Pschyrembel® Wörterbuch Pflege [2003. Reprint 2013 ed.] 9783110899313

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Pschyrembel® Wörterbuch Pflege [2003. Reprint 2013 ed.]
 9783110899313

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Pschyrembel® Wörterbuch Pflege

Pschyrembel® Wörterbuch Pflege bearbeitet von Susanne Wied und Angelika Warmbrunn

w G_ DE

Walterde Gruyter Berlin • New York 2003

Bearbeiter

Redaktion

Susanne Wied Diplompflegepädagogin, Organisationsberaterin Institut für Pflege und Kommunikation Hohenzollerndamm 123 14199 Berlin

Dipl.-Biol. Simone Witzel Patricia Hänel, Ärztin Dipl.-Biol. Simone Bauer

Angelika Warmbrunn Lehrerin für Pflegeberufe Ellen-Scheuner-Str. 43 48147 Münster Mit 222 Abbildungen und 73 Tabellen Abbildung auf dem Umschlag Baby, child and Adult Hands von photonica/Fotograf

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. © Copyright 2003 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat für die Wiedergabe aller in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen usw.) mit Bearbeitern und Autoren große Mühe darauf verwandt, diese Angaben genau entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abzudrucken. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Bearbeiter und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht.

IV

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und dergleichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um gesetzlich geschützte, eingetragene Warenzeichen, auch wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. Gedruckt auf ALPARex halbmatt 90 g/qm Bilderdruck, Zertifiziert nach ISO 9001, Hersteller: MD-Papier, Albdruck Entwicklung des Redaktionssystems: H/S/D systemeonnect Berlin, Ronald Steinhau, Basem Zabaneh Weiterentwicklung und Betreuung: Ingenieurbüro Zabaneh Softwareentwicklung und Beratung, Berlin Datenkonvertierung: Meta Systems, Wustermark Zeichnungen: Helmut Holtermann, Dannenberg Druck und Bindung: Stürtz AG, Würzburg Einbandgestaltung: +Malsy, Kommunikation und Gestaltung, Bremen Printed in Germany ISBN 3-11-016948-7

Vorwort

Was ist Pflege? Die Antwort auf diese Frage ist ein wichtiger Teil der Diskussion um die Bedeutung der Pflege im Gesundheitswesen. Pflege: Ein „Allerweltsbegriff", von dem jeder Mensch seine eigenen Vorstellungen und Definitionen hat. Pflege ist so alt wie die Menschheit und allgegenwärtig. Sie umfasst das Lausen der Stammesangehörigen, die Akutversorgimg Schwerstkranker, das liebevolle Umsorgen von Säuglingen oder alten Menschen bis hin zur Schönheitspflege mit teuren DesignerKosmetika. Die Auffassungen von Pflege und davon, wer mit welcher Qualifikation wen pflegen soll, sind gesellschafts- und epochenabhängig. Momentan steht das deutsche (und europäische) Gesundheitssystem vor einem tiefgreifenden Wandel - ein Prozess, der so manche Änderungen und Unsicherheiten im Selbstverständnis aller Beteiligten mit sich bringt. Dabei positioniert sich die Pflege als eigenständige Disziplin im Spannungsfeld von pflegendem Handeln und wissenschaftlicher Theorie und Praxis. Diesen Bogen zu spannen haben sich eine Anzahl unerschrockener Bearbeiter, Autoren, Gutachter und Redakteure in diesem Wörterbuch zur Aufgabe gemacht. Das Wörterbuch wendet sich an alle Pflegefachkräfte, Auszubildende und Studierende der verschiedenen Pflegeberufe, Pflegewissenschaftler, Manager, Lehrende in der Pflege, pflegende Angehörige und Betroffene. Die Notwendigkeit einer sprachlichen Orientierung in der Pflege entstammt der noch immer lebendigen Tradition der deutschsprachigen Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege, ihr Wissen überwiegend mündlich, aber nicht schriftlich weiterzugeben und zu bestimmten pflegerelevanten Sachgebieten keine spezifischen schriftlichen oder wissenschaftlichen Beiträge vorzuhalten, an denen sich B e rufsanfänger, Studenten, Laien, Juristen, Politiker oder medizinische Fachgruppen orientieren könnten. Gleichzeitig findet eine rasche Entwicklung der wissenschaftlichen Reflexion und Überprüfung der Pflege statt, die wiederum zunehmend Einfluss auf die Ausbildung und politische Gestaltung im Gesundheitswe-

sen gewinnt. Die noch junge Pflegewissenschaft hat sich sowohl an medizinische, natur-, als auch geistes- und sozialwissenschaftliche Wissensbestände angelehnt und daher keine einheitliche Fachsprache entwickelt. Deshalb haben wir versucht, dem Leser transparent zu machen, aus welchen Wissensbereichen sich die jeweiligen Begrifflichkeiten entwickelt und welche Bedeutung sie in den unterschiedlichen Fachgebieten haben. Erste erkennbare Ansätze für die Entwicklung einer Pflegeterminologie finden sich in verschiedenen Klassifikationen für den Pflegeprozess, die Dokumentation und Pflegediagnosestellung. Noch haben diese keinen allgemein verbindlichen Charakter, allerdings stellen Klassifikationen einen eigenständigen Zweig der Pflegesprachentwicklung dar und werden für den zukünftigen Einsatz in elektronischen Dokumentationssystemen an Bedeutung gewinnen. Besonders erwähnt sei hier die Nomenklatur der ICNP-Klassiflkation (International Classification for Nursing Practice), an der wir uns orientierten; Begriffe, die in dieser Klassifikation aufgenommen sind, wurden in unserem Wörterbuch entsprechend gekennzeichnet. Dieses Wörterbuch enthält Kernbegriffe aus den Gebieten Pflegetechniken, Pflegemanagement, Pflegehilfsmittel, Pflegewissenschaft, Psychologie, Recht, Qualitätsmanagement, Arzneimittellehre, Sexualwissenschaft, Philosophie, Theologie und Sozialwissenschaften, jeweils mit Blick auf ihre Relevanz für die Pflege. Auf die Aufnahme rein medizinischer Krankheitsbegriffe haben wir verzichtet, da zu diesem Bereich das Standardwerk Pschyrembel® Klinisches Wörterbuch vorliegt, auf das in der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege auch weiterhin in vollem Umfang zurückgegriffen werden sollte, wenn es um medizinische Fragen geht. Die für dieses Wörterbuch getroffene Auswahl an Stichwörtern ist natürlich nur ein Anfang. Alle Leser werden ermuntert, uns auf neue, noch nicht in diesem Band vorzufindende Begriffe und Forschungsergebnisse hinzuweisen.

V

Vonwort Nach vielen Jahren der Planung, Diskussion, Recherche und Erstellung von 4500 Stichwörtern steht dieses Werk nun endlich den Lesern zur Verfügung. Wir möchten uns herzlich bedanken bei allen Kollegen, Freunden und Familienmitgliedern, die uns in dieser Zeit unterstützend zur Seite standen. Ohne sie, die na-

V

mentlich gar nicht aufzulisten sind, und den Mut und die Beharrlichkeit der Mitarbeiter des Verlages Walter de Gruyter hätte dieses Projekt niemals realisiert werden können. Berlin und Münster, Mai 2003 Susanne Wied und Angelika Warmbrunn

Autoren

Ruth Ahrens Freiherr-vom-Stein-Str. I l a 55543 Bad Kreuznach

Thomas Buchholz Am Feldsaum 5 76316 Malsch

Michael Ammende Diplom-Pflegepädagoge, B. A. Bökelstr. 162 41063 Mönchengladbach

Sonja Dali Krankenschwester/ Qualitätssicherungsbeauftragte Verdener Weg 50 21683 Stade

Sybille Auner auf schwung alt GbR Auenstr. 60 80469 München Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik Universität Witten-Herdecke Institut für Pflegewissenschaft Stockumer Str. 12 58453 Witten Rüdiger Bauer Institut für Beziehungsmarketing und Individualökonomie Dorfstraße 25Ά 86869 Unterostendorf Prof. Dr. Jutta Beier Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften der Berliner Hochschulen/ Charité Berlin Institut für Medizin-/Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft Schumannstr. 20/21 10117 Berlin Karl Beilfuss Physio-TOP-Rehazentrum Geisbergstr. 20 10777 Berlin Arne Beutler Air-Products Medical Im Gewerbepark 4 15711 Zeesen Birgit Blank Penzendorfer Str. 52b 91126 Schwabach Stefan Böhmer Hoeppnerstr. 89 12101 Berlin Marina Bracht Ärztin und Zahnärztin Goltzstr. 31 12307 Berlin

Katrin Eilts-Köchling Hölderlinstr. 22 72074 Tübingen Schwester Ursula Ellersiek Lehrerin für Pflegeberufe Russka-Fachberatung - Pflege zu Hause Ludwig Bertram GmbH Lübecker Str. 1 30880 Laatzen Dr. Rita Engelhardt Ärztin für Orthopädie, Sozialmedizin, Sportmedizin, Naturheilkunde Kunzendorfstr. 16 14165 Berlin Anne-Katrin Fabian Diplom-Pflegepädagogin, Fachjournalistin Franz-Marc-Weg 12 71679 Asperg Christine Fiedler, MScN Elmbergstr.13 96114 Hirschaid Andreas Fischbach Adolf-Reichwein-Str. 3 61191 Rosbach v. d. H. Ralph Frenzel Dirschauer Str. 11 10245 Berlin Prof. Dr. Vjenka Garms-Homolová c/o Institut für Gesundheitsanalysen und soziale Konzepte e. V. Spessartstr. 12/IV 14197 Berlin Dr. Jörg Hallensieben Schönhauserstr. 7 28203 Bremen VII

Autoren Karsten Hartdegen Leiter der Kranken- und Kinderkrankenpflegeschule am Krankenhaus Bethanien Bethanienstr. 21 47441 Moers Henriette Hauerstein Dipl. Medizinpädagogin Staatliches Seminar für das Höhere Lehramt an berufsbildenden Schulen im Freistaat Sachsen Dresdner Str. 78c 01445 Radebeul Heidi Heinhold Fachjournalistin Pflege, Kinderkrankenschwester Zeithstraße 5 51766 Engelskirchen Cornelia Heinze Diplom-Pflegepädagogin Universitätsklinikum Charité Institut für Medizin-/Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft Ziegelstr. 5 10098 Berlin Jürgen Hollick Ringstr. 47 85540 Haar Birgit Hullermann Platinweg 7a 48282 Emsdetten Michael Isfort DIP Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung Werthmannstr. la 50935 Köln Heike Jacobi-Wanke Irmastr. 21a 12683 Berlin Gabriele Jancke Kaiserswerther Diakonie Kaiserswerther Seminare Institut für Fort- und Weiterbildung Alte Landstr. 179c 40489 Düsseldorf Ulrich Kamphausen Am Redder 4 23758 Hohenstein Dr. Susanne Kapell Deutsches Herzzentrum Berlin Augustenburger Platz 1 13353 Berlin Vivian Keim Dipl. Psychologin, Krankenschwester Evangelische Stiftung Alsterdorf Zentrum für Beratung, Diagnostik und Psychotherapie Dorothea-Kasten-Str. 3 22297 Hamburg VIII

Prof. Dr. Andrea Kerres Katholische Stiftungsfachhochschule München FB Pflege und Gesundheit Preysingstr. 83 81667 München Dr. Helga Kirchner Geschäftsführerin Prof. Dr. Kirchner GmbH Institut für angewandte Betriebswirtschaft Leostr. 22 40545 Düsseldorf Dr. Yvonne Kleinke Rechtsanwälte Dr. Johannes Weberling Prinzessinnenstr. 14 10969 Berlin Esther Klein-Tarolli Bitziusstr. 43 3006 Bern Schweiz Ewald Kliegel Rotenbergstr. 152 70190 Stuttgart Prof. Dr. Ursula Koch-Straube Taunusstr. 25 64289 Darmstadt Dr. Christina Köhlen Diplom-Pflegepädagogin Technische Universität Dresden Fakultät für Erziehungswissenschaften Berufliche Fachrichtung Gesundheit und Pflege 01062 Dresden Heinz Koldehofe Evangelische Stiftung Alsterdorf Dorothea-Kasten-Str. 3 22292 Hamburg Prof. Dr. Ingrid Kollak Alice-Salomon-Hochschule Berlin Alice-Salomon-Platz 5 12627 Berlin Andreas Kray B. F. G. Bildungsinstitut Fachbereiche Gesundheitswesen am Herminghaus-Stift gGmbH 42489 Wülfrath Karl Krone Dipl. Medizinpädagoge Haus Nr. 6 06636 Golzen Waltraud Künzle Leitung Institut für Fort- und Weiterbildung Patienten-Heimversorgung gemeinnützige Stiftung Dorfstr. 10 71636 Ludwigsburg

Autoren Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey FU Berlin - Institut für Medizinische Soziologie Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften der Berliner Hochschulmedizin Thielallee 47 14195 Berlin Elke Larscheid Diplom-Pflegepädagogin Lützowstr. 5 10785 Berlin Andreas Lauterbach Redaktion PR-Internet An den Hafergärten 9 35410 Hungen Beate Lehmann Stockumer Str. 10 44892 Bochum Christa Lohrmann Institut für Medizin-, Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft Schumannstr. 20-21 10117 Berlin Prof. Regina Lorenz-Krause Fachhochschule Münster, FB Pflege und Forschungsgruppe Pflege & Gesundheit e. V. Auf der Heide 13a 48301 Nottuln Walter Maletzki General-Barby-Str. 38 13403 Berlin Christel May Hubertusallee 48 14193 Berlin Norina Meier Chemnitzer Str. 19 12621 Berlin Beate Meiering Heidestr. 37 53840 Troisdorf Björn Mrosko Geisenheimer Str. 8 14197 Berlin Peter Müller Schorachgässli 1 3532 Zäziwil Schweiz Christian Nester Diplom-Pflegewirt (FH) Adalbert-Stifter-Str. 54 90480 Nürnberg Monika Nickel Wilhelmshöher Str. 12 12161 Berlin Sabine Philbert-Hasucha Karl-Marx-Str. 140 12043 Berlin

Dr. Harald Pühl Triangel-Institut für Supervision, Organisationsberatung und Familientherapie Horstweg 35 14059 Berlin Prof. Dr. Jutta Räbiger Alice-Salomon-Fachhochschule Studiengang Pflege/Pflegemanagement Alice-Salomon-Platz 5 12627 Berlin Torsten Rantzsch Pflegedirektion des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf Martinistr. 52 20246 Hamburg Andreas Rath Gerontopsychiatrisches Seniorenheim Splitt Fennert Lyckallee 6 14055 Berlin Prof. Dr. Hartmut Remmers FB 8 Pflegewissenschaft Universität Osnabrück Albrechtstr. 28 49069 Osnabrück Rolf Riebeseil Flensburger Str. 56b 24837 Schleswig Sauer & Sauer Ergonomie GmbH & Co. KG Saltemertstr. 11 51702 Bergneustadt Christa Schapdick Juristin, Pflegerechtsdozentin und Berufsbetreuerin Görlitzer Str. 52 10997 Berlin Gabriele Schlömer Universität Hamburg/IGTW FR Gesundheit Martin-Luther-King Platz 6 20146 Hamburg Marina Schnabel Diplom-Pflegepädagogin (FH) Erlenweg 3 75378 Bad Liebenzell Prof. Dr. Wolfgang Scholl Institut für Psychologie Humboldt-Universität Rudower Chaussee 4 12489 Berlin Dr. Barbara Schulte-Steinicke Zillestr. 107 10585 Berlin Marion Schüßler Diplom-Pädagogin Wittekindstr. 75 12103 Berlin IX

Autoren

Holm Schwanke BFS Krankenpflege des DRK Krankenhauses Unritzstr. 21 09117 Chemnitz-Rabenstein Prof. Dr. Ruth Schwerdt M. A. Fachhochschule Frankfurt am Main Soziale Arbeit und Gesundheit Nibelungenplatz 1 60318 Frankfurt am Main Dr. Olaf Scupin Barkentange 11 49681 Nikolausdorf Bertram Sellner Pflegedirektor Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie Kemnaterstr. 16 87600 Kaufbeuren

Prof. Dr. Charlotte Uzarewicz Katholische Stiftungsfachhochschule München Preysingstr. 83 81667 München Franz Wagner DBFK-Bundesverband e. V. Geisbergstr. 39 10777 Berlin Angelika Warmbrunn Lehrerin für Pflegeberufe Ellen-Scheuner-Str. 43 48147 Münster Erna Weerts Friedhagenstr. 8/1 88239 Wangen Dr. phil. Christine Weinhold Humanistischer Verband Deutschlands Bereich Patientenverfügung Wallstr. 65 10179 Berlin

Erdmute Simmchen Medizinische Berufsfachschule Dresden-Friedrichstadt Bodelschwinghstraße 1-3 01159 Dresden

Nele Wied Waldenserstr. 7 10551 Berlin

Gerhard Stadler Pflegeinstitut Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren Kemnaterstr. 16 87600 Kaufbeuren

Susanne Wied Diplom-Pflegepädagogin, Organisationsberaterin Institut für Pflege und Kommunikation Hohenzollerndamm 123 14199 Berlin

Anke Steffen Paulstr. 22 10557 Berlin

Prof. Dr. Klaus Wiemann Waldstr. 4 58285 Gevelsberg

Angelika Stegmayer Blumenstr. 12 91471 niesheim

Ao. Univ.-Prof. Dr. Jörg Wissel Chefarzt Neurologie Klinikum Beelitz GmbH Paracelsusring 6a 14547 Beelitz-Heilstätten

Prof. Dr. Renate Stemmer Katholische Fachhochschule Mainz Saarstr. 3 55122 Mainz Barbara Strohbücker, MScN Klinikum der Universität zu Köln Joseph-Stelzmann-Str. 9 50924 Köln Prof. Dr. Renate Tewes ehs Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH) Pflegewissenschaft/Pflegemanagement Postfach 20 01 43 01191 Dresden Jürgen Trott-Tschepe Hilssteig 40 14163 Berlin

X

Karla Wojciechowski Fontanepromenade 8 10967 Berlin Christiane Wolfes Bautzener Str. 17 10829 Berlin Dietmar Zeindl Gemeinnützige RehabilitationsGesellschaft mbH Krankenhausstr. 37 83646 Bad Tölz Dipl.-Soz. Hans-Dieter Zollondz Ansbacher Str. 2 80796 München

Berater

Rüdiger Bauer Institut für Beziehungsmarketing und Individualökonomie Dorfstraße 25'Λ 86869 Unterostendorf

Prof. Dr. Gudrun Piechotta Alice-Salomon-Hochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Alice-Salomon-Platz 5 12627 Berlin

Marina Bracht Ärztin und Zahnärztin Goltzstr. 31 12307 Berlin

Annette Reich Am Wildgatter 43 14109 Berlin

Birgit Geiger-Beck Joseph-Haydn-Straße 2 73525 Schwäbisch Gmünd

Christa Schapdick Juristin, Pflegerechtsdozentin und Berufsbetreuerin Görlitzer Str. 52 10997 Berlin

Cornelia Güzelce Waitzstraße 13 10629 Berlin Dr. Yvonne Kleinke Rechtsanwälte Dr. Johannes Weberling Prinzessinnenstr. 14 10969 Berlin Walter Maletzki General-Barby-Str. 38 13403 Berlin Prof. Dr. Eva-Maria Neumann Fachhochschule Lausitz FB Sozialwesen Lipezker Str. 10 03048 Cottbus

Prof. Dr. Martin Teising Fachhochschule Frankfurt Nibelungenplatz 1 60318 Frankfurt am Main MPH Dipl. Soz. Norbert van Kampen Epilepsie-Zetrum Berlin-Brandenburg Herzbergstraße 79 10362 Berlin Dipl.-Soz. Hans-Dieter Zollondz Ansbacher Str. 2 80796 München

Dr. med. Ulrich Paschen Leiter Medizinische Qualitätssicherung Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martini-Straße 52 20246 Hamburg

XI

Hinweise zur Benutzung

Die Reihenfolge der Stichwörter

Quellen

erfolgt alphabetisch. Die Umlaute ä, ö und ü werden eingeordnet wie ae, oe und ue sowie ß wie ss.

zu den Abbildungen und Tabellen finden sich im Anhang des Wörterbuches ab Seite 734.

AEDL Änderungskündigung Äquivalenz Ärger Aerosol

Abkürzungen werden auf der Seite ΧΙΠ erklärt. Verweise

Dabei bleiben Zahlen, Bindestriche und Leerzeichen unberücksichtigt: 135°-Lagerung unter L 24-Stundenurin unter S

Bei Stichwörtern, die aus einem Adjektiv und einem Substantiv bestehen, ist stets das Substantiv maßgeblich für die alphabetische Position: Bad, medizinisches Betreuung, stationäre

auf andere Stichwörter erfolgen entweder durch die Angaben siehe (s.) und vergleiche (vgl.) oder durch einen nachgestellten Stern* als Hinweis darauf, dass das gekennzeichnete Wort im Wörterbuch zu finden ist: s. Bad, medizinisches oder: ...mit einem medizinischen Bad* vgl. Pflege, ambulante oder: ... ambulanter Pflege* s. ABCD-Regel vgl. CPAP-Beatmung PEG'-Sonde

Nur wenige feststehende Begriffe finden sich unter dem Adjektiv: Basale Stimulation Elterliche Fürsorge Erste Hilfe

Namen von Gesellschaften, Institutionen und Vereinen werden in ihrer Wortfolge eingeordnet: Deutscher Berufsbund für Pflegeberufe International Classification for Nursing Practice

XII

ICNP Einigen Stichwörtern ist die Abkürzung (ICNP) beigefügt. International Classification for Nursing Practice (ICNP) ist ein Klassifikationssystem zur Erstellung von Pflegediagnosen; die Terminologie ist für den Gebrauch in der Datenverarbeitung entwickelt. Die mit der Kennzeichnung (ICNP) versehenen Stichwörter sind eine Auswahl der aus dem Englischen übersetzten Begriffe der Klassifikation.

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abk.

Abbildung Abkürzung

kg KG km

Kilogramm Körpergewicht Kilometer

BE bzw.

Broteinheit beziehungsweise

1

Liter

C ca. cm

Celsius circa Zentimeter

m min mm

Meter Minute Millimeter

d d.h. dl

Tag (lateinisch dies) das heißt Deziliter

n. Chr.

nach Christus

EDV engl. evtl.

elektronische Datenverarbeitung englisch eventuell

s s. s.o. sog. s. u. syn.

Sekunde siehe siehe oben so genannt siehe unten synonym

g ggf·

Gramm gegebenenfalls

Tab.

Tabelle

h

Stunde (lateinisch hora)

u.a. UAW

unter anderem, und andere unerwünschte Arzneimittelwirkung

i. Allg. ICNP

im Allgemeinen International Classification for Nursing Practice in der Regel Internationale Einheiten im engeren Sinne im Rahmen im Sinne im weiteren Sinne

v. a. v. Chr. vgl.

vor allem vor Christus vergleiche

z.B. z.T.

zum Beispiel zum Teil

i. d. R. I.E. i. e. S. i. R. i. S. i.w.S.

XIII

A

AA Abk. für Anonyme* Alkoholiker. Abbruch einer Schwangerschaft (ICNP)

s. Schwangerschaftsabbruch. ABCD-Regel

Abfolge der Maßnahmen bei einer Reanimation*: Atemwege freimachen, Beatmung, Circulation (Herztätigkeit prüfen und ggf. mit Herzdruckmassage* anregen), Drugs (Medikamente). ABC-Schema

1. s. ABCD-Regel; 2. ABC-Klassifikation zur Einteilung verschiedener Ursachen von chronischer Magenschleimhautentzündung (Gastritis); Typ A: Autoimmune Gastritis durch Autoantikörper gegen salzsäurebildende Zellen (Häufigkeit 5%); Typ B: Bakteriell bedingte Gastritis durch Besiedlung der Magenmukosa mit Helicobacter pylori (Häufigkeit 85%); Typ C: Chemisch-toxische Gastritis durch Gallenrückfluss oder Einnahme nichtsteroidaler Antiphlogistika (Häufigkeit 5-10%).

fördern, zu behandeln und zu lagern, dass eine Wiederverwertung möglich wird. Abfallentsorgung und -Verwertung sind durch Gesetze, Verordnungen und Richtlinien auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene geregelt (Kreislaufwirtschafts-* und Abfallgesetz, Bundesemmissionsschutzgesetz, Gefahrgut- und Infektionsschutzgesetz*, Unfallverhütungsvorschriften*, Merkblatt 1 zur Beseitigung von Abfällen aus Krankenhäusern, Richtlinien des Bundesgesundheitsamtes). Abfallgesetz

Abk. AbfG; s. Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz. Abfallverwertung

syn. Zwerchfellatmung*.

Rückführung von Abfällen in den Wirtschaftskreislauf; Unterscheidung: 1. stoffliche Verarbeitung zu Sekundärrohstoffen (Recycling); 2. Gewinnung von Energie durch Abfall, i. d.R. durch Verbrennung. Eine Voraussetzung ist die getrennte Erfassung der Stoffe. Abfälle sind nach dem Kreislaufwirtschafts*- und Abfallgesetz zu vermeiden. Bei gegebener technischer Möglichkeit hat die Verwertung/Recycling des Abfalls Vorrang vor der Entsorgung. Vgl. Abfallentsorgung.

Abduktion

Abführmittel

Abdominalatmung

s. Gelenkbewegung.

syn. Laxanzien*.

Abduktionskontraktur

Abhängigkeit

Gelenksteife in Abduktionsstellung; vgl. Kontraktur.

Umgangssprachlich Sucht; laut Definition der Weltgesundheitsorganisation ein Zustand der periodischen oder chronischen Vergiftung, der durch wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge* hervorgerufen wird und der für den Menschen und die Gesellschaft schädlich ist; für die Suchtbehandlung in Deutschland wird eine weitergehende Definition verwendet: Demnach handelt sich um eine Verhaltensweise, die von dem Betroffenen zwanghaft ausgeführt werden muss. Der Begriff bezieht sich also auf Verhalten, z.B. essen, trinken, arbeiten, fernsehen, spielen, aber eben auch Tabak rauchen, Medikamente einnehmen, Alkohol oder andere Drogen konsumieren. Verhaltensweisen mit Suchtmerkmalen sind z.B. Spielsucht, Ess-Brech-Sucht, Kaufsucht, Sexsucht. Suchtmittel: Die Verfügbarkeit bestimmter Drogen spielt eine große Rolle bei der „Auswahl" des Suchtmittels, z.B. kann sich eine Tablettensucht entwickeln aus einer ursprünglich krankheitsbedingten Verordnung. Als Suchtmittel werden rauscherzeugende Substanzen inhaliert (z.B. Haschisch), oral aufge-

Abfallentsorgung

Beseitigung von Abfällen durch Verbrennung oder Kompostierung auf geordneten Deponien; erfolgt entsprechend der Abfallart: 1. Biomüll wird kompostiert oder nach Hitzedesinfektion zur Schweinemast verwendet. 2. Restmüll, Krankenhausabfälle, Körperteile und Organabfälle werden verbrannt, infektiöse Abfälle vor der Verbrennung desinfiziert. 3. Sondermüll wird möglichst aufbereitet, Zytostatika werden verbrannt, Wertstoffe wiederverwendet. Hinweis: Da Glasfaser- und Gipsverbände (sog. Gipsmüll) nicht rückstandsfrei verbrennen, müssen sie als Sondermüll entsorgt werden (hohe Kosten); Polyesterverbände können als HausmüU deponiert und in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden. Es gilt der Grundsatz: Abfall vermeiden statt entsorgen, d.h. Einwegartikel meiden, Verpackungsmaterial und Einzelportionen ablehnen. Die Abfallverwertung* hat Vorrang vor der Entsorgung. Abfälle sind so einzusammeln, zu be-

1

Abhängigkeit, psychosoziale

Γί_' • • i l U- ,-1 J

nommen (z.B. Alkohol), intravenös gespritzt (z.B. Heroin). Weiterhin gibt es krankhaftes Verlangen nach Substanzen zur Anregung (Nikotin, Kaffee, Kokain, Psychopharmaka), zur Dämpfung (Tranquilizer, Schlafmittel, Betäubungsmittel) oder zur Senkung von Spannungsund Erregungszuständen (z.B. Alkohol). Während einige Suchtmittel gesellschaftlich weitgehend akzeptiert und legitimiert sind (Nikotin, Alkohol, Medikamente), werden andere in breiten Schichten der Gesellschaft geächtet und ihr Besitz und Konsum bestraft (illegale Drogen). Formen: 1. psychische Abhängigkeit: Alle Drogen oder süchtigen Verhaltensweisen können eine psychische Abhängigkeit zur Folge haben. Merkmale sind z.B. ein unbezwingbares Verlangen, das Gefühl, ohne die Substanz im Leben nicht mehr zurecht zu kommen. Psychische Abhängigkeit entsteht durch Prozesse im Hirnstoffwechsel und durch Lernprozesse. Jeder Konsum wirkt verstärkend, verfestigt also die Abhängigkeit. 2. physische Abhängigkeit: Die Droge ist zu einem Teil des Stoffwechsels geworden, bei chronischem Gebrauch lässt die Wirkung der Droge nach und die Dosis muss erhöht werden. Steht die Droge plötzlich nicht mehr zur Verfügung, kommt es zu Entzugserscheinungen, die je nach Droge wenige Tage, Wochen oder sogar Monate anhalten. Symptome: Je nach konsumierter Droge sind die Symptome der Abhängigkeit sehr unterschiedlich. Sie können auf der körperlichen, psychischen und sozialen Ebene auftreten. Allgemeine Symptome sind 1. starker Wunsch, die Substanz zu konsumieren; 2. verminderte Fähigkeit, Beginn, Ende und Menge des Konsums zu kontrollieren; 3. Konsum der Substanz, um Entzugssymptome zu vermindern; 4. körperliches Entzugssyndrom; 5. Entwicklung einer Toleranz (Gewöhnung an die Droge) mit Dosissteigerung; 6. ein vom gesellschaftlich üblichen Konsumverhalten abweichendes Verhalten; 7. Vernachlässigung anderer Interessen oder sozialer Beziehungen zugunsten des Substanzkonsums; 8. anhaltender Konsum, obwohl bereits körperliche, psychische oder soziale Folgen eingetreten sind. Ursachen: Viele Faktoren tragen zur Abhängigkeit bei, z.B. genetische Disposition, Suchtgedächtnis in Form von nicht rückgängig zu machenden Veränderungen im Gehirn, familiäre Ursachen, erlerntes Verhalten durch Suchtvorbilder, Persönlichkeitsstörungen, Lebenskrisen, Abgrenzung von der Gesellschaft, Gruppenideologie. Pflege: Die Pflege in der Suchtkrankenbehandlung hat sich immer wieder verändert. Nach wie vor allerdings gliedert sich die Therapie fast überall in die klassischen Schritte Entgiftung, Entwöhnung und Wiedereingliederung. In der Entgiftungsphase (i. d.R. stationär) stehen die Überwachung der Körper- und Kreislauffunktionen im Vordergrund. Durch das Auftreten von Entzugserscheinungen ist diese Intensivüberwachung oft unumgänglich; vgl. Intensivmedizin. Einzelne Symptome wie Diarrhö, Erbrechen oder Spasmen, aber auch lebensbedrohliche Zustände wie Delir (s. Verwirrtheit, akute) oder Krampfanfälle können gut medika2

mentös gelindert werden. Fast überall ist Substitution (Gabe von Drogenersatzstoffen) inzwischen eingeführt, was die Pflege auch durch die größere Akzeptanz der Betroffenen erleichtert. In der Entwöhnung ist das Zusammenwirken unterschiedlicher Berufsgruppen unumgänglich; vgl. Team, therapeutisches. Der Abhängige soll die Voraussetzungen für ein drogenfreies Leben erlernen. Damit sich die Betroffenen auf die Vielzahl der Angebote einlassen können, bedarf es von Seiten der Pflege einer intensiven Beziehungsarbeit; vgl. Bezugspflege, Beziehung. Auch bei der Wiedereingliederung hat sich ein neues Feld für die Pflege entwickelt. Ein drogenfreies Leben muss auch außerhalb der Institutionen eingeübt und begleitet werden. Hierbei spielen neue Angebote teilstationärer oder ambulanter Pflege eine immer größere Rolle. Die Pflegenden suchen die Betroffenen auf und begleiten sie auch in ihrem Alltag. Vgl. Alkoholabhängigkeit, Drogenabhängigkeit, Abhängigkeit, psychosoziale, sexuelle. Abhängigkeit, psychosoziale Emotionale bzw. finanzielle Abhängigkeit von Partnern, Freunden, Eltern oder Vorgesetzten, die aus der Perspektive des Betroffenen nicht gelöst werden kann. Ursachen: Objektive Abhängigkeit durch mangelndes eigenes Einkommen (z.B. bei Hausfrauen, Kindern, Auszubildenden), Ich-Schwäche (sich verlassen auf andere bezüglich Hilfen, Anregungen, Ideen; Fehlen eigener Meinungsbildung und Haltung). Mögliche Folgen: IchSchwäche (kann Ursache und Folge sein), symbiotische Verschmelzungswünsche, Regression*, Machtmissbrauch auf Seiten des Stärkeren (Eltern, Vorgesetzte), der die Beziehungsstrukturen bewusst abhängigkeitsfördernd gestaltet. Vgl. Angst. Abhängigkeit, sexuelle Früher auch als sexuelle Hörigkeit bezeichnete Unterordnung und Unselbständigkeit eines Partners in einer Paarbeziehung; zwar finden sich in jeder Liebesbeziehung Elemente der (meist gegenseitigen) Abhängigkeit, die bedeutsam sind für die Aufrechterhaltung der Partnerschaft, aber insbesondere bei Einseitigkeit kann Abhängigkeit zu Leidensdruck und Partnerschaftskonflikten führen. Besonders leicht entsteht Abhängigkeit in Beziehungen, die hochspezialisierte Formen des Sexualverhaltens einschließen oder bei infantilen Wesenszügen bzw. geistiger Behinderung des Abhängigen. Abhängigkeits-Unabhängigkeits-Konfükt Zwiespältigkeit eines Menschen im Hinblick auf das Bedürfnis nach psychosozialer, pflegerischer u.a. Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit; Kennzeichen: Von Zorn, Wut und Angst* begleiteter, verbal geäußerter Wunsch nach Unabhängigkeit in Situationen, die Abhängigkeit erfordern oder Wunsch nach Abhängigkeit in Unabhängigkeit erfordernden Situationen. Betroffen sind besonders Menschen mit körperlichen Einschränkungen, degenerativen chronischen Erkrankungen, Bettlägerige und Heranwachsende; vgl. Adoleszenz.

ABNull-Blutgruppen Abhusten

Entfernen von Bronchialsekret aus den Atemwegen mit Hilfe sekretlösender Maßnahmen; um den Bronchialschleim zu verflüssigen, sollte der Patient mindestens 21 Flüssigkeit zu sich nehmen (Vorsicht bei Herz- und Niereninsuffizienz oder anderen Erkrankungen, die eine Flüssigkeitszufuhr beschränken). Folgende Maßnahmen ermöglichen bzw. erleichtern das Abhusten: Vibrationsmassage*, Einreibung mit hyperämisierender Salbe, Inhalationstherapie* und Brustwickel*. Hustenhilfen sind u.a. indiziert nach abdominalen Eingriffen. Pflege: Der sitzende Patient hustet nach größtmöglicher Einatmung ab, während die Pflegefachkraft die Rippen vorn und hinten fixiert. Unterstützend kann mit der flachen Hand ein Gegendruck auf das Abdomen ausgeübt werden. Bei zähflüssigem Sekret empfiehlt sich ein Ausatmen auf die Silbe „haff", das eine Reizung der Hustenrezeptoren bewirkt und einen Hustenstoß auslöst. Vgl. Pneumonieprophylaxe, Hustentechnik. Abklatschen

Umgangssprachliche Bezeichnung für Abklopfen*. Abklatschverfahren

Mikrobiologisches Verfahren zum Nachweis von Bakterien an Oberflächen (Haut, ebene Arbeitsflächen, Kleidung) mit Hilfe eines gelartigen Nährmediums (Nähragar). Abklopfen

Umgangssprachliche Bezeichnung Abklatschen; pflegetherapeutische Unterstützung zum Lösen von Bronchialsekret*. Durchführung: Das Abklopfen erfolgt vorsichtig mit der hohlen Hand, der lockeren Faust oder mit der Kleinfingerkante unter Aussparung der Wirbelsäule und Nierengegend in Richtung Lungenhilus (zur Mitte hin) und von der Lungenbasis weg (zum Kopf hin). Die Maßnahme sollte mindestens 5 Minuten andauern und darf nur in der Ausatemphase durchgeführt werden, da sonst der Schleim mit der eingeatmeten Luft in die tieferen Lungenabschnitte gelangt. Papiertücher bereitlegen, um das Sekret aufzunehmen. Gegenanzeigen: Thrombose, Herzinfarkt oder Lungenembolie (Gefahr der Lösung von Blutgerinnseln); Osteoporose oder Knochenmetastasen (Gefahr einer Spontanfraktur); Rippenoder Wirbelfraktur bzw. Tumoren der Wirbelsäule; Schädelhirntrauma (Blutungsgefahr aufgrund des Druckanstiegs). Hinweis: Zum Abklopfen wird häufig Franzbranntwein* verwendet. Enthält dieser keine rückfettenden Substanzen, muss nach der Behandlung die Haut eingefettet werden. Bei Hautdefekten oder Kältegefühl kann alternativ Wasser eingesetzt werden.

wird durch Zulauf von kaltem Wasser innerhalb von 10-15 Minuten die Wassertemperatur um 5°C gesenkt; die Kreislaufbelastung erfordert eine Kontrolle der Vitalzeichen*. Ein Halbbad mit einer Wassertemperatur von 36 °C wird auf 31 °C abgekühlt und der Rücken des Patienten mehrfach mit kaltem Wasser Übergossen. Anwendung: Als Vollbad bei Überwärmung durch Fieber und Hitzschlag (vorwiegend bei Kindern); als Halbbad bei Hypotonie und vegetativ bedingten Herzrhythmusstörungen. Vgl. Bad. A b l e h n u n g (ICNP)

1. Zurückweisung eines Menschen oder persönlicher Eigenheiten in Form von wiederholter Kritik, Feindseligkeit oder Ignoranz; Gegensatz: Akzeptanz*; 2. Ausdruck von Misstrauen gegenüber Medikamenten oder Therapiemaßnahmen; Ablehnung sollte offen begegnet und evtl. durch Gespräche und Aufklärung entgegengewirkt werden. Vgl. Compliance. A b m a g e r u n g (ICNf )

Starker Gewichtsverlust bis zu einem Körpergewicht von mehr als 15% unter dem altersund körpergrößenspezifischen Minimum; Ursachen: Mangelernährung, physische Krankheiten (Karzinome, terminale Niereninsuffizienz, chronische Infektionskrankheiten, endokrinologische Erkrankungen) oder psychische Störungen (Magersucht*, Depression, Sucht); die verschiedenen Faktoren können sich gegenseitig beeinflussen und auch kombiniert auftreten; Folgen: Schwäche, Mangelerscheinungen, Resorptionsstörungen, Dekubitus*; die extreme Form der Abmagerung wird als Kachexie bezeichnet. Maßnahmen: Ernährungsberatung, hochkalorische Diät, Dekubitusprophylaxe, ggf. Psychotherapie. ABNull-Blutgruppen

Syn. ABO-Blutgruppen; System der sog. klassischen Blutgruppen (A, B, AB und Null, von Landsteiner 1901 entdeckt), das auf bestímmABNull-Blutgruppen Häufigkeit in Mitteleuropa BlutErythrozytengruppe eigenschaften

[H] A, A2 (AJ

AB

Α, Β a2B (AXB)

Abkühlungsbad

Syn. absteigendes Bad; Verfahren der Hydrotherapie* zur Senkung der Körpertemperatur; Durchführung: Die Badetemperatur liegt anfangs 1 °C unter der rektal gemessenen Körpertemperatur des Patienten. Bei einem Vollbad

111

Häufigkeit

Antikörper

-40%

Anti-A111 Anti-B

-44,5%

Anti-B

-10,5%

Anti-A111

-4,5%

keine

-37%

~ 7,5 % (selten)

~ 3,5 %

-1,0%

(selten)

Menschen mit den Blutgruppen 0 und Β besitzen regelmäßig Al-Antikörper, der Titer gegen das Antigen A2 ist dagegen variabel und meist niedrig.

3

Abort

¡íí • Mí i ψ _Λ , J

ten, als Antigen wirkenden Eigenschaften der Erythrozytenoberfläche und den entsprechenden Antikörpern im Blutserum basiert; Häufigkeit der ABO-Blutgruppen in Mitteleuropa: s. Tab. S.3. Bei Transfusion* und Transplantation* muss das ABO-System berücksichtigt werden, da Unverträglichkeit aufgrund AntigenAntikörper-Reaktion zu lebensbedrohlichen Transfusionszwischenfällen* oder Transplantatabstoßung führen kann. Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind kann durch Bildung mütterlicher Antikörper gegen die kindlichen Erythrozyten eine Anämie des Neugeborenen verursachen. Vgl. Blutgruppen, Rhesus-System. Abort

syn. Fehlgeburt*. Abortiva

Meist wehenerzeugende Arzneimittel zur Herbeiführung eines Schwangerschaftsabbruchs*; eingesetzt werden z.B. Mifepriston (RU486), Prostaglandine und Trichosanthin. Früher gebräuchliche Arzneimittel wie Chinin, Ergotamine und verschiedene ätherische öldrogen führen häufig zu einer schweren Schädigung des Fetus und der Mutter. Abreibung

Milde, reibende Massage zur Förderung der Hautdurchblutung und Steigerung des Stoffwechsels; Verfahren der Hydrotherapie*, bei dem der Patient in ein angefeuchtetes Leinentuch gehüllt wird und der Behandelnde mit beiden Händen über das Tuch streicht oder klatschend mit der hohlen Hand massiert. Danach wird die Haut mit einem trockenen Tuch abgerieben bis eine leichte Rötung entsteht. Anwendung: Kalt (10-15 °C), warm oder wechselnd; Ganzkörperabreibung zur täglichen Körperpflege, Abhärtung, Kreislaufanregung bei hypotoner Kreislaufdysregulation und bei Infektionskrankheiten; Teilabreibung besonders bei Fieber. Vgl. Abklopfen, Packung. Absaugen

1. syn. Bronchialtoilette; Entfernen von Bronchialsekret* oder eingeatmeten Fremdsubstanzen (Aspiration*) aus den oberen und unteren Atemwegen; ein mit einem Absauggerät* verbundener Absaugkatheter* wird eingeführt und unter Sog langsam zurückgezogen. Das gewonnene Sekret wird in einer Sekretflasche aufgefangen. Ziele sind die hindernisfreie Belüftung der Lungen (auch i. R. der Atelektasen- und Pneumonieprophylaxe) und die Gewinnung von Bronchialsekret zur Diagnostik. Anwendung: Bei Patienten, die nur unzureichend abhusten* können, bei beatmeten oder bewusstlosen Patienten und bei Patienten mit operativ angelegtem Zugang zur Luftröhre (Tracheostoma) oder hochgradiger körperlicher Schwäche, fehlendem Schluckreflex, sehr zähem Bronchialsekret. Absaugtechniken nach Form des Zugangs: a) sog. blindes Absaugen: Oral (durch den Mund) und nasal (durch die Nase); b) unter Sicht (ausschließlich ärztliche Tätigkeit): Endotracheales Absaugen über einen Endotrachealtubus* oder 4

eine Trachealkanüle; bronchoskospisches Absaugen mit einem Endoskop während einer Spiegelung. Durchführung: Vor dem Absaugen ist eine physikalische Therapie zur Sekretlösung sinnvoll (Inhalationstherapie*, Abklopfen*, Lagerungsdrainage, Vibrationsmassage*). Das Absaugen erfolgt immer mit Hilfe von 2 Pflegekräften, um streng aseptisches Vorgehen zu gewährleisten und bei Komplikationen eingreifen zu können. Der Eingriff sollte möglichst kurz gehalten werden (nicht länger als 5-10 Sekunden), um Sauerstoffmangel zu vermeiden. Die Häufigkeit des Absaugens richtet sich nach dem Zustand des Patienten sowie der Menge und Beschaffenheit des Sekrets und ist i. d. R. ärztlich angeordnet. Das Absauggerät immer zuvor auf Funktionstüchtigkeit überprüfen; die Lagerung des Patienten während des Absaugens erfolgt in Oberkörperhoch- oder Seitenlage. Vor der Durchführung möglichst den Patienten zum tiefen Atmen und Abhusten auffordern; Gerät auf Sog einstellen, ggf. 0 2 -Anreicherung der Atemluft oder 0 2 -Zufuhr; Mund- und Nasenpflege (Keimverschleppung in die unteren Atemwege möglich); Händedesinfektion; steriler Handschuh an absaugender Hand, unsteriler an der anderen; sterilen Katheter mit destilliertem Wasser durchspülen und ohne Sog einführen; Kathether unter Sog mit leicht drehenden Bewegungen zurückziehen; Patientenbeobachtung (Puls, Hautfarbe und Atmung) durch helfende Person; Katheter vom Saugschlauch trennen, in die Hand wickeln, Handschuh darüber stülpen und entsorgen; ggf. Mund- und Nasenpflege. Hinweis: Patienten mit PEEP*-Beatmung immer mit einem geschlossenen Absaugsystem absaugen. 2. Entfernen von Magen- oder Darminhalt mit Magen-, Zwölffingerdarm- oder Dünndarmsonden nach Einnahme giftiger Substanzen oder als präoperative Maßnahme zur Vermeidung einer Aspiration bei Narkoseeinleitung (Aspirationsprophylaxe). Rechtlicher Hinweis: Das Absaugen ist prinzipiell eine ärztliche Tätigkeit, die jedoch häufig, besonders auf Intensivstationen, delegiert wird; Voraussetzung ist daher ist eine ärztliche Anordnung. Vgl. Delegation. Absauggerät

Auch Absaugpumpe; elektrisch oder mit Druckluft betriebene Vorrichtung, die zum Entfernen von Sekret oder Fremdkörpern aus Körperhöhlen einen Sog erzeugt; das Absaugen* erfolgt mit Hilfe eines flexiblen Absaugkatheters*, integriertem Sekretbehälter und Bakterienfilter. Das Absauggerät ist von Netz- und Druckluft abhängig oder mobil mit Akku betrieben. Absaugkatheter

Flexibler einlumiger Katheter zum Entfernen von Sekret, Blut oder Fremdkörpern v.a. aus Mund, Nase, Kehlkopf, Luftröhre oder Bronchien durch Absaugen*; wird mit Absauggerät* unter Sog gesetzt; Hinweis: Beim oralen Absaugen auf die Tiefe beim Einführen achten; Richtmaß ist der Abstand zwischen Ohrläppchen und Nasenspitze.

