Profile einer landesfürstlichen Stadt: Aus den Ratsprotokollen der Stadt Tulln 1517-1679
 9783205789635, 9783205788447

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ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Philosophisch-historische Klasse – Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs

FONTES RERUM AUSTRIACARUM Österreichische Geschichtsquellen

Dritte Abteilung

FONTES IURIS

23. Band PROFILE EINER LANDESFÜRSTLICHEN STADT Aus den Ratsprotokollen der Stadt Tulln 1517–1679

Bearbeitet von JOHANNES RAMHARTER

PROFILE EINER LANDESFÜRSTLICHEN STADT Aus den Ratsprotokollen der Stadt Tulln 1517–1679

Bearbeitet von JOHANNES RAMHARTER

2013 BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

Vorgelegt von k. M. Thomas Olechowski in der Sitzung vom 16. März 2012

Gedruckt mit Unterstützung durch: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung Stadtgemeinde Tulln an der Donau

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Kreuztragung (Detail) © Wien, Museum im Schottenstift © 2013 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung: Prime Rate kft. Budapest Gedruckt auf chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Printed in Hungary ISBN 978-3-205-78844-7

Inhaltsverzeichnis Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Archivalien der landesfürstlichen Stadt Tulln. . Zur Edition. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maße, Gewichte und Währung . . . . . . . . . . . . .

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11 13 18 21

Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Die Stadt und der Landesfürst . . . . . 1.1 Privilegien . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar . 1.3 Huldigung . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Darlehen und Dienstleistungen.. . . . 1.5 Geschenke und Gedenken . . . . . . . . 1.6 Der Landesfürst zu Besuch . . . . . . .

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25 25 35 54 63 70 72

2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern. . . . . . . . . . . . . . .

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 3.1 Eine Reise nach Wien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 3.2 Stadtadvokat und Sollizitator.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 4. Die Stadtbewohner. . . . . 4.1 Adel. . . . . . . . . . . . . 4.2 Geistlichkeit. . . . . . . . 4.3 Kaiserliche Amtsträger . 4.4 Bürger . . . . . . . . . . . 4.5 Inleute . . . . . . . . . . . 4.6 Juden. . . . . . . . . . . . 4.7 Bettler und Fremde.. . .

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Inhaltsverzeichnis

5. Städtische Organe und Gesellschaften .   5.1 Rat.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5.2 Stadtrichter . . . . . . . . . . . . . . . .   5.3 Bürgerschaft . . . . . . . . . . . . . . . .   5.4 Stadtschreiber . . . . . . . . . . . . . . .   5.5 Oberkammeramt . . . . . . . . . . . . .   5.6 Pfarrer und Mesner. . . . . . . . . . . .   5.7 Schulmeister. . . . . . . . . . . . . . . .   5.8 Sonstige städtische Ämter . . . . . . . .   5.9 Zünfte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.10 Bruderschaften . . . . . . . . . . . . . .

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6. Justiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Das Tullner Landgericht.. . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Ein „Inzicht“-Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597. . 6.4 Niedere Gerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Fälle von „Unzucht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6 Kindsmord. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.7 Zauberer und Hexen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.8 Das Verfahren gegen die Grienwald-Bande. . . . .

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216 216 219 225 240 244 246 251 252

7. Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Gesundheitsvorsorge und Hygiene. . . . . . . . . . . . 7.2 Das Lazarett bei St. Sigmund.. . . . . . . . . . . . . . 7.3 Städtisches Krisenmanagement am Beispiel der Pest des Jahres 1679 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . 258 . . . . . . . 258 . . . . . . . 261

8. Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Reformation und Gegenreformation . . . . . . 8.2 Kapuziner und Minoriten . . . . . . . . . . . . 8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter . .

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280 280 304 323

9. Wirtschaft.. . . . . . . . . . . . . . . 9.1 Wirtshäuser und Ausschank . . . 9.2 Ungeld, Taz, Getreideaufschlag . 9.3 Markt- und Preisregelung. . . . . 9.4 Bau- und Forstwirtschaft . . . . . 9.5 Handel . . . . . . . . . . . . . . . .

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10. Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377

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Inhaltsverzeichnis 

11. Natur und Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 12. Krieg . . . . . . . . . . . . . . 12.1 Städtische Defension . . 12.2 Tulln als Werbeort.. . . 12.3 Tulln im Türkenkrieg . .

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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473 1. Ämter und Amtsträger der Stadt Tulln. . . . . . . . . . . . . 1.1 Die Ratsämter der Stadt Tulln im Jahr 1607. . . . . . . . . . 1.2 Die Stadtrichter der Stadt Tulln (1517–1679) . . . . . . . . . 1.3 Die Stadtschreiber der Stadt Tulln (1517–1685). . . . . . . . 1.4 Die lateinischen Schulmeister der Stadt Tulln (1553–1622) . 1.5 Die Dechanten der Stadt Tulln (1510–1686) . . . . . . . . . .

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475 475 478 480 481 482

2. Abkürzungen und Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484 3. Quellen und Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485 4. Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493 Personennamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493 Ortsnamen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506

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Geleitwort Die Edition von Quellen zur Rechtsgeschichte einzelner Städte hat in den „Fontes iuris“ eine lange Tradition. Schon der erste, 1953 erschienene Band widmete sich den Rechtsquellen der Städte Krems und Stein; in den folgenden Jahren kamen weitere Bände zur Rechtsgeschichte von Eferding, Weitra, Feldkirch, Rust, Wien, Linz und Leoben hinzu. Immerhin sind seit dem Erscheinen des letzten Stadtrechtsquellenbandes schon mehr als 15 Jahre verflossen. Umso mehr freut es mich, dass die Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs wieder einen neuen Band zu dieser Rechtsquellengattung vorlegen kann. Zentrale Quelle der gegenständlichen Edition sind die Ratsprotokolle der Stadt Tulln an der Donau. Sie sind uns seit 1517 mit nur wenigen Lücken überliefert und befinden sich heute teils im Tullner Stadtarchiv, teils im Niederösterreichischen Landesarchiv in St. Pölten. Gemeinsam mit einigen ergänzenden, ebenfalls hier ausgewerteten Quellen aus diesen und anderen Archiven berichten uns die Ratsprotokolle über den Alltag in einer landesfürstlichen Stadt: Kriminalfälle, Marktangelegenheiten, ein Stadtbrand und vieles mehr ist Gegenstand des Editionsbandes. Um so das (Rechts-) Leben der Stadt im 16. und 17. Jahrhundert zu veranschaulichen, wurden die Quellen nach Sachthemen und innerhalb derselben chronologisch geordnet. Bearbeiter des Bandes ist Dr. Johannes Ramharter, der bereits den „Fontes iuris“-Band Nr. 12 über Rechtsfragen zur Ausstattung der Sakralbauten im Salzburger Raum bearbeitet hat; bei dem gegenständlichen Editionsvorhaben wurde er von Kommissionsmitarbeiterin Dr. Eva Ortlieb tatkräftig unterstützt, wofür ich herzlich danke. Dank gebührt aber auch der Niederösterreichischen Landesregierung und der Stadt Tulln für ihre großzügige finanzielle Unterstützung, womit die Drucklegung dieses Bandes möglich gemacht wurde. Wien, am 16. März 2012

k.M. Thomas Olechowski Obmann der Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs 9

Vorwort Anno Domini, so man zelt nach Christi, unnseres lieben herrn, geburd tausent fünffhundert und siebtzehenden jaren, an Suntag, der unschuldigen khindlein tag,1 sein richter, rat und die gannz gemain hie zu Tulln im rathaus peyeinander gewesen, daselbs von neuen richter und ratt erwölt, wie von alter herkommen ist. Mit diesen Worten beginnt eine der bedeutendsten Reihen an städtischen Dokumenten, die sich in Österreich erhalten haben, die Ratsprotokolle der Stadt Tulln an der Donau. 4. Jänner 1517: Im Reich nahte die Regierung Kaiser Maximilians I.,2 des „Letzten Ritters“, ihrem Ende, in Rom regierte Papst Leo,3 ein großer Renaissance-Mäzen, aber ein schwacher Hirt seiner Kirche. Viele weltpolitische Ereignisse, die in wenigen Jahren ihren Schatten auch auf Tulln werfen sollten, standen an ihrem Anfang, während Stadtschreiber Hans Walsl im Rathaus der Stadt Tulln, damals in der Wienerstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum Pfarrhof gelegen,4 einen neuen in Pergament gebundenen Band mit Ratsprotokollen eröffnete und erklärend anfügte, „das puech haißt das protocoll, zu teutsch der herrn gedangkpuech“. Im selben Jahr schlug ein Augustinermönch namens Martin Luther seine Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg, Sultan Selim I.5 war noch mit einem triumphalen Feldzug im Nahen Osten und Ägypten beschäftigt, ehe sich die Expansion des Osmanischen Reiches wieder gegen Europa wenden und osmanische Streifscharen bis weit über Tulln hinaus nach Niederösterreich führen sollte.

1 Gemeint ist vermutlich der 4. Jänner („Oktav der Unschuldigen Kindlein“), der zwar im Jahre 1517 ein Samstag war, der 28. Dezember war aber ein Dienstag, was noch weniger passt. 2 Kaiser Maximilian I. (reg. 1493–1519). 3 Leo X. Medici (reg. 1513–1521). 4 Wienerstraße 18. Das Haus wird anlässlich des Kaufs durch Hans Waldner 1526 als das „alt rathaus“ bezeichnet. Alle im Folgenden in den Fußnoten wiedergegebenen Angaben zu Bürgern und Bürgerhäusern in Tulln sind Biack, Köstlbauer, Tullner Häuserchronik, entnommen. 5 Sultan Selim I. (reg. 1512–1520).

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Vorwort

Die Stadt war nach einer schwierigen Periode in der turbulenten zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder etwas zur Ruhe gekommen. Die Auseinandersetzungen zwischen den habsburgischen Brüdern Friedrich6 und Albrecht,7 Vater und Onkel des regierenden Kaisers, mit ihren zahlreichen marodierenden Söldnern hatten die Stadt in Mitleidenschaft gezogen, 1485 hatte der Ungarnkönig Matthias Corvinus8 auf seinem Siegeszug nach Niederösterreich auch Tulln besetzt. Wenig später, 1491, hatte ein Stadtbrand große Teile der Stadt eingeäschert, ein weiterer sollte schon 1525 folgen; die beste Zeit von Tulln, das einmal einer der wichtigsten Landtagsorte gewesen war und daher von Jans Enikel um 1280 zu Recht als „des landes haubtstadt“9 bezeichnet wurde, war fürs erste eindeutig vorbei, auch wenn Kaiser Friedrich III. mit neuen Privilegien wie Jahrmarkt und Niederlage versucht hatte, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Das Tulln, von dem in der folgenden Arbeit die Rede sein soll, hat, abgesehen von seiner Lage, mit der heutigen Stadt dieses Namens wenig gemeinsam. Zahlreiche der im Text genannten Gebäude wurden im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zielstrebig geschliffen, so dass die Redaktion des Monatsblatts des Wiener Altertumsvereins anlässlich des Abbruches des Bürgerspitals 1892 bedauernd warnte: „die alte aus dem frühesten Mittelalter in die Neuzeit blickende Stadt, die schon in der ‚Nibelungen Not‘ eine hochbedeutsame Erwähnung findet, ist nicht so reich an Baudenkmalen, dass sie sich den Luxus gönnen könnte, die vorhandenen auch noch zu zerstören.“10 Es ist aber auch eine völlig andere Welt, mit anderen Strukturen und Gewichtungen, die der Blick in die Vergangenheit eröffnet. Diese Strukturen, die mutatis mutandis auch für andere (nieder)österreichische Städte relevant waren, soll diese Arbeit anhand von Dokumenten aus der Geschichte der Stadt offen legen. Grundlage dafür ist vor allem das Material des Tullner Stadtarchivs, das in seiner Reichhaltigkeit von besonderer Qualität ist. Es ist in diesem Zusammenhang zu bedauern, dass ein Teil der Dokumente und Geschäftsbücher bereits vor mehr als hundert Jahren dem Niederösterreichischen Landesarchiv zur Aufbewahrung übergeben wurde, was die Bearbeitung und Zusammenschau nicht einfacher gemacht hat. So sind etwa die beiden ersten Bände der Ratsprotokolle im Niederösterreichischen Landesarchiv hinterlegt, die restlichen befinden sich im Stadtarchiv Tulln.   6 Erzherzog Friedrich, später Kaiser Friedrich III. (1415–1493).   7 Erzherzog Albrecht VI. (1418–1463). Im Zuge dieser Fehde belagerten 1461 die Truppen Albrechts Tulln. Da die Söldner beider Parteien nicht bezahlt werden konnten, wurde in der Folge das Tullnerfeld weiterhin von marodierenden Banden geplündert.   8 Matthias Corvinus, König von Ungarn (reg. 1458–1490).   9 Jans Enikel, Fürstenbuch, Wien, Österreichische Nationalbibliothek cvp. 2733, fol. 13v, Zeile 35: „Tuln was tes lantes haubtstat, als man mich es tichten pat.“ 10 Die Spitalscapelle in Tulln, in: Monatsblatt des Alterthums-Vereins zu Wien 3 (1890–1892) 215 f., Zitat 216.

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Vorwort

Die Archivalien der landesfürstlichen Stadt Tulln Grundlage der vorliegenden Arbeit sind die Ratsprotokolle der landesfürstlichen Stadt Tulln. Die Reihe der Protokollbände beginnt mit dem 4. Jänner 1517 und ist damit eine der längsten in Niederösterreich.11 Die Reihe der Ratsprotokolle ist annähernd durchgehend erhalten; lediglich nach Band 8 fehlt die Protokollierung der Geschäftsfälle der wichtigen Periode von 1582 bis 1598. Dieser Verlust dürfte allerdings historisch sein, da die 1954 vorgenommene Zählung der Bände an die Protokollierung des Jahres 1582 in Band 8 gleich mit der des Jahres 1598 in Band 9 anschließt.12 Die Bände haben unterschiedliche Formate, wobei zumindest am Anfang eine Seitengröße von etwa 31x21 cm dominiert. Die Bände des 16. Jahrhunderts sind einheitlich in Leder gebunden und weisen eine ähnliche, im Detail aber unterschiedliche Blindpressung auf. Die beiden ersten Bände der Reihe, die seit 1881 im Niederösterreichischen Landesarchiv in St. Pölten verwahrt werden, bemühten sich noch um eine inhaltliche Gliederung der Geschäftsfälle, ab dem dritten Band wurden die Vorgänge nur mehr nach ihrem Datum eingetragen. Zwar wurde nicht für jedes Jahr ein neuer Band Ratsprotokolle angelegt, trotzdem bemühte man sich in der Regel, einen neuen Band mit einem Jahresanfang zu beginnen; manchmal beginnt ein neuer Band jedoch auch unter dem Jahr aus Anlass des Dienstantritts eines neuen Stadtschreibers. Manche Bände sind, zumindest partiell, foliiert,13 manche Bände verfügen über einen Index der Geschäftsfälle, in manchen Bänden wird festgehalten, wer an der jeweiligen Sitzung teilgenommen hat.14 In die frühen Protokollbände wurde zum Jahresanfang eine Liste der amtsführenden Ratsbürger eingetragen. Die Protokollierung erfolgte durch die Jahrhunderte nicht nach einheitlichen Kriterien, sondern hing von der Sorgfalt des jeweiligen Stadtschreibers ab. Das bedeutet, dass mancher Geschäftsfall nicht in seinem gesamten

11 Die Ratsprotokolle von Krems beginnen 1507, die von Salzburg 1512 und die von St. Pölten 1521. Grundlegend zur Thematik: Scheutz, Weigl, Ratsprotokolle österreichischer Städte. 12 Die im Folgenden vorgenommene Zitierung orientiert sich an der Neunummerierung, die 1954 vorgenommen wurde (unter Weglassung des fehlenden ursprünglichen achten Bandes der Ratsprotokolle). Die historische Beschriftung läuft aber unter Berücksichtigung des fehlenden Bandes, sodass der mit Band 9 signierte Band mit 10 beschriftet ist. Das gilt natürlich auch für die folgenden. Es fehlt somit die Protokollierung wesentlicher Jahre, in die etwa die Rekatholisierung der Bürgerschaft oder das große Erdbeben von Neulengbach fallen. 13 Diese Foliierung wird im Quellennachweis der edierten Stücke angegeben. Da einige Protokollbände nur teilweise foliiert sind, ist dies jedoch in vielen Fällen nicht für alle Einträge eines Bandes möglich. 14 Um den Text nicht unnötig zu belasten, wurde entgegen der ursprünglichen Planung auf die Wiedergabe dieser Anwesenheitslisten verzichtet. Die zweifellos nicht uninteressante Frage der jeweiligen Präsenz der Ratsmitglieder bei verschiedenen Entscheidungen muss dementsprechend einer anderen Arbeit überlassen bleiben.

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Vorwort

Verlauf dokumentierbar ist. Eine weitere Erschwernis bei der Benützung der Protokolle ist die lange Laufzeit vieler Verfahren, die dementsprechend über mehrere Protokollbände hinweg verfolgt werden müssen. Die einzige Gemeinsamkeit bei der Protokollierung im Untersuchungszeitraum ist die Verwendung von Überschriften, die Datum und Ort der Sitzung angeben. Dabei wird zwischen sog. Ordinari- und Extraordinarisitzungen unterschieden; erstere wurden in der Regel im Rathaus, die anderen oft im Haus des Stadtrichters oder eines prominenteren Ratsmitgliedes abgehalten. Danach werden die einzelnen Geschäftsfälle aufgelistet, wobei jeweils an der Spitze zumeist der Antragsteller, oftmals der Stadtrichter, genannt wird. Auf eine kurze Schilderung des Antrags folgt die Entscheidung des Rates, später durch den Einschub „Verlass“ hervorgehoben. Bei wichtigeren Entscheidungen, etwa bei Urteilen über Kapitalverbrechen, werden auch die Stellungnahmen der einzelnen Ratsmitglieder festgehalten, bei Abstimmungen findet sich gelegentlich auch das Wahlergebnis in Form einer einfachen Strichliste. Für manche Jahre erleichtert ein Stichwort am Blattrand das Auffinden des jeweiligen Geschäftsfalls. Im Schriftbild sind mehrere Phasen zu unterscheiden. In der ersten Phase der Protokollierung der Ratssitzungen, die von 1563 bis 1618 reicht, ist der Text der Eintragungen auf etwa drei Viertel des Blattes beschränkt, während das linke Viertel, das vor Beginn der Protokollierung durch eine durchgehende senkrechte Linie abgetrennt wurde, Rubriken vorbehalten ist, die mit Auszeichnungsschrift hervorgehoben werden. Diese der Orientierung dienende Spalte wird unter dem Stadtschreiber Georg Mayr (ab 1598) immer schmäler; unter Georg Vielkorn (ab 1611) beginnen auch die Rubriken immer kürzer zu werden, sodass schließlich nur mehr der Beginn eines Protokolleintrags herausgerückt und in Auszeichnungsschrift wiedergegeben ist; eine Entwicklung, die aber nicht schlagartig mit dem Wechsel im Amt 1611 einsetzt. Ein neuer Abschnitt in der Protokollierung ist die Periode zwischen dem 22. Oktober 1619 und dem 1. August 1630. Wie einem Vermerk zum zuletzt genannten Protokolleintrag15 zu entnehmen ist, mussten die Eintragungen für diese Periode vom Stadtschreiber Peter Burkhart in einem Zug aus Sitzungsmitschriften in das Protokollbuch nachgetragen werden. Offenbar wurde im Zuge des Schreibens die Tinte selten erneuert, so dass die Schrift phasenweise außerordentlich blass und entsprechend schlecht lesbar ist. Allerdings ist die Protokollierung in dieser Periode nicht einheitlich: Ab 1629 wurde das Datum der jeweiligen Entscheidung am Ende des entsprechenden Abschnitts eingetragen, was den Text stark vereinheitlicht. Außerdem finden sich am linken Rand wieder echte Randglossen, was die Orientierung erleichtert. 15 Protokolleintrag vom 1. August 1630, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag. (vor dem Protokoll zum 22. Oktober 1619).

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Vorwort

Nach der Absetzung des Stadtschreibers Peter Burkhart 1630 kehren die Stadtschreiber wieder klarer zum System der vorigen Gliederung zurück; ab der Mitte der 1630er Jahre werden, wie oben angeführt, die Namen der anwesenden Ratsmitglieder genannt. In den 1650er Jahren werden die Rubriken seltener. Der Text bleibt aber nach wie vor auf etwa drei Viertel des Blattes beschränkt; das linke Viertel dient häufig nur mehr dem Festhalten der Präsenzliste und dem Hinweis auf die Protokollierung der als „Verlass“ bezeichneten jeweils zugehörigen Entscheidung. Dafür wird der Anfang jedes Eintrags durch einige Worte in Auszeichnungsschrift hervorgehoben. Neben den Ratsprotokollen, das sind die Signaturen 1/3 ff., existierten noch weitere Geschäftsbücher, die aber teilweise nicht durchgehend geführt wurden:16 Sign. 3/1 Grundbuch 1450–1518 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 3) Sign. 3/2 Grundbuch 1518–1563 Sign. 3/5 Grundbuch 1563–1659 Sign. 3/6 Grundbuchsregister 1563–1565 Sign. 3/7 Grundbuch 1583–1745 Sign. 3/10 Stadtbuch, Schulden- und Satzprotokoll 1429–1522 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 26) Sign. 3/11 Vertragsprotokoll 1601–1618 Sign. 3/13 Testamentenbuch 1414–1438 Sign. 3/14 Testamentenbuch 1454–1538 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 9) Sign. 3/15 Testamentenbuch 1537–1575 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 10) Sign. 3/16 Testamentenbuch 1576–1594 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 11) Sign. 3/17 Testamentenbuch 1594–1621 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 12) Sign. 3/18 Testamentenbuch 1627–1636 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 13) Sign. 3/19 Testamentenbuch 1637–1644 Sign. 3/21 Geburtsbrief- und Sippschafts-Weisbuch 1577–1618 Sign. 3/22 Verlassenschafts-Inventur Protokoll 1563–1580

16 Die beiden in St. Pölten hinterlegten Bände der Ratsprotokolle haben die Tullner Signatur 1/1 (Ratsprotokolle Bd. 1, 1517–1533) (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 5) und Sign. 1/2 (Ratsprotokolle Bd. 2, 1534–1563) (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 6). In der Liste sind nur die Handschriften des Stadtarchivs erfasst, die für die Arbeit relevant sind. Ein maschinschriftliches Verzeichnis aller Signaturen wurde in den Jahren 1954–1959 angelegt und befindet sich im Tullner Stadt- und Bezirksmuseum.

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Vorwort

Sign. 3/23 Verlassenschafts-Inventur Protokoll 1581–1598 Sign. 3/24 Verlassenschafts-Inventur Protokoll 1598–1620 Sign. 3/27 Gerichts- und tägliches Handlungsbuch 1533–1544 Sign. 3/28 Gerichts- und tägliches Handlungsbuch 1544–1559 Sign. 3/29 Missive und Abschiede 1563–1604 Sign. 3/30 Gerichts- und Verhandlungsprotokoll 1576–1593 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 8) Sign. 3/31 Gerichts- und Verhandlungsprotokoll 1588–1618 Sign. 3/32 Gerichts- und Verhörsprotokoll 1632–1638 Sign. 3/40 Waisenbuch 1563–1646 Sign. 3/42 Waisenbuch 1599–1637 Sign. 3/59 Beschau- und Marchbuch 1573–1579 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 14) Sign. 4/1 Weisbuch 1454–1537 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 2) Sign. 4/2 Weisbuch 1537–1586 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 4) Sign. 4/3 Privilegienbuch 1575 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 1) Sign. 4/4 Weisbuch 1563–1575 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7) Sign. 4/5 Eidbuch (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 15) Sign. 4/14 Bürgereid-Buch 1562–1819 Sign. 4/15 Kopialbuch 1506–1678 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 25) Sign. 8/1 Steuerbuch 1546–1582 Sign. 8/2 Anschlag- und Steuerbuch 1604 Sign. 8/3 Anschlag- und Steuerbuch 1604 Dazu kommen die Dokumente der unterschiedlichen Ämter, wie beispielsweise des Benefiziatenamtes (Rechnungen ab 1542; Sign. 10/1  ff.), des Kirchenamtes (Rechnungen ab 1522 mit Lücken; Sign. 13/1  ff.) oder des Bürgerspitals (Rechnungen ab 1641 mit Lücken; Sign. 11/1  ff.), sowie die Kammeramtsrechnungen ab 1650 (Sign. 21/29 ff.). Im Tullner Stadt- und Bezirksmuseum befindet sich außerdem noch ein größerer Bestand von Gewerbeakten, die von den ehemaligen Zünften stammen. Weitere wichtige Ergänzungen bieten zwei auf Tulln bezogene Kartons der Niederösterreichischen Herrschaftsakten im Österreichischen Staatsarchiv/Finanz- und Hofkammerarchiv, die für die Edition herangezogen wurden. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist eine ständig steigende Zahl von Akten überliefert, die allerdings für den untersuchten Zeitraum nur über einige wenige einzelne Geschäftsfälle nähere Auskunft bieten. Eine ähnliche Aktenlage zeigt sich bei den Finanzen, wo erst seit 1680, nach der Einrichtung des 16

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Oberkammeramtes 1666, regelmäßige Oberkammeramts- und Grundbuchsrechnungen erhalten sind. Schwierig ist die Lage bei den geistlichen Angelegenheiten, da das alte Bistum Passau, zu dem Tulln gehörte, in dieser Form nicht mehr existiert. Bei der Aufteilung der Akten des für den österreichischen Teil des Bistums zuständigen Offizials zwischen den Archiven der Diözesen Wien und St. Pölten ist vieles verlorengegangen oder falsch zugeordnet worden, so dass mancher wichtige Geschäftsfall nicht mehr nachvollziehbar ist. Die Tullner Urkunden, für die Anton Kerschbaumer in seiner Geschichte der Stadt Tulln, allerdings nur in der ersten Auflage, auch Regesten bietet, werden derzeit im Niederösterreichischen Landesarchiv in St. Pölten aufbewahrt. Von diesen Urkunden wurde bei der Übergabe im 19. Jahrhundert eine Abschrift in Form eines gebundenen Notariatsinstruments gemacht und im Stadt- und Bezirksmuseum hinterlegt. Nur wenige dieser Dokumente sind bislang veröffentlicht. Eine erste wichtige Publikation stammt von Anton Kerschbaumer (Geschichte der Stadt Tulln). Kerschbaumer gibt in der Regel Belegstellen aus den Ratsprotokollen an, verweist bei den sonstigen Akten aber nur allgemein auf das damals noch geschlossen aufbewahrte Stadtarchiv. Wesentlich weniger zuverlässig ist in dieser Hinsicht leider Otto Biack (Geschichte der Stadt Tulln), der nur sehr kursorische Angaben über die Herkunft seines Wissens bringt und sich in der Regel mit einem allgemeinen Verweis auf die Ratsprotokolle begnügt. Zwei weitere Publikationen liegen leider nur maschinschriftlich vor. Otto Biack und Josef Köstlbauer werteten sowohl die Ratsprotokolle als auch die Grundbücher für eine Häuserchronik aus, eine Arbeit, die nur im Stadt- und Bezirksmuseum in Tulln aufliegt. Leider wurde das Manuskript offenbar keiner Redaktion unterzogen, OSR Köstlbauer starb bald nach Abfassung, sodass immer wieder kuriose Widersprüche in der Arbeit zu finden sind, deren Korrektur aussteht. Die biographischen Angaben in der vorliegenden Arbeit beruhen zu einem großen Teil auf diesem verdienstvollen Werk Josef Köstlbauers; Widersprüche wurden aber beseitigt bzw. ergänzende Informationen hinzugefügt. Ein weiteres wichtiges Werk ist die Diplomarbeit von Günter Marian (Die Finanzen der Stadt Tulln), die die erste Bearbeitung Tullner Archivalien ist, die modernen Ansprüchen genügen kann. Von den Gewerbearchivalien wurde das auf die Bäcker bezogene Material von Sabine Authriet (Die Tullner Bäckerzeche) untersucht, die Gesellenordnung der Tullner Schuhknechte von 1459, die im Tullner Stadt- und Bezirksmuseum verwahrt wird, hat Gerhard Jaritz an leider etwas entlegener Stelle ausgewertet (auch graphisch) (Gesellenwanderung in Niederösterreich). Neben diesen Gesamtdarstellungen gibt es noch einige Artikel, die auf Tullner Archivmaterial beruhen und dementsprechend soweit möglich für die vorliegende Arbeit benützt wurden. Vom schon genannten Otto Biack stammt ein längerer Artikel zum Thema Rechtsprechung (Galgen, Rad und Schwert). Für diesen Artikel gilt, wie oben gesagt, dass Quellenbelege nur 17

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sehr kursorisch angegeben werden. Umfangreich benützt hat auch Ignaz Hübel die Tullner Archivalien für seine Untersuchung des Schulwesens in Niederösterreich (Das Schulwesen Niederösterreichs). Die weiteren Publikationen über Tulln begnügen sich in der Regel mit dem Verweis auf die oben genannte Geschichte der Stadt Tulln von Otto Biack.

Zur Edition Jede Auswahl aus einer derartigen Fülle von Dokumenten, wie sie für die Tullner Stadtgeschichte im Untersuchungszeitraum vorliegen, muss subjektiv sein. Dennoch wurde versucht, einerseits Vorgänge zu dokumentieren, die für die Arbeit der Tullner Behörden typisch waren, andererseits die kleinstädtischen Lebensumstände der Menschen der Frühen Neuzeit zu verdeutlichen. Aus zuletzt genanntem Grund wurde die Auswahl vor allem auf Geschehnisse der Jahre zwischen 1550 und 1650 beschränkt, um den Leser mit den handelnden Personen vertrauter zu machen und um sozialen Zusammenhängen ein eigenes Profil zu verleihen, wodurch die Hintergründe für einige Geschäftsfälle deutlicher hervortreten können. Die ausgewählten Protokolleinträge wurden nach ihrem Inhalt mehreren Kapiteln zugeordnet, innerhalb der einzelnen Kapitel, von einigen wenigen strukturell bedingten Ausnahmen abgesehen, chronologisch geordnet. Bei der Auswahl wurde dem Ziel, die berücksichtigten Geschäftsfälle, soweit möglich, in ihrem gesamten Verlauf darzustellen, der Vorzug vor einer größeren Anzahl von gleichartigen Einzelfällen gegeben. Die genannte Zeitspanne ist für die Geschichte der Stadt Tulln in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung. In der Verwaltung vollzieht sich der Wandel von den Strukturen der mittelalterlichen Selbstverwaltung hin zu einer neuzeitlichen Bürokratie, die den Gang der weiteren Ereignisse bis zur Revolution 1848 bestimmen sollte. Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat der völlige Zusammenbruch der Finanzverwaltung, der zwar von den Belastungen des 30-jährigen Krieges ausgelöst, aber von unzulänglichen Verwaltungsstrukturen verursacht wurde. Gegen Ende der dargestellten Periode wurden neue Strukturen geschaffen, die dann für weitere Jahrhunderte Bestand haben sollten, auch wenn manches in der Mitte des 18. Jahrhunderts nachgebessert werden musste. Darüber hinaus wird deutlich eine Tendenz erkennbar, die Autonomie der Stadt von Seiten des Landesfürsten zu beschränken und die städtische Selbstverwaltung in überregionale Verwaltungsstrukturen einzubinden. Nicht zuletzt gilt das auch auf religiösem Gebiet, wo die autonome Entscheidung der Tullner für die Reformation durch den politischen Druck des Landesfürsten und des Passauer Offizials nicht zur Wirksamkeit kommen konnte, sondern die enge Verbindung von katholischer Konfession und 18

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staatlicher Obrigkeit, die bis in das 20. Jahrhundert weiterwirken sollte, festgeschrieben wurde. Bei der Analyse der Ratsprotokolle darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich dabei um Dokumente einer zwar einflussreichen, aber kleinen Gruppe der Einwohner von Tulln handelt. Das bedeutet, dass in diesen Protokollen der überwiegende Teil der Bevölkerung nur als Betroffener aufscheint, der ohne Einfluss auf den Gang der Geschehnisse blieb, und dass aus diesem Grund auch die Sichtweise der Aufzeichnungen einseitig sein muss.17 Die Aktenstücke werden grundsätzlich in der Schreibung der Quelle wiedergegeben. Allerdings folgt der Text konsequent der Kleinschreibung; ausgenommen sind nur Satzanfänge, der Name Gottes, Orts- und Eigennamen sowie die Bezeichnungen der Tage und Monate. Abkürzungen wurden in den Fällen, in denen diese eindeutig sind, stillschweigend aufgelöst. Da es sich bei den Protokollen um Reinschriften handelt, konnte auf textkritische Anmerkungen weitgehend verzichtet werden. Der Text der Protokolle ist in der Regel von derselben Hand geschrieben, das Schriftbild ändert sich nur dann, wenn auch ein Wechsel des Stadtschreibers archivalisch nachweisbar ist. Bei Eigennamen folgt die Edition genau dem Buchstabenbestand; eine Harmonisierung wurde nur in den entsprechenden Fußnoten sowie im Register vorgenommen. Interpunktion sowie Zusammen- und Getrenntschreibung wurden im Interesse der besseren Verständlichkeit den heutigen Gepflogenheiten angepasst, Sinnzusammenhänge durch ggf. eingefügte Absätze kenntlich gemacht. Auslassungen von Textteilen, die mit dem dargestellten Fall in keinem Zusammenhang stehen, sind durch „[…]“ markiert. Auszeichnungsschrift, die für Überschriften und Rubriken, gelegentlich auch für Eigennamen verwendet wurde, wird nicht als solche gekennzeichnet. Lateinische Worte wurden im Protokolltext in der Regel, leider aber nicht immer, in lateinischer Schrift geschrieben. Zu den erwähnten Personen wurden in einer Fußnote kurze biographische Angaben zusammengestellt. Der Ort dieser Anmerkung ist im Personenregister durch Fettdruck kenntlich gemacht. Da sich die Dokumente häufig an Beamte mittlerer Behörden wenden und viele der genannten Personen kaum von größerer historischer Bedeutung sind, waren biographische Informationen nicht in jedem Fall zu beschaffen. Die biographischen Angaben zu Tullner Bürgern stammen aus der ungeachtet mancher Ungereimtheit umfassenden, aber leider nur maschinschriftlich verfügbaren Häuserchronik von Tulln von Biack und Köstlbauer. Die Bezeichnung der Tullner Stra17 Dies gilt nicht nur für diejenigen Einwohner, die nicht den Status eines Bürgers hatten, sondern viel mehr noch für die weibliche Bevölkerung, die an der Stadtverwaltung keinen Anteil hatte und vielfach entweder nur mit dem Namen des Gatten oder nur mit dem Vornamen bezeichnet wird.

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ßennamen folgt dem modernen Gebrauch. Die Namen der Niederösterreichischen Regimentsräte wurden nach Starzer, Beiträge zur Geschichte der Niederösterreichischen Statthalterei, vereinheitlicht. Der vorliegenden Arbeit ist ein Index der Personennamen sowie ein Ortsindex beigefügt. Die Nachweise beziehen sich auf Dokumentnummern. Mit Asterisk (*) gekennzeichnete Nachweise beziehen sich auf Dokumente, in denen der betreffende Name lediglich in den Anmerkungen genannt wird. Im Index der Personennamen durch Fettdruck hervorgehobene Nachweise beziehen sich auf die Dokumente, in deren Anmerkungen sich weiterführende biographische Informationen zu den betreffenden Personen finden. Die Indices weisen alle Schreibweisen der betreffenden Namen aus, wobei ggf. auf eine normalisierte Fassung verwiesen wird, bei der alle einschlägigen Nachweise stehen. Da umfangreichere Erläuterungen zu den einzelnen Dokumenten den Rahmen der Arbeit bei weitem gesprengt hätten, erscheint zu dieser Edition ein Erläuterungsband, der als selbständiges Buch in der Reihe der Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich veröffentlicht wird. Eine Arbeit dieses Umfangs ist nicht ohne die freundliche Unterstützung einer Reihe von Personen und Institutionen möglich. An erster Linie ist hier die Stadtgemeinde Tulln zu nennen, die diese Arbeit – auch finanziell – unterstützt und ermöglicht hat. Frau Christine Pauser hat dem Autor darüber hinaus immer wieder wichtige Archivstücke zugänglich gemacht und damit die Arbeit in der beschränkten zur Verfügung stehenden Zeit erst möglich gemacht. Auch die Mitarbeiter der anderen beteiligten Archive, allen voran Frau Mag. Elisabeth Loinig, gebührt mein herzlicher Dank. Nicht zuletzt möchte ich mich an dieser Stelle auch bei Herrn Univ.-Prof. Dr. Werner Ogris bedanken, auf den die Initiative zu dieser Arbeit zurückgeht. Ein besonderer Dank geht aber an Frau Dr. Eva Ortlieb von der Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die die Fertigstellung und Drucklegung des Buches betreut hat. Ihre wache Aufmerksamkeit und sachkundige Hilfe brachte das Manuskript in die vorliegende Form. Ich möchte an dieser Stelle aber erneut meiner Familie danken, die mich bei der Verwirklichung dieses Projektes verständnisvoll unterstützt hat. Die Abbildung auf dem Titel zeigt die Ansicht von Tulln im Hintergrund der Tafel mit der Kreuztragung aus dem Wiener Schottenaltar (nach 1469, Wien, Schottenstift).18 Die dargestellte Stadt wird in der Literatur allgemein, aber, wie ich mit guten Argumenten glaube, fälschlicher Weise, mit Krems identifiziert. Die Ansicht zeigt eindeutig die wichtigsten Tullner Bauwerke. Von rechts beginnend ist die doppeltürmige Pfarrkirche St. Ste18 Für die großzügige Bereitstellung der Abbildung ist dem Wiener Schottenstift und hier insbesondere Herrn Dr. Martin Czernin herzlich zu danken.

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phan zu sehen, deren Turmspitzen, wie auf späteren Abbildungen zu erkennen ist, bis zum Umbau nach dem Stadtbrand von 1752 kaum über die Räume des Türmers hinausragten. In der Mitte lässt sich der römische so genannte „Salzturm“ identifizieren; links befindet sich das so genannte „obere Kloster“, das Minoritenkloster, in seiner Gestalt vor dem barocken Umbau in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts. Verständlicherweise fehlt noch das später errichtete Kapuzinerkloster. Der bleistiftspitze Turm des Frauenklosters mit seinem Turmdach ist hinter dem Nordturm der Stadtpfarrkirche zu erkennen, die beim Blick auf die Stadt von Langenrohr aus das Frauenkloster verdeckte. Letzte Zweifel beseitigt die im Hintergrund identifizierbare Ansicht des Wagrams und nicht zuletzt der Verlauf des von Bäumen gesäumten Staasdorfer Baches, der in gleicher Weise wie auf der Ansicht der Stadt Tulln in Vischers Topographia archiducatus Austria inferioris den Stadtgraben speist.

Maße, Gewichte und Währung Ein wesentlicher Aspekt der Verdeutlichung der „Welt von gestern“ ist die Umrechnung von Währungen, Maßen und Gewichten. Während es für letztere genaue Relationen gibt, ist die Aktualisierung der Währungen ein schwieriges, aber nicht zu umgehendes Unterfangen, ist doch der Preis auch ein Maßstab allgemeiner Wertvorstellungen. Dabei kann man, so die Auffassung des Bearbeiters, wegen der stark unterschiedlichen Lebenssituationen nur von der Abdeckung der täglichen Bedürfnisse ausgehen. Wenn also nach der österreichischen Exekutionsordnung zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Arbeit das nicht pfändbare Existenzminimum 21,00 € täglich ausmacht und wir in verschiedenen Archivalien des 17. Jahrhunderts lesen, dass eine ungelernte Hilfskraft 10 Kreuzer (kr.) pro Tag erhält, so können wir mit einiger Vorsicht und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass im Existenzminimum auch ein Anteil für Wohnaufwand enthalten ist, von einer Faustregel ausgehen, die 1 € etwa mit 1 Kreuzer gleichsetzt. 1 Taler zu 1 ½ Gulden (fl.) entspricht 90 Kreuzer. 1 Kreuzer entspricht 4 Pfennigen (d.), 1 Schilling (s.) 12 Pfennigen. Die folgenden Dokumente werden zeigen, dass damit bei allen Ungereimtheiten, die auf die unterschiedliche Bewertung von verschiedenen Waren und Dienstleistungen durch die Jahrhunderte zurückzuführen sind, ein brauchbarer allgemeiner Hinweis auf den Geldwert gegeben ist, der dann im Einzelfall zu korrigieren ist. Wesentlich leichter ist die Umrechnung der Gewichte und Maße in das gegenwärtig gültige System.19

19 Trapp, Wallerus, Handbuch der Maße.

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Längen- und Flächenmaße: – 1 Wiener Fuß entspricht etwa 0,3161 m – 1 Postmeile zu 4.000 Klafter entspricht 7.586,5 m – 1 Joch entspricht 5.755 m² Raummaß (etwa für Brennholz): – 1 Klafter entspricht etwa 3,38 m³ Gewichte: – 1 Wiener Pfund entspricht etwa 32 Lot oder 0,56 kg Hohlmaße: – 1 Eimer zu 40 Maß oder 160 Seidel entspricht 56,589 l – 1 Achtering entspricht 4 Seideln, somit etwa 1,4 l – 1 Metzen entspricht 61,50 l.

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1. Die Stadt und der Landesfürst 1.1 Privilegien 1.1.1 1459, September 5, Tulln1 St. Pölten, NÖLA, Tullner Urkunden 112 Ausfertigung, Pergament mit Hängesiegel, auf der Plica rechts: Commissio domini imperatoris in consilio, RV: Geworbn per Michl Marchfelder; RV: Eingelegt am 21 tag Novembris […]

Kaiser Friedrich III. bestätigt, erweitert und erneuert das Stadtrecht von Tulln unter Inserierung der Stadtrechtsurkunde Herzog Rudolfs IV. Wir Fridreich, von Gots gnaden romischer kayser, zu allen tzeiten merer des reichs, zu Hungern,2 Dalmatien, Croacien etc. kunig, hertzog zu Österreich, zu Steir, zu Kernnden und zu Krain, herre auf der windischen march und zu Portanau, grave zu Habspurg, zu Tirol, zu Phiert, und zu Kyburg, marggrave zu Burgau, und lanntgrave in Elsas, bekennen für uns, unser erben und nachkomen und tun kunt offentleich mit dem brieve, daz für uns komen seinn unser getreun lieben n., der richter, rat und unser burger gemaineleich hie zu Tulln und prachten uns für ainen brieve von weilent Rudolfen dem vierden, ertzhertzogen zu Österreich etc., unserm vordern löbleicher gedechtnuss, ausgangen, der do lautt von wort zu wort als hernach begriffen ist: „Wir Rudolff der vierd,3 von Gots gnaden ertzhertzog zu Österreich, zu Steir und zu Kernnden, herre zu Krain, auf der windischen march und zu Portenau, graf zu Habspurg, zu Tirol, zu Phiert und zu Kyburg, lanntgraf in Ellsas und marggrave zu Burgou, bekennen und tun kunt allen den, die disen brieve sehent, lesent oder hörent lesen, zu disen gegenwürtigen oder künftigen zeiten ewigkleich. 1 Diese Urkunde galt ebenso wie Dokument 1.1.3 in Tulln als grundlegendes Privileg, das bei Bedarf in Abschriften vorgelegt wurde, wenn es galt, um die Erhaltung der Rechte der Stadt zu kämpfen. So finden sich von beiden Dokumenten Abschriften in Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30a/b (Tulln). 2 Kaiser Friedrich III. (1415–1493), ab 1440 römischer König, ab 1452 Kaiser, führte den Titel eines Königs von Ungarn, obwohl er seinen Anspruch auf die ungarische Königskrone nach dem Tod von König Ladislaus Postumus gegen Matthias Corvinus nicht durchsetzen konnte. 3 Herzog Rudolf IV. (1339–1365), ab 1358 Erzherzog von Österreich.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

Wan fürstleicher wirdikait zugehöret und wol ansteet, daz sy leiden, arbait, kumer irer undertanen mit solher hilff bedenkhen trostleich zustatten komen, daz nach gelegenhait der zeit, menschlicher wanndlung gemayner nutz nicht gemynnert und bewenndig würden, des kumer von gemainem mitleiden geleichtert werde, darumb ist, daz wir von angeporner miltikait angesehen haben gnedicleich die grossen manigvaltigen gepresten und schaden, die swerlich und verdorbenlich anligent unsrer stat zu Tulln und der gemain unsrer lieben burger daselbs von dem tode und sterben, das in den verlauffen jaren da streng gewesen ist, von des wegen mit gaben, geschefften und erben grosse güter hinaus in unsere und frömbde lannd gevallen und pracht sind unwiderruffleich, von der grossen prunst, die layder die egenanten unser stat und burger zu Tulln in disen jaren zu manigem male hertticleich geschedigt und sere gewüstet hat, und auch von der ungewöndlichen misswechst, die dits jars geschehen ist an getraid, nicht allain in unserm lannde zu Österreich, sunder auch zu Hungern, zu Beheim, zu Payrn und in anndern umbligunden lannden und auch von misswechst wegen des weins zu Österreich, des sich unser vorgenante stat Tulln sunderleich betragen mus. Von diser gepresten wegen auch arbait und gewerb der kaufmanschafft gekrennkt und nidergelegt ist, der sich unser egenant burger grosleich daher genert und beganngen habent, und haben betrachtet gunstleich, wie wir in disen gepresten unsern egenanten burgern und der stat zu Tulln, die ain hauptstat ist unsers lanndes und herschefte zu Österreich, daz sy bey iren eren beleiben und mit steur solher hilff in kunftigen zeiten ir gepresten und arbait überwinden mugen, und nach maniger vorbetrachtung und gutem rat unsrer lanntherren, unsers rates und unsrer burger der weisten, die wir haben mochten, seinn wir uberain komen und zu rat worden der dinge, die hernach geschriben steent, die wir all gemaincleich und yegleichs sunderlich setzen und bestetten mit fürstlicher macht ze haben und ze volfurn in der egenanten unsrer stat zu Tulln, in den vorsteten, in dem statfride und kraisse, der dartzu gehöret. Des ersten setzen und wellen wir, daz nyemant inner dem statfride khain geschefft4 tu, khainem kloster, gotsheusern, munichen, nunnen, phaffen oder layen, wie die genant sind, dabey seinn dann zwen des rats oder zwen der genanten, die bey iren treun an aydesstat sprechent und bestettent, daz das geschefft recht und redlich geschehen sey, oder zwen annder unversprochen manne, die dasselb bestetten bey geswornen ayden. Was auch also erbgüter geschafft werden klöstern, gotsheusern, münichen, nunnen oder weltlicher phaffhait, wie die genant sind, die güter sullen dieselben, den sy verschafft werdent, inner dem nagsten jar darnach, so sy der verschafften 4 Gemeint ist Rechtsgeschäft im Sinn der Verfügung über Liegenschaften innerhalb des Burgfriedens. Die Bestimmung soll den Erwerb von städtischen Liegenschaften durch die „tote Hand“, das heißt geistliche Eigentümer, beschränken.

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1.1 Privilegien

güter gewer5 begreiffent, verkauffen ainer person, fraun oder manne zu Tulln, die mit der stat und der gemain unsrer burger daselbs leydent und dienent. Teten sy des nicht, so sullen dieselben güter nach dem jar uns und der stat genntzlich verfallen sein mit vollem rechte.6 Wir nemen auch ab all freybrieve, die von unsern vorvordern und von uns yemant geben sind umb freyung der schatzsteur, daz die absein, und fürbaser khain krafft mer haben, es seinn phaffen, münich oder klöster güter, pogner, maler, puchfeler und auch all annder, die ee freyung gehabt haben, daz die fürbaser ewicleich mit der stat leyden und dienn sullen, wo die gesessen sind, in der stat oder in den vorsteten zu Tulln. Auch wellen wir, daz alle klöster, gotsheuser, münich, nunnen, phaffen, layen, edel oder unedel, von iren höfen, heusern und gesessen, die sy habent in der stat oder in den vorsteten zu Tulln, auch leiden und dienn an der burger schatzsteur mit der gemaine unsrer burger daselbs, an allain die klöster und gotsheuser, gelegen in der stat oder in den vorsteten zu Tulln und in dem statfride, die von den infenngen irer kloster und gotsheuser nicht dienn noch leiden sullen. Aber was sy habent ausserhalben irer klöster und gotsheuser infenngen in der stat oder in den vorsteten, davon sullen sy dienn und leiden mitsambt unsern burgern. Wir wellen auch, daz all aufsetze, die von unsern vordern oder von uns mit hanntvesten und mit brieven bestett sind uber sundre recht gesetzte und ordnung, oder die yemant selber funden habent, und auch all zeche und aynung, die in der stat und in den vorsteten zu Tulln burgern, kaufleuten, arbaittern, hanntwerchern daher komen sein, fürpas genntzlich absein und nicht mer beleiben noch behalten werden. Sunder wellen und setzen wir, daz all burger hanntwercher, es seinn leynbater, sneider, kursner, fleischakher, flemingfutrer, metsieder, goltsmid, satler, zymerleut, maurer, maler, snitzer, smid, wagner, ledrer, schuster, vischer und gemain all hanntwercher und arbaiter, wie die genant sind, von welhen lannden oder steten die kömend, die in der stat oder in den vorsteten sich niderlassent und da sitzent und wonhafft sind und auch mit der gemain unserr burger daselbs leiden und dienn wellen, daz die selben und auch die, die vor in unsrer stat gesessen sind, alle ir arbait und hanntwerch, was yeder man welle oder kunne, das rechtleich sey, freylich treiben und üben sullen und mugen und sol die nyemant daran saumen, beswern, noch irren in dheinen weg. Und welherlay arbaitter oder hanntwercher sich also zeuhet gen Tulln und sich da nider5 Also innerhalb eines Jahres nachdem der betroffene Orden die Verfügungsmacht über die entsprechende Liegenschaft erlangt. 6 Offenbar wurden die sehr weit gehenden Schenkungen an das kaiserliche Frauenstift von der Stadt seit langem als Problem gesehen. Eine Erklärung der Priorin von 1313 namens des Klosters hält fest, sie wolle auch, was uns fuerbas durch Gott gegeben wiert in der stat der in dem purgkhfridt ze Tulln in jarsfrisst verkhauffen, Erklärung von Pfingsten 1313, St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 25 (Privilegienbuch), unpag.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

lesset und sesshafft beleibet, der sol ledig und frey sein der burger schatzsteur dreu ganntze jar, die darnach schierstkunftig sind, angeverde. Wir nehmen auch ab alle gerichte in der stat und in den vorsteten zu Tulln, sy seinn gewesen phaffen oder layen, wie die genant sind, sy wern uber leut oder uber güter, ausgenomen unser statgericht und judengericht, die alle in iren eren und kreften beleiben sullen, und sol auch der statrichter furbas in allen strassen in der stat und in den vorsteten vor allen torn gen und vollen gewalt haben alle untzucht ze weren. Wir tun auch ab all freyung, wer die in den kraissen des statfrids herpracht hat zu Tulln, an allain die freyung zu mynner brudern7 als es mit frid umbfanngen ist. Auch setzen wir durch sunders gemachs und frids willen unsrer egenanten burger, daz all ambtleut, richter und nachrichter und anndrer ambtleut, wie die genant sind, fürbas ewicleich schatzsteur geben sullen mit der gemain unsrer burger zu Tulln. Wir wellen auch, daz aller kloster, gotsheuser und phaffenhöf, munichhöf, nunnenhöf in der stat und in den vorsteten nyemant vogt noch versprecher sein sullen, wan der rat der stat zu Tuln allermenicleich armen und reich, geistlich und weltleich vogtten und schermen sullen an unsrer stat und von unsern wegen für gewalt und für unrecht. Wir bestetten auch unsern getreun burgern zu Tuln alle ire recht, die sy mit alter von unsern vorvordern seligen herpracht habent, ausgenomen die artikel, die wir bewandelt und verkert haben an disem brieve, und das alles haben wir getan durch besunder gnad und lieb, die wir haben zu der getreun stat und unsern lieben burgern zu Tuln, an den wir besunder fürtreffennde treu nach unsers vaters tode erfunden haben, und darumb zu ainem waren vesten offen und ewigen urkunt geben wir für uns, unser brüder8 und erben und für all unser nachkommen ewigcleich disen brieve, versigelten mit unserm grossen fürstlichen anhangunden insigel, der gegeben ist zu Wienn, an Mitichen nach Mittervasten9 nach Kristi geburde dreuzehenhundert jar, darnach in dem vierundsechtzigisten jar unsers alters in dem fünfundzwaintzigisten und unsers gewalts im sybennden jar.“ Und paten uns diemuticleich, daz wir in die gnad und freihait in dem selben brieve begriffen, auch all annder ir gnad, freihait, brieve, privilegi und gerechtikait, damit sy von unsern vordern fursten von Osterreich, den Got gnad, begnadt seinn, ze verneuen, ze bevesten, ze confirmiern und zu bestetten, auch sy mit sundern gnaden von neuem fürzesehen geruchten. 7 Gemeint ist das Tullner Minoritenkloster, das unter der Regierung König Friedrichs des Schönen erstmalig urkundlich fassbar wird und mit einer Unterbrechung zwischen 1542 und 1635 bis 1809 bestanden hat. Möglicherweise hängt mit dieser Freiung auch das in einer Erneuerung des 18. Jahrhunderts erhaltene Kreuz vor der Minoritenkirche zusammen, dessen Errichtung 1635 dem Rat der Stadt solchen Ärger bereitet (vgl. Dokument 8.2.8). 8 Herzog Albrecht III. (1349–1395) und dessen Bruder Herzog Leopold III. (1351–1386). 9 Das ist der 6. März.

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1.1 Privilegien

Wan wir aber albeg begierleich genaigt seinn, all und yegleich unser getreun bey iren rechten und freihaiten ze hannthaben und ze halten, auch sy von neuem zu begnaden, haben wir angesehen der obbemelten unsrer burger fleissigs und diemütigs bete, und haben in dadurch und von sundern gnaden die obbegriffen und all annder ir gnad, freihait, brieve, privilegi und gerechtikait aus romischer kayserleicher macht und als regierunder lanndesfürst und erbherr in Osterreich mit rechter wissen und zeitigem rate verneuet, bevestent, confirmiert und bestett, verneuen bevesten confirmiern und bestetten in die auch wissentleich mit dem brieve und maynen, setzen und wellen, daz in allen iren stukhen, puntten und artikeln in allermass, als ob die von wort zu wort hie inn begriffen wern, genntzleich bey kreften beleiben und volfurt und dieselben unser burger dawider von nyemand gedrungen, noch beswert sullen werden, in dhain weis. Wir haben in auch von neuen die sunder gnad getan, daz all und yegleich kapplen und briester irer stifft und lehenschafft daselbs zu Tuln nyemant, weder in der stat, noch auswendig derselben stat beswern soll, weder mit steurn, robaten, noch in annder ainig weg, sunder daz sy in solhem allain mit gemainer stat leiden sullen. Und als offt sich begibt, daz derselben kapplen oder briester ainer mit tod an geschefft abgeet, daz alsdann sein gelassen hab und gut bey dem altar und stifft, so er verweset hat, beleibe und nach rat des rats daselbs zu Tuln dartzu angelegt werde. Daz auch ye zu zeiten ain richter und rat die mees der burger stifft, auch daselbs zu leihen, als sy dann das alles untzher gehanndelt, gehalten und herpracht haben, alles treulich und ungeverlich. Davon gebieten wir den edeln unsern lieben getreun n., allen unsern haubt­ leuten, lanntmarschalhen, graven, frein, herren, rittern und knechten, hubmaistern, phlegern, burggraven, lanntrichtern, vogtten, burgermaistern, richtern, reten, burgern, gemainden und allen anndern unsern ambtleuten, undertanen und getreun, gegenwürtigen und kunftigen, ernstleich und wellen, daz sy die vorbemelten unser burger bey den vorberurten iren gnaden, freihaiten, brieven, privilegien und gerechtikaiten und disen unsern bestet­ tung und gnad berubleich beleiben lassen und in daran dhainen pruch, irrung, noch hindernuss nicht tun, noch des yemands anndern ze tun gestatten, in dhain weis, als lieb in allen und ir yegleichen sey unser swere ungnad zu vermeiden, auch bey den peen in der berurten unsrer vordern brieven begriffen. Das maynen wir ernstleich. Mit urkunt des briefs, geben zu Tulln an Mitichen vor unsrer lieben fraun tag nativitatis10 nach Kristi geburde im vierzehenhundert und neunundfunfzigisten, unsers kaysertumbs im achten, unsrer reich des romischen im zwaintzigisten und des hungrischen im ersten jaren.

10 Frauentag nativitatis (Mariae Geburt) ist der 8. September.

29

1. Die Stadt und der Landesfürst

1.1.2 1459, September 18, Wien St. Pölten, NÖLA, Tullner Urkunden Nr. 113 Ausfertigung, Pergament, auf der Plica rechts: Commissio domini imperatoris in consilio, RV: Freihait uber die jarmärckht, RV: per Michel Mairhuber richter

Kaiser Friedrich III. gestattet der Stadt Tulln auf deren Bitten die Abhaltung eines weiteren Jahrmarkts neben dem bestehenden am Fest der Auffindung des hl. Stephanus (= 3. August) Wir, Fridreich, von Gots gnaden römischer kaiser, zu allen tzeitn merer des reichs, zu Hungern,11 Dalmacien, Croacien etc. kunig, hertzog zu Öster­ reich, ze Steir, ze Kernden und ze Krain, grave zu Tyrol etc. bekennen fur uns und unser erbern und tun kund offentlich mit dem brief, daz für uns komen sein unser getreun lieben, der richter, rat und unser burger gemaniclich zu Tullen, und baten uns diemuticlich, daz wir in zu nutz unnd aufnemens willen derselben unnserr stat ain jarmarkcht an Suntag nach Allerheiligen tag zusambt dem jarmarkht, so wir in an Sannd Steffans tag der erfinndung12 jerlich daselbs zu Tulln ze halten und von Sannd Johanns tag ze Sunewennden auf denselben Sannd Steffans tag ubergelegt haben13 nach laut unserr brief darumb ausganngen, mit fürstlicher freyung viertzehen tag vor und viertzehen tag hinnach genediclich geruchten ze geben und sy damit furtzesehen. Und wan wir aber von angeborner miltikait alltzeit unser undertanen und getreun aufnemen gern fürdern, haben wir denselben, unsern burgern und iren nachkomen, von solher irer fleissigen bete, auch ihres nutzes und derselben unserr stat aufnemens willen und von sundern gnaden, ainen jarmarkht an dem egemeltn Suntag nach Allerheiligen tag jerlich daselbs zu Tulln zusambt dem benantn jarmarkht zu Sannd Steffans tag mit der obbemelten fürstlichen freiung ze halten gegeben, geben in den auch von römischer kaiserlicher macht und als erbherr und regirunder lanndsfürst in Österreich wissentlich in krafft des briefs, mainen, sezen und wellen, daz sy den nu furbaser zu ewigen zeitn an demselben Suntag mit denselben freiungen und allen den eeren, rechten und guten gewonhaiten gehalten mugen, als annder jarmerkcht unser stet in demselbn unsern fürstentumb Österreich gehalten und gepraucht werden, ungeverlich. Davon gepieten wir den edeln unsern lieben getreuen, allen unsern haubt­ leuten, lanndtmarschalhen, grafen, freyen, herrn, rittern und knechten,

11 Kaiser Friedrich III. vgl. Anm. zu Dokument 1.1.1. 12 Das ist der 3. August. 13 Das erste Jahrmarktsprivileg wurde der Stadt 1345 von Herzog Albrecht II. verliehen. Dieser Markt wurde, wie im Text erwähnt, ursprünglich am Fest des hl. Johannes des Täufers (das ist der 24. Juni) abgehalten.

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1.1 Privilegien

hubmaistern, phlegern, burgrafen, burgermaistern, ritern,14 reten, burgern, gemainden und allen anndern unsern ambtleuten, undertanen und getreun ernstlich und vesticlich, daß sy die egenanten unser burger und ir nachkomen daselbs zu Tulln an dem obgemeltn jarmarkcht des vorgemeltn Suntags nach Allerheiligentag daselbs jerlich zu halten dhain irung noch hindernuss nicht tun, noch des yemannds anndern ze tun gestattn, in dhain weis, als lieb in sey, unser swere ungnad zu vermeiden. Das ist unser ernstliche mainung. Mit urkund des briefs, geben zu Wienn, an Eritag vor Sannd Matheus tag15 des heiligen zwelfboten nach Kristi gepurd im viertzehenhundert und neunundfunffzigisten, unsers kaisertumbs im achtn, unser reich des römischen im zwaintzigistn und des hungrischen im ersten jaren.

1.1.3 1459, September 23, Wien16 Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herr­ schaftsakten T 30/b (Tulln), fol. 577r–578v (beglaubigte Abschrift)

Kaiser Friedrich III. befiehlt, das Ladstattprivileg der Stadt Tulln zu beachten. Wir, Friderich, von Gottes genaden römischer kayser, zue allen zeitten mehrer des reichs, zu Hungarn,17 Dalmatien, Croatien etc. könig, hörzog zu Österreich, zu Steyr, zue Kärndten unnd zue Crain etc., entpietten den edlen, unnsern lieben gethreuen, allen unnsern hauptleuthen, landtmarschalgkhen, graven, freyen, herrn, rittern unnd knechten, huebmaistern, pflegern, burggraffen, burgermaistern, richtern, räthen, burgern unnd gemainden und allen andern, die mit kauffmanschafft handtlen oder arbaitten in unnserm fürstenthumb Össterreich, den der brief gezaigt oder verkhündt würdet, unnser gnad und alles guetts. Wir vernemmen, wie oberhalb zwischen Thulln und Hollenburg unnd niderhalb zwischen Closterneuburg unnd Thulln kein ladtstatt nicht sein solle, dan allein daselbst zu Thulln.18 Empfelchen wür euch ernstlich unnd wöllen, 14 Gemeint ist, wie beispielsweise Dokument 1.1.1 zeigt, richtern. 15 St. Mattheus ist der 21. September. 16 Diese Urkunde galt ebenso wie Dokument 1.1.1 in Tulln als grundlegendes Privileg, das bei Bedarf in Abschriften vorgelegt wurde, wenn es galt, um die Erhaltung der Rechte der Stadt zu kämpfen. So finden sich von beiden Dokumenten (weitere) Abschriften, z.B. Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30a/b (Tulln), fol. 17r–21v. 17 Kaiser Friedrich III. vgl. Anm. zu Dokument 1.1.1. 18 Tatsächlich wurde immer wieder versucht, dieses Privileg zu umgehen, z. B. von der Verwaltung des Niederösterreichischen Vizedoms, gegen dessen Bemühungen um eine Ladstatt in Langenlebarn die Stadt Tulln mehrfacht rechtlich vorging. (1566 (?), Tulln, St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7 (Weisbuch 1563–1575), fol. 96r–98v, sowie 1568, April 6, Tulln, ebd. fol. 141v–142v).

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1. Die Stadt und der Landesfürst

daß ihr solliches allen ewrn leuthen und andern auch allen verigen,19 fuhrleuthen und schüfleuthen an denselben enden bei der Thonau ernstlich verpiettet und darob seith, daß sy an denen benandten stätten zwischen Thulln kein getraidt, wein, noch ander guett, wie das genent würdet, nicht annemmen, zuefühern, weder auf-, noch abwerths, und das selber auch nicht annemmen, noch fühern, sondern sollen obgemelt wein, traidt unnd guett an die ladtstatt daselbsthin gehen Thulln kommen lassen, damit dieselb ladtstatt bei ihrm alten herkhommen bleibe, unnd daran nicht geirret werde, noch wür an unnserer gerechtigkeiten so wür daran haben abgang gewünnen. Wellich aber das überfuhrn, so haben wür den benänten von Thulln befolchen, sollich guett zu unnsern handen zue nemmen, darumb so thuet darinnen kein anders nicht, daran thuet ihr unns guett gefallen unnd ganzlich unnser mainung. Geben zu Wien am Sambstag nach Sankt Matheus tag20 des hailigen zwölffpotten, anno domini LVIIII, unnsers kayserhtumbs im achten, unseres reich des zwainzigsten und des hungarischen im ersten jahrn. Commissio domini imperatoris in consilio.

1.1.4 1465, April 13, Wien St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 3 (Grundbuch),[fol. 2r]

Kaiser Friedrich III. erneuert seinen Befehl an die Stadt Tulln, alle Bauten außerhalb des Mauerrings abzubrechen und keine neuen dort zu errichten. Fridreich, von Gots gnaden romischer kayser, zu allen zeiten merer des reichs. Abgeschrift ains priefs ausgennd von unnserm allergnädigsten herrn, dem römischen kaiser, von abprechung wegen der heuser und der gmeur in den farsteten, des inhalt ist also: Getreun, lieben, wir haben eu nu meniger mal geschriben und bevolhn, die heuser und gmeur bey unnser stat Tulln, so derselbn unnser stat daselbs zu schaden steen, abzeprechen und ze vernichten. Vernemen wir, wie derselben heus und gmeur ain tail abprochen und vernicht sein, und der noch etwe vil steen, daraus unns, eu selbs und unnsern lanndten und leuten scheden und unrat kunftiklich entsteen mochte, das uns frembt nymbt und nicht gevelt. Emphelhen wir eu ernstlich und wellen, daß ir die bemelten heuser und gemeur, was der noch der berürten unnser stat daselbs zu schaden steen, fuederlich und an verziechen abprechet und gannz vernichtet,21 auch hin19 Gemeint sind Fergen, d.h. Fährleute. 20 St. Mattheus ist der 21. September. 21 Tatsächlich wurde die Kirche Maria Anger als letztes Bauwerk südlich der Stadt erst 1532 abgebrochen (Protokolleintrag vom 28. Juni 1532, St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 5 (Gerichts- und Ratsprotokoll 1517–1534), fol. 8r). Das Lazarett und die Kirche St. Sig-

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1.1 Privilegien

für daselbshin kainerlay gepau von gmeur noch holzwerkch machen lasset und darinn nicht annders tut, dadurch unns, eu selbs und unnsern lannden und leuten daraus nicht schaden und unrad auferstee. Daran tut ir unnser ernnstliche maynung. Geben zu der Neunstat an Sambstag dem heiligen Osterabent anno Domini etc. LXV., unnsers kaisertumbs im vierzehenden jare. Commissio domini imperatoris in consilio Jorg Velzperger, diezeit richter, hat den prieff auspracht.

1.1.5 1636, März 31, Wien Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica Verwaltungsakten Nr. 251–299), 278 Ausfertigung mit aufgedrücktem Siegel

Ein kaiserlicher Bescheid verständigt Richter und Rat der Stadt Tulln von der Entscheidung Kaiser Ferdinands II., den Jahrmarkt in Tulln gemäß einer Bitte der Stadt auf den Sonntag Jubilate zu verschieben. Von der römisch kayserlichen auch zu Hungarn und Böhaimb khöniglichen mayestät, erzherzogen zu Österreich etc., unsers allergnedigisten herrn wegen wirdt n., richter und rath der statt Thulln hiemit in gnaden angezaigt, höchsternant ihr kayserliche mayestät haben auf ihr, deren von Tulln, eingeraichtes undterthenigistes suppliciern, darinnen sie ihre zuvor habende jahrmarkhts freyhait auf Dominicam Jubilata zu transferiern gehorsambist gebetten, nach gehöriger ortten abgeforderten und eingelangten bericht und guettachten sich jüngsthin allergnedigist resolvirt, und in dis begern solcher gestalt mit gnaden verwilligt, daß sy nun hinfüran und zu ewigen zeiten solchen jahrmarkht neben einem roß und viechmarckht auf Dominicam Jubilate zue halten befreyt sein und sich dessen ungehindert menigliche ruehig gebrauchen sollen und mögen, doch daß gedachter jahr- und viechmarkht allererst nach verrichten hailigen Gottsdienst und nicht vor der kirchen zeit eröffnet werde. Dessen man sie, richter und rath hiemit bis zu völliger ausferttigung des gebreuchigen diplomatis zum wissen und nachrichtung erindern wöllen. Signatum Wien undter ihrer mayestät aufgetruckhten römischen secret insigl den lesten Martii anno sechzehenhundert sechs und dreissig. Johann Michael Schletzius22 manu propria.

mund östlich der Stadt blieben von dieser Maßnahme, vermutlich aus Gründen der Hygiene, unberührt. 22 Johann Michael Schlez, Sekretär der Österreichischen Hofkanzlei.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

1.1.6 1636, April 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem landesfürstlichen Sekretär Johann Michael Schlez für die Ausfertigung des kaiserlichen Marktdekrets ein Dankgeschenk zu senden. Herr stattrichter producirt ein decret von herrn secretario Schlezen wegen des jahrmarckts, daß zwar die ordentliche freiheit noch nicht vorhanden, sintemal ihre mayestät gar übel auf23 und dieselbe nit underschreiben mögen, habe interim dis decret24 sub sigillo ihrer keyserlichen mayestät erthailt. Ob ihme deswegen mit ainer zihlen holz, dann 2 emer rothen wein entgegen zu gehen? Verlaß: Fiat.25 Soll ihme alsbaldt 2 emer roten wein, dann ein zihln holz auf aller ehist nach seinem belieben geschickt werden. Ihne derohalben mit einem danckhbrieflein zu ersuchen.

1.1.7 1637, vor Juli 22, Tulln Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30/b (Tulln), fol. 573r–574v Abschrift; RV: Allerundterthanigst pitten unnd anlangen n., richter und raths der statt Thulln pro allergnädigste bewilligung invermelter kayserlicher gnad, RV: Der niederösterreichischen regierung unnd camer umb bericht unnd guettachten. Per imperatorem 22. Septembris 1636. C. Gerttinger.26 Denen herrn verordneten diß landtß wie auch dem kayserlichen herrn handtgraven, allermassen vorstehend ihrer kayserlichen mayestät allergnädigst decret vermag. 23. Novembris 1636. 27

Richter und Rat der Stadt Tulln bitten Kaiser Ferdinand II. um die Einrichtung einer Maut zum Unterhalt der zahlreichen Brücken der Stadt sowie um die Bestrafung von Verstößen gegen das Tullner Niederlagsprivileg. Allerdurchleuchtigister, großmächtigister, unüberwündtlichster Römischer kayser, auch zu Hungarn und Behaimb könig etc., allergnedigister herr und landtsfürst! Eur kayserliche mayestät haben wür zum öfftern in underthanigistem gehorsamb geclagt, daß umb die statt Thulln in die zwölf prügkhen, klein unnd groß, dieselbe bis anhero mit grossen uncossten, mit schweren an23 Kaiser Ferdinand II. starb tatsächlich weniger als ein Jahr später, am 15. Februar 1637. 24 Siehe Dokument 1.1.5. 25 Mit Fiat wird in dem Abschnitt, der die Erledigung des entsprechenden Antrags protokolliert, festgehalten, dass dem Antrag stattgegeben wurde. 26 Tobias Gerttinger von Dobersberg, Sekretär der Österreichischen Hofkanzlei. 27 Zu der Frage der tatsächlichen Einrichtung dieser Maut, deren Erträge der Uferverbauung dienen sollten, siehe unten Dokumente 11.15, 11.16 und 11.19.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

ticipations mitlen, darin wür laider noch stegkhen, solliche nimmer erhalten könden, welliches dan dem landt und sonderlich denen reisenden sehr schwer und schödlich würde fallen, unnd solliche unmüglichkeit die ursach, daß wür einiges einkhommen, gewerb unnd mauth, wie andere stött, nit haben. Unnd obwohlen wür mit einer niderlag ut A28 befreyet, auch von ihr kayserlichen mayestät confirmiert, negst der statt niderlag und anzug fasst aller orthen aufgerichtet werden, dardurch wegen das stättl nit allein von ihrn privilegiis entsäzt, sondern ganz zu grundt gehen würdet, unnd also die meur, zuegeschweigen anders bei pau zu erhalten unns unmüglich. Demnach so gelangt an eur kayserliche mayestät unnser underthänig gehorsambes pitten, sie wöllen des jederzeit cathollischen und threu verblibenen armen stättls als dero cammerguets mit ainer mauth, was über den purgkhfridt fahrt und gefüerth wirdet, vom ross ain kreuzer, dan was alhie an weinen abgelegt wirdt, vom poden zwen kreuzer, auch was auf dem wasser hinauf gefüherdt würdt, vom poden ain kreuzer, und bei der befreithen, und von eur kayserlichen mayestät confirmierten niderlag, daß keiner bei straf ainhundert ducaten, halbs in eur kayserlichen mayestät camer, halbs in der statt Thulln, anderwerths nichts ablege, allergnedigst begaben. Das wöllen umb eur kayserliche mayestät wür allerunderthanigst mit haab unnd guett zu verdienen geflissen sein. Eur kayserlichen mayestät uns zu kayserlichen hulden underthänigst befelchendte Eur kayserlichen mayestät allerunderthanig- und diemietigste n., richter und rath der statt Thuln.

1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar 1.2.1 1631 Jänner 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Dr. Paul Hieronymus von Ello übermittelt als landesfürstlicher Wahlkommissar der Stadt Tulln ein Schreiben von Kaiser Ferdinand II., in dem dieser eine Neuordnung der Verwaltung der Stadt Tulln fordert. Decretum von herrn von Ello29 an alle beambten, daß sy raitten sollen: Auf der römisch khayserlichen, auch zu Hungarn und Behaimb khönig­ lichen mayestät etc., unnser allergnädigsten herrn und landtsfürsten, al28 Beilage fehlt. Zu diesem Privileg siehe oben Dokument 1.1.3. 29 Dr. Paul Hieronymus von Ello († 1635), ab 1618 Niederösterreichischer Regimentsrat.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

lergnädigste verordnung sint deroselben niderösterreichischer regimentsrath, der woledl und gestreng herr, herr Paul Hieronymus von Ello, den 17. Januarius anno 1630 alhero khommen, und einem ersamen rath alhie ainen kaiserlichen bevelch producirt, welcher abgelesen, darauf die ämbter alhie ausgethailt und ist Thomas Zerare30 und Wolff Reiß31 zum stattcamerer, item Elias Pieringer32 und Wolff Murbeckh33 und Paul Schez34 zum grundtbuech, item Conradt Staudtner,35 Andres Khrauß36 und Andreas Freyböckh37 zum steuerhandler, item Blasius Ramb,38 Ulrich Khling39 und Simon Mändl40 zum rüstgeltshandler, dann Michael Malzer41 und Hans Wolf Weiß42 zum ungeltshandler, item Michael Malzer und Michael Hölzel43 zum spitallsuperintendenten, item Caspar Mayrhofer,44 Simon Mändl zum salzhandl, item Michael Hölzl zum khirchmaister, Mathes Strobl45 zum zieglschaffer, item Adam Schez46 und Christoph Lämpl47 zum forster, und Stef30 Thomas Zerari, Kaufmann aus Tolmezzo und Bürger in Tulln, seit 1602 wohnhaft Hauptplatz 9. 31 Wolfgang Reiß, Ratsbürger in Tulln, nachweisbar ab 1618 Rudolfstraße 8. 32 Elias Pyringer († April 1637), Bürger in Tulln, langjähriger Stadtkämmerer und 1628/29 Stadtrichter, erwarb 1607 durch die Ehe mit Magdalena Tollni, der Witwe nach dem Lederer Benedikt Tollni, das Haus Bahnhofstraße 5. 1614 tauschte er sein Haus mit dem des ehemaligen Stadtrichters Jakob Mandl und wohnte danach in der Rudolfstraße 2. Im gegenständ­ lichen Jahr wohnte Pyringer Ecke Rudolfstraße 1/Wienerstraße 1, somit im zweiten Viertel. Zu den Tullner Stadtvierteln unten Anm. zu Dokument 1.6.4. 33 Wolf Murböck, Goldschmied und Bürger in Tulln, ab 1601 wohnhaft Antonsgasse 1, ab 1622 Rudolfstraße 7. 34 Paul Schez, Bruder des Adam Schez, Lederer und Bürger in Tulln, ab 1630 wohnhaft Bahnhofstraße 15. 35 Der Schlosser Konrad Staudner wohnte Kirchengasse 7. 36 Andreas Krauß wohnte Albrechtsgasse 5. 37 Andreas Freibeck, Hafner und Bürger in Tulln. 38 Blasius Ramm, Wagner und Bürger in Tulln, ab 1612 wohnhaft Rathausplatz 4. 39 Ulrich Kling († vor 1666), Messerschmied und Bürger in Tulln, ab 1618 wohnhaft Albrechtsgasse 20. 40 Simon Mandl († vor 1666), Sohn des ehemaligen Stadtrichters Jakob Mandl, Tuchhändler und Bürger in Tulln, 1642/43 Stadtrichter, ab 1623 wohnhaft Hauptplatz 3; dieses Haus hatte er durch die Ehe mit Anna Wißbauer, der Witwe nach dem Bäcker Stephan Wißbauer, erworben. 41 Michael Malzer, Bürger in Tulln, wohnhaft Albrechtsgasse 8; 1636 stellte sich heraus, dass er als Vormund der Kinder des Stadtmüllers Lösel, der mit seiner Frau 1613 verstorben war, einen größeren Geldbetrag unterschlagen hatte. 42 Hans Wolf Weiß wohnte Hauptplatz 16. 43 Der Ratsbürger Michael Hölzl ist ab 1623 Stiegengasse 5 nachweisbar. 44 Kaspar Mayrhofer († 1666), aus Schwäbisch Gmünd, Bruder der Priorin des Frauenstiftes, Anna Mayrhofer, 1633 nobilitiert, 1632–1639 Stadtrichter von Tulln, danach Mauteinnehmer in Stein und Steuereinnehmer des halben Vierten Standes, ansässig in Wien. Mayrhofer war der Enkel des ehemaligen Stadtrichters Sebastian Fraundorfer und erwarb 1628 das Haus Hauptplatz  2. Wie zahlreichen Dokumenten zu entnehmen ist, wurde er auch nach dem Ende seiner Tätigkeit in Tulln von der Stadt in wichtigen Angelegenheiten konsultiert. 45 Der Tuchhändler Matthias Strobl wohnte Hauptplatz 30. 46 Adam Schez, Bruder des Paul Schez, wohnte Hauptplatz 24. 47 Christoph Lämpl, Müller aus Neusiedl und Bürger in Tulln, seit 1628 wohnhaft Albrechtsgasse 6.

36

1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

fan Schönfluß zum wachtmaister verordnet worden. Und weillen damahls gedachten khaiserlichen bevelch zum prothocolo alhie nicht einverleibt, als ist er anjezo in beysein wolermeltes herrn wahlcommissarii wie auch ain andere kayserliche bevelch, so beede von worth zu wortn nachfolgent eingeschrieben wordten. Actum Tulln, den 19. Januarii anno etc. 1631: Ferdinandt etc. Gethreuer lieber! Nachdem wür gnädigst sehen wolten, daß uns in wirtschafften und ämbtern in unserer statt Tulln etwas ordenliches gehandlet würde, als ist unser gnädigster bevelch an dich und wollen, daß du dich als unser ohne das verordneter wahlcommissarius aldahin widerumben an die stell auf das rathaus die gemaine statt Tulln fürforderst, und inen mit mehrerem fürhaltest, daß hinfüro khainem innern rathsfreundt außer das cammerambts, und insonderhait khainem stattrichter kain anders ambt, so raittung auf sich tregt, anvertrauth, sondern dieselben durch andere qualificirte burger bediennt und järlich Michaelis48 oder lengst Martini49 zeiten ordenlich und vertreulich verraittet und dier als wahlscommissario bey aufnehmung der richterwahl zum ersehen fürgewisen, diejennigen aber, so saumbig und unberaith befundten, ires ambts entsezet und wider sy mit gerichtlich geziementer execution verfahren werde. In sonderhait aber, daß khainer mehr dan ain ambt bedienen solle. Und weillen dan die alten beambten zur raittung nit gebracht werden mögen, so sollst du innen jeden noch ex superabundanti50 ein khurzen peremptori termini,51 als etwa 4 wochen, benehnen, und die richtigmachung ihrer raittungen alles ernsts auferlegen, im widrigen dem stattrichter anbefolchen, daß er wider ire haab und güetter oder, in mangl derselben, mit gerichtlicher execution unverschondt verfahren, und damit die raittungen mit besserer ordnung als etwa hievor und nur allein obiter52 beschehen, aufgenomben werdten. So wollest neben dem stadtrichter 2 aus dem innern und 2 aus dem eussern rath, so unpartheyisch, mit khainen raittungen befaßt, zue raittcommis­ sarien, darzue für diesmahl der Caspar Mayrhoffer, Mathias Strobel, Simon Mäntl und Hanns Gulden53 verordnet, unnd denselben auferlegst, die einkhommendten raittungen und deren certification fleißig zu ersehen, zu examinirn, und aufzunemben. Benebens auch dem armen spitthal zum besten superintendenten bestellest, und dahin befelch gebest, daß sy das arme haus wochentlich zway mahl 48 Michaelis ist der 29. September. 49 Martini ist der 11. November. 50 Lat. zum Überfluß. 51 Lat. unwiderrufliche Frist. 52 Lat. nebenbei. 53 Hans Martin Gulden, nachweisbar Rudolfstraße 12.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

besuechen, sich des spitalmaisters wiertschafft fleißig erkhundigen, ime zu monatlicher übergebung der particular54 ernstlich anhalten, unnd in sonderhait auf die anzahl der armen und wie denselben in speis, bekhlaidung, gewartet würdt, fleißig aufmerkhen, auch zu lesen und ärndt zeit die einkhomen frücht und fexungen55 ordenlich beschreiben und allen überfluß, sowoln etwa im spitall, als sonsten fürgeloffenen, gennzlich abstellen, und damit alles wolvolzogen, dein gute obacht habest, wie du zu thun weißt, und wür das gnädigste vertrauen in dich sezen, daran erweist du unsern gnädigsten gefälligen willen und mainung. Geben in unserer statt Wienn, den 3. monatstag Maii im 1630., unserer reiche des römischen im 11., des hungarischen im 12. und des behaimischen im 13. jar. Commissio domini electi imperatoris in consilio Christoph Seyfried Breuner, freyherr, statthalter56 Christian Schäffler, doctor, canzler57 Carl Berger, doctor.58 Ferdinandt Gethreue liebe! Demnach wür uns uber die beraith resolvirte richter- und rathswahl, wie es weegen bishero annderer stattämbter und wiertschafften bey euch in ainem und andern khünfftig gehalten werdten solle, verer allergnädigst resolvirt, unnd ohne das dahin geordneten wahlcommissarien, unnsern rath und regenten des regiments unnserer niederösterreichischen landte und gethreuen lieben Pauln Hieronymus von Ello, absonderlich allergnädigst anbefohlen, sich zu euch auf das rathaus zu verfiegen, solche resolution mit mehrerm fürzuhalten, und ime disfahls die obacht aufgetragen, als haben wür euch dessen hiermit erindern, benebens aber gemessen auferlegen wöllen, daß ir gedachten von Ello gehorsamblich pariret und die schleunige volziehung laistet, hieran beschicht unser gnädigster auch entlicher wille und meinung. Geben in unserer statt Wienn, den 7 Junii im 1630isten, unserer reiche des römischen im 11., des hungarischen im 12. und des behaimbischen im 13. jare. 54 Gemeint ist eine aufgegliederte Rechnung. 55 Gemeint ist Fechsung (= Ernteertrag). 56 Seifried Christoph Breuner (1569–1651), 1600–1609 Präsident der Niederösterreichischen Kammer, ab 1620 Landmarschall der Niederösterreichischen Landstände, 1626–1650 Niederösterreichischer Statthalter. 57 Dr. Christian Schäffler († 1645), 1606 und 1608 Dekan der Juridischen Fakultät der Universität Wien, seit 1605 Niederösterreichischer Regimentsrat, ab 1627 Niederösterreichischer Kanzler. 58 Dr. Carl Perger (1592–1646), Studium in Siena, 1616 Dr. iur., Dekan der juridischen Fakultät in Wien, 1631 Rektor, ab 1627 Niederösterreichischer Regimentsrat, ab 1639 Niederöster­ reichischer Kanzler.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

Commissio domini electi imperatoris in consilio Johann Paul Spindtler.59

1.2.2 1631, Juni 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), fol. 1r–4r

Der Rat der Stadt Tulln berät den Bericht einer Kommission aus drei Ratsbürgern, die wegen der ausständigen Abrechnungen zu Dr. Paul Hieronymus von Ello nach Wien geschickt worden waren. Herr Hanns Wolff Weiß, Paul Schez und Andree Freywökh referirn ainem ersamen rath, wasmassen sie sich auf verordnung herrn stattrichters nach Wien zu herrn von Ello verfiegt, denselben angedeit, herr stattrichter habe die interessierten 6 raitungsrestanten Sambstags nachmittag60 in seiner behausung61 vätterlich ermant, sy wollen doch zwen aus innen zu herrn von Ello umb gnadt bithen abordnen. Nach vernembung dises ires anbringens sey herr von Ello gegen ermelten restanten erzirnet und vermelt, er khüne inen khain gnadt erzeigen, stehe die gnadt beym khayser, wolte sie aber im wassergwelb oder leben-grueben reithen lernen, und so wahr er geborn sey und die heylige tauff empfangen habe, miesse ime sein fürnemben mit inen vortgehn. Hab also das schreiben, so sie ime restanten hinabgeschickht, widerumben begert und vermelt, es sey guet, daß er solche schreiben widerumben hab, wiss ime zu thuen, begert durchaus das rechtliche guetachten, was es mit solchen scardeckhen62 sey, man soll ime ain rechte schrifft deswegen überschickhen. Verlaß: Herr von Ello in seinen abgelösnen schreiben den bericht so starckh begert, also solde derselbe verfasset, übersehen, und alsdann überschickht werden. Herr stattrichter ermant beede ersambe innere und äußere rath hierüber: Herr Hölzl: Er habe ir gnaden, herrn Ello, schreiben vernommen, was dersolben mainung der interessierten restandten halber sey, und wisse sich zu erindern, daß nit allain herr canzler hievor, sonndern herr von Ello sie vätterlich ermant, sie wellen doch raithen und richtigkheit machen, sy aber alles in wint geschlagen, sondern neulich noch mit pluetigen khöpfen und andern bethroet, deswegen er sy nit wolte brauchen lassen. Statt59 Vermutlich Johann Baptist Spindler von Hofegg, Niederösterreichischer Regimentsrat. 60 Das war der 31. Mai. 61 Der Kaufmann und damalige Stadtrichter Viktor August Spächter († 1630) traf somit die städtischen Amtsinhaber, die mit ihren Abrechnungen säumig waren, in seinem Haus Wienerstraße 18, das er 1619 erworben hatte. Spächter war 1609 aus Kirchberg am Wagram nach Tulln gekommen und hatte das Haus Rathausplatz 7 gekauft. 62 Gemeint ist Scharteke von lat. Carta, oft abwertend für Schriftstück (Grimm, Deutsches Wörterbuch 14, 2224–2226).

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1. Die Stadt und der Landesfürst

schreiber sey nit zu entschuldigen.63 Sy haben mit soldaten gleiche pürt getragen, der Puckher64 nit ainen gehabt habe,65 und khine hierinnen nicht für sein persohn nit schliessen, allein wie es die hoche obrigkheit macht, miessen mir’s lassen passieren. Des guetachtens halber vermaint er, die hochlöbliche regierung zu bithen umb gnadt, daß innen termin zu raittung erthailt würde. Herr Murböckh: Weillen sy herrn von Ello mit iren hizigen schreiben ganz erzürnet, erachtet er für rathsamb, daß die interessirte zu herrn von Ello um gnadt bithen und ime selbst daraus helffen sollen. Sie haben an disem hizigen schreiben an entschuldigung des stattschreibers und spendirung auf die soldaten haben sie gahr unrecht gethan, denn sy den stattschreiber bey ir gnaden umb sein hinlässigkheit selbst angeclagt. Herr Zerari: Weilen sy die sachen selbsten angefangen, sollen sy es auskhochen, sie sein selbst in mora66 gewest und nit stattschreiber, dann sie

63 Stadtschreiber war in diesem Jahr Peter Burkhart. Offenbar wurde ihm, da die Ausfertigung der Jahresrechnungen zu den Aufgaben des Stadtschreibers gehörte, ein wesentlicher Teil der Schuld an dem Durcheinander gegeben. Tatsächlich hatte er diese Zettelwirtschaft aber schon von seinen Vorgängern übernommen, wie einem Protokolleintrag vom 1. August 1630 zu entnehmen ist, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag. (vor dem Protokoll zum 22. Oktober 1619): Zue merckhen, daß weilandt herr Lorenz Seith, gewester alhiesiger stattschreiber seeliger, der gemainen statt verrichtung und rathsbeschaidt nur das erste jahr seiner stattschreiberey diensten allhie prothocollirn lasen, hernacher aber und vom 22. Octobris dises 1619 jahrs an bis in seinen todt anno 1627 nichts mehr prothocolliret, sondern alle gemeiner statt und eines löblichen magistrats alhie verrichtüngen und verlaß in die scharteckhen verzaichnet, in simili hat sein, Seiths, successor, mein aber antecessor, herr Zacharias Constantius Khirchmair, gewester alhiesiger stattschreiber, vom 30. Julii anno 1627 bis den 23. Februarii des 1629 jahrs keine prothocolla, sondern nur rappalatum gebraucht, welches, als ich unverschribner in antrettung der stattschreiberey diensten alhie solche unordnungen und daß die maisten rathsverlaß und andere verrichtungen nur auf scharteckhen geschribener befünden, hab ich dasselbe einem wohlweisen stattrath alhie referiert, darauf mir gegen einem honorario berirte rappalatum und scharteckhen in die ordentliche prothocolla zu bringen anbefolchen worden. Hierumben ich dann in dem namen Gottes ermelte arbeit, so guet ich solche in gedachten schardecken finden können, durch meinen schreiber nach und nach in die alhiesige raths prothocolla inserirn und eintragen lasen, daran angefangen primo Augusti anno 1630. Burkhart war neben seiner Tätigkeit als Stadtschreiber auch kaiserlicher Notar, 1622–1629 Stadtschreiber von Zwettl. Nach der Resignation seines Amtes in Tulln übersiedelte er vermutlich als Notar nach Wien, wo er bis 1645 nachweisbar ist. 64 Michael Puckher (1562–1644), Holzhändler und Bürger in Tulln, 1626/27 Stadtrichter, Sohn des Andreas Puckher, 1587 als studiosus artium et philosophiae erwähnt, in erster Ehe verheiratet mit der Bräuerstochter Anna Eisenhauer aus Augsburg, erwarb 1593 durch die Hochzeit mit Sarah Öttinger, der Witwe nach dem ehemaligen Stadtschreiber Andreas Öttinger, das Haus Wienerstraße 12. Michael Puckher war zwar nur ein einziges Mal Stadtrichter, war aber neben dem mehrfachen Stadtrichter Kaspar Mayrhofer die bestimmende politische Persönlichkeit in Tulln in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 65 Offenbar hatten sich die säumigen Tullner Amtsträger mit der Belastung durch die Einquartierung von Soldaten entschuldigt. Die folgende Diskussion zeigt, dass sich einige Bürger über eine ungleiche Belastung beschwerten. 66 Lat. in Verzug.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

ime umb seine nachlessigkheit willen wohl licentiern67 khönnen, wie man den bericht macht, lasse er im’s gefallen. Herr Strobl: Sie khünnen sich khainer übereillung nit beclagen, da sie von herrn doctor Schäffler und herrn von Ello treulich, ja vätterlich zu mehrmallen ermant, aber alles eitel gehalten, den stattschreiber khönn es nit beschuldigen, das rechtlich guetachten lasse er der löblichen regierung, er, Puckher, hab nichts auf die soldaten spendirt. Herr Mathias Mayrhoffer:68 Das hizige schreiben hetten sie nit thuen sollen, und khünnen den stattschreiber nit entschuldigen, da sie ine selbst vom commissario desweegen angeclagt, Puckher hab auf die soldaten nichts spendirt, herr doctor Schäffler hab sie gahr offt vätterlich ermant zur richtigkheit, ist aber nicht beschehen, daher sie ir sachen selbst auskhochen sollen. Herr Weiß: Herr Schäffler und herr von Ello haben sie threulich offt vermanet, aber umsonst, sie khünen den stattschreiber nit entschuldigen, er lasse die löbliche regierung hierinnen den ausschlag. Äusser rath Herr Adam Schez: Dis unhail hab sich an herrn Khranzen69 angefangen, von deme es auf herrn Juritsch70 khommen. Herr Juritsch hab nit allain die waisengelter, sondern ungeltslat und ander sachen angriffen, von ime ist’s khommen auf den herrn Mockhen,71 derselbe hat mehrers nit thuen wollen als andere, weillen er auch ist interessirt, von disem herrn Mockhen ist gelangt auf den herrn Püringer, von welchem auch dis unhail erwaxen, und daß sie melden, sy haben ir guet auf die soldaten spendirt, soll man die stattcamer raitung ansehen, was manicher hinaus schuldig sey, woher sy es genommen, daß die interessirte mit pluetigen khöpfen und auf rhue be­ throet, soll herr von Ello bericht werden zu sehen, ob khünde ain guets mitl getroffen, khün sonsten nichts hierin schliessen. Herr Ramb: Ist durch herrn Schezen verstanden. Herr Kranz:72 In simili dardurch auch verstanden. Herr Hofer:73 Sollen ime selbst daraus helffen. Herr Kling: Durch herrn Schezen verstanden. 67 Des Dienstes entlassen (Zedler, Großes vollständiges Universallexicon 17, 815). 68 Matthias Mayrhofer wohnte als kuntner Wienerstraße 2. 69 Urban Kranz war 1613–1616 Stadtrichter. Diese Behauptung kann durch die Untersuchung des Dokumentenbestands nur bestätigt werden. Urban Kranz († 1617), Bäcker und Bürger in Tulln, Sohn des Wolf Kranz, aus Urfahr bei Linz, erwarb 1601 das Haus Hauptplatz 3. 70 Andreas Juritsch (*1581), Kaufmann und Bürger in Tulln, 1620–1623 Stadtrichter, erwarb 1607 das Haus Hauptplatz 27, übersiedelte aber 1620 in das Haus Hauptplatz 25. Sein Sohn sowie dessen Enkel wurden zu Doktoren der Medizin promoviert. 71 Thomas Mockh († 1636), 1624/25 Stadtrichter, Sohn des Leonhard Mockh, erwarb durch die Hochzeit mit Magdalena Juritsch, der Witwe nach Matthias Juritsch, das Haus Hauptplatz 21. Durch seine Eheschließung wurde Mockh Schwager des Andreas Juritsch. 72 Vermutlich Matthias Kranz, Sohn des Stadtrichters Urban Kranz. 73 Philipp Hofer, Lederer und Bürger in Tulln, wohnhaft Albrechtsgasse 24.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

Wolff Reiß: Sie khünen den stattschreiber nit entschuldigen. Er hab mehrers als Puckher und Wielandt74 ausgestanden. Er wolle sich bey solchen bethroung nit brauchen lassen. Da ine ainer solde an khopf schlagen, wolle er auch ainen an khopf schlagen, etc. Es hab ainer aufm veldt zu im vermeldt, er miesse gehn sein sächl zusammenkhlauben, es kheme ein spör herr, mechte ine sonst spören. Sie sein vätterlich ermant worden, sollen inen selbst helffen. Herr Krauß: Ist des herrn Schezen mainung. Petter Griebl:75 Durch herrn Schezen verstanden. Hans Gernstl:76 Durch herrn Strobl verstanden. Paul Schez: Juritsch hab soldaten gehabt. Er aber, wes sie angefangen, werden sie selbst wissen auszutragen, sy haben gahr unrecht gethan. Herr Freywekh ist durch herrn Paul Schezen verstanden. Simon Mändl: Sie seind von herrn doctor Schöfler threulich offtmals ermant. Es miesse ain vortl darhinder seyn, daß sie seit anno 1610 bis 1630 khain raittung gethan. Er hab mehrers soldaten gehabt als sie ainer, sie haben mit disem irem gahr unrecht gethan, werden ime selbst helffen. Jacob Holzer:77 Ist durch ain ersamben rath und herrn Adam Schezen verstanden. Herr Gulden: Man wisse, daß die raith commissarii bishero niemallen in mora gewest mit iren raittung wegen der soldaten haben sie nichts dargestreckht, wie dan herrn Pieringer auf 2.000 fl. praetendirt und andere mehr. Den stattschreiber khinnen sie nit entschuldigen, den sie ine hievor selbst accusirt, sie sein (wie er vernimt) von herrn doctor Schäffler und herrn von Ello vätterlich ermant, ires veriebten aufruerischen frevls wirth herr von Ello wissen die bestraffung fürzunemben. Daniel Eckh:78 Ist durch herrn Schezen verstanden. Hierüber herr stattrichter beede räthe threulich und ernstlich ermant, man solle doch in dieser sachen ir gnaden herrn von Ello mit wahrhafften bericht contentirn.

1.2.3 1631, Juni 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Stadtrichter unterrichtet den Rat der Stadt Tulln von einem Beschwerde­ schreiben des ehemaligen Stadtschreibers Peter Burkhart an den Kaiser. 74 Salomon Wieland, Organist und Ratsbürger in Tulln, wohnhaft Bahnhofstraße 4. 75 Peter Grübl (tödlich verunglückt 1655), Kürschner und Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 23. 76 Hans Gernstl, Bürger in Tulln, ab 1628 wohnhaft Bahnhofstraße 8. 77 Jakob Holzer, Sattlermeister und Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 17. Sein Haus ist eines der Häuser, die dem Neubau des Kapuzinerklosters 1645 zum Opfer fallen, dazu unten Dokument 8.2.18. 78 Daniel Eckh († vor 1634), Handelsmann und Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 29.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

Herr stattrichter leßt ein schreiben supplik herrn Peter Burckharti, gewesten stadtschreibers, so er an ir khayserliche mayestät gelangen lassen, verlesen, crafft dessen er sich underschidlichen sachen beschwert, darauf die commission auf den 27. dis angestelt, darzue man zwar der löblichen regirung zu ehren zu erscheinen schuldig, solches aber umb khirze der zeit nit wol beschehen mige, solle die hochlöbliche regirung umb prolongation dises tags schrifftlich angelangt und auf den Montag, als den 30. Junii gebethen werden.

1.2.4 1631, Juni 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln genehmigt einen Bericht an die Niederösterreichische Regierung als Stellungnahme zum Beschwerdeschreiben des Peter Burkhart. Bericht an die hochlöbliche niderösterreichische regirung wegen des Burckharten, stattschreibers, auf der löblichen regirung rathschlag ist abgelesen und von ainem innern und äußeren rath für recht erkhent, des selbigen solte also übergeben werden.

1.2.5 1631, Juli 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln fordert den ehemaligen Stadtschreiber Peter Burkhart auf, die Kanzlei zu räumen. Peter Burchhart auf dienstlich berichten widerumben hinauszugeben. Weillen er nit von einem ersamben rath, sondern dem khayserlichen herrn commissario, herrn von Ello, seines dienstes entsezt und also das mit ime geschlossene pactum durch gehabte khayserliche plenipotenz auf sein selbst aignes verursachen causirt worden, nochmallen zum allem überfluß mit mehrern ernst aufzulegen, daß er des stattschreibers zimmer79 inner 2 tagen gewißlich raumbe, und zu andern mitln, welche auf widrigen fahl nottrungenlich miessen fürgenommen werden, nit ursach gebe, auch die instruction und anderes, was er zur canzley gehöriges noch bey handen hat, restituire. Alsdan solle er nach billichen dingen abgefertigt werden, hinfüro aber sich dergleichen ungezaumbten paurischen grobheiten, wie inen gebrauch, gegen einen ersambern rath enthalten. Tulln, den 5. Julii anno 1631.

79 Im Tullner Rathaus in der Albrechtsgasse (jetzt Bezirksgericht) waren die Räume an der Westseite für Stadtschreiber und Kanzlei eingerichtet.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

1.2.6 1636, März 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Karl Perger kündigt als landesfürstlicher Wahlkommissar für nach Ostern sein Kommen nach Tulln an. […] benebens, wann ihne die richter und rathswahl auffzunehmen beliebe gefragt, welcher sich der gütthigen transaction hocherfreiet, will nach Ostern80 wegen der richterwahl gewiß heraufkommen81 […].

1.2.7 1636, Mai 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Karl Perger leitet als landesfürstlicher Wahlkommissar die Wahl eines neuen Stadtrichters und informiert sich im Auftrag des Kaisers über die Zustände in der Stadt. Herr stattrichter Caspar Mairhofer, der römisch keyserlichen mayestät rath etc., altem brauch nach resignirt sein richterampt ihr gnaden herrn Carolo Berger, regentherrn und deputirtem wahlscommissario, und bringt diser vor, daß er wünschen wollte, alles recht gethan hette, doch wann er ain oder den andern beleidigt und die billiche justitiam nicht erthailt, begehrt abtrag zu thun. Und weillen secundum exemplum Luculli,82 item M. Crassi83 praeceptoris84 Alexandri, solches ein müheseliges ambt ist, bittet, ihr gnaden wollen in der relation ihr mayestät vortragen, er doch eines davon enthebt möchte werden. Herr wahlcommissarius producirt den kayserlichen befelch, so zwar nicht abgelesen worden, und zaigt an die attestation, so gemaine statt zu ihm getragen in begehrung nach ableibung ihrer gnaden herrn von Ello85 seligen. Will’s widerumb verdienen in ander und mehr weeg. Und weillen disses das erste mal, als wünsche er allen herrn und burgern glückh und alle wollfahrt. Nimbt hiemit an statt ihrer römisch kayserlichen mayestät die resignation auf. Sollen desswegen auf die wääl wol achtung und ihren gewissen nach die vota geben. Nach gegebenen wahlen vermeldt herr commissarius, daß er die vota aufund angenommen, will sie ihr mayestät treulich referiren, thue interim aber

80 Ostersonntag war im Jahr 1636 der 23. März. 81 Das Zitat stammt aus einem längeren Bericht des Stadtrichters Kaspar Mayrhofer über eine Reise nach Wien, der vorwiegend von anderen Materien handelt. 82 Lucius Licinius Lucullus (117–56 v.Chr.), römischer Senator und Feldherr. 83 Publius Licinius Crassus († 53 v. Chr.), dessen Lehrer der Philosoph Alexander war. 84 Mit Präzeptor ist ein (Haus)lehrer gemeint. 85 Dr. Paul Hieronymus von Ello war im Jahr zuvor verstorben.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

herrn stattrichtern diese mühwaltung als administratori hiemit nachmahlen aufferlegen, welchem aller gehorsam zu laissten, bis von ihre mayestät auf solche relation die resolution verordnen werde. Dann herrn stattrichtern ermahnt, an ihme, wie bis dato, nichts erwinden86 lassen, sondern alle lieb und treuherzigkeit erthaille. Allsdann die petitiones ihrer mayestät fürgnommen und begehrt ihr kayserliche mayestät zu wissen, erstlichen wie es mit der religio beschaffen, ob die statt guth catholisch und vleissig die kirchen besuchen, wie auch des flaischessens an Frey- und Sambstägen sich enthaltten? Und weill er hierinn kein bericht, soll her stattrichter informiren. Antwortt herr stattrichter, dass kein bürger zugelassen wirt, welcher nicht catholisch, dann seie auch ein eiffer und embsigkeit in der kirchen, sonderlich in Sonn- und feyrtägen zu sehen. Zum andern, wie es wegen der gaisttlichen stifften und beneficien zugehe? Antwortt herr stattrichter, dass vor ungefehr 30 jahren mit damals gewestem herrn dechanten transigiert87 und von ihr hochwürden, bischoffen Urbano,88 confirmirt worden, daß herrn dechanten 20 fl. aus dem beneficia­ ten ambt järlich geraicht, dann der schulmaistter und organist dessglaichen aus dem beneficiatenampt erhalten und bezahlt solle werden; ist dieser transaction ungefehr anno 1605 fürübergangen. Item wolle herr dechant nicht haben, daß die beneficiaten raitung auf dem rathaus beschehe. Da doch solche stiffter allein von den bürgern gestifftet und sie als lehenherrn darüber gesezt, was hierinn zu thun, bittet ihr gnaden herrn commissarium umb bericht. Hierauff vermeldet herr commissarius, dass die beneficiaten raitung solle altem brauche nach auf dem rathaus beschehen, massen zu Wien und andern orthen geschicht. Waisengüter betreffent: Wegen der waisengüter der gerhaben, ob sie auch treulich und vleissig denselben nachkommen und raitten? Antwortt herr stattrichter, daß die maisten waisenraitung bei der canzlei und werden die pupillen89 ordentlich vergerhabt. Verlangt hierauf commissarius, sollen diese raittung aufs längst inner 2 jahren richten zu bessern versicherheit und damit die pupillen nicht ver­ khürzt werden. Viertens der statt alhier vermögen und einkhommen? Antwort herr stattrichter, gemaine statt hab kein anders einkhommen als die au, welche schlecht, und zu abführung der bürgerschafft järliches deputat nichts übriges zu verkhauffen.

86 Gemeint ist unterlassen (Grimm, Deutsches Wörterbuch 3, 1064 –1070). 87 Siehe Dokument 8.3.3. 88 Urban von Trennbach (1525–1598), 1561–1598 Fürstbischof von Passau. 89 Mit Pupillen sind Unmündige gemeint, die unter Vormundschaft, unter einem Gerhab, stehen.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

Item begehrt herr commissarius zu wissen, ob gemaine statt vil schuldig? Antwortt herr stattrichter, sonderlichs nichts als wegen des salzwesens; weillen aber 3 parteien, der eine ettwas, die andere wenig, die dritt gar nichts geben wollen, bittet ihr gnaden der commission beizuwohnen, damit ein vergleich geschehe. Herr wahlcommissarius lässt ihme gefallen diese transaction und beliebt ihme, so herr stattrichter hinunder auff Wienn, einen tag dieselben zu vernehmen avisiren. Item herr stattrichter vermeldt, dass ein preuhaus90 aufgericht worden, welches ettwas wenigs eintragen, das grundtbuch aber gar ein geringes ein­ khom­men habe. Hierauff herr commissarius: Soll herrn stattrichter ihme das grundbuch lassen befohlen sein. Fünfftens Spittal: Was einkhommen habe und wievil personen darinnen seindt? Antwortt herr stattrichter, 22 personen und speist wochentlich dreimal wein. Item habe vor diesem ein frommer herr und dechant alhier einen zehendt ins spittal gestifft, dessen ieziger herr dechant umb ¼ unrecht genüst. Item dass gemaine statt bedacht sein, ein lazareth91 zu pauen, welches vor diesem auch obbenandter dechant fundirt. Herr commissarius rühmet dies werkh und intention, vermeldt benebens, daß spitallmaister, Paul Hofer,92 begehre die entlassung seines dienst, item herr Wiellandt die abführung seiner praetension93 per 200 fl. Verlaß: Paul Hoffers begehrn hat nicht statt, herr Wiellandt sich zu gedulden bis die abraittung völlig beschehen. Sechstens Stattmauer betreffend, was damit für ein beschaffenheit? Antwort herr stattrichter, seie ein grosse nothdurfft, derselben ruin vorzu­ khommen. Hierauf einen ehrsamen rath ermahnt, daß die statt ambtleuth vleissig raitten, 2to ein ordentliches archiv aufrichten, 3o gute ordnung in der canzlei und prothocoll halten. Endtlich proponirt herr wahlcommissarius, dass die herrn patres capuccini94 ihne gebetten, ihnen eine intercession mitzuthaillen wegen ihres closstergebeus, sintemal alberait ihr mayestät befelch neben intercessionaln erthailt,

90 Das Tullner Bräuhaus in der Donaugasse 10 wurde 1635 von der Stadt eingerichtet, nachdem zuvor der Ausschank von Bier in der Stadt verboten war. Das Brauhaus war regelmäßig verpachtet. 91 Gemeint ist das Lazarett St. Sigmund, dazu unten 7.2. 92 Paul Hofer, Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 14. Dieses Grundstück wird letztlich für die Errichtung des Kapuzinerklosters verkauft, dazu unten Dokument 8.2.18. Hofer besaß weitere Grundstücke in Tulln. 93 Prätention meint Forderung. 94 Zu den Problemen mit der Ansiedlung der Kapuziner siehe unten 8.2.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

will aber bericht vom herrn stattrichter einnehmen, seie ein gottseeliges werkh. Antwort herrn stattrichter, daß von ihme und äussern rhat auch ettlichen ausschuss der gemain verlassen, dass man mit den herrn patres minoritis umb ihr altes closster tractiren sollte, sie aber gar nicht transigiren wollen, 2do die herrn patres capuccinos in die statt einzulassen, die burger an der mannschaft gar geschwächt auch der statt zu bauen zu feindtszeitten gar gefehrlich sein würde, und weillen disse ein gemaine und groswüchtige sach, bitte er ihr gnaden umb gutachten. Verlaß: Sollen das keyserliche suppliciren sollicitiren. Zaigt ferner an, dass ihme vertrauet worden, dass ettlich im rhat ihr silentium nicht in acht nehmen, sollen sowol inn als äußer rhat gueth achtung haben, daß keiner nicht aus dem rhat schweze, sondern es in der still haltte. Dann begehrt er die statt-cammeramtsraitung fürzunehmen. Verlaß: Placet.95 Conclusio adhoratatoria:96 Sollen die kayserlichen generalia, patenta und mandata wol in acht nehmen, den catholischen glauben pflanzen, züchtig leben, schelten, schmehen und fluechen verhüten, damit wir der straffen entgehen. Thut sich also gemainer statt befehlen, was er thun kann wöll er zu nuz gemainer statt nicht underlassen.

1.2.8 1636, Mai 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt die Übersendung eines Geschenkes an den landesfürstlichen Wahlkommissar Karl Perger, dessen Familie und Personal aus Anlass der Ratswahl. […] Herr stattrichter vermeldt weitters, dass breuchlich sei, herrn wahlcommissario eine verehrung zu thun. Und weillen auch 2 kinder neben ihren praeceptore97 vorhanden, was ihnen zu praesentiren? Verlaß: Herrn wahlcommissario ein zillen holz und ein duzet duggaten, einen jeden knaben einen doppelten, dem praeceptori und schreiber jeden einen daler, dann der frauen 2 emer rotweins.

95 Lat. es gefällt, als Vermerk der Zustimmung. 96 Lat. Abschließende Ermahnung. 97 Präzeptor: (Haus)lehrer.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

1.2.9 1669, März 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem landesfürstlichen Wahlkommissar Johann Michael von Seitz98 auf dessen Schreiben, in dem er über den schlechten Ruf der Stadt bei Hof und Regierung berichtet hat, zu antworten und Vorbereitungen für dessen Aufenthalt in Tulln zu treffen. Ein schreiben von ihro gnaden, herrn wahlscommissarius, in welchen er berichtet, wie daß die statt Tuln sowol bey hoff als auch regierung wegen übln hausens und allerhand unainigkeiten sehr beschreyet seye, welches ihme bey hochlöblicher regierung in pleno vorgehalten worden, seye dahero gedacht, in der osterwochen99 oder Domenica in albis100 zu aufnembung der wahl heraufzukommen, und sich etwas lenger aufzuhalten, damit er auf den grundt kommen möge. Consulirt hierüber herr stattrichter, allwo er zu logieren und wie ihme wider zu antwortten? Verlaß: Auf dises schreiben ist ihro gnaden herrn wahlscommissario widerumb höfflich zu antwortten und ihme die herauffkunfft in das belieben zu stellen. Im übrigen ist er bey herrn stattrichter einzulogieren und seind herr Johann Stuermb101 und herr Jacob Stainbichler102 zu hoffmaistern verordnet.

1.2.10 1669, April 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Johann Michael von Seitz leitet als landesfürstlicher Wahlkommissar die Ratswahl in Tulln und entscheidet über Beschwerden. Anheund, den 28. Aprilis anno 1669, haben ihro gnaden, der woledlgebohrn gestreng und hochgelehrte herr Johann Michael Seiz, der römisch kaiserlichen mayestät rath und regent des regiments der niederösterreichischen landen etc., nach gehaltenen heyligen ambt de sancto Spiritu die richterwahl auf dem rathhaus vorgenohmen, vorhero aber den kaiserlichen wahlsbevelch produciert, und ablesen lassen mit folgenter erinderung: Weiln es laiter notorium, daß die statt Tuln wegen allerhandt unainigkeit und übln  98 Dr. Johann Michael von Seitz († 1682), aus Vorderösterreich, 1649 Niederösterreichischer Landschreiber, 1654 Niederösterreichischer Regimentsrat.  99 Ostersonntag war im Jahr 1669 der 21. April. 100 Gemeint ist der so genannte „weiße Sonntag“, der Sonntag nach Ostern. 101 Johann Sturm, Seiler und Bürger in Tulln, ab 1674 wohnhaft Rathausplatz 1. 102 Jakob Steinbichler († 1681), Riemer und Bürger in Tulln, ab 1671 wohnhaft Hauptplatz 28. Steinbichler war 1659 als Geselle aus Baden gekommen und hatte die Witwe des Riemers Hans Schlepper geheiratet.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

hausens nit allein bey dem kaiserlichen hoff, sondern auch bey der hochlöblichen regierung und anderer orthen sehr beschrayet, allermassen es ihme zum öfftern bey ersthochgedacht hochlöblicher regierung in plena sessione zu sonderbahrn widerwillen zu gehör geredet worden, und ungehindert seiner deswegen öffters gethannen ermahnungen solche unainigkaiten annoch continuirn, ja auch bey hoff schon soviel geschadet, daß die alle anderte jahr vorzunehmen gebettene richterwahl nit bewilliget, sondern praecise aus der ursachen abgeschlagen worden, als seye ihme von hochlöblicher regierung ein special bevelch ex officio zugeförttiget und crafft selbigens anbevolchen worden, daß, weiln so grosse unainigkeiten, müssverstandt, aigennuzen, undt allerhand scandela und widerwerttigkeiten bey der statt Tuln vorübergehen, er alles vleiß inquiriren, auf den grundt und ursprung kommen solle, wer etwan oder welche diejenigen seyen, von solchem unwesen herühre. Dahero dann, unangesehen dises jahr kein wexeljahr, dannoch crafft seines in handen habenten bevelchs, jeden sowol inn- und äussern herrn rathsfreunden, als auch denen burgern zugelassen seye, sein freye wahl zu geben auf diejenige, so sie vermainen, dem gemainen weesen schädlich zu sein, und welche zwey rathsfreund etwan aus dem innern rath in äussern, hingegen aus dem äussern hinein zu wexlen sein, und lassen sich ihro kaiserliche mayes­ tät keinesweegs an die wexeljahr binden. Und erstlich solle man auf einen solchen stattrichter gehen, der ein ehrbahr und adlhafftes leben führet, in unrichtigkeit oder schulden nit stecket, uninteressiert, auch nit gar armb sey. Hierüber herr stattrichter Simon Galler103 meldet, es schmerze ihne bis in die seel hinein, daß er zur zeit seines wehrenten stattrichterambts so unrüembliche sachen und solche bevelch, welche niemaln bey keinem statt­ richter ausgewürkt worden, anhören müsse, bitte in- und äußern stattrath umb Gottes willen, da er ursach dieser unainigkeit, die wahrheit zu sagen, verhoffe, seye ein ehrlicher mann. Worüber ihro gnaden, herr wahlcomissarius: Verwundere ihne, daß sich herr stattrichter deswegen annehmen mag, habe nit ursach, sich zu beschwehrn, weiln der bevelch in comuni, und derzeit noch niemand in particulari gemaint, sondern man müsse erst per inquisitionem104 auf den ursacher der unainigkeit kommen. Und seye sich vielmehr über der hochlöblichen vätter vorsorge zu freyen als zu beschweren. Hernach zu der wahl geschritten, nach aufgenohmenen wahln von ihro gnaden dises gemeldet worden, wie daß under ablegung der stimmen viel beschwehrnus mit undergeloffen, welche er aber, weiln es schon spatt, 103 Simon Galler († 1678), aus Pladen in Venetien (heute Sappada an der Kärntner Grenze in Friaul), Handelsmann, seit 1655 in Tulln; 1665/66 und 1668/69 Stadtrichter, erwarb 1655 durch die Heirat mit Maria Hofer, der Witwe nach Paul Hofer, das Haus Hauptplatz 22, durch seine zweite Eheschließung mit Euphrosina Fraundorfer das Haus Rathausplatz 7. Dabei musste er das Weiterbetreiben des dortigen Wirtshauses „Zum Schwarzen Adler“ zusagen. 104 Lat. durch Untersuchung.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

morgiges tags vornehmen, anhören, undt mögliche remedierung schaffen wolle. Die mehriste beschwerden seyen wegen des kaiserlichen nachlaß,105 wie nemblich solcher zu verstehen, ob, da vleissig bezahlet, beschehen, und weiln fast alle mitleidente orth eben in disem zweiffel und streitt stehen, seye dishalben vierten standts einnehmer schon im werckh begriffen, bey ihro kaiserlichen mayestät einzukommen, welche dan disen allergnädigist gethanen nachlaß expliciren und die sach allergnädigist decidirn werden. Folgenten tags, den 29. Aprilis, seind ihro gnaden widerumben sambt inund äußern rath auf dem rathhaus erschienen […].106 Hernach haben ihr gnaden folgente beschwerden wegen kürze der zeit kürzlich vortragen. Erstlichen, weiln vorkommt, daß das schwäzen aus dem rath sehr im schwang gehe, durch dises aber sehr grosser schaden und dem gewissen zu kurz beschehen könte, als vermahnet solches abzustellen.107 2do sollen keine factiones108 gemacht, dan 3tio bey denen patribus Minoriten das nächtlicher weyl solange aufhalten durch herrn stattrichter abgestellt, auch 4to wegen hereinlassung der wein der nuz des gemainen weesens observirt und beachtet werden. Dan beclage man sich wegen der mahler, daß man soviel hereinlasse, welche der andern verderben verursachen […]. Auch solle man den alten gebrauch observiren, wie es vor disem gehalten worden, ob es noth seye, daß ein bürgerssohn von neuem bürger solte werden. Ingleichen sollen die schimpfliche reden wegen der freijahr, daß selbe niemandts geholffen hetten, weiln es ein grosse undankbarkeit denotierte, underwegen gelassen werden. Item köme vor, daß man so plumpe leuth in den äussern rath nembe, da doch andere feine burger vorhanden, ermahne dahero, die tauglichen zu nemben, weiln sie hernach in den innern rath kömmen. Schließlichen ermahnen ihro gnaden den gesambten rath zur ainigkeit, befehlen die lieben justitiam, keiner solle den andern in das votum fallen, sich in dem votirn vergebentlich nit solang aufhalten, alwo nichts neues beyzutragen, ein jeder sein gewissen observiren, und haben endtlichen das statt­ richterambt dem herrn Simon Galler interim provisorio modo übergeben.

105 Die Stadt Tulln hatte wegen ihrer katastrophalen Finanzlage einen befristeten Steuernachlass erhalten, dazu unten Dokument 2.27. 106 Es folgen einige Einzelentscheidungen in Streitsachen, die hier nicht wiedergegeben sind. 107 Dabei dürfte es sich um ein ständiges Problem gehandelt haben, denn die gleiche Beschwerde findet sich bereits im Dokument 1.2.7. 108 Innerhalb des Rates gab es, vermutlich aufgrund der Frage der Verwendung der durch die landesfürstliche Steuerbefreiung ersparten Gelder, erhebliche Spannungen; es bildeten sich Parteien, im Text als factiones bezeichnet. Vgl. Dokumente 2.27 und 2.29.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

1.2.11 1685, April 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 23 (1684–1702), unpag.

Rudolf Karl Khazy leitet als landesfürstlicher Wahlkommissar die Ratswahl in Tulln und verkündet Maßnahmen nach dem tödlichen Attentat auf den Stadtrichter sowie zur Verbesserung der Verwaltung. Anheut, den 25. Aprilis 1685, am heiligen Ostererichtag und zugleich festtag des heyligen Georgii, haben ihro gnaden, der wohledlgebohrne herr, herr Rudolph Carl Khazy,109 der römischen kayserlichen mayestät rath und regent des regiments der niederösterreichischen landten, als verordneter wahlcommissarius hiesiger statt Tulln, nach gehaltenen ambt de Sancto Spiritu in Sankt Stephans pfarrkirchen die richter und rathwahlen auf dem rathhaus der ordnung nach, wie gebräuchig, aufgenohmen, vorhero aber den an ihn ergangenen kayserlichen wahlsbevelch vor den innern und äussern rath wie auch gesambten burgerschafft selbst persöhnlich abgelesen. Herauf einen ieden treuherzig ermahnet, dass er seine freye wahl nicht allein auf einen statt­richter, sondern auch auf die jenige, welche aus äussern in den innern rath zu nehmen, jedoch dabey nicht ansehen gunst, freundt- oder feindtschafft, sondern wie es ein ieder bey seinem gewissen und verstandt befindet, ablegen sollen. Ingleichen auf einen solchen statt­ richter zugehen, welcher untadlhafftig der gerechtigkeit befunden und nicht aigennuzig seye. Worauf ein ieder nach und nach sein votum für wohlgedachten herrn wahlcommissar abgelegt. Nach sambentlich abgelegten stimmen haben ihro gnaden vermeldet, daß nunmehr die richter- und rathsverwalter der ordnung nach ­vorbeygangen, welche sie auch fideliter110 aufgeschrieben und also ihrer kayserlichen mayes­tät allerunderthenigist relationiren wollten. Entzwischen aber und bis auf erfolgende allergnädigiste kayserliche resolution und confirmation haben sie das stattrichter ambt (in bedenkhen eine ganze gemain ohne vorgeher nicht sein kann) dem herrn Franz Hoffman111 zu administriren anvertraut und übergeben, wie auch den gesambten innern rath ihme bis dahin wie vorhero an die handt zu gehen auferlegt. Anderten tags, als den 26. Aprilis eiusdem anni, haben ihro gnaden herr wahlcomissarius den gesambten innern und äussern rath zu sich in ge109 Rudolf Karl Khazy, Edler von Ludwigstorff. 110 Lat. getreu. 111 Franz Hofmann, Holzhändler und Bürger in Tulln, 1683–1685 Stadtrichter, erliegt am 15. August des Jahres den Verletzungen eines auf ihn verübten Attentats. Sein Grabstein befand sich in der Tullner Stadtpfarrkirche, ist aber derzeit verschollen.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

meiner statt Seizisch haus112 zu erscheinen berueffen lassen und folgente puncta proponirt: 1mo weil wider alles verhoffen herr Hoffman, stattrichter ambtsverwalther, durch Philippum Lang,113 damahligen vicarium, zeit wehrender gestriger mittagsmahlzeit mit etlichen stichen mit einem messer sehr gefährlich verwundet worden, als haben dieselbe bis zu dessen wider genessung das stattrichterambt herrn Richard Eysen,114 innern rath seniori, zu verwalthen aufgetragen. 2do vermeldet es sey der anderte punct in denen von ihm bey voriger rathswahl hinderlassenen puncten bisher nicht observirt, noch gehalten worden.115 3tio sollen die kirchen raittungen herrn Richard Eysens, kirchen probstens, zu revidiren aufgesucht werden. 4to solle iedesmahls die anzahl der messen, welche vermög stifftbrieff jährlich zu lesen seind, ordentlich benennt werden. 5to die in iedtweder raittung empfang raittrest iederzeit zu anfang der darauf folgenden raittung zu sezen. 6to seye in der 1684 jährlichen täzambtsrechnung der rest voriger rechnung nicht beygeruket. 7mo solle der stifftbrieff der zerarisch116 und sebaldischen117 jahrtäg aufgesucht werden. 8o weilen vorkommen, dass herr Hoffman 5 emer wein aus dem spital unbezahlter genohmen, die bezallung annoch hievor laisten. Und solle hinfüro 112 Gemeint ist das Haus der Regina Katharina von Seitz, Hauptplatz 2. Die Stadt Tulln hatte deren Verlassenschaft am 4. September 1680 gekauft. 113 Philipp Lang war bereits längere Jahre Vikar in Tulln. Über die Hintergründe der Tat ist nichts bekannt. Lang unterlag als Vikar der geistlichen Gerichtsbarkeit, ein Verfahren hat in diesem Fall auch stattgefunden, wie ein Inventar aus dem Jahr 1706 im Wiener Erzbischöflichen Diözesanarchiv (Diözesanarchiv Wien, Passauer Protokolle Nr. 235) zeigt, der Akt ist aber bedingt durch die unglückliche Aufteilung der Passauer Akten auf die drei Bistümer Wien, St. Pölten und Linz derzeit nicht auffindbar. An dieser Stelle ist Herrn Dr. Johann Weißensteiner vom Diözesanarchiv für seine freundliche und kompetente Hilfe zu danken. Dass das Verhältnis zwischen Pfarre und Stadt nicht gut war, vor allem wenn es um wirtschaft­ liche Angelegenheiten ging, zeigt ein Fall von Gewalttätigkeit, der sich 1664 zugetragen hatte. Dabei ging es um Streitigkeiten wegen des Weinausschanks (Protokolleintrag vom 23. April 1664, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 [1662–1665], unpag.). 114 Richard Eysen († 1686), Handelsmann und Bürger in Tulln, 1681–1685 Oberkämmerer, 1686 Stadtrichter. 115 Der Hintergrund dieses Hinweises ist unklar. In den Protokollen klafft zwischen dem 11. April 1684 und dem 27. Oktober 1684, dem Datum, an dem der neue Stadtschreiber Lorenz Bertl angelobt wurde, eine Lücke. In dieser Periode müsste eigentlich die Stadtrichterwahl vorgenommen worden sein. 116 Thomas Zerari, der mit dem in Dokument 1.2.1 genannten Tullner Bürger in nicht eindeutig klarem Verhältnis verwandt war, hatte in seinem Testament vom 17. Februar 1637 namhafte Legate zugunsten der Kirche gemacht, St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd.13 (Testamente 1627–1636), fol. 127v–131r. 117 Es handelt sich um eine Stiftung des Tullner Dechanten Martin Sebald, der von 1626 bis 1632 in Tulln wirkte.

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1.2 Der landesfürstliche Wahlkommissar

ichtwas an victualien118 aus dem spital (wie bishero missfällig observirt worden) anderwerttig hinverschenkt werden. 9. solle von gemainer statt mit dem spital abraittung gepflogen werden. 10. undt schießlichen aus allen und jeden rechnung eine specification der raittrest extrahiert werden, wozu herr Stephan Kürschner119 und herr Ulrich Schwarzman120 pro commissariis verordnet werden.

1.2.12 1686, März 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 23 (1684–1702), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen wegen der Ausfertigung des Protokolls der Ratswahl nach dem Tod des Wahlkommissars Rudolf Karl Khazy. Dan Lorenz Bertls,121 stattschreibers, absonderlich gehorsambe relation der verrichten Wienner rais: Undt habe selber sich in festo Sancti Josephi122 auf anzaigen des gestrigen todtfahls herrn wahlcommissarii Rudophi Khatzii nach Wienn verfüeget, und alda bey dem jungen herrn Khazio wegen der zuständten gerichten, aber nicht unterschriebenen wahlsrelation, wie es mit solcher wegen einraichung stehe, mit mehreren erkhundiget. Alldieweiln auch er, stattschreiber, wenig ausführliches von ihme, Khazy, nachrichtlich vernehmen mögen, hat er sich zu ihro gnaden, herrn gehaimen secretarii von Erhardt123 verfüeget, und ihme die saumbigkeit und beschehene aufzüeg in einraichung der wahlsrelation herrn Khazii seelig umbständig erzahlet, in nahmen eines ehrsamben raths gehorsamblich gebetten, damit das ohne dem erarmbte stättl nicht etwan mit einer neuen wahl in mehrern unkosten eingelaittet werden möge, gnädig zu erlauben, daß obige relation der junge Khazy anstadt seines herrn vatters seelig underschreiben, und wir sodan selbige gehorsamblich überraichen mögen. Zur antwortt erhalten, er wolle es in erwegung der bekandtlichen gemainer statt armuth auf sich nehmen, und ihme gebräuchigermassen einantwortten […].

118 Viktualien sind Lebensmittel. 119 Stephan Kürschner war Organist, wie aus den Ratsprotokollen an anderer Stelle (etwa einem hier nicht wiedergegebenen Protokolleintrag vom 2. Dezember 1682, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.) hervorgeht. Nach diesem Eintrag hatte er den Ratsbürger Nikodemus Crafft der Straßenräuberei bezichtigt. 120 Ulrich Schwarzmann, Lederer und Bürger in Tulln, wohnhaft Bahnhofstraße 15. 121 Lorenz Bertl († 24. Dezember 1715), 1685–1705 Stadtschreiber in Tulln, 1705–1715 Stadtrichter. Sein Grabstein befindet sich noch in der Tullner Stadtpfarrkirche. 122 St. Joseph ist der 19. März. 123 Dr. August von Erhardt, Niederösterreichischer Hofrat und geheimer Sekretär, Erhebung in den Ritterstand vom 2. April 1677, Wappenbesserung Freiherrnstand vom 12. August 1687 (Frank, Standeserhebungen 1, 281).

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1. Die Stadt und der Landesfürst

Verlaß: Ein ehrsamber rath bedankhet sich der gehabten bemühungen, seye sowohl in einem als andern gemelten punct mit dessen vollziehung gar wol beschehen. […] Ingleichen veranlaßt worden, wegen extradierung der wahlrelation dem herrn jungen Khazy, nit weniger auch zu dessen erhebung herrn Holzman, sollicitatori,124 zuzuschreiben.

1.3 Huldigung 1.3.1 1619, Juni 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln lässt einen Befehl von König Ferdinand II. über die Weiterführung der Regierungsgeschäfte nach dem Ableben von Kaiser Matthias verlesen und beschließt dessen Publikation vor der Bürgerschaft. Königlich verschlossener bevelch eröffnet, diß inhalts: Nachdeme auff den laidigen todtfall ihrer kayserlichen mayestät125 hochseeliger gedächtnus das hochlöbliche haus Österreich auf dero ainigen eheleiblichen brudern, herrn Albertum,126 erzherzogen zue Österreich, erblichen gefallen, nunmehr aber, weillen ihr durchlaucht der weiten entlegenheit und anderer verhinderung halben die possess und das regiment selbsten nit einnemben können,127 ihrer königlichen mayestät128 völlige plenipotenz, so sye denen gesambten ständten gnädigist füerhalten lassen und in originali bey handen haben, übergeben. Derentwegen hochsogedachte ihre königliche mayestät inmitl, damit die justizia bis auf khünfftige erbhuldigung nit gar ersizen verbleibe, die landtsfürstlichen hohen gericht provisorio modo ersezt, mit der gnädigsten vermahnung und bevelch, selbe nach gesezten landtsfürstlicher obrigkhaithen 124 Die Stadt Tulln hatte in Wien nicht nur einen Advokaten für Rechtsangelegenheiten, sondern auch einen Sollizitator unter Vertrag, der die Angelegenheiten der Stadt Tulln in Wien betreiben sollte, siehe unten 3.2. 125 Kaiser Matthias war am 20. März 1619 verstorben. 126 Erzherzog Albrecht (1559–1621), Sohn von Kaiser Maximilian II. und damit letzter überlebender Bruder von Kaiser Matthias. Sein Erbanspruch konkurrierte mit dem von König Philipp III. von Spanien (1578–1621), der über seine Mutter ein Enkel von Kaiser Maximilian II. war. Durch den Oñate-Vertrag verzichtete er auf diesen Anspruch zugunsten seines Schwagers Ferdinand II., dem Bruder seiner Gattin, Margarete von Österreich. Albrechts Erbanspruch wurde finanziell von Ferdinand abgelöst. Albrecht war zunächst Erzbischof von Toledo, ehe er 1598 den geistlichen Stand verließ, die Infantin Isabel Clara Eugenia heiratete und als Statthalter in die Niederlande übersiedelte. 127 Albrecht war seit 1599 Regent der Spanischen Niederlande, des heutigen Belgien. 128 Kaiser Ferdinand II., Sohn Erzherzog Karls II. und damit Albrechts Neffe. Zum damaligen Zeitpunkt war der spätere Kaiser Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain sowie seit 1617 König von Böhmen und seit 1618 König von Ungarn.

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1.3 Huldigung

allen gehorsam zu leisten, und in der vorigen pflicht, wie bisher beschehen, getreulich zu verharren. Ist mit gehorsambister reverenz abgehört und darauf verlassen: Weil bishero von dem gemainen allerley ungebürliche reden gehört worden, daß die burgerschafft auf negsten Sontag129 zusammen erfordert und solcher befelch zu mennigliches wüssen und nachrichtung ihnen offentlich vorgelesen werden soll.

1.3.2 1619, Juli 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Michael Puckher und Andreas Juritsch berichten dem Rat der Stadt Tulln von den Wiener Verhandlungen über die bevorstehende Huldigung der Niederösterreichischen Stände. Herrn Michaeln Puckhers und Andree Juritschen mündt- und schrifftliche relation von Wienn: Nachdeme sy auf der löblichen catholischen ständt130 herrn verordtneten ausschreiben und erforderung, daß man auff den 5. Julii dits zu anhörung der plenipotenz von ihr fürstlichen durchlaucht etc. ertzherzogen Albrecht zu Österreich als nunmehr auf zeitliches ableiben ihrer kayserlichen mayes­ tät Matthiae131 höchseligster gedechtnus etc., unseres angeborenen natür­ lichen erbherren und landtsfürsten etc., so sy weegen des weitern abwesenheit auf ihr khünigliche mayestät Ferdinand, jezo aber als dieselbige auf den khüniglichen ausgeschriebenen wahltag nach Frankhfurt132 verreißt, auf ihre hochfürstliche durchlaucht erzherzogen Leopoldum133 transferirt gewieß hinab erscheinen solle, zu abgesandten von hie aus verorndt worden. Daß sy zwar auf bestimbte tag neben andern des halben viertten standts134 abgesandten erschienen, aber bis auf den 9. dits nicht fürgenomben worden, aus ursache daß allerley wichtige berathschlagung bey hoff gewest, wee129 Das war der 30. Juni 1619. 130 Die protestantischen Stände waren 1619 erneut aus dem Niederösterreichischen Landtag ausgezogen und tagten in Horn. 131 Matthias Erzherzog von Österreich (1557–1619), Bruder Kaiser Rudolfs II., ab 1612 Kaiser. 132 Die Wahl Ferdinands II. zum Römischen Kaiser fand am 28. August 1619 in Frankfurt statt. 133 Erzherzog Leopold (1586–1632), jüngerer Bruder von Ferdinand II., seit 1598 Bischof von Passau, seit 1607 auch Bischof von Straßburg; später aus dem geistlichen Stand ausgetreten und Landesfürst in Vorderösterreich. 134 Der so genannte „halbe Vierte Stand“ sind die landesfürstlichen Städte und Märkte des Landes Österreich unter der Enns mit Ausnahme von Wien, also Klosterneuburg, Langenlois, Krems, Mödling, Perchtoldsdorf, Bruck an der Leitha, Baden, Korneuburg, Tulln, Gumpoldskirchen, Stein, Hainburg, Retz, Eggenburg, Ybbs, Waidhofen an der Thaya, Zwettl und Laa an der Thaya. Der „halbe Vierte Stand“ stellte die halbe Zahl an Vertretern und trug die Hälfte der finanziellen Lasten.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

gen anstellung ihrer khöniglichen mayestät raiß nach Frankhfurt, neuer erhandlung und tractirung mit herrn graf von Pouggoi135 etc., obristenveldtmarschalch im Behaimbischen veldtleeger, unnd entlichen die consultation der plenipotenz und erzherzogen Alberto, welchergestalt die selbige zugleich auch neben ihrer khöniglichen mayestät an ihre durchlaucht, erzherzogen Leopoldum, transformirt werden möchte, derentwegen die notturft von denen löblichen vier catholischen landtständten im landthaus berathschlagt, lateinisch und deutsch ansehenlich verfaßt und ausgefüert, volgenden tags verlesen und geschlossen worden, solche denen evangelischen ständten noch zu allem übersandt, ob sye noch zu diesem werch herzuetretten wolten, zu comunicirn, in massen beschlossen, dieselben aber gleich abtretten, und sich nichts darauf erclärt.136 Den 11. huius ist man im landthaus zusammen khommen, den modum unnd form, wie man sich mit der erbhuldigung verglaichen solle, betreffend, und hiezue etliche ausschüß als herrn prelat von Gottweyg,137 herrn praesident Ursenpeckh,138 herrn Hans Balthasar von Heyß,139 herrn Johann Baptisten Weber140 unnd herrn Moser,141 bürgermaister von Wienn, die den solemnitatibus unndt freyheyten von khayser Maximiliano Imo, da man ein gleichmässige norma hierzue finden werde, nachsuchen sollen, verorndt worden. Den 12. hernach abermalln ins landthaus erfordert und was die obbegriffnen herrn ausschueß in allen diesen negotiis gefunden, referirt und beratschlagt worden, nemblichen 1mo, daß die plenipotenz von ihrer durchlaucht herrn Alberto an ihr mayestät lauter und den auch an ihre durchlaucht Leopoltum expresse wie der buechstab vermag, gegeben sey unnd nit noth weiter zu difficultirn, wie man sonsten vermaint, daß vermüg der aurea bulla142 selbige nit an tertiam personam sich erstreckhen khönne, oder wie thails gerathen, bey ihrer durchlaucht durch ain gehorsambes decret zu begehren, ob dieselbige ain aigene und sonderbare plenipotenz von dem erzherzoge Alberto 135 Charles Bonaventure de Longueval, Comte de Bucquoy (1571–1621), zum damaligen Zeitpunkt Oberkommandierender der habsburgischen Truppen. 136 Die evangelischen Stände versammelten sich am 1. Juli 1619 in Horn, verweigerten eine Huldigung und begannen mit der Aufstellung eigener Truppen. 137 Georg Falb (1578–1631). 138 Georg Bernhard von Urschenbeck (1551–1620), Hofrat, 1606–1620 Niederösterreichischer Landmarschall. 139 Balthasar von Heiß von Merkenstein. 140 Dr. Johann Baptist Weber auf Bisamberg († 1643), Studium an den Universitäten Bologna und Siena, 1609 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1614 Hofkammerrat, 1615 Reichshofrat, 1622 in den Niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen. 141 Daniel Moser (1570–1639), 1609–1613, 1616–1623 und 1626–1637 Bürgermeister von Wien, Vertreter einer energischen Politik gegen die in Wien ansässigen Protestanten, 1613 zum kaiserlichen Rat ernannt. 142 Gemeint ist vermutlich die Goldene Bulle von 1356, die nicht nur die Kaiserwahl, sondern auch die Erbfolge und Vertretungsrechte der Kurfürsten regelte. Streng genommen ist das Gesetz aber hier nicht anwendbar, da das Erzherzogtum Österreich kein Kurfürstentum war.

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1.3 Huldigung

haben möchte und also dieselbige höchlich hierdurch offendirt würde; man solle nochmals evangelischen ständt zur union der huldigung durch herrn Ursenpeckhen ersuechen, wellen sie sich separirn, daß die catholischen ständt ihr durchlaucht solches anzaigen, darüber protestirn unnd kainen lenngern verzug halten wöllen.143 Zur huldigung solle die ordentliche praeparation beschehen unndt weil es vielleicht inn die 5 wochen sich noch verlengern möchte, diejenigen, so nach ausschreibung derzeit von allen vier ständten darzue erfordert werden, 8 tag zuvor erscheinen unnd khainer bey verlierung seiner freyheyten aussenbleibe. Vor angehender huldigung solle ihr durchlaucht, erzherzog Leopold etc., durch ansehenliche verstendige angesandte gehorsamblich fürgetragen werden, daß man derselbigen schuldigisten gebür nach nit zuwider, aber doch mit dem anhang, was das pistumb Passau mit diesem landt Österreich für streittigkhait unnd rechte hat, demselbigen an dessen privilegien und freyheyten nichts benomben hat.144 Nachdem bey diesem werch ain grosse summa gelt, in die 100.000 fl., vonnötten, und auf anticipation145 aufzubringen, derentwegen scherffste assecuration146 neben dem interesse147 begert wierdet, sollen aus allen vier ständten ihrer zechen im namen derselbigen sich verschreiben, wie mit mehreren davon tractirt worden. Den 13. und 14. haben der stett und märkht anversandte abgesandte bey ihrer durchlaucht etc. starkh umb erlassung anhalten, aber noch auf ain oder zwayen tag zur geduld gewiesen geworden. Den 19. hernach hat herr Pacher148 sy, die abgesandten, morgens früe in derer von Crembs behausung erfordern lassen, der ursachen halber, daß man vergangenen tag difficultirt, inn dann die von Crembs, herrn Ruesperger149 und Lebensafft,150 ain vermaintes liefergelt, als sie ainstmals hinab nach Wienn verraist, praetentirt, die von halben standt ihnen aber dessen, umb weillen sye nit ausschüß, sondern neben andern coniunctum erfordert worden, nit geständig sein wöllen. Darüber sich zum thaill widerwillen erhoben, 143 Mit den evangelischen Ständen konnte aber kein Einvernehmen erzielt werden. Am 16. August schlossen die Niederösterreicher mit den Böhmischen Ständen ein Bündnis gegen König Ferdinand. 144 Hier war man offenbar bei der Huldigung an Erzherzog Leopold als Stellvertreter vorsichtig, da der Erzherzog Bischof von Passau war. 145 Lat. im Vorgriff auf die tatsächliche Steuerleistung. 146 Lat. Sicherstellung. 147 Gemeint ist Verzinsung. 148 Silvester Pacher, ehemaliger Stadtrichter von Klosterneuburg und bis 1615 Steuereinnehmer. 149 Matthias Ruesberger, 1610 erstmalig, danach 1618–1623 Bürgermeister von Krems; kaiserlicher Rat. 150 Melchior Lebensafft, Abgesandter der Stadt Stein.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

unnd sy vermelt, sie wollten sich khunfftig im weitern ausschuß nimmermehr gebrauchen lassen. Also haben sie sich auch der unterschreibung der assecuration auf von den ständten verwilligte unndt anticipirten 100.000 fl. neben dem vierten standt verwaigern und gleichsamb ausser vorwissen ihrer seniorn nit eingehen wöllen. Darauf ihnen aber angedeut worden, sie mögen für sich selbsten thuen, was sy wöllen, die andern fleckhen neben ihnen in khaine verantworttung stehen oder das wenigste darumben wüssen. Allweilen die assecuration also beschlossen, was die drey obern ständt verwilligen, das wenigist standt sich nit zue separirn, unnd würden hierinnen nit anders als füro halbe rebellen bey hof declarirt werden. Also sey man des versehens, weilen zwar sonsten bishero die beeden statt Crembs und Stain respective für die primarios gehalten, in dieser action unnd handlung aber ein mithleidt neben den andern ohne unterschiedt stehen mueß, sy werden sich mit halben viertten standt freundtlich und vertraulich vergleichen, daraus nit etwa denen gesambten fleckhen ein verweislicher schimpf, confusion, oder ungnadt ervolgen möchte. Darauf die sach allerseits, sovil müglich, componirt, die dissentiones151 aufgehebt und zu verhüettung khünfftigen missverstandts diese schließliche verlaß beschehen, daß hinfüro der herr einnember, wann die von engen oder weiter ausschuß beschrieben werden, allzeit denen personen selbsten unnd nicht ganzen comunitet zueschreiben, da dann die ausschüeß yedesmalls ihre gebürliches liffergelt empfahen, da entgegen aber, wo nit der person, sondern ganzen comunitet zuegeschrieben wüerdet, der uncossten von demselben fleckhen ausbezallt werden solle. Sein also auf den engen ausschuß benant worden herr stattrichter zu Closterneuburg152 unnd Corneuburg153 unndt herr markhtrichter zu Pertoldstorff154 neben dem einnember, herr Pacher, in den weitern ausschuß aber herr Ruesperger, burgermaister von Crembs, Michael Pukher von Tulln, herr stattrichter von Paaden155 unndt herr markhtrichter von Medling.156 Nach welcher handlung die fleckhen so weit heimbzureisen erlassen worden, daß sobaldt ain erforderung beschehen möchte, diejenigen personen, so bey diesen consultationen sich anweesent befünden, widerumben hindangesezt aller anderen verhünderung, ausser Gottes gwalt, gewißlich erscheinen sollen. Nicht weniger haben ihre durchlaucht etc. sich gnädigst resolvirt weegen des ausraisenden khriegsvolkhs, so bishero nit ruebig undt an den tyrannisierun151 Lat. Meinungsverschiedenheiten. 152 Johann Ernst, 1618–1620 Stadtrichter von Klosterneuburg. 153 Georg Dornwanger, 1615–1630 Stadtrichter von Korneuburg. 154 Wolf Vischer. 155 Caspar Underdorffer, 1616–1623 Stadtrichter von Baden. Für die freundliche Mitteilung danke ich Herrn Dr. Maurer vom Rolletmusem/Baden. 156 Paul Weeghuber.

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1.3 Huldigung

gen grossen schaden gethan, müglichste verordtnung zu thun, damit solche beschwärungen unnd anndere ungelegenheiten verhüett werden möchten.

1.3.3 1619, August 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Nach der Aufforderung Erzherzog Leopolds, zuverlässig zur Erbhuldigung am 29. August zu erscheinen, bestimmt der Rat der Stadt Tulln Michael Puckher und Andreas Juritsch als Vertreter der Stadt. Ihrer hochfürstlichen durchlaucht erzherzogen Leopoldi als plenipotentiarii und gubernatori dieser lande im abwesen ihrer khöniglichen mayestät Ferdinand, als die beede von ihrer fürstlichen durchlaucht, erzherzogen Alberto von Österreich etc., unserm gnädigsten landtsfürsten etc., gevolmächtigt sein, verschlossen gnädisten bevelch die erbhuldigung betreffend, dazu man neben den andern viertten standts mitgliedern auf den 29ten dits gewiß hinab nach Wien erscheinen solle, abgehört und verlesen. Ist hierauf zu gehorsambister vollziehung herr Michael Pukher und Andree Juritsch als die hievor verorndt und bey dieser berathschlagung gewest zu abgesandten deputirt und fuergenomben worden.

1.3.4 1619, September 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln nimmt zustimmend den Bericht von Michael Puckher und Andreas Juritsch von den Verhandlungen in Wien zur Kenntnis und schickt beide als Vertreter der Stadt zur Erbhuldigung erneut nach Wien. Herr Michael Pukher unnd Andree Juritsch schrifftliche relation von Wien in dem negotio die auff den 29. Augusti jüngst ausgeschriebene erbhuldigung und andere gemainer statt verraithungen betreffend abgehört. Placet,157 solle zu den andern landtags actis gelegt werden und auffgehalten werden. Die huldigung betreffend: Weill selbige ihren fortgang nit erreicht, sondern erst auff künfftigen Erchtag158 würckhlich angestelt, also werden sy, herren abgesandt, der tag vorher wider hinabraisen und solche im namen gemeiner statt neben den andern viertten stands mitgliedern gehorist zu pariren wüssen.

157 Lat. „es gefällt“ als Bestätigung, dass der Bericht zustimmend vom Rat zur Kenntnis genommen wurde. 158 Das war der 10. September.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

1.3.5 1619, September 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Stadtschreiber berichtet dem Rat der Stadt Tulln von der am 10. September vorgenommenen Erbhuldigung und der nachfolgenden Ständeversammlung, u.a. wegen der Bedrohung Niederösterreichs durch das Vor­ rücken Gabor Bethlens. Herrn stattschreibers relation von Wien: Nachdeme die landtsfürstliche hiebevor ausgeschriebene erbhuldigung, denen er neben herrn Puckhern und herrn Andree Juritschen von gemainer statt wegen beygewohnet, am 10. dits wirckhlichen effectuirt und mit denen gewöhnlichen sollemnitatibus füerübergangen, dabey zwar die catholischen landtstenndt in gueter anzall, von den evangelischen aber nur etliche unndt fasst gar niemandts erschienen, als sy nun nach endung derselbigen folgenden tags wider zu haus fahren wöllen, sey ein decret von hoff heraus khomben, daß niemandten von denen anwesendten ständten oder gesandten verraisen, sondern dieselbigen morgens umb 9 uhr früe in das landthaus erscheinen sollen. Also hat weegen beywohnung solchen session zu Wien verbleiben müessen. Als man nun des andern tags im landthaus zusambenkhomben, hat erstlich herr Paul Jacob von Staremberg159 ein lateinisch schreiben von vice comiti160 aus Ungarn an ihr hochfürstliche durchlaucht abgangen, producirt unnd verlesen lassen unnd darauf glaich alspalten wieder abdretten unnd hinweeg gangen, welches schreiben des inhalts gewesen, daß der Betlehem Gabor161 aus Sibenbürgen unnd neben ihme noch etliche ungerische herren mit ainer zimblichen grossen macht herausfallen, als plündern, berauben, devastirn, unnd sonderlich mit thails darinnen specificirten geistlichen personen gar ubel umbgangen, thails rantionirt162 unnd thails gefangen unnd gar umbs leben gebracht. Und weil sie berait gar bis nach auf Preßburg163 herauff gerukht unnd zu besorgen, daß sy die hungerische cronn affectirn unnd nachmals ihren fues noch weiter sezen möchten, werden ihre durchlaucht dessen zu zeitlicher füersorg erinnert, die es also denen gesambten ständten umb dero rathlichen bericht unnd guetachten communicirt, wie solcher gefahr und unversehenen

159 Paul Jakob von Starhemberg (1560–1635), Führer der protestantischen Niederösterreichischen Stände, als solcher auch an der so genannten „Sturmpetition“ vom 5. Juni 1619 führend beteiligt. Später war er kaiserlicher Generalkommissar in Ungarn. 160 Vicecomes ist die lateinische Form für den Titel Vicegespan, den höchsten gewählten Offizier eines ungarischen Komitats. 161 Gabor Bethlen (um 1580–1629), Fürst von Siebenbürgen. Bethlen hatte seine Truppen mit der Streitmacht Rákoczys vereint und die ungarischen (heute slowakischen) Bergstädte besetzt. Am 21. September hielt er einen Landtag in Kaschau/Kosice ab. 162 Rantionieren meint zur Erpressung von Lösegeld mit militärischer Gewalt festsetzen. 163 Preßburg fiel am 14. Oktober 1619 an Gabor Bethlen.

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1.3 Huldigung

laidigen zuestandt inn der eyl füerzukhommen unnd auf mitl gedacht werde. Darauf die löblichen ständt solches negotium in berathschlagung gezogen, aber bey so allerhandt anderer betroungen des landts unnd continuirenden behaimb- unnd mährischen khriegsexpedition164 weeder in gelt oder mit volckh so balt aufzukhommen befinden khönnen. Deroweegen geschlossen: Im ersten ihrer durchlaucht gehorsambist zu insinuiren, sy wolten als herr und substituirter gevolmächtigter landtsfürst auf mittl unnd weeg gedenckhen, damit das landt vor entlichen ruina erhalten werden möchte, dabey auch sy als gehorsambe ständt und patrioten dasjenige zu thun nit unterlassen wöllen. Im ubrigen aber wollten sy der meinung sein, daß der könig aus Polen,165 herzog aus Bayern166 und bischoff von Salzburg167 um ieden hülff zu ersuechen, item, weil herr Ruesperger, burgermais­ tern von Khrembs, bericht, daß noch in die 800 aus hauptmann Lehners168 soldaten zu Khrembs, die selbigen heut zu nemben, auf versicherung der pöß und besezung der grainz von Neustadt bis Preßburg gedacht zu sein, also auch die urfahr aller orten in gueter obacht zu nemben, auch wo es die nott erfordern würde, gar auf das aufpott im landt ergehen zu lassen. Dann so ist geschlossen, daß durch ihrer vier aus jedweden standt ainer zu denen evangelischen ständten nach Horn169 abgeorndt solle werden, unnd die selben noch zum überfluß mit aller bewegligkhait dahin zu vernemben, weillen sie, die catholischen ständt, sich noch kheines weegs von ihnen zu separirn gedenkhen, sy wolten als mitglieder bey so augenscheinlich vorstehenden verderbung des lieben vatterlandts die wichtigkhait dieses negotii neben unnd mit gesambter handt berathschlagen unnd sowol remedirn als abwenden helffen. Hierzu dann aus dem prelaten standt herr von Altenburg,170

164 Am 14. September 1619 befand sich die Armee König Ferdinands unter Bucquoy noch im Kampf mit dem Heer der protestantischen Stände Böhmens, Nieder- und Oberösterreichs. Fünf Tage später brach er von seinem Lager in Südböhmen auf, um Erzherzog Leopold zu Hilfe zu kommen. 165 Sigismund III. Wasa, 1587–1632 König von Polen. 166 Herzog Maximilian I. von Bayern (1573–1651). 167 Marcus Sitticus von Hohenems (1574–1619). 168 Von einer militärischen Aktion eines Hauptmanns Lehner aus dem Jahre 1603 in Ofen berichtet Zeiller, Neue Beschreibung 180–181; ob es sich allerdings um denselben Offizier handelt, ist fraglich. Es mutet freilich erstaunlich an, dass ein Verband von 800 Mann unter dem Kommando eines Hauptmanns stand. Ein Erasmus Lehner, Hauptmann im Regiment Collalto, ist 1629 in den Adelsakten des Österreichischen Staatsarchivs nachweisbar (Frank, Standeserhebungen 3, 123, Standeserhebung mit Wappenbesserung, Wien, 17. Mai 1629). Für den Hinweis danke ich Herrn Mag. Günter Marian vom Niederösterreichischen Landesarchiv. 169 Nach der Verhaftung des evangelischen Hans Adam Geyer von Osterburg waren die protestan­ tischen Niederösterreichischen Herren und Ritter 1608 in Horn zusammengekommen und hatten dort am 2. Oktober den Horner Bund geschlossen. 1619 zogen die evangelischen Herren und Ritter erneut aus dem Wiener Landtag aus und versammelten sich am 1. Juli wiederum in Horn. 170 Johannes Anser (reg. 1618–1622).

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1. Die Stadt und der Landesfürst

herrnstandt herr Georg Teuffl,171 von ritterstandt herr Dantheber,172 und aus dem viertten standt Thobias Hezenpuechler von Wien, so bey der huldigung auch gewesen, abgeorndt worden. Im ubrigen aber zu weiterer berathschlagung aus jedem standt vier ausschueß gemacht, darauf der achtzehen mitlaidigen stätt und märckht173 unversendte gesandten umb erlassung, damit sy wider zu haus khomen möchten, bey herrn landtmarschalch174 angehalten, der es aber füer sich selber nit verwilligen wellen, sondern den herrn einnembern175 neben den gesandten nach hoff, wofern man es bey ihrer durchlaucht176 werde erhalten khönnen, gewiesen, welche sich dahin gnädigst respluirt,a wo den anwesendten gemachten ausschüssen völlig gwalt hinterlassen wierdt, daß sy entzwischen bis auf weitere erforderung nach haus verraisen mögen. Darauf man nachmittags in derer von Khrembs behausung wider zusambenkhommen, der herr Pacher solches referirt, unnd also mit ainhelligem schluß dabey verblieben.

1.3.6 1619, Oktober 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Dr. Caspar Schwab, Niederösterreichischer Regimentsrat, nimmt den Huldigungseid von Richter, Rat und Bürgerschaft der Stadt Tulln entgegen. Haben der römisch khayserlichen mayestät, unseres allerdnädigsten herrn, als abgeorndter commissarius, der edl, gestreng unnd hochgelehrt herr Casperus Schwab177 beeder rechte doctor, niederösterreichischer regimentsrath etc., unnd neben ihm herr Tobias Gerdinger, secretari bey der hochlöblichen niederösterreichischen regierung, dem herrn stattrichter sowoll innern und äussern rath wie auch der ganzen burgerschafft, so zusammen auf das rathhaus erfordert worden, füergehalten, wie nemblich er, herr commissarius, von irer mayestät im bevelch haab, auf die berait jüngsthin ihrer hochfürstlichen durchlaucht erzherzogen Leopoldo etc. als von höchst ernannter ihrer khayserlichen mayestät unndt erzherzo-

a

So im Text, vielleicht gemeint: resolvirt.

171 Georg von Teuffl (1580–1642), 1640–1642 Niederösterreichischer Statthalter. 172 Auch mit Unterstützung des NÖLA ließ sich der Name nicht auflösen. Es ist dabei zu bedenken, dass die Protokollniederschriften auf akustischen Wahrnehmungen beruhten. Je weniger eine Persönlichkeit dem Stadtschreiber geläufig war, desto problematischer ist die Schreibung der Eigennamen. 173 Das sind die landesfürstlichen Städte und Märkte mit Ausnahme von Wien, die als „halber Vierter Stand“ bezeichnet wurden, vgl. oben Anm. zu Dokument 1.3.2. 174 Georg Bernhard Freiherr von Urschenbeck. 175 Silvester Pacher, Steuereinnehmer des halben Vierten Standes. 176 Nämlich Erzherzog Leopold als Stellvertreter des Landesfürsten. 177 Dr. Caspar Schwab († 21. Mai 1623), seit 1609 Niederösterreichischer Regimentsrat.

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1.4 Darlehen und Dienstleistungen

gen Alberto zu Österreich, unsers gnädigsten herrn unnd landtsfürsten, substituirten unnd hinderlassenen gevolmechtigten gubernatorn gelaiste landtsfürstliche erbhuldigung, auch von denen burgerschafften in statt und märkhten dieses viertls ob Wienerwalt, yeden in sonderhait, die anglüeb unnd huldigung aufzunemben. Darauf als ihrer khayserlichen mayestät ausgeferttigtes patent verlesen lassen, unnd nochmals das glüeb erstlichen von herrn stattrichter, dann von innern unndt äussern rath unndt volgents von der ganzen burgerschafft der ordtnung nach aufgenomben, welche von yedem in sonderhait schuldigister pflicht nach gelaistet worden. Nach solch beschehener anglübung dem herrn stattrichter und einem rath füergehalten alles, das getreuen raths unnd beambten personen gebüert, zu handlen, insonderheit bey dieser gefehrlichen zeith, und offnen khriegslauff, auf die statt woll achtung zu geben, sich mit gueter notturft von khraut,178 loth179 unnd anderer munition zu versehen, in sorgfeltiger wacht unnd sonsten gueter ainigkhait unnd beraitschafft zu stehen unnd, da was gefähr­ liches bey der statt auskhämbe, solches alspalten nach hoff zu berichten.

1.4 Darlehen und Dienstleistungen 1.4.1 1564, November 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 165r

Der Rat der Stadt Tulln verhandelt über die Aufnahme von Geldern unter den Bürgern zur Bestreitung des Tullner Anteils an einem Kaiser Maximilian II. gewährten Darlehen. Nachdem die clainen stet und märckht der römisch khayserlichen mayestät180 per 20.000 fl. auf zway jar lanng zu leichen bewilligt, das ain jar on verzinsung, unnd das ander jar wellen ir khayserliche mayestät das inderesse,181 wie mit denen von Wienn beschlossen werde, raichen, per ain anschlag, nämlich aufs pfundt 9 d.,182 gemacht werden, gebürt gemainer stat Thulln 833 fl. Dieweill aber diser zeit nichts in vorradt, unnd solich gelt auf verzinsung

178 Gemeint ist Zündkraut, ein besonderes Schwarzpulver zur Zündung der eigentlichen Treibladung im Gewehrlauf. 179 Gemeint sind vermutlich Lunten, ebenfalls zum Zünden der Treibladung bei Luntenschloßgewehren. 180 Maximilian II. (1527–1576), seit 1564 Kaiser. Der Kaiser hatte von seinem Vater, Ferdinand I., einerseits hohe Schulden geerbt, verfügte andererseits durch die Erbteilung mit seinen Brüdern Ferdinand und Karl, denen die vorderösterreichische und innerösterreichische Ländergruppe zugewiesen worden war, über geringere Einnahmen als sein Vorgänger. 181 Das Wort interesse meint Verzinsung. 182 Das entspricht einem Zinssatz von 3,75 %.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

aufgebracht werden mueß, hat man mit dem herrn Männdl183 umb ein anlehen gehanndlet. Darauf er sich erpoten, er welle, sovil im müglich, gemainer stat gern dienen. Unnd wiewoll der Supperspacher184 derhalben auch erfordert werden, haben aber die herrn mit im heut nichts beschliessen khinnen unnd ist verlassen, sonnst under der burgerschafft gelt aufzubringen.185

1.4.2 1619, September 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

In der Angelegenheit eines vom Landesfürsten von den Ständen geforderten Darlehens werden Michael Puckher oder Andreas Juritsch als Vertreter der Stadt Tulln nominiert. In sachen die hoff aufbegehrte 30.000 fl. darlehen, darauff yeder fleckhen aus dem viertten standt sich insonderheit durch ihre gesandte erclären solle, ist herr Michael Pukher oder Andree Juritsch, als die den vorigen berathschlagungen biesher beygewohnt, deputirt und verorndt undt denselben des herrn Pachers ausführung zur nachrichtung mitzugeben verorndt.

1.4.3 1619, September 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Michael Puckher berichtet dem Rat der Stadt Tulln von den Verhandlungen des halben Vierten Standes über das Darlehen für den Landesfürsten. Der Rat beschließt, ihn und Andreas Juritsch in dieser Angelegenheit erneut nach Wien zu senden. 183 Jakob Mandl († 1605), Tuchhändler, 1601/02 und 1605 Stadtrichter von Tulln, seit 1578 Hauptplatz 29 nachweisbar. Mandl war führender Katholik in Tulln, in dessen Haus der Passauer Weihbischof anlässlich der Weihe der Kirche St. Sigmund einquartiert wurde. Mandls Sohn trat in den Jesuitenorden ein. Ob Mandl, wie Biack, Geschichte der Stadt Tulln (2. Aufl.) 260 vermutet, Nachkomme von einem 1535 als „Mandl-Jud“ bezeichneten Geldgeber der Stadt aus Zistersdorf war, bleibt unbewiesen. 184 Der Fleischermeister Matthias Suppersbacher, in Tulln nachweisbar ab 1546, ist ein ideales Beispiel für die finanzielle Machtbasis einiger Bürger. Obgleich er die Gerichte ständig mit seinen Eskapaden und Ehestreitigkeiten beschäftigte, blieb er letztlich aufgrund seiner Finanzkraft unbehelligt. Das Fleischerhandwerk war offenbar im 16. Jahrhundert generell außerordentlich ertragreich, da ähnliche Beobachtungen auch für den mehrmaligen Bürgermeister Hans Kornhofer gemacht werden können. Die Darstellung der Streitigkeiten beider Personen hätte den Umfang der Arbeit bei weitem gesprengt. 185 Im August 1688 ersuchten Richter und Rat der Stadt Tulln die Hofkammer um Tilgung der seit 1564 offenen 830 fl. und Begleichung der seit damals angelaufenen Zinsen, um die schadhafte Stadtmauer zu erneuern (1688, vor August 22, Tulln, Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30/b (Tulln), fol. 748r–v). Diesem Ansuchen wurde von der Hofkammer am 2. Dezember 1688 teilweise entsprochen (1688, Dezember 2, Wien, ebd. fol. 747r–v).

64

1.4 Darlehen und Dienstleistungen

Herrn Michaeln Pueckhers relation von Wienn in dem negotio die 30.000 fl. von dem halben vierten standt begehrtes darlehen betreffend: Daß er sich erstlichen den 23. dits bey herrn Pacher angemelt, dessen mainung gewesen, daß die herrn commissarii von yedtwedem ort in specie selbsten heraus torquirn werden, so viell sie khönnen, derentwegen sy, die abgesandten, von den stett und märkhten ain zusambenkhunfft angestelt, aber die von Khrembs nit erwartten khönnen, daher entlich entschlossen gewest, alle sachen zum herrn einnember tragen zu lassen unnd aldort die notturft ausser derer von Khrembs behausung zu consulirn. Unter dessen habe herr doctor Schwab etc. ihme mit sich anhaimb genomben, der unter andern ihme angedeut, wasmassen ihn neben andern herrn ain commission in diesem viertl ob Wienner walt von hoff aus aufgetragen worden, die huldigung186 aller orten von denen burgerschafften aufzune­m­ ben, unnd daß sonsten mit mehreren anbevelchen werde, wölle derowegen auf negsten Montag187 ain schreiben vorher schickhen unndt einen ersamen rath dessen avisirn, entzwischen begehre er, ihm ain losament zu bestellen.188 Im andern aber was die 30.000 fl. belangt, ist die sach bies auf negsten Sambstag189 verschoben, auf welchen tag yedweder fleckhen durch ihr gesandte mit genuegsambt vollmechtige gwalt gewißlich erscheinen sollen. Also hab er mit einen des herr Jörger agoriten190 weegen der ausstendigen ungeltsbeständt191 geredt, der so vill vermelt, sein gnädiger herr wäre resolvirt, die bezallung zu verfüegen, und sich dessen orts im khain disputat einzulassen, solte man deroweegen die sach nur verrer durch schreiben urgirn und anmahnen. Hierauf ist herr Puckher nochmalln dahin vermögt, diese rais auf negsten Sambstag uber sich zu nemben, unnd ist ihm herr Juritsch zugeorndt, denen soll ein ordenlich ausfüerlicher g’walt ad instruction den nothwendigisten beschwärungen geferttigter mitgeben, als auch ein schreiben an die Jörgerischen herrn gerhaben192 zue anmahnung ausgeferttigt werden.

1.4.4 1619, Oktober 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt weitere Beratungen über den Bericht von Michael Puckher und Andreas Juritsch über die Wiener Verhandlungen we186 Protokolleintrag zu dieser Huldigung in Tulln: Dokument 1.3.6. 187 Das war der 30. September 1619. 188 Die Stadt Tulln sollte also für die Unterbringung der Kommission in Tulln Sorge tragen. 189 Das war der 28. September 1619. 190 Gemeint ist offenbar der Verwalter des Hofkammerpräsidenten Helmhart Jörger (1572–1631). 191 Die Stadt Tulln hatte die landesfürstliche Getränkesteuer (Ungeld) gepachtet, dazu unten 9.2. 192 Da die Jörger seit 1606 nicht mehr im Besitz der Herrschaft Judenau waren, handelt es sich offenbar um eine Verpflichtung aus einer Vormundschaftsangelegenheit (daher auch als gerhaben angesprochen).

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1. Die Stadt und der Landesfürst

gen des von den Ständen gewährten Darlehens an den Landesfürsten sowie Vorkehrungen für den Besuch der landesfürstlichen Kommissare. Herrn Michaeln Puckher unndt Andree Juritschen schrifftliche und mündliche relation von Wienn in sachen die von ihr hochfürstlichen durchlaucht etc. gnädigist begehrte 30.000 fl. unnd anderer der jezigen ungerischen ausstandt193 anhengige berathschlagung betreffend: Diese der herrn abgeorndten relation zu den andern actis zu legen, zu vorhero aber auf negsten rathtag in mehrere berathschlagung zu ziehen, sonderlich auff den anschlag der verwilligten 10.000 fl. hieher auf jedes haus 3½ fl. und also auf die statt, so mit 170 haus in der anlag ist, summariter 595 fl. gebürt, wie es mit einbringung desselbigen gehalten werden soll, zugedenkhen. Wegen der herrn commissarien, so auf morgen hie ankhommen sollen, wie herr doctor Schwab zuvor avisirt, sollen bei herrn Riedl194 sowoll auch auf der rossmüel195 losamente bestelt unnd sonsten im ubrigen von victualien196 unnd anderer notturft füergesehen werden.

1.4.5 1636, April 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln hört den Bericht von Georg Öttinger über die vom Wiener Hof gewünschte Beistellung von Pferden durch die Stadt Tulln für den Zug des Königs nach Regensburg und beschließt, eine weitere Forderung abzuwarten. Herr stattrichter proponirt, daß herr Georg Ötinger197 auf Wien wegen der fürspann198 zur königlichen mayestät rhais und auffbruch199 geschickt worden. Solle herr Ötinger seine verrichtung referirn?

193 Ausstand meint offene Steuerforderung. 194 Ludwig Riedl, Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 24. 195 Das Gasthaus zur Roßmühle am Hauptplatz 12 war das älteste und prominenteste Gasthaus in Tulln, das bis zum Umbau des Hauses 2008 bestand. Im gegenständlichen Jahr gehörte es dem Gastwirt Matthias Klein. 196 Lebensmittel. 197 Georg Öttinger, Fleischhauer und Bürger in Tulln, Stadtkämmerer. 198 Fürspann wird definiert „als eine Art von Frohnfuhren, welche die Unterthanen ihren Herrschafften absonderlich zu Fortschaffung des Kriegsgeräthes und der Bagage marschierender Soldaten mit Pferden und Wagen zu leisten schuldig sind.“ (Zedler, Großes vollständiges Universal-Lexicon 34, 960–974 unter dem Begriff „��������������������������������������� Scharwerck����������������������������� “ bzw. 50, 1237 unter dem Begriff „Vorspann“). 199 Kaiser Ferdinand II. reiste zum Kurfürstentag nach Regensburg, der von 15. September 1636 bis 23. Jänner 1637 abgehalten wurde und bei dem am 22. Dezember 1636 die Wahl von Ferdinand III. zum Römischen König erfolgte.

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1.4 Darlehen und Dienstleistungen

Ötingers bericht wegen Wiener rais, daß er verschiennen Pfintstag200 bei dem königlichen futtermaisster201 sich angemeldt, ihme angedeuttet, daß wenig roß in disem städl, wolle das besser dabei thun, daß das städl verschont, sintemahln alhier zu Tulln keine fluhrschüzen202 oder landgutsche, sondern Tulln ie und alzeit nur umb schifffuhren angerufen worden. Darauf er geantworttet, daß die roß solten gewiß ihr gute underhaltung haben und widerumb zuruckh kommen, will’s versichern. So er aber könne aufkommen mit wägen von Böheim und Mehren heraus, wie er dann hoff, wolle er schauen, ob’s vermitten werde. Vermaint, den 20ten der aufbruch beschehen solle, begehrt 4 roß. Verlaß: Werden unns gedulden und still handthaben bis weitter etwas vom herrn futtermaister vermeldet und begert werde, weilen villeicht solches nicht vonnöthen.

1.4.6 1636, April 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, einen Ratsbürger nach Wien zu schicken, um den Hoffuttermeister über die in Tulln vorhandenen Pferde und Wagen zu informieren. Herr stattrichter proferirt ein kayserlichen befelch, welchen ein reitknecht oder einspennig203 gebracht, die fürspannung roß und wagen zu der römisch keyserlichen mayestät rhais auf Regenspurg betreffend. Verlaß: Zwar bei der statt Tulln wenig roß, noch ainiger landgutschen, oder floigenschüz vorhanden ist, solle nichts desto weniger inner zwen tagen einer vom rath abgeordnet werden, herrn hoffuttermaisster204 die mehrere beschaffenheit der alhiesigen roß und wägen zu entdeckhen.

1.4.7 1636, April 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Georg Öttinger und der Stadtschreiber berichten von ihren Verhandlungen in Wien, nach denen sich der Hoffuttermeister mit der Stellung von vier Pferden zufrieden gibt.

200 Das war der 10. April. 201 Ludwig Seis von Seisenegg († 1640). Sein Grabmal befindet sich im Wiener Stephansdom. 202 Unter Flurschütz versteht man einen Aufseher, der Feld und Wald gegen Menschen und Tiere schützt. Wie sich das auf die Verpflichtung zur Stellung von Pferden für den Tross auswirken soll, ist unklar. 203 Einspänniger ist die Bezeichnung für einen berittenen amtlichen Boten. 204 Ludwig Seis von Seisenegg.

67

1. Die Stadt und der Landesfürst

Herr stattrichter producirt mehrmahlen ein keyserlichen befelch neben einem völligen gewaltt von herrn hoffuttermaisster205 per roß- und wagstellung zur regenspurger rhais, so auf künfftigen Sambstag vor den heiligen pfingstfeiertagen206 unfehlbar zu Wien sein sollen. Verlaß: Man soll mit gegenwerttigen futterschreiber tractirn, erstlich ob er mit 2 nachmals 3 oder 4 roß ohne wagen zufriden, werden herrn Georg Ötinger und stattschreiber zu ihme geschickt. Herr Ötinger und stattschreiber referirn, daß sie ihne mit hartten mühe dahin beredt, damit er mit 4 roß ohne wagen zufriden, hat 6 roß neben ainen wagen begert, sollen aber dauerhafftige roß sampt den knecht hinabschi­ck­ hen, würdt auf das roß täglich ain gulden geraicht.

