Pseudojustin – Über die Auferstehung: Text und Studie [Reprint 2014 ed.] 9783110889192, 3110169037, 9783110169034

The tractate "On the Resurrection" preserved only in fragments, was attributed in church tradition to Justin.

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Pseudojustin – Über die Auferstehung: Text und Studie [Reprint 2014 ed.]
 9783110889192, 3110169037, 9783110169034

Table of contents :
VORWORT
INHALT
VORBEMERKUNG
EINLEITUNG
Α. BEZEUGUNG
Β. TEXT
C. INHALT UND UMFELD
D. ENTSTEHUNGSZEIT, ENTSTEHUNGSORT UND VERFASSER
ANHANG I. BEGLEITENDE UNTERSUCHUNGEN
ANHANG II. MATERIALIEN ZU PSEUDOJUSTIN, ÜBER DIE AUFERSTEHUNG
LITERATURVERZEICHNIS
STELLENREGISTER

Citation preview

MARTIN

HEIMGARTNER

PSEUDOJUSTIN ÜBER DIE A U F E R S T E H U N G

w DE

G

PATRISTISCHE TEXTE UND STUDIEN IM AUFTRAG D E R

PATRISTISCHEN KOMMISSION D E R A K A D E M I E N DER W I S S E N S C H A F T E N IN D E R B U N D E S R E P U B L I K D E U T S C H L A N D

H E R A U S G E G E B E N VON

H. C. B R E N N E C K E U N D E. M Ü H L E N B E R G

BAND 54

WALTER D E GRUYTER · BERLIN • NEW YORK 2001

PSEUDOJUSTIN

-

ÜBER DIE AUFERSTEHUNG T E X T UND STUDIE

VON

MARTIN HEIMGARTNER

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW Y O R K

2001

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche Bibliothek —

CIP-Einheitsaufnahme

Heimgartner, Martin: Pseudojustin — Uber die Auferstehung : Text und Studie / von Martin Heimgartner. - Berlin ; New York : de Gruyter, 2001 (Patristische Texte und Studien ; Bd. 54) Zugl.: Basel, Univ., Diss., 1999 ISBN 3-11-016903-7

ISSN 0553-4003 © Copyright 2001 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechdich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaltung: Christopher Schneider, Berlin Datenkonvertierung: Readymade, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Götüngen

VORWORT Die vorliegende Arbeit ist die geringfügig überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die am 3. Mai 1999 von der Theologischen Fakultät der Universität Basel unter Herrn Dekan Prof. Dr. Hans-Peter Mathys angenommen worden ist. Sie beschäftigt sich mit der dem Apologeten Justin zugeschriebenen Schrift Über die Auferstehung. Die Anregung zu diesem Thema stammt von einem ehemaligen Lehrer aus meiner Studienzeit in Zürich, Herrn Prof. Dr. Hans-Dietrich Altendorf. Eine kursorische Lektüre im Rahmen einer seiner Lehrveranstaltungen hat mich mit diesem Text bekannt gemacht. Die Wahl dieses Themas hat sich in mehrfacher Hinsicht als äußerst glücklich erwiesen: Zum einen ist diese Schrift von der Forschung bisher nur wenig beachtet worden. Dementsprechend fehlt es in der Literatur auch an einer eingehenden Untersuchung dieses Textes. Eine Klärung der noch immer offenen Autorfrage stellt ein Desiderat dar. Zum anderen handelt es sich dabei um einen nicht allzu langen Text, bei dem sich die Sekundärliteratur in überschaubaren Grenzen hält. Schließlich hat das Eindringen auf ein noch relativ unerforschtes Terrain Pionierarbeit verlangt. So hat sich im Laufe der Arbeit gezeigt, dass einige Probleme dieses Textes sich nur im Zusammenhang mit ausführlichen Handschriftenstudien lösen lassen. Die Entdeckungsreise ins Gebiet der Paläographie hat mir große Freude bereitet. Was mir bleibt, ist zu danken: Mein jetziger Lehrer, Herr Prof. Dr. Rudolf Brändle, hat die Arbeit seit 1997 als sorgfältiger, ermunternder und zugleich kritischer Leser und Gesprächspartner begleitet. Herr Dr. Jörg Büchli, wissenschaftlicher Leiter am Theologischen Seminar der Universität Zürich, hat meine Übersetzung aus dem Griechischen mit großer Präzision kontrolliert und mir in vielen Gesprächen manche fruchtbare Anregung gegeben. Im Lauf meiner Forschungsreisen sind mir mit Rat und Tat beigestanden: Herr Dr. Robert Volk am Byzantinischen Institut der Abtei Scheyern, Herr Dr. Paul Géhin, Leiter der Section grecque am Institut de Recherche et d'Histoire des Textes in Paris, Herr Christian Forstel, zuständig für die griechischen Handschriften an der Bibliothèque nationale de France in Paris, Herr Dr. Vrej Nersessian, zuständig für die Handschriften in orientalischen Sprachen in der Abteilung Oriental and India Office Collections in der British Library in London, Frau Dr. Aikaterini Kordouli, Vorsteherin der Handschriftenabteilung der Εθνική Βιβλιοθήκη της Ελλάδος in Athen, Frau Dr. Maria Politi, im Μορφωτικό "Ιδρυμα Εθνικής Τραπέζης in Athen. Darüber hinaus habe ich folgende Bibliotheken benützt: Zentralbibliothek Zürich, Bibliothèque universitaire et cantonale Fribourg, Öf-

VI

Vorwort

fentliche Bibliothek Universität Basel, Bibliothek des Theologischen Seminars der Universität Zürich, Bibliothek des Theologischen Seminars der Universität Basel, Bibliothèque nationale de France Paris, The British Library London, Bayerische Staatsbibliothek München. Anregende Hinweise verdanke ich den Gutachten der Herren Proff. Dres. Rudolf Brändle, Martin Jung, Ekkehard Stegemann, Basel, und Alfred Schindler, Zürich. Die kirchengeschichtliche Sozietät des Theologischen Seminars der Universität Basel hat sich in zwei Sitzungen Teilen meiner Arbeit gewidmet und zum weiteren Gelingen beigetragen. Ebenso hat mein Freundeskreis mir in manchem Gespräch Anregungen und Ansporn zur Weiterarbeit gegeben. Beim Korrekturlesen haben mich unterstützt: Herr Samuel Zinsli, Zürich, Frau Dr. Gerlinde Bretzigheimer, Zürich, Herr Michael Kohlbacher, Ober-Flörsheim, Herr Dr. Martin Sallmann, Basel, sowie meine Mutter, Frau Hannelore Heimgartner, Schöfflisdorf. Über die Verleihung des Fakultätspreises der Theologischen Fakultät der Universität Basel (Dewettianum) im November 2000 und des Alexander-Böhlig-Preises 2000 im Januar 2001 freue ich mich sehr, ebenso über die Aufnahme der vorliegenden Arbeit in die Reihe Patristische Texte und Studien. Meine Eltern haben Unschätzbares zur Entstehung dieser Arbeit beigetragen. Besonders hervorgehoben sei die Finanzierung meiner Forschungsreise nach Paris und London im April 1997. Ihnen sei dieses Buch nach alter Tradition gewidmet. Schöfflisdorf, den 3. Mai 2001

Martin Heimgartner

INHALT Vorwort Vorbemerkung EINLEITUNG 1. 2. 3. 4.

Problemstellung Editionen und Übersetzungen Forschungsstand Aufgabe und methodisches Vorgehen

V XI 1 1 2 11 21

A. BEZEUGUNG

27

1. 1.1.

30

1.1.1. 1.1.2. 1.1.3. 1.2.

1.2.1. 1.2.2. 1.2.3. 2. 2.1. 2.2. 3. 3.1. 3.1.1 3.1.2. 3.1.3. 3.1.4.

Textzeugen Die Textfragmente in den Hiera des Johannes von Damaskus Die Überlieferungsverhältnisse der handschriftlichen Zeugen in den Hiera Die Zuverlässigkeit der Lemmata Die Reihenfolge der Fragmente Das Textfragment im Florileg »Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« im Codex Vatopedi 236 Datierung des Florilegs Einordnung von Fragment 5 Der Textzeuge Psjust res 7,2-7,6 im Vaticanus graecus 1553 Zeugen, die eine Auferstehungsschrift unter dem Namen Justins erwähnen Die Testimonienreihe zu Gen 3,21 in der Epitome des Prokop von Gaza Die Auferstehungsschriften des »Agathonikos von Tarsos« Mit Hilfe von Hypothesen gewonnene Zeugen Das Justinzitat bei Methodius Die Auslegung von 1 Kor 15,50b in Meth res 2 , 1 8 , 1 - 1 . . . Die Auslegung von 1 Kor 15,50b in Meth res 2,18,9-11 . . Umfang und ursprüngliche Gestalt des Justinzitates Das Justinzitat und die pseudojustinische Auferstehungsschrift

30 34 37 39

40 41 43 43 44 45 50 52 53 57 61 64 66

VIII 3.2. 3.3. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 5.

Inhalt Das Syntagma Justins Melito von Sardes Zeugen, die unsere Auferstehungsschrift benützen, ohne Titel und Autor zu nennen Theophilus von Antiochien Irenäus von Lyon Clemens von Alexandrien Tertullian Methodius Ergebnis: Die zuverlässigen Zeugen

B. TEXT

71 73 75 75 77 83 87 90 95

97

Stemma der Handschriften Siglen der Handschriften Fragment 1 Fragment 2 Fragment 3 Fragment 4 Fragment 5

101 102 103 124 126 130 131

C. INHALT UND UMFELD

133

1. 1.1. 1.2. 2. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 3.6. 4. 4.1. 4.2. 4.3.

Einleitung (Psjust res 1,1-1,12) 134 Die Uniiberprüfbarkeit der Aussage der Wahrheit 134 Parallelen im Rheginosbrief 138 Disposition der Schrift (Psjust res 2,1-15; 5,lf; 7,1; 8,1) . . 140 Trugschlüsse der Gegner und ihre Widerlegung (Psjust res 2,4-13 und 3,1-4,6) 144 Der zweite Trugschluss und seine Widerlegung (2,6-12 und 3,1-18) 144 Die Außerkraftsetzung der geschlechtlichen Fortpflanzung 146 Das Herrenwort in Psjust res 2,10 und 3,17 148 Die Vertreter des zweiten Trugschlusses 150 Der erste Trugschluss und seine Widerlegung (2,4 und 4,1-6) 152 Die zugrunde liegende Quelle Justin dial 69,6f 153 Gegnerischer Argumentationsschwerpunkt 1: Die Auferstehung des Fleisches ist unmöglich (Psjust res 5-6) 155 Begründung des methodischen Vorgehens (5,1-16) 155 Die zugrunde liegende Quelle Justin ap 18,3-19,5 157 Die Möglichkeit der Auferstehung des Fleisches, bewiesen nach den heidnischen philosophischen Systemen (6,1-18) . . 159

Inhalt

4.4. 4.5. 5. 5.1. 5.2. 5.3. 6. 6.1. 6.2. 6.3. 7.

IX

Kapitel 6 als Kern der Schrift 167 Die Vertreter von Argumentationsschwerpunkt 1 169 Gegnerischer Argumentationsschwerpunkt 2: Die Auferstehung des Fleisches ist unangemessen (7,1-13) 171 Die Würde des aus Erde erschaffenen Fleisches (7,2-8) . . . 171 Die gemeinsame Sünde von Seele und Leib (7,9-13) 172 Die Vertreter von Argumentationsschwerpunkt 2 172 Gegnerischer Argumentationsschwerpunkt 3: Das Fleisch hat gar keine Auferstehungsverheißung (8,1-10,17) 174 Das Fleisch hat die Auferstehungsverheißung 175 Parallelen in der Epistula Apostolorum 179 Die Vertreter von Argumentationsschwerpunkt 3 187 Ergebnis: Das Umfeld unserer Schrift 190

D. ENTSTEHUNGSZEIT, ENTSTEHUNGSORT UND VERFASSER . . .

193

1. 2. 3. 3.1.

193 199 203

Entstehungszeit Entstehungsort Der Verfasser These: Athenagoras ist der Verfasser von Pseudojustin, Über die Auferstehung 3.1.1. Ist Athenagoras eher Verfasser von Pseudojustin, Ober die Auferstehung, oder von Pseudoathenagoras, Über die Auferstehung? 3.1.2. Ist eher Justin oder eher Athenagoras Verfasser von Pseudojustin, Über die Auferstehung? 3.1.3. Ergebnis: Athenagoras ist der Autor der unter dem Namen Justins überlieferten Auferstehungsschrift 3.2. Weiterführende Überlegungen 3.2.1. Das genaue Datum der Abfassung von Pseudojustin, Über die Auferstehung 3.2.2. Vermutungen zur Überlieferungsgeschichte von Pseudojustin, Über die Auferstehung 3.2.3. Die Zuweisung von Pseudoathenagoras, Über die Auferstehung, an Athenagoras 3.2.4. Weitere Nachrichten über Athenagoras

226 230

ANHANG I. BEGLEITENDE UNTERSUCHUNGEN

233

A.

203

204 211 220 221 221 224

Das Florileg » Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« und mit ihm verwandte Textcorpora 233

χ 1. 2. 2.1. 2.2. 3.

3.1. 3.2. 3.3. 3.3.1. 3.3.2. 4. 5.

Inhalt

Problemstellung und Vorgehen Das Vatopedi-Florileg und das Kapitel A l in der ersten Rezension des zweiten Buches der Hiera Die aufgrund textimmanenter Kritik als aus einer Quelle eingearbeitet erwiesenen Zitate Die aufgrund des Vatopedi-Florilegs als eingearbeitet erwiesenen Zitate Das Vatopedi-Florileg und die fünfzehn Vätertestimonien im Kapitel zu Gen 3,21 in der Oktateuch-Epitome des Prokop von Gaza Die Testimonienliste Prokops und die Paralleltexte im Vatopedi-Florileg und den davon abhängigen Textcorpora Spuren der Lemmata in der Testimonienliste Die Testimonien und das Thema der Testimonienliste . . . . Prokops Ausführungen zu Gen 3,21 Die Testimonien Das Vatopedi-Florileg und der Brief des Kaisers Justinian gegen Orígenes an den Patriarchen Menas Das Vatopedi-Florileg und das tritheistische Florileg in den syrischen Handschriften London, The British Library,

Additional 17214, 17191, 14S38 und 14532

6. 7.

B. 1. 2. 3.

Das Florileg im Codex Vatopedi 236 eine verkürzte Rezension Ergebnis: Ort und Zeit der Entstehung des VatopediFlorilegs

245 253 255

258 258 261 264 266 267 273

278 283 284

Prokop von Gaza, Epitome. Kritische Edition des Abschnittes zu Gen 3,21

286

Editionen und Übersetzungen Edition des Abschnittes zu Gen 3,21 Die Handschrift der Übersetzung von Konrad Klauser . . . .

286 289 294

ANHANG II. MATERIALIEN ZU PSEUDOJUSTIN, ÜBER AUFERSTEHUNG

A. B. 1. 2.

233

DIE

Konkordanz Spezialbibliographie zu Pseudojustin, Über die Auferstehung Ausgaben und Übersetzungen Ausgaben, Übersetzungen und Sekundärliteratur

297

297 308 308 310

LITERATURVERZEICHNIS

316

STELLENREGISTER

339

VORBEMERKUNG Über die Art der Zitation von Quellen und Sekundärliteratur gibt die Einleitung zum Literaturverzeichnis Auskunft. Besonders sei darauf hingewiesen, dass die Kapitel der Apologie Justins nach der Einteilung der Edition von MUNIER durchgehend als ap 1-83 nummeriert werden und der άληθής λόγος des Kelsos mit der Abkürzung Kels zitiert wird; die Kapitelzahl bezieht sich auf die entsprechende Stelle bei Orígenes, Gegen Kelsos. Sofern nichts anderes angegeben ist, stammen die deutschen Übersetzungen von mir. Die Handschriften nennen einstimmig Justin als Autor der Schrift, welcher diese Untersuchung gewidmet ist. Bevor ich den Nachweis der Pseudonymität erbracht habe, versuche ich möglichst, den Autor als »unseren Autor«, »den Autor unserer Schrift« zu umschreiben. Dennoch ist für Stellenverweise eine durchgehend gleich bleibende Abkürzung notwendig. Dazu verwende ich Psjust res. Die Kapitel- und Paragrapheneinteilung ist diejenige meiner eigenen Edition (unten S. 80-105).

EINLEITUNG 1. Problemstellung Vom Apologeten Justin, der um 165 in Rom zum Märtyrer wurde, sind in den mittelalterlichen Handschriften ein Dutzend Werke überliefert. Als echt anerkannt sind die Apologie, 152/53 an den Kaiser Antoninus Pius gerichtet, und der Dialog mit dem Juden Tryphon, wohl gegen 160 entstanden 1 . Die übrigen werden heute als unecht betrachtet 2 . Daneben sind vielerorts Fragmente aus angeblich justinischen Schriften erhalten. Eine umfassende kritische Untersuchung derselben ist ein Desiderat 3 . Unter diesen Fragmenten ragt ein größerer Block heraus: vier Stücke einer Schrift Ober die Auferstehung (abgekürzt Psjust res), die einen nahezu vollständigen Traktat bilden. Überliefert sind diese Fragmente in den Hiera des Johannes von Damaskus (ca. 6 5 0 - c a . 750), einem theologischen Lexikon, das in verschiedenen Rezensionen existiert. Die Frage der Autorschaft der von der Wissenschaft wenig beachteten Fragmente Über die Auferstehung ist bis heute unentschieden. Anlass zu Zweifeln an der Authentizität gibt vorerst die späte Bezeugung. Justin selbst berichtet nichts von einer Schrift über die Auferstehung; im Gegensatz zu Apologie und Dialog fehlt sie auch in Eusebs Katalog der Werke Justins (Η E 4,18) und in dem davon weitgehend abhängigen Bericht des Hieronymus über Justin (vir ini 23). Auch der Patriarch Photius im 9. Jahrhundert, in dessen Bibliothek umfangrei-

1

Zum Forschungskonsens SKARSAUNE, Justin, S. 4 7 2 . Zur Einheit von Justins Apologie GCS Eusebius, Bd. 2/3, S. CLIII-CLVIII, sowie M U N I E R , S. 3f (mit weiterer Literatur); zur Datierung der beiden Schriften unten S. 194 mit Anm. 10 und 11. Vgl. die als Spuria Iustini aufgeführten Nummern CPG 1 0 8 2 - 1 0 8 8 (1089) in CPG, Bd. 1, S. 3 3 - 3 5 . Ebenfalls als Werke des Apologeten betrachten die mittelalterlichen Justincorpora den Diognetbrief (CPG 1112) sowie die Quaestiones et responsiones ad orthodoxes (CPG 6 2 8 5 ) und dieExpositio rectaefidei (CPG 6218), welcheTheodoret von Kyrrhos zuzuordnen sind (Weiteres dazu CPG, Bd. 3, S. 2 0 7 und 218). So mit SKARSAUNE, Justin, S. 4 7 2 ; das Material am vollständigsten bei H A R N A C K , Überlieferung und Bestand, S. 1 0 5 - 1 1 4 . Beiträge zu den Fragmenten liegen vor von H I L G E N F E L D , Ueberlieferung (1883), D R A S E K E , Bruchstücke (1884), H A R R I S , Fragments (1886), H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1, S. 510f (1897), und von G R A N T , Fragments, (1963; mit weiterer Literatur). Sicher echt dürfte ein kleines Bruchstück aus dem Syntagma gegen Markion sein, das bei Irenäus (haer 4,6,2) erhalten ist. Möglicherweise stammt auch das Justinzitat in haer 5,26,2 aus dem Syntagma, doch Irenäus gibt die Schrift nicht an, aus der dieses stammt. Ebenfalls wohl echt ist ein kleines Bruchstück bei Tatian or 18,6 (zitiert in Eus Η E 4,16,7). SCHWARTZ,

2

3

2

Einleitung

che Zitate von zum Teil verlorenen Autoren erhalten sind, weiß nichts von ihr (bibl 125). Außer von dem genannten Johannes von Damaskus, der die Fragmente überliefert, wird sie nur noch im frühen 6. Jahrhundert von Prokop von Gaza in dessen Oktateuch-Epitome namentlich erwähnt. Ein weiteres Justinzitat, das Methodius von Olympos in seiner Auferstehungsschrift (2,18,9) mitteilt, ist verschiedentlich der Auferstehungsschrift zugeordnet worden, die unter dem Namen Justins läuft, doch Methodius macht keine Angabe, aus welcher Schrift das Stück stammt. Hauptziel der vorliegenden Untersuchung ist die Klärung der Autorschaft der Justin zugeschriebenen Auferstehungsschrift.

2. Editionen und Übersetzungen Im Jahr 1555 veröffentlichte Konrad Klauser in Zürich die OktateuchEpitome des Prokop von Gaza in lateinischer Übersetzung. In dieser Schrift führt Prokop anlässlich seiner Ausführungen zu Gen 3,21 eine Reihe von Kirchenvätern an, die in ihren Schriften seine Position unterstützen, darunter auch »Justin, der Philosoph und Märtyrer, in der Rede über die Auferstehung«4. Damit erhielt die Neuzeit erstmals Kenntnis von unserem Traktat; der Text desselben war vorläufig noch unbekannt. Im Jahr 1577 veröffentlichte Jacques de Billy (1535-1581), Abt von St.Michel-en-l'Herm, eine Ausgabe der Werke des Johannes von Damaskus in lateinischer Sprache, darin auch erstmals die Hiera5. Diese übersetzte de Billy aus einer Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts, die ihm deren damaliger Besitzer, Kardinal Antonio Carafa (1538-1591), zur Verfügung stellte6. Als Carafa später von Papst Gregor XIII. zum Bibliothekar der Vaticana ernannt wurde, schenkte er unter anderen Handschriften auch den Hiera-Codex der päpstlichen Bibliothek, wo dieser als Vaticanas graecus 1236 (V)7 katalogisiert ist. Niemand konnte wissen, dass in dieser Handschrift das kleine vierte Fragment unserer Auferstehungsschrift steht, denn es trägt hier nur das Lemma »von Justin«, ohne Schriftangabe 8 . Es sollten noch gut dreihundert Jahre vergehen, bis dieses Stück unserer Schrift zugeordnet werden konnte. Im Jahr 1636 veröffentlichte der Lütticher Jesuit Pierre Halloix ( 1 5 7 1 1656) im nordfranzösischen Douai erstmals die Fragmente 1 - 3 unserer Schrift. Dazu verwendete er ebenfalls eine Hz'era-Handschrift, den sogenannten Codex Rupefucaldinus (R), der seinen Namen nach seinem dama4

S 6 7 8

Eine Edition des entsprechenden Abschnittes findet sich in Anhang S. 2 9 0 - 2 9 3 ; die zitierte Stelle S. 2 9 3 . DE BILLY, Damasceni Opera, Vorwort S. 23 - Haupttext S. 2 4 3 . DE BILLY, Damasceni Opera, Vorwort S. 23. Eine Übersicht über die Handschriftensiglen findet sich unten auf S. 102. DE BILLY, Damasceni Opera, Haupttext S. 36.

3

Editionen und Übersetzungen

ligen Besitzer trägt, Kardinal François de la Rochefoucauld ( 1 5 5 8 - 1 6 4 5 ) , der den Codex auch Halloix zur Verfügung stellte. In dieser außergewöhnlich großformatigen Pergamenthandschrift ( 4 0 x 3 0 cm) aus dem 12. Jahrhundert 9 finden sich im Kapitel A 7 3 (περί της φοβέρας άναστάσεως) 10 die genannten drei Fragmente unserer Schrift. Schon seinem ersten Justinbuch

von 1622, Sancii lustini philosophi et martyris vita et documenta, hatte Halloix Fragmente verlorener Schriften des Apologeten beigefügt, und als er nun 1 6 3 6 das Werk überarbeitet als ein Kapitel in seine lllustrium

ecclesiae orientalis scriptorum ... vitae et documenta integrierte11, konnte er die Fragmente um die Auferstehungsstücke aus dem Rupefucaldinus vermehren. Seiner Edition fügte Halloix eine lateinische Übersetzung bei. Dieser Prachtband machte die Justin zugeschriebene Auferstehungsschrift erstmals der Öffentlichkeit zugänglich 12 . Damit begann die Erforschung unseres Textes. Bereits am Ende des 17. Jahrhunderts war Halloix' Edition der Auferstehungsschrift ein seltenes Werk 1 3 . Daher druckte Johannes Ernst Grabe ( 1 6 6 6 - 1 7 1 1 ) 1 7 0 0 im zweiten Band seiner Ährenlese der heiligen Väter

wie auch der Häretiker des 1., 2. und 3. Jahrhunderts nach Christi Geburt14 den von Halloix edierten griechischen T e x t ab, modifizierte dessen Übersetzung leicht und fügte eine eigene Kapiteleinteilung hinzu 15 . Anschließend ließ Grabe das Justinzitat aus Methodius' Auferstehungsschrift ( 2 , 1 8 , 9 ) folgen, auf das schon Halloix hingewiesen hatte und das nach Grabes Meinung ebenfalls der Auferstehungsschrift Justins angehört 1 6 . 9

Die Beschreibung und Untersuchung der Handschrift bei ist zu ergänzen mit den Resultaten von knappen Überblick bietet

10

So schon richtig

WAHL,

Prophetenzitate,

Vitae, S. 2 9 9 .

HALLOIX,

RICHARD,

LEQUIEN

HOLL,

Florilèges

Parallela, S. 2 6 - 4 1 ,

grecs,

Sp. 4 8 I f . Einen

Bd. 1, S. 1 0 3 - 1 0 5 . (Damasceni

opera,

Bd. 2, S. 7 3 4

[=MPG 9 6 , Sp. 4 4 5 ] ) zählt das Kapitel im πίυαξ als A 7 4 , da er einen Fehler des Rupefucaldinus

korrigiert hat, wo das 6 9 . und das 7 0 . Kapitel beide irrtümlich als ξθ'

gezählt werden (vgl. dazu Damasceni

HOLL,

Parallela, S. 2 9 f ; richtig jedoch A 7 3 im Text

LEQUIEN,

opera, Bd. 2, S. 7 5 6 [=MPG 9 6 , Sp. 4 8 5 ] ) .

Vitae,

11

HALLOIX,

12

Auf ein Versehen von

S.

1 5 1 ^ 1 0 1 . OTTO

(lustini opera, 3. Auflage, Bd. 2, S. X L I V ) geht die Angabe

zurück, dass sich die Edition von Halloix bereits in dessen Sancti lustini et martyris vita et documenta

von 1 6 2 2 finde. Die Angabe hatGooDENoucH

philosophi (Theology,

S. 2 9 6 ) übernommen. Beide Forscher haben die Angabe nicht überprüft, wie die fehlenden Seitenzahlen zeigen. Den Fehler vermerkt auch Spicilegium,

Bd. 2 / 1 ,

13

GRABE,

14

Der lateinische Originaltitel: Spicilegium Christum

S.

WARTELLE,

Justin,

S. 6 8 .

1 6 7 .

SS. Patrum ut et Haereticorum,

Seculi post

natum I. II. & III. Der Auferstehungstraktat findet sich im zweiten Band

dieser Sammlung, der als »erster Band des zweiten Jahrhunderts« (»Seculi II. Tomus I.«) tituliert ist, auf den Seiten 1 7 7 - 1 9 3 . 15

GRABE,

Spicilegium,

Bd.

Spicilegium,

Bd. 2 / 1 ,

2 / 1 , S. 1 7 7 - 1 9 3 ;

zur Kapiteleinteilung siehe unten

12. 1 6

GRABE,

S.

193f;

HALLOIX,

Vitae,

S.

315.

S. 9 9

Anm.

4

Einleitung

1 7 1 4 publizierte David Humphreys in London eine Untersuchung

Apologeticks

The

Of the Learned Athenian Philosopher Athenagoras, welche

eine englische Übersetzung der Athenagorasschriften enthält. Beigefügt sind diesem Werk auch eine englische Übersetzung des »curious Fragment of

Justin Martyr on the Subject of the Resurrection, not published in his Works« 1 7 sowie je ein Fragment von Josephus und Methodius aus dem Nachlass von Grabe. Im Jahr 1 7 1 2 veröffentlichte der Dominikaner Michel Lequien ( 1 6 6 1 1753) in Paris eine große zweibändige Ausgabe der Werke des Johannes von Damaskus 18 , darin erstmals auch den griechischen Text der Hiera19, wobei er den heute üblichen, aber eigentlich nicht korrekten Titel Sacra Parallela (griechisch τα ιερά παράλληλα) prägte 20 . Wie de Billy verwendete

er den Vaticanus graecus 1236, den ihm sein Ordensgeneral aus der Vatikanischen Bibliothek zur Verfügung stellte 21 . Dieser Codex bietet zwar einen qualitativ ziemlich schlechten Text. Dennoch ist Lequiens Ausgabe ein Pionierwerk ersten Ranges. Sie ist bis zum heutigen Tag die einzige vollständige Edition eines Hzera-Manuskripts. Lequien kannte noch eine zweite Hiera-Handschrift, die vom Vaticanus 1236 stark abweicht: den oben genannten Codex Rupefucaldinus, der längst auch von anderen Gelehrten wegen der in ihm erhaltenen Auszüge aus verlorenen altkirchlichen Autoren hochgeschätzt wurde 22 . Mittlerweile befand sich dieser Codex im Pariser Jesuitenkollegium Louis-Le-Grand, dem ehemaligen Collège de Clermont, an der Rue St-Jacques. Rochefoucauld hatte seinerzeit dort studiert und später dem Jesuitenkollegium die kostbare Handschrift geschenkt. So ließ Lequien seiner Edition des Vaticanus 1236 das Inhaltsverzeichnis (den sog. πίναξ) und wichtige Ausschnitte des Codex Rupefucaldinus folgen 23 , insbesondere unveröffentlichte Passagen aus sonst verlorenen Schriften altchristlicher Autoren. »Ich glaubte aber auch jene langen Zitate des hl. Justin nicht weglassen zu dürfen, die nicht mit den Werken ebendieses hl. Märtyrers, sondern separat von Pierre Halloix ediert worden sind, nachdem er sie ebendiesem Codex Rupefucaldinus entnommen hat-

Titelblatt.

17

HUMPHREYS,

18

Nachgedruckt in M P G 9 5 / 9 6 . Allerdings lässt der Reprint genau die Fragmente unserer Auferstehungsschrift aus ( M P G 9 6 , Sp. 4 8 6 ) ; sie sind in M P G 6, Sp. 1 5 7 1 - 1 5 9 2 nach der Edition von M a r a n (dazu unten S. 6) nachgedruckt. Damasceni

opera, Bd. 2 , S. 2 7 8 - 7 3 0 .

1 9

LEQUIEN,

20

Vgl.

2 1

LEQUIEN,

22

»In Rupefucaldino leguntur prolixa illa nec pauca fragmenta, quae propter Librorum

HOLL,

S. 2 . Weiteres zum Titel unten S. 3 1 .

Parallela,

Damasceni

opera, Bd.

2,

S.

2 7 4 .

veterum penuriam a viris eruditis auro contra cara habita sunt, ut puta Justini Martyris, Irenaei, Titi et Antipatri Bostrorum, aliorumque, quorum opera temporum iniquitate perierunt.« 2 3

LEQUIEN,

Damasceni

(LEQUIEN,

opera, Bd.

Damasceni 2,

S.

opera, Bd.

7 3 1 - 7 9 0 .

2,

S.

2 7 4 )

5

Editionen und Übersetzungen

te.« 2 4 Die dem Auferstehungstraktat beigefügte Übersetzung ist eine Modifikation derjenigen von Grabe 2 5 . Lequien erkannte sofort, welch große Unterschiede die beiden Manuskripte bei allen Gemeinsamkeiten aufweisen, und so gelangte er aufgrund von zwei Scholien, die vom Raub des Kreuzes durch die Perser im Jahr 6 1 4 berichten, zu einer heute als falsch erwiesenen, aber dennoch sehr scharfsinnigen These: Der Vaticanus 1236 repräsentiere das Werk des Johannes von Damaskus, der Rupefucaldinus hingegen ein Vorgängerwerk aus dem 7. Jh., wie die Scholien nahelegen würden. »Ganz getraut hat er übrigens selbst seiner Lösung nicht, und dies war wohl mit ein Grund, warum er sich hütete, auf die Fragen einzugehen, die ihm noch andere Handschriften, von denen er wusste, stellten.« 26 Eine weitere Hzera-Handschrift - neben dem Rupefucaldinus die einzige in Westeuropa, welche die Fragmente 1 - 3 unserer Auferstehungsschrift enthält - befand sich in diesen Jahren ebenfalls in Paris, nur eine gute Viertelstunde Fußweg vom Collège Louis-Le-Grand entfernt, im Maurinerkloster Saint-Germain-des-Prés. Dort hatte Henri-Charles du Cambout, Bischof von Metz und Herzog von Coislin 2 7 , seine Bibliothek deponiert und den Mauriner Bernard de Montfaucon mit der Herstellung eines detaillierten Kataloges beauftragt. Dieser 1 7 1 5 erschienene Katalog - der erste seiner Art nach demjenigen der Kaiserlichen Bibliothek in Wien von Lambeck - begeisterte den Auftraggeber derart, dass er die Bücher erneut in Saint-Germain deponierte und sie schließlich dem Konvent testamentarisch vermachte, wo die Sammlung »Coislin« bis zur Überführung in die Bibliothèque nationale im Winter 1 7 9 5 / 9 6 blieb. Die für uns interessante Hiera-Handschrift in dieser Sammlung hatte Montfaucon als Codex Coislinianus 2 7 6 (C) katalogisiert 28 . Diese Pergamenthandschrift des 10. Jahrhunderts - wohl im 13. Jahrhundert mit ihrem damaligen Besitzer in die Lavra des heiligen Athanasios auf dem Athos gelangt 29 - hatte der 24

2 5

2 6

27 28

29

Im lateinischen Original: »Neque vero etiam omittenda putavi prolixa illa S. Justini loca, quae cum ejusdem S. Martyris operibus edita non sunt, sed seorsim a Petro Halloixio, cùm haec accepisset ex eodem codice Rupefucaldino.« ( L E Q U I E N , Damasceni opera, Bd. 2, S. 7 3 0 ) L E Q U I E N , Damasceni opera, Bd. 2 , S. 7 5 6 - 7 6 3 . So übernimmt er etwa in Psjust res 1 , 2 von Grabe »certitudo«, während Halloix »confidentia« übersetzt. Die Beispiele lassen sich beliebig vermehren.

Parallela, S. 3 . Coislin ist eine Landschaft im heutigen Département Loire-Atlantique. Der Coislinianus 276 ist beschrieben im Katalog von DEVREESSE (fonds, S. 2 5 6 ) , ganz konzentriert bei R I C H A R D (Florilèges grecs, Sp. 477f), sehr knapp und übersichtlich bei W A H L (Prophetenzitate, Bd. 1, S. 85f); eingehend untersucht den CodexHoLL, Parallela, S. 1 7 6 - 1 8 9 . Für die Geschichte der Sammlung Coislin - heute französisch katalogisiert - beziehe ich mich auf D E V R E E S S E , fonds, S. I - X V . HOLL,

So lassen die Schriftart der entsprechenden Vermerke vermuten 177f).

(HOLL,

Parallela, S.

6

Einleitung

zypriotische Priester A t h a n a s i o s in der M i t t e der 1 6 4 0 e r J a h r e a u f Z y p e r n z u s a m m e n mit zahlreichen a n d e r e n H a n d s c h r i f t e n für den französischen K a n z l e r Pierre Séguier ( 1 5 8 8 - 1 6 7 2 ) , den G r o ß v a t e r v o n du C a m b o u t , gekauft. In S a i n t - G e r m a i n bereitete »einer der M ö n c h e der K o n g r e g a t i o n des hl. M a u r u s « eine A p o l o g e t e n a u s g a b e v o r , die nebst den W e r k e n v o n T a t i a n , A t h e n a g o r a s und T h e o p h i l o s v o n A n t i o c h i e n erstmals sämtliche J u s t i n zugeschriebenen Schriften u m f a s s t e 3 0 . D e r bescheidene a n o n y m e E d i t o r der 1 7 4 2 in Paris erschienenen p r ä c h t i g e n A u s g a b e w a r kein anderer als der g r o ß e Gelehrte Prudent M a r a n ( 1 6 8 3 - 1 7 6 2 ) 3 1 . Bei seiner Edition der A u f e r s t e h u n g s f r a g m e n t e 3 2 konnte er mit d e m Coislinianus einige T e x t l ü c k e n des Rupefucaldinus

276

füllen 3 3 . Die beigefügte lateinische

Übersetzung ist eine Revision derjenigen v o n G r a b e und L e q u i e n 3 4 . Die folgende Z e i t b r a c h t e w e d e r F o r t s c h r i t t e für die Editionsgeschichte unseres T e x t e s n o c h für die H / e r a - F o r s c h u n g . Mittlerweile w a r e n z w a r einige neue Hiera-Handschriften

b e k a n n t g e w o r d e n 3 5 , d o c h diese wiesen

gegenüber den bisher bekannten beiden C o d i c e s n o c h andere A b w e i c h u n -

30

3 1 3 2

33

34

3 5

»Operä et studio unius ex Monachis Congregationis S. Mauri.« ( M A R A N , Justini opera, Titelblatt) Diese Edition ist bequem zugänglich als Nachdruck in MPG 6, wo die ursprüngliche Paginierung weitgehend aus fettgedruckten, in den Text eingeschobenen Seitenzahlen ersichtlich ist. O T T O , Justini opera, 1. Auflage, Bd. 1, S. XIV. M A R A N , Justini opera, S. 5 8 8 - 5 9 5 . »Longe melior antiquissimi Coisliniani scriptura, quem ad hujus opusculi emendationem adhibui.« (MARAN, Justini opera, S. 588 Anm. b) Den Rupefucaldinus hat Maran offensichtlich nicht eingesehen: So übernimmt er etwa in Psjust res 5,11 von Lequien εκκλησίας statt der Lesart αληθείας der Codices. Die gegenseitige Abhängigkeit der Ubersetzungen zeigt sich deutlich bei ότι ευ τη άναστάσει ή σάρξ ολόκληρο; άναστήσεται in Psjust res 4,4, wo bei Halloix und Grabe ολόκληρος im Text fehlt. Erst Lequien und nach ihm Maran, Teller und Otto (1. Auflage) bieten dieses Wort, doch alle vier haben es in den Übersetzungen nicht ergänzt. Erst Dods übersetzt »entire«, Otto (3. Auflage) »integram«. - Nicht ganz richtig ist Marans Angabe, Grabe habe es als erster griechisch ediert, während es vorher nur lateinisch in den Parallelen, übersetzt von de Billy, vorgelegen habe ( M A R A N , Justini opera, S. 584, vgl. auch 588 Anm. a). Maran hat nicht beachtet, dass Grabes Ausgabe auf Halloix basiert; stattdessen hält er sie für die editio princeps des griechischen Textes und schreibt den lateinischen Text de Billy zu ( M A R A N , Justini opera, S. 584). Von Maran haben O T T O (Iustini Opera, 3 . Auflage, Bd. 2, S. XLIV) und G O O D E N O U G H (Theology, S. 298) den Fehler übernommen, ohne die Angabe zu verifizieren, wie die fehlenden Seitenzahlen verraten. Auch W A R T E L L E , Justin, S. 68, weist auf den Fehler hin. (Bibliotheca Graeca, Bd. 9, S . 7 2 0 - 7 2 2 ) nennen im Jahr 1804 neben den Editionen von de Billy und Lequien und deren Handschriften (Vaticanus 1236 und Rupefucaldinus) folgendeHî'era-Codices: Laurentianus plut. VIII, 22; Marcianus 138, Nanianus 228 sowie Coislinianus 294 (ein mit den Hiera verwandtes Florileg, vgl. R I C H A R D , Florilèges grecs, Sp. 4 8 4 - 4 8 6 ) .

