Prosodie und Metrik der Römer
 9783110953336, 9783598774430

Table of contents :
Vorwort
Erster Teil: Sprache und Dichtung
1 Melodischer Akzent
2 Quantität
3 Quantität von Vokalen und Silben
4 Quantitative Metrik
5 Metrisches Lesen und Iktus
6 Äquivalenz von Doppelkürze und Länge
Zweiter Teil: Prosodie
7 Archaische und klassische Prosodie
7.1 Instabilität auslautender Phoneme
7.2 Gemination von Konsonanten am Wortende
7.3 Bewahrung ursprünglicher Quantitäten
8 Jambenkürzung
8.1 Grundbedingungen für das Eintreten der Jambenkürzung
8.2 Jambenkürzung in Sprache und Dichtung
9 Muta cum liquida, Vocalis ante vocalem, Synizese, Synalöphe, Prodelision, Hiat
9.1 Muta cum liquida
9.2 Vocalis ante vocalem
9.3 Synizese
9.4 Synalöphe (oder Elision)
9.5 Prodelision (oder Aphärese)
9.6 Hiat
10 Binnensilben, Endsilben von Polysyllaba, Monosyllaba
10.1 Binnensilben
10.2 Endsilben von Polysyllaba
10.3 Monosyllaba
Dritter Teil: Metrik
11 Idealmodelle, Symbole, Rhythmus, Strukturen
11.1 Idealmodelle
11.2 Symbole
11.3 Rhythmus
11.4 Strukturen
12 Singen und Rezitieren im Theater
13 Doppelkürzen und Pausen
13.1 Ritschlsche Regel
13.2 Regel von Hermann-Lachmann
13.3 Regel der Stellen mit Lizenz
13.4 Regel von Fraenkel-Thierfelder-Skutsch
13.5 Jacobsohnsche Lizenz
14 Saturnier
15 Daktylische Verse
15.1 Hexameter (da6)
15.2 Pentameter (da5)
15.3 Elegisches Distichon (dis)
15.4 Andere daktylische Verse
16 Jambische Verse
16.1 Dipodie (ia2)
16.2 Katalektischer Quaternar (ia4c)
16.3 Quaternar (ia4) und Dimeter (iad)
16.4 Senar (ia6)
16.5 Trimeter (iat)
16.6 Hipponakteischer Trimeter, Choljambus oder Skazon (iats)
16.7 Septenar (ia7)
16.8 Oktonar (ia8)
17 Trochäische Verse
17.1 Dipodie (tr2)
17.2 Tripodie oder Ithyphallikus (ith)
17.3 Katalektischer Quaternar (tr4c)
17.4 Quaternar (tr4)
17.5 Septenar (tr7)
17.6 Oktonar (tr8)
18 Anapästische Verse
18.1 Dipodie (an2)
18.2 Katalektischer Quaternar oder Paroemiacus (an4c)
18.3 Akatalektischer Quaternar (an4)
18.4 Septenar (an7)
18.5 Oktonar (an8)
19 Kretische Verse
19.1 Dipodie (cr2)
19.2 Tripodie (cr3)
19.3 Quaternar (cr4)
19.4 Kretisches Kolon (crc)
20 Bakcheische Verse
20.1 Dipodie (ba2)
20.2 Katalektische Tripodie (ba3c)
20.3 Akatalektische Tripodie (ba3)
20.4 Quaternar (ba4)
20.5 Senar (ba6)
20.6 Bakcheisches Kolon (bac)
20.7 Andere bakcheische Verse
21 Reizianische Verse
21.1 Reizianisches Kolon (rc)
21.2 Reizianischer Vers (rv)
22 Jonische Verse
22.1 Jonische Quaternare a maiore (io4ma)
22.2 Joniker a minore (iomi)
22.3 Galljambus (ga)
23 Äolische Verse
23.1 Katalektische choqambische Dipodie (cho2c)
23.2 Andere chorjambische Verse
23.3 Glykoneus (gl)
23.4 Pherekrateus (pher)
23.5 Priapeus (pr)
23.6 Diphilius (diph)
23.7 Wilamowitzianus (wil)
23.8 Adoneus (ad)
23.9 Phaläkeischer Hendekasyllabus (phal)
23.10 Sapphicus minor (sapph)
23.11 Sapphicus maior (sapphm)
23.12 Asclepiadeus maior (asma)
23.13 Asclepiadeus minor (asmi)
23.14 Alkäischer Enneasyllabus (alc9)
23.15 Alkäischer Dekasyllabus (alc10)
23.16 Alkäischer Hendekasyllabus (alc11)
24 Strophen
24.1 Sapphische Strophe
24.2 Strophen aus Glykoneen und Pherekrateen
24.3 Zweite asklepiadeische Strophe
24.4 Dritte asklepiadeische Strophe
24.5 Alkäische Strophe
24.6 Distichische Strophen und asynartetische Verse
Bibliographische Hinweise
Sachregister

Citation preview

Sandro Boldrini

Prosodie und Metrik der Römer

Aus dem Italienischen übertragen von Bruno W . Häuptli

S

Β. G.Teubner Stuttgart und Leipzig 1999

Titel der

Originalausgabe

Sandro Boldrini, La prosodia e la metrica dei Romani. La N u o v a Italia Scientifica, R o m a 1992

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Boldrini, Sandro: Prosodie und Metrik der Römer / Sandro Boldrini. Aus dem Ital. übertr. von Bruno W . Häuptli. — Stuttgart ; Leipzig : Teubner, 1999 (Teubner-Studienbücher) Einheitssacht.: La prosodia e la metrica dei Romani {dt.} I S B N 3-519-07443-5 Das W e r k einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt besonders für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1999 der deutschen autorisierten Übersetzung B. G. Teubner Stuttgart und Leipzig Printed in Germany Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza

Für Sonia und Federico

Vorwort

Der Zugang zum Studium der lateinischen Metrik ist gewiß noch nie leicht gewesen, einerseits wegen der Schwierigkeit der Sache selbst, anderseits weil eine Art von geheimnisvollem Nimbus sie immer umgeben hat. Man konnte sich des unangenehmen Eindrucks nicht erwehren, die Dichtung R o m s sei einer Art von Schizophrenie eines Volkes, überdies nicht des einzigen, zu verdanken, das aus u n erfindlichen Gründen Verse verfaßte, in denen die Akzente im Vergleich zur Alltagssprache auf völlig willkürliche Weise verteilt waren, wobei man das Ganze noch böswillig mit kompliziertesten «Regeln» und «Ausnahmen» vollstopfte und erst noch, wer weiß wozu, «irrationale» Silben hinzuerfand. Diese von der Umgangssprache abgehobene dichterische Sprache konnte man sich nur als in der Technik phonetisch und prosodisch grundlegend verschieden vorstellen, weit über die üblichen Unterschiede hinaus, die eine dichterische Sprache von einem Prosatext beliebigen Niveaus abheben. Diese Lage, für welche die greifbaren Handbücher nicht immer die nötige Klarheit geschaffen haben, bewirkte, daß das Studium der Metren immer mehr als langweilig, eigentlich absurd, ja überflüssig betrachtet wurde. W i r wissen sehr wohl, daß Dichtung nicht nur ein technisches Phän o m e n ist, und glauben, daß man sie unmöglich verstehen kann, ohne eine ihrer strukturellen Grundlagen zu kennen. Mit der vorliegenden Arbeit wollen wir den jüngeren und weniger jungen Wissenschaftlern ein grundlegendes Element zum Verständnis und zur Deutung der lateinischen Dichtung ins Bewußtsein rufen. Auf der Grundlage antiker Zeugnisse und unter Beiziehung höchst spezialisierter Untersuchungen, die allerdings allzu häufig Selbstzweck sind, soll gezeigt werden, wie die Dichtung, unter rein technischem Gesichtspunkt, in erster Linie aus organisierter Sprache besteht, so daß es möglich ist, auch die scheinbar abstrusesten Phänomene, «Regeln» und «Ausnahmen» zu erklären, indem man sie auf allgemeine sprachliche Tendenzen und Phänomene zurückfuhrt. Doch die Sprache, lebendiges Element einer Gesellschaft, ist dem zeitlichen Wandel unterworfen, und ihre Veränderungen widerspiegeln sich in der Dichtung, auch wenn diese eine erlesene literarische Auswahl trifft; wir haben versucht, diesem Umstand soweit wie möglich R e c h n u n g zu tragen.

VI

VORWORT

In der Überzeugung, daß jedes Phänomen, wenn man es verstehen will, zuvor genau beschrieben werden muß, haben wir es für zweckmäßig gehalten, bei der Erklärung der verschiedenen Verse der sogenannten «Maasschen Methode» zu folgen, im Bewußtsein ihrer Grenzen, die wir allerdings in mancher Hinsicht für überwindbar halten, gerade weil wir eine solche «deskriptive» Methode zum Ausgangspunkt nehmen. S. B.

Vorbemerkung zur deutschen Ausgabe Die vorliegende Übersetzung des 1992 in R o m (Verlag La Nuova Italia Scientifica) erschienenen Buches ist in Wirklichkeit eine korrigierte und revidierte Neuausgabe, die auch dem deutschsprachigen Leser den Zugang zu dem Werk erleichtern soll. In einigen Fällen wurden die Versbeispiele ausgewechselt oder vermehrt und außerdem die Bibliographie fortgeführt, wie es sich gehört. Besonderer Dank sei Herrn Prof. Dr. Settimio Lanciotti für seine wertvolle Hilfe bei der Durchsicht der deutschen Ausgabe ausgesprochen. Fermignano, Januar 1997

S. B.

Vorbemerkung zur Ubersetzung Seit längerem vermißt man im deutschen Sprachraum einen Leitfaden der römischen Metrik, der die Ergebnisse der modernen Forschung, gerade auch der linguistischen, berücksichtigt und der Lehrern und Studenten als leicht faßliche Einführung dienen könnte. Mit Boldrinis handlichem Lehrbuch kann diese Lücke in erwünschter Weise geschlossen werden. Die italienische Fassung bewahrt allerdings in Buchform mehr von der gesprochenen Rede, als wir im deutschen Fachbuch gewohnt sind, und auch in anderer Hinsicht waren bei der Übertragung Anpassungen an den deutschsprachigen Leserkreis und dessen Lesegewohnheiten erforderlich: In der umfangreichen Bibliographie werden nach Möglichkeit neben dem Originaltitel die deutschsprachigen Ausgaben der Standardwerke zitiert; theoretische Passagen aus der antiken Verslehre erscheinen in deutscher Übersetzung; Goethes Zauberlehrling ersetzt das Beispiel aus Manzoni. Erklärende Zusätze stehen in eckigen Klammern, und die deutlichere Gliederung in Unterkapitel soll dem Zweck dienen, Begriffe auch ohne das Register leicht aufzufinden und den Leser etwas weniger von der schwierigen Materie abzuschrecken. Muttenz, Juni 1997

B. W H.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

V

Erster Teil: Sprache und Dichtung 1

Melodischer Akzent

3

2

Quantität

7

3

Quantität von Vokalen und Silben

9

4

Quantitative Metrik

16

5

Metrisches Lesen und Iktus

21

6

Äquivalenz von Doppelkürze und Länge

25

Zweiter Teil: Prosodie 7 7.1 7.2 7.3

Archaische und klassische Prosodie Instabilität auslautender Phoneme Gemination von Konsonanten am Wortende Bewahrung ursprünglicher Quantitäten

31 31 36 38

8 8.1 8.2

Jambenkürzung Grundbedingungen für das Eintreten der Jambenkürzung Jambenkürzung in Sprache und Dichtung

39 39 40

9

Muta cum liquida, Vocalis ante vocalem, Synizese, Synalöphe, Prodelision, Hiat Muta cum liquida Vocalis ante vocalem Synizese Synalöphe (oder Elision) Prodelision (oder Aphärese) Hiat

47 47 48 50 52 54 55

Binnensilben, Endsilben von Polysyllaba, Monosyllaba Binnensilben Endsilben von Polysyllaba Monosyllaba

60 60 60 64

9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6 10 10.1 10.2 10.3

Vili

INHALTSVERZEICHNIS

Dritter Teil: M e t r i k 11 11.1 11.2 11.3 11.4

Idealmodelle, Symbole, Rhythmus, Strukturen Idealmodelle Symbole Rhythmus Strukturen

69 69 69 70 72

12

Singen und Rezitieren im Theater

73

13 13.1 13.2 13.3 13.4 13.5

Doppelkürzen und Pausen Ritschlsche Regel Regel von Hermann-Lachmann Regel der Stellen mit Lizenz Regel von Fraenkel-Thierfelder-Skutsch Jacobsohnsche Lizenz

76 76 78 79 82 84

14

Saturnier

86

15 15.1 15.2 15.3 15.4

Daktylische Verse Hexameter (da6) Pentameter (da5) Elegisches Distichon (dis) Andere daktylische Verse

91 91 97 97 98

16 16.1 16.2 16.3 16.4 16.5 16.6 16.7 16.8

Jambische Verse Dipodie (ia2) Katalektischer Quaternar (ia4c) Quaternar (ia4) und Dimeter (iad) Senar (ia6) Trimeter (ia() Hipponakteischer Trimeter, Choljambus oder Skazon (iats) Septenar (ia7) Oktonar (ia8)

99 99 100 101 102 104 106 107 109

17 17.1 17.2 17.3 17.4 17.5 17.6

Trochäische Verse Dipodie (tr2) Tripodie oder Ithyphallikus (ith) Katalektischer Quaternar (tr4c) Quaternar (tr4) Septenar (tr7) Oktonar (tr8)

111 111 112 112 113 114 116

18 18.1 18.2 18.3

Anapästische Verse Dipodie (an2) Katalektischer Quaternar oder Paroemiacus (an4c) Akatalektischer Quaternar (an4)

118 118 119 120

INHALTSVERZEICHNIS

IX

18.4 18.5

Septenar (an7) Oktonar (an 8 )

121 122

19 19.1 19.2 19.3 19.4

Kretische Verse Dipodie (er2) Tripodie (er3) Quaternar (er4) Kretisches Kolon (erc)

124 124 125 125 126

20 20.1 20.2 20.3 20.4 20.5 20.6 20.7

Bakcheische Verse Dipodie (ba 2 ) Katalektische Tripodie (ba 3c ) Akatalektische Tripodie (ba 3 ) Quaternar (ba4) Senar (ba 6 ) Bakcheisches Kolon (bac) Andere bakcheische Verse

128 128 129 129 129 130 130 132

21 21.1 21.2

Reizianische Verse Reizianisches Kolon (rc) Reizianischer Vers (rv)

133 133 134

22 22.1 22.2 22.3

Jonische Verse Jonische Quaternare a maiore (io 4 m a ) Joniker a minore (io ml ) Galljambus (ga)

135 135 136 137

23 23.1 23.2 23.3 23.4 23.5 23.6 23.7 23.8 23.9 23.10 23.11 23.12 23.13 23.14 23.15 23.16

Äolische Verse Katalektische choqambische Dipodie (eho 2c ) Andere chorjambische Verse Glykoneus (gl) Pherekrateus ¿ h e r ) Priapeus (pr) Diphilius (diph) Wilamowitzianus (wil) Adoneus (ad) Phaläkeischer Hendekasyllabus (phal) Sapphicus minor (sapph) Sapphicus maior (sapph m ) Asclepiadeus maior (as ma ) Asclepiadeus minor (as mi ) Alkäischer Enneasyllabus (ale9) Alkäischer Dekasyllabus (ale 10 ) Alkäischer Hendekasyllabus (ale 11 )

139 139 140 141 143 144 144 145 145 147 148 149 150 151 152 152 153

X

24 24.1 24.2 24.3 24.4 24.5 24.6

INHALTSVERZEICHNIS

Strophen .· Sapphische Strophe Strophen aus Glykoneen und Pherekrateen Zweite asklepiadeische Strophe Dritte asklepiadeische Strophe Alkäische Strophe Distichische Strophen und asynartetische Verse

154 154 155 155 156 156 156

Bibliographische Hinweise

163

Sachregister

183

Ausgaben

Zitate nach den gebräuchlichsten kritischen Ausgaben, flir die altlateinische Dichtung nach den folgenden: LIVIUS ANDRONICUS, Odyssea:

S. Mariotti, U r b i n o

19862

(in

Klammern:

J. Blänsdorf, Fragmenta Poetarum Latinorum Epicorum et Lyricorum. Stuttgart/Leipzig 1995 3 ).

NAEVIUS, Bellum Poenicum: S. Mariotti, Roma 19702 (in Klammern: J. Blänsdorf, ibid.). ENNIUS, Annales: J. Vahlen, Leipzig 19282 (Reprint 1967; in Klammern: O. Skutsch, Oxford 1985). — Dramatische Fragmente nach Ribbeck (s. u.; in Klammern nach Vahlen, zitiert als «scaen.»). DRAMATISCHE FRAGMENTE: O. Ribbeck, Scaenicae Romanorum poesis fragmenta: I, Tragicorum fragmenta (TRF, zitiert als «trag.»), II, Comicorum fragmenta (CRF, zitiert als «com.»), Leipzig 1897/8 3 (Reprint 1962). PLAUTUS: F. Leo, Berlin 1895/6 (Reprint 1958) und W. M. Lindsay, Oxford 1 9 0 4 / 5 (Reprint 1 9 6 5 / 6 ) ; fur Bacchides: C . Q u e s t a , Firenze 1 9 7 5 2 (be-

rücksichtigt sind weitere, hier nicht aufgeführte, Einzelausgaben).

LUCILIUS: N . Terzaghi, Firenze 1 9 6 6 3 (Reprint der Ausgabe 1 9 3 4 1 : 1979; in

Klammern: F. Marx, Leipzig 1904/5).

Abkürzungen

ad ale 9 ale 1 0 ale 11 an 2 an 4 an 4 c

Adoneus alkäischer Enneasyllabus alkäischer Dekasyllabus alkäischer Hendekasyllabus anapästische Dipodie anapästischer Quaternar katalektischer anapästischer

ella ga gl ia 2 ia 4 ia 4 c

Elegj ambus Galljambus Glykoneus jambische Dipodie jambischer Quaternar katalektischer jambischer

an 7 an 8 ar v as ma as ml ba 2 ba 3 ba 3 c

Quaternar anapästischer Septenar anapästischer Oktonar Archilochius Asclepiadeus maior Asclepiadeus minor bakcheische Dipodie bakcheische Tripodie katalektische bakcheische

ia 6 ia 7 ia 8 ia d ia el ia1 ia tc

Quaternar jambischer Senar jambischer Septenar jambischer Oktonar jambischer Dimeter Jambelegus jambischer Trimeter katalektischer jambischer Trimeter

ba 4 ba 6 ba c cho 2 cho 2 c cho 3 cho 4 er 2 er 3 er 4 cr c da 3 c da 4 da 4c da 5 da 6 diph dis

Tripodie bakcheischer Quaternar bakcheischer Senar bakcheisches Kolon chog ambische Dipodie katalektische chorjambische Dipodie choijambische Tripodie chorjambische Tetrapodie * kretische Dipodie kretische Tripodie kretischer Quaternar kretisches Kolon katalektischer daktylischer Trimeter daktylischer Tetrameter katalektischer daktylischer Tetrameter daktylischer Pentameter daktylischer Hexameter Diphilius elegisches Distichon

iats

hipponakteischerjambischer Trimeter (Choljambus, Skazon) i o 4 m a jonischer Quaternar a tnaiore io m l Jonicus a minore ith Ithyphallikus (trochäische Tripodie) ith c katalektischer oder synkopierter Ithyphallikus phal phaläkeischer Hendekasyllabus pher Pherekrateus pr Priapeus rc reizianisches Kolon rv reizianischer Vers sa Saturnier sapph Sapphicus minor sapph m Sapphicus maior tr trochäische Dipodie tr 4 trochäischer Quaternar tr 4 c katalektischer trochäischer tr 7 tr 8 wil

Quaternar trochäischer Septenar trochäischer Oktonar Wilamowitzianus

Erster Teil Sprache und Dichtung

1 Melodischer Akzent

D e r größte qualitative Unterschied zwischen den romanischen Sprachen u n d der lateinischen Sprache besteht mit Sicherheit in der verschiedenen Bewertung des Akzents von seiten der antiken gegenüber der m o d e r n e n Sprachgemeinschaft, folglich ein anderes W a h r n e h mungsvermögen, ein anderes Bewußtsein gegenüber j e n e m Lautphän o m e n , welches innerhalb eines Wortes oder in einer Wortkette erlaubt, eine Silbe gegenüber einer anderen hervorzuheben. Für uns heute tritt eine akzentuierte Silbe hervor, w e n n sie mit größerer Intensität ausgesprochen wird, d. h. mit größerer Kraft beim Ausstoßen von Luft, welche die Stimmbänder in Schwingung versetzt, die richtig eingesetzten Sprechorgane durchfließt u n d die Artikulation der einzelnen P h o n e m e ermöglicht. Dies ist der dynamische Aspekt des Phänomens, das d e m Verständnis u n d der b e w u ß t e n Bewertung dient u n d zu seiner Entstehung notwendig größeren Ausstoß von Luft verlangt. D e r dieser Art von W a h r n e h m u n g entsprechende Akzent wurde deshalb intensiv, dynamisch oder auch exspiratorisch genannt. Einige Forscher haben die Hypothese aufgestellt, daß das Latein in vorliterarischer Zeit einen intensiven Akzent auf der ersten Silbe gekannt habe, womit sich eine R e i h e phonetischer Veränderungen erklären ließe wie Ablaut (Verdunklung der Klangfarbe bei K o m p o sita, ζ. B. compio gegenüber rapio) oder Synkope (Wegfall von Binnenlauten unter dieser Voraussetzung, z. B. pono aus Sposino, vgl. positi, positum). Diese Art von intensivem Anfangsakzent w u r d e j e d o c h vielfach in Zweifel gezogen. Sicher ist, daß in literarischer Zeit, seit Beginn des 3. Jhs. v. Chr., die R ö m e r nur n o c h eine Art von A k zent kennen, den wir als melodisch, musikalisch oder chromatisch b e zeichnen: Die akzentuierte Silbe h o b sich von den anderen durch die Aussprache in erhöhter Tonlage ab; oder genauer: Die lateinische Sprachgemeinschaft verstand als charakteristisches Merkmal des A k zents den Tonunterschied zwischen akzentuierten u n d nichtakzentuierten Silben innerhalb einer Kette von Lauten. Im 1. bis 2. Jh. n. Chr. begann sich dieses Gefühl zu wandeln, wie die phonetischen Verwechslungen zeigen, die m a n auf vielen Inschriften antrifft und

4

1 MELODISCHER AKZENT

die man unzweifelhaft einem Sprachbewußtsein verdankt, das den intensiven Aspekt des Akzents als dominant bewertet. Die Terminologie fur den melodischen Akzent (3. J h . v. Chr. bis 1.—2. Jh. n. Chr.) wurde fast ganz aus dem Griechischen übernommen und benützt nicht zufállig Lehnwörter aus dem musikalischen Bereich; so schreibt Q U I N T I L I A N (1,5,22) über den Akzent: «... tenores — quos quidem ab antiquis dictos tonores comperi, videlicet declinato a Graecis verbo, qui τόνους dicunt — vel accentus quas Graeci npoocpôiaç vocant» ('... die Tonsilben, welche von den Alten, wie ich gehört habe, tonores genannt wurden, offenbar mit dem aus dem Griechischen abgeleiteten Wort, das dort tonos heißt, oder Akzente, was die Griechen prosodia nennen'). N o c h aufschlußreicher ist, was der Grammatiker SERVIUS (GLKIV 426,7) schreibt: «accentus dictus est quasi adcantus secundum Graecos, qui προσφδίαν vocant, nam apud Graecos πρός dicitur 'ad', cantus vero 'φδή' vocatur» ('Akzent heißt soviel wie Zu-gesang nach den Griechen, die ihn Pros-odie nennen, denn bei den Griechen heißt 'zu' pros, ' G e sang' ode'). Die Stellung dieses Wortakzents ist mit der Quantität der zweitletzten Silbe (vgl. 2) verknüpft; das Gesetz der Paenultima lautet: In Wörtern mit mehr als zwei Silben fällt der Akzent auf die zweitletzte Silbe, wenn diese lang ist, auf die drittletzte, wenn die zweitletzte kurz ist. Die Aussprache von Wörtern mit langer zweitletzter Silbe lautet also habere, venimus (Praesens), furtivus, turbuléntus; mit kurzer zweitletzter Silbe: legere, vénimus (Perfekt), próloquor, insolúbilis. Von dieser allgemeinen R e g e l gibt es wenige Ausnahmen: a) enklitischer Akzent Die zweitletzte Silbe trägt den Akzent, wenn eine enklitische, akzentlose, tonlose Partikel folgt, also rosäque (Nominativ), patreque, illäne (Nominativ) usw. trotz der Kürze der zweitletzten Silbe. Der Sprechende bleibt sich der Trennung der beiden Teile bewußt und hört den Widerspruch zwischen semantischer und phonetischer Einheit; in etlichen Fällen ist dieses Bewußtsein allerdings geschwunden, so daß man útinam, éadem (Nominativ), (taque (im Sinn von «deshalb», aber itáque «und so») ausspricht. b) Komposita von facere Wenn der Stammvokal unverändert bleibt, bewahren die Komposita die Aussprache des einfachen Verbums, unabhängig von der Quantität der zweitletzten Silbe, also commonefäcis, calefäcit, satisfàcit, assuefäcit

1 MELODISCHER AKZENT

5

usw. In diesen Fällen ist der Eindruck maßgebend, daß es sich nicht u m eine echte Verbindung, sondern u m eine künstliche Z u s a m m e n stellung handle; anders die Komposita mit Ablaut im Stammvokal wie conßcere, peficere usw. mit der üblichen Aussprache conßcis, péifïcit usw. Allgemein gilt das Gesetz der Dreisilbigkeit: In mehrsilbigen Wörtern kann der Akzent nicht vor der drittletzten Silbe stehen. Eine bekannte Stelle bei C I C E R O (orai. 5 8 ) legt diese Akzentregel dar: «ipsa ... natura, quasi modularetur hominum orationem, in omni verbo posuit acutam vocem, nec una plus nec a postrema syllaba citra tertiam» ('Die N a t u r hat selber, wie u m das R e d e n der Menschen zu rhythmisieren, in jedes Wort einen hellen Laut gelegt, doch nicht m e h r als einen und nicht vor die drittletzte Silbe'). Ferner gilt das Gesetz der Barytonese [Akzentuierung nicht auf E n d silbe]: Der Akzent fällt nie auf die letzte Silbe. Auch hier gibt es, abgesehen von Monosyllaba, die sich nicht anders b e t o n e n lassen, einige wenige Ausnahmen: a) apokopierte (um den Endvokal verkürzte) Wörter: — Wegfall von -e finale bei der Demonstrativpartikel -cë: illTc < ilttce, illüc < illüce, istTc < istïcë, posthäc < posthäce usw.; bei der Interrogativpartikel -ne: adeön < adeöne, tantön < tantônë, satïn < satïsnë, audîn < audtsnë usw. Da die Wörter die B e t o n u n g ihrer vollen F o r m e n behalten, handelt es sich nicht u m eigentliche Ausnahmen vom Gesetz der Paenultima u n d der Barytonese; — Wegfall von -ë finale bei der 2. Person Sing. Imperativ der K o m posita von dicere, ducere, facere; zu lesen ist also addïc < addïcë, addüc < adducë, prodüc < prodûcë, olfäc < olfäce usw. W i e das Beispiel olfäc zeigt, behalten diese Komposita die Akzentuierung des einfachen Verbums bei, unabhängig von der Quantität der Paenultima (sonst wäre olfäc nach einem hypothetischen olfäce zu erwarten). Auch in diesen Fällen ist folglich die O x y t o n i e [Akzentuierung auf Endsilbe] sekundär u n d kein Verstoß gegen das Gesetz der Barytonese. b) synkopierte [um Binnenvokale verkürzte] Wörter — Synkope von -Γ- bei Wörtern, deren Stamm auf -ätis und -Ttïs endet: cutäs < cmätis, nostras < nosträtis, óptimas < optimätis, vestras < vesträtls, Arpiñas < Arpinätis, Ravennäs < Ravennätis, Quirts < Quitïtis, Samriis < Sammtis usw. Die Veränderungen erfolgten über Zwischen-

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1 MELODISCHER AKZENT

stufen: -ät(t)s > -äts > -äss > -äs, u n d -ït(t)s > -its > -lss > -Ts; auch hier also keine Ausnahme, da der Akzent auf der ursprünglichen Silbe bleibt. — Synkope von -ui- bei den (auch in der D i c h t u n g häufig bezeugten) Perfektformen auf -Tt u n d -ät, die sich von den vollen F o r m e n auf -Tuït und -äutt ableiten; die erste F o r m ist das Ergebnis der R e i h e -T(u)it > -T(ï)t > -Tt (der Semivokal u verschwindet im Lateinischen gern zwischen identischen Vokalen), die zweite ist als Analogbildung der -ä-Stämme zu verstehen. Z u lesen ist also: iriît < inîuît, pérît < permit, audit < audïuït, finît < finîuït, vgl. ital. pert, udì, finí usw., fumât < fumâuït, irritât < irritâuït, vgl. ital .fumò, irriti), amò usw,, wo sich die E n d u n g durch Synkope von -Γ- erklärt: fumâu(ï)t, irritâu(ï)t, amäu(i)t usw. c) Formen von fieri (2. und 3. Person Sing. Ind. Praes.) W i e bei den Komposita von facere o h n e Ablaut behalten die K o m p o sita von fieri aus denselben die Akzentuierung des einfachen Verbums bei, zu lesen ist also: commonefis, calefis, commonefit, calefit usw.; auch hier kann von Ausnahmen nicht die R e d e sein.

2 Quantität

Das P h o n e m besitzt als Ton eine physische Ganzheit u n d verfugt folglich über charakteristische Eigenschaften, Eigentümlichkeiten, Besonderheiten, Werte, welche es von anderen physischen P h ä n o m e nen abgrenzen; dazu zählt die zeitliche Dimension. Ein P h o n e m hat eine bestimmte Dauer, die mittels ausgeklügelter m o d e r n e r Technik sogar in absoluten Werten gemessen werden kann; nicht alle P h o n e m e benötigen gleichviel Zeit, die einen dauern länger, die andern kürzer. Die Dauer ist demnach ein objektiver Aspekt der Realität eines j e d e n Phonems; das Sprachbewußtsein eines Volkes kann sie w a h r n e h m e n u n d bewerten oder nicht, doch existiert sie so oder so u n d ist eine reale Dimension des Tons. Die R ö m e r teilten der Dauer der P h o n e m e einen Wert zu u n d u n terschieden bei den Tonen verschiedene Längen, die sie b e w u ß t in ein System von Gegensätzen gruppierten; natürlich erlaubte diese Sensibilität auditiver W a h r n e h m u n g nicht, die Dauer der Tone objektiv zu klassifizieren, man k o n n t e sie bloß als subjektive u n d relative P h ä n o m e n e behandeln. Diese b e w u ß t e u n d subjektive Bewertung der Tondauer von Seiten einer Sprachgemeinschaft bezeichnen wir als Quantität, b e haupten, daß eine Sprache quantitativ sei, bedeutet nichts anderes, als daß diese Sprache ein absolutes P h ä n o m e n , die Dauer, relativ bewertet, i n d e m sie lange u n d kurze Quantitäten einander gegenüberstellt. Eine b e r ü h m t e Stelle bei Q U I N T I L I A N (1,7,2 f.) bezeugt, daß schon die R ö m e r graphische Mittel verwendeten u n d Zeichen ähnlich u n serem Akut auf lange Vokale setzten; das ist auch durch verschiedene Inschriften belegt. D o c h setze man, fährt Q U I N T I L I A N weiter, nicht auf alle langen Vokale diese «Spitze» (apex), sondern w e n n die A n gabe der Quantität eines Vokals dazu diene, bei gleichlautenden Wörtern eine B e d e u t u n g oder Funktion von der andern zu unterscheiden, ζ. B. malus 'Apfel' von malus 'schlecht', pälüs 'Pfahl' von pälüs ' S u m p f ' , einen Nominativ wie rosa v o m Ablativ rosä. Die W a h r n e h m u n g der Quantität hatte also eine wichtige Funktion im lateinischen Sprachsystem. Die romanischen Sprachen verfugen über andere Arten von Sensibilität u n d bewerten in gewissen Fällen andere Merkmale der P h o -

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2 QUANTITÄT

n e m e wie Offenheit oder Geschlossenheit von Vokalen oder den Tonfall; das erlaubt z. B. im Italienischen, geschlossenes e ('und') von offenem è ('ist') zu unterscheiden, pesca ('Fischfang', geschlossenes e) von pesca ('Pfirsich', offenes e), corso ('gelaufen', geschlossenes -o) von Corso ('der Korse'; offenes o); und der Tonfall, mit d e m ein Ausruf wie oh! ausgesprochen wird, entscheidet, o b Staunen, Arger, Schmerz usw. gemeint ist.

3 Quantität von Vokalen und Silben

Man meint im allgemeinen, in quantitativen Sprachen gehe es nur darum, die Dauer vokalischer Phoneme zu messen, d. h. nur Vokale besäßen eine Quantität. Diese Uberzeugung hat zu ungenauen B e schreibungen und irrtümlichen Definitionen verschiedener Aspekte dieses Phänomens gefuhrt; in Wirklichkeit haben auch andere Phoneme an bestimmten Stellen der Wortkette ihre Quantität, d. h. daß ihre Dauer vom Sprecher wahrgenommen und bewußt gewertet wird. Die üblichen Latein-Wörterbücher verzeichnen kurze oder lange (—) Quantität von Vokalen in offener Silbe (über offene und geschlossene Silben s. u. in diesem Kapitel); darauf muß man zurückgreifen, wenn man über die Quantität dieser Vokale Auskunft haben will. Es gibt aber auch empirische Methoden, die es uns erlauben, die Quantität eines Vokals unmittelbar festzustellen. So neigen etwa die kurzen Stammvokale von Komposita zu Abwandlungen: transigo von ägo, succino von cäno, incïpio von cäpio, confido von Jacio, exprimo von premo, compio von räpio usw.; lange Stammvokale dagegen bleiben gewöhnlich unverändert: accedo und succedo von cedo, induco von düco, praedïco von dico, pervàdo von vädo usw. Aufschlußreich ist der Vergleich mit dem Italienischen. Da die Umsetzung betonter lateinischer Vokale gewöhnlich nach festem Schema erfolgt, lassen sich daraus, wenn auch mit aller Vorsicht, Rückschlüsse auf die Quantitäten des Lateinischen ziehen: lat. e > ital. ie oder offenes e: piede < pëdem, viene < vènit, tiene < tenet, vengo < vënio, tengo < tèneo. lat. ë > ital. geschlossenes e: venni < veni, avere < habere, vero < vërus. lat. Γ > ital. geschlossenes e: vedo < video, pero < pïrus, vezzo < Vitium, giustezza < iustïtia, sete < sïtis. lat. t > ital. i: vide < vìdit, scrivo < scrìbo, riso < rïsus, amico < amicus. lat. ó > ital. uo oder offenes o: cuoco < cocus, uomo < homo, può (altital. puote) < potest, suono < sonus, nove < novem. lat. δ > ital. geschlossenes o : non < non, nome < nomen, solo < sölus. lat. ü > ital. geschlossenes o : pozzo ital. geschlossenes u: uno < ünus, puro < pürus, oscuro < obscürus, muto < mütus.

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3 QUANTITÄT VON VOKALEN UND SILBEN

Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen, wie die Beispiele simile < similis oder mestizia < maestïtia (statt semele, mestezia) zeigen. In anderen Fällen entstehen aus demselben lateinischen Wort verschiedene F o r m e n : Vitium > vizio 'Laster' u n d vezzo 'Gewohnheit', iustïtia > giustezza 'Richtigkeit' und giustizia 'Gerechtigkeit'. Offenes betontes e liegt in ital. crudele vor, trotz Ableitung von crudêlis mit ê . W i r haben bisher von Quantität der Vokale gesprochen, doch wer Latein sprach, unterschied auch eine Quantität der Silben, die nicht i m m e r mit deijenigen des in ihr enthaltenen Vokals zusammenfällt; auf Silbenquantität aber basieren lateinischer Vers u n d R h y t h m u s , wie das schon im Griechischen der Fall war. C I C E R O (orat. 1 7 3 ) b e richtet, wie das Theaterpublikum, das die verschiedenen Quantitäten spontan auf natürliche Weise zu unterscheiden wußte, lärmte, w e n n in einem Vers das Silbenmaß nicht stimmte: «In versu quidem theatra tota exclamant, si fuit una syllaba aut brevior aut longior; nec vero multitudo pedes novit nec ullos numéros tenet nec illud, quod offendit, aut cur aut, in quod offendat, intellegit, et tamen omnium longitudinum et brevitatum in sonis, sicut acutarum graviumque vocum, iudicium ipsa natura in auribus nostris coïlocavit» ('Das ganze Theater schrie laut, w e n n in einem Vers eine Silbe zu kurz oder zu lang war, obschon die breite Masse weder Versfuße kennt n o c h irgendwelche Versmaße erfaßt noch begreift, was nicht stimmt, noch weshalb, noch wogegen etwas verstößt, doch hat uns bei den Tonen die N a t u r selbst das Urteilsvermögen über alle Längen u n d Kürzen wie über h o h e und tiefe Tone in die O h r e n gelegt'). Die Definition von Silbe ist nicht so einfach, wie man glauben könnte; auch die linguistische Forschung hat uns bisher keine befriedigende Definition geliefert, welche alle verschiedenen Aspekte dieses phonetischen und psychologischen Phänomens umfassen würde. Für unsere Zwecke k ö n n e n wir aber auf einen Silbenbegriff zurückgreifen, der auf die b e r ü h m t e Klassifizierung der P h o n e m e durch Ferdinand de Saussure zurückgeht: Basis bildet der Grad der Ö f f n u n g der M u n d h ö h l e , welche im Anschluß an das durch Aushauchen der Luft ausgelöste Schwingen der Stimmbänder zur Aussprache benötigt wird; nach dieser Klassifizierung gibt es sieben Stufen der Ö f f n u n g : 1) Stufe 0: Aussprache von p, b, t, d, c, g (Okklusive, Mutae) 2) Stufe 1: Aussprache von f, v, s, ζ (Spiranten oder Frikative) 3) Stufe 2: Aussprache von m, η (Nasale)

3 QUANTITÄT V O N VOKALEN U N D SILBEN

4) 5) 6) 7)

Stufe Stufe Stufe Stufe

3: 4: 5: 6:

Aussprache Aussprache Aussprache Aussprache

von von von von

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1, r (Liquida) i, u e, o a.