1.4.8 1636, Mai 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, wer die vier vom Hoffuttermeister gewünschten Pferde stellen solle. Herr stattrichter meldet weitter, daß der futterschreiber, welcher allen vollmächtigen gewaltt von herrn futtermaisster207 gehabt, vorgesstern ersucht und auf starckhes bitten sich mit 4 rossen ohne wagen zu diser iezigen regenspurgischen rais begnügen lassen wolle, wo nun dieselbe zu nehmen? Verlaß: Weillen man auf iedes roß den tag einen gulden gibt, werden diese, so ohne das umb den lohn fahren, als frau Seuboldin,208 Michael Mair, Hofer, füraus der Stadler,209 so erst kürzlich 8 tag nacheinander frembden leuth ausgeführet, sich nicht zu beschweren haben.

1.4.9 1636, Mai 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Nach der Beschaffung von drei der vom Futtermeister gewünschten Pferde beschließt der Rat der Stadt Tulln, dass das vierte von dem Bäcker Benedikt Forster gestellt werden solle.

205 Ludwig Seis von Seisenegg. 206 Das war in diesem Jahr der 10. Mai. 207 Ludwig Seis von Seisenegg. 208 Christina Seibold. 209 Urban Stadler, Hafner und Bürger in Tulln, ab 1630 wohnhaft Rudolfstraße 6.

68

1.4 Darlehen und Dienstleistungen

Herr stattrichter proponirt, daß Urban Stadler, Frau Seiboldin und Reisin210 sohn ieder ein roß hergeben wollen zu ihrer keyserlichen mayestät anzug, wo aber aniezo das vierte zu nehmen, sintemal 4 versprochen worden? Verlaß: Benedict Forster,211 beckh, soll das vierte hergeben, dieweill er 3 roß hat, derowegen auf ainen wallachen gedacht seie.

1.4.10 1636, Mai 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dass das vierte vom Hoffuttermeister verlangte Pferd von einem Tullner Untertanen in Neusiedl gestellt werden solle. Herr stattrichter proponirt wegen der 4 ross, so ihr khayserliche mayestät auf Wien zu schickhen, daß noch aines abgehe, welcher dasselbe dargeben solle? Verlaß: Dem Pinder zu Neusiedel, tullnerischen underthanen, anzudeutten, weillen er ohne das wenig anlagen, eines stelle.

1.4.11 1673, Juni 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Stadtrichter berichtet dem Rat der Stadt Tulln, dass er ausnahmsweise Inleute zur Vorbereitung der kaiserlichen Jagd zur Verfügung gestellt habe, da die Lichtung der Auen auch im Interesse der Stadt sei. Herr stattrichter erindert, wie daß angestert Hanns Schwarzmair, kaiserlicher forstknecht, zu ihme kommen, meldent, es begehre herr forstmaister am Auhoff,212 daß er von den inleuthen 10 mit hackhen und zechen mit schauflen hin umb in die auen zum ausraumben wegen der kaiserlichen jagt schickhen solle. Weiln er aber gesehen, daß aus disem künfftig ein consequenz erwaxen, und die burgerschaft auch endtlich gar zum jagen dörffte angehalten werden, als habe er zwar die leuth für diß mahl gestelt, aber gleichwohlen sich selbst zu herrn forstmaister in die auen verfüget und die sach in ein- und andern beschwehrweis vorgetragen. Der hab aber gemeldet, daß dises gar zu keiner consequenz angesehen, sondern es habe es die höchste noth erfordert. Weiln dan herr stattrichter gesehen, daß es denen auen nuzlich wer und nit so schädtlich, wan tulnerische und nit frembde leuth die richt- und renn210 Möglicherweise Anna Reiß, die Witwe des Ratsbürgers Wolfgang Reiß, der offenbar zwischen 1633 und 1636 verstorben war. 211 Benedikt Forster, Bäcker und Bürger in Tulln, seit 1621 Wienerstraße 8 nachweisbar. 212 Der Auhof, heute an der Wiener Westausfahrt im 13. Bezirk, war der Sitz der kaiserlichen Forstverwaltung im Wienerwald.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

weeg213 machen, als habe er es dismahl darbey bewenden lassen, solches einem rath referiert, und umb künfftiger nachricht willen prothocollieren befohlen.

1.5 Geschenke und Gedenken 1.5.1 1598, Mai 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 139r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt aufgrund eines kaiserlichen Befehls, umgefallene Wegkreuze wieder aufzurichten und mit einer Gedenkinschrift anlässlich der Wiedereroberung der Festung Raab auszustatten. Kayserlich general per aufrichtung der nidergefallenen creiz an den wegschaiden und zu gedachtnus die wider aus des türkhen handen erlangten festung Raab214 auch zu lob des Almechtigen etc. ain cruzifix darin machen zu lassen und diese uberschrifft mit schwarzen leßlichen puchstaben, sag Gott dem herren lob unnd danckh, dass Raab wider khumen in der christen hanndt, den neun unnd zwainzigisten Martii anno 1598 jars. Zu schuldiger tankhsagung und Gott zu ehren und dankhsagung etc. sollen diesem generall in ainen und dem anderen gehorsambist vleis alsbaldt nachgangen, und sonnderlich vor dem frauenthor an dem eckh bey herrn Wolffen Khranzens215 garten, weil fürkhumbdt, daß es vor jaren auch ain creuz da gehabt, ain neues creuz aufgericht und also formiert werden, wie das generall anleitung gibt, also auch die anderen zway creiz by der löbin­ger pruckhen216 und vormb pöltinger tor, bey dem hochgericht,217 zuvernemben, doch vorher zu bösserer ordnung den augenschein deswegen einzunemben. 213 Nach Grimm (Deutsches Wörterbuch 14, 814 –816) versteht man unter einem Rennweg einen Grenzweg, wobei der Wortteil „Renn“ sich von „Rain“ herleiten soll. Unter diesem Gesichtspunkt ist es verständlich, wenn der Tullner Rat diesen Weg nicht von Stadtfremden ausräumen lassen wollte. 214 Der Verlust der Festung Raab (ung. Györ) 1594 im „langen Türkenkrieg“ war ein propagandistisch aufgebauschter Skandal, für den der Verteidiger der Festung, Ferdinand von Hardegg, hingerichtet wurde. Die Rückeroberung wurde Anlass einer ebenso propagandistisch angelegten Welle der Aufstellung von Gedenkkreuzen, deren Grundlage ein Patent vom 25. April 1598 war. Das Muster derartiger Gedenkkreuze steht noch heute in der Nähe von Tulln in Spillern, somit in der Nähe von Burg Kreuzenstein, der Burg des glücklosen Verteidigers. Vocelka, Propaganda 296–299. Das gegenständlich Tullner Kreuz existiert nicht mehr. 215 Wolf Kranz († vor 1616), Bäcker aus Trasdorf, später in Tulln, wohnhaft Rathausplatz 3. 216 An der Brücke über die kleine Tulln zwischen Tulln und Langenlebarn befindet sich ein Bildstock, der allerdings jünger ist. 217 Das Tullner Gerichtskreuz steht heute zwischen Zuckerfabrik und Tullner Messe an der Straße nach St. Pölten.

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1.5 Geschenke und Gedenken

1.5.2 1637, Jänner 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 38v–39r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt gemäß einem Befehl Erzherzog Leopold Wilhelms, anlässlich der Krönung Ferdinands III. in Regensburg ein Te Deum singen und Salutschüsse abfeuern zu lassen. Herr dechant alhier übergibt einen erzherzoglichen bevelch von ihr durchlaucht Leopoldt Wilhelmb218 etc., zu ehren der fürübergegangenen könig­ lichen crönung zu Regenspurg219 das Te Deum laudamus etc. zu singen unnd salve zu schiessen. Verlaß: Sollen die grossen gestück auf den pasteyen sambt hundert musqueten under den Te Deum laudamus etc. auf dem plaz abgeschossen werden.

1.5.3 1637, Jänner 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 44r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, einen kaiserlichen Befehl, anlässlich der Krönung Ferdinands III. in Regensburg ein Te Deum singen und Salutschüsse abfeuern zu lassen, zu den Akten zu legen, da bereits ein Befehl von Erzherzog Leopold Wilhelm in dieser Angelegenheit eingetroffen ist. Herr Puckher lasset ablesen einen kayserlichen bevelch, erinnerung der fürübergangenen römischen khöniglichen crönung betreffend das Te Deum laudamus etc. zu singen wie auch freudenschüeß zu thun. Verlaß: Weillen dis albereith auf vorher beschehenen bevelch ihrer durchlaucht erzherzogen Leopold Wilhelmb etc. ins werckh gesezt worden, soll es im potten register vermelt werden.

1.5.4 1637, Februar 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 50v

Michael Puckher verständigt den Rat der Stadt Tulln von einem Schreiben des Stadtrichters, in dem mitgeteilt wird, dass Kaiser Ferdinand II. verstorben sei, und Trauer angeordnet wird.

218 Erzherzog Leopold Wilhelm (1614–1662), jüngerer Sohn Kaiser Ferdinands II., u.a. Bischof von Passau, Breslau, Straßburg und Olmütz. Hier vermutlich in der Funktion des zuständigen Diözesanbischofs von Passau. Schreiber, Erzherzog Leopold Wilhelm. 219 Die Krönung von Ferdinand III. zum Römischen König hatte am 22. Dezember 1636 im Regensburger Dom stattgefunden.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

Herr Puckher, angesezter stattrichter,220 vermelt, daß ain schreiben von herrn stattrichter ime eingehändigt worden, darinnen vermelt wirdt, daß laider Gott unser allergnädigster khayser und landtsfürst Ferdinandus 2dus mit todt abgangen,221 derowegen die seidten spiel und pfeiffer einzustellen.

1.5.5 1688, Juni 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 23 (1684–1702), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, eine kaiserliche Weisung zur Erneuerung der im Zuge der Türkenbelagerung zerstörten Wegkreuze von der Kanzel verkünden zu lassen. In simili auch ein kayserlicher befelch, die durch den erbfeindt hin und her zerschlagenen und ruinirt creuz saullen hinwiderumb zu reparieren und aufzurichten, auch ein solches auf der canzl verkündigen zu lassen.

1.6 Der Landesfürst zu Besuch 1.6.1 1637, Februar 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 53r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Kaiser und dem Bischof von Wien auf deren Durchreise von der Kaiserkrönung in Regensburg Rotwein zu ver­ehren. Herr Georg Fraundorffer,222 stattcammerer, proponirt in nahmen herrn stattrichters, weill ihr römisch khayserliche mayestät Ferdinandus der dritte nach beschehener crönung zu Regenspurg zum ersten mahl auff dem wasser ankhomben, ob nit von nöthen sein wirdt, ihme mit einem väßl roten weins, wie auch ihr hochfürstliche gnaden bischofen zu Wien223 undt abbten zu Crembsmünster mit etwas wenig der gleichen praesent zu begegnen, begert derowegen der herrn guetachten.

220 Angesetzter Stadtrichter meint, dass Puckher nur vorübergehend mit den Agenden des Stadtrichters während der Abwesenheit von Kaspar Mayrhofer betraut war. 221 Kaiser Ferdinand II. war am 15. Februar 1637 in Wien verstorben. 222 Georg Fraundorfer († vor 1665), Bürger in Tulln, 1639–1641 und 1644–1647 Stadtrichter, kaiserlicher Salzversilberer und Pächter des städtischen Brauhauses, Sohn des ehemaligen Stadtrichters Hans Fraundorfer, wohnhaft Albrechtsgasse 18. 223 Anton Wolfradt (1582–1639), gleichzeitig Abt von Kremsmünster.

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1.6 Der Landesfürst zu Besuch

Verlaß: Fiat, ihr khayserliche mayestät von 7 in 8 emer, dan ihr fürstliche gnaden von 3 in 4 emer roten wein zuverehren, weillen aber in kheinen ambt dergleichen zu bekhomben, wo solche zu anticipirn? Antwort: Erbieth sich herr stattrichter umb den gangbahren werth, wie sie aniezo gibig und gabig, dergleichen darzugeben. Äffter verlaß: Ist ein ersamber rath wohl beliebent.

1.6.2 1637, Februar 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 54r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt über die Bezahlung des dem Kaiser und dem Bischof von Wien verehrten Rotweins. Item wegen abführung des roten weins, so ihrer khayserlichen mayestät verehrt worden, alls 8 emer,224 dan 4 emer roten, so aus dem spithal genomben, undt ihr fürstlichen gnaden herrn bischoffen zu Wien225 gegeben worden […]. Verlaß: […] Der hergegebene rote wein ist billig, daß er bezahlt werde, weillen wissent, daß herr stattrichter kheine schlechte rote wein hat. Daß spithal khan durchs ungelt, weils ohne das etwas hinein schuldig, per abraittung bezahlt werden und allsdann ein ambt das andere quitiren durch einen billigen khauf, deswegen beym ungelt nach zu schlagen.

1.6.3 1661, August 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 18 (1659–1662), 286r-v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen für den Besuch Kaiser Leopolds I. anlässlich einer kaiserlichen Jagd. Erstlichen herr stattrichter proponiert, er hette gewisse nachricht, daß ihro römische kaiserliche mayestät etc. alhero auf die jagdt heut auf die nacht nach Königstetten und morgen auf mittag in die statt hereinkommen werden, und begehrte drey heuser, welche nachent beysammen weren. Fragt herr stattrichter, welche heuser hierzu zunemben? Anderten ob nit die ganze burgerschafft aufziehen soll? Und weilen der inner rath a partl aufwartten muß, wer anstadt der vom innern raths sonsten bey aufziehung der burgerschafft gewesten officiren dieselben führen und die andern stellen bediennen solle? Auch ob nit der iezigen zeit anwesente

224 Rechnet man den Eimer Wein per 56,59 l., so sind das insgesamt 452,72 l. Wein. 225 Anton Wolfradt.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

herr haubtmann Mölzer226 darzu zuerbitten sey? Item, ob man mit dem fändl erscheinen solle? Verlaß: Es sollen im ersten die weeg heut nachmittag sovil müglich, weilen alberaith peusch verhanden, wo etwa gruben seint, ausgepessert und gemacht auch die gassen der statt gesaubert, die zimmer aber bey dem herrn Mairhofer,227 herrn haubtmann Mölzer228 und herrn hoffrichter,229 weil solche an einander genomben und solche ihro excellenz, dem herrn lanndtjägermaister,230 gezaigt, sodan darin die notturften in holz zum kochen und anders verschaffen, auch bey iedem herrn, der etwa ein zimmer so vor einen oder andern cavalier bequembt haben möchte, in omnem eventum geraumt werden. Die burgerschafft soll mit dem fändl aufwartten, auch die inwohner, dann handwerkspursch und zur statt gehörige underthanen, sovil man dan haben kann, von dörffern herainbegehrt. Und weil die innern rathsverwanden ihre sonsten in aufziehung der burgerschafft bediente ambter nit verrichten können, als solle zu diesem actui der jezige zeit anwesente herr hauptman Mölzer als haubtmann die burgerschafft zu führen und anzustellen erbetten, herr Johann Martin Tretter231 als leutnandt und herr Michael Beringer232 als fendrich gebraucht, darbey aber, daß kein schuß beschehe, verbotten und drey trummel verschaffet werden. Herr stattrichter meldt, es begehre der herr landtjägermeister sowol hart fuetter, als heu und strey, dergleichen auch, was bey ankunfft ihro mayestät vonnöthen sein werde. Fragt allwo man fuetter, heu und strey nemben solle? Verlaß: Weiln der fuettermaister233 hoffentlich alles bezallen wird, als solle sowol hart als waiches fuetter in vorath procuriert werden, der habern bey dem Martin Crassten, welcher auf ein mutth haben solle, bestellet und heu, strey bey einem oder anderen burger in abschlag seiner hinderstelligen herrnforderungen234 oder in dem spital genohmen werden. Herr stattrichter meldet verrer, wer die schlüssel anerbiethen, die oration thun und die verfaßte suppliciren überraichen solle? 226 Hauptmann Lukas Melzer war seit 1652 in Tulln ansässig. 227 Das Haus von Kaspar Mayrhofer befand sich Hauptplatz 2. 228 Der Hauptmann besaß das repräsentative Haus Hauptplatz 1. 229 Möglicherweise ist hier Georg Ferdinand Friedrich gemeint, der Hofrichter des Frauenklosters war. Nach der Häuserchronik von Biack, Köstlbauer ist er allerdings erst ab 1666 als Bürger in Tulln ansässig. Aufgrund des weitestgehenden Verlustes des Archivs des Frauenklosters gibt es keine Liste der Hofrichter. 230 Landjägermeister war seit 1660 Ferdinand Zinzendorf von Pottendorf. 231 Johann Martin Tretter († vor 1676), ehemaliger kaiserlicher Leutnant, Eisenhändler und Bürger in Tulln, wohnhaft Brüdergasse 1. 232 Michael Beringer († 1679), Gastwirt zum Goldenen Ochsen und Bürger in Tulln, 1661 Fähnrich der Bürgergarde. 233 Markus Enneberger, bis 1667 Hoffuttermeister. 234 Als Herrenforderungen werden die Abgaben bezeichnet, die die Bürger für ihre Häuser an die Stadt zu leisten hatten.

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1.6 Der Landesfürst zu Besuch

Verlaß: Es wird herr stattrichter als vorgeher neben dem innern rath die schlüssel mit einer kurzen sermon sambt denen zwey verfaßten suppiciren alsbaldtn am hereinfahren zu überreichen ihme belieben lassen. Und weilen die originalia von denen im suppliciren beykommenten abschrifften weder in der canzley, noch in der rathstuben oder in der gehaimben cammer nit zufinden, damit solche abschrifften vidimiret235 werden können, als solle der vorige stattschreiber bey negster rathssession vor rath erfordert werden, derselbe zur aufsuchung der originalia, weilen er solche bey handen gehabt unndt bey seiner abtrettung etwa verlegt oder gar mit sich genomben, zur restitution ernstlich angehalten werden.

1.6.4 1664, Juni 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen anlässlich der zu erwartenden Durchreise von Kaiser Leopold I. Herr Fraundorfer erindert, daß er von herrn secretario Kirchmair,236 so gestert auf ein stündt lang bey ihme gewest, nachricht bekommen, daß ihro kaiserliche mayestät, unser allergnädigister herr, heut vorüberraisen unnd zu mittag schon zu Closterneuburg sein werde. Zu deme erwartte er deliberation wie selbigem aufzuwartten, wer die partisan237 und das fändl führn, auch andere ämbter vertretten? Item, ob man den bürgern pulver zum schiessen geben und dieselben schiessen sollen? Welches umb sovil ehenter zu maturiern, weil er heut nacht zu Stain logirt und bald da sein werde. Verlaß: Zu einem haubtmann herr stattrichterambtsverwalter, zu einem fendrich herr Forster,238 und soll das fändl und partisan mit respect von

235 Vidimieren bedeutet eine Abschrift amtlich beglaubigen. 236 Es kann vermutet werden, dass es sich dabei um den ehemaligen Stadtschreiber und späteren kaiserlichen Sekretär Dr. Zacharias Constantius Kirchmair handelt, der im November dieses Jahres in Wien verstarb. Kirchmair war nach seiner Tätigkeit in Tulln Rechtsanwalt in Wien und Sekretär der Niederösterreichischen Regierung. 237 Die �������������������������������������������������������������������������������������� Partisane ist eine Stangenwaffe, die in diesen Jahren nur mehr für Gardetruppen beziehungsweise als Kommandoabzeichen für Offiziere geführt wurde. Die Bedeutung der Tullner Partisane ist schon allein daran zu erkennen, dass sie als einzige Waffe des Zeughauses in einem Futteral verwahrt wurde. 238 Paul Forster († 1665), Hufschmied und Bürger in Tulln, 1664 Stadtrichter, wohnhaft Rathausplatz 6. Dieses Haus erhielt er 1618 nach seiner Konversion zum Katholizismus und seine Teilnahme am Gottesdienst. Vorher hatte er durch die Ehe mit Barbara Gruber, der Witwe nach dem Hufschmied Andreas Gruber, dessen Werkstatt und Werkzeug in seinen Besitz gebracht.

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1. Die Stadt und der Landesfürst

herrn Gaßner239 abgeholt werden, zu einem leutnant herr Tretter, zu corporaln die 4 viertlmaister240 und zu einem führer herr Winckhler.241

1.6.5 1670, Juni 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen anlässlich einer in der Nähe stattfindenden kaiserlichen Jagd. Herr Christoph Märtl,242 stattrichterambtsverwalter, proponiert, es werden ihro kaiserliche mayestät zu künftigen Mittwochen243 allhero in gemainer statt auen auf die jagd aufbrechen, consuliert, ob ihme aldorten allerun­ derthenigist aufzuwartten oder was von ihme für gnad zu begehren? 2do wie dem anwesenten herrn forstmaister aufzuwartten, allwo selbiger zu tractiren oder zu logieren? […] Verlaß: Zumalen es sich nit reumben würde, in die auen mit schwarzen khleidern und mänteln hinumbzukommen, auch ihre kaiserliche mayestät auf diesen, der statt Tulln, grundt und boden nit komme, als ist das aufwartten zu underlassen. Doch sich bey ihre gnaden herrn forstmaister, so bey herrn Beringer zu logieren, zu erkundigen, wie wir etwan recht thetten, daß wir ihre mayestät an dero recreation nit gern inquietieren, doch auch hingegen unser schuldigkeit nit gern underlassen wollten. Wofern aber ihro kayserliche mayestät auf diesen boden kommen sollten, were allerunder­ thnigist aufzuwartten […]. 239 Balthasar Gassner († 1670), Bäcker und Bürger in Tulln, 1663 Stadtrichter, erwarb 1633 durch die Ehe mit Anna Goßmann, Witwe nach Matthias Goßmann, das Haus Hauptplatz 10,1636 das Haus Karlsgasse 11. Partisane und Fahne lagen also offenbar noch im Haus des ehemaligen Stadtrichters und nicht, wie es die Inventare vermuten lassen, im städtischen Zeughaus. 240 Die Stadt Tulln war in Viertel unterteilt. Das erste Viertel war das nordwestliche Viertel der Stadt, begrenzt durch Rudolfstraße und Hauptplatz. Das zweite Viertel war das nordöst­ liche Viertel der Stadt, begrenzt durch Rudolf- und Wienerstraße. In diesem Viertel befanden sich vor allem das Frauenkloster und das Bürgerspital, sodass hier eine geringe Anzahl von Bürgern wohnte. Das dritte Viertel war das südöstliche Viertel der Stadt, begrenzt durch Wienerstraße und Bahnhofstraße. Auch hier waren weniger Bürger ansässig, da hier der Friedhof und die Pfarrkirche mit der Lateinschule viel Platz beanspruchten. Das vierte Viertel schließlich war das südwestliche Viertel der Stadt, begrenzt durch Bahnhofstraße und Hauptplatz. Die Viertelmeister sind die in den vier Vierteln der Stadt für die Umsetzung der Ratsbeschlüsse und die Organisation der Verteidigung verantwortlichen Bürger. 241 Hans Georg Winkler, Sattler aus Langenlois, 1653–1674 Hauptplatz 8 nachweisbar, 1689 Getreideaufschlagseinnehmer. 242 Christoph Märtl, Organist aus St. Pölten, ab 1666 Eisenhändler in Tulln, 1648–1655 und 1661/62 Stadtrichter, erwarb 1634 durch die Ehe mit Martha Eckh, der Witwe nach Daniel Eckh, das Haus Hauptplatz 29. 243 Das war der 25. Juni.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern 2.1 1637, Mai 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 84v

Der Rat der Stadt Tulln berät eine Aufstellung der Niederösterreichischen Landstände über die offenen Kriegskontributionen der Stadt aus den Jahren 1632–1635. Item vermelt herr stattrichter, daß er ein extract und abraitung wegen der kriegscontribution de anno 32, 33, 34 und 35 von herrn rentmaister der niderösterreichischen landtschafft empfangen. Ist abgelesen worden, verbleibt gemainer statt schuldtig in geldt in traidt habern wein

4.941 fl. 24 kr. 539 mezen1 698 ¾ mezen2 7.530 ächterung.3

Und würdt jeder mezen traidt per 1 fl., habern 6 s., die ächterung wein per 4 kr. beschaidt. Thuen diese sortten in geldt 1.565 fl. 1 s. 15 kr., dann die restirente 4.941 fl. 24 kr. darzu geraith die völlige summa auf Tulln in rest 6.506 fl. 2 s. 9 kr.4 Verlaß: Sintemahl gemaine statt jederzeit soldaten gehabt und noch darzue die anlagen also starckh geben müssen.

1 Das entspricht etwa 331,4 Hektoliter. Zur Umrechnung von Maßen und Gewichten vgl. das Vorwort. 2 Das entspricht knapp 430 Hektoliter. Während in der ersten Position die Stadt sozusagen die Lebensmittel schuldete, waren es dieser Position, pointiert formuliert, die „Betriebsmittel“ für die Pferde. 3 Das entspricht einer Gesamtmenge von 9.789 l. 4 Leider gibt es aus dieser Zeit keine Gesamtaufstellung des Tullner Budgets; die entsprechenden Zahlen liegen erst ab 1665 vor. In diesem Jahr betrug das Jahresbudget der Stadt Tulln 1.250 fl. Wenn man diese Zahl zum Vergleich heranzieht, so war die Stadt somit einen Betrag von etwa fünf Jahresbudgets schuldig.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

2.2 1637, Juni 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 86v–88v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, einen Teil der Steuerschulden der Stadt aus den Vorräten im Kastenamt zu begleichen. Herrn Sagls5 ausschreiben de dato 23. Maii 1637, deren copeyen maßen vorhero in abwesens herrn stattrichters den 25. Maii auch beschehen abgelesen worden, wegen 1 ½ achtl traidt ist gemainer statt Tulln quota 2 muth, 3 mezen, 6 achtl. Item was de anno 1632, 33, 34 und 35 aufs haus khomben ebenfals die abschrifft vernommen worden. Geldt traidt habern wein

71 fl. 5 s. 5 d. 9 mezen, ¾ viertl, 5 ¼ achtl 7 mezen, 2 viertl, 3 achtl 70 achtering.

Summa: Ist diese 4 jahr aufs haus khomben, daß traidt per 1 fl., habern 6 s., wein per 4 kr. 92 fl. 4 s. 15 d. Item abraittung herrn einnembers, was auff gemainer statt Tulln de anno 1632, 33, 34 und 35 in kriegscontribution kommen und was hiran bezahlt worden, abgelesen. Geldt auf diese 4 jahr traidt habern wein

7.547 fl. 6 s. 4 d. 1.707 ¾ mezen 1.236 ½ mezen 11.780 achtering.

Daran bezahlt: Geldt traidt habern wein

2.606 fl. 5 s. 10 d. 1.168 ¾ mezen 573 ¾ mezen 4.250 achtering.

Restirt die statt Tulln: Geldt traidt habern wein

4.941 fl. – s. 24 d. 539 mezen 698 ¾ mezen 7.530 ächtering.

5 Sagl war Steuereinnehmer des halben Vierten Standes; dazu vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

Das traidt per 1 fl., habern 6 s., wein 4 kr. thuet alles Thuet der völlig resst

1.565 fl. 1 s. 15 d. 6.506 fl. 2 s. 9 d.

Hirauf vermelt herr stattrichter, was zu thun? Vermeint er wegen der abraittung in alle ämbtern nachzuschlagen, was bezahlt worden, undt ist hierbey zu merkhen, daß kein möglichkheit bis dato gewest, solches bey so betrangter zeiten alles abzuführen, ist mehrers umb die armen zu thun gewesen. Dann weillen das casstenambt noch ein vorrath in traidt und auf die statt Tulln quota 2 muth 3 mezen 6 achtl komben, hette er denen herrn casstenhandlern anbevohlen, weillen Tulln als ein ladtstatt assignirt worden, weillen sonsten solches auff Melckh geliffert werde, interim dieselbe 2 muth, 3 mezen 6 achtl herzugeben, bis solches nach dem ärndt könne wider eingebracht unnd erstattet werden. Verlaß: Placet, soll interim von casstenambt obernent traidt hergegeben und nach dem ärndt widerumb bezahlt werden. Wegen der armen, weillen das traidt anizo in ein hohen werth, dessen die casstenhandler per decretum zu erinnern. Dann soll in allen raittungen und gemachten anschlägen nachgeschlagen werden, was herrn einnember bezahlt worden. Item weillen noch etliche restirent in anschlägen, solle man nach den ärndt sizen und widerumben etwas erlegen, und wölle herr stattrichter das beste bey khünftiger abraittung darbey thun, damit gemainer statt nit verforthailt und die execution nit vorgenomben werde. Item soll wegen der geschädtigten soldaten6 226 fl. betreffend abgeschrieben von herrn einnember ein extract gemacht werden.

2.3 1637, September 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 106v–107r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt in Hinblick auf die laufende Weinlese, den Erlös für ein in Wien verkauftes Haus der Stadt zur Bezahlung der von den Niederösterreichischen Landständen geforderten Kriegskontribution zu verwenden, bis das Geld von den Bürgern eingebracht werden kann. Der herrn verordneten einer ersamben niderösterreichischen landtschafft schreiben ist abgehört, darinnen 3.000 fl. verwilligte kriegs contribution aus

6 Die Stadt Tulln hatte im August des Jahres 1634 41 Kriegsveteranen aus Regensburg zur Pflege übernehmen müssen (1634 August 24, Tulln, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.). Dem Dokument kann man entnehmen, dass für einen Soldaten 12 kr. „Liefergeld“ pro Tag gerechnet wurde. Das macht bei der genannten Zahl an Soldaten, nimmt man an, dass keine Offiziere darunter waren, die abhängig vom Dienstgrad auf mehr „Verpflegsportionen“ Anspruch hatten, 8 fl. 12 kr. pro Tag.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

stadt zu entrichten starckh begehrt worden. Begert herr stattrichter bericht zu geben, wo solches gelt zu nemben, weil’s die burgerschafft nit vermag, damit die betrohte execution mit einlegung der fußgehenten soldaten oder ritterschafft verhiet und enthebt würde. Verlaß: Ein ersamber rath veranlaßt, damit der burgerschafft dieser zeit noch bis nach dem lesen verschonen, die anticipation der 3.000 fl. von dem pusianischen erlegten gelt7 zu nemben, damit die betrohte execution nit vorgenomben werde. Doch sollen diese 3.000 fl. widerumb von der burgerschafft wegen hinterstelligen langwürigen ausständt, so von vielen jahren herr nit bezahlt worden sein, ohne alle weitter verschonung compellirungs mittel eingevordert, ernstlich gebraucht, damit solche 3.000 fl. unverzogenlich wider erlegt und zusamben gericht werden.

2.4 1637, November 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 118r

Der Rat der Stadt Tulln beauftragt drei Ratsmitglieder, einige Bürger mit hohen Steuerschulden vorzuladen und hinsichtlich ihrer Zahlungspläne zu befragen. Herr stattrichter proponirt, daß alhie bey gemainer statt sich underschid­ liche bürger befinden, so fast mehr als sich ihr vermögen erstreckht schuldtig sein, und weder anschlag, noch andere bürgerliche steuern raichen, benebens noch uber das so wohl zu haus alls veldt ubel würth abgeben und nit allain ihnen selbst, sondern der ganzen bürgerschafft zu schaden hausen, als da sein Hanns Adenberger,8 Georg Eckh,9 Regina Alxingerin10 und Christina Seyboldtin, was gestalt mit dergleichen sich zu verhalten? Verlaß: Ein ersamer rath will hierzu per decretum herrn Georg Öttinger, herr Adam Schez und Simon Mandl alles 3 des innern raths auferlegt haben, obbemelten Hansen Adenberger, Georgen Eckh, Reginam Alxingerin und Christina Seyboldtin für sich zu erfordern und von ihen zu wissen zu begehrn, wie sie zallen wöllen, und denselben, bey arrestirung ihrer persohn, den halben theil ihrere schulden fürzuhalten und alsdann den befundt neben dero gutachten einem ersamben rath berichten.  7 Die Stadt Tulln hatte 1634 ihre Rechte an dem Haus „Zu den Drei Hacken“ in Wien, die ihr auf Grund der Schulden eines Herrn von Pussian verpfändet worden waren, an Rosina und Matthias Ott († 1652), kaiserlicher Stadt- und Landsgerichtsbeisitzer, verkauft, wobei die Käufer der Stadt aber die Nutzung eines Zimmers und des Reitstalls eingeräumt hatten (1634 Oktober 9, Tulln, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.).  8 Hans Adenberger, Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 22. Adenberger war letztlich außer Stande, seine Schulden zu zahlen; das Haus fiel an die Stadt.  9 Georg Eckh, Bürger in Tulln, ab 1632 wohnhaft Wienerstraße 18. 10 Regina Alxinger war vermutlich die dritte Frau des Ratsbürgers Hans Alxinger.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

2.5 1638, März 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 149v

Elias Cramer, Rentmeister der Niederösterreichischen Landstände, versiegelt das Rathaus von Tulln zur Vollstreckung offener Steuerschulden der Stadt. Den 25. Martii anno 1638 ist von herrn Eliae Cramer, der niederösterreichischen landtschafft bestellten rentmaister, in bey des innern und äussern raths wegen der 18 mitleidenten stätt und märkht ausstand die würkhliche execution und spörr der alhiesigen rathsstueben und des gemeinen kellers im zeughaus wie anderer orthen vorgenomben worden.

2.6 1638, März 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 150r–150v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Notmaßnahmen zur Fortführung der Geschäfte, insbesondere zur ordentlichen Abrechnung der Getränkesteuer, nach der Versiegelung des Rathauses. Herr stattrichter proponirt, daß die herrn ungeltshandler diese wochen nit geraith, ursach halber, dieweillen von einer ersamen niederösterreichischen landtschafft rentmaister wegen der grossen ordinari undt extraordinari landt­anlagen von vielen jahren hero noch viel restanden in dem halben vierten standt11 sich befinden, sintemallen herr verornte zum öfttermahlen die nambhafftmachung der restanten starkh begert, aber nie ervolgt. Dahero aus dieser spörr zu erforschen, wer die restanden sein. Wann nun aber die ungeltsladt, grundtbuch, anschlag, steuer und ander zuträgliche vorfallung necessarien in der rathstuben, ob nit etwas mit gelegenheit in dieselbe zu khommen, und dem gemeinen wesen die anschlagregister sambt andern nothwenigkheiten heraus zu nehmen, doch alle zeit abents widerumb hinein zu legen wehren? Verlaß: Solle durch herrn Georg Fraundorffer, stattcammerer, herr Paull Hoffer und herr Hans Mört Gulden, wie sie am besten gedünckht, den thür oder cassten eröffnen, doch daß die spörr unvermahligter12 verbleibt und die sachen zu täglichen notturftt in des stattschreibers zimmer depositirn, solches aber in allerweg fleissig verwahren.

11 Halber Vierter Stand vgl. oben Anm. zu Dokument 1.3.2. 12 Partizip zu „vermeiligen“ in der Bedeutung von unbeschmutzt, unbeschädigt, Grimm, Deutsches Wörterbuch 25, 852–856.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

2.7 1638, Mai 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 85r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Ausschreiben des Steuereinnehmers des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) wegen einer neuen Getreidekontribution an den Stadtrichter zu senden. Herr Puckher, angesezter stattrichter, proponirt, daß ein ausschreiben von herrn magister Sägl, einnember, neben beylagen A B C des bewilligten neuen traidts contribution, auf haus 1 ½ achtl, auf den halben vierten standt 32 muth, 24 mezen, 3 achtl, ist gemainer stat Tulln quota zween mueth, 3 mezen, 6 achtl. Weillen aber der halbe vierte standt nit soviel heusser alls von ihnen begehrt würdt haben, vermaint herr Sägl, daß auf das haus gar noch 3/8 khomben wirdt. Dann werden uns auch der herrn güldt13 schwerlich exempt machen können. 2do der extract und was Tulln quota sub littera A, dann ein khayserliches decret sub obbemelten C, so die herrn ausschuß wegen der recrouten, weillen etliche stätt alls Tulln14 und Ybbs mehrers ausgeben, aber aus den ein­ nember ambt nit bezahlt worden, sollten abgeführt werden. Item ein specification was de anno 1632 bis 1635 inclusive der halbe vierte standt ausständtig sub littera D abgelesen worden. Was hierin zu thun? Und sollen alle vota beschriben werden. Herr Willandt: Sollen unns gedulten bis herr stattrichter heimbkhombt, sein guetachten hierinn zu vernehmben. Herr Malzer: Sollen diese sachen herrn stattrichter abschifftlich zugeschikt werden, eines sowohl als das andere. Herr Muhrbeck: Herr stattrichter alles abschrifftlich zu uberschicken. Herr Mändl: Sollen den potten das wartgelt geben und abschrifftlich herrn stattrichter uberschickht werden. Herr Khazianer: Herr stattrichter copien zu uberschickhen. Verlaß: Fiat unnd soll herrn stattrichter zugeschriben und die ausschreiben alsbalden abcopiert und herrn stattrichter eingeschlossner überschickt werden.

2.8 1638, Juli 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 175r

Die Stadt Tulln beschließt, diejenigen Bürger, die noch offene Steuerschulden haben, noch einmal zur Zahlung aufzufordern und im Fall der Nichtbegleichung Soldaten bei ihnen einzuquartieren. 13 Gült ist die Grundlage zur Aufteilung der ständischen Abgaben. 14 Die Stadt Tulln war im Jahr 1637 mit den neu geworbenen Rekruten des Mers’schen Regiments belastet gewesen; eine Belastung, die auf die Steuerquote aufgerechnet werden konnte.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

Herr stattrichter vermeldt, wie daß mehrmalls auf die soldaten khein gelt verhanden. Item, daß sich die anschlagseinnember15 beschwären, daß die restandten auff underschiedliches ansagen nit erscheinen unnd ihre ausstandt richtig machen, begehrt deswegen, was mit denselben vorzunehmen? Verlaß: Bemelten restandten durch den rathsdiener nochmallen alles ernst anzubevelchen, damit sie unfahlbarlich richtikheit machen und ihre ausstendige ansschlög bezahlen, wiedrigen sollen ihnen alsobalden soldaten eingelegt werden, welche sie sodann werden verpflegen müssen, bis ihr ausstandt dardurch völlig abreicht wirdt.

2.9 1638, August 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 183v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gegen diejenigen Bürger, die Steuerschulden haben, mit Fahrnispfändung vorzugehen. Herr stattrichter vermelt abermallen, wie daß der hauptman widerumben mit höchster importunitet sein undt seiner underhabenten soldaten ausstandt begert, herentgegen aber die anschlags einnember nichts einbringen khönnen, was doch mit denen restanten, deren noch vil sein, anzufangen, und wie dieselbe zue bezallung anzuhalten? Verlaß: Denen herren uber spörr und inventur anzubevelchen, daß sie heut nachmittag alle undt iede restanten von zu haus besuchen undt dero sachen, sovil ihr ausstandt sich erstrechkt, eintweder es in die spörr zu nehmen, oder das verhandten viech, schwein und andters beschreiben, dann, was sye hierüber vermelten, einem ersamben rath zu weiteren verlaß berichten.

2.10 1638, November 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 196v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die ausständigen Steuerzahlungen der Bürger mit Nachdruck einzufordern, um zu verhindern, dass gegen den Einnehmer des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) Exekution geführt wird. Herr stattrichter meldt, wasgestalt ain viertlpoth sich mit ausschreiben von herrn einnembern angemelt, darin sich herr einnember beclagt, daß ihme wegen nahmbhafftmachung der restanten die execution auf sein aigenthumbliche behausung geführt werdten wölle. Bitt also, ihme bemelter execution zu entheben, undt die ausstandt völlig richtig zu machen. 15 Gemeint sind hier die städtischen Steuerbeamten.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

Verlaß: Denen anschlagseinnembern per decretum aufzulegen, daß sy ihr anschlags reittung unverlengt zur canzley bringen undt zustanden richten lassen, dan die restanten auff negstkhünfftigen Montag16 herrn stattrichter einhendtigen. Item denen herrn steurhandlern ingleichen anzubevehlen, daß sy alle Son- undt feurtäg die ausstendtige steur einfordern undt darzue mit ernst ansagen lassen, dan ebnermassen die restanden herrn stattrichtern einreichen.

2.11 1654, Jänner 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über ein Schreiben aus Wien, wonach die Niederösterreichische Regierung und Kammer den Stadtrichter mit Arrest wegen der offenen Steuerforderungen bedroht habe. Das den 19. Decembris abgewichnen jahrs eingebrachte ausschreiben abermaln producirt und herrn Eisens sub dato Wienn, den 3. Januarii, an einen ehrsamben stattrath abgeloffenes schreiben abgelesen worden, welches in sich gehalten, daß herr stattrichter der restierenten monathgelder17 halber in grosser gefahr stehen, zumaln derselbe von der hochlöblichen niederösterreichischen regierung und cammer solle citirt und des arrests, bis die paare bezahlung erfolgt, nit entlassen werden.

2.12 1654, Dezember 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Vor der Bürgerschaft der Stadt Tulln wird ein Bericht des Stadtschreibers verlesen, wonach er wegen der Steuerschulden der Stadt in Wien in Arrest genommen und eine Arretierung des Stadtrichters bei weiterer Säumigkeit angedroht worden sei. Stattschreiber thut seiner gethannen Wiener rais halber relation, undt zwar primo, welcher ursachen willen er mit dem stattarrest belegt gewesen, als nemblichen, daß alhiesig gemainer statt ihre ausständige 1653jährige ordinaristeuer, monath- und fortificationsgelder, wie nit weniger donativ18 bei würklicher arrestierung herrn stattrichters abführen und bezahlen sollen. Worüber alle anwesente von denen statt und märckten dahin abgeordnete 16 Das war der 29. November. 17 Die Monatsgelder sind der Anteil an den vom Landtag bewilligten Geldern zum Unterhalt der kaiserlichen Truppen. 18 Mit donativ ist die finanzielle Beteiligung an einem von den Ständen beschlossenen Geschenk an den Landesfürsten oder dessen Familie gemeint.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

ausschüß anglüeben, des arrests entlassen. Die relation aber der gesambten burgerschafft abgelesen worden.

2.13 1655, Februar 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln hört die Berichte seiner Abgesandten Georg Fraun­ dorfer und Jakob Strobl sowie des ehemaligen Tullner Stadtrichters Kaspar Mayrhofer über eine Sitzung des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) wegen Mängeln bei der Steuererhebung. Eodem die haben die nacher Wienn verordnete gevollmächtigte, als herr Fraundorffer und herr Strobl,19 ihr relation gethan, wie nit weniger ihr gestreng herr Mairhover20 referiert, wasgestaldten 1mo er den 19. Januarii zu der zusammenkunfft kommen, darbey vernohmen, daß der halbe vierte standt sehr uneinig wegen der einlag gewesen, der maiste theil seye dahin gangen, und gewolt, daß ein bereitung solle vorübergehen, denen aber er, herr Mairhover, was es nach ziehen würde, zu verstehen geben, alsdan sie entlichen darvon gelassen, hierauf er gemainer statt gravamina vorgebracht, und gleichsamb mit einer protestation ihnen zu verstehen geben, daß, wan die statt Tuln nit solte gehört werden, andere mittl herzukehren noth were. 2do des einnehmer gestelten raittung seye so unsauber geschrieben, rotiert und andere vitia21 darinnen zu sehen gewesen, daß er sich verwundern müssen, auch theils quittungen zerrissen, zerlumpt und rotiert gewesen, es seye auch ihme, einnehmer, ein grosser rest, über 1.000 fl., verblieben. Wie man aber besser nachgesehen, seye er, einnehmer, dem halben vierten standt etliche tausend gulden schuldig verblieben, danach vielen wort wexlen des einnehmers resignation acceptirt des ambts, unangesehen etliche solches ungern gesehen, wie auch herr Diez entlassen worden. 3tio aillf tausent gulden steur seye einkommen in der raittung in das landthaus, aber nit mehr als sieben tausent gulden abgelegt worden, endtlichen habe er abermaln der statt Tuln noth vorgetragen und gebetten, sie zu hören, sonsten müßte man clagen. Dan haben sie die 1653jährige steur nit wollen guttmachen, bis endtlichen nach vieln disputirn sie solches passirn und abschreiben lassen.

19 Jakob Strobl, Bürger in Tulln, 1656–1660 Stadtrichter, erwarb 1630 das Haus und die Gastwirtsgerechtigkeit „Zum goldenen Hirschen“, Hauptplatz 5. Die Gastwirtschaft wurde von seinem gleichnamigen Sohn weiter betrieben. Ein anderer Sohn trat in den Jesuitenorden ein. 20 Kaspar Mayrhofer. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Stadtrichters blieb Mayr­hofer ein wichtiger Ratgeber der Stadt Tulln. 21 Lat. Mängel.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

Des rentmaisters ordre, so offt executiones kommen und eingelegt worden, damit der guttmachung halber man weiters die sachen urgir und den Geffkenhorst,22 zumaln er solches und zwar das maiste verursacht, zue bezalung anhalten kan. Von 1650 seye ein extract, wieviel dem Geffkenhorst bezalt worden, zu informirn. Herr einnehmer begehrt 1mo alle acta, 2do ein aigenes zimmer, worinnen er die acta aufbehalten und er bey seiner anwesenheit darinnen wohnen kan, 3tio wolle er zwey tag inner 14 tagen nach Wienn kommen und in ambt die notturfft handlen, 280 fl. seye ihme ausgesezt worden für sein besoldung. Auf zwaytausent und fünffzig haus seye hinfüro die austhaillung zu machen, auf die statt Tuln ainhundert und sechs haus. Hinfüro achtung zu geben, damit die executiones vermitten bleiben, und die interesse nit anwaxen lassen, hierdurch wird die würthschafft gemehrt und viel geldt ersparht, so sonsten wie diese jahr hero beschehen, und in die 1.800 fl. aufgangen. Der siebtzig gulden halber, welche das vicedombambt23 der statt noch gutt zu machen hat, solle man bey der cammer umb die guttmachung einkommen und ein auflag an den jezigen herrn vizdomb begehrn, weiln das ambt iezt mit einem andern vizdomb ersezt worden, dahero dem sollicitatori24 zu schreiben, den schein in originali, welcher er alsdan vidimirn25 lassen solle, mitzuschicken, damit nichts verabsaumbt wird. Verlaß: Gegen ihro gestreng herrn Mairhover hat sich ein ehrsamber statt rath auf das hechste bedanckt, daß derselbe sich wegen des gemainen weesens also hat angenohmen, solle danckbarlich ersezt, die aufgewende uncosten guttgemacht werden, undt daß ihr gestrengen solch sein bekandten valor nach angewende sorgfaltigkeit annoch continuirn wolle, dienstfreundlich gebetten. Ihr gestrengen herr Mairhover hat sich auch anerbotten, auf alle weeg der statt zu helffen, und auf alle nothfall zu assistirn. […] Eodem die ist verlassen worden, umb die guttmachung der auf die execution angewende uncosten, weiln andern stätten dieselbe guttgemacht worden, einzukommen. Ist billich, daß der statt Tuln das ihrige auch guttgemacht wird. Dahero die verlaß: Wan die contingent vom kaiser verwiesen, auch des rentmaisters ordinanzen undt Geffkenhorst schreiben aufzusuchen, alsdan sich gefaßter machen, die uncosten specificirn und die guttmachung begehrn.

22 Eberhard Geffenhorst ist als notarius juratus 1633 in den Wiener Universitätsmatriken nachweisbar. Dort wird er als „Stronburgensis“ (aus Straubing) bezeichnet. Gall, Matrikel Universität Wien 150. 23 Der Vizedom ist der Verwalter der landesfürstlichen Herrschaften. Eine dieser Herrschaften war das benachbarte Langenlebarn, das unter zahlreichen Grundherren aufgesplittert war. 24 Zum Sollizitator der Stadt unten 3.2. 25 Lat. eine amtlich beglaubigte Abschrift herstellen.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

2.14 1655, April 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Stadtrichter von Tulln verkündet der Bürgerschaft eine kaiserliche Weisung mit Androhung der Exekution, Steuerschulden zu bezahlen. Der Rat beschließt die Begleichung der Monatsgelder für 1654. Den 4. Aprilis 1655 hat herr stattrichter die burgerschafft auf das rathhaus erfordern lassen und ihnen, was gestalten die römisch kaiserliche mayestät etc. bey der militarischen auch sogar bey der personal execution die monathgelder, auch andere restierente landtsanlagen, exigirn26 will, vorgetragen. Zu dem endte die den 22. Martii donatia ausschreiben denen burgern vorgelesen worden, principialiter aber dis in sich verhaltend, daß die monathgelder und 1654jährige steur sollen alsbalden entricht werden. Verlaß: Auf das pfundt 3 kr. zu abführung der 1654jährigen steur einzubringen geschlossen worden.

2.15 1655, Mai 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, diejenigen Bürger, die nach wie vor Steuerschulden haben, auf das Rathaus zu laden und dort bis zur Zahlung ihrer Schulden festzusetzen. Herr stattrichter referiert, was gestalten von vieln burgersleuthen so gar die monathgelder nit können heraus gebracht werden, was zu thun seye? Verlaß: Weiln der größte ungehorsamb theils under den burgern gespührt wird, als sollen die saumbseelige zu kommenten Mittwoch27 aufs rathhaus erfordert, mit dem arrest belegt und ehenter nit entlassen werden sollen, bis die bahre bezahlung erfolgt.

2.16 1656, Juni 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln hört einen Bericht des Stadtschreibers und Georg Reuschers über ihre Verhandlungen in Wien, bei denen sie der Niederösterreichischen Regierung Steuerzahlungen in Form von Naturalleistungen angeboten hätten, und beschließt, eine Entscheidung über das Angebot zu sollizitieren. 26 Lat. fordern, eintreiben. 27 Das war der 20. Mai.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

Erstlichen: Herr Georg Reuscher28 und stattschreiber haben über gethanen Wiener rais ihr relation abgelegt, 1mo sie anbevolchener massen in der regierung commissions stuben erschienen, den vortrag, daß nemblichen ihre kayserliche mayestät etc. anstath der hinderstelligen landtanlagen wein, habern und heu annemben wollen, und weiln alhiesig gemainer statt auf das 1652 und 1653te jahr in extraordinari nichts schuldig, als haben sie, die abgeordnete, anerbotten 100 emer29 wein, den emer per 2 fl. 2 s., und hundert emer heurigen, den emer per 2  fl., dann zehen fuetter heu, wie solche auf einen hoffwagen mit 6 pferden bespannete geführt und aufgeladen, die fuhr per 25 fl. angeschlagen worden, welches die hochansehenliche herrn commissaren auch ad notam genohmen und alles mit guttachten nacher hof zu berichten versprochen. Herr doctor Selb30 habe vermeldt, daß sein eingereichtes guttachten wegen gemainer statt gravamina durch zwey cavalier hindertrieben und gleichsamb ausgelacht worden, wolle aber solches in optima forma beantwortten, daß besser beschaidung erfolgen solle. […] Verlaß: Man solle dahin gedacht sein, wie mit wein und heu der hoff mag contentirt werden, dahero zu sollicitiren, was etwa für ein resolution erfolgen möchte.

2.17 1659, August 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß einem Ausschreiben des Einnehmers des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) die von dessen Vorgänger ausgestellten Steuerquittungen zu sammeln und die Reduktion einer Abgabe an die Bürger weiterzugeben. Erstlichen hat herr stattrichter ein ausschreiben vom 3. huius ablesen lassen, worinnen des halben vierten standts herr einnember anmahnung thut, daß zu übernehmung des archivs, so in herrn Mairhoffers haus zu Wienn in verwahrung ligt, sollen aller verhandenen quittungen, welche von hern Mayrhoffer denen stätt und märckten herausgeben worden, edirt werden. 2do, daß die portiones bis auf 12 restringirt werden. 3tio für das fürstliche hollstainische regiment sein monathsold alsobalden zu reichen, bringt der statt Tuln quota 22 fl. 4 s. Verlaß: Damit disem allen ein vollzug gelaist werde, als sollen die quittungen zusammengetragen werden, und ain bestimbten tag edirt werden. Und weiln die portiones gemindert worden, als sollen die monathgelder an28 Georg Reuscher (gelegentlich auch Reischer), Ratsbürger in Tulln, 1680 Oberkämmerer. 29 Das entspricht insgesamt je 5.659 l Wein. 30 Dr. Johann Gabriel Freiherr von Selb († 1679), Niederösterreichischer Regimentsrat.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

dersten ausgesezt und denen burgern nach proportion etwas abgeschriben werden. Wegen obangeregten quittungen solle ein decret an alle beambten geschickt werden, daß selbige in ihren raittungen und samblern möchten specificirter einreichen sollen, wäre aber sehr gutt, wan man vorhero mit herrn Mayrhoffer reden könnte, und solle alsobalden das decret an die beambte ausgeförttiget, auch des pußianischen weesens31 und derselben verhandenen quittungen mit vergeben werden. Item referirt herr stattrichter, wie daß dasjenige memorial, so wegen nachlaß der schatzsteur ihr kaiserliche mayestät hochseeliger gedächtnus under herrn Pinelli32 auch seelig schrifften gefunden worden, so aber sye, die herrn commissarii, ohne consens der hochlöblichen niederösterreichischen hoffcammer nit heraus geben wollen. Verlaß: In copia obbesagten memorials den nachlaß der schazsteur betreffend solle, damit man desto ehenter darvon kommen kan, aufgesucht werden.

2.18 1659, August 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 18 (1659–1662), fol. 1r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, alle Steuerquittungen aus der Amts­ periode Kaspar Mayrhofers als Steuereinnehmer des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) zu sammeln und ihm vorzulegen. Erstlichen herr stattrichter proponiert, es seye ein ausschreiben intimiert worden, daß man dem herrn Mairhofer alle seine quittungen, so er in wehrenter seiner bedienung, als er des halben vierten standts einnehmer gewesen, von sich geben, auf den 22. dits zu Wienn bey dem jezigen herrn einnehmer, herrn Johann Fronhoffer,33 ediren solle. Verlaß: Es sollen die quittungen aufgesucht und ein ordentliche specifica­ tion darüber verfaßt, dieselbe sambt denen quittungen auf den 22. dits nacher Wienn gebracht, die specification dem herrn Mairhofer zugestelt und in handen gelassen, die quittungen aber produciert und wieder zuruckgebracht werden.

31 Zum Verkauf des der Stadt verpfändeten Hauses eines Herrn von Pussian vgl. oben Anm. zu Dokument 2.3. 32 Dr. Johann Pinell († 1658), Anwalt in Wien, in dieser Funktion Rechtsvertreter des Bistums Passau, Hofrat von Erzherzog Leopold Wilhelm, ab 1636 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1647 Regimentskanzler, 1639 Rektor der Wiener Universität. 33 Johann Fronhofer († vor 1690), Stadtrichter von Bruck an der Leitha, ab 1659 Einnehmer des halben Vierten Standes.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

2.19 1666, April 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, neben Johann Schweickhart Khülff Georg Reuscher mit einem überarbeiteten Memorial zu den Steuerproblemen der Stadt nach Wien zu senden. Proposition: Einem ehrsamben rath sey wissent, daß jüngstens wegen der statt so grossen betrangnussen, so vieler anweisung mit antrohung der execution, eine abordnung nacher Wienn beschlossen und hierzu herr Christoph Märtl und herr Johann Schweickhart Khülff34 erwöhlt worden. Zumaln aber herr Märtl diese sach, so keine moram35 leidet, aufzieht, und seine underschidtlich anderwertigen occupation halber tergiversiert,36 als habe herr stattrichter, welcher wegen unpäßlichkeit ihme, herrn Eysen, das ambt übergeben, für gutt angesehen, daß man herrn Khülffen einen andern gueten herrn zugeben solle. Und weiln zu dem ende ein memorial an ihro mayestät etc. aufgesezt worden, hatt herr Eisen solches ablesen lassen und erwartt hierüber eines ehrsamben raths verlaß und mainung über das memorial. Herr Reuscher vermaint, das memorial zu verbessern, im petito etliche frey jahre, nit ein gewisse zahl, item mit verrerer execution, als wie belegt, nit zu belegen, zu begehren. Herr Khülff: Zu begehrn, daß wir über unser ordinari nit belegt werden sollen, item einzuschliessen, wie die herrn verordneten uns die anweisung geschickt und mit execution betrohet, auch zu begehrn etliche frey jahr, und die quartier aufzuheben. Item begehrt herr Khülff einen gewalt, was sye zu verrichten und zu reden, was dem herrn doctor37 wegen der audienz, dan andern officirn bey hoff zu geben, bitt ihne zu entlassen und zu herrn Märtl herrn Eysen zu verordnen. Herr Winckler bitt auch herrn Eysen, das memorial zu corrigirn, und zur abordnung auch herrn Eisen. Herrn Hößen38 bitten eben desgleichen, und ist herrn Khülffens mainung. Der äusser rath: Herr Wöhrmann39 ersucht zu abordnung herrn Reuscher zu dem herrn 34 Johann Schweickhart Khülff († 1706), Bürger in Tulln, ehemaliger Hofrichter des kaiser­ lichen Frauenstiftes, 1667 Stadtrichter, erwarb 1692 das Haus Hauptplatz 24 und 1703 die Stadtmühle. Sein Sohn Johann Georg wurde Baccalaureus der Wiener Universität. 35 Lat. Aufschub. 36 Lat. zögern, Ausflüchte machen. 37 Gemeint ist der Advokat der Stadt Tulln in Wien. Zu dieser Funktion unten Kap. 3.2. 38 Vielleicht ident mit Wolfgang Höss, bürgerlicher Binder, der ab 1629 im Haus Nibelungengasse 18 nachweisbar ist. 39 Ferdinand Wörmann († 1676), Maler und Bürger in Tulln, ab 1628 wohnhaft Brüdergasse 5.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

Khülffen, und vermaint, derzeit die statt nit haimbzusagen, sondern allein umb hülff und freyjahr zu bitten. Herr Jesse40 bitt auch herrn Reuscher zu herrn Khülffen und umb corrigier- oder besserung des memorials. Wofern nit zu helffen, und sye ohne dis darvon gehen müßten, die statt solcher gestaldt haimbzusagen. Herr Gleichstorffer41 bitt ingleichen, herr Reuscher wolle sich mit herrn Khülffen brauchen lassen, ersucht benebens herrn Eisen zu verbesserung des memorials, vermaint, die burger, so etwas noch geben können, weiln deren wenig, zu benennen und die öeden heuser aus der einlag zu bringen, im memorial zu begehrn. Herr Stainbichler bitt herrn Reuscher, sich mit herrn Khülffen zu bemüehen, und das memorial zu verbessern, vermaint auch abbrändler zu erscheinen. Herr Faist42 ist der vorigen mainung, und ist kürzlich verstanden, ausser der abbrändler erscheinung. Schluß: Weiln die majora auf herrn Reuscher gehen, wird derselbe ersucht, und sich hoffentlich neben herrn Khülffen gebrauchen lassen, und nach inhalt des memorials ihr bestes thun. Das memorial erbieth sich herr Eisen zu übersehen und zu verbessern.

2.20 1666, Mai 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Ein Schreiben von Johann Fronhofer, Steuereinnehmer des halben Vierten Standes, informiert über die Einstellung der militärischen Exekutionen wegen einer Steuerbewilligung von 1665 und die Reduktion der Steuersätze. Ausschreiben von des halben vierten standts einnehmer, herrn Johann Fronhoffer, in dem er intimiert, daß zwar die löblichen ständte wegen des halben vierten standts auf anno 1665 an denen zu ihro kaiserlichen mayes­ tät freyen disposition verwilligten 200.000 fl. zu geraitten und noch hinderstelligen quota als 20.000 fl. schon beschlossen, die militarische execution zu führen, als auf jedes 100  fl. sechs portiones einzulegen, so hette doch ihro mayestät über das von herrn einnehmer und ausschuß eingeraichte bewöglichen beschwärsmemorial sich dahin gnädigist resolvirt, daß nit allein die execution soll eingestellt, und wo sye schon würcklich geführt, also­ balden aufgehebt, sondern auch ein proportionirter nachlaß ertheilt und

40 Matthias Florian Jesser, Fischer in Tulln und Mitglied des Inneren Rats. 41 Georg Gleichsdorffer († 1679 an der Pest), Hafner und Bürger in Tulln, 1670–1679 Stadtrichter, erwarb 1669 das Haus Albrechtsgasse 13. 1677 gewährte er der Stadt ein Darlehen in Höhe von 300 Gulden zur Begleichung von Steuerschulden. 42 Matthias Faist, Kellner im „Schwarzen Adler“, ab 1650 Krämer in Tulln, wohnhaft Rathausplatz 5.

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des überrests halber von hochlöblicher kayserlicher hoffcammer auf gewise zallungsmittl tractiert, wan aber solche tractation beschehen, soll von ihme, herrn Fronhoffer, verrers intimiert werden solle.

2.21 1666, November 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln trifft Maßnahmen für die Unterbringung der landesfürstlichen Bereitungskommission. Ein ausschreiben von herrn Johann Fronhoffer, daß die zu der generalvisi­ tation deputirte herrn commissarii43 die commission gar vollenden, den 4. dits zu Langenlois anlangen, sodan auf Ybbs und Tuln sich erheben werden. Dahero soll man mit der burgerschafft in beraithschafft sein, hoch­ermelte herrn commissarien gebührent logiern, auch zu dern ankunfft des kaiserlichen hochzeitsdonatii44 und der andere halbe theil der beraittungscosten erlegt werden. Verlaß: Soviel der hochansehentlichen herrn commissarien logierung betrifft, ist vor disem und anheut abermaln herr hoffrichters45 haus vorgeschlagen worden, umb welches auch, damit der betten halber fürsehung beschehe, gedachter herr hoffrichter von rath aus, warzue herr Michael Thonhoffer46 deputiert, zu ersuchen. Zu einem einkauffer ist herr Tretter von einem rath ersucht, deme der Thonhoffer und Stainbichler adjungirt, und sollen nachmittag alle notturf­ ften, was in ain- so andern abgängig, zusammengesucht, zu tractirung der herrn commissarien die mittel in das forstambt anticipiert. Item an herrn Fronhoffer nacher Lois geschrieben, undt daß er uns ein tag vorhero die ankunfft der herrn commissarien erindere, gebetten werden.

2.22 1666, November 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln kündigt der Bürgerschaft die Ankunft der landesfürstlichen Bereitungskommission an und benennt die aus diesem Anlass zu leistenden Zahlungen. 43 Aufgrund der ständigen Schwierigkeiten mit der Einbringung der Steuermittel, die nicht allein die Stadt Tulln betrafen, wurde 1666 beschlossen, eine Kommission einzusetzen, die unter der Leitung von Ferdinand Maximilian Graf Sprinzenstein, Heinrich Edler von Perg und Johann Freiherr von Seeau die Finanzkraft der Städte und Märkte Niederösterreichs schätzen und einen neuen Steuerschlüssel erarbeiten sollte. Vgl. dazu die folgenden Dokumente. 44 Am 12. Dezember 1666 heiratete Kaiser Leopold I. die spanische Infantin Margarita Theresia. 45 Gemeint ist der Hofrichter des Frauenstiftes; das war vermutlich Georg Ferdinand Friedrich, dessen Haus Rathausplatz 6 sich an einer prominenten Adresse befand. 46 Michael Thonhofer, Bürger in Tulln und Mitglied des Äußeren Rats.

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Anheut, dato den sechsten Novembris anno 1666, ist die burgerschafft auf das rathhaus erfordert, und ihnen das ausschreiben von herrn Fronhoffer wegen ankunfft ihro gnaden der herrn bereuttungs commissarien, item, daß auch auf solche zeit das kaiserliche hochzeit donatium wie auch die bereuttungs uncosten erlegt werden sollen, fürgehalten, dabey, daß keiner ausraisen, sondern bey der stell bleiben, wie auch daß ein jeder seine aigene noth entdecken, nit aber zu ihrem aigenen schaden privat passiones fürbringen sollen, vermahnt worden.

2.23 1666, November 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln trifft weitere Maßnahmen für die Unterbringung der landesfürstlichen Bereitungskommission. Herr Johann Fronhoffer hat auf unser schreiben von Loys aus underm dato 6. Novembris geantworttet, es werden ihro gnaden die herrn herrn rath und commissarii schwärlich vor den Erichtag47 ferttig, alsdan Mittwochs sich nacher Ybbs begeben, daselbst werden sye zway tag völlig sich aufhalten, und ungefehr den 14. oder 15. hieher auf Tuln kommen, welches er noch auf der rais zu berichten versprochen. Verlaß: Ein ehrsamber rath verläßt nochmaln, daß alles in beraithschafft gehalten, zu tractierung der herrn commissarien der koch bestelt, zu einkauffung der nothwendigen sachen herr Tretter nach Wienn abgeordnet, die mittl, weiln herr hoffrichter dem herrn stattrichter auf die 200 fl. zu leihen anerbotten, daselbst anticipiert, zu widerabzallung aber das holz auf der gestetten erkaufft, jedoch das erlen und ruesten von dem auholz ausgeschossen werden.

2.24 1666, November 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 308 Ausfertigung mit aufgedrücktem Petschaft

Die landesfürstliche Bereitungskommission teilt der Stadt Tulln mit, welche Dokumente und Auflistungen zur Erstellung einer neuen Steuerschätzung zu übermitteln seien. Von der römisch khayserlichen, auch zu Hungarn undt Böhaimb königliche mayestät, durch regierung und cammer zu dero 18 mitleidenden stätt undt märckten bereuttung deputirten herrn räht undt commissarien wegen n.,

47 Das war der 9. November.

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richter und raht der kayserlichen statt Tuhln hiemit anzuzeigen, daß sie ihre selbst aigne, des cammerers, des spittalmaisters undt alle andere raittungen über die steur, landtsanlagen, monathsgeldter undt wo bey ainig des gemainen weesens einkomben oder ausgaab ist, von anno etc. 1630 bis hieher, sie seindt gleich aufgenomben oder nicht, zusamben richten undt versigelter in originali sambt allen darzu gehörigen certificationen neben denen steurbüchern, item alter undt neuer de anno etc. 1650 aufgerichter einlag undt den original stifftsbrief des spittals alda, denen kayserlichen herrn commissarien inner den negsten 14 tagen in Wien einzuraichen, für das erste. Andertens sollen sie sowohl gemainer statt, als des spittals einkomben, wie es ist, klein oder groß, ordentlich specificiren, als etwan, was sie in beneficiaten, sodan in jahren- undt wochenmärckten, mühlen, äckhern, wäldtern, waydten undt haydten, mauth und bstandtgeldt, wie auch tätz undt ungeldt, grundtbuchsgföll undt allen anderen haben, darinnen ordentlich benennen, undt nicht das geringste darvon verhalten. Nicht weniger drittens, alle benandte burger undt ihr gewörb, item ob nicht ainer oder anderer mehrere handtierungen, als er versteuert, treibe undt dardurch die gemaine bürger verschlage, auch die öede und zu welcher zeit sie öedt wordten, absonderlich beschreiben, ingleichen, ob nicht undter denen öeden oder jetzigen aufrechten aines oder das andere seye, so vorhin oder jetz zwey oder mehr häuser gewesen, inquirieren undt alsolches neben ainer specification aller inleuthen, was die für ain gewörb treiben, welche undter ihnen viech halten oder grundtstuckh besitzen undt in die stadt fexnen, undter handtschrifft undt petschafft beybringen. Ebenfahls auch vierttens aine ordentliche lista aller waisen, deroselben vermögens, undt wo solches anligendt ist, beylegen, auch wie es mit ihnen gehalten, undt den ihrigen gewirtschaftet werdte, berichten. Fünfftens undt schließlichen wollen sie, wie dem gemainen weesen wiederumben aufzuhelffen, undt auf was mitl undt weeg mehrer manschafft undt beßeres gewörb einzuführen wehre, ainen vorschlag thuen. Welches alles, sie, richter undt raht, neben ihren darüber verfasten bericht in vorbestimbten termin einzuraichen undt also nachzukhomben wissen werdten. Per dominos commissarios Tuhln, den 17. Novembris anno 1666.

2.25 1666 Dezember 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß Auftrag der Bereitungskommission die Spitals- und Grundbuchsabrechnungen in Ordnung zu bringen.

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Dan hat herr stattrichter vorgetragen, daß der von hochlöblicher regierung und cammer zu der bereuthung deputierten hochansehnlichen herrn commissarien ergangenen auflaag nach die grundtbuchsraittung noch nit beschehen, weiln nun aber darob zu sein einem ehrsamben rath aufgetragen worden, als sollen die notturfften hierzu aus der gehaimben cammer herausgenohmen, der sambler undt darzugehörige schein abgeschrieben, sodan die raittung verfaßt werden. Begehrt also über die drey puncten als nemblich über herrn Gallers relation wegen dessen spitalraitschluss, ob selbiger also verbleiben, oder geändert werden solle, drittens, was für ein auflaag wegen der grundtbuchsraittung zu thun, undt quarto was zu schliessen, daß herr Galler und herr Eisen ihme nit pariert, den grundtbuchssambler und schein abzuschreiben gewaigert, und noch darüber sogar beschicken lassen, quinto ob das protocoll vom Martini48 her noch verrers von herrn Eysen corrigiert werden solle, sintemaln heut oder morgen einer mit einem raitschluß, der hinaus geben worden, kommen möchte, der im prothocoll nit also stünde. Verlaß: Uber herrn Simon Gallers commissions relation verläßt ein ehrsamber rath im ersten, die relation bey der canzley aufzubehalten und den partheyen auf anlangen hiervon gegen tax abschrifft zu ertheilen, daß es bey der herrn commissarien schluß bleiben und herr Galler die dreyhundert gulden zwischen hin- und neuen jahr bey betrohung der würklichen spörr bezallen, im widrigen nit allein dises, sondern auch das interesse, solang das geldt genossen worden, ihme zugeraitt werden solle. Andertens: Weiln in herrn Simon Gallers schluß spitalraittung der raittschluss nit, wie der rathsverlaß ergangen, eingeschrieben, als soll selbiger geändert, und herr Galler, daß er die wegen des entlehneten habern zu wenig bezalte 29  fl. 2  s. zwischen hin und weinnachten dem armen haus in bahrem geldt bey gewisser straff erstatten. Drittens: Weiln an den sechswochigen termin zu verfassung der grundtbuchsraittung alberaith in die 14 tag verflossen, soll herr Eisen gedachte raittung unverzüglich verfassen, den sambler und schein heut und morgen zum abschreiben geben und inner vier wochen die übrigen schein, was zum grundtbuch gehörig oder nit, woher und wie zum grundtbuch kommen, ordentlich specificierter bey der von der hochansehlichen herrn bereuttungscommissarien selbst dictierten straff einem ehrsamben rath einraichen. Und damit er, herr Eysen, an disen verrichtungen nit verhindert werde, er des grundtbuchs mit danckh entlassen, wie auch die correctur des martinischen protocolls aufgehebt sein, und selbige, wie sye geschrieben, eingetragen werden sollen. Vierttens: Weil sich herr Eysen und herr Galler jüngstlich des herrn statt­ richters begehrn, nemblich von dem grundtbuchssambler ein abschrifft mit den 48 Gemeint ist Nikolaus Martini, 1653–1659 Stadtschreiber. Sein Antrag von 1660, das Haus Hauptplatz 26 zu erwerben, wurde von der Stadt wegen fehlender finanzieller Mittel abgelehnt.

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scheinen herzugeben, nit allein widersezt, sondern auch darüber ihne beschicken lassen, als erkennt ein ehrsamber rath beede und zwar iedwedern umb ein duzet reichsthaller in die straff, die sye inner 14 tagen unfehlbar erlegen. Und diser verläß halber an herrn Galler und herrn Eysen decreta ausgeferttigt, auch in selbigen, da sye sich wider im geringsten mit ungehorsamb oder widermuren sich erzaigen würden, sye an leib gestrafft werden sollen, inseriert werden. Zu abschreibung des grundtbuchssamblers und der scheinen darbey zu sein, hat ein ehrsamber rath herrn Georg Reuscher, herrn Hanns Georg Winckler, herrn Georg Gleichstorffer, alle des innern, und herrn Jacob Stainbichler, des äussern raths, verordnet. Item ist heut im rath geschlossen und iedem bey unausbleiblicher leibsstraff, ausstossung von deme rath auch verliehrung seiner ehr, die gehaimb des raths zu halten gebotten und auferlegt worden.

2.26 1666, Dezember 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt weitere Maßnahmen, um die von der Bereitungskommission gewünschten Unterlagen beizustellen. Anheut ist das decret, welches underm dato 17. Novembris von denen hochansechlichen herrn verreuttungs commissarien mit denen in sich haltenden underschiedtlichen puncten, was selbige von der statt zu effectuirn begehrn, ist abgelesen und darüber deliberiert worden. Verlaß: Die raittungen sollen in beraithschafft gehalten und was abgängig noch bey gebracht werden. Die einkommen gemainer statt seint beraits beschrieben und werden auch das spital und beneficiatenambt das ihrig beytragen. Wegen der waisen soll an inner und äußern rath, wie auch der burgerschafft, welche gerhabschafften haben, ein decret an selbige, alles schrifftlich einzuraichen, wie dan auch zu übersehung der gravamina und an die handtgebung, wie gemainer statt wider aufzuhelffen, etlich des innern und äussern raths, nit weniger der burgerschafft verordnen, welche ihr guttachten zugleich einem ehrsamben rath an die handt zu geben. Hierzu sein aus dem innern rath herr Märtl, herr Galler und herr Tretter, vom äußern rath die herrn Hochenrieder,49 Höß und Faist, von der burgerschafft Georg Zailinger,50 Simon Lorenz,51 Georg Gebhardt52 und Thomas 49 Ferdinand Hohenrieder war Einnehmer der Tullner Roßmaut, später kaiserlicher Salzversilberer. Er war der Schwager von Jakob Strobl. Der fast unleserliche Grabstein von Hohenrieders Frau befindet sich noch in der Tullner Stadtpfarrkirche. 50 Georg Zailinger, Bürger in Tulln, nach der Hochzeit mit der Tochter des Handelsmanns Lorenz Schneider 1654 wohnhaft Hauptplatz 27. 51 Simon Lorenz, Bürger in Tulln, seit 1643 wohnhaft Donaulände 44. 52 Georg Gebhard († 1669), Bader und Wundarzt in Tulln, übernahm 1646 das „Kiefflbad“.

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Durchholzer.53 Die im innern rath als herr Märtl und herr Eysen entschuldigen sich, daß ihnen die commission wegen herrn Paul Michls,54 deme das wortt zwischen hie und heyligen drey könitag gegeben worden, obliege. Dahero sye gebetten, den gravamina sachen die jenigen herrn, so nach ihnen die majora haben, als herr Galler, herr Reuscher, herr Tretter. Ist doch bey vorigen verblieben, und wird wegen herrn Paul Michel anheut nachmittag und morgen wegen der gravamina die zusammenkunfft beschehen.

2.27 1662 (richtig vermutlich 1666), Dezember 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 307 Abschrift; RV: Abschrift einer brief niederösterreichischer landschaft herrn verordneten zuzustellen.

Ein kaiserlicher Bescheid an die Bevollmächtigten der Niederösterreichischen Landstände bestätigt unter Zurückweisung von Einwänden die der Stadt Tulln gewährte dreijährige Steuerfreiheit. Von der römisch kayserlichen, auch zu Hungarn und Behaimb koniglichen mayestätt, erzherzogen zu Österreich etc., unsers allergnädigsten herrn, wegen n., einer ersamen niederösterreichischen landtschafft herrn verordtnete hiemit in gnaden anzufügen. Allerhechstgedacht ihro kayserlicher mayestät seye gehorsamist vorgetragen worden, was bey deroselben sie, herrn verordtnete, wegen der statt Tuln 3 jerigen befreyung von ihrer sonst schuldig zuetragungsgebühr an verpflegungsgeltern, sommer- und windterquartir, auch allen andern landtsanlagen, ausser der zu hungarisch raabischen gräniz55 bezallung gewidmeten steur, sub dato 23. Novembris nechsthin allerundterthänigst angebracht, und von solcher befreyung auch das sommer- und winterquartir auszunemen, und es bey ihr, der herrn verordneten, gemachten repartition allerdings bewenden zu lassen gebetten. Wann nun aber ihre kayserliche mayestät gedachter statt Tuln die 3 freyjar aus absonderlichen bewegendten specialursach, und zwar dergestalt allergnädigst bewilligt, daß die 3 obern niederösterreichischen landtständ dessen nicht zu entgelten, sondern iro kayserlicher mayestät der statt Tuln contingent an den landtagsbewilligungen abzuraithen haben, und im fall neben der vorhin schon davon ausgenommenen steur auch die sommer- und winterquartir exemirt werden sollen, daß ihnen von Tuln gnädigst vermainte beneficium der 3 freyjar auf ein so schlechtes herabgebracht würde, daß sie 53 Thomas Durchholzer, Kupferschmied und Bürger in Tulln, ab 1651 wohnhaft Karlsgasse 4. 54 Paul Michel war Marktrichter von Traismauer. Er hatte Forderungen gegenüber der Stadt Tulln erhoben; die Verhandlungen darüber zogen sich bereits seit einigen Monaten hin. 55 Die Festung Raab/Györ hatte für die Verteidigung von Niederösterreich eine entscheidende Bedeutung, vgl. oben Anm. zu Dokument 1.5.1.

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sich desselben wenig zu erfreyen, noch ainige von iro kayserliche mayestät inen zur sondern gnad vermainte erspriessliche ergezlichkeit darob zu empfinden heten. Zudeme sie, herrn verordnete, oder die 3 obern ständt sich der in ihren undterthänigen beschwärschrifft angezogene consequenz und nachvolg der andern landesfürstlichen stätt und märckht disfahls nicht zu besorgen, indeme iro kayserliche mayestät auch ehist erwarttendt gehorsamiste relation über die fürgangene generalvisitation und bereithung des halben vierten standts der 18 mitlaidendten stätt und märkht zu deme möglichsten wider aufhelffung ein anders mittl, und zwar den 3 obern ständen selbst auch zum besten, firzunemen, allergnedigst gedacht seindt, als lassen es ire kayserliche mayestät bey dero vorigen in dieser sach ergangenen und ihnen, herrn verordenten, undterm neundten Octobris nechsthin intimirten allergnedigsten resolution und der statt Tuln auf nechstfolgendte drey jar, vom ersten diß monats Decembris anzufangen, ubernomene zuetragungsquota gänzlich verbleiben. Deme zu gehorsamisten volg sie, herrn verordnete, die weithere notturfft sowohl an ir underhabendtes einnemerambt, als das quartir commissariat zu verfügen wissen werden, und seindt iro kayserlicher mayestät denenselben benebens mit beharrlicher gnade wolgewogen. Per imperatorem 27. Decembris 1662 Johann Leopoldt.56

2.28 1667, August 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt weitere Beratungen über einen Bericht von Richard Eysen und dem Stadtschreiber über eine vom Einnehmer des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) wegen Vorwürfen gegen das Einnehmeramt und Steuerrückständen nach Wien ausgeschriebene Sitzung. Erstlichen herr Eysen und herr stattschreiber referiern eventualiter ihr verrichtung der jüngster Wienner reis und des herrn einnehmers ausgeschriebenen zusammenkonfft, wobey Closterneuburg, Corneuburg, Mödling und Tuln, von Crembs und Stain aber niemand erschienen. Bey der zusammenkunfft hat herr einnehmer ein schrifft, so die herrn verordneten im namen der städte bey ihre mayestät eingeraicht, daß seine mayestät die ursach des halben vierten standts undergangs dem costbahrn einnehmer und ausschußambt geben, den sye aufzuheben, und daß besagter halber vierter standt ihre quotam jährlich in mediate ins landthaus erlegen sollen, eingerathen, abgelesen. Item dringen sye, herrn verordnete, auf die 56 Dr. Johann Leopoldt, kaiserlicher Rat, geheimer Sekretär, Erhebung in den Ritterstand „von Lewenthurn“ und Wappenbesserung 24. Dezember 1665 (Frank, Standeserhebungen 3, 128).

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abraittung sonderlich von denjenigen jahren, als von anno 1648 her, und lassen sich ansehen, als ob jezo dem halben vierten standt völlig ab- oder auffgeholfen werden solle. Undt weiln sich ihro mayestät über der hochansehlichen herrn bereuttungs commissarien, auch regierung und cammer gegebenes guttachten sich noch nit allergnädigist resolvirn wollen, sondern durch ein obscures decret erst verrer thuenlich mittl vorzuschlagen begehrt, als haben die damahligen beysammen gewesten abgeordnete geschlossen, es möchte ein gueter herr advocat bestelt, und der herrn verordneten schrifft punctation widerlegt werden. Sye aber im nahmen der statt Tuln hetten eingerathen, man möchte solche wichtige berathschlagung nit durch so wenig vornehmen, sondern allen orthen intimiren, damit sye sich keiner prae­ terition57 zu beschwähren hette, sodan würde zu deliberieren sein, ob das einnehmerambt völlig aufzuheben, oder wenigist zu einer besseren ordnung umb richtige raittungspflegung zu bringen sein werde. […] Verlaß: Im ersten bedanckt sich ein ehrsamber rath gegen herrn Eysen wegen seiner mühewalthung und solle diese relation schrifftlich eingeraicht, sodan von einer abordnung, damit die quittung aus dem landthaus möge erhebt werden, deliberiert werden. Item, damit unser abraittung ordentlich zusammengetragen und nit confus gemacht werde, ersucht ein ehrsamber rath die ältern herrn, als herr Märtl und herr Eysen, daß sye denen ohne dies deputierten herrn abraittungs commissarien mit informationen an die handt gehen, ihnen nit zuwider seyn lassen wollen. […] Item ihr gnaden, herr wahlcommissarius begehrt, man soll von statt ihne berichten, wie es mit hiesigem grundtbuch gehalten werde, weiln man im werckh, ein neue grundtbuchsordnung aufzurichten. Dann verlang er, herr stattrichter, den vorlengst ergangenen verlaß nach das obercammerambt aufzurichten, vermahne also alle, die so noch raittungen zu thun, selbige unverzüglich einzuraichen.

2.29 undat. (präs. 1670, August 22), Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 307 Ausfertigung; RV: Abgefordert- gehorsamber bericht n., richter- und raths der kaiserlichen statt Tuln pro: in sachen die gehabte drey freyjahr betreffend, RV: Denen in des halben vierten standts sachen verordneten herren räthen zur bedenkhung der notturfft zuzustellen. 17. Octobris 1670.

Richter und Rat der Stadt Tulln geben gemäß einem Befehl der Niederösterreichischen Regierung und Kammer Rechenschaft über die Verwendung der durch die dreijährige Steuerbefreiung ersparten Steuergelder. Hochlöblich niederösterreichische regierung und cammer, gnädig hochge­ biettende herren! 57 Lat. Auslassung.

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Vermög sub dato 8ten Augusti dises 1670isten jahrs uns angehändigten bevelch, worvon die copia A,58 ist uns gnädigist anbefolchen worden, daß wir, ob und wie wir die bey vorigen gehabten drey freyjahrn uns in handen verbliebenen landtsanlagen dem gemainen stattwesen zu guetem angewendet, inner 8 tagen unfehlbar berichten sollen. Zu gehorsamen vollzueg dessen berichten hierauf gehorsam, daß wir under wehrenten diser allergnädigist ertheilten drey freyjahren, wie man etwan in gedancken stehen möchte, ainige landtsanlagen ausser der ordinari steur von der burgerschafft nit eingefordert, noch einfordern können, zumaln die erarmbte und schon raisförttig geweste burger praecise wegen der geniessenten freyjahr bey ihren heusern verblieben, welche sye unfehlbarlich verlassen, da sye wie vorhin die landtsanlagen raichen hetten müssen, aus welchem dan erscheinet, daß wir die uns vermaintlich in handen gebliebene landtsanlagen dem gemainen stattweesen zum besten nit haben anwenden können. Wenigist hat doch diese allergnädigist erthailte levamen59 bishero sovil gewürcket, daß, wie gehört, nit allein die kleinmüethige burger bey ihren heusern verblieben, sondern auch etliche andere herzu gezüglet worden, denen wir aber auf ihrn annehmenten öden heusern vermög der kaiserlichen allergnädigist ergangenen resolution zehen freyjahr ertheillen müssen und bis dahin an ihrer zutragungsgebühr zu geniessen haben. Von disen seind consequenter etliche öde heuser widerumben erhebt, etliche wenigist under das tach gebracht und bewohnet worden, daß also hoffentlich verrer geniessung solch kaiserlicher befreyung die übrige ruinierte heuser nach und nach zu einen gueten und aufrechten standt würden gebracht werden. Es ist aber, gnädig hochgebiettende herren, bey disem armen stättl der ruin und armuth so groß, daß ein so kurze sublevation fast nit erspührt wird und die armueth das aufnehmen noch weit übertreffe, zumaln sich noch in die drey und vierzig ganz öde heuser befinden, so theils durch der einquartierten soldaten verursachte, theils fortuito60 entstanden erbärmblich feursbrunsten zu boden gerichtet worden, so seind auch die burger durch die über die fünffzig jahr erlittene unbeschreibliche kriegsbetrangnussen (zumaln dises stättl wegen gelegenheit des orts den stärckisten kriegsschwall erdulden und ausstehen müssen) dergestalt ausgeseugert und abgemattet, daß sie noch gleichsamb in deliquio61 ligen, so in disen drey jahrn fast kaumb in etwas respirieret,62 keineswegs aber der armbseeligkeit entlediget worden sein, und solches umb so viel mehrer, dieweil wir den landtbekant unwi-

58 Beilage fehlt. 59 Lat. Erleichterung. 60 Lat. zufällig. 61 Lat. Ohnmacht. 62 Lat. aufatmen.

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derbringlichen wasserschaden der herzubrechenten Thonaufluß63 täglich, ja sozusagen fast stündtlich erfahren und erleiden müssen, indeme selbiger dem mehrern theil der burgerschafft, so da nahent an dem wasser äckher, wiesen und gärtten haben, von denen sye ihre tägliche nahrung suchen, selbige nit allein hinweckhreisset, sondern und auch dergestalt beängstiget, daß wir in unsern ruinierten hüettlein ainige stundt nit gesichert sein, und nit wissen, wie lang wir etwan darinnen zuverbleiben haben werden, zu geschweigen, daß bemelter Thonaufluß schon in die zwainzig jahr alle zufuhr impediret und verderbet, wordurch der gesambten burgerschafft das gewerb mörckhlich geschmählert und die nahrungsmittln genzlich entzogen werden, also in warheit sagen können, daß aus allen mitleidigen orten nit ainiges zu finden seye, welches so grossen unaufhörlichen schaden erleide, oder den undergang so augenscheinlich auf dem rucken trage. Aus welchem dan unfehlbarlich folgen wirdet, daß, weiln die gehabte drey freyjahr beraith verflossen, wegen der general bereutungs commission auch, mit welcher wir uns und die burgerschafft iederzeit getröstet, noch nichts zu endt gebracht, nit allain die alt verbliebene burger verrers sich zu bemüehen den muth sinckhen lassen, sondern auch die neulich eingezogene wider hinweck zu gehen sich resolviren werden, dafern nit ihro kaiserliche mayestät über die verflossene drey freyjahr die exemption entweder noch auf etliche jahr erstrecken, oder aber vermittels der schliessenten general bereuthungs werkch denen desperaten burgern würckhliche hülff allergnädigist laisten und aufhelffen werden. So euer excellenz und gnaden wir hiemit berichten, uns aber zu dero huldten und beharrlichen gnaden gehorsamblich bevelchen wollen. Euer excellenz und gnaden gehorsambe n., richter und rath alda.

2.30 1671, Oktober 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln nimmt einen kaiserlichen Bescheid in der Auseinandersetzung zwischen den drei oberen Niederösterreichischen Landständen und dem halben Vierten Stand (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) wegen der Anrechnung der Steuerquote des Vizedoms zur Kenntnis und beschließt, eine Zahlung an den Einnehmer zu leisten. Von herrn Johann Fronhoffer, des halben vierten standts einnehmer, mit beygeschlossener kaiserlicher resolution, inhalts: Ihro kaiserliche mayestät hetten die zwischen dem halben vierten standt und denen drey obern niderösterreichischen lanndtständten wegen präten63 Zu der Problematik des Donauhochwassers und der entsprechenden Schutzbauten siehe unten Kap. 11.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

direnter mitniessung der vizedombischen zutragungsquota64 gewexelte und ihrer kaiserlichen mayestät allerunderthenigist übergeben schrifften bey dero gehaimben österreichischen hoffcanzley mit zuziehung anderer in sachen wolerfahrner herrn räth reifflich berathschlagen und überlegen, sodan ihr den aigentlichen befundt nach lengist gehorsambist vortragen lassen. Wan dan ihro kaiserliche mayestät nach ausführlicher vernemb und erwegung aller beederseits einkommener notturften sich dahin allergnädigist resolviert, und sowol ihre kaiserliche mayestät selbst, als dero in Gott seeligist ruehenter hochlöblicher herrn vorfahrer, bey überlassung der vizedombischen quota iedes mals gehabten und aus denen fürgangenen landtagshandlungen ohne das clar erscheinente gnedigist intention, will und mainung dergestalt declarieret, daß gedachter halbe vierte standt die von denen gesambten vier ständten zu besserer beschreitt und erschwingung ihrer gethannen lanndtagsbewilligung von einer zeit zur andern underthenigist gebettene und ihnen zu solchem und auch insgesammt gnädigist verwilligte vizedombische zutragung quota nach proportion sein, halben vierten standts, bishero gebreuchigen contingents, genentlichen des zehents, mit zu geniessen und sowol an seinen seither anno 1661 bis endt 1667 mit 52.417 fl. 23 kr. 1 d. hinderstelligen als auch von anno 1668 bis hieher ausständigen und ins künfftig noch weither verfalleten lanndtagsanlagen, sovil das zehentl der vizedombischen quota von jahr zu jahr in richtigen calculo austragen wird, zu defalciern,65 und abzuraitten. Was aber die vergangene jahr von anno 1660 zuruckh anbelangt, es bey der hievor schon verglichenen und von ihrer kaiserlichen mayestät gnedigist ratificierten cassier- und aufhebung aller bis dahin aneinander gehabten forderung und gegenforderung, folglich auch der ihnen, stätt und märckten, schuldig gewesten vizedombischen gebühr nochmaln in alweeg sein verbleiben haben solle. Als werde er, halber vierte standt, dieser ihrer kaiserlichen mayestät allergnädigister resolution und erclärung gemeß mit ihnen, getreu gehorsambisten drey obern stendten, nunmehro völlige abraittung und richtigkeit zu pflegen wissen, allermassen es auch ihnen under heintigem dato gnedigst intimiert und anbefohlen worden. Und verbleiben ihro kaiserlichen mayestät ihme, halben vierten standt, mit kaiserlichen und landtsfürst­ lichen gnaden wol gewogen. Per imperatorem Eberstorff,66 den 8. Octobris 1671 Johann Leopoldt.

64 Dabei geht es um die Grundherrschaften, die dem Landesfürsten gehörten und in Nieder­ österreich durch den Vizedom verwaltet wurden. Die Quota sind der rechnerische Anteil der Abgaben und Steuern dieser Herrschaften an der Gesamtsumme der Abgaben des Landes. 65 Lat. abziehen. 66 Kaiserebersdorf, Jagdschloss im Osten von Wien, heute Strafvollzuganstalt im 11. Wiener Gemeindebezirk.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

Anbey begert herr Fronhoffer für diejenige herren commissarien, so sich in disem harten langwührigen werckh eyffrig gebrauchen lassen, von der statt Tuln 40 fl. in das einnehmerambt an denen ausstendigen steuren und landtsanlagen von anno 1661 bis 1670 zu erlegen. Verlaß: Ein ehersamber rath erfreyet sich dieser allergenedigisten kaiserlichen resolution und ist sich deswegen gegen ihro kaiserliche mayestät mit einem heyligen meßopfer und eyfrigen gebett allerunderthenigist zubedanckhen, auch die begehrte 40 fl. durch herrn stattschreiber in das einnehmerambt abzuführen.

2.31 1672, August 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die beim Einnehmer des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2) vereinbarte neue Steuerquote und einen darauf Bezug nehmenden kaiserlichen Befehl zu akzeptieren. Erstlichen herr stattrichter referiert, habe neben herrn Simon Galler jünster zusammenkunfft in Wien bey herrn Johann Fronhoffer beygewohnet, alwo dises geschlossen worden, daß hinfüro wegen der raichenten landtsanlagen und zwar wegen der steur auf jedes pfundt67 5 ½ d., wegen der monathgelder aufs pfundt 1 ½ d. geschlagen und also der neuen einlag nachgeraicht werden sollen. 2do weiln sich underschidtlich hoche ministri zu Wienn in des halben viertten standts sachen eyffrig gebrauchen lassen, als habe die noth erfordert, gegen denenselben mit einem recompens sich dankhbarlich einzustellen. Dahero dann (weiln alle stätt undt märckht von anno 1660 bis 1670 einen zimblichen ausstandt hinderstellig) auf ieden gulden solchen ausstandts 5 d. geschlagen werden. Und kommt so gemachter abthaillung nach auf die statt Tuln, welche von bemelten jahren 6.709 fl. 2 s. 20 d. schuldig, 138 fl., die inner 14 tagen ins einnehmerambt zu erlegen seindt. […] Darauf die kaiserliche intimation abgelesen worden inhalts, es habe sich der halbe viertte standt der achtzehen mitleidigen stätt und märckt über dero in sachen sein, des halben viertten standts, künfftige zutragungsquota zu denen allgemeinen landtanlagen betreffend, den 3. May negstlichen auf das niederösterreichische regierung und cammer eingelangt gehorsamisten bericht und guettachten ergangene gnädigste resolution under einander selbst einer neuen einlaag und steuer anschlags, wie auch austheillung der iezigen monatlichen verpflegungsgelder für die dem landt zugetheilte kriegsvölckher verglichen, und ihro kaiserliche mayestät zu gnädigister ra67 Pfund ist die Grundeinheit des kapitalisierten Ertragswerts von Liegenschaften, der auf der Ebene der Stadt im so genannten „Pfundbuch“ erfasst war.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

tification underthenigist eingeraicht, worbey es dieselben auch erstens gnädig verbleiben lassen. Andertens haben sich ihro kaiserliche mayestät verrer gnädigist resolviert, daß diese neue einlag und steueranschlag, auch austheillung der monathgelder vom ersten des monats Julii anfangen, hingegen alle vorhero ain und andernort des halben vierten standts ertheilt befreyungen aufgehebt sein sollen. Damit aber drittens den stätt und märckhten dises ihnen erzaigente beneficium der auf zehen jahr lang übernohmenen helffte ihres contingents an denen schuldigen anlagen desto besser zu nuz kommen, und ihre eingelegte grundtstückh in dem gemainen mitleiden verbleiben mögen, also befehlen ihro kaiserliche mayestät gnädigist, daß man bey der statt ein grundtstuckh zu verkauffen, selbes allen mitburgern angefailt,68 und vor einem frembten gelassen oder doch der frembte kauffer zu abstattung der darvon gebürenten contribution angehalten werde. Vierttens sollen die jährliche anschläg der burgerschafft alsobalden publiciert und jedem seine schuldige quota angedeuttet werden. Item, wan etwas in abschlag bezahlet wird, auf das ältere und nit das jüngere quitiert, die quittung ausführlich, clar und deutlich gestelt werden. Sub dato 11. Julii 1672. Verlaß: Ein ehrsamber rath bedancket sich der mühewaltung und placi­tiret alle handlungen. Im übrigen dieser kaiserlichen intimation und bevelch nachzuleben, die austheillung auf die pfundt zu machen, und der burgerschafft nach gelegenheit anzudeutten.

2.32 1672, September 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln benennt die Mitglieder einer Kommission, die nach Ablauf der gewährten steuerfreien Jahre die Aufteilung der Steuerlast auf die Bürger durchführen soll. Anbey erindert herr stattrichter, weiln die freyjahr ein endte haben, erforderte die noth, gewisse herrn commissarios zu verordnen zu erfassung der neuen einlaag und pfundt, die eine proportionierte gleichheit durchgehent machen, wonach künfftig ieder burger sein gebührente steur, monathgelder und andere anlagen zu raichen hat, weswegen auf etliche zu gehen, die das werckh verstehen. […] Zu erfassung der einlaag verordnet ein ehrsamber stattrath im innern herrn Simon Galler, herrn Elia Friedrichen69 und herrn Matthias Faisten, 68 Anfailen meint zum Kauf anbieten. 69 Elias Friedrich, Weißgerber und Bürger in Tulln, 1680–1682 Stadtrichter.

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2. Die Stadt als Landstand: Landessteuern

in äußern rath herrn Thomas Hinderholzer,70 herrn Johann Stuermb und herrn Adam Frodl,71 von der burgerschafft aber im ersten viertl72 Wolffen Effinger,73 im andern Simon Lorenz, im dritten Michaeln Harthmuth,74 im vierten viertl Hannsen Mair,75 denen auch herr stattrichter and die handt zu stehen sich anerbotten; die werden eines jedweden pfundt, wie sie es bey ihren gewissen befinden, einlegen und solche einlaag einem ersamben rath pro ratificatione einreichen.

70 Thomas Hinterholzer, Bürger und Bader in Tulln, aus Brixen, 1682–1684 Tazeinnehmer, ab 1659 im Haus Bahnhofstraße 13 („Frauenbad“) nachweisbar. 71 Adam Frodl, Färber und Bürger in Tulln, ab 1671 wohnhaft Rudolfstraße 1. 72 Zu den Tullner Vierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4. 73 Wolf Effinger, Schiffsmeister und Bürger in Tulln, ab 1672 wohnhaft Albrechtsgasse 8. 74 Michael Hartmuth, Schneider und Bürger in Tulln, ab 1674 wohnhaft Bahnhofstraße 3. 75 Der Name Hans Mair ist in Tulln verständlicherweise häufig, vermutlich Hans Mair, Bürger und Krämer in Tulln, ab 1666 Hauptplatz 7 nachweisbar.

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung 3.1 Eine Reise nach Wien 3.1.1 1614, August 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 286v

Michael Puckher berichtet dem Rat der Stadt Tulln über die Anmietung eines Zimmers im Seitzerhof in Wien beim Prior der Kartause Mauerbach. Weegen bestelung des zimmers hab er sich in hinabfahren bey dem herrn prior zu Maurbach1 angemelt, welcher zwey zimmer unnder denen wir die wahl haben sollen, firgeschlagen, unnd bevelch geben, daß man dieselben besichtigen haben khönnen. Als wir nun den augenschein eingenommen und befundten, daß dasjenige zimmer, von dem er unns zuvor andeithung gethan, allein daß der poden nit gelegt, am gelegensten mißten sein, weillen herr prior aber denselben alspaldt legen zu lassen sich erboten, haben wir herauf auch weegen aines wierts nachfrag gehabt, und sovil bericht eingezogen, daß ainer vorhandten, den man den Khreitlwierth nent, welcher mit pöten unnd annderen notturften woll versehen, unnd sein hausfrau mit khochen unnd annderen sich gern würde gebrauchen lassen, allain daß man sich desweegen mit inen auch umb ain jährliches deputat vergleichen thäte. Weill er aber damahls nit zugegen gewest, habe er, Puckher, mit ainem andern, seinem gueten freindt geredt, daß er ain solches andeiten unnd fiertragen wolle, also im haimbfahren hab er sich volgents wider bey herrn von Maurbach angemelt, unnd sich wegen der zimmer erclärt, also das bestanndtgelt, welches sich khunfftiger Michaeli2 anfanngen soll, järlich auf 1 Als Kartause wurde Mauerbach von einem Prior geleitet, im fraglichen Jahr war dies Sebastian II. Aedilis (regierte 1597–1615). Aedilis konnte mit Unterstützung von Kaiser Ferdinand II. die von Melchior Khlesl angestrebte Aufhebung der Kartause verhindern (Jaritz, Die Kartäuser von Mauerbach). 2 Das ist der 29. September.

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3.1 Eine Reise nach Wien

40 fl. geschlossen. Unnd hat sich herr prior erboten, die pöden alspaldt lögen zu lassen, damit man noch inner acht tagen darin einlosiren khönne.

3.1.2 1614, November 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 306v

Der Rat der Stadt Tulln beauftragt Michael Puckher und den Stadtschreiber Georg Vielkorn mit einer Reise nach Wien zur Verfolgung der Angelegenheiten der Stadt. Abgesandte nach Wien zu sollicitirung gemainer statt rechts- und anderer sachen belanngent seindt durch orndtliche wahl zu abgesandten herr Michael Puckher und Georg Vielkhorn,3 stattschreiber, fürgenummen und vermug innen übergebnen memorial gemainer statt unnd anndere nothwendigkhaiten bey herrn doctor4 unnd annderer orthen in Wien vleissig zuverrichten aufgetragen worden.

3.1.3 1614, Dezember 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 319r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt gemäß einem Schreiben des Einnehmers des halben Vierten Standes (vgl. Anm. zu Dokument 1.3.2), Silvester Pacher, Vertreter zu dem für den 27. Jänner 1615 ausgeschriebenen Landtag zu entsenden. Herrn Silvester Pachers, der achzehen mitleidigen stett unnd märckht einnemmers, ausschreiben, darinnen er die ermelten stett, daß auf den 27. Januarii eingehenden 1615 jahrs ain lanndtag ausgeschriben sey, erinnert, benebens auch andeitet, auf solchen die abgesandten nach Wien abzuordtnen, ist abgehört, und darüber veranlaßt worden, daß auf solchen ausgeschriebenen landtag von alhieiger statt zween abgesandte mit völligem gwalt abgeorndt werden sollen.

3.1.4 1615, Februar 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 7v

Der Rat der Stadt Tulln nimmt zustimmend einen Bericht der beiden nach Wien entsandten Vertreter der Stadt zur Kenntnis und beschließt, sie mit der Vertretung der Stadt beim Landtag zu beauftragen. 3 Georg Vielkorn († 1622), 1611–1620 Stadtschreiber in Tulln, erwarb 1611 das Haus Rudolfstraße 7. 4 Gemeint ist der Advokat der Stadt Tulln, Dr. Veit Pader, vgl. die folgende Anm.

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung

Relation herrn Michael Puckhers und stattschreibers von dem 29. Januarii jüngsthin. Von erstlich seyen sy den 29. Januarii etwas spat hinab nach Wien khomen, aber noch zu herrn doctor Pader5 gangen, sich erkhundigen, in quibus terminis ainen und ander gemainer statt schwebende sachen stehen, dann welcher gestallt die erkhanntnus yber den bevenckhnusten Hannsen Lippart6 ergehen zu lassen sey, dessen guetachten vernommen, hierauf vermeldt, daß seinem judicio7 nach, inmassen dann auch herr doctor Schwab der mainung, auf volgende weis zu erkhennen: Weill bisher wider gemelten khnecht, daß er malefizisch sein soll, noch nichts fürkhommen, frau Rezerin auch yber seine giettig gethane aussage nit genuegsambe und mehrere inditien, dardurch er irem begeren nach hette torquirt werden, fürbracht, und anjezo yber vilfeltiges anmahnen ir clag nit prosequirt, sondern von derselben fellt, also ainem ersamen rath die sachen auf den hals zu binden vermaint, solle demnach der befenckhnus fuehrkhnecht auf die alberaith in die 3 wochen lang ausgestandene schwere gefenkhnus, sonderlich weillen auch herr prelath von Lilienfeldt8 ine allerdings ledig gesprochen,9 auf freyen fueß gelassen und der gerichts cossten bey der clägerin, weil sie sich dessen auszusehen anerbotten, besuecht und begert werden, da alsdann der khnecht versaumbnus, spoth und schadens, die Rözerin versprich zu erlassen nit bedacht, stehet ime dasselb gleichfahls bey zu ersuchen bevor.10 Andern die verwaigerung des ungelts zum Sizenberg betreffend hab herr doctor solches bey ir gnaden herrn Graf Trautsohn11 schrifftlich anbracht, der sich resolvirt, hierauf bey ir khayserlichen mayestät eheistes einzukhom­ men und dises orths zu beschweren, damit ime, herrn von Greiß12 etc., durch  5 Dr. Veit Pader, Hofadvokat in Wien, in den Wiener Universitätsmatriken 1601 als Krumbachensis Suevus nachweisbar (Gall, Die Matrikel der Universität Wien 4, 271); Wappenbrief vom 26. Juni 1627 (Frank, Standeserhebungen 4, 26).  6 Hans Lipart, Fuhrknecht, war auf Antrag von Anna Rözer aus Stein im Frühjahr 1614 festgenommen worden, um in Erfahrung zu bringen, wo deren Gatte, der mit Lipart von Krems nach Köln aufgebrochen war, verblieben war. Lipart hatte seine Aussage gemacht, danach war das Verfahren liegengeblieben. Am 11. November schließlich beschlossen Richter und Rat der Stadt Tulln, Dr. Veit Pader in Wien zu fragen, was in dieser Angelegenheit weiter unternommen werden sollte.  7 Judicium lat. Urteil.  8 Simon von Ruprecht († 1622).  9 Offenbar war Lipart Untertan des Stifts Lilienfeld. Bereits am 24. Juli 1614 hatte der Abt den Fall der Jurisdiktion der Stadt Tulln überlassen. 10 Der Fuhrknecht wurde laut Ratsprotokoll am 4. Februar gegen Bürgschaft auf freien Fuß gesetzt. 11 Paul Sixt Graf von Trautson (1548–1621), unter Kaiser Rudolf II. Reichshofrat und zeitweilig Reichshofratspräsident. Trautson behielt als einer der wenigen katholischen Niederöster­ reichischen Herren auch unter den Kaisern Matthias und Ferdinand II. eine wichtige Position im Geheimen Rat. Ab 1609 war er Statthalter der Niederösterreichischen Lande. 12 Schloss Sitzenberg war in den fraglichen Jahren im Besitz von Hans Wilhelm Freiherr von Greiss zu Wald. Als Pächter des Ungelds trat die Stadt Tulln gegenüber dem Steuerpflich­tigen in Vertretung des Landesfürsten auf. Dieser konnte bei Verzug Sanktionen setzen, die der

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3.1 Eine Reise nach Wien

bevelch auferlegt werde, daß solche unrechtmessige verwaigerung abzusehen, welches zwahr bishero, wie ir gnaden secretarii bericht, aus anderen fürgefallenen wichtigen geschäfften noch nit beschehen, aber ehister ins werckh zu richten anerbotten. Drittens das zinzendorfferische lehen13 betreffend bericht herr doctor, daß bisher noch nichts assiquirt14 worden, darauf seinen sollicitatoren anbevolchen, bey herrn Hanns Joachim von Zinzendorf15 etc. und seinen leithen oder dessen advocaten auch bey annderen khundtschafft einzuziehen, wer dieser zeit desselben lehenbropst16 sey, damit man sich bey im, demselben, schrifftlich het anmelden und gwisse erkhundigung dessentwegen anziehen, alsdann nach befindtung der sachen beschaffenhait bey ir gnaden verleihung dises lehens anhalten khine. Vierttens wegen Trebensee und Jörgers winckhel will er sich bey herrn doctor Schwaben eheist anmelden und was dises orths, weil etliche executionen abgehen, weiter fürzunehmen seines guetachtens pflegen, alsdann darauf in dieser sachen fortfahren. Fünfftens die resolution wegen aufnemmung richter und rathswallen, also auch yber des tischlergesellen Hannsen Pichlers17 geschöpfftes urthl sey noch nichts erlödigt, unangesehen herrn doctor Schwab sein relation alsbald yberheben, am sollitiern auch khein vleiß gespart wirdt, dann die deputierten räthe mit reichstagssachen18 umbgehen, und damit vil sachen, wie dann auch die von Laa dessen sich gegen ine beclagt, verligen bleiben. Sechstens herrn Pizman19 haben sie nit antroffen, wie auch des herrn Potrizen20 haus nit erfragen khinnen. Sibenden den landtag betreffend haben sie sich bey herrn Pacher angemelt, derselben aber allererst nach Wien ankhummen und selbst nit aigentlich wissen khünnen, wan die proposition möchte eingenommen werden. NachStadt gegenüber einer fremden Herrschaft nicht möglich waren. Zur Ungeldspacht der Stadt Tulln unten 9.2. 13 Das zinzendorfische Lehen bestand in einem Anteil an der Überfuhr bei Tulln, deren andere Anteile im Bestand der Stadt Tulln waren. Zur Überfuhr bei Tulln unten 10. 14 Lat. erreicht. 15 Hans Joachim von Zinzendorf und Pottendorf (1570–1626). 16 Der zinzendorfische Anteil an der Tullner Überfuhr war an die Stadt Tulln verpachtet, es musste aber jeweils ein Bürger der Stadt als Lehensträger namhaft gemacht werden. 17 Hans Pichler hatte laut Protokolleintrag vom 1. März 1615 (Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol.  17) während des Stephanimarkts 1614 den Weißgerber Marx Kalb getötet. 18 Gemeint ist vermutlich der Generallandtag, den Kaiser Matthias für Sommer 1614 nach Linz ausgeschrieben hatte. Die Spannungen zwischen den Städten Krems und Klosterneuburg hinsichtlich der Vertretung der landesfürstlichen Städte auf diesem Generallandtag werden im folgenden Dokument kurz erwähnt. 19 Wer mit dieser Person gemeint ist, die ebenfalls offene Schulden aus der Getränkesteuer hatte, konnte nicht geklärt werden. 20 Im fraglichen Jahr ist Reichart Poldriz Eigentümer eines Freihofes in Hadersfeld. Für diese Information danke ich Herrn Mag. Günter Marian vom Niederösterreichischen Landesarchiv.

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung

mallen aber vom [.]a verstanden, daß auf khünfftigen Erchtag21 dieselb gewißlich beschehen soll. Achtens den 30. Januar haben sie sich umb 7 uhr frie zu der gnaden herrn von Trautsohn verfiegt, der sie alspaldt fürgelassen und auf ir im namen gemainer statt gethanes anbringen sich dahin erclärt, daß er sich zu erinnern wais, was wegen des wasserzuebruchs22 von disen bey denen löblichen ständen die von Tulln anbracht, vermain besichtigung erkhiest, ob aber denselben die verrichtung auftragen worden, stehe er derwegen an, also sein guetachten gewesen, sich durch memorial neben ainem absonder­ lichen anbringen an die löblichen stände bey denen herrn verorndten anzumelden, alsdann es sein vortganng gewinnen möcht. Mit dem erbietten, sovil er diß orths der statt Tulln mit seinem bericht dienstlich sein khan, solches nit underlassen welle, darauf sie sich bedanckht und alspalden in herrn von Hoes23 behausung verfügt, den sie aber damahls nit bey haus gefunden. Des andern tags, als der lesten Januarii, umb 7 uhr frie denselben anhaimbs angetroffen, der inen auch alspaldt audienz geben, auch auf beschehenes anmelden in gemainer statt namen sich erclärt, daß alberaith commission, welche wegen des wasserzuebruchs den augenschein einnemen, alsdann wider relationieren sollen, geordnet. Weil er aber von inen verstanden, daß dieselbe solche verrichtung noch nit fürgenommen, sein guetachten seye, daß er ain memorial an die herrn verorndten lauttend ime zuestellte, dasselbe er zue erledigung bringen, auch ein ybrigen gemainer statt im bessten eingedenckh sein welle. Und begert zum faal an mit solchem anmahnen gefaßt, ime dasselb zuezustellen. Als sie aber hierauf bericht, daß solches bey dem advocatten ligen thuet, doch eheist darnach gehen und ybergeben wollten, er vermelt, durch den thierhietter ein solches hineinschickhen solten. Des dann beschehen. Darauf auch bis die verorndten aus dem rath gangen des beschaidts erwarth, und hat herr von Hoe also auch herrn secretarii hierann inen zu beschaidt geben, daß solches anmelden sie den löblichen landständen in jezigem landtag neben andern referirn mit irem bericht, auch dasjenig dabey thuen, gemaine statt, inmassen sich auch herrn prelath24 erbotten, im bessere recommentien wellen. Ain ersamber rath ist mit solcher, des herrn Puckhers und stattschreibers verrichtung content und zufrieden, unnd soll man wegen des wirthshaus

a Im Text ist eine Leerstelle für den Namen freigelassen, es ist aber nichts eingetragen worden. 21 Das war der 4. Februar. 22 Eines der Hauptprobleme der Stadt Tulln waren Schäden durch Hochwasser der Donau vor allem in Perioden der Schneeschmelze, dazu unten Kap. 11. 23 Maximilian Hoe von Hoenegg († 1638), Niederösterreichischer Regimentsrat. 24 Gemeint ist, wie aus Dokument 3.1.5 hervorgeht, der Abt des Wiener Schottenstiftes, Augustin Pitterich.

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3.1 Eine Reise nach Wien

zu Mollersdorf25 bey ir gnaden herrn graf Trautsohn einkhommen und den verhafften Hanns Lippart auf des herrn doctors guetachten auf freyen fueß gelassen werden. Auf den landtag aber, weil herr stattrichter sein entschuldigung fürbracht, daß er nit hinach verraisen khan, ist herr Puckher und stattschreiber vorordnet, die werden ein ybriges mit mehreren gemainer statt sachen zu handlen und innen solches angelegen sein lassen. Sovil aber der abgesandten rais unnd zörung anlangt, ist erlassen, daß ainem abgesandten zuer zörung auf der rais des tags 1 fl., im zu Wien sein aber 1 fl. 4 s. und dem fuerkhnecht des tags 20 kr. geraicht werden soll. Damit werden sie ire zerung wie jeder khan anzustellen wissen.

3.1.5 1615, Februar 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 10v–12r

Der Rat der Stadt Tulln nimmt zustimmend einen Bericht der beiden zum Landtag nach Wien entsandten Vertreter der Stadt zur Kenntnis. Herr Michael Puckher und stattrichters relation vom 2. Februarii bis dito den 13. dises aus Wien wegen des in gemainer statt und jezigen landtags proposition fürganngen verrichtungen wie volgt. Erstlich als am tag Beatae Virginis Purificationis26 nach beschehenem gottsdiennst alhie verraist und zimblich spat auf Wien in den Seizerhof27 in das neue bestandzimmer khomen, dises tags anders nichts verricht. Den 3. Februarii zu unserm herrn advocaten, herrn doctor Pader, gangen wegen gemainer statt schwebenden sachen, in quibus terminis solche sein möchten, bericht abgehollet. Erstens, ob die richterwahl resolution heraus khumen, in simili in causa der Rezerin und des khnechts Lippart. Bericht er, daß sein sollicitator offtermahls bey herrn Grasser sich angemelt, der sagt, weil alle löblichen gericht anjezt mit dem landtag zu thun haben, soll man sich gedulden, wegen des khnecht Lipparts, weill man die Rezerin offtmahls citirt, khan man ohne alle schey, sonderlich weil er, khnecht, sein geburtsbrief und was er sonst hab, dem stattgericht welle zu behalten aufgeben, auf freyen feyß lassen. Den 4. Februarii hat sie herr graf von Trautsohn etc. lassen suechen, weill sie ine verganngene tag zuvor haben aufgewarth, mit dem man wegen Siezenberg, Mollersdorf, Haiderstorf, Haidersfeld, Hinderstorf etc., wie es die

25 Das Wirtshaus gehörte zur Herrschaft der Grafen Hardegg. Mit allen genannten Herrschaften und Gutshöfen gab es Probleme wegen der Einforderung der Getränkesteuer. 26 2. Februar, in diesem Jahr ein Sonntag. 27 Der Seizerhof in Wien (Tuchlauben 7–7a) war bis 1781 der Wiener Stiftshof des Klosters Mauerbach im Wienerwald. Wie aus Dokument 3.1.1 hervorgeht, hatte der Prior von Mauerbach der Stadt Tulln ein Zimmer im Hof vermietet.

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung

geschaffenhait möchte haben, geredt, der sovil vermeldt, er hab dises negotium seinem secretario anbevolchen, weil er aber dismahl nicht bey haus, sollen sie sich wegen der lesten erten bey dem Poltrizen und Pizman zu allem yberfluß anmelden. Da sy inen khainen gueten beschaidt würden geben, soll man in solches erinndern, er wolle die von Tulln schüzen, was sonst wegen des ungelt sein begern gewesen, hat herr stattschreiber solches ainem ersamen rath geschriben. Den 5. dito hat man alle vier stände morgens frie auf 8 uhr gehen hof citirt. Alda in der ante camera im beysein ir khayserlichen mayestät etc., welche in ainem rothsamenten ungerischen rockh und rothsamenten sessl gesessen, die das podigra28 gehabt haben, so auch die füeß auf ain rothsametes khiß gesezt, herr secretari Ferenci die proposition gelesen, und fürgebracht, worauf höchst­ ermelte khayserliche mayestät doch mit haisriger stim geredt, mit großer danckhsagung nehmen ir mayestät den gehorsamb an, daß sy spieren, daß die lieb der löblichen fürstännde zu ainem löblichen haus Össterreich nit versehen, sy werde disem land gehorsamblich beywohnen und mit aller schleunigkheit derselben zu end führen, darauf herr landtmarschalch, herr Ursempeckh, daß es billich geschen sey geandtwordt, nachmallen zu haus gangen. Des 6. umb 7 uhr alle vier ständt in das landthaus erfordert worden, da abermahls ad longum die propositum widerholt worden, und yedem selbiches ein extract derselben zuegeschickht. Und nachdem den 7. dito die drey ständt, als prelathen, herrn und ritterstandt, die lanndtags relation von denen 3 ständen eillens aufzunemen, der viert stand aber bey solchen khain interesse, zu vermelden worden, daß sie sich etliche tag sollen gedulden. Den 7. hat herr Pacher sein einnemerambtsraittung gethan, mit welcher alle fleckhen ganz wol zu friden, beede stett aber Khrembs und Stain haben sich hoch beschwärt, daß man sy praeterirt hab, nemblich weil herr Pacher, Ernst und herr stattschreiber von Corneuburg ohn ir und der mais­ ten fleckhen vorwissen geen Linz zu ir mayestät verraist,29 dannen nichts zuegeschrieben, und weil sy jemahls ire vorgeher gewesen, khinen sy nichts anders gedenckhen, dann daß solches inen in contumeliam30 sey beschehen und halten auch dis, wann es also sein soll, nicht für ehrlich, dann gedachte ausschiß, wie beschaidenliche, excusation gethan, umb verzug gebetten, dabey es verblieben. Wegen eines advocaten sein die maisten stimmen gangen, aber weil stattschreiber von Laa vil discurs eintragen, wie daß es nicht zu thun wäre, ist des damahls underlassen worden. Den 8. ist nichts gericht worden, weill Sontag gewesen. 28 Podagra ist eine Gelenkserkrankung (Gicht). 29 Im Juli/August 1614 tagte ein Generallandtag aller habsburgischen Länder in Linz. 30 Lat. Beleidigung. Die Städte Krems und Klosterneuburg, die den größten Teil der Steuerleistungen erbrachten, rivalisierten um den Vorrang innerhalb des halben Vierten Standes, vgl. Anm. zum Dokument 1.3.2.

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3.1 Eine Reise nach Wien

Den 9. dits herrn doctor angesprochen, daß er an die löblichen ständt wegen des wasserzuebruchs ain anrueffen gestellt, under dessen bey ir gnaden, herrn obristen Khuen,31 welchem sy aufgewarttet, sowol bey ir gnaden, herrn prelathen von Schotten,32 der sachen halber insinuiert, welche sy alles guets erbotten. Eodem die herrn Poltrizer nachgefragt, aber nicht khinnen finden. Den 10. herrn Pachers raithschluß abgehert, auch verlassen, daß sy solchen neben der Linzerischen relation yedem fleckhen eheist, was zu verrichtung gewesen sey, damit die abwesenten herrn auch wissenschafft hetten, was sy guets verricht, sollen yberschickhen. Item solches convent für sich selbst ohne wissen mehrerer fleckhen, weil nit periculum in mora,33 gemess khunfftig enthalten. Eodem die herrn einnemer firbracht, wie daß die drey obern ständt ir khayserliche mayestät ain supplik ybergeben, in welchem sy begerten, daß ir mayestät yber die resstenden des viertten stands die execution wellen verwilligen, darauf vill abgesandte der stätt und märckht, sonnderlich die starkh resstierenden, ganz traurig, mit vermelden, man solte sich wol bera­ then was diß orths zu thun sein möcht, dann wan diß geschähe, nicht allain die execution auf die fleckhen, sonndern auch auf die bürger nachmahls möchte consequenter in specie ervolgen. In simili haben die herrn verorndte an herrn Pacher der gesandten halber ain liste begert, ist verlassen worden, hat herr Pacher ainen aus dem viertten halben stanndt, den er nit nennen hat wellen, in starckhen verdacht, der in vergangenen 1614järigen landtags herrn secretario Ferenci alle restanden in specie soll nahmhafft gemacht haben. Hat ainer den andern angesehen. Die von Closterneuburg haben sy durch herrn Ernsten erclärt, daß niemand werde oder soll für sich zallen, welches etliche fleckhen oder abgesanndte mit vleiß ad notam verzaichnet. Eodem die in der herrn von Khrembs behausung ain zusammenkhunfft gehalten. Damahls herr Pacher, Ernst, stattschreiber von Corneuburg und Puckher auf die den 7. dits beschehene verordnung wegen der schweren zehrung, in welcher die abgesandten ligen, solches herrn landtmar­schalckh zu erclären, abgeorndt, welche solches fürtragen, damit sy haimbgelassen möchten werden. Darauf sich herr landtmarschalckh resolviert, weil ir khayserliche mayestät und ir fr. gnaden herr Glößl solches beherzigt, mögen thails haimb zu haus, doch daß sy ainen solchen ausschuß machen, welcher plenipotentiam im namen der haimbraisenden. Damahls zu ausschuß durch ordenliche wahl genummen werden, so dem landtag beywohnen sollen, als herr burgermaister zu Khrembs, herr stattrichter zu Stain, herr Pacher, 31 Johann Eusebius von Khuen († 1622), kaiserlicher Kämmerer, Oberst und Hofkriegsrat. 32 Augustin Pitterich, 1609–1629 Abt des Wiener Schottenstiftes. 33 Lat. Gefahr im Verzug.

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung

herr Ernsten, herr stattschreiber von Corneuburg, herr Lainbatter von Pruckh, Puckher von Tulln und Lauber34 von Pettersdorf. Nach disem hat sich ein jeder abgesanndte miessen underschreiben. Nachmittag zu herrn Poltrizen wegen des ungelts, welcher gar in Sauwinckhl35 erfragt ist worden, verfüegt, der sich erclärt, daß vor disem die von Tulln, und sonderlich ir stattschreiber, bey seinem herrn vatter gleichermassen sich beschwärt, aber nichts erhalten, dabey er es noch lassen verbleiben. Haben die von Tulln bey im vill zu ersuechen, will er inen genueg redt und antworth geben, doch vermelt, daß der von Passau ainen ainzigen underthanen zu Haidlersfeld hab, welcher stettigs leithgebe und die clain maß ausgeben, laie dann wochentlich dessen däzer den täz von im einfordere, bey diesem mögen wier von Tulln das ungelt einfordern, weillen aber seine underthanen die groß maß geben, sey er nichts schuldig. Nachmals ins landthaus sich verfiegt, und wegen des 1613järigen extraordinari anschlag in gelt 275 fl., hierzue auch das 1614järige supperspacherische interesse36 175 fl. abgeraith und also bezalt, vermug hiebey ligender quittung. Also hat herr Puckher sich bey herrn secretario Lehner37 erkhundigt, ob die herrn verorndte wegen des wasserbruchs in irer landtagsrelation etwas einbracht, hat er im’s selbst gezaigt, wie er dann gleich an disen puncten geschrieben, denn er vasst gebeten, er wolle bey disem negotio sich als ein gueter freundt der statt Tulln lassen brauchen, wie er es innen dann zuegesagt. Leztlich auch zu herr Piezman khumen, welcher sich aller gueten nachbarschafft und daß er wegen des ungeltes allen unrath wolle abschaffen, erbotten, nachmahls er in Gottes namen zu haus gefahren. Also des herrn Puckhers und stattschreibers relation läßt im ain ersamer rath gefallen, und thuen sich ires gehabten vleiß mit dem genzlichen versehen, weillen er, Puckher, zum ausschuß in jezigem landtag erwöhlt, er werde denselben nit allain beywohnen, sondern auch gemainer statt obligen und notturft besser vermugens zu verrichten wissen, inmassen das vertrauen in ine gesezt würde.

34 Michael Lauber, Bürger und Marktrichter von Perchtoldsdorf. 35 Als „Sauwinkel“ wurde bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts der tiefer gelegene Ausläufer der Stadt Wien südlich des Roten Turms bezeichnet (Czeike, Wien Lexikon 736). 36 Zu dem Darlehen des reichen Tullner Fleischhauers Matthias Suppersbacher oben Dokument 1.4.1. 37 Matthaeus Lehner, Niederösterreichischer Landschafts-Sekretär, Wappenbrief vom 24. Mai 1603 (Frank, Standeserhebungen 3, 122).

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3.2 Stadtadvokat und Sollizitator

3.2 Stadtadvokat und Sollizitator 3.2.1 1599, April 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 209r

Der Rat der Stadt Tulln nimmt zustimmend die Bewerbung von Dr. Andreas Picus um die nach dem Ableben von Dr. Leonhard Hoe von Hoenegg vakante Position eines des Stadtadvokaten zur Kenntnis. In causa aines khünfftigen advocatens auf des herrn doctor Hoe38 absterben erclärt sich herr doctor Andreas Picus,39 wann ime die acta zuegestelt und mit ime gebürlich bestallung geschlossen werde, geprauchen ze lassen. Herrn doctor Hoe seligen sollicitator aber erbeut sich, mit eistem die acta gemainer statt aus der spörr40 zu pringen unnd ain orndlichen extract, in quibus terminis die schwebenten rechtsvertigungen sten, mit herauf zu schickhen. Placet.

3.2.2 1599, Mai 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 222r

Der Rat der Stadt Tulln regelt den Übergang von Dr. Leonhard Hoe von Hoenegg auf Dr. Andreas Picus in der Funktion des Stadtadvokaten. Doctor Hoe’schen khinten zu bstallung auf. Ist verlassen, der bishero getragenen advocaten sich hinwiderumb schrifftlich zu bedannckhen, und was noch an der bestallung ausstendig, gegen herausnemung der acta richtig ze machen. Belangent aber die insinuirte verehrung, solle mann sich von derselben, dieweillen herr doctor etliche jar her in gemainer statt namen vasst gar nichts gehandlet und nur mit ain ainigen actionen von wegen der saxenlanderischen beladen gewest, freuntlich entschuldigen, und sich in ander weeg gueter dienstwilligkhait anerpietten. Danebens lassen inen ein ersamer rath herrn doctor Andreas Picus, hofadvocaten in Wien etc., auf dessen vorher beschehnes anerpietten zu ainem advocaten gefallen und verordnen zu irem abgesandten hinab herrn

38 Dr. Leonhard Hoe von Hoenegg, Rechtsanwalt in Wien. 39 Dr. Andreas Picus, Reichshofrat, in den Wiener Universitätsmatriken 1587 als „Schwerinensis“ nachweisbar (Gall, Die Matrikel der Universität Wien 59). Adelsstand vom 7. Dezember 1609 (Frank, Standeserhebungen 4, 71). 40 Mit der sog. Sperre wird ein Verbot der Verfügung über den Nachlass eines Verstorbenen zum Zweck der Inventaraufnahme ausgesprochen.

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung

­Georgen Puxbaumb,41 Leopolden Kheuffer42 und den stattschreiber, die sollen die acta bey den Hoe’schen erheben und sy ires ausstants condentirn, alsdann mit herrn Pico entlich die bestallung, inmassen es herrn doctor Hoe seeligen geraicht worden, schliessen, und hernach irer verrichtung in ainem und andern rellation thuen.

3.2.3 1599, Juni 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 225r

Der Rat der Stadt Tulln bestätigt die Bestellung von Dr. Andreas Picus zum neuen Stadtadvokaten und die Auszahlung des rückständigen Gehalts seines Vorgängers, Dr. Leonhard Hoe von Hoenegg, an dessen Witwe und Erben. Herr Puchsbaumbs und stattschreibers rellation in aines advocaten an stat des verstorbnen herrn Hoe. Läßt ime ain ersamer rath die verrichtung gefallen, daß sich herr Andreas Pico, der rechte doctor und hoffadvocat in Wien, zu gemainer statt advocaten umb die bestallung, wie die herr doctor Hoe selligen geraicht worden, gebrauchen lassen wölle, und daß sy ime darüber die geferdigte bestallung sambt den baiden rechtfertigen actis, als causa die sachen landerischen erben unnd Adam Ertl, überantwort. Fürs ander, daß sy auch auf die beschehne verordnung die Hoesche frau wittib und erben ires herrn selligen verdüenten hinderstelligen halben jars bestallung der zechen gulden sambt den halben daller der schreiber bibulo43 gegen quittung, casscontor bestallung auch herausgegebner gemainer statt acta contentirt haben, wie man auch die andern zwen taller, so sie dem sollicitatorn in sonnerhait zu mererer ergezlichkhait seiner sach angezognen bemühung, damit ainem magistrat nit übel nachgeredt werde, passiert haben. Unnd soll diese ausgab herr stattcamerer in seiner raittung pringen und verantwortten.

3.2.4 1603, Juli 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 38v

Die Stadt Tulln bestellt erneut Dr. Andreas Picus als Advokaten der Stadt und erhöht dessen Besoldung sowie die Zahlungen an seinen Schreiber. 41 Georg Puxbaum († 1617), 1606–1610 Stadtkämmerer und Stadtrichter von Tulln, ab 1591 wohnhaft an unterschiedlichen Adressen am Hauptplatz. Durch die Heirat mit der verwit­ weten Barbara Winkler hatte er das Haus Hauptplatz 26 in seinen Besitz gebracht, später erwarb er auch das Haus Hauptplatz 27. 42 Leopold Kheuffer († 1613), Tischler und Bürger in Tulln, ab 1590 wohnhaft Bahnhofstraße 7. 43 Lat. Trinkgeld.

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3.2 Stadtadvokat und Sollizitator

Gemeiner statt advocatens, herrn doctor Picci, neubestallung umb 10 fl. gepässert, und also auf 30  fl. geschlossen, und soll dise neue bestallung auf khünfftigen Januarii eingehunts 1604 jars iren anfang erraichen. Von der zeit wegen aber die inmitls herr doctor handlet, nachdem sich die alt bestallung den 3. Junii geendet, soll man sich mit ainer verehrung alsdan gegen ine einstellen, wie er auch dessen vertröst worden. Der schreiber bibali,44 so vorher nuer ein taller gewest, ist auf ain ducaten melliorirt, und soll auch in die bestallung einverleibt werden. Dieweil auch herr doctor mit den 10 tallern geraichte verehrung für bishero die gelaiste extra ordinari bemühung, als per commission in die zinzendorferische urfahrlehen45 und contra herrn Augustin Leeman, zufriden gewest, so soll es herr stattcamerer in seiner ambtsraitung neben des herrn doctors quittung für die bezahlt alt bestallung für ausgab einprüngen.

3.2.5 1605, März 31, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 132v

Dr. Andreas Picus kündigt nach seiner Ernennung zum Reichshofrat seine Position als Tullner Advokat. Herr doctor Piccus khindt sein bestallung auf, dieweill in die römisch khayserliche mayestät zu irem reichshoffrath gewirdigt. Placet unnd soll ehr, wenn Georgi46 khumbt, die verrer notturfft hieriber wegen aines anndern advocaten berathschlagt werden.

3.2.6 1666, November 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Sollizitator der Stadt Hans Kaspar wegen mangelndem Einsatz zu kündigen. Weiln herr stattrichter erfahren, daß herr Hanns Caspar, sollicitator, nichts mehr thuet, sondern alle sachen verliegen bleiben, also soll selbigem aufgekündt und ein anderer aufgenohmen.

44 Lat. Trinkgeld. 45 Vgl. oben Anm. zu Dokument 3.1.4. 46 Das ist der 23. April.

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3. Der Kontakt zur landesfürstlichen und landständischen Verwaltung

3.2.7 1666, Dezember 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt auf Empfehlung des Hofrichters des Frauenstiftes, Georg Jakob Kleuber als Sollizitator der Stadt aufzunehmen. Nit weniger hat herr hoffrichter, wie es dan die notturfft erfordert, einen andern sollicitator, namens Georg Jacob Kleuber vorgeschlagen, welcher viel jahr bey herrn von Windthaag in diensten gewesen und gar ein fleissiger mensch sein solle. […] Den neu vorgeschlagenen sollicitatorem will ein ehrsamber rath placitiert und aufgenohmen, auch weiln durch dessen vleiß viel raiß und uncosten erspart werden können, ein ehrliches solarium auf die dreyßig gulden verwilligt haben. Hingegen ist sich gegen dem herrn Hans Caspar durch ein höfliches briefl zu bedancken und auf das neue jahr aufzukündten.

3.2.8 1675, April 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Niederösterreichischen Regimentsrat Johann Michael Seitz auf seine Empfehlung von Dr. Bernhard Schmeldte als neuen Advokaten der Stadt und seine Anfrage wegen des Stadtschreibers abwartend zu antworten. Schreiben von ihro gnaden herrn von Seiz etc., inhalts, wie daß herr doctor Pauenstett47 bey denen landtständen secretarius worden, dahero er denen partheyen vielleicht nit mehr dienen werde können, und so die statt einen andern advocaten vonnöthen. Thete er herrn doctor Schmelte,48 der zwar ein junger, doch gelehrter mann, recommendiren. Item verlangen ihro gnaden zu wissen, ob ein mutation mit dem stattschreiber vorbeygehen werde? Verlaß: Ihr gnaden widerumben zu antwortten, wie dass herr doctor Pauenstett noch nit resigniert, ingleichen man auch vom stattschreiber noch nichts vernohmen habe.49

47 Ein Niklas Mauritius Pauenstet, bezeichnet als nobilis aus Westphalen, utriusque juris studiosus, ist in den Wiener Universitätsmatriken 1654 nachweisbar (Gall, Die Matrikel der Universität Wien 238). Dr. Bauenstett ist als Syndicus der Landstände 1675–1677 nachweisbar. 48 Dr. Bernhard Schmeldte (1646–1689), Advokat in Wien, 1680–1686 von der Stadt Tulln mit ihren Rechtsgeschäften betraut. 49 Der Stadtschreiber Mag. Johann Peyrl kündigte tatsächlich 1675 seinen Dienst und übersiedelte als Anwalt nach Wien. Dazu vgl. unten Dokument 5.4.12.

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4. Die Stadtbewohner 4.1 Adel 4.1.1 1518, Dezember 10, Wien (?) St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 5 (Gerichts- und Ratsprotokoll 1517–1534), fol. 212r

Ein Urteil der Niederösterreichischen Regierung im Rechtsstreit zwischen der Stadt Tulln und Christoph Freiherr von Rueber regelt, unter welchen Bedingungen Rueber als Adeliger in der Stadt wohnhaft sein darf. Christoffen Rueber1 abschidt 15 XVIII jar. Wir, Maximilian, von Gottes genaden erwelter römischer kaiser, bekennen, daß die edln, ersamen, gelertn, unser lieben getreuen etc. unnser landhofmaister, marschalckh, cantzler, stathalter und regenten der niderösterreichschen lande die sachen und irrung, so sich zwischen unnsern getreuen lieben n., richter und rathe zu Tuln, clagern, ains und unserm getreuen Cristoffen Rueber anderstails auf die verhor, so si deshalben an unnser stat gehalten, abgeschieden also, daß der gemelte Rueber sein pauwein jedes jars zu der zeit, in der gedachten von Tulln freyhait begriffen, daselbst hinbringen, verkauffen und auss schennkhen mug und der Rueber mit den burgern, wie vormals, mitleiden tragen, aber mit seiner person die burgerlichen phlich­ten, die zeit er als ain edlman zu Tuln wonen wil,2 zu thuen nit schuldig sein solle, noch die gemelten richter und rath uber sein person, ausserhalb malefizhandl, darin sy bis auf sein oberkhait gegen ime furnemen mügen, mehrs zepieten haben, noch ze schaffen haben, desgleichen mit seinem hausgesindt auch ze halten, wie dan vorn alter herkumen ist. Mit urkund diz briefs, geben am Freitag nach unnser lieben frauentag der emphahung3 anno etc. im XV C und XVIII, unsers reichs des römischen im XXXII und des unngarischen im XXVIIisten jaren. 1 Christoph Freiherr Rueber von Pixendorf († 1581), Inhaber der Herrschaft Pixendorf und, durch die Heirat mit Appollonia Matseber, auch von Judenau. 2 Die Freiherren von Rueber besaßen tatsächlich im 16. Jahrhundert zwei Häuser in Tulln, von 1527–1587 das Haus Rudolfsstraße 9 und von 1548–1570 das Haus Albrechtsgasse 33. 3 Maria Empfängnis ist der 8. Dezember.

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4. Die Stadtbewohner

4.1.2 1569, Dezember 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd.  4 (1567–1572), fol. 162v–163r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Ankauf des Tullner Hauses von Christoph Freiherr von Rueber vorzubereiten. Nachdem gemaine stat im werch, dem herrn Rueber sein behausung zu erpauung gemainer stat rathaus oder schrannen abzukhauffen, der herr Rueber auch sich bewilligt, solche behausung gemainer stat vor meniglich khaiflich ervolgen zu lassen, demnach beschlossen, dem herr Rueber widerumben umb ainen gelegenen tag zu schreiben.4 Mittlerer zeit sollen die herrn stainhandler auch allen stain und rainregistern, was der herr Rueber von beruerter seiner behausung bis in beede ambter, in unngelt oder sonnst in annder weeg gemainer stat schuldig, ainen lauttern auszug machen, damit derselbig auszug ime, herrn Rueber, bey der khauffshanndlung mug angezaigt werden.

4.1.3 1570, Dezember 5, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7 (Weisbuch 1563–1575), fol. 226r–227r

Der Rat der Stadt Tulln meldet gemäß einem kaiserlichen Befehl den Bevollmächtigten der Niederösterreichischen Landstände die in der Stadt lebenden nobilitierten Personen. An die herrn ainer ersamen lanndtschafft in Österreich unnder der Enns verornden gehorsamer bericht unnd ubersendung ainer verzeichnung nobilitierter personen. Ainer ersamen lanndtschafft Österreich unnd der Enns verornnden, erwürdig, wolgeborn, gestreng, edl unnd vesst genedige herrn! Nachdem die römisch khayserliche mayestät etc., unnser allergenedi­gister herr, durch bevelch unns genedigist auferlegt, daß wir alle nobilitierte personen, so zu unnd bey der stat Thulln unnd derselben burgfrid ligendt unnd gesessen, sy seyn bürger oder nit, aigenndtlich beschreiben unnd dieselb verzaichnus euer gnaden gehorsamlich uberschickhen sollen, darauf zu gehorsamister volziehung derselben irer römisch khayserlichen mayestät genedigisten bevelch, haben wir alle nobilitierten personen, darunder ett4 Der Rat der Stadt Tulln hatte Christoph Freiherrn von Rueber im Dezember 1569 gebeten, der Stadt sein Haus in Tulln zu verkaufen, um mit dem Abbruchmaterial das Rathaus sanieren zu können (1569, Dezember 10, Tulln, St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7 (Weisbuch 1563–1575), fol. 192v–193r). Generell war Baumaterial in der Stadt mangels geeigneter Steinbrüche außerordentlich knapp, sodass das Abbruchmaterial von Althäusern in der Regel wiederverwertet werden musste.

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4.1 Adel

liche bürger und ettliche sonsten bey unns unnd der orten wonhafft, mit iren namen unnd was ain jeder insonnderhait auf hegsterwenndter römisch khayserlicher mayestät etc. fürgehalten offen general geanndtwordt unnderschiedlich beschriben, wie euer gnaden ob eingeschlossner verzaichnung merers innhalts genediglich vernemen werden. Euer gnaden unns daneben gehorsamlich bevelchendt. Datum Thulln, den 5. tag Decembris anno etc. 70isten. Euer gnaden gehorsame n., richter und rath daselbst. Denen erwürdigen wolgebornen gestrenngen edlen unnd vessten herrn n., ainer ersamen lanndtschafft in Osterreich unnder der Enns verornden, unnsern gnädigen herrn etc. Verzaichnus der nobilitierten personnen zu Thulln. Verzaichnus aller nobilitierten personen, so in unnd bey der stat Thulln unnd derselben burgfrid gesessen unnd wonhafft sein, welche auf der römisch khayserlichen mayestät etc. unnsers allergenedigisten herrn bevelch unnd general, deren datum Speyer,5 den neunzehenden tag Juli dis siebnzigisten jars, durch n., richter und rath daselbst zu Thulln beschriben worden, wie hernach volgt: Nobilitierte personen, so nit burger sein: Herr Hainrich von Wispeckh6 hat sich auf hegst ernendt römisch khayser­ licher mayestät etc. fürgehalten bevelch unnd general erkhlärt, er welle neben anndern herrn vom ritterstandt sein gebür erlegen, zaigt auch daneben an, er hab im lannd nichts aigenthumblich. Paull Eckhardt7 wont in der stat in ainem bstandthaus. Sagt, er sey ain khayserlischer diener. Er well sich derhalben bey der niederösterreichischen cammer anmelden. Christoff Seggler,8 schaffer im junckhfrau closter zu Thulln, sagt, er sey der römisch khayserlichen mayestät etc. diener. Auch er unnd annder dergleichen personen in der vorigen ausganngen ordnung solcher anverordnung 5 1570 tagte der Reichstag das letzte Mal in Speyer. 6 Möglicherweise handelt es sich um ein Mitglied der Familie Wispeck, die vor allem in Salzburg begütert war. Dafür spricht, dass Wispeckh angab, in Niederösterreich keinen Besitz zu haben. 7 Ein Paul Eckhart von der niederösterreichischen Kammerbuchhaltung erhielt am 5. August 1569 ein Wappen (Frank, Standeserhebungen 1, 260). 8 Christoph Seggler († 1572) war Wirtschaftsverwalter (Schaffer) des kaiserlichen Frauenstiftes. Aufgrund der strengen Klausur wurden die wirtschaftlichen und administrativen Agenden des Klosters vom zuständigen Beichtvater des Dominikanerordens bzw. von einem Verwalter wahrgenommen. Da die Archivalien des Klosters nach seiner Aufhebung 1782 nicht geschlossen erhalten geblieben sind, liegen die Namen der Beichtväter und Schaffer nur für wenige Jahre vor. Wenige Jahre vor 1570 hatte die Stadt im Auftrag der Niederösterreichischen Regierung Untersuchungen gegen Seggler wegen dessen schlechten Rufes angestellt. Als Schaffer des kaiserlichen Frauenstiftes war er zwar Einwohner der Stadt, aber nicht Mitglied der Bürgergemeinde.

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4. Die Stadtbewohner

des wochenschilling oder leibphennigs erlassen und befreit. Sey auch denen von Thulln nit underworffen. Nobilitierte personen, so zu Thulln bürger sein: Hanns Schnalzer9 der elter hat sein gebür guetemerlich erlegt unnd wils hinfüro, solanng die neubewilligt hilf wert, noch gehorsamlich erlegen. Georg Ennzenperger10 zaigt an, er hab ain lehensfreihait auf ine, all seine erben unnd derselben erben männdlichen stammes. Er hab sich aber derselben freihait bisher nit gebraucht. Nachdem er aber von seinem sun, Sigmunden Enzenperger, noch ainen endlen leben hab, wolt er sich von desselben seines endlen wegen berürter freihait nit gar begeben. Doch begert er, weil er ain alter erlebter mann unnd unvermuegig ist, ine mit genaden zu bedenckhen. Hat bishers neben anndern bürgern den wochen phennig erlegt. Hanns Fraundorffer11 hat die nobilitation von seinem vattern Sebastian Fraundorffer.12 Hat das tuchscherer hanndtwerch gelernet unnd sich mit demselben hanndtwerch unnd seinen wenigen gründlen bisher bürgerlich erhalten, auch neben anndern bürgern den wochen phennig erlegt.

4.1.4 1665, August 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Niederösterreichischen Statthalter Konrad Balthasar Graf von Starhemberg gemäß seinem Wunsch ein Haus oder Grundstück in der Stadt zu verkaufen, sofern dafür Steuern bezahlt würden. Vehrer proponiert herr stattrichter, es hette ire excellenz herr statthalter graf und herr von Starhemberg13 etc. nach seiner abgelegten pflicht zu sich  9 Johann Schnalzer († 30. August 1572), Eisenhändler in Tulln, 1531–1537, 1541/42, 1547– 1550, 1553 und 1555 Stadtrichter, erwarb unter anderem 1548 das Haus Rathausplatz 7. Schnalzer war auch Spitalmeister und errichtete einen neuen Gemeinschaftsraum, zu dem er einen namhaften finanziellen Beitrag leistete. Sein Wappen befand sich daher am Bürgerspital und ist heute in den an dessen Stelle errichteten Neubau eingemauert; sein Epitaph befindet sich in der Tullner Stadtpfarrkirche. 10 Georg Enzenberger († 1573), Fleischhacker und Bürger in Tulln, 1557–1559 sowie 1561/62 Stadtrichter, erwarb 1555 das Haus Albrechtsgasse 18 sowie 1559 das Nachbarhaus Al­ brechtsgasse 20. Enzenberger erhielt am 9. November 1564 einen Wappenbrief (Frank, Standeserhebungen 1, 279). 11 Hans Fraundorfer, Fleischhauer und Ratsbürger in Tulln, 1577/78, 1596–1598, 1611/12 und 1617/18 Stadtrichter, wohnhaft Hauptplatz 31. Hans Fraundorfer war der Sohn des ehemaligen Stadtrichters Sebastian Fraundorfer. 12 Sebastian Fraundorfer († 1568), 1552–1555 Stadtschreiber, danach mehrfach Stadtrichter; erwarb 1536 das Haus Hauptplatz 20 und 1544 den Gutshof des Frauenstiftes in Muckendorf. Durch die Heirat mit der Witwe nach Hans Kornhofer gelangte 1553 auch das Haus Hauptplatz 31 in seinen Besitz. Darüber hinaus war er mit Teilen der Tullner Überfuhr belehnt; dieses Lehen verkaufte er 1550 der Stadt. 13 Konrad Balthasar Graf Starhemberg (1612–1687), nach Kriegsdienst im kaiserlichen Heer

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4.1 Adel

berueffen und erihndert, er verlangte hier zu Tuln, weiln ihme der Wiennerberg etwas zu hoch und unbequemb, ein hauss zu khauffen, ein hausmaister darinnen zu halten, und weiter der statt kein ungelegenheit, welches zu referiern und sodann ihro excellenz gehorsamblich zu berichten versprochen. […] Verlaß: Wegen iro excellenz herrn statthalters begehrn ist bei negster abordnung derselben höfflich zu antwordten, da im fahl ihre excellenz nit auf die freymachung des haus14 gedacht, sondern darvor die gebür zu raichen, ein ersammer rath sich gehorsamblich, auch ob dieselbe sodann erbautes kauffen oder ein oedes erbauen, zu gnädiger wilkür heimbsezen wolle.

4.1.5 1665, Dezember 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln übermittelt dem Niederösterreichischen Statthalter Konrad Balthasar Graf Starhemberg die Forderungen der Stadt betreffend den von ihm geplanten Hauskauf. Anheut ist die deliberation wegen des von iro excellenz herrn herrn statthalter begehrten hauskhauf, wie nemblich solches ain anlag anzuschlagen, und wie theuer zu verkhauffen, vorgenommen auch verlassen worden. Verlaß: Ein ersamber rath verlaßt ihre excellenz gehorsamblich anzudeuthen, daß sye von dem hagensischen haus,15 auch da sy die pranndtstatt darfür verlangen, nichts begehren, die anlagen aber betreffend aestimiren sye vor den hagenisch haus 40 fl. unnd vor die prandtstatt 20 fl., doch wann ihre excellenz beede zusammen verlangten, und pauen wolten, bätt ein ehrsamber rath, daß iro excellenz bey den alten, als nemblich 2 heusern, damit dem grundtbuch ir recht nit benohmen werde, verbleiben lasset.16

und Teilnahme unter anderem an der Eroberung von Regensburg und der Schlacht von Nördlingen 1634, bei der er schwer verwundet wurde, 1641 Niederösterreichischer Regimentsrat, ab 1663 Niederösterreichischer Statthalter. Starhemberg erwarb 1657 ein Freihaus in Linz, 1661 das Freihaus am Minoritenplatz in Wien (heute Unterrichtsministerium). 14 Um die Steuerkraft der Stadt nicht zu mindern, war der Rat stets bemüht, die Einrichtung von so genannten „Freihäusern“, die nicht der städtischen Besteuerung unterlagen, zu verhindern. 15 Gemeint ist das ehemalige Haus des Gastwirts Matthias Hagen, Hauptplatz 11, das nach dem Tod seines Besitzers öde lag. Nach dem Scheitern der Gespräche gelang es auch nicht, das Haus dem Hofrichter des Frauenstiftes zu verkaufen, sodass die Liegenschaft erst 1698 erneut einen Besitzer erhielt. 16 Die Liegenschaft des Matthias Hagen bestand eigentlich aus zwei Parzellen, die 1698 wieder geteilt wurden.

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4. Die Stadtbewohner

4.2 Geistlichkeit 4.2.1 1603, Juni 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 32v–33v

Der Rat der Stadt Tulln genehmigt den Verkauf eines Hauses und mehrerer Grundstücke durch den ehemaligen Tullner Bürger Hans Foitsik an den Tullner Dechanten Michael Pinder, da sich kein bürgerlicher Käufer gefunden habe. Hauskauff herrn dechants vom Foidtschickhen.17 Hanns Foidschickh, vorgewester burger hie, jetzt aber zu Wienn, bericht, daß er sein behausung alhie am praidten markht,18 so er zuvor von Herrn Georgen Puxbaumb erkhaufft, mit allen der zugehörung und gerchtigkhait,19 wie ers vom Puxbaumb bekumen, welche behausung dem frauencloster hie zu Tulln järlich St. Mertens tag 4 s. 2 d., zwo gens und vier herbst hienner diennt, item den öden hof,20 in der pfaffengassen gelegen, mit dem garten dabey, und ainundzwainzig joch ackher, die gelegen im purckhfried, erstlich zehen joch im obern veldt bey dem creiz an ainem rain beynander, so durch lengs aus bis an den schwarzen graben an des frauenclosters äckher stossent, die ainliff joch ligen im nidern veldt, die fünffe gegen St. Sigmunds capeln21 über, niderhalb geraint, die sechs joch zunegst an dem weeg, so man gegen Khünigstetten gehet, und gelangt auch bis an den schwarzen graben, 17 Johann Foitsik. Da die Stadtschreiber mit dem offenbar tschechischen Namen – Foitsik stammte aus Olmütz – erhebliche Schwierigkeiten hatten, existieren verschiedene Schreibungen. Hier wurde die Schreibung gewählt, die sich auch in den Matriken der Universität Wien findet. Foitsik war der Sohn des Eisenhändlers Valentin Foitsik, der die Tochter des mehrfachen Stadtrichters Johann Schnalzer geheiratet hatte. Er inskribierte am 14. April 1589 an der Universität Wien. Nach Matschinegg, Österreicher als Universitätsbesucher 360 Nr. 1024, studierte er 1595 auch in Padua und Siena (Johann Baptist Fuzsig von Windberg). Nachdem bereits der Vater von Tulln weggezogen war, wurde auch der Sohn nicht in der Stadt ansässig und versuchte deshalb, das Haus zu verkaufen. Der Vertrag wurde tatsächlich am 3. Juni 1603 geschlossen (Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln 1. Aufl., Regest DCCV). 18 Es handelt sich um das Haus mit der jetzigen Adresse Hauptplatz 26. Johann Foitsik hatte das Haus 1598 vom Stadtrichter Georg Puxbaum erworben. Der Rat der Stadt Tulln genehmigte den Verkauf des Hauses 1603, verlangte aber die Nennung eines anderen Käufers, weil weder der vorgesehene Käufer Georg Sieghart, noch dessen Geldgeber, der Wiener Kaufmann Hans Negelein, sich in der Stadt niederlassen wollen (1603, Jänner 30, Tulln, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 3v). Im Februar 1603 drohte der Rat der Stadt Tulln Johann Foitsik sogar an, sein Haus von Amts wegen zu verkaufen, sollte er nicht selbst einen Käufer namhaft machen (Februar 2, Tulln, ebd. fol. 5v). 19 Zum Haus gehörte ein Wirtshausschild „Zum goldenen Löwen“. 20 Die jetzige Adresse dieser Liegenschaft ist Kirchengasse 22; sie wird schon 1530 als „öde“ bezeichnet. 21 Kirche und Lazarett St. Sigmund, östlich vor dem Wienertor an der Donau gelegen, dazu unten 7.2.

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4.2 Geistlichkeit

und zehen tagwerch wisent, die auch zu diesen öden hof gehern, gelegen auf den überlenden, und raichen aus ein wenig über der Freindorfer weeg, von welchem hof sambt den äckhern und wisen, irer zugehörung, man järlich zu grundtrecht ainem caplan St. Catharina auf dem khärner22 alhie zu Tulln zehen mezen halb waiz und nit mehr dient, item mehr ain prandtstätl oder ain gärtl zunegst dem gwesten garten bey dem obberierten öden hoff, davon man nichts dient, allain was gemeiner statt darvon zu steuern gebürt, dem herrn dechant alhie Michael Pinter per 1050 fl. verkhaufft hab, und zehen ducaten leithkauff,23 die khaufsumma aber. von dato inner zehen wochen zu erlegen. Dieweilen sich umb dise behausung und gründt auf die offentliche beschehene rueff und angeschlagenes edict khain burgersman (ausser des Öttingers, der aber nit khauff geschlossen) bishero angemelt, und ob wol er zuvor dise behausung und gründt dem herrn Georgen Sichharten und seiner ehewürtin verkhaufft gehabt, und solchen khauff bey gericht auch angemeldt, den ain rath auch bis auf richtigmachung der gwör ratificirt, so seyen doch sy davon wider gewichen und ime dise behausung und gründt cedirt, also hab auch Hanns Negele, handlsman in Wienn, anderst dabey verer khain jus nit, als daß ime jezt von der khaufsumma sein ausstendige schulden, so er dem Sichharten zu bezallung der ersten wehrung 525 fl., welche er, Foitschikh, eingenumen, bezalt werden. Bit demnach um ratification. Also auch bitt und begert herr dechant, disen khauff also zu ratificiren und darin auf den weeg zu verwilligen, daß er die gründt, so zu dem öden hoff als obgehert gehern, hinfüro zu dem andern, neulich neu erpauten haus, das auch ain burgershaus ist, geprauchen mög. Das haus am platz aber wolte er eist wider mit einem ordentlichen burgersman stifften, und inmitls alles mitleiden puerden, wie ain anderer burger, davon laisten und tragen, und in summa zu nachtl oder praejudicio der burgerschafft so wol mit disem haus als dem öden hoff und gründten im wenigsten gar nichts zuhandlen, deswegen sich auch zurevershirn, seye auch gedacht, mitler weil auf die prandtstat des öden hoffs ain heusl zu erheben und zu pauen, darauf khünfftig sich ain burgersman behelffen und als dis güettl orndtliche gestifft werden khünde. Da aber hierwider bedenkhen und ain burgersman wäre vorhanden, der den einstant begern wolte, sey er nit zu witter, demselben zu weichen. Darauf gibt ain rath neben den beygewesnen aus den genanten des äussern raths zu beschaidt, dieweil sich auf das angeschlagen edict und publicirte orndliche riss khain burgerlicher khaufman bey gericht bisher nit angemelt, so seye in disen khauff bewilligt, also auch in das übrige des herrn dechants begern, daß er den öden hoff und gründt geniessen, hergegen aber die behau22 Neben der Stadtpfarrkirche befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs ein Karner aus dem 13. Jahrhundert. 23 Unter Leihkauf versteht man ein Angeld, das bei Kauf oder Vertragserrichtung vereinbart wurde und das im Gegensatz zum Entgelt nicht in Währung, sondern in Münzsorte angegeben wird.

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4. Die Stadtbewohner

sung am praiten markht allain verkhauffen möge,24 daß er seinem erbietten also mit dem revers gwißlich nachkhumt und hinfüro dis guett ain weg als dem andern ain burgerliches guett verbleib und anderst wohin nit separirt khünfftig zu prejudicio verwidmet werde, daß auch herr dechant in jars frist, oder doch balt ain heusl25 auf den öden hoff, so khüfftig ain purgershaus geben khan, paue und sich darumb bey dem grundtpuech versichern lasse, also fürs ander. Jezo alsbalt ain stäte person und inman in das haus markht, die herrn dechants person verdretten thue, einstelle und alles gebürlichs mitleiden, wie ain anderer burger ain und andern fals davon laiste, müglichst aber eist wider mit ainem wesentlichen annemblichen burgersman stiffte. Das gelt sollen ir ehrwirth gegen empfahung der gwören bey dem grundtpuech ausgeben. Davon solle herr Foitschikh was er gemeiner statt allerseits zusambt den von dem vorigen angemelten stüfftern für leitkhauff und grundpuechs gföll als annderwerths schuldig bezallen, und zu mehrerer versicherung und gwißhait orndlichen gwalt vom herrn Negelein und des Sichharts und seines weibs cession und übergaab, daß er, Foitschikh, dies behausung also völlig zuverkhauffen macht, zu grundtpuechs handen fürbringen und erlegen, das er sich erpotten, also auch herr dechant, was ime seines thails obligt und gebürt.

4.3 Kaiserliche Amtsträger 4.3.1 1689, Mai 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 23 (1684–1702), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Andreas Meerkatz, kaiserlichem Forstknecht in Tulln, Bedingungen zu stellen, unter denen er ein Haus in Tulln erwerben könne. Andrea Meerkazens, kayserlichen forstknechts alhier, gehorsames anlangen und bitten pro groß gnädiger einwilligung und placidirung, daß er das weisgerberische marschallische haus26 käufflich an sich nehmen dörffe, betreffend. 24 Dechant Pinder verkaufte tatsächlich noch im gleichen Jahr das Haus am Hauptplatz an den Sohn des Stadtschreibers Öttinger, Georg. 25 Der Hausbau kam aber offenbar nicht zustande, denn beim Verkauf der Liegenschaft 1638 und in der Folge bis ins 19. Jahrhundert ist nur von einem Gartengrundstück mit einem Stadel die Rede, der beim Stadtbrand 1752 zerstört wird. 26 Es handelt sich um das Haus Wienerstraße 7. Andreas Meerkatz erwarb das Haus vom Weißgerber Elias Mury aus Neulengbach, der es durch die Heirat mit der Witwe Catharina Marschall erworben hatte. Das Haus fiel 1721 an Joseph Nusser, der Maria, die Tochter von Andreas Meerkatz, geheiratet hatte.

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4.4 Bürger

Beschaidt: Ein ehrsamber rath will, daß sich der supplicant des gebettenen hauskauffs bey nechster session vor rath stelle, sodann ihme, wie und auf was weis solche behausung überlassen würde, mit mehrerm vorgetragen werden solle. Inmittls er, Meerkaz, folgende puncta einzugehen und sich hierüber zu erclären beschlossen, nemblich: 1mo were mit abraittung eines quartiers, welches sonsten 16 pfundt27 austrüge, die erkauffende behausung annoch jährlich in steur und landtsanlagen mit 24 pfundt zu verpfunden und in die einlag zu ziehen. 2do solle er, Meerkaz, hierauf burger werden, den burgeraidt ablegen und das gewöhnliche burgerrecht annehmen. 3tio die burgerlichen onera realia (andern gleich) tragen und einem ehrsamen rath sowohl in causa civili als criminali für sein erste instanz erkennen. 4to die burgerschafft mit einquartierungen übertragen helffen, auch soldaten und andere quartier mitleiden. 5to da er, Meerkaz, mit todt über lang der kurz abgehen, und die wittib sich zu einigen andern forstknecht verehelichen würde, einem ehrsamen rath frey stehen solte, solche behausung umb die schäzung zu übernehmen; da aber sein, Meerkazens, wittib oder erben erwehnte behausung gar einem kayserlichen forstknecht ins künfftig verkauffen wolte, berührt ein ehrsamer rath gleich alsobalden das einstandtsrecht28 von obrigkeit wegen haben solle. Dafern nun ermelter Meerkaz nur einigen punct aus vorerzehlten einzugehen sich waigern würde, eo ipso aus dem hauskauf nichts, sondern selbiger völlig cassirt und aufgehebt sein solle.

4.4 Bürger 4.4.1 Nach 1564, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 15 (Eidbuch der Stadt Tulln), fol. 5r

Formular des Bürgereides von Tulln. Gemainer bürger aydt. Ir werdet zu Gott ainen aidt schweren unnd bey euren eren und treuen geloben, dem allerdurchleichtigsten grosmechtigisten fürsten und herrn, herrn Maximiliana, römischen khayser, auch zu Hungern und Behaimb kunigen, a Getilgt und durch Rudolf ersetzt. 27 Pfund vgl. Anm. zu Dokument 2.31. 28 Gemeint sind die Abgaben, die bei Eigentumsübertragung der Liegenschaft fällig wurden. Diese Abgaben sollten, da das Haus der städtischen Steuerhoheit nicht entzogen werden durfte, der Stadt verbleiben.

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4. Die Stadtbewohner

erzherzogen zu Össterreich, herzogen zu Burgunda etc., unserm allergenedigisten herren, und seiner khayserlichen mayestät etc. erben, auch richter und rath dieser stat Tulln jederzeit treu, gehorsam und gewärdtig zu sein, seiner khayserlichen mayestät, derselben erben unnd gemainer stat nuz und fromen zu betrachten und schaden zu wenden nach eurem höchsten und pessten vermugen, und wider seiner khayserlichen mayestät person oder derselben erben fürstlichen obrigkhait noch regierung, noch auch wider richter, rath und gemaine stat Tulln in khainerley weis zu handlen, guete policey und ordnung zu halten, auch nach statbrauch recht nehmen und geben wie ain anderer bürger,b und sonnst alles zu thuen wöllet, das fromen getreuen und gehorsamen bürgersmännern gebürt, schuldig und pflichtig sein.

4.4.2 1565, November 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 229v–230r

Der Rat der Stadt Tulln gibt den wegen rückständiger Abgaben in der Stadt beschlagnahmten Wein von Alban Pernauer frei, sofern die Zahlungen innerhalb eines Monats geleistet würden. Der im Haus seiner Tullner Ehefrau wohnende Pernauer soll entweder seinem Versprechen gemäß das Bürgerrecht erwerben oder einen bürgerlichen Eigentümer des Hauses benennen. Nachdem Albanus Pernauer, als er sich zue der frauen Unnderrainerin29 beheurath, nachmals mit ir, der frauen, die behausung von den underrainerischen erben abgelest, zu mermallen erpoten und zuegesagt, er welle sich hieher sezen, burger werden unnd burgerlichen gehorsam laisten, wie ain ander burger; dieweill er aber soliches bisheer nit gethan, sonnder noch darzue steur, wachgelt, robath unnd ander gemainer stat pilliche anforderungen uber alles gebuerlichs ersuechen unnd vermanen ansteen lassen, zu dem auch jezt unnd darvor on vorwissen der obrigkhait, auch zu wider gemainer stat ordnung unnd altem herkhommen, mösst herein in die stat gefüert, welches sonnst khainem burger also gestat wierdet, demnach ime, Pernauer, verpotten worden, die wein nit abzuziehen, bis er alle ausstennt erlegt und richtig mach.

a Am Rand ergänzt: Steyr, Cärnten, Chrain und Wirtemberg, Graff zu Tyroll. b Am Rand ergänzt: auf den khayserlichen und landtsfürstlichen bevelchen der religionssachen halber ergangen, in allem gehorsambliche volziehung laissten. Die Änderung entspricht den Forderungen des kaiserlichen Generalmandats vom 22. Dezember 1585, nach dem nur katholischen Bewohnern der Stadt das Bürgerrecht verliehen werden sollte. 29 Matthias Unterrainer war fürstlich Passauer Pfleger in Ebelsberg und Mautern. Unterrainer erhielt vom Bischof von Passau für seine Verdienste mehrere Liegenschaften geschenkt.

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4.4 Bürger

Als aber bemelter Pernauer zu der bezallung noch umb ainen lenngern verzug pitlich angehalten, daneben sich verrer erpotten, burgerrecht unnd die gwehr umbs haus zu emphahen unnd sich in allem gehorsamblich unnd burgerlich zu verhalten, darauf sind im die wein abzuziehen bewilligt worden, doch daß er sich in ainem monat fuer gemainer stat verornde steurhanndler auffs rathaus stelle, alda die steuer unnd anndere ausstenndt mit im abrait unnd erleg unnd ausser des khainen wein versilber. Was aber besuechung der gwehr unnd burgerrechts belanngt, wiert sich Pernauer seinem selbst erpietten und zuesagen nach gebierlich zu verhalten wissen, doch soll er zu dem burgerrecht nit gedrungen werden. Das soll er aber daneben auch vorsteen, daß gemaine stat beruerte behausung mit ainem burger gestifft haben unnd also ligen zu lassen lennger nit zuesehen will.

4.4.3 1577, Februar 16, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 8 (Gerichtsprotokoll 1576–1593), fol. 209r

Richter und Rat der Stadt Tulln entlassen Leonhard Has aus seinen Pflichten als Bürger von Tulln. Wir, n., richter unnd rath der stat Thulln bekhennen, daß der erbar Leonhardt Has,30 zaiger diz brieffs, ain zeit lanng hie bey unns bürgerlich gehaust unnd sich in solchem unnsers wissens annderst nit dann erlich unnd burgerlich wol verhalten. Nachdem er sich aber yezt von merer seines nuz unnd fromens wegen von hinnen an anndern ort zu begeben vorhabens, hat er unns bemiessigung seiner burgerlichen phlicht unnd khundtschafft seines abschaidens gehorsamblich angelanngt, die wir ime der pülligkhait nach nit waigern, noch abschlagen, sonndern zu befüerdern genaigt erscheinen wollen. Haben darauf ine, Hasen, seinem glüb, damit er unns unnd gemainer statt verphlicht gewesen, erlassen unnd müessig gezellt. Ist darauf von uns aufrichtig und redlich abgeschaiden. Demnach an menigelich, was ehren, stanndts unnd würden die sein, unnser gebüerlich ansinnen und bitten, mergedachten Leonhardt Hasen von unnsernd unnd seines wolhaltens wegen in günstigen bevelch zu haben. Das stet uns in gleichen oder annern fääln hinwiderumben zu beschulden, on geverde. Des zu warem urkhundt, unnser unnd gemainer stat clainers secret innsigl hierauf gedruckht. Geben zu Tulln, den sechzehenden tag Februarii im fünfzehenhundert sibenzigsten jar.

30 Ein Leonhard Has ist ab 1563 auf einem der später durch den Bau des Kapuzinerklosters abgebrochenen Häuser nachweisbar. Dieses Haus hatte bereits 1570 den Eigentümer gewechselt.

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4. Die Stadtbewohner

4.4.4 1614, April 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 255v–256r

Der Rat der Stadt Tulln weist Valentin Lorenz und Christoffin Schwarz wegen Unzucht aus der Stadt aus und erlegt Lorenz auf, sein Haus in Tulln zu verkaufen. Valentin Lorenz31 und sein anhang, die Schwarz Christoffin, welche bishero miteinander verfierten unzucht halber in gefenckhlicher verhafftung gelegen, auch auf ir, der Christoffin, ausgegoßnen reden, daß sie die ehe noch bey leben ires mans unnd sein, Lorenzen, weib gebrochen haben sollen, examinirt, unnd gehört worden. Sein abermahls fürgefordert, welche aber auf beschehenes zuesprechen weiters nichts, als was sy vor disen bekhenndt, bestehen, sie auch von ime, weill er ir treu und ehe verhaissen, nit weichen wellen, dagegen er fürgeben, daß sie sich nit der gebiehr nach verhalten, ime haimblicher weis die truchen geöfnet, unnd sachen hinweckh genommen, also daß er ir auch dasjenige, so er ir zuegesagt, nit zu halten schuldig. Weill genuegsamb gespiert unnd augenscheinlich befunden wirdt, daß an beeden persohnen nichts guets, daher billich, ain exempel an innen zu statuirn, unnd ainen mehrern ernst zu gebrauchen die notturft erfordern möchte. Derwegen hat ain ersamer rath zu abhelffung solcher bösen händl diß mitl gemacht unnd ime, Lorennzen, auferlegt, daß er inner 14 tagen das haus verkhauffe unnd zuestiffte, auch die statt unnd deroselben purckhfridt auf 5 jar lang meide, also gleichsfahls sie, Christoffin, inner 3 tagen die statt raumbe, unnd inner 10 jar sich in alhieigen landtgericht nit mehr bedreten lasse, nichts weniger einen ersamen rath die gebierliche straff reservirt unnd vorbehalten hat.

4.4.5 1614, Juni 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 272v

Der Rat der Stadt Tulln gewährt Wolf Lehendorfer das Bürgerrecht. Wolf Lehendorffer,32 millner, gehorsames bitten per verleihung der burgerrechts. Corbulo33 1 ducaten.

31 Valentin Lorenz wohnte Kirchengasse 28. 32 Wolf Lehendorffer aus Katzelsdorf erwarb mit seiner Frau Katharina 1614 neben der Schiffsmühle des Bernhard Seiz auch dessen Haus Nibelungengasse 10, tauschte es aber unmittelbar danach mit der Liegenschaft Hauptplatz 7, die er bis 1634 besaß. 33 Das Corbulum war eine Kassa, in die Gefälle, Strafen und Abgaben gezahlt wurden, und die jährlich nach einem bestimmten Schlüssel unter den städtischen Beamten und Ratsbürgern als Aufwandsentschädigung aufgeteilt wurde. Dazu unten Dokument 5.1.9.

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4.4 Bürger

Weil er sich alberaith mit peicht und communion bey alhieiger pfarkhirchen eingestelt unnd seinen geburt unnd abschiedtbrief firgelegt, ist er zu ainem burger angenommen, wie er dan die gewöhnliche aydtspflicht praestirt.

4.4.6 1623, Dezember 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Christoph Ramer zum Verkauf seines Besitzes in Tulln aufzufordern, da seine Ehefrau nicht katholisch werden will und schlecht wirtschaftet. Wüerth auf der rossmühll34 soll erfordert und ime die zuestüfftung inner 6 wochen 3 tagen aufzulegen, dieweill nit allein sein weib nit catholisch zu werden begert, sondern ein ergerliches leben führt, und die würthschafft gar in abnemben khombt.

4.4.7 1624, November 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln gewährt dem Schuster Georg Peck und dem Fleischhacker Nikodemus Crafft das Bürgerrecht. Geörg Peckh,35 schuechmacher, und Nicodemus Crafft,36 fleischhackher, begehren das bürgerrecht. Weill sie hievor ire ehrliche geburth und lehrbrief fürgelegt, hat ein rath wider ihre persohnen khein bedenkhen haben, also mit leistung des gewöhnlichen aydts das burgerrecht empfangen. Der Nicodemus aber, umb weillen er so ein lange zeit sich der burgerlichen gewerb und handtierung unzulessiger weis bishero gebraucht, ist per 4 taller in die straff erkhendt, und haben also sonderlich jedtweder bürgergelt erlegt 2 taller.

34 Christoph Ramer hatte das Wirtshaus „Zur Roßmühle“, Hauptplatz 12, 1622 erworben. Tatsächlich blieb das Ehepaar in Tulln. 1627 erwarb der Gastwirt Matthias Hagen das Haus von Ramer, der Verkäufer erwarb dafür das Haus Albrechtsgasse 9. 35 Georg Peck (†  vor 1650) erwarb 1629 das Haus Milchgasse 2. 36 Nikodemus Crafft, Fleischhauer und Bürger in Tulln, hatte bereits 1621 das Haus Brüdergasse 3 erworben. Er wurde später in den Rat der Stadt aufgenommen.

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4. Die Stadtbewohner

4.4.8 1625, März 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln gewährt Caspar Mayrhofer und Daniel Lehner das Bürgerrecht. Mayrhofer wird aufgefordert, im Fall von Streitigkeiten zwischen dem kaiserlichen Frauenstift und der Stadt Tulln nicht Partei zu ergreifen. Caspar Mayrhofer begert das bürgerrecht, in simili Daniel Lehner neben fürlegung seiner sippschafft. Dieweill die sach zwischen ime, Mayrhofer, und dem Khoch37 ausgeführt, und sein ehrlicher geburtsbrieff in originali verhanden, so ist ihnen baiden das burgerrecht hiemit verwilligt. Vor laistung des juraments aber dem Mayrhofer füergehalten, daß er in sachen, so gemaine statt und das closter gegeneinander jezt oder khünfftig berüeren oder betreffen möchten,38 sich nit implicirn oder partheyisch machen, sondern als ein würckhlicher burger sich seiner pflicht gemeß verhalten wölle, darüber er also vergriffen.