FABRICIUS/HARLES

7

Editionen und Übersetzungen

gen auf, sodass sich das Problem der handschriftlichen Überlieferung vergrößerte. Zudem war der nur teilweise veröffentlichteRupefucaldinus 1 7 6 3 bei der Aufhebung des Jesuitenordens in Frankreich verschwunden. Eine einzige Handschrift hätte weiterhelfen können: der Coislinianus 276, den Maran für seine Justinausgabe verwendet hatte. Doch von ihm nahm die Hiera-Forschung keine Notiz. Maran hatte nämlich - wie damals üblich - die Signatur nicht angegeben 36 . Auch bei den weiteren Druckausgaben unseres Textes griffen die Editoren bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht auf den Coislinianus 276 zurück, sondern stützten sich auf die bisherigen Editionen von Halloix, Grabe, Lequien und Maran. 1 7 6 6 erschien in Helmstedt die bisher einzige Monographie zu unserer

Schrift. Unter dem Titel Iustini Martyris ΑΠΟΔΕΙΞΙΣ resurrectionis

carnis

edierte Wilhelm Abraham Teller den Text griechisch, übersetzte ihn ins Lateinische und versah ihn reichlich mit Anmerkungen. Er folgte im Wesentlichen Maran, aber mit kritischer Distanz. Auf der Basis von Tellers Ausgabe publizierte Christian Friederich Rößler 1 7 7 6 im ersten Band seiner Bibliothek der Kirchen-Väter eine deutsche Paraphrase unserer Auferstehungsschrift, welche sich stellenweise einer Ubersetzung annähert 3 7 . Unberücksichtigt ist Tellers Άπόδειξις beim Breslauer Professor Johann Christian Wilhelm Augusti, der den Auferstehungstraktat in seiner Chrestomathia patristica von 1 8 1 2 nach den Ausgaben von Maran und Grabe edierte 38 . Alle Vorgängerausgaben berücksichtigte hingegen Johann Karl Theodor Otto ( 1 8 1 6 - 1 8 9 7 ) , der unseren Traktat 1 8 4 3 im zweiten Band seiner dreibändigen Justinausgabe edierte 39 . Im Rahmen der regen theologischen Publikationstätigkeit, die in den ersten Regierungsjahren von Zar Alexander II. ( 1 8 5 5 - 1 8 8 1 ) möglich wurde 4 0 , veröffentlichte P. Preobrazenskij 1 8 6 8 in Moskau eine russische Übersetzung der Auferstehungsschrift 4 1 ; ihre Textbasis ist die Edition von Otto 4 2 . 1 8 5 7 erschien in Paris der sechste Band der Patrologia Graeca von Jacques Paul Migne 4 3 . Er druckte unsere Fragmente nach der Edition von Maran nach 4 4 und berücksichtigte in zusätzlichen Anmerkungen auch die Editionen von Teller und Otto. Nach dem Migne-Text fertigte Marcus Dods ( 1 8 3 4 - 1 9 0 9 ) eine eng-

36

Er redet nur von einem »antiquissimus Coislinianus«, den er verwendet habe

(MARAN,

Justini opera, S. 5 8 8 Anm. b; vgl. oben Anm. 3 3 ) . 3 7

RÖSSLER,

Bibliothek,

3 8

AUGUSTI,

Chrestomathia,

Bd. 1, S. 1 7 5 - 1 8 1 .

3 9

OTTO,

40

Vgl. dazu

4 1

PREOBRAZENSKIJ,

Justini opera, BRYNER,

1.

S. 3 - 2 7 ; die zugrunde liegenden Editionen S. 3 Anm. *. Auflage, Bd.

Ostkirchen,

Pamjatniki,

S.

2,

S.

5 0 6 - 5 4 3 .

S. 4 3 . 1 0 9 - 1 2 4 mit Vorwort

S.

107f. Ich habe die russische

Übersetzung nicht selbst einsehen können (die Angaben nach Aufl., Bd. 2, S. LVIII und LI). Iustini opera,

3. Auflage, Bd. 1/1, S. LXIII.

4 2

OTTO,

43

Nachgedruckt 1 9 7 8 in Turnhout.

44

M P G 6, Sp. 1 5 7 1 - 1 5 9 2 .

OTTO,

Iustini opera,

3.

8

Einleitung

lische Übersetzung unseres Traktats an 45 , die 1868 in Edinburgh in der Reihe Ante-Nicene Christian Library publiziert und 1885 in New York in der Reihe Ante-Nicene Fathers nachgedruckt wurde 46 . Erst im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts verhalfen Handschriftenfunde und -Wiederentdeckungen der Edition unseres Textes und der HieraForschung zu neuen Impulsen. Schon in seiner ersten Justinedition hatte Otto den Codex von Maran anhand des Katalogs von Montfaucon richtig als Coislinianus 276 identifiziert47. Als er eine weitere Auflage der Werke Justins plante, kollationierte Karl Benedikt Hase für ihn den Coislinianus 276. Die dritte, stark überarbeitete Auflage der Werke Justins publizierte Otto in den Jahren 1876-1880, nunmehr in sein Corpus Apologetarum christianorum saeculi secundi integriert, die Auferstehungsschrift im zweiten, 1879 erschienenen Band unter den Opera Iustini addubitata4S. Johann Heinrich Nolte kam Otto mit der Publikation der Lesarten des Coislinianus 276 zuvor. Seine Kollation des Codex ist der Migne-Edition in einem Anhang 49 beigefügt. Ins Bewusstsein der H/era-Forschung gelangte der wiederentdeckte Coislinianus 276 erst, als Kardinal Pitra 1883 und 1884 aus diesem Zitate von Methodius und Philo publizierte50 und damit ein breites Interesse an den Zitaten in den Hiera-Handschriften weckte 51 . Nun gelang die grundlegende Lösung des Problems der handschriftlichen Überlieferung der Hiera mit Hilfe des Coislinianus 276 und des Vaticanus graecus 1553, aus dem Kardinal Angelo Mai (1782-1854) bereits 1825 und 1833 den πίναξ und eine Auswahl von Väterzitaten veröffentlicht hatte 52 . Diese beiden Codices sind Handschriften von einzelnen Büchern der Hiera, nämlich der Coislinianus 276 eine des ersten und der Vaticanus graecus 1553 eine des zweiten Buches. So gelangten Leopold Cohn und Friedrich Loofs unabhängig voneinander im selben Jahr 1892 zum Ergebnis, dass die Hiera ur-

45

Dies zeigt die Stellenangabe des Odysseezitates: Die Angabe 2,304 hat Dods der Migne-Edition entlehnt, der die arabische 11 bei Maran als römische 2 verstanden und zudem die Verszahl verfälscht hat. Den Fehler 11,306 hat Maran (wie auch Lequien und Teller) von Grabe übernommen. Halloix hat das Zitat richtig als Odyssee 10, 306 identifiziert.

46

DODS, Fragments,

47

48 49 50

51 52

S. 2 9 4 - 2 9 9 .

Justini opera, 1. Auflage, Bd. 1, S. X X I I I . OTTO, Iustini opera, 3. Auflage, Bd. 2, S. 2 1 0 - 2 4 9 . MPG 6, Sp. 1 7 0 5 - 1 8 1 6 , zu unserer Schrift Sp. 1 7 9 5 - 1 8 0 0 . PITRA, Analecta, Bd. 2, S. 3 0 4 - 3 1 0 (Fragmente von Philo), vgl. auch S. X X I ; Bd. 3, 6 1 7 - 6 2 6 (Fragmente von Methodius). Dazu WAHL, Prophetenzitate, Bd. 1 , S . 3 6 - 3 8 . MAI, Collectio, Bd. 1/3, S. 4 3 - 9 0 (griechischer Text mit lateinischer Übersetzung und Anmerkungen); leicht gekürzt und ohne lateinische Übersetzung nachgedruckt in Bd. OTTO,

7 , S. 7 4 - 1 0 9 .

9

Editionen und Übersetzungen

sprünglich in drei Büchern vorgelegen haben und später mehrfach bearbeitet worden sind 5 3 . J a m e s Rendel Harris ( 1 8 5 2 - 1 9 4 1 ) machte zudem für unsere Auferstehungsschrift zwei wichtige Handschriftenfunde. Im Sommer 1 8 8 4 stieß er in Paris in der Bibliothèque Nationale auf den reich illuminierten

Hiera-Codex grec 923 (Ρ)54. In seinem Aufsatz Fragments of Justin Martyr wies er 1 8 8 6 darauf hin, dass in diesem Codex ein weiteres Fragment der Auferstehungsschrift Justins zugewiesen wird 5 5 . Es ist das schon oben erwähnte vierte Fragment. Zum anderen hatte er bei Sir Thomas Phillips in Cheltenham (England) den verlorenen Rupefucaldinus wiedergefunden 5 6 , dessen Irrfahrt sich nun im Rückblick verfolgen ließ: Er war 1 7 6 3 bei der Aufhebung des Jesuitenordens beschlagnahmt 5 7 und auf einer Versteigerung 1 7 6 4 mit dem größten Teil der Clermont-Handschriften an Gerhard Meerman aus Den Haag verkauft worden. Nach dessen Tod gelangten die meisten Manuskripte - wiederum per Auktion - an Sir Thomas Phillips. Als nach seinem Tod ( 1 8 7 2 ) sein Schwiegersohn John Ε. A. Fenwick die rund elftausendfünfhundert (!) Handschriften 5 8 zum Verkauf anbot, erwarb die Königliche Bibliothek zu Berlin (die heutige Staatsbibliothek) 1 8 8 7 / 1 8 8 8 den Rupefucaldinus zusammen mit anderen Phillips-Manuskripten 5 9 . Die kostbare Handschrift, die nun in Berlin als graecus 46 katalogisiert wurde, weckte das Interesse der Kirchenväterkommission der Königlichen Preussischen Akademie der Wissenschaften, und so betraute diese Karl Holl ( 1 8 6 6 - 1 9 2 6 ) mit der Edition des Rupefucaldinus. Bald schlug dieser jedoch vor, zuerst die handschriftliche Überlieferung der Hiera zu klären 6 0 - unabdingbare Voraussetzung jeder sinnvollen Textedition - , was er in seiner 1 8 9 6 vollendeten, 1 8 9 7 gedruckten Untersu-

chung Die Sacra Parallela des Johannes Damascenus erfüllte, wofür er die venia legendi für Kirchengeschichte erhielt 6 1 . Hier zeigte Holl, dass die Hiera in zwei verschiedenen Rezensionen vorliegen, auf denen wiederum die weiteren Bearbeitungen basieren. Die beiden Rezensionen bezeichnete

5 3

HOLL,

Parallela,

S. 4 ; WAHL,

Prophetenzitate,

Bd.

1., S. 3 8 — 4 0 .

Leider wurde damals

noch keine Handschrift des dritten Buches entdeckt, doch Loofs zeigte, dass es bei Antonius Melissa verarbeitet ist und von dorther teilweise rekonstruiert werden kann Parallela, S. 2 7 8 f ) .

(HOLL, 5 4

HARRIS,

Fragments

of Philo, S. vii.

5 5

HARRIS,

Fragments

of Justin,

5 6

HARRIS,

Fragments

of Philo, S. ix.

57

59

35.

So eine Notiz auf der ersten beschriebenen Seite: »Paraphé au desir de l'arrest du 5

5 8

S.

juillet

1 7 6 3 .

Mesnil« (Text nach

MARCOVICH, P T S

38,

S.

7

A n m .

HOLL,

Parallela, S.

27).

13.

Z u r Geschichte der Berliner Phillips-Handschriften vgl. den knappen Überblick bei RAHLFS,

Verzeichnis,

Parallela,

6 0

HOLL,

6 1

WALLMANN,

Holl,

S. S.

S. V. 5 1 5

30.

10

Einleitung

H o l l n a c h den beiden a m längsten bekannten H a u p t v e r t r e t e r n , den H a n d schriften R und V , als rupefucaldinische und vatikanische R e z e n s i o n 6 2 . 1 8 9 9 ließ H o l l seiner U n t e r s u c h u n g eine Edition der Fragmente cänischer

Kirchenväter

aus den Sacra

Parallela

1 - 3 unserer Schrift 6 3 k o n n t e H o l l neben dem Rupefucaldinus Coislinianus mitanus

276

vorni-

folgen. F ü r die F r a g m e n t e und d e m

einen dritten T e x t z e u g e n v e r w e n d e n : den

Hierosoly-

15 ( H ) aus der P a t r i a r c h a t s b i b l i o t h e k in J e r u s a l e m 6 4 , d a z u eine

Teilüberlieferung v o n Psjust res 1 , 1 - 1 , 8 im Rupefucaldinus

und eine v o n

Psjust res 7 , 2 - 7 , 6 in d e m s c h o n o b e n e r w ä h n t e n Vaticanus

graecus

1553

( K ) 6 5 . F ü r das vierte F r a g m e n t v e r w e n d e t e H o l l neu sechs T e x t z e u g e n 6 6 . N a c h diesen beiden g r o ß e n Publikationen h a t sich H o l l der E d i t i o n der W e r k e des Epiphanius v o n Salamis z u g e w a n d t - der Rupefucaldinus blieb unveröffentlicht. Einen weiteren g r o ß e n Schritt m a c h t e die E r f o r s c h u n g der Überlieferung der Hiera

erst wieder mit M a r c e l R i c h a r d ( 1 9 0 7 - 1 9 7 6 ) . A u f m e h r e -

ren F o r s c h u n g s r e i s e n h a t R i c h a r d v o r allem in Griechenland eine ganze Reihe v o n neuen H i e r a - H a n d s c h r i f t e n gefunden, d a r u n t e r A n f a n g Juli 1 9 5 7 a u c h e r s t m a l s eine T e i l h a n d s c h r i f t des u r s p r ü n g l i c h e n d r i t t e n B u c h e s (.Iviron

382)67,

w a s i h m eine w e i t g e h e n d e R e k o n s t r u k t i o n des d r i t t e n

Buches e r m ö g l i c h t h a t 6 8 . In seinem Artikel Florilèges

62

6 3

6 4

65

6 6

67 6 8

grecs

g a b er 1 9 6 2

Vgl. insbesondere die Zusammenfassung der Ergebnisse der Untersuchung der beiden Rezensionen H O L L , Parallela, S. 159f, mit dem dazugehörigen Stemma S. 161, das allerdings nur die Handschriften umfaßt, die auf diesen beiden Rezensionen beruhen. Die Handschriften der ursprünglichen Bücher werden auf den S. 1 7 6 - 1 8 9 {Coislinianus 276) und 1 8 9 - 2 2 4 (Vaticani 1553 und 14S6) untersucht. Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis (S. IX-XIII) hilft einem, sich rasch zurechtzufinden. Näheres zur Überlieferungsgeschichte der Hiera unten S. 3 2 - 3 4 . Fragmente, S. 3 6 ^ 9 , Fragmente Nr. 1 0 7 - 1 0 9 . hat für seine Untersuchung (Parallela, S. 1 1 4 - 1 3 8 ) diesen Codex nicht selbst einsehen können, sondern eine Abschrift der vornizänischen Zitate verwendet, die ihm Hans Achelis zur Verfügung gestellt hat ( H O L L , Parallela, S. VI und 115). Zudem hat Holl mit der Abschrift eines Teils der Titel und Lemmata den damaligen Diakon Justinos in Jerusalem beauftragt (Parallela, S. 115); dieser hat sich aber, wie Holl im Vorwort bissig bemerkt, »seine Mühe so reich bezahlen lassen, dass ein besonderer Dank unangebracht scheint« (Parallela, S. VI). Eine knappe Analyse gibt R I C H A R D (Florilèges grecs, Sp. 483f), während seine ausführliche Untersuchung zu diesem Codex unveröffentlicht ist; ich habe das Typoskript im Institut de Recherche et d'Histoire des Textes in Paris einsehen können. HOLL,

HOLL

Der Vaticanus graecus 1553 war früher im Basilianerkloster Grottaferrata beheimatet, nach welchem ihm wohl Holl das Sigei Κ (für Κρυπτωφέρρη = Grottaferrata) gegeben hat, wie W A H L vermutet (Prophetenzitate, Bd. 1, S. 87f). H O L L , Fragmente, S. 49, Fragment 110. Zur Entdeckung siehe R I C H A R D , Rapport, S. 50. R I C H A R D , »Parallela«, sowie in einem leider unveröffentlichten Typoskript, das ich ebenfalls im Institut de Recherche et d'Histoire des Textes in Paris einsehen konnte.

Forschungsstand

11

eine Übersicht über seinen Ermittlungsstand, der die neuen Handschriften einordnet und dabei Holl nur an einem einzigen wesentlichen Punkt korrigierte: Das Florilegium Rupefucaldinum (Richard spricht von Florilegien statt von Rezensionen) beruht auf einer Kombination einer zweiten Rezension des ursprünglichen zweiten Buches einerseits und einem Nebentyp der Vatikanischen Rezension andererseits 69 . Seit dem Tod von Marcel Richard wird die große Sammlung von Mikrofilmen, welche er als Leiter der section grecque im Institut de Recherche et d'Histoire des Textes (IRHT) in Paris zusammengetragen hat, zwar immer wieder für einzelne Autoren konsultiert, eine systematische Edition der Hiera ist jedoch nicht erfolgt. Geplant ist eine Edition in Deutschland: Das Byzantinische Institut der Abtei Scheyern zwischen München und Ingolstadt hat sich 1939 bei seiner Entstehung die Gesamtausgabe der Werke des Johannes von Damaskus zum Ziel gesetzt. Basis der Edition bildet eine Mikrofilmsammlung der Damaszenushandschriften, welche in Scheyern seit den Anfangsjahren des Instituts zusammengetragen worden sind. Bisher sind fünf Bände erschienen 70 . Der Beginn der Edition der Hiera ist für das Jahr 2 0 0 3 vorgesehen 71 . In jüngster Zeit sind zwei französische Übersetzungen unseres Traktates erschienen. Die erste ist 1993 von André Wartelle publiziert worden 72 und beruht auf der dritten Auflage der Textedition von Otto von 1879, die 1969 und 1974 nachgedruckt worden ist. Die zweite stammt von Elisabeth Gauché und wurde 1994 im Band Justin Martyr. Œuvres complètes der Bibliothèque Migne veröffentlicht 73 . Sie beruht auf der maßgebenden Edition von Karl Holl.

3. Forschungsstand Bereits der Ersteditor Pierre Halloix verweist für die Echtheit der Auferstehungsschrift neben der Autorität des Damaszenus und den ähnlichen Stellen in anderen echten Werken Justins auch auf das Justinzitat, welches bei Methodius res 2,18,9 erhalten ist 74 . Seitdem teilen sich die Forscher in zwei Gruppen:

6 9

RICHARD,

Florilèges

grecs,

Sp. 476—484, stellt die Ergebnisse auf knappstem R a u m

zusammen. Eine breitere Darstellung mit Charakterisierung der verschiedenen Handschriften bietet Sirach-Text,

WAHL,

Prophetenzitate,

Bd. 1, S. 2 6 - 1 2 0 (besonders 6 2 - 1 2 0 ) , und

S. 1 7 - 2 5 .

70

KOTTER, PTS 7 ( 1 9 6 9 ) , 1 2 ( 1 9 7 3 ) , 1 7 ( 1 9 7 5 ) , 2 2 ( 1 9 8 1 ) , 2 9 ( 1 9 8 8 ) .

71

Dies teilt mir der Leiter des Instituts, Dr. Robert Volk, am 6. Juni 1 9 9 7 brieflich mit.

7 2

WARTELLE,

7 3

HAMMAN/GAUCHÉ,

7 4

HALLOIX,

Justin, Vitae,

S.

7 2 - 8 2 .

Justin,

S.

315.

S. 3 4 3 - 3 6 0 mit Einleitung von A.-G. H a m m a n S. 3 4 1 .

12

Einleitung

Auf der einen Seite vertreten mehrheitlich deutsche Forscher die Authentizität der Auferstehungsschrift, indem sie das Zitat bei Methodius als Bruchstück derselben betrachten. Dies sind: Wilhelm Ernst Tentzel in seinen 1692 erschienenen Exercitationes selectae75, der bereits erwähnte Johannes Ernst Grabe 1700 in seiner Ährenlese der heiligen Väter76, William Cave postum 1741 in seiner Scriptorum ecclesiasticorum historia literaria77 sowie Wilhelm Abraham Teller 1766 im Vorwort seiner oben genannten Edition unseres Textes 78 und in der zuvor im selben Jahr erschienenen historisch-kritischen Untersuchung Fides dogmatis de resurrectione Carnis per quatuor priora sécula79. Unter diesen Forschern verdient Grabe besondere Beachtung: Als neues Zeugnis bringt er die Erwähnung unserer Schrift im Kapitel zu Gen 3,21 in Prokops Oktateuch-Epitome vor. Zudem stellt er die These auf, unsere Auferstehungsschrift sei ein Teil von Justins verlorenem Syntagma. Damit sei sie trotz dem Schweigen von Euseb und Hieronymus bereits bei Irenäus bezeugt, der das Syntagma in haer 4,6,2 zitiere 80 . Seiner These schließt sich 1832 Daniel von Coelln an, der das Handbuch der christlichen Dogmengeschichte von Wilhelm Münscher für die dritte Auflage überarbeitete 81 . Auf der anderen Seite stehen vor allem französische Forscher. Sie halten den Auferstehungstraktat aufgrund der schlechten Bezeugung für unecht und weisen darauf hin, dass Methodius den Namen der Schrift, aus der er zitiert, nicht nenne und somit das Zitat als Zeuge unbrauchbar sei. Hier sind zu nennen: Louis-Ellies du Pin 1686 in seiner Nouvelle Bibliothèque des Auteurs ecclesiastiques82, Sébastien Le Nain de Tillemont in seinem in den Jahren 1 6 9 3 - 1 7 1 2 in Paris erschienenen sechzehnbändigen Riesenwerk Mémoires pour servir à l'histoire Ecclésiastique des six premiers sièclesSi, Denis-Nicolas Le Nourry (1647-1724) 1703 im ersten Band seines Apparatus ad Bibliothecam maximam84, Samuel Jebb in seinem 1719 in London erschienenen Sancti Justini Philosophi et Martyris cum Tryphone Judaeo Dialogusss, Prudent Maran 1742 in seiner Apologetenedition 86 . 75 7 6

7 7

7 8

7 9

8 0

8 1

82 8 3

8 4

8 5

8 6

Zur Auferstehungsschrift T E N T Z E L , Exercitationes, Teil 1, S. 1 9 6 - 1 9 8 . Spicilegium, Bd. 2/1, S. 166f. C A V E , Historia, Bd. 1, S . 64. Er stützt sich in seinem Urteil auf Grabe, wie die von diesem (Spicilegium, Bd. 2/1, S. 193) übernommene falsche Angabe Photius bibl 2 2 4 (statt 234) verrät. T E L L E R , ΑΠΟΔΕΙΞΙΣ, dritte Seite des Vorwortes. T E L L E R , Fides, S . 8 1 - 8 5 . G R A B E , Spicilegium, Bd. 2/1, S. 166f. V O N C O E L L N , Lehrbuch, Bd. 1 . , S. 5 0 Anm 8 . DU PIN, Bibliothèque, Bd. 1, S. 160. T I L L E M O N T , Mémoires, Bd. 2., S. 371. L E N O U R R Y , Apparatus, Bd. 1, Sp. 466. J E B B , Dialogus, unnummerierte 4 . Seite des Vorwortes. M A R A N , Justini opera, S. 584f. GRABE,

Forschungsstand

13

Dieser Position schließen sich im 19. Jahrhundert auch zwei deutschsprachige Autoren an: August Neander im 1826 erschienenen ersten Band seines Werkes Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche87 und J. A. Möhler in seiner 1840 postum erschienenen Patrologie**. Besondere Beachtung verdienen Le Nourry und Maran: Sie beide machen für die Unechtheit inhaltliche und stilistische Argumente geltend und möchten den Auferstehungstraktat dem Autor einer anderen pseudojustinischen Schrift zuschreiben, Le Nourry dem Autor oder wenigstens der Zeit der Confutatio quorundam Aristotelis dogmatum, der Quaestiones christianorum ad graecos und der Quaestiones graecorum ad christianos*9, welche er dem 6. oder dem Anfang des 7. Jahrhundert zuordnet 90 , Maran dem Verfasser der Expositio rectae fidei (oder confessionis), die aufgrund ihres nestorianischen Charakters dem 5. Jahrhundert angehöre 91 . Damit sind Le Nourry und vor allem Maran Vorläufer einer neuen Argumentationsrichtung im 19. Jahrhundert, welche den Inhalt der Schrift zur Grundlage ihres Plädoyers für oder gegen deren Authentizität machen. Ein entschiedener Bestreiter der Echtheit ist Christian Ernst Herbig in seiner Lizentiats-Dissertation Commentatio critica de scriptis, quae sub nomine Justini philosophi et martyris circumferuntur, die der Siebenundzwanzigjährige 1833 in Breslau publiziert 92 . Ihm gegenüber verteidigt Carl Semisch (1810-1888) in seiner 1840 und 1842 erschienenen zweibändigen Monographie Justin der Märtyrer93 die Authentizität unserer Schrift. Er hält die Unterschiede zu den echten justinischen Schriften nicht für mit der Echtheit unvereinbar. Nach Semisch wird unsere Schrift erstmals von Irenäus bezeugt, der in haer 5,6,1 aus Psjust res 8,8-11 schöpfe 94 . Im 19. Jahrhundert weckte die Auferstehungsschrift auch das Interesse der Evangelienforschung, die in Zitaten bei christlichen Autoren des zweiten Jahrhunderts - etwa den άπομνημουεύματα der Apostel (Just ap 66,3 u.a.) - auf verlorene schriftliche Quellen der Evangelien zu stoßen hoffte. So geht Adolf Hilgenfeld 1850 in seiner Schrift Kritische Untersuchungen

8 7

NEANDER, B d .

88

Patrologie, Bd. 1, S. 234. CPG 1086-1088. L E N O U R R Y , Apparatus, Bd. 1, Sp. 465. 455. 458. 460. M A R A N , Justini opera, S. 584f und 4 1 7 ^ 1 9 ; zur Autorschaft Theodorets CPG, Bd. 3, S. 207. H E R B I G , Commentatio, S . 74ff. Ich habe das Werk nicht selbst einsehen können; ein ungefährer Eindruck lässt sich aus den Angaben bei SEMISCH, Justin, Bd. S . 147ff, gewinnen. - Offensichtlich hat die Edition des Breslauer Professors Augusti den Auferstehungstraktat an der dortigen Universität neu ins Bewusstsein gerufen, wie auch das Handbuch von Coellns, ebenfalls Professor in Breslau, zeigt. SEMISCH, Justin, Bd. 1, S . 146-161. SEMISCH, Justin, Bd. 1, S . 148.

89 9 0 91

92

93 94

MÖHLER,

1 / 3 , S.

753.

14

Einleitung

über die Evangelien Justin's, der clementinischen

Homilien und Marcion's

auf unsere Auferstehungsschrift näher ein und spricht Justin die Autorschaft ab 9 5 . Ebenso neigt James Donaldson im zweiten Band seiner Critical History of Christian Literature and Doctrine, der 1 8 6 6 in London erschienen ist, in der Auseinandersetzung mit Semisch zur Annahme der Unechtheit 9 6 . Treffend formuliert er die Pattsituation, die sich zwischen den Vertretern der Echtheit und der Unechtheit abzuzeichnen beginnt: »It might be Justin's, and it easily might not. On the whole, the internal evidence is against Justin's authorship, though there is not a single statement which might not have been Justin's.« 9 7 »On the contrary, the fragment can be more completely paralleled in its reasonings from Athenagoras and Tertullian, and the likelihood is that it is a work of a date somewhere between these two writers.« 9 8 Überzeugt durch »die vortreffliche Beweisführung bei Donaldson« 9 9 , spricht sich auch Adolf Harnack in seiner Untersuchung Die Überlieferung

der griechischen

Apologeten

des 2. Jahrhunderts

in der alten Kirche und

im Mittelalter, die der Zweiunddreißigjährige im Jahre 1 8 8 3 publiziert, mit Entschiedenheit für die Unechtheit der Auferstehungsschrift aus 1 0 0 . Die schon von Donaldson festgestellte Nähe zu Athenagoras und Tertullian ergänzt er: »Die Uebereinstimmungen mit Melito und Tertullian sind namentlich vom 7. Cap. ab so frappant, dass man kaum Bedenken tragen könnte, die Schrift dem Ersteren zuzusprechen, wenn es überliefert wäre, dass er über die Auferstehung geschrieben hätte.« 1 0 1 Alfred Resch zieht 1 8 8 9 in einem Aufsatz über den Quellenbericht über die άνάληψις des Herrn unsere Auferstehungsfragmente für die Rekonstruktion des ursprünglichen Wortlautes des Evangelienberichtes über die Himmelfahrt herbei und verwendet sie ebenso in seinen Studien zu den »aussercanonischen Evangelienfragmenten«, die er in den Jahren 1889— 1 9 0 6 veröffentlichte 1 0 2 . Die Auferstehungsschrift hält er für authentisch justinisch, weil »die darin enthaltenen Evangeliencitate ... vollständig mit den übrigen Evangeliencitaten der Justinischen Schriften harmonieren« 1 0 3 . Dieser etwas allzu leicht geführte Erweis der Echtheit fordert den Widerspruch von Wilhelm Bousset heraus, der in seiner Untersuchung Die

9 5

9 6

9 7

9 8

9 9

1 0 0

1 0 1

1 0 2

1 0 3

Untersuchungen, S . 1 3 4 - 1 3 8 . History, Bd. 2 , S. 1 1 9 - 1 2 6 . D O N A L D S O N , History, Bd. 2 , S. 120. D O N A L D S O N , History, Bd. 2 , S. 123. H A R N A C K , Apologeten, S. 163 Anm. 146. H A R N A C K , Apologeten, S. 1 6 3 . H A R N A C K , Apologeten, S. 163 Anm. 147. R E S C H , Agrapha, 1. Auflage (1889); D E R S . , Ausser canonisch e Paralleltexte (Bände 1 4 , 1 8 9 3 - 1 8 9 6 ) ; D E R S . , Kindheitsevangelium ( 1897); D E R S . , Agrapha, 2. Auflage (1906). R E S C H , Agrapha, 1. Auflage, S. 2 3 0 Anm. 1. HILGENFELD,

DONALDSON,

15

Forschungsstand

Evangeliencitate Justins des Märtyrers in ihrem Wert für die Evangelienkritik von neuem untersucht,

1891 in Göttingen erschienen 104 , unserer

Auferstehungsschrift den Anhang III widmet 1 0 5 . Nach Bousset ist die Schrift von Tertullian abhängig, und so verweist Bousset sie, wie er glaubt, »mit R e c h t ... aus dem zweiten Jahrhundert in die erste Zeit der Reichsk i r c h e « 1 0 6 . W e n n Bousset gegen Resch meint, die Unechtheit würden »neuerdings fast alle Forscher auf diesem Gebiet vertreten« 1 0 7 , so ist dies ebenso hochgegriffen, wie wenn Resch 1 9 0 6 in der Neubearbeitung der Agrapha wiederum gegen Bousset an der Echtheit festhält, die »gegenwärtig kaum noch einem Zweifel unterliegt« 1 0 8 . Unterdessen hatte sich eine gewichtige Stimme zugunsten der Echtheit verlauten lassen. Sie verhilft der Argumentation, die sich auf die Bezeugung stützt, zu einer Renaissance. Im Anschluss an eine Beobachtung von Albert Jahn in seiner Methodiusausgabe von 1 8 6 5 1 0 9 betrachtet Theodor Zahn 1 8 8 6 in seinen Studien zu Justinus Martyr nicht nur Meth res 2 , 1 8 , 9 , sondern auch 2 , 1 8 , 1 0 f als Justinzitat 1 1 0 . Da sich einerseits das Zitat mit der Auferstehung beschäftige und es andererseits eine Schrift Justins über die Auferstehung gebe, die Methodius benutzt haben dürfte, sei es das Wahrscheinlichste, dass das Zitat aus dieser Schrift s t a m m e 1 1 1 . »Die Wahrscheinlichkeit steigert sich zur Gewißheit« 1 1 2 , wenn man neben einigen sprachlichen und inhaltlichen Berührungen dieses Zitates mit den Fragmenten der Hiera auch die Nähe zu Irenäus' Auslegung von 1 Kor 1 5 , 5 0 in haer 5 , 9 beachte. Die Anlehnung an die mutmaßliche Korintherauslegung Justins finde sich genau in den Passagen, in denen Irenäus auch sonst von unseren Auferstehungsfragmenten abhängig sei ( 5 , 2 , 1 - 5 , 1 3 , 5 ) . Zahn rechnet damit, dass umfangreiche Teile unseres Traktates fehlen. In diesen verlorenen Teilen platziert er das Methodiuszitat und eine Äußerung zu Gen 3 , 2 1 , auf die sich die Notiz Prokops bezieht. Damit sei die Authentizität der Autorschaft Justins nicht entschieden, doch Zahn erachtet es als unwahrscheinlich, dass die Schrift zwischen Irenäus und Methodius Justin fälschlicherweise zugeschrieben worden ist. Allerdings gibt er zu: »Mit Erfolg kann das Für und Wider nur im Zusammenhang einer

104

Eine Überarbeitung seiner Schrift Die Evangeliencitate

Justins des Märtyrers,

mit der

er sich im Jahr zuvor in Göttingen für neutestamentliche Exegese habilitiert hatte (SCHMIDT,

Bousset,

S.

97).

1 0 5

BOUSSET,

Evangeliencitate,

S.

1 2 3 - 1 2 7 .

1 0 6

BOUSSET,

Evangeliencitate,

S.

1 2 7 .

1 0 7

BOUSSET,

Evangeliencitate,

S.

1 2 3 .

1 0 8

RESCH,

1 0 9

JAHN,

1 1 0

ZAHN,

1 1 1

ZAHN,

Studien,

S.

1 1 2

ZAHN,

Studien,

S.

Agrapha, Methodii Studien,

2. Auflage, S. 1 0 3 . Opera,

Bd. 1, S. 9 3 Anm. 2.

S. 1 - 8 , v. a. S. 7f. 14f und 29f. 3 1 .

16

Einleitung

litterargeschichtlichen Behandlung sämtlicher Schriften Justin's erörtert werden.« 113 . In dieser Richtung habe Semisch Anfangsarbeit geleistet, die es weiterzuführen gelte 114 . Die Gegenargumente von Hilgenfeld und Donaldson übergeht er mit Schweigen, obwohl er wusste, dass die Untersuchung von Donaldson für Harnack den Ausschlag gegen die Autorschaft Justins gegeben hatte. Zahns Ausführungen haben in der Forschung weitgehend Zustimmung gefunden. Von nun an wird das Zitat bei Methodius meist unserer Schrift zugeordnet und gibt oft den Ausschlag für deren Echtheit. Selbst Adolf Harnack folgt 1897 im ersten Band seiner Chronologie der altchristlichen Litteraturns Zahn insoweit, als auch er es nun für wahrscheinlich hält, dass das Zitat bei Methodius aus unserer Schrift stamme, wenn auch die Autorschaft Justins damit nicht gesichert sei 116 . Der Verfasser sei »ein griechischer Vorläufer und Gesinnungsgenosse des Tertullian, auch in einigen Ausführungen dem Melito verwandter als dem Justin« 1 1 7 . Wie Zahn erwartet auch Harnack die definitive Klärung der Autorschaft Justins »nur von einer minutiösen Untersuchung der Sprache und Terminologieen« 118 . Weniger vorsichtig ist Nathanael Bonwetsch 1901 im Artikel Justin der Märtyrer in der dritten Auflage der RE 1 1 9 . Wenn auch eine genaue sprachliche Untersuchung unserer Schrift, deren Autor wie Justin Pythagorasund Platoschüler sei, noch ausstehe, dürfe die Authentizität »schon jetzt... als begründet beurteilt werden« 120 . Hier, in seinem zwei Jahre später erschienenen Buch Die Theologie des Methodius sowie in seinen beiden Methodiusausgaben von 1891 und 1917 weist Bonwetsch auf eine Reihe von Berührungen zwischen unserer Auferstehungsschrift und derjenigen des Methodius hin 121 . Noch Friedrich Loofs hält 1930 in seinem Alterswerk Theophilus von Antiochien die Authentizität der justinischen Auferstehungsschrift dank Zahns Untersuchung für »ausreichend bezeugt« 122 . Er widmet sich ausführlich den Berührungen von Iren haer mit unserem Text 1 2 3 , bei denen es

1 1 3

1 1 4

1 , 5

1 1 6

1 1 7

1 1 8

1 1 9

1 2 0

1 2 1

1 2 2

1 2 3

Studien, S . 3 4 . Studien, S. 34. Einige Argumente führt Z A H N selbst an (Studien, S. 30 und 34f). H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1, S. 5 0 8 - 5 1 0 . H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1, S. 5 0 9 . H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1 , S . 5 1 0 . H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1, S. 510. B O N W E T S C H , Justin, S. 6 4 1 - 6 5 0 , zu unserer Schrift S. 6 4 4 . B O N W E T S C H , Justin, S . 6 4 4 . B O N W E T S C H , Justin, S. 6 4 4 ; D E R S . , Theologie, S. 1 6 1 f ; D E R s . , GCS Methodius, z. d. St. (vgl. Index ebenda, S. 534). L O O F S , Theophilus, S. 2 2 2 . L O O F S , Theophilus, S. 2 1 1 - 2 3 4 . ZAHN,

ZAHN,

Forschungsstand

17

sich ihm zufolge k a u m um eine direkte Abhängigkeit handelt. Stattdessen postuliert Loofs eine beiden zugrunde liegende Quelle, die er I Q A n e n n t 1 2 4 . W i e zwei Jahrhunderte zuvor halten also wieder deutschsprachige Forscher die Echtheit der Justin zugeschriebenen Auferstehungsschrift aufgrund des Zitates bei Methodius sozusagen für erwiesen, während zwei Stimmen französischer Sprache Skepsis anmelden: Georges Archambault prüft 1 9 0 5 , wie der Titel seines Aufsatzes lautet,

Le témoignage

de l'ancienne littérature chrétienne sur l'authenticité

d'un

Περί αναστάσεως attribué à Justin l'apologiste. D a s Zeugnis Prokops hält er für zuverlässig, denn o b w o h l nur zwei der von Prokop vorgebrachten Stellen auf Gen 3 , 2 1 eingingen, würden alle eine o r t h o d o x e Sicht der Erschaffung des M e n s c h e n vertreten; somit sei es nicht nötig, in den verlorenen Stellen unseres T r a k t a t e s nach expliziten Äußerungen zu Gen 3 , 2 1 zu suchen 1 2 5 . D a m i t sei höchstwahrscheinlich die Schrift, die Prokop vorlag, mit der vom Damaszener zitierten identisch 1 2 6 . W a s den Umfang des Zitates bei Methodius betrifft, stimmt er der »eleganten Beweisführung« Z a h n s z u 1 2 7 . Im Unterschied zu ihm vertritt er jedoch die Meinung, dass k a u m wesentliche Teile unseres Traktates fehlen. Folglich lasse sich das Z i t a t nicht in einer der Lücken unterbringen 1 2 8 . Dennoch zweifelt Archambault gegenüber den deutschsprachigen Forschern wieder an der Authentizität. W i e Z a h n und H a r n a c k verspricht auch er sich eine definitive Klärung nicht von einer Untersuchung der äußeren Zeugnisse, sondern nur von einem sorgfältigen Vergleich mit den echten W e r k e n J u s t i n s 1 2 9 . Eine solche Untersuchung des Wortschatzes nimmt Aimé Puech in seinem 1 9 1 2 erschienenen Buch Les Apologistes grecs du IIe siècle de notre ère v o r 1 3 0 . Auch er weist das Zitat bei Methodius unserer Schrift z u 1 3 1 , sieht aber wie Archambault, dass die Authentizität unseres Traktates weder durch die altkirchlichen Testimonien noch durch die Berührungen mit Justin erwiesen werden kann; letztere ließen sich auch aus literarischer A b h ä n g i g k e i t e r k l ä r e n 1 3 2 . So untersucht er die E i g e n t ü m l i c h k e i t von W o r t s c h a t z , Syntax, Stil und Partikelgebrauch unseres Autors gegenüber J u s t i n 1 3 3 . Z w a r schlösse keine einzige Äußerung des T r a k t a t s die Autor-

1 2 4

1 2 5

1 2 6

127 1 2 8

1 2 9

130

Theophilus, S . 2 2 9 . témoignage, S. 77f und 84. A R C H A M B A U L T , témoignage, S. 8 5 . »... l'élégante démonstration de M. Zahn« ( A R C H A M B A U L T , témoignage, S. 89). A R C H A M B A U L T , témoignage, S. 9 2 . A R C H A M B A U L T , témoignage, S. 9 3 . Zum Auferstehungstraktat P U E C H , Apologistes, S. 267-17S und S. 3 3 9 - 3 4 2 (AppenLOOFS,

ARCHAMBAULT,

dice VI). 1 3 1

PUECH,

1 3 2

PUECH,

1 3 3

PUECH,

Apologistes, S . 2 6 7 . Apologistes, S. 2 6 7 - 2 6 9 und 2 7 4 . Apologistes, S. 3 3 9 - 3 4 2 .

