Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozeßrechts: Band 2 Beratungen des Entwurfs eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs von 1924/25 im Reichsrat (1926/27) [Reprint 2014 ed.] 9783110890518, 9783110156010

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Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozeßrechts: Band 2 Beratungen des Entwurfs eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs von 1924/25 im Reichsrat (1926/27) [Reprint 2014 ed.]
 9783110890518, 9783110156010

Table of contents :
Einführung
Beratungen des Entwurfs in den Reichsratsausschüssen III, V und VII
I. Niederschrift über die Beratungen vom 8. bis 11.10.1926 (1. Lesung, Allg. Teil)
II. Niederschrift über die Beratungen vom 15. bis 19.11.1926 (1. Lesung, Besonderer Teil, I. Hälfte)
III. Niederschrift über die Beratungen vom 20. bis 22.12.1926 (1. Lesung, Besonderer Teil, II. Hälfte)
IV. Niederschrift über die Besprechung mit den Leitern der Landesjustizverwaltungen über politisch bedeutsame Fragen des Entwurfs eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs am 4.3.1927
V. Niederschrift über die Beratungen vom 28. bis 30.3. und 5.4.1927 (2. Lesung)
Anhang: 1. Aufzeichnung über die bei der 3. Lesung zum 30.3.1937 zurückgestellten Punkte
2. Bericht vom 30.3.1927 von Dürr (Bayern) an das Bayr. Staatsministerium der Justiz
3. Bericht vom 31.3.1927 von Dürr (Bayern) an das Bayr. Staatsministerium der Justiz
Plenarberatungen im Reichsrat im April 1927
1. Niederschrift vom 5.4.1927
2. Niederschrift vom 13.4.1927
Zusammenstellungen der Anträge des Reichs und der Länder zu dem Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs (Nr. 174 der Drucksachen von 1924)
Zusammenstellung Nr. I vom 20.9.1926 I. Buch. Verbrechen und Vergehen. Allgemeiner Teil (§§ 1-34)
Zusammenstellung Nr. II vom 16.12.1926 I. Buch. Allgemeiner Teil (§§ 35-62)
Zusammenstellung Nr. III vom 21.9.1926 I. Buch. Allgemeiner Teil (§§ 63-84)
Zusammenstellung Nr. IV vom 6.11.1926 Besonderer Teil (§§ 85-186)
Zusammenstellung Nr. V vom 10.11.1926 Besonderer Teil (§§ 187-283)
Zusammenstellung Nr. VI vom 3.12.1926 Besonderer Teil (§§ 285-377)
Zusammenstellung Nr. VII vom 15.12.1926 III. Buch. Gemeinschädliches Verhalten (§§ 378 - 384)
Einzelanträge des Reiches und der Länder (Nr. 1-73)
Nr. 1. Anträge der Reichsregierung vom 23.7.1925 (Begründung)
Nr. 2. Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 6.1.1926
Nr. 3. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 18.1.1926
Nr. 4. Anträge und Bemerkungen Badens vom 2.2.1926
Nr. 5. Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 19.2.1926 (Begründung)
Nr. 6. Anträge und Bemerkungen Lübecks vom 26.2.1926
Nr. 7. Weiterer Antrag Badens vom 15.3.1926
Nr. 8. Anträge und Bemerkungen Anhalts vom 19.3.1926
Nr. 9. Anträge und Bemerkungen Thüringens vom 22.4.1926
Nr. 10. Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 1.5.1926 (Begründung)
Nr. 11. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 1.6.1926 (Begründung)
Nr. 12. Anträge und Bemerkungen Bremens vom 4.6.1926
Nr. 13. Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 23.6.1926
Nr. 14. Anträge Württembergs vom 7.7.1926
Nr. 15. Weitere Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 8.7.1926
Nr. 16. Anträge und Bemerkungen Braunschweigs vom 28.7.1926
Nr. 17. Weitere Anträge Bayerns vom 25.8.1926 (in der Zusammenstellung enthalten)
Nr. 18. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 31.8.1926 zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 (Begründung)
Nr. 19. Anträge Preußens vom 31.8.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 (Begründung)
Nr. 20. Anträge Hessens vom 23. 9. 1926
Nr. 21. Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 2.10.1926
Nr. 22. Anträge Badens zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 des Entwurfs
Nr. 23. Anträge Sachsens vom 8.10.1926
Nr. 24. Ergänzung der Anträge Badens vom 6.10.1926 am 8.10.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 des Entwurfs
Nr. 25. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 4.11.1926 (SS 11, 87-186 a; nur Begründung)
Nr. 26. Weitere Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 5.11.1926
Nr. 27. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 10.11.1926 Besonderer Teil. Abschnitte 14 bis 23, 25, 28 (Begründung)
Nr. 28. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 9.11.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 14 bis 23, 25 und 28 des Besonderen Teils
Nr. 29. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 9.11.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 1 bis 13 des Besonderen Teils
Nr. 30. Bemerkungen Württembergs vom 12.11.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung zum Besonderen Teil, Abschnitte 1 bis 13 des Entwurfs
Nr. 31. Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 13.11.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung Nr. 25 und Nr. 27 zum Entwurf
Nr. 32. Anträge und Bemerkungen Badens vom 12.11.1926
Nr. 33. Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 13.11.1926
Nr. 34. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 15.11.1926 zu den Anträgen Nr. 25 und Nr. 26 der Reichsregierung zum Entwurf
Nr. 35. Bemerkungen Württembergs vom 16.11.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung zum Entwurf
Nr. 36. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 13.12.1926 Besonderer Teil. Abschnitte 24, 26, 27, 29 bis 35 und §§ 344-377 des Entwurfs
Nr. 37. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 13.12.1926 zu den Abschnitten 6 und 7 des Allgemeinen Teils des Ersten Buches des Entwurfs
Nr. 38. Weitere Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 9.12.1926
Nr. 39. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 20.12.1926 zu den §§ 35-62, 336, 337, 349 und 350 des Entwurfs
Nr. 40. Anträge Preußens vom 17.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24 bis 35 (ohne 25 und 28) des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwurfs
Nr. 41. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 14.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24, 26, 27 und 29 bis 35 des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwurfs
Nr. 42. Anträge Bremens vom 14.12.1926 zum Entwurf
Nr. 43. Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 16.12.1926 zum vorläufigen Antrag der Reichsregierung Nr. 36 („Reichsantrag“)
Nr. 44. Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 17.12.1926
Nr. 45. Weitere Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 17.12.1926 zum Entwurf
Nr. 46. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 18.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 6 und 7 des Allgemeinen Teiles, den §§ 336, 337, 349 und 350 und dem Dritten Buche des Entwurfs
Nr. 47. Anträge und Bemerkungen Badens vom 18.12.1926
Nr. 48. Anträge und Bemerkungen Badens vom 18.12.1926 zum Entwurf
Nr. 49. Bemerkungen Württembergs vom 20.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24, 26, 27, 29 bis 35 des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwurfs
Nr. 50. Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 20.12.1926
Nr. 51. Weitere Bemerkungen Württembergs vom 20.12.1926
Nr. 52. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 21.12.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung vom 20.12.1926
Nr. 53. Weitere Anträge Hessens vom 13.1.1927 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung
Nr. 54. Anträge Hessens vom 13.1.1927 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24, 26, 27, 29 bis 35 des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwurfs
Nr. 55. Anträge Thüringens vom 5.2.1927 für die 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 56. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 10.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 57. Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 18.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 58. Anträge Mecklenburg-Schwerins vom 19.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 59. Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 21.3.1927 zur 2. Lesung
Nr. 60. Weitere Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 22.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 61. Weitere Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 22.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 62. Anträge und Bemerkungen Badens vom 22.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 63. Weitere Anträge und Bemerkungen Badens vom 22.3.1927 zu den weiteren Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 64. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 23.3.1927
Nr. 65. Anträge und Bemerkungen Hessens vom 24.3.1927 zu dem Antrag Nr. 56 der Reichsregierung
Nr. 66. Anträge und Bemerkungen Bremens vom 24.3.1927
Nr. 67. Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 25.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 68. Anträge und Bemerkungen Württembergs vom 26.3.1927 zu den Anträgen der Reichsregierung Nr. 56 und Nr. 60 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 69. Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 28.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 70. Antrag Badens vom 29.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 71. Antrag Badens vom 30.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs
Nr. 72. Erklärung Hamburgs zu der Beratung im Plenum des Reichsrats zum Entwurf
Nr. 73. Anträge Preußens zu der Beratung im Plenum des Reichsrats zum Entwurf
Beschlüsse der Reichsratsausschüsse in 1. Lesung
I. §§ 1-34 (13.10.1926)
II. §§ 67-84 (13.10.1926)
III. §§ 85-284 (30.11.1926)
IV. §§ 285-377 b (28.12.1926)
V. §§ 35-66 (28.12.1926)
VI. §§ 11, 88, 97, 101, 115, 120, 127, 271, 277 a (nachträglich geänderte Paragraphen)
Konkordanz der Paragraphen der Reichsratsvorlage (1924/25), des Entwurfs nach den Beschlüssen 1. Lesung (1926) sowie der Reichstagsvorlage (1927) und Register zur Erschließung der Anträge und Verhandlungen

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Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozeß rechts

Herausgegeben von

Werner Schubert, Jürgen Regge Peter Rieß und Werner Schmid

w DE

_G_ 1998 Walter de Gruyter • Berlin • New York

I. Abteilung Weimarer Republik (1918-1932) Band 2 Beratungen des Entwurfs eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs von 1924/25 im Reichsrat (1926/27) Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von

Werner Schubert und Jürgen Regge

w DE

_G_ 1998 Walter de Gruyter • Berlin • New York

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts / hrsg. von Werner Schubert ... - Berlin ; New York : de Gruyter Abt. 1. Weimarer Republik : (1918-1932) Bd. 2. Beratungen des Entwurfs eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs von 1924/25 im Reichsrat (1926/ 27) / hrsg. und mit einer Einl. vers. von Werner Schubert und Jürgen Regge. - 1998 ISBN 3-11-015601-6

© Copyright 1998 by Walter de Gruyter GmbH & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druckvortage: Volker Buslau, Berlin Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer GmbH, Berlin

Inhalt Einführung (Werner Schubert)

IX

Beratungen des Entwurfs in den Reichsratsausschüssen III, V und VII

1

I. Niederschrift über die Beratungen vom 8. bis 11.10.1926 (1. Lesung, Allg. Teil) II. Niederschrift über die Beratungen vom 15. bis 19.11.1926 (1. Lesung, Besonderer Teil, I. Hälfte) III. Niederschrift über die Beratungen vom 20. bis 22.12.1926 (1. Lesung, Besonderer Teil, II. Hälfte) IV. Niederschrift über die Besprechung mit den Leitern der Landesjustizverwaltungen über politisch bedeutsame Fragen des Entwurfs eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs am 4.3.1927 V. Niederschrift über die Beratungen vom 28. bis 30.3. und 5.4.1927 (2. Lesung) Anhang: 1. Aufzeichnung über die bei der 3. Lesung zum 30.3.1937 zurückgestellten Punkte 2. Bericht vom 30.3.1927 von Dürr (Bayern) an das Bayr. S taatsministerium der Justiz 3. Bericht vom 31.3.1927 von Dürr (Bayern) an das Bayr. Staatsministerium der Justiz

103

Plenarberatungen im Reichsrat im April 1 9 2 7

107

1. Niederschrift vom 5.4.1927 2. Niederschrift vom 13.4.1927

107 113

Zusammenstellungen der Anträge des Reichs und der Länder zu dem Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs (Nr. 174 der Drucksachen von 1924)

117

Zusammenstellung Nr. I vom 20.9.1926 I. Buch. Verbrechen und Vergehen. Allgemeiner Teil (§ § 1-34) Zusammenstellung Nr. II vom 16.12.1926 I. Buch. Allgemeiner Teil (§§ 35-62)... Zusammenstellung Nr. III vom 21.9.1926 I. Buch. Allgemeiner Teil ( S S 63-84)... Zusammenstellung Nr. IV vom 6.11.1926 Besonderer Teil (§§ 85-186) Zusammenstellung Nr. V vom 10.11.1926 Besonderer Teil ( S S 187-283) Zusammenstellung Nr. VI vom 3.12.1926 Besonderer Teil ( S S 285-377) Zusammenstellung Nr. VII vom 15.12.1926 III. Buch. Gemeinschädliches Verhalten (SS 378 - 384)

1 18 49 66 79 99 102

117 136 154 165 203 235 269

Einzelanträge des Reiches und der Länder (Nr. 1-73)

275

Nr. 1.

275

Anträge der Reichsregierung vom 23.7.1925 (Begründung)

V

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

Nr. 18. Nr. 19.

Nr. 20. Nr. 21. Nr. 22.

Nr. 23. Nr. 24.

Nr. 25. Nr. 26. Nr. 27. Nr. 28.

Nr. 29.

Nr. 30.

Nr. 31. Nr. 32. Nr. 33. Nr. 34.

Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 6.1.1926 Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 18.1.1926 Anträge und Bemerkungen Badens vom 2.2.1926 Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 19.2.1926 (Begründung) Anträge und Bemerkungen Lübecks vom 2 6 . 2 . 1 9 2 6 Weiterer Antrag Badens vom 15.3.1926 Anträge und Bemerkungen Anhalts vom 19.3.1926 Anträge und Bemerkungen Thüringens vom 2 2 . 4 . 1 9 2 6 Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 1.5.1926 (Begründung) Anträge und Bemerkungen Preußens vom 1.6.1926 (Begründung) Anträge und Bemerkungen Bremens vom 4 . 6 . 1 9 2 6 Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 2 3 . 6 . 1 9 2 6 Anträge Württembergs vom 7.7.1926 Weitere Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 8.7.1926 Anträge und Bemerkungen Braunschweigs vom 2 8 . 7 . 1 9 2 6 Weitere Anträge Bayerns vom 2 5 . 8 . 1 9 2 6 (in der Zusammenstellung enthalten) Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 3 1 . 8 . 1 9 2 6 zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 (Begründung) Anträge Preußens vom 3 1 . 8 . 1 9 2 6 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 (Begründung) Anträge Hessens vom 23. 9. 1926 Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 2 . 1 0 . 1 9 2 6 Anträge Badens zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 des Entwurfs Anträge Sachsens vom 8.10.1926 Ergänzung der Anträge Badens vom 6.10.1926 am 8.10.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zum Allgemeinen Teil, Abschnitte 1 bis 5, 8 bis 10 des Entwurfs Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 4 . 1 1 . 1 9 2 6 (§§ 11, 87-186 a; nur Begründung) Weitere Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 5 . 1 1 . 1 9 2 6 Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 10.11.1926 Besonderer Teil. Abschnitte 14 bis 23, 25, 28 (Begründung) Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 9 . 1 1 . 1 9 2 6 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 14 bis 23, 25 und 28 des Besonderen Teils Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 9 . 1 1 . 1 9 2 6 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 1 bis 13 des Besonderen Teils Bemerkungen Württembergs vom 12.11.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung zum Besonderen Teil, Abschnitte 1 bis 13 des Entwurfs Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 13.11.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung Nr. 25 und Nr. 2 7 zum Entwurf Anträge und Bemerkungen Badens vom 12.11.1926 Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 13.11.1926 Anträge und Bemerkungen Preußens vom 15.11.1926 zu den Anträgen Nr. 25 und Nr. 26 der Reichsregierung zum Entwurf.

VI

276 276 276 276 305 305 305 305 305 321 347 347 347 347 347 347 347

364 367 367

370 372

373 374 388 394

407

409

411 416 418 425 434

Nr. 35. Bemerkungen Württembergs vom 16.11.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung zum Entwurf Nr. 36. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 13.12.1926 Besonderer Teil. Abschnitte 24, 26, 27, 29 bis 35 und SS 344-377 des Entwurfs Nr. 37. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 13.12.1926 zu den Abschnitten 6 und 7 des Allgemeinen Teils des Ersten Buches des Entwurfs Nr. 38. Weitere Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 9.12.1926 Nr. 39. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 20.12.1926 zu den SS 35-62, 336, 337, 349 und 350 des Entwurfs Nr. 40. Anträge Preußens vom 17.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24 bis 35 (ohne 25 und 28) des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwurfs Nr. 41. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 14.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24, 26, 27 und 29 bis 35 des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwürfe Nr. 42. Anträge Bremens vom 14.12.1926 zum Entwurf Nr. 43. Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 16.12.1926 zum vorläufigen Antrag der Reichsregierung Nr. 36 („Reichsantrag") Nr. 44. Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 17.12.1926 Nr. 45. Weitere Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 17.12.1926 zum Entwurf Nr. 46. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 18.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 6 und 7 des Allgemeinen Teiles, den S S 336, 337, 349 und 350 und dem Dritten Buche des Entwurfs Nr. 47. Anträge und Bemerkungen Badens vom 18.12.1926 Nr. 48. Anträge und Bemerkungen Badens vom 18.12.1926 zum Entwurf Nr. 49. Bemerkungen Württembergs vom 20.12.1926 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24, 26, 27, 29 bis 35 des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwürfe Nr. 50. Weitere Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 20.12.1926 Nr. 51. Weitere Bemerkungen Württembergs vom 20.12.1926 Nr. 52. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 21.12.1926 zu den Anträgen der Reichsregierung vom 20.12.1926 Nr. 53. Weitere Anträge Hessens vom 13.1.1927 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung Nr. 54. Anträge Hessens vom 13.1.1927 zu den Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zu den Abschnitten 24, 26, 27, 29 bis 35 des Besonderen Teiles des Ersten Buches und zum Zweiten Buche des Entwurfs Nr. 55. Anträge Thüringens vom 5.2.1927 für die 2. Lesung des Entwürfe Nr. 56. Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 10.3.1927 zur 2. Lesung des Entwurfs Nr. 57. Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 18.3.1927 zur 2. Lesung des Entwürfe

VII

439 444 463 473 475

485

487 488 490 491 496

498 499 501

504 506 512 515 517

519 521 521 537

Nr. 58. Anträge Mecklenburg-Schwerins vom 19.3.1927 zur 2. Lesung des Entwürfe Nr. 59. Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 2 1 . 3 . 1 9 2 7 zur 2. Lesung Nr. 60. Weitere Anträge und Bemerkungen der Reichsregierung vom 22.3.1927 zur 2. Lesung des Entwürfe Nr. 61. Weitere Anträge und Bemerkungen Oldenburgs vom 2 2 . 3 . 1 9 2 7 zur 2. Lesung des Entwürfe Nr. 62. Anträge und Bemerkungen Badens vom 2 2 . 3 . 1 9 2 7 zur 2. Lesung des Entwürfe Nr. 63. Weitere Anträge und Bemerkungen Badens vom 2 2 . 3 . 1 9 2 7 zu den weiteren Anträgen und Bemerkungen der Reichsregierung zur 2. Lesung des Entwurfs Nr. 64. Anträge und Bemerkungen Preußens vom 2 3 . 3 . 1 9 2 7 Nr. 65. Anträge und Bemerkungen Hessens vom 2 4 . 3 . 1 9 2 7 zu dem Antrag Nr. 5 6 der Reichsregierung Nr. 66. Anträge und Bemerkungen Bremens vom 2 4 . 3 . 1 9 2 7 Nr. 67. Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 2 5 . 3 . 1 9 2 7 zur 2. Lesung des Entwurfs Nr. 68. Anträge und Bemerkungen Württembergs vom 2 6 . 3 . 1 9 2 7 zu den Anträgen der Reichsregierung Nr. 56 und Nr. 6 0 zur 2. Lesung des Entwurfs Nr. 69. Anträge und Bemerkungen Sachsens vom 2 8 . 3 . 1 9 2 7 zur 2. Lesung des Entwurfs Nr. 70. Antrag Badens vom 2 9 . 3 . 1 9 2 7 zur 2. Lesung des Entwurfs Nr. 71. Antrag Badens vom 3 0 . 3 . 1 9 2 7 zur 2. Lesung des Entwurfs Nr. 72. Erklärung Hamburgs zu der Beratung im Plenum des Reichsrats zum Entwurf Nr. 73. Anträge Preußens zu der Beratung im Plenum des Reichsrats zum Entwurf

539 540 549 555 557

566 567 572 576 577

583 587 587 587 588 588

Beschlüsse der Reichsratsausschüsse in 1. Lesung

591

I. II. III. IV. V. VI.

591 597 601 638 655

SS 1-34 (13.10.1926) SS 67-84 (13.10.1926) S S 85-284 (30.11.1926) S S 2 8 5 - 3 7 7 b (28.12.1926) SS 35-66 (28.12.1926) S S 11, 88, 97, 101, 1 1 5 , 1 2 0 , 127, 2 7 1 , 2 7 7 a (nachträglich geänderte Paragraphen)

Konkordanz der Paragraphen der Reichsratsvorlage (1924/25), des Entwurfs nach den Beschlüssen 1. Lesung (1926) sowie der Reichstagsvorlage (1927) und Register zur Erschließung der Anträge und Verhandlungen (Jürgen Regge)

VIII

661

665

Einführung Der vorliegende Band zu den Verhandlungen des Reichsrats und seiner Ausschüsse über den Entwurf zu einem Strafgesetzbuch von 1924/25 1 enthält zunächst die Niederschriften des Reichsjustizministeriums über die Beratungen vom Oktober 1926 bis zum 5 . 4 . 1 9 2 7 2 sowie die nicht sehr aussagekräftigen Protokolle über die Verhandlungen im Reichsratsplenum am 5. und 13.4.1927. 3 Die „Niederschriften" sind nur in einer mit vielen Abkürzungen versehenen Manuskriptfassung in den Akten des Reichsjustizministeriums erhalten. Es ließ sich nicht feststellen, ob eine Reinschrift angefertigt und weiteren Stellen übermittelt worden ist. Daneben existieren noch kurze Verhandlungsberichte für den Hamburger Justizsenator, 4 die jedoch gegenüber den erheblich ausführlicheren Niederschriften des Reichsjustizministeriums keine neuen Gesichtspunkte enthalten. Sie sind deshalb nicht in die Edition aufgenommen worden. Bedauerlich ist, daß die sicher ausführlichen Berichte der bayerischen Reichsratsvertreter bisher nur zum Teil auffindbar waren. 5 Grundlage der Beratungen war der Entwurf von 1924, wie er sich aus den neuen Anträgen der Reichsregierung von 1926 é ergab. Insgesamt lagen dem Ausschuß 71 Anträge vor. Die Anträge 1-20 sowie der Antrag Nr. 25 sind in den vom Reichsjustizministerium angefertigten „Zusammenstellungen"7 der Anträge des Reichs und der Länder zu dem Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs enthalten; diese „Zusammenstellungen" werden in der vorliegenden Edition vollständig wiedergegeben. Abgedruckt werden ferner die Begründungen zu den Anträgen der Länder Preußen und Sachsen, deren Vertreter die Berichterstattung übernommen hatten, und ferner noch die Antragsbegründungen Bayerns, das zusammen mit Preußen und Sachsen an den Vorbesprechungen im Reichsjustizministerium beteiligt war. Die Antragsbegründungen der anderen Länder konnten aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden. 8 Die weiteren weniger umfangreichen Anträge von Nr. 2 1 an sind dagegen vollständig mit Begründung wiedergegeben. Die Edition wird abgeschlossen mit der Entwurfsfassung nach den Beschlüssen in erster Lesung, die Grundlage der Beratungen zweiter Lesung9 waren. Die Fassung zweiter Lesung stimmt nahezu vollständig mit der vom Reichsratsplenum verabschiedeten Fassung überein. Diese bildet die Reichstagsvorlage vom 13.5.1927 und ist in Bd. 1 der vorliegenden Abteilung der Edition enthalten. Die Edition wird abgeschlossen mit einer Paragraphenkonkordanz zwischen der Reichsrats- und der Reichstagsvorlage, 1

2 3

4 5 6 7 8 9

In Band I 1 enthalten. Von einem Entwurf 1925 kann man auch sprechen, da dieser erst in diesem Jahr zusammen mit der amtlichen Begründung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. BA Abt. Lichterfelde, Reichsjustizministerium, Nr. 5 8 1 3 f. Diese aus der Druckausgabe: „Niederschriften über die Vollsitzungen des Reichsrats" Jahrgang 1927, Berlin 1927. StA Hamburg Cl. I lit. T und I D b vol. 2. Die einschlägigen Akten dürften im letzten Weltkrieg verloren gegangen sein. Diese befinden sich unter den sogleich genannten 71 Anträgen. Es handelt sich um VII Zusammenstellungen. Teilweise sind die Begründungen in den späteren Anträgen wiederholt Es gibt noch eine Druckfassung des Entwurfs nach der 2. Lesung der Reichsratsausschüsse (als Manuskript gedruckt; 46 Bestimmungen; u.a. in der Bibliothek des Juristischen Seminars der Universität Kiel).

IX

so daß durch einen Vergleich der beiden Fassungen die vom Reichsrat beschlossenen Änderungen leicht festzustellen sind. Die Verhandlungen und Anträge werden durch ein Register auf der Basis der Bestimmungen der Reichsratsvorlage erschlossen. Die Einleitung geht auf den Verfahrensgang im Reichsrat und seinen Ausschüssen sowie auf die wichtigsten Änderungen des Entwurfs ein. Es sei darauf hingewiesen, daß in den Ländern, die in den Ausschußberatungen des Reichsrats vertreten waren, unter Einbeziehung der Justizbehörden ein umfangreicher Willensbildungsprozeß über den Entwurf stattgefunden hat, dessen umfangreiche Materialien etwa für Preußen und Hamburg eigene Monographien rechtfertigen würden. Das Justizressort wurde 1926/27 betreut: in Anhalt von in Baden von in Bayern von in Braunschweig von in Bremen (Justizdeputation) von

in Hamburg von in Hessen von in Lübeck von in Mecklenburg-Schwerin von in Oldenburg von in Preußen von in Sachsen in Thüringen in Württemberg

Kurt Müller (geb. 1876; parteilos) Gustav Trunk (1871-1936; Zentrum), Franz Gürtner (1881-1941; DNVP; später Reichsjustizminister), Gerhard Marquordt (parteilos; zugleich Vorsitzender des Staatsministeriums), Martin Donatus Ferd. Donandt (1852-1937; Senator bis 1933); Heinrich Friedrich Stöxen (18721939; SPD; Senator von 1919-1929); Carl G.A. Hobelmann (1867-1942; DVP; Senator und Justizkomm. von 1920-1928) Arnold Nöldeke (1865-1945; DDP), Otto Rudolf von Tremezzo (1865-1927; Zentrum), Senator Dr. Julius Vermehren, Richard Moeller (geb. 1890; DDP), Eugen v. Finckh (1860-1930; unabhängig; zugleich Ministerpräsident), Hugo am Zehnhoff (1855-1930; Justizminister bis 5.3.1927; Z; anschließend Hermann Schmidt, Z) Wilhelm Bünger (1870-1937; DVP), Richard Leutheußer (1865-1945; DVP; zugleich Ministerpräsident), Josef Beyerle (1881-1963, Z)

Zu den rechtlichen Grundlagen der Beratungen im Reichsrat und seinen Ausschüssen Nach Art. 60 der Reichsverfassung (RV) von 1919 wurde zur Vertretung der Länder bei der Gesetzgebung und der Verwaltung des Reichs ein Reichsrat gebildet.10 Jedes Land hatte mindestens eine Stimme; bei größeren Ländern entfiel auf 700 000 Einwohner eine Stimme, wobei ein Land durch nicht mehr als zwei Fünftel aller Stimmen vertreten sein durfte, eine Klausel, die sich gegen Preußen richtete. Die seit 1926 maßgebende Stimmenzahl war durch den Reichsrat nach der Volkszählung von 1925 neu festgelegt worden.11 Danach verteilten sich die Stimmen nach der Reihenfolge der Einwohnerzahl der Länder wie folgt: 10

11

Zum folgenden G. Anschätz/R. Thoma, Handbuch des Deutschen Staatsrats, Bd. 1, 1930, S. 545 ff. (C. Bilfinger; ab S. 5 6 7 ff. von Carl Heyland über die Rechtsstellung der Reichsratsmitglieder). Hierzu und zum folgenden F. Poetzsch-Heffter (Ministerialdirektor in Berlin), in: Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart, Bd. 17 (1929), S. 108 ff.; die folgende Zusammenstellung S.

X

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

Preußen Bayern Sachsen Württemberg Baden Thüringen Hessen Hamburg Mecklenburg-Schwerin Oldenburg Braunschweig Anhalt Bremen Lippe Lübeck Mecklenburg-Strelitz Waldeck Schaumburg-Lippe

27 11 7 4 3 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Stimmen Stimmen Stimmen Stimmen Stimmen Stimmen Stimmen Stimmen Stimme Stimme Stimme Stimme Stimme Stimme Stimme Stimme Stimme Stimme

= insgesamt 68 Stimmen

Die Länder wurden nach Art. 63 RV durch Mitglieder ihrer Regierung oder, wie es die Regel war, durch Bevollmächtigte zum Reichsrat vertreten. Die Hälfte der preußischen Stimmen wurde jedoch von den Provinzialverwaltungen bestellt, und zwar entsprechend einem Gesetz vom 3.7.1921. 1 2 Die Bestellung erfolgte durch die jeweiligen Provinzialausschüsse für die 12 Provinzen und für die Stadt Berlin durch deren Magistrat. Die 27. Stimme Preußens führte das preußische Staatsministerium. Den Vorsitz im Reichsratsplenum und auch in den Ausschüssen hatte ein Mitglied der Reichsregierung. Die Sitzungen des Plenums waren öffentlich. Bei der Abstimmung entschied die einfache Mehrheit. Die Vorlagen zu Reichsgesetzen wurden zunächst im Reichsrat eingebracht, da nach Art. 69 RV die Einbringung von Gesetzentwürfen im Reichstag der Zustimmung des Reichsrats bedurfte. Kam eine Übereinstimmung zwischen der Reichsregierung und dem Reichsrat nicht zustande, so konnte die Reichsregierung die Vorlage gleichwohl im Reichstag einbringen, hatte aber hierbei die abweichende Auffassung des Reichsrats darzulegen (Art. 69 Abs. 1 S. 2). Gegen vom Reichstag beschlossene Gesetze konnte der Reichsrat Einspruch einlegen (Art. 74 Abs. 1 RV). Wurde dieser mit Zweidrittelmehrheit durch den Reichstag zurückgewiesen, so galt das Gesetz als zustande gekommen. Im übrigen richteten sich die Tagungen des Reichsrats nach der Geschäftsordnung für den Reichsrat vom 20.11.1919. 1 3 Wichtig war § 24 Abs. 3 GeschO, wonach die Berichterstattung grundsätzlich mündlich erfolgte: „Sie soll knapp gehalten sein. Bei der Berichterstattung über Ausschußberatungen genügt in der Regel die Wiedergabe der Ausschußanträge mit einer kurz zusammenfassenden Darstellung der Gründe" (§ 24 Abs. 3 S. 2 u. 3 GeschO).

12

13

109. - Die Neufestsetzung der Stimmenzahl erfolgte durch Beschluß des Reichsrats vom 2 5 . 2 . 1 9 2 6 (§ 1 3 7 der Niederschrift der 12. Sitzung 1926). Preuß. G.S. 1921, S. 3 7 9 f. Es handelt sich um die Provinzen Brandenburg, Pommern, Ostpreußen, Grenzmark Posen-Westpreußen, Niederschlesien, Oberschlesion, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen-Nassau und die Rheinprovinz sowie die Stadt Berlin. Wiedergegeben bei Carl Sartorius: Sammlung von Reichsgesetzen staats- und verwaltungsrechtlichen Inhalts, 8. Aufl. 1928, S. 803 ff. (Nr. 96). Veröffentlicht im Zentralblatt für das Deutsche Reich 1921, S. 9 7 5 ff. (hier auch der Anhang zu § 31). Die nächste größere Änderung erfolgte 1 9 2 8 (Reichsministerialblatt 1928, S. 3 0 3 ff.).

XI

Nach § 31 GeschO verfügte der Reichsrat über 11 Ausschüsse, von denen die Ausschüsse III (innere Verwaltung), V (Haushalts- und Rechnungswesen) und VII (Rechtspflege) den StGB-Entwurf gemeinsam berieten. Jeder Ausschuß hatte neun Mitglieder.14 Die Ausschüsse hatten nach § 33 die Aufgabe, „die ihnen überwiesenen Vorlagen und sonstige Gegenstände für die Beschlußfassung in der Vollsitzung vorzubereiten, sie einer Vorberatung zu unterziehen und hierüber unter Stellung entsprechender Anträge an die Vollsitzung zu berichten". War ein Gegenstand zugleich mehreren Ausschüssen überwiesen, so hatten die Ausschüsse ihn in gemeinschaftlicher Beratung und Abstimmung zu erledigen (§ 33). Die Sitzungen der Ausschüsse waren nicht öffentlich; den Vorsitz führte in der Regel ein Ministerialdirektor des einschlägigen Reichsministeriums. Bei der Abstimmung in den Ausschüssen entschied die einfache Mehrheit der Abstimmenden (Ablehnung bei Stimmenmehrheit). Waren mehrere Ausschüsse zu gemeinsamer Beratung und Abstimmung versammelt, so führte jedes Land so viele Stimmen, wie ihm in den beteiligten Ausschüssen zusammen zustanden und durch persönlich bei der Abstimmung anwesende Bevollmächtigte vertreten waren (§ 37 Abs. 2 S. 2). Für jeden in einem Ausschuß vertretenen Gegenstand war ein Berichterstatter zu bestellen (§38 S. 1), und zwar durch das Plenum des Reichsrats. Amtliche Protokolle über die Verhandlungen wurden in den Ausschüssen nicht geführt. Die hier wiedergegebenen „Niederschriften" stellen lediglich eine (interne) Arbeitgrundlage für das Reichsjustizministerium dar. Wie ihnen zu entnehmen ist, waren in den Beratungen der drei Ausschüsse einige Länder nicht oder nicht voll vertreten, da die Zahl der stimmberechtigten Anwesenden regelmäßig unter zwanzig lag.

Zw den Beratungen in den Ausschüssen Der am 17.12.1924 im Reichsrat eingebrachte Entwurf zu einem Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch wurde zwar alsbald den Ausschüssen III, V und VII überwiesen,15 jedoch erst knapp zwei Jahre später von Oktober 1926 an dort beraten. Diese von der Reichsregierung bedauerte Verzögerung beruhte einmal darauf, daß die amtliche Begründung zum Entwurf erst Mitte 1925 an die Länder verteilt werden konnte. Zum anderen gingen die Anträge Preußens erst am 1.6.1926 dem Reichsjustizministerium zu, so daß vorher an eine Ausschußberatung nicht zu denken war. Am 14.6.1926 fand dann auch gleich in den Ausschüssen eine Beratung über die geschäftliche Behandlung des Entwurfs unter dem Vorsitz von Bumke, damals Ministerialdirektor im Reichsjustizministerium, statt.16 Bumke kündigte an, daß das Reichsjustizministerium unter Zuziehung der beiden Berichterstatter Schäfer und Mannsfeld aufgrund der eingegangenen Anträge und eventuell auch der Anregungen der Wissenschaft den „Kompromißantrag" entwerfen wolle, der den Ländern rechtzeitig mitgeteilt und die Beratungen in den Ausschüssen erleichtern und beschleunigen sollte. Die Länder waren hiermit einverstanden - Bayern hatte man wohl vertraulich die Beteiligung an den Vorberatungen zugesichert - ; lediglich Baden wünschte, ebenfalls an den Vorberatungen beteiligt zu werden. Dies wurde 14

15

16

Es gehörten an dem Ausschuß für Rechtspflege: Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Thüringen, Hessen, Oldenburg und Lübeck; dem III. Ausschuß für innere Verwaltung: Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Oldenburg und Braunschweig; dem V. Ausschuß für Haushalts- und Rechnungswesen: Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Thüringen, Hessen, Hamburg und Braunschweig (Anhang zu § 31 GeschO). Zum Berichterstatter wurde Mannsfeld bestimmt ( 2 7 . 1 1 . 1 9 2 4 ; S. 4 7 9 der Niederschriften über die Vollsitzungen des Reichsrats, 1924). Später ist noch Ernst Schäfer (preuß. Justizministerium) hinzugekommen. Zum folgenden BA Abt. Lichterfelde, Reichsjustizministerium, Nr. 5 8 1 4 , Bl. 7 7 ff.

XII

jedoch abgelehnt, da es sich hierbei nicht um eine Beratung des Entwurfs, sondern nur um neue Vorschläge der Reichsregierung selbst handelte. Die von den Ländern gestellten Anträge sollten daneben bestehenbleiben, soweit sie nicht etwa im weiteren Verlauf von den Ländern selbst zurückgezogen würden. Die vertraulichen Beratungen begannen im Juni 1926 und wurden im Oktober und November 1926 fortgesetzt. Außer den Sachbearbeitern des Reichsjustizministeriums nahmen an ihnen teil Ernst Schäfer und Mannsfeld als Berichterstatter, Reichsanwalt Ebermayer als Kommissar der Reichsregierung, Kadeöka als Vertreter des österreichischen Justizministeriums sowie Ehard vom bayerischen Justizministerium. 17 Das Beratungsergebnis wurde als Antrag der Reichsregierung in die Ausschußberatungen eingebracht. 18 Die erste Beratung des Entwurfs in den Ausschüssen fand jeweils mehrere Tage im Oktober, November und Dezember 1926 statt. Grundlage der Beratungen waren der Entwurf von 1924, die Anträge der Reichsregierung sowie die zahlreichen Anträge der Länder, die teilweise in den „Zusammenstellungen" der Reichsregierung systematisch geordnet waren. An den Beratungen nahm aus Österreich regelmäßig Kadeöka teil. Eine Besprechung des Reichsjustizministers Hergt19 zur Vorbereitung der 2. Lesung mit den Leitern der Landesjustizverwaltung fand am 4.3.1927 statt, über die ebenfalls eine „Niederschrift" existiert. Die zweite Lesung fand vom 28.-30.3. und am 5.4.1927 (vor der Plenarsitzung) statt. Die Beratungen führten zu teilweise tiefgreifenden Änderungen im Allgemeinen Teil, die insbesondere von Preußen durchgesetzt worden waren. Wie Bumke seinem ehemaligen Minister Radbruch im Mai 1927 mitteilte, 20 hatte das Ministerium in vielen Fragen einer festen Front der Länder gegenübergestanden: „Daß wir den Kampf gegen diese Verschlechterung, die auch nach meiner Auffassung an dem Lebensnerv des Entwurfs rührt, bis ins Plenum getragen haben, hat uns nichts genützt." Preußen habe sogar in erster Reihe die ganzen Vorschriften über die sichernden Maßnahmen überhaupt aus dem Strafgesetzbuch beseitigt wissen wollen. Auf den preußischen Anträgen beruhe weiter, „um nur einiges aus dem Allgemeinen Teil herauszugreifen, daß die bedingte Strafaussetzung auf Strafen von nicht mehr als 6 Monaten beschränkt, daß das Recht der freien Strafmilderung in besonders leichten Fällen beseitigt und die Befugnis des Gerichts, Freiheitsstrafen durch Geldstrafen zu ersetzen, nur noch für Freiheitsstrafen bis zu drei Monaten gewährt ist. Welchen Standpunkt Preußen - zum Glück ohne Erfolg - in der Frage der Einschließung eingenommen hat, ist Ihnen bekannt." Für Ernst Schäfer, dem verantwortlichen Sachbearbeiter im preußischen Justizministerium, waren für die Neuerungen des Entwurfs von 1924 im Vergleich zum geltenden Recht vier „große Gesichtspunkte" von Interesse: 21 „1. die Abkehr von der Aburteilung der Tat als solcher und die stärkere Berücksichtigung der Persönlichkeit des Täters, 2. die Erweiterung der Freiheit des richterlichen Ermessens, 3. die stärkere Sicherung der Gesellschaft vor dem Gewohnheitsverbrechertum, 4. daß neben den Strafen zur Bekämpfung des Verbrechertums Maßnahmen der Besserung und Sicherung eingeführt würden." In allen vier Punkten hat Preußen erhebliche Abschwächungen durchgesetzt, während mehr auf der Seite des Entwurfs Hamburg und mit Einschränkungen auch 17 18 19 20

21

Die Kurzbiographien (außer für Ehard) finden sich in Band I, S. XXIV f. Anträge Nr. 18, 25, 36, 40, 52. Über Hergt vgl. R. Kuhn, Deutsche Justizminister 1877-1977, 1977, S. 73. Das folgende aus dem Schreiben von Bumke (BA Abt. Lichterfelde, Reichsjustizministerium, Nr. 5819, Bd. 276 ff.; teilweise auch in Bd. I 1, S. XIX f.). Zitiert nach der Drucksache Nr. 6150 des preußischen Landtags, in: Sammlung der Drucksachen des Preußischen Landtags. 2. Wahlperiode, 1. Tagung vom 5.1.1925 an, Bd. 12, Berlin 1928, S. 6802 ff., Zitat S. 6883

XIII

Sachsen gestanden hatten. Die von Schäfer vertretene Linie fand bei den Parteien des preußischen Landtags durchweg Zustimmung, wobei allerdings die SPD zumindest teilweise gegen die Todesstrafe und für die Einführung einer Einheitsstrafe votierte. Dies ergibt sich aus dem Bericht des Ausschusses des preußischen Landtags für Rechtswesen vom 16.3.1927, der über einen Antrag zu beraten hatte, durch den das Staatsministeriums aufgefordert werden sollte, über den Standpunkt Auskunft zu geben, den das Staatsministerium im Reichsrat bei den grundlegenden Fragen eingenommen hatte. 22 In den Ausschußberatungen wurden u.a. von den Parteivertretern gerügt das weit ausgedehnte Ermessen des Strafrichters, die zu geringen Voraussetzungen für den Rückfall, die Unbestimmtheit des Begriffs des besonders leichten oder schweren Falles, die Ausdehnung des Mordtatbestandes sowie die Beibehaltung der Zweikampftatbestände und der Einschließung. Als mißlich wurde es bezeichnet, daß die Entwürfe zum Strafvollzugsgesetz und zum Einführungsgesetz mit den strafprozessualen Änderungen noch nicht bekannt waren. Die Fragen, die in den Verhandlungen der Reichstagsausschüsse besonders kontrovers waren, 23 spielten im Reichsrat meist eine nur untergeordnete Rolle. Für die Abschaffung der Todesstrafe votierten nur Hamburg, Hessen, Lübeck und Mecklenburg. Für die Straflosigkeit der Abtreibung aus sozialer Indikation traten nur Hamburg und Sachsen ein. Ein geringes Echo fand auch der Antrag von Hamburg, die einfache Homosexualität nicht mehr zu bestrafen (für den Antrag nur noch Anhalt und Lübeck). Mit dem Antrag, die Strafbarkeit des Ehebruchs zu beseitigen, blieb Hamburg ebenfalls allein. Dagegen waren im Reichsrat folgende Fragen teilweise sehr umstritten: 24 Abschaffung oder Beibehaltung der Einschließung (§ 71 RRVorl.; für den preußischen Streichungsantrag Hamburg, Mecklenburg, Baden und Württemberg), Unterbringung in einer Heil- oder Pflegeanstalt (§ 56 RRVorl.; auf Antrag Preußens sollte diese vom Gericht nicht angeordnet, sondern nur für zulässig erklärt werden), Beibehaltung des § 87 u. Erweiterung des Tatbestandes des § 86 RRVorl. durch „Anreizen" zum Hochverrat (letzteres nicht übernommen), Schaffung eines neuen Tatbestandes des Wahlverrufs (§ 105 a der Beschlüsse erster Lesung; § 107 RTVorl.), erhebliche Einschränkung des Tatbestandes der Verletzung des Amtsgeheimnisses (§ 140 RTVorl.), Schaffung der neuen Tatbestände der Staatsverleumdung (§ 166 RTVorl.), Sprengen einer Versammlung (§ 173 RTVorl.), der Feme (§ 176 RTVorl.) sowie der eigenmächtigen Heilbehandlung (§ 281 RTVorl.), Abschaffung der Zweikampfdelikte (Ablehnung der preußischen Streichungsanträge, für die Hamburg eingetreten war) sowie Wiedereinführung der Strafdrohung gegen die Unzucht mit Tieren.

Die Verhandlungen in den Reichsratsausschüssen aus österreichischer Sicht An den Vorberatungen und den Beratungen der Reichsratsausschüsse nahm für Österreich Kadeöka teil. Nach einem für sein Ministerium bestimmten Bericht gestalteten sich die Vorverhandlungen „ziemlich schwierig", 25 „weil der preußische Vertreter von seinen Anträgen nur sehr schwer abzubringen war und das Reichsjustizministerium, da es den 22 23 24

25

Das folgende nach dem in Fn. 13 nachgewiesenen Bericht. Hierzu Bd. 1 3 , 1 , S. LI ff. Hierzu die Niederschrift über die Sitzung am 4 . 3 . 1 9 2 7 und der Schlußteil der Niederschrift vom 28.3.-5.4.1927. Die folgenden Zitate aus zwei Berichten von Kadeika von Anfang 1927 aus dem Österr. Staatsarchiv Wien, Justizministerium, Allg. Verwaltungsarchiv, Kart. Nr. 9 8 5 ; zur österr. Strafrechtsreform H. Loebenstein, in: H. Schambeck (Hrsg.), Parlamentarismus und öffentliches Recht, Bd. 2, 1993, S. 9 7 3 ff., bes. S. 9 8 4 f.

XIV

Entwurf gegen die preußischen Stimmen nicht durchzubringen fürchtet, fast alle diese Anträge unterstützte. Die preußischen Anträge richteten sich aber meist gerade gegen solche Bestimmungen des Entwurfs, in denen der österreichische Einfluß zu einer Änderung des bisherigen deutschen Rechtes geführt hatte." Schließlich sei es jedoch gelungen, „Kompromißlösungen zu finden, denen auch der preußische Vertreter - wenn auch zum Teil mit Vorbehalt der Genehmigung durch das preußische Justizministerium zustimmte und mit deren Annahme die Vorteile, die Osterreich durch die Rechtsangleichung erwachsen würden, noch nicht überzahlt schienen." Leider sei es jedoch nicht gelungen, alle die Kompromißlösungen auch in den Ausschüssen durchzubringen, da Preußen vielfach auf seine ursprünglichen Anträge zurückgekommen sei und meist Unterstützung bei den norddeutschen Staaten gefunden habe, mitunter (wie z.B. bei Ablehnung der gewinnsüchtigen Absicht als Merkmal des Diebstahls) sogar auch bei den süddeutschen Staaten. Seine Ausführungen seien „stets mit Aufmerksamkeit angehört" worden, „vermochten aber in mehreren wichtigen Fragen nicht, den Reichsratsausschuß von Beschlüssen abzuhalten, die den österreichischen Entscheidungen nicht entsprechen. Eine nachdrückliche Vertretung der österreichischen Wünsche war dadurch erschwert, daß bisher nur die österreichische Justizverwaltung, nicht aber die österreichische Regierung zu dem Entwurf Stellung genommen hat und über sein weiteres Schicksal in Osterreich noch keine Klarheit besteht. Es war aber bei dieser Lage der Dinge nicht möglich, kategorische Forderungen zu erheben. Man kann den Deutschen nicht zumuten, den Entwurf ganz nach den österreichischen Wünschen zu gestalten, ohne ihnen zugleich die Gewähr zu geben, daß ihn die österreichische Regierung dann auch wirklich einbringen wird." Nach Kadeika widersprachen den österreichischen Traditionen folgende Beschlüsse: die Abgrenzung des Mordes vom Todschlag durch das in der Literatur wiederholte und nachdrücklich angefochtene Kriterium der „Überlegung" (§§ 221, 222 RRVorl.), die Gleichstellung der Mißhandlung mit der Körperverletzung (§ 233 RRVorl.), die Eliminierung der Bereicherungsabsicht aus dem Diebstahlsbegriff (§ 296 RRVorl.) und die Ausschließung des bisherigen Strafnachlasses bei Geldstrafen. Als „fremdartig für den österreichischen Juristen" bezeichnete Kadeöka folgende Grundsätze (teilweise bereits in der Vorlage enthalten): -

-

die Beschränkung der Bestrafung des Versuchs auf Verbrechen und einzelne Vergehen (§ 23 RRVorl.), eine noch viel weitergehende Beschränkung der Bestrafung der versuchten Anstiftung (§ 182 RRVorl.), die allgemeine Bestrafung der Mitschuld an Sonderdelikten, auch wenn sie Personen zur Last fällt, die das Delikt als Täter nicht begehen können (§ 28 RRVorl.), den Satz, daß ein Rechtsirrtum des Täters Straflosigkeit oder doch Strafminderung schon bewirken soll, wenn er den Täter verhinderte, das „Ungesetzliche" seiner Tat einzusehen, während der Irrtumsregelung des geltenden Strafgesetzes der Gedanke zugrunde liegt, es genüge zur Bestrafung des Täters, daß er „das Unerlaubte", also z.B. auch nur das „Unmoralische" seiner Tat erkennen konnte (§ 19 b der Beschlüsse erster Lesung), die (beschränkte) Anerkennung des in der österreichischen Gesetzgebung bisher grundsätzlich nur als Entschuldigungsgrund behandelten Notstandes als Rechtfertigungsgrund (§ 22 RRVol.).

Auf der anderen Seite wies Kadeöka darauf hin, daß der Entwurf noch eine Reihe dem deutschen Recht bisher fremder österreichischer Rechtsgedanken von „erheblicher Bedeutung" enthalte, nämlich: - die Anerkennung des Weltrechtsprinzips (§ 6 Abs. 1 Ziff. 2 RRVol.), XV

-

die Sonderbehandlung des untauglichen Versuchs (§ 23 Abs. 3 RRVol.), die Aufgabe der extrem akzessorischen Gestaltung der Teilnahme (4. Abschnitt), die Gleichbehandlung der Ideal- und der Realkonkurrenz (8. Abschnitt), die allgemeine Zulassung der Strafmilderung bei mildernden Umständen und die Grundsätze über die Strafbemessung überhaupt (9. Abschnitt); - der Inhalt, zum Teil auch der Wortlaut vieler Bestimmungen des Besonderen Teils seien ganz oder zum Teil aus dem geltenden österreichischen Recht geschöpft, „so z.B. die Strafdrohungen gegen Wahlnötigung (§ 103), gegen die Verletzung des Amtsgeheimnisses (§ 133), gegen die Verletzung des Steuergeheimnisses (§ 135 a), gegen die falsche uneidliche Aussage (§ 175), gegen die gemeingefährliche Lebensgefährdung (§218 a; er entspricht in Verbindung mit dem Abs. 2 des § 206 ungefähr dem § 87 des österr. StGB), gegen das Verlassen eines Kindes (§ 283, die österr. Kindesweglegung), die Sonderbehandlung öffentlicher ehrenrühriger Mitteilungen aus dem Privat- oder Familienleben (§ 285 Abs. 4), die Strafdrohung gegen den Vorwurf einer strafbaren Handlung (§ 89), die verschärfte Bestrafung des während einer Bedrängnis des Bestohlenen verübten Diebstahls (§ 297 Abs. 4), die Erweiterung des Wuchertatbestandes (§ 307), die Strafdrohung gegen die Veruntreuung anvertrauten Gutes, auch wenn es formell Eigentum des Täters ist (§ 314 Abs. 2), die Strafdrohung gegen die fahrlässige Hehlerei (§ 318) u. a.". Als „wesentlichere technische Mängel" der Neufassung führte Kadeöka an: 1. die Beschränkung des Notwehrrechtes auf die Fälle, wo „der von der Verteidigung zu erwartende Schade nicht außer Verhältnis zu dem durch den Angriff drohenden Schaden steht" (§ 21 RRVorl.), so daß zum Schutz des Eigentums oder anderer Vermögensrechte eine Verletzung des Angreifers an Leib oder Leben kaum noch zulässig wäre, und zwar selbst dann, wenn es sich um verbrecherische Angriffe handele; „man müßte denn annehmen, der Tod des Diebes oder Räubers stehe zu dem dem Angegriffenen drohenden Verlust irgendwelcher, vielleicht sogar recht minderwertiger Gegenstände nicht außer Verhältnis"; 2. „der Verlust der Amtsfähigkeit, des Wahl- und Stimmrechtes, die Urteilsbekanntmachung und die Einziehung, die bisher unter die Maßnahmen der Besserung und Sicherung eingereiht waren, sind als Nebenstrafen und Nebenfolgen in einen besonderen Abschnitt verwiesen worden. Das hat zur Folge, daß man bei jeder einzelnen Maßnahme erstens nicht weiß, ob sie als Nebenstrafe oder als Nebenfolge zu gelten hat, und daß zweitens bezüglich der Nebenfolgen nicht feststeht, welche allgemeinen Regeln auf sie anzuwenden sind, da an den Stellen, wo für die Strafen und für die sichernden Maßnahmen verschiedene Grundsätze aufgestellt werden, von Nebenfolgen nicht immer gesprochen wird (z.B. §§ 2, 3)"; 3. „Unstimmigkeiten, die durch Zufallsmajoritäten bei den Beschlüssen der Ausschüsse entstanden sind. So sind z.B. im § 86 in dem Worte „auffordert" die Worte: „oder anreizt" hinzugefügt worden. An anderen Stellen ist die Ergänzung unterblieben (z.B. in den §§ 159, 160, 226). 4. „Höchst buntscheckig sind die Bestimmungen über die tätige Reue in den Fällen, wo schon bloße Vorbereitungshandlungen oder Handlungen mit Strafe bedroht sind, die bloß um der Absicht willen, in der sie geschehen, strafwürdig erscheinen. Bald genügt das Aufgeben der Tätigkeit und bei Beteiligung mehrerer das ernstliche Bemühen, die Ausführung zu verhindern (§ 87 Abs. 3, 184 Abs. 5), bald auch bei Beteiligung mehrerer der Rücktritt auch nur eines von ihnen (§ 247 Abs. 2), weiter hängt die Straflosigkeit von der Erstattung der Anzeige vor der Begehung (§ 63 Abs. 4), bald von der Erstattung der Anzeige oder dem Rücktritt von der Verbindung vor dem Versuch der Begehung (§§ 163 a Abs. 4, 183 Abs. 3) ab, bald muß die Ausführung des Verbre-

XVI

chens oder der Erfolg verhindert werden (§§ 175 a Abs. 3, 182 Abs. 3, §§ 183, 184 Abs. 6, 213), bald fehlen Bestimmungen über die tätige Reue ganz, obwohl sie am Platz wären (z.B. § 93 Abs. 1 u. 3, § 180 a, § 180 b - vgl. dagegen § 179 - , § 191, § 199)". 5. „Fehlerhaft ist auch die Bestimmung über die Weitergabe falschen oder verringerten Geldes (§ 196), nach deren Wortlaut das Ausgeben falschen Geldes immer milder bestraft werden müßte, wenn das ausgegebene Geld früher irgend einmal von irgend jemand als echt eingenommen worden ist (während doch nur milder bestraft werden soll, wer den Schaden, den er selbst oder eine ihm nahestehende Person erlitten hat, von sich oder ihr abhelfen will), sowie die Bestimmung über die eigenmächtige ärztliche Behandlung (§ 254 a), wo im 1. Absatz die Ausnahme fehlt, die im 2. Absatz ausdrücklich erwähnt ist, so daß der Arzt strafbar wäre, wenn er einem Selbstmörder gegen dessen Willen die aufgeschnittene Pulsader zusammennäht". Als „politische Belastung" erschienen Kadeöka u.a. folgende Regelungen: - ausdrückliche Erweiterung der Strafdrohungen des § 86 u. § 87 Abs. 2 (Anreizen), - Ausdehnung der Wahlschutzbestimmungen auf kirchliche Wahlen (§ 102 Abs. 2) und Aufnahme einer Strafdrohung gegen den sog. Wahlverruf (§ 105a), - Aufnahme einer Strafdrohung gegen die Dienstverweigerung von Polizeiorganen bei inneren Unruhen (§ 132 a), - Aufnahme einer dem § 300 des österr. StGB entsprechenden Strafdrohung gegen die Staatsverleumdung (§ 156 a), - Aufnahme einer ziemlich strengen Strafdrohung gegen das Sprengen von Versammlungen ( § 1 6 1 a), - Ausdehnung der Strafdrohung gegen Ansammeln, Bereithalten und Verteilen von Waffen usw. (Ordnerkeulen; § 165), - Ausdehnung der Strafdrohung zum Schutz der Religionsgesellschaften und ihres Glaubens auf ihre „Einrichtungen oder Gebräuche" (§ 167), - Verschärfung der Strafdrohung gegen den fahrlässigen falschen Eid (§ 171 Abs. 2), - Ausdehung der Strafdrohung gegen die Verhinderung lebenswichtiger Betriebe (§214), - ausdrückliche Strafloserklärung der medizinisch indizierten Schwangerschaftsunterbrechung (§ 228 a), - Wiederaufnahme der Strafdrohung gegen die Unzucht mit Tieren (§ 266 b), - indirekte Anerkennung der Reglementierung der Prostitution in § 273 Abs. 2, - Ausschluß des Wahrheitsbeweises bei öffentlicher Verbreitung von ehrenrührigen Tatsachen des Privat- oder Familienlebens, auch dann, wenn sie „aus einem anderen niedrigen Beweggrunde" geschieht (§ 285), - Verschärfung der Strafdrohung gegen die Verletzung des Fischereirechts (§ 329) und - Zulassung des Amtsverlustes schon bei Gefängnisstrafe von mindestens drei Monaten ( § 4 1 b) und seine Umwandlung aus einer sichernden Maßnahme in eine Nebenstrafe. Die meisten Änderungen gegenüber der Reichsratsvorlage wurden vom österreichischen Kabinett nicht beanstandet.26 Der im Nationalrat am 26.7.1927 eingebrachte Entwurf zu einem Strafgesetzbuch unterschied sich von der parallelen deutschen Reichstagsvorlage in nur wenigen Punkten: Osterreich hielt an der Abgrenzung zwischen Mord und Todschlag entsprechend der Vorlage von 1924 fest, wobei die Todesstrafe für Mord nicht vorgesehen war. Die Unterbringung in den Anstalten sollte das Gericht nicht nur für zulässig erklären, sondern unmittelbar anordnen dürfen. Nicht übernom26

Zum folgenden in Bd. I 3,1, S. X X X I f.

XVII

men wurde § 254 über die ärztlich gebotene Unterbrechung der Schwangerschaft sowie §253 Abs. 4 RTVorl. Ferner wurde der Abschnitt über die Vergehen nicht aufgenommen. Die Abweichungen, die sich aus den parlamentarischen Beratungen in Deutschland und Österreich ergaben, sind in der in Band 3 Teilband 4 abgedruckten Entwurfsfassung von 1930 enthalten.

Verabschiedung der Vorlage durch das Plenum des Reichsrats Die Plenarberatungen des Reichsrats fanden am 5. und 13. April 1927 statt.27 Hamburg wiederholte vergeblich den Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe und gab zudem die Erklärung ab, daß es die Anträge auf Strafloserklärung der sozial indizierten Abtreibung, des Ehebruchs und der einfachen Homosexualität wegen Aussichtslosigkeit nicht noch einmal stelle. Preußen wünschte den Einbau zweier Tatbestände des am 21.7.1927 außer Kraft tretenden Republikschutzgesetzes (Beschimpfung der republikanischen Staatsform; staatsfeindliche Verbindungen).28 Da die Reichsregierung inhaltliche Zusicherungen für ein Verlängerungsgesetz nicht machen wollte, bestand Preußen auf einer Abstimmung, die zu seinen Gunsten ausfiel. Die beantragten neuen Bestimmungen wurden auf Vorschlag des Berichterstatters in die §§ 101 und 147 der Reichstagsvorlage eingearbeitet. Dagegen wurde der Antrag Preußens auf Streichung des Abschnitts über den Zweikampf mit 39 gegen 29 Stimmen abgelehnt. Nachdem die Entwurfsbegründung umgearbeitet war, wurde der neu gefaßte Entwurf am 14.5.1927 durch den Reichsjustizminister im Reichstag eingebracht.

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Hierzu die in diesem Band wiedergegebenen Niederschriften über die Sitzungen des Reichsratsplenums. Zu den Verhandlungen im Reichskabinett zu diesen Fragen G. Abramowski: Die Kabinette Marx III und IV, 1988, S. 644, 665 f., 676 f., 712 f., 732, 739 ff., 762. - Das Verlängerungsgesetz erging am 2.6.1927 (RGBl. I, S. 125).

XVIII

Beratungen des Entwurfs in den Reichsratsausschüssen III, V und VII I. Niederschrift über die Beratungen vom 8. bis (1. Lesung, AIlg. Teil)

11.10.1926

Vor Beginn der Beratung begrüßte der Herr Reichsminister für Justiz die Herren Vertreter der Länder und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die bisher schon im Zusammenwirken mit dem Vertreter Österreichs und den Berichterstattern des Reichsrats im Reichsjustizministerium geleisteten Vorarbeiten ein rasches Arbeiten der Ausschüsse ermöglichten. Es sei zu wünschen, daß der schon seit Jahrzehnten bestehende Wunsch nach einer Reform des Strafrechts bald in Erfüllung gehe. Der Vertreter Preußens erwiderte im Namen der Ausschüsse und sagte ein möglichst rasches Arbeiten bei den Beratungen zu. Alsdann wurde in die sachlichen Beratungen eingetreten. Der Vorsitzende, Herr Min.Dir. Dr. Bumke, stellte das Stimmrecht der einzelnen Länder fest, bat, von einer Generaldebatte absehen zu wollen, und schlug vor, daß davon ausgegangen werde, daß die schriftlichen Anträge der Länder, soweit sie vor dem Antrag der RR (Antrag Nr. 18) zu dem Entwürfe eingegangen seien (Anträge 1 bis 17), als erledigt angesehen würden, soweit sie nicht ausdrücklich aufrechterhalten würden. Der jetzigen Beratung des Allgemeinen Teils solle im November und Mitte Dezember d. J. die Beratung des Besonderen Teils folgen. Das in engem Zusammenhang mit dem StGB stehende Strafvollzugsgesetz werde noch im Oktober mit den Vertretern der Länder beraten werden, so daß es noch vor Weihnachten dem RRat vorgelegt werden könne. Dagegen lasse sich ein Termin für die Vorlegung des Einführungsgesetzes an den RRat z. Zt. noch nicht bestimmen. Der Beratung des Entwurfs soll der Antrag (18) der RR zu Grunde gelegt werden. Die beiden Berichterstatter trugen jeweils zu den einzelnen Bestimmungen den Antrag der RR und etwa weiter vorliegende Anträge der einzelnen Länder vor und nahmen Stellung zu den einzelnen Anträgen (M. = Berichterstatter OLG-Pr. Dr. Mannsfeld; Sch. = Berichterstatter Min.Rat Schäfer). $ 1. Auf Antrag des Berichterstatters M. wird die Uberschrift des Ersten Abschnitts und die Bestimmung des § 1 angenommen. Anträge der Länder liegen nicht vor. 5 2. M. trägt den Antrag der RR (Reichsregierung) vor; der bad. Vertr. trägt den bad. Antrag nebst Begründung vor; durch diese Fassung würden die bisherigen Streitfragen beseitigt. - M.: Der Entwurf steht auf dem Standpunkt des bad. Antrags, dieser ist deshalb überflüssig. - Sch. bittet, es bei der Fassung der RR zu belassen, der Ausdruck „Gesetz" umfaßt auch das Gewohnheitsrecht, ist demnach weiter als der Ausdruck „Gesetzgebung". - Der Vertr. Württ. wünscht die ursprüngliche Fassung des Entwurfs wieder herzustellen, stimmt der bad. Fassung bei Ablehnung seines Antrags zu. Der Vors. hält die bad. Fassung für sprachlich nicht gut. Der bad. Vertr.: Baden wünscht, daß das, was in der Rechtsprechung heute als geltendes Recht herausgearbeitet ist, erhalten bleibt. Auch in Abs. 2 ist eine Änderung nach dem bad. Antrag erforderlich, weil die Best, in der Fassung der RR z. B. auch auf das Ges. betr. die Bestrafung der Entziehung elektri-

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scher Arbeit Anwendung finden kann; zum mindesten muß deshalb in der Fassung der RR das Wort „vorübergehend" eingefügt werden. - Der bad. und württ. Antrag wird abgelehnt. §§ 2, 2 a werden in der Fassung der RR angenommen. §§ 3, 4 werden angenommen. § 5. M. begründet den Antrag der RR. Bayern will §§ 4, 5, 6 sprachlich ändern, um die Best, miteinander in Übereinstimmung zu bringen; der Antrag erscheint beachtlich. Die Beratung des bad. Antrags ist besser zurückzustellen, bis die Best, über den Landesverrat zur Beratung stehen. Koffka: Der Antrag Bayerns ist unbedenklich; es erscheint jedoch zweckmäßig, das Wort „auch" in der bay. Fassung zu streichen. - Der bay. Antrag wird angenommen; das Wort „auch" wird gestrichen; der bad. Antrag wird bei § 94 behandelt. 5 6. M. trägt den bad. und bay. Antrag vor. Der Antrag der RR bringt eine Ausdehnung der bisherigen Best, nach dem preuß. Vorschlag; der bay. Vorschlag will das Opportunitätsprinzip einführen; der bay. Vorschlag erscheint nicht praktisch, weil die anderen Staaten evtl. eine gleiche Bestimmung aufnehmen würden. - Der bay. Vertr. (Dürr): Die Fassung der RR verkoppelt den Entwurf mit dem Auslieferungsgesetz, dessen Zukunft unbestimmt ist. Der Fall, wie er nach der jetzigen Fassung möglich ist, daß wir eine Auslieferung ablehnen müssen, den Betreffenden trotzdem aber nicht bestrafen können, ist sehr unerwünscht (z. B. bei Ermordung eines deutschen Staatsmanns im Ausland durch Ausländer, die nach Deutschland fliehen). - Der württ. Vertr. hält seinen Antrag aufrecht; außenpolitische Bedenken dagegen können nicht bestehen. Der Vorschlag der RR macht Deutschland zum Asyl der politischen Verbrecher der ganzen Welt. Bei Ablehnung seines Antrags stellt er den Antrag, die Ziffer 2 entspr. dem Entwurf von 1919 zu fassen. - Der Vertr. Hamburgs stimmt dem bay. Antrag zu. - Scb. spricht sich entschieden gegen den bay. Vorschlag aus, weil dann die deutschen Strafgesetze in der ganzen Welt gelten würden, wenn die Tat auch am Tatort strafbar ist. Nach welchem Gesichtspunkt soll das Opportunitätsprinzip angewendet werden? Die Entscheidung darf nicht der Verwaltungsbehörde überlassen werden, das muß klar im Gesetz geregelt werden. Die jetzige Fassung bringt das Territorialprinzip, der bay. Vorschlag brächte das System der Weltrechtspflege. Der Vors. tritt dem bay. Vorschlag entgegen, weil schon der Vorschlag der RR weit über das geltende Recht hinausgeht. Der von Bay. erwähnte Einzelfall wird sich kaum jemals in der Praxis ereignen, die Tendenz des Auslieferungsrechts geht überdies dahin, Mord und Gewaltverbrechen generell vom Asylrecht auszunehmen. Durch den bay. Vorschlag würde der Verwaltung, die das Opp.-Prinzip anzuwenden hat, eine sehr schwere Aufgabe aufgebürdet werden, ebenso auch der Gnadeninstanz. Wie sollten überhaupt derartige im Ausland begangene Taten abgeurteilt werden? Wir bekämen doch vom Ausland überhaupt kein Beweismaterial. Weiter als im Antrag der RR kann unmöglich gegangen werden. - Der bad. Vertr.: Der bad. Vorschlag will verhindern, daß auch geringfügige Delikte nach § 6 verfolgt werden können. - Der bay. Vertr.: Mit dem bay. Vorschlag ist nicht die Einführung der Weltrechtspflege beabsichtigt; denn es heißt ausdrücklich: „wenn er im Inland betroffen wird"; es soll lediglich verhindert werden, daß Deutschland ein Asyl für Verbrecher wird; die praktischen Schwierigkeiten der Durchführung der Verfahren sprechen nicht gegen die gewünschte Regelung; in Gnadensachen muß eben die Gnadeninstanz gegenüber etwaigen Angriffen den nötigen Rückhalt haben; der Gedanke der Weltrechtspflege marschiert. - Der bay. Antrag wird gegen 5, der bad. Antrag gegen 6, der württ. Antrag (Entwurf 19) gegen 6 Stimmen abgelehnt, der RR-Antrag angenommen. (§ 6 a). M. trägt den bad. Antrag vor; die Best, ist überflüssig; die Entscheidung muß dem Richter überlassen bleiben. - Der bad. Vertr.: Die Best, ist ein Gebot der Gerech2

tigkeit. - Sch.: Der Antrag ist abzulehnen, weil er in das Gesetz eine Inkonsequenz bringt. - Der Vors.: Der bad. Antrag ist nicht annehmbar, weil das ausländ. Recht gewisse Delikte nicht unter Strafe stellt, an deren Verfolgung der deutsche Staat ein Interesse hat (z.B. Meineid in einem deutschen Verfahren); außerdem ist es dem Richter in vielen Fällen nicht möglich, die ausländische Strafart mit der deutschen zu vergleichen, da sie völlig verschieden ist. - Der Antrag wird abgelehnt. 5 7. Der württ. Vertr. will § 7 wieder aufgenommen haben. - Abgelehnt. §11 Nr. 5. M. trägt den bay. Antrag vor. Inwieweit eine geschlossene Versammlung öffentlich ist, kann immer nur im Einzelfall bestimmt werden; bei einer dem bay. Vorschlag entsprechenden Gesetzesbestimmung ist die Frage des subjektiven Tatbestandes schwierig zu beantworten. Die Frage sollte der Rechtsprechung überlassen bleiben. Der bay. Vertr. zieht seinen Antrag zurück. - Der bad. Vertr. hält seinen entspr. Antrag aufrecht, weil die Praxis die Notwendigkeit einer gesetzl. Regelung ergeben hat. - Abgelehnt. §11 Nr. 6. M. trägt den bad. Antrag vor, dessen Annahme er widerspricht. - Der bad. Vertr.: Die Fassung ist nötig, weil es Mittel gibt, die weder unter den Begriff der Gewalt fallen noch eine Bewußtseinsstörung hervorrufen. - Abgelehnt. §11 Nr. 1. Der württ. Vertr. beantragt, die Ziffer zu streichen, weil der Begriff des Kindes nicht genügend bestimmt sei. - Abgelehnt. (§11 Nr. 12). M.: Der bad. Antrag auf Definition des Begriffs der Trunkenheit ist abzulehnen. - Der bad. Vertr. zieht den Antrag zurück. (§11 Nr. 7 a). Der meckl.-schwer. Vertr. wünscht eine Definition des Begriffes „aus freien Stücken". - Abgelehnt. Die Beratung der Nrn. 3, 4, 9, 10, 11 bleibt vorbehalten. §§ 12 f f . M. legt die Änderungen in der Reihenfolge der Best, dar, die sich gegenüber dem Entwurf durch den Antrag der RR ergeben hat. Die Beratung der Best, soll nach der neuen Folge der §§ vor sich gehen. - Der Vertr. Hessens beantragt die materiellrechtl. Best, des JGG hier einzuarbeiten. - Der Vertr. Bayerns (Dürr), Hamburgs (Nöldeke) und Schäfer (RJM) widersprechen, weil das JGG ein Ganzes bleiben soll und weil das StGB für Österreich und Deutschland gemeinsam geschaffen werden soll, Öst. aber eine Neuregelung seines JG-Rechts plant. - Der Vertr. Hessens wünscht keine Abstimmung, sondern wird seiner Reg. von dem Vorgetragenen Mitteilung machen. §§12 und 13 werden in der Fassung der RR angenommen. § 14. Der württ. Vertr. wünscht Wiederaufnahme des Satzes 2 Abs. 2 des bisherigen § 1 7 (Trunkenheit) - Abgelehnt. - Die Vertr. Hamburgs und Oldenburgs stellen den Antrag, in den §§ 14 und 15 das Wort „unerlaubt" durch „ungesetzlich" zu ersetzen. Der Antrag wird zurückgestellt. §§ 15 bis 17 werden in der Fassung der RR angenommen. § 18. M. begründet die Aufnahme der Begriffsbestimmungen. Der hess. Vertr. beantragt, § 18 Abs. 2, § 19 a Abs. 2 und § 19 a zu streichen. - Die Beratung wird zurückgestellt. § 19 a. Der bay. Fassungsänderungsantrag wird angenommen. § 19 b (früher § 13). M.: Die Fassung des § 13 hat vielfach Zustimmung gefunden; auch der RR ist es erwünscht, wenn die Best, unverändert bleibt; die RR hat aber fürsorglich noch eine zweite Fassung zur Beratung gestellt. Dem Berichterstatter erscheint die 2. Fassung als die bessere, weil die Fassung 1 zu weit geht. Er wünscht jedoch eine schärfere Fassung und schlägt deshalb vor: „Handelt der Täter vorsätzlich, aber in einem ..., andernfalls ist die Strafe zu mildern." - Dem Vors. der RR würde ein Aufgeben der Fassung 1 sehr schwer fallen, die Aufnahme der Fassung 2 ist ein Nachgeben gegenüber den Ländern. - Die zweite Fassung wird gegen Hessen und Braunschweig angenommen. - Preußen zieht seinen Antrag zurück und nimmt den Antrag M. auf. - Bayern 3

zieht seinen Antrag zurück. - Der Vertr. Lübecks beantragt, das Wort „entschuldbar" durch „unverschuldet" zu ersetzen. - Der Vertr. Badens wünscht ebenfalls, daß das Wort „kann" durch „ist" ersetzt wird. Desgl. wünscht er, daß statt „Rechtsirrtum" „Irrtum" gesagt und ausdrücklich klargestellt wird, daß auch die Sittenwidrigkeit inbegriffen ist (das sittlich Unerlaubte). - Der Vertr. Meckl.-Schw. nimmt den alten preuß. Antrag (Ziffer 3 des Antr. 11) wieder auf und wünscht eine Definition des Rechtsirrtums. Der Vertr. Oldenburgs wünscht, daß statt „Unerlaubte" „Ungesetzliche" gesagt wird, will jedoch mit seiner Reg. nochmals ins Benehmen treten. - Der Vertr. Hamburgs (Lang): Es findet hier eine bedenkliche Verbindung von Recht und Moral statt; Sittengesetze dürfen nicht strafbegründend sein; im StGB darf nur der Rechtsirrtum maßgebend sein. Die Moral darf nur beim Strafmaß berücksichtigt werden. Hamburg hält deshalb seinen Antrag aufrecht. (Vgl. hierzu die Folgen, die das Gesetz hätte, wenn den Hamb. Anträgen nicht stattgegeben würde, z. B. in dem Falle, daß ein Ausländer eine 14jährige verführt.) - Der bay. Vertr. (Dürr) fordert im Gegensatz hierzu, daß für die Strafbarkeit auch das maßgebend sein muß, was die Moral fordert. Er stimmt deshalb der 2. Fassung des RR-Antrags zu. Es erscheint nicht erforderlich, daß das Wort „Rechtsirrtum" durch „Irrtum" ersetzt wird, weil aus dem Relativsatz hervorgeht, daß auch die Vorschriften der Moral von der Bestimmung umfaßt werden. In der Begründung muß hierauf ausdrücklich hingewiesen werden. - Der Hamb. Vertr. (Lang): Auch im JGG wird nur auf Beachtung des rechtlich, des moralisch Bindenden Wert gelegt; die Moral ist wandelbar, das gesetzliche Recht nicht. - Dürr: Im JGG ist nicht der Irrtum über das Ungesetzliche, sondern die Fähigkeit, das Ungesetzliche einzusehen, maßgebend. - Der bad. Vertr.: Es ist ein Widerspruch, vom Rechtsintam zu reden, wenn auch die moralische Anschauung maßgebend sein soll. Die Hamb. Fassung „es ist von Strafe abzusehen" ist prozessual nicht durchführbar, weil diese Ermächtigung nur das Gericht besitzt. - Der Vors.: Der Tatirrtum soll bei den Vorschriften über den Vorsatz erschöpfend geregelt werden, hier bleibt nur, Bestimmung wegen des Rechtsirrtums zu treffen. Der Begriff des Tatirrtums soll weit gefaßt werden (Tatirrtum: mein - dein); es kann Fälle geben, wo ein Rechtsirrtum vorliegt, wo das Getane für notwendig gehalten wird oder wo der Täter das Strafbare, aber nicht das sittlich Verbotene einsieht. Es liegen folgende Anträge vor: 1. Bremen: Statt „entschuldbar" ist „unverschuldet" zu setzen, 2. Baden: Statt „Rechtsirrtum" ist „Irrtum" zu sagen, 3. Meckl.-Schw.: Aufnahme der preuß. Fassung, 4 a. Hamburg: Statt „Irrtum" ist zu sagen „das Ungesetzliche der Tat einzusehen," 4 b. Hamburg: „War der Irrtum unverschuldet, ist von Strafe abzusehen." - Die Abstimmung wird zurückgestellt. §§ 18, 19. Der Vertr. Oldenburgs: Die Fassung des § 18 Abs. 2 und § 19 a Abs. 2 erregt Bedenken, weil der Täter bald schuldfrei, bald straffrei sein wird. Es ist diesem Unterschied Rechnung zu tragen und zu sagen: „... wird nicht bestraft oder bleibt straffrei vorbehaltl. der Best, des § 19 Abs. 2 ..." - Der Antrag Oldenburgs wird abgelehnt. Der hamb. Antrag a wird abgelehnt 6:13; der Bremer Antrag wird 6:13, der bad. Antrag 7:11 abgelehnt, desgl. wird der württ. Antrag, statt „kann" in § 19 b 2. Halbsatz „ist" zu sagen, der von Baden übernommen wurde, abgelehnt. - Die übrigen Anträge gelten als durch die Abstimmung erledigt. - Der bad. Antrag, vor „Unerlaubte" die Worte „rechtlich oder sittlich" einzufügen, wird angenommen. - Auf die Äußerung des bad. Vertr., die Fassung enthalte nunmehr einen Widerspruch in sich selbst, erklärt Sch.: Das ist nicht richtig; die Fassung enthält keinen Widerspruch, sondern eine Kumulation, insofern als der Täter sowohl über das Gebot des Rechts als auch über das der Moral im Ungewissen sein muß, um straffrei zu bleiben. - Der hess. Vertr. beantragt, den Relativsatz zu fassen: „... der ihn auch das Unerlaubte ..." - Der bay. Vertr. beantragt, das Wort 4

„Rechtsirrtum" durch „Irrtum" zu ersetzen. Der Vertr. Thür, schlägt eine Fassung entspr. dem thür. Antrag vor. - Der Vors.: Die Änderung der Best, im Sinne des angenommenen bad. Vorschlags erscheint nicht möglich. Die Beratung kann vielleicht bis zum Schluß der Lesung ausgesetzt werden. - Die endgült. Beschlußfassung wird in allseitigem Einverständnis bis zum Schluß der Lesung zurückgestellt. - Die Best, soll vorläufig folgende Fassung erhalten: Handelt der Täter vorsätzlich, aber in einem Rechtsirrtum, der ihn das rechtlich oder sittlich Unerlaubte seiner Tat nicht erkennen läßt, so ist er straffrei, wenn der Irrtum entschuldbar ist; andernfalls ist die Strafe zu mildern (§ 72). § 19 c. M.: Statt „Folgen" ist hier „Folge" zu sagen; es handelt sich um einen Druckfehler, der zu berichtigen ist. § 19 d. Der württ. Vertreter beantragt als Überschrift zu setzen: Haftung für Folgen einer Tat. - Abgelehnt. §21. M.; Durch den Antrag der RR wird eine Annäherung an die Notwehrbestimmung des BGB erreicht. - Der hess. Vertr. beantragt, den Notwehrbegriff durch Streichung des letzten Teils des Abs. 1 wie im bisherigen Recht zu fassen. - Der meckl.schwer. Vertr. unterstützt diesen Antrag. - Der württ. Vertr. stellt den württ. Antrag (auff. Mißverhältnis) zur Beschlußfassung. Er fordert Streichung des Abs. 2, weil diese Best, in den Paragraphen gehöre, der den Notstand regle. Ferner fordert er, daß in Abs. 3 statt „Abwehr" „Notwehr" gesagt wird. - Hessen unterstützt den Antrag auf Streichung des Abs. 2. - Die hess. und württ. Anträge werden abgelehnt. - Braunschweig: Die jetzige Fassung des Abs. 1 erweckt starke Bedenken; nach der Best, ist es z. B. nicht möglich, daß ein körperlich schwacher Mann sich gegen den Angriff eines Starken, der ihn körperlich verletzen will, mit der Schußwaffe verteidigt. - Sch.: Diese Bedenken sind nicht unberechtigt; auch Sch. hält die frühere Fassung für besser. - Eine neue Prüfung soll bei der 2. Lesung erfolgen. § 22. M.: Der Notstand war im Entwurf urspr. nur Strafausschließungsgrund. Dagegen bestehen erhebliche Bedenken. Auch wurde durch die erste Fassung § 904 BGB nicht mitumfaßt. Jetzt wurde die Best, so gefaßt, daß der Notstand im Falle des Abs. 1 ein Schuld-, im Fall des Abs. 2 ein Strafausschließungsgrund ist. - Sch. zieht den preuß. Antrag zurück, weil er im wesentlichen mit dem jetzigen RR-Antrag übereinstimmt; zugleich will Preußen damit auch Ost. entgegenkommen. Doch bittet er, statt „wenn ihm" „wenn dem Handelnden" und statt „nicht zuzumuten war" „nicht zugemutet werden kann" zu sagen. Der bay. Vertr. (Dürr) ist der Meinung, daß der Notstand des BGB beibehalten werden soll und daß er durch einen strafrechtlichen Notstand ergänzt werden soll. Dieser soll Strafausschließungsgrund sein. Er muß zum Schutz aller Rechtsgüter dienen, wobei Einwirkungen auf Leib und Leben nur zum Schutz von Leib und Leben erfolgen dürfen. Er bittet deshalb um Annahme des bay. Vorschlags. Lang (Hamburg): Der Notstand muß im StGB nicht bloß als Ergänzungsvorschrift zum BGB, sondern völlig selbständig und umfassend geregelt werden. Es ist hierbei unnötig, eine Unterscheidung in Straf- und Schuldausschließungsgrund zu treffen. Diese Frage ist nur für das bürg. Recht von Bedeutung und könnte im BGB geregelt werden. Er hat deshalb auch Bedenken gegen den Abs. 2 der neuen Fassung. Auszugehen ist bei der Beurteilung nicht vom Standpunkt nach der Tat, sondern vor der Tat, weil nur so eine richtige Beurteilung möglich ist. Er nimmt den preuß. Vorschlag auf mit der Änderung, daß statt „dem Handelnden" „dem Täter" und statt „Interessen" „nach den Umständen" zu sagen ist. - Der bad. Vertr. teilt die Bedenken Hamburgs; Abs. 2 ist eine zivilrechtl. Regelung und gehört in das BGB. Er bittet deshalb um Ännahme der bad. oder der Hamb. Fassung. - Der meckl.-schw. Vertr.: Die scharfe Herausarbeitung des strafrechtl. Notstandsbegriffs ist von außerordentlicher Wichtigkeit. Die jetzige Begriffsbestimmung erweckt große Bedenken; „nicht zumutbar" ist ein rein zivilrechtlicher Begriff und für das Strafrecht zu unbestimmt. Meckl.-Schw. hält deshalb seinen Antrag

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aufrecht. - Auch Bremen hat Bedenken gegen eine Doppelregelung im Sinne des Abs. 1 und 2 und stimmt dem Hamb. Vorschlag zu. - Württ. hält an seinem Vorschlag, in zweiter Linie an dem preuß. Vorschlag fest und verwirft die Doppelregelung. - Hessen stimmt Baden und Bayern zu. - Oldenburg stimmt Meckl.-Schw. zu. - Thür, nimmt den preuß. Antrag auf. - Braunschweig ist der Meinung, daß man jemandem, der im Notstand handelt, nicht noch eine Interessenabwägung zumuten kann. - M. weist darauf hin, daß die getroffene Regelung mit Rücksicht auf Osterreich erfolgt ist. Dürr (Bayern): Es erweckt Bedenken, wenn der Notstand in jedem Falle Schuldausschließungsgrund sein soll. - Sch.: Der bay. Antrag ist noch bedenklicher, da sich die Best, alsdann mit dem BGB schneiden; dort sagt § 904 „nicht rechtswidrig", während bei Annahme der bay. Fassung der Täter strafbar bleiben würde. - Josephi (Meckl.Schw.) bezweifelt, ob der Begriff der Zumutbarkeit von den Gerichten, wie das erforderlich ist, eng ausgelegt werden wird. - Sch.: Vielleicht kann statt dessen gesagt werden „unter pflichtmäßiger Abwägung der Interessen". - Der Vors.: Die Meinungen, ob der Notstand im StGB abschließend oder nur ergänzend geregelt werden soll, stehen sich schroff gegenüber. Durch die Verweisung auf andere Gesetze wird das StGB unklar und unbestimmt. Die RR hält deshalb eine abschließende Regelung im StGB für erwünscht. Abstimmung: Für abschließende Regelung 8, für Teilregelung 6 Stimmen. Wegen Meinungsverschiedenheiten über die Art der Abstimmung wird die Abst. für hinfällig erklärt. - Sch.: Der bay. Vorschlag ist nur teilweise verständlich (Abs. 3), zum mindesten müßte hier hinzugesetzt werden: „soweit nicht eine Freisprechung nach anderen Vorschriften zu erfolgen hat." - Dürr: Das braucht als selbstverständlich nicht besonders gesagt zu werden. Dem Vorschlag, den Abs. 3 zu streichen, weil ja die Best, des BGB bestehen bleiben und es sich nur um eine Teilregelung handelt, widerspricht der Redner. - Der Vors.: Vielleicht kann die Best, des § 2 2 eine Ergänzung dahin erfahren: „soweit nicht die Rechtswidrigkeit der Tat durch andere Gesetze ausgeschlossen ist." Der bay. Vorschlag wird mit 10:9 Stimmen angenommen. - Sch.: Damit kann sich Preußen nie einverstanden erklären. - Der bad. Vertr.: Der bisherige Rechtszustand hat sich bewährt und sollte bleiben; lediglich die Frage der Nothilfe sollte neu geregelt werden. - Der braunschw. Vertr. will neue Instruktionen holen, so daß er sich jetzt seine endgültige Stellungnahme vorbehalten muß. - Nöldeke (Hamburg) beantragt, nunmehr über die Fassung der RR abzustimmen. - Dürr erklärt, daß er bei Ablehnung des bay. Antrags für den Antrag der RR stimmen werde. - Der RR-Antrag wird (Probeabstimmung!) mit 11:7 angenommen. - Sch. bittet nunmehr auch über den Hamb. Antrag abzustimmen. - Der Vors.: Dieser (preuß.) Vorschlag ist für Ost., Bayern und Baden unannehmbar. - Bei der Abstimmung werden für den Antrag 7, dagegen 9 Stimmen abgegeben, wobei sich Preußen der Stimme enthält. Dafür sind: Hamburg, Bremen, Lübeck, Thüringen und Oldenburg. - Dürr nimmt im Interesse einer Einigung den bay. Antrag zurück. - Bei einer erneuten Abstimmung werden nunmehr für den Vorschlag der RR 12 Stimmen, dagegen 3 Stimmen abgegeben. - Hierzu werden die preuß. Anträge (Täter statt ihm, zuzumuten) mitangenommen. § 24. M.: Die Aufnahme eines § 24 a (Antrag Preußen) ist nicht erforderlich, weil die Fälle des Mangels an Tatbestand schon durch § 23 getroffen werden. Sch.: Durch § 24 a soll der Richter davor bewahrt werden, den Versuchs-Tatbestand vergewaltigen zu müssen. - Der Vors. kann Preußens Meinung nicht beitreten, die Lehre vom Mangel im Tatbestand ist noch zu wenig entwickelt, als daß sie schon zu einer gesetzl. Regelung ausreichte. Die Wissenschaft will durch die Trennung des Versuchs vom Mangel am Tatbestand gerade etwas Umgekehrtes, nämlich für diese Fälle Straffreiheit schaffen, etwas, was für Ost. nicht annehmbar ist. - Sch.: Die Wissenschaft will nur aus dem Grunde Straffreiheit haben, weil sie die objektive Theorie vertritt, während wir der subj. folgen. Auch Graf Dohna z. B. wünscht eine gesetzliche Regelung; sie muß erfol6

gen, weil eben die Fälle des Mangels am Tatbestand nicht zu den Fällen des Versuchs gehören. - Der preuß. Antrag wird mit 10:5 Stimmen abgelehnt. Der bad. Antrag zu § 23 wird von Baden zurückgezogen, von Württ. aufgenommen und - abgelehnt. - Der bad. Vertr.: Die Lösung des Problems des untauglichen Versuchs darf nicht dem Richter überlassen bleiben. Bei der jetzigen Fassung der Best, nach dem Antrag der RR muß auch der abergläubische Versuch zur gerichtlichen Entscheidung gebracht werden; die Best, des § 153 StPO ist nicht ausreichend, um das zu verhindern, weil sie nicht bei Verbrechen gilt. Das Gesetz muß derartige Versuche ausdrücklich für straflos erklären. Dem trägt der bad. Antrag Rechnung. - Der bad. Antrag wird abgelehnt. (5 24 a). Sch. hält es für nötig, nochmals den Antrag auf Aufnahme dieser Best, zu stellen, weil nach § 23 der Versuch der beabsichtigten Tat strafbar ist, nicht dagegen die Vollendung, falls Mangel am Tatbestand vorliegt. - Der Vors.: Diese Auffassung entspricht nicht der Meinung der RR. Auch der vollendete untaugliche Versuch soll als Versuch strafbar bleiben. Die RR hat sich nur deshalb gegen die Aufnahme des § 2 4 a gewendet, weil die Wissenschaft mit ihrer These gerade das Gegenteil, die Straflosigkeit, erreichen will, weil auch Öst. eine derartige Best, nicht will und weil eine solche Best, in Laienkreisen nicht verstanden würde. - Der old. Vertr.: Bei dieser Auffassung wird die Praxis nunmehr gezwungen, eine zur Vollendung gekommene Handlung unter dem Begriff des Versuchs zu subsumieren. - Der Hamb. Vertr.-. Das ist nicht richtig; der volle Tatbestand ist nicht erfüllt; solange das nicht der Fall ist, bleibt die Tat im Versuchsstadium. - Sch.: Auch diese Ansicht ist nicht richtig; denn tatsächlich ist das 16jährige Mädchen, die als 15jährige mißbraucht werden sollte, mißbraucht; folglich ist die Tat doch vollendet. - Nöldeke: Warum heißt es in Abs. 3 „darf"? - Wird in „kann" geändert. § 24. Württ. schlägt vor, statt „Täter" „Täter und Teilnehmer" zu sagen. Hessen unterstützt den Antrag. - Eine Abst. erfolgt nicht; es soll geprüft werden, ob auch an sonstigen Stellen des Gesetzes das Wort „Täter" im gleichen Sinne gebraucht wird. §§ 24 a bis 28. M.: Die Best, des § 24 a soll nach mehrfachem Wunsch gestrichen werden; dagegen bestehen im Hinblick auf § 25 b keine Bedenken. - M.: Die §§ 24 b bis 28 in der Fassung des Antrags der RR finden keinen Widerspruch; man weiß allerdings nicht, ob in den Best, die subj. oder die obj. Theorie enthalten ist. Öst. gibt die obj. Theorie nicht auf; auch Süddeutschland wünscht ihre Annahme. Deshalb sind einzelne Wünsche vorhanden auf Ergänzung der Best, im Sinne der obj. Theorie, vgl. z. B. Baden Antrag Ziffer 17. Eine Änderung der Best, ist jedoch nicht erwünscht, weil die Frage, ob der obj. oder der subj. Theorie gefolgt werden soll, der Wissenschaft überlassen bleiben soll. - Der Vors.: Gegen eine Streichung des § 24 a bestehen keine Bedenken. - Es ist zwar unbefriedigend, daß in den Best. 24 b bis 28 keine Entscheidung zu Gunsten der obj. oder subj. Theorie getroffen ist, aber Ost. kann die obj. Theorie, Norddeutschland die subj. Theorie nicht annehmen. Mit der jetzigen Fassung wird eine - allerdings nur äußerliche - Einheit hergestellt; allmählich werden aber wohl auch gleiche Entscheidungen ergehen. An den Best, sollte deshalb nichts geändert werden. Sch. stimmt diesen Ausführungen zu; Preußen ist damit einverstanden, wenn die Frage offen bleibt. - Der bad. Vertr.: Die subj. Theorie führt in der Praxis zu unerwünschten Ergebnissen; um diese zu vermeiden, sollte der bad. Antrag angenommen werden, der zwar der obj. Theorie zuneigt, aber auch der subj. Theorie freien Spielraum läßt. - Old. wünscht zwar Aufnahme der Best, des Entw. 19, stellt jedoch keinen entspr. Antrag. Hessen wünscht Zusammenziehung von §§ 24 a und b im Sinne des bay. Antrags. Bay. wünscht, daß statt „strafbare Handlung" „Tat" gesagt wird. Der Vors.: Der bad. Antrag legt eindeutig die subj. Theorie im Gesetz fest; dies ist für Preußen nicht annehmbar. Zur Abstimmung stehen folgende Anträge: 1. Preußen: Streichung von § 24 a, 2. Hes-

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sen: Vereinigung von §§ 24 a und b, 3. Bayern: formale Änderung. - Abstimmung: Soll die Entscheidung, ob subj. oder obj. Theorie, vermieden werden? 12 ja, 15 nein. Damit ist der bad. Antrag erledigt. Ist § 24 a zu streichen? 10 ja, 4 nein. Damit ist der hess. Antrag erledigt. Der bay. Antrag wird einstimmig angenommen. - Sch. erwidert auf eine Anfrage des thür. Vertr.: Eine Best, über die mittelbare Täterschaft enthält das Gesetz deshalb nicht, weil die Mehrzahl solcher Fälle durch die Best, des § 27 gedeckt wird. § 25. Nöldeke stellt den Antrag, anstelle des Wortes „veranlaßt" das Wort „bestimmt" zu setzen. Es handele sich nur um eine sprachl. Änderung. Der Vors.: Das ist eine sachliche Änderung, die eine bedeutende Einengung der Anstiftung bringt. - Der Antrag Hamb, wird gegen 5 Stimmen abgelehnt. 5 29. Das Problem der Todesstrafe soll erst in der 2. Lesung erörtert werden, weil ein Teil der Ländervertreter noch ohne Instruktion ist. - Hamburg stellt den Antrag, die Todesstrafe zu beseitigen. - Abst.: Abgelehnt 12:3 bei 4 Stimmenthaltungen. - Für die Todesstrafe stimmen: Preußen, Bayern, Württ., Baden, Thür., Oldenburg, Braunschweig, Bremen; - dagegen: Hamburg, Meckl.-Schw., Anhalt. § 30. Der preuß. Antrag, die Einschließung zu streichen, soll erst bei § 71 zur Verhandlung kommen. §31. Sch. stellt den Antrag, die Mindestdauer der Gefängnisstrafe auf einen Monat festzusetzen, um die kurzen Freiheitsstrafen, die keinen Wert haben, nur Kosten machen und teilweise gar nicht vollstreckt werden, zu beseitigen. Hansen (Preußen) als Prov.Vertr. stimmt dem vom Standpunkt des Strafvollzugs aus voll zu. - Nöldeke: Diese Ansicht ist richtig, aber bei Strafen von einem Monat Dauer ist eine Erziehung der Gef. auch nicht möglich, weil die Zeit zu kurz ist. Wird die Mindesstrafe erhöht, so werden Geldstrafen verhängt, die oft nicht bezahlt werden; alsdann werden sie umgewandelt in eine Ersatzstrafe von vielleicht 1 Woche Gef. Eine Änderung wird demnach durch den preuß. Antrag nicht erzielt. - Bayern stimmt dem zu. - Thür, stellt den Antrag, auch die Dauer der Einschließung zu regeln, weil sie auch primär verhängt werden soll. - Der Vors. bittet, diesen Antrag zu § 71 zurückzustellen. - Der preuß. Antrag wird gegen 4 Stimmen abgelehnt. § 33. Sch. wünscht folgende Fassung: Die Geldstrafe beträgt, soweit nichts anderes bestimmt ist, drei bis zehntausend Reichsmark. - Der Vors.: Der Satz „soweit ..." ist nicht erwünscht, da nach der bisherigen Praxis verschiedene Strafhöhen bezügl. der Geldstrafen in den Strafdrohungen vermieden wurden. Bayern stimmt Sch. zu, weil die Summe von 10 000 M in manchen Fällen als Höchststrafe zu hoch ist, namentlich dann, wenn polizeil. Anordnungen durch Strafdrohungen geschützt werden sollen. - Die Fassung: Die Geldstrafe beträgt, soweit nichts anderes bestimmt ist, mindestens drei und höchstens zehntausend Reichsmark, wird angenommen. - Der bay. Antrag, § 69 als § 33 a hier einzustellen, wird angenommen. § 34. In Abs. 3 wird statt „Strafzumessung" „Strafbemessung" gesetzt. § 63. Sch.: Der Entwurf faßt Real- und Idealkonkurrenz zusammen. Der Antrag der RR bringt nur eine Änderung bezügl. der Einschließung. Dagegen liegen von den Ländern folg. Anträge vor: 1. Preußen / Bayern: Änderung bezügl. der Realkonkurrenz, 2. Sachsen / Baden: Trennung beider Konkurrenzen, 3. Bayern: Fassungsänderung in § 64 Abs. 1 (hält Ref. für eine Verbesserung), 4. Bayern: Erhöhung des Strafrahmens statt auf 1/2 der Summe der Höchststrafen auf 3/4 dieser Summe. - Der sächs. Vertr. (Rauschenbach) begrüßt den bad. Vorschlag. Es bestehen bei der jetzigen Fassung Bedenken, wie die Strafe bestimmt werden soll, wenn in der Rev. bezügl. eines Teils der abgeurteilten Fälle Aufhebung des Urteils erfolgt, oder wenn nach dem Urteil neue Straftaten bekannt werden. Eine Änderung der bisherigen Regelung ist überflüssig, die Rechtsprechung wird in dubio immer Idealkonkurrenz annehmen. Die mehrfache Verurteilung zum Tode oder zu lebenslängl. Freiheitsstrafe wird auch nach der bad. Fassung vermieden.

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Solange die Novelle zur StPO nicht bekannt ist, scheint der RR-Antrag nicht annehmbar. Der bad. Vertr. schließt sich diesen Ausführungen an. Auch die Definition der fortgesetzten Tat im Gesetz ist notwendig. Hamburg (Lang) schließt sich dem an. Man könnte sonst künftig überhaupt nicht mehr erkennen, welche Einzelstrafen das Gericht für die einzelnen Straftaten verhängen wollte, da von vornherein nur eine Strafe gebildet wird. Bei einer teilweisen Aufhebung durch das Obergericht könnte dann die neue Strafe nur gefühlsmäßig gebildet werden. - Auch Württ. wünscht eine Trennung. Bei Idealkonkurrenz erscheint die Möglichkeit der Erhöhung der Strafe nicht notwendig, bei Realkonkurrenz ist dagegen die Möglichkeit der Erhöhung um die Hälfte zu gering. Der württ. Antrag wird deshalb aufrechterhalten. - Hessen, Meckl.-Schw. und Oldenburg schließen sich dem an. - Braunschweig und Bremen stimmen Hamburg zu. Sch: Auch in Preußen hat man lange geschwankt, sich aber schließlich dem Antrag der RR angeschlossen, weil die Tendenz des StGB dahin geht, weniger die Tat als den Täter zu bestrafen. Daher haben diese Unterscheidungen nach der Zahl der einzelnen Straftaten keinen Wert. Die Einstellung des Gerichts gegenüber einem Manne, der wegen einer Anzahl Straftaten angeklagt, bezügl. der einen freigesprochen wird, wird keine wesentlich andere sein, wenn er in allen Fällen für schuldig befunden wird. Die Trennung in Real- und Idealkonkurrenz führt zu unerwünschten und unverständlichen Urteilen, in Zweifelsfällen kann man immer entweder die eine oder die andere Konkurrenz annehmen. Ein Beispiel hierfür bietet die Rechtsprechung der RGerichts. Es ist richtig, daß bei der Fassung des RR-Antrags prozessuale Schwierigkeiten bei der Revision und der Begnad. entstehen können, solche Schwierigkeiten hat es aber jetzt schon bei der Realkonk. gegeben, ohne daß sie zu Weiterungen geführt hätten. Es handelt sich in solchen Fällen um die Frage des Strafmaßes, für das die Beweisaufnahme nebensächlich ist, so daß in solchen Fällen nicht aufs neue Beweis erhoben werden muß. Auch nach der neuen Fassung des Entw. wird bei teilweiser Aufhebung eines Urteils durch die Rev. nur die Frage des Strafmaßes wieder akut werden, zu deren Lösung eine neue Beweisaufnahme nicht nötig sein wird. Der thür. Vertr. hat ebenfalls Bedenken gegen den RRAntrag, unterstützt jedoch die RR aus den vom Vorredner genannten Gründen. Lang (Hamburg): Gerade der Umstand, daß nicht die Tat, sondern der Täter bestraft wird, spricht gegen den RR-Antrag. Bei teilweiser Aufhebung des Urteils in der Rev.Inst. ist eine neue Strafe zu bilden; bei der neuen Urteilsfindung kann bei der Regelung des RR-Antrags nun nicht erkannt werden, von welchen Erwägungen sich das erste Gericht leiten ließ. Auch § 66 fordert Scheidung in Ideal- und Realkonk. Der Vors.: Richtig ist, daß auch die Wissenschaft, die urspr. auf der Seite der RR stand, später starke Bedenken gegen die Regelung bekommen hat. Die Frage berührt die Grundpfeiler des ganzen Systems; die RR kann deshalb hier nicht leicht nachgeben. Die von Sch. aufgeführten Gründe für die vorgeschlagene Regelung können nur immer wieder unterstrichen werden. Die bisherige, rein arithm. Strafberechnung hat der Strafjustiz in der Öffentlichkeit sehr geschadet. Es ist durchaus nicht unerwünscht, wenn eines Tages ein neues Tatsachengericht sich mit dem Täter nochmals beschäftigt, wenn sich herausstellt, daß er entgegen der Meinung des ersten Gerichts zu einer Anzahl von Fällen nicht schuldig ist. Nötigenfalls kann die Frage noch einige Zeit zurückgestellt und eine Novelle zur StPO ausgearbeitet werden. Die prozess. Schwierigkeiten werden sicher nicht in dem befürchteten Umfang auftreten. - Dürr (Bayern) würde eine Einigung der Länder begrüßen; die Reg. bedeutet ein Fortschreiten auf dem durch die Neufassung des § 154 StPO beschrittenen Wege. - v. Nüsslein (Bayern) bittet um Vorlage des Entwurfs einer Novelle zur StPO in der zweiten Lesung; dies wird vom Vors. zugesagt. Auf Ersuchen des Vorsitzenden erklärt Kadeika (Öst.): Die Rev.-Inst. kann in Öst. ein Urteil nicht bloß kassieren, sondern kann in einer Sache auch selbst ein neues Urteil fällen. Die einheitl. Behandlung von Ideal- und Realkonk. ist derartig eingelebt, daß

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eine Änderung völlig unverständlich wäre. Bei der Frage der Strafhöhe ist der Charakter des Täters, seine Lebensweise usw. von maßgebendem Einfluß. Es erscheint möglich, eine Strafe rein nach Quoten auf die einzelnen Taten nach ihrer Schwere aufzuteilen, denn der Richter wird durch den persönlichen Eindruck des Täters immer stark beeinflußt. Eine derartige Beurteilung bedeutet einen Fortschritt gegenüber der bisherigen Strafbemessung nach der Tat, die in Ost. zu Schwierigkeiten nicht geführt hat. - Bei der Abst. werden für eine Scheidung in Ideal- und Realkonk. 11 Stimmen, dagegen 7 Stimmen abgegeben. - Sch. erklärt, daß er keine Erklärung darüber abgeben könne, wie die preuß. Stimmen im Plenum abgegeben werden. - Lübeck hat sich der Stimme enthalten, weil Vertr. bei der Debatte nicht anwesend war, ist aber geneigt, für den Antrag der RR zu stimmen. - Nöldeke (Hamburg) ist der Meinung, daß man, wenn man den öst. Richtern eine Umstellung nicht zumuten könne, auch den deutschen Richtern etwas Derartiges nicht zumuten könne. Der Vors. kann dieser Ansicht nicht zustimmen, weil bei uns durch die Neuregelung vorhandene Schwierigkeiten beseitigt werden und weil auch in der Wissenschaft über die Art der besten Regelung die Meinungen geteilt sind, während in Öst. einhellig die jetzt bestehende Regelung als gut empfunden wird. - M. bittet, die endgültige Entscheidung zurückzustellen bis November. - Unter Zugrundelegung des Abst.-Ergebnisses werden nunmehr die bad. Anträge (Antr. 22 und 24) beraten. - Der Hamb. Vertr.-. § 63 a Satz 2 ist zu streichen. - Der old. Vertr. bittet, die RR möge bis Montag neue Vorschläge auf Grund der Antr. einreichen, die Verhandlung soll solange zurückgestellt werden. - Der Vors. hält eine Verhandlung für fördernder. - Dürr (Bayern) schlägt vor, jetzt keine Einzelheiten zu beraten, sondern die Beratung bis November zurückzustellen. - Abstimmung: Für Zurückstellung 10 Stimmen, dagegen 7 Stimmen. - Schäfer (Reich) wünscht, daß ein entsprechender Vermerk in die Niederschrift des Entwurfs nach den Beschlüssen der 1. Lesung aufgenommen wird und schlägt vor, nunmehr den § 63 a zu beraten (bad. Antrag). (§ 63 a). Sch. warnt vor einer Begriffsbestimmung der fortgesetzten Tat und verneint das Bedürfnis der Praxis, die Möglichkeit zu besitzen, auf Strafen zu erkennen, die über das Höchstmaß der für die einzelnen Delikte angedrohten Strafen hinausgehen. Er bittet, § 63 a zu streichen. Bremen schließt sich dem an. - Der meckl.-schwer. Vertr.: Es erscheint nicht angebracht, daß hier das Wort „Vorsatz" in einem andern, volkstümlichen Sinne (etwa gleich „Plan") gebraucht wird, als das sonst geschieht. - Der bad. Vertr.: Die Fassung der Best, schließt sich der Judikatur des RG an; auf die Fassung legt Baden keinen Wert, dagegen ist die Bestimmung in dieser oder einer anderen Fassung nötig, weil die fortgesetzte Tat die typische Tat des Berufsverbrechers ist. Deshalb muß auch die Möglichkeit der Erhöhung der Strafe für den Richter gegeben sein. Old. stimmt Preußen zu. - Ebermayer warnt vor einer Festlegung des Begriffs der fortgesetzten Tat; auch das RG schwankt öfters bei der Festlegung des Begriffs. - In der Abst. wird die Einfügung des § 63 a gegen 3 Stimmen abgelehnt. - Die Beratung der übrigen Best, dieses Abschn. wird zurückgestellt. § 65. Bay. zieht seinen Antrag zurück. Die Anträge Sachsens und Badens sollen bei der Beratung der Maßregeln der Besserung und Sicherung zur Beratung kommen. § 67. Sch. bespricht den Antrag der RR, in dem es statt „hat" „soll" heißen muß. Es liegen weiter folgende Anträge vor: 1. Antrag Bayern: Streichung, 2. Antrag Baden: Fassungsänderung, 3. Antrag Sachsen: Berücksichtigung weit. Strafzumessungsgründe. Dürr (Bay.): Eine derartige Aufzählung ist nicht erwünscht, weil sich die Gerichte an das Schema gewöhnen und andere Gründe überhaupt nicht mehr berücksichtigen. Auf keinen Fall darf die Norm revisionsbegründend sein. Der bad. Vertr.: Auch Baden steht der Best, skeptisch gegenüber. Sie erscheint wohl erforderlich, weil in ihr die Idee der Strafrechtsreform zum Ausdruck kommt. Die Vorschrift darf jedoch nicht zu einem Rev.10

Grund gemacht werden. Der sächs. Vertr.: Auch die unverschuldeten Folgen sind zu berücksichtigen; das ist ein Volksempfinden, dem stattgegeben werden muß. Man wird die Laienrichter nicht davon abbringen können, diese Folgen zu berücksichtigen; der Hinweis, daß die Folgen nach den Best, des Gesetzes nicht berücksichtigt werden dürfen, wird nichts nützen, und man wird dann schließlich bei einem Urteil wieder dreierlei Gründe haben: Verkündete, schriftliche niedergelegte und beschlossene. - Sch.: Eine Streichung dieser Best, erscheint nicht möglich; sie ist zwar juristisch nicht wichtig, aber wesentlich als Grundprinzip des Gesetzes, sie dient auch dazu, die Gerichte zur Überlegung bei der Strafzumessung zu erziehen. Eher als eine Streichung der Best, ist deren Ausgestaltung zu wünschen; der bad. Vorschlag ist deshalb zu begrüßen. - Dagegen widerspricht der sächs. Antrag, das Wort „unverschuldet" zu streichen, den Grundprinzipien des Gesetzes. Es kann allerdings in manchen Fällen erwünscht sein, auch die unverschuldeten Folgen zu berücksichtigen, dem steht jedoch die jetzige Fassung nicht entgegen. - Der sächs. Vertr.: Das müßte in der Begründung ausdrücklich gesagt werden. - Der Vors. sagt das zu. - Abstimmung: Der bay. Antrag wird abgelehnt, der bad. Antrag wird angenommen (Fassung vorbehalten), der sächs. Antrag, das Wort „unverschuldet" zu streichen, wird abgelehnt. - Statt „hat" wird in der 1. Zeile „soll" gesagt. Der weitere sächs. Antrag wird 10:7 abgelehnt. § 68. Old. hat Bedenken gegen die Worte „Entgelt" und „Vorteil". Der Vors.: Es bestehen keine Bedenken, statt „Vorteil" „Nutzen" zu sagen. Württ. beantragt Streichung des Satzes 2, weil er den Ersatzanspruch des Verletzten gefährdert. - Abgelehnt. - Hessen: Statt „daraus" ist „aus der Tat" zu sagen. - Angenommen. § 69 wird § 38 a. § 70. Der Lübeck. Vertr. bittet um Auskunft, warum die Best., daß die Strafe durch freie Arbeit getilgt werden kann, nicht wieder aufgenommen ist. Der Vors.: Die Best, hat sich nicht bewährt. - Der thür. Vertr.: Thür, hat gute Erfahrungen mit der Best, gemacht, haupts. bei Waldarbeitern wurde von der Ermächtigung Gebrauch gemacht; die Bestimmung sollte deshalb im Str.Vollz.Ges. Aufnahme finden. (Auf Frage Sch.) Richtig ist, daß die Best, im ersten Jahr nur in 6 Fällen zur Anwendung kam, aber erst jetzt hat sich die Zahl der Fälle vermehrt. $ 68. Nachdem Old. nochmals seine Bedenken geltend macht, wird auf Vorschlag Dürrs (Bay.) folgende Fassung angenommen: Eine Geldstrafe soll das für die Tat gewährte Entgelt und den aus der Tat gezogenen Nutzen übersteigen (2. Satz unverändert). § 71. Sch.: Es liegen drei Anträge vor: 1. Preußen / Württ.: Streichung, 2. Baden: Ausdehnung auf alle Delikte, 3. Antrag, die Best, neu zu fassen. - Die Einschl. soll anstelle der Festungshaft treten, die früher beinahe ausschließlich beim Zweikampf zur Anwendung kam. Voraussichtlich wird im kommenden StGB der Zweikampf als besonderes Delikt beseitigt werden, sicherlich aber wird keine Bestimmung dahin getroffen werden, daß eine besondere Strafart bei ihm zur Anwendung zu kommen hat, höchstens werden die Strafen eine Verschärfung erfahren (oblig. Dienstentlassung). Demnach ist die Frage der Einschließung losgelöst vom Zweikampf zu betrachten. Außer dem Zweikampf gab es vor dem Krieg beinahe keine Straffälle, die mit der Strafe der Festungshaft geahndet wurden (1903: ein Fall); auch 1919 waren nur 17 Festungshaftgefangene vorhanden. Deshalb ist kein Bedürfnis für diese besondere Strafart vorhanden, umso mehr, als sich bei der jetzigen Fassung der Best. (Beschränkung auf gewisse Delikte) die Zahl der Häftlinge nicht vermehren wird. Bleibt die Best, bestehen, so wird der Reichstag die Zahl der Delikte, bei denen auf Einschließung (E) erkannt werden kann, vermehren; das ist unerwünscht, denn gerade die Leute, die aus achtungswerten Motiven handeln, sind die gefährlichsten Gegner des Staates. Warum sollen sie dann noch den Vorzug einer besonderen Strafe erhalten? Es wird geantwortet, weil sie durch die Stra-

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fen nicht entehrt werden sollen. Jemand, der eine Straftat begeht, wird aber gar nicht durch die Strafe, sondern durch die Tat entehrt. Beim Vorhandensein dieser besonderen Strafart wird das Vertrauen in die Rechtspflege erschüttert, der Richter wird nicht bloß vor die außerordentlich schwere Aufgabe gestellt festzustellen, aus welcher Gesinnung der Täter die Tat begangen hat, sondern er wird auch dauernden Angriffen ausgesetzt sein. Die Best, führt zur Politisierung der Justiz. Der Vors.: Auch der RR sind die soeben vorgetragenen Einwendungen gegen die Best, bekannt; sie sieht sie für schwerwiegend an und hat deshalb auch die Beratungen des DJT vor der endgültigen Formulierung der Best, abgewartet. Eine Änderung der Best, ist jetzt nicht mehr beabsichtigt, abgesehen davon, daß der Ausdruck „aus achtenswerten Beweggründen" verbessert werden soll. Wenn im StGB keine besondere Strafe für den politischen Verbrecher geschaffen wird, dann wird die Frage der Behandlung dieser Leute im Strafvollzug akut; denn die politischen Parteien wollen ausnahmslos eine Sonderbehandlung dieser Leute. Zur Prüfung der Frage der Notwendigkeit einer solchen besonderen Strafart dürfen die Fälle nicht gezählt, sondern müssen gewogen werden. Unter 100 Festungshaftgefangenen, die z. Zt. einsitzen, befinden sich 75 polit. Verbrecher. Personen, die ein politisches Delikt begehen, sind unbedingt von den Personen zu trennen, die wegen eines nichtpolitischen Delikts eine Strafe verbüßen. Es ist richtig, daß der Begriff der „ehrlosen Gesinnung" in manchen Urteilen, die gegen politisch links eingestellte Leute ergingen, verkannt werden; das ist in der neuesten Zeit besser geworden. Auch dann, wenn eine besondere Ehrenstrafe nicht geschaffen wird, werden in dieser politisch erregten Zeit die Angriffe auf die Gerichte nicht ausbleiben. Ebermayer: Der Wegfall der E. wäre sehr zu bedauern. Es gibt anständige und unanständige Verbrecher. Politische Verbrecher müssen besonders behandelt werden. Die Abgrenzung der Delikte, bei denen auf E. erkannt werden kann, sollte kasuistisch erfolgen. Der hamb. Vertr. tritt auf Grund der in Hamburg gemachten Erfahrungen der preuß. Ansicht bei. Wenn überhaupt eine E.-Strafe geschaffen werde, so müsse ihre Anwendung bei allen Delikten möglich sein. Auch ist der Ausdruck „achtenswerte Beweggründe" zu allgemein. Desgleichen ist der Schlußsatz zu unbestimmt. Lieber solle man die Möglichkeit schaffen, daß die Verwaltung politische Verbrecher in einem besonderen Gewahrsam unterbringt. Die in Hamburg gemachten Erfahrungen sind sehr schlecht. Dort wurde eine große Anzahl von Angeklagten aus dem Hamburger Aufstand zu Festungshaft verurteilt; die Leute, die teilweise schon zahlreiche Vorstrafen haben, sitzen tatenlos herum, lernen nicht und spielen dauernd Karten. Der Versuch, ihnen Arbeit zu geben, die ihnen zusagt, ist gescheitert. Die Festungshaftgefangenen aber gesetzlich zur Arbeit zu zwingen, ist nicht durchführbar. Hansen (Preußen) unterstreicht die Worte der Vorredner. Bei Massenverurteilungen (z. B. bei Unruhen) müsse auch bei Leuten mit der übelsten Vergangenheit auf Festungshaft erkannt werden, weil ihr Delikt aus politischen Gründen begangen worden sei. So sitzen in Preußen etwa 400 Leute, die wegen des Hamburger Aufstands verurteilt worden sind, in Festungshaft, die ein Zerrbild des politischen Verbrechens bieten. 30 % davon sind Jugendliche zwischen 19 und 20 Jahren. Bei ihrem Transport von Altona nach Golnow ist es vielfach zu Ausschreitungen und Demonstrationen gekommen; auch in der Strafanstalt machen sie die größten Schwierigkeiten, arbeiten nicht und weigern sich, selbst ihre Zellen zu reinigen. Der Begriff des Überzeugungsverbrechers ist noch nicht klar genug herausgearbeitet; er soll deshalb nicht gesetzlich festgelegt werden; es sollte lediglich im Strafvollzugsgesetz eine dem § 52 der Grundsätze entsprechende Bestimmung aufgenommen werden. Mit dieser Bestimmung sind nur gute Erfahrungen gemacht worden, die ganze Frage ist eine Frage des Strafvollzugs.

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Der Vors.: Die vorgetragenen Mißstände sind nicht durch die Entfernung des § 71, sondern auf andere Weise, z. B. Verstärkung der Disziplinargewalt in den Gefängnissen zu bekämpfen. Die Einschließung kann aus dem Entwurf nicht entfernt werden, der Reichstag wird sie immer wieder einfügen. - Der Brem. Vertr. stimmt dem zu; die Scheidung der Verbrecher muß durch den Richter, nicht den Verw.-Beamten erfolgen. Der württ. Vertr. stimmt dem Antrage Preußens zu; eine Scheidung nach der Gesinnung erfolge schon durch die Zuchthaus- und Gefängnisstrafen. Sollte die E. beibehalten werden, so wünscht er, daß auf E. nur erkannt werden solle, wenn die politische oder religiöse Überzeugung den Täter zur Tat veranlaßt habe; außerdem ist die Mußvorschrift zu einer Kannvorschrift zu machen. In letzter Linie beantragt er die Streichung des 19. Abschn. in der Best, des § 71. Der bad. Vertr.: Die Trennung der Verurteilten darf nicht der Verwaltung überlassen bleiben; sie muß schon im Urteil durch das Gericht erfolgen; die Möglichkeit, auf E. zu erkennen, muß bei allen Delikten gegeben sein. Nachteile, die sich durch die Einführung der E. ergeben, lassen sich durch entsprechende Bestimmungen im StVollzG beseitigen. Die Vorschrift muß eine Mußvorschrift bleiben. Der Redner bittet, auch die Kohlrauschsche Fassung des DJT zu prüfen. Sch.: Die E. bringt die Gefahr mit sich, daß die Mitläufer bei Unruhen usw. mit einer strengeren Strafe der Art nach bestraft werden als die Haupttäter, weil bei ihnen politische Gründe nicht vorlagen; besonders ungerecht wirkt die Best, aber gegenüber denjenigen, die nur aus Fahrlässigkeit straffällig werden. Gegen sie kann nie auf E. erkannt werden. Für den Richter ist es beinahe unmöglich zu erkennen, aus welchen Motiven der Täter gehandelt hat; die Frage der verschiedenen Behandlung der einzelnen Gefangenen läßt sich viel leichter im Strafvollzug lösen; dort geschieht die Uberweisung der Gefangenen in die einzelnen Gefängnisse und die Regelung der verschiedenen Behandlungsart ohne viel Aufsehen, während beim Urteil die ganze Öffentlichkeit sich mit der Angelegenheit beschäftigt. Eine besondere Strafart für einzelne Gruppen von Verbrechern ist ein historisches Requisit, das den Grundsätzen des modernen Strafvollzugs widerspricht. - Der Vertr. Lübecks ist beauftragt, für eine möglichst große Ausdehnung der E. zu stimmen, will jedoch nach dem Ergebnis der Bespr. neue Informationen einholen, da er jetzt eine möglichst enge Fassung der Best, für nötig hält. Dürr bejaht das Bedürfnis nach der Strafe der E. Er hält die entstehenden Mehrkosten des Strafvollzugs für gering und glaubt, daß Schwierigkeiten nur dann zu erwarten seien, wenn die Regelung der verschiedenartigen Unterbringung der einzelnen Verbrechensarten im Strafvollzug getroffen werden soll. Die Gerichte würden zwar meist das Richtige treffen, läßt man die Bestimmung weg, so besteht die Gefahr, daß der Reichstag etwas kaum Durchführbares schafft. Evtl. kann die Best, dahin geändert werden, daß auch bei Fahrlässigkeitsdelikten die Erkennung auf E. möglich ist. Meist wird in diesen Fällen überhaupt nur auf Geldstrafe erkannt werden. - Der Vertr. von Meckl.-Schw. stimmt Preußen zu und bittet zu prüfen, ob die Beseitigung der E. nicht auch deshalb erwünscht erscheint, weil Ehrenstrafen beseitigt sind und weil der Richter durch die Neufassung schon eine außerordentliche Machtbefugnis erhalten hat. Eine individuelle Behandlung der Gefangenen in den Gefängnissen ist auch ohne die Strafe der E. möglich. Bleibt die Strafe der E., dann muß sie auch auf andere Delikte ausgedehnt werden (§ 184, Vergehen gegen die Staatsgewalt). Hierbei entsteht jedoch die Gefahr, daß das im Strafvollzug zu Schwierigkeiten führt. Der meckl.-schw. Antrag wird aufrechterhalten. Der thür. Vertr. wünscht, daß die Strafe der E. beim Zweikampf als primäre Strafe angedroht wird. Anstelle des Ausdrucks „achtenswerte Beweggründe" wird eine bessere Fassung schriftlich nachgebracht werden. M. stimmt dem Antrag der RR zu. Hamburgs Bedenken können durch eine Änderung des StVollzG beseitigt werden. - Der old. Vertr.

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stimmt dem Antrag der R R zu. Da die Gefängnisstrafe im Volk als entehrend angesehen wird, ist es erforderlich, eine besondere Ehrenstrafe beizubehalten. - Kadeöka: Öst. kennt die Strafe der Festungshaft nicht; es ist auch dort ein Bedürfnis nach einer andersartigen Behandlung der polit. usw. Verbrecher vorhanden; dem kommt man nach, indem man auf Grund einer alten kaiserlichen Ermächtigung im Gnaden- oder Verwaltungsweg Erleichterungen gewährt. Es ist jedoch recht mißlich, richterliche Urteile durch Verwaltungsmaßnahmen ändern zu müssen. Wenn die E. in Deutschland nicht in das Gesetz aufgenommen wird, wird Ost. sie für sein Gebiet selbst schaffen. - Hessen ist für den Antrag der RR. - Anhalt schließt sich der Meinung Braunschweigs an, das wünscht, daß aus der Mußvorschrift eine Kannvorschrift werde. Der Vors.: Es wäre erwünscht, daß die Annahme der Best, im RRat möglichst einstimmig erfolgte; die Gegensätze sind gar nicht so groß, als man nach den verschiedenen Ansichten meinen könnte. Im wesentlichen bestehen die Unterschiede darin, daß ein Teil der Länder die E. - ohne ihr einen besonderen Namen zu geben - in den Strafvollzug aufgenommen haben will, wo ihre Durchführung vom Richter überwacht werden soll. Darüber, daß die politischen usw. Verbrecher anders behandelt werden müssen als die gewöhnlichen Verbrecher, scheint Einigkeit zu bestehen. - Sch.: Nach der preuß. Auffassung handelt es sich nicht bloß um einen formellen Unterschied in der Bezeichnung, sondern um einen grundlegenden Unterschied in der Anschauung. Er sieht augenblicklich keine Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Meinungen zu einer Einigung zu kommen; wenn Preußen mit seinem Antrag im Ausschuß in der Minderheit bleibe, so werde sich doch im Plenum eine Mehrheit für seinen Antrag ergeben. - Abstimmung (es wird gestattet, daß der einzige anwesende preuß. Vertr. für die übrigen zwei abwesenden Vertr. mitstimmt) preuß. Antrag auf Beseitigung der E.: 8 ja (Preußen, Württ., Hamburg, Meckl.-Schw.), 14 nein, keine Enthaltungen. Scb.: Falls die E. bestehen bleibt, wünscht Preußen eine mögliche Einschränkung des Anwendungsgebiets; es ist deshalb gegen den bad. Vorschlag. Gegen den Begriff „achtenswerte Beweggründe" bestehen Bedenken; er birgt die Gefahr einer Politisierung der Rechtspflege in sich; man kann den Richtern nicht zumuten, in jedem Falle die Beweggründe der Angeklagten zu beurteilen. Die württ. Fassung „politische und religiöse Überzeugung" erscheint besser. Weiter bestehen Bedenken gegen die evtl. Fassung „sittliche Uberzeugung", weil kein Fall denkbar ist, in dem jemand aus sittlicher Uberzeugung eine strafbare Handlung begeht. Zum mindesten der Zweikampf hat mit der sittlichen Uberzeugung des Täters nichts zu tun; der Zweikampf wird vom Täter meist als eine sportliche Betätigung angesehen oder findet infolge eines gesellschaftlichen Zwanges statt. Gefahr besteht auch, daß die Best, im Reichstag auf alle strafbaren Handlungen ausgedehnt werden. Findet dann die Fassung „aus sittlicher Uberzeugung" Aufnahme, dann wird wohl auch gegen denjenigen, der sein unheilbar krankes Kind tötet oder abtreibt, weil schon vier oder mehr Kinder in der Familie vorhanden sind, auf E. erkannt werden. Der Redner stimmt für seine Person dem württ. Antrag zu; er wünscht auch, daß die Vorschrift in eine Kannvorschrift umgewandelt wird. Dürr (Bay.) wünscht, die Best, möglichst eingeschränkt zu sehen. Die Fassung der RR ist zu kautschukartig. Die Aufnahme der „sittlichen Überzeugung" ist bedenklich, die Best, „aus religiöser oder politischer Überzeugung" ist zu eng. Überhaupt scheint das Abstellen auf die persönliche Auffassung des Täters nicht erwünscht zu sein; besser ist es, wenn man auf ein objektives Merkmal abstellt; die Fassung könnte deshalb etwa lauten: „... aus Beweggründen begangen wurde, die (von politischer, religiöser oder sittlicher Überzeugung aus) entschuldbar sind." - M . : Möglichste Einschränkung der Bestimmung erscheint geboten. Der Begriff „achtenswert" ist nicht glücklich; „Überzeugung" sollte durch „Beweggründe" ersetzt werden. Maßgebend sollten nur politische Beweggründe sein. Der bay. Vorschlag erscheint nicht annehmbar, weil hierdurch

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Gründe der Strafbemessung mit dem Verschulden vermischt werden. - Der meckl.schwer. Vertr. ist gegen den württ. Vorschlag; aus der Best, eine Kannvorschrift zu machen, wäre ein Danaergeschenk für die Richter. Auch der Vorschlag, statt „ausschließlich" „ausschlaggebend" zu sagen, ist nicht annehmbar, weil es keinen Grad der Kausalität gibt. Erwünscht ist, daß die einzelnen Straftaten, bei denen es zulässig sein soll, auf E. zu erkennen, aufgezählt werden. - Der bad. Vertr. hält dagegen eine generelle Regelung für nötig. Bei einer Einzelaufstellung muß der Abschn. 19 beseitigt werden. Eine Abgrenzung ist recht schwer, in der jetzigen Aufzählung fehlen Straftaten, die erst aufgenommen werden sollten; der Redner steht persönlich dem württ. Antrag nahe. Der old. Vertr. hat gegen die württ. Fassung Bedenken, weil dann der Zweikampf keine Berücksichtigung fände. Auch wünscht er eine Muß-, keine Kannvorschrift. - Der württ. Vertr.: Es wurde deshalb vorgeschlagen, aus der Best, eine Kannvorschrift zu machen, damit dem politischen Mörder nicht die Vergünstigung der E. zugewendet werden muß. Es ist auch gegen eine Mußvorschrift nichts einzuwenden, wenn einzelne Delikte ausdrücklich ausgenommen werden. - Der thür. Vertr. wünscht, daß bei der Abstimmung zuerst darüber abgestimmt werden soll, ob beim Zweikampf die E. als primäre Strafe festgelegt werden soll. Sch. wünscht, daß die Frage des Zweikampfes bei der Abstimmung über § 71 überhaupt ausgeschaltet werden soll, um bei der Abstimmung über das Wort „sittlich" nicht gezwungen zu sein, mit Rücksicht auf die Einfügung der Best, über den Zweikampf in einer bestimmten Richtung zu stimmen. - Lübeck und Oldenburg halten eine Sonderregelung für den Zweikampf nicht für möglich. - 1. Abstimmung: Soll es bei allen Delikten zulässig sein, auf E. zu erkennen? 4 ja, 15 nein. - 2. Abstimmung: Welche Voraussetzungen müssen vorhanden sein, damit auf E. erkannt werden kann? Von den gestellten Anträgen werden noch folgende aufrechterhalten: Antrag der RR: Fassung „ausschl. aus achtenswerten Beweggründen", Antrag Württ.: Fassung „... wenn der Täter sich auf Grund seiner religiösen oder politischen Überzeugung für verpflichtet hielt" (siehe Antrag Nr. 14, S. 38). - Bayern stellt keinen Antrag. Sachsen gibt die Anregung, das Wort „besonders" in dem Antrag der RR zu streichen. Baden behält sich vor, nach Ablehnung seines Antrags für den Antrag der RR zu stimmen. - Hessen und Braunschweig stimmen für den Antrag der RR. - Preuß. stimmt für den württ. Antrag, Hamburg wie Preußen. - Meckl.-Schw. stellt den Antrag wie S. 19 in dem schriftl. Antrag Nr. 3. - Thür, stellt den bay. Antrag (schriftl. Antrag Nr. 5, S. 32). - Die sächs. Anregung, das Wort „besonders" zu streichen, wird mit 10 gegen [nicht lesbar] angenommen. - Die Anregung, das Wort „Uberzeugung" anstelle von „Beweggründen" einzusetzen, wird mit 10:8 abgelehnt. - Der thür. Antrag wird mit allen gegen eine Stimme abgelehnt. - Einstimmig wird beschlossen, den zweiten Halbsatz (besonders verwerfliche Ausführung) beizubehalten. - Der Lübeck. Vertr.: Das Wort „achtenswert" muß jetzt noch geändert werden. Hamburg stellt den Antrag, statt dessen zu setzen „politischen oder religiösen". - Bei der Abstimmung ergeben sich 10 Stimmen für, 10 Stimmen gegen diesen Antrag. - Bei der Abstimmung, wer das Wort „achtenswert" billigt, ergeben sich 10 Ja-Stimmen. - Der Vors. stellt fest, daß demnach die Fassung „achtenswert" angenommen ist. - Es soll nunmehr eine Abstimmung darüber erfolgen, ob die aufgezählten Deliktsgruppen im § 71 bleiben sollen. Das Ergebnis der Abstimmung schließt nicht aus, daß nachträglich noch andere Deliktsgruppen in die Bestimmung genommen werden; die Prüfung hierüber soll erst bei der Beratung des Besonderen Teils erfolgen. 1. Abst.: Wer wünscht, daß die Worte „Abschnitten 1 bis 5" in § 71 beibehalten werden? Bei Stimmenthaltung Preußens ergibt sich eine große Mehrheit an Ja-Stimmen. - 2. Abst.: Soll auch die Erwähnung des Abschn. 19 in § 71 beibehalten werden? 11 ja, 7 nein. - Meckl. erklärt, daß es keinen Wert auf sofortige Abstimmung über seinen Antrag lege. Der Antrag wird deshalb zurückgestellt. - 3. Abst.: Soll § 71 als Mußvor15

schrift bleiben? 12 ja, 8 nein. - 4. Abst.: Wer wünscht unveränderte Annahme des § 71? 9 ja, 9 nein. - Der bay. Vertr. erklärt, daß er es nicht billigen könne, wenn der preuß. Vertr. auch jetzt mit drei Stimmen stimme, das Recht, auch mit den fehlenden Stimmen zu stimmen, müsse dann auch den anderen Ländern eingeräumt werden. Preußen ist mit diesem Vorschlag einverstanden. - Die Abst. wird hierauf wiederholt, und zwar nach anwesenden Stimmen. Es ergeben sich hierbei 10 Ja- und 8 Nein-Stimmen. - Der preuß. Vertr. erklärt, daß Preußen auch in 2. Lesung und im Plenum seinen Antrag zu § 71 wiederholen wird. - Der Lübeck. Vertr. bittet, die RR möge bemüht sein, das Wort „achtenswert" durch einen anderen Ausdruck zu ersetzen. Der Vors. sagt das zu. - Nach der Festst. des Vors. sind die Länder, die dem Antrag der RR zustimmen: Bayern, Sachsen, Hessen, Oldenburg, Lübeck, Braunschweig, Bremen; Thüringen hat sich der Stimme enthalten; Baden hat gegen den Antrag gestimmt wegen der Best, über den Zweikampf. § 72. Bayern bittet, die Best, möge eine Uberschrift erhalten, die offenbar irrtümlich weggeblieben ist. - Zugesagt. - Meckl.-Schw. stellt den Antrag wie in dem schriftl. Antrag Nr. 3 S. 19. - Abgelehnt. 5 73. Sch.: Die Änderung dieser Best, im Antrag der RR ist mit Rücksicht auf Öst. erfolgt. Die Best, soll keine Begriffsbestimmung der mildernden Umstände sein. - Dürr ist gegen den Antrag der RR, weil die Fassung eine Definition der mildernden Umstände darstellt und unbefriedigend ist. - Sachsen ist ebenfalls gegen die Fassung und vor allem auch gegen die Begründung, weil man nach dieser (vgl. die letzten 7 Zeilen) annehmen muß, es dürften nur die Verschuldeten, nicht auch die objektiven Folgen berücksichtigt werden. Eine derartige Regelung ist namentlich mit Rücksicht auf die Laienrichter unmöglich. Die obj. Folgen müssen mit Rücksicht auf das Volksempfinden bei der Strafzumessung mit in Betracht gezogen werden. Der Vors. widerspricht dem; es kommt nicht auf die obj. Folgen, sondern darauf an, was der Täter gewollt hat. - Bayern und Sachsen ziehen ihre Anträge zurück; Hessen, das den bay. Antrag unterstützen wollte, nimmt ihn nicht auf. - Die Best, wird mit 14 Stimmen angenommen, mit der Änderung, daß statt „mildere Strafe" „milde Strafe" gesagt wird. § 74 wird widerspruchslos angenommen. 55 75, 76. Bayern wünscht nach den Ausführungen des Berichterstatters Sch. eine Zusammenfassung der beiden Best, in einen Paragraphen. Sch. tritt dem entgegen, weil eine deutliche Gegenüberstellung durch die Teilung in zwei §§ erfolgen soll. Dagegen stimmt er dem Antrag Bayerns zu, die Definition des besonderen leichten Falls zu ändern. - Dürr zieht den Antrag auf Vereinigung der beiden §§ zurück. - Der bad. Vertr. glaubt, daß die Bestimmung ein überflüssiges richterliches Abolitionsrecht bringe, der § 153 StPO sei ausreichend, um Härten zu beseitigen. Aus diesem Grunde solle der bad. Antrag angenommen werden. Sch. widerspricht dem; der § 153 sei vor Eröffnung des Hauptverfahrens anzuwenden und bringe deshalb die Versuchung für Richter und Staatsanwalt mit sich, unangenehme Fälle durch Einstellung zu beseitigen. § 76 könne jedoch erst nach Eröffnung des Hauptverfahrens angewendet werden; hier hätten die Gerichte keinen Anlaß mehr, in Fällen, in denen es angebracht ist, einzustellen, weil sie sich hierdurch eine Arbeit nicht ersparen würden. - Der meckl.-schw. Vertr. stimmt Baden zu; auch in Meckl.-Schw. sind mit dem § 153 keine schlechten Erfahrungen gemacht worden. Bleibt die Best., gegen die sich auch die IKV gewendet habe, so entstehe die Frage, wie die Kostenregelung erfolgen soll und wie der Richterspruch zu lauten habe. Empfehlenswerter sei es, anstelle des Abolitionsrechts ein Strafmilderungsrecht des Gerichts zu schaffen. - Hamburg stimmt Baden zu; zum mindesten muß auch bei Entscheidung nach § 75 die Zustimmung des Staatsanwalts vorhanden sein. - Bremen stimmt Hamburg, Oldenburg Meckl.-Schw. zu. - Sch.: Der Hamb. Vorschlag ist nicht durchführbar, weil man das Gericht in der Hauptverhandlung nicht an die Wünsche des

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Staatsanwalts binden kann. Die Kostenfrage ist so zu regeln, daß der Angeklagte die Kosten trägt. Der Vors. stimmt dem zu. Das Verfahren des § 75 ist besser als das des § 153 StPO, weil es öffentlich ist. Der Richter wird seine Entscheidung begründen müssen. Die Best, ist bei Übertretungen, Versuch und untauglichem Versuch sicherlich von Nutzen. - Dürr schließt sich diesen Äußerungen an; gegen die Entscheidung bleibt ja immer die Möglichkeit der Einlegung von Rechtsmitteln, wenn sie der Staatsanwaltschaft unbillig erscheinen sollte. - Der bad. Antrag wird gegen zwei Stimmen abgelehnt. - Der bay. Vorschlag, die beiden Best, in einem § zu vereinigen, wird zurückgenommen. - Der meckl.schw. Vorschlag wird gegen 2 Stimmen abgelehnt. - Der bay. Antrag auf Änderung des letzten Satzes von § 75 wird mit 11 Stimmen angenommen. - Der Antrag, statt „und" in Abs. 2 „oder" zu sagen, wird von sämtl. Antragstellern (Bayern, Baden, Hessen, Württ., Oldenburg) zurückgenommen. - Old. bittet die RR zu prüfen, ob eine bessere Fassung für die Best, gefunden werden kann. § 77. Es liegt vor ein Antrag Badens und Bayerns, statt „kann" „muß" zu sagen, und ein Antrag Badens, den Abs. 3 zu streichen. - Sch. tritt dem 1. Antrag entgegen, weil der nachfolgende Wennsatz doch die Entscheidung in das richterl. Ermessen stellt und weil eine Mußvorschrift zu Härten führen kann. - Der bad. und bay. Vertr. halten eine Mußvorschrift für notwendig, weil dadurch der Milde der Gerichte entgegengewirkt werden soll und weil namentlich die Laienrichter zur Anordnung einer solchen Maßnahme schwer zu bewegen sein werden, wenn es sich nicht um eine Mußvorschrift handelt. - Der bad. Vetr. wünscht die Streichung des Abs. 3 deshalb, weil in derartigen Fällen die ausländischen Akten meist nur schwer beizuziehen sein werden, so daß die notwendigen Feststellungen oft nicht getroffen werden können. - Hamburg unterstützt den bay. Antrag, stellt den Antrag auf Einfügung eines § 77 a (Antr. 2, Ziff. 46), wünscht aber, daß die Entscheidung hierzu bis zur Beratung des Abschnitts „Maßnahmen zur Besserung und Sicherung" zurückgestellt wird. - Der Vors.: In Betracht kommt die Anwendung der Vorschriften meist bei Leuten, die wegen Diebstahls, Betrugs und sonstigen Eigentumsvergehen mehrmals bestraft werden. Hier sind jedoch schon derartig schwere Strafen angedroht, daß es überflüssig erscheint, den § 77 zu einer Mußvorschrift zu machen. Gerade der Umstand, daß auch der ungleichartige Rückfall die Strafschärfung des § 77 mit sich bringt, spricht dafür, aus der Kannvorschrift keine Mußvorschrift zu machen. - Der bad. Antrag zu Abs. 3 wird zurückgezogen. - Der bad.-bay. Antrag wird 12:5 abgelehnt. § 78. Sch. unterstützt den bad. Antrag. - Der Antrag wird mit 7:1 Stimmen angenommen. - Hamburg beantragt, in Ziff. 4 statt „zwei Jahre" „drei Jahre" zu sagen. Der Antrag wird abgelehnt. §§ 79, 80 werden ohne Debatte angenommen. 5 81. Lübeck wünscht zu wissen, in welcher Form die Verlängerung vor sich gehen soll und ob dem Täter davon Mitteilung gemacht werden soll. - Dürr; Eine Mitteilung scheint nicht möglich zu sein; der Täter stellt sich nach dieser Regelung immer noch besser als jetzt, da er immer mit einer eineinhalbfachen Normalverjährungsfrist rechnen kann, während er jetzt überhaupt nie weiß, ob seine Tat verjährt ist. - Meckl.-Schw. wünscht eine Regelung dahin, daß ausdrücklich bestimmt werde, daß der Privatkläger insoweit der Strafverfolgungsbehörde gleichsteht. - Die Frage soll bei der Rev. des Strafprozeßrechts geprüft werden. § 84. Meckl.-Schw. wünscht, daß anstelle der Strafverfolgungsbehörden die Gerichte diese Befugnis haben sollen. - M. schlägt vor, daß eine Regelung dahin getroffen wird, daß die Annahme der Strafverfolgungsbehörde an die Zustimmung des Gerichts gebunden ist. - Der Antrag wird abgelehnt, soll aber von der RR nochmals geprüft werden.

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Alsdann kommt §13 (jetzt § 13 b) erneut zur Beratung. Sch. macht den Vorschlag, in der Best, die in der erstmaligen Beratung eingefügten Worte „rechtl. und sittlich" wieder zu streichen, statt das „Unerlaubte" das „Ungesetzliche" zu sagen und aus der Mußvorschrift eine Kannvorschrift zu machen. - M. will die Fassung der RR wiederherstellen. - Dürr stimmt Sch. zu mit Ausnahme des zweiten Änderungsantrags. - Lang (Hamburg) schließt sich Sch. an, die sittliche Auffassung des Täters darf nicht bei der Beurteilung der Strafbarkeit seiner Tat, sondern nur bei der Prüfung der Entschuldbarkeit herangezogen werden. Auch in §§ 14 und 15 ist das Wort „das Unerlaubte" durch „das Ungesetzliche" zu ersetzen. - Der Vors. hat keine Bedenken dagegen, die Best, zu einer Kannvorschrift zu machen. Wenn statt „das Unerlaubte" „das Ungesetzliche" gesagt wird, muß in der Begründung ausgeführt werden, in welchem Sinne dieser Ausdruck zu verstehen ist. - Kadeöka: Zwischen der Auffassung des Antragstellers und der öst. Auffassung bestehen tiefgehende Unterschiede. Nach öst. Auffassung ist zur Beurteilung wesentlich, daß ein Rechtsgut verletzt worden ist. Bei der Beurteilung der Strafbarkeit kommt es dann weniger darauf an, ob der Täter das gesetzliche Verbot gekannt hat oder ob er sich sagen mußte: das sollst Du nicht tun, ob ihn eine Pflichtnorm von seiner Tat hätte abhalten sollen. Kennt der Täter das moralisch Unerlaubte, dann macht er sich durch seine Tat strafbar. Geht der Täter z. B. vor der Tat zu einem Anwalt und erkundigt sich, ob das von ihm Beabsichtigte gesetzlich verboten ist, erhält er eine verneinende Antwort und begeht dann die Tat, obwohl er sich trotz der Auskunft des moralisch Verwerflichen seiner Handlung bewußt sein mußte, bleibt er strafbar. Bei der Beurteilung kommt es auch weniger auf die subjektive Auffassung des Täters von der Verwerflichkeit der Handlung, als vielmehr darauf, was die Allgemeinheit moralisch für geboten hält, an. Auch erscheint es nicht angebracht, aus der Muß- eine Kannvorschrift zu machen; warum soll man dem Richter die Entscheidung überlassen, statt sie im Gesetz zu regeln? Die deutsch-öst. Rechtseinheit wird an der Best, nicht scheitern, aber die beantragte Änderung bedeutet für Öst. eine große Erschwerung bei der Übernahme des StGB. - Dürr: Die süddeutschen Staaten teilen die Ansicht des Vorredners. - Lang (Hamburg): Die stets wechselnden sittlichen Anschauungen dürfen für die Strafbarkeit einer Tat keinen Anhalt bieten. Auch gegen die Änderungen der §§ 14 und 15 bestehen keine Bedenken. - Meckl.-Schw. schlägt vor, die Worte „das sittlich Unerlaubte" zu streichen und auf die Entschuldbarkeit der Tat abzustellen. Es gibt der Erwägung anheim, zu sagen: „Entschuldbarkeit liegt nicht vor, wenn die Tat sittlich unerlaubt ist." Es liegen folgende Anträge vor: 1. Der Antrag der RR, 2. der preuß. Antrag a) statt „das rechtlich und sittlich Unerlaubte" zu sagen „das Ungesetzliche", b) aus der Best, eine Kannvorschrift zu machen, 3. der bay. Antrag. - Der preuß. Antrag a) wird 9:8, der Antrag b) mit 15 Stimmen angenommen. Auch der Antrag, die §§ 14 und 15 entsprechend zu ändern, wird mit der Mehrheit angenommen. - Die übrigen Anträge sind dadurch erledigt. Die Beratung wird geschlossen. Der Termin zur nächsten Sitzung wird schriftlich mitgeteilt werden. Berlin, den 13. November 1926.