4.5 Inleute 4.5.1 1571, Juni 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 276r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Bürger zur Meldung der bei ihnen wohnhaften Inleute aufzufordern und diese zu befragen. Nachdem auf verordnung der herrn richter, rath unnd genanndten alle inleut in der stat beschriben worden, ist verrer beschlossen worden, daß ain jeder burgersman seine inleit für ainen ersamen rath stellen, alsdann soll ain jeder seines thuens unnd wesens, auch umb seine khundtschafft befragt, unnd da sy den steur unnd wachtgelt nit erlegen, oder nit khundtschafften hetten, von der stat weckh geschafft werden.

37 Hans Koch, aus Trübensee, Faßzieher und Bürger in Tulln, seit 1607 an verschiedenen Adressen in Tulln nachweisbar. In dem gegenständlichen Rechtsstreit hatte Koch Zweifel über den Geburtsbrief Mayrhofers, der aus Schwäbisch Gmünd stammte, geäußert, vgl. unten Dokument 6.4.1. 38 Anna Mayrhofer, die Schwester des späteren Stadtrichters, war Priorin des kaiserlichen Frauenstiftes, sodass von der Stadt Tulln ein Interessenskonflikt befürchtet wurde.

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4.6 Juden

4.5.2 1599, März 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 199r

Der Rat der Stadt Tulln erteilt dem Stadtrichter den Auftrag, den Aufenthalt der Inleute in der Stadt zu regeln und unerwünschte Personen auszuweisen. Rellation per inleith und was füer frembte personen sich hie unterschlaiften und aufhalten. Läßt ime ain rath dise beschreibung gefallen, und ist hieriber dem herrn stattrichter zu seiner verreren disposition dis register wider zuegestelt worden. Der wirdt ime dis sachen pöstes ernstes angelegen sein lassen, damit disfals mit ihnen, inleiten, guete ordnung, zucht, gehorsamb unnd gebierlich respeckt der obrigkhait erhalten, insonderhait ir unbilliche staigerung in den tagwerchen und annderen lohn, damit sy derzeit für sich selbst die burgerschafft beschwert, gennzlich und gar abgestelt, die anderen inleith aber, so füer untauglich befundten, unnd die, so sich ledigerweis hie underhalten, von irrer herrn dienst aussten und lauben herrn bishero geben, genzlich unnd gar abgeschafft werden, wie ime der herr stattrichter mit mehrern jüngsten rathsverlaß nach zethun wissen.

4.6 Juden 4.6.1 1638, Juli 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 173v–174v a

Der Rat der Stadt Tulln lehnt ein Gesuch von zwei Juden um Niederlassung in der Stadt ab. Herr stattrichter bringet vor, was gestallt zwen juden sich alhier mit intercession von dem nuncio apostolico39 angemelt und bey alhieiger statt sich heuslichen underzurichten begehrt. Laß herr stattrichter deswegen, was jeden herren des raths sein votum, absonderlich notiren. Herr Puckher sagt, wie daß alhieige statt Tulln von ihr khayserliche mayes­ tät mit einem jahrmarckht40 befreyet, darbey aber die gewärb handthieruna Am Rand spätere Anmerkung „Juden hinaus!, 1884“. 39 Malatesta Baglioni, Bischof von Pesaro, 1634–1639 Apostolischer Nuntius am Kaiserhof. 40 Anlässlich der Neueinrichtung des Jubilate-Marktes hatte man sich ausdrücklich um die Einbeziehung jüdischer Kaufleute bemüht. In diesem Sinn findet sich bei den Konzepten für die Einladungsschreiben vom März 1636 auch eines an den Judenrichter von Nikolsburg, wo eine große jüdische Gemeinde an der Grenze zu Österreich ansässig war (Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 251–299)).

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4. Die Stadtbewohner

gen selbst und diejenige, so dergleichen führen, dermassen so thue, daß offt besser von einem juden zu kauffen were, dahero dieselbe gemeiner bürgerschafft nit schädlich und umb dise ursachen willen wohl eingelassen werden khönnen. Herr Malzer: Sollen keineswegs eingelassen werden, würden etwan einen nüzlich, der ganzen statt aber schädlich sein, und einer nach dem andern sich in die statt herein begeben. Herr Öttinger vermaint, wann sie schon eingelassen und denselben 1 oder 2 schlechte häusl, so ohn das gemeiner statt in herrnforderungen heimbgefallen, verkhaufft werden sollen, es gemeiner statt nit schädtlich, sondern nüzlich sein würdte, wann sie ihre heernforderungen und anderes, so sonsten ein burger raichen muß, fleissig entrichten solten. Herr Schez vermelt, was massen nach anno 1624 von ihr khayser­ lichen mayestät allen stätten in Österreich anbefohlen worden, die juden einzunehmen,41 haben dieselbe sich hoch darwider beschwärth und solche nit eingelassen, welches noch darbey bleiben solle. Herr Strobel: Die juden sollen kheineswegs eingelassen werden. Sey ein leichtferttiges lumpengesindt, welches alle gestollne sachen aufkhaufen. Herr Fraundorffer sagt, es seyen juden vor disen auch alhie gewesen und weillen viel öede häusser alhie sein, darvon nichts in anschlag und herrnforderungen gereicht wirdt, wie nit weniger, weillen von alhieigen cammerer nichts umb ein billichen werth gekhaufft werden kann, denselben 1 oder 2 heussl zu verkhauffen und ein zeitlang mit denselben zu versuchen. Burger42 vermeldt, die juden sein ebenso theur mit ihren wahren als andere kramber, sollen aber ein jahr lang eingelassen werden. Philipp Hoffer: Solle mit ihnen ein zeit lang probiert werden. Freyböck: Sey nit rathsamb, daß die juden eingelassen werden solten, dann wann sy einmahl hereinkhomben, khönne man sie mit hardter müehe wieder hinausbringen. Die genandten sagen einhällig, daß sie nit eingelassen, ausser Ulrich Uhling, solle mit ihnen ein halbs jahr probiert werden. Verlaß: Weillen die maiora dahin gehen, daß bemelte zween juden nit eingelassen werden sollten, also laßt es ein ersamer rath allerdings darbey bewenden.

41 Gemeint ist das Privileg, mit dem Kaiser Ferdinand II. 1624 die Ansiedlung von Juden im Unteren Werd, einem Teil der heutigen Leopoldstadt in Wien, gestattete. 1670 wurden die Juden erneut aus Niederösterreich vertrieben. 42 Simon Burger, Ratsbürger in Tulln.

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4.7 Bettler und Fremde

4.7 Bettler und Fremde 4.7.1 1528, April 15, Wien St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 5 (Gerichts- und Ratsprotokoll 1517–1534), fol. 219r–220r

Verordnung König Ferdinands gegen Bettler und Vagabunden. Pettler und annder verdächtlich straiffend personen betreffend. Wir, Ferdinand, von Gottes genaden zu Hungernn unnd Behaim etc. kunig, infandt zu Hispanien, erzherzog zu Osterreich, herzog zu Burgundy, Steur, Kherndten, Crain unnd Wirtenberg, embieten denn erwirdigen, edlen, ersamen, geistlichen, unnsern andechtigen unnd lieben getreuen n., allen unnsernn prelaten, den vom adl, herrn, ritterschafft, auch stetten, marckh­ ten, derffernn, aigen und den auff dem lannd, die allethalben zu unnsernn niderösterreichischen fürstenthumben und lannden gesessen und wonhafft sein, denen diser unnser brieff gezaigt oder gelaublich abschrifft darvon fürbracht wirdet, unnser gnad und alle guets. Wir werden gelaublichen bericht, haben auch solchs durch etliche mis­ tater, die umb ir begangen ubltatt und verhanndlung mit dem rechten gestrafft worden sein, urgichten unnd bekhant im grund erfunden, wie durch die fremden einkhomendn petler unnd ander leichtfertig muesgeend unerkhandt personen, so nicht arbaiten, dienen oder sych in dienstparkhait verpinden wellen, sonnder also zu beruerten unnsern fürstenthumben und lannden enthalten, unnsern undtherthanen und euren holden unnd armen leutten mit dem prandt und in annder weg vil schadens, nachtail und verderbens unversechner ding und on al gegrund ursachen fravenlicher weis zugevüegt unnd angethan werden soll, das zum tail, alwol zu vermuetten, durch unser widerwertigen unnd veinde practigkhen, anschifftung, auch ettlicher anderer aigenwilliger poshait und furnemen beschehen mecht. Unnd damit dan solch pes, muetwillig unnd schedlich hanndlung des prannds unnd annder ublthathen, die durch die fremden einkhomenden petler und ander leichfertig miesgeent unnerkhant personen, wie oben angezaigt, geübt unnd fuergenomen, in ermelten unnsern fürstenthumben und landen furan, sovil miglichen, verhuet, underkhomen unnd abgestellt, und hirin menigkhlich vor solchen schaden, nachtails und verderbens zeitlich gewarnet werde, demnach emphelhen wir euch allen und eur yedem in sonderhait mit allem ernstlichen vleis und wellen, das ir also die frembden einkhomenden petler und ander leichtfertig mueßgeendt arkhweng personen, die nicht arbayten, noch sy in dienstperkhait verbunden wellen, der gleichen ire weiber unnd khinder, die zu der arbait vermiglich und ir narung gewinen, und arbeiten und die nit genuegsam khundtschafft oder schein, das sy von der von der selben gegend püerttig oder yemals daselbst gewest, 135

4. Die Stadtbewohner

noch erberlich und fueckhlich gehalten, furbringen oder gelaublichen anzaigen würden, in unnsernn oder euren gerichten, gebieten, stetten, fleckhen, marckhten, derffern unnd aigen ferrer khains wegs nicht hausett, helffen, azet, trenckhet oder mit dem heiligen almusen eur hilff und gab mittailet, ferner enthaltet, oder leidet, sonder dieselben erstlichen, wo sy fürnemblich nit angeh wenig oder an boser thatt ergriffen oder erfunden wurden, aus den vorberuerten stetten, marckhten, fleckhen, dörffern, aigen und gegenten furderlich auspiettet, unnd an die ort, davon sy gekomen und bekhant sein, schaffet. Wo sy aber das nicht thuen und dariber daselbst ankhomen und betretten, alsdan dieselben venckhlich annemben, unnd welche darunder arckhwenig und verdechtlich gefunden, die erstlichen in der güette zimlicher weis besprechen und von inen guete erkhundigung unnd erfarenhait nemen unnd halten lasset, und so bey inen etwas verdechtlichs oder arckhwenig vermerckht oder gespürt, nachmalln gegen denselben weiter mit peinlicher frag, was sy darauf von pillichait und recht wegen zu thuen gebürt, handlen und fürnemen lasset, und euch hierin gehorsamlich und dermassen für betrachtlich erzaigen, damit der nachtail und schaden, so wiend anzaigt unsern undterthanen und euren holden unnd armen leuten durch solch unwissend beschedigung unversehentlich begegnen, khunftikhlichen underkhomen und verhüet werde, als dan eur yeder zu thuen schuldig ist. Daran thuet ir genzlich unnser ernnstliche und gefellige mainung. Geben in unnser stat Wien, am fünfzehenden tag des monats Aprilis anno etc. im achtunndzwanzigisten, unnserer raich im anndern.

4.7.2 1599, August 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 236v

Der Rat der Stadt Tulln lässt mehrere Personen, die wegen Verstoßes gegen kaiserliche Anordnungen festgenommen worden waren, nach dreitägiger Haft frei. Verdächtige personen: Steffan Khirchstötter, schuster, inwohner unter herrn von Althan zu Caindorf, Hanns Schelba von Wurath43 aus Wirtemberger landt, seines handtwerchs ain zimmerman, sambt seinem weib Maria Jacobe von Popfingen, Michl Khirschner, noch ledig, ain schneider, und Paul Pöchman von Hasfurt, ain spilman, so alle, ausser des Khirchstötters, vermug irer fürgelegten pasporten für khriegssoldaten gedient, sein darummen zu gericht verdächtig einkhummen, daß sy zu wider den khaiserlichen generaln mit ungewönlicher 43 Vielleicht verschrieben für Wört, das nicht allzu weit entfernt von Bopfingen liegt, woher die Frau Schelbas stammte.

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crammers gattung, als wenig wessern darin, sy mit wirffeln zu spillen begert, auf den marckht khummen, und ungeacht der beschehnen abschaffung nichts weniger den marckht hie verblieben, in die wiertsheuser hin und her geloffen, sich mit bösem gelt spillens understanden, und als sy hernach in des stattschreibers behausung miteinander gezecht, der Schelpa dem Khirchstötter, inwohner zu Cainsdorff, ainen peitl mit 5 fl. gelts seines fürgebens darumben genumen, daß er, Khirchstetter, sein, Schelpers, weib vordern tags zu nachts, auch hernach anndern tags under mittag mit ime seines willens zu pflegen begert, darzue er, Schelba, gleich khumen, und als Khirchstötter den peitl in henden gehabt, ime denselben heraus gerissen, im willen, solches dem wierth zu vermelden, darüber erst der schuester zu schreien angefangen, und ine bezigen, daß er im den peutl gestollen hette, welches der wierth gehört, unnd darüber sy alle zu gericht einziehen lassen, etc. Dieweill sich aber nach beschehner vleissiger examination in werckh mehrers tättlichs bey innen nichts befunden, sein sy umb des verdachts willen drey tag im gerichtshaus fennckhlich gestrafft, alsdann wider vort passirt worden, mit dem aufferlegen, daß sy inen dis ain wahrnung sein lassen und sich hinfüro der erbarkhait und denen khaiserlichen publicirten generaln gemess accomendirn unnd verhalten sollen. Nota bene: Georg Lechner von Spittal und Georg Vell von Michlhausen, die den Schelba fürgestelt, sagen aus, daß der Schelpa und sein weib miteinander rechte eheleuth sein und sich miteinander sonst jederzeit wol verhalten haben.

4.7.3 1677, April 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beauftragt die Spitalsuperintendenten, den Spitalmeister und den Stadtschreiber, die Bettler vor der Kirche vorzuladen und nur arbeitsunfähigen Personen das Betteln zu gestatten. Eodem die geschlossen worden, daß herr Georg Reuscher, herr Elias Friedrich, beede spitalsuperintendenten, neben dem herrn spitalmaister und stattschreiber an einem gewissen tag die armen leuth, so vor der kirchen stehen, in das spital berueffen, selbige beschreiben, denjenigen aber, welche presthafft oder alters oder schwachheit halben nicht arbeithen und ihr brodt gewinnen können, vor der kirchen zu stehen und das allmosen zu sammeln erlauben, die jungen und starcken leuth aber völlig ab- und wegschaffen sollen. Dazu auch soll ein gewisser man,44 welcher auf die bettler vor der kirchen und sonsten in der statt achtung gibt, bestelt werden.

44 Gemeint ist ein zuverlässiger Mann.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften 5.1 Rat 5.1.1 1535, Dezember 3, Wien St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 6 (Ratsprotokolle 1534–1563), fol. 71v–72v

Landesfürstliche Ratswahlordnung der Stadt Tulln. Ain khuniglicher bevelch die waal der gericht und rattsambter betreffent, 1535. An die von Tulln. Ferdinand, von Gots gnaden römischer zu Hungern und Beham etc. khunig. Getreu lieb! Als ir hievor durch ain schrifft an unnser regierung der niederösterreichischen landen von wegen der ratspersonen waal, darinnen etwas mißbräuch zu verderben gemainer unser stat Tulln beschwer erschinen sein sollen, gelangen haben lassen, darauf geben wir eu gnediglich zu er­ khennen, daß wir die sach mit gedachter unser regierung bewogen und uns aus den ursachen, in beruerter eur schrifften begriffen (die wir auch merers tails für ehafft und gegrundt achten), ainer ordnung, welichermassen die wal daselbst hinfuran ungevörlich gehalten werden solle, auf nachvolgende weg entschlossen und bewilligt: Namblichen daß durch sechsunddreissig personen des rats und der genannten in benennter unser stat Tulln die personen zu ratsambtern gewelt, und in solcher waal nicht mer als vier aus dem alten rat vorkhert und mit vier andern geschickht und darzue tauglichen mannern denselben unser stat widerumben ersezt weerde, und daß derselben erwelten ratspersonen zway jar lanng unverkhert (inmassen dass hir in unser stat Wyenn auch gehalten und gepraucht) in verwaltung beleiben, und so dieselben zway jar verschienen, dann die waall (zu versteen albegen am dritten jar) wider durch die obenannt zall der sechsunddreissigkh personen, ratt und genannt, ordenlichen und obberuetter gestalt mit verännderung vierer ratsmannen fuergenemmen und beschehe, und ist demnach unser ernstlicher bevelch und wellen, daß ir hinfuran angezaigte waal also albegeb obbestimbtermassen bis auf unser oder unser erben und nachkhommen weitter wolgevallen haltet und gebrauchet. 138

5.1 Rat

Dann als ir der comissarien halben, so jarlichen von wegen der waall und aydtpflicht, nämblichen in der weihnacht wochen, zu welcher zeit gewundlich am kheltisten ist, zweymall daselbsthin gen Tulln in der schwaristen winnter- und schneezeit verordnet worden, daß doch durch ain commission woll ausgericht werden mechte, und gemainer stat auch den commissaria beschwärlich sein solle, mit mereren antzaigen in beruerter eurer schrifften unnder annderem annregung thuet, so bedenkh wir, daß solcher gebrauch gemainer statt gleichwoll nachtailig, und commissari zu schickhen und zu underhalten etwas mer unnodturfftigen khosten auf ime tragt. Solchemnach ist verrer unser maynung, daß die comissarien nach erwellung der gericht und rathsambter die erwelten richter und ratspersonen obgenannter unser regierung in schrifft verschlossen ubersenden, der selbst zuebringen sollen, und welich gewelt personen zu solchen ratsambtern durch dieselb regierung angenomen, dass dieselben durch ein missive den alten des rats angezaigt, und alsdann sambt dem neuen richter von weegen des ayds und der bestät für die regierung gewisen, unnd fürnämlichen gedacht seynt, daß die waall an lessten Samstag im advent, in bedenkhung, dass die khelten denselben zeit gewondlich etwas milder, daß umb Weihnachten hinfüran obberurter gestalt gehalten werde. Doch alles auf unser oder unser erben und nachkemmen weitter wolgevallen als obstet. Das ist unser ernstlicher willen. Geben in unnser stat Wienn, den dritten tag des monats December anno im fünffunddreissigisten, unser reichs des römischen im fünfften und der anderen im zehenten. Comissio dominis regis in consilio Bischof zu Laybach,1 stathalter Nicolaus Rabenhaubt,2 canzler Gotthard Strain, herr zu Schwarzenau3 Trojan von Aursperg.4

5.1.2 Nach 1564, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 15 (Eidbuch der Stadt Tulln), fol. 3r

Eidformel für ein Mitglied des Inneren Rates der Stadt Tulln.

1 Christoph von Rauber (um 1466–1536), zweiter Bischof von Laibach/Ljubljana, ab 1532 Niederösterreichischer Statthalter. 2 Nikolaus Rabenhaupt von Suchce, Freiherr zu Ottensheim († 1538), Kämmerer und Rat der Kaiser Karl V. und Ferdinand I., ab 1527 Kanzler der Niederösterreichischen Regierung. 3 Gotthard Streun von Schwarzenau († 1538), Niederösterreichischer Regimentsrat. 4 Trojan von Auersperg (1495–1541), 1537–1541 Niederösterreichischer Statthalter.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Rathspersonnen aydt. Ir werdet ain aydt zu Gott unnd heilligen schweren, unnd bey euren eren und treuen geloben, dem allerdurchleichtigsten, grosmechtigisten fürssten und herren, herren Maximilian, römischen khayser, so auch zu Hungern und Behaimb etc. khunich, erzherzogen zu Österreich, herzogen zu Burgund etc., unserem allerdurchleichtigisten herrn, und seiner khayserlichen mayestät etc. erben getreu, gehorsam und gewärttig zu sein, seiner khayserlichen mayestät etc. und derselben erben, auch der stat Tulln nuz und fromen zu betrachten, und schaden zu wenden, und wider seiner khayserlichen maystät person oder derselben erben, fuerstliche obrigkhait noch regierung in khainerley weis zu handlen, guet ordnung unnd policey zu halten, den armen als den reichen und den reichen als den armen ain gleiches gericht unnd urthl sprechen, unnd sonst alles zu thuen, das getreuen und fleissigen rathsmänndern gebürt, schuldig und plichtig sein, unnd darinnen weder müeth, gab, freunndtschaft, veinndtschafft noch ichtes anders anzusehen, wie ir das am jüngsten tag gegen Got veranndtwortten wellet.

5.1.3 Nach 1564, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 15 (Eidbuch der Stadt Tulln), fol. 4r

Eidformel für ein Mitglied des Äußeren Rates der Stadt Tulln. Genanndten oder des äussern rats aydt. Ir werdet ainen aidt zu Gott unnd heilligen schweren, unnd bey euren eren und treuen geloben, dem allerdurchleichtigisten, grosmechtigisten fürsten und herren, herrn Maximilian, römischen khayser, auch zu Hungern und Behaimb etc. khünigen, erzherzogen zu Österreich, herzogen zu Burgund etc., unserem allergenedigisten herrn, und seiner khayserlichen mayestät etc. erben getreu, gehorsam und gewärttig zu sein, seiner khayserlichen mayestät etc. und derselben erben, auch der stat Tulln nuz und fromen zu betrachten, und schaden zu wenden, und wider seiner khayserlichen mayestät person oder derselben erben, fürstliche obrigkhait noch regierung noch auch wider gemaine stat in khainerley weise zu hanndlen, die gehaimb des rats zu verschweigen, guet ordnung und policey zu halten, dem armen als dem reichen und dem reichen als dem armen ain gleiches gericht und urtl spröchen, unnd sonst alles zu thuen, das gethreuen und vleissigen männdern des äussern rats gebüert, schuldig und pflichtig sein. Und darinnen weder müeth, gab, freunndtschafft, veindtschafft noch ichtes anders anzusehen, wie ir das am jünngsten tag gegen Got veranndtworten wellet.

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5.1 Rat

5.1.4 1570, Februar 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 240v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt eine Geldstrafe für Ratsmitglieder, die unentschuldigt nicht zu Ratssitzungen oder zur Rechnungslegung erscheinen. Annheut dato haben die herrn richter, rath unnd genanndte ainhellig beschlossen unnd furgenummen werden die ordnung wegen erscheinung inn ainem ersamen rath unnd zue aufnemmung der ambter raittung, wie vormals in brauch gewesen, nach also zu halten. Nämblichen welcher rathsfreundt unnd genanntter nach ordenlichen ansagen nit in rath oder zue der raittungen erscheinet oder vom herrn stattrichter seines ausbleibens khain bewilligung hat, noch sich mit andern erheblichen ursachen sich zu entschuldigen wais, der solle zur straff erlegen ain groschen.

5.1.5 1578, Dezember 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 7 (1576–1578), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Strafdrohung gegen Ratsmitglieder, die unentschuldigt den Sitzungen fernbleiben, zu verschärfen. Hiemit dato hat der herr stattrichter, herr Täbrer,5 seinen pannbrief6 verlesen lassen, auch von den herrn des innern rats sowoll auch von den herrn genanndten des äußern rats dem alten gebrauch nach das glüb aufgenummen, gleichsfals Wolf Seizen7 unnd Hannsen Geisenprunners8 als junngen genanndten den gebürlichen aydt fürgehalten. Und nachdem auch bisher gebreuchig gewesen, welcher der herrn des innern oder des äussern rats nach ordenlichem ansagen zu den rechten stund vor dem verleitten nit erscheinen, oder von ainem richter erlaubnus genummen, daß ain jeder ainen groschen zu straff in der herrn corbulum9 erlegen müessen. Bey solcher ordnung soll es noch beleiben unnd ernnstlich darob gehalten werden. Welcher aber das dritte mall ungehorsamblich würde ausbleiben, oder vom herrn statrichter nit erlaubnus hette, oder vor beschliessung der raittung on genuegsamb ursachen weckhgienng, unnd nit darbey blibe, der soll alsdann in aines ersamen rats merer straff sein. 5 Georg Täberer, Bürger in Tulln, 1579/80, 1588–1595, 1599–1600 und 1603/04 Stadtrichter, wohnhaft Hauptplatz 25. Täberer hatte das Haus durch die Heirat mit der verwitweten Agathe Niedermayer erworben. 6 Gemeint ist das landesfürstliche Dekret, durch das dem Stadtrichter die Blutsgerichtbarkeit verliehen wurde. 7 Wolfgang Seiz, Fleischhauer und Bürger in Tulln, ab 1571 wohnhaft Albrechtsgasse 11. 8 Hans Geisenprunner († 1608), Schuster und Bürger in Tulln, ab 1575 wohnhaft Hauptplatz 8. 9 Corbulum vgl. Anm. zu Dokument 4.4.5.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.1.6 1615, März 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 13v

Der Rat der Stadt Tulln fordert Ulrich Gürtler auf, seine Beschwerde gegen Johann Alxinger wegen einer beleidigenden Äußerung in der Ratssitzung in Gegenwart Alxingers zu wiederholen. N., die genannten, contra herrn Hanns Alxinger. Ulrich Giertler10 bringt in namen der genannten für, nachdem ainem rath wol bewußt und selbst darin mit interessiert sein, daß Johann Alxinger11 jüngstlich in gehaltener raths session offentlich fürgebracht mit diesen wortten, „sey Gott lob, ich hab vermaint, man werde die litteraten alle aus dem rath heraus wehlen“. Wann dann solches ir ehr antrifft und niemandt wissen khan, welche er gemaint, bitte er, den- oder dieselben nahmhafft zu machen. Weill anjezt herr Alxinger sich zuverantwortten nit zugegen, als wirdt er khünfftig in seinem beysein dise beschwär fürzubringen wissen.

5.1.7 1666, Februar 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln wählt Ferdinand Hohenrieder und Hans Gastager in den Äußeren Rat. Zu äussern rathsfreunden seind herr Ferdinand Hohenrieder mit sechs votis, der Hans Gastager12 mit sieben erwöhlt. Jedoch solle vor ablegung des juraments mit ermeltem herrn Hohenrieder richtigkait gemacht, auch weiln er vorgibt, er hett den vorigen gemainer statt extract verlohren, und ein andern begert, also solle ihme solcher gegen der tax von der canzley ervolgt werden.

5.1.8 1666, März 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln bestraft Georg Öttinger wegen dessen verächtlichen Äußerungen über den Rat.

10 Ulrich Gürtler († vor 1630), Schneider und Bürger in Tulln, wohnhaft Rudolfstraße 6. 11 Hans Alxinger, Ratsbürger in Tulln, 1595–1597 lateinischer Schulmeister, später Wirt auf der „Roßmühle“, Hauptplatz 12, Stadtkämmerer. 12 Hans Gastager († 1684), aus Laufen an der Salzach, Lederer und Bürger in Tulln, wohnhaft Albrechtsgasse 26.

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5.1 Rat

Anheut ist nach ergangenen verlaß ihro gnaden herrn wahlcommissarii der Hanns Georg Ottinger fürgefordert, ihme seine neulich ausgegossene reden, daß ein rath der burgerschafft das ihrig abstelle, weiln nun aber Ottinger die rathsfreundt nit für zeugen erkennt, und den Gastager unnd Zällinger fürschüzt, als sein beede fürgefordert, und sagt Gastager, er hett gesagt, „Gastager Hänsl, wilt auch in rath kommen, und den teufl zu spahren, kondts uns nit hellfen, so holle enckh diser und jener“. Daß er aber von schelmb oder dieb geredt, wisse er nit, weil er einmal hinaus in die werckstatt gangen, under dessen er’s geredt haben mag. Zollinger meldt, er hett ein rausch gehabt, weither nichts gehört, als daß er vom teuffl geredt, wisse weder anfang noch endt. Verlaß: Weiln nun des Öttingers zeugen gehört, beede aber sich entschuldigen, daß sye kein zeugnus geben können, umb willen der aine vermelt, er sey under dessen aus der stuben in die werckstadt gangen, under welcher zeit er’s wol geredt haben mag, der ander aber gemelt, er het ein rausch gehabt, weder beim anfang noch beim endt gewest, also kein zeugnus geben könne, disemnach ist Öttinger, umb willen drey ehrliche rathsfreundt ihne überzeugt, in die straff zwölff ducaten, und bis zu erlaag in die burgerstuben in arrest erkennt. Und weiln Öttinger sich dahin referirt, er begehre, daß die zwey rathsfreundt ein aidt thun sollen, daß er solches geredt, haben sich die zwey rathsfreundt darzu erbotten. Worüber sich Öttinger beclagt und umb nachlaß der straff gebetten, öffters aber der burgerstuben sich gewaigert, die appellation an die regierung anerbotten. Als ist lestlich auf sein bitten ein rath dahin bewegt worden, daß ihm die straff auf sechs reichsthaller gelassen, doch daß er mit zwey ehrlichen männern und rathsfreunden einen innern und äussern rath umb Gottes willen abbitten solle, welches er durch herrn Nicodemum Crafft und herrn Jacob Stainpichler gethan, und die straff under sechs thaller zu erlegen versprochen, worbey alle betrohungen, äusserung dises handls und enthaltungen diser ungebührlichen reden bey pöen zwölff ducaten ihme auferlegt worden, haben darüber die rathsfreundt und Öttinger angelobt. Obwohln Öttinger gleich wider herrn Johann Hilbesroider13 clagen wollen, ob het er vor 12 oder 14 wochen geredt, vor fünffzehen jahrn hetten die herrn wie dieb gehandlet, weiln aber dise angebung scheint, daß es vom Öttinger aus lauter rach und passion herrühret, als hat ein ehrsamber rath eines mit dem andern bey obigem pöenfall aufgehebt.

13 Johann Hilbesroider, Lederer aus St. Georgen in Oberösterreich, ab 1661 wohnhaft in Tulln, Albrechtsgasse 24.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.1.9 1666, Mai 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt die jährliche Aufteilung der Erlöse des Corbulums auf den Stadtrichter, den Stadtschreiber, dessen Schreiber und den Ratsdiener sowie auf die Ratsmitglieder. Anheut ist gewöhnlichem brauch nach vor eröffnung der kaiserlichen richter- und rathswahl resolution der corbulum14 getheilt worden. Hat selbiger in allem 72 fl. 2 s. ausgetragen, worvon herr stattrichter zur verehrung 2 fl., herr stattschreiber 1 fl., dessen schreiber 2 s., und der rathsdiener 2 s. empfangen, thut 3 fl. 4 s. Die übrigen 68 fl. und 6 s. seind in ailff theil und auf einem 6 fl. 2 s. kommen, und also der ordnung nach ausgetheilt worden.

5.1.10 1666, Juni 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der neue Stadtrichter der Stadt Tulln, Johann Schweickhard Khülff, bittet um seine Vereidigung und schlägt Maßnahmen zur Reform des Rates vor. Anheut nach gehaltenem ambt de Sanctu Spiritu15 erindert herr Johann Schweikhard Khülff als von ihro kaiserlichen mayestät resolvierter neuer stattrichter, daß einem edl wollweissen stattrath wissent, wasgestalten die kaiserliche resolution ihm das mühsambe stattrichterambt aufgetragen. Nun hab er zwar nit anderst vermaint, oder verhofft, als daß er vermittels etlicher gueter herrn und freundt bey hochlöblicher regierung sich dessen entschitten könnte, zumalen aber ihro gnaden, herr wahlcommissarius, ihm expresse angedeut, daß es, primo, in der regierung macht nit stehe, andertens, er auch darmit nichts ausrichten werde, als hab er sich allergehorsambist accomodirt, pann und acht empfangen, sodan die kaiserliche resolution und paanbrief ablesen lassen, alsodann einen ehrsamben rath vermahnet, daß hinfüro in dem rath, sonderlich in den propositionibus, bessere ordnung gehalten, und nit andere privatsachen sollen eingereicht werden. Warüber herr stattrichter von einem ehrsamben rath die angelüebung begehrt, herr Galler16 aber darauf erindert, er wisse von keinem angelübung, sondern sey nur ein glückwüntschung, man hette ihne auch nit angelobt, hetten ihr jurament eben sowol als herr stattrichter bey hochlöblicher regierung abgelegt. Auf repliciren herrn stattrichters, daß er soliches in den

14 Corbulum vgl. Anm. zu Dokument 4.4.5. 15 Der 16. Juni 1666 war der Mittwoch vor Trinitatis. 16 Simon Galler war der Amtsvorgänger von Johann Schweickhart Khülff.

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5.1 Rat

alten protocolln gefunden, hat herr Eisen vermelt, es möchte wol das wortt „glübt“ eingerückt sein worden, sey aber nit stricte, sondern auf eine glückwüntschung, massen er zu Closterneuburg und Chorneuburg, auch anderwerts, dass es nit sey, die nachricht hab, zu verstehen. Propositiones: Erstlichen, daß mit ehistem der äussere rath, in welchem über beraits zway erwöhlte, als Hohenrieder und Gastager, noch zwo stellen ledig, ersezt werden. Item ein ieder, da ihme in dem rath angesagt wird, gehorsamblich erscheinen, und wer verhindert, sich bey herrn stattrichter entschuldigen oder zur straff drey groschen erlegen. Nit weniger, dass von Georgi17 bis Michaeli18 man zu morgens umb 7 uhr, von Michaeli aber bis Georgi umb 8 uhr in den rath gehen solle. Verlaß: Weilen herr Hohenrieder nit hier, als wird ihme herr stattrichter belieben lassen, auf negsten rathtag etliche burger vorzuschlagen, worvon auch die abgangige zwey stellen ersezt werden, die sodan solle vier zu gleich das juramentum ablegen mögen. Im ubrigen bleibt bey der proposition, sowol der straff als rathstagszeit halber.

5.1.11 1666, Juni 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln wählt aus dem Wahlvorschlag des Stadtrichters Michael Thonhofer und Hans Eckhart in den Äußeren Rat. Erstlichen, herr stattrichter proponiert, daß vor allem vonnöthen, die äussern rathsstellen zu ersezen, derentwegen er den Michael Thonhoffer, Georgen Hueber19 im ersten, den Christophen Göz20 im anderten, im dritten viertl21 Hanns Georg Rappan,22 im viertten viertel Hannsen Mayr oder Bartholomeus Frey,23 seind also die wahlen nachfolgenter gestalt ergangen: Michael Thonhoffer (10 Stimmen)a Hanns Eckhardt24 (7 Stimmen) Hanns Georg Rappan (3 Stimmen).

a Die Stimmen sind in Form einer einfachen Strichliste neben dem Namen vermerkt. 17 Georgi ist der 23. April. 18 Michaeli ist der 29. September. 19 Georg Huber, aus Schlesien, Seifensieder und Bierbrauer, wohnhaft Albrechtsgasse 31. 20 Christoph Göz, Binder, wohnhaft Nibelungengasse 17. 21 Zu den Tullner Vierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4. 22 Hans Georg Rappan, Glaser, wohnhaft Bahnhofstraße 5. 23 Bartholomäus Frey, Hufschmied, wohnhaft Rathausplatz 6. 24 Hans Eckhart stand bemerkenswerterweise nicht auf dem Wahlvorschlag. Er stammte aus Sullberg im Allgäu und ist ab 1674 in Tulln an der Adresse Bahnhofstraße 7 nachweisbar.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Haben also die majora den Michael Thonhoffer und Hannsen Eckhardt getroffen, welche negsten rathstag neben herrn Hohenrieder und herrn Gastager das jurament ablegen werden.

5.1.12 1673, Jänner 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt ein Verbot des Spielens, insbesondere des Trischacken-Spiels, und setzt als Geldstrafe 12 Dukaten fest. Erstlichen proponiert herr stattrichter, wie daß allerhandt unainigkeiten und passiones under denen herrn rathsfreunden vorbeygehen, welche dem gemainen weesen sehr schädtlich, ermahnet dahero ietwedern treuherzig, dergleichen unainigkeiten, sonderlich bey dieser zeit, hinweckh zu legen. Und weiln dergleichen unheyl und ungelegenheiten, wie es die erfahrenheit gibt, zum öfftern aus dem spillen, vorderist aus dem all zu sehr im schwung gehenten tryschäckhen25 auch under den besten freunden entspringe, als consuliert, ob nit derjenige verlaß, so angestert bey dem stattgericht deswegen ergangen, auch bey rath in pleno zu confirmiren, und zu künfftiger nachricht, auch abwendung allerhand ungelegenheit, dem rathsprotocoll einzuschreiben und wol zu observiren. Worüber dan ein gesambter inner und äußerer stattrath einhellig geschlossen, daß hinfüro aus obenangezogenen ursachen das schädtliche spiellen in dieser statt, absonderlich das tryschacken, sowohl denen inn- und äußern rathsfreunden, als auch denen burgern, wer der auch seye, es geschehe nun gleich in ihren aignen oder auch in den würthshäusern, bey pön 12 ducaten genzlichen inhibieret, aufgehebt, und verpothen solte sein, die ein iederweder, sobald er hiewider betretten, oder glaubwürdig angezaigt wird, ipso facto solte verfallen haben, und solle solche straff nit zu eines, weder iezig, noch künfftigen, herrn stattrichters, sondern iedesmahl zu gemainer statt nuzen, als reparierung der thürn und stattmaurn, oder auffspalierung26 der rathsstuben, oder anderer gemainer statt nothwendigkeiten appliciert und angewendet, derjenig aber, so am geldt manglet, deswegen am leib wohl empfindtlich gestrafft werden.

25 Trischaken ist ein Kartenspiel. Bereits Johann Georg Krünitz (Krünitz, Oekonomische Enzyklopaedie 553) waren die genauen Regeln nicht mehr geläufig. Vielleicht handelt es sich um eine Vorform des Tarock, wo Trischaken noch eine Spielart ist. 26 Spalierung meint das Tapezieren eines Zimmers.

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5.1 Rat

5.1.13 1681, Dezember 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln erlegt Martin Crafft, Fleischhacker und Mitglied des Äußeren Rats, auf, nach Vorwürfen der Straßenräuberei seine Unschuld zu beweisen und sein Fleisch ordnungsgemäß den Fleischbeschauern zu melden. Wegen des Vorwurfs der Unzucht mit seinen Dienstmägden sollen weitere Informationen eingeholt werden. Martin Crafft,27 äußern raths und fleischhacker alhie, würdt befragt, was es für eine beschaffenheit habe, daß man von ihme öffentlich spargire,28 er habe auf der zeiselstrassen29 leuth ausrauben wollen. Crafft antwortet, er sey von einer zeit von Herzogenburg geritten undt rauschig gewesen, wehren ihme zwey zeislwägen bey Dürrnrohr zu nachts begegnet, von welchen er auf ein achtl wein begehrt, darauf einer gesagt, die heden kein geldt, kenten ihn wohl, er sey der fleischhacker von Tulln. Hierüber er sie gebetten, ihme nichts für übel zu haben, hetten sie gesagt, gar nichts, hernach er fortgeritten. Den dritten wagen habe er nur gefragt, ob sie keinen weittern gesehen. Wegen des kuntner30 von Schönbühel wisse er nichts, daß er ihme degen und huedt genommen haben solle. Thette ihn zeigen, daß sein sohn auch dabey gewesen wehre. Bittet um gedult, wolle sich purgirn, ein ehrsamber rath möchte ihme an die handt gehen. Verlaß: Dem Martin Crafft ist ernstlich aufferlegt worden, daß er sich wegen beeder sachen genuegsam purgiren, von Schönbüchl und Stain schrifft­ lich attestation inner 4 wochen fürbringen, widrigenfahls er aus dem rath excludirt werden solle. Undt weiln fürkommen, daß er gar ein schlechtes fleisch habe, auch gar nie denen fleischbeschauern einsagen lasse, als ist ihme anbefohlen worden, die statt mit guetem fleisch hinführo zu versehen, auch denen fleischbeschauern allemahl einsagen lassen. Item ist ihme, Crafften, fürgehalten worden, daß er seine 2 menscher geschwengert, undt eine nach der andern fortgeschickt haben solle, die eine seye zu Stockerau, die andere zu Zeislmaur, sey noch schwanger, die erste solle in dem spittal zu Wienn niderkommen sein, mit nammen Maria.

27 Martin Crafft, Fleischhacker und Bürger in Tulln, ab 1654 an verschiedenen Adressen nachweisbar. 28 Lat. ein Gerücht verbreiten. Der Rat hatte das Verfahren nach den Anzeigen des Organisten Stephan Kürschner und des Fleischhauers Jakob Schaffenrath eröffnet (1681, Dezember 2, Tulln, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.). 29 Zeiselstraße, Straße nach Traismauer ostwärts, vgl. auch den Ortsnamen Zeiselmauer. 30 Ein Kuntner stellte Pferdegeschirre her. Diesen Hinweis verdanke ich Frau Dr. Margot Schindler, Direktorin des Österreichischen Museums für Volkskunde (Wien).

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Crafft antwort, er wüsse von disen nichts, sey unschuldig, man solte ihme diejenigen fürstellen, welche ihn solches zeigen. Der caraffische31 caplan habe die erste geschwengert, könne auf die knecht und menscher nit achtung geben, sey ihm laid, daß es in seinem haus also zugehe. Verlaß: Es soll herr rentmaister zu Königstötten durch ein brieffl nachbarlich ersuecht werden, daß er die Christina N., so derzeit zu Zeislmaur schwanger sich aufhalt, examinire, wer der vatter zu dem kindt seye. Interim solle er, herr Crafft, dem bankknecht seinen lohn einbehalten.

5.2 Stadtrichter 5.2.1 Nach 1564, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 15 (Eidbuch der Stadt Tulln), fol. 2r

Eidformel für einen Stadtrichter der Stadt Tulln. Stattrichters zu Tulln aydpflicht und verleihung paan und acht. Ir werdet ain aidt zu Gott unnd heiligen schweren unnd bey euren ehren unnd treuen geloben, dem allerdurchleichtigisten, grosmechtigisten fürsten und herrn, herrn Maximilian, römischen khayser, auch zu Hungern und Behaimb etc. khunig, erzherzogen zu Österreich, herzogen zu Burgund etc., unserem allergenedigisten herrn, und seiner khayserlichen mayestät erben gethreu, gehorsam und gewärttig zu sein, seiner khayserlichen mayestät etc. und derselben erben nuz und fromen zu betrachten und schaden zu wenden nach eurem vermugen, das gericht nach eurem pessten versteen treulich und aufrichtiglich verseen, und das recht über das pluet der menschen mit denen personen, so darzue gehören, zu besezen, unnd den armen als den reichen und den reichen als den armen ain gleichs gericht und recht ergeen zu lassen, und derinnen weder muet, gab, freunndtschafft, feindtschafft, noch ichtes annders dann die Göttlich gerechtigkhait anzusehen, als ir das am jüngsten tag gegen Gott veranndtworten wellet. Articl und verleichung paan und ächt. Und wann er nun den aydt gethan, sollen innen die comissarien an den stab greiffen lassen mit disen volgunden wortten: In namen der römisch khayserlichen mayestät unseres allergenedigisten herrn wurdet euch hiemit paan und acht verliehen mit dem rechten über das pluet der menschen zu richten.

31 Vermutlich Anton Graf von Caraffa († 1693), Inhaber eines 1672 aufgestellten Kürassierregiments.

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5.2 Stadtrichter

5.2.2 1564, April 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 114v

Der Rat der Stadt Tulln wählt Hans Schnalzer zum neuen Stadtrichter und meldet dieses Wahlergebnis an die Niederösterreichische Regierung. Auf der hochlöblichen niederösterreichischen regierung bevelch der neuen waal aines richters halben, ist heut durch sechsunddreissig personen, rath unnd genanndten, ain neue waal fürgenummen. Und welliche in sollicher waal zum richter ambt stimmen haben, die seind ordennlich verzaichnet unnd der regierung neben presentierung des herrn Schnalzer, so zum richter ambt die maisten stimmen hat, verschlossen zuegeschickht worden.

5.2.3 1635, Mai 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln wählt Kaspar Mayrhofer ungeachtet seiner Bitte, ihn angesichts seines Gesundheitszustandes, seiner privaten Geschäfte und seines kaiserlichen Privilegs nicht mehr mit dem Amt zu betrauen, erneut zum Stadtrichter. Richter und rathwahl, den 1. Mai 1635. Herr stattrichter bringt vor mit gebürlichem titl, daß ihme vor ainem jahr das richterambt aufgetragen, deme er aller müglichkheit nach vorgewesen, da zu fahl aber, bey diser schweren, armseligen khriegszeit, etwas verabsaumt, umb gnädiger verzeyhung bitte, auch in und ausser, da er wider ain oder andern gethan, wider zu ersetzen begere. Bitte auch, umb seiner leibes indisposition und selbst aigenen würthschafft nit mehr vorsehen, sondern mit der relation dahin gnädig zu gedenkhen, umb ainen andere, derlei taugliche subiecta genueg, fornemben, zu deme er der römisch kayserlichen mayestät exeption aller burger empter,32 damit er nit gantz ausgearbeit und alsdan niemandt noch auch ihm selber nicht nutz seye. Hierauf der kayserliche befelch vorgelesen worden. Nach vorganger wahl ist durch ihr gnaden, herrn wahlscommisarium, herr Mayrhofer das stattrichterambt auf die beschehene resignation, ergangne 32 Kaspar Mayrhofer hatte am 12. Juni 1633 ein Adelsdiplom bekommen, nach dem er jederzeit aller und jeglicher hoher und niderer, grossen und klainer bürgerlichen ämbter und persönlichen bürden, als bürgermaister, rathgeber, gerichts- und rechts und in gemainen alle anderen ämbtern verwaltung und administration, verwesung, pflegschafften, vormundtschafften oder andere dergleichen gesellschafften, wie alle solche verwaltungen namben haben könen, genzlich enthebt und mit denselben wider iren gueten willen und gefallen nit beschwert noch belegt werden, sondern deren allerdings exempt, befreyet und entledigt sein sollen. (Wien, Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Hofadelsakten, vgl. Frank, Standeserhebungen 3).

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

wahl auf dis 1635. jahr, sowollen denen rathspershonen alle billikheit ins­ truirn, denen armen waisen, wittwen und den armen im spitall zu erthailen und den guetten nahmen zu behalten.

5.2.4 1636, Juni 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt auf Antrag des Stadtrichters Kaspar Mayr­hofer, diesem eine Entschädigung in Höhe von 100 Reichstalern jährlich für die mit der Übernahme des Stadtrichteramtes verbundenen Aufwendungen zu gewähren. Herr stattrichter beschwert sich, demnach er wider seinen willen abermals zu diesem schweren richterambt von ihrer keyserlichen mayestät allergnädigst de novo confirmirt, unangesehen aus von disem ihme allergnädigsten kayserlichen exemption, vermaint solcher mühewaltung nach sovil ausgestandener gefahr, müh und grossen sorgen, wie auch darstreckhung aller seiner möglichsten vleiß und sodalithät33 ainstmals enthebt zu werden, hab doch selbe hierin kein plaz noch statt haben wöllen, dessen er sich dann zu vollziehung allergnedigisten befelchs und erzaigung schuldigen gehorsambs gar nicht waigern können.34 Befinde er doch benebens und würdt glaubwürdig berichtet, daß ettliche sich dessen haimblich und ganz unbillich opponieren, auch mit spizfündigen calumnien35 heraus zu lassen underfangen, derowegen so gar sich wider ihme ohne ursach beklagen dörffen. Wann aber benebens gar wol zu wissen, daß vor disem laut etlicher alter raitungen einem stattrichter järlich ein schwerdtjungen von gemainer statt underhalten oder das geltt, vier und zwanzig gulden, darfür geraicht, seiner zeit aber nie völlig ins werckh gesezt worden, als habe er bis daher bann und acht nicht empfahen wöllen, bis ein ersamer rhat sich ettwas bessers günstig resolviren möchte, his dictis recessit.36 Herr Puckher: Soll einem ieden stattrichter inskhünfftig 100 daler umb sein bemühung jerlich verehrt werden. Herr Wiellandt: Es ist zwar bald gesagt, aber wirt schwehr angehen, geföllet ihm doch herrn Puckhers mainung. Herr Ötinger: Placet, was herr Puckher vermeldt. Herr Muhrbeckh: Durch herrn Puckher verstanden. 33 Lat. Freundschaft. 34 Vgl. oben Dokument 1.2.7. 35 Lat. Verleumdungen. 36 Lat. „nachdem er das gesagt hatte, zog er sich zurück“; offenbar wollte Mayrhofer, dass die Räte seine Angelegenheit in seiner Abwesenheit besprechen.

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5.2 Stadtrichter

Herr Schäz: Was jezigen herrn stattrichter belangt, ist billich, daß ihme ein verehrung per 100 daler beschehe, aber inskünfftig ist nicht gewiß, daß ein jeder auch so tauglich und qualificirt sein würdt, derowegen nicht billich, einem ieden inskünfftig dieselbe zu raichen. Herr Strobl: Per herr Schäz. Herrn des äußern rhats lassen durch herrn Mändl ainbringen, daß ihnen herrn Schäzens mainung wol gefalle, sollte herrn stattrichter nicht als richtern, sondern von desswegen er sich also meritirt gemacht, 100 daler geraicht werden, ihme allein und kainem andern, es sei dann, daß auch ein anderer sich desgleichen verdient mache. Verlaß: Ein ersamer, wolweiser in- und äußerer stattrhat, in ansehung dieser sonnderlichen großen affection, so er, gedachter herr stattrichter, zu dieser statt Tulln trägt, ist zu schuldigem danckh gedacht, dieselbe mit einer geringen ergözlichkeit bei dieser clemmen und gelthungerigen zeit zu er­ khennen. Deswegen ihme, herrn stattrichtern, auf sein allein person und so lang er wesentlicher stattrichter sein würdt, ausser dessen, was ex consuetudine37 inen, herrn stattrichter, jerlichen an holz und dergleichen gereicht worden, jedes jahr ainhundert reichsdaler für ein schlechte remuneration praesentirt, dienstlich bittendt, damit für lieb zu nehmen, auch in- und äußern rhat in günstgen damit befohlen sein lassen.

5.2.5 1638, April 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 162r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, einen Antrag des Stadtrichters bei der Niederösterreichischen Regierung hinsichtlich von Strafgeldern in seinem Bericht zu unterstützen. Herr Puckher vermeldt, wasgestallt herr ordinari stattrichter ihme ersucht, bey einem ersamen rath umb fürderlichen bericht uber sein bey der löb­ lichen regierung eingeraichtes anbringen, die aufgehebte straffen betreffend, anzuhalten, worauf Puckher den aufgesezten bericht ablesen lassen, und ob solcher also zu standten geschrieben werden solle, die vota hierüber ergehen lassen. Verlaß: Demnach nun gleichsamb ohne erheblichen ursachen die straffen herrn stattrichter abgesprochen und gemainer statt zu verraithen von der löblichen niederösterreichischen regierung anbevolchen worden, herentgegen herr stattrichter umb gemainer statt dieselbe nit allein wie vor diesen lenger zu genissen, sondern noch darzue ain gueter reccompens verdient hette, alls solle abgelesene bericht zu ständten geschrieben, derselbe alsdan

37 Lat. aus Gewohnheit.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

der hochlöblichen niederösterreichischen regierung uberschickt und hinfüro herrn stattrichtern das darfür gemachte deputat der 200 taller, doch allein ihme und kheinen nachkhomenten stattrichter, jährlich gereicht werden, die weillen auch die innere rath mitel bey dieser zeit in rathssachen auch viel gemühet sein, solle deswegen verwilligung einer geringen jährlichen recompens in diesen bericht gedacht werden.

5.2.6 1673, August 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Stadtrichter seine Aufwendungen für die Ausfertigung des Bannbriefes in Wien zu erstatten. Anstelle einer jährlichen Entschädigungszahlung sollen ihm drei Viertel eines Weingartens übertragen werden. Herr stattrichter meldet, wie daß er bey dieser seiner Wiener raiß zu empfahung paan und acht in die etlich und sechzig gulden ausgeben, und weiln der paanbrieff auf zwey jahr lauthet, bey denen canzleyen fast allenthalben das duplum geben müssen. Man werde ihme hoffentlich solches widerumben guethmachen, oder das, was er zu empfahung paan und acht vor zwey jahrn empfahen, auch anheur widerumben erfolgen lassen. Erindert anbey beweglich, es seye einem ehrsamben rath zu genüegen wissend, was ein stattrichter bey dem mühesamben richterambt für ungelegenheiten, mühewalthung, sorg und anlauffens habe, ja auch sogar, da er ihme anderst das gemaine weesen will angelegen sein lassen, mit verabsaumbung und hindansezung seiner würthschafft noch darzu das seinige einbüessen müsse, hingegen mit ainiger verzögerlichkeit von der statt jemahlen habe, da doch bey allen ämbtern dem geringsten beambten bey der statt, wo nit viel, wenigstens ein kleines deputat ausgeworffen, vor disem auch denen wenigen vorigen herrn stattrichtern, massen im protocoll de anno 1636 und 163838 mit mehreren zu sehen, ein zimbliche recompens jährlich geraicht worden. Wan er dan hoffentlich nit weniger als ein anderer diese zwey jahr hindurch mit darstreckhung seiner müglichkeit das seinige bey der statt gethan und künfftig annoch thun werde, als lebe der tröstlichen hoffnung, ein ehrsamber rath werde solches in consideration ziehen, und diese seine merita der gebühr nach zu beobachten wissen. Verlaß: Im ersten will ein ehrsamber rath ihme, herrn stattrichter, für die ausgelegte gelder zum empfahung paan und acht nach inhalt des den 12. September 1670 ergangenen verlaßes die siebentzig gulden auch anheur passiert haben, welche ihme mit gelegenheit von dem obercammerambt bezahlt werden sollen. 38 Vgl. oben Dokument 5.2.4 und 5.2.5.

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5.3 Bürgerschaft

Im andern: Gleichwie ein ehrsamber rath sein, herrn stattrichters, bishero angewendte vleiß, eyffer, affection gegen dem gemainen wesen, sorgfältigkeit, und anders erkennet, also ist demselben hingegen laid, daß derzeit bey der armen statt die mittlen nit verhanden, wormit solche verdienst der gebühr nach ersezet möchten werden. Will doch zu einer wenigen ergözlichkeit in ermanglung dermahligen geldmittlen, zum fahl ihme, herrn stattrichter, darmit gedienet, die drey viertl degenfelderische39 weingartten in räheln Wülffersdorfer gebürg ligend, welche die statt jüngsthin durch vergleich an sich gebracht, ihme hiemit verehrt und schankungsweis überlassen haben, mit freundlichem ersuchen, vor dismal darmit für guett zu nehmen. Das bishero ausständige baulohn darauf soll von gemainer statt bezallet werden.

5.3 Bürgerschaft 5.3.1 1566, Juli 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 273r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Bürgerschaft durch die Viertelmeister vor das Rathaus laden zu lassen, wo 60 Personen für die Robot in Wien ausgewählt und Gelder für die Abgeltung der restlichen Robotverpflichtung eingesammelt werden sollen. Nachdem von gemainer rat auf negsten suntag 60 personen zu der robot gen Wienn unnd für die übrigen heuser das gelt hinab geschickht werden soll, soll dem virtlsmaistern40 auferlegt werden, daß sy die burgerschafft auf morgen frue umb vier uhr daher aufs ratthaus erscheinen und bey straff nit ausbeleiben. Alsdann würdt man aus den vier viertln die sechzig personen hinab verordnen und von denen anderen bürgern das gelt einnemen, und seind so mit dem gelt unnd robotern auch hinab gen Wien fahren sollen für genummen worden Leopoldten Fraundorfer41 und Rochus Sperl.

5.3.2 1614, Oktober 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 299v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, diejenigen Bürger, die ihrer Robotverpflichtung nicht nachkommen, durch den Stadtrichter ermahnen zu lassen. 39 Wilhelm Degenfeld, Schuhknecht, erwarb 1647 durch Heirat das Haus Pfanngasse 4. 1669 erhängte er sich, sein Vermögen fiel an die Stadt. 40 Zu den Tullner Vierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4. 41 Leopold Fraundorfer, Schuster und Bürger in Tulln, ab 1549 an der Adresse Rathausplatz 4 nachweisbar.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Herrn stattcammerers berichtliches anzaigen unnd beschwehr wider die ungehorsamen burger, daß jene vill auf öffters ann- und einsagen ir roboth zu auspesserung der weeg nit verrichten, inmassen dann irer vill hierdurch in ausstandt, dessen sich die andern, so allezeit auf einsagen ire fuehren verrichten, billich beschweren, erwachsen; gleichfahls schickhen etliche, so mit der handt ir roboth verrichten solen, claine khünder, die gar nit zu gebrauchen sein, bith daher einen ersamen rath, damit ime khunfftig diß orths ainiger verweis nicht beschehen möchte, anndere ordtnung zu bestellen. Stattcammerer wöll ain extract aller ausständt dem herrn stattrichter anhendigen, welcher im bevelch, denselben ire ausstendigen fuehren bey unabläßlich straff zu verrichten, einsagen zu lassen.

5.3.3 1659, Mai 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Entwässerungsgräben durch RobotArbeiter instand setzen zu lassen, um Überschwemmungen zu vermeiden. Erstlichen herr stattrichter referiert, wie daß wegen des grabens ein augenschein eingenohmen worden, und sich befunden, daß an underschidt­lichen orthen die graben nothwendigerweis auszuraumben und zu erhalten, damit die felder und wißmathen durch die güsse nit überschwembt werden. Verlaß: Weil sich nun befindet, daß wegen der befürchten güß ein großer schaden entstehen möchte, als seye ohne verliehrung einiger zeit die graben auszuraumben, die dorn und andere stauten auszuhacken, welches auch desto ehenter durch roboth geschehen kan, zu dem endte zween, welche fleißige obsicht darauf haben sollen, zu bestellen, die täglich zu schauen und die arbeither zur embsigkeit antreiben sollen; und seind per majora darzu erkhüsset Georg Öttinger und Michael Hauer, welche vorzufordern und ihnen alles und jedes, wie sye sich verhalten sollen, eingesagt, zu bestreittung aber dessen grabengelder hierzue applicirt werden.

5.3.4 1659, Mai 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, zur Instandhaltung der Entwässerungsgräben und des Stadtgrabens durch Tagelöhner anstelle der Robot-Arbeiter eine Abgabe zu erheben. Herr stattrichter referiert, wie daß die ausraumbung der gräben künfftig nit durch roboth geschehen könne, sondern seye besser, daß man aufs tagwerch 154

5.3 Bürgerschaft

wiesen und joch acker, wie auch auf’s viech etwas weniges schlage, und ein oder zweyen solche arbeith aufdingen thue. Item begehre herr hoffrichter zur wasserschlächt42 mehr peusch aufm mitten hauffen, was zu thun, damit der geordnete forster herrn hoffrichter ein orth vorzaigen möge? Verlaß: Damit durch die befürchtente güß denen feldern, wißmathen kein schaden zugefügt werde, als sollen zu verhüttung all besorgenten unheyls auf ein joch acker 1 kr., wie auch auf ein tagwerch wiesen 1 kr. geschlagen, von jedem eingefordert und die graben darmit erhalten werden. Anstatt des feldthüetters solle den zweyen haltern die feldthueth gelassen, zu erhaltung des grabens umb die statt solle sowol das closter, dechanthoff, als spital darzugezogen werden. Was die peusch anbelangt, kan mann sich dessen nit weigern, doch auch damit das jungfraucloster aus ihrn auen auch hacken lassen solle, anwehnung zu thun.

5.3.5 1659, Dezember 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 18 (1659–1662), fol. 53r–v

Der Rat der Stadt Tulln informiert die auf dem Rathaus zusammengerufene Bürgergemeinde über ein landständisches Schreiben bezüglich der Steuerlasten und ermahnt zu pünktlicher Begleichung der Steuern sowie zu mehr Ordnung. Heundt dato, den sibenten dits, seindt die burger auf das rathhaus nachmittag umb zwey uhr erfordert, welche die vorbenante ausschreiben von dem 21. Septembris sambt denen beyschlüssen abgelesen und sodan dieselben durch den herrn stattrichter alles vleiß ermahnet worden, daß sie nach möglichkeit dahin gedenken sollen, damit sie die praetendirente steurn und anschläg gelder, wie auch den verwilligten korn- und habernanschlag, derentwegen die theillung schon in werckh ist und sye dessen, was einem oder andern treffen werde, zeitlich erindert werden sollen, auf die bestimbte termin gewiß erlegen undt sich also vor schaden des antrohenten dupli und der militarischen execution halber hüetten mögen. Verrer weiln auch vorkommen, daß an etlichen orthen das feur gar unachtsamb bewahret, item die nachtwachten schlecht versehen, und allerley unsauberkeit der pollicey und stattordnung zuwider auf der gassen gegossen werden, als ist ihnen solches auch durch herrn stattrichter ernstlich eingesagt und dieselben dahin ermahnet worden, daß sye das feuer besser in obacht nehmen, auch die nachtwachten mit mehrerm vleiß versehen und alle verrere duch ihre leuth ausgiessente unsauberkeiten gewißlich abstellen sollen. 42 Dabei handelt es sich um einen „Bau, der an einem Ufer geführet wird, dem Einreissen des Flusses zu wehren.“ (Zedler, Universal-Lexikon 53, 711–712).

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.4 Stadtschreiber 5.4.1 1534 (?), Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 15 (Eidbuch der Stadt Tulln), fol. 6r

Eidformel für einen Stadtschreiber der Stadt Tulln. Statschreiber aydt. Ihr werdet zu Gott einen aidt schweren unnd bey euren treu und treuen geloben, daß ir n., richter und rath der stat Thulln getreu, gehorsam und gewärttig sein, iren auch gemainer stat nuz und fromen fürdern und schaden wenden, dem ambt mit schreiben disen und anderen, wie sich gebürt und euch bevolchen wierdet, nach euren pessten verstandt und vermugen vor sein, die gerichtshanndlungen, urtaill, contract und was in ainem ersamen rath oder bey gericht gehanndlet oder bewilligt wierdet, aigentlich vermerkhen und protocoliren, darinnen an wissena substannz der sachen nichts voranndern, sonnder dieselben nach gewonndliche und rechtmässigen stil formiren und verferttigen, die gehaimb des raths oder annderer personen niemanndts eröffnen, anzaigen, noch darvor warnnen, bden partheien, so vor gericht und rath zu hanndlen haben, miteinander weder rathen noch beistanndt thuenb, die gerichts und annder brieffe, urtaill und schrifften, so vor gericht eingelegt werden, an erlaubnus oder rechtlich erkhanndtnus niemanndts übergeben, öffnen, verlesen noch abschrifft davon hinaus volgen lassen, cauch ohne vorwissen herrn stattrichters oder aines ersamben raths nichts von der canzley hinausgebenc unnd gemainlich alles anders hanndlen, thuen und lassen wellet, das ainem gemainen statschreiber von rechts und pilligkhait wegen gebüert, darinnen wöder müeth, gab, freundschafft, freinndtschafft noch ichtes anders anzusehen, wie ir das am jüngsten tag gegen Gott veranndtwortten wellet.

5.4.2 1617, April 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den erkrankten Stadtschreiber Georg Vielkorn aufzufordern, sein Amt entweder besser zu versehen oder zu resignieren. Das stattschreiberambt betreffend: Dieweil herr stattschreiber maiste zeit khrankh und dem ambt nit abwartten khan, bey der canzley unrichtigkheiten fürfallen, daß den einem rath durch herrn commissarien zur aufnehmung der richter- und rathambtswahlen hoch verwisen worden, als sollen a Wort getilgt. b–b Getilgt. c–c Am Rand nachgetragen, danach aber getilgt.

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5.4 Stadtschreiber

von rathaus iro rathspersohnen zu ihme, herrn stattschreiber, abgeorndt und ihme solche nachlessigkheiten fürhalten, benebens angedeut werden, daß er diesem ambt mit mehrerm vleiß abwartten und sich umb guete, vertraute und vleissige canzleypersohnen bewerbe. Da er aber demselben nit mehr abwartten, solches resignieren, sonst ain rath aus bevelch herrn khayserlichen wahlcommissarien verursacht werden würde, ihme die stattschreiberey selbst auffzukhünden dergestalt, daß er sich zwischen hie und Jacobi umb ander gelegenheit bewerbe.

5.4.3 1617, April 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Georg Vielkorn resigniert als Stadtschreiber, da er auf eigene Kosten keine Schreiber unterhalten könne. Auf beschechenen fürhalt eines ersamen raths, daß bey der canzley alles unrichtig und unordentlich zugehen soll, welches daher, daß herr stattschreiber mit stätten khranckhait beladen und bey seinen leuthen oder schreibern ein unfleiß gespiert werdt, ist ime sich, da er anders den diennst lenger behalten will, mit tauglichen, verschwiegnen und vleissigen schreibern versehen, angedeut werden, im widrigen damit er nit aufkhumen underhalten wöll, soll der resigniern, sonst, da mehr beschwär fürkhomen, wüerde im von rath aus die aufkhündigung beschehen. Darauf sein entschuldigung, daß er, soviel ime miglich gewest, an seinem vleiß nie etwas erwenden lassen, gethan, darzue bisher sich mit schreiben, darwider sich niemandt beschwert, gehalten. Weil er aber spürt unnd vernimbt, daß ein ersamer rath mit ime nit zufriden und der zeit khein anderer zu bekhumen, darzue ime, stattschreiber, beschwärt fallen thuet, daß er stattliche undt gelerte leut auf hoher besoldung bey seinem geringen salario halten solt, hatt er den dienst resigniert mit dem versehen, daß ime die tax von den ambts- und waisenraittungen, so zu seiner zeit geschrieben worden, ervolgen, daß dan zugesagt worden, die besoldung auch bis zum abtritt werden soll.

5.4.4 1635, November 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, auf die Rückkehr des Stadtschreibers Tobias Zeller zu warten, lässt die Instruktion für das Amt abschreiben und legt die künftige Besoldung des Stadtschreibers fest.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Herr stattrichter proponiert, als sey der herr stattschreiber Zeller43 auf begern eines ersamen durch sein, Zeller, hausfrauen auf Zwettl einen aigenen pott, sich zu der stattschreibereystell anhaimbs zu begeben,44 auf seinen dienst völlich zu verrichten geschickht worden, hab herr stattschreyber wider herrn stadtrichter geschriben, so abgelesen, sich erbotten, auf negsten Ertag45 alhie zu sein, sich dahin zu gedulten erbotten, wo man in seinem abwesen die canzley eröfnen, daraus alle nottwendikheit heraus zu nemben oder nit etc. Verlaß: Dieweiln herr stattschreiber durch schreiben bey herrn stattrichter sich entschuldigt, und nur auf negsten Ertag umb gedult bitt, gewiß auch wider persönlich alhie sein will, seinen dienst völlig abzuwartten erbotten, soll interim seiner erwart werden und die canzley, darin alle acta und schrifften, versperter verbleiben. Item wegen herrn stattschreybers instruction, ob dieselb vor oder in aufnem­ bung aines neuen stattschreybers, worin irrung corrigiert, solche hernach ainem neuen stattschreiber zuegestellt, sich daryber zu erclärn, aber den dienst, ob er den dienst annemben und darumben zu dienen gesunnen, oder nit, ob ihme auch die beneficia geniegt, zu verlassen, umb den zins, wieviel jars besoltung, holz und kerzen er järlich zu empfangen hat, zu benennen. Verlaß: Die instruction abgeschrieben, khünfftigen stattschreiber järliche besoldung, darunter die maischbeschreybung46 under dem thor, auch aines spitlmaisters, dessen begern mit schreybung bey dem grundtbuch die gwöhrn, und bey einnembung der zins verstandten 160  fl. und nit mehr jahrsbesoldung geraicht werden, 1 ¼ jahr vorhero den dienst resignieren, sich auch in ainem viertl jahr heuslich underrichten, burgerrecht empfahen begern, seinen aidt praestirn, daryber vergriffen und angeloben, wan das alles geschehen, sollen ihme auch die beneficia gründt auf sein begern, wie ander umb den zins verlassen, auch von gemainer statt 24 claffter auholz für ihne und haizung der rathstuben und canzley, auch 24 pfundt kerzen geben werden järlich, item solle er ainen canzleyschreyber der sufficiens sey herr stattschreiber in nothfall zu vertretten, halten, und darumben beworben, und in allem der instruction vleissig nachkhumben, und den stattschreyberdienst verrichten.

43 Tobias Zeller, 1631–1635 Stadtschreiber von Tulln, danach Verwalter im Stift Zwettl. 44 Tobias Zeller hatte, wie sich später herausstellte, eine Stelle im Stift Zwettl angenommen. 45 Der nächste Dienstag war der 20. November. 46 Unter „Meischbeschreibung“ versteht man generell die Erfassung der Bestände an Wein in der Stadt.

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5.4 Stadtschreiber

5.4.5 1635, Dezember 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt eine neue Ordnung für das Stadtschreiberamt und wählt unter mehreren Bewerbern Mag. Paul Gomer, den ehemaligen Tullner Schulmeister, in dieses Amt. Herr stattrichter, man solle die instruction eines stattschreibers ablesendt vernehmen, ob beeder rhat darinnen keine bedenkhen hat, solche auch zustanden zu schreiben und künfftiger stattschreiber, so aufgenommen möchte werden, zum ersehen einzuhändigen sein, oder nicht, was hierinnen zu thun, welche alsbaldt abgelesen und abgehört werden. Verlaß: Ein ehrsamer rhat hat kein bedenckhen an diser abgelesenen instruction, soll zustannden abgeschrieben, auch künfftigen auffgenommenen stattschreiber zum ersehen angehändigt werden. Die supplication umb verleihung des stattschreiberdiensts Leopolden Khirchmairs, schul- und lehrmaissters zu Corneuburg, Sebastian Scheber, gewester gerichts- und canzleischreibers beeder stätt Stain und Crembs, Balthasar Auers, magister und stattschreibers zu Mauttern, Georgen Ellern von Willing47 und magister Johannis Pauli Gomeri,48 hat herr stattrichter verlesen und darüber zu votiren der ordnung nach von beeden räthen begehrt. Nach beschehenen votis beeder inn- und äußeren raths sein zu auffnehmung aines under fünffen neuen stattschreibers in der wahl gewest, darunter hat Sebastian Scheber zwo, Balthasar Auer zu Mauttern vier und herr Johannes Paulus Gomerus, magister und gewester schuelmaister alhier zu Tulln, siebenzehen und die maissten stimmen gehabt. Ist hierüber herrn Gomero gegen inbegriffenem erbieten die stattschreibers stell hiemit auf ersuchen verliehen, also daß in verfließung aines halben jahrs bei einem wolweisen rath stehet völlig zu conferirn, darüber ein instruction sich darinnen zu ersehen, ihme angehändigt werden solle.

5.4.6 1666, Oktober 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln bestätigt dem Stadtschreiber Leonhard Höblinger, dass er ein Dekret gegen Ferdinand Hohenrieder dem Ratsbeschluss gemäß ausgefertigt habe.

47 Willing ist, wenn es sich nicht um einen Schreibfehler handelt, ein Ortsname in Bayern. 48 Mag. Paul Gomer († 1637), 1629–August 1635 lateinischer Schulmeister in Tulln, quittierte wegen Differenzen mit dem Dechanten seinen Dienst (vgl. Dokumente 5.7.15–5.7.18), 1635– 1637 Stadtschreiber.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Herr stattschreiber beschwärt sich wider herrn Ferdinand Hohenrieder, daß wegen eines ihme zugeschickten decrets underschidtliche auflaagen begreiffent er bemelten herrn stattschreiber beschuldiget, gleichsamb hett er für sich selbst also scharpf gesezt, bitt also das decret für rath abzuhören und darüber zu erkennen. Verlaß: Uber abgelesenes decret erkent ein ehrsamber rath, daß dasselb nach denen verlaß ergangen und sollen alle darin begriffene auflagen mit noch mehren ernst an ihne, herrn Hohenrieder, widerholt und von dem herrn stattrichter solches fürgehalten werden.

5.4.7 1667, Juni 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Johann Peyrl aufgrund eines Empfehlungsschreibens und nach einer Prüfung von ihm ausgestellter Dokumente als Stadtschreiber aufzunehmen. Die herrn Johann Peyrl,49 Johann Andreas Faber, Matthäus Goldtberger, Dominicus Altmann bitten, ihnen die stattschreibery zu Tuln, weiln herr Höblinger50 weither accomodirt wirdet, zu verleihen. Weiln nun under disen vier der Johann Peyrl selbst persöhnlich erschienen, und ein recommendation von ihro gnaden herrn wahlcommissario51 (deme er von ihro gnaden herrn Pinell,52 allwo er, Peyrl, bedient, recommendiert worden) gebracht, also hat ein ehrsamber rath selbigen in persohn vorgelassen undt mündlich vernohmen, sodan verlassen, daß er, herr Peyrl, wie auch der andern drey memorialien durch etliche herrn des raths, vorzu per maiora herr Märtl, herr Eysen mit zuziehung des herrn stadtschreibers verordnet, examiniert, sodann verrerer resolution ertheilt werden solle. Conventus post prandium:53 Vermög des anheut vormittag ergangenen verlaß ist herr Johann Peyrl als under andern ein competent wegen der stattschreibery alhier von den hierzu deputierten in margine benenten herrn54 examiniert und ihme der beschaid wie volgt ertheilt worden:

49 Dr. Johann Peyrl, aus Höflein/Donau, Studium der Rechte in Padua, Magister artium et philosophiae und candidatus iuris, päpstlicher Notar, 1667–1675 Stadtschreiber von Tulln, später Rechtsanwalt in Wien (Neschwara, Geschichte des österreichischen Notariats 702). 50 Leonhard Höblinger, 1662–1667 Stadtschreiber von Tulln, Licentiat beider Rechte. 51 Johann Michael von Seitz. 52 Dr. Johann Pinell († 1682), Sohn des in Dokument 2.17. genannten Dr. Johann Pinell, 1661 Beisitzer des Niederösterreichischen Landrechts, ab 1664 Niederösterreichischer Regimentsrat. 53 Lat. Zusammenkunft nach dem Mittagessen. 54 Simon Galler, Christoph Märtl, Richard Eysen und Hans Georg Winckler.

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5.4 Stadtschreiber

Bschaidt: Ein ehrsamber rath will dem herrn supplicanten in ansehung seiner producirten hochansehenlichen recommendation die gebettene stattschreibereystell zur prob und wolverhalten auf ein viertl jahr verwilligt und anvertraut haben, weswegen ihme die instruction, worin er sich zu ersehen und sein erclärung darüber einzuraichen hat, ehistens zugestelt werden solle. Die andern drey seindt mit guetem glimpff55 abzuweisen.

5.4.8 1667, Juli 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Wolf Ernst Sometinger und Johann Erhard Strählin, die sich um die Stadtschreiberstelle beworben hatten, mitzuteilen, dass der Posten bereits besetzt sei. Wolff Ernst Sometinger, item Johann Erhardt Strählin halten bede an umb die stattschreiberystell alhier. Beschaidt Sometinger: Weil ein ehrsamber rath vor des herrn supplicanten anmelden die gebettene stattschreiberey beraits einem auf ein viertl jahr zur prob zugesagt und versprochen, als hat selbigem vor dismal nit können willfahrt, iedoch da solche condition wider vacant oder der aufgenohmene herr stattschreiber nit tauglich sein würde, soll ihme vor einem andern hiemit gratificirt werden. Beschaidt Stählin: Weil die gebettene stattschreibereystell vor des herrn supplicanten anmelden alberaith einem andern zugesagt und verlassen worden, hat ein ehrsamber rath demselben, wie gern man gewolt hette, nit gratificirn können.

5.4.9 1667, Juli 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beauftragt zwei Ratsbürger mit der Prüfung der Instruktion für den Stadtschreiber; die Instruktion für den Ratsdiener soll im Rat überprüft und ggf. ergänzt werden. Zu übersehung herrn stattschreibers instruction seind herr Eysen und herr Reuscher ersucht, des raths dieners seine aber kan bey rath abgehört und was vonnöthen darvon und darzu gethan werden.

55 Glimpf meint Angemessenheit, Billigkeit, Milde.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.4.10 1667, August 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Ergänzungen in der Instruktion für den Stadtschreiber. Herr stattrichter hat wegen des neu angehenten herrn stattschreibers ins­ truction die deliberation proponiert, und ist selbiger zu annectiren veranlaßt, anstatt der kirchenraittung soll der abgang könfftig bey der forstambtsraittung mit vier gulden tax ersezt werden. Item soll herr stattschreiber ohne vorwissen und consens nichts von der canzley herausgeben, und da es ein original gegen recognition, da es aber abschrifften mit verwiligung ertheillen. Nit weniger schließlichen die rathsverlaß und verabschaidungen, ehe er sye hinausgibt, vor rath ablesen oder wan’s die zeit nit verleidet, wenigist herrn stattrichter und theils seniores übersehen lassen solle.

5.4.11 1675, April 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln gewährt dem Stadtschreiber Johann Payrl Urlaub zur Erlangung des Doktorgrads einer italienischen Universität. Johann Payrl, stattschreiber, bittet, ihme auf zwey monat lang licenc zuer­ theillen, dass er in Italiam verraisen mögen, alda zu seiner künfftigen besseren wohlfarth den gradum doctoris ex jure anzunehmen, produciert anbey ein recommendation schreiben von ihre gnaden herrn Johann Michaeln von Seiz, kaiserlicher mayestät commisario. Verlaß: Worüber ein ehrsamber rath ihme zu dieser seiner gueten intention und ehrlichen vorhaben glückh und segen gewüntschen und nit allein dis orths nit verhinderlich zu sein, sondern auch künfftig zurruckhkunfft zu seinen weitheren vorhaben allen gueten vorschub und beyhülff in ansehung seiner bishero treu gelaisten dienste versprochen hat.

5.4.12 1675, Oktober 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Freundschaftsvertrag zwischen der Stadt Tulln und dem ausscheidenden Stadtschreiber Dr. Johann Peyrl. Vermörckt einen güettigen frundtlichen pact, so zwischen denen edlen, vesten, fürsichtig, ehrsamb und wohlweysen herrn, n., richter und rath der 162

5.4 Stadtschreiber

kayserlichen statt Tulln an ainem, dann dem wohledlen und hochgelehrten herrn Johann Peyrl, beeder rechte doctor, derzeit stattschreiber allda, andern thails folgentermassen aufgericht und beschlossen worden: Nemblichen, nachdeme ermelter herr Johann Peyrl das stattschreiberambt zu Tulln in das neunte jahr lang bedienet, und zeit wehrender seiner bedienung allerhand schwähre, langwührig, verwürte sachen mit sonderbahren vleiß und ersprießlichen nuzen des gemainen stattwesens elaboriert, und neben einem ehrsamben raht dergestalt zu gewünschtem endte bringen helffen, daß, in erwegung solch ungespahrten vleiß, wohlgedacht ein ehrsamber rath gegen denselben nit unbillich bewogen worden, seiner nit allein mit verbesserung seiner habenden besoldung, sondern auch khünnftig mit allen genaigten willen vor andern zu bedenckhen. Zumahlen aber mehrerwehnter herr Johann Peyrl den gradum doctoratus angenohmen, willens, künftig zu Wienn zu advociren und bessere promotion zu suchen, in seiner stattschreiberambts bediennung aber, wie gehört, mit vielfältigen […]a und nachsuchen in dem archiv und registratur, so ihme in underschiedtlichen verrichtungen zum öfftern aufgetragen worden, gemainer statt arcana und anliegenheiten dergestalt an sich gebracht, daß, wofern er künfftig in seinem advocaten ambt gemainer statt Tuln genaigt oder ungenaigt sich erzaigen wolte, derselben in crafft solch habenter wissenschafft und information in vielweeg sowohl schädtlich und nachtheillig, als nuzlich und fürderlich sein konte. Dahero dann, weiln beede theil in gueten verstandt, freundtschafft, friedt und einigkeit bis anhero miteinander gelebt, und damit solch gueter verstandt, fried und freundtschafft auch künfftiger zeit continuiert und erhalten werde, so ist demnach zwischen beeden theillen solcher freundtschafftbund anheut bey sein, herrn Johann Peyrls, abzueg dergestalt abgeredt und beschlossen worden und hat sich derselbe umb sonderbahre freundtschafft guetwillig erbotten, gelobt und zuegesagt, daß er weder iezt, noch ins künfftig ainige parthey, wer die auch sein möchte, weder mit rath noch that wider die statt Tuln, derselben gemaines stattwesen oder ainem ehrsamben rath alda, niemahlen dienen, dieselbe nit verhezen, anlaithen, noch in ainigerley weeg einschläg geben, sondern vielmehr, so offt er darumben gebührend ersucht wird, gemelter statt Tuln in billichen dingen einem besten vleiß und verstandt nach helffen, beyspringen, schüzen, defendiren, auch alle consilia und böse anschläg, so durch andere wider die statt möchten angespunnen werden, sobald er derselben in erfahrnus gerathet, crafft müglichist zurucktreiben wolle. Dahingegen hat sich auch öffterswohlgedacht ein ehrsamber rath guetwillig dahin erclärt und erbotten, ihme, herrn Johann Payrl, und seinen angehörigen, so offt er die gelegenheit an die handt geben wird, in billichen dingen zu a Fehlendes Wort durch von der Rückseite durchschlagende Tinte unleserlich.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

gratificiren und hülffliche handt zu raichen, und solle also ein theil andern fromben, nuzen, aufnehmen, ehr und reputation fürdern, hingegen alles, was schädtlich, nachtheillig, verkleinerlich sein möchte, wenden und kein theil dem andern in der noth verlassen, allermassen es wahr, getreue, aufrechte freundt zu thun pflegen. Getreulich ohne gevehrde, auch arge list ausgeschlossen. Zu wahrer gezeugnus dessen ist diese freundtschafftsverbündtnus in duplo aufgericht, mit gemainer statt mittern secret insigl, dan auch mit sein, herrn Johann Payrls, gewöhnlichen petschafft becräfftiget, eigenhändig underschrieben, und iedem theil ains zugestelt worden. Actum Tuln, den achten Octobris anno sechzehenhundert fünff und siebentzig. [L.S.] N., richter und rath alda. [L.S.] Johann Peyrl, Dr.

5.5 Oberkammeramt 5.5.1 1667, Dezember 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verschiebt den Beschluss über die Einrichtung eines Oberkammeramtes angesichts von Einwänden auf die kommende Ratssitzung. Herr stattrichter proponirt, daß vonnöthen sein will, ein obercammerambt zu machen. Consulirt, ob ein ehrsamber rath mündlich oder schrifftlich auf ein obercammer votiren wolle. Verlaß: Man solle erstlich forthfahren und nit lenger verschiben, und gehen die vota nachfolgenter gestalt: Herr Winckhler gehet auf herr stattcammerer für einen obercammerer. Herr Beringer votirt auf herrn Winckhler. Weillen aber underschidliche bedenkhen darüber etliche eingewendtet, ist diese obercammerambtserwöhlung auf negstigen rathstag verschoben. Herr Eysen begert ad notam zu nehmen, daß sein votum seye, daß es sich nit thuen lasse, daß das obercammerambt und grundtbuch zusammen khom­men, sondern es solle das obercammerambt von allen andern ämptern separiert werden.

5.5.2 1667, Dezember 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln wählt Georg Reuscher zum ersten Oberkämmerer von Tulln. 164

5.5 Oberkammeramt

Herr stattrichter proponiert, weillen negstige rathssession das obercammerambt verschoben worden, als solle selbiges anheuth gemacht werden. Consuliert, wüe solchiges anzustellen. Die vota sollen schrifftlich eingeraicht werden, und sind die vota nachfolgenter gestalt ergangen als auf: Herr Elias Friedrich (4 x)a Herr Reichard Eysen (3 x) Herr Georg Reischer (6 x) Herr Georg Winckhler (1 x) Herr Simon Galler schließt und gibt sein votum herrn Reischer, ist also herr Georg Reischer per maiora erwöhlt worden.

5.5.3 1667, Dezember 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verschiebt den Beschluss über einen Kostenersatz für Georg Reuscher als Oberkämmerer auf die kommende Ratssitzung. Erstlich vermelt herr stattrichter, weillen negstige rathssession consuliert wordten, was deme herrn obercammerer für ein recompens gegeben solte werden, als solle herr Reischer sein begehrn thun, welcher es auch gethan, und 50 reichsthaller begehrt. Weillen aber auf diesmal wenig im rath, ist solches auf negstigen rathstag verschoben.

5.5.4 1668, Jänner 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt über einen Kostenersatz für die drei Amtsträger, die das Oberkammeramt übernehmen sollen, und nimmt die Angelobung von zwei Amtsträgern vor. Meldet hierüber herr stattrichter, daß alberaith das obercammerambt, welches vorhero dem herrn Reuscher per maiora ist aufgetragen, denen dreyen herrn grundtbuchshandlern gegen ieden zehen reichsthaller recompens überlassen worden, mit ermahnen, daß sie hierüber angeloben sollen. Weiln aber herr Reuscher hierinfalls sich beschwehrt befindet wegen obgemelt geringen besoldung, als ist auf abtretten darüber votiert und veranlasset worden.

a Die Stimmen sind ausnahmsweise nicht in Form einer Strichliste angegeben, sondern der Name wird jeweils in der Liste wiederholt. Der Einfachheit halber wurde auf diese Wiederholung in der Edition verzichtet und nur hinter dem Namen in Klammer die Zahl der Stimmen angegeben.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Verlaß: Es sollen noch zween reichsthaller zugetragen, und jedem zwölff reichsthaller für ihre mühewaltung jährlich gegeben werden, mit diesem ermahnen, daß einer für alle, und alle drey für einen verbunden sein, auch sie, herrn grundtbuchshandler, in abwesenheit eines oder andern nichts hochwichtiges fürnehmen solten. Haben hierüber herr Georg Reuscher und herr Michael Beringer angelobt, herr Elias Friedrich aber ist nit gegenwerttig gewesen.

5.6 Pfarrer und Mesner 5.6.1 Zwischen 1534 und 1563, vielleicht 1541,56 Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 6 (Ratsprotokolle 1534–1563), fol. 111r–v

Der Rat der Stadt Tulln listet die Verpflichtungen des Pfarrers von Tulln hinsichtlich der Gottesdienste auf. Was ain pharrer alhie zu Tulln järlich Sanndt Stephanns pharrkirchen zu thain unnd zu halttn schuldig ist. Erslich soll er haben dreu gesellen oder priester. Er soll auch alle tag singen lassen das frueambt auf unnser frauen altar.57 Er soll auch alle tag das hochambt singen lassen auf dem vordern altar. Man soll all tag singen vesper58 durch das gannz jar unnd in der vassten vesper und conplet.59 Auch heillig täg sol man halten, stazen darvon geben, den gesellen ain echtern wein und dem messner unnd schuelmaister, was in darvon gebürtt. Sü haben all heilig täg unnd zwelffpotten tag metten.60 Am Sunntag oder feirtag ist der pharrer nit schuldig das frueambt, aber der caplan, der spital hat, der sol am Freitag singen, das den der pharrer selber auch hat. Am Erchstag61 so seinndt der gesellen briester auch nit schuldig zu singen das frueambt, der beneficiat, der des karrners beneficium hat, der soll’s halten. Man sol auch, wan man vigilii62 singt, neun lezen singen nit nur drey. Noch vil mer, was darzu gehörtt, nit als auf ainem dorff, sonder wie sich ge56 Das Dokument mag mit dem Amtsantritt von Pfarrer Wolfgang Pultzer zusammenhängen. Dessen Vorgänger, Heinrich Kurz, war als Weihbischof von Passau und Passauer Hofrat nur selten in Tulln. 57 Gemeint ist vermutlich der Altar in der linken Chorkapelle. 58 Abendgebetszeit. 59 Letzte Gebetszeit des Tages. 60 Mette von Matutin ist eine nächtliche Gebetszeit. 61 Dienstag. 62 Erste Gebetszeit des Tages.

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5.6 Pfarrer und Mesner

bürtt auf stetten zu halten, zu seiner zeit ain tag für den andern zu halten. Darumb hat ain pharrer das stifft zu dem pharrhof geherig.

5.6.2 1570, September 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 211r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Mesner und den Totengräber laden und ermahnen zu lassen, Verstorbene ungeachtet ihrer Vermögensverhältnisse ordnungsgemäß zu bestatten. Nachdem ainem ersamen rath glaubwürdig fuerkhumbt, daß der mesner und todtengraber mit begrabung der verstorbenen leut, sonnderlich der armen, so etwa das gellt auf die bstättung nit vermugen, ain unordnung halten unnd die leut beschwären, sollen beede, der mesner unnd todtengraber, erfordert und inen solche unordnung verpoten werden. Und im faal, da arme leut ire verstorbnen daher zu dieser begrebnus bringen und das gellt dafuer auszugeben nit vermügen, solle dem herrn khirchmaister aus ainem andern ambt ain gellt zuegestellt werden, der alsdann den mesner und todtengraber nach gelegenhait von denselben armen begrabnen leuten besölden.

5.6.3 1580, September 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 176v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, nach der Resignation von Mag. Gregor Lambert, Pfarrer von Tulln, ein Gutachten des Stadtadvokaten Dr. Wolfgang Schäffler wegen des Präsentationsrechts einzuholen. Nachdem der herr dechanndt63 jünngstlich auf der cannzl gemeldt hat, daß er die pfarr resigniert hab, derwegen alhie ain annder pfarrer und dechant aufs eist eingesezt werden solle, wiewol die herrn richter und rath der vogthey halb über disen pfarrhof bedenkhen haben, ob man dieselb bei der hochlöblichen regierung oder dem passaurischen herrn official protes­ tiern sollen, so will man’s aber noch einstellen unnd herrn doctor Schäffler64 umb seinen verrern rath unnd guet bedunnckhen widerumb erindern, doch entzwischen dem herrn officiall allain umb füerstellung unnd befürderung aines annder pfarrers zueschreiben. 63 Gregor Lambert († 1590), verheiratet, Schwager seines Vorgängers Hieronymus Helmauf, reiste 1577 für ein Jahr nach Italien zur Vollendung seiner Studien, vor seiner Tätigkeit in Tulln Dekan an der Wiener Universität, Pfarrer in St. Marx bei Wien und in Hütteldorf, nach seiner Tullner Zeit Pfarrer in Krems, Traismauer und Stockerau. Lambert hinterließ eine Tochter. 64 Dr. Wolfgang Schäffler, Advokat der Stadt Tulln im dritten Drittel des 16. Jahrhunderts, in der Adresse von Schriftstücken gelegentlich als Hofprokurator bezeichnet.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.6.4 1581, Jänner 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 211v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Mag. Gregor Lambert, Pfarrer von Tulln, eine Bestätigung über seine ordnungsgemäße Amtsführung auszustellen. Magister Gregorius Lambertus bit, dieweill er ain zeit lanng unnd in die zehen jar alhie dechannt unnd pfarrer gewesen, die aber aus allerlay füergefallenen ursachen, sonnderlich seiner leibsschwachhait halb, resigniert, und nunmehr seinen frummen annderer ord zu suechen unnd vorhabens, derwegen unnd damit ime nit nachgesagt, als wär er etwa ungebüerlicher sach halb amoviert worden, hat er umb khundtschafft gepeten. Weill dann ain ersamer rath umb sein selbst resignation wissen, auch somit an seiner person unnd haltung zufrieden gewesen, ist’s ime bewilligt.

5.6.5 1639, Februar 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 211v–212r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, auf der Zuständigkeit der Stadt für das Totengräberamt zu beharren und das von einem Kaplan am Karner angebrachte Schloss entfernen zu lassen. Herr stattrichter meldt, wie daß vor etlichen tagen gemainer statt durch den herrn caplan auf St. Stephans freithoff ein gewalt beschechen und derselbe von dem todtenheusel65 gewaltedtiger weis das schloß weggeschlagen und einen todtengraber haben wölle, der ihme gefall, mit vorgeben, der herr dechant hab iederzeit und nit die burgerschafft einen todtengraber zu bestellen, welches ihme aber nit gestendtig, sondern das contrarium zu erweisen. Als hab er, herr stattrichter, deswegen denen herrn von Closterneuburg umb bericht wie es bey ihnen mit dem todtengraber gehalten werdte, zugeschriben, welche zur antwort geben, daß sy in gleichen beeden kürchen daselbst iederzeit einen todtengraber zu bestellen. Alls begert herr stattrichter, wessen er sich wider herrn caplan zu verhalten. Verlaß: Weillen ein stattmagistrat iederzeit einen todtengraber verordnet und anderwerts in gleichen diser brauch ist, als solle das schloß widerumben weggeschlagen, und ein anders fürgespert, der gewalt aber herrn dechant angezaigt werden.

65 Da sich auf dem Friedhof sonst kein Bauwerk befand, ist wohl der Karner gemeint. Das Eigentum an diesem Gebäude war um diese Zeit zwischen der Stadt und der Pfarre umstritten.

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5.6 Pfarrer und Mesner

5.6.6 1681, Mai 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 316 Ausfertigung mit aufgedrückten Siegeln

Dienstordnung für den Mesner an der Stadtpfarrkirche St. Stephan in Tulln. Instruction wie sich inskünfftig bey St. Stephans pfarrkirchen in der kayserlichen statt Tuln ein jeder mesner zu verhalten und was er für jährliche besoldung dargegen zu empfangen habe, als: Erstlichen solle der mesner einen ieden herrn pfarrer oder dessen angesezten vicario in allen billichen sachen gehorsamben und selbigen iederzeit allen gebührenden respect erweisen, ihnen in der kirchen und sonsten in allen vorfallenheiten, als bey ambten, messen, predigen, khindtstauffen, einsegnen, copulationen, begräbnusen, speisen gehen oder raichung der lezten oel fleissig aufwartten und dienen, auch was die pfarrlichen gottsdienst belangt, wan ein vicario verhindert wehre, soll er nach dessen befelch andere bestellen und in seinen nahmen ersuchen. Andertens solle er, mößner, niemanden, wer der auch sey, in der stola66 staigern, von seelmessen zu lesen, weilen er ohne dis täglich bey der meß zu dienen schuldig, nichts begehren. Item vom speisen gehen und lezter öelung auch nichts fordern, undt wan herr pfarrer gleich von unehelichen kindtstauffen eine straff begehrt, solle ihm, meßner, über die sonsten gewöhnliche stola nichts gebühren. Zu Ostern solle er die völlige pfarrmening treulich und fleissig beschreiben und zu endt der gesezten österlichen zeit, ob alle die heillige österliche beicht und communion verricht, wohl achtung auf die zettl67 geben, auch da einer oder andere solche nicht verricht, selbigen dem herrn pfarrer anzaigen; bey abforderung der beichtzettl aber von niemanden nichts begehren, es sey dan daß ihme freywillig etwas gegeben werde. Bey austheillung der spendten an den gestifften hat er nichts zu suchen, ausser was man ihm aus gueten willen geben thut. Drittens solle der meßner nit allein die altar und stuel in der kirchen zum öfftern fleisig abstauben, sondern auch die kirchen und sacristey wenigstens alle vier wochen einmahl aussäubern und die spinnenweben abpuzen, wie auch das kirchengewandt sauber halten und zu rechter zeit die weisse wäsch waschen lassen und sonsten alles bey der kirchen, was ihme anvertraut worden, fleissig verwahren, daß nichts darvon verlohren werde; massen dan ein ieder meßner verbunden, zwey annehmliche bürgen bey antrettung seines diensts zu stellen. Dan solle er für den altarn die antependia nach 66 Stolgebühren sind Abgaben für die Durchführung kirchlicher Handlungen. 67 Gemeint sind die so genannten Beichtzettel, das sind Dokumente, durch die nachgewiesen werden konnte, dass der Betreffende die jährlich vorgeschriebene Beichte abgelegt hatte.

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der zeit mit den farben verendern,68 absonderlich beede unser lieben frauen bilder öffters mit andern farben, weiln dergleichen verhanden, beklaiden,69 auch die kirchen ornat fleissig zusammenlegen und in die casten verspören, damit sie nicht mehr durch das hin- und wider werffen und vom staub, als durch das brauchen verterbt werden. Vierttens solle meßner zu ordentlicher und rechter zeit täglich früe, zu mittag umb zwölff uhr und abents zum Ave Maria,70 dan alle Pfintstag71 nach mittag die todtangst Christi leuthen, nit weniger alle Freytag beym tenebrae die scheidung Christi,72 dann an Sonn- und feyrtagen zur wandlung leuthen. Ingleichen denen verstorbenen, wan sie vormittag oder nachmittag eingesegnet werden, auch zu solcher zeit ausleuthen. Item soll er sich iedesmahl vorhero bey dem herrn pfarrer befragen und erkundigen, wan er zu denen Gottesdiensten oder andern geistlichen verrichtungen leuthen und zaichen geben solle, und sobaldt er den befelch empfangen, iederzeit zum ambt und andern heilligen messen, auch zur vesper etwas lenger, sonderlich mit der großen glockhen leuthen, daß es die weit entlegenen desto besser hören und darzu kommen können. Wan im früeling und sommer wetter kommen, soll er guete obsicht iederzeit darauf haben und deswegen zu rechter zeit und ehe solches zu starkht überhandt nimbt, mit allen glockhen leuthen, damit solches zertrieben und schaden verhüettet werde. An Sambstagen soll er zue gewühnlichen litaney nacher St. Sigmundt73 von S. Georgii bis S. Michaelis tag74 umb fünff uhr, von Michaelis bis S. Georgii tag aber allezeit umb vier uhr ordentlich zaichen geben und mit der glockhen leuthen. Fünfftens soll er ohne erlaubnus des herrn pfarrers oder vicarii nirgendts hin vor die statt oder weither hinaus gehen, damit wan krankhe zu versehen oder einer kindtstauff gähling75 auskäme, er nichts dabey verhindere, bey haltung der processionen aber ohne verwilligung herrn pfarrers nit bey haus bleiben. Item soll er keine frembde geistliche, die er nicht kennt, ohne herrn pfarrers vorwissen und licenz meß lesen lassen. Dan soll er niemahlen aus der sacristey auf den chor gehen, bis der priester vor dem altar ist, auch keine bueben 68 Die meist bestickten Vorhänge von Altären und Kanzeln (Antependia) wechseln in ihren Farben nach dem liturgischen Kalender. 69 Offenbar gab es in der Kirche Madonnenstatuen, die bekleidet werden konnten. 70 Gemeint ist das abendliche so genannte Angelus-Läuten als Aufforderung an die Bevölkerung, ein Ave Maria zu beten. 71 Pfinczstag ist der Donnerstag; das Todesangst-Christi Läuten erfolgte nach dem AngelusLäuten und sollte die Bevölkerung an die Angst Christi am Ölberg erinnern. 72 Gemeint ist das Läuten am Freitag um 15 Uhr in Erinnerung an die Finsternis (tenebrae), die beim Tod Christi um diese Uhrzeit eingetreten sein soll. 73 St. Sigmund war die Kirche beim Lazarett östlich außerhalb der Stadt, vgl. unten 7.2. 74 Der 23. April (Georg) und der 29. September (Michael) galten traditionell als Grenze zwischen Winter und Sommer. 75 Gähling meint unvermutet, überraschend.

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5.6 Pfarrer und Mesner

under wehrenden gottsdienst in der sacristey leiden, sondern alle sachen zu dem gewöhnlichen gottsdienst vorhero selbsten zuberaitten. Undt endtlichen soll das liecht vor dem hochwürdigen sacrament in der kirchen tag und nacht stets brennen, auch selbiges fleissig, damit es nicht auslesche, allezeit beobachtet werden.76 Sechstens wird der meßner alles, was vom baartuch, windtlichtern und ausleuthen bey begräbnusen (so der kirchen gehört) eingeht, dem herrn kirchenmaister treulich verraitten und anzaigen, dabey aber niemanden, weder arm noch reich, in der stola beschweren, viel weniger ihme etwas von dem opffer auf dem altar zuaignen, es wehre dan, daß ihme von dem herrn pfarrer oder vicario freywillig was darvon geben würde. Wan nun der meßner alle diese vorgeschriebene puncta treulich und fleissig verrichten, auch einen und anderen iederzeit gehorsamblich nachkommen wirdt, soll er hingegen zu einer ordentlichen järlichen gewissen besoldung neben der bishero gehabten freyen wohnung und gewöhnlichen stola auch traidt und weinsamblung vier und dreyßig gulden baar geldt und für die kirchenwäsch iedes jahr drey gulden von dem herrn kirchenmaister, ingleichen aus dem beneficiaten ambt järlich sieben gulden vier schilling, dan aus gemainer statt forstambt sechs claffter auholz zu empfangen und einzunehmen haben. In dessen wahrem urkhundt ist diese instruction mit ihro hochwürden und gnaden, herrn herrn Jodoci, bischoffens zu Lampsackh,77 passauerischen weichbischoffs unndt dechants alhier, aigenen hanndtunderschrifft und aufgedruckhten mittern insiegl wie auch gemainer statt Tuln secret insiegl verförttiget und bekräfftiget und dem Adam Wiesinger, derzeit meßner alhier, eingehändiget worden. Actum statt Tuln, den ain und zwainzigisten Maii anno sechzehenhundert ain undt achtzig. [L.S.] Jodocus episcopus Lampsacensis78 manu propria [L.S.] richter und rath alda.

76 Der Brauch des so genannten ewigen Lichts als Zeichen der Anwesenheit des gewandelten Brotes wurde 1614 durch das Rituale Romanum als allgemein verbindlich vorgeschrieben. 77 Lampsakos ist eine Stadt in Kleinasien. Das Titularbistum der katholischen Kirche wurde einer Reihe von Passauer Weihbischöfen verliehen. 78 Jodok Höppfner von Brendt, genannt Hopfner (1606–1686), geboren in Neustadt an der Saale, 1631 Priesterweihe in Würzburg, Doktorat in Rom, seit 1658 Passauer Offizial, 1668 Dekan der theologischen Fakultät der Universität Wien, seit 1670 Pfarrer in Tulln, Inhaber des Titularbistums Lampsacus (seit 1670) und anderer geistlicher Ämter, beigesetzt in Tulln. Sein Grabstein befindet sich noch heute in der Marienkapelle der Tullner Stadtpfarrkirche.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.7 Schulmeister 5.7.1 1546, März 28, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 6 (Ratsprotokolle 1534–1563), fol. 64r–65v

Schiedsspruch von Philipp von Maugis, Propst von Herzogenburg, Dr. Georg von Riepur, Dr. Johann Baptist Pacheleb, Ladislaus von Edlasperg und Dr. Egidius Neubeck im Rechtsstreit zwischen Wolfgang Pultzer, Dechant von Tulln, einerseits und Richter und Rat der Stadt andererseits über die Bestellung und Besoldung des lateinischen Schulmeisters. Vertrag zwischen Wolfganngen Pulzer,79 pfarher zu Tulln, und n., richter unnd rat daselbst. Wir hernachbenant, Philips von Maugis,80 probst zu Herzogburg, Jörg von Ripur,81 doctor bed, romisch khuniglicher mayestät etc. rat unnd regennten, Johann Babtista Pacheleb,82 doctor, römisch khuniglicher mayestät etc. rat unnd camer procurator der niderösterreichischen lannde, Lasla von Edlasperg,83 ritter, hochernennter khuniglicher mayestät etc. rat unnd hanndtgraf in Osterreich unnder der Enns, unnd Egidius Neupeckh,84 der rechten doctor etc., bekhennen: Als sich nach uber ain abschiedt vor der hochloblichen regierung, des dato stet den neunzehenden tag Augusti anno etc. im sechsunndvierzigisten, zwischen des eerwierdigen herrn Wolfganngen Pulzer, pharherr zu Tulln, ains, unnd der ersamen, fuersichtigen unnd weisen n., richter unnd rat daselbst zu Tulln, annderstails, von wegen unnderhaltt undt unnd besoldung aines tauglichen schuelmaisters, succentor85 unnd gesellenpriesters halben streit unnd irrung gehalttundt unnd noch unentschaiden in khrieg gegeneinander gestannden sein, damit nun alle guete freundtschafft unnd nachperschafft zwischen den obgemelten partheien erhalten, auch cost unnd zerung vermitten ples, haben sy uns zu unnnderhanndler und vertragsleutten freundtlich erpetten, auch sy, peth partheyen, in uns gannzlich unnd willigliche miteinandern compromittiert, also was wir in disem ihres streits halben erkhennen unnd sprechen, dabei wollen sy es on alles mittl bleiben lassen. 79 Wolfgang Pultzer († 1553), 1541–1553 Pfarrer in Tulln, verheiratet und Vater einer Tochter. Sein Testament befindet sich im Diözesanarchiv St. Pölten. 80 Philipp von Maugis († 1550), aus Brüssel, Studium in Innsbruck und Padua, seit 1541 Propst von Herzogenburg, 1545 Niederösterreichischer Regimentsrat. 81 Dr. Georg von Riepur († 1553), aus Schwaben, ab 1545 Niederösterreichischer Regimentsrat. 82 Dr. Johann Baptist Pacheleb († 1560), 1544 königlicher Rat und Hofkammerprokurator, Rektor der Wiener Universität und Reichshofrat. 83 Ladislaus von Edlasberg, Studium der Rechte, Stadtrichter in Wien, ab 1543 Handgraf. 84 Dr. Egidius Neubeck († 1559), aus der Pfalz, ab 1550 Niederösterreichischer Regimentsrat. 85 Der Succentor ist der Stellvertreter des Schulmeisters, vor allem im Chor.

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5.7 Schulmeister

Darauf wir uns dan der sachen guetwillig beladen unnd sprechen: Erstlich, daß aller unwillen, so sich derhalben zwischen den partheyen begeben macht haben, tod unnd ab sey. Zum anndern, was den schuelmaister betrifft, sollen richter unnd rat vermug angezognes erganngen abschiedts ainen tauglichen unnd geschickhten schuelmaister aufzunemen unnd abzusezen macht haben. Darzue dan der herr pharrer ainen schuelmaister promoviern mag. Derselb schuelmaister solle dem herrn pharrer, sovil den gotsdienst, khirchen und die schuel betrifft, unnderworffen und gehorsam sein, unnd wen aber der herr pharrer glaubwierdig befindt, daß ain schuelmaister in der khirchen unnd schuel nit vleissig unnd unteiglich wär, sol er solches den herrn richter unnd rat anzaigen, die alsdan ain einsehung thain sollen unnd mit hilf des herrn pharrers umb ain vleissigen unnd tauglichen schuelmaister sehen unnd aufnemben. Unnd solle den schuelmaister die hernach benannten gefel von der khirchen geraicht unnd gegeben werden: Erstlich von den jartagen neune schillig vier zehen phennig, von den Montag requiena zwen schilling phenig, von unnser frauen khirchen86 ain phundt vier schilling phenig, von dem salve, requiem, vesper unnd tenebre drei phundt phenig, von gotsleichnambszech ain phundt phenig, aus dem spital wochentlich auf die schuel ain laib prot, unnd zu dem sollen richter unnd rat ainem schuelmaister aus guettem willen unnd kainer gerechtigkhait von den beneficien, so von gemainer stat zu lehen und jezt mit priestern nit ersezt sein, jerlichen in beraittem gelt funfzig phundt phennig unnd alweg zu quatemberzeitten im jar raichen unnd geben, merers sollen richter und rat von der stat Tulln denen schuelmaister zu geben nichts verpinden oder schuldig sein. Es sol auch ain jeder schuelmaister selbs succentores unnd was für gesellen er zu der schuel bedarff on entgelt der stat Tulln unnd des herrn pharrer daselbs unnderhaltten, allain daß gemelter herr pharrer ainem jeden schuel­ maister sein gerechtigkhait der speis, so man vorhin ainem schuelmaister an der vesstn zu raichen schuldig gewest, alle jar geben zehen phundt. Es sol auch vilberuerter herr pharrer den geselpriestern den tisch unnd die unnderhalttung on allen entgelt der stat Tulln auch raichen unnd geben. Unnd sol diser spruch unnd vertrag, wie obgemelt, alslanng der jezige herr pharrer die pharr besizt unnd die beneficia also bei gemainer stat bleiben, gehaltten unnd volzogen werden, treulich unnd ungeverlich. Des zu ur­ khundt hat jeder teil ain guettlich lauttunden vertrag unnd spruchbrief mit unserm pedtschaden verfertigt, doch uns, unnsern erben und nachkhom­ men an schaden. Datum Wien, 28isten tag Martis, anno etc. im 47ten. a Die Lesung des Wortes ist unklar. 86 Gemeint ist offenbar die 1532 abgebrochene Kirche Maria Anger, deren Benefizien auch nach Abbruch des Bauwerks noch vorhanden waren.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.7.2 1563, April 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 40v–41r

Der Rat der Stadt Tulln verlängert nach Ermahnungen zu sorgfältigerer Amtsführung das Dienstverhältnis mit dem lateinischen Schulmeister Christoph Langenwalder und beschließt, Neuerungen bei der konkurrierenden deutschen Schule abzustellen. Lateinischer schuelmeister suppliciert wiederumben umb den dienst, auch um ergezlichkhait seiner bisher gehabten bemühung, die er neben dem clainen einkhummen, so in den werenden sterbleuffen gewesen, gehabt, auch die neuerungen mit der teutschen schuel abzustellen. Darauf ist im sein unfleiß und andere beschwärungen, so ain gannze bürgerschafft wider ine haben, mündtlich ausfürlich genuegsam anzaigt. Daneben lautter zu verstehen geben worden, was er mit mereren vleiß, alls ain zeit her gespürt worden, wolt fürwenden, warum man im disen standt lenger nit bewilligen khunnen, und da er gleich auf ain zeit wiederumben angenummen und sich unvleissig erzaigen thät, sollt im der dienst albegen aufkhündt werden. Auf solche fürhaltung hat sich der schuelmaister allen muglichen vleiß fürzuwenden unnd die jugent treulich zu underweisen, auch sich umb taug­ liche gesellen zu bewerben erpoten. Darauf ist im der dienst mit obermelter voerbehaltener condition widerumben zugesagt worden. Man will auch die beschwärlichen neuerungen bey dem teutschen schuelmaister abstellen.

5.7.3 1563, Mai 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 53r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den lateinischen Schulmeister Christoph Langenwalder zu ermächtigen, Knaben deutsch zu unterrichten, und dem deutschen Schullehrer Hans Puxbaum Sammlungen in der Stadt zu verbieten. Lateinischer Schuelmaister suplicirt umb abstellung der teutschen schuel, auch um raichung des ausstendigen holz auf das zway unndsechzigiste jar. Darauf dem herrn statcammerer bevolchen, dass er dem Langenwalder87 mitler zeit das holz füren lasse. Sovil aber der teutschen schuel betrifft, hat so eillendts nit stat, will aber der Langenwalder khnaben teutsch lernen und ain taugliche person dar87 Christoph Langenwalder, 1557–Dezember 1563 lateinischer Schulmeister in Tulln, laut Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57, ident mit einem Christoph Landerwalder aus Mondsee, der 1543 in Wittenberg inskribiert war. Ein Studium in Wittenberg würde mit den Angaben in der von Biack, Chronica der Schule Tulln 5, zitierten Schulchronik des Johann Schwab übereinstimmen. Eine Anfrage an das Archiv der Universität Halle-Wittenberg blieb aber ohne Ergebnis.

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5.7 Schulmeister

zue halten, soll ime von ainem ersamen rath bewilligt sein, auch dem Puxbaumb88 undersagt werden, dass er seine khnaben in der stat nit singen, noch absamblen lass. Der herr Payr89 unnd herr Polany90 sollen in namen aines ersamen raths dem herrn dechandt anzaigen, dass der lateinische schuelmaister auf das 63. jahr widerumben bestatt und aufgenummen sey worden.

5.7.4 1563, Juni 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 55r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem deutschen Schullehrer Hans Puxbaum den weiteren Betrieb seiner Schule zu gestatten und Christoph Langenwalder, dem lateinischen Schullehrer, wegen seines ungebührlichen Verhaltens in dieser Angelegenheit zu kündigen. Nachdem Christoff Lanngenwalder, lateinischer Schuelmaister, an dem heiligen Pfinngst tag91 in der khirchen nit singen wellen und sich des ainen schelbm verphenndt, so lanng bis die teutsch schuel werde abgeschafft, dieweil aber in anderen steten und märkhten neben den lateinischen schuelen auch gehalten und gestatt werden, wellen die herrn richter und rath dem Puechspaum auf seinen schrifftlichen bericht, erpieten und anhalten die teutsch schuel verrer bewilligen, doch dass er mit der jugent vleissig sey und sy, wann er gesst und frembt leuth hat, in ainem besonderen zimmer halten. Sovil aber den Lanngenwalder betrifft, weill er ainen ersamen rath ain sollichen spot und truz bewisen, darzue seine herrn unnd obrigkhait paurn und ungeschickht leuth haist, welliches von ime noch andern nit zu gedulten, sondern pillich zu straffen ist, demnach soll ime, Lanngewalder, der stanndt aufgesagt und ainer andern tauglichen geschickhten person, der der jugent und khirchen khann vorsteen, verlassen werden, und solle der Langenwalder auf die nechst ausgeend quatemer die schuel raumen.

5.7.5 1565, Juni 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 210v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Georg Köck, den lateinischen Schulmeister in Tulln, zur Fortführung der Schule aufzufordern und von der Kanzel zum Besuch der Schule mahnen zu lassen. 88 Hans Puxbaum († vor 1576), Kanzleischreiber in Tulln, ab 1562 wohnhaft Albrechtsgasse 13. 89 Andreas Payr, Lebzelter und Bürger in Tulln, ab 1567 wohnhaft Hauptplatz 4. 90 Ambrosius Polany († 1570), Bürger in Tulln, ab 1565 wohnhaft Kirchengasse 10. 91 Pfingsten fiel in diesem Jahr auf den 30. Mai.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Wegen Köckhen, lateinischen schuelmaisters,92 auf sein supplicieren mündlich zu beschaidt geben, er unnd seine gesellen sollen bey der schuell beleiben, unnd derselben vleissig aufwardten, so werden sich die schueler etwas meren unnd die schuel peser aufnemen. Damit man aber dem armen schuellerer in der stat auch geb, unnd die schuel in aufnemen khume, soll soliches in der predig durch die briester ainer gannzen gemain verkhünndt unnd anzaigt, auch darauff vleissig vermandt werden. Der probenndt halben hat des schuellmaisters begern nit stat.

5.7.6 1568, Juni 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 65r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Dechanten die Bewerbung des Laurenz Mair um das Amt des lateinischen Schulmeisters zu übermitteln. Laurentius Mair supplicirt umb den lateinischen schuelstandt, dieweill aber ain yeder schuellmaister mit vorwissen aines pfarrers soll aufgenommen werden, will man solches den herrn dechandt erinndern unnd mitler zeit dem supplicannten vernern bschaidt ervolgen lassen.

5.7.7 1568, Juni 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 66r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, in Übereinstimmung mit einem Wunsch des Dechanten dem Wolfgang Nußdorfer das Amt des lateinischen Schulmeisters zu übertragen. Schullmaister aufzunemen: Auf Wolfganngen Nußdorffer93 suppliciren beschlossen: Weill Plewer94 umb den schuellstandt verrer nit anhelt unnd herr dechandt den Laurentium nit will annemen, soll obbemeltem Nußdorfer die condition zuegesagt werden, doch daß man mit dem Laurentium sovil hanndle, daß er, weill die jugent sein gewont,95 bey ainem anndern schuellmaister lenger beleib. 92 Georg Köck war 1564–1566 lateinischer Schulmeister in Tulln. 93 Wolfgang Nußdorfer, 1568–1571 lateinischer Schulmeister in Tulln. Nach Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57, stammte Nußdorfer aus Leobersdorf, war 1559 an der Universität Wien, 1561 angeblich in Wittenberg inskribiert, danach möglicherweise in Dingolfing in Bayern, von wo er auf Wunsch des Tullner Dechanten Hieronymus Helmauf nach Tulln kam. Nach der Schulchronik des Johann Schwab soll Nußdorfer in Erfurt studiert haben. Eine Anfrage an das Archiv der Universität Erfurt blieb ohne Erfolg. Nach seiner Tätigkeit als Schulmeister war Nußdorfer Ratsmitglied in Tulln und verließ 1581, als der religiöse Druck stärker wurde, die Stadt. 94 Abraham Plewer, 1566–1568 lateinischer Schulmeister in Tulln. 95 Laut Hübel, Schulwesen Niederösterreichs 51, 38, war Laurenz Mair 1567–1569 K ­ antor in Tulln.

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5.7 Schulmeister

5.7.8 1569, Dezember 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 162v–163r

Der Rat der Stadt Tulln verlängert das Vertragsverhältnis mit Wolfgang Nußdorfer, lateinischem Schullehrer, um ein weiteres Jahr und fordert die Kapläne Leonhard und Erasmus auf, den Katechismusunterricht für die Kinder wieder aufzunehmen. Wolfganngus Nußdorffer, lateinischer schuelmaister, erschaint mit zwayen briestern, herrn Leonharden96 unnd herrn Erasmo, unnd begert widerumben des schuelstanndts auf das eingeunde sibenzigiste jar mit vermeldung, daß ime der herr dechanndt bewilligt aufzunemen. Dieweil er sich dann erpeut, mit der jugent auch zu khirchen unnd sonnsten seines diennst vleissig unnd treulich obzuligen unnd khainen vleis in inen erwinden zu lassen, soll im solcher schuelstanndt auf das volgundt 70iste jar widerumb zuegesagt sein, doch daß er neben volziehung seines erbietens zwen teuglich gesellen halt. Da er aber unfleissig befunden unnd seinem erpieten, wie es die notdurfft ervordert, nit nachkhumb, im im mittl des jars oder wann es inen gelegen widerumb zu beurlauben. Cathechismo: Man hat auch mit den zwayen briestern geredt unnd sy gepetten, daß sy die khinderleer in der khirchen widerumben wolten anrichten. Des sy sich guetwillig angepotten, auch alspald nach den weihnachtfeyrtägen wellen anfahen, doch sollen sy sich miteinander entschliessen, was sy für ein cathechismum üben wellen,97 und darauf die jugent underweisen unnd lernen.

5.7.9 1580, Februar 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 114r–v

Der Rat der Stadt Tulln verhandelt eine Beschwerde des Leopold Zwickher gegen die Ehefrau des lateinischen Schulmeisters Stephan Imhoff wegen Tätlichkeiten gegen Zwickhers Ehefrau Anna, die sich über die Misshandlung ihres Sohnes durch den Kantor beschwert hatte. 96 Leonhard Weizenbacher war Kaplan in Tulln. Er wurde 1573 in Mödling als Prediger der Augsburgischen Konfession präsentiert, wogegen Kaiser Maximilian II. sein Veto einlegte. In diesem Zusammenhang heißt es, Weizenbacher sei nicht der katholischen, sondern einer solchen religion zugethan, dass er desshalben von der pfarr Tuln beurlaubt worden: neben dem er sich allda zu Tuln seinen formatis und zusagen zuwider auf der kanzel mit schmähung der römischen kirchen, verachtung der alten ceremonien und in ander weg ganz unbescheiden erzeigt und hievor noch einmal von der katholischen religion gefallen, doch wiederum dazu gestanden (zit. nach Wiedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation 2, 276). 97 Verwendet wurde schließlich der Katechismus von Martin Luther, nicht der 1555 erschienene katholische Katechismus des Petrus Canisius.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Leopoldt Zwickher98 beschwärdt sich wider den herrn schuelmaister,99 daß ime jungstlich der canntor wider die gebür mit ainer rueten seinen khnaben in das gesicht geschlagen, und als sein, des Zwickhers, hausfrau100 derhalben in die schuel gangen, den schuelmaister selbst güettig darumben angeredt, hab die schuelmaisterin von stund an mit besen worten an sy, die Zwi­­ckhe­rin, gesezt, mit ainer schär und lezlich gar mit zwayen messer über sy wellen, über das alles iren sun, als der herr Träppl101 ine selbst zum spil gerueffen unnd auslassen wellen, aber die schuellmaisterin ine, den khnaben, unangesehen herrn Träppls bewilligung über die stüegen abgejagt unnd gesagt haben solle, sy mechte des herrn gesünd bey dem spil nit haben. Dagegen der schuelmaister auch gehört worden. Zaigt an, im wäre umb das schlagen des khnaben nichts bewußt, auch solches nit lieb. Hat sich aber erpoten, solches bey seinen leitten abzustellen. Was aber das annder, so sein hausfrau mit der Zwickherin, sonderlich daß sy mit messern auf sy lauffen wellen, betrifft, das gesteet er nit, sonndern die Zwickherin hab sich gegen ine unnd seine hausfrau gar ungebürlich verhalten. Dieweill aber unnder annderm fürkhumbt, daß die schuelmaisterin unnd Zwickherin zuvor auch ain alte feindtschafft unnd widerwillen mit einannder gehabt unnd derhalben sich jezt auch etwas ungebürlich gegeneinander verhalten. Es hat auch der Zwi­ ckher, da er selbst zum schuelmaister gangen wär, woll unndersteen khünnen. Demnach unnd aus annderen beweglichen ursachen ist die sachen durch die herrn angesezten richter unnd ainen ersamen rath zwischen allen thailen aufgehebt unnd inen zehen hungarisch gulden zu peenfal aufgesezt worden mit disem ernnstlichen vermelden, welcher thail hinfüran die hanndlung afern, oder in annderweg was ungebürlichs würde anfachen, soll nit allain der peenfal unablässilich eingefordert, sonder auch mit leibstraf gegen inen fürganngen werden. Es ist auch dem schuelmaister in abwesen der anndern parthey innsonnderhait zuegesprochen worden, sein weib in mererer zucht unnd forcht zu haben, daß sy nit so bald, wie bisher vilmals beschehen, die leuth mit schelten unnd in annder weg ungebürlich an das unnd so verächtlich helt. Darneben bey seinen gesellen darob sein welle, damit sy sich mit der khinder zucht auch gebürlich verhalten und also nit ursach geb, ime die condition aufzusagen.  98 Leopold Zwickher, Bürger in Tulln, ab 1569 wohnhaft Bahnhofstraße 3.  99 Stephan Imhoff, aus Coburg, 1577–1580 lateinischer Schulmeister in Tulln; nach Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57, nach 1582 Schulmeister in Mindelheim. 100 Leopold Zwickher war mit Anna, geb. Moshaimer, verheiratet und heiratete 1587 ein weiteres Mal. 101 Florian Träppl, Holzhändler und Bürger in Tulln, 1573/74 und 1581/82 Stadtrichter, wohnhaft Rathausplatz 7 bzw. Hauptplatz 3. Träppl erwarb u.a. 1562 das Haus Hauptplatz 8, das er neu errichten ließ und das heute unter Denkmalschutz steht. Nach dessen Verkauf 1575 musste er vom Rat angehalten werden, die Schlüssel dem Käufer, Hans Geisenprunner, zu übergeben.

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5.7 Schulmeister

5.7.10 1580, Juni 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 151v

Der Rat der Stadt Tulln verhandelt einen Streit zwischen dem Kantor und dem lateinischen Schulmeister Stephan Imhoff wegen der Überlassung von Noten und wegen Beleidigungen. Der canntor beclagt den schuelmaister, als er gestern nach gehaltner procession102 auf herrn dechanndts unnd annderer herrn begern bey der malzeit, wie sonnst alle jar gebreuchig gewesen, ain mudeten,103 zwo oder drey singen wellen, unnd derhalben an den schuelmaister partes begert, die er ime aber nit leihen wellen, sonnder ine ettliche mal ainen fuchsschwännzer gehaissen, er sei ime nur hindter die augen gueth, des er mit allen glimchen verandtwortt, schuelmaister aber noch häfftiger an in sezt, und sein weib gar mit ainem messer auf in gelauffen, begerth derhalben gebürlichen abtrag unnd bezalung, was im der schuelmaister schuldig. Der schuelmaister besteet gleichwol, daß er seinen canntor ain fuchsschwännzer gehaissen, sey die ursach, daß er in mer mallen bey guetten leutten ausgericht unnd übel nachgered. Das aber der canntor nit gestenndig. Darauf verabschidt: Der schuelmaister soll dem canntor alda freundllich abbitten und also baide thail widerumb miteinannder zu frieden unnd die sachen zwischen inen aufgehebt sein, und wiewol der statschreiber bevelch gehabt, mit dem schuelmaister jetzt alspaldt zu raitten und auszuzalen, so will man in aber auf sein bittlich anlangen dise quattember gar ausdiennen lassen.

5.7.11 1601, Jänner 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 331v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt ein Entgelt für den lateinischen Schulmeister für eine Theateraufführung und die musikalische Unterhaltung beim Neujahrsmahl. Herr schuelmaister bitt, wegen seiner am heilligen Cristag gehaltenen comedi und daß er bey der richter mahlzeit musicirt etc., etwas zu verehren. Fiat, umb beede bemühung aus dem statt camer ambt 4 taller.

102 Es ist unklar, welche Prozession gemeint ist; Fronleichnam fiel in diesem Jahr in die Woche davor, auf den 2. Juni. 103 Unter einer Motette versteht man ein mehrstimmiges Vokalstück.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.7.12 1604, März 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 76r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Dienstverhältnis mit dem lateinischen Schulmeister Johann Schwab unter Berücksichtigung einer Gehaltserhöhung zu verlängern und ihm zu gestatten, die Schüler wegen der Kälte nach der Wandlung aus der Kirche in die Schule zurückkehren zu lassen. Auf der herrn verorndten visitatorn gethane relation ist der schueldiennst dem supplicandten104 verrer auf dis jars umb die alte besoldung sowol auch noch auf dis jar zur pösserung zwainzig gulden bewilligt, doch soll er seinem erpietten mit haltung eines tauglichen cantoris und collaboratoris, also zu ubrigen mit vleisiger informirung der jugent, treulich nachkhummen, insonderhait auch darauf gedacht sein, damit die khnaben, wie sonnst in schuellen gepreichig, in der wochen ain tag oder zwen zue lectiones gegen einander repetirn unnd disputirn khunden. Und weil danebens fürkhombt, daß den khnaben, in sonderheit die, so übel beclaidt sein, beschwärlich, vorab in der khelten in der khirchen nit khinen dem gannzen gottesdienst beizuwohnen, so soll er, herr schuelmaister, khünfftig hierunder sein discretion prauchen unnd post elevationem105 die khnaben zur schuell gehen lassen und daselbst ihnen inmitls, bis sy wieder zue khirchen gehen, den catechismum oder gebett füerlösen lassen. Was die anndern necessaria bey der schuel sein, da ist durch rathschlag ann die herrn beneficiaten handler106 und den spittlmaister, soviel das pethgwandt belanngt, die gebürlich verordnung beschehen, bey denen er sich anzumelten wirt wissen.

5.7.13 1606, August 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 222r

Der Rat der Stadt Tulln hört einen Bericht über die Visitation der Schule und beschließt, den lateinischen Schulmeister Johann Schwab zu laden und zu einer besseren Amtsführung zu ermahnen. Visitations relation, wie es in der schuel stet: Befindt sich bey ime wenig vleiß, sorgveltigkhait auf die jugendt, auch gar kain profectus, sondern lauter alphabetarii, darzue er mit khainem tauglichen cantori oder collaboratorn zu wider der instruction, die ime solches ansagt, nit versehen. Da104 Johann Schwab, laut Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57, zunächst Schulmeister in Laa, 1599–1605 lateinischer Schulmeister in Tulln, laut Biack, Chronica der Schule Tulln 4, verfasste er eine Schulchronik von Tulln. 105 Lat. nach der Wandlung. 106 Das Benefiziatenamt war für die Unterhaltung der Schule zuständig.

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5.7 Schulmeister

neben wirdet auch die schuell gar unsauber gehalten, was sonsten an pethgwannt und, reverendo, ställern zu pössern vonnötten, seyen beneficiaten handler alberaith auf wendung gedacht. Ain rath läßt ime dise relation gefallen und soll der schuellmaister seines unfleuß halber für rath erfordert, ime das verwisen, mehrerem vleiß angemant werden.

5.7.14 1608, August 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 251–299), 270 Ausfertigung mit aufgedrücktem Siegel; RV: Martin Piscatorisa schuellmaisters alhie instruction; RV: Abgehört, soll also zu ständen geschriben, vorher aber die superintendenten visitirn, brichten, und alsdann im rath dise instruction dem schuellmaister angehendigt werden. 28. Augusti 1609. RV: In dise instruction sol einverleibt werden, das hinfiro diser red ain jedweder khunfftiger schuellmaister vor endrung der jarzeith umb den schuldienst bey rath fürkhumen und anhalten solle, gleichsfals da mann seiner personn oder verrichtung halben bedenkhen, ime die aufkhindung zeitlich bschehen solle. 10. Septembris 1610.

Dienstordnung für den neu aufgenommenen lateinischen Schulmeister der Stadt Tulln, Martin Piscator. Der herr n., richter unnd rath der stadt Tullen, neu reformierte instruction unnd ordnung, welchermassen der ersama, gelehrtb cMartinus Piscator107 auf abdritt des vorigen schuelmaisters Cristoff Reschenc108 seinen iezt angedrettenen schueldinnst administriern unnd verrichten soll etc. Erstlichen: Nachdeme ime, Piscatord, auf sonders sein undertheniges supplieren unnd anhalten unnd des herrn dechandts praesentation von einem ersamben rath der schuelmaisterdiennst alhie auf abdritt des vorigen schuel­maisters eCristoff Resch von dem 4. Augustie dises ablauffenden aintausentsechshundert und neuntten jars anzutretten bewilligt und vertrautt worden, solle er anfangs in alweeg ime, herrn dechant, in geistlichen sachen zu respectirn gedacht sein, auch was zu yeden fürfallenden heilligen zeiten, feur unnd andere fessttägen für gesanng in der khirchen zu singen, von ime, herrn dechant, beschaidt erhollen, sich auch je und alweg zu gewohn­licher zeit zuer khirchen verfiegen, dem gottesdienst sambt seinen succentorn unnd adiuvanten mit gebürlicher andacht vleißig abwartten und sich hirin a b

Getilgt: Georgen Reschen. Getilgt: Christoff. Getilgt: Christoff Resch, vor gewester schuellmaister zu Baden, yezo aber neuangehender schullmaister alhie. c–c Am Rand eingefügt. d Über dem Text eingefügt, dafür im Text getilgt: Reschen. e–e Eingefügt, dafür im Text getilgt: Johanni Schwabens von yezt Georgii. 107 Martin Piscator, laut Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57, zunächst Schulmeister in Brunn, 1608–1611 lateinischer Schulmeister in Tulln, 1611 unter unerfreulichen Umständen seines Dienstes entlassen. 108 Christoph Rösch († 1611), laut Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57, zunächst Schulmeister in Baden.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

im wenigsten nicht nachlässig erzaigen, damit also rechte ware andacht und wolhergebrachte ordnung erhalten, der jugent guette exempel fürgetragen unnd durch seinen vleiß nichts verabsaumbt werde. Fürs annder soll auch er, schuellmaister, der jugent unnd khnaben, so ime untergeben und verdraut worden, gebürlicher weis warnemben und derselben getreues vleiß vorsteen, damit sy zu khirchen und schuellen muglichs ernnsts gebraucht unnd unterwisen, zucht, gehorsamb und guette, erbare sitten bey inen aufnemben unnd gephlannzt unnd hinfüro das hin- und widerlauffen, schreyen inn der khirchen unnd andere untugenten weitter nit verstattet werden, darzue er seine sonndere aufmörckhen, die die muetwilligen anzaigen, zu bestellen unnd alsdann mit gebürlicher zucht unnd straff gegen denselben zu procediern wirdt wissen. Unnd weillen aber fürs dritte durch etlich der schuellmaister unnd seiner untergebnen succentorn unfleiß unnd nachlässigkhait das schulwesen in grosse unordnung geratten, daß es ainer neuen und gueten reformation gar wol bedürfftig, so soll er, schuellmaister, solches widerumb zu erhollen, müglichen vleiß ankheren, denen khnaben zu dem, dann ain jeder quali­ ficiert, taugliche lectiones fürgeben, ordenliche class machen unnd in gemain alles das thuen, was der jugent zuwider erhollung irer versaumbnus nüzlich unnd fürtraglich sein khann, dabey dann fürnemblich hoch vonnötten, damit sy vleissig mit ernnst zum täglichen gepötth angehalten unnd also durch anrueffung des Heilligen Geistes weiter gnadt und seegen vonn dem Allmechtigen erlanngen mögen. Vierttens ist verordnet, damit auch er, schuelmaister, der stundten und zeit, wann die khnaben zue und vonn schuell khumen sollen, erinderung habe, daß von Michaelis bis auf Georgi109 die khnaben zur schuel vormittag umb 7 uhr sich verfüegen unnd bis auf zehen uhr darin verbleiben, nachmittag aber umb zwelff uhr hinein gehen unnd bis auf vier uhr verharen sollen. Vonn Georgi aber bis Michaelis solle also gehalten werden, daß vormittag umb sechs uhr zur schuell khumen unnd umb neuen uhr wider zu haus gangen werde, also auch solle es nachmittag umb zwelff uhr inn die schuell zu gehen gehalten unnd umb vier uhr wider anhaimbs zu gehen erlaubt sein. Wie dann auch er, schuellmaister, sambt seinen adiunctis den bestimbten stundten vleissig selbst beywohne, sich in der schuel finden lassen und kheinesweegs, ausser sonnderlicher erheblicher ursachen, es sey gleich in seinen selbst eigenen privatgeschäfften oder in ander weeg, sich davon nit absentirn, noch ichtes verabsaumen solle, so seinen schuelstanndt, sowol zu khirchen, als mit informirung der lieben jugent, verhinderlich oder nachtheillig sein möchte. Hierumben ime dan gemessen hiemit auferlegt wirdt, daß er uber­lanndt, ausser vorwissen unnd bewilligung herrn dechants unnd stadtrichters oder dersel109 Der 23. April (Georg) und der 29. September (Michael) galten traditionell als Grenze zwischen Winter und Sommer.

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5.7 Schulmeister

ben nachgeorndten superintenden, wie etwa bishero beschehen, nit ausraisse, sich auch zu seinen mitgehilffen hinfüro umb solche taugliche, geschickhte unnd erbare personnen bewerbe und versehe, so behärlich sein, die jugent lehrnen unnd unnderweissen, innen guette exempl vortragen, der schuell unnd khirchen fleißig abwartten, auch der priesterschafft nit widerwillig sein, und in summa ime allerseits verdretten khünnen. Unnd khan schuelmaister mit mehreren personen nit aufkhummen, soll er sich doch auf wenigst mit ainem cantorn, der neben ime den cohr regieren khan, also auch mit ainem collabaratorn oder einem anderen geschickhten gesellen, von denen die khnaben mit lesen, schreiben und raitten recht gelehrnt und underwissen werden mögen, yederzeit versehen und weniger persohnen oder die ungeschikht sein, bey straff unnd schmellerung seiner besoldung gar nit halten. Das wirdet nit allein ime ruemblich und den khnaben nuzlich, sonndern auch ime selbst zu seiner mehreren wolfarth und der schuel aufnemben befürderlich sein, inmassen dann eben solcher tauglicher personnen wegen (weillen ain schuelmaister alles allein, wie vleißig er auch sey, fruchtbarlich nit richten khan) bishero dis schuelwesen allein abgenumben und yedermann mit seinen khindern ob solchen mangl scheih getragen. Deme fürs fünffte belanngent, was für taugliche und tägliche lectiones der jugent in der schuell sollen gelesen und fürgeben werden, hat man sich dismals in bedenkheung in der khnaben jugent unnd daß sy fasst alle in gmain khlain und unerzogen, auch des maisten thails aller erst anfahen zu lesen, nichts entschliessen khünnen, sondern es wirdt alles ime, schuelmaistern, (sambt dem, daß er der musica zu wintters und somerszeitten von zwelff bis auf ain uhr in der schuel vleissig exercier) zu seiner discretion und beschaideneit haimbgesteldt. Der wirdet seinem erbietten und dem in ime sezenden vertrauen gemeß und wie er’s khünfftig in jenner weldt gegen Gott dem almechtigen und hie zeittlich gegen der obrigkhait zu verantwortten hat, threulich, vleißig unnd eyffrig nach ydtweeders khnaben qualitet nachzu­ khommen unnd der jugent besstens fürzustehen wissen. Und obwol vorher durch gleichmessige instruction bey denen schuelmaistern fürgesehen worden, daß sy ire succentores ohne vorwissen aines rathes nit aufnemben, auch nit bemüssign dorffen, welches darumben beschehen, damit erbare, taugliche personnen befürdert unnd der jugent zu gueten als dann erhalten khinen werden, so will man doch dis ortes ime, schuelmaister, seine gebürliche reputation nit entzogen, sonndern ime hiemit sein willkhir gelassen haben, doch daß diese persohnen obangezaigter qualitet gemäß sein unnd ohne sondere erheblich ursachen nit verändert werden. Wie er auch sy mit der besoldung und underhaltung, damit sy content sein und zu bleiben ursach haben, gegen inen zu accommodirn wirdt wissen. Und wie uns das an ime selb billich, als sollten sy, succentores, auch hergegen schuldig unnd innen hiemit ernstlich eingebunden unnd auferlegt sein, daß sy iren gebirlichen respect unnd gehorsamb auf ime, herrn schuelmaistern, haben, sich in allen (wie er 183

5. Städtische Organe und Gesellschaften

zu thuen verobligirt) zue schuell und khirchen vleißig verhalten unnd nichts nit abgehen oder ermanglen lassen, damit also durch iren aller ainigkeit unnd vleiß dem gottesdienst unnd der jugent woll vorgestandten und Gott unnd der obrigkeit ain wolgefallen hierin erzeigt werde. Wie dann darumben ain ersamber rath insonderheit zu inspectorn und superintendenten aus iren mittl deputirt und fürgenomben die erenvessten, weissen und fürnemben herrn aHanns Alxinger, Cristoff Werner, Annder Grueber110 und Urban Khranza, die aufs wenigist monatlich visitirn werden, auf die nit weniger er, schuelmaister, und seine zuegethanne ir gebürliches aufsehen haben sollen. Belanngent schließlich sein, schuelmaisters, unnd der seinigen wohnung, solle er dieselbige mit aigenen ruckhen in der schuell haben, sich darinnen betragen, wie alzeit herkhommen und gebreichig gewesen. Und wann nun dis alles durch ime, herrn schuelmaister, unnd seine adiuncten geschiecht und volzogen wirdt, solle ime die besoldung aus gemeiner stadt beneficiaten ambt inhalt und gemäß der jüngsten aufgerichten transaction, als järlich achzig gulden reinisch, also auch die anndern accidentia, nindert nichts ausgenommen, wie seinen vorigen antecessorem, bdaneben die gebürliche notturfft holz für sich und der jugent in die statt, doch daß damit sovill miglich gespärig umbgangen und nit in annerweeg vortragen und verschwendt, geraicht werden und volgenb unnd nach gelegenheit seines vleiß unnd sprenten euffers seiner mit mehrer ergezlichkhaith in khünfftig gedacht werden. Demnach er sich zu richten. Unnd hat er, schuelmaister, ainem ersamben rath darumben wie sich gebiertt angelobt unnd vergriffen. Des zu urkhundt diese instruction mit gemainer stadt secret insigl verferttiget. Actum den tag des heylligen ritters St. Georgen, den achtc und zwainzigisten tag Augustid im aintausent sechs hundert und neunttene jar.

5.7.15 1629, September 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Gehalt des lateinischen Schulmeisters, Mag. Paul Gomer, zu erhöhen und legt Gebührensätze für die dessen Dienste in der Kirche fest.

a–a Namen am Rand eingefügt, statt dessen getilgt: Georgen Puxpaumb, Hanns Alxinger, Michaeln Puckher unnd Georgen Mayer, stattschreibern. b–b Am Rand ergänzt. c Wort eingefügt, statt dessen getilgt: vier. d Wort eingefügt, statt dessen getilgt: Aprilis. e Wort eingefügt, statt dessen getilgt: fünnften. 110 Andreas Gruber, Hufschmied und Bürger in Tulln, ab 1593 wohnhaft Rathausplatz 6.

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5.7 Schulmeister

Herrn schuelmaister magister Johannes Pauli Gomeri supplication abgelesen, darinnen er umb verbesserung der besoldung, wie es sein vorfahrer gehabt, anhalten thuet, auch eine nachrichtung begert, was er von den vigilen und requien, auch hochzeitämbtern zu singen haben soll. Verlaß: Dem vorigen schuelmaister ist zu järlicher besoldung 100 fl., dann zu verehrung, daß er bisweilln auf der orgl und possitiff111 gespilt, 20 fl. geraicht worden. Weilln aber jeziger herr schuelmaister sich uber die ordinari besoldung beschwert, als wirdt ime gedachte 20 fl. umb seines fleiß willen jarlichen zu geben, der condiction hiemit auch bewilligt, daß er hinfüro einen qualificirten, gueten und fleißigen cantor halten soll. Die 20 fl. bey herrn dechanten zu erlangen, khan ein ersamer rath nicht versprechen, doch auf begern ime, herrn schuelmaister, deswegen intercessionsweis zu erthaillen. Von denen vigili und requiem zu singen, solle derjenige, der solche zu halten begehrt, ime, herrn schuelmaister, vor jeden 4 s. und dem organisten, wan er schlagen112 würd, 2 s. erlegen. Von einem hochzeits ambt zu süngen, solle herr schuelmaister für alles 1 fl. 4 s., dan dem organisten, wan er darin spillen thuet, 2 s. geraicht werden. Actum Tulln in consilio, den 24. Septembris anno 1629.

5.7.16 1635, Juni 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, sich wegen der Auszahlung des Gehalts des lateinischen Schulmeisters mit dem Dechanten zu vergleichen und dem Dechanten Einsicht in die Instruktion des Schulmeisters zu gewähren. Herr stattrichter proponirt, daß er, herrn stattcamerer und stattschreiber, negstvergangenen Sambstag bey herrn dechant gewesen, der dan sich beclagt, daß ihme der schuelmaister etlich despect angethan. Diß gescheh nur allain, daß die von Tulln seine herrn seindt, und er, schuelmaister, auch solches auch wage, dahero er verursacht, die beneficia und die schließl zum chor zu sich zu nemben und nit mehr singen zu lassen, da er ihme geantworttet, es weren ein schlechten eiffer zu ehr Gottes bekhommen, auch mitl begert, da alsdan er gesagt, er habe den gwalt in der khirch sein, hierauf er ihm vorgeschlagen, man wölle ihme das gelt anhändigen und er, herr dechanth, den schuelmaister auszallen solle, damit aber solches ohne vorwissen nicht eingewilliget werde, hab er solches vorhero vortragen wöllen. Item begere er die transaction zu sehen.

111 Ein Orgelpositiv ist eine kleine, meist einmanualige Orgel, in der Regel ohne Pedal, zur Begleitung des Gesangs. 112 Das Spielen auf der Orgel wurde als „schlagen“ bezeichnet.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Wan herr dechant die instruction wirdet schickhen, solle man wegen des gelts etwa vergleichen, daß es wenig frucht gebracht, wan sich die pfar­ khinder mit ihrem seelsorgern zerkhriegen. Sollen die superintendentes die schuel morgen visitirn und die transaction mitnemben und wider heraufbringen.

5.7.17 1635, August 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Rücktritt von Mag. Paul Gomer, lateinischem Schulmeister, infolge der Änderung seiner Instruktion hinsichtlich der Auszahlung seines Gehalts anzunehmen. Gehorsames anlangen magister Joann Paul Gomeri, schuelmaister, umb entlassung seines diensts. Herr stattrichter bringt vor, daß herr dechant nit allein das commenda mit dem schuelmaister in khürchensachen, auch schuelsachen haben wölle, welches man ime nit beschehen welle, damit aber man wegen den beneficiaten ambts mit rueh, man ime dis, daß der messner die besolldung von den herrn beneficiatenhandlern abhandlen, also dan er, herr dechant, selbe ihme anhendigen solle, dardurch den von Tulln nichts vergeben, daryber die ins­ truction geferttigt worden, welcher aber nit annemben welle, mit dem forgeben, daß er khain geistlichen der ihme nichts gebe, underthenig sein möge. Obwollen ein ersamer rath gehofft, der supplicant würde yber die neulich empfangene verehrung etwas lengers verbleiben und nit so balt resioniren, so wol doch selbiger, in ansehen er, seinem vorgeben nach, nunmehr schwacher completion,113 ihne seines diensts hiemit erlassen haben. 21. August 1635.

5.7.18 1635, November 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Eine Kommission aus Ratsbürgern prüft das von Mag. Paul Gomer, lateinischem Schulmeister, angefertigte Schulinventar, trägt dem Kantor Martin die Unterrichtung der Kinder bis zur Bestellung eines neuen Schulmeisters auf, versperrt die Schule und händigt dem Stadtrichter den Schlüssel aus. Herr schulmaister Joanni Paulo Gomero inventario zur schuel und khirchen betreffend: Ist durch die herzu von einem ersamen rath deputierten herrn, als Michael Malzer, Georg Öttinger, Matthias Strobel, Simon Burger des innern, Georg Fraundorffer, Christoph Märtl des äußern raths, auf begeren 113 Mögl. von lat. completio, Erfüllung, Bedeutung in diesem Zusammenhang aber etwas unklar.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

herrn stattrichters nachmittag abgelesen, die pücher und partes, so herrn schuelmaister eingeandtworttet worden, cum inventario übernummen, ohne abgang befundten, was neues von varnus und partes darzue gemacht khaufft worden, in dem inventario voliert,114 dieselben, außer etlichen partes, introita, messen und previer, die man täglich braucht, dem cantori Martin, der hat sich, bis ein anderer schuelmaister aufgenumben, oder lengist auf Georgi den schueldienst und gottesdienst, als vil er khan, vleiß nach zu verrichten erbotten, und nachdem alle sachen verspiert, dem herrn statt­ richter die schließl angehendigt.

5.8 Sonstige städtische Ämter 5.8.1 1599, Februar 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 190v

Der Rat der Stadt Tulln bestätigt die Nachtwächter der Stadt in ihrer Funktion und erhöht ihre Besoldungen. Nachtwachter und stundtrueffer sein die alten widerumben aufgenummen und bestät mit dem ernstlichen füerhalt, daß sy iren dienst so vleissig, treulich und embsich zu ain und annderer gebüerlichen stundt abwartten, sich beschaidenlich verhalten, niemandten auf der wacht wider gebür antassten, sonndern, wo sy ainige ungelegenhait und ungebüer sachen, dieselb alsbalt irem füergesezten wachtmaister, in sonderhait dem herrn stattrichter als deren haubt der statt anzaigen unnd sonnst ir gebürliches aufsehen auf sy haben, die stundten sollen sy auf den gewenlichen rieffstetten115 wie auch vor des herrn stattrichters haus ausgeschrien und verrichtet werden. Sovil aber die thurnwacht anlanngt, so der Mert Steyrer verricht, soll er solche wacht mit mehrerm eifer unnd ernst als bishero beschehen verrichten. Sich, alsbalt die pyerglockhen116 verleith, auf den thurn verfügen und die gannze nacht treulich wachten, und sich zu jeder stundt melden. Dagegen soll ime, Merthen, die vorige besoltung umb 2 fl. pessert, also auch die verer bonung [!]117 in gemainer statt beneficiaten haus zinsfrey gelassen werden, also ist ime das verichten umb die vorige besoldung, auch die ausraumung des stattgrabens vergunnt, und von wegen dieser stattgräben die besoldung umb 2 fl. mel-

114 Bedeutung unklar, gemeint ist aber offenbar „im Inventar vermerkt“. 115 Zu den festgelegten Orten, an denen ausgerufen wurde, vgl. Dokument 5.8.7. 116 Mit dem Läuten der Bierglocke wurde am Abend der Ausschank beendet. Offenbar war der Begriff so verbreitet, dass er auch in Orten wie Tulln, wo das Ausschenken von Bier zugunsten des Weinausschanks verboten war, verwendet wurde. 117 Gemeint ist die Dienstwohnung des Wächters im Benefiziatenhaus (Wienerstraße 15).

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

liorirt und gepessert worden, doch daß er auch dise arbaith vleissig verricht, den stattgräben alweeg im jar zway mall ausmäe und im winder auseisse. Dem Clement Engelsamer ist sein stundtrieffer besoldung auf 12  fl. auch gemacht und jedoch zu ainer pösserung bewilligt worden, in gedachtem beneficiatenhaus in dem herunderigem gewelb sein frey wohnung haben, wie auch den zuetritt auf die stueben sowol als der Merth zu haben. Darumben man ime auch in sonderhait ain claffter holz verwilligt, das aber sonnst zu feuern belanngt, die von den beneficiatenhaus zu gemainer statt uncossten geraicht werden, die sollen sy beede selbst ausrichten und miteinander ain gleichhait halten. Christoff Winckhler118 ist sein besoldung mit 4 fl. darumb gepessert worden, daß er nit der wehrung mit disem vortl wie die anndern hat, sonndern sy herrn vorderung wie ain burger richten mues. Darauf sy vergriffen und wierdet auch herr wachtmaister Michl Puckher dergestalt in ausgenumbner wachtambtsraittung zu disem ambt verorndt, seiner gebür und gestringen füerhat nachzuleben hierunter verordnt etc.

5.8.2 1599, Oktober 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 252v–253r

Der Rat der Stadt Tulln verurteilt den Nachtwächter Mert Steyrer wegen Beleidigung und Verletzung des Nachtwächters Christoph Winkler und kündigt ihm seinen Dienst auf. Cristoph Winkhler, wein- und stundtrueffer, contra Merten Steyrer, nachtwachtern auf dem frauenthurm,119 beclagt sich, als er verschiner 14 tagen sein nachtwacht verricht und gleich umb neun uhr gewest, da er mit dem sattler alhier, so damals für den Balthausern Weber120 gewest, in der vergessenen gassen121 gegen den frauenthor auf die rueffstat ganngen, daß beclagter gannz unversehens ine angetast, reverendo ain plinten schelbm und dieb gescholten und alsbalt mit feusten ins gesicht und zu poden geschlagen, und ob er gleichwol auf solchen frävel und gewalt aus billich empfundenen zorn und schmerzen sich mit seinem wachtspieß etwas entgegengesezt und sich des gewalts erwören wöllen, sey doch beclagter noch nicht ersettigt gewest, sonndern als er, clager, nach seiner verrichten wacht seinem mitgespan, der die wacht nach mitternacht zu verrichten gehabt, in seiner herberg geriefft, und also ohne sorg ainiges weitern zuestandts zur ruehe haimb gehn wellen

118 Christoph Winkler, 1599–1601 wohnhaft Milchgasse 20. 119 Der Frauenturm war der südliche Torturm und, bedingt durch die allgemeine Verkehrssitua­ tion, der wichtigste Kontrollpunkt der Stadt Tulln. 120 Balthasar Weber († 1612), Beutler und Bürger in Tulln, ab 1587 wohnhaft Milchgasse 4, ab 1596 Hauptplatz 29. 121 Die als „vergessene Gasse“ bezeichnete Verkehrsfläche führt heute den Namen Karlsgasse.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

etc., er, der beclagte, wider ine haimblich fürgewart, so balt mit straichen und schlegen in ine gesezt, am khopf und armen verwundet und dermassen tractirt hab, daß, wo er nit sein selbst aigen weib unnd sonnderlich herr dechant, der deswegen von seiner ruhe erwacht und ine zugeschrien,122 wären ins mitl khumen, vomb leben bis zum tott gepracht hette etc. Dieweillen er ine aber hierzue ainige ursach nit geben und ob er gar beschwert gewest wär, er doch ain solche handlung, vorab gegen ainen wachter, auch in der nacht und in der statt bey so wol bestelter und regirender obrig­ kheit, hierdurch er in langer zeit und villeicht sein leben lang seiner nahrung nit mehr werde vorseen khinnen,123 nit geyebt haben solle. Zudeme auch er, clager, inmitls in seinem aufgenummenen tröschen ain tagwercher täglich mit sechs khreizer belohnen müessen, jezo aber umb seinen unvermögenhait willen gar von dem treschen khumme, des ime zu nit weniger schmellerung seiner nahrung und aufenthalt geraicht. Demnach begert, dem beclagten aufzulegen, daß er ine als ainen burgersman im ersten seiner ehren durch offentlichs abpitt und widerrueff wider restituir, alsdann auch für die schäden, den pader seines arztlohns, und was er inmitls seiner schwachhait dem tagwerchern geben und sonnst bishero verabsaumbt, nach billichen dingen abtrag unnd bezall. Das übrig welle er der obrigkhait zur erkhantnus haimbsezen. Geben herr stattrichter und ain ersamber rath auf dise clag und des gegenthaills verantworttung auch darüber eingezognen bericht zu beschaidt: Der beclagte sey schuldig, den clager seine schäden, neben restituirung seiner ehren durch cristlichs abpitt, clagtermassen zu bezallen. Umb daß er aber als selbst ein wachter die wacht also nächtlicher weil so fräfentlich angreifft, seinen selbst aignen dienst vleissig nit abgewärt und über alle bisher mit ime geprauchte gedult und verschonung, beschehne fürwarnung und betroung sich nit gepössert, ist ime der wachterdienst wie auch die herberg in gemainer statt beneficiatenhaus hiemit genzlich aufgesagt, und solle zwischen hier und Martini124 jeztkhumment das zimmer und die herberg raumen und noch zu disem allen auf acht tag lang mit wasser und prot zu underhalten in das gerichtshaus in die jeppen125 geschafft sein. Actum den 21. Octobris anno 99.

5.8.3 1610, März 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 11 (1608–1612), fol. 198r–200r

Viehhalter-Ordnung der Stadt Tulln. 122 Das Benefiziatenhaus lag gegenüber dem Pfarrhof, sodass es verständlich ist, dass der Pfarrer durch den Radau erwachte. 123 Christoph Winkler starb tatsächlich 1601, die Ursache ist unbekannt. 124 Martini ist der 11. November. 125 Bedeutung des Wortes unklar.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Ordnung mit haltung des khlainen galten126 und khüeviechs, sowoll gens, und bestellung eines gemainen pern.127 Erstlichen sollen alles oxenviech, so uber ain jar, nimer under die khüe getrieben, sonndern die halter sollen solches galtviech zu morgens umb 4 uhr summerszeiten vor den khüeen austreiben und absonderlich halten, darzue innen dann der gmein fleckh, so herr Wolff Khrannz vor disem auf ain gmain stier gehabt und gefechset, sambt dem waidl zwischen den prückhen unnd zieglstattl128 eingeraumbt und fürzaigt ist. Auf solcher waidt solch galtviech sy zu halten schuldig sein, sy mögen’s auf den ganzen tag draußen auf der weidt lassen unnd zu mittag nit einetreiben. Es mögen auch zu zeiten die closter- und spittlhalter129 darauf treiben, aber auf den gmain fleckhen, den Khranz gehabt, sollen sy sich enthalten. Das khüeviech sollen sy nach dem galtviech austreiben, und auch ein guete ordnung halten, damit der ein zeit her gespierte unnd erfahrne schaden, den sy, die halter, mit irem unordentlichen austreiben causirt, vermitten und verhiettet bleibe, daß offtmallen, wann sich der tag angemerckht, sy, halter, plassen unnd vill khüe ungemolchen wegen solcher unordnung von den dienstdirnen iren herrn zu grossen schaden ist fürgetrieben worden. Deme sollen sy, halter, gwißlich nachkhommen. Was aber die genns, die ein zeit hero verbotten gwest, anlanngt, sein die den burgern zu halten passirt, doch der gestaldt, daß dieselben khein annders thor, als auf den trenckhanger bei der Thonau sollen getrieben, aber auf der gassen oder plaz zum spott nit passirt werden, sonndern wo ainige gans annderwerths als vorm trenkhthor130 bedretten wirdet, daß solche yeden für frey und preisgeben ist, damit zu handen, wie es ime gestelt, darauf der gerichtsdienner in der statt seine guete acht haben wirdt, wo er aber die ordentliche zeit dergleichen bedretten, daß er solche macht zu pfenden. Draussen auf der waidt als aufm trennckhanger, wan sy in die pflanzen steigen oder andern werths zu schaden gehen würden, solle der veldthietter sein vleissiges aufsehen haben dieselbigen zu pfenden. Was den gmain stier betrifft, den der alte Khranz noch hat, solle der ander halter im undern halterhaus solchen in sein verwahrung nemben, darauf ime aus dem stattcamer ambt zu dessen unnderhaltung ain wiessen eingeraumbt werden soll. Was aber den gmain pern, so vor disem die peckhen einer umb den andern unnderhalten müessen, anlangt, sein die peckhen erfordert, unnd innen

126 Unter Galtvieh sind junge Kühe zu verstehen, die noch nicht trächtig waren, sowie, im gegenständlichen Fall, Jungstiere unter zwei Jahren. 127 Gemeint ist vermutlich ein Zuchteber. 128 Der Ziegelofen befand sich im Südosten der Stadt. 129 Gemeint sind die Viehhüter des kaiserlichen Frauenstiftes und des Bürgerspitals. 130 Das Tränktor war das nördliche Tor der Stadt Tulln am Ufer der Donau.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

solches angedeit, benebens dem Ulman,131 peckhen, auferlegt, daß er gedachten pern, den man ime wirdt zuestellen, 2 jar lanng erhalten unnd der anfang der alten ordnung an ime angehebt werden solte. Entgegen will man ime zu einer ergezung aus dem stattcamerambt ein tagwerch wissen gegen raichung des gebierlichen zins gewilliget haben. Hieriber sich die halter wegen sonnderbarer haltung des galtenviechs gleichwol beschwärtt, sy khünen vom stuckh khain pfennig mehr nemben darumb, daß sy um 2 diennstpotten mehr als sonsten, wann die ganze halt beisammen, haben müssen. Die halter sollen vor ainen anfang machen mit austreibung des galten viechs. Wann man alsdann die anzahl derselben sehen wirdt, soll innen ain ergezlichkeit geben werden.

5.8.4 1617, Mai 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 311 Ausfertigung mit aufgedrücktem Siegel; RV: Rathsdieners instruction.

Dienstordnung für den Ratsdiener der Stadt Tulln. Instruction Wie sich ain jeder rathsdiener, so iezt und hinfuro von denen herrn n., richter und rath der statt Tulln aufgenommen wierdet, in seiner dienst verrichtung verhalten und darauf sein gelübdt thuen solle etc. Erstlichen solle er bey seiner treuen und ehrn angeloben, daß er n., richter und rath der stat Tulln getreu, gehorsamb und gewärttig sein, den rathsdienerdienst bis auf wolgedachter herren n., richter und raths wohlgefallen und veränderung getreu, erbar und aufrichtig, nach seinen bessten vermögen, verrichten, nichts, das wider richter und rath oder gemeiner statt ist, handlen, noch darzue rath und fürschub geben, sondern derselben nuz und wolfahrt befürdern, schaden wenden, dem gericht und derselben zugeordnethen persohnen jederzeit gebürliche ehrerbietung erzaigen und beweisen und sonst gemainigelich alles das thuen und lassen welle, daß ain getreuer, auffrichtiger rathsdiener zu thuen und zu lassen schuldig ist. Zum anderten, alle schrifften und brief, so ins gericht gehören und ihme, rathsdiener, zue überantwortten zuegestelt werden, sy seyen offen oder verschlossen, solle er alsobalden überantwortten, und woher es seye, die sey als gering immer wölle, kheines weegs nit lesen, auch was ihme in gehaimb vom rath und sonst bey den hanndlungen bisweilen mündtlich oder schrifftlich vertraut würdt, kheiner parthey nit eröffnen, sondern bey sich behalten und sich aller verdächtigkhait massen.

131 Marx Ulman, Bäcker und Bürger in Tulln, ab 1599 nachweisbar Hauptplatz 13.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Zum dritten, alle schrifften und suppliciern, so partheyen antreffen, bey rath fürkhomben und erledigt werden, solle er mit vorwissen des stattschreibers von der canzley, wann sy prothocolliert sein, hinnaus nemben und den partheyen, wem sy zu überantwortten gehören, vleißig und treulich zuestellen, wann es begehrt wirdt, gebürliche executionen undter seiner handschrifft und pettschafft oder ferttigung mit inserierung des rathschlags jahr unnd tag von handen geben und fürnemben, sein gebürliche tax, inmassen ihme die hiemit auch von ainer ersamben rath zuegestellt wirdt, einnemben und empfahen. Also solle er auch, fürs vierdte, umb mehrer richtigkhait willen, von solcher der schrifften, brief und rathschlag überantworttung ain ordentlich register halten und jedes mit vleiß darin vorzunehmen, auf daß von ihme den partheyen berürter überantworttung halber desto richtiger die executionen gefertigt mögen werden. Zum fünfften so solle auch er, rathsdiener, nit allein dem herrn stattrichter, wann er rath oder andere zuesambenkhunfften hällt, gehorsamb sein und aufwarrten, sondern auch in seinem haus, wann er mündliche verhören hält, auch sonsten unter tags etliche maln sich bey ihmen finden lassen und beschaid nemben, ob der herr stattrichter ichtes zu bevelchen hette, oder anderwerts seiner bedürffe. Also auch solle er, rathsdiener, schuldig sein, jezigen und khünfftigen herrn stattrichtern sontäglich, auch zu ander heyligen fest- und feyertägen, wann man zu khirchen gehet, aufzuwartten, wie es dem herrn stattrichter angenemb sein würdt. Und weilen man nun also seiner gegenwart und beyseins stündtlichen bedürfftig, als solle er auch ausser vorwissen des herrn stattrichter von haus aus seinen geschäfften nit weckhraisen, sondern vorhero desselben erlaubnus nemben und begehrn. Sechstens, wann er vom herrn stattrichter beschaidt hat, daß er rath halten wölle, solle er den innern rathsfreundten wie auch dem stattschreiber zue seiner nachrüchtung zue rechtern zeit ansagen und sich mit gebürlicher ehrerbietung gegen ihenen verhalten und erzaigen. Zum sibenden, nachdem auch bishero breuchig gewesen, daß ain raths­dien­ ner, wann raittungen, inventuren, ablösungen, commissionen und andere zuesambenkhunfften von gemainer statt wegen gehalten werden, daß er, rathsdiener, jederzeit den genanten des äussern raths und burgern sowol als den innern rathsfreunden angesagt und volgents aufgewartt, so solle es noch bey seiner verrichtung und ambtsgebür verbleiben. Dann auch fürs achte, wann personen hie absterben, es seyen glaich burger oder innwohner, solle er allzeit darauf gedacht sein, daß er die herein verordten, so jederzeit sein werden, solches alsbalden erindern, damit sy die spörr132 zeitlich fürnemben, denen er auch bey solcher spörr sowol als 132 Mit der sog. Sperre wird ein Verbot der Verfügung über den Nachlass eines Verstorbenen zum Zweck der Inventaraufnahme ausgesprochen.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

wann sy in solchen verlassenschafften abhandlungen fürnemben, aufwartten solle, und nach deme jezo oder bisweilen die infection grassiert, und etwan die sterbsleuff gefährlich sein, auch nachmaln die orth und verlassungen dermassen darnach beschaffen, daß dahero die verordneten ihme die spörr allein verthrauen und befehlen möchten, so solle er sich auf solchen ihren bevelch gehorsamb und willig erzaigen und die spörr treu-, erbarlich, unverdächtig und ohne nachtl verrichten, und allzeit die spörr schlüßl mit vorwissen der verordter, damit sy sich darauf zurichten haben, dem herrn stattrichter überantworten. Neundtens, wann wintterszeiten auf dem rathhaus raittungen und zusambenkhunfften gehalten werden, solle er wiewol als sonsten in den ordinari rathstägen den rathstuben ofen, wie allweg breuchig gewest, zue rechten zeit haizen, auf das feuer vleissig und guete achtung geben. Verner und fürs zehende, nachdeme bishero die rathsdiener zue nit weniger verschimpffung aines ersamben raths als ihrer selbst persohn sich bey denen malzeitten, wan sy aufgewartt, und sonst anderwerts überweint, dardurch sy mehrerley ungelegenhait causiert und man sy, wann man ihr am notwendigisten bedürffte, nit brauchen khönnen, so solle er, rathsdiener, […]a vermahnt und ihme darneben eingesagt sein, daß er sich vor solcher unordnung hüete und guete exempl geben, sonst aber solle ihme sein gebürende notturfft133 sowol als bishero anders beschehen nit verwährt sein und würdet er sich selbst zue seiner mehreren befürderung der discretion zu verhalten wissen. Und dieweil schließlichen nit alles, was aines rathsdieners verwaltung ist und bisweilen die gelegenhait erfordert, hierinn nit specificiert werden mag, so solle er, auch rathsdiener, selbst, was ihme gebürt und verantworttlich ist, bedenkhen und sich hieruber des herrn stattrichters, auch aines er­ samben raths wolgefallen und disposition gebrauchen. Daentgegen solle ihme sein ordinari besoldung, wie solche ihme deputirt, also auch die tax vom spörr, inventurn, ansagen, schrifften, briefen, rathschlägen und executionen, so partheyen antreffen, der bestimbten taxordtnung gemäs, doch daß er niemanden wieder diese ordtnung übersezen noch beschweren welle, geraicht und zuegestellt werden, neben dem erbieten, wo ain ersamber rath seinen gehorsamb und vleis spüeren und er sich dieser instruction gemäß verhalten, auch sonsten in ainen und andern der gebüer und schuldigkhait nach accomodiern würde, daß mit mehrer ergezung auf ihne gedacht, sonsten aber auf den fahl seines ungehorsambs und nachlässigkeit ihme nit allein die besoldung nit geraicht, sondern darzue noch mit gezimbenter straff gegen ihne fürgangen werden solle.

a

Aufgrund eines Lochs im Papier fehlendes Wort.

133 Gemeint ist offenbar ein Deputat an Wein, das nicht übermäßig genossen werden sollte.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Und behällt ihme ain ersamber rath diese instruction zu mindern und zu mehren, oder gar wieder aufzuheben, nach gelegenhait, wie sich der dienst und die zeit anlassen und schickhen möchte, bevor. Des zu urkhundt seindt dieser instruction zwo aines inhallts mit gemainer statt cleinern secret insigl aufgericht und geferttiget, aine dem rathsdiener zuegestellt, die ander zue nachrichtung bey gericht behallten worden. Signatum Tulln, den dreyzehenden tag Maii anno aintausent sechshundert siebenzehenden.

5.8.5 1630, November 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, einem Antrag von Jodok Goppolt und Christoph Märtl, Organist, auf Ausweisung der stadtfremden Spielleute nicht stattzugeben. Jodocus Goppolt,134 burger alhie und ungelter aufm landt, beschwert sich neben alhiesigen organisten, Christoph Märtl, wider die frembten spilleuth, bitten, solche abzuschaffen, dan sy gemainer stat mit den spillen genuegsamb versehen wollen, item organist bitt umb sein ime versprochenes holz, item umb die gebüer von der leesschreiberey zu Freundorff und Käzlestorff, item um 15 fl. in abschlag seiner besoldung zum khlaidt. Verlaß: Ine, vermelten supplicanten, zu beschaiden, daß Goppolt anjezo denen hochzaiten nicht könne abwarten, wan er anderst dem ungelt aufm landt will nachgehen, sintemallen ein ersamer rath fleißiger einbringung des ungelts mehr jezt an hochzeiten gelegen, dannenhero und weillen aniezo spielleuth alhieist, werden die supplicanten sich mit denen besagten spielleuthen undterreden und vergleichen, damit gemainer statt hierinnen versehen. Des organisten absonderliche begerung wurden solchergestalt bewilligt, daß ime eheisten holz widerfahren, dan ausser spitall ime ein emer wein erfolgt, item von benificiaten ambt das gebettene gelt geraicht werden solle. Actum Tulln, den 23. November 1630.

5.8.6 1631, März 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln nimmt zu den Forderungen von Adam Schez vor Antritt seines Amts als Verwalter des Bürgerspitals Stellung.

134 Jodok Gopolt war seit 1626 Bürger in Tulln und wird bei seiner Hochzeit 1656 als „musikalischer Geiger“ bezeichnet (Biack, Köstelbauer, Tullner Häuserchronik zu Haus K. Nr. 120).

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5.8 Sonstige städtische Ämter

Nachdeme herrn Adam Schezen, eussern raths burgern alhie, das spithall zuverwalten von einem ehrsamen rath alhie durch die mehrere vota ist aufgetragen worden, deme auch auf sein begeren sein instruction angehendigt worden, hat er darwider nachfolgendte exceptiones und begeren eingewendt: Nemblichen und fürs erste, daß er neben dem spithall mit dem beneficiatenambt nit khöne umbgehen, habe genuegsamb mit dem spithall zu thuen. Zum andern begert er, aller gemainer statt sachen vom spithall hinweckh zu nemben. Desgleichen von denen 6 roßen, so anyezo beym spithall verhandten, 2 zu verkhauffen, entgegen verobligirt er sich, mit 4 roßen alle nottwendige arbeit und fuhren135 zu genügen zu verrichten. Drittens begert er, ime zu verwilligen, alsbaldten 200 emer wein zu ver­ khauf­fen. Was viertten dasjenige brodt,136 welches bishero einem schuelmaister wochentlich für die cantoribus geraicht worden, ferrer zu geben einzustellen und abzuschaffen. Zum fünfften begert er, ime den Hannsen Jäger zue einem schreiber zuezuordnen. Wann solches beschehen werde, auch die particularraittung und inventur erfolgt, wolle er ferrers unwaigerlich sich umb die verwaltung des alhiesigen spithals unterfangen. Verlaß und für das erste gravamen: Sey ein ehrsamer rath alhie niemals gemaint, ime, herrn supplicanten, neben des spithals verwaltung das beneficiatenambt aufzutragen, allein dahin angesehen, daß, weillen die zum beneficiatenambt gehörige holden sonsten khaine roboth haben, dieselben dem armen spithal zum besten bisweillen und bey den uberhaussten feldbau, auch andern arbeith, sonderlich bey denen weingarten, sich solten gebrauchen und dahin ziehen lassen, welches auch einem khünfftigen beneficiatenhandler mit mehrern solte anbefolchen werden. Zum andern sollen die fuhren für gemainer statt vom spithal auf diesmahl abgekhert, auch 2 roß zu verkhauffen verwilligt sein, doch daß hinfüro in aller arbeit und fuhren beym spithal khain mangl erscheine, auch daß, was das alhiesige spithall gemainer statt schuldtig, hinfüro contentire, so sollen auch die getraidtzehent, so bishero das spithall in bestandt gehabt, auf sein, herrn supplicanten, beschwerung anterwerts verwendt werden. Drittens die begerte versilberung oder 200 emer wein, hatt dismahl nicht statt, gleichwoll solle ime, herrn supplicanten, unverwerth sein, zur täg­ lichen ausgab bisweillen ein väßl wein zu leytgeben oder anderwerts zu versilbern bis man sehe, wie inskhünfftig der wein im werth sein möchte.

135 Aus verschiedenen Dokumenten der Stadt, nicht zuletzt auch aus den Oberkammeramtsrechnungen, geht hervor, dass das Bürgerspital sozusagen den „Fuhrpark“ der Stadt bereitstellte. 136 Wie aus Dokument 5.7.1. hervorgeht, stand dem Schulmeister wöchentlich Brot aus dem Bürgerspital zu.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Fürs viertte, weillen das wochentliche brodt, so bisher einem alhiesigen schuelmaister für die cantorn geraicht wordten, von unseren vorfahrn und stüfftern des spithalls gewidmet, also würdt solches weder der herr noch ain anderer abzustellen sich unterfangen. Zum fünfften, weill herr wahlscommissarius und consequenter die hochlöbliche niderösterreichische regierung nur ain persohn haben, so deme spithall würklich vorstehen solle, dahero khann weder der Jäger noch ein anderer zuegelassen werden, sonsten einem ehrsamben rath selbsten auf ainen gedachten gewesen, welches jez ermelter ein löblicher magistrat alhie vilberuertem herrn supplicanten zu seinem wißen beantwordtn wollen. Tulln, den 7. Martii anno 1631.