18

Einleitung

schaft Justins zwingend aus 134 , aber die Unterschiede sprächen für die Unechtheit und »laissent tout au moins place à des doutes assez graves« 135 . So verlagert sich die Diskussion in der Folgezeit wieder wie im frühen 19. Jahrhundert auf die inhaltlichen Unterschiede. Ausführliche Untersuchungen haben nur zwei Forscher vorgenommen: der eine gegen, der andere für die Echtheit. Ausgangspunkt von Francis Ryan Montgomery Hitchcock ist nicht die ebengenannte Arbeit von Puech, sondern die oben erwähnte, jüngere Untersuchung von Loofs, die er 1936 in einem Aufsatz Loofs' Asiatic Source (IQA) and the Ps-Justin De Resurrectione einer scharfen Kritik unterzog. Dabei bestreitet er die Authentizität unserer Schrift energisch anhand der unterschiedlichen Bibelzitate 136 und der stilistischen Differenzen zwischen unserem Autor und Justin 137 . Die Gemeinsamkeiten mit Irenäus wertet Hitchcock als Zeichen einer Abhängigkeit unseres Autors von Irenäus 138 und schließt aufgrund von Parallelen zu den Philosophenleben des Diogenes Laertios, dass unsere Schrift »was based upon a fresh reading of D. L., which would put that work into the 3rd century« 139 . Die Verteidigung der Echtheit unseres Traktates übernimmt diesmal ein Franzose, zugleich der letzte entschiedene Vertreter dieser Position: Pierre Prigent in seiner 1964 veröffentlichten Untersuchung Justin et l'Ancien Testament. Dazu versucht er die Argumente Hitchcocks gegen die Authentizität unseres Traktates zu entkräften und weist auf die Gemeinsamkeiten mit den echten Schriften hin 140 . Auch die Benützung unserer Schrift durch Irenäus, Tertullian und Methodius spreche für die Echtheit 141 . Anders als Loofs erklärt Prigent die Bezüge zwischen unserer Schrift und Irenäus nicht mit einem dritten Autor als gemeinsamer Quelle, sondern mit dem verlorenen Syntagma Justins, das Irenäus in haer 4,6,2 zitiert, ja, er bezieht sogar die in dial 80,3 von Justin angekündigte Abfassung einer σύνταξα auf unseren Traktat und folgert, dass er den Titel σύνταξα περί άναστάσεως getragen haben und eine zweite, überarbeitete Auflage des Syntagmas sein könnte 142 .

134

1 3 5 1 3 6 1 3 7 1 3 8 1 3 9

1 4 0 1 4 1

1 4 2

Vgl. etwa P U E C H , Apologistes, S. 269: »Cela n'a sans doute rien d'absolument contradictoire à la pensée de Justin...«. P U E C H , Apologistes, S. 2 7 4 . H I T C H C O C K , Source, S. 4 2 - 4 5 H I T C H C O C K , Source, S. 57f. H I T C H C O C K , Source, S. S. 4 5 - 5 2 . H I T C H C O C K , Source, S. 5 8 . P R I G E N T , Justin, S. 5 2 - 6 1 . P R I G E N T , Justin, S. 50. »Si Irénée fait usage du même thème lorsqu'il dépend de Justin et lorsqu'il se rencontre avec De Res., rien ne s'oppose à ce que ce traité soit de Justin.« ( P R I G E N T , Justin, S. 49) P R I G E N T , Justin, S . 67f.

19

Forschungsstand

Die Arbeiten von Hitchcock und Prigent zeigen wieder dieselbe Pattsituation zwischen den Argumenten für und gegen die Authentizität unseres Traktates. Die meisten Arbeiten der letzten Jahrzehnte schließen sich einer dieser beiden Positionen an, ohne die Sachlage neu zu diskutieren. Die Vertreter der Unechtheit berufen sich auf Hitchcock, so Michele Pellegrino

1947 in Gli apologeti greci del II secolo143, Paolo Siniscalco 1966 in seinen Ricerche sul «De resurrectione» di Tertulliano144, und Robert Joly, der 1 9 7 3 in seinem Buch Christianisme et Philosophie die unterschiedliche Sicht von Erkenntnis und Glaube bei Justin und in unserem Traktat betont 1 4 5 . Die Vertreter der Authentizität unserer Schrift berufen sich auf Prigent, so zum einen Georg Kretschmar, der in seinem 1 9 6 8 erschienenen hervorragenden Aufsatz Auferstehung des Fleisches die Bedeutung dieser und ähnlicher Formeln in der frühen Christenheit untersucht 1 4 6 , zum anderen François Altermath, der 1 9 7 7 unter dem Titel Du corps psychique au corps spirituel der Auslegung von 1 Kor 1 5 , 3 5 - 4 9 bei den Autoren der ersten vier Jahrhunderte nachgeht 1 4 7 . Eine detaillierte Untersuchung hat André Wartelle im Zusammenhang mit seiner oben erwähnten Übersetzung von 1 9 9 3 vorgenommen 1 4 8 : Er hat den Gebrauch des gesamten Wortschatzes unseres Traktats mit demjenigen bei Justin und den übrigen Apologeten verglichen. Von seiner »enquête à la fois fastidieuse, prenante et enrichissante« publiziert er nur das Ergebnis: Der Sprachgebrauch berechtige in Wortschatz und Grammatik nicht zu ernsthaften Zweifeln an der Autorschaft Justins 1 4 9 . Ein Forscher ist einen ganz eigenen Weg gegangen. Nachdem Harnack die Auferstehungsschrift schon 1 8 8 2 Melito zugeschrieben hätte, »wenn es überliefert wäre, dass er über die Auferstehung geschrieben hätte« 1 5 0 , versucht Walter Delius dies 1 9 5 2 in einem Aufsatz Ps.Justin: "Über die Auferstehung" zu untermauern. Aufgrund der häufigen Gegenüberstellung von Seele und Leib möchte Delius unseren Traktat mit der Schrift ττερί ψυχής καί σώματος identifizieren, die Euseb in seinem Verzeichnis der Werke Melitos (Η E 4 , 2 6 , 2 ) erwähnt 1 5 1 .

apologeti,

1 4 3

PELLEGRINO,

1 4 4

SINISCALCO,

1 4 5

JOLY,

1 4 6

KRETSCHMAR,

Richerce,

S.

2 5 3 - 2 5 6 .

1 0 6 f und 1 2 9 .

S.

S. 1 2 8 - 1 3 0 .

Christianisme,

Auferstehung, S. 1 1 6 - 1 2 0 , zur Echtheit S. 1 1 9 Anm. 3 8 .

147

Z u m Auferstehungstraktat

148

Die Einleitung Jahr zuvor

(WARTELLE,

( 1 9 9 2 )

WARTELLE,

1 5 0

HARNACK,

1 5 1

DELIUS,

Justin,

corps,

6 6 - 7 1 )

œuvre. S.

Apologeten,

Ps.Justin,

S.

S.

S.

5 9 - 6 6 ; zur Authentizität

7 0 .

S. 1 6 3 Anm. 1 4 7 . 2 0 2 .

S.

61f.

ist eine leichte Überarbeitung eines im

publizierten Aufsatzes Le traité De la résurrection

ou le destin d'une 1 4 9

ALTERMATH,

Justin,

de Saint

Justin

20

Einleitung

Ein neuer Weg zeichnet sich in den Arbeiten der jüngeren Zeit ab. Sie argumentieren nicht mehr so stark mit der Bezeugung des Traktats bzw. den inhaltlichen Unterschieden zu Justin, sondern versuchen, den Traktat traditionsgeschichtlich einzuordnen. Reinhart Staats in seinem 1979 erschienenen Artikel Auferstehung 1/4. Alte Kirche im vierten Band der TRE vermutet den Verfasser »eher im kleinasiatischen oder syrischen Raum« 1 5 2 . Dafür und gegen die Autorschaft Justins führt er die Begründung der Auferstehung des Fleisches aus der Askese und die asketisch-sexualfeindliche Interpretation der Jungfrauengeburt an. Zudem begegne die Begründung aus der leiblichen Auferstehung des Christus in ähnlicher Gestalt auch in der Epistula apostolorum, welche Staats im syrischen Raum lokalisiert 153 . Gunnar af Hällström, der in seiner 1988 erschienenen Dissertation Carnis Resurrectio die Formel »Auferstehung des Fleisches« im altrömischen Bekenntnis anhand der drei Justin, Athenagoras und Tertullian zugeschriebenen Auferstehungstraktate untersucht, schreibt unseren Traktat einem Justinschüler in Rom zu 154 und identifiziert dessen Gegner als Karpokratianer und mit diesen verwandte Gruppen 1 5 5 . Die bisher umfangreichste Arbeit zu unserer Auferstehungsschrift ist der 1989 erschienene, fast achtzigseitige Aufsatz Ps. Justins «De Resurrectione» und die altchristliche Auferstehungsapologetik von Horacio Lona. Er hält die Schrift für unecht und ordnet sie in den Zusammenhang der Auferstehungstexte des 2. und 3. Jahrhunderts ein. Der Verfasser dürfte seiner Ansicht nach ein unbekannter Schüler Justins sein 156 . Dass Irenäus unseren Traktat benutzt habe, könne nicht nachgewiesen werden 157 ; vielmehr dürften beiden Texten römische Traditionen zugrunde liegen 158 . Ebenso sei unser Traktat mit dem Rheginosbrief, dem Philippusevangelium, der Epistula apostolorum und dem 2. Clemensbrief wohl über einen gemeinsamen, vielleicht ägyptischen Traditionszusammenhang verbunden 1 5 9 . Für die Entstehung unserer Schrift nennt Lona den Zeitraum von Justins Tod um 165 bis zu Tertullians Auferstehungsschrift 160 . In manchen Einzelfragen neigt Lona zur Vorsicht: O b Prokop sich auf eine Stelle zu Gen 3,21 oder nur auf allgemeine Äußerungen zu Gen 1,26 und 2,7 beziehe, sei nicht zu

152 153

154

STAATS, Auferstehung, STAATS, Auferstehung,

V. a. S. 1 0 4 f .

HÄLLSTRÖM, Resurrectio, S. 41. Er entscheidet sich nur zögernd für die Unechtheit und nennt den Verfasser »Ps-Justin« (ebenda, S. 15). Wichtiger als die Authentizitätsfrage ist ihm die Datierung der Schrift ins 2. Jahrhundert (ebenda, S. 41).

155

HALLSTRÖM, Resurrectio,

156

LONA, Resurrectione, LONA, Resurrectione,

157

S. 4 7 5 . S. 4 7 5 ; DFRS, Jungfrauen,

S. 19. S. 7 5 6 . S. 7 5 7 , detailliert S. 7 5 8 - 7 6 1 .

158

LONA, Resurrectione,

S. 7 6 1 .

159

LONA, Resurrectione,

S. 7 6 2 - 7 6 5 .

160

LONA, Resurrectione,

S. 7 5 2 .

21

Aufgabe und methodisches Vorgehen

entscheiden 161 . Ebenso sei die Zugehörigkeit des Zitates bei Methodius zu unsicher 162 . Eine noch umfassendere Darstellung der Auferstehungsvorstellungen des 2. Jahrhunderts nimmt Lona 1993 in seiner Monographie Über die Auferstehung des Fleisches vor. Der Abschnitt über unseren Traktat ist im Wesentlichen eine Zusammenfassung seines Aufsatzes von 1989, welche aber auch auf die mittlerweile publizierte Arbeit von Hällström eingeht und Hällströms Identifikation der Gegner unseres Autors mit den Karpokratianern kritisiert 163 . Bernard Pouderon hat 1995 an der Internationalen Konferenz über Patristische Studien in Oxford eine Untersuchung mit dem Titel Le contexte polémique du De Resurrectione attribué à Justin: destinataires et adversaires präsentiert, die 1997 publiziert worden ist. Er erachtet den Text als authentisch justinisch, verspricht sich aber - trotz Wartelle! 164 eine definitive Klärung der Autorschaft ebenfalls nur von einer »analyse minutieuse et exhaustive de la pensée et de la langue de chacun des écrits attribués à Justin« 165 . In der unentschiedenen Situation untersucht er, an wen und gegen wen sich der Traktat wendet, um von da her vielleicht die Autorschaft Justins wieder neu stützen zu können 166 . Die Identifikation der Gegner mit bestimmten Gruppen gelingt ihm nur ungefähr 167 . Sein Befund, dass sich ähnliche Gegner auch bei Justin finden würden, ist wenig aussagekräftig für die Authentizität der Schrift.

4. Aufgabe und methodisches Vorgehen Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Klärung der nach wie vor ungelösten Frage nach dem Autor der unter dem Namen Justins überlieferten Auferstehungsschrift. Seit dem 17. Jahrhundert schwankt die Forschung zwischen Echtheit und Unechtheit hin und her, ohne zu einem konsensfähigen Resultat gelangt zu sein. Auch die jüngsten Arbeiten sind kontrovers: Staats, Lona und mit Zögern auch Hällström äußern sich zugunsten der Pseudonymität des Traktates, Wartelle und Pouderon zugunsten der Authentizität. Größere Einmütigkeit herrscht bei der Datierung. Auch die Vertreter der Unechtheit setzen die Schrift mehrheitlich früh an; wenn sie eine genauere Entstehungszeit angeben, weisen sie die Schrift in den Zeitraum

161

1 6 2

163

1 6 4

1 6 5

1 6 6

1 6 7

Resurrectione, S. 700f. Resurrectione, S. 7 0 1 - 7 0 3 L O N A , Auferstehung, S. 1 3 5 - 1 5 4 ; P O U D E R O N , contexte, S. 143 Anm. P O U D E R O N , contexte, S. 1 4 3 . P O U D E R O N , contexte, S. 1 4 3 . P O U D E R O N , contexte, S. 145-149, (Gegner). LONA,

LONA,

und 747. gegen Hällström 1.

S.

1 4 2

Anm.

380.

v. a. 148 und 152 (Adressaten) sowie S. 163-165

22

Einleitung

zwischen Justin und Tertullian 168 . Präzise spätere Datierungen variieren vom 3. bis zum frühen 7. Jahrhundert und werden nur je von einem Forscher vertreten 169 . Eine genauere geografische Einordnung der Schrift haben nur wenige Vertreter der Unechtheit vorgenommen: Staats plädiert für Syrien, Hällström für Rom. Lona nennt nicht explizit einen Entstehungsort, sondern weist nur auf die römischen und mutmaßlich ägyptischen Traditionen hin. Drei methodische Ansätze dominieren die Diskussion um die Autorschaft der Schrift: Der erste argumentiert anhand der Bezeugung unseres Traktates. Die Gegner der Authentizität weisen auf die späte Erwähnung hin, die Befürworter betrachten das Zitat bei Methodius als Bestandteil unserer Schrift und gewinnen damit einen Zeugen bereits gegen Ende des 3. Jahrhunderts. Seit Maran tritt ein zweiter methodischer Ansatz in den Vordergrund, der mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten unseres Traktats und der echten justinischen Schriften argumentiert. Im späteren 19. Jahrhundert bleibt diese Diskussion zwischen den Vertretern der Unechtheit (Herbig, Hilgenfeld, Donaldson) und der Echtheit (Semisch) in einem Patt stecken. 1886 erlebt der erste Ansatz eine Renaissance, als Zahn das Zitat bei Methodius auf einen größeren Textbereich ausdehnt. Die deutschsprachige Forschung hält daher die Schrift vorerst für ausreichend bezeugt, obwohl ein sogar von Zahn geforderter genauer Vergleich mit den echten Schriften Justins noch aussteht. Die französischsprachige Forschung betrachtet die Bezeugung weiterhin als ungenügend und macht wieder auf die Unterschiede zu Justin aufmerksam. Die nun folgende Diskussion der Echtheit anhand der Unterschiede und Gemeinsamkeiten, welche hauptsächlich von Hitchcock und Prigent geführt wird, endet wie ein Jahrhundert zuvor in einem Patt. In dieser ausweglosen Situation wählen die Forscher des späteren 20. Jahrhunderts einen dritten methodischen Ansatz, der mehr dazu geeignet ist, die Unechtheit als die Echtheit zu erweisen. Er versucht, den Kontext des Traktates genauer zu bestimmen, um so anhand allfälliger neuer Erkenntnisse über Ort und Zeit der Entstehung, Adressa-

1 6 8

HARNACK,

Apologeten,

S. 1 6 3 (wahrscheinlich n o c h 2 . J a h r h u n d e r t ) ;

gie, Bd. 1, S. 5 0 9 (zwischen 1 5 0 und 1 8 0 ) ; A t h e n a g o r a s und Tertullian);

LONA,

DONALDSON,

Resurrectione,

History,

DERS.,

Chronolo-

Bd. 2 , S. 1 2 3 (zwischen

S. 7 5 2 (zwischen Justins T o d und

Tertullians Auferstehungsschrift);HÄLLSTRÖM, Resurrectio,

S. 4 1 (2. J a h r h u n d e r t ) . An-

dere Forscher ziehen eine Zeit nach Justin in Betracht, ohne diese genau zu bestimmen:

HILGENFELD,

Untersuchungen,

S. 1 3 7 f (unsere Schrift setzt eine »schon fixirte

kirchliche Lehre, wie die vollständig realisirte Einheit der katholischen Kirche« voraus);

JOLY,

Christianisme,

S. 1 3 0 ( » . . . u n e autre théologie, plus consciente, plus sûre

de ses fondements, certainement plus tardive«). 1 6 9

L E NOURRY,

dert);

Apparatus,

MARAN,

Justini

Theologie vor 4 3 1 ) ; HITCHCOCK,

Source,

Bd. 1, Sp. 4 6 5 . 4 5 5 . 4 5 8 . 4 6 0 (6. oder Anfang des 7 . J a h r h u n opera, BOUSSET,

S. 5 8 4 f und 4 1 7 - 4 1 9 (Frühphase der nestorianischen Evangeliencitate,

S. 5 8 (3. J a h r h u n d e r t ) .

S. 1 2 7 (»erste Zeit der Reichskirche«);

Aufgabe und methodisches Vorgehen

23

ten, Gegnerschaft und Umfeld vielleicht die Frage der Autorschaft doch noch lösen zu können. Wenn das Umfeld des Traktates einem anderen zeitlichen oder geografischen Raum als dem Justins angehörte, so würde dies die Unechtheit nahe legen. Dem ersten methodischen Ansatz war bisher kein Erfolg beschieden. Das liegt daran, dass alle Zeugen, die unsere Schrift eindeutig namentlich nennen, spät sind und frühe Zeugen nur mit Hilfe von Hypothesen gewonnen werden. Der erste Versuch geht von der Hypothese aus, dass das Zitat bei Methodius unserer Schrift angehöre. Wer dies bejaht, gewinnt nicht mehr als einen Zeugen unserer Schrift im ausgehenden 3. Jahrhundert. Es bleiben dennoch über hundert Jahre, in denen aus unbekannten Gründen die Schrift Justin unterschoben worden sein könnte. Für die Gegner der Echtheit gaben inhaltliche Unterschiede und die späte Bezeugung nach wie vor Anlass zu Zweifeln an der Authentizität. Der zweite Versuch identifiziert unsere Auferstehungsschrift mit Justins Syntagma, der dritte mit der Schrift Über Seele und Leib des Melito von Sardes. Die Forschungsgeschichte dürfte zumindest zeigen, dass mit dem heute bekannten Material die Echtheit kaum allein anhand der Bezeugung erwiesen werden kann. Der erste methodische Ansatz könnte also nur Erfolg haben, wenn neue Texte in die Diskussion gebracht würden. Wenn dort Justin oder der noch unbekannte wirkliche Autor auf eine Schrift zur Auferstehung zurück- oder vorverweisen würde, möglichst mit Inhaltsangabe oder Zitaten, die mit unseren Fragmenten übereinstimmen, dann wäre dies für den Erweis der Echtheit oder Unechtheit sehr hilfreich. Doch neue Texte lassen sich nur mit Glück finden 1 7 0 . Es ist zwar wahrscheinlich, dass die noch unausgewerteten Hiera-Handschriften neue Textzeugen zu unseren Fragmenten enthalten. Die Chance jedoch, dass dort noch der ursprüngliche Autor genannt sein könnte, ist sehr gering. Dies würde nämlich voraussetzen, dass die Zuschreibung an Justin im Laufe der Textüberlieferung der Hiera, also erst nach Johannes von Damaskus stattgefunden hat. Doch die Schrift steht bereits im 6. Jahrhundert unter Justins Namen, vorausgesetzt, dass sich Prokops Äußerung tatsächlich auf unsere Schrift bezieht. Auch dem zweiten methodischen Ansatz war bisher kein Erfolg beschieden. Das liegt daran, dass mit den inhaltlichen Unterschieden nur quantifizierend und nicht qualifizierend gegen die Echtheit argumentiert werden konnte; eine inhaltliche Eigenheit unseres Textes, die mit den Werken Justins unvereinbar wäre, hat sich bisher nicht finden lassen. Der zweite methodische Ansatz könnte also nur Erfolg haben, wenn es gelänge, aufgrund einer exegetischen Untersuchung die Verschiedenheit der Profile der Theologie unseres Autors und Justins herauszuarbeiten, die im Ganzen oder Einzelnen miteinander unvereinbar wären. 170

Allein schon die Suche der Wissenschaft nach einer weiteren Handschrift der echten Werke Justins, die etwa die Textlücke in dial 7 4 schließen würde, ist bis heute erfolglos geblieben, vgl. dazu

ELTESTER,

Bericht.

24

Einleitung

Ebenso war dem dritten methodischen Ansatz bisher kein Erfolg beschieden. Das liegt daran, dass die Ergebnisse dieses Ansatzes noch zu wenig präzis sind. W e n n der T r a k t a t nicht von Justin, aber dennoch aus dem 2 . Jahrhundert, vielleicht von einem Justinschüler stammen sollte, so muss dieser Ansatz, wenn er die Unechtheit beweisen will, eine Z e i t differenz von wenigen Jahrzehnten oder gar J a h r e n nachweisen können. Dies war bisher weder aufgrund von inneren Datierungsindizien noch von verwendeten theologischen Traditionen möglich. Auch eine Eingrenzung aufgrund der literarischen Abhängigkeit von anderen Schriften hat bisher keinen Erfolg gebracht. Die bisher diskutierten Zeugen, die unseren T r a k tat benützen, aber weder seinen Titel noch seinen Autor nennen, können nur einen terminus ante quem liefern. Der dritte methodische Ansatz könnte also nur Erfolg haben, wenn es gelänge, aufgrund innerer Indizien und der verwendeten Traditionen das Umfeld unseres T e x t e s sehr genau zu bestimmen oder über die Abhängigkeit unserer Schrift von einer anderen einen terminus post quem zu bestimmen, der unsere Schrift der Zeit nach dem T o d Justins um 1 6 5 zuweisen würde. Ein vierter Ansatz ist bisher nicht gemacht worden. W e n n sich ein anderer plausibler Autor für unsere Schrift fände, ließe sich überprüfen, o b die Auferstehungsschrift diesem oder Justin überzeugender zuzuordnen ist. Walter Delius hätte so seinen Vorschlag überprüfen können, ob statt Justin tatsächlich M e l i t o von Sardes Verfasser unserer Schrift ist. Stattdessen hat er den Vergleich mit M e l i t o auf wenige Äußerlichkeiten beschränkt. Uns stehen also vier W e g e zur Klärung der Autorschaft offen: erstens der Glücksfall neuer Funde, zweitens ein Herausarbeiten von unvereinbaren Inhalten, drittens eine überzeugende theologiegeschichtliche Einordnung, viertens eine überzeugende Zuweisung an einen anderen Autor. Das nun schon dreihundert J a h r e andauernde Hin und H e r zwischen Echtheit und Unechtheit stimmt einen nicht gerade zuversichtlich, diese ungeklärte Frage um die Autorschaft doch noch lösen zu können. Zwei Punkte geben dennoch Anlass zur Hoffnung. Z u m einen ist die Auferstehungsschrift unter dem N a m e n Justins von der Forschung immer nur am Rande beachtet worden. Z u m anderen - und das hängt damit zusammen - ist unserer Auferstehungsschrift bisher noch keine einigermaßen eingehende exegetische Untersuchung gewidmet worden. Eine Klärung des präzisen Aussagegehaltes der Schrift steht noch aus. Dies zeigt sich symptomatisch daran, dass in modernen Sprachen nur wenige Übersetzungen - eine russische, zwei englische und erst in allerneuster Zeit zwei französische vorliegen, die vergleichsweise wenig b e k a n n t und schlecht zugänglich sind 1 7 1 . D a die regelmäßig auftauchenden Zusammenfassungen unseres 171

Entsprechendes gilt auch für die Editionen: So übersieht beispielsweise Wartelle (Justin, S. 6 8 - 7 0 ) bei seiner Übersetzung die Textausgabe von Holl, die in Fragmente

vornicäniscber

Kirchenväter aus den Sacra Parallela versteckt ist (siehe oben S. 10).

Aufgabe und methodisches Vorgehen

25

T r a k t a t e s diesen M a n g e l nicht beheben k ö n n e n 1 7 2 , ist eine leicht zugängliche Übersetzung als Referenzbasis dringend erforderlich. W i r brauchen somit eine exegetische Untersuchung unseres T e x t e s , die sich in einer zuverlässigen deutschen Übersetzung verdichtet. Unverzichtbare Voraussetzung für eine exegetische Untersuchung ist ein möglichst genauer griechischer T e x t . Dieser ist umso wichtiger, als wir wissen, dass eine Reihe bisher unausgewerteter H/era-Handschriften vorliegt, die es für eine Neuedition unseres T r a k t a t e s auszuwerten gälte. Für eine weitere, dringend zu wünschende intensivere Beschäftigung mit unserem T e x t ist es notwendig, dass dieser einer breiteren Forschungsöffentlichkeit bekannt und leicht zugänglich wird. Voraussetzung für die Klärung der Verfasserfrage ist eine genaue Kenntnis des Inhalts. Dazu ist eine sichere Textgrundlage notwendig, und diese wiederum bedingt eine Klärung der Bezeugung und des Textbestandes unseres Traktates. Ich gliedere meine Untersuchung somit in vier Teile A-D: Teil A soll die Bezeugung klären. Die Echtheitsfrage dürfte so k a u m direkt beantwortet werden können. Die Bezeugung des T e x t e s gibt jedoch wertvolle Hinweise für die Edition. Die wichtigen Fragen dabei sind, welche T e x t s t ü c k e unserer Schrift angehören, wie die Überlieferung verläuft und o b die mit Hilfe von Hypothesen gewonnenen Zeugen brauchbar sind. Teil B, Text und Textüberlieferung, nimmt auf der Basis der in Teil A vorgenommenen Klärung der Zeugen eine kritische Neuedition unserer Schrift vor, welche die neu zusammengetragenen Handschriften berücksichtigt, die Holl bei seiner Edition im J a h r 1 8 9 9 noch nicht auswerten konnte. Teil C untersucht auf der Basis der in Teil Β vorgelegten Neuedition Inhalt und Umfeld unserer Schrift. Teil D widmet sich auf der Basis der in Teil C gewonnenen Erkenntnisse der Klärung von Entstehungsort, Entstehungszeit und Verfasser unserer Schrift.

172

RÖSSLER, Bibliothek,

B d . 1 , S. 175-181;MÜNSCHER, Handbuch,

B d . 2 , S. 4 4 3 ^ 4 6 ; OTTO,

Iustinì opera, 3. Auflage, Bd. 2, S. L X V I - L X X ; SCHEURER, Auferstehungs-Dogma, S. 15-24;HALLER, Lehre, S. 316-319;PELLEGRINO, apologeti, S. 253-256;DELIUS, Ps.Justin, S. 190-199;PRIGENT, Justin, S. 36-38;ALTERMATH, corps, S. 62-64;LONA, Resurrectione, S. 6 9 3 - 7 0 0 .

Α. BEZEUGUNG Die Bezeugung spielt in der Geschichte der Erforschung unseres Textes eine gewichtige Rolle. Bereits der Erstherausgeber Halloix hat für die Zuverlässigkeit der Überlieferung und damit für die Echtheit unseres Traktates die Autorität des Damaszeners angeführt, der die Fragmente zitiert1. Dem hat vor allem die französische Forschung alsbald entgegengehalten, dass sich die Autorität des Damaszeners mehr auf theologische als auf historisch-kritische Fragen erstrecke2, und hat stattdessen die Echtheit der Auferstehungsschrift gerade aufgrund der späten Bezeugung in Frage gestellt. In der Tat fehlt sie in Eusebs Katalog der Werke Justins (Η E 4,18) und in dem davon weitgehend abhängigen Bericht des Hieronymus über Justin (vir ini 23) 3 , ebenso auch in der Bibliothek des Photius (bibl 125). Erst Prokop im frühen 6. Jahrhundert erwähnt sie namentlich, und noch einmal zwei Jahrhunderte später überliefert Johannes von Damaskus in seinen Hiera die bisher bekannten vier Textfragmente. Andere Stimmen - sowohl Befürworter als auch Gegner der Echtheit - haben geraten, das Schweigen von Euseb, Hieronymus und Photius nicht zu hoch zu bewerten4, denn immerhin kenne auch Euseb »noch zahlreiche andere Schriften bei vielen Brüdern«5. Drei Versuche wollen diesem Mangel an äußeren Zeugnissen abhelfen und erschließen dafür Zeugen mit Hilfe von Hypothesen. Der

1

2

3

4

5

Vitae, S . 3 1 5 . ».. .fatemur auctoritatem Damasceni maximi esse ponderisi sed illa in Theologia plus valet, quam in critices disciplina« ( L E N O U R R Y , Apparatus, Bd. 1, Sp. 466). Zur Abhängigkeit vgl. H A R N A C K , Apologeten, S. 147 mit Anm. 108f und A R C H A M B A U L T , témoignage, S. 87. Hieronymus führt die Werke Justins in derselben Reihenfolge auf wie Euseb und ergänzt den Liber contra omnes haereses aus Euseb Η E 4,11,10. A R C H A M B A U L T vermutet, er habe letzteren aus Irenäus gekannt (témoignage, S. 87 Anm. 1), wo die Schrift jedoch πρόζ Μαρκίωυα σύνταγμα heißt (haer 4,6,2). S E M I S C H (Justin, S . 1 4 7 ) meint, »daß Eusebius und Photius ein vollständiges Verzeichniß der Bücher Justin's weder geben wollten, noch konnten«, wie das Beispiel des Syntagma gegen alle Häresien zeige, das Euseb zwar kenne (Η E 4 , 1 1 , 1 0 ) , aber dennoch in der Liste der Werke Justins ( Η E 4 , 1 8 ) übergehe. W A R T E L L E , Justin, S . 6 6 , behauptet irrtümlich, die Auferstehungsschrift sei in Eusebs Verzeichnis der Werke Justins aufgeführt. Den Fehler übernehmen H A M M A N / G A U C H t , Justin, S . 3 4 1 . πλείστα δέ καί ετερα παρά πολλοίς ... άδελφοΐξ ... ( Η Ε 4 , 1 8 , 8 ) . A R C H A M B A U L T (témoignage, S. 86f) äußert die Vermutung, dass Euseb auf diese Schriften etwa wegen eines allfälligen »antiorigenistischen« Charakters derselben nicht weiter eingegangen sei; jedenfalls interpretiere auch unser Traktat die Schrift »avec des tendances réalistes et antipneumatiques« ( A R C H A M B A U L T , témoignage, S. 8 6 ) . HALLOIX,

28

Bezeugung

erste weist das Justinzitat bei Methodius res 2,18 unserer Schrift zu und gewinnt damit einen Zeugen bereits im ausgehenden 3. Jahrhundert; somit wäre unsere Auferstehungsschrift noch früher bezeugt als die Apologie und der Dialog, welche Euseb erstmals namentlich erwähnt 6 . Der zweite Versuch identifiziert unsere Schrift mit Justins Syntagma·, somit wäre unsere Schrift bereits von Justin selbst bezeugt. Der dritte Versuch identifiziert unsere Schrift mit dem Traktat Über Seele und Leib von Melito von Sardes; somit trüge unsere Schrift den Namen Justins zu Unrecht. Diese Versuche, die Authentizität über die Bezeugung zu sichern, waren umso willkommener, als die Diskussion mit inhaltlichen Argumenten für und gegen die Echtheit immer wieder in einer Pattsituation steckenblieb. Schließlich ist bei drei Autoren vermutet worden, sie benützten unsere Schrift, ohne ihren Titel und Autor zu nennen: Irenäus, Tertullian und Methodius. Der Überblick über die bisherige Forschung lässt es unwahrscheinlich erscheinen, dass es gelingen könnte, die Autorschaft allein aufgrund der Bezeugung zu klären. Unabhängig davon, ob unsere Schrift echt ist oder nicht, ist die Bezeugung von großem Interesse für unsere Arbeit. Für die in Teil Β bevorstehende Edition gilt es, den Textbestand, die Verbreitung und den Überlieferungsweg zu klären. Dabei interessiert uns besonders, wann und wo unsere Schrift erstmals unter dem Namen Justins fassbar ist. Noch wichtiger ist, wann und wo sie überhaupt erstmals bezeugt ist. Damit gewinnen wir einen terminus ante quem für das Entstehungsdatum der Schrift, aufgrund dessen wir sie in Teil C in ihr Umfeld einordnen können. Schließlich gilt es, die Hypothesen zu prüfen, mit deren Hilfe man die Autorschaft zu klären versucht hat. Dass wir dabei bereits auf den Inhalt unserer Schrift eingehen und gelegentlich auf Resultate der Untersuchung von Inhalt und Umfeld in Teil C vorgreifen werden, ist unvermeidlich. Ich kann der Schar der bisher genannten Zeugen eine Reihe weitere hinzufügen: In einem koptischen Schriftencorpus, das unter dem Namen eines »Agathonikos von Tarsos« läuft, ist im Zusammenhang mit der Auferstehung von einem Samaritaner Justin die Rede. Auch Theophilus von Antiochien und Clemens von Alexandrien verraten eine Kenntnis unserer Schrift, ohne deren Titel und Verfasser zu nennen. Am wichtigsten sind die neuen Textzeugen: Da die Vermutung nahe lag, dass sich unter den im 20. Jahrhundert zusammengetragenen neu entdeckten H/era-Handschriften noch nicht berücksichtigte Zeugen unseres Textes befinden könnten, habe ich am Byzantinischen Institut der Abtei Scheyern und im Institut de Recherche et d'Histoire des Textes in Paris Mikrofilme der entsprechenden Handschriften konsultiert. Dabei habe ich meine Aufgabe klar abgegrenzt Η E 4 , 1 8 , 2 (ò μέν τίς εστίν αύτώ λόγος προς Άντωνίνον τον Ευσεβή προσαγορευθέντα καί τους τούτου παΐδας τήν τε 'Ρωμαίων σύγκλητον ττροσφωνητικός Οπερ των καθ' ημάς δογμάτων); 4 , 1 8 , 6 (και διάλογον δέ "ΐτρός 'Ιουδαίους συνέταξεν,

öv ètti

της Έφεσίων

ττόλεως προς Τρύφωνα των τότε'Εβραίων έιτισημότατον ττεττοίηται), vgl. auch 4 , 1 1 , 1 1 .

