Dion. 2, 89: „ππθλὰ δὲ κπξνκέλε―. θίινπ θαηὰ δώκαηα παηξόο: Quintus variiert hier die epischen Ausdrücke: Od 19, 458; hom. Hymn. Dem. 107, 180: „θίινπ πξὸο δώκαηα παηξόο―; und Hes., Fr. 43a, 31 M.-W.: „θίινπ κ[εηὰ δώκαηα παηξὸο―. θαηὰ δψκαηα: Dieser formelhafte homerische Ausdruck (siebenmal in der Odyssee und zweimal im hom. Hymn. Dem. 104, 156) findet sich nur hier in den Posthomerica an der gleichen Versstelle wie in Od. 1, 116; 16, 109; 20, 225, 319; zum Ausdruck vgl. Eur., Phoin. 813; Manetho, Apot. 3, 143; Ps.-Opp., Kyn. 1, 498; A.G. 9, 86, 1 (Antiphilos); A.G. App. 2, 208, 13. 330–332 Οἵε … – ὣο ἄξα (v. 335)…: Einer der wenigen Belege, in denen sich das νἷνο eines Gleichnisses nicht auf ein ηννο in seiner Apodosis bezieht. Vgl. auch PH 10, 415 ff. Bei Homer vgl. Il. 22, 317 ff.: „νἷνο δ᾽ ἀζηὴξ εἶζη κεη᾽ ἀζηξάζη λπθηὸο ἀκνιγῶ / ἕζπεξνο, ὃο θάιιηζηνο ἐλ νξαλῶ ἵζηαηαη ἀζηήξ, / ὣο αἰρκο ἀπέιακπ᾽
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εήθενο …― (vv. 317–319). ἀκθὶ κέιαζξα … ρειηδώλ: vgl. A.G. 9, 363, 17 (Meleager): „ρειηδφλεο ἀκθὶ κέιαζξα―. Zum Ausdruck vgl. Eur., Tr. 552; Or. 1268 f.; PH 3, 470; 6, 274. κέγ’ ἀζραιόσζα: siehe v. 261. Quintus variiert das homerische Od. 1, 304: „κάι‘ ἀζραιφσζη― an der gleichen Versstelle (vgl. Ps.Opp., Kyn. 1, 493). Vgl. auch GVI I 756 (Miletos 471), 5: „αἰλὰ δὲ κπξν[κέλα θεια]δε ηέθνο ὥο ηηο ἀεδώ[λ]―. Zu den vv. 330 f. vgl. Triph., 550 f.: „αἱ δὲ θίινηο ἐπὶ παηζί, ρειηδόλεο νἷάηε θνῦθαη, / κεηέξεο ὠδύξνλην― mit den Ausführungen von Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 417 f. αἰόια ηέθλα: αἰφινο hier in der Bedeutung von „bunt―. Vgl. Arat., Phaen. 275: „αἰφινο ―. Die Bedeutung ist zwar nicht homerisch, kommt aber häufig bei den nachhomerischen Dichtern vor: z. B. Aisch., Sept. 494; Soph., Tr. 94, 132; Opp., Hal. 1, 100, 242; 4, 49; Ps.-Opp., Kyn. 1, 36, 166; PH 3, 369, 497; Triph., 247, 330. Siehe auch die Ausführungen von Kidd, Aratus zu Phaen. 275. ηεηξηγηα: von ηξίδσ, häufig im Perf. ηέηξηγα mit Präsensbedeutung: schwirren, schrillen, zirpen, zwitschern, von jungen Vögeln in Il. 2, 314: „ἔλζ᾽ ὅ γε ηνὺο ἐιεεηλὰ θαηήζζηε ηεηξηγηαο― mit dem Scholion A dazu: „ὅηη Εελόδνηνο γξάθεη "ηηηίδνληαο". εηειὴο δὲ ιέμηο· θαηὰ θύζηλ γὰξ θζεγγόκελνη νἱ λενζζνὶ ηηηίδνπζηλ, νἱ δὲ θαηεζζηόκελνη ηξίδνπζηλ.― und den Bemerkungen von Eustathios zu der homerischen Stelle: „θαίηνη θαζὶλ νἱ παιαηνί, ὅηη ἁπιο κὲλ ηηηίδνπζηλ νἱ λενζζνί, θαηεζζηόκελνη δὲ ηξίδνπζηλ. ἔζηη δὲ ηξίδεηλ ηὸ ιεπηὸλ ρελ θαηὰ ηὰο λπθηεξίδαο, αἳ θαὶ αηαὶ ηξίδεηλ ιέγνληαη, ὡο ὁ πνηεηὴο ἐλ ηῶ ηέιεη ηο δπζζείαο θεζί. ηὸ κέληνη ηξύδεηλ, ἀθ᾽ νὗ ηξπγώλ, ηξαρπθσλόηεξόλ ἐζηη.― Zu der Form ηεηξηγηα, einer Korrektur von Dausque des überlieferten ηεηξπγηα, siehe Vian zu PH 6, 109, Ausg. II, S. 71, N. 4. αἰλὸο ὄθηο θαηέδαςε: im Rahmen eines Vogelgleichnisses vgl. [Moschos], Megara 22 f.: „νὕο η᾽ αἰλὸο ὄθηο ἔηη λεπηάρνληαο / ζάκλνηο ἐλ ππθηλνζη θαηεζζίεη―; der Ausdruck αἰλὸο ὄθηο findet sich zum ersten Mal bei Kallimachos, Apoll. 101 auch am Versanfang; vgl. auch Orph. Lithika 116 ebenfalls am Versanfang; weiter: Or. Sib. 1, 39: „αἰλόο / ἐμαπάηεζελ ὄθηο―; Eudocia Aug., De mart. sancti Cypriani 1, 66: „αἰλνπέισξνλ ὄθηλ―; 1, 74: „ζεξὸο δ᾽ αἰλνηάηνπ ὄθεσο―. ἢθαρε κεηέξα θεδλήλ: ἢθαρε Aor. II von ἀθαρίδσ; θεδλφο (von θήδνκαη): sorgsam, sorgfältig, von Personen (Eltern, Gattinen, Dienerinnen), die treu die ihnen obliegende Aufgabe besorgen, tüchtig, gut. Zu κεηέξα θεδλήλ vgl. Od. 10, 8; Hes., Th. 169; Erga 130; Fr. 26, 17 M.-W.; Ps.-Opp., Kyn. 3, 292. Zu ἢθαρε κεηέξα θεδλήλ vgl. Il. 23, 223: „ἀθάρεζε ηνθαο―. 333–335a ρήξελ: Die Handschriften überliefern einhellig ρήξε. Rhodomann und ihm folgend Spitzner lesen aber ρήξελ, bezogen auf das Nest. Als Adjektiv kann ρξνο im metaphorischen Sinn gebraucht werden: „beraubt―; vgl. Eur., Alk. 862: „ρξα κέιαζξα―; Kall., Dem. 105: „ρξαη κὲλ κάλδξαη―; A.G. 7, 517, 6 (Kallimachos): „ρξνλ … δόκνλ―; IG14.1389 i 12 zu ελή u.a. Keydell, Rez. zu Vians Ausgabe der Posthomerica Bd. II, Gnomon 40 (1968), 573, bemerkt richtig, dass ρήξε, auf ein weibliches Wesen bezogen, nur „Witwe― bedeuten könne; daher hält er die Verbesserung ρήξελ von Rhodomann, bezogen auf das Nest, auch aus stilistischen Gründen für zutreffend. Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass man in v. 333 ρήξελ
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lesen muss. In PH 12, 489–494 finden wir eine parallele Stelle auch im Rahmen eines ähnlichen Gleichnisses: Eine Nachtigall jammert um ihr verlassenes Nest („ὡο δ‘ ὅη‘ ἐξεκαίελ πεξηκχξεηαη ἀκθὶ θαιηὴλ―, v. 489), denn eine gewaltige Schlange vernichtete ihre Kinder; in unendlichem Kummer jammert sie um das leere Heim („ἀκθὶ δφκνλ θελεὸλ―, v. 494), laut schreiend. PH 12, 489 variiert PH 7, 333: „ρήξελ πεξηπέπηαηαη ἀκθὶ θαιηήλ―. πεξηπέπηαηαη: vgl. Theokr., id. 1, 55: „παληᾶ δ‘ ἀκθὶ δέπαο πεξηπέπηαηαη γξὸο ἄθαλζνο― mit πεξηπέπηαηαη an der gleichen Versstelle. Diese Form ist Perfekt Passiv von πεξηπεηάλλπκη (erstmal bei Eur., Hel. 628). πεηάλλπκη hat eigentlich die Bedeutung von ʻausbreitenʼ, ʻauseinander faltenʼ. Vgl. bes. Ps.-Opp., Kyn. 3, 106: „πεπηακέλαη πεξὶ ηέθλα κέγα θιαίνπζη γπλαθεο―. Wie Vian (Ausg. II, S. 118, N. 3) bemerkt, hält Quintus die Form πέπηακαη für eine Form von πέηνκαη (vgl. Pass. Aor. ἐπηάκελ) wie in 1, 298; 3, 650; 8, 55. Die übliche Bedeutung von πεηάλλπκη findet sich bei Quintus in 3, 367; 5, 570; 6, 496; 11, 114; 13, 464, 542; 14, 25. Die Form πεξηίπηαηαη, die man hier einsetzen könnte, ist nicht plausibel, denn Quintus benutzt das Verbum ἵπηακαη, das selten belegt ist, nicht, obwohl „πεξηίπηαη‘― in den Manuskripten zu 1, 298 – Pompella zieht in seiner Ausgabe in 1, 298 diese Lesart vor – belegt ist. Vgl. aber Euseb., Comm. in Isaiam 2, 1: „ὥο ἐζηηλ ἰδελ πνιιάθηο ἐλ ηῆ ηλ ὀξλέσλ θύζεη ηὰο ηλ λενηηλ κεηέξαο πεξηηπηακέλαο ἀκθὶ ηὴλ θαιηὰλ θαὶ ηλ λενηηλ πεξκαρνύζαο―. ἀκθὶ θαιηήλ: θαιηά, ion. von θινλ (von θάσ, θαίσ: das Brennbare (Holz)) mit veränderter Quantität des α; vgl. θαιηφο: Hütte. Das Substantiv bedeutet gewöhnlich das Nest der Vögel: Theokr. id. 29, 12; Phokyl. 79; ρειηδφλνο: Anacreontea 25, 3 u.a. Das η ist nur bei Theokritos und Phokylides kurz, an den anderen Dichterstellen lang. Derselbe Ausdruck findet sich auch in 12, 489 im Rahmen eines ähnlichen Gleichnisses (siehe oben). εὐηύθηνηζη πεξὶ πξνζύξνηζη: vgl. Greg. Naz., Carm. 614, 11: „έ ηηλ‘ ὄξληλ ἀνηδὸλ ἀπ‘ εηχθηνην θαιηο―; vgl. auch Nonn., Dion. 45, 45: „ἀπ᾽ εηύθησλ δὲ κειάζξσλ―. αἰλὰ θηλπξνκέλε: Das Verbum ist erstmals im Drama belegt: Aisch., Sept. 123; Aristoph., Eq. 11 und findet häufige Anwendung seit der hellenistischen Zeit. Siehe dazu Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 486. Insbesondere θηλχξνληαη (klagen) menschliche und göttliche Mütter, auch Mütter aus dem Tierreich (vgl. Il. 17, 4 f.: „κήηεξ / … θηλπξὴ―): Kallim., Apoll. 20; Apoll. Rh., Arg. 1, 292; 3, 259 (mit Campbell, Argonautica III, 1–471); 4, 1063; Ps.-Opp., Kyn. 3, 217; PH 6, 81; 7, 335; 12, 486; 13, 262; 14, 32, 282, 286; Triph., 430; A.G. 7, 210, 5 (Antipatros Sid.). Zum Ausdruck αἰλὰ θηλπξνκέλε vgl. Ps.-Opp., Kyn. 3, 217: „νἰθηξὰ θηλπξνκέλῃ―; Nonn., Dion. 12, 123; A.G. 5, 289, 8 (Agathias); GVI 694, 7 (sim. Epigr. Ap. Peek SHAW 1974, 3 p.8 no 4). Ausführlicher siehe Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 486. ηεθέσλ ὕπεξ: Fr. epicum historicum A verso 32 GDRK; vgl. auch Eur., Herk. 293; Tr. 830. 335b–336a ὣο ἄξα θεδλὴ / κύξεην Γεηδάκεηα: Außer dem inakzeptablen θνίλε einer Handschrift überliefern alle anderen θείλε, was Rhodomann im Text zu θείλνπ änderte (illius causa plorat). Pauw las θελνλ; ihm pflichteten Tychsen und Lehrs bei (vgl. PH 3, 513, 576; 7, 159, 331). Köchly zog die Lesart von Rhodomann θείλνπ we-
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gen des vorangegangenen Ausdrucks „ηεθέσλ ὕπεξ― vor: „so weinte Deidameia um ihn―, was Zimmermann in seiner Ausgabe übernahm. Zu dieser Struktur vgl. PH 3, 745; 1, 815. Vian und ihm folgend Gärtner druckten unter Heranziehung des v. 332 (im Rahmen des Gleichnisses) θεδλή mit der Bemerkung, dass Deidameia mit dem gleichen Epitheton bei Pindar, Paean Fr. 6, 105 charakterisiert wird. Diese Änderung begrüßte schon S. Follet in seiner Rezension zu Vians Ausgabe II, REA 69 (1967), 402. Pompella kritisierte in seiner großen Ausgabe diese Konjektur mit dem Argument, dass das Pronomen in PH 12, 12 eine ähnliche Anwendung finde, und druckte das überlieferte θείλε, wobei er Γεηδάκεηα als Apposition zwischen zwei Kommata setzte. Die Stelle in PH 12, 12 ist m. E. keine zwingende Parallele. Die Lesart θείλνπ von Rhodomann ist zwar attraktiv, aber ursprüngliches θείλνπ kann palaiographisch schwerlich zu θείλε werden, zumal für θείλε die Überlieferung spricht. Vians Änderung θεδλὴ ist palaiographisch gut und seine Argumentation dazu zufriedenstellend. Ich möchte ferner darauf hinweisen, dass auch Oinone als rechtmäßige Ehefrau das rühmende Epitheton θεδλή in PH 10, 471 ebenfalls am Versschluss trägt: „θεδλὴλ / … θνπξηδίελ― (PH 10, 471 f.). Beide Ehefrauen werden mit ähnlichen Epitheta für ihre Besonnenheit gepriesen: πεξίθξσλ für Oinone (10, 474); ἐχθξσλ für Deidameia (7, 184). Zu Oinone in Verbindung mit Deidameia siehe Inés Calero Secall, „Deidameia…―, in: María Dolores Verdejo Sánchez (Hrsg.), Comportamientos antagónicos de las mujeres en el mundo antiguo, Málaga 1995, 49 und Tsomis PH 10, insbesondere zu PH 10, 415–422. Diesem Gleichnis, das Deidameias‘ Jammern um Neoptolemos‘ Abfahrt veranschaulicht, liegt vor allem die Ilias-Stelle 2, 311–316 im Rahmen eines Schlangenprodigiums zugrunde: „ἔλζα δ᾽ ἔζαλ ζηξνπζνν λενζζνί, λήπηα ηέθλα, / ὄδῳ ἐπ᾽ ἀθξνηάηῳ πεηάινηο πνπεπηεηεο / ὀθηώ, ἀηὰξ κήηεξ ἐλάηε ἤλ ἡ ηέθε ηέθλα· / ἔλζ᾽ ὅ γε (sc. ὁ δξάθσλ) ηνὺο ἐιεεηλὰ θαηήζζηε ηεηξηγηαο· / κήηεξ δ᾽ ἀκθεπνηην ὀδπξνκέλε θίια ηέθλα· / ηὴλ δ᾽ ἐιειημάκελνο πηέξπγνο ιάβελ ἀκθηαρπαλ.― Quintus hat auch das Gleichnis aus dem hellenistischen Epyllion Megara vv. 21–28 im Sinn: Megara versinnbildlicht der Alkmene, Herakles‘ Mutter, durch ein Gleichnis ihren elenden Zustand, als ihr Gatte Herakles ihre gemeinsamen Kinder tötete und sie nichts dagegen machen konnte: „ὡο δ᾽ ὄξληο δύξεηαη ἐπὶ ζθεηέξνηζη λενζζνο / ὀιιπκέλνηο, νὕο η᾽ αἰλὸο ὄθηο ἔηη λεπηάρνληαο / ζάκλνηο ἐλ ππθηλνζη θαηεζζίεη, δὲ θαη᾽ αηνύο / πσηηαη θιάδνπζα κάια ιηγὺ πόηληα κήηεξ, / νδ᾽ ἄξ᾽ ἔρεη ηέθλνηζηλ ἐπαξθέζαη, ἤ γάξ νἱ αηῆ / ἆζζνλ ἴκελ κέγα ηάξβνο ἀκεηιίθηνην πειώξνπ / ὣο ἐγὼ αἰλνηόθεηα θίινλ γόλνλ αἰάδνπζα / καηλνκέλνηζη πόδεζζη δόκνλ θάηα πνιιὸλ ἐθνίησλ.―. Antipatros von Sidon behandelt in seinem Epigramm A.G. 7, 210 eine ähnliche Szene. Hier handelt es sich um eine Schwalbe, die ihre neugeborenen Kinder als Mutter unter ihrem Flügel wärmte; eine Schlange in vierfacher Windung drang in das Nest ein, das die Kleinen umschloß und tötete sie. Als sie wiederkam, um auch die klagende Schwalbe zu verschlingen, fiel sie in die lodernde Flamme des Herdes hinab und starb: „Ἄξηη λεεγελέσλ ζε, ρειηδνλί, κεηέξα ηέθλσλ, / ἄξηη ζε ζάιπνπζαλ παδαο πὸ πηέξπγη, / ἀίμαο ἔληνζζε λενζζνθόκνην θαιηο / λόζθηζελ ὠδίλσλ ηεηξαέιηθηνο ὄθηο· / θαὶ ζὲ θηλπξνκέλαλ ὁπόη᾽ ἀζξόνο ἤιζε δαΐδσλ, / ἢξηπελ
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ἐζραξίνπ ιάβξνλ ἐπ᾽ ἄζζκα ππξόο. / ὣο ζάλελ ιηηνεξγόο· ἴδ᾽, ὡο ῞Ζθαηζηνο ἀκύλησξ / ηὰλ ἀπ᾽ ξηρζνλίνπ παηδὸο ἔζσζε γνλάλ.― Zu diesem Epigramm siehe A. S. F. Gow/D. L. Page, The Greek Anthology. Hellenistic Epigrams, Vol. II, Cambridge 1965, zu LXIII [A.P. 7.210]. Von Schwalben, die um ihre Kinder wehklagen, da sie hartherzige Menschen oder böse Schlangen aus dem Nest geraubt haben, handeln die Halieutika-Stellen des Oppianos, 1, 729–731: „ὲ θαὶ εἰαξηλῆζη ρειηδόζηλ ἐγγὺο ἔθπξζε / κπξνκέλαηο ἑὰ ηέθλα, ηά ηε ζθίζη ιεΐζζαλην / ἐμ ελο ἠ θηεο ἀπελέεο ὲ δξάθνληεο.― und 5, 579–586 im Rahmen eines Gleichnisses: „ὡο δ᾽ ὁπόη᾽ ὀξηαιίρνηζη ρειηδόζη λεπηάρνηζη / λέξζελ πὲμ ὀξόθνην ηπρὼλ ὄθηο ἄγρη πειάζζῃ, / θαὶ ηνὺο κὲλ θαηέπεθλε θαὶ ἔζπαζελ ἔλδνλ ὀδόλησλ, / κήηεξ δὲ πξηνλ κὲλ ἀηπδνκέλε δεδόλεηαη / ινίγηα ηεηξηγπα θόλνπ γόνλ· ἀιι᾽ ὅηε παδαο / ἀζξήζῃ θζηκέλνπο, ἡ δ᾽ νθέηη θύμηλ ὀιέζξνπ / δίδεηαη, ἀιι᾽ αηῆζηλ παὶ γελύεζζη δξάθνληνο / εἱιεηαη, κέζθ᾽ ὄξληλ ἕιῃ παηδνθηόλνο ἄηε―. Man vergleiche auch den Aisopmythos über die Schwalbe und die Schlange, Fabul. 255: „ρειηδὼλ … λενηηνπνηεζακέλε ἐμέπηε. δξάθσλ δὲ πξνζεξπύζαο θαηέθαγελ αηο ηνὺο λενηηνύο. δὲ ἐπαλειζνῦζα θαὶ ηὴλ θαιηὰλ θελὴλ εξνῦζα πεξπαζο ἔζηελελ.―; vgl. dazu Babrios, 118. Sowohl dem Dichter des Epyllions Megara wie auch Antipatros‘ Epigramm und der Halieutika-Stelle 5, 579–586 liegt die Ilias-Stelle 2, 311–316 zugrunde. Quintus hat sicher alle diese angeführten Partien im Sinn und nimmt Wörter und Ausdrücke aus diesen früheren Stellen bei dem Verfassen seines Gleichnisses auf: Die Mutter ist eine Schwalbe wie in Megara, bei Antipatros und Oppianos, Hal. 5, 579 ff. Die Schlange wird als „αἰλὸο ὄθηο― bezeichnet, ein Ausdruck, dem wir in der angeführten Partie der Megara begegnen. Die Sätze in der Ilias „κήηεξ δ᾽ ἀκθεπνηην ὀδπξνκέλε θίια ηέθλα― und in Megara „ δὲ θαη᾽ αηνύο / πσηηαη θιάδνπζα κάια ιηγὺ πόηληα κήηεξ― variiert unser Dichter mit den vv. 333–335a. Charakteristisch ist die Wiederkehr der Partizipien „ηεηξηγηαο― (Il. 2, 314; Opp., Hal. 5, 583) in PH 7, 331: „ηεηξηγηα― – in der Ilias-Stelle und in den PH am Versschluss – und „θηλπξνκέλαλ― bei Antipatros (A.G. 7, 210, 5) in PH 7, 335: „θηλπξνκέλε― an der gleichen Versstelle. Es scheint, dass Quintus bezüglich des Schwalbengleichnisses erstmals von Megara angeregt wurde, zumal es sich hier um getötete Kinder handelt. Aber Deidameias Neoptolemos ist noch nicht tot und der Leser weiß sehr gut, dass Neoptolemos in Troia triumphieren wird und sein Tod nicht in der näheren Zukunft zu erwarten ist. Heras Prophezeiung in ihrer Scheltrede an Apollon über Achilleus‘ Tötung im 3. Buch, 120–122 und Kalchas‘ Erklärung über die Bedeutung der Mitwirkung des Neoptolemos im Krieg in PH 6, 67: „κέγα δ᾽ ἄκκη θάνο πάληεζζη πειάζζεη― zeigen als gewichtige religiöse Aussagen dem Leser klar – abgesehen von seinen mythologischen Kenntnissen –, dass Neoptolemos Troias Eroberung erleben wird. Außerdem bestätigt der Erzähler dies kurz danach selbst in den vv. 365b – 368: Die Einwohner der Stadt Skyros beteten zu den Göttern, sie möchten Neoptolemos bewahren und aus dem Krieg zurückkehren lassen. Die Götter erhörten ihre Gebete. Anders als das Schwalbengleichnis entspricht das Nachtigallgleichnis im 12. Buch, vv. 489–494 sehr gut der Erzählsituation. Es hat dasselbe Thema wie das Schwalbengleichnis. Der Erzähler versinnbildlicht auf diese Weise die elende Situation von Laokoons Frau nach
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dem Verlust ihres Mannes und ihrer Kinder: „Ὡο δ᾽ ὅη᾽ ἐξεκαίελ πεξηκύξεηαη ἀκθὶ θαιηὴλ / πνιιὰ κάι᾽ ἀρλπκέλε θαηὰ δάζθηνλ ἄγθνο ἀεδώλ, / ἥο ἔηη λήπηα ηέθλα, πάξνο θειαδεηλὸλ ἀείδεηλ, / δάκλαζ᾽ πὸ γλαζκνζη κέλνο βινζπξνν δξάθνληνο, / κεηέξη δ᾽ ἄιγεα ζθε, θαὶ ἄζπεηνλ ἀζραιόσζα κύξεηαη ἀκθὶ δόκνλ θελεὸλ κάια θεθιεγπα―. Zu diesem Gleichnis vgl. die Ausführungen von Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 489 f. Wie Barbara Spinoula, Animal-Similes and Creativity in the Posthomerica of Quintus of Smyrna, Athens 2008, 180 f. bemerkt, vermischen sich in PH 12, 489 ff. Erzählsituation und Gleichnis in einer wirksamen Art und Weise: Die Schlange erscheint sowohl in der Erzählung als auch im Gleichnis: Laokoons Söhne werden von den Schlangen getötet. Das Gleichnis verleiht der Erzählsituation eine gewisse Dramatik und ein gewisses Pathos. Wie verbindet sich aber unser Schwalbengleichnis mit der Erzählung, da keine direkte Entsprechung zwischen dem Gleichnis und der Erzählsituation besteht (Neoptolemos ist nicht tot)? Das Gleichnis verdeutlicht Deidameias psychische Verfassung, die ihren Sohn nach seiner Entscheidung, Skyros zu verlassen und in den Krieg zu ziehen, aufgrund der Vorstellung seines Todes beweint. Der Erzähler benutzt in der ganzen Deidameia–Partie Wörter und Ausdrücke wie κπξνκέλε (v. 260, 329), κχξεην (v. 336), ἀρλπκέλε (v. 327), κέγ‘ ἴαρε (v. 337), θιαελ (v. 338), ἄζπεη‘ ὀδπξφκελε (v. 344); πνιχζηνλα δάθξπα ρεῦε (v. 385), ἀξγαιέῃζηλ ἀλίῃο / ηήθεζ‘ (vv. 386 f.), γφνο δε κηλ νὔ πνη‘ ἔιεηπε (v. 388), ἄρλπζ‘ ἑῶ πεξὶ παηδὶ (v. 390), ζηελάρηδε παλεκεξίε γνφσζα (v. 393), die vorwiegend bei Totenklagen vorkommen. Für Deidameia ist die Rekrutierung ihres Sohnes gleichbedeutend mit seinem Tod in der Schlacht. So argumentiert sie vor Neoptolemos bei ihrem Versuch, seine Abfahrt nach Troia zu verhindern. Indem sie Neoptolemos Achilleus in PH 7, 272 ff. gegenüberstellt, sieht sie ihren Sohn als einen weiteren Todeskandidaten – viel sicherer noch als Achilleus – und sieht sich, als einsame Frau ohne männliche Unterstützung, mit den für sie schlimmen Folgen konfrontiert, ebenso wie Andromache in der Ilias und Briseis und Tekmessa in den Posthomerica. In ihrem Versuch, Neoptolemos von seiner Entscheidung abzubringen, ähnelt Deidameia den iliadischen Frauenfiguren Andromache und Hekabe, die ebenfalls versuchen, Hektor von seiner Entscheidung, in die Schlacht zu ziehen, abzuhalten. In Deidameias Rede an Neoptolemos hat Quintus, wie wir gesehen haben, auf Andromache im 6. und 22. Buch der Ilias verwiesen. Neoptolemos‘ Situation ist aber keineswegs identisch mit der Hektors. Im Unterschied zu dem erfahrenen Krieger Hektor ist Neoptolemos in das Schlachtgetümmel ganz und gar nicht eingeweiht, jetzt wird er die sichere Umgebung seines Hauses verlassen, um in Welt der Krieger einzutauchen. Wie Barbara Spinoula, Animal-Similes and Creativity ..., 182 ff. betont, beweist Quintus mit Deidameias Darstellung ein bewundernswertes Verständnis mütterlicher Psychologie: „It is the destiny of parents, and so is hers, to refuse to regard their childern as mature enough, and to experience sorrow in their vain effort to prevent children from being indepedent of paternal love and protecting affection― (185). Durch Deidameias psychische Verfassung, die sowohl das Kuhgleichnis (vv. 257 ff.) wie auch das Schwalben-
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gleichnis veranschaulichen – beide handeln von Tiermüttern –, wird die Gestalt des Neoptolemos und sein Übergang in die Kriegerwelt hervorgehoben. Deidameias Darstellung und Haltung weist weder auf eine „unfavourable estimation― noch auf ein „false foreshadowing―, das Spannung bezüglich Neoptolemos‘ Schicksal schafft, wie G. E. Duckworth, „Foreshadowing and Suspense in the Posthomerica of Quintus of Smyrna―, AJPh 57 (1936), 82 f. annimmt. Barbara Spinoula, Animal-Similes and Creativity ..., 186 f. argumentiert zu Recht gegen Duckworth: „Thus, the woman‘s sadness is not a technique of suspense in the hands of the poet, bus is a study of human psychology and at the same time an emphasis on the male heroes. […] Deidameia serves the poem in a way other than creating suspense: her reaction sheds light on the transition of her son from adolescence to manhood, his transformation from a child to a young man of marriageable age, as the promise of Menelaus to offer him Hermione presupposes (Posth. 6.85–92:7.213–216).―. Deidameias Handlungen im siebten Buch der Posthomerica sind ein Pendant zur Einführung von Neoptolemos in die Heroenwelt, in der der Tod überall lauert. Mutterliebe und Deidameias Sorge um sich selbst diktieren diese Haltung, die der Erzählung einerseits eine gefühlvolle Intensivierung verleiht, andererseits Neoptolemos‘ Entscheidung, in den realen Krieg einzutreten, unterstreicht. Dies wird nochmals deutlich in Deidameias letzter Erscheinung in den Posthomerica: 7, 384–393. Sie ist immer noch trostlos. 336b–338a ἄιινηε κέλ πνπ (v. 336) … ἄιινηε δ’ αὖηε (v. 337) entsprechen die Ausdrücke „ὁηὲ κὲλ― (v. 333) … „ἄιινηε δ‘― (v. 334) des Gleichnisses. εὐλὴλ ἀκθηρπζεζα κέγ’ ἴαρελ: Od. 16, 214: „ἀκθηρπζεὶο παηέξ‘ ἐζζιὸλ ὀδχξεην δάθξπα ιείβσλ―; Musaios, 266 f.: „εἰζέηη δ‘ ἀζζκαίλνληα βαζπζηξψηνηο ἐλὶ ιέθηξνηο / λπκθίνλ ἀκθηρπζεζα θηιήηνξαο ἴαρε κχζνπο.― Das Partizipium ἀκθηρπζείο erscheint in den Posthomerica viermal: Erst zweimal im dritten Buch in dem Kontext „die Leiche des Achilleus in den Armen halten― mit den Subjekten Phoinix (3, 461) und Thetis (3, 606) und zweimal im siebten Buch: In v. 337 wirft Deidameia sich auf das Bett ihres Sohnes, in v. 641 hält Phoinix Neoptolemos in seinen Armen. Ich schließe die Möglichkeit nicht aus, dass Quintus mit der Verwendung dieses Partizipiums in v. 337 den Eindruck bei seinem Leser hervorrufen will, dass für Deidameia das leere Bett den Tod symbolisiert, so wie Phoinix, der wie ein Vater für Achilleus war (ἀκθηρπζείο) und Thetis, Achilleus‘ leibliche Mutter, (ἀκθηρπζεζα) Achilleus‘ Leiche umarmten. Zu dem epischen Aussdruck κέγ‘ ἴαρελ siehe Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 175. ἐπὶ θιηῇζη: θιηά bedeutet Türpfeiler, Türpfosten (Od. 17, 221). Es wird auch durch πξφζπξνλ erklärt: vgl. Hesychios s.v.: „πξφζπξνλ, ἠ παξαζηὰο ηο ζχξαο―. So können wir eine Entsprechung mit v. 334 des Gleichnisses feststellen. 338b–340 Φίιῳ δ’ ἐγθάηζεην θόιπῳ: Quintus variiert den zweiten Halbvers von Il. 14, 219: „ηεῶ ἐγθάηζεν θόιπῳ― bzw. Il. 14, 223 ( = hom. Hymn. Dem. 286): „ἑῶ ἐγθάηζεην θόιπῳ―; vgl. auch Od. 11, 614: „ἑῆ ἐγθάηζεην ηέρλῃ―; 23, 223: „ἑῶ ἐγθάηζεην ζπκῶ―; Hes., Erga 627 mit den Ausführungen von West, Erga: „ηεῶ
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ἐληθάηζεν ζπκῶ―. Das Verbum ἐγθαηαηίζεκη bedeutet „darin nieder-, hineinlegen―. Zu θίιῳ … θφιπῳ vgl. Lyrica adespota Fr. 929 g 3–5 PMG: „ὡζεὶ κάηεξ παδ᾽ ἀγαπα-/ η]ὸλ ρξόληνλ ἰδνῦζα θίιση / θ]όιπση πηέξπγαο ἀκθέβαιελ―. Zu v. 339 vgl. etwa Il. 16, 225: „ἔλζα δε νἱ ἔζθε δέπαο ηεηπγκέλνλ―. ᾧ ἔπη ηπηζὸο ἐὼλ: ᾧ ἔπη: Anastrophe der Präposition, vgl. Il. 1, 162: „ᾧ ἔπη πνιιὰ κφγεζα, δφζαλ δέ κνη πἷεο Ἀραηλ―. Der präpositionale Ausdruck bezieht sich auf „ἄζπξκα― (v. 339) und bildet eine Ergänzung zu ἰαίλεζθελ: an dem er, als er klein war … seinen Sinn erfreute; dazu vgl. v. 684: „ηνο ἔπη ζπκὸλ ἴαλε Νενπηνιέκνην θίινλ θξ.― Der homerische Ausdruck ηπηζὸο ἐψλ (elfmal; vgl. besonders Od. 15, 381; 20, 210) findet sich in den Posthomerica nur noch in 6, 139 und 7, 643. κεγάια θξέλαο ἰαίλεζθελ: Die Handschriften überliefern κεγάιαο, das nicht zum jungen Neoptolemos passen würde. Lloyd-Jones, Rez. zu Vians Ausgabe der Posthomerica Bd. II, CR (17) 1967, 275 erwägt die Möglichkeit, dass das überlieferte κεγάιαο θξέλαο richtig sein könnte. Er nennt zum Beispiel den Ausdruck „κέγαλ λφνλ― (Hes., Th. 37; hom. Hymn. Dem. 37), κέγαο bezeichnet jeweils den λφνο einer Gottheit (Zeus, Persephone; die Frage, ob die Stelle hom. Hymn. Dem. 37 echt ist, bleibt hier unberührt). Der Ausdruck κεγάιαο θξέλαο begegnet uns in Il. 9, 184 an der gleichen Versstelle wie PH 7, 340 bezogen auf Achilleus: „ῥετδίσο πεπηζελ κεγάιαο θξέλαο Αἰαθίδαν―. Dort handelt es sich aber um Achilleus‘ stolzen Sinn, wie auch Eustathios z. St. 2, 693, 5 ff. erklärt: „Ὃλ δὴ Ἀρηιιέα θαὶ ἀπνζεκλύλσλ ὁ πνηεηὴο ιέγεη κεγάιαο θξέλαο ηὰο αηῶ, ὡο ἐληεῦζελ ἐμελαη κεγαιόθξνλα ζπλζέησο ηὸλ Ἀρηιιέα εἰπελ θαζ᾽ ὁκνηόηεηα ηνῦ κεγαιήηνξα, ὃ πξὸ ὀιίγσλ ὁ Νέζησξ ἐπὶ ηνῦ βαζηιέσο ἔθε ζῶ κεγαιήηνξη ζπκῶ εἴμαο.―. Aus diesen Gründen halte ich κεγάιαο θξέλαο der Handschriften, eine Lesart, die vielleicht von Il. 9, 184 beeinflusst worden ist, für nicht ganz treffend. Köchly schlug zunächst κεγάι‘ ἃο oder κέγ‘ ἑὰο θξέλαο vor, nahm aber später die Lesart von Lehrs ἀηαιάο auf. C. L. Struve las κεγάια als Adverb, was Pompella mit der Begründung übernahm, dass das Adverb κεγάια etwa fünfzehnmal bei Quintus verwendet wird. Die Korrektur von C. L. Struve scheint auch mir zutreffend, denn sie kommt dem überlieferten κεγάιαο am nächsten; außerdem findet sich der Ausdruck κέγα ἰαίλσ in den PH sechsmal (7, 199, 692; 9, 540; 13, 83; 14, 451). Man vergleiche auch Apoll. Rh., Arg. 4, 93 f.: „κέγα δὲ θξέλεο Αἰζνλίδαν / γήζενλ―; 3, 382 f.: „κέγα δὲ θξέλεο Αἰαθίδαν / λεηόζελ νἰδαίλεζθνλ―. Zur Konjektur ἀηαιὰο θξέλαο von Lehrs, die die meisten Herausgeber übernommen haben, vgl. Il. 18, 567: „παξζεληθαὶ δὲ θαὶ ίζενη ἀηαιὰ θξνλένληεο―; 6, 400: „παδ‘ ἀηαιάθξνλα― (vgl. PH 12, 107); Od. 11, 39: „παξζεληθαί η‘ ἀηαιαί―; hom. Hymn. Dem. 24: „ἀηαιὰ θξνλένπζα―; Hes., Th. 989: „παδ‘ ἀηαιὰ θξνλένληα―; PH 12, 107. Zu ἀηάιισ, kindisch, unbeschwert sein und sich entsprechend verhalten, ἀηαιφο und ἀηαιφθξσλ (Il. 6, 400) siehe ausführlich LfgrE s. vv.; West zu Th. 989; Richardson, hom. Hymn. Dem. zu v. 24; Kirk, The Iliad: A Commentary. Vol. I zu Il. 6, 400; Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 107 mit Literatur. Zu θξέλαο ἰαίλεζθελ vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 1019; 4, 1096; Greg. Naz., Carm. 560, 5; PH 1, 605; A.G. 1, 100, 2 (anonymer Herkunft).