5.8.7 1636, Jänner 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln legt die Orte fest, an denen der Nachtwächter die Stunden auszurufen habe. Denen nachtwachtern werden nachfolgende rueffstätt vorgeschrieben: Die 1te bei dem stain nechst des gerichts.137   2. Beim herrn Peter Grübl, kirschnern, zwischen dem gässl.138   3. Beim Mart Lehmen,139 kerzenmacher, am eckh des gässls, gleich oberhalb Paul Pfanhausser haus.140   4. Beim Steinleitner mitten in der gassen.141   5. Gegen dem rathhaus mitten der gassen.142   6. Beim Wenzel beckhen auf dem schweinmarkt.143   7. In der kirchengassen bei der Sonnleithnerin.144   8. Am frauenhof am präzl bei des Puchsbaumen haus.145   9. Beim spittal mitten in der gassen.146 10. Beim herrn Puckher.147 137 Mit „Gericht“ ist die Tullner Schranne gemeint; das Gebäude, das am Rathausplatz stand, existiert nicht mehr. 138 Hauptplatz 23. 139 Martin Lehm, Kerzenmacher und Bürger in Tulln. 140 Heute Albrechtsgasse 33. 141 Wolf Steinleitner wohnte Albrechtsgasse 27. 142 Das Rathaus befand sich an der Adresse Albrechtsgasse 10. 143 Jakob Wenzel hatte seine Bäckerei in der Albrechtsgasse 5. 144 Katharina Sommerleuthner, heute Kerschbaumergasse 4. 145 Gemeint ist Mert Puxbaum, die Adresse ist Ländgasse 3. 146 Das Bürgerspital lag an der heutigen Adresse Wienerstraße 17–21. 147 Andreas Puckher wohnte Wienerstraße 12. Puckher († 1617) war Eisenhändler und 1584– 1587 Stadtrichter. Er war der Stiefsohn des Primus Moglitsch und der Enkel des Eisenhändlers Hans Reichhorn, durch die Ehe mit Magdalena Fraundorfer zudem der Schwager des

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5.8 Sonstige städtische Ämter

11. Beim Baumgärttner, beckhen.148 12. Beim sattler149 gegen den schneidter. 13. Beim herrn Kazianer.150 14. Beim herrn Conrad Staudner.151 15. Beim herrn Gernstl.152 16. Beim zingießer.153 […] dem gerichtsdiener würdt ernstlich anbefohlen, achtung zu geben auf die, so nicht ordentlich auf die wacht ziehen; soll jeder abwesender 12 kr. straf geben.

5.8.8 1636, Februar 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Christoph Harttörtl, Organist, einen Bericht des Kirchenmeisters zu übermitteln, wonach für die Stellung eines Kalkanten traditionell das Bürgerspital zuständig sei. Herr Matthias Strobl, kirchenmaister, bericht auf Christoph Hattörtls, organisten, per stellung eines calcanten,154 daß solches nie breuchig gewesen. […] Verlaß: Weillen nie bräuchig gewesen, daß gemaine statt oder das kirchenambt einen calcanten bestelt, sondern aus dem spittal einer dazu gebraucht worden, als würdt supplicant auf herrn kirchmaisters bericht gewiesen.

5.8.9 1637, März 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 64v–65r

Der Rat der Stadt Tulln ratifiziert die Kammeramtsrechnungen und bestellt neue Kämmerer.

Stadtrichters Hans Fraundorfer, der ebenso wie Puckher zu den führenden Protestanten der Stadt gehörte.1575 übernahm er von seinem Bruder Hans das Haus Hauptplatz 2, 1581 auch das andere Haus seines Großvaters, Hauptplatz 33. Dieses Haus musste er 1602 im Zuge eines Prozesses an die Stadt verkaufen, die das Haus behielt, aber nicht, wie ursprünglich geplant, dort das Rathaus einrichtete. 148 Paul Baumgartner wohnte Wienerstraße 2. 149 Der Sattler Hieronymus Landsperger wohnte Bahnhofstraße 1. 150 Der Schuhmacher Andreas Kazianer wohnte Bahnhofstraße 7. 151 Der Schlosser Konrad Staudner wohnte Kirchengasse 7. 152 Hans Gernstl wohnte im gegenständlichen Jahr Karlsgasse 2. 153 Gemeint ist vermutlich die Liegenschaft Jasomirgottgasse 8, wo 1612 der Zinngießer Andreas Fosz gewohnt hatte. Die Liegenschaft wird noch 1666 als Zinngießerische Brandstatt bezeichnet. 154 Der Kalkant hatte in Zeiten vor Einführung des Elektromotors durch Bedienen der Bälge für den Spielwind auf der Orgel zu sorgen.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Herr stattrichter lasset herrn Georgen Fraundorffer und Christoffen Lämbls 1636jährige stattcammerambtsraitung ablesen, begehren beede die mengl, so sich darinnen befinden würden, zu erleuttern, bitten umb ratification und entlassung ihres ambts. Verlaß: Weillen die mengl zu guten contento erleutert, ist ihnen diese raittung mit danckh geschlossen und ratificirt. Herr Fraundorfer noch auf ain jahr erhalten, herr Lämbl aber, weillen er mit andern schwähren ämbtern beladen, auf sein gehorsambes bitten entlassen, und an dessen statt Mathias Hagen,155 des äußern raths, erwöhlt worden. Denen erstlich eingesagt, demnach die höchste noth erfordert, und auch gemainer nuzen cernirt, mit sondern vleis und sorgfeltigkhait nach zu schauen, damit die pruckhen und fahrtweeg ausgebessert und wohl behüttet, wie auch die gräben zu erhaltung des orndtlichen wasserlaufs geraumbt, auf daß nit, was zu zeiten mit einen schlechten uncosten erhalten, nachmahls mit dreyfachen schaden muß von neuen erpaut werden. Und weillen auch eine zimbliche anzahl der restanten, wie auch etliche gründt, so im grundtbuch specificirt, aber niemandt wissen khan, welche dieselbe anjezo besizen, alls soll im ersten durch den rathsdiener mit assistentz unnd handtbietung eines ersamen raths alle und jede restanten orndtlich eingefordert, die unwissendte gründt mit embsigkheit der herrn stattcammerern wiederumben zum ambt gebracht werden und den vertigen ergangenen rathschluß wohl in obacht nehmen, maßen im rathschluß mit mehrern zu sehen. Volgen die vota aines neuen undercammerers: Freyweth156 2 Gernsl 5 Jacob Strobl 1 Hagen 7 Fannkhler157 1 Philipp Hofer 4 Zwickhl158 1

5.8.10 1654, Jänner 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 251–299), 283 Ausfertigung; RV: Instruction des wagambts, traidt messerey undt gstettenrechts 1654.

Dienstordnung für den Waagmeister und Metzner der Stadt Tulln.

155 Matthias Hagen, Bürger und Gastwirt in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 11. 156 Andreas Freibeck. 157 Max Fankler, Tischler und Bürger in Tulln, ab 1621 wohnhaft Kirchengasse 4. 158 Simon Zwickl, Schneider und Bürger in Tulln, wohnhaft Wienerstraße 5.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

Instruction unndt ordnung, wie und wassmassen hinfuro gemaine stadt Thulln metzner und waagmeister ambt durch ainen jeden ambtsman, so darzu verordtnet oder aufgenommen wirdt, gehandelt unnd gehalten werden solle; durch die edl, vesten, wohlgelerten, fursichtigen, ersamen undt weisen herrn n., richter und rath bemelter stadt Tulln den dritten Januarii aintausentsechshundert vier und fünffzigisten widerumben verneuert ­unndt Matthiasen Faisten, bürgern alhie, auf sein gehorsamb bittliches anlangen bestandtweis vertraut und dem also nachzugeleben bevohlichen worden wie hernach zu vernehmen. Erstlichen dem metzner undt waagmeister bey gethannen seinen aydt auferlegt, daß er menniglichen, den reichen als den armen unnd den armen als den reichen, jeden mit der wag unndt gewicht ohne alle gefehr unndt verdacht, es sey kauffer oder verkauffer, zum treulich unndt fürderlichisten gewertig sey unndt die keuff allerley sorten körner verzaichneter wöchentlich herrn stattrichter vorgeben solle. Anderten, wann ihm von den verordtneten herrn zum gewicht waag unndt mezen, auch achtl unndt mässl mit einem inventari eingeantwortet worden, so er dasselbig alles fleissig unndt sauber zu seinem ambt aufheben und so er davon was verlüret oder zerbricht, er dieselben stückh selbst wiederumben machen lassen und erstatten, nachmals herrn stadt cammerer unndt verordtneten beschauer herrn fürbringen, damit sie alle mit dem stattzaichen wie vor alter herkommen, ordentlich gebranndt werden, für den prandt aber ist er nichts zu geben schuldig.159 Dritten soll der mezner allwegen sein aigen gerechts streichholz haben, damit solle er den waiz, korn, gersten, prein160 undt gries selbst oder durch sein aigen hierzue taugliche leuth abstreichen undt ainen jeden wie vorgemelt treulichen messen, als von alters herkommen, den habern unnd dünkel aber soll er nit abstreichen, sondern gehaufft was darauf mag geben unndt abmessen, wie solcher articl hievon den 18. Augusti anno 1617 öffentlich publicirt worden.161 Viertten mit dem waiz, khorn, gersten, habern und dinkelmessen nach dem muth, sowohl von gemainer statt, als spital burgern unnd andern, soll es bey vorgegebner ordtnung sein bewenden haben. Fünfften was für getraidt, waiz, khorn, gersten, habern unndt anders auf freyem markht verkaufft wirdt, solle mezner von iedem ainzigen mezen, den der kauffer und verkauffer miteinander zuraichen schuldig sein sollen, einnehmen zwen pfenning, in der freyung ain kreutzer, doch solle er den bürger sowie die auslender observieren und in acht nehmen, was aber den halben oder ganze muth verrichtet, ist er bey der darüeber gemachten ordtnung zu bleiben schuldig. 159 Entsprechende Maße, allerdings jüngeren Datums, haben sich im Tullner Stadt- und Bezirksmuseum erhalten. 160 Prein bedeutet Hirse. 161 Die Urbare unterscheiden in diesem Sinn je nach Abgabe zwischen gestrichenem und gehäuftem Metzen.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Item unndt zum sechsten, wan’s einer oder mehr auf dem markht, in den traidtstadl oder mehlcasten wenig oder viel seckh uber nacht einsezt, so soll mezner von iedem sackh zu morgens einfordern von ieder nacht zwen pfenning, unnd solches geldt wochentlich halbes herrn statt cammerer zu handen gemeiner stat uberantwortten unndt halben theil soll ihme, mezner, bleiben, da aber von solchem ichts verlohren würde, solle der mezner ohne entgelt gemeiner statt antwortt hirumben geben. Hievor bemelte besoldung von abmessen und einsezen ieder sorten ist im jahrmärckhten und freyungen von den auslendern doppelt, aber die bürger seindt das mäß gelt wie sonsten im jahr und am wochen märkhten nur einfach zu geben schuldig. Item wann das spittal ihre getraidter umbschlagen lassen wollte, oder zechet abzumessen hete, dasselbe der mezner ohne ainiche besoldung zu thun schuldig ist, doch solle es damit wie von alten herkommen gehaltten werden. Siebenten soll er, mezner, von ieder zölln, sie werde mit holz, ziegl, wein oder andern an der gestetten beladen und angeschlagen, einnehmen ain gulden undt niemandt darwider beschwören, daneben, wo mezner ainen oder mehr beträffe, die holz gefährlich weckh trügen, soll er die pfendten und dem herrn stattrichter anmelden. Item von am wasser oben herab oder undtenherauf fart, hier zuelandtet ­unndt kauffmanns güetter oder anders ablegen wollten, die sollen steegrecht zu geben schuldig sein von ieder schüffung oder zülln sechs kreutzer unndt in freyungen doppelt zwölf kreutzer, welche aber allein hefften undt nichts ab- oder anladen, die sollen nichts zu geben schuldig sein. Item wan schindtl oder weinsteckhen hieher ankommen, soll ieder mezner selbst oder durch getreue leuth dieselben der ausgangenen holzordnung gemeß auf zehlen undt die schiffersteckhen unnd schindtlen bey unnachlessiger straff vleisig ausschiessen, davon ihnen wegen austrag undt zahlen von iedem tausent vier kreutzer geraicht werden solle. Dann soll der mellmesser undt sein leuth am Freytag sich beim traidtstadl finden lassen, damit die pauern mit dem freisezen undt abladen gefürdert werden unndt nicht lang wartten dörffen. Entgegen ist bey hoher straff genzlich verboten, am heiligen Son- undt feyertägen ainich eingesezt traidt auf dem thraidtstattl oder gemeiner statt haus nit hinweckh führen lassen. Mehr solle auch der mezner die waag unndt gewichtt vleisig, der ziment162 nacheinander ordnen und sezen, damit im wegen nit geirret noch iemandt beschwert werde, unndt wievil centen wigt, soll er alweg von iedem centen, was das sey, waggeld nehmen sechs pfenning, nemblich von einen auswendigen 4 und von einem bürger zwen pfenning. Item soll dem mezner von iedem claffter holz zusezen als von ainem frembdten zwen kreuzer, von einem bürger aber sechs pfenning abzufordern ge162 Ziment ist ein Hohlmaß.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

büren, doch soll er oder seine taugliche subjecta fleißge achtung haben, das hierdurch niemandt beschwert werde. Dan soll auch mehrgedachter Faist bey dem pranndt gebraucht werden, alda er denen verordtneten hierzue sein schuldigen gehorsamb erzaigen solle. Letzlichen behellt ihme ein ersamber rath bevor, da sein von einem gueten freundt wegen donirung des niederlaag geldts ersucht, er auch davon nichts zu begehren haben solle, doch wirdet das ihme nit zuviel entzogen sovil möglich beobachtet werden. Item es solle auch vilgedachter Faist von demjenigen hopfen, welcher nach dem gesicht oder überhaubt verkaufft, aber nicht gewogen wirdt, nichts zu begehren haben. Nit weniger soll er alle neuerung meiden, sondern dieser ordtnung genzlich nachgeleben undt niemandten darwider beschwären. Uber diese iezt noch lengs erzölte geföll, welche Faist wie sie fallen einzunehmen hat, soll er in das statcammerambt zu rechtem gewiesen bestandt quattemberlich fünfzehen gulden, welches zusammen in einer summa sechzig gulden reinisch bringet, unverzogentlich erlegen, richtig machen und zu keiner zeit anstehen lassen. Deme allen er, Faist, gewißlich nachzukommen mit mundt undt handt angelobt und vergriffen, dabey er dann auch festiglich handtgehabet unndt geschüzt werden solle. Zu urkhundt dessen mit gemeiner stadt mittern insiegl verförttigt unndt Mathiasen Faisten als derzeit aufgenommenen mehlmesser undt wagmeistern ambts bestandtman zugestelt worden. Actum die et anno ut supra.

5.8.11 1659, Juli 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln bestellt Ratsmitglieder für die Abwicklung der Verpflichtungen der Stadt gegenüber den durchziehenden Truppen. Item proponirt herr stattrichter, daß zween zu erwehlen, die die monathgelder widerumben aussezen sollen und limitirn, nit weniger auch zween andere anstath herrn Elias Friedrich und Michaeln Beringer zu benennen, welche denen soldaten ihre notturfften reichen, mit quartier versehen, auch ab- und zusammen raiten sollen. Verlaß: Seindt per majora zu minderung der monathgelder benennt worden herr Eisen und herr Reuscher, beede des innern raths, im übrigen verbleibt es bey den alten, so hievor sich gebrauchen lassen. Was die quartier zu machen anbelanget, ist zwar herr Galler und Donhoffer per majora benennt worden, darwider aber herr Galler sich beschwärth und austruckentlich vermelt, man solle mit ihme thun, was man wölle, so nembe er’s denoch nit an, bis er ein richtigkeit habe. Als ist auf einen andern zu gehen und dem Donhoffer zu adjungirn geschlossen, doch endtlichen dahin 201

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kommen, daß man verrers ihme, herrn Galler, zugesprochen, aber sovil als vorhero verfangen wollen. Dahero herr Georg Reuscher per majora erwöhlt, welcher ebenfalls und gleichsamb noch ärger sich gewehrt und nit annemben wollen, auch sogar darwider protestiert, hierüber abermaln die vota herumbgangen und endtlich dis geschlossen worden, daß, weiln herr Reuscher sich gar nit accomodirn, noch einigen gehorsamb erzaigen wollen, sondern in seiner halsstärrigkeit verharret, als solle ihme per decretum die parierung aufgetragen werden, bevorab weiln er in seinem voto selbsten herrn Galler entlassen, auch keine raittung übergeben, zu deme seye ihme auch ein recompens in seiner negst gethanen raittung geschehen und sein ihme ausständiger rest nachgesehen worden, dahero er gemeiner statt zum besten dise bemühung über sich nehmen kan. Widrigen er mit einem andern compelle163 müsse darzu angehalten und durch den personal arrest belegt werden.

5.8.12 1666, März 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln wählt Michael Beringer zum Steuereinnehmer. […] und weiln aniezo das spitalambt auf herrn Winckler kommen, hat man ihme das einnehmerambt diser 1666jährigen monathgelder nit auftragen können, sondern zu erwöhlung eines andern geschritten worden: Herr Michael Beringer (9 Stimmen)a Herr Nikolaus Kincker164 (5 Stimmen) Herr Georg Gleichstorffer (1 Stimme) Herr Matthias Faist (2 Stimmen) Es haben zwar obenstehentermassen die majora, als neun stimmen, den herrn Michael Beringer getroffen, welcher aber auf alle weis, sonderlich seiner würthschafft halber, sich entschuldigt und recusirt,165 ist doch über abtretten seiner, auch herrn stattrichters166 als dessen schwagers, von einem gesambten rath, sonderlich in ansehung er derzeit mit keinem ambt belegt, de novo confirmirt worden.

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Die Anzahl der Stimmen ist in Form einer einfachen Strichliste neben dem Namen vermerkt.

163 Lat. mit Gewalt. 164 Nikolaus Kincker, Tuchhändler und Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 3. 165 Auch wenn letztlich natürlich über die Motive Beringers nichts bekannt ist, so ist doch festzuhalten, dass das Eintreiben der Monatsgelder für den Unterhalt der kaiserlichen Truppen bei den Mitbürgern zweifellos keine dankbare Funktion war. 166 Gemeint ist Simon Galler, wie er mit Beringer verschwägert war, geht aus der Häuserchronik nicht zweifelsfrei hervor.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

5.8.13 1666, März 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, ungeachtet eines Fürbittschreibens des Wahlkommissars auf der Wahl Michael Beringers zum Steuereinnehmer zu beharren. Ein memorial von herrn Michael Beringer, so er an ihro gnaden, herrn wahlcommissarium, gestelt, und umb intervention bey einem rath, damit ihme das monatgeldt einnemerambt nit aufgetragen werde, gebeten, ist abgelesen, und von deroselben verbschaidt worden. Einem ehrsamben rath der kaiserlichen und landtsfürstlichen statt Tuln zuzustellen, der will ihme belieben lassen, dise hirin begriffenen motiva und ursachen reifflich zu erwegen, auch, so zum fall sye dieselbe also beschaffener und erheblich zu sein befinden, dahin zu gedencken, wie etwan dem herrn supplicanten mit verschonung des ihme aufgetragenen ambts wenigist für dismal dergestalt möchte geholffen werden, damit er sich diser meiner zwar unmaßgebigen intervention zu erfreuen habe, denen ich im übrigen sambt und sonders zu diensten beraith verbleibe. Actum Wienn, den 9. Martii anno 1666. Verlaß: Herr Michael Beringer ist zu verbschaiden, weiln ein ehrsamber inn- und äußerer rath unvermelte ursachen, welche viel andere, so dises ambt bedient, eben solcher gestalt fürzuschüzen gehabt hetten, zu der entlassung nit für erheblich genug erkennen, also bleibt derselbe einhellig bey vorigem schluß und wird herr supplicant seiner aydtspflicht gemess ohne verrere entschuldigung besagtes 1666järiges monatsgeldts einnehmerambt über sich zunehmen ihme nit zuwider und angelegen sein. Hingegen ein ehrsamber rath ihne, herrn supplicanten, ihro gnaden, herrn wahlcommissarii, intervention in ander weeg geniessen lassen wirdet, so ihme, herrn Beringer, per decretum anzufüegen.

5.8.14 1666, März 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Wahlkommissar gegenüber das Beharren auf der Wahl Michael Beringers zum Steuereinnehmer zu begründen und diesen nachdrücklich aufzufordern, sein Amt zu übernehmen. Dan haben ihro gnaden, herr wahlcommissarius, an herrn stattschreiber geschrieben, daß herr Michael Beringer schon zwey mal mündt- und schrifft­ 203

5. Städtische Organe und Gesellschaften

lich gebetten, wegen des aufgetragenen monathgeldts einnemberambt, weiln wegen anderer zwey habenter raittungen und übler leibs disposition ihme unmöglich, solches über sich zu nehmen, sich zu interponiren, weiln er dan solches schon ein mal gethan, aber, wie er erfahre, nichts gefruchtet, als bildt er ihne wol ein, ein ehrsamber rath werde erhebliche motiven, so ihme nit bewußt, haben, daß sy auch aus ihrm voto nit schreiten, derentwegen er von herrn stattschreiber bericht zu werden begehrt, welches schreiben er, stattschreiber, vor rath producirt, selbiges abgelesen und verlassen worden. Verlaß: Ihro gnaden, herrn wahlcommissario, sollen durch ein höfliches briefl die ursach, warumben er nit entlassen werden könne, nemblich weiln seine zwey raittungen, so er anzeucht, von schlechter importanz, er auch sich jederzeit aller ämbter, die ihme nit gefallen, entschütt, und aniezo ain solches kein anderer annehmen würde, überschrieben, und deswegen, daß man ihrer interposition dermalen ihne, herrn Beringer, nit geniessen lassen könne, umb verzeihung gebetten werden. Dan soll ein scharpffes decret an ihne, herrn Beringer, ausgeferttigt und erindert werden, daß einem ehrsamben rath die so vielfältige widersezung wegen annehmung des ihme aufgetragenen monathgeldts einnehmer ambts, wie auch, daß er deswegen ihro gnaden, herrn wahlcommissario, und sogar die herrn capuciner überlaffen, gar mißfällig falle. Dannenhero ein innerund äusserer rath nochmaln de novo beschlossen, und hiemit demselben auferlegt seye, solches ambt ohne verrer waigerung auf sich zu nehmen, oder in widrigen, weiln das ambt täglich ersezt sein und die monathgelder bezalt werden sollen, auch durch dise widersezung ein üble consequenz gegen andern verursacht wird. Da einiger schaden oder versaumbnus entstehen würd, soll selbiges an herrn Beringer gesucht werden.

5.8.15 1666, März 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, auf seiner Entscheidung, Michael Beringer nicht aus seinem Amt als Steuereinnehmer zu entlassen, zu beharren, ihm wegen seines Gesundheitszustandes aber Matthias Faist beizustellen. Wegen herrn Michael Beringer, des 1666jährigen monathgeldt einnemberambt betreffend, bleibt ein ehrsamber rath mehrmaln bey vorigem schluß, allein wegen seiner unpäßlichkeit und weiln er ins bad raisen muß, soll ihme einer zugeben werden und ist per majora herr Matthias Faist erkhüst, an welchen ein decret auszuferttigen.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

5.8.16 1666, Juli 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln bestätigt das Verbot des Stadtrichters an den Stadtkämmerer Elias Friedrich, den Torwächter für Fuhrdienste von seinem Wachposten abzuziehen. Herr Elias Fridrich, stattcammerer, erindert beschwärweis, daß sein knecht sich überhebt habe, und könne nit fahren, derohalben er in diser noth den thorwartl gebraucht, welches herr stattrichter ihme abgeschafft. Nun vermain er, weiln es seine vorfahrer thun dörffen, es wäre ihme in diser noth solches wol zuvergönstigen gewesen. Herr stattrichter hingegen sezt einem ehrsamben rath zur deliberation und erkandtnus, begehr auch deswegen beschaidt, ob er hierinnfalls unrecht gethan. Seyen freylich von vorigen stattcammerern die thorwartl gebraucht, aber solches wider ordnung eingeführt worden. Verlaß: Ein ehrsamber rath erkent, daß herr stattrichter gar recht gethan habe. Sintemaln nichts nothwendigers, als daß zu verhüttung allerley unheil die thorwärtl, massen sye deswegen besoldt, bey den thören verbleiben und ihren dienst abwartten sollen, bey dem es dan sein verbleiben annoch habe.

5.8.17 1666, August 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt über das Entgelt für Ignatius Kracker für seine Arbeiten in der Stadtregistratur. Item proponiert herr stattrichter, weiln die registratur ehist vorzunehmen, was des herrn stattschreibers herrn schwager Ignatio wochentlich für die cost undt trunckh zu geben? Der registratur halber constituiert ein ehrsamber rath, dem herrn Ignatio Krackher für cost, trunckh und ligerstadt wochentlich ein reichsthaller und soll die registratur könfftigen Mittwoch167 angefangen werden.

5.8.18 1667, Jänner 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, es bei der Entlassung Richard Eysens aus seinem Amt als Verwalter des Grundbuchs zu belassen und die Resignation seiner Funktionen im Au- und Schulwesen anzunehmen. 167 Das war der 11. August.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Erstlichen herr Reichard Eysen thuet sein verantworttung wegen seines ihme zugeschickten decrets: 1mo die grundtbuchsraittung zu machen, 2do die schein, wie sye zum grundtbuch kommen, specificirn, und anders betreffend. Nun het er für sich selbst solches gern gethan, het’s aber verhindert, daß der sambler und bescheinungen von ihme abgefordert und abgeschrieben werden. Dergleichen begehrn von einem stattrichter vorhero geschehen zu sein er nit wißte oder erhört seye. Dahero hab er’s billich zu bedencken gehabt, weiln Ferdinandi tertii allerseeligsten noch bei lebzeiten einfihrn lassen, auf was weis die raittungen sollen verfaßt werden, wie es anno 1660 dahin beschehen und nie der brauch gewesen, daß vor verfassung der raittung die schein begehrt worden. Darzue muethmasse er, daß es Khülff nit für sich selbst gethan, sondern darzu instigiert worden sein muß, worzu ihme mehr anlaß gegeben, daß herr Märtl hete fürgeben, es hette ihms herr Märtl mit schmerzen geclagt, daß er also tractiert worden, da er doch nichts anders vermelt, als daß herr Märtl sich zu solcher commission mag brauchen lassen, weiln er also im alter wohl wisse, daß es nit der brauch, er auch von einem richter nit dependier und einem richter nit alles ohne rathsverlaß oder allergnädigste resolution, was ihme einfalle zu thun, erlaubt seye. Aines fürs ander, die beschickung betreffend, wisse er sich keiner zu erindern, sintemaln es sonst durch zwey hette beschehen müssen, sondern allein fragen lassen, warumb der diß oder jenes thue, het’s sonst lieber selbst gethan, doch per tertium allein zu verhüttung sein, herrn stattrichters, zorn effectuirn wollen, worduch er dan nit hoffe einzige straff verdient zu haben, wolle also einen ehrsamben rath dahin vermahnt haben, keinen solchen verlaß, der seinen ehrn verlezlich, zu verfassen, im widrigen, wiewol ungern, weither hülff suchen müßte. Ein rath muß sich auch erindern, daß eines richters auch keines rathsverlaß ein gesaz mache. Item wenn seine reden wider herrn Märtl unrecht vernohmen werden, sintemaln er ihme nur fürgehalten, daß er dem decret nit nachkommen, gar nit aber vorgeben, daß herr Märtl ihne verlezt, wan ihme also das decret nichts thue, hab er, herr Eysen, ihme auch nichts getan, meldet, ein ehrsamber rath wolle sich etwas bessers besynnen, daß er negstens bestialisch gehaissen, hab er weder herr richter, noch den rath gemaint, sondern daß er nit als ein rathsfreundt sondern als eine bestia tractirt worden. Schluss: Verhoff nochmahln, die sach werde in besser ponderation zu ziehen und hier bey rath zu decidirn. Würde es aber nit sein können, hab er kein bedencken, ihro gnaden, herrn wahlcommissarium, oder gar die hochlöbliche regierung darüber iudicirn zu lassen. Nota bene herr Märtl hete von dem riesterischen geldt 70 fl. empfangen, die wisse er nit, wo er hingethan. Was die bescheinungen anlangt, wisse ein ieder, auch der jüngste, daß einer nit zugleich was zu Wienn geschicht und was alhier geschicht, zuverantwortten, zweiffel doch nit, es werde gar recht sein, kömme ein rest heraus, kehre er nit sein, er hab nit darein gelichen. 206

5.8 Sonstige städtische Ämter

Daß er von dem grundtbuch entlassen, wisse er sich zwar umb kain ambt, hab auch nie darumben gebetten, allein mitten in der zeit einen darvon zu stossen als einen unehrlichen mann, welches in gleicher mainung er von der correctur des martinischen168 protocolls erindert, falle zu schwer, begehre dahero die ursach dieser amotion und veränderung zu wissen. Damit man aber sehe, daß er kein verrichtung oder ambt begehre, wolle er hiemit sein au- und superintendenten stell auch resigniert haben, allein bitt er nochmahlen, ihme die ursachen, warumben ein und anders beschehen, zu eröffnen, und ihme weithers nichts beschwärlich aufzutragen. Ingleichen ist des herrn Märtls verantworttung, so er schrifftlich und dabey, was er von quittungen und anders in handen gehabt, eingeraicht, abgelesen und darüber votiert worden, nachfolgenten verlaß. Verlaß: Ein ehrsamber rath läßt’s noch einmal darbey bewenden, daß herr Eysen die grundtbuchsrechnung über alberaith verstrichenen termin verfassen, derentwegen es bey der entlassung des grundtbuchsstell, damit vorhero ermelter massen er hieran nit verhindert werde, sein verbleiben haben solle. Die straff, weiln er ein ehrsamben rath solchergestalt wegen der beschickung die entschuldigung annimbt, soll ihme, herrn Eysen, nachgesehen sein, auch weiln er die bestialisch redt dahin erclärt, daß er’s auf sich selbst gemelt und vermaint, dabey beruchen, iedoch er sein verantworttung, damit’s dem herrn Märtl gleich wie desselben sein auch ihm, herrn Eysen, schrifftlich zukommen wirdet, umb sein verantworttung zudecretirt werden möge, schrifftlich einraichen. Die resignation der auen und schuel superintendenten stell will ein ehrsamber rath auch acceptiert und schließlichen herrn Eysen vermahnet haben, daß, weiln immerzu erinderung beschehen, daß diser und jener schein gemainer statt antreffent, under handen habe, er wolle dem gemainen weesen zu gueten und lieb eröffnen, wer etwas solches noch bey sich habe, damit künftig im rath und ganzen gemain mehrer ainigkeit und lieb gepflanzt werden möge. Herrn Märtls anbringen ist dem herrn Reichard Eysen umb sein gegenantworttung zuverbeschaiden. Dan ist verlassen, daß des herrn Märtls eingeraichte schrifftliche documenta so er eingeraicht durch zwey herrn übersehen, und einem ehrsamben rath referiert werden solle. Hierzu seind herr Hanns Georg Winckler, herr Johann Martin Tretter, beede im innern, und herr Mathias Faist im äussern rath erwöhlt, denen ein decret zuzuschicken.

168 Nikolaus Martini, 1653–1659 Stadtschreiber.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.8.19 1667, Juli 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, von Ignatius Kracker eine genaue Aufstellung über seine Tätigkeit in der Stadtregistratur und die Beseitigung von Mängeln in seiner Arbeit zu verlangen. Herr stattrichter proponiert, daß herr Ignatius Krackher ihme die regis­ tratur zuständen gerichter eingeraicht, und weiln er nun der statt ein lange zeit in der cost ist, also were er abzuförtigen. Zu dem endte hab er ein specification von ihme begert, wie lang er gearbeith, was für zeit er underschiedtlich ausgesezt, und wieviel er alberaith empfangen? Hette aber ein kurzen unausführlichen zettl überraicht, was verrers hierin zu thun? Verlaß: Weiln vorkhombt, daß die registratur, zu dem es ein original sein soll, an etlichen orthen corrigiert und durchstrichen, zu dem er auch ein cärlier169 voll originalbrief zu herrn Märtl als in ein privathaus getragen, als soll ihme herr stattrichter solches vorhalten, und daß er das corrigierte zuständen richte, auch ein ordentliche specification, wie lang er gearbeith und wan er ausgesezt, auch was er aus ein oder anderer ambt empfangen und noch verrers begehr, einzuraichen, ihne vermögen, sodan der gebühr nach abförttigen, die registratur aber soll könfftig durch die herrn grundtbuchshandler in der gehaimben cammer in verwahr behalten werden.

5.8.20 1667, Juli 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Arbeit des Ignatius Kracker in der Stadtregistratur zu prüfen. Herr Galler proponiert, daß herr Ignatius Krackher ein specifikation eingeraicht, wan er die registratur angefangen, als den 6. August 1666, auch wan er vollendt, nemblich den 6. Julii 1667, welches an der zeit 48 wochen, iede wochen costgeldt ein thaller bringt 72 fl. Daran sey bezalt 64 fl. 30 kr. Restiere ihme noch an costgeldt ohne den recompens 7 fl. 30 kr. Wie solcher abzuförttigen? Verlaß: Weiln nun ein ehrsamber rath veranlaßt, ihme, herr Ignatium, was er für sein recompens begehr, item wie lang er von der arbeith ausgeblieben, sich zu erclären und er hierüber fünffzig thaller begert, als ist beschlossen, sein arbeith in etwas zu examiniren und sodann nach befund der sachen ihme zu remuneriern.

169 Bedeutung des Wortes unklar, gemeint ist offenbar eine Mappe.

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5.8 Sonstige städtische Ämter

5.8.21 1667, Juli 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt nach Prüfung seiner Arbeit über die Entgeltforderung des Registrators Ignatius Kracker. Anheut hat ein ersamber rath wegen herrn Ignatii Krackers verfaßter registratur, was ihme zum recompens zu geben, ein schluß solchergestalt gemacht, daß, weiln er mehr dan sechs wochen von der arbeith ausgesezt, das noch restierente costgelt damit aufgehebt sein. Wegen der registratur selbst aber, weiln man findt, daß sye zimblich schlecht ausgearbeith, etwas unrichtig, und fast anderst nichts gethan, dan er die vorige zetln abgeschrieben, als hat sich gedacht ein ehrsamber rath erbothen, seinem selbst ersten begehr nach zwainzig thaller ihme zu raichen, wofern er aber darmit nit zufriden sein wolte, ist ein ehrsamber rath zufriden, einen unpartheyischen darüber zu stellen, welcher das werckh examinirn und erkennen solle, ob dises anerbiethen zu wenig. Dabey dann verbleiben solle.

5.8.22 1679, September (?), Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 15 (Eidbuch der Stadt Tulln), fol. 10r

Eidformel für die Infektionsbeschauer der Stadt Tulln. Aidt des bestelten beschauers zue zeit der infection:170 Ihr werdet zu Gott schweren ainen aydt und bey euren ehren und treuen geloben, daß ihr auch zu dieser infectionszeit bey iedtwedern, reich oder arm, so damit behafftet, auf begern, es sey bey tag oder nacht, gebrauchen lassen, aller müglichen vleiß mit aderlassen und andern mitln, so er ihme getreulichen zuverrichten getrauet, forwendet, wie auch die verstorbenen persohnen getreulich besichtiget und was sie für khrankheit gehabt und an welcher sie gestorben, taglichen derselben namen specificirter übergebet, und im fall man auch die gesunden zu besichtigen auch bevelchen würde, solche beschau gehorsam und willig fornembet, und hierinnen weder müth, gab, geschannkh, freunndt- noch feindtschafft ansehet und auch disfals gannz unverdachtig verhaltet, wie auch under die gesunden leuth zue gehen euch genzlicher enthaltet, wie ihr dan deswegen eur aigen besteltes zimmer haben sollet, und solches gegen Gott am jüngsten gericht verantwortten wollet.

170 Im Jahre 1679 grassierte in Niederösterreich die Pest.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

5.9 Zünfte 5.9.1 1574, November 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 6 (1574–1575), fol. 102v–103r

Der Rat der Stadt Tulln bestraft die Schuhmachermeister für die eigenmächtige Aufnahme des Hans in die Zunft. Schuesterhanndwerch: Heut dato seind die maister schuechmacherhandt­ werchs umb daß sy den jungen maister Hannsen, so die Fraunhofnerin171 genummen, unbewüsst der obrigkhait zu ainem maister aufgenummen, auch mit ime den schnidt und maistermal ires gefallens gehalten haben, für ainen ersamen rath erfordert, und neben der thurnstraf noch yeder inn sonnderhait umb zway vaß khalch gestrafft worden. So sy aber umb gnad bitten, mag der herr statrichter von yedem ain vaß khalch einfordern, und umb daß der jung maister bisheer das burgerrecht nit ersuecht, vil weniger emphanngen, aber nichts weniger wein geleutgebt und das hanndtwerch getrieben, sol er auch wie der anndern maister ainer gestrafft werden, unnd hinfüro sollen sy one vorwissen irer obrigkhait dergleichen noch annder versambungen halten, sonnder sich der römisch khayserlichen mayestät policey ordnnung gemäß gehorsamblich verhalten.

5.9.2 1607, Februar 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 242v–243r

Der Rat der Stadt Tulln untersagt den beiden Badern von Tulln, Kaspar Haillos und Hans Hölrich, sich in die Zunft von St. Pölten einschreiben zu lassen, und trägt ihnen auf, eine eigene Ordnung für Tulln vorzulegen. Caspar Haillos172 und Hanns Hölrich,173 beede pader hie, begern ihnen zu verwilligen, daß sie sich in zöch St. Pöldten einkhauffen mögen. Dis begern hat nit stat, sonndern wirdet denen supplicanten hiemit auff­ erlegt, daß sy sich den zöch St. Pöldten, sovill die einverleibung und zusambkhunfft betrifft, gennzlich enthalten, inmitls aber mit denen genachtparten werkgenossen umb hieigen refier auf dem Tullnerfelt als von alter herkhommen unnd von anndern hanndtwercht zunfften hie in gemain beschiecht, sich selbsten ainer bestendigen ordnung miteinander vergleichen, 171 Gemeint ist vermutlich Anna Fraunhofer, die Witwe nach dem Schuster Leopold Fraunhofer, der seit 1551 an der Adresse Hauptplatz 32 nachweisbar ist. 172 Kaspar Haillos, Bader und Bürger in Tulln, ab 1600 Besitzer des Frauenbades. 1611 wechselt er in das Kieffelbad. 173 Hans Hölrich, Bader und Bürger in Tulln, vor Heillos Besitzer des Kieffelbades.

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5.9 Zünfte

die ainem rath fürpringen, will man dieselb in berathschlagung ziechen unnd nit allain sovill sich der notturfft nach wirdt thuen lassen ratificiren, sonndern sy dabey auch alsdann schüzen unnd hanndthaben, daß ihnen von den bürgerlichen maistern zu St. Pöldten oder derselben incorporierten werckhgenossen ainige irrung nit beschehen solle. Nachdem aber ainem rath fürkhumbt, daß sy, die burgerlichen maister hie, sich alberaith vorher schonn, ehe wenn sy mit disem supplicirn fürkhummen, altort bey denen von St. Pöldten eingelassen unnd sonnderlich Haillos sein gebür in gelt erlegt haben soll, begert mann hierüber ires berichts, denn sy auf negsten rathstag übergeben sollen, unnd behalt ihne ain rath derowegen in straff bevor.

5.9.3 1625, Februar 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Georg Peck, Schuhmacher, der wegen eines fehlenden Lehrjahres nicht als Meister in die Zunft aufgenommen worden ist, mit einem Fürbittschreiben an die Wiener Hauptzunft der Schuster zu unterstützen. Geörg Peckhen, schuechmacher alhie, welchen das handtwerckh umb aines abgangenen lehrjahr willen nit passieren oder ins handtwerkh einkhommen lassen wöllen, ist ein intercession an das haubthandtwerch in Wien verwilligt, solcher gestalt, woferne er alda in der haubtstatt dergleichen maister auch weren angenomben worden, daß alsdan nach gestalt und condition wie es bey ihnen gehalten worden, auch diesem Georg Peckhen gratificirt mechte werden.

5.9.4 1625, März 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Schuhmacherzunft anzuweisen, ­Georg Peck entsprechend dem Gutachten der Wiener Zunft als Meister aufzunehmen. Schuechmacherhandtwerckhs von Wien antworttschreiben in causa Georg Peckhen, hieigen noch unangenombenen schuester betreffend: Denen hievor zum schuechmacherhandtwerckh alhie deputirten commissarien, herrn Michaeln Pueckher und Sigmunden Khornhoffer,174 beede des inneren raths, dis schreiben zuezustellen, unnd lassen es ein ersammen rath, sovill den inbegriffenen Geörg Peckhen anlangt, allerdings bey diesem 174 Sigmund Kornhofer, Fischer und Ratsbürger in Tulln, ab 1599 wohnhaft Nibelungengasse 7.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

bericht und deduction, wie es bisher bey dem haubthandtwerch zu Wien gehalten worden, verbleiben. Solchemnach dem schuechmacherhandtwerckh hie aufferlegt wirdt, dem bemelten Geörg Peckhen ohne weitern verzug oder exception zue ainem mais­ter neben ihnen einkhomben zue lassen, unnd was hierzue vonnöthen, im ehisten befürderung zu laisten. Wie sie nun hierinnen sich eines ersamen raths verordnung gehorsam zu accomodiren, also soll auch diese zuelassung in ander weeg an ihren hanndtwerchsordnung inen in kheinen weg zu preiudicio geraichen.

5.9.5 1625, April 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln weist die Tullner Schuhmachermeister an, Georg Peck in der nächsten Zunftversammlung als Meister aufzunehmen. Auf der zum schuechmacherhandtwerckh in causa Geörgen Peckhen abgeordt­ neten herrn commissarien relation und sein, des Peckhen, verer anhalten: Seindt die alhieigen maister erfordert, ihnen ir ungehorsamb und muetwilligen aufzüg, daß sy ihn nit zum maister annemben wöllen, verwisen, benebens alles ernsts auferlegt, unverzögertlich auf negsten Sontag175 ein andere zusambenkhunfft anzsutellen, und der vorbeschehenen verordtnung unwaigerliche volziehung zu laissten. Der Dänckhel176 ist aber ist umb seine grobheit, schimpf und despect, so er denen herrn commissarien damals erwiesen, und jezt wiederumben vor rath erzaigt, ins bürgergwölb und per 6 taller straff in corbul177 zu erlegen erkhendt, die herr stattrichter würdt einzuefordern wissen.

5.10 Bruderschaften 5.10.1 1479, Juni 20, Tulln Tulln, Stadt- und Bezirksmuseum, Einschreibebuch der Corporis Christi Bruderschaft, unpag.

Statuten der Gottsleichnams-Bruderschaft. Hieinnen sein vermerckchtt die erwirdig bruederschaft gotsleichnambszech geistleich und weltleich brueder und swester auch ir statut und ortnung auch all aus und gult derselben zech zuegehörung, und das puech angevangt 175 Das war der 6. April. 176 Hans Tankl, ebenfalls Schuster, seit 1610 wohnhaft Hauptplatz 1. 177 Corbulum vgl. oben Anm. zu Dokument 4.4.5.

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5.10 Bruderschaften

worden nach Christi gepurd thausent vierhundert und in dem sechs und achtzigisten jarr. Mertt Gerstenegker,178 derzeit zechmaister.a Anno etc. im neunundsybenzigisten am Suntag nach Sandt Veiztag179 sein dy brueder bey einander gebesen und daselbs ainhelliklich ains worden und füer genomen als hernach voligt: Wiewoll erstlich im anfang der zech byshere gehaltn ist worden nach lautt des alten brieff, wen sich ains hat wellen in di zech und bruederschafft gotzleichnams einkauffen unnd das einkommen welln, hat muessen gewen ain halb phunndt phenning Wyenner münns und ain phunndt wags, und haben alle vier wochen muessen zu fromen khomen, und jegliches auff legen zben phening, und welcher das nit than hatt und herhayn ist gewesen, hatt es müessen ain vierdung wags zu wandel geben in dy zech. Auch hat müessen ain yeder brueder zben phening gebn leich phenyng, wen ain brueder oder swester aus der zech gestorben ist. Nun aber haben wier ainhelliklich betracht und füergenommen, daß man nun hyn fueran das mall soll albeg haben an dem Suntag nach dem achtisten gotzleichnamstag und sol ain yeder brueder zu dem mal khomen. Welcher aber darzue nicht khumbt und hechaym ist, der sol halbs mall bezalln und daselbs ain yeder geben den jarschilling zbainzig phenyng und auch bezallen, was er sunst schuldig ist. Und wann sich hynfuran ains wil in dy zech und bruederschafft einkhauffen, der soll geben ain phundt wags oder darfuer 12 kreyzer und den jarschilling, und sol dasselb jar desmals frey sein, und soll gewen ein zuschreyben vier phening. Es soll auch ain yeder brueder stil und zuechtig bey dem mall sein, welcher sich aber unzuchtig und ungepurlich hielt, der sol in dy zech verfallen sein ain vierdung wags. Auch sol khainer khain unbillen oder zorn reden oder er mueß ain halb phundt wags zu wandl in di zech geben. Es sollen auch dy zechleitt ir reyttung von stund an nach dem mall den bruedern than und widerumb zechleit erwelt und fuergenumen werden und dy brueder still sein, dyweill man raitt, und auf dy raittung merckn. Welcher aber des nitt that und aufruerig wer, der sol auch gestrafft werden umb ain vierdung wags. Es sollen auch dy zechleit nach der raittung auf ain tisch ain achtzin wein geben und darnach ersonniklich unnd zuchtig voneinander schaydn, damit man nicht mag sprechen und genent werden ain polte bruederschafft. Auff solichs vorgeschriben sey ain yeder brueder gedacht zu haltn pey ainer pen ains halben phundt wags. a

Ergänzung von späterer Hand: Anno 1486 ist das buech angefangen worden.

178 Martin Gerstenecker († 1511) ist 1475 an der Adresse Hauptplatz 21 nachweisbar. 1490 war er Stadtrichter. Der Grabstein der Familiengruft befindet sich noch heute an der Außenmauer der Tullner Stadtpfarrkirche. 179 Sankt Veit ist am 15. Juni.

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5. Städtische Organe und Gesellschaften

Item nun ist vermerckt der gotsdienst, den man jarlich sol halten in unser zech und bruederschafft gozlaichnams. Alle wochen am Phinztag180 soll man halten gozleichnams ambt mit aller reverenz pey Sandt Steffans pharkirchen bye zu Tulln, und soll umb all brueder und swester der priester nach dem credo pitten fuer lebentig und todt. Item es soll auch alle quattemer ain seelambt fuer dy gestorben aus der bruederschafft gehaltn werden und brueder und schwester darzue khumen und ir opfer legn und fuer di gestorben pittn. Item es soll auch alle jar gehaltn werden der jartag mit vigili und seelambt, der gestifft ist auff dy achtzehen tagwerchn wisen, und fuer den stiffter gepetten werden. Item man soll auch alle jar am Suntag nach dem achtisten gozleichnamstag pey Sandt Steffans pharkirchen gesungn und gehaltn werden ain selambt fuer di gestorben aus der bruederschafft, auch ain hochambt vom gozleichnam zu dem hoch singen und all brueder darzue khummen und das opfer legn und treulich pitten den almachtign Gott ains fuer das ander, als Sandt Paul lerndt, pitt ains fuer das ander, damit wir alle selig werden.181

5.10.2 1565, März 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 193r

Richter und Rat der Stadt Tulln gestatten der Gottsleichnamszeche den Kauf eines Hauses, sofern die bürgerlichen Verpflichtungen weiterhin geleistet würden. Die herrn richter und rath bewilligen dem herrn Träpplen unnd herrn Payrn, des Paitlers haus am milichmarkht182 zu gotsleichnambszech zue kauffen, doch daß soliche behausung je unnd albegen ain burgerhaus beleib, auch einem tauglichen burger daran sezen. Unnd wann bemelte zech berüerts haus widerumben verkauffen wollten, solches sy zuvor widerumben ainem burger anfaillen. Sy sollen auch umb dises alles gemainer stat ain revers erlegen.

5.10.3 1636, Juli 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Ergänzungen zu den erneuerten Statuten der Gottsleichnams-Bruderschaft und ihre öffentliche Verkündung.

180 Pfincztag ist der Donnerstag. 181 Gemeint ist Paulus Forderung in den Briefen an die Thessalonicher. 182 Es handelt sich um das Haus Pfanngasse 5. Das Haus blieb bis 1718 im Besitz der Zeche.

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5.10 Bruderschaften

Statuta Corporis Christi, so in ettlichen puncten renovirt, seindt abgelesen worden, welche zwar einem ehrsamben rhat gefallen, hat aber gleichwol denselben für guth angesehen, daß darvor in begebenden publicis actibus durch einen ordenlichen ansager angesagt werde zur nachricht. 2do wegen der kerzen dieselbe aus der lad, oder brüderschafft, oder entgeltt der brüder und schwesster erkhaufft würde, dann solte fürs dritte zu erkhennung der bruderschafft, weillen underschidliche bruderschafften allhier ein insigne, bildnus oder tafel bei den conducten auf die pahr gestelt werden, derowegen auch solches zu inseriren in den statuten, sonderlich weillen auch dergleichen zu Wienn beschicht. Ist ins werckh gesezt und von herrn dechanten für guth gehalten worden, wie mit mehrerm bei der lad zu sehen.

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6. Justiz 6.1 Das Tullner Landgericht 6.1.1 1567, September 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 7v–8v

Eine landesfürstliche Kommission lokalisiert in Anwesenheit des Tullner Stadtrichters und mehrerer Bürger die Grenzen des Tullner Landgerichtes. Anheut dato ist durch der römisch khayserlichen mayestät etc. verorndten comissarien, als herrn Mäminger zu Nußdorf,1 herrn Notlitsch zu ­Wagramb2 unnd herrn Lannser etc., in beisein herrn Primusen Moglitsch,3 statrichter, herrn Schnalzer, herrn Enzenperger, herrn Pairn, des innern raths, Andreen Puckher, genandten, Thoman Fleischhackher,4 schneider, und Georgen Hafner,5 all burger alhie zu Tulln, zwischen irer khayserlicher mayestät etc. lanndtgericht Marcherstorf unnd gemainer stat lanndtgericht auf gehaltnen augenschein und eingezognen khundtschafften, nachvolgunde güetige vergleichung und erleitterung beschehen: Erstlichen hebt sich deren von Tulln lanndtgericht an von der stat und geet hinaus geen Asparn mitten in pach und von demselben pach an gerat überwerts durch alle auen mitten auf der Thonau der hohen naufahrt.

1 Vermutlich Dr. Georg Mamming von Nußdorf an der Traisen († 1570), Rat Kaiser Ferdinands I., ab 1547 Niederösterreichischer Regimentsrat, danach Niederösterreichischer Kammerrat, Landeshauptmann von Österreich ob der Enns und Obersthofmeister der Königin Katharina von Polen. 2 Leopold und Wolf Notlitsch scheinen in den Gültbüchern des 16. Jahrhunderts als Besitzer der Herrschaft Wagram an der Traisen auf (Büttner, Burgen und Schlösser 87). 3 Primus Moglitsch († 1574) war 1553–1556 Schulmeister, 1567/68 und 1571/72 Stadtrichter von Tulln. Durch die Heirat mit der Witwe nach dem Eisenhändler Hans Reichhorn, Katharina, gelangte er in den Besitz des Hauses Hauptplatz 2 und wechselte in dieses Gewerbe. Für Katharina war dies die dritte Eheschließung; ihr erster Ehemann, Hans Puckher, war ebenfalls im Eisenhandel tätig gewesen. Nach dem Tod seiner Frau 1571 war Moglitsch in gerichtliche Auseinandersetzungen mit seinem Stiefsohn Andreas Puckher verwickelt. 4 Thomas Fleischhacker († vor 1593), Schneider und Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 23. 5 Georg Hafner, Bürger in Tulln, nachweisbar Ländgasse 8.

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6.1 Das Tullner Landgericht

Volgundts widerumben von Asparn pis hinauf geen khor6 und fuer dasselbig aigen hinauf an das ober ort, als das khor mit dem lanndtgericht gar herein gehört, schaidt der pach baide, das markherstorfferisch und das tullnerisch lanndtgericht, daß jeder thail desselben orts mitten in pach zu greiffen hat. Nachmals vom kor vom obern ort geen baide lanndtgericht herein über feldt auffs creiz und von demselben creiz verrer auf Paumgarten zuegleich zu anfannge, oder an das ober ort desselben orts mitten in pach und im selben pach durchs aigen aus, also daß die heiser, so heranhalb des pachs gegen Tulln werts steen, bis in die mit des pachs in das Tullnerisch lanndtgericht gehören. Wie dann solches gemaine stat lennger als uber menschen gedennckhen je und albegen in ruebiger possession und geprauch gewesen sein und Paumgartner selbst auch nit annders sagen. Von Paumgarten aus bis herab geen Stäsdorf schaidt abermals der pach baide lanndtgericht, und also durchs dorf widerumben von Stäsdorf der alte graben hinab auf Frauenhofen mitten durchs dorf, und von Fraunhofen hinab auf Nizing mitten durchs aigen auf der gwendlichen strassen bis hinab an das under ort desselben dorfs. Unnd dann vom under ort oberermelts dorffs Nüzing geet gemainer stat Tulln lanndtgericht verrer zwechüber die fellder auf ainen hohen schaibling stain7 unnd von denselben stain zunegst oberhalb Lanngenlebarn für widerumben geradt hinaus auf mitten der Thonau der hohen naufart.

6.1.2 1600, Juni 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 296r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, beim Passauer Rentamt Königstetten gegen die Bergung eines ertrunkenen Schusters auf dem Gebiet des Landgerichts zu protestieren. Den ertrunckhnen schuester zu Stäßdorf8 betreffend, in gemeiner statt lanndtgericht, welchen herr rentmaister zu Khünigstetten9 als von des hochstifts Passau wegen grundtherr etc. ohne vorwissen des lanndtgerichts höben lassen etc., ist des herrn doctors10 guetachten, ime, herrn rentmais-

 6 Mit kor (von mittelhochdeutsch kar = Schüssel) ist eine Bodensenke gemeint.  7 Unter dem „Scheibling Stein“ versteht man den römischen Meilenstein von Nitzing, der nach wie vor an der ursprünglichen Stelle aufgestellt ist. Dieser Stein ist von besonderem Interesse, da ihm aufgrund seiner Bedeutung später ein Kreuz eingeritzt wurde.  8 Das zunächst landesfürstliche Staasdorf gelangte größtenteils in den Besitz des Hochstifts Passau, wobei aber die Stadt Tulln und das kaiserliche Frauenstift einige Untertanen im Ort hatten.  9 Königstetten war in der Neuzeit Sitz des Rentmeisters des Hochstifts Passau im jetzigen Bezirk Tulln. 10 Gemeint ist der Tullner Stadtadvokat, im gegenständlichen Jahr Dr. Andreas Picus.

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6. Justiz

ter, zuezuschreiben und zu begern, nachdeme er hierdurch gemainer statt an irer lanndtgerichts freihait ainen gwalt erwisen, ob er sich umb solchen erwisnen gwalt vergleichen wölle. Zum fall er sich’s verwidert, mit der orndtlichen gwalts clag zu protestirn. Verläßt ain rath, dieweillen mann gleich jezo mit dem hochstifft Passau und desselben administratorn etc. in actione der zehent und perckhrechts sachen steet,11 von derer wegen, sonderlich, weillen hierunter er, rentmaister, mit seinem bricht interessirt, etwas nachzugeben, daß diser erwisne gwalt gleichwol etwas glimpflich möge angezogen werden, aber mann wolle es derzeit von nachberschafft wegen nachgesehen haben, doch daß solches hinfüro nit mehr beschehe, unnd daß auch dise jezige guetwilligkhait gemainer statt und dero lanndtgerichts gerechtigkhait weder jetzt, noch khünfftig praejudicirlich sey, und darüber solleniter zu protestirn.

6.1.3 1600, Juni 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 299r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Informationen über die Verhaftung eines mutmaßlichen Gewaltverbrechers in Langenrohr einzuholen und gegebenenfalls dessen Überstellung zu verlangen. Ain malefiz person, so hie vor der statt ain angriff dan, hernach durch die person, so er angriffen, zu Rohr einpracht und durch den jörgerschen pfleger gegen Judenau gefürt worden. Dieweil das lanndtgericht da zu Rohr, wo diser tätter solle sein gehabt worden, gemainer statt zugehörig, ist verorndt, herr stattrichter solle rechte inquisition einziehen, und zum fall sich die sach also befunden, dem herrn Jörger umb den erwisnen gwalt, also auch den tätter in das lanndtgericht zuantwortten, zuezuschreiben.

6.1.4 1675, Februar 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Rentmeister der Passauer Herrschaft Königstetten die Überstellung eines Delinquenten nach Trübensee durch das Tullner Landgericht zu gestatten.

11 Die Streitigkeiten zwischen dem Bistum Passau und den Tullner Bürgern, die Weingartengründe in Königstetten hatten, über die Höhe des zu leistenden Zehents zog sich über das erste Drittel des 17. Jahrhunderts hin, da das Rentamt Königstetten nicht bereit war, den Entscheidungen der Regierung in dieser Sache Folge zu leisten (vgl. Biack, Geschichte der Stadt Tulln 374).

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6.2 Ein „Inzicht“-Fall

Anheunt ist ein schreiben von herrn Carl Mansuet Orelli,12 rentmaister zu Königstetten, abgelesen worden, in welchem er vom herrn stattrichter erlaubnus bittet, daß er den daraussen in verhafft ligenten maleficanten Hannsen Scherer künfftigen Freytag durch das alhiesige landtgericht und urfahr nacher Treibensee überbringen dörffe, mit erbiethen, daß dieses beeden landtgerichten unpraejudicirlich sein solle, auch deswegen einen revers von sich geben wolle. Verlaß: Herrn rentmaister widerumben zu antwortten, daß die hindurchführung des maleficanten gegen obigen anerbiethen bewilliget seye.

6.2 Ein „Inzicht“-Fall13 6.2.1 1599, August 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 235v

Hans Hierndl, Untertan des Tullner Bürgerspitals in Neusiedl, klagt Mathes Pruner, ebenfalls Untertan des Tullner Bürgerspitals in Neusiedl, weil dieser ihn wegen einer angeblich hinterlegten Geldsumme beleidigt und bedroht habe. In der mündlichen verher zwischen Hans Hierndl, gemainer statt Tulln spitlholden zu Neusidl, clagern, aines, und Mathes Pruner, auch spitlunderthan daselbst, beclagten, andern thaills, belanngt, daß beclagter zu ime, clager, khumen und ine bezigen, sein weib hette ime 28 taller zu behalten geben, die er ime jezo ablaugne, und ine ain ehrndieb gescholten. Er sey daran schuldig, daß sein weib ime haimblich entloffen, benebens getrot, er welle ime schon bezallen, und sein schwager, ir, seines ausgetreten weibs, brueder Ludwig, solle ime ain khugl durch den leib schiessen, und es müessen’s auch andere in der nachberschafft, die ebnermassen das weib geursacht, entgelten. Auf welche bezichtigung und troung er, clager, ime, beclagten, mit zwayen erbarn nachbarsmännern, als Leonharten Khronaweter und Michael Mayr beschickht, und weillen er dessen gegen ine noch allerdings bestendig gewest, und nit wenigeret troung gegen inen vernemen lassen, so werde er gar billich geursacht, ine umb solche inzicht und trölichkhait zu beclagen, und derwegen darthueung oder genuegsamen widerrueff und abtrag zuthun begert.

12 Karl Mansuet von Orelli, Passauer Rat und Rentmeister von Königstetten, war mit Maria Katharina Haas, geb. Copin, verheiratet (Ehevertrag vom 27. 9. 1671, Wien, Österreichisches Staatsarchiv, HHStA, LA OLMA 44–45). 13 Beim Inzicht-Verfahren (Inzicht = Beschuldigung, Bezichtigung) wurde, vereinfacht gesagt, der Beschuldigte nicht aufgrund der unmittelbaren Betretung (= handhaft) vor Gericht gebracht, sondern aufgrund einer Anzeige (vgl. Müller, Inzichtverfahren).

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6. Justiz

Darauf beclagter geantwortt, deme seye also, daß er die 28 taller von ime begert, er sey auch noch der mainung, daß er’s ime unbillicher weis vorhalt, ursach dessen sey, als sein weib ausgedretten und er ir nachgesezt, auch enhalb der Thonau im mairhoff zum Neuaigen, denen herrn von Puchhaimb gehörig, bey dem mayr daselbst, alda sy über nacht gelegen, erfragt, daß er, mayr, ime anzaigt, sy hette gemelt, daß sy ainem schneider zu Neusidl, dem Hirndl, 28 taller vertraut und zu behalten geben, welche sy aber nit wider von ime bekhumen khine. Dis sey der ursach, daß sy von irem mann weckhmüessen, welches auch hernach sy, sein ausgedrettenes weib, als er sy zu Meidling antroffen, und mit ir bis gegen Hietldorff bracht, da sy aber wider haimblich vom ime entwichen, vor dem peckhen daselbst und seinen jungern, da sy übernacht geherberget, bestanden. Inmassen er dessen von ime, pöckhen, also dem mair von Neuaigen, ermelten seinen schwagern, und noch von ainem waib, die Hieschin genant, genuegsame beweisung und khundtschafft darpringen khine. Auch sein weib, wie er verhofft, wider ehist zu haus zu pringen, dem clager selbst under augen sagen und besteen werde. Was aber die betroung belangt, hette er gleichwol ja aus überfallenen zorn und zuegestandtnen laidt, umb das er etliche, die an seines weibs ausdrit schuldig sein sollen, in verdacht gehabt, etwas mitlauffen lassen, aber nit solcher gestalt, wie clager fürgibt, gedenckh niemants ichtes trölich oder pöses zuezufügen, gehalten. Geben Georg Täbrer, stattrichter zu Tulln, und seine beisizer hierauff zu beschaidt, die sach sey derzeit bis zu verrer erkhantnus eingestellt, und sollen been thaill bis zu austrag der sachen gegeneinander weder mit wortten noch werckhen bey peenfall 15 hungerisch ducaten in golt tättlich nichts fürnemben, dem Pruner aber sey mit ernst und bey einziehung seiner person auferlegt, daß er seinem erbietten nach von dato inner 14 tagen sein weib gewißlich zu haus bringe und für die obrigkhait stell, inmittels solle auch seines fürgebens bey dem pöckhen von Hietldorff und den anderen personen, darauf er sich zu zeugnus geleidet, ex officio, doch auf sein uncosten, bericht eingezogen, und dem richter und geschwornen zu Neusidl auferlegt werden, daß sy auf disen Pruner vleißig achtung geben, und ine von seiner haab und güetl nichts versilbern oder veroliniren14 lassen, datum den 7. Augusti anno 99.

6.2.2 1599, September 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 242r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den beklagten Mathes Pruner mit einem verdächtigen Schreiben zu konfrontieren, mit dem zwei Männer von dem Kläger Hans Hirndl die Herausgabe des hinterlegten Geldes verlangt haben sollen.

14 Alienieren meint entfremden, verkaufen.

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6.2 Ein „Inzicht“-Fall

Mathes Pruner, zu Neusidl, weibs schreiben an Hanns Hirndl, schneider und spitlsholden alda zu Neusidl. Bericht spitlmaister, daß Hirndl dis schreiben zu ime geöfneter pracht mit anzaig, daß ime solches durch zween männer, die er für khriegssoltaten angesehen, seye diser tägen überantwortet worden, mit begern, nachdem sye von der Prunerin allen volmacht und gwalt hetten, daß er inen inbegrifne 35  fl. zuestellen, oder sich mit inen vergleichen solle, dagegen sy ime in namen der Prunerin ein quitung geben wolten, daß ime, Hirndl, frembt für­ khummen, dieweill er der Prunerin ainigen haller werts nit schuldig, auch nichts nit bestendig, also daß dahero zu erachten, es werde Pruner selbst (dieweilen er umb 28 taller mit ime noch in unaustragen rechten steet, welche er auf gleichmässigen weeg, daß es ime dis sein ausgetretenes weib zu behalten geben haben solle, fürgibt) solch schreiben expracticirt haben. Bitt hierauf um bschaidt, wessen er sich auf weitters der zweyen männer anmelden, dieweilen ime mit diser forderung unrecht beschicht, damit er nit weiter in mehrern unrath unnd vergweltigung eingelait wirdet, verhalten solle. Ist hierauf von ainen ersamen rath verlassen, daß des Pruners selbst auf negsten rathstag erwärt und ime dises schreiben, ob er darumb wissenhait habe, solle fürgehalten werden, dieweil er vorher ohne das vomb 19. Augusti beschaidt empfanngen, daß er, seinem erbietten nach, je den im noch zuegelasnen 14 tagen peremptori termin15 sein weib selbst zu handen zu pringen und für rath stellen solle. Erscheint er nun und bringt sein weib, wol und guet, wo nit, soll alsbalt er in arrest genumen und nach Troppa16 herr Hans Fridrich von Scheretin,17 da sein, Pruners, weib, wie der prief under irem namen ausgehet, bey der frauen für ain ämel18 diennen soll, mit einschliessung des schreibens abschrifft zuegschrieben und aller handt sachen beschaffenheit bericht eingezogen werden. Zum fahl nun unter disem schreiben sich ain falsch befünde, und die Prunerin da nit verhanden, solle mit mehrerm ernst gegen ine, Pruner, procedirt werden, inmitls aber solle spittlmaister bey dem richter und underthanen zu Neusidl verordnen, wann dise zwen, so den brieff überantwort, bey inen im dorff sich weiters finden, und gegen den Hirntl sich gewalttätig erzaigen würden, daß sy dem Hirndl gebürlichen beistandt thuen, beede partheyen herein für das stattgericht beschaiden, oder wo sy ainige verdächtigkhait befünden, dieselben gestrags in verhafft einziehen, und alsbalt zu weiterer verordnung berichten sollen.

15 Lat. unwiderrufliche Frist. 16 Vermutlich ist Troppau in Schlesien gemeint. 17 Vielleicht ist Friedrich von Zerotin gemeint, der allerdings im Jahr davor verstorben war. 18 Amme.

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6. Justiz

6.2.3 1599, September 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 246r

Der Rat der Stadt Tulln bestätigt seinen Bescheid, wonach die Ehefrau des beklagten Mathes Pruner vor dem Rat erscheinen solle; die Vollmacht ihres angeblichen Vertreters Hans von Porstorff solle nicht anerkannt und der verdächtige Porstorff in Haft genommen werden. Hans Hirndl, schneider zu Neusiedl, contra Mathesen Brunner und sein ausgetrötnes eheweib, beclagt sich, daß der vorige khriegsman abermals zu ihme khumen, und das vor clagte gelte an ine in namen der Prunerin begert, benebens sich diser khriegsmann, zum fall er ine nit bezallen würd, gefärlicher troungen vernemen lassen. Dieweiln er aber je einiger haller der Prunnerin weder von glichnem noch anderm zu behalten vertrauten gelt nit schuldig, bitt er, ine bey vorigen zwischen ime und dem Prunner gegebnen beschaidt, als daß Prunner sein weib selbst zur stell und vorher bring, handt zu haben und ine vor disen soldaten fridt und sicherhait zu verhelffen, weill diser khriegsman jezo hie zu betretten sey. Darauf ist er, khriegsman, für rath erfordert, der nent sich Hanns von Porstorff, von Troppa, und bringt ainen schrifftlichen gewalt für von des Pruners weib am datum Troppa, den 26. Augusti anno 99 ausgehendt, darinnen gemelt wirdt, daß sy gedachten Hirndl 35  fl. gelihen hett, und wil sy derzeit Hanns Friedrichs von Schöredin zu Troppa frau gmahl ain khindts ämel sey, dahero sy dise schuldt selbst nit einbringen khinde, so gäbe sy demnach disem Hans von Porstorff, als der ires genedigen herrn pflegers sey, alle vollmacht und gwalt, solche schulden einzubringen. Auf welche clag unnd darüber des beclagten gehörte verantworttung, dieweill der gwaltsbrieff wider recht und gerichtsprauch von ime, dem gwalttrager, selbst allain mit seinem pedtschafft unnd handtschrifft geferttigt, er den clager auch seiner clag orndlich bey gericht nit nachkhumen unnd sich ungebürlicher betroungen gegen den beclagten understanden, darzue hin und her im landt umstraifft, weder mit diensten noch sonsten nirgents nit angesessen, und dis, was im gwalttsbrieff inserirt ist, er nacher selbst widersprochen, daß die Prunerin ime solches gwalt nit zu Troppa, sonndern in Wien übergeben, er auch derzeit khain pfleger, sondern ain khaiser­licher khriegsdienstman bishero gewest sey, und sich für ain fendrich und haubtman etlich mallen geprauchen lassen, darumben er gleichwol seine pasparten und khundtschafften jezo nit beyhanden, geben richter und rath zu beschaidt, es bleibe bey dem zwischen dem Pruner und dem Hirndl am 19. Augusti dises jars verschinen gegebenen bschaidt, daß nemblich der Pruner sein weib in dem ime aufgelegten peremtori termin seinem selbst erbietten nach gewißlich für gericht stell, und ist der gwalttrager jezo mit seinem gwalt abgewisen. Umb daß er, gwalttrager, aber mit seinen reden 222

6.2 Ein „Inzicht“-Fall

ungleich und verdächtig fürkhumen, darzue im landt hin und her herrnlos denen publicirten khayserlichen bevelchen zuwider vagirt, ist er zu mehrern examination, was aigentlich seines tuens und lassens sey, ins gerichtshaus erkhent und geschafft.

6.2.4 1599, September 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 248v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Ehefrau des beklagten Mathes Pruner in Wien verhaften zu lassen, da ihr Bevollmächtigter einen falschen Namen verwendet und sich bei seiner Vernehmung in Widersprüche verstrickt habe. Mathes Pruners zu Neusiedl eheweib betreffend bericht herr stattrichter, daß er seidt jüngstem rathstag den im gerichtshaus ligenten soldaten Hannsen von Porstorff von Troppa, wie er sich gnent, ir, der Prunerin, angemaßten gwalttrager, umb 35  fl. gegen gmainer statt spitlholden, den Hanns Hirndl, schneidern zu Neusidl, mehrers examinirt. Der falle von seinem vorigen fürgeben allerdings, daß er, noch des Pruners weib nie zu Troppa gewesen, sonnern sy hetten die schreiben und gwaltsbrief zu Wienn vor der statt in der herberg aufgericht, alda sich die Prunerin noch bey ainer wittib sich aufhalte und näe, also hette er auch seinen rechten namen nit anzaigt, dann er nit Hanns von Porstorff, sonndern Hanns Conrat Dilz von Trient hiesse, behare aber gleichwol auf dem, daß er vor jaren in Portugall sich für ain khriegsman geprauchen lassen, und ain haubtman stöll verdretten hab, jezo aber hette er khain herrn nit. Rathsverordnung: Herr stattrichter solle dise person bis zu mehrerer examination wol verwarlich halten, inmitls solle noch alsbalt morgen der spitlrichter zu Neusidl und neben ime Paull Kainz, burger alhie, mit einem ofnen patentl nach Wienn abgefertigt werden, daß sy der Prunerin an dem orth, wo der gefangene anzaigt, nachfragen, und so sy es antreffen, vleiß fürwenden, damit sy es hieher pringen khinden. Auf den fall sy sich aber dessen eiffern würde, sollen sy es bey gericht alsbalt in fenckhlichen verhafft und verwahrung nemen lassen. Wil nun sein, Mathesen Pruners, brueder, der auch heut für rath erschienen, disen zwayen abgesanten sich mit commitirn, hat ain rath khain bedenckhen.

6.2.5 1599, Oktober 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 254r–v

Der Rat der Stadt Tulln spricht den Kläger Hans Hirndl und dessen Frau vorerst vom Vorwurf der Einbehaltung einer hinterlegten Geldsumme frei, überstellt den angeblich Beauftragten der beklagten Anna Pruner der Nie223

6. Justiz

derösterreichischen Regierung und fordert das Ehepaar Pruner zu einträchtigem Zusammenleben auf. In sachen der Prunerin zu Neusidl und ire mitinterssirte betreffend, da läßt ime ain rath auch des herrn doctors19 guetachten gefallen, und haben darauf die partheyen mit disem informa gestellten abscheidt erlassen: In der inzicht handlung zwischen Hans Hirndl, schneider, gemainer statt Tulln spitlunderthan zu Neusidl, unnd seinem weib, clagern, aines, und Mathesen Pruner, auch spitlholden daselbst, anstat seines haimblich ausgetrettenen weibs Anna, dann auch iren bestelten gewalttrager Hanns Connrath Stilz vonn Trient, der sich in gwalt Hanns von Porstorff und des herrn Friderichen Zschertin haubtman und pflegern zu Troppa genennt, beclagten, anndern thails, belangent, daß sy, Prunerin, in irem ausdrit gegen disen Stilzen und hernach gegen iren mann ausgeben, er, clager, hette umb iren ausdrit gewißt, vorhero zu ir mehr ursach gesuecht, irer mit unehren zu pflegen, unnd daß sy ime 14 tag zuvor, ehe wen sy weckh seye, von deme irem mann entwenden gelt 28  gannze taller, 15  fl. groschen, dann siben halbe thaller, unnd annders gelt, so in ainem pinckherl zusamen punden, aber nit zelt gewest, welche sein, clagers, weib in einem häferl haimbtragen, zu behalten geben, darauf dann der Stilz mit dem gwalt ersucht, das gelt von ime eingefordert, also auch nit weniger der Pruner selbst ine bishero darumben starckh zuegesezt, mit welchem allem aber ime, clager, und seinem weib unrecht beschehe, und sy derwegen denen beclagten aines und des anndern im wenigisten nichts bestendig sein, gehalten. Geben n., richter und rath der statt Tulln auf jedes thaills vorher gethane güettige aussag und jezo fürgebrachte mündtliche notturften zu beschaidt, der Hirndl und sein weib sein derzeit von der inzicht ledig und müessig, wellen aber Pruner und sein weib ine verrer deswegen sprich nit erlassen, stee inen das in gerichtspreuchigen termin bevor, dagegen auch dem Hirndl sein gegen weisung und anndere rechtliche notturften bevor gehalten. Entzwischen aber soll ain thaill gegen den andern in ungueten reden, mit worten noch werckhen tättlich nichts fürnemmen, bey peenfall 32 hungerisch ducaten in gold, dan der verprechente thaill unabläßlich zu gericht zu erlegen verfallen sein soll. Belangent alsdann des beclagten gewalttragers, der sich jezo für ain haubtman und khriegsman ausgibt, auch daß er seinen namen fälschlich verändert, selbst besteet, ist derselbe, umb willen er auch mit seiner versprochnen praut ehe wen er sy cristlicher ordnung nach zu khirchen und gassen gefüert, alhie in unzucht gelebt, unnd sonnst diser seiner ehe verpflichtung und berüembten khriegsdienst halber khain khundtschafft fürzulegen hat, 19 Gemeint ist der Tullner Stadtadvokat, im gegenständlichen Jahr Dr. Andreas Picus.

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6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597

zu gehorsambister volziehung der publicierten khaiserlichen generall der hochlöblichen niederösterreichischen regierung zu mehrere straff und er­ khant­nus zu überschickhen erkhennt. Nota bene: Diser khriegsman ist auf sein umb Gottes willen pitten gegen seiner selbst angepottenen geferttigten urfeth erlassn. Die Prunerin betreffent, läßt es ain ersamber rath bey ires manns begern und erpietten, daß er sy wider zu sich nemen, ir ausdretten verzeihen und mit ir ehelich hausen welle, verbleiben, doch sey innen danebens ernstlich und bey der zuestifftung auferlegt, daß sy irem erpietten also würckhlich nachkhumen, miteinander fridlich und ainig hausen, und ains dem andern weiteren ungelegenhait nit ursach gebe, und seye hiemit die Prunerin der verschulden straff auf die etliche tag lang ausgestandene gefänckhnus aus gnaden erlassen. Actum 25. Octobris anno 99.

6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597 6.3.1 1597, Juli 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 45v–50r

Die Opfer der Brandkatastrophe vom 23. Juli 1597 klagen Georg Täberer, in dessen Anwesen der Brand entstanden sei, auf Schadensersatz. Die bürgerlichen brantler alle zu Tullne khumben in völliger anzahl für, zaigen an, deme laydter augenscheinlich offenpar, daß den 23. gegenwerdtiges monats Julii zwischen ain und zway uhr in der nacht ein schröckhliche feuer und prunst auskhumben, darinnen sie, bey 37, zusambt dem burgerspitall, zwayen beneficiaten heusern, dem pfarrhoff und des jungfrauen closter mayr mit haus und hoff, neben iren maistenthails eingebrachten heurigen fechsungen,20 hart und dür, mehreren thail vast in grundt abgeprunnen und verdorben, daß solches prunst anfangs in Georgen Taberer, des inneren raths, bürgers alhier, zu behausung in der vergessenen gassen21 iren urhsprung genumben und in seinen stadl aufgangen. Rueffen demnach an, ine, Taberer, auf leib und guett zu gericht einzuziehen und von danen nit zu lassen, er habe dann inenn ihres verlustes und schaden genuegsamben abtrag getan, oder, da er das nit thuen khundt, mit der straff wie sich gebüret und recht ist, gegen ine fürzugehen. Khine er aber sich von dieser prunst purgieren22 und auf aine andere uhrsachen zaigen, stee ime das zuthuen bevor. 20 Ernteerträge. 21 Die heutige Adresse des gegenständlichen Grundstücks ist Karlsgasse 10. 22 Lat. reinigen, rechtfertigen.

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6. Justiz

Hierauf dieser beclagte geantwortt, daß, gleichwoll er ja aus dem allgemeinen geschrey warnemen und glauben müesse, daß das feuer clagtermassen in seinem haus den anfang genumben ausgangen, nun wißt man aber woll, daß er in dieser seiner behausung aigner person nit wohne,23 sondern allain da sein mayrhoff und inleith habe, die aber, als das feuer aufgangen, alle zue ruehe unnd ainicher mensch in haus nit aufgewest. So sey er als ain erlebter bürgersman und rathsfreundt hoffentlich seinen ehren also bekhant, daß man inne nit mehr dahin erkhenne oder dafür halten werde, als aber selbst oder seine leuth dises laydige feuersschaden geursacht hette. Bitte hierauf die armen prantler, sy wöllen dene sachen besser nachdenkhen und sonder dieses in bewegung ziehen, daß notarium sey, daß eben in dieser nacht zuvor, da hernach das feur aufgangen, etliche khaufmansdiener, so auf der roßmüll24 bey herrn Hanns Alxinger, gastgeben, gezert, zum frauenthor ausgelassen worden, die alsdann strags vor dem thor raget25 geworffen, darunter sich aines, schniter auf den feldt die gemaint, es khombt ein strall vom himmel herab, sag nach, zerthailt und den fall in die statt ge­ numben haben solle, und weillen sein haus nit weith vom frauenthor in der gassen entlegen, so gebe die vermuettung gar billich, daß solche raget oder davon ein funkhen in sein haus gefallen und daraus der prunst entstanden sein werde. Zaigt danebens auf Andreen Trappell26 aus, auf welches das allgemein geschray gehet, daß er bey solchen raget werffen mit und bey gewesen und vielleicht selbst geworffen habe, und dan auf beedenseits Alxinger wirth und Georgen Mayr,27 beede rathfreundt und bürger hie,28 die auch darumben wissentlich haben und dabey gewest sein, unnd begert, dieselben zu vernemmen. Darauf Georg Mayr diesen bericht münndtlich und auch in ainen anzaigen schrifftlich, jedoch unverfänglich, denn er sich des prunstschaden nit an­ nemben oder denselben verantwortten wolle, davon er protestat gethan. Es sey diesen abent umb acht uhr aines hanndelsmanns von Nürnberg, Wolffen Schlaurspacher,29 diener, Lucas Manz genandt, nach dem essen in sein behausung zu ime khomben und eine schuldt, benentlich 160 fl. 52 kr., so sein,

23 Täberer wohnte tatsächlich seit 1567 Hauptplatz 25. 24 Die Roßmühle ist ein Gasthaus in Tulln. 25 Gemeint ist Rakete, Feuerwerkskörper. 26 Andreas Träppl, Sohn des Stadtrichters Florian Träppl, ab 1596 wohnhaft Hauptplatz 23. 27 Georg Mayr († 1611), vermutlich aus Pottenbrunn, Hofrichter des Stifts Klosterneuburg, 1597 auf Empfehlung von Erzherzog Maximilian zum Stadtschreiber von Tulln ernannt; dieses Amt hatte er bis 1611 inne. 1587 erwarb er durch seine Heirat das Haus Hauptplatz 22;1606 wurde er von Kaiser Rudolf II. nobilitiert. 28 Das ist nicht ganz richtig, denn Georg Mayr war Stadtschreiber und nicht Ratsbürger. 29 Wolfgang Schlauersbach (1556–1638), Kaufmann in Nürnberg.

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6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597

Mayrs, vorfahr,30 Lorenz Taggusch,31 umb genumbener wahren gedachten seinen herrn schultig verblieben, bey ime eingemant, und als sie sich dieser sachen halber miteinander vergliechen, habe dieser khauffmansdiener gemelt, er habe noch mehr khauffmansdiener bey ime, die wollten im wirtts­ haus allerhechst nur ein wenig essen unnd ein trunkh thun, und so wys wieder fort fahren, dann sie morgens zur Khrembs auf dem markht Jacobi32 bey iren herrn güetter gewiß sein müssen, und an ime, Mayr, angehalten, er wolle verhoffen, daß ime aintweder das thor aufgehalten oder wieder aufgespert würde, dessen sich er, Mayr, aus aller gueten willmainung ime, khauffmandieners, zu sonderer freundtschafft auf den ime in seinen schuldt stehen erbottenen guetten willens anerbotten. Darauf alsbaldt damals sein diener Adamb Khreizinger anfangs ins Pöltinger, alsdann zum thorsperrer aufs frauen thor, wo man sonst nächt­ licher weill die leuth ein- unnd auszulassen unnd spatt zu sperren pflegt, geschickht, diesen khauffmansdiener anmelden und bitten lassen, ime zue gefallen das thor aufzusperren, dessen sich gedachter thorsperrer nach anzaige des dieners alsbaldt ohne beschwär bewilligt, inmittels die khauffmans diener fortgangen und er, Mayr, ime den glaidt fürs haus hinab, volgents auf sein begeren gar ins wirttshaus strags über die gassen geben. So baldt er in die stuben khomben, ine der wirtt erkhen und gleichsamb mit verwunderung seines zur ime khumbens empfangen, allen gueten willen erzaigt, hernach khaufmansdiener mit ime, wirtt, sein, Mayrs, schulden halber conversirt und die anderen khaufmannsdiener und Träppel bey ­inenn an disch gesessen, gueter ding gewesen, zu denen der schlaurpachischer diener alsdann nieder gesessen, etwas essen begert, die wirttin ime aber nichts als ein khalts gebratten aufgesezt. Darzue er, Mayr, auch niedergesessen, der wirtt vormb tisch bey inen gestannden, nichts verdächt­liches gesehen und geredt mit den anderen, aber khein freundtschafft gehabt, der auch kheinen khennt, weder mit inen geredt oder getrunkhen, inmittels der Kreuzer khumben und sagt, der thorsperrer wolle schon aufsperren, wann sie khomben, mann soll ihms nur sagen, seindt diese aufgestanden, ein drunkh auf der stuben than und vortgangen. Der schlauerspacherisch diener aber sich noch ein khleines verweilt, gefragt, ob seine gespän b ­ ezalt hetten, welches demnach er, Mayr, und der wirt Alxinger als unter der freundtlichen conversation, ohne allen verdacht, argnuss, unwissent ains oder das anndere gefärlichen fürnembens das glaidt gar allein bis zum thor geben und solches er, Mayr, umb so viel lieber gethan hette, damit das thor umb so viel ordentlicher verspert würde. 30 Genaugenommen war der Kaufmann Tagusch der erste Ehemann von Mayrs damaliger Frau Ottilie Mayr. Mayr hatte mit der Eheschließung auch die ererbten Schulden der Witwe übernommen. 31 Lorenz Tagusch († 1596), Handelsmann und Bürger in Tulln. 32 Also am 25. Juli.

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6. Justiz

Da sie nun gleich under das thor kommen, sehen sie ein prennent raget eyllendts in die höhe strags bey den krauttgarten am stattgraben uber sich gehen, wissen aber nit, wie weit es gangen oder wohin es khomben, sie hetten davon nichts mehr gesehen. Darüber sie vasst erschrockhen und zue dem kaufmannsdiener instens der zeit Alxinger vermeldt, wann es nur nit schaden hett gethan, darauf diener gemeldt, es thue keinen schaden, wanns nur los prennt, habe er, Mayr, strags sein diener, den Khreizer, wie er selbst bekhent, hinaus geschickht, sy sollen da weichen und durchaus khein feuer mehr werffen, denn es sey groß gefahr, unnd andern, was sich vor zeidt unter dergleichen ragetwerffung für schaden und gefahr mit dem closter Pülgern33 zugetragen, erzelt und angezogen. Nichts weniger aber hetten sie aber noch ein ragetl etwas besser zurukh von der statt gegen den veldt in die lufft fliegen lassen. Das er gesehen, daß es in die höhe abgeschossen und ohne schaden strags niedergefallen und andere zway auf der erden in vortweg gegen Stässdorf werts lauffen lassen. Die aber nie in die hoch khumben, sondern alsbalt erloschen. Da sy erst auf die starkhe vermahnung aufgehört, habe damals, wo die raget aufgangen, allein den Träppel und einen, der hernach die zwey in der nieder geworfen, gesehen. Dieser Träppel auch auf die beschehene warnung lauter gemelt, sie thaten kheinen schaden nit, darüber des schlauerspachers diener mit den andern, so beyseits mit dem wagen gehalten, vorgefaren, er zum thor wieder sambt dem Alxinger und Creuzer hereingangen, ainigs feuer oder gefahr nit gesehen, auch nit entraut und darüber zur müle heimbgangen, sodann erst hernach in der dritten stundt, zwischen ain und zway uhr, leider das feur aufgangen. Verhoffe nit, daß ime derhalben das begert thoraufspörren zu schaden geraichen soll. Allderweilen er’s nit umb khurzweil willen oder des ragetwerffen willens, darumb er vorher nichts gewüßt, noch auch weder raget, noch ratt darzue nit geben, sondern allen den khaufmanns dienern des Schlaurspachers zu gefallen vermeint, darumb mit ime selbst zum thor gangen und auch solches der thorsperrer, als welchen die schlissl vertraut gewest, ganz willig gethan hat, in sonderheit, weillen auch wohl mehr beschehen, daß auf ehrlicher bürgersleuth begeren zu solcher weill und zeit und noch viel spötter das thor an diesem ortt aufgethan und guette bekhannte freundt (wie auch dieser, des Schlauerspachers diener, gewest ist) ein- und ausgelassen worden. Und ist sich da auch kheiner gefahr zu besorgen gewesst, weill sonderlich Träppel den anndern sich adhibirt,34 daß aber hernach die raget 33 Gemeint ist das Kloster Pulgarn. Die Geschichte vom Brand des Klosters im Jahr 1591 mag Mayr aus seiner Zeit als Hofrichter des Stifts Klosterneuburg bekannt gewesen sein, da der dortige Brand von einem ehemaligen Konventmitglied des Klosters ausgelöst worden war. Damals hatte der Administrator des Klosters, der Klosterneuburger Chorherr Nikolaus Arnold, mit einem feurwergker ragetel unweidt des closters Pulgarn geworffen, wodurch das closter in die flamm gerathen und verbrunen, Jöchlinger, Andreas Weissenstein 42. 34 Lat. hinzugezogen.

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6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597

geworffen, und er, Träppel, sich insonderheit dabey fünden lassen und darumben vorher, wie sein, Mayrs, diener fügiebt, gewißt haben soll, der dann sagt, Träppel hab in wirttshaus im weggehen zu ihme gemelt, „Creuzer, willst mitgehen, es wirdt ein kauffmannsdiener vorm thor raget werfen“, item, daß er gesehen, daß mit demselben er, Träppel, allein geredt, dabey gestanden, wie derselb vorm haus die püxen gespant. Darüber in gefragt, ob der fürschlag für sey, item Träppel dabey gewest und gesehen, daß er den prinenten zindtstrückh oder lunnten in handen fürs thor hinaustragen, denselben nach den anderen, so auf den wagen weggefaren, des glaidt geben unnd beysammen gewest, wie die raget geworfen, werdet er, Träppel, zum fahl der prunnst schaden ervolgen soll, darumb antwort zu geben und den thätter anzaigen wissen. In simili sagt auch der wirtt Hanns Alxinger, daß er umb dieses feur werfen oder raget annderst, als wie Mayr anzaigt, nichts gewisset, sey also ohne gefähr darzue khomben, und er allein aus guten vertrauen den Mayr und seinen khauffmannsdiener das geleidt gegeben, wie er auch denselben vorher nit gesehen oder khent, als bis Mayr mit ime in die stuben hinein gangen. Da er dann alsbaldt aufgestanden und sy empfangen, der sich dann bey ime nit lang aufgehalten, die andern aber weren gleichwohl vor hineinkhumben, denen Träpel etwas zu essen zu geben an sein hausfrau begert hab, und hernach bey ime sich aufgehalten, er sey nit bey innen, sondern bey andern seinen gösten gesessen, nichts von rageten gewißt, gehört oder gesehen. Darauf der Träpel bekhennt und geantwort, es sey wahr, daß er diese leuth bey des Alxingers hausfrau angemelt und etwas für sy zu essen begert. Sie waren aber auf der gassen ohne gefahr in hereinfaren zu ime khumben und ime gebetten, er wolt ihnen ein guets wirtshaus zaigen, darauf sy beredt und hernach bey inen gebliben und ain halb wein mit inen getrunkhen. Habe sonst khainen under inen khennt. Alsdann sy des Schlaurspachers und der Mayr mit inen hinein khumben, mit denen sich Mayr und Alxinger ein weill aufgehalten. Seyte er aufgestandten und haimb gehen wellen, hab Mayr gesagt, er solle dableiben, er wolle gleich auch haimb gehen, die khauffmansdiener wegkh hab er denselben das glaidt hernach geben und zu dem Khreizer gesagt, ob er woll mit fürs thor gehen, es werde ainer raget werffen. So hette er gesehen, daß der, so die ragetl geworffen, ein püchsl bey ine gehabt und herunten vormb thor gespant, den er gefragt, ob der fürschlagl für sey, item daß derselb die angezünt luntten in handen gehabt und mit fürs thor tragen, also hetten er denselben das glaidt nach den andern, so an wagen fortgefahren, fürs thor hinaus geben. Alsbaldt sy hinauskumben, habe dieser ein raget geworffen, er sey nit ime sondern beyseits gestanden, des Schlaurspacher diener, wie auch Mayr und Alxinger sein nit dabey gewest, erst hinauskhumben und widerredt, bestehe, daß er gesagt, es thätten diese raget kainen schadten nit, er hab für sein person kheines geworffen, derselben auch khaines gemacht noch darzue hilff gethan, khenne den an229

6. Justiz

derst als wie er sich für ain khaufmannsdiener genennt, nit. Sey wieder mit dem Mayr und Alxinger ins thor hereingangen und sich zue rue begeben. Auf welche, des Träppl, verfenckhliche aussag und bekhantnus Täberer begert, ine, Träppel, zu gericht fanckhlich einzuziehen. Geben ain ersamer rath zu beschaidt, der solle sein notturft auf der präntler clag innerhalb 14 tag haubtsachlich handten, inmitls sie ein einziehung des Träppels person bewilliget, daneben den prantlern jeden bey zehen ducaten penfall auferlegt, daß sy bis zu austrag der sachen weder mit wortten noch werckhen tättliches fürnemmen. Actum ut supra.

6.3.2 1597, Juli 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 50r–v

Der Rat der Stadt Tulln setzt dem inhaftierten Andreas Träppl eine Frist von 14 Tagen, um auf die Klage der Opfer der Brandkatastrophe vom 23. Juli 1597 auf Schadensersatz zu antworten. Beschaidt in der prunstsachen n., die burgerlichen pranntler, contra Georgen Taberer et Andreen Träppl: Nachdeme derthuelich, das in herrn Georgen Taberer, rathsburgers alhie, in der vergessenen gassen habenten behausung abgelofenen Mittwoch, als den 23. dis, nach miternacht zwischn ain und zway uhr in seinen stadl ain erschrockhlich feuer auskhummen, also daß nit allain sein haus, hoff und berürter stadl da selbst verprunnen, sondern dardurch auch in die 37 burger sambt dem spitall und pfarrhoff und des closters mayrhoff, also auch zweyen beneficiatenleute, durchs feuer zum häfftigisten an haus und hoff verderbt worden, etc. Rueffen demnach hierauf die armen präntler umb Gottes willen die obrig­ khait an, sy wollten hierinnen ein genediges einsehen thuen unnd gedachten Täberer auferlegen, daß er inen obvermelten prunstschaden wölle abtragen, oder aber, da er mit gnuegsamen argumenten sein undschuldt darthun und ainen andern deren schuldigen fürstellen unnd von sich weissen khann, sye es ime mit vorgehunter, dem herrn stattrichter beschehenen vergreiffung zuegelassen. Dieweillen aber Täberer alsbalten Andreen Träppl, auch burger hie, der deswegen solte daran schuldig sein, bey gericht zu verhafften gehorsamblich angehalten, ist solches bewilligt und Träppl die notturft inner 14 tagen einbringen thue, sonsten allen thaillen ain starker beenfall, nemblichen jeden 10 ducaten, bis zu austrag der nichts tättliches fürzunemben, ausgesezt worden.

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6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597

6.3.3 1597, August 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 51v–52v

Der Rat der Stadt Tulln erstreckt die Frist für die Rechtfertigung des wegen der Brandkatastrophe beklagten Georg Täberer. Erscheint auf die anheut bewilligte tagsazung als ein gehorsamber und begert der Taberer, oder wer wider ine zu clagen rechtliche sprüch, solle es theun, er wölle es anhören und darauf sein notturft handlen, beharren die präntler bey irere ersten clag contra Täberer. Der Täberer aber sich entschuldigt, er sey mit khainer anderen clag gefaßt, wißt auch mit khainer anderen aufzukhumen, als was in junster verhör wider den Träppl des ragett werfen halber lautter fürkhumen und er selbst verfenkhlich bestandten, darauf er in jus zu ziehen begert. Und weillen er genuegsamb notorium sey, daß der prunst schaden nirgent anderst wahr als durch die raget werffung ervolg, so werde demnach herr stattrichter ain ersamber rath auf die ex officio vorige gezogne inquisition die gebür gegen ine, Träppl, fürzunemben wissen. Jungfraucloster causa ihres prunnstschadens: In simili haben auch das jungfraucloster alhie durch den vorgewesten schaffer, Hansen Puech­finkhen,35 und den jezigen iren diener und schaffer sich bey gericht angemelt, erkhantnus der sachen unnd erstattung ires schadens begert, sonst denselben bey gemainer statt zue suechen begert. Hierauf den Träppl anrueffen, dieweil die präntler wider ine khain clag intentirn, der Taberer auch ordenlich nit clagt noch clagen will, sondern die sach allain nariative erzelt, demnach so begert er, sich von des Täberers und der prantler clag allerdings ledig und müssig zuerkhennen und Täberer aufzulegen, daß er ine die angelegte inzicht, schmach und iniuri, die er ine mit der einziehung erzaigt, offentlich abpith, danebens uncosten unnd expens erstatt. Dises begern er zum dritten mall erholt, bis sich Taberer erclart, er seye mit seiner notturfft nit gefasst, mit khainen beystandt versehen unnd auch der ime gegebne termin noch nit aus, und weillen ime derselb nunmehr auch zu khurz, begehrt er noch 14 tag termin. Beschaidt: Auf Andreen Träppls, burgers alhie, anheut erlangte tagsazung und fürgebrachte mündtliche notturften und dagegen des Taberers, als auf dessen begern er, Träppl, vorher der prunnst halber zu gericht eingezogen worden, beschehne verantworttung, geben n., richter unnd rath der statt Tulln, uber den zuvor den 25. Julii gegebnen beschaidt, verer disen 35 Hans Puechfink († 1608), Schaffer der Kirche und des kaiserlichen Frauenstiftes in Tulln, Erhebung in den Adelsstand vom 4. Jänner 1570 (Frank, Standeserhebungen 4, 122). 1597 war Puechfinks Schwiegersohn, Wolf Dornanger, Schaffer des Klosters. Zum Amt des Schaffers siehe Anm. zu Dokument 4.1.3.

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beschaidt, der Täberer solle nochmallen von dato inner 14 tagen, welcher termin ine hiermit peremptorie36 gegeben wirdt, sein notturfft gegen ermelten gegenthail haubtsachlich handlen und jeder thail auf dise tagsazung gefaster erscheinen, dann, wo das nit beschäch, würdt mit ledigzellung des Träppl person auf sein weitters anhalten fürgangen werden. Inmitls ist den präntlern nochmallen bey vorigen peenfall auferlegt, daß sy bis zu austrag der sachen weder mit wortten werckh tättliches nichts fürbringen. Actum ut supra.

6.3.4 1597, August 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 56r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die leihweise überlassenen Ledereimer zur Brandbekämpfung zurückzufordern, Andreas Träppl aus der Haft zu entlassen, den säumigen Georg Täberer in Gewahrsam und dessen Appellation an die Niederösterreichische Regierung zur Kenntnis zu nehmen. Ledern emper, so zue jünnster prunnst aus dem ratthaus genumben und gebraucht worden, verornndt ain ersamber ratt mit ernst von haus zu haus einzufordern und wieder auf das ratthaus antwortten zu lassen. Andree Träppl contra Georgen Täbrer auf den 20. Augusti anno 1597 in der prunstsachen gegebnen beschaitt unnd den Täbrer wieder ine, Träppl, peremptorie die notturfft haubtsachlich auf berürten 2. Augusti zu handlen aufgesezten termin, geben n., richter unnd rahtt der statt Tulln in dieser sach nochmallen diesen beschaitt: Dieweil Täbrer wieder zuer Träppl derzeitt dises prunnstschaden halben noch nichts fürgebracht, sey Träppel demnach die verhafftung dismall ledig unnd müesig erkhennt, doch den gegenthail an seinen rechtlichen spruch, so er wider ine, Träppel, noch haben möcht, nichts benumben, 21. Augusti anno 1597. Auf der pränttler starkhes und häfftiges begern die einziehung des Täberers person, die in seinem haus auskhumbene prunnst unnd daß er inner 14 tagen uber vorigen, den 25. Julii in dieser sach ime zue gueten gegeb- und zugelassnen termin, nochmallen sein unschultt, welcher tag ime peremptorie auf den 20. Augusti anno 97 gegeben gewest, hette sollen denen präntt­ lern darthun, betreffent, geben n., richter und rahtt der statt Tulln den beschaitt: Dieweillen er, Täbrer, uber vorige gegebne termin die notturfft auf der pranttler begern nit einbracht, unnd also die sach temere37 prolongirt, ist demnach in obberürtes der pränttler begern eingewilligt unnd daß er, Täbrer, in verhafftung genomben werden solte, unnd nit heraus gelassen, bis sie ires erlittnen prunnstschadens contentirt erkhent worden; den 21. Augusti anno 1597. 36 Lat. unwiderrufliche Frist. 37 Lat. mutwillig.

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6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597

Georg Täbrer contra pränntler vermelt uber den 21. monatts ergangnen abschiett ad cancellam die appelation, dieweill er sein notturfft bey der löb­ lichen niederösterreichischen regirung darwieder einbracht, damit er inmittels an seinen rechten nit verkhürzt werde. Fiat ingedenckh zu sein.

6.3.5 1597, September 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 61v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, auf Weisung der Niederösterreichischen Regierung eine Darstellung der bisherigen Ermittlungsergebnisse in der Brandsache zu verfassen. Regirungbefelch in sachen die prunnst betreffent, schlüsst aines khauffmansdiener nahmens Lucas Manns suppliciren, der auch bey dieser prunst interessiert, und umb erthailung glaitts zue seiner purgation unnd darthuung seiner unschultt anhelt, begert darüber bericht unnd gutachten, verorndt ain ersamber rath, alles das, was bishero dieser prunst halber so wol von rath als den herrn stattrichter fürkhumen und man vorher die regirung bericht, ain bericht zusamben auf aines raths abhören zu verfassen, als dann ehe man’s der regirung übergibt gemainer statt advocaten seines guttachtes hierüber vernemben.

6.3.6 1597, September 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 62v–63r

Der Rat der Stadt Tulln nimmt die Entscheidung der Niederösterreichischen Regierung, eine Kommission in der Brandsache einzusetzen, zur Kenntnis und lässt die Interessierten zu einer Tagsatzung laden. Regirungsbevelch in sachen Georgen Tabrer unnd die prandler betreffend erinndert, daß sie ain ex officio commission in dieser prunststreitt angeorndt, unnd zu commissarien den herrn probsten von Herzogenburg38 und herrn Georgen Stettner am Grabenhoff39 verorndt mit dem bevelch, inmittels alle tattligkheit bey denen interessirten prantlern einzustellen. Danebens bringt herr Täberer ain schreyben von den herrn commissarien für, crafft dessen sie ain tagsazung auf den 22. diß monatts Septembris hieher nach Tulln anstellen, und solle Täbrer den interessirten zeittlich darzue verkhinden. 38 Georg II. Brenner (reg. 1578–1590, † 1590). 39 Grabenhof ist ein Schloss im Dunkelsteiner Wald, mit dem Georg Stettner 1597 von Kaiser Rudolf II. belehnt wurde.

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Fiat und mag sich Täbrer umb taugliche zimmer unnd underhaltung bewerben.

6.3.7 1597, Oktober 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 67v

Der Rat der Stadt Tulln fordert den in die Brandsache verwickelten Lukas Manz auf, seinen Antrag auf Anhörung nach Ende der Weinferien zu wiederholen. Lucas Manns, hanndelsdiener, in causa der prunnstsache, bringt der regi­ rung bevelch fur, darin ime auf zwey monat lang gelait zur darthuung seiner purgation zugelassen unnd bewilligt, helt danebens tag und stundt zu hanndlung seiner notturften an. Beschaidt: Dem Lucas Manzen, hanndelsdiener von Niernperg, würdet auf sein ausgebracht khayserlich gelaidt zur tarthuung seiner purgation in den hieigen prunnstsachen unnd sein hieruber umb tag und stundt gehorsambes anmelden von ainem ersamben rahtt hiemit zum beschaidt angezaigt, dieweill die von der hochlöblichen niderösterreichischen regirung publicirte weinferien40 alberait eingangen, so würdet sich demnach supplicant bis zur endung desselben zu gedulden unnd mit diesem seinem begeren vor ainem raht wiederumb anzumelden wissen, solle im alsdann gebierlichen beschaidt ervolgen unnd gebetnermassen ain gewisser tag zur darlegung seiner purgation bestimbt werden. Actum den 6. Octobris anno 97.

6.3.8 1597, Dezember 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 88v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Lukas Manz mitzuteilen, dass in seiner Angelegenheit bereits ein Termin für den 9. Jänner des kommenden Jahres angesetzt worden sei. Lucas Manz, handelsdiener: Den supplicanten zu erindern, daß beriert noch den 20. November seiner person halben ain offne crida41 publicirt unnd tag unnd stundt auf khünfftigen neunten tag monats Januarii eingehuntes jar angestelt, allermassen er vor an der schrann angeschlagen wirdt befunden, dannenhero sich ain raht seiner so scharffen unnotwendigen behelligung nit hetten versehen. 40 Die Weinferien, in denen keine Sitzungen stattfinden sollten, wurden erst 1677 allgemein geregelt; seither wurden sie zwischen dem 1. Oktober und dem 15. November gefeiert (vgl. Tanzer, Spectacle müssen seyn 125). 41 Abgeleitet von cridare/rufen, Bekanntmachung durch öffentlichen Anschlag.

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6.3.9 1598, Jänner 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 101r–102v

Der Rat der Stadt Tulln regelt die Auszahlung der vor der landesfürst­ lichen Kommission ausgehandelten Entschädigungssumme für die Opfer der Brandkatastrophe und nimmt Klagen gegen den Handelsdiener Lukas Manz entgegen. N., die burgerlichen appräntler alhie, khomben unnd bringen ein verschloss­ nen khayserlichen bevelch von der regierung an n., richter und rath der statt Tulln lauttent für, in denen ainem rath auferlegt, zwischen denen präntlern unnd nachbenenten interessierten, Georgen Täberer, Hannsen Alxinger, Georgen Mayr und Andreen Träppel beschehene commission, die prunnst betreffent, der ir bewilligung halber 550 fl. halber, weillen die übrigen den ausgesprochnen termin noch zu ihren erlittnen schaden werden so lang aufgezogen. Bitten darumben in massen in dem bevelch auferlegt wierdt, inen zu der bezallung verhilflich sein und ex officio die sachen dahin richten, damit sy ainmal doch khunten den schlechten erstattung habhaft werden. Ist solches den interessierten fürgehalten, die alsbaldt sich erbotten unnd erclärt, mit fürgeben, daß sy deme nie zuwider, weillen ainmal sy durch die herrn commisari solches gelt innen, den präntlern, gar aus khainer gerechtigkhait nit, sondern allain aus gemeltter nachbarschafft und christ­licher lieb willen, auch der befürchten betroung, so von denen präntlern zum thail beschehen, zu geben erbotten, allain nur erwarthen, bis solcher commissari relation von der hochlöblichen regirung ratificirt unnd zu völligem endt bestätt worden. Sei auch durch sy gar zu khainem aufzug beschehen, sonndern sein noch des erbiettens, innen solches mit eheistem zuezustellen, doch gegen dem versehen, daß sy, präntler, nit etwo sagen würden, wie dann schon in gmain geredt, als ob sy ursacher an disem prunnstschaden sein sollen, unnd in solches mit recht aberhalten hette, und sy in der inzicht halten, sonndern daß sy solches nur aus irem selbst guetten willen zu sich ainicher throwortt. Die präntler geben weiter auf disen fürhalt für, ob woll zum thail under inen, präntlern, gern quittiren oder sie die interessierten versichern thetten, so were doch solches nit tuelich, in bedenckhung, dieweillen zum thaill grobe unverstendige leuth under innen, unnd solchen wenig nachkhumben würden, sonndern sich etwa vergreiffen thetten, dahero es dann den anndern verrers zu grossen schaden geraichen mechte. Ist an ainen ersamben rath denen präntlern ernstlich anbevolchen, und ain peenfall auferlegt, daß welicher täter denen interessierten nach bezallung soliches gelts aintweders mit wortten noch werkhen diser prunnst halben etwas tättiges bezaichen oder sich ainiches gewalts understehen würdt, daß derselbige solichen peenfal ohne allen nachlaß verfallen, und noch darzue 235

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in gemainer statt straff erkhennt sein, und ist zu erlegung soliches gelts ain tag auf den 19. dis monats benent worden. Da werden sich die präntler mit iren raittungen gefaßt zu machen, unnd sich verer ainicher droworth nit mehr gebrauchen unnd den penfall nichts zuwider tättliches fürzunemben wissen. Wann alsdann soliches gelt durch sy, die interessierten, erlegt wierdt, sollen sie, präntler, ainen anschlag durch ausschuß machen lassen, damit soliches gleich wol nach dem schaden angethailt, unnd soliches ainem rath zum ubersehen zuekhumben lassen. Zum fall hierin nit beden­ khen unnd khainer hierin sich beschwert befünde, soll es allerdings darbey verbleiben, sonst müeßte es von rath aus ordenlich durch geornde commissarien verrichtet werden. Gleichsfalls khumben auch die präntler auf Lucas Manzen, handlsdiener, ausgeschribnen cridatag mit clag füer, begern auch von ime erstattung ires erlidnen prunnstschadens, dieweillen er, Manz, bey werfung der ragetl gewesen, unnd halten in vor den prinzipal ursacher. Dieweillen er allspalt er soliches zu Khrembs erindert unnd nach Wien khumben umb ein gleidt angehalten, dahero vermuettlich, daß er an disem prunnstschaden schultig und sich schuldig geben hab. Er, Manz, solle sich alles ires verlusts ganzlich zufriden halten unnd zu gnuegen mit inen vergleichen. Da aber die quotta bey ime aber nit statthaben wüerte, sy mit ime ordentlich in schrifften zu verfaren sich anerbotten. Uber weliches Manz sich erclert, ainmall sey er nit ursacher, auch hoffentlich nit mit recht auf ine beygebracht werden woll bey dem ragetl werffen ir interessirt, ist doch soliches nit genuegsam gewisen, daß solicher prunnstschaden aus solichem hergeflossen und daraus entstannden, will hierumben guette sagt thuen und sich in ainiche gefär nit einlassen, sonndern erscheindt auf sein ausgeschribnen cridatag gehorsamblich, erwartt allerhabender spriech wider ine, und bringt verer ein glaidt von der regirung von endung des ersten als den 8. Januarii auf ganzer zway monat lang füer, und begert hierüber prändler schrifftliche clag wider ine, weliches ain rath ime mit zuestellung fürzuhalten beratschlagt zu exequiren, weliches ime zuegelassen. Behelt ime auch alle seine verere sprich allerhandt bevor. Georg Mayr, stattschreiber, khumbt ebnermassen füer, meldt sich zu solicher, des Manzen, crida mit schrifftlicher clag an, bericht, weillen die aufspörung des thors und sein guettwillige hilff des gelts allain seines, des Manzen, halben beschehen, dahero er mehr ursacher den er, Mayr, ist, begehrt hierauf wider die erstattung von ime, Manzen, gleichesfals fürzuhalten unnd zuzustellen beratschlagt worden.

6.3.10 1598, Jänner 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 103r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Beschuldigten in der Brandsache gemäß einem Antrag der Geschädigten erneut zur Auszahlung der vereinbarten 236

6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597

Entschädigungssumme aufzufordern, sofern die Geschädigten die von den Beschuldigten geforderten Erklärungen über die Einhaltung des Rechtsfriedens abgäben. Burgerliche brandler durch ire gwalttrager Leopolten Keuffer unnd Andree Puckher contra Georgen Taberer, Alxinger, Mayr und Träppl begern, weill die beclagten voriger auflag mit erlegung des gelts nit nachkhumben, sich nochmallen darzue zu halten. Fiat auf negsten Sontag42 zu handen herrn stattrichters etc., doch sollen sy die von inen, beclagten, begerte verzicht unnd obligation de non offendendo vorher jeder mit seinem pedtschafft vertigen unnd dem gericht auch darüber mit mundt und handt, daß sy sich hinfüro aller tättlichkhait gewißlich massen unnd sich der ratificierten commission hanndlung gemes verhalten wellen, vergreiffen, pey pennfall zwen und dreissig hungerische ducaten, welichen der verprechente thaill umblesslich verfallen und nichts weniger nach gelegenhait seines verprechens am leib gestrafft werden solle, inmassen diese beschaidt in herrn stattrichters protocoll unnd dabey die ursachen mehreres ausgefiehrt.

6.3.11 1598, Februar 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 111v–112r

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet, dass die Geschädigten in der Brandsache die Rücknahme ihrer Klage gegen Lukas Manz innerhalb von acht Tagen schriftlich und ordnungsgemäß unterschrieben einreichen sollen. Lucas Manz, handelsdiener, contra die pränndtler bitt unnd begert, dieweillen die gegenthail irer clag bisher mit mit ordentlicher underschreibung, also auch sonst mit hanndlung irer notturfft uber die underschiedlichen radtsbeschaidt nit nachkhummen, an ime von dieser inzicht der prunst neben erstattung uncosten und expens ledig und müssig zu erkhennen. Prändler erclarung durch Leopoldten Kheiffer unnd thails irer verorndten ausschis: Erclaren sich, daß sy irer clag verer nachzusezen nit willens, unnd wellen ainigen zuespruch diser prunst halben zu ime, Manzen, derzeit weuter nit haben, es sey dann, daß khunfftig das mehrers gewißhait unnd inditia herfüer khamen, behalten sy ihnen ir sprich unnd nottufft befor ain weg als den anndern bevor. Begern danebens, dieweillen sich bericht haben, daß der vertachte, der von weliche der ragetl geworffen, ain schreiben seinem herrn, welichermassens mit disem ragetl werffen zuegangen, solle zueschrieben haben, daß er inen sollich schreiben zuestellen wolle.

42 Das war der 1. Februar.

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Im ersten nimbt der Manz der prandler erclerung für bekhanndt an unnd bitt’s also zu protocolier, im anndern entschuldigt er sich von der prandler begern. Beschaidt: Dieweillen die prändler in völliger anzall nit erschienen, demnach würdet inen hiemit auferlegt, daß sye ire erclarung uber das anrueffen innerhalb acht tagen schrifftlich thuen und zu gericht erlegung, sich auch sonsten mit tauff- unnd zuenemben unterschreiben wellen. Alsdann ain rath hierüber mit fürderlicher erkhanntnus fürgehen.

6.3.12 1598, Juni 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 148r

Der Rat der Stadt Tulln spricht den Handelsdiener Lukas Manz von der Klage der Geschädigten der Brandkatastrophe frei. Abschiedt zwischen den bürgerlichen prändtlern als clagern und Lucas Manzen, hanndlsdienner von Niernberg, beclagten, in der prunstsachen, so sich den 23. Julii verschines 97 jars nachtlicher weill in der statt Tulln zutragen, derentwegen Lucas Manz, hanndlsdienner von Niernberg, füer ain ursacher vertacht worden, geben n., richter und rath der statt Tulln auf gedachtes Mannzen zur darthueung seiner unschult ausgepracht khayser­ licher glaidt, dariber publicierter crita und der burgerlichen pranndler darauf eingeprachter clag und zu baidter thaillen dariber vollfierter schrifft­ lichen notturfften zu abschiedt, der Manz sey von der prandler clag ledig und müessig. Eröfnet 5. Junii anno 98. Haben bayde thaill abschrifften hierauf begert. Ist bewilligt.

6.3.13 1598, Juni 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 151r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, eine Stellungnahme zur Klage des kaiserlichen Frauenstiftes auf Schadensersatz in der Brandsache zu verfassen und die Forderung zurückzuweisen. Frau priorin unnd convent des junckhfrau closters alhie zu Tulln contra n., richter unnd rath alhie, auch Georgen Mayer, stattschreiber, Hannsen Alxinger unnd Andreen Träpl daselbst, iren im gotshaus verschines jarrs erlitner prunstsachen betreffend, derentwegen sy die erstattung umb willen, daß ain magistrat die eröfnung des statthors nächtlicher weull verstattet, folgents die anndern etlichen khaufmannsdienner, so damals durch solch thor hinaus gelassen werden und ragetl geworffen, davon das feuer hernach aufgangen, sich adhibiert und zu solchen ragetln rath, hülff und bey238

6.3 Der Prozess um die Brandkatastrophe von 1597

standt geben etc., an sy, die beclagten, begert, aestimiert solchen schaden auf 4.000 fl. Ain ersamber rath verorndt, stattschreiber solle die action, was bisher dieser prunst halben fürgeloffen, an die hanndt suchen, allerhandt motiva zu gemainer statt entschuldigung verfassen, volgunts diese clag herrn doctor, gemainer statt advocaten, umb guetachten und handlung gemainer statt notturft zuezuestellen. Sein dieser clag sonst nit gestendig.

6.3.14 1598, Juli 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 153v

Richter und Kämmerer berichten dem Rat der Stadt Tulln, dass der Advokat der Stadt, Dr. Leonhard Hoe von Hoenegg, die Verteidigung der Stadt Tulln gegen die Klage des kaiserlichen Frauenstiftes nicht übernehmen wolle, da er auch der Rechtsvertreter des Klägers sei. Auf des junckhfrauclosters alhie klag contra n., richter und rath, dan Georgen Mair, Hanns Alxinger unnd Anndere Träppl in sachen der brunst betreffend rellationieren herr stattrichter unnd stattcammerer herrn doctor Hoe guet­ achten, daß er sich derzeit in handlung gemainer statt notturften nit einlassen khine, ursach, daß er auch der clager bestelter advocat unnd elter in der bestallung als mit denen von Tulln sey. Dieweyll sy aber dise der clag an sein vorwissen und rath intentiert und durch herrn doctoren Aldenhofer hanndlen lassen, so well er bey denselbigen bestes erkhundigung, ob sy hiedurch durch die bestallung von ime aufgehebt haben wellen seind. Sy khinden ine die bestallung auf oder nicht, so khinde er, doctor, endung der ordentlichen bestallung termin wider sy in diser sach gemainer statt nit hanndlen, yedoch aber welle er an sein stat ein andern advocaten gemainer statt stellen, damit mann versehen sein soll, inmitls mag man mit der verantworttung auf die clag inhalten, bis die clager den anndern befelch auspringen.

6.3.15 1599, Oktober 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 250r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Verteidigungsstrategie der Stadt gegen die Klage des kaiserlichen Frauenstiftes in der Brandsache mit dem Stadtadvokaten zu besprechen. Item prunstsachen, darinn n., priorin und convend alhie n., richter und rath, dann Hanns Alxinger, Georgen Mayr und Anderen Trapl als inderisirte beclagen und ainen befelch, crafft deren die unclaghaffthaltung bey betroten gebottsbrief inner acht tagen auferlegt, wirdt zu gericht exequirt. 239

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Dieweil aber diser prunststreit vorher mit disen jezt beclagten, interessirten und denen präntlern durch der hochlöblichen niderösterreichischen regierung ex officio verorndte herrn commissarien crafft derselben rellation, dabey auch sy, die clossterleuth, interessirt gewest und sich disfals irer sprich gegen jezigen beclagten, bis ein rechter haubttätter diser prunst­sachen erfragt wurde oder herfürkhämb, allerdings begeben, hingelegt und verglichen, so ist verorndt, dise ir clag und die notturft darauf mit gemainer statt advocaten zu berathschlagen, inmassen auch vorher deswegen an herrn doctorn Hoe, gemainer statt gewesten advocaten, geschriben worden.

6.4 Niedere Gerichtsbarkeit 6.4.1 1625, Februar 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verhandelt die Streitsache zwischen Kaspar Mayrhofer und Hans Koch, Fasszieher, wegen übler Nachrede. In der iniurisachen zwischen herrn Casparum Mayrhoffer, clager, an ainem und Hannsen Khoch, vaßzieher43 alhie, beclagten, andern thails, belangent: Obwoll in allen geisst- und welttlichen rechten heilsamblich unnd woll fürgesehen, daß kheiner, wer der auch seye, den andern an seinen wolhergebrachten ehren und namen angreiffen, vercleinern, oder iniuriren solle, so habe doch solchen rechten, khayserlicher policey und ordtnung, so in diesem erzherzogthumb Össtereich löblich observirt worden, zuwider Hanns Khoch, bürger und vaßziecher allhie zue Tulln, sich vermessentlich understanden, ihme, clager, und sein alberait verstorbene liebe elttern höchlich ohne allen gegebenen ursach zu diffamiren, indeme er ungefährlich den 7. Jannuarii dis jars vor dem trenckhthor in beisein Matthes Hoffman, bürger alhie, fräventliche reden ausgeben haben solle, daß sein, clagers, vatter seeliger aus der khayserlichen haubtstatt Schwabischen Gmündt mit schandt und spott soll hinweeg geschafft sein worden, ander khunte er khein gebuhrttsbrief und legitimation bekhomben,44 und dann für’s tritte die würdige frau werde nit lang priorin45 verbleiben, sie müesse gleichfals in kurzer zeit von Tulln hinweckh. 43 Unter Fasszieher ist ein Beruf zu verstehen, bei dem die in Fässer verladenen Waren von Schiffen entladen bzw. Schiffe beladen wurden (Palla, Das Lexikon der untergegangenen Berufe 89). 44 Tatsächlich erhielt Kaspar Mayrhofer am 21. März 1625 das Bürgerrecht von Tulln (vgl. Dokument 4.4.8) und wurde am 12. Juni 1633 in den Adelsstand erhoben (Frank, Standeserhebungen 3, 217). 45 Anna Mayrhofer. Koch sollte sich täuschen, Mayrhofer blieb bis 1658 Priorin des kaiserlichen Frauenstiftes.

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6.4 Niedere Gerichtsbarkeit

Welche injurien er auch den 13. Jannuarii dem herrn Augusto Spachter, des innern raths, gleichfals in seinem haus angedeut, undt, was noch mehr ist, da er, clager, den 22. Januarii durch herrn Johann Baptistam Ehrnreich und Michael Hölzl, des äussern raths, befragen lassen, ob er dem ausgegossenen calumerien geständig, lautter und ohn allen scheuch zu beschaidt geben, sovill seines vattern seelig hinwegschaffung betreffen thet, von Adam Rumbler, so allberait mit todt abgangen, verstandten hette, und derenthalben geständig were, der anderen aber wider sein und der würdigen frauenpersohn ausgossen, sich nit zu berichten wisse. Wann dann sovill den ersten puncten antrifft, es kheiner anderen probation bedörffte, weillen solcher der fräventlichen iniuriant geständig und mit dem nit entschuldigen khönne, daß er sich auf ain todte persohn, die sich nit mehr verantworthen mag, referirt, sondern die ausgegossenen iniurien zu erweisen schuldig. Was aber sein, clagers, unnd der würdigen frauen persohn anlangt, ob er’s zwar zue laugnen vermaindt, mit herrn Augusto Spachter und Matthes Hofman, zween erlichen burgern, und mit anderen mehr, so es die notturft erfordert, uberwisen werden khönt, wie dann diese obbenente vernomben werden mögen, und da der iniuriant nit ersettigt, er sy aidtlich und gerichtlich examiniren zue lassen erböttig were. Also disen seinen lieben eltern in ihrem ruehebettel, wie auch seiner frau schwester (die nunmehr in geistlichen würden und ansehen) und ihme (weillen er in einem ehren actu gestanden) zur höchsten vercleinerung, schimpff und spott gereichenden ausgossenen calumnien billich zue gemüeth geführt und weniger nit thuen khönnen noch sollen, als solch gebührendt zu endten, und sein und der seinigen ehr zu erretten, begert derowegen den liederlichen calumnianten aufzulegen, daß er die sowol von seinen eltern, seiner frauen schwester, als ihnen unlaugbahr spargirt46 und ausgossene inzucht,47 wie zurecht genueg ist, probiren und erweisen thue, umb willen aber vergwist, daß er mit solchem beweis zur ewigen zeitten nit aufkhomben würdt khünden, sein persohn alspaldt in arrest zue nemben, und aus demselben solang nit zuerlassen, bis er die unverweisentliche inzicht mit einem öffentlichen maulstreich an dem ort, da er’s ausgossen, revocirt und widerumb in sein unwahrhafftes maul, daraus es falschlich hergeflossen, zuruckh genommen, und uber dieses ihn erstlich dahin zuhalten, daß er ihne, clager, offentlich abbitt neben abtrag erlittenen schandt, spot, auch durch fürgangene ehrenandastung zugefiegten hochen gwalt halber, den er ex substantia et meritis causae anstatt und in namen seiner mitinteressierten geschwistrigten auf tausent ducaten aestimiren thue, gebührent satisfaction gelaistet, und darüber zue sein und der seinigen ehren defension ain gewohnlich gerichts urkhundt ausgelest habe, etc. 46 Spargieren meint verbreiten. 47 Inzicht vgl. Anm. zu 6.2.

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6. Justiz

Geben richter und rath der statt Tulln auf des clagers eingebrachte clag sowoll der frauen priorin alhie absonderlich beschwahr uber den hinvor vom 21. monathstag Junii abgewichnen 1624 jahrs in dieser sachen ergangenen beschaidt verrer zue abschiedt. Dieweill der beclagte das, was er sich in seine von bemelten 21. Junio überreichten anbringen zuerweisen sich erbotten und ihme durch obbegriffenen bschaidt zugelassen worden, uber die underschiedliche gegebene gerichtsbreuchige termin nit zuerecht dargethan und erwiesen, dagegen aber clager mit seinem ehrlichen gebuhrttsbrief und seines vattern seelig verhaltten halber eingelegten kundtschafften, beides in originali von des heiligen römischen reichs statt Schwabisch Gmündten gefertigt, sowoll anderen attestatis lauter fürgebracht, daß dergleichen iniurien auf gemelten seinen verstorbenen vatter noch ihn und seine befreundte im wenigisten nit erweislich gemacht werden khönen. So seye demnach ernenter Hans Khoch schuldig, die obeingezogene iniu­ rien, so er wider dem clager, seine verstorbene elttern, und also respective wider die ganze freundtschafft unwahrhafftigerweis ausgegossen, mit ainem offentlichen maulstraich an dem ort, wo solche erstlich durch ihn ausgesprengt worden, vor meniglich zue widerruefen und zuruckh zue nemben, dann die erwisene schmach ihme, clager, und sowoll auch der ehrwürdigen frauen priorin in beisein ehrlicher burgersleuth umb Gottes willen abzubitten, wie nit weniger zue ihren ehrendefension die begerte gerichtsurkhundt auszulösen und alsdann des geclagten und astimirten gwaldts, schandt, spoth, auch uncosten und schaden halber sich nach billichen dingen zu vergleichen. Nach vollziehung dessen aber würdet ihme, Khoch, auferlegt, sich bey einem ersamben rath verrer anzumelden und beschaidts zuerwarthen.

6.4.2 1637, Dezember 14, Tulln Tulln, Ratsprotokolle, Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verhandelt die Klage des Deckenmachers Georg Rainer gegen den Schiffer Christoph Marchfelder auf Schadensersatz nach dem Verlust eines Ballens Decken mit darin verwahrten 200 fl. Bargeld. Georg Rainer,48 deckhenmacher alhie, contra Christophen Marfellner,49 schifmaister, clagt, als er nach gehaltenen Catharinae marckht50 zu Wien nach den 3.  Dezembris beclagten ein pallen teckhen, darin 200  fl. gelegt, einige mahl ihme gegen gebührenter bezahlung auf dem wasser alhero und haimb zu führen anvertraut und alls er solchen pallen auf der zillen selbigen tag

48 Georg Rainer, Deckenmacher in Tulln, wohnhaft Antonsgasse 1. 49 Christoph Marchfelder († 1639), ab 1629 wohnhaft Ländgasse 5. 50 Katharina ist der 25. November.

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6.4 Niedere Gerichtsbarkeit

spat alhie bis zu dem closster egg51 gebracht, habe er, beclagter, denselben die ganze nacht auf der zillen legen, des andern tags aber auf das gestatt heraus bringen und widerumb den ganzen tag und nacht alda verbleiben lassen, daß entlich selbige nacht von der damallen hochangeloffenen Thonau offtberührter pallen deckhen hinweg geschwembt worden, welches er sambt den darin gewesten 200 fl. auff 307 fl. geschäzt, welches groß undt hochen verlust er niemahl keinen andern als ihme, schifmaister, zuzumessen und den hierdurch zu seinen eußersten verderben erliettenen schaden zusuechen wisse, dahero einen ersamen rath umb Gotts willen gebetten, ihme, beclagten, den gehörten muetwilligen verwahrlosung halber ihme in einen und andern vor Gott und der welt schuldigen abtrag zuethun zuaufferlegen. Antwortt beclagter: Sey ihme der clag nit gestendig, und seines verlust kheines wegs ainicher redt und antwortt zugeben nit schuldtig, sintemalen er den pallen däckhen sambt dem dainnen unbekhandtlichen gelt 200  fl. unvermahligter und fleissig alhier bis zu dem closter egg, des andern tags aber von der zillen aufs gestatt mit seinen khnechten schwarlich heraus gebracht, nit weniger zweymahl zu seinem hauswirth und einmahl zu der mais­ter Friedrichin,52 Weißgärberin, solchen pallen vom wasser wegzubringen oder zuführen ansagen lassen, welches unglückh er selbst mehrersthails verursacht, weillen er ihme sein selbst aigne sachen nit beser hat angelegen sein lassen, und er zwar mit ihme von Wien ausgangen, aber underwegs verblieben und allererst den dritten tag nach beschehenen unglückh anhaimbs khomben, sey ihme derowegen ainicher abtrag zu thun nit schuldtig und daß leidt niemandt andern als ihme selbst zu clagen hab. Replica: Sagt clager, nachdeme er mit ihme, schifman, in grossen wegen und weidt bis auf Closterneuburg gangen, habe ihme der windt seine 2 hüett in einen tieffen graben getragen, und da er solche widerumben geholt, sey underdessen beclagter auf- und davon. Er aber in eines hauers haus, bis etwan der regen nachlassen möchte, gangen und als derselbe den ganzen tag gewehrt, sey er alda über nacht, des andern tags aber wegen der zu sehr angeloffenen Thonau alda verbleiben müssen. Dahero er an seinen verlust nit schuldtig, sondern beclagter ihme solchen guet zu machen mehrmallen begerth. Verlaß: Weillen ein ehrsamer rath gehrn sehen wollte, daß beede thail dies erlittenen grossen schaden nit etwan in ein weitleiffigkheit mit dero clag gerathen, sondern in der güete vergleichen werden möchte, alls sein herr Georg Öttinger und herr Adam Schez, beede des inneren raths, solche nach möglichkeit in der güete zuvergleichen zue commissarios erwählt und verordnet. 51 Gemeint ist vermutlich die nordöstliche Ecke der Stadtbefestigung, an der auf einer vorspringenden Terrasse an der Donau das kaiserliche Frauenstift lag. 52 Gemeint ist Susanne Friedrich, die Frau des Weißgerbers Georg Friedrich.

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6. Justiz

6.5 Fälle von „Unzucht“ 6.5.1 1653, Jänner 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verhandelt gegen den Bäcker Georg Stainberger und seine Dienstmagd wegen Unzucht und Ehebruchs. Item ist Georg Stainberger,53 burgerlicher böckh alhier, und seine von ihm geschwängerte dirn, für rath erfordert, da dan das mensch, welches einen ehemann hat, dises factum anfänglich nur einmal geschehen zu sein bekennet, auf sonderliches zusprechen aber endtlich sich vernehmen lassen, daß er, Stainberger, sie zu drey malen beschlaffen, das erst mahl ungefehr zu Martini54 in seinem böth, anderten umb den fasching, wie er in der mascera gangen, in ihrem böth, drittens aber vierzechen tag in der fasten, in der backstuben, da gleich kein jünger anheimbs gewest. Stainberger aber hat nur einmal bekennt, bis er endtlichen, daß es in der vollen weiß öffter möchte beschehen sein sich auch gar, daß er vatter zu den kindt sey, erkennt. Verlaß: Solle der ganze casus mit allen umbständen dem herrn doctori Selb, advocaten, umb sein guttachten überschickt werden, ingleichen herrn Mairhovers, als noch ein würkliche rathspersohn mainung hierüber zu vernemben.

6.5.2 1653, Jänner 31, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über das Urteil gegen den Bäcker Georg Stainberger und seine Dienstmagd wegen Unzucht und Ehebruchs. Erstlichen wegen des Georg Stainbergers und mit seiner verehelichten dürn begangene ehebruch, was hierinnen auf sein nunmehr lang kalter gefangnus weither zu thun sei? Hierauf sind folgente vota abgelegt worden, als erstlich ist herr Mairhovers mainung und guttachten, man solt ihne, Stainberger, noch ein zeit lang mit harter gefängnus belegen, mit wasser und broth abspaisen lassen. Alsdan durch ein zimbliche geldtstraff auf die 100 fl. oder reichsthaller abstraffen, und genugsamb zu verstehen geben, daß dises das lezte mal gnadt erwisen worden, und wann er dergleichen factum weiter begehen würde, man mit ihme nach der schärpfe procedirn würde. Anbelangt die weibspersohn, solle 53 Georg Stainberger, Bäcker und Bürger in Tulln, ab 1646 wohnhaft Wienerstraße 8. 54 Martini ist der 11. November.

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6.5 Fälle von „Unzucht“

mit einer kirchenbueß oder darstellen eines halben tag an das creuz und des landtgerichts verwiesen bestrafft werden. Herr Fraundorfer ist ingleichen diser mainung. Herr Strobl ebenfalls der mainung. Herr Eisen will allerdings der kaiserlichen rechten nach, welche anno 1623 ergangen, gegen dieselbe mit der bestraffung, was auf dergleichen ehebrecher gehört, zu verfahren ergeben haben. Herr Schäbl55 noch stärcker der mainung, und will sich in allweg der kaiserlichen deswegen ergangenen rechten nach scharpf abzustraffen ergeben haben. Herr Gaßner etwas glimpflicher, gibt sich in der zwey ersten votis. Herr Reuscher ist des Eisen und Schäbls mainung. Verlaß: Weiln der herrn wenig im rath erschienen, soll man nochmaln ihr gestrengen, herrn Mairhovers, mainung schrifftlich, wie lang der verbrecher in der gefängnus verbleiben und wie hoch die geldtstraff sein soll, ersuchen, bis dahin diser handl aufgeschoben sein solle.

6.5.3 1653, Februar 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verkündet dem Bäcker Georg Stainberger das gegen ihn ergangene Urteil und veranlasst die Bestrafung und Ausweisung der mitbeschuldigten Dienstmagd. Georg Stainbergers nach so lang hart ausgestandtner gefängnus ist er vorgefordert und sein verbrechen, wie hoch derselbe wider Gott und die obrigkeit gesündiget, vorgehalten worden, auch daß, wann man denen kaiser­ lichen generalien nachgehen wolte, er den todt verwürckt hette. Dahero in nachsehung solcher leib- und lebensstraff ihme 100 fl. zu erlegen aufgetragen worden. Des kindts halber soll er dem menschen etwas geben, weiln sie das kindt nit von ihr lassen will, damit solches nit irgent verwahrlosset werden möchte. Stainberger bitt gehorsamblichen umb etwas nachlassung oder linderung seiner straff. Verlaß: Hierauf ist ihme die geldtstraff auf 50 thaller gelassen, dem menschen aber, mit der er sich so schandtlich vergriffen, wegen alimentirung des kindts zwainzig gulden zu geben, und solche vorveranlaßter maßen ans creuz gestelt und des burgfridts verwisen zu werden veranlaßt worden.

55 Sebastian Schäbl, 1637–1653 Stadtschreiber in Tulln, davor Gerichtsschreiber in Krems und Stein, kaufte 1642 das Haus Albrechtsgasse 8.

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6. Justiz

6.6 Kindsmord 6.6.1 1603, Oktober 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 56r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Frau des Viehhirten Gallus vom Verdacht des Kindsmords freizusprechen und sie aus der Haft zu entlassen. Beschau über ain tottes khindt, so des Gallen, aines viechhierten hie, weib verwarlost unnd neben ir in peth ertruckht haben soll. Deswegen herr stattschreiber umb des verdachts willen sy zu gericht eingezogen. Dieweil dise beschau unnd des herrn stattschreibers sonnst ex officio eingezogene inquisition die muetter des khindts von der tat entschuldiget und vermuetlicher, daß das khindt natürlichs tots in der frais56 gestorben, so soll sy herr statt­ richter gefennckhnus bemüessigen unnd hiemit von der tat entledigt sein.

6.6.2 1607, März 28, Tulln, Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 258r–259r

Der Rat der Stadt Tulln berät über das weitere Vorgehen gegen die des Kindsmords verdächtige Ursula. Über Ursula, eines ledigen weibs, welche den 14. Marzi von Fraunhofen mit ainem totten khindt, des sy vergraben und umbbracht haben solle, hieher in das landgericht angesagt und übernuhmen worden, güettige bekhandnus. Assessores: Georg Taberer: Auf die gehaltene gerichtlich beschau die sovil erkhant, daß dem khindt die crafftpaindl abgedruckht worden, und ir, der thätterin, selbst aigne aussag, dass sy dem khindt ainen druckh geben, darüber es alsbalten verschaiden, weil sy auch ihr geburt verhalten und das khind haimblich begraben, erkhennt er zu recht, dass sye durch den freyman mit dem wasser vom leben zum tott gericht werden solle. Hans Fraundorffer: Dieweil er die thätterin in den hauptpuncten, in dem sy nit aigentlich bekhennen will, daß sy das khindt fürsezlich und mit willen umbbracht habe, noch wanckhelmüetig findt, so ist sein meinung, daß man an die dorffobrigkhait gehen Fraunhofen umb bericht und inquisition schreibe, wie das khind im prüttel ligent gefunden worden, item was die thätterin daselbsten irer frauen und andere, als ihr das todte khind fürgehalten worden, ausgesagt und bekhannt, sowol auch was in peth mit dem dienstmenschen als daselb gefragt, sy here ain khind khraischen, ihr ge56 Fraisen sind Krampfanfälle.

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6.6 Kindsmord

spräch und rede gewest und auch andere orthen, wo sy vorher dient und gewesst, ihres verhaltens bericht einzuziehen, alsdan mit der tortur gegen ihr forzugehen. Leonhart Mockh:57 Zur erforschung des aigentlichen grundts der warhait zuer tortur. Wolf Khranz: In simili. Leopold Kheuffer: Des herrn Fraundorffer mainung. Hanns Alxinger: Erkhennt der tätterin aussag zue tottstraff für genuegsamb, umb dieser ursach willen, weil sy gegen den gerichtsdiener bestanden, sy will sehen, wie sy das khind von ir bringen. Daraus vermuetlich, daß sy zu dem ende demselbigen den truckh geben, weil es alsbalden verschieden. Item auch, daß sy iren schwachen leib so lanng verhalten, in der geburt auf des diennstmenschen frag den grund nit anzaigt, noch sonsten, damit ir het möge geholffen werden, iren zustannd offenbar gemacht, und zu dem allen noch das khind haimblich beiseits gelegt zu dem mensch, damit sy es nit merkhen soll wider niedergelegt, alsdann erst vergraben, zu deme sy auch ir selbst wol het in der geburt helffen khönnen, weillen sy zuvor schon mehr khinder ihrer saag gehabt und getragen. Ist derhalben der mainung, damit sy ob dem wasser nit entsezung trage, aus genaden sy mit dem schwert vom leben zum todt zu richten. Michael Puckher: Ist dieser, Alxingers, mainung. Christoff Wörner,58 Salomon Wielland, Jacob Stern,59 Michael Freibeck60 erkhennen, die tätterin zu torquiren. Conradt Peuerl: Mit dem schwert vom leben zum todt. Bleibt bey den meisten stimmen, die tätterin zu torquiren, doch vorher des herrn doctors61 guetachten auch herüber zu vernemmen.

6.6.3 1607, April 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 262v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß dem Gutachten des Stadtadvokaten einen Scharfrichter zur Durchführung der Folter der mutmaßlichen Kindsmörderin Ursula anzufordern. Herrn doctors guettachten in causa der verhafften tätterin Ursl geschep­ fter erkanntnus: Läßt es bey solcher erkhanntnus, daß die tätterin torquirt 57 Leonhard Mockh, Schneider aus Krems und Bürger in Tulln, ab 1565 wohnhaft Wassergasse 2, später erwarb er auch beide Nachbarhäuser. 58 Christoph Wörner (†  vor 1620), Tischler und Bürger in Tulln, 1619 Stadtrichter, ab 1580 wohnhaft Rudolfstraße 9. 59 Jakob Stern, Lebzelter und Bürger in Tulln, ab 1585 wohnhaft Hauptplatz 1. 60 Michael Freibeck († vor 1621), Hafner und Bürger in Tulln, ab 1601 wohnhaft Hauptplatz 14. 61 Gemeint ist der Tullner Stadtadvokat, vgl. oben 3.2.

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6. Justiz

werde, verpleiben. Soll darauf dem herrn stattrichter auf Wien umb verwilligung des freymanns62 zugeschrieben werden.

6.6.4 1607, Mai 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 265r–v

Der Rat der Stadt Tulln berät über das Urteil gegen die mutmaßliche Kindsmörderin Ursula. Urtl über Ursula, ainer gefangnen ledigen diennstdirn, güettige und pain­ liche aussag aines umbgeprachten khinds halber. Georg Täberer: Mit dem schwerdt vom leben zum todt. Hanns Fraundorfer: Erkhennt ir auch zum schwerdt, alsdan den todten körper zu dem creiz zu begraben. Leonhart Mock: in simili zu dem schwerdt Wolf Khranz: Gleichfals. Hanns Alxinger: Gleichfals. Michael Puckher: In simili. Christoff Wörner: Gleichfals zum schwerdt. Jacob Sterhn: Ist der mainung, die tätterin mit dem schwerdt vom leben zum todt. Michel Freybeck: In simili. Hanns Prögl:63 Erkhennt gleichfals. Urban Khranz: Schöpfft das urtl mit der anderen herrn mainung, als dass diese tätterin mit dem schwerdt durch den freymann vom leben zum todt gericht, alsdann der todt cörper für die statt bey dem hochgericht zu dem creiz begraben werden soll.

6.6.5 1623, Mai 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, der nicht geständigen Barbara Holzbauer, Köchin im Wirtshaus „Zum Goldenen Hirschen“, ihr ermordetes Kind zu zeigen und sie weiter zu befragen. Wegen des gesterich zugetragenen laidigen casus, in dem die köchin namb­ens Barbara beim gulden hirschen64 an ihrem aigenen khindt, so sye unehelich bekhomben, mordt und todtschlag begangen, solchem erstlich 62 Der Scharfrichter wurde offenbar damals noch aus Wien angefordert, später kam er aus Krems. Die Stadt Tulln verfügte nicht über einen Scharfrichter. 63 Hans Pregl, Bürger in Tulln, wohnhaft Rudolfstraße 5. 64 Das Wirtshaus „Zum goldenen Hirschen“ befand sich Hauptplatz 5.

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6.6 Kindsmord

den kopf herabgeschnitten, und nachmals beide in die heimbligkheit65 geworffen. Ist verlassen, weil sy der that bisher lautter nit besthen wollen, das khind sambt dem abgeschnittenen köpfel ihr im grichtshaus fürzuestellen, und sy darüber weitter zu examiniren und die verrer notturft zu beratschlagen.

6.6.6 1624, Februar 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dass das Urteil über Barbara Holzbauer in der ersten Fastenwoche gefällt werden soll. Wegen der verhafften malefizthätterin im ambtshaus ist verlassen, mit gelegenheit auf die erste fastwochen das uhrtl zu schaffen und alsdann die execution, wann die khälte sich etwas lindern möchte, fürzunemben. Soll hiezwischen zue Wienn die notturft beratschlagt werden.

6.6.7 1624, April 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verurteilt Barbara Holzbauer wegen Kindsmords zum Tod. Von Barbara Holzpeurin an ihrem aignen in unehren erzeugten khindt begangene greulichen mordthat und derentwegen hievor gethane güetig und peinlichen aussag, deren sye anheut fürgehaltener massen allerdings besten­dig, ist mit recht erkhandt und geurthelt worden wie folgt: Herr Andre Juritsch erkhendt zuerecht, diese thätterin umb ihres schweren verbrechens willen den khayserlichen rechten gemeß vor dem haus, da sie die that begangen, mit dem schwerdt vom leben zum todt hinzurichten und an gewöhnliche ortt66 zu begraben. Herr Michael Puckher exaggerirt,67 daß die thätterin das khindt erstlich mit zweyen stichen verlezt, nochmals das khöpfl abgeschnitten und alsdan erst in das heimbliche gemach geworffen, dahero sie fast dreyfachen mordt, insonderheit, weil das arme khindl nit allein des lebens, sondern der heyligen tauff beraubt worden, begangen und woll mit scherffern urthl zu procediren were, so wöll er doch in ansehen ihrer langwürig ausgestandenen schweren

65 Gemeint ist der Abort. 66 Der Richtplatz war eigentlich beim Gerichtskreuz in der Kronau westlich der Stadt. Dort wurden die hingerichteten Delinquenten in der Regel auch beigesetzt. 67 Lat. steigern.

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6. Justiz

gefangnus sein erkhantnus dahin mitigirt68 haben, daß sie mit dem schwert vor dem pranger vom leben zum todt hingericht, volgents under das hochgericht begraben werden solle. Herr Salomon Wielandt: In simili mit dem schwert vom leben zum todt hinzurichten und zum hochgericht zu begraben. Herr Elias Pieringer: Soll dem freymann überantwort werden und an der gwönlichen richtstatt mit dem schwert hinzurichten. Herr Michael Malzer erkhent sie auf ihr güetig und peinliche aussag gleichfals zum schwert. Ulrich Gürtler, Hans Eckh:69 Mit dem schwert vom leben zum todt, durch den freyman vor dem pranger mit dem schwert hinzurichten und under das hochgericht zu begraben. Georg Öttinger, Valentin Puzer,70 Adam Schez, Michael Hölzel erkhennen vorverstandnermassen einhellig, die thätterin an gewönlichen ortt durch den freyman vom leben zum todt hinrichten zu lassen. Urthell: Auf diese der thätterin güetlich und peinliche aussag und bekhandtnus erkhennen n., richter und rath der statt Tulln von statt- und lanndtgerichts obrigkheit wegen und sprechen zu recht, daß dieselbe umb in begwisenem an ihrem aignen khindt begangenen unmenschlichen mordthtat willen zur straf und andern zum abscheulichen exempel dem freyman uberantworth, durch denselben an die gewönliche richtstatt geführt, mit mit dem schwert vom leben zum todt hingericht, folgents zue dem hochgericht begraben werden solle.

6.6.8 1624, Mai 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Todesurteil gegen Barbara Holzbauer am Freitag, den 31. Mai, vollstrecken zu lassen. Das resolvirte urthl über die im gerichtshaus ligende thätterin: Weill die heyligen feyrtäg71 bereit gar an der hanndt, solle die execution auff nechts khünfftigen Freytag als den lesten dis fürgenomben werden.

68 Lat. mildern. 69 Hans Eckh, Bürger in Tulln, wohnhaft Hauptplatz 29. 70 Valentin Putzer, Goldschmied und Bürger in Tulln, erwarb durch die Hochzeit mit Anna, der Witwe nach Thoman Stinglmair, 1599 das Haus Rathausplatz 2. 71 Gemeint ist Pfingsten, in diesem Jahr am 26. Mai.

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6.7 Zauberer und Hexen

6.7 Zauberer und Hexen 6.7.1 1613, September 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 143r

Der Rat der Stadt Tulln weist Kaspar Merolt und dessen Frau nach Diebstählen aus der Stadt aus und kündigt letzterer eine Bestrafung wegen Zauberei an, sollte ein Ratsmitglied innerhalb Jahresfrist erkranken und ihr die Schuld gegeben werden. Caspar Merolt72 und sein hausfrau73 sein wegen etlichen auch ihr khündt entfrembten krauts, darumben er gestrigen tags bey herrn stattrichter auf des velthueters anclag fürgenomben unnd durch das stattgericht für ­ainen ersamben rath gewißen worden, fürgefordert unnd innen angedeuth, wiewoll man genuegsamb erhebliche ursach, beede, vatter und muetter, umb daß sie iren khündern zum stellen anlaittung geben, innen zu allem diebstall verhelffen, unnd sich alsomit denselben entschuldigen wöllen, anndern zum exempel an leib und guet voriger betroung nach zu bestraffen, so will man doch noch irer damit verschonen und es bey der zuestifftung, die sie, weill khain wahrnung frucht schaffen thuet, inner 6 wochen 3 tag ins werch richten sollen, beruhen lassen. Würdte es aber inn der zeit nit beschehen, will ain rath die verkhauffung ex officio füer die handt nemben unnd jedtweden elter davon seiner aufordnung pro rata contentirn. Weillen dann auch verdacht wider sie der zauberey halber fürkhombt, würdt ir, Meroltin, austruckhenlich angezeigt, daß zum faal inner jarsfrist ainiger rathsfreundt mit ainer khrankheit solle beladen unnd der argwohn ir geben werden, man wider sie mit gebürlicher straff procedirn wölle.

6.7.2 1668, September 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Sabine Hagen, die in Orth an der Donau der Hexerei beschuldigt worden ist, zu verhören. Dan ein schreiben von dem markt Orth, in welchen sie berichten, was massen unlengst eine zauberin, Veronica Weckonitschin, bey ihnen gerichtet worden und auf eine namens Sabina Hagin bis ihrn todt bekennet, daß sie auch ein mithexe gewesen seye. Nun sey erstbesagte Hagin neben ihrn ehewürth Heinrich Hagen vor disen ehe die obbemelte Weckonitschin gerich72 Kaspar Merolt, Binder und Bürger in Tulln, ab 1586 wohnhaft Bahnhofstraße 11. 73 Gemeint ist die zweite Frau Merolts, Agnes.

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6. Justiz

tet worden, bey ihnen sesshafft gewesen, aber ihrn mann mit in ständigen sollicitieren dahin bewogen, daß er haus und hoff verkauffet und sich von dannen begeben. Weilen dan beede conleuth74 zu Tuln sich nidergemacht, als haben sye solches von obrigkeit wegen andeutten wollen, damit solche zauberin examiniert und abgestrafft werden möge. Verlaß: Erstlichen dem sollicitatori ist widerumben punctatim zu schreiben, in anderten soll ein aigentlicher verhörtag angestelt, besagte Hagerin vor gericht citieret, iher das schreiben vorgelesen und nach befundt der sachen mit ihr verfahren werden.

6.7.3 1668, November 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, ein Schreiben des Pflegers in Orth an der Donau zu beantworten, wonach sich die Anschuldigungen gegen Sabine Hagen als grundlos herausgestellt hätten. Mer ein schreiben von herrn Marco Grammanich, pfleger zu Orth, inhalts, daß richter und rath alda der Sabina Hagin groß unrecht gethan, in deme sie die selbige des lasters der zauberey bezichtiget. Die hingerichte Weckhonitschin habe zwar in der güette auf sie, Hagin, bekennet, aber da sie an die tortur geworffen worden, hette sie das widrige ausgesagt. Der nachtwachter auch, so dergleichen über sie ausgegossen, seye ein hergeloffener mensch, dahero ihme nit zu glauben, begehrt im übrigen eine antwortt. Verlaß: Ingleichen ist das schreiben nacher Orth widerumben höfflicht zu beantwortten und den der Sabinae Hagin groß unrecht beschehen anzuziehen.

6.8 Das Verfahren gegen die Grienwald-Bande 6.8.1 1615, August 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 41r

Der Rat der Stadt Tulln bestimmt eine Uhrzeit für die peinliche Befragung von vier Inhaftierten. Die vier in verhafft ligente malefiz persohnen betreffend, dieweillen der freyman von Khrembs alhier ankhumben und man anheut das andert peinlich examen mit inen fürzunehmen verlassen, also soll dasselb anheut umb 12 uhr nachmittags volzogen werden. 74 Eheleute.

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6.8 Das Verfahren gegen die Grienwald-Bande

6.8.2 1615, August 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 43r

Der Rat der Stadt Tulln legt den 17. August als Termin für die Verhandlung gegen die vier Inhaftierten fest. Die vier in verhafft ligende malefizpersohnen betreffend proponiert herr stattrichter, ob ain ersamber rath über ir beschehene güetige und zum anndermahl peinnliche aussag ainen rechtstag gesetzt und benennt hette […]. Ain ersamber rath will in dieser sache auf negsten Montag, den 17. dises, zum rechtstag tag und stunde benennt haben, darauf herr stattrichter sich zu richten wird wissen.

6.8.3 1615, August 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 45v–48r

Der Rat der Stadt Tulln verurteilt Zacharias Kinzl, Matthias Wassermann, Georg Hubmayr und Christoph Grienwald zum Tod. Zacharias Kinßl von der Lib aus den Sechsicktten75 in Schlesien gebürtig, welcher 26. jüngst verschienenen monatstag Julii umb des bösen verdacht und leichtferttigen spillens alhier eingezogen worden, ist anheut fürgelassen, ime sein gethane güett und peinliche aussage fürgelesen, und weil er solche seine begangene missethat de novo von puncte zu puncte wahr sein bestöttet, daryber auch ein genedigtes urthl begert, als ist er wider in der gerichtshaus geführt, unnd hat herr stattrichter von denen rathsfreinden zur votta colligiert, welche volgendermassen erkhennt: Herr Hanns Fraundorffer: Weil er befinde, dass dieser tätter ain leichtfertiger böser mensch, den leithen das zeig entfrembt, geraubt und ehrliche leith ermorthen helffen, als soll er umb solch sein begangene misethaten willen mit dem rade von oben herab76 durch zerstossung seiner glider vom leben zum todt gericht und fürter offentlich darauf gelegt werden. Hans Alxinger: Dieweil er befinde, daß dieser tätter selbst mit aigener handt khain mortthat begangen, sondern allain den anderen assistenz gelaistet, sol er mit dem schwerdt von leben zum todt gericht werden. Michael Puckher: Dieweilen dieser tätter ain offentlicher dieb, strassenräuber und mörder, soll er dem scharfrichter yberandtwordt, zur gewöhnlichen 75 Der Ortsname ist im Text extrem verdreht und undeutlich zu lesen. 76 Bei der Hinrichtung durch das Rad, bei der dem mit gespreizten Armen und Beinen festgebundenen Delinquenten die Knochen zerschlagen wurden, unterschied man eine leichtere, schnellere Form der Tötung von oben herab und eine langsamere Form der Tötung von unten herauf.

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6. Justiz

richtstatt geführt und mit dem rad von oben herab vom leben zum todt gericht werden. In simile Hans Wörner,77 Andree Gruber, Michael Freypöckh und Juritsch erkhennen, diesen tätter mit dem rad von oben herab vom leben zum todt zu richten. Salomon Wielandt erkhent, dass dieser tätter mit dem schwerdt vom leben zum todt gericht, alsdann seine glider mit dem radt zerstossen und fürter darauf gelegt werden soll. Hieronime Trauch78 und Thoman Mockh erkhenen ebner massen, ut Wörnern, daß solcher tätter von oben herab mit dem rade von dem leben zum todt gericht werden soll. Elias Püringer erkhennt, diesen tätter mit dem schwerdt vom leben zum todt zu richten, alsdann mit dem rade die glider abzustossen und darauf zulegen. Urthl: Dieser tätter soll um hierzu ermelter seiner begangene missethatten unnd verbrechungen von oben herab mit dem rade durch zerstossung seiner glider vom leben zum todt gericht und fürther offentlich darauf gelegt werden. Matthias Wasserman von Gedlesprunn bei Pruckh an der Leitha und Georgen Huebmayr von Graz gebürtig, welche gleichfahls wegen des auf sich gehabten verdachts und gehebten leichtferttigen spillens alhier eingezogen worden, sein anheut wegen ihrer begangenen malefiz und mortthaten fürgelassen, innen ire aussag abgelesen, und weil sie solches alles von puncten zu puncten bestendig gewesen und daryber aines gnedigen urtheils begert, als seint sie wider in das gerichtshaus gefiehrt und durch herrn stattrichter von denen rathsfreindten ihre vota zusamben vortragen, welche ebnermassen als übern Zachrias Kinßl jeder ansonderlich erkhennt als obverstanden: Urthl: Die tätter sollen umb ier innen vermelter ihrer begangenen missethatten und verbrechungen von oben herab mit dem rade durch zerstossung ihrer glider vom leben zum todt gericht und fürder offentlich darauf gelegt, auch ain galgen darzue gesezt werden. Christoff Griennewaldt von Olmiz aus Mähren gebierttig, welcher neben obbemelten dreyen mallefiz persohnen gleicher gestallt alhie in gefenkhliche verhafft genumben worden, ist anheut wegen seiner begangenen malefiz, morth und bestialischen tatten fürgelasen, ihme sein gethane aussag abgelesen, und weil er solches alles von puncten zu puncten gestendig gewest, auch daryber nit allain zu sterben, sonder beförderist auch ain genedigs urthl begert, hat man ine wider in das gerichtshaus geführth und herr statt­ richter von denen rathsfreinden die vota colligiert, welche volgendermassen erkhennt: 77 Hans Wörner, Tischler und Bürger in Tulln, seit 1616 wohnhaft Rudolfstraße 3. 78 Hieronymus Trauch, Bürger in Tulln, seit 1595 wohnhaft Hauptplatz 3.

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6.8 Das Verfahren gegen die Grienwald-Bande

Hans Fraundorfer: Dieweillen er befunden, daß dieser tätter nit allein ain strassenräuber und mortthäter, sondern gar ain böser, bestialischer und leichtferttiger puebm, erkhennt er, daß demselben mit dem rade die glieder von untern auf zerstossen, alsdan lebendiger auf dem scheitterhauffen gelegt und zu asche verprennt werden soll. Hanns Alxinger erkenndt, daß dieser tätter mit dem rade von leben zum tod gericht, alsdann totter auf den scheitterhauffen gelegt und zu aschen verbrennt werden soll. Michael Puckher erkhent, daß ermelter tätter auf einen scheitterhauffen gelegt und lebendig verprennt werden soll. Christoff Wörner erkhennt gleichfalls, daß diesem tätter mit dem rade von untern auf die glider abgestossen und also lebendiger verprennt werden soll. Andree Grueber, Michaele Freybökh, Andree Juritsch erkhennen obnermassen, dass diesem tätter von untern auf die glider zerstossen und also lebendiger weis zu aschen verprennt werden soll. Salomon Wielandt erkhennt, dass dieser tätter von oben herab mit dem rad hingericht, alsdann auff einen scheitterhauffen zur aschen verprennt werden soll. Hieronime Trauch, Thoman Mockh, Elias Pyringer, Augustin Spächter er­ khennen, dass diesem tätter mit dem rade von unten auf die glider zerstossen und also lebendiger verprennt werden soll. Urthl: Diesem tätter soll umb inermelter seiner begangenen morth und bestialischen mißhandlungen mit dem rath von unten auf die glider zerstossen, darauf geflochten und also lebendiger auf ainen scheitterhaufen gelegt und zu asche geprennt werden.

6.8.4 1615, August 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 48r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Bericht über das Verfahren gegen die vier Inhaftierten gemäß dem Gutachten des Stadtadvokaten zu überarbeiten und an die Niederösterreichische Regierung zu übermitteln. Dr. Paders in Wien schreiben und guetachten, die vier in verhafft ligenden malefiz und morthätter alhie betreffend, abgehert und veranlast, derselben güetig und peinliche aussage nach diesem guetachten corrigiert und sambt dem bericht daryber zuständen geschriben, verferttiget, auch weil herr stattschreiber nicht bey haus, durch den Stephan Pernosel, canzleyschreiber, noch morgen nach Wien gebracht und sein vleiß ankheren solle, damit solche aussage sambt denen daryber geschöpfften urtheil und ausgeferttigten bericht alspald ybergeben, dass die hochlöbliche niederösterreichische regierung diesen tag in den malefizsachen sizen soll, erledigt werden mechte. 255

6. Justiz

Christoffen Lafeller, als welcher umb enfrembter leinbath noch vor disem eingezogen, aber wider der lebens bestraffung begnadet betreffend, weil der aine in verhafft ligente mortthäter Christoffel Grienewalt gleichsamb verzweifeln will, soll ermelter Lafellner unnzt so lange, bis etwa derselb tätter justificiert würde, bey im in den gefenkhnus behalten, volgents des purkhfridens veranlaßtermassen auf ewig verwisen und yber die Thonau geschickht werden.

6.8.5 1615, August 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 50v–51r

Nach Eingang der kaiserlichen Bestätigung der Urteile gegen Matthias Wassermann, Christoph Grienwald, Georg Hubmayr und Zacharias Kinzl legt der Rat der Stadt Tulln den Termin für die Exekution der Verurteilten fest. Kayserliche resolution yber Matthias Wassermann, Christoph Grienewalt, Georgen Huebmayr und Zacharias Kinßl, aller vier verhaffter malefiz und morthäter alhier, nemblich dass es ir kayserlichen mayestät bey dem geschöpften urtheil verbleiben lassen und solches zu exegiren allergnedigt befelchen. Hieraus soll solche kayserlische resolution gehorsambist nachgelebt und solle gegen denen gemelten vier tättern die execution auf negsten Mittwoch yber 8 tag, welche sein wird der 9. tag eingehenten monaths Septembris, fürgenummen, auch dem freymann von Khremb zuegeschriben werden, dass er zu presequirung solchen urtheils auf gemelten tag sich alhier finden lasset.

6.8.6 1615, September 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 52v–53v

Der Rat der Stadt Tulln regelt den Ablauf der Hinrichtung der vier Verurteilten. Herr stattrichter referiert, weil der rechtstag zu prosequirung des urthls und kayserlischer resolution über die alhier in verhafft ligenden vier mallefiz tätter auf negsten Mitwoch, den 9. diese, zu halten angestellt, der scharff­ richter von Khrembs auch auf negsten Sontag abend alhieher zu khumben und die notturfft hierzue zuezurichten schon gethan, welle er, herr statt­ richter, sonnderlich wegen der wacht und schrannkhen, auch wegen communicierung der tätter und anderer hierzue geherigen notturfft, ainen rath die solchen fürzutragen und was er sich dis orths in ainen und anderen verhalten solle, beschaids erholen wellen. 256

6.8 Das Verfahren gegen die Grienwald-Bande

Hierauf ain ersamber rath veranlast, daß erstlich herr stattrichter herrn dechanten wegen der communion begriessens und herr dechant deswegen seiner gelegenheit nach die vorderung bey seinen herrn capplan zuthun wais. Wann nun dies beschehen, soll herr stattrichter den malefiz persohnen entweder vor rath oder aber für sich selbst in beysein etlicher des raths, daß sie vermug der kayserlischen resolution auf ir gethanes verbrechens sterben müssen (doch ohne ankhindung ainiches urhtls, dass dann dem freyman allererst in der schrann zu verkhünden gebührt), ankhünden und sich darzue zu beraithen, seiner discretion nach, vermahnen. Zum andern wirdt herr stattrichter bey dem wachtmaister (dem auf das wenigist zwey viertlmaister79 oder sonsten andere zwo taugliche persohnen zuegeordnet werden sollen) verordnung thun, dass auf dem khirch- und schrannenthurm wegen besonderer feuersgefahr etliche persohnen zur wacht, wie nit weniger, weil ain grosse menig volckh zusamben khumben und sich etwa verdachtige leith befinden mechten, auf den plaz und under den statthoren guette starkhe wacht bestellt und alspald, wann man auf der schrannen zum erstenmahl leitten wirdet (des dann die gerichtsdiener zu verrichten mueß lassen), die drey stattor bis auf mittag gespört und allain das Pöltinger thor offen gelassen werden. Wann man aber zum ander mahl leittet, soll sich herr stattrichter und die rathspersohnen sammentlich auf dem rathaus finden lassen und den freymann für rath fürfordern, auch ime, was etwa aines jeden malefiz tätters urthl sein mechte, zu seiner nachrichtung angedeittet, alsdann zum dritten leithen die persohnen oder armen sinder geführt und mit vorhersehung herrn stattrichters und des raths zwischen ainer gueten wacht auf die schrannen beclaittet werden, alda herr stattrichter ohne maßgeben heuttigen verlaß nach mit verlesung der aussagen und brechung der urthl stäbl auch mit ausführlassung der täter oder armen sinder sein ambt zu handlen waiß. Soviel aber den freyman und desjenigen als reder und andere hölzer, wie auch zum prennen die scheiter, sowohl die schrankhen anlanget, soll damit stillstand gehalten werden, und wird solches er, freymann, weil er hier sein orndliche bestallung, selbe bey den handwerchsleithen anzuordnen und machen zu lassen wissen, allain würdet herr stattcammerer obligen, und hiemit anbevolchen, dass er hiezwischen solches denen wagnern und schmid wie auch zimmerleithen andeitte, daß sie solche sachen zu rechter zeit verferttigen und khain mangl erscheine, sonderliche auch wegen der schrankhen die hölzer und rämb zum hochgericht führen, und die grueben zu denen steckhen oder hölzern durch etliche tagwerkher graben lassen. Schließlich der wagen, darauf die armen sinder zum hochgericht geführt werden sollen, betreffend, soll dem pürgerspitahl bestellt und zuegericht werden. 79 Zu den Tullner Vierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4.

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7. Gesundheit 7.1 Gesundheitsvorsorge und Hygiene 7.1.1 1597, Februar 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 11r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, der Hebamme Eva Gebhard einen Garten und eine finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, sofern sie sich verpflichtet, eine weitere Hebamme anzulernen. Wolf Gebhardin,1 höwang, bittet, ihr mit einem gärtl sowoll umb ain verehrung, inmassen es die Petterin auch also gehabt, zu hilff zu khumen. Ist ir solches gegen zuvor praestirung ires juramendts verwilliget. Entgegen soll sy dahin bedacht sein, daß sie neben ir ain andere abrichte und lerne, damit wann etwa zwo oder drey frauen zusammen khomen, khaine aus mangel der höwang nit verhindert werde, wie man dan solcher gleichfals mit einer part holz wilfarig erscheinen will.

7.1.2 1600, Oktober 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 323r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Arzt Hans Horn ein Leumundszeugnis auszustellen, und genehmigt eine Holzlieferung an den Arzt Georg Ramkhopf. Hans Horn, ärzt, inwohner alhie, bitt umb ain offne khundtschafft, daß er hie als ain inwohner anglibt, unnd sich der arzenei hin und wider auf den märckhten und fleckhen zu seiner nahrung underhalt fail zu haben gebrauch unnd sich bishero gepürlich verhalten. Inmassen er vor disem von denen von Closterneuburg auch ain solche khundtschafft gehabt hab. Fiat in simili mutatis mutatis under gemainer statt ferttigung.

1 Eva Gebhardt, hier dem in Tulln üblichen Gebrauch nach mit dem Vornamen ihres Mannes bezeichnet, starb im August 1610 (Verlassenschaftsprotokoll vom 16. August 1610, Tulln, Stadtarchiv, 3/24 [Verlassenschafts-Inventur Protokoll 1598–1620]).

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7.1 Gesundheitsvorsorge und Hygiene

Georg Ramkhopf, medicus, wiewol gemainer statt derzeit mit holz selbst nit allerdings wol versehen, jedoch will man dem supplicanten aus invermelten ursachen ain vart holz hiemit bewilligt haben, und mag sich derwegen bey dem herrn stattcamerer zu seiner gelegenhait anmelden.

7.1.3 1616, April 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Dr. med. Zacharias Bröbbiz ein Zimmer und einen Raum zur Einrichtung einer Apotheke zur Verfügung zu stellen. Herr Zacharias Bröbbiz, der arzney doctor, helt an, weill er vor disem etliche burger alhie curirt unnd nun sicht, daß alhieiger orttes mann gar woll eines medici bedürfftig, ob ime ein zimmer in gemainer statt haus gelassen auch mit ubrigen ein schuz haben möchte. Ain ersammer rath will ihme den einzug in gemainer statt haus also auch laden2 bei herrn Urban Krannzers, stattrichter, zue einer apodeckhen zue bestehen, bewilligt, auch ihne, so weit es sich thuen leßt, zue schüzen zue­ gesagt haben.

7.1.4 1644, Februar 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 348v–349r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Johann Ludwig Morel, Apotheker, Holz sowie Getreide zur Verfügung zu stellen und auf Zahlungen zu verzichten, sofern er eine Prüfung vor der Fakultät ablege und seine Apotheke kontrollieren lasse. Johann Ludtwig Morels, ledigen apothekers alhie, gehorsambes memorial an ihr gnaden, herrn wahls commissarium, und einen stattrath alhie: Ein ersamer rath verwilligt dem herrn supplicanten gegen vermelt seinem erbietten und obligo zu etwas besser seiner underhaltung aus gemainer statt forstambt jährlichen 8 claffter auholz und 12 mezen treidt zu geben, auch das gwölb, darin er sein apotheken hat, neben einem kleinen gwölb und stübl auf ebner erdten ohne zins zu bewohnen, iedoch soll er sich vor der löblichen facultet examiniren lassen und derentwegen einem ersamen rath testamonium vorbringen, auch jährlichen die apotheken, weil ohne das der medicus das junkhfrau closters alhie 2 mal von Wien heraufkhombt, visitiren lassen. Dises sein anbringen aber bey der canzley zu nachricht aufbehalten. Actum den 6. Februar 1644. 2 Diese Apotheke befand sich an der Adresse Hauptplatz 3.

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7. Gesundheit

7.1.5 1654, September 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Lederverarbeiter zu mehr Sauberkeit in den Straßen anzuweisen und weitere Informationen über vagierende Personen einzuholen. Herr stattrichter referiert, wasmassen in etlichen gassen grosse unsaubrigkeit, fürnemblichen bei denen lederern, gespührt wird, zu abhelfung dessen, damit nit etwa die contagion oder laidige seuch der pestilenz hieraus erweckt wird, was zu thun, auch der durchreisenten leuth und bettlern halben der wacht, wie nit weniger der unsicherheit ob- und underhalb der statt? Verlaß: 1mo denen lederern per decretum bei hocher straff alles in heusern und gassen sauber halten, auch kein haar von denen häutten auf die gassen sondern jederzeit in das fliessente wasser werfen, desgleichen dem riemer anzubevelchen, daß er sein unrath nit in der gassen abführt, sondern soll ein senckgruben wie die obige machen, damit vermuettende kranckhaiten verhüettet werden. 2do das landtgericht solle ehist in der still beritten und die angränzente erindert werden.

7.1.6 1666, Dezember 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, der städtischen Hebamme Elisabeth Bez ein Zimmer und ein Deputat an Auholz und Getreide für ihre Tätigkeit zur Verfügung zu stellen. Elisabetha Bezin, bey der statt aufgenohmene hebamben, erscheint bey rath und producirt ihrn lehrbrief, und weiln selbiger gut und lauter befunden worden, als verläßt ein ehrsamber rath, daß auf ihr wohlverhalten, wan sye sowol gegen armen als reichen gleichen vleiß anwende, sollen ihr zu einem gewissen jährlichen vier claffter auholz, vier mezen traidt und zwey mezen waiz sambt einem zimmer geraicht, und nachdem ihr vleiß gespührt wirdet, noch eines recompens sich zu vertrösten haben. Hat angelobt und soll könfftigen rathtag das jurament ablegen.

7.1.7 1679, August 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Okulisten und Wundarzt Johann Michael Schober eine Bestätigung über seine viermonatige Tätigkeit in Tulln und Umgebung auszustellen. 260

7.2 Das Lazarett bei St. Sigmund

Herr Johann Michael Schober, von ihro kayserlicher mayestät privilegierter auch bey der medicinischen facultet in Wien examiniert und approbirter oculist,3 stain- undt bruchschneider, auch leib und wundtarzt, bitt, weiln er in die vier monath lang alhier gewesen und under wehrender zeit hier und in der refier underschiedtliche zustendt und kranckheiten, als augen, blindtheit, verwirrung der sinnen und verstandt, wündtwasser, dörr und lunglsucht, brüch und andere leibsschaden vermög fürgebrachter zeugnussen glücklich curirt und geheilt habe, ihme eine schrifftliche attestation großgnädig zu ertheillen. Verlaß: Fiat ausförttigung einer attestation wie begehrt.

7.2 Das Lazarett bei St. Sigmund 7.2.1 1575, Februar 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 134v–135r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Spitalsmeister zu befehlen, Ortsfremde nicht länger als drei Nächte im Bürgerspital zu beherbergen, und beschließt die Wiedererrichtung eines Lazaretts bei St. Sigmund, das vor dem Türkenkrieg von 1529 bestanden habe. Nachdem sich ain zeit her vil frembde arme leut im spital aufgehalten, welches dem spital in die lenng nit fürträglich, auch zue besorgen, daß durch solche frembde, straiffende personen dem spital ain gefär oder schad mecht zuegefuegt werden, demnach solle den herrn spitalmaistern bevolchen werden, daß sy hinfüro die fremden leut über ein, zwo oder lenngist drey nächt nach gelegenhait unnd notturfft derselben personen im spital nit beherbergen oder aufhaben lassen, da sich aber derselben etlich gegen den herrn spitallmaister sezen oder sich mit gueten wortten nit abschaiden lassen wollten, mügen sy den herrn statrichter darumben zu hülf ansprechen. Unnd nachdem es ain guete ordnung wär, daß die armen unnd gar schadhafften leut ain sonder ortt haben mecht, wellen die herrn richter und rath darauf bedacht sein, ain sonder siechheusl bey sanct Sigmund, wie dann vor dem türggenzug auch ains dausser gestannden,4 zuerheben und zupauen. Darzue sich dann der herr Träppl ainen halben halb paumb herzuegeben bewilligt, also mecht man den Khochschlager5 unnd anndere in der burgerschafft umb ain hülf ansprechen. 3 Ein Okulist ist ein Augenarzt. 4 Gemeint ist vermutlich das Türkenjahr 1529. Das Lazarett befand sich östlich der Stadt an der Straße nach Langenlebarn bei der Kirche St. Sigmund. 5 Franz Kochschlager († vor 1595), Holzhändler und Bürger in Tulln, ab 1565 wohnhaft Rudolfstraße 5.

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7. Gesundheit

7.2.2 1598, Mai 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 139v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Kirche St. Sigmund besser zu verwahren und Michael Pinder, Dechant von Tulln, an seine diesbezüglichen Pflichten zu erinnern. Capeln bey Sankt Sigmundt, so in fliet bey lebzeiten herrn Georgen Ursylvany6 gewesen, dahmit sie verneuert und consondiert worden, jezo aber wider in verwiestung khumben, bösser in acht zu nemben, wider zu spören und verwaren, und dem jezigen herrn dechant Michel Pinter7 was das orts sein geistliche gebür anlanngt, zu insinniern.8

7.2.3 1629, Juni 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Adam Schez, Bürger des inneren Rats, und dessen Frau Rosina schenken der Kirche St. Sigmund bzw., falls dort kein Gottesdienst gehalten werden könne, der Gottsleichnamsbruderschaft einen Viertel-Weingarten in Tulbing. Item obgemelter herr Adam Schez, burger des innern raths alhie, und Rosina, sein eheliche hausfrau, schenckhen iren ein viertl weingarten zu Tulbing, in Dieffensazen9 gelegen, so jarlich auf Seizenstetten 8 achtering mosst, und gen Passau den 20istn emer zehent giebt,10 zu Sankt Sigmundts kirchen. Da aber diese kirchen ganz ödt abkhommen, oder durch das wasser hinweckhgerissen wurde, also daß kein gottesdienst darinnen gehalten, so solle dieser weingarten der löblichen gottsleichnambs bruederschafft alhie erblich anfallen, denselben allermassen aigenthumblich nuzen, geniessen und gebrauchen, als zuvor Sankt Sigmundt kirchen innen gehabt und genossen hat.11 Actum Tulln, den 22. Junii 1629.