II. Niederschrift über die Beratungen vom 15. bis (1. Lesung, Besonderer Teil, I. Hälfte)

19.11.1926

Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden wird beschlossen, keine Generaldebatte stattfinden zu lassen und die Frage der Auswirkung der Neuregelung von Ideal- und Realkonkurrenz in prozessualer Hinsicht erst in der Dezember-Tagung zu besprechen.

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Es wird in die Beratung des Besonderen Teils eingetreten. Bei den einzelnen Paragraphen trägt der Berichterstatter des Reichsrats (M. = Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mannsfeld; Sch. = Ministerialrat Schäfer) jeweils den Antrag der Reichsregierung und die Anträge der Länder, soweit sie zeitlich nach dem Antrag der Reichsregierung im Reichsrat eingegangen sind, vor und nimmt zu ihnen Stellung. Die Anträge der Länder, die vor dem Antrag der Reichsregierung (Antrag Nr. 25 bzw. Nr. 27) eingegangen sind, gelten als durch den Antrag der Reichsregierung erledigt, soweit sie nicht ausdrücklich aufrechterhalten werden. § 85. M. hält Ablehnung der hierzu vorliegenden bayerischen Anträge für geboten. Die Präsidenten der Länder sind bereits durch § 99 geschützt. Der bayerische Vertreter (Dürr) hält die Änderung für nötig. Bei einer evtl. Änderung der Landesverfassungen werden vielleicht besondere Landespräsidenten geschaffen werden, die eine der Stellung des Reichspräsidenten ähnliche Stellung haben und alsdann durch § 99 nicht mehr geschützt werden. Der Versuch des Hochverrats muß besonders streng bestraft werden, weil der vollendete Hochverrat meist überhaupt nicht bestraft wird, weil er geglückt ist und die Täter die Macht im Staate in den Händen haben. Sch. tritt diesen Ausführungen entgegen. Die Landespräsidenten werden keine andere Stellung haben als die, welche jetzt in einzelnen Ländern die Ministerpräsidenten inne haben. Vom Standpunkt der Generalprävention aus hat es keinen Sinn, den bayerischen Antrag anzunehmen, weil derjenige, der eine Straftat begeht, nicht den Versuch, sondern die Vollendung will, und deshalb die Strafe der Vollendung in den Kreis seiner Erwägungen einbezieht. Auch jetzt kann schon bei Versuch im Falle des § 85' auf Zuchthaus bis zu 15 Jahren erkannt werden. - Der Vorsitzende: Es ist nicht richtig, daß bei § 85 nur die Versuchsstrafe zur Anwendung kommen kann, vgl. § 85 Abs. 2, wo eine Bestrafung wegen vollendeten Delikts sehr wohl denkbar ist. Der Reichspräsident hat überall eine besondere Stellung, deshalb ist seine Sonderstellung auch hier durchaus berechtigt. Wenn in Abs. 2 zu viel aufgenommen wird, besteht die Gefahr, daß die Bestimmung überhaupt fällt. - Die bayerischen Anträge werden (zu Abs. 1 mit 11:9, bei Abs. 2 gegen 2 Stimmen) abgelehnt. § 86. M. ist gegen die vorliegenden bayerischen und hamburgischen Anträge, weil der Begriff des „Aufforderns" auch den des „Anreizens" mitumfaßt. Nöldeke (Hamburg) hält das für zweifelhaft. Zum mindesten sollte diese besonders gefährliche Form ausdrücklich erwähnt werden. - Dürr: Auch die Begründung sagt nur, daß das Anreizen unter den Begriff des Aufforderns fallen könne-, zum mindesten muß die Begründung geändert werden. - Sch.: Wenn „Auffordern" hier ausdrücklich in die Bestimmung aufgenommen wird, so wird die Praxis bei all den Bestimmungen, in denen es nicht ausdrücklich erwähnt ist, annehmen, daß das Anstiften bei den Delikten nicht strafbar ist. Das Anreizen sollte deshalb nur in der Begründung Erwähnung finden. - Nöldeke: Dann muß eben in allen in Frage kommenden Fällen das Anreizen jeweils ausdrücklich erwähnt werden. - Der Vorsitzende: Schon die bisher nach den Wünschen der Länder an dem Entwurf vorgenommenen Änderungen bringen eine erhebliche Verschlechterung des Entwurfs; das ist politisch außerordentlich bedenklich; auch die Aufnahme des Wortes „Anreizen" in die Bestimmung würde die Stimmung des Reichstags für den Gesetzentwurf in ungünstigem Sinn beeinflussen, ohne eine wirkliche Verbesserung des Entwurfs zu bringen. - Der Antrag Bayerns wird mit 11 gegen 9 Stimmen angenommen. §87. Hessen beantragt die Wiederherstellung der früheren Fassung. Thüringen stellt den Antrag auf Änderung des Abs. 2. - Beide Anträge werden abgelehnt. § 88. Bayern und Baden stellen den Antrag, die Beratung über die Bestimmung zu § 45 zurückzustellen. Meckl.-Schwerin fordert die Aufnahme einer Geldnebenstrafe. Württemberg stellt den Antrag Nr. 30, Ziff. 3 und fordert Zurückstellung der Beratung zu § 53. - M. tritt allen Anträgen entgegen, schlägt aber vor, einen Vorbehalt dahin zu

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machen, daß bei einer evtl. Änderung der Bestimmungen über bessernde und sichernde Maßnahmen auch an dieser Bestimmung nachträgliche Änderungen erfolgen können. Baden und Bayern sind hiermit einverstanden. - Württemberg begründet seinen Antrag. - Nöldeke widerspricht. Eine solche Bestimmung ist nicht erforderlich, weil die Verwaltungsbehörde immer die Möglichkeit der Ausweisung besitzt. Hier soll auch dem Gericht diese Befugnis gegeben werden. - Meckl.-Schwerin begründet seinen Antrag. - Der Vorsitzende tritt diesem Antrag entgegen, eine solche Bestimmung hat das Republikschutzgesetz enthalten; die Bestimmung wurde vielfach angegriffen, da sie außerordentlich hart wirkt und auch Angehörige, die völlig schuldlos sind, in Mitleidenschaft zieht. - Der Antrag Meckl.-Schwerin wird gegen drei Stimmen, der Antrag Württemberg mit 9 gegen 8 Stimmen abgelehnt. 5 91. Der Antrag Preußens, statt „gebrauchen" „verwenden" zu sagen, wird unter Befürwortung Mannsfelds angenommen. 5 92. Württemberg stellt den Antrag auf Einfügung eines 5 92 a. Auch Bayern hat den Wunsch auf Aufnahme einer dem § 6 des Gesetzes gegen den Verrat militärischer Geheimnisse entsprechenden Bestimmung auf Grund der Erfahrungen, die im besetzten Gebiet gesammelt wurden. - M. hält die Bestimmung des Entwurfs für ausreichend, wenn daneben § 6 des erwähnten Gesetzes bestehen bleibt. - Hessen stellt den Antrag Nr. 20 Ziff. 32. - Auch der Vorsitzende hält wie M. eine Erweiterung der Vorschriften nicht für notwendig; eine Bestimmung, die den Anregungen der erwähnten Länder entspreche, sei praktisch nicht bedeutsam, erschwere aber die Aufnahme des Gesetzes im Reichstag. Es sei nicht zu leugnen, daß § 6 des Gesetzes gegen den Verrat usw. in einer Anzahl von Fällen zu einer unerwünschten Verurteilung geführt habe. - Der old. Vertreter ist beauftragt, dem Antrag Württembergs zuzustimmen, will aber auf Grund dieser Ausführungen nochmals mit seiner Regierung ins Benehmen treten. - Der württ. Antrag wird mit 11:8 Stimmen abgelehnt. § 93. Oldenburg stellt den Antrag auf Fassungsänderung des Abs. 2 - wird geprüft. Der preuß. Antrag auf Fassungsänderung (analog § 91) wird angenommen. 5 94. M.: Hier ist § 5 mitzuberaten. - Sch. trägt den preuß. Antrag Nr. 34 Ziff. 2 nebst Begründung vor. - Dürr: Bayern wird dem Antrag der Reichsregierung zustimmen; es gibt Fälle, bei denen eine Bestrafung zwar erforderlich, bei Annahme des preuß. Antrags aber nicht möglich ist (Ein Ausländer, der in Deutschland wohnhaft ist, geht ins Ausland, stiftet Krieg und kommt dann wieder zurück). Evtl. stimmt er dem bad. Antrag zu. - M. hält die Bestimmung des RRegierungsantrags ebenfalls für erforderlich. - Baden stimmt dem preuß. Antrag zu, wenn der bad. Antrag abgelehnt wird. - Der oldenburgische Vertreter trägt den old. Antrag vor. - Lang (Hamburg) tritt dem preuß. Antrag bei, wünscht aber in Ziff. 3 die Streichung der Worte „unter dem Schutze...", weil man nicht weiß, was darunter zu verstehen ist; offenbar stehen doch alle Ausländer - soweit sie nicht exterritorial sind - unter diesem Schutz. - Der Vorsitzende: Durch die Bestimmung soll nicht eine Pflicht zum Einschreiten, sondern nur die Möglichkeit hierzu geschaffen werden; bei Ziff. 3 ist an Leute gedacht, die in Deutschland geboren und erzogen, aber Ausländer sind, während eines Krieges nach dem Ausland gehen, um Deutschland von dort aus zu schaden; die Bestimmung soll auch gegen Ausländer einen Schutz bieten, die jahrelang bei einer deutschen Auslandsvertretung angestellt waren und dann ihnen bekannt gewordene Geheimnisse verraten. Hierfür muß eine Strafvorschrift geschaffen werden, eine Abgrenzung genau auf die erwähnten Fälle ist aber kaum möglich. - Konsul Mündt (AA): Auch das Auswärtige Amt hält die Vorschrift für unbedingt nötig; das Opportunitätsprinzip wird einen Schutz gegen Härten bilden. - Sch.: Das Beispiel des Vorsitzenden (der in Berlin lebende Ausländer) wird kaum praktisch werden; Leute, die solange in Deutschland leben, sind mit dem Reich so verwachsen, daß sie derartige Handlungen nicht mehr begehen. Auch nach der jetzigen Fassung der Bestimmung ist 20

eine Bestrafung von Botschaftsangestellten nicht möglich, weil die Grundsätze des Völkerrechts einer solchen Bestrafung widersprechen. Demnach ist die Bestimmung in 99 % der Fälle, für die sie gedacht ist, nicht anwendbar. Die Bestimmung des geltenden Rechts ist völlig ausreichend. - Der Vorsitzende: Diese Ausführungen sind nicht richtig. Die Ausländer, die in Deutschland leben, vergessen sofort all das, was sie Deutschland verdanken, wenn sie merken, daß sie in die Lage kommen, ein gutes Geschäft zu machen. Solche Fälle haben sich während des Krieges in großer Zahl ereignet. Ein Satz, der die Bestrafung der erwähnten Botschaftsangestellten verbietet, existiert im Völkerrecht nicht. - Als weiterer Fall, bei dem die Strafvorschrift zur Anwendung zu kommen hätte, ist auch der zu erwähnen, daß - wie es während des Krieges geschehen ist - an der Grenze Büros eröffnet wurden, um Soldaten zur Fahnenflucht zu verleiten. - Sch.: Die Botschaftsangestellten fallen schon unter die Bestimmungen der §§ 89 bis 91; Ausländer, die sich in der oben erwähnten Weise auffuhren, werden am besten ausgewiesen. Der Vors.: Nach einer Mitteilung des AA haben alle ausländischen Rechte (mit Ausnahme derjenigen von England und Amerika) eine entsprechende Bestimmung. Die preuß. Regelung bleibt - nach der Ansicht von Hofrat Kadeöka - selbst hinter der Vorschrift des Haager Abkommens zurück. Das Bedürfnis nach der Neuregelung ist erst während des Krieges aufgetreten, weil da all die erwähnten Fälle praktisch wurden. Abstimmung: Der preuß. Antrag wird mit 12:6 Stimmen abgelehnt. - Der badische Vertreter verweist zur Begründung des bad. Antrags auf die schriftliche Begründung. Der thür. Vertreter beantragt Erweiterung der Ziff. 1 des § nach dem Antrag 9 Ziff. 35. - Der thür. Antrag wird gegen den Antragsteller, der bad. Antrag gegen drei Stimmen abgelehnt. - M. erklärt sich gegen den bayr., württ. und bad. Antrag, das Wort „wissentlich" zu streichen. Hierfür bestehe kein Bedürfnis. - Dürr: Es ist nicht einzusehen, warum das geltende Recht hier eingeschränkt werden soll. Württemberg ist gleicher Ansicht. Sch. bittet um Mitteilung der Gründe, welche für die Einfügung des Wortes „wissentlich" maßgebend waren. - Der Vors.: § 89 hat während des Krieges eine unerwünscht weite Auslegung erfahren, z. B. wurde bei Streikzettelverteilern der dolus eventualis des Landesverrats angenommen. Es wurde zuerst versucht, die strafbaren Handlungen einzeln aufzuzählen, das hat sich aber als unmöglich erwiesen. - Baden nimmt seinen Antrag solange zurück, als der preuß. Antrag (siehe oben) abgelehnt bleibt. Oldenburg schließt sich bezüglich seines noch zu stellenden Antrags Baden an. - Der bayr./württ. Antrag wird 12:5 Stimmen abgelehnt. § 95. M. schlägt vor, dem preuß. Antrag auf Ergänzung der Begründung zu entsprechen (Antrag I I S . 30). - Angenommen. - Bezüglich der vorliegenden württ., bayr. und bad. Anträge schlägt M. Ablehnung vor. - Baden hält seinen Antrag aufrecht. - Sch. stimmt dem Antrag zu, soweit er Rückkehr zur ursprünglichen Fassung fordert. Er wünscht weiter eine Bestimmung etwa des Inhalts: Nicht strafbar ist nach dieser Vorschrift derjenige, dessen Tat sich nur auf unwesentliche Punkte erstreckt. - Der Vors. schlägt vor, „in wesentlichen Punkten" im Text zu streichen und in der Begründung zu bemerken, daß unwesentliche Verstöße nicht unter die Bestimmung fallen. - Angenommen. - Der bayr. Antrag auf Einschaltung eines Abs. 3 (wie auch bei § 21) wird gegen 2 Stimmen abgelehnt. § 97. Es liegen die gleichen Anträge wie bei § 88 vor. Die dortigen Abstimmungsergebnisse werden auch hier zu Grunde gelegt. § 100 a. Württemberg wünscht Streichung. - Bayern wünscht eine Erweiterung. Baden nimmt seinen Antrag zurück. - Lübeck wünscht Wiederherstellung der alten Fassung (Aufnahme der Verleumdung). - Der württ. Vertreter: Der RPräsident will mit Anträgen auf Zustimmungserklärung möglichst wenig behelligt werden. Der württ. Antrag auf erhöhten Schutz des Lebens des Reichspräsidenten wurde abgelehnt; dann ist auch kein erhöhter Schutz der Ehre nötig. Deshalb wird Streichung der Bestimmung 21

gefordert. - Dürr: Der bayr. Antrag bildet nur ein Gegenstück zu § 111; wenn der ausländische Gesandte besonders geschützt wird, muß auch der Gesandte eines deutschen Landes besonders geschützt werden. - Sch. ist gegen den Lübecker Antrag, weil dadurch die Bestimmung nur kompliziert wird und weil die Verleumdung jetzt schon mit einer Mindeststrafe von einem Monat Gefängnis bedroht wird. Die Aufnahme der Verleumdung in die Bestimmung hat nur einen Sinn, wenn die Mindeststrafe für die Verleumdung dann hier erhöht wird. - Thüringen wünscht Erhöhung der Mindeststrafe auf drei Monate. Lang (Hamburg): § 100 a ist im Verhältnis zu § 286 lex specialis; Verleumdung ist eine Unterart der Beleidigung; nach der jetzigen Fassung der Bestimmung wäre es demnach möglich, bei der Verleumdung des RPräsidenten auf eine geringere Strafe zu erkennen als bei der Verleumdung einer anderen Person, deshalb ist eine Änderung nötig. Dürr: Die von Thüringen beantragte Mindeststrafe ist zu hoch; dem Bedenken Hamburgs kann in der Begründung Rechnung getragen werden, die Verleumdung fällt auch unter den Begriff der Beschimpfung, so daß es nicht nötig ist, sie hier besonders zu nennen. - Oldenburg stimmt Hamburg, Bremen Lübeck zu. - Ebermayer: Verleumdung ist nicht immer Beschimpfung, z. B. Verleumdung in anständiger Form. Die Bedenken Längs sind nur durch eine Änderung der Bestimmung zu beseitigen; sie sind berechtigt. - Der Vors. stimmt dem zu; Sch. hält den thür. Vorschlag für gut. Abstimmung: 1. Soll die Verleumdung in § 100 und § 100 a ausdrücklich aufgenommen werden? Angenommen, mit großer Mehrheit. - 2. Welche Mindeststrafe soll für Verleumdung festgesetzt werden? Drei Monate mit großer Mehrheit angenommen. — Der Vors.: Mit der im Entwurf niedergelegten Regelung, alle Beleidigungen des Reichspräsidenten zu verfolgen, hat sich das Büro des Reichspräsidenten zwar einverstanden erklärt, aber nach den Ausführungen des württ. Vertreters bestehen gegen die Regelung noch Bedenken. - Baden: Im Interesse der Staatsautorität besteht ein Bedürfnis gegen alle Beleidigungen des Reichspräsidenten vorzugehen; vielleicht kann hierbei auf die Zustimmung des Abs. 2 verzichtet werden. - Der Vors. hat dagegen Bedenken, weil dann Beleidigungen verfolgt werden müßten, bei denen eine Strafverfolgung der Würde des Reichspräsidenten nicht entspricht. Abstimmung: Soll jede Beleidigung in §§ 100, 100 a unter besondere Strafe gestellt werden? 10 ja, 10 nein. Der Antrag ist demnach abgelehnt; es bleibt die Fassung der Reichsregierung. - Die bayr. Anträge auf besonderen Schutz der Staatspräsidenten und der Gesandten der Länder werden abgelehnt. Abstimmung: Soll für die Beschimpfung eine besondere Mindeststrafe eingesetzt werden? - Abgelehnt. - Sch.: Nach diesem Abstimmungsergebnis können die §§ 100 und 100 a wieder zusammengezogen werden. - Eine neue Bestimmung soll am Schluß der Tagung vorgelegt werden. § 101. Vgl. § 88. 5 102. Es liegt vor ein badischer Antrag, nach dem in der Begründung klargestellt werden soll, daß auch die Abstimmungen der Gerichte mitumfaßt werden. - Der Vors.: An diese wurde nicht gedacht. - Dürr: Es ist erwünscht, wenn auch diese Abstimmungen unter die Bestimmung fallen. - Sch. (Reich) hat Bedenken gegen eine solche Ausdehnung wegen § 105 und wegen der Bestimmung über die Richterbestechung. Was ist lex specialis? Sch.: Bedenken bestehen auch wegen § 108. - Dürr: Es erscheint unbedenklich, die Bestimmung auch auf die genannten Abstimmungen auszudehnen; denn auch die Abstimmungen in den Gemeinderäten sind in dieser Weise geschützt; um so mehr erscheint hier ein solcher Schutz erforderlich. - Nöldeke hat ebenfalls Bedenken gegen die Bestimmung, weil man z. Zt. überhaupt nicht übersehen kann, wie weit die Bestimmung geht. Es entsteht z. B. die Frage, ob der Richter bei der Urteilsverkündung sagt „das

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Gericht in seiner Mehrheit", sich dadurch strafbar macht. - Der bad. Vertreter wünscht eine Klarstellung, welche der beiden Bestimmungen in § 133 und § 108 lex specialis ist. Abstimmung: Soll die Bestimmung auch für die Abstimmung der Gerichte gelten? 5 ja, 11 nein, Preußen und Hessen enthalten sich der Stimme, weil sie zuerst die Tragweite der Bestimmung nachprüfen wollen. Mit ja stimmen Bayern, Württemberg und Baden. - Es soll die Nachprüfung der Fassung erfolgen, nötigenfalls soll eine Klarstellung in der Begründung vorgenommen werden. - M. hält es nicht für angebracht, den sächsischen Anregungen (Antrag Nr. 31 Ziff. 1) Folge zu leisten, weil derartige Fälle bereits unter die Vorschriften der §§ 102 und 108 fallen. Vielleicht kann das in der Begründung gesagt werden. - Preußen wünscht Einfügung der Worte: „für Wahl Vorschlag und". - Angenommen. - Der sächs. Antrag wird abgelehnt. Der badische und württembergische Vertreter begründen ihren Antrag auf Anfügung eines Abs. 2. - Der Vors.: Die Frage der kirchlichen Wahlen ist schon in der Begründung behandelt. Im preuß. Kultusministerium bestehen Zweifel, ob nach der jetzigen Fassung die Wahlen in der evang. Kirche - im Gegensatz zu denen in der kath. Kirche - unter die Bestimmung fallen. Nach der persönlichen Auffassung des Vorsitzenden läßt es die Reichsverfassung durchaus zu, auch den Kirchen Strafschutz zu gewähren. Es sollte hier eine klare Lage geschaffen werden; jedoch ist bis jetzt noch kein völlig befriedigender Vorschlag gemacht worden. - Sch.: In Preußen besteht ein großes Interesse daran, daß auch die kirchlichen Wahlen geschützt werden, auch wenn sie nicht auf gesetzlichen Grundlagen beruhen. Das gleiche gilt für Bayern, Württemberg, Braunschweig, Hamburg, Lübeck, Oldenburg (persönliche Meinung des Vertreters, der die jetzige Bestimmung für ausreichend hält). Der thür. Vertreter vermag zu der Frage keine Stellung zu nehmen. - Der Vors.: Schwierigkeiten werden auch aus der Bestimmung des Art. 137 der Verf. erwachsen. - Preußen und Oldenburg haben keine Bedenken, die Bestimmung entsprechend auszudehnen. Abstimmung: 1. Sollen die Kirchen durch eine ausdrückliche Vorschrift hier einbezogen werden? 17 ja (Sachsen enthalten). - 2. Ist eine Einschränkung entsprechend dem bad./württ. Antrag erwünscht? 5 ja, 14 nein. - 3. Sollen alle Vorschriften dieses Abschnitts oder nur die §§ 103 bis 107 auch auf die Kirchen ausgedehnt werden? - Der Vors.: Hierbei bleibt offen, ob auch das geistliche Amt und das Stimmrecht für kirchliche Wahlen verloren gehen. (Keine Abstimmung.) - Soll § 108 ausgenommen werden? 2 ja. - Soll § 109 ausgenommen werden? Bleibt offen. 5 103. Preußen, Sachsen und Württemberg wollen das Wort „gefährlich" streichen. Meckl.-Schwerin wünscht eine Ergänzung gemäß Antrag Nr. 29 Ziff. 6. - Sch.: Nach den Erfahrungen, die beim Volksbegehren gemacht worden sind, wird in erster Linie mit wirtschaftlichen Nachteilen gedroht; deshalb ist eine Änderung der Bestimmung unbedingt erforderlich. Auch verhältnismäßig harmlose Drohungen müssen vermieden werden dadurch, daß sie unter die Strafbestimmung fallen. Bei ganz harmlosen Drohungen werden die Gerichte sicherlich nicht zu einer Verurteilung kommen, auch wenn dem preuß. Antrag stattgegeben wird. - Der Vors. ist gegen die Streichung des Wortes; man kann unmöglich alles moralisch Verwerfliche mit Strafe bedrohen; die Vorschrift bekäme mit der angeregten Änderung eine unerträglich weite Ausdehnung. - Kadeöka empfiehlt Aufnahme des § 5 des österr. Wahlschutzgesetzes (Wahlnötigung), der eine Annäherung an die preuß. Wünsche bedeute. - Nöldeke ist mit den preuß. und österr. Vorschlägen einverstanden, die jetzige Fassung sei nicht befriedigend, deshalb habe Hamburg auch den Antrag auf Einfügung eines § 105 a eingebracht. - Josephi begründet den meckl.-schwer. Antrag, der sich dem österr. Vorschlag nähere. - Der Vertreter des preuß. Ministeriums des Inneren stimmt dem österr. Vorschlag zu; dagegen sei die meckl. Fassung nicht ausreichend, weil die hierfür notwendigen Feststellungen oft nicht möglich wären. - Sch. schlägt vor einzufügen: „oder Drohung mit einem wirt23

schaftlichen Nachteil oder einem anderen empfindlichen Übel", um auch den gesellschaftlichen Boykott unmöglich zu machen. - Der Vertreter des preuß. Ministeriums des Inneren stimmt dem zu, der gesellschaftliche Boykott sei namentlich in Hinterpommern an der Tagesordnung, wo er bezirksweise energisch durchgeführt werde. Hier müsse unbedingt ein Schutz geschaffen werden. Durch solche Boykottierungen werde die Ausübung des Rechts erschwert und weite Kreise der Bevölkerung verbittert; die sozialen Gegensätze werden hierdurch immer stärker. - Nöldeke stimmt dem zu. - Hessen ist gegen diesen Vorschlag, weil es hierdurch wohl möglich sei, die Drohungen, aber nicht die tatsächliche Ausführung zu verhindern. - Sch.: Das ist natürlich richtig; aber schon dann, wenn die Drohung unter Strafe gestellt wird, wird eine Entspannung der Gegensätze eintreten, außerdem muß auf Mittel gesonnen werden, um auch die tatsächliche Durchführung solcher Boykottierungen unmöglich zu machen. Abstimmung: Soll „mit wirtschaftlichen Nachteilen" aufgenommen werden? 17 JaStimmen. - Soll „mit einem andern erheblichen Übel" eingefügt werden? 15 JaStimmen. - Nach Ansicht Dürrs, die von anderer Seite nicht geteilt wird, sollte nunmehr der Text des § 99 geändert werden. § 103. Preußen, Württemberg, Sachsen und Mecklenburg-Schwerin wünschen Einstellung des § 156 des Entwurfs von 1913 als § 103 a, Bayern und Hamburg als § 105 a. - Kadeöka trägt die österreichische Regelung vor (§ 5 des Wahlschutzgesetzes). Sch. würde eine derartige Bestimmung begrüßen, ist jedoch der Meinung, daß der preuß. Antrag hierdurch nicht überflüssig werde, weil er weiter gehe als die österr. Regelung. In einem preuß. Ressort bestehe der Wunsch, daß jede absichtliche Schädigung wegen politischer Einstellung unter Strafe gestellt werde. Das gehe wohl zu weit, jedoch möchte er den Gedanken einmal zur Diskussion stellen, zum mindesten sollte wegen der wirtschaftlichen Verrufserklärung eine Bestimmung in das Gesetz aufgenommen werden. Der Vors. ist der Meinung, daß die Zufügung eines Nachteils nach der Wahl nicht zu § 103, sondern zu den Bestimmungen über den Wahlverruf gehöre. Eine Strafbestimmung gegen ein derartiges Verhalten werde zu einer Unmenge Denunziationen führen, sie scheine deshalb nicht erwünscht. Die preuß. Vorschläge gingen viel zu weit. - Der Vertreter des preuß. Ministeriums des Inneren kann diese Bedenken nicht teilen. Durch eine solche Strafbestimmung werde nur Art. 118 der Reichsverfassung zu einer lex perfecta gemacht. Er würde deshalb die Einfügung eines § 103 a mit den bei § 103 beschlossenen Änderungen begrüßen. - Nöldeke ist der Meinung, daß die Bestimmung zwar nötig sei, jedoch nicht hierher hinter § 103, sondern hinter § 105 gehöre. - Der Vors. hält eine Bestimmung über den Wahlverruf nicht für erwünscht. Noch weniger sei allerdings eine Bestimmung zu begrüßen, die sich den österreichischen Bestimmungen oder dem preuß. Vorschlag nähere und das Zufügen eines Nachteils nach der Wahl unter Strafe stelle. Natürlich sei ein möglichst großer Wahlschutz erwünscht, eine solche Vorschrift bedeute jedoch keine Besserung der Verhältnisse. - Der bayerische und der oldenburgische Vertreter stimmen dem zu. Abstimmung: Soll die frühere Bestimmung über den Wahlverruf wieder Aufnahme in den Entwurf finden? 16 Ja-Stimmen, Baden nein, Hessen enthalten. (Aufnahme als § 105 a.) - Soll die Bestimmung nach dem hamburgischen Antrag analog dem § 103 erweitert werden? - Nöldeke bittet die Abstimmung hierüber zurückzustellen. Über diesen letzten Antrag wird abgestimmt; für die Zurückstellung sind 7, dagegen 10 Stimmen. - Hamburg zieht seinen Antrag zurück. - Auf eine entsprechende Frage Sch. erwidert Kadeöka: In Osterreich besteht das erwähnte Gesetz (Wahlschutzgesetz) seit dem Jahre 1907; wie oft § 5 Abs. 2 Anwendung gefunden hat, vermag K. nicht anzugeben. In der Literatur seien ähnliche Bedenken geltend gemacht worden, wie sie der Vorsitzende geäußert habe; es sei jedoch nicht richtig, daß die Bestimmung eine Menge von Denunziationen mit sich gebracht habe.

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§ 105. Der bayerische Antrag wird abgelehnt; die Frage soll in der Begründung erläutert werden. § 107. Bayern beantragt Ergänzung der Bestimmung entsprechend dem § 168. Der Antrag wird, nachdem ihm M. und Scb. widersprechen, abgelehnt. §115. Vgl. das zu § 88 Gesagte, das auch hier gilt. §111. Sch. wünscht eine Neufassung der Bestimmung unter Bezug auf die bei §§ 100, 100 a beschlossenen Änderungen. - Prüfung zugesagt. §110. Dürr meint, daß nach dem jetzigen Text der Bestimmung auch ein Deutscher bestraft werden könne, der vom Reiche abgetrennte Gebiete wieder zurückzugewinnen suche. - Der Vors.: Eine Bestrafung nach dieser Bestimmung kommt nur in Frage, wenn die Gegenseitigkeit verbürgt ist. - Kadeéka: Vielleicht können Vorbereitungshandlungen hier ausgeschieden werden. - Vors.: Vielleicht kann das Opportunitätsprinzip hier bei der Strafverfolgung zur Anwendung kommen? - Nöldeke: Das kann zu politischen Schwierigkeiten führen. - Die Bestimmung soll im Reichsjustizministerium erneut geprüft werden. §§ 116, 117. Württemberg wünscht Aufnahme der Worte „oder Militärbeamten" und nach „im Kriege" „oder bei inneren Unruhen". - Der thür. Vertreter begründet den Antrag (Antrag Nr. 9, Ziff. 39) zum Abs. 2. - Der thür. Antrag wird abgelehnt. - Desgleichen der württ. Antrag. - Dürr bemerkt zu den Worten „zu verleiten sucht" in § 1 1 6 : Die Begründung ist hier nicht klar; ist unter „Suchen" hier „Unternehmen" zu verstehen? Es sollte klargestellt werden, daß es sich um Versuch handelt, da die Praxis sonst unmöglich wissen kann, was hier gedacht ist. Ein Rücktritt vom Versuch ist hier nicht möglich, weil es sich um ein Spezialdelikt handelt, in der Begründung müßte deshalb gesagt werden, daß die Tat die gleiche ist wie der Versuch bei einem andern Delikt, daß aber die besonderen Versuchsbestimmungen hier nicht gelten. - Der Antrag Dürrs auf Änderung der Begründung wird gegen drei Stimmen abgelehnt. §118. Der Antrag Württembergs/Badens, statt „Heeresdienst" „Wehrdienst" zu sagen, wird abgelehnt. §121. Württemberg begründet seinen Antrag, desgleichen Baden unter Verweisung auf Antrag Nr. 32 Ziff. 1 (Definition des Amtsträgers). - Hessen hält es für ausreichend, wenn in die Begründung eine den Anträgen entsprechende Bemerkung aufgenommen wird. - Der bad. Vertreter: Dann ist in der Begründung zu sagen, daß der Beamte, der staatliche Hoheitsrechte ausübt, unter allen Umständen Amtsträger ist. - Sch. hält eine Definition des Begriffs im Gesetz für bedenklich; die württ. Definition kann in die Begründung aufgenommen werden. Danach stünde aber dann fest, daß Beamte einer Kirche nicht Amtsträger sind, was nicht allgemein für erwünscht gehalten wird. - Der württ. Antrag wird 12:6 abgelehnt. §119. Der braunschtv. Antrag, statt „jemanden" „Deutschen" zu sagen, wird abgelehnt. §121. Sch. ist der Meinung, daß der württ. / bad. Antrag auf Anfügung eines Abs. 2 abzulehnen ist, weil sonst auch Bagatellsachen angeklagt werden müßten. - Thüringen stimmt dem württ. Antrag zu, wünscht aber zur Vermeidung von Bagatellprozessen Einfügung der Worte „aus Eigennutz". - Württemberg: Es könnte zur Vermeidung von Bagatellprozessen in der Begründung gesagt werden, daß übliche Trinkgelder nicht unter die Bestimmung fallen. - Der württ. Antrag wird 12:6 abgelehnt. 5 123. Den Anträgen, statt „Amtshandlung" „Handlung" und statt „Amtspflicht" „Pflicht" zu sagen, ist zuzustimmen. - Angenommen. § 124. Vgl. § 123. § 121. Schäfer (Reich): Statt „von Amtshandlungen" ist „einer Amtshandlung" zu sagen. - Angenommen. § 125. Der preuß. Antrag wird ohne Debatte angenommen.

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§ 121 a. Bayern wünscht, daß die Bestimmung so gefaßt werde, daß auch das Entgelt der Militärperson eingezogen werden kann. - M. befürwortet den bayr. Vorschlag. KadeSka äußert Bedenken gegen das Wort „Einziehung", weil es sich nicht um eine Einziehung in dem sonst üblichen Sinne handle. - Der bayr. Vorschlag wird angenommen. - Die Ersetzung des Wortes „Einziehung" durch das von Kadeöka vorgeschlagene Wort „Verfall" soll erst beim 7. Abschnitt beraten werden. § 126 a. M. widerspricht den Anträgen Bayerns, Württembergs und Badens, die den Antrag auf Strafschärfung in besonders schweren Fällen stellen. - Oldenburg hält eine Schärfung für nötig, weil sich auch bei der Nötigung in besonders schweren Fällen eine Schärfung findet. - Der Antrag Bayerns (Aufnahme eines Abs. 3) wird angenommen. § 127. Sachsen wünscht, daß die Beratung wegen des Wortes „veruntreuten" bis zu § 3 0 0 zurückgestellt wird. - Angenommen. - Baden stellt den Antrag 32 Ziff. 25; evtl. könne auch gesagt werden: „Soweit nicht nach anderen Bestimmungen schwerere Strafe verwirkt ist." - Kadeöka: Die von Baden gemachten Einwendungen bestehen tatsächlich, weil § 127 im Verhältnis zu §§ 298 ff. Spezialität ist. Nach der jetzigen Fassung kann die Strafe des § 300 bei einem Beamten nie zur Anwendung kommen. Sch. (Reich): Vielleicht kann hinter „stiehlt" eingefügt werden „(§§ 296, 297)". - Angenommen. §128. Württemberg begründet den Antrag Nr. 30 Ziff. 31. - Koffka: Richtig ist, daß die Bestimmung gegenüber dem geltenden Recht eine Einschränkung enthält; es empfiehlt sich aber nicht in allen Fällen, die Fälschung allein unter Strafe zu stellen. Wirklich strafwürdig sind nur die Fälle, in denen auch von der Urkunde Gebrauch gemacht wird. - Der württ. Antrag wird abgelehnt. - Preußen wünscht Streichung der Worte „unrichtig oder". Sch.: Unter „unrichtig" ist nur die Form der Anbringung zu verstehen. - Preußen zieht seinen Antrag zurück. - Bayern begründet seine Anträge zu Abs. 1 und 2. - Die Entscheidung wird bis zur Beratung über die Bestimmung über Urkundenfälschung zurückgestellt. - Desgl. der bad. Antrag auf Fassungsänderung. - Der sächsische Antrag (Änderung der Mindeststrafe) wird abgelehnt. - Lang begründet den hamb. Antrag Nr. 26 Ziff. 3 Nr. 1, der nur eine Fassungsänderung bringen soll. - Koffka: Es ist richtig, daß die Fassung unschön ist, aber bei Annahme der hamb. Fassung sind Mißverständnisse zu befürchten. Nach dieser Fassung könnte die Meinung vertreten werden, daß der Amtsträger auch selbst Gebrauch machen muß. Das wird bei der Fassung der Reichsregierung vermieden. - Lang bezweifelt das; auch könnte in die Begründung ein entspr. Hinweis aufgenommen werden. Die jetzige Fassung ist unverständlich. - Sch. schlägt vor, in dem mit „damit" beginnenden Satze zu sagen, damit ... „davon" ... Gebrauch gemacht werde. - Kadedka: Auch dagegen bestehen Bedenken; die Klarheit des Gesetzes muß der Sprachschönheit vorgehen. - M.: Vielleicht ist es möglich, aus Abs. 1 einen Abs. 1 und 2 (Urkunde, Sache) zu machen; der jetzige Abs. 2 müßte zu einem neuen § werden. - Der old. Vertreter: Das Strafmaß bei den besonders schweren Fällen stimmt nicht mit demjenigen bei der Urkundenfälschung überein. - Sch. schlägt vor zu sagen: „Ein Amtsträger, der, um eine Täuschung im Rechtsverkehr zu ermöglichen,..." Die Reichsregierung wird einen neuen Vorschlag bringen. § 128 a. Der preuß. Antrag wird angenommen. § 129. Die Beratung wird zu § 188 zurückgestellt. (§ 130 a). Sachsen beantragt die Einführung eines § 130 a, der dem geltenden Recht (§ 352) entspricht; da Sachsen den Antrag zurücknimmt, nimmt ihn Preußen, unterstützt von Württemberg, auf (§ 352 RStrGB). - Kadeéka: Die Bestimmung ist für Österreich nicht annehmbar. - Der Antrag wird mit 9:8 Stimmen abgelehnt. § 132. M. befürwortet den Antrag Preußens, statt „berufen" „bestellen" zu sagen. Württemberg wünscht Zurückstellung seines Antrags bis zum 7. Abschnitt. - Zugesagt. Bayern wünscht Änderung der Überschrift. - Abgelehnt. - Der Vors. nimmt Stellung gegen den preuß. Antrag, M. stimmt dem nunmehr zu. - Koffka: Statt „bestellt" ist „be26

rufen" gesagt worden, um auch suspendierte Beamte, die auch Amtsträger sind, unter die Bestimmung zu bringen. - Preußen zieht seinen Antrag zurück. - Nüsslein: Diese Erklärung der Reichsregierung ( K o f f k a ) sollte in die Begründung aufgenommen werden. § 132 a. Bayern wünscht, daß hinter „entzieht" eingefügt wird „oder den Dienst verweigert". - Württemberg wünscht, daß außer der Gemeingefahr auch die Unruhen Erwähnung finden. - Thüringen wünscht Erweiterung der Bestimmung auf alle Beamte. - Der Vors.: Der thür. Antrag ist überflüssig; für den Beamten ist nicht die kriminelle Bestrafung das Harte, sondern die disziplinare Ahndung. - Der thür. Vertreter ist der Meinung, daß man, wenn das richtig ist, auf § 1 3 3 überhaupt verzichten kann. - Der Vors.: Die preuß. innere Verwaltung und auch zahlreiche andere innere Verwaltungen wünschen die Vorschrift. - Bayern zieht seinen Antrag zurück. - Der thür. Antrag wird abgelehnt. - Sch.: Das in dem Nebensatz „deren Befolgung" Gesagte sollte zur Bedingung der Strafbarkeit gemacht werden, jetzt muß das vom Vorsatz mitumfaßt werden. Baden und Bayern sind für diese Anregung, weil es für die Frage des Verschuldens ohne Bedeutung ist, ob die Befolgung von Bedeutung war. - Da der preuß. Vertreter erklärt, er stelle keinen dahingehenden Antrag, sondern er wolle nur die Besprechung der Frage anregen, stellt Bayern einen entsprechenden Antrag. - Der Vors. und der Hamburger Vertreter widersprechen dem. - Württemberg wünscht Einfügung des Wortes „drohend" vor „inneren Unruhen". - Der württ. Antrag wird abgelehnt (drohende innere Unruhen). - Der württ./bad. Antrag (Dienst verweigert) wird 10:9 abgelehnt. - Der bayr. Antrag (Bedingung der Strafbarkeit) wird mit 14 Stimmen angenommen. 5 133. Antrag Hamburgs, vor „gefährdet" „verletzt oder" einzuschieben, wird angenommen. Hamburg, Sachsen, Baden, Württemberg wünschen Streichung des Abs. 2. Auch M. befürwortet die Streichung. Auch Kadeika ist für Streichung des Abs. 2. Die Vorschrift über den Notstand reiche völlig aus, um die Amtsträger, die in Wahrnehmung berechtigter Interessen handeln, zu schützen. In Osterreich ist nur derjenige strafbar, der mit der Absicht der Schadenszufügung handelt. - Dürr sieht auch in Abs. 4 einen gewissen Schutz des Amtsträgers. - Sch. stimmt Kadeika zu. - Der bad. Vertreter stellt den Antrag, Abs. 1, 2, 4 zu streichen, da die Bestrafung solcher Täter Sache der Disziplinarbehörde sei. - Der sächs. Vertreter wünscht die Beibehaltung des Abs. 2, weil der Abs. 4 die Gefahr enthalte, daß gegen die Vorgesetzten, die in dem oder jenem Sinne Stellung nehmen, politische Angriffe erfolgen. Der ganze § sei eine unsympathische Bestimmung. Er wünscht, daß in Abs. 1 eingefügt werde „unter Verletzung seiner Amtspflicht". - Braunschweig stimmt dem badischen Antrag zu. - Der Vors.: Abs. 3 des § 293 ist einem Bedürfnis der Praxis entsprungen (Arzt). Man kann aber den Amtsarzt nicht schlechter stellen als den Privatarzt. Deshalb muß wohl Abs. 2 in § 133 beibehalten werden. Allerdings besteht Gefahr, daß jeder Beamte auf Grund dieser Bestimmung glaubt, seinen Parteifreunden Nachricht geben zu können, was er in seinem Dienst erfährt. Wenn man Abs. 2 streicht, werden Presse und Parlament sich nicht mit dem Hinweis auf die Notstandsbestimmungen zufrieden geben; deshalb ist wohl der badische Antrag das Beste. Die Bestimmung des Abs. 1 geht soweit, daß beinahe jeder Beamte dagegen schon verstoßen haben wird. - Dürr wünscht, daß die in der Begründung aufgezählten Sonderregelungen beseitigt und alle Fälle einheitlich hier geregelt werden. Nöldeke: Abs. 3 deckt nicht die Fälle, in denen die Veröffentlichung aus politischen Gründen oder aus Sensationsbedürfnis erfolgt. Ein Vergleich der Bestimmung mit derjenigen des § 293 ist wohl nicht angängig. - Der Vors. erklärt es für unmöglich, die von Dürr gewünschte amtliche Regelung zu schaffen (vgl. hierzu auch die Bestimmung in §§ 134, 135). - Kadedka: Auch in Österreich werden immer wieder Sondervorschriften für einzelne Beamte verlangt; zur Abwehr solcher Wünsche wäre eine generelle Regelung sehr erwünscht. Ein Vorgehen gegen solche Beamte bloß im Disziplinarwege wird wohl nicht ausreichen, weil sich die Zentralgewalt nicht überall zu den unteren Dienst-

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stellen auswirken kann, da teilweise zwischen der Zentralgewalt und dem schuldigen Beamten Vorgesetzte stehen, die aus politischen Gründen nichts unternehmen. Deshalb sollte auch Abs. 4 hinter Abs. 2 eingeschoben werden. - Sch. kann dem badischen Vorschlag ohne Instruktionen nicht zustimmen; durch eine solche Regelung würde ein Teil der Beamten, bezüglich derer Sondervorschriften bestehen, ebenso auch die Personen, die unter § 293 fallen, schlechter gestellt werden wie die übrigen Beamten. - Ebermaye teilt diese Befürchtungen nicht; der Arzt und die Beamten, für die Sondervorschriften bestehen, haben eben besonders wichtige Stellungen, so daß für sie etwas Besonderes gelten muß. § 293 gilt auch für den Amtsarzt. Abs. 3 des § 133 würde wohl genügen. Nöldeke widerspricht dem badischen Vorschlag, weil dann Privatgeheimnisse besser geschützt wären wie Staatsgeheimnisse. - M. stimmt dem Vorsitzenden und Ebermayer zu; die Vorschriften der Abs. 1, 2 und 4 ständen auf dem Papier, weil gar nicht alle derartigen Vergehen bestraft werden könnten, die Bestimmungen würden dann nur Anwendung finden, wenn es aus politischen Gründen erforderlich erschiene. - Dürr widerspricht dem badischen Vorschlag. § 293 gelte nicht für den Amtsarzt, weil er insoweit nicht in Ausübung der Heilkunde handle. Eine Bestrafung im Disziplinarverfahren genüge nicht, weil die Strafen hierbei beinahe immer zu milde ausfielen. - Ebermayer kann Dürrs Ansicht bezüglich des § 293 nicht teilen, bezüglich des § 300 des geltenden StGB war man bisher immer einstimmig anderer Meinung. - Dürr: Das ist richtig; aber der Wortlaut der beiden Bestimmungen ist nicht derselbe. - Sch. erscheint es unklar, welche der beiden Bestimmungen des § 293 und des § 133 als lex specialis anzusehen ist. Die disziplinäre Bestrafung sei bei einem Amtsträger, der nicht mehr in seiner Stellung ist, nicht möglich. Es sei auch nicht einzusehen, warum ein Rechtsanwalt, um ein Beispiel zu erwähnen, schlechter gestellt werden solle als ein Richter. Hafner widerspricht Dürr; Heilkunde sei jede ärztliche Tätigkeit im Gegensatz zur Heilbehandlung. Auch die Ansicht Nöldekes sei nicht richtig; es werde durch die Bestimmung des § 293 nicht ein Schutz der Privatgeheimnisse geschaffen, sondern es solle nur eine Strafdrohung statuiert werden, die sich gegen bestimmte, besonders gestellte Berufstätige richtet. Abs. 4 des § 133 sei besonders bedenklich wegen der weitgehenden politischen Folgen, welche die Bestimmung für die Vorgesetzten haben werde. - Der Vors. bittet, die Reichsratsvertreter möchten bis zur 2. Lesung nochmals mit ihren Beamtenministerien ins Benehmen treten zur Lösung der Frage, welchen Umfang die Bestimmung erhalten solle. - Der badische Antrag wird mit 14:5 Stimmen abgelehnt. Preußen behält sich eine nochmalige Prüfung vor. - Die Streichung des Abs. 2 wird mit 14 Stimmen beschlossen. - Oldenburg beantragt, das Wort „unrechtmäßig" in Abs. 3 zu streichen. - Thüringen beantragt, statt „Vorgesetzte" in Abs. 4 „oberste vorgesetzte Behörde" zu sagen. - Sch. (Reich) gibt zur Erwägung, den Abs. 4 auf den Abs. 1 zu beschränken. Sch. bittet um Auskunft, welche Stelle bei einem früheren Amtsträger als „Vorgesetzter" anzusehen sei. - Diese Frage soll noch geklärt werden. § 134. M. stimmt dem Antrag Preußens, Württembergs, Badens, Bayerns, eine dem Abs. 4 des § 133 analoge Bestimmung zu schaffen, zu. - Angenommen. - Die sächsische Anregung (Antrag Nr. 31 Ziff. 31) wird zurückgestellt. § 136. Der württ. Vertreter begründet den Antrag 30 Nr. 38. - Hessen stellt den bereits früher gestellten Antrag (Antrag 20 Nr. 42). Desgleichen Baden und Bayern. - Dürr wünscht Streichung der Bestimmung, falls den Erweiterungsanträgen nicht stattgegeben wird. - Der württ. Antrag (Erweiterung) wird mit 10:9 Stimmen angenommen, der württ. Antrag bezüglich der Aufsichts- und Kontrollbeamten wird gegen drei Stimmen abgelehnt. §137. Der Antrag Badens, die Beratung zur Beratung des 7. Abschnitts zurückzustellen, wird angenommen.

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§138. Der Anregung Preußens, statt „wahrnimmt" „vornimmt" zu sagen, wird stattgegeben. - Sachsen nimmt seinen Antrag (Antrag 36 Nr. 6) zurück. § 139. Sachsen gibt zur Erwägung, ob in die Strafbestimmung auch die Erschleichung der Approbation aufgenommen werden soll. - Oldenburg bittet, statt „Tatsache" „Umstand" zu sagen, Hessen statt „welche" „der" zu sagen. - Angenommen. § 140. M. befürwortet den württ. Antrag (Nr. 4 1 in Antrag 30) zu Abs. 1. Dem Antrag zu Abs. 2 tritt er entgegen. - Sch. ist der Ansicht, daß die Bestimmung in der württ. Fassung zu weit ginge. „Herstellen" ist etwas sehr viel Schwerwiegenderes als ein „Überlassen". Ein derartiger Tatbestand wäre schon dann erfüllt, wenn eine ähnliche Prüfungsarbeit auf eine Stunde verliehen wird. - Meckl.-Schwerin beantragt Streichung von Satz 2 in Abs. 2. - Sch. wendet sich gegen diese Streichung, weil es sich oft um eine reine Gefälligkeit handle; auch die Prüfungskommission in Preußen sei seiner Ansicht. Württemberg stimmt Meckl.-Schwerin zu. - Der Vors.: Das Wort „Prüfung" in Abs. 2 und 3 hat dieselbe Bedeutung wie in Abs. 1; es sind also darunter z. B. keine Schulaufsätze zu verstehen. - Dürr: In Abs. 2 ist vor „Prüfungsleistung" einzufügen „solche". Angenommen. - Der württ. Antrag zu Abs. 2 wird abgelehnt. - Der meckl. Antrag wird abgelehnt. - Ein Antrag Badens auf Aufnahme eines § 140 a wird nicht gestellt. 5 144. Mecklenburg-Schwerin stellt den Antrag, den Strafrahmen auf 3 Monate bis zu 10 Jahren Zuchthaus zu ändern. - Abgelehnt 10:6. § 145. Bayern stellt den Antrag, aus der Bestimmung zwei §§ zu machen, wobei in § 145 nur die Polizeibeamten Aufnahme zu finden hätten. Dieser § 145 soll mit § 132 a in Einklang gebracht werden, weil sonst die Gefahr besteht, daß die Praxis zur Ansicht kommt, in § 145 sei etwas anderes gemeint als in § 132 a. - Baden und Württemberg ziehen ihren Antrag zurück. - Sch. widerspricht dem bayr. Antrag, der keinen praktischen Erfolg haben werde. Sch. will gerade vermieden wissen, daß eine Parallele zu § 132 a gezogen wird. - Bayern zieht seinen Antrag zurück, Baden nimmt ihn auf. Abgelehnt. 5 146. Sch. beantragt Erweiterung des Tatbestands in Abs. 2 durch Einfügung der Worte „oder Gewalttaten an Sachen verüben". In Abs. 1 sei die Fassung „durch Drohung mit Gewalt1'' zu eng. Die Worte „mit Gewalt" seien zu streichen. Das gleiche gelte für Abs. 3. - Hessen unterstützt diesen Antrag. Die Meuterei könne in drei Formen erfolgen, als Nötigung, tätlicher Angriff oder Gewalt gegen Sachen; nach den bisherigen Bestimmungen nicht als Meuterei zu bestrafen, sondern lediglich als Sachbeschädigung. Dies sei ein großer Nachteil. Auch die Worte „mit Gewalt" seien zu streichen, um die Bestimmung dem geltenden Recht anzunähern. Erwünscht sei auch eine Erhöhung der Mindeststrafe. - Der Vors. hält eine Streichung der Worte „mit Gewalt" für untragbar. Die Folge wäre, daß die Rädelsführer beim Hungerstreik mit Zuchthaus bestraft würden. Es sei besser, wenn die Bestimmung zu sehr eingeschränkt, als zu sehr ausgedehnt sei. Derartige Bestimmungen bedeuteten eine Gefahr für das Zustandekommen des Entwurfs überhaupt, es solle deshalb in 2. Lesung nochmals geprüft werden, ob eine bessere Fassung gefunden werden könne. - Dürr hat keine Bedenken gegen die beantragten Änderungen, weil besonders leichte Fälle von der Gefangenenverwaltung nicht angezeigt zu werden brauchen. Der Entwurf sei nach Ansicht bedeutender sachverständiger Kreise zu mild. - Der Vors.: Dieselben Kreise sagen aber auch, im Besonderen Teil seien zu viel Einzeltatbestände geschaffen und mit Strafe bedroht. § 153 StPO könnte bei dieser Bestimmung keine Anwendung finden. - Oldenburg stimmt dem zu; vor allem sei der preuß. Antrag zu Abs. 3 nicht annehmbar. - Nöldeke wünscht, daß der geltende § 122 wieder Aufnahme finde. Er stimmt dem preuß. Antrag 1, im übrigen Oldenburg zu, er wünscht, daß im Abs. 3 das Wort „drohen" gestrichen wird. - Sch.: Auch im Falle des Abs. 3 sind die Bestimmungen über mildernde Umstände anwendbar; der preuß. Vorschlag bringt immer noch eine Einschränkung gegenüber dem geltenden Recht; der

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hamburgische Vorschlag zu Abs. 3 erscheint annehmbar. - M. hält eine Ausdehnung des § 146 für untragbar und stimmt dem hamburgischen Vorschlag zu Abs. 3 zu. Abstimmung: Der preuß. Antrag, in Abs. 1 „mit Gewalt" zu streichen, wird mit 12:8 Stimmen angenommen, der Antrag, in Abs. 2 „Gewalt gegen Sachen" einzufügen, wird mit 16 Stimmen angenommen, der hamburgische Antrag auf Streichung in Abs. 3 wird mit 17 Stimmen angenommen. § 150. Württemberg wünscht Einfügung der Irrenanstalten. - Thüringen, Hamburg und Baden wünschen Zurückstellung der Beratung zum 7. Abschnitt. - Angenommen. § 155. Der bad. Antrag, das Wort „absichtlich" zu streichen, wird abgelehnt. 5 156. M.: Der bad. Antrag auf Einfügung der Worte „oder vor einer geschlossenen Versammlung" geht zu weit, weil nach den Beschlüssen zu § 11 auch eine nur beschränkt geschlossene Versammlung als eine öffentliche anzusehen ist. - Der bad. Vertreter: Wenn das Gesagte richtig ist - es müßte in der Begründung ausdrücklich ausgeführt werden - , dann wäre der bad. Antrag überflüssig. - Der Vors.: Das von M. Ausgeführte ist richtig; es ist in § 11 genügend deutlich ausgedrückt, so daß der bad. Antrag überflüssig ist. - Sch. wünscht ebenfalls eine entsprechende Bemerkung in der Begründung. - Zugesagt. - Baden zieht seinen Antrag zurück. (§ 156 a). Der bad. Vertreter stellt den Antrag Nr. 32 Ziff. 43. Ähnliche, schriftlich niedergelegte Anträge stellen Württemberg, Bayern, Sachsen. - M.: Nach der Kriminalstatistik für 1924 ist auf Grund des geltenden § 131 nur eine Verurteilung erfolgt; eine derartige Bestimmung erscheint demnach nicht erforderlich. - Der Lübecker Vertreter bittet dringend um Aufnahme einer solchen Bestimmung. - Der bad. Vertreter ist der Ansicht, daß die Statistik hier - so wenig wie z. B. beim Mädchenhandel - ein Maßstab dafür sein könne, ob die Bestimmung notwendig ist. Solche Fälle sind, auch wenn sie nicht allzu zahlreich sind, so gefährlich, daß sie unbedingt unter eine Strafdrohung gestellt werden müssen. - Der Vors.: Eine Bestimmung, die dem geltenden § 131 entspricht, wird der Opposition immer verdächtig sein und im Parlament als Versuch angesehen werden, die öffentliche Meinung zu knebeln. Falls sich derartige Dinge, wie sie hier unter Strafe gestellt werden sollen, wirklich ereignen, kann mit anderen Bestimmungen (Beleidigung usw.) eingegriffen werden. - Dürr hält die Bestimmung als notwendige Ergänzung der Strafdrohung bei der Beleidigung für erwünscht. - Nöldeke und Sch. stimmen dem Vorsitzenden zu; letzterer ist der Ansicht, daß der badische Antrag weiter gehe als des geltende Recht. - Baden ist bereit, die jetzige Fassung des § 131 zu übernehmen. - Lübeck nimmt seinen Antrag zu Gunsten des badischen zurück. Abstimmung: Soll grundsätzlich eine Bestimmung ähnlich dem § 1 3 1 des geltenden Rechts eingestellt werden? 10 Ja, 8 Nein. - Soll der alte badische Antrag angenommen werden? 8 Ja, 10 Nein. - Soll der neue badische Antrag (entspr. dem § 131) angenommen werden? 11 Ja, 7 Nein. § 157. Mecklenburg wünscht eine Höchststrafe von einem Jahr, weil die polnischen Wanderarbeiter einer Verweisung in zahlreichen Fällen zuwiderhandeln und eine Strafe von sechs Monaten im Winter ohne die Empfindung eines Übels absitzen werden. Abgelehnt. (§ 157 a). Der badische Antrag auf Einfügung des § 157 a wird zurückgestellt. § 158. Preußen und Sachsen behalten sich vor, bei der Beratung der Neufassung des GVG zu der Bestimmung Stellung zu nehmen. - Bayern begründet seinen Antrag auf Fassungsänderung; die Bestimmung passe nicht zu § 174 a GVG (neue Fassung). - Angenommen. - Auf eine entspr. Anregung Sch. soll die Bestimmung nochmals bei der Beratung des GVG besprochen werden. - Der lübeckische Vertreter bittet um Mitteilung, warum der Kanzelparagraph nicht wieder aufgenommen worden ist. Er hält die Bestimmung für nötig, um zu verhindern, daß von der Kanzel aus politische Ausführungen gemacht werden; die Bestimmung übt nach seiner Meinung eine gute prophylakti-

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sehe Wirkung aus. - Der Vors.: Der jetzige § 130 a ist ein Kampfparagraph. Im Kabinett war man unter den verschiedensten Regierungen der Meinung, daß die Bestimmung nicht wieder aufgenommen werden soll. Die freie Meinungsäußerung soll möglichst unbeschränkt sein. - Lübeck stellt keinen Antrag. § 159. M. widerspricht dem bayr. Antrag, die Worte „oder anreizt" aufzunehmen. Dürr hält die Ergänzung für nötig, nachdem die Worte auch in § 86 aufgenommen worden sind. Diese Form der Aufforderung ist sehr häufig, namentlich der Steuerstreik wird in dieser Weise organisiert. - Dr. Lehmann: Auch der Reichsfinanzminister hat aus denselben Gründen den Wunsch auf eine Erweiterung der Bestimmung geäußert. - Der Vors. widerspricht den Anträgen; unter „Anreizen" lasse sich alles bringen, das gehe viel zu weit. - Sch. hält die Ergänzung nicht für nötig, weil der Tatbestand des Aufforderns meist durch das Anreizen erfüllt sein wird, er behält sich jedoch die endgültige Stellungnahme bis zur 2. Lesung vor. - Der bayr. Antrag wird 12:8 abgelehnt. - Die Anregung Badens ist damit erledigt. - Der Vors.: Der Reichsfinanzminister stößt sich vor allem an dem Wort „Absicht", das läßt sich evtl. ändern. - Der preuß. Vertreter hält die Fassung insoweit für unbedenklich, weil derjenige, der auffordert, doch meist diese Absicht hat. - Sch. (Reich): Der Reichsfinanzminister wünscht deshalb eine Ergänzung, weil eine besondere Bestimmung über den Steuerstreik durch Verordnung des Reichspräsidenten geschaffen wurde, die durch die Neufassung überflüssig würde und dann aufgehoben werden soll. Der Wunsch des Reichsfinanzministers könnte wohl erfüllt werden. - Kadeika ist der Meinung, daß die Erfüllung des Wunsches nur eine Verschlechterung der Bestimmung bringe, weil die Bestimmung nicht den Ungehorsam im Einzelfall, sondern ein generelles Handeln treffen will. - Mit dem Reichsfinanzminister soll nochmals ins Benehmen getreten werden. § 160. Bayern stellt den Antrag wie zu § 159. - Hamburg wünscht Streichung der Worte „Gewalttaten gegen Menschen und Sachen", da sie überflüssig sind; sollen sie bestehen bleiben, dann muß vorher „insbesondere" eingeschaltet werden. - Letzeres angenommen. § 161 a. Der Antrag Preußens, vor „kundgeben" „ähnliche" einzuschieben, wird angenommen. Desgleichen der Antrag Bayerns, in Abs. 1 „mit Gewalt" und „oder Vergehen" einzuschieben. Beide Anträge sind von M. befürwortet. Der zweite bayerische Antrag, weiter einzufügen „durch Erregung von Lärm und Unordnung" wird abgelehnt. - Somit ist auch der badische Antrag erledigt. § 163. Preußen wünscht Einfügung eines Abs. 4. - Baden stellt den Antrag Nr. 32 Ziff. 52, Bayern den Antrag Nr. 33, S. 12. - Der Vertreter des preuß. Ministeriums des Inneren wünscht, daß der Abs. 2 die Fassung des geltenden § 128 erhalte. - Lang (Hamburg) ist der Ansicht, daß § 163 und § 163 a in einer Bestimmung vereinigt werden können, wenn in Abs. 1 des § 163 das Wort „gewünscht" gestrichen wird. - Sch. widerspricht dieser Streichung; dann würden auch die Studentenverbindungen, deren Angehörige Bestimmungsmensuren fechten, unter die Strafbarkeit fallen. Es wird keine Schwierigkeiten bereiten, den § 163 a im Parlament durchzubringen; im preuß. Landtag ist man einstimmig für eine solche Bestimmung. - Oldenburg nimmt seinen Antrag, das Wort „geheim" zu streichen, zurück. - Dürr wünscht, daß über § 163 und § 163 a zusammen abgestimmt wird. - Vors. schlägt vor, über § 163 zuerst abzustimmen unter Vorbehalt einer nochmaligen Änderung, wenn das Abstimmungsergebnis bei § 163 a das nötig macht. Er stimmt dem preuß. Antrag auf Anfügung eines Abs. 4 zu. - Oldenburg ist gleicher Ansicht, das muß aber auch bei nicht mehr bestehenden Verbindungen möglich sein, deshalb ist einzufügen: „oder Zweck". Abstimmung: Die Ausdehnung des § 163 auf Verbindungen aller Art wird abgelehnt. Angenommen wird, statt „Geheimverbindungen" „geheime Verbindung" zu sagen. Des-

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gleichen der Antrag, in Abs. 2 statt „Regierung" „Behörde" zu sagen. Der preuß. Antrag bezüglich eines Abs. 4 wird mit der oldenburgischen Ergänzung angenommen. § 163 a. M. hält den badischen Antrag für beachtlich. - Sachsen wünscht Einfügung der Erläuterung (Feme). - Die bayr., meckl.-schwerinsche und württ. Vertreter begründen ihre Anträge. - Der Vors. hat Bedenken gegen die badische Fassung, namentlich gegen das Wort „entgegenhandeln". Die Fassung sei zu eng, da teilweise Leute beseitigt worden seien, die einer solchen Verbindung nur im Wege gestanden oder sich gegen einzelne Bestimmungen verfehlt hätten. Auch eine Vereinigung mit § 163 sei nicht erwünscht. Als beste Lösung erschiene die Fassung der Reichsregierung. - Der bad. Vertreter ist mit einer Erweiterung seines Antrags im Sinne der Worte des Vors. einverstanden; das Wort „Bestrebungen" in der Fassung der Reichsregierung sei zu ungenau. Der bess. Vertreter gibt den hessischen Vorschlag zu Gunsten des badischen auf. - Nöldeke hält die württ. Fassung für die beste. - Auch der meckl.-schwerin. Vertreter hält das Wort „Bestrebungen" für bedenklich. - Dürr verliest einen neuformulierten Antrag, den er schriftlich übergibt. - Dieser Vorschlag wird angenommen, desgleichen der oldenburgische Vorschlag, den zweiten Halbsatz zu fassen „oder wer eine solche Verbindung oder Verabredung unterstützt". Desgleichen der Vorschlag Längs, als Mindeststrafe im Abs. 1 3 Monate Gefängnis festzusetzen. 5 162. Hessen wünscht die erste Fassung des Entwurfs (den öffentlichen Frieden gefährdenden). - Sch. tritt dem entgegen, weil der Vorsatz des Täters dann auch dahin gehen müßte. - Antrag abgelehnt. § 164. Die bayerischen und württembergischen Anträge auf Verschärfung der Strafe werden abgelehnt. § 166. Der Antrag Badens, statt „erwecken" „erregen" zu sagen, wird angenommen. - Der Antrag Hessens auf Wiederherstellung der früheren Fassung wird abgelehnt. § 167. Sachsen stellt den Antrag auf Gleichstellung der Weltanschauungsvereine, die staatlich anerkannt sind. Es sei nebensächlich, ob man Art. 137 Abs. 7 der Reichsverfassung als Programm oder als geltendes Recht ansehe; die Bestimmung müsse auf jeden Fall durch eine entsprechende strafrechtliche Bestimmung ergänzt werden. Die Mitglieder solcher Vereinigungen wünschten auch solch einen Schutz; auch sei ein staatliches Bedürfnis hierfür vorhanden, weil es den Leuten mit ihrer Anschauung ernst sei. - Oldenburg und Baden sind der Meinung, daß sich Art. 137 nur auf die staatsrechtliche Stellung der Vereinigungen bezieht; die Frage soll gelöst werden, aber im negativen Sinn. Eine entsprechende Bemerkung wäre in der Begründung zu machen. - Dürr tritt dem bei. Ein Teil der Bestimmungen sei überhaupt nicht auf Vereinigungen anwendbar, z. B. § 168. - Der sächsische Antrag wird abgelehnt. 5 168. Baden beantragt, das Wort „absichtlich" in Abs. 2 zu streichen, weil es überflüssig sei. - Württemberg beantragt, die Worte „mit Gewalt usw." zu streichen. - Baden wünscht Einfügung der Worte „oder auf ähnliche Weise" bei Abs. 1. - Sch. bekämpft diesen Antrag, der zu weit gehe, da z. B. auch die Veranstalter von Autorennen unter die Bestimmung fallen könnten. - Auch der Vors. ist gegen eine Änderung. - Der hess. Vertreter bittet um Auskunft, ob das Werfen von Steinbomben unter den Begriff des „Unfugs" falle. - Bejaht. - Der Vors.: In Abs. 2 soll statt „ähnliche" „andere" gesetzt werden. - In der Abstimmung werden die Anträge Württembergs und Badens zu Abs. 1 sowie sämtliche anderen Anträge abgelehnt; der Anregung des Vors. wird stattgegeben. 5 269. Wegen des württ. und badischen Antrags vgl. § 168. 5 171. Der bayerische Antrag wird abgelehnt. 5 174. Der hessische Antrag, Abs. 3 zu Satz 2 des Abs. 2 zu machen, wird angenommen. 5 175. Gegen den Antrag der süddeutschen Staaten, auch Fahrlässigkeit hier zu bestrafen, wendet sich Sch., da das eine Uberspannung bedeute. - Sachsen wünscht Wie32

derherstellung des Abs. 2. - Dürr begründet den bayr. Antrag damit, daß es möglich sein sollte, das nicht nachgewiesene vorsätzliche Handeln als fahrlässiges zu bestrafen, gleich wie auch oft ein Meineid, der nicht voll nachgewiesen werden kann, als Falscheid bestraft wird. Der Satz mit „obwohl" widerlege etwaige Bedenken gegen seinen Antrag. Oldenburg stimmt dem zu. - Der Vors. befürchtet, daß die ganze Vorschrift falle, wenn man sie zu weit ausdehne. - Der bayr. Antrag wird mit 11:7, der sächsische gegen 2 Stimmen abgelehnt. § 175 a. Hafner bittet, die Fälle des Rücktritts von der vollendeten Tat möglichst generell zu regeln. - Prüfung zugesagt. 5 176. Sch. wünscht eine Prüfung, ob die Schiedsgerichte aufgenommen werden sollen. Dürr ist dagegen, weil man das Bestreben nach Schiedsgerichten nicht unterstützen soll. - Der Vors. hält ihre Aufnahme wegen Abs. 4 nicht für möglich. - Der bad. Vertreter: Es gibt Behörden, die nur auf einem Teilgebiet Eide abnehmen dürfen. Deshalb soll eine Bestimmung aufgenommen werden, daß eine falsche uneidliche Aussage vor ihnen nur dann strafbar ist, wenn sie auf einem Gebiet abgegeben wird, auf dem die Behörde auch Eide abnehmen darf. - Der Vertreter des preuß. Ministeriums des Inneren tritt dem entgegen. - Sch.: Es handelt sich um die Frage, ob „zuständig" abstrakt oder konkret zu verstehen ist. Die Auslegung soll der Rechtsprechung überlassen bleiben. - Hafner wünscht, daß in der Begründung ausgeführt wird, daß unter „zuständig" die Zuständigkeit im einzelnen Fall verstanden wird. - Sch. (Reich) ist für eine abstrakte Regelung. Dürr desgleichen, der Vors. für eine konkrete. Dürr ist nach den Worten des Vors. ebenfalls für eine konkrete Regelung und stellt den Antrag, in Abs. 3 einzufügen: „in diesem Verfahren". Es ist zwischen Abs. 1 und 2 zu unterscheiden, weil in Abs. 1 die Heiligkeit des Eides geschützt werden soll. - Oldenburg ist für konkrete Regelung. Es wünscht ferner, daß Abs. 4 als besonderer Paragraph an den Schluß des Abschnitts kommen soll. - Der letzte Wunsch soll geprüft werden; in der Begründung soll zum Ausdruck kommen, daß in Abs. 1 und 3 die Regelung konkret sein soll. § 179. Sch. wendet sich gegen den hamburgischen und württembergischen Antrag. Der hamb. Antrag wird mit 10:5 Stimmen, der württ. Antrag gegen 2 Stimmen abgelehnt. §§ 1 80 a, 181 a. Oldenburg bittet um Nachprüfung der Strafhöhen, auch im Verhältnis zu den Beamtendelikten. - Zugesagt. 5 181. Der meckl. Antrag auf Aufnahme einer Bestimmung zur Sicherung der Dingpflicht wird abgelehnt. 5 182. Dürr: Die strafrechtliche Gesellschaft wünscht den Ausbau dieser Bestimmung und Unterbringung in den Allgemeinen Teil. Erwünscht sei hier auch eine Abstufung analog der beim Versuch. - Prüfung zugesagt. 5 183 a. Der bad. Vertreter trägt den Antrag Nr. 32 Ziff. 63 vor. - Kadeöka hält ein Komplott für strafwürdiger als die Bande; jetzt aber sei die Bande in größerem Umfange mit Strafe bedroht. - Sch. ist bezüglich der Strafwürdigkeit der beiden Erscheinungsformen der Delikte anderer Ansicht als Kadeika. - Der Vors. hält eine Ausdehnung der Bestimmung nach dem bad. Antrag nicht für erforderlich. - Der bad. Antrag wird abgelehnt. - Der old. Fassungsänderungsantrag zu Abs. 2 soll geprüft werden. - Der braunschweigische Antrag, die besonders schweren Fälle mit besonderer Strafe zu bedrohen, wird abgelehnt. 5 164. Lang begründet den hamb. Antrag zu Abs. 1. Ein Laie kann den Unterschied zwischen Vollendung und Beendigung nicht unterscheiden. Auch kann er nicht voraussehen, ob das eintretende Ereignis ein Verbrechen werden wird. Dadurch werden die Leute gezwungen, in zahlreichen Fällen fürsorglich eine Anzeige zu machen; infolgedessen wird das Denunziantentum großgezogen. - Er unterstützt ferner den Antrag Württembergs auf Aufnahme der Sittlichkeitsdelikte. - Der Vors. kann dem Antrag Hamburgs 33

nicht zustimmen, da die Auswahl in der alten Fassung willkürlich ist; bei einer solchen Regelung wäre ein Zurechtfinden für den Laien noch schwieriger. - Dürr stimmt dem zu. - Braunschweig ist für die Fassung der Reichsregierung. Es sei eine Erweiterung der Bestimmung nur erwünscht, weil in der Praxis die Bestimmung doch meist nur dann angewendet würde, wenn Leute, die der Beihilfe oder der Anstiftung verdächtig seien, mangels Beweis wegen dieser Straftaten nicht verurteilt werden könnten. - Der hamburgische Antrag wird abgelehnt. § 186. Sch. (Reich): Es ist wohl irrtümlicherweise für die Zeit zwischen dem Urteil und der Rechtskraft des Urteils eine Bestimmung nicht getroffen. - Sch.: Diese Zeit gehört zur Strafverfolgung; das kann in der Begründung gesagt werden. §11 Ziff. 9. Sch. macht Ausführungen über die Einengung des Begriffs gegenüber dem jetzigen Recht. - Der meckl.-schwerin. Vertreter wünscht wegen § 191 eine Definition der öffentlichen Urkunde. - Abgelehnt. §11 Ziff. 10. Mecklenburg-Schwerin wünscht Ausdehnung auch auf private Beglaubigungszeichen (Reichsbahn!). - Ihren schriftlichen Antrag stellen Baden und Württemberg. Sch. hält sie für erwägenswert. - Der meckl. Antrag wird abgelehnt, der badische/württ. Antrag wird mit 7:5 Stimmen angenommen. Die Fassung bleibt vorbehalten. §187. Sch. hält den Antrag Bayerns, Abs. 3 als Satz 2 zu Abs. 2 zu nehmen, für bedenklich, weil auch der Versuch des Abs. 1 wie im geltenden Recht unter Strafdrohung zu stellen sei. - Hamburg wünscht eine Fassungsänderung. - Dürr meint, daß nach der jetzigen Fassung auch Übungsversuche im Schreiben in fremden Schriftzügen strafbar seien, das gehe zu weit. - Kadeöka ist der Ansicht, der bay. Antrag schaffe eine Lücke, weil bei öffentlichen Urkunden schon die Vorbereitungshandlungen bestraft würden, während der Versuch bei Annahme des bayerischen Antrags straflos bleibe. - Der bayerische Antrag wird abgelehnt, die Entscheidung über den hamburgischen Antrag wird ausgesetzt, da neuer Vorschlag der Reichsregierung erfolgen soll. § 183. Der Antrag Bayerns wird abgelehnt, der hamburgische Antrag zurückgestellt (vgl. § 187). Der badische/württ. Antrag zu § 11 Nr. 10 wird nochmals angenommen. § 188 a. Bayern und Oldenburg stellen den Antrag auf Fassungsänderung. Oldenburg bittet auch um Nachprüfung der Strafhöhe. - Eine Änderung der Fassung bleibt vorbehalten; die Strafhöhe soll nachgeprüft werden. § 191. Der meckl.-schwerinsche Antrag auf Erhöhung des Strafmaßes wird abgelehnt. - Lang: Hier ist die für § 187 vorgeschlagene Fassung schon vorhanden. - Dürr wünscht, daß gesagt werde „Abdrücke solcher Gerätschaften", da man nicht etwas herstellen könne, was schon vorhanden ist. - Wird geprüft. 5 192. Preußen, Bayern, Württemberg und Baden wünschen eine Einschränkung dahin, daß die Vorschrift auf Kurpfuscher keine Anwendung findet. - Bayern und Mecklenburg wünschen Streichung des Wortes „wissentlich". - Der Vors. führt aus, daß der Reichsminister des Innern und das Reichsgesundheitsamt eine neue Fassung vorschlagen. Diese Fassung kommt zur Verlesung. - Der Antrag, die Bestimmung auf Med.Personen zu beschränken, wird mit 9:6 Stimmen angenommen. - Auch Kadeöka wünscht Streichung des Wortes „wissentlich", weil der Arzt ganz selten bestimmt weiß, ob ein Irrtum seinerseits ausgeschlossen ist. - Sch. bittet, das Wort nicht zu streichen, weil es zur Beruhigung der Ärzte diene. - Der meckl. Vertreter meint, daß der Arzt, der seiner Sache nicht ganz sicher ist, dies im Zeugnis zum Ausdruck bringen muß. - Nöldeke ist für die Beibehaltung des Wortes „wissentlich", weil der dolus eventualis meist nicht nachgewiesen werden kann. Abstimmung: Für die Nichtaufnahme des Wortes „wissentlich" sind 2 Stimmen. Die Fassung des Reichsministers des Innern kommt zur Annahme. - Mecklenburg wünscht, daß in Abs. 2 die Worte „über die beurkundete Tatsache" gestrichen werden. - Abgelehnt. 34

5 194. Mecklenburg sieht seinen Antrag auf Einfügung eines Abs. 3 als erledigt an. Württemberg stellt den Antrag, die Worte „gebraucht oder" in den Daß-Satz einzufügen. - Sch.: Durch diese Einfügung würde die ganze Richtung des Abschnitts verschoben werden. - Antrag wird abgelehnt. § 19 S. Der württ. Vertreter begründet seinen Antrag, durch den eine Konsumtion aller Straftaten erreicht werden soll, was bei dem Antrag der Reichsregierung nicht der Fall sei. Es solle klargestellt werden, daß es sich um ein Kollektivdelilct handle. Auch in anderen Fällen (Wilddieberei) müßte das geschehen. - Sch. hält den Antrag für erwägenswert. - Kadeika: Auch der Reichsregierungsantrag erfüllt den Wunsch nach Konsumtion, weil eben zur Gewerbsmäßigkeit mehrere Taten erforderlich sind. - Der württ. Vertreter: Die Fassung ist nicht von Bedeutung, es müßte jedoch einwandfrei klargestellt sein, daß es sich um ein Kollektivdelikt handelt (vgl. §§ 299, 317). - Der Vors: Eine strafbare Handlung sollte ausreichen, die Strafbarkeit nach Abs. 4 zu begründen, wenn der Täter die Absicht hatte, gewerbsmäßig strafbare Handlungen zu begehen. - Sch.: Es sollte aus der Bestimmung ein Kollektivdelikt gemacht werden; dem widerspricht aber die Begründung zu § 299. - Es wird beschlossen, die Begründung zu ändern. § 196. Kadegka: Der Relativsatz muß geändert werden (das er ... eingenommen hat); sonst ist jeder nach § 196 strafbar, der das Geld später ausgibt, wenn es einmal eingenommen worden ist. - Vors.: Eine solche Änderung ist nicht möglich; sonst werden nicht alle Fälle (z. B. das Mädchen an der Kasse, das eine Kasse mit falschem Geld übernimmt) getroffen. - Kadeöka: Die alte Fassung sollte bestehen bleiben, die Beschenkten können dann ruhig unter § 194 fallen. - Sch.: Solche Stücke werden gewöhnlich in den Klingelbeutel usw. geworfen, sollen dann die Leute nach § 194 bestraft werden? - Der Antrag auf Wiederherstellung der alten Fassung wird abgelehnt. - Der Antrag, den Relativsatz zu ändern, wird abgelehnt. § 198. Der Antrag Württembergs und Mecklenburgs wird abgelehnt. §201. Der württ. Antrag wird abgelehnt. - Der preuß. Antrag auf Änderung des Abs. 2 wird angenommen, vorbehaltlich einer Nachprüfung bis zur 2. Lesung. - Bayern wünscht Prüfung der Beziehbarkeit des Satzes mit „soweit". - Zugesagt. §11 Nr. 11. Sch.: Es ist die Frage, ob man diese Bestimmung streicht oder ob man ihr die in dem Antrag der Reichsregierung gewünschte weitere Ausdehnung gibt. Preußen scheine das erstere besser zu sein, weil die Gefahr für ein konkret bestimmtes Leben oder Gut keine Gemeingefahr sei; die Fassung widerspreche dem Sprachgefühl. - Der bad. Vertreter ist der Ansicht, daß, wenn dem preuß. Antrag stattgegeben werde, die §§ 202 ff. durch die notwendig werdende Erweiterung zu schwerfällig würden. Vielleicht könne anstelle des Wortes Gemeingefahr ein anderer Ausdruck gesetzt werden (hohe Gefahr, große Gefahr). - Dürr stimmt Preußen zu; er glaubt nicht, daß ein anderes passendes Wort gefunden werden könne. - Auf den preuß. Vorschlag wird § 11 Nr. 11 gestrichen (14 Stimmen). § 202. Es liegt ein Antrag Hamburgs vor zu sagen: Wer eine Sache in Brand setzt ... Ferner liegen Anträge Württembergs, Bayerns und Badens auf Schaffung eines Abs. 2 vor. - Dürr: Eine kasuistische Aufzählung der Fälle, in denen die Bestimmung zur Anwendung zu kommen hat, trägt zwar dem Volksempfinden Rechnung, hat aber für die Praxis nur einen beschränkten Wert, da kasuistische Aufzählungen eine zu enge Begrenzung schaffen. Dagegen ist das Wort „Feuersbrunst" zu beseitigen. - Der bad. Vertreter wünscht eine kasuistische Aufzählung. - Der hamb. Vertreter meint, daß man unter einer Feuersbrunst immer nur einen räumlich größeren Brand verstehen könne; darauf komme es aber hier nicht an, sondern bestraft solle die Gemeingefährlichkeit des Täters werden. - Sch. stimmt dem zu. Der Ausdruck sei von Osterreich übernommen; vielleicht werde er dort in einem anderen Sinne gebraucht. Gegen die Kasuistik habe er Bedenken, bei der von Bayern vorgeschlagenen Fassung falle z. B. eine kleine unbedeutende 35

Waldkapelle auch unter § 202. - Auch der Lübecker Vertreter hat Bedenken gegen das Wort Feuersbrunst und stellt deshalb den Lübecker Antrag. - Oldenburg stellt den old. Antrag. Es müßten auch die Leute bestraft werden, die das eigene Gebäude in Brand setzten, ohne damit eine Gemeingefahr zu verursachen; auch sie schädigten die Allgemeinheit um große Werte; ihre Bestrafung (nicht bloß wegen Betrugs bei der Absicht, mit dem Brand eine Versicherungssumme zu erlangen, sondern auch) wegen Brandstiftung, entspreche dem Volksempfinden. - Der hessische Vertreter begründet den hess. Antrag. - Hafner sieht nicht ein, warum man die bewährte Fassung des geltenden Rechts aufgeben will. Er stimmt den Ausführungen Oldenburgs zu, auch Waldkapellen z. B. müßten unter den erhöhten Schutz dieser Bestimmung zu stellen sein; es genüge in solchen Fällen nicht, allein wegen Sachbeschädigung vorzugehen. - Sch. kann diesen Worten nicht beistimmen. Sollen z. B. Waldarbeiter, die ihre Hütte in Brand stecken, nach § 202 bestraft werden? - Dürr glaubt, daß dieses Beispiel nicht beweiskräftig sei. Die Hütte sei vorher von den Leuten aufgegeben worden und diene deshalb nicht mehr zur Wohnung von Menschen. - Auch der Vors. äußert gegen die Kasuistik und die von Dürr vertretene Ansicht Bedenken. Dürr macht nochmals dieselben Bemerkungen wie der oldenburgische Vertreter. Oldenburg stimmt diesen Ausführungen zu; eine „Hütte" sei kein Gebäude; dagegen müßten auch die Wohnschiffe unter den Schutz des § 202 gestellt und deshalb mit aufgezählt werden. - Hessen stimmt dem zu. - Kadeöka ist gegen jede Kasuistik, da sie gefährlich sei und sich ungerecht auswirke (vgl. z. B. den Schutz einer bewohnten Schrebergartenhütte und eines unbewohnten Parlamentsgebäudes nach der bayr. Fassung). Das Wort „Feuersbrunst" sei gewählt worden, um eine Kasuistik entbehrlich zu machen. - Der Vors. meint, die meisten in Frage kommenden Fälle fielen unter den Begriff der Gemeingefahr; auch der Eigentümer, der sein alleinstehendes und allein bewohntes Haus anzünde, schaffe Gemeingefahr, nämlich für die Rettungsmannschaften und durch die in der Umgebung verursachte Aufregung und Unruhe. Der Ausdruck „ein Gebäude, das dauernd zur Wohnung dient" sei zu eng (Wohnschiffe, Wohnwagen!). - Der old. Vertreter meint, daß die Konstruktion der Gemeingefahr als Gefahr für die Löschmannschaft nicht haltbar sei. Abstimmung: Die kasuistische Aufzählung wird mit 12:7 Stimmen abgelehnt. Der Antrag „Feuersbrunst" durch „Inbrandsetzen" zu ersetzen, wird mit 17 Stimmen angenommen. - Der Antrag, statt „Gemeingefahr" „Gefahr für Leib oder Leben" zu sagen, wird von der Mehrheit angenommen. Hinter „Leib oder Leben" ist dann fortzufahren wie bisher in § 11 Nr. 11. §§ 202 a, 202 b. Sch. wünscht schon in $ 202 a Einfügung der giftigen Gase und Änderung des Wortes „Gemeingefahr". - Dürr wünscht Aufnahme der Bakterien und Bazillen. - Sch. ist der Meinung, daß eine solche Bestimmung zu weit gehe und wegen § 218 a überflüssig sei. Kadeöka stimmt Dürr zu. Wenn man Sch. Worten folge, dann könne man auch die Überschwemmung streichen, da ihre Verursachung auch nicht häufiger sei als die Anwendung von Bazillen und Bakterien. - Oldenburg ist gegen den Dürrschen Vorschlag; dann wäre auch ein Bazillenträger, der von seiner Eigenschaft Kenntnis hat, strafbar. - Der bayr. Antrag wird 12:5 abgelehnt. Auch der preuß. Vorschlag verfällt der Ablehnung (giftige Gase); Abs. 2 in § 202 b wird gestrichen. Das Wort „Gemeingefahr" wird geändert. 5 205. Zu Gemeingefahr vgl. § 202. Sch. ist der Ansicht, daß das fremde Eigentum hier jedoch nicht miterwähnt werden könne. - Der Vors. hält die Erwähnung für erforderlich, weil z. B. auch ein Fischsterben verursacht werden könne. - Der bad. Vertreter hält dieses Beispiel nicht für beweiskräftig, weil die Fische nicht im Eigentum stünden. Vors.: Fischteiche? Dürr meint, man solle hier statt „Eigentum" „Haustiere" sagen. Der württ. Vertreter ist dagegen. - Bei der Abstimmung wird mit Mehrheit die Aufnah-

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me der Haustiere in die Bestimmung beschlossen („oder in erheblichem Umfang für fremde Haustiere"). § 206. Der Antrag Württembergs (auf ähnliche Weise) wird abgelehnt. § 207. Der bayr. Antrag zu Abs. 2 wird von Sch. befürwortet. - Hessen bittet, auch in § 206 die Straßenbahn aufzunehmen, nimmt seinen Antrag wieder zurück, weil § 210 Zuchthaus vorsieht. - Der bayr. Antrag wird angenommen. - Fassung: „Wer als Angestellter einer Straßenbahn bei Wahrnehmung des Dienstes seine Obliegenheiten verletzt und dadurch ...". - Der Vors.: § 206 soll einen Abs. 2 erhalten, der dem Abs. 2 des § 207 entspricht. Die Fassung bleibt vorbehalten (Gemeingefahr im Sinne der für § 202 verwendeten Fassung des § 11 Nr. 11). § 208. Sch. wünscht eine Ergänzung der Überschrift „oder andere Auslagen". - Angenommen. § 209. Sch. widerspricht den Anträgen Bayerns und Badens. Die Unfallverhütungsvorschriften sollen besondere Bestimmungen erhalten. Die Worte „Regeln der Technik" sind zu unbestimmt. - Der Vors.: Die Vorschrift geht jetzt dem Arbeitsministerium zu weit. Es soll statt „Gefahr für Leib und Leben" gesagt werden „Leben von Menschen oder bei Gefahr einer schweren Körperverletzung (§ 234 Abs. 1)". - Der bad. Vorschlag, der als Analogie zu § 217 gedacht ist, wird gegen 4 Stimmen abgelehnt. - Die vom Vors. vorgeschlagene Fassung (oder die Gefahr einer schweren Körperverletzung [§ 234 Abs. 1]) wird angenommen. 5 213. Bayern wünscht eine Fassungsänderung. - Hamburg wünscht Wiederherstellung der alten Fassung und Änderung der Vorschrift. - Württemberg bittet, statt „abstehen" „mildern" zu sagen. - Abgelehnt. - Dürr nimmt den bayr. Antrag zurück. Lang: Es gibt Fälle, in denen nicht die Gefahr beseitigt, aber der Schaden verhütet werden kann (Brunnenvergiftung). Abstimmung: Hamburgischer Antrag mit 14 Stimmen abgelehnt (alte Fassung). Als Überschrift wird „Tätige Reue" gewählt. § 214. Mecklenburg wünscht Streichung des Wortes „staatliche". - Preußen wünscht Erwähnung der Bergwerke. Der Vors. hält den preuß. Antrag für zu weit gehend; dann werden auch andere ähnliche Werke denselben Wunsch haben. - Dürr stimmt dem zu; viele Bergwerke werden nicht als lebenswichtig angesehen werden können. - Der preuß. Antrag wird mit Mehrheit, der mecklenburgische 12:7 abgelehnt. §215. Preußen wünscht Erwähnung der Funkanlagen, um die Streitfrage auszuräumen, ob Funkanlagen Telegraphenanlagen sind. - Koffka: Eine solche Bestimmung war bereits vorhanden; sie wurde aber gestrichen, weil der Reichspostminister es wünschte; es ist ein neues Telegraphengesetz in Vorbereitung, in dem Funkanlagen als Telegraphenanlagen aufgeführt werden. - Die Funkanlagen werden aufgenommen unter Vorbehalt der Streichung in 2. Lesung. - Oldenburg wünscht Änderung der Überschrift (Aufnahme der Worte „oder anderer Anlagen"). - Abgelehnt. - Koffka: Die Worte „außer Tätigkeit setzt", die ursprünglich eingefügt werden sollten, sind auf Wunsch der Post selbst wieder gestrichen worden, weil eine derartige Bestimmung zu weit ginge. §217. Baden wünscht eine Erweiterung der Bestimmung, desgleichen Württemberg. - Der Vors.: Auch einzelne Reichsressorts haben den Wunsch, die Bestimmung auch auf technische Werke auszudehnen; das geht aber zu weit; eine Grenzziehung ist hier überhaupt nicht möglich; auch ein Streichholz ist ein technisches Werk. Es ist deshalb erwünscht, die Anträge zurückzustellen, bis eine weitere Prüfung erfolgt ist. - Baden legt großen Wert auf die Aufnahme der Installation in die Bestimmung (Gasleitungen, elektr. Leitungen). Was unter einer „baulichen Änderung" zu verstehen ist, kann in der Begründung gesagt werden. - Sch. hat Bedenken gegen den bad. Antrag, weil dann die Zivilprozesse, ähnlich wie bei der Körperverletzung, zuerst im Strafverfahren ausgefoch-

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ten würden. - Der bad. Antrag wird abgelehnt. - Oldenburg bittet um Nachprüfung der Fassung „für Leib und Leben". - Zugestimmt. §218. Der von verschiedenen Seiten gestellte Antrag auf Streichung des Abs. 3 wird angenommen. - Der Antrag Mecklenburgs auf Streichung der Geldstrafe im Abs. 1 wird abgelehnt. §219. Der Antrag der süddeutschen Staaten wird unter Bezug auf das Ergebnis der Abstimmung bei § 95 zurückgenommen. Fassung des § 95! § 220. Statt des Wortes „Gemeingefahr" soll die Fassung des geltenden Rechts gewählt werden. §§221, 222. M. gibt einen Überblick über die Entstehung der Bestimmungen und tritt dem Vorschlag der Reichsregierung bei. Den Vorschlag Preußens, zur früheren Fassung zurückzukehren, lehnt er ab. Auch die bad. und württ. Anträge, die einzelnen Fälle aufzuzählen, lehnt er ab. - Sch. hält die jetzige Regelung nicht für glücklich. Im Volksempfinden sei Mord die Tat mit, Totschlag die Tat ohne Überlegung. Gegen den Antrag der Reichsregierung bestünden folgende Bedenken: Der Begriff der „Überlegung bei der Begehung" werde beibehalten. Das zwingt den Richter und auch die Gnadeninstanz, zu der meist unmöglichen Feststellung, ob die Überlegung des Täters in allen Stadien der Ausführung vorhanden war. Es bedeutet keine Besserung, wenn statt „Ausführung" „Begehung" gesagt wird. Der Moralbegriff wird durch die Fassung ungeheuer erweitert. Das fällt auch dem Laien sofort auf und erscheint nicht durchführbar. - Es ist begrifflich unmöglich, die Entscheidung, ob Mord oder Totschlag, mitten hinein in einen Strafzumessungsgrund zu legen. Das Wort „entschuldbar" ist hier völlig falsch gebraucht. Ist jemand, der in selbstverschuldeter Erregung handelt, ein Mörder oder ein Totschläger? In Wirklichkeit kommt es dem Gesetzgeber auch gar nicht auf die Entschuldbarkeit des Affekts, sondern auf die Entschuldbarkeit der Tat an. Besser als die Fassung der Reichsregierung ist der von Baden vorgeschlagene Weg, aber auch er erscheint nicht gangbar. Eine kasuistische Aufzählung ist nicht durchführbar. Der zweite Vorschlag zu sagen, Mord ist die Tötung mit Vorbedacht, kommt sachlich dem preuß. Antrag näher. Eine positive Abgrenzung erscheint jedoch nicht erwünscht. Richtigerweise ist zu scheiden zwischen Affekttat (Totschlag) und Nichtaffekttat (Mord) mit einigen weiteren Unterscheidungsmerkmalen. Die preuß. Fassung hat folgende Vorzüge: Sie steht in Übereinstimmung mit der Ansicht des Volkes; sie bringt keine Erweiterung des Mordtatbestandes, sie vermeidet die Notwendigkeit des Nachweises des Vorbedachts. Der einzige Nachteil der preuß. Fassung besteht darin, daß der Lustmörder nicht unter die Begriffsbestimmung des Mörders fällt, das ist aber auch bei der Fassung der Reichsregierung in gewissem Umfang der Fall; denn genau wie nach dem geltenden Recht wird auch bei der Fassung der Reichsregierung die Frage, ob Mord oder Totschlag, je nach der Lage des Falles verschieden beurteilt werden müssen. Aber auch bei der preuß. Fassung ist die Bestrafung des Lustmörders wegen Mordes nicht unmöglich. - Dürr tritt dem Vorschlag der Reichsregierung bei. Der preuß. Vorschlag bringt eine Änderung gegenüber dem geltenden Recht im Falle des Lustmörders. Bei der Abgrenzung von Mord und Totschlag muß in erster Linie den praktischen Bedürfnissen Rechnung getragen werden. Das Volk hat nichts dagegen, wenn ein Teil der Mörder nicht mit dem Tode bestraft wird (Reaktion bei Begnadigungsakten!); der Mörder soll nach der Volksmeinung nur als solcher gebrandmarkt werden. Im Reichstag legt man nur Wert darauf, daß das Anwendungsgebiet der Todesstrafe nicht erweitert wird, nicht das Anwendungsgebiet der Bestimmung über den Mord. Gerade der preuß. Vorschlag bringt aber eine solche Erweiterung; denn hier ist der Regelfall Mord und Verurteilung zum Tode, die Ausnahme Totschlag und Verurteilung zu Zuchthaus. Gerade hierdurch ist der Bestand der Todesstrafe gefährdet. - Die Kasuistik hat zu viele Mängel. - Der bad. Vertreter: Eine kasuistische Aufzählung entspricht dem Volksempfinden; der bad. Antrag ist teil-

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weise dem schweizerischen Strafgesetzbuch nachgebildet. Die Nachprüfung der von badischen Gerichten ausgesprochenen Todesstrafen hat nicht ergeben, daß die gesetzlichen Bestimmungen Mängel enthalten. Gerade die Kasuistik macht dem Laien die Notwendigkeit der Todesstrafe klar. Bei Ablehnung des badischen Antrags teilt er bezüglich der Fassung der Reichsregierung zahlreiche der preußischen Bedenken. Die Fassung der Reichsregierung ist viel zu farblos. Der Begriff des Vorbedachts ist unbedingt aufzunehmen. Deshalb ist der bad. Eventualvorschlag besser. - Hamburg lehnt die Todesstrafe ab, stimmt aber dem Reichsregierungsantrag zu. Hält es wie auch der bad. Vertreter für unmöglich, mit dem preuß. Vorschlag vor den Reichstag zu treten. In § 222 ist das Wort „entschuldbar" zu streichen. - Der thür. Vertreter begrüßt als Anhänger der Todesstrafe die Fassung der Reichsregierung. Er will den Begriff der „Überlegung" beibehalten und erweitern. Es erscheint notwendig, die Fassung so zu ändern, daß Abs. 1 des § 221 in den § 222 kommt, damit eine formelle Änderung der Begriffe Mord und Totschlag vermieden wird. - Oldenburg stimmt Thüringen zu. - Hessen ist gegen die Aufnahme der Todesstrafe und stimmt für die Fassung, die eine möglichst große Einschränkung der Todesstrafe bringt. - Mecklenburg hält die Fassung der Reichsregierung für brauchbar, findet aber die geplante Dreiteilung nicht für erträglich. § 222 erscheint überflüssig. Lübeck stimmt Hamburg zu. - Bremen stimmt im allgemeinen der Reichsregierung zu, desgleichen dem thür. Vorschlag, § 221 Abs. 1 in § 222 zu bringen. Das Wort „entschuldbar" sollte gestrichen werden. - Braunschweig ist für die Fassung der Reichsregierung, hält jedoch das Wort „Vorbedacht" für besser als das Wort „Überlegung". - Hansen wünscht die Wiederherstellung der alten Fassung des Entwurfs, weil es nach den geltenden Bestimmungen vielen Mördern gelungen ist, ihrem verdienten Schicksal zu entgehen. Die Änderung der Reichsregierung ist deshalb bedauerlich. Die Notwendigkeit des Nachweises der Überlegung ist nur ein Hindernis für ein gerechtes Ergebnis in den einzelnen Fällen. Das Volk macht keinen Unterschied, ob die Affekthandlung entschuldbar ist oder nicht. Deshalb ist das Wort „entschuldbar" im Text an der falschen Stelle. Unhaltbar ist auch die Unterscheidung in leichten und schweren Mord in § 221. Gegen eine Kasuistik bestehen ebenfalls erhebliche Bedenken (neue Formen des Mordes). Der preuß. Vorschlag erscheint als der beste, evtl. kann statt „Überlegung" „Vorbedacht" gesagt werden. Ebermayer: Es ist richtig, daß man gegen die Fassung „Überlegung" Bedenken haben kann, es ist aber auch nicht besser, „Vorbedacht" zu sagen. Wenn unter den Worten „mit Überlegung begeht" verstanden werden soll, daß die Überlegung in jedem Stadium der Ausführung vorhanden sein muß, dann wäre die Bestimmung untragbar und müßte geändert werden; es muß genügen zur Erfüllung des Mordbegriffs, daß in irgend einem Stadium der Tat die Überlegung vorhanden war. - Der Vors. ist der Meinung, daß man, wenn man die Todesstrafe beibehalten will, ihr Anwendungsgebiet nicht ausdehnen darf, weil man sonst den Gegnern eine Waffe schafft. Die Verurteilungen zur Todesstrafe sinken immer mehr, nicht weil die mit dem Tode bedrohten Verbrechen abnehmen, sondern weil man sich immer mehr scheut, auf Todesstrafe zu erkennen. Im Gesetz ist in erster Linie das Gebiet der Todesstrafe abzugrenzen, in zweiter Linie ist zwischen Mord und Totschlag eine Grenze zu ziehen. Es ist nicht von allzu großer Bedeutung, ob eine negative oder positive Fassung gewählt wird; an dem preuß. Vorschlag ist jedoch zu tadeln, daß er den tatsächlichen Verhältnissen nicht entspricht; denn Satz 1 der Fassung trifft nur eine ganz geringe Anzahl der Fälle, während die meisten anderen unter die »abgestellten Bestimmungen fallen. In Wirklichkeit geht der Streit nur um die Fassungsänderung; denn darüber besteht Einigkeit, daß die todeswürdigen Verbrechen mit dem Tode bestraft werden sollen. Eine klare Abgrenzung zwischen Mord und Totschlag ist - im Gegensatz zu dem von einigen Rednern Behaupteten - im Volke nicht vorhanden (vgl. Ausdrücke wie Kindsmord, Massenmord). Es ist nicht wahrscheinlich,

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daß die Fassung der Reichsregierung im Reichstag besonders stark angegriffen werden wird, da es dem Reichstag nicht auf die technische Durchbildung der Bestimmung, sondern auf den Vollzug oder NichtVollzug der Todesstrafe ankommt. Der von Preußen der Reichsregierungsfassung gemachte Vorwurf, die Unterscheidung zwischen Mord und Totschlag sei in einen Strafzumessungsgrund gelegt, trifft auch für die preuß. Fassung und das geltende Recht zu. Das Wort „entschuldbar" steht nicht an einer falschen Stelle. Man kann doch wohl nicht sagen, daß die Tat (!) entschuldbar gewesen sei. Um die preußischen Bedenken zu beseitigen, könnte man eine Umstellung der einzelnen Bestimmungen vornehmen. In Österreich sei der juristische Mordbegriff ein anderer als in Deutschland. Die Fassung sollte Österreich die Annahme der Bestimmung erleichtern. Doch ist vielleicht eine Teilung so möglich, daß Österreich eine andere Begriffsbestimmung gibt, weil es die Todesstrafe nicht kennt. Dadurch darf sich aber die Paragraphenfolge nicht ändern. Eine möglichst einheitliche Annahme der Bestimmung im Reichsrat wäre erwünscht. Kadeöka: Österreich ist es erwünscht, daß der Vorschlag der Reichsregierung zur Annahme gelangt; es braucht dann in Österreich nur § 221 Abs. 2 gestrichen zu werden. Österreich kennt den Begriff der Überlegung nicht und wird ihn nicht aufnehmen. Sch.: Preußen kommt es in erster Linie darauf an, daß der Mordbegriff nicht erweitert wird. Der preußische Standpunkt wird auch im Plenum vertreten werden; der Begriff der Überlegung wird für notwendig gehalten, darauf kann auch mit Rücksicht auf Österreich nicht verzichtet werden. Nötig ist eine Bestimmung für den Mord, eine für den Totschlag, aber nichts Drittes. - Lübeck wünscht, daß statt „begehen" „ausführen" gesagt werde. - M.: Ein sachlicher Unterschied gegenüber dem Vorschlag der Reichsregierung wird durch den preuß. Antrag nicht geschaffen; das Volk hat keinen festen Totschlagsbegriff. Abstimmung: Soll die Abgrenzung des Gebiets der Todesstrafe in einer positiven Form erfolgen? - Die Frage wird von Preußen verneint, von allen übrigen Ländern bejaht. - Wie soll die Abgrenzung vorgenommen werden? Baden zieht seinen Antrag zurück. - Soll „Vorbedacht" oder „Überlegung" gesagt werden? Preußen, Württemberg, Baden für ersteres, Bayern, Sachsen, Thüringen, Hessen, Hamburg, Braunschweig, Bremen, Lübeck, Oldenburg und Mecklenburg für letzteres. - M. hat gegen das Wort „begeht" Bedenken, weil es gegenüber dem jetzigen Rechtszustand eine Ausdehnung bringe. - Ebermayer hält diese Ausdehnung für erwünscht; sie wirke gerechter (vgl. auch die Begründung zum Entwurf von 1919). - Der Vors. hält das Wort „begeht" für unklar; entweder müsse wie im Entwurf 1919 verfahren werden oder es müsse die Fassung des geltenden Rechts gewählt werden oder es müsse gesagt werden, daß die Überlegung bei dem Entschluß zur Tötung und bei der Ausführung vorhanden sein muß. - Der hess. Vertreter schlägt vor zu sagen: „mit Überlegung begeht und ausführt". - Es wird beschlossen, daß die Fassung des geltenden Rechts „ausführt" gewählt werden soll. - Soll Abs. 1 von § 221 zu § 222 kommen? - Mit Mehrheit bejaht. - § 221 wird jetzt lauten: Wer einen andern tötet und die Tat mit Überlegung ausführt, wird mit dem Tode bestraft. (Überschr. Mord.) § 222 wird lauten: Wer einen anderen tötet und die Tat nicht mit Überlegung ausführt, wird mit Zuchthaus bestraft. (Abs.) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus nicht unter 10 Jahren oder lebenslanges Zuchthaus. (Überschr. Totschlag.) 5 225. M. widerspricht den Anträgen der süddeutschen Staaten. - Dürr: Die Tat muß als Verbrechen im Gesetz gekennzeichnet werden, das entspricht auch der Volksmeinung. - Der Vorschlag wird gegen 4 Stimmen (Süddeutschland und Oldenburg) abgelehnt. § 226. Bayern nimmt seinen Antrag, „oder anreizt" einzufügen, bis zur 2. Lesung zurück. - Bayern, Württemberg, Baden fordern Ergänzung der Bestimmung. Dürr nimmt 40

Bezug auf die Begründung zu seinem Antrag zu § 182. - Der Vors. ist der Ansicht, daß die Überschrift jetzt heißen muß: Aufforderung zur Tötung. Auch dazu kann aufgefordert werden. - Angenommen, ebenso wie der Antrag, im Text zu sagen „einen Menschen zu töten". - Sch.: „einen Menschen", d. h. aber einen bestimmten Menschen, das soll aber nicht gesagt werden. - Ebermayer schlägt vor, statt dessen zu sagen „zu einer Tötung". - Angenommen. - Auch in § 227 sollen die entsprechenden Änderungen vorgenommen werden. - Der bremische Vertreter ist der Meinung, daß der § 226 zu § 160 gehöre. Der hamburgische Vertreter ist der Meinung, daß auch die Verleitung zur Tötung (vgl. § 175 a) unter Strafe gestellt werden müsse. - Einstimmig angenommen; soll Teil von § 227 werden. - Baden wünscht Prüfung, ob die Bestimmungen über den Rücktritt nicht generell im Allgemeinen Teil getroffen werden können. Sch. tritt dem bei; das Gleiche gelte für Versuch und Anstiftung. Dagegen spreche allerdings, daß der Versuch der Anstiftung schwer abzugrenzen sei gegenüber den bloßen Vorbereitungshandlungen. - Kadeöka ist der Meinung, daß die versuchte Anstiftung bei allen Vergehen unter Strafe gestellt werden sollte; dies sei in Osterreich sogar bei den Übertretungen der Fall. - Der badische Vertreter meint, daß auch die Bestimmungen über die Begünstigung, das Komplott usw., d. h. alle Tatbestände, die zur Haupttat in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis stehen, im Allgemeinen Teil geregelt werden sollten. - Soll geprüft werden. §227 erfährt die Änderungen wie § 226. Die Fassung der Bestimmung bleibt vorbehalten. 5 228. Preußen wünscht die Strafbestimmung des Abs. 4 in Zuchthaus bis zu 10 Jahren geändert zu sehen, um die Zuständigkeit des Schwurgerichts auszuschließen. - Angenommen mit 11:4 Stimmen. - Der bayr./württ. Antrag, in Abs. 3 Satz 2 zu streichen, wird abgelehnt. Mecklenburg wünscht die Anfügung eines Abs. 5. - Sch. ist dagegen, weil die jetzt erst vom Reichstag beschlossene Fassung nicht geändert werden soll. - Der thür. Vertreter ist der Ansicht, daß eine solche Bestimmung aufgenommen werden könne, da ja nur ein Dritter, der gegen den Willen der Mutter abtreibt, damit getroffen werden soll. Da könnten keine Billigkeitserwägungen mitsprechen. - Der Vors. ist der Meinung, daß sich ein solcher Fall in der Praxis kaum ereignet; solche ins Einzelne gehenden Bestimmungen bedeuteten eine zu große Bindung des Gerichts, ohne es wirklich zu binden, und bildeten einen Widerspruch gegen die Tendenz des Gesetzes. - Dürr trägt den bayr. Antrag zu Abs. 4 vor. - Oldenburg, Bayern und Thüringen bitten um Zurücknahme des preuß. Antrags, dann soll auch der Antrag zu Abs. 5 zurückgenommen werden. - Sch.: Die Hauptsache ist, daß die Unzuständigkeit des Schwurgerichts durch die gesetzliche Regelung erreicht wird; deshalb sollte der preuß. Antrag unbedingt angenommen werden. - Der bayr. und mecklenb. Antrag werden abgelehnt. - Der badische Vertreter hält es für notwendig, daß auch die Frage, in welchem Umfang die Einwilligung der Schwangeren durch diejenige des gesetzlichen Vertreters ersetzt werden kann, geregelt wird; er hält die Altersgrenze von 18 Jahren für maßgebend dafür, ob die Schwangere selbst oder der gesetzliche Vertreter die Einwilligung geben soll. Auch bei § 239 müsse eine Regelung getroffen werden. - Ebermayer: Die Einwilligung muß nach der Rechtsprechung der gesetzliche Vertreter bei allen Minderjährigen geben; das sollte auch hier in diesem Sinne geregelt werden. - Nach Ansicht des Vors. kann bei § 228 Abs. 4 nur eine höchstpersönliche Einwilligung in Frage kommen. Die Frage soll nochmals geprüft werden. - Sch. (Reich): Bei der Bestimmung des Entwurfs wurde nur an eine persönliche Einwilligung gedacht. - Oldenburg bittet nochmals um Abstimmung über den preuß. Antrag. - Nöldeke tritt für den preuß. Antrag ein, vor allem deshalb, weil es nicht sicher erscheint, ob die Änderung des GVG, durch die die Unzuständigkeit des Schwurgerichts ebenfalls erreicht würde, im Reichstag angenommen werden wird. Der preuß. Antrag wird 10:6 angenommen. - Der Antrag Dürrs, einzufügen „und wenn

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die Schwangere noch nicht 18 Jahre alt ist, mit Einwilligung des gesetzlichen Vertreters", wird abgelehnt. 5 228 a. Der hamburgische Antrag auf Ergänzung des Abs. 1 wird gegen 4 Stimmen abgelehnt. - Württemberg wünscht eine Ergänzung, Bayern eine Neufassung der Bestimmung. Kadeöka ist der Ansicht, daß in vielen Fällen die Hinzuziehung eines zweiten Arztes nicht möglich sein wird. Wie soll die Bestimmung, die Württemberg wünsche, ausgelegt werden, wenn der erste Arzt schon ein beamteter ist? Auch Sch. widerspricht dem württ. Antrag, der im Reichstag heftigen Widerstand finden wird. - Auch der Vors. ist gegen diesen Antrag. - Der württ. und bayr. Antrag wird abgelehnt. - Baden wünscht eine Änderung des § 53 der GewO und des ärztlichen Disziplinarrechts. Der badiscbe Vertreter verliest eine entsprechende Erklärung des Badischen Justizministers, die schriftlich überreicht wird. § 229. Die süddeutschen Staaten wünschen eine Blankettvorschrift. Sch. (Reich): Das Reichsministerium des Innern ist gegen eine solche Vorschrift; es wünscht jedoch eine Fassungsänderung, die auf Befürwortung Sch. (Reich) angenommen wird. - Der Vorschlag der süddeutschen Staaten wird gegen deren und die hessische Stimme abgelehnt. - Der sächsische Vertreter bittet um Aufklärung, welche Mittel usw. als Mittel zur „Unterbrechung der Schwangerschaft" anzusehen sind; sollen darunter die verstanden werden, die dazu bestimmt oder die, die dazu geeignet, oder diejenigen, welche als dazu geeignet bezeichnet werden? - Sch. (Reich): Gemeint sind die Mittel, welche zum Zweck der Abtreibung angekündigt werden, ferner die Mittel, die dazu geeignet und vorzugsweise dazu verwendet werden. Das soll in der Begründung erläutert werden. 5 229 a. Die Anträge von Württemberg und Baden, denen der Vorsitzende entgegentritt, werden abgelehnt. § 233. Der Antrag Württembergs wird abgelehnt. § 234. Württemberg fordert Einschaltung des Wortes „erheblich", weil die jetzige Fassung Anlaß zu Zweifeln gibt. Verlust eines Fingers oder einer Zehe ist bereits eine Verstümmelung. - Der württ. Antrag wird 9:5 angenommen. - Bayern fordert ein anderes Strafmaß, da die Bestimmung gegenüber dem geltenden Recht sonst eine starke Abschwächung bedeute. - Angenommen. § 236. M. tritt dem württ. Antrag auf Streichung des Wortes „absichtlich" entgegen. - Der württ. Vertreter hält die Streichung für erforderlich, weil sich die Absicht meist nicht nachweisen lasse und Vorsatz genügen müsse. - Abgelehnt 7:4. § 238. Es liegen Anträge der süddeutschen Staaten vor. Baden hält eine Änderung nach seinem Antrag auch vom Standpunkt der Medizinalpersonen für erwünscht. In Baden komme die Bestimmung hauptsächlich für Dentisten in Frage, die eine staatliche Prüfung ablegen könnten. Bayern, Württemberg und Preußen schließen sich dem badischen Vorbringen an. - Der Vors. kann diesem Antrag nicht zustimmen; hier handle es sich um etwas ganz anderes als bei der Bestimmung über Zeugnisse. Es bestehe Kurierfreiheit, deshalb müsse diese weite Fassung gewählt werden. Oder sollen etwa alle anderen Eingriffe, die durch den bad. Antrag nicht gedeckt werden, Körperverletzungen sein? - Dürr: Diese Eingriffe sind keine Körperverletzungen; auch die Kurpfuscher dürfen solche Eingriffe vornehmen, aber im Gegensatz zum Arzte nur mit Einwilligung des Patienten. Zwischen Kurpfuschern und Ärzten soll in allen gesetzlichen Bestimmungen eine reinliche Scheidung vorgenommen werden, sonst werden Bestimmungen, in denen das nicht der Fall ist, von ihnen benutzt werden, um sich weitere Rechte zu erringen. M. stimmt dem zu. - Der hessische Vertreter ist ohne Instruktion, glaubt aber Baden zustimmen zu können. Der Kurpfuscher müsse sich notfalls auf § 239 oder einen Notstand berufen. - Sch. (Reich): Das Reichsministerium des Innern schließt sich dem Antrag der Reichsregierung an. Es ist ein unhaltbarer Zustand, daß derselbe Eingriff einmal Körperverletzung (Kurpfuscher), einmal keine Körperverletzung (Arzt) sein soll, je 42

nachdem, von wem er vorgenommen wird. - Die badische Fassung wird mit 11:6 angenommen. § 239. Der bad./württ. Antrag wird von M. befürwortet. - Der badische Vertreter wünscht jetzt folgende Fassung: „oder wenn der Verletzte ein Jugendlicher ist, sein gesetzlicher Vertreter". - Der Vors. ist der Ansicht, daß, nachdem die Änderungsanträge zu § 238 angenommen worden sind, § 239 eine ganz andere Bedeutung bekommen hat. Man braucht nur an einen Kranken zu denken, der von einem Heilkundigen behandelt wird und der bewußtlos ist. - Der badische Vertreter ist der Ansicht, daß in solchen Fällen immer Notstand vorliege. - Dürr wünscht hier eine eingehendere Regelung, weil bei vorhandener Einwilligung immer auch deren Sittenwidrigkeit eine Prüfung erfahren müsse. Sch. hält den bad. Antrag für zu eng; man brauche nur an zwei Jungen zu denken, die sich gegenseitig ohne Einwilligung ihrer gesetzlichen Vertreter prügeln. - Die Prüfung der Frage wird bis zur 2. Lesung zurückgestellt. - Der sächsische Vertreter bittet um Auskunft, wie sich die Reichsregierung zur Frage der Sterisilierung stelle (Dr. Böters). Wird hierüber etwas in der Begründung gesagt? Haben auch andere Länder an dieser Frage Interesse? - Der Vors. glaubt, es handle sich hier um ein Problem, das nicht im StGB gelöst werden kann. - Sch. (Reich) ist der Ansicht, daß in der Begründung entsprechend einem Wunsche des Reichsministers des Innern auch zum Ausdruck kommen solle, daß vorbeugende Maßnahmen und das Stellen einer Diagnose unter die Bestimmung fallen. 5 240. M. tritt dem Antrag Bayerns auf Ausdehnung der Bestimmung und andere systematische Einordnung entgegen. - Dürr meint, der Antrag auf Erweiterung entspreche einem Bedürfnis der Praxis, zu vergleichen sei hier auch der Antrag der Vereinigung für Gefangenenfürsorge und Gerichtshilfe. Statt der Umstellung der Bestimmung (Einfügung nach §233) genüge auch eine entsprechende Bemerkung in der Begründung. Thüringen unterstützt den bayr. Erweiterungsantrag und will in Abs. 2 Zuchthaus schlechthin angedroht sehen. - Dem Vors. scheint der bayr. Antrag zu weit zu gehen. Er würde zu zahlreichen Denunziationen führen. - In der Abstimmung wird der bayr. Ergänzungsantrag und der thür. Antrag abgelehnt. - Wegen der Stellung der Bestimmung stellt Bayern keinen Antrag auf Abstimmung, wünscht aber, daß eingefügt werde: (§§ 234, 235). - Der Vors. erklärt, eine entsprechende Bemerkung werde in die Begründung Aufnahme finden. § 242. Der Antrag Mecklenburgs wird abgelehnt. § 244. Der Antrag Badens/Württembergs, unterstützt von Hessen, wird mit großer Mehrheit angenommen. 19. Abschnitt Preußen wünscht Streichung des Abschnittes. Der Zweikampf sei ein Standesdelikt, die Standesvorrechte seien beseitigt; deshalb bestehe auch kein Bedürfnis für diese Bestimmung. Der Zweikampf habe nachgelassen und werde durch entsprechende gesetzliche Bestimmungen ganz beseitigt werden können. Vor allem werde von Preußen eine Sonderstrafart für den Zweikampf bekämpft. - Bestehen bleiben könne § 248, der zu einem Beleidigungstatbestand werden solle. Straflos bliebe bei dieser Regelung die Schlägermensur und die Herausforderung zum Zweikampf. - Nöldeke schließt sich den Worten Sch. an, ist jedoch der Meinung, daß die Herausforderung strafbar bleiben müsse (§ 247). - Der badische Vertreter widerspricht der Streichung des Abschnitts, weil dann die Schlägermensuren straflos blieben (vgl. § 239). Der hamb. Antrag sei inkonsequent, weil dann der Zweikampf nicht, wohl aber die Herausforderung dazu strafbar sei. - Der Vors. ist der Meinung, daß sich das Kabinett nochmals mit dieser Bestimmung werde befassen müsse. Durch Streichung der Bestimmung werde sich der Zweikampf nicht beseitigen lassen. Es sei nicht richtig, daß der Zweikampf nach dem Kriege beina43

he verschwunden sei; vor dem Krieg seien jährlich etwa 120 Personen wegen Zweikampf bestraft worden, nach dem Kriege sei die Zahl auf ein Viertel gesunken; aber vom Jahre 1923 auf 1924 hätten die Fälle wieder von 35 auf 70 zugenommen. Die Zahlen der Kriminalstatistik seien allerdings vorsichtig zu verwerten, da durch das schärfere Zugreifen in Baden die Zahlen wohl gesteigert worden seien. Eine Bekämpfung des Zweikampfs durch Nichtbeachten sei nicht möglich. Die Bestimmung sei keine Privilegierung einer Standessitte, sondern eine Bekämpfung einer solchen Sitte. - Der bayrische Vertreter behält sich eine Stellungnahme zum preuß. Antrag vor. - Sachsen enthält sich einer Stellungnahme zu diesem Vorschlag. - Gegen den preuß. Vorschlag sind: Württemberg, Baden, Thüringen, Hessen, Mecklenburg. Für den Vorschlag der Reichsregierung sind: Braunschweig und Lübeck, desgleichen Oldenburg unter Vorbehalt einer evtl. anderen Stimmabgabe. § 245. M. widerspricht dem württ. Antrag, die Worte „nicht unter drei Monaten" zu streichen. - Der württ. Vertreter meint, es bestehe kein Anlaß, Schlägermensuren so hoch zu bestrafen. - Thüringen wünscht, daß Schlägermensuren durch eine besondere Bestimmung ausgenommen werden, evtl. soll bei ihnen auf Einschließung primär erkannt werden. - Baden widerspricht dem. Bayern wünscht, daß eine dem thür. Antrag entsprechende Bemerkung in die Begründung aufgenommen werde. - Der bad. Vertreter führt zu der Frage der Schlägermensuren aus: Es erscheint unzulässig und muß die staatliche Autorität aufs schwerste gefährden, wenn Strafgesetze vorhanden sind, die nicht zur Anwendung kommen (Mensuren, Bordelle). Die Frage der Bestrafung der Mensur ist eine Frage der Weltanschauung; der bad. Antrag beruht auf einem Beschluß des badischen Landtags. Der Vorschlag der Reichsregierung sucht, wie aus dem Antrag der Reichsregierung Nr. 27, Seite 34 entnommen werden kann, die Frage im Sinne der Entscheidungen des Reichsgerichts zu lösen. - Der bayr. Vertreter unterstützt den Antrag Thüringens. Die neuerliche Entscheidung des Reichsgerichts sei nach seinen Informationen nur mit Rücksicht auf die Reform des StGB erfolgt. Warum solle die Schlägermensur anders behandelt werden als der Boxkampf? - Der württ. Vertreter ist der Ansicht, daß die Frage der Schlägermensuren nicht durch eine ausdrückliche Bestimmung im Gesetz gelöst werden solle. Eine Regelung sei vielmehr dadurch möglich, daß statt des Tatbestandsmerkmals der „gefährlichen Waffen" gesetzt werde „unter Lebensgefährdung". - Ebermayer: Die Ansicht des bayr. Vertreters, daß die Entscheidung beim neuerlichen Urteil des Reichsgerichts auf des Messers Schneide gestanden sei, ist nicht richtig. Das Reichsgericht sei vielmehr der Meinung gewesen, daß, wenn die Schlägermensur kein Zweikampf sei, sie als Körperverletzung angesehen werden müsse. Deshalb sei die Entscheidung erfolgt. Den Begriff der „Lebensgefährdung" halte er nicht für geeignet. - Sch. bemerkt, daß das preuß. Staatsministerium zu der Frage noch nicht endgültig Stellung genommen habe. Er wird nach Ablehnung seines Antrags für die Strafbarkeit stimmen. - Der Vors. ist der Meinung, daß der bayr. Antrag nicht annehmbar sei; eine entgegengesetzte Bestimmung sei wegen der Rechtsprechung des Reichsgerichts überflüssig. Der Begriff „Schlägermensur" könne keine Aufnahme in das Gesetz finden, weil eine genaue Abgrenzung nicht möglich sei. Man müsse sich deshalb auf den Standpunkt des Reichsgerichts stellen. - Sch. widerspricht dem. Das Reichsgericht wird wohl, nachdem die Bestimmungen über die Körperverletzung geändert sind, seinen Standpunkt aufgeben. Baden stimmt dem zu. - M. widerspricht den Anträgen Mecklenburgs zu § 247 und Bayerns zu § 247 a. - Der thür. Vertreter erklärt, falls die thür. Anträge nicht angenommen würden, werde er für die preuß. Anträge stimmen, evtl. werde er beantragen, in §§ 245, 246 als primäre Strafe Geldstrafe einzusetzen. - Dürr stimmt auf Grund der Aussprache dem preuß. Antrag auf Streichung des Abschnitts zu. - Mecklenburg zieht seinen Antrag auf Widerspruch von Sch. (Reich) zurück.

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Abstimmung: Antrag Thüringens zu bestimmen: Schlägermensuren sind kein „Zweikampf", wird mit 15:5 Stimmen abgelehnt (Thüringen, Bayern, Braunschweig, Bremen). - Der Antrag Badens zu sagen: „Die Schlägermensur ist Zweikampf", wird mit 13:6 Stimmen abgelehnt (Preußen, Hamburg, Baden). Sachsen enthält sich. - Der Antrag von Württemberg einzusetzen: „unter lebensgefährlichen Bedingungen" (Fassung vorbehalten) wird mit 11:8 Stimmen angenommen (dagegen: Hessen, Preußen, Baden, Mecklenburg). - Der Antrag Württemberg: „nicht unter drei Monaten" zu streichen, gilt als erledigt. - Der Antrag Bayerns, § 247 a zu § 248 zu stellen, wird mit 6:6 Stimmen abgelehnt. Braunschweig hält es für erwünscht, in der Begründung zu § 245 die Schlägermensur nicht zu erwähnen. - Dem Vors. ist es zweifelhaft, ob die Schlägermensur unter den § 245 in seiner jetzigen Fassung fällt. - Dürr meint, es komme auf den konkreten Fall an, welche Schutzvorkehrungen getroffen worden seien. - Die Vertreter der Länder, die für den württ. Antrag gestimmt haben, sind der Meinung, daß die Schlägermensur nun nicht mehr unter § 245 fällt. - Thüringen nimmt seinen noch nicht erledigten Antrag zurück. - Der preuß. Antrag, den 19. Abschnitt zu streichen, wird mit 11:10 Stimmen abgelehnt. Für den Antrag stimmen: Preußen, Bayern, Sachsen, Thüringen, Hamburg. Oldenburg stimmt für den Antrag der Reichsregierung, wird aber in der 2. Lesung voraussichtlich für den preuß. Antrag stimmen. - Der 19. Abschnitt bleibt demnach bestehen. 5 250. Der württ. Antrag zu Abs. 1 und 3 wird abgelehnt. § 251. Der meckl. Antrag wird angenommen; der württ. abgelehnt. § 252. Bayern wünscht die Übernahme des geltenden Rechts, weil die jetzige Fassung zu weit gehe. Jetzt sei schon jemand strafbar, der einen Scherz mache. - Sch. ist der Meinung, daß der Ausdruck „bedroht" die bayerischen Wünsche bereits in vollem Umfang erfülle. - Der bayr. Antrag wird gegen drei Stimmen abgelehnt. § 254 a. Preußen beantragt, in Abs. 2 einen Satz 3 einzufügen. - Kadeöka ist der Meinung, daß diese Bestimmung dann auch für Abs. 1 gelten müsse. - Der Vors. stellt zur Erwägung, ob die Bestimmung des § 254 a nach der Änderung des § 238 überhaupt in diesem Umfang aufrechterhalten bleiben kann. Muß Abs. 1 nicht auf Arzte beschränkt werden? - Es wird beschlossen, Abs. 1 auf Arzte und geprüfte Medizinalpersonen zu beschränken. - Der preuß. Antrag wird mit 10:5 Stimmen angenommen. - Es soll geprüft werden, ob diese Ergänzung auch auf den Abs. 1 auszudehnen ist. § 255. Hamburg beantragt, statt „eine Frau" „einen anderen" zu sagen, da auch männliche Personen geschützt werden müssen. Auch die Worte „zur Unzucht mißbraucht" sind zu ändern, weil man bei der jetzigen Fassung im Zweifel sein kann, ob eine einzige Handlung zur Strafbarkeit ausreicht. - Dürr unterstützt diese Ausführungen; Sch. weist auf § 267 Abs. 2 hin. - Der Vors. ist der Meinung, daß das Schutzbedürfnis des Mannes nicht das gleiche ist wie das der Frau. Der Schutz der männlichen Jugend wird durch § 267 Abs. 2 gewährleistet, evtl. kann dort das Strafmaß erhöht werden. - Die Anträge Hamburgs werden abgelehnt. - Der Ausdruck „zur Unzucht mißbrauchen" soll in der Begründung erläutert werden. § 257. Wegen des hamb. Antrags vgl. § 255. - Oldenburg beantragt, auch die Schändung eines Mannes unter Strafe zu stellen (analog dem § 267). - Auch Lang hält eine solche Bestimmung für nötig, weil der Heterosexuelle triebhafter veranlagt sei als der normale Mensch. - Der hamb. Antrag wird, vorbehaltlich der Uberschrift und der Stellung der Bestimmung, mit 11:7 Stimmen angenommen. § 258. Oldenburg wünscht für besonders schwere Fälle eine besondere Strafvorschrift. § 259. Bayern stellt den Antrag, statt „Kind" „Person unter 15 Jahren" zu sagen. Desgleichen wünscht es eine Änderung des Abs. 2. - M. und der Vors. widersprechen diesen Anträgen; bei den heutigen Wohnungsverhältnissen sei eine solche Bestimmung

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sehr bedenklich, da ja schon ein Kuß, eine Berührung eine unsittliche Handlung darstellen könne. Auch Sch. stimmt dem zu. - Der old. Vertreter hält den bayr. Antrag für sehr beachtenswert; eine unzüchtige Handlung zwischen Eheleuten sei nicht denkbar; dadurch entfalle das Bedenken des Vorsitzenden; dagegen sei jetzt die Vornahme unzüchtiger Handlungen durch Lehrer vor Kindern nicht strafbar; solche Fälle kämen öfters vor; dagegen könne nach Annahme des bayr. Antrags eingeschritten werden. Der Vors. ist der Meinung, daß dem eher durch eine Ergänzung des § 265 Abs. 2 entgegengetreten werden könne, obwohl auch dort eine Erweiterung der Bestimmung nicht erwünscht sei. Eine völlig befriedigende Regelung werde wohl insoweit überhaupt nicht gefunden werden; über diese Frage sei früher lange beraten worden. - Der bayr. Vertreter meint, Mißbräuche der Bestimmung ließen sich vermeiden, wenn in der bayr. Fassung „wissentlich" eingefügt werde. Abstimmung: Der bayr. Antrag (15 Jahre) wird gegen 4 Stimmen abgelehnt. - Der bayr. Antrag (Abs. 2 mit dem Worte „wissentlich") wird mit 8:7 Stimmen angenommen. - Der hess. Vertreter hat sich der Stimme enthalten, weil er zuerst mit seiner Regierung Rücksprache nehmen will. - Der Antrag, in Abs. 1 einzufügen „oder verleitet", wird mit 14 Stimmen angenommen. § 260 soll entsprechend § 257 geändert werden. § 261. Hamburg regt eine Hinaufsetzung des Alters an, da jetzt nach § 267 der männliche Jugendliche bis zu 18 Jahren geschützt sei, während das Mädchen nur bis zu 16 Jahren einen Schutz genieße. - Sch. ist der Ansicht, daß die Verhältnisse in beiden Fällen verschieden liegen, weil die Unzucht zwischen Männern immer etwas Strafbares sei, während die Altersbestimmung hier nach der natürlichen Reife der Frau gewählt worden sei. - Der Antrag Württembergs zu Abs. 2 wird angenommen. 5 262. Nöldeke begründet die hamb. Anträge zu Abs. 1 und 2. Die Strafdrohung müsse mit § 267 in Einklang gebracht werden. - Der Vors. ist gegen eine Verschärfung des Strafmaßes; bei Schaffung der Bestimmung sei hauptsächlich an den Rayonchef und an die ihm unterstellten Mädchen gedacht gewesen; die Bestimmung gehe aber weit über das ursprünglich Geplante hinaus. Eine Verschärfung der Strafbestimmung sei deshalb nicht erwünscht. - Der hamb. Antrag wird abgelehnt. - Der Antrag Württembergs zu Abs. 2 wird angenommen. Desgleichen der Antrag Preußens, die Worte „bis zu drei Jahren" zu streichen. § 263. Der Antrag Hessens auf Wiederherstellung der früheren Fassung wird abgelehnt. § 264. Der hamb. Antrag gilt als durch die früheren Abstimmungen erledigt (§ 255). -Dürr hält hier eine Erwähnung des § 259 für erforderlich. Dr. Lehmann bestreitet das, weil alsdann immer Idealkonkurrenz vorliege und das Strafmaß des § 259 zur Anwendung zu kommen habe. 5 265. Dürr schlägt vor, anstelle der von den süddeutschen Staaten gestellten Änderungsanträge die von der Vereinigung für Jugendschutz und Jugendhilfe angeregte Fassung zu wählen. Den österreichischen Wünschen entsprechend könne auch der Unterricht in die Fassung Aufnahme finden. - Angenommen. §§ 266, 266 a. Preußen beantragt, statt „Frau" „Person" zu sagen. Bayern beantragt, die gleiche Änderung in § 266 a vorzunehmen. Sch. widerspricht bezüglich § 266 a, weil es sich öfters ereigne, daß ein Kranker sich mit einer Wärterin abgebe; dann müsse die Wärterin bestraft werden, obwohl der Kranke bei der Tat der Veranlasser gewesen sei. - Dem Antrag zu § 266 wird stattgegeben. - Den Antrag zu § 266 a ziehen Bayern, Baden, Hamburg und Württemberg, die einen gleichen Antrag stellen wollten, zurück. Der meckl. Antrag (Streichung) wird abgelehnt. Desgleichen der hessische Antrag. Der Lübecker Antrag wird abgelehnt. - Dem Vors. erscheint es bedenklich, daß auch die „Inhaber" und die „Erziehungsanstalten" in der Bestimmung Aufnahme finden sollen. - Es 46

wird eine entsprechende Streichung beschlossen. - Das Verhältnis von § 265 zu § 266 soll nachgeprüft werden. (§ 266 b). Der bayr. Antrag auf Aufnahme der Bestimmung wird mit 10:9 Stimmen angenommen. 5 267. Nöldeke begründet die hamb. Anträge; es sei eine Inkonsequenz, nur die Männer zu bestrafen; der Verkehr zwischen Erwachsenen soll straflos bleiben, dagegen sollen die Jugendlichen und Minderjährigen beiderlei Geschlechts geschützt werden. Preußen stimmt dem zu, ist aber der Meinung, daß die Einschränkung der Bestimmung dem Reichstag überlassen werden solle. - Der hamb. Antrag (Streichung) wird abgelehnt. Der hamb. Änderungsantrag zu Abs. 2 wird angenommen (einzufügen „durch Drohung mit Gewalt oder mit einem Verbrechen ..."). Der hamb. Antrag, statt „Jugendlichen" „Minderjährigen" zu sagen, wird abgelehnt. - Oldenburg ist der Meinung, daß zwischen § 257 und § 267 in der jetzigen Fassung im Einzelfall immer Idealkonkurrenz vorliege. - Dr. Lehmann schlägt vor, um das zu vermeiden, § 257 auf Frauen zu beschränken und in § 267 bezüglich der Männer eine entsprechende Bestimmung aufzunehmen. - In § 257 wird das Strafmaß in „Gefängnis nicht unter 6 Monate" geändert. 5 269. Baden und Bayern beantragen, die Worte „gegen Entgelt" zu streichen. - Dr. Lehmann hält das für bedenklich, weil die Bestimmung dadurch eine außerordentliche Erweiterung erfahren würde; angeklagt könne dann evtl. schon derjenige werden, der in seinem Zimmer, das seinen Kindern zugänglich ist, ein Bild der „Leda mit dem Schwan" aufhängt. - Dürr gibt zur Erwägung, ob nicht der Vorschlag der Vereinigung für Jugendschutz und Jugendgerichtshilfe zur Einschränkung der Zeitungsberichterstattung in Kriminalsachen angenommen werden wolle. - Der bad. Vorschlag wird 10:6 angenommen. (§ 269 a). Sch. begründet den preuß. Antrag. - Kadeika wünscht, daß die Bestimmung bei ihrer Annahme nur als Abs. zu § 269 komme. - Der preuß. Vorschlag wird 10:8 abgelehnt. § 270 a. Hamburg wünscht eine Verringerung des Strafmaßes, Bayern eine Ergänzung der Bestimmung. - Dr. Lehmann verliest die Anregung des Reichsministers des Innern. - Lang ist der Ansicht, daß in § 270 a das Strafmaß nicht höher sein dürfe als in § 271. - Der hamb. Antrag wird 11:5, der bayr. Antrag gegen 5 Stimmen, die Anregung des Reichsministers des Innern wird mit Mehrheit abgelehnt. - Kadeika: Nach dem Vorschlag des Reichsministers des Innern würden die Mittel zur Verhütung der Empfängnis unter § 270 fallen. Dr. Lehmann erklärt, eine solche Regelung sei gewollt. Sch. (Reich) hält das für sehr bedenklich. - Der Vertreter des preuß. Ministeriums des Innern gibt zu bedenken, daß Mittel zur Verhütung der Empfängnis im Volke nicht als unzüchtig gelten; dem dürfe sich der Gesetzgeber nicht verschließen. Der Vors. bemerkt, daß mit der Bestimmung sadistische und masochistische Mittel getroffen werden sollten; die Fassung soll mit dem Reichsminister des Innern nochmals besprochen werden. - Die Überschrift zu § 270 a wird geändert. § 273. Der bayr. Vertreter begründet die bayerischen Anträge, der badische Vertreter den badischen Antrag. Der bad. Vertreter hält es im Interesse der allgemeinen Sittlichkeit für besser, wenn die Dirnen in sog. „Dirnenquartieren" untergebracht werden. Lübeck und Bremen stimmen dem zu auf Grund der bisherigen Erfahrungen, die mit der Bestimmung gemacht worden sind, daß Dirnen nicht in bestimmten Straßen und Vierteln zu wohnen haben. - Der Vors. weist darauf hin, daß der Reichstag die entgegengesetzte Regelung wünsche (vgl. § 15 a des Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten). Der Antrag werde deshalb wohl keine Aussicht auf Erfolg haben. - Der Antrag Bayerns zu Abs. 1 wird abgelehnt, zu Abs. 2 angenommen. Der Antrag des badischen Vertreters, den Wenn-Satz in der Fassung der Reichsregierung aufzunehmen, wird angenommen.

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§ 275. Die Fassung soll entsprechend § 265 geändert werden. (5 275 a). Bezüglich der Verlobten stellen Preußen und Bayern einen Antrag (jetzt § 275 Abs. 2). Der Vors. bemerkt dazu, die preuß. Vorschriften seien für ländliche Verhältnisse erwünscht wegen der dort herrschenden Sitte, vor der Ehe zu prüfen, ob die Frau zur Fortpflanzung fähig ist. Dagegen würde eine solche Vorschrift in städtischen Verhältnissen zu groben Mißständen führen, weil auch das zeitlich kürzeste Verhältnis dann als Verlobung bezeichnet würde. - Der preuß. Vorschlag wird mit 13:7, der württ. Vorschlag gegen die württ. Stimme abgelehnt. - Oldenburg befürwortet den württ. Vorschlag und regt an zuzufügen: In besonders leichten Fällen kann von Strafe abgesehen werden. - Der hessische Vertreter ist der Ansicht, man könne hier wohl kaum von besonders leichten Fällen sprechen. Die Vorschrift stünde nur auf dem Papier. Württemberg nimmt den old. Vorschlag auf, der mit 12:8 Stimmen abgelehnt wird. - Der bayr. Antrag (lebenslanges Zuchthaus) wird abgelehnt. - Der badische Vertreter wünscht, daß statt „Heimat" „Wohnort" gesagt werde, weil „Heimat" kein juristischer, überhaupt kein Begriff sei, der genügend klar bestimmt sei, während der Begriff „Wohnort" eine scharfe Abgrenzung biete. Zu Abs. 2 wünscht er, daß gesagt werde „... zum Entschluß bestimmt, ihren Wohnort zu verlassen". - Der Vors. wendet sich gegen eine solche Änderung; darunter könne dann z. B. schon der fallen, der mit seinem Mädchen einen Ausflug von seinem Wohnort nach dem Nachbarort mache mit der Absicht, dort mit ihr zu verkehren. - Die bad. Anträge werden abgelehnt. § 2 79. Hamburg beantragt, die Fassung des jetzigen § 170 RStGB aufzunehmen. Fürsorglich wird beantragt, das Wort „arglistig" einzufügen. - Der Vors. ist der Ansicht, daß in der Fassung des Abs. 2 das Erfordernis der Arglist schon enthalten sei; Abs. 1 schließe sich dem bürgerlichen Recht an. - Der Antrag, „arglistig" einzufügen, wird angenommen. - Der württ. Antrag, statt „Zustimmung" „Verlangen" zu sagen, wird angenommen. § 280. Hamburg wünscht Streichung; die Bestimmung führe dazu, daß geldliche Vorteile geboten werden für die Verpflichtung, keinen Antrag zu stellen. - Thüringen wünscht Streichung des Abs. 3. - Baden zieht seinen Antrag zurück. - Württemberg wünscht Streichung der Bestimmung über das Absehen von Strafe. - Die Anträge werden abgelehnt. §281. Der württ. Antrag, statt „Zustimmung" „Verlangen" zu sagen, wird abgelehnt. 5 282. Der meckl. und thür. Antrag werden abgelehnt. § 283. Baden wünscht Wiederherstellung der ursprünglichen Fassung. Auch die Mutter, die das Auffinden ihres Kindes durch Fremde heimlich beobachtet, sollte strafbar sein; ein solches Vorgehen kann aber nicht unter den Begriff des Verlassens gebracht werden. Jetzt sei die Bestimmung überhaupt überflüssig im Hinblick auf die Bestimmung über das Verlassen in hilfloser Lage. - Der Antrag wird abgelehnt. 5 294. Der Antrag Württembergs, Abs. 4 zu streichen, wird abgelehnt. § 295. Der Antrag Badens zu Nr. 2 und Nr. 3 wird abgelehnt. Hafner bittet zu Nr. 2 in der Begründung eine Erläuterung zu geben. §307. Württemberg wünscht, daß auch der Versuch für strafbar erklärt wird. Auch beim Betrug sei das der Fall, der Wucher sei ebenso verwerflich. Der Vors. hält eine derartige Bestimmung für bedenklich, weil in den Verhandlungen beim Abschluß eines Geschäfts üblicherweise zu hohe Preise gefordert würden. Das gebe dann öfters Anlaß zu Anzeigen und Schikanen. - Der württ. Antrag wird abgelehnt. § 309. Der Antrag Hamburgs wird zurückgestellt. Der Vorsitzende schloß die Beratungen mit Worten des Dankes an die Herren Ländervertreter. Die nächste Sitzung soll am 13. Dezember beginnen. Als der Vertreter Preußens gegen diesen Termin Bedenken geltend machte und vorschlug, die Beratungen erst nach Neujahr fortzusetzen, wurde durch Abstimmung, nachdem der Vorsitzende 48

diesen Termin in Vorschlag gebracht hatte, der 20. Dezember 1926 (Montag) als erster Tag für die weiteren Beratungen festgesetzt.

