Präpositionen und Präpositionalphrasen im Deutschen und im Neugriechischen: Aspekte einer kontrastiven Analyse Deutsch - Neugriechisch 3484302089, 9783484302082

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Präpositionen und Präpositionalphrasen im Deutschen und im Neugriechischen: Aspekte einer kontrastiven Analyse Deutsch - Neugriechisch
 3484302089, 9783484302082

Table of contents :
VERZEICHNIS DER TABELLEN.
VORWORT.
ZUR TRANSKRIPTION.
0. EINLEITUNG: ÜBERBLICK.
1. ZIELE DER KONTRASTIVEN LINGUISTIK.
2. ALLGEMEINES ZUM NEUGRIECHISCHEN.
2.1. Zur Datenbasis.
2.2. Grammatische Charakteristika des Neugriechischen.
2.2.1. Neugriechisch als Balkansprache.
2.2.2. Balkanismen des Neugriechischen.
2.2.3. Weitere Eigenschaften des Neugriechischen.
3. DEFINITION DER SYMBOLSPRACHE UND KATEGORIEN.
3.1. Zur verwendeten Symbolsprache.
3.2. Kategorien.
3.2.1. Lexemklassen.
3.2.2. Wortarten.
3.3. Die präpositionalen Wortarten des Deutschen.
3.3.1. Die Wortart PräP.
3.3.2. Die Wortart PostP.
3.3.3. Die Wortart AdvP.
3.3.4. Weitere Distributionen.
3.4. Die präposltlonalen Wortarten des Neugriechischen.
3.4.1. Allgemeines.
3.4.2. Die Wortart PräP{g}.
3.4.3. Die Wortart AdvP{g}.
3.4.4. Weitere Distributionen.
3.5. Sonderfälle im Deutschen und im Neugriechischen.
3.5.1. Vergleichskonstruktionen und Vergleichbares.
3.5.2. Zwillingsformen und anderes.
3.6. Zusammenfassung.
4. PRÄPOSITIONEN UND PRÄPOSITIONALPHRASEN IN EINER KONTRASTIVEN ANALYSE DES DEUTSCHEN UND DES NEUGRIECHISCHEN.
4.1. Zur Methodik.
4.2. Überblick.
5. STRUKTURELL EINFACHE UND KOMPLEXE PRÄPOSITIONALPHRASEN.
6. SONDERFORMEN VON PRÄPOSITIONEN.
6.1. Einleitung.
6.2. Sonderformen der Präpositionen im Neugriechischen.
6.3. Sonderformen der Präpositionen im Deutschen.
6.4. Probleme der Kontrastierung im Bereich der Sonder formen.
7. MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSKODIERUNG DURCH KOMPLEXE PRÄPOSITIONALPHRASEN I:LEXEMATISCHE KODIERUNG.
7.1. Überblick.
7.2. Lexematische Kodierung im Deutschen.
7.3. Lexematische Kodierung im Neugriechischen.
8. MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSKODIERUNG DURCH KOMPLEXE PRÄPOSITIONALPHRASEN II: KODIERUNG DURCH KASUS.
8.1. Einleitung.
8.2. Kodierung durch Kasus im Deutschen.
8.3. Kodierung durch Kasus im Neugriechischen.
9. MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSKODIERUNG DURCH KOMPLEXE PRÄPOSITIONALPHRASEN III: KODIERUNG DURCH POSITION.
9.1. Einleitung.
9.2. Semantische Differenzierungen.
10. RESÜMEE.
BIBLIOGRAPHIE.
REGISTER: Wörter.
REGISTER: Begriffe.

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Linguistische Arbeiten

208

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Norbert Fries

Präpositionen und Präpositionalphrasen im Deutschen und im Neugriechischen Aspekte einer kontrastiven Analyse Deutsch - Neugriechisch

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1988

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Fries, Norbert : Präpositionen und Präpositionalphrasen im Deutschen und im Neugriechischen : Aspekte e. kontrastiven Analyse Dt.—Neugriech. / Norbert Fries. - Tübingen : Niemeyer, 1988. (Linguistische Arbeiten ; 208) Zugl.: Tübingen, Univ., Habil.-Schr., 1987 NE: GT ISBN 3-484-30208-9

ISSN 0344-6727

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1988 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

INHALT

V E R Z E I C H N I S DER TABELLEN. VORWORT.

VIII IX

ZUR T R A N S K R I P T I O N .

X

0.

EINLEITUNG:

ÜBERBLICK.

l

1.

ZIELE DER KONTRASTIVEN LINGUISTIK.

3

2. 2.1. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3.

ALLGEMEINES ZUM NEUGRIECHISCHEN. Zur Datenbasis. Grammatische Charakteristika des Neugriechischen. Neugriechisch als Balkansprache. Balkanismen des Neugriechischen. Weitere Eigenschaften des Neugriechischen.

3. 3.1. 3.2. 3.2.1. 3.2.1.1. 3.2.1.2. 3.2.1.3. 3.2.2. 3.3. 3.3.1. 3.3.2. 3.3.3. 3.3.4. 3.3.4.1. 3.3.4.2. 3.4.4.3. 3.3.4.4.

DEFINITION DER SYMBOLSPRACHE UND KATEGORIEN. Zur verwendeten Symbolsprache. Kategorien. Lexemklassen. Lexeme und Wörter. Die Lexemklassen Nomen, Verb, Adjektiv, Präposition. Intransitive Lexeme und Pronomina. Wortarten. Die präpositionalen Wortarten des Deutschen. Die Wortart PräP. Die Wortart PostP. Die Wortart AdvP. Weitere D i s t r i b u t i o n e n . Complementizer. Mehrere Konstituenten in P 0 . Gespaltene Präpositionen. Morphologisch komplexe P-Lexeme der Gruppe Pronomina. 3 . 3 . 4 . 5 . Präpositionen als Verb-Präfixe.

18 18 19 19 20 21 23 23 28 28 28 29 32 33 40 40 42 43 47 47 49 52 55 61

VI

3.4. 3.4.1. 3.4.2.

Die präpositionalen Wortarten des Neugriechischen. Allgemeines. Die Wortart PräPig).

65 65 65

3.4.3.

Die Wortart AövPig}.

72

3.4.4.

Weitere Distributionen.

77

3 . 4 . 4 . 1 . Complementizer.

77 0

3 . 4 . 4 . 2 . Mehrere Konstituenten in P . 3 . 4 . 4 . 3 . Morphologisch komplexe P-Lexeme / Pronomina.

79 79

3.4.4.4. 3.5. 3.5.1. 3.5.2.

Präpositionen als V e r b p r ä f i x e . Sonderfälle im Deutschen und im Neugriechischen. Vergleichskonstruktionen und Vergleichbares. Z w i l l i n g s f o r m e n und anderes.

79 80 80 81

3.6.

Zusammenfassung.

84

4.

4.1. 4.2.

PRÄPOSITIONEN UND PRAPOSITIONALPHRASEN IN EINER KONTRASTIVEN ANALYSE DES DEUTSCHEN UND DES NEUGRIECHISCHEN. Zur Methodik. überblick.

86 87 87

5.

STRUKTURELL EINFACHE

UND KOMPLEXE PRAPOSITIONAL-

PHRASEN.

91

6.

SONDERFORMEN VON PRÄPOSITIONEN.

6.1. 6.2. 6.3. 6.4.

Einleitung. Sonderformen der Präpositionen im Neugriechischen. Sonderformen der Präpositionen im Deutschen. Probleme der Kontrastierung im Bereich der Sonder formen.

7.

MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSKODIERUNG DURCH

7.1.

KOMPLEXE PRAPOSITIONALPHRASEN LEXEMATISCHE KODIERUNG. überblick.

7.2. 7.3.

Lexematische Kodierung im Deutschen. Lexematische Kodierung im Neugriechischen.

107 107 108 109 117

I: 123 123 124 136

VII

8.

MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSKODIERUNG DURCH KOMPLEXE PRAPOSITIONALPHRASEN

II:

KODIERUNG DURCH KASUS.

143

8.1.

Einleitung.

143

8.2.

Kodierung durch Kasus im Deutschen.

145

8.3.

Kodierung durch Kasus im Neugriechischen.

161

9.

MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSKODIERUNG DURCH KOMPLEXE PRAPOSITIONALPHRASEN KODIERUNG DURCH POSITION.

III: 165

9.1.

Einleitung.

165

9.2.

Semantische D i f f e r e n z i e r u n g e n .

169

10.

RESÜMEE.

182

BIBLIOGRAPHIE.

189

REGISTER: W ö r t e r .

211

REGISTER: B e g r i f f e .

215

VITI

VERZEICHNIS DER TABELLEN. "Circumpositionen" T O P I K < / > T H E M A < , u . a . 8 ) ) . Obgleich Deutsch und Neugriechisch nach Haider (1986) jeweils -Systeme repräsentieren, d . h . Nominalphrasen morphologisch und nicht konfigarational auszeichnen, unterscheiden sie sich hinsichtlich des internen Aufbaus der j e w e i l i g e n morphologischen Systeme beträchtlich; im Neugriechischen sind Flexive durch einen reichen Phonembestand charakterisiert und homonyme Formen sind selten. Zu den genannten Phänomenen, auf welche hier nur am Rande eingegangen werden kann, v g l . Fries (1987 c: Teil I I ) .

11

Unter dieser Perspektive ist es beispielsweise kein Z u f a l l , d a ß deutsche Sätze w i e ( 4 ) b z w . ( 6 ) i m Neugriechischen u . a . angemessen m i t Sätzen w i e unter ( 5 ) können:

bzw.

(7)

übersetzt

werden

(4) Das Essen wurde nicht gegessen.

(5) a. to f a j i t o dhen fagothike das Essen-NOM. nicht e s s e n - I I I . S G . P A S S I V . A O R I S T ( = s t r u k t u r e l l 'Passiv 1 ; u n ü b l i c h ) b. dhen efagan to f a j i t o nicht e s s e n - I I I . P L . A K T I V . A O R I S T das Essen-AKK. ( = s t r u k t u r e l l ' A k t i v ' : sie aßen es nicht) c. dhen fagame to f a j i t o nicht e s s e n - I . P L . A K T I V . A O R I S T das Essen-AKK. ( = s t r u k t u r e l l ' A k t i v 1 : vlr aßen es nicht] (6) Das Essen war nicht eßbar. (7) a. to f a j i t o dhen trogotane das Essen-NOM. nicht e s s e n - I I I . S G . P A S S I V . V E R G A N G H T . (=strukturell 'Passiv'; üblich) b. to f a j i t o itan akatalilo das Essen-NOM. w a r . I I I . S G . ungeeignet (5 a) i m p l i z i e r t , daß das Essen eßbar war, aber aus verschiedenen anderen Gründen nicht ( a u f ) g e g e s s e n w u r d e . Demgegenüber bedeutet die neugriechische 'Passiv 1 -Konstruktion (7 a), daß das Essen nicht gegessen wurde, weil es ungenießbar w a r . Entsprechend kann z . B . auf eine Frage wie (8) eine A n t w o r t wie ( 1 0 ) folgen, nicht aber die dem deutschen ' P a s s i v 1 syntaktisch entsprechende 'Passiv' /Aorist-Konstruktion ( 5 a ) ( = ( 9 ) ) : (8)

J i a t i dhen e f a j e s ? Warum hast du nicht gegessen? (9) * To f a j i t o dhen f a g o t h i k e . Das Essen wurde nicht gegessen. ( 1 0 ) ! To f a j i t o dhen trogotane. Das Essen wurde nicht gegessen = Das Essen war nicht e ß b a r .

12

Die v i e l f ä l t i g e n Bedeutungen und pragmatischen Funktionen, welche im Deutschen durch diverse 'Passiv'-Konstruktionen getragen werden, werden im Neugriechischen 3) durch unterschiedliche Konstruktionstypen v e r m i t t e l t . Z . B . muß im Neugriechischen keine 'Passiv'-Konstruktion verwendet werden, um bei einem Verb einen durch eine Nominativ-Nominalphrase ausdrückbaren AGENS unausgedrückt zu lassen, da im Neugriechischen die Nominativ-Nominalphrase generell f a k u l t a t i v ist ( v g l . (5 b , c ) ) ; die 'Passiv'Konstruktion ist damit im Neugriechischen gewissermaßen f r e i für andere funktionale Beziehungen. Die durch die deutsche 'Passiv'Konstruktion ( 4 ) vermittelte spezifische Informationsverteilung, vgl. auch Sätze wie ( ! ! ) / ( 1 2 ) in Frage / Antwort-Paaren wie z . B . (13), (11) Das Buch wurde von mir geschrieben. ( 1 2 ) Ich habe das Buch geschrieben. ( 1 3 ) A: Was hast du denn in Griechenland gemacht? B: - ?? Das Buch wurde von mir geschrieben. C: - Ich habe das Buch geschrieben. wird im Neugriechischen über ' A k t i v ' - K o n s t r u k t i o n e n v e r m i t t e l t ; sie ist deshalb über ' A k t i v ' - K o n s t u k t i o n e n vermittelbar, weil das Neugriechische über eine Satz-Struktur v e r f ü g t , die es ermöglicht, thematische und rhematische Konstituenten dadurch eindeutig syntaktisch zu kennzeichnen, daß thematische nominale Verbargumente als k l i t i s i e r t e (sogenannte 'schwache') Objekt-Pronomina im engeren Verbkomplex r e a l i s i e r t werden können, u . Z . neben einer lexikalischen Realisierung der betreffenden Verbargumente, rhematische nominale Verbargumente jedoch nicht; zudem können durch klitische Pronomina realisierte Verbargumente nicht den HauptSatzakzent tragen: ( 1 4 ) to v i v l i o [to dhiavazo] das Buch-AKK. [das-AKK. l e s e - I . S G . P R Ä S . ] ( = Das Buch lese ich; das Buch = Thema) 9

Vgl. ferner zum Polnischen Zabrocki Hickey (1984: 194 f f . ) .

(1984);

zum Irischen

13

Demzufolge

werden

wesentlich

textuelle Funktionen

Kennzeichnung Thematischer und thematischer

wie

die

K o n s t i t u e n t e n im Neu-

griechischen in einer Weise sprachsystematisch k o d i e r t , die im Deutschen nicht zur V e r f ü g u n g steht; das Phänomen der E x i s t e n z k l i t i s c h e r Pronomina ( u n d der d u r c h sie e r f ü l l b a r e n g r a m m a t i s c h e n und extra-grammatischen F u n k t i o n e n ) ist mit w e i t e r e n sprachsystematischen F a k t o r e n v e r k n ü p f t , insbesondere, w i e Joseph ( 1 9 8 0 ) überzeugend gezeigt h a t ,

mit dem F a k t u m ,

( i m Gegensatz zum A l t g r i e c h i s c h e n ) tiv-Formen v e r f ü g t ( v g l . ausführlich

daß das Neugriechische

nicht über b e s t i m m t e InfiniFries (1987 c: Teil I I ) ) .

Im Deutschen werden t e x t u e l l e F u n k t i o n e n wie die K e n n z e i c h n u n g Thematischer und thematischer K o n s t i t u e n t e n w e s e n t l i c h über die Topologie

der

verbalen A r g u m e n t e b z w .

der

freien

Angaben

im

Zusammenspiel m i t der P o s i t i o n d e r Satz-Akzente e r f ü l l t . Hierbei spielt in H a u p t s ä t z e n mit V e r b - Z w e i t - S t e l l u n g die p r ä v e r b a l e Position eine ausgezeichnete R o l l e . In b e s t i m m t e n V a r i a n t e n des Deutschen kann die K e n n z e i c h n u n g thematischer K o n s t i t u e n t e n auch dadurch e r f o l g e n , daß die b e t r e f fenden K o n s t i t u e n t e n in Topik-Position ausgelassen werden; das Phänomen ist als Telegramm-Ellipse bekannt, b e t r i f f t jedoch auch andere T e x t s o r t e n , v g l . etwa (15 a , b ) a l s A n t w o r t e n a u f ( 1 3 A ) ) : ( 1 3 ) A: Was hast du denn in Griechenland gemacht? ( 1 5 ) a. Hab' ich ein Buch geschrieben, b. H a b ' ein Buch geschrieben. In ( 1 5 ) wurde in beiden F ä l l e n eine topikalisierte Konstituente ausgelassen, welches j e w e i l s in besonderer Weise das Thema des b e t r e f f e n d e n Satzes (= in Griechenland bei (15 a); ich bei (15 b ) ) kennzeichnet. Dies w i e d e r u m i s t e i n S p r a c h s p e z i f i k u m d e s Deutschen 1 0 ); im N e u g r i e c h i s c h e n sind die (15 a , b ) e n t s p r e c h e n d e n Sätze i n Ä u ß e r u n g e n a l s A n t w o r t e n a u f eine Frage w i e ( 1 3 A ) n i c h t m ö g l i c h ; s t a t t d e s s e n müssen S t r u k t u r e n mit kl i t i s c h e n Pro nomina b z w . v o l l e n l e x i k a l i s c h e n K o n s t i t u e n t e n v e r w e n d e t w e r d e n .

10 Zu dem durch Sätze wie unter ( 1 5 ) r e p r ä s e n t i e r t e n Phänomen der Topik-Ellipse v g l . Fries (1987 b; 1987 c: Teil I I I ; 1988 b ) .

14

Daß solche Phänomene nicht z u f ä l l i g miteinander verknüpft sind, sondern teils obligatorische, teils f a k u l t a t i v e Zusammenhänge repräsentieren H ) (aus welchen Gründen dies auch immer so sein m a g ) , ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar eine Hypothese, aber, wie dies zahlreiche Forschungen in den letzten Jahren belegen, eine fruchtbare ( u n d vor allem bislang nicht falsifiz i e r t e ) ; konstatierbare wechselseitige Begründungszusammenhänge zwischen den genannten (und vielen w e i t e r e n ) Erscheinungen sind es, die Erklärungen für bestimmte Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Sprachen liefern können und als eigentliches Ziel der Theoretischen Kontrastiven Linguistik ( d . i . einer allgemeinen Sprachtheorie) angesehen werden können. N a t ü r l i c h ist hierbei einige Vorsicht geboten: Notwendige sprachsystematische Zusammenhänge sind möglicherweise grundsätzlich einfachen Aufbaus, was aber nicht heißt, daß sie einfach zu entdecken wären,- im Gegenteil ist es gerade die Komplexität einzelsprachlicher Systeme, welche die Entdeckung möglicher einfacher universeller Prinzipien so schwer macht. Bei einer r e l a t i v unerforschten Sprache wie dem Neugriechischen tut man daher gut daran, sich zunächst auf Erklärungen für ausgewählte Teilbereiche zu beschränken.

1.4. Gegenüber chen

(und

sollte,

der Feststellung von Gemeinsamkeiten zwischen Spraselbst D i a l e k t e n )

grundsätzlich

finden

sich

Skepsis

meist weniger in

Übereinstimmungen,

ist,

wie sichtbar angebracht.

strukturellen

geworden

sein

'Gemeinsamkeiten' oder

funktionalen

als in den Prinzipien der internen

Organisa-

tion unterschiedlicher Systeme (und hierbei nicht nur der Sprachsysteme, lung,

sondern auch anderer kognitiver Systeme). Die Feststel-

daß in zwei Sprachen z. B. ein 'Passiv 1 konstatierbar

verführt

zu der Annahme,

dasselbe Phänomen,

ist,

es handelte sich in beiden Sprachen um

und kann demzufolge zu inadäquaten A u f f a s s u n -

11 Die genannten Phänomene des Deutschen werden von Huang (1984) dem sogenannten Null-Topik-Parameter zugeschrieben; die Phänomene des Neugriechischen sind evt. mit dem sogenannten ProDrop-Parameter in Verbindung zu bringen; vgl. insgesamt Fries (1987 c: Teil I I ) .

15

gen über einzelsprachliche Zusammenhänge führen. Im Gesamtzusammenhang der Grammatik / Pragmatik betrachtet hat das 'Passiv' im Deutschen mit dem 'Passiv' im Neugriechischen nur recht wenig gemeinsam; gemeinsam ist ihnen z . B . die Kennzeichnung bestimmter semantischer Objekte bei gewissen Verben als nominativische Nominalphrasen, was im Vergleich Deutsch / Neugriechisch jedoch nur auf bestimmte Untergruppen von Verben gemeinsam z u t r i f f t ( z . B . auf transitive Verben des Besitzwechsels), da viele neugriechische Verben ( z . B . erchomai ' k o m m e n ' ) ausschließlich eine 'passivisch-reflexivische' Konjugationsendung erlauben, ferner viele 'passivische' Varianten transitiver Verben ungrammatisch sind b z w . idiomatisierte Bedeutungen tragen, usw. Wie gesagt gilt dies nicht nur für unterschiedliche Sprachsysteme, sondern in analoger Weise für unterschiedliche kognitive Systeme überhaupt, wie z . B . auch für Systeme des Handlungswissens (in verschiedenen Sprachräumen) sowie für die spezifischen Relationen, welche zwischen Sprachsystemen und pragmatischen ( b z w . textuellen) Komponenten der Sprachbeschreibung bestehen. Das, was in einer bestimmten Sprache in einer bestimmten Situation in bezug auf einen Sachverhalt gesagt wird, ist Teil einer umfangreichen Handlung; man kann diese Handlang selbst als Zeichen mit einer Inhaltsseite auffassen, wie dies z . B . im Rahmen bestimmter moderner umfassender semiotischer Theorien 12) geschieht. Die Bedeutung dieses Zeichens ist dann nicht etwas Statisches und schon gar nicht in unterschiedlichen Kommunikationsgemeinschaften oder Zeitspannen als Identisches Auftretendes, sondern sie ist prinzipiell als dynamische Einheit zu interpretieren, welche von sich verändernden Faktoren bedingt w i r d . Es ist ausgesprochen z w e i f e l h a f t , daß sich die Bedeutungen (als Inhaltsseite solcher Zeichen), welche durch sprachliche Handlungen in komplexen Handlungszusammenhängen durch Sprecher unterschiedlicher Sprachen (oder Dialekte) und Kommunikationsgemeinschaften realisiert werden, über ein gewisses Maß hinaus ähneln können. Extra-sprachliche Faktoren wie Situationen, Sachverhalte u s w . 12 Vgl. überblickshalber Bickes ( 1 9 8 7 ) . Z . B . f a ß t Trabant (1976: 54 f f . ) Zeichen als mengentheoretisch rekonstruiertes Handlungswissen a u f , was erlaubt, " f ü r eine Handlungsweise eine eigenständige, überdauernde Zeichenausdrucksseite [ e i n z u f ü h ren]" (Bickes (1987: 1 6 ) ) .

16

sind eben nicht prinzipiell als universal identisch auffaßbar, sondern nur in Abhängigkeit von unterschiedlichen Zeiträumen und Kommunikationsgemeinschaften beschreibbar. Mit dieser Betonung der Unterschiedlichkeit von Sprachen, von kognitiven Systemen und von Kommunikations- und Kultur-Gemeinschaften sei nicht einer Auffassung von Sprache als Ergon l Energie oder einer Relativitätshypothese 13) Vorschub geleistet; vielmehr ist eines der Ziele der Theoretischen Kontrastiven Linguistik auch darin zu sehen, relevante sprachsystematische Zusammenhänge adäquat aufzudecken und damit vorschnelle Konstatierungen von Gemeinsamkeiten zwischen unterschiedlichen Systemen zu f a l s i f i z i e r e n . Hie gesagt, können und sollten entsprechende Erkenntnisse einer solchermaßen ausgerichteten Theoretischen Kontrastiven Linguistik auch für die Angewandte Kontrastive Linguistik fruchtbar werden,- jedoch bedingt der praktische Bezug der letzteren grundsätzlich eine von der ersteren unterschiedene Konzeption, und, wie Krzeszowski (1984: 305) t r e f f e n d f e s t s t e l l t : "Any extension of the scope of contrastive analyses to make them pedagogically more useful increase the liklihood of their becoming less rigorous and hence less respectable as a 'scientific procedure 1 ." Insofern wird die theoretische Komponente der Angewandten Kontrastiven Linguistik gegebenenfalls auf die für die j e w e i l i g e n Kommunikationsgemeinschaften und K u l t u r r ä u m e relevanten Einzelphänomene insgesamt Bezug nehmen müssen (die nur zum Teil die Sprache b e t r e f f e n , ferner jedoch andere kognitive Systeme sowie, in bezug auf den Objektbereich, auch weitere k u l t u r e l l e Ausprägungen umfassen können 1 4 ) ) . Für die Theoretische Kontrastive Linguistik als eine allgemeine Sprachsystemtheorie ist zum heutigen Forschungsstand hingegen zu erwarten, daß sie sich nicht in der Beschreibung von Einzelphänomenen zu Zwecken bestimmter praktischer Anforderungen 13 Wie etwa Rein (1983: 17) Coserius ( 1 9 7 2 ) K r i t i k an der Kontrastiven Linguistik abtun möchte, daß diese a l l e n f a l l s von der Frage ausgehen könnte, Was wird eigentlich in der Sprache B in einer analogen Situation bzw. in bezug auf den gleichen Sachverhalt gesagt? 14 In Fries (1985 b) erörtere ich ansatzweise, welche unterschiedlichen Faktoren in verschiedenen K u l t u r r ä u m e n ( B R D / Griechenland) f ü r das verschiedene Verständnis von Spielfilmen v e r a n t w o r t l i c h sind und welche Auswirkungen sie besitzen.

17 realisiert;

sie

hat

im Gesamtzusammenhang

der

Theoretischen

Linguistik interessante Fragestellungen zu formulieren, welche nach heutigem Wissen zu einem Teil nur durch entsprechende kontrastive Analysemethoden beantwortet werden können.

2. ALLGEMEINES ZUM NEUGRIECHISCHEN.

2.1. Zur Datenbasis. Neugriechisch erfaßbar hat

ist

weitaus weniger klar

als

Standardsprache

als beispielsweise Englisch oder Deutsch.

das vor allem darin,

Seinen Grund

daß Neugriechisch in Form zweier Stan-

dard-Sprachen e x i s t i e r t ,

u.Z.

als Dhimotiki 'Volkssprache'.

als Katharevusa 'Hochsprache 1 und Ferner repräsentieren die zahlrei-

chen Dialekte der D h i m o t i k i h ä u f i g voneinander stark divergierende grammatische Systeme, der Katharevusa stehen.

welche wiederum in Wechselwirkungen mit Beide Fakten haben ihren Ursprung in der

turbulenten Geschichte Griechenlands ( v g l . z.B.

Sotiropoulos

zu den Zusammenhängen

(1982)).

Bei der Katharevusa handelt es sich um eine in diachroner Hinsicht tote Sprache, die einer nicht auf staatliche Normierung zurückführbaren

Entwicklung

entbehrt und

Sprachstufe repräsentiert; sie ist tischen

zudem

eine

im wesentlichen in ionisch-at-

Dialekten begründet und in ihrem heutigen

institutionalisierte

archaische

Bereiche (als

Amtssprache)

Gebrauch

auf

eingeschränkt.

Sie wird für die hier verfolgten Ziele von untergeordneter

Bedeu-

tung sein. Die

Zuweisung zur Dhimotiki b z w . Katharevusa ist

keineswegs immer k l a r ,

insbesondere,

allerdings

wenn es sich nicht um rein

morphologische Phänomene handelt, sondern um syntaktische. Es bestehen zwischen einzelnen Dialekten der D h i m o t i k i m i t u n t e r wichtige syntaktische D i f f e r e n z e n , welche, ebenso wie die Wechselwirkungen zwischen D h i m o t i k i und Katharevusa die wertung von Daten erschweren. sprachsystematischen

Akzeptabilitätsbe-

Die in dieser Arbeit

Daten des Neugriechischen sind

besprochenen jedoch

zu-

meist klare Fälle, u . z . insofern, als sie relativ eindeutig nordgriechischen Standarddialekten entstammen und zudem Bereichen der Kerngrammatik ( v g l . Fries (1980: Kap. 5; 1987 a)) zuzuordnen sind. In kritischen Fällen ist dies besonders gekennzeichnet.

19

Zur Deskription des Neugriechischen sei auswahlhaft auf die Monographien von Thumb (1910), Mirambel (1939; 1959), Tzartzanos (1946), Householder et al. (1964), Tzermias (1969) und Triandafilidhis (1938, 1978), Soyter (1955), Mackridge (1985) und Joseph/ Filipaki-Uarburton (1987) hingewiesen. Beschreibungen von Einzelaspekten im Rahmen moderner, insbesondere generativer Modelle wurden u . a . von Christidhis (1981; 1985), E f t h i m i o u (1988), Filipaki-Harburton (1970; 1975; 1977; 1981; 1982; 1985), Horrocks (1983 a ; b ) , Horrocks / Stavrou (1985), Ingria (1981), Joseph (1980; 1983), Newton (1981), Newton/Veloudhis (1980 a;b; 1981), Sakellariadi (1979), Veloudhis (1985) und Veloudhis/Filipaki-Warburton (1983) vorgelegt. Seit 1980 findet an der Universität Thessaloniki j ä h r l i c h ein Linguistenkongreß statt, dessen Vorträge jeweils in einem Sammelband (Heletes jia tin Elllnikl Glossa) v e r ö f f e n t l i c h t werden; ein Publikationsorgan stellt ferner die Athener Zeitschrift Glossa (1976 f f . ) dar. Sofern ich mich auf Phänomene beziehe, die bekannt sind, berufe ich mich auf Daten aus den genannten Publikationen. Andernfalls liegen, insbesondere kritischen Fällen umfangreiche Informantenbefragungen zugrunde. 1)

2.2. Grammatische Charakteristika des Neugriechischen. 2 . 2 . 1 . Neugriechisch als Balkansprache. Neugriechisch unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von germanischen oder romanischen indoeuropäischen Sprachen. In der Arealtypologie wird Neugriechisch zum Balkan-Sprachbund gezählt. Spätestens seit der grundlegenden Arbeit Sandfelds (1930) ist bekannt, daß die Hauptsprachen des Balkans (Albanisch, Rumänisch, Bulgarisch und Neugriechisch) typologische Gemeinsamkeiten aufweisen, obgleich sie unterschiedlichen Sprachfamilien angehören. In der traditionellen Balkanlinguistik (vgl. e i n f ü h rend Ineichen (1979: 108 f f . ; Solta ( 1 9 8 0 ) ) werden die nicht auf genealogische Verwandtschaft zurückfuhrbaren typologischen Ge1 Die Dissertation von Theodor Aggis, Lokale Präpositionen im Deutschen und ihre griechischen Entsprechungen. [Konstanz, Hartung-Gorre-V., 1986] ist mir erst nach Abschluß der vorliegenden Arbeit zur Kenntnis gekommen; ihre Ergebnisse konnten hier nicht mehr berücksichtigt werden.

20 meinsamkeiten, welche sich insbesondere im morphologisch-syntaktischen Bereich finden, auf Substrat-, Abstrat- und SuperstratFunktlonen zurückgeführt. Inwiefern solche Erklärungsmuster der traditionellen Balkanlinguistik bzw. Arealtypologie adäquat sind, ist hier nicht von Bedeutung. Das Auftreten gewisser gemeinsamer grammatischer Phänomene in diesen Sprachen kann auch bestimmten universalgrammatischen Prinzipien zugeschrieben werden, vgl. hierzu Fries (1987 c: Teil I I ) .

2.2.2. Balkanismen des Neugriechischen. Die Balkanismen, über welche das Neugriechische verfügt, sind: (a) Ausfall des Infinitivs ( b z w . der Infinitiv-Konstruktion) gegenüber dem Altgriechischen (wohl aber die Existenz von [-TENSE]-Formen wie bestimmten Partizipien); ehemalige Infinitiv-Konstruktionen werden seit spätestens dem 13. Jhdt. (s. Joseph (1980)) meist durch die sogenannte Qa.-Konstruktion ersetzt: (1) theli [na pleni] will-Ill.SG.PRÄS. [PART. wasch-III.SG.PRÄS.] er v 111 vaschen na wird üblicherweise als Konjunktiv-Partikel angesehen; (b) Bildung eines periphrastischen Futurs mit Partikel (tha + Formen des Indikativ Präsens) b z w . Umschreibung mit thelo 'wollen', vgl. ( 1 ) ; auf thelo geht diachron auch die Partikel tha zurück; zu den einzelnen Formen vgl. z . B . Tzermias (1969: 172 f f . ) ; (c) Zusammenfall von Genitiv und Dativ, wobei die betreffenden morphologischen Formen ( i m Unterschied zu anderen Balkansprachen) dem (altgriechischen) Genitiv entsprechen und dementsprechend hier als Genitiv bezeichnet werden; (d) Existenz klitischer Pronomina, die "pleonastisch", d . i . in ein und demselben Satz gemeinsam mit einer koindizierten Nominalphrase auftreten können ( v g l . Beispiel ( 1 4 ) S. 12). Im Unterschied zu anderen Balkansprachen wird der Artikel dem Nomen im Neugriechischen vorangestellt (to spiti 'das H a u s ' ) .

21 2 . 2 . 3 . Weitere Eigenschaften des Neugriechischen. Neben den unter 2 . 2 . 2 . erwähnten Balkanismen zeichnen das Neugriechische die folgenden Eigenschaften aus: Phonologiseh: (e) dynamischer (f)

freier Akzent (Wechsel des Hauptakzentes in

hängigkeit von der morphologischen Form); nur kurze Vokale und relativ geringes vokalisches

Ab-

Phonemin-

ventar ( [ a ] , [ e l , [11, [ o ] , t u ] ) ; (g) verschiedene Phänomene der Lautveränderung im Satz (Hiatas-Oberbrückung und andere, s . u .

S. 33);

(h) vornehmlich vokalische Endungen (konsonantische Endungen werden mehr und mehr abgestoßen); (i) Existenz zahlreicher klitischer Formen; (j) syntaktische Kennzeichnung ( K l l t i s l e r u n g vs. Nicht- K l i t i s i e rung) im Satz betonter b z w . unbetonter Konstituenten (vgl. Beispiel ( 1 4 ) S. 1 2 ) . Syntaktisch/Morphologisch: (k) reiches Flexionssystem mit stark divergierenden Stamm-Formen; (1) Adjektiv-Subjekt-Kongruenz in Kopula-Konstruktionen; (m) Partikeln zur Bildung von Tempora oder Konjunktiv ( i m wesentlichen kein morphologisch gekennzeichneter K o n j u n k t i v ) (n) unterschiedliche Negatoren für Verb-Phrasen- und Nicht-VerbPhrasen-Negation; (o) Möglichkeit des Null-Subjekts in 'Aktiv 1 -Konstruktionen: (2) Vlepo

tin Evi

seh-I.SG.PRAS. die Evi-AKK. Ich sehe die Evi (p) relativ freie Subjekt-Verb-Inversion; (q) relativ freie Extraktionen b z w . Koindizierungen von Konstituenten aus eingebetteten Sätzen in Matrixsätze hinein, auch über mehrere eingebettete Strukturen hinweg, Typ: DAS BUCH ich habe dir gesagt, daß du [ . . . ] bringen sollst.), Vgl. im einzelnen Filipaki-Warburton (1977; 1981); Horrocks (1983 a ; b ) ; Horrocks/Stavrou (1985); Fries (1987 c: Teil

II).

22

Ob das Neugriechische in der Basis über eine Subjekt-Verb-Objekt- ( S V O ) oder VSO-Abfolge v e r f ü g t ist fraglich; wenn diese Frage für Null-Subjekt-Sprachen überhaupt sinnvoll entschieden werden kann, spricht die Datenlage, wie in Filipaki-Warburton (1982) und Fries (1987 c) gezeigt wird, eher für eine VSO-BasisAbfolge. Die genannten

Eigenschaften des Neugriechischen

mögen

sich

teils gegenseitig bedingen, teils unabhängig voneinander sein. Die Ermittlung eventuell zwingender Zusammenhänge d ü r f t e nicht nur für die Parametrisierungsziele im Rahmen der modernen generativen Grammatik von Interesse sein, sondern offensichtlich ebenso f ü r die in der Arealtypologie verfolgten Ziele. In Fries (1987 c: Teil II) erörtere ich mögliche Zusammenhänge zwischen den Phänomenen ( d ) , ( i ) , ( j ) , (n) - (q) und - beschränkt - ( a ) ; es handelt sich hierbei um die Erscheinungen, welche bei der Diskussion um den Null-Subjekt-Parameter b z w . verwandter Parameter in der generativen Grammatik eine wichtige Rolle spielen.

3.

DEFINITION DER SYHBOLSPRACHE UND KATEGORIEN.

3.1. Zur verwendeten Symbolspräche. Objekt syntaktischer Beschreibungen sind Sätze und Ihre Teilstrukturen in ihren unterschiedlichen internen Strukturierungsmöglichkeiten und Abhängigkeitsverhältnissen. Gewisse grammatische Phänomene werden dadurch einer generalisierenden Beschreibung zugänglich, daß man zwischen Eigenschaften von Strukturen und Eigenschaften von Lexemen, welche in diesen Strukturen auftreten können, unterscheidet. Beispielsweise ist es auf Struktureigenschaften des Deutschen zurückzuführen, daß ein Satz wie * Evi Herbert anbetet, ungrammatisch 1st, andererseits ist die Ungrammatikalität der deutschen Sätze Evi anbetet Norbert, und Evi betet an. auf Eigenschaften des deutschen Lexems anbet in bezug auf die das deutsche Sprachsystem charakterisierenden Strukturen zurückzuführen. Bei einer Vielzahl von Phänomenen 1st allerdings nicht leicht zu erkennen, ob es sich um übereinzelsprachliche (evt. universalgrammatische) oder um einzelsprachliche Eigenschaften von Strukturen oder um Eigenschaften von Lexemen handelt. Ich verwende im folgenden die Symbolsprache der Jf-Theorie in der Version, wie sie in neueren Arbeiten vertreten wird. *) Ich gehe davon aus, daß syntaktische Phrasen prinzipiell über eine mehrstufige Komplexität verfügen können, die ich mit X0, X 1 , X 2 , X n benenne, worin die Hochzahl die syntaktische (und die damit unter Umständen verbundene semantische) Komplexität, "X* eine beliebige, noch zu definierende Lexemklasse bezeichnet bzw. eine nicht-lexikalische Kategorie, die durch bestimmte Phrasen besetzt werden kann. Jede X-Phrase verfügt über den Aufbau (l a ) : Vgl. einführend Radford (1981: 79 f f . ) , Riemsdijk/Villiams (1986: 34 f f . ) ) , Fanselow/Felix (1987:11,40 f f . ) , Grewendorf et al. (1987: 204 f f . ) , Grewendorf (1988); zu neueren Ansätzen auch Chomsky (1986); Fukul (1986); Abney (1986); Bierwisch (1987); Steube (1987).