 6 Georg Ursylvanus († 1592), Domherr in Wien, 1585–1586 Pfarrer von Tulln 1587–1592 Propst von Zwettl. Die Kirche St. Sigmund war im Juni 1585 erneut geweiht worden.  7 Michael Pinder, nach Wiedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation 4, 59 Schwabe, 1582 Priesterweihe in Wien 1597–1617 Dechant in Tulln, stiftete in seinem Testament von 1617 ein Stipendium für zwei Tullner Studenten.  8 Insinuieren, lat. andeuten, mitteilen.  9 Vermutlich Flurname in Tulbing. 10 Tulbing gehörte teilweise dem Hochstift Passau, teilweise dem Stift Seitenstetten. Ständige Streitigkeiten waren die Folge. 11 Die Schenkungsurkunde ist bei Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln 1. Aufl., Regest DCCXXI, berücksichtigt.

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7.2 Das Lazarett bei St. Sigmund

7.2.4 1635, September 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, mit der Beschaffung von Mitteln für den Bau eines neuen Lazaretts zu beginnen und den Tullner Wirten aufzuerlegen, Namen und Herkunftsort ihrer Gäste zu melden. Herr stattrichter proponirt, daß in des herrn dechanten stüfftung ein süchhaus, weilen dann dasselbe abkhommen und wan uns Gott mit einer siche haimbsuchen würde, und ein frembter khrang ankhombe, man nit waiß, wo man ihn hinthete, auch das alte closster beraith nun hinweckh khommen,12 wider ein sichhaus mit schlechtem gepeu auferbaut werde, die mitl würde man woll haben khönnen. Verlaß: Soll die stüfftung heraus geschriben werden, und herr dechant durch ein freuntliches briefel zu insinuiren, daß man in all weg gedenckhen deren vorfahren seelenhail und geschöpf nachzukhomben, weilen aber die herrn prister etwas schlechter besoldung, so will man sich aber accomodirn, ergo ain zeit belieben zu lassen. An Schwarzen13 das decret wegen der stüfftung und das ybrige daran zu sezen, daß er bezalle, das spital bedarf es. Item ain decret an die ziegl restanden,14 daß sie bei arrestirung ihrer persohn die helfft bezallen. Referirt, daß zu Wien etliche orth so inficirt angeschlagen, als Melckh, Laa, etc. Verlaß: Ain decret an die wirt, daß sie alle nacht der göst nämb und von wo sie seindt halten und herrn stattrichter ybersenden.

7.2.5 1635, November 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt nach Bericht über einen Lokalaugenschein bei St. Sigmund, die Fundamente für ein neues Lazarettgebäude legen zu lassen. Herr stattrichter proferirt, daß negsten etliche herrn bei Sankt Sigmundt gewest, einen augenschein einzunemben neben dem paumaister, wohin und wie ein lasareth zu pauen, weilen er nun ein abriß gemacht, daß 2 gross und 12 Gemeint ist das Minoritenkloster, das damals dem Orden zurückgegeben wurde, dazu unten 8.2. 13 Daniel Schwarz, Müller aus Neusiedl, seit 1618 wohnhaft Albrechtsgasse 31. 14 Gemeint sind diejenigen Personen, die Lieferungen aus dem städtischen Ziegelofen noch nicht bezahlt hatten.

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7. Gesundheit

4 glaine stibel, sambt cammer für haus und khuchel, und begert paumaister von dem haubtmaur von der clafter ein fl. 4 s., hierzue ein offnen kalch und 2 offen ziegl haben muß. Dahero er solches einem ersamen rath wie man fortkhommn mechte fürtragen sollen. Verlaß: Man solle anjezo handeln mit dem maurermaister, daß er ausste­ ckhet wo die grundtfessten zu machen, allein anjetzo nur die gruendtfesst gemachet würdet, also man mit dem pater Didaco15 tractirn, daß er stain zur grundtfesst hergebe, man ihme an ziegl wieder bezahlen wolle. Item so soll man herrn stifter, mit herrn von Questenberg,16 auch herrn rentmaister wegen kalch tractirn und etwas zu erbitten, den uncosten ad interim von dem superspacherischen17 interesse.

7.2.6 1635, Dezember 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Haus der Witwe von Sixt Lämbl als Lazarett einzurichten. Herr stattrichter proponirt mit vermeldung, es reisse nun ettlicher ortten die abscheuliche pest ein18 und man habe es bishero verschwiegen, damit man aber ein gewisses ort darzu habe, weil man das alte closster wie vorhero nicht mehr habe, der Sixt Lämblin19 heusl, welches ganz allein dahinden abseits ligt, in vorschlag, doch woll er sich deswegen informiren und weisen lassen, da ein anders füglichers ortt gezaigt würdt. 15 Didacus Borgia war Guardian des neu besiedelten Minoritenklosters. 16 Gerhard von Questenberg (1586–1646), seit 1606 in der Hofkriegskanzlei, zuletzt Vizepräsident des Hofkriegsrates. Besonders bekannt wurde er durch seine Freundschaft mit Wallenstein. Da in Tulln keine Steinbrüche verfügbar waren, war die Stadt auf Kalk aus den Herrschaften im Wienerwald angewiesen. Gerhard von Questenberg gehörte seit 1623 die Herrschaft Rappoltenkirchen, dem später genannten Kloster Seitenstetten die Herrschaft Tulbing. 17 Zum Darlehen des Fleischermeisters Matthias Supperspacher vgl. Dokumente 1.4.1 und 3.1.5. Offenbar gab es ein Darlehen der Familie Suppersbacher, das aus dem Jahr 1582 datierte. Matthias Suppersbacher, der 1564 bereits um Hilfe gebeten wurde, als die Stadt Kaiser Maximilian II. Geld leihen musste, hatte nach seinem Testament vom 1. Mai 1581 (St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 11, Testamentenbuch 1576 –1594, fol. 130r–136r) eine verbriefte Forderung gegen die Regierung in Höhe von 2.500 fl. Diese Schuldbriefe überließ er als Legat der Stadt Tulln, die im Gegenzug zu einer Rentenzahlung an Suppersbachers Sohn Andreas und dessen Nachkommen verpflichtet war. Andreas hatte eine Tochter Kunigunde, gegen 1600 verschwindet aber der Familienname aus den städtischen Dokumenten, sodass angenommen werden kann, dass in diesen Jahren die Forderung endgültig an die Stadt fiel. Allerdings war es erst 1688 möglich, wenigstens einen Teil der Forderung bei der Regierung geltend zu machen (Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30/b (Tulln), fol. 747r–v) 18 1635 herrschte eine europaweite Pestkatastrophe. Dies ist der Grund, warum viele Bildstöcke im Bezirk Tulln das Datum 1635 oder 1636 tragen. 19 Sixt Lämpl, Bürger in Tulln, ab 1624 wohnhaft Strauchgasse 4.

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7.2 Das Lazarett bei St. Sigmund

Verlaß: Ein ehrsamer rath läßt ihme der Sixtin häusel zu dem inficirten häusel gefallen, also muß man den zimmermann hinschickhen, selbiges vor dem auslauf zu verwahren. Es muß auch der todtengraber hinein kommen, auch ein ordentlicher padknecht oder todtenlosen verordnet werden. Die Lämblin ist für rhat citirt, und ihr die schulden zu bezahlen vorgetragen worden. Die baader erfordert und ihnen vorgehalten worden das verlasen, daß sich selbsten einer lassen gebrauchen, wo aber nicht, er einen badtknecht stel­ len solle. Antwortt: Wissen derzeit kein gesindel die sich gebrauchen lassen.

7.2.7 1636, Mai 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die für die Errichtung des Lazaretts zuständigen Beauftragten wegen ihrer Nachlässigkeit zu ermahnen. Item meldet herr stattrichter erstlich, daß wegen lazarathgebaus kein obacht gehalten würdt, 2do wegen abtragung der Bartl Sommerleuthnerin20 turrn zu gedenckhen sein, und weillen zu besorgen, wegen des obs die gifftige contagion schwehrlich ausspleiben möchte, und gemaine statt schuldig ettwas darzuschießen, dessgleichen auch der spittal, aber nichts als wein vorhanden, herrn praelat von Seittenstetten in simili den kalchofen sambt dem groben holz versprochen, nunmehr blos das stainbrechen darzu abgehet, begert information, was zu thuen? Verlaß: Denen verordneten über über das lazarethgebeu mit ungunsten zu verweisen ihr nachlässigkheit, aber stehet gemaine statt in hoffnung, solche mit vleiß und sorgfältigkeitt widerumb zu ersezen, massen sie dann das vertrauen in sie gesezt und zum wenigsten die zigl aufsezen und die kalchstain brechen lassen, deswegen herrn spittelmaister umb 2 kr. leichter leuth und 100 fl. ehist darzu hergeben soll, per decretum zu erindern.

7.2.8 1636, Juni 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, durch einen Grundtausch den Garten des Hans Kirchmair als Bauplatz für das Lazarett zu gewinnen und eine Sammlung vorzubereiten.

20 Bartholomeus Sommerleuthner, Bürger in Tulln, ab 1600 wohnhaft Kerschbaumergasse 4. Die genannte Sommerleuthnerin ist dessen Frau Katharina, in deren Haus 1635 ein Feuer ausbrach und die danach der Stadt verwiesen wurde.

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7. Gesundheit

Item vermeldt herr stattrichter, daß er gestern habe ein ort ausgesehen, wo das lazareth möchte gebauet werden am allerfüglichsten, weillen das wasser grossen schaden zuefügt, und hat sich befunden, daß des Hannsen Kirchmairs21 gartten nuz dazu wehre, sie aber, Kirchmairin, denselben nicht verkhauffen, sondern einen andern darfür haben will. Vermaint derowegen, ob Hanns Adenberger sein gartten darfür hette hergelassen, vor dem Böltinger thor liegendt, er aber auch ein schlechten lust darzu und hat hierauf ein erleutterung seiner extract schulden betreffend eingeraicht, damit eine richtigkeit seiner schulden gemacht werde, dann erachtet er guth zu sein, daß ein sammelbüchlein aufgricht, darin ein jeder specificirt würde, was er und sonderlich was gemaine statt wolte darzu geben, sintemal der erzherzog Wilhelm Leopoldt22 herauf komen soll, kondte auch alsdann ersucht werden. Verlaß: Würdt dem Kirchmair auf eingenommenen augenschein ein andern gartten als nemblich des Adenbergers hergelassnen, dann ein samblbüchlein aufgericht werden,23 von haus zu haus gehen, und also in erhebung eines anfangs gemainer statt 100 reichsdaler, id est 150 fl., das spittal 100 fl. erlegen.

7.2.9 1636, Juni 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Die mit der Abwicklung des Grundtauschs zwischen Hans Kirchmair und Hans Adenberger Beauftragten, Georg Öttinger und Adam Schez, berichten dem Rat der Stadt Tulln über den von ihnen ausgehandelten Vergleich. Herr Georg Ötinger und herr Adam Schäz proferirn zu wircklicher vollziehung eines ersamen rhats ihnen angehändigten decrets in causa zu erbauung eines lazareths, daß ihnen anbefohlen sei, mit Hannsen Kirchmair zu tractiren, daß er entweder umb das bare gelt oder entgegen Hannsen Adenbergers gartten den seinigen gartten vor dem Wiener thor liegendt dazu herließe. Vermeldt erstlichen Kirchmair, daß ihme sein gartten, so er umb 100  fl. 2 duggaten leithauff erkhaufft, umb das bare gelt nicht faill sei, müsse einen gartten haben zu seiner wirthschafft, in bedenckung er in andern grundstückhen nichts, so aber herr Adenberger seinen obst sampt dem krautgartten entgegen cediren wollte, hette er kein sonders bedenckhen; schezt sein gartten wegen eingeführter thung anders auf 140 fl. 21 Hans Kirchmair, Schiffer und Bürger in Tulln, ab 1628 wohnhaft Nibelungenstraße 11. Sein Garten in der Langenlebarnerstraße 22/23 wurde von der Stadt gegen ein anderes Grundstück eingetauscht. 22 Erzherzog Leopold Wilhelm, Bischof von Passau. 23 Das Spendenbuch wurde tatsächlich angelegt, die Stadt gab 100 Reichstaler im Wert von 150 Gulden, das Bürgerspital weitere 100 Gulden, der Prälat von Seitenstetten den für den Bau notwendigen Kalk.

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7.2 Das Lazarett bei St. Sigmund

Hierauf Hanns Adenberger zu verstehen geben, daß ihme gleichfalls sein gartten, welchen er auf 200  fl. aestimirt, bis dato nicht faill. Damit aber solche guthherzige ihren effect desto ehender erlange, seie er nicht zuwider, seinen obstgartten ihme, Kirchmaiern, entgegen herzulassen, so aber er, Kirchmair, den krautgartten dabei haben wolte, alsdann das überige aufgebe. Wann aber hierüber ex utraque parte keiner cedirn wollen, sondern auf allerlei eingeworffen medien ein jeder das sein vorgestrichen, als haben sie entlich befunden, daß kein ander mittel fürzunehmen, sintemal gemaine statt mit parem gelt nicht also gleich versehen, entgegen aber Adenberger ein zimblicher schuldrest24 zu gemainer statt auf sich tregt, also daß ihme, Adenberger, seine beeden gärtten per 150  fl., deren bei völliger mit ihme gepflogenen abraitung zu gedenckhen, aberkhaufft und Hansen Kirchmairn eingeraumbt würde, und wiewohlen dies beschwerlich vorkhommen, habe er doch auf vertrösstung, solches in khünfftiger abraitung ihme geniessen zu lassen, diesen schluss kräfftig zu halten angelobt, inmassen dann auch Kirchmair damit wol content zu sein sich verbunden. Hierauf sie, herrn commissari, beede parteien umb ratification für einen ersamen rhat gewiesen, und ist der 30. Julii nachfolgendt einem ersamen rhat also resationirt worden.

7.2.10 1636, Juli 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, weiter Holz für die Errichtung des Lazaretts hacken zu lassen, und hört den Bericht der Beauftragten für den Bau, Paul Schez und Christoph Lämpl. Dann habe er (Puckher) vernommen, weillen ihr gnaden, herr praelat von Seitenstetten, bewilligt, den kalchofen und windtfälliges holz zum lazarethgebeu hackhen zu lassen, er, forstknecht, das hackhen ganz eingesagt und verbotten haben soll, darduch dieses Gott wolgefelliges werckh hinderstellig, und also er ihne angeredt, da er beim Simon Pöschl25 losirte, solches negirt, und mehrere nicht zu wider, allein der Dänisl zu Tulbing, der alte narr, würde ettwas wollen heraus zu zwackhen bedacht sein, solten deswegen in Gottes nahmen vorhackhen, sintemahlen das holz bei dem weg und nur das faule holz gehackt würdt. Begehrt zu wissen, was hierinnen zu thun, ob ihme solte zugeschrieben werden oder nicht? Verlaß: […] Wegen einstellung des holzhackhens, weillen vom forstknecht zu Maurbach kein bedenkhen, sollen fortfahren, ist nicht rathsamb zu 24 Zu den Schulden des Hans Adenberger vgl. oben Dokument 2.4. 25 Simon Pöschl († 1666), Wirt „Zum Goldenen Ochsen“ und Bürger in Tulln, Mitglied des Inneren Rats, wohnhaft Wassergasse 4.

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7. Gesundheit

schrei­ben, damit die sach und dies gebeu nicht lenger aufgeschoben werden. Paul Schäz und Christoph Lambl, verordnete über das larethgebeu, vermelden, daß ihnen per decretum anbefohlen worden, allen vleiß anzuwenden, sie aber mängel an gelt haben, herr stattrichter auch versprochen, gelt zu schaffen, und weillen sie angewiesen worden ins spittal und Martin Lehm wegen seines vorfahrers Veit Kaltenbrunners26 schuldt, dann auf Benedict Forstern auch seines vorfahrers Georgen Kriesmairs27 obligation betreffend, begehrn gerichtliche assistents, ihnen per decretum auffzulegen, zu abzahlung der maurer 30 fl. oder 40 interim dazugeben, und zaigen an, daß Martin Lehm sich entschuldigt, daß er aniezo kein gelt habe, bittet um gedult, habe kein rechte wissenschafft gehabt dieser schuldt, auch sein weib derselben nicht genossen.

7.2.11 1636, Oktober 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über die Verzögerungen bei der Errichtung des neuen Lazaretts durch mangelnde Fuhrleistungen und fordert einige Personen auf, ihren diesbezüglichen Verpflichtungen nachzukommen. Herr stattrichter proponirt die ursachen, warumben er die herrn ad consultationem beruefen, dieweilen die verorndte uber das lasarethgebeu sich beclagen, daß kheiner mehr darzu fahren wolle. Ob man nun dasselbe allso ganz sollte stehen lassen oder die fuhren mit paaren gelt bezahlen? Werden alsdann den kalchofen auch wenig zu geniessen haben, wan dem werckh nicht nachgesezt würde, hierüber dann der herrn mainung und gutachten zu vernehmen. Seye auch dies im geringsten khein robott, sondern zu gemainem nutzen und jeden zu sein und seiner dienstleuthen wohlfahrt den über vorzukhomben angesehen. Herr Pukher: Wegen lasareth solle ainer verorndt werden orndtlich anzusagen, damit nit allain einer sondern samentlich, so roß haben, darzu roboten, werden das gellt anders wol gar wohl bedürffen. Herr [Adam] Schez: Wirdt kheiner zuwider sein, weillen ein jeder das seine nunmehr herein gebracht;28 allein sollen die hierzu verorndte auch das ihre dabey thuen und nicht thails ansagen, tails lehr ausgehen lassen. Herr Strobl: Wirdt keiner zuwider sein mit fuhren beyzuspringen. Herr Fraundorfer: Ut herr Schez. 26 Veit Kaltenbrunner († 1616), Fischer und Bürger in Tulln, aus Atzenbrugg, ab 1599 wohnhaft Pfanngasse 4. 27 Georg Griesmayer († vor 1621), Bürger in Tulln, ab 1593 nachweisbar Nibelungengasse 8. 28 Gemeint ist vermutlich, dass die Weinlese abgeschlossen war und damit die Fuhrwerke nicht mehr für den Eigenbedarf benötigt wurden.

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7.2 Das Lazarett bei St. Sigmund

Herr [Paul] Hofer: Weillen das maiste albereith fürüber, wirdt kheiner denen zuwider sein, allein soll orndtlich angesagt werden. Äusser Rat: Herr [Philipp] Hofer: Haben bies dato die fuhren wegen des lösens nit beschehen khönnen, weillen aber nunmehr solches fürüber, wirdt gar wohl ins werckh khönnen gesezt werden […]. Herr Khalb:29 Ist ein gutes werkh, doch soll einen sowohl alls dem andern zur roboth angesagt werden. Herr Gernstl: Durch herrn Schezen verstanden. Herr Paul Schez alls verorndter uber das lasarethgebeu vermelt, obwohl etliche ihme der nachlässigkheit bezichtigen, khönnen sie doch dies mit grundt der wahrheit nit anders sagen alls daß er das seinige darbey vleissig gethan. Herr Hagen: Durch herrn Adam Schez verstanden. Herr Märtl: Soll gleich und gleich gerobet werden. Herr stattrichter: Wiewohl nit ohne, das bishero wegen des weinlösens etwas verhindert worden, weillen aber dis nunmehr ein endt genommben, als wirdt kheiner seinen vleiß spahren und mit etlichen fuhren dem christ­lichen werckh beyzuspringen, damit solches einsmal völlig ins werckh gesetzt und erbaut oder erhebt werde. Benedict Forster, Georg Eckh, Urban Stadtler und n., des Veiten sohn, Hanns Adenberger und frau Seuboldin für einen ersamen rath citirt und ihnen eingesagt worden, daß sie ihrer schuldtigkheit nach, wann ihnen durch die verornte zum lasarethgebeu wirdt angesagt werden zu führen, weillen an jezo khein genötige arbeit, es ihnen nichts erwinden lassen, damit selbige ehist unter das dach möchte gebracht werden, weillen auch dies gemainen nuz angehet, und die dienstpoten zur zeit der noth dahin gebracht werden.

7.2.12 1637, März 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 62r

Der Rat der Stadt Tulln ratifiziert den Rechnungsabschluss der Beauftragten für den Lazarettbau, Paul Schez und Christoph Lämpl, und beschließt weitere Maßnahmen zur Aufbringung der benötigten Mittel. Paul Schezens und Christophen Lämbls neue lasareths gebeu raittung de anno 1636 wirdt abgelesen, resignirn beede und wollen die mengl erleuttern, so darinnen möchten erfunden werden; bitten um ratification. Verlaß: Weillen sich weder in empfang noch ausgaben keine sondern mengl sich befinden, ausser etliche gutherzige leuth ihrem vermögen nach etwas

29 Matthias Kalb, Lederer und Bürger in Tulln, ab 1621 wohnhaft Rudolfstraße 3.

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7. Gesundheit

darzu versprochen, so dato nit eingebracht, weillen aber diß zu guten contento erleutert, alls ist ihnen diese raittung mit danckh ratificirt und geschlossen, auch beede, weillen sie hierinnen die beste wissenschafft sonderlich der materialien halber, zu deme noch einen hinderstelligen rest zu praetendirn haben, erhalten, benebens erinnert worden, die restanten einzubringen und mit ermahnung, daß dieses denen gueththättern und ihrem hausgesindt gueten und verhüetung sonderlich in contagionszeiten (darvor uns der allmächtige Gott gnädiglich schüzen wolle) mehrer einreisenden übls angefangen worden, denen treuherzigen leuthen zu gemüth führen, und demnach sie albereith den kheller auszuraumen per 10 fl. gedingt und geschlossen haben, also solle es allerdings darbey verbleiben, und sie, beede verorndte, an ihren eisser vleiß und sorgfeltigkheit (massen ein ersamber rath das vertrauen in sie gesezt) nicht ermindern lassen. Dan sol herr Benedict Forster schuldt, sein capithal und interesse per 54 fl. eingefordert, item dem spitlmaister per decretum auferlegt werden, mit 100 daller sich gefaßt zu machen und diesem lasareth beyzuspringen, damit der pau khünfftigen früehling möchte völlig ins werckh gesezt werden, sintemahl das spital theils gründt genießt, so zugleich zu Sankt Sigmundt und lasareth vermeint worden. Und weillen wegen des Benedict Forster schuldt­ schein etliche bedenckhen vorkhomben, aber nit zu genügen erleuttert, damit kheine thail zu khurz geschehe, soll mehrers in grundtbuchsraittung nachgeschlagen werden.

7.2.13 1637, Juni 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 88r

Der Rat der Stadt Tulln gestattet, nach einem Fürbittschreiben des Dechanten, Dr. Schrenck den Erwerb eines Hauses in Tulln, weist aber die Bitte, den Arzt mit der Betreuung des Lazaretts zu beauftragen, ab. Herr dechant per intercession herrn doctoris Schrenckh begert, sich zue Tulln sambt seinen weib heuslich niderzulassen unter dem titul magister sanitatis. Vermaint herr dechant ihne das lasareth einzugeben, zue zeit der infection ihne zu gebrauchen oder, so es nit rathsamb, in der statt ein interiment möchte gemacht werden. Verlaß: Wann er, doctor Schrenckh, begehrt ihme ein haus zu khauffen, und sich würklich wie ein anderer bürger in ein und anderen niderzulassen vorhabens, soll ihme der hauskhauff verwilligt werden, im ubrigen abgewisen, dann die arme burgerschafft ihne die underhalt nit khan ertaillen aus unmöglichkheit der beclämben zeit.

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7.3 Städtisches Krisenmanagement am Beispiel der Pest des Jahres 1679

7.3 Städtisches Krisenmanagement am Beispiel der Pest des Jahres 1679 7.3.1 1679, August 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Nach Nachrichten über die Pestgefahr in Wien beschließt der Rat der Stadt Tulln Maßnahmen gegen die Einschleppung der Seuche. Herr statttrichter proponirt einem ehrsamben stattrath, wasgestalten er underschiedtliche brieff von Wienn empfangen, daß die gefahr der laidigen seuche zu Wienn von tag zu tag grösser werde. Dahero er eine hohe notturfft zu sein erachtet, under das frauen- und wasserthor gewisse persohnen zu stellen, welche auf die frembten leuth, sonderlich die von Wien kommen, gute obsicht haben, zu welchem endt er dan interim den Michael Donhoffer unders frauenthor und den Michael Geissenhamer30 unders wasserthor gestelt, deren ein ieder wochentlich einen reichsthaler lohn verlangte, was nun hierinnen weither zu thun und wievil wochentliche einen ieden dergleichen wachter zu reichen? Item, ob iemandt mehr, welcher von Wien kommen, sonderlichen die glaubwürdige feda haben, in die statt zu lassen? Nit weniger, ob jemanden von hier nacher Wien zu raisen erlaubt ist? Ingleichen erfordere die notturfft, daß ein lediger baadtjunger zum beschauen aufgenohmen werde, welcher stets im lazareth verbleibe. Verlaß: Ein ehrsamber rath will beeden wachtern iedem wochentlich 10 schilling lohn aus dem stattcammerambt zuraichen verwilliget haben, iedoch sollen dieselben solche fleissige obsicht bey den thören haben, dass niemandt, wer der auch sey, so von Wienn kombt, ohne einigen respect (welche keine glaubwürdige feda haben) hereingelassen werde. Anderten soll denen hiesigen bürgern und schiffleuten verbotten werden, dass niemand auf Wien raise. Drittens solle ein baadjunger zum beschauen aufgenohmen und ihme wochentlich neben der cost aus dem spital ein reichsthaler geraicht werden, welcher seine wohnung im lazareth haben. Die medicinalia ihme aber beede baader geben sollen, welche ihnen sodann von gemainer statt wieder guett zuthun sein. Item veranlasst, daß die offentliche baadstuben seiner zeit verspört werden soll. Ingleichen soll das schweinerne fleisch auf eine zeit auszuhackhen underlassen werden. So solle auch das Wienner und Pöltingerhtor zugespörter verbleiben. Im lasareth aber solle der alte Wilhelm Graff31 und sein weib die krankhen wartten. 30 Michael Geisenhammer, Fleischhauer und Bürger in Tulln, ab 1664 wohnhaft Hauptplatz 21. 31 Wilhelm Graf, Tagwerker in Tulln, ab 1664 wohnhaft Karlsgasse 26.

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7. Gesundheit

Der todtengraber solle nit under die leuth gehen und sich derselben sovil möglich enteussern. Die wasser rossmauth ist under dessen underm thor einzunehmen. Nit weniger hat herr stattrichter erinnert, dass der alte khiffelbaader Georg Gebhard32 seinem gethannen versprechen nach nit aus dem spital ins lazareth gehen wollte, sondern sich gannz ungehorsamb erzaigen thette, was mit ihme zu thun? Verlaß: Der Gebhard solle entweder in das lasareth die kranckhen zu curiren gehen oder im spittal in gefängnus verbleiben. Ebenmesseig meldt herr stattrichter, daß den 23. Augusti abents die haidin­ gerische tochter33 krankher von Wienn hieher kommen, welche der Donhoffer zum frauenthor herein in die statt gelassen, und nachdeme solches herr stattrichter erfahren, habe er selbige alsobalden ins lasareth geschafft, die nun würkhlich die laidige sucht am hals und eine dippel auf der linckhen seiten hette. Undt als hierüber der Donhoffer für rath citirt und befragt worden, warumb er die haidingerische tochter in die statt gelassen, hat er geantwortt, dass die alte Haidingerin als ihre mutter solche auf sein etlich mahlige verwaigerung mit gewalt herein genohmen neben vermelden, sie wolle es schon verantwortten. Und weilen beede hierinnen groß unrecht begangen, verlaß: als ist solches dem Donhoffer scharff verwiesen worden. Die Haidingerin aber solle künfftig dessenwegen unnachlässig bestrafft werden. Item geschlossen, dass die gesambte bürgerschafft aufs rathhaus beruffn, derselben die infectionsordnung vorgelesen, auch wie sich dieselbe wegen laidigen infection verhalten und ihre heuser sauber puzen vorgetragen werden solle.

7.3.2 1679, August 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Nach einem Todesfall und verdächtigen Erkrankungen beschließt der Rat der Stadt Tulln weitere Maßnahmen zum Schutz gegen die Pest. Herr stattrichter proponirt, dass gestern herr Michael Beringer zu nachts zeitlichen todts verschieden, welcher der khiffelbaader Krauß34 besichtigt, aber nichts böses gefunden hete, jezt aber sey das dienstmensch besichtiget 32 Möglicherweise handelt es sich nicht um den bei Biack, Köstelbauer, Häuserchronik, genannten Georg Gebhard, der 1669 verstorben sein soll, sondern dessen gleichnamigen Sohn. Für das gegenständliche Jahr nennt die Häuserchronik Tobias Beck als Besitzer des Kiefflbads. 33 Es handelt sich um die Tochter von Georg Haidinger, Fischer und Bürger in Tulln, 1674 wohnhaft Wienerstraße 10. 34 Wie in der Anm. zum vorigen Dokument angeführt, nennt Biack, Köstlbauer, Häuserchronik, Tobias Beck als Kieffelbader. Der Bader Beck war 1669 aus St. Veit in Kärnten nach Tulln gekommen.

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7.3 Städtisches Krisenmanagement am Beispiel der Pest des Jahres 1679

und an ihr gewisse zeichen gefunden, deshalben sie ins lazareth bracht worden, herr Beringer hab auf der brust ein blauen fleckh gehabt, das töchterl Sidonia hab diper, so ihr aufbrochen wehren. Constantin Krauss, baader, sagt aus, dass er den herrn Beringer gestern nachts besichtiget und nichts an ihm als etliche blaue straiffel auf der brust gefunden, welche muthmaßlich von einem schlägl herkommen. Ob nun herr Beringer offentlich oder heimblich zu begraben? Verlaß: Der Michael Beringer solle bey der nacht auf Sankt Stephans freudthoff begraben werden. Item veranlasst, dem herrn pater guardian der minoriten zu bedeuten, dass er den geistlichen, so die inficirte beicht hört, nit under die leuth gehen lasse. Ist der gesambten bürgerschafft die infections ordnung abgelesen und anbey auferlegt worden, sich nach derselben zu halten, auch die landtsanlagen und monatgelder abzuführen. Ingleichen sein 41 inleuth erschienen und selbigen gleichfahls wegen der infection wie denen bürgern anbefohlen worden.

7.3.3 1679, September 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt weitere Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Seuche und regelt den Umgang mit Flüchtlingen aus Wien. Herr stattrichter proponirt einem ehrsamen rath, wasmassen die leydige seuch der pest zu Wienn noch immer starkh grassiere, dass tägliche sehr viel volkh zu wasser und landt von dannen wegfliehe undt weilen des armen raisenden leuthen nirgend nichts geben, weniger eingelassen werden, ob ihnen under denen heisigen stattthören brodt und geldt auch wein hinauszugeben, damit solche nicht gar verterben oder noth leiden? Item, ob die bettlweiber für heisiger pfarrkirchen, so noch arbeiten können, zuleiden? Ingleichen die kinder der bürger und inwohner, welche in alle heuser lauffen und brodth samblen, ob sie zugedulten? Verlaß: Erstlichen solle denen armen raisenden underm frauenthor die sich anmelden geldt und brodt von gemainer statt ausgetheilt, auch wein um die bezallung geben werden. Andertens sollen die armen leuth, so in hiesiger statt sich verbinden, ins spital beruffen und alda durch herrn stattrichter, herr superintendenten und spitalmaister examinirt, auch durch den frauenbaader35 besichtigt werden, ob sie alle des allemosen würdig. Wan solches beschehen, solle der Hanns 35 Frauenbader war in diesem Jahr Thomas Hinterholzer. Er stammte aus Brixen in Tirol und hatte vor seiner Heirat mit der Witwe seines Vorgängers als Baderknecht im Frauenbad gearbeitet.

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7. Gesundheit

Miller, bettlrichter im spital, alle wochen einmahl in der stadt geld und brodt in heusern samblen, welches sodan denen nottürfftigen alle wochen einmahl durch herrn stattcammerer auszutheillen ist, damit sie bey haus bleiben und nit in der statt umblauffen dörffen. Peter von Aichen,36 niederösterreichischer lantschreiber, verlangt hieher zu kommen und alhier zu bleiben; ingleichen will herrn Hanns Heinrich Reuther,37 regierung und closterrahts secretarius, zwey kinder undt zwey dienstpotten hieher schicken mit bitt, solche einzulassen und wohnung zuvergunnen. Verlaß: Es solle niemandt von Wien ohne underschidt und ansehen der persohn in die statt eingenohmen werden, derowegen selbige höfflich abzuweisen seien. Item geschlossen, dass der Constantin Krauss, item Georg Gebhardt und der badtjunger Jacob, welche beed im lasareth sein, umb weillen sie zu denen inficirten gehen, sich der anderen gesundten leuth enthalten und nit under dieselben menschen sollen. Ingleichen der todengraber, welche ihme herr Hinderholzer einsagen solle. Nit weniger ist veranlasst, weilen herr pater Augustin, minorita, täglich in das beringerische haus zu denen inficirten leuthen geh, hernach aber ohne scheuh zu anderen komme, daß ime solches undersagt werden möchte. Undt nachdeme auch aniezo viel inficirte leuth in Sankt Sigmundt freudthoff begraben werden und dahero die leuth ein abscheuhen dahin zu gehen haben, als solle mit herrn weihbischoff38 conferirt werden, ob nit die litaney von unser lieben frauen alle sambstag in der pfarrkirchen gehalten werden köndte.

7.3.4 1679, September 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Nach weiteren Todesfällen beschließt der Rat der Stadt Tulln Quarantänemaßnahmen und trifft Vorkehrungen für die Versorgung der Erkrankten. Herr stattrichter proponirt einem ehrsamben rath, daß die Mayerin,39 riemerin aufm plaz, Sambtag abendt an der pest gestorben, deshalben sein 36 Dr. Peter von Aichen (1616–1681), Studium in Italien, seit 1647 Sekretär des niederöster­ reichischen landmarschallischen Gerichts, ab 1661 Niederösterreichischer Landschreiber, 1674 Aufnahme in den Ritterstand, Besitzer der Herrschaft Inzersdorf. 37 Hans Heinrich Reiter (1629–1685), Sekretär der Niederösterreichischen Regierung, später kaiserlicher Rat und Sekretär des Klosterrats. 38 Jodok Höppfner von Brendt. 39 Vermutlich Magdalena, die Witwe des Riemers Hans Mair, der ab 1620 Hauptplatz 27 wohnte. Hans Mair war eine seltsame Persönlichkeit, der ein Pakt mit dem Teufel nachgesagt wurde und der sich mit Frauenblut gewaschen haben soll, wie aus einem hier nicht wiedergegebenen Verfahren von 1654 (Ratsprotokolle) zu erfahren ist. Magdalena Mair hatte 1671 den Müller Leonhard Schlundt geheiratet.

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7.3 Städtisches Krisenmanagement am Beispiel der Pest des Jahres 1679

haus gleich gespert worden. Ingleichen, weilen des Eysler mensch sie nur geschaut, sey selbiges gleich krankh worden und gestorben, mitringer sey im beringerischen haus der bueb, Schneider genandt, wie auch ein mensch gestorben und liege ein knecht krankh. Wer nun an den inficirten heusern die spör anhtun solle? Item wohin des Beringers und Haidingers viech zu thun? Verlaß: Diejenigen häuser, darinnen inficirte leuth sein, sollen durch den Kraus, khiffelbaader, mit schlössern ordentlich verspört, ihme aber gewisse leuth und weiber zu geben werden, welche ihnen ihre nothwendigen victualia zutragen, damit sie nit noth leiden dörffen. Das salva venia viech aber in dergleichen heusern solle die befreunden zugleich nehmen, und ein zeit bis zur besserung behalten. Constantin Adalbertus Krauss, bürger und khiffelbader alhier, bittet gehorsamblich, weilen er sich bey den inficirten zu besichtigen brauchen lassen und nit under die leuth kommen solle, ihme, seinem weib und kindern zu täglicher nahrung etwas an körnern, wein, fleisch, salz und schmalz zu reuchen. Hingegen verobligirt er sich, den armen und reichen, soviel ihm möglich, mit hilff in der iezig gefehrlichen seuche beyzuspringen. Ingleichen bitt er, ihme die statt nit zu spören, damit er auf das gey40 gehen, auch seine leuth fuettery für das, salva venia, viech hohlen können. Bschaidt: Einem ehrsamben rath will dem supplicanten gegen seinen gethanen anerbiethen, dass er sich bey der bürgerschafft iederzeit in vorfallender noth in dieser laider grassierenden seuch gebrauchen lassen wolle, die nothwendige underhaltung für sich, sein weib, die kinder, als broth, wein, fleisch, salz und schmalz von gemainer statt zu reichen verwilliget haben, deshalben auch berait die anstalt gemacht worden. Jedoch wird selbiger sich, wie auch weib und kinder, anderer bürgerlichen heuser und leuth, allwohin er nit beruffen wird, etwas zu enthalten wissen. Benebens solle er auch zu anthuung der spör an denen heusern, darinnen inficirte persohnen sein, auf des herrn stattrichters oder eines ehrsamben raths verneren befelch sich gebrauchen lassen, im übrigen aber denen in seinem haus derzeit wohnenden inleuthen alsobalden das quartier aufkündigen. Hingegen solle ihme solche zimmerzins wie auch alle seine bemühungen künfftig von gemainer statt gutgethan und remunerirt werden. In consilio Tuln, den 12. September 1679.

7.3.5 1679, Oktober 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Pest sowie zur Versorgung der Erkrankten.

40 Gemeint ist das Umland der Stadt Tulln.

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7. Gesundheit

Item veranlasst, welche bürger oder inwohner von hier an andere frembte orth gegen Wienn zu uns weinnleesen raisen, sollen nit mehr in die statt gelassen, sondern genzlich weggeschafft werden. Frau Beringer wie auch der Haidinger bitten, ihnen zu erlassen, daß sie in die kirchen, auch etwas wenig ausgehen dörffen. Verlaß: Wan 6 wochen 3 tag verflossen sein und ihre contumacia sich enden werde, soll ihnen auszugehen erlaubt sein. Stattrichter proponirt, es verlange herr pater Augustin bey denen patres minoriten alhier, welcher eine zeither zu denen inficirten gangen und selbige beicht gehört und gespeist, ein aigenes haus zur wohnung wie auch ein weib zum kochen und einen bueben zum ministrieren, widrigen fahls er sich nit mehr gebrauchen lassen wolle, was hirinnen zu thun sey, weilen ein geistlicher hoch vonnöthen, damit niemandt ohne beicht und communion hinsterbe oder eine seel zu grundt gehe? Verlaß: Der herr Franz Hoffmann und stattschreiber ist aufgetragen worden, dass sie sich unverzüglich zu ihr hochwürden und gnaden, herrn weybischoff, verfüegen, denselben höfflich ersuchen und bitten sollen, dass er einen geistlichen, welcher zu denen inficirten persohnen gehen, exponiren auch selbsten underhalten wolle, in bedenkhen dieses ihro fürstliche gnaden, bischoffen zu Passau etc., gnädigster bevelch vermag. Constantin Albert Krauss, baader, beklagt sich wider den arzt, herrn Johann Michael Schober, dass er ihme 2½  fl. zimmerzins schuldig blieben, bitt umb arbes und kraut zur speiss, will allezeit den dritten eimer41 wein selbsten zallen. Bschaidt: Einem ehrsamen rath will dem supplicanten alle notturfft zu raichen verwilligt haben. Jedoch solle selbiger seinen besten fleis bey denen inficirten anwenden, damit ihnen mit medicin geholffen werde, zu denenjenigen aber, wohin er nicht begehrt wird, nit gehen, sondern sich, wie auch seine leuth in haus neben beeden totengrabern, der leuth eussern und nicht under dieselben gehen. Hingegen solle ihm künfftig ein gueter recompens erfolgen.

7.3.6 1679, Oktober 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verkündet der Bürgerschaft Quarantänemaßnahmen und ermahnt gemäß einem kaiserlichen Befehl zu moralischem Lebenswandel. Anheut ist die gesambte burgerschafft auf dem rathaus erschienen und ist ihnen das anno 1677 ausgangene kayserliche patent wegen enthaltung des

41 Eimer ist ein Holmaß; ein Eimer entspricht 58,6 l.

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7.3 Städtisches Krisenmanagement am Beispiel der Pest des Jahres 1679

gottslästern und der unzucht abgelesen und beynebens ihnen durch herrn stadtrichter vorgetragen worden: 1mo daß sich ein ieder wegen der layder stark alhier grassierenden seuch in guete obacht nemmen undt vor dergleichen personen hüeten solle. 2do in keine solche verdächtige heuser gehen. 3tio einen erbaren frommen und tugentsamben lebens sich befleissigen, beichten und communiciren, täglich fleissig betten undt des vollsauffen undt gottslästern sich enthalten. 4to derjenige, welcher gemaineschafft hat mit denen inficirten oder welche contumacia machen oder in dergleichen häuser gehen, sollen die reichen in geld und guet gestrafft, die armen aber zum todten begraben gebraucht werden. Die todtengraber undt des kiffelbader mensch sollen bey den tag nit unter die leud gehen, welches ihnen durch herrn stadtkammerer anzudeuten. Wan eine person in einem haus krank wird oder an der seuch gestorben, alsobalden durch einen andern bey dem herrn stattrichtern andeuten zu lassen. Die todten graber sollen die gräber tieff machen. Alle wochen solle in der statt für die armen bey der bürgerschafft gesamblet werden. Item frau Beringer solle noch nicht unter die leud gehen.

7.3.7 1679, Oktober 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln vereinbart mit dem Pfarrer von Tulln, eine Prozession zu veranstalten. Item sey mit ihr hochwürden und gnaden, herrn weychbischoff,42 abgerödt worden, daß morgen eine procession von der pfarr aus in das jungfrau closter gehalten werden solle, davon der ganzen bürgerschafft heut einzusagen were, damit Gott der allmächtige die leydige seuch der pest von dieser statt, auch ganzen land gnädig abwenden wolle. Der schulmaister und cantor sollen die schulkinder darzue nehmen, die patres cappucini werden auch darbey erscheinen.

7.3.8 1679, Oktober 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt über die Absage des Martinimarkts und weitere Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Seuche.

42 Jodok Höppfner von Brendt.

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7. Gesundheit

Herr stattrichter proponirt, dass nunmehro algemach der Sankt Martini jahrmarckh herzunahet, die gefahr aber wegen der laydigen seuch sey so starck, daß er nit wohl in der stat könne gehalten werden. Bey Sankt Sigismund were es auch nit wohl rathsamb wegen der vil begrabenen leud alda, ob nun und wo der markht zu halten? Der markht solle aus diesen ursachen nit gehalten werden, weilen vil leud dardurch inficirt, auch wenig undt fast niemand darzue kummen würde. Herr Stainbichler verlangt wiederumben in sein haus in der statt wegen der kälte, sonsten wolle er selbsten in die statt herein lauffen. Ingleichen der Mändl,43 Hoffer undt Rauschmayr,44 ob sie nun herein zu lassen? Verlaß: Sollen die zeit, bis die contumacia aus ist, wartten, hernach auch, wen sie herein kummen, 14 tag inne halten, bey dem alden Heydinger habe die seuch widerumben eingerissen, also ist seines sohns haus auch inficirt worden. Wohin diejenigen alden weiber zuthun, welche denen inficirten ihre lebensmittel zuetragen? Ihren wirthen einzusagen, daß sie solche weiber in heusern leiden? Wie die hundt aus der statt zu bringen, weilen durch selbige die pest in die heuser bracht wird? Verlaß: Der bürgerschaft einsagen zu lassen, daß sie die hundt bey haus halten, widrigen fahls sollen dieselben erschossen und sie nach bestrafft per 4 kr. Item die schafflen sollen sich bey denen zwey stadl aufhalden.

7.3.9 1679, November 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, mit dem Tullner Pfarrer wegen eines Gelübdes zur Abwendung der Pest Kontakt aufzunehmen. Ob nicht ein glübt wegen der laydigen pest zu thuen seyn, ist deswegen mit gnädigen herren weichbischoff45 zu röden.

7.3.10 1679, November 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln nimmt die Ankündigung einer Stiftung zur Kenntnis und berät über die Abhaltung von Prozessionen.

43 Johann Mandl († 1682), Leinenhändler und Bürger in Tulln, seit 1673 wohnhaft Wassergasse 2. 44 Georg Rauschmayr, Stadtbote von Tulln, ab 1671 wohnhaft Rudolfstraße 11. 45 Jodok Höppfner von Brendt.

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7.3 Städtisches Krisenmanagement am Beispiel der Pest des Jahres 1679

Herr stattrichter meldet, dass die frau von Seizin46 einen altar von der allheyligsten dreyfaltigkeiten in die kirchen hergeben wolle. Ob nun die procession auch auf gewisses jahr nacher unser lieben frauen taffel47 zu verichten ist auf drey jahr zu halten undt sey opfer zuthun, solle der pfarrmenig verkündt werden.

7.3.11 1679, November 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt über die Fortsetzung der Ratssitzungen angesichts der Quarantänebestimmungen sowie über Maßnahmen nach dem Tod des Stadtrichters. Herr Reichard Eyssen als senior proponirt, worumben er die herrn zu sich beruffen sey erstlich die ursache, weiln er nicht wissen, wan kinftig solte rath gehalten werden, wem er ansagen lassen solle, weiln etlich herrn des raths comtumanciam machen oder schon gemacht, ihme aber nit wissend, wie lang es seye, daß sie es angefangen oder aufgehört, sonderlich bey herrn Faistn, Effinger, item herr Friedrich. Verlaß: Es sollen nur in inficirten heusern wohnen sich so lang, bis die zeit der contumaciae aus ist, innenhalten und nit unter die leud gehen. Herr Faist aber komme täglich in die spital zuesehen. Andertens, weiln herr Georg Gleichstorffer, gewöster stattrichter, heut früh umb halbe 7 uhr des zeitlichen todts verschieden, es die notturfft erforder, daß dieser todenfahl der hochwürdigen regierung angezaigt werden müeßte, dessenthalben auch herr von Seiz nachmidag umb 2 uhr mit denen rathsfreunden zu conferirn verlangte. Item, wie die frau wittib und kinder zu unterhalten und wer ihnen die unterhaltung zubringen solle? Der alte Treundl, welche bey dem Hörtlinger inwohnt, solle der frau stadtrichterin die notturft zutragen. Herr stattrichters leichnamb solle heunt auf den abend in der still auf den freydhoff zu seinem creuz auf beschehene verwilligung ihro gnaden, herrn weichbischoffs,48 begraben werden. Ingleichen, wan herr von Seiz nit weichen wolte, die spörr an des herrn stat­ richters haus furzunemmen, solle solches geschehen.

46 Regina Katharina von Seitz besaß seit 1677 unter anderem das Haus Hauptplatz 2. Ihr Nachlass wurde später von der Stadt Tulln angekauft. 47 Gemeint ist der Wallfahrtsort Maria Taferl bei Pöchlarn. 48 Jodok Höppfner von Brendt.

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8. Kirche 8.1 Reformation und Gegenreformation 8.1.1 1571, März 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 249v–250v

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet im Streit zwischen dem Dechanten und dem lateinischen Schulmeister nach der Weigerung des Schulmeisters, in der Kirche Marienlieder singen zu lassen. Herrn dechants beschwär wider den schuelmaister: Zwischen herren herrn Gregoren Lampert, jezigem techant unnd pfarrer alhie, cläger, aines unnd Wolfgangen Nußdorffer, lateinischen schuelmaister, andtwortter, anders thails betreffundt, daß bemelter schuelmaister nechst verschinen Sambstag1 die alten gesang und himnen von der junckhfrauen Maria altem gebrauch nach und auf des herrn pfarrers verordnung nit allain nit singen wellen, sonder gedachten herrn techannt, als er ine in der khirchen darüber angeredt, mit ergerlichen scheltwortten unnd in annder weg wider seinen briesterlichen stannd mit merere gebür begegnet, item, als er auch nach ime geschickht zu ime in pfarrhoff zukhumben, der er auch nit thuen wöllen, sundern noch uber das alles die feygen2 zue empieten haben solle. Dagegen der schuelmaister geandtwurtt, der herr dechannt hat erstlich mit unwillen, nachdem er ave maris stella3 nit singen welln, an ine gesezt, er, schuelmaister, aber die sachen annderst nit verandtwortt als er welle sein gewissen mit dergleichen abgöttischen gesängen nit beschweren. Darüber sich der herr dechandt mit grosser hingegen ime erziernt, auch mit ainem peuch zue werffen gedrot. Darauf er ime ja das puech aus der hannden genummen unnd des straichs oder wurffs nit verwartten wellen, unnder dem mag er sich, gleich wol aus zur fallender, hingegen ime, herrn pfarrer, vergessen haben gehalten. Darauf ist die sachen durch die herrn richter unnd rath unnd genandten zwischen beeden taillen in der güete also verglichen unnd abgehandlet wor1 Das war der 24. März. 2 „Die Feige zeigen“ ist eine obszöne Geste. 3 Ave Maris Stella ist der Beginn eines seit dem frühen Mittelalter überlieferten, anonymen Marienhymnus, der Teil des Stundengebets der Vesper an Marienfeiertagen ist.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

den: Erstlichen nachdem aus des schuelmaisters verandtworttung sovil verstanden, daß er sich gegen den herrn pfarrer wider sein briesterliche ehren mit hizigen verpotenen wortten vergessen unnd in der khirchen ungehorsamb erzaigt, soll bemellter schuelmaister ime, herrn dechant alda, vor gericht abpitten. Zum andern soll er dem herr dechant in der khirchen die gebürlich schuldig gehorsamb laisten und sich hinfür nit widerwillig, weder mit unndtdürfftigen disputiren, noch in anndern wegs verhallten und erzaigen. Da er nun solcher auflag mit gehorsamer volziehung nachkhumbt, soll ime der standt wie zuvor gelassen werden, wo nit, soll sein diennst auf Georgii4 aus sein und soll sich nach ratt zeig zum herrn statrichter stellen.

8.1.2 1571, Juni 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 274r

Der Stadtrichter von Tulln ermahnt die Ratsbürger, an hohen Feiertagen am Abendmahl teilzunehmen, um der Bevölkerung ein gutes Beispiel zu geben. Der herr stattrichter hat den herren des innern und äußern rats zuegesprochen, daß sy hinfüro, wann hoche fest oder annder feyertag sein, daß man den alten gebrauch nach billich zum opfer geen unnd der gmain dardurch ain guet exempel fürtragen solle, daß sy hinfüro mit ime oder ainem anndern richter zum opfer geen sollen, welches dan derjenig herr pfarrer gerne sieht unnd derhalben zu mermalen ine, herrn richter, angered hab.

8.1.3 1571, August 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 282r

Nach Beschwerden des Dechanten beschließt der Rat der Stadt Tulln, Bürger, die an Sonn- oder Feiertagen ihrer Arbeit nachgehen, zu bestrafen. Nachdem der herr dechant negst verschinen Suntag5 in seiner predig ainem ersamen rath hart zugesprochen und vermant, daß man an den heyligen Suntagen und anndern fesst- und feyerstägen die burgersleut nit so ergerlich unnd frevendtlich als bisheer gar in ainem brauch geraten, in feld und geen wald faren lassen, auch sonnst anndere arbait, die wol auf ainen werchtag beschehen khann, verrichten soll lassen. Dieweil dann die herrn richter und rath und genandten solche unordnung selbst für ain grosse ergerung und mißbrauch halten, demnach ainhelig beschlossen,

4 Georg ist der 23. April. 5 Das war der 12. August.

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8. Kirche

welcher burger hinfüro an solchen feyerdag eestig gen feld oder in wald solcher gestalt wie verstannden mer faren lasst oder sonnst mit ander arbait den feyerstag fräfendlich zerbricht, daß man gegen denselben personen mit geburlicher straf furgehen solle unnd hinfür solche unordnung nit mer gestatten.

8.1.4 1573, April 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 5 (1572–1574), fol. 77r–v

Der Rat der Stadt Tulln fordert den Dechanten auf, seine Beleidigungsklage gegen Sebald Träppl und Ernst Fraundorfer gerichtlich einzubringen. Auf herrn dechants beschwärungen wider herrn statrichters sun Sebalden6 und herrn Fraundorffers ainen bruedern, wie sy in seinem abwesen bey nächtlicher weil vor dem pharhof an seinen ern verlezt, was sy sich umb den pfaffen bekhumern, er soll sy, mit erern zu melden, im hinntern khüssen, auch sein gesind fravendlich aufm pharhof zu fordern unnderstanden. Begerdt derhalben sy baiden einzuziehen und mit straff gegen inen fürzugehen. Dieweil aber gegenthail nit verhannden, mag er’s auf der ordnung nach auf ainen andern tag für gericht erfordern lassen, damit sy mit irer notdurfft auch gehördt und also dann die billigkhait gehanndlet werden muge.

8.1.5 1573, Mai 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 5 (1572–1574), fol. 81r–82v

Der Rat der Stadt Tulln verhandelt in der Beleidigungssache zwischen dem Dechanten von Tulln auf der einen sowie Sebald Träppl und Ernst Fraundorfer auf der anderen Seite. Zwischen herrn Gregor von Lampertii, dechant und pfarrer hie zu Tulln, clager, ains, und herrn stattrichters sun Sebalden, auch Ernnsten Fraundorffer, anndtwortter, anndersthails, betreffendt, daß bemelte zween burgers sun ime, herrn dechant, in seinem abwesen durch herrn Valentin vor herrn Fridberger7 als angesezten herrn stattrichter auch ettlichen herrn des innern rats mundlich furbringen lassen, zu mermallen fur seinem pfarrhof bey nächtlicher weyl gangen, fräfendlich geschrien, sonnderlich mit solchen wortten, huy pfaff, pfaff leckh um hindten, mit mer spöttlichen schmachreden ine und sein gesind fräfendlich angetasst und also muetwillig verhalten. Derowegen er, herr dechant, begert unnd anruefft, sy, die beclagten, umb solchen muetwillen unnd ergerliche hanndlung anndern zur exempel in geburliche straff nemmen. 6 Sebald Träppl, später Wirt auf der Roßmühle. 7 Michael Friedberger († vor 1590), Bäcker und Bürger in Tulln, 1575/76 Stadtrichter, seit 1571 wohnhaft Wienerstraße 12 unweit des Pfarrhofes.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

Dagegen Sebaldt Träppl und Fraundorffer durch ire beystänndt anzaigen lassen, sy wäre jha, als sy bey herrn Moglitschen von der hochzeit nemlich ganngen, mit anndern burgersünnen und jungen gesellen auf der gassen ganngen und gueter ding gewesen. Aber daß sy dem herrn pfarrer und sein gesind beclagtermassen gescholten und angeret haben sollen, sein sy durchaus nit gestendig. Was aber sy mit dem Basstl, der sich jezt bey ime, herrn dechant, im pfarrhof aufhelt, für ainen unwillen gehabt, darzue hat er innen ursach geben. Dieweil dan die beclagten der clag nit gestendig, der herr Valentin auch sich der handlung verrer nit annemmen wellen, demnach die sachen auf herrn dechants zukhunfft widerumben eingestellt worden. Was aber obbemlten Wastlen betrifft, nachdem er den Ernnsten Fraun­ dorfer in sonnderhait beclagt, daß er ime ainen ansehlichen leibschaden zuegefuegt, und in die rechte hannd hardt verwund haben solle. Welcher Fraundorffer nit vermaint, zaigt aber an, er hette ine und anndere burgerssun, so damals auch auf der gassen gangen, zu mermaln erfordert, und vor herrn Moglitschen behausung gesagt, ob sy frummer aufrichtiger burger sun wären, sollen sy sich sein wehren, damals voneinander gangen, als wie sie, die jungen gesellen, mit dem fidler, der sich auf den willen ainer gwär besorgt, haimb gangen unnd der Bastl sogleich wol schon im pfarrhof gewesen, gehört, er heraus und sy widerumben mit der gleichen vorigen verächtlichen worte angetast, daß sy bederseits miteinander zu schlagen khumen, darunder ime, Wästlen, der streich in die handt beschehen. Wiewol der herr verwalter des gerichts sambt seinen herrn beystännden gerne gesehen, daß der Bastl ainnen beystanndt gehabt hette, so hat er aber die sachen nur allein handlen wöllen und angeruefft, den Fraundorffer darzue zu halten, daß er sich mit ime umb ungezognen zuegfüegten leibsschaden wie sich gebür genuegsamb vergleich. Dieweil aber der Basstl, wie vorgemelt, heuet mit khainem beystandt versehen und der gegenthail sich auf des clagers angefordte 36 taller fuer arztlon seinen schaden und versaumbung nit höcher als der arzten bewilligen, ist inen, den partheyen, verrer ain tag, nämlich auf negsten Pfinztag8 umb 12 uhr widerumben daher in des angesezten herrn stattrichters behausung mit beystannden zu erscheinen benennt worden.

8.1.6 1573, Mai 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 5 (1572–1574), fol. 86v–87r

Michael Friedberger entscheidet als Stadtrichterstellvertreter in der Beleidigungssache zwischen dem Dechanten von Tulln auf der einen sowie Sebald Träppl und Ernst Fraundorfer auf der anderen Seite.

8 Das war der 12. Mai.

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8. Kirche

Eodem die vor herr Fridberger, als ut nachvolgunnder handlung angesezter richter. Zwischen herrn dechant, clager, ainns, Sebalden Träppl unnd Ernnst Fraundorffer, anclagten, annders thails, von wögen der bescheltungen und fräfendlichen antastung, so ime, herrn dechant, seiner hausfraun, tochter und anndern seinem gesind durch obbemellte zwen burgerssune bey nächtlicher weil vor seinem pfarhof zuegefuegt haben solle, inmassen hievor in den jungsten zwayen clagen mit mererm furkhummen, dieweil dann die beclagten des spaten gehen auf der gassen uber die ordenlich zeit unnd daß sy sich etwa gemelt haben mechten, nit vernaint, als gleichwol der scheltwort nit geständig, so ist doch durch den herrn angesezten richter und seine herrn beysyzer auf baiden thayl aufgeben und bevelchen die sach in der güette also verglichen und hingelegt worden: Daß mergedachte zwen burgerssun dem herrn dechant alda vor gericht abbitten, sich auch hinfüro solches lanngen unordenlichen gehen und schreiens bey nächtlicher weil auf der gassen uber die geburlich zeit enthalten sollen, sy sollen auch anndern burgern sünnen und ledigen gesind zur exempel in die gehorsamb und straff verorndt werden.

8.1.7 1574, April 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 6 (1574–1575), fol. 35r–v

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet in der Streitsache zwischen dem Dechanten von Tulln auf der einen und dem Stadtrichter auf der anderen Seite wegen übler Nachrede. Zwischen herrn Gregorien Lamperti, dechanndt unnd pfarrer hie zu Tulln, clager, ainns, unnd herrn Florian Träppl, statrichter, anntwortter, anndersthails, von wegen, daß gedachter herr richter den herrn official auch ine, herrn dechannt, mit wortten angriffen und ordnung geben wollen, wie sy in frembde pfarrn greiffen unnd inventiren sollen, item, wie auch herr richter ine bezigen, daß er die tuech, so man den verstorbenen auf die parr legt, one vorwissen aines khirch­maisters seines gefallen austail und damit ainesthails sein gesindt khlaide, unnd daß er auch bey ime gegen denen bürgern, die er umb schulden bekhlagt, khainer ausrichtung bekhumen müge. Neben dem sonnst anndere ausstänndt, so gemaine stat und etliche bürger ainen yeden pfarrer schuldig, angemelt. Dagegen herr statrichter geantwort, er hett dem herrn dechanndt annderer gestalt wegzufueren nit verpotten, allain bis zu austrag der sachen, weil zuvor durch herrn Supperspacher und ainem armen spittl-holden irer anforderung halber verpoth gethan, unnd nachdem aber der herr dechannt unangesehen herrn statrichters verpot sich unnderstannden, die scheitter weckh zu furen, hab er im alsdann das tuech austaillen, und daß 284

8.1 Reformation und Gegenreformation

er etwa sein gesind davon khlaiden mechte, aber doch nit lautter bezigen, vill weniger ime, herrn dechannt, seinem fuergeben nach an seiner ehren antasst, halten. Dieweil dann aus clag und antworrt verstannden und forkhumbt, daß bede herrn gegeneinander hizige reden gebraucht, und aber nit reinlich noch löblich, wover das gleich beede herren miteinander irren oder in unainig­khait erwachsen sollen, damnach seind sy widerumben zu gueten crist­ lichen freunden gesprochen, und aller unwillen zwischen innen aufgehebt. Sovill aber die scheitter betrifft, dieweil wie verstannden zuvor verpot darauf beschehen, sollen dieselben noch also verbleiben bis zu austrag der sachen, dann des tuechs halber versicht sich der anngesezt herr statrichter und ain ersamer rath, daß herr dechannt sowoll als seine vorfarn gethan, auch gebüerlich verhalten, und mit vorwissen oder in beisein aines herrn khirch­ maisters die tuech austaillen.

8.1.8 1574, Juli 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 6 (1574–1575), fol. 68r–v

Der Rat der Stadt Tulln genehmigt Matthäus Suppersbacher, sein Kind von einem fremden Priester taufen zu lassen, sollte sich der Dechant weiterhin weigern, die Taufe vorzunehmen. Nach die hieigen gesellbriester, noch herr pfarrer zu Lanngenlebarn, auf des herrn dechannts verpot dem herrn Supperspacher sein khind allain der ursachen halber, daß sein hausfrau Lebarn comenicirt worden, nit tauffen wellen, und das khinndlein noch auf heut ungetaufft ligt, sicht die herrn richter und rath für guet an, weil herr dechannt jezund anhaimbs, daß ine herr Supperspacher mit seinen erbotnen herrn gefattern und noch ainem beistannd derhalben selbst besuech und ansprech, und da er die tauf nachmallen nit wolt bewilligen, mag er seiner gelegenhait nach ainen anndern briester besuechen, und solle alsdann dise unnd anndere beschwärung vom herrn dechannt bey verstenndige lautere beratschlagt werden.

8.1.9 1575, Februar 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 6 (1574–1575), fol. 140v–141r

Der Rat der Stadt Tulln verlängert das Vertragsverhältnis mit dem lateinischen Schulmeister und ordnet die Verwendung des Katechismus von Martin Luther an. Herr schuelmaister helt widerumben an umb den schuelstanndt, bericht daneben die herrn richter und rath, wie im der herr dechannt wole verbieten, daß er des doctor Martin Lutter cathechismum in der schuel, sonnder sey, 285

8. Kirche

des herrn dechandts, gestelten khathechismum9 lernen und halten solle, des ime beschwärlich. Dieweil es dann nit wol für die jugennt mit dergleichen personen offt zu wechslen unnd wider ine, herrn schuelmaister, nit sonndere beschwärungen für­ khummen, solle ime der schuelstannd verrer bewilligt unnd zuegesagt werden. Was aber den cathechismum Luterii betrifft, soll er denselben noch weiter in der schuel der jugent lernen und fürtragen. Da ime aber der herr dechannt ainen anndern cathechismum wollte zuestellen, mag er denselben gleichwol empfahen, aber weder in der schuel noch khirchen nit lernen, sonnder bey dem vorigen beleiben. Wover aber der herr dechannt ine will darumben würde ansprechen, mag er anzaigen, die bürgersleut oder eltern der jugent nit wellen bewilligen, daß ire khinder ainen anndern cathechismum als des sy bisheer gewonnt sollen lernen, mitlerweil wellen die herrn richter unnd rath den herrn dechannt ansprechen, daß er des Lutters cathechismo in der khirchen wie vor auch halten lassen welle. Da aber nit, soll der sachen ain annder weg merers nachgedacht werden, unnd dem schuelmaister ist aus dem khirchenambt auf herrn Moglitschen tesstament heur vier emer wein bewilligt.

8.1.10 1575, Februar 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 6 (1574–1575), fol. 141v–142r

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet in der Streitsache zwischen dem Dechanten und dem lateinischen Schulmeister wegen des Singens in der Kirche. Heut dato hat herr dechannt den herrn schuelmaister vor dem herrn stat­ richter beclagt, wie er nit allein sich des salve10 in der khirchen zu singen wägre, sonnder ime, herrn dechannt, in der khirchen sonst in merweg ungehorsamb sey, welches beschähe aus anhezung etlicher des rath. Item, so warte er den schuel nit wol, aushalt sich merers des khärtlen unnd der gesellschaft, so het er sich zu Tinnglfing auch dermaßen verhalten, daß er daselbst vertrieben worden. Dagegen der herr schuelmaister anzaigt, er khünne es über sein gewissen nit nehmen, daß er gesang, so der heiligen schrifft nit gemäß, singen solle, besteet nit, daß er dem herrn dechandt anndere gestalt sey unngehorsamb gewesen, sonnder thue im der herr dechannt auch unrecht. Daß er aber zu lanndt auch vertrieben sey worden, es miesse solches auf ine darbringen oder selbst ainer beleiben, dafür er ine halt, bevilcht sich seinen herren. Dieweil dann nit guet wäre, daß bede, der herr dechannt und schuelmaister, miteinannder unainig sein sollen, demnach seind sy widerumben verglichen  9 Gemeint ist vermutlich der Katechismus des Jesuiten Petrus Canisius (1521–1597), der 1556 publiziert worden war. 10 Das Salve Regina ist ein Marienhymnus des 11. Jahrhunderts, der Teil des Stundengebets ist.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

und ist dem schuelmaister auferlegt worden, daß er dem herrn dechandt, sovil sich in der khirchen gezimen und gebüren will, mit sinngen und annderen gehorsamb sey, darüber er dem herrn dechannt vergrieffen.

8.1.11 1575, Februar 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 6 (1574–1575), fol. 142v–143r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Dechanten durch eine Kommission bitten zu lassen, das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen zu lassen. Herr dechandt per raichung des hochwürdigen sacraments des altars solle nochmallen durch etliche gesanndte guetlich ersucht und angesprochen werden, damit er das hochwürdige sacrament des altars nach der einsezung Christi der burgerschafft und menigelich reiche oder raichen well lassen, unnd sind zu gesanndten verornd der herr statrichter, herr Träppl, herr statcamerer, herr Wagmair,11 herr Puffer12 unnd Eschlbeckh.13

8.1.12 1577, April 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 7 (1576–1578), fol.70r–71r

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet nach der Klage des Dechanten gegen den lateinischen Schulmeister wegen verächtlicher Äußerungen und Drohungen, den Schulmeister weiter zu inhaftieren und ihm zu kündigen. Der herr dechannt beclagt Johannen Schubmann, lateinischen schuelmaister, den er gestern fennckhlich einziehen lassen, da er seinem zuesagen und erbieten bisherr weder in der schuell noch zu khirchen bisher ein nachkhom­ men, und sey khaineswegs hie zu gestatten. Zum andern hab er ime, herrn dechanndt, und seinen geselbriestern in verrichtung der gotsdienst den narren gezaigt, zum dritten am heiligen Karfreytag14 das grab und darein verspörte schlossen hochwürdige sacrament mit grosser unbillichkait unnd verspotung geunehrt, item das sacrament des altars wäre khain sacrament, sonndern nur ain blosses peckhenprot und Christum wäre ainmal gehen himel gefaren. Item daß er ime auch khain gebürliche ehr reverenz erzaige. Da er es aber ie thuen müesse (hab er bekhennt), wöll er ime ainen talch im leib umbkheren, mit merer beschwärung. 11 Hans Wagenmaier († vor 1602), Bürger in Tulln, ab 1545 wohnhaft Albrechtsgasse 9. 12 Bernhard Puffer († 1579), ehemaliger landschaftlicher Schulmeister in Enns, vom Rat 1564 nach Tulln geholt, aber nicht als Schullehrer angestellt. Puffer erwarb 1578 das Haus Rathausplatz 4. 13 Veit Eschlbeck, Leinenweber aus Wien, ab 1560 wohnhaft in Tulln, Kirchengasse 14. 14 Das war der 5. April.

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8. Kirche

Welches der schuellmaister verandtwort unnd anzaigt, seine gesellen sowol auch der mesner und sein gesindt wären beweint gewesen, und hetten sich bey dem psalter singen mit lachen unnd in annder weg ungebürlich verhalten. Er aber hette seines thails den grab nach dem hochwürdigen sacrament khain unehr zuegefügt, unnd gestehet dem herrn dechanndt seiner clag nit. Dieweil aber der herr dechanndt mit dem cantor unnd mösner, die er bey gericht fuergestelt, sovil bewiesen, zudem daß andere personen auch darbey gewesen, daß sich der herr schuellmaister wie durch herrn dechanndt clagt worden ungebürlich verhalten, demnach ist er widerumben in das gerichtshaus unnd bis auf weittern bschaidt gefännkhlich zuverhalten verordnt worden. Daneben ime auch der schuellstandt widerumben aufgesagt, unnd solle jezt Georgii15 abgefertigt werden.

8.1.13 1579, Februar 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 12v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, sich beim Dechanten für das Begräbnis von Bernhard Puffer zu verwenden. Nachdem herr Puffer16 seliger gesstern gestorben, aber der herr dechant ine zur erden zu bestätten ethwas widerwillig sein solle, siecht die herrn richter und rath für guet an, daß die frau nun iren verstorbenen hauswiert ain grab machen lassen, doch soll herr dechannt darumben besuecht werden.

8.1.14 1579, August 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 65r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, im Fall einer Klage den Kaplan Paul (Obinger) nach Information des Dechanten zu laden und weitere Informationen wegen eines Streits zwischen dem Schulmeister und dem Kaplan einzuholen. Herr Paul,17 caplan, hat sich negstverschinen Sambstag18 unnderstannden, herrn Thoman von Sigharzkhirchen hausfrau in seiner behausung zu schel15 Georg ist der 23. April. 16 Bernhard Puffer war Ratsbürger in Tulln; vermutlich ist er mit dem Ennser Schullehrer, der 1564 nach Tulln geholt worden war, ident, vgl. oben Anm. zu Dokument 8.1.11. Die Weigerung des Dechanten könnte damit zusammenhängen, dass Puffer Protestant war. Er war auch Mitglied der in Dokument 8.1.11 genannten Delegation. 17 Es handelt sich um den Priester Paul Obinger, der sich offenbar als besonderer Scharfmacher hervortat. Obinger wurde, wohl aus diesem Grund, von Melchior Khlesl gefördert, der ihn 1582 als Pfarrer in Piesting einsetzen wollte, dabei aber am Widerstand der Gemeinde scheiterte (vgl. Wiedemann, Geschichte der Reformation 4, 371). 18 Das war der 14. August.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

ten unnd zu schlagen, das ime nit gebürt hat. Hat sich derhalben der herr dechanndt gegen herrn statrichter erpoten, ine darumben zu straffen. Wann aber der herr Thoman mitler zeit wider herrn Paulln wolt anrueffen, mag der herr statrichter den herrn Paulln durch den ratsdienner zu gericht erfordern lassen, doch mit gebürlichem vorwissen herrn dechandts. Der herr statrichter solle auch merere erkhundung einziehen, was der schuelmaister negsten Monntag mit dem priester für ain rumor gehabt, unnd wie er die hanndlung befinndt, darinnen die billichkhait handlen, unnd sonnderlich soll auf’s eist die feurstat in der schuel besichtigt werden, weil furkhumbt, daß der schuelmaister sich vasst überneeme und mit dem feur unordenlich umbgeen soll.

8.1.15 1580, Februar 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 113v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Dechanten nochmals bitten zu lassen, den durch einen Unfall umgekommenen Georg Ränntl bestatten zu lassen. Georgen Ränntls19 todfal: Nachdem sich laider zuegetragen, daß gesstern am abendt der Ränntl dahaimbt in seiner behausung im hinntern stübl sein püchsen, die zuvor geladen gewesen, wellen auspuzen, dieselbig püchsen unversehener dinng abgangen, unnd also wie fürkhumbt sich selbst on ainigen pesen fursaz erschossen haben soll, derhalben sein brueder unnd die anndern befreunden beim herrn dechandt umb die begrebnus bittlich angehalten, aber der herr dechanndt sich dessen gewaigert, er werde dann von dem lanndtgericht der sachen merers bericht. Dieweil aber die herrn richter und rath auf die eingezogen erkhundigung, daß sich bemelter Ränntl nicht fursezlich selbst umbs leben gebracht, ine, Ränntl, nit fur malefizisch erkhennen, demnach ist den befreundten er, herr Öttinger,20 aus ainem ersamen rath zuegeordnet, den herrn dechanndt nochmallen anzusprechen unnd zu bitten, daß er dis todt leich in freithof begraben lassen welle.

8.1.16 1580, Mai 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 134v–135r

Nach einer Beschwerde des Dechanten ermahnt der Rat der Stadt Tulln den lateinischen Schulmeister, mit der Priesterschaft Frieden zu halten. Die Ent19 Georg Ränntl, Kürschner und Bürger in Tulln, erwarb 1577 das Haus Wienerstraße 10. 20 Andreas Öttinger († 1592), 1583–1588 Stadtschreiber, Sohn des Hauptmanns in Wien am Tabor Thomas Öttinger, heiratete 1576 Sara Puxbaum, die Witwe nach einem Kanzleischreiber, und erwarb dadurch das Haus Albrechtsgasse 13, kaufte 1579 das Haus Wienerstraße 8, 1590 das Haus Wienerstraße 12.

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scheidung über die weitere Verwendung des Katechismus des Martin Luther wird vertagt. Magister Gregorius Lambert, dechannt und pfarrer alhie, beschwärt sich wider den schuelmaister,21 daß er sich mit seinen priestern in der khirchen undterstee zuwider unnd ungebüerlich zu stellen, mit inen zu khriegen ortung zu geben. Item, daß die in das mesnerhaus nit geen sollen zu verpietten, ain ersamer rath säche das nit gern. Er tractiere auch seinen auflagen zuwider den lutherischen catechismum, das ime nit zu laiden auch abzustellen ernstlich gepetten. Sey ime demnach zu fürdern nit gedacht und begert in weckh zu schaffen. Dawider der schuelmaister füerpracht, er müesse in der khirchen beede khor versehen, hab jederzeit gehorsamb gelaist, inen das mesnerhaus nit verpoten, habe nichts damit zu schaffen, sey im auch khain annderer cathechismus pisherr nit übergeben worden, hab sich, wie sich gepüert, gehorsamb verhalten. Herr dechannt glaube seinen priestern zu vil etc. Ain ersamer rath hat grosse mißfallen, daß über iren fürgewenndten vleiß unnd bevelch sich die priester unnd schuelmaister miteinander nit vergleichen khinen. Wäre auch gannz beschwärlich, solicher ursachen halb einen schuelmaister strackhs abzuschaffen unnd der jugent damit irrung zu thain. Demnach den schuelmaister nochmallen bey der thuerm straff gar ernstlich auferlegt, daß er sich hinfüro alles widerwillens mit den priestern enthalte, seinen stanndt, inmassen ime hievor offtermalen bevelch, vleissig verrichte, dann, da er über dise lezte warnung verrer ungehorsamb, nachlässig, oder widerwillig befunden, soll er geurlaubt werden. Was aber des herrn dechannts verrers begern wegen abstellung des Lutheri catechismi belanngt, will man die erleutterung piß auf merrere anzal der eltern einstellen.

8.1.17 1580, Mai 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 138r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Übergriffe der Priester auf Stadtbürger dem Offizial zu melden und entlässt den lateinischen Schulmeister wegen dessen Streitereien mit der Priesterschaft. Die priester haben verschinen Sonntag22 abents mit plossen wöhren etliche burgersleuth, sonnderlich auch den herrn Fridtberg antasst, rumort und sich ungebürlich verhalten. Weillen dann hieraus ain sonnders übl entsteen mecht, soll solcher der priester unfueg, dazue herr dechannt füerschüb ge21 Gemeint ist Stephan Imhoff. 22 Das war der 15. Mai.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

ben, dem herrn officiall anzaigt, unnd daß man andere mittl fürzunemen müeßte, protestiern, unnd abstellung begern. Dann der ain oder der anndere priester beschwärung ist inen ausrichtigung beschehen, was den schuelmaister23 belanngt, der an solchem, sonnderlich sein weib, ursacher, ist ime, damit man solches ubls ferrer nit zu besorgen, geurlaubt worden. Der schuelmaister ist nit anhaimbs gewesen. Soll ime zu seiner haimbkhunfft diser bschaidt anzaigt werden.

8.1.18 1580, Juni 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 156v–157r

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet im Streit zwischen dem Kaplan Paul (Obinger) und dem lateinischen Schulmeister, den Schulmeister zu entlassen, den Dechanten aber auch aufzufordern, seine Kapläne zu ordnungsgemäßem Verhalten anzuhalten. Herr Paul n.,24 caplan alhie, beclagt sich wider den schuelmaister Steffanum Imhof unnd sein hausfrau, daß sy, die schuelmaisterin, nit allain ime, sondern auch dem herrn dechanndt unnd sein mueter verschinen Montag25 mit verpotnen worten gröblich geschölten, auch sein, herrn dechandts, mueter sambt dem khindt mit plossem messer die gassen aufgejauckht, derwegen begert, ir ein offentliche schanndt anzethan, damit sy hinfüro deren ungebüer überhoben werden möchten. Dessen schuelmaister nit gestänndig unnd doch vor gericht selbst, daß sy aneinander angetast mit worten, wie sy dann beede vor gericht dem herrn Paulln ainen erndiep neben mern verpotnen worden gescholten ausgeredt, er müsse so lanng ain solcher bleiben, bis er auf sy bewiesen, daß der herr pfarrer zu Stockherau die 10 ducaten geschennckht hab, mit merer anfüeglichen lesterworten, so in des herrn dechanndt schrifftlichen clag merers begriffen. Darauf ain ersamer rath dem schuelmaister aufgelegt, daß er die schuel inner drei tag raumbe, das inventarium erstatte und sein fueß wieder sezen soll. Sein weib aber ist in das gerichtshaus geschafft, alda sy mit wasser unnd brodt zue straff soll ain zeitlanng enthalten werden. Dem herrn dechanndt aber soll diß erindert unnd daß er seinen priestern sich gebüerlich zueverhalten, nit in alle henndl einzumengen, auflegen wellen, damit man nit auch anndere mitl gegen ine füerzenemben ursach gewine. Hat umb schuelmaister unnd sein hausfrau pillich sprüech wider die priester, mugen sy an gebüerlichen orten fürprinngen. 23 Gemeint ist Stephan Imhoff, dessen Frau, wie Dokument 5.7.9 nahelegt, außerordentlich streit­süchtig gewesen sein soll. 24 Paul Obinger. 25 Das war der 20. Juni.

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8.1.19 1581, Mai 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 47r–v

Gemäß einem Befehl des Niederösterreichischen Statthalters weist der Rat der Stadt Tulln die Bürger Wolfgang Nußdorfer, Abraham Lechner und Lorenz Forcher an, den Besuch des Gottesdienstes in Judenau einzustellen. Bevelch von der fürstlichen durchlaucht erzhertzogen Ernsten zu Öster­ reich,26 Wolfen Nußdorffer, Abrahamen Lechner,27 hafner, Lorenzen Focher,28 messerschmidt, unnd anndere betreffendt, so geen Judenau zu den seckhtischen predicanten29 lauffen, sollen auf ainen anndern rattag die unbenennten auslauffen erfordert, jezo aber die 3 füergefordert werden. Die drey erforderten und benennten burger sein erschinen, angezaigt, wie sy in die hieig khirchen rainem gewissen nit geen khünen, sonnder das raine wort Gottes an orten unnd ennden es zu finden suechen müesen. Darüber begert abschrifft, sy wellen der fürstlichen durchlaucht ire entschuldigung und bricht than. Ain ersamer rath will inen nit rathen, wider solche ernnstliche verpot in disputation einzulassen, ist inen demnach auferlegt, sich bey vermeidung der straff des auslauffs zu enthalten, sonnst müsse die zuestifftung oder einziehung irer persohn fürgenumben werden.

8.1.20 1581, September 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582) fol. 67r

Der Rat der Stadt Tulln verurteilt Wolfgang Nußdorfer, der seinen Knecht heimlich begraben hat, zu einer Gefängnisstrafe. Wolf Nußdorffer hat verschinen Sontag30 nach achten in der nacht seinen wagen khnecht, so schon vor zwaien tagen todt gewesen sein soll, haim­licher weis mit ungleichen bericht vor dem pfarrer lassen zu grab bringen, on alles vorwissen des herrn statrichters, das er auch weder seinen namen noch

26 Erzherzog Ernst (1553–1595), jüngerer Bruder von Kaiser Rudolf II., Statthalter in Niederösterreich, später in den Niederlanden. 27 Abraham Lechner, 1573–1593 an der Adresse Hauptplatz 14 nachweisbar. 28 Lorenz Forcher, Messerschmied und Bürger in Tulln, übernahm 1581 durch Heirat mit dessen Witwe die Werkstatt des Wolf Sattler an der Adresse Hauptplatz 18. Forcher wurde 1586 aus Glaubensgründen vertrieben. 29 An der evangelischen Schlosskirche von Judenau wirkte, berufen 1578 von Christoph Rueber, der bisherige Pfarrer von Zwentendorf und ehemalige Konventuale des Klosters Melk, Hieronymus Weichler. Weichler behielt seine Position auch nach dem Übergang der Herrschaft an die Familie Jörger 1585. 30 Das war der 10. September.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

verlassung, wie preuchig, beschreiben lassen,31 derwegen nach eingezogenem bericht er den khnecht wider hinweckh pringen müessen. Demnach soll er umb solche ungebüer auf den thurm geschafft unnd des verstorbenen namen und verlassung beschriben werden. Nußdorffer hat vermeldt, er sey erst am Sontag gestorben, hette es da dem herrn statrichter, da ime der freithof nit verwilligt worden, angemelt, hab ine darumb von des volckhes weniger schre­ ckhen wegen hinab tragen lassen, verhoffe damit nichts verwecht zu haben.

8.1.21 1582, Juni 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 312r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß einer Bitte des Dechanten unter Beiziehung der Zünfte am Fronleichnamsumgang teilzunehmen. Herrn dechannts schrifftlich begern wegen zierung des umbgang auf corporis Christi: Wierdt herr statrichter mit ansagung der zöchen stat gethain wissen, also sich in der selbst zu erzaigen wissen.

8.1.22 1588, September 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, 3/31 (Gerichts- und Verhandlungsprotokoll 1588–1618), fol. 3v–6v

Richter, Rat, Bürgerschaft und Einwohner der Stadt Tulln stellen gemäß einem kaiserlichen Befehl einen Revers über ihr Bekenntnis zur katholischen Konfession aus. Der statt Tulln revers religion betreffent. Bemerkt, wessen wir uns, richter und rath und genannten, auch ganze gemeine burgerschaft und yhnwohner der stadt Tulln, auf der römischen kaiserlichen majestät, unseres allergenedigsten herrn, bevelch, wie auch andere stätt auf sonndere verordnung der fürstlichen durchlaucht Ernsten, erzherzogen zu Össterreich etc. etc., unsers genedigisten herrn, gegen den ehrwierdigen in Gott geistlichen, edlen unnd hochgelehrten herrn Melchiorn Khlößl,32 der heyligen schrifft licentiaten, römisch kaiserlicher majestät rath unnd hofpraediger, passauerischen offitialen und thumbpropsten zu Wien, und dann den edlen unnd hochgelerten herrn Ulrichen Khreen von Khreenburg,33 beeder rechte doctor, hochgedachter römischer kaiserlichen 31 Die Verlassenschaft war also nicht amtlich in ein Inventar aufgenommen worden. 32 Melchior Khlesl (1552–1630), 1580 Passauer Offizial, 1588 Bischof von Wiener Neustadt, 1598 Bischof von Wien, 1615 Kardinal. 33 Dr. Ulrich Krenn von Krennberg († 1616), Kanzler des Fürstbischofs von Breslau, mehrfacher Dekan der Juridischen Fakultät der Universität Wien, 1591 Niederösterreichischer Regimentsrat, später Hofvizekanzler.

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majestät rath, als dazue deputirter commissarien anheut, dato achzehenden tag Septembris anno etc. achtundachzig, undterthänigst unnd gehorsamist erclärt, dabei wir auch zu leben unnd sterben begeren wie volgt: Erstlichen bekhennen wir, daß allain die heylig cattolisch und romische khirchen die recht unnd ain pfeiler der warhaith sey, ausser diser khain sacrament, khain Cristus, priester, noch ewigs leben zu finden. Zum anndern daß alle articl, wie die namen haben, wie auch alle obberüerter heyligen khirchen ceremonien recht unnd an khainem khan gezweiflt werden. Zum dritten, daß, wann schon etlich articl verhannden sein, die wir derzeith nit versteen khünen, halten unnd glauben wir doch dieselben alle unnd ainen yeden innsonnderhaith, unnd das darumben, daß solliches die heilig cattolisch khirchen so vom heiligen geist regiert wirdt helt, glaubt, unnd zu halten bevilcht. Zum vierdten so glauben wir, daß das heilig sacrament des altars nach den wortten des geweihten priesters, so er in namen Cristi über prott und wein spricht, sey unnd bleib ain sacrament unnd Cristus undter ainer yeden gstalt gegenwiertig, auch gannz volkhumblich unnd unzerthailt vorhanden sey, werde auch zum ewigen leben sowol undter ainerlay gstalt allain als baiden (doch mit vorgeundter beicht unnd pueß) empfangen. Zum fünfften halten wir auch gleichfals, daß nit von nötten zum ewigen leben baide gstalten zu geprauchen, nottwendig aber Cristus (so unndter ainer yedlichen gstalt gannz verhannden) zu empfahen sey. Zum sechsten glauben wir auch vestigelich, daß das ambt der heiligen meß ain einsezung Cristi sey unnd das hochwierdig sacrament darundter sol unnd müesse vom priester consecriert unnd ainem yeden peichteten unnd reuenden cristenmenschen emphanngen werden. Zum sibenten daß alle khirchen, glauben, praediger, sambt iren gannzen wesen (ausser der allaich säligmachenden cattollischen khirchen), falsch, verfürrisch, neu unnd unevangelisch, derhalben bey verlierung der sälig­ khaith zu fliehen unnd vermeiden. Darauff wir alle hernachbenannte das heilig sacrament auf den anndern tag negsteingeundten monats Octobris nemben und empfahen, auch unndter unnser burgerschafft unnd ihnwoner khainen an unnd aufnemben, er be­khene unnd glaube dan mit unns yeden, so vor unnd yezt bemelt, vill weniger zum burgerlichen aydt, yezo noch khunfftig zu lassen wellen. […]a

a Auflistung der betreffenden Tullner Bürger, hier der Kürze halber nicht wiedergegeben.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

8.1.23 1597, Jänner 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 3r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Tuchmacher Stephan Schillehner wegen des Besuchs des Gottesdienstes in Langenrohr vorladen zu lassen. Tuchmacher,34 welchers sich gehn Rohr füeren, und durch den predicanten zu Judenau35 speisen haben lassen, solle herr statrichter denselben alsbaldt für sich erfordern und erkhundigung einziehen, alsdann solches ainem ersamen rath berichten, auf daß mit gebürlicher straff gegen ine verfahren werde.

8.1.24 1600, März 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 281v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die vom Dechanten genannten Personen gemäß einem kaiserlichen Befehl zum österlichen Sakramentsempfang auffordern zu lassen. Herr dechant übergibt durch seinen caplan, herrn Bärtlmeen, ain verzaichnus derer personen, so er dise heillige zeit zur heilligen communion zu verschaffen und sy dahin zu halten begert, damit sy sich der khayserlichen religions reformation gemeß verhalten. Fiat mit höchstem eyffer und ernst, und soll herr stattrichter neben etlichen herrn des raths dis werckh noch morgen frue expetirn, alsdann herrn dechanten zur nachrichtung jedweders gehorsamb und erclärung in specie berichten. Würde aber ainer oder der ander sich dises cristlichen gehorsambs, communione unnd religion enteissern wöllen, solle derselb umb meh­rern beschaidt für rath gewisen werden.

8.1.25 1607, Mai 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 268r

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet nach einer Klage des Dechanten über das Vorgehen gegen drei Bürger, die nicht zur katholischen Beichte und Kommunion erscheinen, sondern an protestantischen Gottesdiensten in umliegenden Herrschaften teilnehmen.

34 Stephan Schillehner, Tuchmacher, ab 1580 wohnhaft Kirchengasse 8, später Albrechtsgasse 33; er verließ die Stadt vor 1623. 35 Hieronymus Weichler.

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8. Kirche

Herr techant sic contra Steffan Schillechner, tuechmacher, Hannsen Steger,36 lederer, und den pader am Khiefflpad37 als die sich bisher zu beicht und communion nit gestelt, sondern sich frembden auslauff zu den sectischen predicanten raglhafft machen und in iren heusern, sonderlich Steger, sich lutherischer gesenger und püecher gebrauchen sollen. Beschadt: Der pader ist bey seinen erpieten, dass er sich neben seiner hauss­ frauen, sobald die aus den khindtpetten khumbt, gehorsamlich einstellen, beichten und communiciren wöllen, gelassen, demselben solle er also endtlich und gewislich bey vermeidung ernstlicher leibstraff und der zuestifftung nachkommen. In simili ist auch dem Steger auf seine bericht, dass er erst zu seiner hochzeit hie communciert und er, wann sich die jar zeit nach pfingsten erstre­ ckhen wirdt, wider sich einstellen und communicirn wolle etc., auferlegt, dass er diesen seinen erbieten gwislich und redtlich inner sechs wochen nachkhomb, und weil fürkhumbt, dass er sich lutherischer gesänge und sectischen püechern geprauchen solle, so ist ime gleichfals alles ernst eingesagt und auferlegt, sich hinfüro derengleichen gesänger und püecherlesens zu enthalten, zu welchem ende dann herr stattrichter jetzt alsbald nach rathzeit zween herrn des mittls zu sich ziehen, die püecher, so er, Steger, bei sich hat, visitirn und ime, fahls er was verdächtiges befinde, zu sich nehmen und dem herrn dechant zu seiner weitern disposition behendigen solle. Der tuechmacher Schillechner ist auf die nun vil jar mit ime getragene gedult, güetige vermahnung und öffters beschehens verweren und betrohen der straff und zuestifftens, weillen er noch auf seiner opinion so hals­störig verhart und so fürsezliche in windt schlecht und vergisst, ween er sich auf die kayserliche und lanndtsfürstliche bevelch in der anno 86 hin für gangene religions reformation neben anndere bürger und inwohnern verobligiert und verreversirt, sonnderlich dass er auch erst jetzt zu difficultirn sich unndersteeth, als hette er in denselben revers nit consentirt noch sich underschriben, dieweil er nit schreiben khunde etc., dahin erkhennt, herr stattrichter soll ime in die gehorsamb auf den thurn schaffen und daselbst acht tag lanng mit wasser und brott fennkhlich enthalten, alsdann, da er sich noch nit diemitigen, noch gehorsamben will, gemess irer khayserlichen mayestät religions bevelch ohne weitere gnad und verschonnung gegen ime procedirt werden und ime hiemit die zustiffung und raumung des lanndts inner 14 tagen aufgelegt sein. Auch diese execution dem herrn techant zur nachrichtung zu erindern.

36 Hans Steger, Lederer und Bürger in Tulln, ab 1604 wohnhaft Albrechtsgasse 24. 37 Gemeint ist Kaspar Haillos.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

8.1.26 1608, Jänner 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 300v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß einer Beschwerde des Dechanten weitere Informationen wegen der Störung des Gottesdienstes durch einen während der Wandlung vorbeifahrenden Schlitten einzuziehen. Herr dechant hie beschwert sich durch seine capläne, dass negsten Sontag38 gleich in der elevation einer hie in schöllen mit ainem schlitten unter dem hochamt für die khirchen fürgefahren. Begert inquisition einzuziehen unnd gegen denselben mit gebürlicher straff fürzugehen. Fiat.

8.1.27 1610, März 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 11 (1608–1612), fol. 184v–185r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung mit Fastenspeisen. Wegen abstellung des fleischessens in der burgerschafft und auftragung der fisch, wie auch ausschratung derselben sowol bestellung aines greißlers und besichtigung der vastenspeis, als häring, platvischl unnd anders etc.: Erstlich mit dem fleischessen sol sich menigelich ohne erlaubnus, außer der khindspetherin unnd sonnsten kranckhen personen, genzlich enthalten und ein gehorsambes khindt der cristlichen khirchen sein und bleiben. Was aber die vischer betrifft, daß sy vor lengst wol gewißt unnd innen solches vormals offter auferlegt worden, daß sy die statt, sonnderlich aber die vischkhreissler der notturfft nach mit vischen versehen haben sollen, so wennden sy aber ir entschuldigung für, daß sy khein ortt nit haben, ain ainiges schockh visch, will geschweigen mehr, erhalten khundten. Zu deme auch die visch yezo also theur, daß innen nit miglich sey, solche auszuschratten. Ist verlassen, die vischer sollen auf negsten rathstag guetachten geben und berichten, wo dann ain ortt zu haltung der visch mechte fürgenomen und auszaigt werden, sollen alsdann verrere fürsehung beschehen. Was den greißler anlangt, wann ein ehrlicher burger verhanden, der solchen handl zu führen vorhabens, ist solches bewilligt, solle ime auch gebierlicher schuz vor den winckhl greißlern alsdan gehalten werden. Die beschau und sezung der andern fastenspeis als häring, platvischl, stockh­visch und dergleichen, wie fürkhomen, daß etliche faulle und verlegene häring und platvischl sollen verkhaufft und hingeben worden sein, will herr stattrichter die firsehung mit eheisten ins werckh richten. 38 Das war der 27. Jänner.

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8. Kirche

8.1.28 1615, Februar 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 22r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt erneut eine Beschränkung der Öffnungszeiten der Kaufläden an Sonn- und Feiertagen. Die Wirte sollen ermahnt werden, das Verbot des Fleischessens innerhalb der Fastenzeit zu beachten. Herr stattrichter proponirt, nachdem vor disem veranlaßt worden, daß man an Son- und feyrtagen under haltung des gottsdienst die gwölber und khramläden vespörter zu halten, sich aber dessen anjezo nichts anfechten wellen lassen, sonndern bemelte läden in dergleichen feyrtägen ain als andern weeg offen halten, welcher maßen dergleichen unordnung einem ersamen rath abzustellen füer guet halte. Auf solche des herrn stattrichters gethane proposition ist de novo under dem gottsdienst an feyrtägen die läden versperrter zu halten, nachmittag aber dieselben nuer halben thaill, in maßen solches in andern stetten gehalten wirdt, ausser der fürder auslegung ainicher wahr offen zu halten veranlassen, darauf herr stattrichter sein fleißige obacht haben und diejenigen, so darwider handleten, zu bestraffen wirdt wissen. Herr stattrichter bericht, nachdem die halbe faßten alberaith firyber,39 daß die gastgeben ohne schey dardurch den auslendern bös exempel geben, wirdt offentlich fleisch zu speisen sich underfangen, ob solches nit einzustellen? Herr stattrichter wirdt ermelte gastgeben und wierth für sich zu erfordern und bey straff einzubinden wissen, daß sie sich des fleischsspeisens enthalten, zum faal sie aber verrer hieryber betretten würden, sy am leib sowol als am guet gestrafft werden sollen.

8.1.29 1630, Juni 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß dem Wunsch des Freiherrn Georg Teuffl den Apostolischen Nuntius mit einem Frühstück zu bewirten. Auf herrn Georgen Teuffls, freyherrns, mündtliches begehrn, daß wür herr nuncio apostolico40 mit einem frühstückh, dan mit zillen und schiffleuthen versehen solten, ist wolgedachten Teuffel, freyherrn, schrifftlich geantwortt wordten, daß wür in der eyll einen solchen grossen herrn der würthen nach 39 Ostersonntag war in diesem Jahr der 19. April. 40 Kardinal Ciriaco Rocci, 1630–1631 Apostolischer Nuntius am Kaiserhof. Möglicherweise stand die Durchreise des Nuntius in Zusammenhang mit dem dramatischen Reichstag in Regensburg von 1630, auf dem Wallenstein seines Kommandos enthoben wurde; der Nuntius nahm an diesem Reichstag teil.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

nicht tractiren khönnen, da aber ihr hochfürstliche gnaden wolten verlieb nehmen, werd man sich eusserist bewerben, darauf beede herrn neben andern commitis erschienen. Tulln, den 3. Junii anno etc. 1630.

8.1.30 1630, Juni 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln bittet einen Jesuitenpater, sich beim Apostolischen Nuntius für die Einrichtung eines privilegierten Altars, einen Ablass, und die Übertragung einer Stiftung an die Stadt einzusetzen. Mehr ain schreiben an herrn pater löblicher Jesuiter abgangen, darinnen er gebetten würdt, mit hilff herrn Georgen Teuffels, freiherrn, und herrn ­patris Valentini auch Jesuitens bey dem nuncio apostholico,41 weilln er denen von Tuln ein gnad versprochen, anzuhalten, damit denen von Tuln ein solcher altar, wan darauf meß gelesen, und für ein seel gebett, so im fegfeuer, dieselbe heraus erledigt werde, item unserer pfarrkhirchen ein solche indulgenz42 verlichen werden mechte, wan die, so am tag Sankt Steffani in weynachtfeyertagen darinnen beicht und communicirt würdt, für abwen­ dtung alles übels, sonderlich aber der vast järlichen allhie zu Tulln grasirenten infection bitten würdt, volkhombendtn ablaß erlangen khöndte. Item, damit die 1.000 fl., so weilandt herr Pindter,43 gewester alhiesiger dechant, denen studirenden khündtern vermacht, möchte denen von Tuln per järliches interesse möchte verliehen werden, welches interesse den studirendten tulnerischen khnaben auf ewig geraicht werden möchte. Tulln, den 15. Junii anno 1630.

8.1.31 1630, Juni 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Jesuitenpater schriftlich auf seine Fragen hinsichtlich des erbetenen Ablasses zu antworten. Stattrichter proponirt, weilln herr pater löblicher Jesuiten gestern alhero khommen und sich befragt, auf was für einen altar und wie derselbe haise, worauf die indulgenz44 solle fundirt werden, item umb welche zeit der ablaß 41 Ciriaco Rocci. 42 Unter Indulgenz versteht man einen Ablass, den Erlass der zeitlichen Sündenstrafe im Fegefeuer nach katholischem Glauben. 43 Dechant Michael Pinder hatte in seinem Testament ein Stipendium für Tullner Bürgerkinder gestiftet. 44 Vgl. Anm. zu Dokument 8.1.30.

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8. Kirche

bey der alhiesigen paarkhirchen zu Sankt Steffan zu begern? Item was für ein beschaffenheit es mit der pündterischen 1.000 fl. habe, was ihm darauff zu antwortten? Verlaß: Herrn pater schrifftlichen zu berichten, daß der altar aller heiligen apostelln, in der alhiesigen paarkhirchen bey Sankt Steffan gegen den hohen altar zur linkhen handt gleichsamb in einer capeln ligendt,45 also möchte privilegirt werdten, damit ein jedwedter priester, so für ein in purgatorio lebendte seel das heilige ambt der meß verrichten würdte, solche aus gedachten poenis purgatorii durch die barmherzigkheit Gottes erledigt, fürs erste. Zum anderen, damit alle christgläubige, welche am tag Sankt Steffani pro­ thomartiris in weynacht feyertägen beichten und communicirt und zu pflegung alles wolstants und ainigkheit der burgerschafft, auch abwen­dtung der leidigen seuch der pest, so sonsten fast järlichen alhie zu grassirn pflegt, diemüttig bitten werden, plenariam indulgentiam aller ihrer sündt erlangen khündten, doch solle darbey gemelt werdten, sich unbeschwerdt zu erkhundtigen, was ungefehr und beyleuffig die tax zu erlegung solcher privilegien sein möchte, dan ihm fahl solche also gestaigert, wür dieselbe abzurichten nicht vermöchten, und aus armuth verbleiben lassen müßten, welches schreiben also ausgeferttigt und überschickht werdten. Tulln, den 20. Junii anno etc. 1630.

8.1.32 1636, Juli 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Apostolischen Nuntius bei seiner Ankunft in Tulln Wein zu verehren und der Anzeige des Dechanten wegen eines vor der Eheschließung zusammen lebenden Paares nachzugehen. Herr Puckher proponirt weiter, daß er gesterigen tags neben herrn Adam Schezen bei herrn dechanten zu mittag gessen. Nach dem essen ihme verwiesen worden, daß er, herr dechant, ein schlechte gunst bei einem ehrsamen rhat hette, sintemal der babstliche nuncius46 neben herrn Esterhazy sohn bei ihme einzukehren versprochen, als nemblich auf vergangenen Freitag, deswegen er davor von den fischern begehrt, auf gute fisch sich zu versehen, sie aber in allem nicht über 3 fl. fisch gehabt, vermaint aus verdruß, zu truz oder widerwillen ihme beschehen seie, welches ein grosse schand

45 Diese Beschreibung passt auf die Frauenkapelle, deren Altar tatsächlich privilegiert wurde. Es handelt sich um den Altar Unser Lieben Frauen, dem Thomas Zerari 1637 ein Legat vermachen sollte. 46 Malatesta Baglioni, Bischof von Pesaro, 1634–1639 Apostolischer Nuntius am Kaiserhof.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

gewest, wo nicht herr rentmaisster mit einem biber47 und ettlichen fischen geholffen hette, und interim die rhais aufgeschoben worden. Item habe er auch begehrt, das kleine bächlein im stattgraben zwischen dem brückhelin ettliche 100 schildtkrotten wegen viler fasstäg hinein zu sezen, herr dechant aber von ihme iederzeit bis ankhunfft herrn stattrichters suspendirt worden. Begehrt derohalben herr Puckher zu wissen, weillen ihr hochfürstliche bäbstische nucius apostolicus auf künfftigen Montag gewiß ankhommen solte, ob ihme ein verehrwein, wie zu zeitten wol schlechtern personen beschicht, zu geben, oder ettliche fisch in einem wendl zu praesentiren? Verlaß: Fiat, und sollen die fischer sich mit guten fischen versehen, so ettwas zu bekhommen, dann mit 2 kändl weiß und 2 kändl rothen wein ihme zu begegnen. Herr Puckher vermelt weitters, daß herr dechant inter pocula48 zu verstehen geben, daß bei den Sixin Bruneterin, zwischen Hanns Grübl und Hannsen n., gewester soldatin, ein heurath oder versprechen beschehen, braut und breuthigam vor der copulation miteinander haussen. Solte er, Puckher, sehen und darob sein, damit sie sich copuliren liessen, und sollten ihres thun und lassens befragt werden. Bruneterin würdt vorgelassen und ernstlich befragt, warumb sie nit mit ihrem mann hausset und wie sie hausset? Antwortt: Habe ihr mann erst vor 8 tagen geschriben, item vermaint, sie hausset gar wol. Bschaidt: Solle ihrem mann inner 8 tagen auf Tulln bringen, und miteinander haussen, im widerigen sich zu gericht stellen, soll ihr die zustifftung auferlegt werden, sintemal die männer zu haus gehören, seie vielmehr ein cupplerin. Hanns Grübl und sein brauth werden dessgleichen befragt, warumb sie sich nit copuliren lassen? Antwortt: Haben sich bei herrn dechanten angemeldt, wollen sich auch auf künfftigen Sonntag lassen copuliren. Dann so habe er sein stifftung zu ihr, Bruneterin, gesucht wegen der kinder, gehe interim daselbsten nur aus und ein. Bschaidt: sollen sich die brautpersonen bei herrn dechanten anmelden. Interim zu verhütung und abstellung böser consequents sowol die wirthin, welche ohne das auch dergleichen und nit mit ihrem mann hauset, als auch die brautleuth ins gerichtshaus geschafft werden.

47 Bei Grabungen in der nahen Kartause Mauerbach wurden tatsächlich Reste von Bibern und Schildkröten gefunden, die auf den Genuss dieser Tiere als Fastenspeisen schließen lassen. Der Biber galt, da im Wasser lebend, als eine Art „Fischersatz“ (vgl. Galik, Kunst, Tierreste aus der Kartause Mauerbach). 48 Lat. während des Trinkens, also gleichsam nicht offiziell.

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8. Kirche

8.1.33 1654, Jänner 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Kirchenstühle in der Stadtpfarrkirche reparieren zu lassen und auf die Ratsbürger einzuwirken, sie an Sonnund Feiertagen einzunehmen. Erstlichen herr stattrichter proponiert, wasgestaldten zu befürderung der ehr Gottes ein bessere ordnung in der kirchen, der session49 halber, solle gemacht und eingeführt werden; fürnemblich weiln der prediger mit vielfältigen scalirn ainem ganzen ehrsamben rath vorgeworffen, daß die herrn des innern und äußern raths ihr gewöhnliche stühl nit betretten, sondern die bueben und bauersleuth sich in dieselbe eintringen und darinnen durch das ganze ambt und predig verbleiben, welches einem ehrsamben stattrath nit zu einem geringen schimpf geraichet, und weiln auch sogar an hey­ligen neuen jahrstag der, reverendo, schweinhiert herrn stattrichters stuel eingenohmen, und darinnen verblieben, was aber hierinnen zu thun, aines ehrsamben stattraths guettachten einholen wollen. Verlaß: Damit hinfüro die ehr Gottes mehr möge befürdert und alle guete anstalt in der kirchen gemacht werde, als sollen die stuel reparirt und von denen innern und äußern rathsfreunden eingenohmen werden. […] Die stuhl halber in der kirchen ist abermahlen votiert und geschlossen worden, daß die herrn des raths an Sonn- und feyertagen die für ein rath erbaute stuhl einnehmen, dieselbe aber vorhero repariert werden.

8.1.34 1655, Juli 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Bauschäden in der Kirche besichtigen zu lassen und trifft Maßnahmen für das Aufbringen der für die Reparatur notwendigen Mittel. Herr vicarius50 allhier in senatu referiert, wie daß die kirchen ganz pauföllig, und der priester gleichsamb über den altar und auf dem predigstuel nit sicher gewesen. Kirchenvatter vermeldet, daß er alberaith schindl, latten und anders b ­ estelt, das tach repariren zu lassen. 49 Mit der Session sind die Kirchenstühle gemeint. Die heutigen Kirchenstühle im Chor der Tullner Stadtpfarrkirche stammen aus der Kartause Gaming und kamen erst nach deren Aufhebung im 18. Jahrhundert nach Tulln. 50 Der Vikar Philipp Lang sollte später durch ein tödliches Attentat auf den Stadtrichter Franz Hofmann aktenkundig werden, vgl. oben Dokument 1.2.11.

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8.1 Reformation und Gegenreformation

Verlaß: Solle der augenschein eingenohmen und dahin gedacht werden, wie alles zu reparirn und auszubessern seye. Damit aber geldt kan beygebracht werden, als solle der gesambten burgerschafft inner 8 tagen, sich vom leuthgeben zu enthalten, per decretum anbevolchen werden, damit zu verhüttung grössern unhails die kirchen mag repariert werden, auch den wirthen anzubevelchen, über die gassen keine wein auszugeben.

8.1.35 1655, August 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln bestraft Dr. med. Johannes Juritsch, weil er am Vorabend des Festes des heiligen Laurentius öffentlich Fleisch gegessen habe. Ein decret an doctor Juritsch51 auszuförttigen, daß er in vigilia sancti Laurentii52 öffentlich fleisch gespeist und grosse ärgernus geben, zu billiche straff 24 reichsthaller zu erlegen, bey spörung seines haus.

8.1.36 1675, November 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt auf Beschwerde des Kapuzinerpaters, die Bürgerschaft vorzuladen und aufzufordern, die Gottesdienste zu besuchen und die Sonn- und Feiertagsruhe einzuhalten. Item referirt herr stattrichter, daß gestern in festo Sancti Martini der herr pater prediger capuciner nach vollender predig sich beschwert, daß allezeit so wenig leuth und fast niemandt in die predig kommen, da doch von ihrer fürstlichen gnaden, bischoffen zu Passau,53 anbefohlen worden, daß man den gottsdienst und predigen vleissig beywohnen, widrigen die saumbseh­ ligen und ausbleibenden nambhafft gemacht werden sollen. Verlaß: Es sollen die gesambte burgerschafft erfordert, und ihnen beweglich vorgetragen werden, daß sie sich vleissiger beym gottsdienst und predig einstellen, an Sonn- und feyrtägen aber das arbeithen und hin- und widerfahren bey straff underlassen sollen.

51 Dr. med. Johannes Juritsch, Sohn des Stadtrichters Andreas Juritsch, hatte in Wien mit Hilfe des Pinder’schen Stipendiums (oben Anm. zu Dokument 7.2.2) Medizin studiert. 52 Sankt Laurentius ist am 10. August. 53 Sebastian Graf von Pötting, 1673–1689 Fürstbischof von Passau.

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8. Kirche

8.1.37 1676, Jänner 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1674–1684), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Ehefrauen der Ratsbürger zum regelmäßigen Kirchenbesuch auffordern zu lassen und legt eine Kleiderordnung für den Besuch der Kirche sowie das Erscheinen vor dem Rat fest. Item proponirt herr stattrichter, dass noch anno 1671 in der ersten rathssession wie auch hernach jährliche allerzeit dahin getrachtet worden, dass des gemeine weesen befördert werden möchten, und es nun Gott lob in einen zimblichen guten standt gerathen, als hat es darbey sein bewenden. Weiln aber nunmehro die hoffarth under den raths- undt bürgers frauen also überhandt genohmen, daß billich ein einsehen zuthun ist, absonderlich weilen die rathsfrauen entweder gar nicht zum opffer gehen, oder zum fahl eine oder die andere gleich zum opffer gehet, ohne scheubl, ja sogar in der mader und fuxpelzen für hochwürdigisten sacrament erscheinen, also erfordert die noth, dass die policey ordnung, welche noch 1671 von ihrer kayserlichen mayestät publicirt worden, widerumb observiert und darob gehalten werde, wessenthalben dann neben dem herrn stattrichter zway herrn, einer aus dem innern und einer aus dem äussern rath, zu benennen sein, welche die bestraffung von den übertrettern vorzunehmen haben. Verlass: Es solle ein iedtweder rathsfreundt dieses seiner frauen einsagen und selbige anmahnen, dass sie hinfüro beser und vleissiger als bishero beschehen in die pfarrkirchen und zum opfer gehen sich einfinden; nicht weniger sole hinfüro kein bürger oder bürgersfrau ohne mantel und scheubl weder beym heyligen opfer in der kirchen noch beym herrn stattrichter, viel weniger vor dem rath erscheinen. Wie dann herr stattrichter die übertretter darumb zu bestraffen hat.

8.2 Kapuziner und Minoriten 8.2.1 1635, Juli 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über die geplante Niederlassung der Kapuziner in der Stadt. Herr stadtrichter proponiert, daß unlengsten herr dechant ihme vorgetragen, wie und wasgestalten gemainer stadt zum bessten die herrn capuciner54 54 Die Kapuziner sind ein Franziskanerorden der strengen Observanz, der in Wien seit 1618 über

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8.2 Kapuziner und Minoriten

herein gebracht werden mögen,55 welche es dan ein hochächtige sach, als hab er es einem wolweisen inneren und äußeren rath fortragen wollen, wie und wasgestalt mit dem alten closter ein beschaffenheit habe, wirdet in ablesen zu vernemben sein. Weil dann ainige capuciner bey ihme nit gewesen, man auch nit wiß, was sie für einen platz begeren werden, ob sie gemeiner stadt stadl, auch gartten hierzu begeren werden, also wol ein jeder von mundt zu mundt zu mundt reden. Herr Piringer: Es khumbt ihme selzamb for, daß man erst iez und ohne forhero ainiges wissen und begeren capuciner einführen will, dahero für rathsamb zu halten, die herrn capuciner sollen sich bey herrn stattrichter anmelden, was sie für einen platz haben wöllen. Zum anderen sey die statt ohne das arm, also weilen ohne das die einlag groß und zu besorgen thails heuser hergehen werden, item wo si nottwendig undterhalten werden sollen, hat ainer etwas, woll 1 ß., die nichts haben, were wol nith, daß wir unser bürger geben. Man mues anderer orth deswegen rath pflegen und sehen, wie man dies ablaine etc. Herr Pacher:56 Weilen dan die herrn capuciner sich niemals angemelt, daß man in weisser consideration gezogen werden möge, aldieweilen gemaine statt in grosser armuth stet, also sey nit thunlich, daß man dises einwillige und khünfftig unsere nachkhommen uns mit ybel nachreden khönnen, was sei dann betelordens, als ist reiff zu consideriren, wie sie mit almusen zu erhalten, weilen die Clossterneuburger57 hie ihren termini haben und ob sie zwar guette frombe leuth, so habe man auch ohne das schöne gottesdienst, item werde die steuer geschmelert und anderes etc. So alles wol zu consideriren. Herr Wieland: Ist eben dieser mainung. Herr Meltzer: Weilen dan gemaine statt also erarmet, bevor eine grosse feindt an der Tonau haben, also daß dises closter gar wol hierzue prauchsamb. Und damit man dies orthes khain schaden, leuth und die burgerein eigenes Kloster verfügt. Dieses Kloster, das vor allem durch die weitläufige Grablege des Hauses Habsburg berühmt ist, war von Kaiserin Anna, der Gattin von Kaiser Matthias, gestiftet worden. Der Orden wurde auch von dem Nachfolger des Matthias auf dem Kaiserthron, Ferdinand II., massiv gefördert, so dass es in der Folgezeit zu zahlreichen Niederlassungen in Österreich kam. Viele davon fielen den josephinischen Klosteraufhebungen zum Opfer. 55 Ein entsprechendes Schreiben Kaiser Ferdinands II. datiert allerdings erst vom 24. Sep­tember 1635. Generell zur Geschichte des Tullner Kapuzinerklosters Geyer, Das Kapuzinerkloster in Tulln. 56 Balthasar Pacher, Bürger in Tulln, ab 1633 wohnhaft Kirchengasse 3. 57 Gemeint ist vermutlich das 1451 den Franziskanern überlassene Kloster St. Jakob in Klos­ terneuburg, das auch in Tullner Testamenten als Empfänger von Legaten genannt wird. Das Kloster wurde 1783 aufgehoben. Die Sammelbezirke der Franziskanerklöster waren relativ weiträumig, das Kloster desselben Ordens in Langenlois bezog einen Teil seiner Einkünfte ebenfalls aus dem jetzigen Bezirk Tulln, wie Legate aus Kirchberg am Wagram zeigen. Zum Klosterneuburger Kloster: Starzer, Geschichte der landesfürstlichen Stadt Klosterneuburg 393–402.

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8. Kirche

schafft nit geschmelert, bey ihr mayestät einzukhomben, ob sie zwar das alte closter begern,58 so bleibt es doch nit dabey und also dan mit gaben, roboth und anderen die purger beschwert, daß man es mit schmertz empfinden werde. Im ybrigen mit herrn Piringer einverstanden. Schez: Er befinde nit, daß sie sich hier khinen erhalten, als wan sie nun ein zwifelheypel haben, den leuthen in den heusern liegen werden. Item sie zillen auf die beneficia, dardurch zwar fählen, so werden sie hernach den leiden stündlich im haus liegen. Er main, man soll rathes pflegen und darwög der einkhomben, vorher aber die capuciner hören, was sie begeren wellen. Im haubtwerkh aber nicht anders bringt, als daß die caplan dardurch faul werden, denn die capuciner die canzl und anderes verrichten. Strobl: Es sey zu besorgen, sie würden ein grosses plaz und heuser der stadt nemben, item die arme bürgerschafft würde mit roboth und anderen beschwert, man soll wie deme fürzukhomben. Staudtner: Ist eben dies verstanden. Lindinger:59 Weilen gemeiner statt dis closter bishero erhalten, also soll mitl dem forzukhomben fürkhert werden. Aus undterschidlich voten erscheinet, daß der mehrer thail darwider, daß die hie nit erhalten werden khönnen, weilen wenig unser etwas haben. Im andern soll man fragen, was orth sie begern, und wie sie erhalten, fündt man für rathsamb, daß man erst solle fragen und anhöben zu rechten, also zu andtworthen und abzulainen vil besser. Dan haben 3 vota, daß zwar die ehr Gottes zu befürdern, aber nur die faulheit der pfaffen gepflanzt werde. Hieryber der stattschreyber neben 4 aus dem innern und 4 aus dem äussern rath gesucht werden zu fragen. Erstlich, was sie for einen plaz begern. Im andern werden sie schwerlich alhie khönnen wegen armueth der burger erhalten werden, 3ten wie vil ihrer hie sein werden. Relation das herr dechant gemeldet: Weil man das alte closter doch nit kanne erhalten, also halt er vor rathsamb den capuciner als den minoriten zu geben. Item der undterhaltung halber soll niemandt beschwert werden, also gebetten, daß herr stattrichter solch sein capuziner einführen nochmals ihm rath proponirn wolle.

58 Mit dem „alten Kloster“ ist das Kloster des Minoritenordens gemeint. Der Orden hatte in Ermangelung geeigneter Brüder die Ordensniederlassung in Tulln 1542 aufgegeben, als Steuerforderungen fällig wurden (Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30/a (Tulln), fol. 135r–v). Nach einem Gutachten über den Bauzustand, das Christoph Rueber und der Architekt Johann Tscherte im August dieses Jahres erstellten, wurde der leere Klosterbau vom Kaiser der Stadt überlassen. 59 Hans Lindinger, Gastwirt „Zum schwarzen Adler“ in Tulln.

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8.2 Kapuziner und Minoriten

8.2.2 1635, August 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über die geplante Niederlassung der Kapuziner sowie die Forderung des Minoritenordens nach Rückgabe des verlassenen Minoritenklosters in Tulln. Herr fratris Alexi, capuciner ordens provinciale, schreiben, darinnen sie in der stadt ein capuciner closster pauen wellen, ist abgelesen worden. Hieryber er, herr stadtrichter, ihnen das alte closter gezaigt und in beschloss sovil, daß dies closter denen patres conventualibus minorithen angethun. Und ob zwar denen von Tuln gegeben worden, so wais man, wie es ietziger zeit mit den geistlichen güettern eine beschaffenheit. Alsdan die Tulner hieryber gezogen werden möchten. Zusammenkunft in herrn stadtrichtern behausung nachmittag, den 12. August: Herr stadtrichter proponirt, weilen er morgen auf Wien müesse und ihme gleich ietzt von ainen herren minoriten ein bevelch zukhommen, das betreffe das alte closter und das darzue gehörig begeren, ihn eingeraumbt werden solle, weliche ihr begeren die löbliche niederösterreichische regierung den von Tulln umb bericht decedirt. Die vota gehen dahin, daß man die freyheit yber dieses alte closter beischliesse und berichte, was ihr mayestät solches geschengter massen nit bey der statt zum wasser gebau lassen will, womit gilts um gleich wenn sie es jez werden, damit um khain feindtschafft dies orthen widerfahr.

8.2.3 1635, August 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Stadtrichter von Tulln berichtet über die Gespräche mit dem ehemaligen Tullner Stadtschreiber Zacharias Constantius Kirchmair in Wien über die Angelegenheit einer erneuten Ansiedelung eines Bettelordens in Tulln. Herr stattrichter refferiert, daß er neben herr Puckher und Meltzer nacher Wien geraist und erstlichen das wegen der minoriten bey herrn Khürchmayr gewest, der erstlich die herrn capuciner mehren als die herrn minoriten einzu­nemben weren, welche sie ihm dergestalt wiedersprochen, daß sie, capuciner, nichts aigens und obwoll etwas weniges doch daglich auf sie gehen.

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8. Kirche

8.2.4 1635, September 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Stadtrichter von Tulln berichtet von Verhandlungen in Wien wegen der Rückgabeforderung des Minoritenordens, zu denen die Stadt von der Niederösterreichischen Regierung geladen worden ist. Herr stattrichter relationirt Wiener rais, daß man sich zu erindern habe, daß man von der hochlöblichen niderösterreichischen regierung citirt, deme man gehorsam nachkhomben, und e.h. Pieringer, Puckher und stattschreiber60 erstlich zu herrn Hafner,61 der wegen dieser sache commissarius ist, deme gesacht, daß denen von Tuln gar schwer fallen würd, wann sie dies closter, so sie zu dem wasser gepeu der gar zu nache zue reissenden Thonau wol von nötten, abtretten würde, in deme man auch khayserliche privilegia darumben habe. Er geandtworttet, sey war, daß dis closter zum wasser gepeu wol von nötten, aber wie es mit anderen orthen geschehen, werde es uns auch geschehen. Am heimbgehen zu herrn von Ello khommen, der sich mit diser sachen das beste zu thun anerbotten. Die herrn minoriten haben fürgebracht, daß dem khayser Ferdinando nit gebürt, also bitten sie, man wolle ihnen ir closter sambt etlich joch ackher, die der schuelmaister haben soll, einraumen. Hierauf sie ganz abgeschlagen, dis closter sey von khayser Ferdinando resignirt worden, der es denen von Tuln geschenkht, weil dan der zue raissende Tonaustrumb der statt zuereißt, und da man in einem ½ jahr helffen es zu spat, das jungfrau closter und statt in das wasser gesezt, darzue dis alt gepau, weilen zu solchem werckh die stain am maisten von nötten, also gebetten, bei dem privilegio zu schüzen, hieryber wegen man uns ein recompens geben, so woll man gegen einer ergezlichkheit das closter cedirn: Erstlich, daß sie einen revers herein geben, daß sie, was sie in der einandtworttung empfangen, content sein wollen. Zum zweiten mit teuschen brüedern das selbig versehen, 3. wan sie das closter wider sollten abtreten, niemandt als die von Tuln den zuespruch haben sollen, und einen recompens dafür begert, nemblichen eine mauth,62 welches der herr statthalder heut vorzubringen bei ihr mayestät versprochen.

60 Gemeint ist Mag. Paul Gomer. 61 Dr. Martin von Hafner († 1654), Sohn des Wiener Bürgermeisters Augustin Hafner, Studium an der Universität Siena, ab 1623 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1626 Dekan und Rektor der Wiener Universität. 62 Die Tullner Rossmaut wurde 1655 vom Kaiser genehmigt, vgl. Dokument 11.15.

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8.2 Kapuziner und Minoriten

8.2.5 1635, September 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Stadtschreiber von Tulln berichtet von der Übergabe einer Stellungnahme der Stadt an den Landesfürsten wegen des ehemaligen Minoritenklosters. Stattschreyber relation von Wien wegen des alten closters der minoriten, daß er herrn Khürchmayr das anbringen fortragen, der ihme es auch wol gefallen lassen. […] und hat solches pater Peter des andern tages ihrer mayes­ tät nach Eberstorff63 gebracht, und wie von herrn Khirchmayr vernomben, das guetacht gar wol mit denen von Tuln seye.

8.2.6 1635, September 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln billigt den Bericht des Stadtrichters über ein Gutachten in der Frage des ehemaligen Minoritenklosters. Herr stattrichter proponirt, daß die herrn minoriten hie gewesen und den beschaidt yber das eingeraichte guettachten gegen welches abgelesen. Placet in ainem und andern wie gericht, und wirdt regierung hieryber die weitere notturfft ausferttigen zu lassen wissen.

8.2.7 1635, Oktober 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln formuliert Bedingungen für die Rückgabe des ehemaligen Minoritenklosters an den Minoritenorden vor einer landesfürst­ lichen Kommission. Herr stattrichter schreibt, daß auf khünfftig Finstag64 das obere closter eingandtworttet werden solle, deswegen die herrn khayserlichen comissare ankhomben werden, und man sich, auf so gemessenen bevelch, ihnen nit wol zu wider sein werde khönen, daß die verpunden mit der herr commissarien würden geferttiget werden sollen.

63 Gemeint ist das kaiserliche Jagdschloss Kaiserebersdorf, das unter Kaiser Ferdinand II. ab 1628 ausgebaut wurde. Im Schloss ist heute die Strafvollzugsanstalt Simmering untergebracht. 64 Das war der 4. Oktober, der Tag des heiligen Franz von Assisi, was vermutlich kein Zufall ist.

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8. Kirche

Hergegen werden ihnen die herrn patres den recompens zu thun und in das werkh zu setzen nit zugegen sein lassen: 1. der, das sie jederzeit den gottesdienst halten sollen, da aber das closter vom orden verlassen, das Tulln, massen von Ferdinando primo solches eingehabt, cediren wollen. 3. daß dieses closter mit teutschen und nit wellschen besezt werden solle. 4. daß herr pater provincial ihme gelieben lassen wölle, die statt in einnehmung der posses des closter und gartten zu quittieren, daß der orden von der statt Tulln nits mehr zu begeren, sondern sye ihme in allem content und zufriden bleiben solle. Solle morgen auf vortrag des herrn commissarien die 4 puncten obverstandnermassen geandtwortet werden.

8.2.8 1635, November 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Guardian des Minoritenordens in Tulln erbittet von der Stadt Ziegel zur Wiederherstellung des Klosters sowie die Benennung eines Orts für die Errichtung eines Kreuzes. Frater Didaci Borgias ordinis minorum conventualium65 bittet umb 2.000 ziegl,66 item umb ein pläzl, wo das creuz stehen soll, alda er ein creuz aufrichten khinte.67

8.2.9 1635, Dezember 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verschiebt die Beratung über einen kaiserlichen Befehl sowie ein Fürbittschreiben des Passauer Bischofs, Erzherzog Leopold Wilhelm, wegen des Baus eines Kapuzinerklosters in der Stadt. Herr stattrichter lifert ab einen befelch von ihr kayserlichen mayestät neben einer recommendation von ihrer durchlaucht erzherzogen Leopoldi Wil65 Der Name des Minoriten, zunächst offenbar Guardian in Tulln, lässt auf eine spanische Herkunft schließen, obwohl der Orden verpflichtet war, nur deutschsprachige Patres nach Tulln zu entsenden. 66 Die Stadt Tulln betrieb einen Ziegelofen, dazu unten Dokumente 9.4.2–9.4.4. Neben Ziegeln erbaten die Minoriten, ebenso wie die Kapuziner, von der Stadt regelmäßig die Bereitstellung von Auholz zu Heizzwecken. 67 Das Kreuz sollte offenbar der Markierung der alten Freiung des Minoritenklosters dienen, was die gereizte Stimmung verständlich macht, mit der das Kreuz in der Stadt aufgenommen wurde. Die Freiung war dem Kloster bereits im Stadtrecht Herzog Rudolfs IV. zugestanden worden. Vermutlich ist das jetzt auf dem Minoritenplatz stehende steinerne Kreuz, das 1754 vom Tullner Bildhauer Sebastian Gürner geschaffen wurde und das Wappen des Ordens trägt, der Nachfolger des in den hier edierten Dokumenten gegenständlichen Kreuzes (Oppeker, Beiträge zur Geschichte der Tullner Künstlerfamilie Gürner 31).

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8.2 Kapuziner und Minoriten

helmi, denen patribus cappucinis bequemes ort ein closster zu bauen betreffend, welches unter essen68 überantwortet worden. Verlaß: Weillen solches innern und äußern rhat angehet, ist diese consultation auf morgigen tag transferirt worden.

8.2.10 1635, Dezember 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über einen kaiserlichen Befehl und ein Fürbittschreiben des Passauer Bischofs, Erzherzog Leopold Wilhelm, wegen des Baus eines Kapuzinerklosters in der Stadt. Herr stattrichter producirt zum andermahl den befelch von ihr khayserlichen mayestät69 neben recommendationsschreiben ihrer hochfürstlichen durchlaucht, bischoffen zu Passau, wegen der herrn cappucciner ein closster in der statt zu pauen. Herr Piringer: Vermaint, bei ihrer mayestät widerumb einzukhommen, weilen ohne das herrn patres conventualn oder minoriten alhier sind. Herr Puckher: Daß die herrn patres minoriten albereit mit verdruß der gmain herumb samblen, zu erkhundigen, woraus sie doch woltten bei ihrer mayestät einzukhommen. Herr Wiellandt: Verstehet sich nichts darauf. Herr Malzer: Weillen herr stattrichter ohne das auf Wien und rhat fragen. Herr Ötinger: Durch herrn Malzer verstanden. Herr Muhrbeckh: Durch herrn Malzer beantworttet. Verlaß: Weillen die ämbter resignirt zu gedulden, bis sie widerumb ersezt werden, alsdann auf ankhunfft herrn wahlcommissari fürzuhaltten, dabei auf äusser rhat und ettliche gemain sein sollen.

8.2.11 1636, Jänner 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beauftragt eine Kommission aus Ratsbürgern, einen Lokalaugenschein wegen des geplanten Kreuzes vor dem Minoritenkloster durchzuführen. Pater Didacus Borgias, ordinis minoritorum conventualium, will ein creuz vor dem alten closster aufrichten lassen. 68 Die Ratsversammlung war an diesem Tag mittags unterbrochen worden, die gegenständliche Materie wurde eodem die nachmittag abgehandelt. 69 Laut Geyer, Das Kapuzinerkloster in Tulln 9, stammte das kaiserliche Schreiben vom 24. September. Warum es erst am 19. Dezember behandelt wurde, ist unklar.

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8. Kirche

Verlaß: Durch herrn Puckher, Wiellandt und Philipp Hofer soll ein augenschein eingezogen werden, und daß solches aus willkhür gemainer statt beschehen.

8.2.12 1636, Jänner 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Bitte des Kapuzinerordens um die Erlaubnis zum Bau eines Klosters außerhalb der Stadtmauer mit dem Hinweis auf ein kaiserliches Verbot solcher Bauten zu beantworten und dem Orden Verhandlungen mit dem Minoritenorden um das Minoritenkloster in der Stadt vorzuschlagen. Herr stattrichter proponirt, daß ihre khayserliche mayestät ein befelch und ihr durchlaucht erzherzog Leopold Wilhelm etc. ein intercessionsschrift, den herrn patres cappucinis ein closster zu bauen in der statt alhier, unns angehändigt, und nunmehr von herrn patribus ein ort ausserhalb der statt aufgezaichnet, ettlich gärten und städl dazu ihnen belieben lassen. Wann aber solches gemainer statt schädlich und ein ewiges wesen, und er solches allein nit auf sich nehmen wollen, habe er derowegen ein gemain berueffen, wiewol zwar die herrn patres versprochen, alles zu bezahlen, soll doch hierüber jede partei ihr gutachten geben. Herr Piringer: Vermaint, weill sie sagen, sie wolten andere örtter darfür herkhauffen, solten auch hergegen ausbringen bei ihr mayestät, daß die bürgerschafft wegen der steur und anlagen möchte befreiet werden. Herr Puckher: Sagt, weillen die gärtten ausser etlicher wenig zu gemainer statt oder kirchen dienstbar, sey leichter zu verschmerzen als wann in der statt ettliche heuser wehren ruinirt worden. Sollen die, so aigenthumbliche gärtten haben, dieselbe schäzen, die gültt aber von ihrer mayestät abzuthun einkhommen. Herr Wielland: Ihr mayestät haben macht, die ganze statt zu verschen­ ckhen, seie vil, daß sie ausserhalb pauen, ist besser als in der statt, man kön sich dem kayser nicht widersezen. Herr Malzer: Wann sie die diennst etc. zum kirchen- und stattcammerambt entrichten, und die gartten ordenlich erkhauffen, hat er kein bedenkhen. Herr Muhrbeckh: Daß man sich des khayserlichen befelchs nicht entschütten könne, sey verstanden. Herr Schäz: Die herrn patres sagen wol die bezahlung, aber werden mit guten wortten nicht vil darumb geben, sollen umb ein billichs geschäzt, damit die burger nicht beschwehrt werden, item die steur und dienst bezahlen, wegen des orts ordentliche stifftbrief, damit sie nicht weitter greiffen, aufgericht werden. 312

8.2 Kapuziner und Minoriten

Herr [Matthias] Strobel: Seie ein grosser schadt der gemainen statt, weils sein mueß, so sey es, im übrigen von herrn Piringer verstanden. Herr Burger: Weill sie ausserhalb der statt bauen, könne mans ihnen auf khayserlichen befelch nicht abschlagen, von herrn Puckher verstanden. Herr Stauttner: Weil man keinem seine sachen mit gewalt kan nehmen, sollen die gärten geschäzt werden, von herrn Piringer verstanden. Herr [Philipp] Hofer: Sie besser vor der statt, als darinnen, ist übriges verstanden. Herr stattrichter: Vermaint, sollen die gült darauf ligendt abrichten oder ein summam gelt von ihrem fundatore70 dargeben, selbes auf gemain interesse zu legen, die gartten ordentlich geschäzt und bezahlt werden oder schrifftlich die gravamina ihnen, herrn patribus, anzudeutten, sintemahln er nachgeschlagen und befunden, daß vor diesem ein kirch daselbsten gestanden, aber in feindtzeiten schädlich gewest, aus landesfürstlichem befelch anno 1535 den 22. Februar abgebrochen worden.71 Äusser rhats gutachten: Sei nicht vorträglich, in kriegsleuffen, weill solches gar nahe bei der statt, sey besser in der vergessenen gassen,72 indeme ohne das ettliche heuser gemainer statt verfallen, ein closster zu pauen, aber wegen der einlag abgeschrieben möchte werden. Erstes viertel73 der gemain: Jodocus Gepoldt, Michael Hägl,74 Georg Beckh, Hanns Adenberger vermainen besser zu sein, ausser der statt, als in der statt zu pauen, damit die burgerschafft nicht geschwächt werde. Ander viertel: Hanns Kirchmair, Urban Stadler und Hanns Vogl sagen, fürträglicher in der vergessen gassen zu pauen. Dritt und viert viertel: Georg Eckh, Jacob Lobmair,75 Georg Mair,76 Hanns Forstinger und Jacob Strobl wissen nicht darauf zu antwortten, man soll ihnen, herrn patribus, ettliche gärtten einraumen, welche ohne das faill, damit gemainer statt nichts vergeben werde, habe ohne das grosse auflagen. Herr stattrichter vermeldt, weilen die vota so ungleich, als solle man noch ein mal votiren. Herr Piringer: Mit denen herrn patribus minoritis durch herrn dechanten und herrn umb das alte closster zu tractiren, sey gar nicht nüzlich, sich in 70 Gemeint ist vermutlich Johann Baptist Graf von Werdenberg († 1648), der sich besonders für die Ansiedlung der Kapuziner einsetzte. Sein im Kapuzinerkloster aufgestellter Gedenkstein wurde nach dem Abbruch der Kapuzinerkirche an die Außenmauer der Tullner Stadtpfarrkirche versetzt. 71 Gemeint ist die Kirche Maria Anger. 72 Heute Karlsgasse. 73 Zu den Tullner Stadtvierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4. 74 Michael Hägl, Brotsitzer und Bürger in Tulln, ab 1608 wohnhaft Albrechtsgasse 15. „Brotsitzer“ meint einen Verkäufer von Brot, der kein Bäcker war. 75 Jakob Lobmayr, Bader aus Passau und Bürger in Tulln, ab 1634 wohnhaft Wienerstraße 6. 76 Georg Mair, Bader und Bürger in Tulln, ab 1621 wohnhaft Bahnhofstraße 13.

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8. Kirche

die vergessene gassen einzulassen wegen abgang der mannschaft, sonderlich in dehren zeit.77 Herr Puckher: Mit herr patribus minoritorum zu tractirn, im widerigen ihrer mayestät zu berichten, darinen khaysers Friderici befelch,78 daß kein gebeu vor der statt solte geführt werden, zu melden. Herr Wiellandt: Consentirt mit herrn Puckher. Herr Malzer: Läßt ihme herrn Piringers mainung gefallen, und kaisers Friderici befelch benebens in obacht zu nehmen. Herr Muhrbeckh: Mit den patribus minoritis zu tractiren sein verstanden. Herr Schäz: Maint, es werde ¼ der statt darauf gehen, wann sie herein kämen, in bedenkhung der gärtten, so sie haben müssen. Mit herrn minoriten zu tractiren, wiewol sie schwehrlich werden abweichen. Sollen sich die herrn patres cappucini ein zeit lang gedulden, interim ettwas schrifftlichs bei ihrer maystät eingeraicht werde. Herr [Matthias] Strobel: Durch herrn Schäzen verstanden. Herrn Burger: Gefället herrn Schäzens mainung. Herr Stautner: Mit herrn patribus minoritis zu tractirn umb das alte closster. Herr Hofer: Vermeldt, daß guth sey in der vergeßnen gassen zu bauen, sofern sie sich mit einem wenigen vergnügen ließen. Herr Kalb: Mit herrn patribus minoritis zu tractirn sei verstanden. Herr Mandl: Weillen herrn patres cappucini ein entliche resolution haben wollen, als hetten sie sich zu gedulden bis ettwann die herrn patres minoriten möchten abkommen, welches auch ihnen nuzlicher wehre. Herr Blasi Rahm: Per herrn Schäzen verstanden. Herr Kling: Per herrn Puckher vernommen. Herr Zwickh: Mit denen herrn patribus minoritis durch herrn decanum zu tractiren, weillen es ohne das principal, daß herrn patres capucini daher kommen. Herr Gernstl: Verstanden. Herr Paul Schäz: Verstanden. Herr Preireth: Per herrn Schäzen verstanden. Herr Hagen: Durch herrn Mandl vernommen. Herr Fraundorffer: Mit herrn patres minoriten zu tractiren, im übrigen ihnen das ausgezaichnete ortt einraumen. Herr Paul Hoffer: Per herrn Fraundorffer. Herr Muhrbeckh: Per herr Piringer. 77 Die Eile, die die Minoriten mit der Errichtung des Kreuzes hatten, war offenbar auch darauf zurückzuführen, dass der Orden das Tullner Kloster noch nicht besetzen konnte. Offenbar hoffte man in Tulln, die Minoriten zur Übergabe ihres Klosters an die Kapuziner bewegen zu können. 78 Der gegenständliche Befehl stammt laut Tullner Grundbuch vom 13. April 1465, vgl. oben Dokument 1.1.4.

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8.2 Kapuziner und Minoriten

Herr Kazianer: Ist verstanden. Herrn Martl: Gefället herrn Puckhers mainung. Herr Gassner: Durch herrn Mandl verstanden. Aus der gemain: Jobst, Hüls,79 Peckh, Kirchmair, kerzenmacher, Staudner, Lobmair, Mair: Mit herrn patres minoriten zu tractiren umb das alte kloster. Eckh: Durch Fraundorffer verstanden. [Jakob] Strobl: Von herrn Puckher vernommen. Forstinger: Durch herrn Puckher beantworttet. Adenberger: Vermaint, besser zu sein vor der statt als darin zu pauen. Verlaß: Die herrn patres capuccini sollen schrifftlich ersucht und kaisers Friderici befelch erinnert werden, mögen derohalben mit denen patres minoriten umb ihr closster zu tractiren auf mittel bedacht sein. Interim ist einem ehrsamen rhat nicht zuwider, sich des ausgezaichneten orts vor dem frauenthor80 mit aussteckhung der signorum zu gebrauchen.

8.2.13 1636, Februar 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln billigt ein Schreiben an den Kaiser wegen des Beharrens des Kapuzinerordens auf dem Bau eines Klosters vor der Stadtmauer und beauftragt den Stadtkämmerer mit einer Schätzung des Werts der von den Kapuzinern beanspruchten Gärten. Herr stattrichter proponirt den befelch der herrn capucciner ein closster zu bauen, daß sie ihnen alberait einen ort darzue erkhiest, wiewol man ihnen geschrieben, wollen sie doch nicht abweichen, derowegen an ihr khayser­ liche mayestät aines gemacht und abgelesen werden soll, also gefällig? Verlaß: Placet, solle ehist übergeben werden. Herr Georg Öttinger, Hanns Lindinger und Urban Stadler würdt vorgehalten, daß die herrn patres cappucinis begehrn ihre städel und gärtten zu kaufen, wie hoch sie es schäzen? Antwortt herr Öttinger: Durch wechsel könne ein tausch getroffen werden, sey ihme sonsten nicht faill. Antwort Lindinger: Sein gartten gehöre zum viertel hof ins jungfrau closster alhier, solle ihme einen andern darfür geben, sonsten seiner nicht faill. Antwortt Stadler: Müsse wegen seiner wirtschafft ein städel haben, sey ihme nicht faill. Verlaß: Herr stattcammerer soll per decretum ersucht werden, zu schäzen, das die gärtten wehrt sein mögen. 79 Michael Hüls, Binder und Bürger in Tulln, ab 1633 wohnhaft Hauptplatz 31. 80 Das Frauentor ist das südliche Tullner Stadttor. Durch dieses Tor führte die Hauptstraße, die Tulln mit der Reichsstraße verband, insofern war es das wichtigste Stadttor.

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8. Kirche

8.2.14 1636, März 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beauftragt den Stadtrichter mit Verhandlungen mit dem Minoritenorden über den Verkauf ihres Klosters an die Kapuziner. Herr stattrichter vermeldt, die ursach, warumb zu solcher heiligen zeit81 rhat zu halten, sei, dieweil viel suppliciren zu erledigen, dann auch, daß die herrn partres capuccini stets anhalten wegen erbauung ihres clossters, weillen dann solches nit wol aus noch in der statt ohne schaad derselben sein kan, es sei dann, daß mit den herrn patribus minoritis umb das alte closster transigirt werde, so bis dato aus abwesen herrn patris provincialis nicht hat ins werkh können gesezt werden. Weillen aber er anjezo ankhommen, derowegen ein briefl an ihne geschriben, tag und stundt zu benennen, was ihme gelegen were, ettwas zu tractiren, welcher sich wegen der heiligen zeit entschuldigt und daß er den 15. April aufs capitul müsse, deswegen von nöthen seie, alle praeparatoria zu bestellen. Dann seie widerumb ein aigner pott hinabgeschickt worden als gestern, den 16. huius, ob ihr hochwürden, herr pater provincialis, auf künfftigen Erichtag82 gewiß anzutreffen, er sich aber widerumb entschuldigt, morgigen tags um 9 oder 10 gewiß verraisen müsse, begehrt derowegen zu wissen, wer interim abzusenden mit ihme zu tractiren, sintemal die herrn patres capuccinis alberait das gelt in handen. Verlaß: Herr stattrichter wolle neben einem andern, so es gefallig, dise mühewaltung auf sich zu nehmen belieben lassen.

8.2.15 1636, März 31, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, ein Schreiben an den Minoritenorden zu richten, das Tullner Kloster den Kapuzinern zu überlassen. Herr stattrichter vermeldt herrn patres capuccinos betreffend abschrifft, oder mündlich bit, die herrn patribus minoritis umb das alte closster zu tractiren, sintemal der junge herr Preuner83 alhier gewesen, begehrt, ihr closster bauen zu lassen. 81 Der 17. März war in diesem Jahr der Montag nach dem Palmsonntag und fiel somit in die Karwoche. 82 Das war der 18. März. 83 Vielleicht Ferdinand Ernst Graf Breuner (1607–1666), von dem im Übergabedokument für die Klostergründe (Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln 1. Aufl., Regest DCCXXXIV) im Zusammenhang mit der Nutzung des Erbes der Gräfin Kufstein zum Bau des Kapuzinerklosters 1652 die Rede ist.

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8.2 Kapuziner und Minoriten

Verlaß: Schrifftlich an herrn patrem provincialem ordinis minoritorum conventualium zu gelangen, darinnen ettliche motiven zu vermelden, daß besser were, wann sie gelt für ihr altes closster hetten als wann sie läer davon gehen solten, sintemahlen das stättl armb und sich nicht erhalten wurden, massen vor disem laut einer beilag beschehen, darinnen sich ein gaistlicher sich gegen seinen provincialen beklagt, alhier sich zu erhalten kein möglichkeit seie. Dann ist auch kundtbar, daß sie herrn minoritae zu underhaltung mehrers bedürfftig als die herrn capucciner.

8.2.16 1636, April 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Guardian des Minoritenkonvents schriftlich zu ermahnen, die Vereinbarung über die Rückgabe des Klosters zu beachten. Herr stattrichter vermeldt, daß gesstern zween patres minoritorum conventualium zu ihme kommen, begehrn, den stadl beim alten closster abzubrechen, welches wider ihr installation und befelch ihrer keyserlichen mayes­ tät, darinnen vermeldt, man soll ihnen das clössterl geben, wie es anjezo ist, ohne weittere entgelt gemeiner statt. Dann so seindt auch sie denen von gemeiner statt eingegebenen articuln in der transaction vermeldten in ainem und andern bis dato nicht nachkhommen. Verlaß: Herrn pater Didacum schrifftlich zu erinnern, daß ehrsamer rath mit verwundern vernommen, er den stadl bei dero closster, aber auf gemeiner statt grund und boden ligendt, abzubrechen gesinnt sei, wie auch nicht weniger vor augen sehen müssen, daß ebenfalls auf gemainer statt territorio ein creuz alberait aufgerichtet, und sintemal er ohne das gripplerisch84 dise ort als loca pertinentia85 überlangs angesprochen und begehren möchte, solle sich der transaction gemeß halten. So er aber ins künfftig mit gemainer statt also wirt vergleichen, ist einem ehrsamen rath nicht zu wider ettwas geschehen könne.

8.2.17 1636, Mai 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln lehnt die Bitte des Guardians des Minoritenklosters um Übernahme einer offenen Wirtshausrechnung ab.

84 Unter „gripplerisch“ versteht man streitsüchtig; grippeln bedeutet hadern, zanken (Grimm, Deutsches Wörterbuch 9, 383). 85 Lat. Zugehör.

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8. Kirche

Pater frater Remboldus Schererus, quardianus, und das ganze convent der herrn minoriten supplicirn diese schuldt, so ettliche gaisstliche patres in mangel der victualien86 von herrn Lindinger, gasstgeben, in ainem und andern zu ihrer installation entnommen,87 gemeine statt auf sich zu nehmen. Verlaß: Wofern gemaine statt diese jahr hero durch sovil underschiedliche anlagen und einquartirungen nicht also erschöpfft und bis dato immerzu beladen, dahero in merckhlichen schaden gerunnen, würde gemaine statt solche abzuführen kein bedenckhen haben. Weillen aber dieselbe entblößt, wolle herr pater quardian bei solcher so wissentlicher noth dieselbe für diessmal entschuldigt haben. Im übrigen, was ein jeder seinem belieben und vermögen nach in dero samblung thu kan mitzuthailen erbietig.

8.2.18 1636, Mai 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Kapuzinerorden die „vergessene Gasse“ (jetzt Karlsgasse) für die Errichtung ihres Klosters vorzuschlagen und zur Bedingung zu machen, dass die Kapuziner in das Minoritenkloster übersiedeln müssten, sollten die Minoriten ihre Niederlassung aufgeben. Herr stattrichter proponirt, daß nun zum öfftern berathschlagt worden der herrn capucciner closster gebeu betreffend, welches aber bis dato nichts fruchtbarlichs würckhen wollen, auch desswegen mit denen herrn patres minoritis zu tractiren wegen des clossters sich understanden, sie aber sich darauf gar nicht verstehen, wie aus ablesung eines schreibens zu vernehmen, zu überhebung aber mehreren solicitirens der herrn capucciner ein orth bei Sankt Sigmund ihnen vorgeschlagen, die auch des orts gelegenheit abgesehen, aber dasselbe renuirt erstlichen darumb, dieweilen ettwas weit entlegen, im wintter das allmosen zu hohlen schwehr fielle, zum andern wegen des wasser, wann sie sollen uhrplözlich abgerissen werden, dann fürs dritte, nit sowol der bürgerschafft mit hailsamen rhat und that, sonderlich in khrankheiten kunten beispringen, und begern hierauf viertens vor dem frauenthor zu bauen instanter, welches er zwar wegen kaiser Friderici befelchs, kein gebeu vor der statt zu fiehren, nicht gern sehe, damit man aber spüren könne, daß an ihme nichts ermangelt, seindt vier underschiedliche schreiben abgelesen worden, deswegen sich hierüber ein ersame sowol inals äußere rhat und die gemain mehrmahlen erklehren wollen. Herr Puckher: Vermaint, die herrn patres capuccini nicht begeren solten das ort beim frauenthor, sintemal ettliche bürger dardurch wegen ihrer 86 Lebensmittel. 87 Das Kloster war offenbar noch nicht bezogen, die Patres griffen auf den Gasthof „Schwarzer Adler“ zurück.

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8.2 Kapuziner und Minoriten

gärtten zum schaden kämen. Seie gar kein bedenckhen wegen des wassers bei Sankt Sigmund, sondern haltet für gut, daß sie, herrn patres, den rhatschlag von ihrer mayestät auf unseres kaysers supplicirn sollicitiren solten. Herr Wiellandt: Die herrn minoriten wollen nicht weichen und können sich doch nicht erhalten, beklagen sich nun zum öfftern; bleibt bei seiner alten mainung, ihnen das alte closster zu geben. Herr Malzer: Es würden ihre gärtten vil einnehmen in der statt, ist besser bei Sankt Sigmund zu pauen. Herr Öttinger: Erachtet, in der statt ein ortt ihnen einzuraumen, weillen sie ohne das zu denen krankhen leuthen bei nächtlicher weil gehen, so sie ausserhalb der statt bauten, würde herr stattrichter dardurch sehr angeloffen werden.88 Herr Muhrbeckh: Wann sie zufriden wehren mit ettlichen wenig häusern in der statt. Herr Schäz: Ausser der statt große gefahr, ut Potschgauer krieg,89 solchem zu begegnen, were die vergeßne gassen darzu zu lassen, weilen aber die mannschafft dardurch geschwecht, wisse er nicht, was hirin zu thun. Herr [Matthias] Strobl: Werden vil heuser einnehmen, zu vollziehung ihrer keyserlichen mayestät willen sollen sie in die statt in der vergessenen gassen ihr closster aufrichten. Herr Hofer: Auch in der statt zu bauen. Herr stattrichter per intermedium meldet, daß er ihnen, herrn patres capuccinis, vorgehalten, vor der statt zu bauen schädlich wegen der kirchengrundfesst, massen zu Wien in den vorstetten beschehen und de facto beschicht, alda gartten und häuser abgerissen, und gibt sein guthachten in der statt zu bauen, desswegen Martin Lehm, Georg Eckh und Simon Mandl entgegen ihre brandstatt erbauen solten, damit die bürgerschafft nicht geschwächt werde. Herrn des äußern rhats stehen an, doch der maisste thail in der vergessenen gassen auf 6 oder 7 häuser90 einzuraumen, und daß dieselben häuser widerumb mit der einlag möchten abkommen, die bürgerschafft nicht zu beschweren. 1. viertl:91 Hanns Hülls, Jodocus Gepolt und Hanns Adenberger: In der vergessnen gassen. 88 Der Stadtrichter war für die Verwahrung der Torschlüssel zuständig, so dass er stets hätte gefragt werden müssen, wenn ein Kapuziner des Nachts zu einer Verrichtung in die Stadt hätte kommen wollen. 89 Gemeint ist vermutlich „wie seinerzeit im Krieg gegen Stephan Bocskay“. 1605 war im Zuge des Krieges gegen den Fürsten von Siebenbürgen auch der Osten Niederösterreichs betroffen und das Landesaufgebot einberufen worden (vgl. Toifl, Leitgeb, Ostösterreich im BocskayAufstand). 90 Tatsächlich waren es sechs Häuser, die Hans Häperger, Michael Sachermaier, Paul Pfanhauser, Paul Mayer, Michael Payerl und Paul Hofer gehörten. 91 Zu den Tullner Stadtvierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4.

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8. Kirche

2. viertl: n. Schludi:92 allein in der vergessnen gassen, doch die anlagen abzuführen. 3. viertl: Georg Eckh, Georg Mair und Michael Wolffart:93 Auch in der vergessnen gassen, die anlagen aber abzurichten. 4. viertl: Jacob Strobl und n. Danzinger:94 Dessengleichen in der vergessnen gassen, doch daß die anlagen entrichtet werden. Verlaß: Sintemal besser ein klein- als künfftig ein grosser schad, und weillen die majora gehen auf die vergessne gassen, soll ihnen dasselbe ort vorgeschlagen werden, doch hiebei zu vermerckhen, daß, wenn die herrn minoriten sich nicht kunden erhalten, selbiges ihnen, herrn capuccinern, eingeraumbt, entgegen uns das neue capuccinerclosster nach gemainer statt bedunckhen abzubrechen erstattet werde. Können auch in bemel­ dter vergessner gassen kein bedenckhen haben, weilen auch solches in der Neustatt,95 Closterneuburg etc. zu sehen, da sie bei der maur wohnen.

8.2.19 1636, Juni 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, noch einmal darzulegen, warum der Bau eines Klosters vor der Stadtmauer nicht möglich sei. Der Guardian des Minoritenkonvents soll aufgefordert werden, einen Revers zu unterzeichnen, bevor über den von ihm beantragten Abbruch eines Stadels entschieden werden könne. Herr stattrichter producirt ein schreiben von ihren gnaden, herrn hof­canz­ lern,96 herrn patres cappucinos betreffend, welches abgelesen worden. Reverendus pater Seraphim antwortt, sei kein bessers und gelegners ort zu ihrer gesundheit und erhalttung gärtten als vor dem frauenthor, ist auch also beschlossen worden, von dem pater provinciali kein anders zu nehmen, deswegen auch von ihrer greflichen gnaden dieses schreiben abgeben. Vota: Herr Piringer: Es wehren clösster genug alhier, ist auch vor diesem von der keyserlichen mayestät erlassen worden in dem befelch, in der statt und nicht vor der statt zu bauen. Solle ihr gnaden, herrn hoffcanzler, geschrieben und geantworttet werden, bey dem keyserlichen befelch zu verbleiben. 92 Hans Schludi, Bürger in Tulln, ab 1621 wohnhaft Ländgasse 4. 93 Michael Wolfhardt, Glaser und Bürger in Tulln, im gegenständlichen Jahr wohnhaft Kirchengasse 6. 94 Anton Danzinger, Weber und Bürger in Tulln, 1615–1629 wohnhaft Kirchengasse 13. Diese Adresse lag allerdings im dritten Viertel, demnach müsste er in das vierte Viertel übersiedelt sein. 95 Den Kapuzinern in Wiener Neustadt wurde 1623 das alte Minoritenkloster übergeben. Der Hinweis auf Klosterneuburg ist unklar, dort gab es kein Kapuzinerkloster. Allerdings war das Nonnenkloster St. Jakob zu Beginn des 15. Jahrhunderts auch einige Zeit leer gestanden und 1451 den Franziskanern übergeben worden. 96 Johann Baptist Graf von Werdenberg.

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8.2 Kapuziner und Minoriten

Herr Puckher: Sey von keyser Friderico laut befelchs kein gebeu vor der statt zu führen, und weillen von einem ersamen rhat vorgesehen worden, in der statt zu pauen und 2 ort darzu designirt, verpleibe es bei dem keyser­ lichen befelch, ut herr Piringer, auch solches der löblichen regierung anzuzaigen, ihnen nochmals den beschaidt einzuhendigen. Herr Wiellandt: Man solle ihnen gratificiren, weills der kayser also haben will, im übrigen verstanden. Herr Malzer: Herr hoffcanzler schrifftlich zu erinnern, interim zu patientiren bis auf die resolution. Herr Ötinger: Soll der hochlöblichen regierung zugeschriben, alsdann der beschaidt ihme, hofcanzler, mitgethailt werden, in reliquo bei dem keyser­ lichen befelch (sintemal der kayser mehrer ist als der canzler) zu verbleiben. Herr Muhrbeckh: Bleibt beim ersten keyserlichen befelch, herrn von Werdenberg zu beantwortten. Herr Schäz: Den keyserlichen befelch abzuschreiben und herrn hofcanzler zu überschickhen, in terminis zu verbleiben. Herr Strobl: Bleibt beim keyserlichen befelch. Herr Burger: Herrn canzler zu schreiben. Herr Hofer: Ist verstanden, bleibt beim keyserlichen befelch. Äußerer rhat: Ramb: Per Piringer verstanden. Kling: Des befelchs sich zu halten. Zwickhl: Beim keyserlichen befelch. Friderich: Desgleichen beim keyserlichen befelch zu verbleiben. Gernstl: Durch herrn Ötinger. Holzer: Durch herrn Schäzen verstanden. Lambl und Hagen: Durch herrn Puckher genugsam vernommen. Fraundorffer: Sollen bei den beeden ausgezaichneten ort verbleiben. Hofer: Ein abschrifft des kayserlichen befelchs herrn grafen einzuschliessen. Lindinger: Dessgleichen ein abschrifft ihme, herrn von Werdenberg, zu überschickhen. Muhrbeckh: Per herrn Piringer. Fanckhler: Per herrn Puckher verstanden. Khazianer: Herrn hofcanzler zu berichten, wiewol man wenig richten würdt. Märtl: Wann man außerhalb der statt solte bauen es gar müheselig sein würde, wegen aufsperrung der thor bei nächtlicher weill auf begern der kranckhen. Gassner: Es bleibt beim alten kayserlichen befelch. Verlaß: Soll ein schreiben an ihre gnaden, herrn hofcanzlern, geschickt werden neben abschrifft des kayserlichen befelchs:97 97 Tatsächlich zog sich die Angelegenheit noch lange hin; erst 1652 erhielten die Kapuziner den Grund für die Errichtung ihres Klosters (1652, Juni 7, Tulln, St. Pölten, NÖLA, Tullner Ur-

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1. Wegen ungelegenheit aufzusperren in sterbensläuffen und kranckheiten bei nächtlicher weill. 2. In besuchung der kirchen so weit vor der statt, mancher möchte versaumt werden. 3. Und principaliter in feindszeitten es gefähr- und schädlich sein würde. Seindt herr Melzer, Strobl, Hagen und Lembl commissarii mit den herrn patres zu tractiren abgesandt worden, und das original mitgegeben worden, quid autem retulerint, ignotum est.98 […] Reverendus pater f. Rhemboldus Schererus, guardianus ordinis minorum conventualium, bittet umb bewilligung und restituirung des nechst beim alten closster liegenden städls abbrechung. Verlaß: Woferne des reverendus pater provincialis und pater Didaci getroffenen accord und darauf bewilligt und versprochenen revers, so noch den 6. November 1635 beschehen, daß die aufrichtung des creuzes am selben ort aus lautter willkhür und erhaltung guter nachtbarschafft bewilligt worden, damit nicht heut oder morgen möchte angezogen werden, der grundt bis ausgezaichtem creuz zum closster gehörig, heraus und zuruckh gehen würdet, alsdann wegen abbrechung des städls beschaidt erfolgen solle. Iterum würdt herr stattcammerer per decretum anbefohlen, neben dem stattmaister den augenschein zu einnehmen, was er demselben einzubrechen und ein neuen zu erbauen für unkossten aufflauffen möchte zu berichten, dann ihm, herrn patri, per occasionem99 anzudeutten, daß er die verordneten zehendhandler spöttlich mit reden tractirt und mit schlägen getrohet, die schab mit gewalt hinausgenommen, da doch überflüssig zu beweisen, daß dieser städl zu gemainer statt gehörig, und ein gemain fleckh gewest. Sollen sich deswegen des keyserlichen befelchs in ihrer installation oder neue einantworttung ergangen, wie sichs gebührt, und sie versprochen, gemeß halten.

8.2.20 1636, Juli 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Minoritenkonvent gemäß einem früheren Versprechen Ziegel zur Verfügung zu stellen. […] Herr angesezter stattrichter vermeldt drittens, daß die herrn patres minoriten das gericht starckh anlauffen wegen des tausch so mit ihnen ge-

kunden Nr. 202). Dieser Grund wurde durch die Ablöse von sechs Bürgerhäusern innerhalb der Stadtmauern gewonnen. 98 Lat. was sie zurückbringen werden, ist ungewiss. 99 Lat. bei Gelegenheit.

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8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter

troffen der stain halber, so zum lazarethgebeu verbraucht worden,100 daß man dieselbe mit ettlich 1.000 ziegl bezahlen wollte. Item beklagt sich herr pater Remboldus quardianus, daß ihme maister Georg Zimmermann iniu­ rirt, einen schelmbs- und diebspfaffen gescholten, und weill’s ihme nicht gebürt, einen zu verklagen, seze ers einem ersamen rhat und gericht heim. Hette vermaint, wann man die stain würde hinwegführen, solten auch ihme die ziegl geliefert werden, begehrt interim 6.000 ziegl, welches von ihme, Puckher, recusirt, sintemal es jezo das erndten. Item er nur ad tempus angesezter richter sei, und diess nicht geschehen könne ohne vorwissen herrn stattrichters und eines ersamen rhats, vermaint, ob diese, so ihr schwehres alberait hereingebracht, damit man unser wortt haltte, interim 300 vom zieglofen, dann 300 von denen, so über jahr verblieben, fahren thett. Verlaß: Fiat, sintemal das wortt ainmal von unns gegeben worden, und wollen herrn Pukcher und herrn Ötinger die ersten sein, will auch herrn Hofer 2 fuhren thun, dessgleichen herr Mandl versprochen, soll auch dieselben den roboth abgehen.

8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter 8.3.1 1545, Jänner 16, Wien St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 6 (Ratsprotokolle 1534–1563), fol.  85r–86r

König Ferdinand erneuert und erweitert einen landesfürstlichen Befehl hinsichtlich des Umgangs mit unbesetzten Benefizien. Ain khunigelich mandat etc. die geistlichen güeter betreffendt. Wir, Ferdinanndt, von Gottes genaden römischer, zu Hungern und Beheimb etc. kunig, innfandt in Hispanien, erzherzog zu Österreich, herzog zu Burgund, Steyr, Karntn, Crain unnd Wirtemberg etc., grave zu Tirol, embieten allen unnd yeden unnsern unnderthanen, geistlichen und weltlichen, was werden, stannts oder wesens die sein, unnd fürnemblichen denen, so in unnsern niderösterreichischen fürstenthumben unnd lannden yber pharren, beneficia unnd anndere dergleichen geistliche stifften, obrigkaitten oder vog­ theien, oder dieselben in verwaltung haben, unnser gnädt unnd alles guets. Ir tragt wissen, daß wir nach des negstverschienen vierundvierzigisten jars im Februarii unnser offen generalmandat ausgeen lassen, daß ir nun hin100 Die Stadt hatte für den Bau des Lazaretts Bauschutt aus dem Minoritenkloster bezogen und dafür die Lieferung von Ziegeln aus dem städtischen Ziegelofen zugesagt, vgl. oben Dokument 7.2.5. Generell scheint es im Sommer 1636 schwierig gewesen zu sein, Fuhrwerke zu beschaffen; auch bezüglich des Lazarettbaus gab es Beschwerden über mangelnde Unterstützung, vgl. oben Dokument 7.2.7.

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8. Kirche

füro nach abgang der geistlichen, so under euren vogtheien und obrigkai­t­ ten sein, in ir verlassungen diselben zu euren nuz einzuziehen weiter noch annders nit greifen, wie von alter her komen, nemblichen, daß ir die gebürlich sperr inventierung unnd verwarung thuen lassen, unnd zu behuet der pharren unnd beneficiatenhöfe oder heuser nicht mer volckhs oder gesints als die notdurfft erfordertt unnd nicht umbganngen werden mag, bis zu ersezung derselben pharren unnd beneficiaten höfe verordnen sollet, auf daß die verschwendung unnd verzerung der abgestorbnen briester verlassungen, sovil müglich, umbgangen werde, unnd also menigelich irer pillichen annforderungen enntricht, unnd dan den natirlichen erben, wo die verhanden, oder ainder, den solch verlassungen durch testament verordennt oder sonnst pillich zuesteen soll, derselben, wie sich gebürt unnd recht ist, habhafft werden mogen, als ir das aus den gemelten unnsern mandattum merrers innhalts vernemen mögen. Wiewol wir nun nit zweifeln, es sei denselben unnsern generaln, wie sich geburt, gelebt, nach ganngen und schuldigen gehorsam gelaist worden, jedoch haben wir euch aus etlichen beweglichen ursachen unnd eur, nemblichen darumben, damit der priesterschafft, der mer ursachen haben möge, sich widerumben auf der pharren, beneficia unnd stifften zu begeben, derselben unnserer general hiemit widerumben erinnern unnd ermanen wellen, mit bevelch, daß ir den beruerten unnsern ausganngen generaln irer innhalts nach also gelebt, nachkumet und euch denselben gemeß haltet. Dabei wellen wir euch auch genediger mainung nit verhalten, daß unns nun zu mer malen fürkommen, wie sich etlich briester unnderstannden, den pharren und beneficien, die sy innen gehabt, stuckh, guetter unnd einkommen an der stifft unnd lehenherrn vorwissen unnd bewilligung zu verkaufen, versezen unnd in annder weg zuverkomern,101 daneben auch die phar und beneficiaten höfe unnd heuser in merckhlichen abpau komen zu lassen, daraus dann allerlai irrung und unrechtigkhait, auch denselben pharren und beneficien die nit die wenigist ursach ires abfalls enntstannden, unnd wann unns aber als regierunden herrn unnd lanndsfürsten zu erhaltung der pharren, beneficien unnd anndern stifften hierinnen gebürliche wenndung unnd einsehen zu haben gebüren wil. Es ist solchem nach verrer unnser ernnstlicher bevelch an euch all unnd einem yeden in sonnders, daß ir nun hinfüran den verstorbnen pharrer, beneficiatten unnd annderer geistlicher gueter, als nemblich panschafft unnd varunde hab, sambt anndern iren verlassungen, die nach irem ableiben gefunden werden, sy seien durch sy verschafft102 oder nit verschafft, iren erben weckhzufueren, ainzunemmen, nit es gestatt, es seien dann der pharren oder beneficiaten schulden hievor enntricht, darzue die behausung 101 Verkummern von Kummer in der Bedeutung von Arrest, Beschlagnahme. 102 Verschaffen meint hier durch letztwillige Verfügung übertragen.

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8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter

solcher pharren unnd beneficien, wie sich gebürtt, mit notturfftigen gepeu vor nachtl bewart unnd gepessert unnd also ir auf die obgemelten vorigen unnser general, auch diß unnsere neu unnd nottwendige verordnunng in ainem unnd dem anndern dermassen gehorsamblich haltet und erzaiget, damit beruertte pharren, beneficien und stifft vor weitterem schaden unnd abfal verhuet unnd annderer merer einsechung nit vonnotten werde. Daran thuet ir unnsern ernnstlichen willen unnd mainung. Geben in unnser stat Wien, am sechzechenden tag des monats Januarii anno etc. im fünffunndvierzigisten, unnserer reiche des römischen im vierzechenden, unnd der anndern im neunzechenden. Commissio domini regis in consilio Freiherr von Eyzing,103 stathalter Beck von Leopoldstorff,104 cannzler Magnus von Eckh105 Hanns Baseyo106

8.3.2 1598, April 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 122v–123v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Textänderungen am Entwurf eines Vertrags zwischen dem Dechanten und der Stadt über die Verwaltung der geistlichen Stiftungen. Vertrag zwischen jezigem herrn dechant Michael Pinter und gemeiner statt per beneficiaten stiff betreffend. Bring denselben herr stattrichter füer unnd berücht, daß ime herr ­dechant anzaigt, daß ir hochwürden, herr Melchior Khlesl etc., als derzeit passauerischer official etc., solichen vertrag übersehen unnd die ad marginem107 gesezte correctur von aigenen hannden selbst geschriben unnd sich von ir fürstlichen genaten zu Passau als ordinari wegen dahin resolviert, daß diser vertrag also zu ständten geschrieben werde, mit der ­vertröstung, daß es weiter hieriber und vertigung der confirmation und consens bey hochgedachter bischofflichen hochwiert zu Passau khaines suppliciren oder anhaltens bederffte, sonndern das passauerische consistorium, als des in dergleichen fällen etc. allen gewalt hat, werde hieriber die notturfft in namen des ordinari aufrichten und vertigen, alda man sich anmelten soll. Darauf ain ersamber rath disen vertrag 103 Christoph, Freiherr von Eytzing (1501–1563), 1542–1544 Landmarschall der Niederöster­ reichischen Landstände, 1544–1551 Statthalter in Niederösterreich. 104 Marx Beck von Leopoldsdorf (1491–1553), Niederösterreichischer Regimentsrat. 105 Magnus Eckh von Hungersbach († 1577), Niederösterreichischer Regimentsrat. 106 Dr. Hans Basseio von Wassayer (erw. bis 1577), ab 1544 Niederösterreichischer Regimentsrat, Rat Erzherzog Karls II. 107 Lat. an den Rand.

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8. Kirche

nochmals abgelest, thuen denselben sambt dem peygesezten correcturn, ungeacht ain rath verhofft, daß es derselben nit hette bedürfft, und sy sich davon wol entschuldigen khinden, so weuth gefallen, daß diese wort, wo im concept ad marginem steet (der pfarrkhirchen zu Sankt Steffan auf vorbeschriebnen gottesdienst unnd der heilligen khirchen befürderung die beneficiat auf ewig unwiderrufflich in hannden sollen bleiben), item, wo zu beschluß angehenckht werdt, auf den faal gemainer statt die depudierten 20 fl. nit raichen würden, daß sy sich alsdann der beneficiaten generalliter begeben, und ainem dechanten befrey steen solle, solche beneficia seines gefallens einzuziehen und damit zu disponiren, und was verrer diesem puncten anhenge, sollen ausgelassen und das so durchstraichen, als gemainer statt hie aigenthumblich auf ewig und­wideruefflich in handen bleiben, sollen wider gesezt werden, wie dann auch der schluß anfanngs, unnd sowol des herrn dechants als aines raths und der genanndten mainung anderst nit gewest, darumb auch ain rath sich in diese neue stifftung eingelassen, hierdurch khünfftige trueg mit dem pfarrherrn und geistlichen abzuschneiden, zudem es disen verstandt hette, wann soliche beneficia der pfarrkhirchen immediate auf ewig incorporiert würden, daß auch die pfarr und der ordinari, weillen er sich ohne das dieser pfarr orndlich lehenherr nent, diser stiffts und beneficien auch lehenherr wüer, und disfahls gemainer statt ir ius, so sy inhalt der stifftbrieff mit der weltlichen lehenschafft uber dis beneficiaten stifft immediate ausser ainiches des pfarrhoffs oder decanen zuethuen unnd zuetritt hat gannzlich vergeben tätten, zumallen auch das sich gebüren wüer, waillen die maisten einkhummen erst durch grossen uncosten wider zuwegen pracht unnd der pesten ainkhommen, als bayder zehent zu Michelhausen und an der Raidling, selbst neue lehen dragen, sonnst aber dem bistumb Regenspurg108 unnd herrn Reiharten Strein zu Schwarzenau109 etc. der ordinari lehenschafft zugeherig sein, ohne derselben consens und vorwissen solche lehen anndern zu conferirn. Hierumben ain rath füer ain notturfft geacht, ehe wenn mann solichen vertrag allertings zu stäntten vertigt, herrn doctor Hoe, gemainer statt bestelten advocaten, seines berüebts raths und guet­achten hieriber zuvernemben unnd ime die notturfft convernieren.

8.3.3 1598, April 23, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Urkunden 178 Abschrift, RV: Vergleich copia zwischen herrn Michael Pinterus gewesten dechanten und pfarrern zu Tulln, dan n., richter und rath alda, die beneficiatenambtsstifftungen betreffend.

Vertrag zwischen dem Dechanten von Tulln, Michael Pinder, und der Stadt Tulln über die Verwaltung der geistlichen Stiftungen. 108 Die Stadt Tulln hatte den Zehent von Michelhausen regelmäßig vom jeweiligen Bischof von Regensburg gepachtet. 109 Reichard Streun von Schwarzenau (1538–1600).