III. Niederschrift über die Beratungen vom 20. bis (1. Lesung, Besonderer Teil, II. Hälfte)

22.12.1926

Die Sitzung wurde durch den Vorsitzenden eröffnet, der den Herren für ihr Erscheinen kurz vor den Feiertagen dankt. Zu den einzelnen Paragraphen trägt jeweils der Berichterstatter (M. = Oberlandesgerichtspräsident Mannsfeld; Sch. = Ministerialrat Schäfer) den Antrag der Reichsregierung und die Anträge der Länder, soweit sie zeitlich nach dem Antrag der Reichsregierung eingegangen sind, vor und nimmt zu ihnen Stellung. § 285. M. trägt den Antrag Badens zu Abs. 2 und 4 vor sowie den Antrag Bremens, der ihm besser erscheine als der badische Antrag und den er deshalb befürworte. - Der Vorsitzende stimmt dem zu. - Der bayr. Vertreter ist der Meinung, eine solche Bestimmung gehöre in die StPO, nicht aber in das StGB. - Der old. Vertreter stimmt dem zu; er wünscht ferner, daß in Abs. 1 statt „Verbreiten" „Mitteilen" gesagt werde. - Dem hamb. Antrag zu Abs. 4 (Antrag 38 Ziff. 1) widerspricht Sch. - Lang (Hamburg) begründet den Antrag; auch Preußen habe früher einen solchen Antrag gestellt. - Dr. Lehmann erklärt, der damalige Antrag habe auf einem Mißverständnis beruht. - Der Vors. hält den Antrag für zu weit gehend. - Der brem. Vertreter ist der Meinung, daß das Wort „schmähen" mißverständlich sei, auch müsse das Wort „Absicht" durch „Zweck" ersetzt werden. Das Wort „schmähen" enthalte schon die Absicht der Beleidigung. Zu vergleichen sei die Begründung zu § 147. - Der Vors. und Ebermayer teilen diese Ansicht nicht. Sch. widerspricht dem hamb. Antrag; er sei für den bremischen Antrag, statt „schmähen" zu sagen „beleidigen". Es sei nur beabsichtigt gewesen, die Absicht des Täters hervorzuheben. Auch dem old. Antrag sei stattzugeben. - Der old. Antrag wird, weil er eine Fassungsänderung enthält, zur 2. Lesung zurückgestellt. - Der bad. Vertreter stellt den badischen Antrag zu Abs. 2 auch für Hessen. Er bittet zugleich, ihm zu gestatten, daß er bei den Abstimmungen auch für Hessen stimmen dürfe, da der hessische Vertreter durch einen Todesfall am Erscheinen verhindert sei. - Bedenken wurden hiergegen nicht geltend gemacht. - Der badische Antrag zu Abs. 2 wird gegen 6 Stimmen abgelehnt. - Der Antrag Bremens (einzufügen: „über die Wahrheit einer solchen Behauptung ...") wird angenommen. 5 286. M. trägt die Anträge Bayerns (Nr. 44, S.l), Bremens und Badens vor. Hamburg wünscht, daß die Fassung des Entwurfs von 1919 wiederhergestellt werde. - Dürr ist der Ansicht, daß die jetzige Fassung des Abs. 2 gegenüber dem geltenden Recht eine Verschlechterung bedeute. In der vor Hamburger Gerichten anhängigen Strafsache Kardinal Faulhaber / Ruppertz müßte nach dieser Fassung eine Freisprechung des Angeklagten erfolgen. Auch der hamb. Antrag schaffe keine Besserung. - Der Vors. führt aus, zum ersten Mal sei das Bedürfnis nach einer Verbesserung des Ehrenschutzes aus Anlaß des Prozesses Eulenburg gegen Maximilian Harden aufgetreten. Dann habe vor etwa einem Jahr der damalige Reichskanzler Luther großen Wert darauf gelegt, daß die Bestimmungen verbessert würden. Ein besserer Schutz lasse sich durch eine Erhöhung des Strafminimums oder Strafmaximums nicht erzielen. Auch eine Beschränkung der dem Angeklagten zur Verfügung stehenden Verteidigungsmittel dahin, daß das Nachschieben von Beweismitteln untersagt werde, erscheine nicht angängig. In neuerer Zeit beabsichtige man Bestimmungen dahin zu treffen, daß der Beleidigte gegen den Beleidiger eine Feststellungsklage erheben könne, daß dessen Behauptung nicht wahr sei. Aber auch eine solche Regelung begegne vielen Schwierigkeiten; unklar sei schon, ob es sich bei dieser Klage um ein strafprozeßrechtliches oder zivilprozeßrechtliches oder ein ganz

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neues Verfahren handeln solle. Persönlich sei er der Meinung, daß eine befriedigende Lösung der Frage nur sehr schwer möglich sei. Jetzt grundlegende Änderungen an dem Entwurf vorzunehmen, sei nicht erwünscht, weil dadurch der Fortgang des Reformwerkes gehindert werde. Die Frage des Ehrenschutzes werde losgelöst von den Beratungen des Strafgesetzentwurfs weiterhin im Ministerium eingehend geprüft werden. - Der hamburgische Antrag sei nicht begrüßenswert, jedoch könne vielleicht der hamburgischen Anregung bezüglich des guten Glaubens stattgegeben werden. - Der badische Vertreter unterstützt den bayrischen Antrag, der im Gegensatz zu dem Hamburgs eine Einschränkung bringe; für die hessische Regierung gibt er die Erklärung ab, daß sie den hamburgischen Antrag unterstütze. - Sch. hält den bayrischen Antrag nicht für durchführbar; hierdurch werde die Presse mundtot gemacht. Auch der hamburgische Antrag stelle eine Belastung der Presse dar, weil die Redakteure, um ihren guten Glauben beweisen zu können, ihren Gewährsmann nennen müßten; hierzu wären sie jedoch nach ihrer Stellung nicht in der Lage. - Der hamb. Vertreter (Lang) begründet den hamburgischen Antrag; er ist der Meinung, daß zur Prüfung der hamburgischen Vorschläge die Bestimmung des § 1 8 (Irrtum) mit heranzuziehen sei. Der Vors. teilt die Bedenken Sch. gegen den bayrischen Vorschlag; es sei für den Richter beinahe unmöglich zu prüfen, welches Interesse im Einzelfall überwiege. Auch gegen den hamburgischen Antrag bestünden Bedenken. Das Berufsgeheimnis werde von der Presse besonders streng gewahrt, die Annahme der hamburgischen Vorschläge fordere aber naturnotwendig die Preisgabe des Berufsgeheimnisses. Wenn gegen eine solche Bestimmung von der Presse bisher keine Bedenken geäußert worden seien, so sei wohl die Auswirkung der Bestimmung nicht voll übersehen worden. - Dürr bittet nochmals um Annahme des bayrischen Antrags und meint, man dürfe auf der Seite der Regierung der Presse und den Abgeordneten, die einen starken Schutz der Presse befürworten, nicht von vornherein zu weit entgegenkommen. - Hafner stimmt dem zu; man müßte den Reichstag zwingen, Farbe zu bekennen, ob er größeren Wert auf einen wirksamen Ehrenschutz oder auf einen übertriebenen Schutz der Presse lege. Er bittet, falls es sich ermöglichen lasse, die Frage der Feststellungsklage so zeitig abschließend zu prüfen, daß entsprechende Bestimmungen schon zusammen mit dem neuen StGB in Kraft treten könnten. - Der bremische Vertreter befürwortet nochmals den bremischen Vorschlag; die Presse sei durch den Entwurf besser geschützt als früher (Abs. 2 öffentliches Interesse!). - Sch. ist der Ansicht, daß bei Annahme des bayrischen Vorschlags der Abs. 2 überhaupt gestrichen werden könne, weil seine Anwendung nur im Falle des Notstands praktisch werden könne; da genüge aber die allgemeine Notstandsbestimmung. Taktische Erwägungen dürften bei der Fassung der Bestimmung nicht maßgebend sein; er halte den Vorschlag der Reichsregierung für den besten. - Der old. Vertreter erklärt, er habe Weisung, den hamburgischen Vorschlag zu unterstützen; nach dem Ergebnis der Besprechung sei er jedoch überzeugt, daß dem Vorschlag der Reichsregierung der Vorzug zu geben sei. - Der Vors. wendet sich erneut gegen den bayrischen Vorschlag; es sei nicht angängig, dem Reichstag etwas „vorzubieten"; es müßten Anträge gestellt werden, deren Inhalt durchführbar sei. Es bestände auch für die Regierung selbst ein großes Interesse daran, daß Mißstände in der Presse erörtert werden könnten. Eine Bestimmung, bei der man auch die Bestimmung über Rechtsirrtum und Notstand zur Beurteilung des Einzelfalles heranziehen müsse, sei nicht brauchbar. Hafner schlägt vor zu sagen „den Umständen nach geboten war". - Sch. ist der Meinung, daß „pflichtgemäß abgewogen" dasselbe sage. - Lang bestreitet, daß bei der hamburgischen Fassung der angeklagte Redakteur zum Nachweis seines guten Glaubens immer den Gewährsmann nennen muß. Der Beweis könne sehr wohl auch durch andere Beweismittel geführt werden. - Dürr fordert unter allen Umständen die Objektivierung der subjektiven Fassung des Abs. 2. Aus der Fassung der Reichsregierung sei nicht zu 50

erkennen, daß derjenige, der pflichtgemäß abgewogen habe, daraus auch die Folgerung ziehen müsse. - Sch. hält eine einschränkende Fassung des Abs. 2 nur dann für möglich, wenn die Möglichkeit einer Feststellungsklage geschaffen sei, er möchte deshalb, daß die Änderungsanträge zur StPO schon in der 2. Lesung vorgelegt werden. Der Vors. sagt das zu. Die Reichsregierung stehe der Feststellungsklage nicht unfreundlich gegenüber; nur sei es sehr schwer, eine befriedigende Lösung zu finden. Abstimmung: Der bayrische Antrag wird zugunsten des badischen zurückgezogen. Der hamburgische Antrag wird gegen drei Stimmen abgelehnt. - Der bayrische Antrag (überwiegt) wird mit 10 Ja gegen 6 Nein (Preußen, Sachsen, Hamburg) angenommen. Der badische Zusatz (nachtr. Vorschlag) wird mit 5:10 abgelehnt. - Der lübeckische Vertreter begründet den lübeck. Antrag auf Anfügung eines Abs. 3. - Die Frage soll bei § 288 erörtert werden. § 287. Dürr begründet den bayrischen Antrag. - Abgelehnt 6:6. - Dürr bittet nunmehr um eine entsprechende Bemerkung in der Begründung. § 288. M. bittet um Berichtigung eines Druckfehlers in Abs. 2 (Anlage zu Antrag 36). - M. befürwortet die Annahme des hamb. Antrags, da er eine klarere Fassung bringe; der Vors. stimmt dem zu. - Angenommen. - Hierbei ist statt „erweislich wahr" in Abs. 2 „erwiesen ist" zu sagen. - M. trägt den bremischen und bayrischen Antrag vor. - Gelten als erledigt. - Der hessische Vertreter beantragt Streichung des Abs. 3 und Einfügung eines § 288 a. - Der württ. Vertreter ist ebenfalls für die Streichung des Abs. 3, weil für den Beleidigten dadurch Weiterungen entstehen würden. - Die Streichung des Abs. 3 wird abgelehnt. § 289. Dürr begründet den bayrischen Antrag auf Streichung. - Der Vors. tritt diesem Antrag entgegen; er hat jedoch gegen die Bestimmung deshalb Bedenken, weil in der jetzigen Fassung die Fälle, in denen Strafe noch nicht verbüßt oder erledigt ist, nicht darunter fallen. - Der old. Vertreter ist der Meinung, daß die Bestimmung des § bereits in § 288 enthalten sei. - Sch. ist der gleichen Meinung, begrüßt die Bestimmung aber deshalb, weil dadurch der Allgemeinheit klar vor Augen gestellt werde, daß man auch etwas Wahres nicht unbedingt immer behaupten dürfe. Er wäre für eine Äußerung des österreichischen Vertreters zu der Frage dankbar. - Kadeöka erklärt, die Vorschrift sei aus dem österr. Recht übernommen; es wäre erwünscht, wenn sie bestehen bliebe, sie könne keinen Schaden bringen, weil die strafrechtlichen Folgen der Bestimmung sich bei logischer Deduktion schon aus anderen Vorschriften ergäben. Die Streichung der Bestimmung würde in Österreich den Eindruck erwecken, als ob die Lage der Verurteilten verschlechtert werde. - Der bayrische Antrag wird 8:8 abgelehnt. - Dürr stellt nunmehr den Antrag, alle abgeurteilten strafbaren Handlungen unter die Bestimmung zu stellen. - Abgelehnt 8:8. § 290. Der Antrag Bayerns wird angenommen. § 291. Die Beratung über die Bestimmung wird zum 7. Abschnitt zurückgestellt, mit Ausnahme des bayrischen Antrags a und b. - Sch. hat gegen den Begriff „Druckschrift" starke Bedenken. Wie soll die Bekanntmachung bei Büchern und Flugblättern erfolgen? - Dürr ist der Meinung, daß diese Bedenken durch die Neufassung des 2. Halbsatzes hinfällig werden. - Der badische Vertreter stimmt dem bayrischen Antrag zu, hält jedoch die Neufassung des 2. Halbsatzes nicht für möglich. - Kadedka wünscht, daß der Ausdruck „anordnen" in „ermächtigen" geändert werde, weil dem Staat sonst erhebliche Kosten entstünden. - Der bremische Vertreter wünscht Einfügung der Worte „auf Kosten des Verurteilten". - Dr. Lehmann ist der Meinung, daß durch eine solche Bestimmung keine Besserung geschaffen werde, weil der Staat die Kosten bei Vermögenslosigkeit des Verurteilten doch tragen müsse. - Sch. hat gegen den bayrischen Antrag Bedenken, weil er eine völlige Umgestaltung der bisherigen Regelung bedeute. - Dürr ist gegen den österr. Vorschlag, weil dadurch die Stellung des Beleidigten gegenüber dem

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bisherigen Rechtszustand verschlechtert werde. - Der Antrag b wird angenommen ferner wird das Wort „Körperschaften" eingefügt. - Die Abstimmung über den Antrag a wird zurückgestellt. § 293. M. tritt den vorliegenden badischen und bayrischen Anträgen entgegen. Dürr ist der Meinung, der bayrische Antrag sei nur eine logische Folge der Änderung des § 238. - Der Vertreter des Reichsministeriums des Innern führt folgendes aus: Die Frage sei im Reichsministerium des Innern sehr eingehend nachgeprüft worden. Die Fassung der Reichsregierung bedeute gegenüber dem bisherigen Rechtszustand eine Schlechterstellung der Ärzte, die mit allen berufsmäßigen Ausübern der Heilkunde auf eine Stufe gestellt würden. Er stimme deshalb dem bayrischen Antrag zu; zu erwägen sei nur, ob man auch die Apotheker und staatlich geprüfte Medizinalpersonen in die Bestimmung aufnehmen solle; er befürworte das. - Der Vors. erklärt, er könne diese Worte nicht unterstützen, weil er mit seinen Instruktionen an die Reichsregierungsanträge gebunden sei. - Sch. ist gegen den bayrischen Antrag; es sei unrichtig, daß die Änderung des § 238 auch eine Änderung dieser Bestimmung erfordere. Dort handle es sich um etwas ganz anderes; man habe die Bestimmung des § 238 auf Medizinalpersonen beschränkt, weil man dort eine gewisse Sachkenntnis verlangen müsse, was hier nicht der Fall sei. Die Bestimmung etwa deshalb in der vorgeschlagenen einschränkenden Fassung aufzunehmen, um dadurch dem Kurpfuschertum Abbruch zu tun, sei unfair. - Dürr weist darauf hin, daß der bayrische Antrag nur dem geltenden Recht (§ 300) entspreche. Man nehme somit den Kurpfuschern gegenüber dem jetzigen Zustand nichts, durch die Fassung der Reichsregierung habe man sie jedoch besser gestellt. - Der old. Vertreter stimmt Sch. zu. - Der bayrische Antrag wird 11:5 abgelehnt. - Der hamb. Vertreter hat Bedenken gegen den Abs. 3 wegen der weiten Fassung des Abs. 1 und gibt Streichung zur Erwägung. Er weist auf § 133 hin, stellt jedoch keinen Antrag. - Der old. Vertreter wünscht Fassung der Vorschrift entsprechend dem Abs. 2 des § 133. - Angenommen 7:5. - Der sächsische Vertreter wünscht in der Begründung auch Erläuterungen bezüglich der Versicherungsträger. - Wird erwogen. - Der sächsische Vertreter stellt den Antrag Nr. 43 Ziff. 2 (Einschließung). - Dürr hält eine solche Ergänzung wegen § 286 für überflüssig. - Sch. widerspricht dem Antrag ebenfalls. Bei achtenswerten Motiven könne auf Geldstrafe erkannt werden, sonst sei Gefängnisstrafe durchaus am Platze. - Der sächsische Antrag wird abgelehnt. 5 296. Sch. macht die in Antrag 40 Ziff. 1 niedergelegten Ausführungen. Es ist zurückzukehren zum Begriff der rechtswidrigen Zueignung; der politische Diebstahl müßte sonst straflos bleiben. - Dürr ist der Meinung, daß Osterreich ein Entgegenkommen in diesem Falle nicht schwer sein könnte, weil es sich praktisch nur um wenige Fälle handle, für welche die Bestimmung in Frage komme. - Kadeöka erklärt, Osterreich scheine eine Erweiterung des Diebstahlsbegriffs nicht möglich; Fälle, die nicht unter die österr. Fassung fielen, seien tatsächlich kein Diebstahl; vielleicht könne § 304 erweitert werden. - Der hamb. Vertreter tritt Preußen und Bayern bei. Die alte Regelung habe sich bewährt; 50 % aller Straffälle seien Diebstähle; es sei nicht erwünscht, eine Bestimmung zu schaffen, infolge der sich die gesamte Rechtsprechung umstellen müsse. Der Vors. bittet um Mitteilung, wie in Österreich der politische Akten-Diebstahl geahndet werde. - Kadeöka: Es bestehe die Möglichkeit, eine solche Tat als Urkundenunterdrückung oder Staatsverrat zu bestrafen, solche Fälle seien eben tatsächlich kein Diebstahl. - Der Vors. meint, sowohl Kadeöka als der hamb. Vertreter überschätzten die Bedeutung der Frage; in den meisten Fällen bliebe sich die Entscheidung gleich, wie die Vorschrift auch gefaßt sei. Eine andere Frage sei allerdings, ob man sich in Österreich oder Deutschland von der historischen Begriffsbildung loslösen könne. Politischer Aktendiebstahl könne wohl nur als Diebstahl bestraft werden. - Kadeöka schlägt vor, § 304 wie § 296 zu fassen, nur die Worte „ohne die Absicht, sich zu bereichern" zu streichen.

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- Ebermayer hält das für bedenklich. - Kadeöka weist darauf hin, daß die österr. Fassung nicht etwas spezifisch Österreichisches, sondern ein Weltrechtsbegriff sei. Im Gesetz hätten bisher österr. Wünsche kaum Aufnahme gefunden. - Der badische Vertreter bittet, zuerst über § 304 zu beraten und abzustimmen. Hier liege ein bad./brem. Antrag vor. - Der Antrag wird abgelehnt. - Der preuß. Antrag wird mit 17:0 Stimmen angenommen (zu § 296). § 297. Es liegt ein bad./bayr./württ. Antrag auf Wiederaufnahme der Ziff. 2 vor. Sch. begründet den Antrag der Reichsregierung und tritt dem badischen Antrag auf Einfügung einer Ziffer 3 a entgegen. Den Antrag zu Ziff. 4 halte er für erwägenswert. Dürr begründet den bayrischen, Hafner den badischen Antrag. Der württ. Vertreter unterstützt den badischen Antrag zu Ziff. 3 a und wünscht Einfügung des Wortes „Versammlungsräume". - Nöldeke bekämpft die Wiedereinfügung der Ziff. 2; die Bestimmung sei unverständlich. - Der badische Antrag zu Ziff. 2 wird 9:5 abgelehnt, der zu 3 a gegen 4 Stimmen abgelehnt. Der badische Antrag zu Ziff. 4 wird angenommen. 5 298. Hier ist statt „indem" „nachdem" zu sagen. § 299. Der old. Vertreter wünscht Streichung der Worte „bis zu 15 Jahren". - Abgelehnt. § 300 wird entsprechend § 296 geändert (preuß. Antrag Nr. 40 Ziff. 2). Der preuß. Antrag („oder Geldstrafe") wird zurückgezogen. - Oldenburg wünscht, daß Zuchthaus bis zu 5 statt bis zu 10 Jahren angedroht werde. Sch. stimmt dem bei. Dürr widerspricht. Desgleichen der Vors. und der tneckl. Vertreter. - Abgelehnt 7:4. § 302. Sch. tritt den badischen und bremischen Anträgen entgegen. - Hafner begründet den badischen Antrag; das sei geltendes Recht. - Der bremische Vertreter schließt sich dem an. - Dürr widerspricht dem; es gebe Diebstähle zwischen Ehegatten, die strafwürdig seien. - Der Vors. stimmt dem zu; das geltende Recht entspreche nicht mehr den Erfordernissen der heutigen Zeit. - Der bad. Antrag wird 8:5 abgelehnt. § 303. Der Antrag Bayerns (§§ 296 bis 302) wird angenommen. - Der Antrag Mecklenburgs wird abgelehnt. § 304 siehe § 296. Der Antrag Bremens, „jemand", und der Hamburgs, „dauernd" zu streichen, wird abgelehnt. § 305 wird entsprechend § 296 geändert. - Der old. Vertreter ist der Meinung, daß in Abs. 2 „einem Andern" einzufügen oder die ganze Wendung durch „bei einem Diebstahl" zu ersetzen sei. - Kadeöka ist der Meinung, daß nicht gesagt werden kann „bei einem Diebstahl", weil es kein Diebstahl ist; dann liege immer Realkonkurrenz zwischen diesem Delikt und einem Diebstahl vor. - Sch. weist demgegenüber darauf hin, daß die Fassung des geltenden Rechts die des old. Vorschlags ist. - Dr. Lehmann hält es für erwünscht, den Abs. 2 zu einem besonderen § zu machen. - Kadeöka schlägt vor, diesen § zum Diebstahl zu stellen. - Angenommen. - Der Vors. bittet festzustellen, ob diese neue Bestimmung (§ 299 a) auch auf die Entwendung ausgedehnt werden soll. - 7 Stimmen gegen diese Ausdehnung, 6 Stimmen dafür. - Abs. 3 und 4 des § 305 sollen auch in § 299 a als Abs. 2 und 3 Aufnahme finden. - Der bayrische Antrag ist erledigt. §310. Sch. schlägt vor, den Abs. 3 zu einem besonderen § zu machen, dadurch werde einwandfrei gesagt, daß der gewohnheitsmäßige Betrug ein Verbrechen sei. - Angenommen. - Der Antrag Württembergs, die Begründung zu berichtigen, wird geprüft. (§ 312 a). Der bad./württ. Antrag wird 8:5 abgelehnt. § 313. Lang begründet Antrag 38 Ziff. 5 (abgesehen von ...). - Ebermayer wünscht, daß ein Spezialtatbestand geschaffen werde, damit die jetzt vorhandenen Schwierigkeiten beseitigt würden. Alsdann brauche nicht mehr die schwierige Prüfung vorgenommen zu werden, ob ein Betrug vorliege. - Lang ist der Ansicht, daß bei einer solchen Regelung das jetzige Strafmaß zu niedrig sei. - Auch Sch. ist der Meinung, daß § 313 öfters mit Betrug ideal konkurrieren werde. Gleicher Ansicht ist auch der Vors. 53

Abstimmung: Wer wünscht, daß die Betrugsbestimmungen neben dieser Bestimmung Anwendung finden sollen? Große Mehrheit. - Soll das ausdrücklich gesagt werden (Hamburger Antrag)? Große Mehrheit. - Der thüringische Vertreter ist der Meinung, daß ein „festgesetztes" Entgelt nicht immer vorhanden sei. - Das Wort wird gestrichen. (§ 313 a). Der bad./württ./brem./hamb. Antrag auf Einfügung wird, nachdem Sch. ein Bedürfnis für diese Bestimmung verneint und der württ. Vertreter darauf hingewiesen hat, daß die früheren Entwürfe eine solche Bestimmung enthalten haben, abgelehnt (gegen vier Stimmen). § 314. M. trägt den bayr./württ./bad. Antrag zu Abs. 1 und zu Abs. 2 vor. - Dürr begründet den Antrag zu Abs. 1 (vgl. Antrag 44 S. 7). - Sch. widerspricht: „Befugnis" sei ein Recht, etwas zu tun, es könne jedoch keine strafbare Handlung sein, wenn ich ein mir zustehendes Recht nicht ausübe; der bayr. Antrag sei deshalb nicht annehmbar. Auch Kadeika findet den bayr. Antrag bedenklich; die Folge sei eine Menge Strafanzeigen; der Beauftragte wäre durch eine solche Bestimmung bis zu einem gewissen Grade gezwungen, gefährliche Geschäfte zu machen, um nicht wegen Unterlassung solcher Geschäfte bestraft zu werden. - Der old. Vertreter stimmt Sch. zu. - Der Vors. äußert ebenfalls Bedenken; jeder Knecht, der das Vieh seines Dienstherrn nicht ordentlich pflege, falle unter die Bestimmung. - Dürr zieht seinen Antrag zurück. - Der badische Vertreter bringt einen neuen Vorschlag. Dem widerspricht Sch. (Reich) unter Hinweise auf die Begründung. Der bad. Antrag, auch rein tatsächliche Handlungen als Untreue unter Strafe zu stellen, wird abgelehnt. - Sch. unterstützt den bayrischen Antrag, „das" vor „Vermögen" zu streichen. - Angenommen; es soll gesagt werden „fremdes Vermögen". Die Frage, ob auch „Unterlassungen" in Abs. 1 unter Strafe gestellt werden sollen, soll noch geprüft werden. - Dürr begründet den Antrag zu Abs. 2. - Sch. hat gegen die bayrische Fassung Bedenken und schlägt vor zu sagen: „Geld oder sonstiges Gut, das ihm anvertraut ist oder das er für einen anderen empfangen hat, zum Nachteil des Berechtigten für sich oder einen Dritten verwendet". - Dürr schlägt vor: „dem Berechtigten entzieht oder vorenthält". Der bad. Vertreter ist der Meinung, daß das Wort „entzieht" dem Täter die Möglichkeit biete zu allen möglichen Ausreden; er werde dann immer erklären, er habe das Geld wieder zurückgeben wollen. Abstimmung: Soll hinzugefügt werden: „und dadurch dem Berechtigten entzieht"? Abgelehnt. - Die Sch.-Fassung wird angenommen. - Der old. Vertreter fordert Bestrafung des Versuchs und der besonders schweren Fälle. - Dr. Lehmann wendet sich gegen diesen Antrag, weil die Untreue gerade deshalb aus dem § 300 herausgenommen wurde, weil die dortigen Strafen zu hoch erschienen. Abstimmung: Schaffung einer Bestimmung über besonders schwere Fälle, abgelehnt 8:5 bezüglich des ganzen §, mit 6:6 bezüglich des Abs. 1. §318. Dem württ. Antrag auf Ausdehnung der Bestimmung wird von Sch. widersprochen. Der württ. Vertreter erklärt, die Ausdehnung sei unbedingt erforderlich, weil dieses Delikt in einer großen Anzahl von Fällen in den Herbergen „zur Heimat" begangen werde. - Gegen den bayr. Antrag hat Sch. keine Bedenken. - Wird geprüft. - Der hess. Antrag wird abgelehnt. - Der hess. Antrag auf Einfügung eines Abs. 2 wird abgelehnt. § 320. Sch. wünscht, daß hier auch die Konkursdelikte Aufnahme finden sollen. - In Abs. 2 wird eingefügt „ganz oder zum Teil vereitelt". § 321. Der Antrag Württembergs auf Einfügung eines Abs. 2 wird abgelehnt. § 322. Preußen wünscht Anfügung eines Abs. 2. - Bremen wünscht Schaffung der Möglichkeit einer Kumulation der Strafen. - Sch. (Reich) weist darauf hin, daß auch die wirtschaftlichen Organisationen großen Wert darauf legen, daß gegen das Schneeballsystem usw. energische Maßnahmen ergriffen werden. Solche Bestimmungen gehörten jedoch in das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb; die zuständige Abteilung ver54

halte sich vorläufig ablehnend, die Verhandlungen seien noch nicht beendet. - Kadeöka ist dagegen, daß derartige Bestimmungen in das StGB aufgenommen werden; die Bestimmungen gehörten, wie das in Osterreich der Fall sei, in das Uni. Wettbewerbsgesetz. - Sch. schlägt vor, im Einführungsgesetz zum StGB das Uni. Wettbewerbsgesetz zu ändern. - Sachlich stimmt die große Mehrheit dem preuß. Antrag zu; die Frage soll im Einführungsgesetz zum StGB in der Weise geregelt werden, daß das Uni. Wettbewerbsgesetz entsprechend geändert wird. - Der bremische Antrag wird abgelehnt. 5 323. Bezüglich des bremischen Antrags vgl. § 322. § 324. Der Antrag Preußens/Sachsens wird, nachdem der Vors. Bedenken wegen der Öffentlichkeit geäußert hat, mit 9:6 abgelehnt. § 326. Der old. Vertreter wünscht, daß statt „Glückspiel" jeweils „Glücksspiel" gesagt werde. - Prüfung. $ 328. Sachsen gibt eine Anregung zur Begründung. - Prüfung. 5 329. Lübeck wünscht, daß als Mindeststrafe 3 Monate festgesetzt werde. Sch. widerspricht dem; die Tat werde beim Volk nicht als so schwerwiegend angesehen. - Der old. Vertreter wünscht Einfügung der Geldstrafe. - Beide Anträge werden abgelehnt. §331. Mecklenburg!Bremen wünschen Streichung des Abs. 3. Sch. widerspricht. Bremen wünscht die Möglichkeit fakultativer Einziehung; Dürr befürwortet diesen Antrag. - Mecklenburger Antrag abgelehnt, bremischer Antrag 10:6 angenommen. - Abs. 3 kommt zu Abs. 2. § 332. Der Antrag Bayerns wird angenommen. - Bremen wünscht eine Ergänzung dahin, daß nach „Beute" eingefügt wird „oder Jagdgeräte zu erhalten". - Mit großer Mehrheit angenommen. - Fassung vorbehalten. § 334. Bayern/Baden stellen den Antrag auf Ergänzung der Begründung. - Hafner wünscht Streichung des Satzes 1 in Abs. 2, Spalte 1 S. 174. - Sch. (Reich) erläutert, daß durch die Fassung der Begründung erreicht werden solle, daß von den Landesregierungen nochmals ausdrücklich eine Stelle bestimmt werde, die zum Erlaß solcher Vorschriften befugt sei. Vgl. S. 180 der Begründung. Sch. erklärt, durch die Fassung solle erreicht werden, daß die Polizeiverordnung auch ausdrücklich auf die betreffende Landesbestimmung Bezug nehme. - Dürr stellt den Antrag, die Stelle entsprechend der S. 180 der Begründung zu ändern. - Wagner weist darauf hin, daß der Streit nur theoretische Bedeutung habe, weil beide Bestimmungen in den Abschnitt Übertretungen kommen, wo die Frage in der Begründung zum II. Buch bereits befriedigend geregelt sei (vgl. letzter Satz der Begründung hierzu). - Baden wünscht, daß erklärt wird, hier sei nicht der Platz, um über die Frage des Schächtens und der Vivisektion das letzte Wort zu sprechen. Baden sei gegen eine Entscheidung an dieser Stelle. - Sch. (Preußen) weist darauf hin, daß eine Beruhigung der interessierten Stellen schon dadurch eingetreten sei, daß die Bestimmung zu einer Übertretung geworden sei. Im Preußischen Justizministerium würde den Gesuchstellern gesagt werden, daß die Frage landesrechtlich-zentral geregelt werden solle. § 335. Der bad. Vertreter begründet den bad. Antrag. - Der Vors. weist darauf hin, daß diese Bestimmung auf Wunsch des Ministers Radbruch aufgenommen worden sei. Ein Antrag auf Erlaß einer solchen Bestimmung habe schon einmal dem Reichstag vorgelegen, dort habe er aber wenig Gegenliebe gefunden, man müsse deshalb mit der Bestimmung recht vorsichtig sein. - Der badische Antrag wird abgelehnt. - Wagner trägt den Wunsch des Reichsministers des Innern vor, befürwortet ihn nicht und schlägt vor, eine entsprechende Bemerkung in die Begründung aufzunehmen. - Der bremische Vertreter wünscht, daß in Abs. 1 die Übertretungen ausgenommen werden. - Der Vors. äußert gegen eine derartige Bestimmung Bedenken. Der Betrunkene, dem jede geistige Überlegung fehle, könne kein „Verbrechen" oder „Vergehen" im technischen Sinne begehen; er werde auch nicht für die Tat, sondern dafür bestraft, daß er sich in den 55

Zustand der Trunkenheit versetzt habe. Es sei deshalb sehr schwer, dem bremischen Wunsch nachzukommen. - Dürr schlägt vor zu sagen: „eine in diesem Buch mit Strafe bedrohte Handlung begeht". - Kadedka schlägt vor, die Bestimmung hier auf Taten zu beschränken, die objektiv Verbrechen oder Vergehen sind, und im Abschnitt „Übertretungen" eine besondere Regelung zu treffen. - Abgelehnt. § 336 wird zurückgestellt. § 337. Der bad. Antrag wird von Sch. befürwortet. - Angenommen mit 11 Stimmen. - Der württ. Antrag, das Wort „wissentlich" zu streichen, wird abgelehnt. § 338. Der bayr. Vertreter beantragt, die Beratung bis zur 2. Lesung zurückzustellen. Der Vors. widerspricht dem; es sei nötig, hier in mäßigen Grenzen eine Vorschrift zu schaffen, die in der Praxis durchführbar sei, und dadurch auf andere Ressorts (Schankstättengesetz) mäßigend einzuwirken. - Baden wünscht Verweisung der Bestimmung in das Schankstättengesetz. Der Vors. widerspricht dem, weil nicht vorauszusehen sei, ob das SchankStG im Reichstag angenommen werde. - Der bayr. Antrag wird abgelehnt. Baden stimmt nunmehr dem Vorschlag der Reichsregierung zu. - Der preuß./sächsische Antrag auf Aufnahme des Wortes „entgeltlich" wird angenommen (8:3). - Der sächsische Antrag (im Kleinhandel) wird mit 14 Stimmen angenommen. § 340. Der Antrag Sachsens, als Schuldform hier nur Vorsatz zu bestimmen, wird, nachdem Sch. Bedenken geäußert hat, abgelehnt. - Der old. Fassungsänderungsantrag zu § 377 b wird angenommen. 5 341. Wagner erklärt, daß das Reichsministerium des Innern Streichung der Bestimmung wegen des Opiumgesetzes wünsche. - Befürwortet. - Angenommen. § 342. Der württ. Antrag (Haft primär) wird abgelehnt. $ 344. Baden wünscht als Höchststrafe 300 M, Württemberg 150 M, Sachsen Streichung des Satzes „soweit ...", Bayern Streichung des Satzes in der Begründung, in dem von der Geldentwertung die Rede ist. Gleicher Meinung ist Bremen. - Der Vors. sagt die Erfüllung des bayr. Wunsches zu. Die Frage des Strafmaximums sei eine grundsätzliche Frage und dürfe nicht allein vom Standpunkt der Praxis aus beurteilt werden. Die jetzige Festsetzung der Höchststrafe auf 150 Mark habe zu Folge, daß die anderen Ressorts, denen diese Summe zu niedrig sei, vielfach die Übertretung von Verwaltungsvorschriften zu Vergehen machten; das wirke sich aus auf das Strafregister und sollte verhindert werden. Auch müsse die Höchststrafe so festgesetzt werden, daß eine Bestrafung auch für vermögende Leute ein Übel sei. - Der Satz mit „soweit" könne wohl gestrichen werden. - Sch. kann dem letzteren nicht zustimmen; der Satz müsse beibehalten werden, um die höheren Ordnungsstrafen der Steuerbehörden auch weiterhin als Übertretungsstrafen charakterisieren zu können. Das würden sonst kriminelle Tatbestände. - Der sächsische Vertreter hat auch weiterhin gegen die hohe Summe der Höchststrafe Bedenken, weil man die Befugnis der Polizeibehörden, auf diese Höchststrafe zu erkennen, nicht einschränken könne und weil es aber auch nicht erwünscht erscheine, den Polizeibehörden die Möglichkeit zu geben, so hohe Strafen auszusprechen. Steuerdelikte, die mit solch hohen Strafen geahndet würden, wären meist kein Verwaltungsunrecht mehr, sondern ein kriminelles Delikt. - Sch. widerspricht dem, solange eine Tat nur mit Geldstrafe bedroht sei, sei sie eben kein kriminelles Delikt. Er weist nochmals auf die Bedeutung der Unterscheidung für das Strafregister hin. - Der bad./württ. Antrag (300 bzw. 150 M) wird abgelehnt. - Der Antrag, den Satz mit „soweit" zu streichen, wird abgelehnt. - Dürr wünscht, daß § 344 hinter § 345 gestellt werde. - Prüfung. § 347. Der Antrag Sachsens wird zurückgestellt. §§ 349, 350, 350 a zum Abschnitt 6 zurückgestellt. § 352. Die Anträge Württembergs und Bremens gelten als erledigt. § 355. Der Antrag Württembergs gilt als erledigt; der Antrag Badens wird beim 8. Abschnitt besprochen. 56

§ 358 wird zurückgestellt. 5 359. Der Antrag Bayerns zur Begründung wird von Sch. befürwortet. - Der bremische Antrag ist durch den bayrischen erledigt. - Württemberg wünscht auch Schutz des Roten Kreuzes. - Preußen wünscht Streichung des Abs. 2. Sch. erklärt die Bestimmung für überflüssig, weil sich das von selbst (argumentum e contrario) ergäbe. - Der preuß. Antrag wird zurückgestellt, dem bremischen Antrag wird stattgegeben. - Der Vors. begrüßt den württ. Antrag; falls nicht das Auswärtige Amt oder das Reichsministerium des Innern dagegen Bedenken hätten, werde die Vorschrift entsprechend ergänzt werden. Angenommen mit Vorbehalt. - Wagner trägt den Antrag des Reichsministers des Innern vor, der angenommen wird. § 360. Lang begründet den Antrag Hamburgs/Bremens (vgl. Antrag 38, Ziff. 7). Sch. widerspricht dem; Vorsatz sei insoweit schon durch die jetzige Fassung erforderlich. - Antrag Hamburgs angenommen. - Hafner wünscht, daß die Befugnis, von Verdächtigen Fingerabdrücke zu nehmen, in der StPO für die in Betracht kommenden Fälle ausdrücklich bestimmt werde. - Prüfung. § 361. Bremen stellt einen Antrag zu Abs. 2. - Sch. (Reich) schlägt vor, statt „Wirtschaft" „Stätte" zu sagen. - Wagner meint, die Bestimmung werde sich durch das SchankStG teilweise erledigen. § 362. Bayern wünscht Änderung der Überschrift. - Baden/Bremen wünschen Anfügung der Worte „oder beunruhigt". - Baden wünscht Anfügung einer Ziff. 2 a . - Nöldeke und M. treten dem bad. Antrag entgegen. - Die bayrischen und bremischen Anträge werden angenommen, der badische 8:7 abgelehnt. § 365. Der bayr. Antrag zu Abs. 1 und 2 wird angenommen. - Sch. wünscht, daß § 145 a des geltenden Rechts als Vergehen Aufnahme in den Entwurf finde. - Prüfung. § 366. Hamburg wünscht eine andere Überschrift, stellt jedoch keinen Antrag. - Kadecka erklärt, die Überschrift sei in Osterreich auch nicht verständlich. - Prüfung. Evtl. sollen §§ 365 und 366 eine gemeinschaftliche Überschrift erhalten. § 368. Bayern wünscht, daß in Abs. 2 das Wort „ähnliche" durch „andere" ersetzt werde. - Angenommen. - Baden wünscht, daß in Abs. 1 „oder deren Einrichtungen" eingefügt werde. - Angenommen. - Sch. (Reich) hält die Änderung gemäß dem bayr. Antrag für bedenklich. Danach würden z. B. auch Gletscherspalten und Vertiefungen in den Asphaltstraßendecken darunter fallen. - Es wird deshalb angefügt: „derart unverwahrt läßt, daß Menschen gefährdet werden können." § 369. Der badische Antrag zu Nr. 1 wird angenommen. - Dürr begründet den bayr. Antrag zu Nr. 2 bis 4. Der Antrag soll im Benehmen mit dem Reichsministerium des Innern und dem Reichsverkehrsministerium geprüft werden. §371. Wagner trägt den Antrag des Reichsministeriums des Innern vor. - Angenommen, ebenso der bayr. Antrag. § 373. Der bayr. Antrag wird angenommen; als Ergänzung hinter „Landschaften" einzufügen. § 374. Der bayr. Antrag wird angenommen (zu Nr. 2 und 3). § 376. Württemberg stellt den Antrag auf Ergänzung der Nr. 2 a. Desgleichen Hamburg. Sch. (Reich) macht Bedenken gegen die beiden Anträge geltend und bezieht sich zu der Begründung auf die eigentümlichen Berliner Verhältnisse, wo keine Möglichkeit bestehe, sich nach dem Schließen der Haustüren mit den einzelnen Wohnungsinhabern in Verbindung zu setzen. - Die Anträge werden 9:5 abgelehnt. § 358. Das Reichsministerium des Innern {Kaisenberg) wünscht eine Fassung der Bestimmung, wie in der Novelle zum StGB gegeben sei. Heraldisch seien derartige Abbildungen nicht mehr der Reichsadler, sondern sie seien ihm nur zum Verwechseln ähnlich. - Sch. wünscht, daß auch das Symbol des Landeswappens geschützt werde. Der Abs. 2 „zum Verwechseln ähnlich" erscheine überflüssig. - M. stimmt dem zu. - Die

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Ergänzung (Symbol) wird beschlossen. - Die Streichung des Abs. 2 wird 11:7 abgelehnt. - Der bad. Vertreter wünscht zu wissen, wie weit sich diese Bestimmung auf das Wappenführungsrecht von Städten und Familien auswirke; ist es diesen nun verboten, ein Landeswappen in ihr eigenes Wappen aufzunehmen? - Der Vertreter des Reichsministeriums des Innern erklärt, daß dieser Gebrauch auch weiterhin gestattet sein soll. - Der Vors. bittet, nunmehr die Beratung der Novelle abzuwarten. $ 359. Der Vors. erklärt, die Beschlußfassung hier solle nicht als „Präjudiz" angesehen werden für die Abstimmung bei der Novelle zu § 360 Ziff. 7 des ReichsStGB. Die Frage des Schutzes des Roten Kreuzes solle nochmals mit dem Reichsministerium des Innern und dem Auswärtigen Amt besprochen werden. Ideal- und Realkonkurrenz. Sch. bespricht die bisher angenommenen Bestimmungen. - Koffka referiert über den Entwurf der Novelle zur StPO. - Sch. stimmt der Fassung der Reichsregierung im allgemeinen zu. Bedenken bestünden nur, wie das Urteil im Einzelfall gefaßt werden solle (z. B. bei Diebstahl in 10 Fällen?). - Koffka erläutert die Bestimmung dahin, daß der Eröffnungsbeschluß in beiden Fällen (Ideal- und Realkonkurrenz) gleichzulauten habe; im Falle der Verurteilung würden wie bisher die einschlägigen Bestimmungen genannt werden ohne einen Hinweis darauf, ob es sich um Ideal- oder Realkonkurrenz handle; dagegen müßte bei teilweisem Freispruch bei Idealkonkurrenz besonders gesagt werden, hinsichtlich welcher strafrechtlichen Tatbestände ein Freispruch erfolgt sei. - Sch. äußert bei dieser Regelung Bedenken wegen des Strafregisters; es sei doch etwas ganz anderes, ob jemand wegen verschiedener Taten (Betrug, Diebstahl, Unterschlagung) verurteilt worden sei oder ob er durch eine einmalige Handlung verschiedene Strafgesetze verletzt habe. Man müsse demnach künftighin, da bei Realkonkurrenz wohl schwerere Strafen zu erwarten wären, aus der Stmihöhe, nicht aus den sonstigen Angaben des Tenors auf die Tat des Verurteilten schließen. - Dürr stimmt nunmehr dem Entwurf der Reichsregierung zu; es sei ein großer Fortschritt, wenn durch den Wegfall der Unterscheidung in Real- und Idealkonkurrenz keine Schwierigkeiten mehr zu erwarten wären. Eine solche Regelung liege auch im Rahmen der sonstigen Tendenz des StGB. - Der württ. Vertreter vermag eine bindende Erklärung zu der Frage nicht abzugeben. Sachsen ist geneigt, dem Antrag der Reichsregierung zuzustimmen; jedoch würden wohl Schwierigkeiten entstehen, wenn der Täter verschiedene Straftaten jedes Mal mit anderen Komplizen, an verschiedenen Orten begangen habe; wo sollen die Taten dann abgeurteilt werden? - Koffka erklärt, dieses Bedenken sei richtig; jedoch bestehe hier die Möglichkeit der nachträglichen Gesamtstrafenbildung. Auf eine nähere Regelung dieser Fälle werde man wohl verzichten müssen. - Sch. teilt das Bedenken Sachsens. Ein weiteres Bedenken sei bezüglich der Fälle vorhanden, in denen jemand wegen eines kriminellen und eines politischen Delikts verurteilt werde und die Auslieferung des Verurteilten aus dem Ausland notwendig werde. Das Ausland könne zur Vollstreckung der wegen des politischen Deliktes erkannten Strafe nicht ausliefern. Es müsse die Möglichkeit geschaffen werden, daß das Gericht in solchen Fällen für das kriminelle Delikt eine besondere Strafe auswerfen könne. - Koffka erklärt, diese Frage sei bereits im Strafvollzugsgesetz geregelt. Der bad. Vertreter ist gegen eine Gleichstellung von Ideal- und Realkonkurrenz. Man könne einer solchen Regelung nur dann zustimmen, wenn sie Vorteile verspreche; tatsächlich bringe sie aber nur Nachteile (§§ 13, 265 StPO). - Der meckl. Vertreter stimmt dem zu. - Der old. Vertreter stimmt ebenfalls Baden zu; bei Idealkonkurrenz sei kein Anlaß zu einer Straferhöhung vorhanden. - Der thür. Vertreter ist für die Regelung der Reichsregierung; er hat jedoch gegen § 13 StPO Bedenken. Hamburg stimmt der Regelung der Reichsregierung zu. Der Vorteil bestehe darin, daß nicht die Tat, sondern der Täter bestraft werde. - Der braunschweigische Vertreter stimmt Baden zu. - Der bremische Vertreter stimmt dem Antrag der Reichsregierung zu; 58

er glaubt, daß dabei bisher vorhandene Schwierigkeiten beseitigt werden; § 1 3 StPO müsse geändert werden. - Der lübeckische Vertreter stimmt den Ausführungen des bremischen Vertreters zu. - Der sächsische Vertreter bittet um Auskunft, wie die Kostenregelung bei teilweisem Freispruch gedacht sei. - Der Vors. ist der Ansicht, daß meist keine besonderen Kosten entstünden, evtl. müsse eine Kostenteilung eintreten. Abstimmung: Der Antrag der Reichsregierung wird grundsätzlich gebilligt von 10 Stimmberechtigten, nicht gebilligt von 6 Stimmberechtigten. 5 63. Angenommen. $ 64. Der Antrag Badens gilt als erledigt. - Der Antrag Bayerns wird nicht mehr gestellt. § 65. Bayern läßt seinen Antrag fallen. Statt § 69 Abs. 1 soll gesagt werden § 33 a. 5 66. Preußen stellt den Antrag auf Streichung des Relativsatzes. - Angenommen 8:2. 6. Abschnitt Sch. macht die im Antrag Nr. 37 schriftlich niedergelegten grundsätzlichen Ausführungen zu dem Abschnitt. - Der Vors. erklärt, das Strafvollzugsgesetz, das binnen kurzem dem Reichsrat vorgelegt werde, sei aufgebaut auf dem Entwurf von 1925. Es enthalte deshalb keine Bestimmungen über bedingte Entlassung usw., weil diese noch in dem Entwurf von 1925 stünden. Die Beratungen des Strafvollzugsgesetzes sollen Ende Januar 1927 im Reichsrat beginnen. Er bittet aus diesen Gründen, die Diskussion über die von Sch. zur Sprache gebrachten Probleme möglichst zu beschränken. Die bedingte Strafverfolgungsaussetzung sei eine Angelegenheit, die in der StPO zu regeln sei. Sie hänge mit der Fassung des § 153 StPO zusammen. Eine Erörterung dieser Frage sei hier nicht erwünscht. Bezüglich der anderen beiden von Sch. angeschnittenen Fragen seien die Probleme die gleichen, ob man dem Entwurf oder dem preuß. Antrag folge. Die Möglichkeit der Aussetzung von Reststrafen hänge eng zusammen mit dem Strafvollzug überhaupt, die Aussetzung soll für die Erziehung der Gefangenen nutzbar gemacht und mit dem Strafvollzug in Stufen verbunden werden; sie komme wohl nur für die dritte Stufe in Betracht. Das gelte aber nicht für kürzere Strafen; auch müsse wohl in besonderen Fällen eine Ausnahme gemacht werden können, wenn eine derartige Regelung getroffen werde. Heute solle jedoch nach diesen grundsätzlichen Ausführungen die Beratung auf die Frage der bedingten Verurteilung beschränkt werden. § 35. Der württ. Vertreter führt zu dem württ. Antrag aus, daß eine solche Regelung nicht im Gesetz zu erfolgen habe; Straferlaß sei immer ein Gnadenakt, der den Landesregierungen vorbehalten sei; es handle sich bei der Bestimmung um einen Eingriff in die Länderhoheit. Falls diese Bestimmung aufrechterhalten bliebe, bestehe die Gefahr einer ungleichmäßigen Handhabung durch die Gerichte; werden dagegen alle Gnadengesuche bei der Landesjustizverwaltung vorbeschieden, so werde eine gleichmäßige Praxis und eine im Einzelfall gerechtere Entscheidung erzielt. Der 6. Abschnitt sei deshalb zu streichen, zum mindesten sei die Überschrift zu ändern; unbedingt seien jedoch die Geldstrafen in den Bestimmungen zu streichen. - Der Antrag auf Streichung des Abschnitts 6 wird abgelehnt. - Der hamburgische Vertreter stimmt bezüglich der Geldstrafen Württemberg zu; die Befugnis der Gerichte solle sich nur auf die Ersatzfreiheitsstrafen erstrecken. Bei den Geldstrafen bestehe kein Bedürfnis nach einer derartigen Regelung. Hier könne man mit Stundungen usw. entgegenkommen. - Sch. erklärt, vom Gnadenstandpunkt aus sei diese Ansicht logisch richtig; der Abschnitt 6 solle aber zur Erziehung der Verurteilten dienen; deshalb sei Ausdehnung auch auf die Geldstrafen notwendig (Spezialprävention). - Dürr stimmt den Ausführungen des hamb. Vertreters zu. Die Geldstrafe sei kein wirkliches Strafübel und deshalb zur Erziehung nicht geeignet. Die Zulassung des Straferlasses auch auf Geldstrafen bringe eine Verweichlichung der Rechtspflege mit sich. - Der badische Vertreter steht auf dem bayrischen Standpunkt; er 59

hält eine Beschränkung der Gnadenerweise für nötig. In Baden sei die Gnadenbefugnis an die Gerichte delegiert; nach den bisherigen Erfahrungen müsse man aber an eine Zurücknahme denken. - Der old. Vertreter stimmt Hamburg bei. Die Geldstrafe sei auch dazu bestimmt, dem Täter den Gewinn seiner Straftat zu nehmen. Erlaß solcher Strafen in größerem Maße bedeute einen starken Ausfall von Einnahmen der Länder. - Kadeöka erklärt, man habe mit der Bestimmung, die in Osterreich schon jetzt geltendes Recht sei, keine schlechten Erfahrungen gemacht. Die Geldstrafe sei ein großes Strafübel. Die Gewinnrückzahlung könne auch Bedingung solcher Gnadenerweise werden. Der mit Geldstrafe Bestrafte sei, falls die Bestimmung geändert werde, schlechter gestellt, als der mit Gefängnis Bestrafte. - Der Vors. stimmt dem zu. Die finanziellen Gesichtspunkte dürften beim Strafvollzug nicht maßgebend sein. - Der badische Vertreter ist der Ansicht, daß dem Reichsregierungs-Antrag nur dann zugestimmt werden könnte, wenn es möglich wäre, die Gnadeninstanz durch die gesetzliche Regelung ganz auszuschalten. Das sei aber nicht möglich. Die Gnadeninstanz werde auch künftighin in zahlreichen Fällen angerufen werden. - Dürr weist darauf hin, daß die Geldstrafen neben den Gebühren die einzigen Einkünfte der Justizverwaltungen seien. - Sch. weist nochmals darauf hin, daß es sich nicht um eine Gnade, sondern um Erziehung handeln solle. In Preußen gingen übrigens pro Jahr nur etwa 11 Millionen Geldstrafen ein. - Die Streichung der Geldstrafen wird 7:7 abgelehnt. - Der sächsische Vertreter erklärt, daß er sich der Abstimmung enthalten habe, weil bezüglich der Geldstrafen über 5 000 Mark keine Ausnahme gemacht werde. - Der bayr. Vertreter (Nüßlein) verwahrt sich gegen den Modus der Abstimmung. Es müsse darüber abgestimmt werden, ob die Geldstrafen aufgenommen werden sollen. - Sch. bemerkt, daß die Geldstrafen über 5 000 Mark keine Rolle spielen. In Preußen sei im Jahr 1925 in insgesamt 60 000 Fällen auf Geldstrafe erkannt worden; 28 000 dieser Strafen wären unter 20 M, 28 000 zwischen 2 0 und 99 Mark und nicht ein Dutzend über 20 000 Mark gewesen. - Dürr erklärt, die Überschrift treffe nicht das Wesen der Sache. In der Fassung verberge sich mehr als bloß ein falscher Ausdruck. Man wolle dadurch auch Einfluß auf die Regelung des Strafregisterwesens gewinnen. Auch Nöldeke ist für eine Änderung der Überschrift, die irreführend sei. Der bad. Vertreter hat den gleichen Wunsch. Es bestehe die Gefahr, daß der Reichstag die Überschrift stehen lasse und einen passenden Text darunter setze. Der Redner wünscht zu wissen, wie die Frage der Untersuchungshaft gelöst werden solle. Solle diese bei der Berechnung der Strafe zugerechnet werden? Die Frage müsse in der Begründung geklärt werden. - Zugesagt. - Sch. begründet seinen Antrag, die Anordnung der beschränkten Auskunft in dem Strafregister in weiterem Umfang als bisher von Gesetzes wegen vorzusehen. Es sei sonst für einen großen Teil der Vorbestraften unmöglich, wieder Arbeit zu bekommen. - Der Vors. weist darauf hin, daß bezüglich dieser Frage vor kurzem eine Besprechung stattgefunden habe; es empfehle sich vielleicht, Strafen bis zu einer gewissen Strafhöhe überhaupt nicht in das Register aufzunehmen. Der Vertreter des Preußischen Ministeriums des Innern stimmt dem zu. - Dürr ist der Ansicht, man müsse andere Mittel und Wege finden, um den Leuten das Finden von Arbeit zu erleichtern. Man könne es eben niemand übel nehmen, wenn er lieber einen Unbestraften in Arbeit nehmen wolle. Die Verkürzung der Fristen nach den preußischen Wünschen sei nicht möglich. Es sei schon bedenklich, daß eine Geldstrafe den Lauf der Fristen nicht hindere. Abstimmung: Statt „Bedingte Verurteilung" ist „Bedingter Straferlaß" zu sagen; angenommen 13:4 (Preußen, Mecklenburg). - Über die Worte „und auf Geldstrafen" und den § 35 ohne diese Worte soll getrennt abgestimmt werden. - § 35 ohne diese Worte wird mit großer Mehrheit angenommen. - Die Aufnahme der Worte „und auf Geldstrafen" wird 7:7 abgelehnt. - Für die Aufnahme stimmten Preußen, Braunschweig, Lübeck, Mecklenburg. Thüringen, Sachsen und Bremen haben sich der Stimme enthalten.

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§37. Die Überschrift wird nach dem bayr. Antrag geändert. Bayern und Baden wünschen Fassungsänderungen; Württemberg will Bewilligung nur bei erstmals Bestraften. Bremen wünscht Änderung der Worte, „daß er ..." in „daß er sich künftig gut führen wird". - Die Einfügung „nach seinem Vorleben und seinem Verhalten nach der Tat" wird angenommen. - Der württ. Antrag wird abgelehnt. § 39. Preußen: Antrag 37, S. 9. - Der badische Antrag wird zurückgestellt. - Mecklenburg schließt sich dem preuß. Antrag an, ohne die Worte „an die Staatskasse", das könnte vielleicht in der Begründung gesagt werden. - Sch. will diese Worte ausdrücklich aufgenommen haben, weil an anderen Stellen mit dem Gelde Mißbrauch getrieben werden könnte. - Der preuß. Antrag wird angenommen. § 40. Nöldeke begründet den hamb. Antrag Nr. 45, Ziff. 1, Dürr den bayr. Antrag Nr. 50, S. 3, der württ. Vertreter den Antrag Nr. 51, Ziff. 7. - Sch. widerspricht dem hamb. Antrag unter Hinweis auf Satz 2 des Abs. 1. - Dürr hat gegen den hamb. Antrag Bedenken, maßgebend müsse sein die Würdigkeit des Verurteilten. - Bremen und Lübeck treten dem hamb. Antrag bei. - Der Vors. hat Bedenken gegen die württ. Fassung, was heiße „gute Führung"? - Der hamb. Vertreter stellt den Antrag, in Abs. 1 Satz 1 die Worte „in der Regel", in Satz 2 das Wort „insbesondere" einzufügen. - Kadeöka trägt das geltende österreichische Recht vor. - Sch. wünscht Streichung des Abs. 2, 2. Halbsatz. - Der Antrag Hamburgs wird gegen 4 Stimmen abgelehnt, der Antrag Preußens, Abs. 2, 2. Halbsatz zu streichen, wird 8:8 abgelehnt. - Der hamb. Antrag, am Schluß des Abs. 1 anzufügen: „oder wenn die Vollstreckung der Strafe eine unverhältnismäßig große Härte für den Verurteilten bedeuten würde", wird gegen 5 Stimmen abgelehnt. Der württ. Antrag (schlechte Führung) wird gegen 4 Stimmen abgelehnt. - Die Möglichkeit des fakultativen Widerrufs in Abs. 2 zu schaffen, wird abgelehnt. - Abs. 1 wird angenommen. - Abs. 2 wird bis zu dem Worte „zuwiderhandeln" angenommen. - Die zweite Hälfte wird mit 12 Stimmen angenommen. - In Abs. 3 ist das Wort „bedingt" zu streichen. §41. Der württ. Vertreter begründet den württ. Antrag. - Der Vors. bemerkt hierzu, daß das Verhalten des Verurteilten schon während der ganzen Probezeit zu überwachen sei; sonst sei die ganze Einrichtung des bedingten Strafaufschubs wertlos. - Der württ. Antrag wird abgelehnt. - In Abs. 1 wird angefügt: „soweit nicht auf Grund des Abs. 2 ...". - Der bremische Vertreter bittet um Prüfung der Frage, was zu geschehen habe, wenn der Verurteilte zwar noch nicht verurteilt, wenn aber gegen ihn ein neues Verfahren anhängig sei. Vielleicht könne gesagt werden „wenn kein neues Verfahren schwebt"; zum mindesten müsse in der Begründung die Frage geklärt werden. - Prüfung. § 42. Sch. führt aus, es entstehe die Frage, ob diese Maßnahmen hier überhaupt ihre Regelung finden sollen. Wenn man das bejahe, müsse man prüfen, ob das Gericht die Maßnahmen anordnen oder nur ihre Zulässigkeit aussprechen solle. Preußen verneine bezüglich der Unterbringung in Irren- und Trinkerheilanstalten die Befugnis der Gerichte, diese Maßnahmen anzuordnen, das sei Sache der Polizeibehörden; das Gericht dürfe sie nur für zulässig erklären. Vgl. des Näheren die Begründung im Antrag Nr. 37, S. 11. - Kadeöka erklärt hierzu, in Österreich sei man gerade umgekehrter Ansicht. Es sei richtig, daß die Psychiater solche Elemente in den Irrenanstalten nicht haben wollten, weil sie unruhig seien. Es sei aber gerade das Grundübel, daß niemand die Leute haben wolle, so daß sie dauernd in der Freiheit herumlaufen und dort Unheil anrichten würden. Deshalb sei es nötig, daß das Gericht die Unterbringung nicht bloß für zulässig erkläre, sondern sie anordne, damit sie auch tatsächlich untergebracht würden. Aufgabe des Strafrechts dürfe nicht bloß sein, die Menschen unschädlich zu machen und zu bessern, die einen gefährlichen Charakter hätten, sondern die Allgemeinheit müsse auch vor den Menschen bewahrt werden, die aus sonstigen Gründen eine Gefahr für ihre Umgebung

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bilden. Das sei die wahre Aufgabe der Strafrechtspflege; die Vorschrift sei nicht zu verengen, sondern umgekehrt zu erweitern. - Dürr stimmt dem zu; Schwierigkeiten seien allerdings vorhanden wegen des Mangels an Anstalten. Deshalb müsse man doch die Frage prüfen, ob das Gericht anordnen oder nur zulassen solle. - Der bad. Vertreter stimmt dem und den Anträgen der Reichsregierung zu. Zu berücksichtigen sei auch, daß die Aussichten des Verwahrungsgesetzes nicht günstig seien. Wenn das Verwahrungsgesetz komme, sei es allerdings am besten, die hier zu regelnden Punkte auch dort zu regeln. - Der württ. Vertreter stimmt Preußen zu, das sei nicht Aufgabe der Justiz. Die Frage solle zwar hier geregelt werden, aber nur im Sinne einer Zulassung. - Oldenburg stimmt dem bei. - Der Vors. führt dazu aus: Es sei richtig, daß hier nur ein Ausschnitt aus der Irren- und Trinkerfürsorge geregelt werde, aber das sei der wichtigste. Man wolle ja in erster Linie nicht mehr strafen, sondern die Allgemeinheit schützen; das werde im geltenden Strafrecht nur in ganz beschränktem Umfang erreicht, weil eben nur eine Bestrafung, aber keine sichernde Maßnahme möglich sei. Die Aufgaben des Strafvollzugs litten darunter, daß in den Strafanstalten so viele geistig Minderwertige seien, und weil man die Leute, auch wenn sie nicht gebessert seien, entlassen müsse, wenn die Strafzeit abgelaufen sei. In den Strafanstalten befänden sich etwa 30 % geistig Minderwertige. Diese kämen jedoch für die Sicherungsverwahrung nicht in Betracht, weil sie besserungsfähig seien. Es sei unbedingt nötig, daß die Unterbringung dieser Leute vom Gericht nicht bloß zugelassen, sondern angeordnet werde; bei den Trinkern wäre das weniger nötig, aber immerhin sehr erwünscht. Das Publikum verstehe nicht, daß geisteskranke Mörder hocherhobenen Hauptes den Gerichtssaal wieder verlassen könnten. Richtig sei, daß derartige Anordnungen keine eigentliche Strafrechtspflege seien; aber darin erschöpfe sich die Aufgabe des Strafrechts eben nicht. Die Strafrechtspflege habe für den Schutz der Allgemeinheit zu sorgen. - Sch. schildert, auch Preußen wolle natürlich für die Unterbringung dieser Leute sorgen, aber nicht durch den Strafrichter. Es bestünden gegen diese Regelung auch prozessuale Bedenken; die 2. und 3. Instanz würde dann nur noch über Verwaltungsmaßnahmen verhandeln. Auch die Frage der Rechtskraft müsse hier geprüft werden und auch zu Bedenken Anlaß geben; es handle sich doch um ein reines Verwaltungsverfahren. Auch die Kostenfrage spiele eine große Rolle. Für die geistig Minderwertigen, die ja auch weiterhin in den Strafanstalten blieben, müsse ein besonderer Strafvollzug geschaffen werden. - Nöldeke ist der Ansicht, daß weder die Strafgerichte noch die Verwaltungsbehörden hier die richtige Instanz zur Entscheidung wären, sondern die Richter der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Da eine solche Regelung nicht zu erreichen sei, stelle sich Hamburg auf den Boden des Entwurfs. Übrigens sei die Abneigung der Psychiater gegen solche Leute nicht so stark, wie vorhin angeführt worden sei; er kenne Psychiater, welche derartige Leute besonders interessant fänden. Er halte deshalb für ihre Unterbringung keine besonderen Anstalten für nötig. - Dürr widerspricht Sch.; auch in der 2. und 3. Instanz seien in solchen Fällen Rechtsfragen zu lösen, z. B. die Frage der Unzurechnungsfähigkeit. Richtig sei, was der Vorsitzende bezüglich der Hinderungen des Strafvollzugs durch solche Gefangene sagte. Er hält es jedoch für ausreichend, wenn das Gericht eine solche Maßnahme zuläßt und die Verwaltungsbehörde sie anordnet. Bei dieser Regelung würden auch Gefängnisse frei werden, die als Verwahrungsanstalten benutzt werden könnten. Der old. Vertreter bittet um Aufklärung, ob gegen derartige Erkenntnisse Berufung oder Beschwerde zulässig sein soll. - Ebermayer stimmt dem Vorsitzenden darin zu, daß geisteskranke Verbrecher durch das Gericht untergebracht werden müssen; besondere Kosten würden dadurch nicht entstehen, weil sie ja auch jetzt schon irgendwie verwahrt werden müssen. - Mecklenburg stimmt dem Antrag der Reichsregierung zu. - Thüringen stimmt dem Antrag der Reichsregierung zu; es entstünden nicht bloß keine Mehrkosten durch die Regelung, sondern die Kosten würden sich verringern, weil die sicherungs-

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verwahrten Verbrecher für immer unschädlich seien, während derartige Leute jetzt nach der Strafverbüßung wieder freigelassen werden müßten und aufs neue Verbrechen begingen. - M. behält sich für Sachsen eine Erklärung vor. - Bremen stimmt der Reichsregierung zu. - Der Vors. hält das von Nöldeke vorgeschlagene Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit nicht für möglich (Besetzung, Verfahren?); er glaubt nicht, daß durch die in Aussicht genommene Regelung besondere Kosten entstünden; gegen derartige Entscheidungen sollten die gewöhnlichen Rechtsmittel zulässig sein. Die Gerichte müßten eine Spezialbekämpfungs-Behörde gegen Kriminelle jeder Art sein. - Lübeck steht auf Seiten der Reichsregierung. Desgleichen Braunschweig. Abstimmung: Wer will die von Preußen vorgeschlagene Regelung? 3 Ja-Stimmen (Preußen); (Unterlassen der Regelung im StGB). - Sollen die Maßnahmen vom Gericht angeordnet oder für zulässig erklärt werden? a) Sicherungsverwahrung: Württemberg wünscht nur die Möglichkeit der Zulässigkeitserklärung. - Abgelehnt gegen alle Stimmen. - b) Arbeitshaus: Preußen, Bayern, Württemberg wünschen, daß das Gericht nur die Zulässigkeit aussprechen solle. Das sei jetzt geltendes Recht, aus dem sich bisher keine Nachteile ergeben hätten. - Ebermayer meint, dadurch, daß die Polizeibehörde es bei dieser Regelung in der Hand hätte, von einer Unterbringung abzusehen, werde sie als Richter über gerichtliche Entscheidungen eingesetzt. - Auch Oldenburg will den bisherigen Rechtszustand beibehalten; eine gleiche Regelung wünscht es auch für die Heil- und Pflegeanstalten. - Der Vors. meint, in der Praxis werde es ziemlich nebensächlich sein, welche der beiden Instanzen die Unterbringung anzuordnen habe, weil beide meist gleicher Meinung sein werden. Grundsätzlich sei die Frage aber deshalb von Bedeutung, weil sie eine Erweiterung der Zuständigkeit der Gerichte bringe. - Die erste Abstimmung ergibt 8 Stimmen für, 8 gegen den preuß. Antrag. Eine Nachprüfung der Abstimmung ergibt 9 Stimmen für die preuß. Anträge (Bayern, Oldenburg, Württemberg, Braunschweig), 8 dagegen. - c) Trinkerheilanstalten: Der preuß. Antrag (Zulässigkeit) wird 9:3 angenommen. - d) Preußen will, daß die Unterbringung durch die Gerichte nur für zulässig erklärt werden kann. - Bayern wünscht, daß das Gericht bei Unzurechnungsfähigen die Unterbringung anordnen, bei geistig Minderwertigen dagegen nur für zulässig erklären kann. Der preuß. Vertreter erklärt, der preuß. Staat lege auf die beantragte Regelung deshalb so großen Wert, weil ein Teil der Kosten durch Verwaltungsanordnung auf die Provinzen umgelegt werden soll. Das sei aber bei der von der Reichsregierung vorgeschlagenen Regelung nicht möglich. - Der Antrag, auch bei Unzurechnungsfähigen dem Gericht nur die Möglichkeit der Zulässigkeitserklärung zu geben, wird 11:6 abgelehnt. Nur Sachsen enthält sich der Stimme. - Bezüglich der geistig Minderwertigen wird der preuß. Antrag mit 9:8 Stimmen angenommen. - Preußen wünscht, daß die Schutzaufsicht als primäre selbständige Maßnahme nicht zulässig sein soll (Antrag 52, S. 3), desgl. Baden. - Kadeika stimmt dem zu, weil der Richter im Augenblick der Urteilsfindung die Lage meist nicht voll übersehen könne. - Der preuß. Antrag wird 8:5 angenommen. 5 43. Kadeika hält es für erwünscht, daß, wie das in Österreich der Fall sei, ein Verfahren möglich sei lediglich zur Feststellung der Unzurechnungsfähigkeit. Das sei deshalb erwünscht, damit Umwege vermieden würden, die man jetzt einschlagen müsse, um zu demselben Ziel zu kommen. - Ein entsprechender Antrag wird von keinem Land gestellt. - Der hamb. Antrag wird von Lang begründet. - Sch. weist darauf hin, daß die Fassung auf einen österreichischen Wunsch zurückgehe. - Kadeöka erklärt, eine Änderung sei unbedenklich, weil die Bestimmung in Osterreich doch eine andere Fassung erhalten müsse. - Der hamb. Antrag wird vorbehaltlich einer Fassungsänderung angenommen. - Der preuß. Antrag zu Abs. 2 wird mit 11 Stimmen angenommen. § 44. Die Änderungen ergeben sich aus bisherigem Recht. Der bayrische und badische Antrag sind dadurch erledigt; die Fassung soll nachgeprüft und berichtigt werden. 63

§ 44 a. Vgl. § 44. - Hamburg wünscht, daß einmalige Verurteilung zur Unterbringung genügen solle. - Preußen ist der Meinung, daß § 342 e in die Bestimmung nicht aufzunehmen sei, soweit es sich um ein „Auffordern" handle. - Die Änderungen werden beschlossen. - Fassung vorbehalten. - Bayern stellt den Antrag Nr. 50, S. 7. - Angenommen mit 11 Stimmen. - Preußen wünscht, daß anstelle der Unterbringung im Arbeitshaus auch die Unterbringung in einer Erziehungs- oder Besserungsanstalt zulässig sein soll. - Angenommen mit 11 Stimmen. - Fassung vorbehalten. § 45. Der mecklenburgische Vertreter bittet um Auskunft, ob auch bei Sicherungsverwahrung eine Begnadigung möglich sei. Er verneine das, weil es sich um keine Strafe handle. Sch. ist entgegengesetzter Meinung. - Kadeöka ist der Ansicht, daß hierfür kein Bedürfnis bestehe; wenn der Zweck erreicht sei, so sei die Maßnahme aufzuheben. Der Vors. ist persönlich der Meinung, daß Begnadigung möglich sei; er kann jedoch zu der Frage offiziell nicht Stellung nehmen, weil es sich hier um eine Angelegenheit der Länder handle. - Dem thär. Vertreter wäre es erwünscht zu erfahren, wie sich die einzelnen Länder zu der Frage der unbestimmten Verurteilung stellen. - Der Vors. bittet, in diesem Stadium der Verhandlung davon absehen zu wollen, derartige Bestimmungen in das Gesetz aufzunehmen. - Die Einführung einer derartigen Bestimmung würden begrüßen: Preußen, Hamburg, Bremen, Mecklenburg und der bayr. Referent persönlich. Der württ. Vertreter wünscht, daß in § 45 auch die Möglichkeit der Schutzaufsicht geschaffen werde. - Abgelehnt. - Der bayr. Vertreter erklärt, in § 77 des Entwurfs sei die Grenze zwischen Strafe und sichernden Maßnahmen verwischt worden (Einwendung der Deutschen strafrechtlichen Gesellschaft). § 77 sei überflüssig und solle mit § 45 zu einer Bestimmung vereinigt werden. - Der Vors. tritt dem entgegen. - Der bad. Vertreter bittet in der Begründung, das Verhältnis von § 43 und § 45 klarzustellen (Wahl des Gerichts). § 46. Sch. hält eine Umgestaltung der Bestimmung bezüglich der Dauer der Unterbringung für erforderlich, soweit durch die gefaßten Beschlüsse die Anordnung des Gerichts in eine Zulässigkeitserklärung umgewandelt werde. - Dürr bestreitet das; er stellt den Antrag Nr. 50, S. 8. Er wünscht Rückkehr zum Entwurf. - Der bayr. Antrag zu Abs. 4 wird abgelehnt. - Mecklenburgs Antrag zu Abs. 3 (Frist) wird abgelehnt. - Der old. Vertreter ist der Meinung, § § 4 6 bis 51 gehörten in das Strafvollzugsgesetz. - Prüfung. - Sch. ist der Ansicht, Abs. 2 bis 4 des § 46 müßten unbedingt im StGB verbleiben. §47. Die Bestimmung soll entsprechend dem bayr. Antrag geändert werden. Ferner ist die Fassung mit den bisherigen Beschlüssen in Einklang zu bringen. (§ 47 a) wird entsprechend dem preuß. Antrag angenommen. 5 49 soll entsprechend dem preuß. Antrag umgestaltet werden. Es soll nur Abs. 1 unter Beschränkung auf die Sicherungsverwahrung bestehen bleiben. Der bad. Antrag ist erledigt. § 50. Der bayr. Antrag und der bad. Antrag werden, letzterer mit einer Änderung (§ 47 a), angenommen. § 51. Baden beantragt Einfügung der Bestimmung bei § 39. - Wird gestrichen, kommt in das Strafvollzugsgesetz. § 52. Baden, Bayern und Württemberg beantragen Streichung. - Angenommen 8:7. § 53. Der hamb. Vertreter begründet den hamb. Antrag. - Der Vors. erklärt, in der Frage wäre mit dem Auswärtigen Amt und dem Reichsministerium des Innern verhandelt worden. Jedoch sei bisher noch kein abschließendes Ergebnis erzielt worden. Man müsse bei der Fassung der Bestimmung Vorsicht üben, weil man evtl. die Stellung der Deutschen im Auslande verschlechtern könne. Auch müsse man die Frist so bestimmen, daß zwischen der gesetzlichen Frist und der Verwaltungspraxis möglichst keine Divergenz entstehe. Man müsse deshalb eine hohe Strafgrenze wählen. - Der bad. Antrag wird zugunsten des preuß. zurückgenommen. - Oldenburg will Preußen zustimmen, 64

wünscht aber eine Frist von 6 Monaten. - Sachsen ist für die „Zulassung" und für eine Frist von 6 Monaten. - Bremen hält die Frist von einem Jahr für zu hoch. Nach dieser Bestimmung würden sich auch die Verwaltungsbehörden in weitem Umfang richten. Es sei die Frage, ob die Bestimmung nicht etwa überflüssig sei. - Der Vors. erklärt, es werde evtl. zur 2. Lesung ein neuer Vorschlag vorgelegt werden. - Der Antrag, keine Frist zu bestimmen, wird zurückgenommen. - Für eine Dreimonatsfrist stimmen 11 Ländervertreter. - Der hamb. Antrag wird abgelehnt. - Der preuß. Antrag (Strafvollzugsgesetz) wird mit Mehrheit angenommen. - Der bayr. Antrag, das Wort „öffentlich" zu streichen, wird, zugleich auch bezüglich des § 43, angenommen. - Der bayr./württ. Antrag auf Aufnahme eines Aufenthaltsverbots (§ 103 des Entwurfs von 1919) wird abgelehnt. Abschnitt 6 a, §§ 41 a, b Preußen und die süddeutschen Staaten beantragen als Minimalstrafe für die Zulässigkeit der Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter eine geringere als die jetzt festgesetzte Strafe. Bayern wünscht, daß die Möglichkeit auch bei Fahrlässigkeitsdelikten gegeben werde; Württemberg will sie auch neben Einschließungsstrafen zulassen. Gegen letzteren Antrag wendet sich Sch. - Der Vors. ist auch hier wie bei der Reichsregierung gegen eine Verkürzung der Frist. Die Disziplinargerichte würden schon außerordentlich strenge Erkenntnisse erlassen, so daß eine Verschärfung der Bestimmung nicht notwendig sei. - Kadeöka stimmt dem Vors. zu und wendet sich vor allem gegen den bayr. Antrag. - Der preuß. Antrag (Strafhöhe) wird 9:4 angenommen. - Der württ. Antrag gegen 4 Stimmen abgelehnt. - Der bayr. Antrag wird abgelehnt. - Der bayr. Antrag (§36 des RStGB hier einzufügen) wird, nachdem Dr. Lehmann eine derartige Bestimmung für überflüssig erklärt hat, zurückgezogen. § 41 c. Zum bayr. Antrag erklärt Sch., das sei Sache des Landesrechts. - Abgelehnt. § 41 d. Der preuß. Antrag wird angenommen. - Der bad./württ. Antrag (obligatorisch) wird abgelehnt. - Der bayr./bad./württ. Antrag (Einschließung) gilt als erledigt. § 41 e. Der württ. Antrag (Streichung) wird abgelehnt. - Der hamb. Antrag (Landesjustiz) wird abgelehnt. - Der bayr. Antrag (Fassung) wird angenommen. - Der bad. Vertreter gibt die Erklärung Antrag Nr. 47, Ziff. 24 ab. § 41 f. Der Antrag Preußens/Hamburgs (Einengung) wird abgelehnt 8:6. - Der württ. Antrag (teilweise Streichung) wird 7:6 angenommen. - Der Antrag Badens wird abgelehnt. §41 g. Der Antrag Württembergs (Miteigentum) wird abgelehnt. - Die Fassung „hervorgebracht" soll nachgeprüft werden; statt „Regelung" ist „Begehung" zu sagen. § 41 h. Der Antrag Bayerns zu Abs. 1 wird abgelehnt, zu Abs. 2 angenommen. §41 i. Der Antrag Badens (gestorben) wird abgelehnt. In der Begründung soll das Erforderliche gesagt werden. - Preußen wünscht eine Bemerkung in der Begründung, daß landesrechtlich Einziehung weiterhin auch in anderen Fällen angeordnet werden kann. Dr. Lehmann erklärt, eine derartige Bestimmung gehöre in das Einführungsgesetz. Prüfung beim Einführungsgesetz beschlossen. § 342 a. Der Antrag Württembergs wird abgelehnt. - Preußen behält sich eine Nachprüfung der Bestimmung bis zur 2. Lesung vor. § 342 b. Der württ. Antrag gilt als erledigt. - Der bayr. Antrag wird abgelehnt. 5 342 c. Der württ. Antrag wird abgelehnt. Desgleichen der bayr. Antrag. 5 342 d. Preußen wünscht Einteilung in Nummern. - Zugesagt. - Der Antrag der süddeutschen Staaten wird bei Stimmenthaltung Oldenburgs 7:5 abgelehnt. Der hamb. Vertreter wünscht, daß in § 349 das Wort „auch" gestrichen werde. - Zugesagt.

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Kadeüka bittet zu bestimmen, daß in § 291 anstelle des Staates der Beschuldigte die Kosten der Veröffentlichung zu tragen hat, bzw. daß dieser zur Veröffentlichung ermächtigt wird. - Preußen stimmt dem zu und stellt einen entsprechenden Antrag in der 2. Lesung in Aussicht. - Der bayr. Antrag, statt „Zeitung usw." „Druckschrift" zu sagen, wird abgelehnt 6:7.

IV. Niederschrift über die Besprechung mit den Leitern der Landesjustizverwaltungen über politisch bedeutsame Fragen des Entwurfs eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs am 4.3.1927 Die Beratung wurde durch den Herrn Reichsminister der Justiz eröffnet, der die erschienenen Herren begrüßte; Ministerialdirektor Huber (Preußen) erwiderte mit Worten des Dankes. Die erschienenen Herren sind aus der Anlage ersichtlich. Nach Eintritt in die Beratung erstattete Geheimrat Dr. Schäfer (Reich) jeweils zu den einzelnen Punkten Bericht und legte die Ansicht der Reichsregierung dar. Zu Punkt 1 der Tagesordnung (Beibehaltung der Einschließung) erklärte Huber (Preußen), Preußen sei gegen die Beibehaltung der Einschließung als einer besonderen Strafart; es bestehe hierfür kein praktisches Bedürfnis. Zur Zeit befänden sich überhaupt nur 76 Überzeugungsverbrecher in den Strafanstalten. Das wäre wohl die Gesamtzahl der Leute, die unter der Geltung des neuen Strafgesetzbuchs zu Einschließung verurteilt worden wären. Wenn man eine besondere Strafart für die politischen Delikte schaffe, so verschleiere man dadurch die Bedeutung und Gefährlichkeit dieser Straftaten für den Bestand des Staates. Wenn der preuß. Antrag, die Einschließung als besondere Strafart im Strafgesetzbuch zu streichen, nicht angenommen werde, so wünsche Preußen eine Ausdehnung auch auf andere Delikte. Gürtner (Bayern) ist für die Beibehaltung der Einschließung. Die Gründe hierfür seien schon früher ausführlich von der bayer. Justizverwaltung schriftlich dargelegt worden. Die Zuchthausstrafe sei entehrend. Man brauche aber für politische Delikte eine Strafe, die nicht entehre. Der Ausdehnung der Möglichkeit, auf Einschließung zu erkennen, auch auf andere Straftaten, werde sich Bayern nicht unbedingt widersetzen. In Bayern halte man die Regelung der ersten Lesung für recht gut. Bünger (Sachsen) erklärt, die Sächs. Regierung wünsche die Beibehaltung der Einschließung, weil sie eine Strafe sei, die nicht entehrend wirke. Man müsse dann aber den § 52 der Grundsätze für den Vollzug der Freiheitsstrafen v. 1923 an streichen. Allerdings scheine ihm die Fassung des § 71 „ausschließlich aus achtenswerten Gründen" nicht unbedenklich; er hielte es für besser, wenn gesagt würde: „aus politischen oder sonstigen achtenswerten Gründen". Beyerle (Württemberg) wendet sich gegen die Einschließung als einer besonderen Strafart und wünscht Aufklärung darüber, ob es, wenn die Einschließung beibehalten werde, trotzdem möglich sei, im Strafvollzug bei Zuchthausstrafen besondere Milderungen zu gewähren. Er verkenne allerdings nicht, daß die Beibehaltung der Einschließung aus politischen Gründen nötig sei und wolle sich deshalb nicht offiziell dagegen wenden. Er halte es für besser, wenn aus der Muß-Vorschrift eine Kann-Vorschrift gemacht werde und wenn die Fassung „aus politischen oder religiösen Gründen" wieder eingesetzt werde. Minister Hergt äußerte sich zu dem bisher Gesagten dahin, daß die Reichsregierung den Grundsatz befolge, nicht ohne Not von dem Bestehenden abzugehen. Das sei auch

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hier der Fall; denn die Einschließung trete an Stelle der bisherigen Festungshaft. Er glaube, die bisherigen Redner hätten bei ihren Ausführungen zu viel Wert auf die praktische Seite der Frage gelegt. Leutheußer (Thüringen) legte den Standpunkt der Thüringischen Regierung dar, die sich für die Beibehaltung der Einschließung entschieden habe. Sie habe ihre Anschauung gegen früher deshalb geändert, weil die Bedenken, die gegen die Beseitigung der Einschließung sprächen, noch größer seien, als die Bedenken, die man gegen die Beibehaltung der Einschließung geltend machen müsse. v. Finckh (Oldenburg) spricht sich für die Beibehaltung der Einschließung aus; hierbei lasse er dahingestellt, ob eine Ausdehnung auch auf Delikte nötig sei, bei denen sie bisher als Strafart noch nicht zulässig sei. Schwarz (Hessen) erklärt, die Hessische Regierung trete für die Beibehaltung der Einschließung ein. Die Fassung der 1. Lesung sei gut. Die Bestimmung darüber, bei welchen Straftaten im einzelnen auf diese Strafart erkannt werden könne, gehöre nicht in den Allgemeinen Teil, sondern zu der betreffenden Strafnorm des Besonderen Teils. Nach den Worten Nöldekes (Hamburg) habe die Hamburgische Justizverwaltung reichliche Erfahrungen in der Frage der Einschließung deshalb sammlen können, weil sie aus der Zeit des hamburgischen Aufstandes mehrere hundert Festungshaftgefangene in ihren Anstalten verwahrt habe und noch verwahre. Hamburg halte auf Grund dieser Erfahrungen eine solche Ehrenstrafe für unbrauchbar; ein geordneter Strafvollzug sei völlig unmöglich. Die Ausführungen eines Teiles seiner Vorredner, daß man eine Strafe brauche, die nicht entehre, gingen fehl, weil die Tat nicht die Verurteilung als solche entehre. Trunk (Baden) tritt für die Einschließung als besondere Strafart ein. Er sei allerdings der Meinung, daß der § 71 in seiner jetzigen Fassung zu eng sei, da auch andere Delikte aus achtenswerten Gründen begangen sein könnten. Er wünsche deshalb, daß § 71 eine allgemeine Fassung erhalte. Werde dieser Antrag abgelehnt, so werde Baden der preußischen Lösung zustimmen. Übrigens habe Baden auch schriftliche Anträge zu der Frage eingereicht, auf die er Bezug nehme. Brückner (Mecklenburg-Schwerin) ist gegen die Einschließung als besondere Strafart; evtl. werde er dem oldenburgischen Vorschlag zustimmen; unbedingt trete er aber jeder Erweiterung der Bestimmung entgegen. Unter Bezugnahme auf die Worte Beyerles (Württemberg) führt Schäfer (Preußen) aus: Im Preußischen Landtag seien für die Einschließung nur die kommunistischen Redner und von drei sozialdemokratischen Rednern einer eingetreten. Alle anderen, namentlich die Sprecher der Rechtsparteien, hätten sich gegen die Einschließung erklärt, ebenso wie sie auch gegen besondere Zweikampfvorschriften Stellung genommen hätten. Den Parteien komme es auf eine besondere Behandlung der politischen Verbrecher an, nicht auf eine besondere Strafart. Das sei die Kernfrage der ganzen Angelegenheit; deshalb müsse man hier sich in erster Linie darüber aussprechen, inwieweit eine besondere Behandlung solcher Personen geboten sei und erst in zweiter Linie sei die Frage zu beantworten, ob man eine besondere Strafarf hierfür schaffen solle. Er finde es wünschenswert, daß diese Frage im wesentlichen im Strafvollzugsgesetz geregelt werde. Wenn man schon die Einschließung als besondere Strafart schaffe, so werde Preußen dafür stimmen, daß sie bei allen Delikten zulässig sein solle. Den Ausführungen Schäfers tritt Minister Hergt entgegen, der der Ansicht ist, daß die Frage umgekehrt zu behandeln sei. Daß man sich zuerst über die besondere Strafart, dann erst über eine im Strafvollzugsgesetz zu regelnde Sonderbehandlung aussprechen und erklären müsse. Hustaedt (Mecklenburg-Strelitz) findet, daß die Fassung des § 71 unklar sei. Er wünscht vor allem, daß die Worte „aus achtenswerten Beweggründen" gestrichen wer-

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den und einfach gesagt werde: „Es kann in den Fällen der SS — auch auf Einschließung erkannt werden." Minister Hergt erklärt, es sei dringend erwünscht, daß in der Frage eine Kompromißlösung gefunden werde, damit eine Doppelvorlage an den Reichstag vermieden werde. Marquordt (Braunschweig) spricht sich für die Beibehaltung der Einschließung aus und hat Bedenken gegen den mecklenburg-strelitzschen Vorschlag. Die einzelnen Delikte, bei denen auf Einschließung erkannt werden könne, solle man im Besonderen Teile aufführen. Auf die Frage Minister Hergts, ob es in dem Falle, daß eine Aufzählung der einzelnen Delikte, bei denen es möglich sei, auf Einschließung zu erkennen, im Gesetze stattfinde, erwünscht sei, auch die politische Beleidigung in diese Aufzählung aufzunehmen, erklären sich Mecklenburg und Hamburg gegen die Aufnahme der politischen Beleidigung. Schäfer (Preußen) wünscht Klarheit darüber, ob, wenn die Einschließung beibehalten werde, eine weitere besondere Regelung im Strafvollzugsgesetz, durch die bei Zuchthaus- und Gefängnisstrafen Milderungen für zulässig erklärt werden, ausgeschlossen sei. Minister Hergt wäre dankbar, wenn ihm zuerst mitgeteilt werden könnte, wie Preußen sich zu dieser Frage stelle. Schäfer (Preußen) erwidert, daß es in Preußen erwünscht erscheine, wenn auch bei Beibehaltung der Einschließung im Strafvollzugsgesetz eine Regelung getroffen werde, durch die es möglich sei, bei Zuchthausstrafen besondere Milderungen zu schaffen. Bünger (Sachsen) tritt dem entgegen. Er sei der Meinung, daß die Einführung der Einschließung genügen müsse. Er sei deshalb gegen jede weitere Bestimmung, die Milderungen im Strafvollzug schaffe. Hierbei trete er natürlich der Beibehaltung des Systems des Stufenstrafvollzugs nicht entgegen. Minister Hergt erklärt, daß er hier den Wünschen Büngers zuneige. Abschließend erklärt Huber (Preußen), daß sich die Preußische Regierung in erster Linie für die Beseitigung der Einschließung, in zweiter Linie für ihre Ausdehnung auf alle Delikte und in dritter Linie dafür einsetzen werde, daß die Frage im Strafvollzugsgesetz geregelt werde. Nach dem Referat Schäfers zu Punkt 2 der Tagesordnung (Beibehaltung und Ausgestaltung der §§ 43, 44) erklärt Huber (Preußen), die Frage gehöre eigentlich im Verwahrungsgesetz geregelt. Preußen finde sich aber evtl. mit der von der Reichsregierung vorgeschlagenen Beibehaltung der §§ 43, 44 ab, weil mit der Verabschiedung des Verwahrungsgesetzes in absehbarer Zeit nicht gerechnet werden könne. Gürtner (Bayern) hält die Beschlüsse erster Lesung für eine glückliche Lösung der Frage. Desgleichen begrüßt Bünger (Sachsen) und der mecklenburg-schwerinsche Vertreter die Lösung der Frage, wie sie durch den Reichsratsbeschluß erster Lesung erfolgt sei, auf wärmste. Auch der Reichsminister der Justiz ist der Hoffnung, daß die jetzigen Vorschläge im Reichstag ohne Schwierigkeiten angenommen werden. Bei Punkt 3 der Tagesordnung bittet Beyerle (Württemberg) um eine Erklärung darüber, ob die verwandten Bestimmungen in der Strafprozeßordnung (§ 153) nach Annahme des Strafgesetzbuches in Wegfall kommen sollen. Schäfer (Reich) verneint das.

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Der mecklenburg-schtverinsche Vertreter wendet sich gegen die Fassung des Entwurfs, gegen die sich auch der Preußische Richterverein ausgesprochen habe. Minister Hergt erklärt hierzu, es handle sich eben auch hier um eine Kompromißlösung, die für alle Teile erträglich sei; es sei eben nicht möglich, die Wünsche jedes einzelnen voll zu befriedigen. Zu Punkt 4 der Tagesordnung (Ausdehnung des § 86 auf das öffentliche Anreizen" zum Hochverrat) und Punkt 5 der Tagesordnung (Beibehaltung des allgemeinen Tatbestandes der Vorbereitung eines Hochverrats) führt Minister Hergt aus, die Reichsregierung werde in diesen Fragen eine besonders schwierige Stellung haben, da einzelne Parteien die Reichstagsdebatte schon jetzt durch entsprechende Anträge zu den jetzt geltenden Bestimmungen des Strafgesetzbuchs vorbereitet hätten. Es sei deshalb besonders erwünscht, daß der Reichsrat einheitlich und mit der Ansicht der Reichsregierung übereinstimmend zu den Fragen Stellung nehme. Nach den Worten Gürtners (Bayern) spiele die Frage, ob man neben „auffordert" auch „anreizt" sagen solle, auch bei anderen Bestimmungen z.B. bei § 159 a eine Rolle. Wenn man beide Begriffe in verschiedenen Bestimmungen getrennt verwende, so wäre die Praxis der Ansicht, daß der Gesetzgeber zwischen beiden einen Unterschied mache; die Rechtsprechung werde dann natürlicherweise den einen Begriff einschränkend auslegen. Man müsse deshalb die Begriffe authentisch interpretieren. Huber (Preußen) ist der Meinung, daß, wenn man das Wort „anreizt" im § 86 streiche, seine Streichung auch bei der Bestimmung über die Aufreizung zum Steuerstreik am Platze sei. Minister Hergt erklärt, der Reichsregierung sei es sehr erwünscht, wenn das Wort „anreizt" im § 86 gestrichen werde, weil es einzelnen Parteien im Reichstag wirklich nur anreize, so daß es um die Bestimmung zu schweren Kämpfen kommen werde. Auch Schwarz (Hessen) tritt für die Streichung des Wortes ein, weil der Begriff zu unbestimmt sei. Huber (Preußen) ist für die Beibehaltung der Bestimmung des § 87. Ebermayer erklärt, aus seinen Erfahrungen aus der Praxis könne er sagen, daß es von großem Vorteil sei, wenn die allgemeine Fassung des § 87 beibehalten werde; eine kasuistische Aufzählung habe große Mängel, da sich immer wieder Fälle ereigneten, die durchaus strafwürdig seien, aber wegen der engen Begrenztheit einer kasuistischen Aufzählung nicht unter den Tatbestand des Gesetzes fielen und deshalb straffrei bleiben müßten. Minister Hergt erklärte abschließend, es sei beabsichtigt, zu den Fragen des § 86 und § 87 dem Reichstag eine Statistik vorzulegen über die Zahl der Anklagen und Verurteilungen nach den derzeitigen Bestimmungen. Zu Punkt 6 der Tagesordnung (Ausdehnung des § 105 a [Wahlverrat] auf den gesellschaftlichen Verruf) führt Huber (Preußen) aus, daß die Preußische Regierung unbedingt für den § 105 a eintrete. Zu der Frage, ob man auch den gesellschaftlichen Verruf unter Strafe stellen solle, könne er heute noch nicht Stellung nehmen. Beyerle (Württemberg) hat gegen die Bestimmung deshalb Bedenken, weil eine Abgrenzung des Tatbestandes im Einzelfall außerordentlich schwierig sei. Der Gedanke, ein derartiges Verhalten der verdienten Bestrafung zuzuführen, sei zwar schön, er müsse aber trotzdem für die Streichung der Bestimmung eintreten, weil er aus den eben erwähnten Gründen die erfolgreiche Durchführung einer Strafverfolgung für unmöglich halte.

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Nöldeke (Hamburg) ist für die Beibehaltung der Bestimmung, wünscht aber keine Erweiterung auch auf den gesellschaftlichen Verruf. Minister Hergt weist darauf hin, daß die Drohung mit gesellschaftlichem Verruf auch in § 103 einbezogen sei; er habe gegen den § 105 a deshalb Bedenken, weil sich ein Bedürfnis nach einer derartigen Bestimmung eigentlich nur einmal und zwar beim Volksbegehren über die Enteignung der Fürsten geltend gemacht habe. Trunk (Baden) äußert ebenfalls Bedenken gegen die Bestimmung. §§ 103 und 105 a würden voraussichtlich sehr wenig zur praktischen Anwendung kommen, weil im täglichen Leben derartige Dinge nicht angedroht würden, sondern weil stillschweigend gehandelt würde. Ihm sei eine Streichung der Bestimmung erwünscht, er lege darauf aber keinen besonderen Wert, falls die Reichsregierung der Ansicht sei, daß der Reichstag die Aufnahme einer solchen Bestimmung wünsche. Dagegen müsse er sich unbedingt gegen eine Ausdehnung der Norm auf den gesellschaftlichen Boykott aussprechen. Brückner (Mecklenburg-Schwerin) tritt für die Bestimmung ein, da sich gerade in Mecklenburg eine große Zahl von Fällen ereignet hätte, die unbedingt strafrechtlich geahndet werden müßten. Ihm wäre auch eine Erweiterung der Bestimmung etwa in der Art des § 103 durchaus erwünscht. Bünger (Sachsen) ist der Ansicht, daß § 103 unbedingt bleiben müsse. Die Beurteilung der Zweckmäßigkeit des § 105 a sei schwierig; falls er bestehen bleibe, sei es nach seiner Meinung erwünscht, auch den gesellschaftlichen Boykott unter Strafe zu stellen. Trunk (Baden) wünscht, daß der § 103 die Fassung erhalte, die er im Entwurf von 1925 habe. Gürtner (Bayern) ist der Ansicht, § 105 a stelle eine Art lex imperfecta dar. Wahrscheinlich würden auf Grund dieser Bestimmung nur ganz wenige Verurteilungen erfolgen. Er müsse noch darauf hinweisen, daß im § 103 der Begriff „des erheblichen Übels" sehr unbestimmt sei. Huber (Preußen) betont nochmals, daß man in Preußen auf die Beibehaltung des § 105 großes Gewicht lege. Auf die Worte Gürtners (Bayern) erwidert Schäfer (Reich), man habe im § 103 den Ausdruck „erhebliches Übel" deshalb gewählt, weil jede Drohung, abgesehen von den unwesentlichen, durch die Bestimmung getroffen werden sollte. Abschließend führt Minister Hergt aus, daß die Bestimmung des § 105 a offenbar nach der überwiegenden Meinung nicht auf den gesellschaftlichen Boykott ausgedehnt werden solle. Im übrigen seien die Meinungen geteilt. Die Frage werde auch noch im Kabinett zur Sprache kommen. Bei Punkt 7 der Tagesordnung (Beibehaltung der Ausgestaltung des § 133 Verletzung des Amtsgeheimnisses]) hat Beyerle (Württemberg) Bedenken gegen die Vorschriften. Er gebe zur Erwägung, ob man nicht bezüglich der Laienrichter eine Art Ordnungsstrafgewalt des Landgerichtspräsidenten schaffen und den § 133 alsdann streichen könne. Er weise besonders darauf hin, daß als Amtsträger auch die Minister anzusehen seien. Voraussichtlich würde dann von politischen Gegnern versucht werden, auf Grund der Bestimmung gegen Minister vorzugehen, wenn sie sich in irgendwelchen Fragen, z.B. wegen der Besetzung von Stellen, mit ihrer Fraktion in Verbindung setzen würden. Dies sei aber in einem parlamentarischen Staat gar nicht zu umgehen. Hierauf erwiderte Minister Hergt, daß ihm die Bedenken des Vorredners nicht so wesentlich erschienen; es sei ja immer der Antrag des Vorgesetzten zur Strafverfolgung erforderlich. Er glaube nicht, daß man die durch die Streichung des § 133 entstehende Lücke durch Ordnungsstrafvorschriften schließen könne, da das eine Angelegenheit der

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Länder sei und das Reich nicht die Gewißheit habe, daß solche Vorschriften auch wirklich ergingen. Nach den Worten Schäfers (Preußen) wünscht Preußen die Beibehaltung der Bestimmung in der Fassung der ersten Reichsratslesung. Der Abs. 2 des Entwurfs von 1925 dürfe nicht wieder aufgenommen werden. Das sei auch völlig unbedenklich, weil der Vorgesetzte bei der Stellung eines Strafantrags ja immer die Sachlage prüfen und entsprechend handeln werde. Darauf solle auch im Reichstag hingewiesen werden, damit der Reichstag nicht etwa wieder den Abs. 2 einfüge. Minister Hergt erklärt, er könne den Worten Schäfers nicht unbedingt folgen, da man doch bedenken müsse, daß der antragsberechtigte Vorgesetzte sehr oft der politische Gegner desjenigen sei, gegen den ein Strafverfahren eingeleitet werden solle. Trunk (Baden) erscheint es erwünscht, wenn nur die qualifizierte Tat (jetziger Abs. 2) strafbar bleibe. Der Abs. 1 und 3 sollte deshalb gestrichen werden; auf keinen Fall könne er dem Abs. 1 zustimmen, wenn nicht der Abs. 2 des Entwurfs von 1925 wieder eingefügt werde. Vielleicht könne man auch hier eine Bestimmung einschieben, die der im § 293 Abs. 3 entspreche. Brückner (Mecklenburg-Schwerin) stimmt den Ausführungen Schäfers zu, jedoch ist er der Meinung, daß man den Abs. 2 dann vielleicht wieder einfügen könne, wenn er eine objektive Fassung (etwa wie § 293 Abs. 3) erhalte. Auf alle Fälle müsse die qualifizierte Tat strafbar bleiben. Die Bedenken gegen das Antragserfordernis (jetziger Abs. 3) würden durch die Einfügung einer dem § 293 Abs. 3 entsprechenden Bestimmung gemildert. Nöldeke (Hamburg) schließt sich den Ausführungen Brückners an. Der Meinung Beyerles, ein Minister, der sich mit seiner Fraktion in Verbindung setze, handle unbefugt, müsse er widersprechen. Das sei eine durchaus befugte Ausübung seines Amtes. v. Finckh (Oldenburg) ist der Meinung, es biete große Schwierigkeiten, hier eine befriedigende Lösung zu finden. Besonders bedenklich sei die Bestimmung über das Antragserfordernis; dies gelte vor allem hinsichtlich der qualifizierten Tat. Ähnlich liege die Sache übrigens auch im § 134. Es sei nicht erforderlich, daß der § 133 ganz fortfalle. Aber man müsse sich bemühen, eine befriedigende Lösung zu finden, die bisher noch nicht vorhanden sei. Schwarz (Hessen) tritt dafür ein, daß von § 133 nur die Abs. 3 und 4 des Entwurfs von 1925 bestehen bleiben. Gärtner (Bayern) wünscht, daß von der Bestimmung nur der Abs. 3 des Entwurfs von 1925 bleibe. In Fällen dieser Art sei eine kriminelle Verfolgung der Angelegenheit meist nicht angebracht. Bänger (Sachsen) bezweifelt, ob man die Bestimmung auf die Geschworenen anwenden könne, da diese keine Vorgesetzten hätten. Der Abs. 2 des Entwurfs von 1925 müsse objektiv gefaßt und wieder eingefügt werden, weil auch in den dieser Norm verwandten Bestimmungen derartige Sicherheitsklauseln vorhanden seien. Allerdings sei er der Meinung, daß man die Bestimmung aus präventiven Gründen nicht aus dem Gesetze streichen solle. Hustaedt (Mecklenburg-Strelitz) spricht sich gegen die Beibehaltung der Bestimmung aus. Es bestehe hierfür kein Bedürfnis. Meistens würden doch die Parlamentarier, denen solche Geheimnisse zugänglich würden, diese in die Öffentlichkeit bringen. Gegen sie könne man überhaupt nicht vorgehen. Die Beamten würden meistens auch ohne derartige kriminelle Vorschriften das Amtsgeheimnis zu wahren wissen. Leutheußer (Thüringen) hält bezüglich der Beamten eine Verschärfung der bestehenden Vorschriften nicht für erforderlich. Erwünscht sei es allerdings, daß man gegen Schöffen und Leute, die ein Ehrenamt ähnlicher Art bekleideten, bei Verletzung des

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Amtsgeheimnisses vorgehen könne. Dazu genüge aber der Abs. 2 der Reichsratsfassung. Überflüssig sei dann die Beibehaltung der Bestimmung über das Antragserfordernis. Marquordt (Braunschweig) vertrat die Ansicht, daß man auf die Bestimmung, soweit sie sich auf Beamte beziehe, ruhig verzichten könne. Erforderlich sei sie allerdings, soweit die Verletzung eines Amtsgeheimnisses durch Schöffen usw. unter Strafe gestellt werde. Es sei seines Erachtens bedenklich, eine solche Sondervorschrift zu schaffen, weil ja auch jetzt schon gegen Beamte besonderer Art solche Sondervorschriften bestünden. Zusammenfassend erklärt Minister Hergt, daß offenbar eine große Anzahl der Beteiligten die Beschränkung der Bestimmung auf den Abs. 2 der jetzigen Fassung wünschten. Darüber, ob das Antragserfordernis bestehen bleiben solle, müsse er zunächst noch mit dem Reichskabinett Fühlung nehmen. Bei Punkt 8 der Tagesordnung (§ 156 a) schließt sich Huber (Preußen) den Ausführungen des Berichterstatters voll inhaltlich an. Beyerle (Württemberg) spricht sich für die Beibehaltung der Bestimmung aus. Derartige Fälle hätten in letzter Zeit nicht unerheblich zugenommen. Namentlich sei es eine gewisse Revolverpresse, gegen die ein Einschreiten, zu dem die vorliegende Bestimmung eine Handhabe biete, dringend erwünscht sei. Schwarz (Hessen) schließt sich den Ausführungen des württembergischen Justizministers an. Vermehren (Lübeck) ist ebenfalls für die Beibehaltung der Strafnorm; schon ihr Vorhandensein wirke abschreckend. Auch Brückner (Mecklenburg-Schwerin) ist für die Bestimmung. Hustaedt (Mecklenburg-Strelitz) hält die Bestimmung nicht für nötig, weil derjenige, der gegen den Staat und seine Einrichtungen mit Worten vorgehe, meist gegen bestimmte Persönlichkeiten ausfällig werde und dann wegen Beleidigung bestraft werden könne. Bünger (Sachsen) setzt sich nachhaltig für die Bestimmung ein, weil es sich meistens um Abgeordnete handle, die derartige Delikte begingen. Diese könnten aber infolge ihrer Immunität wegen Beleidigung nicht verfolgt werden. Marquordt (Braunschweig) und v. Finckh (Oldenburg) treten für die Bestimmung ein. Auch Minister Hergt ist für Beibehaltung der Bestimmung, weil sie im geltenden Strafgesetzbuch bereits vorhanden sei. Bei Punkt 9 der Tagesordnung (Beibehaltung und Ausgestaltung des 19. Abschnitts „Zweikampf' [§§ 245 ff.]) tritt Huber (Preußen) für die Streichung des ganzen Abschnittes ein. Der Zweikampf soll ausgerottet werden. Dies sei am ersten möglich, wenn man die besonderen jetzt noch geltenden Strafbestimmungen beseitige. Die Folge des preußischen Antrags wäre, daß die Bestimmungsmensuren, die nicht strafwürdig seien, auch wirklich straflos blieben. Die Herausforderung zum Zweikampf müsse auch weiterhin strafbar bleiben. Eine entsprechende Bestimmung wäre an anderer Stelle aufzunehmen. Der unblutige Zweikampf wäre nach der preußischen Regelung evtl. Mordversuch. Trunk (Baden) weist darauf hin, daß die badischen Anträge bereits schriftlich eingereicht seien. Er halte es für erforderlich, daß die Worte „unter lebensgefährdenden Bedingungen" gestrichen werden und daß ausdrücklich auch die Strafbarkeit der Schlägermensuren statuiert werde. Es sei nicht angängig, daß, wie das bisher der Fall sei, das Reichsgericht die Strafbarkeit der Schlägermensuren bejahe, daß sie aber tatsächlich in der Praxis nicht verfolgt würden. Eine Klärung sei hier unbedingt nötig. Er stelle jedoch keine derartigen Anträge, weil sie keine Aussicht auf Erfolg hätten. Er sei nicht für die Streichung des Abschnittes 19. Der Zweikampf sei tatsächlich ein Delikt besonderer Art. Er werde, wenn der 19. Abschnitt gestrichen werde, wohl in den meisten Fällen straffrei 72

werden. Man müsse allmählich davon abkommen, daß einzelne Schichten der Bevölkerung für sich besondere Rechte in Anspruch nehmen. Man müsse auch im Interesse des Staates dem Zweikampf entgegentreten, deshalb sei eine Änderung des § 245 nötig, die er bereits schriftlich näher erläutert habe. Nöldeke (Hamburg) tritt der Ansicht Preußens bei. Falls der Abschnitt überhaupt bestehen bleibe, sei es erwünscht, daß die Fassung der ersten Lesung als endgültiger Text gewählt werde. Beyerle (Württemberg) wünscht, daß klare Verhältnisse geschaffen werden und tritt insoweit der Ansicht des badischen Justizministers bei. Wenn man schon ein entsprechendes Gesetz schaffe, müsse es auch wirklich in der Praxis zur Anwendung kommen. Der Vorschlag Preußens sei nicht durchführbar, weil nach seiner Annahme überhaupt nur Pistolenduelle strafbar seien. Der Abschnitt 19 müsse bestehen bleiben. Die Auffassung, die in einzelnen Volkskreisen vorhanden sei, daß ein Duell den einzigen Ehrenschutz biete, müsse allmählich verschwinden. Der Zweikampf sei strafwürdig; die angemessene Strafe hierfür sei eine Gefängnisstrafe. Der badischen Auffassung, daß die Bestimmungsmensur, nicht dagegen die Kontrahagemensur straffrei bleiben soll, könne er nicht beitreten. Diese Auffassung sei zu eng, da ein Teil der Studenten zu dem Waffenspiel der Mensur überhaupt nur durch Kontrahage kommen könne. Minister Hergt stimmt dem bei. Gerade die Finkenschaft habe nur durch eine Kontrahage Gelegenheit, zu einer Mensur zu kommen. Sie würden durch die badische Regelung schlechter gestellt werden als die Verbindungsstudenten. Trunk (Baden) erklärt, das sei der badischen Regierung bei ihrem schriftlichen Vorschlag durchaus zum Bewußtsein gekommen. Man müsse aber klare Verhältnisse schaffen, und das sei nur durch die von ihm vorgeschlagene Regelung möglich. Auch die Finken müßten sich eben zu Verbänden zusammenschließen, um Gelegenheit zur Mensur zu bekommen. Zu der Frage führt weiter Schäfer (Preußen) aus, im Landtage hätten alle Parteien der von der preußischen Staatsregierung vorgeschlagenen Regelung zugestimmt. Übrigens sei diese Regelung von dem badischen Vorschlage gar nicht allzu verschieden, beide bezweckten die Beseitigung des Zweikampfes. Falls der 19. Abschnitt bestehen bliebe, würden im Reichstage voraussichtlich die Strafdrohungen verschärft. Hierdurch trete eine Erregung in studentischen Kreisen ein. Sie würden als Oppositionsgeist bei ihren Sitten und Gebräuchen beharren und, statt daß die Sitte des Zweikampfes allmählich einschlafe, würden ihr durch die gesetzliche Regelung nur wieder neue Kräfte zugeführt. Der einzige brauchbare Weg, um zu einer Beseitigung des Zweikampfes zu kommen, sei die Streichung des 19. Abschnitts. Die Folgen der Streichung dieses Abschnitts seien ganz andere als die, die der badische und württembergische Redner befürchteten. Auch nach der preußischen Regelung bleibe der Zweikampf in der Mehrzahl der Fälle strafbar, weil die Einwilligung zu der beim Duell eintretenden Körperverletzung der sittlichen Anschauung des Volkes nicht entspreche und deshalb von den Gerichten als unsittlich und unbeachtlich angesehen würde. Einen Unterschied würde die preußische Regelung gegenüber der badischen nur darin bringen, daß der unblutig verlaufene Zweikampf nach der preußischen Regelung straffrei bleibe. Trunk (Baden) bittet um Aufklärung darüber, ob nach preußischer Auffassung die Bestimmungen des § 248 evtl. an einer anderen Stelle des Gesetzes bestehenbleiben sollen. Schäfer (Preußen) bejaht das, indem er ausführt, daß man die §§ 247 und 248 evtl. bei der Ehrennötigung einstellen könne. Es sei auch zu erwägen, ob man nach Wegfall des 19. Abschnitts die Annahme einer Herausforderung auch weiterhin für strafbar erklären solle. Die Herausforderung selbst sei ein Delikt gegen die Staatsordnung. Leutheußer (Thüringen) hält die besonderen Bestimmungen des 19. Abschnitts deshalb für nötig, weil der Zweikampf noch nicht ausgestorben sei. Übrigens sei er nicht 73

die Tat einer besonderen Klasse, sondern nur eine besondere Art der strafbaren Handlungen. Zu prüfen sei noch, ob das Strafmaß nicht zu hoch sei. Er sei der Meinung, daß die Kontrahagemensur unbedingt den Bestimmungsmensuren gleichzustellen sei, weil eine andersartige Regelung eine völlig ungerechtfertigte Bevorzugung der Verbindungen darstelle. Schwarz (Hessen) führt aus, daß die Meinung der hessischen Regierung in der Frage der Bestrafung des Zweikampfes nicht einheitlich sei; jedoch sei es erwünscht, daß der Abschnitt 19 bestehen bleibe. Eine besondere Bestimmung müsse für die Fälle aufgenommen werden, in denen der Tod des einen Teiles von vornherein beabsichtigt sei. Hustaedt (Meckl.-Strelitz) hält die Bestimmung des § 245 in der Fassung der Reichstagsbeschlüsse für ausgezeichnet. Die Unterscheidung nach dem badischen Vorschlag in Bestimmungs- und Kontrahagemensuren sei durch nichts gerechtfertigt. Scharfe Bestimmungen gegen den Zweikampf hätten in den beteiligten Kreisen die entgegengesetzte Wirkung als die, die beabsichtigt sei. Bünger (Sachsen) ist ebenfalls der Ansicht, daß der Abschnitt 19 nicht gestrichen werden könne. Die Frage sei bei der preußischen Regelung, ob die Gerichte die Einwilligung zur Körperverletzung beim Zweikampf tatsächlich als unsittlich ansehen würden. Er vermöge dies nicht mit Bestimmtheit zu bejahen, wie es der preußische Vertreter getan habe. Es sei durchaus denkbar, daß die Gerichte zu einem anderen Ergebnis kämen, wenn der Aufforderung zum Zweikampf eine schwere Beleidigung des einen Teiles vorangegangen sei. Nicht richtig sei, daß durch die Bestimmungen des 19. Abschnitts in der Bevölkerung eine Scheidewand zwischen zwei Klassen aufgerichtet werde. Die Scheidung werde vielmehr dadurch herbeigeführt, daß gewisse Teile der Bevölkerung nur sich für satisfaktionsfähig hielten. Die Lösung, die der Reichsrat gefunden habe, erscheine ihm sehr gut. Minister Hergt führt zusammenfassend aus, daß man offenbar allseitig der Meinung sei, daß Bestimmungsmensuren straffrei bleiben sollten. Darüber, ob der 19. Abschnitt gestrichen werden solle, seien die Meinungen geteilt. Für die Streichung seien offenbar Preußen und Hamburg. Auch bezüglich des badischen Vorschlags seien die Meinungen offensichtlich geteilt. Evtl. könne man auf diesen Vorschlag zurückgreifen, weil er, soweit die bisher mögliche Prüfung es gestatte, ein Urteil abzugeben, offenbar eine gute Kompromißlösung darstelle. Bei Punkt 10 der Tagesordnung (§§ 255 ff.) schließt sich Huber (Preußen) den Ausführungen des Berichterstatters an. Bünger (Sachsen) bittet um Auskunft darüber, was im § 269 an Stelle der Worte „gegen Entgelt" eingesetzt werden soll. Minister Hergt erwidert, das sei noch nicht endgültig bestimmt. Gürtner (Bayern) spricht sich gegen den § 257 aus. Es soll geprüft werden, ob nicht die Bestimmung inhaltlich als § 267 a eingefügt werden könne. Dort könne der Gedanke des § 257 besser zum Ausdruck gebracht werden. Im § 269 sollte der objektive Gesichtspunkt mehr betont werden. Minister Hergt bittet, die Bestimmung über die Männerschändung überhaupt zu streichen, weil solche Dinge durch eine entsprechende Vorschrift im Volke erst richtig bekannt würden. Beyerle (Württemberg) hält die Beschlüsse des Reichsrats zu den §§257 und 259 für gut; dagegen könne der § 269 in der jetzigen Fassung nicht bestehen bleiben. Die Worte „gegen Entgelt" seien bei dem Wort „überlassen" einzufügen, evtl. könne auch das Schutzalter auf 14 Jahre herabgesetzt und der Begriff der Verführungsabsicht in die Bestimmungen hineingenommen werden. Man solle die Worte „überläßt oder verführt" streichen, da das „Anbieten" auch diese Tatbestände bereits umfasse. Bei § 273 sei eine 74

nochmalige Prüfung angezeigt, ob das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten nicht doch im Sinne der Wünsche der süddeutschen Staaten geändert werden könne. Minister Hergt erklärt das für unmöglich, nachdem das Gesetz erst jetzt vom Reichstag beschlossen sei. Beyerle (Württemberg) verkennt die Schwierigkeiten durchaus nicht, aber er halte dafür, daß die Regelung im Strafgesetzbuch durchaus ungenügend sei. Vielleicht sei doch eine Änderung deshalb möglich, weil das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten im Interesse der Verhütung solcher Krankheiten erlassen worden sei, während mit den Bestimmungen des Strafgesetzbuchs ganz andere Absichten verfolgt würden. Trunk (Baden) erklärt zu § 257, daß die Bestimmung, soweit sie den Schutz von Frauen bezwecke, ruhig bestehen bleiben könne, nicht aber als Schutzbestimmung für Männer. Hier genüge durchaus die Strafvorschrift gegen die Nötigung. In Bezug auf § 269 tritt er der württembergischen Auffassung bei; er wäre der Ansicht, daß statt „überreizen" „reizen" gesagt werden solle. Im § 273 sollten die Worte „mit Genehmigung der Behörde" stehen bleiben. Es wäre ja wohl keine Hoffnung vorhanden, daß der Reichstag seine Beschlüsse, wie sie bei der Beratung des Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten zum Ausdruck gekommen seien, jetzt wieder ändere. Das sei außerordentlich bedauerlich im Hinblick auf die Belange der Staaten und der Bevölkerungskreise, die von den süddeutschen Justizministern vertreten würden. Durch die jetzige Regelung besteht die Gefahr, daß die Sitten, die in den Städten üblich wären, sich allmählich auch auf das Land ausdehnen würden. In Karlsruhe z.B. sei man bisher keiner Belästigung ausgesetzt, wie das jetzt in Berlin der Fall sei, aber bei Inkrafttreten der Bestimmung des § 273 werde sich das wohl ändern, da die alternden Frauenspersonen voraussichtlich aus Berlin nach den kleineren Städten abwandern würden. Die Kasernierung, die in Berlin nicht durchführbar sei, sei in den Provinzstädten ein sehr gutes Mittel, um Ausschreitungen vorzubeugen. Dort, wo man in der Lage sei, der Unzucht entgegenzutreten, solle man nicht durch gesetzliche Bestimmungen der Verwaltungsbehörde die Waffen aus der Hand schlagen. Deshalb sollte in § 273 die Fassung der ersten Reichsratslesung beibehalten werden. Minister Hergt weist darauf hin, daß sich bei dieser Regelung die Wirtin eines Mädchens, die einen Studenten zum Liebhaber habe und von diesem ab und zu besucht werde, strafbar mache, nicht aber die Wirtin, die einer konzessionierten Dirne Unterkunft gewähre. Leutheußer (Thüringen) ist der Meinung, daß die Fassung des § 259 zu eng sei. Der Begriff des „Kindes" passe nicht für Töchterschülerinnen, Fortbildungsschülerinnen, die ebenfalls durch die Bestimmung geschützt werden müßten. Er schlage vor zu sagen: „Kinder unter Aufsichtsverhältnissen", wobei klargestellt werden müsse, daß die Jugendlichen bis zu 16 Jahren zu dieser Kategorie von Personen zählen. Huber (Preußen) wünscht, daß im § 269 Abs. 2 die Worte „gegen Entgelt" wieder eingefügt werden; eine Ausgestaltung der Bestimmung nach der subjektiven Seite sei unmöglich. v. Fittckb (Oldenburg) stimmt bezüglich des § 273 den Vorschlägen der Reichsregierung zu. §259 Abs. 2 sei undurchführbar wegen der Wohnungsverhältnisse, die bei einem großen Teil der Bevölkerung vorhanden seien. Dadurch könne unter Umständen auch der eheliche Verkehr strafbar werden. Unbedingt zu beseitigen sei das Wort „wissentlich". Der Abs. 2 des § 259 sei möglichst überhaupt zu streichen; man könne dann bei § 268 die Worte beifügen „oder vor einem Kinde". Dadurch würden Handlungen, die durchaus strafwürdig wären, bestraft werden, deren Strafbarkeit nach der

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jetzigen Regelung nicht gegeben sei. Er erinnere nur an den Fall, daß ein Lehrer in der Schule sich vor den Kindern entblöße. Bünger (Sachsen) stimmt im allgemeinen den Anträgen der Reichsregierung zu. Er schlägt nur für § 269 Abs. 2 eine andere Fassung vor und wünscht hier Streichung des Wortes „unzüchtig". Zusammenfassend erklärt Minister Hergt, daß im § 257 offenbar nach allgemeinem Wunsch die Männerschändung beseitigt werden soll. Bei § 259 Abs. 2 müsse er gegen den Vorschlag v. Finckh Bedenken äußern. Der thüringische Vorschlag wegen des Schutzes der älteren Kinder soll geprüft werden, evtl. könne § 265 ergänzt werden. Zu erwägen sei auch, ob man in § 259 Abs. 2 das Wort „absichtlich" einfügen solle. Der preußische Vorschlag, im § 269 die Worte „gegen Entgelt" aufzunehmen, sei wohl unbedenklich. Zu § 273 führt er aus, daß eine Änderung des Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten nicht möglich sei; man müsse deshalb insoweit den Entwurf wiederherstellen. Man könne vielleicht späterhin durch eine Novelle die Bestimmung wieder ändern. Es sei zu befürchten, daß der Abschnitt 21 im Reichstag mancherlei Änderungen erfahren werde, weil er zu detaillistisch gehalten sei. Bei Punkt 11 der Tagesordnung (Beibehaltung der Todesstrafe, § 29) äußert sich der Minister über das Verhältnis Österreichs zu dem Entwurf. Die Verhandlungen mit Österreich seien befriedigend. Ministerialdirektor Dr. Bumke würde am Schluß der Beratungen weitere Ausführungen machen. Nöldeke (Hamburg) spricht sich gegen die Todesstrafe aus, gegen die Hamburg auch im Plenum stimmen werde. Huber (Preußen) stimmt für die Todesstrafe. Auch im preußischen Landtag bestehe eine Mehrheit hierfür. Brückner (Meckl.-Schwerin), Vermehren (Lübeck) und Müller (Anhalt) sprechen gegen die Todesstrafe. Bünger (Sachsen) erklärt, daß die Stellung der sächsischen Regierung hierzu noch nicht endgültig bestimmt sei. Minister Hergt erklärt, man werde in der Begründung ausdrücklich erklären, daß man die Todesstrafe unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht entbehren könne. Zu Punkt 12 der Tagesordnung (Ersetzung der Sicherungsverwahrung durch die Verurteilung auf unbestimmte Zeit [§§ 42 Nr. 3, 45, 77]) führt Leutheußer (Thüringen) aus, daß diese Regelung eine schwere Belastung der Länder bedeute. Diese falle weg, wenn die Sicherungsverwahrung in den Strafanstalten erfolge. Dann sei sie aber überflüssig, weil sie dann das gleiche sei wie eine Strafe. Seiner Meinung nach sei deshalb das System der bedingten Verurteilung der jetzigen Regelung vorzuziehen. Minister Hergt erklärt, er könne den thüringischen Vorschlägen nicht zustimmen, weil eine Strafe nur für ein bestimmtes Delikt ausgesprochen werden solle, soweit den Täter eine Schuld trifft. Die Verwahrung eines Verbrechers erfolge dagegen im Interesse des Staates; das Gericht, das nur über die Schuld des Angeklagten entscheiden solle, habe damit nichts zu tun. Huber (Preußen) findet die thüringischen Vorschläge zwar für erwägenswert, hält aber die Regelung der Reichsregierung für besser. Nach seiner Meinung müsse aber auch die Sicherungsverwahrung schon im Interesse der Sicherheit der Allgemeinheit in Gefangenenanstalten vollzogen werden.

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Zu Punkt 13 der Tagesordnung (Ausgestaltung der Kindestötung zum Verbrechen [§ 225]) führt Gürtner (Bayern) zu dem bayerischen Antrag aus, wenn die von der Reichsregierung vorgeschlagene Regelung bleibe, so würden die Strafen für derartige Delikte weiterhin sinken. Das sei eine Minderbewertung des Menschenlebens, wie sie leider schon bei der Beurteilung der Abtreibung in weitem Umfange zutage trete. Beyerle (Württemberg) bittet ebenfalls, den § 225 zum Verbrechen auszugestalten. Das Strafgesetzbuch sei ein Katalog von Werturteilen, deshalb müsse die Kindestötung ein Verbrechen bleiben. v. Finckh (Oldenburg) tritt dem bei. Minister Hergt weist darauf hin, daß die Mutter, die ihre Kinder austrage, bei Annahme des bayerischen Vorschlags strenger bestraft würde als diejenige, die ihre Frucht abtreibe, obwohl die Tat beider die gleiche Beurteilung erfahren müsse. Vielleicht könne man den bayerischen Wünschen dadurch entgegenkommen, daß man in § 225 eine Mindesstrafe festsetze. Der Reichstag werde mit Bestimmtheit eine zu strenge Regelung in diesem Falle wieder beseitigen. Es sei unmöglich, im Reichstag eine Bestimmung zur Annahme zu bringen, nach der die Kindestötung ein Verbrechen darstelle. Nöldeke (Hamburg) tritt dem bei. Man müsse der Volksanschauung Rechnung tragen; diese komme bei den Urteilen der Schwurgerichte zum Ausdruck, bei denen in 90 % aller Fälle der Angeklagten mildernde Umstände zugebilligt würden. Trunk (Baden) tritt den Ausführungen Beyerles bei. Zum mindesten müsse eine Mindesstrafe festgelegt werden. Das sei allerdings wegen § 72 nur von bedingtem Wert. v. Finckh (Oldenburg) widerspricht den Ausführungen Nöldekes. Man müsse bedenken, daß bisher nur die uneheliche Mutter nach dieser Bestimmung bestraft werde; es sei zu überlegen, ob man nicht auch weiterhin zwischen ehelichen und unehelichen Müttern unterscheide. Minister Hergt führt aus, daß man in der Begründung vielleicht sagen könne, daß die Tötung eines Kindes durch die eheliche Mutter den Tatbestand des besonders schweren Falles erfülle. Marquordt (Braunschweig) spricht für den bayerischen Antrag, die Kindestötung als Verbrechen zu qualifizieren. Die bisherige Zuchthausstrafe sei allerdings zu hoch gewesen. Huber (Preußen) stimmt den Beschlüssen der ersten Reichsratslesung zu. Man solle nur noch eine Mindesstrafe in die Bestimmung einfügen. Hustaedt (Meckl.-Strelitz) tritt den Ausführungen Nöldekes bei. Müller (Anhalt) stimmt ebenfalls Nöldeke zu und bittet zu berücksichtigen, daß die Psyche der Frau bei der Geburt ganz außerordentlichen Einflüssen unterworfen sei. Zu Punkt 14 der Tagesordnung (.Ausdehnung des § 240 auf die Fälle, in denen Kinder, Jugendliche oder wegen Gebrechlichkeit oder Krankheit Wehrlose infolge gewissenloser Vernachlässigung der Pflege körperlich oder geistig verwahrlosen) begründet Gürtner den bayerischen Antrag damit, daß sich in letzter Zeit eine Reihe solcher Fälle ereignet hätte, die eine Änderung der Bestimmungen nach dem bayerischen Antrag erforderten. Schäfer (Preußen) hält den bayerischen Vorschlag nicht für durchführbar und für zu unbestimmt. § 234 umfasse schon einen großen Teil der Fälle, die durch den bayerischen Antrag getroffen werden sollen. Immerhin könne die Reichsregierung erwägen, ob gesetzgeberische Maßnahmen in Richtung des bayerischen Wunsches erforderlich und durchführbar seien. Minister Hergt sagt das zu. 77

Bei Punkt 15 der Tagesordnung (Ausgestaltung des Ehrenschutzes; Feststellungsklage; Wahrnehmung berechtigter Interessen [§§ 285 ff.])

bittet Minister Hergt jetzt nicht auf die Frage der Feststellungsklage einzugehen, weil die endgültige Beratung innerhalb des Amts noch nicht abgeschlossen sei und er deshalb nicht in der Lage wäre, schon jetzt mit festumrissenen Vorschlägen hervorzutreten. Trunk (Baden) erklärt, es wäre recht erwünscht gewesen, wenn schon jetzt über die Feststellungsklage hätte gesprochen werden können, damit sich die Referenten der Landesjustizverwaltungen ein Bild hätten machen können, wie die Regelung von der Reichsregierung gedacht sei. Minister Hergt erklärte abschließend, die Entwicklung der Dinge in Österreich stünde günstig. Zwar würden in kurzer Zeit in Österreich Wahlen stattfinden, deren Ergebnis man natürlich nicht voraussehen könne, aber er glaube sagen zu können, daß jede Regierung, wie sie auch immer zusammengesetzt sei, der Rechtsangleichung an das deutsche Recht ihre Aufmerksamkeit zuwenden und derartige Bestrebungen möglichst fördern werde. Natürlich werde das Strafgesetzbuch von Österreich nicht wörtlich übernommen werden können, sondern es würden Einzelheiten geändert werden, z.B. werde Österreich an die Stelle der Todesstrafe lebenslanges Zuchthaus treten lassen. Übrigens begrüße auch das Auswärtige Amt die Bestrebungen aufs wärmste. Ministerialdirektor Dr. Butnke erklärte, der Entwurf, der mit Österreich vereinbart worden sei, habe im Reichsrat nicht unwesentliche Änderungen erfahren. Hierdurch sei in Österreich eine etwas unfreundliche Stimmung entstanden. Er habe in Wien die Angelegenheit persönlich mündlich mit Vizekanzler Dinghofer besprochen, dem es erwünscht wäre, wenn möglichst zu dem Kompromißentwurf zurückgekehrt werde, hauptsächlich deshalb, um im österreichischen Parlament darauf hinweisen zu können, daß es sich um eine gemeinschaftliche Arbeit und nicht um einen von Deutschland hervorragend bestimmten Entwurf handle. Auf zwei Punkte lege Österreich besonders Wert, daß einmal in § 19 b statt „das Ungesetzliche" „das Unrecht" gesagt werde. Unklar sei hierbei allerdings, ob der Begriff des Unrechts alsdann im Gegensatz zum Begriff des Rechts stehen soll oder ob es auch das Unmoralische mit umfassen soll. Seiner Meinung nach sei hier ein Entgegenkommen sehr wohl möglich. Dann wünsche Österreich, daß in die Definition des Diebstahls die Bereicherungsabsicht wiederum aufgenommen werde. Die Erweiterung, die die Bestimmung im Reichsrat erfahren habe, sei für Österreich aus parlamentarischen Gründen nicht tragbar. Eventuell könne alsdann § 304 erweitert werden, um die Lücke zu schließen, die durch die gewünschte Änderung entstehe; dabei könne man in § 304 das Strafmaß erhöhen und eine Bestimmung über besonders schwere Fälle einfügen. Minister Hergt dankte abschließend den Herren für ihre Mitarbeit bei der Beratung.