Abstoßungsreaktion Abschied nehmen

s. Trauerprozess. Abschürfung (ICNP)

Syn. Schürfwunde; Verletzung von Gewebe der oberen Hautschicht (Epidermis) mit punktuellen Blutungen; Kennzeichen: Schmerzhafte und entzündete Wunde bis zum Überzug durch eine getrocknete, seröse, blutige Kruste. Ursache: Physische Verletzung (Trauma). Meistens problemlose Abheilung mit folgendem Heilungsverlauf: 1. Exsudationsphase (bis ca. 3 Tage): Die Wundfläche wird mit Blut, Fibrin und Thrombozyten (Wundschorf) aufgefüllt zum Schutz vor dem Eintritt von Keimen und zur Verringerung des Blutverlustes. 2. Resorptive Phase: Immunzellen lösen Krankheitserreger und Gewebereste in der Wunde auf. 3. Proliferationsphase (bis ca. 10 Tage): Versuch des Körpers, die Wunde wieder selbständig zu verschließen. Dabei wird in der Wundfläche ein gefäßreiches, faserarmes Bindegewebe, sog. Granulationsgewebe, gebildet. Zusätzlich werden mehr und mehr Fasern aus Kollagen aufgebaut, die die Wundfläche immer weiter verkleinern und die Wundränder näher zu einander bringen. 4. Eegenerationsphase: Stabilisierung der Kollagenfasern, Abschluss der Wundheilung. Komplikationen: Infektion*, bei großflächigen Abschürfungen verzögerte Wundheilung möglich. Schürfwunden vorzugsweise ohne das Aufbringen körperfremder Substanzen abheilen lassen; i. d. R. bildet die körpereigene Wundheilung optimalen Schutz gegen Infektion und Narbenbildung. Maßnahmen: Trockener Wundverband (s. Wundmanagement); dabei ist darauf zu achten, dass die Wunde nicht berührt wird. Festsitzende Fremdkörper von einem Arzt entfernen lassen; Reinigung von verschmutzten Wunden nur durch Fachpersonal. Hinweis: Schutzhandschuhe verwenden.

rung ist aufgrund des erhöhten Eisenbedarfs des Säuglings ab dem 6. Lebensmonat erforderlieh (sekundäres Abstillen: Unterdrückung einer bestehenden Laktation); 3. vorzeitiges Umstellen der Brusternährung auf künstliche Säuglingsnahrung mit industriell gefertigten Ersatzprodukten oder Anschlussnahrung bei Vorliegen von Faktoren, die das Stillen unmöglich machen; sollte wegen der Vorteile der Ernährung mit Muttermilch für den Säugling möglichst nicht vor dem 5. Lebensmonat erfolgen. Indikation: 1. von Seiten des Kindes: Späte Fehlgeburt, Totgeburt oder postnatal verstorbenes Kind, bestimmte Medikation der Mutter, angeborene Stoffwechselstörungen des Kindes; 2. von Seiten der Mutter: Allgemeinerkrankung, Brusterkrankung oder -anomalie, Status nach Brustoperation, ungenügende Milchproduktion, Wunsch der Mutter. Ein Übergang zur Anschlussnahrung erfolgt meist schrittweise. Durchführung: 1. abruptes Abstillen: Verringerung der Flüssigkeitszufuhr; festsitzenden Büstenhalter tragen oder Hochbinden der Brust zur Durchblutungsminderung; lokale Kühlung (Brustwickel oder Duschen); medikamentöse Therapie mit Prolaktinhemmern; kurzzeitige Verringerung der Milchproduktion durch Verringerung der Flüssigkeitsaufnahme der Mutter, Salbeitee und Gabe homöopathischer Präparate; 2. Übergang auf Anschlussnahrung durch Auslassen einzelner Stillmahlzeiten, diese werden durch Beikost ersetzt. Komplikationen: z. B. Milchstau*, Brustentzündung (Mastitis). Abstinenz

Enthaltsamkeit, Enthaltung z.B. von bestimmten Speisen, Genuss- oder Arzneimitteln, sexueller Aktivität; der Begriff wird klinisch im Zusammenhang mit Drogen- oder Alkoholentzug für das Leben ohne den Suchtstoff benutzt.

Abschwitzpackung

Abstoßungsreaktion

s. Packung.

Abk. AR; ímmunreaktion des Empfängers auf ein Spenderorgan; Formen: 1. akute Abstoßungsreaktion: Tritt meist 1 Woche bis 3 Monate nach Transplantation* auf und führt ohne Behandlung rasch zum Organversagen; klinische Zeichen bei a) Herz-, Lungen-, Herz-LungenTransplantation: Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern, Extrasystolen), Hypotonie, Dyspnoe, Oberbauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Temperaturerhöhung; b) Lebertransplantation: Müdigkeit, Lethargie, Appetitlosigkeit, Fieber, abdominale Schmerzen, lehmfarbener Stuhl, Dunkelfärbung des Urins, Ikterus; c) Nierentransplantation: Schmerzen im Bereich des Transplantats, Hypertonus, Appetitlosigkeit, Fieber; 2. chronische Abstoßungsreaktion: Tritt nach mehr als 3 Monaten bis mehreren Jahren auf, verläuft langsam und führt zum medikamentös kaum beeinflussbaren Funktionsverlust des Transplantats. Pflegeprozess: Ziel ist es, die Abstoßung vor dem Auftreten klinischer Symptome zu diagnostizieren. Als Basisimmunsuppression zur Prophylaxe der Abstoßungsreaktion erhalten die Empfänger nach ärztlicher Anordnung Immunsuppressiva* wie Ciclosporin A (CSA), Aza-

Absence

Form eines epileptischen Anfalls mit 10-30 Sekunden andauernder Bewusstseinsminderung und nachfolgender Amnesie*; zusätzlich evtl. mit motorischen Begleitsymptomen wie Lidzuckung, Änderung des Muskeltonus und Automatismen. Diese Funktionsstörung des Gehirns kann mehrmals am Tag auftreten und ist gehäuft in der Pubertät festzustellen. Zum Zeitpunkt der Absence haben die Betroffenen einen leeren Gesichtsausdruck und verharren bewegungslos. Durch die kurzzeitige Dauer des epileptischen Anfalls kann eine Konversation evtl. unbemerkt während des Geschehens weitergeführt werden. Abstillen

X. Unterdrückung der Milchbildung und -Sekretion (Laktation) bevor diese eingesetzt hat (primäres Abstillen); 2. natürliche Umstellung der Ernährung eines älteren Säuglings (ab dem 6. Lebensmonat) von der reinen Brusternährung (Muttermilch; vgl. Stillen) auf Beikost* (zusätzlich zur Muttermilch); diese Nahrungserweite-

5

- W A 1®

Abstract r • Η i f _Λ ,-, J

thioprin (AZA), Mucophenolat-Mofetil (MMF), Prednisolon (Ρ) oder Tacrolimus (FK 506). Therapie: Die akute Abstoßungsbehandlung erfolgt mit hochdosierten Immunsuppressiva wie Glukokortikoiden, polyklonalem Anti-T-ZellGlobulin (ATG) oder monoklonalen CD3-Antikörpern (OKT3), die meist in Kombination verabreicht werden. Unter Behandlung mit Immunsuppressiva besteht eine vermehrte Infektanfälligkeit. Abstract Kurze Abhandlung oder Inhaltsangabe eines Buches, Artikels oder Vortrages. Abstraktion Gedankliche Verallgemeinerung ohne direkten Bezug zur gelebten Realität; theoretische B e griffsbildung. Das Maß der gedanklichen Verallgemeinerung eines Begriffes bzw. einer Theorie wird als Abstraktionsgrad bezeichnet, die Fähigkeit, nichtgegenständlich, logisch verallgemeinernd zu denken und aus dem Ganzen Teilinhalte abzulösen als Abstraktionsvermögen. Vgl. Denken. Abstrich Untersuchungsmaterial, das zu diagnostischen (mikrobiologischen oder zytologischen) Zwecken von Haut- oder Schleimhautoberflächen oder aus Wunden entnommen wird (z.B. mit sterilem Watteträger); zur mikroskopischen Untersuchung wird das Material auf einem Objektträger ausgestrichen, ein Tropfen NaCl 0,9% zugegeben und mit einem Deckglas bedeckt oder der Watteträger wird in ein spezielles Transportmedium eingebracht. Abstriche dienen zum Nachweis von Keimbesiedlung (vgl. Infektion) oder von Zellveränderungen (z.B. im Rahmen der Früherkennung von Krebserkrankungen; vgl. Prävention). Abszess Ansammlung von Eiter* i. R. einer eitrigen Entzündung* in einem durch Gewebeeinschmelzung entstandenen Hohlraum, in späteren Stadien durch bindegewebige Abszessmembran abgegrenzt; Erreger: Meist Staphylokokken, auch Streptokokken, Escherichia coli, häufig Mischflora; Lokalisation: Meist Körperoberfläche, seltener innere Organe (z.B. Leber-, Lungen·, Hirnabszess); Symptome: Entzündung, Fluktuation (tastbare wellenförmige Flüssigkeitsbewegung), pulssynchroner Klopfschmerz; Therapie: Chirurgische Entfernung, Einschnitt (Inzision), Drainage, Wundspülung, Antiseptika. Vgl. Empyem, Wundmanagement. Abteilungspflegesatz Tagesgleicher Pflegesatz einer Abteilung; Abteilungspflegesätze werden als Entgelt für ärztliche und pflegerische Tätigkeiten und hierdurch veranlasste Leistungen für jede bettenführende Abteilung eines Krankenhauses gebildet. Nach der Bundespflegesatzverordnung* (Abk. BPflV) erfolgt über diese die Vergütung aller Leistungen, die nicht über Fallpauschalen* und Sonderentgelte abgerechnet werden. Werden Leistungen teilstationär erbracht, sind entsprechende 6

teilstationäre Abteilungspflegesätze zu vereinbaren. Diese Regelung ist gültig bis zur Einführung der Diagnosis* Related Groups (Abk. DRG) am 1.1.2004. Vgl. Wahlleistung, Basispflegesatz. Abtrainieren Umgangssprachliche Bezeichnung für 1. Entwöhnung*; 2. den Abbau unerwünschter Verhaltensweisen (Hemmungen, Ängste, Suchtverhalten), Fehlhaltungen und Fehlfunktionen (z.B. gestörtes Schluckverhalten, Schielen bei Kindern); 3. die Reduktion des Trainingumfangs und der Belastung von Sportlern ζ. B. vor Wettkämpfen, geplanten Operationen; 4. die Verringerung von Ubergewicht durch sportliche Betätigung. Abtreibung Absichtlich herbeigeführter Schwangerschaftsabbruch*. Abusus syn. Missbrauch*. Abwasser Durch landwirtschaftliche, industrielle und häusliche Nutzung verunreinigtes Wasser; bei einer Mischung von Abwasser und Trinkwasser besteht die Gefahr einer Epidemie durch Wasser übertragener Krankheiten. Um Gesundheitsgefahren auszuschließen, werden kolloidale (vgl. Kolloid) und gelöste Stoffe in biologischen oder chemischen Verfahren entfernt. B e stimmungen über die Abwasserbeseitigung sind in den Bauordnungen sowie den Wassergesetzen der Länder enthalten. Strafrechtliche Vorschriften über die unzulässige Einleitung von Abwasser in Gewässer enthält das Wasserhaushaltsgesetz (Abk. WHG). Abwehr Auseinandersetzung mit einer Gefahr, um diese abzuwenden; wichtigste Formen der Abwehr bei Mensch und Tier sind Flucht- und Kampfverhalten. Dabei spielt beim Menschen neben dem körperlichen auch das seelische und soziale Sich-bedroht-Fühlen eine Rolle, z.B. bei Liebesverlust, Konkurrenz, Entwertung. Das Flucht- bzw. Kampfverhalten kann über körperliche Reaktionen hinaus bestimmte soziale Verhaltensweisen beinhalten: 1. Flucht: z.B. Leugnen*, Demutshaltung, Angst; 2. Kampf: ζ. B. Auftrumpfen, autoritäres Verhalten, Mittelpunktstreben. Abwehrmechanismus 1. (psychoanalytisch) Unbewusstes intrapsychisches Anpassungsverhalten gegenüber Angst und Stress zum Schutz der eigenen Person und Wiederherstellung des intrapsychischen Gleichgewichts; S. Freud benannte (1894) bestimmte Techniken des Ich* mit dem Begriff Abwehr; A. Freud führte (1934) den Begriff Abwehrmechanismus ein. Durch Abwehrmechanismen sträubt sich das Individuum gegen peinliche oder unerträgliche Triebregungen, Affekte oder Vorstellungen durch unbewusste Techniken des Ich und wehrt so evtl. zu Neurosen führende

Adiposités

Konflikte ab. Die wichtigsten Abwehrmechanismen sind Verdrängung*, Regression*, Konversion, Reaktion, Projektion*, Introjektion*, Kompensation, Autoaggression*, Subümierung*, Rationalisierung*, Substitution und soziale Isolation. 2. (immunologisch) Immunantwort. Vgl. Immunität.

Adaptationsmuster

Syn. Anpassungsmuster; für das sich anpassende Individuum typische Verhaltensweisen als wiederkehrende Kennzeichen des Anpassungsprozesses; vgl. Adaptation. Adaption (ICNP)

s. Adaptation.

ACENDIO

ADD

Abk. für Association for Common European Nursing Diagnosis, Interventions and Outcomes; europäische Organisation zur Entwicklung und Förderung einer Terminologie und Taxonomie zur Beschreibung und Klassifikation der Pflege in Form von Pflegediagnosen*, Pflegeinterventionen und Pflegeergebnissen. Vgl. NANDA.

Abk. für (engl.) attention deficit disorder; s. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

activities of daily living

Adhäsivplatte

Abk. ADL; (engl.) für Aktivitäten* des täglichen Lebens; beschränkt auf 6 körperorientierte motorische Selbstversorgungsaktivitäten: Sich waschen, zur Toilette gehen, kontinent sein, essen, Transfer ausüben, sich ankleiden; ADL wurden als standardisiertes Assessmentinstrument in den USA für epidemiologische Untersuchungen v. a. in der Gerontologie in den 60er Jahren aus Beobachtungen bei Patienten mit Schenkelhalsfrakturen entwickelt. Wegen der Namensähnlichkeit besteht die Gefahr der Verwechslung mit den sehr viel weiter konzipierten Lebensaktivitäten nach N. Roper oder deren leicht veränderte Übernahme als ATL nach L. Juchli. Das ADL-Konzept liegt dem Begriff der Pflegebedürftigkeit* im SGBXI zugrunde. Ebenfalls auf Basis der ADL wurde der Barthel*-Index entwickelt. Vgl. instrumental activities of daily living.

Hautschutzplatte eines zweiteiligen Systems zur Stomaversorgung*; haftet auf trockener und nässender Haut und ist auch bei hohem Feuchtigkeitsaufkommen formkonstant; lässt sich leicht entfernen und verursacht selten Allergien. Je nach Hauttyp und Flüssigkeitsausscheidung kann eine Platte 3-5 Tage auf der Haut verbleiben.

Adaptation

Adaption; 1. (pflegetheoretisch) Anpassung a) als Akt eines Prozesses, sich ζ. B. an eine neue Umgebung gewöhnen i. S. der Adaptationsfähigkeit als persönliche Ressourcen* (L. Hall); b) als Zustand des Adaptiertseins, z.B. psychisch oder physisch an eine chronische Erkrankung i. S. des Adaptationsergebnisses (J. M. Craney); c) systemisch als Wechselbeziehung zwischen der Gesamtheit der Umweltreize und dem Adaptationsniveau als sich verändernde Fähigkeit des Menschen, auf eine Situation zu reagieren (C. Roy). Das Hauptinteresse der Untersuchungen liegt darin, zu erforschen wie Menschen sich an Behinderungen, Krankheiten (speziell chronische Erkrankungen) und lang eingreifende Behandlungen (Medikamente, Herzschrittmacher) anpassen (vgl. Coping); 2. (biologisch) morphologische und/oder physiologische Reaktion des Organismus auf die Umwelt mit dem Ziel, die veränderte Umwelt optimal zu nutzen, ζ. B. mit der Anpassung von Organen und des Organismus an veränderte Bedingungen; 3. (chirurgisch) Annäherung von getrenntem Gewebe zur primären Wundheilung*; 4. s. Rehabilitationskonzept; 5. s. Anpassung.

Adduktion

s. Gelenkbewegung. Adhäsivbeutel

s. Stomabeutel.

Adhäsivprodukte

Materialien, die aufgrund ihrer molekularen Anziehungskräfte an festen Stoffen haften und somit eine gute Verbindung ζ. B. zwischen Haut und Trägerplatte eines Stomabeutels* herstellen; Adhäsivprodukte bestehen aus hydrokolloiden Quellstoffen (z.B. Gelatine, Gummi arabicum, Karaya gummi; s. Karayaring), die sich durch Körperwärme ausdehnen, an den Körper anschmiegen und somit Lücken und Hohlräume ausgleichen. Da die Quellstoffe Feuchtigkeit (auch Schweiß) aufnehmen, entsteht eine optimal dichte Verbindung zwischen Versorgungssystem und Haut. Weitere Anforderungen an Adhäsivprodukte: Ungiftig, nicht allergieauslösend, gute Schleimhautverträglichkeit, geruchsund geschmacksneutral, rückstandlos entfernbar. Produkte mit Adhäsivmaterialien sind z. B. mit Adhäsivplatten* oder -ringen versehene Beutel, Haftpulver oder -pasten (z.B. für schlecht sitzende Zahnprothesen). Vgl. Stoma. Adhäsivpulver

Spezialpulver, das z. B. in der Stomaversorgung bei Hautreizungen und offenen, nässenden Hautverletzungen oder bei schlecht sitzenden Zahnprothesen sowie Zahnprovisorien eingesetzt wird; vgl. Adhäsivprodukte. ADHS

Abk. für Aufmerksamkeitsdefizit*-Hyperaktivitätsstörung. Adipositas

Krankhaftes Übergewicht*, das zu gesundheitlicher Beeinträchtigung führt; häufigste Form der Fehlernährung in den westlichen Industrieländern; stellt einen Risikofaktor für Folgeerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Erhöhung von Serumlipiden, Hypertonie*, Arteriosklerose,

ADL Gicht) dar; Ursachen: Sog. multifaktorielle Ätiologie, d. h. zahlreiche Faktoren begünstigen die Entwicklung von Übergewicht (ζ. B. Ernährung, psychische Faktoren, körperliche Faktoren, Bewegung); Symptome: Erhöhter Körperfettanteil (normal ca. 15-18 % beim Mann, 20-25 % bei der Frau), näherungsweise bestimmt mit Body*mass-Index; Maßnahmen: Reduktion der Fettzufuhr, Erhöhung körperlicher Aktivität; ggf. Teilnahme an integrativen Gewichtsreduktionsprogrammen. Vgl. Essstörungen, Körper. ADL Abk. für (engl.) activities* of daily living; vgl. Aktivitäten des täglichen Lebens. Adoleszenz Lebensabschnitt zwischen der Nachpubertät und dem Erwachsenenalter; ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Persönlichkeitsfestigung mit stärkerer Betonung der psychosexuellen Entwicklung ohne Erwachsenenrolle. Adoption Annahme eines nichteigenen Kindes durch Erwachsene, d. h. Begründung eines Eltern-KindVerhältnisses ohne Rücksicht auf die biologische Abstammung; der Antrag des Annahmewilligen wird beim Vormundschaftsgericht* unter Einwilligung des Kindes, der Eltern oder des gesetzlichen Vertreters gestellt. Der Annehmende muss mindestens 25 Jahre, das Kind mindestens 8 Wochen alt sein. Der rechtliche Status des angenommenen Kindes entspricht dem eines eheßchen Kindes. ADS Abk. für 1. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom; s. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung; 2. Arbeitsgemeinschaft* Deutscher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen. Adstringenzien Arzneimittel, die durch Reaktion mit dem Eiweiß oberster Gewebeschichten zusammenziehend auf Blutgefäße oder Ausführungsgänge von Schweißdrüsen wirken; zusätzlich mit milder antibakterieller, anästhesierender und juckreizstillender Wirkung; z.B. Tannin. AEDL Abk. für Aktivitäten* und existenzielle Erfahrungen des Lebens. Änderungskündigung Kündigung* des Arbeitsverhältnisses durch den Arbeitgeber mit dem gleichzeitigen Angebot der Fortsetzung zu geänderten Bedingungen; mit der Änderungskündigung muss eindeutig erklärt werden, dass das Arbeitsverhältnis endet, wenn der Arbeitnehmer das Angebot zur Fortsetzung der Beschäftigung zu geänderten Bedingungen nicht annimmt. Die Änderungskündigung bedarf nach § 2 des Kündigungsschutzgesetzes (Abk. KSchG) eines Kündigungsgrundes, der entweder in der Person des Arbeitnehmers oder durch dringende betriebliche Erfordernisse bedingt ist. Nimmt der Arbeitnehmer das Änderungsangebot vorbehaltlos an, wird 8

das Arbeitsverhältnis ab dem vorgegebenem Zeitpunkt zu den abgeänderten Bedingungen fortgesetzt. Ist der Arbeitnehmer mit der Änderungskündigung nicht einverstanden und will er die Beendigung des Arbeitsverhältnisses verhindern, so kann er die Änderungskündigung unter Vorbehalt anzunehmen und im Wege der Änderungsschutzklage gemäß § 4 S. 2 KSchG die Änderung der Arbeitsbedingungen gerichtlich überprüfen zu lassen. Äquivalenz Gleichwertigkeit, z.B. von Aussagen, Objekten und Reizen. Ärger (ICNP) Gefühl augeprägten Missfallens, ausgelöst durch Frustration oder Feindseligkeit, das aus innerem Antrieb oder als ein Verteidigungsmechanismus auftritt; vgl. Aggression, Emotion. Aerosol Fein disperser Nebel aus Gas mit feinst verteiltem (kolloidal, vgl. Kolloid), festem oder flüssigem Schwebstoff; die Teilchengröße beträgt 10 μπι bis 1 nm. Anwendung zur Inhalationstherapie*. Aerosolapplikation Verabreichungsform von Medikamenten als Inhalationsnebel; inhaliertes Aerosol* gelangt direkt in Atemwege und Lungen. Vgl. Inhalationstherapie. Aerosolgerät Syn. Inhalationsgerät; Gerät zum Zerstäuben oder Verdampfen von Flüssigkeit und Medikamenten i. R. der Inhalationstherapie*, ζ. B. Dosieraerosole (Medikament in Treibgas gelöst), Trockenaerosole (Medikament in Pulverform), Zusätze zum Inhalieren (s. Abb.); gebräuchliche

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Geräte bilden alveolargängige Aerosolpartikel mit einem Durchmesser von 1-6 μπι. Vgl. Ultraschallvernebler. Aerosoltherapie s. Inhalationstherapie.

Aggression Affekt Zeitlich kurze und intensive Gefühlsregung (z.B. Wut, Freude), die i.d.R. mit physiologischer Erregung verbunden ist; vgl. Emotion, Stimmung. Affekthandlung syn. Kurzschlusshandlung*. Affektlabilität Bezeichnung für die Senkung der Schwelle zur Affektauslösung mit raschem Wechsel der emotionalen Stimmung (z.B. plötzlicher Übergang von Lachen zu Weinen); tritt z.B. bei organischer Psychose, Alzheimer-Krankheit auf. Vgl. Emotion. Affiliation syn. Anschlussmotiv*. AfnP Abk. für Arbeitsgemeinschaft* für nephrologisches Pflegepersonal. AG Abk. für Amtsgericht*. Agency for Healthcare Research and Quality Abk. AHQR; 1989 gegründete amerikanische Behörde für Forschung, Gesundheitsversorgung und Qualität*; AHQR unterstützt und leitet im Bereich Qualitätssicherung* Untersuchungen und Forschungsaktivitäten, die eine wissenschaftliche Basis für Verbesserungen in der klinischen Pflege, in der Organisation und Finanzierung der Pflege liefern. Aggression (ICNP) Emotion* oder Verhalten (Aggressivität), das die Absicht vermuten lässt, eine psychische oder physische Beeinträchtigung solle einer anderen Person, sich selber oder einem Gegenstand zugefügt werden; Äußerung erfolgt entweder aktiv (Schlagen, Beleidigen, schwarzer Humor, Kitzeln, böswilliger Klatsch), passiv (Verweigerung von Arbeitsleistung, Zustimmung oder Gespräch) oder verdeckt (nach innen gewandt, Intellektualisierung u.a.); Aggression wird insbesondere hinter heftigen, häufigen und absichtlichen (intentionalen) Verhaltensweisen gesehen. Eine allgemein anerkannte Definition steht bislang aus. Kennzeichen Verbale Zeichen wie Beleidigung, Beschimpfung, nonverbale Hinweise wie kämpferisches Gebaren, Angespanntheit, Erregung, Nervosität, Abwenden des Körpers oder aber Beharren auf Blickkontakt, körperliche Gewalt; Auftreten in pflegerischen Situationen bei Patienten oder Pflegekräften ist in nahezu jeder Form und Art in allen Lebensaktivitäten möglich. Psychologie Verschiedene Entstehungsmodelle nach den grundlegenden Aggressionstheorien: 1. Psychoanalytisches Modell nach S. Freud: Aggression wird zunächst als eine Komponente des Eros (Lebenstrieb) benannt, die in den einzelnen Phasen der kindlichen Entwicklung u n terschiedlich ausgeprägt ist. Sie dient der

Selbstbehauptung und kann als eine Reaktionsweise des Menschen auf die Umwelt bezeichnet werden. In seinem Spätwerk schrieb Freud dem Todes- und Destruktionstrieb Thanatos die Funktion einer Arterhaltung zu, dessen rigorose Unterdrückung pathologische Folgen für die menschliche Psyche haben könne. 2. Frustrations*-Aggressionstheorie nach Dollard: Nach einer (starken) Frustration ist die Wahrscheinlichkeit von Aggression sehr hoch. Eine hohe Frustrationstoleranz (z.B. durch Gelassenheit, Humor) wirkt hier vorbeugend, wohingegen bei einer niedrigen Toleranzgrenze auf geringfügige Frustrationen eine starke Wut als Motivationshintergrund für evtl. folgende Aggressionen zur Beseitigung der Frustration folgt. Ob eine Bereitschaft zu aggressivem Handeln umgesetzt wird, hängt u.a. von der Interpretation der Außenreize ab. 3. Theorien sozialen Lernens: a) klassisches Konditionieren nach J. B. Watson: Unangenehme Reize (nicht konditionierte Reize) werden mit zeitgleich auftretenden neutralen Reizen assoziiert (konditionierte Reize), so dass schließlich deren alleinige Darbietung bereits ein Gefühl der Frustration oder eine aggressive Verhaltensweise (konditionierte Reaktion) verursacht. Diese Reize können auch auf ähnliche Objekte verallgemeinert werden (Generalisierung). b) Operantes Konditionieren/ Lernen aus Konsequenzen nach B. F. Skinner: Aggression wird unter Bedingungen, die veränderbar oder nicht beeinflussbar sind, gelernt, wenn daraus positive Konsequenzen für den Täter folgen, z.B. Anerkennung durch die soziale Bezugsgruppe. Hierbei können verstärkende Reize auf eine Reaktion folgen und Konsequenzen für das Verhalten haben. Wenn diese positiven Konsequenzen ausbleiben oder S a n k tionen eintreten, verschwindet evtl. das aggressive Verhalten. 4. Modelllernen nach A. Bandura: Das Erlernen eines neuen, z.B. aggressiven Verhaltens kann durch Beobachtung und Imitation geschehen, wobei bereits vorhandene Verhaltensweisen reaktiviert werden können. 5. Verhaltensforschung: Instinkttheorie nach K. Lorenz: Aggression als spontane, angeborene Kampfbereitschaft, die für das Überleben jedes Einzelnen notwendig sei; i. e. S. ist Aggression ein innerartlicher Kampftrieb gegen Artgenossen. Nach Lorenz hat der Aggressionstrieb 4 lebens- und arterhaltene Funktionen: Verteilung der Artgenossen im beschränkten Raum, Kämpfe zur Auslese des Stärksten, Gewinn starker Verteidiger für die Nachkommen und Entwicklung von Hierarchien, um weitere Kampfhandlungen zu verhindern. Das Ausagieren von Aggression ist für die psychische und physische Gesundheit lebensnotwendig (Katharsishypothese). Physiologie Molekulargenetische, hormonelle, endokrinologische, neuroanatomische und neurophysiologische Erklärungsansätze von Aggression, Kriminalität und abweichendem (devianten) Verhalten sind mit z. T. beeindruckenden Ergebnissen durchgeführt worden, ohne dass diese Faktoren jedoch alleinig für das Verhalten verantwortlich zu machen sind. Aggression kann als ein aktivierender Impuls verschiedener Hirnareale ver9

Aggression

standen werden, der ständig von kognitiven Instanzen der Hirnrinde kontrolliert und kanalisiert wird. Ein Hirnzentrum für Aggression ist bisher nicht nachgewiesen worden. Ethnologie Der Psychoanalytiker E. Fromm und die Ethnologin M. Mead konnten unabhängig voneinander in interkulturellen Vergleichsstudien Belege dafür liefern, dass es zum einen friedliebende, lebensbejahende Gesellschaften gibt (Zuni-Pueblo-Indianer, Semang, Polar-Eskimos, BergArapeshen, Semai auf Malaysia), anderseits nichtdestruktiv-aggressive Gesellschaften existieren, die Aggressivität, kriegerische Auseinandersetzungen, Rivalitäten, Individualismus und hierarchische Strukturen als Normzustand kennen, diesem jedoch keine zentrale Bedeutung beimessen (Krähen-Indianer, GrönlandEskimos, Inka, Hottentotten, Tasmanier, Bachiga, Ifugao) und dass es schließlich aggressiv-destruktive Gesellschaften gibt, für die Brutalität und Grausamkeit kennzeichnend sind (Kwakiutl-Indianer, Azteken, Mundugumors, Haida, Dobu, Witoto, Ganda). Die Unterschiede zwischen diesen 3 Kulturen sind zu gravierend, als dass sie mit einer Aggressionstheorie alleinig erklärt werden könnten; vgl. Kultur. Ursachen für Aggression beim Pflegepersonal 1. Angst* des Pflegepersonals vor dem Ausgestoßensein (Zurückweisung, Missbilligung, Kritik, Versagen, Einsamkeit, Schwäche) oder vor dem „Verschlungen-Werden" (unaufhörliches Sterben, Schamverletzung, Schwäche, Hilflosigkeit) insbesondere bei Problemen mit Nähe und Distanz in Pflegesituationen. 2. Rollenkonflikt*: Erwartungen spezifischer Berufsgruppen (Kollegen, Ärzte, Pflegedirektion, Verwaltungsfachleute), Angehöriger, Freunde, Patienten mit sich z.T. widersprechenden Konsequenzen; Rollenstress entsteht bei der Pflegeperson besonders dann, wenn die Gestaltungsmöglichkeiten und die jeweilige Situation als unerträglich eingeschätzt werden. 3. Helfersyndrom* (W. Schmidbauer): Die an einem hohen, starren IchIdeal orientierte soziale Fassade, deren Funktionieren von einem kritischen Gewissen überwacht wird, wobei eigene Schwächen verleugnet und Solidarität und Intimität vermieden werden müssen. 4. Burnout*-Syndrom: Psychisches Ausbrennen durch eine unbefriedigende und fremdbestimmte Arbeit mit nur geringer Möglichkeit der Einflussnahme, geringe Kommunikationskompetenz, Teamprobleme und hohe Arbeitsbelastung mit Symptomen wie Angespanntheit, Reizbarkeit, Zynismus, Dienst nach Vorschrift, Wunsch nach Alleinsein, Konzentrationsstörungen, emotionaler Distanzierung, psychosomatische Störungen und Suchtverhalten. Maßnahmen: 1. Suche nach einem Gespräch (frühzeitiges Verbalisieren verhindert Gewalt), wobei eine konstruktive Kommunikation das gemeinsame Ziel sein muss; 2. Vermeiden persönlicher und generalisierender Attacken; 3. sofortige Entschuldigung in einer Konfliktsituation, um nicht die Position des Sündenbocks einzunehmen, auf den sich die Aggressionen der Gruppe bündeln; 4. Deeskalation durch Zurückstellen der Schuldfrage; 5. Beobachten der eigenen Gefühle; 6. Benutzen von Aggressi10

onsritualen, um „Dampf abzulassen"; 7. präventive Stressbewältigungsstrategien (z. B. Entspannungstraining, progressive Muskelrelaxation, Yoga, Biofeedback, funktionelle Entspannung, Meditation, Eutonie, Ausdauersport, kreative Hobbys); 8. Erhöhung der Belastbarkeit und Frustrationstoleranz durch kommunikative und fachliche Fort- und Weiterbildungen; 9. Intensivierung sozialer Beziehungen auch in berufsfremden Bereichen; 10. Erweiterung von Kommunikationsmöglichkeiten (Rhetorikkurse, Teamsitzungen, Supervisionen, Dienstbesprechungen); 11. systematischer Umbau der Krankenhaushierarchie (Erweiterung des Verantwortungs- und Gestaltungsbereiches eines jeden Mitarbeiters); 12. klinikinterne Einigung auf Vorgehen bei gewalttätigem oder aggressivem Verhalten von Mitarbeitern mit konsequenter Sanktionierung; 13. Sinnorientierung der Klinik (z.B. über Unternehmens- und Pflegeleitbild); 14. Einsetzen einer (klinikinternen) Ethik-Kommission zur prozessgesteuerten Norm- und Wertediskussion. Hinweis: Nicht förderlich ist es, Aggression in Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer zurückzuhalten. Auch der Verlust der Selbstbeherrschung muss i. d.R. nicht gefürchtet werden, sondern eher die Explosion der Gefühle bei übermäßiger Aggressionskontrolle. Insbesondere im Team müssen Grenzen permanent neu ausgehandelt werden. Ursachen für Aggression bei Patienten 1. Erkrankungen: z.B. Intoxikationen, Todesangst bei Herzinfarkt oder Polytrauma, Zustand nach Schädelhirntrauma, schwere Verbrennungen, Narkoseein- und -ausleitung, Hyperthyreose, Hypo- oder Hyperglykämie, hypertensive Krise, Entzündungen, zerebrale Hypoxie, hirnorganisches Psychosyndrom, Oligophrenie, akute schizophrene Psychose, Angstneurose oder Manie mit Erregung, antisoziale Persönlichkeiten mit Neigung zur Delinquenz, Borderline-Persönlichkeitsstörung. 2. Medikamentennebenwirkungen: Neuroleptika, Drogen wie Kokain, Halluzinogene, Weckamine, Analeptika, gegenteilige Reaktionen auf Psychopharmaka insbesondere bei Älteren, Thyroxine, Levodopa, Theophyllin, Androgene. 3. Gesellschaftliche Bedingungen: u.a. hierarchische Krankenhausstrukturen, fehlende Vorbilder, Zerfall der Großfamilie, Vereinzelung, Normen- und Werteverfall, Leistungsdruck, Gewaltpräsentation in den Medien. 4. Krankheitsängste: Konfrontation mit der eigenen Unzulänglichkeit und Vergänglichkeit, Ängste vor Erkrankungen, Schmerzen, Einsamkeit, Untersuchungen, persönlichen, beruflichen oder familiären Veränderungen und vor dem Tod. Pflegeprozess Umgang mit Aggression von Patienten: 1. Identifizierung der Aggressionsquelle (Skalen sind in Entwicklung, aber bislang nicht empirisch belegt), Eingrenzung oder Ausschluss der Ursachen (z.B. Streit, Medikamentennebenwirkungen, Erkrankungen mit Symptomen); 2. Wiederherstellen einer vertrauensvollen Beziehung*; 3. Äußerung der eigenen Gefühle mit Echtheit (vgl. Kongruenz) und Respekt im Gespräch und Verhalten; 4. frühzeitige kommunikative Intervention zur Deeskalierung (s. Kri-

Akkommodation senintervention); 5. evtl. Hinzuziehen einer u n beteiligten Person. Hinweise: Aggression kann ein wichtiges Signal in der Krankenbeobachtung und der Kommunikation mit dem Patienten sein. Eine Unterdrückung oder Verleugnung dieses Verhaltens kann im Einzelfall zur Eskalation führen. Eigene Gewaltanwendung kann nur zum Schutz der eigenen Person legitimiert sein. Den Patienten immer ernst nehmen und möglichst frühzeitig begleiten; je früher und je umfangreicher die Pflegekraft Informationen über den Patienten bekommt, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer überraschenden, gegen sie gerichteten Aggression und einer Eskalation. Abzulehnen sind moralisierendes Verhalten, Belehrungen, Demonstrationen von Macht* (nicht zu verwechseln mit ihrer ggf. notwendigen Ausübung) und Nichtreaktion auf Aggression. Karsten Hartdegen Agitation (ICNP) syn. Agitiertheit*. Agitierthelt Auch Agitation (ICNP); motorische Unruhe als gesteigerter Bewegungsdrang, bei dem affektive Erregung unkontrolliert in Bewegung umgesetzt wird; Vorkommen: z.B. bei Delir (s. Verwirrtheit, akute), Katatonie*, Angstneurose, agitierter Depression.

Agonie Auch Sterbephase; Zustand kurz vor dem Eintritt des klinischen Todes mit zunehmender Verschlechterung der lebenswichtigen Funktionen; vgl. Sterben. Agraphie s. Dysgraphie. AHB Abk. für Anschlussheilbehandlung*. AHOP Abk. für Arbeitsgemeinschaft* hämato-onkologischer Pflegepersonen in Österreich. AHRQ Abk. für Agency* for Healthcare Research and Quality. Air-fluidlsed-Bett Spezialbett zur Therapie von Dekubitus* oder großflächigen Verbrennungen*, in dem der Patient auf Mikroglaskugeln schwebt, die durch ein Gebläse aufgewirbelt werden und so den Auflagedruck reduzieren (s. Abb.). Das Laken besteht

Agnes-Karil-Institut Institut für Pflegeforschung des Deutschen* Berufsverbandes für Pflegeberufe mit Sitz in Berlin. Agnes-Karil-Stiftung Stiftungfonds für Aus- und Weiterbildung in der Pflege sowie für Pflegeforschung und -entwicklung mit Sitz in Dortmund. Agnosie Störung des Erkennens bei erhaltener Wahrnehmung, die nicht durch Demenz (s. Verwirrtheit, chronische) oder Aphasie* (Sprachstörung) verursacht ist; oft findet sich ein Funktionswandel (Senkung der Wahrnehmungsschwelle) des betreffenden Sinnesorgans. Formen: 1. auditive Agnosie: Sog. Seelentaubheit, Worttaubheit, Hörstummheit; Geräusche oder Töne werden gehört, aber können mit Hilfe des akustischen Erinnerungsvermögens nicht erkannt werden; v. a. bei Schädigung im Bereich der hinteren Schläfenlappen; 2. visuelle Agnosie: Sog. Seelenblindheit; Störungen des Erkennens von gesehenen Gegenständen bei Schädigung im Bereich des Hinterhauptlappens; 3. Stereoagnosie oder taktile Agnosie: Unvermögen, trotz Erhaltung der Wahrnehmung feiner Reize (Berührung) und der Tiefensensibilität, ohne Sichtkontrolle Gegenstände durch Tasten zu erkennen; tritt ζ. B. bei einer zerebralen Schädigung auf; 4. Autotopagnosie: Unfähigkeit, bei erhaltener Oberflächensensibilität Hautreize am eigenen Körper richtig zu lokalisieren; v. a. bei Läsionen des Scheitellappens. Vgl. Sensibilitätsstörung.

aus einem wasserabweisenden, luftdurchlässigen Material, das die Bildung feuchter Kammern vermeidet. Vgl. Low-flow-Bett, Low-airloss-Bett, Dekubitusprophylaxe. Akademisierang Besetzung von Stellen auf der Leitungs- und Ausbilderebene ausschließlich mit akademisch ausgebildeten Personen; vgl. Professionalisierung, Pflegewissenschaft. Akalkulie Rechenstörung bei intakter Intelligenz; Vorkommen z.B. bei umschriebener Hirnschädigung (meist linker Temporallappen, nahe dem Sulcus lateralis cerebri); tritt auch kombiniert mit Alexie* und Dysgraphie* auf. Vgl. Aphasie. Akkommodation 1. Fähigkeit des Auges, die Brechkraft der Linse der Entfernung des fixierten Objekts anzupassen; das Akkomodationsvermögen wird in Dioptrien angegeben. 2. Beilegen von zwischenmenschlichen Konflikten mit Hilfe von Kompromissen, Schlichtung oder Verhandlung; 11

Akkulturation

3. kontinuierlicher Anpassungsvorgang des Individuums an seine Umgebung zur Aufrechterhaltung der Homöostase*; vgl. Adaptation. Akkulturation

Übernahme fremder materieller oder geistiger Kulturgüter durch Einzelpersonen oder Gruppen.