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8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter

Wir nachbenante, Michael Pinter, dechant und pfarrer zu Tuln, Hans Fraundorfer, derzeit stattrichter, und n., der rath auch genandte und gemain dasselbst bekhennen offentlich mit disem brieff und thuen aller mäniglich khundt und wissen für uns und all unsere nachkommen: Nachdeme noch vor hundert und mehr unerdenckhlichen jahren weillent unsere in Gott ruehende christliche liebe voreltern geistlichs und weltlichs standts, als nemblichen Fridrich Knoll,110 Niclas Rezinger, Lorenz Hegsherr, Peter,111 pfarrer zu Gellerstorff, Ulrich Khernn und Catharina sein hausfrau,112 Michael Gersteneckher,113 Conrath Khellman, Hans Plan­ ckhen­stainer,114 Stephan Arbesperger115 und dann Sigmundt Ländl116 etc. aus sonder gottseeligen eyfer zu lob und ehr des Allmechtigen, auch ihren und allen gläubigen seellen zu hilff und trost, etliche unterschiedliche beneficia mit gwissen einkummen, als pfennig gülten, häusern, äckhern, wisen, weingärtten und dergleichen auf die catholische preisterschafft zu dero desto grössern unterhaltung, fürnemblich aber gegen verrichtung aines jährlichen gottsdiensts und etlicher bestimbter ewigen seelmessen alhie in Sankt Stephans pfarrkirchen mit unserer, derer von Tulln, vorfahren als leehenherrn vorwissen und confirmation gewidmet und gestifftet, solchergestalt, daß solche beneficia von ihrentwegen ehrbahren, andächtigen caplänen verlichen, ob den stifftungen und gottsdienst fleissig gehalten, und wo sich ainigen abgang oder mangl sowohl in verrichtung des gottsdiensts als peilliger erhaltung der gründt bey ainem oder dem andern beneficiaten befünde, daß dy, unsere vorfahren, und wir, ihre nachkommen, recht, g’waldt und macht haben sollen, von lechens obrigkeit wegen diese beneficia, gründt und güetter wider einzuziehen, andern, mehrers tauglichen priestern zuverleichen oder zu ainder andern gottsgab der statt lechenschafft zu conferirn, inmassen solches gedachte fundation und stifftsbrieff mehrers ausweisen, und nun auch sy, mehrgedachte unsere vorfahrn, baides, geistliche und weltliche, nit weniger als auch aus christlichen eyfer solchen ihr, der stiffter, willen, wie der geistlichen noch theills vorhandenen revers vermögen, 110 Es folgt eine Aufzählung der noch nachweisbaren Stiftungen. Der Priester Friedrich Khnoll errichtete 1396 eine Stiftung zum Zwölfbotenaltar (vgl. Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln 1. Aufl., Regest CDXLII). Die Aufzählung der Stifter stimmt nicht mit den erhaltenen Stiftsbriefen überein. 111 Diese Stiftung des nur als Peter genannten Pfarrers zum Zwölfbotenaltar stammt von 1445 (vgl. ebd. Regest DXXXIII). 112 Ulrich Khernn stiftete mit seiner Frau 1445 zum St. Martins-Altar (vgl. ebd. Regest ­DXXXIV). 113 Michael Gerstenecker stiftete am 16. Oktober 1473 zum St. Nikolai-Altar (vgl. ebd. Regest DLXXIV). 114 Kaplan Hans Vaster, genannt Plankensteiner, stiftete am 9. Dezember 1490 zum Zwölfbotenaltar (vgl. ebd. Regest DLXXXIX). 115 Richtig: Stephan Arbesbacher († 1489/90), ehemaliger Stadtrichter von Tulln, stiftete 1490 zum Altar St. Valentin und Dorothea (vgl. ebd. Regest DLXXXVIII). 116 Kaplan Sigmund Lendl stiftete am 21. Oktober 1494 zum Altar St. Valentin und Dorothea (vgl. ebd. Regest DXCIX). Er hatte auch eine Stiftung zu St. Sigmund errichtet.

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treulich und fleissig nachkommen, wir auch gleichfahls noch khaines andern gesinnt sein wollten. So hat sich aber, wie zwar vast an mehr orthen im ganzen landt beschehen, bey der damahls laider eingerissenen sectischen religion und sonst auch in ander mehr weeg, als sterbleiffen, prunstschäden und des erbfeindts christlichen nammens des türckhen durchzug und überfahl, sideroher begegebn, daß berührte gestiffte güetter fast in abbau kommen, durch die beneficiaten theills aus armueth, theills aber aus unfleiß verlassen, auch andern gar leibgedingsweis übergeben und verkaufft, und dardurch ursach gegeben worden, daß die grundtherrn zu einbringung ihrer zehent, pergrecht und grundtdienst und andere mehr aigens gefahlens ohne alle vorgehende ersuechung de facto solche gründt zu sich gezogen und bishero in ihr posses gebracht, dahero sich kein ainiger priester oder beneficiat, zugeschweigen mehr, nit weither erhalten können, sich auch niemants umb solche stifft verrer annemben wöllen, und hierumben der gestiffte gottsdienst und seelmessen sambt andern gottselligen üebungen und kirchen ceremonien sowohl auch die liebe jugent und schuell persohnen mehrers thaills abgenohmen. Von dessentwegen und gar auf kainem aignen besuch oder privatnuz, sondern vill mehr zu wider auferpauung des gottsdiensts, pflanzung christlicher andacht und uns zu ainem löblichen exempl sye, voll offt gedachte unsere voreltern, mit gleichstimmender mainung nit allein fir sich selbst als wissentliche lechen herrn, sondern der stiffter selbst willen und mainung nach geursacht worden, solchen auf die weithkommenen bürgers stifften ernstlich nachzusezen und, sovill möglich gewest, deren thaills, gleichwohl wider mit sondern grossen uncosten, zuhanden zu bringen, volgents derselben ertragung gmess mit rath und guetachten der fürgesezten geistlichen obrigkait ain andere gottsgab zu stifften. Inmassen dan, hindangesezt alles uncostens, so danebens extraordinarie auf kirchen orgl, pfarrhof, schuell und meßner, auch des ainigen noch verhandenen beneficiaten haus gebeu, des bald aufeinander zweir und erst gar jüngstlich neben andern bürgers häusern in grundt verbrunen, und in ander mehr weeg auf kirchen zier und ornat, also nit weniger auf widererpauung der gründt, abrichtung der gebüehrlichen herrn vorderung und mit leidens aufgangen etc., bishero beschehen und so vill damahls müglich gewest bis zu besserer gelegenheit, aus disen geübrigten beneficiaten güettern anstatt der abgenummenen priesterschafft auf ainenen schuellmaister vierzig gulden und ainen organisten zweinzig gulden, damit dannoch dieselben beyder kirchen und gottsdienst erhalten, die schuell und jugent auch wider etlichermassen aufgenohmen, gemacht und bishero aus guetwilligkeit gebraucht worden, und ob gleichwohl hernach bey unsern aines magistrats zeiten aus mangl gehabter wissenheit dieser jezigen stifft gelegenheit herr dechant Wolfgang Pülzer, sowohl der kirchen diener als dieser inhabenden stifft hal328

8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter

ber, mit uns in irrung erwachsen, dardurch die sachen gar zu schrifftlicher verfahrung für die hochlöbliche niederösterreichische regierung kommen, so seyn wir doch nichts weniger bey solcher unserer ersessenen inhabung gelassen, er, herr dechant, in weisung erkent und hernach auf seyn selbst anrueffen durch ansehenliche geistliche und weltliche von ihr, hochgedachter regierung, deputirte commissari inhalt derselben anno etc. aintausendt fünffhundert siben und vierzig117 ratificirten und uns behändigten originalvertrag des streitts miteinander dahin vergleichen worden, daß wir dem schuellenmaister zu seiner vorigen besoldung noch zehend und also fünffzig gulden jährlich raichen sollen, welchem wir nit allain gleichfahls treulich nachkommen, daß er, herr dechant, und seine nachkommen, wie auch bishero der ordinarius selbst auf unsern bericht zufriden gewest, sondern wir sein auch erst gar jüngstlich vor dreyen jahren auf weither der schuellmaister ersuechen wider bewegt worden, die angehörte schuellmaisterbesoldung aus guetwilligkeit bis auf achtzig gulden zu melloriren und zu bössern, also, daß allein gwisse besoldung nur auf dise baide kirchen persohnen, schuellmaister und organisten, bis in die hundert gulden und sambt den andern ausgaben vast mehr aufgeht, als die beneficiaten einkommen jezo ertragen. Jedoch aber dessen allen ungeacht, dieweillen wir uns ainhöllig zu den allain seeligmachenden cathollischen und römischen kirchen aus sonderer gnad und barmherzigkeit Gottes, so unsere augen eröffnet, vor derzeit begeben, bey welcher wir auch hir uns und die unserigen zu leben, zu sterben gedenkchen und vermitls seiner göttlichen gnaden entschlossen sein, dahero wir uns schuldig erkennen, auch den geringisten haller wider der stiffter willen nit uns zu brauchen, sondern vilmehr unser selbst aigens vermögen anzugreiffen und dardurch ihrem exempl als cathollische christen und mitglider nachzuvolgen, zumahlen wir auch wissen und dessen von unser cathollischen seelsorgern unterwisen sein, daß aus ainem rechten liebreich catholischen glauben auch guete werckh volgen und wir uns derwegen der belohnung bey dem allmechtigen getrösten sollen. Demnach und aus solchem eyfer, lieb und andacht, so haben wir, obgenanter dechant, richter, rath und gmain, nach genuegsamber vorbetrachtung, guetten rath und aus aigner bewegnus uns über das, was wir bisher verstandtnermassen auf schuellmaister und organisten ordinariae geraicht, auch noch hinfüro nach gelegenheit derselben fleis und verrichtung raichen und continuiren sollen und wollen, in dem namen Gottes zu desselbigen ehren, wehrung des gottsdienst und uns und unsern verstorbnen voreltern und nachkommen seel und trost und hailwirdigkeit, ainer ewigen fundation und stifftung (damit wir dan unser vorfahren willen und dem opfer der heyligen meß wider erfrischt und von abgang erstatt wollen haben), als zweyen ordinari fruehmessen und aines seelambts bey disem heyligen Sankt Stephans 117 Vgl. Dokument 5.7.1.

329

8. Kirche

gottshaus und pfarrkirchen jährlich, durch zwen, mein, dechants, und meiner nachkhommen sonst bestelte ordinari caplän, wer die je zu zeiten sein werden, zu halten miteinander verglichen und entschlossen. Thuen das auch hiemit in crafft diß brieffs fir uns und all unsere nachkommen also, daß gedacht zwo messen von heut dato als Georgi118 anfahen durch berierte zwen caplän, ainen umb den andern, oder, auf den fahl disel­ben je zuweillen abgiengen, durch uns, die dechanten, selbst oder andere catholische priester wochentlich durchs ganze jahr frueh am Montag und Freytag, das seelambt aber fir aller verstorbenen gedächtnus quatemberlich auf der heyligen zwelff potten altar andächtiglich ohne ainicherlay versaumbnus gelesen und gesprochen sollen werden. Darob wir, ich, dechant, und meine nachkommen nit allein fleißiglich handt haben sollen, sondern uns auch dis verbundten haben wöllen, dise stifft ohn ihr, deren von Tulln, als lehenherrn und stüfftern vorwissen und willen nit zu verändern, niemants andern zu resignirn oder zu übergeben, sondern uns also in verrichtung dises gottsdienst zu verhalten, wie wir das gegen Gott unserm gwissen nach verantwortten werden können und fromben catholischen priestern zuersteht, aignet und gebühret. Dagegen wir, die von Tulln, hiemit auch zuesagen thuen, ihnen, beeden caplänen, oder wer disen gottsdienst verricht, fir ihr bemühung, solang dise stiffts ungebrochen wesentlich bleibt, aus gedachen beneficiaten geföhlen jährlich zwainzig pfundt pfennig zu gewisser besoldung zu handen der herrn dechant, und noch zu disem allen auch nach gelegenhait der jähr und der gründt ertragung allen über die angehenten deputirten ordinari ausgaben verbleibenden rest zu völliger satisfaction niergent anderst wohin als ebnermassen zu hiesiger pfarrkirchen Sankt Stephan auf vorbeschribnen gottsdienst und der heyligen kirchen befürderung zu verwenden und jährlich empfangs und ausgebens halben in beysein jeziges und künfftiger unser pfarrer und decanis erbahre raittung zu thuen. Darauf solln nunmehr alle beneficiaten stifft, sovill deren jezo wesentlich verhanden oder noch künfftig erfragt werden mögen, so unsere, deren von Tulln, unwidersprechlichen lehen sein, sambt aller derselben rechtlich ein- und zuegehörungen (gegen stätter laistung obbegriffner aufgezaigter gebührnus und andern mit steurn und herrn forderungen schuldigen mitleidens) gemainer statt hie aigenthumblich auf ewig unwiderruefflich in handen bleiben, jedoch aber davon gefehrlicher aigennuziger weis nichts verwendt oder vernachläßigt werden, so dem gestifften gottsdienst und bemelten stattwesens an derselben lehens gerechtigkeit zu schmellerung und praeiudicio geraichen möcht. Was dan die abkommenen gründt belangent, so von disen einkummen nit mehr zu erhüben und durch die bstandtleuth ohne das vast ödt gelassen worden, sollen dieselben zu verhietung noch 118 Georg ist am 23. April.

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8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter

mehrers schadens mit gelegenheit so best man kan, doch in allweeg mit consens unsers herrn ordinari und geistlichen obrigkeit, verkaufft und davon der werth in anderweeg wider der stifftung zu guete angelegt werden. Damit aber alles ordentlich zuegeht, als haben wir, baide thail, den hochwürdigen unsern gnädigen fürsten und herrn, herrn Urban bischoffen zu Passau119 als diser unserer pfarr alhie bey Sankt Stephan rechten ordent­lichen lehensherrn, ordinarium und unsern geistliche obrigkeit ersuecht, daß ihr fürstliche gnaden dis alles nit allein fir sye und ihrer successores ratificiren und confirmirn, sondern auch darüber protector und handthaber sein wolten, damit zu baiden thailen denen geistlichen als uns, was wir allein zu Gottes ehr und unserer gottseeligen voröltern und stifftern, wie auch unserer seelen zum bösten gemaint, treulich, euffrig und ehrbar verricht werden, wie sich dan hochermelte sein fürstliche gnaden gnädig erbotten und wier darüber dessen consens, erclärung und confirmation haben. Des zu wahrem urkhundt haben wier disen brieff mit gemainer statt und mein, dechants, anhangenden secret insigln und unterzaichneten handtschrifften becräfftigt, der geben ist am tag des heyligen ritters Sankt Georgen als man zelt nach Christi unsers ewigen geburth im fünffhundert und achtundneunzigisten. Michael Pinter, dechant und pfarrer zu Tulln Hans Fraundorfer, derzeit stattrichter Georg Mayr, stattschreiber

8.3.4 1598, Mai 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 134v–135r

Der Rat der Stadt Tulln billigt den Text des Vertrags zwischen dem Dechanten und der Stadt über die Verwaltung der geistlichen Stiftungen. Herr Taberers, stattschreibers, und Urban Khranzen rellation von Wien in sachen die beneficiaten betreffend: Berichten, daß ine der passauerische official etc., herr Khlesl, im namen ir bischöflichen hoheidt von Passau als des orts ortinary und geistliche obrigkhait etc., den mit dem herrn dechant per beneficia vergleichen vertrag, inmassen derselben auf des herrn doctors guetachten ubersehen und verfaßt, allerdings gefallen läßt, und daß derselbe also allerdings möge zustannden gepracht werden. Was dan den consens und confirmation gedachter bischofflichen hochwierth anlangt, da wolle er vorigem erbietten nach solche confirmation bey dem consistorio auf wider anmelten befürdtern. Verlaß: Ein ersamer rath lassen es nunmehr bey disem vertrag semper pro semper120 verbleiben, und daß derselbe zu handen gefertigt, auch dariber 119 Urban von Trennbach. 120 Lat. eigentlich semel pro semper, ein für allemal.

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8. Kirche

umb den consens und confiermation bey deme passauerischen consistorio angehalten werde, doch solchen vertrag vorher den genanden zu weitter nachrichtung auch verlesen unnd communitiern.

8.3.5 1598, Mai 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 139v–140r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt die Unterzeichnung des Vertrags mit dem Dechanten über die Verwaltung der Tullner Benefizien. Vertrag zwischen herrn dechanden und gemainer statt wegen der beneficia güetter etc.: Durch den stattschreiber auf voriger verordnung zuständen verfaßt, und weill derselbe dan vorhere abgehörten und zu vertigen bewilligten concept allerdings gleichförmig, herrn dechant zur vertigung und unnderschreibung durch herrn stattrichter und stattschreiber fürzubringen, alsdann auch mit gemainer statt insigl zu vertigen. Der consens und confirmation dariber soll mit sein, herrn dechants, rath und zuethuen supplicanto bey ihr hochwiert, herr Khlessel, und dem passauerischen consistorio auf vorige vertröstung alsbaldt darauff sollicitiert werden. Wan das beschehen und der original vertrag sambt den hierüber nothwentigen consens und confirmation bey der hand, solle alsdann denen deputierten administrator und verwaltern dieser beneficiatensachen etc. alles, was zu disem ambt gehörig, mit ainem ordnlichen inventarii eingeraumbt und inen schließlich fürgehalten werden, wie sy sich in irere verrichtung auf ain und ander weeg verhalten sollen.

8.3.6 1605, Februar 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 124r–125v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das im Karner gelagerte Pulver gemäß einer Bitte des Dechanten anderswo unterbringen zu lassen, damit das Gebäude neu geweiht werden kann. Die vom Dechanten benannten Bürger, die sich weigern, den katholischen Gottesdienst zu besuchen, werden ermahnt. Herr dechandt alhie begert die einraumbung des carners, darinnen gemainer stat pulver derzeit ligt, unnd hergegen die weckhthueung beriertes pulver; wolte solche capelln hernach deo reconciliern. Also befündten sich auch burger und burgerin alhie, die von der christlichen khirchen wider iren gethanen burgerlichen aydt, sonnderlich wider den articl in religionssachen erganngen, was gehandlet, ausgetretten unnd über bishero mit inen gehabde getult sich nit als christen gebürt zu dero gesteldt. 332

8.3 Die Rückgewinnung der Benefiziatengüter

Im ersten weil Georg Puchspaumb ohne das mit ainem schwären ambt beladen, so er auf sein begern des zeugwartambts erlassen unnd Hanns Müllner,121 khupferschmidt, an seiner statt fürgenommen, und der Grueber zuegewendt sein. Denen wierdet hiemit bevolchen, daß sy zu obberierter pullver ain sichern orth aussehen, nachmals disen ainen rath mit irem guettbedunckhen nambhafft machen, damit dem stiffter berierts carners ain benügen unnd den herrn dechant hiemit willfarth, auch die burgerschafft des pulvers halber nit gefärdt würde. Zum andern die ungehorsamen burger und burgerin, so sich bis dahero zur khirchen nit gestelt, sein für ain rath damals gefordert worden, unnd inen des herrn dechanten beschwär deswegen fürgehalten worden. Darauf hat Hanns Wolf,122 ferber, geantwort, dieweillen durch die damals geustliche und weltliche obrigkhait in des alten herrn Männdls123 behausung vor wenig jaren das hochwürdig sacrament in zwaierlay gestalten unter des mess zu geben hieiger burgerschafft zulassen bewilligt, dabey will er nochmallen bleiben, unnd laßt sich nit weider treiben, deme ist darauf auferlegt worden, daß er sich inner vierzehn tagen, was er gesündt, vor ainem rath erclären, wo nit, sey ime die zuestifftung auferlegt. Tuechmacher124 will sich stellen, also auch der Caspar Haillos,125 pader, und wellen ainem rath beichtzöttln inner 14 tagen fürlegen.

8.3.7 1614, Oktober 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 12 (1612–1614), fol. 299v–300r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die vermauerten Fenster des Karners aufbrechen zu lassen, um die Bedingungen für das dort gelagerte Salz zu verbessern. Salzhandler berichten, daß die fenster inn der grossen capellen alle vermauert, also daß khain lufft, welches dem alda ligenden salz khunfftig mangl bringen möcht, hinein khann, ob ain rath nit bedenckhen trag, thails derselben widerumb aufzubrechen? Fiat, doch daß ann die fenster laden gemacht, damit wan es etwan waich wider thät, oder warme windt anfiellen, dieselben zuegemacht khöndten werden.

121 Hans Millner, Kupferschmied und Bürger in Tulln, ab 1599 wohnhaft Karlsgasse 4. 122 Hans Wolf, Färber und Bürger in Tulln, ab 1587 wohnhaft Jasomirgottgasse 3. 123 Jakob Mandl. An Mandls katholischer Gesinnung bestand kein Zweifel, sein Sohn war Jesuit. 124 Stephan Schillehner, vgl. oben Dokumente 8.1.23 und 8.1.25. 125 Vgl. auch die Aufforderung an Haillos, zur Beichte zu gehen, im Dokument 8.1.25.

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8. Kirche

8.3.8 1636, Juli 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Stadtrichter von Tulln erklärt sich dem Passauer Offizial gegenüber bereit, den Tullner Karner abbrechen oder dem Dechanten übergeben zu lassen. […] Item habe auch herr official126 vermeldt, daß die herrn von Tulln ein capellen inhaben sollen, der cärner genannt, welcher sie zum pulverthurm gemacht. Darauf er, herr stattrichter, geantworttet, ja, und wann dieses alte capellelein so grosse streittigkeit verursacht, und herr dechant sich so starckh darumben annimbt, ist man gar nicht zuwider, solches abzubrechen, oder ihne, herrn dechanten, einzuraumen, weillen auch er die beneficia127 darvon zu geniessen hat.

8.3.9 1636, November 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Karner säubern und den Schlüssel dem Dechanten aushändigen zu lassen. Den carner oder capelln auf dem freithoff Sankt Stephans pfarrkhirchen alhier betreffend ist verlassen worden, vor diesen dieselbe wegen des darinnen gelegenen bulvers auszubuzen, und weillen nunmehr zum pulver ein anders orth darzu erkhist und erbauet worden, wehme die schlüßl zu uber­ antwortten, und durch wehme? Verlaß: Zu verhüetung ausgebens alls hete gemaine statt christliche güetter, sollen die schlüßl durch zwen des raths herrn dechanten eingehendigt werden.

126 Kaspar Stredele von Montani und Wisberg (1582–1642). 127 Dabei handelt es sich vor allem um die Stiftung des Heinrich Oeschl von 1357.

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9. Wirtschaft 9.1 Wirtshäuser und Ausschank 9.1.1 1569, März 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 111r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt eine Ordnung für die Kennzeichnung von Wirtshäusern. Richter und rath sambt ettlichen genannten, so auf heut erschinen, haben einhöllig beschlossen, daß hinfuran ain jeder wiert unnd gastgeb, welcher doch gastgebschafft halten will, ainen schilt oder zaichen, wie in annderen stetten und markhten gebreichig, doch nach gelegenhait der personen unnd heuser aushanngen solle, damit die hin und wider raisenden personen, so hier zeren wellen, einzukheren wissen unnd nit andere bürger, so etwa im jar iren wein ausleutgeben, wie bisher beschehen beschwären und uberlauffen. Daneben sollen die schüssl- und winnkhlwiert abgestellt werden, doch ist denselben bürgern bewilligt worden, daß sy die wein, so sy yetzt haben, mugen ausleitgeben, aber hinfuro an vorwissen der obrigkait khainen wein mer khauffen, sy sagen sich dann immer an, daß sy gastgebschafft halten und rafln1 aushangen wellen. Was aber pauwein sein, mag ain jeder bürger dieselben zu seiner gelegenhait ausschenkhen und sich iren bürgerrechts gebrauchen, als auch in jarmärkhten.

9.1.2 1570, Oktober 31, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 219v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, zwei Wirte aufzufordern, ihre Wirtshäuser als solche zu kennzeichnen und fremde Personen zu beherbergen.

1 Gemeint ist vermutlich eine Stange mit einem Kranz, der so genannte „Zeiger“, mit dem noch heute der Buschenschank gekennzeichnet wird.

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9. Wirtschaft

Nachdem bisher inn unnder stath ain grosse unordnung mit den gastgeben gehallten werden, da sy die fremben leut vilmals nit beherbergen wöllen, sondern von ainem zum anntern zaigen, welcher der obrigkeit nit wenig schimpflich unnd zur pesser nachredt geraicht, demnach dem herrn Ennzenperger unnd Pogner2 aufzulegen, weyll sy sich der württschafft gebrauchen, daß sy tafeln aushengen, damit die frembten hin und wider raisenden personnen doch wissen, wo sy einkheren sollen. Mit den schüsselwürtten soll auch ain ordnung furgenommen werden.

9.1.3 1580, Mai 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 136v–137r

Der Rat der Stadt Tulln regelt den Ausschank von Wein und verbietet die Einfuhr von Bier. Dieweillen ain zeithero mit dem weinleuthgeben unnd pier einkhauffen ain grosse unordnung gehalten worden, also daß zuwider den gemachten b’schluß etliche wein aus der stat, den eimer3 per 22 d. verkhaufft, etliche aber den wein haimblich per 24, 28 ja gar umb 32 d. ausgeben und dagegen pier herein wider die ordnung unnd on vorwissen erkhaufft, nit allain die burger, sonndern inleuth geleitgebt, daß nit zu passiren, angesehen, daß dardurch der ungelt verschmellert unnd schier khain wein, auch für die khrannkhen khain, zu wegen pracht werden. Demnach beschlossen, weill die mißrattung unnd abganng der wein augenscheindlich, damit man dennoch auch umbs gelt wein bekhumen unnd zuwegen pringen möchte, daß nun füran die gueten, vierdigen4 wein per 24 geleitgebt, verer aus der stat weder in ungellt sonnst noch khainer verkhaufft, dagegen aber menigelich das pier herein khauffen verpoten werde. Doch soll man in gemainer statkheller auf die gmain pier leutgeben unnd ainen tauglichen burger darzue ordnen. Unnd da ainer befunden, der unter die vierdigen wein heurige müschen unnd also ain weill ain guetten, paldt ain schlechten wein ausgeben wolte, dem soll der wein zuegeschlagen unnd genumben werden, unnd zu ainem pierleutgeben ist verordnet der herr Mockh, allso daß er daß er das pier khauffen, ainen leitgeben füelegen und von deme die raitung unnd gellt emphanngen sollen.

2 Georg Pogner, Bürger in Tulln, ab 1586 wohnhaft Brüdergasse 3. 3 Eimer ist ein Holmaß; ein Eimer entspricht 58,6 l. 4 Vierting ist eigentlich die Übersetzung von Quart, was einem Hohlmaß im Umfang von 14,15  l. entsprechen würde. Gemeint ist aber „fertiger“ Wein, worunter Weine zu verstehen sind, die nicht Jungweine (Heurige) sind.

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9.1 Wirtshäuser und Ausschank

9.1.4 1601, April 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 350v–351r

Der Rat der Stadt Tulln gestattet den Zukauf von Wein durch die ortsansässigen Wirte unter bestimmten Bedingungen. Rathschlag per wein hereinkhauff in die statt füer die würdtsheiser: Von n., richter und rath der statt Tulln wegen herrn Leonharten Mockh als dis orts verorndten commissari, dann gemainer statt verorndten ungeltshandlern, herrn Georgen Täberers, Georgen Puxbaum und Urban Khrannz, allen auch des raths, hiemit anzuzaigen, daß sich die gastgeben und wierdt hie, herr Alxinger, Neupeckh5 und Schaller6 bey gericht angemeldt und clagt, was sy fier abganng zu versehung irer wierdtschafften an vierttigen7 weinen hetten, und demnach gepetten inen zu bewilligen, daß sy zwar gelegenhait nach umb ghey8 herein in die statt viertige wein kauffen dürffen, bey welcher beschaffenhait und da man wais, daß bey hieiger statt khain vierttiger wein nit mehr zu bekhommen und doch ain notturfft, des sonderlich füer die zue- unnd durchraisenden gösst khain mangl erscheine unnd dardurch die gastgeb und wierdtsheuser erhalten werten. So hat ain rath bewilligt, daß sy, wirdt, solcher gestalt viertigen wein, aber khain heurigen herein khauffen mügen, daß sy dies wein lauter und rain unter den zaiger9 ausschenckhen und verleitgeben und nit, wie bishero beschehen, zu irem vortl und gewin wider umbs gelt under den raissen aus der statt verkhauffen, auch von dem, was sy ausleitgeben, den ungelt und zapfmas der ungeltsordnung nit machen, sonndern die achtering10 per 12 khreuzer, doch daß der wein an seiner supstants gerecht und guett und nit mit heurigem vermischt bey ausgeben. Wie inen auch dabey auferlegt wierdt, sobaldt sy ain vas viertigen weins herein in die statt pringen, daß sy es alsbalten bey inen, ungeltshandlern, anmelden, und durch sy, wievil dessen emer ist beschrieben und verzaichnen lassen, unnd ehe in die kheller nit einziechen, bey unablöslicher straff so auf den witrigen fall ainiches erzaigenten ungehorsambs gegen den verprecher fürgenummen werden soll, alles dahin angesehen, damit hierdurch guete ortnung erhalten, gemainer statt schaden verhiett und an den gebürennten und schuldigen ungelts geföllen füersezlich nichts entzogen werte. Zu welchem ente dann auch hoch von neten, daß als­  5 Georg Neupeck war Gastwirt im „Goldenen Hirschen“, damals Hauptplatz 5.  6 Vielleicht Hans Schaller, von dem aber nicht überliefert ist, dass er Gastwirt gewesen ist. Es ist auch aus dieser Zeit kein drittes Wirtshausschild überliefert. Das nächste bekannte Gasthaus war die „Weiße Gans“ (ab 1608), Wassergasse 3.  7 Vierting vgl. oben Anm. zu Dokument 9.1.3.  8 Umland der Stadt Tulln.  9 Zeiger vgl. Anm. zu Dokument 9.1.1. 10 Ein Achtering entspricht etwa 1,4 l.

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9. Wirtschaft

palten jetzt allenthalben in ir, der benante wierdt unnd gastgeben, heuser unnd kheller gegangen und alle ire verhantene viertige und heurige weinn alles vleis beschriben, als dann bey der ungelts ladt, wann die einember in der statt raitung thuen, darauf gesehen werden, ob sy auch, wierdt, diese ire viertigen unnd heurigen wein der gebür nach verzapfmassen unnd verungelten, wie auch sy, die ungelts einnember, insonderhait wochentlich iren zue­ ganng und augenschein, was ausgeleitgebt wierdt, wie bishero beschehen, in die kheller haben und nichts an iren gebüerten vleis, inmassen ir pflicht ausweist und das vertrauen in sy gestelt ist, mannglen lassen sollen. Demnach zu solcher beschreibung und besichtigung haben ain rath sy, die herrn deputierten, fürgenummen, die sollen auch die einember in der statt zue sich ziehen unnd dis werkh also volstendig mit vleis verrichten, ainem rath rellation thuen. Actum den 9. Appril anno etc. aintausent sechshundert unnd ersten jarr etc.

9.1.5 1603, Februar 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 11v–12r

Die Stadt Tulln beschließt, temporär und mit Einschränkungen den Verkauf von Bier in der Stadt zu gestatten. Berathschlagung des stattcamerers fürschlag per pier leitgeben etc.: Ist aines inern und äussern raths ainhölliger verlaß, dieweil fürkhumbt, daß die burgerschafft und inwohner hie das pier nit allain gannz hauffenweis in geschirr und assach,11 sonndern auch väßl und dintl weis von den pierpreuern auf dem landt zu irem dranckh in die stat pringen, dardurch dann die wierth mit irer gastgebschafft, also auch die burgerschafft an irer wein versilberung verschlagen und der gebürlich ungelt gemainer stat geschmellert und entzogen wierdet, danebens aber auch dis bedacht worden, daß wenig weins derzeit allhie vorhanden, derselb auch in hohem gelt und dannoch pillich der armen bürgerschafft zu irem dranckh etwas zu gratificiren ist, insonnderhait daß auch dem ungelt, an deme mann sonnst wegen des überhöchten bstanndt schaden laiden müeßt, hierunter etwas zu guetem khumen khündt, so soll man demnach solch pierleitgeben von dato an bis auf negst khument pfingsten12 hie in der statt bewilligen, doch allain gemainer statt in derselben behausung am praiten marckht, so von Andreen Puckher erkhaufft,13 und darzue zween burger verordnen, die solches pier einkhauf11 Assach ist ein hölzernes Gefäß (Grimm, Wörterbuch 1, 587). 12 Pfingsten fiel in diesem Jahr auf den 18. Mai. 13 Es handelt sich dabei um das Haus Hauptplatz 33, das Andreas Puckher der Stadt überlassen musste und das ab 1602 als gemainer statt Tulln haus öffentlichen Zwecken diente; heute Sitz der Bezirkshauptmannschaft.

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9.1 Wirtshäuser und Ausschank

fen, alsdann ir ordenlich raittung darauf firen, und sol inmitls zu einkhauffung solches piers das gelt von der ungelt laad dargelichen werden. Darauf sein Leopoldt Kheuffer unnd Fridrich Fraundorfer14 mit orden­licher wahl fürgenummen, damit soll aber der wierth unnd gastgeben, also in gmain allen burgern und inwohnern das pier herinpringen und offentlich oder haimblich ausgeben, es geschäch under was schein das welle, allerdings bey verlust desselben piers und anderer straff mit ernst eingestelt sein, und deswegen zu meniglichs nachrichtung ain edict publicirt werden. Was aber khranckhe oder sonst andere belangent, die etwa ain kennerl zu irem drunckh ins haus begern würden, das solle nach gelegenhait der person und des orts zu verwilligen in des herrn stattrichters discretion steen, wie dann auch darauf herr Alxinger mit seinem begern, ime solch pierleitgeben bey seiner wierthschafft zu bewilligen, allerdings abgewisen und auch ain anderer sein fürschlag mit erpauung aines preuhaus derzeit für unthue­ lich gehalten.15

9.1.6 1609, Juni 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 11 (1608–1612), fol. 116r–120r

Der Rat der Stadt Tulln entscheidet in einem Streit zwischen Matthias Klein, Gastwirt auf der „Rossmühle“, und Salomon Wieland in dessen Funktion als Wachtmeister infolge der Missachtung der Sperrstunde. Verhör zwischen Hanns Khlain,16 wirdt und gastgeben auf der roßmüll, contra Salomen Wiellandt, wachtmaistern hie, belanngent: Als jüngstlich den noch selben tags der gmain und burgerschafft hie fürgehaltene bürgerlich pollicey ordnung er, der wirdt, etlich drinckhleith, so mehreres thails hieigs hanndtwerchs gesind und darunder thails burgersöhn gewesen, uber die pierglockhen17 zeit nach 9 uhr aufsizen lassen, under welchen sich hernach grein- und rauffhandel erhebt, welchen herr stadtrichter gehört,18 darüber den wachter hiniber geschickht und den wirdt sagen lassen, friedt und ain guete nacht zu machen, da aber das geschrei und der rumor hanndl noch 14 Friedrich Fraundorfer († 1614), Bürger in Tulln, seit 1589 wohnhaft Albrechtsgasse 18. Hans, Friedrich, Magdalena und der offenbar früh verstorbene oder abgereiste Bruder Ernst (Dokumente 8.1.4–8.1.6) waren die Söhne des Tullner Bürgers Sebastian Fraundorfer). Friedrich Fraundorfer war der Vater des bereits mehrfach erwähnten Georg Fraundorfer. 15 Bei dieser Entscheidung blieb es nicht; die Stadt richtete 1635 ein eigenes Brauhaus ein, das verpachtet wurde. 16 Hans (?), eigentlich Matthias Klein († vor 1632), Gastwirt und Bürger in Tulln, ursprünglich Gastwirt auf der Laimgrube in Wien, kaufte 1607 die „Roßmühle“, erwarb das Haus Rathausplatz 7 und richtete dort 1627 das noch bestehende Gasthaus „Schwarzer Adler“ ein. 17 Bierglocke vgl. oben Anm. zu Dokument 5.8.1. 18 Der Stadtrichter wohnte am Hauptplatz unweit der „Roßmühle“ und konnte den Lärm dementsprechend gut hören.

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9. Wirtschaft

lennger gewerth, er gar nach dem wachtmaister geschickt, seinen ambt nach zu sehen und solchen rumor hanndl zu stillen, welchen er gleichwol nachkhommen, aber ungeacht der hanndl schon gestildt unnd der wirdt im werckh gewesen, ain nacht zu machen, doch er, wachtmaister, ine, wirdt, und seine göst mit ainer solchen hicigkeit und ungeduldt uberloffen, unnd sy zu haus geschafft, mit der bedroung, werde er ainen auf der gassen bedretten und finden, daß er den nit allain woll abschmiren, sondern gar in das gerichtshaus führen wäll, daß es lezlich der wirdt mit dem verantwortt, wie es khäm, daß er ime so offtmals überlieff, er hette ain offenes wirdtshaus, müesse auch seine wein aus leitgeben, er wolle selbst in seinem haus wirdts genug sein, und er, wachtmeister, solle in den winckhelortten nachsehen unnd das lose gesindt abschaffen. Darüber er’s straks empfundten, ime selbst, stattrichter, aufbracht, daß er mit in’s wirdtshaus gangen, der gleichwol albereith iederman rueig und friedlich gefunden. Der wirdt auch gegen ine und die gösst sich aller gebür und gehorsam erzaigt, nichts weniger aber und unangesehen sein, stadtrichters, persohn und gebottene friedt und ruehe, unnd sonderlich daß er sich, wachtmaister, geduldten solle, sein sy beede, wachtmaister und wirdt, mit wortten, nacher gar mit schlegen aneinander khommen, also, daß der wirdt durch ine, wachtmaister, mit seiner bei sich getragenen muscatir gabel,19 die oben ain hackhen und langen eisenen spiz gehabt, durch den armb neben der röhren und des khnopfls schödtlich verwundt, er, der stadtrichter, auch selbst under dem röthen in seiner handt bluetrissig worden, daß er also neben innen in höchster gefahr gestanden. Wie dem auch er, wachtmaister, mit beriertem gäpl ein streich ins werckh gericht, wann der nit oben an den durchzüg währe anganngen, ine, stadtrichter, damit getroffen hett. Also sei auch der wirdt in seinem greinen und zorn umb sein rapier20 in die cammer geloffen, dem wachtmaister bis in die hoff damit nachgesezt, denn gleichwol er, stadtrichter, wider zue ruehe gebracht, anndern tags aber fruehe er, wirdt, dem wachtmaister mit blosem dolch unnd rapier21 für das haus khumen, mit ehrenriehrigen wortten angrieffen: „Du hast mich gestert geschlagen wie ein schelmb und dieb, du himelpfeiffer,22 gehe heraus und schlag mich redlich auch.“ Als aber sein hausfrau ine mit wortten abgewisen, er nit allein dieselb auch iniurirt, ain los hierl gescholten, sonndern sein, wirdts, weib hab auch erst hernach, da schon die sache vor dem herrn stadtrichter verhört, und ain peenfall zwischen innen angesezt gewesen, in der verges19 Die Musketengabel diente zum Auflegen des Laufs der Muskete, um ein ruhigeres Zielen zu ermöglichen. Sie hatte an ihrem unteren Ende oft einen Metallspitz, um sie im Boden verankern zu können. 20 Ein Rapier ist ein Degen mit schmaler, langer Klinge. 21 Gefochten wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit Degen und Linkshanddolch. 22 Wieland war Organist, worauf der „Himmelpfeiffer“ offenbar anspielt. Er wohnte Bahnhofstraße 4, somit nicht allzu weit von der „Roßmühle“ entfernt.

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9.1 Wirtshäuser und Ausschank

senen gassen und bei den fleischbenckhen vor yeder meniglich sy angetasst, geschennt und geschmäht und beede, er, wirdt, und sein hausfrau mit mehrerley droungen wider ine, wachtmaister, und sein hausfrau sich vernemben lassen, dardurch sy der gefahr leibes und lebens nit sicher sein. Hierumben er beger, der wirdt, als der ime den schaden mit seinem ungehorsam under dem rumor selbsten causirt, unnd seinem weib aufzulegen, daß sy ime und seiner hausfrau die iniuri wieder abtragen, sy hinfüro vor innen gesichert sein und ime in seinem wachtambt gebürlichen schuz zu halten etc. Entgegen der wirdt sich auf zeugen referirt, daß er, wachtmaister, dises hanndls aller anfenger und ursacher, den herrn stadtrichter unnottwendiger weis, nachdem kein rumor handl mer verhanden gewest, allain umb des ainigen wortts willen, er soll bei den winckhlwirtten nachsehen, molestirt und aufgebracht, auch da gar herr stadtrichter schon zur stell gewesen, und mit glimpfen ain nacht gebotten, ime fürgeworffen, ime, wirdt, angelasst ob er der vorigen wortten gestendig, strackhs auch mit der muscatier gapl sich gegen ine gesezt. Als er ine aber darin gefallen und dieselbige gehalten mit der hannd, den ersten straich, volgents auch gar den stich fürsezlichen gethan, hierumben er dann aus empfundenen schmerzen und hyz des zorns ja bewegt worden, mit dem rapier ime nachzusezen und folgents gar für das haus zu khommen. Begere auch noch, weillen er ime hämischer und schelmmäßiger weis in seinem aigen haus geschlagen und geschädigt, den hanndl mit dem rapier mit ime auszutragen, sonnst aber, ob ime auch als ain burger und gastgeben, die bisweilen nach gelegenheit der gäst etwas ubriges thuen mueß und nit sogleich stundt rueffen khin, bishero auch noch alzeit auch in disen gefahrlichen khriegszeiten ausser beschwär guet wirdtschafft und regement gehalten hab, zu halten etc. Gibt hierauf ain ersamber rath auf die ex officio gehaltenen zeugen verhör, die uber den schaden gehaltene beschwör und des paders bericht nach angehörtter beeder thail notturften zu beschaidt: Dem wachtmaister hab nit gebiertt, sonnderlich in beisein des herrn stadtrichters sein ambt miß zu brauchen unnd also dem wirdt in seinem aigenen haus den streich und leibgefahr zuezufügen. Sondern, da er wäre beschwert gewest, hätte er darüber den herrn stadtrichter und ain rath (weillen er ohne das ine unnottwendiger weis zu behölligen und aufzubringen nit verschontt) ersuechen und den wirdt fürnemben khinnen. Sei derowegen schuldig, den pader den arzerlohn zu bezallen, zur straff aber auf den thurm zu gehen, da tag und nacht zu verbleiben und zehen taller dem gericht zu erlegen, alsdan auch bei seinem ambt in abgehung der wacht sich ainer gebierlichen wöhr zu gebrauchen und sich also nach gelegenheit der zeit, orts unnd der persohnen beschaidentlich und gebierlichen zu verhalten, damit die burgerschafft den schuz und guetes regiment, darumb auch das wachtambt bestölt ist, und nit den gewalt und tyranney zu spiren hab, wie dann auch auf solchen fahl ime gebierlicher schuz gehalten werden solle. 341

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Also und nit weniger leßt auch den Klain als wirdt, ungeacht seines empfangenen schadens und schmerzens, darumb auf den thurm und umb 10 taller in die straff erkhennen, der zuwider seiner burgerlichen pflicht und allgemeinen stadt- und landtfrieden sein selbst richter gewest, dem Wiellandten für das haus geloffen, den tolch und wöhr entblößt und seiner heraus begert, an dem auch nit ersettiget, sonndern noch darzue ine, Wiellandt, und sein hausfrau iniurirt, jezo auch vor gericht in seiner verantworttung mit unwortten und unzimblichen begeren, mit ubersehung der obrigkeit und entziehung derselbigen schuldigen gehorsams und gebürlichen respects fürkhennen belannget, also dann die iniurien, weil sonst ain theill den andern nichts böses bezeicht unnd das so beschehen allein aus ubriger hiz des zorns hergeflossen, höben ain rath solche zu beyden thaillen hiemit ex officio auff, daß die weeder inen, noch iren hausfrauen an iren ehren weder jetzt, noch in khunfftig nit sollen schädtlich sein unnd sprechens also samment und zugleich wider zu gueten nachbarn und freundten. Darauf sollen sy auch zu ainer zaichen der ainigkheit und friedens aneinander die handt geben auch solches anhaimbs bei ihren hausfrauen zu verpürgen. Zu g’wißer vollziehung und städter handthabung aber dessen, und daß auch ain thaill gegen den andern diesen handl verrer mit wortten und werckhen in ungütten weillen nit antten noch äußern thue, wirdt zum peenfahl ainhundert ducaten aufgesezt, daß welcher thaill hierwider freventlich hanndlen wurdt, solchen peenfall nit allain alspalden ohne ainige verschonung oder nachlaß dem gricht zu erlegen verfallen sein, sonndern noch darzue als ein ungehorsamer und verächter andern zum abscheuch unnd exempl mit der zuestifftung gestrafft werden solle. Zeugen, so in dieser sachen ex officio verhört worden seindt: Sebastian Schillehner,23 jung Vita, jung Werrner, Georg Stöberl,24 strickher, Caspar Öder, maurer, und Christoph Dirnperger, leinweber: Die alle sagen, daß wachtmaister den wirdt mit unbescheidenheit angeloffen und, als er den herrn stadtrichter mit sich bracht, den wirdt antasst, ob er den vorigen wortt, daß er die göst in winckhelortten abschaffen soll, bestendtig sey, darüber die muscatir gapl gegen ine aufgerieben hab, darein ine der wirdt gefallen unnd dieselbige geholten. Darauf er den ersten straich mit der hanndt auf den wirdt gethan. Hierüber sy zu reissen khomen, es hab auch nacher wachtmaister mit solcher gapl ain straich in die höch aufgerieben und gleich ans schlagen oben an den durchzug in die stuben antroffen, welcher, da er anganngen währ, den stadtrichter troffen hett. Sagen benebens, daß sie berait willens gewesen, ain nacht zu machen und haimb zu gehen und währ

23 Vermutlich der Sohn des ab 1580 in Tulln nachweisbaren Tuchmachers Stephan Schillehner. Offenbar waren insbesondere junge Leute bei diesem Streit anwesend; auch der genannte Vita ist offenbar der Sohn des Maurers Antonio Vita. 24 Georg Stöberl, Stricker und Bürger in Tulln, wohnhaft Albrechtsgasse 12.

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9.1 Wirtshäuser und Ausschank

khein weitterer unruehe nit ervolgt, wann nur wachtmaister selbst bescheidener gewesen und zu der sach selbst nit ursach geben hette.

9.1.7 1624, November 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den städtischen Wirten ein kaiserliches Patent zur Einführung einer Beherbergungssteuer zur Kenntnis zu bringen und sie aufzufordern, gemäß der Policeyordnung täglich eine Aufstellung der beherbergten Gäste vorzulegen. Khayserliches patent, den gastgroschen betreffend, daß nemblichen von jedem gast, der über nacht in ainem wiertshaus bleibt, im ganzen landt 3 kr. eingefordert unnd durch jedes ortts obrigkheit monatlich der niederösterreichischen cammer verreith, solcher gastgroschen aber durch mitel der umbgelter oder andere derzue verordnete gewisse persohnen von den würthen wochentlich eingefordert werden sollen, abgehört etc. Ist verlassen, daß durch herrn stattrichter neben ainem zuesaz des raths alle gastgeben in der statt erfordert, yedem ain exemplar angehendigt, und bey ihrer bürgerlichen pflicht zue gwissen volziehung gehalten werden. Damit aber umb sovil weniger einige hinderschlagung bey den würthen beschehen möge, so sollen die schuldig sein, alle morgen ein ordentliche specification ihrer beherberten gässt dem herrn stattrichter zu überreichen, inmassen solches auch die policey ordtnung vermag.

9.1.8 1625, März 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Antrag des Matthäus Klein auf Eröffnung eines Gasthauses („Schwarzer Adler“) abzuweisen, weil das fragliche Haus für die Unterbringung prominenter Gäste benötigt werde. Mattheus Khlain hält verrer an vor innern und äußern rath per verwilligung der gastgebschafft auf seinem jezigen haus25 gegen den fleischben­ ckhen über. Dagegen replicirn die been wüerth auf der roßmühl26 und zum gulden hir­ schen,27 bitten aus invermelten erheblichen ursachen umb abstellung solches neuen begehren. 25 Rathausplatz 7; das Haus ist noch heute Gasthaus. 26 Die „Roßmühle“, Hauptplatz 12, gehörte in diesem Jahr Christoph Ramer, der sie 1622 von dem genannten Matthias Klein erworben hatte. 27 Der „Goldene Hirsch“, Hauptplatz 5, gehörte in diesem Jahr Hans Koch.

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9. Wirtschaft

Im ersten ist verlassen durch einhällige vota, dem Khlain nachfolgende beschaidt schrifftlich zuezuferttigen: Es haben ein ersamber rath sein sowol hievor fürgebrachtes als anheut im volligen conventu von neuen reiterirtes begern nach notturft angehört, sowoll auch der andern würht und gastgeben auf dem plaz darwider eingeraichte beschwär, so ihme umb mehrer nachrichtung beygeschlossen wirt, ablesent vernomben. Ob nun zwar wolgedachter ain ersamber rath diese jetzt vermelte eingebrachte beschwärung an ine selbsten gueten theils für erhäblich erkhennen, auch nit woll rathsamb befinden khönnen, daß diser zeit vill neue wüertschafften angericht und die alte gewönliche gasthäuser verschlagen werden sollen, so haben sy doch fürnemblich allen von obrigkheit wegen in reuffe consideration genomben, daß diese, sein jezige behausung, von uralten zeiten und bey menschen gedenckhen hero jederzeit für khayserliche landtsfürsten und andere hohe potentaten, so zue zeitten in der statt hie einkheren möchten, reservirt und vorbehalten worden, daher, wo solche behausung jezo zue ainem gasthaus gemacht solle werden, unnd khünfftiger zeit dergleichen einkherung sich unversehens hie zuetragen mechte, ainem ersamben rath unnd gmainer statt gar schimpflich were, weill sonst wenig dergleichen gelegenheiten bey der statt verhanden, daß sie solche hohe fürstliche persohnen niergents anderstwohin als in ain gmaines gast- oder würtshaus losiren sollten können, umb welcher ain und anderer bedenckhlicher ursachen willen er, Khlain, von disem seinen begehren hiemit abgewiesen und umb bessere information und nachrichtung willen schrifftlich per decretum dessen erinnert würdt.28 Die baide gastgeben aber woll herr stattrichter für sich erfordern, ihnen auferlegen und mit ernst einbinden, daß sie hiefür die wüertschafft etwas bessers als bisher füehren, die leuth der gebühr nach mit der zöhrung leidentlich haltten und tractirn und jederman umb seinen pfennig einlassen und herbergen, sonderlich aber die arme hanndtwerchs gesellen nit so gar abschaffen sollen.

9.1.9 1636, Oktober 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 11v

Der Rat der Stadt Tulln hört den jährlichen Bericht über den Bestand an Wein in den Kellern der Stadt und trifft eine Preisregelung.

28 Mit Unterstützung des landesfürstlichen Wahlkommissars gelang es Klein im darauffolgenden Jahr doch noch, zu dem gewünschten Wirtshausschild zu kommen, allerdings unter der Bedingung, dass das Haus bei Bedarf als Unterkunft für prominente Gäste dienen sollte. Biack, Geschichte der Stadt Tulln 342.

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9.1 Wirtshäuser und Ausschank

Herr stattrichter zaigt an die ursach der heutigen session, daß nämblich die mäsch und weinbeschreibung oder visitation der kheller dem brauch nach müsse jährlich abgehört werden, damit man wisse, wie zu leitgeben seye, auch was für wein in der statt verhanden, und ist befunden worden: Im ersten viertl:29 wein 310 ½ emer,30 most 1.874 ½ emer, roth 39 emer. Im andern viertl: wein 13 emer, most 650 emer, roth 17 emer. Im dritten viertl: wein 78 emer, most 760 emer, roth 12 ½ emer. Im virten viertl: wein 427 emer, most 800 emer, roth 20 ½ emer. Summa aller wein: 828 ½ emer. Summa aller most: 4.084 ½ emer. Summa aller rothen: 89 emer. Volgt hierauf die specification dern, so ihre wein und kheller, weil sie nit zu haus gewesen, nit haben khönnen visitirt und beschrieben werden. Daniel Schwarz: Ist ihme nochmallen beschriben worden, als nemblich firitige31 wein 200 emer, heurige wein 40 emer, most 100 emer, roths 3 emer. Wolf Schwäger,32 Simon Mändl, Hauer Stöffl, Bürgerspithal, Ulrich Barth, stattmüllner,33 gemainer stattkheller, gottleichnambszech, N. Lehner,34 Michael Conrad im primischen haus,35 St. Luciae bruderschafft,36 Hanns Weigl.37 Herr stattrichter liest ab ein verzeichnus der ungelter, wie außer der statt die wein und most geleitgebt werden. Hat sich befunden, daß die möst comuniter per 8 und 10 kr. ausgeschenkt werden und, weillen dann allweg gemaine statt per 2 kr. höher leitgebt als auf dem gay,38 begert zu wissen, wie hoch dann hierinnen in der statt zu leitgeben? Herr Puckher: Den most per 12  kr., firdtigen wein per 12  kr., zwifirtigen wein per 8 kr. Herr Wielandt: Den most per 12  kr., vertigen wein per 12  kr., zwifirtigen wein per 8 kr. Herr Mälzer: Den most per 12 kr., virtigen wein per 12 kr., zwifirigen wein per 8 kr. Herr Strobl: Den most per 12 kr., virtigen wein per 12 kr., zwifirigen wein per 8 kr. 29 Zu den Tullner Stadtvierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4. 30 Eimer ist ein Holmaß; ein Eimer entspricht 58,6 l. 31 Vierting vgl. oben Anm. zu Dokument 9.1.3. 32 Wolf Schwaiger, Binder und Bürger in Tulln, ab 1612 wohnhaft Nibelungengasse 17. 33 Ulrich Parth, Stadtmüller und Bürger in Tulln, ab 1639 wohnhaft Wassergasse 2. 34 Kaspar Lehner, Bürger in Tulln, ab 1634 wohnhaft Wienerstraße 3. 35 Michael Conradt, Bürger in Tulln, ab 1634 wohnhaft Milchgasse 10. Dieses Haus hatte zuvor einem italienischen Maurer namens Primus gehört. 36 Die Lucia-Bruderschaft war neben der Gottsleichnamszeche die zweite alte Tullner Bruderschaft. Sie bestand angeblich seit dem 14. Jahrhundert und wurde 1615 erneuert. Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln 314. 37 Hans Weigl, Färber und Bürger in Tulln, ab 1616 wohnhaft Rudolfstraße 1. 38 Umland der Stadt Tulln.

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9. Wirtschaft

9.1.10 1666, Juni 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt eine Ordnung für den Ausschank von Wein. Herr Georg Reuscher und seine ihme adjugierte referiern ihre gemachte leutgebordnung, daß 1mo in zwey viertln,39 als ersten und dritten, ein leuthgeb, item, als in dem anderten und vierten viertl einer zusammen, jederzeit zwey leuthgeb sein sollen, solchergestalt, wan einer ehenter mit seinem vaß ferttig, keiner ausstecken solle, bis des andern sein vaß auch lähr ist, oder ihme von 3 oder 4 tag lenger oder wolfeyler zu leuthgeben erlaubt wird. Da es hinach gleichwol nit lähr oder der wein schlecht, kan er umb leichtern rest zu leuthgeben anhalten, oder das vaß bestehen lassen, doch daß sich jeder, so leuthgeben will, ordentlich anmelden solle, und da vielleicht ein oder andere, den die ordnung träff, nit leuthgeben wolte, soll es auf den negsten daran kommen. Zu marcktzeiten aber kan diese ordnung nit stadt haben. Verlaß: Ein ehrsamber rath läßt es bey vorstehender ordnung verbleiben und soll darob ernstlich gehalten, auch zwey taferln in die zwey viertel, so leutgeben, geschickt werden.

9.2 Ungeld, Taz, Getreideaufschlag 9.2.1 1563, März 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 27r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Hektor Geyer von Osterberg als zuständiger Obrigkeit wegen Problemen bei der Einforderung des Ungelds in Oberbierbaum zu schreiben. Auf der ungelter bericht, daß innen in einvordrung des ungelts von des herrn Geyer zu Osterberg40 underthanen zu Pierpaumb irrung und gwalt beschehe, derowegen sy umb einsehung unnd hanndthabung anrueffen, ­darauf solle dem herrn Geyer geschriben werden, daß er dem Rueppen, seinen underthan unnd richter zu Pierpaumb, seiner ungehorsam halben herein stell.

39 Zu den Tullner Vierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4. 40 Hektor Geyer von Osterberg († 1578).

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9.2 Ungeld, Taz, Getreideaufschlag

9.2.2 1563, März 4, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7 (Weisbuch 1563–1575), fol. 6v–7r

Schreiben des Rats der Stadt Tulln an Hektor Geyer von Osterberg wegen Problemen bei der Einforderung des Ungelds in Oberbierbaum. Senndschreiben an herrn Hector Geier zu Osterberg von wegen gemainer statt ungelter: Edler unnd vesster, günstiger lieber herr unnd nachper, euer vesst seind unnser nachperlich beflissen guetwilliger diennst zuvor. Wir geben euer vesst mit beschwär zu vernemen, daß sich euer vesst unnderthan und richter zu Oberpierbaum, Rueprecht n., heut verschinen achttag gegen unnsern ungelts bereitern, als sy zu ervordrung unnd einbringung des ungelts unnd camerguets von seinen aingeschennckhten weinen er­suecht unnd angesprochen, gannz ungebürlich, ungehorsam unnd witerwärttig erzaigt, inen nit allain den gepürlichen ungelt unpillich vorgehalten, sunder den ainen bereiter, als auf unnser habende instruction unnd driber ausgangen khaiserlichen generalen auf sein, des Rueppen, erwidern unnd ungleichs anzaigen in den kheller geen unnd das vassl besichten wellen, in demselben seinen kheller verspert unnd wo im der annder bereiter nit zu hilf khumen hette, in euer vesst unnderthan unbeschedigt nit aus dem kheller gelassen oder villeicht durch solich gefärlich verspörren gar enntleibt. Als aber euer vesst unnderthan den zwaien ungeltern in seiner behausung mit fueg nichts abgewinnen khinnen, hat er sy heraussen im hof wol mit sechzehen star­ckhen mannspersonen, so dazumal bey ime zöcht haben, umbrinngt unnd abermals ainen gwalt unnd frevel mit inen triben, aber bemelte unnsere bereitter inen nit stat darzue geben wellen, sonder weckhgeritten, auf welichen des Rueppen geiebten fravel und muetwillen wir genuegsam ursachen gehabt, daß wir ine vor der römisch khayserlichen mayestät etc. niederösterreichische camerräten, unnsern genädigen herren, nachdem er irer khayserlichen mayestät camerguet beruert, verclagen heten mugen. Aber damit euer vesst bey unns guete nachperschafft spüren, haben wir euer vesst hierinnen nit ubersehen, sonnder erstlichen umb gebürliche unnd pilliche ausrichtung ersuechen wellen, unnd ist hierauf an euer vesst unnser freundtlich nachperlich pitten, die wellen mergedachten Rueppen auferlegen unnd bevelchen, daß er sich fürderlich herein stelle unnd sich umb obenangezaigten muetwilligen fravel unnd gwalt sambt erlegung des ausstenndigen unnd bisherr vorgehaltenen ungelts unnd cammerguets mit unns vergleichen unnd sich hinfüro dergleichen unpillichen hanndtlungen gegen unnsern ungeltsbereitern ennthalten thue. Das wöllen wir umb euer vesst wo es zu beschulden lanngt hinwiderumben gern beschulden, unnd wie wol wir unns hirauf bey euer vesst als unnser gunstigen lieben herrn unnd nachparn guetter schleiniger ausrichtung versehen, sonnderlich, weil es der khayser­ 347

9. Wirtschaft

lichen mayestät etc. camerguet zu befürderung raicht, so pitten wir doch umb schrifftliche anndtwort bey disen unnsern aignen potten. Got mit unns allen. Datum Tulln, den 4. tag Martii, anno etc. im 63. N., richter unnd rath daselbst.

9.2.3 1568, Mai 22, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7 (Weisbuch 1563–1575), fol. 144v–145v

Schreiben des Rats der Stadt Tulln an Christoph Rueber von Pixendorf als zuständige Obrigkeit wegen Beilegung eines Streites zwischen einem seiner Untertanen in Altenberg und den städtischen Beauftragten zur Einnahme des Ungelds. Senndtschreiben an herrn Cristoffen Rueber zu Pichssendorf umb benennung aines versönstags zwischen ainem seiner underthan, Wilhalbmen Rainer, und unsern ungeltsbereitern alhie: Edler gestrennger günstiger herr Rueber, euer strengen sein unnser nachperlich beflissen guetwillige diennst jederzeit bevor. Nachdem sich jezt jüngstlich zwischen unnsern ungeltsbereitern unnd euer strengen unnderthanen Wilhalbmen Rainer am Altenperg ain hanndlung zuetragen, also daß bemelter Rainer zuwider der römisch khayserlichen mayestät etc. ungeltsordnung unnd darüber ausganngen befelchen nit allain den gepüerlichen ungelt unnd zapfenmaß von seinen ausgeschenkhten weinen zu raichen sich waigert, sonnder ist mit verhaltung ettlicher aus geleitgebten vässern in einem besonndern haimblichen kheller auf ainem falsch und betrug erfunden worden, unnd will auch die ungelter zu besichtigung derselben in sein kheller nit geen lassen, ferttigt und schaidt sy ab mit pesen, truzigen unnd zum taill trölichen wortten, dardurch er nit allain gemainer stat ir gerechtigkhait entzeucht, sonndern zuvorderist höchsternennter römisch khayserlicher mayestät etc. camerguet schmöllert, auch derselben, iren römisch khayserlichen mayestät etc. ungeltsordnung unnd bevelch zum hechsten in verachtung stellt. Unnd wiewol er derhalben erster instannz vor dem richter am Altenperg ordenlich beclagt, ime auch durch den richter auferlegt worden, sich herein zu gemainer stat verornndten ungeltshanndlern zu stellen und zu vergleichen, so ist er aber solchem bschaidt, unangesehen daß er denselben guetwillig angenummen, bisher nit nachkhummen. Was unbeschaidenhait aber er, Rainer, und sein leitgeb vor seinem richter gegen ime unnd unnsern ungel­ tern geyebt, auch den gueten altn man schimpflich unnd verdächtlich gehalten, das wuerdet one zweifl der richter euer strengen, wie pillich, selbst merers berichten. Da nun solch fräfel und muetwillen disem Rainer gestat, wuerden sich anndere im rit auch darauf verlassen wellen unnd lesstlich merer unrat daraus ervolgen. 348

9.2 Ungeld, Taz, Getreideaufschlag

Demnach so lanngt an euer strengen unnser sonnder hochvleissig pitten, die wellen unns gegen obbemelten ungehorsamen unnderthan ainen verhörstag, wohin derselbige euer strengen geföllig, benennen. Wollen wir durch unnsere gesanndten unnser beschwär furbringen lassen und darüber ge­buerlicher verabschiedtung erwartten, auch solches sambt dem es pillich und zu befuerderung und erhaltung des khaiserlichen cammerguets geraicht umb euer strengen hinwiderumb nachperlich beschuldten. Mit verrern angehenngten pitten umb schrifftliche anndtwort unns darnach haben zu richten. Daneben unns auch alle Götlichen genaden befelchendt. Datum Tulln, den 22. Maii anno etc. im 68isten. Euer strengen diennstwillige N., richter und rath daselbst.

9.2.4 1569, Juli 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 133v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Ungeld weiterhin zu pachten, die Niederösterreichische Kammer aber um eine Reduktion des Bestandsgeldes zu bitten. Auf der gesanndten, so jetzt von Wienn khumen, gethanne relation von wegen besteurung des unngelts sovil gehanndlt, daß man den ungelt von gemainer stat nit lassen soll. Dieweill aber die herrn cammer räth mit irere anvordrung von 1.500  fl. järlich bstanndtgelts zu reichen nit vermainen, welche anordnung aber in bedennckhung, daß der ungellt alle jar nit sovil ertragen thuet, vasst beschwärlich, solle an den herrn presidennten41 zu gehaimb ain vertreulichs schreiben unnd dann widerumben an die camer noch ain supplication gestellt und umb nachlaß gepetten werden solle, und sein auf den negsten Monntag hinab verordnet der herr Moglitsch und herr Payr sambt dem statschreiber, die sollen alle sachen zum bessten und treulichsten hanndlen.

9.2.5 1569, September 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 141v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Sekretär der Hofkammer um Unterstützung seines Antrags auf Reduktion des Bestandsgeldes für die Pacht des Ungelds zu bitten.

41 Präsident der Hofkammer war in diesem Jahr Leonhard Jörger von Tollet. Das gegenständliche Schreiben wurde am kommenden Tag fertig gestellt (1569, Juli 30, Tulln, St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7 (Weisbuch 1563–1575), fol. 175r–176r).

349

9. Wirtschaft

Anheut haben die gesanndten, so von wegen des unngelts mit ainer supplication zu der römisch khayserlichen mayestät etc. geen Pressburg geschickht worden, relation gethan und stet die sachen an dem, daß bemelte supplication von irere römisch khayserlichen mayestät etc. derselben nider­österreichischer cammer umb verrere bericht unnd guetbedunkhen42 zue­khumen. Und dieweill dann die hanndlung widerumben geen hof übergeben werden solle, ist beschlossen, dem herrn hofcamer secretari herrn Gellricher zu schreiben, damit er mit füerbringung der sachen gemainer stat mit gueter befüerderung im besten ingedenkch sein welle.

9.2.6 1569, November 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 154r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Ungeld um die reduzierte Summe von 1.400 Gulden zu pachten. Nachdem über alles supplicieren unnd anhalten die niederösterreichische camer auf die römisch khayserliche mayestät etc. gnädigste resolution an gemaine stat von dem unngellt schlieslich järlichs bestanndtgellts 14 hundert gulden begeren, mit diesen anhanng, daß dagegen von demselben 1.400 fl. das innteresse von der haubtsumma der 12.000 fl. als 5 per centum, thuet ain jar 60[0] fl., aufgehebt, volgundts die übrigen 800 fl. an der haubtsumma abgeen, oder järlich in ir khayserliche mayestät etc. vicedombambt erlegt werden sollen unnd daß auch zu dem allem gemaine stat von dem überschuß raittung thuen solle, wie zuvor auferlegt worden. 43 Wiewol es gemainer stat also anzunemmen beschwärlich, dieweill aber das sonnderlich zu bedennckhen, da gemainer stat jezt den unngelt aus der hanndt ließ unnd derselbig ainem andern verlassen werden solle, daß gemainer stat gar schwärlich widerumben darzue khummen mechte, unnd wuerde darzue die bürgerschafft hardt beschwärt werden. Demnach anheut durch rath unnd genanndte ainhällig beschlossen, den ungelt umb die begertten 1.400 fl. bstanndtweis anzunemen, auch sich mitler zeit mit der raittung sovil müglich gefaßt zu machen. Wie aber der unngelt hernach mit pesser ordnung und vleis soll eingebracht werden, will man auf ain anndere zeit merers davon handlen. Und nachdem auch rath und genanndten für guet ansiecht, die hanndlung nachmallen zu Wienn zu be42 Gutachten der Niederösterreichischen Kammer, 1569, August 8, Wien, Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30/a (Tulln), fol. 235r–240r. 43 Vgl. kaiserliches Schreiben an die Niederösterreichische Kammer, 1569, November 25, Wien, ebd. fol. 305r–306v.

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9.2 Ungeld, Taz, Getreideaufschlag

ratschlagen, sein zu gesanndten fuergenummen der herr Moglitsch, herr Wülfing,44 herr Träppl45 unnd statschreiber.

9.2.7 1572, Jänner 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 4 (1567–1572), fol. 307r–308r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Ungeld in Zukunft durch Beauftragte des Rats einnehmen zu lassen, nachdem Andreas Öttinger und Michael Träppl von ihrer Zusage, die Steuer zu pachten, zurückgetreten sind. Öttinger und Träppl sollen bestraft werden. Wiewol hievor im ainunndsiebenzigisten jar die herrn richter, rath unnd genanndte Anndreen Öttinger, des innern, unnd Michaeln Träppl, des äußern rats, beeden bürgern hie zu Thulln, auf ir vilfeltig bittlich anhalten den ungelt sambt den zwayen neuen zapfenmaß inn dem gannzen rütt ausser der stat Thulln, den Hollnburger ruth, Michelndorf und innerhalb der Thonau umb 2.800  fl. reinisch bstandtweiß verlassen, welchen bstandt sy also guetwillig angenummen, sich darüber erboten, gemainer stat umb solche summa gelts gnuegsame contiction unnd purgschafft zu thuen, zu dem allen noch zuegesagt, ainem ersamen rath in iren corbulum46 10 fl. zu vereren, unnd schließlich solchem allem gehorsamblichen nach zu khummen mit mund und hand den herrn statrichter angelobt unnd vergriffen. So haben sy aber solchen iren bstandt gesstern in herrn statrichters behausung inn beysein etlicher herrn des innern rats, volgundts, als herr stattrichter und die anndern herrn die abkhündung nit annemmen wellen, heut widerumben vor ainen gannzen ersamen rath, auch den herrn genandnten resignirt unnd aufgesagt, welches nit allain in beden bestanndt burger zue spot, sonndern auch gemainer stat zur sonnderen grossen nachthail unnd schaden geraicht. Demnach unnd dieweil baide burger den bstanndt je nit lenger behalten wellen, so ist darauf durch die herrn richter, rath und genanndte ainhellig beschlossen, vorberuerten verlaß, ungelt unnd zapfenmaß widerumben haimb herzunehmen unnd mit der zuvor fürgenummenen ordnung durch die zwelf erbelten personen aus dem innern und äußern rat von gemainer stat aus widerumben beraiten zu lassen, doch der Öttinger und der Träppl zuvor ain lauttere verzaichnus, was für wein sonnder einganng des neuen jars am zaphen unnd was sy eingenummen oder noch per resst dise vierzehen tag ausstenntig, herein geben. Die selben gföll sollen gemainer statt beleiben unnd durch die neuen bereiter, neben bemelten Öttinger unnd Träppl, ersuecht und eingebracht werden. 44 Andreas Wülfing, Bürger in Tulln, 1560 Stadtrichter. 45 Michael Träppl, Bürger in Tulln, ab 1575 wohnhaft Hauptplatz 6. 46 Corbulum vgl. oben Anm. zu Dokument 4.4.5.

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9. Wirtschaft

Umb daß aber der herr Öttinger unnd Träppl uber ainnst lauttere angenummene bestanndthandlung, daß sy auch derhalben die herrn richter, rath und genanndten mit etlichen zusammenkhunfften behelligt unnd uberlaffen, unnd also aus irem bestandt unnd zuesagen geträten, sollen sy demnach umb solche liederlichkhait jeder umb 15 taller, thuet 30 taller, unnachlesslich gestrafft werden, oder sy sollen noch bey irem bestandt bleiben.

9.2.8 1660, Juli 8, Wien Tulln, Stadtarchiv, A 231 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 100–199), 177 Abschrift; RV: Tatz kauff brieff

Urkunde über den Verkauf der Taz für Tulln und Neusiedl durch die drei oberen niederösterreichischen Landstände an die Stadt Tulln. Wir, n., einer loblichen landtschafft des erzherzogthumbs Össterreich under der Enns verordtnete, bekennen hiemit im namben ieztwolermelter landschafft füer unns und die nachkombende herrn verordnete von ambts wegen: Demnach der römisch kayserlichen, auch zu Hungarn und Böhaimb königliche mayestät, erzherzogen zu Österreich etc., unserm allergnädigisten herrn und landtsfürsten, dero getreue niederösterreichische vier lannständt im verwichenen sechzehenhundert siben und fünffzig jährigen landtag den taz-, oder duplirte zapfenmaas im ganzen landt aus fürgetrungenen hochwichtigen ursachen auf ewig gehorsambist bewilligt undt darauf allerhöchst­ ernendt ihre kayserliche mayestät solchen taz denen drey obern niederösterreichischen landtständen von prälaten, herrn und der ritterschafft auf vorhergangene handlung hinwiderumb auf ewig dergestalt gnädigist überlassen, daß sie, drey obern ständte, selbigen weiter zu verkauffen oder in andere weeg darmit nach dem belieben und wolgefallen frey aigenthumblich zu disponiren fug undt macht haben sollen, also haben derowegen auf wol­ ermelter ständte anordtnung und bevelch wir berührten taz- oder duplirte zapfenmaaß denen edl, vesten, fürsichtig- und weisen n., richter und rath der kaiserlichen statt Tuln, an denen hernachbenanten orten, als nemblichen in bemelter statt Tuln und zu Neusiedl, umb ein gewisse summa geldts (welche sie, käuffer, vermög fürgebrachter einnemberischen ambtsquittungen berait völlig bezalt und entrichtet)47 aigenthumblich verkaufft undt überlassen, also und dergestaldt, daß sie, käuffer, ihre nachkomben oder getreue dis briefs inhaber den taz in obspecificirten orten von St. Georgii tag48 des verflossenen 47 Die Stadt hatte sich die notwendige Summe in Höhe von 3.500  fl. am 24.  Juni 1660 vom kaiserlichen Frauenstift geliehen (Tulln, Stadtarchiv, A 231 [Politica, Verwaltungsakten 100– 199]). 48 Sankt Georg ist der 23. April.

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9.2 Ungeld, Taz, Getreideaufschlag

sechzehenhundert achtundfünfzigsten jahrs an hinfüro zu ewigen zeiten nach inhalt der underm dato drey und zwanzigsten Januarii des sechzehenhundert neun und fünffzigsten jahrs ausgangenen kaiserlichen und landtsfürstlichen tazordnung einnemben, nuzen, nießen und gebrauchen, auch verrer verkümmern, verkauffen, versezen, verwexlen und sonst in all andere weeg frey darmit handlen, wandlen, thun und lassen können und mögen, ohne unser, der verordneten, unserer nachkomben und menniglichs irrung, hindernus und widersprechen. Wir, die verordneten, und unsere nachkomben im ambt sollen und wollen auch von gemainer landtschafft wegen ihnen, kauffern, ihrn nachkomben oder getreuen dis briefs inhabern dises verkaufften tazes halber recht gewöhr, getreue versprecher, fürstandt, vertretter und schermer sein und bleiben gegen- und wider menniglich, im und außer gericht, wan und soofft es von nöthen und von uns oder denen hernach kommenden herrn verordneten begehrt wird und wie solches das schermbrecht gebrauch und gewohnheit in disem erzherzogthumb Össterreich under der Enns erfordert. Wir versichern auch im namben mehrwolgedachter niederösterreichischen landtständt von ambts wegen sie, käuffer, ihre nachkomben, oder getreue dis briefs inhaber, daß der ihnen an bemelten orten verkauffte taz von wein, bier, und allen andern getranck hinfüran zu keiner zeit mit einiger contribution, steur, gaab und anlag, wie die immer erdacht- und genent werden möchte, nicht beladen werden, auch im fall bey ainiger künftigen versamblung der löblichen stendt ichtes anders deme zuwider ohne ihr, der käuffer, ihrer nachkomben oder getreuen dis briefs inhaber beysein oder austruck­ liche einwilligung geschlossen würde, sie, ihre nachkomben oder getreue dis briefs inhaber an solchen schluß keines weegs gebunden sein sollen. Treulich ohne gefährde. Dessen zu wahrem urkundt haben wir disen kauff und schermbbrieff mit unsern gewöhnlichen ambtssigneten verferttigt und aigenhändig underschrieben. Geben zu Wienn, den achten Julii im sechzehenhundert und sechzigsten jahr. [L.S.] Jacob,49 probst zu St. Dorothea [L.S.] Gregorius,50 abbt zu Göttweig [L.S.] Ferdinand Maximilian Graf von Sprinzenstain51 [L.S.] Ferdinand Graff von Herberstain52 49 Jakob Niernnberger, 1642–1662 Propst des Augustiner Chorherren-Stiftes St. Dorothea in Wien. 50 Gregor Heller (1636–1672), seit 1648 Abt von Göttweig. 51 Ferdinand Maximilian Graf von Sprinzenstein (1625–1679), Studium an der Universität Siena, kaiserlicher Rat und Kämmerer Kaiser Leopolds I., ab 1656 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1668 Landmarschall in Österreich unter der Enns, Geheimer Rat. 52 Ferdinand Ernst Graf von Herberstein († 1691), Generalwachtmeister und Hofkriegsrat.

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9. Wirtschaft

[L.S.] Reymundt von Heusperg auf Merckenstain53 [L.S.] Johann Andreas Peuger54 Johann Leopold doctor.

9.2.9 1677, April 1, Wien Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 301 Ausfertigung, Papier, mit Unterschrift und aufgedrücktem Siegel; RV: Bestandtbrieff umb den traidtauffschlag vom 1. April 1677 bies lezten Martii 1682 auf fünff jahr lang.

Pachtvertrag zwischen dem landesfürstlichen Handgrafenamt und der Stadt Tulln über den Getreideaufschlag. Anheunt zu endegesezten dato ist auf ergangene kayserliche hofcammerresolution zwischen dem kayserlichen hanndtgravenambt aines, und denen herren n., richter und rath der kayserlichen statt Tulln andern thaills nachvolgender bestanndtcontract aufgericht unnd beschlossen worden, als nemblichen: Das kayserliche hanndtgravenambt verlasst gedachten herrn n., richter und rath der kayserlichen statt Tulln den traydtaufschlag daselbst und von der Thonau an auf anderthalb meill weegs in gezürckh an allen darinnen gelegenen orthen, von allen schwär und ringen gethraydt so wohl was an dem gewöhnlichen jahr- und wochenmarckhts, als auch andern tägen erkhaufft und verkhaufft würdet, vom ersten April dises lauffenden sechzehenhundertsibenundsibizigisten bis lezten Martii des sechzehenhundertzwayundachtzigisten jahrs, auf fünff jar lang dergestalten in bestandt, daß sye selbigen dem jüngstausgangenen kayserlichen thraydtaufschlagspatent gemäß einbringen, dafür aber mit quatemberlichen ailff gulden 15 kr., jährlichen fünffundvierzig gulden, in das kayserliche hanndtgravenambt voran herein zu erlegen schuldig und verbunden sein sollen. Solchem nach geloben, zusagen unndt versprechen mehrbesagte herrn n., richter und rath der kayserlichen statt Tulln insgesambt bey verpfendtung all irer lig- unnd fahrenden haab und güetter, nichts davon ausgenommen, das contrahirte bestandtgelt von viertl zu viertl jahren mit iedesmahligen ailf gulden 15 kr. voranherein in das kayserliche hanndtgravenambt ohne ainzige anmahnung also gewiß und ohnfehlbar zu erlegen und abzuführen, als im widerigen fahl erstermeltes kayserliches hanndtgravenambt fueg und macht haben solle, die anerwachsenden bestanndtgelter durch gericht-

53 Raimund Heißberg von Merkenstein; die namensgebende Burg ist als Ruine bei Bad Vöslau erhalten. 54 Johann Andreas Peuger von Reitzenschlag; das abgekommene Schloß Reitzenschlag befand sich bei Litschau im Waldviertel.

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9.3 Markt- und Preisregelung

liche compellierungs oder andere mitl sambt erforderenten expens, uncos­ sten unnd schäden einzubringen. Hingegen verspricht auch offtbesagtes kayserliches ambt, auf beschehendes anrueffen, denen kayserlichen generalien gemäß alle billiche assistenz zu laisten. Zu mehrerer urkhundt und becrefftigung seint dieses contracts zway gleichlauttendte exemplaria verfaßt unnd iedem thaill aines unter des andern ferttigung zuegestelt worden. Actum Wienn, den ersten Aprilis anno sechzehenhundert siben unnd sibezig. Christoff Löwenstockh,55 handgraff.

9.3 Markt- und Preisregelung 9.3.1 1609, November 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 11 (1608–1612), fol. 141r–143v

Marktordnung der Stadt Tulln. Ordnung Wie es zu beyden jahrmarckhtzeiten, als Steffani56 unndt Martini,57 mit einforderung der geföll unter den stattthoren, dann auch dem standtgelt von denen hütten und ständten unnd anderer absamblung von denen, so thail haben, als mit beschauung der rhaiffpandt und pinterzeug durch die darzue verorndten personen gehalten und darumben volgents durch sy in gemainer statt stattcammer ambt verraitung beschehen und soll, von neuem durch richter und rath Thulln berathschlagt unnd darob ernstlich zu halten bevohlen. Actum den 4. tag Novembris anno 1609. Unter den stattthorn: Erstlich die durchraisenten herren und landtleut, geistliche und weltliche, so reissent oder fahrent den marckht besuchen, seind ansehens unndt nachparschafft halber frey zu halten. Die anndern benachparten, so mit carenwägen, darauf allain die personen sein, etwas einzukhauffen auff dem markht fahren, sollen von jedem ross geben 4 d. Also auch ainer, so reitt 4 d. Hinaus aber, sie haben einkhaufft was sie wollen, nichts. Von wagen, darauf schmalz, ayer, käß, hiener, spansau, genns, anten sind dergleichen gattung, so auff dem markht fayl gefürth unnd nach gelegen­heit der menig von 4, 5 bis auf 6 khreuzer, hinaus aber nichts. 55 Heinrich Christoph Löwenstock (1627–1702), Handgraf in Österreich und Mähren, kaiser­ licher Rat, ab 1689 Hofkammerrat. 56 Stephanstag ist am 3. August. 57 Martin ist am 11. November.

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9. Wirtschaft

Item von tuechlern, leinbatern, huetstöffnern, geschmeidlern, träxlern, welsche cramer und andern, so der gattung auf den wägen herführen, vom wagen 6 khreuzer. Von den juden aber vom wagen 8 khreuzer. Khirschner, so von Wien kommen, weillen ir mehr als ainer zusammen laden, und gemeingelich zu dem frauenthor hereinfahren, von dem wagen 8 khreuzer. Schuester, huetter und andere cramer, so ihre wahren und gattungen auf dem puckhl gehen marckht tragen, von ime und dem, so er tregt, ain khreuzer. Von ainen sackh traidt unnd andern sorten khörnern, wann man’s in die statt fiehrt, 2 pfennig, hinaus nichts. Von waibern, die ayr und hienner auf den marckht tragen, von ainer ain pfennig. Von ainem achtl schmalz ain pfennig. Was aber die fragner58 alhie auf dem marckht für schmalz einkhauffen und wider aus der stadt zu ihren weittern besuech und gwin bringen, sollen sy vom achtl geben 2 pfennig. Fleischhackher, so herein fahren, ainer drey khreuzer. Paurn, so scheitter, kholl, wagnerholz und andere derley gattung in die stadt führen, vom wagen zwen khreuzer. Absamblung in der stadt von hütten und ständten: Tüchler 20 khreuzer Huettstöffer 22 khreuzer Juden von 24 bis auf 30 khreuzer Leinbater, khirschner 15 khreuzer Gschmeidler 15 khreuzer Welsch khramer 15 khreuzer Felltrager 15 khreuzer Träxler 15 khreuzer Schuester   6 khreuzer Zinngießer   6 khreuzer Girttler   6 khreuzer Riemer   6 khreuzer Satler   6 khreuzer Pekhernwägen   6 khreuzer Peckhenkörb   1 khreuzer Gwändler   8 khreuzer 58 Fragner sind Kleinhändler, die ihre am Markt gekauften Waren wieder verkaufen. Der Beruf kommt vor allem an den Abhängen des Wienerwaldes vor, sodass sich die Gemeinden des südöstlichen Tullnerfeldes unter der Bezeichnung „Fragnerland“ zusammenschließen konnten.

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9.3 Markt- und Preisregelung

Im ubrigen und claine khramerwerckh: Wie es die absambler in irer discretion befinden werden. Tax von raiff und pandtbeschauen, so durch die hieigen maister des pinder handtwerchs beschiecht, und für ihr bemühung dise tax glassen wirdt: Von ainem centen raiff, khlain und gross, sol der auslendisch maister, der es herführet, geben beschau gelt ain khreuzer. Von ainem schiling pandt, so dreissig zopfen helt, ain khreuzer. Und also zu verstehen, von ainem gannzen pandt acht khreuzer. Doch sollen sy, die beschaumaister, achtung geben, daß alle gattung gerecht unnd guet sey, das böse ausgeschlossen, und hierunder umb irgent ainiges gemäß oder von hanndtwerchs wegen khein verschonnung beschehe, bey straff die sonnst gegen innen unverschont fürgenommen werden soll. Unnd behelt ime richter unnd rath nach gelgenheit der zeit und notturft diese ordnung zu mindern oder zu vermehren bevor. Zu urkhund gemainer stadt clainer insigl hirauf gedruckht. Actum ut supra.

9.3.2 1623, April 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt nach Beschwerden der Maurer und Zimmerleute eine Lohnerhöhung. Mauerer und zimmerleuth wegen des lohn khomben für. Ist auf ihr beschwährung den maurern schließlich 54 kr., den zimmerleutten aber 51 und einen zuereicher oder tagwerckher 36 kr., den zimmerleuthen aber alles ernsts eingesagt, daß sie hinfüro under tags nit von der arbaith gehen, sondern das brodt alda essen undt etwas treulicher arbaitten.

9.3.3 1624, September 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Lohn- und Preisordnung der Stadt Tulln für Handwerksarbeit. Über die publicirte khayserliche satzungen etliche hochgestaigerte handt­ werckhsarbeit, tagwerch unnd andere belohnungen betreffend, so dieser tagen durch in sonderheit hierzue abgeordnete ainspinger59 exhibirt, umb willen aber thails posten nach gelegenheit der haubtstatt Wienn gegen ander orten, da man berait leichter abkhommen khan, etwas zue hoch gesezt, und ainer yeden obrigkhait in dero iurisdiction auf ein mehrere wolfeilkheit 59 Einspänniger ist die Bezeichnung für einen berittenen amtlichen Boten.

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9. Wirtschaft

zu gehen bevorstehet, also haben gedachte ainspänniger alhie, wie anderer ortten beschehen, uber solch khayserliches mandat ein ordenliche special sazung nach gestalt und gelegenheit hieigen orths aufzuerichten verlassen, darob dan nit weniger als uber der khayserlichen sazung selbst handtgehabt werden solle. Solchem nach ist angeregtes khayserliches patent neben andern, der statt St. Pöldten und markhts Herzogenburg und darüber, für die hieige statt iurisdiction ein gleichmessige sazung folgender gestalt einhellig gemacht und zuesambengetragen worden. Ainem zimmerman des tags 30 kr., dem maister 2 kr. Denen maurern ainem palier 30 kr., ainem gemeinen 26 kr., dem maister 2 kr., ainem zuereicher 24 kr. Einem tagwerckher in gemain 20 kr., zue speis 9 kr. Einer weibspersohn 15 kr., einer wescherin, oder sonst ainer anderen tagwerkherin zur speis 9 kr. Für die pinder und vaß: Ainem zuerichter 2 fl., ainem abpündter, so er die vaß zuericht 1 fl. 6 s., ainem gemainen abpinder 1 fl. 30 kr., dem viertten 1 fl. 15 kr., dem fünfften 1 fl., einer jedtweden person aber, so die pindter den bürgern in die vasst arbeiten 24 kr. Ain emer abgepundene vaß soll be­ zalt werden per 30 kr. Im acht raiffen für den emer 24 kr. Schuester: Ain paar schuech in schönster und besster formb per 1 fl. 4 s., die, so etwas schlechter per 1  fl. 2  s., ain gemaines paar schuech von geschmiertem leder, doch auch nach gelegenhait höher nit dann per 6 s., ain paar paurenstiffel per 2 fl.

9.3.4 1635, Juni 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln legt das Gewicht verschiedener Backwaren fest, bestraft Verstöße und trifft eine Entgeldregelung für Tagelöhner. Item proponirt, daß die pekhen nun mehr ein zeitlang hero schlimers gepächt gefüehrt, daß in die lenge nit zuzusehen, daß sie ein kreuzer semel auf 13 loth60 schwer pachen sollen, aber nur alls Benedict Forster: 11 loth 6 laib   5 pfund ½ loth Groschlaib   2 pfund 22 loth

60 Ein Lot zu vier Quentchen entspricht nach dem vorgeschriebenen Wiener Gewicht etwa 17,5 g.

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9.3 Markt- und Preisregelung

Gaßner peckh: 10 loth 6 laib   5 pfund 6 loth Groschlaib   2 pfund 16 loth Jacob Wenzel:61 12 loth 6 laib   5 pfund 23 loth Groschlaib   2 pfund 26 loth Paumbgarttner: 11 loth Groschlaib   2 pfund 12 loth Item die vischer fast nie khaine visch haben und sich stettiges aintweders, daß das wasser zu hoch, zu trieb, zu liecht oder zu glain, und dergleichen faulle excusationes führen, das nit zu leiden.62 Verlaß: Dieweilen die herrn samentlich schliessen, man soll ihnen, pekhen, nachsehen, und umb 12 loth geringen, da doch ihnen zunegst 13 loth zu legen bevolchen, anjezo 12 geben und gebietten wellen, als man wiß nit, wie man thue, daß man die vorige schlüß nit in acht nehme, und darob halte, sonsten er, herr stattrichter, seinen guettachten noch nit erhalten, daß wan er sollches prodt der regirung forbringen, was sie hierzu schaffen würde. Dahero nachmahlen zu votirn. Verlaß: Ein ersamer rath verwundert sich nit wenig, daß sie schlecht, unaufrichtig geraith, daß es ain sündt, ihnen, pekhen, ein schandt, der obrikhait ein spott, da ihnen doch ein nachlaß beschehen, und ein khreizer semel per 13 loth zu pachen, und noch ein zuesatz, wan der waiz teurer, sich um remedirung anmelden sollen, welches nit beschehen, sondern selbsten ihnen fürnemben thails pro 10, 11 und 12 loth pachen, also sollen sie deswegen jeder pro 2 reichstaller gestrafft und so lang in die purgerstuben, bis zu erlegung derselben auf dem tisch. Ingleichen die vischer, weilen der ganzen burgerschafft beschwär, daß sie gar keine visch nit haben, noch auf den markht bringen, item die weiber zum visch stellen, die den burgern schlimme spöttliche wortt geben. Ordnung tagwerker: Einem tagwerckher des tages zu zöhr so ain schwer arbeit verrichtet, soll geben werden 12 kr. Ainem, der geringe arbeit: 10 kr. Ainem weib: 8 kr. Zum essen: 6 kr. Ainem weib sambt dem essen: 5 kr.

61 Jakob Wenzel, Bäcker, seit 1633 wohnhaft Albrechtsgasse 5. 62 Zu den ständigen Beschwerden über die Fischer vgl. auch Dokument 8.1.32.

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9. Wirtschaft

9.3.5 1636, März 31, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Marktfreiheit auf acht Tage vor und nach dem Markt zu beschränken, legt den Preis für den Ausschank von Bier während der Marktzeit fest und bestraft Verstöße. Herr stattrichter proponirt, wegen des jahrmarcktsfreiheiten ausleuttung, wiewol sie hat sollen geschehen 14 tag zuvor, so befinde er aber, daß solches schädlich wegen der ausländer und fürkäuffler, ob man nicht nur 8 tag davor die freiheit ausleutthen solle. Ander das bier per 5 kr. zu leuthgeben, damit destoweniger die wein verschlagen werde. Drittens, demnach Philipp Hofer nach seinem wolgefallen, ohne vorwissen der obrigkeit, wider den gemeinen brauch per 8 kr. geleithgebt, was zu thuen? Verlaß: 1. soll künfftig die jahrmarckts freiheit nur 8 tag darvor und 8 tag darauf ausgeleuth werden, dann würdt denen ämbtern hiemit eingesagt, nicht zu leuthgeben, das bier aber an jeziger marckhtzeit per 5 cr. auszuschenckhen, damit die bürgerschafft dardurch nicht verschlagen werde, und der arme auch sein weinl versilbern möge. Auf Philipp Hofer betreffend wegen seiner eigensinnigkeit, welches er als ein rhatsfreundt zu verhüetten billich wissen sollen, wirt auf das rhathaus arrest solang genommen, bis 6 daler straff erlegt werden.

9.3.6 1637, Juli 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Stephani-Markt auf den Sonntag vor Stephani zu legen, um eine Konkurrenz mit dem Markt von Kirchberg am Wagram zu vermeiden. Herr Puckher, angesezter stattrichter, vermeldt, daß ihme von herrn statt­ richter anbefolchen, wegen Stephani63 marckh, ob derselbe zu transferirn bis Sontag vor Stephani? Wegen des kirchbergerischen marckht, welcher auff den nachfolgenten Sontag gehalten wirdt.64 Verlaß: Ist einhällig verlassen, denselben auff den Sontag vor St. Stephani zu halten. 63 Stephanstag ist am 3. August. 64 Das Problem der an Kirchenpatrozinien gebundenen Märkte bestand darin, dass alle wichtigen Pfarren zum Bistum Passau gehörten und daher wie die dortige Domkirche dem hl. Stephanus geweiht waren. Dies gilt nicht nur für Tulln und Kirchberg am Wagram, sondern auch für Wien.

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9.3 Markt- und Preisregelung

9.3.7 1638, Juli 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 169r–v

Der Rat der Stadt Tulln regelt das Gewicht verschiedener Brotsorten und die Mehlpreise. Die bürgerlichen pecken beschweren sich abermallen, daß sie auf neygemachte peckenfächt bey so theuren treidt und würz zeit ihr gebäck nicht führen khönnen, begehren also ihnen ein geringeres65 zu verwilligen. Hierauff dann herr stattrichter durch die geordneten prothbeschauer ihr, der peckhen, brodt besichtigt und wegen lassen. Hat sich befunden, daß Benedikt Forster die 6 kreuzer laib allain auf 2 pfundt66 25 loth67 gebracht, ist denselben deswegen per 10 taller in die straff erkhenndt und bis zu erlegung derselben auf den wasserthurm68 geschafft worden. Auff der peckhen öffters beschwären aber ist ihnen ein 6 kreuzer laib auf 3 pfundt 15 loth, ain 3 kreuzer laib auf 1 pfundt 24 loth, ain 1 kreuzer semmel auf 9 loth und ein ofenwerth69 auf 2 loth 1 quäntel70 zu backen verwilliget worden, doch daß sy gemainer statt der noturfft nach mit beeden sorten brodt versehen sollen. Da aber einer oder der ander hierinnen icht weiters vergreiffen und das brodt nit auf das gesezte gewicht oder nit aufrecht und mit gebührenter weisser packen würde, der solle, seinen verbrechen nach, entweder in gelt oder mit der peckhen schupfen71 gestrafft werden. Zu den ende dan wirdt herr stattcammerer anbevolchen, also bald ein peckhenschupfen bey der Thonau aufrichten zu lassen. Dann wird den brothbeschauern per decretum auferlegt, daß sie alle wochenmärckht des fremden pecken und müllers auf obbeschriebene föcht ihr brodt beschauen und, da dasselbe nit das behrürente gewicht haben würde, dasselbe für das erste mahl in der güette undersagen, daß ander mahl aber das proth hinwegnehmen und ins spital tragen lassen. Item der rathsdiener solle alle tag das proth bey den pecken und brothaus wegen und den befundt herrn stattrichter berichten. 65 „Geringeres“ bezieht sich auf das Gewicht des Backwerks. Die Kosten für Brot variierten nicht über den Preis der Backware (siehe oben die Bezeichnung „Groschenleib“), sondern über das Gewicht der jeweiligen Backsorte. 66 Ein Wiener Pfund zu 32 Lot entspricht etwa 560 g. 67 Ein Lot zu vier Quentchen entspricht nach dem vorgeschriebenen Wiener Gewicht etwa 17,5 g. 68 Gemeint ist der Turm beim Tränktor an der Donau. 69 Der Ofenwert meint vermutlich eine Abweichung vom vorgeschriebenen Gewicht, die sich durch das Backen ergeben konnte. 70 Ein Lot zu vier Quentchen entspricht nach dem vorgeschriebenen Wiener Gewicht etwa 17,5 g. 71 Eine Bäckerschupfe ist ein Käfig auf einer Wippe, mit der der beschuldigte Bäcker ins Wasser getaucht werden konnte. Die Aufstellung diente freilich nur als Mahnung, der Gebrauch dieser Bestrafungsform ist für Tulln nicht überliefert.

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9. Wirtschaft

Dann khombt beschwer vor, daß ebnermassen die müller und pecken, so auf die wochenmarkht hereinfahren, den weiß- und semelmeel wie auch die gerolte gerrste zu theuer verkhauffen, daß wegen denselben ein gewise sazung und ordnung zu machen. Verlaß: Item alhieigen und andern müllern und peckhen, so alhierigen wochenmarkht mit ihren weißmehl und gersten besuchen, wirdt das mässel gries und semmelmehl dieser zeit auf 9, die gersten aber auf 8 kreuzer gesetzt.

9.3.8 1666, März 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über eine Brotpreisordnung. Anheut haben herr Georg Reuscher, herr Johann Schweickhard Khülff und Hanns Georg Winckler ihre commission zu verfassung einer böckhenfacht und -ordnung einem ehrsamben rath referiert, daß ihr guettachten dahin gehe, es soll der Crembser sazung nach, jedoch wan bey selbigen der waiz umb 1 fl. 4 s., es alhier umb 10 schilling eben bey deme verbliebe wie daroben umb 12 schilling, wäre also das foicht folgentermassen derzeit zu sezen: Waizengebächt Ein pfening semmel: Zwey pfening werth semmel: Ein kreuzer semmel:

3 loth 2 qtl. 7 loth 14 loth

Pollengebächt72 Ein pfening werth: Zwey pfening: Ein kreuzer werth:

4 loth 3 qtl. 9 loth 2 qtl. 19 loth

Rockhen Ein pfening: Zween pfening: Ein kreuzer werth: Zween kreuzer: Drey kreuzer: Sechs kreuzer:

6 loth 3 qt. 13 loth 2 qt. 27 loth 1 pfund 22 loth 2 pfund 17 loth 5 pfund 2 loth

72 Pollengebäck ist geringwertiges Gebäck, hergestellt aus Ausschussmehl.

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9.3 Markt- und Preisregelung

Das mäßl gries, weiln schöffmüller73 selbst vermelt, daß, wan der mezen waiz umb ain thaller sey, dasselbige umb 6 kr., consequenter, weiln er jezt umb zehen schilling, sey das mässl gries umb 5 kr. zu geben. Und weiln bey vorgangner commission der böcken ihr brod gewogen, und solches mit grossem abgang des gewichts befunden worden, absonderlich die prezen, als soll ihnen solches höchlich verwisen, die verbesserung auferlegt, ob diser ordnung vestiglich gehalten, auch daß sye das waizen und pollmehl, iedes besonder, benebens auch semmel pfenwerth bachen, anbevolchen werden. Im übrigen bedanckt sich ein ehrsamber rath gegen denen herrn commissarien ihrer mühewaltung halber. Zu den brodt- auch fleischbschauen seind herr Johann Martin Tretter und Matthias Faist, beede des äußern, und von der bürgerschafft Wilhelmb Degenfeld und Hanns Georg Rappan, welche ihren vleiß hierinnen nit spahrn sollen, verordnet. Soll ein patent geschrieben und inseriert werden, daß sye bey hocher straff keinen, so mehrer gewicht legt als da vorgeschrieben, verfolgen oder bestraffen sollen.

9.3.9 1666, April 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät über eine neue Preisordnung für Fleisch. Herr stattrichter proponiert, daß die fleischhacker schon zum öfftern umb die heurige fleischsazung angehalten, und weiln dan die zeit ohn dis herbeykombt, als wolle er eines ehrsamben raths reifliches guttachten, wie solches zu sezen, erwartten: Rindtfleisch von gueten oxen: Kalbfleisch: Kalbskopf: Kreeb und peuschl: Krees:74 Kalbsfueß: Castraunes:75 Schweines: Speckh:

das pfundt per 16 d. das pfundt per 20 d. von 1 s. 2 d. bis 1 s. 6 d. von 1 s. 6 d. bis 1 s. 10 d. 1 s. 2 d. 6 d. 16 d. 18 d. 1 s. 18 d.

73 Neben den Mühlen an der Tulln gab es bis zur Regulierung auch eine Vielzahl von Schiffsmühlen auf der Donau. Die letzte dieser Mühlen, die bei Zwentendorf lag, bestand noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 74 Krees meint Gedärme. 75 Kastraunen meint Hammelfleisch.

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9. Wirtschaft

Schmeer:76 Fleckh77 und Inners:

2 s. 4 d. 10 d.

9.4 Bau- und Forstwirtschaft 9.4.1 1573, November 9, Tulln St. Pölten, NÖLA, Tullner Handschriften Bd. 7 (Weisbuch 1563–1575), fol. 305r–306r

Der Rat der Stadt Tulln berichtet der Niederösterreichischen Regierung auf deren Anfrage über die Ursachen des Mangels an Brennholz. Bericht an die hochloblich niederösterreichische regierunng unnd camer den fuerkhauff im prennholz betreffent. Romischer khayserlicher mayestät etc., unnsers allergenedigisten herrn, hochloblich stathalter, cannzler, regenntten unnd camerräthe der nider­öster­ reichischen lannde, wollgeboren, hochgelert, edl unnd vesst, genedig herrn. Euer gnaden bevelch vom lessten negst verschinen monats October betreffendt, nachdem diser zeit in prennholz aigennuziger fuerkhauf, auch grosse erstaigerung unnd pickhlemb erscheine, daß wir derhalben aigenttliche erkhundigung unnd forschung halten, wer sich solches fuerkhauffs gebrauche, was auch im walt noch fuer annzall holz verhannden, unnd woheer gegenwürtiger holzmanngl unnd die verteurung volge etc., solches alles euer gnaden gehorsamlich zu berichten, haben wir den vierdten diz mit gebüerlicher reverenz endphanngen, unnd darauf zu unndertheniger gehorsamer volziehung derselben euer gnaden bevelch, die auferlegt erkhundigung durch sonndere personnen zu halten verordnet, unnd aus derselben relation sovil befunden, daß ain zeit heer etliche herrn durch ire dienner unnd gesanndte, auch etliche burger von Wienn by den pauersleuten aufm Thullnerfelt, so sich der walt für gebrauchen, prennholz bestelt, gelt darauf geben unnd dasselbig bestelt holz zum thaill ausser unnser ladtstat annder ortten zufueren lassen unnd anngeschlagen. Daher sich etliche personnen, sonnderlich Anndree unnd Hanns, die Gspan gebrueder, beed schöfleut zu Nußdorf, item Leonnhardt Putrer zu Michlhausen unnd anndere mer unndersteen, das gehackht prennholz fuerzukhauffen, unnd alsdann zu irem aignen nuz verrer zu verkhauffen, wie dann neulicher zeit bemelte zwen Gspann dem herrn scretarii Walther vierzickh claffter bestelt, auch der ain brueder dem Heindl unnd Khaltenprunner zu Elspach die claffter scheiter hie auf der gestetten per zwen gulden auszalt hat. Item Wolfganng Luffter 76 Schmer meint Bauchspeck. 77 Fleck meint ein Stück der Innereien.

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9.4 Bau- und Forstwirtschaft

zu Freindorf ainen schneider geen Wienn mit namen Sigmund Hölzl in die vierunndzwainzig claffter bestelt, also annder personnen mer, durch welches fuerkhauffen unnd bestellen die staigerung in holz dermassen ervolgt, daß hieheer, wie gebreuchig gewesen, gar wenig holz zuegefuert wurdet, welches dann der armen burgerschafft auch zu sonnderer beschwär unnd abbruch irer hausnotturfft raichen thuet. So erscheint, genedige herrn, der abganng unnd manngl an holz auch aus dem, daß im walt in der nähent khain prennholz mer abzugeben, sonndern alles gar weit unnd in teuffen gräben gelegen, dan ainer ain tag über ain fuer nit thuen, noch ain Wienner claffter78 bey den grossen unncossten, so darauf gehet, der zeit wie vor nit wol geben khann. Es ist auch diser zeit von gehackhten durrem holz, sonnderlich Rieder ambt, khain vorrat verhannden, allain was etliche ain wenig auf ir hausnotturfft haben unnd erst widerumb hackhen lassen, doch alles, wie verstannden, weit unnd unngelegen von der hanndt. Das haben euer gnaden auf anngeregt derselben bevelch wir zu gehorsamen bericht nit verhalten sollen, euer gnaden unns daneben unnderthenigelich bevelchenndt. Datum Tulln, den neundten tag November anno etc. im dreyunndsibenzigsten. Euer gnaden unnderthenig gehorsamb N., richter unnd rath der stat Thulln.

9.4.2 1628, Mai 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln untersagt dem kaiserlichen Frauenstift die Errichtung eines Ziegelofens, bietet jedoch die Nutzung des städtischen Ziegelofens an, sofern er auf Kosten des Klosters ausgebaut würde. Eodem die hat herr stattrichter Elias Pieringer sambt etlichen herrn des inneren raths nach eingenommenen augenschein befunden, daß hieige jungfrauclosster propria authoritate ohne eines ersamben rathes alhier vorwissen unnd bewilligung auf ihren äckher einen orth zue einem ziegeloffen ausgraben und gar in gemainer statt grundt und boden gegriffen und also gegen gemainer statt einen strafmessigen gewaldt geübt hat. Dahero richter und rath alhier die tagwercher erstlich von diser angefangenen unbefuegten gewalthatigen arbaith billich abgeschafft, und heut disen tag gegen den herrn vicario pater Krebs wie auch frater Raimundo unnd den schaffer79 solchen gewalt eben an dem orth, wo er verübt worden, hoch angezogen und die fortfahrung in disem unrechtmessigen gebeu stark inhibirt und verbotten, doch lezlich aus lauter guetwilligkeit und nachbarschafft ge78 Klafter ist ein Längenmaß; ein Klafter entspricht etwa 1,89 m. Davon wurde das Raummaß für Scheitholz abgeleitet, sodass ein Klafter Brennholz etwa 3,38 m³ entsprach. 79 Schaffer vgl. oben Anm. zu Christoph Seggler, Dokument 4.1.3.

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9. Wirtschaft

gen ihne, herrn pater vicario, sich anerbotten, im fall das closster auf ihren uncossten gemainer statt zieloffen wolte erweittern lassen und darin auch gleichen thaill mit gemainer statt ziegel brennen, daß solches dem closter von richter und rath alhier gern bewilligt und zugelassen werden solle.

9.4.3 1628, Juni 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln formuliert Bedingungen für die Beteiligung des kaiserlichen Frauenstiftes an dem städtischen Ziegelofen. Auf des hiesigen jungfrauclosters eingeraichte memorial, in welchem dasselb begert, ein ersamber rath wollte sich erclären, mit was conditionen er dem closter den erweitterung gemainer statt ziegloffen und darinn der mitbrennung der ziegl zu bewilligen gedacht wer, ervolgter rathsbeschaidt: Auf dis anbringen hat richter und rath der statt Tulln sich dahin resolvirt, daß sie dem closter die erweitterung gemainer statt ziegeloffens und darinnen die mitbrennung der ziegl mit und under diesen conditionibus bewilligt und zuelassen wollen: Erstlich daß solche erweitterung mit des closters allein uncosten beschehe und also die ziegel, so das closter hiezue aus gemainer statt ziegeloffen nemben und gebrauchen würde, bezahlt werden sollen. 2. daß die ziegel, so gebrennt werden, des closters und gemainer statt miteinander auf gleichen theil sein sollen und so das closter deren mehr dan halben thail empfinge, solche gemainer statt zubezallen schuldig sein sollen. 3. sollen die ziegelberenner halbe vom closter und halbe von gemainer statt bezahlt werden. Also auch und zum Viertten solle das holz halb vom closter und halbe von gemainer statt zum ziegloffen zugefihrt werden. 5. daß gemainer statt wegen der erdt oder leimbs auf dero grundt vom closter ein billiche ergözlichkheit gelaist werde. 6. daß dem closter die mitbrennung der ziegl nur auf dessen iezig gegenwertige gebeu80 und nicht auf die künfftigen zugelassen sein. Der zieglofen aber gleichwoll auch künfftig und ewig in seiner erweitterung verbleiben solle. Lezlich im fall dem closster diese conditiones annemblich, solle desselb darüber ainen reversbrief ausfertigen und ihren anerbietten gemäß richter und raht alhier versichern. 80 Da die Archivalien des kaiserlichen Frauenstiftes nach seiner Aufhebung 1782 verstreut wurden, ist nicht klar, um welche Bauten es sich gehandelt hat. Aus den im reichen Maß vorhandenen Archivalien der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die in den Klosterakten im Niederösterreichischen Landesarchiv vorhanden sind, geht aber hervor, dass der bauliche Zustand des Klosters, vor allem nach dem Erdbeben von 1590, generell schlecht war.

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9.4 Bau- und Forstwirtschaft

9.4.4 1628, Juni 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 14 (1621–1631), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Hälfte der Kosten für die Erweiterung des städtischen Ziegelofens zu übernehmen. Auf des hieigen jungfrauclosters verrer eingeraicht suppiciren, darin sie den halben pauwesen zu erweitterung des ziegloffens von gemainer statt zu bezallen begehrt haben: Rathsbeschaidt: Im fall das würdige closster des grundts halber gegen gmeiner statt mit einer danckhbarlichen reccompens in holz oder sonst pro discretione sich künfftig accomodiren, auch iezund alsobalt anerbottnermassen per reversbrief die versicherung thun will, so seint richter und raht der statt Tulln den halben pauuncossten zu erweiterung des ziegloffens aus nachberschafft und guetwilligkeit von gemainer statt zu bezallen erbittig.

9.4.5 1636, März 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Zeugeneinvernahme zur Vorbereitung eines Vergleichs über eine zwischen den Untertanen des Passauer Rentamts Königstetten in Trübensee und der Stadt Tulln strittigen Donauau. Extraordinari conventus, den 4. Martii anno 1636 Dominica Laetare.81 Prae­ sentes ganz in- und äußer rhat, dann die völlig gemain. Wegen güettigen vergleichs einer au, so streittig zwischen dem rentambt Königstetten underthan zu Triebensee betreffend und gemainer statt: Praesentes ex una parte herr dechant, herr rentmaister, herr Schieselmair. Inn- und äußerer rath: Puckher, Wiellandt, Muhrbeckh, Strobel, Schäz, Burger, Stausner, Kling, Lindinger, Kalb, Zwickh, Lehm, Kazianer. Herr stattrichter proferirt dreierley abriss und sagt, daß gemaine statt gern nachbarlich leben, desgleichen auch in diser Triebenseer streittigen au ein vergleich sehen wollte, wiewol zwar ein commission auf den 12. diss angeordnet, wann aber hieraus nur schaden und unkhossten erwachsen, wird fürtreglicher sein, die parteien güthlich zu vernehmen. Herr rentmaister beantworttet, daß er gerne sehe, dasselb vorzunehmen, zu verhüetung unkosstens soll alles ad notam genommen werden, und die unpartheyische Triebenseer aussagen, was recht ist, keinen zu lieb noch zu laidt, sondern was ain ieder waiß oder gehört von dieser noch strittigen au, die creuzlehen genant, welche die Triebenseer nennen die Neuschiedt. 81 Der Sonntag Laetare fiel in diesem Jahr allerdings auf den 2. März.

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1. zeug David Peer, rathsburger zu Stockerau, sagt, er gedenckhe, daß die inner runzen82 Tulln und Triebensee geschaiden bis unten aus, hat gehört von Toman Liedl, Stephan Ötingern, fischern, waiß es aber selber bei 54 jahren, wegen der andern au habe dasselbe die Pfaffenau angeschüttet, waiß von kainem tullnerischen marckhbaum, sondern wisse, daß die runzen die Tullner und Triebenseer fischer miteinander gesezt. 2. zeug Sebastian Witting von Neuaigen, bey 36 jahren, hat dahie zu Tulln das fischerhandtwerckh gelehrnt von Sigmund Cornhofer, welcher ihme, sein herr, allzeit verpotten, solle kein reischen über die runzen legen, es gehöre nit auf Tulln, sondern auf Triebensee, aber weillen damahls kein fischer zu Triebensee gewesen, interim strittig worden, waiß auch von keinem tullnerischen marchbaum, weill er noch zu Tulln war, die runzen haben beede thail miteinander gefischt. 3. zeug Hanns Backh, hardeckhischer jäger,83 bei 49 jahre seines alters, spricht aus, die inner runze hab der Tullner und Triebenseer au geschaiden, hat’s von Caspar Trollnitschen, vom alten Pöttinger und Thoma Liedl Triebenseer, David Lenzen, neuaigischen underthanen, die unndere au habe die Pfaffenau angeschüttet. 4. zeug Valentin Klein, gräfischer underthan zu Hardeckh, von Perzendorff, bei 60 jaren, sagt aus, wisse selbsten bei 40 jahr, daß die alte runzen seie auf Triebensee gerunnen, habe niehmahlen gehört, daß etwas auf Tulln solte gehört haben, außer nun bei 6 jahren, waiß von kainem marchbaum. Die Underau, der Roßkopf genannt, habe die Pfaffenau angeschütt. 5. zeug Matthes Bimbs, von Gaisruckh, königstetterischer ambtsunderthan, bei 45 jar, sagt, daß er von seinem vattern, Hanns Bimbs zu Perzendorff, gehört, als er forster war, habe er nichts abhackhen dörffen über die runzen, auch nichts pfenden. Item das alt geschaidt sei tullnerisch, das ander geschaidt triebenseerisch, ist auch vil mahln, weill noch wasser da gewesen, hierüber die runzen gefahren, habe den fischern offtermal ihren zaun abgerissen, wegen des fischwassers wisse er nichts. 6. zeug Georg Probst von Schmida, gräfischer underthan, bei 60  jahren, zaigt an, der Triebenseer grundt sei herüber gangen, und habe den Triebenseern allein zugehört, maint die runzen soll’s schaiden, hab’s von Thoma Liedl, Hanns Trunckhsern und alten Ötinger, waiß umb kain tullnerischen marchbaum, habe Tulln und Triebensee iedes halb wasser. 7. zeug Georg Beer von Neuaigen, 44 jahr alt, meldet, er hab von uhralten gehört, es hab die Neuschiedt auf Triebensee gehört, und die runzen geschaiden, halbs hin, halbs her, Falckh habe ihm sein zeug mit gewalt genommen bei 60 fl. wehrt sampt den fischen, als er das Triebenseer wasser in bestand 82 Runse (mhd.) meint Gerinne, Flußbett. 83 Die Grafen von Hardegg hatten umfangreichen Grundbesitz nördlich der Donau; Zentrum war die Juliusburg in Stettelsdorf.

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gehabt, ist geschehen under dem herrn Juritschen84 stattrichter, waiß auch von kainem tullnerischen marchbaum. Vom Roßkopf wisse er nichts. 8. zeug Mart Schreiner von Neuaigen, bei 70 jar, spricht, sei anfenglich ein klein aulein gewest und habe auf Triebensee gehört, ist beim alten Ötinger gewest und da gedient, sey ihme allzeit passirt worden, daselbsten holz zu hackhen, wisse von kainem marchbaum, und habe die runzen allweg von oben bis unden geschaiden. Was die andern aule wisse er nichts, sondern das fischwasser halb hin, halb her gewesen. 9. zeug Achatius Doll, richter zu Triebensee, hat die parteien vernommen, welche ausgesagt, daß sie gedenckhen, das wasser sei auf gleichen thail gefischet worden, vermeldt auch, es sey von disen kein march da gewesen, außer den iezigen, welche die Triebenseer abgehackhet. Wegen des Roßkopf wisse er, daß die Triebenseer nichts sagen dörffen, weill sie seindt in der statt erhalten worden als der ruml endseits gewest. Der tullnerischen zeugen aussag: 1. zeug herr Michael Pukher, seines alter 73 jahr, sagt wegen der obern au, daß ihr hochfürstliche gnaden, herr Melchior Klesl seelig, damals wienerischer official, und der von Cronberg commissarii gewesen, dabey sie dasselbe aule denen von Tulln zugesprochen, gedenckht, daß den Triebenseern roß und wagen ausgespannt worden von herrn Canischen, im übrigen wie vor diesem ausgesagt. 2. zeug herr Matthias Kalb, waiß sich auf 40 jahr zu erinnern, daß allzeit und allein die inner runzen auf Tulln gehört, die äußer aber mit einander gefischt worden. Wegen des Roßkopfs, als weill er forster gewesen, habe er daselbsten bei 50 claffter hackhen lassen, sei keiner darwider gewest, hat’s nacher Hanns Kirchmair erkhaufft, bey 6 wochen sei er allda liegendt verbliben. 3. zeug Simon Zwickhl, als mitforster desselben anno 1629, sagt, habe holz hackhen lassen auf dem Roßkopf über 31 claffter, habens ein gute weill darauf stehen lassen. 4. zeug Matthias Huber,85 85 jahr alt, vermeldt, die inner runzen sei von Tullnern allein gefischt worden, das äußer gegen die Triebnseer waidt, auch allein ab und ab, habe auch den Roßkopf gefischt, das grösser wasser auf gleiche thail. 5. zeug Caspar Hofer,86 40 jahr, ein fischer ungefehr 60 jahr alt, sagt, habe mit den Triebenseern halb gesezt, das Triebenseer geschadt auch halb gefischt, die Tullner haben reisen auf der Neuschaidt gelegt, der roßkopf hab ie und allzeit auf Tulln gehört, und von ihm auch gefischt worden.

84 Andreas Juritsch war zwischen 1620 und 1623 Stadtrichter von Tulln. 85 Matthias Huber, Fischer und Bürger in Tulln, ab 1599 wohnhaft Albrechtsgasse 9. 86 Kaspar Hofer, Fischer und Bürger in Tulln, ab 1619 wohnhaft Milchgasse 10, ab 1628 Nibelungengasse 20.

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6. zeug Augustin Geissenbrunner87 meldet, die runzen haben sie den Triebenseer wegen des haupt lassen fischen, gegen der vischwaidt zugleich. Bei dem rosskopf haben die Tullner allweg allein gefischt. 7. zeug Ambrosi Melweckh bei 71 jahr, die Tullner haben die inner runzen gefischt, aber wegen des sezen haben sie die Triebenseer fischen lassen, bei der waith zugleich die Tullner bis zum brunnwasser allein. Die übrigen jungen, so nit bei der hanndt, wie vor diesen. Hierauff werden ihnen, herr rentmaister und herr stattrichter, eine kleine zeit belieben lassen, mit einander zu tractiren. Actum 4. Martii anno 1636.

9.4.6 1636, März 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Stadtrichter berichtet dem Rat der Stadt Tulln über einen Vergleich mit dem Passauer Rentmeister in Königstetten wegen der umstrittenen Donauau. Herr stattrichter referirt Wiener rhais, daß er neben herrn Puckher und stattschreibern in sachen einer strittigen au zwischen gemeiner statt, dann denen Triebenseern dero angeordnete commission, welche hatte den 12. diss sollen fürübergehen, den 10ten diss beizuwohnen abgeordnet, welche aus schwachheit ihr gnaden, herrn prelaten von Gottweig88 hinderstellig gemacht, interim mit herrn rentmaistern als vollmächtigen gewalttragern zu verhütung grossen unkostens und erhaltung guter nachtbarschafft auf underschiedlich eingelegte obiectionen pacifice transigirt und vermiden worden, als daß ihnen der Neuschiedt, unns aber Rosskopf sambt den darbei kleinen anschiedl völlig verbleiben, darüber dann eine ordentlich ausmar­ ckhung beschehen und alles aufs papier gebracht werden solle, wie nichts weniger herr rentmaister einen ansehenlichen marckhbaum selbsten herzuschaffen.

9.4.7 1636, Juli 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Grafen Seifried Christoph Breuner 100 Klafter Holz zu verkaufen. Herr Puckher, angesezter stattrichter, proponirt, daß er auf befelch herrn stattrichters, so aniezo zu Wien, bericht einziehen solte, wie sich die zehen87 Augustin Geisenprunner, Fischer und Bürger in Tulln, Sohn eines gleichnamigen Fischers aus Neuaigen, ab 1623 wohnhaft Donaulände 44. 88 David Corner (1585–1648).

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9.4 Bau- und Forstwirtschaft

den und schnitten anlassen. Als habe er ihm under anderm angedeut, daß sonnsten kein bedenckhen sein, allein wegen des grasens, daß die jäger oder forstknecht den menschern und schiffleuthen, wann sie nicht alsobalden da sindt und vortschiffen, spöttlich zureden und mit den hirschfängern tractiren. Dann vermeldet er, daß ihre gnaden, herr Seyfrid Christoph Breuner, seinen hoffmaister ettlich mahlen zu ihme, herrn stattrichtern, zu Wien geschickt und fragen lassen, wie viel er holz von Tulln haben köndte umb die bezahlung. Darauf sich herr stattrichter entschuldigt, daß nichts übrigs verhanden, sondern bloß auf die rhatsfreundt ein auskommen sei. Er aber, herr Preuner, statthaltter, umb die bezahlung aufs wenigst 100 claffter89 instanter begehrt. Hab replicirt herr stattrichter und sich entschuldigt, ob sie schon ihr gnaden mit dem holz gratificiren wollten, würde es doch wegen der schiffleuth schwehr fallen, so an ie stets zu Wien seindt, ob herr Schubhard,90 ihr keyserliche mayestät obrisster schiffmaisster, die schiff herlieferte, welches herr hoffmaister im nahmen ihr excellenz mit widerwillen empfunden, begehrt derowegen herr stattrichter ein nachrichtung, was für holz gefält worden, und wie hoch im wehrt es ihm sollte verkhaufft werden. Herr Simon Mändl, forster, bericht, daß zwar bei 300 ettlich und 20 claffter vorhanden. Entgegen aber, wenn man considerirt, was noch möchte verehrt, item zum ziegelofen und preuhaus aufgehen, ihme, herrn Preuner, nit wol über 100 claffter per 10 s. kündte verkhaufft werden. Dann habe er herrn statthaltter ein gar geringes gelt vor diesem, als nur 9 s., darumb geben. Herr Wiellandt: Sollen ihme 100 claffter per 1 fl. 4 s. geliefert werden. Herr Malzer: Obschon 250 claffter zu verkhauffen seindt, soll man doch herrn stattrichter avisiren, daß ein ersamer rhat zu gemüth geführt den zieglofen, preuhaus, verehrung, interim herrn Preuner 100 claffter per 10 s. zu liefern. Herr Ötinger: Per herrn Malzer verstanden, 100 claffter per 10 s., doch herrn stattrichters discretion heimbgesezt. Herr Paul Hofer: Vermeint 100 claffter per 10 s. ihme zu liefern. Herr Mandl: 100 claffter per 10 s. passiren zu lassen. Verlaß: Sollen ihr gnaden herrn Preuner 100 claffter per 10 s., doch auf guth­achten herrn stattrichters verkhaufft werden, dessen der herr statt­ richter auf Wien zu berichten.

89 Klafter ist ein Längenmaß; ein Klafter entspricht etwa 1,89 m. Davon wurde das Raummaß für Scheitholz abgeleitet, sodass ein Klafter Brennholz etwa 3,38 m³ entsprach. 90 Hans Schubhart († 1664), kaiserlicher Schiffmeister und Besitzer der Burg Kollmitz.

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9. Wirtschaft

9.5 Handel 9.5.1 1575, März 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 6 (1574–1575), fol. 146v–147r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Eisenhändler Valentin Foitsik in seinem Bemühen um eine Fortsetzung der Eisenlieferungen aus Scheibbs zu unterstützen. Herr Futzigg91 per eisenhanndl: Auf herrn Fuziggen bericht, daß ime zu erhaltung des eisenhanndl, wie dann zuvor sein herr, welcher selbigen gefürt, von den Scheibsern khain eisen mer alhie werde abgelegt, des auch die Scheibser zu irere enntschuldigung fürgeben, inen wär solches durch ainen khaiserlichen bevelch verpoten worden.92 Dieweil aber hie ain alte ladtstat unnd anndere burger vormals auch lannge jar mit eisen gehanndlet, wär es nit allain gemainer stat und derselben alten ladtstatt, sonnder auch den bürgersleuten vasst beschwärlichen, daß solche bürgerliche hanndtierung sollten abgestelt werden. Demnach beschlossen, daß man derhalben mit eister gelegenhait welle für die niederösterreichische camer supliciren, es hat sich auch der herr Fuzigg heut widerumben erpoten, noch lennger alhie bürgerlich zu wonen, des ime auf sein erbieten und sovil den eisenhanndl betrifft ime alle nuzliche hilf und beistanndt zu thuen bewilligt. Es sollen ime und seiner hausfrau auch die schnalzerischen herrn gerhaben93 umb das perckhrecht zu Khazlesdorf für die herrn ainer ersamen lanndtschafft verornden zu derselben einlag puech ain aufsanndung ferttigen, doch das solches mit vorwissen.

9.5.2 1599, Oktober 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 256v–257r

Der Rat der Stadt Tulln ermahnt die Salzhandler der Stadt, beide Salzdepots der Kontrolle halber gemeinsam zu verwalten, und regelt die Abgabemenge. An die salzhandler alhie: Denen verorndten salzhandlern alhie, herrn Lienhart Mockhen und Andreen Mändl,94 beeden des raths, hiemit anzuzaigen, es khumen ainem ersa91 Valentin Foitsig stammte aus Olmütz und hatte 1575 die Tochter des ehemaligen Stadtrichters Hans Schnalzer geheiratet. Foitsig, häufig auch als „Futzig“ bezeichnet, war an einem Aufenthalt in Tulln nicht besonders interessiert und wollte eigentlich wieder zurück nach Mähren, wohin aber seine Frau nicht wollte. Er dürfte die Stadt dennoch bald verlassen haben. Foitsigs Sohn studierte in Wien und Italien; zu seinen Bemühungen, die von seinem Vater übernommene Liegenschaft in Tulln zu veräußern, vgl. oben Dokument 4.2.1. 92 Die entsprechende Verordnung war 1574 erlassen worden und ist in Wien im Druck erschienen. 93 Foitsig war, wie ausgeführt, der Schwiegersohn von Hans Schnalzer. 94 Andreas Mandl († 1605), Kaufmann und Bürger in Tulln, ab 1588 wohnhaft Hauptplatz 10.

372

9.5 Handel

men rath erhöbliche beschwerungen für, daß sy irem ambt miteinander ain absunderung machen, der herr Mockh gleichwol seinem mitgespan das salz under der schrannen von hanndt herausgeben, er aber die salzcammer im obern closster95 allain für sich behalten und seines gefallens auf die wägen verkhauffen solle, das nun aber ainem rath also zue zustehen und disfals aine beschwärliche neurung und aigennüzigkhait, die dabey zue spiren, zu verursachen gar nit gemaint, hetten sich auch aines solchen verstandts miteinander zu innen, salzhandlern, nit verstehen. Demnach und gleich wie beeden das ambt miteinander auf gleiche raittung und verantworttung verdraut worden, unnd dis orts undverschaidenlich sein, also wellen ain ersamer rath und ist ir bevelch, daß ainer so wol als der ander den schlissel zu den salzcammern und dem salz habe, und ainer allain ohne des andern vorwissen nichts hanndle, wie auch in verkhauffen das salz khain separation nit machen, als wie es vorher breichig gewest, insonderhait aber sich massen und geschenckh und gaben willen das salz zu verkhauffen, dann ain solchen spott und nachredt ain rath weder für sich selbst noch durch ire ambtleuth nit auf sich laden wellen, sondern sy, die salzhandler, sollen hinfüro darauf gedacht sein, daß sy auf die wägen nit hauffenweis, wie bishero beschehen, bey diser pielemb, sonderlich was frembde sein, verkhauffen, allain denen, die in der nachbarschafft herumb sein und gemainer statt zuefüren, mögen sy gleichwol nach gelegenheit des vorraths was aufgeben, aber aufs maist ainem über zween schilling nit, vor der handt aber aus ainem allain, aine oder aufs maist zwo khueffen,96 denen Lengpöckhern97 aber, deren vier sein, so das salz wider vertreiben, will mann hiemit von sonnderr nachbarschafft wegen vier pfundt salz, das ist jedem ain pfundt, bewilligt haben, es sey dann das khünfftig mehrer salzvorrat verhanden sein wüerde, wöllen alsdann ain rath auf merere verordnung gedacht sein, darnach sy, salzhandler, sich zu richten. Actum ut supra.

9.5.3 1599, November 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 262v–264r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, wegen Missachtung eines Ratsbeschlusses gegen den Salzhandler Leonhard Mock vorzugehen, und entscheidet im Streit zwischen Mock und zwei ungarischen Salzeinkäufern.

95 Gemeint ist das Tullner Minoritenkloster, das in diesen Jahren, vom Orden aufgegeben, durch die Stadt verwaltet wurde, vgl. oben 8.2. 96 Kufe ist die Maßeinheit für den Salzhandel; eine Kufe entspricht etwa 80 kg. 97 Gemeint sind die Bewohner von Neulengbach.

373

9. Wirtschaft

Beschwärung gegen Leonhart Mockh, salzhandler: Obwoll ain ersamer rath von wegen des schlechten vorrath salz, so derzeit bey gemainer statt salzcammer verhanden, und weillen auch dise winterzeit hinumb khaines mehr zu verhoffen, verschinen 29. Octobris lautere maß und ordnung gemacht, wie sich hinfüro die salzhandler baides in irem ambt, dann auch in versilberung und verkhauffung des salz den auslendern, so in der nachperschafft verwont und mit zuefüren und annderm die wochenmärkht besuchen, unnd dann gegen die burgerschafft verhalten sollen, dabey innen dann in sonderhait alles ernnsts auferlegt worden, sich hinfüro aller aigennüzigkhait, verehrung und schmieralien, dadurch sy das salz nach gunst hinausgeben etc., gewißlich zu enthalten, so hat doch solche wolgemainte verordnung, sonderlich bey dem Leonhart Mockhen, als obersalzhanndler, bishero wenig respects und ansehen erhalten, indem daß nit allain er, Mockh, das salz in obern closster ain als annder weeg für sich selbst seines gefallens, ohne mit und beisein seines gespans und mithandlers, des Anndren Mändls, auf die wägen an frembte orth unnd über wasser in Behaimb verkhaufft, unnd dagegen zu ain und mehr taller auch andere verehrung eingenumen, sondern auch sich gar understanden, aines solchen verstandts mit Ungern, deren sechs von Preßburg herauf geraist, zue geprauchen, dardurch der angesezte herr stattrichter, Hanns Fraundorffer, auf beschehne erinderung und sonnderlich der burgerschafft algemain beschwär geursacht worden, solchen aigennuz und vortl bey ime, Mockhen, und seinen leuthen, die gleich im salzausgeben gewest, einzustellen. Wie dann er, der herr stattrichter, in sonderhait für sein person sich dessen beschwert, daß sich sein, des Mockhen, pueb, der Läbinger, unbeacht der beschehnen einstellung nichts weniger understanden, ainen Behaimb auf die wägen etliche schilling salz zu geben und dagegen 4 s. trinkhgelt einzu­ nemen, daß er zweiffels ohn nit gethan würd haben, wann er seines herrn befelch nit gewißt oder gehabt hette. Darauf ist verlassen, es bleibe bey sein, des herrn angesezten stattrichters, einstellung gar büllich, umb daß aber Mockh aines ersamen raths decret und verordnung so gar nit respectirt, und gleichsamb verächtlich in windt geschlagen, in sonderhait aber des so hoch straffmässigen und verpettenen aigennuz als ain alter rathsfreundt und vorher gewester stattrichter, der davor annderes billich warnen solle etc., sich so offentlich gepraucht und denen partheyen zu solchen gaben und schenckhungen selbst ursach und anlaittung gegeben, solle die verrer gebür und billichkhait hirinnen zu handlen bis auf haimbkhunfft des herrn stattrichters, weillen auch ohne das der völlige rath jezo nit ersezt ist, eingestellt sein. Wenzl Bodischer und Baldassar Winter, beede burger zu Preßburg, gegen Lienhart Mockh, durch iren tulmetschen Michaeln Khögl zaigen an, daß sy salz halben herauf gefaren, und mit dem salzhandler Lenhart Mockhen so weith gehandelt, daß er inen erstlich 1 ½ pfundt salz gegen gegebner vereh374

9.5 Handel

rung 5 taller und dann, auf weiters anhalten, noch ain halb pfundt, darumben sy ime noch ain taller verehrt, zuegesagt, und darauf das gelt zu seinen hannden empfangen. Also habe er auch ainem andern Ungern, Sarras Georg genant, ain schilling salz gegen vier taller, die er darumb ime zuegestelt, verhaissen, darauf sy sich allberaith mit ainer zillen, die sie von Geörgen Neupöckhen hie umb 9 taller khaufft, gefaßt gemacht, und nunmehr allain hie im wiertshaus in die 6 taller verzört, mit bitt, weillen sy der Mockh so gwiß vertröst, das gelt eingenummen und bisher so lang warten lassen, zu bewilligen und verordnung zu thun, damit sy mechten mit salz abgefertigt werden, sonnst müeßten sy ires schadens und versaumbnus ergezlichkhait und abtrag begern. Läßt ain ersamber rath bey irem verlaß verbliben, und khinnen den supplicanten nichts bewilligen, sonndern mögen ir gelt wider von dem Mockhen erfordern, wellen sy ine alsdann im übrigen sprich nit erlassen, steet es inen bevor. Lienhart Mockh erscheint selbst in aigner person ungefordert für den rath; bestehet gleichwol, daß er den clagern das salz zuegesagt, und darumb das gelt eingenummen, aber auf des herrn angesezten stattrichters einstellung solch gelt wider innen hinaus geben, er hab’s zwar nit gern bewilligt, aber ir so hefftiges bitten und weillen sy so weith herauf geraist habe ine darzue bewegt. Er sey nit zuwider, daß sein mithandler jüngster aines raths verordnung nach die ober salzcamer neben ihm verwahre und bey ausgebung des salz seye, welle alsbalten mit ime den noch verhandenen salz vorrath abzellen, und umb das, so er allain verkhaufft, das eingenummen gelt orndlich erstatten und verraiten, mit gehorsamber pit, mann welle disfals khain mißtrauen in ine sezen, als aines alten rathsfreundt verschonnen, und von seinetwegen denen Ungern, wo nit mer doch nuer die 12 schilling salz verwilligen, damit er bey inen seines zuesagens trauen und glauben erhalte und durch sy weiter nit mollestirt werde. Welle es umb gemaine statt und ainen ersamen rath in sonderhait wieder verdienen. Auf dises und sein noch mehrers hefftiges bitten, insonderhait in ansehung der armen leuth weiten rais, beraith aufgewenten uncostens, zörung und versaumbnus bewilligt ain rath auf alle Ungern zugleich ain pfundt salz, doch ohne alle verehrung, und daß sy es auch höher als wie es der khayserlichen salzordnung nach gesezt bezallen sollen. Im übrigen wierdet herr Mockh hernach, wann der völlige rath ersezt ist, weitern beschaidt haben.

9.5.4 1615, Jänner 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), fol. 5v–6r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Kaufmann Thomas Zerari durch ein Schreiben an Hans Pröschl, Eisenkämmerer in Scheibbs, zu unterstützen. 375

9. Wirtschaft

Herr stattrichter recensiert, das Thoman Zerärä alhie sich bey mir angemelt, weill er anjezo mit khainem eysenzeug versehen, und die schmidt und andre leith aber ime taglich deswegen besuechen, sey er entsunnen, nach Scheybs umb eisen zu raissen. Wann aber umb verschines weinlesen der eysencammerer zu Scheibs98 bey ime, Zerärä, gewesen und neben fürlegung aines khayserlichen bevelchs, welchen er zwar abschreiben lassen, 4 centner des besten stahels von ime hinweckh genommen, der gesagt, daß Zerärä die bezallung desselben an denjenigen, so ime solches zeug geben, bekhumen solle. Als bite er, ime intercession zu erthailen, damit er bey den mauthen mit seiner wahr nit etwa aufgehalten werde. Dieweilen ainem rath wegen des obberüerten bevelchs nichts bewißt, dessen auch durch die landesfürstliche obrigkhait niemahls inhibiert worden, gemaine statt aber entgegen mit irer niderlag ansehenlichen befreit, als soll hernach herr Hans Proschl, eysencammerer zu Scheybs, neben inserierung gemainer statt habenden freyheiten freundlich zugeschrieben werden, daß er ermeltem Zerärä nit allain in seinem vorhaben gueten glauben geben, sonndern bey den mautten befürderlich sein wölle.

98 Hans Pröschl, kaiserlicher Eisenkämmerer, hatte Richter und Rat der Stadt Tulln gegenüber gegen den Handel der Tullner Bürger Wolf Waicher und Thomas Zerari mit Eisen protestiert (1607, März 22, Scheibbs, Tulln, Stadtarchiv, 3/31 (Gerichts- und Verhandlungsprotokoll 1588–1618), fol. 149v–150r). Die Stadt reagierte mit einem Verweis auf das kaiserliche Ladstattprivileg (1607, Juni 15, Tulln, ebd. fol. 150v–151r).

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10. Verkehr 10.1 1550, November 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 313 Beglaubigte Abschrift; RV: Sebastian Fraundorffers khauffbrieff umb das halb uhrfar zu Trebensee.

Sebastian Fraundorfer, Bürger in Tulln, verkauft der Stadt Tulln seine Rechte an der Hälfte der Überfuhr zu Trübensee. Ich, Sebastian Fraundorffer, burger zu Tulln, thue khundt allermenigelich offentlich mit disem briefe, bekhennendt, daß ich recht und redlich, mit lehensherrn bewilligung und zuegeben, auch zu der zeuth, da ich’s woll thuen möchte, verkhaufft unnd hingeben habe, hingib und verkhauff auch wissentlich in crafft dits brieffs all mein gerechtigkhait, so ich auf den halben urfar zu Trebensee gehabt, unnd von dem wolgebornen herrn, herrn Hannsen von Zinzendorff zu Pottendorff,1 römisch kayserlicher mayestät rath unnd füerschneider, obrister erbjägermaister in Österreich, meinem genedigen herrn, zu lehen rüert, dem edlen, ersamen unnd weisen herrn n., richter, rath unnd gemainer burgerschafft der statt Tulln unnd allen iren nachkhummen umb ain summa gelts, darann mich wolbeniegt unnd hinfüran zu allen zeutten wol benüegen solle, der ich auch mit barem gelt on ainichen abganng völligclich gewert, entricht und bezalt worden bin. Verzeich mich hierauff des obbelten halben urfar zu Trebensee sambt aller seiner zeugehörung unnd gerechtigkhait, übergib und einantwortt dasselb aus mein, aller meiner erben gewalt, nuz unnd gewehr, in der gedachten n., richter, rath und gemainer burgerschafft daselb zu Tulln unnd allen iren nachkhommen nuz unnd gwher, also unnd dergestalt, daß weder ich, all meine erben nocha annder jemandts von unsern wegen nunn füran zu ewigen zeutten zu den offtbemelten n., richter, rath und gemainer burgerschafft des obbemelten halben urfars wegen khain verrer anforderung, ansprach, recht noch gerechtigkhait nit mehr haben, suechen sollen noch wellen wea Verbessert aus unnd. 1 Johann von Zinzendorf (1507–1552).

377

10. Verkehr

der mit noch ohne recht, gar in khain weis, sonndern sy sollen unnd mügen nun hinfüran damit allen iren nuz unnd frommen hanndlen, thuen unnd lassen, es sey mit verkhauffen, versezen, verpfenndten unnd geben, wenn sy wellen, on mein, aller meiner erben unnd menigclichs vonn unnsern wegen irrung unnd hinternuß. Ich, obbemelter Sewastian Fraundorffer, darzue all mein erben, sein auch solches khauffs der gedachten n., richter, rath und gemainer burgerschafft zu Tulln unnd aller irer nachkhomen recht, gewehr, schermb und fürstanndt für all rechtlich ansprach, als lanndts Österreich under der Enns recht und gebrauch ist. Gieng inen aber davon icht ab, des sy mit recht schaden nemben, clain oder groß, khainen schaden ausgenumen, die geloben wir inen treulich unnd erbarlich bis auf ir völliges benüegen zu entrichten unnd vergnüegen, alles bey verpfenndung des gewöndlichen schadenphundts dises lannde Österreich unnder der Enns, treulich und ungevärlich. Des zu wahren urkhundt gib ich dem villgemelten n., richter, rath unnd gemainer burgerschafft disen khauffbrieff mit meinem aigena anhangunden innsigl verfertigt, unnd zu warer gezeugnus sonnders erpetten denn edlen unnd vesten Ernsten Sachwiz, an der zeuth passauerischen rendtmaister in Österreich, daß er sein aigen innsigl neben mier hierundter auch angehanngen hat, doch ime, seinen erben unnd innsigl ohne schaden. Beschechen am pfingstag vor Catharina2 nach Cristi, unsers lieben herrn unnd seligmachers gebuerde im fünffzehenhundert unnd in fünffzigisten jar.

10.2 1550, November 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 313 Abschrift; RV: Khauffbrief auf die drey urfar thail von Sebastian Fraundorffer auf gemaine stat bestellt; weiteres Exemplar vorhanden

Sebastian Fraundorfer, Bürger in Tulln, verkauft der Stadt Tulln seine Rechte an drei Vierteln der Überfuhr zu Tulln. Ich, Sebastian Fraundorffer, burger zu Tulln, thue khund allermenigclich offendlich mit disem brieff, bekhennent, daß ich zu der zeit, da ich das wol gethuen möchte, auch mit des allerdurchleuchtigisten fürsten und herrn, herrn Ferdinanndten, romischen, zu Hungarn unnd Behaim etc. khunig, erzherzog zu Österreich etc. als ordenlichen lehenherrn gunnst und bewilligung, recht und redlich hingeben unnd verkhaufft hab, hingib unnd ver­ khauff auch wissentlich in chrafft dises brieffs mein dreu urfar thail an dem tullnerischen urfar, sambt aller irer zuegehörung unnd gerechtigkhait, wie a Wort eingefügt. 2 Katharina ist der 25. November.

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10. Verkehr

die von alter herkhummen unnd meine vorfordern ruebiglich nuz unnd gwör herbracht, inngehabt, genuzt und genossen haben unnd von dem hochlöb­ lichen fürstenthumb Österreich unnder der Enns zu lehen rüeren, dem edlen, ersamen unnd weisen herrn n., richter, rath, genanndten unnd gemainer burgerschafft daselbst zu Tulln, unnd allen iren nachkhummen umb ain summa gelts, daran mich gannz wol beniegt, unnd hinfüran zu allen zeitten beniegen solle, der ich auch zu rechter weill unnd zeit, an ainichen abganng, nachthail unnd schaden volligelich gewert, enndtricht unnd vergniegt worden bin. Verzeich mich herauf der obbemelten drey urfar thaill, sambt alles ires zuegehörung unnd gerechtigkhaiten, ubergib und einanndwort dieselb aus mein unnd aller meiner erben gwalt, nuz unnd gwöhr zu der vorbemelten herrn n., richter, rathe, genanndten unnd gemainer burgerschafft daselbst zu Tulln nuz unnd gwöhr, also unnd dergestalt, daß weder ich, all mein erben, noch yemanndt annderer von unnser wegen nun furan zu ewigen zeiten zu gedachten richter, rath, genanndten unnd gemainer burgerschafft der obbemelten dreyer urfar thaill khain verrer anvordrung, ansprach, recht noch gerechtigkhait nit mer haben, suechen noch gewinnen sollen noch wellen, weder mit noch on recht, in khain weis, sunnder sy sollen unnd mugen nun hinfüran mit den obbemelten dreien urfarthaillen allen iren nuzen und frummen furnemmen unnd hanndlen, mit verkhauffen, versezen, verphennden unnd geben, wenn sy wellen, on mein, aller meiner erben unnd menigclichs von unnsern wegen irrung unnd hindernuß. Ich, Sebastian Fraundorffer, darzue all mein erben, sein auch solliches khauffs der obbemelten richter, rath, genanndten unnd gemainer burgerschafft, darzue aller irer nachkhunfftigen für all rechtlich ansprach recht, gwöhr, schirm unnd fürstanndt, als solliches khaufs des lannde Österreich unnder der Enns recht unnd gebrauch ist. Gienng inen aber daran icht ab, des sy mit recht schaden namen, clainen oder grossen, die geloben wir inen treulich und erbarlich abzuthuen unnd zu erstatten, bis auf ir vollig beniegen, alles bey verpinndung des gemainen schaden puncts des lannde Österreich unnder der Enns, treulich und ungeverlich. Des zu waren urkhundt gib ich den ermelten n., richter, rath, genanndten unnd gemainer burgerschafft disen kauffbrieff mit meinem aignen anhanngunden innsigl verfertigt, unnd zu warer gezeugkhnus hab ich sonnders vleiß erpetthen den edlen unnd vessten Ernnsten Sachwiz, an der zeit passauerischer rainntmaister in Österreich, daß er sein aigen innsigl neben mir hirunder angehanngen hat, doch ime, seinen erben unnd innsigl on schaden. Beschehen zu Tulln, am phinnztag vor Katharine3 nach Cristi geburde tausent fünfhundert unnd fünffzigisten jarn.

3 Katharina ist der 25. November.

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10. Verkehr

10.3 1550, November 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 313 beglaubigte Abschrift; RV: Sebastian Fraundorffers kauffhandtung.

Sebastian Fraundorfer verständigt den Grafen Johann von Zinzendorff als Lehensherrn über den Verkauf seiner Rechte an der Hälfte der Überfuhr zu Trübensee an die Stadt Tulln und bittet, den Käufer zu belehnen. Dem wolgebornen herrn, herr Hannsen von Zinzendorff zu Pottendorf, römisch kayserlicher mayestät rath und fürschneider, obrister erbjägermaister in Österreich, meinem gnädigen herrn, empeuth ich, Sewastian Fraundorffer, burger zu Tulln, mein gehorsamb willige dienst zevor. Eur gnaden zaig ich hiemit an, daß ich mein gerechtsam, so ich auf dem halben urfar zu Trebensee gehabt, den edlen, ersamen unnd weisen n., richter, rathe unnd gemainer burgerschafft zu Tulln verkhaufft. Demnach an eur gnaden mein vleissig bitten, die geruehten den bemelten vonn Tulln das obangezaigt halb uhrfahr genedigclich zu verleihen, dann ich eur gnaden hien[.]a all mein gerechtigkhait, so ich lehenshalben darauff gehabt, hiemit vollkhumentlich aufsende unnd haimbstelle. Unnd so daß geschiecht, gelob unnd versprich ich bey meinen waren ehren unnd treuen, wider solch, eur gnaden verleichung unnd ferttigung nimermehr nichts zu reden noch darwider zu hanndlen, sonndern umb eur gnaden in allem gehorsamb zu verdienen geflissen sein. Des zu warem urkhundt gib ich eur gnaden dise aufsantung mit meiner aignen handt unterschriben unnd angebornen innsigl verferttigt. Beschehen unnd geben zu Tulln am pfingstag vor Catharina4 anno etc. im fünffzigisten.

10.4 1563, Jänner 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 9r

Der Rat der Stadt Tulln antwortet auf Beschwerden von Michael Ludwig von Puchheim über Schäden in Auwald und Fischgewässern im Zusammenhang mit der Überfuhr zu Trübensee. Anheut dato hat der herr von Puechhaimb5 ettlich seine burger von Gellerstorff sambt seinem ränndtmaister herüber verorndt und beschwärweis anzaigen lassen: a Rest des Wortes wegen Beschädigung des Blatts nicht lesbar. 4 Katharina ist der 25. November. 5 Michael Ludwig Freiherr von Puchheim († Ende 1580 oder Anfang 1581), erzogen am Hof König Sigmunds von Polen, Teilnahme am Türkenkrieg, 1557 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1571 kaiserlicher Rat.

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10. Verkehr

Erstlichen, nachdem gemaine stat zu Trubensee ain urfar haben, beschähe im in seinen auen durch matheus viller steig und weg von den ferung unnd anderen leuthen schäden. Zum anderen stiendten die ferung hutten auf seinen grund und würde gar ain anzug gemacht. Fürs dritt, dass man die oxen und anders viecht in seine auen trieb. Zum virdten, so beschäch im auch auf seinen grundten im vischwasser und gehulz schäden und man verjagt im durch das hin- und widerlauffen in seinen auen das wiltprät, mit begeren, sollches alles abzustellen. Darauf haben die herrn richter und rath des herrn von Puechhaim gesanndten mundtlich zu andtwort geben, sy wellen darob sein, dass dem herrn von Puechhaimb in seinem gehulz und vischwasser durch ire burgersleuth nit schaden soll beschehen, auch das viech in seine auen zu treiben, wäre es beschehen, abstellen und sich gegen den herrn von Puechhaimb nachperlich halten. Sovil aber die beschwär mit dem urfar betrifft, welche richter und rath den herrn von Puechhaimb mitler zeit auch andtwort wissen lassen, doch soll zuvor und auffs erst die sache notdurffteglich beratschlagt werden.

10.5 1563, Februar 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 19r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, wegen der Zerstörung mehrerer städtischer Zillen an der Überfuhr Gesandte zu Michael Ludwig von Puchheim zu schicken. Nachdem bey gemainer stat urfar die zulln aberhackht unnd verprennt worden, welcher fräfl und gewalt durch des herrn von Puechhaimb leuth, sovil berichtsweis fürkhumbt, beschehen sein sole, darauf beschlossen, dass ir drey oder vier aus aines ersamen rath zum herrn von Puechhaimb geschickht werden sollen, sich zu erinndern, ob solcher gewalt aus seinen bevelch beschehen, daneben ine zu berichten, dass gemainer stat dieses urfahr und der davon dem zuegemaissnen und gemachten weeg in ruebiger possession unnd derhalben von niemandts umb ainiche dienstparkhait angesprochen worden sein, und seind heirüber verornedt der herr statrichter, herr Moglitsch, herr Fridtberger, herr Polany und statschreiber.

10.6 1563, Februar 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 20v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Auseinandersetzung mit Michael Ludwig von Puchheim unter Einbeziehung des Stadtadvokaten weiter zu beraten und in Wien die Belehnung der Stadt mit der Überfuhr zu betreiben. 381

10. Verkehr

Anheut dato hat der herr statrichter sambt den anderen gesanndten ainem ersamen rath die relation getahn, was sy bey dem herrn von Puechhaim ausgericht. Darauf ainhellig beschlossen, dass man in namen gemainer stat die sachen mit dem eeisten notdurfftig beratschlagen solle, dann ausser vorwissen regirung und camer oder genuegsamen beratschlagung beschwärlich sein würde, sich mit dem herrn von Puechhaimb seinen vorhaben nach in beandlungen ainzulassen, und damit der herr doctor Trainer oder ain anderer in seinen abwesen gemainer stat hierinnen desto stattlicher rathsam und hülfflich sein mug, soll man vleis fürwenden, ob man der herrn ainen herauf auf den augenschein pringen khundt. Auf nechsten Erichtag6 ist der herr statrichter sambt dem statschreiber hinab gen Wien verordnet, neben den zu Frauendorffer, die ausstendigen lehen, wie dieselben mechten erlenngt werden, vleissig zu beratschlagen. Sie sollen auch von den alten lehen und khaufbriefen abschrifften mit innen hinab führen, und damit den herrn doctor Trainer in dieser und anderen gemainer stat hanndlungen desto williger und vleissiger sey, haben die herrn beschlossen, ime jetzundt ain vässl roten wein zuvereren.

10.7 1563, Februar 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 24r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Michael Ludwig von Puchheim aufzufordern, einen Termin für Vergleichsverhandlungen zu benennen, bei denen Christoph Rueber und Heinrich Graf von Starhemberg die Stadt unterstützen sollen. Auf des herrn statrichters und statschreiber, so von wegen des herrn von Puechhaimb unnd anderer hanndlungen halben gen Wien geschickht worden, gethanne relation ist verrer beschlossen worden, daß der herr Fridtberger, herr Träppl und statschreiber auf morgen frue hinuber zum herrn von Puechhaimb zu Aigen faren unnd ime auf sein erbitten und wegen aines güettigen tag ersuechen sollen. Wann nun der herr Puechhaimb ime auf die eingeundt wochen lässt gefallen, soll der herr Rueber in namen gemainer stat zu ainen beystanndt ersuecht, auch dem herrn Starnberg7 gen Wien geschriben werden, das er auch auf denselben tag herauf erschein und die sache neben den herrn Rueber handlen helff, zum herrn Rueber seind hinaus verordnet der herr Schnalzer und herr Ennzenperger.

6 Das war der 16. Februar. 7 Heinrich Graf von Starhemberg (1540–1575), Studium an den Universitäten Wittenberg und Bologna, 1565 Niederösterreichischer Regimentsrat, später Reichshofrat und in diplomatischen Diensten.

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10. Verkehr

10.8 1563, Februar 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 25r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, sich wegen eines Schreibens an Michael Ludwig von Puchheim mit Heinrich Graf von Starhemberg in Wien zu beraten. Anheut dato ist durch die herrn richter und rath beschlossen, das auf nechsten Mitwoch8 der statschreiber von wegen des herrn von Puechhaimb hinab gen Wien zum herrn Starnberg geschickht sol werden, mit ime das schreiben, so man dem herrn von Puechhaimb schickhen well, notdurfftigelich zu berathschlagen.

10.9 1563, März 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 26v

Nach erneuten Übergriffen an der Überfuhr beschließt der Rat der Stadt Tulln, Michael Ludwig von Puchheim zu schreiben und eine schriftliche Stellungnahme zu verlangen. Nachdem durch des herrn von Puechhaimb leuth nachst vergangenen Sunntag9 maister Georgen Schuechmair, schmidt, ain neuer beschlagener wagen am urfar genummen worden, darzue auch die fering hütten weckprochen, und sich gemainer stat urfar mit hin und wider furen der personen mit gewalt understeen, welches des herrn von Puechhaimb erpieten zuwider und gar khainer nachparschafft gleich ist, demnach solle ime, herrn von Puechhaimb, das abgehert missif zuegeschickht und auf dasselbig und voriges schreiben noch schrifftlicher andtwort begert werden.

10.10 1563, März 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 27r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Michael Ludwig von Puchheim wegen dessen Übergriffen bei der Überfuhr vor dem landmarschallischen Gericht zu klagen. Auf des herrn von Puechhaimb schreiben und andtwort, welches seinen ersten erpieten zuwider und gar khainen gueten gleich, ist bschlossen, in, dem herrn von Piechhaimb, umb seinen gewisne gewalt vor den herrn lanndt8 Das war der 24. Februar. 9 Das war der 28. Februar.

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marschalch ordenlich fürzunemen, und solle darauf sunderlich hinab zum herrn Starnberg verordnet werden, dass er die handlung in das werck pringen, unnd ist der herr statrichter sambt dem statschreiber hinab verordnet.

10.11 1563, April 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 3 (1563–1567), fol. 35v

Nach einer Entscheidung des Landmarschalls im Streit mit Michael Ludwig von Puchheim beschließt der Rat der Stadt Tulln, den Betrieb an der Überfuhr wieder aufnehmen zu lassen. Auf des herrn lanndtmarschalch bevelch, so dem herrn von Puechhaimb seiner gewaltshanndlungen halber mit gemainer stat urfar sind zuegeschickht worden, solle den fergen10 bevolchen werden, dass sy sich des urfars, auf und abgeung neben der Thuenau wiederumben geprauchen sollen.

10.12 1565, Dezember 19, Wien Tulln, Stadtarchiv, A 234 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 300–320), 313 Abschrift, RV: Khayßer Maximiliani deß andern lehenbrieffs abschrifft uber daß urfahr Tulln und Trebensee.

Kaiser Maximilian II. belehnt die Stadt Tulln mit drei Vierteln der Überfuhr zu Tulln, die bereits im Besitz der Stadt sind, einem weiteren Viertel, das nach dem Tod des letzten Lehensträgers an den Landesfürsten zurückgefallen ist, sowie der Hälfte der Überfuhr zu Trübensee. Wür, Maximilian der ander, bekhennen, daß für uns khommen sein unser getreue liebe n., richter und rath unser statt Tulln, und geben uns undter­ theniglich zue erkhennen, wie gemeine statt Tulln nun viel lange jahr her drey theill an dem tullnerischen urfahr samt aller ihrer zuegehörigung und gerechtigkheit der nau- und gegenfahrt mit guetem titl ruebiglich ingehabt und besessen hette. Nun wahren sie aber in erinderung kommen, daß solche drey theill berürts urfahr von uns und unserm haus Österreich zu lehen rühren, derohalben sie uns dan solche lehenschafften als die getreuen undterthanen, wie sich gebührt, offenbahren und anzeigen wollen, zue dem so seye uns auch der ein vierteil offtgedachtes urfahr zue Tulln durch absterben Michaelen Markh­ felders11 und seiner gelaßnen hausfrauen ledig worden und heimbgefallen. 10 Fergen sind Fährleute. 11 Michael Marchfelder, 1466–1478 Stadtrichter von Tulln, ab 1454 wohnhaft Hauptplatz 33, in zweiter Ehe mit Anna Matseber, aus einem im Tullnerfeld begüterten Adelsgeschlecht stammend, verheiratet.

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Verrer haben uns auch die gedachte von Tulln einen pergamenen lehenbrieff, so von weyland unserm geliebten herrn und vatter, kayser Ferdinandten, hochlöblichen und sehligen gedechtnus, in unser statt Wienn am lezten tag des monaths Julii nach Christi, unsers lieben herrn, geburth in fünffzehenhundert und sechsundzwainzigisten jahren ausgangen, fürbracht, darin sein mayestät dem gemelten von Tulln das halb urfahr zue Trebensee, unserer lehenschafft unsers erzherzogthumbs Österreich, verlichen, und batten uns darauff die bemelten von Tulln undterthenig, dieweil gemeine statt khein einkhommen, sondern etlich viel ausgaben und bürden auff ihr hette, daß wür ihnen die angeregten drey theill urfahrs zue Tulln, denen ieztbenante statt Tulln (wie obsteht) im inhaben währe, und den ein viertel theil solches urfahrs, so uns von benanten Michaelen Markhfelder und seiner hausfrauen (als obbemelt) heimbgefallen, aus gnaden, sambt den angezogenen halben urfahr zue Trebensee zue lehen zue verleihen gnädiglich geruheten. Nun haben wür, angesehen gedachter von Tulln undterthenig bitt und ihnen als den ersten anzeigeren der angeregten drey theill und dan des ein viertheil bemelter urfahr zue Tulln, dieselben lehen aus sonderen gnaden, darzue auch das halbe urfahr zue Trebensee mit allen ihren zuegehörungen zue lehen gnädiglich verlichen, verleichen ihnen auch die wissentlich mit dem brieff, das wür von recht und gnaden wegen daran zue verleichen haben, also, daß sie und ihre nachkommen die nun hinfüran von uns und unsern erben in lehenweise inhaben, nuzen und niessen sollen und mögen als lehens- und landtsrecht ist. Wür haben ihnen auch unsern getreuen Ambrosy Polani, unsern bürger zue Tulln, von neuen zu einen lehentrager gegeben, uns solch lehen zu verdienen, und als offt es zue fählen khombt, daß alsdan dieselben lehen durch andere lehentragern, die uns und unsern erben bemelte von Tulln iederzeit fürstellen, empfangen werden sollen, ungefehrlich, doch uns und mäniglichen an unsern und ihren rechten und gerechtigkheit unvergriffen und ohne schaden. Mit urkhundt des brieffs, welcher auff unser derhalben in sonderheit ausgangnen decret des dato steht am achten tag Augusti dits fünffundsechzigisten jahrs mit unserm anhangenden insigl durch unser niederösterreichische regierung verfertigt worden. Geben in unser statt Wienn, den neunzehenden tag des monaths Decembris nach Christi geburth fünffzehenhundert und im fünffundsechzigisten, unserer reiche, des römischen im vierten, des hungarischen im dritten und des böheimbischen im sibenzehenden jahrs. [L.S.] Comissio domini electi imperatoris in consilio Joachim, herre von Schönkhürchen,12 statthalter 12 Joachim Freiherr von Schönkirch (1517–1572), 1560–1563 Landmarschall, 1565–1572 Statthalter in Niederösterreich.

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Joseph Zoppl von Haus,13 doctor, canzler Hainrich, herr von Stahrenberg Sigmund von Ödt,14 doctor.

10.13 1571, August 22, Wien St. Pölten, NÖLA, Tullner Urkunden 166 Ausfertigung, Pergament in Form eines Libells mit Hängesiegel

Gerichtsurkunde von Hans Wilhelm von Roggendorf als Vorsitzendem des landmarschallischen Gerichtes über den Rechtsstreit der Stadt Tulln gegen Michael Ludwig von Puchheim wegen der Überfuhr zu Trübensee. Ich, Hanns Wilhalbm, freyherr zu Rogenndorf und Molnburg,15 ­öbrister erb­ lanndthofmaister, römisch khayserlicher mayestät etc. rath unnd lanndt­ marschalch in Österreich unnder der Enns, bekhenn: Nachdem den ersamen unnd weisen n., richter unnd rath zu Tuln, aines urfar halben durch den wolgebornnen herrn Michael Ludwigen von Puechaim zu Göllerßdorff, erbdruchsässen in Österreich, irrung zuegefüegt, das sy deßwegen am sechzechenten Martii anno etc. dreyundsechzigisten sich beschwärt unnd ir clag supplication disem gericht fürbracht von wort zu wort also lauttundt: Römisch khayserlicher mayestät etc. unnsers allergenedigisten herrn rath unnd lanndtmarschalch in Österreich under der Ens, wolgebornner genediger herr. Wiewoll wir unns gegen unnsern herrn nachparn vom herrn stanndt unnd der ritterschafft, allen herrn unnd lanndtleutten, auch stetten und märckhten unnd sonnderlich gegen dem wolgebornnen herrn herrn Michaeln Ludwigen von Puechaim zu Göllerstorf yhe unnd allweg aller freundt und nachparschafft beflißen, tröstlicher hoffnung, die herrn nachparn würden sich gleichsfals gegen unns nachparlich unnd freundtlich erzaigen, so haben wir doch ain zeitlanng heero bey wolgedachtem herrn von Puechaim das widerspill laider mit unnser gemainer statt unnd armer leuth höchsten nachtl und schaden, Gott waiß es, ohne unnser schulden, wie eur genaden volgenndts vernemen werden, erfarn unnd wirdt hierdurch nicht allain gemaine statt in höchsten unerschwinglichen schaden gefüert, sonnder höchstgedachter khayserlicher mayestät etc. gerechtigkhaiten unnd lehensrecht, neben schmellerung irer khayserlichen mayestät etc. cammerguet, durch den merernennten herrn von Puechaim gar unbillichen entzogen. 13 Dr. Joseph Zoppl von Haus († 1580), ab 1551 Niederösterreichischer Regimentsrat, ab 1565 Kanzler, ab 1579 Reichshofrat. 14 Dr.  Sigmund von Oedt (†  1591), Professor juris civilis an der Wiener Universität, ab 1556 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1572 Rektor der Universität Wien, ab 1580 Niederösterreichischer Kanzler. 15 Hans Wilhelm von Roggendorf (1531–1590), 1566–1590 Niederösterreichischer ­Landmarschall.

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Dann eur genaden vernemen auß nebenligunden khauf unnd lehennsbrieffen, welchermassen unnsere vorfordern, derselben zeit richter unnd rathe der stat Tuln, in namen gemainer statt derselben zu guettem vor annderthalbhundert jarn das halb urfar zu Treensee an sy erkhaufft unnd darüber vom Herzog Albrecht,16 hochlöblicher gedechtnuß, unnd wir hernach von mer höchstgedachter khayserlicher mayestät etc. auch lehen emphanngen haben. Sölches lehen unnd halb urfar neben dem steg recht und strassen darumb unnd darzue, wie auß dem khauff und lehensbrief verstannden wirdet, haben wolermelte unnsere vorforder, auch wir hernach, bißheero one menigclichs irrung unnd verhinderung in stättiger, gueter, ruebiger posseßion inngehabt, gemainer stat zu guettem genuzt unnd gebraucht, wie wir dann auch den halben thaill dises urfars vom Sebastian Fraundorffer, burger zu Thulln, vermög khauf und lehenbriefs an unns erkhaufft, auch dasselb lehen von weillenndt dem wolgebornnen herrn, herrn Hannsen von Zinzendorf, erbjägermaister in Österreich, alls lehensherrn unnd hernach von seinen gelassnen unnd derselben verordneten herrn gerhaben empfanngen unnd die zeit unnser innhabung, wie zuvor yederzeit unnsere vorforder, in guetter posseßion inngehabt, genossen und gebraucht haben. Wir pitten innsonnderheit unnd woll zu erwegen, das wir nit allain das urfar, sonnder auch den weeg unnd strassen hin unnd wider zu derselben urfar erkhaufft, auch die lehen darüber empfanngen, unns auch bißheer über menschen gedenckhen khein perturbation, irrung, einträg oder widerwillen nie zuegfüegt oder erzaigt worden, allein waß sich der obgedacht herr Ludwig von Puechaim, unanngesechen das annder mer herrn grundt hieneben haben, darüber wir, unnser fergen unnd alle hin unnd wider raisende personen, wie von alter heer, geen, reitten unnd faren müessen, durch welche unns bißheero ainige irrung nie beschechen, khurzverschiner zeit wider Gott, recht unnd alle pilligkheit unbefuegter weiß mit gewalt nit allain unnser gerechtigkheit, sonder auch der herrn von Zinzendorff unnd zuvorderist mer höchstgedachter khayserlichen mayestät etc. ir khayserliche mayestät etc. lehens recht unnd freyheiten nit allain zu schmellerung, sonnder gar zu enntziechen, unnderstannden hat, indem er unns die weeg zue unnd von dem urfar, auch neben der Thuenau der hochen naufart unnd sonnst an dem wasser stramb, auch den gewönlichen anzug zu wehrn vermaint, ja auch unnsern fergen ir angeheffte zülln mit seiner selbst aigen hanndt anzünndt unnd verprenndt, auch die haggen, rueder, leindl17 unnd annder schöfgeschier in das wasser geworffen unnd wegkhgerenndt hat, so doch unser vorforder unndt wir dises urfars, auch des steegrechts unnd strassen hin unnd wider sambt dem anzug (wie oben verstannden) über men16 Vielleicht ist damit eine Urkunde Herzog Albrechts V. von 1412 gemeint (Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln 1. Aufl., Regest CDLXXVII). 17 Mit den leindl sind die diversen Seile und Taue gemeint.

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schen gedennckhen als unnser erkhauffte gerechtigkhait in gueter, ruebiger innhabung, nuz unnd gebrauch gewest sein. Er hat gleichwoll auf unnser beschwär, so gegen ime, herrn von Puechaim, absonnderlich beschechen, etliche gesanndten derwegen zu unns abgeferttigt unnd sich auch gegen unnsern gesanndten, die auch hernach bey ime, herrn von Puechaim, in namen gemainer statt gewest derhalben zu vergleichen erbotten. Darauf haben wir ime fürderlicher mainung zuegschriben, der zuversicht, er wirdet ime, seinem erbietten nach, ain güettigen hanndlstags gefallen lassen, sich dises gewalts halben mit unns zu vergleichen, unns auch bey den alten, gewönndtlichen wägen unnd strassen, auch auf unnd ab neben dem wasserstramb wie von alter heer ruebig bleiben unnd unnß, unnsere mitbürger und menigclich, so unnsers urfars notturfftig, hinfüran unbedrüebt hin und wider geen, treiben, reitten unnd faren lassen unnd zu wider unnser habunden gerechtigkheiten gar nit beschwärn. So hat er doch, ehe und eher auf unnser senndtschreiben geantwurt, unnserm mitbürger Georgen Schuechmair, ainem schmidt unnd armen hanndtwerchsman, ain neubeschlagnen wagen, den er geen Khirchperg auf den jarmarckht füern unnd daselbst verkhauffen wellen, auch den hin unnd wider raysennden armen leutten ire pütten unnd annders an dem freyen urfar geweltigclich nemen, unnd nit allain auf seinen gründten, darüber wir zue unnd von dem urfar geen, reitten, treiben unnd faren mugen, sonnder auch auf unnsern anrainennden grundten dermassen grosse grabm aufwerffen lassen, das man numall ohne sonndere ungelegennheit zu merermelten unnserm urfar nit khomen khan noch mag, unnd ist demnach an demselben allem noch unersettigt gewest, sonnder hat auch seine leuth unnserm förgen ir förg hütl, darunder sich die raisennden personnen neben den förgen unnd schiffleutten, auch etwo des herrn von Puechaim leuth sobaldt als anndere in grosser khöllten unnd ungewitterszeiten aufgehalten, unnderstannden, unnd sonnderlich die förgen ir schöffgeschier behalten haben, mit gwalt wegkhreißen unnd abprechen lassen, auch auf unnser mitburger, alls sy jüngstlich von dem Khirchperger marckht haim unnd übergefarn, abgeschossen, durch solche unbefuegte gewalttige hanndlung unnd widerrechtlichs fürnemen er unns die wochenmärckht unnd den salzhanndl, auch gemainer stat einkhomen, der armen leuth unnderhaltung unnd narung unnd zuforderist der khayserlichen mayestät etc. cammergueth spört, schmellert unnd hinderstellig macht, dann die Behaim mit den vischen unnd mell, auch all annder so zuvor alda überschifft, tragen numalls an unnser urfar zukhomen allein des herrn von Puechaim wegen nit khleinen scheuch. Mit dem allem er unns vill unnderschiedtlich gewält, die wir auf fünffzehenhundert ungerisch ducaten in goldt estimiern, bewisen hat, welches unns zum höchsten beschwärlich unnd gar unleidlich, ja wenn wir solche, des herrn von Puechaim, widerrechtlich fürnemen unnd zuegefüegte gewält lennger gedulden muesten, gar verderblich, unnd zu besorgen, es möch388

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ten sich derwegen allerlay unrath zuetragen. Wie er sich dann dergleichen gwalt noch nit enthalten will, sonndern in seinem unbefuegten fürnemen immerzu, ungeacht seines erbiettens, vortfort. Bitten demnach, eur genaden welle dem ernennten herrn von Puchaim bey straff unnd ainem ansechlichen peenfall ernstlich bevelchen, damit er sich mit unns umb die angeregten gwalt unwaigerlich vergleiche unnd hinfüron aller verrer gewalttigen hanndlungen dises urfars wegen enthalte, unns dasselb unbetrüebt, ruebig, ungeirrt, wie von alter heer, als unnser er­khaufft guet oder gerechtigkhait vermüg obeingeschlossner khauf und lehenbrieff innhaben, brauchen unnd niessen lasse. Im faall er aber wider diß, unnser billichs begern einredt zu haben vermainet unnd die sach mit mererm gemainer stat uncosten unnd schaden fürsezlich aufzuziechen gedacht, wär ime in erwegung, das solcher lannger aufzug unns unnd gemainer statt armen leuthen sonnderlich zum eusseristen verderben, unnd zuvorderist der kayserlichen mayestät etc. cammerguet unnd lehensrecht, auch in anndern weeg vill höchern nachtl unnd schaden raichen würde, das er sich biß zu austrag der sachen aller dergleichen gewelttigen hanndlung an unserm urfar gennzlich ennthalten, unns daselb, wie von alter heer, ruebig innhaben unnd gebrauchen lasse unnd sein notturfft in den nechtsen acht tagen peremptorie18 unnd gwiß einbringen solle, bei straff hundert ungerisch ducaten in goldt auferlegen. Solches alles umb eur gnaden, neben dem es die billigkheit, auch unnser unnd zuvorderist der khayserlichen mayestät etc. lehensrecht unnd cammergueth höchste notturfft erfordert, wellen wir mit gehorsam zu verdiennen geflißen sein. Eur genaden gehorsam diennstwillige n., richter und rath der statt Thuln. Unnd alls drauff der herr von Puechaim sein notturfft gehanndlet, bed thaill biß zu bschluß verfarn unnd collationiert, ist in sachen ain abschiedt ergangen wie volgt: In dem strit und irrung zwischen den ersamen n., richter unnd rath zu Tuln, clagern, ains unnd dem wolgebornnen herrn Michel Ludwigen von Puechaim zu Göllersdorff, erbdruchsäss in Österreich, beclagten, annders­ tails belanngenndt: Wiewoll ain gemaine stat zu Tuln des urfars zu Trebensee, auch des stegrechts unnd der strassen hin unnd wider sambt dem anzug daselbs bißheer über mennschen gedennckhen als ir erkhauffte gerechtigkhait in guetter, ruebiger innhabung, nuz unnd gebrauch gewesen, so solle sich doch der herr von Puechaim unnderstannden haben, inen den weeg zue unnd von dem urfar, auch dem gewönndlichen anzug zu wehrn, der clager zuegehörigen fergen ire angeheffte züln selbs anzuzündten unnd zu verprennen, auch die häggen, rueder, leindl unnd annder schöffgeschier in das wasser zu werffen unnd wegkh zu nemen, an dem unersettigt, sonn18 Lat. unwiderrufliche Frist.