Teilnehmerliste Preußen: Bayern:

Ministerialdirektor Huber, Ministerialrat Schäfer Minister Gürtner, Staatsrat Ritter von Nüßlein, Ministerial-

Sachsen: Württemberg:

Minister Bänger, Ministerialrat Dr. Rauschenbach Minister Beyerle, Staatsrat Dr. Bosler, Ministerialrat Heintzeler Baden: Staatspräsident Dr. Trunk, Generalstaatsanwalt Dr. Hafner Minister Dr. Leutheußer, Oberregierungsrat Dr. Frede Ministerialdirektor Dr. Schwarz, Oberjustizrat Dr. Malzan Senator Dr. Nöldeke, Generalstaatsanwalt Dr. Lang

Thüringen: Hessen: Hamburg:

rat Dr. Dürr

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Meckl.-Schwerin: Oldenburg: Braunschweig: Anhalt: Bremen: Lippe-Detmold: Lübeck: Meckl.-Strelitz: Schaumburg-Lippe: Reichsjustizministerium:

Gesandter Dr. Tischbein, Ministerialdirektor Brückner, Ministerialrat Dr.Josephi Ministerpräsident v. Finckh, Ministerialrat Dr. Christians Minister Marquordt, Generalstaatsanwalt Holland Minister Müller, Ministerialrat Geheimer Regierungsrat Müller Staatsrat Dr. Fricke Senator Dr. Vermehren, Oberstaatsanwalt Dr. Lienau Staatsminister Dr. Hustaedt, Ministerialrat Dr. Pagel Staatsrat Steinbrecher Herr Minister, Staatssekretär Dr. Joël, Ministerialdirektor Dr. Bumke, Geheimer Regierungsrat Ministerialrat Dr. Schäfer, Kammergerichtsrat Koffka, Regierungsrat Wagner, Amtsgerichtsrat Wille, Landgerichtsrat Ehardt, Staatsanwalt Happ, Oberreichsanwalt i.R. Dr. Ebermayer, Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mannsfeld

V. Niederschrift über die Beratungen vom 28. bis 30.3. und 5.4.1927 (2. Lesung) Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden, der Wahl eines Unterausschusses zur Besprechung einzelner, strittiger Fragen des Entwurfs, dem außer den Referenten des Reichsjustizministeriums die beiden Berichterstatter, Min.Rat Dürr (Bayern), Generalstaatsanwalt Hafner (Baden), Min.Rat Christians (Oldenburg) angehören sollen, der Beschlußfassung über den weiteren Gang der Beratungen den Zeitpunkt der Plenarsitzung des Reichsrats (5. April 1927) wurde in die Sachberatung eingetreten. (Die Zitierung erfolgt nach der alten Fassung.) (M. = Oberlandesgerichtspräsident Mannsfeld, Sch. = Min.Rat Schäfer, Preußen). § 5. M. schlägt in Verfolg des Antrags b) Oldenburgs vor, zu sagen: „Verbrechen der Geldfälschung, Verbrechen des Frauen- und Kinderhandels"; angenommen. - Bezüglich des Antrags a) Old. ist er der Meinung, daß es genüge, dies in der Begründung zum Ausdruck zu bringen. - Dem Antrag Badens tritt er unter Bezugnahme auf die Ausführungen des Generalstaatsanwalts Hansen in der 1. Lesung entgegen; auch der Vorsitzende und Ebermayer, letzterer auf Grund der in der Praxis gemachten Erfahrungen, sprechen sich gegen den badischen Antrag aus. Es stelle eine Unbilligkeit dar, Ausländer nicht zu bestrafen, und führe in der Praxis zu Schwierigkeiten; der badische Antrag wird abgelehnt. § 6. M. ist der Meinung, der württembergische Antrag gehe zu weit, das Ausland werde eine gleiche Bestimmung treffen und hieraus würden für deutsche Staatsangehörige Nachteile erwachsen. - Heintzeler begründet den württembergischen Antrag mit denselben Ausführungen, wie sie bereits im Antrag Nr. 14 schriftlich niedergelegt sind; der württembergische Antrag wird gegen Württemberg und Bayern abgelehnt. §11 Nr. 3. M. berichtet über den Antrag der Reichsregierung Ziffer 1 (Reichsbahnund Reichsbankbeamte), dem nicht widersprochen worden sei. Auch gegen Ziffer 2 des Antrags bestünden keine grundsätzlichen Einwendungen. Die Bedenken Badens, Württembergs und Hessens seien wohl nicht durchschlagend. Eine Änderung der Bestimmung sei nicht erwünscht; wenn Amtsträger von Religionsgesellschaften nebenamtlich 79

staatliche Funktionen ausübten, so seien sie eben Amtsträger im Sinne des Gesetzes. Der Vorsitzende ist bezüglich der Anträge Badens, Hessens und Württembergs zu § 140 a der Meinung, daß man folgende Fragen scharf voneinander zu scheiden habe: 1. Sollen die Funktionäre der Religionsgesellschaften überhaupt den staatlichen Amtsträgern gleichgestellt werden? - 2. In welchen Richtungen soll die Gleichstellung erfolgen? Sind die Anderungsvorschläge der genannten drei Länder annehmbar? Geh. Rat Paul vom Preußischen Kultusministerium wendet sich gegen die Begründung, wie sie auf Seite 4 und 5 des Antrags Nr. 56 von der Reichsregierung gegeben worden ist. Er wünsche vor allem die Streichung der Ausführungen über die Stellung der Religionsgesellschaften nach der Reichsverfassung. Man dürfe nicht schlechthin davon ausgehen, daß die Ämter der Religionsgesellschaften keine öffentlichen Ämter seien. Sie seien es vielmehr nach dem allgemeinen Sprachgebrauch. Sonst müßte man bezüglich der Religionsgesellschaften einen besonderen Sprachgebrauch schaffen. - Dürr äußert im Auftrage des Bayerischen Unterrichtsministeriums die gleichen Bedenken; es soll in der Begründung gesagt werden, die Ämter der Religionsgesellschaften seien grundsätzlich öffentliche Ämter; wegen der Eigenart der Religionsgesellschaften und wegen der Bestimmungen der Reichsverfassung seien aber nicht alle Vorschriften des Strafgesetzbuchs auf die Amtsträger der Religionsgesellschaften anwendbar. - Der Vorsitzende erklärt, der Entwurf wolle in seinen Bestimmungen lediglich zum Ausdruck bringen, wie die Dinge vom Standpunkt des Strafrechts aus anzusehen seien. Die beanstandete Stelle der Begründung solle nochmals geprüft werden. Sch. ist der Ansicht, daß manche Vorschriften, die jetzt aufgenommen werden sollen, dann überflüssig seien, wenn man die Amtsträger der Religionsgesellschaften als Amtsträger im Sinne des Gesetzes auffasse. Dürr erklärt, daß dieser Ansicht unbedingt zugestimmt werden müsse; die besonderen Vorschriften des Entwurfs bezögen sich nur auf sie als rein kirchliche Behörden. Hafner führt aus, die Stellung der kirchlichen Behörden sei im Steuerrecht ebenfalls nicht klar, es sollte gesagt werden, daß hier, da es sich um ein delegiertes Recht handle, die kirchl. Amtsträger als staatliche Amtsträger handelten. Der Vorsitzende ist der Meinung, daß es sich hier nicht um ein delegiertes Recht handle, sondern daß den kirchlichen Behörden das Recht zur Steuererhebung vom Staate bloß eingeräumt sei. - Paul (Preußen) erklärt, das Recht sei delegiert, das werde auch in der Literatur nicht bestritten. - Christians wünscht Auskunft darüber, ob auch die Amtsträger anderer öffentlicher Körperschaften unter den Begriff des Amtsträgers fallen. - Der Vorsitzende äußert sich dahin, daß dies dann der Fall sei, wenn diese Amtsträger unmittelbar staatliche Funktionen ausübten. - Christians ist der Meinung, daß die Religionsgesellschaften schon im Hinblick auf den Artikel 137 der Reichsverfassung nicht besser behandelt werden dürften, als andere öffentliche Körperschaften. - Sch. erklärt, er halte es für erwünscht, daß in der Begründung ausdrücklich gesagt werde, daß die Funktionäre der Religionsgesellschaften insoweit öffentliche Amtsträger seien, als sie unmittelbar staatliche Funktionen ausübten. Darüber hinaus würden ihnen aber durch diese Bestimmungen noch gewisse besondere Stellungen zugedacht. Dem stehe Artikel 137 der Reichsverfassung nicht entgegen. Sch. trägt den Antrag Preußens zu §§ 41 a f f . vor (Antrag Nr. 64 Ziffer 2). - Der Vorsitzende erklärt eine solche Ergänzung für überflüssig, insbesondere nach dem bisher über die staatlichen Funktionen kirchlicher Amtsträger Ausgeführten. Über kirchl. Steuern und Kirchenvermögen könne vom Staat einseitig überhaupt nichts gesagt und bestimmt werden. - Sch. betrachtet den eben gestellten Antrag dann als erledigt, wenn seinen Wünschen hinsichtlich der Ausführungen in der Begründung über die Stellung der Funktionäre der Religionsgesellschaften in dem von ihm oben ausgeführten Sinne stattgegeben wird, wobei die Frage der Besteuerung offen bleiben könne. - Der Vorsitzende sagt das zu; damit ist der preußische Antrag erledigt. - Dürr meint, in der Be80

gründung solle der Ausdruck „Funktionäre" nicht gebraucht werden. In Bayern unterscheide man „Religionsgesellschaften, Kultusgemeinden, Kultusverbände"; es solle klar gesagt werden, daß alle diese Körperschaften unter die Bestimmungen des Gesetzes fielen; dagegen solle die katholische Kirche nicht ausdrücklich erwähnt werden. - Hafner trägt die badischen Bedenken gegen den Ausdruck „Amtsträger der Religionsgesellschaften" vor, und schlägt vor, zu sagen: „Träger eines Amtes einer Religionsgesellschaft". Eine gleiche Änderung sei auch bei den §§ 128, 128 a und 128 b vorzunehmen (vgl. Antrag 62 Nr. 3). - Der Vorsitzende stimmt dem zu. - Der Antrag Badens wird abgelehnt. Dürr ist für die Beibehaltung des Wortes „Amtsträger". Die Frage wird dem Unterausschuß zur weiteren Behandlung überwiesen. Dürr (Bayern) wünscht, daß auch § 138 auf die kirchlichen Amtsträger Anwendung finden solle. Der Vorsitzende hat dagegen Bedenken; vor allem sei es unerwünscht, daß der weltliche Richter zu prüfen habe, ob jemand eine kirchliche Funktion kraft öffentlichen Amtes ausgeführt habe, z.B. eine Nottaufe, eine Beerdigung; das sei ein Internum der Kirche. - Sch. ist der Ansicht, daß, wenn man den § 135 aufnehme, man damit zum Ausdruck bringe, daß die Steuerbefugnis nicht von vornherein unter die öffentlichrechtlichen Befugnisse der kirchlichen Behörden falle. - Paul hält die Aufnahme des § 1 3 8 für unbedenklich; er überzeugt sich aber nach nochmaligem Widerspruch des Vorsitzenden von der Richtigkeit des von dem Vorsitzenden zuerst Ausgeführten. Die Bedenken seien namentlich dann vorhanden, wenn ein niederer Geistlicher das Amt eines höheren sich anmaße. Auch er falle dann unter diese Bestimmung. - Dürr führt hierzu aus, die Meinung Pauls sei nicht richtig. Die Bestimmung könne nur von einem Nichtgeistlichen verletzt werden. Der Antrag Bayerns auf Aufnahme des § 138 in den § 140 a wird gegen Bayern abgelehnt. - M. ist der Meinung, daß der hessische Antrag bereits erledigt sei. - Sch. (Reich) widerspricht. - Dürr stimmt dem zu. Er wünscht eine Ergänzung dahin, daß kirchliche Urkunden und Beglaubigungszeichen öffentliche Urkunden seien (§11, §§ 188 ff.). - Sch. (Reich) widerspricht dem, weil eine derartige Ergänzung den in der Debatte zum Ausdruck gebrachten Grundsätzen widerspreche. - Auch Paul hält eine derartige Ergänzung nicht für erforderlich. - Christians weist darauf hin, daß durch eine solche Bestimmung evtl. die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes in Frage gestellt werde. - Der hessischen Anregung wird nicht stattgegeben. Der Antrag der Reichsregierung zu § 140 a wird angenommen, wobei sich Hessen der Stimme enthält. § 1SS a. Heintzeler wendet sich gegen die Erwähnung des § 155 in § 155 a, Hafner stimmt dem zu und wünscht auch Streichung des § 154 in der Bestimmung. § 155 a wird in der Fassung des Antrags der RReg. mit 10:3 Stimmen angenommen. § 244. Nöldeke wünscht, daß der Satz 2 des Abs. 2 zu Abs. 3 werde. - Angenommen. - Die Prüfung der Fassung der Best, wie auch derjenigen von § 155 a wird der kleinen Kommission überwiesen. Im übrigen werden die Anträge der RReg. angenommen. §11 Ziffer 7. M. schlägt im Anschluß an den bad. Antrag vor, statt „Angehörige" zu sagen „gegen einen Andern." - Angenommen. - Sch. (Reich) hat dagegen Bedenken und bittet zu sagen „gegen einen nahestehenden Andern." - Kadeika bittet, es bei der Fassung „gegen einen Andern" oder „gegen einen Angehörigen" zu belassen, weil der Begriff „Drohung" ohne weiteren Zusatz in Österreich als „Drohung gegen den Genötigten" ausgelegt werde. - Ms. Vorschlag wird erneut zugestimmt. §10 Nr. 10. M. widerspricht dem Antrag Badens. - Hafner erklärt, der Antrag habe nur den Zweck, das Wort „bezügliche" zu vermeiden, das wie das Wort „betreffend" ausgerottet werden solle. Man solle deshalb prüfen, ob hier eine andere Fassung gewählt werden könne. - Zugesagt.-

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§10 Nr. 11. M. hält den bad. Antrag für überflüssig. - Hafner ist zufrieden, wenn eine entspr. Bemerkung in die Begründung aufgenommen werde. - Zugesagt. $ 12. Der Antrag Old. zu Abs. 3 wird angenommen. $ 14 ($S IS, 19 b). M. begründet den Antrag der RReg. - Nöldeke stellt den Antrag zu sagen „das Rechtswidrige." - Meck.-Schwer. stellt den Antrag Nr. 58 Ziffer II 1. — Sch. führt aus, der Begriff „das Unrecht" sei bei uns in Deutschland nicht völlig einwandfrei bestimmt; falls das Unmoralische nicht mitumfaßt werden solle, womit auch Österreich einverstanden sei, sei es besser zu sagen „das Unrechtsmäßige." - Lang (Hamburg) hat gegen diesen Ausdruck keine Bedenken, falls er in der Begründung genau erläutert werde. - Kadeöka: Es sei von Österreich nie die Ansicht vertreten worden, daß „das Unrecht" auch das Unmoralische mitumfasse; falls der Begriff in Deutschland dahin mißverstanden werden könne, sei man in Österreich auch mit dem Begriff „das Unrechtmäßige" einverstanden. - Einstimmig angenommen. $16. Der Antrag Badens wird zurückgezogen. S 18. Old. wünscht für Abs. 2 und 3 eine andere Fassung. - M . wendet sich dagegen, will aber statt „den Täter" „ihn" sagen. Der Antrag wird der Kommission überwiesen. 5 19 a. M. wendet sich gegen die Old. Anträge 59, Ziff. 6 und 7, will aber statt „den Täter" „ihn" sagen. - v. Nüsslein und der hess. Vertr. halten die Fassung „den Täter" für besser. - Die Anträge werden der kleinen Komm, überwiesen. - Der bay. Antrag zu S§ 18,19 a (Begründung) wird angenommen. S 19 b. Der Antrag Bayerns (Begr.) wird zurückgezogen, nachdem Lang (Hamb.) dem Antrag widersprochen hat. - Der Antrag Meck.-Schwerins wird nach Widerspruch Ms. abgelehnt. S 21. Im Anschluß an den Antrag Bay. schlägt M. vor, statt „Grenzen der Abwehr" zu sagen „Grenzen der Notwehr". - Angenommen. S 24. M. widerspricht dem Antrag Badens (Antrag 62 Ziffer 8). - Der Vors. bemerkt hierzu, man sei sich lange Zeit im Zweifel darüber gewesen, ob man die Strafbarkeit der Vorbereitung generell oder speziell regeln solle; man habe sich schließlich für die spezielle Regelung entschieden und er halte es für bedenklich, im jetzigen Stadium nochmals eine Änderung eintreten zu lassen. Die generelle Regelung sei auch politisch bedenklich, weil eine solche viel mehr in den Vordergrund treten würde. Hafner bittet, das Problem nochmals prüfen zu wollen; die jetzige Regelung bringe bei den einzelnen Delikten verschiedene Strafmaße; das sei unerwünscht; die politischen Schwierigkeiten seien s.E. nicht besonders groß. - Sch. teilt grundsätzlich diese Ansicht, hält aber eine Änderung jetzt nicht mehr für möglich. - Der bad. Antrag wird abgelehnt. - Der bay. Antrag, statt „solange" „wenn" zu sagen, wird nach Widerspruch Ms. und des Vors. zurückgezogen. S 24 a. Der Antrag Old. wird angenommen. S 29. Für den Antrag Hamburgs auf Abschaffung der Todesstrafe stimmen Hamburg, Lübeck, Mecklenburg, Hessen; ihnen wird sich im Plenum voraussichtlich noch Anhalt anschließen. S 30. Der Antrag Preußens (Einschließung) wird zurückgestellt bis zum Schluß der Sitzung. Eine informatorische Abstimmung ergibt, daß außer Preußen für die Beseitigung der Einschließung Württemberg ist, falls die Fassung des § 72 bleibt; daß für die Beibehaltung der Einschließung sind: Bayern und Sachsen; Baden; dafür falls der bremische Antrag (A.66 Z.2) angenommen wird, dagegen für den preußischen Antrag, falls die Bestimmung des § 71 unverändert bleibt. Es sind demnach unbedingt für die Beseitigung der Einschließung: Preußen, Hamburg, Mecklenburg; unbedingt für die Beibehaltung: Sachsen, Braunschweig, Bremen, Lübeck, Oldenburg, Hessen, Bayern; bedingt für Beibehaltung: Württemberg und Baden

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bei Änderung des § 71, desgleichen Thüringen, wenn die Fassung des § 71 in dem urspr. Entwurf wiederhergestellt wird. Den Ausdehnungsvorschlägen der RReg. zu § 71 werden zustimmen: Baden, Bayern, Hessen, Oldenburg, Lübeck, Braunschweig, Thüringen, Sachsen, Württemberg. Weitere Ausdehnung wünschen und finden erträglich: Baden, Oldenburg, Württemberg, Bremen, Braunschweig, Sachsen. Sch. ist nicht in der Lage, eine Erklärung darüber abzugeben, wie sich die preuß. Regierung in dem Falle verhalten wird, daß dem preuß. Antrag auf Streichung der Einschließung nicht stattgegeben wird. Es sei unerträglich, daß neben der Strafe der Einschließung es möglich sei, im Strafvollzug noch weitere Milderungen der einzelnen Strafen eintreten zu lassen. Deshalb werde Preußen evtl. einer Erweiterung der Best, zustimmen. - Der Vors. macht Ausführungen über die Frage der Einschließung; die Parteien würden auf eine besondere Strafe für Personen, die ein nicht unehrenhaftes Delikt begehen, nicht verzichten wollen. Eine Einigung in dieser Frage sei dringend erwünscht. - Sch. legt die Gründe auseinander, welche die preuß. Regierung zu ihrer Haltung bestimmen und die sich bereits in den preuß. Anträgen schriftlich niedergelegt finden. Es sei z.Zt. nur ein monatlicher Bestand von 11 bis 17 Festungshaftgefangenen vorhanden. - Nöldeke stimmt den Ausführungen zu. - Der bad. und der bay. Vertreter machen dieselben Ausführungen wie in der ersten Lesung. Der Vors. hält es nicht für angebracht, daß man, wie das Preußen wünsche, im Strafvollzug regle, inwieweit den einzelnen Gefangenen Erleichterungen zugute kommen sollen, das gehöre von den Gerichten, nicht von den Verwaltungsbehörden bestimmt; die preuß. Regelung bedeute ein unerwünschtes Zurückweichen der Justiz vor der Verwaltung. - Christians und M. stimmen dem bei. - Hafner bittet um Feststellung, welche Länder die Regelung 1. entsprechend dem Bremer Vorschlag, 2. generell wünschen: Für Regelung Ziffer 2 sind: Württ., Baden - Preußen vermag sich nicht zu erklären. - Sch. ist der Ansicht, daß es unmöglich sei, den § 12 der Grundsätze wieder zu beseitigen; wenn die Einschließung bleibe, werde alsdann ein völlig undurchsichtiges System des Strafvollzugs entstehen. § 33. Der Antrag Old. wird der Komm, überwiesen. § 72. Sch. schlägt Annahme des Antrags der RReg. (A. 60 Z. 5) vor, jedoch mit der Änderung, daß gesagt werde „von höchstens drei Monaten". - Angenommen. - § 34 soll entsprechend ergänzt werden; es soll als neuer Abs. eingefügt werden: „In den Fällen des § 73 Satz 5 ist Ersatzfreiheitsstrafe die verwirkte Freiheitsstrafe." § 35. Kadeöka bittet, wegen der österr. Belange auch die Geldstrafe in die Bestimmung aufzunehmen. Abst.: Für den Antrag der RReg. sind 9, dagegen 7 Stimmen. §37. Gegen den old. Antrag hat Sch. keine Bedenken. - Hafner äußert Bedenken gegen die auf Anregung des Sprachvereins erfolgte Änderung; er wünscht die Wiedereinsetzung des Ausdrucks „öffentliches Interesse". - Angenommen. § 40. Der bay. Antrag (§ 66) wird zurückgestellt. - Dem bay. Antrag (Geldstrafe) tritt Sch. entgegen. - Der Begründung Dürrs zu dem Antrag (Geldstrafe) widerspricht Sch. (Reich) unter Hinweis auf das Strafvollzugsgesetz. - Der bay. Antrag wird gegen Württ. und Bay. abgelehnt. § 41. Der Antrag der RReg. wird mit bay. Zusatz angenommen. § 41 c. Die bay. und preuß. Anträge gelten als erledigt. § 41 d. Der Antrag der RReg. wird angenommen. § 41 e. Der Antrag Bad., Württ., Old. auf Streichung wird auf Widerspruch Ms. mit 9:7 Stimmen abgelehnt. § 41 f. Hessen, Baden und Württemberg stellen den Antrag, es bei den Beschlüssen der ersten Lesung zu belassen. - Sachsen wünscht, daß die Urteilsbekanntmachung in einzelnen Fällen zugelassen werde. Diesem Antrag schließen sich Hamburg und Preußen 83

an. - Dürr widerspricht dem sächsischen Antrag. - Schäfer (Reich) weist darauf hin, daß durch die von der Reichsregierung vorgeschlagene Fassung eine Vereinfachung der Gesetzgebung eintrete, da besondere Bestimmungen in den Nebengesetzen künftighin überflüssig seien. - Der sächsische Antrag wird mit 7 gegen 11 Stimmen abgelehnt; der badische Antrag wird gegen 3 Stimmen abgelehnt. - M. schlägt vor, statt „oder" „und" zu sagen. Angenommen. § 41 g. M. wünscht, daß in der Begründung gesagt werde, daß die Bestimmung keine erschöpfende Regelung der Frage d. Einziehung enthalte, und daß deshalb entsprechende Bestimmungen auch landesrechtlich getroffen werden können. - Zugesagt. § 41 h. Der Antrag Oldenburgs zu Abs. 3 wird der kleinen Kommission überwiesen. § 42. Sch. stimmt dem Antrag Badens auf Streichung der Ziffer 4 und dem Antrag Bayerns auf Umstellung der einzelnen Ziffern zu. - Sch. (Reich) wendet sich gegen den badischen Antrag. - Auch der Vorsitzende wendet sich gegen diesen Antrag; die Bestimmung schade nichts, mache jedoch einen sehr guten Eindruck. - Der badische Antrag wird abgelehnt, der bayerische angenommen. § 43. Preußen stellt den Antrag auf Streichung dieser Bestimmung, weil ein besonderes Verwahrungsgesetz erforderlich sei. Subsidiär stellt es, wie auch Oldenburg, den Antrag zu bestimmen, daß das Gericht die Unterbringung nicht anzuordnen, sondern zuzulassen habe. - Dürr spricht sich gegen diesen Antrag aus; der § 43 müsse unbedingt bleiben. Er fülle eine bisher sehr stark empfundene Lücke des Gesetzes aus. - Der Vorsitzende weist darauf hin, daß die Reichsregierung großen Wert darauf lege, daß die Vorschrift unverändert erhalten bleibe. Es müsse, und das liege in der ganzen Linie des Gesetzes, die Unterbringung vom Gericht unbedingt angeordnet werden; eine Zulassung genüge nicht. Könne das Gericht die Unterbringung nur zulassen, so sei die Bestimmung überhaupt überflüssig. - Auch Ebermayer setzt sich für die Vorschrift ein; man wisse nicht, was die Verwaltungsbehörden, wenn das Gericht die Unterbringung nur zulasse, tun werden; meistens geschehe dann wohl überhaupt nichts. - Sch. weist darauf hin, daß die von Preußen gewünschte Regelung auch im geltenden Recht bezüglich der Frage der Unterbringung in einem Arbeitshaus bestehe und nicht zu Mißständen geführt habe. Die Verwaltungsbehörde könne, wenn ihr der nötige Spielraum gelassen werde, bedeutend besser über den ihr zur Verfügung stehenden Platz disponieren. - Rauschenbach schließt sich dem preußischen Eventualantrag an. Ein gerichtliches Verfahren sei nicht geeignet zur Prüfung der Frage, ob jemand in ein Irrenhaus gehöre; bei der von der Reichsregierung gewünschten Regelung seien Fehlgriffe zu befürchten, die für die Rechtsprechung sehr abträglich sein würden. - Der Vorsitzende führt aus, die Psychiater wollten im allgemeinen diese Leute nicht in ihren Anstalten haben, weil ihre Behandlung meist schwierig sei; deshalb würden sie oft erklären, daß der Betreffende nicht ins Irrenhaus gehöre, oder sie würden ihn vorzeitig als geheilt entlassen. Dann begehe er meistens ein neues Verbrechen. Das alles werde vermieden, wenn das Gericht die bindende Anweisung zur Unterbringung geben könne. - In der Abstimmung stimmt nur Preußen für die Streichung der Bestimmung; für eine Änderung des Paragraphen nach dem preußischen Antrag stimmen: Preußen, Oldenburg, Sachsen, Württemberg. - Kadeöka weist darauf hin, daß es Pflicht des Gesetzgebers sei, die Gesellschaft vor verbrecherischen und geisteskranken Individuen zu schützen, und daß deshalb die preußische Regelung falsch sei. - Sch. ist der Meinung, daß die preußische Regelung besser sei, weil sonst die Gerichte immer wieder mit den einzelnen Fällen befaßt werden müßten. Auch Hafner tritt unter Anführung einzelner Fälle aus der Praxis für den Antrag der Reichsregierung ein, da sonst die Gefahr bestehe, daß die Leute aus den Anstalten vorzeitig entlassen würden. - Auch der thüringische Vertreter stimmt dem unter Anführung von Beispielen zu. - Sch. glaubt, daß sich derartige Fälle auch dann ereignen, wenn die Gerichte über die Unterbringung endgültig zu entscheiden hätten. - Kadeöka tritt dafür

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ein, daß auch solche Personen, von denen man schon im Ermittelungsverfahren erkannt habe, daß sie geisteskrank seien, und daß deshalb eine Verurteilung wegen der von ihnen begangenen Straftat nicht möglich sei, in einem besonderen gerichtlichen Verfahren in eine Irrenanstalt eingewiesen werden. - In der Abstimmung wird der Antrag Preußens auf Änderung der Bestimmung mit 12 gegen 7 Stimmen abgelehnt. - Auch der oldenburgische Antrag wird abgelehnt. - Sch. ersucht darum, in der Begründung zu sagen, daß „das Ablehnen der Eröffnung des Hauptverfahrens" die „Außerverfolgungsetzung des Täters" bedeute und daß dieser Ausdruck nur wegen des österreichischen Sprachgebrauchs gewählt worden sei. - Kadeöka weist nochmals darauf hin, daß es für Osterreich ganz besonders unerwünscht sei, wenn im § 43 lediglich die Möglichkeit der Zulassung durch das Gericht statuiert werde, weil die endgültige Unterbringung in der Anstalt alsdann Landessache wäre, und die Anordnung deshalb nicht sehr oft zur Durchführung kommen werde. - Der Vorsitzende weist darauf hin, daß die Reichsregierung, wenn ihrem Antrage in diesem Punkte nicht stattgegeben werde, evtl. genötigt sei, mit einer Doppelvorlage in den Reichstag zu gehen, bei der sie dann zu ihrem ursprünglichen Entwurf zurückkehren werde. § 44 a. Sch. ist der Ansicht, daß das im hessischen Antrag Gewünschte im Strafvollzugsgesetz zu regeln sei. - Der oldenburgische Antrag wird dem kleinen Ausschuß überwiesen. - Der württembergische Antrag wird zugunsten des badischen Antrags zurückgezogen. - Der badische Vertreter macht zur Begründung seines Antrags geltend, daß Minderjährige nicht ins Arbeitshaus gehören, da dort die Besserungsfähigen nur verdorben würden. - Das badische Antrag wird mit 15 Stimmen angenommen. 55 45, 47. Zur Begründung des preußischen Antrags weist Sch. darauf hin, daß im Landtag gegen die jetzige Fassung Bedenken geltend gemacht worden sind. Der § 77 müßte bei der schwerwiegenden Bedeutung, die er habe, durch schärfere Voraussetzungen eingeengt werden. - Der Vorsitzende tritt einer einengenden Fassung des § 77 entgegen. Vielleicht sei jedoch eine Änderung des § 45 möglich. Auch im Sinne der Reichsregierung liege es, wenn von der Möglichkeit der Sicherungsverwahrung nur vorsichtig Gebrauch gemacht werde, und sie sei deshalb bereit, den § 45 entsprechend den preußischen Wünschen zu ändern. - Sch. erklärt, daß sich Preußen auch mit einer derartigen Regelung wohl einverstanden erklären könne. - Der preußische Antrag zum § 77 wird abgelehnt. Ein entsprechender Antrag zu § 45 wird mit 9 gegen 8 Stimmen angenommen (Preußen, Oldenburg, Bremen, Sachsen, Lübeck). § 46. Der Antrag Bayerns zu Abs. 4 soll in der Begründung berücksichtigt werden; der weitere Antrag Bayerns gilt als erledigt. - Der Antrag Oldenburgs wird der kleinen Kommission überwiesen. - Zu dem Antrag Sachsens, daß die Mehrkosten, die durch diese Bestimmung den Ländern entständen, im Finanzausgleich berücksichtigt werden müßten, bemerkt der Vorsitzende, daß durch diese Regelung auch eine Verbilligung eintreten werde, die wohl größer sein werde als die neu entstehenden Kosten, und daß dann auch das im Finanzausgleich berücksichtigt werden müßte. Die für die Strafrechtspflege auszugebenden Summen wären in der letzten Zeit wohl überhaupt geringer geworden. - Der Vertreter des Preußischen Finanzministerium bemerkt hierzu, das sei nicht richtig; vor dem Kriege habe Preußen 19 Millionen, jetzt aber 30 Millionen für den Strafvollzug ausgegeben. - Hessen wünscht, daß in der Begründung zum Ausdruck gebracht werde, daß die Dauer der Unterbringung auch dann 2 Jahre nicht übersteigen dürfe, wenn sich der Verwahrte während dieser Zeit in zwei verschiedenen Anstalten befinde. - Sch. erklärt, daß eine derartige Erläuterung nicht erforderlich sei, weil ja die erstmalige Unterbringung in Sicherungsverwahrung den Zeitraum von 2 Jahren überhaupt nicht übersteigen dürfe. § 47 a. Dem badischen Antrag widerspricht Dürr. Er wird daraufhin der kleinen Kommission überwiesen. 85

§ 49. Der oldenburgische Antrag, dem Sch. widerspricht, wird abgelehnt. § 50. Der oldenburgische Antrag wird abgelehnt. § 53. Der preußische Antrag wird, nachdem der Vorschlag der Reichregierung mit 10 gegen 5 Stimmen abgelehnt ist, einstimmig angenommen. - Der Antrag Dürr, statt „kann" „hat" zu sagen, wird abgelehnt. - Der Antrag Oldenburgs auf Streichung des Abs. 2 wird angenommen. Auch in Abs. 3 soll eine entsprechende Streichung vorgenommen werden. 63 f f . Zu dem badisch-württembergischen Antrag auf Einführung der Real- und Idealkonkurrenz bemerkt Hafner, diese Unterscheidung sei dann unbedingt nötig, wenn der bayerische Antrag zum § 64 angenommen werde. - Sch. wendet sich gegen den bayerischen Antrag. - Dürr hält den Antrag vor allem deshalb für richtig, weil der gesunde Menschenverstand der Richter Mißgriffe verhindern werde. - Der bayerische Vorschlag wird abgelehnt. - Der badisch-württembergische Vorschlag wird gegen Baden, Hessen, Württemberg, Mecklenburg, Oldenburg und Braunschweig abgelehnt. Der bayerische Fassungsantrag zu § 64 Abs. 1 (Antrag Nr. 67 Ziffer b) wird angenommen. § 65. Der Antrag Oldenburgs wird der kleinen Kommission überwiesen. § 66. Der Antrag Bayerns und Oldenburgs wird angenommen, wobei die Fassung der Bestimmung vorbehalten bleibt. §67. Der Antrag Sachsens und Württembergs wird abgelehnt. § 68. Der bayerische Antrag wird abgelehnt. § 70. Der Antrag Bayerns und Oldenburgs, dem der Vorsitzende zustimmt, wird mit der Maßgabe angenommen, daß der Abs. 2 gestrichen wird. - Sch. (Reich) bittet um Äußerung darüber, ob der Widerruf nach Abs. 3 durch das Gericht oder die Strafvollstreckungsbehörde erfolgen solle. - Der Ansicht Kadeäkas, daß das nicht Sache der Strafvollstreckungsbehörde sei, wird beigetreten. § 74. Der Antrag Oldenburgs wird der kleinen Kommission überwiesen. § 75. Der bayerische Antrag wird zurückgenommen. - Der badische Antrag wird in der Fassung „für eine Bestrafung" angenommen. § 76. Der badische und oldenburgische Antrag wird angenommen. § 82. Dem oldenburgischen Antrag soll entsprochen werden. § 86. Die Prüfung der Frage, ob das Wort „anreizen" gestrichen werden soll, wird zurückgestellt. § 88. Der oldenburgische Antrag zu Satz 1 gilt als erledigt; der Antrag, statt „er" „der Täter" zu sagen, wird angenommen. - Die Fassung soll nochmals von der kleinen Kommission nachgeprüft werden. - Der württembergische Antrag auf Zulassung der Einziehung wird abgelehnt. § 93. Der oldenburgische Antrag wird zurückgenommen. § 94. Der badische Antrag wird mit 9 gegen 4 Stimmen abgelehnt. §97. Der oldenburgische Antrag wird der kleinen Kommission überwiesen. - Der bayerische Antrag wird von M. befürwortet und angenommen. 5 99 a. Der Vorsitzende führt aus, daß zu dem Antrag Preußens, die Bestimmung des § 8 Ziffer 1 des Republikschutzgesetzes in das Strafgesetzbuch aufzunehmen, von der Reichsreg. heute nicht Stellung genommen werden könne, weil eine Prüfung des erst vor wenigen Tagen eingegangenen Antrags noch nicht möglich gewesen sei. Auch bei Österreich beständen Bedenken wegen der Aufnahme einer solchen Bestimmung, weil Österreich ein Republikschutzgesetz nicht habe und auch nicht beabsichtige, ein solches zu erlassen; deshalb sei auch dort eine eingehende Prüfung der Frage nötig. Es bestehe, wenn der Antrag Preußens aufrechterhalten werde, die Gefahr, daß die Reform eine Verzögerung um mehrere Wochen erleide. - Sch. führt zu dem Antrag folgendes aus: Preußen möchte Klarheit darüber haben, wie die Länder zu den von Preußen ange86

schnittenen Fragen stünden; evtl. vorhandenen österreichischen Wünschen auf Nichtaufnahme einer solchen Bestimmung könnte dadurch Rechnung getragen werden, daß die Bestimmung nicht als besonderer Paragraph, sondern nur als besonderer Absatz eingefügt werde. Erforderlich sei in Deutschland eine solche Bestimmung im Strafgesetzbuch, da die republikanische Staatsform unbedingt durch eine gesetzliche Bestimmung geschützt werden müßte. Häufig würde die Staatsform in abstrakter Form beschimpft; gegen derartige Angriffe biete nur die von Preußen beantragte Bestimmung einen Schutz. Er sei der Meinung, daß sowohl dem Reichskabinett als auch den Landesregierungen genügend Zeit zur Prüfung der Frage bleibe, da man sich z.B. auch in Preußen innerhalb 48 Stunden schlüssig geworden sei. - Nöldeke stimmt den Ausführungen des preußischen Vertreters zu. Die Staatsform könne zum mindesten den gleichen Schutz beanspruchen wie die Religionsgesellschaften. Einige Bedenken habe er nur gegen die etwas zu allgemeine Fassung des § 163 a. - Auch der badische Vertreter steht nach seinen Erklärungen den preußischen Anträgen sympathisch gegenüber. Allerdings solle man die Reichsregierung in der Frage jetzt nicht drängen, sondern es genüge, wenn die Reichsregierung die Erklärung abgebe, daß sie die Frage prüfen wolle, und daß sie in einigen Wochen eine Nachtragsvorlage einreichen werde. - Kadedka führt aus, Österreich lehne die Bestimmung nicht von vornherein ab, aber auch dort sei zuerst eine Prüfung der Frage erforderlich. - Lübeck stimmt den Ausführungen des preußischen Vertreters zu, Mecklenburg-Schwerin denen das badischen Vertreters. - Der bayerische Vertreter ist der Ansicht, daß eine Besprechung der Frage jetzt nicht nötig sei, da das Republikschutzgesetz auf jeden Fall verlängert werden müßte. - Auch der thüringische Vertreter stimmt wie Hamburg dem preußischen Antrag Ziffer 1 zu, hat dagegen gegen den Antrag Ziffer 2 Bedenken. - Der württembergische und sächsische Vertreter stimmen dem badischen bei. 5 101. Die oldenburgische Anregung wird zusammen mit der zu § 100 der kleinen Kommission überwiesen. § 102. Bayern nimmt seinen Antrag zu Abs. 2 zurück. - Württemberg wünscht Einfügung der Worte „staatlich geprüften". - Der württembergische Vertreter führt hierzu aus, dieser Antrag entspreche einer Anregung des Kultusministeriums, weil beim Fehlen dieser Worte die Gefahr bestehe, daß die Bestimmung auch auf eine Unzahl von kleinen kirchlichen Korporationen ausgedehnt werde. - Der Vorsitzende hat gegen den württembergischen Antrag Bedenken, weil dadurch der Anschein erweckt werde, als ob man sich auf einer Hintertreppe Einfluß auf die Religionsgesellschaften verschaffen wolle. Der braunschweigische und hamburgische Vertreter sind der Ansicht, daß man derartige Wahlen und Abstimmungen überhaupt nicht schützen solle, weil die Trennung von Staat und Kirche in jeder Weise durchzuführen sei. - Der Antrag Badens, dem der Vorsitzende zustimmt, wird angenommen. § 103. Der Vorsitzende hat Bedenken gegen den preußischen Antrag, weil er Rückwirkung auf andere Paragraphen haben könne und weil man bei Annahme des preußischen Antrags der Meinung sein könne, es müssen mindestens zwei Personen genötigt worden sein. Es könne ja in der Begründung eine entsprechende Klarstellung vorgenommen werden. - Der Vertreter des Preußischen Ministeriums des Innern hält es für genügend, wenn in der Begründung eine entsprechende Bemerkung gemacht werde. Der Vorsitzende sagt das zu; der preußische Antrag wird hierauf zurückgezogen. - Der badische Antrag auf teilweise Streichung wird gegen 4 Stimmen abgelehnt. § 105 a. Der preußische Antrag wird von M. befürwortet, in der Abstimmung sind für diesen Antrag Preußen, Mecklenburg, Sachsen, Württemberg; Hamburg enthält sich. Der Antrag wird mit 7 gegen 9 Stimmen abgelehnt. §§ 116, 117. M. wendet sich gegen den württembergischen Antrag. - Der Vorsitzende erklärt, daß wegen dieses Antrags mit der Reichswehr nochmals verhandelt werden soll.

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- Kadeöka führt aus, daß Österreich diese Fassung nicht übernehmen könne, weil dort keine Kriegsgesetze vorhanden seien. - In der Abstimmung werden für den württembergischen Antrag (Beamte) 10 Ja- und 3 Neinstimmen, für den württembergischen Antrag (Kriegsgesetze) 5 Ja- und 13 Neinstimmen abgegeben. § 125. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 125 a. Der badische Antrag wird mit 5 gegen 11 Stimmen gegen Baden, Preußen und Württemberg abgelehnt. § 128 a. Der oldenburgische Antrag wird der kleinen Kommission überwiesen. § 128 b. Der bayerische Antrag wird der kleinen Kommission überwiesen. § 133. Die Beratung über die Bestimmung wird zurückgestellt. § 135. Der bayerische Antrag wird angenommen. - Die oldenburgische Anregung soll bei der Neufassung der Strafprozeßordnung berücksichtigt werden. § 136. Der oldenburgische Antrag wird abgelehnt. § 140 a. Die Anträge gelten als erledigt. § 153. Der bay. Antrag wird der kleinen Kommiss. überwiesen. 5 145. Der preuß. Antrag wird der kleinen Kommiss. überwiesen. § 159. Die Entscheidung darüber, ob die Fassung „anreizen", die der Reichsfinanzverwaltung erwünscht ist, bleiben soll, wird zurückgstellt. § 158. Der preuß. Vertreter wird zu Ziff. 3 einen Antrag, der mündlich vorgetragen wird, noch schriftlich überreichen; die Beratung wird bis zur Einreichung zurückgestellt. $ 161 a. Der oldenburgische Vertreter begründet den oldenburgischen Fassungsantrag, der der kleinen Kommission überwiesen wird. §§ 163, 163 a. M. hält den preuß. Antrag durch die gestrige Debatte für erledigt. Sch. widerspricht dem und bittet, den preußischen Antrag erneut zu erörtern. Dieser Antrag habe mit dem Republikschutzgesetz überhaupt nichts zu tun; eine Beratung sei deshalb durchaus möglich und zweckmäßig. - Kadeöka führt aus, daß in Osterreich eine solche Bestimmung nicht bestehe. Es müsse eine derartige Fassung gewählt werden, daß keine Zweifel bestehen, daß die Bestimmung nicht gegen geistliche Orden angewendet werden könne. - Sch. hält das für ausgeschlossen; die Bestimmung befinde sich bereits im geltenden Recht u. habe dort eine viel weitere Fassung; trotzdem habe aber nie ein Zweifel darüber bestanden, daß geistliche Orden nicht darunter fielen. - Dürr hat gegen die Bestimmung nichts einzuwenden, glaubt aber, daß ihr eine große praktische Bedeutung nicht zukomme. - Der Vorsitzende erklärt, die endgültige Entscheidung der RRegierung über den Antrag müsse einer Kabinettssitzung vorbehalten bleiben. - Eine vorläufige Abstimmung ergibt für den preußischen Antrag acht Ja- und zwei Neinstimmen. - Der Antrag auf Einfügung des Wortes „etwa" wird der kleinen Kommission überwiesen. § 163 a. Die Anregung Mecklenburgs, „vorsieht" statt „in Aussicht nimmt" zu sagen, wird abgelehnt. - Der Antrag Oldenburgs, die Absätze 3 des § 163 und des § 163 a zu streichen und zu einem § 163 b zusammenzufassen, wird abgelehnt. - Der Antrag Oldenburgs, in § 163 a Abs. 1 „Tötung" statt „Verbrechen gegen das Leben" zu sagen, wird abgelehnt. - Angenommen wird dagegen der Antrag Sch., im Abs. 4 statt „Tötungen" „Verbrechen gegen das Leben" zu sagen. - Der Antrag Oldenburgs, im Abs. 4 nach dem Worte „Verabredung" „oder ihrem Zweck" einzufügen, wird angenommen. 5 169. Der badische Antrag zu Abs. 2 wird angenommen. § 172. Gegen den Antrag der Reichsregierung, den Versuch unter Strafe zu stellen, wendet sich der sächsische Vertreter. - Der Antrag der Reichsregierung wird mit 11 Stimmen angenommen. § 176. Der badische Vertreter wünscht eine Klärung der Frage, ob für Zeugen usw., die vor der Staatsanwaltschaft oder der Polizei Aussagen machen, die Pflicht zu wahrheitsmäßiger Aussage statuiert werden soll. - Der Vorsitzende erklärt, es handle sich hier 88

um eine sehr schwierige Frage, deren abschließende Klärung jetzt nicht möglich sei, die Frage solle aber bei der Reform der Strafprozeßordnung ihre endgültige Regelung finden. - Auch Dürr ist der Ansicht, daß die Frage in der Strafprozeßordnung geregelt werden soll. Sch. hat dagegen Bedenken, weil dann wahrscheinlich auch das Strafgesetzbuch geändert werden müsse. Die Klärung der Frage wird bis zur Beratung der neuen Strafprozeßordnung zurückgestellt. § 179 a. Die Anregung Oldenburgs wird angenommen. § 180. Der Antrag Sachsens gilt als erledigt. § 180 a. Der badische Vertreter wünscht, daß statt „Rechtsverfahren" „Verfahren" gesagt werde. Man könne sich unter dem Ausdruck „Rechtsverfahren" nichts Bestimmtes denken; es sei fraglich, ob darunter auch ein Verwaltungsverfahren falle; er würde das bejahen; dann genüge aber durchaus der Ausdruck „Verfahren". - Sch. weist darauf hin, daß es sich um eine ähnliche Frage handle wie im § 126. - Der Vorsitzende widerspricht dem badischen Vorschlag, den er für zu weitgehend hält. Ein Rechtsverfahren sei ein Verfahren mit bestimmten Regeln, ein rechtlich geordnetes Verfahren. - Hafner erklärt es für erforderlich, daß in der Begründung genau geklärt werde, was unter einem Rechtsverfahren verstanden werden soll; das sei ein völlig neuer Begriff. - Kadecka führt hierzu aus, daß man mit dem Ausdruck „Rechtsverfahren" beabsichtige klarzustellen, daß z.B. ein Verfahren bei einer chemischen Untersuchungsanstalt nicht darunter falle. - Sch. ist der Ansicht, daß derartige Fälle auch dann nicht unter die Bestimmungen fielen, wenn man statt des Ausdrucks „Rechtsverfahren" den Ausdruck „Verfahren" wähle. - Es soll eine Nachprüfung durch die kleine Kommission erfolgen, die auch die Fassung des § 128 b hierbei berücksichtigen soll. § 182. Der Antrag Sch., als Abs. 3 anzufügen: „§ 24 Abs. 3 gilt entsprechend", wird angenommen. § 183. Auch hier soll eine Ergänzung wie bei § 182 vorgenommen werden. Die kleine Kommission wird beauftragt, nachzuprüfen, bei welchen Bestimmungen ein entsprechender Zusatz ebenfalls in Frage kommt. § 184. Der oldenburgische Antrag wird der kleinen Kommission überwiesen. § 185. Der oldenburgische Antrag zu Abs. 3 wird angenommen. § 186 a. Der oldenburgische Antrag wird bis zur Entscheidung über § 71 zurückgestellt. $ 187 a. Bayern und Hessen wünschen die Streichung der Worte „oder wer davon Gebrauch macht". Hessen wünscht auch eine Änderung der Überschrift und die Fassung der Bestimmung entsprechend dem § 128 Abs. 2. -Ehard macht Ausführungen darüber, daß § 188 a nicht alle in Betracht kommenden Fälle decke und daß es deshalb erforderlich sei, einen § 127 a zu schaffen. - Dürr widerspricht der Schaffung eines neuen Paragraphen und wünscht eine entsprechende Änderung des § 188 a. Der oldenburgische Vertreter stimmt Dürr zu. - Auch der Vorsitzende ist dieser Meinung und glaubt, daß durch § 188 a alle Fälle, bei denen es erforderlich sei, erfaßt würden; eventuell könnten in der Begründung entsprechende Ausführungen gemacht werden. - Sch. stimmt dem zu und wünscht, daß das Strafmaß des § 188 a dem des § 187 und § 188 angepaßt werde und daß im § 188 a auch die Urkunden Erwähnung finden. - Die Bestimmungen sollen entsprechend den preußischen Anträgen geändert werden. - Die kleine Kommission wird beauftragt, die Anregungen der einzelnen Länder nochmals eingehend nachzuprüfen. § 191 a. Der bayerische Antrag wird angenommen, der oldenburgische der kleinen Kommission überwiesen.

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§ 195. Der Vertreter Hamburgs ist der Meinung, daß die Frage, ob das Wort „anreizen" in das Gesetz aufgenommen werden soll, nur einheitlich für alle Bestimmungen geregelt werden könne. Entweder müsse es in sämtlichen Bestimmungen gestrichen werden oder bleiben. Fehle es bei einzelnen Tatbeständen, so schaffe das in der Praxis nur Verwirrung. - Der württembergische Vertreter schließt sich dem an. - M. ist der Ansicht, daß in der Begründung die nötigen Erläuterungen gegeben werden könnten. Der Vertreter des Reichsfinanzministeriums bittet dringend, den Begriff des Anreizens in der Bestimmung zu lassen, da bei der Steuersabotage immer nur ein verstecktes Anreizen in Frage komme und, wenn der Begriff in der gesetzlichen Bestimmung fehle, gegen derartige die Allgemeinheit schädigende Hetzer überhaupt nicht vorgegangen werden könne. - Der Vertreter des preuß. Finanzministeriums stimmt dem zu. - Kadeöka äußert sich im Sinne des hamburgischen Vertreters. - Der Vorsitzende bittet, den Wünschen des Finanzministeriums stattzugeben; die Aufnahme des Begriffs beim Hochverrat komme aus politischen Gründen nicht in Frage. - In der Abstimmung wird der Antrag mit 15 gegen 2 Stimmen angenommen. - Dürr wünscht zu wissen, ob auch die Steuern der Religionsgesellschaften unter die Gesetzesbestimmung fallen. Er wünscht, da das bejaht wird, daß in der Begründung eine entsprechende Erläuterung gegeben werde. § 200. Der bayerische Vorschlag wird der kleinen Kommission überwiesen. - Der badische Vorschlag wird angenommen. Der neue § 200 soll die Überschrift erhalten: „Zusammentreffen mit Zuwiderhandlungen gegen Steuergesetze". § 201. Der badische Antrag wird angenommen. § 206. Der bayerische Antrag wird angenommen. - Der württembergische und der oldenburgische Antrag zu § 206 und § 207 werden angenommen. § 214. Der bremische Antrag wird angenommen. §215. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. §217. Der bayerische Antrag wird angenommen. - Der badische Antrag zu Abs. 2 wird abgelehnt. § 218 a. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 225. Der württembergische und der hamburgische Antrag werden abgelehnt. § 226. Der oldenburgische und der badische Antrag werden abgelehnt. 5 228. Dürr begründet den bayerischen Antrag. - Der Vorsitzende führt dazu aus, die jetzt geltende Fassung der Bestimmung beruhe auf einem Versehen, eine Änderung sei unbedingt nötig. Alle Parteien im Reichstag seien der Ansicht, man dürfe in dieser Frage nicht zu streng vorgehen. Deshalb seien auch die Versuchsabstimmungen durchaus gerechtfertigt. - Sch. stimmt diesen Ausführungen zu. - Die bayerischen Anträge werden abgelehnt. § 227. Der oldenburgische Antrag und der Antrag Sch. auf Bezugnahme auf § 24 Abs. 3 werden angenommen. § 228 a. Der hamburgische Antrag wird abgelehnt, der oldenburgische angenommen. § 229. Der bayerische Antrag gilt als erledigt. - Zum badischen Antrag zu Abs. 2 führt Sch. (Reich) aus, diese Bestimmung sei bei der Beratung des Geschlechtskrankheitengesetzes vom Reichsrat aufgenommen worden. Gegen ihre Streichung bestünden jedoch keine Bedenken. - Der badische Antrag wird angenommen. § 234. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. - Hamburg, Bremen, Württemberg und Baden wenden sich gegen den Antrag der Reichsregierung. - Der Vorsitzende weist darauf hin, daß auch der Reichsminister des Innern dieser Fassung zugestimmt habe. - Der Antrag der Reichsregierung wird mit 12 gegen 5 Stimmen angenommen. - Der Antrag Bremens wird abgelehnt. §§ 245 f f . Der badische Vertreter bittet um Aufklärung darüber, ob die Reichsregierung beabsichtige, den § 245 noch zu ändern, und ob die badischen Vorschläge, die bei der Ministerbesprechung gemacht worden seien, geprüft worden seien. - Der Vorsitzen90

de führt aus, die badischen Vorschläge seien von der Reichsregierung begrüßt worden, weil dadurch der sportliche Zweikampf straffrei werde. Die Reichsregierung habe jedoch den badischen Antrag deshalb nicht zu ihrem eigenen gemacht, weil sonst nochmals die Frage in einer Kabinettssitzung hätte besprochen werden müssen. Falls der badische Vertreter nunmehr diesen Antrag stelle, werde er von der Reichsregierung nur begrüßt werden. - Der badische Vertreter stellt den Antrag zu § 245. Die Fassung der Bestimmung soll lauten: „Der Zweikampf, durch den ein Ehrenhandel ausgetragen werden soll, und der Zweikampf mit Waffen und unter Bedingungen, mit denen eine Lebensgefahr oder eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit regelmäßig verbunden ist, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft." Eine Probeabstimmung ergibt folgendes Ergebnis: Für völlige Streichung der Bestimmung sind Preußen und Hamburg, Baden dann, wenn seinem Antrage nicht stattgegeben wird. Dem badischen Antrage stimmen zu: Baden, Hessen, Bayern, Württemberg, Anhalt, Lübeck, Oldenburg, Mecklenburg. Dagegen stimmen Bremen, Braunschweig, Hamburg, Thüringen; Sachsen und Preußen enthalten sich der Stimme. - Thüringen ist für den Antrag der Reichsregierung; zu den sonstigen Anträgen vermag der Vertreter mangels einer besonderen Instruktion keine Stellung zu nehmen. - Braunschweig ist in erster Linie für den Antrag der Reichsregierung, in zweiter Linie für den badischen Antrag. In gleicher Weise wird Bremen stimmen. - Der hamburgische Vertreter ist gegen den badischen Antrag deshalb, weil nach seiner Ablehnung die Mehrheit für den preußischen Antrag größer sein wird. - In erster Linie für den Antrag der Reichsregierung sind: Bayern, Sachsen, Thüringen, Hessen, Braunschweig, Bremen, Lübeck, Anhalt. Württemberg und Mecklenburg sind in erster Linie für den badischen, in zweiter Linie für den Antrag der Reichsregierung. In erster Linie für den badischen Antrag sind: Baden, Mecklenburg, Oldenburg und Württemberg. - Falls die Reichsregierung den badischen Antrag aufgreift, werden auch die Länder, die jetzt in erster Linie für den Antrag der Reichsregierung sind, diesem Antrag vorbehaltlos zustimmen. - Sch. (Reich) wünscht einige formale Änderungen des badischen Antrags, denen Hafner zustimmt. Der Antrag soll in der neuen Fassung gedruckt werden (Antrag Nr. 70). § 246. Bayern stellt den Antrag, nach dem Wort „Zweikampf" „(§ 245)" einzufügen, dem Koffka widerspricht. - Der bayerische Vertreter beantragt weiterhin, den § 246 als § 247 b einzustellen. Der Antrag wird mit 7 gegen 2 Stimmen angenommen. § 247 a. Der badische Vertreter wünscht eine Bestimmung dahingehend, daß auch die Mitglieder eines Ehrengerichts nur dann straffrei bleiben, wenn sie ernstlich bemüht gewesen sind, den Zweikampf zu verhindern. - Ebermayer und Schäfer (Reich) wenden sich gegen diesen Antrag, der in der Praxis nicht durchführbar sei. 5 250. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 251. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 254 a. Der Antrag Hamburgs, Badens und Württembergs gilt als durch die Abstimmung zu § 238 erledigt. § 261 a. Der oldenburgische Antrag bezüglich der Überschrift wird angenommen. Der thüringische Vertreter wünscht, daß die Vorschrift so ausgebaut werde, daß auch Lehrer, die vor ihren Schülern bis zum Alter von 18 Jahren unzüchtige Handlungen vornehmen, unter die Bestimmung fallen. - Der preußische Vertreter hält die Altersgrenze von 16 Jahren namentlich im Hinblick auf § 261 für zu hoch. - Der oldenburgische Vertreter stimmt dem thüringischen Antrag bei, evtl. könne auch § 268 entsprechend erweitert werden. - Der preußische Antrag wird mit 11 Stimmen angenommen. - Der badische Vertreter wünscht, daß das Wort „absichtlich" gestrichen wird; er verzichtet jedoch auf diese Änderung, wenn § 261 a als Abs. 2 bei § 268 oder als § 268 a eingefügt wird. - Angenommen. 91

$ 265. Der Vorsitzende wünscht, daß bei dieser Bestimmung zur Regierungsvorlage zurückgekehrt werde. - Dürr widerspricht dem, da eine kasuistische Aufzählung immer lückenhaft sei. - Kadeöka weist darauf hin, daß Österreich eine ähnliche Vorschrift bereits besitze und daß Schwierigkeiten hierdurch nicht entstanden seien. - Der badische Antrag, der von Hafner begründet wird, wird abgelehnt. - Der preußische Antrag, zur Fassung der ersten Lesung zurückzukehren, wird abgelehnt. - Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 266. Der bayerische Antrag wird abgelehnt. - Der thüringische und oldenburgische Antrag, als Abs. 3 eine Strafbestimmung auch gegen Lehrer aufzunehmen (vgl. Ausführungen zu § 261 a), wird abgelehnt. § 266 a. Der bayerische Vertreter nimmt seinen Antrag zurück. - Der oldenburgische Vertreter wünscht eine Erhöhung des Strafmaßes, das mit dem in § 265 in Einklang gebracht werden müsse. - Kadeöka weist unter Bezugnahme auf entsprechende, von mehreren Seiten geäußerte Bedenken darauf hin, daß der Begriff „Obhut" hier ein ganz anderer sei als in § 265; in § 265 sei darunter ein sittliches, hier jedoch nur ein pflegschaftliches Verhältnis zu verstehen. - Dürr wünscht, daß in § 265 statt des Begriffes „Obhut" der Begriff „Fürsorge" gewählt werde. - Sch. widerspricht dem; er halte den Ausdruck für zu weit. - Dürr wünscht, daß in § 266 statt des Wortes „Obhut" das Wort „Pflege" gebraucht werde. - Sch. schlägt vor, in § 266 zur alten Fassung zurückzukehren. - Der Antrag, bei § 265 zur Regierungsvorlage zurückzukehren, wird mit 16 Stimmen angenommen. - Der bayerische Antrag, die Worte „oder Helfer" zuzufügen, wird abgelehnt. §§ 267 und 267 a. Der Antrag Bremens wird angenommen. - Auf den Antrag Hamburgs, den Absatz 1 von § 267 zu streichen, erwidert Sch., eine solche Streichung im Reichsrat vorzunehmen, sei nicht angebracht; der Reichstag könne einen derartigen Beschluß fassen. - Der hamburgische Antrag wird gegen 4 Stimmen (Hamburg, Anhalt, Lübeck) abgelehnt. - Christians hält es für erforderlich, daß auch der Versuch in § 267 a bestraft werde, weil auch die versuchte Nötigung strafbar sei. - Dürr hält eine derartige Bestimmung nicht für erforderlich, weil man einen solchen Versuch als versuchte Nötigung strafen könne und das vollständig ausreiche. - Hafner und Sch. bestreiten das, weil die Bestimmung hier ein lex specialis darstelle. - Der oldenburgische Antrag, die Strafbarkeit des Versuchs zu statuieren, wird mit 11 Stimmen angenommen. - Zu § 267 a Nr. 1 begründet Dürr den bayerischen Antrag damit, daß die Strafdrohung nicht weiter gehen dürfe als bei den entsprechenden zum Schutze der Frauen getroffenen Bestimmungen. - Der Vorsitzende befürwortet den Antrag, der Bestimmung die Fassung zu geben „zur Unzucht mißbrauchen zu lassen". - Angenommen. § 270 a. Der bayerische Antrag wird angenommen. 5 273. Der badische u. württembergische Antrag wird abgelehnt. §275. Der Vorsitzende stellt zur Erwägung, ob man bei der Bestimmung nicht zur Regierungsvorlage zurückkehren wolle; Hafner befürwortet das, Sch. stellt einen entsprechenden Antrag. - Der Antrag wird mit 13 Stimmen angenommen.- Württemberg läßt seinen Antrag, in Absatz 2 den Satz 2 zu streichen, fallen. Sein Antrag, auch die Duldung des Beischlafs zwischen Verlobten als Kuppelei mit Gefängnis zu bestrafen, wird abgelehnt. § 277 a. Der Antrag Oldenburgs wird der kleinen Kommission überwiesen. § 280. Der Antrag Hamburgs wird abgelehnt. §§ 285, 286. Der Antrag Badens auf Streichung von Absatz 2 wird mit 10 gegen 5 Stimmen abgelehnt, auf Streichung des Absatzes 4 mit 3 Stimmen angenommen. - Der bayerische Antrag zu § 286 Absatz 2 wird abgelehnt. - Der badische Antrag zu Abs. 2 wird mit 8 gegen 5 Stimmen abgelehnt.

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5 288. Der oldenburgische Vertreter stellt den Antrag, in Abs. 3 statt „Beleidigung" „Äußerung" zu sagen. - Dr. Lehmann tritt dafür ein, daß auch in Abs. 2 der Begriff „Beleidigung" bleibt. In Abs. 3 wird die Fassung „Form oder den Umständen der Beleidigung" angenommen. - Bayern zieht seinen Antrag zu Absatz 2 zurück. - In Absatz 2 Satz 1 wird statt „erwiesen" „erwiesen wird" gesagt. - Der oldenburgische Antrag zu Absatz 4 wird abgelehnt. - Der badische Vertreter stellt den Antrag, den Begriff des „öffentlichen Interesses" wieder einzufügen (§ 286). - Angenommen. - Der Antrag Oldenburgs zu Absatz 2 des § 286 wird abgelehnt. - Der oldenburgische Vertreter hat Bedenken gegen die Fassung des Absatz 2 des § 288. - Die kleine Kommission wird beauftragt, die Fassung des § 286 und § 288 und die hierzu gestellten Anträge nochmals nachzuprüfen. § 289. Der bayerische und der oldenburgische Antrag werden abgelehnt. § 290. Der badische Vertreter führt aus, daß er zu seinem Antrag durch die Vertretungen der Städte angeregt worden sei, weil nach der jetzigen Fassung in Baden die Verfolgung von Beleidigungen solcher Körperschaften überhaupt nicht mehr möglich sei (vgl. 63 Ziffer 51). - Der Vorsitzende widerspricht diesen Ausführungen mit dem Hinweis darauf, daß zwischen „Zustimmung" und „Antrag" ein Unterschied nicht gemacht werden könne. - Der badische Antrag wird abgelehnt. § 293. Der bayerische Antrag wird angenommen. 5 296. Preußen nimmt seinen Antrag im Hinblick auf die österreichischen Wünsche zurück. Der oldenburgische und hamburgische Vertreter, die weisungsgemäß für den preußischen Antrag eintreten sollten, verzichten ebenfalls, um Österreich entgegenzukommen, auf die Stellung eines derartigen Antrags. - Der preußische Fassungsänderungsantrag wird angenommen. § 297. Der Antrag Bayerns wird gegen 4 Stimmen abgelehnt. § 299. Der Vorsitzende ist der Ansicht, daß ein gewerbsmäßiger Diebstahl kein Notdiebstahl sein könne. - Sch. widerspricht dem; es sei durchaus denkbar, daß jemand aus Not täglich einen Liter Milch wegnehme. - Der bayerische Antrag wird mit 8 gegen 3 Stimmen angenommen; damit ist der oldenburgische und bremische Antrag erledigt. § 300. Der Antrag Ms., statt „sich" zu sagen „sich oder einen Dritten", wird angenommen. - Der oldenburgische Antrag auf Strafschärfung wird angenommen. § 300 a. Der oldenburgische Antrag, in der Überschrift „Aneignung" zu sagen, wird angenommen. - Kadeöka hat gegen diese Fassung Bedenken, weil hierbei nicht zum Ausdruck komme, daß die Aneignung rechtswidrig sein müsse. Vielleicht könne „unberechtigte Aneignung" gesagt werden. - Angenommen. § 302. Der bayerische Antrag wird angenommen. § 305. Die Fassung „sich durch Zueignung der Sache rechtswidrig zu bereichern" wird angenommen. 5 306. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 308. Der bayerische Antrag wird angenommen. §311. Der oldenburgische Vertreter erklärt, eine Erhöhung des Strafrahmens wäre unbedingt erforderlich, weil der oldenburgische Antrag auf einen besonderen Schutz von Gebäuden gegen Brandstiftung abgelehnt worden sei. - Der bayerische Vertreter tritt dem entgegen. Man könne es nicht recht verstehen, warum diese Art des Betrugs besonders geregelt werden solle. Auch in der Literatur bestehe eine starke Abneigung gegen eine derartige Bestimmung. - Der oldenburgische Antrag auf Straferhöhung wird abgelehnt. - Der oldenburgische Antrag, § 311 und § 312 umzustellen, wird angenommen. Sch. weist darauf hin, daß § 3 1 2 hinter § 313 zu stellen sei. - Der oldenburgische Vertreter hat hiergegen Bedenken, weil in § 313 kein Fall des Betruges vorliege. - Dürr bemerkt hierzu, es sei auch deshalb nicht erforderlich, den § 313 vor den § 312 zu stel-

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len, weil in ihm schon eine milde Strafe angedroht werde. - Der preußische Vertreter zieht seinen Antrag zurück. §314. Der oldenburgische Antrag zu Absatz 2 wird zurückgenommen. Sein Antrag zu Abs. 3 wird angenommen. Sein Antrag b (Antrag Nr. 59 Ziffer 96) wird abgelehnt. § 320. Der bayerische Antrag wird der kleinen Kommission überwiesen. §321. Sch. (Reich) führt aus, daß diese Bestimmung auf Wunsch des Finanzministeriums aufgenommen worden sei. - Der umrttembergische Vertreter äußert Bedenken gegen die jetzige Fassung der Bestimmung, weil ein Teil der strafwürdigen Fälle jetzt nicht getroffen werde. - Kadeöka regt eine Ergänzung der Bestimmung in dem Sinne an, daß hinzugefügt werde „oder den Wettbewerb zum eigenen Vorteil einzuschränken". Dürr glaubt, daß eine Notwendigkeit für eine solche Ergänzung nicht vorliege. - Der hessische Antrag wird abgelehnt. § 322. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 324. Der preußische Antrag auf Streichung wird angenommen. § 327. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. § 329. Der bayerische und der oldenburgische Antrag werden angenommen, der hessische Antrag wird abgelehnt. § 328. Der oldenburgische Antrag wird angenommen. 5 332. Der bayerische Antrag gilt als erledigt. § 335. Der bremische Vertreter begründet den Antrag Bremens. - Kadeika weist darauf hin, daß der Betrunkene nicht bloß den objektiven Tatbestand erfülle, sondern zum mindesten auch teilweise den subjektiven Tatbestand. - Der bremische Vertreter wünscht, daß bezüglich der von Betrunkenen begangenen Übertretungen keine besondere Bestimmung geschaffen werde. - Der Antrag Oldenburgs zu Abs. 3 wird angenommen. § 337. Der Antrag Württembergs wird abgelehnt. § 338. Der Antrag Badens und Bayerns wird angenommen. § 343. Der Antrag Bayerns wird angenommen. § 349. Die Anträge Bayerns, Hamburgs und Oldenburgs gelten als erledigt. § 352. Der Antrag Oldenburgs wird abgelehnt. § 355. Der Antrag gilt als erledigt. § 359. Zu dem württembergischen Antrag auf Schutz der Abzeichen des roten Kreuzes bemerkt der Vorsitzende, daß das Reichsministerium des Innern und das Auswärtige Amt sich gegen eine derartige Bestimmung ausgesprochen hätten. - Der bayerische Antrag auf Schutz der Orden und Ehrenzeichen des Papstes wird der kleinen Kommission überwiesen. Der hessische Antrag wird angenommen. §§ 361, 362, 369, 374. Die oldenburgischen Anträge werden angenommen. Hafner führt aus, die israelitische Kultusgemeinschaft habe es als erwünscht bezeichnet, im Strafgesetzbuch ausführlich zu erklären, das Schächten erlaubt sei. - Er sei der Meinung, daß eine Bahndlung der Frage schon im Interesse der israelitischen Wünsche nicht angebracht sei; Sch. stimmt dem zu. § 40. Sch. weist darauf hin, daß der Abs. 3 nicht in den Rahmen der Bestimmung passe, und deshalb gestrichen werden soll. § 159 Nr. 3. Sch. führt aus: Seitens der Presse würden viele Klagen über den § 17 des Pressegesetzes laut, die Bestimmung ginge zu weit und es solle deshalb im § 158 Nr. 3 entweder eingefügt werden „ohne besondere Berechtigung" oder es solle, was ihm erwünschter erscheine, die Nr. 3 entsprechend der Nr. 1 gefaßt werden. - Dürr vermag nur dem 1. Antrag zuzustimmen. - Auch der Vors. ist dieser Meinung; offenbar solle nach der Regelung, wie sie von Preußen vorgeschlagen werde, die Genehmigung generell erteilt werden; man sei dann genötigt, die entsprechenden Anordnungen öffentlich bekannt zu geben, damit man überhaupt den Dolus des Täters bei einer Zuwiderhand94

lung nachweisen könne. Er könne den Beschwerden, die von der Presse vorgebracht würden, nicht folgen und er halte es für erwünscht, daß die Frage zuerst noch einmal mit dem Reichsministerium des Innern und den Vertretern der Presse besprochen werde. Übrigens sei das Reichsjustizministerium im Besitz eines Schreibens, daß die Presse gegen § 17 keine Einwendungen zu machen habe. Die Fassung des § 158 Nr. 3 bringe gegenüber dem § 17 des Pressegesetzes keine Verschärfung. Die Ausdehnung der Bestimmung auch auf den Rundfunk entspreche nur den Wünchen der Presse. Der preußische Antrag wird abgelehnt. 5 133. Für die Streichung des Abs. 1 setzt sich der hamburgische Vertreter ein. - Für den badischen Antrag stimmen außer Hamburg und Hessen alle übrigen Staaten, wobei sich Preußen der Stimme enthält. - Hafner würde auch die Streichung der ganzen Bestimmung begrüßen. - Dem Antrag Bayerns auf Änderung des Abs. 3 wird zugestimmt. Kadeöka erklärt, der Abs. 3 wäre für Osterreich mindestens im Hinblick auf Abs. 2 untragbar. Die Verfolgung eines nach Abs. 2 strafbaren Vergehens müsse von Amts wegen erfolgen. - Der oldenburgische Vertreter stellt den Antrag, Abs. 3 zu streichen. - Sch. führt aus, der Staat habe ein Interesse daran, wenn einzelne dieser Delikte nicht in der Öffentlichkeit verhandelt würden, der Abs. 3 könne deshalb nicht gestrichen werden. Der oldenburgische Vertreter gibt zur Erwägung, ob statt „Verlangen" „Zustimmung" gesagt werden könne. - Für den oldenburgischen Antrag auf Streichung des Abs. 3 werden Bremen, Hamburg, Thüringen, Braunschweig und Oldenburg stimmen. §71. Für den Antrag, die Einschließung allgemein zuzulassen, werden stimmen Baden, Hessen, Württemberg, Oldenburg, Bremen und Bayern; für eine kasuistische Aufzählung der einzelnen Fälle werden sich einsetzen Mecklenburg, Lübeck, Hamburg, Braunschweig, Sachsen und Thüringen. - Der badische Vertreter wünscht, daß, falls die Bestimmung in ihrer jetzigen Fassung bestehen bleibe, das Wort „schon" gestrichen und vor „verwerflich" das Wort „besonders" eingefügt werde. - Der württembergische Vertreter erklärt, die württembergische Regierung könne nur dann für die Beibehaltung der Einschließung eintreten, wenn die Fassung des Regierungsentwurfs wiederhergestellt werde. - Für den Antrag der Reichsregierung werden, falls die kasuistische Regelung eine Mehrheit erlangen wird, stimmen Baden, Hessen, Oldenburg, Bayern, Württemberg, Lübeck, Bremen und die übrigen Staaten mit Ausnahme von Preußen, Hamburg und Württemberg. In der Sitzung vom 30. März begrüßt der Herr Reichsminister der Justiz, der in der Sitzung den Vorsitz führt, die Erschienenen. Alsdann wird bezüglich der noch strittigen Fragen in die Beratung eingetreten. Der preußische Vertreter erklärt, daß nach nochmaligen Beratungen das Preuß. Staatsministerium bei seiner Ansicht beharren müsse. Es mache aber den Vorschlag, daß der 5 71 in folgender Fassung erhalten bleibe: „An Stelle von Zuchthaus tritt Gefängnis von gleicher Dauer, wenn ..." (Regierungsvorlage). Es genüge vollauf, wenn zwei Strafarten geschaffen würden. Der politische Verbrecher käme bei dieser Regelung nie ins Zuchthaus. Falls dieses Kompromiß angenommen werde, so werde Preußen in der Frage des Zweikampfes seinen Widerstand aufgeben und werde seine Ansicht im Plenum nur in Form einer formellen Erklärung zum Ausdruck bringen. Von Nüßlein erklärte hierzu, Bayern lehne jeden Vorschlag auf Beseitigung der Einschließung ab. Der gewollte Zweck werde nicht erreicht, wenn statt auf Zuchthaus auf Gefängnis erkannt werden könne, da auch die Gefängnisstrafe infamierend sei. Statistische Zahlen über die Frage der Häufigkeit der Taten, bei denen auf Festungshaft erkannt worden sei, wären in dieser grundsätzlichen Frage ohne Bedeutung. Bayern stimme in erster Linie für den badischen Vorschlag, in zweiter Linie für den des Reichs. Der sächsische Vertreter erklärt, er werde in erster Linie für den Vorschlag des Reichs, evtl. für den Bremens und schließlich für den Badens stimmen. 95

Der württembergische Vertreter erklärt erneut, daß nach seiner Meinung unbedingt die Fassung „auf Grund seiner religiösen oder politischen Überzeugung" gewählt werden müsse, und daß aus der Mußvorschrift eine Kannvorschrift werden müsse. Werde diesem Antrag nicht Rechnung getragen, so werde er mit Preußen stimmen. Der badische Vertreter nimmt Bezug auf seine Erklärung vom 29. März. Der mecklenburgische und der hamburgische Vertreter erklären ihre Zustimmung zu dem preußischen Antrag; der hamburgische Vertreter legt vor allem Wert darauf, daß der § 52 der Grundsätze erhalten bleibt. Der thüringische Vertreter wird dem Antrag des Reichs zustimmen. Der oldenburgische und der preußische Vertreter werden in erster Linie für den Antrag der Reichsregierung, in zweiter Linie für den Antrag Badens stimmen. Der bremische Vertreter erklärt, daß sein Vorschlag nur ein Notbehelf sein solle und daß er ihn nur für den Fall stelle, daß der badische Antrag, dem er zustimmen werde, nicht angenommen werde. Lübeck, Anhalt und Hessen werden in erster Linie für den Vorschlag der Reichsregierung, in zweiter Linie für den Badens stimmen. Der Reichsminister der Justiz schlägt vor, nunmehr in die Abstimmung über die einzelnen Anträge in folgender Reihe einzutreten: 1. Badischer Antrag, 2. Antrag der Reichsregierung, 3. Preußischer Antrag. Sch. stellt nunmehr den Antrag, § 71 zu streichen, und hält es geschäftsordnungsmäßig für richtig, daß über seinen Antrag zuerst abgestimmt werde. Der Reichsjustizminister widerspricht dem; zuerst müßte über die Fassungsanträge abgestimmt werden und dann erst darüber, ob die Bestimmung bleiben solle. Sch. stellt nunmehr den Antrag, das Wort „Einschließung" in § 30 zu streichen. Der Reichsjustizminister ist der Ansicht, daß über diesen Antrag erst abgestimmt werden könne, wenn die Frage des § 71 geklärt sei. Von Nüßlein stimmt dem zu; man müsse sich zuerst darüber klar werden, was überhaupt gestrichen werden solle. In der ersten Abstimmung ergeben sich für den badischen Antrag 9 Ja- und 12 Neinstimmen; für den bremischen Antrag werden 3 Ja- und 18 Neinstimmen abgegeben. Der Antrag der Reichsregierung wird mit 14 gegen 10 Stimmen angenommen. Für diesen Antrag stimmen Bayern, Oldenburg, Hessen, Thüringen, Anhalt, Lübeck, Bremen, Braunschweig, Sachsen; dagegen stimmen Preußen, Baden, Mecklenburg, Württemberg, Hamburg. Bei der Abstimmung über den preußischen Antrag auf Streichung werden 10 Stimmen mit ja und 14 mit nein abgegeben. Das Verhältnis der Ja- und Neinstimmen der einzelnen Länder ist umgekehrt wie bei der Abstimmung über den Antrag der Reichsregierung. Sch. erklärt, daß der preußische Antrag auch im Plenum gestellt werde. §§ 43, 44. Sch. fordert die Streichung der Bestimmung. Der bayerische Vertreter wünscht, daß die Fassung der ersten Lesung wiederhergestellt werde. Kadedka erklärt, die Frage sei für Österreich von außerordentlicher Wichtigkeit, denn dort sei die Justiz Bundessache, während es sich bei der Verwaltung um eine Landessache handle. Der Bund werde für die Unterbringung solcher Leute mehr tun als die Länder. Werde die Bestimmung so gefaßt, daß das Gericht die Unterbringung nur für zulässig zu erklären habe, so bestehe, wenigstens für Österreich, große Gefahr, daß trotz der Anordnung die Unterbringung häufig nicht erfolgen werde. Übrigens liege die Bestimmung in der von der Reichsregierung gewünschten Form durchaus in der Linie, die durch das ganze Reformwerk hindurchgehe. Der Entwurf verliere, wenn die Bestimmung abgeändert werde, ganz wesentlich von seiner Bedeu96

tung. In der Abstimmung werden für den preußischen Antrag auf Streichung 3 Stimmen abgegeben. Für den preußischen Antrag, die Unterbringung durch das Gericht nur für zulässig zu erklären, werden 8 Ja- und 15 Neinstimmen abgegeben. Der preußische Vertreter erklärt, daß er genötigt sei, diesen Antrag im Plenum zu wiederholen. § S3. Für den Antrag der Reichsregierung werden 8 Stimmen abgegeben. Der Antrag ist somit nicht angenommen; die Reichsregierung wird nach einer Erklärung des Vorsitzenden im Plenum auf ihren Antrag nicht zurückkommen. §§ 98 und 163. Der sächsische Vertreter erklärt, er sei nicht in der Lage, zu der Frage eine Erklärung abzugeben; er sei der Meinung, daß die Frage des Republikschutzgesetzes nur im ganzen geklärt werden könne. Der Vorsitzende führt zu dem Antrag Preußens aus, das Reichskabinett habe die Frage der Aufnahme einzelner Bestimmungen des Republikschutzgesetzes in das Strafgesetzbuch noch nicht endgültig geprüft. Zu der Prüfung, ob den preußischen Anträgen stattgegeben werden könne, wäre die Reichsregierung mangels Zeit noch nicht in der Lage gewesen; jedoch sei es nicht erwünscht, aus dem Republikschutzgesetz jetzt einzelne Bestimmungen herauszunehmen, da das Gesetz als Ganzes in kurzer Zeit einer Nachprüfung unterzogen werde. Falls es erforderlich sei, würden von der Reichsregierung aus dann entsprechende Anträge im Reichstag gestellt werden. Aus formellen Gründen müsse er sich gegen die preußischen Anträge erklären. Sch. erklärt, auch er bedauere es, daß die Preußische Regierung erst jetzt in der Lage gewesen wäre, den entsprechenden Antrag zu stellen; er sehe aber keine Schwierigkeit darin, die Bestimmungen in den Entwurf aufzunehmen, weil die preußischen Anträge ja jetzt noch geltendes Recht seien. Der Antrag zu § 98 sei eine Selbstverständlichkeit. Der Antrag zu § 163 sei bereits 57 Jahre geltendes Recht. Nötigenfalls könne der Ausdruck „Untergraben" etwa in „auf ungesetzliche Weise zu ändern" geändert werden. Der Lübecker Vertreter tritt dem preußischen Antrag bei; der hamburgische Vertreter erklärt, er werde für den Antrag zu § 98 stimmen; dagegen werde er sich bezüglich des Antrags zu § 163 der Stimme enthalten. Der Vorsitzende schlug vor, zuerst darüber abzustimmen, ob die preußischen Anträge zurückgestellt werden sollen. Sch. widersprach dem und bittet, zu den Anträgen sachlich abzustimmen. Der Vorsitzende weist darauf hin, daß die Abstimmung über Vertagungsanträge vorgehen müsse. Der Antrag der Reichsregierung wird mit 11 gegen 7 Stimmen angenommen. Dagegen stimmen Preußen, Lübeck, Hamburg und Hessen. Der Stimme haben sich enthalten Mecklenburg und Thüringen. Der preußische Vertreter erklärt, daß er im Plenum auf die Frage zurückkommen werde. § 105 a. Der preußische Antrag wird mit 12 gegen 8 Stimmen abgelehnt, wobei sich Hamburg der Stimme enthält. Für den preußischen Antrag stimmen Preußen, Sachsen, Mecklenburg und Württemberg. Auch diesen Antrag wird der preußische Vertreter nach seiner Erklärung im Plenum wiederholen. § 133. Der preußische Vertreter wünscht, daß die Beschlüsse der ersten Lesung wiederhergestellt werden. Der bayerische Vertreter beantragt, den Abs. 1 zu streichen. Für den bayerischen Antrag werden 13 Jastimmen und 7 Neinstimmen abgegeben. Mit nein stimmen Preußen, Hessen, Hamburg und Braunschweig. Zum Abs. 3 bemerkte der Vorsitzende, daß nichts im Wege stehe, wenn die Länder zu der Bestimmung Ausführungsbestimmungen erlassen, in denen klargestellt werde, wer als „Vorsitzender" anzusehen sei. Der preußische Vertreter glaubt nicht, daß von Preußen der Antrag zu Abs. 1 im Plenum erneut gestellt werde.

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§ 158. Sch. stellt für den Fall der Ablehnung des von Preußen gestellten Antrages den weiteren Antrag, statt „unbefugt" zu sagen „ohne Genehmigung der zuständigen Behörde". Kadeöka weist darauf hin, daß in Österreich keine Behörde bestehe, die eine solche Zustimmung geben könne. Sch. ist der Ansicht, daß die Zustimmung alsdann auch in der jetzigen Fassung für Österreich unbrauchbar sei. Der Vertreter des Reichsjustizministeriums des Innern macht darüber Ausführungen, daß der § 158 Nr. 3 keine Verschärfung darstelle, daß er vielmehr nur eine Anpassung des § 17 des Pressegesetzes an die Reichsgerichtsrechtsprechung sei. M. schlägt vor, alsdann, um Zweifel zu vermeiden, den § 17 zu übernehmen. Der preußische Antrag wird abgelehnt; der Antrag Ms. wird angenommen. Das Wort „unbefugt" wird entsprechend den preußischen Wünschen geändert. Der preußische Vertreter erklärt, daß voraussichtlich auch dieser Antrag im Plenum nicht wiederholt werde. § 245. Der Vorsitzende erklärt, er werde den Antrag Badens der Reichsregierung als Kompromißlösung empfehlen. Sch. stellt den preußischen Antrag aufs Neue und schlägt vor, um die dagegen geltend gemachten Bedenken zu beseitigen, im § 239 als Satz 2 anzufügen: „Straffreiheit tritt nicht ein, wenn eine Körperverletzung in einem zur Austragung eines Ehrenhandels dienenden Zweikampf zugefügt wird." Der badische Vertreter erklärt, daß er in erster Linie seinen Antrag aufrecht erhalte; werde dieser nicht angenommen, so werde er dem preußischen Antrag zustimmen und zu § 242 a einen Antrag auf Ergänzung stellen. In der Abstimmung wird der Antrag Badens mit 17 Stimmen gegen Preußen und Hamburg angenommen. Der preußische Antrag auf Streichung wird gegen 5 Stimmen abgelehnt. Der preußische Vertreter teilt mit, daß der Antrag im Plenum erneut gestellt werden wird. In der Sitzung vom 5. April wird über die Tätigkeit der kleinen Kommission Bericht erstattet. Alsdann wird nochmals in die Beratung über folgende Punkte eingetreten: Der preußische Vertreter erklärt, daß er im Plenum zu §§ 43, 71, 98, 105 a, 163 und zum 19. Abschnitt einen Antrag stellen werde. Der hamburgische Vertreter erklärt, daß er zur Frage der Todesstrafe einen Antrag stellen werde. Eine Probezählung ergibt, daß für den preußischen Antrag zum Zweikampf Hessen, Hamburg, Anhalt, Preußen und Waldeck, dagegen Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Thüringen, Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Bremen, Lübeck, Mecklenburg-Strelitz und Schaumburg-Lippe stimmen werden. Eine Probezählung ergibt, daß in der Frage der Einschließung, wenn die Reichsregierung ihren Antrag fallen läßt, alle Staaten außer Preußen, Hessen, Mecklenburg, Hamburg, Anhalt und Lippe für den badischen Antrag stimmen werden. Bei § 43 werden für den preußischen Antrag stimmen Preußen, Sachsen, Württemberg und Mecklenburg. Zu § 98 erklärt der badische Vertreter, daß er nur dann nicht für den preußischen Antrag stimmen werde, wenn die Reichsregierung bestimmt erkläre, daß sie nach Prüfung der Frage des Republikschutzgesetzes zu dem Strafgesetzbuch einen Nachtragsantrag stellen werde. Der preußische Vertreter erklärt, die Ablehnung des preußischen Antrag würde in der Öffentlichkeit kaum verstanden werden. Ein Teil des Republikschutzgesetzes sei ja in das Gesetz bereits aufgenommen und das, was Preußen aufgenommen wissen wollte, sei bereits geltendes Recht. Wenn auf Österreich verwiesen werde, das die Frage zuerst 98

prüfen müsse, so habe er bis jetzt von dem österreichischen Vertreter noch keinen Widerspruch gegen den preußischen Antrag gehört. Wenn Österreich die Bestimmung nicht für annehmbar halte, so könne sie im Reichstag wieder geändert werden. Eine Probezählung ergibt, daß für den preußischen Antrag Hessen, MecklenburgSchwerin, Lübeck, Hamburg und Anhalt stimmen werden. Für den preußischen Antrag zu § 105 a werden im Plenum stimmen Preußen, Hessen, Mecklenburg, Württemberg, Hamburg, Sachsen und Anhalt.

Anhang 1. Aufzeichnung über die bei der 3. Lesung zum zurückgestellten Punkte

30.3.1937

I. Beibehaltung der Einschließung (§ 71) Das Stimmenverhältnis ist für das Plenum des Reichsrats das folgende: Gesamtstimmenzahl = 68 (Majorität 35). 1. Für Beseitigung der Einschließung sind a) unter allen Umständen: Preußen (14 Regierungsstimmen, 13 Provinzvertreterstimmen, 1 Stimme für Waldeck) Hamburg: 3 Stimmen, Mecklenburg-Schwerin: 1 Stimme. - 18 sichere, 13 ziemlich sichere Stimmen. Dazu treten b) Württemberg mit 4 Stimmen, das dem Preuß. Antrag beitreten will, falls nicht aa) generelle Zulassung für alle Delikte, bb) fakultative Zulassung statt obligatorische, cc) die politische oder religiöse Überzeugung statt der „achtbaren Beweggründe" beschlossen wird. c) Baden mit 3 Stimmen, das der Beibehaltung der Einschließung nur zustimmt, wenn das Anwendungsgebiet stark erweitert wird (Landfriedensbruch usw., etwa wie Antrag Bremen [66 Ziff. 2]), d) Thüringen mit 2 Stimmen und Oldenburg mit 1 Stimme, die die Einschließung in der württembergischen Fassung ablehnen würden. 2. Für Beibehaltung der Einschließung sind a) unter allen Umständen: Bayern mit 11 Stimmen Sachsen mit 7 Stimmen Hessen mit 2 Stimmen Braunschweig mit 1 Stimme Bremen mit 1 Stimme Lübeck mit 1 Stimme = 28 Stimmen b) eventuell: Württemberg, Baden, Thüringen und Oldenburg (vgl. 1 b-c). 3. Die Ausdehnung der Einschließung auf die im Antrag der Reichsregierung bezeichneten Delikte wird gebilligt von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Thüringen, Oldenburg, Braunschweig, Bremen = 1 1 / 7 / 4 / 3 / 2 / 2 / 1 / 1 / 1 = 3 2 Stimmen d) Weitere Ausdehnung des Anwendungsgebiets wird gewünscht oder für erträglich gehalten von

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Sachsen, Württemberg, Baden, Oldenburg, Braunschweig, Bremen = 7 / 4 / 3 / 1 / 1 / 1 = 17 Stimmen. Für die Beseitigung der Einschließung würde sich, wenn die preuß. Provinzvertreter sämtlich mit ihrer Regierung stimmen und Württemberg an seinen 3 Forderungen festhält, von denen wohl nur die erste erfüllt werden kann, gerade die Majorität von 35 Stimmen sich ergeben. Man wird deshalb eine Erweiterung der Fassung erster Lesung auf alle Delikte (unter Aufrechterhaltung der Erfordernisse „ausschließlich aus achtenswerten Beweggründen", „besondere Verwerflichkeit der Tat und Art und Weise der Ausführung oder den verschuldeten Folgen der Tat"), die voraussichtlich von Baden beantragt werden wird, unterstützen müssen. Dann könnte Württemberg vielleicht gewonnen werden, dem Preuß. Beseitigungsantrag nicht zuzustimmen. Dann wäre die Einschließung mit 37 gegen 31 Stimmen angenommen. Im Ausschuß ist eine Mehrheit für die Vorschläge der Reichsregierung (auch ohne Erweiterung) ziemlich sicher. II. Beibehaltung und Ausgestaltung der §§ 43, 44 1. Der primäre Antrag Preußens, die §§ 43, 44 ganz zu streichen, wird von keinem anderen Lande unterstützt, hat also weder im Ausschuß noch im Plenum Aussicht auf Annahme. 2. Der eventuelle Antrag Preußens, im § 43 Abs. 1 Satz 1 (Unterbringung zurechnungsunfähiger Freigesprochener in der Heil- und Pflegeanstalt) die Anordnung des Gerichts durch eine Zulässigkeitserklärung des Gerichts zu ersetzen, wird unterstützt von Sachsen, Württemberg und Oldenburg. Im Ausschuß ist der Antrag vorläufig mit 12 gegen 7 Stimmen abgelehnt, im Plenum hat er 27 (Preußen) + 1 (Waldeck) + 7 (Sachsen) + 4 (Württemberg) + 1 (Oldenburg) = 40 Stimmen und damit die Mehrheit. Eine Gegenvorlage der Reichsregierung erscheint in diesem Falle kaum vermeidlich, zumal Österreich die Beschlüsse erster Lesung als Mindestmaß dessen ansieht, was der Entwurf auf diesem Gebiete bringen sollte. III. Anwendungsgebiet der Reichsverweisung (§ 53) Der Antrag der Reichsregierung, die Reichsverweisung nur bei Verurteilungen zu mindestens 1 Jahr Freiheitsstrafe vom Gericht für zulässig erklären zu lassen (Rückkehr zum ursprünglichen Entwurf), wurde vom Ausschuß vorläufig mit 12 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Es wurde angenommen, dem Abs. 1 des § 53 in der Fassung erster Lesung am Schlüsse folgende Worte hinzuzufügen: „wenn das Gericht die Überzeugung erlangt, daß das Verbleiben des Verurteilten im Inland eine Gefahr für andere oder für die allgemeine Sicherheit bedeuten würde." Die Frage soll wegen ihrer politischen Bedeutung am Mittwoch zur endgültigen Abstimmung gestellt werden. Der Antrag der Reichsregierung hat weder im Ausschuß und noch viel weniger im Plenum Aussicht auf Annahme. Doppelvorlage scheint nicht erforderlich. TV. Übernahme weiterer Vorschriften des Republikschutzgesetzes (Preuß. Antrag Nr. 64 Ziff. 8 und 10) Der Ausschuß hat den Anträgen Preußens vorläufig noch nicht zugestimmt. Wir haben besonders auch geltend gemacht, daß Österreich ein Republikschutzgesetz nicht hat, weil eine ähnliche Vorlage im Parlament seinerzeit allseitigem Widerspruch begegnet war, und nicht so schnell zu Anträgen von so großer politischer Tragweite Stellung nehmen kann.

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Der preußische Antrag zu $ 99 a wird unterstützt von Hamburg und Lübeck (27 + 1 [Waldeck] + 2 + 1 = 3 1 Stimmen, die nicht die Majorität darstellen). Sachlich zustimmend sind ferner Baden, Thüringen und Mecklenburg-Schwerin (zusammen 6 Stimmen), die aber sich der Stimme enthalten werden, wenn die Reichsregierung die sachliche Erledigung der Anträge im gegenwärtigen Zeitpunkt für inopportun hält. Die preußischen Anträge zu § 163 werden auch in Hamburg und Thüringen sachlich abgelehnt, falls sie nicht eingeengt werden. V. Ausdehnung des § 105 a (Wahlverruf) auf den gesellschaftlichen

Verruf

Der Antrag Preußens, die Strafbestimmung über den Wahlverruf (§ 105 a) auch auf den gesellschaftlichen Verruf auszudehnen, wird Unterstützung finden bei Sachsen 7, Württemberg 4, Mecklenburg-Schwerin 1 = 12 Stimmen, so daß sich im Plenum, falls die preußischen Provinzvertreter mit der preußischen Regierung stimmen, für die Erweiterung des Paragraphen ergeben: 14 preußische Regierungsstimmen 1 waldeckische Stimme (von Preußen geführt) 13 preußische Provinzstimmen 12 Länderstimmen (s.o.) = 40 Stimmen. Hinzukommen könnten vielleicht noch 2 Hamburger Stimmen; Hamburg hat bisher keine Instruktion und wird sich wahrscheinlich der Stimme enthalten. Württemberg hat erklärt, es sei grundsätzlich gegen den Paragraphen überhaupt, wolle aber keinen Streichungsantrag stellen (der offensichtlich keine Aussicht auf Annahme habe); wenn der Paragraph aber bleibe, werde Württemberg für den Erweiterungsantrag stimmen. Es erscheint sonach nicht möglich, eine Ablehnung des preußischen Erweiterungsantrages zu erreichen. Es müßten sonst a) wenn Hamburg sich der Stimme enthält: sieben preußische Provinzstimmen gegen die preußische Regierung stimmen; b) wenn Hamburg mit Preußen stimmt: acht preußische Provinzstimmen gegen die preußische Regierung stimmen; c) wenn Hamburg gegen Preußen stimmt: fünf preußische Provinzstimmen gegen die preußische Regierung stimmen. VI. Beibehaltung der Ausgestaltung des § 133 (Verletzung des Amtsgeheimnisses) Eine Aussprache hat im Ausschuß noch nicht stattgefunden. Der Antrag der Reichsregierung, den Abs. 1 zu streichen, ist bisher noch nicht gestellt. Bayern, Württemberg und Baden haben in ihren Anträgen (62/63, 67, 68) der Streichung des Abs. 1 zugestimmt. Preußen (64 Ziff. 9) und Hamburg (57 Ziff. 7) haben sich dagegen erklärt. Bayern (67 S. 8) stellt einen Fassungsvorschlag zum Abs. 3, die Worte „sich oder einen anderen unrechtsmäßig zu bereichern" durch die Worte „sich oder einem anderen unrechtsmäßig einen Vorteil zu verschaffen" zu ersetzen. VII. Verbotene Veröffentlichung von Schriftstücken aus Strafakten (§ 158 Nr. 3) Preußen beabsichtigt, noch einen - wohl einschränkenden - Antrag zu stellen, und hat ersucht, die Beratung und Beschlußfassung über die Vorschrift wegen ihrer politischen Bedeutung bis morgen zurückzustellen.

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VIII. Beibehaltung und Ausgestaltung des 19. Abschnitts „Zweikampf (§§ 245 f f . ) 1. Für Streichung des Abschnitts sind: Preußen, Hamburg (zusammen 27 + 1 + 2 = 30 Stimmen, falls nicht preußische Provinzvertreter anders stimmen), ferner Baden mit 3 Stimmen, falls nicht eine ihm genehme Fassung des § 245 (Antrag Nr. 70) beschlossen wird. 2. In erster Linie für die Beschlüsse 1. Lesung (Zweikampf „unter lebensgefährdenden Bedingungen") sind: Bayern, Sachsen, Thüringen, Hessen, Braunschweig, Bremen, Lübeck, Anhalt mit zusammen 1 1 + 7 + 2 + 2 + 1 + 1 + 1 + 1 = 26 Stimmen, in zweiter Linie (falls der badische Antrag nicht eine Mehrheit findet) noch Württemberg und MecklenburgSchwerin mit 4 + 1 = 5 Stimmen. 3. Für den badischen Antrag Nr. 70 sind in erster Linie: Baden, Württemberg, Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin = 9 Stimmen, ferner, falls sich die Reichsregierung für den badischen Antrag einsetzt: Bayern und Hessen = weitere 13 Stimmen, in zweiter Linie (falls Beschlüsse 1. Lesung keine Mehrheit finden) wohl auch die übrigen Länder mit Ausnahme von Preußen und Hamburg. Es wird sich deshalb wohl empfehlen, sich auf den badischen Vorschlag zurückzuziehen und dafür eine Mehrheit zu werben.

2. Bericht vom 30.3.1927 von Dürr (Bayern) an das Bayr. Staatsministerium der Justiz Am Schlüsse der gestrigen Beratungen wurde nochmals die Frage der Einschließung eingehend erörtert. Dabei ergab sich, daß eine Mehrheit für die Einschließung in der Vollsitzung des Reichsrats unter allen Umständen nur erzielt werden kann, wenn § 71 folgende Fassung erhält: „An Stelle von Zuchthaus und Gefängnis tritt Einschließung von gleicher Dauer, wenn der Täter ausschließlich aus achtenswerten Beweggründen gehandelt hat und die Tat nicht wegen der Art und Weise ihrer Ausführung oder wegen der vom Täter verschuldeten Folgen besonders verwerflich ist.", wenn also § 71 in dieser Fassung auf alle Strafvorschriften anwendbar ist. Ob eine sichere Mehrheit für die Einschließung bei dieser Gestaltung des § 71 zu finden ist, hängt noch von der Haltung Württembergs ab. Württemberg vertritt vorläufig den merkwürdigen Standpunkt, daß es der Aufnahme der Einschließung in den Entwurf nur zustimmen will, wenn § 71 statt auf die achtenswerten Beweggründe auf die politische oder religiöse (nicht auch die sittliche) Uberzeugung abgestellt wird. Der Begriff „achtenswerte Beweggründe" ist ihm zu kautschukartig. Sein Standpunkt findet aber von keiner Seite Unterstützung. Nach der Erklärung des Vertreters Württembergs wäre nun zu befürchten, daß Württemberg in der Vollsitzung des Reichsrats seine Stimmen zu Gunsten Preußens abgibt. Ich darf zur Erwägung stellen, ob es sich nicht vielleicht bei dieser Sachlage empfehlen würde, daß Herr Minister unmittelbar mit dem württembergischen Herrn Justizminister und vielleicht auch mit dem württembergischen Herrn Staatspräsidenten unmittelbar in der Frage Fühlung nimmt. Es würde dabei vielleicht nicht schwer sein, Württemberg von der Unsinnigkeit seines Standpunktes zu überzeugen. Nach einer kurzen Bemerkung des Vertreters Württembergs (Ministerialrat Heintzeler), mit dem ich am Schluß der Sitzung nur flüchtig sprechen konnte, scheint vorläufig der Württembergische Herr Staatspräsident den Standpunkt des württembergischen Herrn Justizministers zu teilen.

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Was unsere Haltung zu der in Aussicht genommenen Ausdehnung des § 71 betrifft, so halten Herr Staatsrat Dr. von Nüsslein und ich die Zustimmung dazu, abgesehen von der Rückwirkung auf die Frage, ob die Einschließung überhaupt gerettet werden kann, auch aus folgendem Grunde für notwendig: Bei der jetzigen Fassung des § 245, die auf die Straflosigkeit der Bestimmungsmensur hinausläuft, ist kaum zu erwarten, daß im Reichsrat und noch weniger, daß im Reichstag der Zweikampf ausdrücklich unter die Strafvorschriften aufgenommen wird, für die § 71 anwendbar ist. Schon wegen des Zweikampfs empfiehlt sich deshalb die allgemeine Fassung des § 71. Sie würde dann auch ermöglichen, im Strafvollzugsgesetz von der Aufnahme einer Vorschrift abzusehen, die dem § 52 der Grundsätze über den Vollzug der Freiheitsstrafen entspricht. Bayern ist ja in seiner ersten Äußerung zu dem Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs auf Grund der Besprechung der süddeutschen Justizminister in Karlsruhe schon für eine allgemeine Fassung des § 71 eingetreten. Wir würden also nur zu unserem ursprünglichen Standpunkt zurückkehren.

3. Bericht vom 31.3.1927 von Dürr (Bayern) an das Bayr. Staatsministerium der Justiz Die Verhandlungen vom 30. März, die unter dem Vorsitz des Herrn Reichsministers der Justiz stattfanden, hatten wider Erwarten - teilweise infolge taktischer Fehler - ein nicht ganz erfreuliches Ergebnis. - Erörtert wurden: I. Die Beibehaltung der Einschließung Zu dieser Frage stellte der Vertreter Preußens den Kompromißantrag, § 71 folgendermaßen zu fassen: „An Stelle von Zuchthaus tritt Gefängnis von gleicher Dauer, wenn der Täter ausschließlich aus achtenswerten Beweggründen gehandelt hat und die Tat nicht wegen der Art und Weise ihrer Ausführung oder wegen der vom Täter verschuldeten Folgen besonders verwerflich ist." Für diesen Antrag stimmten außer Preußen nur Mecklenburg-Schwerin und Hamburg. Ein Fehler war es nun, daß die Reichsregierung ihre Anträge zu § 71 aufrecht erhielt. Über sie mußte auch abgestimmt werden. Für die Anträge stimmten Bayern, Sachsen, Hessen, Thüringen, Oldenburg, Bremen, Lübeck, Braunschweig und Anhalt, die Mehrheit in den Ausschüssen, nicht aber in der Vollsitzung des Reichsrats. Die Länder, die diesen Anträgen der Reichsregierung gegenüber der am 29. März vereinbarten allgemeinen Fassung des § 71 den Vorzug gaben, stimmten gegen den zuerst zur Abstimmung gestellten Antrag, § 71 diese allgemeine Fassung zu geben. So ergab sich leider für diesen Antrag keine Mehrheit in den Ausschüssen. Der Antrag Preußens auf vollständige Streichung des § 71 wurde mit 14 gegen 10 Stimmen abgelehnt. Für den Antrag stimmten aber infolge der verfehlten Taktik außer Preußen, Mecklenburg-Schwerin, Württemberg und Hamburg auch Baden, das bereit gewesen wäre, der Aufrechterhaltung des § 71 im Falle seiner Ausdehnung auf alle Tatbestände zuzustimmen. Es wird sich nun darum handeln, in der Vollsitzung den taktischen Fehler gutzumachen. Die Anträge der Reichsregierung bilden nun einen Teil des Entwurfs. Zur Abstimmung kommen als Abänderungsanträge nur die Anträge: 1. § 71 ganz allgemein zu fassen („An Stelle von Zuchthaus und Gefängnis tritt Einschließung von gleicher Dauer, wenn der Täter ausschließlich aus achtenswerten Beweggründen gehandelt hat und die Tat nicht wegen der Art und Weise ihrer Ausführung oder wegen der vom Täter verschuldeten Folgen besonders verwerflich ist."),

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2. der Antrag Preußens auf Streichung des § 71, 3. der Kompromißantrag Preußens (Gefängnis statt Zuchthaus). Wird Württemberg für den Antrag 1 gewonnen, so ist mit dessen Annahme in der Vollsitzung zu rechnen. Preußen wird es kaum gelingen, alle Provinzialvertreter für seinen Standpunkt zu gewinnen. II. Die Beibehaltung und Ausgestaltung der §§ 43 und 44 (Unterbringung in einer Heiloder Pflegeanstalt und in einer Trinkerheilanstalt oder Entziehungsanstalt) Für Streichung der §§ 43 und 44 stimmte nur Preußen. Der Antrag, daß das Gericht auch in den Fällen § 43 Abs. 1, also bei Zurechnungsfähigkeit die Unterbringung nur für zulässig erklären (nicht anordnen kann), wurde mit 15 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Die für den Antrag abgegebenen Stimmen Preußens, Sachsens, Württembergs und Oldenburgs würden aber in der Vollsitzung eine Mehrheit ergeben. In dieser Frage wird es kaum möglich sein, Württemberg zu einer Änderung seines Standpunktes zu bewegen. III. Anwendungsgebiet der Reichsverweisung

(§53)

Der Antrag Preußens, die Strafgrenze auf 3 Monate (nicht nach dem Wunsche der Reichsregierung auf 1 Jahr) zu bemessen, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Hierbei wird es in der Vollsitzung sein Bewenden haben. IV. Übernahme von Vorschriften des Gesetzes zum Schutze der Republik Der Antrag der Reichsregierung, die Frage zurückzustellen, bis die Frage der Verlängerung des Gesetzes zum Schutze der Republik im Reichstag zur Erörterung kommt, wurde mit 11 gegen 7 Stimmen angenommen. Gegen den Antrag stimmten aber Preußen, Hessen, Hamburg und Lübeck. Mecklenburg-Schwerin und Thüringen enthielten sich der Stimme. Preußen wird seine Anträge in der Vollsitzung stellen und wohl deren Annahme erreichen. Es handelt sich um folgende Anträge: 1. Hinter § 99 folgenden § 99 a einzufügen: „Wer öffentlich die verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform des Reichs oder eines Landes beschimpft, wird mit Gefängnis bestraft." 2. Hinter § 163 etwa folgende Vorschrift einzufügen: „Wer an einer Verbindung teilnimmt, die beabsichtigt, die verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform des Reichs oder eines Landes auf ungesetzlichem Wege zu beseitigen oder zu ändern, oder zu deren Zwecken oder Beschäftigungen es gehört, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu verhindern oder zu entkräften, wird mit Gefängnis bestraft." Gegen den gegenüber der ursprünglichen Fassung bedeutend eingeschränkten 2. Antrag dürften keine sachlichen Bedenken bestehen. Auch gegen den 1. Antrag bestehen wohl nur politische, nicht aber sachliche Bedenken. Ich bitte um Instruktion dahin, daß Bayern gegen die beiden Anträge stimmt, aber ihre etwaige Annahme nicht zum Anlaß nimmt, gegen den Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs im ganzen zu stimmen. Zu erwägen wäre, ob Bayern eine Erklärung des Inhalts abgibt, daß es bedauert, daß die Anträge in den Entwurf aufgenommen wurden, bevor über die Frage der Verlängerung des Republikschutzgesetzes im ganzen oder einzelnen seiner Vorschriften Klarheit geschaffen ist.

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V. Ausdehnung des § 105 a (Wahlverruf) auf den gesellschaftlichen Verruf Der Antrag Preußens auf solche Ausdehnung wurde mit 12 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Für den Antrag stimmten Preußen, Sachsen, Mecklenburg-Schwerin und wieder Württemberg. Hamburg enthielt sich der Stimme. Ob Preußen seinen Antrag in der Vollsitzung wiederholt, ist noch fraglich. VI. Beibehaltung und Ausgestaltung des §133 (Verletzung des Amtsgeheimnisses) Auf Antrag Bayerns wurde Abs. 1 des § 133 mit 13 gegen 7 Stimmen gestrichen. Abs. 2 ist schon in der 1. Lesung gestrichen worden. Es bleiben also nur Abs. 3 und 4 der ursprünglichen Fassung (Abs. 2 und 3 der Fassung nach der 1. Lesung). Gegen die Streichung des Abs. 1 stimmten Preußen, Hessen, Hamburg und Braunschweig. Ein Antrag, Abs. 1 wiederaufzunehmen, wird voraussichtlich in der Vollsitzung nicht gestellt werden. VII. Verbotene Veröffentlichung von Schriftstücken aus Strafakten (§ 158 Nr. 3) Hierzu lag ein Antrag Preußens vor, der Nr. 3 eine schlechthin unannehmbare Fassung im Interesse der Presse zu geben. Der Antrag wurde gegen die Stimmen Preußens abgelehnt. Beschlossen wurde, der Nr. 3 folgende, dem § 17 des Pressegesetzes entsprechende Fassung zu geben: „Wer ohne Genehmigung der zuständigen Behörde amtliche Schriftstücke eines Strafverfahrens, bevor sie in öffentlicher Verhandlung erörtert worden sind oder das Verfahren sein Ende erreicht hat, öffentlich bekannt gibt..." VIII. Beibehaltung und Ausgestaltung des 19. Abschnitts

„Zweikampf'

Hierzu beantragte Preußen wegen der von Oberreichsanwalt Ebermayer tags vorher geäußerten Bedenken folgenden Zusatz zu § 239: „Straffreiheit tritt nicht ein, wenn eine Körperverletzung in einem zur Austragung eines Ehrenhandels dienenden Zweikampf zugefügt wird." Außerdem behielt sich der Vertreter Preußens vor, die Einschaltung einer Vorschrift hinter § 241 zu beantragen, die den Zweikampf als Gefährdungsdelikt unter Strafe stellt. Der Vertreter Badens erklärte, wenn der 19. Abschnitt gestrichen würde, würde von Baden beantragt werden, hinter § 242 folgende Vorschrift einzuschalten: „Ein Zweikampf, der mit Waffen und unter Bedingungen ausgetragen wird, die die Gefahr einer der in § 234 bezeichneten Folgen regelmäßig mit sich bringen, wird .... bestraft." Abgestimmt wurde zunächst über den Antrag Badens, § 245 die in meinem letzten Bericht mitgeteilte Fassung zu geben. Dieser Antrag wurde mit 17 gegen 5 Stimmen angenommen. Gegen den Antrag stimmten nur Preußen und Hamburg. Darauf wurde der Antrag Preußens auf Streichung des 19. Abschnitts zur Abstimmung gestellt. Für den Antrag stimmten nur Preußen und Hamburg. Hiernach darf damit gerechnet werden, daß der Kompromißantrag Badens, der die Bestimmungsmensur straffrei läßt und im übrigen am Sonderdelikt des Zweikampfes festhält, auch in der Vollsitzung angenommen wird. Herr Reichsminister der Justiz erklärte am Schlüsse der Sitzung, er werde sofort auf Grund des Ergebnisses der Sitzung in Verhandlungen mit der Preußischen Regierung treten. Die Verhandlungen dürften aber ziemlich aussichtslos sein. Die wichtigsten Streitpunkte bleiben also Einschließung und Zweikampf. In der Frage des Zweikampfes ist ziemlich sicher mit einem befriedigenden Beschluß der Vollsitzung des Reichsrats zu rechnen. Das Gleiche gilt für die Frage der Einschließung, wenn Württemberg seinen Standpunkt ändert. Der badische Herr Staatspräsident wird vor105

aussichtlich auch versuchen, in diesem Sinne auf die Württembergische Regierung einzuwirken. Eine Regelung der Unterbringung der wegen Geisteskrankheit und dadurch herbeigeführter Zurechnungsunfähigkeit Freigesprochenen in einer Heil- oder Pflegeanstalt dahin, daß die Unterbringung vom Gericht nicht angeordnet, sondern nur für zulässig erklärt werden kann, ist zwar bedauerlich, dürfte aber für die Stellungnahme Bayerns zu dem ganzen Entwurf nicht von entscheidender Bedeutung sein. Ich glaube deshalb nach wie vor empfehlen zu dürfen, daß Bayern dem Entwurf im ganzen zustimmt. Mit Herrn Staatsrat Dr. von Nüsslein konnte ich nicht mehr sprechen, weil er zur Zeit in einer Sitzung ist und ich den ganzen gestrigen und heutigen Tag durch Arbeit in der Redaktionskommission in Anspruch genommen war. Ich glaube aber ohne nochmalige Besprechung mit ihm versichern zu können, daß er meinen Standpunkt vollständig teilt. ... gez. Dürr

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Plenarberatungen im Reichsrat im April 1927 1. Niederschrift

vom

5.4.1927

Gegenwärtig: für die Reichsregierung: Reichsminister der Justiz, gleichzeitig beauftragt mit der Stellvertretung des Reichskanzlers Hergt; für Preußen: a) vom Staatsministerium ernannt: Ministerialdirektor, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Frick, Ministerialdirektor, Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat Sachs, Ministerialdirektor Dr. Badt, Generalmajor a.D. von Winterfeldt (sämtlich vom Staatsministerium); Ministerialrat Schäfer (Justizministerium); b) von den Provinzialverwaltungen bestellt: Direktor der Ostpreußischen Landgesellschaft Ostpreußen: Freiherr von Gayl; Rittergutsbesitzer Dr. von Dallwitz; Brandenburg: Bürgermeister Scholtz; Stadt Berlin: Gutsbesitzer Graf von Behr, Pommern: Parteisekretär Steinbrecher; Grenzmark Posen-Westpreußen: Staatssekretär a.D., Wirlicher Geheimer Rat Niederschlesien: Freiherr von Tschammer und Quaritz; Oberschlesien: Landgerichtsrat a.D., Rittergutsbesitzer Dr. Zimmer, Ministerialdirektor, Wirklicher Geheimer OberSachsen: regierungsrat Frick als Vertreter für Oberpräsident Hörsing-, Schleswig-Holstein: Generalstaatsanwalt Dr. Hansen-, Hannover: Landgerichtsdirektor Dr. Breitenstein; Landgerichtsdirektor Dr. Breitenstein als VertreWestfalen: ter für Buchdruckereibesitzer Dr. h.c. Lensing; Landesrat Witte; Hessen-Nassau: Studienrat Dr. Hamacher; Rheinprovinz: Staatsrat Dr. von Wolf, Staatsrat Dr. von Nüßfür Bayern: lein, Ministerialrat Dr. Dürr; Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mannsfeld, für Sachsen: Ministerialdirektor Dr. Poetzsch-Heffter, Ministerialrat Dr. Rauschenbach; Gesandter etc. Dr. Bosler, Ministerialrat Heintzefür Württemberg: ler, Ministerialrat Drück, Ministerialrat Schick; für Baden: Gesandter Honold, Ministerialdirektor Kempff, Ministerialrat Dr. Fecht, Generalstaatsanwalt Dr. Hafner; für Thüringen: Ministerialrat Dr. Metzler, Oberregierungsrat Dr. Frede; für Hessen: Ministerialrat Dr. Edward; 107

für Hamburg: für Mecklenburg-Schwering: für Oldenburg: für Braunschweig und für Anhalt: für Bremen: für Lippe: für Lübeck: für Mecklenburg-Strelitz: für Waldeck:

Senator Dr. Nöldeke; Gesandter Dr. Tischbein, Oberregierungsrat Schlettwein, Ministerialrat Dr. Josephi; Gesandter, Staatsrat Ahlhorn, Legationsrat Meyer-Rodenberg, Ministerialrat Dr. Christians; Gesandter etc., Wirklicher Geheimer Rat Boden j Legationsrat von Stutterheim; Staatsrat Dr. Fricke; Vorsitzender des Landespräsidiums Drake, Gesandter z.D. Hildenbrand-, Oberstaatsanwalt Lienau; Gesandter etc., Wirklicher Geheimer Rat Boden; Ministerialdirektor, Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat Sachs; Gesandter, Staatsrat Ahlhorn; Geheimer Oberregierungsrat Horning.

für Schaumburg-Lippe: als Schriftführer: Vorsitz § 202. Den Vorsitz führte der Reichsminister der Justiz Hergt. 5 203. Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mannsfeld und Ministerialrat Schäfer berichteten namens des VII., III. und V. Ausschusses mündlich über den Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs - Nr. 174 der Drucksachen von 1924 - . Der Beratung wurden die Ausschußbeschlüsse zweiter Lesung zugrunde gelegt. Senator Dr. Nöldeke beantragte namens Hamburgs, im § 33 das Wort „Todesstrafe" zu streichen. Der Vertreter Preußens, Ministerialrat Schäfer, gab hierzu folgende Erklärung ab: „Bei aller Würdigung der Gründe, die gegen die Beibehaltung der Todesstrafe sprechen, hält das Preußische Staatsministerium den Zeitpunkt noch nicht für gekommen, in dem auf die Androhung der Todesstrafe ganz verzichtet werden könnte. Preußen ist daher nicht in der Lage, den Antrag Hamburgs zu unterstützen." Die Vertreter Mecklenburg-Schwerins, Anhalts und Lübecks schlössen sich dem Antrag Hamburgs an. Der Antrag fand nicht die genügende Unterstützung. § 3 3 wurde mit Stimmenmehrheit - unter Stimmenthaltung Hessens - angenommen. Weiterhin stellte der Vertreter Preußens folgende Anträge: 1. Zu § 56. [Unterbringung in einer Heil- oder Pflegeanstalt.] Es wurde beantragt: a) im § 56 Abs. 1 den ersten Satz wie folgt zu fassen: „Wird jemand als nichtzurechnungsfähig freigesprochen oder als vermindert zurechnungsfähig verurteilt, so erklärt das Gericht zugleich seine Unterbringung ... für zulässig, falls ..."; b) im § 56 den zweiten Absatz zu streichen. Der Antrag wurde mit 43 gegen 25 Stimmen angenommen. 2. Zu § 72. [Einschließung.] Es wurde beantragt: a) den § 72 zu streichen; b) im Falle der Annahme dieses Antrags alle den § 72 betreffenden Bestimmungen zu streichen und in einer Anmerkung zu § 34 darauf hinzuweisen, daß für den Vollzug von Freiheitsstrafen an Verurteilten, die aus achtenswerten Beweggründen die Straftat begangen haben und deren Tat nicht schon wegen der Art und Weise ihrer Ausführung oder wegen der vom Täter verschuldeten Folgen verwerflich ist, besondere Vorschriften im Strafvollzugsgesetz in Aussicht genommen sind. Der Antrag wurde mit 34 gegen 30 Stimmen abgelehnt. 108

3. Zu den §§ 101 f f . Es wurde beantragt: a) die Überschrift zum 3. Abschnitt wie folgt zu fassen: „Angriffe gegen die republikanische Staatsform und gegen verfassungsmäßige Körperschaften"; b) hinter § 102 folgenden § 102 a einzufügen: „Beschimpfung der republikanischen Staatsform Wer öffentlich die verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform des Reichs oder eines Landes beschimpft, wird mit Gefängnis bestraft." 4. Zu § 179. Es wurde beantragt, hinter § 179 folgenden neuen Paragraphen einzufügen. „Staatsfeindliche Verbindungen Wer an einer Verbindung teilnimmt, die beabsichtigt, die verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform des Reichs oder eines Landes auf ungesetzliche Weise zu beseitigen oder zu ändern, oder zu deren Zwecken oder Beschäftigungen es gehört, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu verhindern oder zu entkräften, wird mit Gefängnis bestraft. Die Amtsfähigkeit kann ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe aberkannt werden. Straffrei bleibt, wer der Behörde von dem Bestehen der Verbindung oder ihrem Zwecke Kenntnis gibt, bevor in Verfolgung der Bestrebungen der Verbindung eine strafbare Handlung begangen ist." Gesandter Honold gab hierzu folgende Erklärung ab: „Baden hält nach Ablauf des Republikschutzgesetzes dauernde Bestimmungen im Sinne der Anträge Preußens im Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuche für nötig. Eine Vertagung der sachlichen Erörterung dieser preußischen Anträge ist für Baden nur erträglich, wenn bei der Entscheidung über die Fortdauer des Republikschutzgesetzes dauernde Bestimmungen gleicher Art im Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch erörtert werden. Baden muß deshalb entscheidendes Gewicht darauf legen, daß seitens der Reichsregierung eine bestimmte Erklärung dahin abgegeben wird, daß sie den Reichsrat mit einer Vorlage beschäftigen wird, worin als Nachtrag zum Strafgesetzbuchentwurfe solche Da«erbestimmungen vorgesehen werden. Gibt die Reichsregierung eine solche Erklärung nicht ab, so wird Baden für die preußischen Anträge stimmen." Gesandter Dr. Tischbein schloß sich für Mecklenburg-Schwerin der vorstehenden Erklärung an. Der Vorsitzende führt hierzu aus: „Das Reichskabinett hat sich mit den Anträgen Preußens, die erst vor wenigen Tagen eingebracht worden sind, noch nicht sachlich, sondern lediglich formell beschäftigt. Es ist einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, daß die Bedeutung dieser Anträge außerordentlich groß ist, so daß man nicht von heute auf morgen zu einem praktischen Ergebnis kommen kann, sondern erst nach eingehender Untersuchung, die längere Zeit beanspruchen würde. Unter diesen Umständen wäre es bei sachlicher Durchberatung der preußischen Anträge unmöglich gewesen, den Entwurf des Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs im Reichsrat noch in dieser Woche zu erledigen und ihn noch vor den Osterferien dem Reichstag vorzulegen. Damit wäre überhaupt die Erledigung der Strafrechtsreform während der Wahlperiode des gegenwärtigen Reichstags gefährdet gewesen. Der Reichstag kann ein solches Werk nicht in den letzten Monaten der Wahlperiode zum Abschluß bringen. Die Reichsregierung hat deshalb schon in den Ausschüssen das Ersuchen an die Länder gerichtet, sich aus lediglich formellen Gründen auf die Anträge Preußens nicht einzulassen. Der Reichsminister des Innern hat bereits im Plenum des Reichstags die Erklärung abgegeben, daß sich das Reichskabinett alsbald mit der Frage des Republikschutzgesetzes und der gesetzgeberischen Maßnahmen, die aus Anlaß des bevorstehenden Ablaufs seiner Geltungsdauer notwendig werden, beschäftigen wer109

de. In die Strafgesetzbuchvorlage sind schon gewisse Vorschriften des Republikschutzgesetzes, für die ein dauerndes Bedürfnis vorliegt, eingearbeitet worden. Wenn nun am 21. Juli 1927 das Republikschutzgesetz außer Kraft treten würde und anderseits feststeht, daß das Strafgesetzbuch bis dahin noch nicht Gesetz sein kann, so würde ein Vakuum entstehen im Gegensatze zu der Auffassung der Reichsregierung, daß mindestens gewisse Teile des Republikschutzgesetzes einem dauernden Bedürfnis entsprechen. Das Reichskabinett ist deshalb der Meinung, daß die Beratung zu beschleunigen ist und eine Vorlage demnächst dem Reichsrat zugehen wird. Über den Inhalt der Vorlage kann ich heute namens des Kabinetts keine Erklärung abgeben. In Betracht kommen entweder - rein theoretisch gesagt - die en bloc-Verlängerung des Gesetzes oder aber eine Teilverlängerung oder die Einarbeitung gewisser, dem dauernden Bedürfnis entsprechender Bestimmungen in das Strafgesetzbuch. Das würde eine nachträgliche Vorlage sein. Die Einarbeitung würde im Ausschuß erfolgen. Die Regierung beabsichtigt, eine solche Vorlage noch vor dem Sommerurlaub des Reichstags zu unterbreiten. Für den Fall, daß bei dem Vertreter von Baden auch nach diesen meinen Ausführungen noch gewisse Zweifel übriggeblieben sein sollten, möchte ich meinerseits den Vorschlag machen, die Beratung der preußischen Anträge auf einige Tage zurückzustellen, damit zunächst das Reichskabinett mit der badischen Anfrage befaßt werden kann." Der Vorschlag des Vorsitzenden, die Erledigung der preußischen Anträge 3 und 4 der zweiten Lesung vorzubehalten, wurde angenommen. 5. Zu 5 110. Es wurde beantragt: Hinter dem Worte „wirtschaftlichen" die Worte „oder gesellschaftlichen" einzufügen. Der Antrag wurde mit 41 gegen 27 Stimmen angenommen. 6. Zu §§ 269 f f . Es wurde beantragt: a) den neunzehnten Abschnitt zu streichen; b) die §§ 270, 274 in folgender Fassung hinter § 321 einzufügen: „§ 321 a. Herausforderung zum Zweikampf Wer zur Austragung eines Ehrenhandels einen anderen zum Zweikampf herausfordert oder eine solche Herausforderung annimmt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. §321 b. Anreizung zum Zweikampf Wer jemand dadurch, daß er ihm Verachtung bezeigt oder androht oder in ähnlicher Weise zu einem Zweikampf mit einem andern zur Austragung eines Ehrenhandels anreizt, wird mit Gefängnis bestraft. Ebenso wird bestraft, wer jemand öffentlich Verachtung bezeigt, weil dieser eine Herausforderung zu einem solchen Zweikampf unterlassen oder nicht angenommen hat, oder wer zu bewirken versucht, daß ihm andere aus diesem Grunde öffentlich Verachtung bezeigen." c) im § 263 folgenden zweiten Satz einzufügen: „Straffreiheit tritt nicht ein, wenn eine Körperverletzung in einem zur Austragung eines Ehrenhandels dienenden Zweikampf zugefügt wird." Der Antrag wurd mit 39 gegen 29 Stimmen abgelehnt. Der Vertreter Hamburgs gab weiterhin folgende Erklärung ab: „Hamburg hält seinen in den Ausschüssen vertretenen Standpunkt, wonach im § 252 die soziale Indikation bei der Abtreibung berücksichtigt werden soll, wonach ferner im §297 die Verfolgung homosexueller Handlungen auf die Verführung Minderjähriger, die gewaltsame und die gewerbsmäßige Begehung der Handlungen beschränkt werden soll, und der § 3 1 3 , betreffend die Bestrafung des Ehebruchs, gestrichen werden soll, aufrecht, will aber mit Rücksicht darauf, daß die Durchsetzung dieser Anträge im Plenum aussichtslos er-

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scheint, diese Anträge jetzt nicht wiederholen und beantragt, diese Erklärung zu Protokoll zu nehmen." Sodann wurde beschlossen, die zweite Lesung des Entwurfs in der für Mittwoch, den 13. April 1927, in Aussicht genommenen Vollsitzung abzuhalten. Festgestellt in der Sitzung vom 13. April 1927. Hergt Homing

Anhang Vossische Zeitung vom 6.4.1927

(Nr. 162/A 82

Morgen-Ausgabe)

Das Strafgesetzbuch vor dem Reichsrat Preußische Provinzialvertreter gegen preußische Staatsregierung Der Reichsrat trat am Dienstag nachmittag zu einer außerordentlichen Vollsitzung zusammen mit dem einzigen Punkt der Tagesordnung: Beschlußfassung über den Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs. Der Entwurf ist in mehr als zweijähriger Arbeit von den zuständigen Ausschüssen des Reichsrats eingehend durchberaten worden. Während sonst in den Sitzungen des Reichsrats die Berichterstattung so kurz zu sein pflegt, daß der nicht mit der Materie Vertraute nur sehr schwer sich ein Bild von der Bedeutung und Tragweite der Beschlüsse machen kann, kam die grundlegende Bedeutung dieses Gesetzgebungswerkes schon äußerlich darin zum Ausdruck, daß die Berichterstatter, der sächsische Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mansfeld und der preußische Ministerialrat Schäfer, in nahezu einstündigem, sehr eingehendem Vortrag die Grundzüge des Entwurfs darlegten und besonders eingehend über die Punkte berichteten, in denen die Ausschüsse von der Vorlage der Reichsregierung abweichende Beschlüsse gefaßt hatten. Im Anschluß an die Berichterstattung kam es zu einer Reihe sehr interessanter Abstimmungen. Im allgemeinen gehören Abstimmungen in den Vollsitzungen des Reichsrats zu den großen Seltenheiten, und es vergehen oft mehrere Wochen, ehe ein solcher Fall eintritt. Heute gab es gleich deren vier und - der interessanteste Punkt - eine abgebrochene Abstimmung, bei cler die Reichsregierung in solche Bedrängnis kam, daß eine zweite Lesung in einer neuen Sitzung Anfang nächster Woche in Aussicht genommen werden mußte. Es handelt sich um folgende Fälle: 1. Von verhältnismäßig untergeordneter Bedeutung war der erste Fall, in dem Preußen eine Abänderung des § 56 (Unterbringung Geisteskranker in einer Heilanstalt) beantragte. Hier wurden für den preußischen Antrag 43 Stimmen, dagegen 25 abgegeben. 2. Grundsätzliche Bedeutung hatte dagegen die Abstimmung zu der Frage, ob die „Einschließung" als besondere Strafart - entsprechend der bisherigen Festungsstrafe beibehalten werden soll oder nicht. Preußen hatte Streichung der „Einschließung" als besondere Strafart beantragt. Da hier die Vertreter von fünf preußischen Provinzen, nämlich Ostpreußen, Brandenburg, Pommern, Niederschlesien und der Vertreter der Stadt Berlin, gegen das preußische Staatsministerium stimmten, wurde der preußische Antrag mit 34 gegen 30 Stimmen bei Stimmenthaltung der vier Stimmen Württembergs abgelehnt. 3. Zu § 110, der den Wahlverruf behandelt, beantragte Preußen, nicht nur den wirtschaftlichen Boykott, sondern auch den gesellschaftlichen Boykott als Folge einer politischen Wahl oder Abstimmung unter Strafe zu stellen. Auch hier stimmten die Vertreter von vier Provinzen, nämlich Ostpreußen, Brandenburg, Pommern und Niederschlesien, 111

gegen diesen Ausschußantrag, der aber trotzdem mit 41 gegen 27 Stimmen angenommen wurde. 4. Ein weiterer Ausschußantrag wurde zu dem den Zweikampf behandelnden Abschnitt gestellt. Preußen beantragte hier Streichung dieses ganzen Abschnitts und begründete diesen Antrag damit, daß für das ganze Institut des Zweikampfes, als ein Überbleibsel überlebter Anschauungen, kein Raum in einem modernen Strafgesetzbuch sei. Durch entsprechende Einfügung besonderer Strafdrohungen an anderen Stellen des Strafgesetzbuchs sollte sichergestellt werden, daß nach wie vor jede Herausforderung zum Zweikampf und deren Annahme sowie jeder Zweikampf mit Waffen zur Austragung eines Ehrenhandels strafbar bleibe. Hier stimmten wiederum die oben genannten fünf Provinzen gegen den preußischen Antrag, der mit 29 gegen 39 Stimmen abgelehnt wurde. 5. In zwei Punkten wurden seitens einiger Länder bedeutungsvolle Erklärungen abgegeben, ohne daß es jedoch zu einer förmlichen Abstimmung kam. Zur Frage der Beibehaltung der Todesstrafe hatte Hamburg Streichung beantragt, ein Antrag, den Mecklenburg-Schwerin, Lübeck und Anhalt unterstützten. Der Vertreter des preußischen Staatsministeriums gab hierzu eine Erklärung ab des Inhalts, das preußische Staatsministeriums würdige durchaus die schweren grundsätzlichen Bedenken gegen die Beibehaltung der Todesstrafe, halte jedoch den Zeitpunkt für noch nicht gekommen, in dem auf die Androhung der Todesstrafe ganz verzichtet werden könne, und sei daher nicht in Lage, den Antrag Hamburgs zu unterstützen. Da hiernach eine genügende Unterstützung des hamburgischen Antrages nicht gegeben war, unterblieb eine förmliche Abstimmung. Hamburg gab ferner folgende Erklärung ab: „Entsprechend der Stellungnahme Hamburgs in den Ausschüssen sei beabsichtigt gewesen, beim Abtreibungsparagraphen eine besondere Bestimmung einzufügen, die die soziale Indikation für straffrei erklärt. Ebenso habe Hamburg bei der Strafdrohung gegen Homosexuelle nur die Verführung Minderjähriger und das homosexuelle Notzuchtsverbrechen oder die gewerbsmäßige homosexuelle Betätigung unter Strafe stellen wollen, die darüber hinausgehenden Bestimmungen des neuen Entwurfs aber nicht annehmen können. Endlich halte auch Hamburg das Fortbestehen der Strafbarkeit des Ehebruchs als mit der modernen Rechtsentwicklung nicht für vereinbar. Da jedoch keine Aussicht für die Annahme etwaiger Anträge in der Vollsitzung bestehe, habe Hamburg davon abgesehen, förmliche Anträge zu diesen Punkten zu stellen." 6. Die interessanteste Erörterung knüpfte sich an den preußischen Antrag, durch den sichergestellt werden sollte, daß zwei bisher im Republikschutzgesetz verankerte Bestimmungen über die Beschimpfung der verfassungsmäßigen Staatsform und die Verfolgung staatsfeindlicher Verbindungen auch in den neuen Entwurf übernommen werden sollten. Die Reichsregierung hatte mit Rücksicht darauf, daß das Reichskabinett sich über die Frage der Verlängerung des Republikschutzgesetzes immer noch nicht schlüssig geworden ist, von einer Einfügung dieser Bestimmungen in den neuen Entivurf abgesehen. Als jedoch der Vertreter Badens erklärte, er haben den Auftrag für den preußischen Antrag zu stimmen, falls nicht heute schon die Reichsregierung die bestimmte Erklärung abgeben könne, sie würde in einem Nachtrag zum Strafgesetzbuchsentwurf die von Preußen beantragten Bestimmungen übernehmen, erkärte Reichsjustizminister Hergt, daß er unter diesen Umständen eine Zurückstellung dieses Punktes um wenige Tage anregen müsse, damit das Reichskabinett Gelegenheit habe, zu der badischen Anfrage Stellung zu nehmen. Mit Rücksicht darauf wurde eine zweite Lesung beschlossen, die Anfang oder Mitte nächster Woche stattfinden und dann den Strafgesetzbuchsentwurf endgültig verab-

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schieden soll. Der Entschließung des Reichskabinetts zur Beantwortung der badischen Anfrage wird man mit Spannung entgegensehen können.

2. Niederschrift

vom

13.4.1927

Gegenwärtig: für die Reichsregierung: Reichsminister der Justiz, gleichzeitig beauftragt mit der Stellvertretung des Reichskanzlers, Hergt; für Preußen: a) vom Staatsministeriutn ernannt: Staatssekretär Dr. Weismann, Ministerialdirektor Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Frick, Ministerialdirektor, Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat Sachs, Ministerialdirektor Dr. Badt, Generalmajor a.D. von Winterfeldt (sämtlich vom Staatsministerium); Ministerialrat Schäfer (Justizministerium); b) von den Provinzialverwaltungen bestellt: Direktor der Ostpreußischen Landgesellschaft Ostpreußen: Freiherr von Gayl; Rittergutsbesitzer Dr. von Dallwitz; Brandenburg: Bürgermeister Scholtz; Stadt Berlin: Gutsbesitzer Graf von Behr; Pommern: Parteisekretär Steinbrecher; Grenzmark Posen-Westpreußen: Rittergutsbesitzer Dr. von Dallwitz als Vertreter Niederschlesien: für Staatssekretär a.D., Wirlichen Geheimen Rat Freiherrn von Tschammer und Quaritz; Landgerichtsrat a.D., Rittergutsbesitzer Dr. ZimOberschlesien: mer, Sachsen: Ministerialdirektor, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Frick als Vertreter für Oberpräsident Hörsing; Schleswig-Holstein: Generalstaatsanwalt Dr. Hansen; Hannover: Landgerichtsdirektor Dr. Breitenstein; Westfalen: Landgerichtsdirektor Dr. Breitenstein als Vertreter für Buchdruckereibesitzer Dr. h.c. Lensing; Hessen-Nassau: Landgerichtsdirektor Dr. Breitenstein als Vertreter für Landeshauptmann Lutsch; Studienrat Dr. Hamacher; Rheinprovinz: Staatsrat Dr. von Wolf, Staatsrat Dr. von Nüßlein, für Bayern: Staatsrat Dr. Rohmer, Ministerialrat Freiherr von lmhoff, Wirklicher Legationsrat Dr. Quarck; für Sachsen: Ministerialdirektor von Sichart, Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mannsfeld, Ministerialdirektor Dr. Poetzsch-Heffter, Ministerialrat a.D. Schulz; für Württemberg: Gesandter etc. Dr. Bosler, Ministerialrat Dr. Widmann, Ministerialrat Drück; für Baden: Gesandter Honold, Ministerialdirektor Kempff, Ministerialrat Dr. Fecht; für Thüringen: bevollmächtigter Minister Dr. Munzel, Ministerialrat Dr. Metzler; für Hessen: Gesandter etc., Wirklicher Geheimer Rat Dr.Ing. e.h. Freiherr von Biegeleben, Ministerialrat Dr. Edward; 113

für Hamburg: für Mecklenburg-Schwering: für Oldenburg: für Braunschweig und für Anhalt: für Bremen: für Lippe: für Lübeck: für Mecklenburg-Strelitz: für Waldeck: für Schaumburg-Lippe: als Schriftführer:

Gesandtschaftsrat Dr. Sanne-, Gesandter Dr. Tischbein, Oberregierungsrat Schlettwein; Gesandter, Staatsrat Ahlhorn, Legationsrat MeyerRodenberg; Gesandter etc., Wirklicher Geheimer Rat Boden, Legationsrat von Stutterheim; Gesandter etc., Senator Dr. Nebelthau; Gesandter z.D. Hildenbrand; Gesandtschaftsrat Dr. Sanne als Vertreter für Gesandten etc. Dr. Meyer-Lüerßen; Gesandter etc., Wirklicher Geheimer Rat Boden; Ministerialdirektor, Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat Sachs; Gesandter, Staatsrat Ahlhorn; Geheimer Oberregierungsrat Horning.

Vorsitz.§ 222. Den Vorsitz führte der Reichsminister der Justiz Hergt. § 234. Im Verfolg des mündlichen Berichts des II., III. und VII. Ausschusses und des Beschlusses 1. Lesung in der Vollsitzung vom 5. April 1927 - § 203 der Niederschriften - zu dem Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs gab der Vorsitzende, Reichsminister der Justiz Hergt, auf die Anfrage des Vertreters der Badischen Regierung folgende Erklärung ab: „Auf Grund der Anfrage, die der Herr Vertreter der Badischen Regierung in der Vollsitzung des Reichsrats vom 5. April an mich gerichtet hat, hat sich das Reichskabinett erneut mit der Frage beschäftigt, welche Haltung gegenüber den preußischen Anträgen einzunehmen sei. Das Kabinett ist bei der Auffassung verblieben, daß eine sachliche Stellungnahme zu den preußischen Anträgen gegenwärtig nicht möglich ist. Das Republikschutzgesetz läuft am 23. Juli d.J. ab. Dieser Umstand nötigt dazu, rechtzeitig vor diesem Zeitpunkt in eine Nachprüfung der Gesamtfrage des Republikschutzgesetzes einzutreten. Unmittelbar nach dem Wiederzusammentritt des Reichstags im Mai d.J. werden die notwendigen Schritte zur Vorbereitung einer Vorlage an die gesetzgebenden Körperschaften getan werden. Die in den preußischen Anträgen behandelten Fragen enthalten nur einen Ausschnitt aus dem Fragenkomplex des Republikschutzgesetzes; auch sie werden also, da bei der erwähnten Gelegenheit auch geprüft werden muß, inwieweit Bestimmungen des Republikschutzgesetzes über den Umfang hinaus, in dem dies bisher im Strafgesetzentwurfe vorgesehen war, zum dauernden Bestandteil der ordentlichen Gesetze zu machen sind, in nächster Zeit zur Entscheidung der gesetzgebenden Körperschaften gebracht werden. Soweit diese Prüfung zur Bejahung führt, wird das Ergebnis ohne Schwierigkeit auch noch für die Strafrechtsreform, deren Erledigung im Reichstag geraume Zeit in Anspruch nehmen wird, nutzbar gemacht werden können. Die Reichsregierung bittet danach, im Interesse der rechtzeitigen Verabschiedung des Strafgesetzentwurfs die preußischen Anträge abzulehnen." Staatssekretär Dr. Weismann gab hierauf namens Preußens folgende Erklärung ab: „Die soeben von der Reichsregierung abgegebene Erklärung deckt sich im wesentlichen mit der am 6. April abgegebenen Erklärung. Sie enthält nur die formale Zusage, daß später eine Vorlage über die Beibehaltung einiger Bestimmungen des Republikschutzgesetzes vorgelegt werden soll, lehnt aber eine bestimmte Zusage über den sachlichen Inhalt der künftigen Vorlage, insbesondere darüber, ob sie Bestimmungen über die öffentliche Beschimpfung der verfassungsmäßig anerkannten republikanischen Staatsform und die staatsfeindlichen Verbindungen im Sinne der preußischen Anträge enthal114

ten wird, ab. Das Preußische Staatsministerium hält daher die von ihm gestellten Anträge aufrecht." Gesandter Honold gab folgende Erklärung ab: „Die Badische Regierung hält grundsätzlich die Einfügung einiger Teile des Republikschutzgesetzes als dauernde Bestimmungen in den Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs, etwa im Sinne der preußischen Anträge Nr. 64 Ziffer 8 und 10 b, für geboten. Nachdem indessen die Reichsregierung erklärt hat, daß sie zu einer sachlichen Stellungnahme zu den preußischen Anträgen gegenwärtig außerstande sei, will die Badische Regierung, in dem Bestreben, die gesetzgeberische Erledigung der Strafrechtsreform tunlichst zu fördern und eine die Verabschiedung des Entwurfs durch den Reichstag gefährdende Verzögerung zu vermeiden, dem Wunsche der Reichsregierung, die Erörterung der preußischen Anträge auf kurze Zeit zu vertagen, nicht entgegentreten und wird demgemäß die preußischen Anträge zur Zeit ablehnen. Die Badische Regierung vertraut dabei darauf, daß die Reichsregierung nach ihrer Erklärung die Frage, inwieweit Bestimmungen des Republikschutzgesetzes über den Umfang hinaus, in dem dies bisher im Strafgesetzentwurfe vorgesehen ist, zum dauernden Bestandteil der ordentlichen Gesetze zu machen sind, in nächster Zeit zur Entscheidung der gesetzgebenden Körperschaften bringen und damit die Möglichkeit eröffnen wird, das Ergebnis dieser Entscheidung auch noch für die Strafrechtsreform nutzbar zu machen. Die Badische Regierung behält sich aber auf Grund ihrer Überzeugung von der Notwendigkeit der Einarbeitung einiger Bestimmungen des Republikschutzgesetzes in das Strafgesetzbuch für alle Fälle vor, im Reichsrat auf Grund der Artikel 69 Abs. 2, 66 Abs. 1 der Reichsverfassung initiativ vorzugehen oder im Reichstag oder seinen Ausschüssen auf Grund des Artikel 33 Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 der Reichsverfassung die Einarbeitung der von ihr für erforderlich erachteten Bestimmungen des Republikschutzgesetzes in das Allgemeine Deutsche Strafgesetzbuch zu betreiben oder sich entsprechenden Schritten anderer Länder anzuschließen." Der Berichterstatter, Oberlandesgerichtspräsident Dr. Mannsfeld, beantragte zur Beschleunigung der Vorlage des Entwurfs an den Reichstag und zur gesetzestechnischen Vereinfachung die preußischen Anträge für den Fall ihrer Annahme in folgender Weise in den schon vorliegenden Entwurf einzuarbeiten: 1. Die Überschrift des 3. Abschnitts des Besonderen Teiles folgendermaßen zu fassen: Angriffe gegen die republikanische Staatsform und gegen verfassungsmäßige Körperschaften. 2. Dem § 101 folgende Fassung zu geben: „Öffentliche Beschimpfung der republikanischen Staatsform und verfassungsmäßiger Körperschaften Wer öffentlich die verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform des Reichs oder eines Landes beschimpft, wird mit Gefängnis bestraft. Die gleiche Strafe trifft den, der öffentlich den Reichstag, den Reichsrat, die Reichsregierung, den Reichswirtschaftsrat, einen Landtag, eine Landesregierung oder den Staatsrat eines Landes beschimpft. Ebenso wird bestraft, wer öffentlich den Reichspräsidenten oder ein Mitglied der Regierung des Reichs oder eines Landes beschimpft. Wer öffentlich eine der in Abs. 2, 3 bezeichneten Körperschaften oder Personen verleumdet, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Die Tat wird in den Fällen der Abs. 2, 3 nur mit Zustimmung der verletzten Körperschaft oder Person verfolgt. § 323 gilt entsprechend." 3. Den $ 175 so zu fassen:

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Staatsfeindliche Verbindungen. Geheimbündelei Wer an einer Verbindung teilnimmt, die beabsichtigt, die verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform des Reichs oder eines Landes auf ungesetzliche Weise zu beseitigen oder zu ändern, oder zu deren Zwecken oder Beschäftigungen es gehört, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu verhindern oder zu entkräften, wird mit Gefängnis bestraft. Ebenso wird bestraft, wer an einer geheimen Verbindung teilnimmt, die einen den Strafgesetzen zuwiderlaufenden Zweck oder ihren Zweck durch strafbare Mittel verfolgt, oder wer eine solche Verbindung unterstützt. Als geheim ist eine Verbindung anzusehen, deren Dasein, Verfassung oder Zweck vor der Behörde geheimgehalten werden soll. Einer geheimen Verbindung steht eine Verbindung gleich, deren Mitglieder unbedingten Gehorsam gegen ihre Führer versprechen. Die Amtsfähigkeit kann ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe aberkannt werden. Straffrei wird, wer der Behörde von dem Bestehen der Verbindung oder ihrem Zweck so rechtzeitig Kenntnis gibt, daß eine in Verfolgung der Bestrebungen der Verbindung beabsichtigte strafbare Handlung verhindert werden kann. Staatssekretär Dr. Weismann erklärte sich für Preußen mit dieser Fassungsänderung einverstanden. Die Versammlung stimmte für den Fall der Annahme der preußischen Anträge den Vorschlägen des Berichterstatters zu. Die Anträge Preußens (3. und 4. Antrag zu § 203 der Niederschriften) wurden mit 37 gegen 30 Stimmen angenommen. Im Verfolg von § 776 a der Niederschriften von 1924 und § 203 der Niederschriften von 1927 wurde in erster und zweiter Lesung beschlossen, dem Entwurf in der aus der Anlage ersichtlichen Fassung zuzustimmen.

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Zusammenstellungen der Anträge des Reichs und der Länder zu dem Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs (Nr. 174 der Drucksachen von 1924) Zusammenstellung Nr. I vom 20.9.1926 I. Buch. Verbrechen und Vergehen. Allgemeiner Teil (§§ 1-34)

1. Abschnitt. Das Strafgesetz Zur Systematik: Oldenburg (13) S. 1 wünscht Aufteilung des ersten Abschnitts in drei Abschnitte entsprechend den drei ersten Abschnitten des E 19. Überschrift: Reichsregierung (18) Ziff. 1: Geltungsbereich der Strafgesetze. Ort und Zeit der Tat. Sprachgebrauch. § 1. Zeitliche Ordnung Hamburg (2) Ziff. 1 empfiehlt einheitliche Verwendung eines der beiden Ausdrücke „Tat" oder strafbare Handlung".

I. Absatz 1: Baden (4) Ziff. 1 a: Die Worte „der Tat" zu ersetzen durch die Worte „des Abschlusses der strafbaren Handlung (§ 9 Abs. 2)". II. Absatz 2: 1. Baden (4) Ziff. 1 b, Thüringen (9) Ziff. 1: Den Satz 1 wie folgt zu fassen: „Bei einer Änderung der Gesetzgebung in der Zeit von der Begehung bis zur Aburteilung der Tat ist das Gesetz anzuwenden, das für den Täter am günstigsten ist." 2. Baden (4) Ziff. 1 c: Den Satz 2 wie folgt zu fassen: „Vorschriften, die von vornherein auf bestimmte Zeitdauer oder unter ausdrücklichem Vorbehalt der Wiederaufhebung aus Anlaß besonderer tatsächlicher Verhältnisse, die schon bei Verkündung des Gesetzes als vorübergehend angesehen wurden, erlassen worden waren, sind auf die während ihrer Geltung zum Abschluß gelangten strafbaren Handlungen (§ 9 Abs. 2) auch noch anzuwenden, nachdem sie außer Kraft getreten sind." 3. Reichsregierung (18) Ziff. 2: Den Absatz 2 als neuen § 2 a hinter § 2 in folgender Fassung einzustellen: „Ändert sich das Gesetz, das zur Zeit der Tat gilt, vor der Aburteilung, so ist das für den Täter günstigste Gesetz anzuwenden. Vorschriften, die wegen besonderer tatsächlicher Verhältnisse erlassen worden waren, sind auf die während ihrer Geltung begangenen Taten auch noch anzuwenden, nachdem sie wegen Wegfalls dieser Verhältnisse außer Kraft getreten sind."

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§ 4. Räumliche

Geltung

I. Absatz 1: Baden (4) Ziff 2, Reichsregierung (18) Ziff. 3 a: Statt „deutsche Strafgesetze" zu sagen „Strafgesetze des Deutschen Reichs". II. Absatz 2: 1. Hamburg (2) Ziff. 2, Thüringen (9) Ziff. 2: schlagen folgende Fassung vor: „Die deutschen Strafgesetze gelten ferner für alle Taten, die auf deutschen Schiffen oder Luftfahrzeugen begangen werden, gleichviel, wo diese sich befinden." 2. Baden (4) Ziff 2, ähnlich Oldenburg (13) S. 2 schlagen folgende Fassung vor: „Als im Inland begangen gelten auch Taten, die auf deutschen Schiffen oder Luftfahrzeugen begangen sind, gleichviel, wo sich diese befinden." 3. Reichsregierung (18) Ziff. 3 b: schlägt folgende Fassung vor: „Für Taten, die auf einem deutschen Seeschiff oder Luftfahrzeuge begangen werden, gelten die Strafgesetze des Reichs, auch wenn das Seeschiff oder Luftfahrzeug zur Zeit der Tat nicht im Inland ist." 55 1. Baden (4) Ziff. 3, Reichsregierung (18) Ziff. 4: Statt „deutschen Strafgesetze" zu sagen „Strafgesetze des Deutschen Reichs". 2. Baden (4) Ziff. 3: In Nr. 1 hinter das Wort „Länder" einzuschalten „mit Ausnahme des von einem Ausländer im Ausland begangenen Landesverrats im Falle des § 94 Abs. 1 Ziff. 3". 56 I. Absatz 1: Reichsregierung (18) Ziff. 5 a: schlägt folgende Fassung vor: „Für andere Taten, die im Ausland begangen werden, gelten die Strafgesetze des Reichs, wenn die Tat durch die Gesetze des Tatorts mit Strafe bedroht ist und der Täter 1. zur Zeit der Tat..." II. Absatz 1 Nr. 2: 1. Hamburg (2) Ziff. 3: Die Bestimmung zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 4: Die Vorschrift wie folgt zu fassen: „Wenn die Tat nach den Gesetzen des Deutschen Reichs ein Verbrechen ist und der Täter im Inland betroffen, wegen der Tat aber nicht ausgeliefert wird." 3. Preußen (11) Ziff. 1, Oldenburg (13) S. 3: schlagen als Fassung vor: „Wenn der Täter zur Zeit der Tat Ausländer war, im Inland betroffen und nicht ausgeliefert wird, es sei denn, daß die Auslieferung wegen der Art der Straftat nicht zulässig ist." 4. Reichsregierung (18) Ziff. 5 b: Wie Preußen, jedoch: „es sei denn, daß die Auslieferung nach der Art der Tat nicht zulässig ist". 5. Württemberg (14) Ziff. 1: Die Worte „obwohl die Auslieferung wegen der Tat zulässig wäre" zu streichen. III. Absatz 2: Reichsregierung (18) Ziff. 5 c: Statt „nach den deutschen Strafgesetzen strafbar ist" zu sagen „durch die Gesetze des Reichs mit Strafe bedroht ist". IV. Baden (4) Ziff. 5: Als § 6 a folgende neue Vorschrift einzustellen: „Gegen einen Täter, der zur Zeit der Tat Ausländer war, darf wegen einer im Ausland begangenen Tat in den Fällen des § 5 Ziff. 3 bis 5 und des § 6 Abs. 1 Ziff. 2 auf eine schwerere Strafe als die durch das Gesetz des Tatorts angedrohte Strafe nicht erkannt werden." § 7. Anrechnung ausländischer Strafen 1. Baden (4) Ziff. 6: Folgenden Satz 2 einzufügen: „Freiheitsstrafen werden ohne Rücksicht auf die Strafart nach ihrer Dauer angerechnet." 2. Reichsregierung (18) Ziff. 6: Die Bestimmung hier zu streichen.

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§ 8. Absehen von der Verfolgung 1. Bayern (5) S. 3, Bremen (12) S. 1, Oldenburg (13) S. 3, Braunschweig (16) Ziff. 2, Reichsregierung (18) Ziff. 7: Die Bestimmung zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 7: Der Bestimmung folgende Fassung zu geben: „Wann von der Verfolgung einer Tat abgesehen werden kann, bestimmen die Prozeßgesetze. Sie bestimmen auch die Voraussetzungen der Rechtswirksamkeit eines Verlangens oder einer Zustimmung und ihrer Zurücknahme, sofern in diesem Gesetze bestimmt ist, daß die Tat nur auf Verlangen oder mit Zustimmung des Verletzten oder anderer Personen verfolgt wird." 3. Lübeck (6) Ziff. 1: empfiehlt die Vorschriften über das Antragsrecht als Strafausschließungsgrund in den allgemeinen Teil aufzunehmen. § 9. Ort und Zeit der Tat 1. Bayern (5) S. 3 will die Vorschrift in den 2. Abschnitt stellen. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 8: Statt „strafbare Handlung" jeweils zu sagen „Tat" und im Absatz 1 hinter dem Worte „Tatbestand" einzufügen die Worte „der strafbaren Handlung". §10. Sprachgebrauch 1. Hamburg (2) Ziff. 4: Die Überschrift zu ersetzen durch „Einteilung der strafbaren Handlung" und dem § 11 die Überschrift „Sprachgebrauch" zu geben. 2. Baden (4) Ziff. 8: Statt „Handlung" jeweils zu sagen „Tat". 3. Sachsen (10) Nr. 3 wünscht den allgemeinen Teil so zu gestalten, daß er auch auf die Nebengesetze, in denen Taten, die Vergehenscharakter haben, aber nur mit Geldstrafe bedroht sind, zur Anwendung gelangt, und sicherzustellen, daß diese Taten trotz der Geldstrafenandrohung Vergehen sind. 4. Reichsregierung (18) Ziff. 9: Den Paragraphen mit der Überschrift „Einteilung der strafbaren Handlungen" als § 12 an den Anfang des 2. Abschnitts zu stellen. SU I. Eingang: Bayern (5) S. 3, Oldenburg (13) S. 3 schlagen vor: „Dieses Gesetz versteht unter..." II. Vor Nr. 1: Hamburg (2) Ziff. 5, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 1, Bayern (5) S. 4, Preußen (11) Ziff. 2, Oldenburg (13) S. 3, Reichsregierung (18) Ziff. 10 wollen in den Paragraphen auch eine Begriffsbestimmung des Wortes „Kind", soweit es nicht ein Verwandtschaftsverhältnis ausdrückt, aufnehmen. Vorschläge hierfür: Kind: Wer noch nicht vierzehn Jahre alt ist (Hamburg). Kind, sofern damit nicht das Verwandtschaftsverhältnis bezeichnet wird: Wer noch nicht vierzehn Jahre alt ist (Mecklenburg-Schwerin). Kind, soweit nicht das Verwandtschaftsverhältnis zu den Eltern gemeint ist: Eine Person, die noch nicht vierzehn Jahre alt ist (Bayern). Kind, sofern damit eine Altersgrenze bezeichnet werden soll: Wer noch nicht vierzehn Jahre alt ist (Preußen). Kind, sofern damit eine Person im Kinderalter bezeichnet werden soll: Wer noch nicht vierzehn Jahre alt ist (Oldenburg). Kind, wenn mit dem Worte eine Altersstufe bezeichnet werden soll: Wer noch nicht vierzehn Jahre alt ist (Reichsregierung).