24

( D a . [X n [ 1*-1 [ . . . [ X 0 ] ] ] ] X 0 stellt entweder eine f u n k t i o n a l e Kategorie (COMPLEMENTIZER, INFLECTION, s . u . ) oder eine Kategorie des Typs Lexems dar. Lexeme sind Einheiten, für welche ich annehme, daß sie der lexikalischen Komponente nach

des Sprachsystems

syntaktischen

(Lexikon)

angehören,

Prinzipien nicht weiter

und daß

analysierbar

sie sind.

Dies schließt nicht aus, daß Lexeme nach morphologischen, semantischen oder phonologischen Gesichtspunkten analysierbar sein können.

Sofern es w i c h t i g ist,

rungen von Lexemen einzugehen, n o t i e r e n ( v g l . Olsen ( 1 9 8 6 ) ) : (2)

[

0

auf interne komplexe S t r u k t u r i e werde ich diese in der Form

A-...-B]

Wenn wir unter "N" die Lexemklasse Nomen verstehen, beispielsweise (3) die komplexe morphologische Forir. des Sauschwabe ab: (3)

(N0

(2)

bildet Lexems

N0

Hinsichtlich da) nenne ich X 0 den Kopf von X 1 oder X n ; X n nenne ich Projektion von X". Entsprechend dem derzeitigen Kenntnisstand der generativen Grammatik nehme ich an, daß syntaktische Phrasen vom Typ X n Projektionen der Eigenschaften von Lexemen d a r s t e l l e n , d . h . dem in der generativen Grammatik bekannten Projektionsprinzip folgen; vgl. Chomsky (1986: 84 f f . ) und die dort genannte L i t e r a t u r . Die maximale Projektion eines X& nenne ich XP; ich spreche also z . B . von HP (Nominalphrase), PP (Präpositionalphrase), VP (Verbalphrase), AP (Adjektivphrase), usw., u . Z . deshalb, weil es in manchen Fällen zwar klar ist, daß es sich bei einer bestimmten Phrase um eine maximale Projektion handeln m u ß , aber unklar b z w . für uns von untergeordneter Bedeutung ist, chen Komplexitätsgrad diese Phrase a u f w e i s t . Wir können

welsomit

über (l a) generelle syntaktische Eigenschaften von XPs e r f a s s e n : Erstens ist der Kopf einer jeden XP das betreffende X 0 ; X 0 t r i t t im a l l g e m e i n e n in X^ peripher auf ( l i n k s oder rechts) und trägt eventuelle morphologische M a r k i e r u n g e n der XP; jeder Nicht-Kopf in einer XP ist im allgemeinen eine Phrase maximaler Expansion.

25

Syntaktische Phrasen, die nicht vom Typ X n sind, stellen keine Projektionen lexikalischer Einheiten dar. Dies t r i f f t beispielsweise zu auf Sitze wie unter ( 4 ) , d . h . einerseits auf koordinierte Strukturen, andererseits auf bestimmte randgrammatische Strukturen ( v g l . zu letzteren Fries (1983; 1987 a ) ) : (4) a. Der Baier schimpfte ihn Sauschwab' und haute ab. b. Raus aus dem Musterländle! Koordinierte Strukturen bauen zwar auf Gesetzmäßigkeiten der X-Syntax a u f , folgen jedoch weiteren, von der Jf-Syntax unabhängigen Gesetzmäßigkeiten. Randgrammatische Strukturen sind unter anderem durch ein spezifisches Verhältnis syntaktischer und semantischer Strukturen ausgezeichnet. Konstituenten, welche mit einer Kategorie X 0 eine Kategorie des Typs X* bilden, heißen Komplemente von X&; Konstituenten, welche als Schwesterkonstituenten von X 1 von X 1 dominiert werden ( d . h . Chomsky-adJangiert sind), heißen Hodlflkatoren von X 1 ; Modifikatorert erhöhen demnach nicht den syntaktischen Komplexitätsgrad einer Phrase, wohl aber ihre semantische Komplexität. Spezifizierer sind gegenüber Hodifikatoren solche Konstituenten, die 1 2 mit einer Phrase des Typs X eine Phrase des Typs X bilden ( m i t Spezifizierern werden wir uns in dieser Arbeit nicht beschäftigen; es ist z.Zt. ziemlich unklar, welche Expansionen überhaupt Spezifizierer aufweisen können; wir haben es also bei den hier behandelten Phrasen mit Xi-Phrasen zu t u n ) . Diese Definitionen, die z . T . von früheren Versionen (Block (1986), Chomsky (1972; 1981; 1982; 1986), Jackendoff (1973; 1977), R l e m s d i j k (1978), R i e m s d i J k / W i l l i a m s (1986), Sakellariadi (1979), Schmidt (1986), Wunderlich ( 1 9 8 4 ) ) der X-Theorie abweichen, sind durch einige neuere Arbeiten motiviert ( v g l . Abney (1986), Fukui (1986), Bierwisch (1987), Steube ( 1 9 8 7 ) ) . Ich nehme dementsprechend syntaktische Strukturen wie (l b) an:

26 (l b)

X2 SPEZIFIZIERER

X*

^ HODIFIKATOR (nicht-restriktiv} HODIFIKATOR {restriktiv} KOHPLEHENT

X0

Die Annahme von Strukturen des Typs (l a,b) ( b z w . von ähnlich aussagekräftigen Strukturen) in verschiedenen modernen Grammatiktheorien geht auf die Einsicht zurück, daß die syntaktischen Eigenschaften von Lexemen zu einem Teil aufgrund ihrer semantischen Eigenschaften vorhersagbar sind. Insbesondere werden syntaktische Eigenschaften von Lexemen von ihrer Argument-Struktur beeinflußt. Im Rahmen der generativen Grammatik Chomskys (1981; 1986) wurde diese Einsicht im -criterion verarbeitet, in anderen generativen Theorien auf unterschiedliche Weise. Wir gehen davon aus, daß Lexeme ( X 0 ) entsprechend ihrer im Lexikon spezifizierten Argument-Struktur ihrem Komplement in der Expansion X* eine semantische Holle ( -Rolle, thematische Rolle) zuweisen 2). jch nenne das betreffende Argument des Lexems (X 0 ) internes Argument ( v o n X 0 ) . Ein externes Argument von X0 wird hingegen nicht in X 1 realisiert. So handelt es sich beim "Subjekt" in einem Satz um das externe Argument des betreffenden Verbs, bei den Objekten um seine internen Argumente, Ein Verb kann nur ein externes Argument haben, aber mehrere interne Argumente. Für externe Argrunente können weitere Generalisierungen get r o f f e n werden, die hier nicht interessieren.

Einführend für die -Theorie vgl. Riemsdijk/Hilliams (1986:240 f f . ) ; darüber hinaus sei auf die Ausführungen Jackendoffs (1983) und Higginbotham (1985) sowie bzgl. des Bereichs der Präpositionen auf Bierwisch (1987) verwiesen. Für das Deutsche vgl. insbesondere die Beiträge in Czepluch/Janßen (1984) sowie Czepluch (1987), Rauh (1987); die genannten Arbeiten weichen in diversen Auffassungen voneinander ab.

27

Zwischen X 1 und einem Modlflkator besteht das Verhältnis restriktiver Modifikation b z w . nicht-restriktiver Modifikation (erstere beeinflußt Wahrheitsbedingungen, letztere n i c h t ) . Für das syntaktische Verhältnis restriktiver und nicht-restriktiver Modifikatoren nehme ich das in (l b) verdeutlichte an. Grundsätzlich können jedoch nach der hier vertretenen A u f f a s sung semantische Strukturen in einem gewissen Grade autonom von syntaktischen S t r u k t u r e n (und bestimmten syntaktischen Merkmalen) sein. Im Idealfall bestehen generelle und direkte Beziehungen zwischen syntaktischen S t r u k t u r e n ( b z w . syntaktischen Merkmalen) und semantischen Strukturen. In verschiedenen Fällen werden die semantischen S t r u k t u r e n allerdings z . B . von idiosynkratischen lexikalischen Eigenschaften der in den syntaktischen Strukturen auftretenden Lexeme oder von ihrer internen morphologischen Struktur determiniert, in anderen Fällen können semantische Strukturen auch über idiosynkratische Regeln mit bestimmten syntaktischen Strukturen verbunden sein, etwa in der Weise, wie ich es in Fries (1983) für Sätze des Typs (4 b) ( u n d andere) dargestellt habe. In diesem Sinne sind die spezifischen Relationen, welche zwischen den j e w e i l i g e n Lexemklassen und ihren syntaktischen Markierungen und anderen Konstituenten auf verschiedenen Projektionsebenen bestehen, als teilweise o f f e n e s Forschungsproblem zu betrachten.

28

3.2. 3.2.1.

Kategorien. Lexemklassen.

3.2.1.1. Lexeme und Worter. Ich unterscheide zwischen Lexem und Wort: Lexeme sind Einheiten der lexikalischen Komponente des Sprachsystems} sie werden gemäß der in Abschnitt 3.1. d e f i n i e r t e n Symbolsprache mit Symbolen wie X^ beschrieben und e r f a ß t . Das tfort ist eine Einheit, deren Konstatierung auf verschiedenen Ebenen der Sprachbeschreibung sinnvoll sein kann: Wir können nach diversen Gesichtspunkten z . B . Kategorien wie phone t i seh-phonologisches Wort, graphemisches Wort, morphologisch-syntaktisches Uort u s w . konstatieren. Dementsprechend können Wörter auch als Realisierungen von Lexemen a u f g e f a ß t werden. So wird das Lexem zumach in dem Satz Mach die Tür zu. in Form der beiden, gemäß gewisser phonologischer Kriterien ( z . B . Vorkommen bestimmter Grenzsignale, u s w . ) definierbaren Wörter zu und mach realisiert; ein Lexem kann dementsprechend in Form verschiedener Wörter realisiert werden (zumach z . B . auch in Form der Wörter zumache, zumachst, zumacht, zumachte u s w . ) . Je nach der D e f i n i t i o n des Wortes kann ein Wort m i t h i n auch Realisation mehrerer Lexeme sein, wie das Wort i n ' e m in er ist in'em fürchterlichen Zustand Realisierung der beiden Lexeme in und ein ist, wenn man das Wort als rein phonologische Einheit f a ß t . Letzterer Fall ist natürlich s t r i k t davon zu unterscheiden, daß Lexeme selbst morphologisch komplex sein können: Die morphologische Komplexität eines Lexems wie z . B . zumach ist über die Regeln der Wortbildungskomponente beschreibbar, die Komplexität des phonetisch-phonologischen Wortes i n ' e m nicht. Im folgenden erörtere ich zunächst Lexemklassen, daran anschließend ( 3 . 2 . 2 . ; 3 . 3 . ; 3 . 4 . ) die K l a s s i f i k a t i o n von Wörtern.

29

3 . 2 . 1 . 2 . Die Lexemklassen Women, Verb, Adjektiv,

Präposition.

Wir gehen davon aus ( v g l . 3 . 1 . ) , daß bestimmte syntaktische Phrasen im allgemeinen, auf jeden Fall aber die uns in dieser Arbeit interessierenden, Projektionen von Lexemen darstellen, und daß die syntaktische Kategorie einer syntaktischen Phrase von ihrem Kopf determiniert wird. Demnach kann die Klasse eines Lexems, unter welcher wir den speziellen Typ X in X n verstehen, aufgrund der d i s t r i b u t i o n e l l e n Eigenschaften seiner Projektionen ermittelt werden. Beispielsweise ist aufgrund der Distribution der Phrase Ilaut Gesetz] in Sätzen wie (5) zu schließen, daß der Kopf dieser Phrase keine nominale Kategorie sein kann, da diese Phrase nicht in typischen Distributionen solcher Phrasen a u f t r e t e n kann, die Projektionen nominaler Kategorien darstellen, vgl. die Beispiele unter ( 6 ) : (5) [laut Gesetz] ist er nicht zuständig. (6) a. * [laut Gesetz] ist zuständig / hörbar, b. * Ich höre [laut Gesetz]. Im Falle von laut (ebenso: trotz, k r a f t u s w . ) sind m i t h i n zwei Lexeme anzusetzen, eines, dessen Projektionen nominal sind und sich wie in (7) verhalten, und eines, dessen Projektionen sich wie die geklammerte Phrase in (5) verhalten: (7)

[Die Laute] sind unüberhörbar.

Entsprechend der Distribution ihrer Projektionen sind im Deutschen und im Neugriechischen ( w i e in allen indoeuropäischen Sprachen) unter anderem vier Lexemklassen konstituierbar: Nomen (N), Adjektiv (A), Verb (V) und Präposition ( P ) . Seit Chomsky (1972: 48-61) ( v g l . ferner Chomsky (1981: 48; Jackendoff ( 1 9 7 7 ) ; Haider (1986: Kap. 2 ) ) werden diese im Rahmen der generativen Grammatik durch die syntaktischen Merkmale [ t N ] und [ ± V ] wie unter (8) charakterisiert : ( 8 ) N = [+N -V] V = [-N -f-V]

A = [+N +V] P = [-N -V]

30

Die Konstatierung einer Lexemklasse P ist, worauf schon Bierwisch (1987: 2) hinweist, nicht unproblematisch, wenn auch z. Zt. im Rahmen der generativen Grammatik noch unkontrovers. Bestimmte Untergruppen der b e t r e f f e n d e n Lexeme haben nämlich in vielen Sprachen eine offensichtliche Beziehung zu morphologischen Kasusmorphemen ( v g l . schon im Deutschen oder im Neugriechischen die Beziehungen zwischen von b z w . apo und G e n i t i v ) ; zweitens unterscheiden sich die Lexeme dieser Klasse auch in morphologischer Hinsicht wesentlich von Lexemen der Klassen N, A und V, insofern sie eine relativ geschlossene Gruppe bilden, die im wesentlichen nur über diachrone Prozesse in ihrem Wortbestand vermehrt werden kann, während f ü r die Lexemklassen N, V und A produktive W o r t b i l dungsregeln konstatierbar sind. Hierin wie auch in dem Faktum, daß t r a n s i t i v e P-Lexeme nur ein Komplement besitzen können ( v g l . jedoch S. 132 ff. b z g l . der Vorschläge Bierwischs ( 1 9 8 7 ) ) , ähneln Lexeme der Klasse P f u n k t i o n a l e n Elementen wie z . B . Complement lzern ( d a ß , ob u s w . ) , deren Bestand v i e l f a c h auch aus dem Inventar der P-Lexeme vermehrt w i r d , insbesondere im Deutschen ( z u Sprachen, in welchen der Bestand der Complementizer aus Verben vermehrt w i r d , s. Lord ( 1 9 7 6 ) ) . Dementsprechend könnte im Rahmen einer entsprechenden G r a m m a t i k t h e o r i e , wie sie durch die moderne generative G r a m m a t i k r e p r ä s e n t i e r t w i r d , auch d i s k u t i e r t werden, ob es sich bei P-Expansionen um Expansionen einer nicht-lexikalischen Klasse handelt, analog zu Expansionen von C ( o m p l e m e n t i z e r ) und K I n f l e c t i o n ) (zu letzteren vgl. Abney ( 1 9 8 6 ) ; zu beachten ist auch, daß der 'semantische Kopf von in Kap. 5. besprochenen einfach s t r u k t u r i e r t e n PPs die von P regierte NP ist; v g l . zu w e i t e r e n Phänomenen Fries (1985 a ) ) , I c h w i l l diesen Gedanken hier nicht weiter verfolgen und annehmen, daß es sich bei P um eine lexikalische Klasse handelt. Entsprechend (8) teilen N und A das Merkmal [ + N ] , V und A die M a r k i e r u n g -t-V], N und P das Merkmal [ - V J und V und P das Merkmal [ - N ] . Derart sind gewisse, die b e t r e f f e n d e n syntaktischen Kategor i e n ü b e r g r e i f e n d e syntaktische Eigenschaften einer Generalisierung zugänglich; beispielsweise regieren im Deutschen V 0 und P0 ( a l s t - N ] - m a r k i e r t e K a t e g o r i e n ) im Unterschied zu A 0 und N 0 gleichermaßen den Oberflächen-Kasus ihrer nominalen Komplemente ( u n d weisen ihnen wie jedes X 0 die -Kolle ihres internen Argumentes z u ) ; d e r Kasus nominaler Komplemente nominaler Kategorien ( A , N )

31 wird in den hier relevanten Sprachen s t r u k t u r e l l determiniert; Komplemente von N 0 erhalten im Deutschen den Genitiv; Komplemente von fein

A 0 den Genitiv b z w .

Dativ;

APs b z w .

NPs mit Akkusativ wie

iden Preis w e r t e s ] K o n z e r t ] oder t dein Urlaub dieses

Jahr l

0

können wohl nicht als von X zugewiesene Kasus interpretiert werden; vgl. Haider (1986: Kap. 4 . ) . Auch P-Expansionen weisen im Deutschen eine starke Tendenz zunehmend struktureller Kasus-Zuweisung a u f . Für viele Sprachen ( z . B . Englisch, Französisch, zum Neugriechischen vgl. S. 65 f f . ) wird in PPs der Kasus einer NP ohnedies s t r u k t u r e l l zugewiesen. Im Deutschen tendieren z . B . denominale P0 zur Genitiv-Rektion (dank, k r a f t , trotz, laut, statt, t r o t z , zeit u s w . ) ( v g l . Eisenberg ( 1 9 7 9 ) ) , d e r eindeutige Normalf a l l für morphologisch einfache P0 ist hingegen die Dativ-Rektion (Eisenberg (1979); Bierwisch (1987: Kap. 3 . 2 . ) ) . Wir gehen hier davon aus, daß Lexeme der Klasse P0 im Deutschen d a f ü r s p e z i f i z i e r t sind, welchen morphologischen Kasus sie einem NP-Komplement zuweisen. Generalisierungen der Kasus-Zuweisung, welche darüber h i n a u s a u f g r u n d der morphologischen Struktur der b e t r e f f e n d e n Lexeme konstatierbar sind, wie sie z . B . denominale P0 betreffen, fassen wir als lexikalische Regeln a u f , - ein Status, der ihnen adäquaterweise zukommt, da die betreffenden Regularitäten von der internen morphologischen Struktur von Lexemen d e t e r m i n i e r t wird (neben den genannten Fällen gehören h i e r z u auch P-Lexeme wie anhand, a u f g r u n d , i n f o l g e u s w . ) . Die genannten vier lexematischen Hauptklassen unterscheiden sich im Deutschen und im Neugriechischen ( w i e in vielen anderen flektierenden Sprachen) nicht nur hinsichtlich ihres syntaktischen Verhaltens, sondern zudem in flexionsmorphologischer H i n sicht voneinander (und von weiteren Lexemklassen): Lexeme der Klassen N, V und A sind flektierbar, Lexeme der Klasse P nicht. Ferner könnten verschiedene Sprachen über f l e k t i e r e n d e P0 v e r f ü gen, Uerpmann/Fischer ( 1 9 8 2 ) ) . W e i t e r e Unterschiede zwischen den Lexemklassen b e t r e f f e n die S p e z i f i k a t i o n bestimmter M a r k i e r u n g e n : Z . B . sind Lexeme der Klasse N im Deutschen und im Neugriechischen für Genus s p e z i f i z i e r t (s. Bierwisch ( 1 9 6 7 ) , Zwicky (1986) zum D e u t s c h e n ) , Lexeme der Klassen A, P, V n i c h t . Die i . R . der generativen Grammatik p o s t u l i e r t e n universalgrammatischen Annahmen interessieren uns in dieser A r b e i t nicht w e i ter.

32

3 . 2 . 1 . 3 . Intransitive Lexeme und Pronomina. Bestimmte Lexeme treten o b l i g a t o r i s c h in D i s t r i b u t i o n e n von Phrasen des Typs X n , [n > 0] a u f ; es handelt sich hierbei um intransitive Lexeme. I n t r a n s i t i v e Lexeme sind für alle vier genannten lexematischen Kategorien anzusetzen; vgl. für den Bereich der Serben die geklammerten Konstituenten in ( 9 ) , für den Bereich der Nomina die in ( 1 0 ) , für den Bereich der Adjektive die in (11) und für den Bereich der Präpositionen 3) die in ( 1 2 ) : (9)

a . E v i [packt z u ] . b. Norbert [ h u n g e r t ] .

(10) [ M a n ] rasiert [ s i c h ] . (11) das [ewige] Gemeckere ( 1 2 ) a. Norbert ist [ o b e n ] . b. Evi kommt [ r a u f ] . c. Evi sitzt [ d a r a u f ] . Je nach ihren semantischen Eigenschaften und den Möglichkeiten ihrer syntaktischen D i s t r i b u t i o n kann im Deutschen und im Neugriechischen für den Bereich der Nomina und für den Bereich der Präpositionen eine Subklasse der i n t r a n s i t i v e n Lexeme k o n s t a t i e r t werden: die (lexikalischen) Pronomina. Insbesondere folgt die Dis t r i b u t i o n von Pronomina spezifischen R e g u l ä r i t ä t e n ; Pronomina zeichnen sich darüber hinaus h ä u f i g auch morphologisch gegenüber nicht-pronominalen intransitiven Lexemen aus. ( Z u einer a l t e r n a tiven Deutung von Pronomina vgl. Abney ( 1 9 8 6 ) )

Ich setze voraus, daß die Nominativ-Nominalphrase kein Komplement von V^ d a r s t e l l t ; wie gesagt handelt es sich bei den "Subjekten" in (9) um externe Argumente des Verbs. Zu i n t r a n s i t i v e n Präpositionen ( t r a d i t i o n e l l Adverbien wie oben, u n t e n u s w . ) . v g l . K l i m a ( 1 9 6 5 ) , Emonds ( 1 9 7 0 ) , Jackendoff ( 1 9 7 3 ) , R i e m s d i j k (1978: 5 1 f f . ) . Wunderlich ( 1 9 8 4 ) , Schmidt (1986: 111 f f . ) . B i e r w i s c h ( 1 9 8 7 ) . Es ist h i e r b e i zu b e r ü c k s i c h t i g e n , daß wir immer noch über Lexem/cJasi-en und nicht über Wortarten reden. N a t ü r l i c h unterscheiden sich W ö r ter wie unten und unter in ihrer D i s t r i b u t i o n ; sie unterscheiden sich jedoch nicht in dem Faktum, daß ihre Expansionen gleichermaßen in Präpositionalphrasen-Distributionen eines bes t i m m t e n Typs a u f t r e t e n .

33

Unter dem Gesichtspunkt ihrer Expansionsmöglichkeiten handelt es sich jedoch bei den lexikalischen Pronomina grundsätzlich um eine Subklasse der intransitiven Lexeme. Sie kann als mit der lexikalischen Markierung I+PRONOMEN] versehene Lexemgruppe interpretiert werden, deren Elemente grundsätzliche Eigenschaften der betreffenden Lexemklassen ( d . i . f + N -VI bzw. [-N - V I ) teilen. Infolgedessen kann es sich bei den Pronomina nicht um eine eigenständige Lexemklasse handeln, wie Bergenholtz/Schaeder (1977: 55) annehmen. Zu Pronomina der P-Klasse vgl. 3 . 3 . 4 . 4 .

3.2.2.

Wortarten.

Wie gesagt (S. 27) kann die Konstatierung der Einheit Hort auf verschiedenen Ebenen der Sprachbeschreibung sinnvoll sein; entsprechend v i e l f ä l t i g sind die Möglichkeiten einer Klassifikation von Wörtern zu Wortarten. Ich verstehe unter Wort eine mittels (I) syntaktischer und ( I I ) phonologlscher Kriterien definierbare Einheit: (I) In syntaktischer Hinsicht besetzt das Hort eine und nur eine Position in einer syntaktischen Struktur. (II) In phonologlscher Hinsicht wird das Wort durch bestimmte Grenzsignale abgegrenzt und folgt in seinem phonologischen Aufbau sprachspezifischen vortphonologlschen Regeln. Insbesondere v e r f ü gen Wörter im Deutschen und im Neugriechischen im allgemeinen über höchstens einen Hauptakzent (wobei die Akzentuierung von Wörtern in komplexer Weise einerseits mit ihrem morphologischen A u f b a u , andererseits mit der Satza/czentuJerung, drittens mit dem Satzrhythmus in Verbindung steht, vgl. e i n f ü h r e n d Vennemann (1986)). Uortphonologische Regeln übergreifend sind solche Regularitäten, welche die Aufhebung von Grenzsignalen b e t r e f f e n . Wie gesagt (S. 21) ist das Neugriechische eine Sprache, die über diverse Reg u l a r i t ä t e n der Wiatus-öberbrückung v e r f ü g t ; diese (Lautveränderungen bei Vokalen) finden im Neugriechischen sowohl mittels Liaison statt, wie auch m i t t e l s Kontraktion und Krasis. Darüber hinaus sind verschiedene Konsonanten-Veränderungen bei Wort-Verbindungen möglich b z w . obligatorisch, die sich z . T . sogar ortho-

34

graphisch niederschlagen. Im wesentlichen sind diese mindestens auf den Bereich der Tongruppe beschränkt, d . h . auf Wörter, welche in derselben phonologisehen Einheit auftreten, in welcher die Selektion einer Tonhöhenbewegung ( d . i . eines Tonatusters) in Opposition zu einer anderen Tonhöhenbewegung stattfindet; zu diesen Phänomenen gehört beispielsweise das Stimmhaftwerden des [s] vor stimmhaftem Konsonant (vgl. Nespor/Vogel (1986: 213 f f . ) ) , s. (13 a); andere Phänomene sind auf bestimmte syntaktische Phrasen beschränkt; insbesondere entstehen beim Aufeinandertreffen von (n) und diversen Verschlußlauten ( [ p ] , [t] u s w . ) nasale Konsonanten-Verbindungen wie t m b ] , [nd] usw. (Nasalassimilation), vgl. (13 b): (13) a.

[tue] [ ' v l t p o j > Ituz'vlepo] die-AKK.PL. seh-I.SG.PRÄS, (ich seh die) b. ' ] [pi'razi] > I»ocmbi'razij nicht stört-III.SG.PRAS. (es nacht nichts)

Das in (13 b) sichtbare Phänomen ist mindestens auf Phrasen des Typs X* beschränkt; aus verschiedenen Gründen müssen Phrasen wie in (13 a) als V 0 kategorisiert werden ( f ü r die strikt unbetonbaren Partikeln bzw. Pronomina gelten besondere Abfolgebedingungen; die Gesamtkonstituente besitzt einen Invariablen Aufbau und verhält sich extern stets wie eine Konstituente V B , u s w . ; ähnliche Bedingungen gelten für NPs; Nomina verfügen im Neugriechischen über einen klitischen A r t i k e l ) ; die Partikeln bzw. Pronomina verlieren das Schluß-[n], wenn das betreffende Verb / Nomen mit einem kontinuierlichen Konsonanten beginnt. Nährend für die vortphonologlschen Regulär i täten des Deutschen relativ detaillierte Beschreibungen vorliegen (vgl. z . B . Kloeke ( 1 9 8 2 ) ) , t r i f f t das auf die des Neugriechischen nicht zu ( v g l . einführend Newton (1972); Setatos (1974); einen ersten Oberblick gibt Tzermias (1969: 34 f f . ) ; einige Arbeiten in den Meletes beschäftigen sich mit Einzelaspekten, vgl. insbesondere Tzivaki (1985) und die dort zitierte Literatur; Nespor/Vogel (1986) beschreiben einige Phänomene im Rahmen der generativen Grammatik).

35

Das K r i t e r i u m der Orthographie, welches zur D e f i n i t i o n des Wortes herangezogen werden kann: Ein Hort sei eine zwischen zwei Leerräumen geschriebene Einheit, ist von den hier genannten phonologischen und syntaktischen Kriterien ( I / I I ) ableitbar. Ehemals auseinandergeschriebene Härter (anhand, anstelle, aufgrund. beiseite, diesmal. Jederzeit, zuzeiten u s w . ) erfahren nämlich genau dann zunehmend Zusammenschreibung, wenn sie zu phonologischen Wörtern werden und nur noch eine Position in einer syntaktischen S t r u k t u r besetzen ( z u diesbezüglichen K r i t e r i e n deutscher Rechtschreibung vgl. Duden IX (1972: 761 f f . ) ; zur griechischen Orthographie liegen keine Untersuchungen v o r ) . Die Konstatierung von Wortarten kann nun, wie gesagt, verschiedene Ziele v e r f o l g e n . 4 ) pQ r unsere Zwecke ist es sinnvoll, Wörter nach den K r i t e r i e n ihrer syntaktischen Position und ihrer Funktion in Satz/Satzglied zu klassifizieren; hieraus folgt, daß Vortartenspezifika in jedem Falle sprachspezifische syntaktische Regularitaten bezeichnen. Uns interessieren hierbei lediglich gewisse Untergruppen im Deutschen wie im Neugriechischen in morphologischer Hinsicht typischerweise unflektierbarer Wörter, welche alle der Lexemklasse Präpositionen angehören, d . h . prinzipiell mögliche Projektionen des Typs P n aufweisen. Wörter der Lexemklasse P können in Präpos itionalphräsen, d . h . in P-Projektionen, in unterschiedlichen Positionen a u f t r e t e n . Z . B . kann das Lexem bis in einer Präpositionalphrase wie in (14 a) oder wie in (14 b) a u f t r e t e n , das Lexem nach in Präpositionalphrasen wie in (15 a) und (15 b ) , das Lexem oben in solchen wie in (16 a) und (16 b), das Lexem mitten nur in solchen wie in ( 1 7 a ) (vgl. ( 1 7 b ) ) : ( 1 4 ) a. b. (15) a. b. ( 1 6 ) a. b.

[bis nach W e i m a r ] ist nicht w e i t [bis Weimar] ist nicht weit [nach S c h i l l e r ] war Goethe kein Vampir [Schiller nach] war Goethe kein Vampir [oben an der Goethe-Ausgabe] ist B l u t [oben] ist Blut

Zu einer a u s f ü h r l i c h e n Diskussion dieser Ziele, entsprechender K r i t e r i e n und zu einer syntaktisch orientierten WortartenK l a s s i f i k a t i o n sei auf Bergenholtz/Schaeder (1977) verwiesen.

36

(17) a. [mitten auf der Seite] ist eine Blutlache b. * [ m i t t e n ] ist eine Blutlache Präpos itionalphräsen (P-Projektionen)

unterscheiden sich fer-

ner darin, welche Komplemente sie zu bestimmten Lexemen der Klasse P aufweisen. Transitive Lexeme wie ab. f ü r , nach, seit und von lassen Komplemente des Typs intransitive P / P* zu, transitive Lexeme der Klasse P wie a u f , in. über, vor u s w . nicht: (18) a. iab jetzt] / [seit gestern] / [von hier] b. * [auf h i e r ] / * [in j e t z t ] Die

Lexeme anstatt,

ohne,

statt,

um lassen (unter anderem)

eine Infinitiv-Phrase (mit za) als Komplement zu, die Lexeme als, anstatt, auf, außer, bis, ohne, statt lassen ein daß-Satz-Komple-

men t zu: (19) a. [ohne / um / statt [mit der Wimper zu zucken]] b. [bis daß er wiederkommt] Billigt man der Lexemklasse P die Möglichkeit eines

Satz-Kom-

plementes ( w i e in (19 b ) ) b z w . einer Infinitiv-Phrase (mit zu) zu, so folgt daraus, daß die betreffenden Phrasen ( w i e lohne mit der Mimner zu zucken]) Prepositionalphrasen darstellen.

Tatsäch-

lich besitzen diese Phrasen auch eine typische Pr«positionalpnrasen-Distribution, u . z . im Unterschied zu den Kategorien Satz des Typs daß-Satz bzw. Infinitiv-Phrase (mit zu) selbst, und auch die semantischen Eigenschaften solcher Phrasen stimmen mit denen von Präpositionalphrasen überein. Hingegen besitzen daß-Sätze und Infinitiv-Phrasen (mit zu) keine Präpositionaiphrasen-Distribution, sondern typische NP-Distributionen. Sie treten - im Unterschied zu Phrasen wie in ( 1 9 ) , vgl. ( 2 1 ) - z . B . in Positionen wie in

(20) auf: ( 2 0 ) a. b. c. (21) a. b.

[Mit der Wimper zu zucken] ist leicht. [ M i t der Wimper zu zucken] zeugt für schlechte Erziehung. [Daß er wiederkommt] habe ich nicht geglaubt. * [Ohne mit der Wimper zu zucken] ist leicht. * [Bis daß er wiederkommt] habe ich nicht geglaubt.

37

Da sich die Phrasen, welche in der Initialposition Elemente wie daß, ob. weil u s w . aufweisen, syntaktisch anders verhalten als PPs, muß hieraus geschlossen werden, daß es sich bei den betreffenden Lexemen (daß. o_b_ usw. ) um eine andere lexikalische Klasse handelt, als bei Lexemen wie als, ohne, statt u s w . (Zu weiteren Gründen für eine solche Klassifikation sei auf Wunderlich (1984: 85 f f . ) v e r w i e s e n ) . Wir nennen solche Lexeme Complementizer. Nimmt man für Infintiv-Phrasen (mit zu) dieselbe interne Strukturierung wie für mit Elementen wie daß, ob eingeleitete Sätze an, wofür vieles spricht, so kann die Distribution dieser Phrasen mit denselben strukturellen Bedingungen e r f a ß t werden. Wir bezeichnen diese Satz-Kategorie mit dem Symbol C^ und nehmen an, daß es sich hierbei nicht um die Projektion einer lexikalischen Kategorie handelt, sondern um die einer nicht-lexikalischen, nämlich C (COMPLEMENTIZER), da C keine lexikalische Besetzung erfordert (vgl. Chomsky (1986: 160 f f . ) und die dort zitierte Literatur; zu Einzelheiten vgl. auch Abney ( 1 9 8 6 ) ) . Demgegenüber handelt es sich bei den Lexemen als. anstatt, außer. bis, ohne, statt in Fällen wie ( 2 1 ) nicht um Complement lzer, sondern um Präpositionen. Auf Fälle wie Cbis der Vampir sie vollkommen ausgesaugt hat] komme ich in 3 . 3 . 4 . zu sprechen. Unseren bisherigen Ausführungen entsprechend können wir sagen, daß die Lexemklasse Präpositionen in Form unterschiedlicher Wortarten realisiert w i r d . Die betreffenden Wortarten spiegeln hierbei sprachspezifische Distributionen von Untergruppen von Lexemen der Lexemklasse P wider. Wortarten sind demzufolge sprachspezifische Kategorien. Wir werden daher nicht überrascht sein, daß sich das Deutsche und das Neugriechische bezüglich der jeweils konstatierbaren Wortarten unterscheiden. Die Kategorie Wortart stellt - im Gegensatz zur Kategorie Lexemklasse - keine notwendige Kategorie einer Grammatiktheorie dar. Die Wortarten-Spezifika sollten in einer Grammatiktheorie vielmehr in Form lexikalischer Eigenschaften von Lexemen repräsentiert werden; möglicherweise kann das in Form von Merkmalbündeln geschehen. Bestimmte syntaktische Eigenschaften, welche wir mittels der Kategorie Wortart beschreiben, sind durchaus aufgrund lexikalisch-semantischer Eigenschaften der entsprechenden Lexeme vorhersagbar; vgl. z . B . bezüglich der unten d i f f e r e n z i e r t e n Wortarten AdvP und PräP Bierwisch ( 1 9 8 7 ) .