Ausgehend von diesem Schema k ö n n e n wir die P h o n e m e in zwei große G r u p p e n einteilen. Die erste G r u p p e besteht aus Okklusiven, deren Aussprache nur in d e m M o m e n t erfolgt, in dem die Sperre aufgehoben wird, welche die Lippen (beim Aussprechen der Labiale p, b), die Z ä h n e (beim Aussprechen der Dentale t, d), die Kehle (beim Aussprechen der Gutturale c, g) d e m Ausströmen der Luft e n t gegensetzen; auch wenn nach E n t f e r n u n g der Sperre die Luft weiter ausströmt, setzt sich der Ton nicht weiter fort, weshalb man diese P h o n e m e auch als momentan bezeichnet. In der zweiten G r u p p e fassen wir alle übrigen P h o n e m e zusammen, da sie als gemeinsames Merkmal den Ton halten, w e n n sich das Ausströmen der Luft fortsetzt; diese P h o n e m e k ö n n e n also, im Gegensatz zu den andern, als kontinuierlich definiert werden; zur einfacheren Erklärung verstehen wir darunter alle P h o n e m e , deren Aussprache mit Stufe 1—6 der Ö f f n u n g der Sprechorgane erfolgt (im Fall der sogenannten Konsonanten der Stufe 2 und 3 spricht man von Sonanten). W i e man sieht, erfolgt die Aufteilung der P h o n e m e in Vokale (als aussprechbar o h n e Zuhilfenahme anderer P h o n e m e ) und Konsonanten (als aussprechbar unter Zuhilfenahme anderer Laute), wie sie die traditionellen G r a m matiken v o r n e h m e n , o h n e jegliche Grundlage; die einzig richtige u n d mögliche Aufteilung ist diejenige in m o m e n t a n e u n d kontinuierliche P h o n e m e . In gewissen Sprachen ü b e r n e h m e n anderseits auch Sonanten eine «vokalische» Funktion (z. B. serbokroatisch smrt 'Tod'). Jede Silbe enthält einen M o m e n t , welchen de Saussure als «vokalischen Punkt» {point vocalique) bezeichnet, von d e m aus die Stimme den Ton unbegrenzt fortsetzen kann; dieser H ö h e p u n k t der Silbe kann aus einem beliebigen kontinuierlichen P h o n e m bestehen, nicht aus m o m e n t a n e n P h o n e m e n , da deren Realität, wie gesagt, nur auf d e m M o m e n t ihrer Aussprache beruht. D e r H ö h e p u n k t einer Silbe kann n u n aber den Ton halten; das P h o n e m , welchen den vokalischen P u n k t liefert, wird man folglich als gehalten bezeichnen. In einem Wort wie vita sind die gehaltenen P h o n e m e i und a, nicht aber das m o m e n t a n e P h o n e m t, während das P h o n e m ν als kontinuierlich den vokalischen P u n k t abgeben könnte. Das ist aber nicht

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3 QUANTITÄT VON VOKALEN UND SILBEN

der Fall; analysiert man die Physiologie der Artikulation des Lautes vi-, wird klar, daß die Sprechorgane, u m diese phonische G r u p p e ausstoßen zu k ö n n e n , von einem kleinen Offnungsgrad bei der Aussprache von ν (Stufe 1) zu einem größeren Offnungsgrad bei i (Stufe 4) übergehen. Die ausströmende Luft tritt von d e m klein e n Kanal, in den sie beim Aussprechen des ersten der beiden P h o n e m e eingeengt war, in einen erweiterten Kanal über, in den sie sich plötzlich entlädt, wobei sie ein P h ä n o m e n auslöst, das als Explosion bezeichnet wird; m a n könnte auch sagen, das P h o n e m ν «laste» auf d e m P h o n e m i, welches seinerseits das gehaltene P h o n e m darstellt, das den vokalischen P u n k t abgibt. Das P h o n e m v, wie alle P h o n e m e , die d e m vokalischen P u n k t unmittelbar vorangehen (auch das t von vita, u m beim Beispiel zu bleiben), wird als explosives P h o n e m bezeichnet; das äußerst enge Band, das zwischen explosivem u n d gehaltenem P h o n e m besteht, verbindet die beiden zu einem untrennbaren u n d bedeutungsvollen Ganzen, das wir als Silbe b e zeichnen. Es gibt n o c h anders zusammengesetzte Silben als die beschriebene. Beim Wort barba ζ. Β. sind die beiden b, wie wir wissen, explosive P h o n e m e , die beiden a gehaltene; n o c h unbekannt ist die N a t u r des r in dieser phonischen Folge: kein explosives P h o n e m , da nicht unmittelbar vor d e m vokalischen Punkt, auf den es sich stützen könnte, auch nicht vokalischer Punkt, da kein gehaltenes P h o n e m . In diesem Fall gehen die Sprechorgane bei der Ö f f n u n g von Stufe 6, die für die Aussprache von a benötigt wird, zu Stufe 3 zur Aussprache des r über. Die Luft, die durch die Stellung der Organe zur Aussprache des gehaltenen P h o n e m s einen unerwarteten Abfluß gef u n d e n hatte, wird n u n von n e u e m in einen engeren Kanal gepreßt; auf diese Weise tritt das völlig gegensätzliche P h ä n o m e n der Explosion ein, die Implosion. Das P h o n e m r erweist sich folglich als Fortsetzung des vokalischen Punktes, der v o m gehaltenen P h o n e m a dargeboten wird, u n d wird als untrennbar mit ihm verbunden gehört; gleichzeitig wird es als getrennt v o m nachfolgenden P h o n e m gehört, da dieses keinen vokalischen P u n k t liefert. Jedes P h o n e m , das sich in der Lage des r in unserem Beispiel befindet, wird als implosiv bezeichnet und ist unlösbar mit d e m vorausgehenden gehaltenen P h o n e m in j e n e m Ganzen vereinigt, das wir Silbe n e n n e n . Also: bar- von barba ist eine Silbe, die aus d e m explosiven P h o n e m b, d e m gehaltenen P h o n e m a und d e m implosiven P h o n e m r zusammengesetzt ist. Es gibt Silben, die n u r aus einem gehaltenen P h o -

3 QUANTITÄT VON VOKALEN UND SILBEN

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n e m bestehen (a- von ala), andere, die aus gehaltenem u n d implosivem P h o n e m bestehen (ar- von arte). Zusammengefaßt: Die Silbe ist ein untrennbares phonisches Ganzes, das entweder aus gehaltenem Phonem oder aus gehaltenem Phonem in Verbindung mit explosivem und/oder implosivem Phonem besteht. U n t e r d e m Ausdruck «explosives Phonem» versteht man auch eine R e i h e von Lauten am Wortanfang, die auf d e m nachfolgenden vokalischen P u n k t lasten wie er, fr, st, str, tr u. ä. Danach k ö n n e n wir n u n die Silben in zwei große Kategorien einteilen: a) Silben, die auf gehaltenes P h o n e m enden, gewöhnlich als offene Silben bezeichnet: a- von ala, vi- von vita u. ä. b) Silben, die auf implosives P h o n e m enden, gewöhnlich als geschlossene Silben bezeichnet: ar- von arte, bar- von barba u. ä. In Sequenzen wie legit autem oder pater amatas erfolgt die Silbentrenn u n g syntaktisch, d. h. le-gi-tau-tem, pa-te-ra-ma-tus: Das -t von legit u n d das -r von pater sind echte explosive P h o n e m e , die eine Silbe mit d e m Folgenden bilden u n d folglich nicht die vorausgehende Silbe schließen. A n diesem P u n k t wird es leichter zu begreifen, was die Quantität einer Silbe ist: Vom Bewußtsein dessen, der Latein spricht, wird nicht die Dauer des explosiven P h o n e m s w a h r g e n o m m e n oder (mindestens) bewertet, da sich dieses auf das gehaltene P h o n e m , das folgt, plötzlich entlädt, sondern gewertet werden Dauer des gehaltenen P h o n e m s u n d Dauer des implosiven Phonems, die demnach eine Quantität besitzen. Es gilt demnach: Eine offene Silbe ist kurz, wenn sie kurzen Vokal (w) enthält, lang, wenn sie langen Vokal (—) enthält; geschlossene Silbe ist immer lang, unabhängig von der Quantität des in ihr enthaltenen Vokals. In geschlossenen Silben ist zur Quantität des gehaltenen Phonems, das wir gewöhnlich «Vokal» nennen, die Quantität des implosiven P h o n e m s hinzuzurechnen; dieses bewirkt, so kurz es sein mag, daß die gesamte Quantität der G r u p p e (gehalten + implosiv) als länger e m p f u n d e n wird als eine gewöhnliche Kürze und deshalb in einem System binärer Gegensätze als Länge gilt. Eine richtiggehend geschlossene u n d folglich lange Silbe ist der Diphthong, der traditionsgemäß als Sequenz zweier Vokale beschrieben wird; in Wirklichkeit ist der erste davon ein gehaltenes P h o n e m , der zweite durch seine Stellung nach d e m vokalischen P u n k t in j e d e r Hinsicht ein implosives P h o n e m .

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3 QUANTITÄT VON VOKALEN U N D SILBEN

Es ist zu betonen, daß die Quantität· keine absolute Dauer darstellt, sondern diejenige, die von der Sprache b e w u ß t bewertet wird; für prosodische Belange ist es unerheblich, daß die Silbe cap- von cap tus mit kurzem Stammvokal von capere absolut gemessen weniger lang dauert als die Silbe ven- von vendere mit langem Stammvokal (vgl. das Passiv venire); für das lateinische Sprachbewußtsein sind beide lang, da geschlossen, im Gegensatz zu kurzen Silben. Ebenso wird die Silbe fi- von finís, auch w e n n die absolute Dauer, da sie nicht von implosivem P h o n e m geschlossen wird, kürzer ist, genau gleich lang e m p f u n d e n wie ven- von vendere. Sicher ist jedenfalls, daß die R ö m e r auch innerhalb einer geschlossenen Silbe die Q u a n t i tät des Vokals unterschieden. Dazu die b e r ü h m t e Stelle bei C I C E R O {orat. 159), welche dieses Bewußtsein belegt: «'indoctus' dicimus brevi prima littera, 'insanus' producta, 'inhumanus' brevi, 'infelix' longa, et, ne multis, quibus in verbis eae primae litterae sunt, quae in 'sapiente' atque 'felice' producte dicitur 'in', in ceteris omnibus breviter. itemque 'composuit', 'consuevit', 'concrepuit', 'confecit'» ('Bei insanus sprechen wir den ersten Buchstaben kurz aus, bei insanus lang, bei inhumanus kurz, bei infelix lang. U n d u m es kurz zu machen: In denjenigen Wörtern, in d e n e n die Anfangsbuchstaben gleich sind wie bei sapiens und felix, wird in lang ausgesprochen, bei allen übrigen kurz. U n d ebenso composuit, consuevit, concrepuit, confecit'). Auch GELLIUS ( 4 , 1 7 ) scheint eine recht deutliche Unterscheidung zwischen Silben- und Vokalquantität vorzunehmen. O b auf stilistischer Ebene absolute Dauer eine Rolle spielte (manchmal scheint es so), läßt sich nicht beweisen, doch ist das von rein technischem Standpunkt aus in der Prosodie und somit in der D i c h t u n g mit Sicherheit völlig bedeutungslos. Es gibt also, prosodisch gesehen, keine langen Silben, deren Quantität länger oder k ü r zer wäre als die anderer langer Silben, sondern es gibt nur kurze Silben (offene mit kurzem Vokal) u n d lange (alle übrigen). M a n kann n u n gut verstehen, welchen Irrtum die antike (und später oft wiederholte) Lehre von der Quantität «durch Position» darstellt, da ihr der Begriff der Quantität des implosiven P h o n e m s fehlt; danach würde ein kurzer Vokal lang, falls ihm zwei oder m e h r Konsonanten folgen. W i r wissen nun, daß das nicht so ist, da ein Vokal auch in geschlossener Silbe kurz bleibt, so daß auch Ablaut eintreten kann (z. B. confectum < facere — factum); es ist die Silbe als Ganzes, die, w e n n sie auf implosives P h o n e m endet, lang e m p f u n den und bewertet wird. Als Irrtum erweist sich indirekt auch der

3 QUANTITÄT V O N VOKALEN U N D SILBEN

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Terminus «positio debilis», wonach in der D i c h t u n g ein kurzer Vokal vor Muta (d. h. Okklusive) c u m liquida kurz oder lang gemessen werden kann, z. B. das -a- von sacrum, das an sich kurz ist. Die D i c h ter genossen in diesem Fall scheinbar eine gewisse Freiheit in der Behandlung der Sprache, während sie in Wirklichkeit n u r eine M ö g lichkeit verschiedener Arten von Aussprache ausnützten: Muta c u m liquida konnte als einheitliche explosive G r u p p e ausgesprochen werden (also sa-crum mit offener erster Silbe, die als kurz gehört wurde, da sie kurzen Vokal enthält) oder als zwei getrennte P h o n e m e , der erste als Implosivlaut der vorangehenden Silbe, der zweite als Explosivlaut der folgenden Silbe (also sac-rum, die erste Silbe geschlossen u n d folglich lang; einige Phonetiker bevorzugen die Möglichkeit der Gemination der Okklusive mit der Silbentrennung sac-crum). Kurz: Ein Wort wie metrum kann in Silben aufgeteilt werden als me-trum oder als met-rum (oder, was dasselbe ist, met-trum).

4 Quantitative Metrik

Wer Latein sprach, verfugte über ein Sprachbewußtsein, mit dem er auf unmittelbare, natürliche Weise die Quantitäten von Vokalen und Silben hörte; daraus ergab sich, daß eines der Merkmale der Alltagssprache darin bestand, daß man sie als Abfolge von kurzen und langen Quantitäten vernahm. Im alltäglichen Sprechen waren diese Sequenzen völlig zufällig und bildeten lediglich die Verkettung der Quantitäten, aus denen die Wörter des Gesprächsverlaufs bestanden. Das gilt auch fur Prosatexte und für die Rhetorik, auch wenn man hier nicht selten auf Klauseln stößt, deren Effekt sicher auf gewissen Sequenzen von Quantitäten beruht. Ganz anders dichterische Texte: Für einen R ö m e r unterscheidet sich Dichtung technisch von Prosa durch eine nach festen Vorschriften und festgelegten und wiederkehrenden Schemata bestimmten Folge von Silbenquantitäten. Jedem könne es geschehen, sagt CICERO (orat. 189) unter R ü c k griff auf einen Gedanken des ARISTOTELES {poet. 4,1449a,25ff.), daß er beim Sprechen zufällig einen Vers bilde: «versus saepe in oratione per imprudentiam dicimus» ('Oft sprechen wir beim R e d e n unbewußt in Versen'), d. h. daß wir in einem Abschnitt der R e d e eine Sequenz von Quantitäten zusammensetzen, die im poetischen Kontext einen richtigen Vers abgeben würde, aber nicht in der Umgangssprache, weil hier die Wiederholung analoger quantitativer Folgen im unmittelbaren Kontext fehlt. Zur besseren Klärung des Sachverhalts ein Beispiel im Deutschen. Lesen oder hören wir einen Satz wie «Er wird die Geister, die er rief, nicht mehr los», erinnern wir uns vielleicht an Goethes Ballade Der Zauberlehrling, ohne an deren Verscharakter zu denken. Anders im Zusammenhang: Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister Werd ich nun nicht los. Auch wer den Text nicht als bekannt wiedererkennt, erkennt den Verscharakter an den R e i m e n , an der wiederkehrenden Silbenzahl (6 + 5) und an der Wiederkehr der Akzente an gleicher Stelle. Etwas Ähnliches gilt für die lateinische Dichtung, nur daß hier nicht Ak-

4 QUANTITATIVE METRIK

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zente, sondern Quantitäten den R h y t h m u s bestimmen u n d nur in bestimmten Versen die gleiche Silbenzahl ein notwendiges U n t e r scheidungsmerkmal darstellt. Untersuchen wir einige Beispiele (zu den einzelnen Versen s. Teil 3; geschlossene Silben am Versende sind traditionsgemäß als Länge angegeben): a) daktylische Hexameter (15.1) Ε Ν Ν . ann. 623 (Dub. 9 Sk.) introducuntur legati Minturnenses (12 Silben, alle lang) VERG. Aen.

6,268

ibant obscuri sola sub node per umbram (13 Silben, alle lang außer 10. u n d 11.) VERG. ecl. 2 , 1 8

alba ligustra cadunt, vaccinia nigra leguntur — w w— w w w w— w w (16 Silben, kurz die Silben 2, 3, 5, 6, 10, 11, 13, 14; die übrigen lang) VERG. Aen. 8,596 quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum — WW— WW— WW— WW— WW

(17 Silben, kurz die Silben 2, 3, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 14, 15; die übrigen lang). b) jambische Señare (16.4) PHAEDR. 2 , 4 , 1 7

dolosa tuto condidit sese cavo w— w w w— (12 Silben, kurz die Silben 1, 3, 7, 11; die übrigen lang) PHAEDR. 4 , 1 1 , 2

ipsumque compilavit ad lumen suum (12 Silben, kurz die Silben 3, 7, 11; die übrigen lang) PHAEDR. 2 prol. 2 nec aliud quicquam per fabellas quaeritur w ww w— (13 Silben, kurz die Silben 1, 2, 3, 12; die übrigen lang) PHAEDR. app.

1,2

contegere honeste posset ut nudas nates (13 Silben; die Quantität von -re zählt nicht wegen Synalöphe: 9.4; kurz die Silben 2, 3, 4, 8, 12; die übrigen lang)

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4 QUANTITATIVE METRIK PHAEDR. 4 , 1 1 , 1 2

itaque hodie nec lucernam de fiamma deum W W W

W

W—

(14 Silben; -que zählt nicht wegen Synalöphe; kurz die Silben 1, 2, 3, 4, 7, 13; die übrigen lang) PLAUT. Aul.

522

aut aliqua mala crux semper est quae aliquid petat —wwwww w— w w— w— (15 Silben; die Quantität von quae zählt nicht wegen Synalöphe; kurz die Silben 2, 3, 4, 5, 6, 9, 11, 12, 14; die übrigen lang) PLAUT. Cas.

436

sine modo rus veniat: ego remittam ad te virum w w w w— w w — w w w w— (16 Silben; -tarn zählt nicht wegen Synalöphe; kurz die Silben 1, 2, 3, 4, 6, 7, 9, 10, 11, 15; die übrigen lang) c) anapästische Septenare (18.4) PLAUT. Mil.

1076

meri bellatores gignuntur, quas hie praegnatis fecit WW

(16 Silben, die ersten beiden kurz, die übrigen lang) PLAUT. Mil

1089

Philocomasio die, sist, istic, domum ut transeat hune hic esse w w — WW WW— WW w (19 Silben; -mum zählt nicht wegen Synalöphe; kurz die Silben 1, 2, 4, 5, 11, 12, 14, 15, 19; die übrigen lang; die geschlossene Silbe ut u n d die bei PLAUTUS noch als Länge gemessene E n d u n g -at gekürzt durch correptio iambica: 8). PLAUT. Mil.

1092

remorare, abeo. :: ñeque te remoror, ñeque tango, ñeque te — taceo (22 Silben; -re: Synalöphe; kurz die Silben 1, 2, 4, 5, 7, 8, 10, 11, 13, 14, 17, 18, 20, 21; lang die übrigen). M a n kann leicht feststellen, daß derselbe Vers auf sehr verschiedene Arten gebildet wird: H e x a m e t e r mit 12—17, jambische Señare mit 12—16, anapästische Señare mit 16—22 Silben. Auch die Verteilung von Längen und Kürzen scheint keinem leicht durchschaubaren Muster zu folgen. Mit Leichtigkeit hätten sich zahlreiche weitere Varianten finden lassen.

4 QUANTITATIVE METRIK

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Wie also konnten die Römer bei einer so hohen Zahl von Varianten denselben Vers erkennen, einen Rhythmus erfassen und behalten und einen Vers vom andern unterscheiden?

Nach QUINTILIAN (9,4,47) «wissen auch die Kinder, daß eine Länge zwei, eine Kürze eine Zeiteinheit mißt» (longam esse duorum temporum et brevem unius etiam pueri sciunt).

Uberprüfen wir nun bei den vorangehenden Beispielen die Anzahl der Kürzen und Längen nach dem von QUINTILIAN angegebenen Verfahren (vgl. aber 6), ergibt sich folgendes: a) daktylische Hexameter ΕΝΝ. ann. 6 2 3 VERG. Aen. 6,268 VERG. ed. 2,18 VERG. Aen. 8,596

12 13 16 17

Silben Silben Silben Silben

24 24 24 24

Zeiteinheiten Zeiteinheiten Zeiteinheiten Zeiteinheiten

12 12 13 13 14 15 16

Silben Silben Silben Silben Silben Silben Silben

20 21 22 21 22 21 22

Zeiteinheiten Zeiteinheiten Zeiteinheiten Zeiteinheiten Zeiteinheiten Zeiteinheiten Zeiteinheiten

b) jambische Señare PHAEDR. 2,4,17 PHAEDR. 4,11,2 PHAEDR. 2 prol. 2 PHAEDR. app. 1,2 PHAEDR. 4,11,12 PLAUT. Aul. 522 PLAUT. Cas. 436

c) anapästische Septenare PLAUT. Mil. 1076 PLAUT. Mil. 1089 PLAUT. Mil. 1092

16 Silben 19 Silben 22 Silben

30 Zeiteinheiten 30 Zeiteinheiten 30 Zeiteinheiten

In daktylischen Hexametern und anapästischen Septenaren bleibt, wie man sieht, die Anzahl der Zeiteinheiten unabhängig von der Silbenzahl konstant, während sie in jambischen Senaren von Vers zu Vers auch bei gleichbleibender Silbenzahl wechselt. Bei anderen Verstypen wie Trochäen könnte man dasselbe feststellen. Weder Silbenzahl noch Gesamtsumme der Quantitäten waren folglich die Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmale, ja auf den ersten Blick scheint es an jeder Regelmäßigkeit zu fehlen. Offenbar gab es für jeden Vers Idealmodelle oder abstrakte Modelle, innerhalb deren es möglich war, die verschiedenen Varianten zu ordnen und zu bestimmen; diese mußten bestimmte Erwartungen erfüllen, die dazu dienten, das Modell wiederzuerkennen, damit die Viel-

20

4 QUANTITATIVE METRIK

fait der Bildungen keine Verwirrung stiftete. Man könnte das Idealmodell eines Verses mit einem Bücherregal vergleichen, die Silben mit Büchern in zwei verschiedenen Größen, entsprechend den kurzen und langen Quantitäten; man kann nun die Bücher nach verschiedenen Kriterien einordnen; will man sie leicht wiederfinden, m u ß die Einordnung nach Kriterien erfolgen wie Inhalt, alphabetische O r d n u n g der Autoren usw. Größere und kleinere Bände stehen dann, was die Größe angeht, scheinbar zufällig in einer Reihe, was aber für die Benutzer der Bibliothek durchaus zweckmäßig ist. Die einzige Methode, mit der man die Idealmodelle, von denen wir sprechen, bestimmen kann, ist die Konstruktion von Schemata, die mit Hilfe von Symbolen veranschaulicht werden; die Symbole (11) sollten imstande sein, die verschiedenen Möglichkeiten der Bildung von Versen darzustellen und die Erwartungen zu erfüllen, die man in sie setzt.

5 Metrisches Lesen und Iktus

Doch wie lasen die Römer ihre Verse? Die Frage ist nicht banal, die Antwort nicht einfach — Generationen von Gelehrten haben sich damit herumgeschlagen. Seit Jahrhunderten hat man in der Schule eine Vortragsweise eingeführt, bei der an bestimmten Versstellen ein vokalischer Akzent (ictus) gesetzt wird; auf diese Weise rezitieren wir die folgenden Beispiele: VERG. Aen. 1,8—11: daktylische Hexameter más a mihi causas memora, quo númine láeso quídve doléns regina deúm tot volvere cásus ínsigném pietáte virúm, tot adire labores ímpulerit. tantáene animís caeléstibus írae? TIB. 1,1,1—4: elegische Distichen dívitiás alius fulvo sibi cóngerat àuro ét teneát culti iúgera múlta solí, quém labor ádsiduús vicino térreat hóste, Mártia cài somnós clàssica pulsa fugént. PLAUT. Aul.

5 1 9 — 5 2 2 : j a m b i s c h e Señare

textores Umbulárii, árculárii. ducúntur, dátur aes. iam ápsolútus cénseás, quom incédunt infectóres córcotárií, aut áliqua mala crux sémper èst quae aliquíd petát. PLAUT. Cas. 353f.: trochäische Septenare face, Chalíne, cértiórem mé quid méus vir mé velit. :: Ule edepól vidére ardéntem te extra pórtam mórtuám. TER. Andr. 626—628: kretische Quaternare: tanta vécórdia innata quóiquam út siét út malís gáudeánt àtque ex incómmodis álteríús sua út comparent cómmoda? àh. PLAUT. Stich. 18—20: anapästische Quaternare haec rés vitáe me, sóror, saturant, haec mí divídiae et sènio sunt. :: ne lácruma, sóror, neu túo id animó.

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5 METRISCHES LESEN U N D IKTUS

Es wird nun sogleich klar, daß die Römer, wenigstens solange das quantitative Sprachgefühl gegenüber anderen Arten der Wahrnehmung vorherrschte, nie auf diese Weise gelesen haben. Es handelt sich vielmehr um eine Erfindung der Büchergelehrsamkeit, als man den wahren Rhythmus des lateinischen Verses nicht mehr zu verstehen vermochte und einen neuen zu schaffen versuchte, der den phonischen Verlauf der Dichtung von dem der Prosa unterscheiden sollte; so erfand man eine metrische Akzentuierung, mit der man bestimmte Elemente des Verses gegenüber anderen mittels eines vokalischen Iktus hervortreten ließ. Leider glaubte man später, das sei die Vortragsweise der R ö m e r gewesen; doch ob und vor allem wie der Iktus mit dem Wortakzent kompatibel gewesen sein soll, kann man nicht zufriedenstellend erklären, weder auf phonetischer noch auf sprachlicher Grundlage. Die Wahrheit ist vielmehr: Die Römer lasen ihre Verse genau so wie Prosa; der Rhythmus ergab sich durch die Abfolge von Quantitäten, die als Vers erkennbar waren, wenn sie den Erwartungen entsprachen, die das Idealmodell hervorrief Aufschlußreich für diese Frage ist eine Stelle bei Q U I N T I L I A N ( 9 , 4 , 4 6 ) über den Unterschied zwischen Rhythmus und Metrum: «... numeri spatio temporum constant, metra etiam ordine, ideoque alterum esse quantitatis videtur, alterum qualitatis» ('Rhythmen beruhen auf Zeitspannen, Metren zudem auf Anordnung, und deshalb scheint das eine eine Frage der Quantität, das andere eine der Qualität zu sein'). In den letzten Jahrzehnten wurden viele Gründe gegen die Existenz eines Iktus zusammengetragen, der in Generationen von Gelehrten, auch jüngeren, so tief verwurzelt war; wir wollen uns hier auf zwei gewichtige Argumente beschränken: Wenn ein Iktus wirklich exisitierte, müßten wir annehmen, daß die metrischen Klauseln der Prosa oder der Reden grundsätzlich anders ausgesprochen worden wären als das übrige, wie wenn dies zu einer anderen Sprache gehört hätte — eine logische Absurdität. Zweitens: Wenn das Lesen und Vortragen eines dichterischen Textes sich «technisch» von der üblichen Sprache abgehoben hätte, wäre C I C E R O S Behauptung (orat. 189, S. 16), daß man manchmal während des Sprechens unwillkürlich Verse mache, eigentlich unerklärlich; im Gegenteil mache es sich schlecht, sagt C I C E R O an anderer Stelle (de orat. 3 , 1 7 5 ) , in Prosa einen Vers zu bilden: «versus in oratione si efficitur coniunctione verborum, vitium est» ('Wenn in einer R e d e durch Wortverbindungen ein Vers entsteht, ist das ein Fehler'). Dieselbe Meinung vertritt Q U I N T I L I A N ( 9 , 4 , 7 2 ) : «versum in oratione fieri multo fcedissimum est totum, sed etiam

5 METRISCHES LESEN U N D IKTUS

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in parte deforme» ('Wenn in einer R e d e ein Vers entsteht, ist das höchst abscheulich, sofern es das Ganze betrifft, aber auch teilweise ist es häßlich'). Kurz: Der vokalische Iktus, ob man ihn musikalisch oder intensiv verstehen will, hat in der Dichtung nie existiert. Es gab hingegen einen mechanischen Iktus, der v o m Schlag des Fußes, des Fingers oder eines Stäbchens zur Markierung des R h y t h m u s herrührte (ähnlich wie das heute beim musikalischen Vortrag geschieht). Dafür besitzen wir verschiedene Zeugnisse: HÖR. carm. 4,6,35f. Lesbium servate pedem meique pollicis ictum HÖR. sat. l,10,42f. ... Polito regum facta canit pede ter percusso ... QUINT. 9 , 4 , 5 1

tempora ... animo metiuntur et pedum et digitorum ictu ('Die Zeiten messen wir im Geist und mit d e m Schlag der Füße und Finger'). D e r Schlag von Fuß oder Finger, das musikalische Taktschlagen, fiel mit der Thesis zusammen (von griech. θέσις < τίΟημι 'setzen', 'betonen'), und dies war der M o m e n t des Schlags, des Iktus (< icere 'schlagen', 'hauen'); das H e b e n des Fußes oder Fingers (der musikalische «Auftakt») wurde als Arsis bezeichnet (griech. αρσις < αϊρω 'erheben', 'erleichtern'). Diese Terminologie geht, wie man sieht, auf einen mechanischen Vorgang zurück u n d bestimmt nicht auf einen stimmlichen. Dafür liefert das Kapitel De arsi et thesi in der Ars grammatica des Grammatikers M A R I U S V I C T O R I N U S (2. Hälfte 4 . J h . n . C h r . ) ein gutes Zeugnis ( G L K VI 40,14): «arsis igitur ac thesis quas Graeci dicunt, id est sublatio et positio, significant pedis motum. est enim arsis sublatio pedis sine sono, thesis positio pedis cum sono» ('Was die Griechen Arsis u n d Thesis nennen, d. h. Anheben und Absetzen, bedeutet die Bewegung des Fußes. Arsis ist nämlich A n heben des Fußes o h n e Ton, Thesis Absetzen des Fußes mit Ton'). D a n n aber spricht er von der Stimme u n d fährt fort: «item arsis elatio temporis, soni, vocis, thesis depositio et quaedam contractio syllabarum» ('Ebenso ist Arsis das Anheben von Zeit, Ton, Stimme, Thesis das Absetzen davon u n d eine Art verkürzter Aussprache der Silben').

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5 METRISCHES LESEN UND IKTUS

Die Verwechslung von Arsis und Thesis und die eigentliche Vertauschung der Bedeutung der beiden Termini gehen darauf zurück, daß diese auf die Stimme statt auf Fuß oder Finger, die den Takt schlugen, bezogen wurden; die Verwirrung beginnt Ende 2. Jh. n. Chr. mit dem Wandel des Sprachgefühls einer Sprachgemeinschaft, die jetzt unter Akzent nicht mehr die Musikalität, sondern die Intensität als eigentümliche Grundlage versteht; so beginnt der Iktus, ursprünglich ein mechanischer Vorgang, eine fremdartige B e deutung anzunehmen, wird auf die Stimme bezogen und folglich mit der Arsis verknüpft. Noch heute verstehen Grammatiken und Handbücher unter Arsis und Thesis das Heben und Senken der Stimme, also den «starken», resp. «schwachen» Taktteil. Wir können heute die melodische Auffassung des Akzents, wie die R ö m e r ihn verstanden, und damit die musikalische Linie des Wechsels von höheren Tonen (akzentuierter Silben) mit tieferen Tonen (tonloser Silben) nicht mehr verstehen, geschweige denn die Quantität von Vokalen und Silben nachvollziehen oder gar nachempfinden; unserem Sprachempfinden ist es versagt, einen dichterischen Text von einem Prosatext so wie die R ö m e r zu unterscheiden, wenn wir uns darauf beschränken, Dichtung auf der Basis von Wortakzenten zu lesen. Daher die Notwendigkeit, das Lesen von Dichtung so abzugrenzen, daß man die Rhythmen hervorhebt, die, typisch fur unsere Sprache, nur Akzente sein können; wir können nicht umhin, die Vortragsweise, die uns die Schultradition auferlegt hat, in der Schule anzuwenden, aber wenigstens im Bewußtsein, daß die Römer ihre Dichtung nicht wie wir lasen, während wir faktisch gezwungen sind, Kürzen und Längen wie ein Buchhalter auszurechnen.