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341–343a ἀκθὶ δέ νἱ: häufig zum Versbeginn in der epischen Dichtung. νἱ bezieht sich auf Deidameia. ιειεηκκέλνλ: Das Pass. Perf. des Partizipiums ιείπσ findet sich mit Ausnahme der Stelle Ps.-Opp., Kyn. 1, 199 nur an dieser Versstelle in der epischen Dichtung: vgl. Il. 24, 687; Od. 9, 448; Opp., Hal. 1, 324; 3, 31; PH 1, 82; 7, 341; 13, 130; Nonn., Dion. 11, 348. εἴ πνπ ἴδνηην: = PH 13, 43 am Versende; vgl. 5, 376; 10, 445. Vgl. Il. 17, 681; 4, 88 (= Il. 5, 168; 13, 760; Od. 5, 439; Nonnos, Dion. 8, 113; 16, 374; 33, 61). ηαξθέα κηλ θηιέεζθε: Das Verbum θηιέσ hat in den PH nur hier die Bedeutung von „küssen―, die bei Homer nicht vorkommt; erstmals bei Aisch., Ag. 1559; vgl. auch Soph., OC 1133; Her., 1, 134; Plat., Phaedr. 256 a; Xen., Kyn. 1, 3, 9; Aristoph., Av. 671, Lys. 1036 usw. θαὶ εἴ ηί πεξ ἄιιν γνζα: vgl. PH 5, 588: „θαὶ εἴ ηί πεξ ἄιιν κελνίλα―. παηδὸο ἑνν δαΐθξνλνο: Quintus verwendet dieses Epitheton hier in der Bedeutung von „kriegerisch―, „kriegssinnig―. ηί … ἄιιν meint andere Gegenstände, mit denen Neoptolemos übte. In PH 12, 85 wird er auch δαΐθξσλ genannt. Telemachos wird in Od. 4, 687 als δαΐθξσλ bezeichnet, aber in der Bedeutung von „einsichtsvoll―. In diesen Versen berichtet der Erzähler, dass Deidameia irgendein Spielzeug des Neoptolemos, das sich im Palast wiederfand und das Gemüt des noch kleinen Neoptolemos erfreute, liebkosend an ihren Busen drückte. Selbst wenn sie einen zurückgelassenen Speer Neoptolemos‘ fand, so küsste sie diesen wieder und wieder. Dasselbe tat sie mit jedem anderen Gegenstand ihres Sohnes, den sie jammervoll erblickte. In dieser Partie übernimmt Quintus ein Motiv aus der hellenistischen Liebesdichtung: Die (verlassene) Frau umarmt bzw. küsst kummervoll die zurückgelassenen Gegenstände ihres abwesenden, geliebten Mannes als Surrogat für diesen. Darauf hat schon Inés Calero Secall, „Deidameia …―, in: María Dolores Verdejo Sánchez (Hrsg.), Comportamientos antagónicos de las mujeres en el mundo antiguo, Málaga 1995, 45 hingewiesen. Ein charakteristisches Beispiel gibt uns Parthenios, Narrationes amatoriae 2, 2: Odysseus‘ Liebesverhältnis mit Polymele: „Πνιπκήιε γὰξ ηλ Αἰνιίδσλ ηηο ἐξαζζεζα αηνῦ θξύθα ζπλλ. ὡο δὲ ηνὺο ἀλέκνπο ἐγθεθιεηζκέλνπο παξαιαβὼλ ἀπέπιεπζελ, θόξε θσξηαί ηηλα ηλ Σξστθλ ιαθύξσλ ἔρνπζα θαὶ ηνύηνηο κεηὰ πνιιλ δαθξύσλ ἀιηλδνπκέλε―. Man vergleiche auch Verg., Aen. 4, 648–650: Dido und Aeneas‘ exuviae (vgl. Aen. 4, 495 f.) nach dessen Abfahrt; Properz, 4, 3, 29 f.: Wenn die Gattin Arethusa sich auf ihr einsames Lager begibt, küsst sie die relicta … arma ihres abwesenden Gatten fest; Ovid, Her. 19, 31 f. Plutarch, De garrulitate 513 F überliefert: „νὕησ θαὶ ηνο ἐξσηηθνο πιείζηε δηαηξηβὴ πεξὶ ιόγνπο κλήκελ ηηλὰ ηλ ἐξσκέλσλ ἀλαδηδόληαο· νἵ γε θἂλ κὴ πξὸο ἀλζξώπνπο, πξὸο ἄςπρα πεξὶ αηλ δηαιέγνληαη―. Dieses Motiv sinnlicher Liebe wird von Quintus in eine Geste mütterlicher Liebe übertragen, die auch nachzuvollziehen ist, wobei die verwitwete Deidameia in Neoptolemos als Beschützer gleichzeitig auch den Ersatz für ihren Ehemann sah. 343b–346a Οὐδ᾽ ὅ γε κεηξὸο / ἄζπεη᾽ ὀδπξνκέλεο ἔη᾽ ἐπέθιπελ: PH 2, 604: „ἄζπεη‘ ὀδπξφκελαη― zum Tode Memnons. Wie oben erwähnt, verwendet Quintus Wörter
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und Ausdrücke, die darauf hinweisen, dass für Deidameia Neoptolemos‘ Abfahrt nach Troia seinen Tod bedeutet, sodass sie ihn wie tot beweint. ἐπηθιχσ mit Genitiv erstmals in Od. 5, 150; von Personen: vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 1240; in den PH noch 13, 34 (νἱ tritt an die Stelle eines Genitivs) und 14, 620. ἀπάηεξζε: absolut wie in v. 5. ζνὴλ ἐπὶ λῆα: Od. 3, 347; 4, 779; 10, 224, 402 (vgl. Od. 15, 205). Der Ausdruck ζνὴ λαῦο findet sich häufig – über zwanzigmal – in den homerischen Epen; vgl. hom. Hymn: Ap. 494, 497, 506, 511; Dion. 35; Archil., Fr. 4, 6 W.; Solon, Fr. 19, 3 W.; Apoll. Rh., Arg. 2, 71, 1045; 4, 857; Greg. Naz., Carm. 596, 1. In den Posthomerica kommt dieser Ausdruck ausschließlich im siebten Buch vor: noch in 420; 431, während λαῦο ζνή – häufig in der frühgriechischen Epik, besonders bei Homer – uns in den PH 3, 498; 6, 98; 9, 336 begegnet. θέξνλ δέ κηλ ὠθέα γπα: = PH 10, 440. Neoptolemos beeilt sich, um sich der Gesandtschaft so schnell wie möglich anzuschließen und mit ihr nach Troia abzusegeln. Dort wird er heroische Taten vollbringen. In Buch 10 sucht Oinone aus alter, neu erwachter Liebe zu Paris eilig den Tod, um sich mit ihrem toten Gatten zu vereinigen. Dies bezeichnet sie als κέγα ἔξγνλ (10, 430). Ihr ἔξσο erfüllt sie mit heroischer Energie. Wie der Erzähler berichtet (vgl. 449b f.), unterstützen Ker und Kypris ihre große Tat, indem sie ihr göttliche Energie verleihen. In 7, 345 variiert Quintus Il. 6, 514: „ηαρέεο δὲ πφδεο θέξνλ― (vgl. PH 13, 352; Il. 13, 515; 15, 405; 17, 700; 18, 148; Od. 15, 555; Apoll. Rh., Arg. 3, 651; 4, 66, 1121; Triph., 498). Die Wendung θέξελ δέ κηλ kommt sechsmal in den PH an der gleichen Versstelle (vgl. noch 6, 221; 7, 559; 9, 456a; 10, 444) vor; vgl. auch Opp., Hal. 5, 72 und Julius, Fr. 1, 2 GDRK. Zu ὠθέα γπα vgl. Empedokl., Fr. 27, 14 D.-K.; Opp., Hal. 4, 102 am Versende. Die Epitheta ζνήλ und ὠθέα zeigen, dass die Fähigkeit des Schiffes zu schneller Fahrt mit der Schnelligkeit der Glieder des Neoptolemos korrespondiert. ἀζηέξη πακθαλόσληη παλείθεινλ: Zu ἀζηέξη πακθαλόσληη vgl. Orph. Arg. 781: „ἀζηέξα πακθαλόσληα― ebenfalls am Versanfang. Quintus hat hier vorwiegend die Stelle Il. 22, 25 ff. im Sinn, wo Priamos den Glanz der Rüstung des eilenden Achilleus wie einen „πακθαίλνληα ἀζηέξα― (v. 26) sieht. Achilleus nähert sich Priamosstadt, um sich mit Hektor in der berühmten Monomachie auseinanderzusetzen. In diesem Duell wird der troianische Prinz durch Achilleus erschlagen. Achilleus‘ Sohn, einem strahlenden Stern gleich, begibt sich zum Schiff, das ihn nach Troia bringt. Seine höchste Aristie dort wird die Tötung von Eurypylos sein, der an die Stelle von Hektor tritt. Dieser Vergleich bietet also einen indirekten Hinweis auf Eurypylos‘ Tötung durch Neoptolemos. Zu diesem Sternvergleich in den Posthomerica vergleiche man die Apodosis des homerischen Gleichnisses in Il. 6, 506 ff.: „ὣο πἱὸο Πξηάκνην Πάξηο θαηὰ Πεξγάκνπ ἄθξεο / ηεύρεζη πακθαίλσλ ὥο η᾽ ιέθησξ ἐβεβήθεη / θαγραιόσλ, ηαρέεο δὲ πόδεο θέξνλ― (512–514). Paris, der sich seit dem dritten Buch der Ilias in dem schützenden Bereich der Stadt aufhielt, in Waffen hell leuchtend wie die Sonne, schreitet von Pergamos‘ Höhe jauchzend herab in Richtung Schlachtfeld; seine Füße tragen ihn schnell (vgl. v. 345b für Neoptolemos). „θαγραιόσλ― wird vom Dichter für Neoptolemos in v. 353 verwendet. Einen Sternvergleich finden wir auch in Il. 6, 401: Der kleine Astyanax glich einem schönen Stern („θηνξίδελ ἀγαπεηὸλ ἀιίγθηνλ ἀζηέξη θαιῶ―); dort handelt es sich, wie die Scholia ausführen, um den
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Liebreiz, den das Kind ausstrahlte („ηὸ ράξηελ ηνῦ παηδόο― bT). In den PH 5, 130– 132 wird auch Aias mit ἀζηὴξ ἀξίδεινο verglichen, der unter allen Sternen prachtvoll erstrahlte: „Αἴαο, ὃο κέγα πάληαο πείξερελ ἐλ Γαλανζηλ, / ἀζηὴξ ὣο ἀξίδεινο ἀλ᾽ νξαλὸλ αἰγιήεληα / Ἕζπεξνο, ὃο κέγα πζη κεη᾽ ἄζηξαζη πακθαίλῃζη―. In Anbetracht dieses Sternenvergleichs und des darauffolgenden Selbstmord des Aias im fünften Buch, der die Achaier in eine höchstkritische Situation bringt, wird dem Leser klar, dass Neoptolemos, der neue hell scheinende Stern, die Lücke, die Aias‘ Tod verursachte, füllen wird. Bei Apoll. Rh., Arg. 1, 239 f. stachen Iason und seine Gefährten genauso schimmernd hervor wie die Sterne aus den Wolken: „νἱ δὲ θαεηλνὶ / ἀζηέξεο ὣο λεθέεζζη κεηέπξεπνλ―, als sie sich, um zum Schiff zu gelangen, das zum Aufbruch für die große Reise nach Kolchis bereit stand, durch die Stadt begaben. Dazu siehe ausführlicher unten. Iason wird auch in 1, 774 mit einem leuchtenden Stern verglichen: „θαεηλῶ ἀζηέξη ἶζνο―, als er zur Stadt und zu Hypsipyles Palast ging. Dort versinnbildlicht der Stern den Glanz und die Schönheit des jungen Helden. Denn das Gleichnis handelt von einem Stern, den die Bräute über dem Haus aufgehen sehen. Der Stern durchdringt mit seinem schönen rötlichen Leuchten die dunkle Luft und bezaubert die Augen der Mädchen. Das Mädchen ist voller Sehnsucht nach seinem jungen Gemahl, der unter fremden Leuten weilt und den ihre Eltern ihr zugedacht haben. Das Gleichnis nimmt die Liebesaffären zwischen den lemnischen Frauen und den Argonauten vorweg und insbesondere die von Hypsipyle und Iason. Ein anderer Sternvergleich gilt auch Iason gegen Ende des dritten Buches des Argonautenepos, als er mit seinem blank aus der Scheide gezogenem Schwert auf die Erdgeborenen losstürmt: 1377–1381: „νἷνο δ᾽ νξαλόζελ ππξόεηο ἀλαπάιιεηαη ἀζηήξ / ὁιθὸλ παπγάδσλ, ηέξαο ἀλδξάζηλ νἵ κηλ ἴδσληαη / καξκαξπγῆ ζθνηίνην δη᾽ έξνο ἀίμαληα / ηννο ἄξ᾽ Αἴζνλνο πἱὸο ἐπέζζπην γεγελέεζζηλ, / γπκλὸλ δ᾽ ἐθ θνιενν θέξελ μίθνο―. Zu Beginn des zweiten Buches verbildlicht ein Sternvergleich Polydeukes‘ jugendhafte Gestalt und Statur, der gegen den riesigen Amykos kämpfen wird: „ὁ δ᾽ νξαλίῳ ἀηάιαληνο / ἀζηέξη Σπλδαξίδεο, νὗπεξ θάιιηζηαη ἔαζηλ / ἑζπεξίελ δηὰ λύθηα θαεηλνκέλνπ ἀκαξπγαί· / ηννο ἔελ Γηὸο πἱόο, ἔηη ρλνάνληαο ἰνύινπο / ἀληέιισλ, ἔηη θαηδξὸο ἐλ ὄκκαζηλ, ἀιιά νἱ ἀιθή θαὶ κέλνο ύηε ζεξὸο ἀέμεην―. Zu πακθαλφσλ siehe Ferreccio, Commento al libro II, 127 zu PH 2, 210. 346b–347 Ἀκθὶ δ᾽ ἄξ᾽ αὐηῶ: Der Ausdruck ἀκθὶ δ᾽ ἄξ᾽ αη. findet sich insgesamt 21 mal in den PH; sechszehnmal: „ἀκθὶ δ᾽ ἄξ᾽ αηῶ―; immer am Versende; in der Ilias kommt dieser Ausdruck entweder am Versanfang (Il. 5, 299; 17, 4) oder am Versschluss (Il. 3, 362; 11, 473: „ἀκθὶ δ᾽ ἄξ᾽ αηφλ―; 14, 447) vor. Bei Oppianos, Hal. und Nonnos, Dion. erscheint er immer am Versende: Opp. Hal. 3, 287; 4, 400, 661; Nonn., Dion. 6, 84; 10, 400; 37, 233. ἕζπεζ᾽ ὁκο δπζῆη δαΐθξνλη Τπδένο πἱόο: eine Variation von PH 6, 97: „δὴ ηφζ‘ ὁκο δπζη πεξίθξνλν Σπδένο πἱφο―. Diese Stelle handelt von der Abfahrt der Gesandtschaft von Troia nach Skyros. Quintus verwendet einen ähnlichen Ausdruck für die Abfahrt der Gesandtschaft zusammen mit Neoptolemos von Skyros nach Troia. Erwähnenswert ist die Verwendung des Epitheton δαΐθξσλ für Odysseus, vermutlich in seiner
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zweiten Bedeutung: klug, einsichtsvoll (δαλαη), die PH 6, 97: „πεξίθξνλη― entspricht; vgl. Od. 1, 48; 8, 18; 21, 223, 379; PH 11, 358. Hier müssen wir bemerken, dass im Falle von Odysseus auch die erste Bedeutung „kriegerisch― gelten kann: vgl. Il. 11, 482: „ἀκθ‘ δπζα δαΐθξνλα πνηθηινκήηελ―; vgl. auch Od. 3, 163; 7, 168; 22, 115, 202, 281. In PH 7, 343 benutzt Quintus das gleiche Epitheton für Neoptolemos: Dort passt jedoch eher die Bedeutung „kampfesmutig―, „kriegerisch―, da von einem Speer und ähnlichen Kriegswaffen die Rede ist. Aber auch für Neoptolemos können in der Gesamtschau des Epos beide Bedeutungen gelten: „kampfesmutig― und „klug―. Sowohl Neoptolemos als auch Odysseus sind δαΐθξνλεο, beide zeichnen sich durch ihren Kampfwillen, Kriegskunst, ihre Besonnenheit und Klugheit aus. Σπδένο πἱόο: diese Junktur kommt 28 mal bei Homer und zehnmal in den PH, sehr häufig am Versende, vor. 348–349 ἄιινη δ᾽ εἴθνζη θηεο: Die Konjektur von Dausque ἄιινη δ᾽, die auch C. L. Struve, Spitzner, Köchly und die anderen modernen Herausgeber statt des überlieferten ιανί δ‘ aufnahmen, ist sinnvoll und sicher besser als die von Rhodomann ιανῦ δ‘, die Tychsen und Lehrs übernommen haben. Auch in 6, 96 ff. bei der Abfahrt der Gesandtschaft von Troia nach Skyros besteigen εἴθνζη θηεο, die rudern können, das Schiff. Aber die ἄιινη δ‘ εἴθνζη θηεο sind andere wie 349 f. zeigt: tüchtige und gute Leute Deidameias. Vergil, Aen. 2, 477 spricht von „omnis Scyria pubes―, der gesamten jungen Mannschaft aus Skyros als Neoptolemos‘ Gefolge, die sich zusammen mit Neoptolemos, Periphas und Automedon dem Palast von Priamos nähern und Brandfackeln auf die Firste des Daches schleudern. Diktys, 4, 16 berichtet von Soldaten des Neoptolemos, die die lange Seefahrt („longo itinere maris―) mit ihm zusammen unternommen haben. ἀξεξέκελνη (Zimmermann) θξεζὶ ζπκόλ: Der Ausdruck findet sich noch in PH 2, 265 (Nestor); 3, 632 (Kalliope); 6, 414 (Eurypylos wirft dem sterbenden Machaon vor, dass sein Herz nicht mit Verstand versehen sei); 7, 705 (Neoptolemos) am Versende: in der Seele mit solidem Denkvermögen versehen, d.h. besonnen, mit Verstand und Einsicht. Das Partizipium ἀξεξέκελνο kommt erst bei Apollonios Rh., Arg. 1, 787; 3, 833 und 4, 677 vor. Dazu siehe auch v. 705. Zum Ausdruck vgl. etwa Od. 10, 553: „νὔηε θξεζὶλ ᾗζηλ ἀξεξψο― (für Elpenor); Od. 5, 95; 14, 111: „ἢξαξε ζπκὸλ ἐδσδῆ―; Opp., Hal. 4, 363: „ν θξεζὶλ αἰγείῃζηλ ἀξεξόηνο―. ηνὺο ἔρε θεδλνηάηνπο ἐλὶ δώκαζη Γεηδάκεηα: Die zwanzig Männer, die Neoptolemos nach Troia folgen werden, sind sehr tüchtig. Sie dienten schon Deidameia im Palast. Sie besorgten treu die ihnen obliegenden Aufgaben und Arbeiten. Zu θεδλνηάηνπο vgl. die homerischen Ausdrücke: Il. 9, 586: „θεδλόηαηνη θαὶ θίιηαηνη ἤζαλ ἁπάλησλ―; Od. 10, 225: „θήδηζηνο ἑηάξσλ ἤλ θεδλόηαηόο ηε―. 350 θαί ζθεαο ᾧ πόξε παηδὶ: Die codd. überlieferten θαὶ ζθέαο ἑῶ; bzw. θαί ζθεαο ἑῶ, beide metrisch inakzeptabel, zumal ζθεαο in der epischen Dichtung als enklitisch betrachtet wird und fast überall einsilbig zu lesen ist; ganz selten bildet es eine kurze Silbe in der Form von ζθαο (vgl. Il. 5, 567). Man vergleiche besonders θαί ζθεαο auch am Versanfang in Il. 4, 284, 337; 10, 191; 15, 145; Od. 4, 77; 10,
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430; 16, 475; Ps.-Hes., Aspis 326; Nonnos, Dion., 37, 160. Tychsen und ihm folgend Lehrs änderte es zu ζθεαο ᾧ, Köchly zu ζθαο ἑῶ. Letzterer begründete seine Lesart mit der Feststellung, dass die kurze Form des Pronomens ἑφο bei Quintus nur dann eintritt, wenn das Metrum dies erfordert: PH 2, 661; 3, 423; 7, 35; 9, 321; 13, 351 u.a. Trotz der Ausführungen von Köchly möchte ich die Konjektur von Tychsen beibehalten, nicht nur weil der Ausdruck θαί ζθεαο an der gleichen Versstelle in der anderen epischen Dichtung vorkommt, sondern auch weil die Form ζθαο in den Posthomerica nicht erscheint. Der Kopist hat vermutlich ἑῶ geschrieben, weil der Ausdruck ᾧ πφξε ihn störte: ᾧ konnte in diesem Falle mit dem Relativpronomen verwechselt werden. ζννὺο ἔκελαη ζεξάπνληαο: ἔκελαη: Infinitiv mit Zweckbedeutung; ζννὺο … ζεξάπνληαο: bereitwillige, tatkräftige, tüchtige Kriegsgefährten. Vgl. PH 6, 595: „ηῶ δὲ ζνο ζεξάπνληεο ἔβαλ ζρεδφλ―. Man bemerke die Alliteration von ζ. 351 Ἀρηιιένο πἷα ζξαζὺλ: PH 9, 305: „ζξαζὺλ πἷ‘ Ἀρηινο―; 8, 491: „Ἀρηινο ἐππηνιέκνπ ζξαζὺλ πἷα―. Der Ausdruck πἱὸο ζξαζχο findet sich nur hier, während ζξαζὺο πἱφο sowohl bei Quintus als auch sonst in der anderen epischen Dichtung die übliche Wendung ist: Genitiv des Vaters + ζξ. πἱ. bzw. ζξ. πἱ. + Genitiv des Vaters. Vgl. Il. 16, 604; Apoll. Rh., Arg. 2, 118; PH 6, 259; 9, 448; 10, 176; 11, 495; Nonn., Dion. 5, 554; 13, 428; 23, 238; 29, 135; 45, 265. Bei Homer tragen das Epitheton ζξαζχο manche Helden, besonders Hektor (vgl. Il. 8, 312; 12, 60, 210 usw.), nicht aber Achilleus. Quintus verwendet dieses Adjektiv zur Charakterisierung des Achilleus in Wendungen wie 3, 505: „ζξαζὺλ πεξὶ Πειείσλα―; 742: „Μπξκηδόλσλ βαζηια ζξαζὺλ―; 1, 508: „ζξαζὺ ζζέλνο Αἰαθίδαν―; 4, 183: „Πειείδαν ζξαζὺ ζζέλνο ἀθακάηνην―; 2, 430: „ζξαζὺο πάηο Αἰαθίδαν―. Man vergleiche auch 1, 4; 5, 5; 7, 689: „ζξαζύθξνλνο Αἰαθίδαν―. Der Ausdruck „ζξαζὺο πάηο Αἰαθίδαν― (2, 430) verweist auf „Ἀρηιιένο πἷα ζξαζὺλ―. Vater und Sohn haben eine ähnliche Charakterisierung. Man vergleiche auch PH 1, 766: „Αἰαθίδαν ζξαζύθξνλνο ἄηξνκνο πἱόο― für Achilleus und PH 7, 708: „Αἰαθίδαν ζξαζύθξνλνο ὄβξηκνο πἱὸο― für Neoptolemos. Zu ζξαζύθξνλνο Αἰαθίδαν (PH 1, 4; 5, 5; 7, 689) vgl. PH 7, 433, 524, 615: „Νενπηνιέκνην ζξαζύθξνλνο―. πεξηπνηπλύεζθνλ: πεξηπνηπλχσ, hurtig umgeben oder verfolgen, auch im med. in Opp., Hal. 2, 615. In den PH: 3, 713; 4, 210; 6, 153; 9, 530. Zum Simplex πνηπλύσ (eifrig, geschäftig sein) bes. bezüglich der Eile des Dieners vgl. Il. 1, 600; 18, 421. Es scheint nicht mit πνλέσ, sondern mit πλέσ, πέπλπκαη zusammenzuhängen, eigentlich vor Anstrengung und Eile keuchen, schnaufen, vgl. Buttm. Lexil. 1 p. 176 und LfgrE s.v. Es ist bemerkenswert, dass das Gefolge des Neoptolemos wegen Besonnenheit, Tüchtigkeit, Bereitwilligkeit, Strebsamkeit und Fleiß vom Erzähler gepriesen wird: v. 348: „ἀξεξέκελνη θξεζὶ ζπκόλ―; v. 349: „θεδλνηάηνπο―; v. 350: „ζννὺο … ζεξάπνληαο―; v. 351: „πεξηπνηπλύεζθνλ―. Deidameia schickt mit ihrem jungen und sonst unerfahrenen Sohne die besten Männer mit und gewährt ihm somit Unterstützung.
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352–355 πνηὶ λῆα δη’ ἄζηενο: vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 237: „κεηὰ λα δη‘ ἄζηενο―: Nachdem auf dem Schiff Argo von den Dienern alles vorbereitet war, führte Iason mit seinen Gefährten der Weg durch die Stadt zum Hafen. ὃο δ’ ἐλὶ κέζζνηο: an der gleichen Versstelle in den PH 2, 204; 3, 728; 4, 488. Zu v. 353 vgl. Il. 10, 565 „θαγραιόσλ· ἅκα δ᾽ ἄιινη ἴζαλ ραίξνληεο Ἀραηνί.―. Κεράξνλην δὲ Νεξελαη / ἀκθὶ Θέηηλ: Thetis erfreut sich zusammen mit den Nereustöchtern an Neoptolemos. Dies kontrastiert eigentlich mit dem Leid und der Trauer Deidameias wegen der Abfahrt ihres Sohnes. Aber in v. 327 berichtet der Erzähler in der Apodosis des Pferdegleichnisses, dass Deidameia trotz ihres Leides an der Begeisterung ihres Sohnes stolze Freude hatte. Zum Ausdruck vgl. PH 2, 498: „ἀκθὶ Θέηηλ Νεξνο πεξζύκνην ζύγαηξεο―, aber in einem gegensätzlichen Kontext: Thetis und die Nereustöchter zitterten vor Angst um Achilleus während dessen Kampf mit Memnon. Νεξελαη: Zum ersten Mal kommt diese Form bei Opp., Hal. 1, 386 vor: „θνχξελ θπαλψπηδα Νεξείλελ― und siebenmal bei Quintus immer am Versende. Vgl. Schol. zu Opp., Hal. 1, 386: „Νεξεΐλε· ηύπνο ζειπθλ παηξσλπκηθόο ἐζηη θαὶ ὁ δηὰ ηνῦ ίλε νἷνλ ξσΐλε, ηνῦ ἣξσνο, Ὠθεαλίλε, ηνῦ Ὠθεαλνῦ· νὕησο νὖλ θαὶ ηὸ Νεξεΐλε ηνῦ Νεξέσο―. Κπαλνραίηεο: Als Beiname Poseidons erscheint Κπαλνραίηεο häufig in der epischen Dichtung am Versende. Sehr oft tritt nur das Epitheton an die Stelle des Namens des Gottes. Zum Ἀρηιῆνο ἀκύκνλνο ὄβξηκνλ πἷα, der auf v. 351 verweist, vgl. PH 9, 535 = 10, 224: „Πνίαληνο ἀκχκνλνο ὄβξηκνο πἱφο―. Der Ausdruck ὄβξηκνο πἱφο findet sich nur in den Posthomerica und viermal am Versende: 3, 260; 4, 1, 227; 6, 66. Quintus verbindet diesen Ausdruck mit dem homerischen Ἀρηινο ἀκχκνλνο: Il. 16, 854; 17, 186; 22, 113 immer an der gleichen Versstelle wie hier in den PH (vgl. auch PH 3, 265; 4, 146; 5, 230). Man vergleiche auch PH 6, 66; 8, 195: „Ἀρηιιένο ὄβξηκνλ πἷα―. 356–358 Ὃο δ’ ἢδε: So überliefern die Handschriften. Köchly wendet gegen diese Lesart ein, es sei sehr schwach, wenn der Erzähler nochmals Neoptolemos‘ Verlangen nach Krieg erwähne, zumal er schon vorher genug davon berichtet habe. Schon Rhodomann war dieser Ansicht und schlug vor: ὅο η‘ ἢδε – Relativsatz mit kausalem Kolorit. Köchly glaubt, dass die beste Lesart ὡο ἢδε sei. Dadurch werde erklärt, aus welchem Grund Poseidon sich über Neoptolemos freute. In diesem Falle müsste man ein Komma nach πἷα setzen. So druckt es auch Zimmermann in seiner Ausgabe. Die Annahme von Köchly ist zwar nicht unbegründet, aber letzte Sicherheit können wir nicht gewinnen. Die Lesart der codd. stört eigentlich nicht: Der aber begehrte… πνιέκνην … δαθξπόεληνο: Il. 5, 737; 8, 388; 17, 512; Hes. Fr. 25, 9 M.-W.; PH 9, 329; 13, 332. θαί πεξ ἐὼλ ἔηη παηδλόο: vgl. Od. 21, 21; 24, 338; Kallim., Jov. 57: „ἀιι‘ ἔηη παηδλὸο ἐψλ―; A.G. 2, 1, 410 (Christodoros). ἔη’ ἄρλννο: PH 4, 431: „ἔη‘ ἄρλννλ― für Troilos – ohne Milchbart. Zu dem Asyndeton ἔηη ... ἐη‘ vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 508: „ὄθξα Εεὺο ἔηη θνῦξνο, ἔηη θξεζὶ λήπηα εἰδώο―; 2, 43 f.; Arat., Phaen. 239; PH 5, 518 f. An dieser Stelle scheint Quintus von Apollonios, Arg. 2, 43–45 beeinflusst zu sein: „ηννο ἔελ Γηὸο πἱόο,
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ἔηη ρλνάνληαο ἰνύινπο / ἀληέιισλ, ἔηη θαηδξὸο ἐλ ὄκκαζηλ, ἀιιά νἱ ἀιθή / θαὶ κέλνο ύηε ζεξὸο ἀέμεην―. Zu der Wendung ἀιθὴ θαὶ κέλνο vgl. noch Il. 9, 706; 19, 161: „ηὸ γὰξ κέλνο ἐζηὶ θαὶ ἀιθή―; Il. 22, 282 „κέλενο ἀιθο ηε ιάζσκαη―; Apoll. Rh., Arg. 3, 407: „πεξα δέ ηνη κέλεόο ηε θαὶ ἀιθο ἔζζεη᾽ ἄεζινο―. Zu den vv. 357–358a vgl. Triph., 53 f.: „κήπσ δ᾽ εθπέεζζηλ ἰνπιίδσλ θξνηάθνηζηλ / ἀιθὴλ παηξὸο ἔθαηλε λένο πεξ ἐὼλ πνιεκηζηήο―: Neoptolemos zieht in den Krieg gegen die Troer, sehr jung an Jahren: Ohne dass ihm an den schönen Wangen ein Bartflaum gesprossen ist, zeigt er doch, obgleich noch ein junger Krieger, die gleiche Wehrhaftigkeit, die schon seinem Vater eigen war. Dazu siehe auch die Bemerkungen von Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 154 f. Zu 357b–358a vgl. PH 8, 57b f.: „ὴ δ᾽ ἐθέιεπελ ἕθαζηνλ / ἀιθὴ ἀληεξὴλ ἐο θύινπηλ ὀηξύλνπζα―. Zu ἑο … πάηξεο an der gleichen Versstelle vgl. Nonn., Dion. 40, 178, 253; 42, 503. 359–360a νἷνο Ἄξεο, ὅηε κινλ ἐζέξρεηαη αἱκαηόεληα / ρσόκελνο δείνηζη: vgl. Nonn., Dion. 8, 66: „νἷνο Ἄξεο, ὅηε ρψεηαη―. ἐζέξρεηαη überliefert P, ἐπέξρεηαη H, die erste Lesart ist vorzuziehen: vgl. PH 9, 218: „Οἷνο δ᾽ ἐο πόιεκνλ θζηζίκβξνηνλ ἔξρεηαη Ἄξεο―. κινλ … αἱκαηόεληα: Quintus variiert den homerischen Ausdruck Il. 9, 650; 19, 313: „πνιέκνην bzw. πνιέκνπ … αἱκαηόεληνο―; vgl. PH 1, 223: „δξηλ ἐο αἱκαηόεζζαλ―; 2, 281, 514: „αἱκαηόεληα θπδνηκόλ―; 7, 123: „αἱκαηόεληα θαηὰ κόζνλ―; 8, 147; 9, 300: „πνηὶ θιόλνλ αἱκαηόεληα―. In Il. 2, 401; 7, 147; 16, 245; 18, 134; PH 9, 102; 11, 359 finden wir den Ausdruck κινλ Ἄξενο. ρσόκελνο δείνηζη: PH 7, 663; das Verbum verbindet sich hier mit Dativ: „grollend gegen― wie PH 3, 78; 9, 518; 10, 349; 13, 254; vgl. auch Il. 24, 606; Nonn., Dion. 8, 189; 16, 344; 47, 535 f. Sowohl bei Homer als auch in den Posthomerica verbindet sich das Verbum ρψνκαη mit dem Genitiv zur Bezeichnung des Gründes: Il. 2, 689; 16, 553; 21, 457; PH 6, 392; 7, 697. κέκελε δέ νἱ κέγα ζπκόο: mit Variationen im Ausdruck: PH 11, 144b–145a: „καίλεην δέ ζθη / ζπκὸο ἐλὶ ζηήζεζζη―; PH 2, 234: „ὁ γὰξ κέγα καίλεην ζπκῶ―; 13, 375; 5, 377; 1, 512. Zu dem Ausdruck κέγα καίλεζζαη siehe auch v. 588. 361 θαί νἱ ἐπηζθύληνλ βινζπξὸλ πέιεη: ἐπηζθχληνλ: die Stirnhaut, welche den vortretenden Teil der Stirn und den oberen Rand der Augenhöhle bedeckt, auf der sich die Augenbrauen befinden, die bei verschiedenen Gemütsregungen verschieden bewegt, besonders im Zorn in Falten zusammen- und heruntergezogen werden. Vgl. Apoll. Gramm. 74, 2 s.v.: „ηὸ πὲξ ηὰο ὀθξῦο κέξνο―. Das Substantiv kommt einmal bei Homer vor, Il. 17, 136 vom zornigen Löwen im Rahmen eines Gleichnisses. Vgl. Aristoph., Ran. 823; Zum Ausdruck vgl. Theokr. id. 24, 118: „ηννλ ἐπηζθχληνλ βινζπξῶ ἐπέθεηην πξνζψπῳ―; Philostr., Im. 871, 22: „βινζπξὸλ κὲλ ἐπηζθχληνλ―; A.G. 16, 100, 2 (Damagetos): „βινζπξὸλ η‘ ἀλδξὸο ἐπηζθχληνλ―. Das Nomen kommt in den Posthomerica noch einmal vor, in PH 3, 537. Es handelt sich dabei um das ἐπηζθχληνλ von Achilleus‘ Leiche, das Athene ζκεξδαιένλ erschuf, genauso wie es sich zeigte, als der noch lebende Achilleus um den toten Patroklos grollte (537–539): „ζκεξδαιένλ δ᾽ ἄξα ηεῦμελ ἐπηζθύληνλ πεξὶ λεθξῶ, /
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νἷόλ η᾽ ἀκθ᾽ ἑηάξνην δατθηακέλνπ Παηξόθινην / ρσνκέλῳ ἐπέθεηην θαηὰ βινζπξνν πξνζώπνπ―. Quintus will wahrscheinlich seinen Leser an diese Stelle erinnern, um die große Begierde des Neoptolemos nach Krieg in der Nachfolge des toten Achilleus zu unterstreichen. ἀκθὶ δ᾽ ἄξ᾽ αὐηῶ: siehe v. 346. 362–365a ὄκκαηα καξκαίξνπζηλ: Il. 3, 397: Helena erkennt die ὄκκαηα καξκαίξνληα der Göttin Aphrodite, die sie, die noch auf dem Turm weilt, trotz ihres Widerstrebens zu Paris zurückführt (Il. 3, 383–420). Quintus überträgt diesen Ausdruck aus dieser iliadischen Szene auf Ares, um dessen Groll (vgl. „ρσφκελνο―, v. 360) und bedrohende Macht zu unterstreichen. Auch Aphrodite wirkt in ihrem Zorn (vgl. „ρνισζακέλε―, v. 413) gegenüber der Widerstand leistenden Helena bedrohlich (vv. 413–417). Zu diesem Ausdruck vgl. auch Ps.-Opp., Kyn. 3, 70; 4, 157.; PH 1, 58 f.; 7, 464 (für Neoptolemos); 12, 537 mit Campbell, A Commentary ... ἴζνλ ππξί: PH 6, 353; 9, 221: ἴζνλ ππξὶ καξκαίξεζθε bzw. καξκαίξνληα (Kupfer bzw. Waffen). ηνῦ δὲ παξεηαὶ / θάιινο ὁκνῦ θξπόεληη θόβῳ θαηαεηκέλαη αἰεὶ / θαίλνλη’ ἐζζπκέλνπ: Und seine Wangen scheinen immer zugleich mit Schönheit und mit grausigem Schrecken bekleidet, wenn er (zur Schlacht) fortstürmt. θξπφεηο, ὀθξπφεηο: Schauder erregend, grausig, Adj. zu θξχνο ist Synonym zu θξπεξφο – eiskalt und metaphorisch schaurig, grausig (wobei es einen kalt überläuft), abgeleitet von θξχνο, auch mit der Kälte des Todes in Verbindung gebracht –, nur in Verbindung mit Begriffen des Kampfgeschehens oder des Todes im Kampf. Siehe dazu LfgrE s.v. Quintus verwendet θξπφεηο bzw. ὀθξπφεηο nur im übertragenen Sinne wie Homer, während er θξπεξφο sowohl im übertragenen – PH 1, 487: „ἀλὰ θξπεξὸλ ζηόκα ράξκεο― (Enallage); 5, 366; 7, 543: θξπεξνν θόβνην –, als auch im konkret-etymologischen Sinne benutzt (eiskalt: PH 1, 625; 2, 601; 3, 527; 7, 134; 8, 205; 9, 72; 10, 420). Dazu siehe auch Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 394 ff. zu 1, 133. Zu θξπφεληη θφβῳ vgl. Il. 13, 48: „θξπεξνν θφβνην― und Il. 9, 2: „θόβνπ θξπόεληνο― (auch Batrachom. 73: „θόβνπ θξπόεληνο―); Apoll. Rh., Arg. 2, 607: „Οἱ δέ πνπ ὀθξπόεληνο ἀλέπλενλ ἄξηη θόβνην―. Zur Struktur vgl. PH 1, 221: „κέλνο θαηαεηκέλνη ὤκνηο―; 1, 61; 13, 219; 2, 523 im metaphorischen Sinn. αἰεὶ: Köchlys (ed. maior) αἰεὶ statt der überlieferten Form αἰὲλ beruht auf der Tatsache, dass die Handschriften mit Ausnahme dieser Stelle, PH 3, 776 und 14, 495 einhellig αἰεί am Verschluss überliefern, auch wenn der anschließende Vers vokalisch anlautet (PH 3, 510; 5, 217). Um der Einheit willen liest er in PH 3, 776; 7, 363 und 14, 495 αἰεί. In diesen drei Fällen lautet der anschließende Vers konsonantisch an. Pompella behält in v. 363 das überlieferte αἰὲλ bei, während Zimmermann Köchlys Lesart αἰλὸλ aus dessen kleiner Ausgabe (ed. minor) übernimmt. Mit Ausnahme von Il. 11, 827 und Odyssee 1, 68 und 19, 591 wird bei Homer, unabhängig von dem Anlaut des anschließenden Verses, αἰεί am Versschluss überliefert. Dasselbe gilt in den homerischen Hymnen, bei Hesiod, Nonnos und Apollonios Rhodios, wobei der nachfolgende Vers in den Argonautika immer konsonantisch anlautet. In den Halieutika wird auch einheitlich am Versschluss αἰεί tradiert, obwohl in 1, 552; 2, 658 und 3, 517 der anschließende Vers mit Vokal anlautet. Dass Oppian, wenn der folgende Vers mit Vokal beginnt, regelmäßig ein bewegliches λ im Versauslaut setzt, führte Schneider
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(Ausg.) in 2, 658 und 3, 517 dazu, αἰέλ zu lesen, wobei er, wie auch Mair (Ausg.), in 1, 552 die Lesart der Handschriften beibehielt. Aus diesem Grund liest Fajen in seiner Ausgabe der Halieutika an allen diesen drei Stellen αἰέλ. Zu dem überlieferten αἰεὶ von 2, 658 erklärt er zusätzlich, dass v. 659, der mit αἰεὶ schließt, auf den vorausgehenden Vers eingewirkt haben könne. Dazu siehe Fajan, Noten…, 115 f. Trotz dieser Überlegungen würde ich auch in den Halieutika immer die Lesart der Handschriften αἰεί am Versschluss beibehalten. Zum Ausdruck „θάιινο ὁκνῦ θξπόεληη θόβῳ― vgl. Triph., 103: „ὣο ὁ κὲλ ἐμήζηξαπηε θόβῳ θαὶ θάιιετ πνιιῶ―. Die Rede ist von dem hölzernen Pferd, das, breit und hoch, zugleich durch Schönheit und Schrecklichkeit beeindruckte. Nicht einmal Ares, der Herr der Pferde, hätte es abgelehnt, dieses Pferd zu besteigen, um es zu reiten, wenn er es lebend angetroffen hätte (vv. 104 f.). Quintus‘ Einfluss auf diese Stelle ist m. E. offensichtlich. Dazu siehe auch F. A. Wernicke, Σριθιοδώροσ Ἰλίοσ ἅλωζις, Leipzig 1819, 146 und Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 188. ηξνκένπζη δὲ θαὶ ζενὶ αὐηνί: Die codd. überliefern δὲ νἱ; die Korrektur von Köchly θαὶ ist zutreffend: Auch die Götter selbst fürchten sich. Dazu vgl. Il. 9, 497: „ζηξεπηνὶ δέ ηε θαὶ ζενὶ αηνί―; Od. 12, 38: „κλήζεη δέ ζε θαὶ ζεὸο αηόο―; PH 4, 143: „θαὶ ζενὶ αηνί― immer am Versende. Zu 364b vgl. hom. Hymn. Apoll. 2: „ὅλ ηε ζενὶ θαηὰ δκα Γηὸο ηξνκένπζηλ ἰφληα―. ηννο ἔελ Ἀρηιῆνο ἐὺο πάηο: vgl. besonders Il. 4, 399: „ηννο ἔελ Σπδεὺο Αἰηψιηνο―; Apoll. Rh., Arg. 2, 43: „ηννο ἔελ Γηὸο πἱφο Ἀρηινο ἐὺο πάηο: PH 14, 21. Die Wendung ἐὺο πάηο mit dem Namen des Vaters bzw. der Mutter im Genitiv kommt häufig in der epischen Dichtung vor: in der Ilias begegnet uns ἐὺο πάηο Ἀγρίζαν (2, 819; 12, 98; 17, 491); bei Hesiod: ἐὺο πάηο Ἰαπεηνν (Th. 565; Erga 50; vgl. Ps.-Hes., Aspis 26: ἐὺο πάηο Ἀιθαίνην); vgl. auch PH 1, 98 mit Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 331 f.; 2, 235 mit Ferreccio, Commento al libro II, 141, immer am Versende. Quintus variiert diese Wendung, indem der Genitiv dem Ausdruck ἐὺο πάηο vorangeht, wie in unserer Stelle: vgl. auch 4, 100, 144; 11, 474; 14, 21 immer an der gleichen Versstelle. In den vv. 358b–365 wird Neoptolemos, als er seine Heimat eilig verlässt, mit Ares verglichen. Der Erzähler hebt die Kraft und die Stärke des jungen Mannes hervor, der, wie er berichtet, noch bartlos, d.h. sehr jung war (vv. 356–358a). Der Vergleich scheint an dieser Stelle etwas überraschend, denn der Dichter hat zwar bis dahin Neoptolemos‘ große Fähigkeiten in den Kriegsübungen betont, doch ist dieser noch immer unerfahren. Zudem zieht Neoptolemos nicht direkt in die Schlacht. Man könnte sagen, dass ein Vergleich seiner Person mit Ares hier übertrieben ist. Wenn wir aber dieses Gleichnis näher betrachten, bemerken wir, dass Quintus sinnvoll vorgeht. Er vergleicht nicht Neoptolemos‘ Anstürmen in der Schlacht, sondern Neoptolemos‘ Eile beim Verlassen seiner Heimat mit dem Anstürmen des Ares in den Kampf. Somit wird Neoptolemos‘ Energie und Groll gegenüber den Feinden schon an dieser Stelle der Erzählung hervorgehoben. Dadurch bereitet der Erzähler seinen Leser auf Neoptolemos‘ ersten Auftritt in der Schlacht vor. Aus diesem Grund unterscheidet sich dieses Gleichnis von Ilias 7, 206–213, wo Aias mit Ares verglichen wird, der als Erster, nachdem er alle Waffen angelegt hatte, gegen Hektor losstürmte: „…Αἴαο δὲ θνξύζζεην λώξνπη ραιθῶ. / αηὰξ ἐπεὶ δὴ πάληα πεξὶ ρξνῒ ἕζζαην ηεύρεα, / ζεύαη᾽ ἔπεηζ᾽ νἷόο ηε
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πειώξηνο ἔξρεηαη Ἄξεο, / ὅο η᾽ εἶζηλ πόιεκνλ δὲ κεη᾽ ἀλέξαο νὕο ηε Κξνλίσλ / ζπκνβόξνπ ἔξηδνο κέλετ μπλέεθε κάρεζζαη. / ηννο ἄξ᾽ Αἴαο ὦξην πειώξηνο ἕξθνο Ἀραηλ, / κεηδηόσλ βινζπξνζη πξνζώπαζη· λέξζε δὲ πνζζὶλ / ἢτε καθξὰ βηβάο, θξαδάσλ δνιηρόζθηνλ ἔγρνο―. Das Gleiche gilt auch für folgende Aresvergleiche in den Posthomerica: 2, 212 f.: „ἀξήηνο ἢηε Μέκλσλ / Ἄξετ καηκώσληη παλείθεινο―: Der Aresvergleich versinnbildlicht den kriegerischen Memnon, der mit seinen Kriegsscharen gegen Achilleus und die Achaier anstürmt; 6, 294: „Φαίλεην δ᾽ ἶζνο Ἄξεη κεηὰ ζηίραο ἀίζζνληη―, wo Eurypylos mit dem durch die Schlachtreihen stürmenden Ares verglichen wird, als der Held zu seiner ersten Schlacht auszieht; 9, 218–223: Neoptolemos wird wieder mit Ares verglichen, als er gegen Deiphobos losstürmt: „Οἷνο δ᾽ ἐο πόιεκνλ θζηζίκβξνηνλ ἔξρεηαη Ἄξεο / ἐκβεβαὼο ἵππνηζη, πεξηηξνκέεη δ᾽ ἄξα γαα / ἐζζπκέλνπ, θαὶ ζεα πεξὶ ζηέξλνηζη ζενν / ηεύρε᾽ ἐπηβξνκένπζηλ ἴζνλ ππξὶ καξκαίξνληα· / ηννο Ἀρηιινο θξαηεξὸο πάηο ἢηελ ἄληελ / ἐζζινῦ Γεηθόβνην―. Der Unterschied in der Auswahl der Motive ist klar. Im ersten Neoptolemos-Ares-Gleichnis malt der Dichter das Bild eines furchterregenden Ares; im zweiten Neoptolemos-Ares-Gleichnis wählt Quintus diejenigen Züge aus, die Ares im Kampfeinsatz darstellen. 365b–368 Οἳ δ’ ἀλὰ ἄζηπ: an der gleichen Versstelle PH 13, 383; vgl. 11, 320 „πλ δ᾽ ἀλὰ ἄζηπ―; auch Il. 3, 245; 8, 517; Od. 8, 7. usw. Es handelt sich um eine Periphrasis für „Bürger―. εὔρνλη᾽ ἀζαλάηνηζη ζασζέκελ: vgl. etwa Apoll. Rh., Arg. 4, 593 f.: „ρεξαο ἀλέζρεζνλ ἀζαλάηνηζηλ / ερόκελνη ηὰ ἕθαζηα―; Il. 3, 296: „εὔρνλην ζενο αἰεηγελέηῃζηλ―. ἐζζιὸλ ἄλαθηα: vgl. Greg. Naz., Carm. 1236, 7: „ζπεπόινλ ἐζζιὸλ Ἄλαθηνο― am Versende. PH 7, 365b–368 erinnert an das Gebet des Priamos an Zeus in PH 1, 186–192. Priamos betet, dass Penthesileia die Achaier besiege und Zeus sie unversehrt nach Hause führe: „Κιῦζη, πάηεξ, θαὶ ιαὸλ Ἀραηθὸλ ἢκαηη ηῶδε / δὸο πεζέεηλ πὸ ρεξζὶλ Ἀξεηδνο βαζηιείεο, / θαὶ δή κηλ παιίλνξζνλ ἐκὸλ πνηὶ δκα ζάσζνλ / ἁδόκελνο ηεὸλ πἷα πειώξηνλ ὄβξηκνλ Ἄξελ / αηήλ ζ᾽, νὕλεθ᾽ ἔνηθελ ἐπνπξαλίῃζη ζεῆζηλ / ἐθπάγισο θαὶ ζεν ζενῦ γέλνο ἐζηὶ γελέζιεο.―. Anders als im Gebet des Priamos, das nicht in Erfüllung ging, kündigt der Erzähler in Buch 7 proleptisch (externe Prolepsis) an, dass die Götter die betenden Bürger von Skyros erhörten. Neoptolemos wird nach dem Ende des Krieges unversehrt nach Griechenland zurückkommen. Das ist dem mythologiekundigen Leser bekannt und wird vom Erzähler bestätigt. Zu dem homerischen Hapax παιίλνξζνο (Il. 3, 33) und dessen Verwendung in den Posthomerica siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 486 zu PH 1, 188, der Folgendes bemerkt: „Steht das Adjektiv παιίλνξζνο in der Ilias noch für die unheroische Rückkehr ohne Siegesruhm (anhand Il. 3, 33), so ist es unserem Dichter (sc. Quintus) zur Chiffre für die durch den vorzeitigen Tod verwehrte Rückkehr geworden―. Bär vertritt diese Ansicht anhand der Stellen 1, 188 und 1, 358 ff. (in 1, 371 erscheint das Adjektiv noch einmal), er zieht aber nicht die Stelle 7, 367 in Betracht, in der Quintus das Adjektiv παιίλνξζνο für die erfolgreiche Rückkehr des Neoptolemos aus gewonnener Schlacht verwendet. Ὃ δὲ πάληαο ὑπείξερελ: PH 5, 130; 4, 167. Vgl. Il. 3, 210 an der gleichen Versstelle, aber intransitiv.