Akne (ICNP)

Meist in der Pubertät auftretende Hauterkrankung mit entzündlichen, von Talgdrüsen ausgehenden Effloreszenzen* im Gesicht, am Hals, an Rücken und Schultern; durch Talgdrüsenhyperplasie und Verhornungsstörungen kommt es zur Bildung von sog. Mitessern (Komedonen). Pflege: Sorgfältige, auf die Akne abgestimmte

Aktivitäten des täglichen Lebens Grundbedürfnisse des Menschen (V. Henderson)

Lebensaktivitäten (LA nach N. Roper, W. Logan, Α. Thierney; ATL nach L. Juchli)

universelle menschliche Selbstpflegeerfordernisse (D. Orem)

normal atmen

atmen

ausreichende Zufuhr von Luft

ausreichend essen und trinken

essen und trinken

ausreichende Zufuhr von Wasser ausreichende Zufuhr von Nahrung

körperliche Abbauprodukte ausscheiden

ausscheiden

Vorkehrungen im Zusammenhang mit Ausscheidungsprozessen und Ausscheidungen

sich bewegen und an der Körperhaltung arbeiten

sich bewegen

schlafen und ruhen

schlafen

Erhalt eines Gleichgewichts zwischen Aktivität und Ruhe

spielen oder an Freizeitaktivitäten teilnehmen

arbeiten und spielen

Erhalt eines Gleichgewichts zwischen Alleinsein und Interaktion

durch entsprechende Bekleidung und Veränderung der Umwelt die Körpertemperatur im Normalbereich halten

Körpertemperatur regulieren

den Körper reinigen, pflegen und die Haut schützen

sich sauberhalten und kleiden

Selbstgefährdungen und Gefährdungen anderer vermeiden

für eine sichere Umgebung sorgen

Abwendung von Gefahren für Leben, Funktionsfähigkeit und Wohlbefinden

durch Äußerung von u.a. Gefühlen, Bedürfnissen, Ängsten, mit anderen kommunizieren

kommunizieren

Förderung der Funktionsfähigkeit und Entwicklung innerhalb sozialer Gruppen in Einklang mit den Fähigkeiten, Grenzen und dem Wunsch nach Normalität

Sexualität leben sterben sich entsprechend seiner Religion betätigen in einer Art und Weise arbeiten, die das Gefühl vermittelt, etwas Sinnvolles zu leisten passende Kleidung aussuchen, sich an- und auskleiden lernen, entdecken oder die Neugier befriedigen, die eine „normale" Entwicklung und Gesundheit zur Folge hat die vorhandenen Gesundheitsversorgungseinrichtungen nutzen

12

Aktivitätsphasen

Hautpflege, evtl. unter Verwendung von Aknemitteln*, Beratung über Behandlungsmethoden, Eingehen auf die starke psychische Belastung, die vom Jugendlichen oder jungen Erwachsenen empfunden wird. Aknemittel Arzneimittel zur Behandlung von Akne*; als Wirkstoffe kommen neben Antibiotika* v. a. in Frage: Desinfektionsmittel zur vorbeugenden und therapeutischen Anwendung gegen Infektionen (Antiseptika*), Mittel gegen die gesteigerte Talgproduktion (Antiseborrhoika), die Hornschicht auflösende Arzneimittel (Keratolytika*), getrocknete Back- oder Bierhefe. AKOD Abk. für Arbeitsgemeinschaft krankenpflegender Ordensleute Deutschlands. Aktionsforschung Syn. Handlungsforschung; angewandte Forschung* mit dem Ziel der Verbesserung sozialer Verhältnisse, z.B. Sanierung von Slums; der Forschende selbst ist Beobachter und aktiver Teilnehmer zugleich; die Beteiligten werden in Planung, Durchführung und Auswertung des Projekts integriert. Aktivitäten des täglichen Lebens Abk. ATL; Sammelbezeichnung für Tätigkeiten, die der Aufrechterhaltung von Lebensfunktionen und Erfüllung von Grundbedürfnissen oder der Befriedigung sozialer bzw. spiritueller Bedürfnisse dienen; bei Erkrankung und im Alter können z.B. Körperhygiene, Sauberhalten der Wohnung, Zubereitung und Einnahme von Mahlzeiten, Mobiliät, Kontinenz und selbständiges An- und Auskleiden Schwierigkeiten bereiten. Diese Tätigkeiten (s. Tab. S. 12) stellen auch Kriterien für Pflegebedürftigkeit* dar. Die Kategorien, nach denen Aktivitäten bzw. Bedürfnisse unterschieden werden, basieren modellhaft auf der Bedürfnispyramide (vgl. Motivationstheorien) und den Richtlinien für die Krankenpflege (nach V. Henderson). Die Terminologie entwickelte sich in der internationalen Theorieentwicklung der Pflege und den verschiedenen Übersetzungen uneinheitlich: Lebensaktivitäten (LA-Life Activities, nach N. Roper) in Großbritannien; Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL, activities* of daily living, ADL, nach Ν. Roper, L. Juchli) in Großbritannien, Schweiz, Deutschland (in der geriatrischen Rehabilitation); Aktivitäten* und existenzielle Erfahrungen des Lebens (AEDL, nach M. K r a h winkel) in Deutschland (für Apoplexiepatienten in der geriatrischen Rehabilitation entwickelt, findet breite Anwendung in der Altenpflege); universelle Selbstpflegeerfordernisse (SelfcareRequisits, nach D. Orem) in USA, Großbritannien, Schweiz, Deutschland (in der Krankenpflege). In der deutschen Version der Klassifikation des International Council of Nurses (International* Classification for Nursing Practice, Abk. ICNP) finden sich die Lebensaktivitäten unter der Bezeichnung Selbstpflege*. Hinweis: Die Bezeichnung ATL zur Kategorisierung von Pflegetätigkeiten hat im deutsch-

sprachigen Raum die bislang weiteste Verbreitung gefunden, deckt allerdings nur einen Teil der Tätigkeiten in der beruflichen Pflegehandlung (vgl. Handlung) ab. Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens Abk. AEDL; vornehmlich in der Altenpflege verbreitetes Pflegemodell (M. Krehwinkel, 1984), das den Alltagsaktivitäten eine Ebene des Umgangs mit existenziellen Erfahrungen hinzufügt (s. Tab.); s. Aktivitäten des täglichen Lebens. Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens 1. kommunizieren 2. sich bewegen 3. vitale Funktionen des Lebens aufrecht erhalten 4. sich pflegen 5. essen und trinken 6. ausscheiden 7. sich kleiden 8. ruhen und schlafen 9. sich beschäftigen 10. sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten 11. für eine sichere Umgebung sorgen 12. soziale Bereiche des Lebens sichern 13. mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen

Aktivität, psychomotorische (ICNP) s. Psychomotorik. Aktivitätsintoleranz (ICNP) Physisches oder psychisches Unvermögen zur Ausübung geforderter Aktivität; Kennzeichen: Schneller Blutdruckabfall, vorzeitige E r m ü dung, Schwindelgefühl. Ursachen: Untrainierter Zustand bei schlechter Kondition, längere Bettruhe, langes Sitzen ohne ausreichende körperliche Aktivierung, sensorische Deprivation* u.a. Maßnahmen: 1. präventiv: Für ausreichend Bewegung sorgen, Sinnesanreize gewährleisten; 2. kurativ: Langsam steigerndes Aufbauprogramm, Absprache mit Physiotherapeuten, Basale* Stimulation, langsame Steigerung der Sinnesreize, bei dementiellen Erkrankungen Anpassung der Sinnesreize an die Verarbeitungsmöglichkeit. Aktivitätsphasen Bezeichnung für bewusstes Aufnehmen von Umweltreizen in den Phasen des Aktivseins beim Säugling und Kleinkind; der Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität wird Aktivitätsrhythmus genannt. Entgegen früherer Auffassung geht man heute nicht m e h r von einem starren

Aktivitätstheorie Γί_' • HF i W _Λ ,-1 J

Zeitschema aus, an das die Kinder anzupassen sind, sondern ermutigt die Eltern, sich mehr nach dem individuellen Rhythmus des Kindes zu richten. Die Länge der Schreiperioden kann damit reduziert werden; vgl. Zeit. Aktivitätstheorie Konzept in der Gerontologie (s. Altern), wonach eine fortlaufende Aktivität im Alter das Wohlbefinden und die Zufriedenheit des Menschen erhöhen. Gegensatz: Disengagement*. Aktivkohleverband s. Wundmanagement. Aktographie Visuelle Darstellung der Bewegung eines Individuums; Bewegung wird mit Hilfe eines Aktographen registriert, der an einer exponierten Körperstelle befestigt und mit einem stationären Gerät verbunden ist; Anwendung überwiegend in der Schlafforschung; vgl. Schlaflabor. Akupressur Chinesische Druckmassagetechnik, bei der anhaltender fester Druck auf spezifische Körperpunkte ausgeübt wird; diese Technik basiert auf der Grundannahme, dass Gesundheit ein ungehindertes Fließen von Lebensenergie bedeutet. Zur gezielten Zuführung oder Ableitung von Energie und damit Beseitigung von Ungleichgewichten massiert der Behandelnde die in der Akupunktur* bekannten Punkte mit den Fingerkuppen, Daumen, Handflächen oder Ellenbogen. Anwendungsgebiete sind u. a. Schmerztherapie, Entspannung, Verhütung und Linderung von Übelkeit. Akupunktur Traditionelle chinesische Therapiemethode, bei der spezifische Körperpunkte entlang bestimmter Meridiane (Linien oder Kanäle des Körpers) durch unterschiedlich tief eingestochene Nadeln manuell, thermisch oder elektrisch stimuliert werden; energetische Störungen innerhalb des Organismus werden mit Hilfe dieser Methode ausgeglichen oder einzelne Organsysteme angeregt oder beruhigt. Anwendungsgebiete sind Schmerzen und funktionelle Erkrankungen mit Störungen vegetativer Regelvorgänge. Vgl. Farbpunktur, Akupressur.

te-Phase-Proteine). Die Normalisierung ihrer Konzentration im Blut i.R. des Krankheitsverlaufs deutet auf eine Heilung hin. Akutstation Krankenstation, in der Patienten wegen akut* auftretender Zustände durch speziell geschultes Personal stationär behandelt und versorgt werden. Akzeleration Beschleunigung; 1. in der Anthropologie* Beschleunigung der Entwicklungsgeschwindigkeit mit einer durchschnittlichen Zunahme der Körperlänge um 5-10 cm seit 150 Jahren in Mitteleuropa (sog. Wachstumsakzeleration); gleichzeitig wird in industriealisierten und Agrarländern ein um 1-2 Jahre früherer Eintritt in die Pubertät beobachtet (sog. Entwicklungsakzeleration); als Ursache werden die verbesserte Ernährungslage sowie gesundheitliche Versorgung, gesteigerte Lichteinwirkung und die allgemeine Steigerung von Umweltreizen diskutiert; 2. in der Geburtshilfe Steigerung der fetalen Herzfrequenz in Abhängigkeit von Wehen (sog. periodische Akzeleration) oder Kindsbewegungen; gilt als prognostisch günstiges Zeichen. Akzeptanz: (ICNP) Bewältigungsverhalten im Umgang mit Stress oder ungewohnten Situationen; Voraussetzung ist z.B. die Bereitschaft zur Annahme eines Menschen, Billigung einer Maßnahme oder eines Verhaltens, Hinnahme oder Zustimmungsbereitschaft zu einer Pflegemaßnahme (mit der Folge von Compliance*); Hinweis: Akzeptanz kann nicht vorausgesetzt werden, sondern muss bei wachen und orientierten Patienten ausdrücklich nachgefragt bzw. durch Erläuterungen herbeigeführt werden, bei weitergehenden Eingriffen ist die (schriftliche) Äußerung der Akzeptanz durch eine Einwilligung* notwendig. Im Zusammenhang mit Krankheitsbewältigung* stellt Akzeptanz die Phase des Annehmens der Erkrankung dar. Vgl. Coping. A-Lagemng Auch umgedrehte V-Lagerung; Lagerungsform zur Unterstützung der Atmung durch Hohllagerung* der Wirbelsäule; Durchführung: Zwei

akut Plötzlich auftretend, schnell und heftig verlaufend (Krankheiten oder Schmerzen); Gegensatz: chronische Erkrankung*. Akute-Phase-Proteine Auch Akutphasenproteine; vorwiegend in der Leber gebildete Eiweißstoffe, deren Konzentration im Blut bei akuten Entzündungen* und in der akuten Phase chronisch-fortschreitender Entzündungen verändert ist (sog. Akute-PhaseReaktion); Akute-Phase-Proteine dienen als Verlaufsparameter entzündlicher Erkrankungen. Erhöht bei Entzündungen sind ζ. B. C-reaktives Protein (Abk. CRP) und Serum-Amyloid-A-Protein, erniedrigt sind z.B. Albumine*, Transferrin und Präalbumin (sog. Negativ-Aku14

A-Lagerung

Alkoholabhängigkeit schmale, weiche Kissen werden zu Schiffchen geformt und A-förmig so unter den Patienten gelegt, dass die Uberschneidung der Kissen in Höhe des dritten Halswirbels entsteht; der Kopf wird dabei separat von einem kleinen Kissen unterstützt. Dadurch erfolgt eine Dehnung des Oberkörpers und eine vermehrte Belüftung der Lungenspitzen (s. Abb. S. 14). Weitere Anwendungen: Als Dekubitusprophylaxe* und bei Dekubitalwunden an den Dornfortsätzen der Wirbelsäule. Hinweis: Durch die ungeregelte Kompression der Kissen und Bewegungen des P a tienten besteht keine gesicherte antidekubitale Wirkung. Vgl. V-Lagerung, T-Lagerung, Positionsunterstützung. Alarmzeichen Akut auftretendes Symptom einer beginnenden Erkrankung, das eine ausführliche Diagnostik erforderlich macht. Albumine In der Leber synthetisierte, gut wasserlösliche, kleine Eiweiße, die ca. 52-62% des Gesamteiweißes im Blutplasma ausmachen und in Körperflüssigkeiten (z.B. Gehirn-RückenmarkFlüssigkeit, Lymphe), als Laktalbumin in der Muttermilch sowie im Muskelgewebe vorkommen; Bedeutung: Albumine sind v.a. für die Regulierung des kolloidosmotischen Drucks (auch onkotischer Druck, der osmotische Druck in einer Lösung mit makromolekularen Stoffen) verantwortlich; weiter sind sie Transportmedium für wasserunlösliche Stoffe im Blut (z.B. Bilirubin, freie Fettsäuren). Bei vermehrter Ausscheidung, beschleunigtem Abbau oder verminderter Produktion von Albumin kommt es zu einer Verminderung des Albumins im Blut (Hypalbuminämie), z.B. bei exsudativen Darmerkrankungen, Leberzirrhose. Vgl. Aszites. Alexander-Technik Verfahren zum Neu- und Wiedererlernen einer natürlichen Haltungs- und Bewegungssteuerung; durch Berührungsimpulse, Bewegungsexperimente und Anleitung zu gezielter Körperwahrnehmung sollen muskuläre Spannungen, Schmerzen und psychischer Stress abgebaut und Haltung sowie Koordination verbessert werden; Anwendung findet die Methode im Bewegungstraining von Schauspielern, Tänzern, Sportlern sowie bei Beschwerden des Bewegungsapparats (v. a. des Rückens), der Atemwege (ζ. B. Asthma bronchiale) und bei psychosomatischen Erkrankungen (z.B. Magersucht, Bulimie, Übergewicht, Colitis ulcerosa). Vgl. Entspannungsverfahren, Bewegungstherapie. Alexie (ICNP) Unfähigkeit, den Sinn von Gelesenem bei intaktem Sehvermögen zu erfassen; die Alexie wird im Laufe des Lebens durch eine umschriebene Hirnschädigung erworben; Formen: 1. literale Alexie: Einzelbuchstaben werden nicht erkannt (Buchstabenblindheit); 2. verbale Alexie: Wörter werden nicht erkannt (Wortblindheit); vgl. Aphasie.

Alginat Irreversibel elastischer Werkstoff aus Rot- und Braunalgen; Anwendung: 1. zur Herstellung eines Modells (sog. Abformung) der Mundsituation; durch Zugabe von 2-wertigen Metallsalzen erfolgt eine Vernetzungsreaktion in wässrigem Milieu. Wegen des hohen Wasseranteils sind diese Modelle allerdings nur wenig lagerungsstabil. Alginat wird zur Herstellung von Situations·, Parodontal- und Okklusionsmodellen eingesetzt. 2. zur Wundversorgung; Alginate w e r den als gelbildende Wundauflagen eingesetzt, die große Mengen Wundexsudat aufnehmen, sich an die Wundform anschmiegen und hohe Reinigungskraft besitzen. Hinweis: Aufgrund der Ausdehnungsfähigkeit Alginat nicht in Wundtaschen einbringen. Alginatverband s. Wundmanagement. Alkalose Störung im Säure*-Basen-Haushalt mit Anstieg des arteriellen pH*-Werts über 7,44; Formen: 1. metabolische Alkalose: Durch übermäßige Zufuhr von Bikarbonat, Laktat oder Zitrat (z. B. durch Transfusion) oder Verlust von Wasserstoffionen (verursacht z. B. durch Diuretika, Erbrechen) erhöht sich der pH-Wert. Kompensatorisch kommt es zu einer Verminderung der Atmung (Hypoventilation*) und somit zu einer Steigerung des C0 2 -Partialdrucks und u.a. durch den Kohlensäure-Bikarbonat-Puffer zur Normalisierung des pH-Wertes. 2. respiratorische Alkalose: Durch Hyperventilation* (infolge Sauerstoffmangel, z.B. bei Lungenerkrankungen, Anämie) erfolgt eine zu große Abgabe von Kohlendioxid über die Lungen, so dass es zum Abfall des C0 2 -Partialdrucks und Anstieg des arteriellen pH-Werts kommt. Kompensatorisch erfolgt eine Gegenregulation der Nieren, die vermehrt Bikarbonationen ausscheiden und Wasserstoffionen zurückhalten. Vgl. Azidose. Alkoholabhängigkeit Syn. Alkoholkrankheit, Alkoholismus (ICNP), Alkoholsucht; körperliche, psychische oder soziale Schädigung durch Alkoholmissbrauch, Auftreten eines Entzugssyndroms bei Abstinenz; in Deutschland geht man offiziell von ca. 1 Million Alkoholabhängigen aus, die Dunkelziffer liegt bei ca. 2,5-3 Millionen. Kennzeichen: Da die Abhängigkeit* im Anfangsstadium von den Betroffenen geheim gehalten wird, wird sie erst durch die somatischen, psychischen oder sozialen Folgeschäden bei fortwährendem oder episodischem Alkoholmissbrauch mit dem Entstehen von Toleranz (Gewöhnung) und körperlichen Entzugserscheinungen sichtbar. Der Missbrauch von Alkohol führt zu körperlichen und/oder psychischen Gesundheitsschäden, erfüllt aber noch nicht alle Kriterien einer Abhängigkeit. Grenzwerte für Alkoholkonsum mit dem Risiko einer Gesundheitsgefährdung (z.B. Leberschäden) wurden bei Männern auf 80 g reinen Alkohol täglich und bei Frauen auf 40 g reinen Alkohol täglich festgelegt.

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Allergen H F AT: U - ,-1 J

Spätfolgen: 1. neurologisch: Desorientiertheit und Gedächtnisstörung (reversible KorsakowPsychose oder irreversibles Korsakow-Syndrom), diffuse nichtentzündliche Hirnschäden (Wernicke-Enzephalopathie), Erkrankungen peripherer Nerven (Polyneuropathie) und hirnorganisches Psychosyndrom; 2. internistisch: Fettleber, Fettleberhepatitis, Leberzirrhose, Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Magenleiden, durch Druckerhöhung bei Würgen und Erbrechen hervorgerufene längsgestellte Schleimhauteinrisse im Bereich des Speiseröhren/Magenübergangs (Mallory-Weiss-Syndrom), Herzmuskelschädigung (Kardiomyopathie), Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) u.a.; 3. sozial: Arbeitsplatzverlust, familiäre Konflikte, Isolation, strafrechtliche Konsequenzen u. a. Therapie: Körperliche Entzugstherapie, Entwöhnungsbehandlung und Besuch von Selbsthilfegruppen. Allergen Bezeichnung für eine Substanz, die eine allergische Immunantwort, i. e. S. (durch Anregung der Synthese von IgE-Antikörpern) eine allergische Reaktion vom Soforttyp (Typl, Reaktion nach Sekunden bis Minuten) an Haut und Schleimhaut auslösen kann. Einteilung nach der Art der Allergenexposition des Organismus: 1. Inhalationsallergene, die primär Atemweg-, sekundär auch Haut- und Darmsymptome auslösen; z.B. Pollen, tierische Epithelien, Federstaub, Speichel-, Schweiß-, Urin- und Kotproteine; 2. Ingestionsallergene, die oft erst durch enzymatische Abspaltung im Verdauungstrakt entstehen und hauptsächlich Obstipation*, Brechdurchfall bzw. abdominale Koliken, auf hämatogenem Weg (über das Blut) auch Hautund Atemwegsymptome verursachen; z.B. Nahrungsmittelallergie; 3. Kontaktallergene, die eine Soforttypreaktion auslösen; z.B. Nickel; 4. Injektionsallergene, insbesondere tierische Gifte (von Bienen, Wespen, Feuerameisen, Quallen, Seeanemonen, Feuerkorallen) und Medikamente (z.B. Penizilline). Das Risiko, eine Allergie auszubilden, wird durch die genetisch fixierte Prädisposition*, die Häufigkeit und Intensität des Kontaktes mit dem Allergen, die Neigung des Allergens allergische Reaktionen hervorzurufen und die aktuelle Abwehrlage der Körpergrenzflächen bestimmt. Vgl. Immunsystem. Allergie Überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde, eigentlich unschädliche Substanzen (Allergene*); Entwicklung einer Allergie nach Erstkontakt, der noch keine Symptome auslöst, in einer Sensibilisierungsphase (mindestens 5 Tage bis mehrere Jahre); erneuter Kontakt mit dem Allergen löst allergische Reaktion aus. Einteilung (nach R. Coombs und P. Gell): 1. Typ I (Soforttyp, anaphylaktischer Typ): Durch IgEAntikörper kommt es zur Freisetzung sog. Mediatoren (z. B. Histamin) aus Mastzellen, die Reaktionen wie Kontraktion glatter Muskulatur, erhöhte Gefäßdurchlässigkeit oder Juckreiz hervorrufen. Kennzeichen: Allergisches Asth16

ma bronchiale, allergische Rhinitis (Heuschnupfen), anaphylaktischer Schock* u. a. Die Reaktion tritt nach Sekunden bis Minuten auf, nach 4-6 Stunden kann eine zweite Reaktion folgen. Häufigste Form der Allergie, tritt bei bis zu 15 % der Bevölkerung auf. 2. Typ II (zytotoxischer Typ): Zirkulierende Antikörper (IgG oder IgM) verbinden sich mit Antigenen (z.B. Medikamente, Blutgruppenantigene), die sich auf der Oberfläche körpereigener Zellen befinden, zu sog. Immunkomplexen. Diese aktivieren das Komplementsystem und Abwehrzellen, es kommt zur Auflösung körpereigener, antigentragender Zellen (Zytolyse). Kennzeichen: Transfusionszwischenfälle, allergisch bedingte hämolytische Anämien, Thrombopenie (Verminderung der Blutplättchen), Agranulozytose (Verminderung der weißen Blutkörperchen). Die Reaktion tritt nach 6-12 Stunden auf. 3. Typ ΠΙ (Immunkomplextyp, Arthus-Typ): Antigen und Antikörper (IgG, IgM) bilden gewebeständige oder im Blut zirkulierende Immunkomplexe. Diese aktivieren das Komplementsystem und Abwehrzellen, die die Immunkomplexe aufnehmen und auflösen, dabei kommt es zur Schädigung körpereigener Gewebe (Freisetzung gewebeschädigender Enzyme). Der Unterschied zu Typ Π besteht in der Herkunft des Antigens. Bei Typ-III-Reaktionen stellen z.B. Krankheitserreger bei chronischen Infektionen das Antigen dar. Klinik: Serumkrankheit, allergische Vaskulitis, exogen-allergische Alveolitis. Die Reaktion tritt nach 6-12 Stunden auf. 4. Typ IV (Spättyp, verzögerter Typ, zellvermittelte Allergie): Nicht durch Antikörper (humoral), sondern durch Abwehrzellen (T-Lymphozyten) vermittelt. Diese setzen bestimmte Eiweißstoffe frei, die weitere Abwehrzellen aktivieren und so eine Entzündungsreaktion im Gewebe am Ort der Antigenbelastung hervorrufen. Klinik: Allergisches Kontaktekzem, Tuberkulinreaktion, Arzneimittelexanthem, Transplantatabstoßung. Die Reaktion tritt nach 12-72 Stunden auf. Allgemeinzustand Bezeichnung für die körperliche Verfassung eines Patienten unabhängig von evtl. Krankheitssymptomen; erfasst werden Selbstpflegeaspekte wie der Ernährungszustand (Über- oder Untergewicht), Temperatur (Frieren, Schwitzen, Fieber), Durst (tägliche Trinkmenge, Dehydratation), Schlafverhalten (Schlafrhythmus, - m a n gel, -losigkeit), soziale Integration; s. Selbstpflege. Die Erfassung des Allgemeinzustandes ist unter unterschiedlichen Blickwinkeln sowohl pflegerischer als auch ärztlicher Anteil der Anamnese; s. Pflegeanamnese. Allianz, soziale (ICNP) Zweckgerichtete Vereinbarung mit anderen Menschen oder Institutionen wie ζ. B. Ehe oder andere Familienverbindungen, Religion oder Ethnizität; vgl. Familie, Gruppe. Alltag Handiungsbereich, in dem grundlegende soziale Orientierungen ausgebildet werden und der von

Altenheim mehreren Personen intersubjektiv wahrgenommen wird; Störungen: Außergewöhnliche Lebensereignisse wie z.B. Geburt, Tod eines nahestehenden Menschen, Krankheit, Klinikaufenthalt, Unfall oder Urlaub unterbrechen den Alltag. Im Regelfall versucht der Mensch selbst, seinen gewohnten Alltag schnellstmöglich wieder herzustellen (vgl. Selbstpflege, Coping). Gelingt dies nicht, stellen sich Unzufriedenheit, Stress und ggf. weitere Krankheitssymptome ein. Pflege: Bestmögliche Anpassung der U m gebung an Patientenwünsche (z.B. persönliche Gegenstände, an Bedürfnissen orientierte Besuchszeiten), Milieutherapie* zum Erhalt oder Erwerb von Alltagskompetenzen, unterstützende Gesprächsführung, Beratung*, ggf. Organisation zeitweiser Entlastung von Alltagsanforderungen (ζ. B. Putzhilfe, Kinderbetreuung), Organisation von Pflegehilfsmitteln (z.B. Gehhilfe, Brille, Treppenlift). Vgl. Lebenswelt. Alltagsgespräch Gesprächsform ohne strikte Einhaltung der Regeln einer Gesprächsführung*; vgl. Gespräch. Alltagskompetenz Bezeichnung für die Fähigkeit, den Alltag* selbst zu organisieren und zu gestalten; die Alltagskompetenz kann beeinträchtigt sein bei chronischen Erkrankungen mit zunehmender Einschränkung der Selbstversorgungsmöglichkeit, psychisch-neurologischen Erkrankungen (z.B. schwere Depression, akuter und chronischer Psychose, Demenz), Abhängigkeit* von Alkohol oder Drogen und Entwicklungsdefiziten aufgrund von Behinderung oder Erziehungsdefizit; Maßnahmen: Im therapeutischen Bereich werden Alltagskompetenzen in speziellen Therapiegruppen (ζ. B. Ergotherapie*, Milieutherapie*, Kochgruppen) entwickelt bzw. so lange wie möglich erhalten. Alltagstheorie Syn. Laientheorie; handlungsorientierte Vorstellungen, die sich aus Lebenserfahrungen des Individuums ableiten (z.B. „die Tabletten helfen mir, also nehme ich sie das nächste Mal wieder") und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren (z.B. die Tabletten haben bei 3000 Teilnehmern einer Studie das Fieber durchschnittlich um 2 °C gesenkt, sie sind also als fiebersenkend zu bezeichnen); Alltagstheorien, die sich auch aus wissenschaftlichen Konzepten ableiten können, sind in der allgemeinen Lebensführung weitgehend handlungsleitend. Alptraur (ICNP) Syn. Angsttraum; auch Albtraum; Form der Schlafstörung* mit sich wiederholenden, Angst erregenden Träumen, die meist in der REMPhase (s. Schlafstadien) des Schlafes auftreten. Verlauf: Die Thematik des Traums dreht sich um Bedrohung des Lebens, der Sicherheit oder der Selbstachtung. Während des Traums sind wegen der verminderten Muskelspannung kaum Körperbewegungen zu verzeichnen; diese stellen sich aber nach dem Aufwachen ein, wobei das Aufwachen zeitlich unabhängig vom Alptraum erfolgt. Betroffene sind sofort orien-

tiert und wach, können sich nach dem Aufwachen oder am nächsten Morgen meistens an den Traum erinnern und detailliert darüber berichten. Ursachen: Bei Kindern kommen Alpträume oft ohne zusätzliche psychische Auffälligkeiten vor, bei Erwachsenen findet sich hingegen häufig eine Persönlichkeitsstörung; weiterhin können Medikamente, aber auch das plötzliche Absetzen bestimmter Medikamente wie ζ. B. Benzodiazepine Alpträume verursachen. Pflege: Patienten bzw. Bewohner, die nach Angsttraum nicht wieder einschlafen können, für kurze Zeit begleiten (z.B. im Aufenthaltsraum mit einer Tasse heißer Milch). Wenn vom Patienten gewünscht, Traum erzählen (evtl. auch aufschreiben) lassen, mit dem Ziel, Distanz zu gewinnen. Im Anschluss kann der Patient entweder wieder ins Bett oder einer ruhigen Tätigkeit (ζ. B. Lesen) nachgehen, die Mitpatienten oder Bewohner nicht stört. Hinweis: Keine nächtlichen psychologisierenden Traumdeutungen, da diese Betroffene zusätzlich erregen und ausgebildeten Therapeuten während des Tagesprogramms vorbehalten sind. Altenheim Sammelbezeichnung für Wohneinrichtungen für ältere und alte Menschen, in denen größtenteils die Möglichkeit pflegerischer Betreuung gegeben ist. Entstehung: Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es für ältere Menschen keine speziellen Einrichtungen. Entweder wurden sie zu Hause von Angehörigen versorgt oder verbrachten ihren Lebensabend in Siechenhäusern, Hospizen oder Hospitälern. In den 50er Jahren entstanden Altenpflegeheime, deren Hauptaufgabe die „Verwahrung" alter Menschen war. In den 60er und 70er Jahren rückte die medizinische und pflegerische Behandlung der Senioren in den Vordergrund; Altenheime hatten organisatorisch einen sehr starken Krankenhauscharakter. Seit den 80er Jahren wird Alter nicht m e h r als zwangsläufig defizitär und mit Krankheit behaftet angesehen. So sollte das Altenheim der letzte Wohnort von Senioren sein und erhielt deshalb m e h r den Charakter eines Wohnheims. Aktivierende Pflege* zur Erhaltung und Förderung der Ressourcen der Bewohner stand im Vordergrund. In den 90er Jahren sind im großen Umfang sog. Seniorenresidenzen entstanden, in denen die Senioren in eigenen Wohnungen leben, bei Bedarf jedoch dort pflegerisch versorgt werden und im Fall von Schwerstpflegebedürftigkeit in das dazu gehörende Pflegeheim* umziehen können. Mit dem Ausbau ambulanter Dienste und fortschreitend mit der Einführung der Pflegeversicherung* hat sich in den Seniorenheimen die Klientel stark verändert; früher von rüstigen Senioren bewohnt, die im Pflegefall versorgt sein wollten, leben heute überwiegend Schwer- und Schwerstpflegebedürftige in Heimen. Wegen der zunehmenden Kritik an der aus Sicht der Alten- und auch Pflegeverbände überversorgenden und entmündigenden Unterbringung in Heimen haben zusätzlich in den letzten 10 Jahren das Betreute* Wohnen sowie 17

Altenhilfe Γ • HF i _Λ ,-1 Γ

das Wohnen in Seniorenwohngemeinschaften an Bedeutung gewonnen. Aktuell leben ca. 4 % aller Senioren in stationären Senioreneinrichtungen. Das Eintrittsalter ist uneinheitlich, verschiebt sich allerdings durchschnittlich in Richtung Hochaltrigkeit (>80 Jahre) mit Schwerpflegebedürftigkeit; vgl. Pflegestufe. Probleme: Wegen der starken Zunahme sehr alter, teils dementer (ζ. B. in Brandenburg derzeit 60% der Bewohner in Altenheimen) und aufgrund anderer Krankheiten pflegebedürftiger Menschen (wegen der höheren Lebenserwartung meist Frauen) steht momentan die Wohnform der eher an den Bedürfnissen der Institution als am Bewohner ausgerichteten Altenheime auf dem Prüfstand. Im Unterschied zu anderen europäischen Ländern (ζ. B. Niederlande, Frankreich, Schweiz), die mehr auf die selbständige Lebensführung der Bewohner setzen, sind in Deutschland bisher keine befriedigenden Lösungen für einen großen Teil der Altenheimbewohner gefunden worden. Weitere Wohnformen: Sog. Cantous (französisch für Hausgemeinschaften), an familiären Lebensstrukturen orientierte kleine (bis 10 Personen in einer Gruppe) Hausgemeinschaften, die auch v. a. für dementieil erkrankte Menschen geeignet sind, werden vom Kuratorium Deutsche Altenhilfe (Abk. KDA) propagiert, sind aber bisher Ausnahmemodelle. Wohnresidenzen sind nur einer finanziell gut gesicherten Minderheit zugänglich und stellen nicht in jedem Fall eine angemessene pflegerische Betreuung im Bedarfsfall sicher. Spezialisierte, krankheitsangemessene Pflege Demenzkranker in Wohn- bzw. Hausgemeinschaftsmodellen (mit ambulanter Betreuung oder stationär organisiert), die sich in Berlin seit Mitte der 90er Jahre etabliert haben und von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sowie vom Kuratorium Deutsche Altershilfe propagiert werden, stellt eine derzeit noch seltene, aber zukunftsträchtige Alternative zur oft konfliktträchtigen integrativen (gemischten) Belegung in Altenheimen dar. Vgl. Altenpflege, Altern, Heimgesetz, Heimmitwirkungsverordnung. Altenhilfe Hilfe gemäß Bundessozialhilfegesetz* (Abk. BSHG), die älteren Menschen auch zur Vorbereitung auf das Alter* gewährt wird und dazu beitragen soll, Schwierigkeiten zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und alten Menschen die Möglichkeit zu erhalten, am Leben in der Gemeinschaft teil zu nehmen; im Vordergrund steht die persönliche Hilfe in Form von Information, Beratung und Vermittlung; selten werden Geldleistungen, meist nur als Zuschuss bzw. Darlehen, erbracht. Konkrete Angebote der Altenhilfe sind Hilfestellungen bei der Beschaffung und dem Erhalt einer altersgerechten Wohnung, in allen Fragen der Aufnahme in eine Alteneinrichtung, der Inanspruchnahme altersgerechter Dienste, beim Besuch von Veranstaltungen oder Einrichtungen, die der Geselligkeit, der Unterhaltung, der Bildung oder den kulturellen Bedürfnissen alter Menschen dienen, bei der Ermöglichung von Kontakten zu naheste18

henden Menschen sowie bezüglich einer ehrenamtlichen Betätigung. Vgl. Altenpflege. Altenpflege Auch geriatrische Pflege; Bezeichnung für einen pflegerischen Beruf, der die Pflege* und Betreuung älterer Menschen umfasst. Berufsbild: Altenpflege beinhaltet Unterstützung bei der Lebensgestaltung, Mitwirkung bei medizinischen Maßnahmen und pflegerische Versorgung sowie Betreuung älterer Menschen i. S. der an den Ressourcen des älteren Menschen orientierten Bedingungen und Fähigkeiten. Weiter umfasst Altenpflege entsprechend der Ausbildungsziele im Altenpflegegesetz (Abk. AltPflG) die Beratung und Betreuung älterer Menschen u. a. in allen persönlichen, sozialen und gesundheitlichen Angelegenheiten. Gefordert ist eine Kompetenz in der Wahrung altenpädagogischer Aufgaben; vgl. Geragogik. Einsatzbereiche: Seniorenheime, Krankenhäuser für chronisch Kranke, Pflegestationen, Sozialstationen, Seniorenwohnhäuser, Seniorenclub, Seniorenfreizeitstätten, Einrichtungen für Gerontopsychiatrie, ambulante oder mobile Hilfsdienste. Ausbildung Entwicklung: Die private Ausbildung zur Altenpflegerin an konfessionellen Einrichtungen erfolgte bereits in den 50er Jahren; bis 1965 w u r de Altenpflege als Anlernberuf von Hausfrauen mittleren Lebensalters ausgeführt. 1965 wurde das Berufsbild Altenpflege erstmals veröffentlicht, ab 1976 eine staatliche Ausbildung zur staatlich geprüften Altenpflegerin angeboten. Ein Grund für diese Entwicklung war u.a. die Veränderung der Alterspyramide (s. Altersaufbau) zu einem Bild des steigenden Lebensalters von immer mehr Menschen. Zurzeit gibt es noch keine bundeseinheitliche Ausbildung Altenpflege in Deutschland; seit etwa 10 Jahren wird ein einheitliches Gesetz angestrebt. Im Juli 2000 wurde ein bundeseinheitliches Altenpflegegesetz vom Deutschen Bundestag beschlossen, der Bundesrat stimmte im September 2000 zu. Bayern hat das Gesetz jedoch mit Hilfe des Bundesverfassungsgerichts aussetzen lassen, zum 1.8.2003 tritt die revidierte Fassung in Kraft. Gegenwärtiger Stand: Bislang existieren in 16 Bundesländern 17 verschiedene Ausbildungsregelungen im Bereich Altenpflege (in Hamburg 2 Ausbildungsordnungen für den Beruf der Altenpflege). Uneinheitlich sind die Schultypen, die Ausbildungsdauer und das Verhältnis von theoretischem und praktischem Unterricht in der Ausbildung. Auch die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung sind unterschiedlich geregelt. Hinweis: Die Bundesländer erkennen nicht in jedem Fall gegenseitig die Ausbildungsabschlüsse in der Altenpflege an. Die Ausbildung an der Fachschule für Altenpflege soll den Altenpfleger befähigen, selbständig und eigenverantwortlich sozialpflegerische und betreuerische Aufgaben in den Einrichtungen der stationären oder teilstationären Altenhilfe, der ambulanten sozialen Dienste im Bereich der Altenhilfe und der offenen Altenarbeit wahrzunehmen. Die Ausbildung vermittelt die

Altern für methodisches, sozialpflegerisches und betreuerisches sowie medizinisch-pflegerisches Handeln in der Altenpflege erforderlichen grundlegenden Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Zulassung zur Ausbildung wird geregelt durch die Ausführungsvorschriften über die Ausbildung in Altenpflegeschulen im AltPflG § 6 ab 1.8.2003. Voraussetzung ist neben gesundheitlicher Eignung ein Realschulabschluss oder gleichwertig anerkannter Schulabschluss, ein erweiterter Hauptschulabschluss oder Hauptschulabschluss in Kombination mit mindestens zweijähriger Berufsausbildung und der Erlaubnis als Altenpflegehelfer oder Krankenpflegehelfer. Die Ausbildungsdauer (§ 7 AltPflG) beträgt 3 Jahre, unter bestimmten Voraussetzungen kann auf 2 Jahre verkürzt werden (ζ. B. vorherige Berufsausbildung Krankenpflege, Heilerziehungspflege) Die Ausbildungsinhalte (§ 3 AltPflG) umfassen die sach- und fachkundige, den allgemein anerkannten pflegewissenschaftlichen, insbesondere den medizinisch-pflegerischen Erkenntnissen entsprechende umfassende und geplante Pflege; die Mitwirkung bei der Behandlung kranker alter Menschen einschließlich der Ausführung ärztlicher Verordnungen; die Erhaltung und Wiederherstellung individueller Fähigkeiten i. R. geriatrischer und gerontopsychiatrischer Rehabilitationskonzepte; die Mitwirkung an qualitätssichernden Maßnahmen in der Pflege, der Betreuung und der Behandlung; die Gesundheitsvorsorge einschließlich der E r n ä h rungsberatung; die umfassende Begleitung Sterbender; die Anleitung, Beratung und Unterstützung von Pflegekräften, die nicht Pflegefachkräfte sind; die Betreuung und Beratung alter Menschen in ihren persönlichen und sozialen Angelegenheiten; die Hilfe zur Erhaltung und Aktivierung der eigenständigen Lebensführung einschließlich der Förderung sozialer Kontakte; die Anregung und Begleitung von Familie n · und Nachbarschaftshilfe und die Beratung pflegender Angehöriger. Die praktische Ausbildung erfolgt in Altenheimen und weiteren Einrichtungen, in denen alte Menschen betreut werden (§4 AltPflG). Die Praxisanleitung* ist durch die Einrichtungen sicherzustellen. Hinweis: Durch die quantitative Zunahme älterer Menschen besteht ein immer höher werdender Bedarf an Pflegepersonen und speziell Altenpflegern. In den Heimeinrichtungen veränderte sich in den letzten Jahren die Altersstruktur der Bewohner in Richtung Hochaltrigkeit über 80 Jahre. Dadurch hat sich entgegen der ursprünglichen Ausbildungsidee der Versorgungsbedarf geändert. Die Bewohner sind häufig nicht nur alt, sondern auch krank (multimorbide) und schwer körperlich pflegebedürftig. Dies führt ggf. zu einem Missverhältnis zwischen den ursprünglichen Ausbildungszielen vor und nach der Gesetzesnovellierung und den tatsächlich in der Praxis auszuführenden Tätigkeiten der Pflegeperson (z.B. Freizeitgestaltung, Körperpflege). Recht

das Zivile Recht (z.B. Haftungsrecht), Heimgesetz, Arzneimittelgesetz (Abk. AMG) und Betreuungsgesetz. Die Delegation* ärztlicher Aufgaben an Pflegefachpersonal ist problematisch. Die Einordnung der Altenpflege in die Gesundheitsfachberufe wird sich erst langfristig auf die Gestaltung der Lehrpläne in den Fachschulen auswirken. Im Übergang werden unterschiedlich ausgebildete Pflegekräfte mit verschiedenen Kompetenzen (fachlich wie rechtlich) in der Praxis tätig sein; vgl. Übernahmeverantwortung. Es ist zu empfehlen, klare Stellenbeschreibungen in den Heimen und Tagesstätten zu formulieren, die diesem Umstand Rechnung tragen. Vgl. Altern. Christel May Alter 1. Bezeichnung für eine bestimmte Lebensphase am Ende der menschlichen Biographie; entsprechend der Altersrolle* wird diese Lebensphase in Industriegesellschaften bei Überschreitung der gesetzlichen „Altersgrenze" von 60-65 Jahren erreicht. Seit den 80er Jahren zeichnet sich v. a. auf Basis von soziologischen Studien eine Vorverlagerung dieser Altersgrenze auf 55 (teilweise 50 ) Jahren ab, z. T. bedingt durch früheres Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit. Ein Alter jenseits des 70.-80. Lebensjahres mit erheblichen körperlichen und geistigen Einschränkungen in den Aktivitäten* des täglichen Lebens wird als Senium, sog. Greisenalter, bezeichnet. 2. Zeitraum des bisherigen Daseins eines Menschen; das biologische Alter wird vom Entwicklungsstand des Organismus bestimmt und kann von dem durch die Zeit bestimmten kalendarischen Alter abweichen. Entwicklungsbiologisch werden verschiedene Lebensabschnitte unterschieden, die lediglich Annäherungswert besitzen; s. Tab.; vgl. Altern, Altersaufbau.

Alter Lebensabschnitte Alter

Bezeichnung

Geburt - 28. Tag 29. Tag - 12. Monat 1 - 3 . Lebensjahr 3.-6. Lebensjahr 6.-16. Lebensjahr 16.-18. Lebensjahr ca. 18.-25. Lebensjahr ca. ab 25. Lebensjahr ca. 25.-50. Lebensjahr ca. 50.-65. Lebensjahr ca. ab 65. Lebensjahr ca. ab 80. Lebensjahr

Neugeborenes Säugling Kleinkind Vorschulkind Schulkind Jugendlicher junger Erwachsener Erwachsener Leistungsphase Rückbildungsphase Alter Hochaltrigkeit

Alter, korrigiertes Lebensalter abzüglich der Wochen vom Zeitpunkt der Frühgeburt* bis zum errechneten Geburtstermin; vgl. Frühgeborenes. A l t e r n (ICNP)

Rechtsgrundlagen für die Arbeit in der Altenpflege sind neben dem Altenpflegegesetz u.a.

Prozess, der als normales Geschehen alle Lebewesen vom Augenblick ihrer Zeugung durch 19

Altern KF i W U- 1 J

alle Lebensphasen hindurch bis zum Tod* betrifft und mit physiologischen Veränderungen einhergeht. In modernen Gesellschaften verbinden sich mit dem Altersbegriff meist 3 Bedeutungen: Der relative Zeitabstand vom Zeitpunkt der Geburt („älter als jemand sein"), das absolute Lebensalter („x Jahre alt") und das subjektive biologische Alter* („alt wirken"). Altern dagegen ist ein Prozess mit für den Menschen vertrauten Folgen, die sich nicht durch eine einzige Ursache erklären lassen. Die wichtigsten biologischen Aiternsmodelle können 2 Gruppen zugeteilt werden: 1. der stochastische Ansatz stellt zufällige Prozesse als Ursachen des Alterns in den Mittelpunkt (vgl. Prozesse, stochastische); 2. nach dem deterministischen Ansatz nimmt die Funktionsfähigkeit einzelner Organe mit zunehmendem Alter ab, weil genetische (erbliche) Programme die unbegrenzte Teilungsfähigkeit einzelner Zellen einschränken. Während der biologische Bezugsrahmen Phänomene des Alterns v. a. als Verlust und Abbau betrachtet, bedeutet dies aus sozialwissenschaftlicher und pflegetheoretischer Sicht (vgl. Helizität) keinesfalls, dass menschliches Denken, Fühlen und Handeln im Alter nur durch Abbauprozesse gekennzeichnet ist. Im Gegenteil, da Alter(n) auch ein psychologisch, sozial und kulturell geschaffenes und geprägtes Phänomen ist, umfasst es ebenso Wachstum und Weiterentwicklung. Alterin) ist ein multidimensionales Phänomen, das sowohl positive als auch negative Veränderungen beinhalten kann. Diese inzwischen akzeptierte Definition von Alter(n) bewirkte u. a. auch, dass Altersmedizin (Geriatrie) und Altenpflege* auf die aktivierende Rehabilitation* alter Menschen setzen. Pflege Grundlagen: Die Alterung der Bevölkerung ist ein wichtiger Faktor für die Veränderung der Rahmenbedingungen in der Pflege. Der steigende Anteil alter und sehr alter Patienten in allen Bereichen der Betreuung erfordert gerontologisches Spezialwissen auf physiologischem, psychologischem und sozialem Gebiet. Die Besonderheit des Umgangs mit pflege- und hilfeabhängigen alten Menschen erwächst auch aus der großen Unterschiedlichkeit der einzelnen Menschen. Diese Unterschiede entstehen im Verlauf des Lebens und prägen die Eigenschaften und Eigenheiten von Menschen im Alter. Die pflegerische Begleitung alter Menschen muss aus diesem Grund biographische, persönlichkeitsspezifische, geschlechtsspezifische, krankheitsgeprägte, umweltbezogene, familiäre, kulturelle, aber auch materielle und regionale Besonderheiten beachten; vgl. Biographiearbeit. Umgang mit alten Menschen: In jeder Gesellschaft gibt es spezifische Altersbilder. Diese bestimmen den Alterungsprozess jedes Menschen mit. Ihrem Einfluss kann sich auch das Verhältnis des Pflegenden zum älteren Patienten nicht entziehen. Pflegende und Ärzte sind nicht frei von den Vorstellungen bezüglich des Alter(n)s, die in einer Gesellschaft herrschen. Sie werden in ihrem Handeln sowohl von positiven Altersvorstellungen als auch von defizitären Altersbildern beeinflusst, denen sie im Umgang mit kranken alten Menschen selbst begegnen. Den 20

alten Patienten wiederum prägen Lebenserfahrungen, die abhängig sind von der spezifischen Gesundheits- oder Krankheitsbiographie, der aktuellen gesundheitlichen Situation und auch der Erwartungen an die Zukunft. Je besser es der Pflegeperson gelingt, sich in den alten Patienten einzufühlen (vgl. Empathie), dessen Bedürfnisse und die seines Sozialumfeldes wahrzunehmen, und auch je besser die Pflegeperson Kenntnisse über die biographische Vergangenheit des Patienten hat, um so besser wird sich der alte Patient verstanden fühlen und um so größer wird auch das gegenseitige Vertrauen sein. Keinesfalls beschränkt sich die Pflege des alten Menschen auf die rein körperliche Versorgung, wenn auch die Tendenz durch zunehmenden Kostendruck in den Altenheimen* und der ambulanten Pflege momentan stark ausgeprägt ist, da der sterbende Mensch in den letzten 3 Monaten seines Lebens einen Großteil der Kosten im Gesundheitssystem verbraucht (Kuhlmey, 1993). Hinweise: Gegenseitige Erwartungen bzw. Forderungen im Verhältnis zwischen Pflegenden und alten Patienten können, wenn sie unausgesprochen für selbstverständlich und allgemeingültig gehalten werden, zu Konflikten führen. Beispiele: 1. Häufig erwartet der alte Patient emotionale Zuwendung und eine kompensierende Hilfe durch den Pflegenden (z. B. das Anreichen und Wegtragen von Gegenständen, zu denen er hingehen oder die er auch noch selbst bewegen könnte). Für Altenpflegende widerspricht diese Erwartung des alten Menschen dem professionellen Anspruch zur Verhinderung des Fortschreitens der Hilflosigkeit des alten Patienten (Orientierung an den Ressourcen*; Überforderung durch emotionale Anforderungen); es kann dazu führen, dass sich der alte Mensch vernachlässigt fühlt, während ihn die Pflegeperson eigentlich fördern möchte. 2. Häufig erwarten Pflegende, dass der alte Patient die angeordneten Pflegemaßnahmen ohne Widerspruch und zuverlässig befolgt. Diese Erwartung widerspricht häufig entweder dem Bedürfnis nach Autonomie bzw. Selbständigkeit des Patienten oder auch der möglichen Vergesslichkeit alter Menschen, die sich auf die Compliance* beeinträchtigend auswirkt. Organisation Pflegeprozess: Pflegende sollten überprüfen, ob sich der Pflegeprozess am alten Patienten (Bewohner) und nicht lediglich an den organisatorischen Notwendigkeiten der Pflegeeinrichtung orientiert. Der Pflegeprozess sollte einen pflegetheoretischen Bezugsrahmen haben, der gerontologische Erkenntnisse mit einbezieht (z.B. Leitgedanken einer Aktivitätstheorie). Ein entsprechendes Pflegekonzept ist u. a. die aktivierende Pflege*, die auch dem alten Patienten Eigenständigkeit zugesteht und seine verbliebenen Gesundheitsressourcen fördert. Pflegestandard: Der Pflegestandard ist den spezifischen Bedürfnissen alter Patienten unter Berücksichtigung der spezifischen Ressourcen und der im Vergleich zu jüngeren Patientengruppen größeren Vulnerabilität (Verletzbarkeit) anzupassen. Letztere ist z. B. auf den multimorbiden Zustand der Patienten zurückzuführen oder