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III. Nr. 2 (Frau): Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 2, Reichsregierung (18) Ziff. 10 b: Die Worte „eine unverheiratete Person weiblichen Geschlechts" zu ersetzen durch „jede weibliche Person". IV. Nr. 3 (Amtsträger): 1. Baden (4) Ziff. 9 schlägt als Fassung vor: „Jeder, der im unmittelbaren oder mittelbaren Dienst des Reichs oder eines Landes für einen vom öffentlichen Rechte bestimmten Kreis von Geschäften zur Erfüllung unmittelbarer oder mittelbarer staatlicher Aufgaben berufen ist." 2. Württemberg (14) Ziff. 2 schlägt folgende Fassung vor: „Jeder, der im unmittelbaren oder mittelbaren Dienst des Reichs oder eines Landes als Organ der Staatsgewalt zur Erfüllung staatlicher Zwecke berufen ist." 3. Thüringen (9) Ziff. 3 will statt „berufen" sagen „bestellt". V. Nr. 5 (öffentlich begangen): 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 3, Sachsen (10) Nr. 4, Reichsregierung (18) Ziff. 10: Nr. 5 zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 9 c, Bayern (5) S. 3, Oldenburg (13) S. 3, Württemberg (14) Ziff. 3 schlagen vor: Öffentlich begangen: Auch eine Handlung, die durch Verbreiten, Anschlagen oder Auslegen von Schriften, Abbildungen oder anderen Darstellungen oder in einer geschlossenen Versammlung begangen ist, aus der sie aller Voraussicht nach in die Öffentlichkeit dringt. 3. Lübeck (6) Ziff. 2 hat Bedenken gegen die Einbeziehung der geschlossenen Versammlung. 4. Hessen (20) Ziff. 1: Die Worte „in einer geschlossenen Versammlung" zu streichen. Vi. Nr. 6 (Gewalt):!. Baden (4) Ziff. 9d, Oldenburg (13) S. 3: Das Wort „betäubenden" zu streichen. 2. Thüringen (9) Ziff. 6: Statt „betäubenden" zu sagen „eines andern Mittels". 3. Sachsen (10) Nr. 5: Statt „betäubenden" zu sagen „betäubenden oder berauschenden". 4. Reichsregierung (18) Ziff. 10 d: Hinter „betäubenden" einzusetzen die Worte „oder berauschenden" und das Wort „jemanden" zu ersetzen durch „jemand". 5. Lübeck (6) Ziff. 2 weist darauf hin, daß der Fall nicht getroffen ist, daß der Täter dem Angegriffenen Pfeffer in die Augen streut oder ihm eine Blendlaterne vorhält. VII. Nr. 7: 1. Preußen (11) Ziff. 2 b, Oldenburg (13) S. 4 wollen hinter „Strafanzeige" einfügen „wegen eines Verbrechens oder Vergehens". 2. Bremen (12) S. 1 hält den Begriff der „gefährlichen Drohung" für entbehrlich. VIII. Nr. 7 a: Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 4: Folgende neue Ziffer einzustellen: Aus freien Stücken: ohne daß der Täter durch Umstände bestimmt worden ist, die von seinem Willen unabhängig sind. IX. Nr. 8: 1. Baden (4) Ziff. 9 e: Statt „andern" zu sagen „dritten". 2. Preußen (11) Ziff. 2 c, Oldenburg (13), S. 4, Reichsregierung (18) Ziff. 10 c schlagen folgende Fassung vor: Entgelt: Jeder Vorteil, gleichviel, wem er zugute kommen soll. X. Nr. 9: 1. Hamburg (2) Ziff. 6: Die Worte „zu dem Zwecke errichtet worden" zu ersetzen durch das Wort „geeignet". 2. Baden (4) Ziff. 9 b, Bayern (5) S. 3, Oldenburg (13) S. 4, Württemberg (14) Ziff. 4: Zwischen den Worten „eine" und „Schrift" die Worte „in sich verständliche" einzufügen und hinter dem Worte „begründen" einzufügen „aufzuheben oder zu ändern". 3. Sachsen (10) Nr. 6, Preußen (11) Ziff. 2 d, Braunschweig (16) Ziff. 3, Hessen (20) Ziff. 2: Hinter „begründen" einzufügen „zu ändern oder aufzuheben". 4. Bremen (12) S. 1 hält die Einschränkung des Begriffs der Urkunde auf Schriften nicht im Einklang mit dem Sprachgebrauch und nicht für angebracht. 120

XI. Nr. 9 a: Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 3 will folgende neue Ziffer 9 a einstellen: Öffentliche Urkunde: eine Urkunde, die eine öffentliche Behörde innerhalb ihrer Amtsbefugnisse oder eine mit öffentlichem Glauben versehene Person innerhalb des ihr zugewiesenen Geschäftskreises in der vorgeschriebenen Form aufgenommen hat. XII. Nr. 10: 1. Baden (4) Ziff. 9 g: Die Worte „um eine bestimmte Eigenschaft der Sache zu bestätigen" zu ersetzen durch „um eine auf die Sache bezügliche Tatsache zu bestätigen". 2. Bayern (5) S. 3, Württemberg (14) Ziff. 5: Die Worte „in der vorgeschriebenen Form" bis „zu bestätigen" zu ersetzen durch „in der vorgeschriebenen Form zu einem bestimmten Zwecke angebracht ist". 3. Sachsen (10) Nr. 7: Hinter „Eigenschaft" einzufügen „oder Beziehung". XIII. Nr. 10 a: Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 6 will als Ziffer 10 a folgende Bestimmung neu einstellen: Beglaubigungszeichen: ein Zeichen, das an einer Sache angebracht worden ist, um eine bestimmte Eigenschaft der Sache zu bestätigen. XIV. Nr. 11: 1. Preußen (11) Ziff. 2 e: Hinter „Umfrage" einzufügen die Worte „für die menschliche Gesundheit oder". 2. Oldenburg (13) S. 4: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Gefahr für Menschenleben oder in bedeutendem Umfang für die menschliche Gesundheit oder für fremdes Eigentum." XV. Nr. 12: 1. Baden (4) Ziff. 9 h: Als Nr. 12 neu einzustellen: Trunkenheit: Jede durch den Mißbrauch geistiger Getränke oder berauschender oder betäubender Gifte verursachte Bewußtseinsstörung. 2. Thüringen (9) Ziff. 5 wünscht Begriffsbestimmung der besonders leichten und besonders schweren Fälle. XV7. Absatz 2: 1. Bayern (5) S. 4 will die Vorschrift als Nr. 12 in den Absatz 1 einstellen. Angehörige: Verwandte und Verschwägerte gerader Linie... 2. Sachsen (10) Nr. 9 regt an, im Text zum Ausdruck zu bringen, daß es unerheblich ist, ob das Verwandtschaftsverhältnis auf ehelicher oder unehelicher Geburt beruht. 3. Württemberg (14) Ziff. 6 wünscht in der Begründung klarzustellen, daß die Schwägerschaft durch Lösungen der sie begründenden Ehe nicht beseitigt wird. 4. Reichsregierung (18) Ziff. 10 f: Den Absatz 2 als neuen § 11 a hinter § 11 einzustellen. 2. Abschnitt. Die Straßare Handlung Systematik: Folgende Gliederung des Abschnitts: 1. Hamburg (2) Ziff. 7: Rechtswidrigkeit mit Notwehr und Notstand. Zurechnungsfähigkeit, Schuld, Irrtum. 2. Oldenburg (13) S. 4: Strafbarkeit der Unterlassung, Ausschluß der Rechtswidrigkeit, Notwehr, Notstand, Zurechnungsfähigkeit, Schuldarten, Irrtum, Erfolgshaftung. 3. Reichsregierung (18) Ziff. 11: Einteilung der strafbaren Handlungen (hierzu ist als erste Bestimmung dieses Abschnitts § 10 des Entwurfs mit der Überschrift: „Einteilung der strafbaren Handlungen" einzufügen). Zurechnungsfähigkeit, verminderte Zurechnungsfähigkeit, Vorsatz und Fahrlässigkeit, Irrtum, Haftung für besondere Folgen der Tat, Nichtabwenden eines Erfolges, Ausschluß der Rechtswidrigkeit, Notwehr, Notstand. § 12. Vorsatz und Fahrlässigkeit I. Schuld und Strafbarkeit: Hamburg (2) Ziff. 8, Oldenburg (13) S. 5 wünschen Streichung der S S 12 und 16 des Entwurfs und getrennte Übernahme der S S 10 und 15 des Entwurfs von 1919, und zwar:

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5 a: Hamburg: „Strafbar ist, wer schuldhaft handelt. Schuldhaft handelt, wer den Tatbestand einer strafbaren Handlung vorsätzlich oder fahrlässig verwirklicht und zur Zeit der Tat zurechnungsfähig ist." § a: Oldenburg: „Strafbar ist, wer schuldhaft handelt. Schuldhaft handelt, wer zur Zeit der Tat zurechnungsfähig ist und den Tatbestand einer strafbaren Handlung vorsätzlich oder fahrlässig verwirklicht." § b: Hamburg und Oldenburg: Zur Strafbarkeit ist, wo das Gesetz nichts anderes bestimmt, vorsätzliches Handeln erforderlich. Fahrlässiges Handeln ist strafbar, wenn das Gesetz es ausdrücklich mit Strafe bedroht. II. Begriffsbestimmungen der Schuldformen: 1. Vorsatz: a) Hamburg (2) Ziff. 8, Baden (4) Ziff. 10, Bayern (5) S. 5, Oldenburg (13) S. 6, Württemberg (14) S. 5, Braunschweig (16) Ziff. 4, Thüringen (9) Ziff. 6 (bedingter Vorschlag): Vorsätzlich handelt, wer den Tatbestand der strafbaren Handlung mit Wissen und Willen verwirklicht, oder die Verwirklichung des Tatbestandes zwar nur für möglich hält, jedoch für den Fall der Verwirklichung mit ihr einverstanden ist. b) Reichsregierung (18) Ziff. 12: Vorsätzlich handelt, wer den Tatbestand der strafbaren Handlung mit Wissen und Willen verwirklicht oder die Verwirklichung zwar nur für möglich hält, jedoch für den Fall der Verwirklichung mit ihr einverstanden ist. 2. Besondere Arten des Vorsatzes: a) Hamburg (2) Ziff. 8, Oldenburg (13) S. 6, Thüringen (9) Ziff. 6 (bedingter Vorschlag), Reichsregierung (18) Ziff. 12: „Wo das Gesetz wissentliches Handeln fordert, genügt zur Strafbarkeit nicht, daß der Täter die Verwirklichung des Tatbestandes nur für möglich hält und für den Fall der Verwirklichung mit ihr einverstanden ist." b) Hamburg, Oldenburg, Thüringen (a.a.O.): Absichtlich handelt der, dem es darauf ankommt, einen Erfolg, der im Gesetz bezeichnet ist, herbeizuführen. c) Reichsregierung (a.a.O.): Absichtlich handelt der Täter, wenn es ihm darauf ankommt, den im Gesetz bezeichneten Erfolg herbeizuführen. 3. Fahrlässigkeit: Die unter 1. genannten Länder: Fahrlässig handelt, wer die Sorgfalt außer acht läßt, zu der er nach den Umständen und nach seinen persönlichen Verhältnissen verpflichtet und imstande ist und infolge dessen nicht voraussieht, daß sich der Tatbestand der strafbaren Handlung verwirklichen könne, oder, obwohl er dies für möglich hält, darauf vertraut, daß es nicht geschehen werde. Reichsregierung (18) Ziff. 12: Fahrlässig handelt, wer die Sorgfalt außeT acht läßt, zu der er nach den Umständen und nach seinen persönlichen Verhältnissen verpflichtet und fähig ist, und deshalb nicht voraussieht, daß sich der Tatbestand der strafbaren Handlung verwirklichen kann, oder, obwohl er dies für möglich hält, darauf vertraut, daß es nicht geschehen wird. §13.

Irrtum

I. Annahme eines Sachverhalts, der die Tat rechtfertigen oder straffrei machen würde. 1. Hamburg (2) Ziff. 9, Oldenburg (13) S. 6, Thüringen (9) Ziff. 6 (bedingter Vorschlag). Folgenden Absatz 2 der Vorsatzdefinition: „Vorsätzlich handelt nicht, wer irrtümlich einen Tatbestand annimmt, der nach öffentlichem oder bürgerlichem Recht die Rechtswidrigkeit ausschließen würde." 2. Baden (4) Ziff. 15, Bayern (5) S. 9, Württemberg (14) S. 8. Folgenden Absatz 2 des § 2 0 des Entwurfs: „Nimmt der Täter irrtümlich Tatsachen an, die die Rechtswidrigkeit der Tat nach Absatz 1 ausschließen würden, so ist die Bestrafung wegen vorsätzlicher Begehung ausgeschlossen. Beruht der Irrtum auf Fahrlässigkeit, so finden die Vorschriften über fahrlässige Handlungen Anwendung."

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3. Reichsregierung (18) Ziff. 12: a) als Absatz 2 der Vorsatzdefinition: Wegen vorsätzlicher Begehung wird nicht bestraft, wer irrtümlich einen Sachverhalt annimmt, der die Tat rechtfertigen oder den Täter straffrei machen würde. b) Als Absatz 2 der Fahrlässigkeitsdefinition: Die Vorschriften über fahrlässige Handlungen sind auch dann anzuwenden, wenn der Täter infolge eines auf Fahrlässigkeit beruhenden Irrtums einen Sachverhalt annahm, der die Tat gerechtfertigt oder den Täter straffrei gemacht hätte, und wenn er deshalb wegen vorsätzlicher Begehung nicht bestraft werden kann. II. Rechtsirrtum: 1. Reichsregierung (18) Ziff. 13: Bedingter Vorschlag: Handelt der Täter in einem Rechtsirrtum, der ihn das Unerlaubte seiner Tat nicht erkennen läßt, so ist er straffrei, wenn der Irrtum entschuldbar ist; andernfalls kann die Strafe gemildert werden (§ 72). 2. Sachsen (10) Nr. 10: a) Dem Absatz 1 von § 13 anzufügen: „es sei denn, daß der Irrtum auf Fahrlässigkeit beruht. In diesem Falle kann die ordentliche Strafe gemildert werden (§ 72); nach den besonderen Umständen kann von Strafe abgesehen werden." b) Absatz 2 von § 13 zu streichen. 3. Preußen (19) Ziff. 1: Handelt der Täter in einem Rechtsirrtum, der ihn das Unerlaubte seiner Tat nicht erkennen läßt, so ist die Bestrafung wegen vorsätzlicher Begehung ausgeschlossen. Ist der Irrtum nicht entschuldbar, so ist die für die vorsätzliche Begehung angedrohte Strafe zu mildern (§ 72). Ist der Irrtum entschuldbar, so ist der Täter straffrei. 4. Baden (4) Ziff. 11: Handelt der Täter in einem Irrtum über das Rechts- und das Sittengesetz, der ihn das Unerlaubte seiner Tat nicht erkennen läßt, so ist die Strafe zu mildern (§ 72). Ist der Irrtum entschuldbar, so ist der Täter straffrei. 5. Bayern (5) S. 6: Hält der Täter irrtümlich die Tat für rechtlich und sittlich erlaubt, so ist die Strafe zu mildern (§ 72). Ist der Irrtum entschuldbar, so ist der Täter straffrei. 6. Württemberg (14) S. 7: Handelt der Täter in einem Irrtum über das Rechts- und Sittengesetz, der ihn das Unerlaubte seiner Tat nicht erkennen läßt, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72). Ist der Irrtum entschuldbar, so ist der Täter nicht strafbar. 7. Hamburg (2) Ziff. 9: Handelt der Täter vorsätzlich, hielt er aber die Tat für erlaubt, weil er sich über das Gesetz oder dessen Anwendbarkeit fahrlässig irrte, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72). War der Irrtum unverschuldet, so kann das Gericht von Strafe absehen. 8. Thüringen (9) Ziff. 7: Hält der Täter aus Irrtum seine Tat für rechtlich oder sittlich erlaubt, so ist die Strafe zu mildern (§ 72). Ist der Irrtum entschuldbar, so kann von Strafe abgesehen werden. 9. Lübeck (6) S. 2, Oldenburg (13) S. 6: Handelt der Täter vorsätzlich, hält er aber auf Grund rechtlichen oder tatsächlichen Irrtums die Tat für erlaubt, so ist die Strafe zu mildern (§ 72). War der Irrtum unverschuldet, so ist der Täter straffrei. 5 14. Herbeiführung eines Erfolges durch Unterlassung 1. Reichsregierung (18) Ziff. 14 a: Folgende Überschrift: Nichtabwenden eines Erfolges. 2. Hamburg (2) Ziff. 10: In Absatz 1 anstatt der Worte „der den Erfolg verursacht": „der den Erfolg durch seine Tätigkeit herbeiführt." 3. a) Preußen (10) Ziff. 4: Den Absatz 1 zu fassen: Eine Unterlassung steht einer Handlung gleich, wenn der Unterlassende zum Handeln rechtlich verpflichtet ist. b) Oldenburg (13) S. 6: Die Bestimmung zu fassen: Eine Unterlassung steht einer Handlung gleich, wenn der Unterlassende zum Handeln rechtlich verpflichtet ist, oder die Gefahr, daß der Erfolg eintritt, durch seine Tätigkeit herbeigeführt hat. 4. Baden (4) Ziff. 12, Bayern (5) S. 7, Hessen (20) Ziff. 3: Wer es unterläßt, einen Erfolg abzuwenden, obwohl er hierzu rechtlich verpflichtet ist, oder die Gefahr, daß der 123

Erfolg eintritt, durch seine Tätigkeit herbeigeführt hat, wird ebenso bestraft wie jemand, der den Erfolg verursacht. 5. Reichsregierung (18) Ziff. 14: Wer es unterläßt, einen Erfolg abzuwenden, ist nur strafbar, wenn er rechtlich verpflichtet ist, den Eintritt des Erfolges zu verhindern. Wer durch sein Tun die Gefahr herbeiführt, daß ein bestimmter Erfolg eintritt, ist verpflichtet, ihn abzuwenden. §15.

Erfolgshaftung

1. Preußen (11) Ziff. 5, Oldenburg (13) S. 6 wünschen Streichung des letzten Satzes der Begründung: „Die Fälle, in denen der § 15 Anwendung findet, kennzeichnet der Entwurf jedesmal durch Verweisung auf ihn." 2. Reichsregierung (18) Ziff. 15: a) Die Überschrift zu fassen: „Haftung für besondere Folgen der Tat." b) Der Bestimmung selbst folgende Fassung zu geben: Knüpft das Gesetz an eine besonders bezeichnete Folge der Tat eine höhere Strafe, so trifft diese den Täter nur, wenn er die Folge wenigstens fahrlässig herbeigeführt hat. §16. Zurechnungsunfähigkeit, verminderte

Zurechnungsfähigkeit

Hamburg (2) Ziff. 8, Oldenburg (13) S. 5: Streichung (Folge der Anträge zu § 12). §17 Absatz 1: Baden (4) Ziff. 13: Das Wort „krankhaft" zu streichen. Oldenburg (13) S. 7: Das Wort „Unerlaubte" durch „Ungesetzliche" zu ersetzen. Absatz 2: 1. Reichsregierung (18) Ziff. 16 zu sagen: a) Statt „in hohem Grade" - „wesentlich", b) statt „so ist die Strafe zu mildern" - „so kann die Strafe gemildert werden", c) im zweiten Absatz den zweiten Satz zu streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 11, Baden (4) Ziff. 13, Bayern (5) S. 8, Anhalt (8) Ziff. 2, Sachsen (10) Nr. 10a, Preußen (11) Ziff. 6, Oldenburg (13) S. 7, Württemberg (14) Ziff. 3, Hessen (20) Ziff. 4: Ausdehnung des Ausschlusses der Strafmilderung auf die Fälle, in denen der Täter durch ein anderes Rauschmittel als Alkohol aus eigenem Verschulden eine Bewußtseinsstörung erlitten hat. 3. Baden (4) Ziff. 13, Bayern (5) S. 8, Lübeck (6) Ziff. 4, Bremen (12) S. 2, Oldenburg (13) S. 7, Württemberg (14) Ziff. 3, Braunschweig (16) Ziff. 5, Hessen (20) Ziff. 4: wünschen statt der obligatorischen fakultative Strafmilderung. §18 1. Baden (4) Ziff. 14, Bayern (5) S. 8, Bremen (12) S. 2, Württemberg (14) Ziff. 3, Hessen (20) Ziff. 5: Statt der obligatorischen eine fakultative Strafmilderung. 2. Oldenburg (13) S. 7: Das Wort „Unerlaubte" durch „Ungesetzliche" zu ersetzen. §19 Bayern (5) S. 8, Sachsen (10) Nr. 12, Reichsregierung (18) Ziff. 17: Den Absatz 1 zu fassen: „Als nicht zurechnungsfähig gilt ein Kind." §20. Ausschluß der Rechtswidrigkeit 1. Preußen (11) Ziff. 7: Folgende Fassung: Eine strafbare Handlung liegt nicht vor, wenn die Tat nach dem öffentlichen oder bürgerlichen Recht nicht rechtswidrig ist.

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2. Baden (4) Ziff. 15, Bayern (5) S. 9, Württemberg (14) S. 8 wünschen den bei § 13 I 2 erwähnten Zusatz. §21.

Notwehr

A. Begriff der Notwehr. 1. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 7, Oldenburg (13) S. 7, Hessen (20) Ziff. 6: Notwehr ist diejenige Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwehren. b) Braunschweig (16) Ziff. 6: In Notwehr handelt, wer sich oder einen anderen gegen einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff in der erforderlichen Weise verteidigt. 2. a) Baden (4) Ziff. 21, Thüringen (9) Ziff. 8: „sofern die Verteidigung nach Art und Maß zur Abwehr des Angriffs erforderlich ist, und der dem Angreifer durch die Verteidigung zugefügte Schaden zu dem dem Angegriffenen drohenden Schaden nicht außer Verhältnis steht." b) Bayern (5) S. 9: „soweit die Verteidigung erforderlich ist, um den Angriff abzuwenden, und der durch die Verteidigung angerichtete Schaden nicht in offenbarem Mißverhältnis zu dem durch den Angriff drohenden Schaden steht." c) Württemberg (14) Ziff. 5: „in einer Weise verteidigt, welche zur Abwehr des Angriffs erforderlich ist und nicht in auffälligem Mißverhältnis zu dem angegriffenen Rechtsgut steht." d) Reichsregierung (18) Ziff. 18: In Notwehr handelt, wer sich oder einen anderen gegen einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff verteidigt, soweit die Verteidigung erforderlich ist, um den Angriff abzuwenden, und der von der Verteidigung zu erwartende Schaden nicht außer Verhältnis zu dem durch den Angriff drohenden Schaden steht. Der Verteidigung gegen einen rechtswidrigen Angriff steht es gleich, wenn jemand eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden. B. Notwehrexzess. 1. Baden, Bayern, Hessen, Württemberg, Thüringen: Hat der Täter die Grenzen der Notwehr aus Bestürzung oder Furcht entschuldbar überschritten, so ist er straffrei. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 18: Hat der Täter die Grenzen der Abwehr überschritten, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72); ist die Überschreitung wegen Bestürzung, Furcht oder Schrecken entschuldbar, so ist er straffrei. 5 22. Notstand, Nothilfe Die Zitate aus den Anträgen befinden sich in der Zusammenstellung am Ende dieses Paragraphen. A. Überschrift. Bayern, Preußen, Oldenburg: Streichung des Wortes „Nothilfe". B. Rechtfertigungs- oder Strafausschließungsgrundf 1. Hamburg, Lübeck, Preußen: Rechtfertigungsgrund. 2. Reichsregierung: Teils Rechtfertigungs-, teils Strafausschließungsgrund. C. Notstandsfähige Güter. 1. Baden, Bayern, Thüringen, Hessen, Württemberg: „Straffrei nur bei Gefahr für Leib oder Leben. Bei Gefahr für andere Güter fakultative Strafmilderung oder Absehen von Strafe." 2. Hamburg, Mecklenburg-Schwerin, Lübeck, Sachsen: Alle Rechtsgüter. 3. Reichsregierung, Preußen: Alle Rechtsgüter, aber Einwirkungen auf Leib oder Leben nur zum Schutze von Leib oder Leben. D. Voraussetzungen des Eingriffs. 125

1. Hamburg, Mecklenburg, Lübeck, Oldenburg: Gefahr eines erheblichen Schadens, den zu tragen der Bedrohte rechtlich nicht verpflichtet ist, unter pflichtmäßiger Beurteilung der sich gegenüberstehenden Interessen. Gefahr darf nicht vom Täter verschuldet sein; Nothelfer darf nicht gegen Willen des Gefährdeten handeln. 2. Bayern, Braunschweig: Wenn Bedrohter oder Nothelfer nicht rechtlich verpflichtet ist, den drohenden Schaden zu dulden und er bei Abwägung der einander gegenüberstehenden Interessen den drohenden Schaden für größer halten durfte als den angerichteten. 3. Baden, Thüringen, Württemberg: Wenn dem Gefährdeten unter Berücksichtigung der einander gegenüberstehenden Interessen nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden zu dulden. 4. Hessen: Wenn dem Gefährdeten nach den Umständen nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden zu dulden. 5. Sachsen: Wenn ihm nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden eintreten zu lassen. 6. Reichsregierung: Wenn drohender Schaden gegenüber dem aus der Einwirkung zu erwartenden unverhältnismäßig groß ist. Einwirkungen auf Leib oder Leben nur zum Schutz von Leib oder Leben zulässig. Bei Gefahr für Leib und Leben, auch wenn drohender Schaden gegenüber dem aus der Einwirkung zu erwartenden Schaden nicht unverhältnismäßig groß, Straffreiheit, wenn dem Täter oder dem Gefährdeten Duldung des Schadens nach den Umständen nicht zuzumuten war. 7. Preußen: Wenn dem Handelnden oder dem Gefährdenden unter Berücksichtigung der sich gegenüberstehenden Interessen Duldung des Schadens nicht zuzumuten war, aber Einwirkungen auf Leib oder Leben nur zum Schutz von Leib oder Leben. E. Strafmilderung. Irrtum. Baden, Bayern, Thüringen, Hessen, Oldenburg, Württemberg: Etwa folgende Fassung des letzten Absatzes: „Wenn nicht Gefahr für Leib oder Leben, kann die Strafe nach § 72 und in besonders leichten Fällen nach freiem Ermessen gemildert oder von Strafe abgesehen werden. Das gleiche gilt, wenn der Täter die Gefahr irrtümlich angenommen hat.« F. Notstandsexzess. 1. Hamburg, Lübeck, Sachsen: Hat der Täter die Grenze des Notstands oder der Nothilfe überschritten, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72); handelte er in entschuldbarer Aufregung oder Bestürzung, so darf von Strafe abgesehen werden. 2. Reichsregierung, Preußen: Hat der Täter die Grenzen der Abwehr überschritten, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72); ist die Überschreitung wegen Bestürzung, Furcht oder Schrecken entschuldbar, so ist er straffrei. Zusammenstellung des Wortlauts der Fassungsvorschläge für § 22 Hamburg (2) Ziff. 12: Nicht rechtswidrig ist eine Tat, die im Notstand oder in Nothilfe begangen wird. Im Notstand handelt, wer unter pflichtmäßiger Berücksichtigung der sich gegenüberstehenden Interessen eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um von sich die gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens abzuwenden, den zu tragen er rechtlich nicht verpflichtet ist; die Gefahr darf von dem Täter nicht verschuldet sein. Nothilfe leistet, wer unter pflichtmäßiger Berücksichtigung der sich gegenüberstehenden Interessen eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um von einem anderen die gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens abzuwenden, den der andere zu tragen rechtlich nicht verpflichtet ist; die Tat darf nicht gegen den Willen des Gefährdeten begangen werden.

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Hat der Täter die Grenzen des Notstands oder der Nothilfe überschritten, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72); handelte er in entschuldbarer Aufregung oder Bestürzung, so darf von Strafe abgesehen werden. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 8: den § 22 Abs. 1 des Entwurfs wie folgt zu fassen: „Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um die gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens, den zu tragen der davon Bedrohte rechtlich nicht verpflichtet ist, von sich oder einem anderen abzuwenden, bleibt von der auf die vorsätzliche Begehung der Tat gesetzten Strafe frei, wenn er die einander gegenüberstehenden Interessen pflichtmäßig abgewogen hat." Baden (4) Ziff. 17: § 22 wie folgt zu fassen: „Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um die gegenwärtige nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt im Notstand, wenn dem Gefährdeten unter Berücksichtigung der einander gegenüberstehenden Interessen nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden zu dulden. Der Täter ist straffrei, wenn eine Gefahr für Leib und Leben droht. In anderen Fällen kann die Strafe nach § 72 und in besonders leichten Fällen nach freiem Ermessen gemildert oder von Strafe abgesehen werden. Das gleiche gilt, wenn der Täter die Gefahr {Absatz 1) irrtümlich angenommen hat." Bayern (5) S. 10: § 22 erhält folgende Fassung: 1. Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um die gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt in Notstand, wenn er oder der andere nicht rechtlich verpflichtet ist, den drohenden Schaden zu dulden und er bei Abwägung der einander gegenüberstehenden Interessen den drohenden Schaden für größer halten durfte als den angerichteten. 2. Er ist straffrei, wenn eine Gefahr für Leib oder Leben drohte. 3. Sonst kann die Strafe nach § 72 und in besonders leichten Fällen nach freiem Ermessen gemildert, in besonders leichten Fällen auch von Strafe abgesehen werden. Das gleiche gilt, wenn der Täter die Gefahr für Leib oder Leben oder die sonstige Gefahr irrtümlich angenommen hat. Lübeck (6) S. 2: wie Hamburg. Thüringen (9) Ziff. 8: wie Baden. Sachsen (10) Nr. 14: a) In § 22 Abs. 1 möchte anstatt „zu dulden" gesagt werden: „eintreten zu lassen", b) Dem § 22 als Abs. 3 anzufügen: „Hat der Täter die Grenzen des Notstandes oder der Nothilfe überschritten, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72); ist die Überschreitung wegen Aufregung oder Bestürzung entschuldbar, so ist er straffrei." Oldenburg (13) S. 8: Den § 22 mit der Überschrift „Notstand" wie folgt zu fassen: „Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um eine gegenwärtig nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt im Notstand, wenn er oder der andere nicht rechtlich verpflichtet ist, den drohenden Schaden zu tragen und er die sich gegenüberstehenden Interessen pflichtmäßig gegeneinander abgewogen hat. Die Gefahr darf von dem Täter nicht verschuldet sein und die Tat nicht gegen den Willen des anderen begangen werden. Der Täter ist straffrei, wenn eine Gefahr für Leib oder Leben droht. In anderen Fällen kann die Strafe nach § 72 und in besonders leichten Fällen nach freiem Ermessen gemildert, in besonders leichten Fällen kann auch von Strafe abgesehen werden. Das gleiche gilt, wenn der Täter eine Gefahr im Sinne des Absatz 1 irrtümlich angenommen hat." Württemberg (14) Ziff. 6: „Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um die gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt in Notstand, wenn dem Gefährdeten unter 127

Berücksichtigung der einander gegenüberstehenden Interessen nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden zu dulden. Der Täter ist straffrei, wenn eine Gefahr für Leib oder Leben droht. In anderen Fällen kann die Strafe nach § 72 und in besonders leichten Fällen nach freiem Ermessen gemildert oder von Strafe abgesehen werden. Das gleiche gilt, wenn der Täter die Gefahr (Absatz 1) irrtümlich angenommen hat." Braunschweig (16) Ziff. 7: § 22 Absatz 1 ist wie folgt zu fassen: „Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um die gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, bleibt von der auf die vorsätzliche Begehung der Tat gesetzten Strafe frei, sofern der durch die strafbare Handlung verursachte, von dem Täter vorauszusehende Schaden nicht unverhältnismäßig groß ist." Reichsregierung (18) Ziff. 17: Notstand. Nicht rechtswidrig handelt, wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um eine gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, wenn der drohende Schaden gegenüber dem aus der Einwirkung zu erwartenden Schaden unverhältnismäßig groß ist. Einwirkungen auf Leib oder Leben sind nur zum Schutze von Leib oder Leben zulässig. Wer eine gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr für Leib oder Leben von sich oder einem anderen durch eine mit Strafe bedrohte Handlung abwendet, bleibt, auch wenn der drohende Schaden gegenüber dem aus der Einwirkung zu erwartenden Schaden nicht unverhältnismäßig groß ist, von Strafe frei, wenn ihm oder dem Gefährdeten nach den Umständen nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden zu dulden. § 21 Abs. 3 gilt entsprechend. Preußen (19) Ziff. 2: Es wird beantragt, den § 22 wie folgt zu fassen: „Eine Tat, die im Notstand begangen wird, ist nicht rechtswidrig. Im Notstand handelt, wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um eine gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, wenn dem Handelnden oder dem Gefährdeten unter Berücksichtigung der sich gegenüberstehenden Interessen nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden zu dulden. Einwirkungen auf Leib oder Leben sind nur zum Schutze von Leib oder Leben zulässig. § 21 findet entsprechende Anwendung." Hessen (20) Ziff. 7: § 22 erhält unter der Überschrift „Notstand" folgende Fassung: „Wer eine mit Strafe bedrohte Handlung begeht, um die gegenwärtige, nicht anders abwendbare Gefahr eines erheblichen Schadens von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt im Notstand, wenn dem Gefährdeten nach den Umständen nicht zuzumuten war, den drohenden Schaden zu dulden. Der Täter ist straffrei, wenn eine Gefahr für Leib oder Leben droht. In anderen Fällen kann die Strafe gemildert werden (§ 72); in besondes leichten Fällen kann das Gericht von Strafe absehen. Das gleiche gilt, wenn der Täter die Gefahr {Absatz 1) irrtümlich angenommen hat." 3. Abschnitt. Versuch $ 23. Strafbarkeit des Versuchs I. Begriff (Absatz 1). 1. Die Worte „die nach seiner Vorstellung den Anfang der Ausführung bilden" zu ersetzen: a) Preußen (11) Ziff. 9 a, Oldenburg (13) S. 9, Reichsregierung (18) Ziff. 19: durch die Worte: „die den Anfang der Ausführung bilden oder nach dem Sachverhalt, den er sich vorstellt, bilden würden". 128

b) Hamburg (2) Ziff. 13, Baden (4) Ziff. 18 a, Bayern (5) S. 12, Württemberg (14) S. 13, Hessen (20) Ziff. 8 durch die Worte: „welche die Tat zur Ausführung bringen sollen" (E 19). c) Sachsen (10) Nr. 15, Bremen (12) S. 2: die Worte „nach seiner Vorstellung" zu streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 13, Baden (4) Ziff. 18 a, Bayern (5) S. 12, Oldenburg (13) S. 9, Württemberg (14) S. 13, Hessen (20) Ziff. 8: statt „Entschluß" „Vorsatz" zu sagen. II. Umfang der Bestrafung (Absatz 1 und 3). 1. Württemberg (14) S. 13: Den Versuch eines Vergehens auch dann für strafbar zu erklären, wenn in besonders schweren Fällen eine Strafschärfung vorgesehen ist. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 19: Den Absatz 3 als Satz 2 in den Absatz 1 einzustellen. 3. Baden (4) Ziff. 18 a, Bayern (5) S. 12, Oldenburg (13) S. 9, Württemberg (14) S. 13, Hessen (20) Ziff. 8: Absatz 3 in Absatz 1 einzuarbeiten. Schluß von Absatz 1: „ist bei Verbrechen stets, bei Vergehen, wenn es ausdrücklich bestimmt ist, wegen Versuchs zu bestrafen". 4. Hamburg (2) Ziff. 13 E. 19: Als § 23 Absatz 2: Der Versuch eines Vergehens wird nur bestraft, wenn dies ausdrücklich bestimmt ist. Absatz 2 und Absatz 4 als besonderer S 23a. III. Maß der Strafe (Absatz 2). 1. Hamburg (2) Ziff. 13, Oldenburg (13) S. 9, Reichsregierung (18) Ziff. 19: Der Versuch ist milder zu bestrafen als die vollendete Tat, (§ 72) = E.19. 2. Württemberg (15) S. 14: Allgemeine Strafmilderung nach freiem Ermessen in besonders leichten Fällen zuzulassen. IV. Absatz 4 (abergläubiger Versuch). 1. Bremen (12) S. 2: Streichung des Absatz 3. 2. Eventualantrag Bremen (12) S. 2: Die Straflosigkeit durch die Befugnis der Strafmilderung zu ersetzen. 3. Baden (4) Ziff. 18 c, Bayern (5) S. 12, Preußen (11) Ziff. 9 b, Oldenburg (13) S. 9, Württemberg (14) S. 14: Die Worte „aus grober Unwissenheit über Naturgesetze" zu ersetzen durch „aus grobem Unverstand". 4. Eventualantrag Bremen (12) S. 2: Die Straflosigkeit auf Fälle abergläubischen Versuchs einzuschränken. 5. Oldenburg (13) S. 9: Den Versuch an einem absolut untauglichen Gegenstand und den Versuch mit einem absolut untauglichen Mittel in je einem besonderen Satze zu regeln. 6. Bayern (5) S. 12: Den Eingang des Absatz 4 so zu fassen: Der Täter bleibt straflos, wenn er... 7. Reichsregierung (18) Ziff. 22: Änderung der Begründung. V. Anderweitige Regelung des untauglichen Versuchs. 1. Anhalt (8) Ziff. 3: Volle Straflosigkeit des absolut untauglichen Versuchs: Streichung der Worte: „aus Unwissenheit über Naturgesetze" in Absatz 4. 2. Hessen (20) Ziff. 8: Straflosigkeit bei nachweislich absolut untauglichem Versuch: Ersetzen der Worte: „aus Unwissenheit über Naturgesetze" durch das Wort „nachweislich". 3. Baden (4) Ziff. 18 b, Bayern (5) S. 12: Obligatorische Strafmilderung nach § 72 bei absolut untauglichem Versuch. Dazu in besonders leichten Fällen freie Strafmilderung oder Absehen von Strafe und zwar a) obligatorisch Baden (4) Ziff. 18 b, b) fakultativ Bayern (5) S. 12. Fassungsvorschlag zu 3 unter VI.

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4. Fakultativ freie Strafmilderung und Absehen von Strafe bei jedem untauglichen Versuch. a) Hamburg (2) Ziff. 13 (E.19): Konnte der Versuch nicht zur Vollendung führen, so darf das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern. Ist nach den besonderen Umständen des Falles eine Bestrafung nicht geboten, so darf davon abgesehen werden. b) Sachsen (10) Nr. 15 b: Wie Hamburg: ...mildern oder nach den besonderen Umständen des Falles von Strafe absehen. c) Oldenburg (13) S. 9: Konnte die Handlung in anderen Fällen als den Fällen des § 23 Absatz 4 nicht zur Vollendung führen, so kann das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern, in besonders leichten Fällen auch von Strafe absehen. d) Reichsregierung (18) Ziff. 19: Den Absatz 4 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: Konnte der Versuch schon vermöge der Art des vom Täter ausersehenen Mittels oder Gegenstandes überhaupt nicht zur Vollendung führen, so darf das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern. In besonders leichten Fällen kann es von Strafe absehen. VI. Ausdrückliche Regelung des Mangels am Tatbestand. 1. Baden (4) Ziff. 18 b, Bayern (5) S. 12: Gleiche Behandlung wie die des absolut untauglichen Versuchs. Fassungsvorschläge zu V. 3 und VI. a) Baden (4) Ziff. 18 b: Hat der Täter die Tat an einem Gegenstand oder mit einem Mittel versucht, an oder mit dem die Tat überhaupt nicht ausgeführt werden konnte, oder ist es deshalb nicht zur Vollendung einer strafbaren Handlung gekommen, weil ein Tatbestandsmerkmal, das der Täter irrtümlich als erfüllt annahm, fehlte, so ist die Strafe nach § 72, in besonders leichten Fällen nach freiem Ermessen zu mildern oder von Strafe abzusehen. b) Bayern (5) S. 12: Hat der Täter die Tat an einem Gegenstand oder mit einem Mittel versucht, an oder mit dem die Tat überhaupt nicht ausgeführt werden kann, oder hat der Täter irrtümlich angenommen, daß der Tatbestand einer strafbaren Handlung vorliege, so ist die Strafe zu mildern (§ 72). In besonders leichten Fällen kann das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern und auch von Strafe absehen. 2. Besonderer § 24 a. a) Preußen (11) Ziff. 10, Oldenburg 13) S. 10: Nimmt jemand eine Handlung in der irrigen Meinung vor, sie erfülle den Tatbestand eines Strafgesetzes, und würde die Handlung, wenn der Sachverhalt der Vorstellung des Täters entspräche, unter ein Strafgesetz fallen, so ist der Täter nach den Grundsätzen über den Versuch zu bestrafen. b) Preußen (19) Ziff. 3: Nimmt jemand eine Handlung vor, die unter ein Strafgesetz fallen würde, wenn der Sachverhalt seiner Vorstellung entspräche, so ist der Täter nach den Grundsätzen über den Versuch zu bestrafen. § 24. Rücktritt I. Absatz 1. 1. Bayern (5) S. 13, Oldenburg (13) S. 10: Einzufügen vor „verhindert ist" „bei Beteiligung anderer sie". 2. Reichsregierung (18) Ziff. 20: Vor dem Worte „verhindert" die Worte „bei Beteiligung mehrerer" einzufügen. II. Absatz 2 Satz 2. 1. Fassungsänderung: a) Baden (4) Ziff. 19, Württemberg (14) S. 15, Hessen (20) Ziff. 9: „Auch wenn...." b) Bayern (5) S. 13: „Wenn der Versuch nicht zur Vollendung führen konnte und schon fehlgeschlagen war, wird nicht bestraft, wer, ohne das zu wissen, sich ernstlich bemüht hat, den Erfolg abzuwenden." 2. Reichsregierung (18) Ziff. 21: Entsprechende Änderung der Begründung.

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4. Abschnitt. Teilnahme I. Preußen (11) Ziff. 11, Oldenburg (13) S. 10 ff. beantragen, den ganzen Abschnitt durch den 6. Abschnitt des E.19 zu ersetzen; sie wollen im wesentlichen übereinstimmend sagen: 4. Abschnitt. Täter und Teilnehmer. § 25. Täter Täter ist, wer eine Straftat selbst begeht. Wer vorsätzlich veranlaßt, daß eine Straftat durch einen anderen zur Ausführung gelangt, der diese Tat nicht selbst vorsätzlich begeht oder der nicht zurechnungsfähig ist, wird als Täter (mittelbarer Täter) bestraft. Mittelbare Täterschaft liegt auch dann vor, wenn sich nachträglich ergibt, daß der andere in Wahrheit die Straftat vorsätzlich begangen hat und zurechnungsfähig war. §26. Mittäter Mittäter ist, wer mit einem anderen den Vorsatz, gemeinsam eine Straftat zu begehen, gemeinsam verwirklicht. Jeder Mittäter wird als Täter bestraft. § 27. Anstifter Wer vorsätzlich einen anderen zu der von diesem vorsätzlich begangenen Straftat bestimmt hat, wird als Anstifter gleich einem Täter bestraft. Anstiftung liegt auch dann vor, wenn sich nachträglich ergibt, daß der Angestiftete in Wahrheit nicht vorsätzlich gehandelt hat oder nicht zurechnungsfähig war. § 28. Gehilfe Gehilfe ist, wer vorsätzlich einem anderen, der den Tatbestand eines Verbrechens oder vorsätzlichen Vergehens verwirklicht hat, hierzu durch Rat oder Tat Hilfe geleistet hat. Ob der andere das Verbrechen oder Vergehen vorsätzlich begeht und ob er zurechnungsfähig ist und ob der Gehilfe dies weiß, ist für die Strafbarkeit des Gehilfen ohne Bedeutung. Der Gehilfe ist milder zu bestrafen als der Täter (§ 72). $28 a. Besondere Eigenschaften und Verhältnisse Bestimmt das Gesetz, daß besondere Eigenschaften oder Verhältnisse die Strafbarkeit begründen, so sind der mittelbare Täter, Anstifter und Gehilfe auch dann strafbar, wenn diese Umstände bei ihnen nicht vorliegen. Doch kann die Strafe des mittelbaren Täters und des Anstifters gemildert werden ($ 72). Bestimmt das Gesetz, daß besondere Eigenschaften oder Verhältnisse die Strafe schärfen, mildern oder ausschließen, so gilt dies nur für den Täter oder Teilnehmer, bei dem sie vorliegen. § 28 b. Fahrlässiges Zusammenwirken Wenn mehrere mit- oder nebeneinander den Tatbestand einer strafbaren Handlung fahrlässig verwirklichen, so ist jeder als Täter strafbar. II. Täter und Mittäter. 1. Preußen, Baden, Bayern, Thüringen, Lübeck, Württemberg und Hessen beantragen, eine Begriffsbestimmung des Täters ausdrücklich in das Gesetz aufzunehmen; a) Preußen vgl. unter Nr. I SS 25, 26 und 28 b, 131

b) Baden (4) Ziff. 20, Thüringen (9) Ziff. 9, Württemberg (14) S. 16, Hesse« (20) Ziff. 11 beantragen zu sagen: „Täter ist jeder, der bei der Ausführung einer strafbaren Handlung mitwirkt." c) Bayern (5) S. 14 schlägt vor: „Täter ist, wer bei der Ausführung einer strafbaren Handlung mitwirkt." d) Lübeck (6) Ziff. 6 will den § 47 des geltenden Strafgesetzbuchs wieder herstellen. 2. a) Reichsregierung (18) Ziff. 23 S. 31 beantragt, vor § 25 folgende Vorschrift einzustellen: § 24 a. Täter Täter ist, wer die Tat ausfuhrt. § 24 b. Mittäter. Wenn mehrere eine Tat gemeinschaftlich ausführen, wird jeder von ihnen als Täter bestraft. b) Preußen (19) Ziff. 4 beantragt, den von der Reichsregierung vorgeschlagenen § 24 a (siehe unter 2 a) zu streichen. III. Anstiftung und mittelbare Täterschaft. § 25. Anstiftung 1. Preußen (11) Ziff. 11, Hamburg (2) Ziff. 16, Oldenburg (13) S. 10 ff. halten den Begriff des mittelbaren Täters nicht für entbehrlich; sie wollen auf den E.19 zurückgreifen. Vgl. oben unter Nr. I § 25. 2. Den Ausdruck „veranlaßt" wollen ersetzen: a) Preußen (11) Ziff. 11, vgl. oben unter Nr. I § 27, b) Lübeck (6), Ziff. 6, Bremen (12) S. 2 wollen den § 48 des geltenden Strafgesetzbuchs wieder herstellen; Bremen beantragt aber, hierbei die Aufzählung der Mittel der Anstiftung zu unterlassen. c) Hamburg (2) Ziff. 14, Anhalt (8) Ziff. 4, Hessen (20) Ziff. 11 wollen sagen: „Wer vorsätzlich einen anderen zu einer - Hessen will hier einsetzen: „von ihm ausgeführten" - strafbaren Handlung bestimmt..." IV. Gehilfe. § 26. Beihilfe 1. Baden (4) Ziff. 20, Bayern (5) S. 15, Thüringen (9) Ziff. 10, Württemberg (14) S. 16 schlagen, im wesentlichen übereinstimmend, folgende Fassung vor: Baden und Württemberg: „Wer vorsätzlich, ohne bei der Ausführung einer strafbaren Handlung mitzuwirken, ihre Begehung - Württemberg will einsetzen: „durch einen anderen" - erleichtert, wird als Gehilfe gleich einem Täter bestraft; doch kann die Strafe gemildert werden ($ 72)." Bayern: „Wer, ohne bei der Ausführung... mitzuwirken, ihre Ausführung vorsätzlich erleichtert, wird..." Thüringen: „Wer vorsätzlich einem anderen die Ausführung einer strafbaren Handlung erleichtert, ohne dabei die strafbare Handlung selbst mit auszuführen, wird...". Vgl. auch Hessen unter Nr. 2e. 2. Preußen (11) Ziff. 11, Hamburg (2) Ziff. 15, Lübeck (6) Ziff. 6, Anhalt (8) Ziff. 4, Sachsen (10) Ziff. 16, Bremen (12) S. 2, Hessen (20) Ziff. 11 beantragen, den Ausdruck „erleichtern" durch „Hilfeleisten" oder „Helfen" zu ersetzen; im einzelnen wollen 132

a) Hamburg und Lübeck den § 48 des geltenden Strafgesetzbuchs wieder herstellen; Hamburg will jedoch dem Absatz 2 folgende Fassung geben: „Die Strafe des Gehilfen ist nach demjenigen Gesetze festzustellen, welches auf die Handlung Anwendung findet, zu welcher er wissentlich Hilfe geleistet hat, jedoch nach den Grundsätzen des § 72 zu ermäßigen." b) Anhalt: „Wer vorsätzlich einem anderen zur Ausführung einer strafbaren Handlung durch Rat oder Tat Hilfe leistet, wird als Gehilfe gleich einem Täter bestraft; doch kann die Strafe gemildert werden (§ 72)." c) Bremen ebenfalls „Hilfe leistet". d) Sachsen: „Wer vorsätzlich einem anderen bei der Ausführung einer strafbaren Handlung hilft, wird..." e) Hessen (im übrigen in Anlehnung an Baden, Bayern, Thüringen): „Wer vorsätzlich einem anderen zu einer von ihm ausgeführten strafbaren Handlung, ohne bei ihrer Ausführung mitzuwirken, durch Rat oder Tat Hilfe geleistet hat, wird als Gehilfe gleich einem Täter bestraft; doch kann die Strafe gemildert werden (§ 72)." f) Preußen: vgl. oben unter Nr. I § 28. 3. Preußen (11) Ziff. 11 - vgl. oben unter Nr. I § 28 - , Hamburg (2) Ziffer 15 - vgl. oben unter IV 2a - , Lübeck (6) Ziff. 6 - vgl. oben unter IV 2a - beantragen grundsätzlich mildere Bestrafung des Gehilfen. 4. Reichsregierung (18) Ziff. 24 S. 32 beantragt folgende Fassung: „Wer vorsätzlich einem anderen zur Begehung einer Tat Hilfe leistet, wird als Gehilfe nach den für den Täter geltenden Vorschriften bestraft; jedoch ist die Strafe zu mildern. (§ 72)." V. §27. Selbständige Strafbarkeit des Teilnehmers Zu § 27 liegen keine Anträge vor. VI. §28. Besondere Eigenschaften oder Verhältnisse 1. Preußen (11) Ziff. 11, Lübeck (6) Ziff. 7 wollen auf den E.19 zurückgreifen; vgl. oben unter Nr. I § 28a. 2. Hessen (20) Ziff. 12 beantragt, den Absatz 1 Satz 2 zu streichen. 3. a) Sachsen (10) Ziff. 17 beantragt, in der Begründung zu sagen, daß die „besondere Absicht" nicht unter die „besonderen Eigenschaften und Verhältnisse" fällt; b) Württemberg (14) S. 16 beantragt, in der Begründung zu sagen, daß die Worte „Eigenschaften oder Verhältnisse" auch die innere Einstellung zur Tat mitumfassen. 4. Baden (4) Ziff. 21, Bayern (5) S. 15, Württemberg (14) S. 17, Hessen (20) Ziff. 12 halten es für wünschenswert, die Frage, inwieweit bei den relativen Antragsdelikten Verlangen und Zustimmung gegenüber dem Anstifter oder Gehilfen wirken, ausdrücklich zu regeln. Sie wollen deshalb den § 28 durch folgenden Zusatz ergänzen: Baden, Württemberg, Hessen: „Wenn die Tat nur auf Verlangen oder mit Zustimmung des Verletzten verfolgt wird, so gilt dies auch für den Anstifter und den Gehilfen, es sei denn, daß die persönlichen Voraussetzungen für die Notwendigkeit des Verlangens oder der Zustimmung nur beim Täter, nicht aber beim Anstifter oder Gehilfen vorliegen." Bayern, sachlich übereinstimmend, nur in der Fassung unwesentlich abweichend: „Wird die Tat auf Verlangen oder mit Zustimmung des Verletzten verfolgt, so gilt dies auch für die Anstiftung und Beihilfe, es sei denn, daß das Verlangen oder die Zustimmung nur wegen der persönlichen Beziehungen des Täters zum Verletzten erforderlich 133

ist und der Anstifter oder Gehilfe nicht auch in solchen Beziehungen zum Verletzten steht." Baden und Bayern wollen diesen Zusatz als neuen Absatz nach Absatz 1 dem § 28 einfügen; Hessen möchte ihn als neuen Satz 2 dem Absatz 1 anfügen. VII. Einteilung und Überschrift. 1. Baden (4) Ziff. 20 wünscht die Reihenfolge: Täter, Gehilfe, Anstifter. 2. Preußen (11) Ziff. 11, Thüringen (9) Ziff. 9, Hessen (20) Ziff. 10 wünschen als Überschrift des Abschnitts: „Täter und Teilnehmer". 5. Abschnitt. Strafen § 29. Strafarten 1. Hamburg (2) Ziff. 17, Anhalt (7) Ziff. 5: Die Todesstrafe ist zu streichen. 2. Sachsen (10) Ziff. 8 behält sich die Stellungnahme vor, bis ersichtlich ist, ob die Todesstrafe in Nebengesetzen (Republikschutzgesetz, Sprengstoffgesetz) beibehalten werden soll. §30.

Freiheitsstrafen

Hamburg (2) Ziff. 18, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 9, Thüringen (9) Ziff. 11, Preußen (11) Ziff. 12 und (19) Ziff. 5a: Die Einschließung ist zu streichen. §31. Dauer der Freiheitsstrafen I. Zuchthaus. Hamburg (2) Ziff. 19: Hinter den Worten „bei Zuchthaus" einzufügen: „lebenslang oder zeitig". Vgl. auch Reichsregierung (18) Ziff. 25. II. Gefängnis. 1. Preußen (11) Ziff. 13a und (19) Ziff. 6: Das Mindestmaß auf einen Monat zu erhöhen. 2. Württemberg (14) S. 18: Das Mindestmaß auf einen Tag herabzusetzen. III. Einschließung. 1. Hamburg (2) Ziff. 20, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 10, Preußen (11) Ziff. 13b: Streichung (entsprechend den Anträgen zu § 30). 2. Reichsregierung (18) Ziff. 25: Den Untersatz über Einschließung als entbehrlich und irreführend zu streichen. 3. Württemberg (14) S. 18: Das Mindestmaß auf einen Tag herabzusetzen. TV. Fassungsvorschlag der Reichsregierung (IS) Ziff. 25 für den ganzen Paragraphen. Die Zuchthausstrafe ist lebenslang oder zeitig. Die Dauer der zeitigen Zuchthausstrafe ist, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, mindestens ein Jahr und höchstens fünfzehn Jahre. Die Dauer der Gefängnisstrafe ist, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, mindestens eine Woche und höchstens fünf Jahre. § 33. Geldstrafe Sachsen (10) Ziff. 19: Den Höchstbetrag von 10 000 RM durch 100 000 RM zu ersetzen.

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§ 34. Ersatzstrafe I. Reichsregierung (1) Ziff. 2 (zustimmend Hamburg (2) Ziff. 21, Sachsen (10) Ziff. 20 a, Oldenburg (13) S. 12) und Reichsregierung (18) Ziff. 26 a: In der Überschrift sowie in Absatz 2 bis 4 jeweils das Wort „Ersatzstrafe" durch „Ersatzfreiheitsstrafe" zu ersetzen. II. Absatz 1. 1. Reichsregierung (1) Ziff. 3 (zustimmend Sachsen (10) Ziff. 20a, Oldenburg (13) S. 12, ablehnend Hamburg (2) Ziff. 21, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 11 und Reichsregierung (18) Ziff. 26b: Als Satz 2 zuzusetzen: Liegen die Voraussetzungen des § 71 vor, so tritt an die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe Einschließung. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 11: Hinzuzusetzen, falls die Einschließung beibehalten wird: „oder, wenn neben der Geldstrafe auf Einschließung oder statt auf Einschließung auf die Geldstrafe erkannt wird, Einschließung." 3. Reichsregierung (18) Ziff. 26b: Als Satz 3 folgende Vorschrift hinzuzusetzen: Ist die Geldstrafe neben Zuchthaus oder Einschließung verhängt, so tritt an die Stelle der Geldstrafe Freiheitsstrafe derselben Art. 4. Braunschweig (16) Ziff. 8: Den Absatz 1 so zu fassen: An die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe tritt Gefängnis oder, wenn neben der Geldstrafe auf Zuchthaus erkannt wird, Zuchthaus. Es tritt jedoch Einschließung an die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe, wenn anzunehmen ist, daß nach Maßgabe des § 71 bei Verhängung einer Freiheitsstrafe statt der Geldstrafe auf Einschließung erkannt wäre. III. Absatz 4. 1. Württemberg (14) S. 18 beantragt Streichung. Auch Lübeck (6) Ziff. 8 hält die Vorschrift mit Rücksicht auf § 35 für zu weitgehend. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 26 c will die Vorschrift unter Berücksichtigung des Antrags 3 c in das Strafvollzugsgesetz einstellen. 3. Preußen, Mecklenburg-Schwerin und Sachsen wollen klarstellen, daß Widerruf möglich ist. Fassungsvorschläge: a) Preußen (11) Ziff. 14: Hinter Ersatzstrafe einzufügen „einstweilen oder endgültig". b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 12: Folgenden 2. Satz hinzuzufügen: Das Gericht kann die Anordnung widerrufen, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse des Verurteilten sich derart bessern, daß ihm die Unterlassung der Zahlung der Geldstrafe zum Verschulden gereicht. c) Sachsen (10) Ziff. 20 (unterstützt von Oldenburg (13) S. 12): Folgenden 2. Satz hinzuzufügen: Das Gericht kann die Anordnung widerrufen, wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse des Verurteilten wesentlich bessern. 4. Braunschweig (16) Ziff. 8: Dem Absatz 4 folgenden 2. Satz anzufügen: Es kann diese Anordnung von der Erfüllung bestimmter Bedingungen abhängig machen. Systematik: I. Baden (4) Ziff. 22 will den Verlust der Amtsfähigkeit und des Wahl- und Stimmrechts, die Urteilsbekanntmachung und die Einziehung aus dem 7. Abschnitt in einen besonderen Abschnitt „Nebenstrafen" oder in den 5. Abschnitt einstellen. II. Baden (4) Ziff. 23, Bayern (5) S. 15, Hessen (20) Ziff. 13 wollen § 69 (Geldstrafe bei Gewinnsucht) als § 33a einstellen. III. Lübeck (6) Ziff. 8 vermißt die Abarbeitung der Geldstrafe durch freie Arbeit.

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Zusammenstellung Nr. II vom 16.12.1926' I. Buch. Allgemeiner Teil (§§ 35-62) 6. Abschnitt. Bedingter Straferlaß Systematik: 1. Württemberg (14) S. 19: den ganzen Abschnitt zu streichen. 2. Braunschweig (16) Ziff. 9, Preußen (37) A I 3, Reichsregierung (39) Ziff. 3: Im Gesetz lediglich die bedingte Strafaussetzung zu regeln, den bedingten Erlaß einer Reststrafe im Strafvollzugsgesetz zu regeln, dementsprechend die Überschrift des Abschnitts zu ändern. Vorschlag zur Überschrift des Abschnitts: Preußen (37) A I 2, II 2, Reichsregierung (39) Ziff. 1: Bedingte Verurteilung. § 35. Bedingter Erlaß der ganzen Strafe I. Überschrift. Thüringen (9) Ziff. 12, Preußen (37) A II 2: Das Wort „ganzen" zu streichen. - Reichsregierung (39) Ziff. 2: „Bedingte Verurteilung". II. Halbsatz 1. 1. Reichsregierung (1) Ziff. 4, (39) Ziff. 2, Bayern (5) S. 16, Oldenburg (13) S. 12, Württemberg (14) S. 20, Preußen (37), A II 2: Bedingten Straferlaß auch bei Einschließungsstrafe, die an Stelle einer Gefängnisstrafe tritt, zulassen, Bayern, Oldenburg, Württemberg und Preußen aber nur mit der Einschränkung auf Einschließungsstrafe bis zu 6 Monaten. 2. a) Preußen (37) A I 2, Hamburg (2) Ziff. 22, Baden (4) Ziff. 24, Bayern (5) S. 16, Oldenburg (13) S. 12, Württemberg (14) S. 21, 24, Reichsregierung (39) Ziff. 2: Bedingte Strafaussetzung nur bei Gefängnisstrafe bis zu 6 Monaten zuzulassen. b) Sachsen (10) Nr. 23: Nur bei Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr. 3. a) Baden (4) Ziff. 24, Bayern (5) S. 16, Oldenburg (13) S. 12, Württemberg (14) S. 20: Bedingten Straferlaß bei Geldstrafe nicht zuzulassen. b) Sachsen (10) Nr. 23: Bedingten Straferlaß nur bei Geldstrafe bis zu 5 000 RM zuzulassen. 4. Hamburg (2) Ziff. 22: Folgenden Absatz 2 einzufügen: Gefängnisstrafen von über 6 Monaten können von einer von der obersten Justizaufsichtsbehörde des Landes einzusetzenden Behörde, die sich aus einem Richter, einem Staatsanwalt und einem Vollstreckungsbeamten zusammensetzt, erlassen werden. 5. a) Thüringen (9) Ziff. 12: Vor „bedingt" einzufügen „ganz oder teilweise", b) Braunschweig (16) Ziff. 9: Statt „bedingt erlassen" zu sagen: „ganz oder teilweise bedingt aussetzen". 6. Baden (4) Ziff. 24, Württemberg (14) S. 21: Die Frage, ob die bedingte Strafaussetzung durch Urteil oder auch z.B. durch Strafbefehl ausgesprochen werden kann, der Strafprozeßordnung zu überlassen. III. Halbsatz 2. 1. Baden (4) Ziff. 24, Reichsregierung (39) Ziff. 2: Die Vorschrift zu streichen. 2. Sachsen (10) Nr. 23: Einfügen: wenn sie noch ergänzende Ermittlungen erfordert. 3. Braunschweig (16) Ziff. 10: Das Gericht kann bedingte Strafaussetzung auch noch später vor oder während der Strafvollstreckung gewähren. 4. Fassungsvorschlag: Reichsregierung (39) Ziff. 2: Bedingte Verurteilung. Auf Gefängnisstrafen bis zu sechs Monaten, auf Einschließungsstrafen, die an Stelle solcher Der mit dem Schreiben vom 11. Dezember 1926 - II b 4 0 9 6 Le - übersandte Antragsentwurf, zu dem die Zustimmung der Reichsregierung noch aussteht, ist als Antrag Nr. 3 9 aufgeführt.

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Gefängnisstrafen treten, und auf Geldstrafen kann das Gericht mit der Maßgabe erkennen, daß die Strafe nicht vollstreckt wird, wenn sich der Verurteilte während einer Probezeit gut führt. 5 36. Bedingter Erlaß des Strafrestes 1. Braunschweig (16) S. 17, Preußen (37) A I 2, Reichsregierung (39) Ziff. 3: Die Bestimmung hier zu streichen (vgl. oben zur Systematik des Abschnitts Ziff. 2). 2. a) Bayern (5) S. 16: Hat der Verurteilte von einer Freiheitsstrafe zwei Drittel, mindestens aber 6 Monate verbüßt, so kann das Gericht den Rest bedingt erlassen. Angerechnete Untersuchungshaft bleibt hierbei außer Betracht. b) Oldenburg (13) S. 12: Hat der Verurteilte von einer Freiheitsstrafe von mindestens 6 Monaten zwei Drittel verbüßt, so kann das Gericht den Rest bedingt erlassen. c) Württemberg (14) S. 21, 24: Unter der gleichen Voraussetzung kann das Gericht bei Freiheitsstrafen von mindestens 6 Monaten den Rest erlassen, nachdem der Verurteilte zwei Drittel der Strafe verbüßt hat. d) Baden (4) Ziff. 25: Die Worte „einem Jahre" zu ersetzen durch „6 Monaten". e) Thüringen (9) Ziff. 13: Die Worte „von mindestens einem Jahre" zu streichen. 3. Hamburg (2) Ziff. 23: Die Worte „das Gericht" jeweils zu ersetzen durch die Worte „die Behörde (§ 35)". 4. Baden (4) Ziff. 25, Bayern (5) S. 16, Sachsen (10) Nr. 24, Oldenburg (13) S. 12, Württemberg (14) S. 21: Den Absatz 2 zu streichen. $37. Persönliche Voraussetzungen 1. Überschrift. a) Bayern (5) S. 19, Sachsen (10) Nr. 25, Oldenburg (13) S. 13: Das Wort „persönliche" zu streichen. b) Braunschweig (16) Ziff. 11: Statt „bedingter Straferlaß" zu sagen „bedingte Strafaussetzung". 2. Absatz 1. a) Baden (4) Ziff. 26: Bedingter Straferlaß wird nur Verurteilten bewilligt, bei denen nach ihrer Persönlichkeit die begründete Erwartung besteht, daß die Hoffnung auf den Erlaß der Strafe sie zu einem gesetzmäßigen und geordneten Leben anhalten wird. b) Bayern (5) S. 18, Oldenburg (13) S. 13: Bedingter Straferlaß wird nur Verurteilten bewilligt, bei denen nach ihrer Persönlichkeit, ihrem Vorleben und ihrem Verhalten nach der Tat die begründete Erwartung besteht, daß die Hoffnung auf den Erlaß der Strafe sie zu einem gesetzmäßigen Leben anhalten wird. c) Sachsen (10) Nr. 25: Der bedingte Straferlaß darf nur bewilligt werden, wenn der Verurteilte nach den Umständen der Tat und seinen persönlichen Verhältnissen besonderer Berücksichtigung würdig erscheint und die Erwartung besteht, daß die Hoffnung auf den Erlaß der Strafe ihn von weiteren strafbaren Handlungen abhalten wird. d) Bremen (12) S. 2: „...Erwartung besteht, daß sie sich fortan straffrei führen werden." e) Württemberg (14) S. 22, 25: Im Absatz 1 statt „von strafbaren Handlungen abhalten wird" zu sagen „zu einem gesetzmäßigen Leben anhalten wird." 3. Neuer Absatz 2. a) Baden (4) Ziff. 26, Bayern (5) S. 18, Oldenburg (13) S. 13, Reichsregierung (39) Ziff. 4 (zu vgl. auch Sachsen (10) Nr. 25): Bedingter Erlaß der ganzen Strafe setzt ferner voraus, daß das öffentliche Interesse oder die Rücksicht auf den Verletzten nicht entgegensteht.

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b) Württemberg (14) S. 22, 25: Bedingter Erlaß der ganzen Strafe soll regelmäßig nur erstmals straffälligen Personen und nur unter der Voraussetzung bewilligt werden, daß das öffentliche Interesse oder die Rücksicht auf den Verletzten nicht entgegensteht. 4. Absatz 2. a) Preußen (37) A 1 2 , Reichsregierung (39) Ziff. 4: Den Absatz hier zu streichen. b) Bayern (5) S. 18, Oldenburg (13) S. 13: Bedingter Erlaß des Strafrestes setzt noch voraus, daß sich der Verurteilte in der Strafanstalt gut geführt hat. c) Sachsen (10) Nr. 25: Die Worte „in der Strafanstalt" zu ersetzen durch die Worte „während des Strafvollzugs". d) Braunschweig (16) Ziff. 11: Hat der Verurteilte schon einen Teil der Strafe verbüßt, so soll bedingte Strafaussetzung nur gewährt werden, wenn sich der Verurteilte in der Strafanstalt gut geführt hat. e) Thüringen (9) Ziff. 14: Folgenden Zusatz zu machen: „und sich, wenn der Strafvollzug in Stufen erfolgt, auf der obersten Stufe befindet". 5. Fassungsvorschlag. Reichsregierung (39) Ziff. 4: Eine bedingte Verurteilung ist nur zulässig, wenn nach der Persönlichkeit des Verurteilten die begründete Erwartung besteht, daß die Hoffnung auf den Erlaß der Strafe ihn von weiteren strafbaren Handlungen abhalten wird. Sie soll nicht erfolgen, wenn das öffentliche Interesse oder die Rücksicht auf den Verletzten die alsbaldige Vollstreckung der Strafe erfordert. § 38. Probezeit 1. Absatz 1. Reichsregierung (39) Ziff. 5: Den Absatz 1 zu streichen (zu vgl. zu § 35). 2. Absatz 2. a) Braunschweig (16) Ziff. 12: Im Absatz 1 statt „Straferlaß" zu sagen „Strafaussetzung". b) Württemberg (14) S. 23, 25: Die Probezeit ist auf mindestens 2 Jahre und auf höchstens 3 Jahre zu bemessen; ist sie auf weniger als 5 Jahre bemessen, so kann sie nachträglich bis auf 5 Jahre verlängert werden. c) Braunschweig (16) Ziff. 12: Die Probezeit ist auf mindestens 2 Jahre und auf höchstens 5 Jahre oder, wenn die noch nicht verbüßte Strafzeit länger ist, auf deren Dauer zu bemessen. Innerhalb dieser Grenzen kann auch eine nachträgliche Abkürzung oder Verlängerung der Probezeit erfolgen. 3. Absatz 2, 3. Baden (4) Ziff. 27: Die Probezeit beträgt mindestens 2 Jahre. Sie ist, wenn auf Gefängnisstrafe oder auf Einschließung von nicht mehr als 5 Jahren erkannt ist, auf höchstens 5 Jahre, wenn auf höhere Freiheitsstrafe erkannt ist, auf höchstens 10 Jahre zu bemessen. Eine Probezeit unter der zuständigen Höchstdauer kann nachträglich bis zur zulässigen Höchstdauer verlängert werden. 4. Absatz 3. Braunschweig (16) Ziff. 12: Den Absatz 3 zu streichen. 5. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 13: Als § 38 a folgende Vorschrift einzufügen: Besondere Bedingungen für Eintritt des bedingten Straferlasses. Das Gericht kann den Eintritt des bedingten Straferlasses von der Erfüllung besonderer Bedingungen abhängig machen.

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§ 39. Schutzaufsicht und besondere Pflichten 1. Baden (4) Ziff. 28: Den § 51 als neuen Absatz 2 in § 39 einzufügen und demgemäß in § 39 Absatz 1 den Vermerk „(§ 51)" zu streichen. 2. a) Bremen (12) S. 2: Hinter „Pflichten" einzufügen „Geldbußen". b) Preußen (37) A I 2: Hinter „Pflichten" einzufügen „insbesondere die Entrichtung einer in die Staatskasse fließenden Geldbuße". 3. Reichsregierung (39) Ziff. 6a: Den Satz 1 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: Das Gericht kann den bedingt Verurteilten unter Schutzaufsicht (§ 51) stellen. 4. Braunschweig (16) Ziff. 13: Statt „Straferlaß" zu sagen „Strafaussetzung". 5. Hessen (20) Ziff. 14: Das Gericht kann den Verurteilten, dem es bedingten Straferlaß gewährt, unter Schutzaufsicht stellen (§ 51). Es kann ihm auch besondere Bedingungen auferlegen. Soweit es die wirtschaftliche Lage des Verurteilten zuläßt, hat es ihn auch zu verpflichten, den Schaden wieder gutzumachen, den er durch die Tat verursacht hat. 6. Sachsen (10) Nr. 26, Braunschweig (16) Ziff. 13, Reichsregierung (39) Ziff. 6b: Im Absatz 2 die Worte anzufügen: „ändern oder wieder aufheben". § 40. Widerruf 1. Überschrift. Reichsregierung (39) Ziff. 7: Anordnung der Vollstreckung der Strafe. 2. Braunschweig (16) Ziff. 14, 15: Die Bestimmung zu streichen. Eventuell: Die Vorschrift so zu fassen: Das Gericht kann die bedingte Strafaussetzung widerrufen, 1. wenn sich der Verurteilte während der Probezeit erneut strafbar gemacht hat; 2. wenn der Verurteilte zwischen dem Urteil und der Gewährung bedingter Strafaussetzung erneut verurteilt ist und dies bei der Gewährung der bedingten Strafaussetzung der zuständigen Stelle nicht bekannt war; 3. wenn der Verurteilte die ihm auferlegten Bedingungen nicht erfüllt hat; 4. wenn sonstige wichtige Gründe den Widerruf rechtfertigen. 3. Württemberg (14) S. 23, 25: Das Gericht hat den bedingten Strafaufschub zu widerrufen, wenn der ... begangen hat oder wenn er sich sonst durch schlechte Führung eines endgültigen Straferlasses unwürdig erwiesen hat. Doch kann im Falle einer erneuten Verurteilung von einem Widerruf abgesehen werden, wenn auch für die neue Tat bedingter Straferlaß gewährt wird oder wenn wegen der neuen Tat nur auf Geldstrafe erkannt wird. 4. Hamburg (2) Ziff. 24: In Absatz 1 Satz 1 statt „widerruft den bedingten Straferlaß" zu sagen „kann den bedingten Straferlaß widerrufen" und Satz 2 zu streichen. 5. Absatz 2. a) Hamburg (2) Ziff. 24: Das Wort „ferner" zu streichen. b) Baden (4) Ziff. 26, Bayern (5) S. 19, Oldenburg (13) S. 13: Die Worte „von weiteren strafbaren Handlungen abhalten" zu ersetzen durch die Worte „zu einem gesetzmäßigen und geordneten Leben anhalten". c) Württemberg (14) S. 23, 25: Das Gericht kann den bedingten Straferlaß widerrufen, wenn der Verurteilte wegen einer Tat verurteilt wird, die er vor der Bewilligung des bedingten Strafaufschubs begangen hat oder wenn er den nach § 39 getroffenen Anordnungen zuwiderhandelt. 6. Absatz 3. Thüringen (9) Ziff. 15: Zuzusetzen: oder wenn eine frühere Strafe erst nachträglich bekannt wird. 7. Absatz 4.

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a) Bayern (5) S. 19, Thüringen (9) Ziff. 15, Oldenburg (13) S. 13: Den Absatz zu streichen. b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 14: Vor dem Widerruf soll der Verurteilte gehört werden, sofern nicht sein Aufenthalt unbekannt oder die Anhörung aus anderen Gründen untunlich ist. c) Württemberg (14) S. 23, 25: Vor dem Widerruf soll der Verurteilte regelmäßig gehört werden. 8. Fassungsvorschlag. Reichsregierung (39) Ziff. 7: Das Gericht ordnet die Vollstreckung der Strafe an, wenn der Verurteilte vor Ablauf der Probezeit wegen einer Tat verurteilt wird, die er nach der bedingten Verurteilung begangen hat. Es kann hiervon absehen, wenn auch die neue Verurteilung bedingt ausgesprochen wird oder wenn sie lediglich auf Geldstrafe lautet. Das Gericht ordnet die Vollstreckung der Strafe ferner an, wenn der Verurteilte den nach § 39 getroffenen Anordnungen gröblich zuwiderhandelt, oder wenn nach seiner Führung nicht mehr zu erwarten ist, daß ihn die Hoffnung auf Erlaß der Strafe von weiteren strafbaren Handlungen abhalten wird. Das Gericht kann die Vollstreckung der Strafe anordnen, wenn der Verurteilte wegen einer Tat verurteilt wird, die er vor der bedingten Verurteilung begangen hat. 9. Baden (4) Ziff. 29: Als § 39 a folgende Vorschrift einzufügen: „Der bedingte Straferlaß wird hinfällig, wenn die Strafe wegen einer anderen strafbaren Handlung nachträglich erhöht wird (§ 66) und das Gericht, das die erhöhte Strafe verhängt, den bedingten Straferlaß nicht auch für diese bewilligt. 10. Hamburg (2) Ziff. 24: Als § 40 a folgende Vorschrift einzufügen: „Bei Gefängnisstrafen über 6 Monaten oder bei bedingtem Erlaß des Strafrestes stehen die besonderen Befugnisse des Gerichts nach §§ 38, 39, 40 der Behörde (§ 35) zu. §41. Endgültiger Straferlaß 1. Überschrift. Reichsregierung (39) Ziff. 8: Endgültiger Straferlaß. 2. Absatz 1. a) Braunschweig (26) Ziff. 35: Die Bestimmung zu streichen. Eventuell: „Erfolgt kein Widerruf der bedingten Strafaussetzung, so ist nach Ablauf der Probezeit die Strafe vom Gericht zu erlassen, es sei denn, daß sich die Strafsache inzwischen schon auf andere Weise endgültig erledigt hat oder daß die Nachprüfung die Nichtinnehaltung der dem Verurteilten auferlegten Bedingungen ergibt. War der Verstoß gegen die auferlegten Bedingungen geringfügig, so kann das Gericht den Erlaß aussprechen". b) Bayern (5) S. 19, Oldenburg (13) S. 13: Folgenden Zusatz zu machen: sofern nicht die Voraussetzungen des Absatz 2 vorliegen. c) Württemberg (14) S. 24, 26: Nach Ablauf der Probezeit entscheidet das Gericht darüber, ob die Strafe endgültig erlassen oder zu vollstrecken ist. 3. Absatz 2. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 15: Statt „6 Wochen" zu sagen „6 Monate". b) Baden (4) Ziff. 30, Reichsregierung (39) Ziff. 6: Statt „6 Wochen" zu sagen „3 Monate". c) Bayern (5) S. 19, Oldenburg (13) S. 13: Folgenden Zusatz zu machen: „Geschieht das nicht, so ist mit Ablauf dieser Frist die Strafe zu erlassen." 4. Fassungsvorschlag. Reichsregierung (39) Ziff. 6: Wird die Vollstreckung der Strafe innerhalb der Probezeit nicht angeordnet, so ist die Strafe erlassen.

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Nach Ablauf der Probezeit kann die Vollstreckung der Strafe nur angeordnet werden, wenn der Verurteilte vor Ablauf der Probezeit wegen einer neuen Tat verurteilt worden ist oder wenn gegen ihn bei Ablauf der Probezeit ein Strafverfahren anhängig ist. Die Strafvollstreckung kann nur binnen drei Monaten nach der rechtskräftigen Beendigung des neuen Strafverfahrens angeordnet werden. 7. Abschnitt. Maßregeln der Besserung und Sicherung A. Kostenfrage: Thüringen (9) Ziff. 16, Sachsen (10) Nr. 37, Oldenburg (13) S. 13, Braunschweig (16) Ziff. 16 stimmen dem Entwurf - mit den von ihnen vorgeschlagenen Änderungen grundsätzlich zu, behalten sich aber im Hinblick auf die finanziellen Wirkungen ihre endgültige Stellungnahme vor. B. Grundsätzliche Stellungnahme. 1. 1 a). Württemberg (14) S. 26, den 7. Abschnitt zu streichen, insbesondere auf eine Anordnung der Maßregeln im § 42 Nr. 1-5 durch das Gericht zu verzichten. Als Ersatz für die gestrichenen §§ 43-50 folgende Vorschrift in den 5. Abschnitt einzustellen: „Ergibt sich im Laufe eines Strafverfahrens, daß ein Beschuldigter wegen seines Geisteszustandes, wegen Trunksucht oder wegen seines Hanges zur Verübung strafbarer Handlungen der Rechtsordnung oder der öffentlichen Sicherheit gefährlich ist, so kann das Gericht seine Unterbringung in einer öffentlichen Heil- oder Pflegeanstalt, in einer Trinkerheilanstalt oder in Sicherungsverwahrung für zulässig erklären. Aufgrund dieser Entscheidung erhält die Landespolizeibehörde die Befugnis, den Beschuldigten nach Rechtskraft der Entscheidung und, falls auf Freiheitsstrafe erkannt ist, nach Verbüßung oder Erlaß der Strafe in einer entsprechenden Anstalt unterzubringen. Die Befugnis erlischt, wenn sie nicht innerhalb von drei Jahren, nachdem von ihr Gebrauch gemacht werden konnte, ausgeübt wird." b) Braunschweig (16) Ziff. 18: Alle Maßregeln der Besserung und Sicherung aus dem Strafgesetzbuch herauszunehmen und einem Verbesserungsgesetz zu überweisen. c) Preußen (37 B) Ziff. 2: Die Vorschriften über die Unterbringung Geisteskranker und Trunksüchtiger zu streichen. d) Bayern (5) S. 21: Die Regelung, daß die Verwaltungsbehörde in allen Fällen der §§ 43-45 die Unterbringung bewirken muß, wenn das Gericht sie anordnet, ist bedenklich; Antragstellung bleibt vorbehalten. 2. Baden (4) Ziff. 35: Die Verpflichtung der Verwaltungsbehörde, der Anordnung des Gerichts Folge zu leisten, muß in der Begründung eindeutig festgelegt werden. § 42. Arten von Maßregeln II. 1. Reichsregierung (39) Ziff. 9: a) der Nr. 2 folgende Fassung zu geben: 2. die Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt oder in einer Entziehungsanstalt; b) hinter Nr. 3 einzufügen: 3a. Unterbringung in einem Arbeitshaus; c) in Nr. 5 statt „Wirtshausverbot" zu setzen „Schankstättenverbot". a) Baden (4) Ziff. 31b als neue Nr. 3a in § 42 einzustellen: „Die Überweisung in das Arbeitshaus". b) Bayern (5) S. 20, Oldenburg (13) S. 13, als Nr. 2a in § 42 einzufügen: „Die Unterbringung in einem Arbeitshaus oder Asyl." c) Hessen (20) Ziff. 15, die Nr. 5 des § 42 zu streichen, die jetzige Nr. 4 zu Nr. 5 zu machen und als neue Nr. 4 einzufügen: „die Unterbringung in einem Arbeitshaus". d) Sachsen (10) Nr. 159d: 3a die Unterbringung in einem Arbeitshaus oder Asyl. 2. Hamburg (2) Ziff. 26, Baden (4) Ziff. 31 und 22, ferner (22) Ziff. 18, Bayern (5) S. 20, Lübeck (6) Ziff. 10, Sachsen (10) Nr. 28, Oldenburg (13) S. 13, Württemberg (14) 141

S. 26, Braunschweig (16) Ziff. 17, Hessen (20) Ziff. 15, Preußen (37 A) Ziff. 1, Reichsregierung (39) Ziff. 9d: § 42 Nr. 7 (Verlust der Amtsfähigkeit), 8 (Verlust des Wahl- und Stimmrechts), 9 (Urteilsbekanntmachung) und 10 (Einziehung) mit den ergänzenden Vorschriften der §§ 54-62 im 7. Abschnitt zu streichen und einem besonderen Abschnitt (so Hamburg, Bayern, Sachsen, Oldenburg, Preußen, Reichsregierung) unter der Überschrift „Nebenstrafen" oder „Nebenstrafen und Folgen" zu überweisen oder auch in den 5. Abschnitt (so Baden, Württemberg, Braunschweig) zu übernehmen. § 43. Unterbringung in einer öffentlichen Heil- oder Pflegeanstalt 1. Preußen (37 B) Ziff. 2: Die Bestimmung zu streichen. Absatz 1. 1. a) Hamburg (2) Ziff. 31, Bayern (5) S. 21, Thüringen (9) Ziff. 18, Oldenburg (13) S. 13: Die Fälle mit einzubeziehen, in denen das Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt oder das Hauptverfahren nicht eröffnet wird. - Fassungsvorschlag von Bayern: „Wird jemand, weil er nicht zurechnungsfähig ist, freigesprochen oder außer Verfolgung gesetzt, oder wird aus diesem Grunde gegen ihn das Strafverfahren eingestellt oder das Hauptverfahren nicht eröffnet, oder wird er als vermindert zurechnungsfähig verurteilt, so...". Ähnlich Thüringen, das aber eine Änderung für entbehrlich hält, wenn bei der Anpassung der Strafprozeßordnung an den Entwurf der Begriff „Außerverfolgungssetzung" so bestimmt wird, daß darunter auch die Einstellung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft zu verstehen ist. - Hamburg: Im Falle der Einstellung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft das Vormundschaftsgericht durch eine Vorschrift in der Strafprozeßordnung zu ermächtigen, die Unterbringung anzuordnen. b) Preußen (37 B) Ziff. 2 (Eventualvorschlag): Die Bestimmung so zu fassen: „Wird jemand als nicht zurechnungsfähig freigesprochen oder außer Verfolgung gesetzt, oder wegen Verneinung der Zurechnungsfähigkeit die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen ihn abgelehnt, oder wird er als vermindert zurechnungsfähig verurteilt, so erklärt das Gericht zugleich seine Unterbringung in eine öffentliche Heil- oder Pflegeanstalt für zulässig, falls die öffentliche Sicherheit diese Maßregel erfordert." c) Reichsregierung (39) Ziff. 10a: Die Worte „oder außer Verfolgung gesetzt" zu streichen und dafür in Absatz 1 folgenden Satz 2 einzufügen: Das gleiche gilt, wenn sich nach Erhebung der öffentlichen Klage, jedoch vor der Hauptverhandlung ergibt, daß der Täter zur Zeit der Tat nicht zurechnungsfähig war. d) Braunschweig (16) Ziff. 18: Die Worte „ordnet das Gericht... an" durch die Worte „kann das Gericht... anordnen" zu ersetzen. e) Bayern (5) S. 21, Oldenburg (13) S. 13, das Wort „öffentlichen" vor „Heil- oder Pflegeanstalt" zu streichen. Absatz 2. 3. a) Baden (4) Ziff. 32, Bayern (5) S. 21, Oldenburg (13) S. 13, Preußen (37 B) Ziff. 2d: Den Absatz 2 zu streichen. b) Braunschweig (16) Ziff. 18, im Absatz 2 zu sagen: „genügt Schutzaufsicht (§ 51), so kann diese angeordnet werden." c) Reichsregierung (39) Ziff. 10b, dem Absatz 2 folgende Fassung zu geben: Hält das Gericht zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit Schutzaufsicht für genügend, so hat es Schutzaufsicht anzuordnen. Das Gericht kann die Schutzaufsicht mit der Maßgabe anordnen, daß Unterbringung eintritt, wenn während einer Frist von zwei Jahren die Schutzaufsicht sich als nicht genügend erweist. Neu: 4. Oldenburg (13) S. 13 stellt zur Erwägung, folgenden neuen zweiten Absatz einzufügen: „Ist die Unzurechnungsfähigkeit auf den übermäßigen Gebrauch geistiger Getränke oder anderer berauschender oder betäubender Mittel zurückzuführen, so kann 142

das Gericht, statt die Unterbringung in einer Heil- oder Pflegeanstalt gemäß Absatz 1 anzuordnen, die Zulässigkeit der Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt aussprechen, wenn diese Maßregel erforderlich ist, um ihn an ein gesetzmäßiges und geordnetes Leben zu gewöhnen." § 44. Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt Absatz 1:1. Preußen (37 B) Ziff. 2, die Bestimmung zu sfreichen. 2. A. a) Baden (4) Ziff. 33, das Wort „Trunksüchtiger" durch das Wort „Trinker" oder das Wort „jemand" zu ersetzen. b) Baden (4) Ziff. 33, Bayern (5) S. 22, Oldenburg (13) S. 15, Preußen (37 B) Ziff. 2 (Eventualvorschlag), Reichsregierung (39) Ziff 11, die Vorschrift auch auf den Mißbrauch anderer Rauschmittel als Alkohol auszudehnen. Bayern und Oldenburg: „Wird jemand wegen einer Tat, die er unter der Wirkung gewohnheitsmäßig im Übermaße genossener Getränke oder im Übermaße gebrauchter anderer berauschender oder betäubender Mittel begangen hat..." Baden dem Absatz 1 folgenden Zusatz anzufügen: „Unter der gleichen Voraussetzung ordnet das Gericht die Unterbringung eines Verurteilten, der die Tat in einer durch den Mißbrauch berauschender oder betäubender Mittel verursachten Bewußtseinsstörung begangen hat, in einer Heilanstalt an." - Dieser Zusatz wäre entbehrlich, wenn das Wort „Trunksüchtiger" durch das Wort „jemand" ersetzt und die beantragte Begriffsbestimmung der „Trunkenheit" in § 11 aufgenommen würde („Trunkenheit: jede durch den Mißbrauch geistiger Getränke oder berauschender oder betäubender Gifte verursachte Bewußtseinsstörung"). Reichsregierung: a) Im Absatz 1 die Worte „ein Trunksüchtiger wegen einer Tat, die er in der Trunkenheit begangen hat," zu ersetzen durch die Worte „jemand, der gewohnheitsmäßig im Übermaß geistige Getränke oder andere berauschende Mittel zu sich nimmt, wegen einer Tat, die er im Rauschzustande begangen hat," b) in der Überschrift und in Absatz 1 nach dem Wort „Trinkerheilanstalt" jeweils die Worte einzufügen „oder in einer Entziehungsanstalt"-, c) Mecklenburg (3) Ziff. 17: das Wort „Trinkerheilanstalt" durch die Worte „zur Heilung von Trinkern geeignete Anstalten" zu ersetzen. B. a) Sachsen (10) Nr. 29, Oldenburg (13) S. 15: die Worte „so ordnet das Gericht seine Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt an" durch die Worte „so spricht das Gericht zugleich die Zulässigkeit der Unterbringung des Trinkers in einer Trinkerheilanstalt aus" zu ersetzen. b) Braunschweig (16) Ziff. 19: die Worte „ordnet das Gericht... an," durch die Worte „kann das Gericht... anordnen". c) Preußen (37 B) Ziff. 2 (Eventualvorschlag): „Wird jemand, der gewohnheitsmäßig im Übermaß geistige Getränke oder andere berauschende Mittel zu sich nimmt, wegen einer Tat, die er im Rauschzustande begangen hat, oder wegen Volltrunkenheit (§ 335) zu einer Strafe verurteilt, so erklärt das Gericht zugleich seine Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt oder ähnlichen Anstalt für zulässig, wenn diese Maßregel erforderlich ist, um ihn an ein gesetzmäßiges und geordnetes Leben zu gewöhnen." Absatz 2. 3. a) Baden (4) Ziff. 33, Bayern (5) S. 22, Preußen (37 B) Ziff. 2: den Absatz 2 zu streichen. b) Braunschweig (16) Ziff. 19, Absatz 2 zu fassen: „Genügt Schutzaufsicht (§ 51), so kann diese angeordnet werden." c) Reichsregierung (39) Ziff. 11c: dem Absatz 2 folgende Fassung zu geben: Hält das Gericht Schutzaufsicht für genügend, um diesen Zweck zu erreichen, so hat es Schutzaufsicht anzuordnen. § 43 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend. 143

§ 45. Sicherungsverwahrung. 1. Hamburg (2) Ziff. 27, 28, 29, 30, 46, Thüringen (9) Ziff. 17: die Sicherungsverwahrung (§ 42 Nr. 3, S§ 45, 48) zu streichen und durch die unbestimmte Verurteilung zu ersetzen. - Fassungsvorschläge: a) Hamburg (2) Ziff. 46, einzuschalten: § 77 a: Ein wegen Rückfalls Verurteilter kann nach Verbüßung der Strafe weiterhin im Zuchthaus festgehalten werden, falls die Rechtssicherheit dies erfordert. Die Zulässigkeit der Festhaltung hat das Gericht im Urteil auszusprechen. Das Vollzugsgericht entscheidet vor Ablauf der Strafzeit aufgrund der Ergebnisse des Strafvollzugs darüber, ob der Verurteilte entlassen oder als für die Rechtssicherheit weiterhin gefährlich im Zuchthaus festgehalten werden soll. Die Festhaltung darf nicht das Dreifache der festgesetzten Strafzeit, in keinem Falle aber fünfzehn Jahre übersteigen. Von drei zu drei Jahren hat das Vollzugsgericht erneut über die Fortdauer der Festhaltung zu entscheiden. Hat sich der Festgehaltene längere Zeit in der Anstalt gut geführt, und rechtfertigt er nach seinen persönlichen Verhältnissen die Erwartung, daß er sich künftig wohl verhalten werde, so kann ihn die Behörde (S 35) für eine Probezeit von fünf Jahren auf Widerruf bedingt entlassen. Hierbei ist er unter Schutzaufsicht zu stellen, auch können ihm besondere Pflichten auferlegt werden. Die Vorschriften der S S 3 9 und 40 gelten entsprechend. b) Thüringen (9) Ziff. 17: im S 77 hinter Absatz 2 folgende Vorschrift einzufügen: „Der Rückfällige kann in besonders schweren Fällen, wenn es wegen seiner Gefährlichkeit die öffentliche Sicherheit erfordert, auf unbestimmte Zeit zu Zuchthaus verurteilt werden. Er muß dann wenigstens fünf Jahre verbüßen; das Gericht kann bestimmen, daß er eine längere Zeit bis zu fünfzehn Jahren verbüßen muß. Wenn die Strafverbüßung zu Ende ist, entscheidet das Gericht, sobald der Zweck der Strafe erreicht scheint." 2. Sachsen (10) Nr. 33, Oldenburg (13) S. 16: die Worte „aufgrund des" zu streichen und „S 77" in Klammern zu setzen. § 45 a (Neu) Bayern (5) S. 23: als Ersatz für die gestrichenen Abs. 2 der §§ 43 und 44 nach S 45 folgende Vorschrift einzufügen: § 45 a. Statt der Unterbringung nach SS 43 bis 45 ist Schutzaufsicht anzuordnen, wenn sie genügt. Die Schutzaufsicht soll den unter Schutzaufsicht Gestellten vor der Gefahr, neue strafbare Handlungen zu begehen, bewahren, ihn an ein gesetzmäßiges Leben gewöhnen und ihm das wirtschaftliche Fortkommen erleichtern. Die Unterbringung nach S S 43 bis 45 kann auch bedingt neben Schutzaufsicht in der Weise angeordnet werden, daß sie nur eintritt, wenn sich die Schutzaufsicht als ungenügend erweist und das Gericht aus diesem Grunde beschließt, die Unterbringung zu vollziehen. Unterbringung in einem Arbeitshaus. 1. Baden, Bayern, Hessen, Preußen, Oldenburg, Württemberg, Sachsen, Reichsregierung: Die „Unterbringung in einem Arbeitshaus" als weitere Maßregel der Besserung und Sicherung einzufügen. Einzelvorschläge. a) Baden (4) Ziff. 34 hinter $ 4 5 : § 45 a. „Wer aufgrund der SS 220 a bis e eine Freiheitsstrafe verwirkt hat, kann vom Gericht daneben einem Arbeitshaus überwiesen werden, wenn diese Maßregel erforderlich ist, um ihn an ein geordnetes Leben zu gewöhnen, ihn insbesondere zur Arbeitsamkeit zu erziehen oder um ihn von der Begehung gleichartiger Straftaten abzuhalten. Arbeitsunfähige können unter den gleichen Voraussetzungen einem Asyl überwiesen werden. 144

b) Bayern (5) S. 22 hinter § 44: Unterbringung in einem Arbeitshaus. $ 44 a. Wird jemand aufgrund der §§ 271, 342 a bis 342 g zu einer Strafe verurteilt, so ordnet das Gericht zugleich seine Unterbringung in einem Arbeitshaus an, wenn diese Maßregel erforderlich ist, um ihn an ein geordnetes Leben zu gewöhnen, insbesondere zur Arbeit zu erziehen oder um ihn von der Begehung gleichartiger Straftaten abzuhalten. c) Oldenburg (13) S. 15 wie Bayern unter b), jedoch soll es statt „Strafe" heißen „Freiheitsstrafe" und die Worte „so ordnet das Gericht zugleich seine Unterbringung ... an", sollen durch die Worte „so spricht das Gericht zugleich die Zulässigkeit seiner Unterbringung ... aus" ersetzt werden; Oldenburg behält sich ferner die Benennung der Fälle, in denen die Unterbringung in einem Arbeitshaus zulässig sein soll, vor. d) Hessen (20) Ziff. 16: Wird jemand aufgrund der §§ 220 a bis e, 271 zu einer Strafe verurteilt, so ordnet das Gericht zugleich seine Unterbringung in einem Arbeitshaus an, wenn diese Maßregel erforderlich ist, um ihn an ein geordnetes Leben zu gewöhnen, insbesondere zur Arbeit zu erziehen oder um ihn von der Begehung gleichartiger Straftaten abzuhalten. Genügt Schutzaufsicht (§ 51), so ist diese anzuordnen. Ist die Unterbringung in einem Arbeitshaus angeordnet, so tritt an ihre Stelle die Unterbringung in einem Asyl, wenn der Verurteilte arbeitsunfähig ist. e) Preußen (37 B) Ziff. 4: hinter § 45 folgenden § 45 a einzufügen: Für den Fall, daß die angestrebte Regelung der in den §§ 378 ff. behandelten Tatbestände (Betteln usw.) in einem Verwahrungsgesetz sich nicht als durchführbar und die Herübernahme dieser Tatbestände in die Vergehens- und Übertretungstatbestände des Strafgesetzbuchs sich als notwendig erweist: „Wird jemand aufgrund der §§ ... (die Ausfüllung der Paragraphen bleibt vorbehalten, bis die Umgestaltung des 3. Buches feststeht) zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, so kann zugleich die Zulässigkeit seiner Unterbringung in ein Arbeitshaus oder Asyl ausgesprochen werden, wenn diese Maßnahme erforderlich ist, um ihn an ein geordnetes Leben zu gewöhnen." f) Reichsregierung (39) Ziff. 12: hinter § 44 folgende Vorschrift einzufügen: § 44 a. Unterbringung in einem Arbeitshaus. Wird jemand aufgrund der 55 342 a bis 342 e zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, nachdem er schon zweimal wegen eines solchen Vergehens verurteilt worden ist, so ordnet das Gericht zugleich seine Unterbringung in einem Arbeitshaus an, wenn diese Maßregel erforderlich ist, um ihn zur Arbeit anzuhalten und an ein geordnetes Leben zu gewöhnen. § 77 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung. Hält das Gericht Schutzaufsicht für genügend, um den im Absatz 1 bezeichneten Zweck zu erreichen, so hat es Schutzaufsicht anzuordnen. § 43 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend. g) Württemberg (14 II) S. 99 als § 342 e folgende Vorschrift einzufügen: 5 342 e. Arbeitshaus. Wird jemand aufgrund der §§ 342 a bis d zu einer Strafe verurteilt, so kann das Gericht zugleich seine Unterbringung in einem Arbeitshaus für zulässig erklären, wenn diese Maßnahme erforderlich ist, um ihn an Arbeit und an ein geordnetes Leben zu gewöhnen. Aufgrund dieser Entscheidung erhält die Landespolizeibehörde die Befugnis, den Verurteilten nach Vollstreckung oder Erlaß der Strafe in einem Arbeitshaus unterzubringen. Die Befugnis erlischt, wenn sie nicht innerhalb von drei Jahren, nachdem von ihr Gebrauch gemacht werden konnte, ausgeübt wird. Ist gegen einen Ausländer auf Zulässigkeit der Unterbringung in einem Arbeitshaus erkannt worden, so kann er an Stelle oder neben der Unterbringung aus dem Reichsgebiet verwiesen werden. h) Sachsen (10) Nr. 159: § SO c. Arbeitshaus. Auf Überweisung an das Arbeitshaus kann erkannt werden, wo es das Gesetz besonders zuläßt. Arbeitsunfähige sind statt einem Arbeitshaus einem Asyl zu überweisen. Für die Unterbringung gelten die Vorschriften des § 46 Abs. 1 bis 3 und der §§49 bis 51 entsprechend.

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§ 46. Gemeinsame Bestimmungen über die Unterbringung 1. Absatz 1. a) Baden (4) Ziff. 35, Hessen (20) Ziff. 17: „wer die Unterbringung (§§ 43 bis 45 a) bewirkt, bestimmt das Landesrecht." b) Bayern (5) S. 23: Zusatz: „Arbeitsunfähige sind statt in einem Arbeitshaus in einem Asyl unterzubringen." c) Oldenburg (13) S. 16 wie Bayern unter b), nur statt „sind ... unterzubringen" soll es heißen „sollen ... untergebracht werden." d) Preußen (37 B) Ziff. 5a: den Absatz 1 wie folgt zu fassen: „Die Sicherungsverwahrung erfolgt in Anstalten der Justizverwaltung, die Unterbringung gemäß § § 4 3 , 44, 45 a nach Maßgabe der von den obersten Landesbehörden erlassenen Vorschriften. e) Reichsregierung (39) Ziff. 13a: dem Absatz 1 folgende Fassung zu geben: „Die Sicherungsverwahrung erfolgt in Anstalten der Justizverwaltung, die Unterbringung aufgrund der §§ 43 bis 44 a nach Maßgabe der von obersten Landesbehörden erlassenen Vorschriften." 2. Absatz 2. a) Sachsen (10) Ziff. 30, Oldenburg (13) S. 16 die Worte „dauert so lange" durch die Worte „sollen so lange dauern" zu ersetzen. b) Hessen (20) Ziff. 17: die Abs. 2 mit 4 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: „Die Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt darf nicht länger als zwei Jahre, die erstmalige Unterbringung eines Verurteilten in einem Arbeitshaus darf nicht länger als drei Jahre dauern. Die Unterbringung in einer Heil- oder Pflegeanstalt oder in der Sicherungsverwahrung und die wiederholte Unterbringung eines Verurteilten in einem Arbeitshaus darf drei Jahre nur übersteigen, wenn das Gericht vor Ablauf dieser Frist anordnet, daß sie fortzudauern hat. Das Gericht hat bei jeder Anordnung der Fortdauer auszusprechen, daß diese Entscheidung innerhalb einer bestimmten Frist, die drei Jahre nicht übersteigen darf, erneut einzuholen ist." 3. Absatz 3 und Absatz 4. a) Hamburg (2) Ziff. 32: im Abs. 3 Satz 1 und 2, ebenso im § 47 Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3, ferner im § 49 Abs. 1 letztes Wort und Abs. 3, sowie im § 50 das Wort „Gericht" durch „Vollzugsgericht" zu ersetzen. (Dieses Vollzugsgericht soll durch Hinzuziehung je eines Vollzugsbeamten und eines Beamten der Verwaltungsanstalt ergänzt werden). b) Mecklenburg (3) Ziff. 18: im Absatz 3 die Worte „in einer Heil- oder Pflegeanstalt oder in der Sicherungsverwahrung" zu streichen, außerdem den ganzen Absatz 4 zu streichen. c) Sachsen (10) Nr. 34, im Absatz 3 nach Satz 1 folgenden neuen zweiten Satz einzufügen: „Diese Frist darf drei Jahre nicht übersteigen." d) Baden (4) Ziff. 35, Bayern (5) S. 23, Oldenburg (13) S. 16 (im wesentlichen übereinstimmend): die Absätze 3 und 4 so zu fassen: „Die Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt und die erstmalige Unterbringung in einem Arbeitshaus darf nicht länger als zwei Jahre dauern." Die Unterbringung in einer Heil- oder Pflegeanstalt oder in der Sicherungsverwahrung und die wiederholte Unterbringung in einem Arbeitshause darf drei Jahre nur übersteigen, wenn sie das Gericht vor Ablauf dieser Frist von neuem anordnet. Ordnet das Gericht die Fortdauer an, so bestimmt es zugleich, wann seine Entscheidung von neuem einzuholen ist. e) Preußen (37 B) Ziff. 5b bis d: b) Im Absatz 3 Satz 1 hinter dem Wort „Sicherungsverwahrung" die Worte „oder die wiederholte Unterbringung in einem Arbeitshause" einzufügen. - c) Im Absatz 3 Satz 2 folgenden Halbsatz hinzuzufügen: „die Frist für die 146

erneute Einholung der Entscheidung darf 3 Jahre nicht übersteigen." - d) Im Absatz 4 hinter dem Worte „Trinkerheilanstalt" die Worte „und die erste Unterbringung in einem Arbeitshause" einzufügen. f) Reichsregierung (39) Ziff. 13 b: die Absätze 3 und 4 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: Die Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt oder in einer Entziehungsanstalt und die erstmalige Unterbringung in einem Arbeitshaus darf nicht länger als zwei Jahre dauern. Die Unterbringung in einer Heil- oder Pflegeanstalt oder in der Sicherungsverwahrung oder die wiederholte Unterbringung in einem Arbeitshaus darf drei Jahre nur übersteigen, wenn sie das Gericht vor Ablauf dieser Frist von neuem anordnet. Ordnet das Gericht die Fortdauer an, so ist vor Ablauf von weiteren drei Jahren die Entscheidung des Gerichts von neuem einzuholen, sofern das Gericht nicht eine kürzere Frist hierfür bestimmt. §47 1. Absatz 1. a) Sachsen (10) Nr. 35, im Satz 2 hinter dem Wort „jedoch" die Worte „in Fällen des § 4 3 " einzufügen. b) Preußen (37 B) Ziff. 6: im Satz 2 hinter dem Wort „jedoch" die Worte „falls die Sicherungsverwahrung angeordnet ist" einzufügen. c) Reichsregierung (39) Ziff. 14: den Satz 2 zu streichen. 2. Absatz 2. Braunschweig (16) Ziff. 20 den Satz 2 so zu fassen: „Die Unterbringung unterbleibt auch dann, wenn dem Verurteilten nach bedingter Aussetzung eines Strafrestes Erlaß gewährt wird." 3. Absatz 2 und Absatz 3. a) Hamburg (2) Ziff. 32, vgl. zu § 46 unter 3a. b) Reichsregierung (39) Ziff. 14: den Absatz 3 zu streichen. §48 1. Hamburg (2) Ziff. 30, Baden (4) Ziff. 36, Bayern (5) S. 24, Thüringen (9) Ziff. 17, Sachsen (10) Nr. 26, Oldenburg (13) S. 16, Hessen (20) Ziff. 18, Reichsregierung (39) Ziff. 15: die Bestimmung zu streichen. 2. Preußen (37 B) Ziff. 7: § 48 zu streichen und durch folgende Vorschrift zu ersetzen: „Wird die Unterbringung nach §§ 43, 44, 45 a für zulässig erklärt, so kann das Gericht im Urteil die Durchführung der Unterbringung unter gleichzeitiger Anordnung der Schutzaufsicht auf die Dauer von mindestens 2 und höchstens 5 Jahren bedingt aussetzen. Führt sich der Verurteilte während der Probezeit nicht gut oder erweist sich die Schutzaufsicht als nicht ausreichend, so widerruft das Gericht die Aussetzung. Wird die Aussetzung vor Ablauf der Probezeit nicht widerrufen, so darf die Unterbringung nicht mehr vollzogen werden. § 4 1 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung." §49 1. Baden (4) Ziff. 37: die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Besteht bei Verurteilten, deren Unterbringung (§§ 43 bis 45 a) erstmalig angeordnet ist, die begründete Erwartung, daß der Zweck der Unterbringung schon durch den drohenden Vollzug zusammen mit Schutzaufsicht erreicht wird, so kann das Gericht die Unterbringung unter der Bedingung aussetzen, daß dieselbe nicht mehr zu vollziehen ist, wenn der Verurteilte binnen einer vom Gericht festzusetzenden Probezeit von mindestens fünf Jahren und höchstens zehn Jahren ein gesetzmäßiges und geordnetes Leben führt. 147

Die Entlassung aus der Unterbringung darf, solange die Anordnung des Gerichts nicht nach § 46 Abs. 3 und 4 außer Kraft getreten ist, nur mit Zustimmung des Gerichts und nur auf Probe unter der Bedingung erfolgen, daß der Verurteilte während der Probezeit ein gesetzmäßiges und geordnetes Leben führt. Die Probezeit beträgt mindestens zwei und höchstens fünf Jahre. Auf die bedingte Aussetzung der Unterbringung und die Entlassung auf Probe sind die §§ 38 Abs. 3, 39 und 41 mit der Maßgabe entsprechend anzuwenden, daß der Verurteilte unter Schutzaufsicht zu stellen ist. Zeigt sich nach der bedingten Aussetzung der Unterbringung oder nach der Entlassung auf Probe, daß der Zweck der Unterbringung noch nicht erreicht war oder daß das Bedürfnis für die Unterbringung wieder eingetreten ist, so wird die bedingte Aussetzung vom Gericht, die Entlassung auf Probe mit Zustimmung des Gerichts widerrufen." 2. Preußen (37 B) Ziff. 8: den § 49 wie folgt zu fassen: „Zu einer Entlassung aus der Sicherungsverwahrung und der Unterbringung nach § 43 bedarf es vor Ablauf der im § 46 Abs. 3 bestimmten Frist der Zustimmung des Gerichts; das Gericht soll die vorzeitige Entlassung nur auf Probe und nur unter gleichzeitiger Anordnung der Schutzaufsicht gestatten. § 48 Abs. 2 gilt entsprechend." 3. Sachsen (10) Ziff. 31, Oldenburg (13) S. 16: im Absatz 1 und 3 das Wort „Unterbringung" durch das Wort „Sicherungsverwahrung" zu ersetzen, sowie die Zahl „4" und das Komma vor „4" zu streichen. 4. Zu Absatz 1 und Absatz 3: Hamburg (2) Ziff. 32, vgl. zu § 46 unter Nr. 3a. 5. a) Bayern (5) S. 25, Oldenburg (13) S. 16 den Absatz 3 als neuen Satz 3 in den Absatz 2 einfügen. b) Thüringen (9) Ziff. 19: die Worte „nach der Entlassung" durch die Worte „in der Probezeit" ersetzen. c) Reichsregierung (39) Ziff. 16: den Absatz 3 als Satz 3 in den Absatz 2 einzustellen und darin die Worte „nach der Entlassung" zu ersetzen durch die Worte „während der Probezeit". §50 1. a) Baden (4) Ziff. 38: folgenden Satz anzufügen: „In die Frist wird im Falle der bedingten Aussetzung der Unterbringung (§ 49 Abs. 1) die Probezeit nicht eingerechnet". b) Preußen (37 B) Ziff. 9: folgenden Satz anzufügen: „Eine nach § 48 bestimmte Probezeit wird in die Frist nicht eingerechnet." 2. Hamburg (2) Ziff. 32, vgl. zu § 46 unter 3a. §51. Schutzaufsicht 1. Baden (4) Ziff. 28, 31a, 32, 33, 39: §51 als selbständige Bestimmung zu streichen und ihn als neuen Absatz 2 dem § 39 einzufügen. 2. Bayern (5) S. 25: § 51 zu streichen und seinen Inhalt als Absatz 2 in den neu beantragten § 45 a einzufügen. § 52. Wirtshausverbot 1. Baden (4) Ziff. 31c, 40 und 191, Bayern (5) S. 20, 25 und 115, Sachsen (10) Nr. 27, Württemberg (14 I) S. 26, Hessen (20) Ziff. 15 und 19: § 42 Nr. 2, § 52 und § 336 zu streichen. 2. Mecklenburg (3) Ziff. 16 und 20: a) die Worte „Wirtshausverbot" und „Wirtshäuser" durch die Worte „Schankstättenverbot" und „Schankstätten" zu ersetzen, b) die Mindestdauer von „drei Monaten" auf „sechs Monate" und die Höchstdauer von „einem Jahre" auf „zwei Jahre" zu erhöhen. 3. Reichsregierung (39) Ziff. 17: wie Mecklenburg. 148

§ 53. Reichsverweisung 1. Württemberg (14) S. 28, § 53 zu fassen wie folgt: „Wird ein Ausländer zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, so kann das Gericht seine Verweisung aus dem Reichsgebiet für zulässig erklären. Aufgrund dieser Entscheidung erhält die zuständige Verwaltungsbehörde die Befugnis, den Verurteilten innerhalb einer Frist von sechs Monaten aus dem Reichsgebiete zu verweisen. In diese Frist wird die Zeit nicht eingerechnet, in der er eine Freiheitsstrafe verbüßt oder aufgrund behördlicher Anordnung in einer Anstalt verwahrt wird. Einem Ausländer, gegen den die Unterbringung in einer öffentlichen Heil- oder Pflegeanstalt, oder in einer Trinkerheilanstalt oder Sicherungsverwahrung für zulässig erklärt worden ist, kann die zuständige Verwaltungsbehörde an Stelle oder neben diesen Maßregeln aus dem Reichsgebiete verweisen. Kehrt der Ausgewiesene unbefugt zurück, so kann die Maßregel nachgeholt werden. Die Befugnis erlischt, wenn sie nicht innerhalb von drei Jahren, nachdem von ihr Gebrauch gemacht werden konnte, ausgeübt wird." 2. Absatz 1. a) Baden (4) Ziff. 41, Bayern (5) S. 25, Oldenburg (13) S. 16, Württemberg (14 I) S. 28, Braunschweig (16) Ziff. 21, Preußen (37 B) Ziff. 10a: die Worte „von mindestens einem Jahre" zu streichen. b) Sachsen (10) Nr. 38, Hessen (20) Ziff. 20 die Worte „von mindestens einem Jahre" durch die Worte „von mindestens sechs Monaten" zu ersetzen. c) Sachsen (10) Nr. 38, außerdem, die Worte „Frist von sechs Monaten" durch die Worte „Frist von einem Jahre" zu ersetzen. d) Preußen (37 B) Ziff. 10a, hinter dem ersten Satz folgenden 2. Satz einzufügen: „Es kann dabei bestimmen, daß die Vollstreckung der Strafe unterbleiben soll, wenn die Reichsverweisung durchgeführt wird." e) Hamburg (2) Ziff. 33, das Wort „zulassen" durch das Wort „anordnen" zu ersetzen. 3. Absatz 3. a) Baden (4) Ziff. 41, Bayern (5) S. 25, Hessen (20) Ziff. 20, Preußen (37 B) Ziff. 10b, Reichsregierung (39) Ziff. 18, „die Unterbringung in einem Arbeitshaus" einfügen, Reichsregierung auch: „in einer Entziehungsanstalt". b) Bayern (5) S. 25, das Wort „öffentlichen" zu streichen. c) Sachsen (10) Ziff. 32, Oldenburg (13) S. 16, die Worte „in einer Trinkerheilanstalt" zu ersetzen durch die Worte „auf Zulässigkeit der Unterbringung in einer Trinkerheilanstalt". d) Preußen (37 B) Ziff. 10, den letzten Satz des 3. Absatzes zu streichen und statt dessen folgenden 4. Absatz hinzuzufügen: „Kehrt der Ausgewiesene unbefugt zurück, so kann die Vollstreckung der Strafe (Abs. 1 Satz 2) und die im Absatz 3 genannte Maßregel nachgeholt werden; § 50 gilt entsprechend." Aufenthaltsverbot (Neu) 1. Baden, Bayern, Thüringen, Oldenburg und Württemberg, ein Aufenthaltsverbot einzuführen. Fassungsvorschläge: a) Baden (4) Ziff. 42: § 53 a. Bildet der Aufenthalt des Verurteilten an bestimmten Orten nach der Art der Straftat oder nach der Persönlichkeit des Verurteilten eine besondere Gefahr für andere oder für die öffentliche Sicherheit, so kann das Gericht im Urteil zulassen, daß der Verurteilte nach Verbüßung der Freiheitsstrafe unter Aufenthaltsverbot gestellt wird. 149

Die Maßregel ist nur neben Zuchthaus sowie neben Gefängnis oder Einschließung von mindestens einem Jahre zulässig. Die Dauer der Zulässigkeit bestimmt das Gericht; sie darf höchstens auf fünf Jahre bemessen werden. Aufgrund des Urteils kann die Landespolizeibehörde dem Verurteilten den Aufenthalt an Orten, wo die besondere Gefahr besteht, untersagen, vorher ist die Verwaltung der Anstalt zu hören, in der er die Strafe verbüßt hat oder aufgrund der §§43 bis 45 untergebracht war. Aus dem Orte des Unterstützungswohnsitzes sowie aus Orten, wo der Verurteilte in einer zum Unterhalt ausreichenden Arbeit steht oder wo die Gelegenheit zu einer derartigen Arbeit für ihn gesichert oder in anderer Weise für sein Unterkommen und seinen Unterhalt gesorgt ist, soll er, wenn möglich, nicht ausgewiesen werden. b) Bayern (5) S. 26, Thüringen (9) Ziff. 20 (im wesentlichen übereinstimmend): § 53 a. Aufenthaltsverbot. Bildet nach der Art der Straftat oder der Persönlichkeit des Verurteilten sein Aufenthalt an bestimmten Orten eine besondere Gefahr für andere oder für die öffentliche Sicherheit - Thüringen will hier noch einfügen „oder für ihn selbst" - , so kann das Gericht im Urteil auf bestimmte Dauer, höchstens fünf Jahre zulassen, daß die zuständige Verwaltungsbehörde dem Verurteilten den Aufenthalt an diesen Orten untersagt. In die Frist wird die Zeit nicht eingerechnet, in der der Verurteilte eine Freiheitsstrafe verbüßt oder aufgrund behördlicher Anordnung in einer Anstalt verwahrt wird. c) Oldenburg (13) S. 16: § 53 a. Aufenthaltsverbot. Bildet der Aufenthalt des Verurteilten an bestimmten Orten nach der Art der Straftat oder nach der Persönlichkeit des Verurteilten eine Gefahr für andere oder für die öffentliche Sicherheit, so kann das Gericht im Urteil zulassen, daß die zuständige Verwaltungsbehörde dem Verurteilten den Aufenthalt an diesen Orten untersagt. Diese Maßregel ist nur neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten zulässig. Die Dauer der Zulässigkeit bestimmt das Gericht; sie darf höchstens auf fünf Jahre bemessen werden. In die Frist wird die Zeit nicht eingerechnet, in der der Verurteilte eine Freiheitsstrafe verbüßt oder aufgrund behördlicher Anordnungen in einer Anstalt verwahrt wird. d) Württemberg (14) S. 30, im Zusammenhang mit der Reichsverweisung das Aufenthaltsverbot entsprechend dem § 103 des E. 1919 aufzunehmen. § 54. Verlust der Amtsfähigkeit 1. Absatz 1. Baden (4) zu Ziff. 44, hinter dem Worte „Zuchthaus" die Worte „oder an Stelle von Zuchthaus zu Einschließung" einzufügen. 2. Absatz 2. a) Baden (4) Ziff. 44, hinter dem Worte „Gefängnis" die Worte „oder an Stelle von Gefängnis zu Einschließung" einzufügen. b) Bayern (5) S. 26, Oldenburg (13) S. 17, hinter „Gefängnis" einzufügen „oder Einschließung". c) Sachsen (10) Ziff. 39, das Wort „einem" durch das Wort „zwei" zu ersetzen. d) Preußen (37 B) Ziff. I I a , den 2. Absatz wie folgt zu fassen: „Wird jemand zu Gefängnis verurteilt, so kann ihn das Gericht auf die Dauer ... für unfähig erklären, öffentliche Amter zu bekleiden." e) Reichsregierung (39) Ziff. 19: § 54 Abs. 2 und § 56 wie folgt zusammenzufassen: Wird wegen eines Verbrechens oder vorsätzlichen Vergehens auf Gefängnis erkannt, so kann das Gericht den Verurteilten auf die Dauer von mindestens einem und höchstens 150

fünf Jahren für unfähig erklären, öffentliche Ämter zu bekleiden. Die Maßnahme ist, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, nur neben Gefängnis von mindestens einem Jahre zulässig. Die Dauer der Amtsunfähigkeit wird von dem Tage ab gerechnet, an dem die Freiheitsstrafe verbüßt, verjährt oder erlassen ist. Ist dem Verurteilten die Strafe oder ein Strafrest nach einer Probezeit erlassen worden, so wird die Probezeit auf die Frist angerechnet. §55 1. Absatz 1. Bayern (5) S. 27, Oldenburg (13) S. 17, am Schlüsse des Absatz 1 beizufügen: ,„ und die damit verbundenen Titel". 2. Absatz 2. Lübeck (6) Ziff. 9, vermißt die Aberkennung der Eigenschaft eines Vormundes, Gegenvormundes und Pflegers sowie eines Trauzeugen und die Aberkennung der Fähigkeit hierzu. S 56 Absatz 1. 1. a) Baden (4) Ziff. 45, die Worte „von mindestens einem Jahre" zu streichen. b) Sachsen (10) Ziff. 40, Bremen (12) S. 3, Oldenburg (13) S. 17, die Worte „von mindestens einem Jahre" durch die Worte „von mindestens sechs Monaten" zu ersetzen. c) Preußen (37 B) Ziff. 11, die Worte „einem Jahre" durch die Worte „3 Monate" zu ersetzen. 2. a) Bayern (5) S. 27, den ganzen Absatz zu streichen und durch folgende Vorschrift zu ersetzen: „Der Verlust der Amtsfähigkeit tritt mit der Rechtskraft ein." b) Oldenburg (13) S. 17, die von Bayern als neuer Absatz 1 vorgeschlagene Vorschrift als neuen zweiten Absatz einzufügen. 3. a) Baden (4) Ziff. 45, hinter dem Worte „Gefängnis" die Worte „oder an Stelle von Gefängnis erkannter Einschließung" einzufügen. b) Oldenburg (13) S. 17, hinter „Gefängnis" einzufügen „oder Einschließung". 4. Reichsregierung (39) Ziff. 19 vgl. § 54, 2e. $57. Verlust des Wahl- und Stimmrechts Absatz 1. 1. a) Baden (4) Ziff. 46, Bayern (5) S. 27, Oldenburg (13) S. 17, die Worte „kann ... erklären" zu ersetzen durch das Wort „erklärt". b) Württemberg (14) S. 29, Hessen (20) Ziff. 21, im wesentlichen übereinstimmend: „Wird auf Todesstrafe oder Zuchthaus erkannt, so hat das Gericht den Verurteilten für immer oder auf mindestens zwei oder höchstens zehn Jahre für unfähig zu erklären, in öffentlichen Angelegenheiten zu wählen oder zu stimmen; § 56 Abs. 2 gilt entsprechend. c) Thüringen (9) Ziff. 21, Fassung für Abs. 1: „Wird auf Todesstrafe oder Zuchthausstrafe erkannt, so verliert der Verurteilte für immer das Recht, in öffentlichen Angelegenheiten zu wählen oder zu stimmen, wird auf Gefängnisstrafe von drei Jahren oder mehr erkannt, so verliert der Verurteilte das Recht auf fünf Jahre. Das Gericht kann bestimmen, daß der Verlust bei zeitiger Zuchthausstrafe oder eine bestimmte Zeit, bei Gefängnis weniger als fünf Jahre dauert; bei Gefängnisstrafen kann auch das Gericht bestimmen, daß der Verlust nicht eintritt." 151

d) Preußen (37 B) Ziff. 12, den Absatz 1 wie folgt zu fassen: „Wer zum Tode oder zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt wird, wird dauernd unfähig, in öffentlichen Angelegenheiten zu wählen oder zu stimmen. Wird auf Zuchthausstrafe erkannt, so kann das Gericht den Verurteilten auf mindestens zwei und höchstens...". 2. a) Mecklenburg (3) Ziff. 21, Baden (4) Ziff. 46, Württemberg (14) S. 29, Hessen (20) Ziff. 21, dem Absatz 1 als Satz 2 anzufügen: „§ 56 gilt entsprechend." b) Bayern (5) S. 28, dem Absatz 1 als Satz 2 anzufügen: „§ 56 gilt entsprechend." c) Oldenburg (13) S. 17, dem Absatz 1 als Satz 2 anzufügen: „§ 56 Abs. 2 und 3 gelten entsprechend." 3. Baden (4) Ziff. 46, hinter „Zuchthaus" einzufügen „oder an Stelle von Zuchthaus auf Einschließung". Absatz 2. 1. Thüringen (9) Ziff. 21, Absatz 2 zu streichen. 2. a) Baden (4) Ziff. 46, hinter „Gefängnis" einzufügen „oder an Stelle von Gefängnis erkannter Einschließung". b) Bayern (5) S. 28, Oldenburg (13) S. 17, hinter „Gefängnis" einzufügen „oder Einschließung". § 58.

Wiederverleihung

1. Württemberg (14) S. 29, § 58 zu streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 36, die Worte „Das Gericht" durch die Worte „Die Landesjustizverwaltung" zu ersetzen. 3. Sachsen (10) Nr. 41, Fassung für Satz 2: „Ist dem Verurteilten eine Probezeit bewilligt worden, so ist auch die gute Führung während der Probezeit zu berücksichtigen." § 57 a (Neu). Verbot der Ausübung gewisser Berufe oder Gewerbe 1. Baden (4) Ziff. 4 7 und 48, hinter § 57 einzufügen: § 57 a: Hat ein zu Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahre Verurteilter durch die Tat das Vertrauen verwirkt, daß die Ausübung eines Gewerbes oder eines Berufes erfordert, zu dessen Ausübung es eines besonderen Befähigungsnachweises oder einer besonderen behördlichen Erlaubnis bedarf, so kann ihm das Gericht auf die Dauer von mindestens einem Jahre und höchstens fünf Jahren verbieten, das Gewerbe oder den Beruf auszuüben. - Ferner als entsprechende Ergänzung im § 58: hinter dem Worte „wiederverleihen" die Worte „oder das Verbot der Ausübung eines Berufs oder Gewerbes aufzuheben." Hinter dem Worte „Stimmrecht" die Worte „oder des verbotenen Berufs oder Gewerbes" einzufügen. 2. Bayern (5) S. 28, hinter § 58 einzufügen: § 58 a. Hat sich ein Verurteilter durch gröbliche Verletzung der Pflichten seines Berufs oder Gewerbes oder durch gröbliche Zuwiderhandlung gegen die Anforderungen seines Berufs oder Gewerbes als unzuverlässig in dem Beruf oder Gewerbe erwiesen, so kann ihm das Gericht auf die Dauer von mindestens einem Jahre und höchstens fünf Jahren verbieten, den Beruf oder das Gewerbe auszuüben. - § 58 gilt entsprechend. 3. Württemberg (14) S. 29, will sachlich das gleiche wie Baden und Bayern, möchte das aber durch entsprechende Änderung des § 53 der Gewerbeordnung erreichen. § 59.

Urteilsbekanntmachung

1. a) Hamburg (2) Ziff. 37, an Stelle des § 58 den § 82 des E.1919 einzufügen. b) Preußen (37 B) Ziff. 13, die Absätze 1 und 2 durch folgenden Absatz zu ersetzen: „Die öffentliche Bekanntmachung des Urteils auf Kosten des Verurteilten kann das Gericht nur anordnen oder gestatten, wo das Gesetz dies vorsieht." 152

2. Zu Absatz. 1. Bayern (5) S. 29, Fassung des Abs. 1 : „Das Gericht kann die öffentliche Bekanntmachung des Urteils auf Kosten des Verurteilten anordnen, um sein Verhalten zu brandmarken, andere vor ihm zu warnen oder andere von gleichen und ähnlichen strafbaren Handlungen abzuhalten." 3. Zu Absatz 1 und Absatz 2. Württemberg (14) S. 30, Abs. 1 und Abs. 2 wie folgt zusammenzufassen: „Das Gericht kann die öffentliche Bekanntmachung des Urteils auf Kosten des Verurteilten anordnen; auch kann es dem Verletzten gestatten, die Verurteilung auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekanntzumachen." 4. Zu Absatz 2. Baden (4) Ziff. 49, hinter dem Worte „Verletzten" die Worte „oder wenn die Tat seinen Tod zur Folge gehabt hat, dem im § 290 Abs. 3 bezeichneten Personen in der dort gegebenen Reihenfolge" - entsprechend das Wort „ihm" durch das Wort „ihnen" zu ersetzen - entsprechend im Abs. 4 die Worte „des Verletzten" und „der Verletzte" zu streichen und das Wort „macht" durch „gemacht wird" zu ersetzen. § 60. Einziehung 1. Baden (4) Ziff. 50, im Absatz 1 hinter den Worten „bestimmt waren" die Worte „sowie Werkzeuge, die zur Herstellung der zur Begehung der strafbaren Handlung gebrauchten oder bestimmten Sachen gedient haben" einzufügen. 2. Württemberg (14) S. 30, Absatz 1 Satz 2 zu fassen: „Sachen, die einem Täter oder Teilnehmer weder allein noch zu Miteigentum gehören können...", dazu neuer Satz 3: „Gehören die Sachen einer juristischen Person, so ist die Einziehung zulässig, wenn ein gesetzlicher Vertreter Täter oder Teilnehmer ist." 3. Preußen (37 B) Ziff. 15, Reichsregierung (39) Ziff. 19, a) im Abs. 1 Satz 1 hinter dem Wort „Sachen" die Worte „und sonstige Vermögenswerte" einzufügen und den Satz 2 wie folgt zu fassen: „Gehören sie weder..., so können sie nur ...". - b) im Absatz 3 hinter dem Wort „Eigentum" die Worte „oder sonstiges Recht" einzufügen. §61 1. Absatz 1. a) Mecklenburg (3) Ziff. 22, Bayern (5) S. 29, Thüringen (9) Ziff. 23, die Worte „ausgenommen sind die Stücke, die zum eigenen Gebrauch dieser Person bestimmt sind" zu streichen. b) Lübeck (6) Ziff. 11, in erster Linie für Streichung der Worte wie unter la, in zweiter Linie, auch den „Redakteur einer Zeitung" mit aufzunehmen. c) Braunschweig (16) Ziff. 22, Reichsregierung (39) Ziff. 19, hinter dem Worte „Verfassers" das Wort „Schriftleiters" einzufügen. d) Baden (4) Ziff. 51, hinter den Worten „angeboten sind" die Worte „oder werden" einzufügen. 2. Absatz 2. Bayern (5) S. 29, Fassungsvorschlag: Hinter den Worten „gemacht wird" den Strichpunkt zu streichen und fortzufahren „und daß auch die Platten und Formen nur soweit unbrauchbar gemacht werden". § 61 a (Neu). Einziehung des Entgelts Bayern (5) S. 30, Thüringen (9) Ziff. 22, hinter § 61 einzufügen: § 61 a. Hat der Täter für ein Verbrechen oder ein vorsätzliches Vergehen ein Entgelt empfangen, so kann dieses oder ein Betrag, der seinem Werte entspricht, eingezogen werden. 153

§62 Baden (4) Ziff. 52, im § 62 die folgenden Abs. 2 und 3 neu anzufügen: „Eine bestimmte Person kann auch dann nicht verfolgt oder verurteilt werden, wenn der Täter gestorben ist oder wenn der Beweis des Vorsatzes oder der Fahrlässigkeit oder der Zurechnungsfähigkeit des Täters nicht erbracht werden kann oder wenn die strafbare Handlung verjährt ist, sofern die Belassung der Sachen im Verkehr die öffentliche Sicherheit gefährdet. Unter dieser Voraussetzung können Sachen, die zur Begehung einer strafbaren Handlung bestimmt waren, auch dann eingezogen oder unbrauchbar gemacht werden, wenn mit ihnen eine strafbare Handlung noch nicht begangen oder versucht worden ist. Wäre die Verfolgung der Tat ohne Rücksicht auf die Verfolgbarkeit der Täter ausgeschlossen (§ 8), so findet auch eine Einziehung oder Unbrauchbarmachung nicht statt".

Zusammenstellung Nr. III vom 21.9.19262 I. Buch. Allgemeiner Teil (§§ 63-84) 8. Abschnitt. Zusammentreffen mehrerer

Gesetzesverletzungen

Allgemeines: Mecklenburg-Schwerin (3) Ziffer 23, Baden (4) Ziffer 53, Bayern (5) S. 30 f., Sachsen (10) Nr. 42, Oldenburg (13) S. 17 f., Württemberg (14) S. 31 f., Braunschweig (16) Ziffer 23, Hessen (20) Ziffer 25 wollen es bei der bisherigen Trennung von Ideal- und Realkonkurrenz belassen. Dementsprechend Fassungsvorschläge: 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 23: Im § 63 a) die Worte „oder hat jemand mehrere selbständige Taten begangen, die gleichzeitig abgeurteilt werden" zu streichen, b) dem § 63 als zweiten und dritten Absatz anzufügen: „Die Strafe ist nach dem Gesetze zu bestimmen, das die höchste Strafe oder bei ungleichen Strafarten die Strafe schwerster Art androht; doch darf auf kein niedrigeres Strafmaß und auf keine leichtere Strafart erkannt werden, als sie nach den übrigen Strafgesetzen zulässig sind. - Neben der Strafe muß oder kann auf Maßregeln der Besserung und Sicherung und auf Geldstrafe gemäß § 69 Abs. 1 erkannt werden, wenn die Maßregeln oder die Geldstrafe auch nur von einem der anwendbaren Strafgesetze vorgeschrieben oder zugelassen sind. § 64. Hat jemand mehrere selbständige Taten begangen, die gleichzeitig abgeurteilt werden, so gilt § 63 entsprechend mit der Maßgabe, daß das Höchstmaß der Strafe, das in dem anzuwendenden Strafgesetze vorgesehen ist, um die Hälfte überschritten werden, die Dauer einer zeitigen Freiheitsstrafe jedoch die Summe der angedrohten Höchststrafe und die Dauer von fünfzehn Jahren nicht übersteigen darf. - Dies gilt auch dann, wenn jemand vor der Verbüßung der Verjährung oder dem Erlasse einer Strafe wegen einer strafbaren Handlung verurteilt wird, die er vor Verkündung des früheren Urteils begangen hat." 2. Baden (4) Ziff. 53: „§ 63. Wären auf dieselbe Tat mehrere Strafgesetze anwendbar, so ist die Strafe nach dem Gesetze zu bestimmen, das die höchste Strafe oder bei ungleichen Strafarten die Strafe schwerster Art androht. - Doch darf auf kein niedrigeres Strafmaß und auf keine leichtere Strafe erkannt werden, als nach den übrigen Strafgesetzen zulässig wäre, es sei denn, daß die Voraussetzungen, unter denen auf Einschließung erkannt werden kann, nach der auf die Tat anzuwendenden Strafdrohung vorliegen. - Wäre auf dieselbe Tat dasselbe Strafgesetz mehrfach anzuwenden, so ist nur einmal auf Strafe zu erkennen.

Die Zusammenstellung Nr. II, die die Abschnitte 6 und 7 des Allgemeinen Teils umfaßt, folgt später.

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§ 63 a. Sind mehrere gleichartige strafbare Handlungen in Verwirklichung desselben Vorsatzes begangen, so ist nur auf eine Strafe zu erkennen. Das Höchstmaß der Strafe darf um die Hälfte überschritten werden; doch darf die Dauer einer zeitigen Freiheitsstrafe fünfzehn Jahre nicht übersteigen. 5 64. Hat jemand mehrere selbständige Taten begangen, die gleichzeitig abgeurteilt werden, so ist gegen ihn, wenn wegen einer Tat Todesstrafe oder lebenslängliche Zuchthausstrafe verwirkt ist, nur auf diese, sonst auf eine Gesamtstrafe zu erkennen. - Die Gesamtstrafe besteht in einer Erhöhung der verwirkten schwersten Strafe. Die Gesamtstrafe darf aber die Gesamtdauer oder Summe der verwirkten Einzelstrafen nicht erreichen und fünfzehn Jahre nicht übersteigen. Eine an Stelle einer Gesamtgeldstrafe tretende Ersatzfreiheitsstrafe darf die Dauer von zwei Jahren nicht übersteigen. - Liegen die Voraussetzungen, unter denen auf Einschließung erkannt werden kann, nicht bei allen Taten vor, so ist auf Einschließung besonders zu erkennen. Aus mehreren Einschließungsstrafen ist eine Gesamtstrafe zu bilden (Absatz 2); jedoch darf auch in diesem Falle die Summe der erkannten Freiheitsstrafen die Dauer von fünfzehn Jahren nicht übersteigen." 3. Bayern (5) S. 30 f.: 5 63.1. Sind auf eine Straftat mehrere Strafgesetze anwendbar, so ist die Strafe nach dem Gesetze zu bestimmen, das die höchste Strafe oder bei ungleichen Strafarten die Strafe schwerster Art androht. Doch darf auf kein niedrigeres Strafmaß und auf keine leichtere Strafart erkannt werden als sie nach den übrigen Strafgesetzen zulässig sind. § 71 bleibt unberührt. Neben der Strafe muß oder kann auf Nebenstrafen und Nebenfolgen und auf Maßregeln der Besserung und Sicherung erkannt werden, wenn sie auch nur nach einem der anwendbaren Strafgesetze vorgeschrieben oder zugelassen sind. - II. Ist auf eine Straftat dasselbe Strafgesetz mehrfach anzuwenden, so ist nur eine Strafe auszusprechen. § 63 a. Sind in Betätigung eines Vorsatzes mehrere gleichartige Straftaten begangen, so ist nur auf eine Strafe zu erkennen. Das Höchstmaß der Strafe in dem anzuwendenden Strafgesetze darf um die Hälfte überschritten werden; die Dauer einer zeitigen Freiheitsstrafe darf aber fünfzehn Jahre nicht übersteigen. § 63 b. I. Sind mehrere selbständige Straftaten begangen, so ist, wenn wegen einer Tat Todesstrafe, lebenslanges Zuchthaus oder lebenslange Einschließung verwirkt ist, unbeschadet einer etwa noch verwirkten Geldstrafe nur auf diese Strafe, sonst auf eine Gesamtstrafe zu erkennen. II. Die Gesamtstrafe wird für Freiheitsstrafen und Geldstrafen gesondert gebildet und besteht in der Erhöhung der verwirkten schwersten Strafe. Sie darf die Summe der angedrohten Höchststrafen nicht erreichen und die Dauer von fünfzehn Jahren nicht übersteigen. Eine an Stelle einer Gesamtgeldstrafe tretende Ersatzfreiheitsstrafe darf nicht mehr als zwei Jahre betragen. III. Liegen die Voraussetzungen, unter denen auf Einschließung erkannt werden kann, nicht bei allen Taten vor, so kann auf Einschließung gesondert erkannt werden. Aus mehreren Einschließungsstrafen wird nach Abs. II eine Gesamtstrafe gebildet. Auch in diesem Falle darf die Summe der ausgesprochenen Freiheitsstrafen die Dauer von fünfzehn Jahren nicht übersteigen. IV. Neben der Gesamtstrafe (Abs. II und III) muß oder kann auf Nebenstrafen und Nebenfolgen, auf Maßregeln der Besserung und Sicherung und auf Geldstrafe gemäß § 6 9 (§ 33 a) Abs. I erkannt werden, wenn sie auch nur wegen einer der Taten vorgeschrieben oder zugelassen sind. V. Die Vorschriften der Abs. I - IV gelten auch dann, wenn jemand vor der Verbüßung, der Verjährung oder dem Erlasse einer Strafe wegen einer strafbaren Handlung verurteilt wird, die er vor Verkündung des früheren Urteils oder vor Zustellung des früheren Strafbefehls begangen hat. 155

4. Oldenburg (13) S. 17 f.: unterstützt den bayerischen Antrag mit folgender Maßgabe: a) im § 63 Abs. 1 und 2 statt „eine Straftat" „dieselbe Straftat", b) im § 63 a und § 63 b Abs. 1 statt „Straftaten" „strafbare Handlungen", c) im § 63 b Abs. 3 statt „Taten" „Handlungen", d) im § 63 b Abs. 2 hinter „erreichen" einen Punkt oder Semikolon und dann fortzufahren: „die Freiheitsstrafe darf...", e) neben der nach § 63 b Abs. 1 erkannten Strafe muß besonders auf Einschließung und auf Geldstrafe nach § 69 Abs. 1 erkannt werden können, „wenn sie auch nur wegen einer der Taten vorgeschrieben oder zugelassen war". f) § 63 b Abs. 5 entsprechend dem preußischen Vorschlag zu ändern. 5. Württemberg (14) S. 31 f.: „$ 63. Wären auf dieselbe Tat mehrere Strafgesetze anwendbar, so ist die Strafe nach dem Gesetze zu bestimmen, das die höchste Strafe oder bei ungleichen Strafarten die Strafe schwerster Art androht. Doch darf auf kein niedrigeres Strafmaß und auf keine leichtere Strafart erkannt werden, als sie nach den übrigen Strafgesetzen zulässig sind, es sei denn, daß die Voraussetzungen, nach denen auf Einschließung erkannt werden kann, nach der auf die Tat anzuwendenden Strafdrohung vorliegen. - Wäre auf dieselbe Tat dasselbe Strafgesetz mehrfach anzuwenden, so ist nur einmal auf Strafe zu erkennen. § 63 a. Sind mehrere gleichartige strafbare Handlungen in Verwirklichung eines und desselben Vorsatzes begangen, so ist nur auf eine Strafe zu erkennen. Das Höchstmaß der Strafe, das in dem anzuwendenden Gesetze vorgesehen ist, darf um die Hälfte überschritten werden. Doch darf die Dauer einer zeitigen Freiheitsstrafe fünfzehn Jahre nicht übersteigen. § 64. Hat jemand mehrere selbständige Taten begangen, die gleichzeitig abgeurteilt werden, so ist gegen ihn, wenn wegen einer Tat Todesstrafe oder lebenslange Zuchthausstrafe verwirkt ist, nur auf diese, sonst auf eine Gesamtstrafe zu erkennen. - Die Gesamtstrafe besteht in einer Erhöhung der verwirkten schwersten Strafe. Die Gesamtstrafe darf aber die Summe der angedrohten Höchststrafen nicht erreichen und die Dauer von fünfzehn Jahren nicht übersteigen. Eine an Stelle einer Gesamtgeldstrafe tretende Ersatzfreiheitsstrafe darf die Dauer von zwei Jahren nicht übersteigen. - Liegen die Voraussetzungen, unter denen auf Einschließung erkannt werden kann, nicht bei allen Taten vor, so ist auf Einschließung besonders zu erkennen. Aus mehreren Einschließungsstrafen ist eine Gesamtstrafe zu bilden (Abs. 2), jedoch darf auch in diesem Falle die Summe der erkannten Freiheitsstrafen die Dauer von fünfzehn Jahren nicht übersteigen. § 65. Neben der Strafe muß oder kann auf Nebenfolgen und auf Geldstrafe usw. ... zugelassen sind. 6. Braunschweig (16) Ziff. 23: „§ 63. Ideal-Konkurrenz. Wenn eine Tat mehrere Strafgesetze oder dasselbe Strafgesetz mehrmals verletzt, so ist nur auf eine Strafe zu erkennen. - Die Strafe ist bei Verletzung mehrerer Strafgesetze nach dem Gesetze zu bestimmen, das die höchste Strafe oder bei ungleichen Strafarten die Strafe schwerster Art androht, doch darf auf kein niedrigeres Strafmaß und auf keine leichtere Strafart erkannt werden, als sie nach den übrigen Strafgesetzen zulässig sind. - Mehrere gleichartige Straftaten sind als eine Tat anzusehen, wenn sie auf demselben Vorsatz beruhen. § 64. Real-Konkurrenz. Hat jemand mehrere selbständige Taten begangen, die gleichzeitig abgeurteilt werden, so ist auf eine Gesamtstrafe zu erkennen. - Die Gesamtstrafe besteht a) wenn wegen einer der Taten Todesstrafe oder lebenslange Freiheitsstrafe verwirkt ist, aus dieser und bei ihrem Zusammentreffen untereinander nur aus Todesstrafe; b) wenn zeitige Freiheitsstrafen verwirkt sind, aus einer Erhöhung der verwirkten schwersten Strafe der schwersten Strafart, wobei aber die Summe der verwirkten Freiheitsstrafen nicht erreicht, auch die Dauer von fünfzehn Jahren nicht überschritten

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werden darf; c) wenn eine oder mehrere Geldstrafen verwirkt sind, aus ihrem Gesamtbetrag, und zwar bei Zusammentreffen mit Todesstrafe, lebenslanger oder zeitiger Freiheitsstrafe neben den nach Maßgabe der Vorschriften unter a und b gebildeten Strafen als Teil der dortigen Gesamtstrafe. - Auf Einschließung an Stelle von Zuchthaus oder Gefängnis kann erkannt werden, wenn die Voraussetzungen hierfür bei allen Taten vorliegen, für die Freiheitsstrafe verwirkt ist." 7. Hessen (20) Ziff. 25 macht zu §§ 63, 63 a, 64 dieselben Vorschläge wie Württemberg mit folgenden Abweichungen: a) Im § 64 Abs. 1 am Schlüsse zu sagen „...oder lebenslanges Zuchthaus verwirkt ist, nur auf diese, wenn sonst mehrere zeitige Freiheitsstrafen verwirkt sind, auf eine Gesamtstrafe zu erkennen ist, b) dem § 64 Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Die Gesamtstrafe besteht in einer Erhöhung der verwirkten schwersten Strafe, sie darf aber den Gesamtbetrag der verwirkten Einzelstrafen nicht erreichen und die Dauer von fünfzehn Jahren nicht übersteigen." c) Im § 64 Abs. 3 statt „der Gesamtbetrag" zu sagen „die Summe" und will folgende Bestimmung neu einstellen: § 64 a. Sind mehrere Geldstrafen verwirkt, so ist auf jede besonders zu erkennen. Das gleiche gilt für Freiheitsstrafen, die an Stelle uneinbringlicher Geldstrafen treten. Ihre Gesamtdauer darf zwei Jahre nicht übersteigen. §63 Preußen (11) Ziff. 16, (19) Ziff. 7: Hinter dem Worte „Strafgesetze" einzufügen die Worte „oder dasselbe Strafgesetz mehrmals". $64 1. Sachsen (10) Nr. 42 beanstandet, daß nicht schlechthin das Gesetz maßgebend sein soll, unter das in konkreto die schwerste Strafe fällt. 2. Lübeck (6) Ziff. 12 rügt, daß im Absatz 2 dem richterlichen Ermessen eine zu enge Schranke gesetzt sei. Absatz 3: 1. Hamburg (2) Ziff. 39, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 25, Preußen (11) Ziff. 17 (vgl. auch Lübeck (6) Ziff. 12): Die Bestimmung zu streichen. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 27, Fassungsvorschlag: Auf Einschließung kann erkannt werden, wenn die Voraussetzungen hierfür auch nur bei einer der zusammentreffenden Gesetzesverletzungen vorliegen und die anderen daneben nicht ins Gewicht fallen. §65 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 26: Die Vorschrift zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 54: Die Ziffer „69" durch „33 a" zu ersetzen und hinter „(Abs. 1)" einzufügen „sowie auf Nebenstrafen (§ 34 a bis k)". 3. Sachsen (10) Nr. 43: Hinter „Sicherung und" einzufügen „auf Nebenstrafen und Nebenfolgen sowie". 4. Braunschweig (16) Ziff. 24: Statt „wenn sie auch nur wegen einer der Taten vorgeschrieben oder zugelassen sind" zu sagen „wenn sie auch nur von einem der anwendbaren Strafgesetze vorgeschrieben oder zugelassen sind" und hinter „Sicherung" einzufügen „Nebenstrafen". 5. Reichsregierung (18) Ziff. 28: Die Worte „wegen einer der Taten" zu ersetzen durch „in einem der anwendbaren Strafgesetze".

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§66 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 26: Die Vorschrift zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 55, Württemberg (14) S. 35: statt „der §§ 63 bis 65" „des § 64". 3. Hessen (20) Ziff. 26: statt „§§ 63 bis 65" „§§ 64, 64 a". 4. Braunschweig (16) Ziff. 24: statt „63" „64". 5. Preußen (11) Ziff. 18: Die Worte „Verkündung des früheren Urteils" zu ersetzen durch „dem früheren Urteil" und folgenden zweiten Satz hinzuzufügen: „Maßgebend ist der Zeitpunkt, in welchem in dem früheren Strafverfahren das auf Strafe lautende Urteil verkündet worden ist; war Berufung eingelegt, so ist die Verkündung des Berufungsurteils maßgebend." 6. Reichsregierung (18) Ziff. 29, Fassungsvorschlag: Die Vorschriften der §§ 63 bis 65 gelten auch dann, wenn jemand vor der Verbüßung, der Verjährung oder dem Erlasse einer Strafe wegen einer anderen Tat verurteilt wird, die nach der Zeit ihrer Begehung schon in dem früheren Verfahren hätte abgeurteilt werden können. 7. Preußen (19) Ziff. 8, Fassungsvorschlag: Die Vorschriften der §§ 63 bis 65 gelten auch dann, wenn jemand vor der Verbüßung, der Verjährung oder dem Erlasse einer Strafe wegen einer anderen Tat verurteilt wird, die er vor dem früheren Urteil begangen hat. Maßgebend ist der Zeitpunkt, in welchem in dem früheren Strafverfahren das auf Strafe lautende Urteil verkündet worden ist; war Berufung eingelegt, so ist die Verkündung des Berufungsurteils maßgebend. 9. Abschnitt.

Straßemessung

§67. Strafzumessung 1. Bayern (5) S. 34: Die Bestimmung zu streichen. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 30a: Die Überschrift zu fassen: Allgemeine Strafbemessungsgründe. 3. a) Bayern (5) S. 34 (Hilfsantrag), Hessen (20) Ziff. 27: Bei Zumessung der Strafe soll das Gericht insbesondere abwägen,... b) Württemberg (14) S. 36: Bei Zumessung der Strafe soll das Gericht namentlich berücksichtigen, ... c) Reichsregierung (18) Ziff. 30c: Bei Bemessung der Strafe hat das Gericht hauptsächlich abzuwägen, ... d) Sachsen (10) Nr. 44, Oldenburg (13) S. 19: Bei Zumessung der Strafe soll das Gericht die Gestaltung der Tat nach ihren besonderen Umständen berücksichtigen sowie abwägen, inwieweit... 4. Bayern (5) S. 34, Reichsregierung (18) Ziff. 30b, Oldenburg (13) S. 19: Das Wort „Willensneigung" durch „Willensrichtung" zu ersetzen. 5. a) Bayern (5) S. 34: Es soll („namentlich" zu streichen) berücksichtigen: die Beweggründe und den Anreiz zur Tat, den Zweck, den der Täter verfolgt hat und die Mittel, die er angewandt hat, sowie die verschuldeten Folgen der Tat. - Ebenso Oldenburg (13) S. 19 und Reichsregierung (18) Ziff. 30 e. b) Hessen (20) Ziff. 27: Auch die verschuldeten Folgen der Tat soll es in Erwägung ziehen. c) Baden (4) Ziff. 56: Statt der Worte „und die Mittel, die er angewendet hat" einzufügen: „die Nachhaltigkeit des zur Tat aufgewendeten Willens, die angewendeten Mittel und die vom Täter verschuldeten Folgen der Tat". d) Sachsen (10) Nr. 44 b, Württemberg (14) S. 36: Hinzuzufügen „die Folgen der Tat".