38

Darüber hinaus ist die Kategorie Wortart, interpretieren wir sie als Markierungseigenschaften von Lexemen bestimmter Lexemklassen, durchaus relevant im Sprachsystem. Oiachron kann sich nämlich die Wortart-Spezifikation einzelner Lexeme ebenso verändern, wie ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Lexemklasse. Flektierbare Lexeme können zu u n f l e k t i e r b a r e n , u n f l e k t i e r b a r e zu flektierbaren werden; Lexeme können auf bestimmte Positionen in bestimmten Strukturen f i x i e r t werden oder ihre Distributionsmöglichkeiten erweitern, u s w . Inwieweit sich diachron die Wortarten-Spezifikation eines Lexems (oder ganzer Gruppen von Lexemen) verändert, scheint weitgehend von der Semantik der betreffenden Lexeme und den Lücken in den semantischen Systemen der b e t r e f f e n den Wortarten abzuhängen. Beispielsweise sind im Deutschen die transitiven Lexeme der Lexemklasse P (welche in der traditionellen Grammatik als Präpositionen schlechthin k l a s s i f i z i e r t werden) semantisch stark d i f f e r e n z i e r t ( w i e wir sehen werden, ist dies ein bedeutsamer Unterschied zwischen Deutsch und Neugriechisch). Obgleich das Deutsche über transitive Lexeme dieser Art v e r f ü g t , die zwischen [-KONTAKT] und [+KONTAKT] d i f f e r e n z i e r e n ( a u f / ü b e r , a n / b e i ) , verfügt es nicht über transitive Lexeme P", die zwischen [ N A H E ] und [FERNE] unterscheiden; aus diesem Grunde scheint die Entwicklung von Lexemen wie nah und fern zu transitiven P^ ( m i t NP-Rektion) wahrscheinlich. Ebenso fehlten bis zum 18. Jhdt. dieser Lexemgruppe Lexeme, welche geographische Markierungen aufwiesen, was dazu f ü h r t e , daß Lexeme wie nördlich, östlich, südlich u s w . eine Distribution als transitive P-Lexeme erlangen konnten. Die Entwicklung l ä u f t hierbei keineswegs gradlinig ab, wie an dem letzten Beispiel gut v e r f o l g t werden kann. Insbesondere dialektal treten h ä u f i g diverse Zwischenstufen a u f ; so findet man bei T. Storm unter niederdeutschem E i n f l u ß osten der Haustüre. osten dem Dorfe ( v g l . Heeger ( 1 9 6 6 ) ) , zu weiteren Fällen v g l . Paul (1920: 43 f f . ) . In bezug auf jüngere Entwicklungen ist festzustellen, daß Lexeme der Lexemklasse P h ä u f i g auf spezielle semantische Markierungen festgelegt werden; beispielsweise ist heute (gegenüber dem 18. J h d t . ) nächst in lokaler Bedeutung veraltet, während nah als p0 (im Gegensatz zur A^-Variante} nur eine lokale Bedeutung zuläßt, v g l . ( 2 2 ) v s . ( 2 3 ) :

39

( 2 2 ) a. b. ( 2 3 ) a. b.

die [meinem Vorschlag nahen] Pläne die [dem Ufer nahen] Häuser * [nah meinem Vorschlag] ! [nah dem U f e r ]

Insbesondere die Lexero^Iassen-ErWeiterungen ( b z w . neue Festlegungen) von A^ zu sind von solchen semantischen Veränderungen betroffen; vgl. neben nah z . B . ungeachtet und voll L voller; ( 2 4 ) a. b. c. ( 2 5 ) a. b. c.

die [infolge ihrer Stellung ungeachteten] Mitglieder * die [der Konsequenzen ungeachteten] Ausführungen ! [ungeachtet der Konsequenzen] * der [innigsten Hitleids volle] Redner [Innigsten Mitleids voll] sprach er zu den Gästen [voll größter Hochachtung]

( 2 6 ) a.

* der [Wasser vollere] Mantel

b. der Mantel ist [voller Wasser] c. [voller neuer Ideen] kam er d. [voller M i t l e i d ] Mit der Veränderung der Lexemklasse bzw. der Wortart eines Lexems können neben semantischen Veränderungen und solchen, die die Art der Komplemente, welche X& erlaubt, betreffen, auch Veränderungen der Kasus-Rektion einhergehen. Insbesondere in diesem Bereich scheinen die hier mit der Kategorie Wortart differenzierten Eigenschaften von Lexemen einzelsprachlich relevant zu sein. So erlauben die neuen transitiven Lexeme der Lexemklasse P südlich, nördlich, östlich u s w . im Gegensatz zu ihren A"-Varianten nominale Komplemente und weisen ihnen den Genitiv zu; unweit und unfern weisen nominalen Komplementen heute den Genitiv zu (früher DativR e k t i o n ) . Wie gesagt (S. 30), liegen solchen Veränderungen möglicherweise in Form lexikalischer Regeln faßbare Generalisierungen zugrunde. Die Kategorie Wortart gibt also Aufschluß über spezielle generalisierbare Distributionen und Funktionen von Wörtern als Repräsentationen bestimmter Lexemklassen. Sie ermöglicht uns auf einfache Weise die kontrastive Analyse des Deutschen und des Neugriechischen bezüglich des in dieser Arbeit behandelten Grammatik-Bereichs. Das hier vertretene Konzept erlaubt uns, für das

40

Deutsche wie für das N e u g r i e c h i s c h e g l e i c h e r m a ß e n von Präpositionen als Lexemklasse zu sprechen und gewisse ( n i c h t a l l e PP-bezügl i c h e n ) U n t e r s c h i e d e z w i s c h e n Deutsch und N e u g r i e c h i s c h durch unt e r s c h i e d l i c h e W o r t a r t e n - S p e z i f i k a t i o n e n e i n z e l n e r Lexeme in

bei-

den Sprachen z u e r f a s s e n . I m folgenden ( 3 . 3 . ) seien zunächst d i e w i c h t i g s t e n W o r t a r t e n des Deutschen b e z ü g l i c h des h i e r interessierenden Bereichs benannt, anschließend N e u g r i e c h i s c h e n ; in K a p i t e l

( 3 . 4 . ) die Wortarten des

3 . 5 . bespreche ich einige

von D i s t r i b u t i o n e n der P-Lexeme in beiden

3.3.

Sonderfälle

Sprachen.

Die p r ä p o s i t o n a l e n Wortarten des Deutschen.

3 . 3 . 1 . Die Wortart PräP. Unter

der W o r t a r t PräP seien solche W ö r t e r der

K a t e g o r i e X® v e r s t a n d e n ,

syntaktischen

die

(a) ein Komplement besitzen und (b) gemeinsam mit diesem eine Phrase des Typs P^ bilden und (c) i h r e m Komplement eine b e s t i m m t e semantische R o l l e ( -Rolle) z u w e i s e n und im Falle eines NP-Komplementes diesem einen morp h o l o g i s c h e n K a s u s , sowie (d) i h r e m K o m p l e m e n t i n d e r Phrase v o r h e r g e h e n . Dementsprechend g e h ö r e n W ö r t e r w i e a u f , bis, in, m i t , ohne usw. in F ä l l e n wie ( 2 7 ) zur Wortart PräP, W ö r t e r wie oben, dort (und andere) in F ä l l e n wie ( 2 8 ) aber n i c h t , da diese entweder kein Komplement b e s i t z e n b z w . der b e t r e f f e n d e n Konstituente in der PP keine ( 2 7 ) a.

-Rolle z u w e i s e n :

[ a u f dem T i s c h ] l i e g t das Buch

b. [in Kürze] c.

[ohne A u f s c h r e i ] sank sie u n t e r

d.

[ohne aufzuschreien]

e.

[bis

[nach W e i m a r ] ] i s t

f.

[bis

auf ihn]

g.

[bis

z u m E s s e n ] d a u e r t e s n i c h t mehr lange

sank s i e

unter

nicht w e i t

kamen a l l e

41

( 2 8 ) a. ioben] liegt das Buch mit dem B l u t f l e c k b. [dort t a u f dem T i s c h ] ] liegt das Buch c. [ [ a m Hals! h i e r ] hat er sie gebissen In Fällen wie (27 e) gehört bjs zu den wenigen Lexemen der Lexemklasse P, welche eine Pl-Phrase als Komplement zulassen ( P h r a sen wie [ f e r n von seinen Lieben], [ i n n e r h a l b von Bavern] bleiben hierbei unberücksichtigt, v g l . S. 145). Zwischen bis (seit. von) und dem pl-Komplement können andere Konstituenten treten, vgl. (27 h , i ) , b z w . bis kann durch andere Lexeme in gewisser Weise s u b s t i t u i e r t werden, vgl. ( 2 7 j ) : ( 2 7 ) h . [ b i s kurz v o r W e i m a r ) i. j.

[seit kurz nach Ostern] {dort vor dem/den Baum]

In Fällen wie (27 h , i ) regieren bis b z w . seit eine intern komplexer strukturierte PP. Im Gegensatz hierzu handelt es sich bei (27 j) nicht um ein Rektionsverhältnis zwischen dort ( b z w . einer anderen Intransitiven Präposition) und P*, vgl. (28 c), (27 k) vs. (27 1): ( 2 7 ) k. [vor dem/den Baum d o r t ] 1. * [ v o r Weimar bis k u r z ] / * [ v o r Weimar b i s ] Die Semantik von Phrasen, in welchen eine PP Komplement einer Präposition ist, ist recht komplex; die regierende Präposition steht in einem selektionalen V e r h ä l t n i s (wenn auch nur i n d i r e k t ) zu semantischen M a r k i e r u n g e n der Präposition und der NP in der regierten PP; insbesondere bei bis-Phrasen sind verschiedene semantische Relationen konstatierbar (zu verschiedenen Einzelheiten schon Steinitz (1969: 92 f . ) , Schröder (1986: 92 f f . ) ; ferner auch Wunderlich (1984: 76 f . ) , dessen Annahme, daß b_ia. nur f ü r PP-Komplemente subkategorisiert sei, aufgrund von Beispielen wie (29 a - f ) jedoch z u b e z w e i f e l n i s t ) : ( 2 9 ) a. bis ans Knie / bis nach Köln b. bis K ö l n / * bis ( d a s ) Knie c. bis heute / bis gegen Mitternacht / bis dann

42

( 2 9 ) d. bis Sonntag / bis Ostern / bis nächste Woche e. * bis Abend / * bis der Pause f. bis zum Abend / bis zur Pause Dennoch scheint es sich in Fällen wie ( 2 9 a , c , f ) stets um dieselbe syntaktische Struktur [P 0 -pl] zu handeln, wie insbesondere aus Beispielen wie (29 c) ( m i t i n t r a n s i t i v e r plement von b i s )

Präposition als Kom-

folgt.

3 . 3 . 2 . Die Wortart PostP. Unter der Wortart PostP seien solche Wörter des Deutschen verstanden, welche die unter 3 . 3 . 1 . genannten K r i t e r i e n (a) - (c) e r f ü l l e n , anstelle von (d) jedoch durch (e) charakterisiert sind: (e) PostP folgen ihrem Komplement in der PP. Dementsprechend gehören Wörter wie entlang, h i n a u f , nach, über u s w . in Phrasen wie ( 3 0 ) zur Wortart PostP, W ö r t e r wie oben. unten u s w . in Phrasen wie ( 2 8 a , b ) und ( 3 1 ) jedoch nicht, da sie nicht den Kasus der NP regieren b z w . Ko-Konstituenten keine Rolle zuweisen b z w . (oben, besitzen: (30) a, b.

dort in ( 2 8 a , b ) )

keine Komplemente

[den F l u ß e n t l a n g ] [den Berg h i n a u f ]

( 3 1 ) a. [ [ i n der K ü c h e ] oben] liegt das Buch b . [ [ z u i h m ] u n t e n ] geht keiner Bei

den

Wortarten PräP und PostP handelt es sich um die

im

Rahmen t r a d i t i o n e l l e r K l a s s i f i k a t i o n e n als Präpositionen bezeichnete Wortklasse. PostP stellt für die P-Lexeme des Deutschen den m a r k i e r t e n Fall dar.

43

3 . 3 . 3 . Die Wortart AdvP. Unter der Wortart AdvP im Deutschen seien die intransitiven Wörter der Lexemklasse P verstanden. Lexeme wie oben. unten. hinten, vorne u s w . können sich zwar auf

eine P-Expansion beziehen,

e r f o r d e r n eine solche jedoch nie

obligatorisch als Komplement. Insbesondere erlauben sie keine nominalen Komplemente (s. auch weiter unten ( 3 6 ) ) . Für Phrasen wie in ( 3 2 )

nehmen wir eine Struktur wie in ( 3 3 )

an: ( 3 2 ) a. hinten auf dem Tisch b. hinten darauf c. hinten oben

(33)

hinten

auf dem Tisch darauf oben

In ( 3 3 ) ist P1 ( [ a u f dem T i s c h ] ) nicht Komplement von P 0 , sondern [in einer Lesart] M o d i f i k a t o r von P 1 . Eine Bestätigung für diese Struktur findet sich in folgendem Faktum: Phrasen des Typs t h i n t e n auf dem Tisch! sind je nach semantischen Eigenschaften der AdvP zweideutig; sie besitzen eine Lesart, in welcher die i n t r a n s i t i v e P ( h i e r h i n t e n ) die Pl ( h i e r auf dem Tisch) semantisch m o d i f i z i e r t , und eine Lesart, in w e l cher die intransitive P (hier hinten) selbst von P1 semantisch modifiziert

wird

(etwas ist

auf dem hinteren Teil

des

Tisches

bzw. etwas ist hinten, a. z. auf dem Tisch); nur in letzterer Lesart ist AdvP deiktisch. Beide Lesarten passen durchaus mit der Struktur ( 3 3 ) zusammen, insofern in ( 3 3 ) die intransitive Präposition der pi-Phrase keine -Rolle zuweist, und jede pl-Phrase restriktiver Modifikator der j e w e i l s anderen pi-Phrase sein kann. Dies g i l t insbesondere auch dann, wenn die pl-Phrasen ihre Reihenfolge tauschen, weshalb f ü r die b e t r e f f e n d e n Präpositionen

44

(hier

vorne in)

bei der nicht-deiktischen Lesart von AdvP nicht

angenommen werden kann, daß sie eine syntaktische E i n h e i t ( e t w a P0 gemäß S t r u k t u r ( 2 9 ) ) bilden: ( 3 4 ) a. auf dem Tisch h i n t e n b. darauf h i n t e n c. oben h i n t e n Entsprechend ( 3 3 ) sind dann auch Phrasen wie in (35 a , b ) solche wie ( 3 5 c) m ö g l i c h :

und

( 3 5 ) a, auf dem Tisch hinter der Vase b. darauf dahinter c;. hinten auf dem Tisch vor der Vase Die semantischen V e r h ä l t n i s s e b z g l . komplexer PPs sind a l l e r dings z . Z t . nicht hinreichend g e k l ä r t ; zu einem ersten v i e l v e r sprechenden Ansatz v g l . B i e r w i s c h ( 1 9 8 7 ) . Die

genannte

S t r u k t u r i e r u n g s t i m m t s c h l i e ß l i c h auch mit

der

I n t e r p r e t a t i o n v o n Phrasen w i e i n ( 3 6 ) ü b e r e i n : ( 3 6 ) [das Haus o b e n / h i n t e n ] Die i n t r a n s i t i v e n P weisen in solchen Fällen der b e t r e f f e n d e n

NP

weder einen Oberflächenkasus noch eine -Rolle zu (beide e r h ä l t die NP von a u ß e n ) . Phrasen wie ( 3 6 ) haben die S t r u k t u r ( 3 7 ) : (37)

NP

NP

P1

das Haus

P0 oben

Im Deutschen kann anstelle einer m o d i f i z i e r e n d e n pl auch eine andere Phrase t r e t e n :

in ( 3 3 )

(38)

Die

a.

[ k u r z vor dem Zubeißen] k ü ß t e er

sie

b.

[direkt / sofort / unmittelbar

c.

[sogar nach dem B i ß ] w o l l t e er noch e t w a s von ihr

d.

[l Stunde nach dem B i ß ] wurde sie selbst ein V a m p i r

e.

[10 Meter t i e f im W a s s e r ] k o p u l i e r t e n sie

nach dem K u ß ] biß er

sie

b e t r e f f e n d e n PPs w u r d e n in der g e n e r a t i v e n G r a m m a t i k im

gemeinen wie in ( 3 9 ) analysiert ( v g l . Wunderlich (1384:

Riemsdijk

(1978:

all-

45 f f . ) ;

69 f f . ) ) , mit AP ( k u r z . 10 Meter t i e f l .

NP

(I

Stunde) u s w . in Sperifizierer-Pusition: P2

(39)

P1

SPEZIFIZIERER Ich

schließe

m i c h hier d e r von B i e r w i s c h ( 1 9 8 7 )

b e g r ü n d e t e n A u f f a s s u n g an, d a ß P h r a s e n w i e u n t e r Struktur d-c,

wie ( 3 9 )

e);

z u g e s c h r i e b e n w e r d e n kann,

(38)

ausführlich n i c h t eine

sondern ( b z g l .

38

z u ( 3 8 d ) v g l . K a p . 7 . ) ) d d ß ihnen eine M O D I F I K A T O R - p l -

Struktur wie in ( 4 0 ) zukommt: P1

(40)

MODIFIZIERER

P1

A l b m a x i m a l e P r o j e k t i o n von P 0 k a n n P 1 cinyenoiiiinen w e r d e n ; v e r f ü g e n i n t e r n n i c h t über SpezLEizLerer,

PP±.

s o n d e r n n u r über M o d l -

fikatoren. Ein

problematischer E i n z e l f a l l

ist

mitten.

das u n f ä h i g

ist,

(wiederum bis auf den Einzelfall mitten entzweibrechen) außerhalb e i n e r PP in P^·- D i s t r i b u t i o n e n a u l z u t r e t e n : (41)

a.

* Das Buch ist

mitten.

A u f g r u n d a k z e p t a b l e r P h r a s e n w i e i n ( 4 2 b , c , d ) u n d der m a t i k a l i t ä t von P h r a s e n w i e ( 4 2 e )

k ö n n t e f ü r mi t Len

werden, ob es a u s s c h l i e ß l i c h p l - K o m p l e m e n t e e r l a u b t :

Ungrem

diskutiert

46

( 4 2 ) b. c. d. e.

[mitten unter dem Tisch] [mitten darunter] [mitten hindurch] * [mitten dem Tisch]

Im Gegensatz zu Lexemen der Wortart AdvP wie oben, unten, vorne usw. ist mitten auf Prä-Stellung festgelegt, vgl. (42 f): ( 4 2 ) f. Gegen

* [unter dem Tisch m i t t e n ] eine K l a s s i f i k a t i o n von m i t t e n als PräP spricht jedoch,

daß in Phrasen wie (42 b , c , d ) zwischen mitten und der pl-Phrase nicht das Verhältnis der -Rollen-Zuweisung besteht, sondern das der restriktiven Modifikation. Im Unterschied zu Strukturen wie ( 3 3 ) ist diese restriktive M o d i f i k a t i o n bei mitten jedoch einseitig f i x i e r t , d . h . mitten kann zwar pl restriktiv modifizieren, pl kann jedoch nicht mitten r e s t r i k t i v modifizieren, was wohl auf die lexikalische Semantik von mitten z u r ü c k z u f ü h r e n ist (mitten besitzt keine de ik. t i sehe L e s a r t ) . m i t t e n ist daher zur Wortart AdvP zu rechnen, und besitzt darüber hinaus die lexikalische Spez i f i k a t i o n , auf Strukturen wie ( 3 3 ) in Prä-Stellung festgelegt zu sein. Im Gegensatz zu Wörtern der Wortarten PräP,

PostP sind manche

W ö r t e r der Wortart AdvP graduierbar b z w . steigerbar, insbesondere dann, wenn die betreffenden P-Lexeme morphologisch von Adjektiven abgeleitet sind: ( 4 3 ) a. weiter südlich [von/in/hinter den Alpen] b. südlicher [ v o n / i n / h i n t e r den Alpen] Die

U n f ä h i g k e i t zur Graduierung b z w .

zur Steigerung kann bei

den Wortarten Präp, PostP nicht der internen morphologischen Struktur der betreffenden Lexeme zugeschrieben werden, vgl. z . B . nächst. das mit idiosynkratischer Semantik als PräP a u f t r i t t ([nächst seiner Frau! haßt er ihren neuen Liebhaber am meisten.) oder Formen wie inner-, unter- der Lexemklasse A (das untere Fenster ). die jedoch morphologisch von Lexemen der Klasse P abgeleitet sind, b z w . Lexeme wie südlich, östlich u s w . , welche sowohl der Lexemklasse A wie der Lexemklasse P angehören, vgl. ( 4 4 ) :

47

( 4 4 ) a. * südlicher der Alpen b. * näher dem Bahnhof c. * inner dem Loch

Indes sind Pl-Phrasen durchaus graduierbar (s. (43 a , b , c ) ) und, wenn sie durch intransitive (nicht pronominale) P" konstituiert werden, auch steigerbar (s. (43 b ) ) :

( 4 3 ) c. welter [hinten] Die Unfähigkeit zur Graduierung b z w . Steigerung bei den transitiven Lexemen der Lexemklasse P muß also in ihrer WortartenSpezifikation begründet sein.

3.3.4. Weitere D i s t r i b u t i o n e n . 3.3.4.1. Complementizer. Complementizer haben wir schon oben, S. 36 f., als Lexeme erwiesen, welche nicht der Lexemklasse P angehören. Offen blieb bisher die Klassifikation von Phrasen wie unter ( 4 5 ) : ( 4 5 ) a. [bis der Vampir sie gebissen hatte]

b. [nachdem er sie ausgelutscht hatte] c. [da sie ihm geschmeckt h a t ] Da Phrasen wie unter ( 4 5 ) in PP-Distributionen auftreten, nimmt Steinitz (1969: 99 f f . ) eine Struktur wie ( 4 6 ) an, eine Analyse, die von Steube (1987) im Rahmen der modernen generativen Grammatik wiederaufgegriffen wird ( m i t P1 als Schwester von S ) :

(46)

48

( 4 6 ) kann jedoch nicht erklären, weshalb S stets Verb-EndStellung a u f w e i s t . Zudem treten in der b e t r e f f e n d e n Struktur viele Lexeme a u f , welche keine der P-Distributionen, wie wir sie bisher besprochen haben, b e s i t z e n können ( w e i l , wenn, f a l l s , sofern, obwohl, obzwar u s w . ) . Wir nehmen daher an, daß die betreffenden P0 zugleich der Lexemgruppe der Complementizer angehören. Die P P - D i s t r i b u t i o n von Phrasen wie ( 4 5 ) e r k l ä r t sich aus der präpositionalen Herkunft der neuen Complementizer; vielfach haben sich die b e t r e f f e n d e n S t r u k t u r e n ja aus S t r u k t u r e n wie ( 4 7 ) entwickelt:

(47)

daß

Für Phrasen wie ( 4 5 ) nehmen wir daher zwar eine (^-Struktur wie ( 4 8 ) an, rechnen jedoch für C 0 /S mit gewissen diachronen Zwischenstadien zwischen P 0 /P 1 /C 0 : (48)

bis

der Vampir sie gebissen hatte

Angesichts der schon erwähnten Nähe der Klasse P zu funktionalen Elementen ( i . S . von Abney ( 1 9 8 6 ) , vgl. oben, S. 3 0 ) ) erstaunt der enge Zusammenhang zwischen t r a n s i t i v e n P-Lexemen und f u n k t i o nalen Lexemen wie Complementizern n i c h t .

49

3.3.4.2.

Mehrere Konstituenten

in P0.

Eine Mehrfachbesetzung von P0 durch bestimmte einzelne nehme ich für Fälle wie ( 4 9 ) an: ( 4 9 ) a. b. c. d. e. f. g. h. i.

Wörter

[ [ i n Anbetracht] dieses V o r f a l l s ] [ [ f ü r den F a l l ] der Ablehnung] [ [ i m Zuge] der Verhandlung] [ [ i m Laufe] der Zeit] [dem K ä u f e r [zu Lasten]] [ [ z u Lasten] d e s K ä u f e r s ] [ [ m i t H i l f e von] Büchern] [ [ i m Unterschied z u ] i h m ] [ [ i n Verbindung m i t ] i h m ]

j . [ f i m Namen! d e s V o l k e s ] k . [ [ i m Lichte] dieser Theorie] 1. [ [ u n t e r B e r u f u n g ] auf diese Bestimmungen] Bei Phrasen wie unter ( 4 9 ) liegen semantische U m s t r u k t u r i e r u n gen vor, welche mit verschiedenen syntaktischen und lexikalischen Veränderungen einhergehen: Das b e t r e f f e n d e Syntagma ( i n Anbetracht, für den Fall, im Zuge, im Laufe u s w . ) ist zu einer "präpositionswertigen Fügung" geworden, welche "am Sinnaufbau des Satzes nicht selbständig b e t e i l i g t [ i s t ] , sondern nur in Gemeinschaft mit dem regierten Substantiv, das infolgedessen nicht mehr als A t t r i b u t zu bewerten ist, sondern als von einer P r ä p o s i t i o n regierte Satzkomponente" (Benes ( 1 9 7 4 : 3 5 ) ) . Grammatische Veränderungen, die diesen diachronen Prozeß bezeugen, sind beispielsweise die Einschränkung der D i s t r i b u t i o n des b e t r e f f e n d e n Nomens auf die "präpositionale Fügung" (Anbetracht. M a ß g a b e ) . die v e r b l a ß t e Bedeutung des betreffenden Subs t a n t i v s (an Hand, im Z u g e ) , die N i c h t - M o d i f i z i e r b a r k e i t des Subs t a n t i v s (* im langsamen Lauf der Zeit. * an der Hand seiner Ausführungen) sowie die reihenmäßige Verwendung der Fügung zur Bezeichnung spezieller V e r h ä l t n i s s e , v g l . im einzelnen Benes ( 1 9 7 4 ) . Die Erscheinung ist für das Deutsche typisch, v g l . die v i e l e n Belege bei BeneS ( 1 9 7 4 ) . A u f g r u n d der genannten Eigenschaften solcher Fügungen weise ich daher Phrasen wie in ( 4 9 ) S t r u k t u r e n wie in ( 5 0 ) zu:

50

(50) a.

P0

N0

in

Anbetracht

dieses Vorfalls

b.

in

Verbindung

mit

Die Strukturen in ( 5 0 ) beziehen sich darauf, daß es sich bei den priposltlonstiertlgen Fügungen zwar noch um einzelne Worter in dem von uns definierten Sinn handelt (P 0 + N 0 , u s w . ) , jedoch um solche, welche ausschließlich in Gemeinsamkeit auftreten und nur in Gemeinsamkeit eine Projektion bilden können. Oiachron entwickeln sich Strukturen wie (50 a) zu Strukturen wie (51),- ein Prozeß, der in zahlreichen Fällen vollendet ist: (51)

aufgrund infolge zuliebe Die betreffenden P 0 -Phrasen ( b z w . neuen Lexeme P0) regieren stets eine NP. Ihre Kasus-Rektion richtet sich zumeist nach dem ursprünglichen syntaktischen Verhältnis entsprechender Phrasen; Insofern sie h ä u f i g auf ein N 0 -Komplement-Verhältnis z u r ü c k z u f ü h ren sind, ist dies der in NPs strukturell zugewiesene Genitiv; aus demselben Grunde treten diese P 0 -Phrasen vornehmlich in PräNP-Stellung auf ( v g l . jedoch (49 e) vs. (49 f ) ) . Tendenz der Ka-

51

sus-Rektion ist in jedem Falle der Genitiv ( s . o . , S. 31), Tendenz der Stellung Prä-Stellung. In Fällen wie (50 b), d . h . (49 g-i), sind die beiden P& in P0 fixiert ( z u den Möglichkeiten vgl. Hertel (1983: 73 f f . ) ) , d . h . Variation der P0-Lexeme ist ausgeschlossen. Gegen Strukturen wie (50) scheint erstens zu sprechen, daß sich die Genitiv-Rektion bei solchen Fügungen, die auch eine Kombination mit von zulassen ( d . h . die beide Strukturen in ( 5 0 ) erlauben), nach generellen Paraphrasierungsmöglichkeiten von PP-Attributen mit von durch Genitiv-Rektion richtet. Z . B . erfordern Fügungen wie mit Hilfe von ( u s w . ) dann den Genitiv, wenn die NP einen Artikel a u f w e i s t , ( 4 9 ) j. ?? [ [ m i t H i l f e von] dem Buch] k. [ [ m i t H i l f e ] des Buches] oder sie erfordern yjjji, wenn die NP durch ein Zahlwort höher als vier ohne zusätzliches Adjektiv modifiziert wird: ( 4 9 ) 1. anhand dreier Fälle m. * anhand v i e r t e r ] Fälle n. anhand von vier Fällen o. ? anhand vierer klarer Fälle Beide

Regularitäten entsprechen denen bei gewöhnlichen PP-At-

tributen, vgl. hierzu Droop (1977: 106 f f . ) . Zweitens spricht gegen Strukturen wie (50 b) die mögliche Substituierbarkeit der NP durch ein P-Pronomen;

in (50 a)

w i r d die

NP hingegen durch ein N-Pronomen substituiert, v g l . : ( 4 9 ) q.

im Hinblick darauf

r.

im Unterschied dazu

s.

in Anbetracht dessen

Man beachte jedoch auch hierzu, daß sich die betreffenden in

einem diachronen Prozeß befinden,

Phrasen

der bei Fügungen wie

grund, mit H i l f e , im Laufe und anderen nahezu abgeschlossen vgl. ( 4 9 t , u , v ) v s . ( 4 9 w , x , y ) :

aufist,

52

( 4 9 ) t . * a u f g r u n d davon u . * mit H i l f e davon v . * im Laufe davon W.

! der Grund davon

X.

! die H i l f e davon



! der Lauf davon

3 . 3 . 4 . 3 . Gespaltene P r ä p o s i t i o n e n . Einige

P-Lexeme des Deutschen treten nur in Form zweier

kontinuierlicher Wörter a u f ;

dis-

traditionell werden sie als Circum-

positionen bezeichnet. Es handelt sich um die Lexeme in ( 5 2 ) : ( 5 2 ) a.

[an .

statt]

b.

tan .

c.

[um .

stelle] willen] . wegen]

d. [ v o n

Die

genannten vier Fälle ( f a l l s man (52 a)

und (52 d)

über-

haupt noch dazu rechnen w i l l , da sie heute nur noch in einigen festen Wendungen a u f t r e t e n ) müssen als j e w e i l s ein Lexem interp r e t i e r t werden, da erstens s t e l l e und w i l l e n nur mit an b z w . um in Prä-NP-Position in einer entsprechenden P-Expansion a u f t r e t e n können, zweitens wegen mit keinem anderen Wort als von, und d r i t tens anstelle und anstatt schon in Form eines Wortes (PräP) bzw. an schon v e r l o r e n haben ( s t a t t , d i a l e k t a l auch s t a t t s ) . Paul (1920: 43) z i t i e r t auch einen Beleg mit pränominalem von wegen von Schiller (von wegen des verqoßnen B l u t e s ) . Entgegen Wunderlich (1984: 77) und Schmidt (1986: 165 f f . ) , die eine S t r u k t u r wie ( 5 3 ) für entsprechende Phrasen ansetzen. (53)

von

NP

wegen

53

ist nicht o f f e n s i c h t l i c h , van welchem Element die NP in der PP regiert w i r d . Tatsache ist, daß im gegenwärtigen Deutsch alle "Circumpositionen" ( t r o t z Dativ- b z w . Akkusativ-regierender

P^ in

Prä-NP-Position) den G e n i t i v regieren, und nicht, wie wegen, auch den Dativ regieren können (deinem Vorschlag w e g e n ) . Da stelle und willen

nur gemeinsam mit an b z w .

scheidbar,

um auftreten,

ist

welchen Kasus sie allein regieren würden;

PräP regiert allerdings wie wegen Dativ oder G e n i t i v . tet,

nicht

ent-

statt

als

Das bedeu-

daß die NP nicht von dem pränominalen Element regiert w i r d ,

sondern von der gesamten d i s k o n t i n u i e r l i c h e n P&, Einheit für ihre

die ja auch als

-Rolle verantwortlich ist. Für die grammatische

Beschreibung der "Circumpositionen"

ist

es m i t h i n keine Vereinfa-

chung, die Kasus-Rektion auf die postnominalen Elemente zurückzuf ü h r e n , da die Kasus-Rektion nicht aus generelleren Erscheinungen ableitbar ist. Vielmehr g i l t f ü r alle "Circumpositionen", daß sie den G e n i t i v regieren. interpretiert,

Werden die genannten vier Fälle als

besteht kein Widerspruch in der

da jede P" nur einen Kasus (und eine Dies

Lexeme

Kasus-Zuweisung,

-Rolle) zuweist.

entspricht im übrigen auch den diachronen Verhältnissen.

Der Genitiv bei z . B .

an ...

regierte

NP konnte im MHD.

markiert

sein,

statt ist nämlich r e l a t i v jung; / FNHD.

insbesondere dann,

die

auch Dativ- oder A k k u s a t i v wenn sie pronominal war

(an

seine stat. an ire stat [ L u t h e r ] , Belege nach Paul (1920: 4 5 ) ) . In den übrigen Fällen war die Kasus-Rektion schwankend und umfaßte G e n i t i v ,

D a t i v und A k k u s a t i v . Die b e t r e f f e n d e n Lexeme ten-

dieren darüber hinaus dazu, pränominaler

Position a u f z u t r e t e n ,

PräP zu werden, schlossen ist

als kontinuierliche Konstituenten in

ein Prozeß,

(auf Seiten.

d . h . zu Lexemen der Wortart

der bei verschiedenen Lexemen abgevon, Seiten.

seitens;

nach V e r m ö g e ) ,

oder auszusterben (durch . . . w i l l e n ) . Diachron ist die "Circumposition" also (ebenso wie die unter 3 . 3 . 4 . 2 . als

besprochenen

Fälle)

öbergangsstadium zu neuen P-Lexemen a u f z u f a s s e n ( h i e r z u auch

Fries (1985 a ) ) . in ( 5 4 ) zu:

Wir weisen entsprechenden PPs eine S t r u k t u r wie

54

(54)

von

wegen

Insofern Strukturen des Typs ( 5 4 ) im Deutschen (wie wahrscheinlich in allen Sprachen) ausgesprochen markiert sind, versteht sich der randgrammatische Status der "Circumpositionen" von selbst. Um einen anderen Struktur-Typ handelt es sich in Fällen wie (55): (55) a. b. c. d. e.

unter die/der Brücke durch von diesem Punkt ab/an/aus von heute an von Kind auf nach Norden zu (Wunderlich (1984: 9 0 ) )

In all diesen Phrasen wird der Kasus der NP von der P 0 in pränominaler Position regiert. Die postnominalen P0 sind zudem nicht selten f a k u l t a t i v , die pränominalen nie. Es sind nur ganz bestimmte Kombinationen möglich: (56) a. von ... ab / an / auf / aus / her b. durch / unter / zwischen . . . durch / her c. auf / nach / zu . . . zu / hin

Ich nehme daher an, daß es sich bei den postnominalen Wörtern um P^-Lexeme handelt, die ein P^-Komplement (in Prä-Stellung) erlauben (vgl. hierzu: [darunter durch] / [darauf; z u ] vs. * unter dadurch] / *[auf d a z u ] ) . H i e r f ü r spricht auch, daß die betreffenden Lexeme häufig in ein Verb inkorporiert werden und die sonst von P0 regierte pl dann zum Verb-Komplement wird (unter den Zaun durch kriecht keiner. > Unter den Zaun ist keiner durchqekro— chen.; vgl. u . , 3 . 3 . 4 . 5 . ) . Die in postnominaler Position auftretenden Wörter gehören mithin zur Wortart PostPi die betreffenden Phrasen besitzen eine Struktur wie in ( 5 7 ) :

55

(57)

von heute

an

3 . 3 . 4 . 4 . Morphologisch komplexe P-Lexeme der Gruppe Pronomina. Wir haben schon oben, 3 . 2 . 1 . 3 . , S. 32 f., von P-Pronomina gesprochen. Es handelt sich hierbei um Lexeme, die p r i n z i p i e l l in P 1 -Distributionen a u f t r e t e n , und welche morphologisch komplex s t r u k t u r i e r t sind; in der t r a d i t i o n e l l e n Grammatik sind sie als Pronominaladverbien bekannt. Im Gegensatz zu den in 3 . 3 . 4 . 2 . / 3 . 3 . 4 . 3 . besprochenen Fallen sind die b e t r e f f e n d e n Phrasen also wie in ( 5 8 ) zu interpretieren: P1 C+PRO]

(58)

darauf worauf hierüber Die pronominale Lexemgruppe ist geschlossen; d . h . , es handelt sich hierbei nicht um einen produktiven Wortbildungsprozeß, der auch neue P-Lexeme b e t r e f f e n k ö n n t e . Infolgedessen treten in den entsprechenden Bildungen ausschließlich diachron alte Präpositionen a u f ; die Bildungen sind morphologisch a n a l y s i e r b a r . Es handelt sich um die Lexeme unter ( 5 9 ) mit der morphologischen Struktur ( 6 0 ) : ( 5 9 ) a.

da. / ao_

+

r-an r-auf r-aus bei durch f ü r gegen

mit nach rein

r-äber r-um r-unter von vor zu b. dahinter daneben dawider c.

dazwischen

hier + an auf aus bei durch f ü r unter von zu zwischen

in mit nach über um

56

(60) da

(F)

P0

Die r_-Formen sind phonologisch bedingt (bei aufeinanderfolgenen V o k a l e n ) . In semantischer Hinsicht sind die betreffenden Lexeme im allgemeinen [-HUMAN] ausgezeichnet ( v g l . aber er trat dazwischen / dazu). Insofern sie morphologisch nicht vollkommen stabil sind, (61): (61)

vgl.

a. Da weiß ich nichts von b. ? Wo freust du dich a u f ? c. Hier muß ich durch.

(was verschiedentlich mit Präpositlonsstranöen in Verbindung gebracht w i r d ) und im allgemeinen für PPs des Typs [P 0 N-Pronomen ( - H U M A N ) ] eintreten, w i l l Wunderlich (1984: 87) die b e t r e f f e n d e n Formen transformationell herleiten, w i e unter ( 6 2 ) :

entsprechend einer

Struktur

(62)

Da die möglichen Bildungen jedoch stark beschränkt sind (*wowider. *wozwischen u s w . ) , darüber hinaus z . T . eindeutig lexikalisierte

Varianten

daVON.

woMIT)

mit anderer Betonung entwickelt haben

fasse

ich sie als Lexeme auf ( v g l .

(daHIT.

hierzu

auch

Fries (1988 b); zur Funktion der "Pronominaladverbien" als "Korrelat" vgl. Fries (1985 a ) ) . P-Pronomina unterscheiden sich von nicht-pronominalen intransitiven P-Lexemen darin, daß letztere kein internes Argument besitzen, P-Pronomina jedoch ein in Form des da morphologisch in-

57

korporiertes internes Argument a u f w e i s e n ; da f u n g i e r t in semantischer Hinsicht als Argument der b e t r e f f e n d e n intransitiven P^ ( a u f . bei u s w . ) . M a n w i r d dieses morphologisch i n k o r p o r i e r t e A r gument bei den da/wo-Bildüngen auf [ - H U M A N ] festlegen können, was die nach ( 6 2 ) intendierte G e n e r a l i s i e r u n g (bei auf was > worauf u s w . )

ebenso e r f a ß t .