Altersaufbau

auch auf die Tatsache, dass ein hochbetagter Mensch häufig nur noch ein kleines soziales Netzwerk zur nichtinstituionellen, informellen (Familie, Freunde) Unterstützung hat. Angrenzende Fachgebiete Gerontologie: Gerontologie ist die Wissenschaft vom Alter(n) und befasst sich mit der Beschreibung und Erklärung körperlicher, psychischer und sozialer Aspekte des Alterns. Sie ist wegen der Komplexität des Phänomens Altern eine interdisziplinäre Wissenschaft mit Subdisziplinen. Die Soziale Gerontologie, das jüngste Wissenschaftsgebiet, beschäftigt sich mit dem Einfluss sozialer und psychischer Faktoren auf das Altern. Die Experimentelle Gerontologie, auch Biologie des Alterns genannt, versucht, die fundamentalen Mechanismen des Alterns zu klären. Vgl. Geragogik. Geriatrie: Die Geriatrie (Altersmedizin) befasst sich mit der Vorbeugung, Entstehung, Diagnostik und Therapie von Krankheiten im Alter sowie der Vorbeugung und Behandlung vorzeitigen Alterns. Ein zunehmendes Lebensalter führt zu psychischen und physischen Veränderungsprozessen, die physiologisch zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr eintreten (sog. Eugerie); genetisch bedingtes frühzeitiges Altern vor dem 20. Lebensjahr wird als Progerie, exogen bedingtes vorzeitiges Altern vor dem 50. Lebensjahr als Proterogerie bezeichnet. Diatrigerie meint ein genetisch bedingtes, erst nach dem 65. Lebensjahr einsetzendes, verzögertes Altem. Ursachen und Folgen der Alterungsprozesse sind Veränderungen des äußeren Umfeldes (v. a. Beendigung der Berufstätigkeit) sowie Stoffwechselveränderungen mit verminderter Aufnahme- und Ausscheidungsfähigkeit; evtl. wechselwirkende Folgen sind die Verlangsamung geistiger Abläufe, zunehmende Vergess-

1910

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lichkeit bei beeinträchtigtem Kurzzeitgedächtnis, soziale Isolierung, depressive Reaktionslage und verringerte allgemeine Stoffwechselaktivität (z.B. geringere Hormonproduktion), verminderte Wasserspeicherung im Gewebe (mit evtl. Abnahme der Körpergröße), reduzierte Regenerationsfähigkeit, Erschwerung der Funktion von Nerven- und Muskelzellen, Elastizitätsverlust der Haut, spröde Knochen (Osteoporose), nachlassende Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane, z.B. der Augen und des Gehörs (vgl. Schwerhörigkeit), des Geruchsinns (vgl. Riechen) sowie der inneren Organe, Nerven und Muskeln. Vgl. Altersaufbau. Rechtliche Grundlagen 1995 trat das Pflegeversicherungsgesetz (SGBXI) als fünfte Säule der deutschen Sozialversicherung in Kraft; vgl. Pflegeversicherung. Ca. 1,9 Millionen meist ältere pflegebedürftige Menschen beanspruchen zurzeit Leistungen der gesetzlichen oder privaten Pflegeversicherungen in Deutschland. Adelheid Kuhlmey Altern der Frau (ICNP)

Frauenspezifischer Prozess des Alterwerdens; vgl. Altern, Wechseljahre der Frau. Altern d e s M a n n e s (ICNP)

Männerspezifischer Prozess des Älterwerdens; vgl. Altern, Wechseljahre des Mannes. Altersaufbau

Graphische Darstellung der Altersstruktur der Bevölkerung, ursprünglich in Form einer Pyramide (mehr junge als alte Menschen, wegen veränderter Altersverteilung keine Pyramidenform mehr, s. Abb. 1), häufig verbunden mit der Darstellung der prozentualen Verteilung der Ge-

Männer

2000 Alter in Jahren

100

Frauen

2030

Personen eines Altersjahres je 1000 der Bevölkerung

100 000 Personen je Altersjahr Altersaufbau (Abb. 1): Alter u n d Geschlecht der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1910 u n d 2000 s o w i e P r o g n o s e für 2030; Geburtenausfälle: 1: Erster Weltkrieg; 2: Weltwirtschaftskrise; 3: Zweiter Weltkrieg; 4: hormonelle Kontrazeption (sog. Pillenknick)

21

altersbedingte Diskriminierung

Entwicklungsländer Welt Industrielander

1950'60 '70 '80 '9Ο2Ο0ΟΊ0 20 30 40 '50 Jahr Altersaufbau (Abb. 2): Geburtszahlen je Frau 1950-2000 u n d mittlere Projektion der weiteren Entwicklung

schlechter; die Veränderung der Alterspyramide hängt u. a. von der Zunahme der Lebenserwartung* und der Anzahl der Geburten ab (s. Abb. 2). Vgl. Alter. altersbedingte Diskriminierung s. Diskriminierung. Alterskompetenz Fähigkeit, auch bei ggf. gesundheitlicher Einschränkung im Alter* ein selbständiges Leben zu führen (J. Mittelstraß, 1994); während sich die meisten Theorien mit den Abbauprozessen (Defiziten) i. R. des Alterns* befassen, werden beim Kompetenzmodell die Eigenständigkeit, Lebenserfahrung und die verbleibenden Ressourcen* und damit verbundenen Möglichkeiten des alten Menschen in den Vordergrund gestellt. Anhand einer groß angelegten Alterstudie von 1992 zum Thema „Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung" (P. Baltes, J. Mittelstraß, U. Staudinger) wurde festgestellt, dass Alterskompetenz in hohem Maß von den U m weltbedingungen abhängig ist. Sie ist daher keine absolute, sondern eine relative, den Lebensmöglichkeiten und der jeweiligen Biographie zuzuordnende Größe. Durch die Zunahme der Hochaltrigkeit (s. Altersaufbau) und dem großen Anteil vollkommen selbständig lebender, bis ins hohe Alter gesunder Menschen, muss sich die Gesellschaft auf ein anderes Rollenverständnis des alten Menschen einrichten. Die Annahme, dass Alter automatisch mit Krankheit und Siechtum verbunden ist, kann nicht bestätigt werden (P. Laslett); lediglich in einer sehr kurze Phase entspricht diese Aussage, statistisch betrachtet, der Realität. Daher wird neuerdings vom „dritten Alter" gesprochen. Vgl. Altenpflege, Altenheim. Alterspyramide s. Altersaufbau. 22

Altersrolle Rollenerwartungen der Gesellschaft an das Verhalten von Menschen in bestimmten Altersphasen; vgl. Altern, Rolle. Alterssexualität Bezeichnung für das sexuelle Empfinden und Verhalten von Menschen jenseits des 60. Lebensjahrs; beides wird in hohem Maß davon bestimmt, welche sexuellen Aktivitäten in früheren Lebensabschnitten bestanden haben, welche praktischen Möglichkeiten einer Umsetzung sexueller Bedürfnisse bestehen und welche altersbedingten körperlichen Erkrankungen und Behinderungen die sexuelle Aktivität einschränken. Bei Männern wirkt sich die allmählich abnehmende Produktion von Testosteron auf Libido*, Erektions- und Ejakulationsfähigkeit sowie Ablauf des sexuellen Reaktionszyklus aus (ζ. B. deutliche Verlängerung der Refraktärphasen, d. h. des Zeitraums, bis nach einem Orgasmus eine erneute Erektion möglich ist); die Zeugungsfähigkeit bleibt bis in das hohe Alter erhalten. Die Wechseljahre* von Frauen mit den entsprechenden körperlichen und psychischen Folgen beeinträchtigen die Libido kaum, sondern wirken sich eher auf die Zeit bis zum ausreichenden Feuchtwerden der Vagina in der sexuellen Erregungsphase (sog. Lubrikation) und den schwächer werdenden Verlauf des sexuellen Reaktionszyklus aus. Bei Frauen kommt es zudem zu einer Abnahme des die Vaginalwände auskleidenden Epithels u. die Dehnbarkeit der Scheidenwand nimmt ab. Empirische Untersuchungen ergeben für Männer ein mehrheitlich bis in das hohe Alter bestehendes Interesse an sexueller Aktivität bei weitgehender Orgasmusfähigkeit; für Frauen gilt Ähnliches, wenn auch in jeweils geringerem Umfang; subjektiv wird i.Allg. der Mangel an zärtlichen bzw. sexuellen Kontakten als gravierender empfunden als körperliche Folgen im Klimakterium. Ob alte und hochaltrige Menschen ein aktives Sexualleben haben, ist nicht zuletzt abhängig von der Verfügbarkeit eines Partners sowie soziokulturellen und individuellen Wertsetzungen z.B. in den Wohnbereichen älterer Menschen (Familie, Seniorenheim). Hinweis: Information und Beratung zu Sexualität auch alten Menschen zukommen lassen; diskriminierende Äußerungen zu sexuellen Aktivitäten im Krankenzimmer oder Seniorenheim unterlassen; wenn erwünscht, Bewohnern von Altenheimen intime Kontakte ermöglichen. Vgl. Sexualität. Alterstremo

(ICNP)

Bei älteren Menschen unwillkürlich auftretendes Zittern besonders der Hände oder als rhythmisches Kopfnicken, evtl. Zunahme bei zielgerichteten Bewegungen (s. Intentionstremor), Angst, Aufregung und Befangenheit. Vgl. TreAlterungsprozess Vorgang des Alterns*, der aus biologischer Sicht schon mit der Geburt beginnt und sowohl einen biologischen, als auch psychischen und sozialen Prozess darstellt.

A m e r i c a n Nurses A s s o c i a t i o n

Der Alterungsprozess ist durch 3 Kriterien charakterisiert: 1. er ist universal; 2. er ist irreversibel, also unumkehrbar; 3. er führt zu verminderter Anpassungsfähigkeit. Der Alterungsprozess unterliegt großen individuellen Schwankungen und ist z.T. genetisch bedingt, aber durch den Lebensstil beeinflussbar. Die Organsysteme verändern sich mit zunehmendem Alter*, z.B. sinkt das Gesamtkörperwasser, die Muskelmasse, der Mineralgehalt der Knochen, die Nierendurchblutung, die Nervenleitungsgeschwindigkeit und die maximale Sauerstoffaufnahme des Blutes. Das menschliche Denken, Fühlen und Handeln im Alter ist nicht nur durch Abbauprozesse gekennzeichnet; es umfasst Wachstum und Weiterentwicklung. Veränderungen des AlterungsVerlaufs: 1. stark beschleunigter Alterungsprozess ab dem 6. Lebensjahr bei vorzeitiger Vergreisung (Progerie); 2. beschleunigter Alterungsprozess durch bestimmte Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck, erhöhte Blutfette oder Nikotin; die pathologischen Veränderungen führen ca. mit dem 40. Lebensjahr zu Beeinträchtigungen und evtl. zu Behinderungen; 3. rasche Funktionsbeeinträchtigung z.B. durch eine Demenzerkrankung; führt zur einer relativ langen Phase der Behinderung und Pflegeabhängigkeit*.

tive Ambivalenz (tiefenpsychologisch): Gegensätzliche Emotionen, Wünsche, Vorstellungen oder Handlungstendenzen (zugleich Abneigung und Zuneigung oder Hassliebe) resultieren in einer inneren Zerrissenheit und können zeitweise Handlungsunfähigkeit verursachen; normale Erlebnisweise ohne pathologische Bedeutung. Bei Patienten mit neurotischen Störungen können sich die ambivalenten Gefühle in einem dauerhaften Nicht-Entscheiden-Können bzw. Nicht-Ertragen-Können äußern. 2. soziale Ambivalenz: vom sozialen Umfeld (z.B. Eltern, Arbeitgeber, Familie, Clique) geäußerte, widersprüchliche Erwartungen führen zu Konflikten (Intrarollenkonflikt). Ambivalenzkonflikt

s. Konflikt, intrapsychischer. Ambu-Beutel

Syn. Handbeatmungsbeutel; flexibler Beutel aus Gummi oder Kunststoff (latexfrei) zur vorübergehenden manuellen Beatmung* (s. Abb.); z.B.

Altnilsmus

Auch Selbstlosigkeit; ethische Einstellung, die uneigennützig auf das Wohl anderer ausgerichtet ist; im Unterschied zur eigenen Vorteilsbeschaffung handelt der Mensch entsprechend dieser Auffassung zum Wohl anderer oder zum allgemeinen Wohl der Menschheit; vgl. Egoismus. Im 19. Jahrhundert - als es noch keine staatlichen Gesundheitseinrichtungen gab - war die philosophische Denkrichtung des Altruismus (z.B. A. Comte, 1798-1857) im Bürgertum verbreitet und wurde von F. Nightingale in England in die Pflege einbezogen. Aufgegriffen wurde ihre Auffassung v.a. von konfessionellen Trägern, die Pflege auch i.S. des Dienens an Gott verstanden wissen wollten. Heute stößt die Forderung nach Altruismus wegen der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gerade bei beruflich Pflegenden auf große Skepsis. Eine gemäßigte Ausprägung, die die soziale Verantwortung betont, aber nicht das Aufgeben jeder eigennützigen Regung verlangt, ist Bestandteil der ethischen Ausführungen in der Pflegewissenschaft. Vgl. Egozentrik. Ambiguitätstoleranz

Duldsamkeit gegenüber Mehrdeutigkeit; Fähigkeit, doppeldeutige und widersprüchliche Verhaltenserwartungen in sozialen Interaktionsbezügen auszuhalten und zu bewältigen; Ambiguitätstoleranz ist ein Resultat der Sozialisation einer Gesellschaft, in der verschiedene Werte* und Bedürfnisse* nebeneinander bestehen. Ambisexualität

Ambu-Beutel

bei Notfällen oder während der Narkoseeinund -ausleitung. Durch 2 Rückschlagventile jeweils als Luftein- und -auslass funktioniert der Ambu-Beutel ähnlich einem Blasebalg. Er füllt sich nur mit Frischluft, eine Rückatmung des Patienten in den Beutel wird verhindert. An den Ambu-Beutel kann zusätzlich ein Sauerstoffreservoir mit Zuleitung angebracht werden. Ausstattung entweder mit Ansatzstück für den Beatmungsschlauch (Tubus*) oder für eine Gesichtsmaske (Atemmaske*). Anwendung: Je nach Größe und Alter des Patienten wird der Beutel vorsichtig mit einer Hand abwechselnd zusammengedrückt und entfaltet. Atemfrequenz sowie Atembewegungen* beachten; Keine übersteigerte Lungenbelüftung, kein Überblähen des Magens. Rechtliche Grundlagen: Der Begriff Ambu-Beutel ist ein eingetragenes Warenzeichen. ambulant

Ohne stationäre Aufnahme erfolgend; vgl. stationär. ambulante Pflege

s. Pflege, ambulante.

s. Bisexualität.

American Nurses Association

Ambivalenz

Abk. ANA; Organisation, die Kriterien für die Anerkennung von Pflegeklassifikationen in den USA entwickelt hat; vgl. Pflegediagnose.

Zwiespältigkeit, doppelte oder widersprüchliche Wertigkeit eines Begriffs oder Gefühls; 1. affek-

23

|vf V i · - , Z'~

AMG AMG Abk. für Arzneimittelgesetz*. Ammoniakgeruch Charakteristisch stechender Geruch des farblosen Gases Ammoniak (NH3); Ammoniak entsteht bei der Zersetzung von stickstoffhaltigen organischen Substanzen und ist in Wasser leicht löslich (Salmiakgeist). Das in geringen Mengen im menschlichen Organismus vorhandene Zellgift wird durch Bildung von Harnstoff in der Leber mit dem Urin ausgeschieden. Lebererkrankungen verursachen aufgrund der gestörten Harnstoffbiosysnthese erhöhte Ammoniakwerte. Bei Harnweginfektionen hat der Urin den charakteristisch stechenden Geruch nach Ammoniak. Eine schwere Beeinträchtigung der Leberfunktion führt zu Ammoniakgeruch des Atems. Amnesit (ICNP) Verlust des Gedächtnisses verursacht durch eine Schädigung des Gehirns oder eine emotionale Krise; die Erinnerungsbeeinträchtigung ist zeitlich oder inhaltlich begrenzt; Vorkommen: z. B. nach Bewusstseinsstörungen, dissoziativen Zuständen (s. Dissoziation), symptomatischer Psychose, infolge von Hirntraumata, epileptischen Anfällen, Intoxikationen oder bei Demenz (s. Verwirrtheit, chronische). Tritt der Gedächtnisverlust im Zusammenhang mit einem spezifischen schädigenden Ereignis auf, werden unterschieden: 1. retrograde Amnesie: Gedächtnisverlust betrifft einen bestimmten Zeitraum vor dem Ereignis, kann Sekunden, Tage, aber auch Wochen betreffen (z. B. bei Schädelhirntrauma); 2. anterograde Amnesie: Gedächtnisverlust betrifft einen bestimmten Zeitraum nach dem Ereignis, z.B. nach dem Erwachen aus der Bewusstlosigkeit, der Patient ist ansprechbar und kann antworten, sich aber später nicht an ein Gespräch erinnern. Vgl. Gedächtnis. Amok Ausgeprägter reaktiver Erregungszustand, bei dem es zu plötzlichen ungerichteten Gewaltausbrüchen (massive fremd- und autoaggressive Handlungen bis hin zu Tötungsabsichten) mit Hypermotorik (sog. Bewegungssturm) kommt, denen ein schwerer Erschöpfungszustand folgt; meist mit Erinnerungsverlust (Amnesie) für die Episode. Vorkommen: Bei cholerischen, leicht zu kränkenden Personen und entsprechenden Persönlichkeitsstörungen. Amplitude Schwingungsbreite bzw. -weite; bei Wellen oder Schwingungen maximale Auslenkung aus der Ruhelage (z.B. Pulsamplitude, Blutdruckamplitude). Vgl. Blutdruck. Ampulle Bauchiges Gefäß; 1. kleiner, steril verschlossener Glasbehälter für Injektionslösungen; 2. blasenförmige Erweiterung des Mastdarms. Amputationsstumpf (ICNP) Verformte und verkleinerte Extremität mit verminderter Beweglichkeit durch operatives Ent24

fernen bzw. traumatischen Verlust eines Körperteils; die Amputation wird zur Behandlung von nicht rekonstruktionsfähigen arteriellen Durchblutungsstörungen, Tumorleiden oder schweren Verletzungen durchgeführt. Pflegeprozess: Nach Amputation sorgfältiges antiseptisches Wundmanagement*, um eine möglichst komplikationslose Narbenbildung zu gewährleisten, was die Beweglichkeit fördert und die prothetische Versorgung erleichtert; Veränderung von Beweglichkeit und Körperschema* und daraus resultierenden krisenhaft veränderten Bezug des Patienten zum eigenen Körper in Planung einbeziehen; interdisziplinär für gute Schmerzbehandlung sorgen. Komplikationen: Phantomschmerz (s. Phantomempfinden), Druckschmerz aufgrund schlecht sitzender Prothese*. Amtsgericht Abk. AG; untere Ebene der ordentlichen Gerichtsbarkeit und erste Instanz in Zivil- und leichten Strafsachen (sog. Vergehen); Entscheidungen erfolgen durch Einzelrichter (§ 22 GVG). Das Amtsgericht ist zuständig für bürgerliche Rechtsstreitigkeiten mit Gegenstandswert bis zu EUR 5000 und gegenstandsunabhängig für Mietsachen (§ 23 GVG). Ferner werden vom Amtsgericht Kindschafts-, Unterhalts-, Ehe-, Familien-, Vormundschafts-, Betreuungsund Unterbringungssachen bearbeitet und es fungiert als Vollstreckungs-, Konkurs-, Nachlass- und Registergericht sowie als Grundbuchamt. In Strafsachen ist das Amtsgericht zuständig für Vergehen und Verbrechen mit Straferwartung bis zu 4 Jahren Freiheitsstrafe, soweit nicht die ausschließliche Zuständigkeit eines höheren Gerichts gemäß § 24 GVG gegeben ist. Amtshaftung Verpflichtung eines Beamten, der vorsätzlich oder fahrlässig die ihm einem Bürger gegenüber obliegende Amtspflicht verletzt hat, dem Bürger den daraus entstandenen Schaden zu ersetzen (§ 839 BGB); eine pflichtwidrige Verweigerung oder Verzögerung der Ausübung des Amtes führt nicht zur Amtshaftung. Verletzt jemand in Ausübung eines ihm anvertrauten öffentlichen Amtes die ihm einem Bürger gegenüber obliegende Amtspflicht, so trifft die Verantwortlichkeit grundsätzlich den Staat oder die Körperschaft, in deren Dienst er steht (Artikel 34 des Grundgesetzes). Es ist genau abzugrenzen, inwieweit der Staat hoheitlich oder privatrechtlich tätig wird. Lässt sich ein Patient freiwillig in einem staatlichen Krankenhaus behandeln, so greift die zivilrechtliche Schadensersatzhaftung. Ist ein Patient gegen seinen Willen nach dem Unterbringungsgesetz (vgl. Unterbringung) in eine psychiatrische Klinik zwangseingewiesen worden, so kommt die Amtshaftung zur Anwendung. Bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit ist ein Rückgriff (Regress) des Dienstherren gegenüber dem öffentlichen Bediensteten möglich. ANA Abk. für American* Nurses Association.

Analgetika Anabolika Eiweißaufbauende Wirkstoffe; Anabolika leiten sich von Androgenen, d. h. männlichen Sexualhormonen (s. Hormone) ab. Gegenüber den androgenen Eigenschaften überwiegen bei Anabolika Eigenschaften wie die Positivierung der Stickstoffbilanz der Stoffwechsels, Zunahme des Längenwachstums und Zunahme des Körpergewichts. Anwendung: Bei auszehrenden Erkankungen, Verminderung des Knochengewebes (Osteoprose), bestimmten Formen der Blutarmut (Anämie), chronischen Leber- und Nierenerkrankungen und Multipler Sklerose. Anabolika werden häufig zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Sportlern eingesetzt. UAW: Symptome der Vermännlichung bei Frauen, irreversible Stimmveränderung, verstärkte, dem männlichen Behaarungstyp entsprechende Körper- und Gesichtsbehaarung. Beim Mann kann es zur Störung der Spermienentwicklung kommen. Hinweis: Anabolika dürfen nicht bei Schwangeren und P a tienten mit Prostatakarzinom eingesetzt werden; bei Sportlern auf Doping achten. Anästhesie Völlige Unempfindlichkeit gegen Schmerz-, Temperatur- und Berührungsreize als erwünschtes Ergebnis einer Narkose (induzierter reversibler Zustand mit erloschenem Bewusstsein ohne Schmerzempfindung und Abwehrreaktion), Regionalanästhesie (Schmerzausschaltung einer Körperregion) oder Lokalanästhesie (örtliche Schmerzausschaltung) oder infolge einer Störung des peripheren oder zentralen Nervensystems; Anästhesie wird umgangssprachlich auch für die Durchführung einer Narkose verwendet. Vgl. Sensibilitätsstörung, Schmerztherapie, medikamentöse. Anästhesiepflege Betreuung des Patienten durch Pflegepersonal der Anästhesieabteilung vor, während und nach der Narkose*; beginnt mit der Pflegevisite* am Vortag der Narkose. Im Narkosevorbereitungsraum werden folgende Maßnahmen durchgeführt: 1. Narkosevorbereitung; 2. Assistenz bei der Narkoseeinleitung; 3. Überwachung während der Narkose; 4. Assistenz bei der Narkoseausleitung; 5. Betreuung des Patienten im Aufwachraum*; 6. Dokumentation*. Die Anästhesiepflege wird mit einer auswertenden Pflegevisite beendet. anal Zum After gehörend, durch den Anus. Analeptika Arzneimittel, die bestimmte Funktionszentren des Zentralnervensystems (ZNS) stimulieren, ζ. B. das Atem- und Vasomotorenzentrum (Nerven des vegatativen Nervensystems, die eine Verengung oder Erweiterung der Blutgefäße vermitteln); 1. zentrale Analeptika: Ohne periphere Wirkung; aufgrund der atmungs- und kreislaufanregenden Wirkung werden zentrale Analeptika in geringerer Dosierung als Gegengift (Antidot*) bei Schlafmittelvergiftungen und Opiatüberdosierung angewendet. In höheren

Dosen wirken sie als Krampfgifte. Einige Analeptika (z.B. Pentetrazol, Nicethamid, Amiphenazol) werden bei Narkosen zur Unterstützung und Stimulierung der Atemtätigkeit oder bei erniedrigtem arteriellem Blutdruck eingesetzt. 2. Psychoanaleptika: Stimulieren psychische Funktionen und führen durch peripheren Angriff zu einer Kreislaufwirkung, z.B. Koffein, Weckamine, Pemolin, Psychopharmaka* (Psychostimulanzien). Analfissur Längsverlaufender Einriss der Analkanalhaut, meist am hinteren Pol der Analöffnung (zum Steißbein hin); Symptome: Starke Schmerzen nach dem Stuhlgang mit Blutung und Schließmuskelkrampf, evtl. mit Jucken und Nässen; bei Chronifizierung bildet sich eine Hautverdickung (sog. Vorpostenfalte) am äußeren Ende der Analfissur. Ursachen: Vermutlich zu harte Stuhlkonsistenz, erhöhter Tonus des Schließmuskels, Infektion. Therapie der akuten Analfissur: Anwendung betäubender und schmerzlindernder Salben und Zäpfchen oder Stuhlregulierung durch Laxanzien*, evtl. Injektion von Lokalanästhetika; bei Chronifizierung Analdehnung. Analgesie Aufhebung der Schmerzempfindung ohne Beeinträchtigung anderer Sinnesempfindungen durch: 1. Medikamente oder i. R. der Anästhesie*; vgl. Schmerztherapie; 2. Schädigung sensibler Leitbahnen des zentralen oder peripheren Nervensystems; Oberflächensensibilitätsstörung kann zu Hautstörungen des Patienten führen, z.B. Verbrennung durch heiße Wärmflasche. Analgetika Schmerzstillende Arzneimittel; Substanzen, welche die Schmerzempfmdung zentral aufheben oder dämpfen, ohne das Bewusstsein auszuschalten; schwache Analgetika, sog. periphere Analgetika, werden gegen Schmerzen mit weniger schwerwiegenden Ursachen eingesetzt. Sie können neben der analgetischen auch fiebersenkende (antipyretische) und/oder entzündungshemmende (antiphlogistische) Eigenschaften besitzen. Die entzündungshemmend wirkenden schwachen Analgetika werden oft als Antirheumatika* eingesetzt. Einige der schwachen Analgetika werden als Thrombozytenaggregationshemmer verwendet. Vertreter sind z.B. Paracetamol und Acetylsalicylsäure. Starke Analgetika werden auch als zentrale, narkotische oder opioide Analgetika bezeichnet. Sie sind Mittel der Wahl bei schweren oder schwersten Schmerzen nach Operationen oder w e n n die Ursache der starken Schmerzen nicht m e h r zu beseitigen ist, wie z.B. bei Tumorschmerzen. Dabei wird die euphorisierende und beruhigende Wirkung von Morphin und seinen pharmakologischen Verwandten bei Patienten in Todesangst oder sterbenden Patienten ausgenutzt. Wegen der dämpfenden Wirkung auf das Hustenzentrum werden sie z.T. auch als Antitussiva* verwendet (z.B. Kodein). 25

Analphabetismus Hinweis: Aufgrund der großen Gefahr einer psychischen und physischen Abhängigkeit und Toleranzentwicklung sowie weiterer schwerwiegender UAW sollten starke Analgetika außer in Fällen, bei denen mit keiner Heilung mehr gerechnet werden kann - möglichst nur kurzfristig und niedrig dosiert angewandt werden (vgl. Schmerztherapie). Auch bei den schwachen Analgetika müssen die Angaben der Packungsbeilage genau beachtet werden, z.B. bei Acetylsalicylsäure die Beeinflussung der Blutgerinnung. Analphabetismus (ICNP) Vollständige oder weitgehende Unfähigkeit zu Lesen; Ursachen: Mangel an Ausbildung, angeborene Lernschwäche. Analphabeten sind Menschen, die entweder keine Buchstaben kennen oder sie nicht zu Wörtern zusammenziehen können. Sie sind nicht in der Lage, sich an Geschriebenem zu orientieren und es zur Kommunikation* zu nutzen. Damit sind Analphabeten von einem zentralen Anteil der modernen Kultur ausgeschlossen. In der abgeschwächten Form gibt es funktionale Analphabeten: Menschen, die nur sehr fehlerhaft lesen und schreiben können, mit dieser Fähigkeit unter der gesellschaftlichen Mindestanforderung liegen und daher die Schriftsprache im Alltag nicht nutzen können. I.d.R. vermeiden sie Lesen und Schreiben aus Angst, sich zu blamieren und verhalten sich wie Analphabeten i. e. S. Die Analphabetismusrate wird allein in Deutschland nach UNESCO-Angaben auf ca. 4 Millionen Menschen geschätzt (2001). In der Schule und im Elternhaus werden (funktionale) Analphabeten durch die Kombination aus mangelnder Förderung und erfolgreicher Vermeidung häufig nicht entdeckt. Seit den 80er Jahren kümmern sich bundesweit v. a. Volkshochschulen und Alphabetisierungsverbände um die Förderung erwachsener Analphabeten. Pflege: Die Selbstpflege* ist beeinträchtigt durch die mangelnden Möglichkeiten, aktuelle Informationen zu sammeln oder z.B. Medikamentenbeipackzettel zu lesen. Durch das eingeübte Vermeidungsverhalten werden Patienten selten auf die Pflegepersonen bzw. Ärzte zukommen. Hinweis: Patienten und Bewohner, die scheinbar unvernünftig oder sogar entgegen den Therapie- und Pflegeempfehlungen handeln, sind evtl. aufgrund eines solchen Defizits nicht in der Lage, zu kooperieren. Maßnahmen: Empathischer und offener U m gang mit dem Problem führt zur Entlastung der Betroffenen und zu Enttabuisierung. Über Beratungsstellen und Fördermöglichkeiten informieren; Betroffene sind dabei auf mündliche oder symbolische Informationen angewiesen. Analtampon Hilfsmittel zum Zurückhalten von Stuhl bei Stuhlinkontinenz*; der in verschiedenen Größen erhältliche Analtampon wird wie ein Zäpfchen (evtl. mit Einführhilfe) eingeführt. Die Verwendung des Analtampons kann i. R. des Toilettentrainings* hilfreich sein. Hinweis: Verwendung nur bei kooperativen Patienten sinnvoll. 26

Analyse 1. systematische Untersuchung eines Gegenstandes oder Sachverhaltes, d.h. methodisches Vorgehen der Erkenntnisgewinnung durch logisch gedankliche Zerlegung in einheitlich erscheinende Zusammenhänge; vgl. Psychoanalyse; 2. chemische oder physikalische Zerlegung von Stoffgemischen zur Ermittlung der Einzelbestandteile. Anamnese Krankengeschichte; Art, Beginn und Verlauf der aktuellen Beschwerden, die im ärztlichen Gespräch mit dem Kranken (Eigenanamnese) und/oder dessen Angehörigen (Fremdanamnese) erfragt und dokumentiert werden; seit Einführung des Pflegeprozesses* an vielen Kliniken und im Altenheimbereich wird auch eine Pflegeanamnese* (Pflegeassessment) vorgenommen, die vorwiegend die alltagsweltlichen und selbstpflegerischen Fähigkeiten und Defizite erhebt, um den Pflegebedarf einer Person einschätzen zu können. Mit Einführung der Diagnosis* Related Groups (Abk. DRG) und dem Bedarf nach Berufsgruppen übergreifender Information wird im Krankenhausbereich die Tendenz in Richtung gemeinsamer Anamnese-Dokumente mit unterschiedlichen Schwerpunkten gehen. Die Anteile der einzelnen Berufsgruppen (auch Verwaltung, Sozialversicherung) an der Anamnese werden klarer definiert und standardisiert aufgrund der beginnenden Formulierung multiprofessioneller Behandlungspfade* (clinical pathways), die vom Bundeskuratorium* Qualitätssicherung unterstützt werden. Voraussichtlich wird daraufhin die in manchen Kliniken übliche Praxis, Pflegepersonen nicht in Kenntnis der medizinischen Daten zu setzen, im Zuge dieser Entwicklung und im Interesse des Patienten, nicht mehrfach die selben Fragen beantworten zu müssen, außer Kraft gesetzt. Hier muss allerdings auch wegen der elektronischen Datenverarbeitung rechtlich der Datenschutz* für die Patienten gewährleistet werden. Vgl. F a milienanamnese. anaphylaktischer Schock (ICNP) s. Schock, anaphylaktischer. Andropause Umstrittene, in Anlehnung an die weibliche Menopause gebildete Fachbezeichnung für den altersbedingten Rückgang der männlichen Testosteronproduktion; s. Wechseljahre des Mannes; der Begriff wird auch verwendet für einen (späteren) Zeitpunkt des Erlöschens der sexuellen Aktivität des Mannes. Vgl. Alterssexualität. Aneignungstheorie Syn. Okkupationstheorie; zu Beginn der Neuzeit vertretene Vorstellung vom natürlichen Recht des Individuums, der Natur durch eigene Arbeit die zum Leben benötigten Dinge entreißen zu dürfen. Anfechtung 1. Anfechtung einer behördlichen Entscheidung; mit den gesetzlichen Rechtsbehelfen sind Anfechtungen gegen Entscheidungen von Gerich-

Angehörige

ten und Behörden möglich. Im Strafprozess kann der Verurteilte in die Berufung oder Revision gehen. In Zivilprozessen ist ebenfalls die Berufung gegen Urteile möglich. Im Verwaltungsverfahren hat der Adressat einer behördlichen Entscheidung die Möglichkeit des Widerspruchs und der Klage vor dem Verwaltungsgericht oder dem Sozialgericht, wenn er sich durch eine Entscheidung eines Sozialleistungsträgers in seinen Rechten verletzt sieht; vgl. Medizinischer Dienst der Krankenversicherung, Unterbringung. 2. Anfechtung einer Willenserklärung; ein wirksamer Vertrag kommt durch 2 übereinstimmende Willenserklärungen der Vertragsparteien zustande. Wird der Vertrag angefochten, so wird er von Anfang an nichtig. Eine Anfechtung (§119 BGB) ist möglich wegen Irrtums, d. h. der Erklärende hat sich versprochen bzw. verschrieben oder ein Bote hat eine Erklärung falsch übermittelt. Die Anfechtung wegen Irrtums ist unverzüglich zu erklären (§ 120 BGB). Zudem ist die Anfechtung einer Willenserklärung möglich, wenn jemand durch (vorsätzliche) arglistige Täuschung oder widerrechtliche Drohung (Ankündigung eines empfindlichen Übels) zur Abgabe der Willenserklärung gebracht wurde. Die Anfechtungsfrist beträgt hier 1 Jahr ab Kenntniserlangung. Anforderungsprofil

Zur Ausführung einer Tätigkeit geforderte Qualifikation einer Person als Grundlage der Personalplanung und -auswähl; erstellt wird das Anforderungsprofil durch Analyse der Anforderungen. Vgl. Qualitätsmanagement. Angehörige

Familienmitglieder, Verwandte; im rechtlichen Sinne mit Patienten bzw. Pflegebedürftigen verwandte Personen; Angehörige (vgl. Familie) des Patienten oder eines Pflegebedürftigen spielen bei der Unterstützung des Heilungs- oder Pflegeprozesses häufig eine große Rolle. Der Besuch im Krankenhaus oder im Heim, die persönliche Ansprache und Anteilnahme, die Übernahme von leichten pflegerischen oder betreuerischen Aufgaben nehmen für den Patienten bzw. den Pflegebedürftigen einen wichtigen Stellenwert ein und können auch das Pflegepersonal entlasten. Im Gegenzug erwarten Angehörige, die für den Patienten oder Pflegebedürftigen „nur das Beste" wollen, häufig Aufklärung von Ärzten und Pflegepersonal über den Gesundheits- oder pflegerischen Zustand des Patienten bzw. Pflegebedürftigen und eine Beteiligung bei Behandlungs- und Pflegeentscheidungen. Besonders problematisch sind dabei die Fälle, in denen der Patient oder Pflegebedürftige keine eigene Entscheidung (mehr) treffen kann. Recht Verträge: Verwandte haben bei Vertragsabschlüssen und der Erledigung von Rechtsgeschäften für andere Personen kein automatisches Vertretungsrecht innerhalb der Familie, außer im Falle der Eltern gegenüber ihren minderjährigen Kindern. Angehörige bedürfen einer mündlich oder schriftlich erteilten Vollmacht*, wenn sie für Patienten oder Pflegebe-

dürftige Verträge schließen. Die Vollmacht kann nur von einem geschäftsfähigen Menschen erteilt werden. Ist der Patient oder Pflegebedürftige geschäftsunfähig, ist eine gesetzliche Betreuung erforderlich. Behandlungsmaßnahmen: Über die Durchführung von Behandlungsmaßnahmen darf nur der Patient selbst entscheiden. Angehörige haben kein Recht, in die Behandlungsmaßnahmen Volljähriger einzuwilligen; erforderlich ist eine Vollmacht oder Betreuung* mit dem Aufgabenkreis Gesundheitsfürsorge. In Not- oder Eilfällen geht die Entscheidung auf die behandelnde Person über. Wird ein Patient nach einem schweren Unfall bewusstlos in das Krankenhaus eingeliefert und eine Operation ist sofort erforderlich, wird der Arzt vermuten, dass der Patient die Einwilligung* in die Operation bei Bewusstsein abgegeben hätte. Die Operation, d.h. das Handeln des Arztes, wäre aufgrund mutmaßlicher Einwilligung gerechtfertigt. In der Praxis werden fast regelmäßig die nächsten Angehörigen in den Entscheidungsprozess mit eingebunden. Transplantation: Gemäß §4 TPG (Abk. für Transplantationsgesetz) können Angehörige zur Organentnahme eines nächsten Angehörigen einwilligen, wenn weder eine schriftliche Einwilligung noch ein schriftlicher Widerspruch des nächsten Angehörigen vorliegt. Der Angehörige hat bei seiner Entscheidung den mutmaßlichen Willen des möglichen Organspenders zu beachten. Privatgeheimnis: Ärzte und Pflegekräfte unterliegen der Schweigepflicht* (§ 203 StGB) hinsichtlich Patientenangelegenheiten. Das gilt auch für Mitarbeiter in der ambulanten und stationären Pflege. Der Arzt und die Pflegekraft dürfen nicht automatisch unterstellen, dass der Patient oder Pflegebedürftige mit einer Unterrichtung naher Angehöriger über seinen Gesundheits- oder pflegerischen Zustand einverstanden ist. Es empfiehlt sich eine Befragung des Patienten, ob und in welchem Umfang Mitteilungen an andere Personen gebilligt werden. In Notfällen ist auch hier vom mutmaßlichen Willen des Patienten auszugehen. Akteneinsicht: Angehörige haben nur Akteneinsichtsrecht, wenn der Patient oder Pflegebedürftige einwilligt bzw. eine Vollmacht vorliegt oder der Angehörige gesetzlicher Betreuer ist und der Aufgabenkreis diese Befugnis beinhaltet. Eine Akteneinsicht nach dem Tod ist für Angehörige nur dann möglich, wenn das Einsichtsrecht nicht dem geäußerten oder mutmaßlichen Willen des Patienten widerspricht. Freiheitsentziehende* Maßnahmen: In der Praxis kommt es häufig vor, dass Angehörige Pflegekräfte anweisen, bei ihrem pflegebedürftigen Angehörigen eine durchgehende Seitenhalterung* (Bettgitter) anzubringen. Angehörige haben kein Recht, diese Entscheidung für andere Familienmitglieder zu treffen. Über freiheitsentziehende Maßnahmen entscheidet grundsätzlich ein Richter (Artikel 104 Grundgesetz). In der ambulanten Pflege ist ein Einschließen von Betroffenen ohne oder gegen ihren Willen in ihrer Wohnung unzulässig, wenn sie alleine leben. Ist diese Maßnahme zum Wohle und zum 27

Angehörigenarbeit

Schutz des Betroffenen erforderlich, ist eine Genehmigung des Vormundschaftsgerichts* einzuholen. Unterhaltspflicht: Gemäß § 1601 BGB sind Verwandte in gerader Linie verpflichtet, sich einander Unterhalt zu gewähren. Die Unterhaltspflicht gibt den Verwandten jedoch nicht die Möglichkeit, daraus Rechte gegenüber dem Unterhaltsbedürftigen abzuleiten. Verwandte, die in einem Haushalt zusammenleben und -wirtschaften, werden nach dem Bundessozialhilfegesetz als Haushaltsgemeinschaft (§16 BSHG) bezeichnet. Wird ein Verwandter hilfebedürftig, so wird vermutet, dass er von den anderen im Haushalt lebenden Verwandten Hilfe zum Lebensunterhalt erhält. Betreuungsrecht*: Angehörige sind vorrangig als gesetzliche Betreuer zu bestellen (§ 1897 Absatz 5 BGB), da bei der Auswahl auf die verwandtschaftlichen Bindungen Rücksicht zu nehmen ist. Christa Schapdick Angehörigenarbeit Unterstützung der Angehörigen von psychisch oder chronisch Erkrankten; kann durch eine Institution oder Einzelpersonen durchgeführt werden. Angehörigenarbeit ist von Bedeutung, da die Erkrankung eines Familienmitglieds Ausdruck einer Störung des Systems Familie* sein kann. Erkrankte und Angehörige können neue Lösungswege finden, die nicht durch Schuldgefühle und alte Problemlösungsstrategien verhindert werden. Vgl. Angehörigenberatung. Angehörigenberatung Nach methodischen Gesichtspunkten gestalteter Prozess der Problemlösung in Zusammenarbeit mit Angehörigen von Erkrankten im stationären, ambulanten, altenpflegerischen und rehabilitativen Bereich; 1. Information über Möglichkeiten der Unterstützung; 2. Beratung hinsichtlich Heimunterbringung bzw. andere die Angehörigen entlastende Hilfsmöglichkeiten, ζ. B. Tagespflege; 3. Empfehlung und Vermittlung notwendiger Pflegehilfsmittel im häuslichen Bereich; 4. Schulung und Anleitung bei den zu verrichtenden Pflegetätigkeiten, Motivation oder rehabilitative Einbeziehung des Patienten in häusliche Aufgaben und Gestaltung der Tagesstruktur; 5. Begleitung in Krisensituation, ζ. B. bei sterbenden Angehörigen. Aktivierung familiärer Unterstützung für den Patienten ist Ausdruck professioneller Pflege, die die Genesung des Betroffenen fördert und den Angehörigen in der veränderten Lebensführung Hilfestellung gibt. Angst (ICNP) Unangenehm empfundene, eine Bedrohung oder Gefahr signalisierende Emotion*; wird von Menschen individuell unterschiedlich und in verschiedenen Schweregraden empfunden. Angst äußert sich auch als Denkblockade, Lampenfieber, Hilflosigkeit oder in Form einer Panikreaktion. Kennzeichen: Primär wahrnehmbare körperliche Begleiterscheinungen sind ein beschleunigter Puls und eine schnelle Atmung, Beengtheits28

Angst Angstarten nach R. Schwarzer Existenzangst Todesangst, Altersangst, Krankheitsangst, Infektionsangst, Herzangst, Krebsangst Verletzungsangst, Unfallangst, Flugangst, Höhenangst Angst vor Unheimlichkeit Spinnenangst Dunkelangst Gewitterangst Kriegsangst Angst vor öffentlichen Plätzen soziale Angst Scham, Angst vor dem anderen Geschlecht Verlegenheit, Sexualangst Publikumsangst Angst vor dem Vorgesetzten Schüchternheit Leistungsangst Bewertungsangst Sexualangst Prüfungsangst sportbezogene Angst Prüfungsangst Schulangst Mathematikangst Berufsangst Lehrerangst gefühl, steigender Blutdruck, Zittern, Schwitzen an Handinnenflächen, Füßen und über dem Steißbein, Erweiterung der Pupillen, Mundtrockenheit, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Harndrang, Gefühl der zugeschnürten oder trockenen Kehle und ein erhöhter Adrenalinspiegel. Diese Symptome können von dem Betroffenen und einem Beobachter (Pflegekraft, Arzt, Partner) wahrgenommen und nicht als Angst gedeutet werden. Im intensivmedizinischen Bereich äußert sich Angst auch als verlängertes Koma. Bei Depression kann Angst bis zum Affektstupor (lähmungsartige Sperrung der Gefühlstätigkeit), bei Schizophrenie bis zur Katatonie (körperliche Erstarrung) führen. Bei der als neurotisch bezeichneten Angst ist dem Individuum der Ursprung nicht bewusst, daher tritt oft der somatische Aspekt in den Vordergrund. Pflege Grundlagen: 1. Psychodynamische Pflege: Angst als aufmerksame Wahrnehmung (H. Peplau, 1952); sind die Angstgefühle nur mäßig, ist die Einengung der Wahrnehmung minimal, die Aufmerksamkeit nimmt zu und eine eigene Problemlösung wird möglich. Steigert sich die Angst bis zur Panik, muss der Mensch von der Pflegeperson unterstützt werden. 2. Befähigungsorientierte Pflege: Angst als Gefühl der Machtlosigkeit (E. Barrett, 1992); hat ein Mensch das Gefühl, seine Situation nur wenig oder nicht unter Kontrolle zu haben, kann dies

Angst, frei flottierende

zu Angst führen. Solche Situationen entstehen ζ. B. bei anstehenden Entscheidungen bezüglich unterschiedlicher Behandlungsmöglichkeiten, dem eventuellen Abbruch einer Therapie, der Übersiedlung in ein Pflegeheim oder der empfundenen Machtlosigkeit gegenüber der Institution Krankenhaus, die mit ihren Regeln für den Patienten nicht durchschaubar ist. 3. Situationsorientierte Pflege, z.B. Angst vor Operationen (Unterstützung bei der Einschätzung des Risikos); konkrete Angst vor Konsequenzen der Krankheit, vor Schmerzen oder vor dem Sterben (Bedarf nach Information oder Trost), kindliche Angst vor Alleinsein (Fehlen der Eltern) oder Dunkelheit (Bedarf kindgerechter Zuwendung, Rooming-in). Maßnahmen: Zuwendung geben (s. Sorge), Angst empathisch thematisieren (s. Empathie), Vertrauen bilden, ggf. für Sicherheit sorgen, angstlösende Techniken vermitteln, ζ. B. durch Autosuggestion*. Hinweise: Die Konfrontation mit drohender oder bereits eingesetzter Krankheit bzw. dem Alter ist grundsätzlich angstbesetzt. Angst immer ernst nehmen; Angst weder bagatellisieren („Das wird schon wieder", „Sie brauchen keine Angst zu haben") noch verstärken („Davor habe ich auch Angst"); Grenzen der eigenen Kompetenz und Kraft bei Hilfsangeboten einschätzen; keine eigenmächtige Medikamentengabe oder vorzeitigen Einsatz von Schmerzmitteln oder Psychopharmaka fordern; Handlungsmöglichkeiten im Gesamtzusammenhang der Einrichtung beachten und nutzen; Absprache mit Ärzten und anderen Fachkollegen erspart dem Patienten Angstbildung. Organisation Pflegeprozess: Ausmaß der Angst (auch der eigenen) einschätzen, ggf. anhand von Einschätzungstabellen; Zeit für Gespräche einplanen und diese dokumentieren. Pflegestandard: Standards der Abteilung auf die ausreichende Berücksichtigung von Angst überprüfen. EDV: Pflegesoftware (Krankenhaus- oder ambulante Dokumentationssysteme) auf Integration des Begriffs Angst im Pflegeprozess überprüfen und ggf. ergänzen. Angrenzende Fachgebiete Psychologie Grundlagen: Angst ist die in der Psychologie am häufigsten untersuchte Emotion. Alle Theorien und Tests beziehen sich auf Teilaspekte der Grundemotion Angst. Psychoanalyse: Theorie der Angstneurose (S. Freud): Eine starke unbewusste und verdrängte Triebspannung führt zu Angst. Angst als Konflikt (S. Freud); Konfliktformen: Ich-Realität-Konflikt führt zur RealAngst, einer Äußerung des Selbsterhaltungstriebs; Ich-Es-Konflikt bezieht sich auf die menschlichen Grundbedürfnisse, die auf sofortige Befriedigung drängen; schafft das Individuum nicht, hier eine Balance herzustellen, führt dies zu neurotischer Angst; Ich-Über-Ich-Konflikt führt zur Über-Ich-Angst (auch Gewissensangst); Angst vor Bestrafung durch das Über*Ich wird als Scham- oder Schuldgefühl erlebt. Empirisch-kognitive Psychologie: Unterscheidung von Angstarten (R. Schwarzer, 1996; s. Tab.