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6. a) Sachsen (10) Nr. 44 c: Im Unterabsatz 3 die Worte „zur Zeit der Tat zu streichen. b) Preußen (11) Ziff. 19 a, Oldenburg (13) Ziff. 19: Im Unterabsatz 3 hinzuzufügen: „und zur Zeit der Aburteilung". c) Reichsregierung (18) Ziff. 30f: Den Unterabsatz 3 zu fassen: „Das Vorleben des Täters, seine persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse zur Zeit der Tat und der Aburteilung". § 68. Bemessung der Geldstrafe 1. Preußen (11) Ziff. 19 b, Oldenburg (13) S. 19, Reichsregierung (18) Ziff. 31a: Absatz 1 zu streichen. 2. Württemberg (14) S. 36: Absatz 1 zu fassen: „Bei der Bemessung einer Geldstrafe sollen auch die wirtschaftlichen Verhältnisse des Täters berücksichtigt werden". 3. Bayern (5) S. 35, Reichsregierung (18) Ziff. 31 b: Im Absatz 2 statt „Gewinn" zu sagen „Vorteil". 4. Württemberg (14) S. 36: Absatz 2 zu streichen. § 69. Geldstrafe bei Gewinnsucht. 1. Baden (4) Ziff. 57, Bayern (5) S. 15: § 69 hinter § 33 zu stellen. 2. a) Hamburg (2) Ziff. 39 a: Für Beleidigung höhere Geldstrafe vorzusehen. b) Sachsen (10) Nr. 45: Geldstrafe bis zu 500 000 RM. 3. a) Preußen (11) Ziff. 20, Oldenburg (13) S. 19: § 69 zu fassen: Bei einer Tat, die auf Gewinnsucht beruht, kann die Geldstrafe auf 100 000 RM erhöht und auf eine solche Geldstrafe neben Freiheitsstrafe auch in denjenigen Fällen erkannt werden, in denen das Gesetz eine Geldstrafe nicht androht. b) Reichsregierung (18) Ziff. 32: Beruht die Tat auf Gewinnsucht, so kann die Geldstrafe auf einhunderttausend Reichsmark erhöht und auf eine solche Geldstrafe neben Freiheitsstrafe auch dann erkannt werden, wenn das Gesetz eine Geldstrafe nicht androht. 4. Bayern (5) S. 35 wünscht Einfügung folgender Bestimmung als § 69 a: Wo das Gesetz Geldstrafe und Freiheitsstrafe zur Wahl stellt, ist auf Geldstrafe zu erkennen, wenn der Strafzweck durch eine Geldstrafe erreicht werden kann. 5 70. Fristen und Teilzahlungen Kein Antrag. 5 71. Einschließung 1. Hamburg (2) Ziff. 18, 40; Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 27, Thüringen (9) Ziff. 24, Preußen (11) Ziff. 21: streichen. 2. Anhalt (8) Ziff. 8, Württemberg (14) S. 38, Braunschweig (16) Ziff. 25, „kann auf Einschließung erkannt werden". 3. a) Mecklenburg-Schwerin (-3) Ziff. 27 (Eventualvorschlag): In den Fällen der §§ 8587, 90-94, 98-100, 103, 104, 105 Abs. 1, 106-108, 110-113, 116, 117, 156, 159,1631 6 5 , 1 6 7 , 1 6 8 im ersten Falle des § 184 und in den Fällen der §§ 186, 245 und 247 tritt an die Stelle von Zuchthaus oder Gefängnis Einschließung von gleicher Dauer, wenn der Täter sich zu der Tat aufgrund seiner politischen, religiösen oder sittlichen Überzeugung für verpflichtet gehalten hat. b) Reichsregierung (18) Ziff. 33: Bei den in den Abschnitten 1 bis 5, 19 des Besonderen Teils mit Strafe bedrohten Handlungen ist an Stelle von Zuchthaus oder Gefängnis 159

auf Einschließung von gleicher Dauer zu erkennen, wenn der Täter ausschließlich aus achtenswerten Beweggründen gehandelt hat und die Tat nicht schon wegen der Art und Weise ihrer Ausführung oder wegen der vom Täter verschuldeten Folgen besonders verwerflich ist. c) Sachsen (10) Nr. 46: „...kann in den vom Gesetze bestimmten Fällen auf Einschließung von gleicher Dauer erkannt werden, wenn..." 4. a) Baden (4) Ziff. 58: An Stelle von Zuchthaus oder Gefängnis kann auf Einschließung von gleicher Dauer erkannt werden, wenn die Tat ausschließlich achtungswerter Gesinnung entsprungen und nicht schon wegen der Art und Weise ihrer Ausführung oder wegen der vom Täter verschuldeten Folgen besonders verwerflich ist. b) Bayern (5) S. 36: An Stelle von Zuchthaus und Gefängnis kann auf Einschließung von gleicher Dauer erkannt werden, wenn die Gesinnung des Täters, der die Tat entsprungen ist und die er bei der Ausführung der Tat an den Tag gelegt hat, unter Berücksichtigung des Strafzwecks die Verhängung von Zuchthaus oder Gefängnis als unnötige Härte erscheinen läßt. c) Lübeck (6) Ziff. 13: Einschließung, wenn der Täter aus achtbarer oder achtungswerter Gesinnung mit nach Lage der Sache nicht verwerflichen Mitteln gehandelt hat. d) Hessen (20) Ziff. 28: Fakultative Einschließung, wenn die Tat ausschließlich achtenswerter Gesinnung entsprungen und nicht in besonders verwerflicher Weise ausgeführt worden ist. e) Bremen (12) S. 3: Wenn die Tat einer achtungswerten Gesinnung entspringt und die Gefängnis- oder Zuchthausstrafe als unbillige Härte erscheinen würde. f) Oldenburg (13) S. 20: An Stelle von Zuchthaus oder Gefängnis Einschließung, wenn die Tat auf einer achtungswerten Gesinnung des Täters beruht und die Tat nicht wegen der besonderen Umstände ihrer Begehung oder wegen ihrer verschuldeten Folgen besonders strafwürdig ist. 5 72. Strafmilderung. Besondere Milderungsgründe 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 28, 1: In Überschrift „besondere Milderungsgründe" zu streichen. 2. a) Sachsen (10) Nr. 47 a: Wird eine ordentliche Strafe gemildert, wo sie nach den Vorschriften gemildert werden kann oder muß. b) Preußen (11) Ziff. 22 a, Oldenburg (13) S. 20: Soll die ordentliche Strafe nach einer der Vorschriften, die eine Milderung vorschreiben oder zulassen, gemildert werden, so tritt... c) Reichsregierung (18) Ziff. 34: Wird die ordentliche Strafe nach einer der Vorschriften, die eine Milderung vorschreiben oder zulassen, gemildert, so ... 3. Reichsregierung ebenda: Im Abs. 1 Satz 2 statt „die Hälfte" zu sagen „drei Viertel". 4. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 28: a) Im Abs. 1 Satz 1 „kann oder" zu streichen, b) Satz 3 und 4 vom Abs. 1 zu streichen, c) hinter Abs. 1 einzuschalten: Kommt eine der Vorschriften zur Anwendung, nach denen die ordentliche Strafe gemildert werden kann oder billigt das Gericht dem Täter mildernde Umstände zu, so können die gleichen Milderungen Platz greifen. Ferner kann in diesen Fällen, wenn ein erhöhtes Mindestmaß angedroht ist, auf das gesetzliche Mindestmaß herabgegangen werden und an Stelle von zeitigem Zuchthaus auf Gefängnis nicht unter drei Monaten erkannt werden. 5. Hamburg (2) Ziff. 41, Anhalt (8) Ziff. 9: Die Beziehung auf die Todesstrafe zu streichen. 6. a) Hamburg (2) Ziff. 42: Den Absatz 2 als besonderen Paragraphen hinter § 71 zu stellen und für die Freiheitsstrafe eine Dreimonatsgrenze einzuführen.

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b) Preußen (11) Ziff. 22 b, Oldenburg (13) S. 20: Absatz 2 selbständig hinter § 69 stellen in folgender Fassung: Ist für ein Vergehen Freiheitsstrafe von nicht mehr als drei Monaten verwirkt, so ist an Stelle der Freiheitsstrafe auf Geldstrafe (§§ 33, 69) zu erkennen, wenn der Strafzweck durch eine Geldstrafe erreicht werden kann. c) Sachsen (10) Nr. 47 b und c: Absatz 2 selbständig als § 72 a. Grenze von einem Jahr Gefängnis. 7. Bayern (5) S. 38, Hessen (20) Ziff. 29, Reichsregierung (18) Ziff. 34c: Absatz 2 als letzten Satz im Absatz 1 einzustellen. § 73. Mildernde Umstände 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 28, 5 streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 43, Bayern (5) S. 38, Lübeck (6) Ziff. 14, Sachsen (10) Nr. 48, Preußen (11) Ziff. 23, Bremen (12) S. 3, Oldenburg (13) S. 20, Württemberg (14) S. 38, Hessen (20) Ziff. 30: Von Begriffsbestimmung der mildernden Umstände absehen. 3. Baden (4) Ziff. 59: Das Gericht mildert die Strafe auch dann nach § 72, wenn selbst die niedrigste Strafe, die das Gesetz auf die Tat androht, nach den Umständen des Falles noch zu hart erscheint. 4. Reichsregierung (18) Ziff. 35: Das Gericht kann die Strafe auch dann nach § 72 mildern, wenn bei Abwägung der Strafbemessungsgründe die für eine mildere Strafe sprechenden Umstände beträchtlich überwiegen. § 74. Zusammentreffen von Milderungsgründen Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 29: Im Absatz 1 die Worte „oder treffen einer oder mehrere dieser Gründe mit mildernden Umständen zusammen" zu streichen. § 75. Besonders leichte Fälle I. Anhalt (8) Ziff. 10, Württemberg (14) S. 39 streichen. II. 1. Thüringen (9) Ziff. 25: Absatz 1 zu streichen. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 30: Absatz 1 Satz 2 zu streichen, dem Satz 1 folgenden Halbsatz anzufügen: An Stelle von Todesstrafe darf jedoch nur Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahre, an die Stelle von Zuchthaus nur Gefängnis treten. 3. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 30 (Eventualvorschlag): Für den Fall der Annahme des Absehens von Strafe: Abs. 1 Satz 2 zu fassen: Wo es zugelassen ist, kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen. 4. Baden (4) Ziff. 60, Bayern (5) S. 38, Oldenburg (13) S. 20: Die Bestimmung zu streichen und das Absehen von Strafe nur bei untauglichem Versuch und bei in Notstand begangenen Handlungen zulassen. 5. a) Preußen (11) Ziff. 24 Abs. 1: In besonders leichten Fällen kann das Gericht, wo es zugelassen ist, von Strafe absehen. b) Reichsregierung (18) Ziff. 36: „Wann das Gericht in besonders leichten Fällen von Strafe absehen kann, bestimmt das Gesetz besonders". 6. Hamburg (2) Ziff. 44: Im Absatz 1 hinter „Gericht" einzufügen: „mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft". III. 1. a) Hessen (20) Ziff. 31: Den Absatz 2 zu fassen: Ein besonders leichter Fall liegt vor, wenn selbst bei Zubilligung mildernder Umstände die mildeste zugelassene Strafe noch unbillig hart sein würde, weil das Verhalten des Täters nach den Umständen entschuldbar ist und die Folgen der Tat unbedeutend sind. b) Reichsregierung (18) Ziff. 36: Ein besonders leichter Fall liegt vor, wenn die Schuld des Täters so gering und die Folgen der Tat so unbedeutend sind, daß die mildeste zulässige Strafe noch unbillig hart sein würde. 161

2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 31: Im Absatz 2 die Worte „trotz Zubilligung mildernder Umstände" zu streichen. 3. Thüringen (9) Ziff. 25: Den Absatz 2 in § 12 einstellen. 4. Bayern (5) S. 38, Oldenburg (13) S. 20: Absatz 2 zusammen mit § 76 Abs. 2 zu einer besonderen Bestimmung zu machen. § 76. Strafverschärfung. Besonders schwere Fälle I. 1. Anhalt (8) Ziff. 11 streichen. 2. Bayern (5) S. 38, Thüringen (9) Ziff. 26: Absatz 1 streichen. II. 1. Bremen (12) S. 3: Absatz 2 streichen. 2. Baden (4) Ziff. 61, Bayern (5) S. 38, Thüringen (9) Ziff. 26, Württemberg (14) S. 39, Hessen (20) Ziff. 32: Im Absatz 2 hinter „verwerflich" das Wort „und" durch das Wort „oder" ersetzen. 3. Thüringen (9) Ziff. 26: Absatz 2 in § 11 einstellen. III. Bayern (5) S. 39: Hinter § 76 einschalten: § 76 a. Begeht ein Amtsträger in oder bei Ausübung des Amtes ein Verbrechen oder ein vorsätzliches Vergehen, bei dem das Gesetz nicht schon die Eigenschaft des Täters als Amtsträger berücksichtigt, so kann das für die Tat angedrohte Höchstmaß einer Freiheitsstrafe um die Hälfte überschritten werden; die Strafe darf aber 15 Jahre nicht übersteigen. $ 77. Rückfall I. Reichsregierung (18) Ziff. 37a: Die Überschrift „Rückfall" durch das Wort „Gewohnheitsverbrecher" zu ersetzen. II. 1. Hamburg (2) Ziff. 45: a) „zum Tode oder" zu streichen (ebenso Anhalt (8) Ziff. 12), b) hilfsweise: „zweimal" hinter „schon" zu streichen und vor „zu erheblichen Freiheitsstrafen" einzufügen. 2. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 32, Baden (4) Ziff. 62, Bayern (5) S. 40, Preußen (11) Ziff. 25 a, Oldenburg (13) S. 20, Württemberg (14) S. 40, Reichsregierung (18) Ziff. 37 b, Hessen (20) Ziff. 33: Statt „erhebliche Freiheitsstrafe" zu sagen: „Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten". b) Lübeck (6) Ziff. 15: Das Maß der Freiheitsstrafe anzugeben. 3. Braunschweig (16) Ziff. 26: Im § 77 Abs. 1 ist der Satz „...und wenn aus der neuen Tat in Verbindung mit den früheren Taten hervorgeht..." folgendermaßen zu fassen: „oder wenn aus der neuen Tat in Verbindung mit früheren Taten hervorgeht..." 4. Baden (4) Ziff. 62, Bayern (5) S. 40: Im Absatz 2 (Bayern auch im Abs. 1) die Straferhöhung obligatorisch zu machen. III. 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 32, Baden (4) Ziff. 62, Bayern (5) S. 40, Preußen (11) Ziff. 25 a, Oldenburg (13) S. 20, Württemberg (14) S. 41, Reichsregierung (18) Ziff. 37 b: Im Absatz 3 die Zeit nicht nach der folgenden Verurteilung, sondern nach der folgenden Straftat zu berechnen. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 37 b unter Berücksichtigung der erwähnten Anträge die Abs. 1 und 2 in folgender Fassung zusammenzuziehen: „Wer durch ein Verbrechen oder vorsätzliches Vergehen eine Freiheitsstrafe verwirkt, nachdem er schon zwei Mal wegen eines Verbrechens oder eines vorsätzlichen Vergehens zum Tode oder zu Freiheitsstrafe von wenigstens sechs Monaten verurteilt worden war, kann, soweit die neue Tat nicht mit schwererer Strafe bedroht ist, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren, und, falls die neue Tat ein Verbrechen ist, mit Zuchthaus bis zu fünfzehn Jahren bestraft werden, wenn aus der neuen Tat in Verbindung mit den früheren Taten hervorgeht, daß der Täter ein für die öffentliche Sicherheit gefährlicher Gewohnheitsverbrecher ist.

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TV. 1. Reichsregierung (18) Ziff. 37 c und d: In dem bisherigen Absatz 3 an Stelle der ersten Worte „Für den Rückfall" zu sagen „hierbei" und in Zeile 2 und 3 die Worte „folgenden Verurteilung" durch die Worte „neuen Tat" zu ersetzen. 2. Preußen (11) Ziff. 25 b: Im Absatz 3 Satz 1 am Schlüsse einzufügen: „oder der Vermerk über sie im Strafregister getilgt ist". V. Baden (4) Ziff. 62 regt an, auf Absatz 4 zu verzichten. VI. Hamburg (2) Ziff. 46: Als § 77 a folgende Bestimmungen einzufügen: Der wegen Rückfalls Verurteilte kann nach Verbüßung der Strafe weiterhin im Zuchthaus festgehalten werden, falls die Rechtssicherheit dies erfordert. Die Zulässigkeit der Festhaltung hat das Gericht im Urteil auszusprechen. Das Vollzugsgericht entscheidet vor Ablauf der Strafzeit aufgrund der Ergebnisse des Strafvollzuges darüber, ob der Verurteilte entlassen oder als für die Rechtssicherheit weiterhin gefährlich im Zuchthaus festgehalten werden soll. Die Festhaltung darf nicht das Dreifache der festgesetzten Strafzeit, in keinem Falle aber fünfzehn Jahre übersteigen. Von drei zu drei Jahren hat das Vollzugsgericht erneut über die Fortdauer der Festhaltung zu entscheiden. Hat sich der Festgehaltene längere Zeit in der Anstalt gut geführt und rechtfertigt er nach seinen persönlichen Verhältnissen die Erwartung, daß er sich künftig wohl verhalten werde, so kann ihm die Behörde (§ 35) für eine Probezeit von fünf Jahren auf Widerruf bedingt entlassen. Hierbei ist er unter Schutzaufsicht zu stellen; auch können ihm besondere Pflichten auferlegt werden. Die Vorschriften der §§39 und 40 gelten entsprechend. 10. Abschnitt. Verjährung § 78. Verjährung strafbarer Handlungen. Fristen I. Absatz 1 Nr. 4. Hamburg (2) Ziff. 47: Die Frist von zwei auf drei Jahre zu erhöhen. II. Absatz 2. Baden (4) Ziff. 63: Dem Absatz 2 folgende Fassung zu geben. „Die Frist richtet sich nach der ordentlichen Strafe, gegebenenfalls nach der im § 77 Abs. 2 angedrohten Strafe, ohne Rücksicht auf die übrigen Schärfungen und Milderungen, die der Allgemeine Teil vorsieht." III. Baden (4) Ziff. 63: Dem § 78 folgenden neuen Absatz 3 anzufügen: „Ist die Tat nur deshalb strafbar, weil auf sie noch ein zur Zeit der Aburteilung bereits außer Kraft getretenes Gesetz anzuwenden ist (§ 2 Abs. 2 Satz 2), so beträgt die Verjährungsfrist nur die Hälfte der Frist des Abs. 1." 5 79. Beginn Keine Anträge. $ 80. Ruhen Keine Anträge. §81. Verlängerung I.Absatz 1. 1. Mecklenburg (3) Ziff. 33: Hinter dem Wort „Staatsanwaltschaft" die Worte „, des Privatklägers oder eines Nebenklägers" einzufügen.

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2. Reichsregierung (18) Ziff. 38: Das Wort „Staatsanwaltschaft" durch das Wort „Strafverfolgungsbehörde" zu ersetzen. II. Absatz 2. Keine Anträge. III. Absatz 3. 1. Baden (4) Ziff. 64, Bayern (5) S. 40, Thüringen (9) Ziff. 27, Oldenburg (13) S. 20, Württemberg (14) S. 41 beantragen, im wesentlichen übereinstimmend, dem Absatz 3 folgende Fassung zu geben: „Der Beschluß wirkt gegen alle Täter und Teilnehmer Baden und Württemberg wollen sagen: 'gegen alle Teilnehmer an der Tat' -". 2. Mecklenburg (3) Ziff. 34 beantragt folgende Fassung: „Der Beschluß wirkt nur gegen die Personen, auf die er sich bezieht." 3. Reichsregierung (18) Ziff. 38 beantragt folgende Fassung: „Der Beschluß wirkt gegen alle an der Tat beteiligten Personen." § 82. Verjährung von Strafen. Fristen 1. Absatz 1 Satz 1. a) Braunschweig (16) Ziff. 27: Die Worte „beginnt ... eine neue Verjährungsfrist zu laufen" durch die Worte „beginnt... eine neue Verjährungsfrist" zu ersetzen. b) Sachsen (10) Ziff. 49 bemängelt das Wort „Entscheidung". c) Reichsregierung (18) Ziff. 39: Die Worte „mit dem Tage, an dem die Entscheidung rechtskräftig wird" durch die Worte „mit der Rechtskraft des Urteils" zu ersetzen. 2. Absatz 1 Nr. 4. Hamburg (2) Ziff. 48: Die Frist von zwei auf drei Jahre zu erhöhen. § 83. Ruhen Nr. 2: 1. Braunschweig (13) Ziff. 28: Die Worte „bedingter Straferlaß, Strafaufschub oder Strafunterbrechung" durch die Worte „bedingter Straferlaß oder Strafbefristung" zu ersetzen. 2. Württemberg (14) S. 42: Hinter dem Worte „Verurteilten" die Worte „für eine Freiheitsstrafe" einzufügen und die Worte „oder die Tilgung durch freie Arbeit" zu streichen. 3. Sachsen (10) Ziff. 50 behält sich seine Stellungnahme, ob die Worte „oder die Tilgung durch freie Arbeit" beibehalten oder gestrichen werden sollen, ausdrücklich vor. 4. Reichsregierung (18) Ziff. 40: Die Worte „oder die Tilgung durch freie Arbeit" zu streichen. §84 1. Mecklenburg (3) Ziff. 35: Im Absatz 1 die Worte „Die Vollstreckungsbehörde" durch die Worte „Das Gericht" zu ersetzen. 2. Reichsregierung (18) Ziff. 41: Dem § 84 die Überschrift „Verlängerung" zu geben.

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Zusammenstellung Besonderer

Nr. IV vom 6.11.1926 Teil (§§ 85-186)

1. Abschnitt.

Hochverrat

$ 85. Hochverrat 1. Baden (4) Ziff. 65, Bayern (5) S. 43, Thüringen (9) Ziff. 28c, Württemberg (14 II) S. 1, Oldenburg (15) S. 1 wünschen Einfügung einer Bestimmung: „Ein Angriff auf das Leben des Reichspräsidenten wird mit dem Tode bestraft." 2. Bayern (5) S. 41 wünscht folgende Fassung des § 85: „Wer es unternimmt, auf ungesetzliche Weise, insbesondere mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt oder durch Auffordern oder Anreizen zum Stillegen öffentlicher Verwaltungen oder lebenswichtiger Einrichtungen oder Betriebe, die Verfassung des Reichs oder eines Landes zu ändern oder ein zum Reich oder einem Lande gehöriges Gebiet loszureißen, wird mit lebenslänglichem Zuchthaus oder Zuchthaus nicht unter zehn Jahren bestraft. Ebenso wird bestraft, wer es unternimmt, den Reichspräsidenten oder den Präsidenten eines Landes seiner verfassungsmäßigen Gewalt zu berauben oder mit Gewalt oder durch gefährliche Drohung dazu, daß er seine verfassungsmäßigen Befugnisse überhaupt oder in einem bestimmten Sinne ausübt, zu nötigen oder an der Ausübung seiner verfassungsmäßigen Befugnisse oder in einem bestimmten Sinne zu hindern. Unternehmen umfaßt die Vollendung und den Versuch. Lübeck (6) Ziff. 16 beanstandet, daß die Hochverratsstrafen zu stark gemildert seien. Thüringen (9) Ziff. 28 b wünscht in Absatz 1 die Fassung: „...oder ein Gebiet vom Reiche oder von einem Lande losreißt." Bremen (12) S. 3 wünscht (wie Bayern) das „Unternehmen" wie im geltenden Rechte. 3. Hamburg (2) Ziff. 49 wünscht (wie Bayern) in Absatz 2 Einfügung der Landespräsidenten. 4. Lübeck (6) Ziff. 17 wünscht den Abs. 2 Halbsatz 2 (von „oder mit Gewalt" an) in den 3. Abschnitt (§ 99) zu stellen. Sachsen (51) wünscht in Absatz 2 statt „gefährlicher Drohung" „Drohung mit Gewalt". 5. Thüringen (9) Ziff. 28a wünscht Sonderbestimmung, daß § 24 hier unanwendbar sei. §86. Aufforderung zum Hochverrat 1. Württemberg (14 II) S. 1 wünscht Änderung dahin, daß auch die Aufforderung zu einem nicht bestimmten Hochverrate strafbar sei 2. Hamburg (2) Ziff. 50, Bayern (5) S. 44, Thüringen (9) Ziff. 29, Württemberg (14 II) S. 1, Oldenburg (15) S. 1 wünschen hinter auffordert: „oder anreizt". § 87. Vorbereitung des Hochverrats 1. Baden (4) Ziff. 66, Bayern (5) S. 44, Preußen (11) Ziff. 26 wünschen in Absatz 2: Amts- oder Dienstgewalt. 2. a) Thüringen (9) Ziff. 30 wünscht folgende Fassung des Absatz 2: „Ebenso wird bestraft, wer sonst zum Zwecke des Hochverrats eine vorbereitende Handlung unternimmt, namentlich mit einer ausländischen Regierung in Beziehung tritt, seine Amtsoder Dienstgewalt mißbraucht, Mannschaften anwirbt oder einübt, Waffen, Schießbedarf, Ausrüstungsgegenstände, Verpflegungsmittel sowie Geld sammelt, bereit hält oder verteilt, oder wer lebenswichtige Betriebe lahm legt."

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b) Preußen (11) Ziff. 26: Für den Schluß des Abs. 2: „oder gesammeltes Geld bereit hält." c) Baden (4) Ziff. 66, Bayern (5) S. 44, Bremen (12) S. 3, Württemberg (14 II) S. 1, Oldenburg (15) S. 1 wünschen hinter Abs. 2 die Einfügung einer Generalklausel gegen den, der „andere Vorbereitungen für einen Hochverrat trifft." Strafe: „Zuchthaus bis zu drei Jahren". d) Reichsregierung (25) Ziff. 2: den Abs. 2 zu fassen: Ebenso wird bestraft, wer einen Hochverrat in anderer Weise vorbereitet. 3. a) Bayern (5) S. 44 wünscht folgende Fassung des letzten Absatzes: „Wegen Vorbereitung eines Hochverrats wird nicht bestraft, wer aus freien Stücken seine Tätigkeit ausgibt und bei Beteiligung anderer den beabsichtigten Erfolg abwendet. § 24 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend. b) Reichsregierung (25) Ziff. 2: Nach diesen Vorschriften wird nicht bestraft, wer aus freien Stücken seine Tätigkeit aufgibt und bei Beteiligung mehrerer sich ernstlich bemüht, die Ausführung des Hochverrats zu verhindern. 4. Sachsen (10) Nr. 52: Folgenden § 87 a einzufügen: In den Fällen der §§ 85 bis 87 ist Einschließung zulässig. § 88. Nebenfolgen 1. Reichsregierung (25) Ziff. 3: Die Überschrift zu fassen: Verlust von Rechten und Fähigkeiten, Reichsverweisung. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 36, Thüringen (9) Ziff. 31 wünschen Zulassung einer fakultativen Geldstrafe in unbeschränkter Höhe. 3. Hamburg (2) Ziff. 51: für „zulassen" der Verweisung aus dem Reichsgebiet „anordnen". 4. Bayern (5) S. 45 (unter Bezugnahme auf seine Anträge zu §§ 54 f.): Ist der Hochverräter Ausländer, so ist seine Verweisung aus dem Reichsgebiet zuzulassen. 5. Reichsregierung (25) Ziff. 3: Einen Ausländer kann das Gericht aus dem Reichsgebiete verweisen. 6. Württemberg (14 II) S. 3: Als Absatz 2: „Die Einziehung nach §§ 60 und 61 ist auch zulässig, wenn die Sachen nicht einem Täter oder Teilnehmer gehören, wenn sie zum eigenen Gebrauch der im § 61 genannten Personen bestimmt sind. 2. Abschnitt. Landesverrat Zur Systematik. Sachsen (10) Ziff. 56, Oldenburg (15) S. 1 wünschen Einarbeitung des Spionagegesetzes. § 89. Landesverräterische Untreue 1. Thüringen (9) Ziff. 32: „Wer als Beauftragter des Reichs ... ein Staatsgeschäft führt." 2. Württemberg (14 II) S. 3: Das Wort „wissentlich" streichen. 5 90. Landesverräterische

Beweisvernichtung

Württemberg (14 II) S. 3 wünscht Bestrafung der Fahrlässigkeit. Bayern (5) S. 45 wünscht Klarstellung, daß § 90 auch auf das Verhältnis zwischen den deutschen Ländern und dem Reiche anwendbar ist. § 91. Ausspähung von Staatsgeheimnissen Braunschweig (16) Ziff. 29: Statt „anderer Regierung" zu sagen „ausländischer Regierung" (ebenso für § 92 Abs. 1 und § 93). 166

5 92. Verrat von Staatsgeheimnissen 1. Baden (4) Ziff. 67, Bayern (5) S. 45, Thüringen (9) Ziff. 33, Württemberg (14 II) S. 4, Hessen (20) Ziff. 32, Oldenburg (15) S. 1 (für den Fall, daß das Spionagegesetz nicht eingearbeitet wird) wünschen Aufnahme einer Bestimmung, die dem § 6 des Spionagegesetzes entspricht. Fassung von Baden, Bayern und Württemberg, Hessen und Oldenburg: $ 92 a. Wer mit einer im Interesse einer ausländischen Regierung tätigen Person Beziehungen anknüpft oder unterhält, die die Mitteilung von Schriften, Zeichnungen, anderen Gegenständen oder Nachrichten zum Gegenstande haben, deren Geheimhaltung vor der ausländischen Regierung für das Wohl des Reichs oder eines Landes erforderlich ist, wird mit Gefängnis bestraft. Ebenso wird bestraft, wer im Interesse einer ausländischen Regierung tätig ist und mit einem anderen Beziehungen anknüpft oder unterhält, die die Mitteilung von Gegenständen oder Nachrichten der im Abs. 1 bezeichneten Art zum Gegenstande haben. Fassung von Thüringen: Als Absatz 2 neu einzustellen: Die gleiche Strafe trifft den, der zum Zwecke des Verrats von Staatsgeheimnissen (Abs. 1) Beziehungen mit anderen anknüpft oder unterhält. 2. Bremen (12) S. 3 bemängelt, daß das Strafmaß dann zu hoch sei, wenn es sich um den Verrat des Staatsgeheimnisses einer deutschen Regierung an eine andere Regierung handelt. 3. Braunschweig: Wie zu § 91. § 93. Landesverräterische Fälschung 1. a) Baden (4) Ziff. 68, Bayern (5) S. 46, Württemberg (14 II) S. 5, Hessen (20) Ziff. 30 wünschen mit kleinen Abweichungen in der Fassung eine Ergänzung des Abs. 2 in etwa folgender Form: „an eine andere Regierung oder an eine Person gelangen läßt, von der die Weitergabe an eine andere Regierung zu gewärtigen ist". b) Braunschweig (16) Ziff. 30: Hinter „Regierung": „oder an Mittelspersonen zur Weitergabe an jene". c) Preußen (11) Ziff. 27, Oldenburg (15) S. 2, Reichsregierung (25) Ziff. 4a: „an einen anderen gelangen läßt und dadurch das Wohl des Reichs oder des Landes gefährdet". 2. Baden, Bayern, Württemberg (Zitate oben), Thüringen (9) Ziff. 34, Hessen (20) Ziff. 30, Reichsregierung (25) Ziff. 4b wünschen eine Strafvorschrift gegen den, der sich die Gegenstände des Abs. 2 verschafft, durch etwa folgende Bestimmung (als Abs. 3): Wer sich Schriften, Zeichnungen oder andere Gegenstände der im Abs. 2 bezeichneten Art in der Absicht verschafft, sie zu einer das Wohl des Reichs oder eines Landes gefährdenden Mitteilung zu gebrauchen, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft. 3. Braunschweig (16) Ziff. 29: Wie zu § 91. § 94. Herbeiführung einer Kriegsgefahr. Waffenhilfe. Begünstigung des Feindes 1. Preußen (11) Ziff. 28, Oldenburg (15) S. 2, die Einleitung des § 94 zu fassen: „Mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren wird ein Deutscher bestraft, der und als Abs. 3 einzufügen: „Die Vorschriften der Abs. 1 und 2 finden auch auf Ausländer Anwendung, wenn sie solche Handlungen begehen, während sie unter dem Schutze des Deutschen Reichs oder eines deutschen Landes sich innerhalb des Reichsgebiets aufhalten." Oldenburg wünscht, daß in Abs. 3 des preußischen Vorschlages hinter „Abs. 1" eingefügt wird „Ziffer 1 und 3". 2. a) Baden (4) Ziff. 69, hinter Nr. 1 einzuschieben: la. Wer in der Absicht, das Reich in einen Krieg mit einer anderen Macht zu verwickeln, eine Straftat begeht, oder zu einer solchen auffordert oder anreizt. 167

b) Thüringen (9) Ziff. 35, den Schluß der Nr. 1 zu fassen: „oder durch sein sonstiges Verhalten deren Angriff herbeiführt". 3. Thüringen (9) Ziff. 35: Beginn der Nr. 2: „Wer als Deutscher während eines Krieges..." 4. Bayern (5) S. 47, Baden (4) Ziff. 69, Thüringen (9) Ziff. 35, Württemberg (14 II) S. 5, Oldenburg (15) S. 2 wünschen in Nr. 3 Streichung des Wortes „wissentlich". 5. Bayern (5) S. 47: In Nr. 3 die Worte „in Beziehung auf einen drohenden Krieg" zu ersetzen durch „zu einer Zeit, in der wegen des unmittelbar zu erwartenden Ausbruchs eines Krieges militärische Vorbereitungen getroffen werden". 6. Lübeck (6) Ziff. 18 hält die Strafandrohung für zu gering. 7. Hamburg (2) Ziff. 52 wünscht Bestrafung der Fahrlässigkeit. 5 95. Nichterfüllung

von Verträgen über Kriegsbedürfnisse

1. Reichsregierung (25) Ziff. 5a: In § 95 Abs. 1 hinter dem Worte „Vertrag" einzufügen „mit einer Behörde". 2. a) Baden (4) Ziff. 70: In Abs. 1 statt „nicht in gehöriger Weise" zu sagen „nicht den übernommenen Verpflichtungen entsprechend". b) Reichsregierung (25) Ziff. 5b: In Abs. 1 die Worte „oder nicht in gehöriger Weise" zu ersetzen durch die Worte „oder in wesentlichen Punkten nicht in gehöriger Weise", (ebenso in Abs. 2) 3. Bayern (5) S. 47: Die Worte „bei einem dem Reiche drohenden Kriege" zu ersetzen durch „zu einer Zeit, in der wegen des unmittelbar zu erwartenden Ausbruchs eines Krieges militärische Vorbereitungen getroffen werden". 4. a) Bayern: Den Abs. 2 zu fassen: Ebenso werden Vertragsgegner, Vermittler, Bevollmächtigte, Angestellte und Arbeiter des Leistungspflichtigen bestraft, die durch Verletzung ihrer Vertragspflicht die Erfüllung oder die gehörige Erfüllung vereiteln. b) Württemberg (14 II) S. 5: Ebenso werden mittelbar Leistungspflichtige, Vermittler und Bevollmächtigte des Leistungspflichtigen sowie Angestellte und Arbeiter bestraft, die ... c) Thüringen (9) Ziff. 36: Ebenso werden Erzeuger, Unternehmer, Vermittler sowie Beauftragte bestraft, die durch Verletzung ihrer Vertragspflicht gegenüber dem Leistungspflichtigen dessen Vertragserfüllung (Abs. 1) vereiteln oder erschweren. d) Baden (4) Ziff. 70, Preußen (11) Ziff. 29, Oldenburg (15) S. 2, Hessen (20) Ziff. 34 wünschen Einfügung der Worte „Leistungspflichtige" und „Unterverpflichtete". e) Reichsregierung (25) Ziff. 5c: Das Wort „Unterlieferanten" zu ersetzen durch „unterverpflichtete Unternehmer", das Wort „Lieferungspflichtigen" durch „Leistungspflichtigen". 5. Reichsregierung (25) Ziff. 5d: In Abs. 2 die Worte „die Erfüllung oder die gehörige Erfüllung" durch die Worte zu ersetzen: „die Erfüllung ganz oder in wesentlichen Punkten". 6. Bayern (5) S. 47: Für besonders schwere Fälle Zuchthaus bis zu zehn Jahren anzudrohen. 7. Sachsen (10) Nr. 54 wünscht für die Begründung bei Abs. 2 einen Zusatz, der klarstellt, daß bei vorsätzlicher Begehung die Kenntnis des Vertragszwecks zum Tatbestand gehört. 8. Preußen (11) Ziff. 29 wünscht für die Begründung Klarstellung, daß unter Bedürfnisse der Kriegsmacht nur solche Gegenstände zu verstehen sind, die im Einzelfall tatsächlich für die Kriegsmacht bestimmt sind.

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§96. Bandenkrieg 1. Württemberg (14 II) S. 6: Eine gegen das Reich gerichtete militärische Untersuchung von Streitkräften, die ... (Separatisten). 2. Sachsen (10) Nr. 55: Als § 96 a: In den Fällen der §§ 89 bis 96 ist Einschließung zulässig. §97.

Nebenfolgen

1. Reichsregierung (25) Ziff. 6: Die Überschrift zu fassen: Verlust von Rechten und Fähigkeiten. Reichsverweisung. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 37, Thüringen (9) Ziff. 37 wünschen Zulassung von Geldstrafen in unbeschränkter Höhe. 3. a) Hamburg (51): statt „zulassen" „anordnen". b) Bayern (5) S. 49: Den § zu fassen: Ist der Landesverräter (§§ 89-96) Ausländer, so ist seine Verweisung aus dem Reichsgebiet zuzulassen. c) Reichsregierung (25) Ziff. 6: Satz 2: Einen Ausländer kann das Gericht aus dem Reichsgebiet verweisen. 3. Abschnitt. Angriffe gegen verfassungsmäßige Körperschaften § 98. Nötigung verfassungsmäßiger Körperschaften Oldenburg (15) S. 2, Reichsregierung (25) Ziff. 7: Das Komma zwischen den Worten „Landtag" und „die Reichsregierung" durch das Wort „oder" zu ersetzen. § 99. Nötigung von Mitgliedern verfassungsmäßiger Körperschaften 1. Bremen (12) S. 3 hält an Stelle der gefährlichen Drohung die Drohung mit einem Verbrechen oder Vergehen oder mit Gewalt für ausreichend. 2. Sachsen (10) Nr. 57: Hinter „gefährliche Drohung" einzufügen „oder durch Drohung mit wirtschaftlichem Nachteil". 3. Württemberg (14 II) S. 6 will in der Begründung klarstellen, daß nur die Ausübung der amtlichen oder Mitgliedsbefugnisse, nicht der allgemeinen staatsbürgerlichen Rechte, geschützt werden soll. 4. Wegen der Ausdehnung der Vorschrift auf den Reichspräsidenten zu vergleichen bei § 85 Ziff. 4. § 100. Öffentliche Beschimpfung verfassungsmäßiger Körperschaften 1. a) Reichsregierung (1) Nr. 7 und (25) Ziff. 8a (zustimmend Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 16) und Sachsen (10) Ziff. 58 (ablehnend Baden (4) Ziff. 71, Bayern (5) S. 49, Lübeck (6) Ziff. 18, Thüringen (9) Ziff. 38, Württemberg (14 II) S. 6): Im Abs. 1 und 2 jeweils die Worte „oder verleumdet" zu streichen. b) Hamburg (2) Ziff. 53: 1. Aus dem Absatz 2 einen besonderen Paragraphen zu machen und 2. in diesem Paragraphen Gefängnis nicht unter einem Monat anzudrohen. c) Baden (4) Ziff. 71, Bayern (5) S. 49, Württemberg (14 II) S. 6, Hessen (20) Ziff. 35: Im Abs. 1 Gefängnis nicht unter drei Monaten anzudrohen. d) Preußen (11) Ziff. 30, Oldenburg (15) S. 2, Braunschweig (16) Ziff. 31: Im Abs. 1 Gefängnis nicht unter einem Monat anzudrohen. e) Lübeck (6) Ziff. 19: Bei der Strafdrohung in Abs. 1 zuzufügen: „im Falle der Verleumdung nicht unter einem Monat". f) Thüringen (9) Ziff. 38 zu sagen: „...Gefängnis, wer sie verleumdet, mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft." 169

g) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 16 stellt zur Erwägung, den Ehrenschutz des Reichspräsidenten und der inländischen Regierungsmitglieder an den der ausländischen Staatsoberhäupter und Regierungsvertreter anzugleichen. 2. Reichsregierung (25) Ziff. 8b, c: a) im Abs. 2 die Worte „den Reichspräsidenten oder" sowie im Abs. 3 die Worte „des Reichspräsidenten oder" zu streichen und als § 100 a folgende Vorschrift anzufügen: § 100 a. Öffentliche Beleidigung des Reichspräsidenten. Wer öffentlich den Reichspräsidenten beleidigt, wird mit Gefängnis bestraft. Die Tat wird nur mit Zustimmung des Reichspräsidenten verfolgt. b) In der Begründung zum Ausdruck zu bringen, daß auch in den Fällen der §§ 100, 100 a (und ebenso des § 111) der § 2 8 7 anwendbar bleibt, wenn eine Verleumdung vorliegt. 3. Bayern (5) S. 49 empfiehlt in der Begründung klarzustellen, daß die Vorschrift auch den Stellvertreter des Reichspräsidenten schützt. 4. Bayern (5) S. 49: In Abs. 2 hinter „den Reichspräsidenten" einzufügen: „den Präsidenten eines Landes." 5. Bayern (5) S. 49, Braunschweig (16) Ziff. 32: In den Abs. 2 einzufügen: „oder einen Gesandten oder Geschäftsträger des Reichs oder eines Landes". 6. Fassungsvorschläge zu Abs. 3. a) Bayern (5) S. 49: „Die Tat wird nur mit Zustimmung des Beleidigten oder der beleidigten Körperschaft verfolgt." b) Braunschweig (16) Ziff. 32: „Die Tat wird nur mit Zustimmung der beschimpften Körperschaft oder des Beschimpften verfolgt." § 101. Nebenfolgen 1. Bayern (5) S. 50: Die Vorschrift zu streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 51: Das Wort „zugelassen" durch „angeordnet" zu ersetzen. 3. Reichsregierung (25) Ziff. 9b: Den Satz 2 so zu fassen: „Einen Ausländer kann das Gericht aus dem Reichsgebiet verweisen." 4. Lübeck (6) Ziff. 20: Den Satz 1 so zu fassen: „Wegen der Handlungen, die in den §§ 98 bis 100 mit Strafen bedroht sind, kann dem Täter die Amtsfähigkeit sowie das Wahl- und Stimmrecht aberkannt werden, und zwar wegen der in den §§ 98 und 99 bezeichneten Handlungen ohne Rücksicht auf die Art und Höhe der Strafe, wegen der im § 100 bezeichneten Handlungen jedoch nur dann, wenn die Tat in der Absicht der Ehrverletzung böswillig und mit Überlegung begangen ist." 5. a) Reichsregierung (1) Nr. 5 (zustimmend Mecklenburg-Schwerin (3) II Ziff. 17, Sachsen (10) Nr. 53, Oldenburg (15) S. 1): Die Überschrift so zu fassen: „Verlust der Amtsfähigkeit sowie des Wahl- und Stimmrechts. Reichsverweisung. b) Reichsregierung (25) Ziff. 9a: Die Überschrift so zu fassen: „Verlust von Rechten und Fähigkeiten. Reichsverweisung." 6. Ergänzung des 3. Abschnitts: Sachsen (10) Nr. 59: Als § 100 a folgende Vorschrift einzufügen: „In den Fällen der §§ 98 bis 100 ist Einschließung zulässig." 4. Abschnitt. Vergehen bei Wahlen und Abstimmung 5 102. Geltungsbereich 1. a) Bayern (5) S. 50: Die Worte „Unterschriften für ein Volksbegehren" durch die Worte „Unterschriften für die Vorbereitung und Durchführung von Volksanträgen und Volksbegehren" zu ersetzen. b) Reichsregierung (25) Ziff. 10: Bei § 102 in der Begründung klarzustellen, daß auch die Sammlung von Unterschriften für Volksanträge nach Artikel 73 Abs. 2 der Reichs170

Verfassung sowie das Sammeln von Unterschriften im Zulassungsverfahren für Volksbegehren von den Vorschriften des Abschnitts erfaßt werden. 2. Sachsen (10) Nr. 60: Hinter „Sammlung von" die Worte einzufügen: „Unterschriften für einen Wahlvorschlag bei solchen Wahlen und von". 3. Württemberg (14 II) S. 8: Als Absatz 2 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Die §§ 103 bis 107 gelten auch für Wahlen und Abstimmungen, die auf Grund von Vorschriften einer Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts vorgenommen werden, sofern die Vorschriften nach Reichs- oder Landesrecht unter staatlicher Mitwirkung zu erlassen sind." § 103. Zwang bei Wahlen und Abstimmungen Sachsen (10) Nr. 61: Das Wort „gefährliche" vor „Drohung" zu streichen. § 104. Täuschung bei Wahlen und Abstimmungen. Preußen (11) Ziff. 31, Oldenburg (15) S. 2, Reichsregierung (25) Ziff. 11: Hinter „jemand" die Worte „überhaupt nicht oder" einzufügen. 5 105. Bestechung bei Wahlen und Abstimmungen 1. Bayern (5) S. 51: In Abs. 1 und 2 jeweils hinter dem Worte „Sinne" einzufügen „oder nicht in einem bestimmten Sinne". 2. Sachsen (10) Nr. 62, Reichsregierung (25) Ziff. 12: Im Abs. 1 die Worte „bis zu zwei Jahren" zu streichen. § 106. Fälschung bei Wahlen und Abstimmungen Keine Anträge. $107. Verhinderung einer Wahl oder Abstimmung Vergl. Vorschläge zur Ergänzung des 4. Abschnitts II 2. § 108. Verletzung des Wahl- oder Abstimmungsgeheimnisses 1. Württemberg (14 II) S. 9: Das Wort „Jemand" durch die Worte „ein anderer oder er selbst" zu ersetzen. 2. Reichsregierung (25) Ziff. 14: In der Begründung klarzustellen, daß unter „jemand" auch der Täter selbst zu verstehen sei s 109. Nebenfolgen 1. Bayern (5) S. 51: Die Vorschrift zu streichen. 2. Sachsen (10) Nr. 65: Hinter den Worten „Höhe der Strafe" die Worte „jedoch höchstens auf die Dauer von 10 Jahren" einzufügen. 3. a) Reichsregierung (1) Nr. 6 (zustimmend Mecklenburg-Schwerin (3) II Ziff. 17, Sachsen (10) Nr. 64, Oldenburg (15) S. 2): Die Überschrift so zu fassen: „Verlust der Amtsfähigkeit sowie des Wahl- und Stimmrechts". b) Reichsregierung (25) Ziff. 15: Die Überschrift so zu fassen: „Verlust von Rechten und Fähigkeiten". Ergänzungen des 4. Abschnitts I. Wahlverruf. 171

Eine Vorschrift gegen den Wahlverruf beantragen: Hamburg (2) Ziff. 54, Bayern (5) S. 51, Sachsen (10) Nr. 63, Württemberg (14 II) S. 8, Oldenburg (15) S. 2; Braunschweig (16) Ziff. 34 ist gegen die Aufnahme einer solchen Vorschrift. Fassungsvorschläge: Als § 105 a wollen einstellen: 1. Hamburg und Sachsen: „Wer einen anderen wegen der Art der Ausübung des Wahlrechts oder Stimmrechts oder wegen Nichtausübung des Wahlrechts oder Stimmrechts in wirtschaftlichen Verruf erklärt, wird mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft." 2. Bayern, Württemberg und Oldenburg: „Wer einen andern in wirtschaftlichen Verruf erklärt, weil er nicht oder in einem bestimmten Sinne gewählt oder gestimmt hat, wird mit Gefängnis bestraft." II. Wahlstörung. 1. Hamburg (2) Ziff. 55: Als § 107 a folgende Bestimmung einzufügen: „Wahlstörung. Wer es unternimmt, mit anderen Mitteln eine Wahl oder eine Abstimmung zu verhindern oder zu vereiteln oder wer absichtlich eine Wahl oder eine Abstimmung stört, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft." 2. Baden (4) Ziff. 72, Bayern (5) S. 51, Württemberg (14 II) S. 9, Braunschweig (16) Ziff. 33, Reichsregierung (25) Ziff. 13: Im § 107 hinter dem Worte „verhindert" die Worte „oder stört" einzufügen. 5. Abschnitt. Störung der Beziehungen zum Ausland §110. Hochverräterische

Angriffe gegen einen ausländischen

Staat

Württemberg (14 II) S. 10, Reichsregierung (25) Ziff. 16: „Wer gegen die Verfassung, das Staatsgebiet oder das Oberhaupt eines ausländischen Staates eine hochverräterische Handlung...". §111. Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts oder

Gesandten

Preußen (11) Ziff. 32: a) hinter „Jahren" einzufügen: „im Falle der Verleumdung mit Gefängnis nicht unter einem Monat." b) In der Begründung klarzustellen, daß der Tatbestand der nach § 111 zu bestrafenden Beleidigungen sich nach den §§ 285 ff. bestimmt, insbesondere auch die Vorschriften über die Beschränkung des Wahrheitsbeweises (§ 285 Abs. 3 und 4) und die Strafausschließungsgründe der §§ 286, 288 Abs. 4 Anwendung finden. §112. Verletzung ausländischer

Hoheitszeichen

Keine Anträge. § 113.

Neutralitätsverletzung

Keine Anträge. § 113 a Sachsen (10) Nr. 66 will als § 113 a folgende neue Bestimmung einfügen: „In den Fällen der §§ 110 bis 113 ist Einschließung zulässig." §114. Verfolgung auf Verlangen.

Gegenseitigkeit

Braunschweig (16) Ziff. 35: Die Worte „nur dann verfolgt, wenn dem Reiche die Gegenseitigkeit verbürgt ist" zu ersetzen durch: „nur verfolgt, wenn und solange dem Reiche die Gegenseitigkeit verbürgt ist." 172

§115. Reichsverweisung 1. Bayern (5) S. 52: Streichen (mit Rücksicht auf die vorgeschlagene Änderung des

S 53).

2. Hamburg (2) Ziff. 51: Für „zulassen" „anordnen". 3. Reichsregierung (25) Ziff. 16a: „Einen Ausländer ... kann das Gericht aus dem Reichsgebiet... verweisen." 6. Abschnitt. Angriffe gegen die Wehrmacht oder die Volkskraft §116. Aufwiegelung von Soldaten §117. Verleitung zur Fahnenflucht. Erleichterung der Fahnenflucht 1. Württemberg (14 II) S. 10: Fassung für § 116 Abs. 2 und für § 117 Abs. 3: „Ist die Tat an einer deutschen Militärperson (§ 4 Militärstrafgesetzbuch), für welche die Kriegsgesetze in Kraft getreten sind (§§ 9, 164 Militärstrafgesetzbuch) begangen, so ist die Strafe...". 2. Thüringen (9) Ziff. 39, Oldenburg (15) S. 2: Fassung für § 116 Abs. 2: „Ist die Tat im Kriege, während innerer Unruhen oder zu einer Zeit begangen, zu der wegen des unmittelbar zu erwartenden Ausbruchs eines Krieges oder innerer Unruhen militärische Vorbereitungen getroffen werden, so ist die Strafe...". §118. Anwerbung zum ausländischen Heeresdienste Württemberg (14 II) S. 11: Das Wort „Heeresdienst" zu ersetzen durch „Wehrdienst". §119.

Auswanderungsbetrug

1. Braunschweig (16) Ziff. 36: Das Wort „jemanden" durch „einen Deutschen" zu ersetzen. 2. Bremen (12) S. 3, Reichsregierung (25) Ziff. 17a: Das Wort „unrechtmäßig" zu streichen. 3. Bayern (5) S. 52, Baden (4) Ziff. 73, Oldenburg (15) S. 2, Braunschweig (16) Ziff. 36, Reichsregierung (25) Ziff. 17b als Absatz 3 einzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu fünf Jahren". § 120. Reichsverweisung 1. Bayern (5) S. 52, Oldenburg (15) S. 2: Streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 51: für „zulassen" „anordnen". 3. Reichsregierung (25) Ziff. 17a: wie bei § 115. 7. Abschnitt. Verletzung der Amtspflicht Überschrift. 1. Preußen (11) Ziff. 33, Baden (4) Ziff. 74, Oldenburg (15) S. 3, Reichsregierung (25) Ziff. 18: Verletzung der Amtspflicht, Amtsanmaßung und Amtserschleichung. 2. Thüringen (9) S. 20: Verbrechen und Vergehen in Bezug auf die Ausübung öffentlicher Ämter. §121.

Geschenkannahme

1. Preußen (11) Ziff. 34, Oldenburg (15) S. 3, Reichsregierung (25) Ziff. 19: Hinter dem Worte „für" die Worte „die Vornahme oder Unterlassung von" einzuschalten.

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2. a) Baden (4) Ziff. 75, Bayern (5) S. 52, Thüringen (9) Ziff. 40: Als Abs. 2 hinzuzufügen: Ebenso wird bestraft, wer einem Amtsträger oder einem Soldaten aus Eigennutz (Baden: „seines Vorteils wegen") für eine Amts- oder Diensthandlung ein Entgelt gewährt. b) Württemberg (14 II) S. 11: Ebenso wird bestraft, wer einem Amtsträger oder einem Soldaten für eine Amts- oder Diensthandlung ein Entgelt anbietet, verspricht oder gewährt. § 122. Bestechung 1. Bayern (5) S. 53, Preußen (9) Ziff. 35, Oldenburg (15) S. 3, Reichsregierung (25) Ziff. 20: In Abs. 1 und 2 die Worte „vornimmt oder unterläßt" zu ersetzen durch die Worte „vorgenommen oder unterlassen hat oder künftig vornehme oder unterlasse". (Bayern: hinter „unterläßt" einzuschalten: „oder vorgenommen oder unterlassen hat"). 2. Sachsen (10) Nr. 67, Württemberg (14 II) S. 12: In Abs. 1 die Worte „dafür" bis „unterläßt" zu ersetzen durch die Worte „für eine Handlung (Württemberg: Amtshandlung), die eine Verletzung seiner Amtspflicht enthält" und in Abs. 2 entsprechend durch „für eine Handlung Württemberg: Amts- oder Diensthandlung), die eine Verletzung seiner Amtsdienstpflicht enthält." 3. Sachsen (10) Nr. 68: In der Begründung zu § 122 (S. 69) klarzustellen, daß nach geltendem Rechte die aktive Bestechung zwar auch bestraft werden könne, wenn die Amtshandlung schon begangen sei, aber doch nur dann, wenn der Täter glaube, sie stehe noch bevor. 4. Braunschweig (16) Ziff. 37: In Abs. 1 für „minder schwere Fälle" Gefängnis zuzulassen. § 123. Richterbestechung 1. Thüringen (9) Ziff. 41: Den Abs. 2 an die erste, den Abs. 3 an die zweite und den Abs. 1 an die dritte Stelle zu stellen. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 38: Das Wort „Amtshandlung" in Abs. 1 durch „Handlung", in Abs. 2 und 3 durch „richterliche Handlung" zu ersetzen und in Abs. 3 das Wort „andere" zu streichen. 3. Sachsen (19) Nr. 69, Preußen (11) Ziff. 36, Oldenburg (15) S. 3, Braunschweig (16) Ziff. 38, Reichsregierung (25) Ziff. 21: In Abs. 2 vor dem Worte „Amtshandlung" das Wort „richterliche" einzuschalten. $124 1. Thüringen (9) Ziff. 41: Die beiden Absätze umzustellen. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 39: Wie zu § 123. 3. Württemberg (14 II) S. 13: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: Wer einem Richter oder Schiedsrichter ein Entgelt dafür anbietet, verspricht oder gewährt, daß er eine richterliche Amtshandlung vorgenommen oder unterlassen hat, wird mit Gefängnis bestraft. Wer einem Richter oder Schiedsrichter ein Entgelt dafür anbietet, verspricht oder gewährt, daß er künftig eine Amtshandlung vornehme oder unterlasse, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft. Wenn die Vornahme oder Unterlassung der Amtshandlung eine Rechtsbeugung (§ 126) oder eine andere Verletzung der Amtspflicht enthält oder enthalten soll, ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren.

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5 125. Entgelt des Schiedsrichters 1. Reichsregierung (25) Ziff. 22: Dem § 125 folgende Fassung zu geben: Die Vergütung eines Schiedsrichters gilt nicht als Entgelt im Sinne der §§ 123, 124, es sei denn, daß sie ihm von einer Partei hinter dem Rücken der anderen Partei angeboten, versprochen oder gewährt wird. 2. Sachsen (10) Nr. 70, Oldenburg (15) S. 3: Die Worte „geleistet wird" zu ersetzen durch „angeboten, versprochen oder gewährt wird". 3. Thüringen (9) Ziff. 40: Den Satz „es sei denn" bis „geleistet wird" zu streichen. 4. Sachsen (10) Nr. 71: In der Begründung klarzustellen, daß die Vergütung auch dann getroffen wird, wenn sie einer Organisation zufällt, der der Schiedsrichter angehört. § 125 a (neu) 1. Bayern (5) S. 53, Oldenburg (15) S. 3: Neu einzufügen: In den Fällen der §§ 122 bis 124 ist das Entgelt, das der Amtsträger, Soldat oder Schiedsrichter erhalten hat oder ein Betrag, der seinem Werte entspricht, einzuziehen. 2. Sachsen (10) Nr. 72: In den Fällen der §§ 121 bis 124 ist im Urteil das Empfangene oder sein Wert einzuziehen. 3. Reichsregierung (25) Ziff. 23: Hinter § 125 folgende Vorschrift neu einzustellen: § 125 a. Einziehung des Entgelts. In den Fällen der §§ 121 bis 124 ist das Entgelt, das der Amtsträger oder Schiedsrichter erhalten hat oder ein Betrag, der diesem Werte entspricht, einzuziehen. § 126. Rechtsbeugung 1. Bayern (5) S. 53, Reichsregierung (25) Ziff. 24: Den § 126 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: „Ein Amtsträger oder Schiedsrichter, der bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache in der Absicht, einen Beteiligten zu begünstigen oder zu benachteiligen, wissentlich das Recht beugt, wird mit Zuchthaus bestraft." 2. Württemberg (14 II) S. 14: Den Abs. 2 zu streichen, gegebenenfalls die Höchststrafe in Abs. 1 auf zehn Jahre Zuchthaus zu erhöhen. 3. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 40: Den Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Ein Richter oder Schiedsrichter, der bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache in der gleichen Absicht wissentlich das Recht beugt, wird mit Zuchthaus bestraft." 4. Braunschweig (16) Ziff. 39: Gefängnis für minder schwere Fälle. § 126 a (neu) 1. Reichsregierung (25) Ziff. 25, Bayern (5) S. 54, Oldenburg (15) S. 3, Hessen (20) Ziff. 36: Folgende Bestimmung neue einzustellen: § 126 a. Nötigung durch Mißbrauch der Amtsgewalt. Ein Amtsträger, der durch Mißbrauch seiner Amtsgewalt oder durch Androhung eines bestimmten Mißbrauchs (Bayern: „Androhung ihres Mißbrauchs") seiner Amtsgewalt einen anderen zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird mit Gefängnis bestraft. - Der Versuch ist strafbar. 2. Bayern (5) S. 54, Württemberg (14 II) S. 14; Baden (4) Ziff. 76, Oldenburg (15) S. 3: Ein Amtsträger wird nach den §§ 99, 103 und 253 {Baden: und 306) bestraft, wenn er die Handlung ohne Gewalt oder gefährliche Drohung (Baden: nicht mit Gewalt oder durch eine der dort bezeichneten Drohungen, sondern), aber durch Mißbrauch seiner Amtsgewalt oder Androhung ihres Mißbrauchs begeht. (Württemberg: Der Versuch ist strafbar.)

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§127. Diebstahl und Veruntreuung im Amte 1. Preußen (11) Ziff. 73, Oldenburg (15) S. 3: a) im Abs. 1 hinter dem Worte „stiehlt" die Worte „oder unterschlägt" einzuschalten und b) Abs. 2 zu streichen. 2. Sachsen (10) Nr. 73: Im Abs. 2 das Wort „veruntreut" durch „unterschlägt" zu ersetzen. 3. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 18 stellt Schaffung einer besonderen Strafandrohung gegen Unterschlagung im Amte zur Erwägung. § 128. Unrichtige Beurkundung, Urkundenverfälschung und Unterdrückung im Amte 1. Preußen (11) Ziff. 38: a) den Abs. 1 wie folgt zu fassen: „Ein Amtsträger, der ... Beglaubigungszeichen zu Unrecht anbringt, damit ... als wäre die Urkunde echt oder das Beglaubigungsschreiben mit Recht angebracht, Gebrauch gemacht werde, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft." b) In Abs. 2 die Worte „ein solches Beweismittel" durch „ein an der Sache öffentlich angebrachtes Beglaubigungszeichen" zu ersetzen. 2. Bayern (5) S. 55: a) in Abs. 1 statt „damit im Rechtsverkehr" bis „bestraft" zu sagen: „damit davon im Rechtsverkehre zum Beweise Gebrauch gemacht werde, wird mit Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft." b) Den Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Ebenso wird ein Amtsträger bestraft, der eine Urkunde oder ein anderes Beweismittel, die ihm amtlich anvertraut oder zugänglich sind, in der Absicht, daß davon im Rechtsverkehre zum Beweise Gebrauch gemacht werde, verfälscht oder in der Absicht, daß davon nicht Gebrauch gemacht werden kann, vernichtet, beschädigt, beseitigt oder unterdrückt." 3. Württemberg (14 II) S. 15: a) Abs. 1: „Ein Amtsträger, der innerhalb seiner Zuständigkeit ein Rechtsverhältnis oder eine Tatsache in einer öffentlichen Urkunde unrichtig beurkundet oder ein öffentliches Beglaubigungszeichen unrichtig anbringt, wird mit Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft." b) Abs. 2: „Ebenso wird ein Amtsträger bestraft, der eine ihm amtlich anvertraute oder zugängliche Urkunde oder ein solches Beweismittel verfälscht, vernichtet, beschädigt, beseitigt oder unterdrückt." 4. Baden (4) Ziff. 77: die Worte „als wäre sie echt" durch „als wäre die Urkunde echt oder als träfe die mit Beziehung auf die Sache durch das Zeichen bestätigte Tatsache zu" zu ersetzen. 5. Hamburg (2) Ziff. 56, Thüringen (9) Ziff. 43: a) in Abs. 1 die Worte „damit im Rechtsverkehr von der Urkunde" bis „Gebrauch gemacht werde", b) in Abs. 2: „in der Absicht, daß davon im Rechtsverkehr" bis „Gebrauch gemacht werde" durch die Worte „in der Absicht der Täuschung im Rechtsverkehr" zu ersetzen, c) in Abs. 1 hinter „Gefängnis" einzufügen „nicht unter einem Monat". 6. Oldenburg (15) S. 4: a) Abs. 1: Ein Amtsträger, der ... Beglaubigungszeichen zu Unrecht anbringt, damit... Tatsache, als wäre diese richtig beurkundet, oder ... Sache, als wäre das Beglaubigungszeichen zu Recht angebracht, Gebrauch gemacht werde, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. b) Abs. 2: Ebenso wird ein Amtsträger bestraft, der eine Urkunde oder ein anderes Beweismittel, die ihm amtlich anvertraut oder zugänglich sind... 7. Braunschweig (16) Ziff. 40: a) Abs. 1: Ein Amtsträger, der zur Täuschung im Rechtsverkehr innerhalb seiner Zuständigkeit ein Recht, ein Rechtsverhältnis oder eine Tatsache in einer öffentlichen Urkunde unrichtig beurkundet oder ein öffentliches Beglaubigungszeichen unrichtig anbringt, wird mit Gefängnis bestraft.

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b) Abs. 2: Ebenso wird ein Amtsträger bestraft, der zur Täuschung im Rechtsverkehr oder in einem Rechtsverfahren eine ihm amtlich anvertraute oder zugänglich gewordene Urkunde oder ein solches Beweismittel verfälscht, vernichtet, beschädigt, beseitigt oder unterdrückt. 8. Hessen (20) Ziff. 37: In Abs. 1: „Gefängnis nicht unter drei Monaten". 9. Reichsregierung (25) Ziff. 26: Den § 128 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: §128. Unrichtige Beurkundung, Urkundenverfälschung und Urkundenunterdrückung im Amte Ein Amtsträger, der innerhalb seiner Zuständigkeit ein Recht, ein Rechtsverhältnis oder eine Tatsache in einer öffentlichen Urkunde unrichtig beurkundet oder an einer Sache ein öffentliches Beglaubigungszeichen unrichtig oder zu Unrecht anbringt, damit im Rechtsverkehr von der Urkunde zum Beweis des Rechts, des Rechtsverhältnisses oder der Tatsache oder von der Sache, als besäße sie die beglaubigte Eigenschaft oder den beglaubigten Zustand, Gebrauch gemacht werde, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Ebenso wird ein Amtsträger bestraft, der eine ihm amtlich anvertraute oder zugängliche Urkunde oder ein öffentliches Beglaubigungszeichen an einer ihm amtlich anvertrauten oder zugänglichen Sache in der Absicht, daß davon im Rechtsverkehr oder in einem Rechtsverfahren von einer Behörde Gebrauch gemacht werde, verfälscht oder in der Absicht, den Gebrauch im Rechtsverkehr zu verhindern, vernichtet, beschädigt, beseitigt oder unterdrückt. - Der Versuch ist strafbar. In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren. § 128 a. Verfälschung und Unterdrückung von Beweismitteln im Amte Ein Amtsträger, der, abgesehen von den Fällen der Urkundenverfälschung oder Urkundenunterdrückung im Amte, ein ihm amtlich anvertrautes oder zugängliches Beweismittel in der Absicht, daß davon in einem Rechtsverfahren vor einer Behörde Gebrauch gemacht werde, verfälscht oder ein solches Beweismittel in der Absicht, seinen Gebrauch in einem Rechtsverfahren vor einer Behörde zu verhindern, vernichtet, beschädigt, beseitigt oder unterdrückt, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Der Versuch ist strafbar. In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren. §129. Gebrauch unrichtiger öffentlicher Urkunden oder Beglaubigungszeichen 1. Preußen (11) Ziff. 39, Württemberg (14 II) S. 15, Baden (4) Ziff. 78, Bayern (5) S. 56, Hamburg (2) Ziff. 57, Bremen (12) S. 3, Oldenburg (15) S. 4, Braunschweig (16) Ziff. 41, Hessen (20) Ziff. 38, Reichsregierung (25) Ziff. 27: Die Vorschrift hinter § 188 einzufügen. 2. Bayern: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Wer von einer unrichtigen öffentlichen Urkunde oder von einem an einer Sache unrichtig angebrachten öffentlichen Beglaubigungszeichen im Rechtsverkehr in der Absicht Gebrauch macht, einen anderen über das beurkundete Recht oder Rechtsverhältnis oder die beurkundete oder durch das Beglaubigungszeichen bestätigte Tatsache zu täuschen, wird mit Gefängnis bestraft." 3. Baden: Statt „Tatsache oder bestätigte Eigenschaft der Sache": „oder bestätigte Tatsache". 4. Braunschweig (16) Ziff. 41: Abs. 1 zu fassen: Wer zur Täuschung im Rechtsverkehr von einer unrichtigen öffentlichen Urkunde oder von einer mit einem unrichtigen öffentlichen Beglaubigungszeichen versehenen Sache Gebrauch macht, wird mit Gefängnis bestraft. 177

5. a) Preußen, Baden: Im Abs. 1 hinter „Gefängnis" „nicht unter einem Monat" einzufügen. b) Oldenburg: Für besonders schwere Fälle: Zuchthaus bis zu zehn Jahren. § 130. Erheben nicht geschuldeter Abgaben. Vorenthalten gebührender Leistungen Keine Anträge. § 130 a a) Sachsen (10) Nr. 74, Oldenburg (15) S. 4: Neu einzufügen: „Ein Rechtsanwalt oder sonstiger Rechtsbeistand, der wissentlich nicht geschuldete Gebühren oder andere nicht geschuldete Vergütungen für seine Tätigkeit erhebt, wird mit Gefängnis bestraft. - Der Versuch ist strafbar." b) Württemberg (14 II) S. 16: „Wer als Rechtsanwalt wissentlich nicht geschuldete Gebühren oder andere Vergütungen von seinem Auftraggeber oder dessen Gegner erhebt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft ein Rechtsbeistand, der gewerbsmäßig fremde Rechtsangelegenheiten besorgt und wissentlich höhere als die behördlich zugelassenen Gebühren oder Vergütungen erhebt. - Der Versuch ist strafbar." c) Lübeck (6) Ziff. 21: § 352 des geltenden Strafgesetzbuchs ist nicht entbehrlich. S 131. Verbrechen bei der Strafverfolgung 1. Bayern (5) S. 56: In Nr. 3 die Worte „zur Verfolgung oder Bestrafung bringt" durch „verfolgt oder bestraft" zu ersetzen. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 41: hinter dem Worte „der" (vor Nr. 1) einzuschalten „bei Ausübung solchen Amtes". 3. Sachsen (10) Nr. 75: In der Begründung zum Ausdruck zu bringen, daß es sich nur um Kriminalstrafverfahren handelt. § 132. Gesetzwidrige Strafvollstreckung 1. Bayern (5) S. 56, Oldenburg (15) S. 4: Überschrift: „Verbrechen und Vergehen bei der Strafvollstreckung." 2. Preußen (11) Ziff. 40: In Abs. 1 und 2 hinter dem Worte „Strafe" jedes Mal die Worte „oder eine Maßregel der Besserung und Sicherung" einzuschalten. 3. Reichsregierung (25) Ziff. 28: Dem § 132 folgende Fassung zu geben: Gesetzwidrige Vollstreckung. Ein zur Mitwirkung bei der Vollstreckung von Strafen berufener Amtsträger, der es unterläßt, eine Strafe zu vollstrecken, die vollstreckt werden muß, oder der eine Strafe vollstreckt, die nicht zu vollstrecken ist, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft. Ein Amtsträger der im Abs. 1 bezeichneten Art, der fahrlässig eine Strafe vollstreckt, die nicht zu vollstrecken ist, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft. Diese Vorschriften gelten entsprechend für den Vollzug von Maßregeln der Besserung und Sicherung, die mit einer Freiheitsentziehung verbunden sind. § 132 a (neu) 1. Preußen (11) Ziff. 41: Folgende Bestimmung einzufügen: „Ein Polizeibeamter, der bei einer gemeinen Gefahr oder bei inneren Unruhen Vorschriften oder Anordnungen in Dienstsachen nicht befolgt oder sich seiner Dienstpflicht entzieht, wird mit Gefängnis bestraft." 178

2. Oldenburg (15) S. 4: Wie Preußen, aber mit Zusatz: „oder in einer Zeit, in der eine Gemeingefahr oder innere Unruhen unmittelbar bevorstehen". 3. Reichsregierung (25) Ziff. 29: Verletzung der Amtspflicht im Polizeidienst. Ein Polizeibeamter, der bei einer Gemeingefahr oder bei inneren Unruhen sich seiner Dienstpflicht entzieht, oder Vorschriften oder Anordnungen in Dienstsachen, deren Befolgung für die Bekämpfung der Gefahr oder Unruhen von Bedeutung ist, nicht befolgt, wird mit Gefängnis bestraft. 4. Bayern (5) S. 59, Thüringen (9) Ziff. 44: „Ein zur Ausübung des polizeilichen Vollzugsdienstes berufener Amtsträger, der die Verrichtung seines Dienstes oder den Vollzug von Befehlen in Dienstsachen verweigert oder sich dem Dienste entzieht, wird mit Gefängnis bestraft. Wird die Handlung während einer Gemeingefahr bei inneren Unruhen oder in einer Zeit begangen, in der eine Gemeingefahr oder innere Unruhen unmittelbar bevorstehen oder zu befürchten sind, so ist die Strafe Gefängnis nicht unter drei Monaten, in besonders schweren Fällen Zuchthaus bis zu fünf Jahren." 5. Baden (4) Ziff. 81, Württemberg (14 II) S. 18, Hessen (20) Ziff. 41: Ein zur Mitwirkung beim öffentlichen Sicherheitsdienste berufener Amtsträger, welcher während einer Gemeingefahr, bei inneren Unruhen oder in einer Zeit, wo eine Gemeingefahr oder innere Unruhen unmittelbar bevorstehen oder zu befürchten sind, den Dienst verweigert oder sich ihm entzieht, wird mit Gefängnis bestraft. § 133. Verletzung des Amtsgeheimnisses I. Bremen (12) S. 4: Die Bestimmung zu streichen. II. Absatz 1. 1. Baden (4) Ziff. 79, Braunschweig (16) Ziff. 42, Hessen (20) Ziff. 39: Den Absatz 1 zu streichen. 2. Preußen (11) Ziff. 42, Reichsregierung (25) Ziff. 30a: In Abs. 1 und 3 hinter dem Worte „Amtsträger" die Worte „oder ein früherer Amtsträger" einzuschalten. 3. a) Sachsen (10) Nr. 76: Die Worte „Ein Amtsträger, der ohne besondere Befugnis" zu ersetzen durch „Wer unter Verletzung seiner Amtspflicht". b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 42, Reichsregierung (25) Ziff. 30b: Die Worte „ohne besondere Befugnis" zu ersetzen durch das Wort „unbefugt". c) Braunschweig (16) Ziff. 42: Eventualvorschlag: das Wort „besondere" zu streichen. 4. Thüringen (9) Ziff. 44: In Abs. 1 und 2 statt „Interesse" zu sagen: „Belange". III. Absatz 2. 1. Preußen (11) Ziff. 42, Württemberg (14 II) S. 17, Baden (4) Ziff. 79, Oldenburg (15) S. 4, Braunschweig (16) Ziff. 42, Hessen (20) Ziff. 39: Den Abs. 2 zu streichen. 2. Baden (Eventualvorschlag): „Wer ein Geheimnis zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses offenbart, ist nicht strafbar, wenn das wahrgenommene Interesse das Interesse an der Wahrung des Geheimnisses überwiegt und jenes Interesse nicht auf andere Weise wahrgenommen werden kann." 3. Bayern (5) S. 57: „Er ist straffrei, wenn er ein solches Geheimnis zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses offenbart, das nicht auf andere Weise gewahrt werden kann und das gefährdete Interesse überwiegt." 4. Thüringen (9) Ziff. 44: „Wer ein Geheimnis zur Wahrnehmung öffentlicher oder privater Belange offenbart, ist nicht strafbar, wenn diese Belange gegenüber denen, die durch das Geheimnis geschützt werden sollen, überwiegen." 5. Reichsregierung (25) Ziff. 30c: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: Der Täter ist straffrei, wenn er ein solches Geheimnis zur Wahrnehmung eines berechtigten öf-

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fentlichen oder privaten Interesses offenbart, das nicht auf andere Weise gewahrt werden kann, und wenn das gefährdete Interesse überwiegt. 6. Hamburg (2) Ziff. 58: die Worte „oder privaten" zu streichen. IV. Absatz 4. 1. Baden (4) Ziff. 79, Hessen (20) Ziff. 39: den Abs. 4 zu streichen. 2. Preußen (11) Ziff. 42, Oldenburg (15) S. 4: „Die Verletzung des Amtsgeheimnisses wird, wenn sie ein öffentliches Interesse gefährdet, nur auf Verlangen des amtlichen Vorgesetzten, wenn sie ein privates Interesse gefährdet, nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt." 3. Bayern (5) S. 57: nach „Verletztem" einzufügen „die Offenbarung eines anderen Geheimnisses nur auf Verlangen des Vorgesetzten des Amtsträgers". 4. Sachsen (10) Nr. 76: „Die Tat wird nur auf Verlangen des Vorgesetzten verfolgt. Bei Offenbarung eines Privatgeheimnisses kann auch der Verletzte die Verfolgung beantragen." 5. Württemberg (14 II) S. 17: „Die Tat wird nur mit Zustimmung der vorgesetzten Behörde und bei Offenbarung eines Privatgeheimnisses nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt, sofern nicht die Voraussetzungen des Abs. 3 vorliegen. 6. a) Baden (4) Ziff. 79 (Eventualvorschlag): „Die Verletzung des Amtsgeheimnisses wird nur mit Zustimmung des Vorgesetzten verfolgt." b) Reichsregierung (25) Ziff. 30 d: dem Abs. 4 folgende Fassung zu geben: Die Tat wird nur auf Verlangen des Vorgesetzten verfolgt. § 134. Verletzung des Amtsgeheimnisses und untreue Amtsführung durch Amtsträger des auswärtigen Dienstes I. Bayern (5) S. 58: Den Abs. 1 mit dem Abs. 2 des § 133 unter der Überschrift „Erschwerte Fälle" zusammenzufassen. II. 1. Bayern (5) S. 58: Abs. 2 mit der Überschrift „Untreue Amtsführung durch Amtsträger des auswärtigen Dienstes" zu versehen. 2. Reichsregierung (25) Ziff. 31: folgende Überschrift: „Verletzung des Amtsgeheimnisses und untreue Amtsführung im auswärtigen Dienste" (ebenso Baden, aber mit Zusatz hinter „Amtsgeheimnis": „in auswärtigen Angelegenheiten"). III. 1. Bayern (5) S. 58, Württemberg (14 II) S. 18, Baden (4) Ziff. 80, Hessen (20) Ziff. 40: Abs. 1 wie folgt zu fassen: „Ein Amtsträger, der Nachrichten oder Gegenstände, die für die Beziehungen des Reichs zum Ausland von Bedeutung sind und auf die sich seine Pflicht zur Amtsverschwiegenheit bezieht, an einen anderen gelangen läßt, wird mit Gefängnis bestraft." 2. Reichsregierung (25) Ziff. 31: dem § 134 Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Ein Amtsträger oder früherer Amtsträger, der unbefugt Nachrichten oder Gegenstände, die ihm kraft seines Amtes anvertraut worden oder zugänglich geworden und die für die Beziehungen des Reichs zum Ausland von Bedeutung sind, an einen anderen gelangen läßt, wird mit Gefängnis bestraft." 3. Preußen (11) Ziff. 43a, Oldenburg (15) S. 4: in Abs. 1 das Wort „Vertretungen" durch „Beziehungen" und die Worte „gegenüber dem" durch das Wort „zum" zu ersetzen. IV. 1. Bayern, Württemberg, Baden: den Abs. 2 zu fassen: „Wer bei der Vertretung des Reichs gegenüber einer auswärtigen Regierung einer amtlichen Anweisung zuwiderhandelt oder in der Absicht, die Reichsregierung irre zu leiten, unwahre Tatsachen berichtet, wird mit Gefängnis bestraft." 2. Reichsregierung (25) Ziff. 31, Hessen (20) Ziff. 40: Ebenso wird bestraft, wer bei der Vertretung des Reichs gegenüber einer auswärtigen (Hessen: „ausländischen") Regierung einer amtlichen Anweisung zuwiderhandelt oder in der Absicht, die Reichsre180

gierung irre zu leiten (Hessen: „in einer solchen Angelegenheit"), unwahre Tatsachen berichtet. 3. Preußen: In Abs. 2 hinter dem Worte „zuwiderhandelt" die Worte „und dadurch die Interessen des Deutschen Reichs gegenüber dem Ausland gefährdet" einzufügen. V. Württemberg: folgenden Abs. 3 neu einzustellen: „Die Tat wird nur mit Zustimmung der vorgesetzten Behörde verfolgt." § 135. Verletzung des Post-, Telegraphen- und Fernsprechgeheimnisses 1. Bayern (5) S. 59, Oldenburg (15) S. 4: In Abs. 2 die Worte „werden ... gleichgestellt" zu ersetzen durch die Worte „stehen ... gleich". 2. Sachsen (10) Nr. 77: In der Begründung zum Ausdruck zu bringen, daß sich Abs. 2 auch auf Fernsprechanlagen in öffentlichen Gebäuden erstreckt. 3. a) Oldenburg (15) S. 4, Preußen (11) Ziff. 44, Reichsregierung (25) Ziff. 32: folgenden neuen Abs. 3 einzufügen: „Soweit in den Absätzen 1 und 2 das Benachrichtigen vom Inhalt einer Postsendung, eines Telegramms oder eines Ferngesprächs (Reichsregieruttg: „eines mit Fernsprecher geführten Gesprächs") mit Strafe bedroht ist, finden diese Bestimmungen auch auf Amtsträger und die ihnen gleichgestellten Personen Anwendung, die früher im Dienste der Post oder einer öffentlichen Telegraphenanstalt oder im öffentlichen Fernsprechdienst gestanden haben". b) Bayern: Das gleiche Ergebnis durch einen Zusatz in der Begründung sicherzustellen. § 135 a. Verletzung des Steuergeheimnisses Reichsregierung (25) Ziff. 33: Hinter § 135 folgende Vorschrift neu einzustellen: Wer Verhältnisse eines Steuerpflichtigen, die ihm als Amtsträger oder amtlich zugezogenen Sachverständigen im Steuerverfahren oder im Steuerstrafverfahren bekannt geworden sind oder den Inhalt von Verhandlungen in Steuersachen, an denen er als Amtsträger oder als amtlich zugezogener Sachverständiger beteiligt war, unbefugt offenbart, wird mit Gefängnis bestraft. Ebenso wird bestraft, wer ein Geschäfts- oder Betriebsgeheimnis, das ihm als Amtsträger oder amtlich zugezogenen Sachverständigen im Steuerverfahren oder im Steuerstrafverfahren anvertraut oder zugänglich geworden ist, unbefugt verwertet. Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten oder der Behörde verfolgt, bei der das Verfahren anhängig war. § 136. Verleitung Untergebener 1. Bayern (5) S. 61, Württemberg (14 II) S. 19, Baden (4) Ziff. 82, Hessen (20) Ziff. 42: Absatz 1: „Ein Amtsträger (Bayern: „Amtsvorsteher", Hessen, Württemberg: „Amtsvörgesetzter"), der einen Untergebenen zu einem Verbrechen oder vorsätzlichen Vergehen in oder bei Ausübung des Amtes zu verleiten sucht, wird mit Gefängnis bestraft Württemberg: „wird mit der auf die strafbare Handlung selbst angedrohten Strafe bestraft"). 2. Württemberg (14 II) S. 19: Als Abs. 2 neu einzufügen: „Diese Strafvorschriften finden auch Anwendung auf einen Amtsträger, welchem eine Aufsicht oder Kontrolle über die amtlichen Geschäfte eines anderen Amtsträgers übertragen ist, sofern die Verleitung zu dem Verbrechen oder vorsätzlichen Vergehen sich auf die zu der Aufsicht oder Kontrolle gehörenden Geschäfte bezieht." 3. Hamburg (2) Ziff. 59, Württemberg (14 II) S. 19: Abs. 2 zu streichen. 4. Württemberg (Eventualvorschlag): Dem Abs. 2 folgenden Satz 2 anzufügen: „§ 24 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend". 181

5. Oldenburg (15) S. 5: Den Abs. 2 so zu fassen: „Wenn der Amtsvorgesetzte aus freien Stücken seine Tätigkeit aufgibt oder wenn sie schon Erfolg hatte, aus freien Stükken das Verbrechen oder Vergehen verhindert, so wird er straffrei" S 136 a Württemberg (14) II S. 21, Baden (4) Ziff. 83: Folgende neue Bestimmung einzufügen: „Begeht ein Amtsträger in oder bei Ausübung des Amtes ein Verbrechen oder ein vorsätzliches Vergehen, bei dem das Gesetz nicht schon die Eigenschaft des Täters als Amtsträger berücksichtigt, so kann das für die Tat angedrohte Höchstmaß einer Freiheitsstrafe um die Hälfte überschritten werden; die Strafe darf aber das nach § 31 zulässige Höchstmaß nicht überschreiten." §137. Verlust der Amtsfähigkeit 1. Bayern (5) S. 61, Baden (4) Ziff. 84: streichen. 2. Sachsen (10) Nr. 78, Oldenburg (15) S. 5: die Worte „weniger als einem Jahre" zu ersetzen durch „weniger als sechs Monate". SS 138 bis 140 Systematik: 1. Bayern (5) S. 61: Die Vorschriften in den 9. Abschnitt zu übernehmen. 2. Hamburg (2) Ziff. 60, Braunschweig (6) Ziff. 43: § 138 in den 8. Abschnitt zu übernehmen. 3. Hamburg, Braunschweig, Bremen (12) S. 4: Die §§ 139 bis 140 in den 14. Abschnitt einzustellen. S 138. Amtsanmaßung 1. a) Württemberg (14 II) S. 22: Die Bestimmung zu fassen: „Wer unbefugt sich mit Ausübung eines öffentlichen Amtes befaßt oder eine Handlung vornimmt, welche nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft." b) Reichsregierung (25) Ziff. 34: Wer sich unbefugt mit Ausübung eines öffentlichen Amtes befaßt oder wer unbefugt eine Handlung wahrnimmt, welche nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 2. Bayern (5) S. 62: „Gefängnis bis zu drei Jahren oder Geldstrafe". S 139. Erschleichung eines Amtes 1. Preußen (11) Ziff. 45: Das Wort „sich" durch „für sich oder einen anderen" zu ersetzen. 2. Reichsregierung (25) Ziff. 35: Die Bestimmung zu fassen: „Wer eine Anstellungsbehörde über eine Tatsache täuscht, welche die Anstellung ausschließen würde und dadurch bewirkt, daß ihm oder einem anderen ein öffentliches Amt übertragen wird, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft. - Der Versuch ist strafbar." 3. Braunschweig (16) Ziff. 43: „Wer sich durch Täuschung der Anstellungsbehörde ein öffentliches Amt erschleicht, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft."

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§ 140. Erschleichung der Befähigung zu einem Amte 1. Preußen (11) Ziff. 46, Reichsregierung (25) Ziff. 36: Die Bestimmung wie: „Wer bei einer Prüfung, die bei einer Behörde ... abzulegen ist, eine ganz oder im wesentlichen von einem anderen herrührende Leistung zum Zwecke der Täuschung als eigene Leistung ausgibt oder wer einen anderen bestimmt, eine solche Prüfung ganz oder teilweise für ihn abzulegen, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer eine Prüfungsleistung ganz oder im wesentlichen für einen anderen herstellt oder eine solche Prüfung ganz oder teilweise für einen anderen ablegt; handelt der Täter nicht gegen Entgelt, so kann von der Strafe abgesehen werden. Wer die im Abs. 2 bezeichnete Tat gewerbemäßig begeht oder wer sich öffentlich zur Herstellung von Prüfungsleistungen oder zur Ablegung einer Prüfung für andere anbietet, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft." 2. Baden (4) Ziff. 85, Bayern (5) S. 52, Württemberg (14 II) S. 22, Thüringen (9) Ziff. 45, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 43, Hessen (20) Ziff. 43: In Abs. 1 die Worte „die er ganz oder im wesentlichen von einem anderen hat anfertigen lassen" zu ersetzen durch „die ganz oder im wesentlichen von einem anderen (Bayern: „oder mit unzulässiger Hilfe eines anderen") angefertigt worden ist." 3. a) Thüringen: Hinter „angefertigt" einzuschalten „oder verschafft". - b) Württemberg: „oder überläßt". § 140 a Preußen (11) Ziff. 47, Oldenburg (15) S. 5: Folgende Bestimmung einzufügen: „Auf Personen, die, ohne Amtsträger zu sein, im Dienste einer Körperschaft des öffentlichen Rechts tätig und auf die gewissenhafte Erfüllung ihrer Obliegenheiten durch Handschlag verpflichtet sind, finden die §§ 121, 122, 133 bis 135 entsprechende Anwendung." 8. Abschnitt. Auflehnung gegen die Staatsgewalt §141. Widerstand gegen die Staatsgewalt 1. Baden (4) Ziff. 86, Bayern (3) S. 62, Sachsen (10) Ziff. 79, Württemberg (14 I) S. 23, Oldenburg (15) S. 5, Reichsregierung (25) Ziff. 37: Im Absatz 1 das Wort „gefährliche" vor dem Worte „Drohung" zu streichen. 2. Thüringen (9) Ziff. 46 wünscht für den Abs. 3 die negative Fassung: „Die Hinderung an einer Amts- oder Diensthandlung und der tätliche Angriff sind dann nicht strafbar, wenn die Amts- oder Diensthandlung nicht rechtmäßig war." 3. Strafmaß: Bayern (5) S. 62, Sachsen (10) Ziff. 79, Württemberg (14 II) S. 24, Braunschweig (16) Ziff. 44, Hessen (20) Ziff. 44, Reichsregierung (25) Ziff. 37, im Abs. 1 die Worte „bis zu drei Jahren" zu streichen. § 142 1. Thüringen (9) Ziff. 47 wünscht die Fassung: „Personen, die im Einverständnis des Amtsträgers zu seiner Unterstützung bei einer Amtshandlung mitwirken oder von...". 2. Sachsen (10) Ziff. 80 wünscht Aufschluß, warum nicht eine dem § 186 Abs. 3 des E.1919 (Gleichstellung ausländischer Beamter mit deutschen Beamten) entsprechende Vorschrift aufgenommen ist. § 143. Widerstand gegen Wald-, Jagd- oder

Fischereiberechtigte

1. Braunschweig (16) Ziff. 45, im Abs. 1 die Worte „Drohung mit Gewalt" zu ersetzen durch die Worte „gefährliche Drohung". 183

2. Strafmaß: Bayern (5) S. 62, Württemberg (14 II) S. 24, Oldenburg (15), Braunschweig (16) Ziff. 45, Hessen (20) Ziff. 45, Reichsregierung (25) Ziff. 38, im Abs. 1 die Worte „bis zu drei Jahren" zu streichen. § 144. Schwerer Widerstand 1. Baden (4) Ziff. 87, Bayern (5) S. 63, Württemberg (14 II) S. 24, Reichsregierung (25) Ziff. 39a, die Worte „den, dem er Widerstand geleistet hat", zu ersetzen durch die Worte „einen anderen". Braunschweig (16) Ziff. 46, die genannten Worte zu ersetzen durch die Worte „einen Menschen". 2. Preußen (11) Ziff. 48, Oldenburg (15) S. 6, Reichsregierung (25) Ziff. 39b, die Verweisung „(§ 15)" zu streichen. 3. Strafmaß: Mecklenburg (3) Ziff. 44, Bayern (5) S. 63, Lübeck (6) Ziff. 22, Thüringen (9) Ziff. 48, Oldenburg (15) S. 6, Braunschweig (16) Ziff. 46, beanstanden das Strafmaß als zu niedrig; Mecklenburg, Bayern, Oldenburg und Lübeck wollen statt „einem Monat" „drei Monaten" und statt „fünf Jahren" „zehn Jahren" sagen, Thüringen und Braunschweig wollen ohne Änderung der untersten Grenze das Höchstmaß für besonders schwere Fälle in gleicher Weise erhöhen. $ 145. Aufwiegelung von Polizeibeamten und Gefangenenaufsehern 1. Reichsregierung (1) Ziff. I 8 und (25) Ziff. 39a, die Worte „die für ihren Dienst erlassen sind", durch die Worte zu ersetzen „in Dienstsachen". Hamburg (2) Ziff. 62, Bayern (5) S. 63, Sachsen (10) Ziff. 81, Oldenburg (15) S. 6, Hessen (20) Ziff. 46, übernehmen diesen Antrag ausdrücklich. 2. Baden (4) Ziff. 88, Bayern (5) S. 63, Württemberg (14 II) S. 24, Hessen (20) Ziff. 46 wollen in den 7. Abschnitt eine Strafbestimmung gegen Beamte des öffentlichen Sicherheitsdienstes wegen Dienstverweigerung oder Dienstentziehung neu aufnehmen; im Anschluß daran beantragen sie eine entsprechende Strafbestimmung gegen eine Verleitung dieser Beamten zu Dienstwidrigkeiten aufzunehmen. Baden und Württemberg wollen den § 145 unverändert lassen und hinter ihm neu einfügen (im wesentlichen übereinstimmend): § 145 a. Wer, abgesehen von dem Falle des § 145, einen zur Mitwirkung beim öffentlichen Sicherheitsdienst berufenen Amtsträger zu verleiten sucht, den Dienst zu verweigern oder sich ihm zu entziehen, wird mit Gefängnis bestraft. Ist die Tat während einer Gemeingefahr, bei inneren Unruhen oder in einer Zeit begangen, wo eine Gemeingefahr oder innere Unruhen unmittelbar bevorstehen oder zu befürchten sind, so ist die Strafe Gefängnis nicht unter drei Monaten, in besonders schweren Fällen Zuchthaus bis zu fünf Jahren. Bayern und Hessen wollen den § 145 a Abs. 2 wörtlich dem § 145 als neuen zweiten Absatz einfügen und den Abs. 1 des § 145 wie folgt fassen: Hessen: Wer einen zur Mitwirkung beim öffentlichen Sicherheitsdienst berufenen Amtsträger oder einen mit der Beaufsichtigung von Gefangenen Beauftragten zu verleiten sucht, den Dienst zu verweigern oder sich ihm zu entziehen oder sonst Vorschriften oder Anordnungen in Dienstsachen nicht zu befolgen, wird mit Gefängnis bestraft. Bayern weicht in der Hauptsache dadurch ab, daß er den Tatbestand der Aufwiegelung von Gefangenenaufsehern aus § 145 herausnehmen und zu einer selbständigen Strafvorschrift machen will in folgender Form: § 145 a. Wer einen mit der Beaufsichtigung von Gefangenen Beauftragten zu verleiten sucht, Vorschriften oder Anordnungen in Dienstsachen nicht zu befolgen, wird mit Gefängnis bestraft.

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3. Sachsen (10) Ziff. 82 möchte in der Begründung ausdrücklich ausgesprochen haben, daß § 145 das Koalitionsrecht der Polizeibeamten nicht beeinträchtige. § 149. Fahrlässiges Entweichenlassen von Gefangenen Baden (4) Ziff. 89, folgende Fassung: Wer es fahrlässig zuläßt, daß die Verwahrung eines Gefangenen, bei dessen Bewachung er mitzuwirken hat, aufgehoben wird oder das Entweichen eines solchen Gefangenen fahrlässig erleichtert, wird... 5 ISO. Begriff des Gefangenen 1. Baden (4) Ziff. 90, Bayern (5) S. 64, auch die „gem. § 43 in einer öffentlichen Heiloder Pflegeanstalt Untergebrachte" den Gefangenen im Sinne des § 150 gleichzustellen. Württemberg (14 II) S. 25 will allgemein sagen: „Gefangener im Sinne der §§ 146 bis 149 ist jede Person, welche aus Gründen des öffentlichen Interesses in gesetzlich zulässiger Form der persönlichen Freiheit beraubt ist und sich infolgedessen in der Gewalt der zuständigen Behörde befindet." Preußen (11) Ziff. 49, Oldenburg (15) S. 6, Reichsregierung (25) Ziff. 40: Im § 150 an die Stelle der Zahl „146" die Zahl „145" zu setzen. §151. Befreiung von behördlich Verwahrten Thüringen (9) Ziff. 50, auch das fahrlässige Entweichenlassen unter Strafe zu stellen; deshalb den Abs. 2 dem Abs. 1 als Satz 2 einzufügen und als neuen zweiten Absatz einzufügen: „Wer fahrlässig einen behördlich Verwahrten, bei dessen Beaufsichtigung er mitzuwirken hat, entweichen läßt oder sein Entweichen erleichtert, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. 5 152. Verwahrungsbruch Strafmaß: Mecklenburg (3) Ziff. 45, Bayern (5) S. 65, Hessen (20) Ziff. 47, ein strengeres Strafmaß-, Mecklenburg will die Worte „bis zu zwei Jahren", Bayern die Worte „oder mit Geldstrafe", Hessen die Worte „bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe" streichen. § 154. Siegelbruch Reichsregierung (1) Ziff. I 9 und (25) Ziff. 41, das Wort „Beamten" durch das Wort „Amtsträger" zu ersetzen; Hamburg (2) Ziff. 64, Sachsen (10) Ziff. 81, Oldenburg (15) S. 6 stimmen ausdrücklich zu. § 155. Verletzung amtlicher Bekanntmachungen 1. Baden (4) Ziff. 91, Bayern (5) S. 65, Thüringen (9) Ziff. 51, Württemberg (14 II) S. 25, das Wort „absichtlich" zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 91, statt „ein amtliches Schriftstück, das zur Bekanntmachung öffentlich angeschlagen oder ausgelegt ist" die Fassung „eine amtliche Bekanntmachung, die öffentlich angeschlagen oder ausgelegt ist". § 156. Beschimpfung der Reichsfarben. Verletzung von Hoheitszeichen 1. Überschrift: Baden (4) Ziff. 92, Preußen (11) Ziff. 50, Oldenburg (15) S. 6, Reichsregierung (25) Ziff. 42a, in der Überschrift das Wort „Reichsfarben" durch die Worte „Reichs- oder Landesfarben" zu ersetzen. 2. Absatz 1: a) Bayern (5) S. 65, den Absatz 1 zu streichen. 185

b) Hessen (20) Ziff. 48, hinter „öffentlich" einzufügen „oder in einer Versammlung". c) Sachsen (10) Ziff. 83, auch „das unbefugte Niederholen von Fahnen in den Reichs- oder Landesfarben von oder vor öffentlichen Gebäuden oder Anlagen" unter Strafe zu stellen, auch wenn in dieser Handlung keine Beschimpfung der Farben erblickt werden kann. d) Preußen (11) Ziff. 50, Reichsregierung (25) Ziff. 42b, die Worte „einem Jahre" durch die Worte „zwei Jahren" zu ersetzen. 3. Absatz 2: Thüringen (9) Ziff. 52, das Wort „absichtlich" zu streichen. §157. Bruch der Reichsverweisung 1. Baden (4) Ziff. 93, Bayern (5) S. 65, Thüringen (9) Ziff. 54, Sachsen (10) Ziff. 84, Preußen (11) Ziff. 51, Württemberg (14 II) S. 26, Oldenburg (15) S. 6, Braunschweig (16) Ziff. 47, Hessen (20) Ziff. 49: Der Reichsverweisung aufgrund Richterspruchs die Reichsverweisung im Verwaltungswege gleichzustellen und demgemäß die Beschränkung „auf Grund gerichtlichen Urteils ausgesprochen" fallen zu lassen. 2. Sachsen (10) Ziff. 84, Preußen (11) Ziff. 51, Württemberg (14 II) S. 26, Oldenburg (15) S. 6, die Landesverweisung mit der Reichsverweisung gleichzubehandeln und dem § 157, im wesentlichen übereinstimmend, folgende Fassung zu geben: „Wer einer Preußen will hinzufügen: 'auf Grund Richterspruchs oder im Verwaltungsweg ausgesprochenen' - Verweisung aus dem Gebiete des Reichs oder eines Landes zuwiderhandelt, wird mit... bestraft." Entsprechend soll der § 357 gestrichen werden. 3. Strafmaß: a) Mecklenburg (3) Ziff. 46, statt „bis zu sechs Monaten" zu sagen „bis zu einem Jahre". b) Für den Fall der Gleichstellung der Reichs- mit der Landesverweisung beantragen als Strafmaß: Württemberg (14 II) S. 26, „Gefängnis bis zu sechs Monaten"; Preußen (11) Ziff. 51, Oldenburg (15) S. 6, „mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe"; Sachsen (10) Ziff. 84, „mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe". 4. Überschrift: Preußen (11) Ziff. 51, Sachsen (10) Ziff. 84, Oldenburg (15) S. 6, als Überschrift zu setzen „Bruch der Reichs- oder (und) Landesverweisung". 5. Reichsregierung (25) Ziff. 43: a) in der Uberschrift des § 157 das Wort „Reichsverweisung" durch die Worte „Reichs- oder Landesverweisung" zu ersetzen; b) den § 157 wie folgt zu fassen: „Wer einer Verweisung auf dem Gebiete des Reichs oder eines Landes zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft." c) Den § 357 zu streichen. 5 158. Verbotene Mitteilungen über

Gerichtsverhandlungen

1. Mecklenburg (3) Ziff. 47, Baden (4) Ziff. 95, Bayern (5) S. 65, Anhalt (8) Ziff. 15, Sachsen (10) Ziff. 85, Preußen (11) Ziff. 52, Württemberg (14 II) S. 26, Oldenburg (15) S. 6, Braunschweig (16) Ziff. 48, Hessen (20) Ziff. 50 beanstanden, daß der Tatbestand sich auf die Veröffentlichung „in einer Druckschrift" beschränkt und wollen diese Beschränkung beseitigt wissen. 2. Absatz 1: a) Baden (4) Ziff. 95, Bayern (5) S. 65, Preußen (11) Ziff. 52, Württemberg (14 II) S. 26, Oldenburg (15) S. 6, Hessen (20) Ziff. 50, den strafrechtlichen Schutz nicht nur auf „untersagte Mitteilungen" zu beschränken, sondern auf den gesamten Verhandlungsstoff der nichtöffentlichen Gerichtsverhandlung auszudehnen. b) Baden (4) Ziff. 95, Bayern (5) S. 65, Württemberg (14 II) S. 26, Hessen (20) Ziff. 50 wollen weiter den Schutz des § 158 auch auf die amtlichen Schriftstücke ausdehnen, die der Verwaltung zugrunde liegen. 186

Als Fassung für den Abs. 1 schlagen Baden, Bayern, Württemberg und Hessen - im wesentlichen übereinstimmend - vor: „Wer über eine Gerichtsverhandlung, für welche die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist oder aus den ihr zugrunde liegenden Schriftstücken Mitteilungen in die Öffentlichkeit gelangen läßt, Mitteilungen veröffentlicht" oder „öffentlich Mitteilungen macht" - , wird mit... bestraft." Preußen und Oldenburg wollen sagen: „Wer aus einer Gerichtsverhandlung, für welche die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, über das lediglich nicht öffentlich Verhandelte öffentlich Mitteilung macht, wird ... bestraft." 3. Absatz 2: Baden (4) Ziff. 95, Württemberg (14 II) S. 27, Hessen (20) Ziff. 50 beantragen für den Abs. 2 folgende Fassung, sachlich übereinstimmend, nur in der Form abweichend: „Ebenso wird bestraft, wer die ihm vom Gericht auferlegte Pflicht verletzt, Tatsachen geheimzuhalten, welche durch eine nichtöffentliche Verhandlung, durch die Anklageschrift oder durch andere amtliche Schriftstücke zu seiner Kenntnis gelangt sind," Baden schlägt folgende Fassung vor: „Ebenso wird bestraft, wer die ihm vom Gericht auferlegte Pflicht verletzt, die durch eine nichtöffentliche Verhandlung oder durch die ihr zugrunde liegenden amtlichen Schriftstücke zu seiner Kenntnis gelangten Tatsachen geheim zu halten." 4. Reichsregierung (25) Ziff. 44: Den § 158 wie folgt zu fassen: „Mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe wird bestraft: 1. wer eine wegen des Ausschlusses der Öffentlichkeit untersagte Mitteilung über den Inhalt einer Gerichtsverhandlung oder eines die Sache betreffenden amtlichen Schriftstückes öffentlich bekannt gibt; 2. wer die ihm vom Gericht auferlegte Pflicht verletzt, Tatsachen, die in einer nicht öffentlichen Verhandlung zu seiner Kenntnis gelangt sind, geheimzuhalten; 3. wer unbefugt aus amtlichen, in amtlichem Auftrag angefertigten oder in amtlichen Gewahrsam genommenen Schriftstücken eines Strafverfahrens, bevor diese in öffentlicher Verhandlung erörtert worden sind oder das Verfahren sein Ende erreicht hat, öffentlich Mitteilungen macht. Ergänzung des 8. Abschnitts 1. Baden (4) Ziff. 94, Württemberg (14 II) S. 26 beantragen, zum Schutze des „Aufenthaltsverbots", das sie beim 7. Abschnitt beantragt haben, hinter § 157 folgende Vorschrift einzufügen: § 157 a. Wer einem Aufenthaltsverbot zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. 2. Thüringen (9) Ziff. 63, Lübeck (6) Ziff. 23 vermissen im 8. Abschnitt eine dem § 1 3 1 des geltenden Strafgesetzbuchs (Staatsverleumdung) entsprechende Vorschrift. Thüringen beantragt, hinter § 156 folgende Vorschrift einzufügen: § 156 a. Wer durch Behaupten oder Verbreiten unwahrer oder entstellter Tatsachen oder auf andere Weise Staatseinrichtungen oder Anforderungen und Entscheidungen von Behörden öffentlich beschimpft, wird mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bestraft. (vgl. dazu auch die Anträge gleicher Art von Baden, Bayern, Württemberg, Sachsen und Oldenburg zum 9. Abschnitt) 3. Lübeck (6) Ziff. 23 vermißt im 8. Abschnitt weiter Bestimmungen, die den §§ 130 (Kanzelmißbrauch) und 138 (Unwahre Entschuldigung von Zeugen, Geschworenen, Schöffen) des geltenden Strafgesetzbuchs entsprechen. 9. Abschnitt. Störung der öffentlichen Ordnung § 159. Öffentliche Aufforderung zur Auflehnung gegen Gesetze 1. Mecklenburg (3) Ziff. 48, Bayern (5) S. 66, Bremen (12) S. 4, Oldenburg (15) S. 6 halten einen besonderen Strafschutz für Anordnungen von Behörden für notwendig. 187

Mecklenburg will in Abs. 1 statt „ein Gesetz oder eine Verordnung" sagen: „ein Gesetz, eine Verordnung oder eine aufgrund eines Gesetzes oder einer Verordnung getroffene Anordnung einer Behörde" und will im Abs. 2 hinter dem Wort „Verordnung" jedesmal die Worte „oder Anordnung" einfügen. Fassung Bayern s. unter Nr. 2; Fassung Oldenburg s. unter Nr. 3. 2. Bayern (5) S. 66, Thüringen (9) Ziff. 56, Württemberg (14 II) S. 27, Oldenburg (15) S. 6: das „Anreizen" dem „Auffordern" gleichzustellen. Bayern will sagen: „Wer in der Absicht, ein Gesetz, eine Verordnung oder die Anordnung einer Behörde wirkungslos zu machen, ... auffordert oder anreizt, wird ... - Die Aufforderung und das Anreizen zur Auflehnung gegen eine Verordnung oder die Anordnung einer Behörde sind nur strafbar, wenn die Verordnung rechtsgültig und die Anordnung von der zuständigen Behörde getroffen worden ist." - Oldenburg will den Abs. 2 im wesentlichen ebenso fassen wie Bayern-, wegen der Fassung des Abs. 1 s. unter Nr. 3. 3. Preußen (11) Ziff. 53, Oldenburg (15) S. 6 halten es für zu weitgehend, wenn dem Täter nachgewiesen werden muß, daß er die Absicht hatte, das Gesetz usw. völlig unwirksam zu machen, es müsse genügen, dem Täter nachzuweisen, daß er die Durchführung des Gesetzes usw. erschweren wollte. Preußen schlägt vor, im Abs. 1 statt „ein Gesetz oder eine Verordnung wirkungslos zu machen" zu sagen: „die Durchführung eines Gesetzes oder einer Verordnung zu verhindern oder zu erschweren." Oldenburg schlägt für den Abs. 1 folgende Fassung vor: „Wer in der Absicht, die Durchführung eines Gesetzes, einer Verordnung oder der Anordnung einer Behörde zu verhindern oder zu erschweren, öffentlich zur Auflehnung dagegen auffordert oder anreizt, wird..." 4. Thüringen (9) Ziff. 55 will den Abs. 2 negativ fassen und sagen: „Die Aufforderung ... ist nicht strafbar, wenn die Verordnung rechtsungültig ist." 5. Strafmaß: Württemberg (14 II) S. 27, im Abs. 1 die Worte „bis zu zwei Jahren" zu streichen. 6. Überschrift: Oldenburg (15) S. 6, in der Überschrift hinter „Gesetze" einzufügen „Verordnungen oder behördliche Anordnungen". 7. Reichsregierung (25) Ziff. 45, im § 159 Abs. 1 die Worte „ein Gesetz oder eine Verordnung wirkungslos zu machen" durch die Worte „die Durchführung eines Gesetzes oder einer Verordnung zu verhindern oder zu erschweren" zu ersetzen. § 160. Öffentliche Aufforderung zu strafbaren Handlungen 1. Hamburg (2) Ziff. 65, die Worte „oder zu Gewalttaten gegen Menschen oder Sachen" zu streichen. 2. Bayern (5) S. 67, Thüringen (9) Ziff. 56, Sachsen (10) Ziff. 86, Württemberg (14 II) S. 27, Oldenburg (15) S. 7 hinter dem Wort „auffordert" einzufügen „oder anreizt". 3. Strafmaß: Baden (4) Ziff. 96, Württemberg (14 II) S. 28, die Worte „bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe" zu streichen. §161.

Landfriedensbruch

1. Preußen (11) Ziff. 54, Oldenburg (15) S. 7, Reichsregierung (25) Ziff. 46b, im Abs. 2 die Verweisung „(§ 15)" zu streichen. 2. Fassungsänderung: Bayern (5) S. 67, Oldenburg (15) S. 7, Reichsregierung (25) Ziff. 46a, im Abs. 2 Satz 2 die Worte „Gleich einem Rädelsführer" durch das Wort „Ebenso" zu ersetzen. 3. Strafmaß: Württemberg (14 II) S. 28, im Abs. 1 hinter dem Wort „Gefängnis" einzufügen „nicht unter einem Monat". 188

§ 161a Reichsregierung (25) Ziff. 47, hinter § 161 folgende Vorschrift einfügen: § 161 a. Versammlungssprengung. Wer nicht verbotene Versammlungen oder Aufzüge oder ähnliche Kundgebungen mit Gewalt oder durch Bedrohung mit einem Verbrechen verhindert oder sprengt, wird mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bestraft. Wer in nicht verbotenen Versammlungen oder bei nicht verbotenen Aufzügen oder Kundgebungen Gewalttätigkeiten in der Absicht begeht, die Versammlung, den Aufzug oder die Kundgebung zu sprengen, wird mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bestraft. § 162. Auflauf I. Absatz 1: I. Mecklenburg (3) Ziff. 49, Baden (4) Ziff. 97, Bayern (5) S. 67, Thüringen (9) Ziff. 57, Preußen (11) Ziff. 55, Württemberg (14 II) S. 28, Oldenburg (15) S. 7, Braunschweig (16) Ziff. 49 sehen in den Worten „den öffentlichen Frieden gefährdenden" eine zu große Einengung des Tatbestandes. Mecklenburg, Bayern, Thüringen, Württemberg und Hessen wollen daher die Worte streichen. Baden will die Worte ersetzen durch die Worte „die öffentliche Ordnung", Preußen und Oldenburg wollen die Worte ersetzen durch das Wort „öffentlichen". Württemberg schlägt als Fassung vor: „Wer sich aus einer Menschenmenge, die sich angesammelt hat, nicht entfernt, obwohl..."; Braunschweig will entweder wie Baden sagen „die öffentliche Ordnung", oder es will die Worte ganz streichen und dann den Abs. 2 fassen wie unter II 2b wiedergegeben. 2. Reichsregierung (25) Ziff. 48a, im § 162 Abs. 1 die Worte „den öffentlichen Frieden gefährdenden" durch das Wort „öffentlichen" zu ersetzen. II. Absatz 2: 1. Baden (4) Ziff. 97, Bayern (5) S. 67, Thüringen (9) Ziff. 57, Sachsen (10) Ziff. 89, Württemberg (14 II) S. 28, Oldenburg (15) S. 7, Braunschweig (16) Ziff. 50, Reichsregierung (25) Ziff. 48 b: Im Abs. 2 das Wort „Beamte" durch das Wort „Amtsträger" zu ersetzen. 2. a) Mecklenburg (3) Ziff. 49, im Abs. 2 zu sagen: „Die Tat ist nur strafbar, wenn die Ansammlung den öffentlichen Frieden gefährdet hat und die Aufforderung nach den gesetzlichen Vorschriften zulässig, auch der Beamte..." b) Braunschweig (16) Ziff. 49, evtl. (vgl. oben I) im Abs. 2 zu sagen: „...nur strafbar, wenn die Ansammlung die öffentliche Ordnung gefährdete und die Aufforderung..." 3. Thüringen (9) Ziff. 57 will den Abs. 2 negativ fassen und sagen: „Die Tat ist nicht strafbar, wenn die Aufforderung nach den gesetzlichen Vorschriften unzulässig und der Amtsträger oder ... zu dieser Aufforderung unzuständig war." §163.

Geheimbündelei

I. Absatz 1: 1. Thüringen (9) Ziff. 58 und Oldenburg (15) S. 7 möchten die Geheimverbindung als solche schon für strafbar erklären. - Thüringen schlägt folgende Fassung vor: „Wer einer Vereinigung angehört, deren Dasein, Verfassung oder Zweck vor der Regierung geheimgehalten werden soll (Geheimverbindung), wird mit Gefängnis bestraft. Verfolgt die Geheimverbindung Zwecke, die den Strafgesetzen zuwiderlaufen, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter einem Monat ein". 2. Baden (4) Ziff. 98, die Vorschrift auf die durch obrigkeitliche Akte verbotenen Verbindungen auszudehnen und zu sagen: „Wer an einer durch Gesetz oder durch die zuständige Behörde verbotenen Verbindung oder an einer geheimen Verbindung..."

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3. Bayern (5) S. 67, Oldenburg (15) S. 7, die Beschränkung auf „Geheimverbindungen" fallen zu lassen und die Teilnahme an jeder Verbindung, deren Zwecke den Strafgesetzen zuwiderlaufen, unter Strafe zu stellen. Fassung Bayern s. unter Nr. 4; Fassung Oldenburg s. unter Nr. 5. 4. Baden (4) Ziff. 98, Bayern (5) S. 67, Württemberg (14 II) S. 29, Oldenburg (15) S. 7, die Strafvorschrift auf die Personen auszudehnen, die eine verbotene Verbindung oder ihre Mitglieder unterstützen. Baden und Württemberg beantragen, hinter dem Worte „verfolgt" einzufügen: „oder wer eine solche Verbindung oder ihre Mitglieder unterstützt", Bayern will sagen: „Wer an einer Vereinigung teilnimmt, deren Zwecke den Strafgesetzen zuwiderlaufen, oder wer eine solche Vereinigung oder ihre Mitglieder unterstützt, wird..." Fassung Oldenburg s. unter Nr. 5. 5. Preußen (11) Ziff. 56, Oldenburg (15) S. 7, der Verfolgung eines strafbaren Zwekkes die Verfolgung eines erlaubten Zweckes durch Anwendung oder Inaussichtnahme strafbarer Mittel gleichzustellen. Preußen will sagen: „Wer an einer geheimen Verbindung teilnimmt, die einen den Strafgesetzen zuwiderlaufenden Zweck verfolgt oder zur Förderung ihrer Zwecke strafbare Mittel anwendet oder in Aussicht nimmt, wird mit Gefängnis bestraft." Oldenburg schlägt die Fassung vor: „Wer an einer Verbindung ... verfolgt oder zur Förderung ihrer Zwecke strafbare Mittel anwendet oder in Aussicht nimmt, oder wer eine solche Verbindung oder ihre Mitglieder unterstützt, wird mit Gefängnis bestraft." II. Strafmaß: 1. Thüringen (9) Ziff. 58: Erhöhung der Mindeststrafe für den Fall, daß eine Geheimverbindung den Strafgesetzen zuwiderlaufende Zwecke verfolgt. Siehe oben unter Nr. I 1. 2. Preußen (11) Ziff. 56: Folgenden Zusatz zu Abs. 1: „In besonders schweren Fällen kann auf Zuchthaus erkannt werden." - Es beantragt weiter, hinter Abs. 1 folgende neue Absätze einzufügen: „Der Versuch ist strafbar. - Die Amtsfähigkeit kann ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe aberkannt werden." IIIAbsatz 2: 1. Bayern (5) S. 67, Thüringen (9) Ziff. 58, Oldenburg (15) S. 7, den Abs. 2 zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 98, das Wort „Regierung" durch das Wort „Behörde" zu ersetzen. IV.Überschrift: Oldenburg (15) S. 7, als Überschrift zu setzen: „Teilnahme an unerlaubten Verbindungen." Reichsregierung (25) Ziff. 49, im § 163 a) dem Absatz 1 folgende Fassung zu geben: „Wer an einer Geheimverbindung teilnimmt, die einen den Strafgesetzen zuwiderlaufenden Zweck oder ihren Zweck durch strafbare Mittel verfolgt oder wer eine solche Verbindung unterstützt, wird mit Gefängnis bestraft." b) Folgenden neuen Abs. 2 einzufügen: „Die Amtsfähigkeit kann ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe aberkannt werden." § 163 a (neu) Reichsregierung (25) Ziff. 50, hinter § 163 folgende Vorschrift einzufügen: § 163 a. Feme. Wer an einer Verbindung oder Verabredung teilnimmt, zu deren Bestrebungen es gehört, Menschen durch Tötung zu beseitigen, oder wer eine solche Verbindung unterstützt, wird mit Gefängnis bestraft. In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren. Die Amtsfähigkeit kann ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe aberkannt werden. 190

Straffrei bleibt, wer der Behörde oder der bedrohten Person von dem Bestehen der Verbindung oder Verabredung Kenntnis gibt, bevor in Verfolgung der Bestrebungen der Verbindung oder Verabredung eine Tötung begangen oder versucht worden ist. Vgl. dazu auch Antrag Preußen unter „Ergänzungen des Abschnitts" Ziff. 2. 5 164. Bewaffnete Haufen 1. Bayern (5) S. 68, dem Abs. 1 folgenden Zusatz beizufügen: „Der Versuch ist strafbar". 2. Strafmaß: Baden (4) Ziff. 99, Bayern (5) S. 68, Württemberg (14 II) S. 29, Hessen (20) Ziff. 51 halten die vorgesehene Strafdrohung nicht für ausreichend; sie beantragen, „in besonders schweren Fällen" „Zuchthaus bis zu fünf Jahren", Bayern will in diesen Fällen „Zuchthaus" schlechthin androhen. § 165. Ansammlung von Waffen 1. Mecklenburg (3) Ziff. 50, Oldenburg (15) S. 8, in Abs. 1 statt „ansammelt oder bereit hält" zu sagen „ansammelt, bereit hält oder verteilt". 2. Baden (4) Ziff. 100, Bayern (5) S. 68, Württemberg (14 II) S. 29, Oldenburg (15) S. 8, Braunschweig (16) Ziff. 51, sachlich übereinstimmend, nur in der Form unwesentlich voneinander abweichend, im Abs. 1 und im Abs. 2 neben „Waffen" und „Schießbedarf" noch einzufügen: „andere Kampfmittel". 3. Bayern (5) S. 68, im Abs. 2 die Worte „können eingezogen werden" zu ersetzen durch die Worte „sind einzuziehen". 4. Reichsregierung (25) Ziff. 51, im § 165 a) im Abs. 1 die Worte „von Waffen oder von Schießbedarf ansammelt oder bereit hält" durch die Worte „von Waffen, von Schießbedarf oder von anderen Kampfmitteln ansammelt, bereit hält oder verteilt" zu ersetzen; b) im Abs. 2 die Worte „die Waffen und der Schießbedarf" durch die Worte „die Waffen, der Schießbedarf und die anderen Kampfmittel" zu ersetzen. § 166. Landzwang 1. Mecklenburg (3) Ziff. 61, Bremen (12) S. 4, die Worte „die Bevölkerung in Angst oder Schrecken versetzt" zu ersetzen durch die Worte „den öffentlichen Frieden stört". 2. Preußen (11) Ziff. 58, statt „in Angst oder Schrecken versetzt" zu sagen „beunruhigt". 3. Baden (4) Ziff. 101, Bayern (5) S. 68, Thüringen (9) Ziff. 59, Württemberg (14 II) S. 30, Oldenburg (15) S. 8, übereinstimmend folgende Fassung: „Wer Verbrechen oder gemeingefährliche Vergehen in einer Weise androht, die geeignet ist, einen größeren Personenkreis in Angst oder Schrecken zu versetzen, wird..." 4. Reichsregierung (25) Ziff. 52, dem § 166 folgende Fassung zu geben: „Wer Verbrechen oder gemeingefährliche Vergehen in einer Weise androht, die geeignet ist, in der Bevölkerung Angst oder Schrecken zu erwecken, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft." Ergänzung des 9. Abschnitts 1. Sachsen (10) Ziff. 88, hinter § 161 als § 161 a den § 107 a des geltenden Strafgesetzbuchs einzufügen: „Wer nichtverbotene Versammlungen, Aufzüge oder Kundgebungen mit Gewalt oder durch Bedrohung mit einem Verbrechen verhindert oder sprengt, wird mit Gefängnis, neben dem auf Geldstrafe erkannt werden kann, bestraft.

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Wer in nichtverbotenen Versammlungen oder bei nichtverbotenen Aufzügen oder Kundgebungen Gewalttätigkeiten in der Absicht begeht, die Versammlung, den Aufzug oder die Kundgebung zu sprengen, wird mit Gefängnis und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft." Vgl. dazu den Antrag der Reichsregierung (25) Ziff. 47 (oben § 161 a neu). 2. Preußen (11) Ziff. 57, hinter § 163 folgende Vorschrift einzufügen: § 163 a. Wer an einer Verbindung oder Verabredung teilnimmt, die die Tötung von Personen oder Gewalttätigkeiten gegen solche erstrebt oder zur Förderung ihrer Bestrebungen in Aussicht nimmt, wird, auch wenn es zu Ausführungshandlungen oder Plänen gegen bestimmte Personen nicht gekommen ist, mit Gefängnis bestraft. In besonders schweren Fällen kann auf Zuchthaus erkannt werden. - Der Versuch ist strafbar. Die Amtsfähigkeit kann ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe aberkannt werden. Vgl. dazu den Antrag der Reichsregierung (25) Ziff. 50 (oben § 163 a neu). 3. Baden (4) Ziff. 102, Bayern (5) S. 68, Sachsen (10) Ziff. 87, Württemberg (14 II) S. 30, Oldenburg (15) S. 7, beantragen, eine dem § 131 des geltenden Strafgesetzbuchs (Staatsverleumdung) entsprechende Vorschrift aufzunehmen. Baden, Bayern, Württemberg und Oldenburg schlagen folgende Fassung vor: „Wer öffentlich unwahre Tatsachen, die geeignet sind, Staatseinrichtungen, Gesetze, Verordnungen oder Anordnungen der Behörden verächtlich zu machen, behauptet oder verbreitet, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." Sachsen will statt „unwahre Tatsachen... behauptet" sagen „Wer Tatsachen ... Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen, wissentlich der Wahrheit zuwider behauptet..." Baden, Bayern und Württemberg wollen die neue Vorschrift hinter § 166 als § 166 a, Sachsen und Oldenburg wollen sie hinter § 160 als § 160 a einfügen. 10. Abschnitt. Störung des religiösen Friedens und der Totenruhe § 167. Beschimpfung einer Religionsgesellschaft 1. Mecklenburg (3) Ziff. 52, Baden (4) Ziff. 103, Bayern (5) S. 69, Preußen (11) Ziff. 59, Württemberg (14 II) S. 31, Oldenburg (15) S. 8, Hessen (20) Ziff. 52, Reichsregierung (25) Ziff. 53, hinter dem Worte „Glauben" die Worte einzufügen: „ihre Einrichtungen und Gebräuche". 2. Lübeck (6) Ziff. 24, die Worte „die geeignet sind, das Empfinden ihrer Angehörigen zu verletzen" zu streichen und nur zu sagen: „Wer öffentlich ... ihren Glauben beschimpft, wird mit... bestraft." 3. Sachsen (10) Ziff. 90, folgenden zweiten Absatz einzufügen: „Die Tat wird nur auf Verlangen der Religionsgesellschaft verfolgt". Auch Lübeck (6) Ziff. 24 möchte die Bestrafung gerne von einem Strafantrag der verletzten Religionsgesellschaft abhängig machen, fürchtet aber Schwierigkeiten bei der Bestimmung des Antragsberechtigten. 4. Lübeck (6) Ziff. 24 möchte die „Gotteslästerung" ausdrücklich unter Strafe gestellt haben. § 168. Störung des Gottesdienstes 1. Württemberg (14 II) S. 31, im Abs. 1 die Worte „mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt" zu streichen. 2. Braunschweig (16) Ziff. 52, die Worte „Drohung mit Gewalt" durch die Worte „gefährliche Drohung" zu ersetzen. 192

3. Baden (4) Ziff. 104, Bayern (5) S. 70, im Abs. 1 hinter den Worten „Drohung mit Gewalt" die Worte einzufügen: „oder auf ähnliche Weise". 4. Preußen (11) Ziff. 60, Bremen (12) S. 4, Oldenburg (15) S. 8, im Abs. 2 das Wort „absichtlich" zu streichen, Bremen will statt „absichtlich" einsetzen „vorsätzlich". 5. Strafmaß: Sachsen (10) Ziff. 91, Oldenburg (15) S. 8, Hessen (20) Ziff. 53, im Abs. 1 die Worte „bis zu zwei Jahren" zu streichen; Hessen beantragt weiter, auch die Worte „oder mit Geldstrafe" zu streichen. § 169. Störung einer Bestattungsfeier 1. Württemberg (14 II) S. 31, im Abs. 1 die Worte „mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt" zu streichen. 2. Bayern (5) S. 70, im Abs. 1 hinter den Worten „Drohung mit Gewalt" einzufügen „oder auf ähnliche Weise". 3. Preußen (11) Ziff. 61, Oldenburg (15) S. 8, im Abs. 2 das Wort „absichtlich" zu streichen. 4. Strafmaß: Sachsen (10) Ziff. 93, Oldenburg (15) S. 8, Hessen (20) Ziff. 53, im Abs. 1 die Worte „bis zu zwei Jahren" zu streichen, Hessen beantragt weiter, auch die Worte „oder mit Geldstrafe" zu streichen. Ergänzung des 10. Abschnitts 1. Sachsen (10) Ziff. 92, hinter § 168 folgende Vorschrift einzufügen: § 168 a. Weltanschauungsvereinigungen. Vereinigungen, die sich gemeinschaftliche Pflege einer Weltanschauung zur Aufgabe machen, ihre Weltanschauung sowie ihre Erbauungsfeiern und Kulthandlungen stehen Religionsgesellschaften, ihrem Glauben sowie ihrem Gottesdienst und ihren gottesdienstähnlichen Handlungen im Sinne der §§ 167, 168 gleich. § 168 b. Bedingungen der Strafbarkeit. Die Taten der §§ 167, 168 a sind nur strafbar, wenn die Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts genießt. 2. Baden (4) Ziff. 103, Lübeck (6) Ziff. 24, halten die mit dem Begriff der „Religionsgesellschaft" nach der Reichsverfassung verbundene sehr weite Ausdehnung des Strafschutzes für bedenklich und möchten, wenn möglich, eine Einschränkung. Baden möchte, daß wenigstens in der Begründung hervorgehoben wird, daß die den Religionsgesellschaften nach Art. 137 Abs. 7 der Reichsverfassung verfassungsmäßig gleichgestellten Weltanschauungsvereinigungen strafrechtlich den Religionsgesellschaften nicht gleichstehen. 11. Abschnitt. Meineid und falsche Aussage §171. Meineid. Fahrlässiger Falscheid 1. Lübeck (6) Ziff. 26 will klarstellen, daß sich die Vorschrift nur auf Beweiseide bezieht. 2. Fassungsvorschläge zu Abs. 1 Satz 2: a) Baden (4) Ziff. 105, Oldenburg (15) S. 8: „Einem Eide steht die Berufung auf einen früheren Eid und bei Personen, denen an Stelle des Eides eine andere Beteuerung gestattet ist, diese gleich". b) Bayern (5) S. 70: „Einem Eide steht die Berufung auf einen früheren Eid und eine an Stelle des Eides zugelassene Beteuerung gleich". c) Reichsregierung (25) Ziff. 54 c: Das Wort „Verpflichtung" durch das Wort „Pflicht" zu ersetzen.

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3. Bayern (5) S. 70, Württemberg (14 II) S. 31, Oldenburg (15) S. 8, zwischen Abs. 1 und 2 folgenden neuen Absatz einzufügen (}Württemberg: als Abs. 2 Satz 2): „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus nicht unter drei Jahren". 4. Baden (4) Ziff. 105, Reichsregierung (25) Ziff. 54b: Die Strafdrohung im Abs. 2 auf Gefängnis bis zu zwei Jahren zu erhöhen. 5. Lübeck (6) Ziff. 26, will dem Gerichte die Möglichkeit geben, neben Zuchthaus auf dauernde oder zeitweilige Unfähigkeit des Verurteilten, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich vernommen zu werden, zu erkennen. § 172. Falsche Versicherung an Eidesstatt 1. Baden (4) Ziff. 106, Bayern (5) S. 71, Sachsen (10) Nr. 94, Württemberg (14 II) S. 32, Oldenburg (15) S. 8, Hessen (20) Ziff. 54, Reichsregierung (25) Ziff. 55a, im Abs. 1 Satz 1 das Wort „vor" zu streichen. 2. Reichsregierung (25) Ziff. 55b: Im Abs. 2 das Höchstmaß der Gefängnisstrafe auf ein Jahr zu erhöhen. § 173. Verleitung zum Meineid 1. Reichsregierung (25) Ziff. 56a-c: a) Die Vorschrift als § 175 a hinter § 175 einzustellen, b) dem Abs. 2 als Satz 2 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer einen anderen zu einer falschen uneidlichen Aussage zu verleiten sucht"; c) im Abs. 3 hinter dem Worte „Meineid" die Worte „die falsche uneidliche Aussage" einzufügen. 2. Württemberg (14 II) S. 32, den Abs. 3 zu streichen, 3. Hamburg (2) Ziff. 66, Eventualantrag Württemberg (14 II) S. 32, Reichsregierung (25) Ziff. 56d, dem Abs. 3 hinzuzufügen: „§ 24 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend". 4. Bayern (5) S. 71, Oldenburg (15) S. 9, dem Abs. 3 folgende Fassung zu geben: „Wenn der Täter aus freien Stücken seine Tätigkeit aufgibt oder, wenn sie schon Erfolg hatte, aus freien Stücken den Meineid oder die Abgabe der falschen Versicherung an Eidesstatt verhindert, wird er straffrei". § 174. Herbeiführung eines falschen Eides 1. Bayern (5) S. 71, Oldenburg (15) S. 9, Reichsregierung (25) Ziff. 57a, im Abs. 1 und 2 (Bayern nur Abs. 1) das Wort „bewirkt" durch „veranlaßt" zu ersetzen. 2. a) Bayern (5) S. 71, im Abs. 1 hinter „leistet" einzufügen „(§ 171)", ebenso im Abs. 2 hinter „abgibt" „(§ 172)"; b) Oldenburg (15) S. 9, Reichsregierung (25) Ziff. 57b, die Worte „einen falschen Eid leistet" durch die Worte „einen falschen Eid schwört oder unter Eid eine falsche Aussage macht" zu ersetzen. 3. a) Preußen (11) Ziff. 62a, Reichsregierung (25) Ziff. 57d, im Abs. 1 die Worte „mit Gefängnis nicht unter drei Monaten, in besonders schweren Fällen" zu streichen. b) Oldenburg (15) S. 9, im Abs. 1 nur Zuchthaus anzudrohen und zwar bis zu zehn Jahren. 4. Sachsen (10) Nr. 94, Oldenburg (15) S. 9, Reichsregierung (25) Ziff. 57c, im Abs. 2 das Wort „vor" zu streichen. 5. Preußen (11) Ziff. 62 b, Oldenburg (15) S. 9, Reichsregierung (25) Ziff. 57 a, die Strafe im Abs. 2 auf Gefängnis bis zu zwei Jahren zu erhöhen.

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§ 175. Falsche uneidliche Aussage 1. Bremen (12) S. 4, regt die Streichung der Worte im Abs. 1 „obwohl er von der Behörde auf die Strafbarkeit falscher uneidlicher Aussagen hingewiesen worden ist" an. 2. Braunschweig (16) Ziff. 54, im Abs. 1 wahlweise Geldstrafe anzudrohen. 3. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 53, Baden (4) Ziff. 107, Bayern (5) S. 72, Württemberg (14 II) S. 32, Oldenburg (15) S. 9, Reichsregierung (25) Ziff. 58, den Abs. 2 zu streichen. 4. Eventualvorschlag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 53, den Abs. 2 so zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter statt ihn zu bestrafen schuldig sprechen und verwarnen." 5. Baden (4) Ziff. 107, Bayern (5) S. 72, Württemberg (14 II) S. 33, Oldenburg (15) S. 9, folgenden neuen Absatz einzufügen: „Wer die Tat fahrlässig begeht, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft". 6. Zur Begründung und zur prozessualen Regelung vgl. die Bemerkung von Sachsen (10) Ziff. 95, der auch Oldenburg (15) S. 9 zustimmt. § 176. Zuständigkeit der Behörde 1. a) Thüringen (9) Ziff. 60, die Vorschrift so zu fassen: „In den Fällen des § 171, des § 173 Abs. 1 und des § 174 Abs. 1 ist die Tat nicht strafbar, wenn die Behörde, vor der der Eid geleistet worden ist oder geleistet werden sollte, zur Abnahme von Eiden nicht zuständig war. In den Fällen des § 172, des §173 Abs. 2 und des § 174 Abs. 2 ist die Tat nicht strafbar, wenn die Behörde, bei der die Versicherung abgegeben worden ist oder werden sollte, zur Abnahme eidesstattlicher Versicherungen nicht zuständig war. Im Falle des § 175 ist die Tat nicht strafbar, wenn die Behörde, vor der die falsche Aussage gemacht wird, zur eidlichen Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen nicht zuständig ist." b) Braunschweig (16) Ziff. 55, im Abs. 1 und 2 jeweils am Ende die Worte „zuständig war oder ist" durch die Worte „zur Zeit der Tat zuständig war" zu ersetzen. c) Oldenburg (15) S. 9, im Abs. 3 das Wort „wird" durch die Worte „worden ist" und das Wort „ist" durch das Wort „war" zu ersetzen. d) Reichsregierung (25) Ziff. 59, den § 176 so zu fassen: „In den Fällen des § 171, des §174 Abs. 1 und des § 175 a Abs. 1 ist die Tat nur strafbar, wenn die Behörde, vor welcher der Eid geleistet worden ist oder werden sollte, zur Annahme von Eiden zuständig war. In den Fällen des § 172, des § 174 Abs. 2 und des § 175 a Abs. 2 Satz 1 ist die Tat nur strafbar, wenn die Behörde, der die Versicherung abgegeben worden ist oder werden sollte, zur Entgegennahme eidesstattlicher Versicherungen zuständig war. In den Fällen des § 175 und des § 175 a Abs. 2 Satz 2 ist die Tat nur strafbar, wenn die Behörde, vor der die falsche Aussage gemacht worden ist oder werden sollte, zur eidlichen Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen zuständig war (wegen eines weiteren Abs. 4 vgl. Ziff. 2b)". 2. a) Sachsen (10) Nr. 96 wünscht Klarstellung, daß parlamentarische Untersuchungsausschüsse als Behörden im Sinne des § 176 anzusehen sind. b) Reichsregierung (25) Ziff. 59, als Abs. 4 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Im Sinne dieses Abschnittes stehen den Behörden solche Stellen gleich, denen durch besondere Vorschriften die Befugnis zur Abnahme von Eiden oder zur Entgegennahme eidesstattlicher Versicherungen eingeräumt ist."

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§§177 bis 179 I. § 177. Fälschung von Beweismitteln 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 54 Nr. 2, das Wort „öffentlicher" durch das Wort „von" zu ersetzen (vgl. Antrag zu § 11 Nr. 10). 2. Preußen (11) Ziff. 63, Reichsregierung (25) Ziff. 60b, hinter dem Worte „Behörde" jeweils die Worte „oder einem Schiedsgericht" einzufügen. 3. Baden (4) Ziff. 108, Bayern (5) S. 72, Württemberg (14 II) S. 33, die Worte „in einem Rechtsverfahren vor einer Behörde" durch die Worte „im Rechtsverkehr" zu ersetzen (vgl. Antrag zur Systematik IV 4). 4. Oldenburg (15) S. 10, die Worte „vor einer Behörde" jeweils zu streichen und an der ersten Stelle durch die Worte „zum Beweise" zu ersetzen. 5. Braunschweig (16) Ziff. 56, die Worte „in der Absicht, daß davon in einem Rechtsverfahren vor einer Behörde Gebrauch gemacht werde", sowie im zweiten Tatbestande die Worte „in einem Rechtsverfahren vor einer Behörde" jeweils durch die Wendung „zur Täuschung in einem Rechtsverfahren" zu ersetzen. II. § 178. Unterdrückung von Beweismitteln 1. Preußen (11) Ziff. 64, Reichsregierung (25) Ziff. 60b, hinter dem Worte „Behörde" die Worte „oder einem Schiedsgericht" einzufügen. 2. Baden (4) Ziff. 108, Bayern (5) S. 72, Württemberg (14 II) S. 33, die Worte „in einem Rechtsverfahren vor einer Behörde" durch die Worte „im Rechtsverkehr" zu ersetzen. 3. Oldenburg (15) S. 10, die Worte „vor einer Behörde" und „in dem Verfahren" zu streichen. 4. Württemberg (14 II) S. 33, die Worte „in dem Verfahren" durch die Worte „im Rechtsverkehr" zu ersetzen. III. § 179. Tätige Reue 1. a) Hessen (20) Ziff. 55, die Worte „aus freien Stücken" hinter die Worte „der Täter" zu stellen. b) Reichsregierung (25) Ziff. 61 a, die Worte „aus freien Stücken" hinter die Verweisung „§ 175" zu stellen, 2. Bayern (5) S. 73, Thüringen (9) Ziff. 61, Oldenburg (15) S. 10, Hessen (20) Ziff. 55, Reichsregierung (25) Ziff. 61 b, d, e, die tätige Reue auch in den Fällen des § 174 zuzulassen. Bayern und Hessen wollen deshalb die Worte „widerruft" und „Widerruf" durch die Worte „berichtigt" und „Berichtigung" ersetzen. Thüringen und die Reichsregierung im Abs. 1 hinter dem Wort „widerruft" die Worte „oder im Falle des § 174 richtig stellt" einfügen und Thüringen im Abs. 2 hinter dem Worte „Widerrufs" die Worte „der Richtigstellung" einfügen, - die Reichsregierung im Abs. 2 das Wort „Aufdeckung" durch „Berichtigung" ersetzen. 3. Hamburg (2) Ziff. 67, a) im Abs. 1 die Milderung nach freiem Ermessen zwingend vorzuschreiben, b) hinter „mildern" hinzuzufügen „in den Fällen der §§ 171 Abs. 2, 172 Abs. 2 und in den Fällen der §§ 175, 177, 178, „wenn die Handlung aus Fahrlässigkeit begangen ist, tritt Straflosigkeit ein". 4. Sachsen (10) Nr. 97, dem Abs. 1 am Ende folgende Worte anzufügen, „und in den Fällen des § 171 Abs. 2 und § 172 Abs. 2 von Strafe abzusehen". 5. Braunschweig (16) Ziff. 57, im Abs. 1 hinter dem Worte „mildern" die Worte „und in besonders leichten Fällen von Strafe abzusehen" hinzuzufügen. 196

6. a) Württemberg (14 II) S. 34, regt die Streichung der Worte im Abs. 1 „oder in den Fällen der §§ 177, 178 ... aufdeckt" und der Worte im Abs. 2 „oder der Aufdeckung" auch für den Fall an, daß sein Antrag, die §§ 177, 178 in den 14. Abschnitt einzustellen (vgl. Antrag zur Systematik IV 4), keine Zustimmung findet. b) Reichsregierung (25) Ziff. 61c, im Abs. 1 die Worte „oder in den Fällen der SS 177, 178 der Behörde die Fälschung oder Verfälschung des Beweismittels oder die durch die Vernichtung, Beschädigung, Beseitigung oder Unterdrückung des Beweismittels verheimlichte Tatsache aufdeckt" zu streichen. 7. Württemberg (14 II) S. 34 will, auch soweit sich § 179 auf die Fälle der SS 171, 172, 175 bezieht, an Stelle der Strafminderung nach freiem Ermessen nur die Strafmilderung nach § 72 zulassen. 8. Preußen (11) Ziff. 65, im Abs. 1 Zeile 6 hinter „Behörde" die Worte „oder dem Schiedsgericht" einzufügen. 9. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 54 Nr. 3, 4, die im Abs. 2 genannte Entscheidung und Verfügung näher zu bezeichnen; Fassungsvorschlag unter IV 1 b. 10. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 27, wünscht eine Änderung der Begründung. IV. Systematik der §§ 177 und 179 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 54 Nr. 1, 3 bis 6, a) die §§ 177, 178 sowie die hierauf bezüglichen Teile des $ 1 7 9 aus dem 11. Abschnitt auszuscheiden und mit entsprechender Erweiterung des Tatbestandes (vgl. I 1) in den 12. Abschnitt hinter § 180 einzustellen, b) dabei die aus § 179 auszuscheidenden Teile jeweils als Abs. 2 den SS 177, 178 anzufügen und die im S 179 Abs. 2 genannte Entscheidung und Verfügung näher zu bezeichnen. Fassungsvorschlag: A. Für § 177 (180 a) Abs. 2: Hat der Täter die Fälschung oder Verfälschung der Behörde aufgedeckt, so kann das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern. Dies gilt nicht, wenn zur Zeit der Aufdeckung von dem Beweismittel Gebrauch gemacht worden ist und die Behörde daraufhin eine Entscheidung oder Verfügung schon getroffen hat oder wenn zu derselben Zeit aus der Tat schon ein Rechtsnachteil für einen anderen entstanden ist. B. Für § 178 (180 b) Abs. 2: Hat der Täter die durch die Vernichtung, Beschädigung, Beseitigung oder Unterdrückung verheimlichte Tatsache der Behörde aufgedeckt, so kann das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern. Dies gilt nicht, wenn zur Zeit der Aufdeckung die Behörde unter Berücksichtigung des Fehlens des Beweismittels schon eine Entscheidung oder Verfügung getroffen hat oder wenn zu derselben Zeit aus der Tat schon ein Rechtsnachteil für einen anderen entstanden ist. C. Für den verbleibenden $ 179: Wenn der Täter in den Fällen der S S 171, 172, 175 die falsche Erklärung oder Aussage aus freien Stücken bei der Behörde, bei der sie abgegeben ist, oder die sie im Verfahren zu würdigen hat, oder bei einem Amtsgericht widerruft, so kann das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern. Dies gilt nicht, wenn zur Zeit des Widerrufs auf die falsche Erklärung oder Aussage eine Entscheidung oder Verfügung schon getroffen oder aus der Tat schon ein Rechtsnachteil für einen anderen entstanden ist. 2. Preußen (11) Nr. 63 stellt zur Erwägung, ob nicht S 177 richtiger in den 12. Abschnitt einzustellen sei. 3. Oldenburg (15) S. 9 will a) die S S 177, 178 entweder in den 12. Abschnitt oder in den dann mit der Überschrift „Fälschung und Unterdrückung von Urkunden und ande-

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ren Beweismitteln" zu versehenden 14. Abschnitt einordnen und die auf die §§ 177, 178 bezüglichen Teile des § 179 aus dieser Vorschrift ausscheiden. b) Die Einfügung einer dem § 179 entsprechenden Vorschrift in den 12. oder 14. Abschnitt zur Erwägung stellen. c) Bei Beschlußfassung im Sinne von b) schlägt es vor, in der neu einzustellenden Vorschrift das Wort „Behörde" durch das Wort „Stelle" zu ersetzen. 4. Reichsregierung (25) Ziff. 60a, die §§ 177, 178 in den 12. Abschnitt als §§ 180 a und b einzuordnen. 5. Baden (4) Ziff. 108, 109, Bayern (5) S. 72, Württemberg (14 II) S. 33, die S S 177, 178 unter entsprechender Erweiterung des Tatbestandes (vgl. oben I 3, II 2) als SS 188 a und 189 a in den 14. Abschnitt einzustellen und die auf die S S 177, 178 bezüglichen Teile des § 179 aus dieser Vorschrift auszuscheiden. - Eine dem § 179 entsprechende Vorschrift in den 14. Abschnitt mit einzustellen, wird von Baden anheimgestellt, von Bayern und Württemberg für überflüssig erklärt. Überschrift und Systematik des 11. Abschnitts: 1. Braunschweig (16) Ziff. 53, die Uberschrift des Abschnitts so zu fassen: „Meineid, falsche Aussage, Fälschung und Unterdrückung von Beweismitteln". 2. Lübeck (6) Ziff. 25, stellt zur Erwägung, die Abschnitte 11 und 12 unter der Überschrift „Schädigung der Rechtspflege" zusammenzufassen. 12. Abschnitt. Schädigung der Rechtspflege § 180. Falsche Anschuldigung 1. Reichsregierung (1) Nr. 9 und (25) Ziff. 62 a (zustimmend Hamburg (2) Ziff. 68 Nr. 1, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 28 und Oldenburg (15) S. 6): Das Wort „Beamten" durch das Wort „Amtsträger" zu ersetzen. 2. Lübeck (6) Ziff. 27 wendet sich dagegen, daß die Absicht gefördert wird, ein behördliches Verfahren herbeizuführen. 3. a) Baden (4) Ziff. 110, Reichsregierung (25) Ziff. 62b: hinter „herbeizuführen" die Worte „oder fortdauern zu lassen" einzufügen, b) Sachsen (10) Nr. 99: hinter „herbeizuführen" die Worte „oder auszudehnen" einzufügen. 4. Württemberg (14 II) S. 34: Im Abs. 1 die Worte „in der Absicht verdächtigt, ein behördliches Verfahren gegen ihn herbeizuführen" durch die Worte „mit dem Bewußtsein verdächtigt, daß dadurch ein behördliches Verfahren gegen ihn herbeigeführt werden kann" zu ersetzen. 5. Hamburg (2) Ziff. 68 Nr. 2: Für den Fall der Streichung des § 59 dem Abs. 1 folgende Sätze hinzuzufügen: „Dem Verletzten kann auf sein Verlangen gestattet werden, die Verurteilung auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekannt zu machen. Wird die Bekanntmachung gestattet, so ist der Name des Verletzten auf sein Verlangen im verfügenden Teil des Urteils zu bezeichnen." §181.