6 Äquivalenz von Doppelkürze und Länge

W i r haben gesehen, daß für QuiNTlLlAN (9,4,47, s. S. 19) die Tatsache, daß eine Länge die doppelte Quantität einer Kürze besitzt, geradezu banal ist; das gilt wenigstens für die daktylischen Verse, von d e n e n er an dieser Stelle spricht. Anders liegt der Fall flir andere Versarten wie Jamben u n d Trochäen, w o diese Äquivalenz nicht i m m e r zu gelten scheint; hier k ö n n e n gewisse Elemente (dazu S. 69) nicht n u r von Länge oder Doppelkürze, sondern auch von einfacher Kürze gebildet werden (s. Teil 3). Jambische Trimeter k ö n n e n ζ. B. mit Länge, Doppelkürze oder einfacher Kürze beginnen: PETRON. 89 vers. 8 (Troiae Halosis): Länge qui castra caperent. hue decenni proelio PETRON. 89 vers. 1 (Troiae Halosis): Doppelkürze äperitur ingens claustrum et obducti specus PETRON. 89 vers. 12 (Troiae Halosis): Kürze solumque bello liberum: hoc titulus fero. Ebenso jambische Señare: PHAEDR. 1 prol. 1: Länge Aesopus auctor quam materiam repperit PHAEDR. 2,7,10: Doppelkürze spoliatus igitur casus cum fleret suos PHAJEDR. 4,23,21: Kürze eratque absentis admirator maximus. M a n könnte die Beispiele auf weitere Verse und weitere Stellen des gleichen Verses ausdehnen. W ü r d e n wir jetzt von Äquivalenzen reden, die auf der Möglichkeit der Bildung des gleichen Elements b e r u h e n , m ü ß t e n wir behaupten, daß nicht nur zwei Kürzen und eine Länge, sondern auch eine Länge und eine Kürze u n d sogar eine Kürze u n d zwei Kürzen gleichwertig seien, doch kann ja keine p h y sische Realität quantitativ gleichzeitig ihre eigene Verdopplung sein. M a n könnte also meinen, QUINTILIAN beziehe sich ausschließlich auf das metrische Umfeld, sogar, wie der Kontext nahelegt, auf das U m f e l d ganz bestimmter Verse. Einer genaueren Analyse kann es indessen nicht entgehen, daß der Autor der Institutio sich nicht auf

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6 ÄQUIVALENZ VON DOPPELKÜRZE UND LÄNGE

die Beobachtung beschränkt, daß Doppelkürze u n d Länge vertauschbar sind, sondern betont, daß die Zeitdauer einer Länge doppelt so lang wie eine Kürze ist; man kann darum vermuten, daß er, abgesehen v o m metrischen Tatbestand, etwas erläutert, was das Sprachempfinden betrifft. In den H a n d b ü c h e r n trifft m a n immer wieder die Behauptung, daß die Äquivalenz von Doppelkürze und Länge einer Art von Konvention entspreche, als ob das nur für einen b e stimmten Bereich der Poesie Gültigkeit hätte. W i r halten das für falsch. In der lateinischen Sprache gibt es nach unserer Ansicht eine deutliche Tendenz, zwei kurze Silben, die im Wortinnern und am Wortanfang aufeinander folgen, als Einheit, als einheitliches Ganzes zu hören u n d folglich ungerade kurze Silbe mit gerader kurzer Silbe zusammenzuspannen, nie umgekehrt (1./2., 3./4., nie 2./3.). In einem Wort wie ämmüle wertet man eher am- u n d -müle als Einheit, nicht -mmü-; ebenso inficile jact- statt -cïlë usw. Das trägt, wie mir scheint, zur Erklärung der Mechanismen der correptio iambica bei (8), eines prosodischen P h ä n o m e n s der archaischen Sprache u n d Dichtung, da man in W ö r t e r n wie viro (w — ) oder crederent (—w—) oder sequimini ( w w w — ) die letzte Silbe kürzen (corripere) kann — in Wirklichkeit hört man sie als Einheit mit der vorangehenden Kürze zusammen —, während das bei Wörtern wie legerent ( w w — ) oder confidant (—ww—) nicht möglich ist. W i r sind überzeugt, daß in Wörtern der letztgenannten Art die beiden Kürzen im Sprachbewußtsein eine Einheit bilden; die zweite Kürze könnte deshalb nicht auf der nachfolgenden Länge «lasten» u n d mit ihr zusammen bewertet werden; in Wörtern des ersten Typs dagegen k ö n n e n Kürze u n d Länge als Ganzes gehört werden, da die Kürze sich nicht d e m Vorausgehenden verbinden kann (bei sequimini besteht die G r u p p e der Kürzen aus sequi-, während -mi- mit der folgenden Silbe zusammengehört). So versteht man auch, w a r u m die Jambenkürzung nicht zwischen zwei verschiedenen Wörtern zustandekommt: Das Sprachbewußtsein gruppierte n u r innerhalb des gleichen Wortes; auf d e m speziellen Gebiet der Metrik findet dann wohl auch die Tatsache ihre Erklärung, daß in einem Vers zwei Silben, die von der correptio iambica betroffen sind, i m m e r zur Bildung des gleichen Elements beitragen müssen. Mit dieser N e i g u n g des Lateins, die Kürzen im Wortinnern u n d am Wortanfang als Zweiergruppen zu hören, läßt sich auch eine R e i h e metrischer P h ä n o m e n e erklären, die in traditionellen H a n d b ü c h e r n als «Regeln» aufgeführt sind (13): weshalb

6 ÄQUIVALENZ V O N DOPPELKÜRZE U N D LÄNGE

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man in gewissen Versen keine Doppelkürzen findet, die zur Bildung des gleichen Elements dienen, w e n n sie verschiedenen Wörtern angehören; weshalb ein jambischer Vers nicht mit pyrrichischem Wort (Doppelkürze) beginnen kann, w e n n ein Wort folgt, das mit einer einzelnen kurzen Silbe beginnt, und nicht mit einem Wort, das aus drei Kürzen besteht usw. Die Möglichkeit, an bestimmten Stellen bestimmter Verse eine lange Silbe durch zwei kurze, wie man gewöhnlich sagt, zu «ersetzen» u n d umgekehrt, also die Länge in zwei Kürzen zu «spalten» u n d zwei Kürzen zu einer Länge zu «verschmelzen», ist folglich nicht das Ergebnis metrisch-poetischer Konvention, wie man gewöhnlich meint, sondern findet ihre Rechtfertigung in der Sprache, die eine Art von Gleichgewicht der Kräfte zwischen einer offensichtlich als Einheit gehörten Länge u n d zwei ein Ganzes bildenden u n d deshalb als Einheit bewerteten Kürzen herstellt. Es handelt sich also u m eine sprachliche Erscheinung, die sich zwar in der Versbildung niederschlagen kann, die aber nichts zu tun hat mit der Möglichkeit, ein metrisches Element auf verschiedene Weise zu bilden. Dies hängt jeweils von der Besonderheit der einzelnen Verse u n d m a n c h mal auch von der Sensibilität des jeweiligen Dichters ab.

Zweiter Teil Prosodie

7 Archaische und klassische Prosodie

Die Prosodie ist ein Zweig der Phonetik, welcher die Quantität von Vokalen und Silben untersucht; sie betrachtet die Sprache in ihrer Gesamtheit; sie erlaubt uns eine Reihe von grammatikalischen Phänomenen zu erfassen, nicht nur phonetische; für das Verständnis der Dichtung ist sie unerläßlich. Wir haben bereits gesehen (S. 4), daß das griechische Wort προσωδία ins Lateinische mit accentus übersetzt wurde, und die Untersuchung des Akzents und der ihn regelnden Normen schafft auch wieder die Voraussetzungen für das Verständnis der Prosodie. Die Vorwegnahme im Kapitel über Akzent und andere prosodische Fragen diente der Klärung grundsätzlicher Fragen. Wenn von archaischer und klassischer Prosodie die Rede ist, meinen wir damit die Untersuchung der Quantitäten der Sprache der archaischen und der klassischen Epoche. Die archaische Sprache bietet uns eine Reihe prosodischer Phänomene, die für sie charakteristisch sind wie die correptio iambica (8), die Instabilität einiger auslautender Phoneme, die Gemination konsonantischer Phoneme am Wortende, die Bewahrung von Quantitäten, die sich in späterer Zeit ändern.

7.1 Instabilität auslautender Phoneme 7.1.1 Auslautendes -e Im Auslaut verschwindet -e sehr früh in einer Reihe von Fällen, ζ. B. in Zusammensetzungen mit der Partikel -ce: hoc < *hocc < *hodce; istic (Nom. Sing, m.) < iste + ce usw.; in Wörtern wie animal < animale, exemplar < exemplare (diese volle Form noch bei LUKREZ in einem Vers mit stark archaisierendem Tonfall: 2,124 exemplare dare et vestigia notifiai), capital < capitale, tribunal < tribunale usw.; bekannt ist der Fall der Imperative die, duc, fac < dice, duce, face, wo die vollen Formen, wenn auch vorzugsweise vor Konsonanten, bei PLAUTUS neben ihren homologen apokopierten Formen vorkommen (face auch noch TER. Phorm. 674); anders ist der Fall des endungslosen Imperativs fer, wo die Form

32

7 ARCHAISCHE UND KLASSISCHE PROSODIE

fere offenbar nie existiert hat. Finales -e konnte vor konsonantischem Wortanfang in der Aussprache wegfallen; prosodische Gesetze oder Metrum bestätigen die Apokope in folgenden Fällen: inde: PLAUT. Aul

366

(ia6)

ind(e) coctam sursum subducemus corbolis Capt. 128 (ia6) ind(e) me continuo recipiam rursum domum PLAUT. Stich. 67 (ia8) si quis me quaeret, ind(e) vocatote aliqui, aut ... TER. Phorm. 681 (ia6) ind(e) sumam: uxori tibi opus esse dixero. PLAUT.

unde: Cist. 561 (ia6) und(e) tibi talenta magna viginti pater PLAUT. Persa 494 (an 8 ) und(e) tu pergrande lucrum facias: faciam ut ... Acc. trag. 424 (tr7) und(e) quis non mortalis florem liberum invidit meum (Ribbeck ändert den Anfang in num quis). PLAUT.

deinde: Amph. 1008 (ia6) deind(e) susum ascendam in tectum, ut ilium hinc ... (in Fällen dieser Art findet man in den Handschriften etwa die Schreibweise dein < deind(e)·, ebenso proin < proind(e) vor Konsonant). PLAUT.

quippe: Amph. 745 (tr7) an etiam id tu scis? :: quipp(e) qui ex te audivi ... PLAUT. Asin. 6 6 (ia6) quipp(e) qui mage amico utantur gnato et benevolo. PLAUT.

quisve: PLAUT.

Cist. 679 (an8)

quis eam apstulerit, quisv(e) sustulerit ... enklitisches -que: PLAUT. Capt. 2 4 6 (tr7) perqu(e) conservitium commune, quod hostica evenit ... PLAUT. Mil

508

(ia6)

quodqu(e) concubinam erilem insimulare ausus es

7 ARCHAISCHE UND KLASSISCHE PROSODIE

PLAUT. Poen.

33

3 7 2 (tr 7 )

atqu(e) te faciei ut sis civis Attica ... (in ähnlichen Fällen weisen die Handschriften manchmal die Form ac auf). AFRAN. com.

27

(ia6)

quodqu(e) me non posse melius facere credidi (Ribbeck ändert im Anschluß an Bothe das überlieferte quodque in quod) enklitisches -ne: PLAUT. Cure. 7 0 5 (tr 7 )

quodn(e) promisti? qui promisi? :: lingua ... PLAUT. Mil.

1 0 5 1 (an )

... vitam vivit: sit necn(e) sit spes in te uno est PLAUT. Pseud.

4 4 2 (ia 6 )

idn(e) tu mirare, si patrissat filius PLAUT. Pseud.

8 4 7 (ia 6 )

istacin(e) caussa tibi hodie nummum dabo? ille: PLAUT. Bacch.

8 8 6 (ia 6 )

et ego te et ill(e) mactamus infortunio PLAUT. Cas.

432

(ia6)

ut ill(e) trepidabat, ut festinabat miser! PLAUT. Rud.

143

(ia6)

ill(e) qui vocavit nullus venit? :: admodum. Imperative der 3. Konjugation (vgl. die, duc,fac): PLAUT. Cas.

231

(ia®)

quo nunc abis? :: mittfe) me. :: mane. :: non ... PLAUT. Pseud. 239a (an c ) mitt(e) me sis. :: sino, modo ego abeam PLAUT. Stich 7 6 8 (ia 6 )

redd(e) cantionem veteri pro vino novam Infinitiv esse: PLAUT. Capt.

2 4 3 (tr 7 )

... ess(e) nunc conservom velint PLAUT. Cas.

230

(ia8)

... ess(e) te tarn tristem tuo Iovi. Ferner kann auslautendes -è vor Konsonant auch bei Wörtern wie nempe, neque, sive usw. wegfallen, doch bieten die Handschriften in vielen Fällen die Schreibweise nec, seu usw.

34

7 ARCHAISCHE UND KLASSISCHE PROSODIE

Noch in der Sprache der klassischen Zeit scheint der unsichere Stand des -ë nachzuwirken; seit L U K R E Z stellt man in der Dichtung tatsächlich eine immer stärkere Tendenz fest, Wörter wie indë, undë, nempe usw. mit voller Aussprache vor Konsonant zu vermeiden, ein deutliches Anzeichen dafür, daß auslautendes -è in bestimmten Wörtern immer weniger deutlich ausgesprochen wurde oder überhaupt aus der Aussprache verschwunden war.

7.1.2 Auslautendes -5 In mehrsilbigen Wörtern konnte auslautendes -s nach kurzem Vokal vor konsonantischem Wortanfang wegfallen und Schloß somit die Silbe, zu der es gehörte, nicht. Dieses für die archaische Zeit und die Volkssprache noch in späterer Zeit typische Phänomen wird von C I C E R O (orai. 161) recht gut beschrieben: «quin etiam, quod iam subrusticum videtur, ohm autem politius, eorum verborum, quorum eaedem erant postremae duae litterae, quae sunt in 'optumus', postremam litteram detrahebant, nisi vocalis insequebatur. ita non erat ea offensio in versibus, quam nunc fugiunt poetae novi, sic ením loquebamur 'qui est omnibu' princeps', non 'omnibus princeps', et 'vita illa dignu' locoque', non 'dignus'» ('Was uns jetzt plump vorkommt, einst aber als ziemlich elegant galt: Bei den Wörtern, die mit den gleichen beiden Buchstaben enden wie optumus, schnitt man den letzten Buchstaben ab, wenn kein Vokal folgte. Darum war das, was die heutigen Dichter in ihren Versen scheuen, kein Verstoß. Unsere Aussprache war nämlich qui est omnibu' princeps, nicht omnibus princeps, und vita illa dignu' locoque, nicht dignus')·, davon gibt es auch viele epigraphische Zeugnisse. Zahlreiche Beispiele gibt es auch in der Dichtung, vor allem unzählige Fälle zweisilbiger Wörter vom Typus m agis, nimis, satis u. ä.; da diese vor konsonantischem Wortanfang jambische Quantität ) erhielten, aber als pyrrichisch ( w w) gehört und gemessen wurden, fiel das Phänomen mit der correptio iambica zusammen; weniger häufig sind die folgenden Fälle: Mere. 232 (ia6) posterius quam mercatus fueram visu(s) sum (ebenso PLAUT. Mere. 245; Schreibweise bei verschiedenen Herausgebern auch visu' sum) Ε Ν Ν . ann. 245 (280 Sk: ; da 6 ) suavis homo, facundu(s), suo contentu(s), beatus PLAUT.

7 ARCHAISCHE U N D KLASSISCHE PROSODIE

35

Hec. 730 (ia8) ... me minu(s) fecisse satiu(s) sit (minus könnte auch durch correptio iambica pyrrichisch gemessen werden; anders bei satius, w o die Endsilbe durch Wegfall von -5 kurz wird) TER.

LUCIL. sat.

198 (1314 M.;

da6)

tum laterali(s) dolor, certissimu(s) nuntiu(s) mortis LUCR. 2 , 5 3

(da6)

quid dubitas, quin omni(s) sit haec rationi(s) potestas? CATULL. 1 1 6 , 8

(da5)

atßxus nostris tu dabi(s) supplicium (oft diskutierter Fall, der einzige bei CATULL). Die Möglichkeit, auf die Aussprache von -5 nach kurzem Vokal eines mehrsilbigen Wortes vor konsonantischem Wortanfang zu verzichten, verschwindet aus der Literatursprache nach CICERO, der selber als j u n g e r M a n n in den Aratea noch durchaus davon Gebrauch gemacht hatte. Der Wegfall von -5 erklärt eine R e i h e von D o p p e l f o r m e n wie satis/sate, magis/mage usw. infolge eines phonetischen Gesetzes, nach dem im Lateinischen finales -f, in diesem Fall abgeleitet aus -ï(s), in -e umgewandelt wird (z. B. TER. Andr. 698 mage verum), w o bei -ïs vor Vokal, -e vor Konsonant verwendet wird. Sehr bald brachte die Sprache, lebendig u n d lebensfähig, wie sie ist, diesen Tatbestand durcheinander: vorvokalische u n d vorkonsonantische Form e n wurden verwechselt, wie zwei Beispiele bei PLAUTUS zeigen, Mil. 539 und 584, w o das M e t r u m die volle Aussprache sichert: magis facete und magis populo; man denke auch an gewisse Formen von posse wie potes und potest, die aus *pote es und *pote est entstanden waren u n d ihrerseits die Formen potis es und potis est verdrängt hatten, wovon sichere Belege bei PLAUTUS vorliegen (z. B. Capt. 970, Poen. 846).

7.1.3 Auslautendes -d Auslautendes -d bleibt auch in späterer Zeit nach kurzem Vokal erhalten: ad, sed, apüd usw.; in archaischen Inschriften ist es in m e h r silbigen Wörtern nach langem Vokal bezeugt: CIL I 2 7 Gnaivod, 27 meritod, 38 aerid, 42 ßliod, 48 praidad, 366 violated, licetod, datod, suntod, 581 poplicod, preivatod usw. Wohl schon als Archaismus von besonderer Feierlichkeit e m p f u n d e n u n d somit aus stilistischen G r ü n -

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7 ARCHAISCHE U N D KLASSISCHE PROSODIE

den verwendet, k o m m t es noch bei NAEVIUS vor: NAEV. bell. Poeti. 2 , 2 ( 5 , 2 Β . ; Saturnier) noctu Troiad exibant capitibus opertis Bei PLAUTUS erscheint -d nach langem Vokal in mehrsilbigen W ö r tern nicht mehr, er bewahrt es aber in einigen Fällen n o c h in M o n o syllaba: Akk. Abi. mê, të < mêd, tëd, aber nie sëd. PLAUT. Asín.

2 9 9 (tr 7 )

quot pondo ted esse censes nudum? :: non edepol scio PLAUT. Capt.

4 0 5 (tr 7 )

neque med umquam deseruisse te ñeque factis ... PLAUT. Cas.

90

(ia6)

loqui atque cogitare sine ted arbitro? Bei T E R E N Z gibt es keine Spur m e h r von diesen Formen; wenige Beispiele lassen sich anscheinend, jetzt aber als ausgesprochene Ausnahmen, n o c h in Fragmenten der Tragödien des E N N I U S nachweisen.

7.2 Gemination von Konsonanten am Wortende 7.2.1 Geminiertes c Auslautendes -c im N o m . Akk. neutr. sing, hoc < *hocce < *hodce, istuc < *istucce < *istudce, illuc < *illucce < *illudce hat in archaischer Zeit geminierte Aussprache als -cc: PLAUT. Men.

1135

(tr7)

hoc erat quod haec te meretrix huius vocabat ... PLAUT. Mere. 7 1 1 (ia 6 )

pol hoc est ire quod rus meus vir noluit Eun. 349 (ia6) istuc ago equidem. :: nostin quae sit, die ... TER. Haut. 346 (ia6) Syre, inquam! :: perge porro, tarnen istuc ago

TER.

PLAUT. Cas.

460

(ia6)

illuc est illuc quod hie hunc fecit vilicum. Auch in späterer Zeit wird hoc lang gemessen, d. h. es behält die geminierte Aussprache (hocc) bei:

7 ARCHAISCHE UND KLASSISCHE PROSODIE

VERG. Aen.

37

2 , 6 6 4 (da 6 )

hoc erat, alma parens, quod me per tela, per ignis VERG. Aen.

6,129

(da6)

hoc opus, hie labor est. pauci, quos aequos amavit HOR. sat. 1,10,46 (da 6 ) hoc erat, experto frustra Garrone Atacino H O R . sat. 2,6,1 (da 6 ) hoc erat in votis: modus agri non ita magnus PROP. 3,18,21 (da 6 ) sed tarnen hoc omnes, hue primus et ultimus ordo. 7.2.2 Geminiertes r Auslautendes -r wird in archaischer Zeit in Monosyllaba geminiert (-rr) ausgesprochen: cor < *cord (endungsloser Nominativ); ter, vgl. terruncius < ter + uncia: PLAUT. Mil.

1088

(an8)

... dicito docte et cordate, ut cor ei saliat PLAUT. Persa 8 0 2 (an 4c ) cor uritur, caput ne ardescat PLAUT. Bacch.

1 1 2 7 (ba 4 )

rerin ter in anno tu has tonsitari; frühes Beispiel fur kurze Messung von cor: LUCIL. sat. 5 1 6 ( 4 8 8 M ; d a 6 )

vera putant, credunt signis cor inesse in aenis. Schon bei PLAUTUS scheint sich geminiertes -r nur in Monosyllaba zu halten; anders in mehrsilbigen Wörtern wie Uber: PLAUT. Bacch.

8 2 (tr 7 )

... quamvis subito venias, semper liber est. 7.2.3 Geminiertes 5 Geminierte Aussprache von -5 erfolgte in archaischer Zeit bei der Assimilation von Dentalstämmen mit der Nominativendung (sing, m.) -5 wie bei compos, dives, eques, hospes, impos, miles, sospes u. ä. (hospes < *hospets, miles < *milets); ebenso bei es (von esse) und in wenigen anderen Fällen, wo -55 ursprünglich war: PLAUT. Asm.

330

(tr7)

tum igitur tu dives es/actus? :: mitte ridicularia

7 ARCHAISCHE UND KLASSISCHE PROSODIE

38 PLAUT. Aul.

528

(ia6)

miles impransus astat, aes censet dari PLAUT. Cas.

817

(ia6)

sospes iter incipe hoc, uti viro tuo Ampli. 8 3 6 (tr7) mulier es, audacter iuras. :: quae non deliquit ... TER. Haut. 707 (ia7) satis sanus es et sobrius? tuquidem illum ... PLAUT.

Bei

sind diese Silben bereits kurz gemessen: ann. 269 (249 Sk.; da6) spernitur orator bonus, horridus miles amatur.

ENNIUS

ΕΝΝ.

7.3 Bewahrung ursprünglicher Quantitäten Ursprünglich lange Quantitäten geschlossener Endsilben, die in der archaischen Prosodie erhalten blieben, lassen sich der Liste eines späteren Kapitels entnehmen (10.2).

8 Jambenkürzung

Eine typische Erscheinung der archaischen Sprache ist die correptio iambica, die Jambenkürzung (correptio < corripere 'kürzen'); es handelt sich um ein prosodisches Phänomen, das unter bestimmten Bedingungen gestattet, eine jambische Silbengruppe von kurzer und langer Silbe (w— ) als Doppelkürze, d. h. pyrrichisch (w w ) zu messen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die lange Silbe nicht wirklich gekürzt, sondern die jambische Gruppe behielt ihre eigentliche Quantität, wurde aber in bestimmten Fällen wie ein Ganzes gehört und konnte deshalb als solches gewertet werden, genau wie wenn es sich um zwei Kürzen gehandelt hätte. Lediglich der Tradition zuliebe und um keine Neologismen in eine wegen ihrer extremen Spezialisierung an sich schon komplexe Fachsprache einzuführen, sprechen wir weiter von correptio iambica, Jambenkürzung, von brevis brevians und von brevianda (bezogen auf die in das prosodische Phänomen einbezogene Kürze bzw. Länge) und von Verkürzung des Jambus in einen Pyrrichius.

8.1 Grundbedingungen fur das Eintreten der Jambenkürzung Die Jambenkürzung ist eine Möglichkeit der Sprache, die sich als solche auch in der Versbildung niederschlägt; nicht alle jambischen Sequenzen können zu pyrrichischen Sequenzen verkürzt werden, sondern es müssen bestimmte Bedingungen zusammentreffen, damit das Phänomen eintreten kann: 1. Die lange, zu kürzende Silbe (brevianda) darf nicht tontragende Silbe sein (d. h. sie darf nicht den Wortakzent tragen). 2. Die kurze Silbe (brevis) und die zu kürzende lange (brevianda) müssen zum gleichen grammatikalischen Wort gehören, oder zumindest muß die brevis aus einem Monosyllabum bestehen, da dies in den meisten Fällen eng mit dem nachfolgenden Wort verbunden ist und mit diesem

40

8 JAMBENKÜRZUNG

folglich als Einheit gehört wird; zugelassen dagegen ist coneptio zwischen zwei Wörtern, wenn sie durch Synalöphe (oder Elision: 9.4) verbunden sind. 3. Nach unserer Ansicht kann man die Hypothese aufstellen, daß noch eine dritte Bedingung erfüllt sein muß, damit es zur Jambenkürzung kommen kann: Die brevis brevians muß eine isolierte Kürze innerhalb eines Wortes sein oder, falls ihr andere Kürzen vorausgehen, wenigstens an einer vom Wortanfang gerechnet ungeraden Stelle der Folge der Kürzen stehen. Die gleichzeitige Erfüllung dieser Bedingungen führt nicht zwingend zum Eintreten von Jambenkürzung, denn diese bleibt immer nur eine Möglichkeit.

8.2 Jambenkürzung in Sprache und Dichtung In der Dichtung müssen brevis und brevianda immer zusammen ein einzelnes Element eines Verses bilden (zum Begriff des Elements: 11). Diese metrische Regel scheint eng mit der eben erläuterten Hypothese zusammenzuhängen: Unter bestimmten Umständen konnte die Sprache tatsächlich besondere Verknüpfungen in der Sequenz KürzeLänge herstellen, in einer Art Silbensyntax innerhalb des Wortes, d. h. daß sie eine isolierte (oder wenigstens ungerade) Kürze als einheitliches Ganzes mit der nachfolgenden Länge (sofern nicht tontragend) betrachten konnte — eine sprachliche Einheit folglich, die im Metrum ihre einheitliche Identität beibehält, indem sie nur ein einziges Element bildet. Das außerordentlich starke Band, das auf sprachlicher Ebene die syllaba correpta mit der vorausgehenden brevians vereinigt, erklärt also, weshalb eine durch correptio verkürzte Silbe nur den zweiten Teil eines zweisilbig realisierten Elements bilden kann und nie den ersten: Wir hätten sonst die Zersplitterung einer sprachlichen Einheit zwischen zwei Elementen (man könnte sagen: zwischen zwei metrischen Mengen). Das hätte sich als ausgesprochen unangenehmer Mißton herausgestellt. Man sagt im allgemeinen, daß eine durch Jambenkürzung kurz gewordene Silbe nicht eine weitere nachfolgende Länge kürzen könne; in Wirklichkeit behält, wie wir gesehen haben, die sogenannte gekürzte Länge sehr wahrscheinlich ihre Quantität; jedenfalls könnte sie, auch wenn sie zu einer echten Kürze reduziert wäre,

8 JAMBENKÜRZUNG

41

ihrerseits nicht zu einer brevians werden, da sie innerhalb der Sequenz zu einer geraden Silbe geworden, untrennbar mit der vorausgehenden Kürze zur Einheit verbunden wäre u n d somit unmöglich mit der folgenden Silbe gekoppelt werden könnte. Die Auffassung als Ganzheit gibt uns auch die B e g r ü n d u n g der Tatsache, daß Jambenkürzung nicht stattfinden kann, w e n n brevis u n d brevianda verschiedenen Wörtern angehören (s. o. die 2. sprachliche Grundbedingung): Von N a t u r aus kann dieses Ganze eben n u r innerhalb desselben Wortes oder eng verknüpfter Wörter (wie Präposition u n d Substantiv) gewertet werden. W i r verstehen n u n auch, weshalb eine lange Silbe, falls sie den Ton trägt, nicht der correptio unterworfen werden kann (1. sprachliche Grundbedingung); diese wird eben deshalb, weil sie aus allen andern herausgehoben ist, als Einheit fur sich gehört u n d ist zur Bild u n g einer Einheit mit einer allenfalls vorausgehenden Kürze keineswegs verfugbar. An dieser Stelle wird auch die Ursache klar, w a r u m die J a m b e n kürzung in jambischen Wörtern (w— ; Typ amant) u n d am E n d e von kretischen (— w — ; Typ crederent) oder päonischen W ö r t e r n ( v w - ; Typ sequimini) stattfinden kann, aber nicht bei anapästischen (w ; Typ legerent) u n d choijambischen (— w w — ; Typ ingenio). In den Sequenzen, die correptio zulassen, ist die brevis brevians nicht an das Vorangehende gebunden, sondern frei dazu, ein Ganzes mit der nachfolgenden Länge zu bilden; in den anderen Sequenzen kann die Kürze, die der Länge unmittelbar vorausgeht, dagegen keine Verbindung mit dieser eingehen, weil sie bereits mit der vorausgehenden Kürze vereint ist. Auf der Basis des Gesagten wird m a n die folgenden correptiones als Anzeichen von corruptiones durch handschrifdiche Tradition betrachten müssen oder nach metrischer Alternative zu suchen haben: PLAUT. Mere. 3 2 7 (ia 6 )

bene ambulato. :: bene valëto. :: bene sit tibi (tontragende Silbe von correptio betroffen) PLAUT. Trin. 8 3 3 (an 8 )

... tulissent, satellites tui me miserumfoede (tontragende Silbe von correptio betroffen) PLAUT. Bacch.

7 2 4 / 5 (tr7)

evax, nimis bellus âtque ut esse maxume ... (correptio zwischen zwei verschiedenen Wörtern)

42

8 JAMBENKÜRZUNG

Persa 769a (an 4 ) date aquam manibus, äpponite mensam (wieder correptio zwischen zwei Wörtern; man wird den Vers als an 2 + r c zu lesen haben: 18.1; 21.1) PLAUT.

PLAUT. Poen.

1 1 7 6 (an8)

deamavi ecastor Uli ego hodië lepidissuma ... (gerade Kürze von correptio betroffen, w o m i t sich anapästisches Wort in Tribrachys verwandelt: w w — > w w w ) . Scheinbare Ausnahmen weisen die folgenden Beispiele auf: PLAUT. Mil.

1061

(an7)

... poscet. :: talëntum Philippi huic opus aurist (Sowohl talentum wie Philippus w u r d e n zur Zeit des PLAUTUS mit griechischer B e t o n u n g ausgesprochen (τάλαντον, Φίλιππος); die Silb e n -len- u n d -lip-, obschon eigentlich jeweils lange Paenultima, k o n n t e n darum der Jambenkürzung unterliegen. Es sei daran erinnert, daß sprachlich ein grundlegender Unterschied zwischen Philippus, der Bezeichnung für die bekannte Münze, u n d d e m Eigennamen Philippus bestand, wobei dieser, da auf der zweitletzten, weil langen, Silbe betont, für Jambenkürzung nicht in Frage kam). 6 PLAUT. COS. 453f. (ia ) ob istanc rem quin te deosculer, volüptas mea. :: quid, deosculere? quae res? quae volüptas tua? (Das Possessivpronomen war schwach betont, w e n n nicht gar völlig tonlos, und ist folglich wie eine echte Postposition als eng verbunden mit seinem Substantiv zu betrachten, wodurch in volüptas nicht m e h r die zweitletzte Silbe betont wird, die der correptio nicht u n t e r liegen könnte, sondern die letzte: voluptâsmea); vgl. die italienische Dialektform sòreta 'deine Schwester'). PLAUT. Trin. 8 3 1 (an 4 )

semper mendicis modèsti sint (Formen von esse w u r d e n als Postpositiva betrachtet; die Silbe - desván modesti trägt somit keinen Akzent: modestisint). Schwache B e t o n u n g k o n n t e auch die erste Silbe der Formen von ille, iste und ipse aufweisen u n d damit der Jambenkürzung unterliegen: PLAUT. Bacch. 8 8 5 (ia 6 )

quid Uli molestu's? quid tllum morte territas? PLAUT. Aul.

5 3 (ia6)

oculos hercle ego istos, improba, ecfodiam tibi

8 JAMBENKÜRZUNG

43

PLAUT. Poeti. 6 6 9 (ia 6 )

immo ut ipse nobis dixit, quo accures magis. Verschiedentlich wurden die folgenden Fälle mit Synalöphe (oder Elision: 9.4) der Endsilbe gerechtfertigt: PLAUT. Pseud.

1 8 4 (an 8 )

eo vos wstros panticësqu(e) adeo madefactatis ... PLAUT. Trin. 2 7 1 (an 4 )

certumst ad frugem adplicär(e) animum Durch Synalöphe würde nämlich der Wortakzent zurückverlegt, womit die betreffende Silbe nicht mehr Tonsilbe wäre. Solche Fälle sind mit größter Skepsis zu betrachten, wenn nicht gar abzulehnen; es scheint eigentlich klar erwiesen, daß der Wortakzent unter vergleichbaren Umständen nicht zurückverlegt werden kann. Mit Vorsicht wird man auch die folgenden Jambenkürzungen betrachten, von denen zwei verschiedene Wörter betroffen sind: PLAUT. Persa 1 8 2 (an 7 )

... eius auris quae mandata sunt onerabo PLAUT. Persa 7 6 1 (an 7 )

... haec mihifacilia factu facta sünt ... (allerdings können die Formen von esse als Postpositiva gelten). Jambenkürzung ist wie gesagt eine in der archaischen Sprache weit verbreitete Erscheinung, und wir finden davon in der Dichtung bis in sullanische Zeit außerordentlich zahlreiche Zeugnisse. Unter den folgenden Beispielen finden sich auch Verse mit mehreren correptiones: Liv. ANDR. trag. 11 (ia 6 )

Clytëmestra iuxtim, tertias natae occupant NAEV. com.

9

(ia8)

quasi dedita opera quae ego volo ea tu ... NAEV. com.

37

(ia6)

hanc adeo efflictim amare: diu vivat volo PLAUT. Amph.

9 3 9 (ia 6 )

capiunt volüptates, capiunt rusum miserias PLAUT. Aul.

150

(an4)

domüm ducere. :: ei occidï. :: quid ita PLAUT. Bacch.

4 1 (tr 7 )

miserius nihil est quam mulier. :: quid esse ...

44

8 JAMBENKÜRZUNG PLAUT. Cas.

8 2 3 (an4)

noctuque et diu üt viro subdola sis PLAUT. Mil.

1 0 6 2 (an7)

minus ab nemine äccipiet. :: eu ecastor... ΕΝΝ. praetext. 2 (scaen. 368; tr 7 ) ... cunetas caute: o vide fortem virum ΕΝΝ. trag. 315 (scaen. 162; ia 8 ) ... malàm pestem mandatant hostili manu ΕΝΝ. com. 4 (scaen. 373; ia 8 ) quo nunc me ducis? :: ubi molarum strepitum ... CAECIL. com. 2 0 8 (ia 6 )

scio quicquam: ita omnis meos dolos falladas TER. Haut. 99 (ia6) ubi rem rescivi, coepi non humanitus TER. Haut. 110 (ia6) ego ìstuc aetatis non amori operam dabam 6 T E R . Eun. 8 (ia ) ex Graecis bonis Latinas fecit non bonas 6 T E R . Ad. 2 9 (ia ) aut. ibi si cesses, evenire ea satius est PACUV. trag. 58f. (ia6) quid ìstuc est? vultum caligai quae tristitas PACUV. trag. 179 (ia6) habet hoc senectus in sese, ipsa cum pigrast PACUV. trag. 236 (ia6) possum ego ìstam capite cladem averruncassere TITIN. com.

1 8 1 (ia 6 )

haec quidëm quasi Osculana pugna est, haud secus LUCIL. sat. 3 9 6 ( 3 7 8 M ; d a 6 )

si lingua dico: nihil ad me, nomen hoc illi est LUCIL. sat. 4 0 2 ( 1 2 1 7 M . ; d a 6 )

'intro' nos vocât, ad sese tenet 'intus' [...] Acc. trag. 81 (ia6) sed ängustitate inclusam ac saxis, squalidam (Ribbeck ändert das überlieferte angustiate in angustate) Acc. trag. 133 (ia6) vel hk qui me aperte effrenata impudentia Acc. trag. 147 (ia ) quid est cur componere ausis mihi te aut me tibi?

8 JAMBENKÜRZUNG

45

Acc. trag. 275 (ia8) ita et fletu et tenebris obstinatus speciem ... AFRAN. com.

5 (ia 6 )

simül limen intrabo, illi extrabunt ilico AFRAN. com. 2 5 (ia 6 )

fateor, sumpsi non ab ìlio modo AFRAN. com. 3 5 6 (ia 7 )

volüptatem capto maximam, cruciari tua te culpa POMPON. Atell. 78 (ia6 oder tr 7 ) ánimos Venus veget volüptatibus POMPON. Atell.

9 1 (tr 7 )

dixi ego ïïludfuturum: in prima valva est ... POMPON. Atell.

131 (tr 7 )

sed me exercet senica nequam, ñeque ìlio quid ... Die Jambenkürzung ist, u m es nochmals zu betonen, eine sprachliche Erscheinung, der sich der Dichter nach den von den jeweiligen Metren auferlegten Erfordernissen bedienen kann; daraus erklärt sich, weshalb wir viele correptiones in Versen wie Anapästen, Jamben oder Trochäen finden, deren Elemente zweisilbige Realisierung entweder erfordern oder leicht zulassen, während sie in Versen, bei denen solche Realisierung unerwünscht oder gemieden scheint, wie in Bakcheen u n d Kretikern (19, 20) selten werden oder überhaupt fehlen. Natürlich läßt sich das P h ä n o m e n Jambenkürzung n u r in der D i c h t u n g nachweisen; in der D i c h t u n g nachsullanischer Zeit finden wir keine Spur m e h r davon. D i e Erklärung beruht wahrscheinlich auf der Tatsache, daß die Sprache inzwischen die Entwicklung einer anderen wichtigen prosodischen Erscheinung z u m Abschluß gebracht hatte: die Verkürzung, u n d diesmal eine echte Verkürzung, vieler Endsilben, Inbegriffen ursprünglich lange, von einem einzigen Implosivphonem geschlossene Silben (außer Silben auf -5). D e r Dichter brauchte deshalb nicht auf j e n e Möglichkeit der Sprache zurückzugreifen, die wir correptio iambica genannt haben, weil er sich jetzt einer sprachlichen Realität bedienen konnte. U n t e r Mitwirk u n g u n d wahrscheinlich infolge dieser neuen, n u n m e h r anerkannten prosodischen Erscheinung traf die literarische Sprache an einem bestimmten P u n k t ihrer Entwicklung, die wir etwa in sullanische Zeit setzen, eine bewußte, im G r u n d e stilistische Wahl, i n d e m sie aus ihrem eigenen Bereich eine prosodische Erscheinung wie die

46

8 JAMBENKÜRZUNG

Jambenkürzung ausschloß, die man zu jenem Zeitpunkt vielleicht als allzu populär empfand. Es ist tatsächlich schwer zu glauben, daß mit dem Auftreten des eben geschilderten Phänomens die Möglichkeit der correptio, so wie aus der Dichtung, wie von Zauberhand auch aus der Alltagssprache verschwunden sein soll; sie wird wohl das neue Verhalten der literarischen Sprache überlebt haben. W i r verstehen dann auch, wie der Schauspieler Roscius noch im Jahre 44 v. Chr. Partien aus archaischer Dichtung rezitieren konnte, die reich an Jambenkürzungen waren: Ein Publikum, das so empfindlich verschiedene Quantitäten innerhalb einer geschlossenen Silbe unterscheiden konnte und im Falle irrtümlicher Messung stets zu Radau aufgelegt war (man erinnere sich an die Stellen bei CICERO, orat. 159 und 173, S. 14, 10), wird deshalb nichts dabei gefunden haben, da ihm die Erscheinung aus der Alltagssprache vertraut war. Das scheint unsere Meinung zu stützen, daß beim Eintreten von Jambenkürzung keine richtige Verkürzung stattfand, sondern daß sie nur erlaubte, eine jambische Sequenz, die sich in ihren Quantitäten behauptete, als Einheit, als Ganzheit zu hören; es ist ja nicht sehr wahrscheinlich, daß ein so fein auf das Hören von Quantitäten ausgerichtetes Sprachempfinden, wie es das der damaligen Sprachgemeinschaft war, Messungen wie bonis, perdidï, senêctutem neben bonis, perdidï, senêctutem usw. hätte zulassen können. Die sprachliche Möglichkeit der Jambenkürzung, die Sequenz Kürze—Länge als Einheit zu messen, zu einem bestimmten Zeitpunkt Seite an Seite mit dem Phänomen der Verkürzung gewisser Silben am Wortende trug wohl dazu bei, daß bei Wörtern wie tibi, male, quasi u. ä., und ebenso in Wörtern wie homo, volo, scio u. ä., sich die Kürze der Endsilbe durchsetzte, wobei die ursprüngliche jambische Quantität manchmal auch in klassischer Zeit beibehalten wurde.