S.28):BesorgtheitundAufgeregtheitmachendas Angsterleben aus ; in dieser Theorie werden nicht die graduellen Stufen von Angst hervorgehoben, sondern deren Auslöser; erlernte Hilflosigkeit* (M. Seligmann): Angst als erlernte Konsequenz aus ständig fortdauernder subjektiver Unkontrollierbarkeit angstauslösender Situationen. Maßnahmen: Gesprächstechniken anwenden, z.B. aktives Zuhören*; ggf. Psychotherapie*; Coping-Strategien (s. Coping) entwickeln; Desensibilisierung (Phobie). Die genannten Techniken müssen zusätzlich zur Pflegeausbildung erlernt und vertieft werden. Hinweis: Keine „psychotherapeutischen" Alleingänge Einzelner im Team. Anthropologie Leben, das Bewusstsein der Sterblichkeit und Angst sind als grundsätzliches Lebensgefühl für Menschen untrennbar miteinander verbunden (H. Kunz, 1977). Jeder Versuch, die Angst zu unterbinden, kann somit als Versuch interpretiert werden, die Sterblichkeit zu bekämpfen. Jedes Wieder-Auftauchen aus den Tiefen der Angst bedeutet Aufatmen-Können bis zum nächsten Gewähr-Werden der Sterblichkeit. So liegt die Vermutung nahe, dass extrem ängstliche Menschen den Tod über die Maßen fürchten und ihn zu umgehen versuchen, indem sie jede potentiell gefährdende Situation vermeiden. Gleichzeitig bezahlen sie mit ihrer Angst vor der Angst einen hohen Preis für ihre Sicherheit, die auch sie letztendlich nicht vor dem Sterben bewahren wird. Danach lässt sich der Angst so wenig entgehen wie dem Tod. Angstattacke

Auch Panikattacke; plötzlich einsetzende, zeitlich umschriebene Periode von Angst oder intensiver Besorgnis, häufig zusammen mit Atemnot, Herzklopfen, verstärkter Schweißbildung, Vernichtungsgefühl, dem Gefühl eines drohenden Unheils und der Befürchtung, den Verstand zu verlieren; Ursachen: 1. Panikstörung: Psychische Erkrankung mit wiederkehrenden, unvorhersehbaren, schweren Panikattacken, die sich nicht auf eine spezifische Situation beschränken und mit Entfremdungsgefühlen (Depersonalisation*, Derealisation*) einhergehen, meist nur Minuten dauern, aber gefolgt sind von ständiger Furcht vor einer erneuten Attacke (Erwartungsangst); 2. als Symptom bei Angststörungen (z.B. Phobien) wie Platzangst (Agoraphobie), Angst vor geschlossenen, engen Räumen (Klaustrophobie) und Angst vor Tieren oder Schule. Angstbewältigung

Überwinden von oder Anpassung an Angst; bei Angstneigung* soll ζ. B. eine Verhaltenstherapie zur Verhaltensänderung des Patienten bei subjektiv angstauslösenden Faktoren führen; vgl. Angstattacke. Angst, frei flottierende

Auch Angstbereitschaft; Angst*, die sich nicht auf ein konkretes Objekt oder eine bestimmte Situation bezieht; häufig Kennzeichen einer Angststörung; Hinweis: Nicht zu verwechseln mit anfangs konkreter, dann extremer Angst 29

- Wk E^aJBi

Angstneigung Γ -' W i f _Λ ,-1 Γ

vor ζ. Β. diagnostischen Maßnahmen im Krankenhaus. Diese stellt häufig das eskalierte Ergebnis einer misslungenen Kommunikation* zwischen Mitarbeitern und Patienten dar. Angstneigung Grad der individuellen Ausprägung der Schwelle zur Angst*; keine exakt graduierbare Größe. Vgl. Emotion. Angsttraum syn. Alptraum*. Anima Gegengeschlechtliches Seelenbild des Mannes, das sich wie das des Animus* zusammensetzt; nach der analytischen Psychologie von C. G. Jung die Vorstellung, dass im Seelenleben des Mannes das wirksame Urbild der Frau unbewusst in jeder realen Partnerin gesucht wird. Animus Gegengeschlechtliches Seelenbild der Frau; nach der analytischen Psychologie von C. G. Jung setzt sich dieses zusammen aus Erlebnissen an gegengeschlechtlichen Personen der Umwelt, verdrängten gegengeschlechtlichen Eigenschaften und Erfahrungen der Menschheit von jeher am anderem Geschlecht. Vgl. Anima. Ankleiden Anziehen der Kleidung mit Hilfe einer weiteren Person; wird bei Patienten u.a. bedingt durch eingeschränkte Feinmotorik, Lähmung, Sehschwäche, Gelenkfixierung aufgrund eines Gipsverbands oder zerebrale Schäden. Hilfestellung beim An- und Auskleiden sollte zügig und unter Einbeziehung der Ressourcen des Patienten erfolgen. Die vorhandenen Ab- und Zuleitungen sind dabei zu beachten. Anlehnung Nach S. Freud die Bindung der kindlichen Sexualtriebe an den Selbsterhaltungstrieb; bedeutet parallel die Anlehnung des Kindes an die Mutter. Vgl. Bindungstheorie. Anleitung 1. (allgemein) Vermittlung von Fertigkeiten und Kenntnissen; Anleitung als pädagogische Tätigkeit setzt Kenntnisse voraus, wie eigene Fähigkeiten sinnvoll weitervermittelt werden, damit der Angeleitete diese verstehen und umsetzen kann; 2. (Pflege) gezielte Einführung in pflegerische Handlungen oder Arbeitssituationen durch eine kompetente Pflegeperson (Mentor*); a) Unterweisung von Angehörigen oder Patienten in Pflegetechniken (z.B. Abhusten, Stomabeutelwechsel); b) Praxisanleitung* von Schülern, neuen Mitarbeitern (sog. Mentorentätigkeit). Vgl. Pflegestandard. Annähemngs-Annäherungs-Konflikt s. Konflikt, intrapsychischer. Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt s. Konflikt, intrapsychischer. 30

Annahme s. Akzeptanz. A n o n y m e Alkoholiker Abk. AA; international tätige gemeinnützige Selbsthilfeorganisation als Beratungsstelle für alkoholkranke Menschen und deren Angehörige (Al-Anon); 1935 in den USA gegründet. Zwölf Schritte (s. Tab. S.31) führen zur Nüchternheit, wobei der erste der entscheidende ist: Kapitulation. Der Kranke anerkennt seine Machtlosigkeit gegenüber der Droge Alkohol und lernt in weiteren Schritten, anderen Menschen wieder Vertrauen entgegenzubringen. Er wird dazu angehalten, sein Leben auf eine spirituelle, an Gott orientierte Grundlage zu stellen. Vorbedingung zur Aufnahme in die Gruppe ist der ehrliche Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören. Das Konzept basiert auf Akzeptanz lebenslanger Suchtkrankheit und auf der Grundforderung zur völligen Alkoholabstinenz. Seit den 50er Jahren konkurrieren zunehmend verhaltenstherapeutische psychologische Konzepte (z.B. G. Marlatt), die mit Rückfällen weniger hart umgehen (Lapsustheorie) und die die Fähigkeit für kontrolliertes Trinken zumindest einem Teil der Alkoholkranken zusprechen. Vgl. Alkoholabhängigkeit, Abhängigkeit. Anordnung, ärztliche Anweisung des Arztes, eine in Bezug auf den Patienten definierte Tätigkeit auszuführen; die ärztliche Anordnung gegenüber dem Pflegepersonal setzt ein Dienstrechtsverhältnis (wie in Krankenhäusern) voraus. Ohne dieses (ζ. B. im Ambulanten Dienst oder Pflegeheim) kann der Arzt nicht anordnen, sondern nur verordnen und die entsprechende Durchführung durch die Pflegeperson veranlassen. Alle ärztlichen Anweisungen müssen schriftlich detailliert fixiert werden, insbesondere wenn sie in Zusammenhang mit einer Delegation* stehen, d.h. wenn die angeordnete Maßnahme von Pflegepersonen durchgeführt werden soll (der Arzt trägt die Anordnungsverantwortung, die Pflegeperson die Übernahme Verantwortung*). Hinweis: Telefonische Anordnungen, wie in der Praxis häufig erteilt, sind nur im medizinisch begründeten Notfall zulässig; zur rechtlichen Absicherung müssen nachträgliche Aufzeichnungen durch die Pflegeperson angefertigt werden und diese schnellstmöglich durch den anordnenden Arzt gegengezeichnet werden. Anordnungen im Pflegebereich umfassen ζ. B. folgende Maßnahmen: Verabreichung von Arzneimitteln, Vorbereitung und Durchführung von subkutanen und intramuskulären Injektionen (intravenöse Injektionen bei liegendem Venenkatheter nur in Einzelfällen bei besonderer Ausbildung und Eignung), Vorbereitung und Anschluss einer Infusion bei liegendem Gefäßzugang, Blutentnahme aus Venen und Kapillaren, Legen eines transurethralen Blasenkatheters, Durchführung von Darmeinläufen, Legen einer Magensonde, Verbandwechsel, Fixierung. Für Hebammen kann eine verlängerte Wochenbettbetreuung z.B. bei Stillproblemen, Wundheilungsstörungen oder verzögerter Nabelabheilung angeordnet werden. Vgl. Dokumentation.

A n p a s s u n g s v e r m ö g e n , beeinträchtigtes Anonyme Alkoholiker Die zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker 1. Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind - und unser Leben nicht mehr meistern konnten. 2. Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann. 3. Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes — wie wir ihn verstanden - anzuvertrauen. 4. Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren. 5. Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu. 6. Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen. 7. Demütig baten wir Ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen. 8. Wir machten eine Liste aller Menschen, denen wir Schaden zugefügt hatten und wurden willig, ihn bei allen wiedergutzumachen. 9. Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut - wo immer es möglich war —, es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt. 10. Wir setzten die Inventur bei uns fort und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu. 11. Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott - wie wir Ihn verstanden - zu vertiefen. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen. 12. Nachdem wir durch diese Schritte ein spirituelles Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an Alkoholiker weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.

Anorektika syn. Appetitzügler*. Anorexia nervosa syn. Magersucht*. Anpassung (soziologisch/psychologisch) Zum Ausgleich der Spannung zwischen Organismus und Umwelt strebender Prozess, der eine effektive Gestaltung der Bedürfnisbefriedigung ermöglicht; unterschieden wird 1. die persönliche Anpassung als rationaler Prozess, in dem das Ich* entwickelt wird; 2. die emotionale Anpassung zur Erreichung emotionaler Stabilität; 3. die soziale Anpassung als Fähigkeit des Individuums, ein Gleichgewicht zwischen den eigenen Erwartungen und Zielen sowie den Anforderungen und gegebenen Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung seitens der Umwelt herzustellen. Die soziale Anpassung soll mit der persönlichen Anpassung in Wechselbeziehung stehen. Maßstab für eine gelungene Anpassung ist der Grad, inwieweit sich das Individuum in der Umwelt behaupten kann (ζ. B. der Beliebheitsgrad in der Gruppe). Schlechte Anpassung bedeutet in diesem Zusammenhang sozial abweichendes oder neurotisches Verhalten; vgl. Adaptation. Anpassungsbeeinträchtigung, intrakranielle Störung der intrakraniellen (innerhalb des Gehirns) Druckanpassung; äußert sich in einem mehrfach für länger als 5 Minuten um 10 mmHg ansteigenden Hirndruck; Symptome: Sprach-, Gang-, Sensibilitätsstörungen, Bewusstseins-

eintrübung. Hinweis: Sofortige medizinische Intervention notwendig, da Lebensgefahr besteht! Therapie: Abhängig vom Krankheitsbild operative Druckentlastung (Trepanation), medikamentöse Therapie. Anpassungsmuster syn. Adaptationsmuster*. Anpassungsstörung (psychologisch) Bezeichnung für subjektive Bedrängnis und emotionale Beeinträchtigung, die i.Allg. innerhalb eines Monats nach kritischen Lebensereignissen auftritt und meist nicht länger als 6 Monate andauert; Betroffene sind ängstlich, depressiv, fühlen sich handlungsunfähig und können den Alltag* nur schwer bewältigen. Psychotherapie* ist eine Möglichkeit der Behandlung. Vgl. Belastungsreaktion, akute; Belastungsstörung, posttraumatische. Anpassungsvermögen, beeinträchtigtes (Pflegediagnose) Unvermögen, das Verhalten oder die Lebensweise mit einer veränderten Gesundheitssituation in Einklang zu bringen (vgl. Anpassung). Kennzeichen: 1. verbale Ablehnung der Gesundheitsveränderung; 2. eingeschränkte Fähigkeit zur Problemlösung oder Zielsetzung; 3. fehlendes zukunftgerichtetes Denken; 4. Schock, Abwehr, Leugnen des Gesundheitszustandes. Ursachen: Geistige oder emotionale Überforderung in Bezug auf die Diagnose, unzureichende oder unverständliche Aufklärung, Blockierung durch Angst*. 31

Anscheinsbeweis Maßnahmen: 1. verbal: Angemessene Aufklärung entsprechend der Ursache, Beratung, ggf. geduldige Zurückhaltung, um eine Verarbeitung zeitlich zu ermöglichen; 2. nonverbal: Angstreduktion, Blockadelösung durch Entspannungsverfahren* (ζ. B. Autogenes Training), Leberwickel; 3. Anregung des Energieflusses, z.B. therapeutische Berührung*, Akupressur*, Farbpunktur*; 4. medizinische oder psychologische Intervention, auch medikamentös. Hinweis: Nicht immer entspringt ein Nicht-Anpassen an die Gesundheitssituation einem Unvermögen, sondern resultiert auch aus der freien Entscheidung eines Menschen (vgl. Autonomie), sich in der von ihm gewünschten Form zu verhalten. Das ist im beruflichen pflegerischen Kontext abzuklären und ggf. zu akzeptieren. Die Verantwortung trägt der Patient selbst. Anscheinsbeweis Sachverhalt, der nach der Lebenserfahrung auf einen typischen Verlauf hinweist (Prima-facieBeweis); wenn nach einer Operation ein größerer Fremdkörper in der Operationswunde eines Patienten vergessen wurde, kommt der geschädigte Patient bereits seiner Beweispflicht (Beweislast*) nach, wenn er darlegen kann, dass das schädigende Verhalten nach medizinischer Erfahrung typischerweise den eingetretenen Schaden zur Folge hat. Hier muss das Krankenhaus (der Anspruchsgegner) beweisen, dass es auch ohne die behauptete Pflichtwidrigkeit zum Schaden gekommen wäre. Vgl. Beweislastumkehr. Anschlussheilbehandlung Abk. AHB; medizinische Rehabilitationsmaßnahme der Gesetzlichen Rentenversicherung (SGB VI § 15 Absatz 2); erfolgt direkt nach stationärer Behandlung von Herzinfarkt, Herztransplantation, Apoplexie oder nach Einsatz einer Hüftendoprothese und wird in Unfallkrankenhäusern, Kurkliniken und Versorgungskrankenhäusern durchgeführt. Ziel der Anschlussheilbehandlung ist die allmähliche, ärztlich überwachte Wiederanpassung des Patienten an die Belastung des Alltags und des Berufslebens. Vgl. Rehabilitation. Anschlussmotiv Syn. Affiliation; Bedürfnis nach Gesellung; führt zur Interaktion mit einer oder mehreren, fremden oder wenig gekannten Personen ohne ausdrückliche Bezugnahme auf den Zweck; das Bedürfnis ist individúen stark ausgeprägt und abhängig von Schwankungen des Selbstwertgefühls, Angst und Unsicherheit über emotionale Reaktionen oder Meinung anderer. Ziel ist die Herstellung einer wechselseitigen positiven B e ziehung. Anspruchsklasse Auch kurz Klasse; Kategorie oder Rang, die oder der den verschiedenen Qualitätsanforderungen an Produkte, Prozesse, Systeme mit demselben funktionellen Gebrauch zugeordnet ist (DIN EN ISO 9000:2000-12); die Anspruchsklasse spiegelt einen geplanten oder anerkannten Unterschied in der Qualitätsforderung wi32

der. Die Betonung liegt auf dem funktionellen Gebrauch, was sich auf die Kosten zur Erfüllung der Qualitätsanforderung auswirkt. Anspruchsklassen werden explizit genannt (z.B. Hotel- oder Flugscheinklassen). Pflege: Anspruchsklassen in der Pflege sind z. B. die ambulante Pflege, Altenpflege, stationäre Pflege und Intensivpflege. Vgl. Qualität, Qualitätsmanagement. Ansteckung Übertragbarkeit von Infektionserregern auf einen Wirt; s. Infektion; i.w. S auch Übertragung von Emotionen und Denk- und Verhaltensweisen; vgl. Ansteckung, emotionale, psychische. Ansteckung, emotionale Durch allmähliche Steigerung einer hohen Erwartung entstehender (Gemüts-)Zustand, bei dem sich der Einzelne von der Masse getragen fühlt und seine kritische Distanz verliert; Modell zur Erklärung kollektiven Verhaltens; Vorkommen z.B. bei Pop-Konzerten, Prozessionen oder politischen Demonstrationen. Hinweis: Es besteht ein erhöhtes Unfallrisiko; eingewiesene Patienten können verwirrt sein, bis sie emotional vom Geschehen wieder Abstand gefunden haben (ggf. Untersuchung auf Drogenkonsum veranlassen). Vgl. Verwirrtheit. Ansteckung, psychische Bezeichnung aus der Psychologie für das Übergreifen von Denk- und Verhaltensweisen sowie Emotionen von Individuum zu Individuum bzw. von Individuum zu einer Gruppe und umgekehrt; Vorkommen z.B. in Therapiegruppen mit hohem Anteil an depressiv oder psychotisch erkrankten Mitgliedern. Die emotionale Befindlichkeit kann sich innerhalb der Gruppe, dem therapeutischen Personal oder der gesamten Station ausbreiten. Vgl. Ansteckung, emotionale. Ansteckungsgefahr Risiko der Infektion*. Ansteckungsweg Art der Infektion*. Antarthritika Arzneimittel gegen Gelenkentzündungen; Antirheumatika, Gichttherapeutika.

s.

Antazida Säurebindende Mittel, Arzneimittel zur Neutralisation der Magensalzsäure; Wirkstoffe: 1. alkalische Stoffe, z. B. Natriumhydrogenkarbonat, Kalziumkarbonat und Magnesiumoxid; Karbonate werden bei Geschwüren (Ulzera) wegen des plötzlichen Druckanstiegs durch freiwerdendes Kohlendioxid heute weniger häufig eingesetzt; 2. Aluminiumsalze, z.B. Aluminiumhydroxid; 3. Magnesiumsalze; 4. AluminiumMagnesium-Salze; 5. Sucralfal. Antazida sind in der Lage, die Salzsäure des Magens zu neutralisieren oder zu binden; z. T. hemmen sie die Aktivität des proteinabbauenden Enzyms Pepsin und führen zu einer Abdeckung von offenen Geschwüren. Sie wirken somit schmerzlindernd

Antiallergika und beschleunigen die Abheilung von Geschwüren. Anwendung: u.a. Magengeschwüre, Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis). UAW: Bei langdauernder Anwendung ist eine systemische Toxizität möglich, z.B. kann es durch mangelhaften Einbau von Mineralstoffen durch Phosphatausschleusung aluminiumhaltiger Antazida zu erhöhter Weichheit und Verbiegungstendenz der Knochen kommen (Osteomalazie). Hinweis: Vorsicht ist bei gleichzeitiger Verabreichung von Antazida mit anderen Arzneimitteln wie Ovulationshemmern (s. Kontrazeptiva), Herzglykosiden (s. Antihypertensiva) u. a. geboten, da deren Resorption durch Antazida verzögert bzw. gehemmt werden kann. Anteilnahme Unmittelbare Teilhabe an den Gefühlen einer anderen Person, Mitgefühl; vgl. Empathie. Anteversion 1. Bezeichnung für die Vorwärtsneigung eines Organs, meist zur Beschreibung der physiologischen Lage der Gebärmutter im Becken; 2. Vorwärtsbewegung im Gelenk, ζ. B. Arm nach vorn heben, Bein zum Ballschuss nach vorn schwingen. Anthelminthika Syn. Antihelminthika, Helminthagoga, Vermizida, Wurmmittel; Arzneimittel gegen krankheitserregende, meist den Darm befallende Fadenwürmer (Nematodes, z.B. Ascaris, Trichinella), Bandwürmer (Cestodes, z.B. Taenia, Echinococcus) und Saugwürmer (Trematodes); je nach Art der zu bekämpfenden Würmer werden ζ. B. Praziquantel, Niclosamid, Pyrantel oder Mebendazol eingesetzt. Die z.T. eingesetzten Naturstoffe sind nur noch von historischem und veterinärmedizinischem Interesse, ζ. B. Santonin. Anthropologie Auf Aristoteles zurückgehende Wissenschaft vom Menschen; Unterscheidung je nach Berücksichtigung bestimmter Gesichtspunkte: 1. Naturwissenschaftliche Anthropologie beschäftigt sich mit der Abstammungslehre, d. h. erforscht die Entstehung und Entwicklung des Menschen. 2. Sozial- und Kulturanthropologie untersucht die Wirkung der Gesellschaft auf das Individuum und dessen Verhalten. 3. Die philosophische Richtung der Anthropologie strebt nach der Erkenntnis vom Wesen des Menschen, seiner Aufgabe und Stellung in der Welt. Anthropologie, philosophische Philosophische Schule, die sich mit der Ganzheit des Menschen befasst und nach Erklärungen für den Verlust seines Einklangs mit der Natur sucht; unterschiedliche Strömungen beschreiben die Instabilität und Gefährdung der menschlichen Existenz. Diese ergibt sich aus dem „Bruch mit der Natur", der Abkehr des Menschen von seiner Verbundenheit mit der Natur, der Spaltung in Subjekt (Mensch) und Objekt (Natur). Die Spaltung konkretisiert sich in der Trennung von Körper und Geist, von Leib und Seele. Es werden nicht nur rein begrifflich philosophische Studien betrieben, die

von einer universellen Wahrheit ausgehen, die man ergründen möchte, sondern auch durch Selbstbeobachtung die Zusammenhänge von Körper und Geist untersucht. Verschiedene Ansätze werden vertreten, u.a: 1. der Mensch als Mängelwesen, aber auch als der „erste Freigelassene der Schöpfung" (J. G. Herder, 1744-1803); 2. der Mensch als instinktarmes Wesen (A. Gehlen, 1904-1976); 3. der weltoffene Mensch als nichtfestgestelltes und umweltunabhängiges Tier; sein Wesen lässt sich deshalb nicht positiv definieren; man kann eigentlich immer nur sagen, was der Mensch nicht ist (F. Nietzsche, 1844-1900); 4. die bedürftige Existenz; Menschen sind zum Ausgleich für ihren Instinktmangel zu intelligentem Handeln gezwungen (L. A. Feuerbach, 1804-1872); 5. andere Richtungen heben den menschlichen Geist* und die menschliche Seele gegen Körper und Leib als „bloßem" Leben ab. Der Mensch ist Geist, denn einzig er ist dazu befähigt, über sich selbst nachzudenken. Alles andere ist Biologie. Der Mensch ist deshalb gezwungen, aber auch in der Lage, (s)ein Leben zu führen, über das er permanent reflektiert: Woher kommen wir? Wer sind wir? Was sollen wir tun? Wohin gehen wir? Die menschliche Existenz ist auf nichts gestellt, das Leben hat keinen Sinn; der Mensch muss seiner Existenz selbst einen Sinn geben. „Sinnsuche" ist damit, sofern wir das wissen können, ein weiteres Spezifikum des Menschen (M. Scheler, 1874-1928 und H. Plessner, 1892-1985). Ein Zweig der Pflegewissenschaft, der sich mit dem Verhältnis von Körper* und Geist auseinandersetzt und die Überwindung der historisch bedingten Trennung im Menschenbild* der Pflege zum Ziel hat, beschäftigt sich mit der anthropologischen Philosophie als Grundlage für theoretische Pflegekonzepte. Vgl. Ganzheitlichkeit, Existenzphilosophie. anthroposophische Pflege s. Pflege, anthroposophische. Antiabortiva s. Gynäkologika. Antiadiposita Arzneimittel zur Behandlung von Fettleibigkeit (Adipositas*); eingesetzt werden Appetitzügler*, die allerdings wegen gefährlicher UAW nur in Ausnahmefällen verwendet werden sollten. Ebenso ist die Verwendimg von Hormonpräparaten (Schilddrüsenhormone, Hypophysenhormone) und jodhaltigen Arzneimitteln mit großen Risiken verbunden. Für eine unterstützende (adjuvante) Therapie sind inzwischen die beiden Substanzen Orlistat (Lipasehemmer) und Sibutramin (Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer) zugelassen. Die medikamentöse Therapie sollte von Ernährungsberatung, verhaltenstherapeutischen Maßnahmen und körperlichem Training begleitet werden. Hinweis: Nulldiäten und einseitige Fastenkuren zur Gewichtsreduktion sind überholt (obsolet). Antiallergika Arzneimittel zur Unterdrückung oder Abschwächung allergischer Symptome; Wirkstoffe: 33

- I ψ i E^aJBi

Antianamika 1. Hemmer der Mediatorfreisetzung (Mediatoren sind Biomoleküle, die der Kommunikation zwischen benachbarten Geweben dienen und bei einigen allergischen Reaktionen freigesetzt werden) durch Stabilisierung der Mastzellmembran: Können bei allergischem Asthma und Schnupfen (Rhinitis) sowie Bindehautentzündung (Konjunktivitis) lokal verwendet werden; 2. ^-Antihistaminika: Werden als spezifische Antagonisten der Mediatorstoffe bevorzugt bei akuten Allergien (z.B. Heuschnupfen) eingesetzt; 3. Glukokortikoide: Die zur Gruppe der Kortikosteroide gehörenden Stoffe hemmen bestimmte Enzyme und unterdrücken somit Stoffwechselkaskaden, die für die allergischen Erscheinungen verantwortlich sind. Sie beeinflussen aber auch andere Mechanismen, die v. a. für die entzündlichen Begleiterscheinungen der Allergie bedeutsam sind. Dem Vorteil einer langen Wirkungsdauer steht der Nachteil einer sehr verzögert einsetzenden Wirkung gegenüber. Während bei der systemischen Anwendung erhebliche UAW zu befürchten sind, ist die lokale Anwendung, ζ. B. bei Asthma oder allergischem Schnupfen, wesentlich besser verträglich. Auch das Hormon Kortikotropin (ACTH) wird zur Behandlung von Allergien verwendet. 4. Kalziumpräparate; 5. Beta-2-Sympathomimetika: s. Antiasthmatika. Hinweis: Die meisten Antiallergika beeinträchtigen das Reaktionsvermögen; Vorsicht beim Autofahren, Bedienen von Maschinen und Arbeiten ohne festen Halt. Antianamika Arzneimittel gegen Blutarmut (Anämie); je nach Ursache und Art der Anämie werden unterschiedliche Substanzen eingesetzt; Wirkstoffe: 1. Eisensalze werden bei Eisenmangelanämien angewendet; zur oralen Therapie werden 2wertige Eisensalze eingesetzt, da 3-wertige Eisensalze schlechter resorbiert werden. UAW: Eisenpräparate können u. a. zu gastrointestinalen Beschwerden und Schwarzfärbung des Stuhls führen. Wechselwirkungen: Die Resorption von Eisensalzen wird durch Nahrungsbestandteile deutlich variiert. Eisenpräparate beeinflussen die Resorption verschiedener Medikamente. Hinweis: Packungsbeilage genau beachten. 2. Vitamin B 1 2 und Folsäure werden bei hyperchromer Anämie verabreicht. 3. Erythropoetin findet bei schwerer renaler Anämie Anwendung. Antiarrtiythmika Syn. Antifibrillanzien; Sammelbezeichnung für über verschiedene Mechanismen antiarrhythmisch wirkende Substanzen; Arzneimittel zur Normalisierung der Herzschlagfolge. Antiasthmatika Arzneimittel zur meist symoptomatischen Behandlung des Bronchialasthmas (Asthma bronchiale); eine kausale Therapie ist die Desensibilisierung des Patienten, setzt aber die Kenntnis des Allergens voraus und ist daher nur beschränkt möglich. Bei bakteriellen Ursachen sind Chemotherapeutika* angezeigt. 34

Wirkstoffe: Zur symptomatischen Therapie dienen: 1. mastzellspezifische Antiallergika*: Hemmen die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus Mastzellen; 2. Leukotrien-Antagonisten: Hemmen die Bildung der entzündungsfördernden Leukotriene; 3. Broncholytika: a) Beta-2-Sympatomimetika: Wirken nicht nur bronchoerweiternd, sondern hemmen auch die Freisetzung der Mediatorstoffe aus den Mastzellen; sind bei akuten Asthmaanfällen in Form von Aerosol* Mittel der Wahl; b) Theophyllin (-derivate): Wirken stark bronchoerweiternd. Bei gleichzeitiger Anwendung von Betasympathomimetika beeinflussen sich die Wirkungen, c) ParaSympatholytika: Bei durch den Nervus vagus bedingten Bronchialspasmen, meist mit Betasympathomimetika kombiniert; 4. Antihistaminika*: verhindern histaminbedingte Bronchialspasmen; 5. Glukokortikoide: s. Hormone; sollten nur bei schweren Formen systemisch angewendet werden; lokal (Aerosol) zur Anfallsbehandlung; 6. Expektoranzien* (auswurffördernde Arzneimittel): Sollen durch Verflüssigung des Schleims dessen Auswurf erleichtern und die Einengung des Bronchiallumens mit zähem Schleim verhindern. Hinweis: Die Patienten müssen sorgfältig für die richtige Anwendung der Aerosole geschult werden. Antibiotika Arzneimittel zur Behandlung bakterieller Infektionen; ursprünglich sind Antibiotika natürliche Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, Bakterien u.a. Mikro- und Makroorganismen (Pflanzen). Heute werden sie auch künstlich hergestellt. Der Prototyp ist das von A. Fleming 1928 erstmals unter der Bezeichnung „Antibiotikum" eingesetzte Penizillin G (gewonnen aus dem Pinselschimmel Pénicillium notatum). Der Wirkungsmechanismus variiert zwischen den verschiedenen Antibiotika, z.B. Hemmung der bakteriellen Zellwand- bzw. Proteinsynthese, Beeinflussung der Zellmembran, Hemmung der DNA- und RNA-Synthese. Antibiotika verfügen über (relativ) spezifische Wirkungsbereiche. Innerhalb der Antibiotika werden bakterienabtötende (bakterizide) und wachstumshemmende (bakteriostatische) Substanzen unterschieden. Antibiotika mit bakterizider Wirkung sind z.B. Penizilline, Cephalosporine, Aminoglykosid-Antibiotika und Polymyxine. Bakteriostatische Wirkung haben z. B. Tetrazykline und Chloramphenicol. Der effektive Einsatz von bakteriostatischen Mitteln erfordert eine intakte körpereigene Immunabwehr. Sind die zu behandelnden Mikroorganismen resistent (widerstandsfähig gegen Antibiotika), wird die Wirksamkeit der Antibiotika beeinträchtigt. Bei mäßig empfindlichen Erregern kann eine Kombination verschiedener Antibiotika zu einer deutlich verbesserten Wirksamkeit führen. Verwendung: Bei bakteriellen Infektionskrankheiten; in eindeutigen Fällen erfolgt die Wahl des Antibiotikums nach der Wahrscheinlichkeit des Erregers, sonst nur nach bakteriologischer Diagnostik und Resistenzbestimmung der Bakterien.

Antidekubitussystem

Hinweis: Fieber allein ist keine Indikation für Antibiotikagabe! Die lokale Anwendung von Antibiotika ist bei den meisten Infektionen nicht indiziert. Vgl. Chemotherapeutika.

Wasser- oder Luftmatratze, Wechseldruckmatratze, Superweichmatratze*, Schaumstoffmatratze* (s. Abb.) u. a. Hinweis: Die antidekubitale Wirkung konnte bei keiner der Matratzen wissenschaftlich nachgewiesen werden. Bei den Schaumstoffmatratzen treten zusätzlich bei Inkontinenz hygienische Probleme auf. Vgl. Weichlagerung, Dekubitus. Antidekubitussystem

Antidekubitusmatratze aus Schaumstoff Anticholinergika

Arzneimittel, die die Wirkung von Azetylcholin unterdrücken; i. Allg. blockieren diese Wirkstoffe die Bindungsstellen (Rezeptoren*) für Azetylcholin, den Uberträgerstoff (Neurotransmitter*) des Parasympathikus, und hemmen so die Azetylcholinwirkung an parasympathischen Nervenendigungen.

Mehrteilige, aufeinander abgestimmte Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe* und -therapie, die alle dekubitusfördernden Risikofaktoren wie Druck, Feuchtigkeit und Hitze, Reibungs- und Scherkräfte* auf ein Minimum reduzieren; Varianten: 1. statische Luftkammersysteme; 2. kombinierte Wechseldrucksysteme in unterschiedlichen Ausführungen, deren Luftkammern durch ein elektrisches Pumpaggregat beund entlüftet werden (auch als Antidekubitusmatratze* mit darunter eingelegtem Unterfederungsystem, s. Abb. 1); 3. automatisches Umlagerungssystem (auch Seitenlagerungssystem), dessen Matratze in vorgegebenem Rhythmus

Anticravingmittel

syn. Entwöhnungsmittel*. Antidekubitusmatratze

Spezialmatratze zur Dekubitusprophylaxe*, die dekubitusfördernde Risikofaktoren wie Druck, Feuchtigkeit und Hitze, Reibungs- und Scherkräfte* auf ein Minimum reduzieren sollen; Antidekubitusmatratzen können auch auf normale (Klinik-)Betten aufgelegt werden (Antidekubitus-Matratzenauflage). Zur Verfügung stehen

A n t i d e k u b i t u s s y s t e m (Abb. 1): Matratze mit U n t e r f e d e r u n g s s y s t e m

A n t i d e k u b i t u s s y s t e m (Abb. 2): automatisches U m l a g e r u n g s s y s t e m ; links: anatomisch geformte Lufttunnel w e r d e n auf die Unterlage aufgelegt und mit einer Schaumstoffmatratze abgedeckt; rechts: Die Patientin ist zwischen den Lufttunnel gelagert, die wechselseitig die Auflagefläche heben und senken.

35

- a ·

Antidepressiva

¡ p f ' " a u t o m a t i s c h abwechselnd rechts und links anWm i « gehoben wird und dadurch der Patient in eine \J~ J 30°-Schräglage gebracht wird (s. Abb. 2 S. 35). Lagerungsintervall sowie der Neigungswinkel lassen sich über das Antriebsaggregat einstellen; dies ist besonders in der ambulanten häuslichen Pflege von Nutzen, wenn ein z.B. halbstündlicher nächtlicher Lagerungswechsel durch Pflegepersonen nicht möglich ist. Das Seitenlagerungssystem dient ebenfalls der Pneumonieprophylaxe* (vgl. Drehbett). Um die vom Patienten produzierte Feuchtigkeit abzutransportieren, sind die Überzugsmaterialien des Antidekubitussystems häufig aus durchlässigem HighTech-Material. Hinweis: Betttücher nur ganz locker einspannen oder lose auflegen, um die Wirkung nicht zu beeinträchtigen. Antidepressiva

s. Psychopharmaka. Antidiabetika

Blutzuckersenkende Arzneimittel zur Therapie des Diabetes mellitus (sog. Zuckerkrankheit). 1. Insulin: Bei absolutem Insulinmangel (Diabetes mellitus Typ 1) wird das körpereigene, blutzuckersenkende Hormon Insulin durch von außen zugeführtes, tierisches oder gentechnisch hergestelltes Insulin ersetzt. Zur Applikation stehen neben der Spritze und den InjektionsSystemen (sog. Pens) tragbare oder stationäre Insulinpumpen zur Verfügung. An einer nasalen oder pulmonalen Applikation wird geforscht. UAW: Zu starke Erniedrigung der Blutzuckerkonzentration (Hypoglykämie) nach Überdosierung von Insulin. Bei langandauernder Hypoglykämie kann es zu irreversiblen Schädigungen im Gehirn kommen. Zudem können allergische Reaktionen oder Lipodystrophie an der Injektionsstelle auftreten; vgl. Insulintherapie. 2. orale Antidiabetika, ζ. B. Sulfonylharnstoffe, Alphaglukosidaseinhibitoren, Biguanide, Thiazolidindione und Glinide: verbessern die Insulinfreisetzung bei vorhandener Restsekretion und relativem Insulinmangel (Diabetes mellitus Typ 2). Orale Antidiabetika sollten aufgrund ihrer UAW nur dann Anwendung finden, wenn diätetische Maßnahmen (s. Diabeteskost) zur Behandlung nicht ausreichen und kein insulinpflichtiger Diabetes vorliegt. UAW: u. a. Hypoglykämie, gastrointestinale Beschwerden, z.T. Blutbildveränderungen (s. Blutbild). Hinweis: Packungsbeilage beachten; Antidiabetika haben mit einer Vielzahl von Arzneimitteln Wechselwirkungen. Antidiarrhoika

Syn. Obstipantia; Arzneimittel zur Behandlung von Durchfallerkrankungen (Diarrhö*); je nach Ursache und Schwere der Diarrhö kommen folgende Wirkstoffe zur Anwendung: 1. Quellstoffe (schleimhaltige Arzneimittel): z.B. Pektine; 2. Adstringenzien*: Tanninalbuminat, Gerbstoffe enthaltende Arzneipflanzen (z.B. Schwarztee), getrocknete Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus); 3. Hemmer der Darmbewegung: Opium (-Tinktur) und Opiatabkömmlinge, ζ. B. Loperamid; 4. Absorbenzien (aufsaugende Arzneimit36

tel): z.B. medizinische Kohle, Kaolin (Weißer Ton) und kolloidales Kieselgel zur Absorption von toxischen Stoffen; 5. Antibiotika* bei bakteriell bedingten Durchfällen; 6. Sulfasalazin, Glukokortikoide zur Therapie von Durchfällen aufgrund chronischer Darmentzündungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa); 7. Präparate aus Mikroorganismen (z.B. Extrakte aus Escherichia coli, Saccaromyces boulardii) zur Darmsanierung z. B. bei Antibiotika-assoziierten Durchfällen. Hinweis: Bei der Behandlung von Durchfällen auf ausreichenden Flüssigkeits- und Elektrolytersatz achten. Antidot

Gegenmittel zur Behandlung von Vergiftungen; Substanzen, die ein Gift direkt inaktivieren bzw. die Wirkung des Giftes an Rezeptoren oder Organen herabsetzen oder aufheben. Nur für wenige Giftstoffe sind spezifische Gegenmittel bekannt, i. Allg. sind symptomatische Maßnahmen angezeigt. Anwendung: v. a. gegen Schwermetalle, Insektizide, Opiate und Blutgifte. Antidota müssen außer von den entsprechenden klinischen Einrichtungen und vom Notarzt auch in Apotheken bereitgehalten werden. Hinweis: Bei akuten Vergiftungen erteilen die Giftinformationszentren Auskünfte. Vgl. Intoxikation. Antidysmenorrhöika

Arzneimittel gegen schmerzhafte Monatsblutungen; s. Gynäkologika. Antidyspeptika

Arzneimittel zur Behandlung allgemeiner Verdauungsstörungen; z.B. Laxanzien*, Azida (Säuren), Verdauungsenzyme, Antidiarrhoika*. Antiemetika

Arzneimittel zur Verhinderung von Erbrechen* und vorhergehender Übelkeit, z. B. Scopolamin, Antihistaminika und Phenothiazinderivate; Anwendung: Bei sog. Reise- oder Bewegungskrankheiten (Kinetosen), übermäßigem Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum), Niereninsuffizienz mit Harnvergiftung (Urämie), zytostatischer Therapie und therapeutischer Bestrahlung. Antiepileptika

Syn. Antikonvulsiva; Arzneimittel zur Verhinderung oder Abschwächung zentral bedingter Krampfanfälle aufgrund von Epilepsie; ein ideales Antiepileptikum soll zu einer Erhöhung der Krampfschwelle bei geringer dämpfender (sedativer) und hypnotischer Wirkung führen, die motorische Erregbarkeit nicht beeinflussen und geringe UAW besitzen, da eine Langzeittherapie erforderlich ist. Diese Voraussetzungen werden bisher von keinem der verfügbaren Therapeutika erfüllt. Antifibrillanzien

syn. Antiarrhythmika*. Antiglaukomatosa

Arzneimittel zur Therapie des Glaukoms (sog. grüner Star, Sammelbezeichnung für verschie-

Antimykotika dene Erkrankungen des Auges, die mit zeitweiliger oder dauerhafter Erhöhung des Augeninnendrucks einhergehen); Antiglaukomatosa führen zu einer Senkung des Augeninnendrucks, entweder durch Erleichterung des Kammerwasserabflusses (z.B. ParaSympathomimetika) oder durch Verminderung der Kammerwasserbildung (z. B. Betarezeptorenblocker). Hinweis: Während der Therapie können Sehstörungen auftreten. Antihelminthika syn. Anthelminthika*. Antihidrotika Syn. Antiperspiranzien, Antischweißmittel; Arzneimittel gegen übermäßige Schweißabsonderung (Hyperhidrosis); eingesetzt werden Adstringenzien* wie z.B. Aluminiumverbindungen und Gerbstoffe; ferner u. a. ParaSympatholytika und Zubereitungen aus Salbei. Antihistaminika Syn. Histaminantagonisten, Histaminrezeptorenblocker; pharmakologische Substanzen unterschiedlicher Struktur, welche die Wirkungen von Histamin abschwächen oder aufheben, indem sie die Histaminrezeptoren in den Geweben reversibel blockieren (kompetitive Hemmung); Histamin ist Gewebehormon und Überträgerstoff zwischen den Nerven zur Reizweiterleitung und wird auch bei allergischen Reaktionen freigesetzt. Anwendung: Bei Hautallergosen, Hautjucken, Insektenstichen und allergischem Schnupfen, ferner bei Kinetosen (vgl. Antiemetika) sowie Parkinson-Syndrom. U A W : Dämpfende Wirkung (Fahrunfähigkeit), Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden, zentralnervöse Störungen u. a. Wechselwirkungen: Zentral dämpfende Arzneimittel, Alkohol (Wirkung wird verstärkt). Hinweis: Keine Anwendung bei Schwangerschaft, sog. grünen Star (Glaukom) oder bei Kleinkindern. Antihypertensiva Syn. Antihypertonika; Arzneimittel zur Senkung eines krankhaft erhöhten Blutdrucks (arterielle Hypertension, Hypertonie*); unterschieden werden: Antisympathotonika, Vasodilatatoren, Kalziumantagonisten, Alphasympatholytika, Betasympatholytika und Arzneimittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System. Als Basismedikamente gelten Diuretika, Betarezeptorenblocker, ACE-Hemmer, langwirksame Kalziumantagonisten und Alpha-l-Rezeptorenblocker. Die Wahl erfolgt nach individuellen Gesichtspunkten wie Lebensgewohnheiten, Begleiterkrankungen und kardiovaskuläre Risikofaktoren. Jede Medikamentenklasse greift auf andere Weise und an anderer Stelle in das Blutdruckgeschehen ein. Bei nicht ausreichender Blutdrucksenkung werden Zweier- und Dreierkombinationen der Basismedikamente eingesetzt. Ergänzend stehen z.B. zentral wirksame Substanzen, direkte Vasodilatatoren und Angiotensin-II-Antagonisten zur Verfügung. Antihypertonika syn. Antihypertensiva*.