Extern bewirken morphologisch inkorpo-

r i e r t e Argumente keinen Unterschied zu nicht-pronominalen intransitiven Lexemen; alle intransitiven Lexeme können a l l e n f a l l s externe Argumente besitzen. Wie es scheint, können jedoch nur interne Argumente morphologisch inkorporiert werden. Bei Bildungen mit hin und her wie in ( 6 3 ) handelt es sich nicht um P-Pronomina, sondern lediglich um morphologisch-komplexe i n t r a n s i t i v e P^, da sie nicht über inkorporierte Argumente v e r f ü gen: (63)

a. her +

ab an auf aus bei ein nach über um unter vor zu b. hin + ab auf aus durch gegen ein über unter zu Lexeme des Typs ( 6 3 ) sind h ä u f i g ( n i c h t notwendig, s . u . ) intransitiv und gegenüber den morphologisch einfach s t r u k t u r i e r t e n p0 durch das zusätzliche semantische Merkmal [+DIRECTIONAL] ausgezeichnet ( v g l . B i e r w i s c h (1987: 1 . 6 . ) ) . Verschiedentlich existieren auch Lexeme des Typs [p0-her] und [p0-hin]. In beiden Fällen kann P& eine transitive oder intransitive P& sein (Bildungen nach Brückner/Sauter ( 1 9 8 6 ) ) : (64)

(65)

[P 0 -hJj]J-Bildungen: dahin nahehin nirgendhin

vornehin

daraufhin

hieraufhin

durchhin ü b e r a l l h i n nebenhin obenhin zwischenhin hintenhin untenhin fernhin sohin wohin irgendwohin hierhin fernerhin vorhin linkshin woandershin rechtshin dorthin f o r t h i n osthin P 0 -her]-Bildungen: daher ebendaher nirgendher leher nachher beiher umher rundumher ringsumher nebenher obenher zwischenher untenher einher fernher woher irgendwoher hierher weiterher hinterher vorher bisher linksher rechtsher seither weither zeither osther dorther

58

Die a u f g e l i s t e t e n Lexeme belegen, daß die von B i e r w i s c h (1987: 1.6.)

angenommene S t r u k t u r

(66)

i n v i e l e n F ä l l e n durch Idiosyn-

k r a s i e n durchbrochen w i r d : (66)

[- V [-V

-N

-N

^DIRECTIONAL]

-DIRECTIONAL]

[+DIRECTIONAL]

(hier) Entsprechend vorher,

(hierhin)

(hjji)

( 6 6 ) m ü ß t e n j a auch Lexeme w i e m i t h i n .

v o r h i n u n d a n d e t e eine direktionalc S e m a n t i k

nebenher. aufweisen.

Indes s p i e l t h i e r b e i gerade eine temporale D i f f e r e n z i e r u n g gegenüber

der lokalen Bedeutung entsprechender Formen mit umgekehrter

Abfolge

der K o n s t i t u e n t e n eine Rolle,

bzw.

andere

semantische

Markierungen ( v g l . herum vs. u m h e r ) , Manche der hin-/her-Lexeme

t r e t e n auch als Post? a u f ; hinge-

gen g i b t es k e i n e e n t s p r e c h e n d e n ziert sind.

Lexeme, welche für PraP s p e z i f i -

I n s o f e r n auch hin und her für PostP,

aber nicht, für

P r ä P s p e z i f i z i e r t s i n d , sind diese wohl a l s Kopf d e r b e t r e f f e n d e n Lexeme anzusehen; die b e t r e f f e n d e n Phrasen sind b e z ü g l i c h h i n / h e r ( i m G e g e n - a t z zu h i n - / h e r - B i l d ü n g e n ) auf s o l c h e b e s c h r ä n k t , in w e l c h e n d i e N P eine Wegbezeichnung a u s d r ü c k t (67)

a.

(Straße, Fluß u s w . ) :

[den W e g h i n / h e r ] sagte e r k e i n W o r t

b . [den U f e r w e g h i n ] r e i h e n sich Pappeln ( L a t z e l

(1979:8))

c. [den Berg h i n a u f ] , [den Hügel h i n a b ] Die

her/hin-Bildüngen

Verb-Inkorporierung (s.

u n t e r l i e g e n zudem sehr

egopotal

der

3 . 3 . 4 . 5 . ) . I n j e d e m F a l l e i s t d i e Seman-

t i k d e r B i l d u n g e n jedoch v i e l f ä l t i g . Markierungen

produktiv

wie Start- vs.

H ä u f i g spielen

semantische

Ziel-Bezogenhei t oder egofugal

vs.

( L a t z e l ( 1 9 7 9 : 1 2 ) ) eine R o l l e , d i e a l l e r d i n g s o f t d u r c h

andere M a r k i e r u n g e n e r g ä n z t ,

m o d i f i z i e r t oder a u f g e h o b e n

können, v g l . : ( R 8 ) a. V. r? Peter den Ball h i n ü b e r , b. herumlaufen

(terminal)

(diffus)

c. h e r e i n s c h n e i e n / zum H a l s h e r a u s hängen (bezogen auf

Normalposition)

werden

59

Ferner hängt die Semantik davon ab, der Bildung m o d i f i z i e r t w i r d :

welche K o n s t i t u e n t e

von

( 6 8 ) d, vom S p i e l p l a t z her warf er Steine e. vom Spielplatz warf er Steine her (68 e) bedeutet, daß die Steine den Betrachter e r r e i c h t e n , (68 d), daß die Steine in Richtung des Betrachters flogen. Nicht z u t r e f f e n d i s t Wunderlichs (1984: 9 6 f . ) Behauptung, d a ß die hin/her-Bildunaen stets lokale Interpretationen e r z w i n g e n ( w i e bei er z i e h t die Uhr a u f / h i n a u f ) . Dies t r i f f t weder auf Verb-Inkorporationen zu (herabsetzen; herabwürdigen; herabmindern; von oben herab benehmen: herausspionieren: heraas f r a g e n : herauskehren; hereinfallen; hereinlegen; hinunterbringen; hinunterkriegen u s w . ) noch auf PPs, welche eine solche Form b e i n h a l t e n ( a u f Jahre hinaus; über diesen E r f o l g hinaus; von dem als M o t i v vorschwebenden E r f o l g her; neben dem Fernseher her, u s w . ; Belege teils nach Latzel (1979: 6 4 f . ) ) . Zweifellos erfordern die betreffenden Bildungen einer eingehenden Untersuchung, wie dies schon B i e r w i s c h (1987; 1 . 6 . ) im Vergleich mit englischen Lexemen wie into, onto b e m e r k t . Dies g i l t insbesondere h i n s i c h t l i c h der Frage nach ihrem pronominalen b z w . nicht-pronominalen Status. Für die diversen Bedeutungen von hin und her sei auf die wenig bekannte A r b e i t Latzels ( 1 9 7 9 ) h i n gewiesen. Schließlich seien hier noch einige w e i t e r e W o r t b i l d u n g e n mit Präpositionen e r w ä h n t . Es h a n d e l t sich meist um Lexeme, welche pränominal oder postnominal eine K o n s t i t u e n t e P0 a u f w e i s e n : ( 6 9 ) Lexeme der S t r u k t u r

[P0-X0J:

a . a u f g r u n d , a u f s e i t e n , infolge, z u f o l g e , m i t s a m t , z u l i e b e , inmitten,... b. abhanden, vorhanden, z u h a u f , imstande, insbesondere, insgesamt,

insgemein, h e u t z u t a g e , zu Ende, zu Z e i t e n ,

an Hand, an Land,

...

( 7 0 ) Lexeme der S t r u k t u r [N 0 -P 0 ] bergauf,

h e i m z u , k o p f ü b e r , landaus, r e i h u m , tagaus,

tagsüber, talab, w a l d a u s , z w e i f e l s o h n e ,

...

60

Lexeme wie unter ( 6 9 ) haben wir schon in 3 . 3 . 4 . 2 . es

h a n d e l t sich h i e r b e i ( T y p :

transitive P&, vgl.

(69 b).

0

0

[P -N ])

besprochen;

keineswegs nur um neue

Bildungen w i e i n ( 6 9 ) u n d ( 7 0 ) können

nur in diachronen Prozessen entstehen; in ( 6 9 ) b e s t i m m t die rechte K o n s t i t u e n t e nicht die Lexemklasse,

die linke Kon0

stituente Bildung

in ( 7 0 ) ist

das interne A r g u m e n t der t r a n s i t i v e n P ,

wodurch

e i n i n t r a n s i t i v e s P^-Lexem r e p r ä s e n t i e r t ;

die

beachtenswert

0

ist,

daß dieser Fall auch bei der V -Bildung stark m a r k i e r t

und

die b e t r e f f e n d e n

aufweisen,

vgl.

formgeben,

w e i t e r e Besonderheit tonung:

Die

Verben h ä u f i g

syntaktische

Idiosynkrasien

schaustellen. sackhüpfen u s w .

der B i l d u n g e n in ( 6 9 ) und ( 7 0 )

Hauptakzentsilbe

b e f i n d e t sich im

ist

ist

Eine

i h r e Be-

allgemeinen

im

z w e i t e n G l i e d , w o r i n sich Formen wie z u M U t e von solchen wie ZUmuten.

zuTEIL von Zuteilen

(einzige Ausnahme: AbTEIL)

unterschei-

den. Bildungen wie in ( 7 0 )

unterscheiden sich w i e d e r u m von solchen

Fällen wie in ( 7 1 ) : (71)

a. meinerseits b. meinethalben c. u m s t ä n d e h a l b e r d. m e i n e t w e g e n e. meinetwillen

halben

ist

heute als f r e i e s Lexem ausgestorben

(*

Umstände

h a l b e n ) ; Paul ( 1 9 2 0 : 4 2 ) z i t i e r t f r e i a u f t r e t e n d e s halben b i s i n s 18. J h d t . ist

(ebenso h a l b , heute noch in deshalb, w e s h a l b ; ) .

erst ab 16.

halber

J h d t . nachweisbar und in seiner H e r k u n f t u n k l a r .

Nach Paul ( a . a . O . ) tendierte es von A n f a n g an zu einem S u f f i x . seits

ist

nur

bei p r o n o m i n a l e r NP postnominal

m ö g l i c h und

t r i t t sonst in den Formen s e i t e n s / v o n Seiten pränominal a u f . Die (trotz ist;

in

(71)

wegen.

sichtbare E r s c h e i n u n g ist das auch bei pronominaler

vgl. jedoch:

daß P-Lexeme,

allem

Anschein

NP pränominal

nach

möglich

^wegen m i r l vs. [ m e i n e t w e g e n ] ) d a r i n b e g r ü n d e t ,

welche sowohl prä-

wie post-nominale Stellung

er-

lauben, kaum p r o n o m i n a l e NPs bei P r ä - S t e l l u n g z u l a s s e n ( [ * z u l i e b e i h m ] , ?[gegenüber i h m ] u s w . ) .

61

3 . 3 . 4 . 5 . Präpositionen a l s V e r b p r ä f i x e . Hit Wunderlich (1983; f f . ) ) nehme ich an,

1984; vgl.

ferner Schmidt (1986:

136

daß P-Lexeme generell die Funktion eines V 0 -

M o d i f i k a t o r s auf syntaktischer Ebene einnehmen können: Es handelt sich dann um trennbare Verb-Präfixe. Die entsprechenden V-Expansionen werden h ä u f i g i n t r a n s i t i v ; in diversen Fällen übernehmen die p r ä f i g i e r t e n Verben das Komplement der inkorporierten P 0 , insbesondere dann, wenn das P-Lexem in einer S t r u k t u r wie ( 5 7 ) (S. 55), d . h . mit PP-Komplement, auftreten kann: ( 7 2 ) a. [unter den Schrank d u r c h ] ist er gekrochen b. [unter den Schrank] ist er [durchgekrochen] In (72 b)

ist

[unter den Schrank] Komplement von durchgekrochen.

Ferner kann durch in durchkriechen kein Komplement von V 0 sein. Da auch in Fällen wie unter ( 7 3 ) angenommen werden kann b z w . m u ß , daß das Verb-Komplement ( d i e Aste, die T ü r ) von V 0 regiert w i r d , nehme

ich

f ü r entsprechende

Präfixverben

entgegen

(1984),

der eine Struktur wie (74 b) ansetzt,

Struktur

wie in (74 a) an:

( 7 3 ) a. Sie w o l l t e n die Aste [zusammen binden] b. die Tür zumachen / aufmachen / abklopfen

( 7 4 ) a.

durch

kriechen

durch

kriechen

(74) b.

Wunderlich

eine syntaktische

62

Gegenüber

unfesten

Verb-Präfigierungen

verfügen

feste

V e r b - P r ä f i g i e r u n g e n über eine morphologische Struktur ( n i c h t taktische',)

wie (74 a).

S t r u k t u r wie in (75 b),

Eine VP wie in (75 a) eine VP wie in ( 7 6 a)

syn-

besitzt also eine eine solche wie in

(76 b) : ( 7 5 ) a.

Er w i l l [ein Laken ü b e r z i e h e n ]

b.

über

ziehen

( 7 6 ) a. Er w i l l [das Bett ü b e r z i e h e n ]

b.

das Bett

überziehen

Die von W u n d e r l i c h (1984: 92 f f . )

genannten Unterschiede z w i -

schen f e s t e n und u n f e s t e n V e r b p r ä f igierungen folgen gleichermaßen aus den S t r u k t u r e n (75 b) und (76 b): In (75 b) e r h ä l t nach Phrasen-Akzent-Regeln X 0 den Hauptakzent; V 0 ( z i e h e n ) ist Kopf der G e s a m t p h r a s e , t r ä g t demnach alle morphologischen M a r k i e r u n g e n ( übergezogen. ü b e r z u z i e h e n u s w . ) und u n t e r l i e g t Verschiebungen (er z i e h t ein Laken ü b e r ) . In (76 b) ist V 0 ( ü b e r z i e h e n ) Lexikone i n t r a g , der Verbstamm trägt den W o r t a k z e n t , V 0 unterliegt Verschiebungen

(er ü b e r z i e h t das B e t t ) und t r ä g t die morphologischen

M a r k i e r u n g e n ( überzogen) . zu t r i t t vor V 0 (zu ü b e r z i e h e n ) . s y n t a k t i s c h e Regulär i t ä t e n Entgegen W u n d e r l i c h (1984: Phrasen wie (75 b)

r i c h t e n sich nach dem minimalen 94) sind die A k z e n t v e r h ä l t n i s s e

lediglich so festgelegt,

nicht den Hauptakzent tragen d a r f : ( 7 5 ) c. d.

D.h.,

[ein LAken ' ü b e r z i e h e n ] [ e i n 'Laken ü B E R z i e h e n ]

V0. in

daß das minimale V 0

63

Gegen eine S t r u k t u r wie (74 b) spricht neben dem Faktum, daß es sich bei X 0 nicht um ein Komplement von V 0 handelt und sich die Gesamtkonstituente wie ein V 0 v e r h ä l t ( v g l . *[weil er über ein Laken z i e h t ] ) , die syntaktische Beschränkung des M o d i f i k a t o r s auf X 0 b z w . auf P-Pronomina ( d . h . im allgemeinen Ausschluß nichtpronominaler X 1 b z w . X 2 in dieser P o s i t i o n ) . Semantische I d i o s y n k r a s i e n sind f ü r beide Strukturen, (75 b) und (76 b), konstatierbar, ein weiteres Faktum, das für eine S t r u k t u r wie (74 a) und gegen eine S t r u k t u r wie (74 b) s p r i c h t . In (75 e) muß die Hose als Komplement von V 0 :OBERziehen angenommen werden: ( 7 5 ) e. er will die Hose [üBERziehen] In semantischer Hinsicht unterscheiden sich die S t r u k t u r e n ( 7 5 ) und ( 7 6 ) darin, daß in solchen wie ( 7 5 ) das interne Argument der b e t r e f f e n d e n Präposition (in X 0 in V 0 ) in irgendeiner Hinsicht als bekannt vorausgesetzt wird und syntaktisch nicht mehr als NP realisierbar ist ( v g l . (77 d ) ) , weshalb sich die Valenz von V 0 nur dann um l erniedrigt, wenn P0 ein NP-Komplement bes i t z t , nicht aber, wenn ( w i e in (72 a ) ) P 0 ein PP-Komplement bes i t z t ) ; in S t r u k t u r e n wie ( 7 6 ) hingegen übernimmt das p r ä f i g i e r t e Verb h ä u f i g das interne Argument der Präposition, während das externe Argument von P 0 , d . i . bei (77 a) ein Laken, als mit-Phrase realisierbar ist, v g l . : ( 7 7 ) a. b. c. d. e.

Er zieht ein Laken über das Bett. Er zieht ein Laken ü b e r , Er ü b e r z i e h t das Bett. * weil er ein Laken das Bett ü b e r z i e h t weil er das Bett mit einem Laken überzieht

Insbesondere die N i c h t - R e a l i s i e r b a r k e i t des internen Argumentes der Präposition in V^ ( m i t anderen Worten: die oben erwähnte Beschränkung des V e r b - M o d i f i k a t o r s auf X 0 b z w . Pronomina) spricht für die hier vorgeschlagenen S t r u k t u r i e r u n g e n . Man beachte insbesondere, daß alle genannten grammatischen Phänomene für Phrasen wie [ a b k l o p f e n ] . [aufmachen], [zumachen] und solche wie überziehen] u s w . gleichermaßen gelten. Beispielsweise v e r f ü g e n

64

auch

ab.

auf.

zu in den genannten unfesten

nicht über interne Argumente;

Verbpräfigierungen

für Phrasen wie (73 b)

ist jedoch

eine Struktur wie (74 b) kaum zu rechtfertigen. Schließlich

ist

festzustellen,

Strukturierung (74 a)

daß die hier

vorgeschlagene

adäquat die Bedeutungsverhältnisse bei den

0

zahlreichen V -Strukturen mit P-Pronomina zu erfassen vermag, wie auch Bedeutungsunterschiede, a,b) vs.

wie wir sie bezüglich der Sätze (68

S. 59 festgestellt hatten (vom Spielplatz her etwas werfen vom Spielplatz etwas h e r w e r f e n ) .

semantische

In l e t z t e r e m Fall w i r d die

Markierung [+DIRECTIONAL] auf V0 übertragen,

im er-

steren auf pl ( v o m Spielplatz). Entsprechende semantische M o d i f i kationen m i t , wie gesagt (S. 5 9 ) , zahlreichen Idiosynkrasien gen bei V 0 -Strukturen wie heraustragen., herausspionieren. den.

davonmachen, [darüber her machen], runterspielen.

lie-

weqredurchma-

chen, dazwischenreden, (da)reinreden u s w . vor, v g l . : (78)

a. er macht sich davon b. * er macht sich von hier

Inwieweit

die

von Wunderlich ( 1 9 8 4 ) )

Strukturen gesehenen Sätze (79 a , b ) (75 b) unterscheiden, (79)

parallel

[P 0 -V 0 ]-

zu

sich von solchen wie (74 a ) /

soll hier nicht d i s k u t i e r t werden:

a. weil er das Moor [trocken legt] b. weil er [Klavier s p i e l t ] c. weil er die Weintrauben [platt t r i t t ]

Für

entsprechende Strukturen wurde vielfach auch eine

Clause-Analyse d i s k u t i e r t (s. Weuster ( i . V . ) ) .

Chomsky (1981: 105 f f . ,

Small-

167 f f . ) ;

Schon aufgrund der Akzentverhältnisse ist

eine

Small-Clause-Analyse der hier besprochenen Verb-Präfigierungen mit P-Lexemen allerdings nicht möglich, vgl. (80 a , b ) vs. (80

c,d) : (80)

a.

* weil er ein Laken überZOG

b.

* weil er die Tür aufBRACH

c. weil er die Blumen platt GOß

65

3.4.

Die präpositionalen Wortarten des Neugriechischen.

3 . 4 . 1 . Allgemeines. Wie gesagt v e r f ü g t das Neugriechische ebenso wie das über

die

Deutsch

Lexemklasse Präpositionen. und

Die Unterschiede

zwischen

Neugriechisch b e t r e f f e n h i n s i c h t l i c h dieser

klasse i m w e s e n t l i c h e n ( s . jedoch 3 . 4 . 2 . ) tionen

Deutsche

e i n z e l n e r Lexeme.

Insofern im

prinzipiell linksperipher ( d . i .

die Wortart-Spezifika-

Neugriechischen

0

tP -XP])

LexemP-Lexeme

a u f t r e t e n müssen,

f ü g t das Neugriechische nicht über die Wortart PostP.

ver-

Zu konsta-

tieren sind folgende Wortarten:

3 . 4 . 2 . Die Wortart

PräP(g).

Die Wortart PräPlg) sei

für das Neugriechische wie f o l g t d e f i -

niert : Ein Lexem der Wortart PräPig} (a) besitzt ein Komplement, (b) bildet mit diesem gemeinsam eine Phrase pl, (c) w e i s t seinem Komplement eine b e s t i m m t e (d)

-Rolle zu,

e r l a u b t bei pronominalem Komplement a u s s c h l i e ß l i c h eine

so-

genannte starke Form und (e)

i s t links-peripher. Im

Unterschied zum Deutschen nehme ich für die neugriechische

PP eine s t r u k t u r e l l e Kasus-Zuweisung an. g i e r t e n NP w i r d g r u n d s ä t z l i c h

D.h.,

e i n e r von P 0 re-

der A k k u s a t i v z u g e w i e s e n . Ausnahmen

h i e r z u sind l e x i k a l i s c h m a r k i e r t : (a)

Aus P0

der K a t h a r e v u s a in die D h i m o t i k i übernommene regieren den G e n i t i v ,

transitive

der dann h ä u f i g in der für die Ka-

tharevusa ü b l i c h e n m o r p h o l o g i s c h e n Form r e a l i s i e r t w i r d : (81) a. pro christou 'vor C h r i s t u s ' b. pro panton 'vor a l l e m ' Die meisten der aus der K a t h a r e v u s a übernommenen P-Lexeme sen überdies schon den A k k u s a t i v zu (s.

( 9 0 ) , S. 7 1 ) .

las-

66

(b) Entsprechende,

nach (a) gebildete PPs sind stark f o r m e l h a f t ,

nicht selten zu festen Verbindungen oder zu W ö r t e r n e r s t a r r t :

( 8 2 ) a. entaxi 'in Ordnung 1 ( en 'In' mit altem Dativ) b. is i j i a n 'zum W o h l ' (c) Neben P-Lexemen aus der Katharevusa regieren auch solche P0 den G e n i t i v , welche in der schon für das Deutsche geschilderten Weise (s. S. 49 f . ) aus [P 0 -N 0 ]-Syntagmen neu entstanden sind. Zu der unter (c) genannten Gruppe von PräPig} zählen (unter ander e m ) kata mlkos 'entlang 1 , pros ofelos ' z u g u n s t e n ' und, schon als Zusammenschreibung, exetias ' i n f o l g e ' : ( 8 4 ) a. ek tis etias ===> exetias von der Folge infolge b. exetias tis vrochis infolge des Regens-GEN. c. pros ofelos ton i p a l i l o n zugunsten des Beamten-GEN. Die Herausbildung neuer ( t r a n s i t i v e r ) P 0 -Lexeme scheint im Neugriechischen auf R e s t r u k t u r ierungen wie unter ( 8 3 ) beschränkt zu sein: P1

(83)

p0

P1

HP

P0

===>

/\Npgen

N0

NP9 en

/\ 0

P0

N

Die von P0 in der r e s t r u k t u r i e r t e n Phrase dominierten N 0 erlauben keinen A r t i k e l mehr, werden in ihrer D i s t r i b u t i o n auf die P 0 -Fügung eingeschränkt und verlieren mehr und mehr ihre Bedeutung: ( 8 4 ) d. kata mikos tou potamou entlang

des Flusses

67

( 8 4 ) e.

* kata to mikos tou potamou nach der Länge des Flusses

Die für das Neugriechische bisher undokumentierte Erscheinung bedarf näherer Untersuchungen. Ihr Ausmaß ist z,Zt. nicht beurteilbar

(entsprechende Syntagmen bleiben im folgenden

unberücksich-

tigt). Dementsprechend nehme ich an, daß die den Genitiv regierenden pß-Lexeme im Lexikon h i e r f ü r markiert sind, während ansonsten in einer P^-Phrase einer NP strukturell der Akkusativ zugewiesen w i r d . Einzelne Lexeme regieren sowohl Genitiv wie Akkusativ; Unterschied kann bedeutungsdifferenzierend sein (s. ( 9 0 ) ) .

der

Die oben genannte S p e z i f i k a t i o n (d) für P r ä P i g ) bezieht sich auf die D i s t r i b u t i o n sogenannter schwacher (klitischer) bzw. starker Pronomina in PPs.

Zu d i f f e r e n z i e r e n ist

nämlich im Neu-

griechischen zwischen P-Lexemen, welche mit einem schifachen nomen eine pl bilden können (aber nicht mit einem starken),

Pround

solchen, die nur starke Pronomina regieren können. Zu ersteren gehört z . B . mazi 'zusammen/ m i t 1 , zu letzteren me ' m i t 1 : ( 8 5 ) a. mazi

mou

zusammen mit mir-GEN.schwach b. * mazi mena c.

zusammen mit mich/mir-stark mazi me mena zusammen mit

mich-AKK.stark (zusammen mit

d. * mazi me mou zusammen mit mir-GEN.schwach ( 8 6 ) a. me mena mit mich-AKK.stark ( m a t mir) b. * me mou mit mir-GEN.schwach

c. * me me mit mich-AKK.schwach (87) * me mazi [ . . . ] mit

zusammen

mir)

68

Vie aus (85 c) vs. (87) folgt, besitzen die P-Lexeme mazi und pie auch innerhalb einer PP eine unterschiedliche Distribution. aazi ist ein intransitives P"-Lexen, me ein transitives. Entsprechend den für das Deutsche vorgestellten Überlegungen (S.43 f f . ) , welche in den relevanten Punkten ebenso für das Neugriechische gelten, nehme ich für Phrasen wie (85 c) eine Struktur wie (88 a) an: ( 8 8 ) a.

p0

P0

NP

mazl

me

me na

ist also ein intransitives Pe-Lexem, das, wie (85 a) zeigt, mit der kl itischen (schwachen) Form eines Personalpronomens eine PP bilden kann; insofern nicht-pronominale NPs nicht von mazi regiert werden können i*[mazi tou Joraoul 'zusammen mit Georg'), ist die Annahme der Intransitlvität dieses Lexems (und weiterer) entgegen Ingrla (1981: 68) gerechtfertigt: Wörter dieser Art können keine NP regieren. Wir weisen daher Phrasen wie (85 a) die Struktur (88 b) zu, in welcher wir den Kasus (stets Genitiv) des klitischen Pronomens als nicht von mazi zugewiesen betrachten:

(88) b. t +pro] mazi

mou

Es erhebt sich bei (88 b) natürlich die Frage, worin der Genitiv des klitischen Pronomens begründet ist. Hie gesagt weisen auch Nomina im Neugriechischen (wie im Deutschen) keinen Kasus zu, sondern in einer NP wird der Kasus nominaler Nicht-Köpfe strukturell (als Genitiv) zugewiesen. Ferner treten an N1 adjungiert rechtsperipher dieselben klitischen Pronomina auf wie in Strukturen wie (88 b ) :

69

(88) c. [to [proto s p i t i ] m o u ] d.

[+pro] proto spitl (erstes Haus)

mou (mein)

Nun teilen N 0 und P0 das Merkmal [-V]. Wir können mithin die D i s t r i b u t i o n genitivischer klitischer Pronomina in [-V]-ProJektionen mit einer Regel wie ( 8 9 ) generalisieren: (89)

[ ...

t - V ] l [+pro: k l i t i s c h / G E N I T I V ] ]

N a t ü r l i c h erhält mou in (88 b) auch keine -Rolle von maiL; ebenso wie in NPs wie (88 d) die semantische Funktion des ( k l i t i schen) Pronomens strukturell festgelegt ist ( d . i . Possessiv), gilt dies f ü r PPs wie (88 b), woraus sich der Bedeutungsunterschied zwischen (88 a) und (88 b) ebenso e r k l ä r t wie die Restriktionen für die Besetzung von P0 in (88 b). Soweit ich sehe, ist (88 b) auf lokale (und a l l e n f a l l s noch gewisse temporale) P0 festgelegt; das k l i t i s c h e Pronomen e r f ü l l t dabei keine Argamentfunktion (bzgl. P 0 ) , sondern ist obligatorisch semantisch dahingehend s p e z i f i z i e r t , daß es die personale ( ! ) Umgebung der von P 0 s p e z i f i z i e r t e n Relation ausdrückt. Demzufolge können sich Phrasen wie mazi/piso/brosta frou 'zusammen mit/hinter/vor ihm' nicht auf Unbelebtes beziehen ( z . B . auf ein A u t o ) ; dementsprechend besitzen Strukturen wie (88 a) und (88 b) unterschiedliche Distributionen ( v g l . [ tha to oaro mazi moiil 'ich werde es [ m i t m i r ] nehmen' vs. ??Ctha to paro mazi me menaJ: [to echo mesa mou] vs. [to echo mesa se mena]. 'das habe ich [ i n m i r ] ' vs. 'das habe ich in etwas, was mir gehört 1 , u s w . ) . In Strukturen wie (88 b) kann, wie gesagt, nur eine beschränkte Anzahl intransitiver P 0 -Lexeme eingehen; unter anderem handelt es sich um die hochfrequentierten Lexeme piso ' h i n t e r ' , pano ' ü b e r ' , dhexia 'rechts', aristera ' l i n k s ' , bros ' v o r ' , mesa 'inn e n ' . Die b e t r e f f e n d e n Lexeme gehören zu der in 3 . 4 . 3 . differenzierten Wortart AdvPig} und besitzen durchweg lokale Bedeutungen.

70

Idiosynkratische Restriktionen (vgl. mesa mou 'in m i r 1 vs. ??exo mou 'außer m i r 1 ) sind, wie das gesamte Phänomen, nicht e r f o r s c h t . Wie

im Deutschen PräP können auch im Neugriechischen

Komplemente 1

unterschiedlichen syntaktischen Typs

PräPig}

regieren (NP,

1

P - d, na_-Konstruktion) · Unter C verstehen wir (s. S. 48) SatzStrukturen mit einleitendem Complementizer (oti, pos. pou ' d a ß ' , u s w . ) , unter der na_-Konstruktion verstehen wir mit der Partikel na eingeleitete Konstruktionen: thelo [na echo l e f t a l 'ich w i l l [Geld h a b e - I . S G . ] ' , vgl. zu beiden Konstruktionen 3 . 4 . 4 . 1 . pl kann entsprechend unseren bisherigen Ausführungen sowohl durch ein intransitives P-Lexem gebildet werden, wie durch ein transitives mit seinem Komplement. Die Anzahl der transitiven P 0 -Lexeme ist im Neugriechischen bedeutend geringer als im Deutschen. ( 9 0 ) gibt eine A u f l i s t u n g der entsprechenden Lexeme gemäß ihrer Rektionseigenschaften; nicht aufgenommen wurden auf bestimmte feste Wendungen eingeschränkte Lexeme (pro ' v o r ' , en ' i n ' , u s w . ) sowie präpositionsuertlge Fügungen (entsprechend ( 8 3 ) / ( 8 4 ) ) . Nicht als PräP{g) klassifiziert wurden bestimmte in 3.5. zu behandelnde Sonderfälle; ferner aufgrund diverser (hier nicht i n teressierender) syntaktischer Eigenschaften anders zu k l a s s i f i zierende Lexeme wie ma 'aber', kalos ' w i l l k o m m e n ' , anathema 'verf l u c h t ' , na. ' d a ' (vgl. Householder et al. (1964: 34; 152 f . ) und zu na. Christidhis ( 1 9 8 5 ) ) . ( 9 0 ) weist wahrscheinlich nicht alle zu berücksichtigenden Lexeme a u f , mit Sicherheit jedoch die hochfrequentierten. Nach der Auszählung Householders et al. (1964: 34) ist in literarischen Texten im Durchschnitt folgende Verteilung zu beobachten: se 60,7%, apo 17,1%, 1ia 15,6%, alle anderen PräPig} gemeinsam 6,6% (kata 1,2%, os 1,2%, pros 0,8%, para 0,8%; san. das wir hier nicht als PräPig} k l a s s i f i z i e r e n , wurde in dieser Statistik als solche m i t g e z ä h l t [ 2 , 7 % ] ) . Diese Häufigkeitsverteilung bestätigt sich bei der Auszählung weiterer Texte. Die E r m i t t l u n g weiterer PräP{g> obliegt der zukünftigen Forschung.

71

(90)

a. Kasus-regierende P r ä P ( g )

NCR. :

DEUTSCH: 5 )

anti(s)

(an)statt

dhiamesou

durch

NP-GEN. / N P - A K K . . pl. na-K . NP-GEN.

ektos enantion

außer entgegen

NP-GEN. /NP-AKK. , P1 NP-GEN.

iߣr-

f ü r , zugunsten

NP-GEN. /NP-AKK.

7

)

fcajLäL logo

gemäß, gegen NP-GEN. / N P - A K K . wegen, a u f g r u n d NP-GEN.

7

)

me_ta.

nach, hinter

NP-GEN. /NP-AKK. , P1, C*

meso me tax i para

durch zwischen bei, trotz

NP-GEN. NP-GEN. NP-GEN. / N P - A K K . , C 1

b. Nicht-Kasus-regierende

5 6

7 8

KOMPLEMENT-TYPEN;

6

7

6

)

)

7

)

)

P r ä P i g } < struktureJ Jer Akkusa t l v )

apo choris dhichos i same iia mg. mechri fii prin pros

von ohne ohne bis für mit bis bis vor zu, nach

NP, P1 NP, na-K. NP, na-K. NP NP, pl, na-K. NP NP, P1, C*, na-K. NP, Pl, C 1 , aa.-K. NP, P1, na-K. NP 8)

se

in, zu

NP

Die deutschen Entsprechungen dienen bezüglich der großen Bedeutungsbreite neugriechischer transitiver P^-Lexeme nur einer ganz groben O r i e n t i e r u n g s h i l f e . Vgl . zur Semantik S. 136 ff. Der Unterschied in der Kasus-Rektion ist in diesen Fällen wahrscheinlich nicht bedeutungsdif ferenzierend; die AkkusativRektion ist ideolektal b z w . dialektal bedingt. Normalfall ist Genitiv-Rektion; vgl . S. 161 ff. Akkusativ- und Genitiv-Rektion sind möglicherweise bedeutungsunter sehe idend; vgl. S. 161 ff. Genitiv-Rektion nur noch in einigen festen Hendungen, vgl. S. 161.

72

3 . 4 . 3 . Die Wortart

AdvP(g).

Unter der Wortart AdvP{g} seien im Neugriechischen die intransitiven Wörter der Lexemklasse P verstanden; die entsprechenden Lexeme können keine NP und demzufolge auch keine starke (nlchtklitische) Personalpronomen-Form regieren. Wörter der Wortart AdvPig} treten mithin in Strukturen wie (88 a) (S. 68) und (88 e) a u f : (88) a.

mazi

( 8 8 ) e.

me

mena

P1

l p0

mazi Die Anzahl der hierzu gehörenden Lexeme ist gegenüber der unter 3 . 4 . 2 . s p e z i f i z i e r t e n Wortart P r ä P i g ) sehr groß. Es erstaunt daher nicht, daß die betreffenden Lexeme h ä u f i g über verschiedene weitere D i s t r i b u t i o n e n v e r f ü g e n . Unter anderem zählt h i e r z u auch die bezüglich der Beispiele S. 67, ( 8 5 ) besprochene Distribution (88 b ) , d . h . das A u f t r e t e n von P^ vor einer klitischen Pronomin a l f o r m . Entsprechend unserer bisherigen Diskussion (auch hinsichtlich des Deutschen) weisen wir Phrasen wie unter (91 a , b , c ) eine Struktur wie in (88 a) (S. 68) zu: (91) a. mazi me mena zusammen mit mich-AKK.stark (zusammen mit mir) b. piso apo sena hinter von dich-AKK. stark (hinter

dir)

73

( 9 1 ) c. meta nach d. meta nach

apo sena von dich-AKK.stark (nach dir) esena dich-AKK.stark (nach dir)

Die Besonderheit an Phrasen wie in (91 a-c) ist ihre Semantik. Semantisches Kennzeichen von Strukturen wie (88 a), S. 68, ist das schon bezüglich des Deutschen f ü r dieselben Strukturen festgestellte Faktum, daß jede p!-Phrase entweder selbst von der anderen m o d i f i z i e r t werden kann b z w . die andere selbst m o d i f i z i e r e n kann. Ebensowenig wie in ( 3 3 ) , S. 43, ([hinten [auf dem T i s c h ] ] ) hinten der P* [auf dem Tisch] eine semantische Rolle zuweist, tun dies mazi oder piso in (91), welche lexikalisch nicht für interne Argumente s p e z i f i z i e r t sind. Daß in Phrasen wie ( 9 2 ) , ( 9 2 ) meta choris esena

nach ohne

dich

(danach, ohne dich)

weder die rechtsperiphere P1 (choris esena) die linksperiphere noch die linksperiphere die rechtsperiphere m o d i f i z i e r e n kann, ist auf semantische Eigenschaften der jeweiligen P^-Phrasen zurückzuführen, nicht aber auf eine besondere, von (88 a) unterschiedene syntaktische Struktur. Denkbar wäre ja auch, anstelle einer Struktur wie (88 a) eine solche wie ( 9 3 ) anzusetzen, in welcher die betreffenden P-Lexeme ein P^-Komplement besitzen, was mit ihrer lexikalischen Spezifikation für ein internes Argument einhergehen müßte: P1

(93) P0

mazi meta/piso

pl

me mena apo sena

74

Eine S t r u k t u r i e r u n g

wie ( 9 3 )

die

Phrasen auch eine andere interne

entsprechenden

ist

aus dem Grunde inadäquat,

weil

Strukturie-

rung ( m i t derselben S e m a n t i k ! ) erlauben, nämlich lineare Abfolgen wie in ( 9 4 ) :

( 9 4 ) a. me mena mazi b. apo sena piso c. apo sena meta Andererseits 3.4.2.