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πεξέρσ in transitiver Bedeutung findet sich erst bei Sappho, Fr. 96, 9 V.: πάληα πεξξέρνηζα ἄζηξα―; dann in der Tragödie z. B. Eur., Hipp. 1365. Siehe dazu James/Lee, A Commentary ... zu PH 5, 130. In PH 1, 33–41 ist ähnlich von Penthesileia die Rede, die sich vor allen anderen, die ihr folgten, auszeichnete; vgl. bes. v. 36: „ἀιι᾽ ἄξα παζάσλ κέγ᾽ πείξερε Πελζεζίιεηα―; vgl. auch PH 1, 52 f.: „ηνίε Πελζεζίιεηα κόιελ πνηὶ Σξώηνλ ἄζηπ / ἔμνρνο ἐλ πάζῃζηλ Ἀκαδόζηλ―. Zum Motiv des Hervorstechens einer Führerfigur aus seinem Gefolge, das in der homerischen Welt weit verbreitet ist, siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 200 ff. zu v. 36. νἵ νἱ ἕπνλην: PH 4, 207; am Versende wie Od. 4, 536; 19, 219; am Versbeginn: Od. 4, 653 und nach dem ersten Versfuß in Il. 4, 91, 202. Vgl. auch am Versschluss: Il. 9, 688 „νἵ κνη ἕπνλην―; 11, 228: „αἵ νἱ ἕπνλην―; 13, 690: „νἳ δ᾽ ἅκ᾽ ἕπνλην―. 369–373 ἐπὶ ζλα βαξπγδνύπνην ζαιάζζεο: vgl. PH 11, 309: „ἐπὶ ζηλὶ βαξπγδνχπνην ζαιάζεο―. Das Adjektiv ist erstmals bei Pindar, O. 6, 81; 8, 44; P. 4, 210 belegt. Vgl. auch Ion, Fr. 744, 3 f. PMG. Bei Moschos, Eur. 120 kommt die Form βαξχδνππνο als Epitheton zu Poseidon vor. Das Adjektiv erscheint in den Posthomerica 1, 320 auch als Attribut zu Meer: „θῦκα βαξπγδνχπνην ζαιάζζεο― (vgl. auch Musaios, 270), in 3, 391 zu Hellespontos, wobei die Form βαξχδνππνο in den PH 9, 426: „ηφλαο βαξπδνχπνπο― auch aus metrischen Gründen belegt ist. Quintus variiert hier das homerische „ἐπὶ ζλα (bzw. ζηλὶ) ζαιάζζεο (Il. 4, 248; Od. 2, 260 usw.); vgl. Il. 23, 59: „ἐπὶ ζηλὶ πνιπθινίζβνην ζαιάζζεο―; Od. 8, 49: „ἐπὶ ζλ‘ ἁιὸο ἀηξπγέηνην―. ἐιαηῆξαο: Bei Homer sind sie Wagenlenker (Il. 4, 145; 11, 702; 23, 369) wie auch in den PH 4, 557. Hier sind es Ruderer: in dieser Bedeutung erstmals bei Luk., Amor. 6; vgl. Opp., Hal. 4, 479; Nonn., Dion. 39, 306, 309. Man vergleiche die Ilias-Stelle 7, 4–6: „ὡο δὲ ζεὸο λαύηῃζηλ ἐειδνκέλνηζηλ ἔδσθελ / νὖξνλ, ἐπεί θε θάκσζηλ ἐυμέζηῃο ἐιάηῃζη / πόληνλ ἐιαύλνληεο―, in der mit ἐιάηῃζη das Ruder (aus Tannenholz) gemeint ist; vgl. auch Od. 12, 172: „ιεχθαηλνλ ὕδσξ μεζηῆο ἐιάηῃζηλ―; später bedeutet ἐιάηε das Schiff oder das Boot (Eur., Ph. 208; Alk. 444). Hesychios überliefert s.v. λεειάηεο· „ὁ ἰζύλσλ ἠ ἐιαύλσλ ηὸ πιννλ.― ἐπμόνπ … λεόο: Diese Junktur findet sich nur hier, vermutlich als Variation zum homerischen „πεξηθαιιέα λα― (Od. 8, 567; 13, 149, 175), angeregt durch Il. 7, 5: „ἐυμέζηῃο ἐιάηῃζη― bzw. Apoll. Rh., Arg. 4, 1633: „ἐπμέζηῃζηλ … ἐιάηῃζηλ―; 2, 1255: „ἐπμέζηνηο … ἐξεηκνο―. εὔμννο, ep. ἐχμννο = εὔμεζηνο: bei Homer als Attribut zu ἅξκα Il. 2, 390; zu δίθξνο Od. 4, 590; zu ηξάπεδα Il. 11, 629; zu δφξπ Il. 10, 373; zu ηφμνλ Il. 13, 594 und öfters in der Odyssee zu finden; zu δπγφλ Il. 13, 706; zu δνπξνδφθε Od. 1, 128, auch von Metallarbeit: ζθέπαξλνλ in Od. 5, 237. Die Scholien zu Il. 4, 105 erklären: „θαιο ἐμεζκέλνλ, ὅ ἐζηη θαηεζθεπαζκέλνλ.―. In den Posthomerica bezeichnet es noch die δνχξαηα 9, 532 und das hölzerne Pferd 12, 224, 328, 358. ἱζηία η’ ἐληύλνληαο: PH 14, 405: „ἄιινηε δ‘ ἱζηία λεπζὶ κεκαφηεο ἐληχλνλην―; Od. 4, 781: „ἐλ δ‘ ἱζηίνλ η‘ ἐηίζεην θαὶ ἱζηία λεὶ κειαίλῃ.―. Zu v. 371 vgl. Od. 2, 430: „δεζάκελνη δ‘ ἄξα ὅπια ζνὴλ ἀλὰ λα κέιαηλαλ―. Αἶςα δ’ ἀλ’ αὐηνὶ ἔβαλ: αηνὶ ἔβαλ lesen Zimmermann et Vian, die das überlieferte (P) αηὸο ἔβαλ korrigieren;
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αηὸο ἔβε überliefert Ζ. So lesen Köchly, Pompella und Gärtner. Zum Ausdruck vgl. Il. 3, 311; 17, 541; 3, 261; Od. 6, 253 u.a. ἔθηνζη: als Adverb wie PH 2, 418 mit Ferreccio, Commento al libro II, 223; 4, 99a; 12, 284, 344, 347. πείζκαη’ ἔιπζαλ / εὐλάο ζ’ (Zeugma): angemessener in PH 14, 371 f.: „λελ πείζκαη‘ ἔιπζαλ ἀπὸ ρζνλὸο δὲ θαὶ ελὰο / ἐζζπκέλσο ἀλάεηξαλ.― Vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 1277: „ελαίαο ἐξχζαληεο― (2, 1282; 3, 574). Zu πείζκαη‘ ἔιπζαλ vgl. Od. 13, 77; Kallim., Aet. Fr. 18, 10 Pf. (= 9, 10 Asper); Apoll. Rh., Arg. 1, 652; 2, 536; 4, 1731; Longos, 1, 28, 2; 2, 13, 1; Greg. Naz., Carm. 574, 9; 993, 10; Nonnos, Dion. 4, 227; 7, 47; Orph. Arg. 529, 628, 652; auch in der A.G. 7, 264, 4 (Leonidas); 266, 2 (Leonidas); 675, 1 (Leonidas); 9, 90, 4 (Alpheios), 218, 4 (Aimilianos). ελαί sind die Steine, die an Stelle des Ankers verwendet werden, mit denen man das Schiff am Strande befestigt, Ankersteine: Il. 1, 436; 14, 77; Od. 9, 137; 15, 498; in den PH noch in 12, 346. Zu 372–373a vgl. auch ähnlihe Wendungen: PH 9, 435 f.; 12, 346 f. αἳ λήεζζη κέγα ζζέλνο αἰὲλ ἕπνληαη: die immer mit den Schiffen bezüglich ihrer großen Stärke eng verbunden sind – sie sind die kräftigen Stützen der Schiffe. Der Ausdruck κέγα ζζέλνο, achtmal in den Posthomerica (vgl. noch: 4, 99a; 6, 222, 286, 584; 8, 7, 25; 14, 127), findet sich sechsmal in der Ilias (11, 11; 14, 151; 18, 607; 21, 195, 304; 23, 827), jeweils einmal in der Odyssee (8, 136), bei Hesiod (Fr. 204, 56 M.-W.) und in der Aspis (v. 420) und viermal bei Apollonios Rh. (Arg. 1, 531; 2, 1206; 3, 560, 1044) fast immer an der gleichen Versstelle, nach der Zäsur des dritten Trochäus. Vorbild zu den vv. 369–373 ist vermutlich die Odyssee Stelle 4, 778–783: „ὣο εἰπὼλ ἐθξίλαη᾽ ἐείθνζη θηαο ἀξίζηνπο, / βὰλ δ᾽ ἰέλαη ἐπὶ λα ζνὴλ θαὶ ζλα ζαιάζζεο. / λα κὲλ νὖλ πάκπξσηνλ ἁιὸο βέλζνζδε ἔξπζζαλ, / ἐλ δ᾽ ἱζηόλ ηε ηίζελην θαὶ ἱζηία λεῒ κειαίλῃ, / ξηύλαλην δ᾽ ἐξεηκὰ ηξνπνζ᾽ ἐλ δεξκαηίλνηζη / [πάληα θαηὰ κνξαλ· ἀλά ζ᾽ ἱζηία ιεπθὰ πέηαζζαλ·]―. 374–375a Τνζη δ’ ἄξ’ εὐπινΐελ πόζηο ὤπαζελ Ἀκθηηξίηεο / πξνθξνλέσο: Zu v. 374 vgl. Il. 9, 362: „εἰ δε θελ επινίελ δψῃ θιπηὸο ἐλλνζίγαηνο―; Pind., O. 6, 103–105: „εζὺλ δὲ πιφνλ θακάησλ / ἐθηὸο ἐφληα δίδνη, ρξπζαιαθάηνην πφζηο / Ἀκθηηξίηαο―. πόζηο … Ἀκθηηξίηεο: gemeint ist Poseidon als Gatte der Meeresgöttin und Herrin der Meertiere (Od. 3, 91 u.ö.), Amphitrite. In der Ilias wird Amphitrite überhaupt nicht erwähnt. Poseidon erwählte sich die schöne Nereustochter Amphitrite zur Gemahlin. Als Gemahlin Poseidons gelangte Amphritite zu hohen Ehren. Neben dem Meereskönig Poseidon ist sie die Königin der See. Oppianos, Hal. 1, 391 nennt sie ἁιὸο βαζίιεηα; in Schol. zu Od. 3, 91 heißt sie Πνζεηδσλία im selben Sinne, wie die dodonische Gattin des Zeus Γηψλε heißt. So wie Zeus πφζηο Ἥξεο genannt wird, heißt Poseidon πφζηο Ἀκθηηξίηεο bei Pind., O. 6, 104 und hier in den Posthomerica. Als die weibliche Seite des Meeres wurde Amphitrite an vielen Orten zugleich mit Poseidon verehrt und in Kunstwerken ihm ebenbürtig an die Seite gestellt. Zu Amphitrite siehe auch die Ausführungen von R.E. s.v. In den Posthomerica tritt Amphitrite noch viermal auf: 8, 63; 14, 535, 609, 644 metonymisch für das Meer. Sie trägt die Epitheta: 14, 535: πεξίδξνκνο; 609: βαξύβξνκνο; 644: πνιχζηνλνο – das letzte Beiwort ist wahrscheinlich von Od. 12,
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erscheint daher als eine zweite Auflage des Kampfes zwischen ihren Vätern. Zu v. 377 vgl. PH 9, 406 f.: „θαί ῥά κηλ ἄκθσ / ἄληξνπ ἔζσ θνίινην παξεδόκελνη ἑθάηεξζελ―. Das Verbum παξέδνκαη findet sich in den PH nur an diesen zwei Stellen und wird mit Akkusativ verbunden, während es bei Homer eine Dativergänzung hat: vgl. Il. 1, 557; 5, 889; Od. 4, 738. In der Ilias 1, 407: „ηλ λῦλ κηλ κλήζαζα παξέδεν― gehört der Akk. κηλ zu κλήζαζα. 378–380 ηέξπεζθνλ κύζνηζηλ ἑνῦ παηξὸο ἔξγ’ ἐλέπνληεο: vgl. Od. 23, 301: „ηεξπέζζελ κύζνηζη, πξὸο ἀιιήινπο ἐλέπνληεο―; Il. 11, 643: „κχζνηζηλ ηέξπνλην πξὸο ἀιιήινπο ἐλέπνληεο―; A.G. App. 2, 131, 2 (Chrysippos): „ηεξπόκελνο κύζνηζη―; Greg. Naz., Carm. 1521, 9: „Καηὸο γὰξ κύζνηο ἐπηηέξπνκαη―. In den vv. 379–381 informiert der Erzähler summarisch über den Inhalt der Erzählungen von den Taten des Achilleus auf der Fahrt nach und in Troia. Diese Zusammenfassung verweist den Leser auf die Stelle PH 4, 144 ff., in der Nestor die Taten des Achilleus im Rahmen der Spiele zu seinen Ehren bei dessen Bestattung besingt. ὅζζά η’ ἀλὰ πιόνλ εὐξὺλ ἐκήζαην (sc. ἔξγα): hier in der Bedeutung von „Unheil gegen die Feinde ersinnen bzw. anstiften― wie Il. 10, 52: „θαθὰ κήζαη‘ Ἀραηνχο―; vgl. 22, 395: „θαὶ Ἕθηνξα δνλ ἀεηθέα κήδεην ἔξγα― (Achilleus – Hektors Leiche); Od. 24, 426: „ἤ κέγα ἔξγνλ ἀλὴξ ὅδ‘ ἐκήζαη‘ Ἀραηνχο―. Zum Ausdruck vgl. Od. 22, 169: „ὅζζαο (sc. πεξβαζίαο) νὗηνο ἐκήζαην ζῶ ἐλὶ νἴθῳ―. πνηὶ γαίῃ / Τειέθνπ ἀγρεκάρνην: im Lande (πνηὶ γαίῃ hier zur Angabe des Verweilens an einem Ort) des Telephos. Zu Σειέθνπ ἀγρεκάρνην vgl. Il. 13, 5: „Μπζλ η‘ ἀγρεκάρσλ― (Telephos war König der Mysier). Einzelne Helden, die in den PH auch als Nahkämpfer bezeichnet werden, sind Hektor (1, 342; 2, 12) und Memnon (2, 586). Zum Ausdruck „πνηὶ γαίῃ― (auch PH 7, 418) am Versschluss vgl. Il. 4, 112; 20, 420; Od. 8, 190; 9, 289; auch Il. 1, 245 = Od. 2, 280. Hier spielt Quintus auf den ersten Zug der Achaier nach Troia an. Auf ihrer Fahrt nach Ilion landeten die Griechen irrtümlich an der Küste Mysiens. In der Meinung, es sei die Troas, verwüsteten sie das Land (vgl. Apollod., Epit. 3, 17; Paus. 1, 4, 6; 9, 5, 13). Zu dessen Schutz eilte der König Telephos herbei und geriet am Kaikosfluss mit den Eindringlingen in einen offenen Kampf (Paus. 8, 45, 7; Schol. zu Il. 19, 326; A.G. App. 3, 119; Sen., Troad. 215 f.). Philostratos, Her. 688 berichtet, dass die Griechen Mysien nicht aus Unkenntnis, sondern mit Vorbedacht betraten. Sie wollten nämlich vor dem Angriff auf Ilion dessen mächtigen Grenznachbar Telephos niederringen und daran hindern, den Troern zu Hilfe zu kommen. Telephos wurde vor dem Einfall durch einen Boten gewarnt, den sein Bruder Tlepolemos gesandt hatte, zu dieser Zeit Agamemnons Verbündeter. So hatte Telephos Zeit, ein mächtiges Fuß- und Reiterheer aus ganz Mysien aufzustellen. Auch die mysischen Frauen nahmen an dieser Auseinandersetzung teil: Sie zogen zu Pferde aus mit Telephos‘ Gemahlin Hiera als Anführerein: Philostr., Her. 688; vgl. auch Tzetz., Antehomerica 275 f. Diktys, 2, 4 erwähnt, dass Telephos „procerus corpore et pollens virtutibus“ einen imponierenden Eindruck machte. Er erschien in diesem Kampf als echter Heraklesspross („Hercule genitus“ bei Diktys; „ἧξαθιείδεο― bei Philostratos und Tzetzes) und es gelang ihm, die Griechen zu ihren Schiffen
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zurückzudrängen (vgl. Pind., O. 9, 72 f.). In einem Zweikampf entriss Protesilaos Telephos den Schild, was Achilleus ermöglichte, über ihn herzufallen. Gott Dionysos ließ Telephos, wegen vorenthaltener göttlicher Ehren erbost (Schol. zu Il. 1, 59) oder aber aus Anerkennung für Agamemnons Opferspenden (Schol. zu Lyk. 211; vgl. auch A.G. 9, 477), über eine Weinranke straucheln. Fast wehrlos auf der Erde liegend wird Telephos von Achilleus mit dem Speer am Oberschenkel verletzt (Kypria nach Prokl., Chrest. 80 Seve.; p. 40 f. Bernabé; Pind., I. 4, 41 f.; 7, 49 f.). Dies überliefert auch Quintus: 4, 172–177: „θαί νἱ πόξελ ἵππνπο / ὠθύπνδαο, ηνὺο πξόζζελ ἐπκκειίῃ Ἀρηιη / Σήιεθνο ὤπαζε δξνλ ἐπὶ πξνρνῆζη Καΐθνπ, / εὖηέ ἑ κνρζίδνληα θαθῶ πεξὶ ἕιθετ ζπκὸλ / θέζαη᾽ ἐγρείῃ, ηῆ κηλ βάιε δεξηόσληα / αηὸο ἔζσ κεξνν, δηήιαζε δ᾽ ὄβξηκνλ αἰρκήλ.―. Unser Dichter aber setzt im Unterschied zu den meisten Quellen die Behandlung von Telephos‘ Wunde durch Achilleus bereits in Mysien an „ἐπὶ πξνρνῆζη Καΐθνπ― (vgl. Philostr., Her.688: vor Troia), wohingegen Telephos, da seine Wunde nicht heilte, gemäß den meisten Testimonien, aufgrund eines Orakels („ὁ ηξψζαο ἰάζεηαη―) Achilleus in Argos aufsuchte, da die Griechen nach ihrem ersten vergeblichen Versuch, Troia zu finden, von Aiolis aus dorthin zurückgekehrt waren. Telephos bringt die Griechen dazu, die Wunde mit dem Rost oder den Spänen jenes Speeres, mit dem ihn einst Achilleus verletzt hatte, zu heilen. Als Lohn verlangten die Griechen von ihm, er sollte ihnen auf dem zweiten Zug gegen Troia als Wegführer dienen. Außerdem musste er versichern, dass weder er noch seine Nachkommen am Kampf gegen die Griechen teilnehmen werden. Ein Versprechen, das freilich durch Eurypylos‘ Eintritt in den Kampf auf der Seite der Troer nicht eingehalten wurde. Quintus erwähnt in 4, 153 f., dass Achilleus Telephos und Eetion schwer verwundet: „ἐδάημε Σήιεθνλ δὲ βίελ ἐξηθπδένο ἦεηίσλνο / Θήβεο ἐλ δαπέδνηζη―. Vgl. auch 14, 129 f.: „ὅζζά η᾽ ἔξεμε (sc. Achilleus) / Σήιεθνλ ἀκθὶο ἄλαθηα θαὶ ὄβξηκνλ ἦεηίσλα― im Rahmen des Gesangs eines Achaiers, der die Ereignisse der Versammlung der Griechen bei Aulis bis zur Eroberung Ilions besingt (vv. 125 ff.). ὁππόζα Τξαο ἔξεμελ: vgl. PH 5, 481; 6, 199. Zu der Syntax dieses Verbums mit zwei Akkusativen: einem etwas antun vgl. Il. 3, 354; Il. 5, 373; 9, 647; 21, 509; Od. 2, 73; 18, 15; 22, 209; 23, 56; in der Prosa nur bei Platon, Leg. 642 c. In den Posthomerica 5, 362 findet sich das Verbum mit Dativ der Person in der Bedeutung von „opfern― wie z. B. Od. 3, 159. 381 ἀκθὶ πόιηλ Πξηάκνην θέξσλ θιένο Ἀηξείδῃζη: Ald. und die meisten Handschriften überliefern ἀκθὶ πφιηλ ηε θέξσλ θαὶ ὅζζ‘ ἀηξείδῃζη ohne Hinweis auf eine lacuna. R überliefert ἀκθὶ πφιηλ ηε θέξσλ ἰδὲ θαὶ ὅζζ‘ ἀηξείδῃζη, N ἀκθὶ πφιηλ Πξηάκνην θέξσλ θαὶ ὅζζ‘ ἀηξείδῃζη, was Tychsen (er las ὅζ‘) übernahm. Aufgrund der Handschrift N lasen Lobeck, Bonitz, Spitzner und Lehrs unter Heranziehung der schon von Scaliger vorgeschlagenen Lesart θιένο, ἀκθὶ πφιηλ Πξηάκνην θέξσλ θιένο Ἀηξείδῃζη. Spitzner war anfangs in Bezug auf den Ausdruck θέξεηλ θιένο skeptisch, denn in der epischen Dichtung sei θέξεηλ ράξηλ der übliche Ausdruck. Wir finden aber in der Odyssee 1, 283 = 2, 217: „κάιηζηα θέξεη θιένο ἀλζξώπνηζη― (vgl. auch Eur., IA 566 f.; A.G. 7, 337, 5; 9, 788, 3 –
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beide Epigramme von unbekannter Herkunft; A.G. App. 1, 314, 4; A.G. App. 2, 746, 3; Greg. Naz., Carm. 1551, 3; Nonn., Dion. 25, 219). Köchly meinte, dass nach 381a von großen Taten des Achilleus berichten werden sollte, und druckte daher maioris lacunae signa: ἀκθὶ πφιηλ Πξηάκνην - - - / *** ηε θαὶ ὅζζ‘ ** / - - θέξσλ θιένο Ἀηξείδῃζη. Da Quintus eine ausführlichere Aufzählung der Taten des Achilleus als Thema eines Gesanges an der früheren Stelle 4, 144 ff. brachte, ist hier eine vollständige oder noch ausführlichere Aufzählung derselben Taten nicht notwendig. Die Lesart von Lobeck übernahmen zu Recht alle modernen Herausgeber. Mit den vv. 380 f. meint der Dichter vor allem diejenigen Taten von Achilleus, die sich in der Ilias nach dem Abebben von Achilleus‘ Zorn und in den Posthomerica bis zur Tötung Memnons vollziehen. Zum Ausdruck „πφιηλ Πξηάκνην― vgl. PH 3, 362; 14, 140; Il. 2, 373; 4, 18, 290; Od. 14, 241. 382–383 ηνῦ δ’ ἄξ’ ἰαίλεην ζπκὸο: Zu Recht emendierten Rhodomann und ihm folgend die meisten Herausgeber das überlieferte δ(ὲ)‘ ἰαίλεην zu δ‘ ἄξ‘ ἰαίλεην. Vgl. PH 11, 161: „Ἔξηο δ‘ ἄξ‘ ἰαίλεην ζπκῶ―; 11, 178: „ὣο ἄξ‘ ἰαίλεην Φνβνο―. Mit wenigen Ausnahmen ist das η des Verbums ἰαίλσ bzw. ἰαίλνκαη in den Posthomerica kurz. Dazu siehe auch CRIT. bei Vian. Zu dem Ausdruck ἰαίλεην ζπκφο vgl. besonders Od. 6, 155 f.; PH 7, 684; 11, 161; 14, 299. D. Mazza, in: Lelli, Quinto di Smirne …, 772 hebt hier durch „ἰαίλεην ζπκὸο― nicht nur Neoptolemos‘ Ergötzung durch die Erzählungen von Achilleus‘ Taten, sondern auch die therapeutische Funktion dieser Erzählungen in Neoptolemos‘ Herzen, d.h. seinen Stimmungsumschwung aus der Trauer um seinen Vater, hervor. Eine solche Wirkung, die Erleichterung der Seele aus Kummer und Trauer, wird vor allem in Hesiods Theogonie, vv. 98–103 durch die Macht des Gesanges bezeugt: „εἰ γάξ ηηο θαὶ πέλζνο ἔρσλ λενθεδέη ζπκῶ / ἄδεηαη θξαδίελ ἀθαρήκελνο, αηὰξ ἀνηδὸο / Μνπζάσλ ζεξάπσλ θιεα πξνηέξσλ ἀλζξώπσλ / κλήζεη κάθαξάο ηε ζενὺο νἳ Ὄιπκπνλ ἔρνπζηλ, / αἶς᾽ ὅ γε δπζθξνζπλέσλ ἐπηιήζεηαη νδέ ηη θεδέσλ / κέκλεηαη· ηαρέσο δὲ παξέηξαπε δξα ζεάσλ.―. Ähnlich wird das Herz der trauernden Thetis durch Nestors Gesang in PH 4, 128–170, der sie und ihren Sohn Achilleus besingt, erheitert (vgl. vv. 130b f.) ἐειδνκέλνην θαὶ αὐηνῦ / παηξὸο ἀηαξβήηνην κέλνο θαὶ θῦδνο ἀξέζζαη: ἀηαξβήηνην: Das Adjektiv ἀηάξβεηνο ist ein homerisches Hapax. Es kommt in Il. 3, 63 vor und bezeichnet Hektors λφνο in Paris‘ Rede an seinen Bruder: „ὣο ζνὶ ἐλὶ ζηήζεζζηλ ἀηάξβεηνο λόνο ἐζηί―. Zu Beginn seiner Rede vergleicht Paris Hektors unaufreibbares (ungebrochenes) Herz („θξαδίε … ἀηεηξήο―, v. 60) mit einer Axt, die von Menschenhand geführt, in den Baumstamm fährt, um mit Kunst einen Schiffsbalken herauszuhauen und auf diese Weise die Schwungkraft des Mannes steigert (vv. 60–62). So ist Hektors Sinn in der Brust ἀηάξβεηνο. Die Scholien zu dieser Stelle erklären ἀηάξβεηνο mit ἀθαηαπηφεηνο, ἄθνβνο (D); vgl. Ap., Lex.: 46, 31; Sch. Γ 63c Erbse: ýἀθαηάπαπζηνο (fort. ἀθαηάιεπηνο Erbse). Leaf, z. St., gibt m. E. den Sinn dieser Partie richtig wieder: „Paris clearly speaks partly in anger and partly in admiration of Hector‘s straightforwardness, which thrusts aside without relenting (ἀηάξβεηνο) all conventional obstacles.― Appel, Die homerischen Hapax Legomena…, 20 weist auch auf Cunliffes Über-
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setzung von ἀηάξβεηνο in dieser iliadischen Stelle hin: „not to be diverted from one‘s course―. So entspricht ἀηάξβεηνο dem Epitheton ἀηεηξήο in v. 60. Das Adjektiv ἀηάξβεηνο kommt noch einmal bei Ps.-Hes., Aspis 110 „ἀηάξβεηνλ Γηὸο πἱὸλ― in der Bedeutung von „furchtlos― zur Bezeichnung von Herakles vor. Es hat also dieselbe Bedeutung wie das homerische dis legomenon ἀηαξβήο (Ηl. 13, 299; Od. 3, 111), das Quintus sehr häufig vor allem zur Bezeichnung von Achilleus verwendet (vgl. 1, 101; 3, 513, 522, 743; 7, 472, 727; 9, 46; 12, 74). Diese Bedeutung hat ἀηάξβεηνο auch in der späteren Literatur (siehe LSJ9 Rev. Suppl. 1996) sowie in den Posthomerica. Dort kommt das Adjektiv noch einmal in 8, 284 vor: „ἀηαξβήηνην πεπνηζόηεο Ἄξενο ἀιθῆ― zur Bezeichnung von Ares (vgl. A.G. 9, 177, 1 - unbekannter Herkunft: „Αἴαληνο … ἀηαξβήηνην― und Triph., 137: „Σξεο ἀηαξβήηεν ζεο ἀπαηήλνξα ηέρλελ― zur Bezeichnung von Athene). In v. 383 überliefern die codd. einheitlich κέλνο. Pauw betrachtete ἀξέζζαη κέλνο als zu hart und ungeschickt. Scaliger und ihm folgend Spitzner schlugen – wahrscheinlich anhand Il. 6, 446 – θιένο statt κέλνο vor, während Zimmermann γέξαο (vgl. Eur., Alk. 55) druckte. Vian und Pompella behielten zu Recht das überlieferte κέλνο bei. Ersterer nimmt ein Zeugma an: ἄξλπκαη (erringen, davontragen) verbinde sich am besten mit θῦδνο und weniger mit κέλνο. Bei Pindar, N. 7, 59 finden wir aber „ηφικαλ … ἀξνκέλῳ―. M. E. haben wir hier kein Zeugma. Da Neoptolemos noch nicht an einem Kampf teilgenommen hat, wünscht er sich, Kampfesmut und folglich auch den Ruhm seines Vaters zu erringen. Außerdem rechtfertigt das Epitheton ἀηάξβεηνο für Achilleus (furchtlos) die Lesart κέλνο. Zu dem homerischen Ausdruck θῦδνο ἀξέζζαη: vgl. z. B. Il. 12, 407; 14, 365; 17, 287, 419; 20, 502; 21, 543, 596 usw. Zu Beginn der Seefahrt nach Troia saßen Odysseus und Diomedes zu beiden Seiten neben Neoptolemos und erfreuten ihn mit Erzählungen, die als Thema die Taten des Achilleus aus seinen beiden Zügen nach Troia hatten (externe und teilweise interne Analepsis). Der Erzähler beschränkt sich auf den geographischen und zeitlichen Rahmen dieser Erzählungen: die große Seefahrt des Achilleus nach Troia, die Geschehnisse im Land des Telephos und seine Taten vor Ilion, ohne die Geschehnisse dabei detailliert aufzuzählen. Eine solche Aufzählung der Taten des Achilleus ist dem Leser aus dem 4. Buch der Posthomerica bekannt: Nestor besingt die unvergänglichen Taten des Achilleus im Rahmen der Feierlichkeiten zu dessen Ehren: 4, 144–161. Auch in Nestors „Achilleis― ist von beiden Zügen des Achilleus die Rede, wobei der Erzähler hier ausführlicher von Thematik und Inhalt berichtet. Einen ähnlichen Inhalt hätte auch die „Achilleis―, die Neoptolemos im siebten Buch hört. Quintus wiederholt aber die Stelle 4, 144 ff. nicht, denn das gehört nicht zu seinem Erzählstil, weshalb er sie für Neoptolemos in 7, 377–381 zusammenfasst. Die letzte Partie seines Liedes widmet Nestor Achilleus‘ körperlichen Merkmalen: seiner Übergröße, seiner Überlegenheit im Kampf, seiner Kraft im Wettkampf (Laufen, Pferdewettkampf) und in der offenen Feldschlacht, seiner unübertroffenen Schönheit und Wehrkraft (4, 163–168). Zum Schluss seines Liedes wünscht sich Nestor, dass man auch in Achilleus‘ Sohn, Neoptolemos, einen solchen Mann wie Achilleus erblicke, wenn er von Skyros käme (4, 169 f.). An diese Partie im vierten Buch erinnert unsere Stelle hier. Der Dichter nähert
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Neoptolemos seinem Vater immer mehr an. Aber anders als in Nestors „Achilleis―, der vor „ἐπηζηακέλνηζη θαὶ αηνο― Zuhörern (4, 162), den Argeiern, die Taten von Achilleus besingt, rühmen die Augenzeugen die gleichen Taten vor Neoptolemos, der sie so noch nicht kannte. Bei Diktys 4, 16 erfreuen die Achaier den neu angekommenen Neoptolemos am ersten Abend seiner Ankunft beim Abendessen mit der Aufzählung der Taten seines verstorbenen Vaters in Agamemnons Lagerhütte: „interim inter epulas plurima iuveni patris fortia facinora numerare virtutemque eius commemorando efferre laudibus“. Er antwortet ihnen, dass er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um in seinem Bemühen nicht schlechter zu erscheinen als sein Vater. 384–385 Der Erzähler kehrt zur Trauer Deidameias zurück. ἀθερεκέλε πεξὶ παηδὶ: Apoll. Rh., Arg. 3, 1156: „πεξὶ παηζὶλ ἀθερεκέλε―; vgl. PH 3, 687: „ἀθερεκέλε πεξὶ λεθξῶ―. ἐζζιὴ Γεηδάκεηα: vgl. PH 1, 548: „ἐζζιὴ Πελζεζίιεηα―; 9, 484: „ἐζζιὴ Σξηηνγέλεηα― ebenfalls am Versanfang. Sterbliche Frauen, die in den PH als edel charakterisiert werden, sind neben Penthesileia und Deidameia auch Kassandra (12, 539). Bei Homer wird keine Frau als ἐζζιή bezeichnet, während viele Helden sowohl bei Homer als auch in den Posthomerica das rühmende Epitheton ἐζζιφο tragen. Von den Göttinnen trägt dieses Epitheton in den Posthomerica nur Athene; vgl. auch PH 8, 356. πνιύζηνλα δάθξπα ρεῦε: Quintus variiert hier Il. 1, 445 an der gleichen Versstelle: „πνιύζηνλα θήδε᾽ ἐθθελ―. Zu πνιύζηνλα δάθξπα vgl. SEG 6, 166, 1, 22: „[ηνο δὲ γν]εῦζη [γ]νῦ[ζη] πνιύζηνλνλ α δ―; MAMA 10, 137, 1, 22: „[δὲ γν]λεῦζη δάθξπ πνιύζηνλνηο {πνιύζηνλνλ}―. Diese Junktur findet sich sonst nur in den Posthomerica und nur hier. Zum Ausdruck „δάθξπα ρεῦε― am Versende vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 34; PH 1, 301; 3, 491; 9, 47; 10, 386; Nonn., Dion. 18, 344. 386–388a θαί νἱ ἐλὶ θξεζὶ ζπκὸο ὑπ᾽ ἀξγαιέῃζηλ ἀλίῃο / ηήθεζ᾽: ζπκὸο … ηήθεζ‘: Od. 19, 263 f.: „κεδέ ηη ζπκὸλ / ηθε πφζηλ γνφσζα―; vgl. v. 228. Zum Ausdruck „π‘ ἀξγαιέῃζηλ ἀλίῃο― vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 996 (Iason zu Medea): „ηάσλ ἀξγαιέαο θελ ἀπνζθεδάζεηαο ἀλίαο―. Wie im Falle Deidamias, deren Herz π᾽ ἀξγαιέῃζηλ ἀλίῃο aufgrund der Abfahrt ihres lieben Sohnes nach Troia vergeht, handelt es sich bei Apollonios ähnlich um den schlimmen Kummer der Frauen und der Mütter der fern von ihrer Heimat weilenden Argonauten, die sie wohl noch am Strand bejammern. Durch Medeas Unterstützung könnten ihre Leiden zerstreut werden. Zu diesem Ausdruck vgl. auch Opp., Hal. 5, 540: „ὀρζίδσλ ζθαθέιῳ ηε θαὶ ἀξγαιέῃζηλ ἀλίαηο―. ὅπσο ἀιαπαδλὸο ἐπ’ ἀλζξαθηῇζη κόιπβδνο: ἀιαπαδλὸο … κόιπβδνο: Als Beispiel der Weichheit und Nachgiebigkeit des Bleis dient Il. 11, 236 f. „νδ᾽ ἔηνξε δσζηξα παλαίνινλ, ἀιιὰ πνιὺ πξὶλ / ἀξγύξῳ ἀληνκέλε κόιηβνο ὣο ἐηξάπεη᾽ αἰρκή―. Iphidamas trifft mit seinem Speer Agamemnon am Gürtel, der Speer durchbohrt aber Agamemnons strahlenden Gürtel nicht, sondern die Spitze des Speeres biegt sich vorher, als sie auf das Silber trifft, wie Blei. Quintus bezeichnet die Weichheit des Bleis hier mit dem Adjektiv ἀιαπαδλφο (leicht zu bezwingen, schwach), das bei Homer nur zur Cha-
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rakterisierung lebender Wesen Verwendung findet (einzelne Personen, Krieger, die Reihen militärischer Formationen bilden, und Tiere). Zu ἀιαπαδλφο siehe die Ausführungen zu v. 12 (ἀιαπαδλνζχλε). ἐπ‘ ἀλζξαθηῆζη: vgl. A.G. 12, 17, 1 f. (unbekannter Herkunft): „Οὔ κνη ζιπο ἔξσο ἐγθάξδηνο, ἀιιά κε ππξζνὶ / ἄξζελνο ἀζβέζηῳ ζθαλ ἐπ᾽ ἀλζξαθηῆ― im erotischen Kontext; Nonn., Dion. 5, 23 f.: „ἐπ᾽ ἀλζξαθηῆ δὲ ηαλχζζαο / ζπιάγρλα ζηδεξείνηζη πεπαξκέλα καθξὰ θνξχκβνηο―. Der Thymos Deidameias schmilzt wie weiches Blei oder Wachs. Zum Weichwerden des Bleis vgl. Theogn., 417: „ἐο βάζαλνλ δ‘ ἐιζὼλ παξαηξίβνκαη ὥζηε κνιχβδῳ―; Eur., Andr. 267: „ηεθηὸο κφιπβδνο―; Apoll. Rh., Arg. 4, 1680 „ηεθνκέλῳ ἴθεινο κνιίβῳ―. ηξύθνο (ηφ): das Abgebrochene, Zerbrochene, das Stück, Bruchstück: vgl. Etym. Magnum 771, 27 ff.: „θαὶ , ὃ ζεκαίλεη ηὸ θιάζκα, ὁκνίσο ἀπὸ ηνῦ ζξύπησ κεηαζέζεη ηλ ζηνηρείσλ· γὰξ ηὸ θιάζαη― und Schol. zu Od. 4, 508: „ηξύθνο] ἀπόθνκκα. γίλεηαη δὲ ἐθ ηνῦ ζξύπησ, ἠ ἐθ ηνῦ ἔηξπθνλ δεπηέξνπ ἀνξίζηνπ. E.―; besonders das Stück Brot: vgl. Hesych., s.v.: „θιάζκα ἄξηνπ. ἠ μύινλ θαηαδεδαπαλεκέλνλ―. In PH 10, 434 wird in ähnlicher Weise Oinone als eine vor Trauer vergehende Person dargestellt: „ἅηε θεξὸο παὶ ππξί, ηήθεην ιάζξῃ―; siehe die Anmerkungen von Tsomis PH 10 z. St. 388b–389a γόνο δέ κηλ νὔ πνη’ ἔιεηπε: = PH 9, 375: Das Jammern verließ Philoktetes niemals aufgrund seines elenden körperlichen Zustandes. Deidameia klagte unaufhörlich aufgrund ihres psychischen Leides. δεξθνκέλελ ἐπὶ πόληνλ ἀπείξηηνλ: Die Junktur πφληνο ἀπείξηηνο findet sich fünfmal in den PH, vgl. auch Od. 10, 195; Hes., Th. 109; Nonn., Dion. 27, 41. Der v. 388 erinnert den Leser an Il. 1, 350: „ὁξφσλ ἐπ‘ ἀπείξνλα πφληνλ―: Achilleus setzt sich nach Briseis‘ Abgang an den Strand, abseits von seinen Gefährten und blickt auf das grenzenlose Meer; Od. 5, 84, 158: Odysseus, der mit von Tränen, Seufzern und Schmerzen beschwertem Herzen am Strand sitzt: „πφληνλ ἐπ‘ ἀηξχγεηνλ δεξθέζθεην―. Zu δέξθεζζαη siehe die einleuchtenden Ausführungen von B. Snell, Die Entdeckung des Geistes, Göttingen 82000, 14–16. 389b–390 νὕλεθα κήηεξ / ἄρλπζ’ ἑῶ πεξὶ παηδί θαὶ ἠλ ἐπὶ δαη’ ἀθίθεηαη: ἄρλπζ‘ ἑῶ πεξὶ παηδί: vgl. v. 384: „ἀθερεκέλε πεξὶ παηδὶ―. Nach diesem Vers, der auf etwas Typisches hinweist und die Unruhe und Sorge der Mutter wiedergibt, wenn der Sohn von zu Hause weg ist, selbst wenn er nur zu einem Essen geht (d.h. nur für kurze Zeit), konstatiert Köchly eine lacuna von einem Vers, weil seiner Meinung nach der Ausdruck ἐπὶ δαηα nicht eindeutig ist. Unter Heranziehung von Theokrit, id. 7, 24 ergänzt er sie folgendermaßen: ηειφζη θεθιφκελνο θίινπ ἀλδξὸο ἐο ἀιιφηξηνλ δ. Obwohl der Text hier das Verständnis erschwert, da man keine allgemeine Aussage erwartet, glaube ich, dass wir hier keine lacuna haben: Der Sinn ist: „auch wenn der Sohn zum Abendessen eingeladen ist―. Außerdem ist die Kurzform δ in den Posthomerica und im Allgemeinen in der hellenistischen und Spätepik unbelegt. Die Korrektur von Zimmermann ιαηκ‘ statt δαη‘ bringt keinen adäquaten Sinn. Den Ausdruck ἐπὶ δαηα finden wir im Sinne einer Einladung zum Essen bei Hesiod, Erga 342; Fr. 264, 1 M.-W.; Eur., Ba. 1247; Eupolis, Fr.