Antihypoglykämika Arzneimittel zur Therapie der Hypoglykämie (Verminderung der Konzentration von Glukose im Blut unter einen dem jeweiligen Lebensalter entsprechenden Wert); Antihypoglykämika erhöhen die Blutglukosekonzentration, d.h. die Konzentration an Glukose und des Hormons Glukagon. Vgl. Antidiabetika. Antihypotonika Arzneimittel zur Behandlung eines zu niedrigen Blutdrucks (Hypotonie*); therapeutische Ansatzpunkte zur Steigerung des Blutdrucks sind Verengung peripherer Gefäße, Erhöhung des Herzzeitvolumens durch Steigerung der Kontraktilität des Herzens, Erhöhung des Venentonus und Steigerung des Blutplasmavolumens. Dazu dienen u.a. Sympathomimetika (z.B. Etilefrin, Adrenalin), Analeptika (z.B. Pentetrazol, Koffein und Weckamine), Mineralkortikoide (Hormone* der Nebennierenrinde). Antikoagulanzien Sammelbezeichnung für Hemmstoffe der Blutgerinnung (Koagulation des Blutes), z.B. Heparin, Hirudin; Anwendung: Zur Vorbeugung gegen teilweisen oder vollständigen Verschluss von Arterien und Venen sowie der Herzhöhlen durch Blutgerinnung innerhalb eines Gefäßes (Thrombose), bei Lungenembolie, instabiler Angina pectoris, Herzinfarkt, Hirninfarkt aufgrund von Mangeldurchblutung oder nach gefäßchirurgischen Eingriffen. Wirkstoffe: 1. Heparin und Heparinoide, direkt wirkende Antikoagulanzien; 2. Vitamin-K-Antagonisten, Kumarine, indirekt wirkende Antikoagulanzien (z. B. Phenprocoumon); 3. Thromobzytenaggragationshemmer (z. B. Acetylsalicylsäure). Hinweis: Patient muss über Wechselwirkungen und Risiken bei Zahnbehandlungen oder Verletzungen u.a. gut aufgeklärt werden. Vgl. Hämostase. Antikonvulsiva syn. Antiepileptika*. Antikonzeption syn. Schwangerschaftsverhütung*. antikonzeptionelle Mittel syn. Kontrazeptiva*. Antimetaboliten Verbindungen, die einen Stoffwechselprozess (Metabolismus) blockieren oder modifizieren; Anwendung finden sie v. a. als Zytostatika*, Immunsuppressiva* und Virostatika*. Antimykotika Arzneimittel, die bei Pilzerkrankungen (Mykosen) entweder ein weiteres Pilzwachstum verhindern (fungistatisch) oder die Pilze abtöten (fungizid); Wirkstoffe zur 1. topische Anwendung: Azolderivate hemmen die Ergosterolbiosynthese, z.B. Clotrimazol, Bifonazol; Polyene zeigen eine direkte Wechselwirkung mit Ergosterol, z.B. Nystatin; Thiorcarbamate, z.B. Tolnaftat; Ciclopiroxolamine beeinträchtigen Transportvorgänge in der Pilzmembran; Allylamine hemmen die Ergosterolbiosynthese, z. B. Terbi37

Antineoplastika Γ ì_1 • ET i l i U- 1 J

nafin; 2. systemische Anwendung: Azolderivate, ζ. Β. Fluconazol, Miconazol; das Polyen Amphotericin; Flucytosin wirkt auf die Nukleinsäurebiosynthese; Terbinafin; Griseofulvin greift in die Zellteilung ein. Antineoplastika Arzneimittel, die Geschwulstbildungen, Gewebewucherungen verhindern sollen; vgl. Zytostatika. antiparasitäre Mittel I. Allg. Arzneimittel zur äußerlichen Behandlung von Erkrankungen (Externa), die durch tierische Parasiten wie Krätzmilben, Läuse und Flöhe hervorgerufen werden; verwendet werden z.B. Schwefelverbindungen wie Mesulfen und Malathion, Benzoesäurebenzylester und Lindan, unterstützend zur Juckreizstillung dient z.B. Benzocain. Gegen Kopfläuse werden v.a. Pyrethrumextrakte angewendet. Ferner zählen zu den antiparasitären Mitteln auch Anthelminthika*, Antimykotika* sowie Antibiotika* und Chemotherapeutika*, v.a. Antiprotozoenmittel. Hinweis: Oft ist eine Behandlung von Kleidung und Wohnumgebung sowie von Kontaktpersonen notwendig. Antiparkinsonmittel Arzneimittel zur Therapie des Parkinson-Syndroms; z.B. Levodopa (Dopaminsubstitution), in Kombination mit Decarboxylasehemmern (z.B. Benserazid), Dopaminagonisten (z.B. Bromocriptin, Cabergolin, Lisurid, Pergolid) und zentral wirkende Anticholinergika. Antiphlogistika Entzündungshemmende Arzneimittel; werden v.a. bei chronischen Entzündungen wie rheumatoider Gelenkentzündung (Arthritis), Schuppenflechte (Psoriasis) verwendet. Als Antiphlogistika werden Prostaglandinsynthesehemmer (z.B. Acetylsalicylsäure), die gleichzeitig schmerzdämpfend und fiebersenkend wirken, Kortikoide und pflanzliche Stoffe eingesetzt. Vgl. Antirheumatika. Antipruriginosa Juckreizstillende Arzneimittel; zur lokalen und/ oder systemischen Applikation bestimmte Arzneimittel, die durch Dämpfung oder Ausschaltung von sensiblen Hautnerven zur Linderung oder Beseitigung von Juckreiz führen ζ. B. Antihistaminika* und Lokalanästhetika* wie u.a. Polidocanol, Harnstoffzubereitungen, Diphenhydramin, Crotamiton, Benzocain. Antipyretika Syn. Fiebermittel, fiebersenkende Arzneimittel; meist (schwache) Analgetika* mit antipyretischer Komponente (z.B. Derivate der Salicylsäure, Paracetamol, Phenazon); Antipyretika normalisieren den Sollwert der Körpertemperatur in den Wärmezentren des Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) durch eine Hemmung der Prostaglandinsynthese. Dadurch kommt es zur erhöhten Wärmeabgabe durch Erweiterung der Hautgefäße und vermehrte Schweißsekretion und somit zur Entfieberung. 38

Antirheumatika Arzneimittel zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen; Wirkstoffe: 1. Basistherapeutika, die durch Eingriff in den Entzündungsprozess den chronisch-progredienten Verlauf verlangsamen: Goldpräparate, Hydroxychloroquin, P e nicillamin, Sulfasalazin sowie Immunsuppressiva* (ζ. B. Methotrexat, Azathioprin, Ciclosporin, Cyclophosphamid) u.a.; 2. entzündungshemmende Medikamente: v. a. nichtsteroidale Antiphlogistika* (NSAR), Analgetika* (kurzzeitig!), ggf. Muskelrelaxanzien und Lokalanästhetika*; außerdem Glukokortikoide (s. Hormone) und die neueren COX-2-Hemmer, die wie NSAR entzündungshemmend und schmerzstillend wirken; 3. sog. (immunmodulierend wirkende) Biologicals, die sich teilweise noch in der Erprobung befinden: Antikörper gegen Entzündungsmediatoren (Anti-TNF-alpha, Anti-Interleukin1) und Rezeptoren (Anti-CD4, Anti-CD154, Anti-ICAM); 4. kausale Therapie: Antibiotika* bei Infektion, harnsäuresenkende Mittel bei Gicht; vgl. Gichttherapeutika. Antischockhose Kleidungsstück, das Druck auf die unteren Extremitäten ausübt; verhindert die übermäßige Ansammlung von Blut in den Beinen und im Abdominalbereich; Einsatzbereich: 1. Schockprophylaxe i. S. einer Erhöhung des peripheren Gefäßwiderstands und Förderung der Hämostase*; 2. Stabilisierung von Frakturen. Antischweißmittel syn. Antihidrotika*. Antisepsis Maßnahmen zur Abtötung, Inaktivierung und Wachstumshemmung von an lebenden Geweben (Wunden) haftenden Mikroorganismen u n ter Verwendung chemischer Substanzen; von I. Semmelweis 1847 zur Wundversorgung eingeführt und von J. Lister 1867 weiterentwickelt. Vgl. Asepsis, Desinfektion. Antiseptika Mikroorganismen oder Viren abtötende (mikrobizide oder viruzide) Arzneimittel zur prophylaktischen Antisepsis* auf Haut- und Schleimhäuten sowie zur Therapie lokaler Infektionen. Vgl. Desinfektionsmittel. Antithrombosestrumpf Abk. ATS, AT-Strumpf; syn. Thromboseprophylaxestrumpf*.

medizinischer

Anti-Trendelenburg-Lagerung syn. Beintieflagerung*. Antitussiva Hustenreizstillende Medikamente; Wirkung v. a. durch zentrale Hemmung des Hustenreflexes; indiziert bei trockenem und schlafstörendem Reizhusten. Therapeutische Anwendung finden Kodein und ähnliche, auch schmerzstillende Verbindungen. Unter den pflanzlichen (nicht zentral angreifenden) hustenreizstillenden Arzneimitteln sind ζ. B. Thymus vulgaris und Schleimdrogen von Bedeutung. Vgl. Expektoranzien.

Anus praeternaturalis Antivarikosa syn. Venenmittel*. Antivertiginosa Arzneimittel zur symptomatischen Behandlung von Schwindelzuständen (Vertigo) als Folge von Störungen des Vestibularapparates (Teil des inneren Ohrs; statisches Organ, Gleichgewichtsorgan); Anwendung finden v. a. Psychopharmaka* und Antihistaminika* sowie durchblutungsfördernde Arzneimittel. Antizipation Gedankliche Vorwegnahme einer Situation oder einer Handlungsentwicklung; psychologisch z. B. verhaltensbeeinflussende Vorwegnahme von Handlungsfolgen. Die Fähigkeit zur Antizipation ist u. a. Voraussetzung für fließendes Lesevermögen, eine geringe Antizipationsleistung kann Hinweis auf eine erworbene oder angeborene Sprachstörung sein; vgl. Aphasie. Antrieb Die vom Willen weitgehend unabhängig wirkende, individuell unterschiedlich ausgeprägte Kraft i. S. von Energie und Initiative zur zielgerichteten Aktivität, die alle psychischen und motorischen Vorgänge sowie das Denken und Handeln hinsichtlich Tempo, Intensität und Ausdauer beeinflusst; der Antrieb wirkt sich auf die Persönlichkeit jedes Menschen aus, die eigene, typische Form des Antriebs ist somit Teil der Individualität*. Der Antrieb zeigt sich in Qualitäten wie Lebendigkeit, Schwung, Initiative, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Tatkraft. Die Antriebslage eines Menschen ist nicht statisch, u n veränderbar, sondern unterliegt Schwankungen, die sowohl physiologisch als auch pathologisch sein können. Antriebsminderungen k ö n nen z.B. durch den Tagesrhythmus, Müdigkeit oder eine opulente Mahlzeit hervorgerufen w e r den und stellen so Schwankungen innerhalb eines persönlichen Antriebsspektrums dar. Von derartigen Schwankungen werden Steigerungen bzw. Minderungen des Antriebs differenziert, die als psychopathologische Symptome gelten. Diagnostisch werden verschiedene psychomotorische Elemente wie das Ausmaß von Bewegung und Sprache erfasst. Antriebsstörungen können verursacht sein durch psychisch/physische Veränderungen (z. B. Depression, Schilddrüsenunterfunktion) oder Hirnverletzungen bzw. zerebrale Abbauprozesse (z. B. Demenz). Veränderte Antriebslagen: 1. Antriebssteigerung: Ausgeprägtes Bedürfnis, sich mitzuteilen bis zur Logorrhö (starker, oft unstillbarer Rededrang) und sich zu bewegen (evtl. motorische Unruhe). Antriebsgesteigerte Menschen sind lebhafter als sonst, kontaktfreudig, haben viel Schwung, Initiative und häufig viele neue Ideen (vgl. Ideenflucht), die zu entsprechenden Aktivitäten führen. Ihre einzelnen Aktionen sind dabei nicht zielgerichtet und geordnet. Mögliche u n angenehme Konsequenzen (Probleme in der Partnerschaft, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, im Freundeskreis oder hinsichtlich Finanzen) werden nicht realisiert oder sind nicht relevant. Antriebssteigerungen sind typisch für die Ma-

nie*. Pflege: Pflegende sollten darauf achten, dass sich Antriebssteigerungen von Patienten nicht zu Lasten anderer Personen auswirken, denn sowohl das Stationsteam als auch andere Patienten können leicht in Auseinandersetzungen verwickelt oder durch das Verhalten des Antriebsgesteigerten gestört werden. Demgegenüber sollten antriebsgesteigerte Patienten Gelegenheit erhalten, ihrem Bedürfnis nach Reden (Gesprächstermine ausdrücklich vereinbaren), Bewegung und Kontakt (Patienten an Aktionen beteiligen) in klar umrissenen Situationen nachzukommen. 2. Antriebsminderung: Charakteristische Verhaltensweisen sind Mangel an Initiative, langsame, mühsame Motorik und leise, schleppende Sprache. Antriebsminderungen werden von den Betroffenen selbst erlebt und benannt. Alltägliche Verrichtungen sind erschwert bis gar nicht m e h r zu bewältigen. Auch Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeit können eingeschränkt sein. Als maximale Antriebsminderung gilt die Bewegungsstarre (Stupor*). Antriebsminderung kommt in unterschiedlicher Ausprägung bei allen schweren körperlichen E r k r a n kungen, aber auch bei Unterfunktion von Hormondrüsen vor. Bei Depression* ist sie meist ein dominierendes Symptom. Pflege: Keine Schuldzuweisung vornehmen oder argumentieren (z.B. „Sie können schon, Sie wollen bloß nicht"). Derartige Einstellungen geben dem P a tienten das Gefühl, nicht verstanden zu werden und bestärken ihn in seinem Rückzug. Der antriebsgeminderte Patient ist auf Verständnis und Unterstützung angewiesen und benötigt aktivierende Pflege*, die darauf basiert, die Ressourcen des Patienten anzusprechen und in die Aktivitäten* des täglichen Lebens einzubeziehen. Was dem Patienten möglich ist, sollte er unbedingt selbst tun; in allen anderen Verrichtungen ist assistierende unterstützende (teilkompensatorische) oder stellvertretende (kompensatorische) Pflege nötig. Ständige Motivation zu kleinen Handlungen ist unerlässlich. Hinweis: Bei allen Antriebsstörungen ist auf ausreichende Ernährungzufuhr zu achten. Sowohl antriebsgeminderte als auch antriebsgesteigerte Patienten neigen dazu, zu wenig zu essen und zu trinken. Vivian Keim Antriebsstörung s. Antrieb. Anurie Harnausscheidung von weniger als 100 ml in 24 Stunden; Ursachen: 1. prärenal, z.B. Schock; 2. renal, z.B. Glomerulopathie, akute Pyelonephritis, Vergiftung mit Quecksilber; 3. postrenal durch Obstruktion der Harnwege, z.B. H a r n abflussstörung. Symptome sind u.a. Somnolenz, Durst, Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen. Der Anurie geht häufig Oligurie* voraus mit einer täglichen Harnausscheidung von weniger als 500 ml. Anhaltende Anurie führt zu Urämie*. Anus praeternaturalis Künstlicher Darmausgang, sog. Kunstafter, Kotfistel; operativ angelegter, doppelläufiger 39

- W k ^H - ,

Anxiolytika

Anus praeternaturalis (Abb. 1): 1: doppelläufig; 2: einläufig

Personen und Umwelt; auch Schmerzlosigkeit bzw. Unempfindlichkeit; gekennzeichnet durch fehlende emotionale Erregbarkeit, d.h. Abwesenheit von Gefühlsäußerung. Bei Psychosen kann Apathie zeitweilig zu einem totalen Verlust des Zustandsbewusstseins bei vollem Gegenstandsbewusstsein führen. 2. (philosophisch) In der griechischen Philosophie bedeutet Apathie die Freiheit vom Pathos, von Leidenschaft und Gefühlen als Ziel sittlichen Strebens und der Selbsterziehung. ApG Abk. für Apothekengesetz*.

oder endständiger (s. Abb. 1) Darmausgang (äußere Darmfistel) im Bereich des Abdomens (mit unterschiedlicher Lokalisation) zur Stuhlentleerung in einen Auffangbeutel*; Unterscheidung nach der Lokalisation; Ileostoma (Anlage eines Anus praeternaturalis im Bereich des Ileums) oder Kolostoma (Anlage eines Anus praeternaturalis im Bereich des Kolons; s. Abb. 2); Anwendung: Zur Entlastung oder passageren Ausschaltung eines Darmabschnitts (z.B. bei Ileus*, nach Darmresektion) bzw. als permanenter Anus praeternaturalis zur definitiven Stuhlableitung (z.B. bei inoperablem Kolon- und Rektumkarzinom, nach Rektumentfernung). Anxiolytika syn. Tranquilizer; s. Psychopharmaka. apallisches Syndrom s. Wachkoma. Apathie 1. (psychisch) emotionale Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Ereignissen,

APGAR-Schema Bewertungsschema für die Zustandsdiagnostik des Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt, das auf Überprüfung von Atmung, Puls, Grundtonus (Muskeltonus), Aussehen (Hautfarbe) und Reflexerregbarkeit basiert (s. Tab.). Der sog. APGAR-Index wird im Abstand von 1, 5 und 10 Minuten nach Geburt bestimmt, wobei für jedes Kriterium 0 (Minimalwert) bis 2 (Normalwert) Punkte vergeben werden können. Die optimale Punktzahl liegt bei 9-10 pro E r h e bungszeit. 5-7 Punkte bedingen eine intensive Beobachtung des Kindes, bei einem Wert unter 4 ist sofortige Hilfe nötig. Bei Frühgeborenen ist dieses Bewertungsschema nur eingeschränkt anwendbar; es besteht keine Korrelation (wissenschaftlich bestätigter Zusammenhang) zur späteren neurologischen Entwicklung des Kindes. Aphasie. (ICNP) Mangelhafte oder nicht vorhandene Sprechfähigkeit oder Störung des Sprachverständnisses nach (weitgehend) abgeschlossener Sprachentwicklung; Ursachen: Schädigung der Sprachregion meist der linken Gehirnhälfte z.B. bei Durchblutungsstörungen des Gehirns, Schlaganfall (Apoplexie), Hirnschäden ζ. B. durch Trauma*, Tumor oder Entzündung. Eine Aphasie kann in unterschiedlicher Ausprägung auftreten und verschiedene Komponenten des Sprachsystems betreffen (Sprachlaute, Satzbau, Wortschatz, Wortbedeutung); sprachabhängige Leistungen wie Lesen, Schreiben und Rechnen können beeinträchtigt sein (s. Alexie, Dysgraphie, Akalkulie), evtl. in Kombination mit Apraxie*, Agnosie* oder Dysarthrie*. Formen: 1. mo-

APGAR-Schema 0 Punkte

Bewertung 1 Punkt

2 Punkte

Atembewegungen

keine

flach, unregelmäßig

gut, schreien

Puls

nicht wahrnehmbar

langsam (unter 100)

über 100

Grundtonus (Muskeltonus)

schlaff

wenige Beugungen der Extremitäten

aktive Bewegung

blau, blass

Körper rosa, Extremitäten blau

vollständig rosa

keine Reaktion

Schrei

kräftiger Schrei

Beurteilungskriterium

Aussehen (Kolorit) Reflexerregbarkeit 40

Appetit torische Aphasie*; 2. sensorische Aphasie*; з. amnestische Aphasie mit Wortfindungsstörungen; 4. globale Aphasie mit schwerer Störung des Sprachverständnisses und der Sprachproduktion. Maßnahmen: Der Verlust der Sprachfähigkeit führt zu großer Verunsicherung des Patienten und seiner Familie. Verstärkte Zuwendung und der Einsatz anderer Kommunikationsformen sind sehr wichtig; nach Absprache mit Ärzten bzw. Logopäden (s. Logopädie) angemessener sprachlicher Umgang mit Hilfskonstruktionen über Schrift, Logos oder Bilder, um Verständigung zu ermöglichen. Vgl. Dysphasie. Aphasie, motorische (ICNP) Syn. Broca-Aphasie; partielle oder vollständige Unfähigkeit, Wörter mündlich oder schriftlich auszudrücken; schließt nicht notwendigerweise Sprachverständnisstörung oder Störungen im Verstehen von Wörtern und Sprache ein. Symptome: Stark gestörte, verlangsamte und mühsame Sprachproduktion, undeutliche Artikulation. Vgl. Aphasie. Aphasie, sensorische (ICNP) Syn. Wernicke-Aphasie; vollständige oder partielle Störung des Sprachverständnisses ohne Störung der Sprechfähigkeit; dabei ist die S p r a che durch Wiederholen von Satzteilen, Verwechseln von Wörtern und Wortneubildungen gekennzeichnet.Vgl. Aphasie. Aphonie Stimmlosigkeit; Ursachen: Entzündungen des Kehlkopfs, Tumoren, Stimmlippenlähmungen и. a. Vgl. Ersatzstimme. Aphrodisiaka Sammelbezeichnung für Mittel, die das Sexualerleben oder die Sexualfunktion verbessern sollen; ihre Wirksamkeit ist umstritten und beruht häufig auf einem Plazeboeffekt (s. Plazebo). Eingesetzt werden eine Vielzahl von natürlichen und zunehmend synthetischen Stoffen, z.B. Yohimbin, Ginseng, Kanthariden, bestimmte Lebensmittel und Ecstasy. I.w. S. zählen auch erektionsfördernde Mittel zu den Aphrodisiaka (z.B. Sildenafil). Aphthen Umschriebene, einzeln oder multipel vorkommende, schmerzhafte Ulzera mit gelbem Fibrinbelag und hochrotem Saum; Vorkommen: 1. chronisch-rezidivierende Aphthen sind beschränkt auf Mundschleimhaut, Lippen oder Zunge und können durch bestimmte Hormone, Nahrungsmittel, Trauma oder Infektionen ausgelöst werden; 2. Gingivostomatitis herpetica bei Infektion mit Herpes-simplex-Virus; 3. i. R. von Allgemeinerkrankungen (Zoster, Maulund-Klauenseuche, Behçet-Krankheit) auch an den externen Genitalien und im Magen-DarmTrakt. Maßnahmen: Orale Aphten heilen in 13 Wochen spontan ab; evtl. im Frühstadium Therapieversuch mit lokalen Desinfektionsmitteln oder Kortikoiden, ggf. wirkt gezielte Mundpflege* dabei unterstützend.

Apnoe syn. Atemstillstand*. Apothekengesetz Abk. ApothG; Kurzbezeichnung für das Gesetz über das Apothekenwesen vom 20.8.1960 in der Fassung vom 15.10.1980, zuletzt geändert durch das Gesetz zur Änderung des Apothekengesetzes vom 21.8.2002; Zweck des Apothekengesetzes ist die im öffentlichen Interesse liegende Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Apotheken stellen Arzneimittel* selbst her oder beziehen sie als Fertigprodukte. Neben die der Allgemeinheit zugänglichen Apotheke (öffentliche Vollapotheke) gibt es die Krankenhausapotheke, Bundeswehrapotheke und Schiffsapotheke. Ist einem Apotheker die Erlaubnis zum Betrieb einer Apotheke erteilt worden, so ist er zur persönlichen und eigenverantwortlichen Apothekenleitung verpflichtet; ein Mehrbesitz ist ausgeschlossen. Einzelheiten über den Betrieb von Apotheken regelt die Apothekenbetriebsordnung (Abk. ApBetrO). Dem Träger eines Krankenhauses wird auf Antrag die Erlaubnis zum Betrieb einer Krankenhausapotheke erteilt. Die Versorgung mit Arzneimitteln erfolgt immer durch eine Apotheke, entweder durch eine eigene Krankenhausapotheke oder eine sog. k r a n kenhausversorgende Apotheke. In Krankenhäusern dürfen Arzneimittel nur an einzelne Stationen oder andere Teileinheiten zur Patientenversorgung sowie an das Krankenhauspersonal abgegeben werden. Der Leiter der K r a n kenhausapotheke hat die Arzneimittel zu überprüfen und dabei auf deren einwandfreie Beschaffenheit und ordnungsgemäße Aufbewahrung zu achten (§ 14 Absatz 4 ApothG). Arzneimittel dürfen nur aufgrund einer Verschreibung oder aufgrund schriftlicher Anforderung an Stationen abgegeben werden (§31 Absatz 1 ApBetrO). Der Leiter einer Krankenhausapotheke ist außerdem verpflichtet, mindestens halbjährlich die Arzneimittelvorräte zu überprüfen (§ 32 Absatz 1 ApBetrO). Die ApBetrO regelt außerdem die Herstellung und Prüfung von Arzneimitteln (§§ 6 ff.), das vorrätig Halten von Arzneimitteln (§ 15), die Lagerung von Arzneimitteln (§ 16), die Abgabe von Arzneimitteln (§ 17) sowie die Dienstbereitschaft der Apotheken (§ 23). Der Apotheker ist berechtigt, Kunden und die zur Ausübung der Heilkunde berechtigten P e r sonen zu informieren und zu beraten, soweit dies aus Gründen der Arzneimittelsicherheit erforderlich ist (§ 20). Die Ausübung der Heilkunde ist ihm nicht erlaubt. Appetenzkonflikt s. Konflikt, intrapsychischer. Appetit (ICNP) Bedürfnis* nach Aufnahme (spezieller) Nahrung; die Empfindung wird auch körperlich wahrgenommen, z.B. durch Speichelfluss beim Anblick von Nahrung. Appetit ist nicht zwingend mit Hunger* gekoppelt, sondern kann im Extremfall, z.B. bei Fettsucht (s. Adipositas), völlig losgelöst vom körperlichen Bedarf auftreten. Vgl. Appetitlosigkeit, Heißhunger. 41

Appetitlosigkeit JB™!® B F AT: _Λ ,-1 J

Appetitlosigkeit Syn. Inappetenz; fehlendes Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme; im Alter kann der evtl. schwächer ausgeprägte Geschmacks- und Geruchssinn Appetitlosigkeit begünstigen. Außerdem ist Appetitlosigkeit ein kurzzeitiges Begleitsymptom akuter Erkrankungen (ζ. B. des Verdauungstrakts), psychogener Störungen und eine Medikamentennebenwirkung (ζ. B. bei Chemotherapie) oder Nachwirkung medizinischer Behandlung (z.B. Röntgenbestrahlung). Nahrungsverweigerung ist die aktivste Form der Appetitlosigkeit. Vgl. Appetit. Appetitzügler Syn. Anorektika, Schlankheitsmittel; Arzneimittel, die zu einer Verminderung des Appetits und damit der Nahrungsaufnahme führen; i. Allg. Substanzen, denen eine direkte Wirkung auf das wahrscheinlich im Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) gelegene Appetitregulierungszentrum zugesprochen wird. Aufgrund der Gefahr der Entwicklung einer Abhängigkeit und der raschen Abnahme der Wirkung sollten Appetitzügler nur in Ausnahmefällen zur Unterstützung von diätetischen und psychotherapeutischen Maßnahmen maximal 3 Monate lang eingesetzt werden. UAW: Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens, Schlafstörungen, ζ. T. pulmonale arterielle Hypertonie, Gefahr der Abhängigkeit*. Vgl. Antiadiposita. Applikationsform Art der Darreichung von Medikamenten; bei der Zubereitung von Arzneistoffen werden u n wirksame Substanzen mit dem Wirkstoff so verarbeitet, dass sie in der individuell erforderlichen Art verabreicht werden können. Die Verarbeitungsart bestimmt Eintritt und Dauer der Wirkung. Formen: 1. fest: Tablette, Kapsel, Pulver, Granulat, Dragée, Implantat u.a.; 2. halbfest: Salbe, Creme, Paste, Gel, Zäpfchen, Suspension und Emulsion; 3. flüssig: Tropfen, Saft, Tinktur, Sirup, ö l und Lösung; 4. gasförmig: Inhalat und Aerosol*; 5. durch Drogenextraktion gewonnen: Wässriger Auszug, Tinktur, Extrakt u.a.; 6. therapeutische Systeme: Transdermales und gastrointestinales System, Intrauterinpessar. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten der Applikation werden unterschieden in u.a. oral, peroral, rektal, parenteral (unter Umgehung des Verdauungstraktes durch z. B. Injektion) und lokal (als z.B. Salben, Pflaster, U m schlag, Bad und Spülung). Apraxie Störungen von Handlungen oder Bewegungsabläufen und Unfähigkeit, Gegenstände bei erhaltener Bewegungsfähigkeit, Motilität und Wahrnehmung sinnvoll zu verwenden. Vgl. Aphasie, Neglect. AQS Abk. für Arbeitsgemeinschaft* zur Förderung der Qualitätssicherung in der Medizin. Aqua ad iniectabilia Wasser für Injektionszwecke; Wasser, das zur Herstellung von Arzneizubereitungen zur par42

enteralen Anwendung bestimmt ist; die Herstellung erfolgt durch Destillation von einwandfreiem Trinkwasser oder gereinigtem Wasser. Hinweis: Zur Fertigung von Injektions- und Infusionslösungen sowie Augentropfen darf nur Aqua ad iniectabilia verwendet werden. AR Abk. für Abstoßungsreaktion*. Arbeitersamariterbund Abk. ASB; Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation; politisch und konfessionell unabhängige Wohlfahrtsorganisation mit den Schwerpunkten medizinische und soziale Dienste sowie Aus- und Weiterbildung in medizinischen und sozialen Themen; der ASB gliedert sich in 16 Landesverbände und zahlreiche regionale Geschäftstellen, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Köln. Entstehung: Da es weder ausreichende Unfallverhütungsvorschriften noch Erste* Hilfe am Arbeitsplatz gab, gründeten 6 Zimmerleute 1888 eine Selbstorganisation von Arbeitern für Arbeiter und führten den ersten Kurs für Erste Hilfe mit praktischen Übungen durch. Schwerpunkt der Arbeit damals war Hilfeleistung für die arbeitende Bevölkerung, besonders Unfallopfer und Verletzte in Fabriken und Werkstätten. 1909 schlossen sich mehrere Einzelgruppierungen zum ASB zusammen. Aufgaben und Ziele: Ausbildung in Erster Hilfe, Sanitätsdienst, Krankentransport, Rettungsdienst, Katastrophenschutz (auch im Ausland), Alten- und Behindertenhilfe, Kinder- und J u gendhilfe, mobile soziale Dienste, Behindertenfahrdienst, Sozialstation, Hausnotruf, Aus- und Weiterbildung, Telefonservice zur Beratung und Information. Arbeiterwoh Ifa h rt Abk. AWO; Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege mit Bundesgeschäftsstelle in Bonn; gegründet 1919, gliedert sich in Bundes-, L a n des-, Bezirks-, Kreis-, Gemeinde- und Stadtverbände sowie Ortsvereine. Geschichtlicher Hintergrund der AWO ist die Afbeiterbewegung, Grundlage ihres Handelns sind die Werte des freiheitlich-demokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz, Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit. Aufgaben und Ziele: Tätigkeiten auf allen Gebieten der Wohlfahrtspflege* (z. B. Altenpflege, Zivildienst, Unterhaltung von sozialen Diensten und Einrichtungen, Kinder-, J u gend-, Familien- und Seniorenarbeit), Mitwirkung liei der Gesetzgebung, Anregung und Unterstützung der Selbsthilfe, Planung sozialer Leistungen und Einrichtungen, Förderung praxisnaher Forschung, Frauenförderung und Frauenbildungsarbeit, Aus-, Fort- und Weiterbildung, internationale Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe. Arbeitnehmerhaftung Schadensersatzpflicht des Arbeitnehmers bei Schäden, die er im Zusammenhang mit betrieblich veranlassten Tätigkeiten verursacht; einerseits haftet der Arbeitnehmer für sein rechtswidriges, schuldhaftes Handeln aus eigener u n erlaubter Handlung (§ 823 BGB), andererseits

A r b e i t s g e m e i n s c h a f t zur Förderung der Q u a l i t ä t s s i c h e r u n g in der M e d i z i n

kann er zum innerbetrieblichen Schadensausgleich (Regress) verpflichtet werden, w e n n der Arbeitgeber für das schuldhafte Handeln des Arbeitnehmers aus Vertrag (§ 276 BGB) oder Delikt (§§ 823, 831 BGB) Schadensersatz leisten muss. Der Arbeitnehmer kann vom Arbeitgeber Freistellung von der Haftpflicht nach den Grundsätzen der Arbeitnehmerhaftung verlangen. Die von den obersten Gerichtshöfen des Bundes entwickelte Haftungsbeschränkung gilt für alle Arbeitsverhältnisse. Es gilt der Grundsatz, dass die Haftung des Arbeitnehmers für einfache Fahrlässigkeit* grundsätzlich ausgeschlossen ist. Liegt eine mittlere Fahrlässigkeit vor, so haften Arbeitnehmer und Arbeitgeber anteilig. Handelt der Arbeitnehmer grob fahrlässig, so haftet er voll, wobei der Schadensausgleich der Billigkeit (gerechtes Verhältnis) entsprechen muss. Der Arbeitnehmer haftet i. d. R. in einem Umfang von 1 bis zu 3 Monatsgehältern. Vorsätzliches Handeln des Arbeitnehmers führt zur vollen Haftung. Der früher gebräuchliche Begriff der „gefahrgeneigten Arbeit" als Grundlage für eine Haftungsbeschränkung wurde durch den der „Arbeitnehmerhaftung" ersetzt. Sie führt innerhalb der Arbeitnehmerhaftung zur Haftungserleichterung für den Arbeitnehmer, d. h. je gefahrgeneigter seine Arbeit ist, um so höher die Arbeitgeberhaftung. Als gefahrgeneigte Momente, die dem Arbeitgeber zuzurechnen sind, gelten Übermüdung der Pflegekräfte durch angeordnete permanente Arbeitszeitüberschreitung oder Überlastung angesichts dauernder personeller Unterbesetzung. Arbeitnehmer, deren Arbeitsverträge unter den BAT (Abk. für Bundesangestelltentarif) oder die AVR (Abk. für Arbeitsvertragsrichtlinien) der Kirchen fallen, haften nur bei grober Fahrlässigkeit und Vorsatz. Vgl. Haftung. Arbeitnehmervertretung Gewählte Interessenvertretung der Arbeitnehmer in einem Betrieb der Privatwirtschaft (Betriebsrat) bzw. in Einrichtungen des öffentlichen Dienstes (Personalrat); 1. Der Betriebsrat wirkt als Partner des Arbeitgebers bei der Regelung der sozialen, personellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten des Betriebes sowie bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes mit. Ihm stehen ζ. T. Mitbestimmungsrechte bei Entscheidungen des Arbeitgebers zu, die im Betriebsverfassungsgesetz (§§ 87 ff. BetrVG) geregelt sind. Betriebsratsfähig ist ein Betrieb mit regelmäßig mehr als fünf Arbeitnehmern. Die Amtszeit des Betriebsrats beträgt i. d.R. 4 Jahre. Betriebsratsmitglieder genießen Kündigungsschutz. In größeren Konzernen kann zusätzlich ein Konzernbetriebsrat gebildet werden. 2. Im Bereich des öffentlichen Dienstes hat der Personalrat eine ähnliche Funktion wie der Betriebsrat im Bereich der Privatwirtschaft. Rechtsgrundlage ist das Bundespersonalvertretungsgesetz sowie die entsprechenden Ländergesetze. Der Personalrat setzt sich aus Gruppen für Angestellte, Beamte und Arbeiter zusammen. Seine Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte ähneln denen des Betriebsrates, sind jedoch auf die Besonderheiten des öffentlichen Dienstes abgestimmt.

Arbeitsbefreiung s. Sonderurlaub. Arbeitsdruck Begriff aus der Kompressionstherapie*; Druck auf das Gewebe geht von aktiver Muskulatur aus, also von innen; d. h. die Muskulatur arbeitet gegen den Widerstand der Bandage an. Vgl. Ruhedruck. Arbeitsgemeinschaft deutscher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen Abk. ADS; 1951 gegründeter Berufsverband*, der die beruflichen Belange der Pflegeberufe vertritt; seit 1994 eingetragene Verein mit Sitz in Göttingen; Zusammenschluss von Pflegeorganisationen im Deutschen Caritasverband, im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland und im Deutschen Roten Kreuz. Die Arbeitsgemeinschaft fördert die Gesundheits-, Kranken- und Sozialpflege sowie die berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung und setzt sich für eine professionelle Pflege ein. Der Verein orientiert sich am christlich bzw. humanistisch geprägten Menschenbild. Die Autonomie der einzelnen Mitgliedsorganisationen wird nicht berührt. Arbeitsgemeinschaft für nephrologisches Pflegepersonal Abk. AfnP; 1979 gegründeter eingetragener Verein für Pflegepersonal in der Nephrologie; Ziele: Erarbeitung von Qualitätskriterien für pflegerisches und technisches Personal; Förderung der Fort- und Weiterbildung mit Einsatz für ein staatlich anerkanntes Weiterbildungsprogramm auf allen Gebieten der klinischen Nephrologie für Pflege- und Hilfspersonal; Mitwirkung an Strukturplanungen nephrologischer Abteilungen; Entwicklung geeigneter Organisationsformen für die Zusammenarbeit von Dialysezentren, Heimdialyse und Transplantation im pflegerischen Bereich; Kommunikation mit Krankenhausträgern, privaten, kommunalen und staatlichen Stellen u.a. medizinischen Gesellschaften und Berufsverbänden zur Verwirklichung der oben genannten Ziele. Die AfnP veranstaltet 2-3 Fortbildungsseminare pro Jahr und regelmäßig jährlich das AfnP-Symposium in Fulda und gibt das „Journal für das nephrologische Team" und „Dialyse aktuell" heraus. Arbeitsgemeinschaft hämato-onkologischer Pflegepersonen in Österreich Abk. ÁHOP; 1997 gegründeter Verein zur Förderung des Berufsbildes des hämato-onkologischen Fachpflegepersonals mit Sitz in Graz; Ziele: Förderung der Kommunikation, Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen und jährlicher Tagung sowie Hilfestellungen bei pflegerischen Fragen und Problemen. Vgl. Pflege, onkologische. Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Qualitätssichernd in der Medizin Abk. AQS; 1993 auf Empfehlung des Deutschen Ärztetages gegründete Arbeitsgemeinschaft u n ter Beteiligung von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Deutscher 43

Arbeitslosenversicherung, gesetzliche

Krankenhausgesellschaft und Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen sowie seit 2000 des Deutschen Pflegerats und Verbands der privaten Krankenversicherung mit Geschäftsstelle in Köln (Bundesärztekammer); 1997 wurde deren Existenz durch das 2. GKVNeuordnungsgesetz im SGBV (§ 137b) festgeschrieben. Das Ziel der Förderung einer Sektoren- und berufsgruppenübergreifenden Qualitätssicherung* in der medizinischen Versorgung auf der Grundlage von SGBV, Kammer- und Heilsberufsgesetzen und Landeskrankenhausgesetzen soll u. a. durch folgende Aufgaben erreicht werden: Erhebung des aktuellen Standes der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen, Benennung des Bedarfs der Weiterentwicklung und Bewertung eingeführter Qualitätssicherungsmaßnahmen bezüglich ihrer Wirksamkeit. Angestrebt werden eine konsequente Patientenorientierung, Nutzung ärztlicher Leitlinien und Pflegestandards, Stärkung von Qualitätsmanagern, Verbesserung der Datenlage und Koordination der Umsetzung der Qualitätsziele auf Bundes- und Länderebene. Arbeitslosenversicherung, gesetzliche

Als dritter Zweig der Sozialversicherung 1969 in Form des Arbeitsförderungsgesetzes (Abk. AFG) geschaffene Versicherung; seit 1.1.1998 im SGBΙΠ geregelt. Bundeseinheitlicher Träger ist die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, vor Ort vertreten durch die Arbeitsämter. Abhängig beschäftigte Angestellte und Arbeiter unterliegen der gesetzlichen Beitragspflicht zur Arbeitslosenversicherung. Zu den Aufgaben der Arbeitslosenversicherung gehören die Berufsberatung, die Vermittlung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, Hilfen zur Verbesserung der Beschäftigungschancen, die Förderung beruflicher Eingliederung sowie soziale Hilfen bei Arbeitslosigkeit. Behinderte bzw. lernbehinderte Menschen, bei denen die Aussicht besteht, am Arbeitsleben (weiter) teilzuhaben, erhalten Leistungen zur Teilhabe* am Arbeitsleben vom Arbeitsamt. Diese Leistungen erhalten auch behinderte Menschen, die wegen Art und Schwere ihrer Behinderung nicht, noch nicht oder nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt werden können und deshalb am Eingangsverfahren* bzw. am Berufsbildungsbereich* einer Werkstatt für behinderte Menschen teilnehmen (§ 136 i.V.m. § 40 SGB Di, § 102 Absatz 2 SGB ΙΠ). Die Arbeitsämter sind nur zur Leistung verpflichtet, sofern kein anderer Träger zuständig ist. Die Leistungen der Arbeitslosenversicherung werden durch die Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie über Bundesmittel aus dem Steueraufkommen finanziert. Arbeitsplatzhygiene

s. Hygiene. Arbeitsschutzgesetz

Abk. ArbSchG; 1996 in einem Gesetz zusammengefasster und an den Vorgaben der EURahmenrichtlinien orientierter Arbeitsschutz, der eine Reihe von Grundsätzen formuliert, die für Arbeitgeber verbindlich sind; Arbeit ist so zu 44

gestalten, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird. Dabei sind Gefahren an ihrer Quelle zu bekämpfen, der Stand von Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse ist zu berücksichtigen. Zudem sind Maßnahmen mit dem Ziel zu planen, Technik, Arbeitsorganisation und -bedingungen, soziale Beziehungen und den Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz sachgerecht zu verknüpfen sowie spezielle Gefahren für besonders schutzbedürftige Beschäftigtengruppen zu berücksichtigen und den Beschäftigten geeignete Anweisungen zu erteilen (§ 4). Der Arbeitgeber hat eine Dokumentationspflicht, wenn er mehr als 10 Arbeitnehmer beschäftigt (§ 6). Entsprechend der Art der Arbeitsstätte und der Tätigkeiten sowie der Zahl der Beschäftigten hat der Arbeitgeber Maßnahmen zu treffen, die zur Ersten Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung der Beschäftigten erforderlich sind (§10). Die Beschäftigten haben die Pflicht, nach ihren Möglichkeiten sowie gemäß der Unterweisung und Weisung des Arbeitgebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Sorge zu tragen. Sie haben auch für die Sicherheit und Gesundheit der Personen zu sorgen, die von ihren Handlungen oder Unterlassungen bei der Arbeit betroffen sind (§15). Die Beschäftigten trifft außerdem eine Meldepflicht hinsichtlich jeder von ihnen festgestellten unmittelbaren Gefahr für die Sicherheit und Gesundheit sowie für jeden an den Schutzsystemen festgestellten Defekt (§ 16). Vgl. Jugendarbeitsschutzgesetz, Unfallverhütungsvorschriften, Arbeitsstättenverordnung, Arbeitszeitgesetz, Mutterschutz, Unfallversicherung. Arbeitsstättenverordnung

Abk. ArbStättV; Verordnung vom 20.3.1975, die einheitliche Regelungen bezüglich der Anforderungen an Arbeitsstätten zum Zwecke des Arbeits- und Betriebsschutzes enthält, zuletzt geändert (4.12.1996) durch die „Verordnung zur Umsetzung von EG-Einzelrichtlinien zur EGRahmenrichtlinie Arbeitsschutz"; in der Arbeitsstättenverordnung wird die Verpflichtung von Betrieben begründet, mögliche Quellen von Gesundheitsgefährdung zu kontrollieren und von den Beschäftigten fernzuhalten. Hier wird ζ. B. eine ausreichende Belüftung und Beleuchtung der Arbeitsstätten vorgeschrieben, die Höchstgrenze der Schallbelastung definiert und Nichtraucherschutz gewährleistet. Vgl. Arbeitsschutzgesetz. Arbeitsunfähigkeit

Abk. AU; liegt vor, wenn der Betreffende krankheitsbegingt sofort und gegenwärtig nicht in der Lage ist, vertragsgemäß seiner Arbeit nachzugehen, oder die Gefahr besteht, dass sich durch weitere Arbeit in absehbarer Zeit sein gesundheitlicher Status verschlechtert; AU wird von einem Arzt unter Angabe der voraussichtlichen Dauer befristet bescheinigt. I. d. R. sind 58 % der Pflichtmitglieder der Gesetzlichen Krankenversicherung und 2-5 % der freiwilligen Mitglieder als arbeitsunfähig ausgewiesen.