Bezeugung

29

und nur die Kapitel geprüft, in denen sich bereits bisher Fragmente unserer Auferstehungsschrift gefunden haben; eine vollständige Überprüfung der neu entdeckten Zeugen hätte das Ausmaß der vorliegenden Arbeit überstiegen und soll daher einer vollständigen H/era-Edition vorbehalten sein. Unberücksichtigt gelassen habe ich eine Reihe später Handschriften; sie hätten nur den Apparat aufgebläht, ohne den Text zu verbessern 7 . Dabei habe ich folgende neue Zeugen entdeckt 8 : a) einen neuen Zeugen für die Fragmente 1-3: Athen, Nationalbibliothek, Τάφου 274 (A), eine Papierhandschrift des 14. Jahrhunderts; b) vier neue Zeugen für Fragment 4: die von Richard entdeckte Papierhandschrift Ιβήρων382 (I) aus dem 15. Jahrhundert, den zweispaltigen Pergamentcodex Wien, Nationalbibliothek, Supplementum graecum 178 (W) aus dem 11. Jahrhundert, den ebenfalls zweispaltigen Pergamentcodex Thessaloniki, Βλατέων 9 (Τ) aus dem 10. Jahrhundert sowie den eben genannten Athener Codex Τάφου 274 (A). Dazu gesellt sich ein besonderer Glücksfund: In einem Florileg mit dem Titel »Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« in der Handschrift Vatopedi 236 (B) habe ich ein bisher unbekanntes fünftes Textfragment entdeckt. Für die folgende Untersuchung gliedere ich die Zeugen in vier Gruppen: 1 . Textzeugen. Hier gilt es zu klären, ob das neugefundene Textfragment im Codex Vatopedi 236 und die vier bisher bekannten Fragmente in den Hiera alle derselben Schrift angehören. 2. Zeugen, die eine Auferstehungsschrift unter dem Namen Justins erwähnen. Abgesehen von den Textzeugen hat bisher nur ein einziger altkirchlicher Autor eine Auferstehungsschrift unter dem Namen Justins erwähnt: Prokop von Gaza in seiner Oktateuch-Epitome im Kapitel zu Gen 3,21. Hier ist die Zuverlässigkeit zu prüfen, insbesondere, ob aus seinen Angaben geschlossen werden darf, dass sich eine Äußerung zu dieser Bibelstelle in den verlorenen Teilen unserer Schrift gefunden habe. Ferner ist zu klären, ob die neu in die Diskussion gebrachten Schriften unter dem Namen des Agathonikos von Tarsos, die im Zusammenhang mit der Auferstehung von einem Samaritaner Justins reden, als Zeugen unserer Schrift gelten dürfen. 3. Mit Hilfe von Hypothesen gewonnene Zeugen. Hier ist abzuklären, ob einer der Versuche für den Erweis der Echtheit oder Unechtheit unserer Schrift haltbar ist, ob also das Justinzitat bei Methodius unserer Schrift zugeordnet werden darf und damit ein weiteres Fragment unserer Schrift gewonnen wäre, ob unsere Schrift mit Justins Syntagma oder dem Traktat 7

Es handelt sich dabei um Handschriften der Vatikanischen und der PML b -Rezension, vgl. dazu WAHL, Prophetenzitate, Bd. 1, S. 1 1 4 - 1 1 7 . Ähnlich grenzt auch WAHL den Bereich der von ihm untersuchten Handschriften ab (ebenda, S. 112).

8

Kurzbeschreibung der Handschriften und weitere Literatur bei WAHL, zitate, Bd. 1, S. 8 5 - 1 2 0 .

Propheten-

Bezeugung

30

περί ψυχής καί σώματος des M e l i t o v o n Sardes identifiziert w e r d e n k a n n . 4. Zeugen, Autor

die unsere

zu nennen.

Titel

und

E s ist zu u n t e r s u c h e n , o b I r e n a u s , T e r t u l l i a n

Auferstehungsschrift

benützen,

ohne

und

M e t h o d i u s sowie die v o n m i r neu in die Diskussion g e b r a c h t e n Z e u g e n T h e o p h i l u s v o n A n t i o c h i e n und C l e m e n s v o n A l e x a n d r i e n unsere Auferstehungsschrift benützen.

1. T e x t z e u g e n Die bisher einzige b e k a n n t e Quelle für B r u c h s t ü c k e unserer Schrift w a r e n die Hiera

des J o h a n n e s v o n D a m a s k u s , die insgesamt vier F r a g m e n t e einer

Auferstehungsschrift unter d e m N a m e n Justins zitieren. D a z u k o m m t das bisher u n b e k a n n t e fünfte T e x t f r a g m e n t im C o d e x Vatopedi

236.

Es ist zu

u n t e r s u c h e n , o b alle fünf T e x t f r a g m e n t e unserer Auferstehungsschrift angehören. 1 . 1 . Die T e x t f r a g m e n t e in den Hiera

des J o h a n n e s v o n D a m a s k u s

D a s W e r k τ ά ιερά, »die heiligen [Dinge]«, das - allerdings nicht unumstritten - als ein W e r k des J o h a n n e s v o n D a m a s k u s gilt 9 , ist ein riesiges t h e o logisches L e x i k o n mit A b e r t a u s e n d e n v o n z u m Teil sehr u m f a n g r e i c h e n Bibel- und V ä t e r z i t a t e n zu den verschiedensten T h e m e n 1 0 . Gegliedert ist es in drei B ü c h e r : D a s erste handelt v o n G o t t , das zweite v o n den menschli-

9

Loofs erwägt Leontius von Byzanz als Verfasser der Hiera, da die Hiera-Handschrift Vaticanas 1553 die Uberschrift Λεοντίου πρεσβυτέρου καί 'Ιωάννου των ιερών βιβλίου δεύτερον trägt ( H O L L , Parallela, S . 263f mit Anm. 1 ) . Eine ausführliche Verteidigung der Echtheit nimmt H O L L , Parallela, S. 2 5 6 - 2 7 7 , vor. Erneute kritische Anfragen von L O O F S ([Rezension von] K . Holl, Die Sacra Parallela des Johannes Damascenus, S. 3 7 0 - 3 7 2 ) beantwortet H O L L , Fragmente, S. XII-XVIII. In unserem Jahrhundert stellt H O E C K , Stand, S. 29f Anm. 6, die Autorschaft des Damaszeners erneut in Frage. R I C H A R D , Florilèges grecs, Sp. 476, erachtet die Einwände Hoecks als nicht ausschlaggebend. Zu Recht meint er, dass mindestens die Abfassung der Hiera im Palästina des 8. Jahrhunderts als sicher gelten darf (ebenda, Sp. 477). Auf die schwierige Frage nach dem Autor gehe ich hier nicht weiter ein.

1 0

HOLL

(Parallela, S. 392) betrachtet die Hiera in einem gewissen Sinn als »ethisches«, Patrologia, S. 528: »moraltheologisch-aszetisch«) Gegenstück zur πηγή της γνώσεως, dem »dogmatischen« Hauptwerk des Damaszeners. Diese Charakterisierung ist nicht glücklich: Die Hiera repräsentieren vielmehr die Materialsammlung, aus denen die Werke des Damaszeners gewachsen sind. Der Eindruck eines »ethischen« resp. »moraltheologisch-aszetischen« Charakters stammt von den beiden bekanntesten Rezensionen, der Vatikanischen und der Rupefucaldinischen, welche beide die drei ursprünglichen Bücher in ein einziges fortlaufendes Alphabet zusammengearbeitet und somit die »ethischen« τίτλοι des 3. Buches über das ganze Werk verteilt haben. (ALTANER-STUIBER,

Textzeugen

31

chen Dingen 1 1 . Diese beiden Bücher sind je wie ein Lexikon nach den Buchstaben (στοιχεία) des Alphabets aufgebaut, unter denen die Stichworte (sogenannte τίτλοι) des jeweiligen Anfangsbuchstabens eingereiht sind 1 2 . Anders geordnet sind die Stichworte im dritten Buch: Hier sind je Tugenden und Laster einander »parallel gegenübergestellt« 1 3 , beispielsweise »Über Wahrheit und getreues Zeugnis« und »Über Lüge und Verleumdung« 1 4 . Unter diesen Stichworten folgen nun Zitate, zuerst aus der Bibel, danach aus den Vätern in einer bestimmten Reihenfolge 1 5 . Vom dritten Buch aus hat sich die Bezeichnung »Parallelen« bald für das ganze Werk eingebürgert 1 6 . Der heute geläufige Titel Sacra Parallela (τά ιερά παράλληλα), der auf die Edition von Michel Lequien aus dem Jahre 1712 zurückgeht 1 7 , ist falsch und sollte daher nicht verwendet werden. Ich nenne das Werk nach seinem ursprünglichen griechischen Titel die Hiera. Dieses Werk ist für die patristische Literaturwissenschaft von unschätzbarem Wert, weil es viele Zitate von Werken überliefert, die uns sonst verloren sind. Zwei Faktoren erschweren allerdings den Zugang zu ihm: Erstens sind uns die Hiera nicht in ihrer ursprünglichen vollständigen Form erhalten, sondern nur in verschiedenen kürzenden Rezensionen, mit welchen sich eine überaus komplizierte Überlieferungsgeschichte verbindet. Zweitens existiert keine vollständige Edition der Rezensionen der Hiera. Einzig der eben erwähnte Michel Lequien hat vor bald dreihundert Jahren eine einzige Hiera-Handschrift vollständig ediert. Darüber hinaus existieren nur Editionen von Teilen von Handschriften, etwa der Zitate einzelner

11

Zum Aufbau des Werkes vgl. die Vorrede bei LEQUIEN, Damasceni opera, Bd. 2, S. 279 (MPG 95, Sp. 1041); dazu HOLL, Parallela, S. 2, und WAHL, Prophetenzitate, Bd. 1, S. 5 2 .

12

13

14

15 16 17

Gelegentlich ist innerhalb eines Stoicheion eine sachliche Ordnung erkennbar, so etwa bei den Kapiteln des Stoicheion A im Coislinianus: Nach sieben Kapiteln zur Gotteslehre (»Über die heilige Trinität«, »Darüber, dass das Göttliche unwandelbar ist«, »Darüber, dass man Gott nicht entrinnen kann« etc.) folgen zwei zur Engelslehre und drei zur Eschatologie (HOLL, Parallela, S. 181 und 230), davon zuerst, also als zehntes Kapitel (Αι), περί της φοβερά; αναστάσεως (C 63r), wo sich die Fragmente 1 3 unseres Textes finden. παραλλήλους θέντες τάς άρετάς και τάς άντιζύγους και άντιθέους αϋτών κακία; καί δσα περί αυτών λέλεκται τ ή θεία γραφή και TOÏÇ άγίοις και θεοφόροις ήμών πατράσιν (erste Vorrede der Vatikanischen Rezension; Text bei LEQUIEN, Damasceni opera, Bd. 2, S. 278 [MPG 95, Sp. 1040] mit der Verbesserung von HOLL, Parallela, S. 1). ττερί αληθείας και μαρτυρίας πιστής - περί ψεύδους και συκοφαντίας καί ψευδομαρτυρίας, die 50. resp. 48. Parallele (nach der unveröffentlichten Rekonstruktion von RICHARD, Livre III, Typoskript S. 17; zu den zwei Zählweisen vgl. RICHARD, »Parallela«, S. 488f). Dazu HOLL, Parallela, S. 182 und 201. Dazu HOLL, Parallela, S. 257f. LEQUIEN, Damasceni opera, Bd. 2, S. 279.

32

Bezeugung

Autoren und T e x t c o r p o r a , am wichtigsten die Edition der

Fragmente

vornicänischer Kirchenväter aus den Sacra Parallela von Karl Holl aus dem J a h r 1 8 9 9 1 8 . W e r sich mit den Hiera beschäftigen will, ist neben den zur Verfügung stehenden Editionen bei den noch nicht ausgewerteten und neu entdeckten Handschriften auf die Codices selbst und deren Reproduktion auf M i k r o f i l m angewiesen. Die komplizierte Textüberlieferung ist von Holl und Richard geklärt worden 1 9 . Ich stelle im Folgenden die verschiedenen Rezensionen - oder Florilegien, wie Richard sagt - grafisch dar:

1. Buch

1. Buch

18 19

2 . Buch

Vatikanische Rezension

Zu weiteren Editionen vgl. Dazu oben S. 9 - 1 1 .

WAHL,

Prophetenzitate,

3. Buch

2 . Buch

Bd. 1, S. 3 5 - 3 8 .

3. Buch

Textzeugen

33

Die verschiedenen Rezensionen verraten alle das Bemühen, das Riesenwerk in eine handliche Form zu bringen 20 . Dies geschieht auf zwei Arten: Zum einen werden die ursprünglichen Bücher gekürzt. Alle Handschriften 21 von einzelnen Büchern der Hiera repräsentieren solche verkürzende Rezensionen, so der Coislinianus 276 (C) eine des ersten und der Ιβήρων 382 (I) eine des dritten Buches; zur ersten Rezension des zweiten Buches gehört der Vaticanas 1SS3 (Κ) 22 . Zum anderen werden ausgewählte Kapitel aller drei Bücher in ein einziges fortlaufendes Alphabet eingeordnet. Holl hat diese Rezension nach ihrem am längsten bekannten Vertreter, dem von de Billy und Lequien verwendeten Vaticanus graecus 1236 (V) Vatikanische Rezension genannt. Zu ihr zählen ferner unter den für uns relevanten Codices: Escorial Ω III 9, Wien, Supplementum graecum 178 (W), Vaticanus Ottobonianus graecus 79 (O; wohl die direkte Vorlage des Vaticanus graecus 1236), Ambrosianus graecus 1034 (Am). Einer sekundären Überlieferungsstufe gehören die übrigen Rezensionen an 23 . Sie basieren ihrerseits bereits auf Rezensionen, deren Kapitel sie wie die Vatikanische Rezension in einem einzigen fortlaufenden Alphabet vereinigen. Die Rupefucaldinische Rezension, benannt nach ihrem einzigen Vertreter, dem Codex Rupefucaldinus, beruht auf einem Nebentyp der Vatikanischen Rezension und einer zweiten Rezension des zweiten Buches, welche durch keine direkten handschriftlichen Zeugen vertreten ist. Die PML b -Rezension - von Holl nach den Siglen der drei Hauptvertreter Paris, grec 923, Marcianus graecus 138 sowie des zweiten Teils (Blätter 46-73) des Laurentianus plut. VIII 22 benannt - basiert auf einem weiteren Nebentyp der Vatikanischen Rezension und wie die Rupefucaldinische auf der zweiten Rezension des zweiten Buches 24 . Die Thessalonicher Rezension, benannt nach ihrem einzigen Vertreter Thessaloniki, Βλατέων 9, setzt 20

21

Ich vermute, dass die ungekürzte Originalfassung der Hiera nur in dem einen einzigen Urexemplar des Johannes von Damaskus im Kloster Mar Saba bei Bethlehem existiert hat. Auflistung mit Kurzbeschreibung der Handschriften und weiteren Literaturangaben bei WAHL, Prophetenzitate,

22

23

24

Bd. 1, S. 8 5 - 1 2 0 , vgl. a u c h DERS., Siracb-Text,

S. 2 2 - 2 5 .

Ebenfalls dieser Rezension gehört die Palimpsesthandschrift Vaticanus graecus 1456 an. Wir können sie hier vernachlässigen, da nur an acht Stellen noch die ursprüngliche Schrift gelesen werden kann (siehe dazu HOLL, Parallela, S. 2 2 0 - 2 2 2 und 224), die nach HOLL eher ins 9. als ins 8. Jahrhundert zu datieren ist (Parallela, S. 219; in Fragmente, S. IV, datiert er auf »s. VIII—IX«), Wichtig ist sie in jedem Fall für die Datierung der Rezension, für welche sie einen terminus ante quem abgibt. Die Vermutung liegt nahe, dass sie außerhalb von M a r Saba entstanden sind, da sie das ungekürzte Urexemplar nicht mehr direkt voraussetzen. Den Begriff »Recension PML b « hat KARL HOLL geprägt und charakterisiert sie als »Mischrecension« (Parallela, S. 88); als »Mischrezension« bezeichnet sie deshalb auch WAHL (Prophetenzitate, Bd. 1, S. 77) und kürzt sie mit dem Buchstaben M ab. RICHARD verwendet den Begriff »Florilegium PML b « (Florilèges grecs, Sp. 482).

34

Bezeugung

sich aus der PML b -Rezension und der zweiten Rezension des zweiten Buches zusammen. Die L a -Rezension, repräsentiert durch das erste Stück (Blätter 1 - 4 5 ) des oben bereits genannten Laurentianus plut. VIII 22, beruht auf der Rupefucaldinischen und der PML b -Rezension. Die Jerusalemer Rezension, vertreten durch die Codices Hierosolymitanus 15 und Athen, Τάφου 274, ist aus vier verschiedenen Rezensionen zusammengesetzt. Dabei werden aber innerhalb eines jeden Stoicheion die Bestandteile nach ihrer Herkunft in vier βιβλία unterschieden: βιβλίον a enthält die Bestandteile der Vatikanischen Rezension, βιβλίου β' die der durch Coislinianus 276 vertretenen verkürzten Rezension des ersten Buches, βιβλίον y die der Thessalonicher Rezension; βιβλίον δ' schließlich diejenigen eines mit den Hiera verwandten Florilegs, das auch von Coislinianus 294 vertreten wird (in der Grafik nicht berücksichtigt) 2 5 . Weitere Rezensionen des dritten Buches lasse ich beiseite, da sich dort bisher keine Textzeugen unserer Auferstehungsschrift haben finden lassen 26 . 1.1.1. Die Überlieferungsverhältnisse der handschriftlichen Zeugen

in den Hiera Mit Hilfe der von Holl erhellten Zusammenhänge der verschiedenen Rezensionen können wir die Überlieferungsverhältnisse der handschriftlichen Zeugen unserer Schrift in den Hiera klären. Die Überlieferungsverhältnisse vereinfachen sich insofern, als nur ein geringer Teil der Handschriften Fragmente unserer Auferstehungsschrift enthält. Grundsätzlich bearbeiten die verschiedenen Rezensionen die Hiera kapitelweise. Somit durchläuft die Textüberlieferung der einzelnen Väterzitate verschiedene Wege, je nachdem, in welchem Kapitel sie sich befinden. Fragmente unserer Auferstehungsschrift sind, soviel wir bisher wissen, in vier Kapiteln erhalten: a) Die drei großen Fragmente, welche seit Maran als Kapitel 1 - 8 sowie 9 und 10 nummeriert werden 2 7 , finden sich im Kapitel περί i f j s φοβέρας άυαστάσεωξ, das seinen ursprünglichen Ort im ersten Buch der Hiera hat 2 8 .

25

Die vier Bücher hat

COHN

identifiziert ( Ueberlieferung,

γ' konnte er, da er die von Thessaloniki,

S. 4 8 8 — 4 9 0 ) ;

einzig das βιβλίον

Βλατέων 9 repräsentierte Thessalonicher

Rezension noch nicht kannte, nicht genau bestimmen und stellte nur deren Nähe zum Rupefucaldinus sich bei 26

RICHARD,

und dem zweiten Buch fest. Die Identifizierung des βιβλίον γ ' findet Florilèges

Sp.

grecs,

Die weiteren Rezensionen des

3.

4 8 3 .

Buches sind übersichtlich bei W A H L ,

Prophetenzitate,

Bd. 1, S. 6 6 - 7 1 , beschrieben. 27

Z u r Kapiteleinteilung siehe unten S. 9 9 mit Anm. 12 und 1 3 .

28

Im Coislinianus

Kapitel AIO (C 63r), in der Rupefucaldinischen Rezension A 7 3 (R

8 1 r ; bei Lequien irrtümlich A 7 4 , dazu oben S. 3 Anm. 10), in der Jerusalemer Rezension (στοιχεΐον β') A8 (H 7 5 v a ; A 139v; die Jerusalemer Rezension lässt die Kapitel A 2 , A 7 und A 1 3 des Coislinianus verwandten Quelle im βιβλίον

2 7 6 a u s und ergänzt sie teilweise aus einer letzterem Α'

[RICHARD,

Florilèges

grecs,

Sp. 4 8 4 ] ) .

Textzeugen

35

Z u d e n drei s c h o n H o l l b e k a n n t e n T e x t z e u g e n C ( 7 1 r - 7 8 v ) , H ( 8 0 v a 8 5 r b ) u n d R ( 8 4 v - 8 8 v ) gesellt sich als vierter die A t h e n e r H a n d s c h r i f t Τάφου274 ( 1 4 7 r - 1 5 4 r ) . D i e R e d a k t i o n der J e r u s a l e m e r R e z e n s i o n (hier i m βιβλίου β') bildet d e n g e m e i n s a m e n A r c h e t y p v o n Η u n d A , w e l c h e r seinerseits m i t C auf eine v e r k ü r z e n d e R e z e n s i o n des ersten B u c h e s z u r ü c k g e h t 2 9 . b) Ein A u s s c h n i t t aus d e m ersten F r a g m e n t , n ä m l i c h P s j u s t res 1 , 1 - 1 , 8 , f i n d e t sich n o c h e i n m a l i m Kapitel περί αληθείας καί μαρτυρίας π ι σ τ ή ς , w e l c h e s seinen u r s p r ü n g l i c h e n O r t i m dritten B u c h der Hiera h a t 3 0 u n d über e i n e n N e b e n t y p der v a t i k a n i s c h e n R e z e n s i o n in d e n R u p e f u c a l d i n u s g e l a n g t ist. c) D a s vierte F r a g m e n t i m K a p i t e l π ε ρ ί ά φ ρ ο ν ο ς καί ά ν ο ή τ ο υ καί α π α ί δ ε υ τ ο υ καί μωρού, ursprünglich i m dritten B u c h der Hiera3ì, ist in zehn H a n d s c h r i f t e n erhalten, die z w e i v e r s c h i e d e n e n Überlieferungs29

30

31

Dazu H O L L , Parallela, S. 186-189; diesem gemeinsamen Archetyp von C, H und dem Holl noch unbekannten A gehören auch Anhänge in R an, die für uns hier nicht von Belang sind (dazu H O L L , Parallela, S. 3 0 - 4 0 und 186-189). Das Kapitel περί αληθείας καί μαρτυρίας τπστής, das im Rupefucaldinus als A61 (R 70r) nummeriert ist, stammt aus dem dritten Buch der Hiera und bildete dort mit dem folgenden περί ψεύδους καί συκοφαντίας καί ψευδομαρτυρίας die 50. resp. 48. Parallele (so nach der unveröffentlichten Rekonstruktion von R I C H A R D , Livre III, Typoskript S. 17; zu den zwei Zählweisen vgl. R I C H A R D , »Parallela«, S. 488f); in die Rupefucaldinische Rezension geraten ist das Kapitel über einen Nebentyp der vatikanischen Rezension. Es bildete zusammen mit dem vorangehenden περί σοφίας καί παιδείας καί συνέσεως καί φρονήσεως die 35. resp. 36. Parallele (so nach der unveröffentlichten Rekonstruktion von R I C H A R D , Livre III, Typoskript S. 12; zu den zwei Zählweisen vgl. R I C H A R D , »Parallela«, S. 488f), im 'Ιβήρων 382 Kapitel 22 (aufgrund der Kürzungen), in der Vatikanischen Rezension A24 (W 49va; O 47v), in der PML b -Rezension A52 (P 75ra; M 76va), in der Thessalonicher Rezension A74 (T 80va), in der Rupefucaldinischen Rezension A63 (R 73r), in der Jerusalemer Rezension A22 (H 26vb; A 69v). Die Kürzungen, welche die verschiedenen Rezensionen zum Teil an dem langen, viergliedrigen Titel vornehmen, können wir hier vernachlässigen.

36

Bezeugung

zweigen angehören: Einen Zweig bildet die stark verkürzte Rezension des dritten Buches in der Handschrift Ιβήρων 382 (180r). Der andere Zweig mit seinen neun Textzeugen gliedert sich in drei Linien, die auf die Vatikanische Rezension und ihre beiden Nebentypen zurückgehen 32 : α) Zur Vatikanischen Rezension zählen die Codices Wien, Supplementum graecum 178 (W 50ra-b), Ambrosianus graecus 1034 (Am 58r) und Ottobonianus graecus 79 (O 48v) 33 sowie das βιβλίου α der Jerusalemer Rezension, repräsentiert durch die schon oben genannten Codices H (26vb) und A (70r). ß) Über einen Nebentyp der Vatikanischen Rezension ist das vierte Fragment in den Rupefucaldinus gelangt (73v-74r). γ ) Die übrigen drei Codices - Paris, grec 923 (Ρ 76ra), Marcianus 138 (M 77rb-va) und der neue Zeuge Thessaloniki, Βλατέων9 (Τ 81rb) - gehen auf einen zweiten Nebentyp der Vatikanischen Rezension zurück, welcher die Basis für die PML b -Rezension und der auf ihr beruhenden Thessalonicher Rezension bildet.

Kapitel περί αφρονοξ κτλ.

32

33

Innerhalb der Zeugen der Vatikanischen Rezension und der PMLb-Rezension verzichte ich auf die genauere Unterscheidung von Hyparchetypen; für die Textgestalt des 4. Fragmentes ist dies bedeutungslos. Den aus dem Ottobonianus 79 abgeschriebenen Vaticanus graecus 1236 der Edition Lequien führe ich im Stemma nur in Klammern an.

Textzeugen

37

d) Ein weiterer Ausschnitt des ersten Fragmentes mit dem Umfang Psjust res 7 , 2 - 7 , 6 im Kapitel περί τήζ τοΰ άνθρώπου ττλάσεως και κατασκευής im zweiten Buch der Hiera nimmt eine Sonderstellung ein, auf die wir weiter unten eingehen werden. Er ist nur in einem einzigen Rezensionstyp enthalten, und zwar in einem Kapitel, in welches Zitate aus einem anderen Florileg eingearbeitet worden sind. Somit besteht der Verdacht, dass auch der Ausschnitt Psjust res 7 , 2 - 7 , 6 erst später in dieses Kapitel der Hiera gelangt ist. 1 . 1 . 2 . Die Zuverlässigkeit der L e m m a t a Archambault weist darauf hin, dass, abgesehen von den Zweifeln an der Authentizität unserer Schrift, auch für die Richtigkeit der Autorenangaben in den Hiera keine Gewähr besteht 3 4 . In der T a t geschieht es immer wieder, dass beim Abschreiben ein Lemma verrutscht: Allein bei Justin hat Holl sieben Fälle identifizieren können, w o ihm die Hiera Zitate eines anderen Kirchenvaters zuordnen 3 5 . Eine erste, aber nur bedingte G e w ä h r für die Richtigkeit der Angabe bietet die Zuverlässigkeit der Lemmata der Nachbarzitate: Die Fragmente 1 - 3 , in den Hiera im Kapitel περί της φοβέρας αναστάσεως als ein zusammenhängender Block überliefert, stehen zwischen eindeutig identifizierbaren Zitaten. V o r a n geht eine Reihe von identifizierbaren Irenäusstücken, als letztes haer 5 , 1 3 , 2 (Fragment 1 6 5 HOLL), und es folgt unter dem L e m m a του αγίου Μεθοδίου Άγλαοφών περί άναστάσεως der Abschnitt Methodius res 1 , 3 2 , 7 - 8 (Fragment 4 1 5 H O L L ) . 3 6

Einen lebendigen Eindruck, welche Störungen im Lauf der Überlieferung auftreten können, gibt uns die Doppelüberlieferung von Psjust res 1 , 1 - 1 , 8 in R 7 2 r . Ihr Lemma του αύτοΟ έκ του περί άναστάσεως verweist auf den Autor des vorangehenden Zitates (Fragmente 9 4 und 1 1 4 H O L L ) . Dieses ist seinerseits mit έκ τοϋ αΰτοϋ προς Άντωνΐνον αυτοκράτορα an ein Chrysostomuszitat angeschlossen, sein erster Teil lässt sich aber glücklicherweise eindeutig als ein Stück aus Justins Apologie an Antoninus (ap 2 , 1 [Fragment 9 4 HOLL]) identifizieren. O f f e n b a r ist im Laufe der Überlieferung vor Fragment 9 4 ein weiteres Zitat aus der Apologie ausgefallen, vor dem Justin namentlich als Autor genannt war. Z u d e m ist an dieses Stück eine sonst unbekannte Fortsetzung (Fragment 1 1 4 H O L L ) angeschlossen. Ebenso verzweifelt steht es um das Z i t a t , welches der Doppelüberlieferung in R 7 2 r folgt. Seinem Lemma zufolge soll das sonst unbekannte Stück »vom heiligen Justin, Philosophen und Märtyrer, aus dem fünften 3 4

35 36

témoignage, S. 75; vgl. auch A L T E R M A T H , corps, S. 60. Nämlich die Fragmente 124-130 ( H O L L , Fragmente, S. 53-55). In R ist das Lemma ausgefallen und das folgende Stück nur mit : — abgetrennt. Eine spätere Hand hat angemerkt: τούτο τοϋ αγίου ΐερομάρτυροζ Μεθοδίου Πατάρων εστίν ( H O L L , Fragmente, S. 163).

ARCHAMBAULT,

38

Bezeugung

Teil seiner Apologie« stammen (Fragment 1 1 6 HOLL). Das Stück Psjust res 1 , 1 - 1 , 8 steht hier also zwischen nicht identifizierbaren Textstücken, und nur weil der erste Teil des vorangehenden Zitates aus der justinischen Apologie stammt, wird das Stück aus der Auferstehungsschrift auch hier indirekt Justin zugewiesen. Dennoch lässt sich bei den Fragmenten 1 - 3 die Zuverlässigkeit des Lemmas eindeutig überprüfen. Ursprünglich haben die Fragmente 1 - 3 im ersten Buch, das Teilstück 1 , 1 - 1 , 8 im dritten Buch der Hiera gestanden. Daher haben sie vom ersten Exemplar an verschiedene Überlieferungswege durchlaufen. In beiden Überlieferungswegen findet sich der Titel ττερί άναστάσεως und wird die Schrift Justin zugewiesen. Somit können wir mit Sicherheit zurückschließen, dass Johannes von Damaskus diese Stücke einer Schrift ττερί άναστάσεως unter dem Namen Justins entnommen hat. Die andere Doppelüberlieferung Psjust res 7 , 2 - 7 , 6 scheint den Befund ebenfalls zu stützen. Wenn dieses Stück, wie vermutet, erst später in die Hiera eingearbeitet wurde, können wir daraus folgern, dass bereits der gemeinsame Archetyp der Vorlage des Damaszeners und der unbekannten Quelle, aus der es eingearbeitet worden ist, eine Schrift ττερί αναστάσεως unter dem Namen Justins gekannt hat. Schwieriger steht es um Fragment 4. Da es nur in einem einzigen Kapitel überliefert ist, lässt sich die Zuverlässigkeit des Lemmas nicht wie vorher zwingend auf die Vorlage des Johannes von Damaskus zurückführen. Zudem ist nur in einem Nebenzweig, der sogenannten der PML b -Rezension, mit εκ του ττερί αναστάσεως die Schrift genannt, aus welcher es stammt. Auch hier lassen sich die Nachbarzitate überprüfen: Das vorangehende Basiliuszitat findet sich in der Homilía in principium proverbiorum 4 ( M P G 3 1 , Sp. 3 9 3 A ) , das folgende Zitat von Evagrius

Ponticus ist der 6. Spruch aus den Spirituales sententiae per

alphabetum

dispositae ( M P G 4 0 , Sp. 1 2 6 8) 3 7 . Unregelmässigkeiten in der Verfasserangabe zweier Handschriften lassen sich leicht erklären: a) Der Codex Tbessaloniki, Βλατέων 9 (Τ) bietet das Lemma του άγίου 'Ιγνατίου εκ του ττερί αναστάσεως. Dank den Verfasserangaben der übrigen Codices ist 'Ιγνατίου schon rein aus Gründen der Überlieferung als sekundäre Lesart auszuscheiden 3 8 . b) Der C o d e x 'Ιβήρων 381 (I) liest Ιούστου statt Ίουστίνου. Die Kürzung ist wohl aus einer Abbreviatur entstanden; einen unabhängigen Parallelfall beobachten wir im Lemma von Fragment 1 bei den Repräsentanten der Jerusalemer Rezension. Schließlich lässt sich die Zugehörigkeit des vierten Fragmentes zu unserer Schrift auch vom Inhalt her stützen, wie wir sogleich sehen werden. 37

Die Nachbarzitate sind a m einfachsten zugänglich im Reprint der Lequien-Ausgabe des Vaticanas

38

1236

in M P G 9 5 , Sp. 1 2 1 7 .

Siehe dazu das Stemma unten S. 1 0 1 . Es bestätigt sich hier die in der Einleitung (S. 2 3 ) gemachte Vermutung, dass eine Namensänderung innerhalb der Hiera-Überlieferung für die Frage nach dem Autor unserer Schrift ohne Relevanz ist.

Textzeugen

39

1.1.3. Die Reihenfolge der Fragmente Die Fragmente 1 - 3 unserer Schrift sind in den Hiera als ein zusammenhängender Block überliefert, in dem mit καί μετ' όλίγα resp. καί μετά βραχέα zwei Kürzungen gekennzeichnet sind. Die damit gegebene Annahme, dass die drei Fragmente in der ursprünglichen Reihenfolge vorliegen, bewährt sich am Inhalt: Psjust res 9,9 lehnt weitere Beweisforderungen unter Verweis auf die in Kapitel 6 erbrachten »beweisenden Schlüsse« ab, während Psjust res 5,10 auf die Totenauferstehungen vorverweist, welche in 9,lf thematisiert werden 3 9 . Psjust res 10,5 wiederum bezieht sich zum einen zurück auf die »weltlichen Schlüsse« von Kapitel 6, gemäss welchen es »nicht unmöglich ist, dass es für das Fleisch die Wiederentstehung gibt«, zum anderen auf die Darlegungen des 9. Kapitels, dass »der Heiland durch das ganze Evangelium hindurch die Rettung unseres Fleisches demonstriert« 4 0 . Schwieriger gestaltet sich die Einordnung des vierten Fragmentes, über dessen Platzierung im Traktat wir keine Angabe besitzen. Meines Erachtens empfiehlt sich eine Einordnung des vierten Fragmentes am Schluss der Schrift. Fragment 3 endet in Psjust res 1 0 , 1 3 - 1 7 mit Ausführungen zur Askese. Auch im Rheginosbrief wird die Askese kurz vor Schluss behandelt 41 . Soweit wir aus den Dispositionen erkennen können, sind bis zum Ende des 3. Fragmentes in Psjust res 10,17 alle Argumentationsschwerpunkte verhandelt worden 4 2 . Dennoch ist es aus zwei Gründen unwahrscheinlich, dass der Traktat mit 10,17 tatsächlich zu Ende gewesen wäre: Unser Autor schließt, soweit der erhaltene Textbestand es beobachten lässt, jeden Themenblock mit einer Schlussformulierung ab 4 3 . Dass gerade am Ende der Schrift eine Schlussformulierung fehlen sollte, halte ich angesichts des sorgfältigen, geplanten Aufbaus der Schrift für ausgeschlossen 44 . Z u d e m kann man vermuten, dass am Schluss der Schrift sich ein entsprechender Abschnitt über den λόγος gefunden hat wie in Kapitel 1, und kann dazu nun das vierte Fragment herbeiziehen. Über die fünfzehn Worte die39

40

41 42 43

44

Zu eventuell in der Lücke vor Psjust res 9,1 genannten Beispielen siehe unten S. 143 Anm. 38. Zu δεικνύντα vgl. δείκνυσθαι κτλ. Psjust res 9,1.3.5 und έτπδείκνυσθαι κτλ. Psjust res 9,6.7.8. Rheg 4 9 , 2 6 - 3 7 . Dazu unten S. 1 4 0 - 1 4 4 . Nämlich Psjust res 2 , 1 3 zum Exkurs 2 , 4 - 2 , 1 3 , Psjust res 3,18 zu Kapitel 3, Psjust res 4,6 zu Kapitel 3—4, Psjust res 6 , 1 7 zu Kapitel 5 - 6 , Psjust res 7,13 zu Kapitel 7 und Psjust res 9,9 zu Kapitel 9. Am Schluss von Kapitel 8 fehlt eine Schlussformulierung. Sie könnte verlorengegangen sein, weil nach 8,25 der Text abbricht. Wahrscheinlich hat hier aber keine solche gestanden, weil die Unterposition 3a in Kapitel 9 und das in Kapitel 10 Verhandelte noch immer dem Großzusammenhang 8 , 1 - 1 0 , 1 7 angehören. Dazu unten S. 1 4 0 - 1 4 4 und 168 mit Anm. 144.

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Bezeugung

ses Bruchstücks allein lässt sich nicht viel sagen. W e n n wir es jedoch im Schlussabschnitt unserer Schrift platzieren, ergibt sich eine stringente D e u t u n g : Die »richtige Aussage« ( λ ό γ ο ς υ γ ι ή ς ) 4 5 , die Inhalt unseres T r a k t a t e s ist und die wie jede Wahrheitsaussage generell von G o t t ausgesandt wird (Psjust res 1,3), prallt an den »harten und unbelehrbaren Herzen« derer, an die sie eigentlich gerichtet ist, ab und kehrt zu sich selbst zurück, ohne bei den Gegnern unseres Autors Gehör gefunden zu haben. Dass diese eine solche σκληράν κα'ι άπειθή καρδίαν haben, wird schon in 4 , 3 mit der Feststellung über ihre Herzensblindheit deutlich 4 6 . E b e n s o wie etwa Ignatius, der die Häretiker mit schwer heilbaren tollwütigen Hunden vergleicht 4 7 , wäre sich also auch unser Autor der geringen Erfolgschancen bewusst, welche seine Auferstehungsschrift hat. Sollte er vor einem himmlischen Gericht zur Rechenschaft gezogen werden, so könnte er jedenfalls beanspruchen, die seelsorgerliche Aufgabe, die sich ihm stellte ( 1 , 1 2 ) , nach bestem Vermögen wahrgenommen zu haben. 1 . 2 . Das Textfragment im Florileg »Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« im C o d e x Vatopedi 236 Ein bisher unbeachtetes Fragment unserer Auferstehungsschrift habe ich in der Handschrift 2 3 6 aus dem Athoskloster Vatopedi (Sigei Β für Βατοπεδίου) entdeckt 4 8 . In dieser Pergamenthandschrift des 1 2 . oder frühen 1 3 . Jahrhunderts, einer Sammlung verschiedenster Schriften 4 9 , findet sich auf 45

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48

49

λόγος υγιής Tit 2 , 8 und λόγοι ύγιαίνοντες 1 Tim 6 , 3 ; 2 Tim 1 , 1 3 ; (dazu L U C K , ύγιής, S. 3 1 2 , und B A U E R , Sp. 1661 s. ν. ύγιής, mit weiteren Stellen). Zur Ubersetzung von λόγος unten S. 134 Anm. 4. Vgl. auch die Feststellung ihrer Unwissenheit in Psjust res 5,2; über eine allfällige entsprechende Formulierung in der Lücke vor 9,1 vgl. unten S. 143 Anm. 38. Ign Eph 7,1: εϊσίν γάρ κύνες λυσσώντες, λαθροδήκται· οϋς δεΤ Ομάς φυλάσσεσθαι όντας δυσθεραπεύτους. »Sie sind nämlich tollwütige Hunde, die heimlich zubeißen; vor ihnen müsst ihr euch hüten, weil sie schwer heilbar sind.« Ich habe dabei einen Mikrofilm dieser Handschrift im Institut de Recherche et d'Histoire des Textes in Paris benützt. Bekannt geworden durch den Catalogue of the Greek Manuscripts in the Library of the Monastery of Vatopedi on Mt. Athos, den Sophronios Eustratiades mit dem Mönch Arcadiosaus dem Kloster Vatopedi 1924 publizierte (S. 52), wurde Vatopedi 236 schon früher verschiedentlich für Texteditionen herbeigezogen, bis Marcel Richard die Aufmerksamkeit der Wissenschaft erneut auf diesen Codex gelenkt hat (dazu DE S A N T O S O T E R O , Codex, S. 315f). Die Beschreibung der Handschrift und ihres Inhalts von DF. S A N T O S O T E R O , Codex, wird ergänzt durch L A M B E R Z , Kodikologisches (mit einer Fotografie von Blatt 117r im Anhang S. 457). Am Anfang des Codex findet sich von späterer Hand die Altersangabe ΙΑ' αιώνα (DE S A N T O S O T E R O , Codex, S. 316), der auch E U S T R A TIADES/ARCADIOS folgen (Catalogue, S. 52). Der Codex ist aber wohl jünger. L A M B E R Z datiert ihn auf die zweite Hälfte des 12., wenn nicht sogar den Anfang des 13. Jahrhunderts (Kodikologisches, S . 327; Weiteres zur Datierung DE S A N T O S O T E R O , Codex, S. 316).