9 Muta cum liquida, Vocalis ante vocalem,

Synizese, Synalöphe, Prodelision, Hiat

9.1 Muta cum liquida Wir haben schon auf die Möglichkeit hingewiesen (S. 15), daß eine Konsonantengruppe aus Muta (Verschlußlaut, Okklusive) und Liquida entweder als einheitliche Explosivgruppe ausgesprochen wird, wobei der vorausgehende Vokal offen bleibt (pä-tris) oder getrennt, als Folge von Implosivphonem der einen Silbe und Explosivphonem der nachfolgenden Silbe, wobei die erste geschlossen und folglich als Länge gehört wird (ραί-rá; dasselbe ergibt sich, wenn man, wie verschiedentlich angenommen, an eine Art Gemination der O k klusive denkt: pat-tris). Die unterschiedliche Silbentrennung der Gruppe hat ihre Wurzeln im indoeuropäischen Ursprung der Sprache und ist dem Lateinischen gewiß schon seit seinen ersten Anfängen vertraut; sie scheint ursprünglich allerdings bestimmten Sprachbereichen, wie dem religiösen, vorbehalten gewesen zu sein; dem sermo cotidianus hingegen war sie offenbar fremd, wie die Tatsache zeigt, daß die archaische Komödie, die der Umgangssprache ja nahestand, nur in ganz seltenen Fällen zu diesem Mittel griff, da nur ein einziges Beispiel mit einiger Sicherheit nachzuweisen ist (PLAUT. Rud. 1208 sac-res; vielleicht erklärbar als Parodie konservativer religiöser Sprache an dieser Stelle); etwas unsicher sind drei Stellen aus den Palliatae des N A E V I U S (jeweils am Anfang der indirekt überlieferten Fragmente: NAEV. com. 53 utrum, 81 utrubi, 115 utrum; die Trennung ut-rum, ut-rubi mit langer Messung der ersten Silbe erspart die Annahme lückenhafter Überlieferung am Versbeginn). Erst mit dem Hexameter des E N N I U S erlangt die Silbenmessung mit Trennung von Muta und Liquida ziemlich weite Verbreitung in der lateinischen Dichtung: Die Gründe liegen fast sicher im Gebrauch einer gehobenen Sprechweise und «hohen» Stilebene, welche altertümliche Sprachformen konserviert, und in der Nachahmung der Prosodie des homerischen Hexameters, wo genau dieser Typus von Silbentrennung vorliegt. Aufschlußreich der besonders feierliche Hexameter VERGILS, WO die erste Silbe desselben Wortes, das den

48

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

Angelpunkt des Verses und seines h o h e n Pathos darstellt, auf beide Arten gemessen wird: V E R G . Aen.

2,663

gnatum ante ora pä-tris, pät-rem qui obtruncat ad aras. In zusammengesetzten Wortern, in denen die Muta z u m ersten Teil, die Liquida z u m zweiten gehört, werden M u t a u n d Liquida nie als einheitliche Explosivgruppe ausgesprochen, sondern die Aussprache bleibt getrennt, also nie ä-drepo oder sü-blateo, sondern i m m e r ad-repo, sub-lateo usw.). Das Bewußtsein der Zusammensetzung überwiegt einmal m e h r die Komplexität des n e u e n Wortes.

9.2 Vocalis ante vocalem Seit archaischer Zeit ist im Latein die Tendenz feststellbar, Vokal vor Vokal zu kürzen; die Grammatiker formulieren das kurz so: vocalis ante vocalem corripitur oder vocalis ante vocalem brevis est. So finden wir dëamo < dê-amo; balinëum < βαλανειον u n d gynaeceum < γυναικειον, w o das e entsprechend d e m griechischen D i p h t h o n g ει ursprünglich lang war; pendêo (Inf. pendere); pröhibeo < prö-habeo (h ist nicht konsonantisch u n d verhindert d a r u m den K o n takt der beiden Vokale nicht) usw.; sogar D i p h t h o n g e werden offenbar vor Vokal gekürzt: Aen. 7,524 stipitibus duris agitur sudibusve praeustis (kaum denkbar apokopiertes sudibusv', was zudem einen spondeischen H e x a m e t e r ergäbe). Die Tendenz, diese Vokale zu kürzen, die sich wie gesagt schon in archaischer Zeit bemerkbar macht, setzt sich in i m m e r größerem U m f a n g durch, erfaßt aber nie die gesamte Sprache, sondern kennt auch ihre «Ausnahmen»; diese sind in älterer Zeit augenscheinlich zahlreicher. VERG.

Die bekanntesten Ausnahmen betreffen die Genetive auf -Tus: alius, altenus, illTus, isttus usw. Vom 2. Jh. v. Chr. an finden wir in der Dichtung aber auch unius, altenus, doch nie alius (um Verwechslung mit d e m Nominativ zu vermeiden) usw. War es die Alltagssprache, die illïus neben Ulms zuließ oder nützten die Dichter eine Tendenz der Sprache für die b e q u e m e r e Bildung von Versen aus, auch w e n n

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

49

es sich von der Alltagssprache her nicht aufdrängte? Trifft die zweite Hypothese zu, wäre das wohl die einzige echte «dichterische Freiheit» im Bereich der lateinischen Prosodie. Die übrigen Ausnahmen, w o langer Vokal vor Vokal lang bleibt, sind der folgenden Liste zu e n t n e h m e n : 9.2.1 a — im archaischen Genetiv -äi der 1. Deklination: aquäi, terrai usw.; entsprechende Formen finden sich, sicher aus stilistischen G r ü n d e n , n o c h bei L U K R E Z u n d V E R G I L ; — in den Vokativen der N a m e n auf -aius, wie Cäi, w o a, entsprechend der Aussprache Cajji, eigentlich als geschlossene Silbe e m p f u n d e n wurde; jedenfalls fehlte der Kontakt mit einem echten Vokal (< *Cajt); — in Wörtern wie der, äeris. 9.2.2 e — im Genetiv u n d Dativ Singular der 5. Deklination der Substantive auf -/es: diêt, speciëi; in archaischer Zeit findet man auch die Formen fidêi, rèi, die in klassischer Zeit gekürzt werden: fidëi, rëi; — archaisch, neben monosyllabischer Messung (Synizese), i m m e r b e i m Dativ èi u n d entsprechend eidem\ — in den F o r m e n der Substantive auf -eius: Pompei < *Pompeji oder wegen der Aussprache Pompejjv, Circëis usw. 9.2.3 i — in den Formen von ßeri, die kein r enthalten: fio, ßebam usw.; in archaischer D i c h t u n g findet man auch fierem, fieri usw.; — in Wörtern wie Diana u n d dïus (neben Diana u n d dtus); — archaisch in Formen wie audïerunt, audïeram (für audiverunt, audiveram) usw.; — ebenfalls archaisch, doch nicht ganz sicher, in Wörtern wie prior, prtus (vgl. primus) neben den üblichen F o r m e n prior, prïus\ ebenso ρ Tus usw. 9.2.4 o — bei der Integektion ohe (neben öhe).

50

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

9.2.5 u — archaisch bei den Verben auf -MO, in den Perfektformen auf -MÍ: erüi, Tnstitüi, plüit usw. — archaisch i m m e r in den Formen des Perfekts von esse: füi, füimus (neben füi, füimus) usw. — ebenfalls archaisch bei den Dativen hüic und cüi (gelegentlich quoii geschrieben) neben monosyllabischen Formen (Synizese).

9.3 Synizese Die Synizese erlaubt es, zwei angrenzende Vokale als eine einzige Silbe zu betrachten, wie w e n n sie aus einem einzigen gehaltenen P h o n e m bestünde, also wieder eine F o r m von sprachlicher Einheit, die wir in der D i c h t u n g wiederfinden; wahrscheinlich bewegen wir uns im selben Gebiet sprachlicher Realität, die uns erlaubt, D o p p e l kürzen (6) oder jambische Sequenzen (8) als enge Verbindungen zu betrachten. Die häufigsten Sequenzen von P h o n e m e n , w o Synizese vork o m m t , sind folgende: — — — — — — — — —

éà: aurea, dêàrum, éàmus, eàrum, éasdem, méàrum usw. eò: déorum, éòdem, éòsdem, meo, sêorsum usw. ei : deicere, deinde usw. éù: éum, meùm usw. ie: diebus, Diespiter usw. uà: duabus, suarum, tua usw. iïe. duellum, fuere usw. ui: fluitai, fuisse, fuisti usw. ιTo: düobus, suo, tuo usw.

Synizese kann auch eintreten bei den Komposita von cum (< co-: coegi usw.) u n d de (deambulo usw.) sowie in Sequenzen von Vokal u n d D i p h t h o n g (déaè, éàèdem usw.). Einige Beispiele: PLAUT. Men,

387

(tr7)

éàmus intro ut prandeamus. :: bene vocas ... (undenkbar die Messung eämus, da sonst Jambenkürzung auf der Tonsilbe)

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALHM, SYNIZESE PLAUT. Mil.

262

51

(tr7)

... sermone suo aliquem familiarium (suo monosyllabisch und folglich völlig elidiert; falls zweisilbig mit Elision von -o müßte Jambenkürzung bei aliquem eintreten, was aber nicht möglich ist, da anapästisches Wort nicht zum Tribrachys werden darf: die brevis brevians, hier die Silbe -Ii-, wäre eine gerade Kürze statt einer ungeraden). PLAUT. Stich. 3 9 (an 4 ) quia pol meo animo omnis sapientis (zweisilbige Messung von meo mit Elision von -o würde zur Vermeidung eines hypermetrischen Verses die unmögliche Jambenkürzung omnis sowie eine Aufspaltung der sprachlichen Einheit am- auf zwei getrennte Elemente nach sich ziehen). PLAUT. Stich. 628 (tr 7 ) ... mihi atque fratri fuisti, rem confregimus (unakzeptable Jambenkürzung der Tonsilbe von fiiístí). Ε Ν Ν . ann. 2 0 0 ( 2 8 9 Sk.; da 6 ) éorundem libertati me parcere certum est (undenkbar die Messung eö- durch Jambenkürzung, da das erste Element eines daktylischen Hexameters die Realisierung mit langer Silbe erfordert; libertati me statt des überlieferten me libertati von Lachmann aus rhythmischen Gründen umgestellt, was an der Messung von éorundem nichts ändert). LUCIL. sat.

1280 (1191 M.;

da6)

hune catapiratem puer éodem déférât unctum (ëo-, unmöglich wegen Kürzung der Tonsilbe, würde ein Element bilden, das zwingend Länge verlangt) LUCIL. sat.

893

(887 M.;

tr7)

éodem uno hic modo rationes (omnes) subducet suas (ëo- würde Kürzung der Tonsilbe bedingen; auch Verschiebung des Akzents infolge Elision ist undenkbar) LUCR. 1 , 3 0 6

(da6)

uvescunt éâèdem dispansae in sole serescunt VERG. Aen.

10,487

(da 6 )

una éademque via sanguis animusque secuntur (Hier und im folgenden Vers ist nicht anzunehmen, daß V E R G I L bei ëàdemque bzw. eödemque auf ein Phänomen wie Jambenkürzung zurückgreift, welches, wenn auch in der Alltagssprache gegenwärtig, in der Literatursprache nicht mehr stattfand: S. 46)

52

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE V E R G . Aeri.

12,847

(da6)

uno eòdemque tulit partu paribusque revinxit PROP. 4 , 7 , 7 - 8 (dis)

eosdetn habuit secum quibus est elata capillis, éosdem oculos: lateri vestis adusta fuit. Vokalgruppen in Synizese am Wortende vor vokalischem W o r t a n fang können, wie die Beispiele PLAUT. Mil. 262 u n d Stich. 39 zeigten, vollständig in Synalöphe treten. Synizese kann auch zwischen Vokalen eintreten, die durch -h- getrennt sind: PROR2,3,50

(da5)

dehinc domiti post haec aequa et iniqua ferunt. A u f g r u n d eingehender metrischer Untersuchungen gibt es einige sichere Anzeichen dafür, daß die Vokalgruppen, die Synizese zulassen, von den R ö m e r n wie eine einzige monosyllabische Länge gehört wurden, w e n n sie ein einzelnes Element eines Verses bildeten, also stets méum, éos usw. statt meüm, eos usw., auch w e n n das Element Bildung mit Doppelkürze u n d Jambenkürzung gestattete.

9.4 Synalöphe (oder Elision) Die Quantität einer Endsilbe, die auf Vokal oder D i p h t h o n g oder -m ausging, wurde in der Regel nicht w a h r g e n o m m e n , w e n n ein Wort folgte, das mit Vokal oder h begann. Diese Erscheinung wird als Synalöphe (griech. συναλοιφή, 'Verschmelzung', 'Verschleifung') oder Elision ('Ausstoßung') bezeichnet (deutsch: 'Freud[e] u n d Leid'). Aus antiken Zeugnissen erfahren wir, daß der Endvokal aus der Aussprache nicht wirklich verschwand; die beiden Vokale, die in Kontakt traten, m u ß t e n so ausgesprochen werden, daß man n u r die Quantität des zweiten vernahm (oder: Die Gehörbildung bewirkte, daß man n u r die Quantität des zweiten hörte). D a ß die Erscheinung auch bei Endsilben auf -m auftrat, ist verständlich, w e n n man an die schwache Artikulierung dieses P h o n e m s denkt, wodurch es in einer R e i h e wie amicam amo zu einer Art Begegnung der Vokale kam (gleichsam amica amo). Aufschlußreich eine Stelle bei Q U I N T I L I A N

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

53

(9,4,40), wo er sagt, daß -m finale vor vokalischem Anfang, auch wenn er geschrieben werde, dennoch nicht deutlich ausgesprochen werde (etiamsi scribitur, tarnen parum exprimitur). In den folgenden Beispielen setzen wir nach Schulgebrauch den betroffenen Vokal, Diphthong oder Vokal mit -m in Klammern: Liv. ANDR. trag. 8 (ia 6 )

nem(o) haec vostrorum ruminetur mulieri NAEV. com.

7 2 (ia6)

qu(ae) eg(o) in theatr(o) hic mets probavi plausibus PLAUT. Aul. 7 2 2 a (an 4 )

hic dies m(i) optulit, fam(em) et pauperiem ann. 1 6 7 ( 1 6 0 Sk.; da 6 ) bell(um) aequis manibus nox intempesta diremit

ΕΝΝ.

CAECIL. com.

211

(tr 7 )

pro deum populari(um) omni(um), omni(um) adulescentium TER. Phorm. 17 (ia6) palm(am) esse positam qu(i) artem tractent musicam PACUV. praetext.

2 (tr 7 )

nunc t(e) obtestor, celere sancto subveni censorio TITIN. com.

1 5 (ia 6 )

ego me mandatam meo viro mal(e) arbitrer LUCIL. sat 1 0 4 5 ( 9 8 2 M . ; d a 6 )

trist(em) et corruptum scabi(e) et porrigini' plenum Acc. trag. 192 (ia6) host(em) ut profugiens inimic(i) invad(am) in manus? AFRAN. com.

3 4 (ia 6 )

ubi malunt metui quam vereri s(e) ab suis POMPON. Atell.

1 2 (ia 6 )

atqu(e) auscultare disce, si nescis loqui CATULL. 6 8 , 8 9 f. (dis)

Troia — nefas — commune sepulcr(um) Asi(ae) Europaeque Troia vir(um) et virtut(um) omni(um) acerba cinis LUCR. 1 , 4 ( d a 6 )

concelebras, per te quoniam genus omn(e) animantum VERG. ecl. 1 , 1 1 f. ( d a 6 )

non equid(em) invideo; miror magis: undique totis usqu(e) adeo turbatur agris. en ipse capellas HOR. carm. 1,1,3 (as min ) sunt quos curriculo pulver(em) Olympicum

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9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

TIB. 1,1,21 f. (dis) tunc vitul(a) innúmeros lustrabat caesa iuvencos nunc agn(a) exigui (e)st hostia parva soli (zu (e)st s. Prodelision 9.5) PROP. 2,29,23 f. (dis) man(e) erat, et volui si sola quiesceret illa viser(e): at in lecto Cynthia sola fuit Ον. met. 2,281 (da6) igne perire tuo clademqu(e) auctore levare PHAEDR. 1 , 1 , 1

(ia 6 )

ad riv(um) eundem lupus et agnus vénérant.

9.5 Prodelision (oder Aphärese) Die Formen es und est von esse verlieren die Quantität des e-, werden also verkürzt zu 's und 'st, wenn das vorausgehende Wort auf Vokal oder -m endet: diese Erscheinung, die in archaischer Zeit auch nach den Endungen -üs und -is eintreten kann, wird Prodelision oder Aphärese genannt: PLAUT. Aul.

1 5 4 (an4)

lubeat, faciam. :: in rem hoc tuam (e)st. :: ut PLAUT. Cist.

227

(an4)

neque licitum interea (e)st meam amicam And. 621 (tr7) ...futurum? :: dixti. :: quid meritu's? :: crucem (meritu's < meritus es)

TER.

LUCR. 1, 9 7 8

(da6)

quominu(s) quo missum (e)st veniatßnique PHAEDR. 3 , 1 0 , 1

locet se

(ia 6 )

periculosum (e)st credere et non credere. Manchmal kommt es auch nicht zur Prodelision, wie gewisse Verse zeigen, die sonst unvollständig wären: Eun. 4 (ia6) tum siquis est qui dictum in se inclementius (Liest man siquist, wird der Vers ametrisch). Die Prodelision hat noch keine zureichende Erklärung auf sprachlicher Ebene gefunden, auch wenn sie sicher mit der Enklisis (AnlehTER.

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

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nung) von es und est zusammenhängt. In den Handschriften sind gelegentlich Schreibweisen wie homost, nunquamst, amatust usw. überliefert, auch w e n n v o m Versmaß her keine Prodelision vorliegen kann.

9.6 Hiat D e r Hiat, eine sehr seltene Erscheinung, besteht in der Begegnung zweier vokalischer P h o n e m e (oder von Silbe auf -m mit Vokal) am Wortende, resp. Wortanfang (allfálliges h behindert den Kontakt der beiden P h o n e m e nicht), o h n e daß die eine oder andere Seite den eigenen prosodischen Wert u n d die eigene Physiognomie verliert. D e r Hiat stellt also das genaue Gegenteil der Synalöphe dar. Auch der Hiat ist, wie die Synalöphe, ein P h ä n o m e n der gesprochenen Sprache; er stellt eine Möglichkeit für den Dichter dar, der er sich mit großer Sparsamkeit bedient, manchmal in der Absicht, b e stimmte rhythmische oder stilistische Effekte zu erzielen.

9.6.1 Prosodischer Hiat Eine besondere Art von Hiat ist der prosodische Hiat, die Begegn u n g von Endsilben auf -m, auf langen Vokal oder D i p h t h o n g mit vokalischem Wortanfang (oder mit h-), o h n e daß Synalöphe stattfindet, j e d o c h unter Kürzung der langen Silbe oder des Diphthongs. Diese Kürzung erklärt sich leicht damit, daß der prosodische Hiat die beiden Wörter, zwischen denen er eintritt, eng verbindet; er ist also nichts anderes als das Ergebnis jenes allgemeinen Gesetzes der lateinischen Sprache, nach d e m ein langer Vokal vor einem anderen Vokal zur Kürzung neigt (9.2). Der prosodische Hiat tritt meist nach Monosyllaba ein, selten nach zweisilbigen jambischen Wörtern (wenige nicht i m m e r eindeutige Fälle): PLAUT. Cas.

225

(an8)

qui quom amo Casinam, magi' niteo, munditiis ... PLAUT. Cas.

721a

(an4)

st ëas ereptum, ilico scindunt Cas. 725 (an 4c ) tu amas: ego essurio et sitio

PLAUT.

PLAUT. Cist.

9 7 (tr 7 )

melius Uli multo quem ämes consulas quam rei tuae

56

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

TER. Andr. 191 (ia8) hoc quid sit? omnes qui amant graviter sibi ... TER. Haut. 3 0 8 (ia6) prae gaudio, ita me dì ameni, ubi sim nescio T E R . Eun. 4 4 8 (ia6) iamdudum te ämat, iamdudum Uli facile fit TER. Phorm. 1041 (tr 7 ) homo adulescens sì habet unam amicam, tu uxores ... CATULL. 5 5 , 4 (fai)

t(e) in circo, te in omnibus libellis (te in zuerst in Synalöphe, dann mit Hiat) CATULL. 9 7 , 1

(da6)

non (ita me dì âment) quicquam referre putavi LUCR. 2 , 4 0 4 (da6) at contra quaé amara àtque aspera cumque videntur LUCR. 3 , 1 0 8 2 (da 6 ) sed düm äbest quod avemus, id exsuperare videtur VERG. eel. 8 , 1 0 8

(da6)

credimus? an, qui ämant, ipsi sibi somnia fingunt? VERG. Aen.

6,507

(da6)

nomen et arma locum servant; te, ämice nequivi HOR. sat. 1,9,38 (da6) «si me amas» inquit «paulum hic ades». «inteream si ...» HOR. sät. 2,2,28 (da6) quam laudas pluma? cocto nüm ädest honor idem? Der prosodische Hiat tritt oft bei speziellen Redewendungen auf wie me di ament, si me amas, quem amat u. ä.; seine häufige Verwendung beim Sprechen ließ natürlich an semantische Einheiten denken, an Wörter im grammatikalischen Sinn; folglich ist die Begegnung vokalischer Phoneme innerhalb dieser Einheiten so geregelt wie innerhalb eines Wortes (d. h. vocalis ante vocalem brevis est). Aus diesem Grund kann ein Monosyllabum in prosodischem Hiat nur die erste der beiden Kürzen einer sprachlichen Einheit bilden (S. 26). Folglich: Ein Monosyllabum in prosodischem Hiat stellt immer den ersten eines mit Doppelkürze gebildeten Elements dar, nie den zweiten. Daraus ergibt sich klar, daß wir diese Art von Hiat nur dann Sicherheit feststellen können, wenn das Metrum eine zweisilbige dung des betreffenden Elements verlangt (s. Teil 3) und wenn Silbe, die den zweiten Teil dieses Elements bildet, kurz ist.

Teil mit Bildie

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

57

In den folgenden Fällen ist von der Messung mit prosodischem Hiat abzuraten und Synalöphe methodisch vorzuziehen: PLAUT. Aul.

542

(ia6)

qu(i) habent, meminerunt sese unde oriundi sient (theoretisch steht der Messung qui habent mit prosodischem Hiat nichts entgegen; das betreffende Element läßt statt Doppelkürze allerdings auch einfache Kürze zu: 16.4, so daß hä- zur Bildung des 1. Elements genügt). TER. Phorm. 1041 (tr 7 ) ... unam amicam, t(u) uxores duas? (Das betreffende Element läßt sowohl Bildung mit Doppelkürze wie mit Länge zu; theoretisch ist die Messung tu uxores mit Monosyllabum in prosodischem Hiat und Kürzung der nachfolgenden Silbe durch Jambenkürzung möglich, sonst mit Synalöphe t(u) Uxores). Ein besonderer Fall von prosodischem Hiat tritt bei einigen festen Wendungen auf wie flagitium hominis: PLAUT. Men.

ßagitiüm

489

(ia6)

hominis, subdole ac minimi

preti?

9.6.2 Logischer oder einfacher Hiat Andere, unter verschiedenen Namen katalogisierte, Arten des Hiats werden gewöhnlich als einfacher oder logischer Hiat bezeichnet; nicht selten begegnet ein Hiat (Zeichen h ) vor oder häufiger nach einer Interjektion oder einem Vokativ: Persa 392 (jia6) librorum eccillum habeo plenum soracum PLAUT. Persa 617 (tr 7 ) :: virgoh, hic homo probus est. :: credo ... PLAUT. Truc. 162 (ia 7 ) oh Astaphium, haud istoc modo solita es me ante ... TER. Andr. 817 (ia 6 ) oh optume hospesl pol, Crito, antiquom obtines TER. Phorm. 754 (ia 7 ) quid? duasne uxores habet? :: auh obsecro, unam ... PLAUT.

VERG. ecl.

2,65

(da6)

oh

te Corydon, Alexi: trahit sua quemque voluptas (gleichzeitig Kürzung der Interjektion, d. h. prosodischer Hiat)

58

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

Ov. met. 14,834 (da 6 ) olh et de Latía \ o1 et de gente

Sabina.

E i n e b e s o n d e r e F o r m des logischen Hiats ist der stilistische Hiat, der dazu dient, Feinheiten eines dichterischen Textes zu unterstreichen; da der Hiat grundsätzlich eine A u s n a h m e v o n der R e g e l , nämlich der Synalöphe, darstellt, d i e n t seine V e r w e n d u n g auf j e d e n Fall dazu, e i n e n Textausschnitt auf irgendeine Weise als etwas Besonderes h e r auszuheben: PLAUT. Asin. 7 5 6 - 7 5 7 (ia 6 ) alienumh hominem1 intro mittat neminem quod illa aut amicum ' aut patronum nominet (die SchlüsselbegrifFe eines «wichtigen» Vertrags h e r a u s g e h o b e n ; ä h n liche H i a t e in d e n anschließenden Versen). D e r stilistische Hiat k a n n a u c h dazu d i e n e n , Begriffe in einer A u f zählung zu isolieren: PLAUT. Mere. 7 4 5 (ia 6 )

videre, amplectih, oscularih, adloqui o d e r b e s o n d e r e Effekte zu erzielen: CATULL. 2 7 , 4 ( f a i )

ebria1 acina ebriosioris (Verherrlichung des Rausches) V E R G . Aen.

4,667

(da6)

lamentis gemituque et femíneo1 ululatu (Schmerz ü b e r D i d o s Selbstmord) VERG. georg. 1 , 2 8 1 (da 6 )

ter sunt conati1 imponere Peliob Ossam (Verdeutlichung des Kraftakts). D i e Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen; der sensible Leser wird v o n Fall zu Fall G r ü n d e u n d beabsichtigte Effekte des Dichters selb e r feststellen k ö n n e n . A u c h H i a t e in syntaktischer Pause k ö n n e n w i r zur K a t e g o r i e des logischen Hiats r e c h n e n : PLAUT. Cure. 4 6 (ia 6 )

earn volt meretricem faceré1: ea me dépérit TER. Haut. 8 9 0 (tr 7 ) ita rem esse. :: ain tu? :: quin tu ausculta. :: mane1; hoc ... VERG.georg. 1,4 (da 6 ) sit pecori , apibus quanta experientia parcis.

9 MUTA CUM LIQUIDA, VOCALIS ANTE VOCALEM, SYNIZESE

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Nicht selten trifft in Versen eine rhythmische Pause mit syntaktischer Pause zusammen (s. Teil 3); in diesem Fall nimmt der Hiat noch andere Bedeutungen an, indem er sich, wie teilweise schon in bisherigen Beispielen, dem metrischen Tatbestand anpaßt: PLAUT. Cas.

226

(an8)

myropolas omnis sollicitoh, ubiquomque est lepidum ... (Hiat in Diärese) T E R . Eun. 4 0 9 (ia6) perpaucorum hominumh. :: immo nullorum arbitrer (nicht seltene Kombination von Hiat in Zäsur und Rollenwechsel zur Unterstreichung der Pause) V E R G . ecl.

10,13

(da6)

illum etiam laurih, etiam flevere myricae (Hiat in Zäsur). In metrischer Pause findet man Hiat auch ohne gleichzeitigen Sinneseinschnitt: PLAUT. Cure. 5 6 7 (tr7) priu ' quam te huic meae machaerae1 obicio, mastigia? V E R G . Aen.

4,235

(da6)

quid struit? aut qua speh inimica in gente moratur? Da zur Erklärung eines Hiats oft mehrere Gründe gleichzeitig zutreffen (stilistische Absichten, Sinneseinschnitt, metrische Pausen usw.), ist es schwierig, den einzelnen Fall in eine bestimmte Kategorie einzuordnen: Einmal mehr beansprucht der Dichter die Freiheit, eine Möglichkeit der Sprache für künstlerische Nuancen und Feinheiten zu nutzen.

10 Binnensilben, Endsilben von Polysyllaba, Monosyllaba 10.1 Binnensilben Wie wir gesehen haben (S. 13), sind kurz offene Silben, die kurzen Vokal enthalten, lang offene Silben mit langem Vokal und alle geschlossenen Silben (einschließlich Diphthonge, die als geschlossene Silben zu gelten haben). Für die Bestimmung der Quantität offener Silben ist man gewöhnlich auf das Wörterbuch angewiesen.

10.2 Endsilben von Polysyllaba Die verschiedenen Endungen von Polysyllaba werden mit Angabe ihrer Quantität alphabetisch aufgeführt, j e nachdem mit ihren sprachgeschichtlichen Varianten. Nicht berücksichtigt sind Veränderungen der Quantität aufgrund von Jambenkürzung und prosodischem Hiat; als offen zu verstehen sind konsonantische Endungen (als ob vokalischer Wortanfang folgen würde). -a — kurz: Nom. Vok. Sg. 1. Dekl.; Nom. Akk. Vok. Neutr. Pl.; Akk. Sg. griechisch deklinierter Nomina (aera, Iasona); klassisch ita u. ä.; frustra (PLAUTUS); Zehnerzahlen: triginta usw. (seit M A R T I A L ) . — lang: Abi. Sg. 1. Dekl.; 2. Pers. Imp. Akt. 1. Konjug.; archaisch ita u. ä.; Zehnerzahlen: triginta usw. (bis M A R T I A L ) ; antea, erga, frustra (außer PLAUTUS), praeterea, postea, propterea, supra u. ä.; Vok. griech. Eigennamen auf-as. -ac — kurz: 2. Pers. Imp. der Komposita von facere. — lang: übrige Fälle. -al — kurz: Hannibal, Hasdrubal u. ä.; animal, bacchanal, tribunal, vectigal (klassisch). — lang: animal, bacchanal, tribunal, vectigal (archaisch).

10 BINNENSILBEN, ENDSILBEN V O N POLYSYLLABA, MONOSYLLABA

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-am — i m m e r kurz. -ar — kurz: außer folgende Fälle. — lang: Komposita von par; archaisch N o m . Akk. Neutr. v o m Typ calcar, lupanar, archaisch 1. Pers. Ind. Fut. Pass, (und Deponentien) 3., 4. K o n j u g . u n d K o n j . Praes. Pass, (und Deponentien) 2., 3., 4. Konjug. -as — kurz: N o m . Sg. griech. Wörter auf -as, -adis; Akk. PI. 3. Dekl. griech. Wörter; lat. anas. — lang: übrige Fälle. -at — kurz: Verbalendungen außer kontrahierte 3. Pers. Ind. Perf. (amät < amavit). — lang: kontrahiertes Perf. amät; archaisch 3. Pers. Sg. Ind. Praes. 1. Konjug., Konj. Praes. 2., 3., 4. Konjug.; Ind. Imperf. Plusqperf. aller Konjugationen. -e — kurz: N o m . Akk. Sg. Neutr. 3. Dekl.; Abi. Sg. 3. Dekl.; N o m . ipse, iste, Ule; Enklitika -ce, -ne, -pe, -pse, -pte, -que, -te, -ve; 2. Pers. Sg. Imp. Praes. 3. Konjug.; 3. Pers. PI. Perf. Ind. -ere; 2. Pers. Sg. Praes. Pass, (und Deponentien); Inf. Praes. aller Konjugationen; klassisch Adverbien wie bene, facile, impune, male, necesse; bei Verbalstämm e n auf -ê in ursprünglich jambischen W ö r t e r n wie habe, vale u. ä. — lang: Abi. Sg. 5. Dekl.; archaische E n d u n g -e (statt -ex) Gen. Dat. 5. Dekl.; 2. Pers. Sg. Imp. 2. Konjug.; Adverbien wie docte, pulchre, recte, valde u. ä.; archaisch auch Adverbien wie bene, facile u. ä. (später kurz); griech. Wörter auf -η. -ec — kurz: donec. -el — i m m e r kurz. -em — i m m e r kurz außer im archaischen Konj. siem (statt sim). — -en kurz: außer folgende Fälle. — lang: Anien, lien.

62

10 BINNENSILBEN, ENDSILBEN V O N POLYSYLLABA, MONOSYLLABA

-er — kurz: klassisch. — lang: archaisch Verbalendungen; N o m . wie mater, -es — kurz: klassisch N o m . Vok. Sg. der Dentalstämme (wie hospes, miles, obses) außer der Stämme auf -/ei-; N o m . Pl. griech. Wörter auf -ες; klassisch 2. Pers. Sg. Ind. Praes. der Komposita von esse; penes. — lang: archaisch N o m . Vok. Sg. der Dentalstämme, auch der Stämme auf -iet- (wie abies, paries, quies) u n d der Komposita von pes; archaisch 2. Pers. Sg. Ind. Praes. der Komposita von esse; in den übrigen Fällen von Verbal- u n d Nominalflexion. -et — kurz: klassisch immer. — lang: archaisch Verbalendungen. -i — kurz: klassisch nisi, quasi; klassisch auch möglich bei ibi, mihi, sibi, tibi, ubi, uti (verstärkte Form von ut); zweisilbiges cui (seit M A R T I A L ) ; Dat. Vok. griech. N o m i n a . — lang: alle E n d u n g e n der Verbal- u n d Nominalflexion (außer griech Nomina); archaisch in ursprünglich jambischen Wörtern wie ibi, mihi, nisi, quasi, tibi, ubi u. ä. (so auch klassisch außer nisi u n d quasi). -ic — kurz: N o m . Sg. illic, istic. — lang: übrige Fälle. -im — i m m e r kurz. -is — kurz: außer folgende Fälle. — lang: Dat. Abi. Lok. Pl.; N o m . Sg. synkopiert aus -Ttïs (wie Quiris, Samnis); Akk. PI. 3. Dekl. (-is); 2. Pers. Sg. Ind. Praes. 4. K o n jug. und Konposita von fieri; 2. Pers. Sg. Komposita von velie (wie mavis, quivis, quamvis); 2. Pers. Sg. Konj. Praes. von velie, nolle, malle und der Komposita von esse; archaisch 2. Pers. Sg. Konj. Perf. -erïs (im Unterschied zu Fut. II -etîs, was bald zur Verwechslung der beiden Formen führte); pulvis, sanguis (manchmal auch kurz). -it — kurz: außer folgende Fälle. — lang: archaisch 3. Pers. Ind. Praes. 4. Konjug.; Ind. Konj. Perf.

10 BINNENSILBEN, ENDSILBEN VON POLYSYLLABA, MONOSYLLABA

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aller Konjugationen; K o n j . Praes. von velie, nolle, malle u n d der K o m posita von esse, -o — kurz: Imp. cedo {ce + athematischer Imperativ von dare); klassisch in ursprünglich jambischen W ö r t e r n w i e cito, ego, modo u. ä.; seit augusteischer Zeit verschiedentlich kurz N o m . Sg. 3. Dekl., 1. Pers. Sg. der Verben, 2., 3. Pers. Imp. Fut., Abi. G e r u n d . , Wörter wie aliquando, ergo, immo, octo, porro, postremo, quando, sero, vero u. ä. — lang: Dat. Abi. 2. Dekl.; archaisch i m m e r (außer Imp. cedo). -oc — kurz: N o m . Akk. Sg. N e u t r . illoc, istoc. — lang: übrige Fälle. -om — archaisch für -um, s. dort. -or — kurz: klassisch immer. — lang: archaisch N o m . Sg. Substantive u n d Komparativ der A d j e k tive, 1. Pers. Sg. Pass., 3. Pers. PI. Imp. Fut. Pass. -OS

— kurz: griech. W ö r t e r auf -ος; klassisch compos, exos, impos. — lang: archaisch i m m e r (außer den griech. Wörtern); alle übrigen Fälle. -u — kurz: archaisch indu, noenu. — lang: übrige Fälle. -MC

— kurz: klassisch N o m . Akk. Vok. Sg. N e u t r . illuc, istuc. — lang: übrige Fälle; archaisch auch N o m . Akk. Vok. Sg. N e u t r . illuc, istuc. -ud — i m m e r kurz. -ul — i m m e r kurz. -um — kurz: außer folgende Fälle. — lang: kontrahierter Gen. Pl. 1., 2. Dekl. drachmum, deum (für drachmarum, deorum). -ur — i m m e r kurz.