P 0 -Komplementstrukturen,

sind

wie wir

sie

in

besprochen hatten, obligatorisch m i t linksperipherem Kopf

([pß-XP])

strukturiert,

was auch im Falle

von

pl-Komplementen

von P r ä P i g } g i l t :

(95)

a. apo 'dho

von hier b. * ( e ) ' d h o apo hier c. os

von

se mia

ora

bis in einer Stunde d. * se mia

ora

os

in einer Stunde bis Für Phrasen wie (91 a-c) r i e r u n g wie in (88 a) der b e t r e f f e n d e n (und

in Frage,

(intransitiven)

kommt m i t h i n nur eine Struktuin welcher P* nicht

Komplement

P" ist, sondern ihr M o d i f i k a t o r

umgekehrt).

P r i n z i p i e l l ist mit

usw.

eine S t r u k t u r wie (88 a)

also für alle Lexeme

der W o r t a r t - S p e z i f i k a t i o n AdvPig} m ö g l i c h .

bisherigen Forschung nicht erkannt wurde ist bestimmte

der

darin begründet, daß

Besetzungen dieser S t r u k t u r

Bedeutungen

involvieren, welche in anderen Sprachen über einfach

strukturier-

te

lexematische

Daß dies in

PPs kodierbar s i n d .

griechische Lexeme;

Wie wir sahen ( 3 . 4 . 2 . ) , v e r f ü g t das Neu-

ja nur über eine sehr geringe Anzahl transitiver

P-

diesen rund 20 Lexemen stehen z . B . im Deutschen u n g e f ä h r

200 ( v g l . W i t t i c h ( 1 9 7 4 ) , Schröder ( 1 9 8 6 ) ) gegenüber. Eine 0 [P0-XP]-Struktur ( m i t XP als P -Komplement) v e r f ü g t im Neugriechischen m i t h i n über w e i t a u s geringere semantische Möglichkeiten als im Deutschen. Die b e t r e f f e n d e n semantischen Relationen, wel-

75

ehe in anderen Sprachen ( w i e dem Deutschen) a u f g r u n d der großen Anzahl transitiver P-Lexeme durch eine P 0 -Komplement-Struktur ausdrückbar sind, werden nun im Neugriechischen h ä u f i g durch Strukturen des Typs (88 a) ausgedruckt. Zahlreiche S t r u k t u r e n dieser Art sind bezüglich des semantischen Zusammenspiels von intransitiver P0 und P1 ( b z w . und P0 in P 1 ) festgelegt. Beispielsweise bedeutet pano+apo ( O b e n ' + ' v o n ' ) über, pano-t-se ( ' o b e n ' + ' i n / a n ' ) auf, u s w . Nichtsdestotrotz müssen die b e t r e f f e n d e n Phrasen aus den genannten syntaktischen und semantischen Gründen syntaktisch wie in (88 a) s t r u k t u r i e r t sein. Hier noch stärker als im Deutschen machen wir also die Beobachtung, daß die t r a n s i t i v e n P-Lexeme eine große Ähnlichkeit mit funktionalen Elementen ( s . S . 30) besitzen; ihre Bedeutung ist nicht selten auf ein M i n i m u m red u z i e r t ; in Kombinationen der erwähnten Art besitzen die transitiven P-Lexeme ( i m Unterschied zu den i n t r a n s i t i v e n ) keine deskriptive Bedeutung ( i . S . von Abney ( 1 9 8 6 ) ) . In a l l e n bisherigen grammatischen Beschreibungen des N e u g r i e chischen wird aufgrund der genannten semantischen V e r h ä l t n i s s e eine W o r t a r t präpositionaler Ausdruck ( T z e r m i a s (1969: 2 3 4 ) ) oder präpositionales Adverb (Householder et a l . ( 1 9 6 4 : 3 5 ) ) oder uneigentliche Präpositionen (Thumb ( 1 9 1 0 ) ) u s w . d i f f e r e n z i e r t . Unter Lexemen dieser Art werden diejenigen A d v P i g ) verstanden, welche mit einer P 0 in P1 in einer S t r u k t u r wie (88 a) besondere semantische Relationen b i l d e n . Dennoch handelt es sich auch in diesen Fällen um lediglich in semantischer Hinsicht ausgezeichnete Besetzungen derselben S t r u k t u r (88 a), weshalb hier die b e t r e f f e n den intransitiven P-Lexeme nicht als spezielle Wortart d i f f e r e n z i e r t werden. ( 9 6 ) listet die wichtigsten Kombinationen dieser Art auf:

76

( 9 6 ) AdvP ( P 1 )

p0

in

pi

DEUTSCH:

anamesa

apo/se

zwischen

antikri

se apo/se apo apo apo/se

gegenüber

se se apo se se kata

r u n t e r / d r u n t e n in

apenandi apeki apo pera bros ta chamo dhipla exo isja

istera j iro kato konta kr ifa makr ia

mazi mesa pano parapera pera piso plai simfona

me apo apo/se apo se se apo apo me se apo se apo se apo se se me

gegenüber jenseits jenseits vor neben d r a u ß e n vor, a u ß e r h a l b d r a u ß e n an/ in bis in

bis z u . . . h i n bis zu nach um unter unter in der Nähe von heimlich vor f e r n von zusammen mit innerhalb, i n . . . auf, hinauf über über . . . hinaus hinüber zu hinter h i n t e n an neben an gemäß, nach

hinein

77

Mit unseren bisherigen Analysen überein stimmen Phrasen wie unter ( 9 7 ) , mit einer (88 b) (S. 68) entsprechenden S t r u k t u r wie unter ( 9 8 ) : ( 9 7 ) a. apo pano sou b. apo kontd sou c. apo brosta sou

'von über d i c h ' 'von nah d i c h 1 'von vor d i c h '

(98)

P1

apo

pano

[tpro]

sou

apo r e g i e r t als PröPig) ( u n t e r anderem) eine P 1 -Phrase, welche, wie e r s i c h t l i c h , auch in sich komplexer s t r u k t u r i e r t sein kann. Zu verschiedenen weiteren, hier nicht interessierenden D i s t r i butionen intransitiver P-Lexeme im Neugriechischen vgl. Householder et a l . (1964: 35 £ £ . ) .

3.4.4.

Weitere Distributionen.

3.4.4.1.

Complementizer.

Wie im Deutschen sind im Neugriechischen Lexeme k o n s t a t i e r b a r , welche a u s s c h l i e ß l i c h als Complementizer a u f t r e t e n . fenden

Lexeme ( z . B .

oti.

pos,

pou)

(99) a.

daß

betref-

b i l d e n S t r u k t u r e n wie

(99 a ) :

oti

Die

a f t o s erchete er kommt

in

78

Bezüglich der Struktur der na_-Konstruktionen ist z.Zt. keine Klarheit zu gewinnen. Strukturen wie (99 b) ( m i t * als Compleaentizer ohne phonologische Form) bzw. (99 c) wären hier alternativ zu einer solchen wie (99 d) zu diskutieren (zu einer Diskussion relevanter Strukturen im Rahmen der GPSG [generalized phrase structure grammar] vgl. Horrocks (1983 a ; b ) ; i . R . der ( R ) E S T Berendsen/Zonneveld (1984), Christidhis (1981), Filipaki-Harburton (1970; 1977; 1981; 1985), Horrocks/Stavrou (1985), Ingria (1981), Joseph (1980; 1983), Kakouriotis (1980), Sakellariadhi (1979), Veloudhis (1985), Veloudhis/Filipaki-Harburton (1983; 1984)): C1

(99) b. C»

na e l t h i s

[kommst-II.SG.) c.

oste na t' akusis pou [es hörst-II.SG.] (sodaß du es herst) d.

VP

na elthis Für (99 d) in solchen Fällen, in welchen die na-Konstruktion als Verb-Komplement a u f t r i t t , sprechen verschiedene topologische Fakten (vgl. Filipaki-Harburton ( 1 9 8 2 ) ) . In Fries (1987 c: II. Teil) habe ich für bestimmte Fälle für (99 b) argumentiert. Möglicherweise sind in diversen Distributionen der Konstruktion unterschiedliche interne Strukturierungen anzunehmen. Auszuschließen ist auf jeden Fall die von Sakellariadhi (1979) vorgeschlagene K l a s s i f i k a t i o n von na als Complementizer, da na obligatorisch in Vl ( b z w . v") a u f t r i t t und mit dem engeren Verb-

79 komplex ( d . i . V 0 ohne nicht-klitisches Komplement) eine untrennbare Einheit bildet ( * t n a esi e l t h i s ] ' n a - d u - k o m m s t r ) .

Für die hier besprochenen Präpositionen ist die Lösung dieses Problems lediglich Insofern interessant, als gegebenenfalls mit P-Lexemen zu rechnen wäre, welche VP-Komplemente erlauben.

3 . 4 . 4 . 2 . Mehrere Konstituenten

in P 0 .

Wie im Deutschen (vgl. S. 49 f f . ) ist

auch im Neugriechischen

0

mit einer Mehrfachbesetzung von P zu rechnen. Soweit ich sehe handelt es sich h i e r b e i lediglich um präpositionale Fügungen des S. 66 erwähnten Typs pros ofelos u s w . ( v g l . ( 8 3 ) S. 6 6 ) . Fälle wie tos Tse F m i a o r a l l l ' [ b i s [ i n [einer S t u n d e ] ] ] ' sind als [P 0 -? 1 ]-Strukturen zu betrachten mit pl (se mia o r a ) als

Komplement von P 0 (o_s_) .

3 . 4 . 4 . 3 . Morphologisch komplexe P 0 / Pronomina. P-Pronomina und morphologisch komplexe P-Lexeme generalisierbarer Bildungstypen des für das Deutsche besprochenen Typs ( 3 . 3 . 4 . 4 . , S . 5 5 f f . ) existieren i m Neugriechischen nicht. A l l e morphologisch komplexen P-Lexeme sind mehr oder weniger stark i d i o m a t i s i e r t ( 1 i a t i ' w a r u m ' b z w . ' w e i l ' ; olotela ' g ä n z l i c h ' ; k a talis 'auf dem Boden'; apenanti 'gegenüber/hinüber 1 ; u s w . ) .

3 . 4 . 4 . 4 . Präpositionen a l s P r ä f i x e . Im Gegensatz zum Deutschen v e r f ü g t das Neugriechische nicht über unfeste V e r b - P r ä f i x e . Verschiedene P-Lexeme sind jedoch als Präfixe produktiv (apo, kato. meta, para u . a . ) , wenn auch in weit geringerem Maße als im Deutschen ( v g l . Chila-Markopoulou (1983); Motsiu (1983), R a l l i (1986; i . V . ) ) . D i e betreffenden Bildungen v e r f ü g e n m i t h i n a l l e über morphologische Strukturen des Typs (100 c); für V 0 v g l . (100 a , b ) :

80

(100)

a.

apotrogo

'auf-essen, f e r t i g essen 1

b.

Affix apo

trogo

c. Affix

3.5. Sonder f ä l l e im Deutschen und im Neugriechischen. 3.5.1. Vergleichskonstruktionen und Vergleichbares. Verschiedene Argumente sprechen d a f ü r , im Deutschen als und wie in diversen Distributionen zu den P-Lexemen zu rechnen ( v g l . Wunderlich ( 1 9 8 4 ) ) . W u n d e r l i c h (1984: 76) f o r m u l i e r t einen "Kong r u e n z f i l t e r " wie (101), um das Prinzip zu bewahren, daß in eine PP nicht "von außen hineinregiert werden kann":

(101) * [NP X - [P NP] - V] aKASUS ßKASUS für: a X ß und P = alsr vie X enthalt keine freie lexikalische NP (101) t r i f f t auf Fälle wie (102 a) zu; ein Filter wie (101) m ü ß t e , allerdings nur f a k u l t a t i v , auch für außer geltend gemacht werden, das gewöhnlich als Konjunktion k l a s s i f i z i e r t w i r d ( D ü k kert/Kempcke (1984: 7 4 ) , Crössmann (1973: 2 2 ) ) : (102)

a. sie verhält sich [ w i e ihre M u t t e r ] b. niemand [außer ich] kam c. niemand [außer m i r ] kam d. ich erinnere mich all dieser V o r f ä l l e nicht mehr [außer eines einzigen] / [außer einen einzigen]

81 Im Neugriechischen handelt es sich bei san 'als, w i e ' um einen vergleichbaren Fall (s. (103 a ) ) ; h i n z u kommen auch die para-Komp a r a t i v - K o n s t r u k t i o n wie in (103 b) und schließlich 1 iaL- und apoKonstruktionen wie in (103 c , d ) : (103)

a.

[san andras] als Mann-NOM.SG.

dhen akslzi tipota ist er nichts wert

b. ine perisotero vlakas er ist c.

[para p l u s i o s ]

eher ein Blödmann

als

reich-NOM.SG.

[apo dhimarchos] ejine klitiras vom Bürgermeister-NOM.SG. wurde er Bote

d. [ j i a dhimarchos] f ü r Bürgermeister-NOM.SG.

ine vlakas ist

er ein Blödmann

Zu diesen Fällen liegen keine Untersuchungen vor.

Man beachte

jedoch, daß die b e t r e f f e n d e n Phrasen ( w i e in ( 1 0 3 ) ) keine PP-Dis t r i b u t i o n besitzen, daß sie m i t h i n nicht als P-Expansionen klass i f i z i e r b a r sind und demzufolge ein Filter wie ( 1 0 2 ) für das Neugriechische nicht möglich ist. Bei Phrasen wie in (103) handelt es sich offenbar um NPs, eventuell auch um einen Satz (s. 103 b ) ) , weshalb wir die b e r t e f f e n d e n Lexeme (san. para. apo. 1 Ja) in diesen Distributionen nicht als P^ k l a s s i f i z i e r e n . Dies t r i f f t Typs ( 1 0 4 ) zu: (104)

auch auf das deutsche f ü r in K o n s t r u k t i o n e n

des

a. Was für eine Frau! b. Was für ein Blödmann hat das getan?

für

ist

im Neuhochdeutschen in dieser D i s t r i b u t i o n

nicht

mehr

r e k t i o n s f ä h i g ( v g l . Fries (1988 e ) ) .

3 . 5 . 2 . Z w i l l i n g s f o r m e n u n d anderes. Als Sonderstrukturen sind Phrasen wie unter (105) a u f z u f a s s e n , die in der Forschung ( v g l . Fleischer (1982: 111)) unter die Zwillingsformen subsumiert werden:

82

(105)

a. Sie wohnen [Hand an Hand]. b. [Rücken an/gegen R ü c k e n ] c. [Hand in Hand] d. e. f.

[Hort auf H o r t ] [Punkt für P u n k t ] [ Z u g um Z u g ]

g. [Fragen über Fragen] stellte sie. Die

betreffenden

Phrasen (Zwillingsformen

mit

PraP)

wurden

bislang noch nicht einer detaillierten Untersuchung unterzogen. Aufgrund ihrer externen syntaktischen Eigenschaften (manche dieser Phrasen treten in NP-Distributionen a u f , s. (105 g), die meisten allerdings nur in P P - D i s t r i b u t i o n e n ) , ihrer internen syntaktischen und morphologischen Struktur ( A r t i k e l l o s i g k e i t der Nomina, Fehlen morphologischer Kasusmarkierung, z . T . Blockierung von Diminutivbildungen, u . a . ) und ihrer idiosynkratischen Semantik (geringe Fähigkeit zur Substituierung durch andere Nomina bzw. durch andere PräP; Fixierung auf zweifaches A u f t r e t e n desselben Nomens, und anderes) weisen wir diesen Phrasen Lexem-Status zu. Eine Einzeluntersuchung steht, wie gesagt, a u s . Zvillingsformen mit und ohne PräP(g) treten auch im chischen offenbar in großer Anzahl a u f : (106) a. chrono me Jahr

to

chrono

mit ART Jahr

b. f o t i a sti

Neugrie-

(Ja.br um Jahr)

fotia

Feuer ins Feuer (Streit gegen Streit) c. o f t h a l m o s a n t i ofthalmou Auge gegen Auge-GEN. (Aag'um Auge) d. f a s u l i to f a s u l i ( j e m i z i to s a k u l i ) Bohne ART Bohne (Bohne mit Bohne [ f ü l l t sich der Sack]) e. cheri ( m e ) cheri Hand mit Hand (Hand in f.

cheraki

Hand)

cheraki / * [cheraki me c h e r a k i ]

Händchen Händchen (Hand in Hand) g. ticho ticho Hand Hand (dicht an der Hand entlang) h. vima pros vima Schritt f ü r

Schritt

83

Wie im Deutschen zeichnen sich solche Phrasen auch im Neugriechischen durch diverse Idiosynkrasien aus ( z . T . Artikellosigkeit der Nomina, in manchen [ w i e (106 e ) ] kann die PräP(g) ohne Bedeutungsveränderung ausfallen, in anderen nicht, Idiosynkrasien bei Diminutivbildungen, s. (106 f) vs. (106 e), Idiomatisierung ts. (106 g ) ] , Festlegung auf bestimmte phonologische Varianten [in (106 d) ist die phonologische Variante fasoli. 'Bohne', ausgeschlossen], u s w . ) . Als besondere D i s t r i b u t i o n bestimmter P-Lexeme müssen auch die Fälle besonderer Graduierungs- b z w . Steigerungsphrasen (s. ( 1 0 7 ) ) , der Verlaufs form (s. ( 1 0 8 ) ) sowie ihr A u f t r e t e n in mathematischen Formeln (s. ( 1 0 9 ) ) angesehen werden: (107) a. b, c. (108) sie (109) a. b.

[am schönsten] / [am besten] [zu schön] [im geringsten] ist [am Schlafen] [null durch n u l l ] bleibt null [vier hoch zwei]

An all diesen Sonderstrukturen sind stets nur solche P-Lexeme beteiligt, welche dem diachron alten Bestand der P-Lexeme angehören, was in den analogen Fällen auch für das Neugriechische gilt. Während im Neugriechischen Fälle wie (107 a) unter generelle Bedingungen für Vergleichskonstruktionen f a l l e n (vgl. 3 . 5 . 1 . ) und die durch Konstruktionen des Typs (108) ausdrückbaren Informationen Regularitäten der Verbflexion unterliegen (AORIST-Bildung vs. Nicht-AORIST, u s w . ) , treten in mathematischen Formeln neben den archaischen Wörtern sin ' p l u s 1 , epi, ' m a l 1 , dhia, ' d u r c h ' , plin/ mion, ' m i n u s ' , auch die in gewöhnlichen P-Expansionen a u f t r e t e n den Lexeme apo. 'von=weniger', und se, 'in=durch', auf (die genannten archaischen Wörter treten sonst nur noch in bestimmten Wendungen a u f , z . B . plln emou. Ohne m i c h 1 ) . Im folgenden lassen wir Lexeme in D i s t r i b u t i o n e n der genannten Art unberücksichtigt.

84

3.6.

Zusammenfassung.

3.6.1. Neugriechisch und Deutsch verfügen gleichermaßen über eine Lexemklasse P, t - V - N ] , deren Expansionen sich durch typische Distributionen auszeichnen: (110) er wohnt meni (111) er kommt erchete

[in [einem Loch]] [se [mia t r o g l i ] ] [heute] [simera]

P-Expansionen besitzen die maximale Expansion P1; P-Lexeme verfügen sowohl im Deutschen wie im Neugriechischen über charakteristische Eigenschaften, welche z . T . aus den Markierungen [-V] und [-N] ableitbar sind, teils idiosynkratisch sind. Insbesondere handelt es sich bei [-V -N]-Lexemen um eine geschlossene Klasse, die nicht b z w . nur stark beschränkt über produktive Wortbildungsregeln vermehrt werden kann, obgleich die Klasse der P-Lexeme in beiden

Sprachen diachron betrachtet im Anwachsen b e g r i f f e n

ist;

der Lexembestand wird in diesem Bereich im wesentlichen über strukturierungen b z w . Entlehnungen (a. per, pro, vis-a-vis) mehrt. Im

Deutschen und im Neugriechischen

ist

zwischen

Rever-

transitiven

und intransitiven P-Lexemen zu d i f f e r e n z i e r e n . Erstere besitzen ein und nur ein internes Argument und ein (und nur ein, was aus generellen Bedingungen ableitbar ist) externes Argument, letztere nur ein externes Argument, Eine spezielle Untergruppe intransitiver P-Lexeme im Deutschen, die P-Pronomina, v e r f ü g t über ein inkorporiertes

Internes Argument.

In syntaktischer Hinsicht

ent-

spricht dem internen Argument ein (und nur ein, was aus generellen Bedingungen ableitbar ist) Komplement, welches - idiosynkratisch festgelegt - als NP, Cl oder P1 realisiert werden kann. Während im Deutschen P-Lexeme den morphologischen Kasus

ihres

NP-Komplementes regieren, t r i f f t dies im Neugriechischen nur auf eine lexikalisch markierte Untergruppe der P" zu, welche ihrem Komplement den Genitiv in

( b z w . A k k u s a t i v ) zuweisen;

der neugriechischen PP nominalen

der Akkusativ zugewiesen.

ansonsten wird

P-Komplementen

strukturell

85

3.6.2. Im Deutschen und im Neugriechischen verfügen die Lexeme der Klasse P0 über verschiedene Distributionen. Die intransitiven P0 treten generell in P 1 -Distributionen a u f , die transitiven bilden mit einem Komplement eine pl-Phrase. Erstere haben wir als AdvP bzw. als AdvPig) k l a s s i f i z i e r t . Während im Deutschen P0 idiosynkratisch vor oder hinter dem Komplement a u f t r e t e n kann, wobei ersteres den unmarkierten Fall darstellt, ist P0 im Neugriechischen prinzipiell linksperipher d i s t r i b u i e r t . Deutsche P-Lexeme, die rechtsperipher auftreten, haben wir als PostP klassifiziert, linksperiphere P0 als PräP; neugriechische transitive P0 bezeichnen wir als PräPig}. Die Anzahl der transitiven P-Lexeme ist im Deutschen und Neugriechischen sehr unterschiedlich. Im Deutschen ist mit ca. 200 Lexemen dieser Art zu rechnen ( v g l . die Aufstellungen von Wittich (1975) und Schröder ( 1 9 8 6 ) ) , im Neugriechischen mit ca. 20 ( v g l . unsere Aufstellung ( 9 0 ) S. 7 1 ) . Die Anzahl der intransitiven PLexeme d u r f t e sich in beiden Sprachen hingegen nicht wesentlich unterscheiden.

4.

PRÄPOSITIONEN

UND PRAPOSITIONALPHRASEN IN EINER

KONTRASTIVEN

ANALYSE.

4.1. Zur Methodik. Die vorliegende Untersuchung präpositionaler Syntagmen im Deutschen und im Neugriechischen ist, wie gesagt, teils dem Rahmen der theoretischen Komponente einer Angewandten Kontrastiven Linguistik. Deutsch - Neugriechisch zuzuordnen. Ich setze hierbei insbesondere den Anwendungsbereich des (geregelten) Zweitsprachenerwerbs ( h i e r : des Deutschen bzw. des Neugriechischen) voraus. Die in den folgenden Kapiteln vorgestellten Überlegungen und

Ergebnisse

sind mithin zwar grundsätzlich auf

den

Anwen-

dungsbereich des Zweitsprachenerwerbs bezogen, erfordern jedoch zu ihrer praktischen Nutzung, beispielsweise f ü r die Fehlertherapie, für die Didaktik des Deutschen, für die Entwicklung geeigneten Lehrmaterials, u s w . grundsätzlich gewisser Umformungen, ob vereinfachender Art ( w i e etwa für Zwecke der D i d a k t i k ) oder eher praktischer Art ( w i e z . B . zur Ausarbeitung von Lehrmater i a l ) , u s w . Wie betont sind mit der vorliegenden Arbeit keine direkten didaktischen Intentionen verbunden. Entsprechend dem genannten theoretischen Rahmen der

Untersu-

chung gehe ich für die Kontrastierung des Deutschen und Neugriechischen im folgenden prinzipiell von Daten aus, welche empirisch aus dem geregelten oder ungesteuerten Zweitspracherwerb des Deutschen b z w . Neugriechischen gewonnen wurden. Für den Zweitspracherwerb des Deutschen durch neugriechische Muttersprachler kann hierbei auf die von Eideneier (1976: 29-63), Keim et al. (1982) sowie Meese et a l . (1980: 48 f f . ) dokumentierten Fehler zurückgeg r i f f e n werden;

zudem beziehe ich mich auf Fehler-Sammlungen aus

von mir d u r c h g e f ü h r t e n Sprachprüfungen. Für das Neugriechische liegen keine diesbezüglichen empirischen Untersuchungen vor; lediglich Tzermias (1969) erwähnt gelegentlich von ihm beobachtete Fehler.

87

4 . 2 . überblick. Präpositionen und Präpositionalphrasen bilden besonders für den Z w e i t s p r a c h e r w e r b des Deutschen erhebliche Schwierigkeiten; entsprechende Fehler 1) wurden in der Literatur zum Zweitsprachenerwerb o f t in bezug auf ganz unterschiedliche Lerner-Muttersprachen genannt 2), wenn auch selten die v i e l f ä l t i g e n Möglichkeiten ihrer Ursachen mehr als ansatzweise besprochen w u r d e n . Unter Präpositionen wird in solchen Arbeiten stets nur die in K a p . 3 . 3 . 1 . d i f f e r e n z i e r t e Wortart PräP verstanden, d . h . W ö r t e r wie a u f , in, über u s w . , nicht jedoch intransitive Lexeme wie deutsch oben, unten, m i t t e n , hier u s w . , neugriechisch pano. kato. mesa, edho u s w . Eine solche Einschränkung bedingt, wie schon aus unserer Diskussion in Kap. 3. f o l g t , daß zahlreiche sprachsystematische Zusammenhänge in den betreffenden Sprachen nicht erkannt werden können. Präpositionen können systematisch in einer Einzelsprache nur insgesamt, als Lexemklasse P^ e r f a ß t werden; die Eigenschaften einzelner Lexeme dieser Klasse müssen sich generell nach den die P-Klasse charakterisierenden Eigenschaften richten, d . h . sie können a l l e n f a l l s Sub—Klassen konstituieren, nicht jedoch von der P-Klasse unabhängige Klassen. Entsprechend ist auch für die kontrastive Analyse verschiedener Sprachen zu berücksichUnter Fehler verstehe ich hier durchgängig errors, d . h . solche Fehler, die in der Kompetenz begründet sind. Fehler, die in der Performanz begründet sind, werden in der Fachliteratur meist als mistakes bezeichnet. Zur Geschichte und B e g r i f f s b i l dung der Fehler-Analyse v g l . die Bibliographien von Gutfleisch et al. (1979) und Palmberg ( 1 9 8 0 ) . V g l . allgemein B o u i l l o n (1977) und Schröder (1983: 22 f . ) und die dort genannte L i t e r a t u r . Zur D i d a k t i k der Präpositionen in Zusammenhang mit relevanten Schwierigkeiten für den Zweitsprachenerwerb s. F o r s t r e u t e r / E g e r e r - M ö s l e i n (1980: 57 f f . ) . Als didaktische H i l f s m i t t e l konzipiert sind die Präpositionenübersichten von Schmitz ( 1 9 8 4 ) , Helbig/Buscha (1980: 366-401) und Schröder ( 1 9 8 6 ) , teils mit unterschiedlichen Angaben zu einzelnen Präpositionen. Bezüglich des Zweitsprachenerwerbs vgl. ferner z . B . für das Englische Watts ( 1 9 7 6 ) , für das Arabische Häher (1983: 174 f . ) und Hatab ( 1 9 7 6 ) , für das Polnische Schröder (1971; 1973; 1980), f ü r das Italienische Putzer ( 1 9 8 7 ) , Rindler-Schjerve (1978; 1981). Auf das Deutsche bezogen sind die kontrastiven Arbeiten über das Rumänische von Viorel ( 1 9 7 3 ) , über das Russische von Reiter (1975), über das Spanische von Zurdo (1978) und über das Türkische von Tekinay (1984) und K r i s t i n u s (1962; 1981) .

88

tigen, daß die Verteilung der P-Lexeme auf unterschiedliche Wortarten in vielen Sprachen sehr unterschiedlich sein kann, während zwischen generellen Eigenschaften der P-Klasse zahlreiche Übereinstimmungen bestehen können. So mag die Gesamtbedeutung von zwei Phrasen wie unter (1) und (2) in zumindest einer Hinsicht gleich sein ( ( 2 ) i s t gegenüber ( 1 ) mehrdeutig, vgl. Kap. 3 , 4 . 3 . ) , diese Gesamt-Bedeutung k o n s t i t u i e r t sich jedoch aufgrund einer unterschiedlichen internen S t r u k t u r i e r u n g der beiden Phrasen: (1) auf dem Tisch (2) tpano ts-to t r a p e z i l ] oben auf dem Tisch =

(a) auf dem Tisch (b) oben, u.z. auf dem Tisch Die Einschränkung auf transitive P-Lexeme in zahlreichen einschlägigen kontrastiven Arbeiten ( v g l . Anm. 2, S. 87) ist allerdings insofern motivierbar, als gerade in diesem Bereich, u . z . bezüglich diverser Anwendungsaspekte, z . B . auch in der automatischen Übersetzung ( v g l . Schweisthal ( 1 9 7 1 ) ) , die Probleme am offensichtlichsten sind. Allerdings ist aufgrund unserer bisherigen Überlegungen der Rückführung von Schwierigkeiten im Zweitspracherwerb (hinsichtlich des Bereichs der Präpositionen) auf die A u f tretenshäufigkeit der b e t r e f f e n d e n Lexeme, wie dies Schröder (1984: 22 f.) suggeriert, nur bedingt zuzustimmen: "Die A u f t r e t e n s h ä u f i g k e i t läßt zugleich den Schluß zu, daß solche häufig gebrauchten Wörter im Sprachgebrauch in verschiedenartigen Funktionen vorkommen können, was dazu f ü h r t , daß mit einer generellen l:1-Entsprechung in zwei präpositionshaltigen Sprachen keinesfalls zu rechnen ist, was in der jeweiligen Sprache als Fremdsprache zu Schwierigkeiten in der gebrauchsgerechten Anwendung der Präpositionen f ü h r e n mu ß. " Die Funktion aller P-Lexeme, transitiver wie intransitiver, ist die, P-Expansionen zu bilden. Hierin unterscheiden sich alle PLexeme von Lexemen anderer Lexemklassen ( w i e N, V, A, u . a . ) . Schwierigkeiten im Zweitspracherwerb im PP-Bereich sind kaum darin begründet, daß einzelne P-Lexeme homonyme Formen mit einer anderen Lexemklassen-Spezifikation a u f w e i s e n ( F ä l l e wie südlich.

89 nah, f e r n , k r a f t , l a u t u s w . sind m a r g i n a l ) ; sie sind vielmehr darin begründet, daß die b e t r e f f e n d e n Lexeme Innerhalb der P-Expansion unterschiedliche Distributionen besitzen können, daß die Zuweisung morphologischer Kasus in der PP in verschiedenen Sprachen unterschiedlich geregelt sein kann, daß t r a n s i t i v e und i n t r a n s i tive P-Lexeme in komplexen PPs ein komplexes semantisches h ä l t n i s eingehen können, u s w . ( s . u . ) .

Ver-

Relativ unabhängig von der j e w e i l i g e n Muttersprache der Lerner treten

im

Z w e i t s p r a c h e r w e r b des Deutschen unter anderem

Fehlertypen wie die unter (3)

z.

B.

(3) genannten in großer Zahl a u f :

a. unangemessene oder falsche Wahl der *ich fahre in Deutschland

Präposition:

b. falsche K a s u s z u w e i s u n g e n : *das Bild hängt an die Wand *ich hänge das Bild an der Wand c. falsche Auslassung von Präpositionen: "ich gehe Kino d. unangemessene Kontraktion der Präposition mit dem A r t i k e l : ich gehe in das Kino v s , ich gehe Ina Kino e.

falsche Auslassung des A r t i k e l s in der Nominalgruppe: *ich gehe in Schule

usw.

Diese Fehlertypen sind einerseits in sprachspezifischen Eigenschaften des Deutschen begründet, ( 4 ) genannten Faktoren: (4)

u . z . insbesondere in den unter

a, komplexe syntaktische Struktur von Präpositionalphrasen b. komplexe semantische Systeme der Präpositionen c. komplexe Relationen zwischen transitiven Präpositionen und ihren Komplementen c. komplexes morphologisch-syntaktisches Regelwerk innerhalb der Präpositionalphrasen ( m i t unter anderem lexikalischer Kasus-Zuweisung) d. komplexes Regelwerk für die Relationen zwischen Präpositionalphrasen und den sie regierenden Verben, Nomen u s w .

90

Andererseits muß für die wissenschaftliche Erfassung bestimmter auftretender Fehler sowie f ü r die Ausarbeitung gezielten didaktischen Materials die j e w e i l i g e Muttersprache der Lerner als zumindest eine fehlerbestimmende Faktorenkombination einbezogen werden. Dies bestätigt sich beispielsweise darin, daß gewisse Korrelationen zwischen den b e t r e f f e n d e n deutschen Strukturen, den J e w e i l i g e n kommunikativ-äquivalenten 3 ) muttersprachlichen Strukturen sowie den a u f t r e t e n d e n Fehlertypen konstatierbar sind. Insgesamt l ä ß t sich, unter Rückbezug auf unsere Ausführungen in Kap. 3. feststellen, daß Schwierigkeiten der genannten Art nicht aus universalgrammatischen Hypothesen über die Struktur von Sprachen allgemein ableitbar sind, da das Deutsche und das Neugriechische über im wesentlichen ähnliche interne PP-Strukturier u n g s m ö g l i c h k e i t e n v e r f ü g e n . Vielmehr v e r f ü g t jede Sprache (möglicherweise im Rahmen universal determinierender Gesetzmäßigkeiten und Parametrisierungen, wie sie in diversen Theorien angenommen werden) über sie spezifizierende Möglichkeiten der Informationskodierung, welche in verschiedenen Sprachen (aus unterschiedlichen Gründen) teilweise übereinstimmen, teilweise nicht übereinstimmen. Für die Erläuterung der Probleme, die f ü r eine kontrastive Analyse des Deutschen und des Neugriechischen im Bereich der Präpositionalphrasen a u f t r e t e n , beschränke ich mich auf 3 Punkte, u . Z . auf 1. Verhältnisse zwischen bestimmten Präpositionalphrasen-Typen und mit morphologischen Kasus m a r k i e r t e n Nominalphrasen (Kap.5.), 2. Kontraktionsformen von Präposition und A r t i k e l ( K a p . 6 . ) , 3. unterschiedliche Kodierungstypen durch Präpositionalphrasen im Deutschen und im Neugriechischen insbesondere für Informationen aus dem lokalen Bereich ( K a p . 7. - 9 . ) .

Zum B e g r i f f Äquivalenz v g l . K r z e s z o w s k i ( 1 9 8 4 ) . Da ich mich im folgenden in e r s t e r Linie auf s t r u k t u r e l l e Unterschiede und auf D i f f e r e n z e n in den p r i n z i p i e l l e n Möglichkeiten der I n f o r mationskodierung (und nicht auf semantische oder pragmatische Unterschiede) zwischen dem Deutschen und dem Neugriechischen beziehe, ist die semantische und / oder pragmatische Äquivalenz strukturverschiedener Ausdrücke in zwei unterschiedlichen Sprachen von untergeordneter Bedeutung.

5.

S T R U K T U R E L L EINFACHE

In

UND KOMPLEXE

v i e l e n Sprachen,

PRAPOSITIONALPHRASEN.

so auch im Deutschen und im N e u g r i e c h i -

schen, lassen sich z w e i , b e z ü g l i c h d e r M ö g l i c h k e i t e n i h r e r i n t e r nen

K o m p l e x i t ä t und b e z ü g l i c h der M ö g l i c h k e i t e n

Distributionen unterscheiden: tiell

u n t e r s c h i e d l i c h e Typen Einfach

von

ihrer

externen

Präpos i tionalphrasen

s t r u k t u r i e r t e w i e unter

( l ) / ( 2 ) u n d poten-

komplex strukturierte Präposi t i o n a l p h r a s e n w i e u n t e r

(3)/

(4) : (1)

a.

ich warte [auf den Berserker]

b. er w u r d e [ v o n dem B e r s e r k e r ] geschlagen (2)

a . dhino

to

vivlio

[s- ti

g e b - I . S G . d a s Buch b. to f a j i t o

Maria]

[zu der M a r i a ]

fagothike

[apo

'mas]

das Essen w u r d e gegessen [ v o n u n s ] (3)

a.

ich w a r t e [ e t w a 10 Meter vor dem K i n o ]

b. er (4)

w a r t e t [an der Ecke k u r z vor dem K i n o ]

anevika

[ m e c h r i epano s -

ich s t i e g [ b i s

oben

tin k o r i f i

tou vounou]

auf den G i p f e l des B e r g e s ]

Obgleich es sich sowohl im F a l l e der e i n f a c h s t r u k t u r i e r t e n PP (wie

in ( 1 ) , ( 2 ) )

wie im Falle der komplex s t r u k t u r i e r t e n ( w i e in

( 3 ) , ( 4 ) ) u m Expansionen v o n P-Lexemen h a n d e l t , u n t e r s c h e i d e n s i c h beide F ä l l e (a)

in mehrfacher Hinsicht, unter anderem:

PPs wie in (1) /

( 2 ) b e s i t z e n o b l i g a t o r i s c h eine S t r u k t u r w i e

in (5) : (5)

PPs wie in (3) /

(4) können komplexe interne

w i e z . B . unter ( 6 ) a u f w e i s e n :

Strukturierungen

92

(6)

[an der Ecke k u r z vor dem K i n o ]

an

vor

dem K i n o

( b ) Die S u b s t i t u t i o n der p l - P h r d s e in F ä l l e n wie (1) durch ein PPronomen u n t e r l i e g t ( i m D e u t s c h e n ) anderen Bedingungen a l s Fällen

wie (3)

[zu P-Pronomina s.