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289, 1 Kock; Pherekr., Fr. 152, 1 Kock. 391–392 νἱ bezieht sich auf Deidameia. ἱζηία λεὸο: vgl. Od. 3, 10. ἀπόπξνζη πνιιὸλ: weit in der Ferne; vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 1065 an der gleichen Versstelle: „ὅη᾽ ἔκειιελ ἀπόπξνζη πνιιὸλ ἑνν / πόληνλ ἐπηπιάγμεζζαη― (1065 f.). Medea benetzt ihre schönen Wangen mit heißen Tränen, als sie sich vorstellt, Iason werde bald ganz fern von ihr auf dem weiten Meer verschlagen werden. Medea wird Iason bald folgen. Im Falle Deidameias ist dies unmöglich. Der Ausdruck findet sich noch in PH 9, 267 an der gleichen Versstelle. Zu ἀπόπξνζη πνιιὸλ ἰνύζεο vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 31: „ἄλδηρα πνιιὸλ ἰνύζῃ― am Versende; hier ist von Medea die Rede, bevor sie ihr Haus für Iason verließ. ἢδε ἀπεθξύπηνλην: Die Segel des Schiffes sind ihr (νἱ) schon entschwunden. Zur Verwendung dieses Verbums für Schiffe, die abgesegelt und dem Ufer entschwunden sind, vgl. Heron, De automatis 22, 5: „κεηὰ δὲ ν πνιὺλ ρξόλνλ παξέπιενλ αἱ λεο ζηνινδξνκνῦζαη· θαὶ αἱ κὲλ ἀπεθξύπηνλην, αἱ δὲ ἐθαίλνλην―; Plat., Prot. 338 a; Luk., V H 2, 38; Lib., Or. 59, 147. Zu έξη … ὁκνα vgl. etwa mit Vian Apoll. Rh., Arg. 1, 580 f. 393 ζηελάρηδε: Die Handschriften überliefern „ζηνλάρηδε―. Zimmermann und ihm folgend alle Herausgeber lesen „ζηελάρηδε―. Die Verbform ζηελαρίδσ als Simplex oder als Kompositum wird in den Handschriften einhellig an folgenden Stellen überliefert: PH 9, 74; 11, 121, 288; 12, 415, 495; 14, 489. In 10, 253 wird sowohl „ἀλεζηελάρηδε― als auch „ἀλεζηνλάρηδε― überliefert. An unserer Stelle sowie in PH 2, 634; 7, 532 und 14, 489 überliefern die Handschriften ζηνλαρηδ-, welches Zimmermann als Erster in ζηελαρηδ- änderte und das alle anderen Herausgeber übernahmen. Welche Form Quintus gewählt hat, ist m. E. schwierig zu entscheiden. Dieses Problem begegnet uns auch in der Überlieferung der homerischen Texte. Während Wolf überall bei Homer die in v. l. vorkommende Form ζηνλαρηδ- verworfen hat, zog Buttmann, Lexil. I 214 ff. diese Form vor. Er meinte, dass ein Grammatiker, vielleicht Aristarchos, den Unterschied zwischen ζηελαρίδεηλ und ζηνλαρζαη festgelegt habe. Buttmanns Ansicht folgte West in seiner Ausgabe der Ilias, in der überall ζηνλαρίδ- zu finden ist (vgl. Praefatio xxxv). Unter Heranziehung von Beispielen aus den Posthomerica entscheidet sich Spitzner exc. III. zu Il. 2, 95 für die Verbformen ζηελαρίδσ und ζηνλαρέσ. Mit Ausnahme von PH 1, 296 „ζπζηνλαρνῦζη― findet sich das Verbum ζηνλαρέσ in den Posthomerica in der Aoristform, wobei in den PH 1, 573; 5, 321, 464 und 12, 539 auch die Form ζηελαρεζ- überliefert wird (in 12, 539 finden sich neben ζηνλάρεζε und ζηελάρεζε auch die Formen ζηελάρηζε und ζηελάρηδε). Es ist vermutbar, aber nicht nachweisbar, dass Quintus beide Formen, ζηελαρίδσ und ζηνλαρίδσ, als v. l. verwendet. Da ζηελαρίδσ häufiger als ζηνλαρίδσ im Spätgriechischen vorkommt (vgl. die homerischen Zitate in den Scholia zu Homer und in Werken anderer Autoren) möchte ich mich eher für die Form ζηελαρίδσ bei Quintus entscheiden. παλεκεξίε γνόσζα: den ganzen Tag hindurch weinend. Es ist möglich, dass Quintus bei der Wahl dieses Adjektivs, das nur hier in den Posthomerica vorkommt, den Ausdruck παλεκεξίε λαῦο aus Od. 4, 356; 11, 11; Apoll. Rh., Arg. 1,
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1358 im Sinn hatte: Wie das Schiff, auf dem sich Neoptolemos befindet, den ganzen Tag, d.h. unaufhörlich segelt, so weint Deidameia unaufhörlich um ihren Sohn. Hier finden wir das letzte Auftreten Deidameias in den Posthomerica. Von Neoptolemos‘ Mutter hören wir von da an nichts mehr. Die Deidameia-Neoptolemos Szene erlaubt einen Vergleich mit Ovids Metamorphosen 11, 410 ff.: Der römische Dichter erzählt dort vom Ende des Ceyx, Sohn des Hesperos und Königs von Trachis und seiner Gattin Alcyone, einer Tochter des Aiolos. Diese Erzählung zählt zu den rührendsten Liebesgeschichten der Antike. Ceyx, der nach dem Tode des Bruders das klarische Orakel Apollons befragen will, verlässt seine Gemahlin und kommt auf der Seefahrt in einem gigantischen Seesturm ums Leben. Alcyone versuchte, ihren Gemahl von der Seefahrt abzuhalten: In 11, 427 bringt sie ihre Furcht um die Meereswogen vor Ceyx zum Ausdruck: „aequora me terrent et ponti tristis imago“. Kurz danach warnt sie ihn vor den gewaltigen Winden: „cum semel emissi tenuerunt aequora venti, / nil illis vetitum est: incommendataque tellus / omnis et omne fretum est, caeli quoque nubila vexant / excutiuntque feris rutilos concursibus ignes. / quo magis hos novi (nam novi et saepe paterna / parva domo vidi), magis hoc reor esse timendos.“ (11, 433–438). Diese Rede erinnert uns an Lykomedes‘ Rede an Neoptolemos: „θαὶ πόιεκνλ δείδνηθα πηθξὸλ θαὶ θῦκα ζαιάζζεο / ιεπγαιένλ·― (vv. 296 f.); „ὅηε ρεκα ιπγξὸλ θινλένπζηλ ἄειιαη― (v. 302); „(δείδηε δ᾽ ἐλ θξεζὶ ζῆζηλ ἰζεκεξίελ ἀιεγεηλὴλ) / ᾗ ἔλη ζπκθνξένληαη ἀλ᾽ εξέα βέλζεα πόληνπ / ἔθπνζελ ἀίζζνπζαη πὲξ κέγα ιαηκα ζύειιαη― (vv. 306 f.). Ähnlich wie Lykomedes macht Alkyone Ceyx auf die Gefahren der Seefahrt aufmerksam. Lykomedes bezieht sich auf die Rückfahrt aus Troia, Alcyone auf die Hin- und Rückfahrt, um Ceyx zu überzeugen, doch lieber den Landweg zu nehmen (11, 424 f.: „at, puto, per terras iter est, tantumque dolebo, / non etiam metuam, curaeque timore carebunt“). Nachdem Ceyx Alcyone versprochen hatte, sofern ihm das Schicksal die Heimkehr vergönne, vor dem zweiten Vollmond wieder bei ihr sein zu wollen, ließ er sogleich das Schiff zu Wasser und mit allem Notwendigen (Takelwerk) ausrüsten. Beim Anblick des Schiffes erschauderte Alcyone: „qua rursus visa veluti praesaga futuri horruit Alcyone lacrimasque emisit obortas amplexusque dedit tristique miserrima tandem ore 'vale' dixit conlapsaque corpore toto est;“ (11, 457–460). Alcyones Reaktion erinnert uns an diejenige Deidameias, als ihr bewusst wurde, dass sich Neoptolemos dazu entschlossen hat, den beiden Fremden zu folgen, vv. 256 f.: „αἶςα δέ νἱ ζηέξλνηζη πεξὶ πιαηέεζζη ρπζεζα / ἀξγαιέσο γνάαζθελ ἐο αἰζέξα καθξὰ βνζα―. Die darauffolgenden Verse 11, 461–473 zeigen bestimmte Ähnlichkeiten mit den Posthomerica 7, 384–393: Das Schiff segelte sofort los, Deidameia blieb traurig in ihren Gemächern, sie vergoss jammervolle Tränen und unterließ nie zu klagen. Die Segel des in die Ferne fahrenden Schiffes verschwanden – gemeint ist: aus dem Blick Deidameias – und schienen dem Nebel ähnlich. Doch Deidameia seufzte und jammerte ohne Ende. Ovid, Met. 11, 461–473: „ast iuvenes quaerente moras Ceyce reducunt / ordinibus geminis ad fortia pectora remos / aequalique ictu scindunt freta: sustulit illa / umentes oculos stantemque in puppe recurva / concussaque manu dantem sibi signa maritum / prona videt redditque notas; ubi terra recessit / longius, atque
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oculi nequeunt cognoscere vultus, / dum licet, insequitur fugientem lumine pinum; / haec quoque ut haut poterat spatio submota videri, / vela tamen spectat summo fluitantia malo; / ut nec vela videt, vacuum petit anxia lectum / seque toro ponit: renovat lectusque / torusque Alcyonae lacrimas et quae pars admonet absit.“ Sowohl Ovid als auch Quintus verleihen den obengennanten Stellen ein elegisches Kolorit: Tränen und Seufzer beim Abschied sind ein typisch elegisches Motiv; die Reaktion beider Frauen auf die Abfahrt ihrer geliebten Personen sind Tränen und Seufzer, die auf eine Totenklage verweisen; beide beweinen ihre geliebten Personen, so als wären sie tot. Die Witwe Deidameia verliert ihre einzige Stütze im Leben, ihren Sohn Neoptolemos, und bezweifelt die Möglichkeit, dass sie ihn noch einmal wiedersehen wird. Alcyone wird von ihrem geliebten Gatten verlassen; gleichzeitig ahnt sie aber sein schlimmes Schicksal. Beide Frauen verfolgen mit ihren Augen das Schiff, bis es außer Sicht ist – im Falle Deidameias wird dies vom Erzähler zwar nicht ausdrücklich gesagt, man kann dies aber nachvollziehen (zu diesem Motiv vgl. auch Ovid, Her. 5, 55–57; 10, 46 f.; 13, 19–25); beide Frauen jammern weiter. Quintus kannte diese Ovid–Stelle und übertrug Züge aus dem Abschied des Liebespaares Ceyx–Alcyone auf seine eigene Deidameia–Neoptolemos Episode, die Abschiedsszene zwischen Mutter und Sohn. Die Übertragung von Zügen aus der Liebesdichtung, die in dieser ovidischen Erzählung sichtbar werden, verleiht der Deidameia–Neoptolemos–Abschiedsszene Intensität, Sensibilität und Empfindsamkeit, und dies kurz vor Beginn des zweiten Teils der grausamen Schlacht zwischen den Troern und den Achaiern mit ihren jeweiligen Anführern Eurypylos und Neoptolemos. Deidameia hat wohl noch eine andere literarische Abschiedsszene erlebt und zwar die von ihrem Gatten Achilleus in dem unvollendeten Werk Achilleis von Statius. Dieser lässt in seiner Achilleis 1, 927 ff. Deidameia kurz vor Achilleus‘ Abfahrt aus Skyros nach Ilion diesen mit einer verzweifelten Rede verabschieden. Wie der Erzähler berichtet, stellt sie sich neue Kriege, den Fluss Xanthos, das Idagebirge, die argeische Flotte und die (gefährlichen) Wogen vor (man vergleiche hier Lykomedes‘ Furcht in den PH 7, 296 ff.). Sie hat Angst vor dem Sonnenaufgang: „Illius ante oculos nova bella et Xanthus et Ide / Argolicaeque rates, atque ipsas cogitat undas / auroramque timet.“ (1, 927–929). Ähnlich wie in den Posthomerica (PH 7, 255 ff.) wirft sie sich an Achilleus‘ Hals, umarmt seinen Körper fest und weint heftig: „cara cervice mariti / fusa novi lacrimas iam solvit et occupat artus.“ (1, 929–930). Ihre Klagerede besteht am Anfang aus Fragen, durch die sie ihre große Angst um Achilleus und dessen Zukunft und ihre Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck bringt (1, 931–942a): „Aspiciamne iterum meque hoc in pectore ponam, / Aeacide? rursusque tuos dignabere portus, / an tumidus Teucrosque lares et capta reportans / Pergama virgineae noles meminisse latebrae? / quid precer, heu! timeamve prius? quidve anxia mandem, / cui vix flere vacat? modo te nox una deditque / inviditque mihi. thalamis haec tempora nostris? / hicne est liber hymen? o dulcia furta dolique, / o timor! abripitur miserae permissus Achilles. / i-neque enim tantos ausim revocare paratus-, / i cautus, nec vana Thetin timuisse memento, / i felix nosterque redi!“. Am Ende dieser Partie steht ihre Mahnung: „Geh und sei vorsichtig und denke daran, dass Thetis‘ Ängste
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nicht grundlos waren.― (v. 941). In den vv. 949–951 schlägt sie ihm in ihrer Verzweiflung vor, sie als Kriegsgefährtin mit nach Troia zu nehmen: „quin age, duc comitem; cur non ego Martia tecum / signa feram? tu thyrsa manu Baccheaque mecum / sacra, quod infelix non credet Troia, tulisti.“. Sie könnte mit ihm die Waffen tragen, genauso wie er damals die Stäbe und die heiligen Gegenstände des Bakchos zusammen mit ihr getragen hatte – hier wird Achilleus‘ Maskierung als Frau impliziert; Deidameia könnte sich entsprechend in der Männerwelt als Achilleus‘ „comes“ (Begleiter) verkleiden. Zum Schluss weist sie Achilleus auf ihren gemeinsamen Sohn hin, den Achilleus verlässt und Deidameia als maesta solacia betrachtet. Sie bittet Achilleus flehentlich, ihren Sohn fest in sein Herz zu schließen, dass keine ausländische Frau ihm Kinder und keine Sklavin Thetis unwürdige Enkelsöhne gebären solle: „hunc saltem sub corde tene et concede precanti / hoc solum, pariat ne quid tibi barbara coniunx, / ne qua det indignos Thetidi captiva nepotes.“ (vv. 952b–955). Achilleus verspricht ihr alles, vor allem seine Heimkehr: „talia dicentem non ipse inmotus Achilles / solatur iuratque fidem iurataque fletu / spondet et ingentis famulas captumque reversus / Ilion et Phrygiae promittit munera gazae.“ (vv. 956–959). Der Erzähler kommentiert die Antwort von Achilleus, indem er auf dessen Schicksal verweist: „inrita ventosae rapiebant verba procellae.“ Die unbeständigen Winde fegten seine Worte unerfüllt weg. Zu Beginn des zweiten Buches, nachdem Achilleus seine Mutter Thetis um Vergebung wegen der Fahrt nach Ilion gebeten hat, segelt er zusammen mit Odysseus und Diomedes aus Skyros ab. Ähnlich wie in den PH 7, 391–393 verfolgt Deidameia zusammen mit ihrem kleinen Sohn von der Spitze des Palastturmes aus das Schiff des Achilleus: „Turre procul summa lacrimis comitata sororum / commissumque tenens et habentem nomina Pyrrhum / pendebat coniunx oculisque in carbasa fixis / ibat et ipsa freto, et puppem iam sola videbat.“ Der Leser, der diese Stelle aus der Achilleis kennt, kann das Drama, das Deidameia in der Erzählung der Posthomerica erlebt besser und verständlicher nachvollziehen. Bei Statius trauern Deidameia und Achilleus jeweils um den Verlust des anderen. Auf dem Schiff versucht Odysseus, Achilleus von seiner Trauer um Deidameia abzulenken. Achilleus schlägt Odysseus vor, solange „lene fretum zephyroque fruuntur carbasa“, ihm von der Geschichte, die zum troianischen Krieg führte, zu erzählen. Wie an der Stelle PH 7, 377 ff., wo Odysseus und Diomedes Neoptolemos mit Erzählungen von Achilleus‘ Taten erfreuen, – sie tragen quasi vor Neoptolemos, kurz bevor er als würdiger Nachfolger seines Vaters am Krieg teilnimmt, ihre „Achilleis― vor –, erzählt Odysseus Achilleus die ganze Geschichte seit der Entführung Helenas durch Paris, die dann zum Krieg führte, an dem Achilleus nun teilnehmen wird (2, 49–85). Auf Diomedes‘ Wunsch hin erzählt Achilleus von seiner Jugend, seinen Jagdheldentaten und der Lehrzeit bei Chiron (2, 86–167). Mit v. 167 endet die Erzählung. 394 Νεῦο δ’ ἔζεελ: Apoll. Rh., Arg. 2, 1035; 4, 953: „λα ζένπζαλ―; vgl. v. 169: „κειαίλῃ λεὶ ζένληεο―. θαηὰ πόληνλ: Der Ausdruck ist schon homerisch: Il. 4, 276, 728; 23, 230; Od. 4, 510; 5, 377; Hes., Th. 877; Apoll. Rh., Arg. 4, 363,
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1321; in den PH siebenmal. ἐπηζπνκέλνπ ἀλέκνην variiert das homerische Il. 5, 501 „ἐπεηγνκέλσλ ἀλέκσλ―; in den PH 1, 210 – mit Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica I…, 515 f. –; 5, 640: „ἐπεηγνκέλνπ ἀλέκνην―. Es handelt sich hier um einen Wind, der von hinten wehend das Schiff vorwärts treibt (Fahrwind); vgl. etwa Cass. Dio, Hist. Rom. 50, 34, 5 u.a.: „ἀλέκνπ … ἐπηζπέξρνληνο―. Man vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 1, 953: „Ἔλζ‘ Ἀξγὼ πξνχηπςελ ἐπεηγνκέλε ἀλέκνηζηλ―. 395 ηπηζὸλ ἐπηςαύνπζα πνιπξξννην ζαιάζζεο: vgl. Opp., Hal. 1, 436: „ἄθξνλ ἐπηςαχνληεο ἁιὸο πφξνλ―. Zu dem homerischen Hapax ἐπηςαχσ (Od. 8, 547) in den PH siehe Ferreccio, Commento al libro II, 243 zu PH 2, 456. πνιπξξννην ist die Ergänzung von Rhodomann. Quintus variiert hier einerseits das homerische πνιπθινίζβνην ζαιάζζεο (vgl. Il. 1, 34; 2, 209 usw.), andererseits hat er Od. 5, 430; 9, 485: παιηξξφζηνλ θῦκα im Sinn. Das Epitheton ist erstmals bei Aischylos, Sept. 7 im übertragenen Sinne belegt, wo die Scholia erklären „ινηδφξνηο―, „πνιπζηξφθνηο―, „πνιπηαξάρνηο―, „βξηζηηθνο―, „πνιπήρνηο― usw., dann bei Aratos, Phaen. 412 als Epitheton zu Menschen: von den Fluten des Unglücks umhergetrieben, auch in Carmen in Nilum crescentem 4, GDRK. In den Posthomerica findet es sich nur hier und im Unterschied zu den früheren Belegen im wörtlichen Sinne: „viel oder sehr rauschend―. Bei Orph. Arg. 1289 steht an der gleichen Versstelle: „ἁιηξξνζίνην ζαιάζζεο―. 396 πνξθύξενλ … θῦκα: Das Subjekt umrahmt mit seinem Epitheton den ganzen Vers. Zum Ausdruck πνξθχξενλ θῦκα vgl. Il. 21, 326; Od. 11, 243; Anakr., Fr. 347, 18 PMG; Nonn., Dion. 15, 8; A.G. 16, 180, 2 (Demokritos). Mit dem Ausdruk ἔβξαρε θῦκα (vgl. PH 14, 417: „ἔβξαρελ νἶδκα θειαηλφλ―) variiert Quintus das homerische Il. 17, 264: „βέβξπρελ κέγα θῦκα―; Od. 5, 411 f.: „ἀκθὶ δὲ θῦκα / βέβξπρελ ῥφζηνλ―; vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 2, 732. πεξὶ ηξόπηλ (ηξφπηο ist der Schiffskiel): vgl. Od. 5, 130; vgl. auch Nonn., Dion. 3, 31 f.: „θαὶ λεὸο ἐπεηγνκέλεο δηὰ πόληνπ / θύκαηη βνκβήεληη πεξὶ ηξόπηλ ἢππελ ρώ―; 36, 404 an der gleichen Versstelle. 397 αἶςα δὲ δὴ κέγα ιαηκα δηήλπζε πνληνπνξνῦζα: Nach αἶςα ist δὲ κέγα überliefert. Rhodomann und ihm folgend Spitzner, Tychsen, Lehrs und Köchly (ed. maior) drucken αἶςα δὲ λεῦο κέγα, während Pauw αἶςα δέ ηνη κέγα, Hermann αἶςα δε νἱ κέγα und Köchly in seiner kleinen Ausgabe αἶςα δὲ θαὶ κέγα lasen. Zimmermann druckte αἶςα δὲ δὴ κέγα, was mir am besten erscheint (vgl. PH 10, 346) und Vian, Pompella und Gärtner in ihren Ausgaben übernahmen. Aber anders als Vian möchte ich mit Pompella das überlieferte δηήλπζε beibehalten. Vian (Ausg. II, S. 214 zu S. 120) denkt, dass das überlieferte δηήλπζε nicht treffend sei, weil die Schifffahrt mit dem Nachtaufbruch nicht zu Ende sei. Er druckt anhand PH 6, 113 δηήλπε und führt aus, dass man sonst v. 397 nach v. 400 platzieren müsse. Quintus aber zieht nach αἶςα den Aorist dem Imperfekt vor. Mit dem Aorist wird die Durchquerung des großen Schlundes durch das Schiff in lebhafter
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Darstellung wie ein Gemälde vor unsere Augen gerückt. Zu κέγα ιαηκα vgl. Il. 19, 267; Od. 4, 504; 5, 174; 9, 260, 323; Hes., Erga 164; Apoll. Rhod., Arg. 4, 980, 1694; Triph., 119 mit Laura Miguélez-Cavero, Triphiodorus…, 196; Orph. Arg. 458, 681, 735; siehe PH 7, 307. πνληνπνξνῦζα: Man vergleiche das homerische Attribut zu λαῦο πνληνπφξνο: Il. 1, 439; 2, 771; 3, 46 usw.; Od. 12, 69; 13, 95, 161 usw. und sonst in der epischen Dichtung. In Od. 11, 11 steht wie PH 7, 397 das Partizipium des selten vorkommenden Verbs πνληνπνξέσ: „ηο δὲ παλεκεξίεο ηέηαζ‘ ἱζηία πνληνπνξνχζεο―, eine Stelle, die sicher Quintus aufgrund von παλεκεξίεο (vgl. v. 393) und πνληνπνξνχζεο beeinflusst hat. Die Stelle Od. 11, 10 f. hat auch in den vv. 498b–499a nachgewirkt, dazu siehe unten. 398–400a Ἀκθὶ δέ νἱ πέζε λπθηὸο ἐπὶ θλέθαο: νἱ bezieht sich auf das Schiff. Zu λπθηὸο ... θλέθαο vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 1171: „ἐπεὶ θλέθαο ἔξγαζε λπθηφο―; 4, 437; Opp., Hal. 4, 66, 641; PH 9, 1; vgl. auch 7, 2. Quintus variiert hier das homerische ἐπὶ θλέθαο ἐιζελ (Il. 1, 475 usw.). ἡ δ᾽ ὑπ᾽ ἀήηῃ / πιε θπβεξλήηῃ ηε: πιε: πιψσ und πιείσ sind episch-ionische Nebenformen von πιέσ. Zu v. 397 haben wir festgestellt, dass Od. 11, 11 nachgewirkt hat. Quintus scheint auch von dem vorhergehenden Vers dieser Odyssee-Stelle beinflusst zu sein: Od. 11, 10 = 12, 152: „ηὴλ δ᾽ ἄλεκόο ηε θπβεξλήηεο η᾽ ἴζπλε―; dazu vgl. auch Od. 9, 78 = 14, 256: „ηὰο δ᾽ ἄλεκόο ηε θπβεξληαί η᾽ ἴζπλνλ―. Zu dem Ausdruck „π᾽ ἀήηῃ― vgl. Opp., Hal. 1, 454; Orph. Arg. 498 ebenfalls am Versende. Das Substantiv ἀήηεο befindet sich in der epischen Dichtung immer am Versende. δηαπξήζζνπζα ζαιάζζεο / βέλζεα: Variation des homerischen δηαπξήζζνπζα θέιεπζνλ: Il. 1, 483: „ἡ δ᾽ ἔζεελ θαηὰ θῦκα δηαπξήζζνπζα θέιεπζνλ―; Od. 2, 213, 249 (vgl. auch Orph. Arg. 629 f., 1242, 1346; PH 9, 443). Zu ζαιάζζεο βέλζεα mit Enjambement vgl. Ps.Opp., Kyn. 2, 566 f.: „ἐλ γξνπόξνην ζαιάζζεο / βέλζεζηλ―; Orph. Arg. 181 f. „δὲ ζαιάζζεο / βέλζεα―. Vorbild aller dieser Stellen ist Od. 1, 52 f. = 4, 385 f.: „ὅο ηε ζαιάζζεο / πάζεο βέλζεα νἶδελ―. Wie oben erwähnt, ließ sich Quintus zu der Partie 394–400a von zwei homerischen Stellen beeinflussen: von Il. 1, 481–483: „ἐλ δ᾽ ἄλεκνο πξζελ κέζνλ ἱζηίνλ, ἀκθὶ δὲ θῦκα / ζηείξῃ πνξθύξενλ κεγάι᾽ ἴαρε λεὸο ἰνύζεο· / ἡ δ᾽ ἔζεελ θαηὰ θῦκα δηαπξήζζνπζα θέιεπζνλ.― und besonders von Od. 11, 10–13: „ηὴλ δ᾽ ἄλεκόο ηε θπβεξλήηεο η᾽ ἴζπλε. / ηο δὲ παλεκεξίεο ηέηαζ᾽ ἱζηία πνληνπνξνύζεο. / δύζεηό η᾽ έιηνο ζθηόσληό ηε πζαη ἀγπηαί· / δ᾽ ἐο πείξαζ᾽ ἵθαλε βαζπξξόνπ Ὠθεαλνν.― In v. 394 wandelt Quintus Il. 1, 483 ein wenig ab, wobei er im zweiten Halbvers einen Partizipialausdruck verwendet, der sich anders als Il. 1, 483b nicht auf das Durchmessen des Seeweges, sondern auf den günstigen Fahrwind bezieht. In v. 396 greift der Dichter Il. 1, 481b–482 auf: Wie dort erscheint der Ausdruck θῦκα πνξθχξενλ als Subjekt, aber nicht mit Enjambement, sondern mit einer großen Sperrung: Das Epitheton πνξθχξενλ und das Substantiv θῦκα nehmen entsprechend den ersten und den letzten Platz im Vers ein. Anstelle des Prädikats Il. 1, 482 (κεγάι‘) ἴαρε benutzt Quintus ἔβξαρε, das sich nur bei ihm und nur hier mit θῦκα (vgl. aber noch PH 14, 417: „ἔβξαρελ νἶδκα θειελφλ―) verbindet. Quintus wandelt auch das iliadische ἀκθὶ ζηείξῃ mit Enjambement 1, 481 f.
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durch πεξὶ ηξφπηλ ab, das mit dem Adverb ἑθάηεξζε ein Analogon zu dem iliadischen Präpositionalausdruck bildet. Mit v. 397 entwickelt der Dichter den homerischen Genitivus absolutus λεὸο ἰνχζεο, indem er seinen Leser an Od. 11, 11 erinnert, nicht nur, weil er am Versende nur hier in den Posthomerica πνληνπνξνῦζα – bezogen auf das Schiff – gebraucht, sondern auch, weil er in v. 393 das Adjektiv παλεκεξίε (ebenfalls nur hier in den Posthomerica), das sich in Od. 11, 11 auf das Schiff bezieht, für das Weinen Deidameias um den Weggang ihres Sohnes benutzt, mit der Absicht, die den ganzen Tag andauernde Schifffahrt mit dem Weinen Deidameias, das ebenso lang dauert, zu parallelisieren. Zum Einbruch der Nacht in v. 398 schafft Quintus zurückgreifend auf Il. 1, 475 „θαὶ ἐπὶ θλέθαο ἤιζε― einen originellen Ausdruck durch das Prädikat ἐπηπίπησ (hier in Tmesis). Somit wandelt er Od. 11, 12: „δχζεηφ η‘ έιηνο, ζθηφσληφ ηε πζαη ἀγπηαί― ab. Vv. 398b–400a sind offensichtlich von Od. 11, 10: „ηὴλ δ‘ ἄλεκφο ηε θπβεξλήηεο η‘ ἴζπλελ― angeregt, wobei 399b–400a den Leser an den zweiten Halbvers Il. 1, 483 erinnern: θέιεπζνλ ist durch ζαιάζζεο βέλζεα mit Enjambement – ebenfalls ein homerischer Ausdruck mit Enjambement, Od. 1, 52 f. = 4, 385 f. – ersetzt. Die Stellen vv. 369–383 und vv. 394–400a erinnern an eine entsprechende Partie in der Odyssee: Telemachos‘ Abfahrt von Ithaka nach Pylos und Sparta auf der Suche nach seinem Vater in 2, 413–429: „ὣο ἄξα θσλήζαο (sc. Telemachos) γήζαην, ηνὶ δ᾽ ἅκ᾽ ἕπνλην. / νἱ δ᾽ ἄξα πάληα θέξνληεο ἐυζζέικῳ ἐλὶ λεῒ / θάηζεζαλ, ὡο ἐθέιεπζελ δπζζνο θίινο πἱόο. / ἂλ δ᾽ ἄξα Σειέκαρνο λεὸο βαλ᾽, ἤξρε δ᾽ Ἀζήλε, / λεῒ δ᾽ ἐλὶ πξπκλῆ θαη᾽ ἄξ᾽ ἕδεην· ἄγρη δ᾽ ἄξ᾽ αηο / ἕδεην Σειέκαρνο. ηνὶ δὲ πξπκλήζη᾽ ἔιπζαλ, / ἂλ δὲ θαὶ αηνὶ βάληεο ἐπὶ θιεζη θαζδνλ. / ηνζηλ δ᾽ ἴθκελνλ νὖξνλ ἵεη γιαπθπηο Ἀζήλε, / ἀθξα δέθπξνλ, θειάδνλη᾽ ἐπὶ νἴλνπα πόληνλ. / Σειέκαρνο δ᾽ ἑηάξνηζηλ ἐπνηξύλσλ ἐθέιεπζελ / ὅπισλ ἅπηεζζαη· ηνὶ δ᾽ ὀηξύλνληνο ἄθνπζαλ. / ἱζηὸλ δ᾽ εἰιάηηλνλ θνίιεο ἔληνζζε κεζόδκεο / ζηζαλ ἀείξαληεο, θαηὰ δὲ πξνηόλνηζηλ ἔδεζαλ, / ἕιθνλ δ᾽ ἱζηία ιεπθὰ ἐυζηξέπηνηζη βνεῦζηλ. / ἔκπξεζελ δ᾽ ἄλεκνο κέζνλ ἱζηίνλ, ἀκθὶ δὲ θῦκα / ζηείξῃ πνξθύξενλ κεγάι᾽ ἴαρε λεὸο ἰνύζεο· / [ δ᾽ ἔζεελ θαηὰ θῦκα δηαπξήζζνπζα θέιεπζνλ.]― Erwähnenswert ist hier die Wiederholung der Verse 427–429 aus der oben behandelten Stelle Il. 1, 481–483. Telemachos wie Neoptolemos verlassen ihre Heimat, und somit beginnt ihr heroischer Reifungsprozess bzw. ihr heroischer Werdegang. Für beide jungen Männer signalisiert diese Abfahrt ihre Einführung in die heroische Welt; der junge Prinz wird allmählich zu einem Held; Neoptolemos wird seine Fertigkeiten, die er auf Skyros erlangt hat, im realen Krieg erproben. Zu dem Bemühen des Dichters, Telemachos mit Neoptolemos in Verbindung zu bringen und intertextuell gegenüberzustellen, siehe unten. Die Partien 369–375a und 394–400a, die die Abfahrt der Gesandtschaft mit Neoptolemos von Skyros nach Troia schildert, weisen auf Ähnlichkeiten, auch sprachliche, mit der Partie PH 9, 434b–443 hin. Odysseus und Diomedes, die zu Philoktetes‘ Abholung nach Lemnos gekommen sind, fahren mit ihm nach Troia ab. Auffallend ist hier das Bemühen des Dichters, sich selbst zu variieren: PH 7, 372b–373 entspricht PH 9, 434b–436a: „αηὰξ ἅκ᾽ ν / πείζκαζ᾽ ὁο ελῆζηλ ἐπγλάκπηνηζηλ ἄεηξαλ / ἔθηνζελ ἐγθνλένληεο―. Das Partizipium 9, 436
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„ἐγθνλένληεο― entspricht ferner dem „ἐπεηγνκέλνπο― in PH 7, 371. Poseidon gewährt in PH 7, 373–374a „επινΐελ―; in PH 9, 436 ist es Athene, die einen Fahrwind schickte, der das Schiff vorantrieb. In beiden Partien werden die Segel des Schiffes gesetzt: 7, 371: „ἱζηία η᾽ ἐληύλνληαο―; 9, 438: „ἱζηία δ᾽ αἶς᾽ ἐηάλπζζαλ―. In 9, 439b–440a segelt das Schiff unter dem Wind über das weite Wasser. Diese Stelle hat ihre Entsprechung in PH 7, 394: „Νεῦο δ᾽ ἔζεελ θαηὰ πόληνλ ἐπηζπνκέλνπ ἀλέκνην―. PH 9, 440b–441: „κέιαλ δ᾽ ἀκθέζηελε θῦκα / ῥεγλύκελνλ, πνιηὸο δὲ πεξίδεε πάληνζελ ἀθξόο·― ähnelt ferner PH 7, 396: „πνξθύξενλ δ᾽ ἑθάηεξζε πεξὶ ηξόπηλ ἔβξαρε θῦκα―; die Stelle 7, 398b–400a: „ἡ δ᾽ π᾽ ἀήηῃ / πιε θπβεξλήηῃ ηε δηαπξήζζνπζα ζαιάζζεο / βέλζεα― weist einerseits auf PH 9, 439b–400 hin, andererseits wird sie mit PH 9, 442 f.: „ἀκθὶ δέ νἱ δειθλεο ἀνιιέεο ἐζζεύνλην / ὦθα δηαπξήζζνληεο ἁιὸο πνιηνν θέιεπζα― variiert. Zu Ähnlichkeiten und zu Unterschieden zwischen Neoptolemos‘ und Philoktetes‘ Abholung, Ankunft und Empfang in Troia im siebten und neunten Buch der Posthomerica siehe Inés Calero Secall, „El tema de la llegada …―, Faventia 17 (1995), 49 und 51 f. 400b Θεζπεζίε δὲ πξὸο νὐξαλὸλ ἢιπζελ ἦώο: Zur Anwendung des Adjektivs ζεζπέζηνο auf eine Gottheit vgl. auch PH 1, 827: „ζεζπεζίε Νύμ―. Im hom. Hymn. 31, 16 wird so Helios charakterisiert; in Od. 12, 158 bezeichnet dieses Adjektiv die Sirenen aufgrund ihres göttlich tönenden Gesanges. πξὸο νξαλὸλ: viermal in den Posthomerica (noch in PH 1, 708; 5, 52; 12, 217); vgl. Il. 8, 74, 364; 23, 868; Od. 11, 17; Hes., Th. 779 an der gleichen Versstelle. Zu ἢιπζελ ἦώο (auch PH 2, 593; 3, 665 und Orph. Arg. 1105 ebenfalls an der gleichen Versstelle) vgl. den formelhaften Vers in der Odyssee: „ὣο ἔθαη᾽, αηίθα δὲ ρξπζόζξνλνο ἢιπζελ ἦώο― (10, 541 = 12, 142 = 15, 56 = 20, 91). 401–402 Ἰδαίσλ ὀξέσλ: Der Ausdruck kommt zehnmal in der Ilias nur im Genitiv und immer an der gleichen Versstelle vor wie PH 5, 618; 11, 267; 13, 466; 14, 640; Kolluth., 202; am Versanfang in PH 1, 686 und Kolluth., 119. In den PH findet sich der Ausdruck einmal im Dativ: 1, 799: „Ἰδαίνηο ἐλ ὄξεζζη― (vgl. auch Nikandr., Alex. 621). Φξῦζά ηε θαὶ Σκίλζεηνλ ἕδνο θαὶ Σηγηὰο ἄθξε: Das Schiff nähert sich der Troas aus Südwest. Als Erstes sieht die Besatzung die Gipfel des Idagebirges, dann Chrysa und den Sitz von Apollon Smintheus. Dabei handelt es sich um zwei Städte auf der Südspitze der Troas. Gemeint ist nicht die ältere Stadt, eine Hafenstadt, παιαηὰ Υξχζε und Κηιίθηνο Υξχζε nach Strabon 13, 1, 48 und 63 in der Ebene von Thebe am adramyttenischen Golf, die nach Eustathios – zu Dionysios Perieg. 444 (536, 21 ff.)– der Geburtsort von Homer mit den Heiligtümern des Apollon Killaios, Lykeios und Smintheus und nach Il. 1, 37 eine der Residenzen des Apollon-Priesters Chryses gewesen sei, sondern die jüngere Stadt, nach Strabon 13, 1, 47 f.: „ λῦλ Υξῦζα, ἐθ᾽ ὕςνπο ηηλὸο πεηξώδνπο πὲξ ηο ζαιάηηεο ἱδξπκέλε, θαὶ Ἁκαμηηὸο ηῶ Λεθηῶ πνθεηκέλε ζπλερήο· […] λ δὲ ηῆ Υξύζῃ ηαύηῃ θαὶ ηὸ ηνῦ κηλζέσο Ἀπόιισλόο ἐζηηλ ἱεξόλ―. Diese Stadt lag in der halesischen Ebene in der Nähe des Vorgebirges Lekton bei Hamaxitos
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(heute: Baba burnu?). Auch dort wurde Apollon Smintheus auf einer felsigen Höhe über dem Meer mit einem Tempel (heutiges Götz Tepe) geehrt. Mit Sitz des Apollon Smintheus („κίλζεηνλ ἕδνο―, v. 402) meint Quintus höchstwahrscheinlich diesen Tempel, wobei das Heiligtum bei der alten Chrysa das berühmteste und älteste im vorderen Kleinasien war (vgl. Plin., NH 5, 123, 6: „Zminthium templum durat―). Es gilt als sicher anzunehmen, dass unser Dichter hier einen anachronistischen Fehler begeht, indem er von einer neuen Chrysa und einem neuen Smintheion berichtet, die zu seiner Zeit existierten. Strabon unterscheidet aber diese neuen von den alten, zu seiner Zeit unbewohnten, gleichnamigen homerischen Orten mit folgender Bemerkung: 13, 1, 63: „νἱ δ᾽ ἀπεηξόηεξνη ηλ παιαηλ ἱζηνξηλ ἐληαῦζα ηὸλ Υξύζελ θαὶ ηὴλ Υξπζείδα γεγνλέλαη θαζὶ θαὶ ηὸλ Ὅκεξνλ ηνύηνπ ηνῦ ηόπνπ κεκλζζαη. ἀιι᾽ νὔηε ιηκήλ ἐζηηλ ἐληαῦζα, ἐθελνο δέ θεζηλ 'νἱ δ᾽ ὅηε δὴ ιηκέλνο πνιπβελζένο ἐληὸο ἵθνλην,' (Il. 1, 432) νὔη᾽ ἐπὶ ζαιάηηῃ ηὸ ἱεξόλ ἐζηηλ, ἐθελνο δ᾽ ἐπὶ ζαιάηηῃ πνηε ηὸ ἱεξόλ' ἐθ δὲ Υξπζεὶο λεὸο β πνληνπόξνην― (Il. 1, 439)· „ηὴλ κὲλ ἔπεηη᾽ ἐπὶ βσκὸλ ἄγσλ πνιύκεηηο δπζζεὺο παηξὶ θίιῳ ἐλ ρεξζὶ ηίζεη,' (Il. 1, 440 f.) νὔηε Θήβεο πιεζίνλ, ἐθελνο δὲ πιεζίνλ· ἐθεζελ γνῦλ ἁινῦζαλ ιέγεη ηὴλ Υξπζείδα. ἀιι᾽ νδὲ Κίιια ηόπνο νδεὶο ἐλ ηῆ Ἀιεμαλδξέσλ ρώξᾳ δείθλπηαη, νδὲ Κηιιαίνπ Ἀπόιισλνο ἱεξόλ· ὁ πνηεηὴο δὲ ζπδεύγλπζηλ 'ὃο Υξύζελ ἀκθηβέβεθαο Κίιιαλ ηε δαζέελ.' (Il. 1, 37 f., 451 f.)―. Hierzu müssen wir noch die Stelle PH 14, 412 f. heranziehen, an der von der Rückkehr der Achaier nach der Einnahme Ilions die Rede ist und die sprachlich unserer Stelle PH 7, 402 nahekommt: „παξεκείβνλην δὲ Υξῦζαλ / θαὶ Φνίβνπ κηλζνο ἕδνο δαζένηό ηε Κίιιεο―. Die Erwähnung der Stadt Killa bereitet an dieser Stelle Schwierigkeiten: Mit der Erwähnung von Killa sind die alte homerische Stadt Chrysa und der alte Tempel von Apollon Smintheus gemeint. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Achaier an diesen Orten vorbeifuhren, denn Killa lag am adramyttenischen Golf und es ist keine neue Stadt mit Namen Killa – wie im Falle von Chrysa und des Tempels von Apollon Smintheus – bezeugt. Stabo berichtet nichts davon. An dieser Stelle handelt es sich um eine geographische Ungenauigheit wie auch Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 186 f. annimmt. Unser Dichter ist von der homerischen Stelle Il. 1, 37–39: „ὃο Υξύζελ ἀκθηβέβεθαο / Κίιιάλ ηε δαζέελ Σελέδνηό ηε ἶθη ἀλάζζεηο, / κηλζεῦ― beeinflusst worden. Somit verweist er auf den Anfang des iliadischen Krieges. Zu Chrysa siehe besonders J. M. Cook, The Troad, Oxford 1973, 232 f.; L. Buffo, I re ellenistici e i centri religiosi dell’ Asia Minore, Firenze 1985, 280 ff. Zu ηγηὰο (ἄθξε) vgl. Etym. Gud. 500 s.v. „ίγεηνλ, ἀθξσηήξηνλ ηο Σξνίαο· γξάθεηαη δὲ δηὰ ηο εη δηθζόγγνπ θαηὰ ηὴλ παξαιήγνπζαλ, ηῶ ιόγῳ ηνῦ ῥόηεηνλ· θαηὰ δὲ ηὴλ ἄξρνπζαλ δηὰ ηνῦ ἰηα, ἐπεηδὴ παξὰ ηῆ ζηγῆ παξθηαη, θαη᾽ ἀληίθξαζηλ· πνιύερνο γάξ ἐζηηλ ὁ ηόπνο, πὸ ηλ θπκάησλ.― Siehe auch Etym. Μagn. s.v. ίγεηνλ und Strabon 13, 1, 31; 46: „ηγεηάδα ἄθξαλ―. Im Nordosten von Kleinasien war das Vorgebirge Sigeion von großer Bedeutung für die antike Schifffahrt, es bot eine weite Aussicht über die nördliche Ägäis bis nach Samothrakien. Gegenüber lag das antike Eleusa an der Südspitze der Thrakischen Chersonesos. In der Spätantike wurde dieser Ort noch im Zollgesetz von Asia erwähnt (siehe dazu H. D. Engelmann; D. Knibbe, Das Zollgesetz der Provinz
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Asia, Epigraphica Anatolica 14 (1989), 9). Zu Sigeion siehe W. Leaf, Strabo on the Troad, Cambridge 1923, 187 ff.; J. M. Cook, The Troad, Oxford 1973, 178 ff.; J.V. Luce, Die Landschaften Homers, Stuttgart 2000 s.v. 403a ηύκβνο η᾽ Αἰαθίδαν δαΐθξνλνο: Der Ausdruck „Αἰαθίδαν δαΐθξνλνο― findet sich, nur im Genitiv, schon zweimal in der Ilias 10, 402; 17, 76 und noch viermal in den PH: 3, 16; 4, 476; 5, 75, 225 immer an der gleichen Versstelle. Unweit von Sigeion befand sich Achilleus‘ Grabhügel, nachdem die Stadt an der Nordwestküste der Troas, die von Mytilene im 6 Jh.v. Chr. als Befestigung gegen das von den Athenern besetzte Sigeion erbaut wurde, benannt war. Der Grabhügel des Achilleus wurde u.a. von Alexander dem Großen (Arr., An. 1, 2, 12) und Caracalla (Cass. Dio, 77, 16) besucht. Zu den oben angeführten Örtlichkeiten vgl. Strabons Bericht 13, 1, 31, f.: „Μεηὰ δὲ ηὸ Ῥνίηεηνλ ἔζηη ηὸ ίγεηνλ, θαηεζπαζκέλε πόιηο, θαὶ ηὸ λαύζηαζκνλ θαὶ ὁ Ἀραηλ ιηκὴλ θαὶ ηὸ Ἀρατθὸλ ζηξαηόπεδνλ θαὶ ζηνκαιίκλε θαινπκέλε θαὶ αἱ ηνῦ θακάλδξνπ ἐθβνιαί. ζπκπεζόληεο γὰξ ὅ ηε ηκόεηο θαὶ ὁ θάκαλδξνο ἐλ ηῶ πεδίῳ πνιιὴλ θαηαθέξνληεο ἰιὺλ πξνζρνῦζη ηὴλ παξαιίαλ θαὶ ηπθιὸλ ζηόκα ηε θαὶ ιηκλνζαιάηηαο θαὶ ἕιε πνηνῦζη. θαηὰ δὲ ηὴλ ηγεηάδα ἄθξαλ ἐζηὶλ ἐλ ηῆ Υεξξνλήζῳ ηὸ Πξσηεζηιάεηνλ θαὶ ιαηνῦζζα, πεξὶ ὧλ εἰξήθακελ ἐλ ηνο Θξᾳθίνηο. Ἔζηη δὲ ηὸ κθνο ηο παξαιίαο ηαύηεο ἀπὸ ηνῦ Ῥνηηείνπ κέρξη ηγείνπ θαὶ ηνῦ Ἀρηιιέσο κλήκαηνο εζππιννύλησλ ἑμήθνληα ζηαδίσλ―. 403b–406a ἀιιά κηλ νὔ ηη: Der Ausdruck findet sich siebenmal in den Posthomerica, früher nur bei Apoll. Rhod., Arg. 2, 816. Vgl. auch Nonn., Paraphr. Johann. 7, 170. πἱὸο Λαέξηαν πύθα θξνλέσλ ἐλὶ ζπκῶ: ein ganzer Vers zur Charakterisierung des Odysseus; vgl. besonders PH 12, 219: „πἱὸο Λαέξηαν πύθα θξνλέσλ―. Dieser Vers ist von drei homerischen Ausdrücken beeinflusst: πἱὸο Λαέξηαν, πχθα (…) θξνλ- und (θξνλ-) ἐλὶ ζπκῶ. Der Ausdruck πἱὸο Λαέξηαν kommt immer am Versanfang in der epischen Dichtung vor: fünfmal in der Odyssee (4, 555; 8, 18; 9, 505, 531; 22, 191); einmal bei Hesiod, Fr. 198, 3 M.-W. und sechsmal in den Posthomerica (noch in 4, 592; 5, 129, 238; 12, 24, 219). πύθα θξνλέσλ findet sich sechsmal in den Posthomerica (noch in 1, 449; 4, 33; 6, 84; 12, 219; 14, 165). Quintus ist der einzige Dichter, der vom iliadischen Ausdruck πχθα (…) θξνλ(vgl. Il. 9, 554; 14, 217; vgl. Od. 9, 445: „ππθηλὰ θξνλένληη―) Gebrauch macht; siehe dazu Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 219. Zu Odysseus‘ Klugheit in den Posthomerica siehe die Ausführungen zu v. 189 mit Maciver, „Flyte of Odysseus…―, AJPh 133 (2012), 615 ff. ἐλὶ ζπκῶ findet sich immer am Versende in der epischen Dichtung; in Verbindung mit θξνλέσλ vgl. Il. 8, 430; Od. 10, 317; PH 8, 134: „κέγα θξνλέσλ ἐλὶ ζπκῶ―. πέλζνο ἀέμῃ / ζπκὸο ἐλὶ ζηήζεζζη: vgl. Il. 17, 139: „κέγα πέλζνο ἐλὶ ζηήζεζζηλ ἀέμσλ―. In den Posthomerica findet sich πέλζνο ἀέμεηλ fünfmal (noch 1, 23, 116; 3, 490; 5, 146) immer am Versende wie in der Odyssee: 11, 195; 17, 489; 24, 231. Vgl. auch Greg. Naz., Carm. 997, 5; Nonn., Dion. 26, 154. Zu diesem Ausdruck siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 187 f. zu PH 1, 23. Der Ausdruck ζπκὸο bzw. ζπκὸλ ἐλὶ ζηήζεζζη(λ) er-