10 BINNENSILBEN, ENDSILBEN V O N POLYSYLLABA, MONOSYLLABA

64 -US

- kurz: Nom. Sg. 2. Dekl.; Nom. Vok. (und Akk. Neutr.) 3. Dekl. m i t k u r z e m V o k a l s t a m m w i e lepus, tempus (vgl. G e n . lepóris, temporis);

Endung -bus Dat. Abi. Pl.; Nom. Vok. Sg. 4. Dekl.; Verbalendungen. — lang: Nom. Vok. 3. Dekl. mit «-Stamm wie senectus (vgl. Gen. senectütis); Gen. Sg. 4. Dekl.; Nom. Akk. Vok. PI. 4. Dekl.; griech. Wörter auf -ους.

10.3 Monosyllaba 10.3.1 Monosyllaba mit Endvokal Auf Vokal endende Monosyllaba haben lange Quantität. Lang sind also ä, de, ë, me, në, prò, qui, së, tü, te usw. In Komposita behalten diese Monosyllaba ihre Quantität (ζ. Β. âmoveo, designo, êveho), vorausgesetzt daß sie nicht vor Vokal stehen, da sonst die Regel vocalis ante vocalem corripitur gilt (ζ. B. dëamo, prohibeo, proinde; a u c h die P r ä -

position prae wird gekürzt, ζ. B. bei praeustus). Ein Sonderfall ist die Präposition pro, die in Komposita vor f- bald lang, bald kurz gemessen w i r d (so profano, profiteer, profundo n e b e n pröfero, prößcio usw.). A u s

verschiedenen, hier nicht darzulegenden Gründen zeigt die Partikel re- in Komposita bald lange, bald kurze Quantität, wobei quantitative Unterschiede beim gleichen Wort je nach Epoche oder Autor auftreten können, z. B. rëduco, auch redduco geschrieben, gegenüber reducOj zu u n t e r s c h e i d e n ist referí (von rëferre ' b e r i c h t e n ' ) v o n referí ('ist w i c h t i g ' ) < res + feri. K u r z ist ne- in nefas, nëque, nëqueo, l a n g i n

anderen Komposita. Kurz sind die enklitischen Monosyllaba -ce, -ne, -que, -ve usw. 10.3.2 Monosyllaba mit Endkonsonant Auf Konsonant endende Monosyllaba haben lange oder kurze Quantität. Lang sind gewöhnlich die Nominative (und Akkusative bei Neutra) folgender Substantive und Adjektive: äs, für, glïs, grüs, lär, Iis, ös ( G e n . oris), pär, pës, rën, sai, sol, splën, väs ( G e n . väsis\ anders vas,

vädis), vTs u. ä.; kurz dagegen vir. In klassischer Zeit kurz gemessen werden die Substantive cor, fei, mei, os (Gen. ossis), die nach archaischer Prosodie lang sind.

10 BINNENSILBEN, ENDSILBEN VON POLYSYLLABA, MONOSYLLABA

65

Monosyllaba mit Endungen der Verbal- und Nominalflexion haben die Quantität der jeweiligen Endungen: es und es (2. Pers. Sg. von esse: archaisch lang, klassisch kurz), es (2. Pers. Sg. der athematischen Flexion von edere 'essen'), his, hös, quem, quös, scït und sät (archaisch lang, klassisch kurz), vis usw. Die Quantität des Stammvokals bewahren die apokopierten Imperative die, düc, fic und der athematische Imperativ fer (so auch vël, alter athematischer Imperativ zu velie). Monosyllabische Pronomina, Konjunktionen, Adverbien, Partikel sind meist kurz: ab, äc, äd, ät, cüm, et, ïn, ïs, nëc, quid, quïs, quod, quöt, süb, 14t usw.; lang sind eräs, cur, en, häc, hlc (Ortsadverb), höc (Nom. Akk. Vok. Neutr., außerdem Abi.), hüc, non, quïs (Dat. Abi. PI. für quibus), quin, sie, sin. Das Zahlwort ter ist archaisch lang, klassisch kurz.

Dritter Teil Metrik

11 Idealmodelle, Symbole, Rhythmus, Strukturen 11.1 Idealmodelle Wie wir festgestellt haben (S. 17 ff.), kann ein Vers hinsichtlich der Abfolge der Quantitäten in sehr verschiedener Weise gebildet werden, so daß die Frage berechtigt scheint, wie man denn einen Vers, der ja nach Q U I N T I L I A N (9,4,46) aus einer geordneten Abfolge von Quantitäten bestand, bei der großen Vielfalt der Varianten im Unterschied zu einem Prosatext oder zu anderen Versen als solchen identifizieren konnte. Die Antwort liegt darin, daß jeder Vers ein Idealmodell besitzen mußte, mit dem sich die Varianten bestimmen ließen, wobei die Erwartungen zu erfüllen waren, die das jeweilige Idealmodell weckte. Unsere Aufgabe ist also die Konstruktion abstrakter Modelle, von Schemata, die fähig sind, alle Varianten und Erwartungen zu umfassen, auf die sich der Vers bezieht. Die Schemata setzen sich aus kleinsten Einheiten zusammen, die wir als Elemente bezeichnen, und sie unterscheiden sich voneinander eben durch die verschiedene Abfolge und Verkettung der Elemente. Wir weisen j e d e m Element ein Symbol zu und geben die Möglichkeiten ihrer Verwendung an. Bei dieser Art von Konstruktion mit Elementen für jeden Verstyp vermeidet man es, von «Ersatz» zweier Kürzen durch eine Länge, einer Länge durch eine Kürze, von «irrationalen» Silben usw. zu reden, eine Ausdrucksweise, um die man nicht herumkommt, wenn man bei einem Schema statt an Elemente an die Silben denkt, mit denen die Elemente konkretisiert werden.

11.2 Symbole Die zur Konstruktion der verschiedenen Schemata notwendigen kleinsten Einheiten, die Elemente, sind folgende: w elementum breve: kann nur von einer einzelnen kurzen Silbe gebildet werden.

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11 IDEALMODELLE U N D SYMBOLE

— elementum longum: vorzugsweise von einer langen Silbe gebildet, kann aber auch von zwei kurzen Silben gebildet werden. 99 elementum biceps: vorzugsweise von zwei kurzen Silben gebildet, kann aber auch von einer einzelnen langen Silbe gebildet werden. χ elementum anceps: kann von einer kurzen oder langen Silbe oder zwei kurzen Silben gebildet werden. O elementum indifferens: wird immer von einer einzelnen Silbe, ob kurz oder lang, gebildet. Einzelne Elemente können in den einen Versen verschieden gebildet werden, in anderen nur auf eine einzige Art, was von Fall zu Fall angegeben wird. [Die Elemente können zu größeren oder kleineren wiederholbaren Einheiten zusammengefugt werden, den Metren, die sich ihrerseits, wie bei Jamben (16) und Trochäen (17), in j e zwei Versfüße unterteilen lassen.] Bei den Beispielen setzen wir traditionsgemäß Akzente auf die „starken" Taktteile (vgl. aber S. 24) und bezeichnen alle geschlossenen Silben am Versende (mit Ausnahme von Sonderfállen) mit einem Längezeichen, auch wenn sie kurz sind.

11.3 Rhythmus Wenn fast alle Elemente eines Verses verschiedene Möglichkeiten der Bildung zulassen, steigen die Kombinationsmöglichkeiten j e nach Häufigkeit der Elemente innerhalb des Schemas exponentiell an. So kann die Sequenz elementum anceps — elementum longum (x — ), der sogenannte jambische Versfuß (16), in sechs verschiedenen Formen auftreten: 1. 2. 3. 4. 4. 6.

Kürze und Länge: w— zwei Längen: zwei Kürzen und eine Länge: w w — drei Kürzen: w w w eine Länge und zwei Kürzen: — w w vier Kürzen: w w w w

Folgt auf eine dieser Sequenzen eine weitere, ergeben sich bereits 6 x 6 = 36 Kombinationen; in einem jambischen Senar (16.4), der fünf derartige Sequenzen aufweist, m u ß man theoretisch mit 6 5 = 7776 Möglichkeiten rechnen. Ein anapästischer Oktonar (18.5) brächte es auf 4 7 = 16384 Varianten. Die theoretischen Möglichkei-

11 IDEALMODELLE U N D SYMBOLE

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ten sind aber durch die Gegebenheiten der Sprache begrenzt; ein Vers aus lauter Kürzen beispielsweise ist praktisch unmöglich. Außerdem galten Sequenzen gewisser Wortmuster oder Wortteile aufgrund ihrer Quantitäten j e nach Vers als unangenehm und folgten deshalb sogenannten «Regeln» oder «Gesetzen» (13): Die Sprache, das sei nochmals betont, begrenzt, umschreibt, umreißt die konkrete Gestalt des Verses, der aus der Sprache selbst seine erste und grundlegende Nahrung schöpft. Man m u ß sich jedoch bewußt bleiben, daß derselbe Vers zahlreiche Realisierungsmöglichkeiten besitzt. Man spricht von steigendem Rhythmus in einem Vers, wenn die Arsis auf die Thesis folgt, im umgekehrten Fall von fallendem Rhythmus, wobei wir nach Grammatiker- und Schultradition Arsis und Thesis auf Heben («starker Taktteil») und Senken («schwacher Taktteil») der Stimme beziehen (vgl. 5); jambische, anapästische u. ä. Verse haben also steigenden, trochäische, daktylische u. ä. Verse haben fallenden Rhythmus. [Verse von einer gewissen Länge weisen Pausen oder Einschnitte auf (Zäsuren: inmitten des Metrums; Diäresen: zwischen Metren), die dazu neigen, sich festzusetzen und so selbst zu einem integrierenden Bestandteil des Rhythmus zu werden.] Allerdings bleibt derselbe Vers, auch wenn er auf verschiedene Weise gebildet ist, metrisch unverändert, wenn er dem vorgegebenen Muster folgt und der Rhythmus, steigend oder fallend, derselbe bleibt; anders dagegen der rhythmische Verlauf, d. h. die Abfolge und Kombination der Silbenquantitäten, welche die einzelnen Elemente des Schemas bilden. Die beiden folgenden Beispiele, beides anapästische Quaternare, unterscheiden sich nur äußerlich: PLAUT. Batch.

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omnia quae cupio

—w

—ww

PLAUT. Tritt.

commémoras

w w—

1117

ita commoda quae cupio

eveniunt

O f t ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, die Rolle des rhythmischen Verlaufs und seiner Varianten zu bestimmen, sogar innerhalb einer Gruppe gleichartiger Verse. Die raffinierteren Dichter verwenden manchmal unterschiedliche rhythmische Abläufe offenbar in stilistischer Absicht, u m unterschiedliche Situationen, den Wechsel von Inhalten und Gedanken oder gar verschiedenartige syntaktische Strukturen einer Passage hervorzuheben — eine der

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11 IDEALMODELLE UND SYMBOLE

vielen Finessen einer komplexen Kunstform, die in ihren H ö h e p u n k t e n nichts d e m Zufall überläßt, sondern ein N e t z von Bezieh u n g e n schafft, o h n e die Grenzen zwischen Inhalt, syntaktisch-stilistischer Formulierung einer Passage u n d rhythmischem Verlauf zu verwischen. M a n darf annehmen, daß bei der Begleitung der Singverse (12) auf all diese Elemente auch j e n e Musik einging, deren Kenntnis uns versagt ist u n d die wir auch nicht im mindesten rekonstruieren k ö n n e n .

11.4 Strukturen Verse k ö n n e n in verschiedenen Strukturen auftreten: — stichische Struktur oder κατά στίχον: Die Verse behalten ihre Selbständigkeit u n d Eigenart; als Schlußelement weisen sie deshalb Indifferens auf, u n d die Endsilbe kann in Hiat mit d e m Beginn des folgenden Verses stehen. — systemische Struktur oder κ α τ ά σ ύ σ τ η μ α : stellt sich wie ein einziger Langvers dar, der aus mehreren akatalektischen [unverkürzten] Versen zusammengesetzt ist u n d mit einem katalektischen [am E n d e verkürzten] Vers oder einem entsprechenden Kurzvers abschließt. Die einzelnen Verse verlieren ihre Eigenständigkeit, weshalb das Schlußelement der einzelnen Verse nicht m e h r indifferens ist, d a r u m auch mit Doppelkürze gebildet werden kann und Hiat zwischen zwei Versen vermieden wird; Unterbrechungen der Synaphie [der metrischen Kontinuität], angezeigt durch Hiat u n d Kürze oder D o p pelkürze als Schlußelement, werden in geringem Ausmaß, nämlich bei Rollenwechsel in der Bühnendichtung, geduldet. — parasystemische Struktur: weist Merkmale teils stichischer, teils systemischer Struktur auf; das Schlußelement der einzelnen Verse ist indifferens oder nicht, kann darum als Kürze, Länge oder D o p p e l k ü r ze gebildet werden, u n d auch Hiat zwischen zwei Versen ist m ö g lich; den Abschluß bildet ein katalektischer Vers oder ein entsprechender Kurzvers. — strophische Struktur: eine geschlossene Folge von Versen, die mehrfach wiederkehrt u n d sich wie eine lange metrisch-rhythmische Einheit darbieten kann, als ob es sich u m einen einzigen Langvers handeln würde.

12 Singen und Rezitieren im Theater

D a ß im Theater die Musik eine wichtige R o l l e spielte, bezeugen nicht n u r die erhaltenen Didaskalien (wie im Fall des plautinischen Stichus u n d der K o m ö d i e n des TERENZ), welche N a m e n von Komponisten u n d Flötenspielern (tibicines) überliefern, sondern auch ausdrückliche Erwähnungen in einigen Komödien. In einem drama wechselten, vermischten sich, überschnitten sich Gesangspartien unter musikalischer Begleitung von, wie wir glauben, einiger Reichhaltigkeit (mutatis modis cantica, wie die Handschriften des T E R E N Z bezeugen), ferner R e z i tative mit einfacherer musikalischer Begleitung (παρακαταλογή) u n d schlicht rezitierte Partien (deverbia, Sprechpartien). In den Handschriften der plautinischen K o m ö d i e n finden sich nicht selten die A b k ü r zungen C u n d DV (dies manchmal von Kopisten mißverstanden u n d in ein sinnloses duo aufgelöst) zur Angabe von canticum u n d deverbium; die Verwendung von C ist allerdings nicht selten ungenau, was die These stützt, daß die Abkürzungen auf eine Zeit zurückgehen, in der man einiges nicht m e h r richtig verstand, oder auf eine Textüberlieferung, in der es aus Unverständnis zu Verwechslungen kam. Das N e beneinander von Sprechpartien u n d Gesang ist d e m ganzen Theater, mit unterschiedlicher B e d e u t u n g der Gesangspartien j e nach Autor u n d Gattung, bis z u m literarischen Mimus des 1. Jahrhunderts v. Chr. geläufig. SENECAS D r a m e n sind ein Sonderfall. R e c h t wenig k ö n n e n uns in dieser Hinsicht die indirekt überlieferten Fragmente mitteilen, w e n n sie nicht, wie im Falle des Tragikers ENNIUS, verhältnismäßig zahlreich sind: Fragmente, werden meist wegen grammatikalischer Besonderheiten, oder weil sie ein seltenes Wort enthalten, zitiert u n d stellen uns oft vor metrische Probleme. Anders die Texte von PLAUTUS u n d T E R E N Z , die direkt überliefert sind u n d w o der Wechsel von Gesang, Rezitativ u n d R e zitieren aus d e m Z u s a m m e n h a n g sehr gut ersichtlich ist; wir b e schränken uns darauf, einige der davon aufgeworfenen Fragen kurz zu erläutern, was wir für wichtig halten u n d worauf die Forschung nicht oder zu wenig geachtet hat. R e i n e Sprechverse sind die jambischen Señare, manchmal auch trochäische Septenare, die allerdings auch in der παρακαταλογή d e -

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12 SINGEN U N D REZITIEREN IIM THEATER

klamiert oder sogar gesungen werden konnten; jambische O k t o n a r e u n d Septenare waren ebenfalls für παρακαταλογή u n d Gesang b e stimmt, doch wahrscheinlich k a u m für das reine Sprechen. Für den Gesang k o m m e n anapästische Verse z u m Einsatz (mit Ausnahme der langen Szene PLAUT. Mil. 1 0 1 1 — 1 0 9 1 , w o sie der παρακαταλογή dienen), kretische, bakcheische, reizianische Verse u n d Kola, die selten v o r k o m m e n d e n Adoneen, C h o i j a m b e n , Glykoneen, Wilamowitziani u n d jonische Verse. Die K o m ö d i e n des PLAUTUS bieten eine Vielfalt raffinierter polymetrischer Cantica, deren Kolometrie oft schwer zu bestimmen ist; dürftiger sind demgegenüber, vom Standpunkt der Polymetrie, die gesungenen Partien bei TERENZ. Ein längeres Fragment eines Canticums aus d e m Plocium des CAECILIUS STATIUS, das GELLIUS ( 2 , 2 3 , 1 5 ) überliefert, zeigt eine Kompositionstechnik, die mit ihrer reichen Polymetrie stark den plautinischen Cantica gleicht. M a n hat sich immer wieder die Frage gestellt, wie sich rezitierte u n d gesungene Partien bei PLAUTUS verteilen, w a r u m überhaupt einige K o m ö d i e n ausgedehntere oder zahlreichere Cantica aufweisen als andere u n d vor allem w a r u m Gesangspartien nicht einen festen, vorgegebenen Platz einnehmen, sondern sich bald am Anfang, bald am Ende, bald in der Mitte, bald an m e h r als einer Stelle befinden. Die Antwort lautet heute: PLAUTUS verteilt Gesang u n d Sprechtext j e nachdem, ob er im entsprechenden M o m e n t auf der B ü h n e über einen Sänger verfügt oder nicht. Da das Theater ja mit Masken arbeitete, konnte jeder Schauspieler mehrere Rollen ü b e r n e h m e n , u n d j e d e Rolle konnte mit einfachem Maskenwechsel von mehreren Schauspielern ü b e r n o m m e n werden. Die beschränkte Verfügbarkeit des Schauspielers/Sängers innerhalb des Gesamtverlaufs des B ü h n e n spiels gab d e m Autor den R a h m e n für die Verteilung der Cantica; das bedeutet, daß PLAUTUS seine K o m ö d i e n auch auf der Grundlage der Truppe verfaßte, die i h m jeweils zur Verfügung stand u n d die dann das Stück inszenierte. Das Fehlen eigentlicher Gesangspartien im Miles Gloriosus geht also wohl auf das Fehlen eines «Virtuosen» in der Schauspielertruppe zurück, über die PLAUTUS damals gerade verfügte. M a n darf sich nicht darüber w u n d e r n : Es handelt sich u m ein Theater, das «handwerkliche» Z ü g e trägt, w o von Fall zu Fall inszeniert und nicht am Schreibtisch für die Lektüre produziert wird (wie dann die Stücke SENECAS). D o c h nicht genug damit: Im Amphitruo und in den Menaechmi hat der Gesang die Aufgabe, die simillimi zu unterscheiden: Jupiter u n d

12 SINGEN U N D REZITIEREN UM THEATER

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Amphitruo, M e r k u r und Sosia, M e n a e c h m u s I und Menaechmus II. W e n n diese Personen o h n e ihr Gegenstück auf der B ü h n e sind, werden den ersten eines Paares ausschließlich rezitierte Partien (deverbia), den zweiten ausschließlich gesungene (cantica) zugeteilt; an der Vortragsweise k o n n t e das Publikum demnach sogleich erkennen, u m welche der beiden simillimi es sich jeweils handelte. W e n n die beiden dann gleichzeitig auf der B ü h n e waren, geht die Vortragsweise in παρακαταλογή über, offenbar u m Verwirrung zu vermeiden, die der gleichzeitige Gebrauch des für die einzelnen Personen charakteristischen Sprech- bzw. Gesangstextes gestiftet hätte. Auch wenn sich das nicht schematisieren läßt, so scheinen die Ausdrücke deverbium, canticum u n d παρακαταλογή doch auch dazu zu dienen, Paare von Personentypen zu unterscheiden: Alte, Junge, Matronen usw. D e r Gesang blieb also im plautinischen Theater nicht auf Ausschmückung b e schränkt, sondern ü b e r n a h m eine regelrechte semantische Aufgabe.

13 Doppelkürzen und Pausen

Das Idealmodell eines Verses, das wir auch Schema nennen, wird z u m lebendigen Vers durch die Wörter, die zu seiner Verwirklichung zusammentreffen; jedes W o r t trägt bei zur Bildung eines Elements, eines Teils davon oder von m e h r als einem Element. D i e Verkettung der Wörter ist durch eine R e i h e präziser Beziehungen geregelt, deren Rolle nicht i m m e r für alle Verse dieselbe ist; einige Beziehungsmuster, die für ein bestimmtes Versmaß unumgänglich sind, gelten für andere wieder nicht. Metrische Untersuchungen haben diese B e ziehungen als «Regeln» oder «Gesetze» verzeichnet, wobei zu oft die unleugbaren Z u s a m m e n h ä n g e zwischen Sprache u n d Dichtung, die m a n als reine Technik aufFaßte, in Vergessenheit gerieten. W i r versuchen hier diese Lücke zu füllen, soweit es uns die gegenwärtigen Erkenntnisse erlauben.

13.1 Ritschlsche Regel W i r haben gesehen (S. 26), daß im lateinischen Sprachbewußtsein zwei aufeinanderfolgende Kürzen als Einheit galten, als unzertrennliches Ganzes, wobei die zweite auf der ersten «lastete»; w e n n deshalb die beiden Kürzen, w i e wir glauben, gleichwertig wie eine lange Silbe gehört wurden, m u ß t e ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen W ö r t e r n bei einem als rhythmisch beabsichtigten Sprechen zu «Dissonanzen» führen, die das Gefühl einer zerbrochenen Einheit erweckten. Im dichterischen Bereich, w o die Einheit des sprachlichen Ganzen grundsätzlich darauf ausgerichtet ist, sich gerade in der kleinsten Einheit des Idealmodells eines Verses, d e m Element, widerzuspiegeln, wird diese «Dissonanz» in vielen Fällen geradezu zum Tabu; dies ist die sogenannte Ritschlsche Regel: Ein Element kann nicht von einer Doppelkürze gebildet werden, wenn die erste Kürze die Endsilbe eines mehrsilbigen Wortes ist. Mit anderen Worten: Ein als Doppelkürze gebildetes Element darf nicht durch Wortfuge geteilt, «zerrissen» werden. W i e aus der Formulierung hervorgeht, werden Elemente, in denen die erste Kürze

13 DOPPELKÜRZEN UND PAUSEN

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aus einem Monosyllabum (et, ad u. ä.) oder aus einem durch Synalöphe z u m Monosyllabum gewordenen Wort (tib(i) u. ä.) besteht, nicht als zerrissen betrachtet; die Einschränkung betrifft nur j e n e Elemente, deren erste Kürze zu einem Wort gehört, das vorher b e ginnt (magnüs, poetâ u. ä.). Betont sei, daß ein Element auch dann als zerrissen gilt, w e n n Synalöphe zwischen den Wörtern vorliegt, zu denen die beiden Kürzen gehören. Die Ritschlsche Regel gilt streng für jambische, trochäische, bakcheische u n d kretische Verse; verschiedentlich glaubte man sie auch auf Saturnier beziehen zu können, doch verbietet die Unsicherheit über ihr Wesen u n d ihre Struktur eine endgültige Stellungnahme (14). Gewisse Abweichungen von der N o r m scheinen gestattet, sind aber in Versen, die zu Cantica gehören, i m m e r verdächtig. Doppelkürzen, die gegen die Regel verstoßen, sind ein Anzeichen von Textverderbnis oder legen, w e n n i m m e r möglich, eine andere metrische D e u t u n g nahe. Das gilt fur folgende Beispiele: PLAUT. Capt.

9 4 (ia 6 )

nam Aetolia haec est, illi est captüs in Alide (-tüs in als 5. Anceps; die Herausgeber streichen in) PLAUT. Poen. 2 4 0 (ba 4 )

soror, cogït(a), ämabo, item nos perhiberi (sehr verdächtig die Folge -git(a) ä- als 4. Element, da Synalöphe das Zerreißen nicht verhindert) 7 T E R . Hec. 3 6 7 (tr ) ... ancillae advenisse, ilïc(o) ömnes simul (wieder zerrissene Doppelkürze trotz Synalöphe; Jambenkürzung bei öm-; Verbesserungsvorschlag atque statt ilico). Ad. 139 (ia6) q u o m ita ut volo ast. iste tüos ipse sentiet.

TER.

Anders zu deuten sind folgende Fälle: PLAUT. Mil.

1 2 8 4 (ia 6 )

alium alio pacto propter âmorem ni sciam Präposition u n d Substantiv werden hier als metrische Einheit gehört (propteramorem), so daß die Doppelkürze nicht als wirklich zerrissen gilt. PLAUT. Men.

8 8 7 (ia 6 )

utrum me dicam ducere medicum an fabrum Hier vermeidet der locus Jacobsohnianus (13.5) das Zerschneiden des 8. Elements bei ducere medicum.

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13 DOPPELKÜRZEN U N D PAUSEN

13.2 Regel von Hermann-Lachmann Noch keine angemessene sprachliche Erklärung ließ sich bisher finden für die sogenannte Regel von Hermann-Lachmann: Ein Element darf nicht von Doppelkürze gebildet werden, wenn die beiden Kürzen das Ende eines Wortes bilden, das vorher beginnt. Die Doppelkürze am Ende eines Wortes wie dicëre können folglich kein Element bilden; aus Gründen, die sich unserer Kenntnis entziehen, erwies sich eine solche Bildung bei bestimmten Rhythmen als unangenehm. Die Regel galt für dieselben Verse (jambische, trochäische, bakcheische und kretische) wie diejenige von Ritschi. Zugelassen ist Doppelkürze, wenn sie durch Synalöphe zum Wortende geworden ist, z. B. perßcer(e) vor vokalischem Wortanfang, denn bekanntlich verschwindet die elidierte Silbe, auch wenn sie ihren quantitativen Wert verliert, nicht aus der Aussprache; folglich wurden die betreffenden Kürzen nicht als Endsilben, sondern als Binnensilben gehört. Gemäß der geltenden Regel sind also die folgenden Verse als korrupt zu betrachten: PLAUT. Bacch.

6 1 5 (tr 8 )

... animi, inamabïlïs, inlepidus vivo PLAUT. Cas.

335

(ia 6 )

sed tandem si tu Iuppïtër sis emortuus (Jambenkürzung bei -ter, Änderungsvorschlag mortuus) T E R . Ad. 60 (ia6) venit ad me saepe clamttäns; quid agis, Micio? (Jambenkürzung bei -tans; Änderungsvorschlag clamans) Acc. trag. 100 (ia6) quot luna círculos annuo in cursu institit (soll man circlos schreiben?) PHAEDR. app.

15,19

(ia6)

et urítür impudentis sensim cupiditas (Fehler eines Herausgebers; überliefert ist die korrekte Wortfolge sensim impudentis). In anderen Fällen liegt die Lösung im Wegfall von ê finale (7.1.1): PLAUT. Rud.

(ia6)

isticme vos habitatis? :: quid tu id quaeritas? (zu lesen ist isticin'; vgl. 13.3 zu TER. Hec. 283).

13 DOPPELKÜRZEN U N O PAUSEN

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13.3 Regel der Stellen mit Lizenz Doppelkürzen am Wortende oder Trennung durch Wortfuge w i d e r sprechen also offenbar bei gewissen Metren der Hörgewohnheit, sind aber in der Alltagssprache nicht vermieden; davon finden wir einen R e f l e x auch in j e n e n Metren, in denen die Regeln von Ritsehl u n d H e r m a n n - L a c h m a n n sonst eingehalten sind; es handelt sich u m die Regel der Stellen mit Lizenz: Entgegen den Regeln von Ritsehl und Hermann-Lachmann können das 2. Element aller davon geregelten Verse und das 10. Element der jambischen und trochäischen Langverse mit Mitteldiärese mit unregelmäßiger Doppelkürze gebildet werden. An den Lizenzstellen kann der Vers also Z ü g e der gesprochenen Sprache annehmen, die sonst nicht zulässig sind. Nicht zufällig befinden sich die Stellen, an denen zerrissene Doppelkürzen oder solche am Wortende gestattet sind, am Anfang eines Verses oder K o lons. Die Anfangspartie eines Verses oder Kolons ist tatsächlich rhythmisch weniger empfindlich und kann deshalb Bildungen, die an anderen Versstellen m e h r oder weniger unerwünscht oder geradezu verboten wären, ertragen (man vergleiche ζ. B. den prosodischen Hiat, der ebenfalls dazu neigt, am Beginn von Vers oder K o lon zu stehen). N a c h dieser R e g e l ist die Bildung folgender Elemente zulässig: 1. Stellen mit zerrissenem Element PLAUT. Bacch. 9 6 0 (ia 8 )

... tabellas ad senem || detül(i) ib(i) occidi Troilum (Lizenz im 10. Element eines Langverses mit Mitteldiärese, d. h. im 2. des 2. Kolons; Synalöphe rechtfertigt das Zerreißen nicht) PLAUT. COS. 4 5 6

(ia6)

ecquid ämas nunc me? :: immo edepol me quam te minus (Lizenz im 2. Element) PLAUT. Cist.

5 2 6 (tr 7 )

... nisi pedatu || tertï(o) ömnis eeflixero (Jambenkürzung bei om-, der 2. Kürze des 10. Elements, während die 1. durch Synalöphe zur Endsilbe wird) TER. Andr. 857 (tr 7 ) tristi' sëveritas inest in voltu atque in ... (tristis mit Wegfall von s finale: 7.1.2)

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13 DOPPELKÜRZEN U N D PAUSEN

Hec. 8 6 7 (ia8) omnï(a) omnes ubi resciscunt. hic quos par... (Synalöphe zwischen Doppelkürze; 2. Kürze durch Jambenkürzung) SEN. Oed. 2 6 3 (ia*) quicquìd ègofugi — non erit veniae locus. Anders zu beurteilen ist: TER.

PLAUT. Amph.

9 4 3 (ia 6 )

inter ëos, rusum si reventum in gratiam est, (inter eos bildet eine metrische Einheit). 2. Stellen mit Doppelkürze am Wortende PLAUT. Cas.

931

(ia8)

decido de lecto praecipes: ¡¡ supsïïît, optundit ... (aufschlußreich, weil beide Lizenzstellen betroffen sind; die 2. Kürze jeweils durch Jambenkürzung) PLAUT. Poen.

1 3 4 8 (ia 6 )

neminem venire qui istas adsereret manu (Jambenkürzung bei -nem) 7 T E R . Hec. 3 8 0 (tr ) omnibü' nobis ut res dant sese ita magni atque ... (Wegfall von 5 finale nach kurzem Vokal vor konsonantischem W o r t anfang). Keine Lizenz liegt vor in Fällen wie: 7 T E R . Hec. 283 (tr ) hacine causa ego eram tanto opere cupidus ... (zu lesen ist hacin unter Wegfall von e finale: 7.1.1). W i e wir festgestellt haben, widerspiegeln die Lizenzstellen in der freien Behandlung der Doppelkürzen Z ü g e der gesprochenen Sprache; daraus folgt, daß sie sich an die «Gesetze» und «Regeln» der gesprochenen Sprache zu halten haben, an die die übrigen Stellen nicht gebunden sind, u n d daß sie von den Tendenzen der gesprochenen Sprache bestimmt sind. Darin liegt die Erklärung dafür, daß in jambischen Versen die Lizenzstellen, in Berücksichtigung der Ritschlchen Regel, nicht z u m Z u g k o m m e n können, w e n n das vorangehende Element, ein Anceps, von einer Kürze gebildet wird; daru m kann an diesen Stellen auch keine Sequenz v o m Typus bone senex v o r k o m m e n , w o die erste Kürze das 1., die anderen beiden das 2. Element bilden; dies zu verhindern, gehört insofern zum Wesen der Sprache, als die zweite Kürze (-ne von bòne) als untrennbare Ein-

13 DOPPELKÜRZEN U N D PAUSEN

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heit mit der vorangehenden u n d nicht mit der nachfolgenden gehört wurde. Die Tendenz der Sprache zeigt sich an diesen Stellen besonders deutlich. W e n n an den Lizenzstellen getrennte D o p p e l kürzen dieser Art auftauchen, dann ist das eine große Ausnahme; deshalb ist eher abzuraten, das erste Kolon eines Saturniers wie NAEV. bell. Poen. 4 1 (54 B.)

simül alius aliunde rumitant inter se als jambisch, mit zerrissenem 2. Element, zu deuten (falls man davon ausgeht, daß Saturnier sich an dieselben R e g e l n halten wie die B ü h n e n dichtung). Die Bestätigung dafür liegt darin, daß die Lizenz gilt, w e n n das vorausgehende Element von einer Länge gebildet wird, d. h. daß eine Sequenz v o m Typus êssë sënem durchaus zulässig ist; in diesem Fall bildet die erste Kürze keine Einheit mit der vorangehenden Silbe u n d kann folglich mit der nachfolgenden Kürze eine Verbindung eingehen. Die Regel von H e r m a n n - L a c h m a n n läßt ferner keine dreisilbigen Wörter aus lauter Kürzen v o m Typus fäcere an Lizenzstellen zu; die Erklärung ist auch hier dieselbe: Die zweite Kürze kann mit der nachfolgenden kein metrisches Element bilden, da sie mit der vorangehenden eine sprachliche Einheit bildet. W e n n also die beiden A n fangskürzen als Einheit zu bewerten sind, könnte das nachfolgende Element höchstens von der übrig bleibenden Kürze gebildet werden, das ist aber nicht möglich, weil das 2. Element (oder das 10. bei Langversen mit Mitteldiärese) bei jambischen Versen als elementum longum n u r von Länge oder Doppelkürze gebildet werden darf. Dies ist der G r u n d dafür, daß wir die beiden ersten Elemente eines j a m b i schen Verses oder Kolons nie von einer Sequenz wie ficërë oder, was auf dasselbe hinausläuft, bonë sënex gebildet finden: Es sind sprachliche Gründe, die sich an den Versstellen geltend machen, welche Wesen u n d N e i g u n g der Sprache vorwiegend widerspiegeln. Ein weiterer Beweis für das Gesagte liegt im starken Widerstand gegen die Bildung der ersten beiden Elemente mit einem längeren Wort, das mit drei Kürzen beginnt, z. B. äliübi; wir wissen schon, daß 2. u n d 3. Kürze kein Element bilden dürfen. Die Mehrheit der wenigen Fälle, die es gibt, erklärt sich hinreichend mit sprachlichen Argumenten. Abgesehen von Eigennamen wie Diäbölus (PLAUT. Asin. 751), die in allen metrischen Fragen Ausnahmen bilden k ö n n e n , finden wir Wortanfang mit Tribrachys bei zusammengesetzten W ö r tern (PLAUT. Asin. 765 äbälienarit; Merc. 30 und Vid. 26 inopia; Poen. 454 pröpitiam usw.; TER. Andr. 71 inopia; Andr. 733 repudio; Eun. 898 rëcïpëre; Ad. 385 profügiet usw.). M a n kann n u n berechtigterweise an-

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13 DOPPELKÜRZEN U N D PAUSEN

n e h m e n , daß das Sprachbewußtsein aus der K o p p l u n g zweier K ü r zen das einfache W o r t aus d e m zusammengesetzten heraushörte: -ältstatt aba- aus abalienarit, -δρϊ- statt wo- aus inopia usw. Diese Fälle widerlegen also nicht das Gesagte, sondern bestätigen den G e b r a u c h von Z ü g e n der gesprochenen Sprache am A n f a n g von Vers oder Kolon mit der Bildung einer metrischen Einheit, des Elements, durch eine sprachlichen Einheit. So stellen die äußerst seltenen Fälle von W o r t a n f a n g mit Tribrachys am B e g i n n eines jambischen Verses wie PLAUT. Mere. 700 mïsërior lediglich eine «beschränkte Übertretung» oder «schwache Lizenz» dar. Die Freiheit, ein E l e m e n t mit zerrissener D o p p e l k ü r z e zu bilden, besteht auch d a n n nicht, w e n n das vorangehende E l e m e n t von D o p pelkürze gebildet wird, m a n findet also keine Sequenz v o m Typus ßcile bonum, welche die ersten beiden E l e m e n t e von Vers oder K o l o n bilden w ü r d e (Ausnahme von der Ritschlschen Regel). Das scheint unsere These über den Z u s a m m e n h a n g von sprachlicher u n d m e t r i scher Einheit am Versbeginn zu entkräften: Die dritte Kürze (in u n serem Beispiel -lë) m ü ß t e sich mit der nachfolgenden (bö-) zu einer Einheit zusammenschließen, w ä h r e n d die beiden vorausgehenden Kürzen f ü r sich eine Einheit bilden w ü r d e n . Eine Erklärung ist schwierig u n d k ö n n t e sich auf statistische A r g u m e n t e stützen: Das seltene V o r k o m m e n dieser Sequenz k ö n n t e an der relativen Seltenheit solcher Sequenzen im Lateinischen ü b e r h a u p t liegen, da es höchst unwahrscheinlich ist, daß die letzte Kürze des ersten Wortes eine «natürliche» Einheit mit der folgenden Silbe (sofern kurz) bildet oder sich mit ihr durch J a m b e n k ü r z u n g (diese bis in die Zeit Sullas nachweisbar) zusammenschließt. Sicher statistisch b e g r ü n d e t ist die große Seltenheit an Vers- oder Kolonanfang (der einzigen möglichen Versstelle überhaupt) von W ö r t e r n , die aus vier Kürzen bestehen, v o m Typus ficïïïà (Ausnahme von der R e g e l von H e r m a n n - L a c h mann); solche W ö r t e r sind an sich schon selten, wie die Lizenzstellen im Verhältnis z u m übrigen Vers selbst; kein Verbot also u n d keine Ausnahme, sondern das Seltene im Seltenen (das gilt auch f ü r den Typus jacïlë bönum).