Parteiverrat

1. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 55: Hinter dem Worte „führt" einzufügen „oder in solcher Sache mehreren Personen durch Rat oder Beistand pflichtwidrig dient". b) Sachsen (10) Nr. 100b, Reichsregierung (25) Ziff. 63: Hinter dem Worte „führt" einzufügen „oder pflichtwidrig in derselben Rechtssache verschiedenen Parteien dient". 2. Sachsen (10) Nr. 100a, Oldenburg (15) S. 10: Im Abs. 1 das Wort „wissentlich" durch „absichtlich" zu ersetzen. 198

Ergänzungen des 12. Abschnitts 1. Wegen der Einstellung der §§ 177, 178 und der auf diese Vorschriften bezüglichen Teile von § 179 vergleiche die Zusammenstellung der Anträge zum 11. Abschnitt. 2. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 56: Den § 138 StGB (§ 228 Entwurf von 1919) in folgender Fassung in den Entwurf einzustellen: „Wer als Geschworener oder Schöffe berufen, eine Tatsache der Wahrheit zuwider als Entschuldigung vorschützt, um sich seinen Obliegenheiten zu entziehen, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer als Zeuge berufen, der Wahrheit zuwider eine Tatsache vorschützt, um sein Ausbleiben zu entschuldigen oder die Verweigerung des Zeugnisses zu begründen. Das gleiche gilt für Sachverständige, soweit sie zur Erstattung des Gutachtens gesetzlich verpflichtet sind." b) Sachsen (10) Nr. 98 wünscht als Ersatz für § 138 StGB in den Verfahrensgesetzen ausreichende Ordnungsstrafen. 13. Abschnitt. Vorbereitung strafbarer Handlungen, Begünstigung, Strafvereitelung § 182. Verleiten und Erbieten zu Verbrechen 1. Anhalt (8) Ziff. 16: a) den Fall, daß sich der Täter auf das Ansinnen eines anderen zu einem Verbrechen bereit erklärt, aus dem Abs. 1 auszuscheiden und im Abs. 2 mit zu regeln; b) für den im Abs. 1 allein verbleibenden Tatbestand, daß der Täter einen anderen zu einem Verbrechen zu verleiten sucht, 1. in besonders schweren Fällen Zuchthaus bis zu fünf Jahren anzudrohen, 2. die Vorschrift hinzuzufügen: Verhindert der Täter aus freien Stücken das Verbrechen, so wird er straffrei. 2. a) Preußen (11) Ziff. 66: Folgenden Abs. 3 hinzuzufügen: Verhindert derjenige, der einen anderen zu verleiten versucht oder das Erbieten eines anderen angenommen hat, das Verbrechen, oder nimmt derjenige, der sich bereit erklärt oder erboten hat, aus freien Stücken seine Erklärung zurück, so wird er straffrei. b) Reichsregierung (25) Ziff. 64: Folgenden Abs. 3 hinzuzufügen: „Wer einen anderen zu einem Verbrechen zu verleiten gesucht oder das Erbieten eines anderen zu einem Verbrechen angenommen hat, wird straffrei, wenn er aus freien Stücken das Verbrechen verhindert. Wer sich zu einem Verbrechen bereit erklärt oder erboten hat, wird straffrei, wenn er aus freien Stücken seine Erklärung widerruft." c) Oldenburg (15) S. 11: als Abs. 3 folgende Vorschrift einzufügen: „Wenn der Täter aus freien Stücken seine Tätigkeit aufgibt oder, wenn sie schon Erfolg hatte, aus freien Stücken das Verbrechen verhindert, so wird er straffrei." § 183. Komplott und Bande 1. Bayern (5) S. 74 regt Ausdehnung auf besonders gefährliche Verbrechen wie Wildern, Erpressung an. 2. Bayern (5) S. 74: Den Abs. 3 so zu fassen: „Nach diesen Vorschriften wird nicht bestraft, wer aus freien Stücken seine Tätigkeit aufgibt, und, wenn dies nicht auch seitens der anderen Täter geschieht, den beabsichtigten Erfolg abwendet. § 24 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend." 3. Preußen (11) Ziff. 67: Im Abs. 3 den Satz 1 so zu fassen: „Nach diesen Vorschriften wird nicht bestraft, wer aus freien Stücken von der Verabredung oder der Verbindung zurücktritt, bevor es zu dem Versuch eines Verbrechens gekommen ist." 4. Reichsregierung (25) Ziff. 65: Den § 183 in folgende Vorschriften zu zerlegen:

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$ 183. Verabredung eines Verbrechens Wer mit einem anderen ein Verbrechen verabredet, wird mit Gefängnis bestraft. - Wegen Verabredung eines Verbrechens wird nicht bestraft, wer aus freien Stücken seine Tätigkeit aufgibt und die Vollendung des Verbrechens abwendet. § 24 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend. §183 a. Bande Wer sich mit einem anderen zu fortgesetzter Begehung von Verbrechen oder von Vergehen des Diebstahls, des Betrugs, der Erpressung oder des unberechtigten Jagens oder Fischens verbindet, die im einzelnen noch nicht bestimmt sind, wird mit Gefängnis bestraft. Nach dieser Vorschrift wird nicht bestraft, wer aus freien Stücken von der Verbindung zurücktritt, bevor es zu dem Versuch einer Tat der geplanten Art gekommen ist. 5. Braunschweig (16) Ziff. 58: In besonders schweren Fällen Zuchthaus bis zu fünf Jahren anzudrohen. § 184. Unterlassene Verbrechensanzeige 1. Ausdehnung der Anzeigepflicht, a) Württemberg (14 II) S. 35 als 4. Gruppe einzuschalten: ... eines Verbrechens der Nötigung zur Unzucht, der Notzucht, der schweren Schändung und der Unzucht mit Kindern. b) Reichsregierung (25) Ziff. 66b: Im Abs. 1 die Unterabsätze durch die Worte „eines Verbrechens" zu ersetzen. 2. Einschränkung der Anzeigepflicht. Hamburg (2) Ziff. 69, Anhalt (8) Ziff. 17 (vgl. auch Bremen [12] S. 4): Die Worte „oder der Körperverletzung" und „des Diebstahls oder" zu streichen. 3. Bayern (5) S. 74, Oldenburg (15) S. 11, Reichsregierung (25) Ziff. 66a, a) im Abs. 1 hinter „Vorhaben" die Worte „oder der Ausführung" einzuschalten; b) im Abs. 4 die Worte „von dem Vorhaben" zu streichen (Bayern und Reichsregierung) oder durch das Wort „davon" zu ersetzen (Oldenburg). 4. Bayern (5) S. 74: Im Abs. 1 erster Unterabsatz die Worte „eines Angriffs" durch die Worte „des Angriffs" zu ersetzen. 5. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 29 wünscht eine Berichtigung der Begründung. 6. Sachsen (10) Nr. 101a: Den Abs. 2 zu streichen. 7. Absatz 4 (vgl. auch unter 3 b): a) Baden (4) Ziff. 111, Württemberg (14 II) S. 35 (vgl. auch Oldenburg, unten Ziff. 6d, 2, 3): Die Vorschrift so zu fassen: „Hat der zur Anzeige Verpflichtete das Verbrechen oder den Erfolg abgewendet, so ist er straffrei." b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 57: Die Worte „von Strafe absehen" durch die Worte „die Strafe nach freiem Ermessen mildern" oder evtl. durch die Worte „ihn, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen" zu ersetzen. c) Sachsen (10) Nr. 101b: 1. Vor den Anfangsworten des Abs. 4 einzufügen: „Wird eine Anzeige unterlassen, die gegen einen Angehörigen zu erstatten gewesen wäre, oder..." - 2. Den Schlußteil „hat er ..." zum selbständigen Satze mit dem Anfang „Hat der zur Anzeige Verpflichtete ..." zu machen. d) Ähnlich wie Sachsen: Oldenburg (15) S. 11: 1. „Ist eine Anzeige unterlassen, die gegen einen Angehörigen zu erstatten gewesen wäre, und hat ..." - 2. Die Worte „so kann das Gericht von Strafe absehen" durch die Worte „so ist er straffrei" zu ersetzen. 3. Schlußsatz: „In anderen Fällen ist der zur Anzeige Verpflichtete straffrei, wenn er das Verbrechen oder den Erfolg abgewendet hat". 8. Reichsregierung (25) Ziff. 66c: Den Abs. 4 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: Die Vorschriften der Abs. 1 bis 3 gelten nicht für einen Geistlichen, der nicht anzeigt, was ihm als Seelsorger anvertraut worden ist. 200

Wer eine Anzeige unterlassen hat, die er gegen einen Angehörigen hätte erstatten müssen, ist straffrei, wenn er sich ernstlich bemüht hat, den Täter von der Tat abzuhalten. Dies gilt nicht, wenn eine Tötung geplant war. Straffrei ist, wer das Verbrechen oder, wenn es zu der Zeit, zu der er die Kenntnis erlangt, schon ausgeführt worden war, den Erfolg auf andere Weise als durch Anzeige abwendet. 9. Zur Begründung vergleiche die Bemerkung von Sachsen (10) Nr. 102. 10. Zusatz zu den §§ 182 bis 184. Sachsen (10) Nr. 103: Als § 184 a folgende Vorschrift einzustellen: Ist in den Fällen der §§ 182, 183 und 184 das Verbrechen, auf das sich die Tat bezieht, wahlweise mit Einschließung bedroht, so kann an Stelle von Gefängnis auf Einschließung erkannt werden. § 185. Begünstigung 1. Wegen Streichung des Abs. 1 Satz 2 vgl. Antrag zur Ergänzung des Abschnitts. 2. a) Baden (4) Ziff. 112: Im Abs. 3 das Wort „gestraft" durch „verfolgt" zu ersetzen und dem Abs. 3 folgenden zweiten Satz anzufügen: Steht in den Fällen der §§ 302 und 310 auch der Begünstiger zum Verletzten in einem der dort bezeichneten persönlichen Verhältnisse, so wird auch er nur mit Zustimmung des Verletzten verfolgt. b) Bayern (5) S. 75: Dem Abs. 3 folgenden Zusatz zu geben: ... es sei denn, daß das Verlangen oder die Zustimmung nur wegen der persönlichen Beziehungen des Verletzten zu dem, der das Verbrechen oder Vergehen begangen hat, erforderlich ist und diese persönlichen Beziehungen nicht auch zu dem Begünstiger bestehen. c) Preußen (11) Ziff. 68: Dem Abs. 3 folgenden Zusatz zu geben: ... es sei denn, daß das Verlangen oder die Zustimmung die Voraussetzung nur für die Verfolgung bestimmter Personen bildet und der Täter nicht zu diesen Personen gehört. Würde der Begünstigende, wenn er die Vortat begangen hätte, nur auf Verlangen oder mit Zustimmung des Verletzten verfolgbar sein, so kann er auch wegen der Begünstigung nur unter der gleichen Voraussetzung bestraft werden. d) Württemberg (14 II) S. 35, Hessen (20) Ziff. 56: Dem Abs. 3 folgenden Zusatz zu geben: ... es sei denn, daß die persönlichen Voraussetzungen für die Notwendigkeit des Verlangens oder der Zustimmung nur beim Täter, nicht aber beim Begünstiger vorliegen. e) Die Anträge unter a) bis d) werden auch von Oldenburg (15) S. 11 unterstützt. f) Reichsregierung (25) Ziff. 67: Dem Abs. 3 folgende Sätze hinzuzufügen: „Dies gilt nicht, wenn das Verlangen oder die Zustimmung nur wegen der persönlichen Beziehungen des Verletzten zu dem Täter des Verbrechens oder Vergehens erforderlich ist und diese persönlichen Beziehungen nicht auch zu dem Begünstiger bestehen. Würde der Begünstiger, wenn er das Verbrechen oder Vergehen selbst begangen hätte, nur auf Verlangen oder mit Zustimmung des Verletzten verfolgbar sein, so kann er auch wegen der Begünstigung nur unter der gleichen Voraussetzung bestraft werden." 3. Anhalt (8) Ziff. 18: Als Abs. 4 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Die Begünstigung ist als Beihilfe zu bestrafen, wenn sie vor Begehung der Tat zugesagt worden ist." § 186. Strafvereitelung 1. Sachsen (10) Nr. 104, Oldenburg (15) S. 11: Die Überschrift (und ebenso den entsprechenden Teil der Überschrift des Abschnitts) zu ändern in „Straf- und Verwahrungsvereitelung". 2. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 58: Im Abs. 1 die Worte „die Bestrafung" durch die Worte „eine Strafvollstreckung oder die Verurteilung" zu ersetzen.

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b) Baden (4) Ziff. 113, Bayern (5) S. 75, Württemberg (14 II) S. 36, im Abs. 1 das Wort „Bestrafung" durch das Wort „Strafverfolgung" zu ersetzen und hinter dem Worte „Vergehens" die Worte „oder die Vollstreckung einer rechtskräftig erkannten Strafe" einzufügen. 3. Wegen Streichung des Abs. 1 Satz 2 vgl. Antrag zur Ergänzung des Abschnitts. 4. Baden (4) Ziff. 113 (vgl. auch Bayern unten Ziff. 4): Im Abs. 2 die Worte „die Unterbringung eines anderen in einer öffentlichen Heil- oder Pflegeanstalt, einer Trinkerheilanstalt, in der Sicherungsverwahrung oder in einem Arbeitshause" durch die Worte „den Vollzug einer gegen einen anderen angeordneten oder zugelassenen Maßregel der Besserung und Sicherung" zu ersetzen. 5. Bayern (5) S. 75, Württemberg (14 II) S. 36, die Tatbestände auf den Versuch der Vereitelung abzustellen und den Abs. 3 zu streichen. 6. Bayern (5) S. 75, die Absätze 1 bis 3 unter Berücksichtigung der nach Ziff. 2b, 3, 4 beantragten Änderungen so zusammenzufassen: „Wer wissentlich die Strafverfolgung eines anderen wegen eines von diesem begangenen Verbrechens oder Vergehens oder die Vollstreckung einer rechtskräftig ausgesprochenen Strafe oder den Vollzug einer rechtskräftig verhängten Maßregel der Besserung oder Sicherung ganz oder zum Teil zu vereiteln sucht, wird mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bestraft. - Wird die Tat zu Gunsten eines Angehörigen begangen, so kann das Gericht von Strafe absehen. 7. Reichsregierung (25) Ziff. 68: Die Abs. 1 und 2 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: „Wer wissentlich die Strafverfolgung eines anderen wegen eines von diesem begangenen Verbrechens oder Vergehens oder die Vollstreckung einer wegen eines Verbrechens oder Vergehens rechtskräftig erkannten Strafe oder den Vollzug einer rechtskräftig angeordneten oder zugelassenen, mit Freiheitsentziehung verbundenen Maßregel der Besserung oder Sicherung ganz oder zum Teil vereitelt, wird mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bestraft." 8. Preußen (11) Ziff. 69, Oldenburg (15) S. 11, in Abs. 1 und 2 das Wort „wissentlich" zu streichen. 9. Bayern (5) S. 76: Im Abs. 1 den Satz 2 zu streichen. 10. Zum Abs. 4: a) Baden (4) Ziff. 113, Württemberg (14 II) S. 36, Oldenburg (15) S. 12: Den Abs. 4 zu streichen. b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 59, die Worte „von Strafe absehen" durch die Worte „die Strafe nach freiem Ermessen mildern" oder evtl. durch die Worte „den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen" zu ersetzen. c) Anhalt (8) Ziff. 19: Den Abs. 4 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: Die Tat ist straflos, wenn sie zu Gunsten eines Angehörigen begangen ist. - Sie ist als Beihilfe zu bestrafen, wenn sie vor Begehung der Tat zugesagt worden ist. Diese Bestimmung findet auch auf Angehörige Anwendung. 11. Sachsen (10) Nr. 105 wünscht eine Änderung der Begründung. Ergänzung des 13. Abschnitts Reichsregierung (25) Ziff. 69: Unter Streichung des § 185 Abs. 1 Satz 2 und des § 186 Abs. 1 Satz 2 folgende Vorschrift als § 186 a einzustellen: § 186 a. Art und Maß der Strafe In den Fällen der §§ 182 bis 186 darf die Strafe nach Art und Maß nicht schwerer sein als die Strafe, die für das Verbrechen oder Vergehen angedroht ist, auf das sich die strafbare Handlung bezieht. Ist bei dem Verbrechen oder Vergehen an Stelle von Zuchthaus oder Gefängnis Einschließung zugelassen, so kann an Stelle von Gefängnis auf Einschließung erkannt werden, wenn im übrigen die Voraussetzungen des § 71 vorliegen.

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Zusammenstellung Nr. V vom 10.11.1926 Besonderer Teil (§§ 187-283) 14. Abschnitt. Urkundenfälschung §187.

Urkundenfälschung

Absatz 1: 1. Bremen (12) S. 4: Die Strafbarkeit erst eintreten zu lassen, wenn von der gefälschten oder verfälschten Urkunde Gebrauch gemacht wird. 2. Baden (4) Ziff. 114: Dem Abs. 1 folgenden neuen Satz 2 anzufügen: „Eine Urkunde fälscht oder verfälscht auch, wer aus einem mit der Unterschrift eines anderen versehenen Schriftstück ohne dessen Willen eine Urkunde macht oder einem solchen Schriftstück einen von den Anordnungen des Ausstellers abweichenden, urkundlichen Inhalt gibt." 3. Hamburg (2) Ziff. 70, Thüringen (9) Ziff. 62, Braunschweig (16) Ziff. 59: Fassungsvorschläge: Die Worte „daß sie im Rechtsverkehre zum Beweise eines Rechts, eines Rechtsverhältnisses oder einer Tatsache gebraucht werde" zu streichen und hinter dem Worte „Absicht" die Worte „der Täuschung im Rechtsverkehre" einzufügen. Braunschweig will sagen: „Wer zur Täuschung im Rechtsverkehre eine Urkunde fälscht oder verfälscht, wird..." Absatz 2: Hamburg (2) Ziff. 70, Thüringen (9) Ziff. 62, Braunschweig (16) Ziff. 59: Entsprechend ihren Anträgen zum Absatz 1, im wesentlichen übereinstimmend, zu sagen: „Ebenso wird bestraft, wer von einer falschen oder verfälschten Urkunde zur Täuschung im Rechtsverkehre Gebrauch macht." Absatz 3: Baden (4) Ziff. 114, Bayern (5) S. 76, Württemberg (14 II) S. 37, Hessen (20) Ziff. 57: Den Abs. 3 als Satz 2 dem Abs. 2 anzufügen. § 188. Fälschung öffentlicher Beglaubigungszeichen I. Absatz 1: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 60: Die Worte „öffentliches" und „öffentlichen" zu streichen. 2. Bayern (5) S. 77, Oldenburg (15) S. 12: Hinter dem Worte „unterschiebt" die Worte „oder eine mit einem Beglaubigungszeichen - Oldenburg will sagen: „mit einem solchen Zeichen" - versehene Sache wesentlich ändert" einzufügen. 3. Fassungsvorschläge: a) Hamburg (2) Ziff. 70, Thüringen (9) Ziff. 62, Braunschweig (16) Ziff. 59: Die Worte „daß von der Sache im Rechtsverkehre Gebrauch gemacht werde, als wäre das Beglaubigungszeichen oder die Sache echt" durch die Worte „der Täuschung im Rechtsverkehre" zu ersetzen: - Braunschweig will sagen: „Wer zur Täuschung im Rechtsverkehr ein öffentliches Beglaubigungszeichen fälscht oder ... unterschiebt, wird mit Gefängnis bestraft." b) Preußen (11) Ziff. 70, Baden (4) Ziff. 115, Oldenburg (15) S. 12: Die Worte „oder die Sache echt" zu ersetzen durch die Worte, und zwar Preußen und Oldenburg: „echt oder für diese Sache bestimmt", Baden: „echt oder als träfe die durch das Zeichen zu bestätigende Tatsache mit Beziehung auf diese Sache zu". 4. Reichsregierung (27) Ziff. 2 a: Im Abs. 1 hinter dem Worte „unterschiebt" die Worte „oder eine mit einem solchen Zeichen versehene Sache wesentlich ändert" einzufügen; ferner die Worte „oder die Sache echt" durch die Worte „echt oder für diese Sache bestimmt" zu ersetzen. II. Absatz 2: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 60: Jeweils das Wort „öffentlichen" vor „Beglaubigungszeichen" zu streichen. 2. Bayern (5) S. 77, Oldenburg (15) S. 12: Im wesentlichen übereinstimmend, hinter den Worten „untergeschobene Sache" die Worte „oder von einer mit einem Beglaubi-

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gungszeichen - Oldenburg: „solchen Zeichen" - versehenen wesentlich veränderten Sache" einzufügen. 3. a) Hamburg (2) Ziff. 70, Thüringen (9) Ziff. 62, Braunschweig (16) Ziff. 59: Fassungsvorschläge: Die Worte „als wäre das Zeichen oder die Sache echt" zu streichen und vor den Worten „im Rechtsverkehre" die Worte „in der Absicht der Täuschung" einzufügen; Braunschweig will sagen: „zur Täuschung im Rechtsverkehre". b) Preußen (11) Ziff. 70, Baden (4) Ziff. 115, Oldenburg (15) S. 12: Die Worte „oder die Sache echt" ebenso zu ersetzen wie im Abs. 1 vergl. Nr. I 3 b. 4. Reichsregierung (27) Ziff. 2 b: Im Absatz 2 hinter den Worten „untergeschobenen Sache" die Worte „oder von einer mit einer mit einem solchen Zeichen versehenen wesentlich veränderten Sache" einzufügen; ferner die Worte „oder die Sache echt" durch die Worte „echt oder für diese Sache bestimmt" zu ersetzen. III. Absatz 3: Bayern (5) S. 76: Den Absatz 3 als Satz 2 dem Absatz 2 anzufügen. IV. Überschrift: Mecklenburg (3) Ziff. 60: Als Überschrift „Fälschung von Beglaubigungszeichen". § 188 a = § 129 Reichsregierung (27) Ziff. 3: Den § 129 als § 188 a hinter § 188 einzustellen und im Abs. 1 die Worte „von einer mit einem unrichtigen öffentlichen Beglaubigungszeichen versehenen Sache" durch die Worte „von einer mit einem unrichtig oder zu Unrecht angebrachten öffentlichen Beglaubigungszeichen versehenen Sache" zu ersetzen. $ 189. Urkundenunterdrückung Württemberg (14 II) S. 38: Hinter den Worten „verfügen darf" die Worte „oder auf deren Herausgabe ein anderer einen Anspruch hat" einzufügen. § 190. Gebrauch fremder Ausweise I. Absatz 1: Braunschweig (16) Ziff. 59: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer von einem Ausweispapier, das für einen anderen ausgestellt ist, zur Täuschung im Rechtsverkehre Gebrauch macht, wird mit Gefängnis bis zu..." II. Absatz 2: 1. Baden (4) Ziff. 119, Bayern (5) S. 77, Württemberg (14 II) S. 38, Oldenburg (15) S. 12, Hessen (20) Ziff. 58: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer einem anderen ein Ausweispapier, das nicht für diesen ausgestellt ist, in der Absicht überläßt, daß davon im Rechtsverkehre von einem Nichtberechtigten Gebrauch gemacht wird, - Oldenburg will sagen: „werde" - als wäre es für ihn ausgestellt." - Hessen will die Worte „als wäre es für ihn ausgestellt" weglassen. 2. Braunschweig (16) Ziff. 59: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer ein Ausweispapier, das für ihn ausgestellt ist, einem anderen zur Täuschung im Rechtsverkehre überläßt." 3. Reichsregierung (27) Ziff. 4 a: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer einem andern ein Ausweispapier, das nicht für diesen ausgestellt ist, in der Absicht überläßt, daß davon im Rechtsverkehre von einem Nichtberechtigten Gebrauchgemacht werde, als wäre es für ihn ausgestellt." III. Absatz 3: Baden (4) Ziff. 119, Reichsregierung (27) Ziff. 4 b: Die Worte „verwendet zu werden pflegen" durch die Worte „verwendet werden" zu ersetzen. §191. Vorbereitung der Fälschung öffentlicher Urkunden oder Beglaubigungszeichen I. Absatz 1: Bayern (5) S. 78: Die Worte „Abdrücke, die mit solchen Gerätschaften hergestellt sind" durch die Worte „Abdrücke solcher Gerätschaften" zu ersetzen. 204

II. Strafmaß: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 61: Im Abs. 1 die Worte „bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe" zu streichen. 2. Braunschweig (16) Ziff. 60: Hinter Abs. 2 folgenden neuen Abs. 3 einzufügen: „In besonders schweren Fällen kann auf Gefängnis über zwei Jahre oder auf Zuchthaus bis zu fünf Jahren erkannt werden." III. Absatz 3: Braunschweig (16) Ziff. 60: Die Worte „können eingezogen werden" durch die Worte „sind einzuziehen" zu ersetzen. § 192. Aussteilen unrichtiger ärztlicher Zeugnisse I. Absatz 1: 1. Preußen (11) Ziff. 71, Oldenburg (15) S. 12, Bayern (17) Ziff. 1 beantragen für den Abs. 1, sachlich übereinstimmend, folgende Fassung, und zwar Preußen und Oldenburg: „Ärzte und approbierte Medizinalpersonen sowie Hebammen, die wissentlich ein unrichtiges Zeugnis zum Gebrauch im Rechtsverkehre ausstellen, werden mit Gefängnis..."; Bayern: „Approbierte Ärzte und andere staatlich geprüfte Medizinalpersonen, die bei berufsmäßiger Ausübung der Heilkunde, Krankenpflege, Geburtshilfe oder Leichenschau ein unrichtiges Zeugnis zum Gebrauch im Rechtsverkehre ausstellen, werden mit Gefängnis..." 2. Reichsregierung (27) Ziff. 5, im § 192 Abs. 1 hinter dem Worte „Geburtshilfe" das Wort „wissentlich" einzufügen. II. Absatz 2: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 62, Thüringen (8) Ziff. 63, Oldenburg (15) S. 12: Die Worte „über die beurkundete Tatsache" zu streichen. 2. Braunschweig (16) Ziff. 61 beantragt folgende Fassung: „Wer von einem solchen unrichtigen Zeugnis zur Täuschung im Rechtsverkehre Gebrauch macht, wird mit..." § 193. Grenzverrückung Strafmaß: Baden (4) Ziff. 120, Bayern (5) S. 78, Württemberg (14 II) S. 38, Reichsregierung (27) Ziff. 6: Die Worte „oder mit Geldstrafe" zu streichen. Systematik: 1. Baden (4) Ziff. 78 und 116, Bayern (5) S. 56 und 76, Hamburg (2) Ziff. 57, Preußen (11) Ziff. 39, Bremen (12) S. 3, Württemberg (14 II) S. 37 und 151, Oldenburg (15) S. 4, Braunschweig (16) Ziff. 41, Hessen (20) Ziff. 38: Den § 129 in den 14. Abschnitt zu übernehmen und, im wesentlichen übereinstimmend, hinter § 188 einzufügen. 2. Baden (4) Ziff. 108, 116 und 117, Bayern (5) S. 76, Württemberg (14 II) S. 33 und 37, Oldenburg (15) S. 9: Die §§ 177 und 178 in den 14. Abschnitt zu übernehmen und wollen Baden und Oldenburg den § 177 als § 188 a hinter § 188 und den § 178 als § 189 a hinter § 189 einfügen. 3. Hamburg (2) Ziff. 71, Braunschweig (16) Ziff. 60: Den § 191 unmittelbar hinter §188 einzustellen. Überschrift: Bayern (5) S. 76, Oldenburg (15) S. 9 beantragen als Überschrift des Abschnitts: „Fälschung und Unterdrückung von Urkunden und anderen Beweismitteln." Ergänzungsanträge: 1. Lübeck (6) Ziff. 28, Oldenburg (15) S. 12: Die unmittelbare oder intellektuelle Urkundenfälschung ausdrücklich unter Strafe zu stellen; Lübeck will den § 271 des geltenden Strafgesetzbuchs, Oldenburg will den § 238 des E.19 als § 187 a einfügen. 2. Baden (4) Ziff. 118: Hinter § 189 als § 189 a folgende Vorschrift einzufügen: „Wenn der Täter in den Fällen der §§ 187, 188 und 188 a die Fälschung oder Verfälschung der Urkunde, des Beglaubigungszeichens oder des Beweismittels oder im Falle des § 188 b die Unrichtigkeit der Urkunde oder des Beglaubigungszeichens oder in den Fällen der §§ 189 und 189 a die durch die Vernichtung, Beschädigung, Beseitigung oder Unterdrückung der Urkunde oder des Beweismittels verheimlichte Tatsache demjenigen 205

gegenüber aufdeckt, der durch die Urkunde, das Beglaubigungszeichen oder das Beweismittel getäuscht oder dem die Urkunde oder das Beweismittel verheimlicht werden sollte, so kann das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen mildern, es sei denn, daß zur Zeit der Aufdeckung aus der Tat schon ein Rechtsnachteil für einen andern entstanden ist." 3. Anhalt (8) Ziff. 20: Hinter § 191 folgende Vorschrift einzufügen: § 191 a. Gegen Ausländer, die aufgrund der §§ 187 bis 191 verurteilt werden, kann die Verweisung aus dem Reichsgebiet ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe zugelassen werden. 15. Abschnitt. Falschmünzerei § 194. Geldfälschung I. Absatz 1: 1. Württemberg (14 II) S. 39: Hinter den Worten „als echt" die Worte „zu gebrauchen oder" einzufügen. 2. Baden (4) Ziff. 121: Die Worte „es als echt in Verkehr zu bringen" durch die Worte „daß es als echt in Verkehr gebracht wird" zu ersetzen. 3. Reichsregierung (27) Ziff. 7 a: Im Abs. 1 die Worte „es als echt in Verkehr zu bringen" durch die Worte „daß es als echt in Verkehr gebracht werde" zu ersetzen. II. Absatz 2: Preußen (11) Ziff. 72, Oldenburg (15) S. 12, Reichsregierung (27) Ziff. 7 b: Hinter dem Worte „Geld" die Worte ¿ils echt" einzufügen. III. Strafmaß: Mecklenburg (3) Ziff. 63: Dem Abs. 1 folgenden zweiten Satz anzufügen: „Daneben kann auf Geldstrafe in unbeschränkter Höhe erkannt werden." § 195. Geldverringerung I. Absatz 1: Baden (4) Ziff. 121: Die Worte „es als vollwertig in Verkehr zu bringen" durch die Worte „daß es als vollwertig in Verkehr gebracht wird" zu ersetzen. - Reichsregierung (27) Ziff. 8: Im Abs. 1 die Worte „es als vollwertig in Verkehr zu bringen" durch die Worte „daß es als vollwertig in Verkehr gebracht werde" zu ersetzen. II. Absatz 4: Württemberg (14 II) S. 39: Die Worte „Wer die Tat gewerbsmäßig begeht" durch die Worte „Wer die Geldverringerung (Abs. 1 und 2) gewerbsmäßig betreibt" zu ersetzen. § 196. Weitergabe falschen oder verringerten Geldes Absatz 1: 1. Bayern (5) S. 78, Oldenburg (15) S. 12: Die Worte „das als echt oder vollwertig eingenommen worden ist" durch die Worte „das er oder ein Angehöriger als echt oder vollwertig eingenommen hat" und die Worte „einem andern" durch die Worte „dem Angehörigen" zu ersetzen. 2. Preußen (11) Ziff. 73, Reichsregierung (27) Ziff. 9: Die Worte „in der Absicht, den durch die Einnahme entstandenen Schaden von sich oder einem anderen abzuwälzen" zu streichen. §197.

Wertzeichenfälschung

Absatz 1: Baden (4) Ziff. 122, Bayern (5) S. 79, Preußen (11) Ziff. 74, Oldenburg (15) S. 12, Braunschweig (16) Ziff. 62, Reichsregierung (27) Ziff. 10: Hinter dem Worte „falsche" die Worte „oder verfälschte" einzufügen. § 198. Wiederverwendung von Wertzeichen Absatz 3: Mecklenburg (3) Ziff. 64, Baden (4) Ziff. 123, Württemberg (14 II) S. 40, Oldenburg (15) S. 13: Den Abs. 3 zu streichen. 206

5 199. Vorbereitung der Geld- oder Wertzeichenfälschung I. Absatz 1: 1. Württemberg (14 II) S. 40: Die Worte „die zur Herstellung von Geld oder von Wertzeichen oder Wertmarken der im § 197 bezeichneten Art oder zur Geldverringerung" durch die Worte „die zur Ausführung einer Geldfälschung (§ 194 Abs. 1) oder einer Geldverringerung (§ 195 Abs. 1) oder einer Wertzeichenfälschung (§ 197 Abs. 1 und 5)" zu ersetzen. 2. Bayern (5) S. 79: Die Worte „mit solchen Gerätschaften hergestellte Abdrücke" durch die Worte „Abdrücke solcher Gerätschaften" zu ersetzen. II. Absatz 2: 1. Bayern (5) S. 79, Thüringen (9) Ziff. 64: Hinter dem Worte „Wertzeichenfälschung" die Worte „Metall, das zur Herstellung von Falschgeld geeignet ist, oder" einzufügen. 2. Thüringen (9) Ziff. 64: Die Worte „zum Verwechseln" zu streichen. III. Strafmaß: Braunschweig (16) Ziff. 63: Folgenden neuen dritten Absatz anzufügen: „In besonders schweren Fällen kann auf Gefängnis über zwei Jahre oder auf Zuchthaus bis zu fünf Jahren erkannt werden." § 200. Einziehung I. Absatz 1: Baden (4) Ziff. 124, Bayern (5) S. 79, Preußen (11) Ziff. 75, Oldenburg (15) S. 13, Braunschweig (16) Ziff. 64, Reichsregierung (27) Ziff. 11 a: Hinter dem Worte „fälschen" die Worte „oder verfälschten" einzufügen. II. Absatz 2: Bayern (5) S. 79, Thüringen (9) Ziff. 65: Hinter dem Worte „Abdrücke" das Wort „Metall" einzufügen. III. Absatz 4: Reichsregierung (1) Ziff. 10 und (27) Ziff. I I b : Die Worte „Abgaben oder Gebühren" durch die Worte „Steuern, Gebühren oder sonstigen Abgaben" zu ersetzen. Ausdrücklich zustimmend: Hamburg (2) Ziff. 72, Sachsen (10) Ziff. 106, Oldenburg (15) S. 13. § 201. Geld Absatz 1: Württemberg (14 II) S. 40: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Geld im Sinne dieses Gesetzes ist jeder Gegenstand, der von einer zuständigen inländischen oder ausländischen Stelle ersichtlich dazu bestimmt ist, als allgemeiner Wertmesser und als Zahlungs- und Tauschmittel zu dienen, gleichviel aus welchem Stoffe er hergestellt ist." Ergänzungsantrag: Württemberg (14 II) S. 40: Hinter § 196 folgende Vorschrift einzufügen: § 196 a. Wer falsches, verfälschtes oder verringertes Geld in höherem Nennwert oder größerer Menge besitzt und es unterläßt, hiervon der Behörde Anzeige zu erstatten, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. 16. Abschnitt. Gemeingefährliche Handlungen, Störung des öffentlichen Verkehrs $ 202. Brandstiftung I. Fassungsvorschläge für Absatz 1: Hamburg (2) Ziff. 73, Anhalt (8) Ziff. 21, Bremen (12) S. 5: Wer fremde Gebäude, fremde zur Wohnung oder zum Aufenthalt von Menschen dienende Räumlichkeiten oder fremde Schiffe, Bergwerke, Waldungen, Heiden, Felder, Moore oder Vorräte von Waren oder Bodenerzeugnissen in Brand setzt, wird mit Zuchthaus bestraft. (Anhalt erwähnt auch noch ausdrücklich die Brücken.) II. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 32 hält den Begriff der „Feuersbrunst" für bedenklich und empfiehlt Nachprüfung. III. Fassungsvorschläge für den gesamten §: 1. Preußen (11) Ziff. 76: Wer eine Sache in Brand setzt und damit eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Zuchthaus bestraft.

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2. Oldenburg (15) S. 13: Wer ein Gebäude in Brand setzt, das zur Wohnung von Menschen dient oder wer eine andere Sache in Brand setzt und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Zuchthaus bestraft. 3. Baden (4) Ziff. 125, Württemberg (14 II) S. 41: Wer ein Gebäude, das zu gottesdienstlichen Versammlungen oder zur Wohnung von Menschen dient, in Brand setzt oder durch eine Explosion ganz oder teilweise zerstört, wird mit Zuchthaus bestraft. Ebenso wird bestraft, wer eine andere Sache in Brand setzt oder durch eine Explosion ganz oder teilweise zerstört und dadurch Gemeingefahr herbeiführt. (Württemberg sagt „zur Explosion bringt".) 4. Bayern (5) S. 79, Hessen (20) Ziff. 66: Wer ein Gebäude, das zu gottesdienstlichen Versammlungen oder zur Wohnung von Menschen dient, in Brand setzt, wird mit Zuchthaus bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer eine andere Sache in Brand setzt und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt. - Die Absätze 1 und 2 finden entsprechende Anwendung, wenn eine Explosion herbeigeführt wird. (Hessen hat nur Abs. 1 und 2.) 5. Lübeck (6) Ziff. 29: Wer dadurch, daß er eine Sache in Brand setzt, eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Zuchthaus bestraft. 6. Reichsregierung (27) Ziff. 12: Wer eine Feuersbrunst verursacht und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Zuchthaus bestraft. SS 202-204 Reichsregierung (27) Ziff. 13: a) Hinter § 202 folgende Vorschriften einzustellen: S 202 a. Herbeiführung einer Explosion. Wer eine Explosion verursacht und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Zuchthaus bestraft. - S 202 b. Herbeiführung einer Überschwemmung. Wer eine Überschwemmung verursacht und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Zuchthaus bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer durch giftige Gase eine Gemeingefahr herbeiführt. b) Den § 204 zu streichen. 5 203. Strandung Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 33: Hinter dem Worte „Schiff" einzufügen die Worte „oder ein sonstiges Wasserfahrzeug". 5 204. Herbeiführung einer Überschwemmung oder Explosion Überschrift: Oldenburg (15) S. 14: Herbeiführung einer Überschwemmung, Explosion oder Gasvergiftung. 1. Baden (4) Ziff. 126, Bayern (5) S. 81, Württemberg (14 II) S. 42: In Abs. 1 die Worte „oder eine Explosion" zu streichen. 2. Sachsen (10) Nr. 107: In Absatz 2 hinter dem Worte „Gemeingefahr" einzufügen die Worte „oder in bedeutendem Umfang eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen". 3. Bayern (17) Ziff. 2: In Abs. 2 hinter den Worten „giftige Gase" einzufügen die Worte „oder Erreger von Krankheiten, die auf Menschen übertragen werden können oder Erreger von Tierkrankheiten, für die eine Anzeigepflicht besteht." § 205. Brunnenvergiftung 1. Baden (4) Ziff. 127, Oldenburg (15) S. 14: Vor dem Worte „Brunnen" einzufügen das Wort „Quellen". 2. Lübeck (6) Ziff. 30: Die Worte „Gefahr für Menschenleben oder die Gesundheit von Menschen" zu ersetzen durch die Worte „Gefahr für Menschen und Haustiere". 208

3. Oldenburg (15) S. 14: Vor dem Worte „Gefahr" einzufügen das Wort „eine". 4. Bremen (12) S. 5: Das Verunreinigen von Brunnen mit Gefahr der Gesundheitsschädigung dürfte nicht dem Falle der Brunnenvergiftung gleichgestellt und mit Zuchthausstrafe bedroht werden. 5. Bayern (5) S. 81: Fassungsvorschlag: Wer Wasser in Quellen, Brunnen, Leitungen oder Behältern, das zum Gebrauch von Menschen bestimmt ist, oder Lebensmitteln für andere, Gift oder andere Stoffe beimengt, die geeignet sind, die menschliche Gesundheit zu zerstören oder schwer zu schädigen, wird mit Zuchthaus bestraft. 6. Reichsregierung (27) Ziff. 14: Fassungsvorschlag: Wer Wasser in Quellen, Brunnen, Leitungen oder Behältern vergiftet oder verunreinigt und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Zuchthaus bestraft. 7. Oldenburg (15) S. 14: Als neuen Absatz 2 anzufügen: „Wer, abgesehen von den Fällen des Absatz 1, Wasser in Quellen, Brunnen, Leitungen oder Behältern vergiftet oder verunreinigt und dadurch eine Gefahr in bedeutendem Umfang für fremdes Eigentum herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft." § 206. Störung der Sicherheit des Eisenbahn-, Schiffs- oder Luftverkehrs 1. Bayern (5) S. 82, Thüringen (9) Ziff. 66, Oldenburg (15) S. 14, Reichsregierung (27) Ziff. 15: a) In Zeile 1 hinter dem Worte „Eisenbahn" einzufügen die Worte „einer Schwebebahn". b) In Zeile 4 das Wort „Eisenbahn" zu ersetzen durch das Wort „Bahn". 2. Württemberg (14 II) S. 42: Fassungsvorschlag: Wer die Sicherheit des Betriebes einer Eisenbahn, der Schiffahrt oder der Luftfahrt stört und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, wird... - Ebenso wird bestraft, wer eine solche Störung und Gemeingefahr bei Versehung des Dienstes durch Verletzung seiner dienstlichen Obliegenheiten herbeiführt. 3. Braunschweig (16) Ziff. 65: a) Vor dem Worte „Gegenständen" einzufügen das Wort „sonstigen". b) Die Worte „bei Versehung des Dienstes" zu ersetzen durch die Worte „im Dienste". §207. Störung der Verkehrssicherheit auf Straßen I. Absatz 1: 1. Hamburg (2) Ziff. 74: Das Wort „Straßenbahnverkehrs" zu ersetzen durch das Wort „Straßenverkehrs". 2. Württemberg (14 II) S. 43: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer die Sicherheit des Betriebes einer Straßenbahn stört und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, oder wer eine solche Störung und Gemeingefahr bei Versehung des Dienstes durch Verletzung seiner dienstlichen Obliegenheiten herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft." 3. Reichsregierung (27) Ziff. 16: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer die Sicherheit des Straßenverkehrs oder des Betriebs einer Straßenbahn durch Beschädigen oder Zerstören einer Brücke, einer Straße oder eines Weges, durch Beschädigen, Zerstören oder Beseitigen von Anlagen, Beförderungsmitteln oder Gegenständen, die dem Straßenverkehre dienen, durch Bereiten von Hindernissen oder durch falsche Zeichen oder Signale stört und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft. II. Absatz 2: 1. Hamburg (2) Ziff. 74, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 65, Lübeck (6) Ziff. 31, Thüringen (9) Ziff. 67, Preußen (11) Ziff. 77, Braunschweig (16) Ziff. 66: Hinter „Weges" einzufügen „oder durch Bereiten von Hindernissen".

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2. Baden (4) Ziff. 128: Die Worte „oder eines Weges" zu ersetzen durch „eines Weges oder einer Anlage zur Regelung des Verkehrs oder durch Bereiten von Hindernissen auf der Fahrbahn oder auf andere Weise". 3. Bayern (5) S. 82, Württemberg (14 II) S. 43, Hessen (20) Ziff. 67: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer die Sicherheit des Straßenverkehrs durch Beschädigen oder Zerstören einer Brücke, einer Straße oder eines Weges durch Beseitigen von Anlagen oder Einrichtungen, die dem Verkehre dienen oder durch Bereiten von Hindernissen auf der Fahrbahn stört und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt, oder wer durch sonstige Störungen die Sicherheit des Straßenverkehrs, Menschenleben gefährdet." Württemberg will hinter „Fahrbahn" noch einfügen „oder auf ähnliche Weise".) 4. Sachsen (10) Nr. 108, Oldenburg (15) S. 14: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer die Sicherheit des öffentlichen Verkehrs auf Straßen, Wegen oder Plätzen durch Beschädigen, Zerstören oder Beseitigen von Anlagen oder Einrichtungen, die diesem Verkehre dienen, oder durch Bereiten von Hindernissen stört und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt." 5. Reichsregierung (27) Ziff. 16: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer durch Verletzung seiner dienstlichen Obliegenheiten bei Versehung des Dienstes die Sicherheit des Straßenverkehrs oder des Betriebs einer Straßenbahn stört und dadurch eine Gemeingefahr herbeiführt. - Der Versuch ist strafbar." § 208. Beschädigung von Wasserbauten I. Überschrift: 1. Baden (4) Ziff. 129: Beschädigung von Wasserbauten und Anlagen zum Schutze vor Naturereignissen oder zur Erfassung von Naturkräften. 2. Bayern (5) S. 83: Beschädigung von Anlagen verschiedener Art. 3. Oldenburg (15) S. 14: Beschädigung von Wasserbauten oder anderen Anlagen. II. Zum Text: 1. Bayern (5) S. 83: In Zeile 2 das Wort „oder" durch ein Komma zu ersetzen. 2. Bayern (5) S. 83, Oldenburg (15) S. 14, Reichsregierung (27) Ziff. 17: In Zeile 3 nach „Naturkräften" einzuschalten „oder Starkstromleitungen". 3. Preußen (11) Ziff. 78, Oldenburg (15) S. 14, Reichsregierung (27) Ziff. 17: Hinter „Wasserleitungen" einzufügen „Wasserhaltungsanlagen". § 209. Beseitigung von Sicherheitsvorrichtungen in gefährlichen

Betrieben

I. Überschrift: 1. Oldenburg (15) S. 14: Hinter „Beseitigung" einzufügen „oder Mißbrauch". 2. Baden (4) Ziff. 130, Reichsregierung (27) Ziff. 18: „Störung der Betriebssicherheit in gewerblichen und anderen Betrieben." II. Zum Text: 1. Baden (4) Ziff. 130: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Wer in gewerblichen oder anderen Betrieben die Vorschriften zur Verhütung von Unfällen oder eine anerkannte Regel der Technik nicht beachtet, oder ein dem Schutze des Lebens oder der Gesundheit, der im Betriebe Beschäftigten dienende Vorrichtung beschädigt, zerstört, beseitigt oder sonst unbrauchbar macht oder außer Tätigkeit setzt, und dadurch Gefahr für Leben oder Gesundheit herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft." 2. Bayern (5) S. 83, Hessen (20) Ziff. 61: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Wer in gewerblichen oder anderen Betrieben eine Vorschrift des Arbeiterschutzes oder eine anerkannte Regel der Technik nicht beachtet oder eine Vorrichtung, die dem Schutze des Lebens oder der Gesundheit der im Betriebe beschäftigten Personen dient, vorschriftswidrig nicht anbringt oder nicht in Tätigkeit setzt oder sie beschädigt, zerstört, beseitigt oder sonst unbrauchbar macht oder außer Tätigkeit setzt und dadurch Gefahr 210

für Leben oder Gesundheit herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft." (Hessen: hinter „anderen Betrieben" „oder an Maschinen" und hinter „dem Betriebe" „oder an der Maschine".) 3. Preußen (11) Ziff. 79, Oldenburg (15) S. 14: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Wer in Fabriken, Bergwerken oder in oder bei einem anderen Betrieb oder an Maschinen eine dem Schutze des Lebens oder der Gesundheit von Menschen dienende Vorrichtung beschädigt, zerstört, beseitigt oder sonst unbrauchbar macht, außer Tätigkeit setzt oder vorschriftswidrig nicht oder nicht richtig anbringt oder nicht oder nicht richtig gebraucht und dadurch Gefahr für Leben oder Gesundheit von Menschen herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft." (Oldenburg will sagen „eine Gefahr für das Leben oder die Gesundheit".) 4. Württemberg (14 II) S. 44: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Wer in gewerblichen oder anderen Betrieben eine Vorschrift zur Verhütung von Unfällen oder anerkannte Regel der Technik nicht beachtet oder eine Vorrichtung, die dem Schutze des Lebens oder der Gesundheit der im Betriebe beschäftigten Personen dient, vorschriftswidrig nicht anbringt, nicht in oder außer Tätigkeit setzt, beschädigt, zerstört, beseitigt oder sonst unbrauchbar macht und dadurch Gefahr für Leben oder Gesundheit herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft." 5. Reichsregierung (27) Ziff. 18: Die Bestimmung wie folgt zu fassen: „Wer in Fabriken, Bergwerken oder anderen Betrieben oder an Maschinen eine dem Schutze des Lebens oder der Gesundheit von Menschen dienende Vorrichtung beschädigt, zerstört, beseitigt oder sonst unbrauchbar macht, außer Tätigkeit setzt oder vorschriftswidrig nicht oder nicht richtig anbringt oder nicht oder nicht richtig gebraucht und dadurch eine Gefahr für Leib oder Leben von Menschen herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft." 6. Bayern (5) S. 83, Hessen (20) Ziff. 61, Oldenburg (15) S. 15, Württemberg (14 II) S. 44: Folgenden Absatz 2 neu einzustellen: „Der Versuch ist strafbar". §210. Besonders schwere Fälle Oldenburg (15) S. 15: Statt „202 bis 206" „202 bis 205 Abs. 1, 206" und vor „207" einzufügen „205 Abs. 2". §211. Todesfolge 1. Preußen (11) Ziff. 80, Oldenburg (15) S. 15, Reichsregierung (27) Ziff. 19: „(15)" zu streichen. 2. Oldenburg (15) S. 15: Statt „202 bis 209" „202 bis 205 Abs. 1, 206 bis 209". §213. Freiwillige Schadensverhütung I. Fassungsvorschläge: 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 66: Wendet der Täter in den Fällen der §§ 202 bis 209, 212 die Gefahr aus freien Stücken ab, so ... 2. Baden (4) Ziff. 131, Hessen (20) Ziff. 69: Die Worte „daß aus der Tat ein Schaden entsteht" zu ersetzen durch „daß aus der Tat für einen anderen ein Schaden an Leib oder Leben entsteht, oder daß fremdes Eigentum in bedeutendem Umfang beschädigt wird". 3. Bayern (5) S. 84: Verhütet der Täter in den Fällen der SS 202 bis 209, 212 aus freien Stücken, daß infolge der Tat ein Mensch an Leben oder Leib oder in bedeutendem Umfang fremdes Eigentum geschädigt wird, so kann die Strafe nach freiem Ermessen gemildert werden. Das Gericht kann auch von Strafe absehen.

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4. Preußen (11) Ziff. 81, Oldenburg (15) S. 15: Beseitigt der Täter in den Fällen der §§ 202 bis 209, 212 aus freien Stücken die in diesen Bestimmungen bezeichnete Gefahr, bevor ein entsprechender Schaden eingetreten ist, so kann ... 5. Württemberg (14 II) S. 44 ff.: Verhütet der Täter in den Fällen der §§ 203 bis 209, 212 aus freien Stücken, daß aus der Tat für Leben oder Gesundheit eines Menschen oder in bedeutendem Umfang für fremdes Eigentum ein Schaden entsteht, so kann die Strafe gemildert werden (§ 72). 6. Reichsregierung (27) Ziff. 20: Beseitigt der Täter in den Fällen der §§ 202 bis 209, 212 aus freien Stücken die Gefahr, bevor der Schaden eingetreten ist, so kann die Strafe nach freiem Ermessen gemildert werden; das Gericht kann auch von Strafe absehen. II. 1. Braunschweig (16) Ziff. 67: Das Wort „Schaden" zu ersetzen durch die Worte „erheblicher Schaden". 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 66, Baden (4) Ziff. 131, Oldenburg (15) S. 15, Württemberg (14 II) S. 44 f: Den letzten Halbsatz zu streichen. §214. Verhinderung eines lebenswichtigen Betriebs 1. Hamburg (2) Ziff. 75, Preußen (11) Ziff. 82 a, Braunschweig (16) Ziff. 68: Hinter dem Worte „Eisenbahnen" einzufügen das Wort „Straßenbahnen". 2. Baden (4) Ziff. 132, Sachsen (10) Nr. 109: Hinter dem Worte „Eisenbahnen" einzufügen die Worte „Straßenbahnen, Kraftwagen". 3. Bayern (5) S. 84: Hinter dem Worte „Eisenbahnen" einzufügen das Wort „Schwebebahnen". 4. Oldenburg (15) S. 15: Hinter dem Worte „Eisenbahnen" einzufügen die Worte „Schwebebahnen, Straßenbahnen, Kraftfahrlinien". 5. Lübeck (6) Ziff. 32 wünscht ebenfalls Berücksichtigung des Kraftwagenverkehrs. 6. Reichsregierung (27) Ziff. 2 1 a : Die Worte „dem öffentlichen Verkehre dienenden Eisenbahnen, Schiffahrts- oder Luftfahrtsunternehmungen" durch die Worte „einer dem öffentlichen Verkehre dienenden Eisenbahn, Straßenbahn, Schwebebahn, Kraftfahrlinie, Schiffahrts- oder Luftfahrtsunternehmung" zu ersetzen. 7. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 67, Thüringen (9) Ziff. 68 a, Braunschweig (16) Ziff. 68: Das Wort „staatlichen" zu streichen. 8. Reichsregierung (27) Ziff. 21 b: Die Worte „einer ... dienenden Anstalt" zu ersetzen durch die Worte „eines ... dienenden Werkes". 9. Baden (4) Ziff. 132, Reichsregierung (27) Ziff. 21 c: Hinter den Worten „dienenden Anstalt" einzufügen die Worte „oder eine dem Schutze gegen Feuersgefahr dienende öffentliche Einrichtung". 10. Preußen (11) Ziff. 82, Oldenburg (15) S. 15: Hinter dem Worte „dient" einzufügen die Worte „oder eines Bergwerkes". 11. Baden (4) Ziff. 132, Reichsregierung (27) Ziff. 21 d: Die Worte „oder verändert" zu ersetzen durch die Worte „verändert oder außer Tätigkeit setzt". 12. Bayern (5) S. 84, Oldenburg (15) S. 15: Die Worte „verhindert oder stört" zu ersetzen durch die Worte „verhindert, stört oder gefährdet". 13. Bayern (5) S. 84, Thüringen (9) Ziff. 68 b, Württemberg (14 II) S. 45, Oldenburg (15) S. 15: Folgenden Absatz 4 neu einzustellen: „Wer die Tat fahrlässig begeht, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft." fThüringen will Gefängnis ohne zeitliche Beschränkung androhen.) §215. Verhinderung des Betriebs einer Telegraphenanlage I. Überschrift: Oldenburg (15) S. 15: Verhinderung des Betriebs einer Telegraphen-, Funk-, Fernsprech- oder Rohrpostanlage. 212

II. Zum Text: 1. Preußen (11) Ziff. 83, Oldenburg (15) S. 15, Braunschweig (16) Ziff. 69, ähnlich auch Baden (4) Ziff. 133: In Abs. 1 hinter dem Wort „Telegraphen-" einzufügen das Wort „Funk-". 2. Baden (4) Ziff. 133: Die Worte „oder verändert" zu ersetzen durch die Worte „verändert oder außer Tätigkeit setzt". 3. Bayern (5) S. 84, Oldenburg (15) S. 16: Die Worte „verhindert oder gefährdet" zu ersetzen durch die Worte „verhindert, stört oder gefährdet". 4. Württemberg (14 II) S. 45: Hinter dem Worte „verändert" einzuschalten die Worte „oder sonst auf die Anlage oder den Betrieb einwirkt". 5. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 68, Bayern (5) S. 84, Thüringen (9) Ziff. 69, Preußen (11) Ziff. 83, Württemberg (14 II) S. 45, Oldenburg (15) S. 16, Reichsregierung (27) Ziff. 22: Hinter Abs. 1 Satz 1 als neuen Abs. 2 einzufügen: „Der Versuch ist strafbar". (Abs. 1 Satz 2 wird 3. Abs., Abs. 2 wird 4. Abs.) Bremen (12) S. 5: Hier ist die Bestimmung des § 145 StGB aufzunehmen (siehe auch § 220 a). §216. Schiffsgefährdung durch Bannware 1. Reichsregierung (27) Ziff. 23: In Abs. 1 hinter dem Worte „Einziehung" einzufügen die Worte „oder den Reeder oder Schiffer der Gefahr einer Bestrafung". 2. Bayern (5) S. 85, Oldenburg (15) S. 16: Fassungsvorschlag für Abs. 2: Einem deutschen Seeschiff steht ein ausländisches Seeschiff gleich, wenn es im Inland ganz oder zum Teil mit anderen als den in Abs. 1 bezeichneten Sachen beladen worden ist. 3. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 24 wünscht Ausdehnung der Vorschrift auf den Binnenschiffs- und Luftverkehr. §217. Verletzung von Regeln der Baukunst 1. Baden (4) Ziff. 134: In Abs. 1 hinter dem Worte „Baues" einzufügen die Worte „einer baulichen Veränderung". 2. Bayern (5) S. 85, Reichsregierung (27) Ziff. 24 a: Das Wort „Baues" zu ersetzen durch das Wort „Bauwerkes". 3. Reichsregierung (27) Ziff. 24 b: Die Worte „Gefahr für Menschenleben oder für die Gesundheit" durch die Worte „Gefahr für Leib oder Leben" zu ersetzen. 4. Baden (4) Ziff. 134, Oldenburg (15) S. 16: Folgenden Abs. 2 neu einzustellen: „Ebenso wird bestraft, wer bei Einrichtung einer Anlage oder Leitung zur Versorgung von Gebäuden mit Wasser, Licht, Wärme oder Kraft den für solche Anlagen allgemein anerkannten Regeln der Technik zuwiderhandelt und dadurch Gefahr für Menschenleben oder für die Gesundheit von Menschen herbeiführt". 5. Bremen (12) S. 5: Für Fahrlässigkeit dürfte hier kein Raum sein. §218. Verletzung von Schutzmaßregeln gegen Seuchen 1. Braunschweig (16) Ziff. 70, Reichsregierung (27) Ziff. 25: In Abs. 1 hinter dem Worte „Gefängnis" einzuschalten die Worte „oder mit Geldstrafe". 2. Hessen (20) Ziff. 70: Die Abs. 2 und 3 zu vereinigen. 3. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 69, Baden (4) Ziff. 135, Preußen (11) Ziff. 84, Württemberg (14 II) S. 45, Oldenburg (15) S. 16, Bayern (17) Ziff. 4: Absatz 3 zu streichen.

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§219. Nichterfüllung von Lieferungsverträgen I. Absatz 1: 1. Baden (4) Ziff. 136: Die Worte „in gehöriger Weise" und „gehörige" zu ersetzen durch die Worte „den übernommenen Verpflichtungen entsprechend" und „den übernommenen Verpflichtungen entsprechende". 2. Bayern (5) S. 85, Thüringen (9) Ziff. 70 a, Oldenburg (15) S. 16: Das Wort „Unterhaltsmitteln" zu ersetzen durch das Wort „Bedarfsmitteln". 3. Bayern (5) S. 85: Folgenden neuen Satz einzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu fünf Jahren". 4. Reichsregierung (27) Ziff. 26 a: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer in Zeiten gemeiner Not einen mit einer Behörde geschlossenen Vertrag über Lieferung oder Beförderung von Lebensmitteln oder anderen Gegenständen, die erforderlich sind, um die gemeine Not abzuwenden, zu beseitigen oder zu lindern, nicht oder nicht in gehöriger Weise erfüllt, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft." II. Absatz 2: 1. Bayern (5) S. 85: Die Worte „Unterlieferanten, Vermittler und Bevollmächtigte" zu ersetzen durch die Worte „Vertragsgegner, Vermittler, Bevollmächtigte, Angestellte oder Arbeiter". 2. Thüringen (9) Ziff. 70 b: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso werden Erzeuger, Unternehmer, Vermittler sowie Beauftragte bestraft, die durch Verletzung ihrer Vertragspflichten gegenüber dem Leistungspflichtigen, dessen Vertragserfüllung (Abs. 1) vereiteln oder erschweren. 3. Preußen (11) Ziff. 85, Oldenburg (15) S. 16: Das Wort „Unterlieferanten" zu ersetzen durch das Wort „Unterverpflichteten". 4. Reichsregierung (27) Ziff. 26 b: Das Wort „Unterlieferanten" durch die Worte „unterverpflichtete Unternehmer" zu ersetzen. III. Bayern (5) S. 85, Sachsen (10) Nr. 110, Bremen (12) S. 5: Als neuen Abs. 3 einzufügen: „Wer die Tat fahrlässig begeht, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft". § 220. Unterlassene Hilfeleistung 1. Baden (4) Ziff. 137: Das Wort „Interessen" zu ersetzen durch das Wort „Pflichten". 2. Thüringen (9) Ziff. 71: Das Wort „Interessen" zu ersetzen durch das Wort „Belange". 3. Bayern (5) S. 86: Die Worte „und ohne Verletzung sonstiger wichtiger Interessen" zu streichen. 4. Preußen (11) Ziff. 86: Hinter dem Worte „Gemeingefahr" einzufügen die Worte „oder bei Unglücksfällen". 5. Reichsregierung (27) Ziff. 27: Den § 220 hier zu streichen und in das 2. Buch hinter § 368 als § 368 a mit folgendem Wortlaut einzustellen: „5 368 a. Unterlassene Hilfeleistung. Wer bei einer Gemeingefahr oder bei Unglücksfällen der polizeilichen Aufforderung zur Hilfeleistung nicht nachkommt, obwohl er der Aufforderung ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung sonstiger wichtiger Interessen genügen kann, wird mit Geldstrafe bestraft." $220a Lübeck (6) S. 11 will hier die bisher im § 145 StGB behandelte Außerachtlassung der Vorschriften zur Verhütung des Zusammenstoßes der Schiffe auf See usw. stellen unter Androhung der im § 145 StGB vorgesehenen Strafen (nicht wie im § 369 Nr. 3 als Übertretungen).

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17. Abschnitt. Tötung §221. Mord § 222. Totschlag 1. Bremen (12) S. 5: Das bisherige Unterscheidungsmerkmal der Überlegung beizubehalten. 2. a) Sachsen (10) Nr. 111, Preußen (11) Ziff. 87, Oldenburg (15) S. 16: Im § 222 das Wort „entschuldbare" zu streichen. b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 70: Im § 222 die Worte „Jähzorn oder entschuldbare" zu streichen. c) Hessen (20) Ziff. 65: Im § 222 die Worte „durch Jähzorn oder entschuldbare heftige Gemütsbewegung" zu ersetzen durch die Worte „in einem Zustand leidenschaftlicher Aufwallung oder anderer heftiger Gemütsbewegung". 3. a) Baden (4) Ziff. 139, Württemberg (14 II) S. 46 (mit etwas anderer Reihenfolge der einzelnen Fälle in § 221): Die §§ 221, 222 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: §221. Wer einen anderen aus Mordlust, aus Habgier, um die Begehung eines anderen Verbrechens oder Vergehens zu verdecken oder zu erleichtern, unter Verübung von Grausamkeiten, meuchlings oder mittels Gift, giftiger Gase, Sprengstoffen oder Feuers tötet, wird mit dem Tode bestraft. - § 222. Wer in anderen Fällen einen anderen tötet, wird mit Zuchthaus nicht unter drei Jahren bestraft. - In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder lebenslanges Zuchthaus. b) Bayern (5) S. 86 (ablehnend Thüringen [9] Ziff. 72): Ebenso wie Baden; nur im § 2 2 1 statt der Worte „um die Begehung eines anderen Verbrechens zu verdecken oder zu erleichtern" die Worte „zur Verdeckung oder Erleichterung eines anderen Verbrechens oder Vergehens" und im § 221 statt der Worte „in anderen Fällen" das Wort „sonst". 4. Reichsregierung (27) Ziff. 28: Den §§ 221, 222 folgende Fassung zu geben: § 221. Mord. Wer einen anderen tötet, wird mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslangem Zuchthaus bestraft. Wer die Tat mit Überlegung begeht, wird mit dem Tode bestraft. § 222. Totschlag. Wer sich durch entschuldbare heftige Gemütsbewegung zur Tötung eines anderen hinreißen läßt, wird mit Zuchthaus bestraft. - (Abs. 2 fällt weg.) 5. Hamburg (2) Ziff. 76, Anhalt (8) Ziff. 22: Im § 221 die Todesstrafe durch lebenslanges Zuchthaus zu ersetzen. § 223. Tötung auf Verlangen Württemberg (14 II) S. 47 regt an, Gefängnis nicht unter sechs Monaten anzudrohen. § 224. Verleitung zum Selbstmord 1. Hamburg (2) Ziff. 77: In der Überschrift das Wort „Verleitung" durch „Bestimmung" und in der Vorschrift das Wort „verleitet" durch „bestimmt" zu ersetzen. 2. a) Baden (4) Ziff. 140: Die Vorschrift so zu fassen: „Wer einen anderen unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses oder wer eine Person, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat oder wegen Bewußtseinsstörung, wegen krankhafter Störung der Geistestätigkeit oder wegen Geistesschwäche unfähig ist, die Tragweite ihrer Handlung zu erkennen, verleitet, sich selbst zu töten, wird, wenn der andere sich tötet oder zu töten versucht, mit Zuchthaus bestraft. In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder lebenslanges Zuchthaus. - Wer, abgesehen von den Fällen des Absatzes 1, einen anderen verleitet, sich selbst zu töten, wird, wenn der andere sich tötet oder zu töten versucht, mit Gefängnis bestraft." 215

b) Ähnlich Bayern (5) S. 88: „Wer einen anderen verleitet, sich selbst zu töten, wird, wenn der andere sich tötet oder zu töten versucht, mit Gefängnis bestraft. - Erfolgt die Verleitung durch Mißbrauch des Einflusses, den der Täter auf den Verleiteten hat oder durch arglistige Täuschung oder ist der Verleitete noch nicht 18 Jahre alt oder wegen Bewußtseinsstörung, krankhafter Störung der Geistestätigkeit oder Geistesschwäche unfähig, die Tragweite seiner Handlung einzusehen oder dieser Einsicht gemäß zu handeln, so ist die Strafe Zuchthaus und in besonders schweren Fällen Zuchthaus nicht unter 10 Jahren oder lebenslanges Zuchthaus." c) Württemberg (14 II) S. 47: Folgenden Absatz anzufügen: „War der Verleitete noch nicht 18 Jahre alt oder wegen Bewußtseinsstörung, wegen krankhafter Störung der Geistestätigkeit oder wegen Geistesschwäche unfähig, die Tragweite seiner Handlung zu erkennen, so ist die Strafe Zuchthaus und in besonders schweren Fällen Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder lebenslanges Zuchthaus." d) Thüringen (9) Ziff. 73, Hessen (20) Ziff. 66: Folgenden Absatz 2 hinzuzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus." e) Preußen (11) Ziff. 88, Oldenburg (15) S. 16, Reichsregierung (27) Ziff. 29: Folgenden Absatz 2 hinzuzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren." 3. Sachsen (10) Ziff. 112: Als Absatz 2 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Konnte der Versuch nicht zur Vollendung führen, so findet § 23 Abs. 4 entsprechende Anwendung." § 225. Kindestötung 1. a) Baden (4) Ziff. 141, Oldenburg (15) S. 16: Im Abs. 1 statt Gefängnis Zuchthaus bis zu fünf Jahren anzudrohen. b) Bayern (5) S. 88: 1. Statt Gefängnis Zuchthaus bis zu zehn Jahren anzudrohen. 2. Den Abs. 2 zu streichen. c) Württemberg (14 II) S. 49: 1. Im Abs. 1 statt Gefängnis Zuchthaus anzudrohen. 2. Den Abs. 2 zu streichen. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 71, Thüringen (9) Ziff. 74, Sachsen (10) Nr. 113, Eventualantrag Oldenburg (15) S. 17, Braunschweig (16) Ziff. 71, Eventualantrag Bayern (17) Ziff. 5, Reichsregierung (27) Ziff. 30: Den Versuch für strafbar zu erklären. § 226. Aufforderung zum Morde 1. Bayern (5) S. 89, Thüringen (9) Ziff. 75, Württemberg (14 II) S. 49, Oldenburg (15) S. 17: Hinter „auffordert" die Worte „oder anreizt" einzufügen. 2. Bremen (12) S. 5: Die Vorschrift dem § 160 anzufügen. 3. Baden (4) Ziff. 142, Bayern (5) S. 89, Württemberg (14 II) S. 49, Oldenburg (15) S. 17, Hessen (20) Ziff. 67: Folgenden 2. Absatz hinzuzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer einen anderen zu einem Morde zu verleiten sucht." § 227. Verabredung eines Mordes 1. Braunschweig (16) Ziff. 72: Zuchthaus bis zu 10 Jahren anzudrohen. 2. Bayern (5) S. 89: Den Abs. 2 so zu fassen: „Er bleibt straffrei, wenn er aus freien Stücken seine Tätigkeit aufgibt und, wenn dies nicht auch seitens des anderen Täters geschieht, den Mord abwendet. § 24 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend." 3. Bremen (12) S. 5: Die Vorschrift in § 183 zu bringen.

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§ 228.

Abtreibung

1. Bremen (12) S. 5: Im Abs. 1 in besonders schweren Fällen Zuchthaus anzudrohen. 2. a) Hamburg (2) Ziff. 38,1, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 72, Baden (4) Ziff. 143, Bayern (5) S. 90, Thüringen (9) Ziff. 76 a, Bremen (12) S. 5, Württemberg (14 II) S. 49, Oldenburg (15) S. 17: Den Abs. 3 Satz 2 zu streichen. b) Eventualvorschlag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 72: Die Worte „von Strafe absehen" durch die Worte zu ersetzen: „den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen". c) Hessen (20) Ziff. 68: Den Abs. 3 Satz 2 so zu fassen: „Konnte er nachweislich nicht zur Vollendung führen, so kann das Gericht in besonders leichten Fällen von Strafe absehen, auch wenn die Voraussetzungen des § 23 Abs. 4 nicht vorliegen. d) Reichsregierung (25) Ziff. 31: Im Abs. 3 Satz 2 die Verweisung „ § 2 3 Abs. 4" durch die Verweisung „§ 23 Abs. 3" zu ersetzen. 3. Hamburg (2) Ziff. 78, 2: Als Abs. 4 folgende Vorschrift neu anzufügen: „Die Abtreibung ist straflos, wenn sie mit Einwilligung der Schwangeren von einem staatlich anerkannten spezialistisch ausgebildeten Arzt innerhalb der ersten drei Monate der Schwangerschaft vorgenommen wird, um eine anders nicht abwendbare Lebensgefahr, die Gefahr dauernden schweren Schadens an der Gesundheit der Schwangeren, die Gefahr einer erheblichen und dauernden wirtschaftlichen Not für sie oder ihre Familie abzuwenden oder ein dauerndes schweres Siechtum des zu erwartenden Kindes zu verhüten. Durch diese Bestimmung bleibt die Vorschrift des § 22 unberührt. 4. Bremen (12) S. 6: Im Abs. 4 das Wort „gewerbsmäßig" durch die Worte „gegen Entgelt" zu ersetzen. 5. a) Baden (4) Ziff. 143, Bayern (5) S. 90 (mit geringfügiger Abweichung in der Fassung), Württemberg (14 II) S. 50, Hessen (20) Ziff. 68 (zu vergl. auch Bremen [12] S. 5): Im Abs. 4 - 1 . dem Satze 1 folgenden Halbsatz anzufügen: „hat die Tat den Tod der Schwangeren zur Folge (§ 15), so ist die Strafe Zuchthaus nicht unter drei Jahren"; - 2. den Satz 2 so zu fassen: „Wer einer Schwangeren ..., wird mit Zuchthaus bestraft". b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 73: Als Abs. 5 folgende Vorschrift anzufügen: „Ist die in Absatz 2 bezeichnete Tat ohne Einwilligung der Schwangeren begangen und hat sie den Tod oder eine schwere Körperverletzung (§ 234 Abs. 2) der Schwangeren zur Folge (§ 15), so ist die Strafe Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder lebenslanges Zuchthaus." c) Thüringen (9) Ziff. 76 b: Im Abs. 4 hinter Satz 1 einzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus nicht unter 3 Jahren". - Und aus dem bisherigen Satze 2 einen besonderen Absatz zu machen (Strafdrohung: Zuchthaus). d) Hamburg (2) Ziff. 78, 3: Aus dem Abs. 4 einen besonderen § 228 a zu machen. 6. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 74, vgl. auch Lübeck (6) Ziff. 34: Als Abs. 6 folgende Vorschrift anzufügen: „Eine strafbare Handlung liegt nicht vor, wenn ein Arzt nach den Regeln der ärztlichen Kunst die Frucht mit Einwilligung der Schwangeren tötet, um eine gegenwärtige oder für die Zukunft sicher vorauszusehende, nicht anders abwendbare Gefahr des Lebens oder schwerer Gesundheitsschädigung von der Schwangeren abzuwenden." b) Preußen (11) Ziff. 89, Oldenburg (15) S. 17: Folgenden 5. Absatz hinzuzufügen: „Die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft durch einen Arzt ist nicht strafbar, wenn sie zur Abwendung einer auf andere Weise nicht abwendbaren Lebensgefahr oder schweren Gesundheitsschädigung der Mutter nach den Regeln der ärztlichen Kunst vorgenommen wird. c) Reichsregierung (27) Ziff. 32: Als § 228 a folgende Vorschrift einzustellen: § 228 a. Ärztlich gebotene Unterbrechung der Schwangerschaft. Eine Abtreibung im Sinne dieses Gesetzes liegt nicht vor, wenn ein approbierter Arzt eine Schwangerschaft 217

unterbricht, weil es nach den Regeln der ärztlichen Kunst zur Abwendung einer auf andere Weise nicht abwendbaren ernsten Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Mutter erforderlich ist. - Ebenso liegt eine Tötung im Sinne dieses Gesetzes nicht vor, wenn ein approbierter Arzt aus dem gleichen Grunde ein in der Geburt begriffenes Kind tötet. 7. Zur Begründung: Sachsen (10) Nr. 114. § 229. Ankündigung von Abtreibungsmitteln 1. Thüringen (9) Ziff. 77: Das Wort „öffentlich" zu streichen. 2. Oldenburg (15) S. 17: Die Worte „zu Zwecken der Abtreibung (§ 228)" durch die Worte „zu Abtreibungen (§ 228)" zu ersetzen. 3. a) Baden (4) Ziff. 144, Bayern (5) S. 90, Württemberg (14 II) S. 50: Den Abs. 1 so zu fassen: „Wer den Vorschriften zur Regelung des Verkehrs mit Mitteln, Werkzeugen oder Verfahren zuwiderhandelt, die zur Herbeiführung eines vorzeitigen Abganges der Frucht oder zur Tötung der Frucht im Mutterleib geeignet sind, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." b) Hessen (20) Ziff. 69: Ebenso, nur: die „zur Herbeiführung eines vorzeitigen Abgehens der Frucht geeignet sind." 4. Baden (4) Ziff. 144, Bayern (5) S. 90, Württemberg (14 II) S. 51, Hessen (20) Ziff. 69: Im Abs. 2 die Worte „in gleicher Weise" zu streichen. 5. Reichsregierung (25) Ziff. 33: Den § 229 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: $ 229. Ankündigung von Abtreibungsmitteln. Wer Mittel, Werkzeuge oder Verfahren zur Unterbrechung der Schwangerschaft öffentlich ankündigt oder anpreist, oder solche Mittel oder Werkzeuge an einem allgemein zugänglichen Orte ausstellt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. - Straflos ist die Ankündigung oder Anpreisung von Mitteln, Werkzeugen oder Verfahren, die zu ärztlich gebotenen Unterbrechungen der Schwangerschaft dienen, an Ärzte oder an Personen, die mit solchen Mitteln oder Werkzeugen erlaubterweise Handel treiben, oder in wissenschaftlichen ärztlichen Fachzeitschriften. § 229 a. Öffentliches Erbieten zu Abtreibungen. Wer öffentlich seine eigenen oder fremde Dienste zur Vornahme oder Förderung von Abtreibungen anbietet, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. § 230. Aussetzung Thüringen (9) Ziff. 78: Im Abs. 2 das Wort „hilflosen" zu streichen. §231. Lebensgefährdung 1. a) Bremen (12) S. 6 hält die Aufnahme der Vorschrift für bedenklich. b) Baden (4) Ziff. 145 bezweifelt, ob für die Vorschrift ein Bedürfnis ist. 2. Hamburg (2) Ziff. 79: Die Worte „und gewissenlos" zu streichen. 3. a) Sachsen (10) Nr. 115, Preußen (11) Ziff. 90, Braunschweig (16) Ziff. 73: Statt Zuchthaus Gefängnis anzudrohen. b) Sachsen (10) Nr. 115: Folgenden 2. Absatz hinzuzufügen: „Stirbt der andere infolge dieser Handlung (§ 15), so ist die Strafe Zuchthaus." c) Oldenburg (15) S. 17: Zuchthaus bis zu 5 Jahren, in besonders schweren Fällen Zuchthaus anzudrohen. 4. Reichsregierung (27) Ziff. 34: Die Vorschrift als § 218 a in folgender Fassung in den 16. Abschnitt einzustellen: Wer abgesehen von den Fällen der §§ 202 bis 218 wissentlich und gewissenlos eine unmittelbare Gefahr für Menschenleben herbeiführt, wird mit Gefängnis bestraft. - In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus. 218

5 232. Fahrlässige Tötung Keine Anträge. 18. Abschnitt. Körperverletzung 5 233. Körperverletzung § 237. Mißhandlung I. Zusammenfassung der §§ 233, 237: 1. Hamburg (2) Ziff. 80, 81, 82, 83, 2, 83: a) Im § 233 die Worte „am Körper verletzt" zu ersetzen durch „körperlich mißhandelt". b) Den § 237 zu streichen. c) Im § 238 die Worte „oder Mißhandlungen" zu streichen. d) Im § 240 in der Überschrift die Worte „und Mißhandlung" zu streichen, sowie im Abs. 1 die Worte „an Kindern usw. eine Körperverletzung oder Mißhandlung begeht" durch die Worte „Kinder usw. körperlich mißhandelt oder an der Gesundheit schädigt". 2. Bayern (5) S. 91, 92; Thüringen (9) Ziff. 79: a) Den § 233 Abs. 1 so zu fassen: „Wer einen anderen am Körper verletzt, an der Gesundheit schädigt oder sonst mißhandelt, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. b) Den § 237 zu streichen. c) Im § 238 die Worte „oder Mißhandlungen" zu streichen. d) Im § 240 in der Überschrift die Worte „und Mißhandlung" sowie im Abs. 1 die Worte „oder Mißhandlung" zu streichen. 3. Preußen (11) Ziff. 91, 93, 94, 96, 97; Oldenburg (15) S. 17, 18; Reichsregierung (27) Ziff. 35, 39, 40 b, 41, 43: a) Im § 233 Abs. 1 hinter dem Worte „verletzt" die Worte „körperlich mißhandelt" einzufügen. b) Den § 237 zu streichen. c) Im § 238 die Worte „oder Mißhandlungen" zu streichen. d) Im § 240 in der Überschrift die Worte „und Mißhandlung" und im Abs. 1 die Worte „oder Mißhandlung" zu streichen. e) Im § 244 die Verweisung auf § 237 zu streichen. 4. Hessen (20) Ziff. 70, 71, 72: a) Im § 233 Abs. 1 das Wort „oder" durch ein Komma zu ersetzen und hinter dem Worte „schädigt" die Worte „oder sonst mißhandelt" einzufügen. b) Den § 237 zu streichen. c) Im § 244 die Verweisung auf § 237 zu streichen. 5. Württemberg (14 II) S. 51 bezweifelt ebenfalls, ob die Unterscheidung zwischen Körperverletzung und Mißhandlung zweckmäßig und notwendig ist. II. 7M § 233: Württemberg (14 II) S. 52: Zwischen die Absätze 1 und 2 folgenden neuen Absatz einzufügen: „Der Versuch ist strafbar". III. 7M S 237: Sachsen (10) Nr. 116: Im Abs. 1 vor „mißhandelt" einzufügen „körperlich". IV. Absehen von Strafe (Abs. 2 der 55 233, 237): 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 75, 76; Baden (4) Ziff. 146, 148; Oldenburg (15) S. 17, ablehnend Württemberg (14 II) S. 51, 54: In den §§ 233, 237 jeweils den Absatz 2 zu streichen. 2. Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 75, 76: In den §§ 233, 237 jeweils den Absatz 2 so zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." 3. Hessen (20) Ziff. 70: In dem durch Aufnahme der Mißhandlung ergänzten § 233 den Absatz 2 so zu fassen: „Hat sich der Täter nur durch die gerechtfertigte Entrüstung über das unmittelbar vorausgegangene Benehmen eines anderen zur Tat hinreißen lassen

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und ist diese nach den Umständen entschuldbar, so kann das Gericht von Strafe absehen." 5 234. Schwere Körperverletzung 1. Baden (4) Ziff. 147 (vgl. auch Reichsregierung unter Ziff. 4): a) Hinter „Geisteskräfte" die Worte „oder seiner Sinne" einzufügen. b) Hinter „beeinträchtigt" die Worte „oder seiner Zeugungsfähigkeit beraubt" einzufügen. 2. Württemberg (14 II) S. 53 (vgl. auch Reichsregierung unter Ziff. 4): Den Absatz 2 so zu fassen: „Die gleiche Strafe tritt ein, wenn der Verletzte in Lebensgefahr gerät oder an seinem Körper oder seiner Gesundheit schwer geschädigt, insbesondere erheblich verstümmelt, dauernd und auffallend entstellt, im Gebrauch seines Körpers oder seiner Geisteskräfte längere Zeit bedeutend beeinträchtigt wird oder in eine gefährliche oder langdauernde Krankheit verfällt (§ 15)". 3. Preußen (11) Ziff. 92, Oldenburg (15) S. 17, Reichsregierung (27) Ziff. 36: In Abs. 1 und 2 jeweils die Verweisung „(§ 15)" zu streichen. 4. Reichsregierung (27) Ziff. 36 b: Dem Absatz 2 folgende Fassung zu geben: „Die gleiche Strafe tritt ein, wenn der Verletzte an seinem Körper oder an seiner Gesundheit schwer geschädigt, insbesondere verstümmelt, dauernd und auffallend entstellt, im Gebrauch seines Körpers, seiner Sinne oder seiner Geisteskräfte dauernd oder lange Zeit erheblich beeinträchtigt wird oder in eine schwere oder langdauernde Krankheit verfällt." 5. Bayern (5) S. 91, Thüringen (9) Ziff. 80, Oldenburg (15) S. 17: a) Im Abs. 1 Zuchthaus bis zu zehn Jahren anzudrohen. b) Den Eingang des Abs. 2 so zu fassen: „Zuchthausstrafe bis zu fünf Jahren tritt ein, wenn ..." § 235. Gefährliche

Körperverletzung

1. Reichsregierung (27) Ziff. 37 a: Die Worte „Abs. 2" zu streichen. 2. Eventualantrag Württemberg (14 II) S. 54 (für den Fall, daß der Antrag Württemberg zu § 234 -2- nicht angenommen wird): Die Worte „eine der im § 234 Abs. 2 bezeichneten Folgen herbeizuführen" zu ersetzen durch die Worte „den Körper oder die Gesundheit des Verletzten schwer zu schädigen". 3. Reichsregierung (27) Ziff. 37 b: Als Abs. 2 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Der Versuch ist strafbar." § 236. Absichtliche schwere Körperverletzung 1. Württemberg (14 II) S. 54: Das Wort „absichtlich" durch „vorsätzlich" zu ersetzen. 2. Preußen (11) Ziff. 92, Oldenburg (15) S. 17, Reichsregierung (27) Ziff. 38: Im Abs. 2 die Verweisung „(§ 15)" zu streichen. § 237. Mißhandlung Vergleiche Anträge bei § 233,1, III, IV. § 238. Ärztliche Eingriffe I. 1. Hamburg (2) Ziff. 82,1: Die Worte „Eingriffe und Behandlungsweisen" und „entsprechen" zu ersetzen durch die Worte „eine Heilbehandlung" und „entspricht". 2. Reichsregierung (27) Ziff. 40a: Die Überschrift abzuändern in „Heilbehandlung".

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II. Beschränkung auf Ärzte und approbierte Personen: 1. Baden (4) Ziff. 149: Die Vorschrift so zu fassen: „Eingriffe und Behandlungsweisen approbierter Ärzte, die der Übung eines gewissenhaften Arztes entsprechen, sind keine Körperverletzungen oder Mißhandlungen im Sinne dieses Gesetzes. - Den approbierten Ärzten stehen die Heilkundigen, die die Heilkunde aufgrund eines anderen durch eine staatliche Prüfung erbrachten Befähigungsnachweises ausüben, in Ansehung der Eingriffe und Behandlungsweisen auf dem Gebiete, auf das sich der Befähigungsnachweis erstreckt, gleich, sofern die Eingriffe und Behandlungsweisen der Übung eines gewissenhaften Arztes entsprechen." 2. Bayern (5) S. 92, geändert durch Streichung des auf Dentisten bezüglichen Zusatzes durch den Antrag 17 Ziff. 6: Die Vorschrift so zu fassen: „Eingriffe und Behandlungsweisen, die approbierte Ärzte der Übung eines gewissenhaften Arztes entsprechend vornehmen, sind keine Körperverletzungen im Sinne dieses Gesetzes." 3. Preußen (11) Ziff. 94, Oldenburg (15) S. 18: Die Worte „die der Übung eines gewissenhaften Arztes entsprechen" durch die Worte „die ein Arzt in gewissenhafter Ausübung seines Berufs vornimmt" zu ersetzen. 4. Vgl. hierzu auch Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 35. III. Einwilligung des Kranken: 1. Sachsen (10) Nr. 117: Hinter dem Worte „entsprechen" die Worte einzufügen „und nicht gegen den Willen des Behandelten vorgenommen werden." 2. Braunschweig (16) Ziff. 74: Hinter dem Worte „Arztes" die Worte einzufügen „und dem erklärten oder mutmaßlichen Willen des Kranken." 3. Württemberg (14 II) S. 54: In der Begründung klarzustellen, daß die Übung eines gewissenhaften Arztes auch den Willen des Kranken zu berücksichtigen hat. 4. Hamburg (2) Ziff. 82,3; Thüringen (9) Ziff. 81: Als Abs. 2 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Ist jedoch die Heilbehandlung gegen den Willen eines anderen erfolgt, so wird der Täter mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft. Die Verfolgung tritt nur auf Verlangen ein." 5. Reichsregierung (27) Ziff. 40c, d: a) In der Begründung (S. 123) die Ausführungen zu streichen, nach denen die Einwilligung des Patienten für die Frage bedeutsam ist, ob eine Heilbehandlung als Körperverletzung anzusehen ist oder nicht. d) In den 20. Abschnitt als § 254 a folgende Vorschrift einzufügen: § 254 a. Eigenmächtige Heilbehandlung. Wer einen anderen gegen dessen Willen zu Heilzwecken behandelt, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. - Ebenso wird ein approbierter Arzt bestraft, der gegen den Willen einer Schwangeren eine ärztlich gebotene Unterbrechung der Schwangerschaft oder Tötung eines in der Geburt begriffenen Kindes (§ 228 a) vornimmt. Der Versuch ist strafbar. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Behandelten oder der Schwangeren verfolgt. - In besonders leichten Fällen kann das Gericht von Strafe absehen. IV. Wegen der Streichung der Worte „oder Mißhandlungen" vergleiche §§ 233, 237, I 1-3. § 239. Einwilligung des Verletzten 1. Eventualantrag Preußen (11) Ziff. 95, Oldenburg (15) S. 18 (für den Fall, daß § 237 als Sondervorschrift beibehalten wird): Hinter dem Worte „Körperverletzung" die Worte „oder Mißhandlung" einzufügen. 2. Württemberg (14 II) S. 55: Hinter dem Worte „Sitten" die Worte „oder gegen ein gesetzliches Verbot" einzufügen.

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§ 240. Körperverletzung und Mißhandlung an Kindern, Jugendlichen oder Wehrlosen 1. Bayern (5) S. 92, Thüringen (9) Ziff. 82a: Hinter dem Worte „begeht" die Worte einzufügen „oder sie gewissenlos durch Vernachlässigung der Pflege körperlich oder geistig verwahrlosen läßt." 2. Anhalt (8) Ziff. 23: a) Im Abs. 1 statt „Gefängnis nicht unter drei Monaten" „Zuchthaus bis zu fünf Jahren" anzudrohen. b) Den Absatz 2 zu streichen. 3. Thüringen (9) Ziff. 82b: Im Abs. 2 Zuchthaus schlechthin anzudrohen. 4. Wegen Entfernung des Begriffs „Mißhandlung" vergleiche §§ 233, 237,1 1-3. 5. Bayern (5) S. 92: Die Vorschrift hinter dem § 233 einzustellen. § 241. Raufhandel 1. Baden (4) Ziff. 150, Oldenburg (15) S. 18: Im Abs. 1 die Worte „bis zu drei Jahren" zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 150, Oldenburg (15) S. 18: Zwischen die Absätze 1 und 2 folgenden neuen Absatz einzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu fünf Jahren". § 242. Waffengebrauch bei Schlägereien 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 36: Im Abs. 1 das Wort „insbesondere" durch „oder" zu ersetzen (unter Streichung der Kommata vor „insbesondere" und hinter „Messers"). 2. Baden (4) Ziff. 151: Die Worte „einer Waffe, insbesondere eines Messers" durch die Worte „eines gefährlichen Werkzeuges" zu ersetzen. 3. Reichsregierung (28) Ziff. 42: Die Worte „einer Waffe, insbesondere eines Messers" durch die Worte „eines Messers oder einer anderen Waffe" zu ersetzen. § 243. Fahrlässige Körperverletzung. 1. a) Reichsregierung (1) Ziff. 11, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 37, Sachsen (10) Nr. 118, Oldenburg (15) S. 18: Im Abs. 1 hinter dem Worte „Körperverletzung" die Verweisung „(§ 233)" einzufügen. b) Thüringen (9) Ziff. 83: Hinter „Körperverletzung" die Worte „oder Mißhandlung (§ 233)" einzufügen. c) Bayern (5) S. 93: Die Worte „eine Körperverletzung begeht" durch die Worte „einen anderen am Körper verletzt oder an der Gesundheit schädigt" zu ersetzen. 2. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 77, Baden (4) Ziff. 152, Oldenburg (15) S. 18: Den Abs. 2 zu streichen. b) Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 77: Den Abs. 2 so zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen". 5 244. Verfolgung auf Verlangen 1. Bayern (5) S. 93, Oldenburg (15) S. 18: Die Worte „in Ausübung eines" vor dem Worte „Berufs" zu streichen. 2. Württemberg (14 II) S. 55: Als Abs. 2 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Ist die Tat gegen einen Amtsträger oder einen Soldaten während der Ausübung ihres Berufs oder in Beziehung auf den Beruf begangen, so kann auch der Vorgesetzte unabhängig von dem Verletzten die Verfolgung verlangen". 3. Wegen der Streichung der Verweisung auf § 237 vergleiche § 233,1 3 und 4. 222

19. Abschnitt.

Zweikampf

A. Beibehaltung der Sondervorschriften gegen Zweikampf. 1. Preußen (11) Ziff. 99: Den ganzen 19. Abschnitt zu streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 84, 85: a) Die §§ 245, 246 zu streichen; b) die §§ 247, 248 hinter § 182 einzuschalten. 3. Baden (4) Ziff. 153 stellt zur Erwägung, die zusammenfassende Behandlung des Zweikampfes aufzugeben und den Zweikampf mit tödlichem Ausgang im Abschnitt Tötung (unter Annäherung der Strafdrohung an die in § 223 - Tötung auf Verlangen unter Beibehaltung der Mindeststrafe des § 245 Abs. 2), den Zweikampf mit der Folge einer Körperverletzung sowie den Zweikampf ohne Verletzungsfolge im Abschnitt Körperverletzung zu behandeln. B. Zu den Vorschriften des Abschnitts im einzelnen: § 245.

Zweikampf

I. Behandlung der studentischen Schlägermensur: 1. a) Thüringen (9) Ziff. 84b, Oldenburg (15) S. 18, Braunschweig (16) Ziff. 75: Dem § 245 Abs. 1 folgenden zweiten Satz hinzuzufügen: „Studentische Schlägermensuren sind kein Zweikampf mit tödlichen Waffen." (Braunschweig: Die studentische Schlägermensur ist kein Zweikampf mit tödlichen Waffen.) b) Bayern (5) S. 93, Oldenburg (15) S. 18 wollen, wenn nicht Klarstellung im Text erfolgt, wenigstens die Begründung dahin ändern, daß die studentische Schlägermensur kein Zweikampf mit tödlichen Waffen ist. 2. a) Baden (4) Ziff. 153, Bremen (12) S. 6 halten eine eindeutige Vorschrift darüber, ob die studentische Schlägermensur strafbar sein soll, für geboten oder erwünscht. b) Baden (7) schlägt vor, dem § 245 Abs. 1 folgenden zweiten Satz anzufügen: „Tödliche Waffen sind auch geschliffene Schläger ohne Rücksicht auf die bei dem Zweikampf gebrauchten Schutzvorkehrungen." c) Bremen (12) S. 6 hält Gefängnis jedenfalls als Regelstrafe für studentische Schlägermensur nicht für angebracht. II. Absatz 2: Preußen (11) Ziff. 98, Oldenburg (15) S. 18, Reichsregierung (27) Ziff. 44a: Im Abs. 2 die Verweisung „(§ 15)" zu streichen. III. Bestrafung des Zweikampfs: 1. Im allgemeinen Sachsen (10) Nr. 119: Folgenden § 248 a einzustellen: „In den Fällen der SS 245, 247, 248 ist Einschließung zulässig." 2. Württemberg (14 II) S. 56 (vgl. auch Lübeck [6] Ziff. 35): Im Abs. 1 die Worte „nicht unter drei Monaten" zu streichen. 3. Thüringen (9) Ziff. 84a, c: a) Im Abs. 1 Geldstrafe, in besonders schweren Fällen Gefängnis anzudrohen; b) den Abs. 2 zu streichen. 4. Württemberg (14 II) S. 56: Im Abs. 2 bei freventlichem Verschulden zwei bis zehn Jahre Gefängnis anzudrohen. N. Absatz 3: 1. Württemberg (14 II) S. 56: Im Abs. 3 die Worte „die zugezogenen Zeugen und Ärzte" durch die Worte „die als Zeugen oder Ärzte zugezogenen Personen" zu ersetzen. 2. Reichsregierung (27) Ziff. 44b: Den Abs. 3 als $ 247 a hinter $ 247 einzustellen und darin die Worte „die zugezogenen Zeugen und Ärzte" durch die Worte „die als Zeugen und zur ärztlichen Hilfeleistung zugezogenen Personen" zu ersetzen. § 246. Übertretung der Kampfregeln Keine Anträge (vgl. jedoch oben unter A).

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§ 247. Herausforderung zum Zweikampf 1. Thüringen (9) Ziff. 85: Geldstrafe, in besonders schweren Fällen Gefängnis bis zu einem Jahre anzudrohen. 2. Bayern (5) S. 94: Dem Abs. 1 folgenden Zusatz zu geben: „§ 245 Abs. 3 gilt entsprechend". 3. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 78, Oldenburg (15) S. 18: Im Abs. 2 das Wort „freiwillig" durch die Worte „aus freien Stücken" zu ersetzen. 4. Vergleiche auch oben unter A. 5 248. Anreizung zum Zweikampf 1. Braunschweig (16) Ziff. 76: Dem Abs. 2 folgenden Zusatz zu geben: „oder wer es unternimmt, einen anderen aus diesem Grunde bei Dritten in gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Verruf zu bringen". 2. Reichsregierung (27) Ziff. 45: Dem § 248 Abs. 2 am Ende folgende Worte hinzuzufügen: „oder wer zu bewirken sucht, daß ihm andere aus diesem Grunde öffentlich Verachtung bezeigen". 3. Vergleiche auch oben unter A. 20. Abschnitt. Verbrechen und Vergehen gegen die persönliche Freiheit oder Sicherheit § 249.

Freiheitsberaubung

Preußen (11) Ziff. 100: In Abs. 1 die Worte „Wer einen anderen einsperrt" zu ersetzen durch die Worte: „Wer sich eines anderen durch List bemächtigt, ihn einsperrt..." 5 250. Frauenraub I. Zu Absatz 1 und 2: Baden (4) Ziff. 154, Bayern (5) S. 84, Thüringen (9) Ziff. 86a, Württemberg (14 II) S. 57, Oldenburg (15) S. 19, Braunschweig (16) Ziff. 77, Hessen (20) Ziff. 73, ähnlich Bremen (12) S. 6: Beantragen verschieden schwere Strafdrohungen für Entführung zwecks Ehe einerseits, für Entführung zwecks Unzucht andererseits, und zwar: a) für Entführung zwecks Ehe Gefängnis (alle vorstehend genannten Länder); in besonders schweren Fällen Zuchthaus bis zu fünf Jahren (Baden, Braunschweig) bzw. bis zu zehn Jahren (Bayern, Württemberg, Oldenburg, Hessen); b) für Entführung zwecks Unzucht Zuchthaus bis zu fünf Jahren, in besonders schweren Fällen Zuchthaus bis zu zehn Jahren (Braunschweig, Oldenburg) bzw. Zuchthaus bis zu zehn Jahren (Baden, Bayern, Thüringen, Württemberg, Hessen), in besonders schweren Fällen Zuchthaus nicht unter drei Jahren (Baden, Bayern, Württemberg, Hessen). c) Thüringen will von einer Strafdrohung für besonders schwere Fälle absehen. II. Sachsen (10) Nr. 120: Als Abs. 2 einzuschalten: „Der Versuch ist strafbar". III. Bayern (5) S. 94, Sachsen (10) Nr. 120a, Württemberg (14 II) S. 57, Hessen (20) Ziff. 73: In Abs. 1 das Wort „gefährlicher" zu streichen. IV. Braunschweig (16) Ziff. 77: In Abs. 1 vor den Worten „mit Gewalt" einzuschalten „wider ihren Willen". V. Reichsregierung (27) Ziff. 46: Den Abs. 1 und 2 folgende Fassung zu geben: „Wer eine Frau mit Gewalt, gefährlicher Drohung oder List entführt, oder wer eine Frau entführt, die bewußtlos, geisteskrank oder wegen Geistesschwäche oder aus einem anderen Grunde zum Widerstand unfähig ist, wird, wenn er beabsichtigt, die Entführte zur Ehe zu bringen, mit Gefängnis, in besonders schweren Fällen mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft. - Beabsichtigt der Entführer, die Entführte zur Unzucht zu bringen, so

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wird er mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, in besonders schweren Fällen mit Zuchthaus nicht unter drei Jahren bestraft. W. Für Absatz 3 schlagen folgende Fassung vor: 1. Thüringen (9) Ziff. 86b: „Die Tat wird nur mit Zustimmung der Verletzten, und wenn diese minderjährig ist, mit Zustimmung ihrer Eltern, ihres Vormundes oder ihres Pflegers verfolgt." 2. Württemberg (14 II) S. 57: „Die Tat wird nur auf Verlangen der Verletzten verfolgt." §251.

Hausfriedensbruch

I. Zu Absatz 1: 1. Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 79, Bremen (12) S. 6, Braunschweig (16) Ziff. 78: In Abs. 1 das Wort „wiederholte" zu ersetzen durch das Wort „die". 2. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 38: In Abs. 1 hinter dem Wort „Schiff" die Worte einzuschalten „oder ein Luftfahrzeug". II. Zu Absatz 4: Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 80, Württemberg (14 II) S. 57, Oldenburg (15) S. 19: Abs. 4 zu streichen. Eventual-Antrag Mecklenburg-Schwerins: Als Abs. 4 zu setzen: „In besonders schweren Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." § 252. Bedrohung Bayern (5) S. 95: Den Abs. 1 - in Anlehnung an den bayerischen Antrag zu § 166 - so zu fassen: „Wer einem anderen ein Verbrechen oder eine Gewalttat in einer Weise androht, die geeignet ist, den anderen in Angst oder Schrecken zu versetzen, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft." 5 253. Nötigung § 254. Ehrennötigung I. Oldenburg (15) S. 19: Dem $ 253 Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer einen anderen mit Gewalt zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird mit Gefängnis bestraft. Der Gewalt steht die Drohung mit einem Verbrechen oder Vergehen gleich, einerlei, ob das angedrohte Übel den Bedrohten selbst oder einen seiner Angehörigen treffen soll." II. Preußen (11) Ziff. 101a: In § 253 die Worte „ob das angedrohte Übel den Bedrohten selbst oder einen seiner Angehörigen treffen soll" zu ersetzen durch „ob sich die Gewaltanwendung oder das angedrohte Übel gegen den Bedrohten selbst oder einen seiner Angehörigen richtet." III. Bedrohung auch von Dritten (nicht nur des Bedrohten und seiner Angehörigen) strafbar. 1. Sachsen (10) Nr. 121a und 122a: In § 253 und § 254 die Worte „einen seiner Angehörigen" zu ersetzen durch „einen anderen". 2. Württemberg (14 II) S. 58: In den nach seinem Vorschlag - siehe unten IV - zu vereinigenden Bestimmungen der S S 253 und 254 die Worte zu streichen: „gleichviel, ob das angedrohte Übel den Bedrohten selbst oder einen seiner Angehörigen treffen soll". IV. Zusammenfassung und sachliche Erweiterung der §§ 253 und 254: Baden (4) Ziff. 155, Bayern (5) S. 95, Württemberg (14 II) S. 58: 1. Die Tatbestände der S§ 253 und 254 Abs. 1 zusammenzufassen und 2. sie in folgender Richtung zu erweitern: 225

a) als Nötigungsmittel im Sinne des § 253 auch einzuführen: „Drohung mit Gewalt" und „Drohung mit Offenbarung einer Tatsache, die geeignet ist, den Ruf zu gefährden", b) als Mittel der Ehrennötigung noch aufzunehmen „Drohung mit einer Anzeige wegen Verletzung der Amtspflicht", so daß die Fassung lautet: „Wer mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt oder mit einem Verbrechen oder Vergehen oder mit der Offenbarung einer Tatsache, die geeignet ist, den Ruf zu gefährden, einen anderen zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, oder wer durch Drohung mit einer Strafanzeige oder einer Anzeige wegen Verletzung einer Amtspflicht einen anderen nötigt, sich einer gegen die guten Sitten verstoßenden Zumutung zu fügen, wird mit Gefängnis bestraft..." V. Reichsregierung (27) Ziff. 47a und b und Ziff. 48a: 1. In § 253 a) hinter dem Wort „Drohung" die Worte „mit Gewalt oder" einzufügen; b) die Worte „ob das angedrohte Übel den Bedrohten selbst oder einen seiner Angehörigen treffen soll" zu ersetzen durch „ob sich die Gewalt oder das angedrohte Übel gegen den Bedrohten selbst oder einen anderen richtet"; 2. in § 254 Abs. 1 die Worte „seiner Angehörigen" zu ersetzen durch das Wort „anderen". V7. Strafbarkeit des Versuchs bei § 253 und 254. Hamburg (2) Ziff. 86 und 87, Sachsen (10) Nr. 121b und 122b, Preußen (11) Ziff. 101b und 102, Oldenburg (15) S. 19, Hessen (20) Ziff. 74, Reichsregierung (27) Ziff. 47c und Ziff. 48b: In § 253 und § 254 je folgenden Abs. 2 einzustellen: „Der Versuch ist strafbar". - Der Sache nach ebenso (bei den nach ihren Vorschlägen zusammenzufassenden Bestimmungen der §§ 253 und 254 - siehe oben IV - ) ; Baden (4) Ziff. 155, Bayern (5) S. 95; Württemberg (14 II) S. 58. VII. Höhere Strafdrohung für besonders schwere Fälle auch bei der Nötigung des § 253: Preußen (11) Ziff. 101b, Oldenburg (15) S. 19, Reichsregierung (27) Ziff. 47c: In § 253 als weiteren Abs. 3 anzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren." Der Sache nach ebenso (bei den nach ihren Vorschlägen zusammenzufassenden Vorschriften der §§ 253 und 254 - siehe oben IV -): Baden (4) Ziff. 155, Bayern (5) S. 95, Württemberg (14 II) S. 59. VIII. Strafverfolgung der Ehrennötigung nur auf Verlangen des Bedrohten: Sachsen (10) Nr. 122c: In § 254 als letzten Absatz anzufügen: „Die Tat wird nur auf Verlangen des Bedrohten verfolgt." 21. Abschnitt. Unzucht Systematik: Bayern (5) S. 96: Die §§ 259 ff. folgendermaßen zu ordnen: §§ 261, 262, 267, 263, 259, 264-266, 260, 268, 271, 269, 270. 5 255. Nötigung zur Unzucht 1. a) Hamburg (2) Ziff. 88, Oldenburg (15) S. 19: Statt „eine Frau" zu sagen „einen anderen". b) Preußen (11) Ziff. 103: „eine Frau oder einen männlichen Jugendlichen". 2. a) Hamburg (2) Ziff. 89: Statt „sich zur Unzucht mißbrauchen zu lassen" zu sagen „eine unzüchtige Handlung zu dulden". b) Württemberg (14 II) S. 60: „Wer eine Frau mit Gewalt oder durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben zur Unzucht mißbraucht, wird ... usw. bestraft".

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s 256. Notzucht Württemberg (14 II) S. 61: Die Bestimmung zu fassen: „Wer eine Frau durch Gewalt oder durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben zum außerehelichen Beischlaf mißbraucht, wird ... bestraft." $ 257. Schändung 1. a) Hamburg (2) Ziff. 88, Preußen (11) Ziff. 104, Oldenburg (15) S. 19: Statt „eine Frau" zu sagen „einen anderen". 2. Hamburg (2) Ziff. 89: Statt „zur Unzucht mißbrauchen" zu sagen „nötigt, eine unzüchtige Handlung zu dulden". 3. Sachsen (10) Nr. 123: In der Begründung zu §§ 257, 258 klarzustellen, daß nicht bloß die Fälle getroffen werden sollen, in denen die Geistesschwäche eine besonders starke sinnliche Reizbarkeit zur Folge hat, sondern auch solche Fälle, in denen die geistesschwache Frau infolge ihres Zustandes Bedeutung und Folgen der Unzucht oder des Beischlafs nicht zu erkennen vermag. 4. Hamburg (2) Ziff. 90, Oldenburg (15) S. 19: In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus (Oldenburg: bis zu 10 Jahren). §258. Schwere Schändung Sachsen (10) Nr. 123: In der Begründung ist die gleiche Klarstellung zu treffen wie bei § 257 Antrag 3. § 258 a (neu) Hamburg (2) Ziff. 92, Bayern (5) S. 96, Thüringen (9) Ziff. 87, Württemberg (14 II) S. 61, Oldenburg (15) S. 20: Die Bestimmung über die Erschleichung des Beischlafs wieder einzufügen. $ 259. Unzucht mit Kindern 1. Baden (4) Ziff. 156, Bayern (5) S. 97, Oldenburg (15) S. 20, Hessen (20) Ziff. 75: Das Schutzalter auf fünfzehn Jahre zu erhöhen. 2. a) Baden (4) Ziff. 156, Bayern (5) S. 97, Württemberg (14 II) S. 61, Oldenburg (15) S. 20, Hessen (20) Ziff. 75: Hinter dem Worte „mißbraucht" einzufügen „oder verleitet". b) Hamburg (2) Ziff. 89: Statt „zur Unzucht mißbraucht" zu sagen „nötigt, eine unzüchtige Handlung vorzunehmen oder zu dulden". 3. Preußen (11) Ziff. 105, Oldenburg (15) S. 20, Reichsregierung (27) Ziff. 49: Die Worte: „das noch nicht vierzehn Jahre alt ist" zu streichen. (Von Oldenburg nur für den Fall, daß nicht das Schutzalter erhöht wird.) 4. a) Bayern (5) S. 97, Oldenburg (15) S. 20, Hessen (20) Ziff. 75: Als Abs. 2 zuzufügen: „Wer vor einer Person unter fünfzehn Jahren unzüchtige Handlungen vornimmt und sie dadurch sittlich gefährdet, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft." ('Oldenburg: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren") b) Württemberg (14 II) S. 61: „Wer vor einem Kind unter vierzehn Jahren Unzucht treibt und es dadurch sittlich gefährdet, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft." c) Sachsen (10) Nr. 124: „Ebenso wird bestraft, wer einem Kinde gegenüber Unzucht treibt."

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§ 260. Schwere Folgen 1. a) Hamburg (2) Ziff. 91: Statt „der Frau oder des Kindes" zu sagen „des Verletzten", b) Preußen (11) Ziff. 106, Oldenburg (15) S. 20: „des anderen". 2. a) Hamburg (2) Ziff. 91: Die Worte „oder die Ansteckung des Verletzten mit einer Geschlechtskrankheit" zu streichen und in einen besonderen Absatz mit einer Strafandrohung von „Zuchthaus nicht unter fünf Jahren" zu setzen. b) Braunschweig (16) Ziff. 79: Dem § 260 folgende Fassung zu geben: „Hat eine in den §§ 255 bis 259 mit Strafe bedrohte Handlung eine schwere Körperverletzung (§ 234 Abs. 2) oder die Ansteckung der Frau oder des Kindes mit einer Geschlechtskrankheit zur Folge (§ 15), so ist die Strafe Zuchthaus nicht unter fünf Jahren oder lebenslanges Zuchthaus. Ist der Tod die Folge, so ist auf Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder auf lebenslanges Zuchthaus zu erkennen." 3. Bayern (5) S. 98: Die Anwendbarkeit des § 260 auf die §§ 261-266 auszudehnen. 4. Preußen (11) Ziff. 106, Reichsregierung (27) Ziff. 49a: Die Verweisung auf § 15 zu streichen. § 261. Verführung 1. Sachsen (10) Nr. 125; Württemberg (14 II) S. 62: Strafbarkeit auf Verlangen. 2. a) Lübeck (6) Ziff. 36: Hinter „Verletzten" einzufügen „oder des gesetzlichen Vertreters". b) Thüringen (9) Ziff. 88: „Die Tat wird nur mit Zustimmung der Eltern, des Vormundes oder des Pflegers der Verführten verfolgt." c) Sachsen: Das Antragsrecht auch den Eltern und Erziehern der unverheirateten Frau einzuräumen. 3. Oldenburg (15) S. 20 stellt zur Erwägung, ob nicht auch Knaben unter sechzehn Jahren unter den Schutz des § 261 zu stellen sind. § 262. Nötigung Abhängiger zum Beischlaf 1. Oldenburg (15) S. 21: Statt „nötigt" zu sagen „bestimmt", 2. Hamburg (2) Ziff. 93, Oldenburg (15) S. 21: In Abs. 1 Gefängnisstrafe nicht unter sechs Monaten, Hamburg wünscht als Abs. 2: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu fünf Jahren." 3. a) Sachsen (10) Nr. 125, Württemberg (14 II) S. 62: Strafbarkeit auf Verlangen, b) Thüringen (9) Ziff. 89: „Die Tat wird nur mit Zustimmung der Verletzten, und wenn diese minderjährig ist, mit Zustimmung ihrer Eltern, ihres Vormundes oder ihres Pflegers verfolgt." 4. Sachsen (10) Nr. 125: Das Antragsrecht auch den Eltern und Erziehern der unverheirateten Frau zu geben. § 263. Blutschande Preußen (11) Ziff. 102, Reichsregierung (27) Ziff. 50: Im zweiten Absatz die Worte „sowie Verschwägerte auf- und absteigender Linie" und im dritten Absatz die Worte „und Verschwägerte" zu streichen. § 264. Unzucht mit minderjährigen Abkömmlingen 1. Hamburg (2) Ziff. 94: Statt „Unzucht treibt" zu sagen „nötigt, unzüchtige Handlungen vorzunehmen oder zu dulden". 2. Baden (4) Ziff. 197: Das Wort „minderjährige" zu streichen. 3. Bayern (5) S. 98: Vor „§ 263" einzuschalten „§ 259 oder". 228

4. Reichsregierung (27) Ziff. 51: „Zuchthaus bis zu fünf Jahren." § 265. Unzucht mit minderjährigen Pflegebefohlenen 1. Bayern (17) Ziff. 7: In Abs. 1 die Worte „und" vor „Pflege" und „oder" vor „Pflegling" zu streichen und nach „Pfleger" die Worte „oder Helfer" und nach „Pflegling" die Worte „oder Schützling" einzuschalten. 2. Baden (4) Ziff. 158, Thüringen (9) Ziff. 90: In Abs. 2 das Wort „und" durch ein Komma zu ersetzen, hinter „Erzieher" die Worte „und von der Behörde bestellte Helfer, Fürsorger und Jugendpfleger", hinter „Unterricht" die Worte „oder ihrer Schutzaufsicht oder Fürsorge" einzuschieben und die Worte „oder Zögling" durch die Worte „Zögling oder Fürsorgebefohlenen" zu ersetzen. 3. Preußen (11) Ziff. 108, Oldenburg (15) S. 21, Reichsregierung (27) Ziff. 52: In Abs. 1 hinter „Lehrer" einzufügen „Lehrherrn", in Absatz 2 statt „minderjährigen Schüler oder Zögling" zu sagen „Minderjährigen". § 266. Unzucht unter Mißbrauch der Amtsstellung 1. Lübeck (6) Ziff. 37: In Abs. 1 einzufügen: „Oder mit jemand, gegen den er eine Untersuchung führt." 2. Hamburg (2) Ziff. 95, Baden (4) Ziff. 159, Bayern (5) S. 98, Lübeck (6) Ziff. 37, Thüringen (9) Ziff. 91, Preußen (11) Ziff. 109, Oldenburg (15) S. 21, Württemberg (14 II) S. 62: In Abs. 2 die Worte „mit einer Frau oder einem Jugendlichen" zu ersetzen durch die Worte „mit einer Person". 3. Bayern (5) S. 98: Den Abs. 2 zu fassen: „Ebenso wird bestraft, wer in einer Anstalt zur Vollstreckung von Freiheitsstrafen oder einer anderen Verwahrungsanstalt, in einer Erziehungs- oder Besserungsanstalt, in einer Anstalt für Kranke oder Hilfsbedürftige angestellt oder beschäftigt oder als Inhaber daran beteiligt, mit einer Person Unzucht treibt, die in die Anstalt aufgenommen ist und unter seiner Aufsicht, Obhut oder Behandlung steht." 4. Bayern (17) Ziff. 8: Für den Fall der Ablehnung in Abs. 2 das Wort „Jugendlichen" durch „Minderjährigen" zu ersetzen. 5. Württemberg (14 II) S. 63: „Ebenso wird bestraft, wer in Gefangenen- oder anderen Verwahrungsanstalten, in öffentlichen Anstalten zur Erziehung oder Besserung, für Kranke oder Hilfsbedürftige angestellt oder beschäftigt ist und mit einer Person Unzucht treibt, die in die Anstalt aufgenommen ist und unter seiner Aufsicht, Obhut oder Behandlung steht." - „In gleicher Weise werden Inhaber von privaten Anstalten dieser Art und die darin angestellten oder beschäftigten Personen bestraft, wenn sie unter Mißbrauch ihrer Stellung oder Beschäftigung mit einer Person Unzucht treiben, die in die Anstalt aufgenommen ist und unter ihrer Aufsicht, Obhut oder Behandlung steht." 6. Reichsregierung (27) Ziff. 53: Im § 266 Abs. 2 die Worte „in Anstalten für Kranke oder Hilfsbedürftige" zu streichen und dafür folgenden neuen § 266 a hinter § 266 einzufügen: „Wer in Anstalten für Kranke oder Hilfsbedürftige angestellt oder beschäftigt oder als Inhaber daran beteiligt ist und mit einer Frau oder einem Jugendlichen Unzucht treibt, die in die Anstalt aufgenommen sind und unter seiner Aufsicht, Obhut oder Behandlung stehen, wird mit Gefängnis bestraft." § 267. Unzucht zwischen Männern 1. Hamburg (2) Ziff. 96, Anhalt (8) Ziff. 24: Den Abs. 1 zu streichen. 2. Bayern (5) S. 99, Thüringen (9) Ziff. 92: Den Abs. 1 auf Frauen auszudehnen. 3. a) Hamburg (2) Ziff. 94: Statt „Unzucht treibt" zu sagen „nötigt, eine unzüchtige Handlung vorzunehmen oder zu dulden".

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b) Bayern (5) S. 99, Thüringen (9) Ziff. 92: Den Abs. 1 zu fassen: „Wer widernatürliche Unzucht... treibt". 4. Hamburg (2) Ziff. 96, Anhalt (8) Ziff. 24, Braunschweig (16) Ziff. 80: In Abs. 2 das Wort „Jugendliche" durch „Minderjährige" zu ersetzen. 5. Bayern (5) S. 99: Den Absatz 2 von § 267 als § 267 a einzustellen mit dem Anfang: „Ein Mann über 18 Jahre, der..." 6. Reichsregierung (27) Ziff. 54: Im Abs. 2 den Satz 1 wie folgt zu fassen: „Ein Mann über achtzehn Jahre, der einen männlichen Jugendlichen verführt oder mit Gewalt oder durch Drohung mit einem Verbrechen oder Vergehen nötigt, mit ihm Unzucht zu treiben, wird mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten bestraft." 7. Württemberg (14 II) S. 64: Den Abs. 2 Satz 2 zu fassen: „Ebenso wird ein Mann bestraft, der die Unzucht mit Männern gewerbsmäßig betreibt, oder der unter Mißbrauch einer durch Dienst- oder Arbeitsverhältnis begründeten Abhängigkeit mit einem Mann Unzucht treibt." 8. Bayern (5) S. 99, Lübeck (6) Ziff. 39, Thüringen (9) Ziff. 92, Bremen (12) S. 6, Württemberg (14 II) S. 64, Oldenburg (15) S. 21 wünschen Bestrafung der Sodomie, und zwar Bayern mit der Fassung des § 267: „Wer widernatürliche Unzucht mit einem Tiere treibt", Württemberg mit einem neuen § 267 a: „Wer mit einem Tiere eine beischlafähnliche Handlung vornimmt". 5 268. Öffentliche Vornahme unzüchtiger Handlungen Keine Anträge. § 269. Unzüchtige Schriften und Abbildungen 1. Bayern (5) S. 100, Preußen (11) Ziff. 110, Oldenburg (15) S. 21: In Abs. 1 hinter „feilhält" zu sagen „oder anbietet". 2. Preußen, Reichsregierung (27) Ziff. 56: Die Geldstrafe einzufügen. 3. Baden (4) Ziff. 160, Bayern (5) S. 100, Preußen (11) Ziff. 110, Württemberg (14 II) S. 65, Oldenburg (15) S. 21, Braunschweig (16) Ziff. 81, Hessen (20) Ziff. 76 wünschen in Abs. 2 Streichung der Worte „gegen Entgelt". 4. Bayern (5) S. 100, Preußen (11) Ziff. 110 wünschen in Abs. 2 Streichung der Worte „unzüchtig oder doch geeignet", dafür soll gesagt werden „die, ohne unzüchtig zu sein, geeignet ist". 5. Bayern (5) S. 100, Lübeck (6) Ziff. 40 wünschen Ausdehnung des Abs. 2 auf das öffentliche Ausstellen. Bayerische Fassung für Abs. 2: „Ebenso wird bestraft, wer eine Schrift, Abbildung oder andere Darstellung, die, ohne unzüchtig zu sein, geeignet ist, das Geschlechtsgefühl der Jugend zu überreizen oder irre zu leiten, einer Person unter 16 Jahren anbietet, überläßt oder vorführt oder eine solche Schrift, Abbildung oder andere Darstellung öffentlich ankündigt oder anpreist oder an einem allgemein zugänglichen Orte ausstellt, anschlägt oder vorführt." 6. Oldenburg (15) S. 21 regt an, das Schutzalter auf achtzehn Jahre zu erhöhen. 7. Preußen (11) Ziff. 111, Oldenburg (15) S. 21: Hinter § 269 folgenden § 269 a einzufügen: „Ist wegen mehr als 2 Nummern einer periodischen Druckschrift die innerhalb Jahresfrist erschienen sind, eine Verurteilung aufgrund des § 269 erfolgt, so kann die periodische Druckschrift als solche auf die Dauer von 3-12 Monaten, von der Rechtskraft der Entscheidung gerechnet, im Urteil verboten werden; als verboten gilt auch eine angeblich neue Schrift, die sich sachlich als Fortsetzung der verbotenen darstellt. Auf eine aufgrund des Abs. 1 verbotene Schrift, Abbildung oder sonstige Darstellung findet § 269 Abs. 1 entsprechende Anwendung." 230

5 270. Sachen zu unzüchtigem Gebrauch 1. Reichsregierung (27) Ziff. 56: Im § 270 den Abs. 1 wie folgt zu fassen: „Wer eine Sache, die zu unzüchtigem Gebrauch bestimmt ist, feilhält, verkauft, verteilt oder sonst verbreitet oder sie zum Zweck der Verbreitung herstellt, sich verschafft, vorrätig hält, ankündigt oder anpreist, oder wer sie an einem allgemein zugänglichen Orte ausstellt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." 2. a) Bayern (5) S. 101, (17) Ziff. 9: § 270 erhält folgende Fassung: I. Wer den Vorschriften zur Regelung des Verkehrs mit Mitteln, Werkzeugen oder Verfahren zuwiderhandelt, die zur Verhütung der Empfängnis oder zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten dienen, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. - II. Ebenso wird bestraft, wer eine zu unzüchtigem Gebrauch bestimmte Sache oder ein zu unzüchtigem Gebrauch bestimmtes Verfahren, die nicht unter Abs. 1 fallen, öffentlich ankündigt oder anpreist oder an einem allgemein zugänglichen Orte ausstellt. b) Preußen (11) Ziff. 112, Oldenburg (15) S. 21: Den § 270 wie folgt zu fassen: „Wer in einer Sitte oder Anstand verletzenden Weise ein Mittel, Werkzeug oder Verfahren, das zur Verhütung der Empfängnis oder zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten dient, öffentlich ankündigt, anpreist oder ein solches Mittel oder Werkzeug an einem allgemein zugänglichen Ort ausstellt, wird mit Gefängnis bis zu 2 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer eine zu unzüchtigem Gebrauch bestimmte Sache, die nicht unter Abs. 1 fällt, feilhält, verkauft oder sonst verbreitet, zum Zwecke der Verbreitung herstellt, öffentlich ankündigt, anpreist oder an einem allgemein zugänglichen Ort ausstellt." 3. Württemberg (14 II) S. 65: In Abs. 1 einzufügen: „wenn auch in verschleiernder Weise". 4. Sachsen (10) Nr. 126, Oldenburg (15) S. 21, Reichsregierung (25) Ziff. 57: In Abs. 2 zu sagen: „in einer die Sitte oder den Anstand verletzenden Weise". 5. Hamburg (2) Ziff. 97: In Abs. 2 statt „ebenso" zu sagen „mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe". 6. Württemberg (14 II) S. 65: Den Absatz 2 zu streichen. 7. Reichsregierung (27) Ziff. 56: Den Absatz 2 als § 270 a in folgender Fassung hinter § 270 einzustellen: „§ 270 a. Empfängnisverhütende Mittel. Wer in einer die Sitte oder den Anstand verletzenden Weise ein Mittel, Werkzeug oder Verfahren, das zur Verhütung der Empfängnis oder zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten dient, öffentlich ankündigt, anpreist oder ein solches Mittel oder Werkzeug an einem allgemein zugänglichen Orte ausstellt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." §271. Aufforderung zur Unzucht 1. Sachsen (10) Nr. 126, Oldenburg (15) S. 21, Reichsregierung (27) Ziff. 57: Wie § 270 Antrag 4. 2. Braunschweig (16) Ziff. 82: In Absatz 1 Gefängnis bis zu zwei Jahren. 22. Abschnitt. Kuppelei, Frauenhandel, Zuhälterei Überschrift: Preußen (11) Ziff. 113: Statt „Frauenhandel" zu sagen „Kuppelhandel". 5 272. Kuppelei 1. Lübeck (6) Ziff. 41, Braunschweig (16) Ziff. 83: Den Abs. 2 zu streichen. 2. Oldenburg (15) S. 21: Die Unterhaltung eines Bordells oder eines bordellartigen Betriebes auch ohne die Voraussetzung des Eigennutzes unter Strafe zu stellen. 231

§273 1. Bayern (5) S. 102, Thüringen (9) Ziff. 94: Vor „aus Eigennutz" zu sagen „gewohnheitsmäßig oder". 2. Lübeck (6) Ziff. 42: Den Abs. 2 zu streichen. 3. a) Baden (4) Ziff. 161, Bayern (5) S. 102, Württemberg (14 II) S. 67, Oldenburg (15) S. 21: Dem § 273 Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Wer mit Genehmigung der zuständigen Behörde einer (Bayern: „über achtzehn Jahre alten) Frau, die gewerbsmäßig Unzucht treibt, Wohnung gewährt, wird aufgrund des Absatzes 1 nur dann bestraft, wenn er dafür eine Vergütung fordert, die unter Berücksichtigung der gesamten Verhältnisse einen übermäßigen Gewinn enthält oder wenn damit ein Anwerben oder ein Anhalten zur Unzucht verbunden ist." b) Hessen (20) Ziff. 77: „Wer mit Genehmigung der zuständigen Behörde einer Frau, die gewerbsmäßig Unzucht treibt, Wohnung gewährt, wird aufgrund des Abs. 1 nur dann bestraft, wenn damit ein Ausbeuten der Frau, der die Wohnung gewährt ist, oder ein Anwerben oder ein Anhalten dieser Frau zur Unzucht verbunden ist." c) Bayern (5) S. 102, Oldenburg (15) S. 21: Die Unterhaltung eines Bordells oder eines bordellartigen Betriebs wird auch ohne die Voraussetzung des Eigennutzes unter Strafe zu stellen sein. §274 Keine Anträge. §275 1. a) Preußen (11) Ziff. 114, Oldenburg (15) S. 22: Im ersten Satz des zweiten Absatzes hinter dem Wort „Lehrer" das Wort „Lehrherrn" und hinter dem Wort „Schüler" das Wort „Lehrling" einzufügen. b) Bayern (17) Ziff. 10: Im Abs. 2 Satz 1 die Worte „Helfer und Schützling" einzufügen. 2. Baden (4) Ziff. 162, Thüringen (9) Ziff. 95: Im § 275 Abs. 2 Satz 1 hinter „Erzieher" die Worte „von der Behörde bestellte Helfer, Fürsorger und Jugendpfleger", hinter „Unterricht" die Worte „oder ihrer Schutzaufsicht oder Fürsorge" einzuschieben und die Worte „oder Zögling" durch die Worte „Zögling oder Fürsorgebefohlenen" zu ersetzen. 3. Preußen (11) Ziff. 114: „Die Vorschriften des § 274 Abs. 1 und des § 275 Abs. 2 gelten nicht für die Duldung des Beischlafs zwischen Verlobten." 4. a) Baden (4) Ziff. 162, Württemberg (14 II) S. 68: Den Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Die Strafe ist bei Duldung der Unzucht zwischen Verlobten Gefängnis, sofern nicht QWürttemberg: „§ 273 Abs. 1 oder") § 274 anzuwenden ist." b) Bayern (5) S. 102: Den Schlußsatz des Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Bei Duldung des Beischlafs zwischen Verlobten kann in besonders leichten Fällen die Strafe nach freiem Ermessen gemildert werden und das Gericht auch von Strafe absehen, wenn nicht der Tatbestand des § 273 oder des § 274 gegeben ist." c) Oldenburg (15) S. 22: Den letzten Satz als Abs. 3 in folgender Fassung einzufügen: „Bei Kuppelei an Verlobten ist die Strafe Gefängnis bis zu einem Jahre, sofern nicht §§ 273, 274 anzuwenden sind." § 276. Frauenhandel,

Kinderhandel

1. Preußen (11) Ziff. 115: Die Überschrift in „Kuppelhandel" zu ändern. 2. a) Lübeck (6) Ziff. 43: Statt „gewerbsmäßig" zu sagen „gegen Entgelt". 232

b) Württemberg (14 II) S. 68: Den Abs. 1 zu fassen: „Wer ein Gewerbe daraus macht, Frauen oder Personen, die noch nicht achtzehn Jahre alt sind, der Unzucht zuzuführen oder die Zuführung zu erleichtern, wird mit Zuchthaus bestraft." 3. a) Baden (4) Ziff. 163: Statt „Heimat" zu sagen „Wohnsitz". b) Preußen (11) Ziff. 115, Oldenburg (15) S. 22: Statt „Heimat" zu sagen „Wohnort". 4. a) Baden (4) Ziff. 163: Im Abs. 2 zu sagen: „zum Entschluß bestimmt, ihren Wohnsitz zu verlassen". b) Thüringen (9) Ziff. 96: „Zum Aufenthaltswechsel bestimmt oder von ihrem Aufenthalt wegbringt". 5. Bayern (5) S. 103: Zuchthaus bis zu fünfzehn Jahren oder lebenslang. 6. Anhalt (8) Ziff. 25: „Gegen Ausländer kann die Verweisung aus dem Reichsgebiet ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe zugelassen werden." 5 277. Zuhälterei Keine Anträge. § 277 a Reichsregierung (27) Ziff. 59: Als § 277 a folgende Vorschrift einzustellen: Reichsverweisung. „Einen Ausländer, der wegen eines Verbrechens gegen die §§ 276, 277 verurteilt wird, kann das Gericht aus dem Reichsgebiet verweisen." 23. Abschnitt. Verbrechen und Vergehen gegen Ehe und Familie § 279. Ehebetrug I.: Hamburg (2) Ziff. 98: Den Wortlaut des Paragraphen durch den des § 170 StGB zu ersetzen. II. Zu Absatz 1: 1. Bayern (5) S. 103, Sachsen (10) Nr. 127, Preußen (11) Ziff. 116, Oldenburg (15) S. 22: Vor „verschweigt" einzusetzen „arglistig". 2. Thüringen (9) Ziff. 97: Vor „verschweigt" einzusetzen „wissentlich" (evtl. „arglistig"). III. Zu Absatz 2: Preußen (11) Ziff. 116, Oldenburg (15) S. 22: Vor „dazu" das Wort „arglistig" einzuschalten. TV. Zu Absatz 3: Württemberg (14 II) S. 89: Die Worte „mit Zustimmung" zu ersetzen durch „auf Verlangen". § 280. Ehebruch I. Hamburg (2) Ziff. 99: Den ganzen Paragraphen zu streichen. II. Zu Absatz 2: 1. Reichsregierung (1) Ziff. II, ebenso Reichsregierung (27) Ziff. 60: Statt der Worte „wegen Ehebruchs" zu setzen „wegen des Ehebruchs". 2. Preußen (11) Ziff. 117, Bremen (12) S. 6, Oldenburg (15) S. 22: Die Worte „wegen (des) Ehebruchs" zu ersetzen durch „wegen dieses Ehebruchs". 3. Verfolgbarkeit der Tat auch dann, wenn der ehebrechende Gatte wegen des Ehebruchs lediglich nach $ 1574 Abs. 3 BGB für mitschuldig erklärt worden ist: a) Baden (4) Ziff. 164: Die Worte „wenn die Ehe wegen des Ehebruchs geschieden worden ist" zu ersetzen durch „wenn wegen des Ehebruchs die Ehe geschieden worden oder der andere Ehegatte für schuldig erklärt worden ist". b) Thüringen (9) Ziff. 98a: Nach „geschieden" einzuschalten „oder der andere Ehegatte wegen Ehebruchs für mitschuldig an der Scheidung erklärt worden ist". 233

III. Zu Absatz 3: Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 81, Baden (4) Ziff. 164, Bayern (5) S. 103, Thüringen (9) Ziff. 98b, Württemberg (14 II) S. 69, Oldenburg (15) S. 22: Absatz 3 zu streichen. Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 81: Die Worte „von Strafe absehen" zu ersetzen durch „den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen". § 281. Entziehung eines Minderjährigen aus der elterlichen Gewalt I. Für die Überschrift schlagen folgende Fassung vor: 1. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 39: „Verletzung des Erziehungsrechts"; 2. Oldenburg (15) S. 22: „Entziehung eines Minderjährigen aus der Gewalt des Berechtigten". II. Württemberg (14 II) S. 69: In Absatz 3 die Worte „mit Zustimmung" zu ersetzen durch „auf Verlangen". § 282. Verletzung der Unterhaltspflicht I. Zu Absatz 1: Böswilligkeit der Verletzung der Unterhaltspflicht. 1. Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 82: Hinter „böswillig" die Worte einzufügen „oder aus Eigennutz". 2. Lübeck (6) Ziff. 44: Das Wort „böswillig" zu streichen und hinter „Unterhaltspflicht" die Worte einzuschalten „obwohl er zu ihrer Erfüllung in der Lage ist". 3. Württemberg (14 II) S. 69: Das Wort „böswillig" zu streichen. II. Zu Absatz 2 : 1 . Hamburg (2) Ziff. 100: Absatz 2 zu streichen. 2. Thüringen (9) Ziff. 99: Abs. 2 so zu fassen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Gefängnis nicht unter drei Monaten". 3. Lübeck (6) Ziff. 44: Die Worte zu streichen „oder den Versuch einer solchen Handlung"; 4. Preußen (11) Ziff. 118, Oldenburg (15) S. 22, Reichsregierung (27) Ziff. 61: Die in Klammern gesetzte Erwähnung des § 15 zu streichen. 5. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 40: In der Begründung, sei es zu § 282, sei es zu §15 (nunmehr § 19 c nach den Beschlüssen der ersten Reichsratslesung), die Abweichung von den Kausalitätsregeln, die mit der im § 282 Abs. 2 anerkannten Beiseiteschiebung der Unterbrechung des Kausalzusammenhangs verbunden sei, eingehend zu erläutern. 5 283. Kindesweglegung I. Überschrift: 1. Hamburg (2) Ziff. 101: Die Überschrift zu streichen; 2. Bremen (12) S. 6 und 7: als Überschrift statt „Kindesweglegung" zu sagen „Kindesentäußerung" oder „Kindesverlassung"; 3. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 41: die Überschrift „Kindesweglegung" zu ersetzen durch „Kindesaussetzung"; 4. Reichsregierung (27) Ziff. 62: die Überschrift „Kindesweglegung" zu ersetzen durch „Verlassen eines Kindes". II. 1. Hamburg (2) Ziff. 101, Bremen (12) S. 6 und 7: Die Worte „weglegt oder" zu streichen. 2. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 41: Das Wort „weglegt" zu ersetzen durch das Wort „aussetzt". III. Hamburg (2) Ziff. 101: Die Worte „für dessen Person er zu sorgen hat" zu ersetzen durch „für das er die Sorge für die Person hat". IV. Bremen (12) S. 7: Die ganze Bestimmung hinter den § 230 einzustellen.

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Zusammenstellung Nr. VI vom 3.12.1926 Besonderer Teil (§§ 285-377) 24. Abschnitt. Beleidigung und Verletzung fremder

Geheimnisse

§285. Üble Nachrede Absatz 1: 1. Lübeck (6) Ziff. 45: Für die üble Nachrede „Gefängnis" anzudrohen. 2. Oldenburg (15) S. 22: Das Wort „verbreitet" durch das Wort „mitteilt" zu ersetzen. Absatz 2: Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 83, Baden (4) Ziff. 165, Bayern (5) S. 103, Thüringen (9) Ziff. 100, Württemberg (14 II) S. 70, Oldenburg (15) S. 22, Hessen (20) Ziff. 78: Streichen. Absatz 3: 1. a) Hamburg (2) Ziff. 102: Als Satz 2 einzufügen: „Die Tat ist jedoch insoweit als Beleidigung strafbar, als sich aus der Form oder den Umständen, unter denen sie geschah, ergibt, daß der Täter in der Absicht der Beleidigung gehandelt hat." b) Bayern (5) S. 104: Ist die Tatsache erweislich wahr, so ist die Tat als üble Nachrede nicht strafbar. Ist behauptet oder verbreitet worden, daß ein anderer etwas Strafbares begangen habe, so gilt dies als erwiesen, wenn der andere wegen der Tat rechtskräftig verurteilt worden ist, und als widerlegt, wenn der andere rechtskräftig freigesprochen worden ist, weil er die Tat nicht begangen habe oder nicht überführt sei. c) Preußen (11) Ziff. 119: „Wird die Tatsache erwiesen, so ist die Tat als üble Nachrede nicht strafbar. Ging die Behauptung oder Mitteilung dahin, daß jemand etwas Strafbares begangen habe, so gilt letzteres als erwiesen, wenn der von der Behauptung oder Mitteilung Betroffene wegen der Tat rechtskräftig verurteilt ist. Ist er rechtskräftig freigesprochen, weil er die Tat nicht begangen habe oder nicht überführt sei, so gilt die Tatsache als nicht erwiesen." d) Oldenburg (15) S. 22: Der Fassung des Abs. 3 nach dem Antrag von Bayern wird zugestimmt. Jedoch ist das Wort „verbreitet" durch das Wort „mitgeteilt" und das Wort „widerlegt" durch die Worte „nicht erwiesen" zu ersetzen und der von Hamburg (2) Ziff. 102 vorgeschlagene Zusatz zu machen, wobei zweckmäßig hinter „Beleidigung" vor „strafbar" einzufügen ist. (§ 288)". e) Reichsregierung (36) Ziff. 1: Den Abs. 3 wie folgt zu fassen: „Wird die Tatsache erwiesen, so ist die Tat als üble Nachrede nicht strafbar. Ist behauptet oder verbreitet worden, daß ein anderer etwas Strafbares begangen habe, so gilt dies als erwiesen, wenn der andere wegen der Tat rechtskräftig verurteilt worden ist, und als widerlegt, wenn der andere rechtskräftig freigesprochen worden ist, weil er die Tat nicht begangen habe oder nicht überführt sei. 2. Lübeck (6) Ziff. 46: Die Worte „oder nicht überführt sei" zu streichen. Absatz 4: 1. Hamburg (2) Ziff. 102: Streichen. 2. a) Baden (4) Ziff. 165, Württemberg (14 II) S. 70, Hessen (20) Ziff. 78: Hinter „Strafbarkeit" einzufügen „und für das Strafmaß", „bloß" zu streichen. b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 42: Statt „bloß" zu sagen „nur". c) Bayern (5) S. 104: Wird aus dem Privat- oder Familienleben eines anderen aus Gewinnsucht oder in der Absicht zu schmähen, öffentlich eine ehrenrührige Tatsache behauptet oder verbreitet, an der die Öffentlichkeit kein Interesse hat, so ist es für die Strafbarkeit und die Höhe der Strafe gleichgültig, ob die Tatsache wahr oder unwahr ist. d) Oldenburg (15) S. 22: Der von Bayern vorgeschlagenen Fassung des Abs. 4 wird mit der Maßgabe zugestimmt, daß das Wort „verbreitet" durch das Wort „mitgeteilt" und die Worte „wahr oder unwahr" wohl besser durch die Worte „als wahr zu erweisen ist oder nicht" zu ersetzen sind.

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e) Thüringen (9) Ziff. 100: Statt „Strafbarkeit" zu sagen „Verurteilung". f) Preußen (11) Ziff. 119: Betrifft die Behauptung oder Mitteilung Angelegenheiten des Privat- oder Familienlebens, die das öffentliche Interesse nicht berühren, so ist es für die Strafbarkeit unerheblich, ob die Tatsache erwiesen oder nicht ist, wenn sie aus Gewinnsucht, Schmähsucht oder aus einem sonstigen niedrigen Beweggrund behauptet oder verbreitet worden ist; eine Beweiserhebung über eine solche Behauptung oder Mitteilung ist unzulässig. g) Reichsregierung (36) Ziff. 1: Den Abs. 4 wie folgt zu fassen: „Betrifft die Behauptung oder Mitteilung Angelegenheiten des Privat- oder Familienlebens, die das öffentliche Interesse nicht berühren, so ist es für die Strafbarkeit und die Strafbemessung unerheblich, ob die Tatsache erwiesen oder nicht erwiesen ist, wenn sie in der Absicht zu schmähen oder aus Gewinnsucht oder aus einem anderen niedrigen Beweggrunde öffentlich behauptet oder verbreitet worden ist; eine Beweiserhebung über eine solche Behauptung oder Mitteilung ist unzulässig." h) Bremen (12) S. 7: Das Wort „öffentlich" zu streichen. 3. Thüringen (9) Ziff. 100: Statt „öffentliche Interessen" zu sagen „öffentliche Belange • 4. Baden (4) Ziff. 165: Daß mit dem Ausschluß des Wahrheitsbeweises unter Umständen dem Beleidigten ein Unrecht geschieht, ist nicht zu verkennen. Durch entsprechende Änderung der Strafprozeßordnung wird dafür Sorge zu tragen sein, daß er die Möglichkeit hat, den Beweis der Unwahrheit der behaupteten Tatsache zu führen und vom Gericht im Falle des Gelingens eine entsprechende Feststellung zu verlangen. 5. Württemberg (14 II) S. 70: Es hat sich neuerdings mehr und mehr das praktische Bedürfnis ergeben, auch Personenvereinigungen gegen Ehrverletzungen zu schützen. In die Begründung sollte daher eine Bemerkung dahin aufgenommen werden, daß die Annahme der Beleidigung eines unbestimmten Personenkreises nach dem Entwurf nicht verwehrt sei. 5 286. Wahrnehmung berechtigter Interessen I. Thüringen (9) Ziff. 101: Zu sagen: „Wahrnehmung öffentlicher Belange". II. 1. a) Hamburg (2) Ziff. 103: Den Abs. 2 zu fassen: „Das gleiche gilt, wenn der Täter zur Wahrnehmung berechtigter Interessen eigener oder ihn nahe angehender fremder Interessen handelt. Auch Äußerungen zur Wahrnehmung berechtigter öffentlicher Interessen sind straflos, wenn der Täter sich nachweislich in entschuldbarem guten Glauben an die Wahrheit der Äußerung befunden hat." b) Hessen (20) Ziff. 79: „Das gleiche gilt, wenn der Täter zur Wahrnehmung eigener oder ihn nahe angehender fremder Interessen handelt. Auch Äußerungen zur Wahrnehmung berechtigter öffentlicher Interessen sind straflos, wenn der Täter sich nachweislich ohne Fahrlässigkeit in gutem Glauben an die Wahrheit der Äußerung befunden hat." 2. a) Württemberg (14 II) S. 72: Die ganze Bestimmung wie folgt zu fassen: „Tadelnde Urteile über wissenschaftliche, künstlerische oder gewerbliche Leistungen sowie Äußerungen, durch die jemand eine Rechtspflicht erfüllt oder ein Recht ausübt oder ein berechtigtes öffentliches oder privates Interesse wahrnimmt, sind als üble Nachrede nicht strafbar, wenn der Täter dabei pflichtmäßig verfahren ist, insbesondere die einander gegenüberstehenden Interessen pflichtmäßig abgewogen hat." b) Baden (4) Ziff. 166: Den Abs. 2 zu fassen: „Das gleiche gilt, wenn der Täter zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses handelt, und dieses Interesse das Interesse des Verletzten an der Unterlassung der Äußerung überwog."

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c) Bayern (5) S. 105: „Das gleiche gilt, wenn der Täter zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses handelt und dieses Interesse das verletzte Interesse des Beleidigten überwiegt." d) Thüringen (9) Ziff. 101: „Das gleiche gilt, wenn der Täter zur Wahrnehmung berechtigter öffentlicher oder privater Belange handelt und diese Belange gegenüber denen des Verletzten überwiegen." III. 1. a) Hamburg (2) Ziff. 103: Als Abs. 3 neu einzufügen: „Die Tat ist jedoch insoweit strafbar, als sich aus der Form oder den Umständen, unter denen sie geschah, ergibt, daß der Täter in der Absicht der Beleidigung gehandelt hat." b) Hessen (20) Ziff. 79: „Die Kundgebung ist jedoch insoweit strafbar, als sich aus der Form oder den Umständen, unter denen sie geschah, ergibt, daß der Täter in der Absicht der Beleidigung gehandelt hat." c) Oldenburg (15) S. 23: In dem von Hamburg vorgeschlagenen § 286 Abs. 3 zwischen „jedoch" und „insoweit" einzufügen „als Beleidigung (§ 288)". 2. Lübeck (6) Ziff. 47: Als Abs. 3 gemäß § 193 StGB die Bestimmung aufzunehmen, daß die Straffreiheit aus § 286 Abs. 1 und 2 keine Anwendung findet, wenn das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Äußerung oder aus den Umständen, unter denen sie geschah, hervorgeht. §287.