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scheint bei Homer oft zu Versbeginn: Il. 9, 637, 703; 14, 39, 316; 17, 22; 18, 113; 19, 66; Od. 5, 191; 21, 87; vgl. auch PH 11, 145. 406b–407 Παξεκείβνλην δὲ λήζνπο / αἶςα Καιπδλαίαο: Das Verbum παξακείβεζζαη in der Bedeutung von „vorbeifahren―, „schiffen― vor einem Ort findet sich schon in hom. Hymn. Apoll. 409: „πξηνλ δὲ παξεκείβνλην Μάιεηαλ―. Vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 2, 660; Heliod., 6. 1; im Aktiv: Xenophon Ephes., 1, 11: „λ ηνύηῳ δὲ λαῦο Κ κὲλ παξακείβεη θαὶ Κλίδνλ―. Mit „λήζνπο / … Καιπδλαίαο― ist keine Inselgruppe zwischen Tenedos und dem Festland gemeint, wie z. B. Strabon, 13, 1, 46 anführt: „Ἔζηη δὴ κεηὰ ηὴλ ηγεηάδα ἄθξαλ θαὶ ηὸ Ἀρίιιεηνλ Σελεδίσλ πεξαία ηὸ Ἀραίηνλ θαὶ αηὴ Σέλεδνο, ν πιείνπο ηλ ηεηηαξάθνληα ζηαδίσλ δηέρνπζα ηο πείξνπ· ἔρεη δὲ ηὴλ πεξίκεηξνλ ὅζνλ ὀγδνήθνληα ζηαδίσλ θαὶ πόιηλ Αἰνιίδα θαὶ ιηκέλαο δύν θαὶ ἱεξὸλ ηνῦ κηλζέσο Ἀπόιισλνο, θαζάπεξ θαὶ ὁ πνηεηὴο καξηπξε 'Σελέδνηό ηε ἶθη ἀλάζζεηο, κηλζεῦ. ' πεξίθεηηαη δ᾽ αηῆ λεζία πιείσ, θαὶ δὴ θαὶ δύν ἃ θαινῦζη Καιύδλαο, θεηκέλαο θαηὰ ηὸλ ἐπὶ Λεθηὸλ πινῦλ· θαὶ αηὴλ δὲ ηὴλ Σέλεδνλ Κάιπδλαλ ηηλὲο εἶπνλ, ἄιινη δὲ Λεύθνθξπλ.― (vgl. auch Lykophr., Alex. 347 mit Tzetzes; Sen., Troad. 839), sondern eine Inselgruppe nördlich von Tenedos, die sogennanten Kanincheninselchen, die von den Türken Tauschán Adaschý, von den Griechen Λαγνῦζζαη (d.h. Haseninseln) genannt werden. Siehe H. Kieppert, Atlas Antiquus, Berlin 1861. Nach Quintus‘ Schilderung sollten diese Inseln unweit von Sigeion liegen. Dafür spricht auch die Bemerkung des Dichters in v. 407b: „Σέλεδνο δ‘ ἀπειείπεη᾽ ὀπίζζσ―. Siehe dazu W. Leaf, Strabo on the Troad, Cambridge 1923, 222; Vian, Recherches…, 127. Zu dieser Partie siehe auch Kakridis, Κόινηος μσρναῖος, 184 ff. Τέλεδνο δ’ ἀπειείπεη᾽ ὀπίζζσ: vgl. Ammonios, Fr. 1 GDRK: „ἢδε δ᾽ ςηηελήο ηε Μίκαο πειείπεη᾽ ὀπίζζσ―. 408–409 ιενῦληνο ἕδνο: ιαηνῦο (seit dem 4. Jhr. V. Chr. auch ιενῦο geschrieben) ist eine Stadt an der Südspitze des thrakischen Chersonnesos, 40 Stadien von Sigeion entfernt: siehe Strabon 7a, 1,52: „εἶη᾽ ἐλ θόιπῳ ιαηνῦο, ὅπνπ ηὸ Πξσηεζηιάεηνλ, θαζ᾽ ὃ ηὸ ίγεηνλ ἀπὸ ηεηηαξάθνληα ζηαδίσλ ἐζηίλ, ἄθξα ηο Σξῳάδνο· θαὶ ζρεδὸλ ηνῦη᾽ ἔζηη ηὸ λνηηώηαηνλ ἄθξνλ ηο Υεξξνλήζνπ, ζηαδίνπο κηθξῶ πιείνπο ηλ ηεηξαθνζίσλ ἀπὸ Καξδίαο―; dieser Ort war von strategischer Wichtigkeit, denn er beherrschte die Einfahrt in den Hellespont: vgl. Strabon, 7a, 1, 56: „Ἔζηη δ᾽ ἐλ ηῶ πεξίπιῳ ηνύηῳ ηῶ κεηὰ ιαηνῦληα εἰζβνιὴ πξηνλ εἰο ηὴλ Πξνπνληίδα δηὰ ηλ ζηελλ, ἣλ θαζηλ ἀξρὴλ εἶλαη ηνῦ ιιεζπόληνπ― (vgl. auch Plin., NH 4, 49). ηόζη Πξσηεζηιάνπ / ζῆκα: ηφζη ist eine treffende Korrektur von Köchly zu ζ‘ ὃλ und ζ‘ ὃ ε (sic) der Handschriften, während Dausque ἕδνο νὗ las, das Tychsen übernommen hat. ηφζη: in den PH 6, 428; 9, 354; 14, 415: poet. adv. demonstr., dem Frageworte πφϑη entsprechend, da, daselbst, dort, vgl. Od. 15, 239; oft bei Pind. (zehnmal), z. B. O. 3, 32; 7, 77; I. 2, 19. Es steht auch für das relat. ὅϑη, bei Pind. N. 4, 52 und bei späteren Dichtern wie Theokrit, id. 22, 199, um den Hiat zu vermeiden oder eine Position zu bilden; vgl. noch hom. Hymn Ap. 244; hom. Hymn. 19 (Pan), 25. Quintus erwähnt den Namen des Protesilaos noch
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in 1, 231 (die Amazone Klonie tötet den Griechen Menippos, der zuvor aus Phylake Protesilaos gefolgt war), 815–818a (die Achaier betrauern am meisten Podarkes, der im Kampf nicht hinter seinem Bruder, dem edlen und wackeren Protesilaos, zurückstand, der wiederum zuvor von Hektor bezwungen wurde); 4, 469 (Kyknos tötete viele Griechen nach dem Tod des Protesilaos; vgl. Dikt., 2, 12). Protesilaos, Anführer von 40 Schiffen aus den Städten Phylake, Pyrasos, Iton, Andron und Pteleos, dessen vorzeitigen Tod schon Homer erwähnt (vgl. Il. 2, 695–710; Eustath. 1, 506, 6 ff. zu Il. 2, 700–702), hatte in Elaeus sein Grab und ein berühmtes Heiligtum, das durch den Perser Artayktes geplündert wurde, aber noch bis in das späte Altertum bestanden zu haben scheint: vgl. Herodot, 9, 116: „λ γὰξ ιαηνῦληη ηο Υεξζνλήζνπ ἐζηὶ Πξσηεζίιεσ ηάθνο ηε θαὶ ηέκελνο πεξὶ αηόλ, ἔλζα ἤλ ρξήκαηα πνιιὰ θαὶ θηάιαη ρξύζεαη θαὶ ἀξγύξεαη θαὶ ραιθὸο θαὶ ἐζζὴο θαὶ ἄιια ἀλαζήκαηα, ηὰ Ἀξηαΰθηεο ἐζύιεζε βαζηιένο δόληνο―; vgl. auch Her., 7, 33; 9, 120, Thuk., 8, 102; Lykophr., Alex. 532–534 mit Tzetzes z. St.; Strabon 7a, 1, 52; 13, 1, 31; Pausan., 1, 34, 2; Plin., NH 4, 49; Luk., Deor. conc. 12. πηειέῃζ θαηάζθηνλ αἰπεηλῇζηλ: vgl. Orph. Arg. 912; Nonn., Dion. 45, 141. Zur Ulme als Grabbaum und als Baum der Unterwelt, siehe Il. 6, 419 f.; Verg., Aen. 6, 282–284 und besonders A.G. 7, 141, 3 (Antiphilos) über Protesilaos: „ζκα δέ ηνη πηειέῃζη ζπλεξεθὲο ἀκθηθνκεῦζη―; vgl. auch A.G. 7, 223, 5 (Thiyllos); 714, 4 (unbekannter Herkunft); 16, 228, 1 (Anyte). Eine Verbindung des Baums πηειέα, der am Grabe des Protesilaos wächst, mit der Stadt Pteleos in dessen Heimat in Thessalien ist möglich. 410–411 αἵ ῥ᾽ ὁπόη᾽ ἀζξήζσζηλ ἀλεξρόκελαη δαπέδνην / Ἴιηνλ, αὐηίθα ηῇζη ζνο αὐαλεηαη ἄθξα. In diesen Versen fungiert der Erzähler als Periegetes, indem er von einem ζαπκάζηνλ berichtet. Wenn die Ulmen, die das Protesilaos-Grab umschatten, aus der Erde emporwachsen und auf die Ebene Ilions schauen, werden ihre Spitzen sogleich verdorren. Ob unser Dichter die Ulmen am Grabe des Protesilaos selbst gesehen oder von anderen davon gehört hat, wissen wir nicht. Plinius NH 16, 238 berichtet aber davon und daher schließen wir die Möglichkeit nicht aus, dass diese Plinius-Stelle dem Dichter bekannt war: „sunt hodie ex adverso Iliensium urbis iuxta Hellespontum in Protesilai sepulchro arbores, quae omnibus ex eo aevis, cum in tantum adcrevere, ut Ilium aspiciant, inarescunt rursusque adolescunt.“ Sowohl Quintus als auch Plinius geben weder eine Erklärung noch eine Symbolisierung dieses Phänomens, wie die Epigramme A.G. 7, 141 (Antiphilos); 7, 385 (Philippos) und der Bericht von Philostratos, Her. 672 dies tun: A.G. 7, 141 (Antiphilos) „Θεζζαιὲ Πξσηεζίιαε, ζὲ κὲλ πνιὺο ᾄζεηαη αἰὼλ / Σξνίᾳ ὀθεηινκέλνπ πηώκαηνο ἀξμάκελνλ· / ζκα δέ ηνη πηειέῃζη ζπλεξεθὲο ἀκθηθνκεῦζη / Νύκθαη ἀπερζνκέλεο Ἰιίνπ ἀληηπέξαο. / δέλδξεα δπζκήληηα θαί, ἢλ πνηε ηερνο ἴδσζη / Σξώηνλ, ααιέαλ θπιινρνεῦληη θόκελ. / ὅζζνο ἐλ ξώεζζη ηόη᾽ ἤλ ρόινο, νὗ κέξνο ἀθκὴλ / ἐρζξὸλ ἐλ ἀςύρνηο ζῴδεηαη ἀθξεκόζηλ―; 7, 385 (Philippos) „῞Ζξσο Πξσηεζίιαε, ζὺ γὰξ πξώηελ ἐκύεζαο / Ἴιηνλ ιιαδηθνῦ ζπκὸλ ἰδελ δόξαηνο, / θαὶ πεξὶ ζνο ηύκβνηο ὅζα δέλδξεα καθξὰ ηέζειε, / πάληα ηὸλ εἰο Σξνίελ ἐγθεθύεθε ρόινλ·/ Ἴιηνλ ἠλ ἐζίδῃ γὰξ ἀπ᾽ ἀθξεκόλσλ θνξπθαίσλ,
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/ θαξθνῦηαη πεηάισλ θόζκνλ ἀλαηλόκελα. / ζπκὸλ ἐπὶ Σξνίῃ πόζνλ ἔδεζαο, λίθα ηὴλ ζὴλ / ζῴδεη θαὶ ζηειέρε κληλ ἐπ᾽ ἀληηπάινπο―; Philostr., Her. 672: „θεηαη κὲλ νθ ἐλ Σξνίᾳ ὁ Πξσηεζίιεσο, ἀιι᾽ ἐλ Υεξξνλήζῳ ηαύηῃ, θνισλὸο δὲ αηὸλ ἐπέρεη κέγαο νηνζὶ δήπνπ ὁ ἐλ ἀξηζηεξᾶ, πηειέαο δὲ ηαύηαο αἱ λύκθαη πεξὶ ηῶ θνισλῶ ἐθύηεπζαλ θαὶ ηνηόλδε ἐπὶ ηνο δέλδξεζη ηνύηνηο ἔγξαςάλ πνπ αὗηαη λόκνλ· ηνὺο πξὸο ηὸ Ἴιηνλ ηεηξακκέλνπο ηλ ὄδσλ ἀλζελ κὲλ πξσί, θπιινξξνελ δὲ αηίθα θαὶ πξναπόιιπζζαη ηο ὥξαο — ηνῦην δὴ ηὸ ηνῦ Πξσηεζίιεσ πάζνο — ηῶ δὲ ἑηέξῳ κέξεη δλ ηὰ δέλδξα θαὶ εὖ πξάηηεηλ. θαὶ ὁπόζα δὲ ηλ δέλδξσλ κὴ πεξὶ ηὸ ζκα ἕζηεθελ, ὥζπεξ θαὶ ηαπηὶ ηὰ ἐλ θήπῳ, πζηλ ἔξξσηαη ηνο ὄδνηο θαὶ ζαξζε ηὸ ἴδηνλ.― In beiden Epigrammen weist das Vertrocknen der Blätter bzw. der Wipfel auf Protesilaos‘ Zorn gegen die Feinde hin, während bei Philostratos dieses Vertrocknen seinen vorzeitigen Tod verdeutlichen soll. Auch diese Stellen können Quintus bekannt gewesen sein. Zu αἵ ῥ᾽ ὁπόη᾽ ἀζξήζσζηλ vgl. Ps.-Opp., Kyn. 4, 135: „νἱ δ᾽ ὁπόη᾽ ἀζξήζσζη―, 359: „ἀιι᾽ ὁπόη᾽ ἀζξήζσζη― mit Weglassung von ἄλ bzw. θε(λ) am Versanfang. ἀλεξρόκελαη δαπέδνην: ἀλέξρνκαη für das Emporwachsen von Bäumen vgl. Od. 6, 163, 167; ohne präpositionalen Ausdruck, nur mit Genitiv vgl. Opp., Hal. 5, 232: „ἀιγηλόεληνο ἀλεξρόκελνλ πνιέκνην― an der gleichen Versstelle. ααλεηαη: für das Vertrocknen von Bäumen findet sich dieses Verbum sehr oft bei Theophrastos, vgl. Hist. Plant. 3, 7, 1. ἄθξα: für die Wipfel eines Baumes vgl. Sappho, Fr. 105a, 1 f. V.; Theokr., id. 15, 112: „ὅζα δξπὸο ἄθξα θέξνληη― und oft bei Theophrastos (z. B. Hist. Plant. 1, 8, 5). Mit der Schilderung des ζαπκάζηνλ am Grab von Protesilaos endet der erste Hauptteil des siebten Buches. Der Dichter hat in der Aufzählung der Orte, an denen das Schiff mit Neoptolemos vorbeisegelte, die Grabmäler von Achilleus und Protesilaos fokussiert. Vor allem handelt es sich hier um zwei große Helden, die jung im Kampf in Troia starben, Protesilaos zu Beginn des troianischen Krieges und Achilleus viel später. Einige Gemeinsamkeiten verbinden sie: Beide Helden stammen aus Phthia in Thessalien (vgl. Strabon, 9, 5, 14). Eine Verbindun des Protesilaos mit Achilleus findet man in der Ilias 15, 704 ff.; 16, 1 ff.: Um das Schiff des Protesilaos wird heftig gekämpft, denn Hektor verlangte, es in Brand zu stecken, während Aias mit äußerster Anstrengung das Unheil abzuwehren suchte. Patroklos bittet Achilleus, ihm die Teilnahme am Kampf zu erlauben, und Achilleus gewährt ihm diese Bitte. Ausdrücklicher bei Apollodoros, Epit. 4, 6: „ὡο δὲ εἶδελ Ἀρηιιεὺο ηὴλ Πξσηεζηιάνπ λαῦλ θαηνκέλελ, ἐθπέκπεη Πάηξνθινλ―. Nach Philostratos, Her. 688–689 zeichnete sich Protesilaos im Kampf gegen die Mysier ganz besonders aus und wetteiferte mit Achilleus. Er entriss Telephos dessen Schild und ermöglichte es Achilleus dadurch, den Feind zu verletzen. Spätere Berichte, unter ihnen auch die Posthomerica 4, 469 (vgl. auch Kyprien, Prokl., Chrest. 80 Seve., p. 42 Bernabé; Ovid, Met. 12, 71–145; Apollod., Epit. 3, 31), erwähnen, dass Achilleus Protesilaos‘ Tod durch die Tötung des Helden Kyknos gerächt hat. Dies erinnert an Achilleus‘ Rache an Hektor für den Tod des Patroklos. Protesilaos stirbt vorzeitig und lässt seine Gattin im Witwenstand (Il. 2, 700: „ἀκθηδξπθὴο ἄινρνο―) und sein Haus halbvollendet (Il. 2, 701: „δφκνο κηηειήο―) zurück. Die Ereignisse erlaubten es ihm nicht, eine richtige Ehe zu führen und
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Nachkommen zu haben. Achilleus stirbt ebenfalls sehr jung, ohne das Eheleben wirklich ausgelebt zu haben: Seine Frau bleibt als Witwe mit ihrem Sohne Neoptolemos zurück. Ihre Gräber sind einander über dem Hellespont zugewandt. Das Grab von Protesilaos liegt in Elaius im Thrakischen Chersonesos, das von Achilleus in der Nähe von Sigeion, Elaius gegenüber liegend. In der Mitte befindet sich der Hellespont. Mit ihren Gräbern erscheinen beide Helden gleichwohl als Bewacher und Beschützer der Griechen. Mehr zum Vergleich zwischen Protesilaos und Achilleus bei Flavius Philostratus: Heroikos, Translated with an Introduction and Notes by Jennifer K. Berenson Maclean and Ellen Bradshaw Aitken, Atlanta 2001, lvi ff. Der Krieg ist aber noch nicht zu Ende, Ilion ist noch nicht eingenommen worden und dies lässt vermutlich das Vertrocknen der Ulmenwipfel an Protesilaos‘ Grab bei Quintus an dieser Stelle erahnen. Die Ankunft eines neuen Helden ist für die Eroberung von Troia erforderlich. Dies ist der junge Neoptolemos, Achilleus‘ Sohn, der Troia erreicht und sich beiden Helden als würdiger Nachfolger an die Seite stellen wird. Die Vorbeifahrt des Schiffes an den Grabmalen von Achilleus und Protesilaos stellt somit eine Art Segnung für das Gelingen dieses Unternehmens dar. In der Kommentierung der Partie 169–411 haben wir schon auf die odysseischen Verse hingewiesen, die Telemachos und Neoptolemos in Verbindung bringen (vgl. zu v. 226; vv. 283 f.; v. 288; vv. 394–400a). Es handelt sich um zwei junge Männer, die sich zwischen Adoleszenz und Erwachsensein befinden. Um das Erwachsensein zu erreichen, d.h. ihr heroisches Potential zu zeigen, zu entwickeln und umzusetzen, müssen beide ihre Heimat, den einzigen Ort, den sie bisher kennen, verlassen. Telemachos die Insel Ithaka, Neoptolemos die Insel Skyros. Der Verbleib von Telemachos auf Ithaka würde ihn als jungen, eingeschränkten, sich unter dem Schutz seiner Mutter befindlichen Prinzen in sich verharren lassen. Seine Aufnahme in die heroische Welt wird mit seinem Aufbruch von Ithaka verwirklicht, nicht um Heldentaten in der Welt zu vollbringen, sondern um sich auf die Suche nach Lebenszeichen seines Vaters zu machen. Ähnliches gilt auch für Neoptolemos, jedoch mit Unterschieden: Neoptolemos weiß, dass sein Vater tot ist. Er besitzt schon auf Skyros die Fertigkeiten, um ein Held zu werden; er wartet nur noch auf die Zeit, diese zu offenbaren und in einer realen Situation anzuwenden. Der heroische Reifungsprozess beider wird jedoch jeweils von Frauen, ihren Müttern, bedroht: Penelope und Deidameia wollen ihre Kinder vor todbringenden Gefahren schützen. Penelope vor ihren Freiern; Deidameia vor dem Krieg in Troia. Wie Telemachos, so versucht auch Neoptolemos, seine Entscheidung, Skyros zu verlassen und nach Troia zu segeln, vor seiner Mutter zu verheimlichen. Es gelingt Telemachos durch Eurykleias Unterstützung, seine Mutter zeitweise in Unwissenheit über seine Reise zu lassen; Neoptolemos verbirgt den wahren Grund der Ankunft von Odysseus und Diomedes auf Skyros sowie seine Entscheidung vor Deidameia bis zum nächsten Morgen, da er nicht will, dass sie erneutes Leid, „πνιχδαθξπο ἀλίε― (PH 7, 236), ergreife und sie ihn durch Bitten zurückzuhalten versuche. Dieselben Gründe bewegen auch Telemachos dazu, Penelope seine Reise zu verschweigen: „ὡο ἂλ κὴ θιαίνπζα θαηὰ ρξόα θαιὸλ ἰάπηῃ.― (Od. 2, 376). Beide Frauen leiden unter dem Verlust ihrer
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Männer; jetzt bedroht sie der Verlust ihrer Söhne. Deidameia weint und bittet ihren Sohn flehentlich, seine Reise nach Troia nicht zu unternehmen; im Falle von Telemachos übernimmt diesen Versuch Eurykleia, die treue Magd, sein liebes Mütterchen (Od. 2, 361–370), der Telemachos seine Reisepläne anvertraut. Deidameia und Eurykleia sind erfolglos in ihren Bitten, die jungen Männer von ihren Plänen abzubringen. Als Penelope zu spät erfährt, dass Telemachos abgefahren ist und die Freier ersinnen, ihn zu töten, sitzt sie an ihrer Türschwelle und klagt „νἴθηξ᾽ ὀινθπξνκέλε― (Od. 4, 718 f.), so wie es die Trauernden und Hilflosen tun. Ihre Klagerede an ihre Dienerinnen (Od. 4, 722–734) lässt sich mit Deidameias Verhalten in den Posthomerica vergleichen. Penelope hält sich für die unglücklichste Frau ihrer Generation. Zunächst habe sie ihren edlen und in ganz Griechenland geehrten Mann verloren und dann sei ihr Sohn ruhmlos im Sturm verschollen. Sie beschuldigt ihre Mägde, Telemachos‘ Abreise vor ihr geheim gehalten zu haben. Hätte Penelope erfahren, dass Telemachos diese Reise plant, so hätte sie alles in ihrer Macht Stehende unternommen, um ihren Sohn an dieser Reise zu hindern. Nur über ihre Leiche wäre es ihm möglich gewesen, den Palast zu verlassen. Der homerische Ausdruck „θαὶ ἐζζύκελόο πεξ ὁδνν― (Od. 4, 733) auf Telemachos bezogen findet seine Entsprechung in Neoptolemos‘ Eile, Odysseus und Diomedes zu folgen und mit ihnen so schnell wie möglich nach Troia zu segeln, was mit Deidameias Versuchen, ihn zurückzuhalten, kontrastiert: PH 7, 237, 313 f., 326. Als Penelope mit dem Traumbild ihrer Schwester Iphthime spricht – dies hat Athene erdacht, um Penelope von ihrer Verlegenheit und ihren trüben Gedanken über Telemachos abzulenken (vgl. Od. 4, 787–789) – , bringt sie wieder ihre Ängste und ihre Ratlosigkeit um ihren Sohn zum Ausdruck, der, wie sie sagt, weder recht erfahren in Mühen noch im Reden sei. Sie jammert und klagt mehr um Telemachos als um Odysseus, weil sie befürchtet, dass ihm Schlimmes bevorsteht, entweder in dem Land, in das er aufgebrochen ist, oder aber auf dem Meer selbst. Sie glaubt, dass ihm viele schlechte Menschen nachstellen werden und danach trachten, ihn zu töten, bevor er in das väterliche Land zurückkehrt, Od. 4, 810–823: "ηίπηε, θαζηγλήηε, δεῦξ᾽ ἢιπζεο; νὔ ηη πάξνο γε / πσιέ᾽, ἐπεὶ κάια πνιιὸλ ἀπόπξνζη δώκαηα λαίεηο·/ θαί κε θέιεαη παύζαζζαη ὀτδύνο δ᾽ ὀδπλάσλ / πνιιέσλ, αἵ κ᾽ ἐξέζνπζη θαηὰ θξέλα θαὶ θαηὰ ζπκόλ·/ ἡ πξὶλ κὲλ πόζηλ ἐζζιὸλ ἀπώιεζα ζπκνιένληα, / παληνίῃζ᾽ ἀξεηῆζη θεθαζκέλνλ ἐλ Γαλανζηλ, / ἐζζιόλ, ηνῦ θιένο εξὺ θαζ᾽ ιιάδα θαὶ κέζνλ Ἄξγνο. / λῦλ αὖ παο ἀγαπεηὸο ἔβε θνίιεο ἐπὶ λεόο, / λήπηνο, νὔηε πόλσλ εὖ εἰδὼο νὔη᾽ ἀγνξάσλ. / ηνῦ δὴ ἐγὼ θαὶ κιινλ ὀδύξνκαη ἢ πεξ ἐθείλνπ. / ηνῦ δ᾽ ἀκθηηξνκέσ θαὶ δείδηα κή ηη πάζῃζηλ, / ἠ ὅ γε ηλ ἐλὶ δήκῳ, ἵλ᾽ νἴρεηαη, ἠ ἐλὶ πόληῳ· / δπζκελέεο γὰξ πνιινὶ ἐπ᾽ αηῶ κεραλόσληαη, / ἱέκελνη θηελαη, πξὶλ παηξίδα γααλ ἱθέζζαη." Deidameia hat ihren Mann im troianischen Krieg verloren; Penelope hält ihren Gatten in demselben Krieg für tot; sie haben nun die gleichen Ängste in Bezug auf das Leben ihrer Söhne, die die heroische Männerwelt betreten wollen. Dabei geht es auch um ihre Angst allein zurückzubleiben, falls ihre Kinder umkommen werden. Beide Frauen konstatieren die Unerfahrenheit ihrer Söhne. Allerdings hat der Erzähler Neoptolemos in seinem ersten Auftritt als einen Jüngling beschrieben, der für den Krieg bereit ist (PH 7, 170–172). In v. 327 bemerkt der Erzähler, dass die
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traurige Deidameia sich an der Energie, dem Schwung und dem Enthusiasmus ihres Sohnes erfreut. Er betont in den vv. 356 ff. nochmals Neoptolemos‘ innere Antriebe zum Krieg. Im Unterschied zu Telemachos ist Neoptolemos‘ Eintritt in die heroische Welt nahe, steht kurz bevor und wird unkompliziert vonstatten gehen. Boyten, Epic Journeys…, 207 bemerkt m. E. richtig: „ … Telemachos‘ maturity (in more than just a physical sense) is equated with facial hair (geneiesanta, Od. XVIII 176, 269). It needs to be considered, though, that Telemachos‘ new found ‗maturity‘ is not apparent from his first appearance. Rather, his more mature state takes a time to evolve, the above references to his ‗beard‘ coming many books after his debut, a debut in which there is a huge disparity between being young and being prepared. Telemachos needs to get a beard to be a ‗man‘. Neoptolemos does not. Again, this indicates that Neoptolemos is already endowed with qualities far beyond his youth and experiences.―. Bis jetzt hat Neoptolemos nicht nur seine Fähigkeit und Bereitschaft zum Krieg gezeigt, sondern auch seine Einsicht und sein Denk- und Einfühlungsvermögen unter Beweis gestellt: Er widmet sich den Kriegsübungen mit großem Eifer, obwohl er sehr traurig über den Tod seines Vaters ist (vv. 170 ff.). Er versteht sofort die Dringlichkeit der Sache und entscheidet ohne Zögern über seine direkte Teilnahme am Krieg (vv. 220 ff.). Die Antwort, die er auf die Bittrede seiner Mutter gibt, ist kurz und zeigt Besonnenheit und Umsicht (vv. 289–291). Telemachos wird in den ersten Büchern der Odyssee als ein Jüngling, für den die Zeit gekommen ist, in die Männerwelt einzutreten, beschrieben. Athene bemerkt in Od. 1, 296 f. und 301 f., dass Telemachos sich nicht mehr mit kindlichen Dingen befassen solle, da er kein Kind mehr sei. Sie fordert ihn auf, tapfer, aufrecht und entschlossen wie ein Mann zu werden. Die Worte in Od. 1, 301 f. werden auch von Nestor an Telemachos in Od. 3, 219 f. gerichtet. Im zweiten Buch trotzt Telemachos Antinoos, vv. 313–315: „ἐγὼ δ᾽ ἔηη λήπηνο ἤα; / λῦλ δ᾽ ὅηε δὴ κέγαο εἰκί, θαὶ ἄιισλ κῦζνλ ἀθνύσλ / ππλζάλνκαη, θαὶ δή κνη ἀέμεηαη ἔλδνζη ζπκόο―. Im dritten Buch drückt Telemachos seine Unerfahrenheit in den tüchtigen Reden aus, 3, 22–24: „Μέληνξ, πο η᾽ ἄξ᾽ ἴσ, πο η᾽ ἂξ πξνζπηύμνκαη αηόλ; / νδέ ηί πσ κύζνηζη πεπείξεκαη ππθηλνζηλ· / αἰδὼο δ᾽ αὖ λένλ ἄλδξα γεξαίηεξνλ ἐμεξέεζζαη.― In den letzten Büchern der Odyssee ist Telemachos schon ein Mann geworden, der für das Haus Sorge trägt: vgl. 18, 175 f., 217, 228 f.; 19, 86–88, 160 f., 530– 534; 20, 308–310. Zu Telemachos‘ Eintritt in die Männerwelt und zu dem Erwerb von θιένο siehe J.C.B. Petropoulos, Kleos in a Minor Key. The Homeric Education of a Little Prince, Harvard 2011. Im Unterschied also zu Telemachos besitzt Achilleus‘ Sohn, der „ἔηη παηδλόο, ἔη᾽ ἄρλννο― (PH 7, 357) ist, schon zu Beginn seines Auftretens in den Posthomerica die Eigenschaften eines Mannes. Das Einzige, was ihm noch fehlt, ist, seine kriegerischen Fertigkeiten in die Tat umzusetzen. Dies kommt aber bald. Vian (Ausg. II, 101 f.) bemerkt zu Recht, dass die ganze NeoptolemosDeidameia Episode und Neoptolemos‘ Abfahrtsszene auf die entsprechende Partie in Apollonios Rhodios‘ erstem Buch der Argonautika, d.h. Iasons Abfahrt aus Iolkos verweist. Zwei junge Männer, die sich noch keiner Kriegserfahrung rühmen können, unternehmen jeder für sich eine gefährliche Unternehmung. Beide
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machen die notwendigen Vorbereitungen für die Reise, erreichen durch die Stadt den Hafen und besteigen das Schiff, um zu ihrem Zielort zu gelangen. Vor der Abfahrt setzen sie sich mit ihren Müttern auseinander: Diese versuchen jeweils, ihre Söhne bei sich zu halten, sie jammern und klagen um die Abwesenheit der geliebten Söhne sowie um ihr eigenes Schicksal nach deren Weggang: Sie werden allein zu Hause zurückbleiben und mit den Folgen dieses Alleinseins konfrontiert. Beide Mütter schließen eine glückliche Heimkehr ihrer Söhne völlig aus. Zu Deidameia vgl. ihre Argumentationen in den vv. 262–267; in den Argonautika verfolgt Pelias mit seinem Auftrag den Zweck, Iason in den Tod zu treiben. Die Söhne müssen ihre Mütter beruhigen und von denen, die traurig zurückbleiben, Abschied nehmen. Zu Alkimede in den Argonautica und Deidameia in den Posthomerica siehe auch Inés Calero Secall, „Deidameia …―, in: María Dolores Verdejo Sánchez (Hrsg.), Comportamientos antagónicos de las mujeres en el mundo antiguo, Málaga 1995, 43 f. Die vv. 1, 268 f. und 276 f. der Argonautika im Rahmen von Alkimedes flehentlicher Bitte an Iason, die Fahrt nicht zu unternehmen: „κήηεξ δ᾽ ὡο ηὰ πξη᾽ ἐπερεύαην πήρεε παηδί, / ὧο ἔρεην θιαίνπζ᾽ ἀδηλώηεξνλ― (v. 268 f.) und „ὧο ἀδηλὸλ θιαίεζθελ ἑὸλ πάηλ ἀγθὰο ἔρνπζα / Ἀιθηκέδε· θαὶ ηννλ ἔπνο θάην θεδνζύλῃζηλ― (v. 276 f.) sind vergleichbar mit PH 7, 255 f.: „αἶςα δέ νἱ ζηέξλνηζη πεξὶ πιαηέεζζη ρπζεζα / ἀξγαιέσο γνάαζθελ ἐο αἰζέξα καθξὰ βνζα― und 7, 260 f.: „ὣο ἄξα κπξνκέλεο ἀκθίαρελ αἰπὺ κέιαζξνλ / πάληνζελ ἐθ κπράησλ, κέγα δ᾽ ἀζραιόσζ᾽…―. Zwischen den Stellen 1, 268 f. und 276 f. der Argonautika und 7, 255 f. und 260 f. der Posthomerica findet sich jeweils ein Gleichnis, das die psychische Verfassung der jeweiligen Mütter (Alkimede – Klage eines Mädchens, das von der Stiefmutter misshandelt wird, 1, 269–275; bzw. Deidameia – Kuhgleichnis, 7, 257–259) darstellt. Das Gleichnis der Argonautika-Stelle 1, 269–275: Alkimedes heftiges Weinen wird mit der Klage eines Mädchens vor ihrer Erzieherin verglichen. Das Mädchen hat niemand anderen, der sich um sie kümmert. Die Stiefmutter bereitet ihm ein schweres Leben und das Mädchen wird so schmähend misshandelt. In seinem Jammer ist sein Herz voller Unglück und es kann seine Klage nicht laut verkünden, wie es möchte. Dieses Gleichnis unterstreicht Alkimedes‘ emotionale und existenzielle Abhängigkeit von ihrem Sohn (zu diesem Gleichnis siehe C. R. Beye, Epic and Romance in the Argonautica of Apollonius, Illinois 1982, 84); vgl. die vv. 277 ff. der Rede Deidameias, die auch ihre emotionale und existenzielle Abhängigkeit von Neoptolemos zum Ausdruck bringt: Sie argumentiert, dass sie als Witwe, wenn Neoptolemos stirbt, vereinsamt zurückgelassen werde und schändliches Leid erdulden müsse. In Alkimedes Klage hören wir sogar, dass sie sich ihr weiteres Leben nach Iasons Abfahrt als eine verlassene Dienerin in leeren Hallen vorstellt: vgl. Arg. 1, 284–286: „λῦλ γε κὲλ ηὸ πάξνηζελ Ἀραηηάδεζζηλ ἀγεηή / δκσὶο ὅπσο θελενζη ιειείςνκαη ἐλ κεγάξνηζηλ, / ζεν πόζῳ κηλύζνπζα δπζάκκνξνο―. Eine weitere Ähnlichkeit zwischen den beiden Szenen konstatieren wir in den Antworten von Iason und Neoptolemos auf die Reden ihrer Mütter: Iason bittet Alkimede, mit solch elenden Qualen aufzuhören; vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 295–297: „Μή κνη ιεπγαιέαο ἐληβάιιεν κηεξ ἀλίαο / ὧδε ιίελ, ἐπεὶ ν κὲλ ἐξσήζεηο θαθόηεηνο δάθξπζηλ, / ἀιι᾽ ἔηη θελ θαὶ ἐπ᾽
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ἄιγεζηλ ἄιγνο ἄξνην―. Neoptolemos fordert seine Mutter auf, Mut zu fassen und mit der θαθὴ θήκε über seinen Tod, als schlimme Vordeutung, aufzuhören (PH 7, 288). Wenn wir ferner beide Antworten vergleichen, stellen wir fest, dass die Aufforderungen an die Mütter sowohl von Iason als von Neoptolemos begründet werden: „ἐπεὶ ν κὲλ…― (Arg. 1, 296 f.); „ν γὰξ…― (PH 7, 289). Beide Begründungen haben eine theologische Stütze: Iason erwähnt, dass die Götter allen Menschen verderbliche Leiden zuteilen. Alkimede müsse ihren Anteil daran, auch wenn sie so betrübt im Herzen sei, tapfer ertragen: Arg 1, 298–300: „πήκαηα γάξ η᾽ ἀίδεια ζενὶ ζλεηνζη λέκνπζηλ· / ηλ κνξαλ θαηὰ ζπκὸλ ἀληάδνπζά πεξ ἔκπεο / ηιζη θέξεηλ.― Neoptolemos bemerkt, dass kein Mensch von einem anderen Menschen im Krieg getötet werden kann, wenn dies nicht so vom Schicksal vorbestimmt ist (PH 7, 289). Iasons Aufforderung am Ende seiner Rede 1, 304: „κεδ᾽ ὄξληο ἀεηθειίε πέιε λεί― ähnelt Neoptolemos‘ Bitte: „θαθὴλ δ᾽ ἀπνπέκπεν θήκελ― (PH 7, 288). Beide Söhne machen sich nach den Reden – in den PH haben wir anschließend die Rede des Lykomedes – bereit, das Haus zu verlassen und zum Schiff zu gelangen: Arg. 1, 306: „῏Ζ, θαὶ ὁ κὲλ πξνηέξσζε δόκσλ ἒμ ὦξην λέεζζαη.―; PH 7, 313 f.: „ Ὃο δ᾽ ἐξαηεηλὸλ / κεηδηόσλ ἐπὶ λα ζνο ὥξκαηλε λέεζζαη·―. Iason und seine Gefährten beeilen sich und stechen wie die schimmernden Sterne aus den Wolken hervor (Arg., 1, 239 f: „νἱ δὲ θαεηλνί ἀζηέξεο ὣο λεθέεζζη κεηέπξεπνλ―); Neoptolemos geht zu dem schnellen Schiff „ἀζηέξη πακθαλόσληη παλείθεινλ― (PH 7, 346). Man vergleiche auch die Ähnlichkeit der Ausdrücke: Arg. 1, 237: „δὴ ηόη᾽ ἴζαλ (sc. Iason und seine Gefährten) κεηὰ λα δη᾽ ἄζηενο―: PH 7, 352: „ἐζζύκελνλ πνηὶ λα δη᾽ ἄζηενο·―. Beide jungen Männer werden mit einer Gottheit verglichen, während sie auf dem Weg zum Hafen sind: Iason mit Apollon, wenn dieser seinen duftenden Tempel mit dem Ziel Delos oder Klaros oder auch Pytho oder Lykien verlässt (Apoll. Rh., Arg. 1, 307–309); Neoptolemos mit Ares, wenn der Kriegsgott in den blutigen Krieg zieht (vgl. PH 7, 359–365a). In beiden Partien beten die Menschen um die unversehrte Rückkehr von Iason bzw. Neoptolemos: die Frauen in den Argonautika: 1, 247–249: „αἱ δὲ γπλαθεο / πνιιὰ κάι᾽ ἀζαλάηνηζηλ ἐο αἰζέξα ρεξαο ἄεηξνλ, / ερόκελαη λόζηνην ηέινο ζπκεδὲο ὀπάζζαη.―; das Volk in den PH 7, 365–367: „Οἳ δ᾽ ἀλὰ ἄζηπ / εὔρνλη᾽ ἀζαλάηνηζη ζασζέκελ ἐζζιὸλ ἄλαθηα / ἀξγαιένπ παιίλνξζνλ ἀπ᾽ Ἄξενο―. Die Abfahrt der Gesandtschaft mit Neoptolemos, vv. 369 ff., erinnert uns an die der Argonauten bei Apoll. Rh., Arg. 1, 559–608 vom Hafen Iolkos aus bis zu ihrer ersten Station, der Insel Lemnos: Notwendige Vorbereitungen und letzte Arbeiten kurz vor der Abfahrt: Apoll. Rh., Arg. 1, 559–568; vgl. PH 7, 369–376; Orpheus singt für Artemis, die Schiffsretterin: Apoll. Rh., Arg. 1, 569–579; vgl. die Erzählungen von den Taten des Achilleus, mit denen die Gesandten Neoptolemos erfreuen: PH 7, 377–383; das Schiff der Argonauten verlässt das Land der Pelasger und segelt zu verschiedenen Orten mit einer zwangsläufigen Zwischenstation von zwei Tagen wegen ungünstiger Winde am Dolopischen Grabhügel vorbei, bis es das steinige, Sinteische Lemnos erreicht: Apoll. Rh., Arg. 1, 580– 608; vgl. PH 7, 394–411: Das Schiff mit Neoptolemos an Bord fährt mit günsti-
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gem Wind über das Meer; anders als Apollonios nennt Quintus nur die Orte, die das Ende der Seefahrt signalisieren und an denen das Schiff vorbeisegelt. Trotz dieser Ähnlichkeiten und Entsprechungen innerhalb der beiden Partien gibt es gravierende Unterschiede, die vor allem die Figuren von Iason und Neoptolemos betreffen. Wenn wir einmal von den Deidameia-Szenen absehen, konstatieren wir in Neoptolemos‘ Abfahrtszene im siebten Buch einen durchaus heroischen und optimistischen Ton, vgl. vv. 345 ff.: Neoptolemos gleicht einem strahlenden Stern; ihm folgen neben den großen Helden Odysseus und Diomedes auch zwanzig besonnene, vertraute und tüchtige Leute; Neoptolemos jubelt; Thetis, die Nereiden und Poseidon freuen sich. Achilleus‘ Sohn begehrt trotz seines jungen Alters den Krieg. Er wird von Kraft und Stärke bestimmt und mit dem furchtbaren Ares verglichen. Die Bürger beten zu den Göttern für Neoptolemos‘ Rettung im Krieg und seine unversehrte Heimfahrt. Der Erzähler bestätigt dies. Neoptolemos überragt alle, die ihm folgen. Poseidon gewährt ihm eine gute Überfahrt. Die Gesandten erfreuen Neoptolemos mit den Heldentaten seines Vaters. Das Schiff fährt schnell mit günstigem Wind. Was in dieser ganzen Partie melancholisch wirkt, ist nur die Trauer der Mutter um ihren Sohn. Aber, wie oben erwähnt, lässt sich mit v. 327 ein positiver Ton ausmachen: Deidameia fühlt trotz ihres Leids stolze Freude aufgrund der Energie, Stärke und Begeisterung, die ihr Sohn ausstrahlt. Im Falle Iasons ist die Situation anders: Die Menschen in der Stadt bestaunen zwar die Argonauten, nehmen aber an, dass diese Helden mit Feuer die Häuser des Aietes verwüsten könnten, wenn dieser ihnen nicht freiwillig das Fell aushändigt, erkennen aber gleichzeitig, dass es kein Entrinnen vor der Gefahr und den Mühen gibt, denen die Argonauten ausgesetzt sind (Apoll. Rh., Arg. 1, 242–246). Die Frauen beten zwar für einen glücklichen Ausgang der Unternehmung, untereinander aber jammern sie gleichzeitig: Über Alkimede sei ein großes Übel gekommen; sie werde ihr Leben nicht glücklich beenden. Aison, Iasons Vater, sei nun überaus unglücklich. Obwohl das Unglück letztendlich nicht eingetreten ist, wünschten sich die Frauen, dass Aison schon früher ohne die Kunde von den schlimmen Plagen zu vernehmen, gestorben wäre (Arg. 1, 247 ff.). Der Wunsch zu sterben wird von der betroffenen Person in der epischen Dichtung nur ausgesprochen, wenn das Unheil sich ereignet hat. Einen ähnlichen Wunsch äußert auch Alkimede in ihrer Klage an Iason (Arg., 1, 278–283). Wie der Erzähler berichtet, klagt zusammen mit den Dienern und den Dienerinnen auch Aison, der unter seinem Alter litt (Apoll. Rh., Arg. 1, 261–264). Hier tritt der Unterschied zum greisen Lykomedes in den Posthomerica zu Tage: Weder klagt er, noch hält er Neoptolemos von der Fahrt nach Troia ab (PH 7, 294–313a). Bei Apoll. Rh., Arg. 1, 451 ff. halten die Argonauten vor ihrer Abfahrt eine kleine Feier mit Essen und Wein ab und erzählen sich untereinander Geschichten. Die Szene erscheint an sich friedlich und gesellig. Der Einzige aber, der an dieser Feier nicht wirklich teilnimmt, ist Iason. Seine Stimmung kontrastiert mit der der anderen: Er ist ratlos und scheint niedergeschlagen: vv. 460 f.: „ἔλζ᾽ αὖη᾽ Αἰζνλίδεο κὲλ ἀκήραλνο εἰλ ἑν αηῶ / πνξθύξεζθελ ἕθαζηα, θαηεθηόσληη ἐνηθώο―. Dieser Iason ist ein auffallender Kontrast zu dem kurz zuvor erwählten Anführer der Argonauten, dem kriegerischen Iason: vgl. 1, 349 f. „ἀλὰ δ᾽ αηὸο ἀξήηνο ὤξλπη᾽ Ἰήζσλ / γεζόζπλνο―.