13.4 Regel von Fraenkel-Thierfelder-Skutsch Eine weitere Einschränkung in der Bildung von Doppelkürzen, welche auch f ü r Verse wie Anapäste gilt, die nicht an die bisher g e n a n n -

13 DOPPELKÜRZEN U N D PAUSEN

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ten R e g e l n g e b u n d e n sind, besteht in der Regel von Fraenkel-Thierfelder-Skutsch: Ein Longum kann nicht von Doppelkürze gebildet werden, wenn das vorausgehende Anceps oder Biceps von zerrissener Doppelkürze gebildet wird. Von B e d e u t u n g sind in unserem Z u s a m m e n h a n g lediglich Verse, die ein Anceps als 2. oder 10. E l e m e n t aufweisen, die einzige Stelle, w o T r e n n u n g der D o p p e l k ü r z e n durch W o r t f u g e gestattet ist (Lizenzstellen), also trochäische u n d kretische Verse (die letzteren n u r t h e o retisch, weil hier D o p p e l k ü r z e n o h n e h i n selten sind). Anders stellt sich die Frage bei anapästischen Versen, die an keiner Stelle an die R e g e l von Ritsehl g e b u n d e n sind. D i e G r ü n d e f u r die hier genannte R e g e l liegen offenbar ebenfalls in der Struktur der sprachlichen Einheit, die von zwei aufeinanderfolgenden Kürzen gebildet wird; genauer: m a n findet keine Sequenz v o m Typus esse föcilior, welche Anceps oder Biceps mit L o n g u m z u s a m m e n bilden würde, weil die dritte Kürze (-ci-), die das L o n g u m mit der vierten Kürze bilden m ü ß t e , in Wirklichkeit schon eine E i n heit mit der vorangehenden (fi-) eingegangen ist; diese kann ihrerseits kein metrisches E l e m e n t mit der Endsilbe des vorangehenden Wortes (-se) bilden. Einfacher gesagt: Die sprachliche Einheit fäadarf nicht zwischen zwei verschiedenen E l e m e n t e n zerrissen werden; das k ö n n t e höchstens theoretisch in j e n e n Versen oder an j e n e n Versstellen v o r k o m m e n , an d e n e n sich in der Abfolge der Quantitäten, sogar in einer rhythmisch organisierten Zeile, Z ü g e der gesprochen e n Sprache geltend m a c h e n . Ein klarer Beweis dafür liegt in der Tatsache, daß auch die u m g e kehrte Sequenz, L o n g u m mit Anceps oder Biceps, v o m gleichen Grundsatz der Unzertrennbarkeit der sprachlichen Einheit geregelt zu sein scheint. So erklären sich Fälle wie PLAUT. Aul. 716 sitis et hominem (die beiden Kürzen homi- bilden ein einziges Element) oder Persa 181 libêr(a) e(a) öpera (öpe- nicht auf zwei E l e m e n t e verteilt) u n d alle anderen. Scheinbare Gegenbeispiele lassen sich mit der zuvor angestellten Ü b e r l e g u n g erklären: Im zusammengesetzten W o r t (z. B. ädhîbëam) kann die erste Kürze mit einer vorangehenden ein Elem e n t bilden, da die K o p p l u n g der Kürzen i m einfachen Wort (hïbë-) i m Bewußtsein des Sprechers im Vergleich zu anderen M ö g lichkeiten (ädhi-) Vorrang hat. E i n e n n o c h deutlicheren Beweis für die entscheidende R o l l e der sprachlichen Einheit bei der Bildung von vier Kürzen für Anceps o d e r Biceps mit L o n g u m liefert die Tatsache, daß diese Sequenz

84

13 DOPPELKÜRZEN UND PAUSEN

auch nicht mit Wörtern vom Typus nëqu(e) âgïtïs gebildet wird, obwohl das an sich theoretisch gestattet wäre, während Gruppen vom Typus bèn(e) omnibus (PLAUT. Persa 775) oder dâb(o) ïnsïdïas (PLAUT. Pseud. 593) durchaus vorkommen; das bedeutet, daß die Sequenz nicht vorkommt, wenn die zweite Kürze «naturkurz» ist (denn in diesem Fall bildet sie mit der folgenden eine Einheit), anders hier, wo die zweite Kürze durch Jambenkürzung entstanden ist und sich darum mit der vorangehenden zum metrischen Element verbindet. Die gleiche Folge von vier Kürzen, wieder mit Trennung des ersten Paares durch Wortfuge, finden wir auch für Longum mit Biceps, wenn die zweite Kürze der Jambenkürzung zu verdanken ist: PLAUT. Mil. 1062 nemïn(e) âccïpïet. Daraus folgt: Nicht der Typus der Sequenz an sich ist maßgebend dafür, ob sie verboten ist oder nicht, sondern ihre Eigenart, die nicht vom Metrum, sondern von der Sprache bestimmt wird.

13.5 Jacobsohnsche Lizenz Das Element vor der Diärese kann gleichgestellt werden mit einem richtigen elementum indifferens. In der Bühnendichtung können so auch die Elemente vor Rollenwechsel behandelt werden, der offenbar manchmal als starke metrische Pause gehört wurde, also durchaus vergleichbar mit Diärese oder Versende. Elemente, die als indifferent gehört wurden, können nicht als Doppelkürze gebildet werden, sondern nur von Kürze oder Länge mit der Möglichkeit des Hiats. Nach ihrem Entdecker trägt die folgende Regel den Namen Jacobsohnsche Lizenz: Das 8. Element eines jambischen Senats und das 3. und Ii. Element eines trochäischen Septenars können als indifferens behandelt werden, wenn sie Wortende bilden. Ein solches Element kann also aus einer Kürze bestehen und Hiat vor dem folgenden Element aufweisen; diese Stellen werden auch als loci Jacobsohniani bezeichnet: NAEV. com.

93

(tr7)

prim(um) ad virtut(em) ut redeatis, abeatïs ab ignavia (11. Element: -tis; die normale Behandlung als Longum würde zu zerrissener Doppelkürze führen: -tis ab; Jambenkürzung bei ign-).

13 DOPPELKÜRZEN UND PAUSEN

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Mere. 693 (ia 6 ) ni sumptuosus insupêr etiam siet (8. Element: -per-·, bei Behandlung als Longum wiederum unerlaubte Trennung der Kürzen: -per e-). PLAUT. Mere. 901 (tr 7 ) die igitár, ubi illa est? :: in nostris aedibüs. :: aedis probas (locus Jacobsohnianus in Element 3 und 11). PLAUT. Trin. 4 2 5 (ia 6 ) trapezitae mille drachumarüm" Olympico TER. Phorm. 556 (tr 7 ) noli metuer(e): una tecum bona mala tolerabimus (11. Element: -lä; auch hier bei Behandlung als Longum unerlaubte Trennung: -lä to-). Der Grund der Jacobsohnschen Lizenz geht vielleicht auf die Anfänge der lateinischen Versbildung zurück, deren Probleme wir hier nicht anschneiden können. PLAUT.

14 Saturnier

(ann. 2 1 4 , 2 0 7 Sk.) sagt, der Saturnier sei in alten Zeiten von «Faunen u n d Sehern» verwendet worden: versibu(s) quos olim Fauni vatesque canebant D e r Vers (Abkürzung: sa) war also ursprünglich eng verknüpft mit d e m Orakelwesen, u n d gewiß aus diesem G r u n d n e n n t ihn ein später Grammatiker Faunius. Es ist bisher nicht gelungen, ein Schema zu entwerfen, das den zahlreichen Varianten dieses Verses, die literarisch u n d epigraphisch bezeugt sind, gerecht würde. D o c h hat man ihn in der Antike j e d e n falls stets als quantitativ betrachtet, und verschiedene m o d e r n e Versuche, ihn anders zu deuten, sind gescheitert. Auch sein U r s p r u n g ist nicht eindeutig geklärt: O b der Saturnier ein «autochthoner», nationaler Vers sei oder ein Konglomerat griechischer Verskola darstelle, war schon Diskussionsthema bei CAESIUS BASSUS. Sicher ist j e d e n falls seine quantitative Natur, unklar indessen die Funktion dieser Quantität, ob sie nämlich wie bei den anderen Versen den entscheidenden Faktor für die Rhythmisierung bildete (was ich für w a h r scheinlich halte) oder nicht. O h n e den Anspruch einer Gesamtdeut u n g des Saturniers sei hier der Versuch gemacht, eine Beschreibung seiner literarischen Zeugnisse zu geben, i n d e m wir uns auf die A b folge der Quantitäten abstützen. In der Literatur w u r d e der Saturnier von Livius A N D R O N I C U S in seiner Ubersetzung der homerischen Odyssee u n d von N A E V I U S im Bellum Punicum angewandt; auch die Sententiae des A P P I U S C L A U D I U S C A E C U S waren in Saturniern verfaßt, u n d Accius schrieb ein Epig r a m m in diesem Versmaß. Saturnier zeigen im allgemeinen folgende beiden Schemata: ENNIUS

1. Verbindung von jambischem katalektischem Q u a t e r n a r (ia 4c : 16.2) u n d trochäischer Tripodie oder Ithyphallikus (ith: 17.2): Χ - Χ Λ I Χ — O II —

I Χ—O

2. Verbindung von ia 4c u n d reizianischem Kolon (rc: 21.1): χ — χ o I χ— H l χ — χ — o

14 SATURNIER

87

Die beiden Kola sind stets durch Diärese (Zeichen: ||) getrennt, in welcher Hiat, aber nicht Synalöphe zulässig ist. Das vorausgeh e n d e E l e m e n t ist indifferens; die anderen Einschnitte, die sogen a n n t e n Korschschen Diäresen (Zeichen: | ), die m a n c h m a l fehlen, scheinen Synalöphe nicht auszuschließen, auch w e n n sie Hiat z u lassen u n d das vorangehende E l e m e n t als indifferens behandelt w e r den kann. B e g i n n e n wir mit d e m b e r ü h m t e n E p i g r a m m der Metelli gegen Naevius: malum dabúnt | Metélli || Náevió | poétae (QLK VI 2,66) w— w— | w — il — w— | w — (zu beachten die Korschschen Diäresen) Liv. A N D R . Od.

1 (1 Β . )

virúm mihi, \ Camena1, || insecé \ versútum w— — | w— w || — w w | (Kürze u n d Hiat in der Hauptdiärese; Kürze vor Korschscher Diärese im 2. Kolon, w o m i t sich dieses E l e m e n t als indifferens erweist.) NAEV. bell. Poen. 2,2 (5,2 B.) noctú Troiád \ exíbant || cápitibús \ opértis

i

|| W W W W | W

(besonders feierlicher Tonfall dank lauter langen Silben im 1. Kolon; Kürze vor Korschscher Diärese i m 2. Kolon) Liv. A N D R . Od.

ibidemqué

w

3 ( 1 0 B.)

| vir súmmus

w|

w ||

\ \ adprímus Pátroclus

wv/ —

(Kürze vor N e b e n - u n d Hauptdiärese; -mus von adprimus k ö n n t e auch kurz gemessen werden: Wegfall von s finale nach k u r z e m Vokal vor konsonantischem Wortanfang: 7.1.2) NAEV. bell. Poen. 2,3 (5,3 B.) flentés ambáeh \ abeántes || lacrimís cum múltis

I ww

y WW

(Hiat i m 1. K o l o n vor Nebendiärese) NAEV. bell. Poen. 3,1 (6,1 B.) éorúm sectám | sequúntur || multi mortales (Synizese von eo-) NAEV. bell. Poen. 34,2 (50,2 B.) quam cám stuprò | redire1 11 ád suós populáris

w— |w— w | | — w— | w w (Kürze u n d Hiat vor Mitteldiärese)

88

14 SATURNIER

NAEV. bell. Poen. 46 (15 Β.) patrém suúm | suprémumh || óptumúmh | appellant w— w— | w— w || — (Kürze u n d Hiat in H a u p t - u n d 2. Nebendiärese) Liv. ANDR. Od.

7 ( 1 5 Β.)

ibi manéns \ sedéto || dónicúm \ vidébis me carpento \ vehéntem || domúm venisse W— W— | W Il — W— | W Liv. ANDR. O d . 2 5 ( 2 3 Β.)

quando diés \ advéniet \ \ quém profàta Mòrta (e)st w— I — w w— y — w— w (ohne Diärese im 2. Kolon). Nicht alle Saturnier halten sich an die beiden angegebenen Schemata, wie die folgenden Beispiele zeigen: 1 · 4c λ ia : Liv. ANDR. Od.

11 ( 2 0 B.)

nexébant múlt(a) | intér se 11 flexú nodórum dúbio J y w w— (Synalöphe in Nebendiärese) tr 4 c u n d r c : Liv. ANDR. Od.

16 (4 B.)

néque tamén t(e) oblitu(s) sum || Laértie nóster www w— Y ww (oblitu' mit Wegfall von s finale nach kurzem Vokal vor Konsonant; die Messung von -tus als Länge w ü r d e an der metrischen D e u t u n g nichts ändern). tr 4 c u n d katalektischer oder «synkopierter» Ithyphallikus (ith c ): NAEV. bell. Poen. 17,3 (25,3 B.) immolàbat | áureám \ \ victimám pulchrám (Die Auffassung des 2. Kolons als «synkopierter» ith ergäbe eine andere Akzentuierung: púlchram, doch ist das wissenschaftlich nicht zu sichern), ith und ith c : Liv. ANDR. Od.

12 (21 B.)

nam diva \ Monétas || filia \ docuit w| w II — w w | w w —

14 SATURNIER

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(Das 1. Kolon ist wohl ein ith mit Länge als 2. und Kürze als 3. Element, das somit als indifferens behandelt ist; auch im 2. Kolon steht Kürze als indifferens vor Nebendiärese). NAEV. bell. Poen. 3,2 (6,2 B.) múlt(i) aliíh I e Tròia || strènui | viri I I w(im 1. Kolon Hiat in Nebendiärese) NAEV. beli Poen. 18,1 f. (26,1 f. B.) isque sús(um) \ ad caelum \ \ sústulít suàs réx Amúliu(s) dívis || grátulábatúr — w— w II — w (Amulius viersilbig mit Wegfall von -s; möglich wäre, wie oft in archaischer Dichtung, dreisilbige Messung mit Konsonantisierung von ι zu j, wobei die Möglichkeit des Wegfalls von -5 durchaus bestehen bliebe; für die metrische Deutung würde sich ohnehin nichts ändern). 2 ith: Liv. ANDR. Od. 4 (11 B . )

párt(im) errant, \ nequinont || Gráeciám \ redire |v-/ Y — v_/— —w 4 ia (16.3) und ith: NAEV. bell. Poen. 17,2 (25,2 B.) sacr(a) in mensâ | Penátiúmh || órdine | ponúntur w — \_/vy|| — v w J (Hiat in der Hauptdiärese, Kürze des Elements vor der 2. Nebendiärese). Ein weiteres Kolon hat folgende Form: χ—χ—χ— Handelt es sich um einen lyrischen Kurzvers in der Art eines Prosodiacus oder eines «kaibelianischen» Dochmius wie zu Beginn des plautinischen Stichus? Oder einfach um eine jambische Tripodie? Liv. ANDR. Od.

10 ( 1 9 B . )

Mercúrius cúmqu(e) eó || filiús \ Latónas — w — w— Y—w— I (das 2. Kolon ein ith) NAEV. bell. Poen. 25 (41 B.) vicíssatim volví || victóriám < ...> w II V - (auch das fragmentierte 2. Kolon wohl von derselben Art).

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14 SATURNIER

Beide Kola in dieser Sonderform: NAEV. bell. Poeti. 35,1 (51,1 Β.) sin illos déseránt || fortíssimós virós Beim unmittelbar nachfolgenden Vers nur das 1. Kolon in dieser Form: NAEV. bell. Poen. 35,2 (51,2 B.) magnüm stuprúm populó \ \ fieri \ per géntìs — w— w w — Y — w— Ι (das 2. Kolon ith mit langem ft- von fieri; doch ist r c mit kurzem fiïnicht auszuschließen). Der Saturnier zeigt also eine Vielfalt von Formen, die eine sichere Deutung der Metrik behindern; dazu kommt die schwankende Messung von Vokalen als kurz oder lang, wie der Fall von fieri eben gezeigt hat, ferner die Möglichkeit, an bestimmten Stellen Hiat oder Synalöphe anzunehmen oder sie mit oder ohne Jambenkürzung zu verstehen (diese kommt eher bei zweisilbigen Wörtern wie ëgô, tibí usw. vor; schwieriger ist die Beurteilung bei anderen Wortgruppen). Das Fehlen eines einheitlichen Schemas verhindert jeweils eine sichere Entscheidung. Ferner darf man nicht vergessen, daß diese Verse, soweit literarisch, alle indirekt überliefert sind, Ursache von Textproblemen, deren verschiedene Lösung auch eine verschiedene metrische Deutung nach sich zieht. Trotz der verworrenen Lage wurde mehrfach die These vertreten, der Saturnier (ohne die von r c gebildeten Teile) halte sich an die Regeln für Doppelkürzen (13). Wir halten jedoch auch hier, wie bei allen Fragen, die den Saturnier betreffen, Skepsis für angebracht. Anderseits sind wir der Meinung, daß man unter Saturnier nicht einen bestimmten Vers, sondern vielmehr eine Methode, Verse zu bilden, verstehen sollte, eine Methode, die sich auf die Gruppierung zweier — gleicher oder verschiedener — Kola stützt, von denen j e des seine eigene Wesensart beibehält, wie es das Fehlen von Synaphie (metrischer Kontinuität) und die konsequente Trennung durch Diärese bezeugen.

15 Daktylische Verse

[Als daktylisch werden Verse bezeichnet, deren Metren ( — 9 9 ) grundsätzlich aus Daktylen oder daktylischen Füßen gebildet werden (—ww)]· Daktylische Verse sind nicht an die Regeln gebunden, die fur die Bildung der Elemente mit Doppelkürzen gelten (S. 76 ff.). Die langen Elemente der Daktylen longa werden ausschließlich aus langen Silben gebildet.

15.1 Hexameter (da6) Den Hexameter führte ENNIUS, wetteifernd mit HOMER, in seinen Annales in die lateinische Epik ein; hier wurde er zum epischen Vers schlechthin, fand aber auch in anderen Gattungen Verbreitung. — 99 — 99 — 99 — 99 — w w— r\ Das 10. und das 11. Element werden gewöhnlich von zwei kurzen Silben gebildet, die gelegentlich zu einer Länge verschmolzen werden; in diesem Fall wird der Vers, aufgrund der antiken Lehrmeinung, es handle sich um die Abfolge von sechs Daktylen oder daktylischer Füße, als spondeisch bezeichnet. Der Ersatz des 5. Daktylus durch Spondeus ( ) erfolgt immer aus stilistischen Gründen und zielt auf besondere Klangeffekte. Beim Lesen in der Schule pflegt man die Silben, die ein Longum bilden, wie bei anderen Versen auch, mit einem Akzent zu versehen. Ein Vers wie: V E R G . Aen.

1,1

arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris, mit der Quantitätenfolge — WW— WW

WW

wird folgendermaßen ausgesprochen (Diphthonge tragen den Akzent auf dem ersten der beiden «Vokale»: S. 13) arma virumque cañó, Troiàe qui primus ab óris. Da der da 6 ein Vers von einiger Länge ist, hätte eine Rezitation ohne Pause gewiß zu Schwierigkeiten geführt; er weist deshalb Ein-

92

15 DAKTYLISCHE VERSE

schnitte auf, die, o h n e den R h y t h m u s zu unterbrechen, sich darin festsetzen u n d zu einem integrierenden u n d unverzichtbaren B e standteil werden; das gilt m e h r oder weniger fiir alle Verse; die Einschnitte, Zäsuren genannt, sind folgende:

15.1.1 Penthemimeres oder Semiquinaria Die Bezeichnung geht auf den Einschnitt nach d e m 5. «Halbfuß» zurück (genauer: nach der Silbe, die das 5. Element bildet); es h a n delt sich u m die häufigste Zäsur. ΕΝΝ. ann. 3 ( 1 2 Sk.)

nám latos populos \ res átque poémata nòstra LUCIL. sat.

11

ínfam(am) íncestám \ turpémqu(e) odisse popínam LUCR. 2 , 1 0

érrar(e) átque viám \ palántís quáerere vítae CATULL. 6 4 , 5

aúrat(am) optantes | Colchis avèrtere péllem VERG. georg. 4 , 2 8 8

áccolit effuso | stagnántem flúmine Nílum H O R . sat. 2 , 1 , 2

legem ténder(e) opús | sine nérvis altera quícquid

15.1.2 Hephthemimeres oder Semiseptenaria Die Hephthemimeres tritt nach der Silbe ein, die das 7. Element (den 7. «Halbfuß») bildet. Sie ist wesentlich seltener als die Penthemimeres u n d im allgemeinen gekoppelt mit der Trithemimeres oder Semiternaria, die nach der Silbe eintritt, die das 3. Element bildet. ΕΝΝ. ann. 228 (295 Sk.) pârerént, | obsérvarént, | portisculu ' signum LUCR. 1 , 7 7 9

náturám \ clandéstinám \ caecámqu(e) adhibére CATULL. 6 4 , 1 9 3

Eumenidés, VERG. Aen.

\ quibus ánguinó \ redimita capillo 4,497

quo perii, \ superimponás: \ abolére nefandi Ον. met. 1,314 térra feráx, | dum térra fuit, | sed témpor(e) in ilio

15 DAKTYLISCHE VERSE

93

15.1.3 Zäsur nach dem dritten Trochäus Diese im Lateinischen recht seltene Zäsur fällt zwischen die beiden Kürzen, die das 6. Element bilden, daher die Bezeichnung (unter Trochäus versteht man die Sequenz lang—kurz: — w ; nach «mechanistischer» Schulmeinung stellen die ersten beiden Silben eines Daktylus einen Trochäus dar). V E R G . Aen.

5,591

fràngerei índeprénsus | et ínremeábilis error VERG. Aen.

5,856

témpora cunctantique \ natántia lumina solvit. 15.1.4 Bukolische Zäsur oder Diärese Die Bezeichnung geht auf die häufige Verwendung der Zäsur bei den bukolischen griechischen Dichtern zurück; der Einschnitt tritt nach dem 8. Element ein, das dann im allgemeinen von zwei Kürzen gebildet wird (so bei VERGIL, anders bei LUKREZ, der hier gern eine Länge verwendet), und steht gewöhnlich in syntaktischer Pause; was dann folgt, schließt sich sinngemäß mit dem nachfolgenden Vers zusammen. CATULL. 6 2 , 1

Vesper adést, iuvenés, consúrgite: \ Vesper Olympo V E R G . ecl.

3,68

parta meáe Veneri sunt múnera: VERG. georg.

\ námque notavi

4,285

ínsincérus apés tulerit crúor. \ áltius ómnem Wie man sieht, kann die bukolische Diärese mit anderen Zäsuren gekoppelt sein: bei CATULL Trithemimeres und Penthemimeres, von syntaktischer Pause unterstrichen, bei VERGIL Penthemimeres. 15.1.5 Mehrfache Zäsuren Abgesehen von der genannten Kopplung von Trithemimeres und Hephthemimeres finden sich nicht selten Hexameter, die zur Erzielung stilistischer Effekte mehr als eine Zäsur aufweisen; so isolieren Zäsur nach dem dritten Trochäus und Hephthemimeres augenfällig das Possessivum im folgenden Beispiel: ann. 3 8 ( 3 7 Sk.) vires vitaque córpu(s) \ meúm | nunc déserit ómne;

ΕΝΝ.

94

15 DAKTYLISCHE VERSE

oder das Verb: VERG. georg. 4 , 1 3 1

lília vérbenásque \ preméns \ vescúmque papáver. R e c h t zahlreich sind Verse mit der Doppelzäsur von Penthemimeres u n d Hephthemimeres: Ε Ν Ν . ann. 378 (369 Sk.) isqu(e) Helléspontó \ pontém \ conténdit in alto LUCR.

1,483

corpora sunt porrò \ partim V E R G . Aen.

\ primórdia rerum

6,14

Dáedalus, út famá (e)st, \ fugiéns

\ Minóia régna.

Manchmal k o m m e n sogar drei Zäsuren vor: V E R G . Aen.

ínfandám,

2,3

\ regina, \ iubés \ renovare dolorem

Das gleichzeitige Auftreten von Trithemimeres, Einschnitt nach drittem Trochäus u n d Hephthemimeres unterstreicht die ungeheure Spannung beim Beginn der Erzählung des Aeneas vor D i d o u n d verdeutlicht den Ernst der Stimmung des Helden, die er schmerzvoll z u m Ausdruck bringt, da er verpflichtet ist, auf eine Frage zu antworten, die in Wirklichkeit einen Befehl darstellt, und er sich weder den Gesetzen der Gastfreundschaft entziehen n o c h einer Königin eine Absage erteilen kann. Mit ebenso deutlicher stilistischer Zielsetzung ist die Zäsurengruppe schon bei E N N I U S eingesetzt: ann. 106 (101 Sk.) áeternúm | seritóte \ díém \ concórditer ámbo.

ΕΝΝ.

M a n beobachtete noch weitere Einschnitte, die natürlich jeweils mit einigermaßen eingebürgerten Zäsuren einhergehen, so etwa einen Einschnitt nach dem zweiten Trochäus (d. h. zwischen den Kürzen des 4. Elements) zusammen mit Hephthemimeres: LUCR.

1,349

Hquidus timor | et úberibús \ flent ómnia gúttis. Eine weitere Zäsur, diesmal in Verbindung mit Trithemimeres u n d Penthemimeres, kann nach dem 4. Element auftreten, das in diesem Fall vorzugsweise mit Doppelkürze gebildet wird: LUCAN. 4 , 6 3 8

plus licuít; I videt | exhaustos \ sudóribus ârtus.

15 DAKTYLISCHE VERSE

95

H a t m a n sich mit der M e t r i k des H e x a m e t e r s etwas vertraut g e macht, sieht man, wie schwierig es m a n c h m a l ist, sich zwischen verschiedenen Möglichkeiten von Einschnitten zu entscheiden; bei raffinierteren D i c h t e r n korrespondieren gewisse Zäsuren mit Sinneseinschnitten oder sind so gesetzt, daß sie die g e n a n n t e n stilistischen Effekte erzielen. D o c h gerade deswegen müssen wir m a n c h m a l aufg r u n d unseres eigenen E m p f i n d e n s entscheiden; m a n m u ß in solchen Fällen also bestrebt sein, die vorgeschlagenen Lösungen nicht als feste Tatsachen, sondern als diskutable, w e n n auch nachvollziehbare Vorschläge zu betrachten.

15.1.6 Elementum

indifferens vor Zäsur

Das E l e m e n t , das der Trithemimeres, Penthemimeres u n d H e p h t h e mimeres vorangeht, k a n n als indifferens (r\) behandelt werden, folglich nicht n u r mit einer Länge, sondern auch von einer kurzen Silbe gebildet werden (im folgenden sind n u r die Zäsuren nach Indifferens eingetragen): ann. 87 (82 Sk.^ sie expéctabát populüs | atqu(e) óre timébat (-lüs bildet das E l e m e n t vor der Semiseptenaria) ΕΝΝ. ann. 147 (139 Sk.) et densis aquila \ pennis obnixa volábat (-la, n o m . sg., vor Penthemimeres) ΕΝΝ. ann. 170 (158 Sk.) cum nihil hórridiüs \ umquám lex úlla iubéret (-üs vor Penthemimeres) ΕΝΝ.

V E R G . ecl.

7,23

vérsibus Ule facît, | aut sí non póssumus ómnes (-cït vor Penthemimeres, die mit starkem Sinneseinschnitt menfällt) V E R G . Aen.

zusam-

4,64

péctoribüs \ inhiáns spirántia cónsulit éxta (-büs vor Trithemimeres) VERG. Aen.

4,222

túm sic Mércuri(um) ádloquitür

\ ac tália mándat.

In der Penthemimeres ist sogar Hiat nach kurzer Silbe belegt, da ein elementum indifferens auch Hiat nach sich ziehen kann:

96

15 DAKTYLISCHE VERSE V E R G . Aen.

12,648

sánct(a) ad vos animäh

| atqu(e) istius inscia cúlpae.

N i c h t vergleichbar damit sind Beispiele von E n d u n g e n , die erst zur Zeit VERGILS verkürzt waren, j e d o c h ursprünglich bei E N N I U S n o c h lang waren. Dazu zählen: V E R G . ecl.

1,38

Tityrus hinc aberät. \ ipsáe te, Títyre, pínus V E R G . ecl.

10,69

omnia víncit Amor, V E R G . Aen.

1,308

| et nos cedámus Amóri /

qui teneánt — η (am) inculta vidët — \ hominésne feráene V E R G . Aen.

2,369

lúetus, ubique pavor \ et plùrima mórtis imágo V E R G . Aen.

sí pereoh,

3,606

\ hominúm manibús periísse iuvábit.

Für den, der ennianische Verse im O h r hatte, klangen die vergilischen Verse wohl antikisierend, sie sind aber in prosodischer Hinsicht grundsätzlich verschieden von denen des E N N I U S : Ε Ν Ν . ann. 4 2 ( 4 0 Sk.) r postilla, germána sorör, \ errare vidébar ann. 1 5 8 ( 1 4 9 Sk.) inde sibí memorát \ unúm superésse labórem Hier läßt sich die Indifferenz des Elements vor der Zäsur insofern nicht ablesen, als es üblicherweise von Silben gebildet wird, die in archaischer Zeit n o c h als Länge gehört werden (vgl. 10). ΕΝΝ.

15.1.7 Zäsur nach griechischem Muster Einen Sonderfall stellen Verse dar, bei denen das Element vor der Trithemimeres von enklitischem -que gebildet wird, w e n n das folgende Wort mit einer Liquida oder einem Spiranten beginnt: V E R G . Aen.

3,91

Uminaquë \ laurúsque dei, totúsque movéri V E R G . Aen.

12,363

Chlôreaquë | Sybarímque Darétaque Thérsilochúmque Anders sind wohl Fälle zu verstehen, in denen -quë vor Wortanfang mit M u t a c u m liquida steht, wie V E R G . Aen. 1 2 , 8 9 , w o die Aussprache geschlossene Silbe nahelegt (vgl. S. 15, 47). Es handelt sich hier

15 DAKTYLISCHE VERSE

97

u m die Institutionalisierung eines prosodischen P h ä n o m e n s nach d e m dritten Element — und n u r dort —, wie man es im griechischen H e x a m e t e r beobachtet, wonach das Postpositivum τε unter bestimmten Bedingungen lang gemessen wurde; dessen Gebrauch scheint also auf stilistischen Absichten zu beruhen.

15.2 Pentameter (da5) Die Bezeichnung Pentameter oder elegisches Versmaß stammt von den antiken Grammatikern: — 96 — 9S — II — w w— w w— Die langen Elemente k ö n n e n , wie beim Hexameter, n u r von langer Silbe gebildet werden; die beiden Doppelkürzen des zweiten Kolons werden nie durch Länge ersetzt, während die bicipitia des ersten Teils natürlich von Länge oder Doppelkürze gebildet werden k ö n n e n . Das Element vor der Diärese ist kein Indifferens, sondern ein richtiges Longum; auch das letzte Element scheint kein echtes Indifferens zu sein, da es von langer oder wenigstens geschlossener Silbe gebildet wird. Eigentliche Ausnahmen gehen mit Sicherheit auf griechische Elegien als Vorbilder zurück, so die ungewöhnlichen Pentameterschlüsse, die wir bei T I B U L L finden (1,1,24 date; 1,3,92 pedê). Synalöp h e ist seltener als im H e x a m e t e r und beschränkt sich vorwiegend auf das erste Kolon.

15.3 Elegisches Distichon (dis) Daktylischer Hexameter u n d Pentameter verbinden sich z u m elegischen Distichon, d e m Versmaß der Elegie, das auch in Epigrammen Verwendung findet, und zwar auch außerhalb des literarischen B e reichs in Grabinschriften: CATULL.

65,5—8

námque mei nupér \ Letháeo gúrgite frátris pállidulúm manáns || ádluit únda pedém. Tròia Rhóeteó \ quem súbter lítore téllus éreptúm nostrís || óbterit éx oculís

98

15 DAKTYLISCHE VERSE

TIB. 1 , 8 , 1 - 6 nón ego célari \ possum, \ quid nútus amanti quidve ferànt miti || lénia vérba sonó, née mihi súnt sortés | nec cònscia fibra deórum práecinit éventús || néc mihi cántus avis: ipsa Venus | magico \ religâtum brácchia nòdo pérdocuít multis || nón sine vérberibús PROP. 2 , 1 , 1 - 4 quáeritis, únde mihi \ totiéns | scribántur amores, únde meús veniát || mollis in óre líber, nón haec Cálliopé, | non háec mihi cántat Apollo, ingeniúm nobis || ipsa puélla facit Ov. epist. 1 5 , 1 - 4 écquid, ut inspecta (e)st \ studiósae littera déxtrae, prótinus ést oculis || cògnita nòstra tuts? án, nisi légissés | auctoris nómina Sápphus, hóc breve néscirés || únde veniret opús? MART. 6 , 7 1

édere lascivos \ ad Baética crúsmata géstus ét Gaditanis || lúdere docta modís. tèndere quâe tremulám | Pelián Hecubáeque marítum pósset ad Héctoreós || sóllicitáta rogos, úrit et éxcruciát \ dominúm \ Telethása priórem: véndidit áncillám || nunc redimii dominám.

15.4 Andere daktylische Verse D e n akatalektischen

daktylischen

Tetrameter (da 4 ) oder

Alcmanicus

— 99 — 99 — 99 — w w finden

w i r z . B . b e i SENECA, Here.

únde sonús trepidas

aurésferit?

— w w — WW

WW

O.

1944:

Alcmanicus und andere daktylische Verse k o m m e n , auch in K o m b i nation mit verschiedenen anderen Verstypen, in den Gedichten des HORAZ vor

(24.6).

16 Jambische Verse

Jambische Verse k o m m e n in verschiedenen Formen und in mehreren literarischen Gattungen vor; sie sind entweder in Versfüße oder in Metren gegliedert, j e nach der angewandten Maßeinheit. D e r j a m b i sche Versfuß wird seit Antike als Sequenz von kurzer und langer Silbe aufgefaßt ( w — , sog. «reiner Jambus»); verwenden wir, nach der dargelegten M e t h o d e (11), zur Darstellung der metrischen Idealmodelle Schemata, dann besteht der Versfuß, von wenigen Ausnahmen und einzelnen Stellen abgesehen, aus der Folge von elementum anceps und elementum longum ( x — ). U n t e r M e t r u m versteht man dagegen ein Jambenpaar mit dem Schema x — w — , also mit kurzem 3. E l e ment, das ausschließlich mit kurzer Silbe gebildet wird. Jambische Verse bilden die Elemente mit Doppelkürzen nach den in Kapitel 13 besprochenen Regeln. W i e üblich setzen wir die Akzente auf die Silben, welche die elementa longa oder die indifferentia am Versende, sofern diese in der «Arsis» stehen, bilden.

16.1 Dipodie (ia2) Die Dipodie ist ein selten verwendeter Kurzvers: X— w o Es handelt sich, was leicht ersichtlich ist, um ein jambisches M e t r u m mit dem üblichen elementum

indifferens am Versende; man könnte ihn

deshalb auch jambischen Monometer PLAUT. Cas.