S.

55 f f . ,

in

fer net v g l .

F r i e s (1985 a ) ] :

(7) [ d a r a u f ] / [ w o r a u f ] warte i c h (8) a. * [ d a r a n ] w a r t e ich b.

[ d a v o r ] w a r t e ich

( c ) D i e pi-Phrase i n Fällen w i e ( 3 ) kann ( i m Deutschen) d u r c h L e xeme mit der W o r t a r t - S p e z i f i k a t i o n PostP g e b i l d e t w e r d e n , die pl-Phrase i n F ä l l e n w i e ( 1 ) n i c h t :

( 9 ) er w e r t e t [den Sommer ü b e r ] (10)

a. er sehnt sich [nach C a l l g i r l s ] b. * er sehnt sich [ C a l l g i r l s nach] (d) I n P-Phrasen w i e i n ( 1 ) / ( 2 ) t r i t t n u r eine sehr begrenzte Anzahl a l l e r P-Lexeme a u f , i n P-Phrasen d e s Typs ( 3 ) / (4) t r e t e n a l l e nur m ö g l i c h e n P-Lexeme a u f ; es h a n d e l t sich im Deutschen um die stens

Lexeme u n t e r ( 1 1 ) ,

um die Lexeme unter ( 1 2 ) ;

im N e u g r i e c h i s c h e n minde-

da es sich h i e r b e i um eine

w i c h t i g e U n t e r g r u p p e t r a n s i t i v e r P-Lexeme h a n d e l t , a u f welche wir

noch m e h r f a c h zu sprechen kommen werden,

klassifizieren

wir

die

PräP&{g}f

betreffenden

betreffenden

Phrasen als

Lexeme als

PräP& b z w .

PP&:

(11) PräP&: an auf aus bei durch f ü r qeueii in m i t nach über um unter von vor w i d e r zu z w i s c h e n außer nur in F u n k t i o n s v e r b g e f ü g e n

die

93

(12)

PräP&{g}: apo j ia me se

(e) P-Phrasen

des

Typs (3)

/ (4)

können (in beiden

Sprachen)

durch i n t r a n s i t i v e ( n i c h t - p r o n o m i n a l e ) P-Lexeme gebildet w e r den, P-Phrasen des Typs ( 1 ) / ( 2 ) nicht: ( 1 3 ) a. ich w a r t e [oben] b. perimeno

[epano]

Beide PP-Typen treten in unterschiedlichen syntaktischen Dis t r i b u t i o n e n a u f : Die e i n f a c h s t r u k t u r i e r t e PP t r i t t in solchen Positionen a u f ,

welche entweder ( a ) v o n einem Lexeme X 0 ( X > < P )

qua l e x i k a l i s c h e r S p e z i f i k a t i o n g e f o r d e r t w i r d ( d . i . a l s Kumplementl oder (b) in einer Position, die durch eine syntaktische Struktur festgelegt i s t . Für ( a ) v g l , ( l a ) / ( 2 a ) , f ü r ( b ) v g l . (l b ) / ( 2 b) . Daß im Neugriechischen die

Lexem-Klasse A nur beschränkt Kom-

plemente e r l a u b t , ist möglicherweise auf universelle Prinzipien zurückzuführen; wie es scheint ( v g l . Haider (1986: 50 f . ) ) sind Adjektive in Sprachen mit r e s t r i n g i e r t e m Kasus-System ( w i e dem Neugriechischen, das nur über drei Kasus v e r f ü g t , wobei der Genit i v ausgesprochen r e s t r i n g i e r t i s t ) n u r beschränkt f ä h i g , K o m p l e mente zu besitzen ( v g l . *[ta E s t i n thalassa kontina] s o i t i ö ] vs. deutsch [ d i e [dem Heer nahen] H ä u s e r ] ) . Die p o t e n t i e l l komplex s t r u k t u r i e r t e P P t r i t t ( a ) r e l a t i v f r e i in b e l i e b i g e n Sätzen a u f , (b) als Komplement verschiedener Lexeme X 0 mit X - N, V, A b z w . ( ! ) P. Beschränkungen sind stets über generelle semantische R e g u l ä r i t ä t e n e r f a ß b a r ; ebenso ist die Möglichkeit des A u f t r e t e n s solcher PPs als Komplemente w e i t g e h e n d vorhersagbar ( z . B . b e i Bewegungsverben w i e gehen. fahren u s w . , bei bestimmten, wie oben 3 . 3 , 4 , 5 . , S. 61 ff. besprochenen F ä l l e n von Verb-Präfigierungen, u . a . ) . Das A u f t r e t e n der einfach s t r u k t u r i e r t e n P·1- als Komplement ist hingegen nicht durch g e n e r e l l e Regeln

e r f a ß b a r und l e x e m a t i s c h i d i o s y n k r a t i s c h f e s t g e l e g t ,

ob-

gleich sich auch h i e r bestimmte semantische R e g u l ä r i t ä t e n f e s t s t e l l e n lassen ( v g l . die einschlägigen A u s f ü h r u n g e n bei Eroms (1981); zu den möglichen Regenten und Verbindungstypen der P h r a sen von PräpP& v g l . Hertel ( 1 9 8 3 ) ; zu nominalen Regenten K ü h n ( 1 9 8 3 ) ) , welche jedoch in Zusammenhang mit solchen semantischen

94

R e g u l a r i t ä t e n zu sehen bind, die die Kasus-Morphologie von NPKomplementen b e t r e f f e n . T e i l w e i s e können auch diachrone Zusammenhänge konstatiert werden ( v g l . für warten Eroms (1981: 3 2 6 ) ) ) , die a l l e r d i n g s synchron bedeutungslos s i n d . Die genannten beiden P r ä p o s i t i o n a l p h r a s e n t y p e n kodieren

prin-

z i p i e l l u n t e r s c h i e d l i c h e semantische R o l l e n ( - R o l l e n ) . Insofern die einfach s t r u k t u r i e r t e n PPs nur in Abhängigkeit anderer Elemente wie Verben, Nomina und A d j e k t i v e b z w . in genau bestimmbaren syntaktischen D i s t r i b u t i o n e n a u f t r e t e n können, kann ihre j e w e i l i ge semantische R o l l e nur in R e l a t i o n zu diesen Lexemen b z w . zu ihrer j e w e i l i g e n P o s i t i o n e r f a ß t w e r d e n . Das bedeutet insbesondere, daß die PräP& l PräP&(g} nicht autosemantisch sind. Die bet r e f f e n d e n PPs und insbesondere die in ihnen a u f t r e t e n d e n NPs erhalten

ihre

-Rolle,

und dies ist das p r i m ä r e Kennzeichen ihrer

D i s t r i b u t i o n , nur b z w . wesentlich von dem sie r e g i e r e n d e n Lexem ( 0 >< pß I ) oder a u f g r u n d ihrer D i s t r i b u t i o n in einer s t r u k t u r gebunden Position ( w i e beim Passiv im Deutschen). In scheinbaren Gegenbeispielen zur einfachen internen Stiakturierung entsprechender PP-Komplemente wie in Fällen wie [er r i c h t e t sich ein [ a u f bis zu über 100 S t u d e n t e n ] ] sind die o b e r f l ä c h l i c h als Präp o s i t i o n e n erscheinenden W ö r t e r bis. zu. über nicht als solche k l a s s i f i z i e r b a r , da sie stets durch P a r t i k e l n wie etwa. circa usw. ersetzbar sind und i n n e r h a l b des NP-Komplementes von P^ ( a u f ) stehen. P o t e n t i e l l komplexe PPs können hingegen p r i n z i p i e l l von anderen Elementen und von s y n t a k t i s c h e n S t r u k t u r e n unabhängige s e m a n tische Rollen r e p r ä s e n t i e r e n . N a t ü r l i c h bekommt auch eine PP wie in ich f a h r e [ d i r e k t über Bremen nach H a m b u r g ] ] ihre — R o l l e von dem sie regierenden Lexem ( f a h r e n ) zugewiesen, dennoch: Ihr wesentliches K e n n z e i c h e n ist, daß die in ihr auftretende t r a n s i t i v e P r ä p o s i t i o n ebenfalls eine -Rolle v e r g i b t , nämlich an ihr Komplement, und daß die hieraus r e s u l t i e r e n d e Semantik der PP mit der Semantik der ä u ß e r e n Umgebung der PP übereinstimmen m u ß . So sind PPs wie in ( 3 ) , (4) und ( 1 4 ) , etwa t sei t um 12 U h r ] , l i n m i t t e n des M ü l l s ] , r e l a t i v unabhängig von i h r e m Kontext als TEMPORALE, LOKALE u s w . i n t e r p r e t i e r b a r , PPs wie in (l a) und (2) sind hingegen nur in Relation zu dem sie regierenden Lexem ( h i e r V ^ ) i n t e r p r e t i e r b a r , b z w . s i e werden e b e n f a l l s ( i n f r e i e n D i s t r i b u t i o n e n ) als TEMPORALE, LOKALE u s w . i n t e r p r e t i e r t :

95

( 1 4 ) er s c h l ä f t

[wegen der Länge meines V e r t r a g s ] [ i n m i t t e n des M ü l l s ] [den ganzen F i l m ü b e r ] [mittels Schlaftabletten] [auf Weihnachten]

Entsprechend muß in VPs wie in (l a)

/ (2 a)

( [ [ a u f den Ber-

s e r k e r ] w a r t e ] u s w . ) nicht d i e interne Semantik d e r Gesamt-PP m i t der die

von warten zugewiesenen -Rolle übereinstimmen, sondern nur Semantik der NP ([der Berserker]; die NP ist semantischer

Kopf

der PP i . S . von Abney ( 1 9 8 6 ) ; stärker als alle anderen tran-

s i t i v e n P-Lexeme t e n d i e r e n die PräP& zu r e i n f u n k t i o n a l e n Elementen),

während in potentiell komplexen PPs in Komplement-Funktion

([[nach Hamburg] f a h r e n ] ) X0 vergebenen (15)

die Semantik der Gesamt-PP mit der von

-Rolle ü b e r e i n s t i m m e n m u ß :

* [ [ s e i t drei J a h r e n ] w o h n e n ]

Für usw.

die einfach (vgl.

generell

strukturierten PPs in F ä l l e n wie ( 1 )

jedoch andere F ä l l e u n t e n ) bedeutet das, daß sie

durchlässig

für die

-Rollen-Zuweisung m a r k i e r t

obgleich in ihnen eine NP ( u n d nur eine NP, len,

und (2) als

sind;

auch in solchen F ä l -

in welchen die P^ ein Komplement eines anderen s y n t a k t i s c h e n

Typs, z . B . ?! oder C^·, z u l i e ß e ! ) als Komplement von P0 a u f t r i t t , ist P0 nicht f ä h i g , eine -Rolle an sein Komplement zu vergeben. Wie

gesagt

(die

in

ist

dieses Phänomen an b e s t i m m t e

P-Lexeme

diachroner H i n s i c h t dem a l t e n Bestand

angehören).

dennoch P^ der s y n t a k t i s c h e Kopf der Gesamtphrase erkennbar, pl

im

gebunden

ist,

ist

Daß daran

daß die Z u w e i s u n g des morphologischen Kasus der NP in

w e s e n t l i c h e n PP-intern geregelt ist

(im

Neugriechischen

h e r r s c h t h i e r der s t r u k t u r e l l z u g e w i e s e n e A k k u s a t i v , i m Deutschen der von P™ zugewiesene Kasus,

mit Ausnahme einiger Fälle solcher

P^, die unterschiedliche Kasus z u w e i s e n können; im letzteren Fall ist

t e i l w e i s e m i t I d i o s y n k r a s i e n z u rechnen, v g l . Kap. 8 . ) ,

ner sicht

auch d a r a n ,

fer-

d a ß sich die Gesamtphrase in topologischer Hin-

wie eine PP v e r h ä l t ( s i e ist

beispielsweise

im

Deutschen

ins N a c h f e l d verschiebbar; im Neugriechischen kann sie nicht [ w i e eine ten,

N P ] gemeinsam m i t einem k l i t i s c h e n Objekt-Pronomen s. S. 1 0 1 . ) .

auftre-

96 In der traditionellen Grammatik des Deutschen wurden Typen von Präpositionalphrasen

über ihre Funktionen im Satz d i f f e r e n z i e r t ;

man spricht von Präpositional-Objekten und adverbialen PPs (zu einer Diskussion entsprechender Darstellungen v g l . Eroms ( 1 9 8 1 ) ) . Eine solche f u n k t i o n a l e D i f f e r e n z i e r u n g ist jedoch solange sowohl in w i s s e n s c h a f t l i c h e r als auch in d i d a k t i s c h e r H i n s i c h t untauglich,

wie u n k l a r ist,

ob überhaupt Objekts- und adverbiale Funk-

tionen plausibel und w i d e r s p r u c h s f r e i ( i m Rahmen eines stems

syntaktischer

Funktionen)

begründet werden

Gesamtsy-

können.

Sie

s t i m m t f e r n e r nicht m i t d e r h i e r g e t r o f f e n e n D i f f e r e n z i e r u n g z w i schen einfachen und potentiell komplexen PPs ü b e r e i n . B e i s p i e l s w e i s e d i f f e r e n z i e r t Eisenberg (1986: 2 7 6 f f . ) PPs in Funktion von Objekt und Adverbial d e r a r t , daß "Ergänzungen", d . h . "nicht (a.a.O.

weglaßbare

P r ä p o s i t i o n a l g r u p p e n zu den O b j e k t e n

zählen"

2 8 1 ) . Diese D i f f e r e n z i e r u n g gibt jedoch nicht den Unter-

schied wieder, der zwischen den möglichen internen S t r u k t u r i e r u n gen von PPs wie in (16 a, b) und solchen wie in ( 1 ) , (16 c , d ) , usw. besteht: ( 1 6 ) a. er wohnt [ m i t t e n in einem Drecksloch] b. er steigt [ h i n t e n in die Straßenbahn] ein c. ich warte [ a u f i h n ] d. er wird [von m i r ] erwartet Daß PP-Ergänzungen wie in (16 a , b ) intern komplex s t r u k t u r i e r t sein können, solche wie in (16 c) aber n i c h t , ist in beiden Fällen in den s p e z i f i s c h e n -Rollen b e g r ü n d e t , w e l c h e die b e t r e f f e n den Verben (wohnen, e insteiqen vs. w a r t e n ) ihren j e w e i l i g e n Komplementen z u w e i s e n . O f f e n b a r sind -Rollen, wie sie Verben wie wohnen. dauern, steigen vergeben (OPT, TEMPORAL) semantisch-intern anders s t r u k t u r i e r t als -Rollen, wie sie von Verben wie w a r t e n vergeben werden, b z w . von der -Rolle AGENS, wie sie im Passiv der von-Phrase z u k o m m t , Erstere erlauben nämlich p r i n z i p i e l l eine Kodierung durch komplexe Phrasen, l e t z t e r e n i c h t . T r a d i t i o n e l l e B e g r i f f e f ü r F u n k t i o n e n wie Subjekt, Indirektes/ direktes / Präpositional-Objekt sind im Rahmen der modernen Ling u i s t i k deshalb ins K r e u z f e u e r der K r i t i k gerückt, w e i l man erkannte, daß diese für die Beschreibung des Deutschen ( e t w a im Gegensatz zur Beschreibung des E n g l i s c h e n ) eine ganze Reihe von Wi-

97

dersprüchen

mit sich bringen,

die insbesondere

sind, daß sie nur a u f g r u n d von Grammatik-Ebenen K r i t e r i e n d e f i n i e r b a r sind. denz d a f ü r , schen das

überschreitenden

B i s heute f e h l t eine s t r i n g e n t e Evi-

n o t w e n d i g sind ( v g l .

Reis

(1982),

Sternefeld

Zur K l ä r u n g h i e r m i t zusammenhängender Fragen

insbesondere im Deutschen a n z u t r e f f e n d e komplexe

zwischen l e x i k a l i s c h e r , rung

begründet

daß solche F u n k t i o n e n für die Beschreibung des Deut-

überhaupt

(1985)).

darin

bestimmter

wird

man

Verhältnis

morphologischer und s y n t a k t i s c h e r Kodie-

semantischer R e l a t i o n e n genauer

kennen

lernen

daß bestimmte

Lexeme

müssen. Ich

gehe hier v e r e i n f a c h e n d davon aus,

bestimmte

semantische R o l l e n a l s m ö g l i c h e Ergänzungen

oder z u l a s s e n . R o l l e n dieser Art seien z. B. AGENS, ORT, u s w . Die A n z a h l dieser R o l l e n sei z.Zt.

erfordern

EXPERIENCER,

r e l a t i v beschränkt.

Da wir

wenig über d e n internen semantischen A u f b a u solcher R o l l e n

wissen oder gar über ihre k o g n i t i v e Repräsentation, nehmen,

w i l l ich an-

daß solche R o l l e n in Sprachen aus k u l t u r g l e i c h e n

wie N e u g r i e c h i s c h und Deutsch h i n r e i c h e n d ähnlich sind.

Räumen Ein Verb

wie deutsch geben, neugriechisch dhino e r f o r d e r t demgemäß,

sagen

wir, die R o l l e n AGENS, A F F I G I E R T E S OBJEKT und EMPFANGER; in beiden Sprachen sind - abgesehen von bestimmten R e g u l a r i t ä t e n - a l l e diese R o l l e n auch s y n t a k t i s c h o b l i g a t o r i s c h . wird

Die Rolle EMPFANGER

im Deutschen typischerweise durch eine Substantivgruppe

DATIV

kodiert,

im Neugriechischen typischerweise durch eine

im PP

wie in ( 2 a ) .

Neugriechisch

verfügt

über eine w e i t e r e

k e i t ; eine Paraphrase z u ( 2 a ) , hier a l s (17 b ) : (17)

a. dhino

to v i v l i o

g e b - I . S G . d a s Buch b. tis

dhino

Kodierungs-Möglich-

(17 a) wiederholt,

[s- ti

Maria]

[zu-der

Maria-AKK.]

to v i v l i o [ t i s

i h r - G E N . g e b - I . S G . das Buch

ist

Marias]

[der M a r i a - G E N . ]

( i c h gebe der Maria das Buch/ ich gebe ihr das Buch der Maria) (Die

A m b i g u i t ä t von (17 b) interessiert hier nicht, en

da sie

in

der u n t e r s c h i e d l i c h e n S t r u k t u r i e r u n g [ N P - N P 9 ] ( d a s Buch der Mar i a ) v s . [V-NP9en] b e g r ü n d e t i s t ) .

98

Eine

solche Paraphrasenbeziehung besteht

keineswegs

im

für a l l e PPs, sondern nur für solche,

Neugriechischen die b e s t i m m t e

semantische Rollen repräsentieren. B e t r o f f e n sind generell solche PPs,

die die Rollen EMPFANGER ( = ( 1 7 ) ) ,

BENEFAKTIV ( N u t z n i e ß e r ) ,

v g l . ( 1 8 ) , und SPENDER (= nicht-lokale QUELLE), v g l . ( 1 9 ) , r e p r ä sentieren: (18)

a. to

ekane

das tat-III.SG.

[jia

tin Maria]

[für

die Maria]

b. tis to ekane [tis Marias] ihr das t a t - I I I . S G . [der M a r i a - G E N . ] (19)

(er tat es für sie) a. to pire [apo a f t i n ] das n a h m - I I I . S G . [von i h r ] b. tis to pire [tis Marias] ihr-GEN. das n a h m - I I I . S G . [der M a r i a - G E N . ] (er nahm es von ihr)

Ausgeschlossen

sind

hingegen

generell

Paraphrasenbildungen

zwischen GENITIV-NPs und solchen PPs, die semantische R o l l e n wie ORT, DAUER, INSTRUMENT, u s w . r e p r ä s e n t i e r e n . 1) C h a r a k t e r i s t i s c h ist also, daß nur obligatorisch e i n f a c h s t r u k t u r i e r t e PPü von dieser Paraphrasenmöglichkeit b e t r o f f e n sind. Geht man davon aus, daß semantische R o l l e n keine semantischen P r i m i t i v a d a r s t e l l e n , sondern Komplexe aus M e r k m a l b ü n d e l n , so scheint es sich bei R o l len

wie EMPFANGER,

prinzipiell

SPENDER,

BENEFAKTIV ( u n d

natürlich

AGENS)

um merkmalsärmere und damit natürlichere R o l l e n

zu

handeln, als bei lokalen, temporalen, kausalen oder modalen R o l len ( v g l , Janßen ( 1 9 8 4 ) ) , Dementsprechend bestünde eine K o r r e l a tion z w i s c h e n der Natürlichkeit einer semantischen R o l l e und den Möglichkeiten ihrer syntaktischen Realisation.

Filipaki-Warburton (1977) schlägt zur Darstellung der syntaktischen B e z i e h u n g e n z w i s c h e n G e n i t i v - N P s und PPs eine Analyse analog dem englischen Dative-Movement v o r . Zu beachten ist a l l e r d i n g s , daß solche Paraphrasenbeziehungen in b e s t i m m ten Fällen auch für akkusativische NPs und PPs gelten (matheno tin a r i t h m i t i k i [ t i n Maria] / Lstin M_aria] 'ich lehre [der M a r i a ] / [zu der M a r i a ] die M a t h e m a t i k ' . V g l . unten S. 101 f.

99

Auch im Deutschen gibt es Paraphrasenbeziehungen zwischen bestimmten PPs und NPs, Verschiedene Valenztheoretiker versuchten, dieses Faktum als A b g r e n z u n g s k r i t e r i u m f ü r "Objekte" und "freie Angaben" heranzuziehen, vgl. z. B. Heibig/Schenkel (1975: 3 9 ) , Heibig ( 1 9 8 1 ) . B e t r o f f e n sind im Deutschen g l e i c h f a l l s PPs mit den semantischen Rollen EMPFANGER, BENEFAKTIV und SPENDER, wobei eine Beziehung zwischen PP und DATIV-NP entsteht: (20)

a. b, (21) a. b. ( 2 2 ) a. b.

er er er er er er

v e r k a u f t e ihr den Wagen v e r k a u f t e den Wagen an sie wusch ihr den Wagen wusch für sie den Wagen nahm ihr den Wagen nahm von ihr den Wagen

Paraphrasenbeziehungen zwischen PPs und genitivischen NPs sind hingegen im Deutschen von untergeordneter Bedeutung, irregulär, teils idiomatisiert (s. 23 d) oder auf bestimmte Sprechweisen festgelegt (23 b), was o f f e n s i c h t l i c h auf die Reduzierung des GENITIVs als Kasus von V^-Komplementen im Deutschen z u r ü c k z u f ü h r e n i s t ( v g l . Behaghel ( 1 9 2 3 : 4 2 9 f f . ) , Paul (1919: 3 4 6 f f . ) , Kolvenbach ( 1 9 7 3 ) ) ; nur noch ca. 40 deutsche Verben besitzen ein GENIT I V - O b j e k t . GENITIV-Objekte stehen in Konkurrenz mit PPs mit den PräP& an, auf, über, von, wegen, seltener aus, gegen, m i t : (23)

a. b. c. d. e.

ich erinnere mich [an i h n ] ich erinnere mich seiner [gehoben] ich erinnere [ e t w a s ] [landschaftlich begrenzt] er spottet [jeder Beschreibung] [idiomatisiert] er spottet [über jede Beschreibung]

Demgegenüber bestehen diverse Relationen zwischen verschiedenen V e r b p r ä f i g i e r u n g e n und der R e a l i s a t i o n von Argumenten als NP bzw. PP (zu den möglichen Fällen v g l . Kühnhold / Wellmann (1973: 160 f f . ) . Besonders p r o d u k t i v sind z . B . e_r_-Präfigierungen, bei welchen in ca. 50% der Fälle (s. K ü h n h o l d / W e l l m a n n (1973: 3 4 2 ) ) Korrelationen zwischen einer ( e i n f a c h s t r u k t u r i e r t e n ) PP beim Simplex und einer AKKUSATIV-NP beim er_-Verb bestehen:

100 ( 2 4 ) a. sie bohren t nach ö l ] b. sie erbohren [ ö l ] c. er bittet [um e t w a s ] d. e. f. g.

er e r b i t t e t [etwas] er f r a g t [nach dem W e g ] / [nach Hans] er e r f r a g t [den W e g ] * er e r f r a g t [Hans]

Aufgrund der für die deutsche Wortbildung typischen Idiosynkrasien sind für solche Alternationen jedoch a l l e n f a l l s nur TeilGeneral isierungen zu konstatieren; teils

unterschiedliche

Simplex und P r ä f i x v e r b

Selektionen (s.

(24 e - g ) ) ,

sind

haben fach-

sprachlich festgelegt ( s . ( 2 4 b ) ) , nicht selten i s t d a s P r ä f i x verb stark i d i o m a t i s i e r t . Es handelt sich hierbei also um einen grundsätzlich anderen Fall als den in Beispielen wie ( 2 0 ) - ( 2 2 ) sichtbaren Phänomenen; g r u n d s ä t z l i c h liegt bei V e r b - P r ä f i g i e r u n gen ( m i t festen P r ä f i x e n ) eine Änderung der V^-Bedeutung vor; bei [e_r_+V0] b e t r i f f t diese z . B . "das erfolgreiche Zu-Ende-Bringen der T ä t i g k e i t des G r u n d v e r b s " ( K ü h n h o l d / W e l l m a n n (1973: 3 4 1 ) ) , wovon unterschiedliche -Rollen b e t r o f f e n sein können. Ein mit den Paraphrasenbeziehungen ( 1 7 ) - ( 2 2 ) zusammenhängendes Phänomen stimmt in a u f f a l l e n d e r Weise in beiden Sprachen überein; liegen in einem Satz zwei potentiell als DATIV ( i m Neugriechischen als G E N I T I V ) ausdrückbare PPs vor, so kann nur eine dieser PPs als DATIV ( b z w . G E N I T I V ) ausgedrückt werden: (25)

a. er v e r k a u f t e den Wagen für mich an Maria b. * er v e r k a u f t e mir ihr den Wagen c. er v e r k a u f t e mir den Wagen an Maria d. er v e r k a u f t e ihr den Wagen für mich

Die U n g r a m m a t i k a l i t ä t von Sätzen wie (25 b) deutet darauf h i n , daß die b e t r e f f e n d e n semantischen R o l l e n semantisch und s t r u k t u rell enger an die j e w e i l i g e n Verben gebunden sind als beispielsweise

der "Dativus Ethicus" und der "Dativus

ludicantis"

(vgl.

Wegener (1985: 1 3 1 ) ) , wenn h i e r a u s auch nicht unbedingt der mit erheblichen theoretischen Konsequenzen verbundene und empirisch nicht voll u n t e r s t ü t z b a r e Schluß ( v g l . Heibig (1985), Rosengren ( 1 9 8 6 ) ) gezogen werden kann, daß es sich bei den genannten D A T I V -

101 um " V e r b e r g ä n z u n g e n " h a n d e l t ; NPs wie in (25 b)

ist

der A u s s c h l u ß von zwei D A T I V -

möglicherweise darin begründet,

daß beide

DATIVE "dasselbe O p e r a t o r / O p e r a n d e n v e r h ä l t n i s a u s d r ü c k e n " , woraus folgt, Verben

"daß dieser f r e i e D a t i v ( i m Gegensatz zum e t h i c u s ) nur bei vorkommen kann,

ein fakultatives Insbesondere beziehungen

die entweder k e i n D a t i v o b j e k t oder

D a t i v o b j e k t selegieren" (Rosengren (1986: 2 8 3 ) ) . im Deutschen sind die v o r g e s t e l l t e n Paraphrasen-

nicht in der Weise r e g u l ä r ,

als daß man hier -

W a r b u r t o n (1977) für das Neugriechische, v g l . A n m . l, "syntaktischen Transformationen" (z. TION")

aber

sprechen k ö n n t e .

B.

wie

S. 98 - von

"INDIRECT-OBJECT-FORMA-

Erstens hängt (besonders im

Deutschen)

die M ö g l i c h k e i t der Paraphrasierung von lexikalischen Eigenschaften der regierenden Verben ( N o m e n , u s w . ) ab; wie aeben,

schenken,

leihen, widmen u s w .

so verlangen Verben eine ( o b l i g a t o r i s c h e )

D A T I V - N P - E r g ä n z u n g , Verben wie verschenken, abgeben.

verramschen

u s w . ( f a k u l t a t i v e ) PP-Ergänzungen. A u ß e r d e m sind d i e b e t r e f f e n d e n Paraphrasen nicht immer bedeutungsgleich, wie z. B. (22 a , b ) das Deutsche oder für das Neugriechische (19 a , b )

für

( m i t den glei-

chen Lesarten wie die Sätze in ( 2 2 ) ) z e i g e n . Die genauen V e r h ä l t nisse im

sind insbesondere

für das Neugriechische nicht

Deutschen spielen o f f e n b a r d i f f i z i l e semantische

erforscht; Differenzen

eine H a u p t r o l l e , erstens zwischen unterschiedlichen Verbvarianten bzw. Verben, z w e i t e n s zwischen Präpositionen, d r i t t e n s zwischen den R e l a t i o n e n , die zwischen dem b e t r e f f e n d e n Verb, seinen ( ü b r i gen)

Ergänzungen und der NP b z w . der PP bestehen.

Für das Neugriechische ist Realisierbarkeit

die unterschiedliche morphologische

der gleichen semantischen R o l l e bei einem

Verb

insbesondere deshalb von Bedeutung, weil Phrasen, die semantische Rollen wie EMPFÄNGER, BENEFAKTIV b z w . SPENDER ausdrücken, nur dann f r e i t o p i k a l i s i e r b a r sind, wenn sie als NP r e a l i s i e r t sind, nicht

jedoch,

wenn

AkzeptabilitätsurLeile

sie

als

PP

realisiert

sind

(die

über Sätze wie ( 2 6 ) sind a l l e r d i n g s sehr

schwankend; S t r u k t u r e n dieser Art sind - obgleich n a t ü r l i c h für die moderne G r a m m a t i k t h e o r i e von a k t u e l l e m Interesse, nicht einmal a n s a t z w e i s e u n t e r s u c h t [ v g l . Fries 1987 c: Teil I I ] ; wesentlich ist jedoch, daß sich eine PP wie I s t i M a r i a ] in ( 2 6 ) in verschiedenen s y n t a k t i s c h e n H i n s i c h t e n anders als eine NP wie tis Marias ] in ( 2 7 ) v e r h ä l t ; wesentlich ist auch, daß Sätze wie (26), wenn a k z e p t a b e l , eine andere F o k u s - H i n t e r g r u n d - S t r u k t u r als

Sätze

102

wie ( 2 7 )

aufweisen;

(26)

ist

mit klitischem Objekt-Pronomen to

mit Bezug auf to vj-vlio a k z e p t a b e l ) : (26)

* Sti M a r i a , edhose to v i v l i o . zu der Maria, er gab das Buch

(27)

[Tis M a r i a s ] , tis der Maria,

edhose

to v i v l i o .

ihr gab er

das Buch

Die Topikalisierbarkeit der NP ( d . i . betreffenden

Satz heraus; die Phrase ist

ster gekennzeichnet)

ihre Extraktion aus dem durch ein eigenes Tonmu-

in ( 2 7 ) ist darin begründet, daß sie inner-

halb des Verb-Komplexes durch ein k l i t i s c h e s Objekt-Pronomen vertreten ist

wird ( [ t i s edhose]).

Eine solche pronominale

Vertretung

für PPs generell u n m ö g l i c h , was auch auf einfach s t r u k t u r i e r -

te PPs z u t r i f f t ; daß

wie gesagt (S. 95), ist

dies ein Argument d a f ü r ,

es sich bei diesen Phrasen tatsachlich um eine

ein Satz wie ( 2 8 ) grammatisch : (28)

* tis

ist

GER,

handelt;

für alle griechischen Muttersprachler

edhose to v i v l i o [sti

ihr gab er das Buch D.h.,

PP

un-

Maria]

[zu der M a r i a ]

durch die R e a l i s i e r u n g semantischer Rollen wie

SPENDER oder BENEFAKTIV als

GENITIV-NP wird im

EMPFAN-

Neugriechi-

schen die klitisch-pronominale Vertetung des Komplementes und damit die T o p i k a l i s i e r u n g der entsprechenden N P - K o n s t i t u e n t e n möglich, u . z . deshalb, weil nur NPs innerhalb des engeren Verbkomplexes

einen phonetisch r e a l i s i e r t e n V e r t r e t e r

besitzen

können.

Die hier vorgestellten komplexen Zusammenhänge zwischen internen s t r u k t u r e l l e n Eigenschaften von PPs, bestimmten morphologisch gekennzeichneten Kasus sowie bestimmten semantischen ten erstens der b e t r e f f e n d e n PPs,

Eigenschaf-

z w e i t e n s der b e t r e f f e n d e n

re-

gierenden Verben (Nomen, u s w . ) sind ein weiterer Beleg d a f ü r , daß t r a d i t i o n e l l e Kategorisierungen wie Adverbiale PP, PP-Objekt, direktes / Direktes Objekt u s w .

untauglich sind,

die

In-

genannten

Phänomene in den G r i f f zu bekommen. O f f e n b a r r e p r ä s e n t i e r e n obligatorisch einfach s t r u k t u r i e r t e PPs vornehmlich bestimmte tische R o l l e n (AGENS, EXPERIENCER, EMPFANGER, SPENDER, TIV, u . a . ) , die üblicherweise eng an bestimmte Lexeme

semanBENEFAK(Verben,

103

Nomen, A d j e k t i v e ) gebunden sind, und die u. U. auch in anderer Weise, z , B. durch einen morphologisch gekennzeichneten Kasus, zum Ausdruck gebracht werden können. W i r d z . B . d i e einfach s t r u k turierte

PP C i n das G e f ä ß ] in ( 3 0 )

mehr

als

(31)

ist

komplex,

R e a l i s a t i o n der semantischen Rolle

so kann sie EMPFANGER

nicht dienen;

deshalb ungrammatisch, weil das obligatorische Argument

(EMPFANGER) v o n f ü l l e n nicht r e a l i s i e r t w u r d e : (30)

er f ü l l t Wein [in das G e f ä ß ]

(31)

* er f ü l l t Wein [bis an den Rand des Gefäßes]

(32)

er f ü l l t Wein [in die Flasche] [bis an den Rand des Gefäßes] Die

komplexe PP [bis an den Rand des G e f ä ß e s ] repräsentiert -

im Gegensatz zur einfach s t r u k t u r i e r t e n PP - eine lokale Rolle. Für den Z w e i t s p r a c h e r w e r b des Deutschen und des Neugriechischen w i r d damit, ebenso wie für die einzelsprachliche Beschreibung des Deutschen und des Neugriechischen sowie für die Erklärung bestimmter s t r u k t u r e l l e r Zusammenhänge der Bezug auf semantische Rollen unverzichtbar. Bezüglich des Zweitspracherwerbs des Deutschen durch griechische Muttersprachler lassen dies h ä u f i g auftretende Fehler des Typs ( 3 3 ) erkennen: (33)

a. * ich gebe das H e f t zu der Paul b. * ich schenke das Buch an Paul c. * ich verschenke das Buch Paul

Fehler neugriechischer Muttersprachler wie ( 3 3 ) sind offensichtlich darauf z u r ü c k z u f ü h r e n , daß die EMPFANGER-Rolle bei Verben des Besitzwechsels im Neugriechischen relativ generell durch eine PP oder durch eine GENITIV-NP r e a l i s i e r t werden kann. Für den Zweit-Spracherwerb könnten solche Erkenntnisse

z.B.

durch ein Lexikon nutzbar gemacht werden, das Verben entsprechend den semantischen Rollen der von ihnen geforderten Ergänzungen not i e r t . Existierende Valenzlexika werden diesem Anspruch nicht gerecht, da sie Ergänzungen in erster Linie nach syntaktischen und semantisch-selektionalen Merkmalen k l a s s i f i z i e r e n . Rollen-Differenzierungen werden in den existierenden Valenzlexika - wenn überhaupt - lediglich über semantische Verbvarianten e r f a ß t .

104 Beispielsweise m u ß t e n N o t a t i o n e n f ü r ein Verb wie f ü l l e n angesichts von Beispielen wie ( 3 0 ) und ( 3 4 ) u n t e r anderem I n f o r m a t i o nen wie in ( 3 5 ) d a r g e s t e l l t a u f w e i s e n ,

wobei f e r n e r zu

berück-

sichtigen w ä r e , d a ß ( 3 5 c ) aus ( 3 5 a ) durch g e n e r e l l e Regeln ( f ü r Mittelkonstruktionen, vg] , Abraham (1987) und die d o r t i g e n Liter a t u r angäben) a b l e i t b a r 1st: (34)

a. er f ü l l t das GefSß mit Wein b. er f ü l l t seine Vorlesungen mit Humor c. * er f ü l l t Humor in seine Volesungen d. * die V o r l e s u n g f ü l l t sich ( m i t H u m o r ) e. die Flasche f ü l l t sich ( m i t W e i n )

(35)

a.

( = VOLL MACHEN) er f ü l l t die

Flasche

AGENS affOBJEKT NPnom NPakk Selektionen: . ..

mit Wein "MITTEL" PP&mit

2

)

b. (- HINEINTUN) er f ü l l t Wein AGENS affOBJEKT NPnom NPakk

in die Flasche EMPFANGER PP

Selektionen: EMPFANGER g e f S ß a r t i g c.

( = VOLL WERDEN)

die Flasche

füllt

sich

EMPFANGER

NPnom

(mit

Wein)

"MITTEL"

reflexiv

(PP&mit)

Selektionen: . . .