Arbeitsvertrag

Krankenstände variieren nach Alter und Geschlecht, arbeitsrechtlichem Status und der Nationalität der Versicherten, aber auch nach Beschäftigungsbereichen und Arbeitsmarktsituation. Vgl. Berufskrankheiten, Erwerbsminderung, Unfallversicherung, Krankengeld. Arbeitsunfall

Gemäß § 8 SGBVH Unfall eines gesetzlich (i.R. der Sozialversicherung) oder privat Unfallversicherten bei einer versicherten Tätigkeit; ferner gelten Berufskrankheiten* sowie ein Unfall während einer Rehabilitation als Arbeitsunfall. Kennzeichen: Ein Arbeitsunfall ist ein zeitlich begrenztes, von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis, das zum Gesundheitsschaden oder zum Tod führt und sich innerhalb der Ausübung einer beruflichen Tätigkeit zugetragen hat. Zwischen der versicherten Tätigkeit und dem Unfallgeschehen und dem Körperschaden muss ein ursächlicher Zusammenhang bestehen. Ist ein Schwächeanfall die Ursache des Unfalls am Arbeitsplatz, liegt ebenfalls kein Arbeitsunfall vor. Alkoholbedingte Unfälle eines Arbeitnehmers in Ausübung seiner betrieblichen Tätigkeit unterhalb der Volltrunkenheit sind dann nicht versichert, wenn die Trunkenheit die rechtlich allein wesentliche Ursache für den Unfall war. Bloßes Fehlverhalten, wie es auch Nüchternen vielfach unterläuft (z.B. Unachtsamkeit, Fehleinschätzung, Leichtsinn) genügt allein nicht aus, um bei nachgewiesenem Alkoholgenuss Trunkenheit als alleinige Ursache anzusehen. Versicherte Tätigkeiten sind auch das Zurücklegen des mit der versicherten Tätigkeit zusammenhängenden unmittelbaren Weges von und zur Arbeitsstätte (Wegeunfall*). Versichert sind insoweit auch Arbeitslose, die auf dem Weg zum Arbeitsamt sind, um ihre Meldepflicht zu erfüllen. Vgl. Unfallversicherung. Arbeitsvertrag

Gemäß §611 BGB privatrechtlicher Vertrag zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer über die Arbeitsleistung durch den Arbeitnehmer und die Zahlung des vereinbarten Arbeitsentgelts durch den Arbeitgeber als Gegenleistung (sog. Hauptpflichten); wichtigste Nebenpflichten sind die Fürsorgepflicht für den Arbeitgeber und die Treuepflicht für den Arbeitnehmer. Seit Einführung (20.7.1995) des „Gesetzes über den Nachweis der für ein Arbeitsverhältnis geltenden wesentlichen Bedingungen" (Abk. NachwG) hat der Arbeitgeber spätestens 1 Monat nach dem vereinbarten Beginn des Arbeitsverhältnisses die wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich niederzulegen, die Niederschrift zu unterzeichnen und dem Arbeitnehmer auszuhändigen. In der Niederschrift sind mindestens der Zeitpunkt des Beginns des Arbeitsverhältnisses, der Arbeitsort, die Beschreibung der Tätigkeit, die Höhe des Entgelts, die vereinbarte Arbeitszeit, die Dauer des Erholungsurlaubs, die Kündigungsfristen und Hinweise auf Tarifverträge aufzunehmen (§ 2). Der Arbeitsvertrag wird i. d. R. auf unbestimmte Zeit geschlossen. Befristete Arbeitsverträge sind gemäß § 14 TzBfG (Abk. für Teilzeitbe-

schäftigungsgesetz) nur zulässig, wenn ein sachlicher Grund vorliegt, ohne sachlichen Grund bei Vollendung des 58. Lebensjahrs des Arbeitnehmers und bei Neuanstellung bis zu 2 Jahren Gesamtdauer. Wird nach dem 2-Jahreszeitraum ein weiterer befristeter Arbeitsvertrag abgeschlossen, so gilt das Arbeitsverhältnis i. d. R. als unbefristet. Als sachlicher Grund anerkannt ist z.B. die befristete Einstellung eines Arbeitnehmers als Vertretung eines Stamm-Mitarbeiters, ζ. B. für in der Elternzeit befindliche Mitarbeiter (§ 21 BErzGG). Üblicherweise wird im Arbeitsvertrag eine Probezeit vereinbart. Die Dauer der Probezeit ist gesetzlich nicht festgelegt. Tarifverträge enthalten i. d. R. eine festgelegte Probezeit von 6 Monaten; einzelvertraglich sind Probezeiten bis zu 1 Jahr möglich. Wird eine Mitarbeiterin während der Probezeit schwanger, so hat sie einen Weiterbeschäftigungsanspruch. Dieser entfällt, wenn wegen Krankheit eine Erprobung der Mitarbeiterin nicht möglich war oder die Annahme ihrer körperlichen Nichteignung begründet ist. Im Arbeitsvertrag ist die Dauer des Erholungsurlaubs festzulegen. Der Mindesturlaub nach dem Bundesurlaubsgesetz beträgt 24 Werktage in einem Kalenderjahr, wobei das Bundesurlaubsgesetz von einer 6-Tage-Woche ausgeht. Bei einer 5-Tage-Woche beträgt der jährliche Mindesturlaub 20 Tage. In dieser Zeit ist es dem Arbeitnehmer untersagt, eine Erwerbstätigkeit zu leisten. Der volle Urlaubsanspruch entsteht nach 6 Monaten. Der Urlaub sollte in dem entsprechenden Kalenderjahr angetreten werden. Eine Übertragung auf die ersten 3 Monate im Folgejahr ist möglich. Beruht die Nichtgewährung des Urlaubs auf dem Verschulden des Arbeitgebers, so ist eine Verlängerung über die ersten 3 Monate des Folgejahres hinaus möglich. Bei der Festlegung des Urlaubszeitpunktes hat der Arbeitnehmer betriebliche Belange und der Arbeitgeber die Urlaubswünsche des Arbeitnehmers zu berücksichtigen. Vgl. Sonderurlaub. Beim Einstellungsgespräch können Fragen gestellt werden, auf die der Bewerber wahrheitsgemäß antworten muss. Lügt der Bewerber, so kann der Arbeitgeber den Arbeitsvertrag wegen arglistiger Täuschung anfechten (§ 123 BGB). Bei unzulässigen Fragen hat der Bewerber ein Recht zur Lüge. Als unzulässig gelten Fragen nach einer Gewerkschaftszugehörigkeit, einer bevorstehenden Heirat, Krankheiten allgemeiner Art, Religions- und Parteizugehörigkeit (Ausnahme bei kirchlichen Arbeitgebern) und nach einer Schwangerschaft. Fragen nach den Vermögensverhältnissen sind nur dann zulässig, wenn mit der Beschäftigung eine Vertrauensstellung verbunden ist. Vorstrafen müssen nur dann angegeben werden, wenn sie für den jeweiligen Arbeitsplatz relevant sind (ζ. B. Missbrauch von Betäubungsmitteln) und noch nicht im Bundeszentralregister getilgt sind. Arbeitsverträge können auf der Grundlage eines Tarifvertrages abgeschlossen werden oder enthalten Hinweise auf die Geltung von Tarifverträgen in bestimmten Bereichen. Der Tarifvertrag ist ein schriftlicher Vertrag zwischen 45

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Arbeitsverweigerungsrecht Γ ì_1 • Wm A Η ,-1 J

den Tarifparteien (Gewerkschaft und Arbeitgeber). Tarifverträge regeln die Höhe der Löhne, Gehälter, Urlaub, Arbeitszeit, die Arbeitsbedingungen und die nähere Ausgestaltung der Mitbestimmung. Im Pflegebereich ist der BAT (Abk. für Bundesangestelltentarifvertrag) der wichtigste Tarifvertrag; die Vergütungsordnung für Angestellte im Pflegedienst ist klassifiziert in Kr 1-13. Als arbeitsrechtliche Regelung in Einrichtungen der Kirchen gelten die Arbeitsvertragsrichtinien (Abk. AVR), die zwischen Vertretern der Arbeitgeberseite und Vertretern der Arbeitnehmerseite vereinbart werden. Vgl. Arbeitszeitgesetz, Gewerkschaft für Beschäftigte im Gesundheitswesen. Arbeitsverweigerungsrecht Befugnis, Weisungen des Arbeitgebers nicht befolgen zu müssen; Arbeitnehmer sind grundsätzlich aufgrund des Arbeitsvertrages verpflichtet, dienstliche Anweisungen auszuführen. Werden Anweisungen nicht befolgt, so ist das ein Kündigungsgrund. Eine Arbeitsverweigerung ist dann zulässig, wenn Arbeitnehmer Anweisungen erhalten, die gegen ein Strafgesetz verstoßen, z.B. ist es eine Körperverletzung*, ein Medikament ohne Wissen und ohne Einwilligung des Betroffenen in das Essen zu mischen. Eine Arbeitsverweigerung ist auch aus Gewissensgründen möglich. Ist die Sicherheit am Arbeitsplatz nicht gewährleistet und der Arbeitnehmer in seinem Leben oder der Gesundheit gefährdet, so hat der Arbeitnehmer ebenfalls ein Arbeitsverweigerungsrecht (ζ. B. w e n n ein Arbeitnehmer nicht in die Benutzung eines Hebelifters eingewiesen worden ist). Diese Möglichkeit ist auch gegeben, w e n n ein Mitarbeiter eine Tätigkeit ausführen soll, die er nicht beherrscht oder für die er nicht qualifiziert ist, ζ. B. als Pflegehelfer einen Katheter legen. In Notfällen ist das Arbeitsverweigerungsrecht eingeschränkt. Pflegekräfte müssen Notfallmaßnahmen nach bestem Wissen und ihren Fähigkeiten durchführen. Vgl. Delegation, Arbeitsschutzgesetz. Arbeitsweise, r ü c k e n s c h o n e n d e Berücksichtigung und Anwendung der Prinzipien richtiger Hebe-, Bück-, Lagerungs- und Tragetechniken in der Pflege; wesentliche Aspekte dabei sind die Nutzung von geeigneten Hilfsmitteln (z.B. Patientenlifter, Drehscheibe, Patientenaufrichter), der Einsatz von kinästhetischen Prinzipien (vgl. Kinästhetik), die Anwendung der Bobath*-Methode, die Erhöhung der Arbeitsfläche (z.B. Patientenbett auf Hüfthöhe hochfahren), das Tragen geeigneter Schuhe und Schaffen einer breiten Standfläche, das körpernahe Tragen von Lasten, die Anwendung von Atemtechniken (z.B. einatmen, beim Anheben der Last kurze Atempause, ausatmen nach dem Ablegen) sowie die Stärkung und Entlastung der Bauch- und Rückenmuskulatur (vgl. Rückenschule) und allgemein die Kooperation mit weiteren Pflegepersonen. Hinweis: 36,8% aller anerkannten Berufskrankheiten* bei Pflegekräften und Hebammen entfallen auf Rückenkrankheiten (Statistik der Berufsgenossenschaft von 1998). Vgl. Bücktechnik, rückenschonende, 46

Gesundheitsförderung, Deutsches Netz sundheitsfördernder Krankenhäuser.

Ge-

Arbeitszeitgesetz Abk. ArbZG; Gesetz zur Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheitsschutz des Arbeitnehmers bei der Arbeitszeitgestaltung durch die Festschreibung täglicher Höchstarbeitszeiten und Mindestruhepausen während der Arbeit sowie täglichen und wöchentlichen Mindestruhezeiten; die werktägliche Arbeitszeit des Arbeitnehmers darf 8 Stunden nicht überschreiten und kann auf 10 Stunden erhöht werden, wenn innerhalb von 6 Kalenderwochen oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt 8 Stunden werktäglich nicht überschritten wird (§ 3). G e setzliche Wochenfeiertage, Urlaubstage, Krankheitstage sowie Tage sonstiger Arbeitsbefreiung kommen als Ausgleichstage nicht in Betracht. Arbeitszeiten sind auch alle betriebsbedingten Wegezeiten vom Betrieb zu außerhalb des Betriebes gelegenen Arbeitsstellen. Für Krankenhäuser u.a. Einrichtungen der Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen ist tarifvertraglich eine Verlängerung der Arbeitszeit auch über 10 Stunden werktäglich hinaus möglich sowie der Ausgleichszeitraum verlängerbar. Die Gesundheit des Arbeitnehmers muss dabei beachtet werden. Außerdem kann an höchstens 60 Tagen im J a h r die werktägliche Arbeitszeit auf 10 Stunden verlängert werden, ohne dass hierfür ein Ausgleich erfolgen muss. Arbeitszeitverlängerungen ohne Zustimmung des Betriebsrates sind gemäß § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes (Abk. BetrVG) unwirksam. Als Nachtzeit wird die Zeit von 23-6 Uhr bezeichnet. Tarifvertraglich kann für Krankenhäuser u. a. Einrichtungen der Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen der Beginn des siebenstündigen Nachtzeitraums auf die Zeit zwischen 22 Uhr und 24 Uhr festgelegt werden. Nächtliche Arbeitszeiten für die Dauer von bis zu 2 Stunden bleiben unberücksichtigt; vgl. Nachtdienst. Bereitschaftsdienst liegt vor, wenn der Arbeitnehmer sich für Zwecke des Betriebes lediglich an einer vom Arbeitgeber bestimmten Stelle innerhalb oder außerhalb des Betriebs aufzuhalten hat, um erforderlichenfalls seine volle Arbeitstätigkeit unverzüglich aufnehmen zu k ö n nen. Bereitschaftsdienst war nach der bisherigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts keine Arbeitszeit. Durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshof vom 3.10.2000, die auf deutsches Recht übertragbar ist, wird der Bereitschaftsdienst als Arbeitszeit bezeichnet und muss als solche entlohnt werden. Nach deutschem Recht wurden die Zeiten der Inanspruchnahme des Arbeitnehmers während des Bereitschaftsdienstes der Arbeitszeit zugerechnet und mangels einer gesetzlichen Regelung als normale Arbeitszeit vergütet. Daneben waren andere tarifvertragliche Vergütungsregelungen möglich; vgl. Notdienst. Rufbereitschaft liegt vor, wenn der Arbeitnehmer verpflichtet ist, sich an einem Ort, den er frei wählen kann, erreichbar zu sein, um auf Abruf die Arbeit alsbald aufnehmen zu können. Rufbereitschaft ist keine Arbeitszeit.

ArbZG Buhepausen (§ 4) dienen der Erholung während der täglichen Arbeitszeit, in denen der Arbeitnehmer von jeder Arbeit freigestellt ist. Sie umfassen 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als 6 und weniger als 9 Stunden und 45 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als 9 Stunden. Die Ruhepausen können in Zeitabschnitte von jeweils 15 Minuten aufgeteilt w e r den. Der Arbeitgeber hat hinsichtlich der Lage der Pausen ein Direktionsrecht und für die Einhaltung der Ruhepausen zu sorgen, auch wenn der Arbeitnehmer diese nicht wahrnehmen möchte. Nicht gewährte Ruhepausen können nicht durch Geld abgegolten werden. Ruhepausen können für Krankenhäuser u.a. Einrichtungen der Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen tarifvertraglich auf Kurzpausen von mindestens 3-5 Minuten verkürzt werden, wobei diese Unterbrechung so lang sein muss, dass die notwendige Nahrungsaufnahme in einer der Gesundheit dienenden Weise ermöglicht wird. Ruhezeiten (§ 5) müssen nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit mindestens 11 Stunden betragen. Die Ruhezeit kann in Krankenhäuser u. a. Einrichtungen der Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen um bis zu 1 Stunde verkürzt werden, wenn jede Verkürzung innerhalb eines Kalendermonats oder innerhalb von 4 Wochen durch Verlängerung einer anderen Ruhezeit ausgeglichen wird (§ 5 Absatz 2). Tarifvertraglich ist in Krankenhäuser u. a. Einrichtungen der Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen eine Verkürzung um bis zu 2 Stunden möglich, wenn die Art der Arbeit die Kürzung erforderlich macht und die Kürzung der Ruhezeit ausgeglichen wird. Bereitschaftsdienst und Rufbereitschaft sind grundsätzlich keine Ruhezeiten, werden jedoch im Anschluss an die normale tägliche Arbeitszeit im Krankenhaus und im übrigen Pflegebereich als zulässig erachtet (§ 5 Absatz 3). Die Ruhezeit während eines Bereitschaftsdienstes oder einer Rufbereitschaft kann durch Inanspruchnahme des Arbeitnehmers bis auf 5 Stunden verkürzt w e r den (§ 5 Absatz 3). Die Form des Ausgleichs bleibt dem Arbeitgeber überlassen. § 5 Absatz 3 widerspricht der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zum Bereitschaftsdienst. Die Arbeitszeit bei Nacht- und Schichtarbeit (§ 6) ist nach den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen. Die werktägliche Arbeitszeit darf 8 Stunden nicht überschreiten und darf nur auf 10 Stunden erweitert werden, wenn innerhalb eines Kalendermonats oder innerhalb von 4 Wochen im Durchschnitt 8 Stunden werktäglich nicht überschritten werden. Nachtarbeitnehmer sind vor Beginn und danach in regelmäßigen Abständen von nicht weniger als 3 Jahren arbeitsmedizinisch zu untersuchen. Die Kosten der Untersuchung trägt der Arbeitgeber. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber die Umsetzung in eine Tagesschicht verlangen (§ 6 Absatz 4). Tarifvertraglich kann in Krankenhäusern u. a. Einrichtungen der Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen ein längerer Ausgleichszeitraum für Nachtar-

beitnehmer vereinbart werden. Eine Obergrenze ist gesetzlich nicht festgelegt. Gemäß § 9 dürfen Arbeitnehmer an Sonn- und Feiertagen nicht beschäftigt werden. Abweichend davon dürfen Arbeitnehmer an Sonnund Feiertagen beschäftigt werden, wenn sie eine Beschäftigung ausüben, die in § 10 genannt ist. Werden Arbeitnehmer an Sonn- und Feiertagen beschäftigt, müssen sie einen Ersatzruhetag haben, der innerhalb eines den Beschäftigungstag einschließenden Zeitraum von 2 Wochen zu gewähren ist. Fällt der Feiertag auf einen Werktag, ist der Ersatzruhetag innerhalb von 8 Wochen zu gewähren. Mindestens 15 Sonntage im Jahr müssen beschäftigungsfrei bleiben. Tarifvertraglich sind in Krankenhäusern u. a. Einrichtungen der Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen Abweichung von der Sonn- und Feiertagsregelung möglich (§ 12). So kann die Anzahl der beschäftigungsfreien Sonntage auf 10 pro Jahr reduziert werden. Weiterhin kann der Ersatzruhetag für auf Werktage fallende Feiertage wegfallen oder der Arbeitnehmer innerhalb eines festzulegenden Ausgleichszeitraums (bis zu 6 Monaten) beschäftigungsfrei gestellt werden. Außergewöhnliche Fälle: Gemäß § 14 sind Ausnahmen von den Regelungen der §§ 3-5 und 6 Absatz 2, 7, 9-11 zulässig, wenn vorübergehende Arbeiten in Notfällen geleistet werden müssen. Keine Notfälle sind Ereignisse, die als Folge von fehlerhaften Entscheidungen des Arbeitgebers und von Organisationsmängeln in dessen Verantwortung liegen. Abweichungen von den Normen des ArbZG sind auch möglich, wenn eine verhältnismäßig geringe Zahl von Arbeitnehmern vorübergehend mit Arbeiten beschäftigt wird, deren Nichterledigung das E r gebnis der Arbeiten gefährdet oder einen unverhältnismäßigen Schaden zur Folge haben würde und dem Arbeitgeber andere Vorkehrungen nicht zugemutet werden können. Bei einem längeren Zeitraum sind wenige Tage in Folge ebenfalls als vorübergehend zu bezeichnen. Die Inanspruchnahme der betreffenden Arbeitnehmer muss der Arbeitgeber auf das unbedingt notwendige Maß beschränken. Die Gesundheit und Arbeitskraft des Arbeitnehmers darf auf keinen Fall geschädigt werden. Vgl. Arbeitsschutzgesetz. Arbeitszeitmodell

Flexible Gestaltung der Arbeitszeit, die sich an den Bedürfnissen des Betriebes oder Krankenhauses orientiert und Arbeitszeitkonten beinhalten kann; um den Bedürfnissen der Pflegenden und der Patienten sowie der Arbeitsabläufe gerechter zu werden, wird in Krankenhäusern immer wieder versucht, den traditionellen Schichtdienst in 3 aufeinander folgenden Schichten flexibler zu gestalten. Durch die zunehmende Arbeitszeitflexibilisierung gewinnt dieser Begriff im Gesundheitswesen an Bedeutung. ArbSchG

Abk. für Arbeitsschutzgesetz*. ArbZG

Abk. für Arbeitszeitgesetz*. 47

- W A yM - , Z'~

Archetypen Archetypen Urbild, ursprüngliches Modell oder Bild; nach der analytischen Psychologie (C. G. Jung) sind Archetypen die „Dominanten des Kollektiven Unbewussten", die als Niederschlag allgemeingültiger menschlicher Erfahrungen zu werten sind und eine allgemeine seelische Grundlage überpersonaler Art bilden. Die Bilder sind in Mythen und Religionen (ζ. B. alte Weise, Hexe) sowie in jeder Person unbewusst in Form von Trieben, Emotionen und Vorstellungen präsent. Argument Punkt der Beweisführung, mit der eine Aussage begründet und bekräftigt wird; Argumentation in der Wissenschaft unterliegt logischen Regeln. Werden diese nicht beachtet, kann das Argument als unschlüssig verworfen werden. Damit ist nicht die inhaltliche Richtigkeit einer Aussage widerlegt, sondern lediglich die Art der Beweisführung. Vgl. Evidenz. Armbad Teilbad nur für den Arm; Maßnahme der Hydrotherapie*; Formen: 1. ansteigendes Armbad: Der Arm wird bis zur Mitte des Oberarms in einer mit Wasser gefüllten Waschschüssel oder im Waschbecken für 10-15 Minuten gebadet, die Anfangstemperatur dabei von 36 °C auf 42 °C gesteigert und dann möglichst konstant gehalten. Anwendung: Durchblutungsstörungen, zur Vorbereitung einer Venenpunktion. Gegenanzeigen: Beginnende Infektion. 2. kaltes Armbad: Eintauchen des Arms in kaltes Wasser für 10 Sekunden. Armlagerung 1. Lagerungsform des Arms: a) Hochlagerung des A n n s zur Entstauung bei Ödemen (z.B. bei Lymphabflussstörungen nach Mastektomie) oder fehlgeleiteten (paravenösen) Infusionen und bei Oberkörperhochlagerung (s. Herzbettlagerung); Duchführung: Unterpolsterung des Arms mit Lagerungshilfsmitteln (Kissen oder Armrampe), so dass die Hand höher liegt als der Ellenbogen und dieser wiederum höher als das Schultergelenk; b) Lagerung des Arms i. R. der Bobath*-Lagerung; bei Patienten mit Querschnittsyndromen (z.B. Tetraplegie) zur Vermeidung von Kontrakturen und schmerzhaftem Schulter-Arm-Syndrom. Durchführung: Schultern waagerecht lagern, Hochziehen der Schultern vermeiden, Abduktion der Arms mit ca. 30°, Außen- und Innenrotation des Arms im Wechsel durchführen, Nullstellung bezüglich der Schulterextension und Schulterflexion; vgl. Gelenkbewegung. 2. Lagerungshilfe in Form eines Keilpolsters aus einem Kunststoffkern mit wischfester Kunstlederhülle oder waschbarem Baumwollbezug (sog. Armrampe), ζ. B. zur Hochlagerung des Arms oder zur venösen Blutentnahme; 3. Zusatzplatte für den Operationstisch mit Polstermulde, verstellbarem Gelenk und Gurten zur Fixierung des Arms während einer Operation. Armschlinge Bandage zur kurzfristigen Ruhigstellung der oberen Extremität; wird mit Hilfe z.B. eines 48

Schlauchverbands in angewinkelter Position des betroffenen Arms angebracht (s. Abb.). Armutsniveau (ICNP) Relative Quote der Anzahl von Mitgliedern einer Gesellschaft, denen die finanziellen oder materiellen Ressourcen fehlen, um eine erwartete Ebene von Grundbedürfnissen zu erreichen; Armut ist nicht nach einheitlichen wissenschaftlichen Kriterien messbar, sondern wird immer in Verhältnis zu den gesellschaftlich aktuellen Versorgungsnormen gesetzt. Im Armuts- und Reichtumsbericht der deutschen Bundesregierung (2000) wird ein differenzierter Armutsbegriff verwendet, der Unterversorgungslagen unter verschiedenen Gesichtspunkten beschreibt. Dem zugunde liegt die Definition des Rates der Europäischen Gemeinschaft von 1984, nach der Personen, Familien und Gruppen als arm gelten, „die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist". Gesichtspunkte für Ursachen von Armut: Relative Einkommensarmut, kritische familiäre Lebensereignisse, soziale Brennpunkte in Großstädten, Obdachlosigkeit und Überschuldung sowie mangelnde Bewältigungskompetenz. Aromapflege Anwendung ätherischer ö l e in der Haus- und Klinikkrankenpflege, Kinderkrankenpflege, Altenpflege, Mutter- und Säuglingspflege, Geburtshilfe sowie als pflegerische Begleitung in der Notfallmedizin und in der Pflegebegleitung Sterbender; unterschieden werden 4 Behandlungsebenen bzw. Pflegeziele: 1. an einem akuten Symptom orientierte Aromapflege oder Notfallpflege zur Linderung aktueller Beschwerden wie Schmerzen, Wundsymptome, Kreislaufschwächen; Anwendung in Form von oraler Gabe, Inhalationstherapie, lokaler Einreibung, Kompressen oder Bäder, häufig in Verbindung mit anderen Heilmitteln, Heilmethoden; wird vom behandelnden Arzt verordnet. 2. regenerative Aromapflege zur Vorbeugung als auch zum Kräfteaufbau; dient der Erholung des Patienten während oder nach Krankheit,

Arthritisschmerz Unfall, Operation, kräftezehrenden Ereignissen, respiratorischen Behandlungen und Unterstützung wiederherstellender Anwendungen; Anwendung in Form von Raumduftzerstäubern, Massagen oder Bäder; der behandelnde Arzt ist in Kenntnis gesetzt. 3. psychosomatisch orientierte Aromapflege oder Seelenpflege zur Unterstützung und Begleitung in emotionaler Belastung und seelisch subjektiv empfundenen Krisen wie Angst, Mutlosigkeit, Verzweiflung, Trauer, ζ. B. im Wochenbett, vor und nach Operation, bei chronischen Organsymptomen bzw. -beschwerden oder Ohnmachtsempfindungen; Anwendung in Form einer Einreibung, Massage oder als Bad; oft in Zusammenarbeit mit Arzt, Psychologe, Seelsorger. 4. heilpädagogische Aromapflege wird dazu eingesetzt, dem Patienten bewusst zu machen, dass sein derzeitiges Kranksein und die augenblickliche Lebenslage Ausdruck des persönlichen Entwicklungsweges ist, an dem er Wesentliches über sich selbst erfahren kann; Anwendung in Form einer Massage oder als Bad; der behandelnde Arzt ist in Kenntnis gesetzt. Hinweis: Bei allen Pflegearten werden nur hochwertige, natürliche ätherische Öle und reine Pflanzenöle oder andere naturbelassene Trägersubstanzen verwendet. Bei psychosomatisch orientierter und heilpädagogischer Aromapflege ist eine ausführliche Anamnese nach den Regeln der Aromakunde notwendig; bei Einsatz von an einem akuten Symptom orientierter und regenerativer Aromapflege sollten die Öle nach genauen Vorgaben der Situation und Verfassung des Patienten angemessen ausgewählt werden. Vgl. Aromatherapie. Jürgen Trott-Tschepe Aromatherapie Therapeutische Anwendung von Geruchsstoffen verschiedener Pflanzen (v. a. ätherischer öle*) unter der Vorstellung, dass deren metaphysische Kräfte auf den Menschen übertragen werden; die Verabreichung erfolgt in Form oraler Gaben, perkutan durch Bäder, Massagen, Wickel und inhalativ durch gebrauchsfertige Aerosole. Ziel ist die Optimierung und Harmonisierung der Selbstheilungskräfte zur Gesunderhaltung und im Krankheitsfall. Anwendung: Duftöle schützen und unterstützen biologische Funktionen: Über die Prophylaxe hinausgehende Behandlung von vorwiegend körperlichen (bisweilen auch seelischen) Symptomen mit meist immunbiologisch wirksamen ätherischen ölen. Als gesichert kann gelten, dass die komplexen chemischen Verbindungen von Duftmolekülen diverse zentralnervöse Wirkungen entfalten können. Hierbei sind stimmungsbeeinflussende und endokrine Wirkungen nachweisbar. Nebenwirkungen: Es wurden teilweise toxische Effekte bei zu hoher Dosierung nachgewiesen; bei Schwangeren, Kleinkindern, Allergikern und Epileptikern ist prinzipiell Vorsicht geboten. Gegenanzeigen: Bei bekannten Allergien und Unverträglichkeiten sollte von einer Aromatherapie abgesehen werden. Jürgen Trott-Tschepe

Aromazusatz Verwendung von Geruchsstoffen zu therapeutischen Zwecken (s. Aromatherapie) oder als Zusatz in Lebensmitteln zur Verbesserung des Geruchs und Geschmacks; Aromen werden in unterschiedliche Gruppen eingeteilt: 1. natürliche Aromastoffe; 2. naturidentische Aromastoffe, die chemisch den natürlichen entsprechen, aber künstlich hergestellt werden; 3. künstliche Aromastoffe, die in der Natur nicht vorkommen; 4. Aromaextrakt, der ein aus der Frucht oder dem Gewürz herausgelöstes Stoffgemisch darstellt. Arrhythmie (ICNP) Unregelmäßiger oder fehlender Rhythmus, i. e. S. zeitliche Unregelmäßigkeit der elektrischen Herz- oder Hirntätigkeit. Vgl. Elektroenzephalographie. Artefakt Kunstprodukt; 1. Auffälligkeit in einem Untersuchungsbefund ohne ζ. B. physiologische bzw. pathologische Korrelation (Zusammenhang mit Messergebnissen); 2. Wunde, die der Patient sich i. R. einer Selbstverletzung zugefügt hat. Arterienpunktion Ärztliche Blutentnahme* aus einer Schlagader vorwiegend zur Blutgasanalyse*; bevorzugte Punktionsorte sind Arteria radialis im Handgelenkbereich oder Arteria femoralis in der Leistengegend. Für die Blutentnahme ist ein spezielles Blutgasanalyse-Röhrchen oder eine heparinisierte Spritze vorzubereiten. Nach der Punktion ist eine manuelle Kompression der Entnahmestelle für ca. 2 Minuten durchzuführen, um die Bildung eines Hämatoms* zu vermeiden. Anschließend wird für ca. 10 Minuten ein durch die Pflegefachkraft zu überprüfender Kompressionsverband* angebracht. Arteriosklerosemittel Arzneimittel zur Symptomtherapie und Prophylaxe der Arteriosklerose (krankhafte Veränderungen der Arterien mit Lichtungseinengung und Elastizitätsverlust); für eine erfolgreiche Bekämpfung der Arteriosklerose und deren Folgeerscheinungen ist in erster Linie die Beseitigung der Risikofaktoren (Bluthochdruck, Erhöhung der Blutfettwerte, Nikotinkonsum u. a.) notwendig, da eine sichere medikamentöse Therapie nicht möglich ist. Wirkstoffe: 1. den Fettstoffwechsel beeinflussende Arzneimittel, z.B. Lipidsenker*, pflanzliche Präparate mit Sitosterol (hemmt die Resorption von Cholesterin), Ballaststoffe, Knoblauchpräparate (umstritten), Omega-3-Fettsäuren; 2. gerinnungshemmende Arzneimittel, z.B. Heparin (s. Antikoagulanzien); 3. durchblutungsfördernde Arzneimittel, ζ. B. Cinnarizin. Arthritisschmerz (ICNP) Von Entzündungszeichen (s. Entzündung) begleiteter Gelenkschmerz, der vorwiegend bewegungsabhängig, aber auch in Ruhe auftritt; Ursachen: Rheumatische Erkrankungen, infektiöse Arthritis, Psoriasis u.a. Maßnahmen: Kontrolle der Schmerzen und Erhaltung der Ge49

Artikulation

lenkfunküon durch aktive und passive Bewegungsübungen; Wärmeanwendungen v. a. bei chronischen Entzündungen, Kälteanwendungen v. a. bei akuten Entzündungen, medikamentöse Schmerztherapie*. Vgl. Schmerz. Artikulation

1. (sprachwissenschaftlich) Gliederung des Gesprochenen: Lautbildung, deutliche Aussprache von Silben u. Wörtern; 2. verbale Formulierung von Gefühlen und Gedanken; 3. (orthopädisch) Gelenkverbindung, Bewegung eines Gelenks. Artikulationsstörung

Störung der Artikulation*, die auf Aphasie* (Sprachversagen), Alexie* (Leseunfähigkeit), Aphonie* (Sümmlosigkeit), Stammeln*, Stottern* oder undeutliches Sprechen zurückzuführen ist; mögliche Ursachen sind eine Verletzung der Großhirnrinde, Muskellähmung, Fehlbildung der Sprachorgane, emotionale oder psychische Anspannung, Stress, Depression oder schwere geistige Behinderung. Arzneimittel

Syn. Medikament, Pharmakon; Mittel, das zu diagnostischen, therapeutischen oder prophylaktischen Zwecken eingesetzt wird (zur Indikation: s. Tab. im Anhang S. 717); besteht aus einem oder mehreren aktiven Wirkstoffen, die aus natürlichen Grundstoffen oder synthetisch hergestellt werden, sowie meist einem (oder mehreren) inaktiven Hilfsstoff. Herstellung, Lagerung und Vertrieb sind im Arzneimittelgesetz* und in der Apothekenbetriebsordnung geregelt. Als Arzneimittel gelten z.B. auch Gegenstände, die ein Arzneimittel enthalten und mit dem Körper in Berührung kommen oder Verbandstoffe zur Anwendung am tierischen Körper (sog. fiktive Arzneimittel). Unterschieden werden freiverkäufliche, apothekenpflichtige und rezeptpflichtige Arzneimittel*. Abgegrenzt von den Arzneimitteln werden u. a. Medizinprodukte*, Lebensmittel, kosmetische Mittel und Bedarfsgegenstände. Hinweis: Arzneimittel insbesondere vor Kindern sichern. Vgl. Heilmittel, Hilfsmittel. Arzneimittelabhängigkeit

Syn. Medikamentenabhängigkeit; krankhaftes Angewiesensein auf ein oder mehrere Arzneimittel*; Unterteilung: 1. Arzneimittelsucht mit dem Zwang zur wiederholten Einnahme von Medikamenten; 2. Arzneimittelgewöhnung mit dem Wunsch, aber ohne Zwang zur Einnahme von Medikamenten; 3. Arzneimittelmissbrauch durch zweckentfremdete Medikamenteneinnahme, z.B. in überhöhter Dosis. Vgl. Abhängigkeit, Missbrauch.

Arzneimittelgesetz

Abk. AMG; am 1.1.1978 in Kraft getretenes „Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln" in der Fassung vom 13.12.2001; definiert Arzneimittel* als Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendung am oder im menschlichen oder tierischen Körper Krankheiten, Leiden oder Körperschäden zu heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen. Das AMG enthält Vorschriften über die Herstellung, Prüfung, Zulassung, Registrierung und Kontrolle von Arzneimitteln. Ferner unterscheidet das AMG Arzneimittel im Hinblick auf ihre Abgabefähigkeit in freiverkäufliche, apothekenpflichtige und verschreibungspflichtige Arzneimittel. Jede Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohne ärztliche Verordnung bzw. entgegen der zugelassenen Indikation stellt eine Straftat gemäß §§ 48, 96 AMG dar. Klinische Prüfungen eines Arzneimittels dürfen gemäß § 40 AMG bei Menschen nur durchgeführt werden, wenn eine Einwilligung dazu vorliegt. Diese Einwilligung ist nur wirksam, wenn die Person, die sie abgibt, geschäftsfähig ist und die Einwilligung selbst und schriftlich erteilt hat. Die Prüfung darf nicht bei Personen vorgenommen werden, die aufgrund einer gerichtlichen oder behördlichen Anordnung in einer Anstalt untergebracht sind. Soll die klinische Prüfung bei einer an einer Krankheit leidenden Person durchgeführt werden, bei der das zu prüfende Medikament der Behebung dieser Krankheit dient, so genügt bei einwilligungsunfähigen Personen die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters (§ 41 AMG). Das AMG regelt auch die Aufklärung der Verbraucher und die Gefährdungshaftung für pharmazeutische Unternehmen. Arzneimittelinteraktion

Pharmakologische Wechselwirkung zwischen 2 oder mehreren Arzneimitteln*; bewirkt eine quantitative oder qualitative Wirkungsänderung von gleichzeitig oder nacheinander verabreichten Medikamenten; Unterteilung: X. pharmakodynamische Interaktion: Wirkstoffe zeigen gleiche oder entgegengesetzte Wirkung; 2. pharmakokinetische Interaktion: Die Resorption, Verteilung oder Ausscheidung der Wirkstoffe wird beschleunigt oder verlangsamt. Arzneimittel, rezeptpflichtige

Syn. verschreibungspflichtige Arzneimittel; Arzneimittel*, die ausschließlich in Apotheken und nur auf ärztliche, zahnärztliche oder tierärztliche Verschreibung (Rezept) abgegeben werden dürfen. Arzneimitteltablett

Arzneimittel, freiverkäufliche

Tablett für den täglichen Medikamentenbedarf der Patienten einer Station; Patienten erhalten eine Einzeldosis entsprechend der Tageseinteilung oder den gesamten Tagesbedarf in einem Dispenser*. Im Zeitraum zwischen Vorbereitung und Verteilung der Medikamente ist das Tablett vor unbefugtem Zugriff zu sichern.

Arzneimittel*, die auch außerhalb von Apotheken verkauft werden dürfen; z.T. nur, wenn mindestens ein Verkäufer einen Sachkundenachweis erbracht hat.

Abk. UAW; umgangssprachlich Nebenwirkung; jede nicht erwünschte Wirkung eines Arznei-

Arzneimittel, apothekenpflichtige

Arzneimittel*, die ausschließlich in einer Apotheke verkauft werden dürfen; dazu gehören auch die rezeptpflichtigen Arzneimittel*.

50

Arzneimittelwirkung, unerwünschte

Assessment

ASA-Klassifikation Abschätzung des perioperativen Risikos Klasse

Definition

ASA I

normale, gesunde Patienten ohne regelmäßige Medikamenteneinnahme, kein extremes Alter

A S A II

Patienten mit leichter Allgemeinerkrankung, ohne regelmäßige Medikamenteneinnahme; Patienten mit extremem Alter (z. B. Neugeborene, älter als 60 Jahre)

A S A III

schwere Allgemeinerkrankung mit regelmäßiger Medikamenteneinnahme

A S A IV

lebensbedrohliche Allgemeinerkrankung

ASA V

sterbender Patient; geschätzte Lebensdauer 20ml) in den Körper über die Punktion einer Vene (intravenöser Zugang; s. Venenpunktion), sehr selten auch intraarteriell (in die Arterie), intraossär (in den Knochen), subkutan (in die Haut) oder rektal (in den Enddarm; vgl. Darmreinigung); im Gegensatz zu Injektion* erfolgt eine Infusion i.d. R. über einen längeren Zeitraum. Sie dient u. a. der Kreislaufstabilisierung, der Zufuhr von Wasser, Elektrolyten und Substraten (vgl. Ernährung, künstliche), der Verabreichung von Arzneistoffen oder Diagnostika (z.B. Kontrastmittel, Indikatoren) und der Blutzufuhr (sog. Bluttransfusion). Die Lösungen werden über eine Verweilkanüle oder einen zentralen Venenkatheter infundiert, oft unter Verwendung von Dosiergeräten (Infusionspumpe*, Perfusor*). Meist ist eine genaue Bilanzierung von Ein- und Ausfuhr notwendig; vgl. Wasserhaushalt, Injektion, Instillation. Infusionsbesteck syn. Infusionsgerät*. Infusionsgerät Syn. Infusionsbesteck ; Schlauchverbindung zwischen Infusionsflasche und venösem Zugang mit Einstichdorn, Bakterien- und Luftfilter oberhalb der Tropfkammer, Rollklemme zur Regulation des Durchflusses und Luer-LockAnschluss zum Venenkatheter; vgl. Infusionsgeschwindigkeit. Infusionsgeschwindigkeit Dauer des Infusionsdurchlaufs (vgl. Infusion); die Tropfgeschwindigkeit* wird bei manueller Einstellung i.Allg. über die Rollklemme* reguliert. Es gilt die Faustregel: 1 ml entspricht 20 Tropfen; 1 Tropfen/min entspricht 3 ml/h. Infusionspumpe Syn. Infusomat; elektronisch gesteuertes Gerät zur exakten Dosierung von Infusionen mit größerem Volumen; der Durchfluss wird durch eine Rolle reguliert, die sich innerhalb der Infusionspumpe am Infusionschlauch entlang bewegt; vgl. Perfusor. Infusomat syn. Infusionspumpe*. Inhalationsgerät syn. Aerosolgerät*.

Inhalationstherapie Maßnahme, bei der mit der Einatemluft Substanzen in den Respirationstrakt gelangen; die Tiefe des Eindringens hängt von der Teilchengröße ab. Formen: 1. Aerosoltherapie: Einatmung gelöster, zu Nebel zerstäubter Medikamente; eingesetzt werden Dosieraerosole (in Treibgas gelöste Medikamente), Trockenaerosole (Medikament in Pulverform), Düsen- und Ultraschallvernebler* und Respiratoren; Wirkungsort sind die Bronchien und die Luftröhre, bei Einsatz des Ultraschallverneblers auch die Alveolen; Anwendung: Obstruktive Atemwegerkrankungen oder Aussackungen der Bronchien (Bronchiektasen), Anfeuchten der Atemluft auch durch den Ultraschallvernebler (vgl. Luftbefeuchtung); 2. Dampf: Kopfdampfbad zur Inhalation ätherischer öle bei entzündlichen Erkrankungen der oberen Atemwege; Wirkungsort sind der Mund-Nasen-Rachenraum bis zum Kehlkopf; 3. Sauerstofftherapie: Anreicherung der Einatemluft mit Sauerstoff (0 2 ), um die Sauerstoffkonzentration des Blutes zu erhöhen, kann mit 0 2 -Nasensonde bzw. Sauerstoffbrille* oder Sauerstoffmaske* verabreicht werden; Vorsicht bei chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen: hier stellt Sauerstoffmangel oft den einzigen Atemantrieb dar, da das Atemzentrum sich an einen hohen Kohlenmonoxidgehalt des Blutes gewöhnt hat, 0 2 -Gabe kann daher zur Atemlähmung führen. Initialberührung s. Begrüßungsberührung. Injektion Einspritzung; Verabreichung (Applikation) von gelösten oder suspendierten Arzneimitteln oder Stoffen in den Körper auf parenteralem Weg mit Hilfe einer Spritze und einer Kanüle unter Verletzung der intakten Hautoberfläche. Im Unterschied zur Infusion* erfolgt eine relativ schnelle Aufnahme der Wirkstoffe. Injektionen werden je nach Indikation, Medikament und Applikationstechnik von Ärzten und auf ärztliche Anordnung von Mitgliedern der Gesundheitsfachberufe, Angehörigen oder Patienten selbst durchgeführt. Iqjektionsformen: s. Tab. S. 342 Die Applikation sollte grundsätzlich in gesundes, gut durchblutetes Gewebe, nicht in Ödeme, Hämatome, gelähmte Extremitäten oder zu operierende oder infizierte Körpergebiete erfolgen. Die Applikationsform muss abgestimmt werden auf Alter, Körpergröße, Gewicht, Kreislaufsituation, erforderliche Wirkungsgeschwindigkeit und -dauer. Von Pflegekräften bzw. geschulten Patienten oder Angehörigen (sorgfältige Risikoabwägung erforderlich) häufig durchgeführte Injektionen: 1. subkutane Injektion (Abk. s.c.) von z.B. Insulin, Heparin, Antikoagulantien; Durchführung: Festlegung des Applikationsortes (je nach Wirkstoff Außenseite Oberarm, Vorderseite Oberschenkel, Bauchhaut zwischen Nabel und Crista iliaca), Injektion in angehobene Hautfalte (Technik abhängig von Kanülenlänge und Substanz, Herstellerhinweise und Hausstandards auch bezüglich der Vorbereitung beachten), Ap341

Injektion Injektion Injektionsformen Bezeichnung

Abkürzung

Applikationsort

subkutan

s.c.

Unterhaut

intramuskulär

i. m.

Muskel

intravenös

i. V .

Vene

Intraperitoneal

i.p.

Bauchöhle

intrakutan. intradermal

i. c. i.d.

Haut

periartikulär

Gelenkumgebung

intralumbal, intrathekal

Wirbelkanal, üquorraum

epidural, auch peridural

Spalt über der harten Rückenmarkhaut

intrakardial

Herz

1 '· S2 ( 6* Λ ' 3 5 4

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Injektion (Abb. 1 ): Injektionsstellen in Bauch und Oberschenkel zur subkutanen Insulininjektion. Jede Injektionsstelle sollte ca. 2 cm von der vorherigen entfernt liegen.

plikationsorte regelmäßig wechseln, um Hämatombildung zu vermeiden (s. Abb. 1); Hinweis: Bei Insulininjektion nicht den Oberarm verwenden wegen der Gefahr einer versehentlichen 1. m. Injektion durch unregelmäßig dicke subkutane Schicht, schlecht kalkulierbare Insulinresorption. 2. intramuskuläre Injektion (Abk. i. m.) von ζ. B . Impfstoffen, Antibiotika, Hormonpräparaten; kann mit mit sog. Spritzenschein ausgeführt werden; Applikationsorte: vorzugsweise ventroglutäal (nach Hochstetter), in Ausnahmefällen (Lagerungsprobleme, Adipositas u. a.) auch seitlicher Oberschenkel, M. vastus lateralis (s. Abb. 2), bei Kindern und kachektischen Patienten intraglutäal nach der sog. Crista*-Methode (von Sachtleben); Durchführung: Vorbereitung, Wahl des Applikationsortes und der Kanülenlänge abhängig von Körpergewicht und Wirkstoff (keine öligen Substanzen in Oberschenkel applizieren), Injektionstechnik tiefmuskulär nach hauseigenen Standards und Hersteller342

Injektion (Abb. 2): links: intramuskuläre Injektion nach Hochstetter (ventroglutäal); rechts: Injektion in den Musculus vastus lateralis

angaben; pflegewissenschaftlich wird zusätzlich die sog. Air-Bubble-Technik zur Schmerzreduktion empfohlen (L. MacGabhann, 1996), nach der beim Aufziehen der Injektionsflüssigkeit eine kleine Luftblase in Kanüle und Spritze belassen wird, die im Muskel einen Filter zwischen Medikament und Gewebe darstellt und entlang der Nadel einem Eindringen (Rückfluss) in subkutanes Gewebe vorbeugt. Deutschsprachige Pflegestudien zur Fortentwicklung und Evaluierung der einzelnen Injektionstechniken liegen bisher nicht vor. Komplikationen: Spritzenabzess durch eindringende Keime, meist Staphylokokken (selten anaerobe Clostridien), Serumhepatitis als Folge mangelnder oder unsachgemäßer Asepsis*, Nekrosen durch von Wirkstoffen verursachte Gewebeschäden und versehentlich subkutane Applikation; schmerzhafte Nervenpunktion mit Parästhesien, ggf. irreversible Lähmungen; Gefäßpunktion, selten versehentliche arterielle Fehlinjektion mit Nicolau-Syndrom (ca. 20 Minuten nach erfolgter Injektion im Bereich der Einspritzstelle heftige austrahlende Schmerzen, Rötung, Schwellung, später kann es zu livider, marmorierter Hautverfärbung und Nekorosen kommen bis hin zu Schock und Blutungen aufgrund von Blutgerinnungsstörungen.); versehentliche intravenöse Fehlinjektion von Depotpenicillin, sog. HoignéSyndrom (Mikroembolien der Lunge und toxische Reaktionen im Gehirn mit Parästhesien an Extremitäten, abnorme Geschmacksempfindungen, Husten, Zyanose, Bewusstseinsstörung, hochgradige Erregung mit Todesangst, akustische und optische Halluzinationen; b e ginnt wenige Minuten nach Injektion und kann mehrere Stunden anhalten, in schwersten Fällen auch zum Tod führen). Maßnahmen: Sofortige Benachrichtigung des diensthabenden Arztes mit Angabe der Medikation, Notfallmaßnahmen (Schockbehandlung, Reanimation) einplanen. Organisation: Neben den gängigen Injektionsstandards berufsgruppenübergreifend Checklisten mit Sofort- und Gegenmaßnahmen für im Haus verwendete Arzneimittel entwickeln.