708-718

sí h ecféxis hòc, soleas tibí dab(o) et ánul(um) in digit(o) áure(um) ét bona plúrumá. :: operám dabo. :: fac(e) ut ímpetrés.

nennen.

100

16 JAMBISCHE VERSE

eo núnciám, nisi quíppiám remoráre mé. :: ab (i) et cura. (Auffällig die durchgehende Bildung des ersten «Fußes» nach d e m Schema w w — ; wir ziehen deshalb folgende metrische D e u t u n g vor: V 708 mit verkürztem s ι in prosodischem Hiat u n d Jambenkürzung bei ec-\ V 715 eo pyrrichisch mit Jambenkürzung statt einsilbig mit Synizese; V. 718 katalektisch, d. h. unter Wegfall der letzten Silbe, schließt die vorangehende Versreihe ab. Es handelt sich also u m eine systemische Struktur — κατά σύστημα — als ob ein einziger Vers von etlicher Länge mit abschließender Katalexe vorläge. Im vorliegenden Fall sind die beiden einzigen U n t e r b r e c h u n g e n der Synaphie — Hiat am E n d e von V. 712 und 717 — durch Rollenwechsel gerechtfertigt). In den Cantica der plautinischen K o m ö d i e n finden wir jambische Dipodien mit anderen Versen vermischt. M a n kann sie nicht i m m e r mit letzter Sicherheit bestimmen, weil die handschriftliche U b e r lieferung bekanntlich nicht selten fur die Angliederung vor allem von Kurzversen gesorgt u n d auch sonst Verwirrungen in der Kolometrie angerichtet hat.

16.2 Katalektischer Quaternar (ia4c) D e r katalektische Quaternar, ein nicht gerade häufiger Vers, wird in der archaischen B ü h n e n d i c h t u n g verwendet; er findet sich zusamm e n mit längeren jambischen Versen, als Klausel einer R e i h e solcher Verse oder auch vermischt mit anderen Verstypen (mit Anapästen, Kretikern, Bakcheen): X— X - X— O W i e üblich setzt man beim Lesen die Akzente auf die Silben, welche die elementa longa bilden. PLAUT. Bacch.

618

hom(o) áut amét aut ádeat w— w — PLAUT. Capt. 5 0 7 (erster Teil) ind(e) ílicó praevórtor

16 JAMBISCHE VERSE

101

(Der zweite Teil des Verses ist eine bakcheische Dipodie; bei der Bestimmung der Kolometrie hängen gewisse Kombinationen natürlich von der handschriftlichen Überlieferung oder von deren Interpretation durch den Herausgeber ab.) PLAUT. Cist.

9

tib(i) útil(squ(e) habere —



\j—

Hec. 7 3 1 adgrédiar. Bácchis, salve

TER.

— W

(Die Silbe -chis von Bacchis kann auch kurz gemessen werden: offene Silbe bei Wegfall von 5 finale nach kurzem Vokal vor konsonantischem Wortanfang: 7.1.2). Der ia 4c oder wenigstens eine Sequenz von Elementen, die darauf zurückzufuhren ist, erscheint manchmal in einem Kolon (oder sogar zwei Kola) des Saturniers (14).

16.3 Quaternar (ia4) und Dimeter (iad) In akatalektischer Form kommt der jambische Quaternar häufiger vor als sein katalektisches Gegenstück: χ— χ — χ — w o Wir finden den Vers in der Bühnendichtung, entweder in stichischen R e i h e n oder mit anderen Versen vermischt. PLAUT. Amph.

1073

numn(am) húnc percússit Iáppitér? PLAUT. Capt.

206

quid a nobis métuit? scímu' nos ww ww w— TER. Andr. 244 quod sí fit, péreo fúnditús W W

W—

TER. Phorm. 195 revocémus hominem. :: st(a) ílic(o). :: hém w w— www w— Der jambische Quaternar bildet den ersten Teil eines versus Reizianus (21.2); manchmal bildet eine Sequenz, die auf den ia 4 zurückgeht, das erste Kolon eines Saturniers.

102

16 JAMBISCHE VERSE

D e r jambische Dimeter (iad) ist der entsprechende Kurzvers, der sich darin vom Q u a t e r n a r unterscheidet, daß die Maßeinheit das jambische M e t r u m ( x — w— ) mit breve als 3. Element ist: X— w— χ— w o W i r finden ihn, in Verbindung mit d e m Ithyphallikus ( 1 7 . 2 ) , schon bei PLAUTUS, in Verbindung mit anderen Versen bei H O R A Z ( 2 4 . 6 ) . ia 4 u n d ia d folgen beide der Regel von Bentley-Luchs ( 1 6 . 4 ) .

16.4

Senar

(ia6)

D e r Senar, entstanden mit der römischen Bühnendichtung, w o er den rezitierten Partien o h n e Musikbegleitung vorbehalten ist, wird später auch in anderen literarischen Gattungen heimisch (Satura u n d Fabel). χ — χ — χ — χ— χ — w o Die Zäsur liegt im allgemeinen nach d e m 5. Element (Semiquinaria); eine weitere Zäsur ist nach d e m 7. Element möglich, g e w ö h n lich begleitet von einer Zäsur nach dem 3. Element; ganz selten ist ein Einschnitt in der Versmitte nach d e m 6. Element. Synalöphe in der Zäsur ist zulässig. Liv. ANDR. trag. 8

nem(o) háec vostrórum \ rúminétur múlierí I—W www— (Zäsur nach d e m 5. Element) NAEV. com.

22

suópt(e) utrósque \ décuit ácceptós cibò w— W— W I WW w— PLAUT.

Rud.

11

quifáct(a) hominúm morésque, \ píetat(em) étfidém ww w J ww w— (Zäsur nach d e m 7. Element fällt mit Sinneseinschnitt zusammen): ΕΝΝ. trag. 13 (scaen. 1) exsárge, \ práeco: \ fác popul(o) áudiéntiám WI I — w w — w— w — (Zäsuren nach d e m 3. u n d 5. Element, jeweils von syntaktischer Pause unterstrichen) CAECIL. com.

74

prodiger(e) et, \ cum nil habeas, \ téd inrídiér — WW— I WW— I w— (Kopplung der Zäsuren nach d e m 3. u n d 7. Element)

16 JAMBISCHE VERSE

103

Eun. 6 respónsum, \ non dict(um) èsse, \ quia laesít prior I v| W KJ —

TER.

PACUV. trag. 6 4

suspéns(um) iti láevo | brácchi(o) óstend(o) úngulúm LUCIL. sat.

814 (771

M.)

orátiónem \ fácere \ compendi potés — w — w— (Zäsuren nach d e m 5. und 7. Element scheinen hier gesichert.) Acc. trag. 69 atqu(e) éccos ségnis | sómn(o) et tárditúdiné I w— w w A F R A N . com.

10

quamquam non ístís \ éxercétur in locis I w— w— POMPON. A teli. 8 4

eg(o) tilam | non ampléctar? \ ego non sáviém? w — I — w— PHAJEDR. 4 , 3 , 4

nondúm matura (e)st: | nól(o) acérbam sumere

W i e die Beispiele zeigen, bildet der jambische Señar seine Elemente auf vielfaltigste Weise. Seine Rhythmisierung, d. h. seine Identifizier u n g als Segment einer dichterischen R e d e , ist auf die Erfüllung der Erwartungen des Zielpublikums ausgerichtet. A m auffälligsten ist die regelmäßige Bildung des letzten Elements durch eine einzige Silbe u n d des zweitletzten durch eine Kürze. Der H ö r e r oder Leser erkennt also den Vers u n d zugleich dessen Ende, wenn nach einer bestimmten Zahl von Silben am Wortende ähnliche Folgen von Quantitäten wiederkehren (nicht zu vergessen der allgemeine Kontext, in den die Verse eingebettet sind). Würde n u n der Schlußsequenz eine Sequenz kurz—lang am W o r t e n d e vorausgehen, w ü r d e in rhythmischer Hinsicht offensichtlich der u n a n g e n e h m e Eindruck eines doppelten Versschlusses entstehen. Dies ist der G r u n d für die sogenannte Regel von Bentley-Luchs: Im jambischen Senar (wie in allen jambischen und trochäischen Versen und Kola, deren zweitletztes Element ein Breve ist) findet sich kein Wortende nach dem drittletzten Element, wenn das vorangehende von einer Kürze gebildet wird.

104

16 JAMBISCHE VERSE

Danach m ü ß t e man, falls nicht wie oft Textverderbnis vorliegt, Señare als Ausnahme betrachten, die das folgende E n d e aufweisen: ΕΝΝ. trag. 297 (scaen. 340) ibi quid agat sécum cogitât pärät pütät (viele Verbesserungsversuche von Seiten der Herausgeber). Allerdings wird die R e g e l nicht durchbrochen, w e n n die betreffenden Wörter metrisch eine Einheit bilden. Dies ist der Fall bei Substantiv mit Präposition (Ζ. B. PLAUT. Cure. Ml supra lacum) oder bei sinngemäß zusammengehörigen W o r t g r u p p e n u n d festen W e n dungen (z. B. PLAUT. Persa 352 malam crucem; PLAUT. Truc. 586 bona fide). Die R e g e l wird offenbar auch nicht verletzt, w e n n das 8. Elem e n t als Doppelkürze gebildet ist, von denen die eine oder beide Kürzen d e m gleichen Wort angehört, das auch Element 9 u n d 10 bildet. W i r finden also am Versende auch Sequenzen wie PLAUT. Cure. 86 reäpiät märe (Element 8: red-, 9 u n d 10 -piät). Weniger streng ist die sogenannte Meyersche Regel: Im Senar wird Wortende eines mehrsilbigen Wortes nach dem 4. und 8. Element vermieden, wenn das jeweils vorausgehende Element eine Länge oder eine Doppelkürze ist. Es handelt sich eher u m eine deutliche rhythmische Tendenz als u m eine eigentliche Regel, u n d sie gilt strenger für den tragischen als für den komischen Senar; man darf sich daher nicht w u n d e r n , w e n n es mehrfach Sequenzen gibt, die der Meyerschen R e g e l widersprechen.

16.5 Trimeter (ia1) D e r jambische Trimeter, sehr ähnlich seinem griechischen G e g e n stück, unterscheidet sich v o m Senar durch die Bildung des 3. u n d 7. Elements als Breve: X — w — X — w — X — WA Die Zäsur tritt vorwiegend nach d e m 5. Element auf, seltener nach d e m 7., gelegentlich auch nach d e m 3. SEN. Tro. 3 animúmque rébus \ crédulúm laetís dedít W W— W

I— W

W—

Tro. 1 9 dirípitur árdens \ Tròia, \ néc caelúm patét — www —w w—

SEN.

16 JAMBISCHE VERSE

(Die Kopplung von Penthemimeres und Hephthemimeres,

105

diese

nach Sinneseinschnitt, hebt das isolierte Wort Troia hervor.) Med. 3 8 0 alúmna, \ célerem \ quó rapts tectís pedém? W— VW— I — V V — (Kopplung der Penthemimeres mit Zäsur nach dem 3. Element, wo SEN.

sie mit Sinneseinschnitt zusammen fällt) Med. 5 1 2 Phoebí nepotes \ Sísyphí nepótibús ν I — ν — w— w—

SEN.

PETRON. Sat.

8 9 (Tr: hai.

1)

iam décima máestos, \ inter áncipités metús — www I — w— w w — w— PETRON. Sat.

8 9 (Tr. hai.

11)

o pàtria! \ pulsas \ mille \ crédidimús ratés. — www| I — w| —WW—w — (offenbar gleichzeitig drei Zäsuren, was den besonders «tragischen» Moment in Eumolps Rezitation rhythmisch hervorheben soll) PETRON. Sat.

8 9 (Tr. hai

35)

respícimus: \ ángues | órbibús geminís ferúnt — www| I — w—ww— w — Der jambische Trimeter ist nicht nur an die Regel von BentleyLuchs gebunden (16.4), sondern die vier letzten Elemente des Verses sind noch strenger geregelt: Doppeljambus ( w — w — oder, was auf dasselbe herauskommt, w— w w ) ist an dieser Stelle nur zulässig, wenn alle vier Elemente zum selben Wort gehören (z. B. SEN. Med. 710 PromêthëΓ; oder die oft verbesserte Stelle Tro. 1080 càcûmïnë). Es handelt sich um die Regel von Lange-Strzeleckv. In der Tragödie darf in jambischen oder trochäischen Versen oder Kola kein mehrsilbiges Wort mit kurzer Endsilbe das viertletzte Element bilden, wenn das zweitletzte Element kurz ist. In Wirklichkeit verhärtet sich mit den Dramen SENECAS ZU einer festen Regel, was bei den archaischen Tragikern (die allerdings nicht den Trimeter, sondern den Senar verwendeten) lediglich eine immerhin deutliche Tendenz darstellte: Bei diesen finden sich tatsächlich noch Versschlüsse, deren Quantitäten von der dargelegten Regel abweichen. HORAZ verwendet den katalektischen jambischen Trimeter (iatc) in Verbindung mit anderen Versen (24.6.8—9).

106

16 JAMBISCHE VERSE

Eine extrem artifizielle Form des Trimeters aus «reinen» Jamben (d. h. aus sechs gleichen syllabischen Sequenzen der Form w— ) wurde von CATULL, HORAZ (in Verbindung mit einem daktylischen Hexameter: 2 4 . 6 . 1 4 ) und VERGIL verwendet: CATULL. 4 , 1

phasélus (Ile, | quém vidétis, hóspités CATULL. 2 9 , 1

quis hòc potest vidére, \ quís potést pati HOR. epod. 16,2 suis et ipsa \ Róma víribús mit HOR. epod. 16,10 ferísque rársus | óccupábitúr solúm VERG. catal.

socér, beate VERG. catal.

3,1

\ néc tibí nec álteri 4,2

datúr tibi, puélla,

\ quám petis, datúr.

W i e die wenigen Beispiele zeigen, ist diese Sonderform des Trimeters nicht an die R e g e l von Bentley-Luchs gebunden. Das läßt sich anhand einer einfachen Beobachtung erklären: Die Rhythmisierung dieses Verses beruht auf der fortlaufenden Wiederholung der gleichen Sequenz kurz—lang, so daß sich eine besondere Regelung des Versendes, wie sie fur die Rhythmisierung anderer Verstypen grundlegend ist (16.4), erübrigt.

16.6 Hipponakteischer Trimeter, Choljambus oder Skazon (iats) Die Erfindung des hipponakteischen Trimeters, der auch als C h o l jambus («Hinkjambus») oder Skazon («hinkend») bezeichnet wird, soll auf Hipponax zurückgehen. Das 11. Element ist nicht wie üblich bei Trimetern ein Breve, sondern ein Longum. Der Vers wird fur Satiren und Epigramme verwendet: χ—w — χ—w—w Auffällig ist, daß ein Breve als 9. Element dient, welchem somit rhythmisierende Funktion zukommt, wie das beim ia 6 und iac fur das 11. Element gilt; Zäsur tritt meist nach dem 5., gelegentlich nach dem 7. Element auf.

16 JAMBISCHE VERSE

107

CATULL. 8 , 1

misér, Catulle, | désinás inéptíre w — w— w I — w— w w CATULL.

37,5

confútuer(e) ét putáre \ céterós hircos — WWW— W— W I — w CATULL.

59,3

vidistis ipso I rápere dé rogó cénam w | w w w— w V E R G . catal. 7 , 6 tuqu(e), ó meárum cúra, | Séxte, cúrárum catal. 7 , 7 mié, Sabine: | iám valéte, formósi w— w— w | — w— w

VERG.

MART.

5,37,1

puélla sénibus \ dúlciór mihi cycnis; W— WWW— I — w— w MART.

8,44,3

DI ÍM, misér Titúlle, \ néc senéx vivís. w— w— w| — w MART. 12,57,15 numerare pigri \ dámna quis potést sómni? W W— W I — w— w

16.7 Septenar (ia7) Der Septenar wird meist mit Mitteldiärese verwendet: χ — χ — χ—wo|| χ — χ — X—O In dieser Form läßt sich der Vers als Verbindung von ia 4 und ia 4 c auffassen; das 1. Kolon, mit Breve als vorletztem Element, folgt der Regel von Bentley-Luchs (16.4). PLAUT. Mil.

355

at métu(o), ut sâti(s) sis súbdolá.

|| :: cedo vél dec(em), édocébo

(Das 8. Element, ein Indifferens, wird von einer Kürze gebildet; wie oft in der Bühnendichtung Rollenwechsel in der Diärese)

108

16 JAMBISCHE VERSE

PLAUT. Poen.

822

lenónis sérvom; quid habeát || sermènis áuscultábo TER. Andr. 578 num censes /áceret, f íliúm || nisi scíret éaá(em) haec vèlie? KS KS

KS—

KS KS

KS

Hec. 3 4 4 labór(em) inán(em) ipsús capít || et Uli molésti(am) âdfert

TER.

KS—

KS

^ v ^ l l ^ v ^ —

KS—

w

(Kürze vor der Diärese; Jambenkürzung bei il-) AFRAN. com.

140

proficiscor: rés tempús locus, || simul óti(um) hórtabátur KS KS

KS—

AFRAN. com.

H ^ y w —

KS

141

ut óperat(um) ilium dégerêm || sanctúm diém Diánae KS KS KS

KS—

II

KJ—

KS

Mitteldiärese kann auch fehlen; in diesem Fall tritt gewöhnlich Zäsur nach dem 9. Element ein: χ — χ — χ — χ — x| — χ — X — o PLAUT. Most.

220

eund(em) ánim(um) oportet núnc mih(i) èsse \ grát(um), ut impetravi — KS KS KJ

KS—

^

I—

^ —

^

(Synizese von éu bei eundem) PLAUT. Rud.

318

tortís supércilíís contracta \ fronte, fráuduléntum — w

KS

I — KS—

Hec. 8 3 4 ets(i) hóc meretrices áliae nólunt;

w

TER.

KS KS

| néqu(e) enim (e)st in rem nóstram

KS KS

In jambischen Septenaren besteht im allgemeinen dieselbe rhythmische Tendenz wie im ia 6 (16.4): Wortende eines mehrsilbiges Wortes wird nach dem 4. und 12. Element gemieden, wenn Länge oder Doppelkürze das vorausgehende Element bilden (Meyersche Regel). Sind jambische Septenare nach Metren gegliedert (jambisches M e trum: χ — Ks — ), sollte man eher von katalektischem jambischem Tetrameter reden: X — ^ — X



Χ





X—O

16 JAMBISCHE VERSE

109

CATULL. 2 5 , 1

cináede Thálle, mólliór | | cuntculí capillo w— w— w— w— y w— w— w CATULL. 2 5 , 9

quae núnc tuis ab únguibús || reglútin(a) ét remítte w— w— w— 11 w— w— w — w

16.8 Oktonar (ia8) D e r aus acht jambischen «Füßen» gebildete O k t o n a r weist g e w ö h n lich Mitteldiärese auf: χ — χ — χ — w o II X — X — X — w o In dieser Form läßt sich der Vers als S u m m e zweier Quaternare auffassen; nicht selten schwankt man, ob es sich überhaupt u m einen O k t o n a r u n d nicht vielmehr u m zwei Quaternare handelt, die in der handschriftlichen Uberlieferung aus Spargründen auf einer Zeile vereint wurden; mit einiger Sicherheit kann m a n O k t o nare mit Mitteldiärese bestimmen, w e n n sie unter O k t o n a r e o h n e Diärese gemischt sind, die sich folglich nicht in Quaternare teilen lassen (s. u.). PLAUT. Amph. 153 qui m(e) álter ést audációr || hom(o) áut qui cónfidéntiór PLAUT. Men.

1001

pro d(i) ímmortáles! ópsecró, || quid eg(o) óculis áspició mets w— | | w w w w WW—w — TER. Phorm. 165 ita mé di bén(e) ament ut mihi || liceát tarn diu quod amó fruí υν/ ww w— | | w w w w ww— w — T E R . Hec. 5 6 6 nullám pol crédo málierém || me miseriórem vivere w w w — I) — w w w WW Acc. trag. 461 f. frigit fricántem córpu(s) sáx(um) || occúlt(e) abstrús(o) in flàmine (Synalöphe in der Diärese).

110

16 JAMBISCHE VERSE

In Oktonaren ohne Mitteldiärese steht die Zäsur meist nach dem 9., manchmal auch nach dem 7. Element: Χ — Χ— Χ — Χ— Χ I— Χ — X—

w/>

Der Oktonar ohne Diärese ist selten bei PLAUTUS und findet sich eher bei späteren Dichtern. PLAUT. Epid.

37

id mòdo vidéndum (e)st, ut matéries \ súppetát scutáriis — www ww— j — w w— ΕΝΝ. trag. 59 (scaen. 74 f.) miser, áut qui té sic tráctavére \ nobis réspectántibús? ww w I w— TER. Andr. 2 6 2 tum pátri(s) pudór, qui me tam lèni \ pássus ést anim(o) adhúc — www— I — w — w w — w— Acc. trag. 86 sed quáen(am) haec èst muliér funèsta | vèste, tónsu lùgubri? WW I—w w— Zäsur nach dem 7. Element: TER. Andr. 398 ali(am) ótiósus quáeret: | íntere(a) áliquid accident boni WW— W I — w w w w w — WW— w —

úsqu(e)

W i e bereits erwähnt ermöglicht es die Anwesenheit von diäresenlosen Oktonaren, da sie nicht in zwei Quaternare teilbar sind und somit mögliche Unklarheiten auf rythmischer Ebene ausschließen, auch Oktonare mit Mitteldiärese, mit denen sie gelegentlich vermischt sind, eindeutig zu bestimmen. Schon bei PLAUTUS, der allerdings den diäresenlosen Oktonar nicht gerade häufig verwendet, findet sich dieser Typus mehrfach mitten unter solchen mit Mitteldiärese; wahrscheinlich verwenden TERENZ und die späteren Autoren aus Gründen rhythmischer Klarheit vermehrt diäresenlose statt teilbare und folglich mit Quaternarenpaaren verwechselbare Oktonare. Die beiden Kola des Oktonars mit Mitteldiärese wie die Schlußpartie des diäresenlosen Oktonars folgen der Regel von BentleyLuchs (16.4). W i e beim Septenar besteht auch hier die Tendenz, das 4. und 12. Element nach der Meyerschen Regel (16.7) zu bilden.

17 Trochäische Verse

U n t e r Trochäus versteht man die Folge von langer u n d kurzer Silbe (— w ) , dies die «reine» Bildung des trochäischen «Fußes». Tatsächlich sind die Möglichkeiten der Bildung dieses «Fußes» so vielfältig, daß man, w e n n man sie alle verstehen will, den Trochäus als Folge von elementum longum u n d elementum anceps definieren m u ß (Ausnahmen an besonderen Stellen sind von Fall zu Fall angegeben). Trochäische Verse werden fast ausschließlich in der B ü h n e n d i c h t u n g verwendet. Die als Doppelkürzen gebildeten Elem e n t e folgen den entsprechenden R e g e l n in jambischen Versen (Ritsehl, Hermann-Lachmann, Lizenzstellen, Fraenkel-ThierfelderSkutsch: 13.1—4). KatalektischeVerse, deren zweitletztes Element eine Kürze ist, halten sich an die R e g e l von Bentley-Luchs (16.4).

17.1 Dipodie (tr2) Dipodien finden sich nur bei PLAUTUS, vermischt mit Kretikern oder als deren Klausel; ob andere Bühnendichter sie verwendet haben, wissen wir nicht, jedenfalls finden wir sie weder bei T E R E N Z n o c h b e i SENECA.

—χ —O PLAUT. Amph.

245

impet(u) àlacri — W WW—

(in Verbindung mit kretischer Dipodie; dieses Kolon — w w w — , das auch als Thymelikus bezeichnet wird, ist hier aus d e m metrischrhythmischen Kontext als trochäisch zu verstehen, während es in jambischem Kontext als jambische Dipodie zu deuten wäre, deren Schema es ebenfalls entspricht). PLAUT. Amph.

247

iúr(e) iniústas

17 TROCHÄISCHE VERSE

112

17.2 Tripodie oder Ithyphallikus (ith) Tripodien finden wir häufig zwischen kretischen, manchmal auch zwischen anapästischen Versen. — χ— χ — O PLAUT. Cas.

824

ópsecró memento —



(nach Anapästen) PLAUT. Cas.

888b

sáviúm me sívit (nach Kretikern) PLAUT. Pseud.

921

occupés adire — w— w— w (von einigen Herausgebern mit dem kretischen Vers verbunden, der vorangeht). Wir haben den Ithyphallikus schon als eines der Kola des Saturniers in katalektischer oder synkopierter Form angetroffen (14). Die Verbindung von ith mit jambischem Quaternar (16.3) wird als euripideischer Vers bezeichnet. In der Dichtung des HORAZ finden wir ihn mit dem daktylischen Tetrameter zum archilochischen Vers verbunden (24.6.3).

17.3 Katalektischer Quaternar (tr4c) Der Quaternar wird als Klausel von Systemen, aber auch in stichischen Strukturen oder vermischt mit Kretikern verwendet: — χ— χ — w o PLAUT. Persa 2 7 9

nésci(o), ínqu(am), ulmítriba tú — W

WWW—

PLAUT. Pseud.

1131a

sítne Bállió domi

17 TROCHÄISCHE VERSE

113

TER. Andr. 636 próxumús s(um) egomét mihi — W — W \J—

W—

TER. Phorm. 729 áut und(e) áuxiliúm petám? w w— w— Quaternare finden wir als Kolon der Saturnier (14); in der Form des katalektischen Dimeters erscheint er in Verbindung mit iatc bei HoRAZ (24.6.9).

17.4

Quaternar

(tr4)

Wir verdanken die sichere Identifizierung des akatalektischen Quaternars dem gelegentlichen Konservatismus der handschriftlichen Uberlieferung: Bei trochäischem Oktonar mit Mitteldiärese, der, wenigstens äußerlich, die Summe zweier Quaternare darstellt, können wir tatsächlich schwanken, ob es sich um einen echten Oktonar oder nicht vielmehr um zwei Quaternare handelt, die aus Spargründen auf einer Zeile angeordnet sind. Der Vers begegnete uns schon als Typ des Saturniers; in der Bühnendichtung wird er stichisch oder systemisch verwendet, tritt aber auch innerhalb von Kretikern auf: — χ—χ—χ—O PLAUT. Amph.

575

útin(am) it(a) éss(em). :: optâs quae fácta W W w (in stichischer Struktur) PLAUT. Amph.

581

péstis té tenet. :: nam cur ístuc WW

(im System; Jambenkürzung bei tenet) PLAUT. Pseud.

1314

èsse té mihi: tamén das — w— w— w (überliefert in Verbindung mit einem Kretiker) TER. Andr. 638a nil opúst, ibi veréntur — w— w— w (zwischen Kretikern)

17 TROCHÄISCHE VERSE

114

Eun. 3 0 5 Mnd(e) is? :: égone? nésci(o) hércle w w w — w— w (stichisch verwendet). TER.

y

17.5 Sep tenar (tr ) Der Septenar ist sehr beliebt in der ganzen Bühnendichtung, meistens mit Mitteldiärese: — χ — χ — χ — o II — χ — χ — Liv. ANDR. trag. 1

sí malas imitábo, túm tu || prétium prò noxá dabís — W— WW 11 w w w— NAEV. trag. 14

túnc ipsós adóriant, né qu(i) hinc || Spártam référât núntiúm WWW II WW w— PLAUT. Mil.

1137

séquiminí, simul circumspícite, || né quis ádsit árbitér www— ww www|| — w w— ΕΝΝ. trag. 257 (scaen. 300) séd virúm verá virtúte || víver(e) ánimat(um) áddecét —w w JI — w w w w— CAECIL.

com.

47

fácil(e) aerúmnam férre póssum, ww w y—w

|| s(i) ind(e) abést iniúriá ww

PACUV. trag. 7 3

concertarle) ac dissentire || párt(i) ac dà rurs(um) áequitér Hec. 2 8 6 nám nos ómnes quíbus est álicund(e) || áliquis óbiectús labós WW— WW— 11 w w w w— (Synalöphe in Diärese wie öfters) Acc. trag. 130 nos continuo férr(um) erípimus, || mánibus mánicas néximús WW WW— II w w— w w — — w — TER.

AFRAN. com.

116

nám prob(a) ét pudica quód sum, \ | cónsul(o) ét pareó mihi — w— w— w —w w—

17 TROCHÄISCHE VERSE

115

POMPON. Atell. 99 néscio quts molám quas(i) ásinus || úrget úxorém tuám — w w— w— w w w w | | w— SEN. Phaedr. 1203 ímpiúm rapit(e) átque mérsum 11 prémite pérpetuís malís — w— WW— w | | w w w — WW— w — (Bei SENECA sind die wenigen Verse dieses Typs statt als Septenare eher als katalektische Tetrameter zu betrachten, da sie in Metren und nicht in Füßen konzipiert sind.) An Stelle der Mitteldiärese kann der tr 7 , w e n n auch seltener, E i n schnitt nach Element 7 oder 10 aufweisen; Element 8 wird dann natürlich ein normales Anceps (statt Indifferens). Daraus ergeben sich folgende beiden Formen: 1. Zäsur nach Element 7: — X — X — X— I X— X — X — W O

PLAUT. Asin. 325 quin r(em) actút(um) edísserís? \ cupio malúm nancísciér w— I WW— w w— (Hier u n d im folgenden Beispiel fällt die Zäsur mit der syntaktischen Pause zusammen.) TER. Haut. 255 quid comedént! quid ébibént! | quid sén(e) erit nòstro míseriús? — w W— W— W— I — w w w w w— 2. Zäsur nach Element 10: — X— X— X— X— x | — X — w o PLAUT. Epid. 239 née satis éxaudibam, née sermónis \ fállebár tamén — ww I w— TER. Haut. 664 séquere m(e) íntr(o) hac. :: út praetér sp(em) evénit! \ quám timuí malé WWW I — ww— w w Sehr selten sind tr 7 o h n e j e d e n Einschnitt: PLAUT. Aul.

180

vénit néque magíster quém divider(e) argént(um) opórtuit www ww w— w— D e r tr 7 wurde auch in Gebilden von volkstümlichem Charakter verwendet, wie es die respektlosen Spottverse bezeugen, welche die Soldaten beim gallischen Triumph hinter d e m Triumphwagen san-

116

17 TROCHÄISCHE VERSE

gen (SUET. Caes. 49): Gálliás Caesar subégit, \ \ Nícomédes Cáesarém, ecce Caesar núnc triúmphat, \ \ qui subégit Gálliás, Nícomédes non triúmphat, || qui subégit Cáesarém. — vy w —w v>» — w —— — w vy —w w — w Diese Verse sind in Metra gegliedert, wie die regelmäßige Bildung von Element 2, 6 und 10 mit kurzer Silbe zeigt, d. h. es handelt sich u m brevia\ m a n würde auch in diesem Fall (s. o.) besser von katalektischem trochäischem Tetrameter reden: —

— X—

— /Λ || — W — X — W A

Im trochäischen Septenar besteht im allgemeinen offenbar dieselbe rhythmische Tendenz wie in jambischen Versen (16.4; 16.7): Wortende von mehrsilbigen Wörtern wird nach dem 7. und 11. Element gemieden, wenn das vorausgehende Element von Länge oder Doppelkürze gebildet wird (Meyersche Regel). In Wirklichkeit wird W o r t e n d e nach d e m 7. Element bei Versen mit Mitteldiärese, welche die große Mehrheit ausmachen, ohnehin gemieden, weil dies ein Monosyllabum als 8. Element nach sich zöge. Bekanntlich sind aber in der lateinischen Versbildung Monosyllaben am Versende oder an gleichwertiger Stelle wie eben Diärese allgemein unbeliebt. [D1 Lydia, die per ómnis. — WW —w HÖR. carm. 1,8,3 perdere, cúr apricum — ww— w

23.2 Andere choqambische Verse Chorjambische Dipodien (cho 2 ), Tripodien (cho 3 ) und Tetrapodien (cho ) finden sich in den Komödien von PLAUTUS und TERENZ. Dipodie (cho 2 ): PLAUT. Bacch.

636

sed nis(i) arnés, non habeám — WW

WW —

(in stichischer Verbindung mit cr c : 19.4) Tripodie (cho 3 ): PLAUT. Epid.

537

nóscít(o) eg(o) hánc, nam videór nésci(o) ubi — WW WW WW — (vor cr°: 19.4) T E R . Ad. 6 1 3 péctore consistere nil cornili quit — WW WW WW — (Jambenkürzung bei -li von consili). Tetrapodie (cho 4 ): PLAUT. Cas.

634

váe tib(i)! :: imm(o) istúc tibi sit. :: né cad(am) amábó tene mé (Jambenkürzung bei imm- und -ne von tene) T E R . Ad. 6 1 1 ut neque quid mé faciâm néc quid agám cértu(s) siém. — ww WW WW WW —

23 ÄOLISCHE VERSE

141

23.3 Glykoneus (gl) Der Glykoneus tritt bereits in der archaischen dramatischen Dichtung nicht allzu selten auf und wird später von CATULL und HORAZ sowie von SENECA in den Tragödien verwendet. X X - v w - Χ Λ Anceps und Longum werden in archaischer Zeit verschiedentlich mit Doppelkürze gebildet: PLAUT. Bacch.

629

criminin m(e) habuisse fidem? — w— w w— W W— PLAUT. Bacch. 629a inmerito tib(i) iratu(s) fui — w w— w w— w w— (Jambenkürzung bei natu) PLAUT. Bacch.

630

heiia, bon(um) hab(e) anim(um). :: und(e) habeam? — w w w w w— W W— B e i CATULL, HORAZ und SENECA

finden

wir solche

Doppelkürzen

(für Anceps oder Longum) nicht mehr: Das vorletzte Element ist immer eine einzelne Kürze, die beiden ersten Elemente, welche die sog. Basis bilden, sind in unterschiedlicher Häufigkeit als Kürze oder Länge anzutreffen, doch nie als zwei Kürzen, als Längen bei HORAZ (d. h. spondeisch, einzige Ausnahme carm. 1,15,36 ignis: trochäisch), während bei SENECA die Basis statt spondeisch ( ) auch trochäisch (—w) oder, wenigstens in einem Fall (Ag. 635), daktylisch (—ww) gebildet sein kann. CATULL. 3 4 , 2

puell(ae) et puer(i) integri w ww— w — (CATULL verwendet hier Strophen aus drei Glykoneen und einem Pherekrateus: 23.4; zwischen den Versen kann Synalöphe eintreten; weitgehend vermieden ist die Behandlung des letzten Elements als indifferens, d. h. selten Kürze oder nachfolgender Hiat: 24.2.) CATULL. 3 4 , 7

quam mater prope Deliam w w— w —

142

23 ÄOLISCHE VERSE

CATULL. 6 1 , 6

cinge tempora floribus — w — w w — w— (Die Strophen von Gedicht 61 bestehen aus vier Glykoneen und einem Pherekrateus, auch hier mit der Möglichkeit von Synalöphe über die Versgrenze hinweg und mit der fast durchgehenden Tendenz, die Synaphie nicht zu unterbrechen: 2 4 . 2 . ) Bei HORAZ steht Spondeus (einzige Ausnahme carm. 1 , 1 5 , 3 6 Ignis): HÖR .carm. 1,6,8 nec saevam Pelopis domum. w w — w— (Hier und in acht weiteren Oden beschließt der Glykoneus eine Strophe, die mit drei kurzen Asklepiadeen beginnt: 2 4 . 3 . Zu den Strophen allgemein: 24.) H Ö R . carm.

1,13,3

laudas bracchia, vae meum w w — w— (von HORAZ, wie in elf weiteren Oden, mit einem kurzen Asklepiadeus zum Distichon verbunden: 2 4 . 6 ) HÖR. carm. 3 , 7 , 4 constantis iuvenem fide WW— w — (von HORAZ, wie in sechs weiteren Oden, in einer Strophe aus zwei kurzen Asklepiadeen, einem Pherekrateus und einem Glykoneus verwendet: 2 4 . 4 ) . Bei SENECA kommt ebenfalls meist Spondeus vor: SEN. Med. 7 8 exercet iuvenum modo w w— w — (in einer langen R e i h e von Glykoneen); aber auch Trochäus: SEN. Oed. 8 8 3 ftnger(e) arbitrio meo — w — WW— w — (in einer langen Reihe von Glykoneen); mindestens einmal auch ein Daktylus: SEN.

Ag.

635

ut fremuit male subdolo — w w — WW— w — (in einem polymetrischen Canticum).