41

Texneugen

den Blättern 1 1 3 r - 1 2 7 r ein Florileg mit der Überschrift »Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« 5 0 . Unter den 1 0 3 Väterzitaten dieses noch unveröffentlichten Florilegs 5 1 findet sich an sechster Stelle nach zwei Irenäusfragmenten 5 2 auf Blatt 1 1 6 v folgendes Stück aus unserer Schrift 5 3 :

Ίουστίνου φιλοσόφου και μάρτυρος εκ Von Justin, [dem] Philosophen und του περί αναστάσεως λόγου· Märtyrer, aus der Schrift über die Auferstehung: τί oöv έρεΐ τις· ή ψυχή καθ' εαυτήυ άμαρτωλός; où μεν oöv, άλλ' έν σαρκί και μετά ταύτης -

και τά εξής.

Soll denn nun etwa jemand sagen, die Seele sei für sich allein sündig? Ü b e r h a u p t nicht, vielmehr [ist sie dies] im Fleisch und mit diesem zusammen.

Und so weiter. 1 . 2 . 1 . Datierung des Florilegs

Aurelio de Santos O t e r o schreibt das Florileg »Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« T h e o d o r Abu Q u r r a zu, der um die W e n d e vom 8. zum 9. Jahrhundert Bischof von H a r r a n war und von dem sich noch andere Schriften in dem C o d e x finden 5 4 . N a c h M a r c e l Richard ist das Florileg aufgrund seiner antiorigenistischen Haltung im 2 . Viertel des 6. Jahrhunderts im palästinischen M ö n c h t u m entstanden 5 5 . Die Einordnung von Richard weist in die richtige Richtung, lässt sich aber noch präzisieren. Dazu ist eine etwas ausführlichere Untersuchung notwendig, die ich im Anhang beifüge 5 6 . Sie zeigt, dass das Florileg nachweislich in einer Reihe von T e x t c o r p o r a benützt worden ist:

50

51

52 53

5 4

55

56

Προς τους λέγοντας τσς ψυχάς των άνθρωπίνων προϋπάρχειν σωμάτων. Der Titel steht - wohl wegen einer Blattvertauschung in einem Vorgängerexemplar des Codex nicht am Anfang des Florilegs, sondern auf Blatt 113v. Veröffentlicht sind nur einzelne Zitate; vgl. dazu die Lemmaliste mit den Textincipits und -explicits unten im Anhang S. 2 3 5 - 2 4 4 . Ich bereite eine Edition vor. Veröffentlicht von DE SANTOS O T E R O , capítulos, S . 4 8 6 - 4 8 8 . Nichtkursiv und mit Einzug das eigentliche Zitat, kursiv die rahmenden Teile des Florilegs. DE SANTOS O T E R O , capítulos, S . 4 8 3 . Er selbst stellt fest, dass keiner der zitierten Autoren später als ins 6. Jahrhundert falle (ebenda). Nach meiner Untersuchung ist der letztverstorbene zitierte Autor Kyrill von Alexandrien (f 444). »Selon nous, ce document a été composé au second quart du Vie siècle dans les milieux monastiques palestiniens pour combattre les moines origénistes de la Nouvelle Laure et d'ailleurs.« ( R I C H A R D fragments de Théophile, S. 57) Unten S. 2 3 3 - 2 8 5 .

42

Bezeugung

a) von Prokop von Gaza in seiner Oktateuch-Epitome in einer Testimonienreihe im Abschnitt zu Gen 3 , 2 1 5 7 , b) von Justinian in einem Brief an den Patriarchen Menas vom J a h r 5 4 2 5 8 , der ein eigentliches Edikt gegen Orígenes darstellt, c) von der ersten Rezension des zweiten Buches der Hiera des Johannes von Damaskus, repräsentiert von der Handschrift Vaticanas graecus 1553, d) von einem syrisch erhaltenen tritheistischen Florileg, wohl aus dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts 5 9 . Der älteste Zeuge für unser Florileg ist somit Prokops OktateuchEpitome. Da sich diese nicht genauer datieren lässt, gilt Prokops Tod, der ebenfalls nur ungenau zwischen 5 1 8 und 5 3 6 eingegrenzt werden kann 6 0 , als sicherer terminus ante quem für das Florileg. Entstanden ist es also in jedem Fall vor 5 3 6 , vielleicht sogar in Gaza, wo es Prokop bei der Arbeit an seiner Oktateuch-Epitome benützte. Gegen Richard möchte ich das erste Viertel des 6. Jahrhunderts nicht grundsätzlich ausschließen und datiere das Florileg somit ins erste Drittel des 6. Jahrhundert. W e n n Justinian im J a h r 5 4 2 in seinem Edikt gegen Orígenes aus diesem Florileg zitiert, so waren wahrscheinlich das Florileg selbst oder Auszüge aus diesem der Anklageschrift angefügt, mit welcher der in Palästina herrschende origenistische Streit an den Kaiserhof weitergezogen wurde 6 1 . Allerdings beginnen die entsprechenden Zitate in den von unserem Florileg abhängigen Textcorpora zum Teil früher oder enden später. Die Formel καί τά εξής im Codex Vatopedi 236 kennzeichnet offenbar Kürzungen. An den drei Stellen, wo uns die anderen Textcorpora Parallelzitate bieten, gehen letztere in der T a t über den Textbestand in Vatopedi 236 hinaus 6 2 . Den Sammlungen liegt also nicht das Florileg im Codex Vatopedi 236 direkt zugrunde, sondern ein Archetyp desselben, den Codex Vatopedi 236 nur in einer verkürzten Rezension repräsentiert 6 3 .

57

Ediert von MAI, auctorum,

Bd. 6, nachgedruckt in M P G 8 7 / 1 . Ich ediere das entspre-

chende Kapitel n a c h älteren Handschriften im Anhang S. 2 9 0 - 2 9 3 . 58

Ediert von SCHWARTZ, A C O III, S. 1 8 9 - 2 1 4 ; zur Datierung vgl. unten S. 2 7 3 mit A n m .

59

Die Handschriften siehe im Anhang S. 2 7 8 f mit A n m . 1 2 5 ; zur Datierung des Florilegs

107. S. 2 7 9 . Veröffentlicht sind nur wenige Z i t a t e von PITRA, Analecta, 6 4 . 1 7 1 . 1 8 9 - 1 9 4 . 2 0 1 - 2 0 5 , und VAN ROEY, Traité, 60

Dazu CHAUVOT, Procope, ebenda,

Bd. 4 , S. L F . 2 4 f . 6 1 -

S. 1 2 7 - 1 3 8 .

S. 8 7 - 9 1 ; eine Übersicht über die Forschungspositionen

A n m . 2 6 auf S. 2 1 2 .

61

Dazu unten S. 2 8 4 mit A n m . 1 5 6 .

62

Siehe dazu im Anhang S. 2 8 4 .

63

D a z u siehe Anhang S. 2 8 3 f .

43

Textzeugen

1.2.2. Einordnung von Fragment 5 Für das neu entdeckte Fragment 5 findet sich ein hervorragender Platz im Kapitel 7 des bisher bekannten Textes der Auferstehungsschrift 6 4 . Dort wendet sich unser Autor in seinem zweiten Argumentationsgang (Psjust res 7,10-13) gegen die Behauptung, das Fleisch sei sündig und zwinge die Seele zum Mitsündigen (7,9). Das Fleisch, entgegnet er, könnte gar nicht sündigen ohne die Seele als vorausgehendes und provozierendes Prinzip (7,10). An dieser Stelle lässt nun der Text, wie ihn die Handschriften C H A R überliefern, einen Bruch in der Textlogik erkennen: 7,10 suggeriert den Eindruck, es sei vielmehr die Seele die Sünderin, welche das im Grunde unschuldige, aber hilflose Fleisch zur Sünde veranlasse. Stattdessen bringt 7,11 für das gemeinsame Wirken von Seele und Leib (so hier σώμα statt σάρξ) den Vergleich mit einem Ochsengespann, der überhaupt nicht zum Vorangegangen passt. Dieser logische Bruch lässt sich jedoch hervorragend mit Fragment 5 schließen 65 , welches nach beiden Seiten einen Ausgleich schafft. Es nimmt die von 7,10 suggerierte Frage nach der alleinigen Verantwortung der Seele auf und weist diese zurück, indem es betont, dass die Seele zwar die Führungsrolle innehat, aber nur in Gemeinschaft mit dem Fleisch sündigt. An diese Aussage der gemeinsamen Sünde von Seele und Fleisch schließt sich der Vergleich mit dem Ochsengespann bestens an 6 6 . 1.2.3. Der Textzeuge Psjust res 7,2-7,6 im Vaticanus graecus

1553

Der Vaticanus graecus 1553 (K), der die erste Rezension des zweiten Buches der Hiera repräsentiert, ist eines der erwähnten Textcorpora, die vom Archetyp des Vatopedi-Florileg abhängig sind. Bereits oben war kurz die Rede von Eigentümlichkeiten der Doppelüberlieferung Psjust res 7,2-7,6, die sich im Eingangskapitel dieses Textzeugen findet. Die 48 Väterzitate dieses Kapitels bilden ein unbeschreibliches Durcheinander. Karl Holl hat daher erstmals vermutet, hier sei ein weiteres Florileg eingearbeitet, denn der »hier herrschende Wirrwarr spottet jedes Vergleichs mit Störungen in 64

65

66

Ein Parallelbeispiel für eine stillschweigende Auslassung in unserem Text bietet der Codex Rupefucaldinus (Psjust res 5,8f; vgl. den Apparat z. St). Nicht vergleichbar sind die Fälle, w o ein Schreiber mit dem Auge zu einem späteren gleichen Wort abgeirrt ist: Psjust res 2,3f; 5,3; 8,13f; 10,17 (vgl. auch 9,7f) in H A und Psjust res 3,3; 6,16 in R; bei Psjust res 7,11 hat der Schreiber von Η seine Auslassung selbst bemerkt und korrigiert. Im Interesse einer guten Erkennbarkeit der Rekonstruktion erhält Fragment 5 die Paragraphenbezeichnung Psjust res 7,10bis. Auch der Wortschatz spricht für die Einordnung an dieser Stelle: καθ' έαυτήυ begegnet im vorangehenden Paragraphen 7,10,καθ'έαυτά im folgenden 7,11, α μ α ρ τ ω λ ό ς zweimal in 7,12, wobei dort das betonte καί ή σάρξ άμαρτωλός besonders gut an die Wendung ή ψυχή καθ' εαυτήν αμαρτωλός im fünften Fragment anschließt.

44

Bezeugung

anderen Parallelenkapiteln« 6 7 . Bei einer Untersuchung dieses Kapitels - sie bildet einen Teil der im Anhang beigefügten Studie zum Vatopedi-Florileg 6 8 - können wir die Quelle eruieren: Eine Reihe von Zitaten ist aus einem Archetyp des Vatopedi-Florilegs eingearbeitet 6 9 . Auch sonst ist das zweite Buch der ersten Rezension antiorigenistisch ü b e r a r b e i t e t 7 0 . D a s Stück Psjust res 7 , 2 - 7 , 6 im Vaticanas 1553, in diesem Kapitel an achter Stelle, gehört nicht zu jenen T e x t s t ü c k e n , die anhand der Vatikanischen Rezension dem ursprünglichen Textbestand der Hiera zugewiesen werden können, und es ist im Vatopedi-Florileg nicht direkt belegt. Inhaltlich passt es jedoch zur antiorigenistischen T h e m a t i k des Vatopedi-Florilegs. D o r t findet sich aber das oben genannte neu entdeckte fünfte Fragment unserer Schrift, welches sich mit guten Gründen nach Psjust res 7 , 1 0 einordnen lässt. Somit lässt sich vermuten, dass auch dieses Stück aus dem Archetyp des Vatopedi-Florilegs in den Vaticanus 1553 eingearbeitet worden ist. Vielleicht sind die beiden Stücke durch Kürzungen aus einem einzigen Fragment entstanden; dass jedenfalls das fünfte Fragment ursprünglich länger gewesen sein dürfte, legt das folgende καί τά εξής nahe, das Kürzungen anzeigt 7 1 . Z u d e m stimmen die beiden Fragmente in ihrem L e m m a εκ του ττερί αναστάσεως λόγου 7 2 miteinander gegen die Lemmata der Fragmente in den Hiera überein: Letztere titulieren unsere Schrift nur als περί άναστάσεως - ohne das W o r t λόγος. Ebenfalls erklärt sich damit zwanglos die unterschiedliche Textgestalt des Zitats Gen 1 , 2 6 in Psjust res 7 , 3 im Vaticanus graecus 1553 gegenüber dem Bibeltext in den übrigen T e x t zeugen von Fragment l 7 3 .

2 . Zeugen, die eine Auferstehungsschrift unter dem N a m e n Justins erwähnen In diesem Kapitel sind zwei Zeugen zu prüfen: D e r bisher einzige altchristliche Autor, der eine Justin zugeschriebene Auferstehungsschrift na6 7

H O L L , Parallela, S. 215. Er hat dabei an eine Schrift des Leontius von Byzanz gedacht, womit sich erklären würde, weshalb der Titel dieser Handschrift einen Leontius mit Johannes zusammen als Verfasser der Hiera nennt (Λεοντίου πρεσβυτέρου καί Ιωάννου των ιερών βιβλίου δεύτερον; H O L L , Parallela, S. 216f; vgl. dazu auch oben S. 30 Anm.

9). 68 69 70 71 72

73

Unten S. 2 3 3 - 2 8 5 . Der detaillierte Nachweis im Anhang S. 2 4 5 - 2 5 8 , v. a. S. 2 5 5 - 2 5 8 . So schon Holl, Parallela, S. 203 und 208f. Dazu unten S. 2 8 4 mit Anm. 152 und 153. του άγιου Ίουστίνου του φιλοσόφου καί μάρτυρος έκ του περί αναστάσεως λόγου Κ; Ίουστίνου φιλοσόφου καί μάρτυρος έκ του περί άναστάσεως λόγου Β; auch bei dem ebenfalls vom Vatopedi-Florileg abhängigen Prokop heißt es:'louaTivoç ό φιλόσοφος τε καί μάρτυς έν τω περί άναστάσεως λόγω. Vgl. den Apparat ζ. St.

Zeugen, die eine Auferstehungsschrift unter dem Namen Justins erwähnen

45

mentlich erwähnt, aber nicht zitiert, ist Prokop von Gaza in seiner Oktateuch-Epitome. Neu in die Diskussion bringe ich die Auferstehungsschriften des »Agathonikos von Tarsos«, die einen Samaritaner Justin erwähnen. 2.1. Die Testimonienreihe zu Gen 3,21 in der Epitome des Prokop von Gaza Grabe hat vor 300 Jahren erstmals darauf hingewiesen, dass Prokop von Gaza eine Auferstehungsschrift unter dem Namen Justins erwähnt 7 4 . Die Stelle findet sich in seiner Oktateuch-Epitome 7 5 , und zwar in ebenjener Testimonienreihe, mit deren Hilfe wir vorher das Vatopedi-Florileg datiert haben. Sie ist, wie wir gesehen haben, von einem Archetyp dieses Florilegs abhängig 76 . Die Testimonien sind dem Kapitel zu Gen 3,21 angefügt, in dem sich Prokop mit verschiedenen Auslegungsarten der χιτώνες δερμάτινοι beschäftigt. Dieser Ausdruck ist im Griechischen mehrdeutig: Sind damit Kleider aus Tierhäuten gemeint, welche Gott dem ersten Menschenpaar vor der Vertreibung aus dem Paradies bereitet? Oder bezeichnen die »Hautkleider« die irdischen Leiber, die Gott den beiden bis anhin nur seelischen Wesen bereitet, wie als erster Philo von Alexandrien gelehrt hat (Quaest in Gen 1,53)? Prokop beschließt das Kapitel mit der genannten Testimonienreihe, in der er gegen die Allegoreten zwölf »Lehrer der Kirche« mit fünfzehn ihrer Schriften anführt 7 7 : τούτοις δέ πάντες, ώς ειπείν, άντιλέγουσιν οί της εκκλησίας διδάσκαλοιΚλήμης ευ τρίτω Στρωματεΐ, και Διονύσιος ό Άλεξανδρέων επίσκοπος εν τη εις του Έκκλησιαστήν ερμηνεία, καί Πέτρος ό της αύτής πόλεως επίσκοπος τε καί μάρτυς έν τ ω περί ψυχής π ρ ώ τ ω λόγω, καί 'Αθανάσιος πάλιν ό 'Αλεξανδρείας εν τ ω κατά Άρειανών δευτέρω λόγω καί εν τω βίω τού μεγάλου 'Αντωνίου, καί Θεόφιλος ό τούτον διαδεξάμενος έν έπιστολή

74 75 76

Doch diesen widersprechen sozusagen alle Lehrer der Kirche: -

-

-

-

Klemens im dritten »Teppich«; Dionysius, der Bischof der Alexandriner, in der Auslegung zum Prediger; Petrus der Bischof derselben Stadt und Märtyrer in der ersten Rede über die Seele; Athanasius, wiederum der von Alexandrien, in der zweiten Rede gegen die Arianer und im Leben des großen Antonius; sein Nachfolger Theophilus in einem Brief, den er an die

GRABE, Spicilegium, Bd. 2/1, S. 167 und 194f. Siehe meine Textedition im Anhang S. 2 9 0 - 2 9 3 . Der ausführliche Nachweis im Anhang S. 2 5 8 - 2 7 2 .

46

Bezeugung

γραφείση τοις έν Κωνσταντινουπόλει κατά των τά Ώριγένους φρουούντων, καί Κύριλλος ò τούτου διάδοχος έν έπιστολή γραφείση προς τους έν μοναχούς, καί Ειρηναίος ò Λουγδούνων έπίσκοπος έν τ ω τρίτω λ ό γ ω της κατά των αιρέσεων πραγματείας κεφαλαίω νθ' καί ξε', και Ίουστινος ό φιλόσοφος τε καί μάρτυς έν τ ω περί άναστάσεως λόγω,

-

-

-

καί Βασίλειος ö Καππαδόκης έν ς' της Εξαημέρου καί έν τή εις τον πρώτον ψαλμόν ομιλία, καί ό τούτου άδελφός Γρηγόριος έν τ ή περί του άνθρωπου πραγματεία έν κεφαλαίω κθ', και Γρηγόριος ó θεολόγος έν τ ω Ά π ο λ ο γ η τ ι κ ω καί έν άλλοις τε πολλοίς καί έν τ ω δευτέρω θεολογικω,

-

καί έν Άγλαοφώντι Μεθόδιος, έξ ού τινας έννοιας έν τοις φθάσασι παρεθέμεθα.

-

-

-

[Christen] in Konstantinopel gegen diejenigen schrieb, die im Sinne des Orígenes dachten; sein Nachfolger Kyrill in einem an die Mönche in geschriebenen Brief; Irenäus, der Bischof der Lyoner, im dritten Buch des Werkes gegen die Häresien im Kapitel 5 9 und 6 5 ; Justin, der Philosoph und Märtyrer, in der Rede über die Auferstehung; der Kappadokier Basilius in [Predigt] 6 des Hexaëmeron und in der Homilie zum ersten Psalm; dessen Bruder Gregor im Werk Über den Menschen in Kapitel 2 9 ; Gregor der Theologe in der Apologetischen [Rede] und unter vielem anderem auch in der zweiten Theologischen [Rede]; Methodius im Aglaophon, aus dem wir im Vorangehenden einige Gedanken dargelegt haben.

Die einen Forscher schenken Prokops Angaben Vertrauen und folgern, dass also irgendwo in den verlorenen Teilen unserer Schrift eine rechtgläubige Auslegung von Gen 3 , 2 1 gestanden hat 7 8 , andere halten die Angaben Prokops für unzuverlässig, da sich in den erhaltenen Fragmenten keine

77

Text nach der Edition unten S. 2 9 2 .

7 8

GRABE,

Spicilegium,

Bd. 2 / 1 ,

S.

194;

SEMISCH

{Justin,

S.

148f);

ZAHN,

Studien,

S.

21f

(tendenziöse exemplarische Prüfung nur von Zeugen, die tatsächlich auf Gen 3 , 2 1 eingehen);

BOUSSET,

S. 123f; undeutlich die Meinung von

Evangeliencitate,

PRIGENT,

Justin (auf S. 4 3 schreibt er: »Ii serait donc fort possible que la référence de Procope ne vise que le contenu des fragments conservés«, auf S. 6 1 hingegen: »Ne convientil pas de lui faire confiance et de supposer que le passage se trouvait dans une des lacunes que laissent subsister les fragments conservés dans les Sacra Parallela}«). eine Äußerung zu Gen 3 , 2 1 schlagen

SEMISCH

2 8 ) die Lücke zwischen Kapitel 8 und 9 vor. die von Prokop gemeinte Stelle (lustini dagegen skeptisch schon

HARNACK,

(Justin, S. 148f) und OTTO

opera,

Apologeten,

ZAHN

(Studien,

Für S.

sieht in Psjust Quaest et resp 4 9

3. Auflage, Bd. 3 / 2 , S. 7 3 Anm. 5; S. 1 6 4 Anm. 1 4 9 ) .

Zeugen, die eine Auferstehungsschrift unter dem Namen Justins erwähnen

47

Spur von Gen 3,21 findet 79 . Nicht mehr als drei Forscher sind den Angaben Prokops näher nachgegangen und haben gesehen, dass nur drei Autoren Irenaus, Clemens von Alexandrien und Methodius - in den genannten Werken tatsächlich auf Gen 3,21 eingehen. So sind sie zu einer differenzierteren Position gelangt. Georges Archambault möchte in den Äußerungen über die Erschaffung des Menschen in Psjust res 7 - »une interprétation parfaitement orthodoxe« 8 0 - die von Prokop gemeinte Stelle erblicken. Auch Horacio Lona sieht, dass es sich bei den fünfzehn Stellen mit Ausnahme der genannten drei »um allgemeine Aussagen über die somatische Verfassung des Menschen« handelt 81 . Da aber weder ausgeschlossen noch bewiesen werden könne, dass in den verlorenen Textstücken unseres Autors von Gen 3,21 die Rede war, suspendiert Lona sein Urteil 82 . Am fruchtbarsten ist die Untersuchung von Pier Franco Beatrice: Er beobachtet, dass die genannten Schriften und Autoren die (origenistische) Lehre von der Präexistenz der Seele ablehnen 83 , ja, Prokop bei Basilius von Caesarea und Gregor von Nyssa Schriften angibt, in denen sich auf der Basis von Gen l,26f und 2,7 Aussagen gegen die Präexistenz, nicht aber Erörterungen von Gen 3,21 finden, obwohl diese Autoren in anderen Schriften sehr wohl auf die betreffende Schriftstelle eingehen und dort zum Teil sogar selbst eine allegorische Auslegung von Gen 3,21 vertreten 84 . Prokop bekämpfe also viel grundlegender das theologische System, das der allegorischen Auslegung von Gen 3,21 zugrundeliege und das ein Autor am Anfang des 6. Jahrhunderts mit dem »Origenismus« identifiziert haben müsse 85 . Da die

79

80 81

82

83 84

85

H I L G E N F E L D , Untersuchungen, S. 1 3 5 ; H I T C H C O C K , Source, S. 52 Anm. 23. Nach H A R N A C K , Apologeten, S. 164 mit Anm. 149, könnte sich Prokops Äußerung auf eine uns unbekannte echte Schrift Justins, nicht aber auf unseren Traktat beziehen (noch immer skeptisch auch H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1, S. 509). ARCHAMBAULT, témoignage, S. 84. L O N A , resurrectione, S. 7 0 0 . »In diesem Fall kann nicht entschieden werden, ob der Verweis des Prokopius ... ein eigenes Fragment über Gen 3,21 meint, oder ob es sich allgemein auf die Aussagen über Gen 1,26 und Gen 2,7 bezieht.« ( L O N A , resurrectione, S. 701) BEATRICE, tuniche, S . 4 3 7 - 4 4 1 . BEATRICE, tuniche, S . 4 4 0 . - Zur allegorischen Auslegung von Gen 3 , 2 1 bei Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa vgl. H O L L , Amphilochius, S . 1 6 2 und 2 0 2 und unten im Anhang S. 265 Anm. 64. »...la cosa più sorprendente è che la maggioranza degli scrittori ecclesiastici citati da Procopio come avversari dell'esegesi allegorica delle tuniche di pelle non risulta, almeno dai testi direttamente utilizzati dalla notizia, che abbia elaborato interpretazioni alternative del testo biblico in questione, ma viene introdotta nel dibattito esclusivamente per avere all'unanimità respinto la teoria della preesistenza e della caduta delle anime nei corpi, il più delle volte basandosi sull'esegesi di Gen. 1, 2 6 27 e 2, 7. Questo significa che la preoccupazione vera di Procopio è quella di combattere a sua volta il sistema teologico che sta dietro alla lettura allegorica delle

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Bezeugung

Erörterungen zu den Testimonien bei Prokop nur die Einführung zum eigentlichen Thema seines Aufsatzes bilden, nämlich der allegorischen Auslegung von Gen 3,21, hat Beatrice seine These nicht weiter untermauert. Eine Untersuchung von Prokops Kapitel zu Gen 3,21 86 - sie bildet ebenfalls einen Teil der im Anhang beigefügten Studie zum VatopediFlorileg 87 - bestätigt Beatrices Vermutung: Die Testimonienliste wendet sich nicht gegen eine allegorische Interpretation von Gen 3,21 im Einzelnen, sondern gegen die origenistische Anthropologie im Allgemeinen, die sich aus Gen 1,26; 2,7 und 3,21 herauskristallisiert und die Prokop anlässlich seiner Ausführungen zu Gen 3,21 am Schluss der biblischen Berichte über Schöpfung und Paradies darstellt. Zudem ist die Liste, wie gesagt, aus einem Archetyp des Florilegs »Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« geschöpft, das uns im Codex Vatopedi 236 in einer verkürzten Rezension vorliegt und in dem sich auch das neu entdeckte fünfte Fragment unserer Schrift findet. Mit Hilfe des Vatopedi-Florilegs und der von ihm abhängigen Sammlungen lassen sich die Texte, die Prokop meint, auch dort ermitteln, wo er keine genauen Stellen angibt. Diese fünfzehn Stellen widersprechen der Anthropologie der Allegoreten als ganzer, etwa, indem sie die Präexistenz der Seele ablehnen oder betonen, dass in Gen 1,26 und 2,7 die Erschaffung desselben irdischen Menschen gemeint sei. Von den 103 Zitaten des Vatopedi-Florilegs gehen nur drei explizit auf Gen 3,21 ein 88 , bei unseren fünfzehn Testimonien ist es Methodius. Vielleicht umfasste auch das Stück aus den »Teppichen« des Clemens noch eine Äußerung zur genannten Bibelstelle 89 . Sicher meint Prokop bei Irenäus nicht die Stelle im dritten Buch des Elenchos, welche die »Hautkleider« streift 90 . Damit lässt sich die Vermutung, dass Prokop sich bei unserer Schrift auf die anthropologischen Aussagen in Psjust res 7 bezieht, nun auch überlieferungsgeschichtlich stützen: In seiner Vorlage, dem Archetyp des Vatopedi-Florilegs, haben die beiden Stücke gestanden, die uns über den Codex Vatopedi 236 (Psjust res 7,10bis) und über den Vaticanus 1553 (Psjust res 7,2-6) belegt sind. Der Vermerk καί τά έξης lässt vermuten, dass das Zitat im Codex Vatopedi 236 gegenüber dem Archetyp verkürzt ist; möglicherweise sind die beiden Stük-

86 87 88

89 90

tuniche di pelle e che ne costituisce l'ovvio presupposto speculativo, un sistema teologico, si noterà, che, date le sue caratteristiche, doveva, per un autore degli inizi del VI secolo, identificarsi semplicemente con l'«origenismo».« ( B E A T R I C E , tuniche, S. 441) Die detaillierte Untersuchung im Anhang S. 266f. Unten S. 233-285. Nämlich Β 19 (Methodius von Olympos, res 1,39,1-3), Β 49 (Epiphanius von Salamis, Ancoratus 62,2—4) und Β 55 (Severian von Gabala, de mundi creatione 6,7); Β 55 wird von Prokop vorher im Kapitel zu Gen 3,21 benützt (vgl. Edition unten S. 290). Dazu unten S. 272. Dazu unten S. 262 und 268f.

Zeugen, die eine Auferstehungsschrift unter dem Namen Justins erwähnen

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ke Psjust res 7,2-6 in Κ und 7,10bis in Β Reste eines ursprünglich zusammenhängenden Zitates 9 1 . Von den Lemmata dieser beiden Stücke übernimmt Prokop die Bezeichnung der Auferstehungsschrift als λόγος. Beide Stellen eignen sich auch inhaltlich hervorragend als Autoritäten gegen die von Prokop bekämpften Allegoreten, die Gen 1,26 allein auf die Seele und Gen 2,7 auf den feinstofflichen Leib deuten, welcher nach ihrer Anschauung allein des Aufenthalts im Paradies würdig ist. Psjust res 7,2-6 hält ihnen entgegen, dass sich beide Genesisstellen - 1,26 und 2,7 - auf die eine Erschaffung des fleischlichen Menschen beziehen (Psjust res 7,3-5), und betont den Wert des Fleisches (Psjust res 7,6; auch 7,7), das daher der Auferstehung und des himmlischen Wandels würdig ist (Psjust res 7,1 ) 9 2 . Das fünfte Fragment Psjust res 7,10bis besagt, dass die Seele nur im Fleisch und mit dem Fleisch zusammen sündigt, wenn auch die Seele, wie in Psjust res 7,10 und 7,11 präzisiert wird, das provozierende, das Fleisch das ausführende Prinzip ist. Mit diesen Aussagen ist eine allegorische Auslegung der »Hautkleider« auf die Leiber ausgeschlossen, ohne dass eine solche etwa wie in Meth res 1,39,1-3 explizit abgelehnt wird. Wenn in unserer Schrift je Ausführungen zu Gen 3,21 gestanden hätten, so wäre Kapitel 7 jedenfalls der geeignetste Ort dafür gewesen. Es lässt sich aber nicht erkennen, dass irgendwo in dem Kapitel solche ausgefallen sein könnten, denn wie nirgendwo sonst in unserer Schrift lässt sich im siebenten Kapitel der Aufbau anhand von Strukturelementen im Text selbst verfolgen und überprüfen. Das gesamte Kapitel ist nach den beiden Gründen der Gegner, aus denen sie die Auferstehung des Fleisches für unangemessen halten - dass das Fleisch a) aus Erde bestehe und b) sündig sei und somit die Seele zum Mitsündigen zwinge - in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil widmet sich der Würde des aus Erde erschaffenen Fleisches (7,2-8), der zweite der Sünde von Fleisch und Seele (7,9-12). Noch einmal zweigeteilt wird der erste Argumentationsgang: Unser Autor weist die Würde des Fleisches aus »Gottes gesamtem Handeln« (7,2) nach, nämlich zuerst aus der Erschaffung des Menschen (Psjust res 7,3-7), dann aus der weiteren Schöpfung (7,8). D a s Ende des Kapitels bilden wie in Kapitel 3 ein Herrenwort (Mk 2,17/Mt 9,13 in 7,12), das den zweiten Argumentationsgang abschließt, und eine Abschlussformulierung zum ganzen Kapitel (7,13) 9 3 . Abgesehen von der mit Fragment 5 geschlossenen Lücke zwischen Psjust res 7,10 und 7,11 gibt der Text von Kapitel 7 keine weiteren logischen Brüche zu erkennen. Er dürfte somit vollständig erhalten sein. Prokop ist also ein zuverlässiger Zeuge unserer Schrift. Er hat im Archetyp des Vatopedi-Florilegs die anthropologischen Aussagen von Psjust res 91 92 93

Dazu oben S. 43f. Dazu ausführlicher unten S. .171. Dazu oben S. 3 9 Anm. 4 3 .

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7 gelesen, die hervorragend als Testimonien gegen die origenistische Anthropologie passen. Die innere Kohärenz von Kapitel 7 lässt keinen R a u m für eine Äußerung über die »Hautkleider«. Die Vermutung, Prokop hätte sich auf eine Äußerung über Gen 3 , 2 1 in unserer Schrift bezogen, ist somit unhaltbar. 2 . 2 . Die Auferstehungsschriften des »Agathonikos von T a r s o s « Ein weiterer, bisher nicht beachteter möglicher Zeuge für unsere Auferstehungsschrift findet sich in einer Sammlung von sechs koptischen Schriften unter dem uns sonst völlig unbekannten N a m e n »Agathonikos, Bischof von T a r s o s « 9 4 . N a c h Ehrhard dürften die wohl ursprünglich koptischen T e x t e in einem pachomianischen Kloster, wahrscheinlich sogar dem Hauptkloster Fâu in der zweiten Hälfte des 5. oder spätestens der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstanden sein 9 5 . Für uns von Interesse sind das zweite und das dritte Stück der Sammlung, die ΤΟΥ ΛΥΤΟΥ OMOlüDC n e p i ΛΝΛCT¿sCeU)C und ΠΛλΙΝ ΤΟΥ ΛΥΤΟΥ n e p i THC ¿sYTHC übertitelt sind 9 6 . Ersteres ist ein kurzer T r a k t a t , der festhält, dass das Fleisch aufersteht, wenn auch als geistiger Leib, letzteres eine Disputation über die Auferstehung zwischen Agathonikos und einem Samaritaner namens Justin. Der Philosoph und Märtyrer Justin stammt in der T a t aus der Landschaft Samaria, genauer aus Flavia Neapolis 9 7 , dem heutigen Nablus, das unter Vespasian nahe dem verfallenen Sichern erbaut wurde. Die Stadt, die bis heute Z e n trum der Kultgemeinschaft der Samaritaner ist, wird bei den alten Autoren oft als Sichern oder Samaria bezeichnet 9 8 . Eine allzu leichte Gleichsetzung der beiden M ä n n e r ist allerdings nicht möglich. W ä h r e n d der Apologet aus der heidnischen Bevölkerung Samariens s t a m m t 9 9 , gehört der Justin der Agathonikos-Schrift den Samaritanern an. Er erkennt die »fünf Bücher, die G o t t dem M o s e s auf dem H o r e b g a b « 1 0 0 , als normativ an und will aus ihnen die Auferstehung bewiesen haben. Dennoch ist die K o m b i n a t i o n von Auferstehung, Justin und Samaria auffällig. H a t der anonyme Verfasser der Agathonikos-Schriften die pseudojustinische Auferstehungsschrift flüchtig 94 95

96

97 98 99

100

Ediert von CRUM, Papyruscodex, S. 21ff (Text) und S. 76ff (Übersetzung). EHRHARD, Würdigung, S. 154-168 sowie v. a. das Gesamturteil S. 168-171. Die Synode von Chalkedon wird im dritten Text erwähnt (CRUM, Papyruscodex, S. 26, Ubersetzung S. 82). Die Texte bei CRUM, Papyruscodex, S. 25f und 26-28, die Übersetzungen S. 81 und 82f. So teilt er uns selbst mit in ap 1,1: από Φλαυΐας Νέας πόλεως της Συρίας Παλαιστίνης. Zu Flavia Neapolis siehe BURCHARD, Neapolis. Vgl. etwa dial 120,6, wo er die Samaritaner als diejenigen από του γένους τοϋ έμοϋ bezeichnet, zu denen er selbst sich aber nicht rechnet. e n t O Y ÑxoiajMe e u T A n n o Y T e τ λ λ υ MMCUYCHC gÑxujpHB (Text bei CRUM, Papyruscodex, S. 26 Z. 19-21).

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gekannt und sich von dieser zu Thematik und Gestalt seiner eigenen Schrift anregen lassen? Der Inhalt der beiden Auferstehungsschriften unter dem Namen des Agathonikos gibt einige Anhaltspunkte: D e r k u r z e T e x t ΤΟΥ ΛΥΤΟΥ OMOlUJC n e p i &NásCT*ceu>C 1 0 1 u m f a ß t

einen Hauptgedanken: Es ist dieses Fleisch, das auferstehen wird, aber als geistiger Leib, wie Paulus in 1 Kor 15,44 sagt. Dieser Gedanke ist unserer Auferstehungsschrift nicht fremd 1 0 2 , er steht in ihr aber weniger im Zentrum. Im einzelnen finden sich mehrere Berührungspunkte: Der geistige Leib wird frei sein von Krankheit, Schmerz, Tod und - wie in Psjust res 3,16 - von συνουσία. Die dabei angeführte Schriftstelle M t 22,30 begegnet auch in Psjust res 2,10 und 3,17 103 . Hier wie in der folgenden Schrift legt der Pseudonymus Wert darauf, nicht schwatzhaft zu werden, und hält entsprechend seiner Devise »Einem Weisen genügt ein Wort« 1 0 4 die gegebenen Zeugnisse für genügend, ähnlich dem Ausruf in Psjust res 9,9. Die Aussage des Agathonikos, dass das Fleisch »nicht in der Gestalt auferstehen wird, wie es sich niedergelegt hat« 1 0 5 , findet sich praktisch wörtlich in Psjust res 4,1, dort allerdings negiert als Aussage der Gegner unseres Autors: »Wenn also das Fleisch aufersteht, wird es auch so auferstehen, wie es sich niederlegen wird.« I n d e r z w e i t e n S c h r i f t , Π λ λ Ι Ν ΤΟΥ ΛΥΤΟΥ n e p t τ HC ^ Y T H C 1 0 6 , h ä l t

der Samaritaner Justin die Auferstehung dieses Fleisches für unmöglich und verlangt einen Beweis anhand eines verstorbenen Tieres, eines verbrannten Baumes oder verdauten Nahrungsmittels, das in die vorige Daseinsform zurückgekehrt sei. Agathonikos gibt ihm zwei Beweise aus dem Pentateuch: Wenn Gott erstens die Tiere durch sein Wort aus der Erde aufrichten konnte, wird es ihm auch möglich sein, »sie zu der Zeit aufzurichten, wann er will«. Und wenn Gott zweitens aus einem kleinen menschlichen Samentropfen ein so großes Geschöpf werden lassen kann, wird er dieses Fleisch auch nach dessen Tode wieder aufrichten können. Beide Argumente begegnen - nebst anderen Stellen 107 - in unserer Auferstehungsschrift in den Paragraphen Psjust res 5,6f, wo allerdings nicht von der Erschaffung der Tiere, sondern des Menschen aus Erde die Rede ist. Auf101 102 103 104

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Koptischer Text bei C R U M , Papyruscodex, S. 25f, Übersetzung S. 81. Psjust res 4,5 und 10,10, vgl. auch unten S. 152f. Zur Textgestalt des Schriftzitats in Psjust res 2,10 und 3,17 siehe unten S. 148-150. Auf den Sprichwortcharakter dieser Sentenz verweist C R U M , Papyruscodex, S. 8 1 Anm. h. ecN^TUJOYN Αε M Î T C C M O T εΝΤΛχίΓκοτκΓ mmoh (Text bei C R U M , Papyruscodex, S. 25, Z. 24f). Koptischer Text bei C R U M , Papyruscodex, S . 26-28, Übersetzung S . 82f. Just ap 19,1; Theoph Ant Aut 1,8; Meth res 2,20,1-7 (dazu unten S. 76 und 91f). Wie Psjust res 5,7 und Meth res 2,20,1.2.7 betont die Agathonikosschrift die Größe: ujÄNTcpTetNOtf Mnx^cic (»bis er [der Samentropfen] zu diesem großen Gebilde wurde« [Text bei C R U M , Papyruscodex, S. 27 Z . 10f]).