Inkorporation Recht: Die Anordnungsverantwortung trägt der behandelnde Arzt, die Durchführungsverantwortung* die examinierte Pflegekraft; die Rechtsprechung bezüglich der Haftung bei Komplikationen ist bislang widersprüchlich, sorgfältige Dokumentation im Regressfall zur Absicherung für alle an Injektionen beteiligten Berufsgruppen wichtig. Injektionskanüle Metallische, außen und ggf. innen polierte Hohlnadel unterschiedlicher Stärke (Außendurchmesser in Gauge) und Länge mit Spritzenansatz und unterschiedlich abgeschrägter Spitze; wird als Venenverweilkanüle* zur kurzzeitigen Infusion* eingesetzt, ζ. B. in Form einer Metallkanüle mit Kunststoffflügeln (sog. Butterfly) bzw. einer Plastikkanüle mit Metallmandrin. Der Steg erleichtert die Befestigung mit Heftpflaster auf der Haut. Inkohärenz Zerfahrenheit; formale Denkstörung*, psychopathologisches Symptom für einen sprunghaften, nicht geradlinigen Gedankengang, bei dem Logik oder assoziative Verknüpfungen nicht nachvollziehbar sind; Themen und Denkinhalte werden aneinandergereiht, so dass teilweise kein zusammenhängender Satz oder Gedanke mehr zu verstehen ist. Bei leichter Ausprägung sind korrekte Satzstruktur und Grammatik zu erkennen, bei schwerer Inkohärenz werden u n verständliche Wörter und Silben aneinander gereiht. Vorkommen: Bei chronischer Verwirrtheit* (Demenz), akuter Verwirrtheit* (Delir), Schizophrenie, Manie, auch im Traum. Auch w e n n die Inkohärenz der Aphasie* ähnelt, ist sie unbedingt von ihr zu unterscheiden. Inkohärenz gibt die Art des Denkens wieder, der Patient denkt so ungeordnet, wie er sich ausdrückt. Bei Aphasie können geradlinige Gedankengänge zugrunde liegen, aber nicht als solche artikuliert w e r den. Pflege: Pflegekräfte sollten i. d. R. im Umgang mit inkohärenten Patienten nicht versuchen, Ordnung in die Gedanken zu bringen; das w ü r de zum einen eine Überforderung der Pflegenden bedeuten, zum anderen empfinden die P a tienten selbst ihre Sprache und ihren Gedankengang oft nicht als ungeordnet. Sinnvoller ist der Versuch, die Gefühle des Patienten zu formulieren und zu signalisieren, dass es Verständnis für ihn gibt (z.B. „Sie sind sehr aufgeregt" oder „Sie fühlen sich bedroht"). Die eigenen Formulierungen sollten möglichst kurz und deutlich sein. Vgl. Ideenflucht, Validation. Inkontinenz s. Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz. Inkontinenz, altersabhängige Unwillkürlicher Abgang von Harn bzw. Stuhl in Abhängigkeit vom Lebensalter; 1. (physiologisch) bei Kleinkindern erfolgt die Blasen- bzw. Stuhlentleerung reflektorisch. Die willkürliche Kontrolle entwickelt sich erst 2-3 Jahre nach der Geburt; vgl. Miktionsreflex, Stuhlausscheidung; 2. (pathologisch) häufig bei älteren Men-

schen durch z.B. Veränderungen der Schließmuskulatur oder Nebenwirkung zahlreicher Medikamente (ζ. B. Antidepressiva, Spasmolytika, Antiarrhytmika, Sedativa). Die Inkontinenz tritt selten isoliert, sondern häufig in Kombination mit anderen Erkrankungen auf, wie ζ. B. eingeschränkte physische Mobilität, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) und Durchblutungsstörungen des Gehirns (zerebrovaskuläre Erkrankungen). Häufige Formen der Inkontinenz im Alter sind die Dranginkontinenz mit Hyperaktivität des Blasenmuskels und die neurogene Stuhlinkontinenz*, bei der die Steuerung der Darmentleerung betroffen ist. Maßnahmen: Medikamentöse Therapie, Toilettentraining* und Beckenbodentraining*. Vgl. Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz. Inkontinenz, anorektale Stuhlinkontinenz*, die auf einer Dysfunktion im anal-rektalen Darmbereich beruht. Inkontinenzbehandlung s. Blasentraining, Toilettentraining. Inkontinenz, extraurethrale s. Harninkontinenz. Inkontinenz, funktionelle (ICNP) Harninkontinenz*, die nicht auf organischen Ursachen beruht. Inkontinenzhilfsmittel Produkte, die Urin und/oder Stuhl aufsaugen oder aufnehmen (z.B. Einlagen, Vorlagen, Inkontinenzhosen), zur Befestigung von saugfähigen Materialen dienen (z.B. Fixierhose*) oder zum Ableiten (Urinalkondom*; Fäkalkollektor) und Zurückhalten (Analtampons*) bei Inkontinenz. Inkontinenzhose s. Klingelsystem. Inkontinenz, neurogene Auch Neuraiinkontinenz; Stuhlinkontinenz*, die allgemein auf neurologischen Erkrankungen beruht. Inkontinenzprophylaxe, individuelle Maßnahmen zur Prophylaxe von unwillkürlicher Harn- oder Stuhlausscheidung, die entsprechend der Ursache und evtl. vorliegenden psychischen und sozialen Einflussfaktoren geplant und durchgeführt werden; v. a. Rückbildungsgymnastik nach Geburten, Vermeiden von erhöhtem Druck auf den Beckenboden durch Pressen, Drücken, Heben schwerer Lasten, Reduktion von Übergewicht, Behandlung von (Raucher-)Husten; Stärkung des Beckenbodens durch Training mit Hilfsmitteln (Kugeln, Konen). Vgl. Blasentraining, Beckenbodentraining, Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz. Inkorporation Einverleibung; Aufnahme eines Stoffs in den Organismus, i. e. S. von Radionukliden über die Atmungsorgane (Inhalation), den Magen-DarmTrakt (Ingestion) und die Haut (perkutane Re343

Inkubationszeit Sorption) bzw. bei nuklearmedizinischer Anwendungen durch intravenöse Injektion oder durch Injektion in eine natürliche Körperhöhle (intrakavitär). Inkubationszeit Zeit zwischen der Ansteckung (Eindringen des Krankheitserregers in den Körper) bis zum Auftreten der ersten Symptome der Infektionskrankheit (s. Tab.); vgl. Infektion. Inkubationszeit Ausgewählte Infektionskrankheiten Diphtherie Grippe Hepatitis A Hepatitis Β Hepatitis C Keuchhusten Kinderlähmung Masern Mumps Röteln Scharlach Tetanus Tollwut Tuberkulose Windpocken

2 - 5 Tage 1 --3 Tage 15--45 Tage 40--160 Tage 2 - -6 Wochen 7 - -14 Tage 5 - -14 Tage 8 - 14 Tage 12--25 Tage 14--21 Tage 2 - 4 Tage 3 - -21 Tage 3 - •8 Wochen 4 - •12 Wochen 14--16 Tage

Inkubator Umgangssprachlich auch Brutkasten; klimatisierte, durchsichtige Kleinkammer zur Pflege des Frühgeborenen* und schwerkranken Neugeborenen*, die aus einem Patientenraum und einem Geräteteil besteht; der Inkubator kann konstant temperiert werden (wichtig v. a. bei Kindern mit unzureichender Wärmeregulation). Ebenso können Sauerstoffgehalt und Luftfeuchtigkeit innerhalb der Kammer nach Bedarf reguliert werden. Durch seitlich angebrachte Öffnungsklappen kann das Kind pflegerisch, medizinisch und physiotherapeutisch versorgt werden und die Eltern mit ihrem Kind körperlichen Kontakt aufnehmen (streicheln, berühren). Vgl. Känguru-Methode, Intensivpflege, neonatologische. Insemination s. Befruchtung, künstliche. Insomnie (ICNP)

syn. Schlaflosigkeit*. Inspiration s. Einatmung. Instillation Tropfenweises Einbringen von Flüssigkeiten bzw. flüssigen Arzneimitteln in den Organismus (Hohlorgane, Körperhöhlen und -Öffnungen, Blutgefäße, Bindehautsack); vgl. Infusion. Instinkt Erblich bedingte Eigenschaft, auf spezielle U m weltreize in einer speziellen Weise zu reagieren; Beispiel: Fluchtinstinkt bei drohender Gefahr 344

sichert in der Tierwelt das Überleben. Beim Menschen im Laufe der Entwicklungsgeschichte zum Teil ersetzt durch die im Großhirn angelegten Fähigkeiten des Denkens; Einsicht und Wille können die Instinkte beherrschen, doch auch der Mensch verfügt noch über einige überlebenswichtige Instinkte, z.B. das Suchen des Neugeborenen nach der Mutterbrust. Im E r wachsenenalter zeigen sich Instinkte nur selten direkt, sondern als Ausdrucksbewegung oder Übersprungshandlung*, wenn die eigentliche Instinkthandlung nicht ausgeführt werden kann. Hinweis: Häufig wird gelerntes Verhalten fälschlich als instinktgeleitet betrachtet, was zu Missverständnissen im Umgang führen kann; ζ. B. ist geschlechtstypisches Verhalten, das i. R. einer bestimmten Kultur als sozial normal erlebt und als instinktgeleitet gedeutet wird, womöglich zumindest in Teilen durch soziales Lernen erworben (s. Lernen) und veränderbar. Vgl. Reflex. Instruktion Vorschrift oder Anweisung zum Umgang mit einem Gegenstand oder Sachverhalt sowie Anleitung in Lehr- und Lernsituationen. Vgl. Delegation. instrumental activities of daily living Abk. IADL; (engl.) für instrumenteile Aktivitäten des täglichen Lebens; standardisiertes Assessmentinstrument, das auf der Beziehung des alten Menschen zu seiner Umwelt beruht und hierbei den Grad der Selbständigkeit in der Lebensführung beschreibt; erfasst wird die Fähigkeit des Patienten, acht Aktivitäten auszuüben: Essen zubereiten, leichte Hausarbeit verrichten, Wäsche versorgen, einkaufen, Verkehrsmittel benutzen, mit Geld umgehen, für eigene Medikation verantwortlich sein, telefonieren. Die ersten drei Aktivitäten galten in der ursprünglichen Version nur für Frauen. Die IADL wurden in den USA als standardisiertes Assessmentinstrument in den 60er Jahren entwickelt. Vgl. activities of daily living, Aktivitäten des täglichen Lebens. Insuffizienz Schwäche, ungenügende Leistung eines Organs oder Organsystems; zB. Herzinsuffizienz, Leberinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Atmungsinsuffizienz*. Insulintherapie Behandlung des Diabetes mellitus (sog. Zuckerkrankheit) durch Gabe von Insulin mit dem Ziel einer befriedigenden Einstellung des Blutzuckers* (vor und 2 Stunden nach dem Essen Blutglukosekonzentration

Zwei-Punkt-Gang: Koordination v o n Gehstützen und Füßen; rot: erkranktes Bein; blau: g e s u n d e s Bein

Syn. Bauchatmung, Abdominalatmung; Form der Atmung*, bei der die Erweiterung des Brustraums durch Absenkung des Zwerchfells zustande kommt; dabei werden die Bauchorgane nach unten verschoben und die Bauchwand wölbt sich vor; Vorkommen: Normale Variante der Atmung, häufiger bei Männern und Säuglingen, pathologisch als Schonatmung* bei Thoraxverletzungen. Zwerchfellatmung kann als Atemtechnik erlernt und gezielt eingesetzt werden, um eine ruhige, vertiefte Atmung zu erreichen (besonders bei Patienten mit Atemwegerkrankungen). Vgl. Brustatmung. Zwischenraum

s. Kinästhetik. Zwitter

syn. Hermaphrodit; s. Hermaphroditismus. Zyanose

Syn. Blausucht; blau-rote Färbung von Hautund Schleimhäuten infolge Abnahme des Sauerstoffgehalts im Blut (reduziertes Hämoglobin im Kapillarblut); Einteilung: 1. periphere Zyanose an Nase, Ohren, Fingerspitzen und Zehen (z.B. Akrozyanose bei Umgebungstemperatur unter 18 °C, erhöhtem peripherem Sauerstoffverbrauch, verlangsamter Zirkulation, z.B. Schock); 2. zentrale Zyanose mit Reduktion der arteriellen Sauerstoffsättigung; kann kardial (z.B. Herzfehler, Herzinsuffizienz) oder pulmonal (Lungenerkrankungen, Hypoventilation*) bedingt sein; 3. Zyanose als Folge von Hämoglobinveränderungen, z. B. bei Methämoglobinämie, Sulfhämoglobinämie. Kennzeichen: Atemnot, Müdigkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Konzentrationsschwäche, evtl. Kopfschmerzen. Maßnahmen: Sorgfältige Beobachtung, Einholung und Durchführung ärztlicher Anweisungen, ggf. Herzbettlagerung*. Zynismus

1. Lehre der Kyniker (Philosophenschule) als philosophische Richtung; 2. allgemein negative Haltung oder Einstellung, welche die Verachtung geltender Vorstellungen oder Umgangsfor-

Zytostatika men durch bissige, spöttische Äußerungen ausdrückt; Zynismus nimmt keine Rücksicht auf Gefühle (vgl. Emotion) anderer und hat daher oft verletzende Wirkung. In Pflegesituationen kann Zynismus kann als eine mögliche (unangemessene) Reaktion von Pflegenden oder Patienten auf belastende Ereignisse und Situationen als Schutz- und Abwehrfunktion auftreten und Distanz oder emotionale Unberührtheit ausdrücken. Zytostatika Chemisch uneinheitliche Gruppe von Arzneimitteln, die das Zellwachstum, insbesondere die Zellteilung hemmen; Anwendung: 1. Tumortherapie; da Tumorzellen nicht der physiologischen Waschstumsregulation unterliegen und eine im Vergleich zu normalen Körperzellen hö-

here Zellteilungsrate aufweisen, wirken Zytostatika auf sie besonders toxisch. 2. Immunsuppression bei chronischen, nicht bösartigen Erkrankungen (ζ. B. rheumatoide Arthritis); 3. Unterdrückung einer Abstoßungsreaktion* nach Transplantation* von Organen. UAW: Schäden im abwehr- und blutbildenden System (Schädigung gesunder Zellen), Magen- und Darmstörungen mit Erbrechen und Übelkeit, Haarausfall, Kopfschmerz und Keimdrüsenschäden, Schädigung des Knochenmarks (sog. Knochenmarkdepression), Erschöpfung (Fatigue-Syndrom). Hinweis: Besondere Sicherheitsrichtlinien sind bei der Verabreichung zwingend zu beachten; Zytostatikatherapie ist nur von weitergebildeten Fachpflegekräften (Onkologiepflegekräfte) oder Ärzten durchzuführen. Vgl. Pflege, onkologische.

715

Anhang Arzneimittel Therapie und Prophylaxe mit Arzneimitteln (Die aufgeführten Arzneimittel sind im Wörterbuch verzeichnet.) Symptome bzw. Krankheiten

angewendete Arzneimittel

Abhängigkeit (Alkohol, Nikotin u. a.) Akne Allergie Allergien Altersbeschwerden Angst- und Spannungszustände Arteriosklerose Arthritis Augeninnendruck zu hoch Augenkrankheiten Autoimmunerkrankungen, Organtransplantationen Azidose Blähungsbeschwerden Blutarmut Blutdruck zu hoch (Bluthochdruck) Blutdruck zu niedrig Blutfettwerte zu hoch Blutgerinnung verstärkt Blutungen, Blutungsneigung Blutzuckerspiegel zu hoch (Zuckerkrankheit) Blutzuckerspiegel zu niedrig Brechreiz, Übelkeit (vorübergehend) Bronchialasthma Bronchialsekretion gestört Depressionen (Niedergeschlagenheit) Durchblutungsstörungen Durchfälle Empfängnis (Verhütung, postkoitale) Empfängnis (Verhütung, präventive) Entzündungen Epilepsie, Fallsucht Fettsucht, Fettleibigkeit Fieber Gallen(weg)erkrankungen Gallensteine Gehirnstoffwechsel eingeschränkt Geschlechtstrieb zu gering (Alibidinie) Geschwulstbildungen, Gewebewucherungen Gicht Grippale Infekte, Erkältungskrankheiten Gynäkologische Erkrankungen Hämorrhoiden Harnauscheidung vermindert Harnwegerkrankungen Hauterkrankungen Hautparasiten (Krätzmilben, Läuse, Flöhe) Herzkrankheit, koronare Herzkrankheiten Herzrhythmusstörungen Husten I m m u n s y s t e m geschwächt Infektionen, an Körperoberflächen Infektionen, bakterielle Infektionen, virusbedingt Juckreiz Juckreiz, Schmerzen

Entwöhnungsmittel Aknemittel Antihistaminika Antiallergika Geriatri ka Anxiolytika Arteriosklerosemittel Antarthritika Antiglaukomatosa Ophthalmia Immunsuppressiva Azidosetherapeutika Karminativa Antianämika Antihypertensiva, Vasodilatatoren Antihypotonika Lipidsenker Antikoagulanzien Hämostatika Antidiabetika Antihypoglykämika Antiemetika Antiasthmatika Expektoranzien Psychopharmaka (Antidepressiva) durchblutungsfördernde Mittel Antidiarrhoika Nidationshemmer Kontrazeptiva Antiphlogrstika Antiepileptika Antiadiposita Antipyretika Cholagoga Cholelitholytika Nootropika Aphrodisiaka Antineoplastika Gichttherapeutika Grippemittel Gynäkologika Hämorrhoidenmittel Diuretika Urologika Dermatika antiparasitäre Mittel Korona rtherapeutika Kardiaka Antiarrhythmika Antitussiva Immunstimulanzien Antiseptika Antibiotika, Chemotherapeutika Virostatika Antipruriginosa Lokalanästhetika

717

Anhang

A r z n e i m i t t e l (Fortsetzung) Therapie und Prophylaxe mit Arzneimitteln Knorpeldegeneration Krampfadern Krämpfe, generalisierte Krämpfe, glatte Muskulatur Krebs Läusebefall Leberschäden Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre Magen-Darm-Krankheiten Magenentleerung gestört (verlangsamt) Magenübersäuerung Migräne Milchsekretion zu gering Milchsekretion zu hoch Mineralstoff mangel Monatsblutungen schmerzhaft Mund- und Rachenraumerkrankungen Muskelverspannungen Nasen- und Nasennebenhöhlenerkrankungen Nerven- oder psychische Erkrankungen Ohrenkrankheiten Osteoporose Parkinsonismus Pilzkrankheiten Psychotische Erkrankungen Rheumatische Erkrankungen Schilddrüsenerkrankungen Schlafstörungen Schmerzen Schweißabsonderung, übermäßige Schwielen, Warzen, Akne Schwindelzustände Stuhlverstopfung Thrombusbildung, Gerinnungsstörungen Tuberkulose Unruhe, Angst Verdauungsstörungen Vergiftungen Vitaminmangel Warzen Wechseljahrsbeschwerden Wunden Wurmbefall Zellteilung vermehrt (Krebs, Warzen) Zuckerkrankheit

718

Chondroprotektiva Antivarikosa Antikonvulsiva Spasmolytika Zytostatika antiparasitäre Mittel Hepatika Antiulkusmittel Magen-Darm-Mittel Gastrokinetika Antazida Migränemittel Gynäkologika (Laktagoga) Gynäkologika (Laktafuga) Mineralstoffpräparate Antidysmenorrhöika Mund- und Rachentherapeutika Muskelrelaxanzien Rhinologika Psychopharmaka Otologika Osteoporosemittel Antiparkinsonmittel Antimykotika Neuroleptika Antirheumatika Schilddrüsentherapeutika Schlafmittel (Hypnotika) Analgetika Antihidrotika Keratolytika Antivertiginosa Laxanzien Fibrinolytika Tuberkulostatika Sedativa Antidyspeptika Antidota Vitamine Warzenmittel Klimakterium-Therapeutika Wundbehandlungsmittel Anthelmintika Zytostatika Antidiabetika

Anhang

Barthel-Index Erhebungsbogen Barthel-Index (BD essen unabhängig, isst selbständig, benutzt Geschirr und Besteck braucht etwas Hilfe, ζ. B. Fleisch oder Brot schneiden nicht selbständig, auch w e n n oben genannte Hilfe gewährt wird

Punkte 10 5 0

Bett-/(Roll-)Stuhltransfer unabhängig in allen Phasen der Tätigkeit geringe Hilfen oder Beaufsichtigung erforderlich erhebliche Hilfe beim Transfer, Lagewechsel, Liegen/Sitzen selbständig nicht selbständig, auch w e n n oben genannte Hilfe gewährt wird

15 10 5 0

waschen unabhängig beim Waschen von Gesicht, Händen; Kämmen, Zähneputzen nicht selbständig bei oben genannter Tätigkeit

5 0

Toilettenbenutzung unabhängig in allen Phasen der Tätigkeit (einschließlich Reinigung) benötigt Hilfe, ζ. B. w e g e n unzureichenden Gleichgewichts oder Kleidung/Reinigung nicht selbständig, auch w e n n oben genannte Hilfe gewährt wird

10 5 0

baden unabhängig bei Voll- und Duschbad in allen Phasen der Tätigkeit nicht selbständig bei oben genannter Tätigkeit

5 0

g e h e n auf Flurebene bzw. Rollstuhl f a h r e n unabhängig beim Gehen über 50 m, Hilfsmittel erlaubt, nicht aber Gehwagen geringe Hilfe oder Überwachung erforderlich, kann mit Hilfsmittel 50 m gehen nicht selbständig beim Gehen, kann aber Rollstuhl selbständig bedienen, auch um Ecken herum und an einen Tisch heranfahren; Strecke mindestens 50 m nicht selbständig beim Gehen oder Rollstuhlfahren

15 10 5 0

Treppen steigen unabhängig bei der Bewältigung einer Treppe (mehrere Stufen) benötigt Hilfe oder Überwachung beim Treppensteigen nicht selbständig, kann auch mit Hilfe nicht Treppen steigen

10 5 0

an- u n d auskleiden unabhängig beim An- und Auskleiden (ggf. auch Korsett oder Bruchband) benötigt Hilfe, kann aber 50 % der Tätigkeit selbständig durchführen nicht selbständig, auch w e n n oben genannte Hilfe gewährt wird

10 5 0

Stuhlkontrolle ständig kontinent gelegentlich inkontinent, maximal 1-mal/Woche häufiger/ständig inkontinent

10 5 0

Urinkontrolle ständig kontinent, ggf. unabhängig bei Versorgung mit Dauerkatheter/Cystofix gelegentlich inkontinent, maximal 1-mai/Tag, Hilfe bei externer Harnableitung häufiger/ständig inkontinent

10 5 0 Summe:

719

Anhang

Braden-Skala Einschätzung des Dekubitusrisikos Kriterium

Bewertung 1 Punkt

Bewertung 2 Punkte

sensorische Wahrnehmung Fähigkeit, lagebedingte wie künstliche Reize wahrzunehmen und adäquat zu reagieren

vollständig ausgefallen - keine Reaktion auf Schmerzreize (auch kein Stöhnen, Zucken, Greifen) aufgrund verminderter (nervaler) Wahrnehmungsfähigkeit bis zur Bewusstlosigkeit oder Sedierung oder - Missempfindungen/Schmerzen werden über den größten Körperanteil nicht wahrgenommen

stark eingeschränkt - Reaktion nur auf starke Schmerzreize, Missempfindungen können nur über Stöhnen oder Unruhe mitgeteilt werden oder - sensorisches Empfinden stark herabgesetzt, Missempfindungen/ Schmerzen werden über die Hälfte des Körpers nicht wahrgenommen

Feuchtigkeit Ausmaß, in dem die Haut Feuchtigkeit ausgesetzt ist

ständig feucht - die Haut ist ständig feucht durch u. a. Schweiß, Urin - Nässe wird bei jedem Bewegen festgestellt

oft feucht - die Haut ist oft, aber nicht ständig feucht, die Wäsche muss mindestens einmal pro Schicht gewechselt werden

Aktivität Grad der körperlichen Aktivität

bettlägerig - das Bett kann nicht verlassen werden

an den Stuhl/RoMstuhl gebunden - Gehfähigkeit ist stark eingeschränkt oder nicht vorhanden - kann sich selbst nicht aufrecht halten und/oder - braucht Unterstützung beim Hinsetzen

Mobilität Fähigkeit, die Körperposition zu halten und zu verändern

vollständige Immobilität - selbst die geringste Lageänderung des Körpers oder der Extremitäten wird nicht ohne Hilfe durchgeführt

stark eingeschränkt - eine Lageänderung des Körpers oder der Extremitäten wird hin und wieder selbständig durchgeführt, aber nicht regelmäßig

Ernährung allgemeines Ernährungsverhalten

schlechte Ernährung - isst die Portionen nie auf - isst selten mehr als 1/3 jeder Mahlzeit - isst zwei eiweißhaltige Portionen (Fleisch oder Milchprodukte) oder weniger täglich - trinkt zu wenig - trinkt keine Nahrungsergänzungskost oder - wird per Sonde oder - seit mehr als 5 Tagen intravenös ernährt

wahrscheinlich unzureichende Ernährung - isst selten eine ganze Mahlzeit auf, in der Regel nur die Hälfte - die Eiweißzufuhr erfolgt über nur 3 Portionen (Milchprodukte, Fleisch) täglich - hin und wieder wird Nahrungsergänzungskost zu sich genommen oder - erhält weniger als die erforderliche Menge Flüssigkost bzw. Sondenernährung

Reibungs- und Scherkräfte

Problem - mäßige bis erhebliche Unterstützung bei jedem Positionswechsel erforderlich - (An-)heben (ζ. B, auch Richtung Kopfende) ist nicht möglich, ohne über die Unterlage zu schleifen - rutscht im Bett oder Stuhl regelmäßig nach unten und muss wieder in die Ausgangsposition gebracht werden - Spastik, Kontrakturen und Unruhe verursachen fast ständige Reibung

potentielles Problem - bewegt sich ein wenig und braucht selten Hilfe - die Haut scheuert während der Bewegung weniger intensiv auf der Unterlage (kann sich selbst ein wenig anheben) - verbleibt relativ lange in der optimalen Position im Bett (Sessel/ Rollstuhl /Lehnstuhl) - rutscht nur selten nach unten

720

Anhang

Tab. 1

Bewertung 3 Punkte

Bewertung 4 Punkte

g e r i n g f ü g i g eingeschränkt - Reaktion auf ansprechen; Missempfindungen bzw. das Bedürfnis nach Lagerungswechsel können nicht immer vermittelt w e r d e n oder - sensorisches Empfinden teilweise herabgesetzt, Missempfindungen/ Schmerzen werden in 1 oder 2 Extremitäten nicht w a h r g e n o m m e n

nicht eingeschränkt Reaktion auf ansprechen, Missempfindungen/Schmerzen werden w a h r g e n o m m e n und können benannt werden

m a n c h m a l feucht - die Haut ist hin und wieder feucht, die Wäsche muss zusätzlich einmal täglich gewechselt w e r d e n

selten feucht die Haut ist normalerweise trocken, Wäschewechsel nur routinemäßig

gehen - geht mehrmals am Tag, aber nur kurze Strecken, teils mit, teils ohne Hilfe - verbringt die meiste Zeit im Bett/ Lehnstuhl/Rollstuhl

r e g e l m ä ß i g e s Gehen verlässt das Zimmer mindestens zweimal a m Tag geht tagsüber im Zimmer etwa alle zwei Stunden auf und ab

g e r i n g f ü g i g eingeschränkt - geringfügige Lageänderungen des Körpers oder der Extremitäten werden regelmäßig und selbständig durchgeführt ausreichende E r n ä h r u n g - isst mehr als die Hälfte der meisten Mahlzeiten, mit insgesamt 4 eiweißhaltigen Portionen (Milchprodukte, Fleisch) täglich - lehnt hin und wieder eine Mahlzeit ab, n i m m t aber Nahrungsergänzungskost, w e n n angeboten, an oder - w i r d über eine Sonde ernährt und erhält so die meisten erforderlichen Nährstoffe

-

-

-

Punktzahl

nicht eingeschränkt Lageänderungen werden regelmäßig und ohne Hilfe durchgeführt

gute Ernährung isst alle Mahlzeiten, weist keine zurück nimmt normalerweise 4 eiweißhaltige Portionen (Milchprodukte, Fleisch) zu sich, manchmal auch eine Zwischenmahlzeit braucht keine Nahrungserganzungskost

kein feststellbares P r o b l e m - bewegt sich unabhängig und ohne Hilfe in Bett und Stuhl - Muskelkraft reicht aus, u m sich ohne Reibung anzuheben - behält optimale Position in Bett oder Stuhl aus eigener Kraft bei

721

Anhang Braden-Skala Risikoorientierte Pflegemaßnahmen

Tab. 2

Risiko

Pflegemaßnahmen

allgemeines Risiko (15-18 Punkte)111

regelmäßiger Lagerungswechsel maximales Mobilisieren Fersenschutz Nässeeinwirkung, Ernährung, Einwirkung von Reibungs- und Scherkräften überprüfen und korrigieren Druckreduktion durch glatte Auflageflächen bei Bettlägerigkeit/ Rollstuhlbenutzung

mittleres Risiko (13-14 Punkte)121

regelmäßiges Lagewechseln nach Plan 30°-Seitenlagerung, durch Schaumstoffpolster unterstützt Druckreduktion durch glatte Aufliegefläche maximales Mobilisieren Fersenschutz Nässeeinwirkung, Ernährung, Einwirkung von Reibungs- und Scherkräften überprüfen und korrigieren

hohes Risiko (10-12 Punkte)

regelmäßiger Lagerungswechsel in kürzeren Abständen als beim mittleren Risiko Unterstützung durch geringe Bewegungen Druckreduktion durch ebene Auflagefläche 30°-Lagerung unter Verwendung von Schaumstoffpolstern maximales Mobilisieren Fersenschutz, Nässeeinwirkung, Ernährung, Einwirkung von Reibungs- und Scherkräften überprüfen und korrigieren

sehr hohes Risiko (9 Punkte und weniger)

alle voraufgeführten Maßnahmen sowie Wechseldruckmatratzen131, falls der Patient hartnäckige Schmerzen hat oder Schmerzen, die durch den Lagerungswechsel hervorgerufen werden oder bei Hinzukommen weiterer Risikofaktoren

Allgemeine Pflegemaßnahmen Überprüfen und Korrektur der Nässeeinwirkung

Anwendung handelsüblicher Einwegunterlagen Anwenden saugfähiger Wäscheeinlagen oder Inkontinenzwindeln Ursache feststellen beim planmäßigen Lagerungswechsel Bettpfanne, Urinal oder Urinflasche anbieten

Überprüfen und Korrektur der Nahrungszufuhr

Eiweißzufuhr steigern Kalorienzufuhr steigern, um dem Abbau des zugeführten Eiweiß entgegenzuwirken Nahrung ergänzen mit Multivitaminen, v.a. Vitamin A, C und E schnell handeln, um die Defizite zu mildern, Diätassistenten hinzuziehen

Überprüfen und Korrektur von Reibungs- und Scherkräften

Seitenlagerung, nicht stärker als 30° falls erforderlich: Seitengitter anbringen Lifter benutzen, wenn der Patient bewegt wird Ellenbogen- und Fersenschutz bei Gefährdung durch Reibung

weitere allgemeine Hinweise

keine Massagen an geröteten Knochenvorsprüngen keine ringförmigen Hilfsmittel (Fersen-, Schädel-, Steißbeinringe) Aufrechterhalten guter Flüssigkeitszufuhr Austrocknen der Haut vermeiden

121 131

722

Beim Vorliegen weiterer bedeutender Risikofaktoren wie hohes Alter, Fieber, Unterernährung und Eiweißmangel, niedriger Blutdruck ( Ξ •

* s ρ α ρ

Ε S 10 C ,®

ρ

S Ρ

m

Ρ

: α

s ρ ρ

ρ

5 ρ

731

Anhang

Sturzrisikofaktoren Sturzrisikoskala Parameter

4 Punkte

Alter (Jahre) mentaler Zustand

zeitweise verwirrt/ desorientiert

Ausscheidung

harn- und stuhlinkontinent

3 Punkte

2 Punkte

1 Punkt

>80

70-79

60-69

verwirrt/ desorientiert

bereits 1- oder 2-mal gestürzt

Stürze in der Vor- bereits mehr als geschichte 3-mal gestürzt Aktivitäten

beschränkt auf Bett und Stuhl

Blasenverweilkatheter/ Enterostoma

kontinent, braucht jedoch Hilfe

selbständig/ benutzt Bad und Toilette

Aufstehen aus dem Bett mit Hilfe

Gang und Gleich- ungleichmäßig/ instabil, kann kaum gewicht die Balance halten im Stehen und Gehen

orthostatische Störung/Kreislaufprobleme beim Aufstehen und Gehen

Gehbehinderung/ evtl. Gehen mit Gehilfe oder Assistenz

Medikamente, (hier auch zukünftig geplante sowie die der letzten 7 Tage)

3 oder mehr Medikamente

2 Medikamente

1 Medikament

Alkohol/auch Melissengeist, Pepsinwein u. a.

regelmäßig

gelegentlich

Punkte gesamt Punktzahl bis 4 Punkte ab 4 Punkte 5 - 1 0 Punkte 11 - 2 4 Punkte

732

Sturzrisiko Maßnahmen zur Sturzverhütung einleiten hohes Sturzrisiko sehr hohes Sturzrisiko

Punkte

Bewertungstabelle der Dekubitus-Risiken (modifiziert nach Waterlow)

trocken ödematös

O CN CO Τ-

CN CO

Patientenname

Station

rj in

Kartennummer

-- IN η

10-14 = Risiko

Datum

Gesamtpunkte:

20 + = sehr hohes Risiko

CS CO

Punktebewertung:

O

Steroide, Zytostatika, hochdosierte antiendzündlich wirkende Präparate

Medikation

OP (länger als 2 Stunden)

orthop. Eingriffe, ζ. Β. TEP oder Wirbelsäulen-OP

Traumen

Größere chirurgische Eingriffe,

Paraplegie, Tetraplegie

Apoplex, motorisch /sensorisch,

·"•

Stuhlinkontinenz Stuhl- und Urininkontinenz

Neuropathie, Multiple Sklerose,

O

Sondenernährung / nur Flüssigkeit verweigert Essenaufnahme (Nahrungskarenz)

besonders diabetische

Neurologische Defizite

Rauchen

Anämie

periphere Gefäßerkrankungen

Herzinsuffizienz

!

CO 4

15 - 1 9 = hohes Risiko

eingeschränkt (Gipsverband) träge (Extensionen) bewegungsunfähig (Rollstuhl)

Ο

gelegentliche Inkontinenz

durchschnittlich kaum

Appetit

75-80

65-74

50-64

schwere Kachexie

Mangelversorgung des Gewebes

Besondere Risiken

co in in Ν

katherisiert

normal unruhig apathisch

81 +

R- R- R- R- CS CO

total / katheterisiert

weiblich

O

14-49

männlich

Alter

Geschlecht

M

Mobilität

gschädigt / wund

kaltschweißig (Temp.) Fieber blass

gesund Gewebeverdünnung

Risikobereiche

Hauttyp / optisch feststellbare

R- (N R- (N CO 4

! Kontinenz

Kachexia

Adipositas

überdurchschnittlich

durchschnittlich

Verhältnis zur Größe

Körperbau / Gewicht im

Geeignet für Stationen in Akutkrankenhäusern. Punktwerte in der Tabelle umkreisen und zusammenzählen. Aus jeder Begriffsklasse können mehrere Begriffe berücksichtigt und addiert werden.

Anhang

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Quellenhinweise zu den Abbildungen und Tabellen Aerosolgerät RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens (Tabelle) Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit. Bd. 16. Baden-Baden: Nomos Alter (Tabelle) Pschyrembel® Wörterbuch Sexualität. Berlin, New York: de Gruyter, 2003 Altersaufbau 1 und 2 nach Schätzungen der UNO Air-fluidised-Bett KCI-medical, Wiesbaden A-Lagerung J. Röhl, Berlin Ambu-Beutel Ambu, Friedberg Anonyme Alkoholiker (Tabelle) Anonyme Alkoholiker Interessengemeinschaft e. V., München Antidekubitusmatratze Behrend home care, Isernhagen Antidekubitussystem 1 Thomashilfen, Bremervörde Antidekubitussystem 2 Servoprax® GmbH, Wesel Anus praeternaturalis 2 R. Häring Armschlinge RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Arzneimittel (Tabelle) modifiziert nach Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch. 8. Aufl. Berlin, New York: de Gruyter, 1998 Atemluftbefeuchter W. Dick: Notfall- und Intensivmedizin. 2. Aufl. Berlin: de Gruyter, 2000 Atemtrainer RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Augenbadewanne RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Ballonsonde Lieber und Kasper Barthel-Index (Tabelle) F. I. Mahoney; D. W. Barthel: Functional evaluation: the Barthel Index. Maryland State Medical Journal 14(2):61-65 (1965). Deutsche Übersetzung: Prof. Dr. med. Th. Nikolaus, MMW Fortschr. Med. 143:775-776 (2001) Basale Stimulation 1, 2 und 4 T. Buchholz, Malsch Basale Stimulation 3 Krankenheim Sonnweid, Schweiz Basaltemperatur J. W. Dudenhausen; W. Pschyrembel: Praktische Geburtshilfe. 19. Aufl. Berlin: de Gruyter, 2001 734

Bauchlagerung J. Röhl, Berlin Beatmung, ambulante Air Products Medical, Hattingen Beikost Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren mit Homöopathie, Psychotherapie und Ernährungsmedizin. 2. Aufl. Berlin, New York: de Gruyter, 2000 Beinhochlagerung J. Röhl, Berlin Beintieflagerung J. Röhl, Berlin Betttisch RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Bezugspflege S. Böhmer, Berlin Blasenkatheter C.-F. Alken; J. Sökeland: Urologie, Leitfaden für Studium und Praxis. Stuttgart: Thieme, 1983 Blutdruckmessgerät RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Bobath-Lagerung J. Röhl, Berlin Braden-Skala 1 (Tabelle) B. Braden: Einschätzung des Dekubitus-Risikos nach Braden. Heilberufe Speziai Dekubitus 2001/2002. München: Urban & Vogel, 2001 Braden-Skala 2 (Tabelle) B. Braden: Risikoorientierte Pflegemaßnahmen. Heilberufe Speziai Dekubitus 2001/2002. München: Urban & Vogel, 2001 Candidose Candidose der Hand: Bayer AG, Wuppertal; Candidose der Mundschleimhaut: Kinderklinik und Poliklinik Kaiserin-Auguste-Victoria-Haus, Berlin care Marseille-Kliniken, Hamburg Dekubitus 1 Heilberufe Speziai 2002. München: Urban & Vogel, 2002 Dekubitus 3 Ortopedia, Kiel Dekubitusprophylaxe Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, Osnabrück Deutsches Netz Gesundheitsfördernder Krankenhäuser Deutsches Netz Gesundheitsfördernder Krankenhäuser, Essen Dialysator J. Mann: Online-Buch über Nierenerkrankungen Dispenser Behrend home care, Isernhagen

Quellenhinweise

Drehdehnlage J. Röhl, Berlin Duschsitz Thomashilfen, Bremervörde Effloreszenzen B. M. Henz et al.: Dermatologie und Venerologie. Berlin: de Gruyter, 1998 EFQM EFQM Ekzem 1 und 2 B. M. Henz et al.: Dermatologie und Venerologie. Berlin: de Gruyter, 1998 Elektroenzephalographie B. Neundorger, Erlangen und Fischer Endotrachealtubus G. Kaczmarczyk, Berlin Energieumsatz (Tabelle) Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren mit Homöopathie, Psychotherapie und Ernährungsmedizin. 2. Aufl. Berlin, New York: de Gruyter, 2000 Enthaarung St. Spitzer, Frankfurt a. M. Entlastungslagerung J. Röhl, Berlin Erkrankung, chronische (Tabelle) P. Woog: Chronisch Kranke pflegen: das Corbin-Strauss-Pflegemodell. Ullstein Medical: Wiesbaden, 1998 Esshilfe Thomashilfen, Bremervörde Fallen RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Familie M.-L. Friedemann, Florida, USA Fehlerbearbeitung (Tabelle) H. Kirchner, Düsseldorf Fersenschoner RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Frühgeborenes (Tabelle) K. Sarimski: Störungen bei Frühgeborenen: Frühgeburt als Herausforderung. Göttingen: Hofgrefe, 2000 Führung 1 und 2 H.-U. Thiel: Fortbildung von Leitungskräften in pädagogisch-sozialen Berufen. 2. Aufl. Weinheim, München: Juventa, 1998 functional indepence measure (Abbildung und Tabelle) M. Isfort; F. Weidner: Pflegequalität und Pflegeleistungen I. Freiburg, Köln, 2001 Geburt J. W. Dudenhausen; W. Pschyrembel: Praktische Geburtshilfe. 19. Aufl. Berlin: de Gruyter, 2001 Gedächtnis H. Ebbinghaus: Memory: A Contribution to Experimental Psychology. 1885/1913 Gehbock RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Gehhilfe Thomashilfen, Bremervörde Gehwagen Thomashilfen, Bremervörde Gelenkbewegung 2 nach A. Debrunner: Orthopädie. 2. Aufl. Karlsbad: C. Diehm Gestaltgesetze 4, 5 und 6 E. B. Goldstein: Wahrnehmungspsychologie. Heidelberg: Spektrum, 2002

Gesundheitswesen N. Zdrowomyslaw; W. Düring: Gesundheitsökonomie. 2. Aufl. München, Wien: R. Oldenbourg, 1999 Haar Waldeyer: Anatomie des Menschen. 17. Aufl. Berlin, New York: de Gruyter, 2003 Haltungstörungen Pitzen Haut Waldeyer: Anatomie des Menschen. 17. Aufl. Berlin, New York: de Gruyter, 2003 Herzbettlagerung J. Röhl, Berlin Hohllagerung J. Röhl, Berlin Hörgerät Stadtakustik Hörgeräte Jahnecke, Glessen Injektion 1 nach Unterlagen der Berlin-Chemie AG, Berlin Injektion 2 J. Gabka: Injektions- und Infusionstechnik. 4. Aufl. Berlin: de Gruyter, 1988 Intensivpflege, neonatologische B. Meiering, S. Grote, Berlin Intersexualität Pschyrembel® Wörterbuch Sexualität. Berlin, New York: de Gruyter, 2003 Irrigator RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Keel-Schiene G. Münch; J. Reitz: Lehrbuch der Krankenpflege. Berlin: de Gruyter, 1994 Kehlkopfmaske H. Moecke, Hamburg Keloid G. Albrecht, Berlin Klingelsystem RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Knöpfgerät Thomashilfen, Bremervörde Kontraktur H. Zilch; U. Weber: Orthopädie mit Repetitorium. Berlin: de Gruyter, 1989 Konzerthusten W. Erdmann, Werther/Westfalen Krankenhaus (Tabelle) Statistisches Bundesamt Deutschland Leistungerfassung in der Pflege 1 und 2 M. Isfort; F. Weidner: Pflegequalität und Pflegeleistungen I. Freiburg, Köln, 2001 Low-air-loss-Bett KCI-medical, Wiesbaden Milchpumpe RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Mobilisation modifiziert nach Abteilung für Physiothérapie des Universitätsklinikums Benjamin Franklin, Berlin Muskelpumpe Diehm, Karlsbad Neugeborenes W. Pschyrembel; J. W. Dudenhausen: Praktische Geburtshilfe. 15. Aufl. Berlin: de Gruyter, 2001

Nierenschale RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen ödem Bloom; J. Ireland: Farbatlas Diabetes. Berlin: de Gruyter, 1984 735

Quellenhinweise Öle, ätherische Institut für lebendige aromakunde Berlin Patientenaufrichter links: Wissner-®Bosserhoff GmbH, Wickede; rechts: RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Pediküre nach Unterlagen der Berlin-Chemie AG, Berlin Pflanzenstoffe, sekundäre B. Watzl; C. Leitzmann: Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln. 2. Aufl. Hippokrates: Stuttgart, 1999 Pflegetheorie Alma-Tadema, THE NURSE, 1872. Sotheby's, London, England Pharyngealtubus R. Dudziak: Lehrbuch der Anästhesiologie. Stuttgart: Schattauer, 1980; L. Stöcker: Narkose. 4. Aufl. Stuttgart: Thieme, 1977 Pneumothorax W. Dick: Notfall- und Intensivmedizin. 2. Aufl. Berlin: de Gruyter, 2000 Positionsunterstützung E. Klein-Tarolli, Bern, P. Müller, Zäziwil, Schweiz Professionalisierung FIFTY YEARS, 1838 TO 1888. Supplement to the NURSING RECORD 20, 1888. Courtesy of Croom Helm Ltd. Publishers, Kent, England Pubertät 1 und 2 Pschyrembel® Wörterbuch Sexualität. Berlin, New York: de Gruyter, 2003 Quaddel Β. Μ. Henz et al.: Dermatologie und Venerologie. 2. Aufl. Berlin: de Gruyter, 1998 Quincke-Lagerung J . Röhl, Berlin Reflexzonen 1 E. Kliegel: Reflexzonen-Massage an der Hand. Stuttgart: Trias, 2001 Reflexzonen 2 E. Kliegel; T. Gutsche: Reflexzonen - Landkarten der Gesundheit. Stuttgart Rückenlagerung J . Röhl, Berlin Rutschbrett RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Säuglingsbett Wissner-®Bosserhoff GmbH, Wickede Schwergewichtigenbett KCI-medical, Wiesbaden Seitenlagerung J . Röhl, Berlin Sexualität M. Hirschfeld: Geschlechtskunde. IV. Band. Stuttgart: Püttmann, 1930 Shunt ifw - Institut für Fort- und Weiterbildung der PHV, Ludwigsburg

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Sitzwanne RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Steckbecken oben: Behrend home care, Isernhagen; unten: RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Stehbecken RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Sterbetafel (Tabelle) Statistisches Bundesamt Deutschland Sturzereignisprotokoll S. Huhn, Berlin Sturzrisikofaktoren (Tabelle) Abington Memorial Hospital Department of Nursing, Pensylsvania, USA; Übersetzung und Überarbeitung: S. Huhn, Berlin Therapie, kinetische KCI-medical, Wiesbaden Todesursachenstatistik Statistisches Bundesamt Deutschland Toilettensitzerhöhung Thomashilfen, Bremervörde Trinkhilfe RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Uhrglasnägel B. M. Henz et al.: Dermatologie und Venerologie. 2. Aufl. Berlin: de Gruyter, 1998 Urinalkondom RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Urinauffangbeutel RUSSKA Ludwig Bertram, Laatzen Velpeau-Verband G. H. Willetal: Definitive chirurgische Erstversorgung. München: Urban & Schwarzenberg, 1989 V-Lagerung J . Röhl, Berlin Wachstum, körperliches (Tabelle) S. Illing; S. Spranger: Klinikleitfaden Pädiatrie. Neckarsulm: Jungjohann Wachstum, körperliches St. Spitzer, Frankfurt a. M. Waterlow-Skala (Tabelle) M. Arndt et al.: Dekubitus. Herausforderung für Pflegende. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme, 1997 Windeldermatitis Bayer AG, Wuppertal Zeit (Tabelle) S. Bartholomeyczik et al.: Zeitrichtlinien zur Begutachtung des Pflegebedarfs: Evaluation der Orientierungswerte für die Pflegezeitbemessung. Frankfurt: Mabuse, 2001 Zimmergestaltung Zimmer des Krankenhauses Bethanien der J o hanna-Odebrecht Stiftung in Greifswald. Architekturbüro: Rauh, Damm, Stiller, Partner, Planungsgesellschaft mbH, Hattingen. Fotograf: Ulrich Metelmann

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