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Noch eine letzte vergleichende Bemerkung: Gleich zu Beginn der Seefahrt weint Iason und wendet unter Tränen seine Augen von seinem Vaterland ab (Apoll. Rh., Arg. 1, 534 f.). Er ist der einzige mit dieser Haltung, die Leid und Sorge vor der Zukunft zeigt. Von einer solchen Haltung ist bei Neoptolemos zu keiner Zeit die Rede. Er hat seinerseits ein großes Verlangen nach Krieg und strebt danach, die Kraft und den Ruhm seines furchtlosen Vaters zu erlangen. Iason ist jedoch keineswegs das Heroische abzusprechen. Er befindet sich innerhalb des Rahmens eines traditionellen epischen Heroentums. Oft wird er in den Argonautika als ein tapferer Mann geschildert, den heldenhafte Eigenschaften charakterisieren (1, 1032–1036; 2, 122; 3, 334 f., 1256–1264). Ferner zeichnen ihn Frömmigkeit, Gerechtigkeitssinn, Verantwortung und Selbstlosigkeit aus. Die Hervorhebung einiger, eher unheroisch und unkriegerisch erscheinender Merkmale, wie seine erotische Ausstrahlung, seine ἀκεραλίε, die eine bedeutendere Rolle als bei anderen traditionellen Helden spielen – man vergleiche hier vorwiegend Odysseus in der Odyssee – sind vor allem durch die spezielle Situation, in der sich ein noch junger Mensch befindet, zu erklären. Vgl. dazu E. S. Phinney, Apollonius Rhodius, Berkley 1963, 112 und Chr. Pietsch, Die Argonautika des Apollonios von Rhodos. Untersuchungen zum Problem der einheitlichen Konzeption des Inhalts, Stuttgart 1999, 113. Wie Pietsch richtig bemerkt, sei die Schönheit des noch sehr jungen Mannes für die ledigen, sich im „mannbaren Alter― befindenden Frauen besonders empfänglich, seine jugendliche Unerfahrenheit lasse ihn schwierigen Situationen mit einer oft geringen psychischen Standfestigkeit gegenübertreten. Seine ihn oft begleitende ἀκεραλίε, eine Schwäche, die aufgrund der großen Aufgabe, die er übernimmt und seiner Jugend durchaus verständlich ist, macht ihn zwar zu keinem Held ohne Fehl und Tadel, aber er bleibt doch ein edler Held. Wie Pietsch (122 ff.) feststellt, entspricht sein Charakter einem mittleren Heldencharakter im Sinne der aristotelischen Erfordernis von κέζε ἕμηο (vgl. Poet. 1453 a 7–10). Der intertextuelle Vergleich zwischen Iason und Neoptolemos in dieser Partie der Posthomerica dient zur Differenzierung dieser beiden Helden, dem in erster Linie das junge Alter, in dem sich beide befinden, zugrunde liegt: Schwanken, Angst, Bedenken, Unruhe und Ratlosigkeit umrahmen oft das Handeln des jungen Iason, wobei er als Anführer mit einer für ihn und seine Gefährten völlig unbekannten Situation in einem völlig unbekannten fremden Land konfrontiert ist. Im Unterschied zu ihm erscheint der junge Sohn des Achilleus von Anfang an als selbstsicher und selbstbewusst, wobei dieser von im troianischen Krieg schon erfahrenen Helden begleitet wird und ihn in Troia Personen empfangen, die ihm wegen seines Vaters freundlich und wohlgesinnt sind. Zu Iasons Heroismus in den Abfahrtszenen der Argonautica siehe D. Pike, „Jason‘s Departure …― Acta Classica 36 (1993), 27 ff. Generell zu Iasons Heroismus möchte ich vor allem auf die oben erwähnte Studie von Chr. Pietsch (Seiten 99 ff.) mit Literatur (100, Anm. 3), sowie auf die Arbeiten von R. Hunter, The Argonautica of Apollonius. Literary Studies, Cambridge 1993, 15, bes. 18 ff. und C. R. Beye, Epic and Romance in the Argonautica of Apollonius, Illinois 1982, 82 ff. verweisen.
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Quintus hatte in der Darstellung seines Neoptolemos sicher die zwei jungen Männer Telemachos und Iason im Sinn, deren Übergang von der Adoleszenz in die heroische Welt sowohl von Homer als auch von Apollonios Rhodios behandelt wurde, weswegen er in unserer Partie oft auf sie anspielt. In der Gestaltung der entsprechenden Szenen sind Ähnlichkeiten festzustellen, die vorwiegend von struktureller Natur sind. Es wurden aber diejenigen Züge hervorgehoben, die Neoptolemos von den anderen beiden jungen Männern unterscheiden. Neoptolemos hebt sich in PH 7, 169–411 als kampfbereit, erfolgssicher und besonnen ab. In dieser Partie gibt es keine Anzeichen, die einen schwankenden, zögernden, ratlosen und furchtsamen Neoptolemos vermuten lassen. Er ist mit allen notwendigen Merkmalen ausgestattet, die ihm eine schnelle und reibungslose Einführung in die heroische Welt gewährleisten.
ZWEITER TEIL: VV. 412–734 NEOPTOLEMOS‘ ANKUNFT IN TROIA 1. vv. 412–618: Neoptolemos’ Feuertaufe im Krieg – Seine erste Aristie Narratologische Bemerkungen: Vv. 412–418: Das Schiff, auf dem Odysseus und Diomedes Neoptolemos abholen, erreicht Troia und ankert bei den anderen Schiffen der Achaier. Mit den vv. 414–418 verbindet der Erzähler diese Partie mit den vv. 165–168. Der zweitägige Waffenstillstand, dem auch Eurypylos zugestimmt hat, ist nun vorüber. In der ganzen Zeit zog sich Eurypylos nicht von der achäischen Mauer und den Schiffen zurück. Wie der Erzähler berichtet, trieb Eris Eurypylos weiter dazu an, die Achaier anzugreifen. Zum Zeitpunkt der Ankunft von Neoptolemos in Troia ist Eurypylos‘ zweiter Angriff schon in vollem Gange. Die Achaier mühen sich leidvoll gegen diesen Angriff, denn sie kämpfen um die Mauer, die sie vorher als Schutz für die Schiffe und das Kriegsvolk gebaut haben (externe Analepsis). Dieser Verweis auf den Bau der achäischen Mauer und seine Wichtigkeit und Nutzung ist von Bedeutung, da die vv. 452–525 vom Kampf zwischen den innerhalb der Mauer lagernden Achaiern und Troern handeln, die sich zusammen mit Eurypylos noch immer vor der Mauer befinden. Die Lage der Achaier hat sich seit dem Waffenstillstand nicht geändert: Sie bleiben aus Furcht vor Eurypylos hinter ihrem Schutzwall verschanzt; sie bekämpfen ihre Feinde mit Geschossen von dort aus weiter. Vv. 417–421: Das Motiv der Wenn-nichtSituation zum Fortgang der Erzählung: Die Mauer drohte schon durch Eurypylos zu fallen, wenn nicht Diomedes dies verhindert hätte. Er springt sogleich aus dem Schiff und schreit lauthals (Charaktereinführung). Vv. 422–430: Die Rede des Diomedes. Mit einer Rede präsentiert sich Diomedes erst an dieser Stelle der Erzählung. Während der Ereignisse auf Skyros blieb er als stumme Figur im Schatten von Odysseus, der aufgrund seiner Überzeugungskraft die Rekrutierung des Neoptolemos übernahm und mit Erfolg krönte. Seine Rede enthält folgende Punkte: a) Großes Leid steht den Achaiern heute bevor; b) also schnell zu den Waffen und auf in den Kampf; c) denn die Troer bestimmen unseren Schutzwall und werden die Mauer bald zu Fall bringen und die Schiffe in Flammen aufgehen lassen; d) wenn wir uns nicht beeilen, wird es die erwünschte Heimkehr nicht geben. Auch wir selbst werden bezwungen in Troia liegen, fern von unseren Kindern und Frauen. V. 431a: Appositive Summary; vv. 431b–432a: Alle springen eiligst aus dem Schiff; vv. 432b–434: Der Erzähler berichtet, dass mit Ausnahme von Neoptolemos, der seinem Vater gleich die Schlacht begehrte, alle anderen von Furcht ergriffen wurden, als sie die Gefahr vernahmen. V. 435: Szenenwechsel: Odysseus, Diomedes und Neoptolemos gelangen zur Hütte des Odysseus. Vv. 436–439: Pause und Erklärung (deskriptive Pause). Der Erzähler erklärt, warum sie sich ausgerechnet zu Odysseus‘ Hütte begeben: a) Odysseus‘ Hütte befindet sich ganz in der Nähe des Schiffes; b) dort liegen die Rüstungen, die Odysseus und seine Gefährten den Getöteten als Beute abgenommen haben. Vv. 440–444: Handlung-Summary mit Kommentar: Die tüchtigen Kämpfer legen die schönen
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Waffen, die schwachen die schlechteren an. Odysseus die Rüstung, die er von Ithaka mitgebracht hat; Diomedes schenkt er die schönen Waffen des Sokos. Vv. 445–451: Odysseus übergibt Neoptolemos die Waffen des Achilleus. Kommentar: Neoptolemos sieht mit dieser Rüstung seinem Vater ähnlich; sie ist für ihn sehr leicht; alle Waffen erscheinen ihm leicht, auch der Speer von Pelion, der noch nach Blut verlangt. Vv. 453–455: Szenenwechsel: Sie nähern sich den kämpfenden Argeiern. Die Argeier sehen sie, können sich ihnen aber nicht nähern, so sehr es sie auch danach verlangt (innere Vision), denn das Kriegsgetümmel, das sich um die ganze Mauer abspielt, hindert sie daran (Begründung). Vv. 455–463: Pause: Die große Freude der Achaier über Neoptolemos‘ Ankunft wird durch ein Gleichnis veranschaulicht. Innere Vision: Sie hoffen, durch Neoptolemos vom Krieg aufatmen zu können. Vv. 464–473: Pause, Gleichnis: Neoptolemos‘ Augen blitzen wie die eines schamlosen Löwen, der gegen Jäger stürmt, die zu dessen Höhle mit der Absicht gekommen sind, die alleingelassenen Jungen zu rauben. Mit derselben Wut und Aggressivität stürmt Neoptolemos gegen die Feinde. Vv. 474–482: Neoptolemos stürmt als Erster zu dem für die Feinde leicht zugänglichen Teil der Mauer vor. Pause – Begründung: Die Mauer ist dort mit schwächeren Brustwehren befestigt. Ihm folgen die anderen Helden. Innere Vision: wütend im Kampf. Sie finden Eurypylos und mit ihm zusammen seine Gefährten, die auf einem Turm Fuß gefasst haben. Innere Vision: Sie glauben, dass sie die große Mauer durchbrechen und alle Achaier zusammen vernichten. V. 482: Auktoriale Aussage (interne Prolepsis): Die Götter aber erfüllen ihre Hoffnung nicht. Vv. 483–485: Odysseus, Diomedes, Neoptolemos und Leonteus stoßen sie sogleich mit Geschossen von der Mauer weg. Vv. 486–493: Pause: Das Zurückweichen der Troer von der Mauer wird durch ein Löwengleichnis versinnbildlicht. V. 493: Die Troer ziehen sich zurück, aber nur ein wenig – Erklärung: nur so wenig, wie einer mit der Hand einen sehr großen Stein wirft. Vv. 494–496a: Eurypylos lässt die Troer sich nicht sehr weit von den Schiffen zurückziehen. Er treibt sie an, nahe bei den Feinden zu bleiben (Indirekte Rede). Vv. 496b–497: Pause – Innere Vision und Erklärung: Er will die Schiffe einnehmen und die Achaier vernichten, denn Zeus verleiht ihm unendliche Kraft. Vv. 498–502: Eurypylos, auf die Mauer zustürmend, schleudert einen scharfen und harten Stein gegen sie. Dieser Steinwurf verursacht einen tosenden Lärm. Innere Vision: Furcht ergreift die Argeier; sie befürchten, dass die Mauer durch diesen Steinwurf zusammengebrochen ist. Vv. 503: Die Achaier fliehen nicht, sie halten den Troern stand. Vv. 504–511a: Pause: Ihre Standhaftigkeit wird durch ein Gleichnis versinnbildlicht. Vv. 511b– 512: Eurypylos droht den Griechen. Vv. 513–521: Schmäh- und Drohrede des Eurypylos: Er schmäht die Griechen als feige und schwach. Wäre die Mauer, von der aus sie ihn mit Geschossen bekämpfen, nicht gewesen, so hätten sie ihn nicht von den Schiffen fernhalten können. Er kritisiert ihre defensive Taktik und vergleicht sie mit furchtsamen Hunden vor einem Löwen. Im offenen Kampf würde er sie alle töten. V. 522a: Appositive Summary mit Kommentar (Interne Prolepsis): So sprach er. Seine Worte aber blieben unerfüllt. Vv. 522b–525: Pause – Kommentar und Begründung (interne Prolepsis): Der Erzähler erklärt, dass Eurypylos nicht wusste, dass ihn bald aus Neoptolemos‘ Händen großes Leid ereilen
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würde. Er wird nämlich durch Neoptolemos‘ Speer bezwungen werden. Vv. 526– 527: Iterative Summary: Neoptolemos tötet die Troer von der Mauer herab. Vv. 527–529a: Die Troer fliehen nach hinten und suchen Zuflucht bei Eurypylos. V. 530: Begründung und innere Vision: Alle sind nämlich von Furcht vor Neoptolemos ergriffen. Vv. 531–536: Pause: Ihre Zuflucht zu Eurypylos und zu den anderen Keteiern vor Neoptolemos und dessen Geschossen wird mit einem Gleichnis versinnbildlicht: Kleine Kinder ducken sich zu den Knien ihres Vaters vor dem Donner des Zeus. In v. 534 wird Eurypylos als κέγαο βαζηιεχο bezeichnet, unmittelbar danach wird Neoptolemos genannt. Der Erzähler betont somit die Größe des Eurypylos, der sich mit einem ebenfalls starken und gewaltigen Krieger in der Schlacht auseinandersetzen wird. Somit schafft er, in Bezug auf den Fortgang der Erzählung, Spannung bei seinem Leser, der um den baldigen Tod des Eurypylos durch Neoptolemos weiß. Vv. 537–544: Innere Vision: Die Troer sind ratlos, sie meinen, Achilleus selbst mit seinen Waffen zu sehen, sie drücken ihre Furcht nicht aus, denn sie wollen nicht, dass die Keteier und Eurypylos sich ängstigen und so vom Kampf ablassen. Jeder Einzelne ist von unendlicher Furcht ergriffen und sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen: Sterben oder Fliehen. Der Erzähler erklärt dies wie folgt: Scham vor der Flucht und schmerzliche Furcht. Sie bleiben stehen. Vv. 545–551a: Pause: Ihr Zustand wird mit dem von wandernden Männern verglichen, die am Weitergehen durch einen stürmenden Gießbach gehindert werden. Sie sehen den Tod vor ihren Augen und fürchten sich und bleiben so stehen. Vv. 551b–552a: Die Troer bleiben unter der Argeischen Mauer stehen. Vv. 552b–553a: Iterative Summary: Eurypylos treibt die Troer in das Getümmel. Vv. 553b–555: Pause: Erklärung und innere Vision: Eurypylos erwartet, dass der ihm noch unbekannte gewaltige Mann (sc. Neoptolemos) ermüdet. Der Erzähler bemerkt, dass Neoptolemos nicht vom Kampf ablässt. Vv. 556– 563: Szenenwechsel: Athene, die in den vv. 143–144a den Achaiern Mut verliehen hat, unterstützt diese weiter. Sie verlässt jetzt den Olympos und gelangt in großer Eile nach Troia (vv. 559b–560: Pause: Der Erzähler kommentiert die Schnelligkeit ihrer Reise: die heilige Luft trägt sie, sie gleicht den Wolken und ist leichter als der Wind). Athene erreicht den Gipfel des Sigeon und betrachtet von dort aus die Schlacht. Den Achaiern verleiht sie großen Ruhm. Vv. 564–568: Pause: Der Erzähler fokussiert Neoptolemos. Er führt aus, dass Neoptolemos alle an Mut und Kraft übertrifft. Dazu gibt er folgende Erklärung: Abstammung von Zeus und Ähnlichkeit mit seinem Vater Achilleus. Aus diesem Grund ist er furchtlos und tötet so viele seiner Feinde bei dem Schutzwall. Vv. 569–578a: Pause: Die Tötung vieler anstürmender Troer, die durch Eurypylos‘ Antrieb weiter kämpfen (vgl. vv. 551–553a), wird mit einem Gleichnis aus dem Fischfang versinnbildlicht. Vv. 578b–581a: Iterative Summary: Die Achaier kämpfen unablässig. Alle Achaier mühen sich unter großer Anstrengung, ein jeder an einem anderen Schutzwall, Strand und Schiffe werden erschüttert und die langen Schutzmauern stöhnen unter den Geschossen. Vv. 581b–598: Pause und Kommentar: Beide Kriegsscharen sind erschöpft. Der einzige, der unermüdlich und furchtlos bleibt, ist Neoptolemos – seine Stärke wird mit der eines immer fließenden und unermüdlichen Flusses verglichen, der nicht von der Macht des Feuers erschreckt wird
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und sie bezwingt. Die Geschosse treffen ihn nicht, sie werden umsonst gegen ihn geschleudert, genauso wie die harmlos um einen Felsen herabfallenden Schneeflocken (Vergleich). Erklärung und Kommentar: Der Schild und der Helm seines Vaters – ein Gotteswerk – schützen ihn. Vv. 599–601a: Iterative Summary: Stolz auf seine Rüstung läuft er um die Mauer herum und treibt die ermüdeten Achaier zum Weiterkampf an. Vv. 601–604a: Pause: Der Erzähler begründet die unermüdliche Wucht von Neoptolemos weiter: Er ist von allen bei weitem der Beste; er ist noch nicht satt vom Kampf (der Leser weiß, dies ist seine erste Teilnahme an einer Schlacht), er will den Tod seines Vaters rächen. Vv. 604b–605a: Pause: Innere Vision: Die Myrmidonen freuen sich über ihren Anführer. V. 605b: Fazit des Erzählers: Die Schlacht um die Mauer war schrecklich. Vv. 606–618: In diesen Versen berichtet der Erzähler von der Tötung zweier Kämpfer. Es handelt sich um die Zwillingssöhne (vgl. „κηῆ ὠδίλῃ―, v. 610) von Meges. Neoptolemos bezwingt Keltos und Eubios, die ersten beiden Opfer, die namentlich genannt werden. Pause: Der Vater Meges, der als goldreich charakterisiert wird, stammt aus dem Geschlecht des phrygischen Königs Dymas – somit wird der soziale Status der getöteten Zwillingssöhne hervorgehoben; Eigenschaften der Zwillinge (ausgezeichnet im Speerwurf, Pferdelenken und im Kampf mit der Lanze); die Nennung der Mutter – Geburtsort: Sangarios. Der Erzähler kommentiert weiter, dass die Zwillinge den Reichtum ihres Vaters nicht genießen konnten. Die Moiren teilten ihnen nur eine kurze Lebenszeit zu. Beide werden am gleichen Tag durch Neoptolemos getötet; Tötungsart. Der Erzähler wählt aus den zahlreichen Tötungen des Neoptolemos nur diese aus, denn sie erscheint ihm die wichtigste und erwähnenswerteste. Dazu siehe Kommentar z. St. 412 Νῆα δ’ ἐξεζζνκέλελ ἄλεκνο θέξελ ἀγρόζη Τξνίεο: vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 633: „θαὶ ὅη‘ ἐγγχζη λήζνπ ἐξεζζνκέλελ ἴδνλ Ἀξγψ― in Verbindung mit 1, 1358: „Νεῦλ δὲ παλεκεξίελ ἄλεκνο θέξε― und 4, 891: „λα δ‘ ἐπθξαὴο ἄλεκνο θέξελ― mit „ἄλεκνο θέξε― an der gleichen Versstelle. Zu ἄλεκνο θέξελ vgl. Il. 8, 549; 11, 156; Od. 5, 330 an der gleichen Versstelle. ἀγρφζη mit Genitiv steht oft an dieser Versstelle in der epischen Dichtung: Il. 14, 412; Apoll. Rh., Arg. 1, 37; 2, 1045; 4, 1712; PH 2, 33; 6, 262, 506; 7, 568, 623; 8, 79; 10, 163, 231; 14, 450; Nonn., Dion. 14, 260; 33, 296; 45, 231. 413–414 παξὰ ζίλεζη: Δs handelt sich um einen homerischen Ausdruck, wobei die Präposition παξά mit dem Akkusativ des Substantivs ζίο verbunden wird: vgl. παξὰ ϑλα ϑαιάζζεο Il. 1, 34, παξὰ ϑλ‘ ἁιφο 11, 622. So findet es sich dreizehnmal bei Homer; einmal bei Apoll. Rh., Arg. 1, 967 ; dreimal bei Nonnos, Dion. (6, 125 im Plural: „Ἀδξηάδαο παξὰ ζλαο― wie hier; 23, 11; 40, 329). Dieser Ausdruck kommt nur hier in den Posthomerica vor. παξά wird hier mit Dativ verbunden, was sehr selten ist: vgl. noch A.G. 7, 628, 7 (Krinagoras). ηκνο: hier absolut gebraucht, ohne Vordersatz in der Bedeutung von „an diesem Tag―, „zu dieser Zeit―, wie z. B. Od. 7, 318; hom. Hymn. Herm. 101. So übersetzt Vian: „pour l‘heure―. Vgl. Chantraine, Dictionnaire... s.v. ηκνο: „alors, à ce moment―. Bei Apoll.
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Rhod., Arg. 4, 252, wenn wir die Lesart der Handschriften θαὶ ηκνο statt der Korrektur von Köchly θαὶ ηειόζ᾽ übernehmen, hat das Adverb ηκνο in dieser Stelle die Bedeutung von „heute―: „ἀλδξάζηλ ὀςηγόλνηζη κέλεη θαὶ ηκνο ἰδέζζαη―. Dazu siehe E. Livrea, Apollonii Rhodii, Argonauticon, Liber Quartus, Firenze 1973 s.v. Zu ὀηδπξο πνλένλην vgl. Orph. Arg. 684, 937: „ὀηδπξνν πφλνην―. Das Adverb kommt insgesamt sechzehnmal vor und zwar nur in den Posthomerica. Siehe dazu Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 354 zu PH 1, 111. 415–417a καξλάκελνη πεξὶ ηερνο: vgl. Hes., Fr. 33a, 20 M.-W.; PH 11, 351. ὅ πεξ πάξνο αὐηνὶ ἔδεηκαλ / λελ ἔκκελαη ἕξθνο ἐπζζελέσλ ζ᾽ ἅκα ιαλ / ἐλ πνιέκῳ: externe Prolepsis. Zum Mauerbau auf Nestors Rat hin siehe Il. 7, 337b–343: „πνηὶ δ᾽ αηὸλ (sc. ηχκβνλ für die Gefallenen) δείκνκελ ὦθα / πύξγνπο ςεινὺο εἶιαξ λελ ηε θαὶ αηλ. / ἐλ δ᾽ αηνζη πύιαο πνηήζνκελ εὖ ἀξαξπίαο, / ὄθξα δη᾽ αηάσλ ἱππειαζίε ὁδὸο εἴε· / ἔθηνζζελ δὲ βαζεαλ ὀξύμνκελ ἐγγύζη ηάθξνλ, / ἣ ρ᾽ ἵππνλ θαὶ ιαὸλ ἐξπθάθνη ἀκθὶο ἐνῦζα, / κή πνη᾽ ἐπηβξίζε πόιεκνο Σξώσλ ἀγεξώρσλ― und 436b–441: „πνηὶ δ᾽ αηὸλ ηερνο ἔδεηκαλ / πύξγνπο ζ᾽ ςεινύο, εἶιαξ λελ ηε θαὶ αηλ. / ἐλ δ᾽ αηνζη πύιαο ἐλεπνίενλ εὖ ἀξαξπίαο, / ὄθξα δη᾽ αηάσλ ἱππειαζίε ὁδὸο εἴε· / ἔθηνζζελ δὲ βαζεαλ ἐπ᾽ αηῶ ηάθξνλ ὄξπμαλ / εξεαλ κεγάιελ, ἐλ δὲ ζθόινπαο θαηέπεμαλ.― Zu den Problemen, die sich aus diesen Stellen ergeben, siehe zusammenfassend G. Kirk, The Iliad, A Commentary. Vol. II, 276 ff. Vgl. auch Il. 14, 32 „αηὰξ ηερνο ἐπὶ πξύκλῃζηλ ἔδεηκαλ― mit den Ausführungen von Leaf z. St. und Janko, The Iliad, A Commentary. Vol. IV, 154. Zu λελ ἔκκελαη ἕξθνο vgl. Od. 24, 224: „ἀισο ἔκκελαη ἕξθνο―; auch PH 11, 362. Zum Ausdruck ἐπζζελέσλ ζ᾽ ἅκα ιαλ vgl. PH 9, 322 an der gleichen Versstelle. Zu dem Adjektiv ἐπζζελήο siehe die Ausführungen zu v. 3. 417b–418 Τὸ δ᾽ ἄξ᾽ ἢδε ὑπ᾽ Δὐξππύινην ρέξεζζη / κέιιελ: Der Satz der vv. 417 b f. bildet die Apodosis des Wenn-nicht-Satzes in den vv. 419–420a. Das Weglassen von ἄλ bzw. θε(λ) im Hauptsatz erklärt sich aufgrund von „κέιιελ―. ἄλ bzw. θε(λ) wird bei Verben und Ausdrücken weggelassen, die den Begriff der Notwendigkeit, Pflicht, Möglichkeit, Freiheit, Billigkeit oder Geneigtheit näher bezeichnen. Siehe dazu Kühner, II, 176 f. π᾽ Δξππύινην ρέξεζζη: der Ausdruck πὸ … ρέξεζζη (vgl. das homerische πὸ ρεξζί, das auch in den Posthomerica vorkommt) findet sich nur bei Quintus und hier immer im zweiten Halbvers mit Sperrung. Dazwischen finden wir entweder einen Personennamen wie hier und in 1, 392: „Αἰαθίδαν― oder ein Epitheton zu ρέξεζζη: ζηηβαξφο: 2, 121; 4, 225; 6, 209; ζζελαξφο: 3, 351; θξαηεξφο: 6, 242. ἀκαιδύλεζζαη: Zum epischen Verbum ἀκαιδχλσ siehe die Ausführungen von LfgrE, von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 264 f. zu PH 1, 73 und von Ferreccio, Commento al libro II, 61f. zu PH 2, 80. In der Ilias kommt es dreimal vor, und nur im Zusammenhang mit der Mauer der Achaier und deren Zerstörung wie hier: Il. 7, 463; 12, 18, 32. Wie Bär bemerkt, verwendet Quintus dieses Verbum nicht nur in der Bedeutung von „zerstören―, sondern auch in verschiedenen Kontexten in den Bedeutungen von „schwächen―,
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„erschöpfen―, „in Mitleidenschaft ziehen―, „töten―. In ähnlicher Weise wie in PH 7, 418 gebraucht Quintus dieses Verbum noch an zwei weiteren Stellen: 12, 170, 445: „ἵππνλ ἀκαιδῦλαη―, an denen von der Zerstörung des hölzernen Pferdes die Rede ist. ἐξεηπόκελνλ πνηὶ γαίῃ: Zum Sturz der Schutzmauer vgl. Il. 14, 55: „ηερνο κὲλ γὰξ δὴ θαηεξήξηπελ―; 15, 361: „ἔξεηπε δὲ ηερνο Ἀραηλ―. Zum Ausdruck „πνηὶ γαίῃ― vgl. v. 379. πξὸο mit Dativ zeigt hier die Bewegung zu einem Ort hin an, verbunden mit dem Gedanken einer darauf folgenden Ruhe an diesem Ort: auf der Erde, die Mauertrümmer ruhen auf ihr: vgl. Il. 1, 245 = Od. 2, 80; Il. 20, 420; Od. 11, 423. Vgl. auch Od. 5, 415 (πνηὶ πέηξῃ: vgl. Od. 7, 279; 9, 284). 419–420a εἰ κὴ ἄξ᾽ αἶς᾽ ἐλόεζε: Wenn-nicht-Motiv: Quintus variiert das homerische „εἰ κὴ ἄξ‘ ὀμὺ λφεζε―; vgl. Il. 3, 374 = 5, 312: „εἰ κὴ ἄξ᾽ ὀμὺ λόεζε Γηὸο ζπγάηεξ Ἀθξνδίηε― bzw. Il. 5, 680: „εἰ κὴ ἄξ᾽ ὀμὺ λόεζε κέγαο θνξπζαίνινο Ἕθησξ―, auch 8, 91: „εἰ κὴ ἄξ‘ ὀμὺ λφεζε βνὴλ ἀγαζὸο Γηνκήδεο―; vgl. weiter: Il. 8, 132 = Hes., Theog. 838; Il. 20, 291; Od. 23, 242; Orph. Arg. 1176. θξαηαηνῦ Τπδένο πἱὸο: PH 10, 350; 13, 198; vgl. auch PH 12, 326: „θξαηαηνῦ Φπιένο πἱόο―, in Anlehnung an den homerischen Ausdruck Il. 13, 345: „Κξόλνπ πἷε θξαηαηὼ― (vgl. Od. 15, 242: „πἷε θξαηαηὼ―; in den PH: 6, 502, 516: „Ἀηξένο πἷε θξαηαηὼ―). Zu „Σπδένο πἱφο― siehe Tsomis zu PH 10, 350. βαιιόκελ’ ἕξθεα καθξά: vgl. Fr. epic. Hist. XXXII, 64 GDRK: „[δύκε]λαη ἕξθεα ππθλά―. Zu „ἕξθεα καθξά― vgl. PH 10, 171. 420b–421 ζνῆο … λεὸο: siehe v. 345; vgl. v. 431. ἔθζνξε λεὸο: vgl. Aisch., Pers. 457: „λαλ ἐμέζξῳζθνλ―. Zum Aussdruck vgl. Il. 16, 427: „ἔθδζνξε δίθξνπ― ebenfalls am Versende. ζαξζαιέσο η᾽ ἐβόεζελ ὅζνλ ράδε νἱ θέαξ ἔλδνλ: Zu „ζαξζαιέσο η᾽ ἐβόεζελ― vgl. Nonn., Dion. 21, 304: „ζαξζήεηο ἐβόεζε―. Der Dichter hat hier den iliadischen Vers 11, 462 vor Auge: „(ηξὶο κὲλ ἔπεηη᾽) ἢυζελ ὅζνλ θεθαιὴ ράδε θσηόο―; die Rede ist vom verletzten Odysseus: er schrie laut, „aus vollem Halse―. Quintus variiert „ὅζνλ θεθαιὴ ράδε― mit einem Ausdruck für Diomedes, der bekanntlich für seine kräftige Stimme berühmt war: vgl. die homerische Formula „βνὴλ ἀγαζὸο Γηνκήδεο― (von den 51 Belegen für den Ausdruck βνὴλ ἀγαζὸο bei Homer gelten 21 für Diomedes, ausschließlich in der Ilias zu finden, und 25 für Menelaos, davon sechszehnmal in der Ilias und neunmal in der Odyssee zu finden). Obwohl Quintus den Ausdruck βνὴλ ἀγαζφο nicht als solchen verwendet, hat er ihn sicher zur Abfassung dieses Verses veranlasst. Zum Ausdruck von 421b vgl. Ps.-Opp., Kyn. 3, 431: „ὅζζελ ηνη θαξδίε ηφικαλ ράδελ―; auch etwa Aristoph., Ran. 258–260: „Ἀιιὰ κὴλ θεθξαμφκεζζά γ‘ / ὁπφζνλ θάξπμ ἂλ κλ / ραλδάλῃ δη‘ κέξαο― (mit dem Nebenbegriff des Prahlens). Zu ραλδάλσ, dessen Form ράδε ep. Aorist ist, siehe LSJ9 Rev. Suppl. 1996 und LfgrE s.v. 422 Ὦ θίινη, ἤ κέγα πῆκα: Der erste Halbvers (bis zur Zäsur nach dem dritten Trochäus) ist identisch mit PH 5, 141a zu Beginn von Nestors Rede vor dem Redekampf zwischen Aias und Odysseus. Mit „ὦ θίινη― beginnt Diomedes ebenfalls
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seine Kampfparänese in PH 4, 83–87. In der Ilias 5, 601 redet er seine Mitkämpfer, die er zum Rückzug auffordert, mit „ὦ θίινη― an, in dem Moment als er wahrnimmt, dass Hektor ein Gott im Kampf beisteht. κέγα πῆκα θπιίλδεηαη Ἀξγείνηζη: Ein großes Unglück wälzt sich (im Sinne von „bewegt sich―) auf die Argeier zu. Vgl. Od. 2, 163: „ηνζη γὰξ κέγα πκα θπιίλδεηαη―. Der Ausdruck πκα θπιίλδεηαη kommt auch in Il. 11, 347 vor: An dieser Stelle warnt ebenfalls der βνὴλ ἀγαζὸο Diomedes Odysseus vor Hektor (Il. 11, 345–348): ηὸλ (sc. Hektor) δὲ ἰδὼλ ῥίγεζε βνὴλ ἀγαζὸο Γηνκήδεο, / αἶςα δ᾽ δπζζα πξνζεθώλεελ ἐγγὺο ἐόληα·/ λτλ δὴ ηόδε πκα θπιίλδεηαη ὄβξηκνο Ἕθησξ· / ἀιι᾽ ἄγε δὴ ζηέσκελ θαὶ ἀιεμώκεζζα κέλνληεο.― Quintus scheint diese Stelle vor Augen gehabt zu haben: Diomedes warnt vor Hektor, der mit lautem Geschrei gegen die Achaier stürmt mit Scharen von Troern im Gefolge. Auch bei Quintus warnt Diomedes mit seiner kräftigen Stimme vor den Troern, die bald unter Eurypylos‘ Führung – als einem anderen Hektor – die langen Mauern einreißen und die Schiffe in Brand setzen werden. Zu πκα θπιίλδεηλ bzw. θπιίλδεζζαη vgl. auch Il. 17, 688: Menelaos spricht zu Antilochos und äußert seine Befürchtung, dass Zeus den Danaern Leid schicke, den Troern aber den Sieg gewähre (Il. 17, 685 ff.). In den PH kommt dieser Ausdruck insgesamt viermal vor, zweimal im siebten Buch: vgl. auch 7, 523. In PH 6, 501; 7, 422 und 8, 454 betrifft das πκα die Achaier; in 7, 523 berichtet der Erzähler durch eine interne Prolepsis, dass Eurypylos ein großes Leid durch die Hand des Neoptolemos widerfahren werde. Er werde nämlich durch Neoptolemos‘ Speer bezwungen. Vgl. auch A.G. 7, 172, 8 (Antipatros Sid.): „πκα θπιηλδφκελνλ―. Dabei hat Quintus auch die Stelle Il. 17, 99: „κέγα πκα θπιίζζε― im Sinn. 423 ἀιι᾽ ἄγε ζᾶζζνλ ἐο αἰόια ηεύρεα δύληεο: vgl. PH 8, 455: „ἀιι‘ ἄγε ζζζνλ ἑὰο ἐπὶ λαο ἰφληεο―. ἀιι‘ ἄγε ζζζνλ: Diese Wendung findet sich an der gleichen Versstelle wie Od. 10, 44: „Αἴνινο. ἀιι‘ ἄγε ζζζνλ―; in der Ilias am Versende: 19, 68; 20, 257 wie PH 12, 79. αἰόια ηεύρεα: Schon in der Ilias kommt dieses Epitheton als Bezeichnung von Waffen vor: Il. 5, 294 f.: „ἀξάβεζε δὲ ηεχρε‘ ἐπ‘ αηῶ / αἰφια πακθαλφσληα―; vgl. „ζάθνο αἰφινλ― (Il. 7, 222; 16, 107): funkelnd. In den PH vgl. 6, 411; 8, 174; 11, 153. αἰφια ηεχρεα δχληεο: Quintus variiert die sich immer am Versende befindende homerische Wendung θιπηὰ η. δχεηλ (Il. 5, 435; 16, 64; 18, 192; vgl. Ps.-Hes., Aspis 67, 329, 447); δήηα η. δ. (Apoll. Rh., Arg. 1, 635); ἀξήηα η. δ. (Il. 6, 340; Orph. Arg. 519); πνιεκήηα η. δ.(Il. 7, 193; vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1180); ἄκβξνηα η. δ. (Il. 17, 194, 202). Zu dem präpositionalen Ausdruck ἐο αἰ. ηεχρεα δχληεο vgl. Od. 22, 201: „ἐο ηεχρεα δχληε―; Od. 24, 498: „ἐο ηεχρε‘ ἔδπλνλ―. 424 ἐο πνιέκνην πνιπθκήηνην θπδνηκόλ: vgl. v. 454: „ἔηεηξε βαξὺο πνιέκνην θπδνηκφο―. πνιχθκεηνο als Beiwort zu πφιεκνο vgl. Triph., 1 und Nonnos, Dion. 40, 281 f. Siehe v. 20: „πνιπθκήηῳ π‘ Ἄξῃ―. Bei Homer ist dieses Adjektiv ein Beiwort zu Eisen (Il. 6, 48; 10, 379; 11, 133), auch von ζάιακνο (Od. 4, 718) in der Bedeutung von „mit viel Mühe oder Sorgfalt gemacht, bearbeitet―.