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fälligerweise entsprechen sich die beiden Texte hier auch in ihrem Argumentationsduktus: Unser T e x t verzichtet bewußt auf christliche Argumente und führt den Beweis allein aufgrund von »weltlichen Schlüssen«, die auch seine Gegner akzeptieren (Psjust res 5,15f). Agathonikos transponiert dies ins Samaritanische: Er argumentiert ausdrücklich nicht mit dem auferstandenen Christus, da sein ungläubiger Gesprächspartner diesen nicht als Beweis gelten lässt. Stattdessen rekurriert er auf den Pentateuch, den beide als autoritativ anerkennen. "Wie in Psjust res 9 , 9 die Sadduzäer, so geben hier die Samaritaner dazu Anlass, den Unglauben gegenüber der Auferstehung als jüdisches Charakteristikum zu betrachten. Auf diese beiden Argumentationsgänge des Agathonikos hin erkennt Justin seine Blindheit (vgl. Psjust res 4 , 3 ! ) und will sich taufen lassen, was ihm Agathonikos erst nach dreijährigem strengen Lebenswandel gestattet - auch der asketische Zug ist unserer Schrift nicht unbekannt. Wenn auch in der koptischen Schrift Agathonikos die Position unseres Autors vertritt und der Samaritaner Justin die Gegenposition, so ist dennoch die Kombination von »Justin aus Samaria« und »Auferstehung« auffällig. Einige Berührungspunkte zwischen den beiden Schriften und unserem Traktat bestehen, an einer Stelle bis in den Wortlaut. Damit kann jedoch nicht eine literarische Abhängigkeit von unserer Auferstehungsschrift bewiesen werden; dafür scheinen mir die verwendeten Themen zu allgemein und der Charakter der Agathonikos-Schriften zu eigenwillig. Dem Sachverhalt wird man wohl am besten gerecht, wenn man annimmt, der Verfasser der beiden Auferstehungsschriften unter dem Namen des Agathonikos habe eine verschwommene Kenntnis unserer Schrift. Sollte es tatsächlich so sein, würde es jedenfalls nicht überraschen, unsere Schrift nicht nur im frühen 6. Jahrhundert in Palästina, sondern im ausgehenden 5. oder angehenden 6. Jahrhundert auch im Mönchtum des benachbarten Ägypten anzutreffen. Dass auch dort die fleischliche Auferstehung und die Präexistenz der Seele im Zusammenhang mit der origenistischen Theologie diskutiert wird, zeigt der Brief Kyrills an die Mönche in Phua, der in den oben zitierten Prokop-Testimonien erwähnt ist 1 0 8 .

3. Mit Hilfe von Hypothesen gewonnene Zeugen Unsere Schrift ist erst spät eindeutig mit Titel und Autor bezeugt. Wie oben festgestellt, wäre es zum Erweis ihrer Echtheit oder Unechtheit hilfreich, wenn sich äußere Zeugnisse Justins oder eines anderen früheren Autors fänden, die auf unsere Fragmente passen würden. Solche Zeugnisse sind bisher nicht gefunden worden. Es hat daher drei Versuche gegeben, diesem

108

Text bei

SCHWARTZ,

ACO III,

S.

201f.

Mit Hilfe von Hypothesen gewonnene Zeugen

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Mangel durch Hypothesen abzuhelfen. Diese gilt es zu überprüfen. Der erste Versuch schreibt unserer Auferstehungsschrift ein Justinzitat zu, das Methodius von Olympos in seiner Schrift Aglaophon oder Ober die Auferstehung 2,18,9 zitiert, ohne aber anzugeben, aus welchem Werk Justins das Zitat stammt. Der zweite identifiziert unsere Auferstehungsschrift mit dem Syntagma Justins, der dritte mit dem Traktat περί ψυχής και σώματος des Melito von Sardes.

3.1. Das Justinzitat bei Methodius Der erste Versuch, mit Hilfe einer Hypothese ein äußeres Zeugnis zur Klärung der Autorschaft unserer Schrift zu gewinnen, geht letztlich auf den Erstherausgeber Halloix zurück. Er hat zur Stützung der Authentizität der Auferstehungsschrift auf den ähnlichen Inhalt dieses Justinzitates hingewiesen 1 0 9 , und seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert wird es immer wieder direkt unserer Auferstehungsschrift zugeordnet 1 1 0 . Wäre dies tatsächlich so, wäre sie bereits gegen 300 als Schrift Justins bezeugt, also noch vor der ersten Erwähnung der Apologie und des Dialogs bei Euseb. Zudem findet sich ein paralleler Gedankengang zu diesem Justinzitat mit fast wörtlichen Entsprechungen auch in Iren haer 5,9 (v.a. 5,9,4). Wenn Irenäus diesen unserer Auferstehungsschrift entnommen hätte, wäre ihre Benutzung bereits in den 18 Oer-Jahren gesichert, was erneut ihre Echtheit stützen würde. Das Justinzitat stellt einen originellen Versuch dar, die Auferstehung des Fleisches mit dem Pauluswort 1 Kor 15,50b in Einklang zu bringen. Das Zitat und sein Kontext lauten wie folgt 1 1 1 :

1 0 9 1 1 0

111

Vitae, S. 3 1 5 . Exercitationes, Teil 1 , S . 1 9 8 ; G R A B E , Spicilegium, Bd. 2 / 1 , S . 1 6 7 ; C A V E , Historia, Bd. 1 , S . 6 4 ; T E L L E R , ΑΠΟΔΕΙΞΙΣ, dritte Seite des Vorwortes; S E M I S C H , Justin, Bd. 1, S. 148 (»nicht unwahrscheinlich«). Gegen eine Z u o r d n u n g des Justinzitats zu unserer Schrift: L E N O U R R Y , Apparatus, Bd. 2 , S. 4 6 6 ; D O N A L D S O N , History, Bd. 2 , S. 119. OTTO, Justini opera, 1. Auflage, Bd. 2, S. 548 r. Sp., Anm. 1, und lustini opera, 3. Auflage, Bd. 2, S. 2 5 5 Anm. IV, erwägt die Herkunft des Zitats aus dem Syntagma. Auch nach D E L I U S , Ps.Justin, S. 2 0 1 , könnte das Zitat (wie das vierte Fragment) dem Syntagma oder einer anderen echten Schrift Justins angehören. H A R N A C K (Apologeten, S. 133f mit Anm. 85) schreibt das Justinzitat irrtümlich der Schrift αποστολικών ρητών ερμηνεία des Methodius zu; dagegen Z A H N , [Rezension zu] Ueberlieferung der griechischen Apologeten, Sp. 2 1 3 , und H I L C E N F E L D , Ueberlieferung, S. 18 Anm. 1. H I L G E N F E L D (Ueberlieferung, S. 1 8 ) hält das Zitat bei Methodius für echt justinisch, nicht aber die Fragmente in den Hiera (dazu oben S. 13f). Der griechische T e x t von Meth res hier und im Folgenden stets nach B O N W E T S C H , G C S Methodius. Die einzelnen Paragraphen habe ich zur leichteren Zitation zusätzlich mit Kleinbuchstaben unterteilt. HALLOIX,

TENTZEL,

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Bezeugung

9a Ίουστΐνος δε ό Νεαπολίτης, άνήρ οΰτε τ ω χρόνω π ό ρ ρ ω ών τ ω ν ά π ο σ τ ό λ ω ν οΰτε τ ή άρετή,

9a Justin von Nablus, ein M a n n , der weder der Zeit nach von den Aposteln entfernt war noch der Tugend nach,

b κληρονομεΐσθαι μέν τ ό άποθνήσκον, κληρονομεΐν δέ τ ό ζώυ λέγει, καί άποθνήσκειν μέν σάρκα, ζήυ δέ την βασιλείαν τ ω ν ουρανών.

b sagt, dass, was sterbe, in Besitz genommen werde, und was lebe, in Besitz nehme, und zwar sterbe das Fleisch und lebe die Herrschaft der Himmel.

10a οπόταν oöv σάρκα

ό Παύλος καί

αΐμα μή δύνασθαι την βασιλείαν θεού κληρονομήσαι

τοϋ

λέγη,

1 0 a W e n n also Paulus sagt, dass

»Fleisch und Blut die Gottesherrschaft nicht in Besitz nehmen können« (1 Kor 15,50b),

b ούχ ώς έκφαυλίζων, φησί, της σαρκός την τταλιγγενεσίαν άποφαίνεται,

b dann sagt er dies aus, nicht weil er die erneute Entstehung des, wie er sagt, »Fleisches« abwerten will,

e άλλά διδάσκων ου κληρονομεΐσθαι βασιλείαν θεοΰ, αϊώνιον ϋπάρχουσαν ζωήν, υ π ό του σώματος, άλλά τ ό σώμα ύττό της ζωής.

c sondern weil er lehrt, dass nicht die Gottesherrschaft, die doch ewiges Leben ist, vom Leib in Besitz genommen wird, sondern der Leib vom Leben.

I l a ει γάρ έκληρονομεΐτο ή βασιλεία τοΟ θεού ύ π ό τοΟ σώματος, ζ ω ή υπάρχουσα, συνέβαινεν αν τήν ζωήν υ π ό της φθοράς καταπίνεσθαι.

I I a Denn wenn die Gottesherrschaft vom Leib in Besitz genommen würde, obwohl sie doch Leben ist, geschähe es doch, dass das Leben vom Vergehen 1 1 2 verschlungen würde.

b νυν δέ τ ό τεθνηκός ή ζ ω ή κληρονομεί,

b D o c h nun nimmt das Leben das Verstorbene in Besitz, c sodass »der Tod« vom Leben »in

e ϊνα εις νΐκος καταποθη

ό θάνατος

ύ π ό της ζωής καί τ ό φθαρτόν της άφθαρσίας κτήμα καί τής άθανασίας άναφανή, d άφετον μέν καί ελεύθερον θανάτου γενόμενον και άμαρτίας, δοϋλον δέ καί ϋπήκοον άθανασίας,

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1 1 3

den Sieg verschlungen wird« (1 Kor 15,54) und das Vergängliche als Besitz der Unvergänglichkeit und der Unsterblichkeit erscheint, d wobei es von T o d und Sünde frei und ledig geworden ist und Sklave und Untertan von Unsterblichkeit [geworden ist],

Methodius versteht den Begriff φθορά als tiomett actionis (und als nomen agentis; vgl. dazu unten S. 59f). Daher wähle ich für die Übersetzung - trotz der Doppeldeutigkeit - den Begriff »Vergehen«. G R A B E , Spicilegium, Bd. 2/1, S. 193f.

Mit Hilfe von Hypothesen gewonnene Zeugen e ό π ω ς της άφθαρσίας ή τό σώμα κτήμα, καί μή τ ο υ σώματος ή άφθαρσία.

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e sodass der Leib Besitz der Unsterblichkeit ist und nicht die Unsterblichkeit [Besitz] des Leibes.

Grabe erachtet 2 , 1 8 , 9 b als Justinzitat und versteht die Fortsetzung als Ausführungen des M e t h o d i u s 1 1 3 . T h e o d o r Z a h n jedoch hat 1 8 8 6 in seinen Studien zu Justinus Martyr im Anschluss an Albert J a h n 1 1 4 behauptet, das Justinzitat laufe bis zum Ende von 2 , 1 8 , 1 1 weiter, denn Subjekt des in 2 , 1 8 , 1 0 b eingeschobenen φησί sei noch immer Justin. M a n könne zwar, so Z a h n , aufgrund des handschriftlichen Befunds vermuten, φησί h a b e Methodius zum Subjekt und sei erst von Photius in den T e x t gesetzt worden, denn bei Photius bibl 2 3 4 1 1 5 im 9. Jahrhundert stehe es, während es ein Jahrhundert früher in den Hiera des J o h a n n e s von D a m a s k u s fehle 1 1 6 . Diese Möglichkeit widerlegt Z a h n jedoch anhand eines syrischen T e x t zeugen aus dem 7. J a h r h u n d e r t 1 1 7 , der bereits das entscheidende W o r t i l ñ r t ' (»er sagt«) enthält; folglich kann φησί nicht von Photius eingefügt sein. W e n n aber, so folgert Z a h n , Justin Subjekt sei, so umfasse das Z i t a t somit M e t h res 2 , 1 8 , 9 - 1 1 1 1 8 . Z u d e m unterscheide sich die Auslegung von 1 K o r 1 5 , 5 0 b in 2 , 1 8 , 9 b - l l von derjenigen des Methodius in 2 , 1 8 , 1 - 4 . In 2 , 1 8 , 9 - 1 1 werde die σάρξ wörtlich ausgelegt, während Methodius sie zuvor in 2 , 1 8 , 1 als den Trieb der Seele zu den Vergnügen verstehe 1 1 9 . Z a h n s Plädoyer für die Zugehörigkeit des Z i t a t s bei M e t h o d i u s zu unserer Schrift hat breite Anerkennung gefunden 1 2 0 . Und in der T a t : V o n 1 1 4

LLS

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Methodii Opera, Bd. 1, S. 93 Anm. 2. H I L G E N F E L D hält 1883 - drei Jahre vor Zahns Aufsatz - die Ausdehnung des Zitats gegen Jahn nicht für angebracht (Ueberlieferung, S. 18 mit Anm. 1). H E N R Y , Photius, Bd. 5, S. 97f. Fragment 428 bei H O L L , Fragmente, S. 180. Die Hiera lassen auch den ganzen vorhergehenden Abschnitt 2,18,9 weg. Nämlich London, The British Museum, Additional 17214 (zur Datierung W R I G H T Catalogue, Bd. 2 , S . 9 1 5 , 1. Sp). Der syrische Text ist ediert bei P I T R A , Analecta, Bd. 4, S. 201f (Fragment II) mit der (recht ungenauen) lateinischen Übersetzung von Martin S. 435. Z A H N , Studien, S. 1-8, v. a. S. 7f. Zahn möchte in Meth res 2,18,9 »die Ansicht Justin's in indirekter Redeform kurz angegeben« finden, während in 2,18,1 Of Justins eigene Worte zitiert würden (Studien, S.9f). Z A H N , Studien, S. 9, wobei Zahn in der zitierten Wendung (τήν άλογου προς τάς μαχλώσαζ τήξ ψυχής όρμήν ήδουά;) versehentlich »des Fleisches« statt »der Seele« übersetzt. Zustimmung zu Zahn: B A R D E N H E W E R , Geschichte, Bd. 2, S . 246f; B O N W E T S C H , Justin, S . 644; L O O F S , Theophilus, S . 222 mit Anm. 9 ; P R I G E N T , / u s í m , S . 39—42; S K A R S A U N E , Justin, 5. 472. Teilweise Zustimmung zu Zahn ohne Akzeptieren der Authentizität: H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1, S. 509; P U E C H , Apologistes, S. 267f; A R C H A M B A U L T , témoignage, S. 89f. Skeptisch gegenüber Zahn: K R E T S C H M A R , Auferstehung, S. 113 Anm. 29, sowie L O N A , Resurrectione, S. 701-703 und 747. Unhaltbar ist der Widerspruch von H I T C H C O C K , Source, S. 48 und 58f, und D E L I U S , Ps.Justin, S. 200, die beide zu Unrecht das φησί dem Photius zuschreiben (vgl. folgende Anm.). JAHN,

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Bezeugung

Photius kann das φησί nicht stammen. Indes widerlegt Z a h n eine Position, die von gar niemandem vertreten w u r d e 1 2 1 , während er die dritte - und richtige - Möglichkeit in einer Fußnote abgetan hat: Paulus könne nicht Subjekt von φησί sein, weil er bereits Subjekt von άποφαίυεται sei 1 2 2 ; zudem führe Photius das folgende Zitat mit der »umständlichen Formel« ό άγιος Μεθόδιος ο ϋ τ ω φησί e i n 1 2 3 , w o r a n sich zeige, dass auch er alles Vorangehende bis 2 , 1 8 , 1 1 als Justinzitat verstehe 1 2 4 . Gegen Z a h n spricht jedoch die Syntax. Sollte tatsächlich Justin Subjekt von φησί sein, wäre die Stellung dieses Verbs mitten in einem Partizipialsatz höchst sonderbar. Vielmehr bezieht sich φησί auf das unmittelbar folgende Genitivattribut της σαρκός, das durch die ungewöhnliche Spitzenstellung vor τήυ παλιγγευεσίαν zusätzlich betont wird 1 2 5 . Dadurch wird »Fleisch« als Zitat gekennzeichnet: » . . . n i c h t weil er die erneute Entstehung des, wie er sagt, >Fleisches< abwerten w i l l . . . « . Genau dasselbe finden wir zuvor in 2 , 1 8 , 1 b 1 2 6 : σάρκα, φησίν, où τήν σάρκα αυτήν έδήλωσεν, αλλά... (»Als >Fleisch μέρος άνθρώπου καλείται·

commixtio autem et ή δέ σύγκρασις άπειργάσατο.

Psjust res 8,10.9.11 10 μή οΰν καλοϊτο σώμα άνθρωπος; οϋ, άλλ' άνθρώπου σώμα καλείται. 9 μή oöv καθ' έαυτήν ψυχή άνθρωπος; οϋ, άλλ' άνθρώπου ψυχή.

[καλείται vgl. oben 8,10] 11 εΐπερ oöv κατ' ιδίαν μεν τούτων ούδέτερον άνθρωπος έστι, τό δέ έκ της άμφοτέρων συμπλοκής καλείται άνθρωπος·

c) Auf eine weitere Parallele macht Prigent aufmerksam. Ebenso wie Psjust res 5 , 6 belege haer 5 , 3 , 2 Gottes Fähigkeit, auch das Fleisch auferstehen zu lassen, mit dem Verweis auf die Erschaffung des ersten Menschen aus 226

227 228 229

Gegen Prigent (Justin, S. 45) lässt sich jedoch die Trichotomie in haer 5,6,1 gegenüber den dichotomischen Aussagen haer 2,29,3 und 2,33,3f nicht aus Psjust res 10,1-4 erklären: In haer 5,6,1 entfaltet Irenäus seine ureigene Anthropologie, während die dichotomischen Aussagen von haer 2,29,3 und 2,33,3f gegnerische Argumente widerlegen. Selbst wenn Irenäus die trichotomische Darstellung haer 5,6,1 aus Psjust res 8,7-12 und 1 0 , 1 ^ kombiniert hätte, wäre die trichotomische Erweiterung des Gedankens seine eigene Leistung. Zum Jenaer Papyrus R O U S S E A U / D O U T R E L E A U / M E R C I E R , S C 1 5 2 , S . 1 1 9 - 1 5 7 . Lateinischer Text nach R O U S S E A U / D O U T R E L E A U / M E R C I E R , S C 1 5 3 , S . 7 6 Z . 3 5 - S . 7 8 Z . 4 1 . Griechischer Text nach der Rekonstruktion von R O U S S E A U / D O U T R E L E A U / M E R C I E R , SC 1 5 3 , S. 77 Z. 34 - S. 79 Z. 40, in die im Jenaer Papyrus nicht erhaltenen Stellen.

Zeugen, die unsere Auferstehungsschrift benützen

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Erde 230 . Lona entgegnet dem, dass diese Argumentation bereits bei Justin (ap 10,3; 19,4) begegne und somit ein Rekurrieren auf unsere Schrift nicht zwingend anzunehmen sei231. Das ist in dieser Form nicht richtig. Ap 10,3 betont nicht explizit, dass es Gott möglich sei, die Menschen auferstehen zu lassen, sondern sagt nur aus, dass Gott die Menschen ebenso der Unsterblichkeit würdigen werde, wie er sie am Anfang erschaffen habe. In ap 19 stützt der Vergleich die Glaubwürdigkeit der Auferstehung der Leiber: Ebenso wie die geschlechtliche Fortpflanzung im Grunde unglaublich sei, aber tatsächlich doch geschehe, solle man auch die Auferstehung nicht für unglaublich halten (19,1-4). Gegenüber denjenigen, die behaupten, alles kehre zu dem zurück, woraus es entstanden sei, wirft er die Frage auf, ob damit Gottes Macht angemessen bedacht sei, und beruft sich stattdessen auf den Satz »Gott ist alles möglich« (19,5f). In haer 5,3,2 und in Psjust res 5,2 ist im Gegensatz zu Justin der Gedanke, dass die Behauptung, die Auferstehung des Fleisches sei unmöglich, Gottes Macht in Frage stelle, der Ausgangspunkt der Argumentation. Ebenso in Übereinstimmung mit Psjust res 5,6 und anders als Justin belegt Irenaus Gottes Macht mit der Erschaffung des Menschen aus Erde, formuliert jedoch mit Sprachmaterial von Gen 2,7. Zur weiteren Argumentation des Irenaus, die Schöpfung von etwas, was nicht existiert, sei schwieriger als die Wiederherstellung von etwas bereits Entstandenem und nur wieder Aufgelöstem, findet sich weder bei unserem Autor noch bei Justin eine Parallele, wenn auch der Grundgedanke, dass Auferstehung »nur« die Wiederherstellung dessen ist, was bereits einmal existiert hat, ein Hauptelement von Psjust res 6 darstellt. Irenaus stimmt somit in einzelnen Argumentationszügen mit unserem Autor gegen Justin überein. Begrifflich lässt sich eine Verwandtschaft jedoch nicht belegen 232 ; viel auffälliger sind die Berührungen des Irenaus mit den Formulierungen von Just ap 19 233 , und dies, obwohl Irenäus gerade zwei Hauptelemente aus dieser Justinstelle weglässt: die geschlechtliche Fortpflanzung und den Gedanken, dass das tatsächliche Geschehen die Unglaublichkeit widerlegt. d) Eine weitere Verwandtschaft ist zwischen haer 5,12,6-5,13,1 und Psjust res 9 erkennbar 234 . Wie Psjust res 9,1 fragt auch haer 5,12,6 235 , was 2 3 0

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Justin, S . 4 4 . Resurrectione, S . 7 6 0 . Das Wort επειτα (in Psjust res 6,12.15 an derselben Stelle wie in haer 5,3,2: τό γεγονός, επειτα άναλυθέν) reicht dazu ebensowenig aus wie άττιστότερον ήν in haer 5,3,2, welches sich als ήν άττιστότερον in Psjust res 5,8, aber auch als άττιστότερον in Just ap 19,1 findet. όστέων τε καί νεύρων haer 5,3,2 und όστέα τε και νεύρα ap 19,1; εις εκείνα όθεν τήν άρχήν μηδέττω γεγονώς έγενήθη ό άνθρωπος haer 5,3,2 und εις εκείνο χωρεΐν εκαστον έξ οϋπερ έγένετο ap 19,5. P R I G E N T , Justin, S . 47 nennt haer 5,12,4-6 (in Harveys Kapiteleinteilung 5,12,4f); ich weite den Vergleichsbereich auf haer 5,13,1 aus. et quam enim causam habebat carnis membra curare et restituere in pristinum PRIGENT,

LONA,

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der Grund für die Heilungen wäre, wenn das Fleisch nicht auferstehen würde. Während Psjust res 9,2 betont, dass bei den Totenauferweckungen die Toten mit Seele und Leib auferstanden seien, so gewichtet haer 5,13,1 stärker die Identität der verstorbenen und auferstandenen Leiber, ist aber wie Psjust res 9,2 als Frage und Antwort formuliert 236 . Wie Psjust res 9,4(.6) beglaubigt auch haer 5,13,1 die Auferstehungsbotschaft 237 , und zwar durch die Heilungen und Auferweckungen, während in Psjust res 9,6f der Ton stärker auf der Auferstehung des Christus selbst liegt, welche in haer 5,13,1 nicht genannt wird 238 . Damit entsprechen sich 5,12,6-5,13,1 und Psjust res 9 in einer Reihe von leicht variierten Einzelheiten des Gesamtduktus. Begrifflich jedoch lässt sich eine Abhängigkeit auch hier nicht nachweisen. Bilden wir uns nun unser Urteil: Bei c) und d) finden wir keine identischen Formulierungen, aber mehrere Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten in Einzelheiten und Gesamtduktus der Argumentationen. Bei a) und b) sind zudem gleiche Formulierungen zu beobachten. Die Argumentation bei b) ist in der christlichen Literatur des 2. Jahrhunderts ohne Parallele. Wer keine direkte Abhängigkeit annehmen will, muss die inhaltlichen Parallelen aus einem gemeinsamen Traditionshintergrund, die gleichen Formulierungen aus einer gemeinsamen Quelle erklären. Die Annahme, Irenäus habe unseren Traktat gekannt, ist jedoch die einfachere. Für die Fragestellung nach dem Abfassungstermin unserer Schrift ist sie nicht letztendgültig ausschlaggebend, da die Benutzung unseres Traktates bei Theophilus von Antiochien einen früheren terminus ante quem abgibt. Die Schrift An Autolykos ist, wie gesagt, relativ bald nach dem 17. März 180 verfasst, während der Elenchos wohl eher etwas später in den 180er-Jahren geschrieben sein dürfte 2 3 9 . Vermutlich hat Irenäus im Elenchos auch An Autolykos benutzt 240 . characterem, si non habebant salvari quae ab ilio curata fuerant? ( R O U S S E A U / D O U T R E L E A U / SC 153, S. 160 Z. 1 2 7 - 1 3 0 ) quibus resurrexerint corporibus? in iisdem ipsis scilicet in quibus et mortui fuerant. si enim non in iisdem ipsis, videlicet nec iidem ipsi qui mortui erant resurrexerunt ( R O U S S E A U / D O U T R E L E A U / M E R C I E R , S C 1 5 3 , S . 1 6 2 Z . 5 - S . 1 6 4 Z . 8 ) . sicut igitur qui curati sunt in his quae ante passa fuerant membra curati sunt et mortui in iisdem surrexerunt corporibus ( R O U S S E A U / D O U T R E L E A U / M E R C I E R , S C 1 5 3 , S . 1 6 4 Z . 1 6 - 1 8 ) . MERCIER, 236

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uti eius de resurrectione quoque credatur sermo ( R O U S S E A U / D O U T R E L E A U / M E R C I E R , S C 1 5 3 1 6 6 Z . 22f). Hilfreich für unsere Untersuchung wäre es, wenn vor Psjust res 9,1 wie in haer 5,13,1 tatsächlich Beispiele für Totenauferweckungen genannt wären, wie man aufgrund von Psjust res 5 , 1 0 mit guten Gründen vermuten kann (dazu unten S. 143 Anm. 38). B R O X rechnet mit einer Entstehung des Elenchos in mehreren Anläufen in der Zeit von 180 bis 185 (FC Irenäus 1, S. 101; Irenaeus von Lyon, Sp. 826). H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1, S. 319f; weitere Stimmen beiLooFs, Theophilus, S. 45f, der seinerseits mit einer Abhängigkeit des Irenäus nicht von An Autolykos, sondern von der nicht erhaltenen Schrift des Theophilus Gegen Markion rechnet (ebenda, S. 4 4 - 8 0 , v. a. 70f und 80). S.

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4.3. Clemens von Alexandrien Bisher unbeachtet geblieben sind die zahlreichen Berührungen unserer Auferstehungsschrift mit Clemens von Alexandrien, insbesondere mit den nach dem Tod v o n C o m m o d u s (31. Dezember 192) verfassten στρωματεϊς 241 : Die auffälligsten Ähnlichkeiten mit unserem Traktat finden sich in den Erörterungen zu Beweis, Glaube und Erkenntnis in den Stromateis 2 4 2 , die in ihrer Grundstruktur dem in Psjust res 1 Dargelegten entsprechen 2 4 3 und in der christlichen Literatur des zweiten Jahrhunderts ohne Parallelen sind 2 4 4 . Wie Psjust res 1 , 6 - 8 , so stellt auch Clemens den Bereich der Sinneswahrnehmung, in dem die Wahrnehmungsorgane (αισθητήρια) als Urteilsinstanzen zuständig sind (ström 7,93,2; vgl. auch ström 5,6,1), dem Bereich des Geistigen gegenüber, in dem die Unterscheidung von »falschen und wahren Aussagen« (λόγων άληθώυ TE και ψευδών 245 ) durch Vernunft und Überlegung geschieht (ström 7,93,2). Wie unser Autor 2 4 6 versteht auch Clemens den Beweis als ein Schlussverfahren (λόγος [ström 2 , 1 3 , 4 und 2,48,1]). Wie in Psjust res 1,5 (εϊγε τό πρότερον άπιστούμενον πρινή την άπόδειξιν έλθεΐν ταύτης κομισθείσης ετυχε πίστεως και τοιούτον έφάνη όποιον έλέγετο) verschafft der Beweis dem vorerst noch unglaubwürdigen Untersuchungsgegenstand Glaubwürdigkeit: ή παρ' ήμΐν δε της άληθείας έπίγνωσις εκ των ήδη πιστών τοις ο υ π ω πιστοΐς έκπορίζεται τήν πίστιν, ήτις ούσία ώς

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Die eifrig geführte Debatte um Gesamtkonzept und Abfassungsreihenfolge der drei Hauptschriften des Clemens (vgl. dazu M O N D É S E R T , SC 30, S. 11-18) hat zu keinem weiteren sicheren Resultat geführt, als dass die Stromateis den Tod des Commodus (Clem Alex ström l,144,4f; 1,145,5; 1,147,4) voraussetzen (so auch Eus Η E 6,6,1). Hypothesen über ein Abfassungsdatum nach der Verfolgung von 202/03 oder gar in den letzten Lebensjahren des Clemens außerhalb Alexandriens sind zu unsicher (dazu ebenda S. 21f). Die wichtigsten größeren Abschnitte sind ström 2,8-31; 5,1-18; 7,93-105; daneben auch 1,52,1; l,177f; 2,48f; 5,82,3; 5,85,1; 6,70,3; 6,121,4; 6,155,3; 7,57,3 sowie die Materialien in ström 8 (vgl. besonders 8,4,1; 8,6,2; 8,7,1-3; 8,7,8; 8,8,1; 8,14,1). An manchen Punkten geht Clemens über das hinaus, was unser Autor in dem knappen geschlossenen Abschnitt in Kapitel 1 darlegt, vgl. etwa die Erörterungen ûberaicrôriaiç, voüs, επιστήμη und ύπόληψις im Zusammenhang mit der Wahrheit (ström 2,13,2-4) oder über die verschiedenen Bezeichnungen der vielgestaltigen φρόνηση (ström 6,155,3). Ebenfalls im Unterschied zu unserem Autor verweist Clemens auch auf die Schriftlichkeit der Aussage Gottes (ström 5,5,4). Hier wird offenbar bereits der NTKanon vorausgesetzt. Nicht ins Gewicht fällt eine einzige kurze, beweiskritische Stelle bei Justin in dial 7,2f. Vgl. Psjust res 1,8: είτε άληθή είτε και ψευδή τά λεγόμενα. Psjust res 1,6; 2,15; 3,2; 5,11.12.15; 6,17; 9,9; 10,5; dazu auch unten S. 168 mit Anm. 140.

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ειπείν άποδείξεως καθίσταται (ström 7,98,3) 2 4 7 . Dabei ist die Aussage über die vorläufige Unglaubwürdigkeit des noch nicht Bewiesenen in Psjust res 1,5 (εϊγε τό ττρότερον άπιστούμενον πρινή την άπόδειξιν έλθεΐν) sprachlich eng verwandt mit der entsprechenden Formulierung in ström 7,95,5: τό κρινόμενου δέ π ά ν έτι άπιστον πριν κριθήναι 248 . Wie Psjust res 1,4.6 lehnt auch Clem Alex ström 5,5,4-5,6,1 eine Beweisforderung für die Aussage Gottes ab 2 4 9 und betrachtet wie Psjust res 1,11 den Glauben als Beweis für diese (ström 6,70,3). Die Gründe, die er dafür angibt, sind dieselben wie in der Auferstehungsschrift: Erstens ist es Gott, der redet (Psjust res l,3f; ström 5,5,4), und zweitens zeigt die Erkenntnistheorie, dass das Urteilskriterium selbst unbeweisbar ist (Psjust res 1,6.9; Clem Alex ström 2,13,4; 2,24,2). Das Grundprinzip aller Dinge ist glaubwürdig, aber unbeweisbar, weil es nichts gibt, was noch grundlegender als es wäre, sodass es aus diesem bewiesen werden könnte 2 5 0 . In anderem Z u s a m m e n h a n g streut Clemens den Gedanken ein, dass »nichts erhabener als Wahrheit« ist (άληθείαξ δέ μείζον ουδέν [ström 7,105,2]). Dies findet sich in Psjust res 1,6 in der Formulierung της δέ αληθείας ίσχυρότερον ουδέν wieder, die sich an die Geschichte vom Wettstreit der Pagen des Dareios im 3. Esrabuch anlehnt 2 5 1 . Mit diesem allgemeinen Gedanken, der sich ebenso in paganen Texten 2 5 2 findet wie bei späteren Autoren 2 5 3 , lässt sich eine Abhängigkeit nicht begründen. Auch zu anderen Stellen unseres Traktates finden sich enge Parallelen: Unser Autor sagt in Psjust res 1,12, es gelte »mit den unverwundbaren Worten des Glaubens bewaffnet« gegen den Widersacher zu k ä m p f e n

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»Unsere Erkenntnis der Wahrheit verschafft aus dem bereits Glaubhaftigen dem noch nicht Glaubhaftigen die Glaubhaftigkeit, was sozusagen das Wesen des Beweises ist.« Ähnlich auch in Clem Alex Strom 2,48,1: φήσαιμεν δ' αν αϋτήν λόγον είναι τοις αμφισβητούμενοι; εκ των όμολογουμένων έκπορίζοντα την πίστιν. (»Wir möchten sagen, dass dieser [=der Beweis] ein Schluss ist, der bei dem, was bezweifelt wird, aus dem Anerkannten die Glaubhaftigkeit beschafft.«) »Doch alles Beurteilte ist noch unglaubhaftig, bevor es beurteilt worden ist«. Dabei parallel τάς αποδείξεις ... άπαιτεΐσθαι (Psjust res 1,4) und τάς αποδείξεις ... άπαιτεϊν (ström 5,6,1). Clem Alex ström 2,13,4; 2,24,2; 5,82,3; 7,105,2 (αληθείς δέ μείζον ουδέν). 3 Esr [=LXX 1 Εσρ] 3f, vgl. besonders 3 Esr 4,35 (και ή αλήθεια μεγάλη και ίσχυροτέρα παρά πάντα), ferner auch 4,38.41. Aeschines (4. Jh. ν. Chr.),/« Timarchum 84 (αλλ' ούτω; ϊσχυρόν εστίν ή αλήθεια, ώστε πάντων έπικρατεΐν των ανθρωπίνων λογισμών); Lukian (Calumniae non temere credendum 11); Libanius (ep 1430,1). Johannes Chrysostomus, Homiliae in]oannem, 29,1; 58,2; 66,3; 85,3 (MPG 59, Sp. 165.318.369.463); Homiliae in epistulam I ad Corinthios, 14,3 (MPG 61, Sp. 118); Oratio in Babylam 21 ( S C H A T K I N / B L A N C / G R I L L E T , SC 362, S . 1 1 6 - 1 1 8 Z . 10-12; vgl. dazu oben S. 70 Anm. 170); Gregor von Nazianz, ep 158,1; or 23,4 (mit ausdrücklicher Bezugnahme auf Esra); vgl. ferner auch Josephus (Antiquitates 11,55).