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der hernach auch der clager mitbürger, Geörgen Schuechmair, seinen neu beschlagnen wagen, den er geen Khirchberg auf den marckht füern wellen, unnd sunst hin unnd wider raisennden leuthen ire putten unnd annders an dem freyen urfar gwelttigclich nemen unnd die schüfhütten daselbst, die fergen ir schifgeschier behalten, weckhreissen, abbrechen, auch auf ire mitbürger abschiessen unnd verrer dermassen grosse grabn aufwerffen lassen, das man numalls auß sonnderer ungelegenhait zu berüerttem urfar nicht khumen mag noch khünne. Mit welchem allem dann herr von Puechaim den clagern etlich gwöldt, welche sy auf fünfhundert ungerisch ducaten esti­ miern thuet, beschechen sein solle. Geben herr lanndtmarschalch unnd herrn beysitzer der lanndtsrechten nach vernembung der partheyen eingebrachten schrifften zu abschiedt, die von Thuln sein diese ir clag zu beweisen schuldig, doch dem herrn von Puechaim sein gegenweisung, einredt unnd all annder rechtlich behelff darwider fürzubringen vorbehalten, unnd sollen solch weiß unnd gegenweisung nach ordnung volfüert werden. Eröffent am vierten septembris anno etc. im vier und sechzigisten. Unnd wie nun die clager ir auferladne haubt- unnd herr beclagter sein gegenweisung volfüert, darüber mit iren notturfften schrifftlich verfarn unnd die sach abermalls zu gerichtlicher erkhanntnus gestelt, ist verrer also verabschiedt: In dem strit unnd irrung zwischen den ersamen n., richter unnd rath zu Thuln, clagern, ains unnd dem wolgebornnen herrn Micheln Ludwigen von Puechaim zu Göllerstorff, erbdruchsässen in Österreich, beclagten, annders­ tails belanngundt: Wiewoll ain gemaine stat zu Thuln des urfars zu Drebensee, auch des stegrechts unnd der strassen hin und wider sambt dem anzug daselbst bißheer über mennschen gedennkhen als ir erkhauffte gerechtigkheit in guetter, ruebiger innhabung, nuz unnd gebrauch gewesen, so soll sich doch der herr von Puechaim unnderstannden haben, inen den weeg zue unnd von dem urfar, auch den gewönndtlichen anzug zu wöhrn, der clager zuegehörigen fergen ire angeheffte zülln selbs antzutzünndten unnd zu verprennen, auch die häggen, rueder, leindl unnd annder schöffgeschier in das wasser zu werffen unnd wegkh zunemen, an dem unersettigt, sonnder auch hernach der clager mitbürger, Geörgen Schuechmair, seinen neu beschlagen wagen, den er geen Khirchperg auf den markht füern wellen, unnd sonnst hin unnd wider raisennden leutten ire putten unnd annders an dem freyen urfar gewelttigclich nemen unnd die schiffhütten daselbst abreissen, den fergen ire schiffgeschier behalten, auch auf ire mitbürger abschiessen unnd verrer dermassen grosse gräbn aufwerffen lassen, dass man numalls auß sonnderer gelegennheit zu berüerttem urfar nit khumen mög, mit welchem dem herrn von Puechaim den clagern etliche gwält, welcher sy auf aintaußent fünffhundert hungerisch ducaten estimiern thuen, beschechen sein sollen. 390

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Geben der herr lanndtmarschalch unnd die herrn beysizer der lanndtsrechten nach abhörung der partheyen volfüerten weyß- unnd gegenweisung unnd darauf eingebrachten schrifften über den zuvor, den viertten septembris anno etc. vierundsechzigisten erganngen abschiedt verrer disen abschiedt. Dieweill die von Thuln dasjhenig, so inen in berüerttem abschiedt zu beweisen auferlegt worden, genuegsam gewisen, demnach sey sich der herr von Puechaim mit inen umb die beclagten gwält unnd mit dem Schuechmair umb den genomen wagen, ausser der expenns, so auß beweglichen ursachen aufgehebt, nach mässigung des gerichts zu verainen unnd zu vertragen, auch sie, die von Thuln, bey irem urfar ruebig beleiben zuelassen schuldig. Will er alsdann die von Thuln im aigenthumb sprüch nit erlassen, die steen ime wie sich gebürt zu ersuechen bevor. Eröffendt am achtundzwainzigisten tag Januarii anno etc. im neunundsechzigisten. Obwoll solcher abschiedt für die hochlöblich niderösterreichische regierung appelliert, so ist doch derselb durch ain khayserliche declaration zu crefften gesprochen worden, welche declaration also lauth: Wir, Maximilian der annder, von Gottes gnaden erwelter römischer khaiser, zu allen zeiten merer des reichs, in Germanien, zu Hungern unnd Beham etc. khunig, erzherzog zu Österreich, herzog zu Burgundi, Steyr, Khärn­ dten, Crain unnd Wierttemberg, in Ober und Nider Schlesien, marggrave zu Märhern, in Ober unnd Niderlausniz, grave zu Tirol etc. bekhennen, das die dingnus des abschiedts am dato den achtundzwainzigisten Januarii des nechstabgewichen neunundsechzigisten jars von unnserm stathalter, cannzler, regennten unnd räten des regiments unnsern niederösterreichischen lannde zwischen unnsern getreuen lieben n., richter unnd rath zu Tuln, ains, unnd unnserm lieben getreuen, Michaeln Ludwigen von Puechaim zu Göllerstorff, annderstails, erledigt ist unnd obbemelter des edlen, unnsers lieben getreuen Hanns Wilhalbmen, freyherrn zu Rogendorf, öbristen erb­ lanndthofmaisters, unnsers raths, lanndtmarschalchs unnd n., der beysitzer unnsers lanndtsrechtens in Österreich unnder der Enns gegebner abschiedt zu crefften erkhenndt. Mit urkhundt diz briefs, geben in unnser stat Corneuburg, den achtzechenden tag Octobris nach Cristi geburde fünffzechenhundert unnd im sibenzigisten, unnserer reiche des römischen unnd hungerischen im achten unnd des behaimschen im zwainzigisten jarn. Commissio domini electi imperatoris in consilio Joachim herr von Schönkhirchen, stathalter, Joseph Zoppl vom Hauß doctor, Canzler, Hanns von Haym zum Reichenstain19 etc., Khirchhamer doctor. Diser rechtsachen fürgeloffnen hanndlung unnd obsigs batten mich die von Thuln inen gerichts urkhundt mitzuthailln, welch ir bitlich ansünnen ich 19 Hans Haim, Freiherr von Reichenstein (1544–1616), Studium an der Universität Padua, ab 1569 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1603–1605 Verwalter der Landeshauptmannschaft in Österreich ob der Enns, ab 1613 Reichshofrat.

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inen von ambts, obrigkheit auch billichait nit abschlagen noch waigern sollen, sonnder inen dieselb unnder meinem ambts innsigl, sich deren zu irer khünfftigen notturfft haben zue gebrauchen, verferttigen zuezusteln verordnet. Beschechen zu Wienn, den zwenundzwainzigisten tag Augusti nach Cristi geburdt fünffzechenhundert unnd im ainundsibenzigisten jar.

10.14 1579, Februar 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 15r–v

Der Rat der Stadt Tulln entlässt einen Fährmann und ermahnt die übrigen Fährleute zu sorgfältiger Ausübung ihres Dienstes. Nachdem die fergen ain zeit her sich in dem diennst ethwas unfleissig verhalten, sonnderlich der Thoma widerwillig unnd stolz gewesen, die leut mit seinen spacierngehen ann urfar verhindert und, was man zum überfueren hat, anzutragen nit helffen wellen, dardurch die hin unnd wider raisenden personen ungedultig unnd umb sovil weniger dises urfar besuechen, daß innen lennger nit zue gestatten. Dieweil dann der Berndl umb den feringdienst suplicirt, unnd vormals auch darbey gewesen, soll man’s mit ime auf wolverhalten versuchen unnd dem Thoman derzeit darum urlauben. Nachmals den anndern dreyen fergen mit ernst auferlegen unnd bevelchen, daß sy dem urfar vleissig unnd treulich auswartten, die leut befürdern, unnd was man traid unnd annders zum überfüren herzuebrinngt, daß si’s an- und austragen helffen, unnd sonderlich sich des spacieren geen, die ladtschafften hin unnd wider zu besuechen ennthalten, auch auf die herren genanndten, so am urfar faren, sonnderlich dem herrn statcamerer, merere achtung geben, inen gehorsamb und gewärttig sein. Sy sollen auch an den Suntagen unnd anndern heiligen feyerstagen abwexlen, daß albegen ainer den gottsdienst unnd die predig besuech unnd nit also rachtlos unnd ungotsferchtig leben. Item als offt sy rueffen, sollen sy von stund an hinaus zum urfar geen unnd nit solanng hinnen beim wein sizen, auch sollen sy allemal ainem herrn genanndten, der dieselbig wochen faren wiert, am Sambstag darvor unnd anndern tag zum überfaren ansagen. Item mit abräumung der pruggen sollen si’s halten wie inen zuvor bevolchen worden. Dem Falckhen ist die steur bevolchen, da’s ime zu starckh sein wolt, mag er ainen zu hilff nemen. Dem Berndlen ist auch auferlegt, daß er sich seiner vöttl gännzlich ennthalt.

10.15 1603, März 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 13v–14r

Der Rat der Stadt Tulln regelt die Entlohnung der Fuhrleute an der Überfuhr. 392

10. Verkehr

Per urfar fergen lohn felt ain rath von negstigem verlaß, daß man sich ainer g’wissen wochentlichen besoldung gegen inen vergleichen wellen, und schliessen dis fürs fürträglichste mitl, daß es allerdings bey der alten ordnung verbleiben soll, also, daß von dem wochentlichen einkhumenden urfargeföll der habern, so auf das urfar roß, und die leindl20 zu den schöffzillnen aufgehet, von unzerthailtem guett, wann man solche urfar geföll sontäglich dem herrn stattcamerer verraith, solte herdan genumen werden, also dann, was über disen abzug verbleibt, davon soll auch gemainer statt von jedem gulden, sovil dieselbe wochen feldt, ain schilling pfennig zu guetem abgezogen und volgents erst, was noch verbleibt, in die theillung gemainer statt dem gnanten, so die wochen mitferdt, und den förgen, wie bisher beschehen, volgen, und soll also herr statt camrer sein vleissiges aufmerckhen darauf haben und darüber sein ambtsraittung richtig füren. Und nachdem aber under den genanten ain g’spierter unvleiß, daß nit der ordnung nach, wann an ainem die wochen khumen, mit gefaren ervolgt, so ist es mit dem also auch aigentlich beschlossen, daß ain jedweder bey seinen phlichten, so offt es an ine khumbt, mit fahren soll, er hette dann erhöbliche ehehaffte verhinderung, daß er nir faren khind, solte er ainen andern genanten an seiner stat, der tauglich sey, stellen.

10.16 1661, August 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 251–299), 287 Abschrift; RV: Urfahr Ordnung.

Der Rat der Stadt Tulln erlässt eine Tarifordnung für die Überfuhr der Stadt. Demnach gemainer statt Thuln urfahr ieziger zeit in einem zimblichen erweitterten umbkrais sich befindt, dahero zu bestreittung desselben etwas mehr uncosten und mühe als vor jahren von nöthen gewesen erfordert werden, zu deme man auch wargenohmen, daß allerley unnordnungen und ungelegenheiten in raichung des urfahrgeldts ein zeit hero eingerissen, dardurch allerhandt beschwehrungen entstandn seind, als hat ein ehrsamber stattrath obernanter statt Tuln die instruction und ordnung, wie es von dato fürohin und bis auf weitere veränderung des wassers in raichung des urfahrgeldts auf ein und anderen weeg solle gehalden werden, aufgerichtet und beschlossen. Erstlichen von bürgern und inwohnern der statt: Ein ieder burger oder inwohner, welcher ans urfahr kommet und gar hinüber oder nur in die auen zum pürdl hacken will, derselbe hinüber zwey kreizer und herüber auch zwey kreizer raichen, was aber burger des innern 20 Seile und Taue.

393

10. Verkehr

raths seindt (doch ein ieder vor sein persohn allein), auch diejenigen, welche in gemainer statt geschäfften geschickt werden, befreit sein sollen. Ein bürger, welcher mit einem reithrossen, so er zu seiner notturfft bedarff, hinüber oder herüber fahret, derselbe vor persohn und ross sechs kreyzer geben solle. Da ein burger mit ross und wagen hinüber oder herüber ein fuhr thuet, soll von iedem geschirten roß ain schilling gegeben, der fuhrknecht darbey frey gelassen, von denen persohnen aber, welche sonsten beym wagen seindt oder sich zuschlagen möchten, von ieden das gebührende urfahrgeldt genohmen, auch da einer oder der ander der was zu legen thette und solche zulag in der fuhr nit eingedingt were, von derselben zulag sechs kreuzer bezalt, da aber ein bürger von denen Schlabackhen21 ein frembten wagen herüber führen thette, derselbe vor einen frembten, auswenigen halden werden solle. Die allhieige handtwercksleith oder krammer, es sey bürger oder inwohneten, welche ihre wahren in putten, körben oder kräxen nach auf die markht her und hinüber bringen sollen, von ieder putten, körb oder kräxen nach underschiedt der grösse von zwey bis drey kreuzer und vor die persohn absonderlich bezahlen. Von einem oxen, stier oder khue soll ein bürger sechs kreuzer vom stuckh, von schaafen, schweinen und andern kleinen vieh aber von stuck ain kreizer, davor die persohnen absonderlich bezahlen. Von schweren traidt oder meel sol ein bürger von einem sackh, welcher zway mezen hält, geben zway kreizer, von habern ain kreizer, da aber die säckh den augenschein oder muthmassung nach einer merere als zwen mezen halten möchten, so solle mutthweis bezahlet und von ieden mutth traidt oder meel dreysig kreizer gegeben, die persohn aber ist frey gelassen, von dem habern aber fünffzehen kreizer gegeben, die persohn aber, so darbey ist, frey gelassen werden. Von einem emer wein, so in der zillen eingezogen wird, soll ein ieder, er sey burger oder ausländter, geben zwey kreizer, von lähren faß aber von ieden emer zwey pfennig. Von heu oder gramath soll ein ieder, es sey burger oder ausländer, von der fuhr, ohne die ross, weiln es viel mühe bedarff und ein geführliche fuhr ist, geben zwainzig kreizer. Die burgerlichen lederer oder andere burger, so gesüllwerch auf urfahr bringen, sollen geben von einer oxen- oder khuehautt ain kreizer, von denen kleinern hautlen oder fellen aber von ieden ain pfening, und die persohn ihr gebühr absonderlich. 21 Mit diesem Begriff wurden üblicherweise Einwohner der damals zum Königreich Ungarn gehörigen nordwestlichen Slowakei bezeichnet. Später bildete sich daraus die meist pejorativ verwendete Bezeichnung „Schlawiner“, ein Synonym für einen gerissenen Menschen.

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10. Verkehr

Von dem centen eysen soll ein burger zwenn kreuzer raichen, und die persohn ihr gebühr absonderlich. Von denen ausländtern: Ein ausländer, welcher an der urfahr kommet und hin- oder herüber fahren will, der soll von der persohn drey kreizer hieüber unnd so viell herüber geben, doch ausser der haussessigen Triebenseer und Neuaigner,22 welchen einen burger gleichgehalten werden. Wan ein ausländer mit ein reuttroß ans urfahr komet, der solle vor die persohn und vor das roß zusammen zwölff kreizer geben. Von einem geschierten ross, es seye der waagen beladen oder nit, soll ein ausländer fünffzehen kreizer bezallen. Nach dem sich aber zu zeigen begiebt, daß geladene wagen mit etlichen rossen auf urfahr kommen, welche ross theils zuruckh gelassen werden, und nichts desto weniger der lasten die zillen komet, als solle von den selbügen waagen eben sowohl nach anzahl der roß, so in dem waagen gewest, das urfahrgeldt eingefordert werden. Von oxen, khüe und andern grossen viech soll von ieden stuckh ain schilling, von kleinen viech aber, als schaff, schwein und andern, von iedem stuckh zway kreizer genohmen, und vor die persohn die gebühr absonderlich bezalt werden. Von schwehren traidt oder meell soll von ieden sackh, welcher zwen mezen hält, drey kreizer, von den habern aber zween kreizer von sackh gegeben, da aber die söckh mehres als zwey mezen halten sollen, so solle muthweis bezallet, ein von ieden mutth schweren traidt oder mell fünff und vierzig kreizer gegeben, die persohn, so darbey ist, frey gelassen werden. Von einem phundt salz, so in die zillen gelegt und über geführt wiert, soll urfahrgeldt geraichet werden ain guldten, von einem khüeffen23 aber ain pfening, und wan auch die urfahr knecht ain oder mehr khueffen mit sich hinüber führen theten, von denen selben sie eben so wohl das gebührendte urfahrgeldt zu raichen schuldtig sein sollen. Von emer weinn und lähren fassen ist der ausländer mit dem urfahrgeldt bey denen bürgern verstanden. Von einer waagenfahrt khol oder waagnerholz ohne die rosse und waagen vier und zwainzig kreuzer. Von centen eysen aber drey kreizer geraichet werden solle, und von der persohn die gebühr absonderlich. Herrn von Zinzendorff und Pottendorff etc. als des halben urfahr lehen herr, wie auch die von der statt aus deputierte herrn lehentrager sollen frey uber 22 Nach dem Erwerb der Herrschaft Neuaigen hatte der neue Besitzer, Georg Andreas von Hofkirchen, 1606 gebeten, die Überfuhr von der Stadt Tulln pachten zu dürfen, um den Verkehr seiner Untertanen zwischen Neuaigen und Judenau, die durch die Donau getrennt waren, zu vereinfachen. Der Rat hatte dieses Ansuchen zwar abgelehnt, die Untertanen von Neuaigen aber im Hinblick auf die Überfuhr Tullner Bürgern gleich gestellt (Tulln, Stadtarchiv, 3/31 (Gerichts- und Verhandlungsprotokoll 1588–1618), fol. 140v–141v). 23 Kufe ist die Maßeinheit für den Salzhandel; eine Kufe entspricht etwa 80 kg.

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10. Verkehr

geführt, auch wan sonsten herrn von hoff auf das urfahr kommen, dieselben vor ihr persohn und nach discretion der genanndten respectiert, von allen andern aber das gebührendte urfahrgeldt ohne underschiedt eingefordert werden solle. Anbelangt die herrschafften Neuaigen und Judenaua, weiln solche jenseits unnd disseits der Donau güetter haben und derentwegen offt ans urfahr kommen, als sollen dieselben, soviel dern officier und diener betrifft, denen bürgern gleich gehalten,24 auch von einem reitt oder geschirten roß in einen angeladenen wagen hinüber und herüber mehrers nit als ein schilling, von einem geschierten roß aber in einem geladenen waagen zwölff kreuzer genohmen werden, und dieses aus nachtbarschafft spühret, zum fahl man anders widerumben ein gegennachbarschafft spühret. Da aber den underthanen in ihrn aigenen geschäfften und verrichtungen ans urfahr komen, bleibet es bey obverstandener instruction, und sollen dieselben in der urfahr tax anderst nit als ein ausweniger gehalten werden. Da es sich aber zutragen möchte, daß in abwessenheit oder aus mangl der förgen nothhalber die fischer oder andere von Neuaigen und Triebensee, item die Mollerstorffer, so wochenmarckhs zeiten mit körnern herüber, aber nit an das urfahr komen, sonndern mit ihrn aigenen zillen heimlicherweis uberfahren, auch andere persohnen mit sich hin und herüber nahmen thetten, als sollen dieselben ein weeg als den andern schuldig sein, das urfahrgeldt alhieiger gemainer statt zu handen der herrn urfahreinnehmers unnd förgen, allermassen es von alters her gebreuchig gewesen, unverwaigerlich zu erstatten und sich hierinnen aller vervortheillung gwißlichen enthalten, im widerigen zu handthabung dis urfahrgeföll denen selben die zillen solang eingespörth und in verhafft genohmen werden solle, bis sie solch ihr gebührendes urfahrgeldt zu genüegen entrichthet haben. Derentwegen die thorwärthl vleißige obsicht halten und solches ihnen von denen herrn stattcammerern ernstlich anbevolchen werden solle. Nachdeme auch vorkomb, daß ihrer viele des äussern raths zu gewühn­licher zeit und wachen, wan sie die ordnung betriff, selbst in persohn nit am urfahr fahren, sondern andere an ihrer statt substituiren und hinaus stellen, dardurch dan allerley unordnung entstehen theut, also ist geschlossen worden, daß hinfüro, wann einer oder der ander zu seiner wachen die ihme betrifft selbst nit fahren und den urfahr abwarden köndte, sonndern durch leibs schwacheit oder andern ehehafft ursachen halber daran verhindert würde, alsdann der nechst, so in der ordnung hernach falchet, dessen stell vertretten und keiner vor den anndern die wachen zuversehen zugelassen a Wort nachträglich getilgt. 24 Die Regelung entspricht der fünfzig Jahre zuvor getroffenen Vereinbarung, vgl. Anm. zu „Neuaigner“.

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10. Verkehr

werden solle, darauf die herrn statt camerer auch iedes mahl ihr fleissiges aufsehen zu haben wissen werden. Und weiln ihro kayserliche mayestät etc. auch der hochlöblichen nieder­ österreichischen regierung allergnädigst ausgangene patenta und bevelch vermögen und haben wollen, daß keine verdächtige leith, unzulössige werber,25 frembtes, herrnloses gesündtls, so aus den benachbarten landten Poln, Schlesien, andern orthen und sonderliche polnische juden so in das landt Österreich einschleichen, weder am urfahr noch auf denen pruckhen ubergeführt und passirt werden sollen, also wierd ihnen, herrn urfahreinnehmers, und hiemit alles ernst auferlegt, daß sie auf dergleichen verdächtige persohnen und sonnderlich juden ein fleissiges aug halten und dieselbe ohne bey sich habendten ordentlichen pass keinesweegs auf das urfahr nehmen noch uberführen lassen sollen. Im überigen sollen die genanndten ihres aydts sich wohl eründern und den überflüssigen essen und trinckhen nit abwartten, auch mit denen urfahrknechten sich nit gar so gemain machen, sondern den urfahr fleissig bey wohnen damit, wan sich etwa windt erheben solten, die knecht desto fleissiger angehalten werden möchten, derentwegen sie und sonderlich auch darumben, damit zu Triebensee das spiln, essen und trinckhen der förgenknecht abgestellet, die raisenten leith befürtert und nit durch das lange wartten in muthwillige zöhrungsuncosten einglaittet, dardurch ein anders mahl an ein anders urfahr zu gehen verursacht werden, auch der hievor benent verdächtigen leuth und juden ohne pass halber nit sowohl hin als herüber fähren sollen, und da etwa ein oder der ander urfahrkhnecht betretten würde, welche sich, allermassen beschehen, hinfüro noch einmahl oder öffters also antrinckhen solte, daß er den urfahr gefährlich oder gar nit abwartten köndte, derselbe von denen herrn stattcammerer alsobalden ipso facto durch den gerichtsdiener weggenohmen und in das dienerhaus geführt und mit arrestierung seiner persohn nach befundt der sachen abgestrafft werden solle. Und haben sich demnach sowohl die genandten, auch förgen und knecht als andere persohnen nach diser instruction allerdings zu richten. Mit urkhundt dessen ist diese urfahrinstruction mit gemainer statt mittern secret insigl verföttiget und becräfftiget worden. Actum Tuln, den neunzehenden Augusti eintausent sechshundert ain und sechzigisten jahr. [L.S.] N., richter und rath alda.

25 Werber sind Offiziere, die über ein Patent zur Anwerbung von Soldaten verfügten, vgl. unten 12.2.

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11. Natur und Umwelt 11.1 1637, November 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 117r–v

Der Stadtrichter von Tulln berichtet über die Verteilung von Geschenken an verschiedene Amtsträger in Wien, um die Freigabe der bewilligten Mittel für die Hochwasserschutzbauten zu beschleunigen. Herr stattrichter referirt Wiener raiß, daß er auf einen ersamen rath verordnung neben herrn Georg Fraundorffers, stattcammerer, unndt stattschreibern mit etlichen väßl rotten most, dieselbe wegen schleinigen abführung der von ihrer khayserlichen mayestät zu abwendung des abreißenten wasserstrombs verwilligten 3.000 fl. zu verehren, nach Wien verraist, alda er ihr hochwürden unndt gnaden, herrn prelaten zum Schotten,1 ein rottes väßl most uberantwortt, dessen er sich gegen einen ersamen rath bedankht und erbotten, wegen der 3.000 fl. abzueführen auf eheist mitl zu erschaffen. Item ihr gnaden, herrn Preiners, niederösterreichischer lanndtschafft praesidentens, secretario in abwesenheit seines gnädigen herrn ain vassl zuegestellt. Dann herrn doctori Schaffler, regimentscanzler, auch ein, und herrn doctor Pruckhlmair,2 hofcanzlern, zwey väßl praesendirt, welches sie, beede herrn, umb gemaine statt in ander weeg zu beschulden erbotten.

11.2 1649, September 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Stadtrichter von Tulln berichtet über seine Bemühungen in Wien um die Abfassung einer Denkschrift wegen der Hochwassergefahr in Tulln. 1 Johann Walterfingen (1590–1641), Abt des Schottenstiftes und Weihbischof von Wien. 2 Dr. Johann Matthias Prickhelmayr, Freiherr von Goldegg (1589–1656), Studium an den Universitäten Graz und Bologna, 1622 Promotion, Niederösterreichischer Kammerprokurator, kaiserlicher Rat und Reichshofrat, Niederösterreichischer Referendar bei der Hofkanzlei und letztlich österreichischer Hofkanzler.

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11. Natur und Umwelt

Herr stattrichter referirt, daß er auf aines ersamben raths verlaß mit dem stattschreiber nacher Wien verraist, und wegen der gefehrlich herzubrechenten Thonau durch gemainer statt advocaten mit herrn Mairhover guetachten ain bewegliches memorial aufzusezen, den abriß aber etwas khleners machen, welches ain ersamber rath ihme also gefallen lassen, deswegen herrn stattrichter gebetten, zumallen dises wichtige werckh khainen anstandt nit leidet, dasselbe herrn Mairhover zu recommendiren mit einem briefl.

11.3 1649, September 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Landesfürsten so bald wie möglich eine Denkschrift über die Hochwassergefahr in Tulln einschließlich einer von einem Maler aus Stockerau angefertigten Zeichnung zukommen zu lassen. Herr stattrichter referirt, daß der maller zu Stockerau bereit in die 3 wochen lang den angebnen abriß der statt und herbeybrechenten Thonau gemacht,3 und nunmehr doppelt verfaßt, auch deswegen ausser der cost 20 taller begehrt, ihme aber 12 gegeben worden. Als wirdt herr stattrichter ersuecht und gebetten, weillen dises werch was ainige stundt khainen verzug nit leidet, darob zu sein, damit ihr khayser­ liche mayestät hereintringente gefahr alsbaldten angebracht werden möge.

11.4 1650, März 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Georg Fraundorfer und den Baumeister Georg Mair wegen Schäden an den im Bau befindlichen Wasserschutzbauten zur Rede zu stellen. Herr stadtrichter tragt vor, daß verschinen nacht an der angefangenen schlacht4 grosser schaden beschehen und die maiste geschlagene schlachtsteckhen5 weggenommen, zumahln solche auf öffters ermahnen nit beschüett und befestiget, sondern ihme von herrn Fraundorffer, als er ihne deswegen angeredt, geantwortt worden, er, herr stattrichter, habe mit ihme in wassergepeu nichts zu schaffen, er müßte das gelt hergeben, deswegen 3 Der Plan liegt heute vermutlich im Österreichischen Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, SUS KS, F 157. 4 Zedlers Universallexikon definiert „Wasserschlacht“ als einen „bau, der an einem ufer geführet wird, dem einreissen des flusses zu wehren“ (Zedler, Universal-Lexicon 53, 711–712). 5 Gemeint sind in den Boden getriebene Piloten.

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11. Natur und Umwelt

einhellig verlassen werden ihme, herrn Fraundorffer, und Georgen Mair,6 paumaister, dieser verwahrlosung halber zu redt zu stellen, gemelten paumaister vor gericht zu vordern und sein aussag, deren man aufs künfftig zu bediennen haben müge, ordentlich zu beschreiben.

11.5 1651, Oktober 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Nach Beschwerden beschließt der Rat der Stadt Tulln, eine Gesandtschaft nach Wien zu entsenden, um die Angelegenheit der Tullner Wasserschutzbauten weiter zu betreiben. Ihr gestreng, herr Mairhover, hat einem ehrsamben rath vorgetragen, wasgestalten ihr gnaden, herr hofcanzler,7 und herr doctor Pinell sein übl zufrieden, daß man das wassergebeu die notturfft nit sollicitire, dahero ein oder andern zu verordnen, die sache treiben, und ob die heurige wahl nit verschoben werden möchte. 1mo ist geschlossen worden, daß herr Eisen neben herrn Schäbl nacher Wienn alsobalden abgeordnet werden solle […].

11.6 1652, Jänner 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Die fünf Tullner Bürger, die für ein Darlehen des Rittmeisters Johann Baptist Merlutz für die Wasserschutzbauten der Stadt gebürgt hatten, bitten, sie nach der Kündigung des Darlehens schadlos zu halten. Herr rittmaister Merluz8 hat anno 1649 zu dem wassergebeu 1.000 fl. hergelichen, welcher nun solches sein darlehen lenger nit will ligen lassen, sondern ihme dieselben abzustatten starck begert, und weiln fünff deswegen in purgschafft stehen, also begehrn solche, daß die statt sie darumben schadtlos wolle halten.

6 Biack, Köstlbauer, Häuserchronik, kennen einige Personen mit dem Namen Georg Mair, von denen aber keiner Baumeister war. 7 Johann Matthias Prickhelmayr. 8 Johann Baptist Merlutz findet sich in zeitgleichen Dokumenten, so etwa einem Inventar der konfiszierten Herrschaft Pottendorf, das nach dem Sturz des letzten Eigentümers, des Grafen Franz Nádasdy, aufgenommen wurde. Dort erscheint der Rittmeister als Gläubiger mit einer Forderung in Höhe des stattlichen Betrages von 15.500 fl. (Sitte, Aus den Inventarien 70).

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11. Natur und Umwelt

11.7 1652, Februar 15, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das Darlehen des Rittmeisters Johann Baptist Merlutz für die Wasserschutzbauten der Stadt mit Auholz zurückzuzahlen. […] sechstens herrn rittmaister Merluzen seiner zu dem wassergebeu dargelichenen 1.000 fl., weiln er dieselben öffters starck begehrt, sein die vota, ausser des Eisens, dahin gangen, weiln man derzeit kein andere mittl weiß, daß man solches mit auholz bezallen solle.

11.8 1652, Juli 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Joachim Enzmiller, Graf von Windhaag, als landesfürstlicher Kommissar für die Wasserschutzbauten übermittelt einen Befehl für die Fortführung der Arbeiten. Den 29. dits ist ihro gnaden, herr von Windthaag,9 neben andern herrn der wassergebeu sachen alhier gewest und einem ehrsamben rath insgesambt einen befelch ablesen lassen, darinnen die puncten, was der burgerschafft thun soll, begriffen waren, als: Erstens, dem übergeher10 alle assistenz zu laisten, sowohl auch den zween cassiern, und daß sie iren anvertrauten officiren recht und redtlich handlen, achtung geben. Anderten bey so großem wasser darob sein, daß das holz und baumb nicht hinweckhgeschwembt werden. Drittens dem ubergeher undt vierttens, wan der kaiserliche bauschreiber und zimmermaister alhero khombt, mit tauglichem quartier zu versehen. Fünfftens wegen des ausschlaipfens der baumb solches zu verrichten. Sechstens aus der stattauen sollen wir auf aigenen uncosten von drey bis in die vierhundert centner peusch hackhen, und soll das geld von dem verkaufften holz hergenomben werden. Sibentes soll man von den interessirten die vorhin und offt begerte raittung abfordern, dermaln zu handen des commissarios geben, und werden sich zu

 9 Joachim Enzmiller, Graf von Windhaag (1600–1678), nach Studium der Rechte 1627 erster Syndicus der Stände Oberösterreichs, ab 1636 Niederösterreichischer Regimentsrat. Tulln war für den Grafen von besonderer Bedeutung, da seine einzige Tochter im kaiserlichen Frauenstift ihre Profess ablegte und später das prächtige Schloss in Windhaag, von dessen Aussehen die Topographia Windhaagiana Zeugnis gibt, zugunsten eines Frauenklosters abreißen ließ. 10 Ein Übergeher ist ein „Aufseher geringer Art […], welcher den Gegenstand seiner Aufsicht begehen muss“ (Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch 4, 754).

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11. Natur und Umwelt

verhüttung beraits betrohenter compellierungsmittl nicht anmahnen lassen. Achtens ist auch hochnothwendig, daß der schiffmaister zu Hollenburg11 seines ausstandts halber befridigt und ihme der steinfuhren sich zu verweigern, also das werckh zu verhindtern, nit ursach geben werde. Neuntens, weillen das gebau viel stain zu senckhung der lasten erfordert, hette man ein vorrath auf negstgelegenen hauffen, alwo ein zimblicher theil riesling zu klauben, und an die gstetten zu bringen. Zehenten ihme, schiffmaister, anzubefelichen, daß er die vier zillen von Wien heraufführe, darumen die zum wassergebeu bedürfftige stein geführt werden. Ailfftens, weil die verhandene 8.000 fl. nicht erklöcklich, und mehrere uncosten erfordert werde, sollen die von Tulln mittl vorschlagen, wie etwan zur fortsezung dieses wercks geldt kunte und möchte aufgebracht werden.

11.9 1652, September 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den vom Grafen von Windhaag übermittelten Befehl wegen der Wasserschutzbauten unter Übergehung eines Punktes schriftlich zu beantworten. Erstens wird proponiert, wegen der wassergebeus sachen, weilen vorhero durch herrn Mairhover eingerathen, an das löbliche commissariat was aufzusezen, als ist solches durch herrn Georg Fraundorfer, Strobl und stattschreiber zu beschehen, und die zehen puncten zimblich zu beantwortten. Der ailffte punct aber ohne herrn Mairhovers zuthun, daß die 8.000 fl. nit erklöcklich, sondern die statt auf andere mittl zu gedencken habe, zu umbgehen veranlaßt.

11.10 1652, September 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das angeforderte Holz für die Wasserschutzbauten bereitzustellen. Erstlichen, herr stattrichter hat von herrn Mairhover einem ersamben rath überschicktes decret produciert, welches auch abgelesen worden, so in sich gehalten, daß man wegen besorgenter gefahr die gehackten peusch eylförtig

11 Hollenburg, in den gegenständlichen Jahren im Besitz des Hochstifts Freising, war von Tulln aus gesehen stromaufwärts die nächste Ladstatt am südlichen Donauufer.

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11. Natur und Umwelt

an die gestetten, die aufm landt stehente zillen ins wasser bringen solle […]. Verlaß: 1mo: Der peusch halber solle anordnung gemacht werden, damit dieselbe herbeygebracht werden.

11.11 1652, September 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt die Bereitstellung von Holz für die Arbeiten an den Wasserschutzbauten. Erstlichen herr stattrichter hat vorgetragen, daß herr bauschreiber zukommenten Montag12 beim wassergebeu einen anfang machen will. Dahero er begehrt, daß die peusch aus denen auen herübergebracht und zum vorstehenten wassergebeu angewendt werden. Anderten, weiln der Fux13 zu herüberbringung der peusch sich beschwert, vorgebent, daß dessen schiffknecht ausstehen und nit länger bleiben werde, ob es nit durch das urfahr, wan solches ohne das bisweilen lähr herüber fahren thut, beschehen könnte. Drittens mehr geldt zu hackung besagter peusch zu nemben. Verlaß: Weiln der vor augen schwebenten gefahr halben nothwendigerweis ein anfang zu machen zum bauen, alls soll der Fuchs erstlich zu herüberbringung der peusch angehalten, die nothwendig hiezu erforderte uncosten aus dem stattcammerambt für die peuschhacker genomben und angewendet, nit weniger, wan die urfahr soll peusch herüberbringen, ihme leuth zu einladung derselben adjungiert werden.

11.12 1652, Dezember 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen zur Bereitstellung des angeforderten Baumaterials für die Wasserschutzbauten und veranlasst die Quittierung der vom Landesfürsten gewidmeten Abgaben. Erstlichen, ein decret von den löblichen commissariat des wassergebeus abgehört, darinnen begehrt wirdt, 1mo in die 160 centen peusch, weiln die Thonau gefrohren, item die stain von der abgebrochenen stattmauer underhalb des trenckthors14 unverzügentlich zu führen, die benachbarten herrschaften umb Tuln herumb zu ersuchen, daß von denen steinbrüchen, als Tulbing und Freindorf, umb künfftige bezallung herein zu führen, ihr zwen 12 Das war der 16. September. 13 Hans Fuchs, nach 1666 an der Adresse Hauptplatz 25 nachweisbar. 14 Das Tränktor war das nördliche Tor der Stadt Tulln am Ufer der Donau.

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des raths mit dem patent zu ordnen, zu dem ende herr Schäbl und Gaßner benent sein. Verlaß: Die abordnung deren, welche die herrschaften sollen wegen dergleichen fuhren berichten, ist alberaith geschehen, und durch herrn Schäbl und Gaßner verricht. Dero relation herrn Mairhover schrifftlich einraicht worden, das übrige, als peusch, stainfuhren, ist ein zimblicher anfang noch vor dem neuen jahr beschehen und daß nach demselben dises continuirt werde beraith veranlaßt worden. Allein hat der auszaller der ubergeher gar ungleich und nichtswerthe lysta der burger und fuhren halber, die er thails genug ausgelassen, eingeben. Wegen der 1652jährigen landtagsbewilligung ist erstens des raisgeldt halber auf den raistag 253 fl., item von dem 200.000 fl. 1.011 fl., dan die halb steur, 324 fl. 2 s. 22 kr., zusamben 1.589 fl. der statt zugethailt. Weiln aber dise post ihre kaiserliche mayestät zu dem wassergebeu allergnedigist überlassen, also solle der statt quittung vorgemelte quota zu auswexlung der hofzahlambts quittung ausgeförttiget werden.

11.13 1654, April 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt gemäß einem Vorschlag der für die Wasserschutzbauten zuständigen landesfürstlichen Kommissare eine Robot-Verpflichtung für die Bürger. Herr stattrichter thut verrer proponiren, wie daß die herrn wassercommissarii abermaln anregung gethan, etliche tag zu robathen und aus dem stattgraben erdt und schutt zuzuführen. Verlaß: Weiln solche robath, wie die anwesente commissarien alhier gewesen, sich anerbothen, daß zu keiner übln consequenz geraichen solle, gemainer statt wegen der stattgraben, so solche mit fischen ersezt werden, würklich geholffen wird, als soll die robath auf etliche tag denen burgern angesagt, undt dis werck befürdert werden.

11.14 1654, August 17, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, sich angesichts der Forderungen der für die Wasserschutzbauten zuständigen Kommissare mit einer Denkschrift an die Niederösterreichische Regierung und Kammer zu wenden. Erstlichen herr stattrichter proponiert der herrn wassercommissarien underschiedliche begehrn, 1mo die gegen der statt über, auch auf aller andern 404

11. Natur und Umwelt

herrn grundt und böden ligente stöck abzuraumben. So andere herrschafften darwider sein wolten, sie, die herrn commissarii, an gehörigen orthen die notturfft handlen. 2do des den 4ten August gethanen anerbiethens halber, als die abführung der restantien, so sich über 1.000 fl., welche gemaine statt über sich genohmen, belauffen, schrifftlich entweder bey der hochlöblichen regierung und cammer oder bey denen herrn commissaren einzureichen. 3tio zwey decreta in abschrifft produciert worden, worinnen angezaigt, daß ihre kayserliche mayestät das 1654jährige sowohl der statt, beneficiatenambt, spital, dechantey, als closters contingent zum alhiesigen wassergebeu albermaln verwiesen. Verlaß: Es verbleibt allerdings bey disem, daß das albereuth aufgesezte memo­rial an regierung und cammer solle zuständen geschrieben und die ex­tracta der unschuldig gelittenen execution, so über 400 fl. sich belaufft, und anders beigesezt auch eingeraicht werden. 2do. Was nur immer müglich wirdt sein können, sollen die stöckh aus dem wasser abraumbt werden. Herrn Frischenhauser,15 der sowol vorhero für das gemaine weesen angewendten bemühung als annoch continuirlichen vleiß zu schreiben, und daß man’s in kein vergeseenheit stellen, sondern jederzeit dann beharrlich verschulden wolle und rühmen, damit zu befürderung der sachen alles gedeyen mag.

11.15 1655, Februar 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, sich wegen der von der Niederösterreichischen Regierung dekretierten Rossmaut zur Erhaltung der Wasserschutzbauten und der Einrichtung eines Hauses zur Verwaltung der Maut mit dem Stadtadvokaten in Verbindung zu setzen, da ein solches Freihaus den städtischen Privilegien widerspreche. Erstlichen hat herr stattrichter ein decret von der hochlöblichen niederöster­ reichischen regierung und cammer hieher komment produciert und abgelesen worden, welches in sich vermag, daß ihro kaiserliche mayestät etc. zue erhaltung alhiesigen wassergebeus ein roßmauth und von jedem alhier fürüberpassierenten hohenau16 roß ain groschen in die wassergebeus cassa gereicht werden solle. Zur obsicht aber dieses wassergebeus solle der salzversilberer alhie sambt noch ein anderer adjunct darzu verordnet undt alsdan beaydigt, das janische haus17 hierzu erkaufft werden. 15 Johann Baptist Frischenhauser (1639–1683), Rechnungsrat in der Niederösterreichischen Buchhalterei, ab 1682 Hofkammerrat. 16 Die Hohenau ist das Hauptschiff für den Schiffszug mit Pferden. 17 Möglicherweise ist das Haus Albrechtsgasse 23 gemeint. Dieses und das benachbarte Grund-

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1mo herr Mändl will herrn Mairhover nit vorgreiffen, vermeldt beinebens, daß es ein schwähres weesen seye. 2do herr Pöschl: Durch herrn Mändl verstanden. 3tio herr Strobl will, man solle das decret abschreiben und dem herrn advocaten18 ad conditendum,19 zumaln alles wider alhiesige stattfreyheiten und kein freyhaus20 zu passieren ist, zuschicken, weiln auch das commissariat einem ehrsamben stattrath nichts geschrieben, als solle dem übergeher mündlich nur geantwortt werden. 4to herr Eisen vermeldt, daß so spöttlich das decret stylisiert und nur blos der titl (denen von Tuln zuzustellen) gesezt seye. Weiln solches alles wider gemainer statt uralte privilegia ist und viel üble consequenz hierauss entspringen könten, als solle man sich vor regierung und cammer beschwehrn, so wider verhoffen kein gehör solte gegeben, endtlich gar bey ihro kaiser­ licher mayestät etc. durch ein audienz jedes vorgebracht werden. 5o herr Gaßner sagt, er halte dafür, daß wegen der wassermauth seye wol geschehen. Was das janische haus anbelangen thut, solle man auf alle weeg trachten, alles kan verhindert werden, dem herrn advocaten seye alles zu communicirn und sich raths erhollen. 6to herr Reuscher sagt, daß dises decret viel nachdenkens habe, seye wider gemainer statt uralte privilegien, daß man ein freyhaus zulassen, und die herrnforderungen auf die statt kommen lassen solle, deswegen dem herrn advocaten alles zu communicirn seye. 7o herr Hays: Der mauth halber habe es sein bewenden, wegen des haus halber solle man sich darwider sezen. Äusserer rath: 1mo herr Hagen: Ist durch herrn Eisen verstanden. 2do herr Kling: referiert sich auf herrn Maierhover. 3tio herr Wenzl und 4to herr Crafft: beede durch herrn Eisen vestanden. Verlaß: Solle alle notturfften zusambengetragen und herrn advocaten communiciert, auch wan regierung und cammer nit remedirung geschehehn, solte gar bey ihro kaiserlicher mayestät etc. audienz begehrt werden, ein ehrsamber stattrath thut sich wegen der vätterlichen vorsorg umb der allergnädigsten verlichen mauth halber allerunderthenigist bedanken, zwar dis von der hochlöblichen niederösterreichischen regierung und cammer über-

stück hatten hundert Jahre vor dem edierten Eintrag einer Anna Jäwitsch gehört. Das gegenständliche Grundstück wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts vom Nachbargrund getrennt, ohne dass bis 1779 ein eigener Besitzer aufscheint. Das lässt vermuten, dass es öffentlichen Zwecken gedient haben könnte. Das Haus lag vergleichsweise nahe zur Strombaustelle. 18 Gemeint ist der in Wien ansässige Rechtsvertreter der Stadt Tulln. 19 Lat. zum Zweck des Widersprechens (contradicere). 20 Ein Freihaus ist ein Haus, das, da es nicht im Eigentum eines Bürgers war, nicht in die Verteilung der städtischen Lasten einbezogen wurde.

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schickte decret mit gebührenten respect empfangen, weiln aber besagtes decret nit an richter und rath, sondern an die ganze gemain gestelt, auch ein hochwichtiges werckh ist, als wird man sie hierüber vernehmen und alsdan gebührente relation darauf einschicken.

11.16 1655, Mai 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Roßmaut zur Erhaltung der Wasserschutzbauten gemäß kaiserlichem Patent einfordern zu lassen. Erstlichen herr stattrichter hat ein von der römisch kaiserlichen mayestät etc. patent der wassermauth betreffend, daß von einem jeden vorüber passirten hochenauer21 ross ein groschen solle geraicht und zu dem wassergebeu solle applicirt werden, produciert und ablesen lassen, welches geldt der iezt bestelte einnehmer, Georg Ferdinand Friedrich,22 pro interim einnehmen, zu dem endte er auch einen schrancken bey der wassermühl machen lassen solle. Verlaß: Alldieweiln ihr kaiserliche mayestät etc. aus vätterlicher vorsorg die allergnädigiste verwilligung gethan, daß ein rossmauth zu conservirung des wassergebeus solle aufgericht und von jedem ross ain groschen solle eingefordert werden, als wird denselben in allweeg nachgelebt, auch alle assistenz gelaist werden.

11.17 1655, Juli 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt die Öffnung von Schleusen, um den Druck des Hochwassers zu mindern. Herr stattrichter referiert weiters, wie daß das wasser sehr zubrechen thuet, daß gleichsamb ainige roßschwemb nit mehr wegen der tiefe erhalten werden kan, also rathsamb, das wasser im undern graben einrinnen zu lassen, doch daß bey dem mühlrechen alles wol verwahrt wird, damit das wasser auf die mühl nit auslauffen kann. Verlaß: 1mo damit etwo der roßschwemb kein abgang und ein schadt der Thonau geschehe, als solle das wasser eingelassen und bey der mühl alles wol verwahrt. Dahero rathsamb mit herrn bauschreiber sich zu underreden, und wo nüzlich, ihne dahin zu persuadirn, daß das wasser auf die mühl

21 Hohenau: Hauptschiff für den Schiffszug mit Pferden. 22 Georg Ferdinand Friedrich, ehemaliger Hofrichter des kaiserlichen Frauenstiftes in Tulln.

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widerumben mag gelassen werden, weiln man augenscheinlich sehen thut, daß dem wassergebeu mehr fürträglich als schädtlich seye, und hierdurch denen armen burgersleuthen auch sehr gedient were.23 Item ist herrn spitalmaister anbevolchen worden, gegen einen gschäffel 2 mezen grändige waiz für die fisch im stattgraben herzugeben.

11.18 1655, Juli 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln entschuldigt sich bei Rittmeister Johann Baptist Merlutz wegen der durch die Erntesaison und Regenwetter verursachten Verzögerung bei der Lieferung von Holz. Bey herrn rittmaister Merluz einen gruess ausrichten, mit vermelden, daß das holz ehister tagen folgen solle. Were ehenter geschehen, wan die wassergüß, auch die ärndt solches nit verhündert hette.

11.19 1655, August 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 17 (1654–1659), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, schriftlich zu einem kaiserlichen Befehl wegen der Wasserschutzbauten und Roßmaut Stellung zu nehmen und auf die Belastungen der Stadt hinzuweisen. Erstlichen herr stattrichter hat abermaln den 6. August producierten kaiserlichen bevelch, den salzversilberer, wassergebeu und roßmauth betreffend wie auch der handtrobath halber, weiln damals wenige rathsfreundt erschienen, ablesen lassen und was deme sonsten anhängig, auch aus dem, wie solches den 6. Augusti prothocolirt worden, mit mehrern zu sehen ist.24 Und weiln der statt viel daran gelegen, auch gleichsamb ein ewiger servitut gemainer statt aufgetragen wird, als ist abermaln reifflich die sach berathschlaget und nachfolgentes verlassen worden: Verlaß: 1mo, weiln so durch gar ungleichen bericht alhiesig gemaine statt so ein gross pürdt aufgetragen wird, ein ewig übln nachklang nach sich ziehen 23 Die Mühle der Stadt Tulln lag an der nordöstlichen Ecke der Stadt an der jetzigen Adresse Donaulände 22. Das Gebäude bestand bis 1913. Es ist verständlich, dass die Stadt den Betrieb der Mühle, die das Wasser für den Antrieb der Mühlräder benötigte, in der Erntezeit so lange wie möglich aufrecht erhalten wollte. 24 Das in der Sitzung vom 6. August protokollierte Schreiben vom 3. August enthielt mehrere landesfürstliche Aufträge: Der erste Auftrag betraf eine Verpflichtung der Stadt zur Handrobot zur Reparatur der Uferverbauung, der zweite Auftrag die Eintreibung rückständiger Zahlungen, der dritte Auftrag betraf die Bestellung von Jakob Strobl an Stelle von Georg Fraundorfer zum Salzversilberer und Mauteinnehmer.

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11. Natur und Umwelt

würde, als solle die sache berathschlagt, die notturften und beschwährungspuncta aufgesezt und ihro mayestät eingereicht werden, in bedenkung, alhiesig gemaine statt solches nit verdient, sondern jederzeit treu, eyffrig all das ihrig, auch sogar gutt und bluet aufgesezt. 2do, daß gemaine statt für restanten ausgesezt worden, da doch alle bezalt gewesen, wie der bericht eingeraicht worden. 3tio, was ihre kaiserliche mayestät etc. hochlöbliche niederösterreichische regierung und cammer, auch die hochansehentliche herrn commissarii für decreta zu underschiedlich mahlen das wassergebeus halber an die statt ergehen lassen, seind aufzusuchen und beyzulegen. 4to können die puncta allerdings, wie der bevelch vermag, de verbo25 beantworttet werden, damit sich gemaine statt von disem schwähren joch entschütten möchte. 5to, weiln das werck zu maturirn, als solle der stattschreiber alles aufsezen, fürnemblich was die statt von anfang bey dem wassergebeu gethan, in was schwähren schuldenlast wegen der anticipationsgelder sich eingelassen, auch das eusserist angewendt und aniezo erst also solten sinistre angeben und gleichsamb einer ewigen robath belegt werden. 6to, fürnemblich wie das wassergebeu iezt beschaffen, wie ein gefahrliches aussehen es habe, zu beschreiben, in summa also beweglich alles vortragen, damit ihre mayestät mehr ursach haben, die statt zu begnaden als solchen last aufzutragen. 7mo, des salzversilberer solle auch angezogen, daß wider jezigen ganz kein clag seye inseriert zu werden, dahero also balden ein anfang zu machen und die notturfft zu handln, alsdan zu kommenten Montag oder Dienstag26 die sachen können revidiert und damit etliche nacher Wienn abgeförtiget werden.

11.20 1666, April 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, angesichts eines Vorschlags der Niederösterreichischen Kammer zur Verwendung von Bauschutt für die Wasserschutzbauten darauf hinzuweisen, dass für ein solches Vorgehen die landesfürstliche Zustimmung nötig sei. Ein schreiben von (titulus) Herrn Johann Michael Frischenhauser an herrn hoffrichter alhier als hiesigen wassergebeu inspectorn, in welchem selbiger erindert, daß das wassergebeu ehist vortgehen, und die mittl verschafft werden sollen. Jedoch weiln der maiste abgang seye an stainen, seyen ihro 25 Lat. von Wort zu Wort (de verbo ad verbum). 26 Das waren der 16. bzw. der 17. August.

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11. Natur und Umwelt

gräfliche gnaden, herr graf Trautsohn27 etc., und sein, herrn Frischenhausers, mainung, daß selbige ohne sonderlichen schaden der statt von den eingefallenen heusern könten genohmen werden, welches er zu vornehmenter deliberation proponirt, und erwartte eines ehrsamben raths mainung. Verlaß: An herrn hoffrichter were anzufüegen, daß ein ehrsamber rath darüber deliberiert und befunden, daß ein solches begehrn oder vorschlag zu verwilligen oder abzuschlagen ohne allergnädigist vorwissen ihro kaiserlicher mayestät solches in dero macht nit stehe, sintemaln die statt ihro mayestät zugehörig und wie von den öeden sowol als aufrechten heusern zallen müssen. Wan aber dises ihro mayestät bewilligen, erbiethen sich viel, denen es zu ohren kommen, ihre hüttlein darzustrecken und herzugeben. Zudem werde in den allerwenigsten öeden heuslen harte, sondern blos laimb und ziglstain, ausser bey den noch stehenten grossen heusern, gefunden werden.

11.21 1667, April 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, mit den ortsansässigen Klöstern Gespräche über ein gemeinsames Hilfsansuchen an den Landesfürsten wegen der durch Hochwasser beschädigten Wasserverbauung zu führen. Dan erindert herr stattrichterambtsverwalther, daß angestern ihro ­gräfliche gnaden, herr herr graff Trauthsohn, nebens herrn Frischenhauser und obris­ten Hollisch wegen der Thonau und wider eingerissenen sporn bey der Tuln den augenschein eingenohmen, und hetten hochgedacht ihro gräfliche gnaden eingerathen, es solle die statt mitsambt denen clöstern insgesambt wegen diser wassergefahr bey ihro mayestät umb hülff einkommen, so er selbst überraichen wolle, wie nun solches in werckh zu sezen. Verlaß: Herr stattschreiber nebens herrn Tretter sollen sich in den dechant­ hoff, jungfrau, wie auch capuciner und minoriten closter verfügen, d ­ ises andeutten, und umb gelegensambe zusammenkunfft anhalten.

11.22 1667, April 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Vertretern der ortsansässigen Klöster das Rathaus oder die Stadtrichterwohnung als Tagungsort wegen des geplanten Hilfsansuchens an den Landesfürsten vorzuschlagen.

27 Paul Sixt Graf von Trautson (1635–1678), Kämmerer der Kaiser Ferdinand III. und Leopold I., ab 1656 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1666–1679 Vizestatthalter, danach kaiserlicher Gesandter in Spanien.

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11. Natur und Umwelt

Item proponiert herr Galler, wie daß verwichen herr stattschreiber sey in das jungfrau closter, dechanthoff, herrn capuciner und herrn minoriten abgeordnet worden, anzuzaigen, daß ihro hochgräfliche gnaden, herr Trautsohn, eingerathen, wegen der wassergefahr einhellig bey ihro mayestät einzukommen, und weiln sich iedes orth erclärt, daß sye erscheinen wollen, wan und an welchem orth es beschehe, als seye zu deliberirn, wer zu solcher commission von einem rath zu verordnen, wan und wo solches anzustellen. Verlaß: 1mo ist denen gesambten interessierten herrn heimbzusezen, ob sye auf dem rathhaus oder bey ihme, herrn stattrichter, erscheinen wollen, die zusammenkunfft aber soll eingehente wochen beschehen und vier des innern raths hierzu verordnet werden.

11.23 1667, Juni 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die mündlich übermittelten Forderungen der für die Wasserschutzbauten zuständigen Amtsträger zurückzuweisen. Erstlichen herr Galler proponiert, herr hoffrichter28 hat gestern zu ihme geschickt und ihme erindern lassen, der baumaister beim wassergebeu hete auf mündtlichen verlaß ihro gnaden, der herrn commissarien, begehrt, daß man die ankommenden beumb ausschlaipffen, peusch und waasen29 hergeben, auch mit andern, so zu befürderung desselben gebeu vonnöthen, succuriren30 sollen. Weiln er sich aber ohne vorwissen eines raths nichts verwilligen können, hab er’s denselben vortragen und den verlaß erwartten wollen. Verlaß: Auf dises mündtliche begehrn were mündtlich, jedoch glimpflich zu antwortten, daß man derzeit sich hierzu nit verwilligen könne, sondern müßt der bürgerschafft erst vorgetragen werden, im fall aber etwas schrifft­ liches an uns gelangen solte, müßten wir unser verantwortt und entschuldigung gehöriger orthen einraichen.

11.24 1667, Juni 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 20 (1665–1668), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, einmalig Auholz und Robotleistungen für die Arbeiten an den Wasserschutzbauten bereit zu stellen.

28 Der Hofrichter (= Schaffer) des kaiserlichen Frauenstiftes wurde vermutlich in seiner Eigenschaft als inspectorn der Wasserbauten tätig, vgl. Dokument 11.20. 29 Wasen ist eine Bezeichnung für eine (feuchte) Wiese. 30 Lat. zu Hilfe kommen.

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11. Natur und Umwelt

Erstlichen herr stattrichter proponirt, es sey wissent, daß dise zeit wegen der umbgäng kein rathtag gehalten werden könne,31 nun seyen aber herr obrist Hollisch und herr Frischenhauser als wassergebeus commissarii alhier gewesen und begehrt, die statt solle zu dem wassergebeu die peusch hergeben, das closter wolle auch dergleichen thun. Item soll gemaine statt mit den rossen waasen32 reissen lassen, und zu dem orth schlagen sy den waasen vor zwischen des closters fleischhacker au und ihrer wiesen, die roßwaid genant, so vorhero das closter angesprochen, so hette auch herr Jesser als forster auf sein, herrn stattrichters, bevelch wegen der peusch alberaith etliche orth ausgeschaut und vermaint neben dem schneidergang an der pruchgstetten, was hierinn zu thun? Verlaß: Weiln ein ehrsamber rath sicht, daß vor dismaln dises begehrn nit wol abgeschlagen, oder, da ein schaden geschehe, als der statt zugemueth werden möchte, doch ihme vorbehaltet, solches in kein consequenz zu ziehen, als verwilligt ein ehrsamber rath, daß durch den herrn Jesse die ausgehaute orth, doch auf ihrn uncosten, zu hacken fürgezaigt, doch die leuth, daß sye nit groß und kleines zugleich abraissen, sondern das grosse stehn lassen vermahnet. Das ackhern betreffend, wird sich keiner, so roß hat, auf einen halben tag umbreissen zu helffen waigern, und iederzeit 4 roß zusammengespant werden.

11.25 1670, Februar 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, angesichts einer Anfrage der Kommissare für die Wasserschutzbauten auf vorliegende Baukostenschätzungen zu verweisen und die Beschwerden der Stadt zusammenzustellen. Herr stattrichter proponiert, habe diesen rathtag darumben ­angestelt, umb willen jüngst ihro hochwürden und gnaden, herr herr graff Khollonitsch,33 bischoff zur Neustatt, und ihro excellenz herr graff Trauthsohn wie auch herr Frischenhauser alhier gewesen, den augenschein des wassers eingenohmen und endtlichen herr Frischenhauser disem schluß hinderlassen, weiln sye der statt zu helffen genaigt und drey sporrn zu abwendung des wassers gewalt sezen zu lassen willens, als solle neben einem beyleuffigen überschlag machen, was eventualiter ein sporrn kosten möchte, und ihnen solchen überschicken. 2do solle man ihnen an die handt geben, auf was weis der statt aigentlich widerumben aufzuhelffen seye? Wolte sodan ihro ex31 Am Donnerstag, den 9. Juni 1667, war Fronleichnam gefeiert worden. 32 Wasen: (feuchte) Wiese. 33 Leopold Karl von Kollonitsch (1631–1707), ab 1670 Bischof von Wiener Neustadt, später auch Bischof von Raab/Györ, Kalocsa und Gran, seit 1686 auch Kardinal.

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11. Natur und Umwelt

cellenz, herr graff Trauthson, mit dero einrathen uf alle weis dahin laboriren, damit der statt widerumben aufgeholffen werde. 3tio habe herr graff Trauthson wegen eines rothen weinns ihne zu kauffen anregung gethan, ob und wieviel ihme zu verehren? Verlaß: Wegen des überschlags zu machen, solle sich die statt nit einlassen, sondern auf der von Regenspurg und Salzburg alhier gewesen baumaister getahnne vorschlag beziehen mit glimpflichen vorwandt, daß alhier keiner dises werckh verstehe. 2do seindt durch einen zusammentrettung die schon vorhin aufgesezte gravamina zu examinieren, die, so maistens durchtringen, succincte34 zu extrahieren und ihro excellenz, herrn graff Trauthson, gehorsamb zu überraichen. Ingleichen zwey emer rother weinn, so bey herrn Eysen beraith ausgecostet, mit deme deswegen zu tractieren, selbiger zu verehren.

11.26 1670, April 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 21 (1669–1675), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, auf eine Anfrage der für die Wasserschutzbauten zuständigen Kommissare zu antworten, dass es in der Stadt niemanden gebe, der die Arbeiten nach dem Tod des beauftragten Ingenieurs weiterführen könne. Herr Ferdinannd Hohenrieder referiert, haben jüngst bey denen hochansehentlichen herrn wassergebeus commissarien audienz gehabt, die h ­ eten ihme anbevolchen, einem ehrsamben rath anzudeuten, daß, weiln zu dem wassergebeu alberaith 3.000 fl. bewilliget, der ingenier aber, so dises werckh führn sollen, mit todt abgangen, also zu vorthsezung desselben der zeit niemandts verhanden, sich ein ehrsamber rath ercläre, ob sich selbiger umb dises wasser gebeu annehmen und das werckh führen oder sich dessen entschütten wolle. Verlaß: Zumaln keiner alhier, so dises werckh verstehet, als will und kan sich ein ehrsamber rath dessen nit underfangen, wie gern man auch wolte, so denen herrn commissarien durch herrn Hohenrieder widerumben gehorsamb anzudeutten.

11.27 1677, März 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 22 (1675–1684), unpag.

Ferdinand Hohenrieder berichtet dem Rat der Stadt Tulln von einem Vorschlag der für die Wasserschutzbauten zuständigen Kommissare, Verhandlungen mit der Tullner Geistlichkeit aufzunehmen, um Mittel für die dringend notwendigen Baumaßnahmen zu erhalten. 34 Lat. kurz, bündig.

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11. Natur und Umwelt

Ferdinand Hohenrieder, des innern raths und kayserlicher salzversilberer alhier, relationirt seine verrichte Wiener rais wegen des wassergebeus, nemb­lichen, daß er neben dem mahler von Lengbach bey denen kayserlichen herrn wassergebeu commissarien zu Wienn gewesen und selbigen angezaigt, daß man das wasser fast eine meil weegs hinauf und wider bis zu der statt herab den 22. Martii mit zuziehung ihre gnaden, herrn weybischoffs,35 herrn pater beichtvatter im jungfauen closter und beeder herrn guardian der minoriten und capucciner besichtiget und darüber eine mappa, wie das wasser aniezt beschaffen, verfassen lassen, auch solche den herrn commissarien aingehändigt, benebens erindert, daß erst vor wenig tagen ein grosser casten, welcher vor 28 jahren mit stainen bey dem schadthafften sporn eingesenckht, herausgewaschen und weggeschwembt worden. Darüber die herrn commissarien, als herr graff von Heissenstain36 etc. und herr Frischenhauser, eingerathen, besagter herr Hohenrider solte neben dem herrn stattrichter zum herrn weybischoff etc. und ins jungfrauen closter gehen und ihnen andeuten, weiln ihr kayserliche mayestät zu dem vor augen schwebenden krieg grosse geldtsumma vonnöthen hetten, daß sie zu diesem höchstnothwendigen wassergebeu eine gewise summa geldts herleihen wollen, deshalben sie von der kayserlichen hoffcammer versichert, ihnen solches auch an ihren contingent der landtsanlagen abgeschrieben werden, inmittels man alsobalden unverzüglich mit einer nochmaligen beweglichen allerunderthenigisten supplication bey ihrer kayserlichen mayes­ tät einkommen und umb allergnädigiste hülff bitten solte.

35 Jodok Höppfner von Brendt. 36 Otto Felician Graf von Heissenstein († 1693), ab 1668 Raitherr der Niederösterreichischen Landschaft, ab 1682 Niederösterreichischer Regimentsrat, ab 1687 Vizestatthalter.

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12. Krieg 12.1 Städtische Defension 12.1.1 1597, März 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 12v–13r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, unter welchen Bedingungen Flüchtlinge vor den aufständischen Bauern in der Stadt Schutz suchen dürfen. Obwoll nit weniger, das vermüg ausgangener kayserlicher bevelch und generall die pauerschafft iren schuz in die zuflucht städt haben und eingelassen werden,1 daneben auch ir besstes mit zuflechen und hereinfieren sollen, weillen aber fürkhombt, dass sy allain weib und khindt herein flechen, die manschafft aber bey haus bleiben, und den irigen ainiche profiant noch annders nit gegebn, noch mit passiert werden will, welches, wann sy alles in disem stättl undterhalten werden sollten, die profiant geschmellert und wo etwo khunfftig volkh oder etwas eingelegt oder sonsten ain ungelegenhait für die stadt khommen mochte, wann’s derselben ainen abgang und mangl zu gewartten hette. Ist beschlossen worden, dass verrers niemandt hieinnen schuz zu suechen passiert werden solt, es sey dann, das er vermüg der khayerslichen bevelch und generall sein notturfft von profiant und anderen zuegehörigen sachen unnd güttern mit sich bring. Bettler betreffend: Sollen denen wachten under den thorn eingesagt und bevolchen werden, dass sy die pettler nit also khunfftig in die stadt einlassen, sonnderthn, wo sie nit gar khrankh oder schadthafft, solche allerdings weckh unnd abschaffen.

1 Die aufständischen Bauern hatten beispielsweise am 8. Februar nach einer kurzen Belagerung die Unterstützung der Stadt Ybbs erhalten, am folgenden Tag die von Pöchlarn.

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12. Krieg

12.1.2 1597, März 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 14r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt über die Bewachung der Türme und Tore der Stadt. Wacht auf den türnn und thörn, weillen der zeit bös unnd aufstandt sich etwas gestelt, soll dieselbig der zeit ein und abgestelt werden.2

12.1.3 1597, März 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 9 (1596–1603), fol. 17r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, ein Schreiben der aufständischen Bauern der Niederösterreichischen Regierung zu melden und sich gegen die Bezeichnung als Bundesgenossen zu verwahren. Die rebellischen paurn zu Wilhalmspurt3 auf heut den 23. dis dem herr statt­ richter überschickhtes schreiben, welches auch an einen ersamen rath und ganze gmain lauttendt, darinnen sich sy ain abschrifft aines khayserlichen generalls, das der adl preiß geben sein soll, begern, solle, unnd daß sie unns ire gethreue pundtsgenossen intitulirt, herr Statler und herr Täberer nach Wienn verfiegen, solches der hochlöblichen regierung anzaigen, umb uns dieser titl von inen unschuldig aufgetrungen wierdet, mit rath des herrn doctor4 her davon entschuldigen, auch der regen rath pflegen wessen wird, unns mit verantworttung dis oder khunfftiger mehreren schreiben und in annder weeg gegen inen verhalten sollen. Die wacht soll unnder der burgerschafft ein zeitlang unnder jedweder thor zween wider bestellt unnd verricht werden, unnd sollen solche wachter alle morgens sich zum herrn wachtmaister verfügen, der wierdt sie nach gelegenhait under die thör zu verordtnen unnd wessen sie sich verhalten sollen zu undersagen wissen.

2 Kaiser Rudolf II. hatte am 27. Februar 1597 Richter und Rat der Stadt Tulln beauftragt, sich mit Soldaten, Munition und Proviant zu versorgen, da der Bauernaufstand auf das Gebiet der Stadt überzugreifen drohe (1597, Februar 27, Wien, Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 251–299)). Ein Schreiben ähnlichen Inhalts hatten Richter und Rat von St. Pölten bereits am 22. Dezember des Vorjahres erhalten. 3 Wilhelmsburg war seit dem 18. März Sammelplatz der aufständischen Bauern unter der Führung von Hans Markgraber und Christian Haller, wobei letzterer bei dem Versuch der Stadt, sich von den Besatzern zu befreien, Anfang April im Handgemenge getötet wurde (Feigl, Der niederösterreichische Bauernaufstand 32). Markgraber wurde nach Niederschlagung des Aufstandes hingerichtet. 4 Gemeint ist der Advokat der Stadt Tulln in Wien, in diesem Jahr Dr. Leonhard Hoe.

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12.1 Städtische Defension

12.1.4 undat. [1597, März 24], Tulln Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 251– 299), 265 Ausfertigung (?), RV: N., richters unnd raths zu Tulln wegen der rebellischen paurn.

Der Rat der Stadt Tulln informiert die Niederösterreichische Regierung über ein Schreiben der aufständischen Bauern aus Wilhelmsburg. Hochlöbliche niederösterreichische regierung, genedig und hochgebietund herrn! Euer gnaden haben wier hochstschuldigisten pflicht und gehorsamb nach zu erindern nit umbgehen sollen, wie daß verschienen Sontag, den 23. dis, unns beigelegt schreiben durch zween pauren von Grämbsen unnser stat­ richter Hannsen Frauendorffer überandtwortet, welches gleichwohl alsbaldt be­andt­wortet sein wöllen. Weillen aber solches mit der überschrifft an ein rath unnd gannze gemain lauttent, hat er, statrichter, sich mit deme entschuldigt, daß ihme solches füre sich allain zu eröfnen nit gebüre, er auch vor Phinzstags5 nit rath zu halten, demnach wegen solcher privat schreiben seine assesorens nit zusamben zufordern pflege, derowegen, wo ihme der inhalt des schreibens nit offenbar, er sey nit zu bescheinen wisse, da wier aber nach einer hinweckh­ khonfft dasselb eröffnet, befinden wier, wie euer gnaden aus dem original desselben genediglich zu ersehen haben, die versamblete puntsverwandtschafft der paurschafft underschrieben und zu Wilhalbenspurg datiert, auf der überschrifft aber das sy gleichsamb als ob wier mit ihnnen verwandt unnd in der correspondentz weren, derowegen unns fälschlich ihre getreuen pundtsgenossen unnd benachbarte intitulieren. Damit nun unns aber des verdachts bey euer gnnaden, zuvorderist der lanndtsfürstlichen obrigkhait unnd ihrere khayserlichen mayestät, nit schultten, haben wier khainesweegs umbgehen sollen, euer gnaden solches unnderthenigist gehorsambs zu berichten, daß unns diese intitulation von denen mainaydigen rebellen vor Gott unnd aller obrigkhait genz unschuldig und unbillicher weis aufgetrungen wirdet, ja wier ainniche gedankhen (darvor uns der allmechtige Gott noch gnediglich behütten würdet) zu ihnen nit gehabt haben, aber euer gnaden diß, der rebellen, schreiben der ursachen willen einschliessen unnd fürbringen sollten, das darinn vermelt wirdet, wie man auf der khayserlichen mayestät bevelch die von adl mit gwalt über ziehen, sie unnd alles das ihre preis geben soll, daraus euer gnaden zu verstehen, was diese rebellen etwan für haimbliche practic in sinn haben möchten, und thuen euer gnaden uns hirauf gehorsamblich bevelchen. Euer gnaden gehorsame N., richter und rath zue Tulln. 5 Der folgende Donnerstag (phinztag) war der 27. März.

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12. Krieg

12.1.5 1597, März 29, Wien Tulln, Stadtarchiv, A 232 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 251–299), 265 Ausfertigung mit aufgedrücktem Siegel; RV: Presendirt den 31. Marti 1597.

Kaiser Rudolf II. belobigt die Stadt Tulln für ihr Verhalten nach Erhalt eines Schreibens der aufständischen Bauern. Rudolff der annder,6 von Gottes genaden erwelter römischer kaiser, auch zu Hungern und Behaimb kunig, ertzhertzog zu Österreich etc. Getreue liebe, wie unns der durchleichtig hochgeborne Matthias, erzherzog zu Österreich, unnser freundlicher geliebter brueter unnd fürstt, haben treu anzaigen, über der rebellischen pauren an euch ausgangenen schreiben geschaffen, genedigist angehört und vernumben, wie wir nun treu gehorsambe erzaignung unnd erbieten mit genaden annemben, also haben wir euch bey solchem zu verharren unnd alle umbstandt jederzeit zu berichten vermahnen wellen, unnd wir seindt euch mit genaden gewogen. Es beschicht euch als unser genediger auch gefelliger willen unnd mainung. Geben in unserer stat Wienn, der neunundzwainzigiste tag Marti, anno etc. im sibenundneunzigistten, unserer reiche des römischen im zwyundzwainzigisten, des hungerischen im fünfundzwainzigisten unnd des behaimbischen auch im zwayundzwainzigisten. Commissio domini electi imperatoris in consilio Joachim Beck von Leopoldstorff7 manu propria Paul Kraus8 manu propria Wolf von Hofkirchen9 statthalter ambtsverwalter manu propria Elias Corvin,10 doctor, cantzlerambtsverwalter manu propria

12.1.6 1618, November 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen zur Verteidigung der Stadt angesichts der Böhmischen Rebellion.  6 Rudolf II. (1552–1612), Erzherzog von Österreich, ab 1576 Römischer Kaiser.  7 Joachim Beck von Leopoldsdorf (1567–1605), Studium an den Universitäten Padua, Bo­logna und Siena, 1595–1597 Niederösterreichischer Regimentsrat, danach Kämmerer von Erzherzog Matthias, kaiserlicher Oberst und Kommandant der Festung Szatmár.  8 Dr. Paul Kraus von Krauseneck († 1617), aus der Steiermark stammend, Studium in S ­ iena, mehrfacher Dekan der Juridischen Fakultät der Wiener Universität, 1595–1602 Niederösterreichischer Regimentsrat, danach Hofkammerrat, 1611 Hofkammerpräsident.  9 Wolfgang von Hofkirchen (1555–1611), nach Rechtsstudien tätig in der Niederösterreichischen Statthalterei, dort Amtsverwalter, wegen seines evangelischen Bekenntnisses aber nicht Statthalter. 10 Dr. Elias Corvin (1537–1602), aus Joachimsthal in Böhmen, 1556 Dr. phil., weiteres Studium in Padua, 1652 Dr. iur., ab 1581 Niederösterreichischer Regimentsrat.

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12.1 Städtische Defension

Extraordinari rathszusambenkhunfft bey herrn Hansen Alxinger, aingesezten stattrichter, ultimo Novembris anno 1618. Propter behaimbischen rebelion proponirt herr stattrichterambtsverweser, dieweil man allerley böse und selzame zeitungen hat und dieselbige ye lenger ye gefehrlicher wirdt, dahero hoch vonnötten, sich auf ain oder andern fall, so sich bey dergleichen gefehrlichen leyffen zuetragen möchte, zeitlich fürzusehen, furnemblich uber die nacht zu sterckhen und mit mehrern ernst zu bestellen, damit nit etwa ein unversehener einfall oder sonsten ychtes anders practicirt werden möchte. Item zu denen wöhren und munition zu sehen, wie es auf den thürmen und zeughaus11 allenthalben beschaffen, damit die mengl, so etwa verhanden wären, gepessert und sonsten die notturfft fürgesehen möchte werden, also auch, weillen der zeit khein vorrath in meel auf gemeiner statt cassten12 vorhanden, ob ain rath verordnen wollte, die verhandenen kherner, so diese tag umbgeschlagen werden und laut der lista fasst bey 11 muth kohrn sich befindet, etwa auf die müll13 zu bringen und einzumallen. Placet, und weillen hierinnen die nottwendigkhait zeitlich zu bedenkhen unnd ins werkh zu sezen vonnötten, also vermaint ain rath im ersten, daß durch die herrn zeugtwartten Michaeln Puckher und Ludwigen Ridl neben denen herrn vororndten oder andern hiezue deputirten personen der augenschein auf den thürmen eingenomben, die haggen und andere notturfft zum schiessen besichtigt, die mengl gewendt und wie sich es in einem und andern befunden an rath werden berichten sollen, dessen sich herr Puckher also aigentlich erbotten. Dann so hat einen rath für gutt und nottwendig angesehen, daß neben denen ordinari wachten unter die thor noch ander vier aus der bürgerschafft ihnen adiugiert und hiezue bestelt werden, zu dem ende dann ain anzahl, so hiezue tauglich und sich vielleicht gar etliche werden gebrauchen lassen, fürgeschlagen werden, die herrn stattrichterambtsverweser für sich zu erfordern und aus denselbigen jene vier under die thor, und dan absonderlich ainen auf den khirchthurm neben den vorbestelten wachter, damit bey tag und nacht ainer den andern aussezen khönnen, wirdt aufzunemben und umb ernstlichen fürhalt zu bestellen wissen. Denen solle jedem des tags 10 kr. geraicht, und entzwischen soliches gelt bey der burgerschafft, wie

11 Als Zeughaus diente der so genannte Salzturm, ein ehemaliger Flankenturm der römischen Lagerbefestigung, der bis heute erhalten ist und somit das älteste noch in ursprünglicher Form bestehende österreichische Gebäude ist. Der gegenwärtige Name des Gebäudes stammt aus dem 19. Jahrhundert. 12 Der Getreidekasten der Stadt befand sich im so genannten Stadthaus am Hauptplatz, an dessen Stelle heute die Bezirkshauptmannschaft untergebracht ist. Das Gebäude wurde 1602 vom ehemaligen Stattrichter Andreas Puckher erworben. 13 Die Stadtmühle befand sich an der Nordostecke der Stadt an der heutigen Adresse Donaulände 52.

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12. Krieg

vorher auch in dergleichen fall beschehen, von haus zu haus eingebracht werden. Und hat herr stattcamerer im bevelch, weillen die alte verhandenen schüzenrökhl nit mehr zu gebrauchen, ain notturfft neue machen zu lassen, yeden auch ain musceten von gemainer statt zuzustellen, damit aber diese mechten desto öffters nachgesehen und sy in gebürende leng erhalten werden, wie nit weniger im abwesen des wachtmeisters bey tag und nacht, bevorab man etwa für das thor kombt und er nit alzeit beihanden, man mit einer andern gewissen person, die sich nichtern und beschaidenlich zu accomedirn waiß, versehen sey, ist Mathes Mayrhofer, des äußern raths, zue wachtmaisters zu einer assistentz verorndt. Im ubrigen ist verlassen und hat herr Juritsch als castenhandler zu bevelch, das verhandene khorn auf gemainer statt cassten alspalten auf die schöffmüll14 zu bringen oder, zum fall es alda nit mehr gemahlen khöndte werden, gar auf Neusidl führen zu lassen. Darzue ist der meelmesser Hans Stigler, Paul Winkhler und Hanns Eyrn, beede müller, die dabei sein und darauf achtung geben sollen, verorndt.

12.1.7 1618, Dezember 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Nach der Eroberung von Zwettl durch die Armee der böhmischen Stände beschließt der Rat der Stadt Tulln weitere Verteidigungsmaßnahmen. Auf den vorbeschehenen verlaß und gemachte fürsehung hat ain rath umb mehrere fürsorg und sonderlich, weill man aigentliche khundtschafft hat, daß die statt Zwetl durch die behaimbischen rebelanten berait eingenomben und dieselben von tag zu tag weiter heraus rueckhen, damit, wo etwas für die statt khumben oder sich einige gefahr erzaigen würdte, die wehren yeden orts umb die statt mit tauglichen personen versehen und auf solchen fall, welches der allmechtige herr verhüeten wölle, damit ein jeder wisse, wo er sich finden lassen solle, die heurige alte verordnung auf die pasteyen und thürmen fürgenomben und anstatt der alten und nimmehr thails abstorbenen andere zum schiessen taugliche und qualificirte personen aus der bürgerschafft in guetter anzall deputirt und nach gelegenheit yedes orts aufgethailt, inmassen dan hierüber ain orndliche verzaichnus15 gemacht, wie bey der canzlei neben anderen dergleichen sachen zu khünfftiger nachrichtung aufbehalten und dann einem yeden vorgeher, welcher orten derselbe 14 Zu den Schiffsmühlen auf der Donau vgl. oben Anm. zu Dokument 9.3.8. 15 Im Archiv der Stadt Tulln befindet sich eine Auflistung der wehrfähigen Bürger einschließlich deren Verteilung auf die Mauern der Stadt vom 28. 10. 1620 (Tulln, Stadtarchiv, A 235 (Politica, Verwaltungsakten Nr. 321–360)).

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12.1 Städtische Defension

verorndt, seine consorten, damit er wisse wer dieselbigen sein, specialiter angehendigt und volgents auf negsten rathtag sambentlich zu anhörung des mehrern fürhalts erfordert werden sollen. Item weillen bey denen thorn wegen des straiffenden khriegsvolckhs und sonsten in anderweg mit haimbliche practionen sich allerley gefahr zu besorgen, auch unnothwendig, daß derzeit alle vier thür offen gehalten solle werden, hat ain rath verorndt, beyde, das Pöltinger und Wiener thor16 sambt denen aufzugpruckhen ganz und gar gespörter zu halten und woll zu verwehrn und weder bey tag noch nacht yemandten nit mehr aus oder einzulassen, die iren jüngst bestelte wachten aber under die andern zwey thör zuverorthnen, damit also yeden orts irer drey und ainer den andern bey yeziger khelte desto leichter aussezen möge, item so solle ausser derer auf dem khirchthurm noch ain anderer wachter auf den trenkhthor,17 da es am nottwendigisten ist, bestelt werden, der tag und nacht daroben verbleibe und die wacht vleißig verrichte. Die neu erpaute pastei bey dem alten closter18 betreffend, weill dieselbe noch nit allerdings zuegericht und ausgepaut, ist vonnöten, entzwischen ainen poden oder pruggen mit paumben darin machen zu lassen, damit man stuckch darauf führen khönne, welches herr stattcamerer wirdt anzuordnen wissen.

12.1.8 1618, Dezember 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt über die Aufstellung von Geschützen und die Bereitstellung von Munition zur Verteidigung der Stadt. Stuckh auf den thürmen: Sollen etliche, daran man in der höch nit bedürfftig, hergebracht, unter das frauen- und threnkhthor an yedes orth aines gefürt, und weill der poden auf der neuen pastey bereit ferttig, auch mit gelegenheit etwas darauf gebracht werden, und ist benebens verlassen, entzwischen an yedes ort in pulver und pley, khugeln und andern notturften etwas aus dem zeughaus herzugeben und auf der wasserpastey19 ain stuckh oder zwey durch den Zächpruckher, der sich darumben anzunemben erbotten, zu beschiessen und probiern zu lassen.

16 Das sind die Tore nach Westen und Osten. 17 Das Tränktor war das nördliche Tor der Stadt Tulln am Ufer der Donau. 18 Als das „alte Kloster“ wurde das Minoritenkloster bezeichnet, das in den gegenständlichen Jahren nicht vom Orden genutzt wurde. 19 Die Wasserbastei war die Befestigung der Stadtmauer an ihrer Nordostecke im Bereich des kaiserlichen Frauenstiftes und der einzige Teil der Befestigungen, der den Ansprüchen neuerer Befestigungstechnik halbwegs genügen konnte.

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12. Krieg

12.1.9 1618, Dezember 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Stadttore um 18 Uhr zu sperren. Stattthor: Sollen hinfüro zeitlich und umb 6 uhr gewiß gespört sein, auch niemandt der sich aus der burgerschafft daraus verspatten möchte, wer der auch sey, es sey dann, daß derselbe in gemeiner statt sachen geschickht wäre worden, mehr aufgespört werden. Und weill ohne das noch mehrers der burgerschafft zu der zeit notwendig fürzuhalten, sollen dieselbigen samentlich auf khünfftigen Sonntag20 umb 12 uhr aufs rathhaus ervordert und solche verlaß in ainem und andern inen zur nachrichtung angedeut werden.

12.1.10 1618, Dezember 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln verkündet der Bürgerversammlung Sicherheitsmaßnahmen und ermahnt zur Begleichung von Steuerschulden. Ist die bürgerschafft und gemein veranlastermassen aufs rathaus erfordert vor beschehene fürhalt. Aber weill der zeit khein ordenliche musterung khan fürgenomben werden, hat am rathaus der bürgerschafft vier viertlmaister,21 bis etwa die notturfft etwas anders erfordern würde, und aus jedem viertl ainen erwelt, nemblichen im ersten viertl Wolff Macher, aus dem andern viertl Elias Pyringer,22 im dritten viertl Mathesen Mayrhoffer, im viertten viertl Michaeln Freyweck.23 Darauf die gemein fürgelaßn und inen nachvolgende fürhalt beschehen: Erstlichen, daß ain jeder auf seinen besten vermögen bey dieser gefähr­ lichen zeit sich mit gueten hauswesen, nachdem er qualificirt, vorsehen und gefaßter halten soll, wie dann deswegen in khürz ein orndtliche visitation fürgenomben werden solle. 20 Das war der dritte Adventsonntag, der 16. Dezember. An diesem Beispiel kommt sehr schön zum Ausdruck, dass Träger der Stadt die Bürgerversammlung der geschworenen Bürger war, auch wenn sie nur in Ausnahmefällen zusammengerufen wurde. 21 Die Viertelmeister waren vier Bürger, die die jeweiligen Beschlüsse der Stadt in ihren Vierteln umzusetzen hatten und im Kriegsfalle für die Verteidigung der jeweiligen Mauerabschnitte zwischen den Toren verantwortlich waren. Diese Viertel wurden durch den Hauptplatz und die Wienerstraße in west-östlicher Richtung und durch die Rudolf- und Bahnhofstraße in nord-südlicher Richtung geteilt, vgl. oben Anm. zu Dokument 1.6.4. 22 Pyringer wohnte in diesem Jahr Ecke Rudolfstraße 1/Wienerstraße 1, somit im zweiten Viertel. Davor hatte er Bahnhofstraße 5 gewohnt. 23 Michael Freibeck wohnte an der Adresse Hauptplatz 14, somit im vierten Viertel.

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12.1 Städtische Defension

Fürs ander soll ain jeder bey seiner bürgerlichen aydtspflicht dahin vermahnt sein, daß wan sich einige gefahr, es sey bey tag oder nacht, in oder ausser der statt, sich erzeigen und entweder mit dem glockhenstreich, trummel oder dergleichen ain zeichen, ein yeglicher mit seiner wehr sich alspalten zu seinen viertlmaister verfügen und demselben allen billichen gehorsamb laisten, wie nit weniger auch ire untergeben oder inwohner mit ernst dahin weisen sollen. Drittens, daß hinfüro die statt thor jüngsten verlassen nach zu abends gwiß umb 6 uhr gespört und dieselbigen umb verhüetung anderer ungelegenheit kheinem mehr eröfnet werden sollen, demnach sich also ein yeder zu richten haben solle. Derwegen dan fürs vierte ain sonder notturfft sein will, damit bey solcher zeit die thör nit ohne wacht gelassen, daß die bürgerlichen wachter, alspalten man spört, und gewiß umb 6 uhr aufgehen und erstlich zu herrn stattrichter sich verfiegen sollen, deme sie also aigentlich werden nachzukhomben wissen. Und schließlichen, nachdeme man bishero allerley verhinderung willen bey denen steur und rüstgelts ambten kheine ordenlich sessiones halten khönnen, dieselbigen aber bey der bürgerschafft ye lenger ye höcher anwachsen,24 dahero ain rath verlassen, daß auf khünfftigen Sonntag nach heilige drey könig25 wie auch hernach an den hereinforderungen26 gesessen solle werden. Zu dem ende dan ain rath sy, die gesamlte gemain und bürgerschafft, ernstlich und wollmeinent dahin vermahnt, daß ain yedweter nach gelegenhait seiner ausständt im selbsten solchen lasts abhelffen und dahin gedenkhen wölle, damit dieselbigen wo nit völlig, doch großen thails, oder sich müglich etwas im abschlag richtig gemacht werde.

12.1.11 1618, Dezember 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln lehnt die Bewerbung des ehemaligen Fähnrichs Andreas von May um eine Stelle im Zusammenhang mit den Verteidigungsmaßnahmen der Stadt ab. Andreas von May,27 ein soldat, so zuvor fendrich gewesen und andere bevelch bedinnt, hat sich bey herrn angesezten stattrichter zugemeldt, ob er 24 Die Mahnung, Steuerschulden zu bezahlen, gehörte fast schon zu den festen Ritualen jeder Bürgerversammlung. 25 Das war der 7. Jänner. 26 Herrenforderungen, Abgaben, die die Bürger für ihre Häuser an die Stadt zu leisten hatten. 27 Ein Andreas von May gehörte dem so genannten Passauer Kriegsvolk an, das 1611 von Erzherzog Leopold zur Unterstützung von Kaiser Rudolf II. angeworben worden war (Kurz, Schicksale des Passauer Kriegsvolkes 119, dort allerdings mit dem Dienstgrad eines Hauptmanns geführt).

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12. Krieg

bey hieiger statt und deren defension bestallung haben khönndte, inmassen er von denen herrn khriegsrathen commendation habe. Ist freundlich abgewiesen und ihme zu verstehen geben worden, daß gmaine statt nit im vermügen, ain aigenen capitan zu bestellen, wie an auch bey der statt thails bürger hat, so in khriegssachen erfahren. Anstatt der zehrung, so er über nacht gethan, seind durch herrn stattcamerer zween taller dazugeben verwilligt.

12.1.12 1619, Jänner 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt unter dem Eindruck einer Verminderung der Kriegsgefahr, die beiden gesperrten Stadttore wieder zu öffnen. Eröffnung des Wiener- und Pöltingerthors: Proponirt herr verwalter des gerichts, dieweilen man nun ein zeit hero von kheiner sonderlichen gefahr mehr hört und sowol der burgerschafft als denen auswendigen ein große ungelegenheit ist, ob dieselben widerumb möchen eröfnet werden. Fiat, und wäß er, herr angesezter stadtrichter, bey den herrn wachtmeister die verordnung zu thun, daß dieselben die zeith wieder eröffnet und die wacht wie zuvor unter alle vier thore ausgethailet werden. Der schlüßl betreffend: Solle denen geordneten viertlmaistern angehendigt und jedweder diejenigen, so zu seinem tohr gehörig, in verwahrung nehmen, die dann auf den fall der noth, sonderlich wo nächtlicher weil jemandt für das thor kähme, selbsten gegenwertig ein- und guthe fürsichtigkeit werden zu gebrauchen wissen.

12.1.13 1619, Mai 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, sich mit Vertrauenspersonen in Wien wegen des Verhaltens gegenüber dem Regiment Dampierre zu beraten sowie Handwerksgesellen und Inleute zur Verteidigung der Stadt zu mobilisieren. Proponiert herr stadtrichter, weillen die Tampierische28 und andere reiterey, so bisher auf dem Tullnerfeldt herumb gelegen, mitl und weeg suchen, wie sie in die stadt herein khommen und zum verderben der bürgerschaft 28 Gemeint ist das Reiterregiment von Heinrich Duval Graf von Dampierre (1580–1620), später Dragonerregiment Nr. 8, dessen Einzug in die Hofburg am 5. Juni 1619 Ferdinand II. aus seiner bedrängten Lage und damit dem Zwang, den protestantischen Ständen Konzessionen machen zu müssen, befreite. Der Kommandant dieses Regiments hatte bis zum Ende der Monarchie das Recht, jederzeit unangemeldet beim Kaiser zu erscheinen.

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12.1 Städtische Defension

sich alhie einlosirn möchten, ob ain rath füer thuelich hielte, dass zue Wien bey ihren gnaden, herrn graffen Trautsohn, herrn von Khuen29 oder herrn von Hofkhirchen30 dies orts bericht eingezogen und man also nachrichtung haben künde, wessen sich in solchem falle zu verhalten, und alldieselbigen füer rathsam hielten, die sach gar bey ihr küniglichchen mayestät anzubringen? Also auch weil man vernimbt, daß handtwerchsgesellen bey der statt wohnend seynd, welche gegen eine gebüerliche besoldung sich neben der bürgerschafft mit wachten oder auf andere begebende gefahr sich gebrauchen liessen, ob ain rath für nüzlich hielte, dass mit denselben auf ein gewüsse wochentliche wartgelt tractirt und sy neben denen inleuthen zusammen berueffte, ain ordentliches gelüb genohmen und bewert werden möchten? Ain ersamber rath läßt ihme dies, des herrn stattrichters, anmelden gefallen, und ist im ersten herr Pueckher und Melzer zu abgeorndten deputirt und vermöcht, welche dies rais und negotium ohne verzug fürzunehmen und ir bestes dabey werden zu bedenckhen wüssen. Im andern ist ebenfals dahin geschlossen, daß sowohl die inleuth als handtwerchsgesellen durch offentlichen rueff mit der trummel zusammen gefordert, ihnen solches fürgehalten, und aufs beste mit ihnen tractirt, die inleuth aber mit ernst zu der wacht compellirt und dieselbige also angeorndt werden solle, daß sie allezeit mit und neben denen bürgersleuthen untermischter aufziehen und wachten sollen, zu dem ende dann herr statt­ richter yede insonderheit beschreiben und die anorthnung darauf zuthun wirdt wüssen.

12.1.14 1619, Juni 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln trifft unter dem Eindruck von Nachrichten, wonach die Truppen der böhmischen Stände unterhalb von Wien die Donau überquert haben sollen, Maßnahmen für eine allfällige Belagerung der Stadt, insbesondere zur Sicherung von Geldmitteln und Dokumenten. Nachdem man nun glaubwürdige erfahrung hat, daß das behaimbische volckh berait unterhalb Wien uber das wasser gesezt, und man sich auf diesem padon, alleweillen der feindt ye länger ye näher hinzueruckht, yetztmalls mehr gefahr als vorher yemals zu besorgen, hat herr stattrichter und 29 Vermutlich Johann Eusebius von Khuen. 30 Georg Andreas von Hofkirchen auf Kollmitz und Aigen (1562–1623), Kämmerer von Kaiser Matthias und Generallandesoberster der evangelischen Stände; als Inhaber von Neuaigen mit Besitz in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt Tulln; 1620 geächtet und aus dem Land vertrieben.

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12. Krieg

ainen rath füer gueth und nothwendig angesehen, auf mittel und vorsehung zu gedenkhen, damit wo etwa ain belägerung, einfall oder sonsten (welche Gott gnädig verhüetten wäll) durch practic ain eroberung der statt von dem feindt beschehen möchte, gemainer statt und der armen pupillen sachen versichert, und was sonsten bey dergleichen offnen feindts gefahr dienstlich zeitlich ins werch gesezt möchte werden. Insogleich die ungeltsladen und ligende waisengelter, khranzisch und andere gerhabschaft sachen bis auf weitere verordnung, was es vonnötten, aufs rathaus zusammen zu bringen. Item gemainer statt freyheiten und andere briefliche urkhunden, daran es gelegen, an ain sicher ortt, damit sy nit verderben oder untergehn möchten, zu verorthen. Den stattgraben raumben und das geröricht ausmachen zu lassen, item den stattmüllner zu bevelchen, daß er nur beym tag und zu der nachts nüchts mahle. Die schiffmüllen, damit sy sicherer, undt etwaz näher bey der statt seyn, sollen heraufgebracht, vorm threnkthor gehäfft und an pett, wo es ohne schaden sein khan, darzue ausgesehn werden. Der neuen schachen halber vor dem trenckhthor negst dem graben sowol auch andere schedlich paumb bey den stattmauern allenthalben umzuhackhen. Den peckhen aufzulegen, daß sy sich sovil müglich mit einen gueten vorrath wol versehen, damit khein mangel erscheine. Die zwey thörr, die jezo gespört, wie herr hauptman Lehner31 gerathen, sollen verpolwercht und die prüggen abgetragen werden. Visitation in der burgerschaft weegen der auslerenden heringefehenten güeter, auch wie man auf den nothfall mit proviant versehen und was sonsten hiebey nothwendig unnd deme anhengig, wierdet herr stattrichter, so balt als die notturft erfordert, mit gueter ordtnung anzustellen und allen bevelch darzue denen darzue deputirten personen zu geben wissen. Entlich auch, damit man bey solchen beschaffenheit desto mehr nachrichtung habe, zum thaill khundtschafft einziehen unndt sonsten aigentlich wüssen khöndte, wessen man sich zu versehen haben möchte, hat ain rath füer nothwendig gehalten, zween burger oder rathsfreundt, so sich accomodirn und bey herrn graf Trautsohn oder sonsten anderorts inquisition haben khönten, abzuordtnen, auch wo sy es füer ein notturft halten, mit guetachten gemainen stattadvocatens bey irer khöniglichen mayestät32 unterthenigist einzukhommen unndt der gnädigsten resolution hierüber zu erwartten. Hierzu ist Michael Malzer des innern unnd Ludwig Riedl des äussern raths verorndt. 31 Nach Broucek, Feldmarschall Bucquoy 27, war im August 1618 das Fähnlein Lehner eine der wenigen im Donauraum operierenden Einheiten der in Aufstellung begriffenen kaiserlichen Armee. Aus Dokument 1.3.5 erfährt man, dass es eine Truppenstärke von etwa 800 Mann hatte und in Krems stationiert war. 32 Gemeint ist der spätere Kaiser Ferdinand II., damals König von Böhmen und Ungarn.

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12.1.15 1619, Juni 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Stadtboten nach Wien zu senden, um eine Antwort auf eine von den Gesandten der Stadt eingereichte Bittschrift zurückzubringen. Herrn Malzers und Ludwigen Riedls relation von Wien: Die berichten, daß sie sich erstlich zu Closterneuburg angemelt unnd zugefahren, in hofnung, alda etwas zu erkhundigen, zwar den herrn Pachern antroffen, aber nit sonderliches vernembern khönnen, sein also wider fohrt gefahren und mit harten noch in die stadt kommen, wie dann gleich nach ihnen die pruggen abgetragen worden.33 Darauf sie erstlich zu herrn doctor Paader gangen, nachmals auch bey herrn graf Trautsohn sich angemelt, aber weder an ainem noch andern orths kainen aigentlichen bericht, was des feindts füerhaben oder wes man sich zu verhalten haben möchte empfangen, außer dass des mährischen volckhs bey 4.500 sich umb Hernals, undt des beheimbischen auch ein solichen haufen bey St. Marx gelegert34 und herr graf Trautsohn inen andeuten lassen, es seye der negsten weeg, daß man bey ihrer mayestät etwas einbringen und beschaidt erwarten solle, dayber sie wieder zu dem herrn doctor gangen und ain solches anbringen verfaßen lassen, welches sye zwar ihrer mayes­ tät selbsten nit überraichen können, aus ursachen, daß man niemandts in die burg hineingelassen, hat es aber der herr burggraf35 zu sich genomben mit vermerken, daß er’s allspalt überraichen und man es dan alsdann nur sollicitirn lassen solle. Darüber sy alswider verraist und die notturft bey dem herr doctor verlassen, der sich erbotten, daß selbige fleissig zu sollicitirn und sobald ain beschaidt erfolgt, einen aigenen potten damit herauf zu schickhen. Auf diese relation ist verlassen, daß der stattpott in gemainer statthaus als­ palt hinab nach Wien geschickht solle werden, der ehe nit wieder zuruckh raisen solle bis dies anbringen erledigt, und der herr doctor ihne abgeferttiget haben wierdt.

33 In den Tagen der Reise der Tullner nach Wien wurde die Stadt eingeschlossen. Der militärische Führer des Heeres der böhmischen Stände, Heinrich Matthias Graf von Thurn, schlug sein Hauptquartier im so genannten Bügelhof in St. Marx auf. Die Tore wurden weitgehend geschlossen; lediglich das Rotenturmtor wurde gelegentlich geöffnet, um Verpflegung in die Stadt zu bringen, was von den Tullnern, die vermutlich auf der Donau gekommen waren, genutzt worden sein könnte. 34 Die Gesamtzahl der ständischen Truppen wird heute auf 10.000 geschätzt. Sie hatten die Stadt zwar eingeschlossen, verfügten aber über keinerlei Belagerungsgeschütz und waren damit für eine wirkliche Belagerung zu schwach. 35 Burggraf in Wien war im gegenständlichen Jahr Erasmus de Sayue.

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12.1.16 1619, Juni 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, eine Kommission aus Ratsbürgern mit der Suche nach einem sicheren Ort zur Verwahrung der Kirchengüter zu beauftragen. Hat herr dechant sich bey herrn stattrichter angemeldt und im beysein etlicher herrn des raths begert, ob man sich aines füerschlags unterreden oder entschließen khündte, damit bey dieser behaimbischen kriegsgefahr, zumallen sich dasselbig von tag zu tag nähert, die khirchen güetter unnd ornat an ain gehaimbes verborgenes orth gebracht und nit etwa auff der­ glaichen begebenden laidigen fall hinweeg geraubt würden. Ist verlassen, dass herr Juritsch, Salomon Wiellandt und neben ihnen herr khirchmaister Georg Öttinger einen solchen ort, wo sy es am sichersten zu sein vermainen, aussehen, denselben in gehaimb halten, und dem herrn dechanten unndt herrn stattrichtern vorher andeuten sollen, weil man alsdann auch weegen gemainer statt sachen hevor voranlassen, massen auch derglaichen orth gedenkhen.

12.1.17 1619, Juni 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die Niederösterreichische Regierung über einige unter Verstoß gegen ein kaiserliches Patent am Nordufer der Donau vertäute Zillen zu informieren und die Handwerksgesellen zu mustern. Proponiert herr stattrichter, daß ihme zu unterschiedlichen mahlen für­ khom­men, wie daß auf dem andern landt jenseit der Thonau nahe bey Neuaigen in die acht oder neun große zillen, so erst von neu zugericht und dahin gebracht worden, in beraittschaft sein, und dieweill man nit weiß, worauf es etwa angesehen möchten, sonderlich aber zumallen es wider ihr königliche mayestät36 erst jüngst dieser tagen ausgangenes gewestes patent, darinnen gnädigst anbevohlen, dass weegen der besorgenden herübersezung des behaimbischen volkhs alle schiffungen, pletten und zillen von dem andern landt herüber gebracht und diß ortes durch uberseher nichts vorabsaumt werden solle, so inkhünfftig dem landt zu schaden, verderben geraichen möchte. Also hab er nit unterlassen wällen, einem ehrsamben rath solches zu dero mehrerem nachdenckhen, was bey solcher beschaffenhait und vor augen sehenden gefahr fürzunemben seyn möchte, fürzutragen. 36 Gemeint ist der spätere Kaiser Ferdinand II., damals König von Böhmen und Ungarn.

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12.1 Städtische Defension

Dieweillen man nit waiß, warauf oder zu was intent solche anzall zillen dahin gebracht, und da khünfftig etwas entstehen sollte, gemainer statt khainesweegs veranttworttlich wäre, zuwider irer khöniglichen mayestät austrückhlichen gnädigsten bevelch als darzue stillgeschwiegen zu haben, also ist demnach verlassen, dass herr Malzer noch anheut soweit vermögt und abgeorndt solle werden, auf dem wasser hinab nach Wien zu fahren, diese sach bey dem doctor Schwaben, niederösterreichischer regimentsrath, zu consulirn und volgents bey ihr durchlaucht, grafen Trautsohn etc., oder gar bey der hochlöblichen niederösterreichischen regierung anzubringen. Zu dem ende ihme die copi dergleichen anbringens zugestellt werden soll. Beschreibung der handwerchsgesellen bey der statt: Inmassen hievor verlassen, solle ohne verzug ins werch gesezt, mit dem spil auf morgen umb 7 uhr früe umbgeschlagen und ihne wochentlich ain gewisses warttgelt geraicht, also auch die inleuth ins glüb genohmen und sambt den andern von gmainer statt bewehrt werden.

12.1.18 1619, Juni 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln hört Berichte der Gesandten u.a. nach Wien und beschließt Vorsichtsmaßnahmen zur Sicherung der Tullner Überfuhr und zur Bewachung der Stadt. Herr Michael Puckher referiert, daß er und herr Juritsch diese tage bey herrn von Khuen gewesen, ihme allen verlauf, was sich bisher mit dem khriegsvolckh und sonsten bey der statt zugetragen, erzehlet und was sonsten gemainer statt obliegt, sonderlich der zillen jenseits des wassers und anderen besorgenden gefahr ihm communicirt. Der es gar freindtlich aufgenommen und gerathen, fürs erst auf dem Thonaustromb wol achtung zu geben, item das urfahren künfftiger wochen gar einzustellen, wie er ihm unter anderm auch die fürgenombene beschreibung der ledigen handwerchs gesellen und andere fürsehung woll gefallen. In simili referirt herr Michael Malzer von Wien in dem negotio die abschaffung der zillen bey Neuaigen betreffend, daß, als er andern tags morgens früe hinab khumben und zu herrn doctor Schwaben gehen wollen, seye derselb berait in der regierung gewest, derowegen er hinaingangen und mit dem thürhüetter soviel geredt, dass er ihme solches angedeut, und ist herauf er, herr doctor Schwab, heraus gangen, deme er mündlich die notturfft erzehlet und das anbringen an die hochlöbliche niederösterreichische regierung überraicht, alda es von stundt an erlädigt und ihr mayestät hinauf geben worden, von dero es nochmals an den gehaimben rath remittirt und von denen erst abents wieder heraus khommen, da er zu herrn secretari Grafen, der im befehl gehabt, ain patent darüber auszuferttigen, 429

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gewiesen worden unnd volgents bey herrn graf Trautsohn sich umb ain ainspänig anmelden miessen, darauf herr von Reifenberg37 die anordtnung mit den heyduggen38 gethan und sy als des andern tags früe hinausgelassen worden. Wegen des urfahrs ist verlassen, daß man eingehende wachen, des tags nur einmal fuhrann und nit lanng an den gestatten bleibe, die urfahrkhnecht nit hin und wider gehen, sonder bald wider weegfahren unnd das roß gar nit aus der zillen lassen sollen […]. Damit die wacht hinfüro mit mehrern ernst und besserer sorg bestellt und verricht werde, wöll herr stattrichter bey aufführung derselbigen ihm nochmallen fürhalten, daß gewißlich zum wenigsten aine des tags die schüldtwacht habe, auch nit, wie bishero so offt, zum essen oder sonsten ihres gefallens haimb zu haus gehen, ihren vorgehern besser respectirn unnd die wacht fleissig verrichten sollen, damit ihm widrigen anderer ernstliche bestraffung fürzunehmen nit noth were.

12.1.19 1619, August 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt unter dem Eindruck des Rückgangs der Kriegsgefahr, ein gesperrtes Stadttor wieder zu öffnen. Das Pöltinger thor, weill Gott lob die gfar nit mehr so groß und das viech mit grossen ungelegenhait allein zum frauenthor muß ausgetrieben werden, soll eröfnet werden, die pruckhen zugericht und wachter dahin bestelt werden.

12.1.20 1619, Oktober 4, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln hört ein Patent Erzherzog Leopolds und beschließt Maßnahmen zur Bereitstellung von Geld für Pulver sowie zur Bewachung der Stadt. Ihrer hochfürstlichen durchlaucht, ertzherzogen Leopoldi, offen patent, darinnen gnädigst anbevolchen wierdt, der evangelischen ständt geworbenes volckh unnd soldaten, wo derer betretten werden, aller orten aufzuhalten 37 Dietrich von Reiffenberg, Oberst der kaiserlichen Leibgarde und Stadtkommandant von Wien. 38 Haiducken sind irreguläre Kämpfer gegen das Osmanische Reich am Balkan. Außerdem galt es beim Adel als modisch, Bedienstete in orientalischer Kleidung zu haben, die ebenfalls als Haiducken bezeichnet wurden und für Boten- und Begleitdienste eingesetzt wurden. So unterhielten etwa die Fürsten von Liechtenstein neben ihren Trabanten und sonstigen Gardisten auch vier Haiducken.

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12.1 Städtische Defension

und bis auf weitere verordtnung verwahrlich zu halten betreffend exhibirt und abgehört, solle gehorsamist in acht genomben werden. Frau Khrizneritschin etc., weil dieselbige unter der statt unnd burgerlichen schuz alhie hausst unnd sonsten fast khain mitlaiden, so die burgerschafft auf sich hat, ausstehen darff, soll von rath aus durch herrn Alxinger und Juritschen ersucht werden, ob sy sich bey dieser gefahr zu mehren schuz und füersehung der statt auf erkhauffung eines centen pulvers etwas verwilligen thäte. In simili soll mit dem jungfraucloster unnd herrn dechanten auf gleichen weeg tractirt werden. Herr wachtmaister Sigmundten Khornhoffer ain geschäfftl zuezuferttigen, weill man bey so allerhandt gefahr, weitleuffige discurse, avisa und wahrnungen, so auff das hieige stättl gehen, mit der wacht und versorgung der portten wol fürzusehen, daß er demnach ihme diese verordtnung angelegen sein lassen wölle, damit die zwey offene stattthör abendts zeitlich unnd sonderlich das frauenthor lengist umb 6 uhr gespört, die wacht vor zuesperrung derselbigen sich alda finden lassen und verfarren, morgens aber vor eröfnung derselben sich auch alda befinden unnd guete achtung geben, damit die thöre mit gueter füersichtigkheit gespört und eröfnet, auch sy eher nit abziehen sollen, bis man sich vor derglaichen gefahr, so gemeiniglich morgens früe mehrers als sonsten zu besorgen, wol füergesehen, inmassen sonsten er, wachtmaister, die ordinari tag unnd nacht wacht bey denen thören vleissig und ernstlich, seinen ambt gemeß, wierdt zu bestellen wüessen.

12.1.21 1619, Oktober 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Nach einer Warnung beschließt der Rat der Stadt Tulln, die Möglichkeiten zur Einquartierung von kaiserlichen Musketieren in der Stadt und der Bereitstellung von Munition zu sondieren und das vor kurzem geöffnete Stadttor wieder zu versperren. Herr Michael Pukher, so angestern bey herrn von Khuen in Lengpach gewest, hat ainem ersamben rath ad partem referirt etlich discurs, so herr Khuen ihme vertraut unndt communicirt, daß man sich nemblichen vor der evangelischen ständt allerhandt tentirenden practicen, so sonderlich auf diesen ort hieher gerichtet, woll füerzusehen habe, damit nit etwa ainmall unversehens ain überfall beschehen unnd die statt übervalliget mecht werden. Auf diese, des herrn Puckher, relation und thails gethanen füerschlags ist verlassen, ihrer zween des raths abzuorthnen, bey ihrer gnaden herrn grafen Trautsohn, herrn doctor Schwaben oder wo sie es am rathsambsten befinden zu consulirn, ob rathsamb, etwas bey hoff anzubringen, damit man 431

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etliche muschatierer39 sambt einem verstendigen bevelchshaber bey der statt hette, also auch von munition etwas erlangen khöndte. Also solle das Pöltinger thor wiederumben gespört, unnd unter den andern zwey offenen thören die wacht mit zweyen rotten bestelt werden, für­ nemblich damit bey auf- und zuspörung derselbigen guete füersichtigkhait gebraucht werde. In massen denen herrn viertlmaistern40 unnd wachtmaistern die zuordtnung mit mehreren bevolchen worden.

12.1.22 1619, Oktober 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Michael Puckher berichtet dem Rat der Stadt Tulln über seine Bemühungen in Wien um die Bereitstellung von Munition und kaiserlichen Musketieren. Referirt herr Puckher von Wien: Nachdeme in seinem zu Wien sein ihme durch aignen potten etliche gemainer statt verrichtungen zuegeschrieben unnd aufgetragen worden, hab er erstlich das schreiben an die herrn Jörger etc. des ausstendigen ungeltsbstandts halber,41 weill herr Jörger nit anzutreffen gewest, ins haus geben, unnd antwortt zu sollicitiren verlassen. Nachmals hab er wegen pulvers bey dem verwalter, n. Hausleib genant, anmelden wollen, der aber nit im landt, nachmals anlaittung bekhommen, bey herrn secretari Questenberg etc. sich anzumelden, der ihme zum bescheidt geben, er müßte gar bey ihr durchlaucht etc.42 suppliciren, wölle er das beste dabey thuen. Darauf er ain anlangen verfassen lassen unnd ihr durchlaucht etc. solches selbst übergeben, die sich resolvirt, denen von Tulln drey centen umb die billiche bezallung ervolgen zu lassen, hab also nachvolgend in dem ambt kheuff geschlossen, den centner per 40  fl. bezahlt und in allem mit zehrung unnd anndern, was aufgangen, in die 131 fl. 40 kr. ausgeben. Dann so haben verrer mit dem herrn secretario Questenberg wegen aines bevelchshabers unnd einer anzall muschetirer discurirt, der zwar vermelt, es wäre guet, daß man etwas inn der besezung hette, aber auf die hoffbezallung werde es schwärlich zu legen sein, nit weniger sein auch die gueten bevelchhaber schwär zu bekhommen, deroweegen vermaint, man solle sich noch ain 8 tag gedulden unnd entzwischen die statt inn gueter gewahrsamb zu halten, bis man sicht, wie es sich weiter anstehen lassen wirdet.

39 Gemeint sind Musketiere. Die Stadt war also unter dem Druck der Ereignisse nunmehr willig, eine kaiserliche Garnison aufzunehmen. 40 Zu den Viertelmeistern vgl. oben Anm. zu Dokument 12.1.10. 41 Zur Tullner Ungeldspacht oben 9.2. 42 Aufgrund des Titels wird vermutlich Erzherzog Leopold gemeint sein.

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12.1.23 1619, Oktober 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beruft eine Versammlung der Bürger und Inleute wegen der geforderten Stellung des Zehnten Mannes ein. Den Kindern des in der böhmischen Rebellion umgekommenen Tobias Fischer sollen Vormünder bestellt werden. Auf das gestrige der herrn verorndte patent ausstaffierung des zehnten manns betreffend ist verlassen worden, die burgerschafft noch anheut nachmittag sambt denen inleuthen auf das rathhaus zu erfordern, ihnen dis patent, weil es ihre defension des landts angesehen, mit mehrerem füerzuhalten unnd zu vernemben, ob aus denselben sich vielleicht burger oder inleuth fortschickhen lassen wolten.43 Wo nit, solen andere von gemainer statt aus geworben und zu deren bezallung ein anschlag, aufs haus 1  fl., gemacht werden, welchen sie lengist auf den negsten Sontag44 gewiß zu handen der herrn viertlmaister, welche hierüber die verraith unnd auszallung haben, erlegen sollen. Alsdann solle auch der anschlag auf das laufgelt, monatsoldt unnd bewehrung gemacht werden, nicht weniger sollen die herrn spitlmais­ ter unnd beneficiaten handler die unterthanen45 auch hereinfordern, den anschlag unter ihnen machen unnd des zehenden man unverlengist auf den fueß bringen helfen. Thobiae Fischers,46 thurners, wittib, deren ehewirdt sich zuer roß in beheimbischer rebellion unterhalten lassen und seither todt blieben, helt an umb ain handstag mit ihren khindern. Fiat. Auf khünfftigen Montag47 ist herr Thoman Mockh neben denen verordtneten zum commissario der khinder, aber zum gerhaben herr Ludwig Riedl verorndt, benebens wie füerkhombt, daß etliche sachen, darunter sonderlich von heyligen gefäßen unnd khirchen ornat sich was befinden solle, von ihme, Fischer, hiehergeschickht worden, darumben herr Malzer wissenschaft haben möchte, ist verlassen, allerseits bricht einzuziehen, alsdann nach beschaffenhait zu handlen, der einen ersamen rath wieder zu berich-

43 Das Landesaufgebot verlangte die Stellung eines bestimmten nach Einwohnerzahl gerechneten Quantums an Soldaten. Diese konnten entweder Freiwillige sein oder auf Kosten der Bürger geworben werden. Eine kurze, aber übersichtliche Zusammenfassung der Defensionsmaßnahmen bei Broucek, Der Krieg und die Habsburgerresidenz. Da die Stadt keine Evidenz über ihre Einwohner hatte, dafür aber über die steuerpflichtigen Häuser und damit über die Bürger, war diese Zahl die Grundlage der Berechnung. 44 Das war der 20. Oktober. 45 Gemeint sind die Untertanen des Tullner Bürgerspitals. 46 Tobias Fischer ist ab 1617 in der Albrechtsgasse 21 nachweisbar. 1622 verkaufte seine Witwe das Haus. 47 Das war der 21. Oktober.

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ten, sy, die wittib, aber solle ihrs ehewirths schwester oder befreundte, so vorhanden sein möchten, darzue verkhinden. Eodem die die gesamte burgerschafft sambt denen inleuthen veranlaßtermassen zusamben auf das rathhaus erfordert, ihnen der herrn verorndten offen patent per ausstaffierung des zehenden manns füergehalten, der anschlag gemacht, in ansehung daß man nit weiß, wie lanng es ainem in­ wohner continuirn möchte, auf yedes haus 1 fl. 4 s., ainem inwohner, der ain handtwerch hat, 6 s., gemainer inwohner 20 kr., ain armen wittib 10 kr., welchen anschlag ain yede person ohne undterschiedt unabläßlich erlegen solle. Zu einnembern solches anschlags seindt die vier viertlmaister erkhüsst, die sollen auf negsten Sontag sizen unnd solchen anschlag einbringen. Im ubrigen weiß herr stattrichter neben ihnen, viertlmaistern, die anorth­ nung zu thun, daß mit denen geschriebenen unnd geworbenen zechnern wegen des monathssoldts tractirt, die wehren von gemainer statt zu bewehrung der selbigen zusamben gericht, sy in das gebreuchige glüb genohmen werden.

12.1.24 1619, Oktober 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Erzherzog Leopold um die Bereitstellung von zumindest 100 Musketieren zur Verteidigung der Stadt zu bitten. Herr Frauendorffer, angesetzter richter, proponirt, dieweil die feindts­gefahr ye lenger ye grösser vor augen unnd man allerley wahrnemungen hat, daß der anschlag berait auf Tulln gemacht, so ist entlich verlassen, daß man die nott bey ihrer hochfürstlichen durchlaucht anbringen, ainen bevelchshaber unnd zum wenigsten 100 muschetier zu defendirung der statt neben der burgerschafft zu legen, sollt dieses anbringens ein concept verfasst werden auff abhören.

12.1.25 1619, Oktober 31, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln gestattet dem Inwohner Hans Hainrich, für die einquartierten Soldaten zu kochen. Hanns Hainrich, ein lediger inwohnent koch hie, hat gebeten, ihme für die soldaten etwas kochen zu lassen, auf vischmarkht hie. Soll entzwischen erlaubt werden.

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12.1.26 1619, November 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln informiert den äußeren Rat anstelle der Bürgergemeinde über den Abzug der einquartierten Kavallerie, die durch etwa 130 Mann Infanterie des Regimentes Collalto ersetzt werden solle. Die Bürger, die die abziehenden Soldaten beleidigt haben, werden zur Stellungnahme aufgefordert. Denen vom außern rath in namen der gmain den fürstlichen bevelch von erzherzog Leopoldo weegen der hieher geschickhten reutter etc. ihn fürgelesen und die notturft mit mehrerem fürgehalten, weegen ihrs zuvor erzaigten ungehorsambs. Item welchergestalt man solche widerumb hinweckh gebracht, und jetzo widerumb ain andere ordinanz wegen des herrn graf von Collalto48 etc. hieher kham, das fueßvolckh, so man hieher geschickht. Darauf ist herrn grafen secretarius etc., als der die commission hier uber hat, fürgelassen, der vermelt, daß herr graff guete disciplin halten werde,49 und werden auf diesmal über 130 nit sein, neben andern des herr general und herr graf wolmainenden affection. Die übrigen weiber bey ime abzuschaffen, also auch übrig roß weegen völliger bewehrung, melt herr secretarius, wo es müglich daß man sy von entzwischen gemainer statt versehen würde, bis man andere nacher schickht. Schiessen in der statt soll bey leib und leben straff verbotten werden, sollen wacht und zug ordentlich verrichten. Zu einfohrirung der viertlmaister, wie vor diesem gebreuchig gewesen. Darauf ist verrer hierzu halten ihnen die grob injurien, so sy zuvor in herinlassung der reutter, sonderlich wider die senores, ausgossen, herfordert Kranz, Reiß, Friederich50 weißgärber, Zwickh, Trabitsch weißgarber lau­ tent. Kranz melt, was er geredt, hab er und Reyß, weill er alles in namen der ganzen burgerschafft geredt, der injuri seind sy nit gestendig, also der Reiß.

48 Rambold Graf von Collalto (1575–1630), kaiserlicher Oberst, ab 1624 Hofkriegsratspräsi­dent, später Generalissimus. 49 Mit der Disziplin dürfte es auch im Regiment Collalto nicht weit her gewesen sein, d ­ enn wenige Jahre später verübten die Soldaten in der Grafschaft Henneberg in Franken schwere Übergriffe. 50 Geor­g Friedrich, Weißgerber und Bürger in Tulln, erwarb 1619 durch Heirat mit der Weißgerberswitwe Catharina Triebl das Haus Wassergasse 2.

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12.1.27 1619, November 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln berät, ob die Truppen des Hauptmanns Jakob gemäß einem Befehl des Fürsten Maximilian von Liechtenstein in die Stadt eingelassen werden sollen. Nachdem die gestrüge ordinanz von herrn haubtman Jacoben, so er von herrn Maximilian von Liechtenstein51 hatt, vermög derselben er mit seinem fendl das quartier nemen und den ordinanz also hie erwartten sollen, hat ain rath für guet gehalten, den herrn Juritschen unnd Püringer reittendt zu ihme auf Schönpichl52 abzuordnen, sich auf höchst zu entschuldigen, weill man ohne das so viel zwayerley volckhs hie hat. Das alles nichts helffen khann, sondern er austruckhlich vermelt, daß er nit wider sein ordinanz thun könne, werde ihm schaden daraus entstehen, werde es gwiß über die von Tulln gehen, inmassen denen von St. Pölten beschehen, darauf zu votiren, ob sy einzulassen. Herrn Fraundorffer: Man soll hinaus schickhen noch mit ihm tractirn. Wan nit hilfft, mueß man sie einlassen. Herr Puckher: Stehet an, ob herr von Liechtenstein etc. hier ordinanz zu geben hab oder nit. Dem herrn hauptman anzudeuten, daß es große ungelegenheit geben würde. Herr Juritsch bleibt bey seiner relation, allein mit ime zu tractiern, daß er’s nur noch heut wolte draußen lassen, bis mehrer ordinanz khomen. Wielandt: Soll im das unvermögen angedeut werden, soll sich gedulten bis zu mehrer ordinanz. Herr Mockh: Soll man sich entschuldigen. Herr Khornhoffer: in simili. Mayrhoffer: Dem haubtman anzuteutten und zu bitten, daß er draussen seiner ordinanz erwartten solle. Herr Beckh ist herrn Puckhers mainung. Herr Piringer, so herrnach kham, soll erwartten, bis die ordinanz von Wienn khombt. Äußer rath Öttinger: Man soll sich entschuldigen und vorher nach Wien schickhen. Herr Riedl: Etliche hinaus zu ordnen und zu bitten, daß er sich bis auf die ordinanz gedulten werde. Beleibt dabey. 51 Fürst Maximilian von Liechtenstein (1578–1645), kaiserlicher Feldmarschall, nach dem Tod von Charles Bonaventure de Longueval Comte de Bucquoy 1621 Kommandant der kaiser­ lichen Armee im Feldzug gegen Gabor Bethlen. 52 Gemeint ist vermutlich Langenschönbichl.

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Ist verorndt herr Puckher, Juritsch, Püringer, aus dem äußern rath Matthes Klain verorndt. Ist nachmals mit herrn regiments schulteus und herrn secretare underreden worden. Die melden, daß, wo man sy je einlassen müssen, so wäre vonnötten, daß der halbe thail dieser knecht in besondern zway viertl,53 die andern aber auch in die andern viertl gelegt würden, wierdt alsdann khain unordnung geben. Im übrigen wierdt die ordinanz geben, khan man sich alsdann beschwären. Nota bene: Hinauf volgt mein relation hernach und die anderen ordinanz, so ich mit herauf von Wienn gebracht, daß sie wieder hinwegg müssen, so ich von herrn graffen Collalto etc. erlangt 15. Novembris 1619.

12.1.28 1619, November 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln untersucht eine Beschwerde wegen des Diebstahls eines Kalbes durch Soldaten. Andree Sinckhner, hofkhircherischer underthann zu Asparn,54 khombt für, bericht, daß soldaten haben ain khalben, so rott und groß tragent gewest, so liechtmessen55 geworffen hett, wie im des Warischen trescher angedeut, am Ertag56 acht tag umb 1 uhr nachmittag herein getriben in die statt, aber von maister Oswalten,57 zimmerman, bericht worden, daß es der koch khaufft. Oswalt Kopffer: Diser melt, daß gestern acht tag spatt er zu ihm kham, der koch 2 fl. 6 s. aufgezelt, so Steffel Rotten geben, und er vermelt, hab es von der Cerstlin khaufft, andern tags hat ers in sein hoff geschlagen, aber die farb sey im unbewußter. Hans Hainrich, der koch, melt, daß ainer, ain soldat, zu ihm khomen, ihm solches ungefailt und per 4 fl. botten, haben nachmals khauff gemacht, er und der pueb die khalben hergebracht. Ist verrer befragt worden, was er sonst für sachen von den soldaten khaufft, will nichts bestehen. Schickhner begert 5 fl. dafür. Ist erkhent worden, soll im 4  fl. dafür geben und gwiß auf den Sontag58 erlegen. Dem khochen ist allerdings eingestelt, was er hat, ist ihm erlaubt.

53 Zu den Tullner Stadtvierteln siehe oben Anm. zu 1.6.4. 54 Asparn gehörte damals größtenteils zur Herrschaft Judenau, die Georg Andreas von Hofkirchen 1606 gekauft hatte. 55 Lichtmess ist am 2. Februar. 56 Das war somit Dienstag, der 12. November. 57 Offenbar der im Folgenden genannte Oswalt Kopffer. 58 Das war der 24. November.

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12. Krieg

12.1.29 1619, November 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beauftragt eine Kommission aus Ratsbürgern, einen sicheren Ort für die Verwahrung von Grundbüchern und Dokumenten der Stadt sowie der Kirchengüter zu suchen. Grundtbücher, laadt und andere gemainer statt gehaimb sachen, sowoll kirchenornat und andere gerhabschafftsachen, wohin sy etwa an ein gehei­ mbes ortt gebracht werden. Ist herr Fraundorffer, Puckher, Wiellandt und Püringer, die auf ein orth gedenckhen wider referirn sollen, erkhüsst. Die ungeltlaadt betreffend bleiben dieselb dem alten herkhomen nach herzu bey dem herrn angesezten stattrichter.

12.1.30 1619, Dezember 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den festgenommenen Deserteur Hans Nidermayr gegen Urfehde und Bezahlung von 10 Dukaten freizugeben. Der im gerichtshaus verhafft ausgerissene soldat Hanns Nidermayr soll auf herrn obristen leitenambts herrn Hanns Gottfriden Preyeners59 schreiben und seines abgeordneten regimentsprovosen, leitenambt Gabriel Schenckh, mündtliches fürbringen sambt denen inventirten in arrest genomen sachen laut inventari dergestalt wider aus dem statt- und landtgericht verwilligt, daß er ein schein herein geben und solcher khunfftig gemainer statt unpraeiudicierlich und ohne ansprach sey, und daß er gemainer statt verrer gerechtigkheit 10 ducaten hergeben soll.

12.1.31 1619, Dezember 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, weitere Informationen zur geplanten Ersetzung der in Tulln stationierten Truppen durch von den Landständen geworbene Soldaten abzuwarten und die in die Stadt geflüchteten Güter inventarisieren zu lassen.

59 Hans Gottfried Graf Breuner, kaiserlicher Oberst, nahm mit seinem Regiment „Alt-Breuner“ an der Schlacht von Lützen teil; später Generalwachtmeister.

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12.1 Städtische Defension

Der gnedigen herrn Hieronymo von Westernach,60 römisch khayserlicher mayestät regimentsrat und von einer ersamen löblichen niederösterreichischen landschafft herrn verordnete deputierter quartiercommissarius etc., haben ain khayserlich verferttigtes patent mit sich gebracht, welches bei ainem ganzen löblichen innern und äußern rath offentlich verlesen, inhalt, daß ihre khayserliche mayestät gnedigist begehrn, ainer ersamen landschafft herrn verordnete geworbenes volckh bey 1.500 man thails hie in der statt Tulln und thails auf die in refier herumbliegendten dörffer und fle­ ckhen einzuquartiern, hergegen aber daß alhie ligendte cathollische volckh hinaus und ihr ordinanz anderwerts erwartten sollen, mit disem verrern inhalt, daß denen selbigen umb ihr bezahlung, weillen sie täglich ihr lifergelt von prodt, wein, pier, fleisch und andern victualien gebüerlich geraicht werden, hierinn sie aber kheinen, er sey nun wer er wollen, beschwären, noch devastieren sollen, in massen dann wollermellter herr quartiercommissario uber gemeltes volckh, wo sich werdt sich ainer ungehorsambliche erzaigen würde, volmechtiger gwalt gegeben, alle guete policei und ordnung zwischen der burgerschafft unnd denselbigen zu halten, damit deswegen khain beschwär und clag nit fürkhomen mechte. Ist hierauf beschlossen und verordnet worden, sich deshalben noch weither zu gedulten, bis die mehrere ordinanz hieher gebracht werden möge. Zum andern ist durch ainen löblichen stattrath verordnet worden, sollen derer umbliegenden benachbarten fleckhen und dörffern auf dem Tullner veldt sowoll auch enhalb der Thonau in der feindts gefahr hieher in die statt geflehente güetter von wein, traidt, sowoll in stibich und truchen eingeschlagenen güetter, alles von haus zu haus ordentlich zu beschreiben, darzue seindt verorndt worden, erstlichen: In das erst vierthl herr Thoman Mockh des innern raths und Ulrich Güertler des äussern raths als viertlmaister.61 Ander viertl: Herr Elias Püringer des innern und Wolff Raicher des äussern raths als viertlmaister. Dritt viertl: Herr Matthäus Mayrhoffer des innern und Georg Öttinger des äussern raths als viertlmaister. Vierten viertl: Herr Michael Malzer des innern und Thoman Zärare des äussern raths als vierlmaister.

60 Hieronymus Westernacher, 1618–1621 Niederösterreichischer Regimentsrat, danach Reichshofrat. 61 Zu den Tullner Viertelmeistern vgl. oben Anm. zu Dokument 12.1.10.

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12. Krieg

12.1.32 1620, Februar 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die zur Verteidigung der Stadt geworbenen Handwerksgesellen abzudanken und verhandelt in der durch eine Einquartierung ausgelösten Streitsache zwischen dem Kürschner Hans Springinklee und dem Seiler Hieronymus Landsperger. Behaltne und beschribene handwerchsgesellen bey gemainer statt, weilln Gott lob das khriegsgeschrey unnd gefahr nit mehr so groß, sollen auf negsten Montag62 wider abdanckht werden63 unnd ire nämben wieder hinausgeben, zum fall sie aber weegen des wartgelt, so sy zwar auf yede wochen berait hievorhinein empfangen, etwas begehrn würden, ist ihnen ein trunckh von gemainer statt bewilligt. Die wacht belangent solle hinfüro nur mit ainer rott aus der burgerschafft bey baiden offnen thoren verricht unnd bestellt werden. Hanns Springenkhlee,64 khürschner allhie, beclagt sich wider Hieronimo Landsperger,65 sailer alhie, wie daß gestern abents der forier66 ime ain soldaten inforieren wollen, habe er zu ime, forier, vermelt, er hette den ganzen wünther 2 soldaten haben miessen, sein nachbar und sadler hete kheinen gehabt, der doch eben sowoll so balt als er ain aushalten. Er solle ime soldaten einforiern. Darauf er, forier, mit ime, soldaten, hinübergangen und ime, satler, solchen einforieren wollen. Habe er solchen auch nit haben, sondern vermelt, er hete solchen besser auszuhalten, als er hab sein weib zum fenster herausgesehen und gesagt, er, satler, kann solchen woll haben, weilen er die ganze zeit hero khein nit gehabt hab. Gemelter satler und sein weib alspalten ime und sein weib mit groben iniurien, schmachreden angriffen, ain schlimmer schelmb und nichtswertigen man, sein weib ein ehrvergessener, ehebrecherische lose hure gescholten mit verrer vermelten, wenn ihme die soldaten auch das essen zuestellen thäten, als wie ime, so wollt er solche besser aushalten khönnen. Pitt also einen ersamen rath, daß sy solches auf ime und seinem weib darthun und bezeugen, wo aber nit, ime genuegsame satisfaction zu thun. Satler als beclagten verantwortt sich, daß sich solches angestern mit den soldaten hab zuetragen, als ime anher einforiert worden, hab er vermelt, 62 Das war der 23. Februar. 63 Im Oktober des gegenständlichen Jahres erstellte die Stadt einen Alarmplan, in dem den Tullner Bürgern individuell bestimmte Abschnitte der Stadtmauer zur Verteidigung angewiesen wurden (1620, Oktober 28, Tulln, Tulln, Stadtarchiv, A 231 [Politica, Verwaltungsakten Nr. 100–199]). 64 Hans Springinklee, Kürschner und Bürger in Tulln, wohnhaft Bahnhofstraße 3. 65 Landsperger wohnte Bahnhofstraße 1 und war somit Nachbar des genannten Kürschners. 66 Gemeint ist Fourier, ein Unteroffizier, der für Verpflegung und Unterbringung der Soldaten zuständig ist.

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12.1 Städtische Defension

Springenkhlee hette auch woll besser auszuhalten als ehr, hab sein weib zum venster heraus geschryen, er hette den ganzen wünther kein soldaten nit gehabt, wann er gleich solche behalten thätt. Darauf hab er vermelt, es sey nit wahr und also mit reden zusammen gerathen und ain redt die ander redt than, besteth es zwar, daß er vermelt, wann ihn seine soldaten das essen zuzustellen als wie ime, so wolle er seine soldaten auch besser aushalten khönnen. Zwar er wisse sonsten nichts von ihme, als wie ers von andern leuthen gehört, als alles liebes und guetes.

12.1.33 1620, März 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 13 (1615–1620), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Befehlshaber der Tullner Garnison darüber zu informieren, dass die Stadt in Befolgung eines Dekrets der Niederösterreichischen Regierung eigene Personenkontrollen durchführen werde. Khayserlicher bevelch von der hochlöblichen niederösterreichischen regierung ausgehent, inhalts, demnach dem feindt bishero mit geldt und allerley practickhen vorschub beschehen, also bevelchen ihre mayestät, daß man alle und yede persohn, güetter, falleis, paggasi alle fleis examiniren, besehen und durchsuchen, auch ohn paßzettl niemandt passig lasse, sondern der, was bedächtig, alsbaldt confiscirn, wie auch die persohn selbst in arrest nehmen lassen. Auf disen befelch ist verlassen, daß herr stattrichterambtsverweser den leitenambt alsbaldt für sich erfordern, und neben 2 oder 3 des raths ihme denselbigen fürhalten, benebens andeuten, daß hinfüro gemeine statt disem befelch nachkhommen werden und gewisse persohn darzue zu verordtnen bedacht, und solle nochmahls ihme, leitenambt, das commanda, dessen er sich bisher allein understandten, nit also zuelassen. Sollen gewißt und ansehnliche persohn hierzue verorndt werden.

12.1.34 1634, März 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt die Aufstellung von bewaffneten Posten als Schutzmaßnahme für die während der Anbauzeit auf den Feldern arbeitenden Bauern und Pferde. Herr stattrichter proponirt, daß er dis convent etlicher partheien halber zu halten angestelt, fürnemblich aber wegen der unsicherhait die an pauzeit verhanden, also zu betrachten, wie man mit den rossen sicher sein mechte, 441

12. Krieg

in erwegung ihne, herrn stattrichter, erst gestert ein ross genomben, aber wider bekhomben worden. Verlaß: Man solle ain feldt nach dem andern fornemben und damit man mit den rossen sicher, ein anschlag auf jedes joch, etwan ain groschen, gemacht werden solle, damit 10 oder 12 musquetiere ausgehalten werden mechten, bey der Lebinger pruckhen,67 beym zieglstadl 3,68 bey der Fraunhofer pru­ ckhen 369 und auf dem tuhrn 1 musquetierer gestelt werde.

12.1.35 1634, Mai 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 15 (1631–1636), unpag.

Jakob Birschich, Reiter im Regiment Aldobrandini, übergibt seine dreijährige Tochter bei Anna Reiß in Pflege, da er mit seinem Regiment aus Tulln abrücken müsse. Anheut dato den 8. Maii 1634 ist auf die canzley erschinen Jacob Birschich, under dem hochloblichen fürst Aldobrandinischen regiment,70 herrn oberstleuthenant Schleiniz71 compagnia underhaltener reutter, und neben Gregorius Reittinger, Christoph Lueghaimb und Anna Maria Lindefels vorbringent, daß nunmehr sein compagnia aufbreche, er auch mit forth müssen. Solchemnach ihme sein leiblich töchterl, bey 3 jahren alt, namens Margaretha, mitzuführen gannz beschwärlich, dannenhero er und sein eheweib entschlossen, und dis ihr töchterl frauen Anna Reissin, burgerlich wittib zu Tulln,72 verlassen, welche sie dan verobligirt, dis khindt zu behalten, in aller gottesforcht zu erziehen, und als ihr selbst leiblich khindt mit aller

67 Das ist die Brücke, die die Langenlebarner Straße über die kleine Tulln führt. 68 Der städtische Ziegelofen befand sich im Südosten der Stadt, vgl. oben Dokumente 9.4.2–9.4.4. 69 Frauenhofen befand sich seit dem 14. Jahrhundert im Besitz des Klosters Mauerbach; die Frauenhofener Kirche wurde im 17.  Jahrhundert zur Wallfahrtskirche ausgebaut. Es fällt auf, dass alle militärischen Posten im Süden und Osten der Stadt aufgestellt waren; offenbar befanden sich nur dort Äcker Tullner Bürger, während im Osten, wie einem hier nicht wiedergegebenen Streit mit dem Frauenstift um Grundstücke zu entnehmen ist, vornehmlich Wiesen lagen. Die langwierige Auseinandersetzung findet sich in den Ratsprotokollen ab dem 8. Juni 1654 und zieht sich bis zum endgültigen, für das Kloster sehr günstigen Vergleich im Mai 1667 hin. Dieser Streit wird in einer vom Bearbeiter des vorliegenden Bandes geplanten Publikation über die Geschichte des kaiserlichen Frauenstiftes näher erläutert werden. 70 Es handelt sich um das Kürassierregiment des Grandprior des Malteserordens Don Pietro Aldobrandini, das in zahlreichen Schlachten kämpfte, zunächst unter Albrecht von Wallenstein, danach unter König Ferdinand. Aldobrandini fiel am 5. September 1634 in der Schlacht von Nördlingen; das Regiment wurde zunächst Octavio Riccasoli de la Trapolla, danach Raimondo Montecuccoli übergeben (Engerisser, Von Kronach nach Nördlingen 32  ff. und öfter). 71 Oberstleutnant Schleinitz führte das Regiment nach dem Tod des Regimentsinhabers temporär. 72 Anna Reiß, die Witwe von Hans Mayrhofer, hatte 1618 Wolfgang Reiß geheiratet. Sie wohnte Rudolfstraße 8.

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12.2 Tulln als Werbeort

nottwendigkhait zu versehen, und da sie gleich mit todt interim abgehen solle, ihr sohn Michael Mayrhofer ebenermassen dis an diesem khindt, was sie, Reissin, sich freywillig anerbotten zu thuen hiemit versprochen hat, bis obgedachter Jacob Birschich und Anna Maria Lindefels, sein eheweib, oder obgedachter gefatter ainer widerumben ihr khindt abfodern werden. Dieweillen dan herr stattrichter Caspar Mayrhofer dem prothocoll einzuverleiben verwilligt, ist solches also prothocolliert worden. Actum ut supra.

12.2 Tulln als Werbeort 12.2.1 1636, Oktober 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 16v–17r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den Stadtrichter und zwei Ratsbürger zu den Verordneten der Niederösterreichischen Landstände wegen der Aufstellung von 1.000 Mann Infanterie und 400 Mann Kavallerie zu entsenden. Herr stattrichter proferirt, daß gestern nit zeit gewesen, die underschiedlichen supplicirn abzulesen, dan sy interim von ihrer durchlaucht, herrn erzherzogen Leopoldt Wilhelmb,73 wie auch von der niederösterreichischen lanndtschafft herrn verorndten 2 befelch ankhomben, daß 1.000 zu fueß und 400 zu roß zur recroudirung in dieß landt und hierzu auch Thulln assignirt worden. Sollen zu erhaltung guter disciplin herr stattrichter neben zwaien rahtsfreunden den 30. dies früe umb 9 uhr für der herrn verorndten collegium erscheinen, demselben was proponirt wirdt beyzuwohnen. Verlaß: Weillen man diesem gar nicht khan zuwider seyn, soll herr statt­ richter diese müehwaltung auf sich nehmen, neben herrn Malzer und herrn Fraundorfer.

12.2.2 1636, November 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 20r

Die Gesandten der Stadt Tulln zu den Verordneten der Niederösterreichischen Landstände berichten, dass 100 Mann Rekruten in die Stadt einquartiert werden sollen. […] Dann haben sie des andern tags, als den 30. dies, die proposition bey denen herrn verorndten im landthaus der recrouden halber angehört, welche sich dahin gelendet, daß auf Tulln 100 zu fuß, jeden aber nit mehr des 73 Der Erzherzog führte zwischen 1639 und 1642 das Oberkommando über die kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg.

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12. Krieg

tags alls 12 kr. in gelt solten geliefert werden, dahero der hauswirth bloß die servitien zu geben schuldtig sey. Damit dann guete ordtnung und disciplin erhalten werde, wirdt deswegen jeden orth, da sie einquartirt, mit genugsamben ordinantzen und befelchen assistirt werden. Der statt quotam betreffend solle dieselb innen behalten, der uberrest von der lanndtschafft wiederumben der statt bezahlt und erlegt werden, khumbt aufs haus 7 fl.

12.2.3 1636, November 24, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 23v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, vor einer konkreten Forderung des Steuereinnehmers keine Abgaben zur Rekrutierung zu leisten. Herr stattrichter vermelt, daß in abwesen seiner herrn Puckher ein patent zukhomben, wegen der recrouden auf das haus zu geben 7  fl., ob darauf zu antwortten, oder zu warten bies herr einnember, herr magister Sägl, schreibe? Sintemahl wir bey der niederösterreichischen regierung ein­khom­ ben und beschwerth, soldaten zu haben und zugleich gelt zu contribuirn. Verlaß: Placet auf herrn einnembers ausschreiben zu warten.

12.2.4 1637, Jänner 7, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 35v–36r

Vor dem Hintergrund der Ankunft des Hauptmanns Giovanni Giuliano Crotto in Tulln zur Werbung von Soldaten beschließt der Rat der Stadt Tulln, den sich in Wien aufhaltenden Stadtrichter zu informieren. Herr Piringer, angesezter stattrichter, vermeldt, dass gesteriges tags ein hauptman beim Lindinger einlosirt,74 so einen befelch, sein recrouden alhie zu nehmen. Weillen herr stattrichter aber nit zu haus, habe er sich dahin geleudet und ihme auf gedult bies herrn stattrichters ankhunfft gewiesen. Herrn haubtman Crotto75 recrouden betreffend ist herauff das decret von denen herrn verorndten sambt eines extract, was jeden soldaten solte geliefert werden, abgelesen worden, und lautet das decret auf herrn obristen Franciscum de Mers.76 74 Hans Lindinger war Gastwirt im Gasthaus „Zum Schwarzen Adler“. 75 Hauptmann Giovanni Giulio Crotto gehörte zum Hardegg’schen Regiment: Von Juli 1634 bis 2. Jänner 1635 war er Capitainleutnant der 4. Kompanie, danach Hauptmann der 9. Kompanie. Wie einer Eingabe seines Bruders an den Kaiser zu entnehmen ist, fiel Crotto am 9. August 1638 im Zuge der Verteidigung der Festung Breisach, vgl. unten Anm. zu Dokument 12.2.22. 76 François de Mers war, unterbrochen von einer Kriegsgefangenschaft (1630–13. November 1636), Oberstleutnant des Regiments Hardegg und danach dessen Oberstinhaber. Verstorben ist de Mers 1667 im Range eines Generalwachtmeisters.

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12.2 Tulln als Werbeort

Verlaß: Sintemahl khein gewiese an anzahl, wieviel der geworbenen solten hereingelegt werden, specificirt, soll herrn stattrichter auf Wien zugeschrieben werden, und das decret sambt den extract überschickht werden, was hierin zu thun sy zu berichten.

12.2.5 1637, Jänner 8, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 36r

Elias Pyringer als Vertreter des Stadtrichters verliest dessen Schreiben aus Wien, wonach der Rat in der Rekrutenangelegenheit entscheiden solle. In Behausung des herrn Piringer: Herr Piringer, angesetzter stattrichter, lasset ablesen ein schreiben von herrn stattrichtern von Wien aus recroudirung betreffend, weilen er umb bericht ist ersucht worden, remittirt er solches an einen ersamen rath, sintemahl ihnen viel besser und mehrers rhaten khönnen als einer.

12.2.6 1637, Jänner 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 45r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, wegen der Bitte des Hauptmanns um Sperrung von Stadttoren zur Verhinderung von Desertionen die Entscheidung des Stadtrichters einzuholen, die Verpflegung der Rekruten mittels Wein zu verbessern sowie einen Leutnant einzuquartieren. Herr Pukher proponirt, daß der hauptman gegen ihne vermelt, daß etlich geworbene soldaten, ungefähr bey 9, ausgerissen, under andern ainer mit nahmen Gattermayr, ein hauer zu Giesing,77 so sich freywillig schreiben lassen, aus ursachen, weillen er verganglichen sommer 3 weiber geschwengert, dieweil man ihme deswegen nachstrebet und weill er vorgeben, noch andere mehr herzubringen, ist er nach empfangenen gelt ausgerissen. Dannehero gebetten, man solte 2 thor gespörter lassen und khain ohne politen hinaus passieren. 2do herr hauptman nit khöne zufrieden sein mit der verpflegung und der soldat sich nit darmit erhalten khan, sollten auf andere mitl gedenkhen, daß entweder der wein per 6 kr. geleitgebt werde, oder die burgersleuth ihne, soldaten, etwas kraut und rueben mitessen liessen. 3tio herr von Neuhaus78 leutenambt in simili angemelt, so ungefehr bey 20 persohnen angeworben, sollen anheut ankhomben, wie auch under ihnen 77 Gemeint ist vermutlich Gösing am Wagram. 78 Georg Adam Freiherr von Neuhaus, von März 1634 bis 29. Mai 1636 in der 1. Kompanie des Regiments Hardegg. Danach wurde er offenbar, ebenso wie Crotto, vom neuen Regiment Mers übernommen.

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12. Krieg

herr fendrich, und umb quartier gebetten, alls er aber ihne zum schwarzen adler gelegt, er, Lindinger, würth, ganz zuwider gewest, sintemahl das handtwerck der müllner bey ihme unndt Christoph Lämbl nit zu haus, begert derowegen zu wissen, wo er solte hingelegt werden, will her hauptman ihne nahe bey sich haben. Verlaß: 1mo soll wegen der thorsperrung umb consens und bewilligung herr stattrichter nacher Wien geschrieben werden. 2do zu schauen, ob ein wein schlechten werths auf dem gay79 möchte herein erkhaufft werden. 3tio herrn leitenambts interim bey Paul Zwainen einzuquartirn.

12.2.7 1637, Jänner 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 45v–46v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, eine Entscheidung über die Bitte des Hauptmanns Giovanni Giuliano Crotto um Herstellung einer beglaubigten Abschrift seines Werbepatents bis zur Rückkehr des Stadtrichters zu vertagen und zur Verhinderung von Desertionen ein Stadttor zu sperren. Herr Puckher, angesezter stattrichter, vermelt, die ursach dieser zusambenkhunfft sey, daß herr hauptman mehrmalen bey ihme gewest undt angehalten, daß er ein khayserliches patent ihme, herrn hauptman Johann Julio Crotto, gewaldt zu werben betreffend in origine habe, und weillen er 2 gehabt, und eines einem werber geben, so darmit darvon, damit er nit umb beede khombe, begert er 2 vidimus von gemainer statt insigl dasselbe zu becräfftigen. 2do beclagt sich bemelter herr hauptman, daß bies dato die thor noch nit gespöret, und under dessen seine khnecht starkh ausreissen. Weillen dann nit breuchlich auch nie practisiert worden, dergleichen khayserliche wörbspatenta von ainer statt aus zu vidimirn, was nun hierinn zu thun, begert er, herr Puckher, der herrn gutachten, ob es ihm zu erthaillen, oder bies auf ankhunfft des herrn stattrichters zue gedult zu weissen? Habe zwar denen thorwärtl albereit eingesagt, kheinen soldaten ohne paletn hinaus zu lassen. Verlaß: Herrn hauptman wegen der vidimus auf gedult bis herr stattrichters ankhunfft zu weisen, oder, so er bey der canzley solche wolt vidimiren lassen, khein bedenkhen. Zway thor zu spören, ist nit rathsamb, interim das Wiener thor zu spören bewilligt.

79 Umland der Stadt Tulln.

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12.2 Tulln als Werbeort

12.2.8 1637, Februar 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 50r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, das für die Verpflegung der Rekruten erforderliche Geld vorerst aus der Ungeldkassa zu nehmen und Beschwerden des Hauptmanns im Zusammenhang mit der Einquartierung an den Stadtrichter zu verweisen. In behausung herrn Pukhers: Herr Puckher, angesezter stattrichter, vermelt, daß herr hauptman ine zweymahl rufen lassen, da zugleich herr Lindinger bey ihme gewesen, und obwohl denen ungeltshandlern vor diesem anbefohlen worden, weilen bey der landtschafft von denen verorndten bies dato weiters uber die ausgegebene 500  fl. nichts erhebt, 100  fl. zu erlegen, welche alberait durch herrn Lindinger ausgeben worden, und aniezo auf morgigen tag nichts mehr zum austhaillen verhanden. Weillen auch von tag zu tag die recrouden sich mehren undt anheut abermahlen 11 ankhomben und alberaith 131 beysamben, zu verhütung hinaus stehenden insolentzen begert zu wissen, wo dieses gelt zu erheben, ob nicht interim noch 50 fl. aus der ungelts lath herzuschießen? 2do beschwerth sich herr hauptman wider Martin Lehm und Nicodemusen Crafften, so ihme die servitien nit erthaillen wollen, sondern allerley scommata und spottreden fürwerffen mit vorgeben, man lege nur denen armen die soldaten ein, da doch die rathsfreundt nichts dergleichen haben und lähr ausgehen. Verlaß: Sollen interim 50 fl. aus der ungeltslath hergeschossen werden, dessen herr stattrichter durch ein aigenen potten nach Wien zu berichten, interim denen herrn ungeltshandlern per decretum zu ersuchen. Wegen der verpflegung des herrn hauptmans die servitien betreffend zu gedulden bis ankunfft herrn stattrichters.

12.2.9 1637, Februar 16, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636­–1653), fol. 50v–51r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die vom Stadtrichter angeforderte Auflistung aller einquartierten Soldaten zusammenzustellen und weiteres Geld aus der Ungeldskassa für die Rekruten zu verwenden. In behausung herrn Puckhers: Herr Puckher, angesezter stattrichter, vermelt, daß ein schreiben von herrn stattrichter ihme eingehändigt worden […]. 2do begehrt herr stattrichter einen extract aller soldaten, so alhier in der statt einquartirt sein, sambt ihren nahmen und zunahmen. 447

12. Krieg

Verlaß: Daß dieses alles wie begert ins werckh gesezt soll herr stattrichter wiederumben ein antworttschreiben geschickht werden. Eodem die nachmittag in behaussung herrn Puckhers: Herr Puckher vermelt, daß nach beschehener erinnerung herrn stattrichters zu auszahlung der recrouden interim 50 fl. aus der ungelts laadt solten anticipirt werden, daß er wiederumben ein schreiben bekhomben und herr stattrichter ihme solches wohl gefallen lasse. 2do daß dem Martin Lehm und Nicodemo Crafft, welche sich wegen der servitien herrn hauptmanns beschwerth, soldaten solten eingelegt werden. Begert derowegen herr angesezter stattrichter zue wissen, weillen mehrmalen khain gelt vorhanden zu auszahlung der recrouden täglich liefergelt, wo solches zu entnehmen? Verlaß: Soll das ungelt noch etwas herschießen, dessen dann die herrn ungeltshandler per decretum zu erinnern. 2do wegen der servitien bleibt es bey dem alten rathschlag, sich zu gedulten bies ankhunfft des herrn statt­richters.

12.2.10 1637, Februar 18, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 51r–52r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, weitere Rekruten und Offiziere einzuquartieren, obwohl die Zahl von 100 bereits überschritten sei. In behausung herrn Puckhers: Herr Puckher, angesezter stattrichter, proponirt, daß herrn stattrichter mainung seye (massen das schreiben abgelesen worden), daß khaine recrouden mehr uber die hundert man herein in die statt solten gelassen werden, daßwegen er denen thorstehern solches eingesagt, aber gestrigs tags darwieder beym Wiener thor 11 persohn mit gewalt herein getrungen, und alls er ihnen abgeschlagen quartir zu geben, herr von Neuhaus zu ihme ins zimmer khomben und gesagt, er wolle selbsten einquartirn, wan man ihme khain quartir mit gutem geben wolle. Darwieder er zu verstehen geben, wan er’s thun würde, möchte die burgerschafft zu einen widerwillen gezogen werden. Item begert herr hauptman, ihme ausrichtung zu thun, in deme etliche wagenkhnecht bei nächtlicher weill sich mit brüglen befinden lassen, seine soldaten damit zu tractirn, massen bey Fabian Schneider beschehen. Hierauff er ihme zugeredt, und in beysein herrn Mälzer und herrn Ötinger dieselbe einquartirn lassen, weillen die nacht verhanden gewest, under anderem aber herr hauptman vermelt, man müsse so viel soldaten herein lassen, soviel er bekhomben khan. Interim aber, auf zusagen herrn hauptmans, daß er’s als heut wiederumben wolle ausführen und nur diese nacht möchten erhalten werden, zu dem Pöschl und Lämbl einquartirt und jeden ein halb wein und per 1 kr. brot geliefert worden. Ob nit deswegen anheut 2 zum herrn leutenambt abzuordnen, damit sie möchten abgeführt werden? 448

12.2 Tulln als Werbeort

Item hat Hanns Lindinger mehrmalen 200 fl. auf starckhe sollicitatur herrn stattrichters mit sich herauf bracht. Item wo die quartir auf den fentrich, feldtwäbl, corporal und andere officir zu nehmen? Verlaß: Soll herrn stattrichter zugeschrieben und dessen erinnert werden, 2do die officir mit einzuquartirn bies die soldaten auf herrn hauptmanns zusagen möchten wiederumb hinausgebracht werden. Deswegen 2 zum herrn von Neuhaus abzusenden, dann herrn fendricht zu herrn Hanns Martin Gulden einzuquartiren, feldtwebel zum herrn Paull Hofer, ist hierüber herr Mälzer und herr Öttinger zu herrn leitenambt abgeorndt, aber nit zu haus gefunden worden. Eodem die nachmittag: Herr Puckher, angesezter stattrichter, proponirt, daß mehrmahlen 7 soldaten ankhomben und quartier begerth, deswegen herr hauptman den musterschreiber zu ihme geschickt, er aber zur antwortt geben, es seye dan, daß andere befelch von denen khriegsrahten fürgelegt werden oder von herrn stattrichter, sonstens kheinen mehr quartier solte gegeben werden, dan so sein gestern 11 persohn eingelassen worden mit condition, daß sie alls heut wiedeumben solten hinausgeführt werden, welches aber nit beschehen. Begert derowegen er, herr Puckher, zu wissen, was hierinn zu thun, ob sie hereinzulassen oder nit? Verlaß: Weillen es albereit nacht, sollen interim in ein wirthshaus gelegt, jeden ein halb wein und per 1 kr. brot geliefert werden, bis etwo morgen herr stattrichter möchte ankhomben.

12.2.11 1637, Februar 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 52v–53r

Nach der Missbilligung der Einquartierung zusätzlicher Rekruten durch den Stadtrichter beschließt der Rat der Stadt Tulln, den Hauptmann erneut zur Abkommandierung eines Teils der in Tulln einquartierten Rekruten aufzufordern. In behaussung herrn stattrichters: Herr stattrichter vermelt, daß er vernohmben, daß mehrmahlen etliche soldaten hereingelassen und ins wirthshaus gelegt worden, währe seinen ge­ dunckhen nach besser geweste, wann kheiner hereingelassen worden. Was mit ihnen anzufangen? Item habe er etliche supplicirn an die löbliche niederösterreichische landt­ schafft verorndte und khriegsrath wegen abführung der recrouden, welche darauf abgelesen worden, sollte der extract sambt denen nahmen und zunahmen aller soldaten beygelegt werden. 449

12. Krieg

Verlaß: Weillen die neuangekhombene recrouden wiederumben abzuführen versprochen worden, aber nicht beschehen, alls solle herr hauptman dessen erinnert, interim auf heut und morgen zu gedult bis daß das supplicirn von Wien ankhombe gewiesen werden.

12.2.12 1637, Februar 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 53v–54r

Der Rat der Stadt Tulln hört den Bescheid der Verordneten der Landstände, wonach die überzähligen Soldaten nach Ybbs abkommandiert werden sollen und das Einnehmeramt einen Beitrag für die Verpflegung der Soldaten bewilligt habe, wobei aber eine Namensliste der Soldaten geführt werden müsse. In behaussung herrn stattrichters: Herr stattrichter proponirt, daß er auf negstgethaner relation auf das eingeregte supplicirn einen beschaidt bekhomben von denen herrn verorndten. Hierauf abgelesen worden: 1. Sollen die ubrigen soldaten auf Ibbs gelegt, geführt werden. 2. Fünffhundert gulden aus dem einnemberambt einzunehmen bewilligt, liefergelt betreffend. 3. Sollen aller soldaten nahmen neben denen portionen beygebracht, in wiederichen die portiones in der statt Tulln raitung khünfftig nit passirt werden. Unnd wofehrn die soldaten ihre nomina nit wollten hergeben, ihnen gar khain portion mehr zu raichen. Herr stattrichter vermelt verrer, daß Martin Lehm und Nicodemus Crafft wegen herrn hauptmans verpflegung oder servitien nit nachlassen sich zu beschwehren, und weillen 1 s. auf’s haus uber den ordinari anschlag eingefordert worden, noch etwas darzu aus der steuer laadt hergegeben werde, damit nit einer allain das onus und die bürth trage. Dan begert herr hauptman zu ein recompens seines guten regiments haltung ein väßl roten wein und ein väßl weiß für seine diener. Verlaß: 1. Placet die abführung der soldaten, deswegen der bevelch ihme, herrn hauptman, alsbalden solchen ins werkh zu sezen einzuhändigen. Dann soll denen herrn verorndten ein dankhbriefl geschrieben und die soldaten nomina specificirter uberschickht werden. 2do sollen alls morgen die 500 fl. von Wien aus dem einnember ambt abgeholt werden. 3tio, dem hauptman für sein gesindl ein väßlein Stäßdorfer80 zu geben placet, und wiewohl zwar der rote wein theuer, will doch ein ersamer rath, in

80 In Staasdorf lagen die meisten Weinbaugründe Tullner Bürger.

450

12.2 Tulln als Werbeort

ansehung herr hauptman gemainer statt in ander weeg gratificirn khan, mit etwan wenig, alls von 2 in 3 emer ihm begegnen.

12.2.13 1637, März 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 54v–55v

Nach Beschwerden des Hauptmanns über Ungerechtigkeiten bei der Einquartierung beschließt der Rat der Stadt Tulln, die Lasten gerecht zu verteilen, und untersucht den Diebstahl einer Ziege durch Soldaten. In behaussung herrn Pukhers: Herr Puckher, angesezter stattrichter proponirt, daß herr hauptman gestern früeh umb die zeit seiner begert, und conversando ihme vorgeworffen, warumben er in abwesen herrn stattrichters seine soldaten nit einquartiren wolle, da doch herr stattrichter dergleichen zu practisirn nit understehet, sondern er seye gar übell. Darauf er, Puckher, geantworttet, er thue nicht ohne vorwissen herrn statt­ richters, welcher herauf geschriben, man solte nit mehrer dan 100 mann einquartirn. Desgleichen herrn Lindinger anbevohlen, nit mehr dan auf 100 portiones auszutheillen. Dann habe er, herr hauptman, zu verstehen geben, daß er stallmaistern und andere noch mehr officir bey sich habe, somit darzu gehörig. Er entgegen geantwortt, wolte seine khnecht auf die dörffer legen, und weillen Ibbs albereith 100 mann hat, seye auch nit billig, das arme stättl Ibbs zu beschweren. Item so sollen nit 100 soldaten allein hie zu Tulln liegen, deswegen mit ihme, Puckher, geweth. Dann habe herr hauptman sich beclagt, daß under den burgern einer soldaten habe, der andere nichts, dessen sich die arme beschwehren. Darauf er, herr Puckher, zu verstehen geben, daß die soldaten anfangen zu maussen und allbereit der Schwendtlin einer aus ihren stall ein khüzl entfrembt. Herr hauptman geantwortt, was um 6 kr. seye. Hierauff habe er, Puckher, die heusser und die soldaten beschreiben lassen, begert derowegen zu wissen, wie es mit den einquartieren solte gehalten werden, ob ainer oder der andere zu verschonen? Sonderlich die, so zwei oder dreey heusser haben. Verlaß: Soll durch und durch ein gleichheit gehalten und auf die heusser, wieviel jeder hat, obacht gepflogen werden und nit einen armen 2, dem reichen nichts einquartirt werden. Schwendtlin wirdt befragt, ob ihr ein gäßlein entfrembt worden, und wer’s gethan habe? Antwort: Soldaten! Wie? Antwort: Seindt vergangenen Sonntag81 drey soldaten in der nacht umb 8 uhr zu den ihrigen soldaten khomben und milchsup-

81 Das war der 1. März.

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12. Krieg

pen gessen, und als sie alsdan argwohn auf einen gehabt und dessen wirthin gefragt, als nemblichen die Atterfangerin, ob sie nit ein khüzl habe, so ihr soldat haimbgetragen, geantwortt, ja. Antwort Attefangerin: Als ihr soldat von ihrem mann befragt worden, wan er das khüzl genomben, hat gesagt, er hab’s auf dem gay82 bekhomben, deswegen der soldath dasselb auf den poden aufgehenkt. Hat anfänglich ihr mann vermaint, es seye ihr khaz.

12.2.14 1637, März 27, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 65r–v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt die Abfischung des Stadtgrabens sowie Getreidelieferungen für die zum Schutz der landwirtschaftlichen Arbeiten aufgenommenen Musketiere. Herr stattrichter wegen fischung des stattgrabens, so in drey jahren nit gefischt worden, ob zu fischen oder aufzuschüeben? Dan ein ordnung zu machen, damit wegen der soldaten kein ungelegenheiten entstehen. Item vermelt herr stattrichter, daß in die 40 reuter zu Lebarn liegen, damit dann wegen des feldtbau niemandt khein roß ausgespannt werde, gestern etliche musquetirer hinaus aufs veldt von ihme verorndt worden, denen ob nit etliche mezen traidt von gemainer statt einzuhendigen? Verlaß: Soll zu gemainer statt nuzen der stattgraben abents gefischt und die fisch albalden gewogen werden, damit man die burgerschafft um ein leichtlichs etwas geben khönne. Und soll in der still gefischt werden mit dieser ordnung, damit nit viel darzuekhomben. Dann wirdt denen musquetirern jeden wochentlich ein mezen traidt bewilligt, dessen die casstenhandler per decretum zu erindern.

12.2.15 1637, März 29, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 68r–69r

Der Rat der Stadt Tulln regelt einen Streit zwischen Stadtbürgern und dem Hauptmann wegen des Fischens im Stadtgraben sowie der Bewachung der Stadt. In behausung herrn Piringers: Herr Piringer, angesezter stattrichter, vermeldt, daß herr stattcammerer83 ihme angezaigt, daß ain soldat im stattgraben gefischt, und als er ihme

82 Umland der Stadt Tulln. 83 Stadtkämmerer war in diesem Jahr Georg Fraundorfer.

452

12.2 Tulln als Werbeort

solches gewehrt, mit den degen uber ihn wollen, mit vorgebung, er habe erlaubnus von herrn haubtman, darauf er ihne, soldaten, gebrügelt, undt entzwischen Balthasar Gaßner in gegensezung ihme, Frauendorfer, zu hülf khomben, und in degen gefallen, sich auch selbsten verlezt, interim herrn haubtman darzukhomben, und mit ernst gesagt, fischt nur forth, ihr soldaten, was soll der stattcamerer sein, der bernheuter, und also mit gewalt die wacht abgeschafft, und ihme, Fraundorffer, fürgeworffen, woher er macht habe, seine soldaten zu prügeln, da er doch khein degen gehabt. Hierauf er, herr Piringer, herr Hofer und Hanns Lindinger zu herrn haubtmann geschickht. Herr Gässner, wachtmeister, bericht, daß er in zwinger84 gangen, nachdem er gesehen, daß herr haubtman hinaus fürs thor gangen, welcher dan die wacht hinweg geschafft, darauf er, Gaßner, zu ihme gangen und vermelt, er sol’s nit thuen, sondern sie seindt von einem ersamen rath verorndt worden. Hierauf hauptman, wann sie nit hinweg wolten, wolle er sie hinwegprügeln, und, salva venia, solten ihne herr stattrichter und die bürger, die bernheuter, schön machen, welches auch der Hagen und sein hausfrau gehört, item herr Gulden, so im zwinger gewest. Dann habe auch herr haubtman vorgeben, der stattcamerer habe ihn ein soldaten gehaut, er wolle ihn aber wohl finden, welches nit sein khönnen, weillen er khein degen gehabt. Verlaß: Sollen erwartten, was die zween commissari, als Hofer und Lindinger, von herrn haubtman referirn werden. Herr Hofer und herr Lindinger als commissarii zu herrn haubtman referirn, daß ihnen herr hauptman zu verstehen geben, er habe heut früehe mit herrn stattrichter geredt wegen dieser sachen, darauf gesagt er wol’s abstellen, aber das angeln, wann’s auch in des khaysers graben were, lies er’s ihme nit währen, doch hat er sich entlich resolvirt, alles fischen wie auch das angeln abzuschaffen, doch beclagt er sich, daß sein soldat gehaut worden seye, welches wider ihme, weillen auch herr stattrichter ihme wider die burgerschafft nicht eingreiffen ließe. Endtlicher verlaß: Weillen herr haubtman sich so guetes erbaidt, solle der graben forth abgelassen, aber die wacht gesterckht werden.

12.2.16 1637, März 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 69v

Der Rat der Stadt Tulln hört einen Bescheid der Verordneten der Niederösterreichische Landstände, wonach die von der Stadt ausgelegte Summe zur Verpflegung der Rekruten erstattet werden solle.

84 Zwinger ist die Fläche zwischen der Vor- und der Hauptmauer der Stadtbefestigung.

453

12. Krieg

Herr stattrichter lasset ablesen ein supplicirn von n., richter und rath und der statt Tulln, an die niderösterreichische landtschafft herrn verorndte, daß gemaine statt 495 fl. 48 kr. zuvil uber die eingehendtigte summam zu verpflegung der recrouden ausgeben, welche von den ungelt anticipirt, und er, herr statt­ richter, widerumben zu Wien erhebt, begert derowegen zu wissen, was darmit zu thuen, ob’s widerumb dem ungelt zu erstatten, oder herr hauptmanns prae­ tension darmit abzuführen? Und ist der bschaidt aufn supplicirn wie volgt. Denen supplicanten seindt hierauf invermelte ausgelegte 495 fl. 48 kr. aus dem einnember ambt zu entrichten verwilligt worden, und weillen denen herrn verorndten die abführung der recrouten nit aigentlich wissent, als haben sie die vorlag noch ferner darzugeben, wie ihnen dann die billige erstattung dessen gewißlich erfolgen solle. Den 21. Martii 1637.

12.2.17 1637, April 2, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 70r

Der Rat der Stadt Tulln hört eine Beschwerde des Hauptmanns über ein Quartier und verteilt die im Stadtgraben gefangenen Fische. Herr stattrichter bericht, wie daß herr hauptman sich bey ihme contra n. Böhamin,85 schiefmanin alhie, beclagt wegen seines soldaten quartier halber, begert ein anders quartier deme einzuraumben, dan wollte herr hauptman einen esell86 aufrichten lassen zu verhüetung underschiedlicher einreissender ungelegenheiten etlicher muethwilliger recrouten. Verthaillung der fisch, so in gemainer statt graben gefangen: Item begert herr stattrichter zu wissen, demnach gemainer statt graben gefischt worden, und vor disem jederzeit denen herrn des rhats etwas verehrt worden, wie dieselbe aufzutheillen? Verlaß: Soll denen herrn des innern und sonderlich denen eltisten rhatsfreundten etwas verehrt, die ubrigen der burgerschafft verkhaufft werden.

12.2.18 1637, April 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 78v–79r

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, durch Eintreibung von Steuerschulden Geld für die Rekruten zu gewinnen, nachdem die Verordneten der Landstände erst dann weitere Gelder zur Verfügung stellen wollen, wenn die Stadt ihre Steuerschulden bezahlt habe. 85 Ein Schiffer mit Namen Wolff Beham ist 1570 Albrechtsgasse 14 nachweisbar. Vermutlich ist die Beklagte eine Verwandte oder seine Witwe. 86 Der hölzerne Schandesel, auf dem die Bestraften zu sitzen hatten, war eine Prangerstrafe für Soldaten.

454

12.2 Tulln als Werbeort

Herr stattrichter proponirt […] weillen wegen der verpflegung auf die recrouten aus dem ungelt cassten und andern embtern albereith uber die 1.100 fl. anticipirt und dargeliehen worden, als habe er bey denen herrn verorndten widerumben zu erstatten begehrt, aber auf sein und herrn Öttingers starkhe sollicitirung zue antwortt bekhomben, wann gemaine statt Tulln ihre alte noch restirenden anschläg, so sich in die 6.600  fl. erstreckhen,87 bezahlen, alls soll ihnen das gelt auf die recrouten geliefert werden, sollen interim die verpflegung auf die soldaten geben. Wo nun dis geldt zu nehmen? Unnd ist man allein herrn haubtman ohne die wochentlichen servitien schuldig 600 fl. Verlaß: Die verpflegung der recrouten betreffend solte man bey den anschlägen sizen und die restanten einbringen.

12.2.19 1637, April 30, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 80v–81r

Michael Puckher als Stadtrichterstellvertreter berichtet dem Rat der Stadt Tulln von Beschwerden der Bürger über die Kosten der Einquartierung und von Forderungen des Hauptmanns. Ein Schreiben des Stadtrichters fordert alle Ämter auf, eine Auflistung über die noch vorhandenen Barmittel zu erstellen. In behausung herrn Pukhers: Herr Puckher, angesezter stattrichter, proponirt, daß die arme burger sich bey ihm beschwerth wegen der verpflegung der recrouten, essen und trin­ khen ihnen zu geben, und nunmehr mehrers aufgehe alls zuvor. Der herrn haubtman interim auch zu ihme khomben sich beclagent, begerth die underhaltung im essen und trinkhen oder das gelt dafür, und wann’s die burgerschafft nit mit gutem geben wolten, mit gewaldt seinen soldaten befohlen habe solches einzunehmen. Wann man ihnen aber das gelt würde geben, wolte er daroben sein, daß keinen burger wegen des essens solten ungelegenheiten beschehen. Hierauf er dan denen armen ein mittl gemacht, zween zusambengestoßen und also daß einer 5, der andere 7 khopf geben solte. Dann sey ein schreiben in der nacht umb 10 uhr von herrn stattrichtern ankhomben, darinnen er bericht, daß khein gelt von denen herrn verorndten zu bekhomben, benebens anbefolchen, daß der stattschreiber an alle embter, alls ungeldt, spithal, stattcammer, weinhandler, preuhandler, forsster, steuerhandler etc. decreta verfasse zu specificirn, was sie in zwey kreuzern und zehnern in handen, solches alsbaldt ihme zu berichten, weillen khein geldt zu erlangen, und solche in abschlag khomben solten.

87 Zu den Steuerschulden der Stadt Tulln vgl. Dokument 2.2.

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12. Krieg

12.2.20 1637, Mai 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 83r–v

Angesichts der Forderungen des Hauptmanns beschließt der Rat der Stadt Tulln, eine Abrechnung durchzuführen. Herr Puckher: Die ursache heutiger zusambenkhunfft ist, daß herr hauptmann categorice begehr, ihme das gellt so verfallen einzuhendigen, man spille nur mit ihme, und ziehe ihne bey der nasen herumb, und man helt ihn für khein haubtman. Begehrt simpliciter 186  fl., welche er anjezo bedarff zur ausstaffierung. Unnd weillen herr stattrichter hinderlassen, mit ihme abzuraitten, den wagen in spithal,88 item die ubrigen portiones, darauf herr hauptman vermeint, mehrers verdient zu haben, wolle, was er darauf spendirt, abnehmen und des wagen widerumb an sein orth stellen. Item begehrt er, daß man herrn stattrichter schreiben sollte, daß er nit lenger als morgen wartten wolte, begehrt simpliciter gellt, item seine servitia per 70 fl., im widerichen sich zalhafft zu machen. Verlaß: Sollen herrn Hoffer, Lindinger und stattschreiber abgeorndt werden zue herrn haubtman mit ihme abzuraiten. Dieselbe herrn stattrichter nach Wien schickhen, und weillen herr haubtman selbsten nach Wien will, soll mit ihme völlig zu Wien geraitt werden. Der wagen soll ihme gelassen werden, damit er also mit guten möchte davon khomben. Zu verhüetung vieller ungelegenheiten und gewalttätigkheit im aufbrechen der soldaten ein geringe verehrung nit ansehen.