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425–427 ῎Ζδε γὰξ: Dieser Ausdruck erscheint achtmal in den Posthomerica immer am Versanfang wie in den meisten Fällen in der epischen Dichtung. πύξγνηζηλ ἐθ᾽ κεηέξνηζη: vgl. Il. 8, 165: „πύξγσλ κεηέξσλ―. Τξεο ἐππηόιεκνη: Diese Junktur findet sich siebenmal in den PH; zu dem Adjektiv siehe v. 121 (ἐππηφιεκνο: diese Form erstmals in den Posthomerica, zwanzigmal; die Form ἐππφιεκνο kommt in hom. Hymn. 8, 4 und später in der Prosa bei Xenophon, Oik. 4, 3, 5 und Vect. 4, 52, 1 vor). ηείρεα καθξὰ: Zum Ausdruck ηείρεα καθξά vgl. Il. 4, 34; 22, 507; Od. 7, 44. Dieser Ausdruck, der sich bei Homer nur am Versende – wie hier – findet, erscheint bei Quintus in verschiedenen Versstellen (vgl. 6, 34; 7, 481; 10, 18; 11, 390, 498), in den PH kommt auch der Ausdruck καθξὰ ηείρεα mit Enjambement vor (7, 580 f:, 12, 509 f.). Zu ηείρεα καθξὰ / ῥεμάκελνη vgl. PH 6, 34 f.; 7, 481; 10, 18; 11, 390. ππξὶ λῆαο ἐληπξήζνπζη: vgl. Il. 8, 182, 235; 12, 198; 14, 47; 15, 417; 22, 374 auch 13, 319; 15, 507; PH 6, 644; 1, 494; 5, 356, 417; 8, 501, immer in Bezug auf die Brandstiftung der achäischen Schiffe durch Hektor bzw. durch die Troer. κάι’ αἰλο: so überliefern die Handschriften. κάι᾽ αἰλο findet sich bei Homer ebenfalls am Versende immer mit Enjambement im Ausdruck: „ἀιιὰ κάι᾽ αἰλο― in Verbindung mit αἰδένκαη (Il. 6, 441) und δείδσ (10, 38; 19, 23; 22, 454; vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 480). Im hom. hymn. Dem. 254 kommt ebenfalls κάι᾽ αἰλο am Versende auch in Verbindung mit einem Verbum des Affekts aber ohne Enjambement vor: „θνηέζαζα κάι᾽ αἰλο― (vgl. auch Od. 19, 324: „κάια πεξ θερνισκέλνο αἰλο―, ohne Enjambement). In Or. Sib. 11, 178 f. und Ps.-Opp. Kyn. 4, 325 taucht der Ausdruck ἀιιὰ κάι᾽ αἰλο am Versende mit Enjambement aber nicht in Verbindung mit einem Verbum des Affekts („ἵμεηαη― bzw. „βιχδεη―) auf. In den Posthomerica findet sich κάι᾽ αἰλο nur hier (ebenfalls am Versende und ohne Enjambement wie im hom. Hymn. Dem. 254). Trotz der Tatsache, dass Quintus die Elision am Ende des fünften Versfußes meidet, behält Vian die Lesart der Handschriften bei, zumal sich κάι᾽ αἰλο bei Homer am Versende finde und die Stellen PH 7, 31; 9, 375: „αἰλο ηεηξνκέλνην―, besonders aber 14, 624 f.: „αἰλο γὰξ πέηξῃζη πεξὶ ζηπθειῆζη δάκεζαλ (sc. die Achaier) / αηαο ζὺλ λήεζζη― diese Lesart kontextuell unterstützten. Er findet, dass die Konjektur von Platt κειαίλαο (bezogen auf λαο), die Zimmermann (3. Ausgabe) und Keydell akzeptieren, den Satz entkräfte. Keydell, Gnomon 40 (1968), 573 kritisiert zu Recht Vians Übersetzung zu dieser Stelle („pour notre malheur―) – Gärtners Übersetzung z. St. „gar schrecklich― ist sicherlich besser – und findet κάι᾽ αἰλο als steigerndes Adverb zu ἐληπξήζνπζη abwegig. Er meint auch, dass die von Vian parallelen Stellen eher für die Änderung von Platt sprechen. Trotz der Ausführungen von Keydell möchte ich mit Vian und den anderen Herausgebern die Lesart der Handschriften beibehalten, denn Quintus macht hier von dem homerischen κάι᾽ αἰλο am Versende Gebrauch und verleiht mit diesem Ausdruck, der sich mit ἐληπξήζνπζη verbindet, Diomedes‘ Rede Intensität. Diomedes beabsichtigt damit den sofortigen Einsatz seiner Mitreisenden von Skyros im Kampf.
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428–429a ληλ: Genitiv und Dativ Dual zu ἐγψ. In den Posthomerica kommt diese Form als Dativ, aber nur viermal als Dativ Dual vor: 1, 501, 583; 3, 485; 5, 218. Sonst tritt sie an die Stelle des Dativs Plural (ληλ = κλ). ληλ δ’ νὐθέηη λόζηνο: vgl. Od. 3, 241: „θείλῳ δ‘ νθέηη λφζηνο―; vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1235. Zu ἐειδνκέλνηο in Zusammenhang mit der Rückkehr der Achaier vgl. PH 14, 119: „θαὶ λφζηνλ ἐειδνκέλνηο θαηάλεπζε―. ἀλὰ ζπκὸλ: homerischer Ausdruck (viermal in der Ilias, siebenmal in der Odyssee), in den PH elfmal. In den homerischen Epen findet er sich aber nicht am Versende wie bei Quintus (auch 2, 584; 9, 469; 11, 438; 12, 245; 14, 407). Das Unglück der Achaier, das hier in der Rede des Diomedes als fast sicher erscheint, dass die Troer die Schiffe in Brand setzen werden und es für die Achaier keine Heimkehr mehr geben wird, findet sich in der Ilias 16, 80–82 in der Rede von Achilleus an Patroklos: „ἀιιὰ θαὶ ὧο Πάηξνθιε λελ ἄπν ινηγὸλ ἀκύλσλ / ἔκπεζ᾽ ἐπηθξαηέσο, κὴ δὴ ππξὸο αἰζνκέλνην / λαο ἐληπξήζσζη, θίινλ δ᾽ ἀπὸ λόζηνλ ἕισληαη― und in PH 8, 498–501: „Γαλανὶ δὲ λελ πξνπάξνηζελ ἴαπνλ / αἰὲλ ἀκεηβόκελνη θπιαθάο· θνβένλην γὰξ αἰλο / Σξώσλ κή πνηε ιαὸο ἠ ἀγρεκάρσλ ἐπηθνύξσλ / λαο ἐληπξήζῃ, λόζηνπ δ᾽ ἀπὸ πάληαο ἀκέξζῃ.― Man vergleiche auch PH 1, 366–372, von einem Troer gesprochen: „θαί κηλ ὀίσ / ζήκεξνλ Ἀξγείνηζη θόλνλ ζηνλόεληα βαιέζζαη / λάο η᾽ ἐκπξήζεηλ ὀινῶ ππξί, ηῆζη πάξνηζελ/ ἢιπζνλ ἐο Σξνίελ ληλ θαθὰ πνξθύξνληεο· / ἢιπζνλ ἄζρεηνλ ἄκκηλ π᾽ Ἄξετ πκα θέξνληεο, / ἀιι᾽ ν κὰλ παιίλνξζνη ἐο ιιάδα λνζηήζαληεο / πάηξελ εθξαλένπζηλ, ἐπεὶ ζεὸο ἄκκηλ ἀξήγεη.― 429b–430 Der Schluss von Diomedes‘ Rede kommt einer Grabinschrift nahe: „Vielmehr werden wir auch selbst, über das Schicksal hinaus bezwungen, in Troia liegen, fern von Kindern und Frauen―. Vgl. etwa A.G. 7, 39, 3 f.: „Αἰζρύινο Δθνξίσλνο, ιεπζηλίεο ἑθὰο αἴεο / θεηαη θπδαίλσλ ζήκαηη Σξηλαθξίελ―; 398, 5 f.: „θεηαη δ᾽ Αἰνιίδνο κύξλεο ἑθάο. ἀιιά ηηο ὄξθλεο / δεηκαίλνη κεζύσλ ἀηξαπὸλ εηίελ.― (beide Epigramme von Antipatros). ὑπὲξ κόξνλ: (zusammengerückt πέξκνξα): vorzeitig, über das Schicksal hinaus. Was gegen das Schicksal ist, wird in der Ilias (21, 517; 2, 155; 20, 30) und in der Odyssee 5, 436 von den Göttern verhindert, d.h. die Götter halten das Schicksal aufrecht. In der Odyssee 1, 34 f. heißt es „über das vom Geschick Bestimmte hinaus―. Ähnliche Ausdrücke sind „πὲξ κνξαλ― (Il. 20, 336); „πὲξ αἶζαλ― (vgl. Il. 6, 487; 16, 780), „πὲξ Γηὸο αἶζαλ― (Il. 17, 321). Diese Ausdrücke sind sehr emphatisch und steigern die Spannung in der epischen Erzählung. Ähnliches bemerken wir auch an unserer Stelle am Ende der Diomedes-Rede: „πὲξ κφξνλ― hat eine emphatische Funktion und zudem einen rhetorischen Effekt in diesem kritischen Moment, in dem die Troer am achäischen Schutzwall kämpfen. Dadurch fungieren die vv. 429b–430 als indirekte Paränese und Aufforderung zur Abwendung eines solchen Schicksals. Somit wird seine direkte Aufforderung zum unmittelbaren Kampfeinsatz gegen die Troer in den vv. 423 f. noch eindringlicher. θεηζόκεζ’ ἐλ Τξνίῃ: vgl. Il. 4, 175: „θεηκέλνπ ἐλ Σξνίῃ―. ηεθέσλ ἑθὰο δὲ γπλαηθλ: ähnlich Il. 9, 246: θζίζζαη ἐλὶ Σξνίῃ ἑθὰο
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Ἄξγενο ἱππνβφηνην―; Od. 4, 99; 24, 37; PH 3, 436. Die Rede des Diomedes weist sprachliche Ähnlichkeiten mit dem Beginn der Rede Nestors in PH 8, 452 ff. auf: „Ὦ λύ κνη Ἀξγείσλ ζεκάληνξεο, νθέηη ληλ / ἔζζεηαη ἔκπεδα γπα Γηὸο κέγα ζαξζαιένηζη / Σξσζὶλ ἀκύλνληνο· κάια γὰξ κέγα πκα θπιίλδεη / κλ. Ἀιι᾽ ἄγε ζζζνλ ἑὰο ἐπὶ λαο ἰόληεο / παπζώκεζζα πόλνην θαὶ ἀξγαιένην θπδνηκνῦ, / κὴ δὴ πάληαο ἐληπξήζῃ κάια πεξ κελεαίλσλ. Σνζη κὲλ ηεξάεζζη πηζώκεζα …― (452–458). Anders als Diomedes fordert Nestor aufgrund von Donnerschlägen und Blitzen, die von Zeus gesandt wurden und als Schreckenszeichen galten, zum Rückzug der Achaier zu ihren Schiffen auf. Wie wir gesehen haben, erfolgt die Ankunft von Neoptolemos in Troia – anders als bei Proklos (Chrest. 206 Seve., p. 74 Bernabé) und Apollodoros, Epit. 5, 12 –, nachdem Eurypylos erschienen ist und die Griechen in schwere Bedrängnis gebracht hat. Die Achaier müssen hinter die Lagermauer fliehen (PH 7, 98–147). Das Schiff, auf dem Odysseus und Diomedes Neoptolemos abholen, kommt in dem Moment an, als die Mauer unter Eurypylos‘ zweitem Angriff niederzubrechen droht (7, 417). Neoptolemos und die restliche Besatzung des Schiffes greifen mit den anderen Helden in den Kampf ein, nachdem sie von Odysseus Waffen und Rüstungen in dessen Hütte erhalten haben. Es gelingt ihnen unter Neoptolemos‘ Führung, die Troer von der Mauer abzudrängen (7, 420 ff.). R. Keydel, ―Quintus von Smyrna und Vergil―, Hermes 82 (1954), 256 bemerkt, dass Quintus zu dieser Erzählstruktur durch Vergil, Aen. 10, 118 ff. angeregt wurde. Die Troianer seien in Abwesenheit des Aeneas im Lager eingeschlossen und verteidigten die Mauer (118–145). Aeneas komme mit den etruskischen Verbündeten auf 30 Schiffen zu Hilfe. Sogleich beginne der Kampf, in dem Aeneas solche Heldentaten vollbringe, dass die Troianer aus dem Lager ausbrechen können (276–605). Freilich kämpfe Aeneas, anders als Neoptolemos, getrennt von den anderen Verteidigern des Lagers, aber sowohl in der Aeneis als auch hier stelle sich ein unmittelbarer Kampfbeginn nach Ankunft des Schiffes oder der Schiffe sowie die Befreiung der eingeschlossenen Verteidiger ein. Ursula Gärtner, Quintus von Smyrna und Vergil…, 105 f. verstärkt Keydels These. Wie Keydel betont sie die Ähnlichkeiten in der Struktur beider Erzählungen: die jeweils in Bedrängnis geratene Kriegspartei, ihren Rückzug innnehalb der Lagermauern, das jeweilige Vorhandensein einer Gesandtschaft mit Schiffen, die unterwegs sind, um Hilfe zu holen und der sofortige Eintritt beider Schiffsbesatzungen in das Kriegsgeschehen. Hier müssen wir allerdings bemerken, dass bei Quintus die mit Neoptolemos von Skyros Zurückkehrenden zunächst zu Odysseus‘ Hütte gelangen, um von ihm Waffen zu bekommen (PH 7, 435 ff.), und dann erst in den Kampf eingreifen. Quintus verfasst diese Szene vor allem deswegen, weil er der Überlieferung folgen will, nach der Odysseus Neoptolemos Achilleus‘ Waffen übergibt, die er ihm auf Skyros versprochen hat. In beiden Fällen entwickelt sich der Kampf zum Vorteil der vorher bedrängten Heere. Auch Ursula Gärtner, Quintus Smyrnaeus und die Aeneis, 105 ff. legt den Unterschied zwischen den beiden Erzählungen im Angriff durch die Haupthelden dar: Neoptolemos und Aeneas: Aeneas bekämpft die Feinde getrennt von den anderen Verteidigern des Lagers, während Neoptolemos das Lager gemeinsam mit den anderen Griechen verteidigt. Dies ist m. E. nicht anders
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zu erwarten, da Neoptolemos‘ Kampf seine erstmalige Teilnahme an einem realen Krieg ist. Außerdem konstatiert Gärtner auch wörtliche Parallelen zwischen den beiden Erzählpartien: PH 7, 377 f.: Auf der Rückfahrt von Skyros sitzen die Gesandten zu beiden Seiten neben Neoptolemos und erzählen ihm von den Heldentaten seines Vaters: „Οἳ δ᾽ Ἀρηιήηνλ πἷα παρεζόμενοι ἑκάηερθε / ηέξπεζθνλ κύζνηζηλ ἑνῦ παηξὸο ἔξγ᾽ ἐλέπνληεο―; bei Vergil, Aen. 10, 160–162 sitzt Pallas neben Aeneas auf dem Schiff: „Pallasque sinistro / adfixus lateri iam quaerit sidera, opacae / noctis iter, iam quae passus terraque marique.― In den Posthomerica 7, 417 ff. erkennt Diomedes bei der Landung des Schiffes, dass das Lager bedroht ist und ruft in seiner Rede: 425–427: „῎Ζδε γὰξ πύξγνηζηλ ἐθ᾽ κεηέξνηζη κάρνληαη / Σξεο ἐππηόιεκνη, ηνὶ δὴ ηάρα ηείρεα καθξὰ / ῥεμάκελνη ππξὶ λαο ἐληπξήζνπζη κάι᾽ αἰλο·―. Gärtner bemerkt, dass eine Episode bei Vergil mit einer ähnlichen Beschreibung beginnt: Aen. 10, 118–122: „Interea Rutuli portis circum omnibus instant / sternere caede uiros et moenia cingere flammis. / at legio Aeneadum uallis obsessa tenetur / nec spes ulla fugae. miseri stant turribus altis / nequiquam et rara muros cinxere corona …― Diomedes erwähnt die Frauen und die Kinder in den vv. 429 f. Etwas Vergleichbares findet man auch bei Vergil in Turnus‘ Rede: Aen. 10, 280b–282a „nunc coniugis esto / quisque suae tectique memor, nunc magna referto / facta, patrum laudes.“ Gärtner (107) ist der Meinung, dass Quintus die Ankunft der Helden mit ihrem sofortigen Eintritt in den Kampf von Vergil übernommen habe. Sie schließt daher die Möglichkeit einer gemeinsamen Quelle fast aus. 431–434 Das Bestreben des Dichters, Neoptolemos als Hauptfigur von jetzt an hervorzuheben, ist eindeutig. Die ganze Besatzung (alle zusammen) stürmt eiligst aus dem Schiff, alle, mit Ausnahme von Neoptolemos, ergeift Furcht, als sie die Gefahr vernehmen. Weder Diomedes noch Odysseus bleiben furchtlos, sondern nur Neoptolomos. Er ist ζξαζχθξσλ (dasselbe Epitheton trägt auch Achilleus; siehe dazu unten), er gleicht seinem Vater an Kraft und ist von einem großen Verlangen nach Kampf erfüllt. ηνὶ ... ζνῆο ἐθ λεὸο ὄξνπζαλ: vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1245: „νἱ δ‘ ἀπὸ λεὸο ὄξνπζαλ―. Das Verbum ὀξνχσ: intrans. mit Ungestüm, Schnelligkeit sich erheben, darauf losstürmen. πάληαο γὰξ ἕιε ηξόκνο εἰζαΐνληαο: vgl. Il. 19, 14 f.: „πάληαο ἕιε ηξφκνο, νδὲ ηηο ἔηιε / ἄληελ εἰζηδέεηλ―; Il. 22, 136 f.: „Ἕθηνξα δ᾽, ὡο ἐλόεζελ, ἕιε ηξόκνο· νδ᾽ ἄξ᾽ ἔη᾽ ἔηιε / αὖζη κέλεηλ, ὀπίζσ δὲ πύιαο ιίπε, β δὲ θνβεζείο―. In Il. 19, 14 f. erfaßt die Myrmidonen ein Zittern beim Anblick von Achilleus‘ neuer Waffenrüstung. In Il. 22, 136 f. zittert Hektor, als er Achilleus mit seiner Lanze in seiner strahlenden Waffenrüstung nahekommen sieht. λόζθη Νενπηνιέκνην ζξαζύθξνλνο: das Adjektiv ζξαζχθξσλ, kühnherzig, erstmals bei Opp., Hal. 1, 112; vgl. Kyn. 3, 51, 296. Es kommt fünfzehnmal in den Posthomerica an der gleichen Versstelle vor und charakterisiert vorwiegend Achilleus und dessen Sohn Neoptolemos (Achilleus: 1, 4, 766; 3, 461; 5, 5 und 7, 689, 708 in Verbindung mit Neoptolemos, der auch im siebten Buch als ζξαζχθξσλ bezeichnet wird: vv. 433, 524, 615), vermutlich als Variation zu dem homerischen δαΐθξσλ bzw. θξαηεξφθξσλ. Das Adjektiv erscheint auch als Attri-
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but zu Penthesileia (1, 122), zu Sthenelos (4, 582), Herakles (6, 292), Aeneias (11, 325, 440) und Menelaos (13, 387). Zu diesem Epitheton siehe die Ausführungen von Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…,150 f. zu PH 1, 4. Es ist erwähnenswert, dass das erste Epitheton in den Posthomerica, das Achilleus charakterisiert, das unhomerische, aber formelhaft verwendete ζξαζχθξσλ ist. Gerade dieses Epitheton wird beim ersten Autritt des Neoptolemos in Troia ausgewählt, ein Hinweis darauf, dass Neoptolemos als Nachfolger des großen Achilleus in Troia sowie als Hauptfigur im weiteren Verlauf des Epos dargestellt werden soll. Diese Absicht wird unmittelbar danach deutlich, indem der Dichter noch einmal Neoptolemos mit Achilleus vergleicht, und zwar in einem bedeutenden Moment: Neoptolemos‘ erster Auftritt im Kampf. Zu dem Aufbau der vv. 431–433b und besonders zu der Gegenüberstellung πάληαο – λφζθη vgl. 12, 84 f.: „Ὣο θάην· ηῶ δ᾽ ἄξα πάληεο ἀξηζηεο πεπίζνλην / λόζθη Νενπηνιέκνην δαΐθξνλνο―, wo es wieder Neoptolemos ist, der sich als Einziger von allen anderen abhebt und der nunmehr als δαΐθξσλ, kriegerisch, tapfer, bezeichnet wird. νὕλεθ’ ἐῴθεη / παηξὶ ἑῶ κέγα θάξηνο: Zum Ausdruck vgl. 7, 652: „ἐπεὶ καθάξεζζη δέκαο θαὶ θάξηνο ἐῴθεη―. Zu κέγα θάξηνο bzw. κέγα θξάηνο in den Posthomerica siehe die Ausführungen von M. Bissinger, Das Adjektiv ΜΕΓΑ in der griechischen Dichtung, München 1966, 216; 221. ἔξσο δέ νἱ ἔκπεζε ράξκεο: ἔξσο ist hier in der Bedeutung von „Verlangen―, „Trachten― aufzufassen; in dieser Bedeutung kommt das Wort bei Homer als Objekt, und zwar „durch Sättigung des Verlangens nach etwas (Genitivus obiect.; siehe dazu LfgrE s.v. B2a)― vor; vgl. besonders Il. 13, 638 f.: „ηλ πέξ ηηο θαὶ κιινλ ἐέιδεηαη ἐμ ἔξνλ εἷλαη / ἠ πνιέκνπ· Σξεο δὲ κάρεο ἀθόξεηνη ἔαζηλ―. Sonst bezieht es sich auf erotische Begierde. Bei Homer begegnet uns das Verbum ἔξακαη mit Genitivobjekt, das auf einen Kampf hinweist: Il. 9, 64: „ὃο πνιέκνπ ἔξαηαη ἐπηδεκίνπ ὀθξπόεληνο―; 16, 207 f. „λῦλ δὲ πέθαληαη / θπιόπηδνο κέγα ἔξγνλ, ἕεο ηὸ πξίλ γ᾽ ἐξάαζζε― (vgl. Il. 1, 492), während bei Quintus ἔξακαη nur einmal in erotischer Bedeutung (10, 441) vorkommt. Zu „ἔξσο δέ νἱ ἔκπεζε ράξκεο― vgl. PH 1, 436 f.: „πάζῃζη δ‘ ἔξσο ζηπγεξνν κφζνην ἔκπεζελ―; 12, 167: „πνιέκνπ δ‘ ἔξσο ἔκπεζε ζπκῶ―. Zum Ausdruck ἔξσο ἔκπεζελ vgl. auch PH 3, 408. Dieser Ausdruck findet sich in der Dichtung nur noch bei Aisch., Ag. 341 und Eur., IA 808; in der Prosa vgl. Platon, Polit. 499 c; Ael. Arist., Panath. 113, 26; Liban., Ep. 38, 4, 3. Man vergleiche den homerischen Ausdruck „ρφινο ἔκπεζε ζπκῶ―: Il. 9, 436; 14, 207, 306; 16, 206; vgl. 17, 625 („δένο ἔκπεζε ζπκῶ―), auch PH 4, 499 („γόνο δέ νἱ ἔκπεζε ζπκῶ). Zu ράξκεο siehe Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 199 f. zu PH 1, 34. 435 Καξπαιίκσο δ’ ἵθνλην πνηὶ θιηζίελ δπζῆνο: Für den ersten Halbvers hat Quintus den homerischen Ausdruck „θαξπαιίκσο δ‘ ἵθαλε―: Il. 2, 17, 168: 5, 868; 19, 115 – ebenfalls zu Versbeginn – als Vorbild. 436 Den v. 436 setzt Vian wegen des darauffolgenden γὰξ in v. 437 parenthetisch in Klammern. Wie auch Keydell, Gnomon 40 (1968), 573 ausführt, ist die Klammersetzung des v. 436 nicht möglich, da beide Begründungen parallel sind (vgl. dazu
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Denniston, Greek Particles, 65). V. 436 begründet θαξπαιίκσο δ‘ ἵθνλην, das zu Beginn des Verses steht; θαξπαιίκσο drückt nicht nur die Raschheit (aus Zeitmangel), sondern auch die Kurzzeitigkeit aus: Die Helden kamen schnell zu Odysseus‘ θιηζίε, denn sie lag ganz in der Nähe des Schiffes, das sie von Skyros brachte. λεὸο θπαλνπξῴξνην findet sich nur hier in den PH. Dieser formelhafte Ausdruck kommt dreimal in der Ilias, neunmal in der Odyssee vor; vgl. auch hom. Hymn. Ap. 406; Orph. Arg. 1203, immer im Genitiv und am Versende. Zimmermann (3. Ausg.) und ihm folgend Vian konjizieren λεὸο statt des überlieferten λεὼο. Bei Quintus ist die Form λεφο metrisch obligatorisch in 8, 414; 9, 437; 12, 267; 13, 468. Hier und in 14, 536 besteht keine metrische Einschränkung. In 14, 536 wird einheitlich λεὸο überliefert. So drucken Zimmermann3 und Vian um der Einheit des Epos willen auch in v. 436 λεὸο. Auch bei Homer findet sich nur λεφο. 437–439 Schon Rhodomann hat das überlieferte γὰξ des v. 437 als unpassend betrachtet und wollte πνιιὰ θαὶ ἐμεκνηβὰ lesen, während Pauw und ihm folgend Tychsen, Lehrs, Zimmermann und Keydell πνιιὰ δ‘ ἄξ‘ druckten. Köchly macht bezüglich dieser Konjekturen einen Einwand mit folgender Argumentation: Da in den vv. 440 f. von θαιὰ ηεχρεα für die Mutigen und ρέξεηα für die Feigherzigen „singulatim― die Rede sei, dürfte Quintus einen Vers gedichtet haben, in dem beschrieben wird, wie alle Kämpfer, um sich zu bewaffnen, in Odysseus‘ Zelt gelangt seien. Daher konstatiert er eine lacuna nach v. 436, die er folgendermaßen ergänzt: „ἐιζφληεο δὲ ζνο ἅκα πάληεο ἐλ ἔληεζη δῦζαλ―, und behält das in v. 437 überlieferte γὰξ bei. Dazu Folgendes: Der Grund dafür, dass die Besatzung des Schiffes zu Odysseus‘ Hütte eilte, ist, dass sie ausgerüstet werden musste, um danach sofort am Kampf gegen Eurypylos teilnehmen zu können. Diomedes ruft seine Mitreisenden zusammen: „ἀιι‘ ἄγε ζζζνλ ἐο αἰόια ηεύρεα δύληεο / ἴνκελ ἐο πνιέκνην πνιπθκήηνην θπδνηκόλ― (vv. 423 f.). Die Situation erweist sich als so dringlich, dass die Kämpfer aus Zeitmangel nicht dazu kommen, ihre eigene Rüstung anzulegen. In den vv. 443–445 nimmt Diomedes nicht seine eigenen Waffen, sondern diejenigen, die Odysseus ihm gibt. Daher ist die Annahme einer lacuna nach v. 436, wie Köchly ausführt, unnötig und das überlieferte γὰξ ist richtig: Denn in Odysseus‘ Hütte befanden sich viele Waffen zur beliebigen Auswahl. Hierin liegt der Hauptgrund für das Betreten und den Aufenthalt in Odysseus‘ Hütte. Wie oben erwähnt, begründet v. 436, warum die Besatzung schnell in die Hütte des Odysseus gelangte. Das γὰξ in v. 436 begründet also v. 435a, das γὰξ in v. 437 verdeutlicht, warum gerade Odysseus‘ Hütte aufzusuchen war. ἐμεκνηβὰ (ηεύρεα): Das Adjektiv ist ein Hapax bei Homer, Od. 8, 249 und findet sich später bei Quintus nur hier, an dieser Stelle und zwar an der gleichen Versstelle wie bei Homer. In der Odyssee bezieht es sich auf εἵκαηα. Die Scholien zu Od. 8, 249 erklären: „παξεμειιαγκέλα, ἐμ ἀκνηβο θνξνύκελα, ἓλ παξ᾽ ἓλ ἀιιάζζνληεο. B.E.Q. ἕηεξα ἐμ ἑηέξσλ κεηαβαιιόκελα ἐπὶ ηο αηο κέξαο, ὅ ἐζηη πεξηνπζίαο δεγκα θαὶ επαζείαο. T. ἄιινηε ἄιιν ἀκεηβόκελα θαὶ ἀιιαζζόκελα. V.― Die eigentliche Bedeutung ist „zum Wechseln―; vgl. den homerischen Ausdruck ἔληεα bzw. ηεχρεα ἀκείβεηλ: Il. 17, 192; 6, 235; 14, 381. Es scheint, dass der Dichter Il.