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(καθωπλισμένους τοις της πίστεως λόγοις άτρώτοις ούσιν άντιπολεμεΐυ α ύ τ φ ) . Unter einer R e i h e vergleichbarer S t e l l e n 2 5 4 f i n d e t sich die ähnlichste bei C l e m A l e x Prot l l , 1 1 6 , 3 f , der in A n l e h n u n g a n E p h 6 , 1 4 - 1 7 u n d 1 T h e s s 5 , 8 f o r m u l i e r t : ε ξ ο π λ ι σ ώ μ ε θ α ε ί ρ η ν ι κ ώ ς , ένδυσάμενοι τον θώρακα της δικαιοσύνης και τ η ν άσπίδα της π ί σ τ ε ω ς άναλαβόντες καί τ ή ν κόρυν τ ο ΰ σ ω τ η ρ ί ο υ περιΟέμενοι καί τήν μάχαιραν τοΰ πνεύματος, ο έστι ρήμα θεοΰ, άκονήσωμεν. ούτως ημάς ó άπόστολος είρηυικώς έκτάττει· τ α ϋ τ α ημών τ ά ό π λ α τ ά ά τ ρ ω τ α · τούτοις έξοπλισάμενοι παραταξώμεθα τ ω π ο ν η ρ ω . W i e P s j u s t res 8 , 1 4 redet a u c h C l e m e n s in p a e d 3 , 4 7 , 4 u n d 3 , 4 8 , 2 f g a n z streng p a r a l l e l v o n einer W a s c h u n g der Seele u n d des L e i b e s , w ä h r e n d die a n d e ren v e r g l e i c h b a r e n Stellen die B e k e h r u n g s v o r g ä n g e v o n L e i b u n d Seele v e r s c h i e d e n g e w i c h t e n o d e r q u a l i f i z i e r e n 2 5 5 . B e s o n d e r s a u f f ä l l i g ist der parallele G e d a n k e n g a n g zu P s j u s t res 8 , 1 7 - 2 5 in C l e m A l e x s t r ö m 2 , 7 4 , 4 2 , 7 5 , 2 : D e r g r ö ß t e E r w e i s der G ü t e G o t t e s ist die S o r g e f ü r die M e n s c h e n , die w e d e r Teile n o c h der N a t u r n a c h K i n d e r v o n ihm sind (μήτε μορίων όντων αύτοΟ μήτε φύσει τέκνων), s o n d e r n sich v o n ihm e n t f r e m d e t h a b e n , w ä h r e n d die L i e b e zu K i n d e r n u n d die F r e u n d s c h a f t zu Gleichgesinnten natürlich w ä r e 2 5 6 . Schließlich teilt C l e m e n s mit u n s e r e m A u t o r eine R e i h e weiterer T r a d i tionen: J e n e n G e d a n k e n in P s j u s t res 1 0 , 1 0 , der in einer S p a n n u n g zu 1 K o r 1 5 , 5 3 steht u n d d e n wir o b e n in der U n t e r s u c h u n g d e s J u s t i n z i t a t e s bei M e t h o d i u s betrachtet h a b e n , k e n n t a u c h C l e m e n s : μεταφυτεύων τ ή ν φθοράν είς άφθαρσίαν (prot 1 1 , 1 1 4 , 4 ) . D i e F o r m e l γενόμενος υίός ( P s j u s t res 1,9) v e r w e n d e t a u c h er in e x c T h e o d 1 9 , 1 (vgl. a u c h s t r ö m 3 , 4 9 , 3 ) 2 5 7 . W i e P s j u s t res 1 0 , 1 7 betrachtet a u c h er C h r i s t u s als Arzt, der die L e i d e n s c h a f ten kuriert ( p a e d 1 , 3 , 1 - 3 u n d 3 , 9 8 , 2 ) , u n d g e b r a u c h t w i e unser A u t o r ( P s j u s t res 4 , 1 ; 7 , 9 u n d 8 , 1 6 ) die W e n d u n g ναί, φησίν zur Einleitung eines E i n w a n d e s ( s t r ö m 3 , 8 8 , 2 ) 2 5 8 . P s j u s t res 9 , 7 berichtet, d a s s der A u f e r s t a n dene eine H o n i g w a b e g e g e s s e n h a b e . D i e s e T r a d i t i o n steht a u c h bei Cle-

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2 Kor 6,7; Rom 6,13; Eph 6,11; 1 Petr 4,1; Ign Pol 6,2; Polyk Phil 4,1; Herrn 45,4 u.a. Justin betont das Waschen der Seele als das Entscheidende (dial 14,If; 18,2; 19,2), Irenäus bezieht die Wassertaufe enger auf den Leib, die Geisttaufe auf die Seele (Iren haer 3,17,2; epid 41 [sprachlich verschränkt]). p r ü c htel ( S T Ä H L I N , GCS Clemens 2, S. 152 z. St.) weist darauf hin, dass sich Clemens in dem Gedanken φυσική μεν y à p ή προς τά τέκνα φιλοστοργία (ström 2,75,2) fast wörtlich mit Diodor von Sizilien, 4 , 4 4 ( O L D F A T H E R , Diodorus, Bd. 2, S. 4 8 0 ) trifft: τήν φυσικήν των γονέων εις τέκνα φιλοστοργίαν. Dieser allerdings sehr allgemeine Gedanke begegnet aber auch etwa bei Alkinoos did 33 ( W H I T T A K E R , Alcinoos, S. 67 [Hermann-Paginierung S. 187 Z. 17-18]): ή τε φυσική (sc. φιλία) των γονέων T r p ò s τα εκγονα και ή των συγγενών προς αλλήλους. Weiteres dazu unten S. 137 A n m . l 4 . Ferner pluralisches ναί, φασίν ström 1,81,1; 2,32,3; 4,78,1; 5,89,5; 7,104,5.

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mens im Hintergrund: Er zitiert, wie laut dem Lukasevangelium der Auferstandene ein Stück gebratenen Fisch gegessen habe (paed 2,15,2), und fährt sogleich fort, man solle »diejenigen, die vernunftgemäß essen, nicht ohne Nachspeisen und Honigwaben lassen« (paed 2,15,3). Die Fülle der Ähnlichkeiten weist die beiden Autoren als eng verwandt aus. Außer dem allgemeinen Gedanken, dass nichts größer resp. stärker als die Wahrheit sei, und der ähnlichen Formulierung über die vorläufige Unglaubwürdigkeit des noch Unbewiesenen lassen sich jedoch keine wörtlichen Berührungen zwischen unserem Traktat und Clemens von Alexandrien zeigen. Als Alternative zur Annahme einer direkten literarischen Abhängigkeit sehe ich nur die Vermutung, dass Clemens mit unserem Traktat über einen breiten gemeinsamen lokalen Traditionshintergrund verbunden ist. In der Tat lässt sich die Vermutung stützen, dass beide in derselben Gegend oder gar an demselben Ort lebten. Besonders aufschlussreich ist die »Honigwabe«. Sie erklärt sich besser über einen gemeinsamen Traditionshintergrund als durch literarische Abhängigkeit, denn Clemens nennt sie nicht in dem von ihm zitierten Text von Lk 24,42 (paed 2,15,2), aber aus dem Kontext (paed 2,15,3) ist offensichtlich, dass er und wohl auch seine Adressaten die Tradition kennen. Es ist eine Tradition, die erst wieder im 4. Jahrhundert fassbar wird 259 . Zudem können wir auf ein Resultat der Untersuchung von Inhalt und Umfeld unserer Schrift in Teil C vorverweisen: Es wird sich dort zeigen, dass unser Traktat ebenso wie Clemens in Auseinandersetzung mit dem Kreis um Julius Cassian steht, von dem außer Clemens nur noch Hieronymus unabhängige Kenntnis hat 260 , wobei unser Autor in Psjust res 3 zwischen dem Cassiankreis und Clemens eine Mittelstellung einnimmt 261 . Auch die manchmal sogar sprachlich eng verwandten Ausführungen zu Glaube, Beweis und Erkenntnis ließen sich ebenso wie die auffällige Wendung ναί, φησίν gut aus einer gemeinsamen Schultradition erklären 262 . Wenn aber die beiden Autoren am selben Ort leben und vielleicht gar derselben Schultradition angehören, wäre es das Nächstliegende anzunehmen, dass Clemens auch unsere Auferstehungsschrift kennt. Ist unser Verfasser also gar einer der Lehrer, welche Clemens in ström 1,11,2 erwähnt, ohne Namen zu nennen?

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Nämlich bei Kyrill von Jerusalem (cat 14,11) und Epiphanius von Salamis (pan 66,39,2). Clemens lässt genauso wie Psjust res 9,7 das άττό μελισσίου des Koinetextes aus (vgl. unten S. 180 Anm. 204 Absatz 1). Hieronymus berichtet in seinem Kommentar zum Galaterbrief anlässlich von Gal 6,8 Cassians Auslegung dieses Verses (Comm in Gal 3,5 [MPL 26, Sp. 460]). Eusebs Mitteilung über Cassian (Η E 6,13,7) beruht auf Clem Alex ström l , 1 0 1 , l f . Dazu ausführlich unten S. 151f. Auch LONA, Resurrectione, S. 746, rechnet bei der Wendung ναί, φησίν mit dem Hintergrund von Schuldiskussionen.

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4 . 4 . Tertullian A l s erster hat P r u d e n t M a r a n a u f Ä h n l i c h k e i t e n z w i s c h e n T e r t u l l i a n u n d unserer Schrift h i n g e w i e s e n 2 6 3 . W i l h e l m B o u s s e t hat - h a u p t s ä c h l i c h anh a n d der Parallelen Tert res 3 8 , 1 - 3 / P s J u s t res 9 , 1 - 4 u n d Tert res 1 8 , 5 . 8 / P s j u s t res 1 0 , 1 - 3 - die A b h ä n g i g k e i t der letzteren v o n T e r t u l l i a n p o s t u l i e r t u n d sie d e m 4 . J a h r h u n d e r t z u g e w i e s e n 2 6 4 . D i e s e A r g u m e n t a t i o n hat in der Forschung keine N a c h a h m e r gefunden265 mit A u s n a h m e v o n Hitchcock, d e m z u f o l g e u n s e r T r a k t a t e b e n f a l l s v o n T e r t u l l i a n a b h ä n g i g ist 2 6 6 . L o o f s w e i s t v o r a l l e m a u f T e r t res 5 7 u n d 6 0 h i n u n d r e c h n e t d a m i t , d a s s T e r t u l l i a n n i c h t nur v o n Irenäus, s o n d e r n a u c h v o n unserer A u f e r s t e h u n g s schrift a b h ä n g t o d e r alle drei aus einer g e m e i n s a m e n Q u e l l e s c h ö p f e n 2 6 7 . M i t e i n e r d i r e k t e n K e n n t n i s u n s e r e s T r a k t a t e s bei T e r t u l l i a n r e c h n e n D e l i u s , Prigent u n d L o n a 2 6 8 . V o r s i c h t i g e r e r w ä g t S i n i s c a l c o , o b die Ä h n l i c h k e i t e n d u r c h die g e m e i n s a m e T h e m a t i k b e d i n g t s e i e n 2 6 9 . In der T a t f i n d e n s i c h z w a r e i n e R e i h e v o n i n h a l t l i c h e n P a r a l l e l e n z w i s c h e n unserer A u f e r s t e h u n g s s c h r i f t u n d d e r j e n i g e n T e r t u l l i a n s 2 7 0 , aber

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Justini opera, S . 5 8 5 . (Evangeliencitate, S. 124f) stützt sich vor allem auf den Anfang von Psjust res 9: Diese Stelle sei von Tert res 38 abhängig, weil sich dort das Argument der Gegner finde, gegen welches dieser Abschnitt sich richte. »Oder wäre es umgekehrt denkbar, dass Tert. aus den thetischen Ausführungen Ps. J.'s sich erst den Einwurf seiner Gegner herausgesucht hätte?« (Evangeliencitate, S. 125) Dabei bedenkt Bousset aber nicht, dass der Text fragmentarisch ist und erst mit 9,1 einsetzt, ja, er selbst lässt im Paralleldruck von 9,1—4 und Tert res 38,1-3 den Anfang von Psjust res 9,1 mit dem Bedingungssatz weg, aus dem er die Aussage der Gegner hätte erschließen können. Zudem passt Psjust res 9,1-4 gegen Bousset nicht als Einwand auf Tert res 38,3: Dort sagen die Gegner, die Auferstehung der unsichtbaren Seele habe nicht anders gezeigt werden können als durch die Auferstehung sichtbarer Substanz. Das ist nicht die Front von Psjust res 9,1—4. Gegen Boussets Datierung unten S. 198 mit Anm. 27. Gegen Boussets Versuch: H A R N A C K , Chronologie, Bd. 1 , S . 5 0 9 ; B O N W E T S C H , Justin, S . 6 4 4 ; L O O F S , Theopbilus, S . 2 2 3 Anm. 1 . H I T C H C O C K , Source, S . 5 1 . L O O F S , Theophilus, S. 223 Anm. 1. D E L I U S , Ps.Justin, S. 2 0 3 ; P R I G E N T , Justin, S. 6 1 - 6 4 ; L O N A , Resurrectione, S. 7 0 9 und MARAN,

BOUSSET

752. 2 6 9

270

Ricerche, S . 107. Einige Beispiele: Ähnlich wie unser Autor beginnt Tertullian seinen Traktat mit Gedanken über die Auferstehung als Gewissheit der Christen, an welche zu glauben die von Gott offenbarte Wahrheit zwingt (Tert res 1). Wie Psjust res 10,7-10 anerkennt Tertullian die Unsterblichkeit der Seele in Übereinstimmung mit Plato, Pythagoras, aber auch anderen (Tert res 1,5; 2,12f; 3,2), und betont demgegenüber das aufrüttelnd Neue der christlichen Auferstehungsbotschaft (Tert res 39,7f). Wie in Psjust res 7 zeigt Gottes Schöpfungshandeln die Werthaftigkeit des verwendeten Materials (Tert res 6,5f). Wie Psjust res 7f betont Tertullian die enge Verbindung von Fleisch und Seele (Tert res 7,9f.l3; 8,2; 16,10.13; 34,10; 49,5) und betrachtet innerSINISCALCO,

88

Bezeugung

wenige sprachliche Berührungen; solche zu erkennen erschwert der Sprachenunterschied zusätzlich 271 . Zudem weisen ähnliche Stellen bei Tertullian oft gerade auch charakteristische Unterschiede auf 272 . Dennoch gibt es in dieser Masse von Parallelen zwei Textbereiche, wo die Berührungen so eng sind, dass die Annahme einer Abhängigkeit unausweichlich ist. Dass die Bezüge zu Tertullian »nur auf einer Verwertung des Griechen durch den Lateiner beruhen« 273 können und nicht umgekehrt, wird durch den vorher mit Theophilus gewonnenen terminus ante quem bestätigt. a) Die durchschlagenden Parallelen finden sich, wie Loofs zu Recht angemerkt hat, in Tert res 57 und 60Í 274 . Bereits in der Exposition der Schrift hat Tertullian zwei Einwände der Gegner zur Sprache gebracht: Werden erstens Behinderte mit ihren Behinderungen oder unversehrt auferstehen (Tert res 4,4)? Wird zweitens das auferstandene Fleisch wieder seine irdischen Bedürfnisse haben, werden also etwa auch die Geschlechtsteile in der Auferstehung wieder ihre Funktionen ausüben (Tert res 4,5)? Dies sind die Themen der beiden »Trugschlüsse«, welche unser Autor in Psjust res 2,4 und 2,6-12 zur Sprache bringt und in den Kapiteln 3 und 4 widerlegt. Der erste Schluss versucht nachzuweisen, dass die Auferstehung von Behinderten nicht mit Gottes Macht vereinbar sei (Psjust res 2,4), der zweite, dass ein logischer Widerspruch zum Herrenwort Mt 22,30/Mk 12,25/Lk 20,34-36 bestünde, wenn die auferstandenen Leiber Geschlechtsteile hätten (Psjust res 2,6-12). Tertullian bezeichnet diese Argumente als halb dieser Verbindung wie Psjust res 7 , 1 0 - 1 0 b i s die Seele als das leitende Prinzip (Tert res 1 5 , 3 - 8 ; 16,1; 46,13f). Wie in Psjust res 8 , 8 - 8 , 1 1 sind auch in Tert res 4 0 , 3 nicht die Seele allein noch das Fleisch allein, sondern nur beide zusammen der Mensch (doch vgl. auch die trichotomische Erweiterung Iren haer 5,6,1!). Wie Psjust res 3f und 10,10 rechnet Tertullian mit einer Verwandlung unter Wahrung der Substanz (Tert res 55,12; 56,4). 271

272

Wenigstens findet sich die Stelle Tert res 16,13, »dass das Fleisch nichts von sich alleine aus tut« (nihil carnem agere per semetipsam), praktisch wörtlich in Psjust res 7,11. Wenn Tertullian (Tert res 9,2f) argumentiert, Gott gebe, weil er gut ist, sein Werk nicht dem Untergang preis und praktiziere dabei selbst die von ihm gelehrte Nächstenliebe, so erkennen wir sofort die Parallele in Psjust res 8,14.25, aber im Unterschied zu Tertullian argumentiert unser Autor nicht mit der Nächstenliebe, sondern der Feindesliebe. Zudem reden Tert res 8,3 und 4 8 , 1 1 gerade nicht wie in Psjust res 8,14 parallel vom Waschen des Leibes und der Seele, sondern vom Waschen des Fleisches zur Reinigung der Seele. Schließlich mag man in Tert res 1 1 , 5 - 1 0 eine Erweiterung von Psjust res 6 erblicken: Ob die Welt unerschaffen oder erschaffen sei, in jedem Fall sei Gott fähig, das einmal Dagewesene wiederherzustellen (dabei die unerschaffene Welt in der Meinung der Philosophen Tert res 11,5 wie Psjust res 6,3f; BOUSSET, Evangeliencitate, S. 125, betrachtet Psjust res 6 als eine Umgestaltung von Tert res 7). Justin, S. 644. Theophilus, S. 2 2 3 Anm. 1, weist auf Tert res 5 7 und 60 hin.

2 7 3

BONWETSCH,

2 7 4

LOOFS,

Zeugen, die unsere Auferstehungsschrift benützen

89

»allbekannte Spitzfindigkeit von Unglauben« (vulgaris incredulitatis argutia), wenn er in Tert res 57,1 an die Widerlegung dieser früher angekündigten Einwände herangeht. Die Stelle, welche die Annahme einer literarischen Abhängigkeit Tertullians von unserem Traktat definitiv notwendig macht, ist das Referat der gegnerischen Position in Tert res 57,1, welches sich so eng mit Psjust res 4,lf berührt, dass man nun wirklich von einer Ausschreibung unseres Traktats durch Tertullian reden kann: Tert res 57,1 hinc iam illa vulgaris incredulitatis argutia est. si, iniquiunt, ipsa eademque substantia revocatur cum sua forma linea qualitate, ergo et cum insignibus suis reliquis: itaque et caeci et claudi et paralytici et ut quis insignis excesserit, ita et revertetur.

Psjust res 4 , 1 - 2 [vgl. σοφίσματα 2,5] 1 vai, φησίν, ει ουυ ή σάρξ άυίσταται, κα'ι τοιαύτη άυίσταται όποία κλιθήσεται· 2 ώστε εϊ μουόφθαλμος κλιθήσεται, μουόφθαλμος άυίσταται, εϊ χωλός χωλός, εΐ άλλο τι τοΰ σώματος υστερούν εΐη, τούτου και έλάττων ό άνθρωπος άυαστήσεται.

Auch Tertullians Antwort weist im Detail manche Berührungen mit Psjust res auf: Er versteht Auferstehen wie Psjust res 4,5 als ein Unversehrtwerden (Tert res 57,6) und weist wie Psjust res 4,3f und 9,lf auf die Auferweckungs- und Heilungswunder des Christus hin (Tert res 57,7). In Tert res 60f, wo sich Tertullian der Frage nach den Funktionen der auferstandenen Glieder widmet, finden sich vorerst einige Unterschiede, da die Gegner nach Darstellung von Tert res 60,1 anders als in Psjust res 2 , 6 2,12 argumentieren: Entweder bleiben die Körperteile mit denselben Funktionen bestehen, oder sie werden samt den Funktionen hinfällig und aufgehoben. Denn wozu sollten etwa die Geschlechtsteile noch dienen, wenn es keinen Geschlechtsverkehr und keine Aufzucht von Kindern mehr geben wird (Tert res 60,3)? Tertullian entgegnet dem, dass die Funktionen nur so lange bestehen, als auch die durch das irdische Leben bedingten Bedürfnisse vorhanden sind; wenn diese Bedürfnisse verschwunden sind, werden auch die Glieder von diesen Funktionen befreit werden (Tert res 60,5). Unserer Schrift fremd ist das Argument Tertullians, dass die Glieder für das Endgericht unversehrt erhalten bleiben, doch wenn er dann beifügt, dass sehr wohl etwas existieren und zugleich von seinen Funktionen frei sein kann (Tert res 60,9), so erkennt man darin den Gedanken von Psjust res 3,3, wo unser Autor erklärt, dass die Geschlechtsteile nicht notwendigerweise ihre Funktionen ausüben müssen. Mit dem Tod verschwindet also auch das Verlangen nach Speise, Trank und Geschlechtsverkehr, da beim Tod das Bedürfnis verschwindet, das eigene Leben durch Nahrung zu

90

Bezeugung

erhalten und den Fortbestand der Art durch geschlechtliche Fortpflanzung zu sichern (Tert res 61,4f). Und wie Psjust res 3 , 7 - 3 , 1 2 verweist auch Tertullian darauf, dass man bereits jetzt durch Fasten und Enthaltsamkeit die Eingeweide und Geschlechtsteile von ihren Funktionen frei halten kann, wie Asketen - und zwar beiderlei Geschlechts (vgl. Psjust res 3,9f!) zeigen (Tert res 61,6). b) In Psjust res 10,1 heißt es, dass das auferstehe, was auch gefallen sei, nämlich der Leib und nicht die Seele. Diesen Gedanken greift Tertullian bereits in der Schrift Gegen Markion 5 , 9 , 4 und später wieder in Über die Auferstehung 1 8 , 5 - 9 auf. Wir finden ihn zwar auch in EpAp 2 5 2 7 5 - später ebenfalls bei Methodius (res l , 5 1 , 5 f ) - , doch Tertullian stimmt mit unserem Autor gegen EpAp 2 5 enger überein, ja Marc 5,9,4 (sie et resurrectionis vocabulum non aliam rem vindicat quam quae cecidit) ist mit Psjust res 10,1 (άνάστασίς έστι του πεπτωκότος σαρκίου, πνεύμα yàp où ττίτττει) fast wörtlich identisch. Zudem übernimmt Tertullian auch den Gedanken von Psjust res 10,2, den EpAp 2 5 nicht enthält: Der Leib stirbt, wenn die Seele ihn verlässt (Tert res 18,8; Marc 5,9,3). 4.5. Methodius Seit der Erstherausgeber Halloix auf das Justinzitat in Meth res 2 , 1 8 aufmerksam gemacht hat 2 7 6 , ist dieses, wie wir oben gesehen haben, regelmäßig zur Stützung der Authentizität herbeigezogen worden 2 7 7 . Vor allem Bonwetsch, der Editor der beiden großen Methodiusausgaben von 1 8 9 1 und 1 9 1 7 , hat neben dem vielbeachteten Zitat auf eine Reihe weiterer Berührungen zwischen unserer Auferstehungsschrift und derjenigen des Methodius hingewiesen 2 7 8 . Dabei handle es sich aber, so Bonwetsch, weitgehend nur um Parallelen im Gedankengut; eindeutige Parallelen in der sprachlichen Formulierung könne man nicht feststellen 279 . Daher gibt bei Bonwetsch gerade das Justinzitat in Meth res 2 , 1 8 , 9 den Ausschlag dafür, dennoch eine Abhängigkeit des Methodius von unseren Fragmenten anzunehmen 280 . Anders urteilt Hitchcock, der einige weitere sprachliche Beobachtungen ergänzt: Er rechnet mit einer Abhängigkeit des Methodius von unserer Schrift, obwohl er ihr das Justinzitat in Meth res 2 , 1 8 nicht zuteilt 281 . Wir haben oben bei der Untersuchung dieses Zitats gesehen, 275 2 7 6

277 2 7 8

2 7 9

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2 8 1

Text unten S. 183 Anm. 2 1 4 . H A L L O I X , Vitae, S . 3 1 5 . Oben S. 5 3 - 5 5 (v. a. Anm. 110 und 120). B O N W E T S C H , Justin, S. 6 4 4 ; D E R S . , Theologie, S. 1 6 1 Í ; D E R S . , GCS Methodius, z. d. St. (vgl. Index ebenda, S. 534). B O N W E T S C H , Theologie, S. 162. B O N W E T S C H , Theologie, S. 160; D E R S . , Justin, S. 644. H I T C H C O C K , Source, S. 5 8 - 6 0 . Unhaltbar sind jedoch seine Argumente gegen die Zugehörigkeit des Justinzitates zu unserer Schrift: Hitchcock erachtet das Zitat Meth

Zeugen, die unsere Auferstehungsschrift benützen

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dass es vom echten Justin stammen dürfte. Die wenigen inhaltlichen Indizien sprechen eher gegen eine Zugehörigkeit zu unserer Schrift. Daher müssen die beiden Fragen, ob unsere Schrift echt sei und ob Methodius diese benütze, getrennt von dem Zitat bei Methodius untersucht werden. Ich nenne wieder die gewichtigsten Parallelen: a) Der Gedanke von Psjust res 10,1 findet sich in Meth res 1,51,5 in fast denselben Worten, nur ausführlicher 282 : Den Worten άνάστασίς εστί τοΰ πεπτωκότος σαρκίου (Psjust res 10,1) entsprechen bei Methodius ανάσταση ... έπί του πετττωκότος λέγεται. Gegen eine literarische Abhängigkeit scheint vorerst zu sprechen, dass sich dieser Gedanke, wie soeben festgestellt, auch in anderen Schriften findet 283 . Die EpAp fällt als gemeinsame Quelle weg, da Methodius - wie Tertullian - in den wenigen übereinstimmenden Worten eine engere Verwandtschaft mit Psjust res 10,1 zeigt, und bei Tertullian, der seinerseits von unserem Traktat abhängig ist, kann Methodius den Gedanken wohl kaum entlehnt haben, denn dass er Tertullian kennt, ist unwahrscheinlich 284 . Freilich gestaltet Methodius den Abschnitt in ganz eigenständiger Weise aus und zitiert zum Begriffspaar auch zwei Bibelstellen 285 . Schöpft Methodius etwa doch aus einer reicheren Quelle? Oder haben diese Zitate gar in der Lücke vor Psjust res 10,1 gestanden? Wir wissen es nicht. Das Einfachste ist die Annahme, die Erweiterung verdanke sich der profunden Bibelkenntnis des Methodius und seiner literarischen wie theologischen Ausgestaltung des Gedankens. b) In res 2,20,7 stuft Methodius die erneute Entstehung eines Menschen für leichter ein als die Entstehung des Menschen aus einem winzigen Samentropfen. Wieder ist Vorsicht angebracht, in Psjust res 5,7 die Quelle zu vermuten 286 , denn auch dieser Gedanke findet sich anderswo: in Just ap 19,1, Theoph Ant Aut 1,8, und im weiteren Sinne auch in Iren haer 5,3,2.

282

283 284 285

286

res 2,18,9 und das φησί in 2,18,10 als Zusätze, die erst Bonwetsch aus Photius in den Text eingefügt habe (Source, S. 48 und 58f; vgl. oben S. 55f Anm. 120 und 121). Das ist falsch: Wie er aus Zahns Aufsatz oder dem Apparat von Bonwetschs Edition hätte ersehen können, finden sich die vermeintlichen Zusätze bereits in der syrischen Übersetzung, die älter als Photius und die Hiera ist. Hitchcock misstraut der MethodiusEdition von Bonwetsch so stark, dass er Meth res stets nach H O L L , Fragmente, zitiert. Daher stimmen seine Kapitelangaben, die er aus Holls Angaben vor den Fragmenten schließt, nicht immer (Source, S. 59 Ζ. 3 0 : 1 , 4 0 statt richtig 1,41·,ebenda Z. 33: 1,42 statt richtig 1,43). Die Parallele wird erstmals bei Z A H N , Studien, S . 31 erwähnt, danach bei B O N W E T S C H , Theologie, S. 161, und H I T C H C O C K , Source, S. 59; vgl. auch Meth res 1,53,3; 3,5,7; 3,14,5. Oben S. 90. Mit B O N W E T S C H , Theologie, S. 166f. Nämlich Am 9,11 (καί άναστήσω τήν σκηνήν Δαυίδ τήυ ττε-ιττωκυΐαν) und Jer 8,4 (μή ό πίπτων ούκ άνίσταται, ή 6 άττοστρέφων οΰκ αναστρέψει;). J3ie Parallele bei B O N W E T S C H , Theologie, S. 161f.

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Bezeugung

Im Detail lässt sich jedoch die H e r k u n f t verschiedener Einzelzüge unterscheiden: In res 2,20,7 argumentiert Methodius im Hinblick auf die Auferstehung, die erneute Entstehung von etwas bereits einmal Entstandenem sei einfacher als die Entstehung von etwas noch nicht Entstandenem aus dem Nichts. Dies hat er offenbar aus Irenäus (haer 5,3,2) - Methodius verwendet ihn auch sonst 2 8 7 - entlehnt, w o allerdings, wie festgestellt, gerade die Verbindung mit der geschlechtlichen Fortpflanzung fehlt. Doch vorher in res 2,20,1 stellt Methodius die Winzigkeit des Samens der Größe des daraus entstandenen Menschen gegenüber. Dies finden wir in den genannten Parallelen weder bei Justin noch bei Theophilus noch bei Irenäus, sondern nur in Psjust res 5,7 2 8 8 . c) In Meth res 1,43 wird Gott wie in Psjust res 6,6-6,16 mit einem Handwerker verglichen, der sein Kunstwerk neu macht 2 8 9 . Auch hier wird beim genaueren Hinschauen vorerst wieder eine Reihe von Unterschieden sichtbar. In unserer Schrift soll der Vergleich mit dem Handwerker nachweisen, dass Gott fähig ist, den Menschen nach dessen Auflösung in die ursprünglichen Materialien erneut herzustellen. In Meth res 1,43 (ähnlich auch in 1,41) dient der Vergleich vielmehr der Erklärung, weshalb denn der Mensch überhaupt zuerst sterben und dann auferstehen müsse. Der Mensch ist, so antwortet Methodius, von der Sünde beschädigt wie ein mutwillig beschädigtes Standbild. Würde letzteres durch Schmiedearbeit repariert, geriete es aus der Form und wäre damit nicht mehr dasselbe. Um also die Identität des beschädigten Standbildes zu bewahren, müsse dieses eingeschmolzen und neu gegossen werden. Dies ist nicht der Gedankengang von Psjust res 6, sondern vielmehr der von Theoph Ant Aut 2,26,3, und in der Tat finden wir in Meth res 1,43 viermal das dort verwendete Verb άναχωνεύειν 290 . Dennoch zeigen sich auch hier in den Details wieder Übereinstimmungen mit unserem Text: Das neugegossene Kunstwerk ist nicht wie in Theoph Ant Aut 2,26,3 ein σκεύος, sondern wie in Psjust res 6,6-6,10 ein Standbild 2 9 1 . Zweimal sind fast wörtliche Übereinstimmungen zu verzeichnen, nämlich einerseits τό μετά τοσαύτης αύτω σπουδής τε καί φροντίδος πεπονημένον (Meth res 1,43,2) und τό μετά τηλικαύτης σπουδής γενόμενον (Psjust res 8,2) und andererseits αυτό τοιούτο ποιεϊυ

287

288

2 8 9

290 291

Mit B O N W E T S C H , Theologie, S. 164-166, der allerdings mit Vorsicht urteilt, da mancher Gedanke des Irenäus auch aus anderen kleinasiatischen Schriftstellern bekannt sein könnte. Justin betont die Art (οία ap 19,1; τοιούτος ap 19,4), Psjust res 5,7 jedoch die Größe (τηλικοϋτον). Wie in res 2,20,lf betont Methodius auch in der Parallelstelle symp 2,6 neben der Schönheit die Grösse des entstandenen Menschen. B O N W E T S C H , Theologie, S. 161; DERS., GCS Methodius, z. St.; H I T C H C O C K , Source, S. 59. άυαχωνεύοι, άυαχωνεύεσθαι undavaxcovEÚaecos Meth res 1,43,2; άναχωνευθήυαι 1,43,4. In Psjust res 6,7 und Meth res 1,43,4 der Begriff άνδριάζ, in res l,43,2f bevorzugt Methodius den Begriff άγαλμα.

Zeugen, die unsere Auferstehungsschrift benützen

93

οίου καί πρόσθευ ήυ (Meth res 1,43,2) und ττοιήσαι τό αυτό ττλάσμα όποιον ήυ και τό πρότερον (Psjust res 6,10). d) Eine Reihe von sachlichen Übereinstimmungen zu Psjust res 6 finden wir in Meth res 2,26-30 2 9 2 . Die Dialogfigur Proklos behauptet: Wenn Wachsfiguren in anderes Wachs eingeschmolzen worden seien, so könne deren Wachs nicht mehr aus diesem ausgeschieden werden. Ebenso könne unmöglich wieder derselbe Leib entstehen, wenn sich dessen Elementarteile aufgelöst und wieder mit den vier Elementen verbunden hätten (2,26) 293 . Dagegen wendet sich der Gesprächspartner Memian: Wenn selbst Menschen Wasser und Wein trennen und Silber von Erz scheiden, so doch erst recht Gott, der alle an Kunstfertigkeit übertreffe (2,27,2). Und selbst wenn, wie einige von den Griechen meinten, das All aus Atomen bestünde, so könnte Gott auch aus den Atomen aufgrund seiner großen Weisheit wieder dieselben Leiber herstellen (2,30,1-3). Obwohl Methodius den Abschnitt mit manch anderen Materialien anreichert, lassen sich hier manche Einzelzüge der Beweisführung von Psjust res 6 erkennen: die Weltmodelle der vier Elemente (Psjust res 6 , l f . l l ) und der Atome (Psjust res 6 , l f . l 3 f ) , der Vergleich mit Wachsfiguren (daneben die Metallstatue in Meth res 1,43), das Trennen verschiedener Metalle in Psjust res 6,12, das in Meth res 2,27,2 dem Ausscheiden eines Metalles aus Erz entspricht. Schließlich entsprechen sich die rhetorischen Frageformen von Meth res 2,27,2 (Die Menschen trennen vermischte Materialien, und Gott sollte dies nicht tun?) und Psjust res 6,16 (Der Mosaizist vermag die Steinchen wieder zusammenzubringen, und Gott sollte dazu nicht fähig sein?). e) Der Gedanke, dass der Mensch aus Seele und Leib besteht und daher mit Seele und Leib aufersteht, findet sich in Meth res l,50,3f wie in Psjust res 8,7-12 2 9 4 , ähnlich aber auch, wie oben festgestellt, in Iren haer 5,6,1 und Tert res 40,3. Doch bei diesen beiden ist der Gedanke - den auch sie unserem Autor entnommen haben dürften - je in andere Textzusammenhänge eingebettet: Irenäus geht von Gen 1,26 aus, dass die Erschaffung des vollkommenen Menschen nach Gottes Bild und Gleichheit den Menschen mit Geist, Seele und Leib umfasse. Tertullian verwendet den Gedanken zur Abwehr einer Ablehnung der Auferstehung des Fleisches anhand von 2 Kor 4,16. Vorerst argumentiert auch Methodius ganz eigenständig mit der Schönheit des Menschen, der aus Seele und Leib besteht 295 . Doch gleich darauf in res 1,50,4 nähert er sich der Gedankenführung unseres Autors: 292 293

2 9 4

295

Auf 2,27,2ff weist schon BONWETSCH, Theologie, S. 161, hin. Der Abschnitt ist nur altslawisch überliefert; griechische Paraphrasen bei Adamantius und Gregor von Nyssa verzeichnet BONWETSCH, GCS Methodius, z. St. BONWETSCH, Theologie, S. 1 6 1 ; DERS., GCS Methodius, z. St. »Doch wenn er [dies] willentlich [getan hat], er jedoch das Schöne will, schön jedoch der Mensch [ist], und der Mensch, wie man sagt, das aus Seele und Leib Zusammengesetzte [ist], dann wird der Mensch also nicht ohne Leib sein, sondern mit dem Leib, damit nicht etwa ein anderer Mensch neben dem Menschen entsteht.« (1,50,3)

94

Bezeugung

Dieser geht von der Berufung des Menschen zu Leben und Auferstehung (Psjust res 8,7.11) aus. Ebenso zitiert Methodius eine entsprechende Bibelstelle, nämlich SapSal 2,23, wo es heißt, der Mensch sei für die Unvergänglichkeit erschaffen 2 9 6 , um daraus zu schließen, dass der Leib nicht vergehe, da der Mensch aus Seele und Leib bestehe. f) Einige weitere Details runden unsere Betrachtung ab. Die ersten beiden verdanken wir Bonwetsch: Den Gedanken, dass wie ein Künstler auch Gott will, dass seine Werke unvergänglich bestehen bleiben, findet sich in Psjust res 8,2f und Meth res l , 3 5 , 3 f , zwei Stellen, die sich auch in der Frageform entsprechen 2 9 7 . Die Vorzugsstellung des Menschenleibes in Meth res 2,22,1 (εί τιμιώτερον σώμα άνθρώπου του άλλων ζώων) begegnet ähnlich formuliert auch in Psjust res 7,8 (τούτο πάντων τω ποιήσαντι τιμιώτερον) 298 . Hitchcock macht auf zwei vergleichsweise seltene Wörter resp. Wortverbindungen aufmerksam, die beide bei Methodius und in unserem Traktat begegnen 2 9 9 : nämlich σάρκα φορεΐν 300 und άνακαινοποιεΐν 301 . Wir beobachten also bei Methodius eine Fülle von ähnlichen Themen, Gedanken, Motiven, welche er oft in sehr eigenständiger Weise verarbeitet. Dabei stimmt er aber immer wieder auch in Details mit unserem Traktat überein. Bei a), b) und e) haben wir festgestellt, dass das jeweilige Motiv sich zwar auch andernorts findet, aber die Parallele in unserer Auferstehungsschrift die nächste ist. Wenn Methodius dabei auch andere Quellen - etwa Irenäus bei b) und Theophilus von Antiochien bei c) verwendet, stimmt er dennoch immer wieder in Einzelheiten der sprachlichen Formulierung, der Satzkonstruktion und der Gedankenführung mit unserem Autor gegen die übrigen bekannten Parallelen überein. Im Gegensatz zu Bonwetsch 3 0 2 haben wir bei a), c) und f) auch Berührungen im Wortlaut feststellen können, zu denen sich die beiden vergleichsweise seltenen Begriffe σάρκα φορεΐν und άνακαινοποιεΐν gesellen. Dies alles lässt sich weit besser durch die Annahme direkter literarischer Abhängigkeit als durch eine Reihe von zugrunde liegenden gemeinsamen Quellen und Traditionen erklären. 296

εκτισε γ ά ρ φησιν ή σοφία τον άνθρωπον άϊδιότητος

εποίησεν

ό θεός επί άφθαρσία,

καί εικόνα της Ιδίας

αϋτόν. ούκ δρα ά π ό λ λ υ τ α ι τ ο σώμα· ό y à p άνθρωπος έκ ψ υ χ ή ς καί

σώματος. 297

BONWETSCH, Theologie,

298

BONWETSCH, C C S M e t h o d i u s , z. St. V g l . a u c h P s j u s t res 7 , 7 . 1 3 ; 8 , 1 s o w i e M e t h res

S. 1 6 2 .

299

HITCHCOCK, Source,

300

σάρκα φορέσας ( P s j u s t res 1,9 u n d M e t h res 2 , 1 8 , 7 ) ; σάρκα έφόρεσε u n d σάρκα έφόρει

1 , 4 3 , 3 (τον γ ά ρ άνθρωπον, τ ό ευπρεπέστατου εαυτού τέχνημα) S. 5 3 u n d 5 9 .

( 2 , 1 8 , 8 ) ; zu weiteren Belegen a u ß e r h a l b unseres T e x t e s u n d M e t h res siehe unten S. 1 3 7 Anm. 15. 301

P s j u s t res 6 , 1 0 u n d 8 , 3 ; M e t h res 1 , 4 1 , 1 ; 1 , 4 7 , 6 ; 1 , 4 8 , 3 ; zu weiteren Belegen dieses V e r b s siehe unten S. 1 6 4 A n m . 1 3 2 .