Die C h a r a k t e r i s i e r u n g der PP&mit als "MITTEL" ist eine N o t l ö sung; daß es sich h i e r b e i n i c h t um einen INSTRUMENTAL handelt, zeigt sich in Beispielen wie (i) - ( i i i ) : (i) e r f ü l l t d i e Flasche [ m i t einem T r i c h t e r ] ( i i ) er f ü l l t die Flasche [ m i t einem T r i c h t e r ] [ m i t W e i n ] ( i i i ) * er f ü l l t die Flasche [ m i t W e i n ] [ m i t Wasser]

105

Gegenüber

F e h l e r t y p e n w i e i n ( 3 3 ) scheinen solche w i e

unter

(36 b , c ) u n d ( 3 7 ) f ü r neugriechische M u t t e r s p r a c h l e r v o n untergeordneter Bedeutung zu sein:

( 3 6 ) a. er w a r t e t auf sein Kind b. * er w a r t e t seiner c.

(37)

* des Kindes, er w a r t e t seiner

a. in die U n i , ich gehe dahin b. * in die U n i , ich gehe

Für Fehler wie (36 b , c ) / ( 3 7 ) habe ich keine Belege. Sie treten ( t r o t z denkbarer I n t e r f e r e n z e n ) wohl deshalb nicht a u f , weil (a) die e i n f a c h s t r u k t u r i e r t e PP keine EMPFÄNGER-, BENEFAKTIVoder SPENDER-Rolle k o d i e r t , (b) weil im Deutschen der GENITIV als O b j e k t - K a s u s von u n t e r g e o r d n e t e r Bedeutung ist ( s . o . , S. 9 9 ) . Nun ist angesichts unserer bisherigen Beispiele a u f f a l l e n d , daß b e s t i m m t e semantische Rollen auch bei einfach strukturierten PPs mit bestimmten PräP& b z w . P r ä P & i g ) korrelieren (umgekehrt g i l t das, wie aus unseren A u s f ü h r u n g e n f o l g t , n a t ü r l i c h nicht, v g l . hindern an; verwechseln m i t ; entschädigen f ü r ; erkennen an u s w . ) . Es sind dies: (38)

-ROLLE

DEUTSCH

NEUGRIECHISCH

apo

BENEFAKTIV

von £ir_

EMPFANGER

an

"MITTEL"

mit

me.

SPENDER

von

apo

AGENS

ULa.

{+AKK}

££_

Die in ( 3 8 ) genannten R e l a t i o n e n sind f ü r das Deutsche in e i n deutig geringerem Maße konstatierbar als für das Neugriechische; dennoch sind sie auch für das Deutsche feststellbar, wie ja schon die von-Phrase im deutschen Passiv belegt, wie es aber auch solche Fälle zeigen, in welchen Verben unterschiedliche PP&s regleren können (schreiben an; kaufen von; drohen m i t ; e r f a h r e n von; erkennen von; verteilen an / a u f ; benutzen f ü r ; berichten an) und wie es vor allem durch die Bedeutung entsprechender PP&s in der D i s t r i b u t i o n als N - M o d i f i k a t o r e n belegt w i r d ( [ [ B r i e f / H i l f e ]

106

f a n / v o n / für i h n ] ] .

u s w . ) . In besonderem Maße w i l l k ü r l i c h bezüg-

lich der Auswahl der PräP& erscheinen hingegen solche PP&s, w e l che eine OBJEKT-Rolle besitzen ( w a r t e n a u f , schimpfen auf l über, sich freuen an l über / a u f . erschrecken über. sich erinnern an u s w . ) . Wir können angesichts dieser Beobachtungen nicht der vielfach vertretenen A u f f a s s u n g zustimmen ( v g l . z. B. S t e i n i t z (1969: 8 3 ) ) , daß die PräP& "semantisch leer" seien; vielmehr spielen bestimmte semantische Eigenschaften der PräP& eine von Fall zu Fall (des betreffenden Regenten V, N, A) unterschiedliche Rolle. So e r m i t t e l t auch B o u i l l o n (1984: 91 f f . ) für die Präposition auf diverse semantische Merkmale, welche in vielen Fällen den Ausschlag für ihr A u f t r e t e n als PräP& bilden, und kommt zu dem Schluß, daß ihr A u f t r e t e n ( i n PP&s) in diesen Fällen a u f g r u n d einer semantischen Kongruenz zumindest teilweise motivierbar ist. Auch die Kasus-Rektion bei PräP&, welche sowohl DATIV wie AKKUSATIV regieren können, scheint nicht vollkommen z u f ä l l i g zu sein ( v g l . Kap. 8 . ) ; daß bei der -Rolle EMPFANGER an den AKKUSATIV r e g i e r t ist o f f e n s i c h t l i c h darin begründet, daß diese semantische Rolle dlrektlonal im übertragenen Sinn ist, w o f ü r auch spricht, daß in verschiedenen Fällen die b e t r e f f e n d e PP& durch dahin (und nicht daran) substituiert werden kann (er schreibt an einem Buch / er schreibt an das M i n i s t e r i u m / er schreibt daran / er schreibt d a h i n ) . H i n s i c h t l i c h der einzelnen PräP& und n a t ü r l i c h PräP&{g} sind m i t h i n dringend E i n z e l u n t e r s u c h u n g e n e r f o r d e r l i c h , a u f g r u n d derer erst die Frage entscheidbar wird, ob und i n w i e f e r n in einer PP& davon gesprochen werden kann, daß die P^ ihrem NP-Komplement eine -Rolle z u w e i s t (oder n i c h t ) . Für Fehler deutscher Muttersprachler beim Zweitspracherwerb des Neugriechischen liegen keine Untersuchungen v o r . Für den Bereich der oben genannten Relationen d ü r f t e n sie jedoch von untergeordneter Bedeutung sein, da (a) die Gruppe der PrSP&ig) recht klein ist, (b) die PriP&ig} r e l a t i v e i n d e u t i g mit den in ( 3 8 ) genannten ( u n d w e i t e r e n ) semantischen R o l l e n korrelieren, was kaum durch wird.

idiosynkratische

Eigenschäften

von

Verben

durchbrochen

6.

PHONOLOGISCHE SONDERFORMEN DER PRÄPOSITIONEN.

6.1. E i n l e i t u n g . Sowohl im Neugriechischen wie im Deutschen gibt es verschiedene phonologische Sonderformen von Präpositionen, v g l . die Formen sti

bzw. im in (1) bzw.

(1) dhino

(2):

to v i v l i o [sti M a r i a ]

geb-I.SG. das Buch

[zur Maria]

( 2 ) e r lebt [ i m S t r e ß ] Formen wie sti, im u s w . werden gewöhnlich als Kontraktionsoder Verschmelzungsformen zwischen P r ä p o s i t i o n und einer A r t i k e l form k l a s s i f i z i e r t , vgl. für das Deutsche Dedenbach (1987) , H i n richs (1986) und die dort genannte L i t e r a t u r , für das Neugriechische Tzermias (1969: 2 3 1 ) . Die Erscheinung b e t r i f f t unabhängig von der internen S t r u k t u r der PP in beiden Sprachen sowohl einfach s t r u k t u r i e r t e wie komplex s t r u k t u r i e r t e PPs. Ich bespreche zunächst die Formen des Neugriechischen ( 6 . 2 . ) und des Deutschen ( 6 . 3 . ) um daran anschließend ( 6 . 4 . ) die Probleme einer Kontrastierung zu e r ö r t e r n .

108

6 . 2 . Sonderformen der Präpositionen Aufgrund

der

im N e u g r i e c h i s c h e n .

morphologisch-phonologischen

Übereinstimmungen

der Paradigmen der V e r s c h m e l z u n g s f o r m e n und der Formen des

(kli-

tischen) t_-Artikels, vgl. ( 3 ) u n d ( 4 ) , ( 3 ) se-Formen:

AKK

m

f

n

ston

stin

sto

SG

stous

st is

sta

PL

(4) Artikel-Formen: AKK

m

f

n

ton

tin

to.

SG

tous

tis_

ta.

PL

sowie dem Faktum, daß se und Formen wie unter (3) vor m e n w i e i n ( 4 ) ausgeschlossen (5)

Artikelfor-

sind, vgl. ( 5 ) ,

* t s t o n ton K o s t a ] / * [ s t i

ti

Maria]

(usw.)

g i l t für das N e u g r i e c h i s c h e die F e s t s t e l l u n g , daß es sich bei den Formen in (3) dem

um obligatorische V e r s c h m e l z u n g s f o r m e n von se

(bestimmten)

einen

t.-Artikel h a n d e l t .

rein phonologischen Prozeß,

Ferner h a n d e l t es sich um

der nicht mit einer syntakti-

schen oder semantischen D i f f e r e n z i e r u n g Der

Prozeß

einhergeht.

e r f a ß t obligatorisch jede phonologische

v o n Formen w i e i n ( 6 )

und

Struktur

u n d f a k u l t a t i v jede phonologische S t r u k t u r

von Formen w i e i n ( 7 ) : (6)

[p se

t-] [ . . . ] ] - - - > [[st-] [ . . . ] ]

(7)

[ p apo [ I D E T t-] [ . . . ] ] — > [ [ a p t - ] [ . . . ] ] Bei den ü b r i g e n phonologischen Sonderformen von

wie kata, handelt ihre

( k a t ) , j ia (i), es

para

sich e b e n f a l l s

Präpositionen

( p a r ) , me ( m ) , se ( s_) und apo ( a p )

um rein

phonologisch

determinierte;

D i s t r i b u t i o n f o l g t a l l g e m e i n e n phonologischen

k e i t e n bei Wortverbindungen,

vgl.

Gesetzmäßig-

meine A u s f ü h r u n g e n S.

und die d o r t genannten L i t e r a t u r a n g a b e n .

33 ff.

103

6 . 3 . Sonder formen der Präpositionen im D e u t s c h e n . In (insbesondere n o r m a t i v e n ) G r a m m a t i k e n des Deutschen w i r d die Gruppe der Sonder formen bildenden P r ä p o s i t i o n e n ü b l i c h e r w e i s e auf die unter (8) genannten Formen eingeschränkt; es handelt sich bei den Formen u n t e r (8) jedoch nur um solche, die

schriftsprach-

lich vollkommen a k z e p t i e r t sind: (8) Sonder f o r m e n v o n P r ä p o s i t i o n e n , die schriftsprachlich a k z e p t i e r t werden: SG m

n am

zur

DATIV

beim hinterm

vom

vorm zum

hintern übern untern

ans aufs durchs fürs hinters ins übers ums unters vors

AKKUSATIV

Neuere U n t e r s u c h u n g e n ( v g l . Schaub ( 1 9 7 9 ) ; Dedenbach ( 1 9 8 7 ) ; H i n r i c h s (1986) und die dortigen L i t e r a t u r a n g a b e n ) belegen hingegen, daß z u m i n d e s t alle P r ä P im m ü n d l i c h e n Sprachgebrauch

110

fische Sonderformen bilden können, und daß diese Formen weder auf bestimmte Kasus-, Genus- oder Numerus-Formen des A r t i k e l s noch auf den d-Artikel (der. die das) beschränkt sind. Ausnahmen hierzu bilden lediglich einige P r ä p o s i t i o n e n wie ä. einschließlich, exklusive, hinsichtlich, infolge, inmitten, innerhalb, je. k r a f t , längsseits, mangels, nahe, nebst, oberhalb, pro, samt. seitlich, seitwärts. u n f e r n . unterhalb, zeit, zunächst, zwecks ( f ü r diesseits. Jenseits, seitens, u n w e i t u . a . sind allerdings Sonderformen belegt, v g l . Dedenbach (1987: 68 f . ) ) . Es handelt sich hierbei um Lexeme, welche durchweg neueren Ursprungs sind ( a u f g r u n d ihres Fremdwortstatus oder aufgrund Restrukturierung entstanden e r ) , die h ä u f i g morphologisch komplex s t r u k t u r i e r t sind, und die in ihrem Gebrauch auf bestimmte stilistische, fachsprachliche oder sonstige Sprechvariationen festgelegt sind. Es scheint, daß der den Sonderformen zugrundeliegende phonologische Prozeß eine gewisse G e b r a u c h s h ä u f i g k e i t voraussetzt. Auf schriftsprachliche Belege anderer als in (8) erwähnter Formen macht übrigens schon Paul (1919: 117) a u f m e r k s a m . Ob intransitive P-Lexeme gleichfalls phonologische Sonderformen bilden, ist eine bislang nicht gestellte Frage. Zu beachten wären Fälle wie in ( 9 ) , (9)

oben das Haus

/

oben'es Haus

Das Spezifische an Sonderformen transitiver P-Lexeme ist jedoch, daß der ihnen zugrundeliegende phonologische Prozeß strukturbezogen ist; er bezieht sich nämlich ausschließlich auf eine S t r u k t u r der syntaktischen Form ( 1 0 ) ( m i t DET=Determinierer):

(10)

Ill

Demgegenüber sind phonetisch-phonologische Reduktionen, wie sie in Fällen wie (9) oder (11) sichtbar sind, nicht an spezifische Phrasentypen gebunden, was sich insbesondere darin zeigt, daß zwischen den phonologisch verbundenen Formen in diesen Fällen Pausen oder bestimmte parenthetische Einschübe treten können, im Falle der P-DET-Verschmelzung jedoch nicht, vgl. ( 1 2 ) vs. ( 1 3 ) [Beispiele (11) und (12 b) nach Hinrichs ( 1 9 8 6 ) ] : (11) sie t r u g ' s goldene Halsband ( 1 2 ) a. oben eh eh 'es Haus b. sie trug eh eh 's goldene Halsband (13) a. * er ist in eh eh 's Schwimmbad gegangen b. * er ist auf eh eh 'm Bahnhof Die Strukturbezogenheit

der den P-DET-Verschmelzungsformen zu-

grundeliegenden phonologischen Regel findet ihre Ursache in dem Faktum, daß die betreffenden Verschmelzungsformen und die nichtverschmolzenen Formen nicht semantisch und pragmatisch gleichwertig sind. Ferner sind bestimmte Verschmelzungsformen lexikalisiert, d . h . nicht aus rein phonologischen Gesetzmäßigkeiten ableitbar. Zunächst zu letzteren ( l e x i k a l i s i e r t e n ) Formen; Lexeme unter ( 1 4 ) :

dies sind die

( 1 4 ) Lexikalisierte Verschmelzungsformen: am beim im vom zum Die Form [ t s u m ] ist aufgrund des (obligatorisch) kurzen [u] nicht aus allgemeinen Gesetzmäßigkeiten ableitbar; daß [ t s u : m ] (entgegen z . B . w i e ' m / [ v i : m ] vs. * [ v i m ] ) ausgeschlossen ist ( * C e r geht [ t z u : m l A r z t ] ) ist m i t h i n in der Lexikalisierung dieser Form begründet. Bei den Formen am, beim., im, vom liegen hingegen zwar allgemeine G e s e t z m ä ß i g k e i t e n zugrunde (auch bei Formen wie gegen'm, wegen'm, zwischen'm sind die Variationen gegem. wegem. zwischem dokumentiert (Dedenbach (1987: 70 f f . ) ) , die Formen auf [m] sind jedoch obligatorisch, während andere P" Varianten zulassen (gegen'em u s w . ) . Nie gesagt sind Verschmelzungsformen und nicht-verschmolzene Formen nicht gleich d i s t r i b u i e r t . Im Gegensatz zu den Kontrak-

112

tionsformen im Neugriechischen handelt es sich bei den bzw.

deutschen

Verschmelzungsformen

also nicht um f a k u l t a t i v e

(morpholo-

gisch -syntaktisch-)

obligatorische Varianten von entsprechenden

"nicht- k o n t r a h i e r t e n " Formen. Zur Analyse der bedingenden nicht-phonologischen Faktoren muß zwischen

den

Verschmelzungsformen (a)

P 0 +ein-Artikel

und

(b)

0

P +£.-Artikel d i f f e r e n z i e r t werden. (a) Die Formen P g +ein-Artikel Die Verschmelzungsformen r i c h t e n sich in ihrer

phonologischen

Form nach den R e d u k t i o n s f o r m e n des e i n - A r t i k e l s ( v g l . z . B . i n ' e m . aus'(n)em.

von'em

usw.;

zu

Gesetzmäßigkeiten

vgl.

Dedenbach

(1987)) . Die V e r s c h m e l z u n g s f o r m e n sind nur dann m ö g l i c h , Form unbetont ist (15) a.

und keine Teilmenge

wenn die

ein-

bezeichnet:

ich habe in einem Ohr f n e Entzündung

b. ich habe [ i n ' m O h r ] 'ne E n t z ü n d u n g (15 b) kann nur in der Bedeutung i n t e r p r e t i e r t werden, in welcher ein keine Teilmenge (eines von zwei Ohren) bezeichnet. fern

ein in der Bedeutung zur Bezeichnung einer

Teilmenge

Insoeine

andere D i s t r i b u t i o n besitzt als A r t i k e l ( v g l . das eine Ohr u s w . ) , kann man davon ausgehen, men

zuzurechnen ist,

daß ein zwei diversen Klassen von Lexe-

den DeterminantJen und den Numeralia ( v g l .

h i e r z u auch Vater ( 1 9 7 9 ) ) . Die Strukturen wie ( 1 0 ) erfassende phonologische R e d u k t i o n s r e g e l b e t r i f f t unter dieser V o r a u s s e t z u n g alle ein-Formen. (b) Die Formen P 0 +d_-Artikel Verschmelzungsformen diesem Falle treffenden

und

nicht-reduzierte

Formen

sind

in

komplementär d i s t r i b u i e r t . Die D i s t r i b u t i o n der beFormen richtet sich nach folgenden

schen M a r k i e r u n g e n :

semanto-pragmati-

113

(16)

anaphorisch

generisch

deiktisch

spezifischl) Verschmelzungs f o r m voile Form

Zu den einzelnen M a r k i e r u n g e n vgl . die folgenden Beispiele isch: (17) a. Ich sah einen Wagen. In dem A u t o saß ein Mann. b. Ich sah einen Wagen. * Im Auto saß ein Mann. gener isch: ( 1 8 ) a. damit war der entscheidende Schritt getan vom A f f e n zum Menschen b. * damit war der entscheidende Schritt getan von dem A f f e n zu dem Menschen (Grundzüge (1981: 371); Haberland ( 1 9 8 5 ) ) spezifisch: ( 1 9 ) a. sie geht gern in das Kino ( n u r de ik t i seh /anaphorisch) b. sie geht gern ins Kino ( n u r gener isch/spezi fisch) (vgl.

Hartmann ( 1 9 8 2 ) ; Hiiirichs ( 1 9 8 6 ) )

deik tisch: ( 2 0 ) a. ich bin auf den P u l l o v e r stolz, nicht auf diesen b. * ich bin auf 'm P u l l o v e r stolz, nicht auf diesen Die unter (8) genannten Formen zeichnen sich darin von anderen V e r s c h m e l z u n g s f o r m e n aus, daß in diesen F ä l l e n die in ( 1 6 ) verd e u t l i c h t e komplementäre D i s t r i b u t i o n o b l i g a t o r i s c h ist, in anderen F ä l l e n jedoch die volle Form auch generische b z w . s p e z i f i s c h e Markierung tragen kann (allerdings richtet sich in allen Fällen die M a r k i e r u n g der V e r s c h m e l z u n g s f o r m nach den in ( 1 6 ) genannten M a r k i e r u n g e n [generisch] b z w . [ s p e z i f i s c h ] ) : l

Zur Markierung spezifisch vgl. Hartmann (1978; 1982), der darunter die Kennzeichnung einer E n t i t ä t als unikal im j e w e i ligen Kontext versteht, und Löbner (1985).

114

( 2 1 ) a. gegen das Kino habe ich nichts b. gegen's Kino habe ich nichts Entgegen

neueren Darstellungen spiegelt die A u f l i s t u n g in (8)

also durchaus mehr als nur normative Gesetzmäßigkeiten w i d e r . Wie ich sah den Mann und bin stolz a u f ' n zeigt, ist die Reduk— tion

einer pronominalen form nicht an

gebunden;

sie folgt

semantische

Markierungen

( w i e die oben bzgl. der Beispiele (9) / (11)

genannten F ä l l e ) generellen phonetisch-phonologischen Reduktionsregeln. Den Verschmelzungsformen P 0 -d_-Artikel liegen also einerseits phonologische Gesetzmäßigkeiten zugrunde, was z . B . auch die Nicht-Existenz von Formen wie daram. dar im, darauf 's, worüber 's u s w . e r k l ä r t ( v g l . *[daran dem l u s w . ) , andererseits bestimmte semanto-pragmatische Reguläritäten. Neben der unter ( 1 6 )

s p e z i f i z i e r t e n komplementären

Distribu-

tion von Verschmelzungsformen und nicht-verschmolzenen Formen spielen für die D i s t r i b u t i o n der j e w e i l i g e n Formen weitere Faktoren eine Rolle. Insbesondere zählen hierzu Sonderfälle, wie ich sie oben, Kap. 3.5. besprochen habe, sowie Idiomatisierungen bestimmter Syntagmen, Faktoren:

zu rechnen ist

wohl auch mit

stilistischen

( 2 2 ) a. [am besten] b. * an dem besten c. nicht im geringsten d. * nicht in dem geringsten e. er ist [am Schlafen] f. * er ist [an dem Schlafen] ( 2 3 ) a. zum Beispiel b. [zu dem Beispiel] sage ich nichts c. übers Herz bringen d. ins Fäustchen lachen Für substantivierte I n f i n i t i v e scheinen hingegen die

gleichen

Bedingungen wie für andere NPs zu gelten; substantivierte I n f i n i tive (die in semantischer Hinsicht stets Abstrakta d a r s t e l l e n ) ohne A t t r i b u t e besitzen im allgemeinen eine generische Interpre-

115

tation, v g l .

( 2 4 ) vs. ( 2 5 ) ,

(24)

ich denke ans Schlafen

(25)

ich habe nicht an das Bellen von deinem Hund gedacht

und erfordern gemäß der oben genannten Bedingungen in Präpositionalsyntagmen eine Verschmelzungsform. Daß, wie Grimm (1981: 334) feststellt, Funktionsverbgefüge mit substantiviertem I n f i n i t i v wie in ( 2 6 ) ausschließlich Verschmelzungsformen erlauben, wenn die betreffenden I n f i n i t i v e nicht semantisch m o d i f i z i e r t sind (etwa durch ein attributives A d j e k t i v wie in ( 2 7 ) ) , ( 2 6 ) a. ins Stocken / ins Hanken bringen / geraten b. * in das Stocken geraten ( 2 7 ) a. in heftiges Wanken geraten b. in das heftigste Wanken kommen ( G r i m m (1981: 3 3 5 ) ) sonst jedoch auch den "0-Artikel" oder den d.-Artikel zulassen ist m i t h i n Folge einer von Funktionsverbgefügen unabhängigen Bedingung. Die Distribution von Verschmelzungsformen und nicht-verschmolzenen Formen scheint sich in Funktionsverbgefügen nach denselben Bedingungen zu richten, welche auch für andere PPs gelten. Insofern die unter ( 1 6 ) genannten semanto-pragmatischen Markierungen im Deutschen für die Text-Konstitution eine charakteristische R o l l e spielen ( v g l . Harweg (1979: 291 f f . ) , Weinrich ( 1 9 6 9 ) , Baumann ( 1 9 7 0 ) ) , gilt dies auch für die Distribution der hier e r ö r t e r t e n Formen. Der A r t i k e l ist "ein Signal für den Hörer ( L e s e r ) , daß der Sprecher ( A u t o r ) bestimmte Informationen beim Hörer (Leser) als bekannt oder nicht bekannt voraussetzt." (Brinker (1985: 2 9 ) ) . Für die t e x t f u n k t i o n a l e I n t e r p r e t a t i o n von Phrasen mit d_-Artikel

verfügen

Muttersprachler offenbar

über bestimmte Strategien, etwa

(vgl.

Quasthoff

(1978))

116

"Wenn der bestimmte A r t i k e l a u f t r i t t , ohne daß er auf nur einmal in der Welt vorhandene Gegenstände oder im Text bereits eingeführte Größen verweist, dann suche nach der semantisch nächstliegenden Menge, innerhalb derer der bezeichnete Gegenstand nur einmal vorkommt und interpretiere den Ausdruck bezogen d a r a u f . " (Quasthoff (1978: 157), v g l . ferner Bartsch ( 1 9 7 5 ) ) . Die ( u . a . ) durch den d,-Artikel im Deutschen realisierbare Textfunktion der expliziten "Kennzeichnung einer Einheit als bekannt", ( b z w . als A u s l ö s e f a k t o r einer b e s t i m m t e n Textinterpretationsstrategie) etwa wie in ( 2 8 ) , kann jedoch durch Verschmelzungsformen a u f g r u n d ihrer Festlegung auf [ - a n a p h o r i s c h ] / [ - d e i k tisch] nicht e r f ü l l t werden, vgl. ( 1 7 ) und ( 2 8 ) : (28)

Endlich k a u f t e sich Hans auch einen Videorecorder. Er hatte allerdings wenig Freude an dem / *[an einem] / ? ? [ a m ] G e r ä t .

Dies bedeutet, daß "Bekanntheit aufgrund sprachlicher Vorerwähntheit" nicht Verschmelzungsformen ausschließt, sondern t e x t f u n k tional den d_-Artikel in expliziter Form dann e r f o r d e r t , wenn keine generische / spezifische Interpretation der betreffenden NP möglich ist. Spezifisch können übrigens in bestimmten Kontexten auch dann NPs sein, wenn sie in diesen Kontexten f ü r Hörer und Sprecher als unikal gelten; existiert in einem Dorf nur ein Kino, so kann ich gehe ins King bedeuten, daß ich in dieses Kino gehe.

117

6 . 4 . Probleme der Kontrastierung im Bereich der Sonder formen. Ob und wie die für Verschmelzungsformen im Deutschen genannten semantischen und pragmatischen I n f o r m a t i o n e n in einer Sprache kodiert werden, w i r d von sprachspezifischen Faktoren determiniert. Harweg (1979: 2 9 1 f f . ) unterscheidet beispielsweise hinsichtlich der Textfunktion des A r t i k e l s "Artikelsprachen" von "Nicht-Artikelsprachen": " A r t i k e l sind d e m z u f o l g e diejenigen Morpheme oder Horphemsequenzen zu nennen, die in den [ . . . ] Artikelsprachen den obligatorischen Charakter der Unterscheidung von Substituendumund Substiuens-Vorkommen p a r t i k u l ä r verwendeter Gattungsnamen gew ä h r l e i s t e n . " ( H a r w e g (1979: 2 9 3 ) ) . Deutsch und Neugriechisch gehören gleichermaßen zu den Artikelsprachen, da in beiden Sprachen A r t i k e l die genannte T e x t f u n k t i o n e r f ü l l e n . Die Bedeutung des "Artikels" für die Textkonstitution

dürfte

in der von Coseriu (1975: 262 f f . ) beschriebenen "Aktualisierungs"- Funktion des "bestimmten A r t i k e l s " in vielen Sprachen begründet sein: "die das sprachliche Wissen ausmachenden Namen sind nicht ' a k t u e l l ' , sondern ' v i r t u e l l ' ; sie bedeuten keine 'Gegenstände 1 , sondern ' B e g r i f f e ' . Als Bestandteil der Sprache kata dhinamin benennt ein Name ( N o m e n ) einen B e g r i f f [ . . . ] und bezeichnet nur potentiell alle unter diesen B e g r i f f fallenden Gegenstände. Allein im Sprechen kann ein Name dann auf Gegenstände h i n d e u t e n . " Die " A k t u a l i s i e r u n g eines Namens" ist "gerade diese Ausrichtung eines b e g r i f f l i c h e n Zeichens auf den Bereich der Gegenstände. [ . . . ] Der A k t u a l i s a t o r par excellence ist dabei der sog. 'bestimmte A r t i k e l 1 . Dagegen ist der sog. 'unbestimmte' oder 'generische' A r t i k e l zugleich auch ein Q u a n t i f i k a t o r und P a r t i k u l a r i s a t o r . " (Coseriu (1975: 2 6 3 f . ) ) Im Gegensatz zum Deutschen ist der bestimmte A r t i k e l im Neugriechischen stets [ - d e i k t i s c h ] , v g l . Fries (1987 c: Teil II, Kap. 5 . ) , und kann niemals einen Hauptakzent tragen; es handelt sich um einen enklitischen A r t i k e l . Die deiktische Markierung wird im Neugriechischen ( u . a . ) durch die "starke Form" (aftos, a f t i . a f t o . u s w . ] kodiert, die innerhalb von NPs in einer bes t i m m t e n Position, X in (29 d), a u f t r i t t :

118 ( 2 9 ) a. a f t o

[to s p i t i ]

b. to spiti [ a f t o ] c. * afto spiti

(dies

das Haus)

(das Haus dieses) (dieses Haus)

d.

X

afto

spiti Die Reihenfolge [X-NP] ist prinzipiell umkehrbar, vgl.

(29 a,

b); daß es sich bei der X-Position um eine von der Artikel-Position unterschiedene handelt, belegt die Ungrammatikalität von Beispielen wie (29 c ) . Die im Deutschen durch die unterschiedlichen Formen Verschmelzungsform

b z w . volle Form kodierbaren Informationen werden nun im

Neugriechischen in einem Aspekt ( a . )

durch unterschiedliche

NP-

Formen kodiert, in einem anderen Aspekt ( b . ) durch unterschiedliche Lexeme. ( a . ) Durch "starke Formen" ( a f t o s , a f t i . afto u s w . ) modifizierte NPs wie in ( 2 9 d) entsprechen im Deutschen NPs mit d_-Artikel oder mit Determinierern wie dieser, diese, dieses u s w . : ( 3 0 ) pao

[s-

geh-I.SG. [in

afto

to

cinema]

dieses das Kino]

(=ich gehe in DAS Kino, deiktisch / anaphorisch) Nicht-modifizierte NPs innerhalb von PPs wie in ( 3 1 ) können im Deutschen sowohl PPs mit Verschmelzungsformen als auch PPs mit vollen Formen entsprechen, da der enklitische d e f i n i t e Artikel im Neugriechischen sowohl anaphorisch wie generisch / spezifisch markiert sein kann:

119

( 3 1 ) pao [s- to cinema gehe-I.SG, [in das K i n o ] (ich gehe in das Kino / ich gehe ins Kino] Deutschen PPs mit Verschmelzungsformen entsprechen im Neugriechischen jedoch verbabhängig h ä u f i g auch a r t i k e l l o s e NPs: ( 3 2 ) pao cinema gehe-I.SG. Kino (ich gehe ins Kino) Die artikellosen Formen des Neugriechischen sind generell i n d e f i nit und können daher textuell nicht der d e f i n i t e n Wiederaufnahme einer sprachlich-vorerwähnten indefiniten (nicht-generischen) Einheit dienen; sie v e r h a l t e n sich also, obwohl aus anderem Grunde, textuell ähnlich wie deutsche PPs mit Verschmelzungsformen: ( 3 3 ) Idha ena cinema. * Piga cinema. ( I c h sah ein Kino. * Ich ging [ins] Kino.) Die D i s t r i b u t i o n der A r t i k e l - F o r m e n im Neugriechischen ist

al-

lerdings kaum untersucht. In manchen Konstruktionen muß der unbes t i m m t e A r t i k e l stehen, in anderen kann er stehen, in anderen muß "0-Artikel" stehen: ( 3 4 ) a. echo kapelo habe-I.SG. Hut (=ich habe einen Hat) b. echo ena kapelo habe-I.SG. einen Hut (ich

habe nur einen Hat)

( 3 5 ) a. * sto t r a p e z i vriskete chtena auf dem Tisch befindet sich Kamm b. sto trapezi vriskete mia chtena auf dem Tisch befindet sich ein Kamm In G r a m m a t i k e n des Neugriechischen w i r d lediglich erwähnt, daß der unbestimmte Artikel "viel weniger als im Deutschen verwendet w i r d " ( T z e r m i a s (1969: 4 8 ) ) ; adäquater i s t wohl, d a ß d i e entsprechenden Formen im Deutschen und im Neugriechischen v ö l l i g u n t e r -

120 schiedlich

d i s t r i b u i e r t sind;

in Kopulakonstruktionen wie ( 3 6 )

scheint im Neugriechischen der unbestimmte A r t i k e l im allgemeinen nicht zu stehen:

(36)

a f t o ine podhilato das

ist

Fahrrad

(dies ist ein Fahrrad) Gleiches

g i l t für bestimmte Fügungen aus Verb und Akkusativ-NP,

wie ( 3 7 ) , sowie für Vergleichskonstruktionen des Typs ( 3 8 ) : (37) (38)

perno

fora

nehme- .SG. A n l a u f (ich nehme ine san jeros i s t - I I I . S G . wie Greis (er ist

Anlauf) wie ein Greis)

Da der unbestimmte A r t i k e l im Neugriechischen mit dem ( a t t r i b u t i v verwendbaren) d e k l i n i e r b a r e n Z a h l w o r t (enas [ m a s k ] , mia [ f e r n ] , ena [ n e u t r ] ' e i n s ' ) zusammenfällt, stehen die b e t r e f f e n d e n Formen paradigmatisch nicht nur in Opposition zum d e f i n i t e n Artikel ( t o , o, i.), sondern ( u . a . ) auch in Opposition zu anderen ( t e i l s deklinierbaren, teils nicht-deklinierbaren) Z a h l w ö r t e n (dhio ' z w e i ' , u s w . ) . Wie im Deutschen bezeichnet der unbestimmte A r t i k e l im Neugriechischen daher eine Menge "weniger als alle, nämlich eines" v g l . Werner (1978: 230 f . ) . Der Gebrauch des unbestimmten A r t i k e l s w i r d nun, wie es scheint, u . a . von den allgemeinen Vorstellungen der Sprecher/Hörer über Mengeneigenschaften der bet r e f f e n d e n Substantive gesteuert. I n d e f i n i t h e i t w i r d in ( 3 9 ) durch den "0-Artikel" ausgedrückt, weil man davon ausgeht, daß man normalerweise im Besitz EINES Kammes ist, (39)

echis chtena?

hast du Kamm? (40)

(Hast du einen Kamm?)

echis mia chtena? hast du einen (und nur einen) Kamm?

Während in ( 4 1 ) I n d e f i n i t h e i t durch den unbestimmten A r t i k e l ausgedrückt wird, weil man normalerweise davon ausgeht, daß sich in

121

einer Wohnung mehr als EIN Stuhl b e f i n d e t : (41) a. ?? echis karekla? b. echis mia karekla? (Hast du einen Stuhl?) Wie die Beispiele zeigen, sind die Verhältnisse im Deutschen und im Neugriechischen grundsätzlich verschieden.

( b . ) Bei a r t i k e l l o s e n NPs handelt es sich also nicht generell um semantische Äquivalente zu PPs mit Verschmelzungsformen; insofern es sich nicht um a r t i k e l l o s e NPs innerhalb von PPs handelt, müssen die entsprechenden regierenden Verben (abgesehen von den z. Zt. unbekannten syntaktisch-semantischen Gesetzmäßigkeiten der unter (a) gestreiften A r t ) grundsätzlich eine NP als Argument zulassen, was beispielsweise für pao 'gehen' gilt, jedoch nicht für beno 'hineingehen': ( 4 2 ) a.

* beno cinema hineingehe-I.SG. Kino (ich gehe ins Kino hinein) b. beno s- to cinema hineingehe-I.SG. in das Kino (ich gehe ins / in das Kino hinein)

Insofern Verschmelzungsformen jedoch in bestimmten Kontexten eine Fokussierung der Präposition erlauben, vgl. ( 4 3 ) / ( 4 4 ) , ( 4 3 ) T r e f f e n wir uns VORM Kino oder IM Kino? ( 4 4 ) Ich gehe INS Kino. die neugriechischen intransitiven Präpositionen insbesondere in den mit dem generell schwachtonigen d e f i n i t e n A r t i k e l kontrahierten Formen keine Fokussierung erlauben, müssen die in Fällen wie ( 4 3 ) / ( 4 4 ) über die Fokussierung ausgedrückten Informationen im Neugriechischen über unterschiedliche Lexeme ausgedrückt werden. Dies kann durch unterschiedliche, die PP regierende Lexeme (Verben, Nomen u s w . ) erfolgen, jedoch auch über unterschiedliche PP-

122 Interne M o d i f i k a t o r e n . So entspricht ( 4 4 ) beispielsweise (42 b) ( m i t beno ' h i n e i n g e h e n ' ) , während ( 4 5 ) a u f g r u n d der Ungrammatikal i t ä t von (46 a) eine Übersetzung wie (46 b) e r f o r d e r t : ( 4 5 ) Er war IM K i n o . ( 4 6 ) a. * itan STO cinema war-Ill.SG. P-ARTKino b. Itan MESA war-III.SG. mitten/in

s- to cinema. in-dem Kino

Daß das beschriebene komplexe Zusammenspiel diverser

Möglich-

k e i t e n der I n f o r m a t i o n s k o d i e r u n g für den Z w e i t s p r a c h e r w e r b beider Sprachen erhebliche Schwierigkeiten bedingt, bedarf keiner weiteren E r ö r t e r u n g ; die durch die V e r s c h m e l z u n g s f o r m e n im Deutschen kodierbaren I n f o r m a t i o n e n e r f o r d e r n im Neugriechischen v ö l l i g andere M i t t e l . Zu den v o r g e s t e l l t e n Faktoren kommen hier n i c h t erö r t e r t e stilistische, dialektale und schichtspezifische Faktoren hinzu.

Für die D i d a k t i k des Deutschen als Fremdsprache für

neu-

griechische Muttersprachler d ü r f t e n in dem Bereich der Sonderformen erstens die genannte semanto-pragmatische Bedingung der Dis t r i b u t i o n der Sonderformen ( v g l . ( 1 6 ) S. 113), zweitens die angesprochenen Bedingungen der T e x t k o n s t i t u t i o n und d r i t t e n s die durch einfache und m o d i f i z i e r t e NPs e r f ü l l b a r e n Textfunktionen im Neugriechischen geeignete Ausgangspunkte d a r s t e l l e n .