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14, 381 im Sinn hat: „νἰρόκελνη δ᾽ ἐπὶ πάληαο ἀξήτα ηεύρε᾽ ἄκεηβνλ―, denn er variiert in vv. 440 f. den darauffolgenden Vers: Il. 14, 382 (siehe dazu unten). ἐμεκνηβά weist in Od. 8, 249 auf einen reichlichen Vorrat an Kleidern hin, als Zeichen von Wohlstand. Ähnlich in PH 7, 437: Bei Odysseus gab es eine große Menge an Rüstungen zur beliebigen Auswahl. παξ’ αὐηόζη … θεην: wie PH 6, 440: „Νηξφο ὃο θεην παξ‘ αηφζη―. Vgl. auch 12, 348 mit den Ausführungen von Campbell, A Commentary ... z. St. δπζζῆνο ππθηκήδενο: siehe v. 189. ἀληηζέσλ (ἑηάξσλ): Göttern ähnlich, siebenmal in der Odyssee, nur in 24, 300 am Versanfang. In den PH auch in 8, 122 ebenfalls am Versanfang. ὁπόζα θηακέλσλ ἀθέινλην: Zum Raub der Waffen eines gefallenen Feindes vgl. Il. 5, 617 ff.; 13, 509 f.; 16, 599 f. Odysseus‘ Hütte diente auch als Depot von Waffen (Waffenkammer), die er und seine Gefährten als Beute den getöteten Feinden abgenommen hatten. 440–441 Zu der Struktur der vv. 440–441a vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 1182–1184; Opp., Hal. 4, 654–656; Meropis, Fr. 4, 1 f. Bernabé. Ἔλζ’ ἐζζιὸο κὲλ ἔδπ θαιὰ ηεύρεα: ἐζζιὸο: gemeint νἱ ἐζζινί: die Tapferen, Mutigen, Tüchtigen, ἔδπ θαιὰ ηεύρεα: vgl. Il. 3, 328: „ἐδχζαην ηεχρεα θαιὰ―; Il. 7, 103; 13, 241; Od. 22, 114; 23, 366. Bei Homer findet sich der Ausdruck ηεχρεα θαιά (wie auch in den PH: 1, 512; 4, 418, 468) bzw. ἔληεα θαιά (z. B. Il. 10, 34; 17, 162; vgl. PH 1, 223; 5, 221). Daher ist die Konjektur von J. Th. Struve θιπηὰ ηεχρεα (vgl. PH 6, 375) unnötig. Τνὶ δὲ ρέξεηα … ὅζνηο ἀιαπαδλὸλ … πέιελ ἤηνξ: ηνὶ wird durch den Relativsatz in v. 441 näher bestimmt. Zu den vv. 440b–441 vgl. PH 12, 304 f. ἀιαπαδλὸλ (ἤηνξ): vgl. den formelhaften homerischen Versschluss „ηλ ηε ζζέλνο νθ ἀιαπαδλφλ― (Il. 5, 783; 7, 257; Od. 18, 373; Hes., Erga 437 bezogen auf das ζζέλνο von Tieren; vgl. auch Il. 8, 463), den Quintus in 6, 43 (ohne Negation: „ηλ πεξ ζζέλνο ἔζη᾽ ἀιαπαδλόλ―) und hier an unserer Stelle variiert. Zu ἀιαπαδλνζχλε bzw. ἀιαπαδλφο siehe v. 12 und v. 387. Zu πὸ θξαδίῃ vgl. PH 10, 315. Der Ausdruck findet sich schon bei Apoll. Rh., Arg. 3, 287, 296. In den PH vgl. noch: 5, 597; 7, 540; 8, 173; 9, 251, 540; 12, 478; 13, 375; 14, 451. Die Partie 440 f. hat die Ilias-Stelle Il. 14, 382 zum Vorbild. Poseidon, der von Hypnos informiert wird, dass Zeus eingeschlafen ist, ermuntert die Achaier zum Kampf gegen Hektor und fordert dazu auf, dass jeder standhafte Krieger, der einen kleinen Schild besitzt, diesen einem geringeren Kämpfer geben und selber einen größeren zur Hand nehmen soll: „ὃο δέ θ᾽ ἀλὴξ κελέραξκνο, ἔρεη δ᾽ ὀιίγνλ ζάθνο ὤκῳ, / ρείξνλη θσηὶ δόησ, ὃ δ᾽ ἐλ ἀζπίδη κείδνλη δύησ.― (Il. 14, 376 f.) Die Achaier folgen seiner Forderung. Diomedes, Odysseus und Agamemnon, obwohl verletzt, schreiten ihre Truppen ab und tauschen die Kriegswaffen aus (Il. 14, 378–381). Die Tüchtigen bekamen die guten Waffen und die weniger Tüchtigen die schlechteren: „ἐζζιὰ κὲλ ἐζζιὸο ἔδπλε, ρέξεα δὲ ρεφξνλη δφζθελ― (Il. 14, 382). Die Verse Il. 14, 376 f. und 382 haben den antiken Scholiasten Probleme bereitet. Vv. 376 f. wurden von Zenodot weggelassen und von seinen Nachfolgern athetisiert (siehe dazu Schol. Did./A), da sie eine Inkongruenz zwischen vv. 376 f. und 382 feststellten. Aristarchos glaubte, dass es als unbegreiflich anzu-
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sehen sei, dass die Krieger zu Beginn der Schlacht nicht ausreichend mit Waffen ausgerüstet seien und stellte einen Widerspruch mit Vers 382 fest, in dem die tüchtigsten und besten Krieger zwar die besten Waffen entgegennehmen, nicht aber die größten Schilde: vgl. Schol. zu v. 382 (Aristonikos): „ὅηη νὗηνο ὁ ζηίρνο ηνὺο πξνθεηκέλνπο (sc. Ξ 376–7) ἀλαηξε· βειηίνλα κὲλ γὰξ ηῆ θαηαζθεπῆ ἐλδέρεηαη ἀλαιακβάλεηλ, κείδνλα δὲ νὔ.―. Diese Gegensätzlichkeit im homerischen Vers 382 (ἐζζιά … ρέξεα – ἐζζιφο … ρείξνλη), die nach Aristonikos die vv. 376 f. widerlegt, hat Quintus dazu inspiriert, diesen in variierter Form zu übernehmen: Er vermeidet das doppelte Polyptoton ἐζζιὰ ... ἐζζιὸο, ρέξεα … ρείξνλη der homerischen Stelle und übernimmt das Prädikat δχλεηλ (δχεζζαη): „ἔδπ―, das er im nächsten Satz wiederholt: „δῦζαλ― (v. 441). Zu dieser Stelle siehe auch D. Mazza, in: Lelli, Quinto di Smirne …, 773. 442–443 Zu Recht korrigiert Vian δχζεζ‘, da (ἐ)δχζεην die übliche Form sowohl bei Homer als auch in den Posthomerica ist. Dasselbe auch in v. 445. νἱ Ἰζάθεζελ ἕπνλην: Nur hier und in der Ilias 11, 228 („ζὺλ δπνθαίδεθα λεπζὶ θνξσλίζηλ, αἵ νἱ ἕπνλην―) ist mit dem Verbum ἕπεζζαη von Dingen die Rede. Τπδείδῃ Γηνκήδετ: Dieser Ausdruck kommt nur hier in den PH vor, er findet sich aber elfmal in der Ilias, an der gleichen Versstelle wie hier: im Dativ: Il. 5, 1, 225, 866; 11, 312; im Akkusativ: Il. 6, 235; 10, 150; im Nominativ: 7, 163; 11, 333 (vgl. auch Epica adespota CA 2, 7); im Genitiv 16, 74. Im Vokativ erscheint dieser formelhafte Ausdruck am Versanfang: Il. 5, 243, 826 und 10, 234. Er findet sich auch mit Sperrung: Il. 8, 532; 11, 660; 16, 25: „Σπδεΐδεο θξαηεξὸο Γηνκήδεο―; Il. 23, 290, 812: „Σπδεΐδεο ὦξην θξαηεξὸο Γηνκήδεο―; 11, 333: „Σπδεΐδεο δνπξηθιεηηὸο Γηνκήδεο―; Od. 3, 181: „Σπδεΐδεσ ἕηαξνη Γηνκήδενο― vgl. auch Triph., 157: „Σπδείδεο δ᾽ ἐπόξνπζε Νενπηνιέκῳ Γηνκήδεο―. θάιιηκα ηεύρε: eine Variation des Ausdrucks in v. 440: „θαιὰ ηεχρε―. Zu dem homerischen Adjektiv θάιιηκνο siehe v. 227. 444 Diomedes empfängt von Odysseus die Waffen des Sokos. Zum Kampf des Odysseus mit Sokos, einem Troer, Sohn des Hippasos, Bruder des Charops, der Odysseus im Kampf verwundet, aber ebenso wie sein Bruder von diesem getötet wird, siehe Il. 11, 426–458 mit den Ausführungen von Hainsworth, The Iliad. A Commentary. Vol. III... Auf diese Stelle spielt Quintus an. Σώθνην βίελ: Die Periphrasis βίε mit Genitiv eines Eigennamens zur Umschreibung von männlichen Personen (wie ἴο und κέλνο) begegnet uns vierzehnmal bei Homer (siehe dazu LfgrE s.v. βίε unter I 4 mit Literatur) und achtzehnmal bei Quintus. εἴξπζζε: Dies ist die Konjektur von Tychsen statt des überlieferten εἴξπζε; das Verbum ἐξχσ, hier in der Bedeutung von „für sich, an sich ziehen―, „einem etwas abnehmen―, insbesondere „Geschosse bzw. Waffen aus Wunden oder Körpern bzw. Leichen ziehen―. Die beste Parallele bietet Il. 22, 367–369: „῏Ζ ῥα, θαὶ ἐθ λεθξνν ἐξύζζαην ράιθενλ ἔγρνο, / θαὶ ηό γ᾽ ἄλεπζελ ἔζερ᾽, ὃ δ᾽ ἀπ᾽ ὤκσλ ηεύρε᾽ ἐζύια / αἱκαηόελη᾽―: Achilleus nimmt dem toten Hektor die Waffen ab; vgl. auch PH 6, 412 f.: „Δξύππινο δέ νἱ αἶςα πνιύζηνλνλ εἴξπζελ αἰρκὴλ / ἐθ ρξνὸο
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νηακέλνην―; 8, 217; vgl. Od. 10, 164 f. „ηῶ δ᾽ ἐγὼ ἐκβαίλσλ δόξπ ράιθενλ ἐμ ὠηεηιο εἰξπζάκελ―. Von den Versuchen, eine bessere Lesart zu finden, weil ἐξχσ sich nicht mit zwei Akkusativen verbinden kann, ist Heynes ψθνην βίελ ἀπέδπζε aus Il. 18, 82 f. und Köchlys ψθνην βίελ ἐλάξημε aus Il. 17, 187 und 22, 323 zu erwähnen. Zimmermann4 schlägt das unbelegte εἴιπζε vor, während Vian εἴξπην (Plusquamperfekt mit langem π) in der Bedeutung von „retten― (die damals den mächtigen Sokos gerettet hatten) – vgl. etwa Ps.-Hes., Aspis 138 – vorzieht. Vian (Ausg. II, 122) findet diese Lesart attraktiv, denn bei Homer ist nicht erwähnt, dass Odysseus die Waffen von Sokos, nachdem er ihn getötet hatte, an sich nahm. Homer berichtet über die Verwundung des Odysseus durch Sokos‘ Lanze und anschließend dessen Tötung durch Odysseus. Aber Sokos erwähnt dennoch in seiner Rede an Odysseus die Wegnahme seiner eigenen Waffen und die seines Bruders, Il. 11, 431 f.: „ζήκεξνλ ἠ δνηνζηλ ἐπεχμεαη Ἱππαζίδῃζη / ηνηψδ‘ ἄλδξε θαηαθηείλαο θαὶ ηεχρε‘ ἀπνχξαο― (Odysseus werde sich heute zweier HippasosSöhne rühmen, dass er solche Männer erschlagen und ihnen die Waffen geraubt habe). Ich halte die Konjektur von Tychsen εἴξπζζε für die beste, denn alle anderen versuchen mehr oder weniger nur den Sinn wiederzugeben, ohne große Rücksicht auf die Überlieferung. Es scheint so, dass Quintus bei diesem Verb neben Il. 22, 367–369 auch von Il. 17, 186 f.: „Ἀρηινο ἀκχκνλνο ἔληεα δχσ / θαιά, ηὰ Παηξφθινην βίελ ἐλάξημα θαηαθηάο―; vgl. auch 22, 323 ohne Rücksicht auf die Syntax des Verbums ἐξχσ, beeinflusst wurde. 445–449a Υἱὸο δ’ αὖη’ Ἀρηιῆνο: wie 7, 564 und 13, 213. Der Ausdruck πἱὸο Ἀρηινο kommt insgesamt, entweder mit oder ohne Sperrung, neunzehnmal in den Posthomerica vor. Bei Homer finden wir Ἀρηινο … πἱφο (Od. 3, 189 = Kleine Ilias Fr. 19, 1 Bernabé) ηεύρεα παηξόο: Quintus variiert hier Od. 19, 17: „ἔληεα παηξόο― ebenfalls am Versende (vgl. PH 14, 459 innerhalb des Verses). θαί νἱ θαίλεην πάκπαλ ἀιίγθηνο: eine nochmalige Erwähnung von Neoptolemos‘ Ähnlichkeit mit Achilleus, die mit πἱὸο … Ἀρηινο verstärkt ist. Die syntaktische Reihenfolge der vv. 446b–448a ist: ἀκθὶ παιάκῃζη ἧθαίζηνπ ἀξήξεη ἐιαθξὰ πεξὶ κειέεζζηλ θαί πεξ ἐφληα πειψξηα ἑηέξνηζη. Die Form ἀξήξεη ist das Plusquamperfekt von ἀξαξίζθσ. Zu ἀκθὶ … / ἧθαίζηνπ παιάκῃζη vgl. Hes., Th. 579 f. Zu πεξὶ κειέεζζηλ ἀξήξεη vgl. PH 3, 242: „ἀθακάηνηζη πεξὶ κειέεζζηλ ἀξήξεη― am Versschluss. Die Rede ist von Aias‘ unermüdlichen Gliedern. Zum Ausdruck vgl. auch Il. 16, 139; Od. 17, 4: „ηά (bzw. ὅ) νἱ παιάκεθηλ ἀξήξεη―. πεξὶ κειέεζζηλ: Dieser präpositionale Ausdruck findet sich erst bei Opp., Hal. 1, 297; 2, 24 sogar an der gleichen Versstelle wie hier und PH 3, 316; 13, 11. Vgl. auch den Ausdruck: 4, 461; 11, 410: „πεξὶ βξηαξνο κειέεζζηλ―. (ἑηέξνηζη) πειώξηα bildet den Kontrast mit „ἐιαθξὰ―. Eine riesige und dadurch sehr schwere Rüstung wird von einem riesigen Menschen getragen. Achilleus wird in der Ilias und in den Posthomerica neben Aias (vgl. z. B. Il. 3, 229; 7, 211; 17, 174, 360; PH 4, 264) und Hektor (Il. 11, 820) als πειψξηνο bezeichnet (Il. 21, 527; 22, 92; PH 3, 719; 4, 163; 7, 538), ebenso Neoptolemos: PH 9, 237, 313. ἅκα πάληα: ἅκα πάληα(ο) bzw. πάληεο findet sich zehnmal in den PH, fünfmal am Versschluss wie in Il. 6,
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9; 8, 8 usw.; Od. 12, 110. ηεύρεα θνῦθα: entspricht v. 446: „ἐιαθξὰ― (sc. ηεύρεα). Damit und mit dem darauffolgenden Satz hebt der Dichter hervor, wie leicht diese Waffenrüstung Neoptolemos erschien, die für andere sehr schwer war. Die vv. 446b–450 erinnern den Leser sowohl an die frühere Stelle der Posthomerica 5, 112–113: „Κλεκδεο δ᾽ ἢζθελην πειώξηαη· ἀκθὶ δ᾽ ἐιαθξαὶ / κνύλῳ ἔζαλ Ἀρηιη κάια ζηηβαξαί πεξ ἐνῦζαη.― als auch an Il. 19, 384–386: „πεηξήζε δ᾽ ἕν αηνῦ ἐλ ἔληεζη δνο Ἀρηιιεύο, / εἰ νἷ ἐθαξκόζζεηε θαὶ ἐληξέρνη ἀγιαὰ γπα· / ηῶ δ᾽ εὖηε πηεξὰ γίγλεη᾽, ἄεηξε δὲ πνηκέλα ιαλ.― An beiden oben erwähnten Stellen wird die Leichtigkeit von Achilleus‘ Waffen hervorgehoben. In der Ilias wirken sie wie Flügel: statt ihn durch ihre Schwere niederzudrücken, hoben sie ihn empor. Die Anspielung auf diese Stellen zeigt das Bestreben des Dichters, Neoptolemos‘ Ähnlichkeit mit Achilleus – auch indirekt – immer präsent zu halten. Die Ilias-Stelle weist zudem noch eine Parallele auf: Achilleus probiert seine Rüstung, um zu prüfen, ob sie ihm passt und bequem anliegt. Mit diesen Waffen wird er gegen die Troer anstürmen mit dem Hauptziel Hektor zu töten. Neoptolemos bereitet sich mit den Waffen seines Vaters auf seinen unmittelbaren Angriff gegen die Troer vor; sein Hauptziel ist die Tötung Eurypylos‘. 449b f. θάξε δέ κηλ νὔ ηη βάξπλε / πήιεμ: θάξε δέ κηλ überliefern die Handschriften. Vian, Pompella und ihnen folgend Gärtner übernahmen Pauws Konjektur θάξε δέ νἱ (aus PH 6, 250): „Der Helm belastete aber seinen Kopf nicht―. G. Chryssafis, „Pedantry and Elegance in Quintus Smyrnaeus, Posthomerica―, Corolla Londiniensis 4 (1985), 21 behält das überlieferte κηλ bei und fasst es als Dativ auf (vgl. seine Ausführungen über κηλ als Dativ in den Posthomerica 18 ff.). Unter Heranziehung der Stellen PH 8, 493: „θάκαηνο δέ κηλ νὔ ηη βάξπλελ― und Il. 5, 664: „βάξπλε δέ κηλ δφξπ καθξὸλ― betrachte ich κηλ als Akkusativ und θάξε als Akkusativ des Bezugs: „auch der Helm belastete ihn nicht auf dem Haupt―. Köchly druckt θάξε γε κὲλ und fasst θάξε als Akkusativobjekt auf. Nach πήιεμ überliefern die meisten Handschriften – ohne Anzeichen einer lacuna – ἀιιά νἱ ρεξζὶ usw. (vv. 450a f.). Dieser Satz ist sehr schwer auf den Helm zu beziehen, da in der Bemerkung über die πήιεμ sich der Helm auf dem Kopf befindet, ohne diesem eine Last zu sein. Trotz ἀιιά bildet das Folgende jedoch keinen Gegensatz hierzu, sondern bezieht sich auf eine Aussage, die über die Schwere einer Handwaffe Auskunft gibt. Der zweite Satz passt zu Achilleus‘ Lanze. Dies bewog Tychsen, nach πήιεμ eine lacuna von einem Vers anzunehmen und den darauffolgenden Vers (450a) mit dem Wort Πειηάο (vgl. Il. 16, 140– 144; 20, 277; 21, 161; 22, 133; PH 5, 118 f.; 8, 199) zu beginnen. Die Ähnlichkeit beider Wörter πήιεμ, Πειηάο könnte den Textausfall nach πήιεμ verursacht haben, der nach Vian, Pompella und Gärtner aus mehreren Versen bestanden haben dürfte, zumal der Schild in dieser Partie nicht erwähnt worden ist. Diese lacuna ergänzt Spitzner folgendermaßen: „πήιεμ, [νὔη‘ ἔγρνο ζηηβαξὸλ θαηειείπεη‘ ὀπίζζσ] / Πειηάο―, während Köchly folgende Ergänzung vorschlägt: „πήιεμ, [ν παιάκῃζηλ ἐπέβξηζελ δφξπ καθξὸλ] Πειηάο―. Chryssafis, „Pedantry and Elegance …―, Corolla Londiniensis 4 (1985), 21 mit Anm. 20 vertritt die Ansicht, dass es
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keine lacuna gebe und die vv. 450 f. von dem Helm (πήιεμ) handeln. Er führt aus, dass ιίβαηνο, das Pauw als unpassendes Epitheton für den Helm empfunden habe, durchaus geeignet sei: „the epithet means not 'steep', but 'huge' as at (PH) 11, 312―. Ferner denkt er, anders als Tychsen, dass der Ausdruck „αἵκαηνο ἰζραλφσζαλ― in v. 451 der πήιεμ angemessen sei: „not only offensive weapons such as swords can be covered with blood, but also the armour and parts of it, such as helmet: cf. e.g. PH 10, 60, Nonn., Dion. 21, 146. The point is that a helmet, such as the θφξπο at PH 1, 225, is worn by its owner whenever he goes δξηλ ἐο αἱκαηφεζζαλ (PH 1, 223) and gets therefore spattered with the blood of his enemies―: Achilleus‘ Helm verlange immer noch nach dem Blut getöteter Feinde, obwohl sein Besitzer jetzt tot sei. Der Helm wünsche also weiterhin, dass er von Neoptolemos in der Schlacht getragen werde und nicht nutzlos und ungebraucht bleibe. Diese Auffassung ist nicht stichhaltig, denn, wie oben erwähnt, befindet sich der Helm auf Neoptolemos‘ Kopf. Drei ganze Verse über Achilleus‘ Helm sind in dieser Partie m. E. übertrieben, auch schon deswegen, da es weder bei Homer noch in den Posthomerica eine besondere Erwähnung über diesen Teil der Rüstung gibt. Ferner ist der Ausdruck in v. 451: „ἔζ‘αἵκαηνο ἰζραλόσζαλ― für den Helm im Augenblick des Kampfeinsatzes Neoptolemos‘ unpassend. M.E. beziehen sich die vv. 450a f. auf die Lanze Achilleus‘. Und wenn man keine lacuna nach v. 449 annehmen will, könnte man mit Zimmermann in v. 449b f. folgendermaßen lesen: „καθξὴ δέ κηλ νὔ ηη βάξπλε / Πειηάο, ἀιιὰ ἑ ρεξζὶ …―. Das überlieferte θάξε korrigiert Zimmermann zu καθξή, ein Epitheton, das Quintus in 8, 199 ff. für die Lanze Achilleus‘ verwendet, mit der Neoptolemos Eurypylos tödlich verwundet: „ςὲ δὲ καθξὴ / Πειηὰο Δξππύινην δηήιπζελ ἀλζεξελνο / πνιιὰ πνλεζακέλε· ηνῦ δ᾽ ἔθρπην θνίληνλ αἷκα / ἐζζπκέλσο· ςπρὴ δὲ δη᾽ ἕιθενο ἐμεπνηήζε / ἐθ κειέσλ― (199–203), und statt πήιεμ nimmt er zu Beginn des v. 450 die von Tychsen vorgeschlagene Lesart Πειηάο. Die Lanze Achilleus‘ ist also von Bedeutung an dieser Stelle, an der Odysseus Neoptolemos die Waffen seines Vaters übergibt, zumal er im achten Buch durch sie Eurypylos‘ Tod verursacht. Schon in PH 7, 525 im Rahmen einer auktorialen Passage (vv. 522–525) wird dies vorausgesagt. Mit PH 7, 450–451 verweist Quintus seinen Leser auf die Verse der Ilias-Stelle 16, 135 ff., besonders 140–144, die in 19, 388–391 wiederholt werden. Das Problem der Echtheit dieser Verse in Il. 16, 140–144 aufgrund von v. 139, die schon von Zenodot athetisiert wurden, von Aristarch dagegen, der die Stelle Il. 19, 388–391 als unangebracht befand, übernommen worden waren, bleibt hier unberührt. Siehe dazu Ameis zu St. mit Anhang III, 45 f. zu St.; Leaf zu St.; Janko, The Iliad, A Commentary. Vol. IV, 335 f. zu St. Patroklos legt Achilleus‘ Rüstung an, als dieser sieht, dass die Griechen dem Feuer ihrer brennenden Schiffe nicht entrinnen können, und er Patroklos befiehlt, sich schnellstens mit seiner – Achilleus‘ – Rüstung zu wappnen. Patroklos nimmt die Beinschienen, den Panzer, das Schwert, den Schild, den Helm und zwei Wurfspeere. Allein Achilleus‘ berühmte Wurflanze (vgl. noch Il. 20, 277, 322; 21, 162, 169, 174; 22, 225, 328; PH 1, 654; 9, 184 f.), die schwer, groß und wuchtig war, nimmt er nicht: kein anderer der Achaier außer Achilleus ist in der Lage, sie zu schwingen. Sie ist aus Esche vom Berg Pelion; Cheiron hat sie seinem Vater vom Gipfel des Pelion mit-
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gebracht, um den Helden den Tod zu bringen. Patroklos schafft es zwar zusammen mit den Myrmidonen, die Troer von den Schiffen abzuwenden und sie in die Flucht zu schlagen, aber nur zeitweilig. Durch seinen Tod wird er letztendlich kein θφσο Γαλανζη werden. „ἢλ πνχ ηη θφσο Γαλανζη γέλσκαη― (Il. 16, 39) verwendet Patroklos in seiner Rede an Achilleus, als er ihn bittet, ihm seine Rüstung und die Myrmidonen zur Verfügung zu stellen, um den Achaiern zu helfen (Il. 16, 21–47). Wie oben erwähnt, erinnert Quintus an diesen Ausdruck in 7, 222, im Rahmen der positiven Antwort, die Neoptolemos der Gesandtschaft auf Skyros gibt: „ἢλ ηη θάνο Γαλανζη ιηιαηνκέλνηζη γέλσκαη.― (vgl. auch PH 6, 67). Achilleus‘ Sohn wird durch seine kriegerischen Leistungen ein wirkliches Licht für die Achaier sein. In Il. 19, 388–391, im Rahmen der Beschreibung des Anlegens der Rüstung durch Achilleus vor seiner Aristie, werden die vv. 140–144 aus dem 16. Buch wiederholt, denn die Wurflanze des großen Helden wird bei der Tötung Hektors benutzt. Achilleus benutzt sie, um den Tod seines geliebten Freundes zu rächen. Neoptolemos erscheinen alle Waffenteile seines Vaters als leicht, selbst die berühmte Wurflanze. Mit dieser Lanze tötet Neoptolemos im achten Buch der Posthomerica Eurypylos, seinen größten Feind, genauso wie Achilleus im 22. Buch der Ilias damit Hektor tötet. Dies vergisst Quintus auch nicht in der Schilderung von Achilleus‘ Waffen im fünften Buch zu erwähnen: vv. 118–120: „Σνο δὲ παξεθηάλπζην θαηὰ ρζνλὸο ὄβξηκνλ ἔγρνο, / Πειηὰο ςηθόκνηζηλ ἐεηδνκέλε ἐιάηῃζη, / ιύζξνπ ἔηη πλείνπζα θαὶ αἵκαηνο θηνξένην.― Quintus strebt immer wieder danach, Neoptolemos‘ Ähnlichkeit mit Achilleus hervorzuheben. Aus diesem Grund führt diese homerische Stelle mich dazu, die Lesart von Zimmermann, nach der von der Leichtigkeit der Lanze die Rede ist, als sehr attraktiv zu betrachten. Zu Pelias siehe neben den einschlägigen Ilias-Stellen Kypria, Fr. 3 Bernabé (Schol. zu Il. 16, 140) und besonders die Kleine Ilias, Fr. 5 Bernabé (Schol. zu Il. 16, 142b und Schol. zu Pind., N. 6, 85b): „ἀκθὶ δὲ πόξθεο / ρξύζενο ἀζηξάπηεη θαὶ ἐπ᾽ αηη δίθξννο αἰρκή― – aus der Beschreibung der Pelias stammend. Man vermutet, dass das letztgenannte Fragment kontextuell aus der Übergabe der Achilleuswaffen seitens Odysseus‘ an Neoptolemos stammt. Dazu siehe ausführlich West, The Epic Cycle. A Commentary …,188 f. Zu Pelias vgl. weiter Pind., N. 3, 33; Apollod., Bibl. 3, 13, 5; R. Janko, The Iliad, A Commentary. Vol. IV, 333 ff. mit Sekundärliteratur. 450a–451 ἀιιά ἑ ρεξζὶ ist die Konjektur von Rhodomann, die der von Spitzner ἀιι‘ ὅγε vorzuziehen ist. Die Handschriften überliefern νἱ, das Chryssafis, „Pedantry and Elegance …―, Corolla Londiniensis 4 (1985), 21 f. für richtig hält und als auf Neoptolemos bezogenen Dativ auffasst. Er bemerkt, dass die Verwendung von κηλ und νἱ als Dativformen in „close proximity― bei Quintus möglich sind: vgl. etwa PH 1, 338: „δέ νἱ―, 341: „δέ κηλ― (κηλ codd.); 6, 250: „δέ κηλ― (κηλ PD), 252: „δέ νἱ―. νἱ bringt aber in v. 450 metrische Probleme mit sich. Wir müssen in ἀιιά νἱ eine Synizese zwischen α und νἱ annehmen, die trotz der Ausführungen von Chryssafis unhaltbar ist. θαὶ ιίβαηόλ πεξ ἐνῦζαλ: ιίβαηνο ist bei Homer ein
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formelhaftes Epitheton zu πέηξε, in der Bedeutung von „jäh―, „schroff―, „steil ansteigend―, „hoch―: Il. 15, 273, 619; 16, 35; Od. 9, 243; 10, 88; 13, 196; es erscheint immer in Verbindung mit einem hohen, steilen, schwer zu erklimmenden Felsen (vgl. auch hom. Hymn. Herm. 404; 19, 10; Hes., Th. 675, 786; PH 5, 243); Od. 9, 243 von dem ungeheuren Felsstück, mit welchem der Kyklop den Eingang zu seiner Höhle verschließt. In den PH ist es noch Epitheton zu ζθνπηή (1, 696) zu ὄξνο (2, 183, 283, 379; 8, 198; 14, 490; vgl. 10, 200), zu αἰζήξ (2, 603); zu ηερνο (7, 499) und zu ζρεδίε (11, 312). Im hom. Hymn. Aphr. 5, 267 und bei Ps.-Hes., Aspis 422 bezeichnet dieses Epitheton hoch aufragende Bäume. Siehe auch LfgrE s.v. ιίβαηνο. Das Adjektiv hat hier die Bedeutung von „ungeheuer―, „riesig―, wobei nicht auszuschließen ist, dass Quintus damit die drei Epitheta umfasst, die Homer in Il. 16, 141 und 19, 388 dieser Lanze verleiht: „βξηζχ, κέγα, ζηηβαξφλ― (vgl. Il. 5, 746; 8, 390; 16, 802; Od. 1, 100). ῥεηδίσο ἀλάεηξελ: vgl. etwa Od. 21, 92, 328. Mit Ausnahme von Opp., Hal. 4, 412 und 5, 384 kommt ῥεηδίσο in der epischen Dichtung immer am Versanfang vor. ἔζ’ αἵκαηνο ἰζραλόσζαλ: vgl. Nikand., Ther. 471: „αἵκαηνο ἰζραλφσλ―. Zum Ausdruck: Genitiv mit dem Partizipium des Verbums ἰζραλάσ am Versschluss vgl. Il. 23, 300; Opp., Hal. 1, 287 (vgl. PH 4, 221); 2, 172; in den PH vgl. auch 2, 399; 6, 139. Mit „ἔζ‘― verweist Quintus auf PH 5, 118 f.: „(Πειηάο) ιχζξνπ ἔηη πλείνπζα θαὶ αἵκαηνο θηνξένην― und nimmt die Stelle PH 8, 199–202 vorweg, die Tötung von Eurypylos durch die Pelias: „ὀςὲ δὲ καθξὴ / Πειηὰο Δξππχινην δηήιπζελ ἀλζεξελνο / πνιιὰ πνλεζακέλε· ηνῦ δ‘ ἔθρπην θνίληνλ αἷκα / ἐζζπκέλσο―. Wie Vian, Ausg. II, Notes Compl. S. 214 zu S. 122 bemerkt, bleibt hier Quintus der Überlieferung treu, nach der Neoptolemos die Waffen seines Vaters aus Odysseus‘ Händen erhält. Außerdem hat Odysseus Neoptolemos diese Waffen versprochen, als er ihn auf Skyros traf: PH 7, 194 ff. Die Kleine Ilias in der Zusammenfassung des Proklos (Chrest. 206 Seve., p. 74 Bernabé) überliefert: „θαὶ Νενπηόιεκνλ δπζζεὺο ἐθ θύξνπ ἀγαγὼλ ηὰ ὅπια δίδσζη ηὰ ηνῦ παηξόο―. Man vergleiche Apollod., Epit. 5, 11: „παξαγελφκελνο δὲ νὗηνο (sc. Neoptolemos) εἰο ηὸ ζηξαηφπεδνλ θαὶ ιαβὼλ παξ‘ ἑθφληνο δπζζέσο ηὴλ ηνῦ παηξὸο παλνπιίαλ πνιινὺο ηλ Σξψσλ ἀλαηξε.―; siehe auch Soph., Phil. 62–65; 359–384; Tzetzes, Posthom., 546; Apion (?) (Pap. Soc. Ital., xiv 1957, no 1399, col. I); Accius, Neoptolemus Fr. 9 Ribbeck. Vian führt auch Belege aus der antiken Kunst an, die die Übergabe von Achilleus‘ Waffen an Neoptolemos durch Odysseus bezeugen. 452–454 Ἀξγείσλ δέ κηλ: vgl. v. 674. νὔ ηη δύλαλην: vgl. Ps.-Opp., Kyn. 4, 335: „νὔ ηη δύλαληαη― ebenfalls am Versschluss. θαί πεξ ἐειδόκελνη: am Versbeginn wie 10, 142 und 11, 497. ζρεδὸλ ἐιζέκελ, der in der Ilias viermal vor der bukolischen Dihärese vorkommt (Il. 4, 247; 10, 308, 320, 395; vgl. Ps.-Hes., Aspis 432) findet sich nur hier in den Posthomerica und auch nur einmal bei Apollonios Rhodios (Arg. 2, 1190) an der gleichen Versstelle. Der Ausdruck ζρεδὸλ ἐιζελ erscheint noch in der Ilias in 9, 304 („ζρεδὸλ ἔιζνη―); 17, 600 („ζρεδὸλ ἐιζώλ―); 20, 363 („ζρεδὸλ ἔγρενο ἔιζῃ―) ebenfalls am Versschluss (vgl. Nonn., Dion. 25, 321) und in 13, 810 („ζρεδὸλ ἐιζέ―) vor der Zäsur des dritten Trochäus. Zu βαξὺο πνιέκνην
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θπδνηκόο: vgl. v. 424. Zu ἔηεηξε … θπδνηκφο: vgl. PH 10, 299: „ηείξνλη‘ ἐλ πνιέκῳ―. 455–460 Ὡο δ’ ὅη’ … πόληνλ: So beginnt auch das Gleichnis PH 1, 633 ff., das die Flucht der Troer nach dem Tod Penthesileias versinnbildlicht. Zum Ausdruck ἀλ’ εὐξέα πόληνλ vgl. auch PH 14, 611 f. Vgl. auch PH 7, 306; 8, 62. εὐξέα πόληνλ: diese Junktur findet sich zweimal in der Ilias: 6, 291; 9, 72 und siebenmal in der Odyssee immer am Versende (vgl. Od. 1, 197; 2, 295; 4, 498 usw.), einmal in den homerischen Hymnen (Ap. 318), zweimal bei Hesiod (Erga 507, 650) und einmal bei Aratos, Phaen. 152 ebenfalls jeweils am Versende. In den Posthomerica kommt dieser Ausdruck neben 1, 633 und 7, 455 noch sechsmal vor: 4, 553; 6, 102, 113; 12, 168, 336; 14, 611.; in 6, 113; 12, 168 und 336 am Versschluss. ἐξεκαίῃ πεξὶ λήζῳ: vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 324: „ἐξεκαίελ θαηὰ λζνλ― am Versende. Die Junktur ἐξεκαίε – zum Adjektiv ἐξεκανο siehe Campbell, A Commentary ... zu PH 12, 489 – bzw. ἐξήκε λζνο findet sich nur hier in den Posthomerica, sie ist aber schon homerisch: Od. 3, 270: „ἐο λζνλ ἐξήκελ―; 12, 351: „ἐλ λήζῳ ἐξήκῃ― ebenfalls am Versende. Zum Ausdruck vgl. noch Apoll., Arg. 2, 672: „ἐξεκαίεο λήζνπ―; 2, 385: „λζνλ ἐξεκαίελ―. ἀλζξώπσλ ἀπάηεξζελ ἐεξγκέλνη: Zu ἀλζξψπσλ ἀπάηεξζελ vgl. PH 3, 749 ebenfalls am Versanfang: es handelt sich um Achilleus‘ Pferde, die aus Trauer um ihren Herrn über des Okeanos Fluten und der Tethys Höhle, fern von den Menschen, gehen wollten. Dieser Ausdruck, der nur in den Posthomerica zu finden ist, in Verbindung mit einer Insel, die fern von den Menschen liegt, erinnert uns an die Odyssee 6, 8, wo über die Insel Scheria berichtet wird: „ρεξίῃ, ἑθὰο ἀλδξλ ἀιθεζηάσλ―. Die Konjektur von Pauw ἀπάηεξζ‘ ἐιειηγκέλνη zum überlieferten ἀπάηεξζελ ἐεξγκέλνη aufgrund der Wiederholung derselben Verbform in v. 458 ist abwegig, da ἐιειηγκέλνο (von εἴισ) nicht belegt ist. Das Partizipium Perf. Pass. ἐεξγκέλνο, „eingesperrt― (von ἔξγσ, ep. ἐέξγσ) findet sich in der epischen Dichtung immer an dieser Versstelle: vgl. Il. 5, 89; Apoll. Rh., Arg. 2, 550; 4, 1580; PH 6, 125; Triph. 472. Das Verbum ἀζραιάσ hat hier die Bedeutung von „bekümmert―, „betrübt sein―; der Grund des Kummers wird mit einem Partizipium („ἐεξγκέλνη―) angegeben wie in PH 11, 210 f. Die gleiche Ergänzung findet sich auch bei Homer: Il. 2, 293; 24, 403; Od. 1, 304; vgl. auch Hes., Fr. 205, 3 M.-W. νὕο η’ ἀλέκνην θαηαηγίδεο ἀληηόσζαη: vgl. PH 6, 101: „ὁπφη‘ ἀληίαη εἰζὶλ ἄειιαη―. „ἀλέκνην θαηαηγίδεο― sind die ζχειιαη: vgl. Hesych. zu ζύειιαη· „ηλ ἀλέκσλ θαηαηγηδώδεηο πλναί, θαὶ ζπζηξνθαί―; vgl. auch Hippolytos, De consumm. Mundi 8, 4: „θαηαηγίδεο ἀλέκσλ ηὴλ γλ θαὶ ηὴλ ζάιαζζαλ ἀκέηξσο ἐθηαξάζζνπζαη―. εἴξγνπζη weist auf das Partizipium „ἐεξγκέλνη― (v. 456) hin. κάια πνιιὸλ ἐπὶ ρξόλνλ: vgl. auch PH 9, 281; 12, 14 an der gleichen Versstelle wie Od. 12, 407. Vgl. Od. 15, 494; Kallim., Hek. Fr. 260, 63 (= 246, 63 Asper): „ν πνιιὸλ ἐπὶ ρξόλνλ―. Zu dem Ausdruck νἳ δ’ ἀιεγεηλνὶ (hier an der Stelle eines Adverbs) siehe Vian (Ausg. II, S. 123 f.). Er findet sich auch in der Ilias 10, 402 = 17, 76 am Versschluss wie hier, aber dort handelt es sich um eine persönliche Konstruktion (ἀιεγεηλνί sc. εἰζίλ) mit Infinitivergänzung. λεὶ πεξηηξσρζη: πεξηηξσράσ
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bzw. πεξηηξνράσ, Nebenform von πεξηηξέρσ, rings herumlaufen. Hier ist der Dativ richtig – Platt liest λα (bei Kallimachos, Del. 38; Arat., Phaen. 815 (Medium) wird das Verbum mit dem Akkusativ verbunden) –, weil er den Ort anzeigt, an dem die Seeleute tatenlos hin- und herlaufen. Außerdem pflegt Quintus Verben mit dem Präfix πεξί- oder ἀκθί- mit Dativ zu verbinden. Siehe dazu auch A. Zimmermann, Kritische Untersuchungen …, 58. Mit „νἳ δ‘ ἀιεγεηλνὶ / λεὶ πεξηηξσρζη― wird das tatenlose Hin- und Herlaufen der Seeleute dargestellt, das ihre Ungeduld und ihre unruhige Spannung aus dem Verlangen nach Heimkehr heraus verursacht. θαηαθζηλύζεη δ’ ἄξα πάληα / ἢηα: ἢηα (Neutr. Plur.) ist die Reisekost, der Vorrat an Lebensmitteln für die Reise: vgl. Od. 2, 289, 410; 4, 363; 5, 266. Siehe auch LfgrE s.v. Vorbild dieser Stelle ist Od. 4, 363: „θαί λχ θελ ἢηα πάληα θαηέθζηην―; vgl. Od. 12, 329: „ἀιι‘ ὅηε δὴ λεὸο ἐμέθζηην ἢηα πάληα―. Das η von ἢηα ist in PH 7, 460 kurz wie Od. 4, 363; 12, 329, während es in PH 6, 99, wo dieses Wort noch einmal vorkommt, lang ist. In Od. 5, 266 und 9, 212 wird das Wort als zweisilbig skandiert (ᾖα). ηεηξνκέλνηζη δ’ ἐπέπλεπζελ ιηγὺο νὖξνο: Das ἐπηπλεχζε der Handschriften ist sicher nicht richtig, auch Köchlys Konjektur ἐπηπλεχζῃ, die Zimmermann übernahm, ist unbefriedigend. Pauw las ἐπέπλεπζε, was Vian aus metrischen Gründen zu ἐπέπλεπζελ korrigierte. Eine ähnliche Konjektur müssen wir in PH 11, 232 annehmen. Der Aorist Indikativ kommt in Gleichnissen vor, wenn etwas, das für lange Zeit erwartet wird, plötzlich erscheint, (vgl. PH 1, 67, 636) oder für Handlungen, die schnell oder hastig durchgeführt werden (PH 1, 400, 489 f., 618; 9, 166, 200 f.; 14, 77). Siehe dazu Vian (Ausg. II, S. 214 zu S. 123). Diese Lesart übernahmen Pompella und Gärtner. Mit v. 460 endet das Gleichnis, dessen Apodosis mit v. 461 beginnt: „ὣο ἄξ‘ Ἀραηλ ἔζλνο ἀθερέκελνλ ηὸ πάξνηζελ / ἀκθὶ Νενπηνιέκνην βίῃ θεράξνλην κνιόληη…―. Im Gleichnis ist aber nicht von Freude der Seeleute die Rede, nachdem der günstige Fahrwind, der ihrer unruhigen Anspannung und ihrem Kummer ein Ende gesetzt hat, endlich begonnen hat zu wehen. Zum Thema der Freude der bedrängten Kämpfer vgl. die Gleichnisse PH 1, 62–72; 6, 125–131, aber vor allem 2, 102b– 106a: „Ἀκθὶ δὲ Σξεο / γεζόζπλνί κηλ ἴδνλην θαηὰ πηόιηλ, / ύηε λαῦηαη ρείκαηνο ἐμ ὀιννν δη᾽ αἰζέξνο ἀζξήζσζηλ / ἢδε ηεηξόκελνη ιίθεο πεξηεγένο αἴγιελ· / ὣο ιανὶ θεράξνλην πεξηζηαδόλ―. Alle drei angeführten Gleichnisse versinnbildlichen die Freude von bedrängten Kämpfern bei der Erscheinung einer neu angekommenen Person, in die sie Hoffnung auf Rettung setzen: Penthesileia, Eurypylos und Memnon. Dies sollte auch hier bei Neoptolemos‘ Erscheinung unter den Achaiern der Fall sein. Quintus fasst seine Gleichnisse nie ohne eine klare Entsprechung zwischen dem Gleichnis und dessen Apodosis ab. Zu Beginn beabsichtigt Quintus durch dieses Gleichnis die bedrängte Lage der Achaier zu verdeutlichen: Sie vermochten es nicht, sich Neoptolemos zu nähern, so sehr ihr Herz auch danach verlangte, weil der Kampf um die Mauer sie quälte und allmählich entkräftete. Aber das tertium comparationis ist die plötzliche Freude. Die Seeleute freuen sich über den ιηγὺο νὖξνο, durch den die Seefahrt fortgesetzt wird, genauso wie die bedrängten Achaier sich über das Erscheinen Neoptolemos‘ freuen, der sie aus der schlimmen Lage befreien wird. Da die Freude im überlieferten Text nur angedeutet ist, – Vian meint, dass das tertium comparationis im v. 460 in einer
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sehr gestrafften Form angezeigt sei –, müssen wir entweder in v. 460 konjizieren, sodass die Freude der Seeleute angezeigt wird, oder aber eine lacuna nach v. 460 annehmen. Im ersten Fall kommt die Konjektur von Zimmermann in Frage, der das überlieferte ηεηξνκέλνηζη zu γεζνκέλνηζη abändert. So können wir in v. 460 lesen: γεζνκέλνηζη δ‘ ἐπέπλεπζελ ιηγὺο νὖξνο. Da ηεηξνκέλνηζη wegen ἔηεηξε des v. 454 ursprünglich sein muss – Quintus pflegt Wörter besonders in seinen Gleichnissen wiederaufzunehmen –, halte ich die Annahme einer lacuna für wahrscheinlicher, was schon Pauw und ihm folgend Köchly hervorhoben. Der Sinn erscheint sonst m. E. mangelhaft, was in den Gleichnissen bei Quintus nicht der Fall ist. Ich würde daher folgenden Text vorschlagen: „ηεηξνκέλνηζη δ‘ ἐπέπλεπζελ ιηγὺο νὖξνο― und danach eine lacuna von mindestens einem Vers einfügen. Statt ἐπέπλεπζελ würde ich auch ἐπηπλεχζαο erwägen. Zu v. 460 vgl. Od. 4, 357: „ᾗ ιηγὺο νὖξνο ἐπηπλείῃζηλ ὄπηζζελ―; vgl. auch 3, 176; Apoll. Rh., Arg. 1, 566; Orph. Arg. 361; 1102; 1240. Es scheint, dass Quintus bei der Abfassung dieses Gleichnisses von zwei homerischen Stellen, Il. 7, 4–6 und Od. 4, 354 ff., angeregt wurde. In der Odyssee 4, 354 ff. erzählt Menelaos von seiner Gefangenschaft durch die Götter auf der Insel Pharos in Ägypten, weil er ihnen keine angemessenen Opfer dargebracht hatte. Die Götter hielten ihn dort für zwanzig Tage fest und während der ganzen Zeit zeigten sich keine guten Winde. Lebensmittelvorräte und die Kräfte der Männer wären auf diese Weise dahingeschwunden, hätte die Tochter des Proteus, Eidothea, ihn nicht gerettet. In der Ilias 7, 4–6 erscheinen die beiden nach Kampf begierigen Brüder Hektor und Paris den ermüdeten Troern gleich wie ein von den Göttern gewährter Fahrtwind, nach dem sich die ermüdeten Seeleute so sehnten. 461–463 Zu diesen Versen vgl. 1, 69–75: Die Rede ist von der Freude der Troer und des Priamos über Penthesileias‘ Erscheinen. Siehe dazu Bär, Quintus Smyrnaeus, Posthomerica 1…, 251 ff. Ähnliches geschieht bei Memnons (2, 106–110) und Eurypylos‘ Ankunft (6, 124, 128–132). Vgl. auch Inés Calero Secall, „El tema de la llegada …―, Faventia 17 (1995), 47. Insbesondere die Partie 2, 102b–106a weist auf Ähnlichkeiten zu unserer Stelle hier hin: „Ἀκθὶ δὲ Σξεο / γεζόζπλνί κηλ ἴδνλην θαηὰ πηόιηλ, ύηε λαῦηαη / ρείκαηνο ἐμ ὀιννν δη᾽ αἰζέξνο ἀζξήζσζηλ / ἢδε ηεηξόκελνη ιίθεο πεξηεγένο αἴγιελ· / ὣο ιανὶ θεράξνλην πεξηζηαδόλ―. Die Rede ist vom aller ersten Erscheinen des Memnon bei den Troern. Voller Freude erblicken sie Memnon in ihrer Stadt. Ihre Freude wird ähnlich wie in PH 7, 455– 463 mit der von schon erschöpften Seeleuten vergegenständlicht, die ihren Blick, nach einem vernichtenden Sturm, an den Glanz des sich drehenden Großen Bären richten. Durch beide Gleichnisse wird die Verzweiflung der erschöpften Troer bzw. der Achaier mit der von Seeleuten versinnbildlicht, die aufgrund des schlechten Wetters auf hoher See als kraftlos erscheinen. Die große Freude der Troer bzw. der Achaier, die das Erscheinen von Memnon bzw. von Neoptolemos als Retter hervorruft, wird in beiden Gleichnissen mit der Verbesserung des Wetters veranschaulicht. Dies erweckt in ihnen Hoffnung auf eine Änderung ihrer schlimmen Situation zum Besseren hin. Wie Ferreccio, Commento al libro II, 75
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zur Behandlung des Gleichnisses PH 2, 102b ff. ausführt, ist diese Parallelität „un esempio della tendenza di Quinto a operare rovesciamenti polari, cosicché la stessa situazione viene riferita a entrambi gli schieramenti in momenti diversi del racconto―. In Erinnerung an jene Partie und an das schlimme Schicksal des Memnon wird für den Leser unserer Stelle Spannung erzeugt, ob Neoptolemos im Unterschied zu Memnon die Erwartungen des achäischen Heeres erfüllen kann. Ἀραηλ ἔζλνο: Dieser Ausdruck findet sich noch einmal in Il. 17, 552, ebenfalls in der Apodosis eines Gleichnisses wie in PH 7, 461. M. W. Edwards, Iliad. A Commentary Vol. V…, 116, denkt, dass solche Neuerungen bei Ausdrücken in Gleichnissen zu erwarten seien. ἔζλνο bzw. ἔζλεα (wahrscheinlich von ἔϑνο, die durch Gewohnheit verbundene Menge, Schar, Haufen) in der epischen Dichtung mit Genitiv, wird für Menschenvölker verwendet: z. B. Il. 12, 330: „Λπθίσλ κέγα ἔζλνο―; Hes.