302

BONWETSCH, Theologie,

S. 1 6 2 .

Ergebnis: Die zuverlässigen Zeugen

95

5. Ergebnis: Die zuverlässigen Zeugen Ziel von Teil A war es, den Textbestand, die Verbreitung und den Überlieferungsweg zu klären und dabei zu eruieren, wann und wo unsere Schrift erstmals bezeugt wird und wann und wo sie erstmals unter dem Namen Justins fassbar ist. Zudem waren die anhand von Hypothesen gewonnenen Zeugen zu prüfen, mit deren Hilfe man die Autorschaft zu klären versucht hat. Der Ertrag ist folgender: a) Zum Textbestand: Unserer Schrift gehören alle vier Textfragmente in den Hiera sowie das neugefundene fünfte Fragment im Vatopedi-Florileg an, das als Psjust res 7,10bis im bisherigen Text einen logischen Bruch schließt. b) Zur Textüberlieferung: Der älteste Zeuge, der unsere Schrift Justin zuschreibt - zugleich der erste sicher nichtdamaszenische Textzeuge - , ist das Florileg »Gegen die, die sagen, dass die Seelen vor den menschlichen Körpern existieren« aus dem Palästina des ersten Drittels des 6. Jahrhunderts, das im Codex Vatopedi 236 in einer verkürzten Rezension erhalten ist. Aus ihm ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Teilüberlieferung Psjust res 7,2-7,6 in die erste Redaktion des zweiten Buches der Hiera, repräsentiert von der Handschrift Vaticanus 1553, eingearbeitet worden. Diese beiden Textzeugen bilden somit neben der über Johannes von Damaskus laufenden umfangreicheren Textüberlieferung einen zweiten Ast. Auch Prokop, der unsere Schrift namentlich erwähnt, hat in diesem Archetyp des Vatopedi-Florilegs die anthropologischen Aussagen aus Kapitel 7 gelesen. Er ist also ein zuverlässiger Zeuge unseres Traktates. Die Vermutung hingegen, in den verlorenen Teilen .unserer Schrift habe sich eine Äußerung über Gen 3,21 gefunden, ist unhaltbar. Prokop und die beiden auf dem Archetyp des Vatopedi-Florilegs beruhenden Textzeugen belegen, dass unsere Auferstehungsschrift im Palästina des ersten Drittel des 6. Jahrhunderts als justinisch gilt und von den Gegnern der damals heftig umstrittenen origenistischen Theologie als rechtgläubige Autorität betrachtet und zitiert wird. Möglicherweise wird sie bereits im ausgehenden 5. oder dem frühen 6. Jahrhundert bei Origenesgegnern im ägyptischen Mönchtum unter dem Namen Justins gelesen (»Agathonikos von Tarsus«). Die Zeugen, die unsere Schrift benützen, ohne deren Titel und deren Autor zu nennen, sind weit älter. Das älteste Zeugnis geben die kurz nach dem Tod Marc Aurels (17. März 180), wohl »spätestens 182« 3 0 3 verfassten drei Bücher An Autolykos von Theophilus von Antiochien. Dieses Datum stellt den terminus ante quem für unsere Schrift dar. Wer übervorsichtig ist, mag auch die Jahre bis 185 mit in Betracht ziehen, ein noch späteres Ent-

303

So

LEITL/DI PAULI,

Theophilus,

S.

9.

Z u den Problemen der chronologischen Angaben

Eusebs zum Episkopat des Theophilus vgl.

BARDY,

SC 2 0 , S. 14f.

96

Bezeugung

stehungsdatum ist unhaltbar. Unsere Schrift muss in der Zeit kurz nach ihrer Entstehung doch weiter verbreitet gewesen sein, als man annehmen möchte. Sie wird nicht nur in den frühen 1 8 0 e r - J a h r e n in Antiochien gelesen, sondern höchstwahrscheinlich wenig später auch in Lyon (Irenaus), sicher in den 2 1 Oer-Jahren in Karthago (Tertullian) 3 0 4 und vermutlich auch nach 1 9 2 in Alexandrien (Clemens). Gegen 3 0 0 wird sie bei Methodius bereits in der Diskussion um die Theologie des Orígenes verwendet wie später im 6. Jahrhundert. c) Z u den mit Hilfe von Hypothesen gewonnenen Zeugen: Alle drei Versuche, die Autorschaft unseres Traktates anhand von Hypothesen auf dem W e g der Bezeugung zu lösen, sind unhaltbar. D a s Fragment bei M e t h o d i u s ist w o h l echt justinisch. Entgegen der M e i n u n g von Z a h n umfasst es jedoch nur achzehn W o r t e in M e t h res 2 , 1 8 , 9 b . Die wenigen Vergleichspunkte zwischen ihm und unserer Schrift sprechen gegen eine Zuordnung zu unserer Schrift. Das Z i t a t darf daher keinesfalls als Argument oder gar Hauptargument für die Authentizität unserer Schrift verwendet werden. Vielmehr ist die Echtheitsfrage unserer Fragmente getrennt von diesem Zitat zu untersuchen. Auch die Behauptung, unsere Schrift sei mit dem T r a k t a t Über Seele und Leib von M e l i t o von Sardes identisch, ist mit keinem Argument zu begründen. Ebenso ist die Behauptung, unsere Schrift sei mit Justins Syntagma oder einem Teil desselben identisch, reine Hypothese, die sich inhaltlich nicht stützen lässt. Die Ankündigung einer σύνταξις in dial 8 0 , 3 bezieht sich auf den Dialog und nicht auf unsere Auferstehungsschrift.

304

Zur Datierung von Tertullians De resurrectione und Adversus Marcionem 5 siehe H A R N A C K , Chronologie, Bd. 2, S. 284 sowie 262 und 296.

Β. TEXT Ziel von Teil Β ist eine Neuedition unserer Auferstehungsschrift unter Auswertung der neuen Textzeugen. Die bis heute beste Edition unseres Traktates ist die mittlerweile über hundertjährige Ausgabe von Karl Holl in Fragmente vornicänischer Kirchenväter aus den Sacra Parallela aus dem Jahr 1899. Gegenüber der Vorgängeredition von Otto ordnet sie auch Fragment 4 unserer Schrift zu und berücksichtigt eine breitere handschriftliche Überlieferung. Neben den Doppelüberlieferungen für Psjust res 1,1-1,8 im Rupefucaldinus und für Psjust res 7,2-7,6 im Vaticanus graecus 1553 (K) verwendet Holl für die Fragmente 1 - 3 drei Handschriften, nämlich den Coislinianus 276 (C), den Rupefucaldinus (R) und den Hierosolymitanus 15 (H). Ich füge diesen den Codex Athen, Nationalbibliothek, Toü Παναγίου Τάφου 274 (A) als vierten Zeugen hinzu. Für Fragment 4 verwendet Holl sechs Handschriften, nämlich die beiden bereits genannten Rupefucaldinus und Hierosolymitanus 15 sowie die Codices Ottobonianus graecus 79 (O), Ambrosianus graecus 1034 ( A), Paris, grec 923 (Ρ) und den Marcianus graecus 138 (M) 1 . Diesen können wir vier neue Zeugen hinzufügen: Ιβήρων 382 (I), Wien, Supplementum graecum 178 (W), Thessaloniki, Βλατέων 9 (Τ) sowie die eben genannte Athener Handschrift Τάφου 274 (A). Das fünfte, neu entdeckte Fragment wird von der Handschrift Vatopedi 236 (B) repräsentiert. Die Prüfung der Textzeugen in Teil A hat ergeben, dass alle vier Fragmente in den Hiera des Johannes von Damaskus sowie das neu entdeckte Fragment in Codex Vatopedi 236 Bestandteile unseres Textes sind. Die Fragmente 1 - 4 haben wohl in dieser Reihenfolge im Traktat gestanden, Fragment 5 ist als 7,10bis einzuordnen. Den Überlieferungszusammenhang der handschriftlichen Zeugen haben wir ebenfalls bereits in Teil A geklärt: Sie gehen auf zwei verschiedene Textcorpora zurück: a) Wie Fragment 5 in Codex Vatopedi 236 stammt aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Teilüberlieferung Psjust res 7,2-7,6 im Vaticanus graecus 1553 aus einem Archetyp des Vatopedi-Florilegs und ist aus diesem im Rahmen einer ersten Redaktion ins zweite Buch der Hiera eingearbeitet worden 2 , b) Archetyp der übrigen Textzeugen ist die Textvorlage, welche Johannes von Damaskus bei der Arbeit an den Hiera verwendet hat. Den vier Ka-

1 2

Dazu oben S. 10 und Vgl oben S. 43f.

HOLL,

Fragmente, S. 36 und 49.

98

Text

piteln, welche Fragmente unserer Auferstehungsschrift enthalten, entsprechen vier Äste im Stemma (unten S. 101). Der terminus ante quem für den Archetyp sämtlicher Textzeugen bildet der Archetyp des Vatopedi-Florilegs im ersten Drittel des 6. Jahrhunderts. Die stufenweise Gliederung der vier Hauptzeugen C, H, A und R im Stemma versetzt uns in die glückliche Lage, dass der Text von R in allen Fällen als der richtige gesichert ist, wo R nicht eine Sonderlesart gegenüber CHA hat 3 . Generell ist R der beste handschriftliche Zeuge 4 : Er behält oft Eigenheiten unseres Autors bei, wo CHA Bibelzitate nach dem Normtext korrigieren 5 oder διά und άλλά vor α apostrophieren, was unser Autor gerne unterlässt 6 . Bei einer erneuten Kollationierung der übrigen Handschriften, insbesondere des Holl nicht direkt zugänglichen Hierosolymitanus 15, habe ich einige Fehler beseitigen können 7 . Mit dem neu entdeckten Textzeugen A zusammen hat so der Text der Jerusalemer Rezension eine neue Gestalt gewonnen 8 . Die Doppelüberlieferung auf Blatt 72r - in der Edition mit dem Sigei R' bezeichnet - dokumentiert gegenüber der entsprechenden Stelle auf Blatt 84v-85r anschaulich, wie die Textgestalt im selben Codex je nach Überlieferungsweg variiert 9 . Die Zahl der Zeugen der Vatikanischen Rezension täuscht über die Qualität der Überlieferung: Der wertvollste unter den neu beigezogenen Zeugen von Fragment 4 ist der Wiener Codex Supplementum graecum 178 aus dem 11. Jahrhundert: Er ist in der Vatikanischen Rezension neu der älteste und beste Zeuge von Fragment 4 1 0 und repräsentiert mit Ausnahme des Lemmas denselben besten Text des vierten Fragmentes, wie er bisher über den Marcianus 138 überliefert war. Dieser ist somit für den Archetyp der Vatikanischen Rezension und ihre Nebentypen als ursprüngliche Lesart gesichert. Wie bis-

3

4 5 6

7 8

9

10

Ausnahmen bilden offensichtliche Fehler (insbesondere Orthografiefehler), wo spätere Abschreiber den richtigen Text konjizieren konnten. So schon H O L L , Parallela, S. 1 8 6 - 1 8 9 . Psjust res 3,17; 4,3f; 7,12 (Koinetext von Mt 9,13 in CHA). Zweimal als ursprüngliche Lesart gesichert in Psjust res 3,12 (S. 108 Z. 18). Auch sonst scheut unser Autor den Hiat nicht: So hätte sich dieser bei δοκούντα άπορα φαίυεσθαι (Psjust res 2,15) durch bloße Wortumstellung vermeiden lassen: άπορα δοκοϋντα φαίυεσθαι. Ich zähle bei Holl 34 Fehler in der Achelis' Kollation von H. Das schönste Beispiel findet sich in Psjust res 5,13: Hier hat HA zweifellos die richtige Lesart άττίστουζ πιστούς, aus der sich die Varianten in C (άπιστους) und R (πιστούς) erklären. An zwei Stellen hat R' gegenüber R und an neun Stellen R gegenüber R' den besseren Text (vgl. die Edition). Er vertritt den Codex Escorial Ω III 9 aus dem 11. Jh., nach R I C H A R D (Florilèges grecs, Sp. 480) der beste Zeuge der Vatikanischen Rezension, welcher an der für uns entscheidenden Stelle vom Ende des Kapitels A12 bis zum Anfang des Kapitels A30 eine Lücke aufweist (vgl. W A H L , Prophetenzitate, Bd. 1, S. 100).

99

Text

her gehören die Vertreter der PML b -Rezension und der auf ihr beruhenden Thessalonicher Rezension zu den ältesten Codices des 4. Fragments, obwohl sie eine oder gar zwei Rezensionen mehr durchlaufen haben. Ihr Wert zeigt sich am Lemma: Nur sie weisen das vierte Fragment der Auferstehungsschrift zu 1 1 . Die übrigen neuen Zeugen bringen keinen Gewinn für die Textgestalt. Die Handschrift Ιβήρων 382 bestätigt, dass Fragment 4 tatsächlich aus dem dritten Buch stammt; qualitativ bietet sie jedoch einen ziemlich schlechten Text. Der textkritische Apparat verzeichnet unterschiedliche Akzentuierungen nur dort, wo diese für die Bedeutung von Interesse sind. Das bewegliche ν ist durchgehend berücksichtigt. Von den früheren Editionen werden nur die abweichenden Lesarten der Ausgabe von Holl angegeben. Ich übernehme die Kapiteleinteilung der dritten Auflage der Edition von Otto 1 2 . Die Kapitel 1 - 8 entsprechen bei Holl den (unnummerierten) Absätzen von Fragment 107, die Kapitel 9 und 10 den Fragmenten 108 und 109. Die einzelnen Kapitel unterteile ich zudem in Paragraphen 13 . Die Handschrift Paris, fonds Coislin 276 habe ich in der Bibliothèque nationale de France in Paris im Original eingesehen, ebenso den Codex Τάφου274 in der 'Εθνική Βιβλιοθήκη της Ελλάδος14, die übrigen Handschriften habe ich anhand von 11

W i e leicht aber auch hier ein Fehler unterlaufen konnte, zeigt die sekundäre Lesart im Thessalonicher C o d e x , der Ignatius statt Justin als Verfasser nennt (dazu oben S. 3 8 mit Anm. 3 8 ) .

12

Sie weicht an zwei Stellen von der Einteilung von M a r a n ab: Letztere lässt Kapitel 7 schon mit Psjust res 6 , 1 7 und Kapitel 8 mit 7 , 9 beginnen. O t t o übernimmt sie in der ersten Auflage. Andere Einteilungen finden sich in den Editionen von Teller, G r a b e und Augusti, die letzten beiden je mit 1 4 Kapiteln.

13

Ich übernehme nicht die Einteilung von Wartelle, die mir stellenweise (besonders in Kapitel 2) zu wenig fein ist. D e n n o c h stimmen die beiden Einteilungen oft überein oder divergieren nur um einen Paragraphen.

14

Ein besonderer D a n k geht an die Vorsteherin der Handschriftenabteilung der Εθνική

Βιβλιοθήκη της Ελλάδος, Frau Dr. Aikaterini Kordouli, die mir gestattete, diesen C o d e x

im Original einzusehen, obwohl er ziemlich stark beschädigt ist: In unserem T e x t bereich sind die Blätter 1 4 7 und 1 5 0 - 1 5 3 lose; an die Blätter 1 4 8 und 1 4 9 sind neue Ränder angeklebt worden, die sich wieder gelöst haben. An manchen Stellen sind aus den Blättern kleine Papierstückchen ausgeschnitten und irgendwo in den C o d e x eingelegt. Selbst im Original ist die Schrift an einigen Stellen nicht mehr lesbar. Z u r Entlastung des Apparats liste ich diese Stellen hier auf: 1,6 φαίνε[ται] (Edition S. 1 0 4 Z . 12). II 1 , 1 2 έπε[ιδή] (S. 1 0 4 S. 2 7 ) . ίν[α] (S. 1 0 4 Ζ . 2 9 ) . II 3 , 1 0 το[ύ ? ] μεν (S. 1 0 8 , Ζ . 14). II 3,13γέ[ννη]σιν (S. 1 0 8 Ζ . 2 1 ) . II 4 , 6 τ [ ό ν ] (S. 1 1 0 Ζ . 12). II 5 , 1 προ[σή]κον (S. 1 1 2 Ζ . 2).

II 5 , 2 [Sie]ξελθεΐν (S. 1 1 2 Ζ . 6). II 5 , 1 1 τ[ή 5 άλ]ηθείαξ (S. 1 1 2 Ζ . 2 6 ) . II 5 , 1 2 λό[γου]ς (S. 1 1 2 Ζ . 2 9 ) . II 5 , 1 6 αισχύνη^] (S. 1 1 4 Ζ . 3 6 ) . II 6 , 1 0 εχου[τι] (S. 1 1 6 Ζ . 2 1 ) . II 7 , 1 3 [δι]καίως (S. 1 2 0 Ζ . 2 8 ) . II 10,5κοσμικ[ούς] (S. 1 2 8 Ζ . 5). Durch einen ca. 2 m m breiten

Schnitt oben in den Blättern 1 4 8 , 1 4 9 und 1 5 0 sind folgende Buchstaben verloren g e g a n g e n : 2 , 1 εΤνα[ι] ( S . 1 0 6 Ζ . 1 ) . II 3 , 2 ο [ ΰ ] τ ο ς ( S . 1 0 8 Ζ . 4 ) . II 3 , 1 4

CT[a]PKÔç

(S. 1 0 8

Ζ . 2 5 ) . 115,1 das halbe λ von λεγόντων (S. 1 1 2 Ζ . 1). II 5 , 9 τΓο[ι]εΐ (S. 1 1 2 Ζ . 2 3 ) . II 6 , 2 glücklicherweise nur der Spiritus asper bei ο δέ Επίκουρος (S. 1 1 4 Ζ . 5).

100

Text

Mikrofilmen des Byzantinischen Instituts der Abtei Scheyern und des Institut de Recherche et d'Histoire des Textes in Paris kollationiert; die Qualität der praktisch durchgehend lesbaren Filme macht ein Rekurrieren auf die übrigen Originale überflüssig. Der Edition ist im Paralleldruck eine Übersetzung beigefügt. Neben den lateinischen Übersetzungen, die Halloix, Grabe, Lequien, Maran und Teller ihren Editionen beigefügt haben, existieren fünf in modernen Sprachen: zwei englische von Humphreys und Dods aus den Jahren 1714 resp. 1868, eine russische von Preobrazenskij aus dem Jahr 1863 und in jüngster Zeit zwei französische von Wartelle und Gauché aus den Jahren 1993 und 1994. Die vorliegende Übersetzung ist also die erste in deutscher Sprache. Eine Übersetzung stellt eine notwendige Verständigung über den Inhalt des Textes dar und ist damit fast eine Art Kommentar in nuce. Sie ist gewissermaßen die Quintessenz des danach folgenden Kapitels C Inhalt und Umfeld, wo ich über wichtige Details der Übersetzung Rechenschaft ablege. Nicht zuletzt ist eine Übersetzung auch eine notwendige Kontrolle einer jeden Textedition 15 . Wie viele andere geht auch diese Übersetzung die Gratwanderung, einerseits möglichst eng am griechischen Text zu bleiben und andererseits den Inhalt in möglichst gutem Deutsch wiederzugeben. In einigen Fällen, in denen dies nicht möglich war, habe ich mich zugunsten der genauen Wiedergabe des griechischen Textes entschieden16 und ahme gelegentlich auch die Formulierungen des Griechischen nach 1 7 .

15

So musste Otto Stählin in seiner Übersetzung der Werke des Clemens von Alexandrien in der Bibliothek der Kirchenväter verschiedentlich den von ihm zuvor in GCS edierten Text ändern (zum Teil auch aufgrund von unterdessen erschienenen neuen Arbeiten; vgl. dazu STÄHLIN, BKV Clemens von Alexandreia, Bd. 1, S . 7). Ein augenfälliges Beispiel in unserem Text findet sich in Psjust res 3,2 (πάς è λόγος gegen Holls Lesart πάς λόγος). Ähnliches gilt für 6,7, wo die Lesart von αΰτή in HA (in C sind die Akzente nicht deutlich zu lesen) zu bevorzugen ist gegenüber αϋτη aus R, welches Lequien, Maran und Holl edieren. Alle Übersetzungen, sogar Lequien und Maran entgegen ihrer Edition, übersetzen αΰτή, und der Migne-Reprint verbessert hier für einmal den Maran-Text zu αύτή.

16

So etwa in Psjust res 1,3: »von ... her« (άττό) statt »von« (Οττό). So etwa in Psjust res 2,13 (»dies und diesem Ähnliches«) oder 6,4 (»die Entstehung ... besteht«).

17

Text

101

S t e m m a der H a n d s c h r i f t e n

Archetyp Pseudojustin de res

Archetyp Vatopedi-Florileg

Pseudojustin de res Vorlage des Johannes von Damaskus

(V) Textzeugen Fragment 4

102

Text

Siglen der Handschriften 1 8 C

H

A

I R

W O V Am Ρ M Τ Κ Β

18

Paris, Bibliothèque nationale de France, fonds Coislin 276 ( »Coislinianus«; Pergament, 10. Jh.) C1 idem, erste Hand. C2 idem, zweite Hand. Jerusalem, Πατριαρχική Βιβλιοθήκη, Του Παναγίου Τάφου 15, (»Hierosolymitanus«; Pergament, 10. Jh.) Ηα idem, βιβλίον a idem, βιβλίου β'. Athen [früher Konstantinopel], ΈΘυική Βιβλιοθήκη τήξ Ελλάδος, Του Παναγίου Τάφου 2 7 4 (Papier, 14. Jh.) Ασ idem, βιβλίον α . αρ idem, βιβλίον β'. Athos, Μονή Ιβήρων 3 8 2 (Papier, 15. Jh.) Berlin, Staatsbibliothek, graecus 46 (»Rupefucaldinus«; Pergament, 12. Jh.) R' idem, Blatt 72r Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Supplementum graecum 178 (Pergament, 11. Jh.) Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Ottobonianus graecus 79 (Papier, 15. Jh.) Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, graecus 1236 (Papier, 15. Jh.) Mailand, Biblioteca Ambrosiana, graecus 1034 (Papier, 16. Jh.) Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 923 (Pergament, 1. Hälfte 9. Jh.) Venedig, Biblioteca Marciana, graecus 138 (Pergament, 10./11. Jh.) Thessaloniki, Μονή Βλατέων 9 (Pergament, 10. Jh.) Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, graecus 1553 (Pergament, 10. Jh.) Athos, Μονή Βατοττεδίου 2 3 6 (Pergament, 12./13. Jh.)

Auflistung mit Kurzbeschreibung der Handschriften und weiteren Literaturangaben bei W A H L , Prophetenzitate, Bd. 1 , S . 8 5 - 1 2 0 , vgl. auch D E R S . , Sirach-Text, S . 2 2 - 2 5 . Z u ergänzen sind zu Paris, grec 923: W E I T Z M A N N , Miniatures, und O S B O R N E , Note. Der C o d e x Vatopedi 236 und sein Inhalt werden beschrieben von DE S A N T O S O T E R O , Codex, und von L A M B E R Z , Kodikologisches (mit einer Fotografie von Blatt 117r im Anhang S.

457).

Text

103

Fragment 1 Kapitel 1 - 8 (=

HOLL,

Fragmente,

S. 3 6 - 4 7 , Fragment 107)

Zeugen und Lemmata: a) Johannes von Damaskus, Hiera, erstes Buch, Kapitel περί της φοβέρας αναστάσεως: Zeugen: C 71r-77v H 80va-84va (βιβλίου β') A 147r-153r (βιβλίου β') R 84v-87v Lemma: του άγιου Ίουστίυου του φιλοσόφου και μάρτυρος εκ του περί άυαστάσεως· Ίουστίυου CR: HA Ίούστου. II εκ τοϋ R: fehlt CHA.

b) Johannes von Damaskus, Hiera, drittes Buch, Kapitel περί αληθείας και μαρτυρίας πιστής: Zeugen: R 72r (Psjust res 1,1-1,8) = R'; nach einem Fragment aus Justin, ap 2, mit unbekannter Fortsetzung (Holl, Fragmente, Fragment 94, S. 32, und Fragment 114, S. 50f; dazu oben S. 37f). Lemma:

του αυτού εκ του περί άυαστάσεως·

c) aus dem Vatopedi-Florileg: Zeugen: Β 116v (Psjust res 7,10bis = Fragment 5); zu diesem als 7,10bis eingeschobenen Fragment 5 siehe auch unten S. 131; Begründung der Platzierung an der genannten Stelle oben S. 43. Κ 24v (Psjust res 7,2-7,6); in das Kapitel περί της τοϋ άυθρώπου πλάσεως και κατασκευής im zweiten Buch der Hiera des Johannes von Damaskus eingearbeitet (dazu oben S. 43f). Lemma:

του αγίου Ίουστίυου του φιλοσόφου και μάρτυρος έκ του περί άυαστάσεως λόγου· τοϋ αγίου Ίουστίυου τοϋ Κ: Ίουστίυου Β (vgl. auch Prokop OktateuchEpitome zu Gen 3,21: Ίουστΐνος ό φιλόσοφο; τε και μάρτυς έυ τ ω περί άναστάσεως λόγω)

104

Text 1

CHARR'

1 Ό μεν της άληθείας λόγος εστίν ελεύθερος τε καί αυτεξούσιος υπό μηδεμίαν βάσανου έλεγχου Θέλων πίπτειν μηδέ την τταρά τοις άκούουσι διά άποδείξεως C 71ν έξέτασιν ύπομένειν. 2 I τό γάρ ευγενές αυτού καί ττεττοιθός αύτώ τ φ πέμψαντι πιστεύεσθαι θέλει. 3 λόγος δέ άληθείας άπό θεού πέμπεται. 4 διό καί τό ελεύθερον τό περί αυτόν ού φορτικόν κατ' έξουσίαν γάρ φερόμενος είκότως ουδέ τάς άποδείξεις των λεγομένων άπαιτεΐσθαι θέλει, ότι μηδέ είσίν άλλαι Η 80vb πάρεξ αύτής της I άληθείας, όπερ έστίν ó θεός. 5 πάσα γαρ άπόδειξις ισχυρότερα καί πιστότερα τού άποδεικνυμένου τυγχάνει, εΐγε τό πρότερον R 85r άπιστούμενον, πρινή τήν άπόδειξιν έλθεΐν, ταύτης κομιίσθείσης ετυχε πίστεως Α 147ν

CHAR

καί τοιούτον έφάνη, όποιον έλέγετο. 6 της δέ άληθείας ϊσχυρότερον ούδέν ουδέ πιστότερον ώστε ό περί ταύτης άπόδειξιν αϊτών I όμοιος έστι τ ω τά φαινόμενα ταΐς αίσθήσεσι λόγω θέλοντι άποδείκνυσθαι, διότι φαίνεται. 7 τών γάρ διά του λόγου λαμβανομένων κριτήριόν έστιν ή αίσθησις, αύτής δέ κριτήριον ούκ εστι πλήν αύτής. 8 ώσπερ ούν τά διά του λόγου θηρώμενα άπάγοντες επί τήν α'ισθησιν ταύτη κρίνομεν, όποΐά ποτε όντα τυγχάνει, είτε άληθή εί'τε καί ψευδή τά λεγόμενα, ούκέτι δέ κρίνομεν πιστεύοντες αύτή, οΰτω καί τους άνθρωπίνους καί κοσμικούς λόγους άναπέμπομεν έπι τήν άλήθειαν καί ταύτη κρίνομεν, είτε φαύλοι είτε καί μή τυγχάνουσιν οντες, τούς δέ τής άληθείας ούδενί κρίνομεν έτέρω πιστεύοντες αύτη. 9 έστι δέ άλήθεια ó θεός, ό πατήρ τών όλων, ός έστι νους τέλειος, ου

5

10

15

20

γενόμενος υιός ό λόγος ήλθεν εις ήμάς σάρκα φορέσας, εαυτόν τε καί τόν Η 81ra πατέρα μηνύων, διδούς ήμϊν έν έαυτώ τήν εκ νεκρών I άνάστασιν καί τήν μετά ταΰτα ζωήν αίώνιον· έστι δέ ούτος Ιησούς Χριστός, ό σωτήρ ήμών καί C 72r δεσπότης. 10 ούτος τοίνυν αύτός έστιν εαυτού τε καί τών όλων άπάντων I πίστις τε και άπόδειξις. 11 διόπερ οϊ τούτω κατακολουθοϋντες καί γνόντες 25 αύτόν τήν εις αύτόν πίστιν ώς άπόδειξιν έχοντες άναπαύονται έπ' αύτώ. 12 έπειδή δέ πολλούς ό άντικείμενος πολεμών ού παύεται, πολλαΐς δέ καί ποικίλαις μεθόδοις προς έπιβουλήν χρήται, πρός μέν τους πεπιστευκότας, ϊνα τούτους τής π ί σ τ ε ω ς ά π α γ ά γ η , πρός δέ τούς ά π ι σ τ ο υ ς έτι, ϊνα μή

I τε C H A R : fehlt R'. II 2 άκούουσι H A R R ' : άκούουσιν C. Il δια R': δι' C H A R Holl. II 4 άληθείας CHAR: αληθής R'. II 7 πάσα CARR': πδσαι Η. II άπόδειξις C 2 A R R ' : αποδείξεις C H II 9 έλθεΐν CHAR: ένθεΐν R'. Il ετυχε HARR': ετυχεν C. II 11 ταύτηç CHAR: ταύτην R 1 . Il αϊτών CR: αυτών H. αυτών ποιών Α. ζητών R'. II εστι HARR': έστιν C. II 12 λόγω CHAR': λόγοις R. II φαίνεται CHAR: φαίνονται R'. II 14 κριτήριον CHAR: κριτήριον ετερον R'. II εστι HARR': εστίν C. II 15 ταύτη CHAR: ταύτην R'. II 1 5 - 1 6 είτε άληθή είτε καί ψευδή CHA: είτε καί άληθή είτε καί ψευδή R. είτε άληθή είτε ψευδή R'. II 16 κρίνομεν C H R R ' : διακρίνομεν Α. II 17 καί1 H A R R ' : fehlt C. II 18 ταύτη CHAR: ταύτην R'. II 20 εστι HAR: εστίν C. II 2 1 εαυτόν R: αύτόν C H A Holl il 2 2 iv CHA: fehlt R. II 23 εστι HAR: εστίν C. II 2 4 άπάντων CHA: fehlt R. II 26 άναπαύονται CHA: άναπαύσονται R. Il έπ' CHA: εν R. II 28 ποικίλαις CHA: πυκναϊς R (υ auf Rasur, urspr. o).

Text

105

1 1 Die Aussage der Wahrheit ist frei und souverän und will sich nicht der Qual eines Nachweises unterziehen noch die Prüfung durch Beweis bei den Hörern erdulden. 2 Denn ihr edles Wesen und [ihre] Vertrauenswürdigkeit wollen, dass dem selbst Glauben geschenkt wird, der sie gesandt hat. 3 Eine Wahrheitsaussage aber wird [jeweils] von Gott her gesandt. 4 Deshalb ist auch die Freiheit, die sie umgibt, nicht unangemessen; denn weil sie sich in Souveränität bewegt, will sie auch zu Recht nicht, dass die Beweise für das, was gesagt wird, verlangt werden, denn es gibt [dafür] auch keine anderen [Beweise] außer gerade der Wahrheit, und das ist Gott. 5 Denn jeder Beweis ist nun einmal stärker und glaubwürdiger als das, was bewiesen wird, wenn doch das, was zuerst, bevor der Beweis erfolgte, nicht geglaubt wurde, sobald dieser vollzogen ist, Glauben gefunden hat und als solches sichtbar geworden ist, wie es gesagt wurde. 6 Doch [es gibt] nichts Stärkeres noch Glaubwürdigeres als die Wahrheit. Somit ist, wer für diese einen Beweis verlangt, gleich einem, der will, dass bei [Dingen], die sich der Sinneswahrnehmung zeigen, mit einer Aussage bewiesen wird, dass sie sich zeigen. 7 Denn für das, was [bei den sinnlich wahrnehmbaren Dingen] mit der Aussage festgehalten wird, ist die Sinneswahrnehmung Urteilsinstanz; doch für diese [=die Sinneswahrnehmung] gibt es keine Urteilsinstanz außer ihr selbst. 8 Wie wir also [bei den sinnlich wahrnehmbaren Dingen] das, was mit der Aussage erfasst wird, vor die Sinneswahrnehmung bringen und mittels dieser beurteilen, wie das, was gesagt wird, nun gerade ist, ob wahr oder auch falsch, doch [dann] nicht mehr [weiter] urteilen, weil wir ihr vertrauen, so schicken wir auch die Aussagen über Menschen und Welt zur Wahrheit empor und beurteilen mittels dieser, ob sie nun gerade schlecht sind oder auch nicht, beurteilen aber die [Aussagen] über die Wahrheit mit nichts anderem, weil wir ihr vertrauen. 9 Wahrheit aber ist Gott [allein], der Vater des Alls, der vollendete Einsicht ist. Sohn geworden kam seine Aussage zu uns, indem sie Fleisch zu tragen begann; sie tut sich selbst und den Vater kund, indem sie uns durch sich selbst die Auferstehung von den Toten und das danach [folgende] ewige Leben gibt. Doch diese [Aussage] ist Jesus Christus, unser Heiland und Herr. 10 Dieser ist also selbst für sich und alles insgesamt Glaubwürdigkeit und Beweis. 11 Deshalb genießen die, die diesem nachfolgen und ihn erkannt haben, bei ihm Ruhe, weil sie den Glauben an ihn als Beweis haben. 12 Doch da der Widersacher nicht aufhört, gegen viele zu kämpfen, sondern viele und mannigfaltige Methoden zur Nachstellung gebraucht, einerseits gegenüber den Glaubenden, um diese vom Glauben wegzuführen, andererseits gegenüber den noch Ungläubigen, damit sie nicht [etwa]

106

Text

πιστεύσωσιν, άναγκαϊον εΤυαί μοι δοκεΐ και ή μας καθωπλισμένους τοις της πίστεως λόγοις άτρώτοις οόσιυ άντιπολεμεϊν αϋτφ δια τους άσθενεΐς.

30

2 A 148r

Η 81rb

C 72ν

R 85ν

1 φασίν I οί τά χείρονα λέγοντες οϋκ είναι της σαρκός άυάστασιν· 2 άδύνατον γάρ είναι τήν φθειρομενην καί δια λεπτών λυομένην ταύτην συναχθήναι εις το αύτό. 3 προς δέ τό άδύνατον καί άσύμφορόν φησιν ύπάρχειν τήν ταύτης σωτηρίαν καί κακίζουσιν αυτήν τά ελαττώματα προφέροντες καί αυτήν μόνην τών άμαρτημάτων αϊτίαν άποφαίνονται· 4 ώστε εϊ μέλλει, φησί, σάρξ άνίστασθαι, καί τά ελαττώματα συναναστήσεται.

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5 καί σοφίσματα πλέκουσι τοιαύτα - 6 εί ή σάρξ άνίσταται, ήτοι ολόκληρος άναστήσεται καί πάντα τά μόρια έχουσα ή άτελής. 7 άλλά τό μεν έλλειπή μέλλειν αυτήν άνίστασθαι άδυναμίαν εμφαίνει του άνιίστώντος, εϊ τά μεν ήδυνήθη σώσαι, τά δέ où. 8 εί δέ πάντα τά μέρη, καί τά μόρια έξει δηλονότι· 9 ταύτα λέγειν ύπάρχειν μετά τήν άνάστασιν τήν έκ νεκρών πώς ούκ άτοπον, τού σωτήρος εΐρηκότος· 1 0 ούτε γαμοϋσιν ούτε γαμίσκονται, άλλ'έσονται ώς άγγελοι εν τω ούρανώ; 11 οί δέ άγγελοι, φασίν, ούτε σάρκα εχουσιν ούτε έσθίουσιν ούτε συνουσιάζονται, 1 2 ώστε οϋδέ σαρκική άνάστασις γενήσεται. 13 ταύτα μέν οΰν καί τά τούτοις όμοια λέγοντες I πειρώνται διαστρέφειν τους άπό της πίστεως.

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1 4 είσί δέ τίνες, οϊ λέγουσι καί αυτόν τον Ίησοΰν πνευματικόν μόνον παρεΐναι, μηκέτι δέ έν σαρκί, φαντασίαν δέ σαρκός παρεσχηκέναι, πειρώμενοι καί αυτοί άποστερεΐν της επαγγελίας τήν σάρκα. 1 5 πρώτον I μέν τά ΰπ' αύτών δοκοΰντα άπορα φαίνεσθαι λύσομεν, είθ' ούτως έξης έπάξομεν τον άποδεικνύντα λόγον περί της σαρκός, ώς έχει σωτηρίαν.

1 2 - 1 3 Mt 22,30/Mk 12,25/Lk 2 0 , 3 5 - 3 6 30καθωττλισμένους AR: καθοττλισμέυους CH. II 31 άντιπολεμεϊν CHR: άντιπολεμεΐ Α. 2,1 τά R: fehlt CHA. II οϋκ CHA: μή R. II 2 διά λεπτών λυομένην R: διαλυομένην CHA. II συναχθήναι CR: έπαχθήνσι HA. II 3 προς δε CHA: προς γάρ R. II τό CHR: τω Α. II φησιν R: φασίν CHA Holl. II 4—6 προφέροντεζ - ελαττώματα fehlt HA. II 5 φησί R: φασίν C Holl. II 6 συναναστήσεται CHR: συναναστήσεσθαι A. II 7 ήτοι CH: είτε R. ήτε Α. II 8 - 9 έλλειπή μέλλειν CR: ελλιπή μέλλειν Α. Ελλειπή μέλλειπή μέλλειν Η. II 9 άνιστώντος CHA: θεού R. II εί CHA: ή R. II 11 άνάστασιν τήν έκ νεκρών CHA: έκ νεκρών άνάστασιν R. II πώς CHA: καί πώς R. II 14 έσθίουσιν CR: έσθίουσιν ούτε πίνουσιν HA. II συνουσιάζονται R: συνουσιάζουσιν CHA. II σαρκική CHA: σαρκός R. II17 δέ CHA: γάρ R. II18 μηκέτι δέ CHA: μηκέτι R. II παρεσχηκέναι CHA: παρέχειν R. II 2 0 λύσομεν AR (ο in R durch Rasur aus ω hergestellt): λύσωμεν CH Holl.

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Text

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zum Glauben kommen, scheint es mir notwendig, dass auch wir, die mit den unverwundbaren Worten des Glaubens bewaffnet sind, um der Schwachen willen gegen ihn kämpfen.

2 1 Die, die das Schlimmere sagen, behaupten, es gebe keine Auferstehung des Fleisches. 2 Es sei nämlich unmöglich, dass dieses [Fleisch], das vergeht und sich mittels feinster [Teile] auflöst, wieder zur selben [Einheit] zusammengebracht wird. 3 Doch zur Unmöglichkeit hinzu heißt es, dass die Erhaltung desselben auch unnütz sei, und sie machen es schlecht, indem sie [seine] Mängel vorbringen, und bezeichnen es allein als Ursache der Sünden. 4 »Somit werden«, heißt es, »wenn das Fleisch auferstehen wird, auch die Mängel mitauferstehen.« 5 Und solche Trugschlüsse bilden sie: 6 »Wenn das Fleisch aufersteht, wird es doch entweder unversehrt, d. h., im Besitz all [seiner] Teile, oder unvollkommen auferstehen. 7 Aber sollte es mit einem Mangel auferstehen, zeigt [dies] die Unfähigkeit dessen, der es auferstehen lässt, wenn er die einen [Dinge] hat erhalten können und die anderen nicht. 8 Wenn [es] aber alle Teile [haben wird], [so] wird es offensichtlich auch die [Geschlechts-]Teile haben. 9 [Ist es denn] nicht absurd zu sagen, dass es diese [auch] nach der Auferstehung von den Toten gebe, da [doch] der Heiland gesagt hat: 10 >Weder heiraten sie noch werden sie verheiratet, sondern sie werden wie Engel im Himmel sein.