7.

MÖGLICHKEITEN DER INFORMATIONSKODIERUNG DURCH KOMPLEXE PRAPOSITIONALPHRASEN I:

7.1.

LEXEMATISCHE KODIERUNG.

Einleitung.

Informationen können in einer Sprache auf grundsätzlich zwei verschiedene Weisen kodiert werden: Durch Lexeme und durch Strukturen (als Menge der die Lexeme miteinander verknüpfenden Relationen, vgl. Klaus/Buhr (1985: 1180)). Art und Weise der betroffenen Informationen sowie der Kodierungstypen sind sprachspezifisch. Das zu ihrer Beschreibung verwendbare und verwendete Kategorieninventar ist stets sowohl sprachspezifisch als auch Grammatikmodell-spezifisch ( v g l . Engel (1983: 85 f f . ) ) . Sprachspezifisch für das Deutsche ist beispielsweise die Existenz von P-Lexemen mit der Wortart-Spezifikation PostP, usw. Aus einzelsprachlichen Unterschieden läßt sich jedoch nicht der Schluß ziehen, daß die jeweiligen Sprachen über andere, weniger oder mehr Lexemklassen verfügen; in der bisherigen Diskussion des Deutschen und des Neugriechischen haben wir dem dadurch Rechnung getragen, daß wir Lexemklassen und Wortarten d i f ferenzierten. Die sprachspezifischen morphologischen, syntaktischen und phonologischen Eigenschaften bestimmter, in bezug auf diverse Sprachen Grammatik-modellspezifisch definierter Kategorien gibt lediglich Auskunft darüber, welche Möglichkeiten in einer bestimmten Sprache bestehen, Informationen zu kodieren. Nicht alle diese Möglichkeiten werden tatsächlich ausgenutzt; in Kap. 6. sahen wir, daß phonologische Sonderformen, obgleich in beiden Sprachen vorkommend, zwar im Deutschen der Informationskodierung dienen, nicht jedoch im Neugriechischen. Für die folgende Erörterung der Kodierungsmöglichkeiten durch Präpositionalphrasen im Deutschen und im Neugriechischen beziehe ich mich in erster Linie auf Informationen aus dem lokalen Bereich.

124

Zunächst erörtere ich die Möglichkeiten der Informationskodierung durch lexikalische Einheiten im Deutschen und im Neugriechischen (Kap. 7 . 2 . , 7 . 3 . ) , daran anschließend ( K a p . 8. / 9 . ) Kodierungstypen, die auf Strukturvariationen innerhalb von deutschen bzw. neugriechischen PPs beruhen.

7 . 2 . Lexematische Kodierung im Deutschen. Im Deutschen können aufgrund der Kommutierbarkeit unterschiedlicher Präpositionen in PPs verschiedene semantische Präpositionen-Systeme ermittelt werden. Methoden und Ergebnisse solcher semantischen bzw. syntaktisch-semantIschen Analysen sind in starkem Maße abhängig von den jeweiligen linguistischen Modellen und Zielvorstellungen. Beispielsweise können sich in der maschinellen Sprachanalyse zum Ziele der automatischen Übersetzung zweier Sprachen vollkommen andere Systeme bewähren als für die einzelsprachliche linguistische Beschreibung, für eine kontrastive Grammatik zum Ziele der Didaktik oder für die Beschreibung und Behandlung diverser Aphasiephänomene, usw. Zwischen der Semantik transitiver und intransitiver P-Lexeme besteht in vielen Sprachen ein fundamentaler Unterschied: Die Semantik intransitiver P-Lexeme ist in sehr vielen Fällen nur in Relation zu ihrem Komplement und in Relation zur Distribution der Gesamt-PP erfaßbar; man vgl. z . B . für auf die unter (1) angeführten Beispiele: (1) a. b. c. d. e. f. g. h. i. j. k. 1.

sie tanzten auf der Wiese sie tanzten auf die Niese es steht auf dem Titelblatt er geht auf Händen er geht auf die Schule er kommt auf Ostern er traf sie auf der Reise er verreist auf einige Wochen er tat es auf meinen Rat er schaltet auf volle Lautstärke man rechnet auf ein Pfund ein Liter er spricht auf deutsch

125

Demgegenüber ist die Semantik intransitiver P-Lexeme (oben. hier. Ifitzi u s w . ) relativ invariabel (und dementsprechend erheblich leichter beschreibbar), was übrigens auch dann gilt, wenn es sich um intransitive Varianten von transitiven Lexemen handelt; so besitzt ayJL als intransitives P-Lexem (abgesehen von Bedeutungen wie offen u . a . ) im wesentlichen nur eine lokale Bedeutung: (2) a. Auf, laßt uns gehen! b. er ist [auf] c. die Tür ist ( a u f )

- was selbst für Wortpaare wie unter (3 a) gilt, obgleich entsprechend Distributionen wie unter (1) solche Distributionen wie ( 3 b,c) durchaus erwartbar wären:

( 3 ) a. tauf und ab] / [auf und nieder! / (auf und davon] b. * (auf und nach! c. * (auf und gegen! Entsprechend 1st auch im Neugriechischen, wie wir sehen werden, die Bedeutung intransitiver P-Lexeme im Gegensatz zur Semantik transitiver P-Lezeme relativ invariabel und erheblich leichter erfaßbar. Dieser generelle semantische Unterschied zwischen Lexemen ein und derselben Lexemklasse 1st deshalb merkwürdig, well er uns bei anderen Lexemklassen nicht in diesem Maße begegnet. Mir konstatieren ja bei Verben, Nomina und Adjektiven nicht, daß transitive Lexeme generell eine größere Bedeutungsvarianz aufweisen als Intransitive. Zudem stehen z . B . bei Verben häufig transitive Lexeme in regulären (diverse semantische Subgruppen umfassenden) morphologischen Beziehungen zu intransitiven (vgl. z . B . bc-Präfiaierungen). Die semantische Sonderstellung transitiver P-Lexeme scheint in drei Faktoren begründet zu sein: Erstens können entsprechende PPs (nicht aber solche, die sich aus einem intransitiven nicht-pronominalen Lexem konstituieren) eine Vielzahl sehr unterschiedlicher semantischer Rollen ( -Rollen) kodieren, keineswegs aber beliebige; die betreffenden Rollen hängen einerseits von der internen Struktur und Semantik der PP ab, andererseits von ihrer externen

126

Distribution. Dies unterscheidet PPs z.B. wesentlich von NPs, welche in vielen Sprachen lokale, temporale und vergleichbare semantische Rollen nur in Ausnahmefällen kodieren können (den ganzen Tag. Ifl Meter u s w . ) . Für PPs scheint es in vielen Sprachen grundsätzlich keine Beschränkungen darüber zu geben, welche Typen semantischer Rollen sie kodieren können. Zweitens haben entsprechende PPs (nicht aber solche, die sich aus einem intransitiven nicht-pronominalen Lexem konstituieren) diverse Ähnlichkeiten mit Expansionen nicht-lexikalischer Größen wie C1, usw. (s.S. 30). Die transitiven P-Lexeme der Wortart PräP (bzw. PräP(g) und vergleichbarer Wortarten in anderen Sprachen) tendieren in diversen Distributionen der pl· stark zu rein funktionalen Größen; sie werden, entsprechend den morphologischen Kasus, in vielen Fällen mehr oder weniger idiosynkratisch "zugewiesen", entweder aufgrund einer bestimmten Struktur (wie Passiv: von-NP) oder aufgrund der Rektionseigenschaften von Lexemen anderer Klassen (war ten-i au f-HP l. u s w . ) . Drittens scheint in allen Sprachen eine Tendenz zu bestehen, bestimmte (extra-sprachliche) Relationen zwischen Gegenständen in semantischen Systemen bestimmter Lexemklassen zu fixieren und sie damit mehr oder weniger genau sprachlich erfaßbar zu machen. Natürlich kann dies in ganz unterschiedlichen Weisen geschehen; viele Relationen, die z . B . im Deutschen oder im Neugriechischen durch Präpositionen ausgedrückt werden, werden im Türkischen über Suffixe kodiert, in anderen Sprachen über nominale Einheiten, usw. Dennoch scheint es keine Sprache zu geben, die nicht über grundsätzliche Oppositionen, wie sie im Deutschen durch hier l_ da. vs. dort, oben vs. unten, hinten vs. vorn, vor vs. nach usw. ausgedrückt werden, v e r f ü g t . Die diachrone Herausbildung neuer transitiver P-Lexeme (vgl. S. 49 f . ) hängt ganz offensichtlich damit zusammen, daß eine Notwendigkeit zur genauen sprachlichen Erfassung spezifischer Relationen zwischen Gegenständen besteht. Die vielfachen Bedeutungen einzelner transitiver (meist diachron alter) P-Lexeme sind gerade darin begründet, daß die betreffenden Lexeme häufig zur sprachlichen Erfassung sowohl lokaler wie temporaler, modaler und kausaler Relationen dienen können (vgl. zu auf die Beispiele unter ( D ) . Es scheinen diese extra-sprachlichen Beziehungen und (kulturspezifischen) Notwendigkeiten zu sein, welche Lexeme der P-Klasse ( b z w . in verschiedenen Sprachen

127

Lexeme anderer Klassen) bezüglich Ihrer Semantik In spezifische semantische Systeme zwingen. Von fundamentaler Bedeutung sind hierbei sicherlich Raum- und Zeit-Relationen, mit zunehmender Komplexität unserer Welt jedoch ebenso modale und kausale Relationen. Gegenüber semantischen Systemen von P-Lexemen ( b z w . von entsprechenden lexikalischen Klassen) sind semantische Systeme anderer Lexemklassen In verschiedenen Sprachen auffallend heterogen. Eine Sprache muß offenbar nicht notwendig über semantische Subsysteme von Verben verfügen, welche sich auf die Art und Meise des Sterbens beziehen (sterben, fallen, krepieren, verdursten, verhungern, erfrieren, u s w . ) oder auf die Art der Fortbewegung (gehen. Raufen, humpeln, fahren, fliegen u s w . ) , oder auf die Art des Sprechens (sprechen, flüstern. schreien. stottern. lispeln u s w . ) , usw. Als semantische Hauptsysteme der Präpositionen werden in Grammatiken des Deutschen, weltgehend übereinstimmend, das "lokale", das "temporale", das "kausale" und das "modale" System angenommen. Demgegenüber scheint eine maschinelle Sprachanalyse mit zwei lexikalischen Hauptmarkierungen für Präpositionen auszukommen, [tlokal] und [ttemporal] ( v g l . Schweisthal ( 1 9 7 1 ) ) . So treten im Deutschen bestimmte Präpositionen in PPs auf, die entweder nur [ f l o k a l ) , nur (-»-temporal ], oder nur [-lokal, -temporal] sind: (4) a. nur [+lokal]: seitlich, oberhalb b. nur (+temporal): während, seit c. nur [-temporal, -lokal]: zwecks, bezüglich Die genannten Spezifikationen gelten gleichermaßen für transitive wie für intransitive P-Lexeme, z . B . : (5) a. b. c. d.

lokal temporal modal kausal

transitiv diesseits binnen im Hinblick auf dank

intransitiv oben Jetzt gern deshalb

Die Theorie- und Zielabhängigkeit der Ermittlung semantischer Hauptsysteme von Präpositionen gilt für die Ermittlung entsprechender Subsysteme in noch stärkerem Maße. In nicht-maschinell

128

orientierten Ansätzen nehmen die verwendeten Kriterien der Ermittlung von Subsystemen zumeist Bezug auf extensionale Konzepte; so nimmt man ( h ä u f i g u n e x p l i z i e r t ) an, daß diese Subsysteme in Entsprechung zu kognitiven nicht-sprachlichen Weltkonzepten s t r u k t u r i e r t sind ( v g l . z . B . Moilanen ( 1 9 7 9 ) ) . Bestimmte Erkenntnisse aus der Erforschung des Erstspracherwerbs legen nahe, daß in der Tat insbesondere in diesem Bereich enge Verbindungen zwischen der Entwicklung der Perzeptions- und Sprechfähigkeit bestehen (Paprotte ( 1 9 7 9 ) ) ; es ist unmittelbar einleuchtend, daß sich entsprechende Erkenntnisse auch auf Theorien und Methoden des Zweitspracherwerbs auswirken müssen. Für die semantische Analyse lokaler P-Lexeme scheinen neben topologischen B e g r i f f e n ( w i e Umgebung, Rand, u s w . ) der Begriff der Dimension und der Begriff des Weges notwendig zu sein ( W u n derlich (1985 a ) ) . Als mögliche Kriterien einer Subklassifikation des lokalen Hauptsystems bieten sich ferner die unter (6) genannten an: (6)

- Personen- u n d Sachbezug ( z . B . a u s . . . h e r v o r , z u . . . h i n ) - Anzahl der Objekte, auf deren Bezug eine Raumeinteilung erfolgt ( z . B . a u f , zwischen) - Bewegungstypen statisch - dynamisch ( z . B . rechts, von...her ) - Dimensionalität - h o r i z o n t a l / v e r t i k a l ( z . B . hinter, ü b e r ) - linear/nicht-linear ( z . B . vor, um, in)

Beispielsweise läßt daß K r i t e r i u m der Objektanzahl, nach welcher eine Raumeinteilung e r f o l g t , die Darstellung des lokalen Hauptsystems aufgrund zweier Subsysteme zu, die wiederum in verschiedene Subsubsysteme a u f f ä c h e r b a r sind; entsprechende Systeme wurden z. B. von Ph. Marcq 1) für das Gotische und das Deutsche analysiert. A u s s c h n i t t h a f t repräsentiert (7) eine solche Subklassifikation, wobei zu berücksichtigen ist, daß das K r i t e r i u m der Z . B . Marcq ( 1 9 7 2 ) ; zur Anwendung von (7) auf eine diachrone Analyse des Deutschen vgl. Desportes ( 1 9 8 4 ) , Fries (1987 d ) . Zu weiteren Möglichkeiten semantischer Systeme der Präpositionen v g l . die a u s f ü h r l i c h e n bibliographischen Angaben bei Bouillon (1984) und Lutzeier ( 1 9 8 5 ) . Grundlegend zur logischen Analyse Bartsch ( 1 9 7 2 ) .

129

Bewegungstypen wendbar ist,

im Deutschen ( u n d im Neugriechischen) nur dann anwenn die Lexeme in Bezug auf die externe

Distribu-

tion ihrer Expansion e r f a ß t werden;

p r i n z i p i e l l sind nämlich

Lexeme weder statisch noch dynamisch

(s.

Kombinationen,

K a p . 8 . ) . So können auch

die von Marcq ( 1 9 7 2 ) und Desportes (1984) als

namisch k l a s s i f i z i e r t werden ( a u f . . . z u )

Pdy-

durchaus statische Rela-

tionen bezeichnen ( d a s Schwimmbad liegt auf den Wald z u ) : (7)

1.

LOKALES SYSTEM

1.1. Bezug auf einen Gegenstand 1.1.1. l o k a t i v / d i r e k t i v a u f , über, neben . . . 1.1.2. perlativ durch, u n t e r . . . d u r c h . . . 1.1.3. ablativ aus, von, u n t e r . . . h e r v o r . . . 1 . 2 . Bezug auf mehrere Gegenstände 1.2.1. nicht für ANNÄHERUNG/FOLGEN m a r k i e r t 1.2.1.1.

lokativ/direktiv

zwischen, z w i s c h e n . . . h i n d u r c h . . . 1 . 2 . 1 . 2 . ablativ zwischen.>.hervor 1 . 2 . 2 . ANNÄHERUNG entgegen, a u f . . . z u . . . 1.2.3.

FOLGEN v o n . . . h e r , h i n t e r . . . h e r , nach, voraus . . .

Die meisten transitiven Präpositionen, insbesondere die historisch alten ( a u f . in, von. zu u s w . ) und statistisch h ä u f i g sten 2), gehören mehreren solcher Systeme und Subsysteme an; alle t r a n s i t i v e n Präpositionen des Deutschen v e r f ü g e n über eine spezifische und merkmalreiche lexikalische Semantik, insofern auch die an unterschiedlichen semantischen Systemen teilhabenden

Präposi-

tionen

[+tempo-

nicht beliebige allgemeine Relationen ( w i e z . B .

r a l ] , O l o k a l ] ) zum Ausdruck bringen können, sondern nur bestimmRuoff (1981) e r m i t t e l t für gesprochene Sprache folgende Häuf i g k e i t s a b s t u f u n g bei t r a n s i t i v e n Präpositionen ( A u s w a h l ) : in 28.00%, mit 10.36%, von 10.34%, an. 8.77%, auf 7.97%, zu. 7.80%, v s . z . B . trotz, oberhalb, abseits 0.01%.

130

te S u b ( s u b ) r e l a t i o n e n , vgl. z . B . zu auf Bouillon ( 1 9 8 4 ) . Die historisch alten t r a n s i t i v e n Präpositionen, zu welchen auch die oben, Kap. 5., S. 92, genannten PräP& zählen, haben sich, wie die diesbezügliche l a n g j ä h r i g e Diskussion der Sprachwissenschaft im 19. Jhdt. ergab ( v g l . W o l f r u m ( 1 9 7 0 ) und die dort genannte Liter a t u r ) , aus i n t r a n s i t i v e n P-Lexemen ( " A d v e r b i e n " ) durch Veränderung ihrer Subkategorisierung e n t w i c k e l t . Bedeutungsentwicklungen werden im allgemeinen von lokale Relationen bezeichnenden Präpositionen angenommen, u . z , zunächst auf temporale Relationen, schließlich auf modale und kausale Relationen ( v g l . z . B . Bouillon ( 1 9 8 4 ) , W u n d e r l i c h (1982; 1985 b), Eisenberg (1986: 248 f f . ) ) , w o f ü r z. B. das Faktum spricht, daß zwar räumliche Ausdrücke sehr h ä u f i g zur Bezeichnung nicht-räumlicher Beziehungen verwendet werden, das Umgekehrte jedoch kaum a u f t r i t t ( W u n d e r l i c h (1982: 5 6 ) ) ; für eine solche Bedeutungsentwicklungstendenz sprechen auch unabhängige Argumente, wie z . B . der Ausdruck zeitlicher Beziehungen durch Bewegungsverben (der Winter kommt/geht, u s w . ) i n vielen Sprachen ( W u n d e r l i c h , a . a . O . ) . Trotz des A u s f a l l s einiger alter Präpositionen b z w . einiger eingetretener Bedeutungsverengungen ( f ü r ist im h e u t i g e n Deutsch nicht mehr lokal; gegen, wider wurden zur Bezeichnung lokaler Relationen stark eingeschränkt) b z w . syntaktisch-semantischer Einschränkungen (bei ist heute [ - d i r e k t i o n a l ] und e r l a u b t nur DATIVR e k t i o n ) g i l t w o h l , d a ß d i e meisten a l t e n t r a n s i t i v e n P r ä p o s i t i o nen im Gegenwartsdeutsch zahlreiche semantische Beziehungen bezeichnen können. Desportes ( 1 9 8 4 ) zeigt ferner, daß sich das lokale Subsystem (7: 1 . 2 . ) aus dem Subsystem (7: 1 . 1 . ) e n t w i c k e l t hat. Dennoch ist die G e s a m t e n t w i c k l u n g des semantischen Systems der Präpositionen weniger stark, als man a u f g r u n d der Bedeutungsveränderungen e i n z e l n e r Präpositionen annehmen könnte. Marcq ( 1 9 7 2 ) und Desportes ( 1 9 8 4 ) zeigten, daß z . B . "die G r u n d s t r u k t u r des Systems der r ä u m l i c h e n P r ä p o s i t i o n e n [ . . . ] durch die ganze Geschichte der deutschen Sprache gleich [ b l e i b t ] , von den ersten Denkmälern an bis zu der Gegenwartssprache" (Desportes (1984: 1 3 1 ) ) ; die semantischen Systeme wurden lediglich s p e z i a l i s i e r t . Die

semantische K o m p l e x i t ä t d e r t r a n s i t i v e n P r ä p o s i t i o n e n

eine sprachspezifische Eigenschaft des Deutschen, dikal

v o n v i e l e n anderen Sprachen w i e z . B .

ist

die dieses ra-

auch d e m N e u g r i e c h i -

schen oder dem T ü r k i s c h e n u n t e r s c h e i d e t . Das Deutsche k o d i e r t be-

131

s t i m m t e semantische R o l l e n und I n f o r m a t i o n s t y p e n (eine V i e l z a h l lokaler, temporaler, modaler und kausaler Relationen) vornehmlich durch PPs, u . Z . d a r i n über die lexikalische Semantik der ( t r a n s i t i v e n ) Präpositionen. Daneben ist die primäre (Bezug auf Koordinaten der Sprechsitua t i o n ) und sekundäre (Bezug auf Raumdimensionen) Raumdeixis ( v g l , allgemein Ehrich ( 1 9 8 5 ) )

im Deutschen wie im Neugriechischen so-

wohl im p r ä p o s i t i o n a l e n wie im a d j e k t i v i s c h e n Bereich lexematisch abgedeckt ( i m Neugriechischen sind die A 0 -Formen teilweise

nicht

deklinierbar und entsprechen morphologisch den P-Lexemen). Wie aus unserer A u f s t e l l u n g unter (9) ersichtlich ist, ist der Bereich der t r a n s i t i v e n P-Lexeme im Neugriechischen in deiktischer Hinsicht nicht s p e z i f i z i e r t ; an ihre Stelle treten gemäß unserer A u f s t e l l u n g ( 9 6 ) [ S . 7 6 ] AvbP(g}-PräP{g}-Kombinationen d e r b e t r e f fenden intransitiven P-Lexeme mit se b z w . apo:

(8)

Primäre Raumdeixis im Deutschen und im Neugriechischem Sprecherort umgebende

Sprecherort ausschließende

Region: DT:

NGR:

hier hiesig edho

Region: da dasig

dort dortig eki eki

edho

(9)

P A P A

Sekundäre Raumdeixis im Deutschen und im Neugriechischen: vertikal über unter -

horizontal vor hinter -

horizontal ß rechts links -

vorn brosta

rechts links

NGR:

oben unten pano kato

DT:

ober unter

NGR:

pano kato

vorder hinter brostin- pisin-

DT: NGR: DT:

hinten piso

P-

transitiv

dhexia a r i s t e r a

Pintrans .

recht

A

links

dhexi- a r i s t e r -

132

Interessanterweise sind es (unter anderen) gerade die intransitiven P-Lexeme der unter (9) spezifizierten Gruppe, die i· Neugriechischen zwar keine HP-Komplemente zulassen, jedoch die oben, S. 68, besprochene Struktur (P*-[pro]] ioano mou 'über mir 1 , usw.) bilden können. Ein weiteres Mittel, bestiante Informationen durch PPs auszudrücken, wird durch verschiedene Strukturierungsmöglichkeiten deutscher PPs ermöglicht, vgl. grundlegend Kap. 3.3. Die in der Präpositionalphrasen-Forschung vorgeschlagenen Strukturierungen komplexer PPs (insbesondere des Deutschen) sind sehr heterogen, vgl. z.B. einführend Steinitz (1969: Kap. 3.); an neueren Arbeiten insbesondere Wunderlich (1984), Schmidt (1986), Eisenberg (1986), Mayer (1986), Bierwisch (1987). Wir vertreten die auf Bierwisch (1987) zurückgehende und in Kap. 3. dargelegte Auffassung, daß eine PP die maximale Expansion pl aufweist. Die Mehrzahl PP-bezogener Phänomene sind nach dieser A u f fassung semantlsch (und nicht syntaktisch) begründet. Eine Struktur wie (10) laßt die unterschiedlichsten Interpretationen zu, Je nach lexikalischer Besetzung der einzelnen Positionen:

(10)

Die beiden P^-Phrasen können in (10) sowohl als koordiniert interpretiert werden i i a u f dam Bahnhofl fim acht ü h r l ) wie als Jeweils die andere Phrase modifizierend ([mitten! [auf dem Tischl; t unten in der Küchel tauf de,if T i a c h l ) . Möglicherwelse jedoch erfordern koordinierte PPs spezielle Darstellungsverfahren, auf welche wir hier nicht eingehen können (vgl. hierzu auch Droop (1977: 61 f f . ) ) . Abschließend sei noch kurz auf den besonderen Status von Phrasen wie unter (11) eingegangen: (11) a. b. c. d. e.

(10 Meter abseits der Straße] [l km außerhalb des Dorfes] (eine Stunde hinter Nürnberg] [l km lings der Straße] (10 cm unterhalb des Fensters]

133

Während in Phrasen wie [in der Mitte de« Zi»«qral. fam Anfang der Strecke] eine von-Phrase anstelle der Genitiv-HP treten kann am Anfang von der Strecke!; zu den teils unklaren Bedingungen vgl. Droop (1977: 106 f f . ) ) trifft dies auf Phrasen wie (11 a-e) nicht zu. Bei letzteren ist auch eine Genitivkonstruktion entweder ungrammatisch oder besitzt eine vollkommen andere Bedeutung ( l e i n Meter des Schrankesl. leine Stunde des Anfangs!). Bei der Erst-NP handelt es sich stets u· Maße, Quantitäten usw. bezeichnende NPs. Die Gesamtkonstituente kann in diesen Pillen ( i m Unterschied zu Fällen wie Ceine Schar / Gruppe von Kindern!. fein Kinkel von Ifl Grad l . tder Preis von Iflfl Mark l. u s w . ) nicht unbedingt als NP klassifiziert werden, da sie in erster Linie in typischen PP-Distributlonen auftritt, vgl. ( 1 2 ) ; dennoch treten auch NP-Distributionen auf, wie die Beispiele unter ( 1 3 ) belegen: (12) a. b. (13) a. b.

Das Loch liegt (ein Meter hinter dem Schrank], Er befindet sich [2 km abseits des Dorfes]. (Zwei Meter vor dem Schrank] sind etwas viel, [Eine Stunde nach Beginn] gehört ganz ihm.

Phrasen wie in (13) müssen wohl als N-EzpansIonen interpretiert werden. Für Phrasen wie in (12) argumentiert Bierwisch (1987) auf rein semantischem Hintergrund für zwei Strukturen, entweder (14) oder (15): (14)

hinter dem Schrank ein Meter

(15)

ein Meter

hinter

dem Schrank

134

Die Annahme beider Strukturen hat weitgehende Konsequenzen für verschiedene Bereiche der Grammatiktheorie; ( 1 4 ) geht von der Annahme einer AP aus, deren Kopf (A: *) nicht lexikalisch besetzt ist; ( 1 5 ) setzt die Annahme voraus, daß Präpositionen zwei Komplemente besitzen können. Für (15) scheint zu sprechen, daß nur eine sehr begrenzte Anzahl deutscher und neugriechischer transitiver P0 Haß-Phrasen zu sich nehmen können; im Deutschen handelt es sich um die Lexeme unter ( 1 6 ) , im Heugriechischen um die in ( 1 7 ) (in den jeweils angegebenen ungefähren lokalen bzw. temporalen Bedeutungen): (16) Maß-Phrasen erlaubende P-Lexeme l» Deutschen: abseits außerhalb diesseits entlang gegen gen hinter je jenseits lang« nach neben oberhalb pro seitwärts über unter unterhalb vor wahrend (17) Maß-Phrasen erlaubende P-Lexeme Im neugriechischen: Äßfl. 'vor, außerhalb' ektoa 'außer(halb)' 'gegen' 'nach, hinter' prtn 'vor' pros 'zu, nach, gegen' Für ( 1 5 ) spricht ferner, daß die betreffenden P0 Einfluß auf den Typ der Haß-Phrase besitzen: gegen läßt, obgleich es (unter anderem) sowohl lokale wie temporale Bedeutungen besitzt, nur lokale Haß-Phrasen zu ( { 3 km gegen Hordenl. * f 3 Hoch«n gegen Beihnachtenl). Daß die Hehrzahl aller transitiver P-Lexeme, darunter solche wie auf, an. bei, gegenüber, in. seit, zwischen, keine Haß-Phrasen zu sich nehmen können, wäre nach einer Struktur wie ( 1 5 ) relativ leicht aufgrund ihrer lexikalisch spezifizierten Semantik erfaßbar. Gegen ( 1 5 ) führt Bierwisch (1987: Kap. 3 . 4 . ) semantische Gründe an, sowie die Inakzeptabilität von Phrasen wie [tief 10 Heter im Hasser l . Ob Phrasen dieses Typs aus semantischen oder syntaktischen Gründen ausgeschlossen sind, scheint mir z . Z . nicht entscbeidbar. Zu berücksichtigen ist jedoch ein starkes Argument gegen ( 1 5 ) aufgrund der Verhältnisse im Neugriechischen. Neben

135 einfachen PPs wie i l ora prin tin archil 'eine Stunde vor Beginn 1 lassen auch Phrasen des Typs (18 a) Haß-Phrasen zu, vgl. (18 b ) : (18) a. pano apo to spiti oben von dem Haus = über dem Haas b. ena metro pano apo to spiti

ein Heter oben von dem Haus = l m über dem Haus PPs wie in (18 a) besitzen nun, wie wir in Kap. 4 . 2 . , S. gezeigt haben, eine Struktur wie in (18 c):

67 £ £ . ,

(18) c.

apo

pano

to spiti

Nehmen wir für PPs mit Haß-Phrasen eine Struktur wie (15) an, so waren für Phrasen wie (18 b) Strukturen wie (18 d) anzusetzen: (18) d.

ena metro

pano

apo

to spiti

Lexeme wie pano Oben', die die Wortart-Spezifikation AdvP(g) besitzen, können jedoch unter keinen Umständen NP-Komplemente (oder andere Komplemente) besitzen (nur in Ausnahmefällen gehen sie Strukturen mit einem klitischen genitivischen Pronomen, Ipano moul. e i n ) . Mir wären also aufgrund der Struktur (15) gezwungen, eindeutig intransitiven Lexemen NP-Komplemente zuzuschreiben, die zudem, entgegen dem obligatorischen Auftreten sonstiger P-Komplemente (aoo-to sniti) links-peripher aufträten. In syntaktischer Hinsicht ist daher (18 d) inadäquat; eine syntaktisch adäquate

136

Struktur für Phrasen wie (18 b) ist hingegen (18 e)

(18) e.

ena metro pane

apo

to spiti

(18 e) setzt voraus, daß wesentliche Eigenschaften solcher PPs •it Maß-Phrasen aufgrund semantischer Faktoren erfaßt werden können. Dies setzt eine eingehende senantische Erforschung betreffender Strukturen voraus, weshalb wir hier eine Entscheidung zwischen (14) und (15) und denkbarer weiterer Strukturierungen offen lassen.

7.3. Lezematlsche Kodierung im Neugriechischen. Die auffallendsten Unterschiede zwischen deutschen und neugriechischen Präpositionen bezüglich der an dieser Stelle Interessierenden Phänomene betreffen die unter (19) genannten Punkte (vgl. Kap. 3.6., S. 84 f . ) : (19) a. geringe Anzahl transitiver P-Lexeme b. große Bedeutungsvarianz der meisten transitiven P-Lezeme

c. obligatorische Serial isierung IP fl -XP] in P1 d. strukturelle Kasus-Zuweisung in PPs (Akkusativ); einige P-Lezeme weisen ihrem Komplement den Genitiv zu. Im Verhältnis zum Altgriechischen (und zur Katharevusa) hat sich die Anzahl der neugriechischen transitiven P-Lezeme stark reduziert. Die auch im Altgriechischen geringe Menge transitiver P-Lexeme, ««Ich· in Post-Stellung auftreten konnte, fiel vollkommen aus. Der Bestand an transitiven P-Lezemen wird teils durch

137 entsprechende Lexeme aus der Katharevusa vermehrt; regieren den

dann,

insbesondere bei geringer

diese

Lexeme

Auftretenshäufigkeit,

G e n i t i v und sind semantisch e i n d e u t i g e r als die P-Lexeme der

Dhimotiki;

verschiedene,

h ä u f i g auftretende transitive P-Lexeme

lassen schon den A k k u s a t i v zu ( v g l . ( 9 0 ) , S. 7 1 ) ) .

3

)

Einzelun-

tersuchungen über die Verwendung solcher P-Lexeme aus der revusa

stehen aus.

Katha-

Bezüglich zahlreicher F ä l l e l ä ß t sich

keine

K l a r h e i t gewinnen, welche Faktoren die Verwendung von Lexemen der Katharevusa in der D h i m o t i k i steuern. Aus diesem Grunde haben wir auch in unserer A u f l i s t u n g der transitiven P-Lexeme S. solche Lexeme aus der Katharevusa aufgenommen, chen selten verwendet werden ( z . B . eos.

71

nicht

welche ausgespro-

osme 'bis z u 1 ) .

Für die semantische S p e z i f i k a t i o n der P-Lexeme können wir auf

die a l l g e m e i n e n Angaben in den G r a m m a t i k e n z u r ü c k g r e i f e n

Für die d e i k t i s c h e n P-Lexeme v g l . unsere Übersichten ( 8 ) / ( 9 ) , 131.

nur 4

). S.

Für die Semantik der nicht-deiktischen transitiven P-Lexeme

im Neugriechischen spielen Markierungen wie [ l o k a l ] , [modal]

[temporal],

und [ k a u s a l ] eine o f f e n s i c h t l i c h geringere Rolle als

im

( u n d in v i e l e n anderen indoeuropäischen Sprachen).

Im

Neugriechischen e x i s t i e r e n auch kaum transitive P-Lexeme, die

re-

Deutschen

l a t i v s p e z i f i s c h e R e l a t i o n e n aus diesen Bereichen bezeichnen, wie etwa im Deutschen nördlich, seitlich, binnen, während, seit.

be-

z ü q l i c h . in Hinblick a u f , dank, zwecks u s w . Im Unterschied h i e r z u sind die i n t r a n s i t i v e n P-Lexeme des Neugriechischen semantisch stärker s p e z i f i z i e r t . In diesem Bereich sind

durchaus semantische Markierungen wie [ l o k a l ] ,

[temporal],

[ k a u s a l ] und [ m o d a l ] g e r e c h t f e r t i g t , da z a h l r e i c h e Lexeme auf Relationen entsprechender Art festgelegt sind. Dies zeigt, daß zwar auch

im N e u g r i e c h i s c h e n von semantischen Systemen

gesprochen werden kann,

der

daß diese o f f e n b a r jedoch nicht

P-Lexeme wesent-

lich die t r a n s i t i v e n P-Lexeme b e r ü h r e n .

Wie gesagt lassen wir präpositionswertige Fügungen, die stets den G e n i t i v regieren, hier ebenso unberücksichtigt, wie san 'als 1 und entsprechende andere Lexeme; v g l . K a p . 3.5. V g l . Householder et a l . ( 1 9 6 4 : 146 f f . ) ; Tzermias (1969: 229 f f . ) ; T r i a n d a f i l l i d h i s (1978: 3 8 6 f f . ) , Soyter (1955: 6 2 f f . ) ; Mackridge (1985: 2 0 3 f f . ) ; K a l i t s u n a k i s (1963: 1 1 2 f f . ) . Z u r Semantik einiger temporaler A d v P ( g ) v g l . Setatos ( 1 9 8 6 ) .

138 Zur Semantik der intransitiven P-Lexeme sei auf die Ausführungen in den in Anm. 4, S. 138, genannten Monographien verwiesen. Bei den transitiven P-Lexemen nehmen apo. ia. me. se eine Sonderstellung ein, insofern sie zur Gruppe der oben, Kap. 5., d i f f e r e n z i e r t e n Klasse der PräP&ig) gehören und die betreffenden PPs in bestimmten Distributionen (einfach strukturierter PPs) relativ eindeutig die thematischen Rollen AGENS, BENEFAKTIV, EMPFANGER, "MITTEL" b z w . SPENDER kodieren. Ferner müssen die semantisch relativ unspezifizierten Lexeme aoo und se in Relation zueinander erfaßt werden, da sie zur Bezeichnung aller Relationentypen (lokaler, temporaler, modaler, kausaler) verwendet werden können; in Distributionen des Typs (20) sind apo und se semantisch lediglich für [iNAHE] spezifiziert: (20)

a. ine es ist b. ine es ist c. ine es ist d. ine es ist

[pano [soben +NAHE [pano [apo oben -NAHE [kato [sunten +NAHE [kato [apo unten -NAHE

to trapezi]] Tisch ( = a u f dem Tisch) to trapezi]] Tisch (=über dem Tisch) to t r a p e z i ] ] Tisch (^direkt unter dem Tisch) to trapezi]] Tisch (=unter dem Tisch)

Insbesondere in komplexen PPs wie unter ( 2 0 ) sind aoo und se gemäß der Markierung ( t N A H E ) distribulert; inwieweit dies auch auf nicht-lokale und nicht-temporale Relationen z u t r i f f t , kann hier nicht beantwortet werden. In anderen Distributionen komplexer PPs nehmen apo und se jedoch auch Anteil an weiteren semantischen Spezifizierungen; sie stehen in der semantischen Opposition her vs. hin zueinander und damit auch in Opposition zu [ + d i r ( e k t i o n a l ) ] spezifizierten Lexemen wie kata. mechri. os bzw. zu [-dir] spezifizierten wie Drin. se steht bei (-dir]-Markierung (innerhalb) ferner in semantischer Opposition zu Lexemen wie ektos (außerhalb). Insofern auch im Neugriechischen die lokalen Relationen o f f e n bar die Grundlage der Bedeutungsentwicklung der transitiven P-Lexeme zur Bezeichnung temporaler, modaler und kausaler Relationen bilden, seien die wichtigsten lokalen Relationen und die transi-

139

tiven P-Lexeme zu ihrer Bezeichnung in einem Schaubild e r l ä u t e r t :

(21)

apo (von)