23 ÄOLISCHE VERSEN

143

23.4 Pherekrateus (pher) Der Pherekrateus sieht aus wie die katalektische Form des Glykoneus: χ x — ww— o scheint den Kurzvers nicht verwendet zu haben. Für die Bildung der Ancipitia, der sog. Basis, gilt, was wir eben vom Glykoneus festgestellt haben (bei SENECA ist der pher nur einmal gesichert: Ag. 636, s. u., die wenigen übrigen Fälle sind umstritten). Eine auffällige Ausnahme stellt CATULL. 61,25 dar (nütnünt ümöre — w w), wo die sonst kurzen Elemente 4 und 5 zu einer Länge verschmolzen sind. PLAUTUS

CATULL. 3 4 , 4

puellaeque

canamus

w ww (jambische Basis; zur metrischen Struktur des Gedichts: 23.3). Bei CATULL wird die Basis gewöhnlich von einem Trochäus gebildet: CATULL. 6 1 , 1 0

luteum pede soccum

— w— w w (zur metrischen Struktur des Gedichts: 23.3); sehr selten ist jambische oder spondeische Basis: CATULL. 6 1 , 2 0 5

non abscondis amorem

ww HORAZ

verwendet immer Spondeus:

HÖR. carm. 3 , 7 , 3 Thyna merce beatum

ww H Ö R . carm.

vis formosa

4,13,3

videri.

ww (zur metrischen Struktur der Ode: 24.4). Bei SENECA läßt sich mit Sicherheit nur ein einziger Pherekrateus feststellen: SEN. Ag. 6 3 6 parens Pyrrhus

Ulixi

w ww (Da dem pher ein gl vorausgeht, ergibt sich daraus eine Kopplung, die wie ein Priapeus aussieht: 23.5).

144

23 ÄOLISCHE VERSE

23.5 Priapeus (pr) — X — WW— W— II — X — w w — /A Der Priapeus wird verschiedentlich als distichische Einheit von Glykoneus und Pherekrateus aufgefaßt, doch besteht zwischen den beiden Teilen, trotz steter Trennung durch Diärese, immer Synaphie (d. h. nie Hiat, das letzte Element des gl nie kurz, außerdem ist Synalöphe in der Diärese zugelassen); diese Verbindung scheint daher einem Vers mit besonderen Eigenheiten Platz gemacht zu haben. Die Ancipitia sind immer von einer einzigen Silbe gebildet, meist von einer Kürze. CATULL. 1 7 , 1 f.

o colonia, quae cupis || ponte laedere longo et salire parat(um) habes, || sed vereris inepta — W— WW— w— II — w— WW — W— WW— W— II —w—WW—w (im 2. Vers auffällig das kurze tndifferens) CATULL. 1 7 , 4

ne supinus eat cavaqu(e) || in palude recumbat — W— WW— W— II — w— WW (Synalöphe in der Diärese) CATULL.

17,10

verum totius ut locus \ \ putidaeque paludis ww— w— J! — w— WW (zur prosodischen Kürze bei totius: 9.2; das erste Anceps lang) CATULL.

17,19

in fossa Liguri iacet || suppernata securi WW— W— II WW (beide Ancipitia lang).

23.6 Diphilius (diph) Der Diphilius ist die Verbindung des sog. männlichen Hemiepes (hem m ), das dem ersten Teil eines daktylischen Pentameters oder Hexameters entspricht, und einem Telesilleus (tel), der die akephale ('kopflose', um das 1. Element verkürzte) Form des Glykoneus darstellt. Zwischen den beiden Kola ist Diärese vorgeschrieben:

— SS — SS O II X—ww—x/>

23 ÄOLISCHE VERSE PLAUT. Cur.

145

9 6 f.

ßos veteris vini || meis naribus obiectust eiius amor cupidam || m(e) hue prolicit per tenebras w w — w w— — — v ^ — II (meis durch Synizese monosyllabisch, eiius trochäisch gemessen).

23.7

Wilamowitzianus

(wil)

ΧΧΧΧ-ν^Λ Der Wilamowitzianus ist in der Komödie gebräuchlich. Bacch. 631a venerat aurum peter(e) hinc —w w— (auf gl folgend: — w — w w — w w — ; es ist leicht ersichtlich, daß in diesem Fall wil und gl sich sehr nahekommen: das 4. Element im wil Länge, im gl Doppelkürze) PLAUT. Bacch. 640a eccam Chrysalum video. PLAUT.

— WW —

(ebenfalls nach gl; diese Partie des Canticum ist besonders reich an äolischen Versen). Als wil fassen wir auch den zweiten Teil des folgenden Verses auf: T E R . Ad. 615 m(e) incidit nequ(e) e(a) inmerito — W— WW—

WW—

(der erste Teil — tanta nunc suspicio de — ist ein Kolon folgender Form: — w ww—).

23.8

Adonius

(ad)

Der Adonius, schon bei PLAUTUS als Klausel nachweisbar, dient später als Abschluß der sapphischen Strophe: — w w— r\

146

23 ÄOLISCHE VERSE

W i r verzichten darauf, die sonst übliche Akzentuierung auf d e m 1. u n d 4. Element zu notieren. PLAUT. Cas.

645

quae m(e) habuisti —ww (nach cho 2 ) CATULL. 1 1 , 8

aequora Nilus —W

KS

(Abschluß einer sapphischen Strophe, so auch in den Beispielen aus HORAZ) CATULL.

11,20

ilia rumpens — w vy (der Anfang in Synalöphe mit d e m vorausgehenden Vers; die Synaphie, die in der sapphischen Strophe den Adonius mit d e m vorausgehenden Vers verbindet, ist besonders deutlich in Vers 11 — 12, w o ein einziges Wort von der Versgrenze geteilt wird: ulti—mosque). HÖR. carm. 2,2,4 splendeat usu —

H Ö R . carm. 4 , 2 , 2 4

invidet Orco —w (der Anfang in Synalöphe mit d e m vorausgehenden Vers; auch bei H O R A Z kann, wie bei CATULL, ein Wort durch Versende geteilt werden, z . B . carm. l , 2 , 1 9 f . u—xorius). HÖR. carm. saec. 48 et decus omne — w w— w (der Anfang in Synalöphe; das Indifferens kurz) SEN. Med. 6 1 5 iura piavit —ww (Abschluß einer Strophe von acht sapphischen Hendekasyllaben mit Adonius; normale sapphische Strophen: M e d . 579—606). SEN. Ag. 595 fiamma Tonantis — w

23 ÄOLISCHE VERSE

147

(nach sapphischen Versen, z u m Abschluß einer R e i h e verschiedenartiger äolischer Verse; in derselben F u n k t i o n der A d o n i u s V. 835) STAT. silv.

4,7,16

concolor auro? —w w (Abschluß der sapphischen Strophe; vorausgehend kurzes letztes E l e m e n t : -que, d a d u r c h U n t e r b r e c h u n g der Synaphie, ähnlich V. 19 f. notüs Hectoris).

23.9 Phaläkeischer Hendekasyllabus (phal) XX — w w— w— w— sy D e r phaläkeische Hendekasyllabus (Elfsilbler), Phaläkeus o d e r einfach Hendekasyllabus weist i m m e r einsilbige Ancipitia auf. D i e Basis ist jambisch, trochäisch o d e r a m häufigsten spondeisch (so bei CATULL, i m m e r spondeisch bei MARTIAL). A u ß e r g e w ö h n l i c h u n d als Stilmittel eingesetzt ist die Verschmelzung der k u r z e n E l e m e n t e 4 u n d 5 zu einer Länge bei CATULL (cartn. 55 u n d 58a). D e r häufigste Einschnitt liegt n a c h d e m 6. E l e m e n t , gelegentlich nach d e m 5.; a u c h N e b e n zäsuren scheinen v o r z u k o m m e n . Iktus wird nach klassischer Lehre auf E l e m e n t 1, 3, 6, 8, 10 gesetzt. CATULL. 1 , 1 f.

cúi donó lepidúm | novum libéllum àrida modo \ púmic(e) éxpolítum? — w w — I w— w — w— w w | — w— w (icui monosyllabisch; trochäische Basis i m 2. Vers m i t Einschnitt nach E l e m e n t 5) CATULL. 1 , 4

meas éss(e) aliquid \ putáre núgas WW— I w— w (jambische Basis) W

CATULL. 5 5 , 1

óramús, si fòrte nón moléstumst (Einschnitt ist n a c h d e m 3. E l e m e n t a n z u n e h m e n . D i e D o p p e l k ü r z e ist zu einer Länge verschmolzen. M i t d e m Wechsel v o n Phaläkeen, die einen mit, die a n d e r n o h n e Verschmelzung, scheint CATULL eine Folge v o n Distichen angestrebt zu h a b e n ; zwei Beispiele m i t zusamm e n g e z o g e n e n K ü r z e n a u c h in carm. 58a).

23 ÄOLISCHE VERSE

148 MART. 2 , 5 1 , 1

ride, sí sapis, \ ó puélla, ride — w— w MART. 8,79,1 f. ómnes áut vetulás \ habés amícas áut turpés \ vetulísque fóedióres ww — w I v v — \y— w (Einschnitt nach Element 3 im 2. Vers) STAT. silv. 1 , 6 , 1

ét Phoebús pater, \ et sevèra Pallas w I— —w (Einschnitt aus syntaktischen Gründen eher nach pater als nach dem zweiten et) STAT. silv. 4 , 9 , 4

st post hòc aliquid \ mihi remitías — I

23.10 Sapphicus minor (sapph) Der Sapphicus minor oder sapphische Hendekasyllabus (Elfsilbler) wird in sapphischen

Strophen von

CATULL, HORAZ, SENECA u n d

STATIUS verwendet (24.1), stichisch auch bei SENECA. — — χ — vy— w— Die Zäsur tritt meist nach dem 5. Element auf, manchmal nach dem 6., manchmal scheint sie ganz zu fehlen oder bedeutungslos zu sein. Das 4. Element, ein Anceps, ist gewöhnlich eine Länge, bei CATULL aber auch eine Kürze, bei SENECA gelegentlich eine Doppelkürze; dieser zieht das 6. und 7. Element in manchen Fällen zu einer Länge zusammen. CATULL. 5 1 , 1

tile mi par èsse \ deó vidétur —w w I w— w— w (Einschnitt nach dem 6. Element; auffallend die Kürze des letzten Elements vor folgendem Vokal: sehr seltener Fall unterbrochener Synaphie in einer sapphischen Strophe) CATULL. 5 1 , 1 3

ótiúm, Catulle, \ tibi moléstumst — w— w— I w— w (Einschnitt nach dem 6. Element; das Anceps kurz)

23 ÄOLISCHE VERSE

149

CATULL. 5 1 , 1 4

óti(o) exultas \ nimiúmque géstis —W | W W— W HÖR. carm. 1,22,15 néc Iubáe tellús \ générât, leónum —W I WW — w — w (in Hiat mit dem folgenden Vers: sehr seltener Fall unterbrochener Synaphie) HÖR. carm. 4,2,22 plorai et uiris | animúmque móresqu(e) —w I ww— w (Ende in Synalöphe mit dem folgenden Vers) HÖR. carm. saec. 21 cértus úndenós \ deciés per ánnos —w Iw — w SEN. Med. 5 7 9 nulla vis flammáe \ tumidive vénti —w ww— w (in sapphischer Strophe) SEN. Med. 6 3 6 súmer(e) innúmeras | solitúm figuras — w— w w — |ww— w (in einer Reihe von acht sapph, die von ad abgeschlossen werden: 2 3 . 8 ; Element 4 eine Doppelkürze) SEN. Ag. 8 0 9 Argos íratáe | carúm novércae (stichische Verwendung; die kurzen Elemente 6 und 7 zur Länge verschmolzen) STAT. silv.

4,7,1

iám diu lato \ sodata campo —w I ww— w

23.11 Sapphicus maior (sapphm) Der Sapphicus maior begegnet nur in einer Ode des HORAZ als zweiter Teil eines Distichons, das mit cho 2 c (Aristophanius: 2 3 . 1 ; zur Strophe: 2 4 . 7 ) beginnt: —w

w w — y — w w — w—

150

23 ÄOLISCHE VERSE

Einé Zäsur steht nach Element 5, eine deutliche Diärese nach Element 8: HÖR. carm. 1,8,4 óderít campúm, \ patiéns || púlveris átque sólis. —w l^w— y — w ^— w HOR. carm.

1,8,14

filiúm dicúnt \ Thetidís || súb lacrimósa Tróiae —w | ww— Y —

23.12 Asclepiadeus maior (asma) Der Asclepiadeus maior (langer Asklepiadeus) wird bei CATULL und HORAZ stichisch verwendet: Die Zäsuren liegen bei HORAZ regelmäßig nach dem 6. und 10. Element; somit isolieren die beiden Pausen die zweite, mittlere chogambische Sequenz (— W W — ); bei CATULL sind diese Pausen zwar ebenfalls häufig, aber noch nicht völlig festgelegt. CATULL. 3 0 , 1

Alfen(e) ímmemor àtqu(e) | ünanimís \ fálse sodálibús W V-/— I — W— I — W W — — (Synalöphe bei der ersten Zäsur) CATULL. 3 0 , 4

néc fact(a) ínpia fállác(um) hominúm \ câelicolis placént — I— —vy — (keine Zäsur nach Element 6) CATULL. 3 0 , 1 2

quáe t(u) ut páeniteát \ póstmodo facti faciei tuí — κ;— w— (keine Zäsur nach Element 10) HOR. carm.

1,11,1

tú ne quáesierís, \ scire nefas, \ quém mihi, quém tibí w w— I — w w— I — w— w — (der mittlere Chorjambus rhythmisch und syntaktisch hervorgehoben) HOR. carm.

1,18,6

qui s non té potiús, | Bacche pater, \ téque, decéns Venús. vy \j— I — — I — υ υ — w— (auch hier fallen rhythmischer und syntaktischer Einschnitt zusammen).

23 ÄOLISCHE VERSE

151

H Ö R . carm. 4 , 1 0 , 1

ó cmdélis adhúc \ ét Veneris \ múneribús poténs ΥΥ—

I — W W— I — W W— W—

23.13 Asclepiadeus minor (asmi) D e r Asclepiadeus minor (kurzer Aklepiadeus) wird in verschiedenen Strophen ( 2 4 . 3 — 4 ; 2 4 . 6 ) , aber auch stichisch von H O R A Z verwendet; bei SENECA erscheint er in langen stichischen R e i h e n . W W— — W W — W

Einschnitt findet sich gewöhnlich nach d e m 6. Element. SENECA bildet das 2. Element mindestens einmal auch als Doppelkürze: HÖR. carm. 1,1,1 Maecenas, atavis || édite régibús W W — [I — W W — W —

(stichische Verwendung) HÖR. carm. 1,3,2 sie fratrés Helenáe, lúcida siderà W W — II — W W — W W

(mit gl zum Distichon verbunden) H Ö R . carm. 2 , 1 2 , 1

nolis longa ferae || bèlla Numántiáe W W — II — W W — W —

(in einer Strophe mit 3 as mi u n d gl: 24.3) HÖR. carm. 3,13,1 ó Jons Bándusiáe || spléndidiór vitro W W — Y — W W— W —

(in einer Strophe mit 2 as mi , pher und gl: 24.4) SEN. Here. / . 524 ó Fortuna vins || invida firtibús — W W — II — W W — W —

(Anfang einer stichischen Serie) SEN.

Ag.

591

éffugi(um) ét miseros || libera mórs vocét — WW— WW— II—WW—W —

(in polymetrischem Canticum; Element 2 als Doppelkürze) SEN. Thy. 1 7 5 áltum dé rapido 11 gúrgite púlverém W W — II — W W — W —

(Ende einer stichischen Serie).

23 ÄOLISCHE VERSE

152

23.14 Alkäischer Enneasyllabus (ale9) Der alkäische Enneasyllabus (Neunsilbler) wird als dritter Vers der alkäischen Strophe (24.5) verwendet; er wird gewöhnlich als jambische katalektische Pentapodie aufgefaßt; es handelt sich um den einzigen äolischen Vers ohne chogambische Sequenz. X— w w— r\ Das 1. Element kann von Länge (dies häufiger) oder Kürze gebildet werden; Einschnitt erfolgt meist nach dem 6. Element. HÖR. carm. 1,16,23 temptàvit in dulcí \ iuvénta

w

Iw

HÖR. carm. 2,5,3 aequâre née tauri | mentis HÖR. carm. 3,29,11 omitte miran | beâtae W— W IW

(Element 1 eine Kürze) STAT. silv. 4,5,3 fort(em) átque fácundúm

| Sevérum

23.15 Alkäischer Dekasyllabus (ale10) Der alkäische Dekasyllabus (Zehnsilbler) wird als Klausel in der alkäischen Strophe verwendet. — W W— w w— w— Einschnitt erfolgt im allgemeinen nach dem 4. Element, aber nicht selten auch anderswo. HÖR. carm. 1,9,12 née veterés \ agitántur orni — WW— I VW— W HOR. carm. 2,3,8 interiore \ nota Falèrni

— WW— w | w— w (Einschnitt nach Element 5)

153

23 ÄOLISCHE VERSE

STAT, silv. 4 , 5 , 4

non solitís \ fidibús saluto — w w— | w w — w

11

23.16 Alkäischer Hendekasyllabus (ale ) Der alkäische Hendekasyllabus (Elfsilbler) bildet die erste Hälfte der alkäischen Strophe: χ—w

w w— w r\

Das 1. Element ist meist lang, gelegentlich kurz. Einschnitt ist gewöhnlich nach dem 5. Element. HÖR. carm. 1,9,1 vidés ut álta \ stét nive cándidúm W— W I — WW— w — (Element 1 kurz) HÖR. carm. 3,2,6 in rébus. \ tll(um) ex móenibus hósticís wI WW— w — (wohl Zäsur bei syntaktischer Pause nach Element 3, kaum zwischen Präposition und Substantiv) STAT. silu 4 , 5 , 1

parvi beátus | rúris honóribús w — w w — w—

24 Strophen

Verschiedene äolische Verse verbinden sich zu größeren metrischen Einheiten, den Strophen', gewöhnlich, aber nicht zwingend, fuhrt die Synaphie innerhalb der Strophen, mit der Möglichkeit der Synalöphe von Vers zu Vers, zu einer Art von metrisch-rhythmischem Enjambement. Im 19. Jahrhundert glaubte A. Meineke beobachten zu können, daß alle Verszahlen der horazischen Oden durch vier teilbar und deshalb die Gedichte in vierzeilige Strophen zu gliedern seien, gleichgültig ob sie κατά στίχον oder als Distichen strukturiert seien. Doch abgesehen von carm. 4,8, wo die Rechnung, mindestens bei dem uns überlieferten Text, nicht aufgeht (unüberwindliche Schwierigkeiten bietet auch carm. 3,12 in Jonikern: 22.2), wäre das Schweigen antiker Kommentare und Scholien über eine so wichtige strukturelle Frage doch erstaunlich. Zudem widerspricht der syntaktische Bau oftmals einer solchen Deutung. Wir lassen deshalb Meinekes «Gesetz» auf sich beruhen und sprechen auch bei HORAZ von stichischen Strukturen und von Strophen, seien diese nun tetrastichisch oder distichisch. Im Grunde geht es hier um nicht viel mehr als eine Frage der Benennung, bei der man sich nicht zu lange aufhalten sollte.

24.1 Sapphische Strophe Verbindung von drei sapphischen Hendekasyllaben (23.10) mit einem A d o n e u s ( 2 3 . 8 ) ; v e r w e n d e t v o n CATULL, HORAZ, SENECA, STATIUS:

— w— X— — w—X— — w— X— — w w—

ww—w—r\ ww—w — r\ ww—w—r\ r\

Nicht selten findet sich Synalöphe über die Versgrenze hinweg, manchmal aber auch Unterbrechung der Synaphie (23.10 zu CATULL. 51,1; HÖR. carm. 1,22,15). Gelegentlich greift ein längeres Wort über den Versschluß des letzten Hendekasyllabus auf den Adoneus über; das erinnert an die Struktur der griechischen sapphischen

24 STROPHEN

155

Strophe, wo diese beiden Verse tatsächlich eine beinahe unzertrennliche Einheit bilden (23.8 zu CATULL. 11,11 f. und H Ö R . carm. 1,2,19f.). Eine Art erweiterter sapphischer Strophe, acht Sapphiker mit abschließendem Adoneus, stellen die künstlich geschaffenen Chorverse SENECAS dar (Med. 607ff.).

24.2 Strophen aus Glykoneen und Pherekrateen Wie schon erwähnt verwendet CATULL (carm. 34 und 61) zwei Strophen, zu denen wir bisher keine Parallelen kennen, Verbindungen aus Glykoneen (23.3) und Pherekrateen (23.4). a) 3 gl, 1 pher: XX— ww— w — XX— ww— w — XX— ww— w — χ X — ww— o b) 4 gl, 1 pher:

χ X — ww— w— XX— ww— w — χ X — ww— w— XX— w w— w — XX— ww— O

Aufgrund der durchgehenden Synaphie, die sich in der Häufigkeit der Synalöphen an der Versgrenze und im fast völligen Fehlen von Hiat und von kurzer Silbe am Versende manifestiert (Synaphie mit kurzem letztem Element unterbrochen: 61,223 omnibus), könnte man behaupten, daß Strophe a eigentlich einen einzigen Vers darstellt, Strophe b ein Distichon, dessen erster «Vers» aus drei Glykoneen, der zweite aus einem Priapeus besteht (23.5). Trotz diesem berechtigten Einwand folgen wir der handschriftlichen Uberlieferung und sprechen weiter von Strophen.

24.3 Zweite asklepiadeische Strophe Verbindung von drei kurzen Asklepiadeen (23.13) mit einem Glykoneus (23.3); nur in den Oden des H O R A Z belegt; keine Synaphie.

156

24 STROPHEN

w w— W w— ww— w w-

— ww— W — w w— w/?v — w w— w r\ w r\

24.4 Dritte asklepiadeische Strophe Verbindung von zwei kurzen Asklepiadeen ( 2 3 . 1 3 ) mit einem Pherekrateus ( 2 3 . 4 ) und einem Glykoneus ( 2 3 . 3 ) ; nur bei HORAZ belegt: W W— II — W W— w/Λ WW— II — WW— W/Λ ww— ww— w

24.5 Alkäische Strophe Verbindung von zwei ale , einem ale und einem ale 10 ( 2 3 . 1 4 - 1 6 ) ; die Synaphie ist oft unterbrochen; häufig von HORAZ verwendet, einmal auch von STATIUS (silu 4 , 5 ) . X— W I — WW— V/Λ X— W I — WW— W/Λ X— w I w— r\ — ww— ww— w— r\

24.6 Distichische Strophen und asynartetische Verse Der Einfachheit halber fassen wir in diesem Abschnitt mit den distichischen Strophen die asynartetischen Verse zusammen, die aus unterschiedlichen rhythmischen Kola bestehen wie der Elegj ambus und der Jambelegus, denn sie stellen eigentlich eine Verseinheit aus zwei verschiedenen Versen dar, wie die häufige Unterbrechung der Synaphie in der Versmitte zeigt.

24 STROPHEN

157

24.6.1 Elegjambus (elia) Asynartetischer Vers aus katalektischem daktylischem Trimeter (da 3c ) u n d jambischem Dimeter (iad, 16.3). W i r stellen ihn herkömmlicherweise auf einer einzigen Zeile dar: — KSKS— w / Λ || X— v— X— Ksr\ Die Doppelkürzen des da 3 c sind nicht durch Länge ersetzbar, die Elemente des ia d i m m e r monosyllabisch. HÖR. epod. 11,2 scribere versículos || amore percussum gravi — KS KS— vw— || ν— KS KS— HÖR. epod. 11,10 arguii et latere || petitus imo spiritus — KSKS— w ν || ν— KS KS— (da3c: letztes Element kurz) HÖR. epod. 11,14 fervidiore mero 11 arcana promorat loco — KSKS — KS KS— II KS KS — (Hiat zwischen den beiden Teilversen).

24.6.2 Jambelegus (iael) Asynartetischer Vers aus ia d u n d da 3 c , die rhythmische U m k e h r u n g des Elegjambus, mit der entsprechenden Verteilung von Längen u n d Kürzen: X — KS— X — voll

— KS KS— KSKS

HÖR. epod. 13,3 occasionem de die, || dumque virent genua KS KS— II — \SKS— KS KS HÖR. epod. 13,10 levare diris pectora \ \ sollicitudinibus KS— KS ^ ^ || — ^ ^— KS KS — (iad: aufFállig die Kürze des letzten Elements).

24.6.3 Archilochischer Vers (arv) Asynartetischer Vers aus da 4 , d e m sog. Alcmanicus (15.4; Element 8 und 9 i m m e r von Doppelkürze gebildet), und Ithyphallicus (17.2),

158

24 STROPHEN

in welchem Element 2 u n d 4 kurz, die Longa als Länge gebildet sind. Hiat zwischen den beiden K o m p o n e n t e n ist nicht zulässig: — s s — s s — s s _ ^ ^ II — ^— o Mit d e m ia verbindet er sich gelegentlich zum Distichon (24.6.9). H ö r . carm. 1,4,3 ac neque iam stabulis gaudet pecus \ \ aut arator igni — w w— υ υ w w || — w— w tc

24.6.4 Distichon aus Glykoneus (23.3) u n d Asclepiadeus m i n o r (23.13) w w— w r\ w w— II — w w— w H ö r . carm. 1,3,3F. ventorumque regat pater obstrictis aliis \ \ praeter Iapyga w w— w w w w— II — w w— w w

24.6.5 Distichon aus Aristophanius (cho 2 c , 23.1) und Sapphicus maior (23.11), sog. große sapphische Strophe — w w— w— —w | w w — y — w w— w— r\ H ö r . carm. 1,8,3—4 perdere, cur apricum oderit campum, \ patiens || pulveris atque solis — w w — w— w —W | w w — II — w w — w (Hiat zwisthen den beiden Versen).

24.6.6 Distichon aus dz (15.1) u n d katalektischem daktylischem Tetrameter (da 4c ) Das zweite Kolon (da 4c ) w u r d e ebenfalls als Archilochius bezeichnet, vgl. 24.6.3). — SS — SS — I SS — SS — w w — r\ — SS — SS — w w—

24 STROPHEN

159

HÖR. carm. 1,28,1 f. te maris et terrae | numeroque carentis harenae mensorem cohibent, Archyta —ww | w w — W W — WW — ww w (einziges Beispiel dieses kürzeren daktylischen Archilochius mit Verschmelzung der kurzen Elemente 6 und 7 zu einer Länge. In V. 21 des gleichen Gedichts ist der da 6 als Spondiacus gebildet, d. h. mit Verschmelzung der Elemente 10 u n d 11). HÖR. epod. 12,1 f. quid tibi vis, mulier \ nigris dignissima barris? muñera quid mihi quidve tabellas — WW— WW— I WW — WW— WW— WW

24.6.7 Distichon aus da 6 u n d katalektischem daktylischem Trimeter (da 3c ) — ww— w w Im Trimeter ist Ersatz der Doppelkürzen durch Länge nicht zulässig. Die Verbindung stellt wohl kein echtes Distichon dar, sondern einen einheitlichen Einzelvers, da die Synaphie zwischen den beiden Teilen nie durchbrochen wird (ähnlich wie bei der Verbindung von gl u n d pher z u m Priapeus: 23.5). D e r Einfachheit halber u n d weil wir die Verbindung n u r aus einer einzigen O d e des HORAZ kennen, ordnen wir sie hier unter die Distichen ein. HÖR. carm. 4,7,15 f. quo pater Aeneas, \ quo Tullus dives et Ancus, pulvis et umbra sumus — WW I ww — w w— w w —

24.6.8 Distichon aus archilochischem Vers (arv, 24.6.3) u n d ia tc (16.5) — 99 — 99 — 99 — w w | | — w—w— X — w— Χ I — w— w— O

160

24 STROPHEN

HÖR. carrn. 1,4,1 f. solvitur acris hiems grata vice || veris et Favoni, trahuntque siccas | machinae carinas — ν/υ— υ ν — ' ^ ν ' J J — w— w w— w J — w— w 24.6.9 Distichon aus tr 4 c (17.3) und ia tc (16.5) — w — w— X— w — X I — w— w — O Angesichts der «reinen» Bildung der Trochäen würde man b e i m ersten Vers besser von katalektischem trochäischem D i m e t e r sprechen. HÖR. carm. 2,18,5 f. Africa nequ(e) Aitali ignotus heres \ regi(am) occupavi — w— w— w— W I — W— W (Hiat zwischen den beiden Versen). H O R A Z scheint die Jamben dieser Distichen von den vorigen u n t e r scheiden zu wollen: dort überwiegend mit langem Auftakt, hier mit kurzem Auftakt (in 9 von 10 bzw. in 18 von 20 Fällen); das Verhältnis bleibt sich in beiden Fällen gleich (9:1).

24.6.10 Distichon aus jambischem Trimeter (iac: 16.5) u n d jambischem Dimeter (iad: 16.3) χ — w — χ I — w— w— X— w — χ— Das Distichon hat keine durchgehende Synaphie. HÖR ,'epod. 1,5 f. quid nos, quibus te | vita si superstite iucunda, si contra, gravis W I — W— W— W W w w— c (ia : das letzte Element kurz) HOR. epod. 2,35 f. pavidumque lepor(em) et \ advenant laqueo gruem iucunda capiat praemia W W— W W W W I — w— WW— w — w WW (ia': Element 1, 4, 9 als Doppelkürze)

24 STROPHEN Hör. epod. 6,5 f. nam qualis \ aut Molossus \ autfulvus amica vis pastoribus w I — w— w | w— W— w w— (ia£: Zäsur nach Element 3 und 7).

161

Lacon

24.6.11 Distichon aus ia£ (16.5) und Elegjambus (elm, 24.6.1) χ — w— x | - v - x - v a — w w— w w 11 χ — w— χ — w/λ Ohne durchgehende Synaphie. Hör. epod. 11,5 f. hie tertius December, \ ex quo destiti Inachia furere, || silvis honorem decutit w— w— w j — — w w— — (Hiat zwischen den beiden Versen, ia': Zäsur hier nach Element 7; el' a : Kürze vor der Diärese) Hör. epod. 11,27 f. sed alius ardor \ aut puellae candidae aut teretis pueri || longam renodantis comam — www I—w w— — WW— WW— II w w— (Hiat zwischen den beiden Versen. ia£: das erste Longum eine Doppelkürze). 24.6.12 Distichon aus da 6 (15.1) und Jambelegus (ia el , 24.6.2) — 99 — 99 — I 99 — 99 — w w— r\ X — w— X — w o l l — ww— w w r\ Hör. epod. 13,11 f. nobilis ut grandi \ cecínit Centaurus alumno: invicte, mortalis dea \ \ nate puer Thetíde — WW Iww WW W W— II — WW— w w w (Hiat zwischen den beiden Versen).

162

24 STROPHEN 24.6.13 Distichon aus da6 (15.1) und iad (16.3)

— SS — SS — I SS — SS — w w— r\ X— w— x— w o Hör. epod. 14,13 f. ureris ipse miser: \ quodsi non pulchrior ignis accendit obsess (am) Ilion — WW— WW — I WW— w w w— (Unterbrechung der Synaphie zwischen den beiden Versen) H ö r . epod. 15,1 f. nox erat et caelo | fulgebat luna sereno inter minora sidera — ww I WW w— w— w w (Hiat zwischen den Versen). 24.6.14 Distichon aus da6 (15.1) und iac mit «reinen» Füßen (16.5) —

— 99 — I 99 — SS — w w— r\

Hör. epod. 16,11 f. barbarus heu ciñeres \ insistei victor et Urbem eques sonante | verberabit ungula — WW— WW— I WW— w W— W— W I — w— w— w — (Hiat zwischen den beiden Versen) Hör. epod. 16,29 f. in mare seu celsus \ procurrerit Appenninus novaque monstra | iunxerit libidine — ww I ww w— w— w| — w—w—ww (da6: spondiacus).

Bibliographische Hinweise

Berücksichtigt sind n e b e n eigentlichen metrischen U n t e r s u c h u n g e n auch die f u r M e t r i k relevanten Standardwerke der Linguistik, der historischen G r a m m a t i k u n d der Textüberlieferung; f u r linguistische u n d sprachlich-historische Fragen w i e f u r das spezifische Gebiet der lateinischen M e t r i k stehen die ausfuhrlichen, nach Sachbereichen gegliederten, mit k u r z e m K o m m e n t a r versehenen Bibliographien v o n F. CUPAIUOLO (S. U.) zur Verfügung. Abkürzungen für Zeitschriften (nur verwendet für mehr als je drei Zitate und für noch erscheinende Zeitschriften): AJPh A m e r i c a n j o u r n a l o f philology T h e classical j o u r n a l cj CPh Classical philology CR Classical review RAL R e n d i c o n t i ... dell'Accademia dei Lincei REL R e v u e des études latines RFIC Rivista di filologia e di istruzione classica RhM Rheinisches M u s e u m TAPhA Transactions and proceedings of t h e A m e r i c a n Philological Association ABBOTT K. M . , Ictus, Accent and Statistics in Latin Dramatic Verse, T A P h A 75, 1944, 1 2 7 - 1 4 0 . AHLBERG A. W., De proceleusmaticis iamborum trochaeorumque antiquae scaenicae poesis Latinae studia metrica et prosodiaca, I—II, L u n d 1900. ID., De correptione iambica Plautina quaestiones, L u n d 1901. AITCHISON J., Words in the Mind, O x f o r d 1987. ALLEN W. S., VOX Latina, C a m b r i d g e 1965. ID., Accent and Rhythm. Prosodie Features of Latin and Greek. A Study in Theory and Reconstruction, C a m b r i d g e 1973. ID., Some Reflections on the 'Penultimate' Accent, Illinois classical studies 8, 1983,

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Propedeutica

al

latino

universitario,

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Sachregister

D a die meisten Stichwörter leicht i erscheint hier n u r eine Auswahl Hauptstellen mit Definition). akatalektisch 72 akephal 144 Alcmanicus 98 Anaklasis 135 Aphärese 54 Apokope 5 Archilochius 139, 157 Aristophaneus 139 Arsis 23 asynartetisch 156 Basis 139 brachykatalektisch

Lizenzstellen

Oxytonie

der der der von

73

112

Barytonese 5 Dreisilbigkeit 5 Paenultima 4 Meineke 154

Hemiepes 144 Hiat 55 ff. Jacobsohnsche Lizenz

5

Sotadeus stichisch Synalöphe Synaphie Synizese Synkope Systeme

135 72 52 ff. 72 ff. 50 ff. 5 72

Telesilleus 144 Thesis 23 Thymelikus 111 84

87

73 f.

R e g e l v o n Bentley-Luchs 103 R e g e l v o n Fraenkel-ThierfelderSkutsch 82 R e g e l von H e r m a n n - L a c h m a n n 78 R e g e l v o n Lange-Strzelecki 105 Regel von Meyer 104 R e g e l v o n Ritsehl 76 R e g e l von S p e n g e l - M e y e r 126,130

Vocalis ante vocalem katalektisch 72 Korschsche Diäresen

15, 47 ff.

παρακαταλογή (Rezitativ) Parasysteme 72 Prodelision 54

deverbia (Sprechpartien) Diärese 71

Gesetz Gesetz Gesetz Gesetz

79

Muta cum liquida

135

Elemente 69 Elision 52 ff. euripideischer Vers

Inhaltsverzeichnis nachzuschlagen sind, r schwerer auffindbaren Termini (nur

Zäsur

71

48 ff.

Einleitung in die lateinische Philologie Herausgegeben von Fritz Graf 1997. X, 726 Seiten mit 16 Abbildungen und 2 Tafelbeilagen 16,5 χ 24,5 cm / Geb. DM 79,-ÖS 577,-SFr 71,-/Best.-Nr. 7434 I Geschichte der lateinischen Philologie und der Bildung Geschichte der Philologie in Rom (Robert A. Kaster) · Geschichte der Bildung; artes liberales (Ilsetraut Hadot) · Philologie und Bildung seit der Renaissance (Anthony Grafton/Glenn W. Most) II Geschichte der Texte und i h r e r Zeugen Textkritik und Editionstechnik (Josef Delz) · Römisches Schriftwesen (Martin mann) · Lateinische Epigraphik (Werner Eck)

Stein-

III Geschichte der lateinischen Sprache (Johannes Kramer) IV Geschichte der lateinischen Literatur Die Literatur der republikanischen Zeit (Eckard Lefevre) · Die Literatur der Augusteischen Zeit (Gian Biagio Conte) · Die Literatur der Kaiserzeit (Gian Biagio Conte) · Die mittellateinische Literatur (Jan Ziolkowski) · Die neuzeitliche lateinische Literatur seit der Renaissance (Walther Ludwig) · Römische Metrik (Sandro Boldrini) V Römische Geschichte Einleitung - ein Uberblick (Jürgen von Vngern-Sternberg) · Königszeit und Republik (Jürgen von Vngern-Sternberg) · Kaiserzeit (Jürgen von Vngern-Sternberg) • Spätantike (Jochen Martin) VI Römisches P r i v a t r e c h t (Ulrich. Manthe) VII Römische Religion Republikanische Zeit (John Scheid) · Kaiserzeit (Mary Beard) · Das Christentum von den Anfängen bis in die Spätantike (Christoph Markschie.s) VIII Römische Philosophie (Michael Erler) IX Römische Archäologie und Kunstgeschichte Kunst und Archäologie Roms (Henner von Hesberg) · Die Archäologie der römischen Provinzen (Rudolf Fellmann) • Römische Numismatik (Hans-Markus von Kaenel)

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Β. G. Teubner Stuttgart und Leipzig