Verleumdung

I. a) Bayern (5) S. 106, Württemberg (14 II) S. 72, Hessen (20) Ziff. 80: Vor „ehrenrührige" einzuschalten „unwahre". b) Preußen (11) Ziff. 120, Oldenburg (15) S. 23: Hinter „Wissen" einzuschalten „der Wahrheit zuwider". II. Lübeck (6) Ziff. 45: Für besonders schwere Fälle Zuchthaus anzudrohen. §288.

Beleidigung

Absatz 1: 1. Thüringen (9) Ziff. 102a: Vor dem Wort „üble Nachrede" das Wort „strafbare" einzufügen. 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 84, Thüringen: Gefängnis bis zu zwei Jahren. Absatz 2 : 1 . Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 84: Dem Abs. 2 folgenden zweiten Halbsatz anzufügen: „; die Tat ist jedoch nach Abs. 1 strafbar, wenn das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Äußerung oder aus den Umständen, unter denen sie geschah, hervorgeht." 2. Baden (4) Ziff. 167: Den § 288 Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Hat der Täter, abgesehen von dem Fall des § 285 Abs. 1, einem anderen eine ehrenrührige Tatsache unmittelbar vorgeworfen, so gilt § 286 entsprechend." 3. Bayern (5) S. 106: Abs. 2 erhält folgende Fassung: „Ist dem anderen eine ehrenrührige Tatsache vorgeworfen worden, so gilt § 286 entsprechend." 4. Thüringen (9) Ziff. 102: „Liegen bei der Beleidigung die Voraussetzungen des § 286 vor, so ist die Beleidigung nicht strafbar, es sei denn, daß die Absicht zu beleidigen aus der Form der Äußerung oder den Umständen hervorgeht." 5. Preußen (11) Ziff. 121: Den Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Besteht die Beleidigung darin, daß dem anderen unmittelbar gegenüber ihm selbst eine ehrenrührige Tatsache vorgeworfen wird, so finden § 285 Abs. 3 Satz 2 und 3 und § 286 entsprechende Anwendung." 6. Württemberg (14 II) S. 72: „Hat der Täter einem anderen eine ehrenrührige Tatsache vorgeworfen, so gilt § 286 entsprechend." 7. Reichsregierung (36) Ziff. 2: Den Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Der Vorwurf einer ehrenrührigen Tatsache, der nur dem Betroffenen gegenüber erhoben worden ist, ist

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keine Beleidigung, wenn die Tatsache erweislich wahr und die Behauptung nicht schon durch ihre Form oder wegen der Umstände, unter denen sie vorgebracht wurde, beleidigend ist. § 285 Abs. 3 Satz 2, 3 und § 296 finden entsprechende Anwendung." Absatz 3: 1. Mecklenburg-Schwerin, Baden, Württemberg, Oldenburg (15) S. 22: Den Absatz zu streichen. 2. Mecklenburg-Schwerin (Eventualvorschlag): „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." Absatz 4: 1. Sachsen (10) Nr. 128: Den Absatz zu streichen. 2. Bayern, Württemberg: Den Abs. 4 als § 288 a einzustellen. 3. Hessen (20) Ziff. 81: Abs. 4 zu streichen und im Anschluß an diesen Paragraphen einzuschalten: „§ 288 a. Absehen von Strafe. Hat sich der Täter in einer nach den Umständen entschuldbaren Weise durch die gerechtfertigte Entrüstung über das unmittelbar vorausgegangene Benehmen eines anderen dazu hinreißen lassen, über diesen eine ehrenrührige Tatsache zu behaupten oder zu verbreiten (§ 285) oder ihn zu beleidigen (§ 288), so kann das Gericht von Strafe absehen." 5 289. Vorwurf einer strafbaren Handlung I. Thüringen (9) Ziff. 103, Oldenburg (15) S. 23, Hessen (20) Ziff. 82: Die Bestimmung zu streichen. II. 1. Hamburg (2) Ziff. 104: Statt „schmähen" zu sagen „beleidigen". 2. Baden (4) Ziff. 168, Bayern (5) S. 106, Sachsen (10) Nr. 129, Württemberg (14) S. 73, Oldenburg (15) S. 23 (Eventualvorschlag): Vor den Worten „in der Absicht" einzufügen „bloß". 3. a) Baden, Bayern: „Wer einen anderen ... eine abgeurteilte strafbare Handlung zum Vorwurf macht, wird ... bestraft." b) Württemberg: „Wer eine abgeurteilte strafbare Handlung bloß in der Absicht, den Verurteilten zu schmähen, diesem zum Vorwurf macht oder einem Dritten offenbart, wird... bestraft." c) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 88: Den mit „obwohl" eingeleiteten Nebensatz wie folgt zu fassen: „obwohl die Tat durch Verbüßung der Strafe gesühnt oder die Strafe erlassen ist." d) Sachsen (10) Nr. 129: Hinter „gesühnt ist" einzuschalten: „oder wegen der Strafe oder des Restes der Strafe eine Probezeit läuft." e) Preußen (11) Ziff. 122: Den § 289 wie folgt zu fassen: „Wer in der Absicht, einen anderen zu schmähen, ihm eine strafbare Handlung oder eine Verurteilung vorhält oder einem Dritten davon Mitteilung macht, obwohl die Tat abgeurteilt und die Strafe verbüßt, verjährt oder erlassen oder die Strafverfolgung verjährt oder niedergeschlagen ist, wird..." f) Oldenburg (15) S. 23: „Wer ... bloß in der ..., obwohl die wegen der Tat erkannte Strafe verbüßt, verjährt oder erlassen ist, ...". - Es müßte aber klargestellt werden, daß § 289 nur anwendbar ist, sofern nicht eine Beleidigung nach § 288 vorliegt. g) Braunschweig (16) Ziff. 84: § 289 folgendermaßen zu fassen: „Wer einen anderen in der Absicht, ihn zu schmähen, eine rechtskräftig abgeurteilte strafbare Handlung oder eine rechtskräftige Verurteilung zum Vorwurf macht, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft." - Ferner wird beantragt, dem § 289 folgenden zweiten Absatz zu geben: „Handelt der Täter zugleich zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses, und hat dabei die einander gegenüberstehenden Interessen pflichtmäßig abgewogen, so wird er nicht bestraft." h) Reichsregierung (36) Ziff. 3: Den § 289 wie folgt zu fassen: „Wer in der Absicht, einen anderen zu schmähen, ihm eine strafbare Handlung oder eine Verurteilung vorhält oder einem Dritten davon Mitteilung macht, obwohl die Tat abgeurteilt und die 238

Strafe verbüßt, verjährt oder erlassen oder die Strafverfolgung verjährt oder niedergeschlagen ist oder wenn wegen der Strafe oder des Restes der Strafe eine Probezeit läuft, wird mit Gefängnis bis zu ... 4. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 88: Die Worte „drei Monaten" durch die Worte „einem Jahre" zu ersetzen. § 290. Strafantrag 1. a) Reichsregierung (36) Ziff. 4a: Die Überschrift „Strafantrag" durch die Überschrift „Verfolgung auf Verlangen" zu ersetzen. b) Sachsen (19) Nr. 130: Statt der in Nr. 12 des Reichsantrags 1 vorgeschlagenen ist folgende Überschrift zu setzen: „Verfolgung auf Verlangen des Verletzten oder seines Vorgesetzten." 2. Bayern (5) S. 106: In Abs. 2 sind die Worte „Berufs" und „Beruf" (Zeile 3) zu ersetzen durch „Dienstes" und „Dienst". 3. Württemberg (14 II) S. 73: In Abs. 2 wird das Wort „Beamten" durch „Amtsträger" zu ersetzen sein (§11 Abs. 1 Ziff. 3). 4. a) Sachsen: In Abs. 2 ist „mit Zustimmung" durch „auf Verlangen" zu ersetzen. b) Württemberg-. § 290 Abs. 2 so zu fassen: „Ist die Beleidigung gegen eine Behörde oder einen Amtsträger oder Soldaten während der Ausübung ihres Berufs oder in Beziehung auf den Beruf begangen, so kann auch der Vorgesetzte unabhängig von dem Beleidigten die Verfolgung verlangen." 5. Reichsregierung (36) Ziff. 4: b) in Abs. 2 Zeile 1 vor dem Worte „einen" das Wort „gegen" einzufügen; c) in Abs. 2 Zeile 2 das Wort „Beamten" durch das Wort „Amtsträger" zu ersetzen; d) in Abs. 2 Zeile 3 das Wort „Beruf" jeweils durch das Wort „Dienst" zu ersetzen; e) in Abs. 2 vorletzte Zeile die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen. 6. Württemberg, Reichsregierung (36) Ziff. 4f: Im Abs. 3 ist hinter „weder" vor „Ehegatten" das Wort „einem" einzufügen. 7. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 43: Die nach der Begründung (Seite 148 Spalte 2 oben) der Ergänzung der Strafprozeßordnung vorbehaltene „nähere Ausgestaltung der Vorschriften über das Verlangen und die Zustimmung" wird u.a. folgende Fälle zu unterscheiden haben: 1. Den Fall, in dem ein Beleidigter stirbt, nachdem er fristgemäß das Verlangen nach Verfolgung der Beleidigung gestellt hat; 2. den Fall, in dem ein Beleidigter stirbt, ohne die Verfolgung der Beleidigung verlangt, aber auch ohne die Frist für die Stellung des Verlangens vergessen zu haben; 3. den Fall, in dem die Beleidigung nach dem Tode dessen, gegen den sie sich richtet, begangen worden ist. 8. Reichsregierung (36) Ziff. 4g: Als Abs. 4 folgende Bestimmung einzufügen: „Ist die Beleidigung gegen eine der im § 100 bezeichneten Körperschaften oder Personen begangen, so wird die Tat mit Zustimmung der verletzten Körperschaft oder Person verfolgt." 5 291.

Urteilsbekanntmachung

1. Baden (4) Ziff. 169, Thüringen (9) Ziff. 104: Die Worte „in einer Zeitung oder Zeitschrift" durch die Worte „in einer Druckschrift" zu ersetzen und in der Begründung darauf hinzuweisen, daß der Ausdruck „Druckschriften" im Sinne des § 2 des Pressegesetzes zu verstehen ist. 2. Hamburg (2) Ziff. 106: Als Abs. 1 ist folgende Vorschrift einzufügen: „Bei Verurteilung wegen Beleidigung (§§ 285, 287-289) kann dem Beleidigten (§ 290) auf Ver-

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langen gestattet werden, die Verurteilung auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekanntzumachen." 3. Bremen (12) S. 7: Hinzuzusetzen, daß die Bekanntmachung auf Kosten des Verurteilten erfolgt. § 292. Verletzung des Briefgeheimnisses 1. Bayern (5) S. 107, Thüringen (9) Ziff. 105, Oldenburg (15) S. 24, Reichsregierung (36) Ziff. 5: Abs. 1 erhält folgende Fassung: „Wer einen verschlossenen Brief oder ein anderes verschlossenes Schriftstück, die nicht zu seiner Kenntnis bestimmt sind, unbefugt öffnet, wird... bestraft." 2. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 86, Baden (4) Ziff. 170, Württemberg (14 II) S. 74, Oldenburg (15) S. 24: Den Abs. 3 zu streichen. b) Mecklenburg-Schwerin (EventualVorschlag): „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." § 293. Verrat von Privatgeheimnissen I. 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 87, Reichsregierung (36) Ziff. 6a: Die Worte „ohne besondere Befugnis" durch das Wort „unbefugt" zu ersetzen. 2. Preußen (11) Ziff. 123, Oldenburg (15) S. 24: Die Worte „das Apothekergewerbe" durch die Worte „des Vertriebs von Arzneimitteln" zu ersetzen. 3. Bayern (17) Ziff. 11: § 293 Abs. I und II erhalten folgende Fassung: „Approbierte Ärzte und andere staatlich geprüfte Medizinalpersonen, Apotheker, Rechtsanwälte und, soweit sie nicht Amtsträger sind, Notare, die ohne besondere Befugnis ein Privatgeheimnis offenbaren, das ihnen bei Ausübung ihres Berufs anvertraut oder zugänglich geworden ist, werden mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. - Den im Abs. I genannten Personen stehen ihre berufsmäßigen Gehilfen sowie Personen gleich, die zur Vorbereitung auf den Beruf an der berufsmäßigen Tätigkeit teilnehmen." II. 1. Oldenburg (16) S. 24: Den Absatz 3 zu streichen. 2. a) Baden (4) Ziff. 171: Den Abs. 3 wie folgt zu fassen: „Wer ein Geheimnis zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses offenbart, ist nicht strafbar, wenn das wahrgenommene Interesse das Interesse an der Wahrung des Geheimnisses überwiegt und jenes Interesse nicht auf andere Weise wahrgenommen werden kann." b) Bayern (5) S. 107: „Wer ein Geheimnis zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses offenbart, ist nicht strafbar, wenn dieses Interesse nicht auf andere Weise gewahrt werden kann und das verletzte Interesse überwiegt." c) Thüringen (9) Ziff. 106: „Wer ein Geheimnis zur Wahrnehmung berechtigter öffentlicher oder privater Belange offenbart, ist nicht strafbar, wenn diese Belange gegenüber dem verletzten Geheimnis überwiegen." d) Württemberg (14 II) S. 74: „Wer usw. offenbart, ist nicht strafbar, wenn dieses Interesse das Interesse des Verletzten an der Wahrung des Geheimnisses überwog." e) Hessen (20) Ziff. 83: „Wer ein Geheimnis zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses offenbart, ist nicht strafbar, wenn das Interesse an der Offenbarung überwiegt." f) Reichsregierung (36) Ziff. 6 b: Den Abs. 3 wie folgt zu fassen: „Der Täter ist straffrei, wenn er ein solches Geheimnis zur Wahrnehmung eines berechtigten öffentlichen oder privaten Interesses offenbart, das nicht auf andere Weise gewahrt werden kann und wenn das gefährdete Interesse überwiegt." 3. Sachsen (10) Nr. 131: Als § 293 a einzufügen: „In den Fällen der §§ 285, 287289, 292, 293 ist Einschließung zulässig." 240

25. Abschnitt. Sachbeschädigung § 294. Sachbeschädigung 1. Bayern (5) S. 107, Thüringen (9) Ziff. 107, Oldenburg (15) S. 24: Dem Abs. 2 folgenden Zusatz zu geben: „oder daß ihm der Gebrauch nicht mehr zugemutet werden kann". 2. Bayern (5) S. 107, Anregung Lübeck (6) Ziff. 48: Den Versuch für strafbar zu erklären. 3. a) Mecklenburg (3) Ziff. 88, Baden (5) Ziff. 172, Württemberg (14 II) S. 74 und (35) Ziff. 64, Oldenburg (15) S. 24: Den Abs. 4 zu streichen. b) Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 88: Den Abs. 4 so zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." 4. Württemberg (14 II) S. 74: Folgenden Absatz hinzuzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu fünf Jahren." § 295. Gemeinschädliche Sachbeschädigung Zu Nr. 1: 1. a) Württemberg (14 II) S. 75: Die Nr. 1 so zu fassen: „An einer Sache, die den Gegenstand religiöser Verehrung einer inländischen Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts bildet oder deren religiösen Gebräuchen gewidmet ist." b) Reichsregierung (27) Ziff. 63a (zustimmend Mecklenburg-Schwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 109, Württemberg [35] Ziff. 65: Die Worte „religiösem Gebrauche" durch die Worte „dem Gottesdienste" zu ersetzen. Zu Nr. 2: Baden (4) Ziff. 173 und (32) Ziff. 109, Thüringen (9) Ziff. 108a, Oldenburg (15) S. 24: Die Worte „oder einem Grabmal" zu ersetzen durch die Worte „einem Grabmal oder deren Ausschmückung". Zu Nr. 3: a) Baden (4) Ziff. 173 und (32) Ziff. 109, Oldenburg (15) S. 24: Aus den Worten „an einem öffentlichen Denkmal" eine besondere Nummer zu machen. b) Thüringen (9) Ziff. 108b, Preußen (11) Ziff. 124a, Reichsregierung (27) Ziff. 63b (zustimmend Mecklenburg-Schwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 109, Württemberg [35] Ziff. 65): Vor den Worten „einem Erzeugnis" das Wort „an" einzufügen. c) Baden (4) Ziff. 173 und (32) Ziff. 109: Hinter dem Worte „Tätigkeit" einen Punkt zu setzen und folgenden Satz anzufügen: „§ 295 ist aber nur anzuwenden, wenn der Gegenstand aus wissenschaftlichen oder künstlerischen, landschaftlichen oder geschichtlichen Gründen behördlich unter Schutz gestellt ist." d) Preußen (11) Ziff. 124c, Oldenburg (15) S. 24, Reichsregierung (27) Ziff. 63e (zustimmend Mecklenburg-Schwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 109, Württemberg [35] Ziff. 65): In der Begründung durch einen Zusatz und demnächst im Einführungsgesetze durch eine ausdrückliche Vorschrift klarzustellen, daß die besonderen Vorschriften, die landesrechtlich zum Schutze der Denkmale, der Natur und Heimat erlassen werden, unberührt bleiben. Zu Nr. 4: a) Bayem(S) Ziff. 108: Die Nr. 4 so zu fassen: „4. an einer Sache von hohem Werte, insbesondere von hohem wissenschaftlichen oder künstlerischen, geschichtlichen oder gewerblichen Werte, die sich in einer allgemein zugänglichen Sammlung, in einem öffentlichen Gebäude oder an einem anderen öffentlichen Orte befindet." b) Reichsregierung (27) Ziff. 63c (zustimmend Mecklenburg-Schwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 109, Württemberg [35] Ziff. 65): Die Nr. 4 so zu fassen: „4. an einer Sache von wissenschaftlicher oder künstlerischer, geschichtlicher oder gewerblicher Bedeutung, die sich in einer allgemein zugänglichen Sammlung, in einem öffentlichen Gebäude oder an einem anderen öffentlichen Orte befindet;"

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Zu Nr. 5: 1. Reichsregierung (1) Ziff. 13 und (27) Ziff. 63d, Hamburg (2) Ziff. 107, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 45 und (28) Ziff. 37, Sachsen (10) Nr. 132, Oldenburg (15) S. 24 (zustimmend Baden [32] Ziff. 109 und Württemberg [35] Ziff. 65): Die Worte „einem Gegenstande, der" durch die Worte „einer Sache, die" zu ersetzen. b) Bayern (5) S. 108, Oldenburg (15) S. 24: Als Abs. 2 folgende Vorschrift einzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer ein fremdes Gebäude, eine fremde Brücke oder ein fremdes Schiff ganz oder teilweise zerstört. Strafdrohung: a) Preußen (11) Ziff. 124b: Neben Gefängnis wahlweise Geldstrafe anzudrohen. b) Württemberg (14 II) S. 76: Hinter dem Worte „Gefängnis" einzufügen „in besonders schweren Fällen mit Zuchthaus". 26. Abschnitt. Diebstahl, Veruntreuung, Unterschlagung Reichsregierung (36) Ziff. 7: In der Überschrift das Wort „Veruntreuung" zu streichen. § 296. Diebstahl 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 89, Thüringen (9) Ziff. 109, Oldenburg (15) S. 24: Die Worte „sich oder einen Dritten damit unrechtmäßig zu bereichern" durch die Worte „sie sich oder einem Dritten unrechtmäßig zuzueignen" zu ersetzen. 2. Bayern (5) S. 108, Preußen (11) Ziff. 125, Württemberg (14 II) S. 77: Die gleichen Worte durch die Worte „sie sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen" zu ersetzen. 3. Bremen (12) S. 7 hält ebenfalls die Ersetzung der Zueignungsabsicht durch Bereicherungsabsicht nicht für eine Notwendigkeit oder Verbesserung. 4. Reichsregierung (36) Ziff. 8: Im Abs. 1 das Wort „damit" durch die Worte „durch Zueignung der Sache" zu ersetzen. 5. Wegen Einführung besonders schwerer Fälle vgl. § 297, 1 b. S 297. Schwerer Diebstahl 1. Hamburg (2) Ziff. 108,110: a) Die Vorschrift zu streichen; b) dafür im § 296 als Abs. 3 folgende Vorschrift einzufügen: „In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu fünf Jahren." c) Im § 299 den zweiten Fall zu streichen und im ersten Falle statt fünf Jahre zehn Jahre Zuchthaus als Höchststrafe anzudrohen. 2. Nr. 2: Preußen (11) Ziff. 126, Reichsregierung (36) Ziff. 9a: Die Nr. 2 zu streichen. 3. Nr. 3: a) Württemberg (14 II) S. 77: Die Worte „anvertraut ist" durch die Worte „übergeben ist oder übergeben werden soll" zu ersetzen. b) Reichsregierung (36) Ziff. 9b: Das Wort „anvertraut" durch das Wort „übergeben" zu ersetzen. c) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 46: Die Worte „oder bei sich trägt" zu streichen. 4. Nr. 4: a) Baden (4) Ziff. 175, Thüringen (9) Ziff. 110: Die Worte „oder einen anderen Unfall" durch die Worte „durch Unfall oder ähnliche Ereignisse" zu ersetzen. b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 47: Die Worte „einen anderen Unfall" durch die Worte „ein ähnliches Ereignis" zu ersetzen. 5. Nr. 5: a) Braunschweig (16) Ziff. 85: Die Worte „allgemein zugänglichen" zu streichen.

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b) Reichsregierung (36) Nr. 9c: Den Eingang so zu fassen: „5. Wer eine Sache von wissenschaftlicher oder künstlerischer, geschichtlicher oder gewerblicher Bedeutung stiehlt, die sich...". 6. Nr. 6: a) Oldenburg (15) S. 25: Hinter dem Worte „einem" das Wort „dem" einzufügen oder den Druckfehler „religiösem" zu berichtigen. b) Reichsregierung (36) Ziff. 9d: Das Wort „religiösen" in „religiösem" zu berichtigen. c) Baden (4) Ziff. 175: Hinter dem Worte „gewidmet" die Worte einfügen „oder zur Ausschmückung des Gebäudes angebracht". 7. Nr. 7: Reichsregierung (36) Ziff. 9a: Den Eingang so zu fassen: „7. Wer einen Maschinenbestandteil oder ein sonstiges Betriebsmittel stiehlt, deren Wegnahme ..." 8. Nr. 8: a) Preußen (11) Ziff. 126, Reichsregierung (36) Ziff. 9a (vgl. Oldenburg [15] S. 25): Die Nr. 8 zu streichen. b) Bayern (5) S. 109, Oldenburg (15) S. 25: Das Wort „in" vor „einem Gebäude" durch das Wort „an" zu ersetzen. c) Thüringen (9) Ziff. 110, Württemberg (14 II) S. 77: Die Worte „in einem Gebäude" durch die Worte „in oder an einem Gebäude" zu ersetzen. 9. Nr. 9: Reichsregierung (36) Ziff. 9f: Die Nr. so zu fassen: „9. Wer eine Sache stiehlt, die zum öffentlichen Nutzen dient". 10. Baden (4) Ziff. 175: Etwa als Nr. 3a folgende Vorschrift einzufügen: „3a. Wer in Gast- oder Schankwirtschaften, Theatern oder anderen Vergnügungsstätten, amtlichen Gebäuden, Schulen oder sonstigen Bildungsanstalten eine Sache stiehlt, die ein Gast oder ein Besucher während des Aufenthalts darin an dem zur Ablage bestimmten Orte zurückgelassen hat." § 298. Einbruch. Bewaffneter

Diebstahl

1. Bayern (5) S. 109, Oldenburg (15) S. 25, Reichsregierung (36) Ziff. 10a: In der Überschrift die Worte „Bewaffneter Diebstahl" in „Diebstahl mit Waffen" zu ändern. 2. a) Hamburg (2) Ziff. 109, Bayern (5) S. 109, Sachsen (10) Nr. 133, Preußen (11) Ziff. 127, Oldenburg (15) S. 25, Braunschweig (16) Ziff. 86, Reichsregierung (36) Ziff. 10b: Im Abs. 1 die Worte „oder wer" durch die Worte „oder indem er" zu ersetzen. b) Württemberg (14 II) S. 77: Im Abs. 1 das Wort „war" vor den Worten „in den Raum" zu streichen. c) Anhalt (8) Ziff. 26, Reichsregierung (36) Ziff. 10c: Im Abs. 1 die Worte „mit einem falschen Schlüssel, einem Dietrich oder einem anderen nicht zur ordnungsmäßigen Eröffnung bestimmten Werkzeuge" zu ersetzen durch die Worte „mittels eines falschen Schlüssels, eines Dietrichs oder eines anderen nicht zur ordnungsmäßigen Eröffnung bestimmten Werkzeugs". 3. a) Lübeck (6) Ziff. 49: Im Abs. 2 die Worte „die dazu dienen sollen, einen persönlichen Widerstand zu überwinden" zu streichen. b) Baden (4) Ziff. 176: Im Abs. 2 die gleichen Worte durch die Worte „die zur Uberwindung eines persönlichen Widerstandes geeignet sind" zu ersetzen. c) Thüringen (9) Ziff. 111, Oldenburg (15) S. 25, Braunschweig (16) Ziff. 86: Die Worte „dazu dienen sollen" durch die Worte „geeignet sind" zu ersetzen. d) Eventualantrag Braunschweig (16) Ziff. 86: Vor den Worten „dienen sollen" das Wort „erfahrungsgemäß" einzufügen. 4. Württemberg (14 II) S. 78: Den Abs. 2 so zu fassen: „Ebenso wird bestraft, wer einen Diebstahl verübt, bei dem er oder ein Teilnehmer eine Waffe oder ein anderes Werkzeug oder Mittel bei sich führt, um damit einen persönlichen Widerstand zu überwinden."

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5. Reichsregierung (36) Ziff. lOd: Den Abs. 2 so zu fassen: „Ebenso wird bestraft, wer einen Diebstahl begeht, bei dem er oder ein Teilnehmer eine Waffe oder ein anderes Werkzeug oder Mittel bei sich führt, das dazu dienen soll, einen persönlichen Widerstand zu überwinden. § 299. Gewerbsmäßiger

Diebstahl

1. Reichsregierung (1) II und (36) Ziff. IIb: Im ersten Falle einen Druckfehler zu berichtigen (mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren). 2. Bayern (5) S. 109, Reichsregierung (36) Ziff. 110: Im dritten Falle die Worte „einen bewaffneten Diebstahl" durch die Worte „einen Diebstahl mit Waffen" zu ersetzen. 3. Oldenburg (15) S. 25: Die Worte „bis zu 15 Jahren" zu streichen. 4. a) Reichsregierung (36) Ziff. I I a : In den drei Fällen jeweils das Wort „einen" zu streichen. b) Reichsregierung (36) Ziff. l l d : In der Begründung (S. 159) den letzten Satz zu streichen. c) Wegen der Bedeutung des Ausdrucks „Gewerbsmäßigkeit" vgl. auch Württemberg (14 II) S. 78 Ziff. 6. 5. Vgl. auch § 297, 1 e. § 300. Veruntreuung 5 301. Unterschlagung I. Zusammenfassung der beiden Tatbestände: 1. Sachsen (10) Nr. 134a bis e, 135: a) Den § 301 zu streichen. b) Den Eingang von § 300 Abs. 1 so zu fassen: „Wer sich eine fremde bewegliche Sache, die sich nicht in fremdem Gewahrsam befindet, in der Absicht zueignet,..." c) Die Überschrift des § 300 abzuändern in „Unterschlagung". d) (Ebenso Oldenburg [15] S. 25): In § 302 Abs. 1 und 2 die Worte „die Veruntreuung" und „veruntreut" zu streichen. 2. Preußen (11) Ziff. 128, 129, Oldenburg (15) S. 24, 26: a) Die §§ 300 und 301 durch folgenden Paragraphen zu ersetzen: „§ 300. Unterschlagung. Wer eine fremde bewegliche Sache, die sich nicht im Gewahrsam eines anderen befindet, sich oder einem Dritten rechtswidrig zueignet, wird mit Gefängnis oder mit Geldstrafe bestraft. - Der Versuch ist strafbar. - In besonders schweren Fällen ist die Strafe Zuchthaus bis zu zehn Jahren." b) Im § 303 die Verweisung „301" zu streichen. 3. Bremen (12) S. 7 würde die Auseinanderreißung des Begriffs der Veruntreuung und der Unterschlagung ebenfalls lieber vermeiden. 4. Reichsregierung (36) Ziff. 12a, b, 13, 15a: a) Die Überschrift „Unterschlagung" zu ersetzen. b) Den Abs. 1 des § 300 so zu fassen: „Wer sich eine fremde bewegliche Sache, die sich nicht im Gewahrsam eines anderen befindet, in der Absicht zueignet, damit sich oder einen Dritten unrechtmäßig zu bereichern, wird mit Gefängnis bestraft." c) Den § 3 0 1 zu streichen. d) Im § 303 Abs. 1 die Verweisung „301" zu streichen. II. Zu § 300: 1. Fortfall der Bereicherungsabsicht, a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 90, Thüringen (9) Ziff. 112, Württemberg (14 II) S. 78: Im Abs. 1 die Worte „sich ... in der Absicht zueignet, sich oder einen Dritten damit unrechtmäßig zu bereichern" durch die Worte „sich oder einem Dritten unrechtmäßig zueignet" zu ersetzen. 244

Württemberg: „rechtswidrig" statt „unrechtmäßig". b) Bayern (5) S. 108: Im Abs. 1 die Worte „sich oder einen Dritten damit unrechtmäßig zu bereichern" durch die Worte „sie sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen" zu ersetzen. c) Bremen (12) S. 7 würde ebenfalls die Übernahme der Bereicherungsabsicht lieber vermeiden. 2. Absatz 2: a) Sachsen (10) Nr. 134e, Preußen (11) Ziff. 128, Reichsregierung (36) Ziff. 12c: Den Abs. 2 zu streichen. b) Anhalt (8) Ziff. 27: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer in gleicher Absicht sonstiges Gut oder Geld, das er aufgrund eines Vertrauensverhältnisses für Rechnung eines anderen vereinnahmt hat, dem anderen nicht abliefert, sondern für sich behält oder verwendet." c) Thüringen (9) Ziff. 112: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Ebenso wird bestraft, wer anvertrautes Gut, insbesondere Geld, sich dadurch rechtswidrig zueignet, daß er es verbraucht oder verausgabt." d) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 90, Bayern (5) S. 110, Württemberg (14 II) S. 78: Im Abs. 2 die Worte „in gleicher Absicht" durch die Worte „in der Absicht..., sich oder einen Dritten damit unrechtmäßig zu bereichern" zu ersetzen. e) Bremen (12) S. 7: Im Abs. 2 die Worte „anvertrautes Gut" durch die Worte „anvertraute Sachen" zu ersetzen. f) Bremen (12) S. 7: Dem Abs. 2 folgenden Zusatz zu geben: „auch wenn er dadurch das Anvertrauen das Eigentum daran erlangt hat." 3. Absatz 4: Hamburg (2) Ziff. 111, Sachsen (10) Nr. 134d, Oldenburg (15) S. 25: Im Abs. 4 Zuchthaus nur bis zu fünf Jahren anzudrohen. III. Zu §301: 1. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 91, Württemberg (14 II) S. 79: Die Worte „sich ...in der Absicht zueignet, sich oder einen Dritten damit unrechtmäßig zu bereichern" durch die Worte „sich oder einem Dritten unrechtmäßig zueignet" zu ersetzen. Württemberg: „rechtswidrig" statt „unrechtmäßig". b) Bayern (5) S. 108: Die Worte „sich oder einen Dritten unrechtmäßig zu bereichern" durch die Worte „sie sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen" zu ersetzen. 2. Thüringen (9) Ziff. 113: Die Vorschrift so zu fassen: „Wer eine fremde bewegliche Sache, die er im Besitz oder Gewahrsam hat, ohne daß sie ihm anvertraut ist, sich oder einem Dritten rechtswidrig zueignet, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft." 3. Bremen (12) S. 7: Hinter dem Worte „Sache" die Worte „die er im Besitz oder Gewahrsam hat" einzufügen. 4. a) Bayern (5) S. 110: Hinter den Worten „von den Fällen" die Worte „des Diebstahls und" einzufügen. b) Bremen (12) S. 7: Hinter dem Worte „Veruntreuung" die Worte „und des Diebstahls" einzufügen. 5. Bremen (12) S. 7 will an der Strafbarkeit des Versuchs der Unterschlagung festhalten. 5 302. Haus- und Familiendiebstahl 1. Oldenburg (15) S. 25: Die Überschrift so zu fassen: „Familien- und Hausdiebstahl und Unterschlagung." 2. Sachsen (14 II) S. 79: Die Worte „mit seiner Zustimmung" durch die Worte „auf sein Verlangen" zu ersetzen. 3. Reichsregierung (36) Ziff. 14: a) Die Absätze 1 und 2 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: „Ist bei einem Diebstahl oder einer Unterschlagung der Verletzte ein An245

gehöriger oder der Vormund, Pfleger, Lehrherr oder Erzieher des Täters oder eines Teilnehmers oder lebt er mit dem Täter oder einem Teilnehmer in häuslicher Gemeinschaft, so wird der Täter oder Teilnehmer nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt." b) In der Begründung zu § 302 am Ende den Hinweis auf § 28 zu streichen. 4. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 92, Baden (4) Ziff. 177, Württemberg (14 II) S. 79, Oldenburg (15) S. 26: Den Absatz 3 zu streichen. b) Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 92: Den Abs. 3 so zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." 5. a) Baden (4) Ziff. 177, Lübeck (6) Ziff. 50, vgl. auch Bremen (12) S. 8: Hinter Abs. 2 folgende Vorschrift einzufügen: „Wer die Tat gegen seinen Ehegatten begeht, ist straffrei." b) Braunschweig (16) Ziff. 87: Als Abs. 4 folgende Vorschrift hinzuzufügen: „Wer die Tat während des Bestehens der häuslichen Gemeinschaft gegen seinen Ehegatten oder einen Verwandten absteigender Linie begeht, ist straffrei." 6. Wegen des Begriffs der Veruntreuung vgl. §§ 300, 301,1 1 d. § 303. Entwendung 1. Württemberg (14 II) S. 79: Im Abs. 1 hinter dem Worte „Geldstrafe" die Worte einzufügen „in besonders schweren Fällen mit Gefängnis bis zu zwei Jahren". 2. Hamburg (2) Ziff. 112 1 » 2 : Im Abs. 2 a) die Worte „des hauswirtschaftlichen Verbrauchs" zu streichen; - b) das Wort „oder" hinter „Menge" durch „und" zu ersetzen. 3. Reichsregierung (1) Ziff. 14 und (36) Ziff. 15b, Hamburg (2) Ziff. 112 3 , Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 49, Anhalt (8) Ziff. 28, Sachsen (10) Nr. 137a, Württemberg (14 II) S. 79, Oldenburg (15) S. 26 (vgl. auch Bremen [12] S. 8): Den Abs. 3 zu streichen. 4. Sachsen (10) Nr. 137b, Württemberg (14 II) S. 79, Reichsregierung (36) Ziff. 15 c: Im Abs. 4 die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen. 5. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 92, Baden (4) Ziff. 178, Oldenburg (15) S. 26: Den Abs. 5 zu streichen. b) Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 92: Den Abs. 5 so zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." 6. Wegen der Streichung der Verweisung vgl. §§ 300, 301 12 b. § 304. Dauernde Entziehung von Sachen 1. Baden (4) Ziff. 179, Hessen (20) Ziff. 84: Die Worte „in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufügen" zu streichen. 2. a) Bayern (5) S. 110: Die Worte „einem anderen" vor „Nachteil" zu streichen. b) Oldenburg (15) S. 26, Braunschweig (16) Ziff. 88, Reichsregierung (36) Ziff. 16: Die Worte „einem anderen" vor „Nachteil" durch das Wort „jemand" zu ersetzen. c) Braunschweig (16) Ziff. 88: Hinter dem Worte „Sache" die Worte „ihm oder" einzufügen. 3. Bayern (5) S. 110: Das Höchstmaß der Gefängnisstrafe auf drei Jahre zu erhöhen. 4. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 92, Württemberg (14 II) S. 79, Oldenburg (15) S. 26: Den Abs. 3 zu streichen. b) Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 92: Den Abs. 3 so zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen."

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5. Lübeck (6) Ziff. 50: Eine Vorschrift einzufügen, nach welcher der Täter straffrei bleibt, wenn der Verletzte der Ehegatte ist. 27. Abschnitt. Raub. Erpressung § 305. Raub I. Absatz 1: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 93, Bayern (5) S. 110, Thüringen (9) Ziff. 114, Preußen (11) Ziff. 130, Bremen (12) S. 8, Württemberg (14 II) S. 80, Oldenburg (15) S. 26: Die Worte „sich oder einen Dritten damit unrechtmäßig zu bereichern" durch die Worte „sie sich oder einem Dritten rechtswidrig - Mecklenburg will sagen 'unrechtmäßig' - zuzueignen" zu ersetzen. 2. Reichsregierung (36) Ziff. 17: Im Abs. 1 das Wort „damit" durch die Worte „durch Zueignung der Sache" zu ersetzen. II. Absatz 2: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 93, Bayern (5) S. 110 f., Württemberg (14 II) S. 80, Oldenburg (15) S. 26: Die Worte „mit der er sich oder einen Dritten unrechtmäßig zu bereichern beabsichtigte" durch die Worte „die er sich oder einem Dritten rechtswidrig -Mecklenburg will sagen: 'unrechtmäßig' - zuzueignen beabsichtigte" zu ersetzen; Bayern will sagen: „die ihm oder einem Dritten rechtswidrig zugeeignet werden sollten". 2. Oldenburg (15) S. 26, auch im Abs. 2 zum Ausdruck zu bringen, daß die „fremde bewegliche Sache" „einem anderen" weggenommen wird. 3. Reichsregierung (36) Ziff. 17, a) im Abs. 2 die Worte „mit der" durch die Worte „durch deren Zueignung" zu ersetzen; - b) im Abs. 2 am Ende die Worte „oder sich oder den Dritten der Bestrafung zu entziehen" hinzuzufügen. III. Absatz 3: Keine Anträge. IV. Absatz 4: 1. Bayern (5) S. 111: Hinter dem Wort „Verletzte" die Worte „oder erleidet er eine schwere Körperverletzung im Sinne des § 234 Abs. 2" einzufügen. 2. Preußen (11) Ziff. 130, Oldenburg (15) S. 26, Reichsregierung (36) Ziff. 17: Die Verweisung „(§ 15)" zu streichen. § 306. Erpressung Absatz 1: 1. Bayern (5) S. 111: Das Wort „gefährliche" vor dem Worte „Drohung" zu streichen. 2. Thüringen (9) Ziff. 115, dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer in der Absicht, sich oder einem anderen einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, jemand mit Gewalt oder durch gefährliche Drohung zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird mit Gefängnis bestraft." 28. Abschnitt. Wucher 5 307.

Geldwucher

1. a) Lübeck (6) Ziff. 51, Oldenburg (15) S. 27: Im Absatz 1 das Wort „Zwangslage" durch die Worte „Zwangs- oder Notlage" zu ersetzen. b) Baden (4) Ziff. 180, Bayern (5) S. 111, Württemberg (14 II) S. 81 und (35) Ziff. 66, Hessen (20) Ziff. 85, Reichsregierung (27) Ziff. 64a (zustimmend MecklenburgSchwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 110): Im Abs. 1 das Wort „Geistesschwäche" durch die Worte „Mangel an Urteilsvermögen" zu ersetzen. c) Lübeck (6) Ziff. 51, Oldenburg (15) S. 27: Im Abs. 1 das Wort „Geistesschwäche" durch die Worte „geistige Schwäche" zu ersetzen.

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2. Württemberg (14 II) S. 81 und (35) Ziff. 66, Reichsregierung (27) Ziff. 64b (zustimmend Mecklenburg-Schwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 110): Die Worte „für ein Darlehen oder eine andere Leistung, die ... dienen soll" zu ersetzen durch die Worte „für eine Leistung, die ... dienen soll, insbesondere für die Gewährung oder Vermittlung eines Darlehens". 3. Oldenburg (15) S. 27, Reichsregierung (27) Ziff. 64d (zustimmend MecklenburgSchwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 110, Württemberg [35] Ziff. 66): Im Abs. 2 die Worte „von ihm erworbene" zu streichen. 4. Reichsregierung (I) II und (27) Ziff. 64c: Im Abs. 2 als Druckfehlerberichtigung das Wort „wissentlich" zu streichen. 5. Württemberg (14 II) S. 81 und (35) Ziff. 66: Im Abs. 3 die Worte „die Tat" durch die Worte „den Geldwucher (Abs. 1, 2)" zu ersetzen. 6. Württemberg (14 II) S. 81 und (35) Ziff. 66: Als Abs. 4 folgende Vorschrift hinzuzufügen: Der Versuch ist strafbar. § 308. Sachwucher 1. Oldenburg (15) S. 27: Den Sachwucher auch bei nicht gewerbsmäßiger Begehung zu bestrafen (§§ 372, 373 des Entwurfs von 1919). 2. a) Lübeck (6) Ziff. 51, Oldenburg (15) S. 27: Das Wort „Zwangslage" durch die Worte „Zwangs- oder Notlage" zu ersetzen. b) Baden (4) Ziff. 180, Bayern (5) S. 111, Württemberg (14 II) S. 82, Hessen (20) Ziff. 85, Reichsregierung (27) Ziff. 64a (zustimmend Mecklenburg-Schwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 110, Württemberg [35] Ziff. 66): Im Abs. 1 das Wort „Geistesschwäche" durch die Worte „Mangel an Urteilsvermögen" zu ersetzen. c) Lübeck (6) Ziff. 51, Oldenburg (15) S. 27: Im Abs. 1 das Wort „Geistesschwäche" durch die Worte „geistige Schwäche" zu ersetzen. 3. Oldenburg (15) S. 27, Reichsregierung (27) Ziff. 64d (zustimmend MecklenburgSchwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 110, Württemberg [35] Ziff. 66): Im Abs. 2 die Worte „von ihm erworbene" zu streichen. 5 309. Verleitung Minderjähriger zum

Schuldenmachen

1. Braunschweig (16) Ziff. 89: Im Abs. 1 hinter dem Worte „Verpflichtung" die Worte „des Minderjährigen oder eines anderen" einzufügen. 2. Oldenburg (15) S. 27, Reichsregierung (27) Ziff. 65a (zustimmend MecklenburgSchwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 110, Württemberg [35] Ziff. 66): Im Abs. 2 die Worte „von ihm erworbene" zu streichen. 3. Reichsregierung (27) Ziff. 65b (zustimmend Mecklenburg-Schwerin [28] Ziff. 37, Baden [32] Ziff. 110, Württemberg [35] Ziff. 66): Den Abs. 3 zu streichen. 4. Sachsen (10) Nr. 138, Württemberg (14 II) S. 82: Im Abs. 3 die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen. 5. a) Braunschweig (16) Ziff. 89: Im Abs. 3 hinter dem Worte „Verletzten" die Worte „oder seines gesetzlichen Vertreters" einzuschalten. b) Thüringen (9) Ziff. 116: Den Abs. 3 so zu fassen: „Die Tat wird nur mit Zustimmung der Eltern, des Vormunds oder des Pflegers des Minderjährigen verfolgt." Ergänzung des 28. Abschnitts Hamburg (2) Ziff. 113 und (26) Ziff. 27: Hinter § 309 folgende Vorschrift einzufügen: „Urteilsbekanntmachung. Neben der Strafe kann in den Fällen der §§ 307 bis 309 angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekannt zu machen ist." 248

29. Abschnitt. Betrug, Untreue §310. Betrug Absatz 3: Württemberg (14 II) S. 83, dem Abs. 3 folgende Fassung zu geben: „Wer gewerbsmäßig betrügt, wird für jeden Betrug mit..." § 312. Notbetrug I. Absatz 1: 1. Bayern (5) S. 112: Hinter dem Worte „betrügt" einzufügen „(§ 310)". 2. a) Bayern (5) S. 112: Die Worte „dem anderen" zu streichen. b) Preußen (11) Ziff. 131, Oldenburg (15) S. 27: Die Worte „dem anderen" durch die Worte „dem Getäuschten oder einem Dritten" zu ersetzen. 3. Reichsregierung (36) Ziff. 18: Im Abs. 1 hinter dem Worte „betrügt" die Verweisung „(§ 310)" einzufügen sowie die Worte „dem anderen" und „einen" zu streichen. II. Absatz 2: Hamburg (2) Ziff. 114, Mecklenburg (3) Ziff. 94, Baden (4) Ziff. 181, Anhalt (8) Ziff. 29, Thüringen (9) Ziff. 117, Preußen (11) Ziff. 131, Bremen (12) S. 8, Württemberg (14 II) S. 83, Oldenburg (15) S. 27, Braunschweig (16) Ziff. 90, Reichsregierung (36) Ziff. 18: Den Abs. 2 zu streichen. III. Absatz 3: Sachsen (10) Ziff. 138, Württemberg (14 II) S. 83, Reichsregierung (36) Ziff. 18: Die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen. IV. Absatz 4: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 95, Baden (4) Ziff. 181, Württemberg (14 II) S. 83, Oldenburg (15) S. 27: Den Abs. 4 zu streichen. 2. Mecklenburg (3) Ziff. 95: Für den Fall der Ablehnung des Antrags unter Nr. 1, den Abs. 4 folgendermaßen zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." $313. Erschleichung freien Zutritts I. Absatz 1: Hamburg (2) Ziff. 115, Oldenburg (15) S. 27: Hinter dem Worte „Wer" die Worte „abgesehen von den Fällen des Betrugs" einzufügen. 2. a) Mecklenburg (3) Ziff. 96, Oldenburg (15) S. 27, Reichsregierung (36) Ziff. 19: Im Abs. 1 die Worte „eine Verkehrsanstalt" durch die Worte „ein Verkehrsmittel" zu ersetzen. b) Mecklenburg (3) Ziff. 96, außerdem die Worte „Wer ... erschleicht" durch die Worte „Wer sich ... verschafft" zu ersetzen. II. Absatz 3: Sachsen (10) Ziff. 138, Württemberg (14 II) S. 83, Reichsregierung (36) Ziff. 19: Die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen. III. Absatz 4: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 95, Baden (4) Ziff. 182, Württemberg (14 II) S. 83, Oldenburg (15) S. 27: Den Abs. 4 zu streichen. 2. Mecklenburg (3) Ziff. 95: Für den Fall der Ablehnung des Antrags unter Nr. 1 Fassung des Abs. 4 wie § 312 Abs. 4 (siehe § 312 unter Nr. IV 2). § 314. Untreue /.: 1. Baden (4) Ziff. 184, Bayern (5) S. 112, Württemberg (14 II) S. 84, Hessen (20) Ziff. 86: Die Worte „über das Vermögen eines anderen zu verfügen" durch die Worte „das Vermögen eines anderen zu verwalten oder darüber zu verfügen" zu ersetzen. 2. Preußen (11) Ziff. 132, Oldenburg (15) S. 27: Hinter dem Worte „verfügen" die Worte „oder ihn zu verpflichten" einzufügen. II. Überschrift: Hamburg (2) Ziff. 116 befürchtet, es könnten aus den Überschriften zu § 314 „Untreue" und zu § 300 „Veruntreuung" Verwechslungen entstehen. III.: Reichsregierung (36) Ziff. 20: Dem § 314 folgende Fassung zu geben: „Wer die ihm durch Gesetz oder Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über das Vermögen eines an249

deren zu verfügen oder ihn zu verpflichten, wissentlich mißbraucht und dadurch dem anderen Nachteil zufügt, wird mit Gefängnis bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer, abgesehen von den Fällen der Unterschlagung (§ 300), anvertrautes Gut für sich oder einen Dritten verwendet und dadurch dem Berechtigten entzieht." $ 3 IS. Betrug und Untreue gegen Angehörige I. Absatz 1: Sachsen (10) Ziff. 138, Württemberg (14 II) S. 84: Die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen. II. Zu Abs. 1 und 2: Reichsregierung (36) Ziff. 21: Im § 315 die Abs. 1 und 2 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: „Ist bei einem Betrug oder einer Untreue der Verletzte ein Angehöriger oder der Vormund, Pfleger, Lehrherr oder Erzieher des Täters oder eines Teilnehmers oder lebt er mit dem Täter oder einem Teilnehmer in häuslicher Gemeinschaft, so wird der Täter oder Teilnehmer nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt." III. Absatz 3: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 95, Baden (4) Ziff. 185, Württemberg (14 II) S. 83, Oldenburg (15) S. 27: Den Abs. 3 zu streichen. 2. Mecklenburg (3) Ziff. 95: Für den Fall der Ablehnung des Antrags unter Nr. 1 Fassung des Abs. 3 wie § 312 Abs. 4 (siehe § 312 unter Nr. IV 2). TV. Neuer Absatz 4: Braunschweig (16) Ziff. 91: Folgenden vierten Absatz anzufügen: „Wer die Tat während des Bestehens der häuslichen Gemeinschaft gegen seinen Ehegatten oder einen Verwandten absteigender Linie begeht, ist straffrei." Ergänzungsanträge 1. Hamburg (2) Ziff. 117, Bayern (5) S. 112, Württemberg (14 II) S. 84, Braunschweig (16) Ziff. 92 wollen, sachlich übereinstimmend, nur in der Fassung abweichend, eine dem § 381 („Arglistige Benachteiligung") des E.19 entsprechende Vorschrift aufnehmen: a) Bayern, hinter § 313 einfügen: „§ 313 a. Wer in der Absicht, Nachteil zuzufügen, einen anderen durch eine Täuschung über Tatsachen zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung bestimmt, die für das Vermögen des Getäuschten oder eines Dritten nachteilig ist, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bestraft. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt. - In besonders leichten Fällen kann das Gericht von Strafe absehen." b) Württemberg, hinter § 313 einfügen: „§ 313 a. Wer in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufügen, jemanden durch eine Täuschung über Tatsachen ... (sonst wie Bayern). - Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt." c) Braunschweig, hinter § 315 einzufügen: „§ 3IS a. Arglistige Benachteiligung. Wer jemanden in der Absicht, ihm oder einem anderen Nachteil zuzufügen, durch eine Täuschung über Tatsachen ... von erheblichem Nachteil ist, wird ..." - Abs. 1 sonst, ferner Abs. 2 und Abs. 3 wie Bayern. 2. Baden (4) Ziff. 183, Württemberg (14 II) S. 83 wollen, sachlich übereinstimmend, nur in der Fassung abweichend, einfügen: a) Baden hinter § 313: „§ 313 a. Wer betrügt, um sich eine vorübergehende Unterkunft oder Nahrungs- oder Genußmittel oder Gegenstände des hauswirtschaftlichen Verbrauchs in geringer Menge oder von geringem Werte zum alsbaldigen Gebrauch zu verschaffen, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. Die Tat wird nur mit Zustimmung des Verletzten verfolgt. - Wer die Tat gegen seinen Ehegatten oder einen Verwandten absteigender Linie begeht, ist straffrei." b) Württemberg im § 312 nach Abs. 1 folgenden zweiten Absatz: „Ebenso wird bestraft, wer durch Betrug Nahrungs- oder Genußmittel oder Gegenstände des hauswirt250

schaftlichen Verbrauchs in geringer Menge oder von geringem Wert zum alsbaldigen Verbrauch sich oder seinen Angehörigen verschafft." 30. Abschnitt. Hehlerei §316. Hehlerei I. Absatz 1 : 1 . Mecklenburg (3) Ziff. 97, Oldenburg (15) S. 28: Zwischen dem Worte „fremden" und dem Worte „Vermögens" die Worte „Eigentums oder" einzufügen. 2. a) Preußen (11) Ziff. 133: Hinter dem Wort „erlangt" die Worte „oder sich angeeignet" einzufügen; Oldenburg (15) S. 28 schließt sich diesem Antrag Preußens für den Fall an, daß sein Antrag unter Nr. 1 nicht angenommen wird; es möchte nur statt „aneignet" sagen „zugeeignet". b) Preußen (11) Ziff. 133, Oldenburg (15) S. 28: Hinter dem Worte „mitwirkt" die Worte „oder am Verbrauch teilnimmt" einzufügen. 3. Württemberg (14 II) S. 85: Hinter dem Worte „mitwirkt" die Worte „oder eine sonstige zur Sicherung der Sache förderliche Tätigkeit entfaltet" einzufügen. II. Absatz 2: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 97: Einfügung wie unter Nr. 11. 2. Oldenburg (15) S. 28, a) das Wort „jemand" durch die Worte „ein anderer" zu ersetzen; b) hinter dem Wort „erlangt" die Worte „oder sich zugeeignet" einzufügen (vgl. Antrag Preußens unter Nr. I 2 a). 3. Preußen (11) Ziff. 133, Oldenburg (15) S. 28: Zwischen dem Wort „eine" und den Worten „für den Erlös" die Worte „für sie eingetauschte oder" einzufügen. 4. Württemberg (14 II) S. 35, a) die Worte „für den Erlös" durch die Worte „für sie" zu ersetzen; b) hinter den Worten „an sich bringt" die Worte „oder eine sonstige zur Sicherung der Sache förderliche Tätigkeit entfaltet" einzufügen. III. Zu Abs. 1 und 2: Reichsregierung (36) Ziff. 22, a) in den Abs. 1 und 2 jeweils hinter dem Wort „erlangt" die Worte „oder sich angeeignet"; b) im Abs. 2 zwischen dem Wort „eine" und den Worten „für den Erlös" die Worte „für sie eingetauschte oder" einzufügen. TV. Absatz 4: 1. Bayern (5) S. 113, Reichsregierung (36) Ziff. 22: Abs. 4 zu streichen. 2. Anhalt (8) Ziff. 30: Hinter dem Wort „Entwendung" die Worte „oder Notbetrug" einzufügen und statt „im § 303" zu sagen „in den §§ 303 und 312". 3. Hamburg (2) Ziff. 118: Dem Abs. 4 folgende Fassung zu geben: „Ist die Sache durch Entwendung (§303) erlangt, so kann das Gericht in besonders leichten Fällen von Strafe absehen." 4. Braunschweig (16) Ziff. 93: Dem Abs. 4 folgende Fassung zu geben: „Ist die Sache durch Entwendung (§ 303) oder durch Notbetrug (§ 312) erlangt und ist der Hehler ein Angehöriger des Täters, so ist die Strafe Gefängnis bis zu drei Monaten oder Geldstrafe." §317. Gewerbsmäßige Hehlerei Württemberg (14 II) S. 86: Das Wort „begeht" durch das Wort „betreibt" zu ersetzen. §318. Fahrlässige Hehlerei 1. Mecklenburg (3) Ziff. 97: Einschaltung wie unter Nr. 11 zu § 316. 2. a) Baden (4) Ziff. 186, Bayern (5) S. 113, Württemberg (14 II) S. 86, Oldenburg (15) S. 28: Die Worte „beim Betriebe des Handelns oder eines Gewerbes" zu streichen.

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b) Baden (4) Ziff. 186: Für den Fall der Streichung der Worte „beim Betriebe des Handels oder eines Gewerbes" die Worte „aus Fahrlässigkeit" durch die Worte „aus grober Fahrlässigkeit" zu ersetzen. c) Bayern (5) S. 113, Oldenburg (15) S. 28: Dem § 318 folgende Fassung zu geben: „Wer eine Sache ankauft, zum Pfände nimmt oder sonst an sich bringt, verheimlicht, absetzt oder zum Absätze der Sache mitwirkt, wird mit... bestraft, wenn er aus Fahrlässigkeit nicht erkannt hat, daß sie ein anderer gestohlen oder sonst durch strafbare Verletzung fremden Vermögens erlangt hat." 3. Oldenburg (15) S. 28: a) hinter dem Wort „erlangt" die Worte „oder sich zugeeignet"; b) hinter dem Worte „mitwirkt" die Worte „oder am Verbrauche teilnimmt" einzufügen. 4. Württemberg (14 II) S. 85: Hinter dem Worte „mitwirkt" die Worte „oder eine sonstige zur Sicherung der Sache förderliche Tätigkeit entfaltet" einzufügen. 5. Hessen (20) Ziff. 87: Dem § 318 folgenden zweiten Absatz anzufügen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht von Strafe absehen." 6. Reichsregierung (36) Ziff. 23: Im § 318 hinter dem Wort „erlangt" die Worte „oder sich aneignet" einzufügen. §319. Selbständige Strafbarkeit des Hehlers 1. Mecklenburg (3) Ziff. 97: Einschaltung wie unter Nr. 11 zu § 316. 2. Oldenburg (15) S. 28: Hinter dem Wort „erlangt" die Worte „oder sich zugeeignet" einzufügen. 3. Reichsregierung (36) Ziff. 24: Im § 319 hinter dem Wort „erlangt" die Worte „oder sich angeeignet" einzufügen. 31. Abschnitt. Rechtsvereitelung § 320. Rechtsvereitelung I. Absatz 1: 1. Thüringen (9) Ziff. 118, zu sagen: „Wer seine eigene Sache ganz oder zum Teil zerstört, beiseite schafft oder einem ..." 2. Preußen (11) Ziff. 134, folgenden Fassungsvorschlag: „Wer seine eigene Sache zerstört, beschädigt oder einem anderen wegnimmt und dadurch ... ganz oder zum Teil vereitelt..." II. Absatz 2: Sachsen (10) Ziff. 139, Oldenburg (15) S. 29: Im Abs. 2 das Wort „Einwilligung" durch das Wort „Zustimmung" zu ersetzen. III.: Reichsregierung (36) Ziff. 25, dem § 320 folgende Fassung zu geben: „Wer seine eigene Sache zerstört, beschädigt oder einem anderen wegnimmt und dadurch die Ausübung eines Rechtes auf Befriedigung aus der Sache oder eines Nießbrauchs-, Nutznießungs-, Gebrauchs- oder Zurückbehaltungsrechts ganz oder zum Teil vereitelt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer wissentlich bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung Bestandteile seines Vermögens zerstört, beschädigt, veräußert oder sonst beiseite schafft und dadurch die Befriedigung des Gläubigers vereitelt. - Abs. 1 und 2 finden auf denjenigen, der die Handlung mit Einwilligung oder zugunsten des Eigentümers oder des Schuldners vornimmt, entsprechende Anwendung. - Der Versuch ist strafbar. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt.

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§ 321. Abhalten vom Bieten 1. Bayern (5) S. 114, Braunschweig (16) Ziff. 95, eine Erweiterung des Tatbestandes: Bayern will sagen: „Wer einen anderen von der Mitbewerbung bei einer öffentlichen Vergebung von Lieferungen oder Leistungen durch Anbieten, Versprechen oder Gewähren eines Entgelts oder auf andere Weise abzuhalten sucht, wird ..." - Braunschweig: „Wer aus Gewinnsucht oder aus sonstiger unlauterer Absicht einen anderen von der Mitbewerbung bei einer öffentlichen Versteigerung oder bei einer öffentlichen Vergebung von Lieferungen oder Leistungen abzuhalten sucht, wird mit...". 2. Württemberg (14 II) S. 86: Folgenden neuen Abs. 2 anzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer bei einer solchen Versteigerung oder Vergebung von einem anderen ein Entgelt dafür fordert, sich versprechen läßt oder annimmt, daß er nicht als Mitbewerber auftritt." Ergänzungsanträge I. a) Preußen (11) Ziff. 134, Bayern (5) S. 113, Baden (4) Ziff. 187, Sachsen (10) Ziff. 140, Oldenburg (15) S. 28, Braunschweig (16) Ziff. 94: Eine dem § 288 des geltenden Strafgesetzbuchs entsprechende Vorschrift einzufügen; im einzelnen: Bayern: § 320 a. Wer bei drohender Zwangsvollstreckung Bestandteile seines Vermögens zerstört, beschädigt, veräußert oder beiseite schafft und dadurch die Befriedigung des Gläubigers vereitelt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer die Handlung mit Einwilligung oder zugunsten des Schuldners vornimmt. - Der Versuch ist strafbar. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt. - Preußen - sachlich wie Bayern - will die Vorschrift als neuen Abs. 2 dem § 320 einfügen und sagen: „Ebenso wird bestraft, wer bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung Bestandteile seines Vermögens zerstört, beschädigt, veräußert oder sonst beiseite schafft und dadurch die Befriedigung des Gläubigers ganz oder zum Teil vereitelt." - Absatz 2 des § 320 soll dann Abs. 3 werden und folgenden Wortlaut erhalten: „Die Absätze 1 und 2 finden auf denjenigen, der die Handlung mit Einwilligung oder zu Gunsten des Eigentümers vornimmt, entsprechende Anwendung." b) Baden und Sachsen (wesentlich gleich): „$ 320 a. Wer wissentlich bei drohender Zwangsvollstreckung die Befriedigung des Gläubigers dadurch vereitelt, daß er Bestandteile seines Vermögens beschädigt, zerstört, beiseite schafft oder auf andere Weise dem Zugriff entzieht, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer die Handlung ... - Sachsen will noch einfügen: 'mit Zustimmung oder' - zu Gunsten des Schuldners begeht. - Der Versuch ... - Sachsen will noch einfügen: 'der Vereitelung' - ist strafbar. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt." c) Braunschweig: „Wer bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung in der Absicht, die Befriedigung des Gläubigers zu vereiteln, Bestandteile seines Vermögens ganz oder teilweise zerstört, beschädigt, veräußert..., wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. - Der Versuch ist strafbar. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Gläubigers verfolgt." II. Preußen (11) Ziff. 134, Hamburg (2) Ziff. 119 stellen zur Erwägung, ob nicht die konkursrechtlichen Strafvorschriften in das StGB eingearbeitet werden sollten. 32. Abschnitt. Glücksspiel § 322. Veranstaltung öffentlicher

Lotterien

1. Oldenburg (15) S. 29: Statt „Glückspiel" überall „Glücksspiel" zu sagen.

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2. Reichsregiemng (1) Ziff. 15 und (36) Ziff. 26, Hamburg (2) Ziff. 120, Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. II 50, Sachsen (10) Nr. 141, Preußen (11) Ziff. 135, Oldenburg (15) S. 29: Hinter dem Worte „Sachen" die Worte „oder geldwerten Leistungen" einzufügen. 3. Preußen (11) Ziff. 135, Oldenburg (15) S. 29: Folgenden zweiten Absatz hinzuzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer ohne behördliche Erlaubnis ein öffentliches Preisausschreiben veranstaltet und die Zulassung zu dem Wettbewerb von der Zahlung eines Geldbetrags, von der Bestellung einer Ware oder von der Zuwendung eines sonstigen Vermögensvorteils abhängig macht." 3. Bremen (12) S. 8: Als Strafe Gefängnis bis zu zwei Jahren und Geldstrafe oder eine dieser Strafen anzudrohen. § 323. Öffentliches

Glücksspiel

Bremen (12) S. 8: Als Strafe Gefängnis bis zu zwei Jahren und Geldstrafe oder eine dieser Strafen anzudrohen. §324 Preußen (11) Ziff. 136, Oldenburg (15) S. 29: Die Vorschrift zu streichen. 5 325. Einziehung 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 98: Die Worte „das auf dem Spieltisch oder in der Bank befindliche Geld" durch die Worte „das Geld, das sich in den dem Spiele dienenden Räumen befindet" zu ersetzen. 2. Oldenburg (15) S. 29: Die Vorschrift nach Streichung von § 324 entsprechend abzuändern. § 326. Gewerbsmäßiges

Glücksspiel

Keine Anträge. § 327. Reichsverweisung 1. Eventualantrag Oldenburg (15) S. 29: Die Vorschrift zu streichen. 2. Hamburg (2) Ziff. 121: Das Wort „zugelassen" durch „angeordnet" zu ersetzen. 3. Reichsregierung (36) Ziff. 27: Den § 327 so zu fassen: „Ausländer, die aufgrund der §S 323 bis 326 verurteilt werden, kann das Gericht ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe aus dem Reichsgebiet verweisen." 33. Abschnitt. Unberechtigtes Jagen und Fischen § 328. Unberechtigtes Jagen I. Absatz 1: Sachsen (10) Ziff. 142, Hessen (20) Ziff. 88: Das Wort „aneignet" durch das Wort „zueignet" zu ersetzen. II. Absatz 2: Württemberg (14 II) S. 87: Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Wer unberechtigtes Jagen gewerbsmäßig betreibt, wird ..." III. Strafmaß: Absatz 1: Württemberg (14 II) S. 87, Oldenburg (15) S. 29: Hinter dem Worte „Gefängnis" die Worte „oder mit Geldstrafe" einzufügen.

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§ 329. Unberechtigtes Fischen I. Absatz 1: Sachsen (10) Ziff. 142: Das Wort „aneignet" durch das Wort „zueignet" zu ersetzen. II. Absatz 2: 1. Bayern (5) S. 114, Anhalt (8) Ziff. 31, Sachsen (10) Ziff. 143, Württemberg (14 II) S. 87, Oldenburg (15) S. 29: Hinter dem Worte „gewerbsmäßig" die Worte „oder unter Anwendung (Verwendung) schädlicher oder explodierender Stoffe" einzufügen. 2. Württemberg (14 II) S. 87 außerdem, dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Wer unberechtigtes Fischen gewerbsmäßig oder unter ... betreibt, wird ..." III. Strafmaß: 1. Absatz 1: a) Baden (4) Ziff. 188: Die Worte „bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe" zu streichen; b) Sachsen (10) Ziff. 143: Die Worte „oder mit Geldstrafe" zu streichen; c) Mecklenburg (3) Ziff. 99, Preußen (11) Ziff. 137: Die Worte „bis zu sechs Monaten" durch die Worte „bis zu einem Jahre" zu ersetzen. 2. Absatz 2: Baden (4) Ziff. 188, Sachsen (10) Ziff. 143, Preußen (11) Ziff. 137: Hinter dem Worte „Gefängnis" die Worte „nicht unter drei Monaten" einzufügen. IV.: Reichsregierung (36) Ziff. 28: a) im Abs. 1 die Worte „sechs Monaten" durch die Worte „einem Jahre" zu ersetzen und die Worte „oder mit Geldstrafe" zu streichen. b) Im Abs. 2 hinter dem Worte „gewerbsmäßig" die Worte „oder unter Anwendung schädlicher oder explodierender Stoffe" und hinter dem Worte „Gefängnis" die Worte „nicht unter einem Monat" einzufügen. § 330. Zustimmung des Verletzten 1. Sachsen (10) Ziff. 144, Württemberg (14 II) S. 88: Die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen. 2. Reichsregierung (36) Ziff. 29, a) die Worte „mit Zustimmung" durch die Worte „auf Verlangen" zu ersetzen; b) der Überschrift folgende Fassung zu geben: „Verfolgung auf Verlangen". §331.

Einziehung

I. Absatz 1: 1. Mecklenburg (3) Ziff. 100, Thüringen (9) Ziff. 119, Sachsen (10) Ziff. 145, Oldenburg (15) S. 29: Die Einleitungsworte „Die Jagdgeräte, Hunde oder Fischereigeräte, die der Täter oder ein Teilnehmer bei sich geführt..." wie folgt zu ersetzen: Mecklenburg: „Die zur Jagd oder Fischerei bestimmten Geräte oder Tiere, die ..."; Sachsen und Oldenburg: „Jagd- oder Fischereigeräte sowie Tiere, die der Täter oder ein Teilnehmer zum Zwecke der Jagd bei sich geführt ..." Thüringen will nur das Wort „Hunde" durch das Wort „Jagdtiere" ersetzen. 2. Oldenburg (15) S. 29: Die Worte „und zwar auch dann" durch das Wort „auch" zu ersetzen. 3. Württemberg (14 II) S. 88: Die Worte „sind einzuziehen" durch die Worte „können ... eingezogen werden" zu ersetzen. 4. Reichsregierung (36) Ziff. 30: Im § 331 Abs. 1 hinter dem Worte „Hunde" die Worte „oder anderen Tiere" und hinter dem Worte „Teilnehmer" die Worte „zum Zwecke der Jagd" einzufügen; ferner die Worte „und zwar auch dann, wenn" durch die Worte „auch wenn" zu ersetzen. II. Absatz 2: Mecklenburg (3) Ziff. 101, Württemberg (14 II) S. 88, Oldenburg (15) S. 29: Den Abs. 2 zu streichen. III. Absatz 3: Mecklenburg (3) Ziff. 101: Den Abs. 3 zu streichen.

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$ 332. Gewaltanwendung des Wilderers I.: 1. Sachsen (10) Ziff. 142: Das Wort „anzueignen" durch das Wort „zuzueignen" zu ersetzen. 2. Mecklenburg (3) Ziff. 102, Baden (4) Ziff. 189, Bayern (5) S. 115, Thüringen (9) Ziff. 120, Preußen (11) Ziff. 138, Württemberg (14 II) S. 88, Oldenburg (15) S. 29, Hessen (20) Ziff. 89: a) Die Worte „bei der Wegnahme von Gegenständen des Jagdrechts oder Fischereirechts, die er sich rechtswidrig anzueignen beabsichtigte" wie folgt ersetzen: Preußen und Oldenburg: durch die Worte „bei einem Jagd- oder Fischereivergehen"; alle übrigen durch die Worte „bei unberechtigtem Jagen oder Fischen (§§ 328, 329)"; b) die Worte „den weggenommenen Gegenstand" wie folgt ersetzen: Mecklenburg: „einen Gegenstand des Jagd- oder Fischereirechts"; alle übrigen durch die Worte „die Beute". 3. Mecklenburg (3) Ziff. 102: Vor den Worten „zu erhalten" die Worte „zu verschaffen oder" einzufügen. 4. Baden (4) Ziff. 189, Bayern (5) S. 115, Preußen (11) Ziff. 138, Württemberg (14 II) S. 88, Oldenburg (15) S. 29, Hessen (20) Ziff. 89: Wesentlich übereinstimmend, hinter dem Worte „erhalten" die Worte „oder sich oder einen (den) Dritten der Verfolgung (Preußen und Oldenburg: Bestrafung) zu entziehen" einzufügen. II. Strafmaß: Thüringen (9) Ziff. 120: Die Worte „mit Zuchthaus" durch die Worte „mit Gefängnis nicht unter drei Monaten, in besonders schweren Fällen mit Zuchthaus" zu ersetzen. III.: Reichsregierung (36) Ziff. 31: Die Worte „bei der Wegnahme von Gegenständen des Jagdrechts oder Fischereirechts, die er sich rechtswidrig anzueignen beabsichtigte," durch die Worte „bei unberechtigtem Jagen oder Fischen (§§ 328, 329)" und die Worte „den weggenommenen Gegenstand" durch die Worte „die Beute" zu ersetzen; ferner hinter dem Wort „erhalten" die Worte „oder sich oder dem Dritten der Bestrafung zu entziehen" einzufügen. 34. Abschnitt. Tierquälerei § 333. Tierquälerei Strafmaß: Württemberg (14 II.) S. 89: Die Worte „bis zu sechs Monaten" durch die Worte „bis zu einem Jahre" zu ersetzen. 5 334. Tierschutz 1. Preußen (11) Ziff. 139, Oldenburg (15) S. 30, Bremen (12) S. 8, Württemberg (14 II.) S. 89 wollen die Vorschrift als Übertretungsvorschrift in das Zweite Buch einstellen. Preußen und Oldenburg beantragen weiter, der Vorschrift folgende Fassung zu geben: „Wer einer von den obersten Landesbehörden oder den von ihnen ermächtigten Stellen zum Zwecke des Tierschutzes erlassenen Vorschrift zuwiderhandelt, wird, sofern nicht nach anderen reichs- oder landesrechtlichen Vorschriften eine schwere Strafe verwirkt ist, mit Geldstrafe bestraft." - Württemberg hält es für notwendig, den Kreis der Vorschriften, zu deren Schutz die Strafe angedroht wird, näher zu bestimmen, um entscheiden zu können, ob der Tatbestand als Vergehen oder als Übertretung zu behandeln ist. 2. Bayern (5) S. 115 tritt der Auffassung der Begründung, daß im § 334 eine Ermächtigung zum Erlasse der Vorschriften, deren Übertretung mit Strafe bedroht wird, nicht gegeben werde, entgegen.

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3. Reichsregierung (36) Ziff. 32: Den § 334 hier zu streichen und in den Besonderen Teil des Zweiten Buches hinter § 377 als § 377 a in folgender Fassung einzustellen: „§ 377 a. Tierschutz. Wer einer zum Zwecke des Tierschutzes erlassenen Vorschrift zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bestraft." 35. Abschnitt. Mißbrauch von Rauschgiften § 335. Volltrunkenheit I.: Sachsen (10) Nr. 146, Oldenburg (15) S. 30: Im Abs. 1 hinter „berauschende" einzufügen „oder betäubende" und statt „Rauschzustand" zu setzen „Rausch- oder Betäubungszustand". II. Höhe der Strafdrohung: 1. Baden (4) Ziff. 190: Im Abs. 1 die Worte „bis zu zwei Jahren" zu streichen. 2. Bremen (12) S. 8: Strafandrohung sei unnötig hoch. III.: Württemberg (14 II) S. 90: Dem Abs. 1 folgenden Satz 2 anzufügen: „Das gleiche gilt, wenn infolge des Rauschzustandes zwar nicht die Zurechnungsfähigkeit, wohl aber der Vorsatz oder die Fahrlässigkeit ausgeschlossen ist, deren es zur Strafbarkeit der begangenen Handlung bedarf." IV.: Reichsregierung (1) Ziff. II, Reichsregierung (36) Ziff. 33: Druckfehlerberichtigung im Abs. 2: statt „angedrohten" zu setzen „angedrohte". § 336. Bruch des Wirtshausverbots I.: Baden (4) Ziff. 191, Bayern (5) S. 115, Sachsen (10) Nr. 147, Württemberg (14 II) S. 90, Hessen (20) Ziff. 90: Den Paragraphen zu streichen. II. Eventualantrag Württembergs (14 II) S. 90: Im Abs. 2 das Wort „wissentlich" zu streichen. III.: 1. Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 103: Zu ersetzen in der Überschrift „Wirtshausverbots" durch „Schankstättenverbots"; im Abs. 1 „Wirtshausverbote" durch „Schankstättenverbote" und „ein Wirtshaus" durch „eine Schankstätte"; im Abs. 2 „Schankwirtschaft" jeweils durch „Schankstätte" und „Wirtshausverbot" durch „Schankstättenverbot". 2. Preußen (11) Ziff. 140: Zu ersetzen im Abs. 1 „ein Wirtshaus" durch „eine Schankstätte"; im Abs. 2 „Schankwirtschaft" durch „Schankstätte" und die Worte „in den Räumen der Schankwirtschaft" durch „in der Schankstätte". § 337. Abgabe geistiger Getränke an Insassen einer Trinkerheilanstalt I. Württemberg (14 II) S. 90: 1. Das Wort „wissentlich" zu streichen; 2. die Worte „aufgrund des § 44" zu ersetzen durch „aufgrund gerichtlicher Entscheidung". IL: Baden (4) Ziff. 192: Die Worte „aufgrund des § 44" zu streichen. § 338. Verabreichen geistiger Getränke an Jugendliche oder Betrunkene I. Überschrift: 1. Oldenburg (15) S. 30: In der Überschrift statt „Jugendliche" zu „Personen in jugendlichem Alter". 2. Reichsregierung (36) Ziff. 34: In der Überschrift das Wort „Jugendliche" „Kinder" zu ersetzen. II. Schutzalter: 1. Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 104: Das Schutzalter bei allen gen Getränken auf 14 Jahre herabzusetzen und dementsprechend die Worte Person, die noch nicht 16 Jahre alt ist" durch „einem Kinde", das Wort „ihrer" „seiner" und das Wort „seiner" durch „dessen" zu ersetzen. 257

setzen durch geisti„einer durch

2. Sachsen (10) Nr. 148: Das Schutzalter bei Branntwein bei 16 Jahren zu belassen, bei anderen geistigen Getränken auf 14 Jahre herabzusetzen. 3. Entwurf eines Schankstättengesetzes § 16 Ziff. 3 und 4: Bei Branntwein Schutzalter 18 Jahre, bei anderen geistigen Getränken Schutzalter 16 Jahre. 4. Reichsregierung (36) Ziff. 34: Schutzalter bei allen geistigen Getränken 14 Jahre. III. Einschränkung der Strafbarkeit der Branntweinverabreichung: Die Branntweinabgabe an Jugendliche soll nur strafbar sein 1. wenn sie in einer Schankstätte erfolgt (vgl. III, 2); nach den Vorschlägen von Preußen (11) Ziff. 141, Oldenburg (15) S. 30, Reichsregierung (36) Ziff. 34, 2. wenn sie in einer Schankstätte oder im Kleinhandel erfolgt (vgl. III, 1): nach den Vorschlägen von Baden (4) Ziff. 193, Bayern (5) S. 116, Württemberg (14 II) S. 91, Hessen (20) Ziff. 91: Entwurf eines Schankstättengesetzes § 16 Ziff. 3; 3. wenn sie in Abwesenheit des Erziehungsberechtigten oder dessen Vertreters erfolgt: nach den Vorschlägen von Preußen (11) Ziff. 141, Oldenburg (15) S. 30, Reichsregierung (36) Ziff. 34; 4. wenn sie ohne Zustimmung des Erziehungsberechtigten erfolgt: Baden (4) Ziff. 193; 5. wenn sie gegen Entgelt erfolgt: Preußen (11) Ziff. 141, Oldenburg (15) S. 30. IV. Ausdehnung der Strafbarkeit der Branntweinverabreichung: Die Branntweinabgabe an Jugendliche soll auch dann strafbar sein, wenn sie nicht zu seinem eigenen Genüsse erfolgt, und zwar 1. bei Verabreichung sowohl in einer Schankstätte als auch im Kleinhandel nach den Anträgen von Baden (4) Ziff. 193, Hessen (20) Ziff. 91; 2. nur bei Verabreichung in einer Schankstätte, nicht auch bei Verabreichung im Kleinhandel nach dem Entwurf eines Schankstättengesetzes § 16 Ziff. 3. V. Branntweinhaltige Genußmittel: Der Entwurf eines Schankstättengesetzes § 16 Ziff. 3 stellt die Verabreichung von branntweinhaltigen Genußmitteln derjenigen von Branntwein selbst gleich. VI. Einschränkung der Strafbarkeit der Verabreichung von anderen geistigen Getränken als Branntwein-. 1. Nach den Anträgen von Baden (4) Ziff. 193, Bayern (5) S. 116, Württemberg (14 II) S. 91, Hessen (20) Ziff 91 soll die Abgabe von anderen geistigen Getränken nur strafbar sein, wenn sie „ohne Zustimmung des Erziehungsberechtigten oder seines Vertreters" erfolgt. 2. Bremen (12) S. 8 wendet sich ohne bestimmten Antrag gegen zu weite Erstreckung der Strafbarkeit. VII. Es beantragen Ausdehnung der Strafbarkeit der Verabreichung von anderen geistigen Getränken als Branntwein 1. auf die Verabfolgung auch im Kleinhandel Bayern (5) S. 116, Württemberg (14 II) S. 91, Hessen (20) Ziff. 91. 2. Auch auf die Abgabe, die nicht zum eigenen Genüsse des Jugendlichen erfolgt: Baden (4) Ziff. 193. VIII. Zu Absatz 2: Die Verabreichung von geistigen Getränken nicht nur an Betrunkene, sondern auch an Personen, die von der zuständigen Behörde als Trunkenbolde bezeichnet oder in eine Trinkerliste aufgenommen sind, ferner nicht nur in einer Schankstätte, sondern auch im Kleinhandel bedroht mit Strafe § 16 Ziff. 5 des Entwurfs eines Schankstättengesetzes. DC : Auch die fahrlässige Verabreichung geistiger Getränke an Jugendliche und Betrunkene wird mit Geldstrafe bedroht durch § 28 Abs. 2 in Verbindung mit den SS 16 Ziff. 3 bis 5, 28 Abs. 1 Ziff. 4 des Entwurfs eines Schankstättengesetzes.

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X.: Preußen (11) Ziff. 141, Oldenburg (15) S. 30 stellen zur Erwägung, die Bestimmung des §338 unter entsprechender Herabsetzung der Strafdrohung unter die Übertretungen einzureihen. XI.: Anträge der Reichsregierung (36) Ziff. 34 zu den §§ 338, 339, 340: 1. Dem § 338 Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer einem Kinde geistige Getränke in einer Schankstätte in Abwesenheit des zu seiner Erziehung Berechtigten oder dessen Vertreters zu eigenem Genüsse verabreicht, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft." 2. Die Vorschriften der §§ 339 und 340 hier zu streichen und dafür hinter § 377 a als Übertretung folgenden neuen § 377 b einzustellen: „5 377 b. Verabreichen von geistigen Getränken oder Tabakwaren. Wer abgesehen von den Fällen des § 338 eine Vorschrift übertritt, die gegen das Verabreichen geistiger Getränke oder nikotinhaltiger Tabakwaren an Kinder oder Jugendliche erlassen ist oder durch die für bestimmte Anlässe das Verabreichen geistiger Getränke verboten wird, wird mit Geldstrafe bestraft." 3. Im § 338 Abs. 2 hinter dem Worte „Schankstätte" die Worte einzuschalten „oder im Kleinhandel". 4. In der Überschrift des § 338 das Wort „Jugendliche" durch „Kinder" zu ersetzen. § 339. Übertreten von Vorschriften gegen das Verabreichen geistiger Getränke I.: Preußen (11) Ziff. 142, Württemberg (14 II) S. 91, Oldenburg (15) S. 30, Reichsregierung (36) Ziff. 34: Den Paragraphen unter entsprechender Herabsetzung der Strafdrohung in das Zweite Buch (Übertretungen) einzureihen. II.: Bayern (5) S. 115 wendet sich gegen den Satz der Begründung, daß § 339 keine Ermächtigung zum Erlaß der fraglichen Vorschriften gebe. § 340. Verabreichen der Tabakwaren an Jugendliche I.: Baden (4) Ziff. 194, Bremen (12) S. 8 halten die Bestimmung für praktisch wenig oder gar nicht durchführbar, stellen aber keinen ausdrücklichen Antrag. II. Überschrift: Oldenburg (15) S. 30: In der Überschrift das Wort „Jugendliche" durch „Personen in jugendlichem Alter" zu ersetzen. III. Schutzalter: Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 105, Preußen (11) Ziff. 143: Das Schutzalter auf 14 Jahre herabzusetzen und demgemäß statt „einer Person, die noch nicht 16 Jahre alt ist" zu setzen „einem Kinde". IV. Einschränkung der Strafbarkeit bei Tabakwarenverabreichung: Die Tabakwarenabgabe an Jugendliche soll nur strafbar sein, 1. wenn sie in einer Schankstätte (Gast- oder Schankwirtschaft) erfolgt nach § 16 Ziff. 4 des Entwurfs eines Schankstättengesetzes; 2. wenn sie in einer Schankstätte oder im Kleinhandel erfolgt nach den Vorschlägen von Württemberg (14 II) S. 91, Hessen (20) Ziff. 92; 3. wenn sie ohne Zustimmung des Erziehungsberechtigten oder seines Vertreters erfolgt nach den Vorschlägen von Bayern (5) S. 116, Württemberg (14 II) S. 91; 4. wenn sie gegen Entgelt erfolgt nach den Anträgen von Preußen (11) Ziff. 143, Oldenburg (15) S. 30; 5. wenn die Tabakwaren verabreicht werden „unter Umständen, die vermuten lassen, daß sie nicht zum Verbrauch durch Erwachsene bestimmt sind" nach dem Antrag von Hessen (20) Ziff. 92. V. Auch die fahrlässige Verabreichung von Tabakwaren an Jugendliche wird mit Geldstrafe bedroht durch § 28 Abs. 2 in Verbindung mit den §§ 16 Ziff. 4, 28 Abs. 1 Ziff. 4 des Entwurfs eines Schankstättengesetzes.

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V7. Preußen (11) Ziff. 143, Oldenburg (15) S. 30 wollen die Bestimmung unter entsprechender Herabsetzung der Strafdrohung in das 2. Buch (Übertretungen) einstellen. VII.: Antrag der Reichsregierung (36) Ziff. 34 siehe oben bei § 338 Ziff. XI. §341. Überlassen berauschender Gifte I.: Bayern (5) S. 116, Oldenburg (15) S. 30: Das Wort „Gifte" zu ersetzen durch „Mittel". IL: Zum Zwecke der Ausdehnung der Strafdrohung auf Ärzte, die den Regeln der ärztlichen Kunst zuwider Rezepte zur Erlangung der Rauschgifte ausstellen, beantragen 1. Anhalt (8) Ziff. 32, Sachsen (10) Nr. 149: Hinter „überläßt" einzuschalten „oder verschafft"; 2. Baden (4) Ziff. 195, Oldenburg (15) S. 30: Hinter „überläßt" einzufügen „oder der Übung eines gewissenhaften Arztes zuwider verschafft". III.: Anhalt (8) Ziff. 32: Folgenden Abs. 2 einzufügen: „Gegen einen Ausländer kann die Verweisung aus dem Reichsgebiete ohne Rücksicht auf Art und Höhe der Strafe zugelassen werden". TV.: Reichsregierung (36) Ziff. 35: Dem § 341 folgende Fassung zu geben: „Wer unbefugt einem andern Opium, Morphium, Kokain oder ähnliche Rauschgifte oder betäubende Gifte oder Mittel überläßt oder als Arzt der Übung eines gewissenhaften Arztes zuwider verschafft, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." § 342. Absehen von Strafe Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 106, Baden (4) Ziff. 196, Württemberg (14 II) S. 91, Oldenburg (15) S. 30: Den Paragraphen zu streichen. Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 106: Den Paragraphen wie folgt zu fassen: „Bei Vergehen gegen eine Vorschrift dieses Abschnitts kann das Gericht in besonders leichten Fällen den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." II. Buch: Übertretungen Allgemeiner Teil § 343. Abgrenzung Bayern (5) S. 116, Württemberg (14 II) S. 92: Nach „Geldstrafe" einzuschalten „oder Haft" (vgl. dazu die eine Folge dieses Antrags bildenden weiteren Anträge Bayerns und Württembergs zu den §§ 344, 352, 354, 355). § 344. Geldstrafe I. Erhöhung des Höchstbetrages der angedrohten Geldstrafe: 1. Preußen (11) Ziff. 144: Die Bestimmung so zu fassen: „Die Geldstrafe beträgt, soweit nicht höhere Beträge angedroht sind oder werden, mindestens eine und höchstens dreihundert Reichsmark." 2. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 51: Das Wort „einhundertfünfzig" durch „dreihundert" zu ersetzen. 3. Oldenburg (15) S. 30: Das Wort „einhundertfünfzig" durch „zweihundertfünfzig" zu ersetzen. II.: 1. Bayern (5) S. 117: Die Überschrift „Strafe" zu ersetzen durch „Geldstrafe".

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2. Württemberg (14 II) S. 92: Unter Streichung des § 355 folgenden Abs. 2 einzuschalten: „Die Dauer der Haft ist mindestens 1 Tag und höchstens 6 Wochen" (vgl. dazu den der Sache nach gleichen Antrag Bayerns zu § 355). 3. Reichsregierung (36) Ziff. 36: Dem § 344 folgende Fassung zu geben: „Die Geldstrafe beträgt, soweit nicht höhere Beträge angedroht sind oder werden, mindestens eine und höchstens fünfhundert Reichsmark." § 345. Anwendung des Allgemeinen Teils des Ersten Buches Oldenburg (15) S. 30 beantragt für den Fall, daß sein Antrag zu den §§ 63 ff. angenommen wird, eine Vorschrift, wonach bei Zusammentreffen von mehreren Übertretungen miteinander die Gesamt-Freiheitsstrafe und Ersatzfreiheitsstrafe einen bestimmten Betrag, erstere etwa 6 Monate, letztere drei Monate, nicht übersteigen darf. § 346. Im Ausland begangene Übertretungen Reichsregiemng (36) Ziff. 37: Die Worte „die deutschen Strafgesetze" zu ersetzen durch „die Strafgesetze des Reichs". § 349. Bedingte Strafaussetzung I.: Württemberg (14 II) S. 93: Den Paragraphen zu streichen. II.: 1. Reichsregierung (1) I Ziff. 16, Hamburg (2) Ziff. 122, Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 52, Sachsen (10) Nr. 150a, Oldenburg (15) S. 31: Die Überschrift durch die Worte „Bedingter Straferlaß" zu ersetzen und als Abs. 1 folgende Vorschrift einzufügen: „Bedingter Straferlaß kann auch für Haftstrafen (§ 352) bewilligt werden." 2. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 52, Sachsen (10) Nr. 150b, Oldenburg (15) S. 31: In dem nunmehrigen Abs. 2 die Worte „die bedingte Strafaussetzung" durch „den bedingten Straferlaß" zu ersetzen. 3. Bayern (5) S. 117: In dem nach dem Antrage der Reichsregierung einzufügenden Abs. 1 die Verweisung auf § 352 zu streichen. - Braunschweig (16) Ziff. 96: In der Überschrift und im Texte statt „Bedingter Straferlaß", wie dies die Reichsregierung vorschlägt, jeweils zu sagen: „Bedingte Strafaussetzung". III.: Baden (4) Ziff. 197: Die Worte „ein Jahr" durch „sechs Monate" zu ersetzen. § 350. Maßregeln der Besserung und Sicherung I.: Bayern (5) S. 117: Entsprechend den bayerischen Anträgen zu §§ 42, 54 ff.: 1. Abs. 1 zu streichen; 2. im Abs. 2 das Wort „andere" zu streichen. II. Sachsen (10) Nr. 151, Oldenburg (15) S. 31: 1. Die Überschrift so zu fassen: „Maßregeln der Besserung und Sicherung, Nebenstrafen und Nebenfolgen." - 2. In Abs. 1 hinter „Einziehung" einzufügen „(§§ 60 bis 62)". - 3. Dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: „Auf andere Nebenstrafen und Nebenfolgen oder auf Maßregeln der Besserung und Sicherung darf nicht erkannt werden." §350a Baden (4) Ziff. 198, der Sache nach ähnlich Oldenburg (15) S. 30 (zu § 345 des Entwurfs): Entsprechend den badischen Anträgen zu den §§ 63 und 64 folgende neue Bestimmung einzufügen: „§ 350 a. Im Falle des § 64 [in der von Baden vorgeschlagenen Fassung] darf die Gesamtgeldstrafe den Betrag von 1500 Reichsmark und die an ihre Stelle tretende Ersatzhaftstrafe die Dauer von drei Monaten nicht übersteigen."

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§ 351. Besonders leichte Fälle Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 107, Baden (4) Ziff. 199, Oldenburg (15) S. 31: Den Paragraphen zu streichen. Eventualantrag Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 107: Die Bestimmung folgendermaßen zu fassen: „In besonders leichten Fällen kann das Gericht den Täter, statt ihn zu bestrafen, schuldig sprechen und verwarnen." § 352. Besonders schwere Fälle I.i 1. Bayern (5) S. 118: Dem Paragraphen folgende Fassung zu geben: „In besonders schweren Fällen, insbesondere bei hartnäckigem Verharren im Ungehorsam gegen die bestehenden Vorschriften, kann auf Geldstrafe bis zu 1500 Reichsmark oder auf Haft bis zu 3 Monaten oder auf diese Strafen nebeneinander erkannt werden." 2. Württemberg (14 II) S. 93: Nach „Haft" einzuschalten „bis zu 3 Monaten". IL: Sachsen (10) Nr. 152a, Oldenburg (15) S. 31: Hinter dem Worte „Ungehorsam gegen die bestehenden Vorschriften" einzufügen „oder bei besonders gefährdendem Verhalten". III.: Sachsen (10) Nr. 152b und c: 1. statt „auf Haft oder auf Geldstrafe bis zu 1500 Reichsmark erkannt" zu sagen „Haft oder Geldstrafe bis zu 1500 Reichsmark verhängt"; 2. in der Begründung zum Entwürfe zum Ausdrucke zu bringen, daß auch die Polizeibehörde, soweit sie nach den Landesgesetzen in Verbindung mit § 413 StPO das Recht zu Strafverfügungen hat, bei Übertretungen in besonders schweren Fällen Haft oder die höhere Geldstrafe bis zu 1500 Reichsmark aussprechen kann. IV.: Reichsregierung (36) Ziff. 38: Dem § 352 folgende Fassung zu geben: „In besonders schweren Fällen, insbesondere bei hartnäckigem Verharren im Ungehorsam gegen die bestehenden Vorschriften oder bei besonders gefährlichem Verhalten, ist die Strafe Haft oder Geldstrafe bis zu zweitausend Reichsmark. § 353. Keine Geldstrafe wegen Gewinnsucht Sachsen (10) Nr. 153, Reichsregierung (36) Ziff. 39: Die Worte „wegen Gewinnsucht des Täters nach § 69" zu ersetzen durch „aufgrund der §§ 33 a oder 68". § 354. Uneinbringliche Geldstrafe Bayern (5) S. 118: Den § 354 mit seiner Überschrift hinter § 344 als § 344 a einzustellen. § 355. Haß /.: 1. Bayern (5) S. 118: Den § 355 mit der Überschrift als § 344 b hinter den von Bayern beantragten § 344 a (vgl. den bayerischen Antrag zu § 354) in folgender Fassung einzustellen: „Die Dauer der Haft ist mindestens 1 Tag und höchstens 6 Wochen". 2. Württemberg (14 II) S. 92: Den Paragraphen an dieser Stelle zu streichen und als Abs. 2 des § 344 in folgender Fassung einzufügen: „Die Dauer der Haft ist mindestens 1 Tag und höchstens 6 Wochen" (vgl. dazu den württembergischen Antrag zu § 344). IL: 1. Baden (4) Ziff. 200 (unterstützt von Thüringen [9] Ziff. 121, ähnlich Oldenburg [15] S. 30 zu § 345). Entsprechend den badischen Anträgen zu den §§ 63 und 64 dem § 355 folgenden Abs. 2 anzufügen: „Eine Gesamthaftstrafe darf 6 Monate nicht übersteigen." (Vgl. auch den badischen Antrag Ziff. 198 bei § 350 a). 2. Hessen (20) Ziff. 93: Folgenden Absatz 2 anzufügen: „Treffen mehrere Haftstrafen zusammen, so ist auf jede gesondert zu erkennen. Ihre Gesamtdauer und die Ge262

samtdauer mehrerer zusammentreffender Ersatzfreiheitsstrafen darf 6 Monate nicht übersteigen." § 356. Verjährung Sachsen (10) Nr. 154 stellt zur Erwägung, ob die Vorschrift des § 83 Nr. 3 über das Recht der Strafvollstreckungsverjährung, solange der Verurteilte eine Freiheitsstrafe (S 30) verbüßt, auch für Haft gilt.

Besonderer

Teil

SS 355-377 Bayern (5) S. 118, Württemberg (14 II) S. 92/96: In den §§ 355-377 durchweg neben Geldstrafe auch Haft anzudrohen. S 357. Bruch der Verweisung aus dem Gebiet eines Landes Sachsen (10) Nr. 155, Preußen (11) Ziff. 145, Württemberg (14 II) S. 43, Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (25) Ziff. 43 und (36) Ziff. 40: Den Paragraphen zu streichen. S 358. Unbefugter Wappengebrauch /.: Baden (4) Ziff. 201: In Abs. 1 hinter „anbringt" einzufügen „oder gebraucht". IL: Preußen (11) Ziff. 146, Oldenburg (15) S. 31: In Abs. 1 hinter den Worten „des Reichsadlers" einzuschalten „oder des entsprechenden Teiles eines Landeswappens". III.: Reichsregierung (49) Ziff. 41: Dem Abs. 1 des § 358 folgende Fassung zu geben: „Wer ohne ausdrückliche Ermächtigung der Reichsregierung das Reichswappen oder den Reichsadler oder ohne ausdrückliche Ermächtigung der Landesregierung ein Landeswappen führt oder gebraucht, wird mit Geldstrafe bestraft. Das gleiche gilt, wenn Wappen oder Adler geführt oder gebraucht werden, die dem Reichswappen, dem Reichsadler oder einem Landeswappen zum Verwechseln ähnlich sind." 5 359. Unbefugter Gebrauch von Titeln, Uniformen, Berufstrachten und Abzeichen I. Zu Nr. 1: Bayern (5) S. 118, Thüringen (9) Ziff. 121: Vor „Titeln" einzuschalten „Amts-, Berufs- oder Standesbezeichnungen". II. Zu Nr. 2: 1. Oldenburg (15) S. 31: Hinter „Ehrenzeichen" einzufügen „oder die Reichs- oder eine Landeskokarde". 2. Bayern (5) S. 118: Nach „Amtsabzeichen" einzuschalten „oder eine Kleidung oder ein Abzeichen, die einer Uniform, einer Amtskleidung oder einem Amtsabzeichen gleichen oder zum Verwechseln ähnlich sind, die Reichs- oder eine Landeskokarde". III. Zu Nr. 3: 1. Baden (4) Ziff. 202: Die Worte „im Reiche" zu streichen. 2. Reichsregierung (36) Ziff. 42a: Die Worte „im Reiche" zu ersetzen durch „im Inland". 3. Preußen (11) Ziff. 147, Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (36) Ziff. 42c: Die Worte „oder einer staatlich anerkannten Berufstracht oder einem staatlich anerkannten Berufsabzeichen gleichen oder zum Verwechseln ähnlich sind" zu streichen. 4. Baden (4) Ziff. 202, Preußen (11) Ziff. 147, Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (36) Ziff. 42b: Den zweiten Satz zu streichen. IV.: Württemberg (14 II) S. 93: Folgenden neuen Absatz 2 anzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer unbefugt eine Adelsbezeichnung führt". 263

V.: Reichsregierung (36) Ziff. 42c: Folgenden Absatz 2 einzustellen: „Den in Abs. 1 bezeichneten Titeln, Würden, Uniformen, Kleidungen, Trachten, Abzeichen, Orden oder Ehrenzeichen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind." § 360. Falsche

Namensangabe

I.: Reichsregierung (1) Ziff. 9 und (36) Ziff. 43a, Hamburg (2) Ziff. 123, MecklenburgSchwerin (3 II) Ziff. 53: Das Wort „Beamten" durch „Amtsträger" zu ersetzen. II.: Hamburg (2) Ziff. 123: Das Wort „zuständigen" zu streichen und statt dessen folgenden neuen Abs. 2 aufzunehmen: „Die Tat ist nur strafbar, wenn der Amtsträger zuständig war." III.: Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 108: Hinter „Gewerbe" die Worte „den Tag, das Jahr oder den Ort seiner Geburt" einzuschalten. 2. Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (36) Ziff. 43b: Hinter „Namen" die Worte einzusetzen „den Ort oder die Zeit seiner Geburt". 3. Bayern (5) S. 119, Thüringen (9) Ziff. 121: Den Paragraphen so zu fassen: „Wer vorsätzlich einem zuständigen Amtsträger über seine Abstimmung, seinen Geburtsort, seine Geburtszeit, seinen Namen, seinen Familienstand, seinen Beruf, sein Gewerbe, seinen jetzigen oder früheren Aufenthaltsort, seine Wohnung oder seine Staatsangehörigkeit eine unrichtige Angabe macht oder die Angabe verweigert oder einem zuständigen Amtsträger auf Verlangen die in seinem Besitz befindlichen Ausweispapiere nicht vorzeigt, wird mit Geldstrafe oder Haft bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer den Vorschriften über die Annahme von Lichtbildern und Fingerabdrücken zu erkennungsdienstlichen Zwecken zuwiderhandelt." § 361. Übertreten der Polizeistunde Preußen (11) Ziff. 148, Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (36) Ziff. 44: 1. In Abs. 1 hinter dem Worte „Schankwirtschaft" die Worte „den Schankräumen einer Gastwirtschaft" einzufügen; 2. in Abs. 2 das Wort „Schankwirtschaft" durch „Schank- oder Gastwirtschaft" zu ersetzen und vor dem Worte „verweilt" die Worte „in den Schankräumen oder an dem Vergnügungsort" einzusetzen. § 362. Belästigung des Publikums 1.: Fremdwort Publikum. Bayern (5) S. 120, Oldenburg (15) S. 31: In der Überschrift und in Nr.l das Fremdwort „Publikum" durch „Allgemeinheit" zu ersetzen. II. Zu Nr. 1: 1. Bayern (5) S. 121, Sachsen (10) Nr. 156a, Oldenburg (15) S. 31: Hinter „belästigt" einzuschalten „oder beunruhigt". 2. Baden (4) Ziff. 203, Thüringen (9) Ziff. 121: Folgende neue Nr. 2 a einzufügen: „Wer wissentlich falsche Nachrichten oder Gerüchte verbreitet, die geeignet sind, in der Bevölkerung Beunruhigung herbeizuführen". 3. Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 109: Der Nr. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer sich vorsätzlich eines ungebührlichen Verhaltens schuldig macht, das geeignet ist, das Publikum zu belästigen." III. Zu Nr. 2: Sachsen (10) Nr. 156b, Reichsregierung (36) Ziff. 45: Hinter „beunruhigen" einzufügen „oder zu schädigen". IV. Württemberg (14 II) S. 94: Den Paragraphen so zu fassen: „Mit Geldstrafe oder Haft wird bestraft: 1. ungebührliches Verhalten, wenn dadurch das Publikum belästigt wird; 2. wissentlicher Mißbrauch von Notrufen oder Notzeichen, wenn er geeignet ist, eine größere Anzahl von Menschen zu beunruhigen; 3. ungebührliche Erregung von Lärm, wenn er geeignet ist, die öffentliche Ruhe zu stören."

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§ 364. Vornahme von Bestattungen Württemberg (14 II) S. 94/95 verlangt engere Begrenzung oder mindestens nähere Umschreibung des Kreises der Vorschriften, deren Übertretung straffällig sein soll. § 365. Gefährdung des Verkehrs mit öffentlichen Urkunden oder des Geldverkehrs /.: Bayern (5) S. 120: 1. In der vorletzten Zeile des Abs. 1 und des Abs. 2 vor „Aussteller" jeweils einzuschalten „rechtmäßigen"; 2. entsprechend dem bayerischen Antrag zu den §§ 191, 199 in Abs. 1 die Worte „Abdrücke, die mit solchen Gerätschaften hergestellt sind" zu ersetzen durch „Abdrücke solcher Gerätschaften". II. Württemberg (14 II) S. 95 verlangt Aufnahme einer Bemerkung in die Begründung, daß mit der Strafbestimmung nur die besonderen, zur Herstellung öffentlicher Urkunden usw. geeigneten Gerätschaften und die besonderen, im freien Verkehr nicht üblichen Papierarten gemeint sind (nicht dagegen auch diejenigen Gerätschaften, die auch für andere Zwecke unentbehrlich sind oder das für Vordrucke bestimmte Papier, das dem im freien Verkehre befindlichen und auch sonst verwendeten Papier entspricht). §367. Einziehung Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (36) Ziff. 46: Die Worte „und zwar auch dann", zu ersetzen durch „auch". § 367 a. Unterlassene Hilfeleistung Reichsregierung (36) Ziff. 47: Hinter § 367 den bisherigen § 220 als § 367 a in folgender Fassung einzustellen: „Wer bei gemeiner Gefahr oder Not oder bei Unglücksfällen der polizeilichen Aufforderung zur Hilfeleistung nicht nachkommt, obwohl er der Aufforderung ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung sonstiger wichtiger Interessen genügen kann, wird mit Geldstrafe bestraft. Zu den §§ 368, 370, 371, 375 Vorbehalte zu Gunsten der bergrechtlichen Strafbestimmungen der Landesgesetze Sachsen (10) Nr. 157 geht davon aus, daß im Einführungsgesetz ein Vorbehalt zu Gunsten der in der bergrechtlichen Landesgesetzgebung enthaltenen Strafvorschriften aufgenommen wird, insbesondere hinsichtlich der Strafbestimmungen in den bergpolizeilichen Vorschriften über den Ausbau von Gruben, zur Verhütung von Feuersgefahr in Gruben und über die Lagerung von Sprengstoffen. § 368. Baupolizei I. Zu Absatz 1: 1. Baden (4) Ziff. 204: Entsprechend dem badischen Antrag zu § 117 hinter „Bauten" die Worte einzuschalten „oder deren Einrichtung". 2. Bayern (5) S. 120: Nach dem Worte „Eigentums" einzuschalten „oder zum Schutze des Orts- oder Landschaftsbildes". II. Zu Absatz 2: Bayern (5) S. 121, Oldenburg (15) S. 31: Das Wort „ähnliche" durch „andere" zu ersetzen. § 369. Straßenpolizei. Eisenbahnpolizei. Sicherung der Schiffahrt und der Luftfahrt I. Zu Nr. 2: 1. Oldenburg (15) S. 31: Das Wort „Publikum" durch „Allgemeinheit" zu ersetzen.

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2. Baden (4) Ziff. 205: Statt „Eisenbahnbetriebs" zu sagen „Eisen- oder Straßenbahnbetriebs". II. Zu Nr. 3: 1. Mecklenburg-Schwerin (3 II) Ziff. 54, Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (36) Ziff. 46: Druckfehlerberichtigung. Das Wort „eine" zu ersetzen durch „einer". 2. Lübeck (6) Ziff. 33: „Die Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften zur Sicherung der Seeschiffahrt und der Schiffahrt in Küstengewässern nicht hier, sondern im 16. Abschnitt als gemeingefährliche Handlungen unter Strafe zu stellen. III.: Bayern (5) S. 121: 1. Die Überschrift so zu fassen: „Straßenpolizei. Schutz des Eisenbahn-, Schiffahrts- und Luftfahrtbetriebs". 2. Die Nr. 2 bis 4 in folgender Weise als Nr. 2 zusammenzufassen: „2. Wer eine Vorschrift übertritt, die zur Erhaltung der Sicherheit, Ordnung, Bequemlichkeit, Reinlichkeit oder Ruhe im Eisenbahnverkehr, in der See- oder Binnenschiffahrt oder im Luftverkehr erlassen ist." §371. Verkehr mit gefährlichen

Gegenständen

/.: Reichsregierung (1) Ziff. II: Druckfehlerberichtigung: Zu setzen „Aufbewahren oder Verwenden". II. Zu Absatz 1. Erweiterung des Tatbestandes: 1. Baden (4) Ziff. 206, Thüringen (9) Ziff. 121: Hinter „Aufbewahren" das Wort „Abgeben" einzufügen. 2. Bayern (5) S. 121 und (17) S. 4: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer eine Vorschrift über das Herstellen, Einführen, Aufbewahren, Ankündigen, Anpreisen, Verwenden, Feilbieten, Inverkehrbringen oder Befördern ... - 1. ... (wie Entwurf), - 2. von Giften, Giftwaren, Arzneien oder Krankheitserregern, - 3. ... (wie Entwurf) übertritt, wird mit Geldstrafe oder Haft bestraft". 3. Anhalt (8) Ziff. 33, Württemberg (14 II) S. 95: Hinter den Worten „das Befördern solcher Stoffe oder Gegenstände" einzuschalten „oder über den Verkehr damit" (statt „damit" sagt Anhalt „mit denselben"). 4. Preußen (11) Ziff. 149: Die Worte „oder Verwenden" durch die Worte „Verwenden, Abgeben, Feilhalten oder Verkaufen" und das Wort „Arzneien" durch die Worte „Arzneimittel oder Arzneien" zu ersetzen. 5. Oldenburg (15) S. 31 unterstützt vorbehaltlich der Fassung die Anträge Preußens und Bayerns auf Erweiterung des Tatbestandes. 6. Reichsregierung (36) Ziff. 49: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer eine Vorschrift über das Herstellen, Aufbewahren, Verwenden, Anbieten, Feilhalten, Verkaufen, Abgeben oder Befördern von 1. explosiven, leicht entzündlichen oder ätzenden Stoffen und Gegenständen; 2. Giften, Giftwaren, Arzneimitteln oder Arzneien; 3. Waffen oder Schießbedarf oder über den sonstigen Verkehr mit solchen Stoffen oder Gegenständen übertritt, wird mit Geldstrafe bestraft." III. Zu Absatz 2: Oldenburg (15) S. 31, Reichsregierung (36) Ziff. 49: Die Worte „und zwar auch dann," zu ersetzen durch „auch". § 372. Uferschutz /.: Bayern (5) S. 122: 1. Nach dem Worte „Anpflanzungen" einzufügen „der Wasserbauten, Wasserleitungen, Schutzvorrichtungen gegen Naturereignisse, Anlagen zur Erfassung von Naturkräften und Starkstromleitungen". 2. In der Überschrift anzufügen „und Schutz von Anlagen verschiedener Art". II.: Reichsregierung (36) Ziff. 50: 1. Hinter dem Worte „Anpflanzungen" die Worte einzufügen: „der Wasserbauten, Wasserleitungen, Wasserhaltungsanlagen, Schutzvor-

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richtungen gegen Naturereignisse, Starkstromleitungen oder Anlagen zur Erfassung von Naturkräften". 2. Der Überschrift die Worte anzufügen: „Schutz von Wasserbauten und anderen Anlagen". III.: Preußen (11) Ziff. 150, Oldenburg (15) S. 31: Hinter „wird" die Worte „sofern nicht nach anderen reichs- oder landesrechtlichen Vorschriften eine schwerere Strafe verwirkt ist" einzufügen. § 373. Heimatschutz Baden (4) Ziff. 207, Thüringen (9) Ziff. 121, Oldenburg (15) S. 32: Die Worte „der Landschaft" zu ersetzen durch „des Orts- oder Landschaftsbildes". 5 374. Hunde hetzen. Steine werfen. Gefährliches Schießen. Gefährliche Tiere Bayern (5) S. 123: Der Nr. 2 folgende Fassung zu geben: „Wer vorsätzlich mit Steinen, anderen harten Gegenständen und Unrat nach Menschen, Zug-, Last- oder Reittieren, fremden Bauwerken, fremden umfriedeten Grundstücken oder Orten wirft, wo Menschen verkehren." Preußen (11) Ziff. 151: In Nr. 2 die Worte „oder nach fremdem Eigentum" zu ersetzen durch die Worte „Tieren, Gebäuden, fremden Feldern, Wiesen oder Gärten, oder an Orten, wo Menschen verkehren". Oldenburg (15) S. 32 unterstützt vorbehaltlich der Fassung die Anträge von Bayern und Preußen auf Einschränkung der Vorschrift. § 376. Anfertigung von Schlüsseln I. Zu Absatz 1 Nr. 1: Oldenburg (15) S. 32: Vor dem Worte „Hausschlüssel" einzufügen „Schlösser zu Haustüren öffnet oder". II. Zu Absatz 1 Nr. 2:1. Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 110: „Wer ohne Erlaubnis des Wohnungsinhabers oder seines Vertreters oder der Polizeibehörde Wohnungsschlüssel oder Schlüssel zu Zimmern der Wohnung oder zu Behältnissen, die sich in der Wohnung befinden, anfertigt oder Schlösser der Wohnungen, der Zimmer oder der Behältnisse öffnet". 2. Baden (4) Ziff. 208, Bayern (5) S. 123: Hinter „zu" einzuschalten „Wohnungen". 3. Preußen (11) Ziff. 152: a) Hinter „zu" das Wort „Wohnungen" einzufügen und die Worte „oder Behältnissen" zu streichen. b) Folgende Nr. 2 a einzuschalten: „Wer zu sonstigen Schlössern ohne Erlaubnis desjenigen, dem die Benutzung des verschließbaren Gegenstandes zusteht, Schlüssel anfertigt,". 4. Oldenburg (15) S. 32: a) Der Nr. 2 folgende Fassung zu geben: „Wer ohne Erlaubnis des Wohnungsinhabers oder seines Vertreters oder der Polizeibehörde Schlösser zu Wohnungen oder Zimmern öffnet, oder Schlüssel dazu anfertigt,". b) Folgende Nr. 2 a einzuschalten: „Wer sonstige Schlösser ohne Erlaubnis desjenigen, dem die Benutzung des verschließbaren Gegenstandes zusteht, oder seines Vertreters oder der Polizeibehörde öffnet, oder Schlüssel dazu anfertigt,". 5. Reichsregierung (36) Ziff. 51: a) In Abs. 2 Nr. 2 die Worte „Schlüssel ... bis ... öffnet" zu streichen und dafür folgende Worte einzusetzen: „Schlösser zu Wohnungen oder Zimmern öffnet oder Schlüssel dazu anfertigt,". b) Hinter Abs. 1 Nr. 2 folgende Nr. 2 a einzufügen: „2 a) Wer zu sonstigen Schlössern ohne Erlaubnis desjenigen, dem die Benutzung des verschließbaren Gegenstandes zusteht, oder seines Vertreters oder der Polizeibehörde Schlüssel anfertigt".

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III. Zu Absatz 2: Oldenburg (15) S. 32, Reichsregierung (36) Ziff. 51c: Die Worte „und zwar auch dann" zu ersetzen durch „auch". § 376 a Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 112: Vor § 377 folgenden neuen Paragraphen einzustellen: „Unrechtmäßige Futterverwendung. Wer Getreide oder andere zur Fütterung des Viehes bestimmte oder geeignete Gegenstände wider Willen des Eigentümers wegnimmt, um dessen Vieh damit zu füttern, wird mit Geldstrafe bestraft. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt." § 377. Betreten fremden Jagdgebiets I.: Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 111: In Abs. 1 die Worte „zum allgemeinen Gebrauch bestimmten" zu ersetzen durch „dem öffentlichen Verkehre freigegebenen". II. Ausdehnung des strafrechtlichen Schutzes auch auf die Gefährdung des Fischereirechts: 1. Hamburg (2) Ziff. 124, fast wörtlich gleich Sachsen (10) Nr. 158: Dem Abs. 1 folgende Fassung zu geben: „Wer unbefugt ein fremdes Jagdgebiet außerhalb der zum allgemeinen Gebrauche bestimmten Wege zur Jagd ausgerüstet betritt, wer unbefugt an fremden Fischgewässern mit zum Gebrauche fertigem Fischereigerät betroffen wird oder beim Befahren fremder Fischgewässer unverpacktes Fischereigerät bei sich auf dem Schiffe führt, wird mit Geldstrafe bestraft." 2. Mecklenburg-Schwerin (3 I) Ziff. 111: a) Zwischen Abs. 1 und 2 folgenden neuen Absatz einzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer unbefugt auf oder an einem Gewässer, aus dem ein anderer zu fischen berechtigt ist, zur Fischerei ausgerüstet verweilt." b) Die Überschrift so zu fassen: „Gefährdung des Jagd- und Fischereirechts". 3. Baden (4) Ziff. 209, Thüringen (9) Ziff. 121: In Abs. 1 hinter dem Worte „betritt" einzufügen „oder wer an oder auf fremden Fischgewässern zum Fischen ausgerüstet betroffen wird". 4. Bayern (5) S. 123: a) Folgenden weiteren Absatz als Abs. 2 einzuschalten: „Ebenso wird bestraft, wer sich unbefugt an einem fremden Fischgewässer mit gebrauchsfertigem Fischereigerät aufhält oder bei der Fahrt auf einem fremden Fischgewässer unverpacktes Fischereigerät bei sich führt." b) Die Überschrift so zu fassen: „Jagd- und Fischereischutz". 5. Anhalt (8) Ziff. 34: Folgenden weiteren Absatz als Abs. 2 einzuschalten: „Ebenso wird bestraft, wer unbefugt in fremden Fischgewässern mit zum Gebrauch fertigem Fischereigerät betroffen wird oder beim Befahren fremder Fischgewässer unverpacktes Fischereigerät bei sich auf dem Fahrzeug führt." 6. Reichsregierung (36) Ziff. 52: a) Folgenden Absatz 2 einzufügen: „Ebenso wird bestraft, wer sich unbefugt mit gebrauchsfertigem Fischereigerät auf fremden Fischgewässern oder außerhalb der zum allgemeinen Gebrauche bestimmten Wege an fremden Fischgewässern aufhält." b) Die Überschrift so zu fassen: „Schutz von Jagd- und Fischereigebieten". 7. Preußen (11) Ziff. 153: Hinter § 377 folgenden neuen Paragraphen einzufügen: „§ 377 a. Betreten fremder Fischgewässer. Wer sich unbefugt auf fremden Fischgewässern oder außerhalb der öffentlichen Wege an fremden Fischgewässern mit gebrauchsfertigem Fischereigerät aufhält, wird mit Geldstrafe bestraft. - Die Tat wird nur auf Verlangen des Verletzten verfolgt." 8. Oldenburg (15) S. 32 stimmt dem vorstehenden Antrag Preußens zu mit der Abweichung, daß statt „außerhalb der öffentlichen Wege" zu setzen ist „außerhalb der zum allgemeinen Gebrauch bestimmten Wege ...".

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Zusammenstellung3 Nr. VII vom 15.12.1926 III. Buch. Gemeinschädliches Verhalten (§§ 378 - 384) A. Grundsätzliche Regelung I. Beibehaltung des Dritten Buches: Anhalt (8) Ziff. 35 will das Dritte Buch unverändert lassen, weist nur darauf hin, daß noch ergänzende prozessuale Vorschriften nötig sind. II. Völlige oder teilweise Überweisung in ein Verwahrungsgesetz: 1. Hamburg (2) Ziff. 125, Thüringen (9) Ziff. 122, Preußen (11) Ziff. 154: Die Vorschriften des Dritten Buches im Strafgesetzbuche zu streichen und einem besonderen Fürsorge- oder Verwahrungsgesetz zu überweisen. 2. Hamburg (2) Ziff. 125, Preußen (11) Ziff. 154: Dabei zu prüfen, inwieweit einzelne Tatbestände überwiegend kriminellen Charakter tragen und deshalb in das Strafgesetzbuch einzuarbeiten sind. a) Hamburg will die Vorschrift des § 379, soweit es sich um das Ausschicken oder anhalten oder vorsätzliche Unterlassen, Kinder oder Jugendliche vom Betteln abzuhalten, handelt, zum Vergehenstatbestand erheben, im übrigen zum Übertretungstatbestande machen. b) Preußen weist darauf hin, daß für die überwiegend kriminellen Tatbestände namentlich der §§ 379, 380 und 382 Abs. 2 Übernahme in das Strafgesetzbuch zu erwägen wäre; behält sich im übrigen die Stellungnahme vor, bis über das Verwahrungsgesetz und das Einführungsgesetz Klarheit besteht. III. Übernahme in das Erste Buch: Baden (4) Ziff. 138, Bayern (5) S. 124, Sachsen (10) Nr. 159, Württemberg (14 II) S. 96, Hessen (20) Ziff. 94 und 64, Oldenburg (15) S. 32, Braunschweig (16) Ziff. 97, Reichsregierung (39) Ziff. 24: Das Dritte Buch zu streichen und dafür kriminelle Tatbestände im Ersten Buche zu schaffen. Braunschweig nimmt nur „vorerst" in diesem Sinne Stellung und wünscht zunächst die Frage des Verwahrungsgesetzes geklärt. 1. Baden (4) Ziff. 138, Hessen (20) Ziff. 64: Die Tatbestände Betteln, Ausschicken zum Betteln (Nichtabhalten von Straftaten), Landstreicherei, Arbeitsverweigerung, Gewerbsunzucht (§§ 378-382) in einem neuen Abschnitt 16 a hinter § 220 unter der Überschrift „Gemeinschädliches Verhalten" als §§ 220 a ff. zusammenzufassen. 2. Bayern (5) S. 124, Württemberg (14 II) S. 96: Im wesentlichen übereinstimmend, die gleichen Tatbestände in einem neuen Abschnitt 35 a hinter § 342 als §§ 342 a ff. zusammenzufassen unter der Überschrift: Bayern: „Gemeingefährliches Verhalten", Württemberg: „Gemeinschädliches Verhalten". 3. Sachsen (10) Nr. 159 d, e: Die Tatbestände Betteln, Ausschicken zum Betteln (Nichtabhalten von Straftaten) und Landstreicherei (§§ 378-380) in einem neuen Abschnitt 16 a hinter § 220 unter der Überschrift „Gemeinschädliches Verhalten" zusammenzufassen. Den Tatbestand des „gemeinschädlichen Verhaltens bei Ausübung der Gewerbsunzucht" (§ 382) als § 271 a in das Erste Buch einzustellen. 4. Reichsregierung (39) Ziff. 24: Unter Streichung des § 381 (Arbeitsverweigerung) die Tatbestände des Betteins, des Ausschickens zum Betteln, des Landstreichens, des gemeinschädlichen Verhaltens bei Ausübung der Unzucht sowie der Aufforderung zur Unzucht (S 271 Abs. 1) als 36. Abschnitt in das Erste Buch einzustellen.

Der mit dem Schreiben vom 11. Dezember 1926 II b 4096 Le übersandte Antragsentwurf, zu dem die Zustimmung der Reichsregierung noch aussteht, ist als Antrag Nr. 39 aufgeführt.

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5. Wegen der Behandlung der Vorschriften über Arbeitshaus, Schutzaufsicht und Reichsverweisung (§§ 383, 384) bei Übernahme der Tatbestände des Dritten Buches in das Erste Buch vgl. die Zusammenstellung zum 7. Abschnitt des Allgemeinen Teils des Ersten Buches (§§ 44 a, 53). IV. Teilweise Übernahme in das Erste Buch: Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 113: a) Die Grundtatbestände des Betteins, des Ausschickens zum Betteln und des Landstreichens (§§ 378-380) in einen neuen Abschnitt 35 a mit der Überschrift „Betteln und Landstreichen" einzustellen. - b) Den Tatbestand des § 382 Abs. 1 als Abs. 2 in den § 271 einzustellen (Strafdrohung: wie in dem bisherigen § 271). - c) In das Dritte Buch folgende Vorschriften einzustellen: „5—. Gewerbsmäßiges Betteln. Wer aus dem Betteln ein Gewerbe macht oder gewohnheitsmäßig Kinder oder Jugendliche, die unter seiner Aufsicht stehen und zu seiner häuslichen Gemeinschaft gehören, zum Betteln ausschickt oder anhält, ist neben der Bestrafung einem Arbeitshause zu überweisen." „§.... Landstreichen im Rückfall. Wer, nachdem er wegen Landstreichens verurteilt worden ist, sich erneut eines solchen Vergehens schuldig gemacht hat, ist neben der Bestrafung einem Arbeitshause zu überweisen." „5-... Gemeinschädliche Unzucht im Rückfall. Wer gewohnheitsmäßig zum Zwecke des Erwerbs die Unzucht ausübt, kann, wenn er wegen eines Vergehens gegen § 271 verurteilt worden ist und sich erneut eines solchen Vergehens schuldig gemacht hat, neben der Bestrafung einem Arbeitshaus überwiesen werden. B. Einzelheiten § 378. Betteln 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 113: „Wer aus Arbeitsscheu oder Hang zu ungeordnetem Leben bettelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft." 2. a) Sachsen (10) Nr. 159d: „§220a. Wer gewerbsmäßig oder aus Arbeitsscheu oder Liederlichkeit bettelt, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft." b) Reichsregierung (39) Ziff. 24: „§ 342 a. Wer aus Arbeitsscheu oder Liederlichkeit bettelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer gewerbsmäßig bettelt." 3. a) Baden (4) Ziff. 138, Bayern (5) S. 124, Württemberg (14 II) S. 98 (vgl. auch Oldenburg [15] S. 32): Sachlich übereinstimmend, Baden als § 220 a, Bayern und Württemberg als § 342 : „Wer bettelt, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. Wer aus Not bettelt, die nicht auf Arbeitsscheu oder Liederlichkeit zurückzuführen ist, ist straffrei. - Wer gewerbsmäßig bettelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft." b) Hessen (20) Ziff. 64, wesentlich übereinstimmend: „$ 220 a. Wer bettelt, wird mit Gefängnis von einem Tage bis zu drei Monaten bestraft. - Hat der Täter nicht aus Arbeitsscheu oder Liederlichkeit gebettelt, so kann das Gericht in besonders leichten Fällen von Strafe absehen. - Wer gewerbsmäßig bettelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft." § 379. Ausschicken zum Betteln 1. Hamburg (2) Ziff. 125: Den § 379, soweit es sich um das Ausschicken oder Anhalten oder vorsätzliches Unterlassen, Kinder oder Jugendliche vom Betteln abzuhalten, handelt, zum Vergehenstatbestand, im übrigen zum Übertretungstatbestande zu machen.

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2. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 113: Den § 379 unverändert zu übernehmen, nur die Worte „kann einem Arbeitshaus überwiesen werden" durch die Worte „wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft" zu ersetzen. b) Hessen (20) Ziff. 64, Reichsregierung (39) Ziff. 24: Den § 379 als Vergehenstatbestand unverändert zu übernehmen, jedoch die Worte „kann einem Arbeitshaus überwiesen werden" durch die Worte „wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft" zu ersetzen. 3. Württemberg (14 II) S. 97 hält die Bestimmung des § 379 für entbehrlich, wenn der Bettel als Vergehen bestraft wird, da dann regelmäßig die allgemeinen Bestimmungen über die Teilnahme Platz greifen werden. 4. Bayern (5) S. 124: „§ 342 b. Wer Kinder oder Jugendliche zum Betteln ausschickt oder anhält, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. - Ebenso wird bestraft, wer sich aus Arbeitsscheu oder Liederlichkeit von einem anderen aus dem Ertrage des Bettels ganz oder zum Teil unterhalten läßt." 5. Reichsregierung (39) Ziff. 24: Als Abs. 2 die Vorschrift hinzuzufügen: „In besonders leichten Fällen kann von Strafe abgesehen werden." 6. Erweiterung des Tatbestandes: a) Sachsen (10) Nr. 159 d: „§ 220 b. Ausschicken zum Betteln und Nichtabhalten von Straftaten. Wer einen anderen zum Betteln ausschickt oder anhält oder es unterläßt, Kinder oder Jugendliche, die unter seiner Aufsicht stehen und zu seiner häuslichen Gemeinschaft gehören, vom Betteln oder von der Begehung eines Verbrechens oder Vergehens abzuhalten, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. - In besonders leichten Fällen kann von Strafe abgesehen werden." - Dazu § 220 d; siehe oben E T 2. b) Bayern (5) S. 125: „§ 342 g. Wer es vorsätzlich oder unter Vernachlässigung seiner Aufsichtspflicht fahrlässig unterläßt, Kinder oder Jugendliche, die unter seiner Aufsicht stehen und zu seiner häuslichen Gemeinschaft gehören, vom Betteln, von Diebstählen oder von Zuwiderhandlungen gegen die Gesetze zum Schutze der Forsten, der Feldfrüchte, der Jagd oder der Fischerei abzuhalten, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. - Ist die von dem Kinde oder dem Jugendlichen begangene Handlung nur auf Verlangen oder mit Zustimmung der Verletzten verfolgbar, so wird auch aufgrund des Abs. 1 nur bestraft, wenn das Verlangen gestellt oder die Zustimmung nur wegen der persönlichen Beziehungen des Verletzten zu dem Kinde oder dem Jugendlichen erforderlich ist und diese persönlichen Beziehungen nicht auch zu dem Täter (Abs. 1) bestehen." c) Baden (4) Ziff. 138: „§ 220 d. Wer es vorsätzlich oder unter Verletzung seiner Aufsichtspflicht fahrlässig unterläßt, Kinder oder Jugendliche, die unter seiner Aufsicht stehen oder zu seiner häuslichen Gemeinschaft gehören, von der Begehung von mit Strafe bedrohten Handlung abzuhalten, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. - Gehört die von dem Kinde oder dem Jugendlichen begangene Handlung zu denen, die nur auf Verlangen oder mit Zustimmung einer dritten Person verfolgbar sind, so wird auch das Vergehen des Abs. 1 nur verfolgt, wenn das Verlangen gestellt oder die Zustimmung erteilt ist." § 380. Umherziehen in Banden 1. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 113, Baden (4) Ziff. 138, Bayern (5) S. 124, Sachsen (10) Nr. 159, 'Württemberg (14 II) S. 98, Hessen (20) Ziff. 64, Reichsregierung (39) Ziff. 24 (vgl. auch Oldenburg [15] S. 32): Auch den Einzellandstreicher zu bestrafen: a) Bayern (§ 342 c), Baden (§ 220 b), Sachsen (§ 220 c), Hessen (§ 220 c) beantragen, im wesentlichen übereinstimmend, folgende Fassung: „Wer aus Arbeitsscheu oder, wenn er arbeitsunfähig ist, aus Hang zu ungeordnetem Leben mittellos im Lande um-

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herzieht oder sich fortgesetzt - Baden will das Wort 'fortgesetzt' weglassen - an einem Orte mittellos und ohne festes Unterkommen umhertreibt, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft." b) Württemberg (§ 342 b): „Wer aus Arbeitsscheu mittellos im Lande umherzieht oder sich an einem Orte mittellos und ohne festes Unterkommen umhertreibt, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft." c) Reichsregierung (ähnlich Mecklenburg-Schwerin): „Wer aus Arbeitsscheu oder aus Hang zu ungeordnetem Leben mittellos im Lande umherzieht oder sich fortgesetzt an einem Orte mittellos und ohne festes Unterkommen umhertreibt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft." 2. Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 113, Baden (4) Ziff. 138, Bayern (5) S. 124, Sachsen (10) Nr. 159d, Württemberg (14 II) S. 98, Hessen (20) Ziff. 64, Reichsregierung (39) Ziff. 24 sehen für das Umherziehen in Banden besondere Vorschriften vor; mit Ausnahme von Bayern, das einen besonderen Paragraphen vorsieht, in der Form eines zweiten Absatzes. a) Mecklenburg-Schwerin, Sachsen, Hessen, Reichsregierung wollen keine Straferhöhung für das bandenmäßige Umherziehen. - Mecklenburg-Schwerin will es bei der Strafe von 6 Monaten belassen und sagen: (§ - Landstreichen - Abs. 2) „Ebenso werden Personen bestraft, die, ohne ein redliches Gewerbe auszuüben, bandenmäßig im Lande umherziehen." - Sachsen (§ 220 c Abs. 2) und Hessen (§ 220 e, Abs. 2), übereinstimmend: (Strafe bis zu 3 Monaten Gefängnis) „Ebenso werden bestraft Personen, die bandenmäßig aus Arbeitsscheu oder aus Hang zu ungeordnetem Leben im Lande umherziehen, auch wenn sie nicht mittellos sind." - Reichsregierung: „Ebenso werden Personen bestraft, die ohne ein redliches Gewerbe auszuüben, aus Arbeitsscheu oder aus Hang zu ungeordnetem Leben bandenmäßig im Lande umherziehen." b) Baden, Bayern, Württemberg wollen das Umherziehen in Banden zum Straferhöhungsgrund (übereinstimmend Gefängnis bis zu 6 Monaten) nehmen und sagen: Bayern: „§ 342 d. Personen, die ohne ein redliches Gewerbe zu betreiben, aus Arbeitsscheu oder Hang zu ungeordnetem Leben bandenmäßig im Lande umherziehen, werden mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft." - Baden (§ 220 b Abs. 2) und Württemberg (§ 342 b Abs. 2) übereinstimmend: „Ziehen solche Personen bandenmäßig im Lande umher, so ist die Strafe Gefängnis bis zu sechs Monaten." §381.

Arbeitsverweigerung

I. Sachsen (10) Nr. 159, Reichsregierung (39) Ziff. 24: Die Vorschrift zu streichen. 2. Baden (4) Ziff. 138, Bayern (5) S. 125, Württemberg (14 II) S. 96, Hessen (20) Ziff. 64 wollen die Vorschrift übernehmen und mit Ausnahme Hessens „Gefängnis bis zu drei Monaten" androhen, Hessen will „Gefängnis bis zu sechs Monaten" androhen. Fassung: Baden (§ 220 c), Bayern (§ 342 e Abs. 1), Württemberg (§ 342 c), Hessen (§ 220 d): „Wer aus Mitteln der öffentlichen Fürsorge unterstützt wird und sich aus Arbeitsscheu - Baden: 'ohne ausreichenden Grund'; Hessen: 'ohne gerechtfertigten Grund' - weigert, die ihm von der Behörde angewiesene, seinen Kräften entsprechende Arbeit zu verrichten, wird mit... bestraft." 3. Bayern will als weitere Ergänzung im § 342 e Abs. 2 sagen: „Ebenso wird ein Erwerbsloser bestraft, der nicht die erforderlichen Mittel zu seinem Lebensunterhalt und zur Erfüllung seiner gesetzlichen Unterhaltungspflicht hat und es binnen der von der zuständigen Behörde bestimmten Frist unterläßt, sich Arbeit zu verschaffen. Er bleibt straffrei, wenn er nachweist, daß es ihm trotz seiner Bemühungen nicht gelungen ist, Arbeit zu finden."

272

5 382. Gemeinschädliches Verhalten bei Ausübung der Unzucht 1. a) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 114 und 115: § 382 Abs. 1 soll $ 271 Abs. 3 werden und lauten: „Ebenso wird ferner bestraft, wer gewohnheitsmäßig ... - wie § 382 Abs. 1 - ... getroffen hat, ausübt," § 271 soll dann die Überschrift „Gemeinschädliche Unzucht" erhalten. - § 382 Abs. 2 soll unter der Überschrift „Gemeinschädliche Unzucht im Rückfall" ein selbständiger Paragraph werden und lauten: „Wer gewohnheitsmäßig zum Zwecke des Erwerbes die Unzucht ausübt, kann, wenn er wegen eines Vergehens gegen § 271 verurteilt worden ist und sich erneut eines solchen Vergehens schuldig macht, neben der Bestrafung einem Arbeitshaus überwiesen werden." b) Sachsen (10) Nr. 159e: § 382 Abs. 1 soll als § 271 a hinter § 271 eingefügt werden in folgender Fassung: „§ 271 a. Gemeinschädliches Verhalten bei Ausübung der Unzucht. Wer gewohnheitsmäßig ... - wie § 382 Abs. 1 des Entwurfs - ... ausübt, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft." 2. Baden (4) Ziff. 138, Bayern (5) S. 125, Württemberg (14 II) S. 99, Hessen (20) Ziff. 64 (vgl. auch Oldenburg [15] S. 32), sachlich übereinstimmend, vom Strafmaß abgesehen: a) Baden (§ 220 e), Bayern (§ 342 f), Württemberg (§ 342 d) übereinstimmend: „Eine Frau, die gewerbsmäßig Unzucht treibt, ohne einer Überwachung unterstellt zu sein, oder die zur Überwachung der gewerbsmäßigen Unzucht erlassenen Vorschriften übertritt, wird mit Gefängnis bis zu ... bestraft." b) Hessen (§ 220 e): „§ 220 e. Gewerbsunzucht. Eine Frau, die gewerbsmäßig Unzucht treibt, wird mit Gefängnis bis zu ... bestraft, wenn sie die zur Überwachung der gewerbsmäßigen Unzucht erlassenen Vorschriften übertritt." 3. Reichsregierung (3) Ziff. 24: Als § 342 d folgende Vorschrift einzufügen: „§ 342 d (bisher §382 Abs. 1). Gemeinschädliches Verhalten bei Ausübung der Unzucht. Wer gewohnheitsmäßig zum Zwecke des Erwerbes in der Nähe von Kirchen oder in der Nähe von Schulen oder anderen zum Besuche durch Kinder oder Jugendliche bestimmten Örtlichkeiten oder in einer Wohnung, in der Kinder oder jugendliche Personen zwischen drei und achtzehn Jahren wohnen, oder in einer Gemeinde mit weniger als fünfzehntausend Einwohnern, für welche die oberste Landesbehörde zum Schutze der Jugend oder des öffentlichen Anstandes eine entsprechende Anordnung getroffen hat, der Unzucht nachgeht, wird mit... bestraft. 4. Strafmaß: a) Bayern (5) S. 125, Sachsen (10) Nr. 159a, Württemberg (14 II) S. 99: Gefängnis bis zu drei Monaten anzudrohen. b) Mecklenburg-Schwerin (3) Ziff. 114, Baden (4) Ziff. 138, Hessen (20) Ziff. 64, Reichsregierung (39) Ziff. 24: Gefängnis bis zu sechs Monaten anzudrohen. 5. Reichsregierung (39) Ziff. 24: Hinter § 342 d die Vorschrift des § 271 Abs. 1 in folgender Fassung als § 342 e einzustellen: §§ 342 e (bisher § 271 Abs. 1). Aufforderung zur Unzucht. Wer öffentlich in einer die Sitte oder den Anstand verletzenden oder andere belästigenden Weise zur Unzucht auffordert oder sich dazu anbietet, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. § 383. Arbeitshaus Vgl. Zusammenstellung zum 7. Abschnitt des Allgemeinen Teiles des Ersten Buches (§ 44 a), ferner oben unter AIV. § 384. Reichsverweisung Vgl. Zusammenstellung zum 7. Abschnitt des Allgemeinen Teils des Ersten Buches (S 53).

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Einzelanträge des Reiches und der Länder (Nr. 1-73) Nr. 1. Anträge der Reichsregierung vom (Begründung)

23.7.1925

1. § 6 Abs. 1 Nr. 2. Die jetzige Fassung des § 6 Abs. 1 Nr. 2 könnte zu einer Auslegung führen, die dem Sinne der Bestimmung nicht entsprechen würde. Die Worte „an das Ausland" könnten im Zusammenhang mit den in der Einleitung stehenden Worten zu der Auffassung verleiten, daß die Auslieferung gerade an das Ausland zulässig sein müsse, in dem die Tat begangen ist. Gemeint ist aber eine Auslieferung an das Ausland schlechthin. Ferner könnte die Fassung „obwohl die Auslieferung zulässig wäre" zu der Annahme führen, daß jeder Grund der Unzulässigkeit der Auslieferung die Voraussetzung der Bestimmung wegfallen lasse. Gemeint ist, daß die Auslieferung wegen der Tat, um die es sich handelt, zulässig wäre. Den Bedenken gegen die jetzige Fassung ließe sich dadurch Rechnung tragen, daß der Satzteil dahin abgeändert würde: „obwohl eine Auslieferung wegen der Tat zulässig wäre". 2. § 34, Überschrift, Abs. 2-4: Das Wort „Ersatzstrafe" ist in der Reichsabgabenordnung (zu vergi. § 412 Abs. 4, § 424 Abs. 5) in einem anderen Sinne verwendet; es wird damit die Geldstrafe bezeichnet, die an die Stelle einer nicht vollziehbaren Einziehung tritt, wenn der Wert der einzuziehenden Erzeugnisse oder Waren nicht zu ermitteln ist (§ 365 Abs. 2 der Reichsabgabenordnung). Es empfiehlt sich deshalb, für die Freiheitsstrafe, die an die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe tritt, wie in der Reichsabgabenordnung (§ 378 Abs. 2 Satz 2, § 382 Abs. 2) den Ausdruck „Ersatzfreiheitsstrafe" zu verwenden, der zudem den Sinn genauer wiedergibt. 3. § 34 Abs. 1: Der Zusatz dient der Klarstellung (vgl. Begründung S. 32). 4. § 35: Die Einschließungsstrafe tritt unter gewissen für eine mildere Behandlung des Täters sprechenden Umständen (§ 71) an die Stelle einer sonst verwirkten schwereren Freiheitsstrafe. Wenn auch die allgemeinen Voraussetzungen des § 37 in Fällen solcher Art wegen der Eigenart der Persönlichkeit des Täters in der Regel nicht vorliegen werden, so erscheint es doch nicht zweckmäßig, die Einschließungsstrafen, auch soweit sie an die Stelle von Gefängnisstrafe tritt, von dem bedingten Straferlaß grundsätzlich auszuschließen. Die bisherige Regelung des Entwurfs (vgl. Begründung S. 34) würde zu einer schärferen Behandlung der an sich milder liegenden Fälle zwingen. 5. u. 6. Überschriften zu §§ 88, 97, 101 u. 109: Der Verlust der Amtsfähigkeit, des Wahl- und Stimmrechts sowie die Reichsverweisung behandelt der Entwurf nicht mehr wie die früheren Entwürfe als Nebenfolge einer Straftat, sondern als Maßregeln der Besserung und Sicherung. Deshalb erscheint es auch nicht angängig, sie in den Überschriften der §S 88, 97, 101, 109 als Nebenfolgen zu bezeichnen. 7. § 100 Abs. 1, 2: Die Strafdrohung gegen Verleumdung (S 287) ist schärfer als die Strafe des $ 100. Die Aufnahme des Tatbestandes der Verleumdung in den $100 käme einer Privilegierung dieses im Verhältnis zur allgemeinen Verleumdung schwereren Falles gleich. 275

8. $ 145: Die Vorschrift soll ebenso wie § 116 die Aufwiegelung gegen erst künftig zu erlassende Dienstbefehle, z.B. bei drohenden Unruhen bevorstehende Befehle, erfassen. Es empfiehlt sich deshalb, die Fassung der Vorschrift in diesem Punkte an § 116 anzupassen. 9. §§ 154, 180, 290 Abs. 2, 360: Es würde dem Zwecke der Vorschriften widersprechen, wenn die Fälle nicht erfaßt würden, in denen ein nichtbeamteter Amtsträger das amtliche Siegel angelegt hat (§ 154), die falsche Anschuldigung an einen nichtbeamteten Amtsträger erstattet ist (§ 180), ein nichtbeamteter Amtsträger beleidigt ist (§ 290 Abs. 2) oder die falsche Namensangabe gegenüber einem zuständigen nichtbeamteten Amtsträger erfolgt ist (§ 360). 10. § 200 Abs. 4: Die vorgeschlagene Fassung entspricht der Terminologie der Reichsabgabenordnung (§ 1 Abs. 1). 11. § 243 Abs. 1: Die Verweisung soll klarstellen, daß die Vorschrift auch die fahrlässige Gesundheitsschädigung mit umfaßt. 12. § 290: Der Entwurf verwendet den technischen Ausdruck des bisherigen Rechts „Strafantrag" nicht mehr. Es erscheint angezeigt, ihn auch in der Überschrift nicht mehr zu gebrauchen. 13. § 295 Nr. 5: Die Vorschrift wird durch den Vorschlag an § 297 Nr. 9 angepaßt. 14. § 303 Abs. 3: Da bei der gewöhnlichen Unterschlagung (§ 301) der Versuch nicht strafbar sein soll, ist es nicht angängig, ihn bei der Unterschlagung von Sachen von geringem Werte für strafbar zu erklären. Die Strafbarkeit des Versuchs würde zudem eine Verschärfung gegenüber dem geltenden Rechte (§§ 248a, 370 Nr. 5 StGB) bedeuten. 15. § 322: Nach der Einbringung des Entwurfs sind in großem Umfang geldwerte Leistungen (Kuraufenthalt, Reisen, Errichten von Gebäuden) zum Gegenstand öffentlicher Ausspielungen gemacht worden. Es besteht kein Grund, solche Fälle anders zu behandeln als die Ausspielung von Sachen. 16. § 349: Wenn auch in Fällen von Übertretungen, bei denen wegen Annahme eines besonders schweren Falles auf Freiheitsstrafe erkannt wird (§ 352) der bedingte Straferlaß in der Regel nicht angezeigt sein wird, so erscheint es doch nicht zweckmäßig, ihn grundsätzlich auszuschließen. Der bedingte Straferlaß kann mit Rücksicht auf die drohende Vollstreckung einer Freiheitsstrafe unter Umständen gerade ein geeignetes Mittel sein, den beharrlich verletzten Vorschriften bei dem Täter Achtung zu verschaffen.

Nr. 2. Anträge und Bemerkungen Hamburgs vom 6.1.1926 (ohne die Begründung in der Zusammenstellung enthalten; Begründung hier nicht wiedergegeben) Nr. 3. Anträge und Bemerkungen Mecklenburg-Schwerins vom 18.1.1926 (ohne die Begründung in der Zusammenstellung enthalten; Begründung hier nicht wiedergegeben) Nr. 4. Anträge und Bemerkungen Badens vom 2.2.1926 (ohne die Begründung in der Zusammenstellung enthalten; Begründung hier nicht wiedergegeben) Nr. 5. Anträge und Bemerkungen Bayerns vom 19.2.1926

(Begründung)

I. Im allgemeinen: Dem Entwurf kann grundsätzlich zugestimmt werden. Die Aufgabe, aus dem geltenden Strafgesetzbuch das, was sich in mehr als 50jähriger Geltungsdauer als gut und brauchbar erwiesen hat, zu übernehmen und mit den berechtigten neuzeitlichen Anforderungen an die Ausgestaltung des Strafrechts in Einklang zu bringen, hat 276

der Entwurf in der Hauptsache glücklich gelöst. Er zeichnet sich aus durch gute Gesetzestechnik und schöne, knappe Sprache. Zu begrüßen ist auch das den ganzen Entwurf durchziehende Bestreben, die Strafvorschriften dem Verständnisvermögen des gemeinen Mannes anzupassen und das Strafrecht volkstümlich zu gestalten. Bei der grundsätzlichen Beurteilung des Entwurfs ist nur zu beanstanden, daß er in einzelnen Punkten den neuzeitlichen Strömungen zu weit entgegengekommen ist, dem Richter zu große Freiheit geben will und teilweise eine unangebrachte Milde zeigt. Die Nachwirkungen des Krieges und der staatlichen Umwälzungen, die noch lange fortdauern werden, die Schwächung der staatlichen Autorität, der Tiefstand der Sittlichkeit, der Materialismus, dem weite Volkskreise verfallen sind, die schweren politischen und wirtschaftlichen Kämpfe, die unser Volk erschüttern, die krasse Selbstsucht, die sich über