12.2.21 1637, Mai 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 84r–v

Der Rat der Stadt Tulln bestimmt zwei Ratsbürger, die zusammen mit dem Stadtrichter mit dem landständischen Steuereinnehmer wegen der Kosten für die Einquartierung abrechnen sollen. In behausung herrn stattrichters: Herr stattrichter proponirt, habe von herrn Manner89 wegen des hinderstel-

88 Zur Funktion des Bürgerspitals als „Fuhrpark“ der Stadt vgl. oben Anm. zu Dokument 5.8.6. Der Wagen des Spitals wurde auch, wie aus Dokument 6.8.6 hervorgeht, für den Transport von Delinquenten zur Richtstätte verwendet. Der Wartung dieses Wagens ist auch eine eigene Rubrik in den Kammeramtsrechnungen der Stadt Tulln gewidmet. 89 Leider gibt es bislang keine publizierte Auflistung der Steuereinnehmer des halben Vierten Standes. Möglicherweise handelt es sich um Willibald Manner, der zunächst Stadtsyndikus von St. Pölten, später dortiger Stadtrichter war.

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12.3 Tulln im Türkenkrieg

ligen rests der soldaten winterquartier betreffend schreiben empfangen. Wolle gerne abraitung pflegen, und weillen er morgiges tages ankhomben wolte und ihm diese tagsazung benent, welche zu dieser abraitung zue commissarien zu verordnen? Ist herr Manner aniezo zu Russt,90 ihme solches anzuzaigen. Verlaß: Herr stattrichter wolle neben ihn beliebenden 2, alls nemblich Mandl und Paul Hofer, dies abraitung vorzunehmen die mühewaltung auff sich zu nehmen. Und weillen herr stattrichter etwas übel auff, solle vormittag ein anfang, nachmittag will sich herr stattrichter selbsten gebrauchen lassen.

12.2.22 1639, Mai 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 16 (1636–1653), fol. 220v

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Antonio Crotto, Hofhandelsmann in Wien, gemäß dessen Bitte die von seinem Bruder, dem ehemaligen Hauptmann Giovanni Giuliano Crotto, in Tulln deponierten Schuldurkunden herauszugeben. Anthonius Crotto, hoffhandlsmann in Wienn, bitt durch schreiben, ihme die von seinem bruedern, Julio Crotto, gewesten hauptmanns seelig erblichen haimbgefalne schuldtbrieff, so er der grundtbuechsladt behaltensweis vertraut, ervolgen zu lassen.91 Verlas: Fiat, gegen heringebung genuegsamber schadtlosverschreibung.

12.3 Tulln im Türkenkrieg 12.3.1 1663, Juni 22, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt gemäß Patent des Landesfürsten und der Niederösterreichischen Landstände die Stellung des Dreißigsten Mannes sowie die Vorbereitung der Stellung des Zwanzigsten und Zehnten Mannes. Ain kayserlicher und ain von hochlöblicher niederösterreichischer landschafft publicirtes patent anheut abgelesen,92 warinnen wegen der türkhen 90 Gemeint ist vermutlich Rust im Tullnerfeld. 91 Aus einem Reichshofratsakt (HHStA, RHR, APA 43, fol. 319–324) desselben Jahres erfährt man, dass Giovanni Giuliano Crotto bei Breisach gefallen war. In dem Streitfall vor dem Reichshofrat geht es ebenfalls um dessen Nachlass, im konkreten Fall um eine in Breisach hinterlegte Kiste sowie in Augsburg deponierte Gelder. 92 Die Maßnahmen zur Stellung des Dreißigsten Mannes waren von den Landständen am 4. Juni 1663 genehmigt worden.

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12. Krieg

wider die christen angestelten armatur anbevolchen, innerhalb 4 wochen den 30ten mann mit seiner underwöhr und 3 fl. geldt auf die jeden virtl ausgezaigte samblplätz93 stellen, mit dem 20ten und 10ten mann aber sichere beraitschafft zu halten und interim zu exerciren. Item ist darin begriffen, wie man sich wegen der kreudenfeur und kreidenschuss94 zu verhalten, auch daß grosse orth zu fluchtörten erküert,95 sodann selbige bevesstigt werden, und die hierzu assignierte underthannen 3 tag idesmal von auf bis nider der sonnen robathen sollen. Verlaß: Bey herrn einnemer alsobalden sich durch schreiben, wie auch bey herrn stattrichter zu Closterneuburg, herrn Pacher,96 zu erkhundigen, ob solche austhaile und stellung des 30., 20. und 10. mann nach der alten einlage oder aufrechten heusern zu verstehen97 und ob wir desswegen ain ausschreiben zu gewartten. Interim aber, weillen nit zu feuern, soll ainer zur werbung deputirt und umb geldmitl gebraucht werden, und ist zu füehrung des directori bey den werbungen per maiora herr Michael Beringer erküst, deme dann die mitl sodann einzuraumen, der mitl halber aber ist ain anschlag durch zetl auszuschreiben und dermahlen auf das pfundt 2 d. zu schlagen, zu ainem einnehmer aber ist ingleichen herr Elias Friedrich per maiora verordnet, und sollen diese patenta morgen nach dem wochen markht denen bürgern vorgehalten werden.

93 Als Sammelplätze für das Viertel ober dem Wienerwald waren St. Pölten und Amstetten festgelegt worden. Das osmanische Reich hatte dem Kaiser bereits am 18. April in Istanbul den Krieg erklärt, vgl. Broucek, Das Türkenjahr 1663. Die allgemeinen Angaben in den folgenden Fußnoten sind dieser Arbeit entnommen. 94 Da im 17. Jahrhundert keine Nachricht schneller war als der Bote, der sie brachte, wurde ein System von Warnfeuern eingerichtet. Das System war zwar theoretisch gut durchdacht, wies aber eine hohe Fehlerquote auf. Generell zu diesem Thema Toifl, Zum Schutz des Landes. 95 Zum Zweck der Schaffung sicheren Fluchtraums wurden die Fluchtorte regelmäßig in Inventaren erfasst, wobei sich zeigte, dass die Ausrüstung zum Teil einem massiveren Angriff nicht standhalten konnte: 1663 lagerten in Greifenstein unter anderem 9 Geschütze und 50 Musketen, als Mindestbesatzung waren 30 Mann vorgesehen. In Judenau, für das eine Besatzung von 600 Mann geplant war, fanden sich ganze 40 Musketen, in Sitzenberg 20, in Hasendorf gar nur 10 Stück. In Tulln selbst waren 12 Kanonen vorrätig, eine Besatzung von 600 Mann vorgesehen, darunter allerdings 100 aus der Bürgerschaft. 96 Stephan Pacher von Pachburg war mehrfach, darunter 1655–1666, Stadtrichter von Klosterneuburg. 97 Die Stellung des Dreißigsten Mannes bedeutete, dass für jeweils dreißig Häuser ein Mann gestellt werden sollte. Auf welcher Grundlage die Häuserzahl zu berechnen sei, war damit noch nicht festgelegt. Generell ging man für Niederösterreich von etwa 2.000 Mann aus. Für Tulln bedeutete das einen Anteil von etwa 13 Mann. Das entspricht auch der Zahl, die in einem hier nicht wiedergegebenen Schreiben vom 9. September 1580 errechnet wurde (Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 8 (1579–1582), fol. 174v).

458

12.3 Tulln im Türkenkrieg

12.3.2 1663, Juli 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln hört ein Schreiben von Heinrich Puchmüller, wonach die geworbenen Truppen nicht in Tulln, sondern in Königstetten und St. Andrä gesammelt werden sollen, und beschließt, Geldmittel aus dem Forst- und dem Brauamt bereitzustellen. Ain schreiben von herrn Hainrich Puchmiller an herrn stattrichter, warin 1mi das iro hochgräfliche excellenz selbst dem herrn ritmaister schreibe, die bürger ohne clag zu halten und zu befriedigen, sonderlich auch herrn Beringer zu bezahlen. 2do wegen der serviz khöne er nicht in allem gratificiren, weillen herr ritmaister seine serviz alberaith, worauf der fourier auf vorgebrachte attestation empfangen, sovil die leuther anbelangt, wolle er selbig inbehalten, die compagnia soll alhier nit, sondern zu Königstetten, St. Andree und im Hackhenthall98 zusammengezogen, morgens aber auf Sigerskirchen, allwo ihr excellenz selbst denen reuttern ainen monathsoldt austhaillen solle, 300 fl. übermacht werden, und wer noch weiter von den bürgern beschwerdten hat, könne sich alda zeitlich anmelden. Verlaß: Im ersten damit mann iro excellenz gleichwol in etwas satisfaction thun möge, soll aus den ämbtern, als forst- und preuambt, oder bey ainem gueten freundt auf 100 thaller oder 200 fl. anticipirt, im annderten die bürger dem verlass gmeß mit der execution zur bezahlung und herrn Kinkher wegen der exequirung von neuem darzu verhalten, die thor aber gespörrt unnd mit wacht (warzue auch die inleuth zu nemmen) besezt, item sowol bey herrn Hochenrieder als denen fleischhackern (welch lester ieder wenigist 50 fl. erlegen soll) mit ausgesezt werden. Nota: Herr Hohenrieder erbieth sich vor tath, weillen er andere mitl nit habe, wein und leinwandt herzugeben, dahero verlassen, dass selbige ausgecosst, denen wirthen kaufflicher yberlassen oder im stattkeller gezogen und verleuthgeben werden soll.

12.3.3 1663, Juli 11, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen zur Befestigung und Verteidigung der Stadt. Herr Christoph Märtl proponiert aus einem von herrn stattrichter hinderlassnen memorial: 1mo, dass man mit dem neugewornen 10ten mann abrai98 Gemeint ist das Hagental, ein Tal im Wienerwald bei der Gemeinde St. Andrä-Wördern.

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then und sodann exerciren soll, 2do die fleischhackher, weil sye nit zahlen wollen, aufs rathhaus zu citiren, 3tio wie die leuth zum schanzen herein zu citiren, 4to wie eingefallne stattmaur zu reparieren. Verlaß: Mit denen neugeworbenen soldathen wirdt herr Beringer, als von welchem sye das gelt empfangen, schon wissen abzuraithen, hingegen aber zahlen solle die monathgelter wie auch werbgelts restanten (damit die soldaten gar befridigt werden mögen) zur bezahlung angehalten, das selbigen gedacht soldathen zur verpflegung und execution eingelegt werden. Der fleischhackher halber ist herr stattrichter die verfahrung mit ihnen schon öffters verlassen worden. Dahero kaine citation vonnöthen, sondern selbigen nachzukhommen. Der schanz und pollisaten, wie auch der munition halber vor die statt, ist ihr gestreng, herrn Mayrhofer, guetachten, deme beraiths desswegen geschriben worden, zu erwarten. Herr Michael Beringer zum zeugwart erwöhlt und ihme mit ordentlicher inventurio eingeantwortt werden, waryber ihme ein decret zugeschickht. An die herrn commissarien, so die statt als ain fluchtorth die das zeughaus besichtigt, ain schreiben, daß die statt gesindt, die eingefallne stattmaur mit pollisaten zu vermachen, ob sye solches placitiren oder andere mitl vorschlagen wollten, auch ob mann aines patents, vermöge dessen die umbligent orth und hiesige statt zur fortification assignirte örther herein citirt werden, zu erwarten oder wessen mann sich zu verhalten. Georg Hueber, preuer, hat den schlüssel zu der thür beym wasserthürl, weillen vorkommen, daß nächtlich leuth dardurch aus- und eingelassen werden, beym rath erlegen müssen und selbigen Paull Forster als neben herrn Simon Pöschl, preuinspectorii, überlifert werden. Wegen der eingefallnen maur beym wasser in herrn Märtl bestanndtgärtl99 werden herrn Christoph Märtl, herr Simon Galler, herr Michael Beringer und Niclas Hörnefer100 mit zueziehung der pauleuth ainen augenschein einnehmen und alsdann, wie solches zu vermachen, auch was man hierzu brauche, ainen ersamen rath wider referiren. Die gewöhr, so mit gemainer statt zaichen signiert,101 sollen durch herrn Ulrich Hällmann, äussern raths, und Hansen Rappan, bürgern, allenthalben bey denen bürgern beschrieben und zum zeughaus in die inventur gebracht werden.102  99 Wie aus einem im Dokument 11.3 erwähnten Plan des Jahres 1649 hervorgeht, hatte die Donau einen Teil der Mauer in der Nähe des Minoritenklosters unterwaschen und zum Einsturz gebracht. Dieser alte Schaden war 1663 offenbar noch immer nicht repariert worden. 100 Niklas Hornefer, Bürger in Tulln, ab 1662 im Haus Albrechtsgasse 12 nachweisbar. 101 Da Waffen aus Zeughäusern immer wieder ausgegeben und eingeliefert werden mussten, war es üblich, diese Waffen mit einer Zeughausmarke zu stempeln. 102 Vor 1679 war eine große Zahl an Feuerwaffen in der Verwahrung der Bürger, wie folgt: 1. Stadtviertel: 54 Bürger, 51 Musketen, 47 Kurzgewehre, 3 Schlachtschwerter. 2. Stadtvier-

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Und weilen vorkombt, dass 3 musqueten, welche die Schäblin,103 gewesten stattschreiberin, aine jede verkhaufft, herrn stattrichter, Strobl seelig, hinweckhnehmen unnd haimbtragen lassen, also ist denen Strobl erben oder herrn Ferdinandt Hochenrider per decretum aufzulegen, daß er solche 3 musqueten neben noch ainer alda verblibenen und ins zeughaus gehörigen doppelten musqueten wider zum zeughaus lifern solle.

12.3.4 1663, Juli 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Herr Richard Eisen fordert den Stadtrichter von Tulln auf, für die zeitgerechte Stellung des Dreißigsten Mannes aus Tulln nach dem Vorbild von Klosterneuburg zu sorgen. Herr Reichhardt Eysen erindert, daß die Closterneuburger ihre geworbene mann anstat des 30ten beraith yberlifert, werde also auch alle tag bey uns zeit sein, warauf herr stattricher gedacht sein wirdet.

12.3.5 1663, Juli 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die zuständigen Bürger zur Inventarisierung der Musketen aufzufordern. Wegen der musqueten zu beschreibung die zween deputierte burger anzuhalten und von herrn Hohenrieder die doppelte musqueten zu begehren.

12.3.6 1663, August 1, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, zwei Bürger zur Abholung von Munition nach Wien zu schicken und die Stellung des Zwanzigsten Mannes vorzubereiten.

tel: 36 Bürger, 29 Musketen, 18 Kurzgewehre, 1 Schlachtschwert. 3. Stadtviertel: 33 Bürger, 23 Musketen, 18 Kurzgewehre. 4. Stadtviertel: 32 Bürger, 20 Musketen, 25 Kurzgewehre. Insgesamt: 155 Bürger, 133 Musketen, 122 Kurzgewehre, 4 Schlachtschwerter. 14 Bürger ohne Waffen. Die Bürger sind namentlich aufgeführt. Die Datierung des Dokuments ergibt sich aus der Tatsache, dass Michael Beringer, der 1679 an der Pest verstarb, genannt ist. Möglicherweise hängt die Aufstellung aber auch mit den gegenständlichen Vorbereitungen im Türkenjahr 1663/64 zusammen (Tulln, Stadtarchiv, A 235 [Politica, Verwaltungsakten Nr. 321–360]). Kurzgewehre sind Blankwaffen wie Degen oder Hirschfänger. 103 Sebastian Schäbl war 1639–1653 Stadtschreiber von Tulln.

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Herrn Christophen Märthl, innern rath, und herrn stattschreibers relation verrichter Wienreise, daß sye über villfeltiges lauffen wegen sollicitierung der munition, item wo die zusammenkaufft, wegen der deliberation zu verhackung des Wienerwaldts von niemandt ainige gewißheit haben, lesstlich, als sye von ir excellenz, herrn landtmarschallen,104 in dero gartten vor der statt selbst audienz gehabt, wegen der munition an iro gnaden, herrn Pergen,105 als viertl commissarius gewisen worden. Verlaß: Weillen under dessen herr stattrichter und herr hauptmann Heichel106 der munition halber von iro gnaden, herrn Pergen, sovil nachricht, daß man alsobalden desswegen yemandt zu abhollung deren nach Wien schickhen solle, als seindt Georg Rapan und Tobias Rauch,107 beede bürger, abgeordnet und solle aine aus diesen vorhero mit ainem memomrial an ir gnaden, herrn Pergen, auf dem wasser hinab, der anndere mit dem wagen hinach, und was an munition hergeben wirdet herauf führen. So sye es aber auch dissmal nit alles füehren khündten, den yberresst an ain vertrautten orth deponiren, sodann gar abhollen […]. Weilln anheut anregung geschehen, daß beraiths aller orthen den 20ten mann zu stellen intimiert worden, als soll man sich herauf gefasst machen, interim aber bey herrn stattrichter von Closterneuburg sich durch schreiben erkundigen.

12.3.7 1663, August 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, weitere Informationen über eine bevorstehende Einquartierung in Tulln und die Stellung des Zwanzigsten Mannes einzuholen. Herr stattrichter vermeldet, dass ihme durch den herrn hauptmann mehrmahlen angedeutt worden, dass man auf den 20ten diss auch den 20ten mann stellen solle,108 unnd weillen keine mitel verhanden, also warttet er aines ehrsamen raths guettachten, wie die sach anzugreiffen. Herr statt­ richter von Closterneuburg hette zur antwortt erthailt, es gehe ihm eben 104 Ernst Graf von Abensberg und Traun (1608–1668), ab 1640 Hofkriegsrat, ab 1651 Landmarschall von Niederösterreich, ab 1654 auch General-, Land- und Hauszeugmeister, 1668 Vizepräsident des Hofkriegsrates und Kommandant der Wiener Stadtguardia. 105 Johann Heinrich Graf von Pergen (1629–1702), 1657 Obereinnehmer der Niederösterreichischen Landschaft und Kammerrat, ab 1660 Niederösterreichischer Regimentsrat, 1670–1673 Verordneter des Ritterstandes. 106 Aus den folgenden Dokumenten geht hervor, dass Hauptmann Heichel offenbar der Kommandant der in Tulln stationierten Truppen war. 107 Tobias Rauch († 1671), Lebzelter und Bürger in Tulln, aus Vitis, wohnhaft Hauptplatz 31. 108 Ernst Graf von Abensberg und Traun hatte diese Maßnahme bereits am 27. Juli von den Ständen verlangt.

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so ybel, unnd weillen sye auch keine werbungsmitl, also seyen die bürger selbst fortzugehen erbiethig. Er wolle sich aber desswegen zu Wien erkundigen unnd sodann auch ainem ersamen rath berichten. Item annectirt herr stattrichter, daß vonnöthen, nochmallen umb scheibtruchen109 zu schreiben, auch um parmpaumb zu pollisaten zu trachten. Verlaß: Weillen auch bericht wird, dass in die 300 mann alhero in die statt gelegt werden sollen,110 als ist desswegen bey iro excellenz, herrn landmarschallen, unnd ir gnaden, herrn Pergen, zu insinuieren, item wegen des 20ten mann, wie und wasgestalt selbiger zuselben acht zu erkundigen. Georg Rappan und Thobias Rauch, beede bürger, bringen von Wienn 11 centner 63 pfund pley, 15 lunten bündten und 7 vässl pulfer zu, ferrer beneben von iro gnaden, herrn Pergen, daß selbiger ainen ersamen rath erindern lasse, mann solle von dieser munition nichts melden, iedoch weillen es nit erklekhlich, er auch nit mehr hergeben kann, desswegen bey iro mayestät absonderlich einzukhommen.

12.3.8 1663, August 9, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, weitere Informationen über die Stellung des Zwanzigsten Mannes einzuholen und hört eine Beschwerde eines Ratsbürgers wegen Missachtung seiner Salva Guardia. Anheut ist ain lanndschaffts patent in abschrifft (an herrn hofrichter111 heraus geschickht) abgelesen, dass der 20te mann in diesem viertl auf dem 20ten diess mit 3 fl. geldt auf St. Pöldten geliefert und der 10te in beraitschafft gehalten werden soll. Herrn stattschreiber relation wegen seiner verrichtung zu Wienn, die munition vor die statt betreffend, wie auch den 20ten mann halber, daß nemblich ihr gnaden, herr Pergen, den rath gegebenn, dass die statt (umb willen die verhanndenen munition die Wienner durch dero tazgelter erkaufft, also wir schwerlich etwas bekhommen würden) bey iro kayserlichen mayestät einlangen, das memoriale aber zum ybergeben ihnen, herr Pergen, gelifert werden solle (wegen des 20ten mann aber, weill ain cavalier bey ime gewesen, hab er nichts reden khönnen). Dann meldet herr stattrichter, daß herr hauptmann ihme ain briefl gezaigt, dass 300 mann von den neugeworbenen zu Judenau zusammen gezogen, in 109 Scheibtruhe, noch heute mundartlich für Schubkarren. 110 Die Mannschaften des Landesaufgebotes waren weitgehend auf Ortschaften im Viertel unter dem Wienerwald und unter dem Mannhardsberg verteilt. In Korneuburg standen etwa 200 Mann Besatzung. 111 Gemeint ist der Hofrichter des kaiserlichen Frauenstiftes.

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die wälder verlegt und iedem 3 fl. gelt mitgeben werden soll, weillen dann die unsern soldathen auch darunder begriffen, als erwartte er, was hieryber zu thuen. Verlaß: Wegen des 20ten manns wär durch ain anordnung bey herrn Pacher zu Clossterneuburg oder auch gar bey herrn Hampel112 zu Corneuburg sich recht zu erkundigen, iro gnaden, herrn Pergen, aber, weillen er der statt sehr gewogen, mit ainem kalb und ainem gueten alten königstettner trunckh wein zu verehren, sodann wegen des 20ten manns auch rath bey ihme zesuechen. Georg Frauendorfer, innern raths, beschwerdt sich, dass, nachdem er unnder dem fürstlich hollstainischen regiment113 yber jahr unnd tag ainen fourier einquartiert gehabt, ihme dannach erst iungsthin wider 4 musquetier eingelegt worden, da er doch von iro kayserlichen mayestät, Ferdinando tertio allerseeligisten gedachtnus, ain salva guardia114 und quartierbefreyung de dato 20. April 1645 habe. Als produciert er selbige und bitt umb resolution, ob er sich selbige zu bediennen. Verlaß: Weillen der rath zu wenige unnd nur mit 4 vota besetzt also khein schluß gemacht werden möchte, also ist auf nechste session verschoben.

12.3.9 1663, August 20, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Nach der Erklärung der Bürgerschaft, sich lieber selbst zu stellen als Geld für die Werbung von Soldaten bereitzustellen, beschließt der Rat der Stadt Tulln, zunächst fünf Mann zu stellen. Herr stattrichter proponirt, daß er die ganze burgerschafft auf den rathhaus vorgehalten, ob sye wegen des 20ten manns die uncossten zur werbung hergeben oder sich selber stellen wollen. Die sich hieryber erklärt, dass sye insgesambt ställen wollen, darzue auch der rath, wenigist der äusser, gezogen werden solle. So er, herr stattrichter, ihnen widersprochen, doch ainem ersamen rath vorzubringen sich erbothen, erwartte dahero hieryber ain verlaß. Verlaß: Es sollen interim bis dass kayserliche memorial erledigt werdt wenigist 5 mann, als von der burgerschafft ain und von den innleuthen, weillen sye bey den 30ten lähr ausgangen, dann der von den 30ten noch ybrigen ain mann gestellt; underdessen sowol nach der cassa, das wir bis zu hanndlun112 Tobias Johann Hampeli, 1643–1671 Stadtrichter von Korneuburg. 113 Philipp Ludwig Herzog von Holstein (1620–1689) war kaiserlicher Oberst, sein Regiment war ein Kürassierregiment. 114 Als Salva Guardia bezeichnet man ein Privileg, nach dem keine Soldaten in das betroffene Haus eingelegt werden durften.

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12.3 Tulln im Türkenkrieg

gen unser notturfft nit ybereylt, wie auch an die herrn ausschüss, warumben die statt so hoch belegt, geschriben werden. Zur werbung aber des 20ten mann sein herr Johann Schweickhardt Khülff, äussern raths, und Thobias Rauch, bürger, verordnet.

12.3.10 1663, August 28, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Johann Heinrich Graf von Pergen bei seinem bevorstehenden Besuch auf eine dem Kaiser überreichte Denkschrift wegen der Stellung des Zwanzigsten Mannes anzusprechen. Herr stattrichter proponiert, daß, weilln man bey iro gnaden, herrn Pergen, wegen des 20ten manns aingelanngt und selbiger anheut solte herkommen, als wäre vonnöthen sich zu unterreden, wie selbigem ain unnd annter notturfft vorzutragen. Verlaß: Herrn stattrichter wirdt mit zuziehung eines herrn des innern raths ihro gnaden wegen des an iro kayserliche mayestät yberreichten memorial, ob aine hoffnung etwas zu erhalten unnd wie etwann der statt wegen der grossen armuth zu helffen, zu reden ihme belieben lassen.

12.3.11 1663, September 6, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Baumaßnahmen zur Beseitigung von Schäden an der Stadtmauer und bereitet die Flüchtung wichtiger Dokumente vor. Herr stattrichter proponiert, daß bey diesem rumel vonnöthen, sowol die pollisaten als auch den kalch zu vermauerung der eingefallenen stattmauer zu trachten, wie solches anzugreiffen? […] Verlaß: Weillen beym preugarttl die pollisaten zu kurz sein und ain schlechtes ansehen geben würden, als ist der schluß dahin gangen, besser zu sein, mit einem meuerl von doppelten ziegl oder stain, welches von den underisten dickhe der mauer schon so viel staine austragen würde, auszuführen. Daher dem herrn stattcamerer per decret aufzulegen, mit dem mauerer desswegen alsobaldt ain yberschlag zu machen, sodann die nothwendigkaiten zu trachten, unnd das werckh, soviel möglich, beschlainigen zu lassen. […] Item ist anheut verlassen, daß mann auf allen fahl die vornembsten notturften gemainer statt, als die eltisten grundtbücher und freyheiten, in ain truchen zusammenrichte unnd, da es die noth erfordert, fliehen sollen.

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12.3.12 1663, September 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln regelt die Aufteilung der durch die Fluchtbewegungen erhöhten Einkünfte der Tullner Überfuhr. Herr stattrichter proponirt, daß, weiln in diesem fluchtweesen das urfahr sehr starckh unnd mehrer mitl eingehen, wie es damit wegen der urfahrleuth der thaill mug halber zu halten? Verlaß: An herrn stattcamerer ain decret auszuferttigen des inhalts, da yber 60 fl. nit einkhämen, solches bey der ordentlichen thaillung verbleiben zu lassen, da aber daryber, solches der proportion nach auszuthaillen, unnd der herrn, so darbey sich gebrauchen lassen, mit ainem recompens zu gedenckhen, vor allem aber den urfahrleuthen, daß er ain haus annemmen zu verhalten, oder seines dienstes zu entsezen.

12.3.13 1663, September 26, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln bestätigt die bereits getroffene Entscheidung, für das Aufgebot des Zwanzigsten, Zehnten und Fünften Mannes fünf Bürger und fünf Inleute zu stellen. Zwei Gesandte sollen in St. Pölten Johann Heinrich Graf von Pergen die Situation der Stadt vortragen. Herr stattrichter proponirt, daß wegen des 20., 10. und auch 5ten mann zuthun, wer nach St. Pöldten zu ihro gnaden, herrn Pergen, solches vorzutragen raisen solte? Verlaß: Wegen der mannschafft bleib es beym vorigen verlaß, daß nemblichen von den innleuthen 5 unnd von der bürgerschafft 5 gestellt werden unnd die ienige, so nit zahlen, sich selbst stellen und brauchen lassen sollen. Nach St. Pöldten zu raisen ist herr Elias Friedrich, innern raths, unnd herr stattschreiber zu raisen verordnet, die sowol wegen der mannschafft als auch wegen des kayserlichen eingeraichten memorial, was secretari Kagen hirauf für ain resolution gegeben, sonderlich auch wegen der abbrändler die notturfft vorbringen unnd wieder referiren sollen.

12.3.14 1663, Oktober 5, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß den Befehlen von Johann Heinrich Graf von Pergen die Stellung des Zwanzigsten und Zehnten Mannes

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12.3 Tulln im Türkenkrieg

verstärkt zu betreiben, hinsichtlich der geforderten Baumaßnahmen aber auf die geringen Mittel der Stadt zu verweisen. Elias Friedrich, innern raths, und herr stattschreibers relation ihrer Pöltinger rais und verrichtung bey ir gnaden, herrn Pergen: 1mo hetten ir gnaden vermeldt, daß die nothlaidendte örther wegen des 5ten mann kainen stellen dörfften, sondern vom haus 6  fl. angeschlagen werden. Wegen des 20ten und 10ten manns solle die statt das möglichiste thun, iedoch weillen sye in kürze gedenkhen bey uns herunder zu sein, woll er sodann wegen diese unnd des bey iro mayestät eingeraichten memorial halber die notturfft mit uns reden. Sonst aber hett ire gnaden auch anbevolchen, das zeughaus ainem ordentlich einzuantwortten, die peumb in zwinger115 abhackhen und die zwingermauer zu reparieren, die stuckh und geschüz aufführen zu lassn, item denen soldathen ain cordegardi116 zu machen. Verlaß: Wegen des 20ten und 10ten mann auf alle weiß dahin zu gedenkhen, dass die statt das möglichste thue, und weillen verlauth, daß der Niclas Hörnefer ainen hette, so nur ain duggaten und ain klaidt begehrt, selbigen nit zu verabsaumen. Wegen des 5ten, woferne nit baldt ausschreiben kommen, wär sich der austhaillung halber bey hereinnemmen des halben vierdten standts zuerkhundigen. Sovil die auch von iro gnaden anbevolchenen sachen betreffen, soll man exequiren, sovil die statt thuen kann, die mauern zu reparieren, das möge man nit, es were denn, daß die aufwendte uncosten gemeiner statt in ihren anlagen abgeraith würden, derentwegen auch mit ir gnaden konfftig zu reden. Wegen ainer cordequardi ist zu sehen, ob in der näche des herrn hauptmans quartir ein heusl und gelegenheit vor die soldathen, die doch sicher vor dem feuer wäre; absonderliche cordegardi zu pauen vermögen die statt ingleichen nit.

12.3.15 1663, Oktober 10, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den auf die Stadt entfallenden Anteil an den Kosten für die Aufstellung von Truppen nicht auf die Bürger umzulegen, sondern aus Sondermitteln, insbesondere den hinterlegten Waisengeldern, zu bestreiten. Ausschreiben von herrn Fronnhofer de dato 25. Septembris wegen der werbsgelter auf 2.000 mann zu fuß unnd 500 pferdt, item für gewöhr, mu115 Zwinger ist die Fläche zwischen der Vor- und der Hauptmauer der Stadtbefestigung. 116 Vom französischen Corps de Garde: Hauptwache (Höfer, Etymologisches Wörterbuch 1. Teil, 138).

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nicion unndt unnderhaltung 20 fändl unnd anndere notturfften, der statt Tulln gebier in abschlag dises contingents auf 3 monath 425 fl., woran den 5.  Octobris der viertlcassa unnnder wiennerwaldt 255  fl. angewisen etc., abgelesen unnd verlassen, daß die 425  fl. auf 4  monath gemacht, doch zu verschonung der burgerschafft extramitl, als von der hüttlingerischen, juritschen und jonischen gerhabschafft, von ihro gnaden, herrn von Orelli, von herrn Hohenrider, von denen tohren eingebracht, das grundtbuch aber besessen unnd denen bürgern zunehnung der gewöhren viertlweis eingesagt werde. Weilln aber anheut der rath zu wenig besezt,117 hat die aigentliche austhaillung nit geschlossen werden mögen.

12.3.16 1663, Oktober 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, den einquartierten Soldaten offene Feuer zu verbieten, dafür aber einige Stuben zur Verfügung zu stellen. Denen soldathen sollen die nächtlich offentlich brennendte gefährliche feuer abgeschafft, hingegen bey den thornichen die wachtstübl, bey der hauptwacht aber in ainem nahe gelegenen häusl ain stübl eingegeben werden.

12.3.17 1663, Oktober 19, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, mit dem Hauptmann Heichel über die Durchführung des Verbots offener Feuer zu sprechen. Wegen der nacht- und wachtfeuer mit herrn hauptmann Heichel, wie dieselben abzustellen zu conferiren unnd zu dem ende mit ainem gläsl wein ain ehr zu erweisen.

12.3.18 1663, Oktober 25, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, gemäß dem Wunsch des Hauptmanns eine Wachstube bei der Hauptwache bauen zu lassen, die Torschlüssel aber nicht zu übergeben. Cordeguardi vor die hauptwacht: Weillen solche herr hauptmann instanter wenigist auf 6 oder 7 persohnen zupauen begehrt, also wirdt herrn statt117 An der Sitzung nahmen neben dem Stadtrichter nur die Herren Eysen, Reuscher und Forster teil.

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cammerer eheist desswegen den augenschein aines füeglichen örth einnemen, sodann selbig fürderlich aufrichten. Sonsten aber, daß gedachter herr hauptmann die schlüssl zu den statt­ thoren begehrt, ist solches absolute abzuschlagen, weillen herr stattrichter die statt zu versichern vor hochlöblicher regierung ain jurament praestiert, auch bey vorigen kriegszeiten nie khain officir solches begehrt.

12.3.19 1663, November 12, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, dem Unterkommissar des Generalwachtmeisters Ferdinand von Puech zu erklären, dass man seiner Einquartierung erst zustimmen könne, wenn eine entsprechende Anweisung des Oberkommissariats vorliege. Herr stattrichter erindert, daß von Lebarn ain ordinanz von ainem unnder­ commissario, namens Andre Medinger, an ihne khomen, unnd darinn erindert, daß herr generalwachtmaister von Puech etc. sambt dem staab das quartir auf interim alhie haben solle, deme aber außer tach unnd stach nichts zu raichen, was zu thun? Verlaß: Dem herrn unndercommissario wider auf solche weis zu antwortten, daß die statt vorhin mit genuegsamen soldaten, ungeacht selbige sehr verderbt und wenig gelegenheit als Lebarn baldt selbsten hat, belegt, als erkhente sye sich zwar herrn generalwachtmaister so willig als schuldig zu gratificiren, müessen aber hierinn die ordentliche ordinanz vom löblichen obercommissariat aus erwarthen und ehender darzue nit bequemen.

12.3.20 1663, November 14, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, Generalwachtmeister Ferdinand von Puech gegenüber auf den Anweisungen des Oberkommissariats hinsichtlich seiner Unterbringung in Tulln zu beharren, und verhandelt die Klage eines Soldaten, der von einem Bürger geschlagen worden ist. Herr generalwachtmaister von Puech lesst durch seinen herrn generaladiu­ tanten wie auch fendrich entbiethen, daß er in ain blos haus, warin er außer des tachs nichts gefunden, gelegt worden. Weilln aber ihr kayserliche mayes­tät, unnser gnädigister herr, als churfürst in Bayern miteinander dahin tractirt, daß ihme alle serviz geraicht werden solle, als begehr er holz, salz, licht und pöthgwandt, kuchlgschirr, rauch- unnd hartes futter vor etlich unnd 30 bis 40 pferdt. 469

12. Krieg

Verlaß: Weilln der statt gemessner ordinanz zuekhommen von dem obercommissariat, daß mann nemblich ausser tach und stach nicht zu raichen schuldig, als soll herr stattschreiber neben herrn Simon Galler zu ihro excellenz sich verfügen, die ordinanz beweisen, die noth der statt clagen und da selbig nit aussezen wolte, sovil geduldt begehrn, bis wir solches an die cassa berichten khönnen. Relatio: Nachdeme sye aber zuruckhkhomen, haben sye referirt, daß herr generalwachtmaister sehr ybl zu straiden unnd erinndern lassen, man möge berichten, wohin man wolle, er begehre die zwischen ihro kayser­ licher mayestät unnd seinem gnädigisten herrn pactierte verpflegung, unnd da man’s ihme nit schaffe, oder holz gebe, woll er das haus abbrechen, begehr ihme auf solche weis dahier khain quartier, woll lieber in ainem dorff oder freyen veldt liegen, da er ehender fourage unnd holz trachten khönne, sey ihme bishero wenig discretion ervolgt, woll es gehörigen orthen anbringen. Verlaß: Dises ausführlich alsobaldt an iro gnaden, herrn obercommissario, zu berichten unnd die unmöglichkeit zu demonstiren. Wegen des vom lebzelter118 geschlagenen soldathen die sach bestens zu excusiren, unnd daß der burger genuegsamb hierumben gestrafft worden, ain ersamber rath aber herzlich darfür laidt seye, auch für der burger ungehorsamb nit khönne, herr Christoph Märtl aber und herr stattschreiber, weillen sich herr Eysen unpässlichkeit halber entschuldigt, sollen nacher Wienn unnd bey iro gnaden, herrn Pergen, in ain unnd andern die notturfft hanndlen. […] Anheut ist auch vorgedachter executions soldath als cläger unnd Thobias Rauch, lebzelter, als beclagter verhört worden, unnd weillen der beclagte zwar sich vill entschuldigen wollen, doch aber nit leugnen khönnen, unnd das obercommissariat solches sehr hoch empfindlich, auch sogar bey den löblichen ständen anzubringen getrohet, als ist der beclagte Rauch auf 10 tag mit wasser unnd brodt auff den thurm geschafft, unnd dem soldathen abzubitten ihme auferlegt worden, pönnfahl ist gesezt per 2 duggaten.119

12.3.21 1663, Dezember 3, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, die für die Stellung des Zwanzigsten Mannes geforderten Geldmittel durch die Einforderung von Steuerschulden unter den Bürgern aufzubringen, um die Stellung des Zehnten Mannes zu verhindern.

118 Gemeint ist Tobias Rauch. 119 In den Tullner Dokumenten ist unter Pönfall ein hoher Geldbetrag zu verstehen, der im Fall einer Zuwiderhandlung gegen ein Urteil fällig wird.

470

12.3 Tulln im Türkenkrieg

Herr Christoph Märtl erindert, daß herr stattrichterambtsverwalter unpäßlichkeit halber ihme das ambt ybergeben, unnd obwolln er gehrn mit deme zusammenkhonfften verschonen wolte, erforderte doch die noth zu schliessen, weilln ihro gnaden sich erbothen, wenn für den 20ten mann noch 3 in geldt, als vor ieden 17 thaller, oder soviel in gueten, und da es sein khan in königstettner wein abzuführen, wir sodann wegen des 10ten manns verschonnt werden sollen, wie solche 3 mann in geldt oder wein abzuführen? Verlaß: Vor allem nachzusehen, was in werb- und monatsgeldern vor restanten unnd weiln die werbunggelter sonderlich dahero zu appeliren, als sollen die restanten zur bezahlung angehalten unnd hierin die richtigkheit gepflogen werden.

12.3.22 1664, Februar 13, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, keine Robotarbeiten für den Verhau des Wienerwaldes zu leisten. Ein patent von löblicher cassa, Fridau,120 de dato 2. Februarii […]. 2do sollen die fortificationen der fluchtörther und verhauung der wälder vortgesezt, auch die drey tägige robot wider verricht.121 Verlaß: […] Die verhauung der wälder betreffend werden die darzu gehörigen schon erfordert werden, auch solches der robath halber die statt nicht angehen. Die vocantenpläz betreffend wäre sich zuerkundigen, wie es bey andern herrschaften gehalten werde.

12.3.23 1664, Februar 23, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt Maßnahmen zur Unterbringung des Generalfeldkriegskommissars Ferdinand von Hohenfeld anlässlich der bevorstehenden Musterung des Kürassierregiments Gonzaga. Ein ordinanz, daß die musterung der 8 compagnia Gonzagischen ­regiments122 auf den 25. dits soll vorgenohmen, zu dem endte des hiesigen herrn haubtmanns compagnia alhier und zu Michelhausen logiert, item ein andere ordi­nanz, daß die musterung alhier zu Tuln geschehen und sich die fleischhacker und böckhen mit aller notturfft versehen, vor allem aber für ihr gna120 In Fridau befindet sich ein Schloss, das damals den Grafen Sinzendorf gehörte. 121 Die Sperre des Wienerwaldes war eigentlich schon für den August 1663 befohlen worden, offenbar war man mit den Arbeiten nicht besonders weit gekommen. 122 Das 1660 aufgestellte Regiment Gonzaga war ein Kürassierregiment.

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12. Krieg

den, herrn general commissarium herrn von Hochenfeldt,123 dan ihro gnaden, herrn obercommissarium, zwe taugliche quartier bestelt werden sollen, abgelesen und verlassen. Verlaß: Des quartier halber soll herr hoffrichter und herr Märthl ersucht, dahingegen ihnen mit holz, heu, habern, kuchl- und andern geschirr an die handt gegangen, die übrigen sachen, als weinn, schmalz, ayer und dergleichen, gegen bezahlung vom spital genohmen, zum auffwarthen aber zwey junge rathsfreundt erfordert werden.

12.3.24 1664, Mai 21, Tulln Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 19 (1662–1665), unpag.

Der Rat der Stadt Tulln beschließt, sich auf den angekündigten D ­ urchmarsch der Hilfstruppen aus Franken so weit möglich vorzubereiten. Erstlichen herr Fraundorffer proponirt, daß er vernohmen, daß die fränckhi­ sche völkher,124 als 1.800 mann, stündtlich erwarttet werden und heut nacht schon zu Pechlarn gelegen sein sollen, also zu besorgen, daß sye hieher kommen möchten, zu deme sich mit victualien zu versehen wäre, wie solches auch der wacht und anderer sachen halber anzugreiffen? […] Verlaß: Soll die notturfft sovil müglich beraithschafft gehalten, denen herrn commissarien aber ein ehr erwiesen, die thor mit wachten wol besezt, interim besser nachfrag gehalten werden.

123 Ferdinand Graf von Hohenfeld (1612–1675), kaiserlicher Kämmerer und Rat, Vizepräsident der Hofkammer, 1665 Generalfeldkriegskommissar. 124 An der Schlacht von Mogersdorf am 1. August 1664 nahmen ein fränkisches Regiment zu Fuß (Pleitner) und eines zu Pferd (Zobel) teil.

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1. Ämter und Amtsträger der Stadt Tulln 1.1 Die Ratsämter der Stadt Tulln im Jahr 16071 Tulln, Stadtarchiv, Ratsprotokolle Bd. 10 (1603–1607), fol. 247r–248r Auflistungen, wie sie am angegebenen Ort unter der Überschrift „Der herrn richter und rath auch genanden und anderer officier namen der statt Tulln“ zu finden sind, wurden bedauerlicher Weise lediglich in der zweiten Hälfte des 16. und in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts in die Ratsprotokolle eingetragen, allerdings nicht für jedes Jahr. Das willkürlich ausgewählte Jahr soll einen Eindruck von der Vielzahl der in der Stadt wahrgenommenen Aufgaben und Ämter vermitteln. Stadtrichter: Georg Puxbaum Innerer Rat: 12 Personen wie folgt: Georg Täberer Hans Fraundorfer Leonhard Mockh Wolf Kranz Leopold Kheuffer Hans Alxinger Michael Puckher Christoph Wörner Salomon Wieland Jakob Stern Michael Freibeck Konrad Peyrl Äußerer Rat, 24 Personen wie folgt: Balthasar Weber Matthias Patriarch2 1 Das Jahr 1607 wurde zwar willkürlich gewählt, ist aber dasselbe Jahr, das in einer vergleichenden Darstellung der Ratsprotokolle von Perchtoldsdorf, Retz, Waidhofen an der Ybbs und Zwettl gewählt wurde: Griesebner, Scheutz, Weigl, Stadt – Macht – Rat 1607. 2 Matthias Patriarch († 1618), Tuchscherer und Bürger in Tulln, ab 1599 wohnhaft Hauptplatz 6.

475

1. Ämter und Amtsträger der Stadt Tulln

Hans Pregl Andreas Gruber Friedrich Fraundorfer Urban Kranz Thomas Rieschl3 Hieronymus Trauch Wolfgang Holzer Thomas Mockh Hans Schmiedhammer4 Matheus Höss5 Antonio Vita6 Veit Kaltenbrunner Daniel Schwarz Hans Millner Ulrich Gürtler Andreas Seidl7 Georg Öttinger Sigmund Kornhofer Abraham Gänon8 Kaspar Aydenmoser9 Valentin Putzer Urban Gernstl10 Stadtschreiber:11 Georg Mayr Daneben hatten in diesem Jahr die Ratsmitglieder folgende Ämter zu bekleiden: 12 13 Stadtkämmerer

Georg Täberer und Thomas Mockh

Spitalsmeister

Wolf Kranz und Matthias Patriarch

Weinhandler12

Hans Alxinger und Urban Gernstl

Ungelthandler13

Georg Puxbaum, Georg Täberer und Konrad Peyrl

  3 Thomas Rieschl, Fleischhauer und Bürger in Tulln, ab 1579 wohnhaft Rudolfstraße 12.   4 Hans Schmiedhammer, Lederer und Bürger in Tulln, Wirt auf der „Roßmühle“.   5 Matheus Höß, Gürtler und Bürger in Tulln, seit 1590 wohnhaft Bahnhofstraße 6.   6 Antonio Vita, Maurer und Bürger in Tulln, stammte aus Italien.   7 Andreas Seidl, Lederer und Bürger in Tulln, ab 1584 wohnhaft Bahnhofstraße 15.   8 Abraham Gänon, Riemer und Bürger in Tulln, ab 1602 wohnhaft Hauptplatz 28.   9 Kaspar Aydenmoser, Weißgerber und Bürger in Tulln, ab 1599 wohnhaft Wassergasse 2. 10 Urban Gernstl, Bürger in Tulln, ab 1595 wohnhaft Karlsgasse 14. 11 Der Stadtschreiber war der einzige hauptamtliche Beamte der Stadt. 12 Die Weinhandler waren für die Kontrolle und Besteuerung der in der Stadt befindlichen Weine verantwortlich. 13 Die Ungelthandler waren für die Eintreibung und Verrechnung der von der Stadt gepachteten Getränkesteuer zuständig.

476

1.1 Die Ratsämter der Stadt Tulln im Jahr 1607 Grundbuchshandler

Georg Puxbaum und Georg Mayr

Benefiziatenhandler14

Georg Puxbaum und Friedrich Fraundorfer

Salzhandler

Balthasar Weber und Urban Kranz

Provianthandler

Christoph Werner und Georg Öttinger

Zehenthandler15

Matthias Patriarch und Wolfgang Holzer

Lehentrager16

Georg Puxbaum und Hans Fraundorfer

Kirchenmeister17

Leopold Kheuffer

Zeugwarter18

Andreas Gruber und Hans Millner

„Verordnete zins- inventur- raitt und abhandlungen“19 „Beschauleute über rain und stein“ 20 Aufsicht über die Marktordnung „Beschauleute über brot, fleisch, haring und anders“ „Grabenmeister und anschaffer zur roboth“ 21 „Zum prant der laiden, im lesen und anderen zimentacta“ 22 Förster der Tullner Auen

Hans Alxinger, Konrad Peyrl, Hans Pregl, Andreas Gruber

Wachtmeister

Andreas Gruber

Ziegelschaffer

Michael Freibeck

Wagmeister

Thomas Kirchmayr

Torsperrer

Wolf Purckhart (Wiener Tor), Hans Millner (Frauentor), Jakob Schwarzenfeldter (St. Pöltner Tor), Peter Ott (Tränktor) Merth Kramer, Georg Palckh, Paul Peilich

Fährleute („föring“) der Tullner Überfuhr Stadtmeister

Hans Alxinger, Andreas Gruber, Thomas Mock, Antonio Vita Sigmund Kornhofer, Urban Gernstl, Hans Veigl, Elias Pyringer Thomas Mockh und Georg Wesendorfer, Müller Michael Puckher, Urban Kranz, Thomas Kirchmayr Christoph Wörner, Veit Kaltenbrunner

Georg Ambslieger

Ratsdiener

Paul Tschech

Feldhüter

Hans Raimair

Wachter

Mert Steyrer (auf den Kirchtürmen), Lienhard Lang (auf dem Frauenturm), Georg Salzer

14 15 16 17 18 19 20 21 22

14 Das Benefiziatenamt war für die von der Stadt verwalteten kirchlichen Benefizien zuständig. 15 Die Zehenthandler verwalteten die von der Stadt gepachteten Getreidezehnte. 16 Die Lehentrager waren für die Tullner Überfuhr zuständig, mit der die Stadt belehnt war. 17 Die Kirchenmeister waren für die wirtschaftlichen Angelegenheiten der Tullner Stadtpfarrkirche zuständig. 18 Den Zeugwarten oblag das städtische Zeughaus. 19 Eine der wichtigsten Aufgaben dieser Amtsträger war die Aufnahme und Bewertung der Verlassenschaftsinventare, die in ein eigenes Protokoll eingetragen wurden. 20 Die wichtigste Aufgabe dieser Amtsträger war die Kontrolle der Vermarkungen und Grundstückgrenzen. Die Versetzung von Markpunkten war unter strenge Strafe gestellt. 21 Wesentliche Aufgabe dieser Amtsträger war die Durchsetzung der persönlichen Arbeitsverpflichtung (Robot) der Bürger, die vor allem der Instandhaltung der Wege und Brücken diente. 22 Bei der Zimentierung ging es um die Aichung der Maße und Gewichte. Prant meint mög­ licherweise die Markierung der Meßgeräte. Denselben Beamten oblag offenbar auch die Überprüfung der Weinleseordnung, die jährlich von der Stadt erlassen wurde.

477

1. Ämter und Amtsträger der Stadt Tulln

1.2 Die Stadtrichter der Stadt Tulln (1517–1679) Die Angaben beruhen größtenteils auf Biack, Geschichte der Stadt Tulln (2. Auflage), wurden jedoch auf der Grundlage des herangezogenen Archivmaterials ergänzt und berichtigt. 1517–1521 Leopold Stampfl23 1522/23 Georg Paltram24 1524/25 Caspar Haidn25 1526/27 Niklas Mur26 1528/29 Leopold Hanif27 1530 Matthias Winkler28 1531–1537 Johann Schnalzer 1538–1540 Caspar Haidn 1541/42 Johann Schnalzer 1543/44 Hans Kornhofer29 1545/46 Marx Voith30 1547–1550 Johann Schnalzer 1551 Thoman Springindaschen31 1552 Marx Voith 1553 Johann Schnalzer 1554 Hans Kornhofer 1555 Johann Schnalzer 1556 Sebastian Fraundorfer 1557–1559 Georg Enzenberger 1560 Johann Schnalzer 1561/62 Georg Enzenberger 23 Leopold Stampfl († vor 1546), Tuchhändler, erwarb 1519 das Haus Hauptplatz 21. 24 Georg Paltram, Fleischhauer, vor seiner Tätigkeit als Stadtrichter Spitalmeister; kaufte in seiner Periode als Stadtrichter das dem Kloster St. Dorothea dienstbare Haus Albrechtsgasse 10 als neues Rathaus, heute Bezirksgericht. 25 Caspar Haidn († vor 1548), aus Judenburg, kaufte 1534 das Haus Albrechtsgasse 33. 26 Niklas Mur, Schuhmacher in Tulln. 27 Leopold Hanif († vor 1543), aus Königstetten. 28 Matthias Winkler († 1537), erwarb 1530 das Haus Hauptplatz 12. 29 Hans Kornhofer († vor 1557), Fleischhauer, vor seiner Tätigkeit als Stadtrichter Spitalmeister, wohnte zunächst im Haus seines Vaters, des Fleischhauers Mert Kornhofer, Hauptplatz 31, erwarb 1543 das Haus Hauptplatz 22, wechselte 1550 in das Nachbarhaus Hauptplatz 23. Ungeachtet seines rüden Wesens gelang es ihm aufgrund seines finanziellen Reichtums, der es ihm ermöglichte, der Stadt Tulln Darlehen zu gewähren, eine gerichtliche Verurteilung stets zu vermeiden. Bereits 1529 war ein Verfahren gegen ihn anhängig, weil er ein Kind misshandelt haben sollte; er musste aber auf Befehl von König Ferdinand freigelassen werden.1530 wurde gegen ihn der Vorwurf der Veruntreuung von Geldern einer Witwe namens Agathe Schmied erhoben. Auch in diesem Fall kam er auf Befehl des Landesfürsten frei. 30 Marx Voith, Schmied in Tulln, erwarb 1530 das Haus Bahnhofstraße 4. 31 Thoman Springindaschen († 1559).

478

1.2 Die Stadtrichter der Stadt Tulln (1517–1679)

1563/64 Leopold Rath32 1567/68 Primus Moglitsch 1569/70 Georg Rupoldt33 1571/72 Primus Moglitsch 1573/74 Florian Träppl 1575/76 Michael Friedberger 1577/78 Hans Fraundorfer 1579/80 Georg Täberer 1581/82 Florian Träppl 1584–1587 Andreas Puckher 1588–1595 Georg Täberer 1596–1598 Hans Fraundorfer 1599/1600 Georg Täberer 1601/02 Jakob Mandl 1603/04 Georg Täberer 1605 Jakob Mandl 1606–1610 Georg Puxbaum 1611/12 Hans Fraundorfer 1613–1616 Urban Kranz 1617/18 Hans Fraundorfer 1619 Christoph Wörner 1620–1623 Andreas Juritsch 1624/25 Thomas Mockh 1626/27 Michael Puckher 1628/29 Elias Pyringer 1630/31 Viktor August Spächter 1632–1639 Kaspar Mayrhofer 1639–1641 Georg Fraundorfer 1642/43 Simon Mandl 1644–1647 Georg Fraundorfer 1648–1655 Christoph Märtl 1656–1660 Jakob Strobl 1661/62 Christoph Märtl 1663 Balthasar Gassner 1664 Paul Forster 1665/66 Simon Galler 1667 Johann Schweickhart Khülff 1668/69 Simon Galler 1670–1679 Georg Gleichsdorffer 32 Leopold Rath († 1564), vor seiner Tätigkeit als Stadtrichter Zeugwart; erwarb 1546 das Haus Kirchengasse 10. 33 Georg Rupoldt († 1574), Stadtmüller in Tulln.

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1. Ämter und Amtsträger der Stadt Tulln

1.3 Die Stadtschreiber der Stadt Tulln (1517–1685) Die Angaben beruhen größtenteils auf Biack, Geschichte der Stadt Tulln (2. Auflage), wurden jedoch auf Grundlage des herangezogenen Archivmaterials ergänzt und berichtigt. Da es keine Auflistung der Stadtschreiber gibt, müssen Erwähnungen des Schreibers innerhalb der Protokolle herangezogen werden. Dies erklärt die Lücken in der Amtsträgerliste. 1517 Hans Walsl 1527 Matthias Pur 1530 Conrad Partsch34 1534 Balthasar Weinberger35 1543 Mert Pawer36 1552–1555 Sebastian Fraundorfer 1555–1560 Georg Lodt37 1560–1562 Blasius Grienauer38 1562–1576 Christoph Wagner39 1583–1588 Andreas Öttinger Vogel40 1595 Augustin Eysfordt41 1596 Hans Nägelein42 1597–1611 Georg Mayr 1611–1620 Georg Vielkorn 1622–1627 Lorenz Seith43 1627–1629 Dr. Zacharias Constantius Kirchmair 1630 Peter Burkhart 1631–1635 Tobias Zeller 1635–1637 Mag. Paul Gomer 1637–1653 Sebastian Schäbl 34 Conrad Partsch, kaiserlicher Notar. 35 Balthasar Weinberger († 1541). 36 Mert Pawer, kaufte 1545 das Haus Hauptplatz 25, das er 1546 wieder verkaufte. 37 Georg Lodt († 1560), kaufte 1558 das Haus Albrechtsgasse 8. 38 Blasius Grienauer († 1562), kaufte 1560 das Haus Albrechtsgasse 8 von der Witwe nach seinem Amtsvorgänger Georg Lodt. Nach Grienauers Tod wurde ein Fehlbetrag in der Stadtkasse festgestellt, woraufhin die Stadt das genannte Haus übernahm. 39 Christoph Wagner († 1588), heiratete 1567 die Fleischhauerswitwe Helena Mayr, wodurch er das Haus Hauptplatz 24 in seinen Besitz brachte. Helena war zuvor mit dem Fleischhauer Hans Kornhofer verheiratet gewesen. 40 Der entsprechende Band der Ratsprotokolle fehlt; der Vorname des Stadtschreibers lässt sich daher nicht ermitteln. 41 Augustin Eysfordt († 1596), aus Schlesien, vor seiner Übersiedelung nach Tulln Stadtschreiber von Klosterneuburg, kaufte 1593 das Haus Hauptplatz 23. 42 Hans Nägelein († 1597). 43 Lorenz Seith († 1627), kaufte 1620 das Haus Rudolfstraße 11.

480

1.4 Die lateinischen Schulmeister der Stadt Tulln (1553–1622)

1653–1659 Nikolaus Martini 1659–1662 Joachim Weineisen44 1662–1667 Lic. iur. Leonhard Höblinger 1667–1675 Dr. Johann Peyrl 1675–1685 Rudolf Weydlicher45

1.4 Die lateinischen Schulmeister der Stadt Tulln (1553–1622) Die biographischen Angaben beruhen zu einem großen Teil auf einer von Biack, Chronica der Schule Tulln, zitierten, aber unbekannten Orts verwahrten Chronik der Tullner Lateinschule aus dem Jahr 1600. Diese Angaben wurden, soweit das möglich war, stichprobenartig überprüft, wobei sie nicht belegt werden konnten, so dass sie mit einiger Vorsicht zur Kenntnis genommen werden müssen. Weitere Informationen stammen aus Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57 (Liste der Lehrkräfte). 1553–1556 Primus Moglitsch46 Urban Perger 1557–1563 Christoph Langenwalder 1563/64 Franz Hartmann 1564–1566 Georg Köck 1566–1568 Abraham Plewer 1568–1571 Wolfgang Nussdorfer 1571–1576 Mag. Gregor Kirchmayer 1576 Georg Reiss47 1576/77 Johann Schubmann 1577–1580 Stephan Imhoff 1580–1582 Mag. Kaspar Zwierschlag48 1582–1590 Thoman Puecher49 44 Joachim Weineisen († 1662), aus Bayern, Studium an der Wiener Universität, danach in Wien als Notar nachweisbar. 45 Rudolf Weydlicher, kaiserlicher Notar, erhielt die Stelle als Stadtschreiber auf Empfehlung des Weihbischofs von Passau, in dessen Diensten er gestanden hatte. 46 Primus Moglitsch heiratete eine Tullner Bürgerin und beschäftigte sich nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst mit dem Eisenhandel. Als Ratsbürger war er mehrfach auch Stadtrichter. 47 Georg Reiß († 1576). 48 Mag. Kaspar Zwierschlag, nach Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs 54, 57, vor seiner Tätigkeit in Tulln Provisor an der Haidenburse in Wien. 49 Thoman Puecher, artium liberalium studiosus, vor seiner Tätigkeit als Schulmeister zwei Jahre lang Kantor in Tulln, ursprünglich aber aus Kärnten stammend, übersandte dem Rat 1582 „De nativitate Christi carmina“.

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1. Ämter und Amtsträger der Stadt Tulln

1590–1595 Konrad Recht 1595–1597 Hans Alxinger 1597–1599 Johannes Dhol 1599–1605 Johann Schwab 1605–1608 Christoph Rösch 1608–1611 Martin Piscator 1611–1614 Christoph Starckmann 1614–1616 Johann Cornelius Horn 1616–1620 Peter Schubert 1620 Friedrich Schnabl 1621 Adam Strasser 1622–1629 Peter Schubert 1629–1635 Mag. Paul Gomer 1636–1645 Christoph Friesl 1646–1650 Georg Rethor 1650–1658 Johann Christian Turner 1658–1661 Wolf Georg Lindtner 1661–1666 Andreas Päntl

1.5 Die Dechanten der Stadt Tulln (1510–1686) Die Angaben beruhen vorwiegend auf Biack, Geschichte der Stadt Tulln (2. Auflage), wurden allerdings anhand der herangezogenen Dokumente berichtigt. 1510–1522 Dr. Georg Prenner 1525 Kaspar Nirl 1530–1540 Heinrich Kurz50 1541–1553 Wolfgang Pultzer 1555–1558 Clemens Orlanitsch 1559–1570 Hieronymus Helmauf51 1571–1581 Gregor Lambert 1581–1584 Dr. Thomas Raidl52 1585–1586 Georg Ursylvanus 1587 Dr. Michael Lyditius53 50 Heinrich Kurz († 1557), geboren in Regensburg, Domherr in Passau, 1526–1557 dort Weih­ bischof. 51 Hieronymus Helmauf († 1570), verheiratet, 1562 Visitator der oberösterreichischen Klöster. Er hinterließ zwei Töchter. 52 Thomas Raidl, verheiratet, Domherr von St. Stephan in Wien, Passauer Offizial. Sein Sohn Maximilian besaß ein Haus in Tulln (Nibelungengasse 8). 53 Dr. Michael Lyditius († 1587), vor seiner Tätigkeit in Tulln Pfarrer in Weitra.

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1.5 Die Dechanten der Stadt Tulln (1510–1686)

1588–1597 Wolfgang Molitor54 1597–1617 Michael Pinder 1617–1626 Anton Berthold55 1626–1632 Martin Sebald56 1632–1639 Adam Putscher57 1639–1645 Johann Bartholomäus Kobaldt von Tambach58 1648–1669 Martin Geiger59 1669–1686 Jodok Höppfner von Brendt

54 Wolfgang Molitor († 1599), vor seiner Tätigkeit in Tulln Pfarrer in Mannswörth. Sein Grabstein befindet sich heute an der Nordmauer der Tullner Stadtpfarrkirche. 55 Anton Berthold ist in den Wiener Universitätsmatriken 1610 als „Ananensis (Nonsberger Tal in Tirol) Tyrolensis sanctissimae theologiae studiosus, pontificus alumnus“ nachweisbar (Gall, Die Matrikel der Universität Wien 82); er war zunächst Kaplan in Tulln, ehe er dort Dechant wurde. 56 Martin Sebald war vor seiner Tätigkeit in Tulln Pfarrer von St. Michael in Wien, nach Übergabe der Kirche an die Barnabiten resignierte er und erhielt dafür die Pfarre Tulln. 57 Adam Putscher († 1639), apostolischer Protonotar und Hofkaplan. Sein Grabstein befindet sich noch heute in der Tullner Stadtpfarrkirche, ist aber weitgehend durch das Chorgestühl verdeckt. 58 Johann Bartholomäus Kobaldt von Tambach (1592–1645), geboren in Tambach, Domherr in Regensburg, 1637–1645 Weihbischof von Passau. 59 Martin Geiger (1621–1669), geboren in Hainburg, 1646–1658 Offizial und Generalvikar des Bistums Passau für Niederösterreich, 1668 Weihbischof von Passau. Grabstein an der Südmauer der Tullner Stadtpfarrkirche.

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2. Abkürzungen und Siglen

AVA = Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv cr. = Kreuzer d. = Pfennig fl. = Florin, Gulden fol. = Folio, Blatt HHStA = Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv kr. = Kreuzer mhd. = mittelhochdeutsch NF = Neue Folge NÖLA = Niederösterreichisches Landesarchiv qtl. = Quentchen qt. = Quentchen RV = Rückvermerk s. = Schilling

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3. Quellen und Literatur Quellen St. Pölten, Niederösterreichisches Landesarchiv Tullner Handschriften Bde. 3, 5–8, 15, 25 Tullner Urkunden 112–113, 166 Tulln, Stadtarchiv 3/31 A 231–232, 234 Ratsprotokolle Bd. 3–23 Tulln, Stadt- und Bezirksmuseum Einschreibebuch der Corporis Christi Bruderschaft Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv Niederösterreichische Herrschaftsakten T 30a, T 30b (Tulln)

Literatur Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart, 4 Bde. (Wien 1808). Sabine Autrieth, Die Tullner Bäckerzeche (Dipl.-Arb., Univ. Wien 1996). Otto Biack, Chronica der Schule Tulln, in: Der Tullner Gau 7 (1932) Folge 1, 4–7. Otto Biack, Galgen, Rad und Schwert im Tullner Landesgerichte, in: Der Tullner Gau 10 (1935), Folge 1–2, 2–6, Folge 3, 19–20, Folge 4, 32, Folge 5, 33–36. Otto Biack, Geschichte der Stadt Tulln (Tulln 21982). Otto Biack, Josef Köstlbauer, Tullner Häuserchronik (Tulln 1991, als maschinschriftliches Manuskript unter der Signatur 26 in mehreren Exemplaren im Tullner Stadt- und Bezirksmuseum hinterlegt). Wilhelm Brauneder, Die Policeygesetzgebung in den österreichischen Ländern im 16. Jahrhundert: Derzeitiger Forschungsstand und Perspekti485

3. Quellen und Literatur

ven, in: Michael Stolleis (Hg.), Policey im Europa der Frühen Neuzeit (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 83, Frankfurt am Main 1996) 299–316. Lothar Brauneis, Zur Geschichte der Viehhirten, in: Unsere Heimat 22 (1951) 172–175. Peter Broucek, Das Türkenjahr 1663 und Niederösterreich, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 40 (1974) 179–208. Peter Broucek, Feldmarschall Bucquoy als Armeekommandant 1618–1620, in: Der Dreißigjährige Krieg. Beiträge zu seiner Geschichte (= Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien 7, Wien 1976) 25–57. Peter Broucek, Kampf um Landeshoheit und Herrschaft im Osten Österreichs 1618 bis 1621 (= Militärhistorische Schriftenreihe 65, Wien 1992). Peter Broucek, Der Krieg und die Habsburgerresidenz, in: Andreas Weigl (Hg.), Wien im Dreißigjährigen Krieg. Bevölkerung, Gesellschaft, Kultur, Konfession (= Kulturstudien 32, Wien 2001) 106–154. Otto Brunner, Das Archiv der Niederösterreichischen Kammer und des Vizedoms in Österreich unter der Enns und seine Bedeutung für die Landesgeschichte, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 29 (1948) 144–166. Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser – Dunkelsteiner Wald (= Niederösterreichs Burgen und Schlösser 2/2, Wien 1973). Felix Czeike (Hg.), Das große Groner-Wien-Lexikon (Wien 1974). Christine Dolezal, Die Geschichte des Dominikanerinnenklosters in Tulln (Diss., Univ. Wien 1970). Wilhelm Ebel, Der Bürgereid als Geltungsgrund und Gestaltungsprinzip des deutschen mittelalterlichen Stadtrechts (Weimar 1958). Peter Engerisser, Von Kronach nach Nördlingen. Der Dreißigjährige Krieg in Franken, Schwaben und der Oberpfalz 1631–1635 (Weißenstadt 2004). Helmuth Feigl, Der niederösterreichische Bauernaufstand 1596/97 (= Militärhistorische Schriftenreihe 22, Wien 1972). Karl Friedrich von Frank, Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich-österreichische bis 1823, 5 Bde. (Schloß Senftenegg 1967–1974). Helga Franz-Haase, Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur Tullns. Von den Anfängen bis ins frühe 20. Jahrhundert (Dipl.-Arb., Univ. Wien 2009). Alfred Galik, Günther Karl Kunst, Tierreste aus der Kartause Mauerbach als Zeugnisse einstiger Ernährungsgewohnheiten, in: Kartause Mauerbach. 1314 bis heute, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 53 (1999) 373–735, 671–682. Franz Gall (Bearb.), Die Matrikel der Universität Wien. Bd. 4: 1579/II– 1658/59 (= Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 6/1/4, Wien–Köln–Graz 1974). 486

3. Quellen und Literatur

Roderich Geyer, Baugeschichte des Schlosses Judenau (= Mitteilungen des Heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 22, Tulln 2008). Roderich Geyer, Das Kapuzinerkloster in Tulln, 1635–1787 (= Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4, Mitteilungen des Heimatkund­ lichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 15, St. Pölten 2000). Susanne Gmoser, Die Erbhuldigung in Österreich unter der Enns 1564– 1835. Bedeutungswandel oder Bedeutungsverlust? (Dipl.-Arb., Univ. Wien 2010). Andrea Griesebner, Martin Scheutz, Herwig Weigl (Hgg.), Stadt – Macht – Rat 1607. Die Ratsprotokolle von Perchtoldsdorf, Retz, Waidhofen an der Ybbs und Zwettl im Kontext (= Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 33, St. Pölten 2008). Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, 16 Bde. in 33 Teilen (Leipzig 1838–1971). Online-Fassung: Karl Gutkas, Landesfürst, Landtag und Städte Niederösterreichs im 16. Jahrhundert, in: Festschrift zum hundertjährigen Bestand des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich und Wien (= Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 36 [1964]) 311–319. Herbert Hassinger, Die Landstände der österreichischen Länder. Zusammensetzung, Organisation und Leistung im 16.–18. Jahrhundert, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 36 (1964) 989–1035. Mark Hengerer, Kaiserhof und Adel in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eine Kommunikationsgeschichte der Macht in der Vormoderne (= Historische Kulturwissenschaft 3, Konstanz 2004). Matthias Höfer, Etymologisches Wörterbuch der in Oberdeutschland, vorzüglich aber in Österreich üblichen Mundart, 3 Bde. (Linz 1815). Ignaz Hübel, Das Schulwesen Niederösterreichs im Reformations-Zeitalter, in: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus im ehemaligen und im neuen Österreich 51 (1930) 25–65, 52 (1931) 69–98, 53 (1932) 24–51, 54 (1933) 55–82. Gerhard Jaritz, Gesellenwanderung in Niederösterreich im 15. und 16. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Tullner „Schuhknechte“, in: Internationales handwerksgeschichtliches Symposium Veszprém, 20.–24. 11. 1978 (Veszprém 1979) 50–61. Gerhard Jaritz, Die Kartäuser von Mauerbach und ihre Geschichte: Spirituelles Leben auf materieller Basis, in: Kartause Mauerbach. 1314 bis heute, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 53 (1999) 373–735, 375–384. Wolfgang Jöchlinger, Andreas Weissenstein, erwählter Propst von Klosterneuburg und sein Kampf gegen das Staatskirchentum, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg NF 6 (1966) 7–135. 487

3. Quellen und Literatur

Otto Kainz, Das Kriegsgerichtsprotokoll zum Niederösterreichischen Bauernaufstand von 1596/97. Analyse und Edition (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 50, St. Pölten 2010). Anton Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln (Krems 1874, 2. Aufl. 1902). Ernst Klebel, Ungeld und Landgericht in Nieder- und Oberösterreich, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 52 (1938) 269–287. Herbert Knittler, Der Salzhandel in den östlichen Alpenländern. Bürgerliche Berechtigung – Städtische Unternehmung – Staatliches Monopol, in: Wilhelm Rausch (Hg.), Stadt und Salz (= Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 10, Linz 1988) 1–18. Helmut Kretschmer, Sturmpetition und Blockade Wiens im Jahre 1619 (= Militärhistorische Schriftenreihe 38, Wien 1978). Johann Georg Krünitz, Oekonomische Enzyklopaedie, Bd. 187 (Berlin 1845). Martin Kühne, Einige Nachrichten über Freiherrn Hans Rueber zu Puxendorf und Gavenwerth, kaiserlichen Generalobristen in Ungarn, in: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 1 (1880) 124–129. Franz Kurz, Schicksale des Passauischen Kriegsvolkes in Böhmen bis zur Auflösung desselben im Jahre 1611 (Prag 1832) (aus: Abhandlungen der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften NF 3). Horst Illmeyer, Frühneuzeitliche Ratsprotokolle niederösterreichischer Städte am Beispiel von Perchtoldsdorf, Retz, Waidhofen/Ybbs und Zwettl (Dipl.-Arb., Univ. Wien 2008). Erich Landsteiner, Weinbau und bürgerliche Hantierung, Weinproduktion und Weinhandel in den landesfürstlichen Städten und Märkten Niederösterreichs in der frühen Neuzeit, in: Ferdinand Opll (Hg.), Stadt und Wein (= Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 14, Linz 1996) 17–50. Erich Landsteiner, Andreas Weigel, „Sonsten finden wir die sachen sehr übel aufm Landt beschaffen“ – Krieg und lokale Gesellschaft in Niederösterreich (1618–1621), in: Benigna von Krusenstjern, Hans Medick (Hgg.), Zwischen Alltag und Katastrophe – Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 148, Göttingen 1999) 229–272. Erich Landsteiner, Eingepfercht in die Zirkulationssphäre? Die Kaufleute von Steyr und die Stahlproduktion im Umkreis des steirischen Erzberges im 16. Jahrhundert, in: Mathieu Arnoux, Pierre Monnet (Hgg.), Le technicien dans la cité occidentale 1250–1650 (= Collection de l’École française de Rome 325, Rom 2004) 315–345. 488

3. Quellen und Literatur

Erich Landsteiner, Die Krise der Innerberger Eisenproduktion an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Versuch einer Neuinterpretation in Anschluß an Roman Sandgruber, in: Michael Pammer, Herta Neiss, Michael John (Hgg.), Erfahrung der Moderne – Festschrift für Roman Sandgruber zum 60. Geburtstag (Stuttgart 2007) 79–110. Klaus Lohrmann, Zur Geschichte der Juden in Tulln, in: Andrea Jakober, Die jüdische Gemeinde in Tulln (Wien [1989]) 5–8. Arnold Luschin von Ebengreuth, Österreicher an italienischen Universi­ täten zur Zeit der Reception des römischen Rechts, 2 Bde. (Wien 1880– 1882). Günter Marian, Die Finanzen der Stadt Tulln in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung des Türkenjahres 1683 (Dipl.-Arb., Univ. Wien 1993). Günter Marian, Stadt und Adel. Zur Stadtministerialität von Tulln im 12. und 13. Jahrhundert und zu den Anfängen des Gutes Oberstockstall (= Mitteilungen des Heimatkundlichen Arbeitskreis für die Stadt und den Bezirk Tulln 25, Tulln 2010). Franz Mathis, Zur Bevölkerungsstruktur österreichischer Städte im 17. Jahrhundert (= Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 11, Wien 1977). Ingrid Matschinegg, Österreicher als Universitätsbesucher in Italien (1500– 1630). Regionale und soziale Herkunft – Karrieren – Prosopographie (Diss., Univ. Graz 1999). Reinhard Müller, Studien zum Inzichtverfahren nach bayerischen Quellen (Leipzig 1939). Christian Neschwara, Geschichte des österreichischen Notariats. Band 1: Vom Spätmittelalter bis zum Erlaß der Notariatsordnung 1850 (Wien 1996). Walpurga Oppeker, Beiträge zur Geschichte der Tullner Künstlerfamilie Gürner (= Mitteilungen des Heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 13, Tulln 1999). Christine Ottner, Einer ersamen landschaft diener – Die Apotheker der niederösterreichischen Landstände im 16. und 17. Jahrhundert, in: Österreichische Apothekerzeitung 57 (2003) 1050–1055. Christine Ottner, Zu den Sanitätsmaßnahmen der niederösterreichischen Landstände im Seuchenjahr 1680, in: Unsere Heimat 76 (2005) 25–37. Rudi Palla, Das Lexikon der untergegangenen Berufe (Frankfurt am Main 1998). Josef Pauser, Martin Scheutz, Frühneuzeitliche Stadt- und Marktschreiber – ein Aufriss, in: Andrea Griesebner, Martin Scheutz, Herwig Weigl (Hgg.), Stadt – Macht – Rat 1607. Die Ratsprotokolle von Perchtoldsdorf, Retz, Waidhofen an der Ybbs und Zwettl im Kontext (= Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 33, St. Pölten 2008) 515–564. 489

3. Quellen und Literatur

Kurt Peball, Die Schlacht bei St. Gotthard-Mogersdorf 1664 (= Militärhistorische Schriftenreihe 1, Wien 1964). Silvia Petrin, Die Stände des Landes Niederösterreich (= Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 64, St. Pölten–Wien 1982). Laurenz Pröll, Einige Nachrichten über die Zustände im Tullnerfelde zur Zeit des zweiten Türkeneinfalles, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 2 (1903) 99–116. Andrea Pühringer, Contributionale, Oeconomicum und Politicum. Die Finanzen der landesfürstlichen Städte Nieder- und Oberösterreichs in der Frühneuzeit (= Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 27, Wien– München 2002). Andrea Pühringer, Die Rechnungen der Finanzverwaltung in den österreichischen Städten, in: Josef Pauser, Martin Scheutz, Thomas Winkelbauer (Hgg.), Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Erg.bd. 44, Wien–München 2004) 611–624. Andrea Pühringer, Ein Strukturvergleich niederösterreichischer Städte in der frühen Neuzeit. Zur Konstellation kommunaler Finanzen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 18. Jahrhunders, in: Willibald Rosner, Reinelde Motz-Linhart (Hgg.), Die Städte und Märkte Niederösterreichs im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Die Vorträge des 20. Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 36, St. Pölten 2005) 102–133. Johannes Ramharter, Die Einrichtung der Stadtpfarrkirche Tulln, in: Neue Forschungen zur Geschichte der Stadtpfarrkirche „St. Stephan“ in Tulln (= Mitteilungen des Heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 18, Tulln 2003) 46–61. Peter Rauscher, Zwischen Ständen und Gläubigern. Die kaiserlichen Finanzen unter Ferdinand I. und Maximilian II. (1556–1576) (= Veröffent­ lichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 41, Wien–München 2004). Christian Rohr, Leben mit der Flut – Zur Wahrnehmung, Deutung und Bewältigung von Überschwemmungen im niederösterreichischen Raum (13.–16. Jahrhundert), in: Wilibald Rosner, Reinelde Motz-Linhart (Hgg.), Kriege – Seuchen – Katastrophen (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 46, St. Pölten 2007) 63–114. Roman Sandgruber, Der Scheibbser Eisen- und Provianthandel vom 16. bis ins 18. Jahrhundert mit besonderer Berücksichtigung preis- und konjunkturgeschichtlicher Probleme (Diss., Univ. Wien 1971). Anton Schachinger, Das kaiserliche Waldamt und die Herrschaft Purkersdorf im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts unter besonderer Berück490

3. Quellen und Literatur

sichtigung der Auswirkungen der Türkeninvasion des Jahres 1683, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 29 (1948) 167–272. Barbara Schedl, Der König und seine Klosterstiftung in der Stadt Tulln. Eine Selbstinszenierung Rudolfs I. im Herzogtum Österreich (= Mitteilungen des Heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 20, Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 14, St. Pölten 2004). Martin Scheutz, Alltag und Kriminalität. Disziplinierungsversuche im steirisch-österreichischen Grenzgebiet im 18. Jahrhundert (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Erg.bd. 38, Wien– München 2001). Martin Scheutz, Ausgesperrt und gejagt, geduldet und versteckt. Bettler­ visitationen im Niederösterreich des 18. Jahrhunderts (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 34, St. Pölten 2003). Martin Scheutz, „Die herrn seint zu Wienn, die nahren zu hauß“ – Stadt­ regiment und Bürger in österreichischen Kleinstädten der Frühen Neuzeit, in: Die Städte und Märkte Niederösterreichs im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Die Vorträge des 20. Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 36, St. Pölten 2005) 204–246. Martin Scheutz, Kammergut und/oder eigener Stand? Landesfürstliche Städte und Märkte und der „Zugriff“ der Gegenreformation, in: Rudolf Leeb, Susanne Claudine Pils, Thomas Winkelbauer (Hgg.), Staatsmacht und Seelenheil. Gegenreformation und Geheimprotestantismus in der Habsburgermonarchie (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 47, Wien–München 2007) 311–339. Martin Scheutz, Herwig Weigl, Ratsprotokolle österreichischer Städte, in: Josef Pauser, Martin Scheutz, Thomas Winkelbauer (Hgg.), Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Erg.bd. 44, Wien–München 2004) 590–610. Elke Schlenkrich, „Ach Gott, die Pest, dein scharfer Pfeil fleugt itzt herum in schneller Eil“ – Alltag und Pestregiment im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert in Niederösterreich, Sachsen, Böhmen und Schlesien, in: Wilibald Rosner, Reinelde Motz-Linhart (Hgg.), Kriege – Seuchen – Katastrophen (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 46, St. Pölten 2007) 39–164. Franz Schönfellner, Krems zwischen Reformation und Gegenreformation (= Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 24, Wien 1985). Friedrich Schragl, Glaubensspaltung in Niederösterreich. Beiträge zur Niederösterreichischen Kirchengeschichte (= Veröffentlichungen des 491

3. Quellen und Literatur

kirchenhistorischen Instituts der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien 14, Wien 1973). Renate Schreiber, „ein galeria nach meinem humor“. Erzherzog Leopold Wilhelm (= Schriften des Kunsthistorischen Museums 8, Wien 2004). Alfred Sitte, Aus den Inventarien des Schlosses zu Pottendorf, in: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 40 (1907) 47–81. Albert Starzer, Beiträge zur Geschichte der Niederösterreichischen Statthalterei. Die Landeschefs und Räthe dieser Behörde von 1501 bis 1896 (Wien 1897). Albert Starzer, Geschichte der landesfürstlichen Stadt Klosterneuburg (Klosterneuburg 1900). Gerhard Tanzer, Spectacle müssen seyn. Die Freizeit der Wiener im 18. Jahrhundert (= Kulturstudien  21, Wien–Köln–Weimar 1992). Leopold Toifl, Zum Schutz des Landes. Katalog zur Dauerausstellung, Kanonenhalle im Landeszeughaus (Graz 2005). Leopold Toifl, Zur Verteidigung der Stadt Graz im Türkenjahr 1663 – Ein Beitrag zum steirischen Zeugwesen, in: Mitteilungen des Steiermär­ kischen Landesarchivs 48 (1998) 281–297. Leopold Toifl, Hildegard Leitgeb, Ostösterreich im Bocskay-Aufstand 1605 (= Militärhistorische Schriftenreihe 63, Wien 1990). Topographia Windhaagiana (Wien 1673). Wolfgang Trapp, Heinz Wallerus, Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung (Stuttgart 52006). Georg Matthäus Vischer, Topographia archiducatus Austriae inferioris modernae (o. O. 1672). Karl Vocelka, Die politische Propaganda Kaiser Rudolfs II. (1576–1612) (= Veröffentlichungen der Kommission für die Geschichte Österreichs 9, Wien 1981). Andreas Weigl (Hg.), Wien im Dreißigjährigen Krieg – Bevölkerung, Gesellschaft, Kultur, Konfession (= Kulturstudien 32, Wien 2001). Theodor Wiedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns, 5 Bde. (Prag 1879–1886).

Franz Karl Wissgrill, Schauplatz des landsässigen Niederösterreichischen Adels vom Herrn- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an bis auf jetzige Zeiten (Wien 1804). Jakob Wührer, Der verweigerte Himmel – Kindsmörderinnen vor dem Landgericht Lambach im 18. Jahrhundert (= Quellen zur Geschichte Oberösterreichs 5, Linz 2007). Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, 64 Bde. und 4 Supplementbde. (Leipzig 1732–1754), online: Martin Zeiller, Neue Beschreibung des Königreichs Ungarn […] (Leipzig 1664). 492

4. Register Personennamen Abensberg und Traun, Ernst Graf von 12.3.6* Adenberger, Hans 2.4, 7.2.8, 7.2.9, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.18 Aedilis, Sebastian 3.1.1* Aichen, Dr. Peter von 7.3.3 Albrecht, Erzherzog von Österreich 1.3.1, 1.3.2, 1.3.3, 1.3.6 Albrecht II., Herzog von Österreich 1.1.2* Albrecht III., Herzog von Österreich 1.1.1*, 10.13 Albrecht V, Herzog von Österreich 10.13 Aldenhofer, Rechtsanwalt in Wien (?) 6.3.14 Aldobrandini, Pietro 12.1.35* Alexander, Philosoph 1.2.7 Alexus, Kapuzinerpater 8.2.2 Althan, von 4.7.2 Altmann, Dominik 5.4.7 Alxinger, Hans (Johann) 2.4*, 5.1.6, 5.7.14, 6.3.1, 6.3.9, 6.3.10, 6.3.13, 6.3.14, 6.3.15, 6.6.2, 6.6.4, 6.8.3, 9.1.4, 9.1.5, 12.1.6, 12.1.20, Anhang 1.1, Anhang 1.4 Alxinger, Regina 2.4 Ambslieger, Georg Anhang 1.1 Anna, römisch-deutsche Kaiserin 8.2.1* Anser, Johannes 1.3.5* Arbesbacher (Arbesperger), Stephan 8.3.3 Arnold, Nikolaus 6.3.1* Atterfangerin 12.2.13 Auer, Mag. Johann Balthasar 5.4.5 Auersperg (Aursperg), Trojan von 5.1.1 Augustin, Minoritenpater in Tulln 7.3.3, 7.3.5 Aydenmoser (Aydermoser), Kaspar Anhang 1.1 Backh, Hans 9.4.5 Baglioni, Malatesta 4.6.1*, 8.1.32* Barth siehe Parth

Bartholomäus, Kaplan in Tulln 8.1.24 Basseio (Baseyo) von Wassayer, Dr. Hans 8.3.1 Bastl siehe Wastl Bauenstett, Dr. 3.2.8* Baumgartner (Baumgärttner, Paumbgarttner), Paul 5.8.7, 9.3.4 Beck, Tobias 7.3.1*, 7.3.2* Beck von Leopoldsdorf (Leopoldstorff), Joachim 12.1.5 Beck von Leopoldsdorf (Leopoldstorff), Marx 8.3.1 Beckh siehe Peckh Beer, Georg 9.4.5 Beham (Böham), Wolff 12.2.18* Berger siehe Perger Beringer, Michael 1.6.3, 1.6.5, 5.5.1, 5.5.4, 5.8.11, 5.8.12, 5.8.13, 5.8.14, 5.8.15, 7.3.2, 7.3.4, 12.3.1, 12.3.2, 12.3.3 Beringer, Sidonia 7.3.2 Berndl, Fährknecht der Stadt Tulln 10.14 Berthold, Anton Anhang 1.5 Bertl, Lorenz 2.1.11*, 2.1.12 Bethlen (Betlehem), Gabor, Fürst von Siebenbürgen 1.3.5; 12.1.27* Bez, Elisabeth 7.1.6 Bimbs, Hans 9.4.5 Bimbs, Matthes 9.4.5 Birschich, Jakob 12.1.35 Birschich, Margaretha 12.1.35 Bocskay, Stephan, Fürst von Siebenbürgen 8.2.18* Bodischer, Wenzel 9.5.3 Böham siehe Beham Borgia, Didacus 7.2.5, 8.2.8, 8.2.11, 8.2.16, 8.2.19 Brendt siehe Höppfner von Brendt

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4. Register Brenner, Georg 6.3.6* Breuner (Preuner), Ferdinand Ernst Graf 8.2.15 Breuner (Preyener, Preiner), Hans Gottfried Graf 12.1.30 Breuner (Preiner, Preuner), Seifried Christoph 1.2.1, 9.4.7, 11.1 Bröbbiz, Dr. Zacharias 7.1.3 Bruneterin 8.1.32 Brunner siehe Pruner Bucquoy (Pouggoi), Charles Bonaventure de Longueval, Comte de 1.3.2, 1.3.5*, 12.1.27* Burckhart siehe Burkhart Burger, Simon 4.6.1, 5.7.18, 8.2.12, 8.2.19, 9.4.5 Burkhart (Burchhart, Burckhart), Peter 1.2.2*, 1.2.3, 1.2.4, 1.2.5, Anhang 1.3 Canischa 9.4.5 Canisius, Petrus 5.7.8*, 8.1.9* Caraffa, Anton Graf von 5.1.13* Caspar siehe Kaspar Cerstlin, aus Tulln 12.1.28 Christina, Magd in Tulln 5.1.13 Collalto, Rambold Graf von 12.1.26, 12.1.27 Conradt (Conrad), Michael 9.1.9 Corner, David 9.4.6* Cornhofer siehe Kornhofer Corvin, Dr. Elias 12.1.5 Crafft, Martin 5.1.13 Crafft, Nikodemus 1.2.11*, 4.4.7, 5.1.8, 11.15, 12.2.8, 12.2.9, 12.2.12 Cramer, Elias 2.5 Crasst, Martin 1.6.3 Crassus, Publius Licinius 1.2.7 Creuzer siehe Kreuzinger Cronberg, von 9.4.5 Crotto, Antonio 12.2.22 Crotto, Giovanni Giuliano 12.2.4, 12.2.6*, 12.2.7, 12.2.22 Dampierre, Heinrich Duval Graf von 12.1.13* Dänckhel siehe Tankl Dänisl, aus Tulbing 7.2.10 Dantheber 1.3.5 Danzinger, Anton 8.2.18 Degenfeld, Wilhelm 5.2.6*, 9.3.8 Dhol, Johannes Anhang 1.4 Diez 2.13 Dilz siehe Stilz Dirnperger, Christoph 9.1.6 Doll, Achatius 9.4.5

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Donhoffer siehe Thonhofer Dornanger, Wolf 6.3.3* Dornwanger, Georg 1.3.2* Durchholzer, Thomas 2.26 Eckh, Daniel 1.2.2, 1.6.5* Eckh, Georg 2.4, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.18 Eckh, Hans 6.6.7 Eckh, Martha 1.6.5* Eckh von Hungersbach, Magnus 8.3.1 Eckhart (Eckhardt), Johann (Hans) 5.1.11 Eckhart (Eckhardt), Paul 4.1.3 Edlasberg (Edlasperg), Ladislaus von 5.7.1 Effinger, Wolf 2.32, 7.3.11 Ehrenreich (Ehrnreich), Johann Baptist 6.4.1 Eisen siehe Eysen Eisenhauer, Anna 1.2.2* Eller, Georg 5.4.5 Ello, Dr. Paul Hieronymus von 1.2.1, 1.2.2, 1.2.5, 1.2.7, 8.2.4 Engelsamer, Clemens 5.8.1 Enneberger, Markus 1.6.3* Enzenberger (Ennzenperger, Enzenperger), Georg 4.1.3, 6.1.1, 9.1.2, 10.7, Anhang 1.2 Enzenberger (Enzenperger), Sigmund 4.1.3 Enzmiller siehe Windhaag Erasmus, Kaplan in Tulln 5.7.8 Erhardt, Dr. August von 1.2.12 Ernst, Erzherzog von Österreich 8.1.19, 8.1.22 Ernst, Johann 1.3.2*, 3.1.5 Ertl, Adam 3.2.3 Eschlbeck, Veit 8.1.11 Esterhazy, von 8.1.32 Eyr, Hans 12.1.6 Eysen (Eisen, Eyssen), Richard 1.2.11, 2.11, 2.19, 2.25, 2.26, 2.28, 5.1.10, 5.4.7, 5.4.9, 5.5.1, 5.5.2, 5.8.11, 5.8.18, 6.5.2, 7.3.11, 11.5, 11.7, 11.15, 11.25, 12.3.4, 12.3.15*, 12.3.20 Eysfordt, Augustin Anhang 1.3 Eysler, aus Tulln 7.3.4 Eytzing (Eyzing), Christoph Freiherr von 8.3.1 Faber, Johann Andreas 5.4.7 Faist, Matthias 2.19, 2.26, 2.32, 5.8.10, 5.8.12, 5.8.15, 5.8.18, 7.3.11, 9.3.8 Falb, Georg 1.3.2* Falckh 9.4.5 Falckh, Fährknecht der Stadt Tulln 10.14 Fankler (Fanckhler, Fannkhler), Max 5.8.9, 8.2.19

4. Register Ferdinand I., Römischer Kaiser 1.4.1*, 4.7.1, 5.1.1, 6.6.1*, 8.2.4, 8.2.7, 8.3.1, 10.2, 10.12, Anhang 1.2* Ferdinand II., Römischer Kaiser 1.1.5, 1.1.6*, 1.1.7, 1.2.1, 1.3.1, 1.3.2, 1.3.3, 1.3.5*, 1.4.5*, 1.5.2*, 1.5.4, 3.1.1*, 3.1.4*, 4.6.1*, 8.2.1*, 8.2.5*, 12.1.13*, 12.1.14*, 12.1.17* Ferdinand II., Erzherzog von Österreich(Tirol) 1.4.1* Ferdinand III., Römischer Kaiser 1.4.5, 1.5.2, 1.5.3, 1.6.1, 1.6.2, 5.8.18, 11.20*, 12.1.35*, 12.3.8 Ferenci, kaiserlicher Sekretär 3.1.5 Fischer, Tobias 12.1.23 Fleischhacker (Fleischhackher), Thomas 6.1.1 Focher siehe Forcher Foitsik (Foidtschickh, Foitschikh, Fuzsig), Johann 4.2.1, 9.5.1* Foitsik (Futzigg), Valentin 4.2.1*, 9.5.1 Forcher (Focher), Lorenz 8.1.19 Forster, Benedikt 1.4.9, 7.2.10, 7.2.11, 7.2.12, 9.3.4, 9.3.7 Forster, Paul 1.6.4, 12.3.3, 12.3.15*, Anhang 1.2 Forstinger, Hans 8.2.12 Fosz, Andreas 5.8.7* Franz von Assisi 8.2.7* Fraundorfer (Fraundorffer), Ernst 8.1.4, 8.1.5, 8.1.6, 9.1.5* Fraundorfer, Euphrosina 1.2.10* Fraundorfer, Friedrich 9.1.5, Anhang 1.1 Fraundorfer (Frauendorfer, Fraundorffer), Georg 1.6.1, 1.6.4, 2.6, 2.13, 4.6.1, 5.7.18, 5.8.9, 6.5.2, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.19, 9.1.5*, 11.1, 11.4, 11.9, 11.19*, 12.2.1, 12.2.15, 12.3.8, 12.3.24, Anhang 1.2 Fraundorfer (Frauendorffer, Fraundorffer), Hans (Johann) 1.6.1*, 4.1.3, 5.8.7*, 6.6.2, 6.6.4, 6.8.3, 8.3.3, 9.1.5*, 9.5.3, 12.1.4, 12.1.24, 12.1.27, 12.1.29, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Fraundorfer, Leopold 5.3.1 Fraundorfer, Magdalena 5.8.7*, 9.1.5* Fraundorfer (Fraundorffer), Sebastian 1.2.1*, 4.1.3, 9.1.5*, 10.1, 10.2, 10.3, 10.6, 10.13, Anhang 1.2, Anhang 1.3 Fraunhofer, Anna 5.9.1 Fraunhofer, Leopold 5.9.1* Freibeck (Freyböckh, Freyweth, Freywökh), Andreas 1.2.1, 1.2.2, 4.6.1, 5.8.9 Freibeck (Freiwöth, Freybeck, Freyböckh, Freybökh, Freypöckh, Freyweck, Frey-

wöth), Michael 6.6.2, 6.6.4, 6.8.3, 12.1.10, Anhang 1.1 Frey, Bartholomäus 5.1.11 Freybeck siehe Freibeck Freyböckh siehe Freibeck Freypöckh siehe Freibeck Freyweck siehe Freibeck Freyweth siehe Freibeck Freywökh siehe Freibeck Freywöth siehe Freibeck Fridberger siehe Friedberger Fridrich siehe Friedrich Friedberger (Fridberger, Fridtberg, Fridtberger), Michael 8.1.5, 8.1.6, 8.1.17, 10.5, 10.7, Anhang 1.2 Friederich siehe Friedrich Friedrich der Schöne, Herzog von Österreich, Römischer König 1.1.1* Friedrich III., Römischer Kaiser 1.1.1, 1.1.2, 1.1.3, 1.1.4, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19 Friedrich (Fridrich), Elias 2.32, 4.7.3, 5.5.2, 5.5.4, 5.8.11, 5.8.16, 7.3.11, 8.2.19, 12.3.1, 12.3.13, 12.3.14 Friedrich (Friederich), Georg 6.4.2*, 12.1.26 Friedrich, Georg Ferdinand 1.6.3*, 2.21*, 11.16 Friedrich, Susanne 6.4.2 Friesl, Christoph Anhang 1.4 Frischenhauser, Johann Baptist 11.14, 11.20, 11.21, 11.24, 11.25, 11.27 Frodl, Adam 2.32 Fronhofer (Fronhoffer, Fronnhofer), Johann 2.18, 2.20, 2.21, 2.22, 2.23, 2.30, 2.31, 12.3.15 Fuchs (Fux), Hans 11.11 Futzigg siehe Foitsik Fux siehe Fuchs Fuzsig siehe Foitsik Gall, Viehhirte in Tulln 6.1.1 Galler, Simon 1.2.10, 2.25, 2.26, 2.31, 2.32, 5.1.10, 5.4.7*, 5.5.2, 5.8.11, 5.8.12*, 5.8.20, 11.22, 11.23, 12.3.3, 12.3.20, Anhang 1.2 Gänon, Abraham Anhang 1.1 Gassner (Gässner, Gaßner), Balthasar 1.6.4, 6.5.2, 8.2.12, 8.2.19, 9.3.4, 11.12, 11.15, 12.2.15, Anhang 1.2 Gastager, Hans 5.1.7, 5.1.8, 5.1.10, 5.1.11 Gattermayr, Soldat 12.2.6 Gebhard, Eva 7.1.1 Gebhard, Georg 2.26, 7.3.1, 7.3.3 Gebhard, Wolf 7.1.1* Geffenhorst (Geffkenhorst), Eberhard 2.13

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4. Register Geier siche Geyer Geiger, Martin Anhang 1.5 Geisenbrunner siehe Geisenprunner Geisenhammer (Geissenhamer), Michael 7.1.3 Geisenprunner, Augustin der Ältere 9.4.5 Geisenprunner (Geissenbrunner), Augustin der Jüngere 9.4.5 Geisenprunner, Hans 5.1.5, 5.7.9* Geissenhamer siehe Geisenhammer Gellricher, Hofkammersekretär 9.2.5 Gepoldt siehe Gopolt Gerdinger siehe Gerttinger Gernstl (Gernsl), Hans 1.2.2, 5.8.7, 5.8.9, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.19 Gernstl, Urban Anhang 1.1 Gerstenecker (Gerstenegker), Martin 5.10.1 Gerstenecker (Gersteneckher), Michael 8.3.3 Gerttinger (Gerdinger) von Dobersberg, Tobias 1.1.7, 1.3.6 Geyer von Osterburg, Hans Adam 1.3.5* Geyer (Geier) von Osterburg, Hektor 9.2.1, 9.2.2 Giertler siehe Gürtler Gleichsdorffer (Gleichstorffer), Georg 2.19, 2.25, 5.8.12, 7.3.11, Anhang 1.2 Glössl 1.3.5 Goldtberger, Matthäus 5.4.7 Gomer, Mag. Paul 5.4.5, 5.7.15, 5.7.17, 5.7.18, 8.2.4*, Anhang 1.3, Anhang 1.4 Gopolt (Gepoldt, Goppolt), Jodok 5.8.5, 8.2.12, 8.2.18 Gossmann, Anna 1.6.4* Gossmann, Matthias 1.6.4* Göz, Christoph 5.1.11 Graf, kaiserlicher Sekretär 12.1.18 Graf (Graff), Wilhelm 7.3.1 Grammanich, Marcus 6.7.3 Grasser 3.1.5 Greiss zu Wald, Hans Wilhelm Freiherr 3.1.4 Griebl siehe Grübl Grienauer, Blasius Anhang 1.3 Grienwald (Grienewalt, Griennewaldt), Christoph 6.8.3, 6.8.4, 6.8.5 Griesmayer (Kriesmair), Georg 7.2.10 Gruber (Grueber), Andreas 1.6.4*, 5.7.14, 6.8.3, 8.3.6, Anhang 1.1 Gruber, Barbara 1.6.4* Grübl, Hans 8.1.32 Grübl (Griebl), Peter 1.2.2, 5.8.7 Grueber siehe Gruber Gspan, Andreas 9.4.1

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Gspan, Hans 9.4.1 Gulden, Hans Martin 1.2.1, 1.2.2, 2.6, 12.2.10, 12.2.15 Gürner, Sebastian 8.2.8* Gürtler (Giertler, Güertler), Ulrich 5.1.6, 6.6.7, 12.1.31, Anhang 1.1 Haas, Maria Katharina 6.1.4* Hafner, Augustin 8.2.4* Hafner, Georg 6.1.1 Hafner, Dr. Martin von 8.2.4 Hagen, Heinrich 6.7.2. Hagen, Matthias 4.1.5*, 4.4.6*, 5.8.9, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.19, 11.15, 12.2.15 Hagen, Sabina 6.7.2, 6.7.3 Hägl, Michael 8.2.12 Haidinger (Heydinger), Georg 7.3.1*, 7.3.4, 7.3.5, 7.3.8 Haidn, Caspar Anhang 1.2 Haillos, Kaspar 5.9.2, 8.1.25, 8.3.6 Haim (Haym), Hans, Freiherr von Reichenstein (Reichenstain) 10.13 Hainrich, Hans 12.1.25, 12.1.28 Haller, Christian 12.1.3* Hällmann, Ulrich 12.3.3 Hampeli (Hampel), Tobias Johann 12.3.8 Hanif, Leopold Anhang 1.2 Hans, Schustermeister in Tulln 5.9.1 Häperger, Hans 8.2.18* Hardegg, Ferdinand von 1.5.1* Harthmuth siehe Hartmuth Hartmann, Franz Anhang 1.4 Hartmuth (Harthmuth), Michael 2.32 Harttörtl (Hattörtl), Christoph 5.8.8 Has, Leonhard 4.4.3 Hattörtl siehe Harttörtl Hauer, Michael 5.3.3 Hausleib, Verwalter 12.1.22 Haym siehe Haim Hays, Ratsbürger in Tulln 11.15 Hegsherr, Lorenz 8.3.3 Heichel, Hauptmann 12.3.6, 12.3.17 Heindl, aus Elsbach 9.4.1 Heiss, Wolfgang 11.14 Heiss (Heyß) von Merkenstein, Balthasar von 1.3.2 Heissberg (Heusperg) von Merkenstein (Merckenstain), Raimund 9.2.8 Heissenstein, Otto Felician Graf von 11.27 Heller, Gregor 9.2.8 Helmauf, Hieronymus 5.6.3*, 5.7.7*, Anhang 1.5

4. Register Herberstein (Herberstain), Ferdinand Ernst Graf von 9.2.8 Heusperg siehe Heissberg Heydinger siehe Haidinger Heyss siehe Heiss Hezenpuechler, Tobias 1.3.5 Hierndl (Hirndl, Hirntl), Hans 6.2.1, 6.2.2, 6.2.3, 6.2.4, 6.2.5 Hieschin 6.2.1 Hilbesroider, Johann 5.1.8 Hinterholzer (Hinderholzer), Thomas 2.32, 7.3.3 Hirndl, Hirntl siehe Hierndl Höblinger, Leonhard 5.4.6, 5.4.7, Anhang 1.3 Hochenfeldt siehe Hohenfeld Hochenrieder siehe Hohenrieder Hoe von Hoenegg, Dr. Leonhard 3.2.1, 3.2.2, 3.2.3, 6.3.14, 6.3.15, 8.3.2, 12.1.3* Hoe von Hoenegg, Maximilian 3.1.4 Hofer, Kaspar 9.4.5 Hofer, Maria 1.2.10* Hofer (Hoffer), Paul 1.2.7, 1.2.10*, 1.4.8, 2.6, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.18*, 9.4.7, 12.2.10, 12.2.15, 12.2.20, 12.2.21 Hofer (Hoffer), Philipp 1.2.2, 4.6.1, 5.8.9, 7.2.11, 7.3.8, 8.2.11, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19, 8.2.20, 9.3.5 Hoffman siehe Hofmann Hofkirchen (Hofkhirchen), Georg Andreas von 10.16*, 12.1.13, 12.1.28* Hofkirchen, Wolfgang von 12.1.5 Hofmann (Hoffman, Hoffmann), Franz 2.1.11, 7.3.5, 8.1.34* Hofmann (Hoffman), Mathes 6.4.1 Hohenems, Marcus Sitticus von 1.3.5* Hohenfeld (Hochenfeldt), Ferdinand Graf von 12.3.23 Hohenrieder (Hochenrieder, Hohenrider), Ferdinand 2.26, 5.1.7, 5.1.10, 5.1.11. 5.4.6, 11.26, 11.27, 12.3.2, 12.3.3, 12.3.5, 12.3.15 Hollisch, Oberst 11.21, 11.24 Hölrich, Hans 5.9.2 Holstein, Philipp Ludwig Herzog von 12.3.8* Holzbauer (Holzpeur), Barbara 6.6.5, 6.6.6, 6.6.7, 6.6.8 Holzer, Jakob 1.2.2, 8.2.19 Holzer, Wolfgang Anhang 1.1 Hölzl (Hölzel), Michael 1.2.1, 1.2.2, 6.4.1, 6.6.7 Hölzl, Sigmund 9.4.1 Holzman, Sollicitator der Stadt Tulln in Wien 1.2.12 Holzpeur siehe Holzbauer

Höppfner von Brendt, Dr. Jodok von 5.6.6, 7.3.3*, 7.3.7*, 7.3.9*, 7.3.11*, 11.27*, Anhang 1.5 Horn, Hans 7.1.2 Horn, Johann Cornelius Anhang 1.4 Hornefer (Hörnefer), Niklas 12.3.3, 12.3.14 Hörtlinger, aus Tulln 7.3.11 Höss, Matheus Anhang 1.1 Höss, Wolfgang 2.19, 2.26 Huber (Hueber), Georg 5.1.11, 12.3.3 Huber, Matthias 9.4.5 Hubmayr (Huebmayr), Georg 6.8.3, 6.8.5 Hueber siehe Huber Huebmayr siehe Hubmayr Hüls (Hülls), Michael 8.2.12, 8.2.18 Imhoff (Imhof), Stephan 5.7.9, 5.7.10, 8.1.16*, 8.1.17*, 8.1.18, Anhang 1.4 Isabel Clara Eugenia, Erzherzogin von Österreich, geb. Infantin von Spanien 1.3.1* Jacob, Hauptmann 12.1.27 Jäger, Hans 5.8.6 Jakob, Baderjunge in Tulln 7.3.3 Jäwitsch, Anna 11.15* Jesser (Jesse), Matthias Florian 2.19, 11.24 Jobst, Ratsbürger in Tulln 8.2.12 Jörger, von 6.1.3 Jörger, Helmhard 1.4.3 Jörger, Leonhard 9.2.4* Juritsch, Andreas 1.2.2, 1.3.2, 1.3.3, 1.3.4, 1.3.5, 1.4.2, 1.4.3, 1.4.4, 6.6.7, 6.8.3, 8.1.35*, 9.4.5, 12.1.6, 12.1.16, 12.1.18, 12.1.20, 12.1.27, Anhang 1.2 Juritsch, Dr. med. Johannes 8.1.35 Jurittsch, Magdalena 1.2.2* Juritsch, Matthias 1.2.2* Kagen, Sekretär 12.3.13 Kainz, Paul 6.2.4 Kalb, Marx 3.1.4* Kalb (Khalb), Matthias 7.2.11, 8.2.12, 9.4.5 Kaltenbrunner (Khaltenprunner), aus Elsbach 9.4.1 Kaltenbrunner (Khaltenprunner), Veit 7.2.10, Anhang 1.1 Karl II., Erzherzog von Österreich 1.3.1*, 1.4.1*, 8.3.1* Karl V., Römischer Kaiser 5.1.1* Kaspar (Caspar) Hans 3.2.6, 3.2.7 Katharina, Königin von Polen 6.1.1* Kazianer (Khazianer), Andreas 2.7, 5.8.7, 8.2.12, 8.2.19, 9.4.5

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4. Register Kellmann (Khellman), Konrad 8.3.3 Keuffer siehe Kheuffer Khalb siehe Kalb Khaltenprunner siehe Kaltenbrunner Kharnhofer siehe Kornhofer Khatzi siehe Khazy Khazianer siehe Kazianer Khazy (Khatzi) Edler von Ludwigstorff, Rudolf Karl 1.2.11, 1.2.12 Kheiffer siehe Kheuffer Khellman siehe Kellmann Khernn, Katharina 8.3.3 Khernn, Ulrich 8.3.3 Kheuffer (Keuffer, Kheiffer), Leopold 3.2.2, 6.3.10, 6.3.11, 6.6.2, 9.1.5, Anhang 1.1 Khirchhamer siehe Kirchhamer Khirchmair siehe Kirchmair Khirchmayr siehe Kirchmair Khirchstetter siehe Kirchstätter Khirchstötter siehe Kirchstätter Khirschner siehe Kirschner Khlain siehe Klein Khlesl (Khlessel, Khlößl, Klesl), Melchior 3.1.1*, 8.1.14*, 8.1.22, 8.3.2, 8.3.4, 8.3.5, 9.4.5 Khling siehe Kling Khlössl siehe Khlesl Khnoll (Knoll), Friedrich 8.3.3 Khoch siehe Koch Khochschlager siehe Kochschlager Khögl, Michael 9.5.3 Khollonitsch siehe Kollonitsch Khornhofer siehe Kornhofer Khranz siehe Kranz Khrauss siehe Krauss Khreizer siehe Kreuzinger Khreizinger siehe Kreuzinger Khrenn von Khrennburg siehe Krenn von Krennberg Khrizneritschin, aus Tulln 12.1.20 Khronaweter siehe Kronaweter Khuen, Johann Eusebius von 3.1.5, 12.1.13, 12.1.18, 12.1.21 Khülff, Johann Georg 2.19* Khülff, Johann Schweickhart 2.19, 5.1.10, 5.8.18, 9.3.8, 12.3.9, Anhang 1.2 Khürchmayr siehe Kirchmair Kincker (Kinkher), Nikolaus 5.8.12, 12.3.2 Kinzl (Kinßl), Zacharias 6.8.3, 6.8.5 Kirchhamer (Khirchhamer), Dr. 10.13 Kirchmair (Kirchmaier), Hans 7.2.8, 7.2.9, 8.2.12, 9.4.5 Kirchmair (Khirchmair), Leopold 5.4.5

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Kirchmair (Khirchmayr), Thomas Anhang 1.1 Kirchmair (Khirchmair, Khirchmayr, Khürchmayr), Zacharias Constantius 1.2.2*, 1.6.4, 8.2.3, 8.2.5, Anhang 1.3 Kirchmayer, Mag. Gregor, Anhang 1.4 Kirchstätter (Khirchstetter, Khirchstötter), Stefan 4.7.2 Kirschner (Khirschner), Michael 4.7.2 Klein (Khlain, Klain), Matthias 1.4.4*, 9.1.6, 9.1.8, 12.1.27 Klein, Valentin 9.4.5 Klesl siehe Khlesl Kleuber, Georg Jakob 3.2.7 Kling (Khling), Ulrich 1.2.1, 1.2.2, 8.2.12, 8.2.19, 9.4.5, 11.15 Knoll siehe Khnoll Kobaldt von Tambach, Johann Bartholomäus Anhang 1.5 Koch (Khoch), Hans 4.4.8, 6.4.1, 9.1.8* Kochschlager (Khochschlager), Franz 7.2.1 Köck (Köckh), Georg 5.7.5, Anhang 1.4 Kollonitsch (Khollonitsch), Leopold Karl von 11.25 Kopffer, Oswald 12.1.28 Kornhofer (Khornhofer), Hans 1.4.1*, 4.1.3*, Anhang 1.2, Anhang 1.3* Kornhofer, Mert Anhang 1.2* Kornhofer (Cornhofer, Kharnhofer, Khornhoffer), Sigmund 5.9.4, 9.4.5, 12.1.20, 12.1.27, Anhang 1.1 Kracker (Krackher), Ignaz 5.8.17, 5.8.19, 5.8.20, 5.8.21 Kramer, Merth Anhang 1.1 Kranz, Matthias 1.2.2, 12.1.26 Kranz (Khranz, Khrannz, Khrannzer), Urban 1.2.2, 5.7.14, 6.6.4, 7.1.3, 8.3.4, 9.1.4, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Kranz (Khranz, Khrannz), Wolf (Wolfgang) 1.2.2*, 1.5.1, 5.8.3, 6.6.2, 6.6.4, Anhang 1.1 Kraus von Krauseneck, Dr. Paul 12.1.5 Krauss (Khrauß), Andreas 1.2.1, 1.2.2 Krauss, Konstantin Adalbert 7.3.2, 7.3.3, 7.3.4, 7.3.5 Krebs, Pater 9.4.2 Krenn von Krennberg (Khreen von Khreenburg), Dr. Ulrich 8.1.22 Kreuzinger (Creuzer, Khreizinger, Khreizer, Kreuzer), Adam 6.3.1 Kriesmair siehe Griesmayer Kronaweter (Khronaweter), Leonhard 6.2.1 Kufstein, Gräfin von 8.2.15* Kürschner, Stephan 1.2.11, 5.1.13*

4. Register Kurz, Heinrich 5.6.1*, Anhang 1.5 Läbinger, aus Tulln 9.5.3 Ladislaus Postumus, König von Ungarn 1.1.1* Lafeller (Lafellner), Christoph 6.8.4 Lainbatter, aus Bruck an der Leitha 3.1.5 Lambert (Lampert), Gregor 5.6.3, 5.6.4, 8.1.1, 8.1.5, 8.1.7, 8.1.16, Anhang 1.5 Lämpl (Lämbl, Lambl, Lembl), Christoph 1.2.1, 5.8.9, 7.2.10, 7.2.12, 8.2.19, 12.2.6, 12.2.10 Lämpl (Lämbl), Sixt 7.2.6 Landerwalder siehe Langenwalder Ländl siehe Lendl Landsperger, Hieronymus 5.8.7, 12.1.32 Lang, Lienhard Anhang 1.1 Lang, Philipp 1.2.11, 8.1.34* Langenwalder (Landerwalder, Lanngenwalder), Christoph 5.7.2, 5.7.3, 5.7.4, Anhang 1.4 Lannser 6.1.1 Lauber, Michael 3.1.5 Lebensafft, Melchior 1.3.2 Lechner, Abraham 8.1.19 Lechner, Georg 4.7.2 Leeman, Augustin 3.2.4 Lehendorfer, Katharina 4.4.5* Lehendorfer (Lehendorffer), Wolf 4.4.5 Lehm, Martin 5.8.7, 7.2.10, 8.2.18, 9.4.5, 12.2.8, 12.2.9, 12.2.12 Lehner, Hauptmann 1.3.5, 12.1.14 Lehner, Daniel 4.4.8 Lehner, Erasmus 1.3.5* Lehner, Kaspar 9.1.9 Lehner, Matthäus 3.1.5 Lembl siehe Lämpl Lendl (Ländl), Sigmund 8.3.3 Lenz, David 9.4.5 Leopold, Erzherzog von Österreich, Bischof von Straßburg und Passau 1.3.2, 1.3.3, 1.3.5*, 1.3.6, 12.1.11*, 12.1.20, 12.1.22*, 12.1.24, 12.1.26 Leopold I., Römischer Kaiser 1.6.3, 1.6.4, 2.21*, 9.2.8*, 11.20* Leopold III., Herzog von Österreich 1.1.1* Leopold Wilhelm, Erzherzog von Österreich, Bischof von Straßburg, Passau und Olmütz 1.5.2, 1.5.3, 2.17*, 7.2.8, 8.2.9, 8.2.10, 8.2.12, 12.2.1 Leopoldt (Leopold), Dr. Johann, 2.27, 2.30, 9.2.8 Liechtenstein, Fürst Maximilian von 12.1.27 Liedl, Thoman 9.4.5

Lindefels, Anna Maria 12.1.35 Lindinger, Hans 8.2.1, 8.2.13, 8.2.17, 8.2.19, 9.4.5, 12.2.4, 12.2.6, 12.2.8, 12.2.10, 12.2.13, 12.2.15, 12.2.20 Lindtner, Wolf Georg Anhang 1.4 Lipart (Lippart), Hans 3.1.4, 3.1.5 Lobmayr (Lobmair), Jakob 8.2.12 Lodt, Georg Anhang 1.3 Lorenz, Simon 2.26, 2.32 Lorenz (Lorennz), Valentin 4.4.4 Lösel, Müller in Tulln 1.2.1* Löwenstock (Löwenstockh), Heinrich Christoph 9.2.9 Lucullus, Lucius Licinius 1.2.7 Lueghaimb, Christoph 12.1.35 Luffter, Wolfgang 9.4.1 Luther, Martin 5.7.8*, 8.1.9, 8.1.16 Lyditius, Dr. Michael Anhang 1.5 Macher, Wolf 12.1.10 Mair siehe auch Mayr Mair, Georg 8.2.12, 8.2.18, 11.4. Mair (Mayr), Hans 2.32, 5.1.11, 7.3.4* Mair, Laurenz 5.7.6, 5.7.7 Mair (Mayer), Magdalena 7.3.4* Mair, Michael 1.4.8 Mairhofer siehe Mayrhofer Mairhuber, Michael 1.1.2 Malzer (Mälzer, Meltzer, Melzer), Michael 1.2.1, 2.7, 4.6.1, 5.7.18, 6.6.7, 8.2.1, 8.2.3, 8.2.10, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19, 9.1.9, 9.4.7, 12.1.13, 12.1.14, 12.1.15, 12.1.17, 12.1.18, 12.1.23, 12.1.31, 12.2.1, 12.2.10 Mamming (Mäminger), Dr. Georg 6.1.1 Mandl, Jude 1.4.1* Mandl (Mändl), Andreas 9.5.2, 9.5.3 Mandl (Männdl), Jakob 1.2.1*, 1.4.1, 8.3.6, Anhang 1.2 Mandl (Mändl), Johann 7.3.8, 9.4.7 Mandl (Mändl, Mäntl), Simon 1.2.1, 1.2.2, 2.4, 2.7, 5.2.4, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.20, 9.1.9, 9.4.7, 11.15, 12.2.21, Anhang 1.2 Mann siehe Manz Manner, Willibald 12.2.21 Mäntl siehe Mandl Manz (Mann, Manns), Lukas 6.3.1, 6.3.5, 6.3.7, 6.3.8, 6.3.9, 6.3.11, 6.3.12 Marchfelder (Marfellner), Christoph 6.4.2 Marchfelder (Markhfelder), Michael 1.1.1, 10.12 Margarethe, Königin von Spanien, geb. Erzherzogin von Österreich 1.3.1*

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4. Register Margarita Theresia, Kaiserin, geb. Infantin von Spanien 2.21*, 2.22* Maria, Magd in Tulln 5.1.13 Markgraber, Hans 12.1.3* Markhfelder siehe Marchfelder Marschall, Catharina 4.3.1* Martin, Kantor in Tulln 5.7.18 Martini, Nikolaus 2.25, 5.8.18*, Anhang 1.3 Märtl (Märthl, Martl), Christoph 1.6.5, 2.19, 2.26, 2.28, 5.4.7, 5.7.18, 5.8.5, 5.8.18, 5.8.19, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.19, 12.3.3, 12.3.6, 12.3.20, 12.3.21, 12.3.23, Anhang 1.2 Matseber, Anna 10.12* Matseber, Appollonia 4.1.1* Matthias, Römischer Kaiser 1.3.1, 1.3.2, 3.1.4*, 3.1.5, 8.2.1*, 12.1.5, 12.1.13* Matthias Corvinus, König von Ungarn 1.1.1* Maugis, Philipp von 5.7.1 Maximilian I., Römischer Kaiser 1.3.2, 4.1.1 Maximilian I., Herzog, später Kurfürst von Bayern 1.3.5* Maximilian II., Römischer Kaiser 1.3.1*, 1.4.1, 4.4.1, 5.1.2, 5.1.3, 5.2.1, 5.7.8*, 7.2.5*, 10.12, 10.13 Maximilian III., Erzherzog von Österreich 6.3.1* May, Andreas von 12.1.11 Mayer siehe auch Mair Mayer, Paul 8.2.18* Mayr siehe auch Mair, Mayr Mayr (Mair, Mayer), Georg 5.7.14*, 6.3.1, 6.3.9, 6.3.10, 6.3.13, 6.3.14, 6.3.15, 8.3.3, Anhang 1.1, Anhang 1.3 Mayr, Helena Anhang 1.3* Mayr, Michael 6.2.1 Mayr, Ottilie 6.3.1* Mayrhofer, Anna 1.2.1*, 4.4.8*, 6.4.1 Mayrhofer, Hans 12.1.35* Mayrhofer (Mairhofer, Mairhoffer, Mairhover, Mayrhoffer), Kaspar 1.2.1, 1.2.2*, 1.2.6*, 1.2.7, 1.5.4*, 1.6.3, 2.13, 2.17, 2.18, 4.4.8, 5.2.3, 5.2.4, 6.4.1, 6.5.1, 6.5.2, 11.2, 11.5, 11.9, 11.10, 11.12, 11.15, 12.1.35,12.3.3, Anhang 1.2 Mayrhofer (Mayrhoffer), Matthias 1.2.2, 12.1.6, 12.1.10, 12.1.27, 12.1.31 Mayrhofer, Michael 12.1.35 Medinger, Andre 12.3.19 Meerkatz (Meerkaz), Andreas 4.3.1 Meerkatz, Maria siehe Nusser, Maria Meltzer siehe Melzer Melweck (Melweckh), Ambrosius 9.4.5

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Melzer siehe auch Malzer Melzer (Mölzer), Lukas 1.6.3 Merlutz (Merluz), Johann Baptist 11.6, 11.7, 11.18 Merolt, Agnes 6.7.1 Merolt, Kaspar 6.7.1 Mers, François de 12.2.4 Michel (Michl), Paul 2.26 Miller, Hans 7.3.3 Millner (Milner, Müllner), Hans 8.3.6, Anhang 1.1 Mockh (Mock), Leonhard 1.2.2*, 6.6.2, 6.6.4, 9.1.3, 9.1.4, 9.5.2, 9.5.3, Anhang 1.1 Mockh (Mock), Thomas 1.2.2, 6.8.3, 12.1.23, 12.1.27, 12.1.31, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Moglitsch, Primus 5.8.7*, 6.1.1, 8.1.5, 8.1.9, 9.2.4, 9.2.6, 10.5, Anhang 1.2, Anhang 1.4 Molitor, Wolfgang Anhang 1.5 Mölzer siehe Melzer Montecuccoli, Graf Raimondo von 12.1.35* Morel, Johann Ludwig 7.1.4 Moser, Daniel 1.3.2 Muhrbeck siehe Murböck Müllner siehe Millner Mur, Niklas Anhang 1.2 Murböck (Muhrbeck, Muhrbeckh, Murbeckh, Murböckh), Wolf 1.2.1, 1.2.2, 2.7, 5.2.4, 8.2.10, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19, 9.4.5. Mury, Elias 4.3.1* Nádasdy, Graf Franz von 11.6* Nägelein, Hans Anhang 1.3 Negelein (Negele), Hans 4.2.1 Neubeck (Neupeckh), Dr. Egidius 5.7.1 Neuhaus, Georg Adam Freiherr von 12.2.6, 12.2.10 Neupeck (Neupeckh, Neupöckh), Georg 9.1.4, 9.5.3 Neupeckh siehe auch Neubeck Nidermayr, Hans 12.1.30 Niedermayer, Agathe 5.1.5* Niernnberger, Jakob 9.2.8 Nirl, Kaspar Anhang 1.5 Notlitsch, Leopold 6.1.1* Notlitsch, Wolf 6.1.1 Nussdorfer (Nußdorffer), Wolfgang 5.7.7, 5.7.8, 8.1.1, 8.1.19, 8.1.20, Anhang 1.4 Nusser, Joseph 4.3.1* Nusser, Maria 4.3.1* Obinger, Paul 8.1.14, 8.1.18 Öder, Kaspar 9.1.6 Oedt (Ödt), Dr. Sigmund von 10.12

4. Register Oeschl, Heinrich 8.3.8* Orelli, Carl Mansuet 6.1.4, 12.3.15 Orlanitsch, Clemens Anhang 1.5 Ötinger siehe Öttinger Ott, Matthias 2.3* Ott, Peter Anhang 1.1 Ott, Rosina 2.3* Öttinger, Andreas 1.2.2*, 8.1.15, 9.2.7, Anhang 1.3 Öttinger (Ötinger, Ottinger), Georg 1.4.5, 1.4.7, 2.4, 4.2.1, 4.6.1, 5.1.8, 5.2.4, 5.3.3, 5.7.18, 6.4.2, 6.6.7, 7.2.9, 8.2.10, 8.2.13, 8.2.18, 8.2.19, 8.2.20, 9.4.7, 12.1.16, 12.1.27, 12.1.31, 12.2.10, 12.2.18, Anhang 1.1 Öttinger, Sarah 1.2.2* Öttinger (Ötinger), Stephan 9.4.5 Öttinger, Thomas 8.1.15* Paader siehe Pader Pacheleb, Dr. Johann Baptist 5.7.1 Pacher, Balthasar 8.2.1 Pacher, Silvester 1.3.2, 1.3.5, 1.4.2, 1.4.3, 3.1.3, 3.1.4, 3.1.5, 12.1.15 Pacher von Pachburg, Stephan 12.3.1, 12.3.8 Pader (Paader), Dr. Veit 3.1.2*, 3.1.4, 3.1.5, 6.8.4, 12.1.15 Pair siehe Payr Palckh, Georg Anhang 1.1 Paltram, Georg Anhang 1.2 Päntl Andreas Anhang 1.4 Parth (Barth), Ulrich 9.1.9 Partsch, Conrad Anhang 1.3 Patriarch, Matthias Anhang 1.1 Pauenstet (Pauenstett), Dr. Niklas Mauritius 3.2.8 Paulus, Apostel 5.10.1 Paumbgarttner siehe Baumgartner Pawer, Mert Anhang 1.3 Payr (Pair), Andreas 5.7.3, 5.10.2, 6.1.1, 9.2.4 Payrl siehe auch Peyrl Payrl, Michael 8.2.18* Peck (Beckh, Peckh), Georg 4.4.7, 5.9.3, 5.9.4, 5.9.5, 8.2.12, 12.1.27 Peer, David 9.4.5 Peilich, Paul Anhang 1.1 Perg, Heinrich Edler von 2.21* Pergen, Johann Heinrich Graf 12.3.6, 12.3.7, 12.3.8, 12.3.10, 12.3.13, 12.3.14, 12.3.20 Perger (Berger), Dr. Carl 1.2.1, 1.2.6, 1.2.7, 1.2.8 Perger, Urban Anhang 1.4 Pernauer, Alban 4.4.2

Pernosel, Stephan 6.8.4 Peter, Pater 8.2.5 Peter, Pfarrer in Göllersdorf 8.3.3 Petterin, Hebamme in Tulln 7.1.1 Peuerl, Konrad 6.6.2 Peuger von Reitzenschlag, Johann Andreas 9.2.8 Peyrl (Payrl), Mag. Dr. Johann 3.2.8*, 5.4.7, 5.4.11, 5.4.12, Anhang 1.3 Peyrl (Peyerl), Konrad Anhang 1.1 Pfanhauser (Pfanhausser), Paul 5.8.7, 8.2.18* Philipp III., König von Spanien 1.3.1* Piccus siehe Picus Pichler, Hans 3.1.4 Picus (Piccus), Dr. Andreas 3.2.1, 3.2.2, 3.2.3, 3.2.4, 3.2.5, 6.1.2*, 6.2.5*, 6.6.3 Piechhaimb siehe Puchheim Pieringer siehe Pyringer Piezman siehe Pizmann Pinder, aus Neusiedl 1.4.10 Pinder (Pindter, Pinter), Michael 4.2.1, 7.2.2, 8.1.30, 8.3.2, 8.3.3, 8.1.35*, Anhang 1.5 Pinell (Pinelli), Dr. Johann († 1658) 2.17, 5.4.7*, 11.5 Pinell, Dr. Johann († 1682) 5.4.7 Pinter siehe Pinder Piringer siehe Pyringer Piscator, Martin 5.7.14, Anhang 1.4 Pitterich, Augustin 3.1.4*, 3.1.5 Pizmann (Piezman), aus Wien 3.1.4, 3.1.5 Plankhensteiner (Planckhenstainer), Hans Vaster genannt 8.3.3 Plewer, Abraham 5.7.7, Anhang 1.4 Pöchman, Paul 4.7.2 Pogner, Georg 9.1.2 Polany, Ambrosius 5.7.3, 10.5, 10.12 Poldriz (Poltriz, Potriz), Reichart 3.1.4, 3.1.5 Porstorff, Hans von siehe Stilz Pöschl, Simon 7.2.10, 11.15, 12.2.10, 12.3.3 Potriz siehe Poldriz Pötting, Sebastian Graf von 8.1.36* Pöttinger, aus Trübensee 9.4.5 Pouggoi siehe Bucquoi Pregl (Prögl), Hans 6.6.4, Anhang 1.1 Preiner siehe Breuner Preireth, Ratsbürger in Tulln 8.2.12 Prenner, Dr. Georg Anhang 1.5 Preuner siehe Breuner Preyener siehe Breuner Prickhelmayr (Pruckhlmair), Dr. Johann Matthias 11.1, 11.5* Primus, italienischer Maurer in Tulln 9.1.9* Prögl siehe Pregl

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4. Register Propst, Georg 9.4.5 Pröschl (Proschl), Hans 9.5.4 Pruckhlmair siehe Prickhelmayr Pruner (Prunner), Anna 6.2.1, 6.2.2, 6.2.3, 6.2.4, 6.2.5 Pruner (Brunner, Prunner), Mathes 6.2.1, 6.2.2, 6.2.3, 6.2.4, 6.2.5 Puchheim (Piechhaimb, Puechaim, Puechhaim, Puechhaimb) Michael Ludwig Freiherr von 10.4, 10.5, 10.6, 10.7, 10.8, 10.9, 10.10, 10.11, 10.13 Puchmiller, Heinrich 12.3.2 Puchsbaum siehe Puxbaum Puckher, Andreas 1.2.2*, 5.8.7, 6.1.1, 6.3.10, 9.1.5, 12.1.6*, Anhang 1.2 Puckher, Hans; 5.8.7*, 6.1.1* Puckher (Pueckher, Pukcher, Pukher), Michael 1.2.2, 1.3.2, 1.3.3, 1.3.4, 1.3.5, 1.4.2, 1.4.3, 1.4.4, 1.5.3, 1.5.4, 2.7, 3.1.1, 3.1.2, 3.1.4, 3.1.5, 4.6.1, 5.2.4, 5.2.5, 5.7.14*, 5.8.1, 5.9.4, 6.6.2, 6.6.4, 6.6.7, 6.8.3, 7.2.10, 7.2.11, 8.1.32, 8.2.3, 8.2.4, 8.2.10, 8.2.11, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19, 8.2.20, 9.1.9, 9.3.6, 9.4.5, 9.4.6, 9.4.7, 12.1.6, 12.1.13, 12.1.18, 12.1.21, 12.1.22, 12.1.27, 12.1.29, 12.2.3, 12.2.6, 12.2.7, 12.2.8, 12.2.9, 12.2.10, 12.2.13, 12.2.19, 12.2.20, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Puech, Ferdinand von 12.3.19, 12.3.20 Puechaim siehe Puchheim Puecher, Thoman Anhang 1.4. Puechfink (Puechfinkh), Hans 6.3.3 Puechspaum siehe Puxbaum Pueckher siehe Puckher Puffer, Bernhard 8.1.11, 8.1.13 Pukher siehe Puckher Pultzer (Pulzer, Pülzer), Wolfgang 5.6.1*, 5.7.1, 8.3.3, Anhang 1.5 Pur, Matthias Anhang 1.3 Purckhart, Wolf Anhang 1.1 Püringer siehe Pyringer Pussian, von 2.3*, 2.17* Putrer, Leonhard 9.4.1 Putscher, Adam Anhang 1.5 Putzer, Anna, verw. Stinglmair 6.6.7* Putzer (Puzer), Valentin 6.6.7, Anhang 1.1 Puxbaum (Puchsbaum, Puchspaumb, Puxbaumb), Georg 3.2.2, 3.2.3, 4.2.1, 5.7.14*, 8.3.6, 9.1.4, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Puxbaum (Puechspaum, Puxbaumb), Hans 5.7.3, 5.7.4 Puxbaum (Puchsbaum), Mert 5.8.7 Puxbaum, Sara 8.1.15*

502

Puzer siehe Putzer Pyringer (Piringer, Pieringer, Püringer), Elias 1.2.1, 1.2.2, 6.6.7, 6.8.3, 8.2.1, 8.2.4, 8.2.10, 8.2.12, 8.2.19, 9.4.2, 12.1.10, 12.1.27, 12.1.29, 12.1.31, 12.2.4, 12.2.5, 12.2.15, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Questenberg, Gerhard von 7.2.5, 12.1.22 Rabenhaupt von Suchce, Nikolaus 5.1.1 Rahm siehe Ramm Raicher, Wolf 12.1.31 Raidl, Maximilian Anhang 1.5* Raidl, Dr. Thomas Anhang 1.5 Raimair, Hans Anhang 1.1 Raimund, Pater 9.4.2 Rainer, Georg 6.4.2 Rainer, Wilhelm 9.2.3 Rákoczy, Georg I, Fürst von Siebenbürgen 1.3.5* Ramb siehe Ramm Ramer, Christoph 4.4.6, 9.1.8* Ramkhopf, Georg 7.1.2 Ramm (Rahm, Ramb), Blasius 1.2.1, 1.2.2, 8.2.12, 8.2.19 Ränntl, Georg 8.1.15 Rappan (Rapan), Hans Georg 5.1.11, 9.3.8, 12.3.3, 12.3.6, 12.3.7 Rath, Leopold Anhang 1.2 Rauber, Christoph von 5.1.1 Rauch, Tobias 12.3.6, 12.3.7, 12.3.9, 12.3.20 Rauschmayr, Georg 7.3.8 Recht, Konrad Anhang 1.4 Reichhorn, Hans 5.8.7*, 6.1.1* Reichhorn, Katharina 6.1.1* Reiffenberg (Reifenberg), Dietrich von 12.1.18 Reischer siehe Reuscher Reiss (Reis), Anna 1.4.9, 12.1.35 Reiss, Georg Anhang 1.4 Reiss (Reyß), Wolfgang 1.2.1, 1.2.2, 1.4.9*, 12.1.26, 12.1.35* Reiter (Reuther), Hans Heinrich 7.3.3 Reittinger, Gregor 12.1.35 Resch siehe Rösch Rethor, Georg Anhang 1.4 Reuscher (Reischer), Georg 2.16, 2.19, 2.25, 2.26, 4.7.3, 5.4.9, 5.5.2, 5.5.3, 5.5.4, 5.8.11, 6.5.2, 9.1.10, 9.3.8, 11.15, 12.3.15* Reuther siehe Reiter Reyss siehe Reiss Rezer siehe Rözer Rezinger, Niklas 8.3.3

4. Register Riccasoli de la Trapolla, Octavio 12.1.35* Riedl (Ridl), Ludwig 1.4.4, 12.1.6, 12.1.14, 12.1.15, 12.1.23, 12.1.27 Riepur (Ripur), Dr. Georg von 5.7.1 Rieschl, Thomas Anhang 1.1 Ripur siehe Riepur Rocci, Ciriaco 8.1.29*, 8.1.30* Roggendorf (Rogenndorf), Hans Wilhelm von 10.13 Rösch (Resch), Christoph 5.7.14, Anhang 1.4 Rott, Stefan 12.1.28 Rözer (Rezer), Anna 3.1.4, 3.1.5 Rudolf II., Römischer Kaiser 1.3.2*, 3.1.4*, 4.4.1*, 6.3.1*, 6.3.6*, 8.1.19*, 12.1.2*, 12.1.5, 12.1.11* Rudolf IV., Herzog von Österreich 1.1.1, 8.2.8* Rueber von Pixendorf (Pichssendorf), Christoph (†1581) 4.1.1*, 4.1.2, 8.1.19*, 8.2.1*, 9.2.3, 10.7 Rueprecht, asu Oberbierbaum 9.2.1, 9.2.2 Ruesberger (Ruesperger), Matthias 1.3.2, 1.3.5 Rumbler, Adam 6.4.1 Rupoldt, Georg Anhang 1.2 Ruprecht N, Richter in Oberbierbaum 9.2.1, 9.2.2 Ruprecht, Simon von 3.1.4 Sachermaier, Michael 8.2.18* Sachwitz (Sachwiz), Johann Ernst von 10.1, 10.2 Sagl (Sägl), Steuereinnehmer des halben Vierten Standes 2.2, 2.7, 12.2.3 Salzer, Georg Anhang 1.1 Sarras, Georg 9.5.3 Sattler, Wolf 8.1.19* Sayue, Erasmus de 12.1.15* Schäbl, Sebastian 6.5.2, 11.5, 11.12, 12.3.3*, Anhang 1.3 Schaffenrath, Jakob 5.1.13* Schäffler (Schaffler, Schöfler), Dr. Christian 1.2.1, 1.2.2, 11.1 Schäffler, Dr. Wolfgang 5.6.3 Schaller, Hans 9.1.4 Schäz siehe Schez Scheber, Sebastian 5.4.5 Schelba (Schelpa, Schelper), Hans 4.7.2 Schelba, Maria Jacobea 4.7.2 Schenk (Schenckh), Gabriel 12.1.30 Scherer, Hans 6.1.4 Scherer, Rembold 8.2.17, 8.2.19, 8.2.20 Scheretin siehe Zerotin

Schez (Schäz), Adam 1.2.1, 1.2.2, 2.4, 4.6.1, 5.2.4, 5.8.6, 6.4.2, 6.6.7, 7.2.3, 7.2.9, 7.2.11, 8.1.32, 8.2.1, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19, 9.4.5 Schez (Schäz), Paul 1.2.1, 1.2.2, 7.2.10, 7.2.11, 7.2.12, 8.2.12 Schez, Rosina 7.2.3 Schickhner siehe Sinckner Schieselmair 9.4.5 Schillehner, Sebastian 9.1.6 Schillehner (Schillechner), Stephan 8.1.23, 8.1.25, 8.3.6, 9.1.6* Schlauersbach (Schlauerspacher), Wolfgang 6.3.1 Schleinitz, Oberstleutnant 12.1.35 Schlepper, Hans 1.2.9* Schlez (Schletz), Johann Michael 1.1.5, 1.1.6 Schludi, Hans 8.2.18 Schlundt, Leonhard 7.3.4* Schmeldte, Dr. Bernhard 3.2.8 Schmied, Agathe Anhang 1.2* Schmiedhammer, Hans Anhang 1.1 Schnabl, Friedrich Anhang 1.4 Schnalzer, Johann (Hans) 4.1.3, 4.2.1*, 5.2.2, 6.1.1, 9.5.1*, 10.7, Anhang 1.2 Schneider, aus Tulln 7.3.4 Schneider, Fabian 12.2.10 Schneider, Lorenz 2.26* Schober, Johann Michael 7.1.7, 7.3.5 Schöfler siehe Schäffler Schönfluss, Stefan 1.2.1 Schönkirch (Schönkhirchen, Schönkhürchen), Joachim Freiherr von 10.12, 10.13 Schöredin siehe Zerotin Schreiner, Mart 9.4.5 Schrenck (Schrenckh), Dr. 7.2.13 Schubert, Peter Anhang 1.4 Schubhart (Schubhard) zu Kollmitz, Hans 9.4.7 Schubmann, Johann 8.1.12, Anhang 1.4 Schuhmair (Schuechmair), Georg 10.9, 10.13 Schwab, Dr. Caspar 1.3.6, 1.4.3, 1.4.4, 3.1.4, 12.1.17, 12.1.18, 12.1.21 Schwab, Johann 5.7.3*, 5.7.7*, 5.7.12, 5.7.13, 5.7.14*, Anhang 1.4 Schwaiger (Schwäger), Wolf 9.1.9 Schwarz, Christoffin 4.4.4 Schwarz, Daniel 7.2.4, 9.1.9, Anhang 1.1 Schwarzenfeldter, Jakob Anhang 1.1 Schwarzmair, Hans 1.4.11 Schwarzmann (Schwarzman), Ulrich 1.2.11 Schwendtlin, Untertanin der Stadt Tulln 12.2.13

503

4. Register Sebald, Martin 1.2.11*, Anhang 1.5 Seeau, Johann Freiherr von 2.23* Seggler, Christoph 4.1.3, 9.4.2* Seibold (Seubold, Seyboldt), Christina 1.4.8, 1.4.9, 2.4, 7.2.11 Seidl, Andreas Anhang 1.1 Seis von Seisenegg, Hans Ludwig 1.4.5, 1.4.6*, 1.4.7*, 1.4.8* Seith, Lorenz 1.2.2*, Anhang 1.3 Seitz (Seiz), Dr. Johann Michael von 1.2.9, 1.2.10, 3.2.8, 5.4.7*, 5.4.11,7.3.11 Seitz, Regina Katharina von 1.2.11*,7.3.10 Seiz, Bernhard 4.4.5* Seiz, Wolfgang 5.1.5 Selb, Dr. Johann Gabriel Freiherr von 2.16, 6.5.1 Seraphim, Pater des Kapuzinerordens 8.2.19 Seubold siehe Seibold Seybold siehe Seibold Sieghart (Sichhart), Georg 4.2.1 Sigismund I. Jagiello, König von Polen 10.4* Sigismund III. Wasa, König von Polen 1.3.5* Sinckner (Schickhner, Sinckhner), Andreas 12.1.28 Sometinger, Wolf Ernst 5.4.8 Sommerleuthner, Bartholomeus 7.2.7 Sommerleuthner (Sonnleither), Katharina 5.8.7, 7.2.7 Sonnleither siehe Sommerleuthner Spächter (Spachter), Viktor August 1.2.2*, 6.4.1, 6.8.3, Anhang 1.2 Sperl, Rochus 5.3.1 Spindler von Hofegg, Johann Baptist 1.2.1 Springenkhlee siehe Springinklee Springindaschen, Thoman Anhang 1.2 Springinklee (Springenkhlee), Hans 12.1.32 Sprinzenstein (Sprinzenstain), Ferdinand Maximilian Graf von 2.21*, 9.2.8 Stadler (Stadtler), Urban 1.4.8, 1.4.9, 7.2.11, 8.2.12, 8.2.13 Stahrenberg siehe Starhemberg Stainberger, Georg 6.5.1, 6.5.2, 6.5.3 Stainbichler siehe Steinbichler Stainpichler siehe Steinbichler Stampfl, Leopold Anhang 1.2 Starckmann, Christoph Anhang 1.4 Starhemberg (Stahrenberg, Starnberg), Heinrich Graf von 10.7, 10.8, 10.10, 10.12 Starhemberg, Konrad Balthasar Graf von 4.1.4, 4.1.5 Starhemberg (Staremberg), Paul Jakob von 1.3.5 Starnberg siehe Starhemberg

504

Statler, Bürger in Tulln 12.1.3 Staudner (Staudtner, Stautner, Stauttner), Konrad 1.2.1, 5.8.7, 8.2.1, 8.2.12 Stausner, Ratsmitglied in Tulln 9.4.5 Stautner siehe Staudner Steger, Hans 8.1.25 Steinbichler (Stainbichler, Stainpichler), Jakob 1.2.9, 2.19, 2.21, 2.25, 5.1.8, 7.3.8 Steinleitner, Wolf 5.8.7 Stern (Sterhn), Jakob 6.6.2, 6.6.4, Anhang 1.1 Stettner, Georg 6.3.6 Steyrer, Mert 5.8.1, 5.8.2, Anhang 1.1 Stiegler (Stigler), Hans 12.1.6 Stilz (Dilz), Hans Konrad, alias Hans von Porstorff 6.2.3, 6.2.4, 6.2.5 Stinglmair siehe auch Putzer Stinglmair, Thoman 6.6.7* Stöberl, Georg 9.1.6 Stöffl, Hauer in Tulln 9.1.9 Strählin, Johann Erhard 5.4.8 Strain siehe Streun Strasser, Adam Anhang 1.4 Stredele von Montani und Wisberg, Kaspar 8.3.8* Streun (Strain) von Schwarzenau, Gotthard 5.1.1 Streun (Strein) von Schwarzenau, Reichart 8.3.2 Strobl, Jakob (der Ältere) 2.13, 2.26*, 5.8.9, 8.2.12, 8.2.18, 11.9, 11.15, 11.19*, 12.3.3, Anhang 1.2 Strobl, Jakob (der Jüngere) 2.13* Strobl (Strobel), Matthias 1.2.1, 1.2.2, 4.6.1, 5.2.4, 5.7.18, 5.8.8, 6.5.2, 7.2.11, 8.2.1, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19, 9.1.9, 9.4.5. Sturm (Stuermb), Johann 1.2.9, 2.32 Suppersbacher, Andreas 7.2.5* Suppersbacher, Kunigunde 7.2.5* Suppersbacher (Supperspacher), Matthias 1.4.1, 3.1.5*, 7.2.5*, 8.1.7, 8.1.8 Täberer (Taberer, Tabrer, Täbrer), Georg 5.1.5, 6.2.1, 6.3.1, 6.3.2, 6.3.3, 6.3.4, 6.3.6, 6.3.9, 6.3.10, 6.6.2, 6.6.4, 8.3.4, 9.1.4, 12.1.3, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Tagusch (Taggusch), Lorenz 6.3.1 Tankl (Dänckhel), Hans 5.9.5 Teuffl, Georg von 1.3.5, 8.1.29, 8.1.30 Thoman, aus Sieghartskirchen 8.1.14 Thoman, Fährknecht in Tulln 10.14 Thonhofer (Donhoffer, Thonhoffer), Michael 2.21, 5.1.11, 5.8.11, 7.3.1

4. Register Thurn, Heinrich Matthias Graf von 12.1.15* Tollni, Benedikt 1.2.1* Tollni, Magdalena 1.2.1* Trabitsch, Weißgerber in Tulln 12.1.26 Trainer, Dr. 10.6 Träppl (Träppel, Träpel, Träpl, Trapl, Trappell), Andreas 6.3.1, 6.3.2, 6.3.3, 6.3.4, 6.3.9, 6.3.10, 6.3.13, 6.3.14, 6.3.15 Träppl, Florian 5.7.9, 5.10.2, 6.3.1*, 7.2.1, 8.1.7, 8.1.11, 10.7, Anhang 1.2 Träppl, Michael 9.2.6, 9.2.7 Träppl, Sebald 8.1.4, 8.1.5, 8.1.6 Trauch, Hieronymus 6.8.3, Anhang 1.1 Trautson (Trautsohn), Paul Sixt I. Graf von 3.1.4, 3.1.5, 12.1.13, 12.1.14, 12.1.15, 12.1.17, 12.1.18, 12.1.21 Trautson (Trauthsohn, Trautsohn), Paul Sixt II. von 11.20, 11.21, 11.22, 11.25 Trennbach, Urban von 1.2.7, 8.3.3 Tretter, Johann Martin 1.6.3, 1.6.4, 2.21, 2.23, 2.26, 5.8.18, 9.3.8, 11.21 Treundl, Inwohnerin in Tulln 7.3.11 Triebl, Catharina 12.1.26* Trollnitsch, Kaspar 9.4.5 Trunckser (Trunckhser), Hans 9.4.5 Tschech, Paul Anhang 1.1 Tscherte, Johann 8.2.1* Turner, Johann Christian Anhang 1.4 Uhling, Ulrich 4.6.1 Ulman, Marx 5.8.3 Underdorffer, Caspar 1.3.2* Unterrainer (Underrainer), Matthias 4.2.2* Urschenbeck (Ursenpeckh, Ursempeckh), Georg Bernhard von 1.3.2, 1.3.5*, 3.1.5 Ursula, aus Frauenhofen 6.6.2, 6.6.3, 6.6.4 Ursylvanus, Georg 7.2.2, Anhang 1.5 Valentin, Pater 8.1.30 Valentin siehe Wastl Vaster siehe Plankhensteiner Veigl, Hans Anhang 1.1 Vell, Georg 4.7.2 Veltsperger (Velzperger), Georg (Jorg) 1.1.4 Vielkorn (Vielkhorn), Georg 3.1.2, 5.4.2, 5.4.3, Anhang 1.3 Vischer, Wolf 1.3.2* Vita, Antonio 9.1.6*, Anhang 1.1 Vogel, Stadtschreiber von Tulln Anhang 1.3 Vogl, Hans 8.2.12 Voith, Marx Anhang 1.2 Wagenmaier (Wagmair), Hans 8.1.11

Wagner, Christoph Anhang 1.3 Waicher, Wolf 9.5.4* Wallenstein, Albrecht Wenzel Eusebius von 7.2.5*, 8.1.29*, 12.1.35* Walsl, Hans Anhang 1.3 Walterfingen, Johann 11.1* Walther, Sekretär 9.4.1 Wassermann (Wasserman), Matthias 6.8.3, 6.8.5 Wastl (Bastl, Valentin), wohnhaft im Tullner Pfarrhof 8.1.5 Weber, Balthasar 5.8.2, Anhang 1.1 Weber auf Bisamberg, Dr. Johann Baptist 1.3.2 Weckonitsch (Weckhonitsch), Veronika 6.7.2, 6.7.3 Weeghuber, Paul 1.3.2* Weichler, Hieronymus 8.1.19*, 8.1.23* Weigl, Hans 9.1.9 Weinberger, Balthasar Anhang 1.3 Weineisen, Joachim Anhang 1.3 Weiss, Hans Wolf 1.2.1, 1.2.2 Weizenbacher, Leonhard 5.7.8 Wenzel (Wenzl), Jakob 5.8.7, 9.3.4, 11.15 Werdenberg, Johann Baptist Graf von 8.2.12*, 8.2.19 Werner, Christoph 5.7.14, Anhang 1.1 Werrner, aus Tulln 9.1.16 Wesendorfer, Georg Anhang 1.1 Westernacher (Westernach), Hieronymus 12.1.31 Weydlicher, Rudolf Anhang 1.3 Wieland (Wielandt, Wielland, Wiellandt, Willandt), Salomon 1.2.2, 1.2.7, 2.7, 5.2.4, 6.6.2, 6.6.7, 6.8.3, 8.2.1, 8.2.10, 8.2.11, 8.2.12, 8.2.18, 8.2.19, 9.1.6, 9.1.9, 9.4.5, 9.4.7, 12.1.16, 12.1.27, 12.1.29, Anhang 1.1 Wiesinger, Adam 5.6.6 Willandt siehe Wieland Winckhler siehe Winkler Windhaag (Windthaag), Herr von 3.2.7 Windhaag (Windthaag), Joachim Enzmiller, Graf von 11.8, 11.9 Winkler, Barbara 3.2.2* Winkler (Winckhler), Christoph 5.8.1, 5.8.2 Winkler (Winckhler, Winckler), Hans Georg 1.6.4, 2.19, 2.25, 5.4.7*, 5.5.1, 5.5.2, 5.8.12, 5.8.18, 9.3.8 Winkler, Matthias Anhang 1.2 Winkler (Winkhler), Paul 12.1.6 Winter, Balthasar 9.5.3 Wispeck (Wispeckh), Heinrich von 4.1.3

505

4. Register Wissbauer, Anna 1.2.1* Wissbauer, Stephan 1.2.1* Witting, Sebastian 9.4.5 Wolf, Hans 8.3.6. Wolfhardt (Wolffart), Michael 8.2.18 Wolfradt, Anton 1.6.1*, 1.6.2* Wörmann (Wöhrmann), Ferdinand 2.19 Wörner, Christoph 6.6.2, 6.6.4, 6.8.3, Anhang 1.1, Anhang 1.2 Wörner, Hans 6.8.3 Wülfing, Andreas 9.2.6 Zächpruckher, aus Tulln 12.1.8 Zailinger (Zällinger, Zollinger), Georg 2.26, 5.1.8 Zärare siehe Zerari Zeller, Tobias 5.4.4, Anhang 1.3 Zerari (Zärare, Zerare, Zerärä), Thomas 1.2.1, 1.2.2, 9.5.4, 12.1.31

Zerari, Thomas (Stifter) 1.2.11*, 8.1.31* Zerotin (Scheretin, Schöredin, Zschertin), Friedrich von 6.2.2, 6.2.3, 6.2.5 Zimmermann, Georg 8.2.20 Zinzendorf von Pottendorf, Ferdinand 1.6.3 Zinzendorf von Pottendorf, Hans Joachim 3.1.4 Zinzendorf von Pottendorf, Johann von 10.1, 10.3, 10.13 Zollinger siehe Zailinger Zoppl von Haus (Hauß), Dr. Joseph 10.12, 10.13 Zschertin siehe Zerotin Zwain, Paul 12.2.6 Zwickher, Anna 5.7.9 Zwickher, Leopold 5.7.9 Zwickl (Zwickh, Zwickhl), Simon 5.8.9, 8.2.12, 8.2.19, 9.4.5, 12.1.26 Zwierschlag, Mag. Kaspar Anhang 1.4

Ortsnamen (Da Tulln in so gut wie jedem Dokument vorkommt, ist dieser Ortsname nicht berücksichtigt; ebenfalls unberücksichtigt blieben Ortsnamen, die nur in Herrschertiteln vorkommen.) Aigen siehe Neuaigen Altenberg (Altenperg), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde St. AndräWördern 9.2.3 Amstetten 12.3.1* Asparn, heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Langenrohr 6.1.1, 12.1.28 Atzenbrugg 7.2.10* Augsburg 1.2.2*, 12.2.22* Auhof (Auhoff), heute Gemeinde Wien 1.4.11 Bad Vöslau 9.2.8* Baden (Paaden) 1.2.9*, 1.3.2, 5.7.14* Baumgarten (Paumgarten), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde JudenauBaumgarten 6.1.1 Bologna 1.3.2*, 10.7*, 11.1*, 12.1.5* Bopfingen (Popfingen) 4.7.2 Bratislava siehe Preßburg Breisach 12.2.4*, 12.2.22* Brixen/Bressanone 2.32*, 7.3.3* Bruck (Pruckh) an der Leitha 1.3.2*, 2.18*, 3.1.5, 6.8.3 Brunn am Gebirge 5.7.14*

506

Brüssel/Bruxelles 5.7.1* Caindorf siehe Kaindorf Chorneuburg siehe Korneuburg Closterneuburg siehe Klosterneuburg Coburg 5.7.9* Corneuburg siehe Korneuburg Crembs siehe Krems Dingolfing (Tinnglfing) 5.7.7*, 8.1.10 Drebensee siehe Trübensee Dürnrohr (Dürrnrohr), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Zwentendorf 5.1.13 Ebelsberg 4.4.2* Ebersdorf (Eberstorff) siehe Kaiserebersdorf Eggenburg 1.3.2*, 2.30 Elsbach, heute Marktgemeinde Sieghartskirchen 9.4.1 Enns 8.1.11*, 8.1.13* Erfurt 5.7.7* Frankfurt am Main 1.3.2

4. Register Frauenhofen (Fraunhofen), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Tulln 6.1.1, 6.6.2, 12.1.34* Freindorf siehe Freundorf Freising 11.8* Freundorf (Freindorf, Freundorff), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Judenau-Baumgarten 5.8.5, 9.4.1, 11.12 Fridau, heute Katastralgemeinde der Gemeinde Ober-Grafendorf 12.3.22 Gaisruck, heute Marktgemeinde Hausleiten 9.4.5 Gaming 8.1.33* Gedlesprunn siehe Göttlesbrunn Gellerstorff siehe Göllersdorf Giesing siehe Gösing Göllersdorf (Gellerstorff) 8.3.3, 10.4, 10.13. Gösing (Giesing), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Fels am Wagram 12.2.6 Göttlesbrunn (Gedlesprunn) 6.8.3 Grabenhof 6.3.6 Grämbsen (Gresten?) 12.1.4 Graz 6.8.3, 11.1* Greifenstein 12.3.1* Gumpoldskirchen 1.3.2* Györ siehe Raab Hadersdorf (Haiderstorf), heute 14. Wiener Gemeindebezirk 3.1.5 Hadersfeld (Haidersfeld, Haidlersfeld), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde St. Andrä-Wördern 3.1.4*, 3.1.5 Haiderstorf siehe Hadersdorf Hainburg 1.3.2*, Anhang 1.5* Hasendorf 12.3.1* Haßfurt (Hasfurt) 4.7.2 Hernals, heute 17. Wiener Gemeindebezirk 12.1.15 Herzogenburg 5.1.13, 9.3.3 Hietldorff siehe Hütteldorf Hintersdorf (Hinderstorf), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde St. AndräWördern 3.1.5 Höflein/Donau 5.4.7* Hollenburg (Hollnburg), Katastralgemeinde der Statutarstadt Krems 1.1.3, 9.2.7, 11.8 Horn 1.3.2*, 1.3.5 Hütteldorf (Hietldorff), heute 14. Wiener Gemeindebezirk 5.6.3*, 6.2.1 Ibbs siehe Ybbs

Innsbruck 5.7.1* Inzersdorf 7.3.3* Istanbul 12.3.1* Sankt Joachimsthal/Jáchymov 12.1.5* Judenau 1.4.3*, 4.1.1*, 6.1.3, 8.1.19, 8.1.23, 10.16, 12.1.28*, 12.3.1*, 12.3.8 Judenburg Anhang 1.2* Kaindorf (Caindorf, Cainsdorff), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Zwentendorf 4.7.2 Kaiserebersdorf (Ebersdorf, Eberstorff), heute 11. Wiener Gemeindebezirk 2.30, 8.2.5 Kaschau/Kosice 1.3.5* Katzelsdorf (Käzlestorff, Khazlesdorf), heute Marktgmeinde Tulbing 4.4.5*, 5.8.5, 9.5.1 Khirchberg siehe Kirchberg Khünigstetten siehe Königstetten Kirchberg (Khirchberg, Khirchperg) am Wagram 1.2.2*, 8.2.1*, 9.3.6, 10.13 Klosterneuburg (Closterneuburg) 1.1.3, 1.3.2, 1.6.4, 2.28, 3.1.5, 5.1.10, 5.6.5, 6.3.1*, 6.4.2, 7.1.2, 8.2.18, 12.1.15, 12.3.1, 12.3.4, 12.3.6, 12.3.7, 12.3.8, Anhang 1.3* Köln 3.1.4* Königstetten (Khünigstetten) 1.6.3, 4.2.1, 5.1.13, 6.1.2, 6.1.4, 9.4.5, 12.3.2, Anhang 1.2 Korneuburg (Chorneuburg, Corneuburg) 1.3.2, 2.28, 3.1.5*, 5.1.10, 5.4.5, 10.13, 12.3.7*, 12.3.8 Kosice siehe Kaschau Krems (Crembs, Khremb, Khrembs) 1.3.2, 1.3.5, 1.4.3, 2.28, 3.1.4*, 3.1.5, 5.4.5, 5.6.3*, 6.3.1, 6.3.9, 6.5.2*, 6.6.2, 6.6.3*, 6.8.1, 6.8.5, 6.8.6, 9.3.8, 12.1.14* Kreuzenstein, Burg 1.5.1* Krumbach (Schwaben) 3.1.4* Laa an der Thaya 1.3.2*, 3.1.4, 3.1.5, 5.7.12*, 7.2.4 Lampsakos 5.6.6 Langenlebarn (Lanngenlebarn, Lebarn), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Tulln 1.1.3*, 1.5.1*, 2.13*, 6.1.1, 7.2.1*, 8.1.8, 12.2.14, 12.3.19 Langenlois (Lois, Loys) 1.3.2*, 1.6.4*, 2.21, 2.23, 8.2.1* Langenrohr (Rohr) 6.1.3, 8.1.23 Langenschönbichl (Schönbühel, Schönpichl), heute Katastralgemeinde der Markt­ gemeinde Langenrohr 5.1.13, 12.1.27

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4. Register Laufen an der Salzach 5.1.7* Lebarn siehe Langenlebarn Lengpach siehe Neulengbach Lengpöckh siehe Neulengbach Leobersdorf 5.7.7* Lilienfeld 3.1.4* Linz 1.2.2*, 1.2.11*, 3.1.5, 4.1.4* Litschau 9.2.8* Lois siehe Langenlois Loys siehe Langenlois Mannswörth Anhang 1.5* Marcherstorf siehe Markersdorf Maria Taferl 7.3.10 Markersdorf (Marcherstorf, Markherstorff), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Neulengbach 6.1.1 Mauerbach (Maurbach), heute 14. Wiener Gemeindebezirk 3.1.1, 3.1.5*, 7.2.10, 8.1.32*, 12.1.34* Mautern (Mauttern) 4.4.2*, 5.4.5 Medling siehe Mödling Meidling, heute 12. Wiener Gemeindebezirk 6.2.1 Melk (Melckh) 2.2, 7.2.4, 8.1.19* Michelhausen (Michlhausen) 4.7.2, 8.3.2, 9.4.1, 12.3.23 Michelndorf 9.2.7 Michlhausen siehe Michelhausen Mindelheim 5.7.9* Mödling (Medling) 1.3.2, 2.28, 5.7.8* Mollersdorf (Mollerstorff), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Tulln 3.1.4, 3.1.5, 10.16 Mondsee 5.7.3* Muckendorf an der Donau 4.1.3* Neuaigen (Aigen), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Tulln 6.2.1, 9.4.5, 10.7, 10.16, 12.1.13*, 12.1.17, 12.1.18 Neulengbach (Lengbach, Lengpach, Lengpöckh) 4.3.1*, 9.5.2, 11.27, 12.21 Neunstat siehe Wiener Neustadt Neusiedl (Neusidl), Katastralgemeinde der Marktgemeinde Langenrohr 1.2.1*, 1.4.10, 6.2.1, 6.2.2, 6.2.3, 6.2.4, 6.2.5, 7.2.4*, 9.2.8, 12.1.6 Neustadt an der Saale 5.6.6* Neustadt siehe auch Wiener Neustadt Neustatt siehe Wiener Neustadt Nikolsburg 4.6.1* Nitzing (Nizing, Nüzing), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Tulln 6.1.1

508

Nördlingen 4.1.4*, 12.1.35* Nürnberg 6.3.1, 6.3.7, 6.3.12 Nußdorf, heute Teil des 19. Wiener Gemeindebezirks 9.4.1 Nußdorf o. d. Traisen 6.1.1 Nüzing siehe Nitzing Oberbierbaum (Oberpierbaum, Pierpaumb), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Zwentendorf 9.2.1, 9.2.2 Ofen 1.3.5* Olmütz (Olmiz) 4.2.1*, 6.8.3, 9.5.1* Opava siehe Troppau Orth an der Donau 6.7.2, 6.7.3 Paaden siehe Baden Padua 4.2.1*, 5.4.7*, 5.7.1*, 10.13*, 12.1.5* Passau 1.3.2, 3.1.5, 6.1.2, 7.2.3, 8.2.12*, 8.3.4, 8.3.5, 9.3.6, 9.4.5, 9.4.6, 10.1, 10.2, Anhang 1.5* Paumgarten siehe Baumgarten Perchtoldsdorf (Pertoldstorff, Pettersdorf) 1.3.2, 3.1.5, Anhang 1.1* Perzendorf (Perzendorff), heute Katastral­ gemeinde der Marktgemeinde Hausleiten 9.4.5 Pettersdorf siehe Perchtoldsdorf Pierpaumb siehe Oberbierbaum Piesting 8.1.14* Pixendorf, heute Marktgemeinde Michelhausen 4.1.1* Pöchlarn (Pechlarn) 7.3.10*, 12.1.1*, 12.3.24 Popfingen siehe Bopfingen Pottenbrunn 6.3.1* Pottendorf 11.6* Preßburg/Bratislava 1.3.5, 9.2.5, 9.5.3 Pruckh siehe Bruck Pulgarn, heute Stadtgemeinde Steyregg 6.3.1 Raab/Györ 1.5.1, 2.27* Raidling siehe Reidling Rappoltenkirchen 7.2.5* Regensburg 1.4.5, 1.4.6, 1.4.7, 1.4.8, 1.5.2, 1.5.3, 1.6.1, 2.2*, 4.1.4*, 8.1.29*, 8.3.2, 11.25, Anhang 1.5* Reidling (Raidling) 8.3.2 Retz 1.3.2*, Anhang 1.1* Ried am Riederberg, heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Sieghartskirchen 9.4.1 Rohr s. Langenrohr Rom/Roma 5.6.6*

4. Register Rust (Russt), heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Michelhausen 20.2.21 Salzburg 4.1.3*, 11.25 St. Andrä-Wördern (St. Andree) 12.3.2 St. Georgen 5.1.8* St. Marx, heute 3. Wiener Gemeindebezirk 5.6.3*, 12.1.15 St. Pölten 1.5.1*, 1.6.5*. 5.9.2, 9.3.3, 12.1.2*, 12.1.27, 12.2.21*, 12.3.1*, 12.3.8, 12.3.13, 12.3.14 St. Veit 7.3.2* Sappada 1.2.10* Scheibbs (Scheybs) 9.5.1, 9.5.4 Schmida, heute Katastralgemeinde der Marktgemeinde Hausleiten 9.4.5 Schönbühel siehe Langenschönbichl Schönpichl siehe Langenschönbichl Schwäbisch Gmündt (Schwabisch Gmündt) 1.2.1*, 4.4.8*. 6.4.1 Schwerin 3.2.1* Sechsicktten (?, Schlesien) 6.8.3 Seitenstetten (Seizenstetten) 7.2.3, 7.2.5* Sieghartskirchen (Sigerskirchen, Sigharzkhirchen) 8.1.14, 12.3.2 Siena 1.2.1*, 1.3.2*, 4.2.1*, 8.2.4*, 9.2.8*, 12.1.5* Siezenberg siehe Sitzenberg Sigerskirchen siehe Sieghartskirchen Sigharzkhirchen siehe Sieghartskirchen Sitzenberg (Siezenberg, Sizenberg) 3.1.4, 3.1.5, 12.3.1* Sitzenberg-Reidling siehe Sitzenberg, Reidling Speyer 4.1.3 Spillern 1.5.1* Spital (Spittal), heute Katastralgemeinde der Gemeinde Michelhausen 4.7.2 Staasdorf (Stäsdorf, Stäßdorf, Stässdorf), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Tulln 6.1.1, 6.1.2, 6.3.1, 12.2.12* Stein (Stain) 1.2.1*, 1.3.2, 1.6.4, 2.28, 3.1.4*, 3.1.5, 5.1.13, 5.4.5, 6.5.2* Stettelsdorf 9.4.5* Stockerau (Stockherau) 5.1.13, 5.6.3*, 8.1.18, 9.4.5, 11.3 Straubing 2.13* Sullberg im Allgäu 5.1.11* Szatmár 12.1.5* Tambach Anhang 1.5* Tinnglfing s. Dingolfing Tolmezzo 1.2.1*

Traismauer 2.26*, 5.1.13*, 5.6.3* Trasdorf 1.5.1* Trebensee siehe Trübensee Treensee siehe Trübensee Treibensee siehe Trübensee Triebensee siehe Trübensee Trient/Trento 6.2.4, 6.2.5 Trobensee siehe Trübensee Troppau/Opava (Troppa) 6.2.2, 6.2.3, 6.2.4, 6.2.5 Trübensee (Drebensee, Trebensee, Treensee, Treibensee, Triebensee, Trobensee), heute Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Tulln 3.1.4, 4.4.8*, 6.1.4, 9.4.5, 9.4.6, 10.1, 10.3, 10.4, 10.12, 10.13, 10.16 Tulbing 7.2.3, 7.2.5*, 7.2.10, 11.12 Urfahr bei Linz 1.2.2* Vitis 12.3.6* Vöslau siehe Bad Vöslau Wagram o. d. Traisen 6.1.1 Waidhofen an der Thaya 1.3.2* Waidhofen an der Ybbs Anhang 1.1* Weitra Anhang 1.5* Wien (Wienn, Wyenn) 1.1.1, 1.1.2, 1.1.3, 1.1.5, 1.2.1, 1.2.2, 1.2.6*, 1.2.7, 1.2.12, 1.3.2, 1.3.3, 1.3.4, 1.3.5, 1.4.1, 1.4.3, 1.4.4, 1.4.5, 1.4.6, 1.4.7, 1.4.10, 1.5.4*, 1.6.4*, 2.3*, 2.11, 2.12, 2.13, 2.16, 2.17, 2.18, 2.19, 2.23, 2.24, 2.28, 2.30*, 2.31, 3.1.1, 3.1.2, 3.1.3, 3.1.4, 3.1.5, 3.2.2, 3.2.3, 3.2.8*, 4.1.4*, 4.2.1, 4.6.1*, 4.7.1, 5.1.1, 5.1.13, 5.2.6, 5.3.1, 5.4.12, 5.4.7*, 5.4.12, 5.6.3*, 5.6.6*, 5.7.1, 5.7.7*, 5.8.13, 5.8.18, 5.9.3, 5.9.4, 5.10.3, 6.2.3, 6.2.4, 6.3.9, 6.4.2, 6.6.3, 6.6.6, 6.8.4, 7.1.4, 7.1.7, 7.2.2*, 7.2.4, 7.3.1, 7.3.3, 7.3.5, 8.1.11*, 8.1.15*, 8.1.22, 8.1.35*, 8.2.1*, 8.2.2, 8.2.3, 8.2.4, 8.2.5, 8.2.10*, 8.2.18, 8.3.1, 8.3.4, 9.1.6*, 9.2.4, 9.2.8, 9.2.9, 9.3.1, 9.3.3, 9.3.6*, 9.4.1, 9.4.6, 9.4.7, 9.5.1*, 10.6, 10.7, 10.8, 10.12, 10.13, 11.1, 11.2, 11.5, 11.8, 11.15*, 11.19, 11.27, 12.1.3, 12.1.5, 12.1.13, 12.1.14, 12.1.15, 12.1.17, 12.1.18, 12.1.22, 12.1.27, 2.2.4, 12.2.5, 12.2.6, 12.2.8, 12.2.11, 12.2.12, 12.2.16, 12.2.20, 12.2.22, 12.3.6, 12.3.7, 12.3.8, 12.3.20, Anhang, 1.3*, Anhang 1.4*, Anhang 1.5* Wiener Neustadt (Neunstat, Neustadt, Neustatt) 1.1.4, 1.3.5, 8.2.18 Wilfersdorf (Wülffersdorf), heute Katastral-

509

4. Register gemeinde der Marktgemeinde Tulbing 5.2.6 Wilhelmsburg (Wilhalbenspurg, Wilhalmspurt) Bezirk St. Pölten Land 12.1.3, 12.1.4 Willing 5.4.5 Wittenberg 5.7.3*, 5.7.7*, 10.7* Wört (Wurath) 4.7.2 Wülffersdorf siehe Wilfersdorf Wurath siehe Wört Würzburg 5.6.6*

510

Wyenn siehe Wien Ybbs an der Donau (Ibbs) 1.3.2*, 2.7, 2.21, 2.23, 12.1.1*, 12.2.12, 12.2.13 Zeiselmauer (Zeislmaur) 5.1.13 Zistersdorf 1.4.1* Zwentendorf 8.1.19*, 9.3.8* Zwettl 1.2.2*, 1.3.2*, 5.4.4, 7.2.2*, 12.1.7, Anhang

FONTES‌RERUM‌AUSTRIACARUM.‌ ÖSTERREICHISCHE‌GESCHICHTSQUELLEN.‌ ‌ 3.‌ABTEILUNG:‌FONTES‌IURIS HERAUSGEGEBEN VON DER ÖSTERREICHISCHEN AK ADEMIE DER WISSENSCHAF TEN, PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE, KOMMISSION FÜR RECHTSGESCHICHTE ÖSTERREICHS

EINE AUSWAHL

BD. 20 | HELMUTH FEIGL, THOMAS STOCKINGER DIE‌URBARE‌DER‌HERRSCHAFTEN‌ MAISSAU‌UND‌SONNBERG‌ ANLÄSSLICH‌DER‌TEILUNG‌DES‌ERBES‌ NACH‌GEORG‌VON‌ECKARTSAU‌IM‌ JAHRE‌1497‌ 2008. XIII. 327 S. BR. ISBN 978-3-205-78184-4

BD. 22 | CHRISTIAN NESCHWARA (HG.) ‌D IE‌ÄLTESTEN‌QUELLEN‌ZUR‌ ‌KODIFIKATIONSGESCHICHTE‌DES‌ ÖSTERREICHISCHEN‌ABGB ‌JOSEF‌AZZONI,‌VORENTWURF‌ZUM‌ CODEX‌THERESIANUS‌–‌JOSEF‌FERDI­ NAND‌HOLGER,‌ANMERCKUNGEN‌ÜBER‌ DAS‌ÖSTERREICHISCHE‌RECHT‌(1753) 2012. 338 S. BR. | ISBN 978-3-205-78864-5 BD. 21/1 | JUDIT MAJOROSSY, KATALIN SZENDE (HG.) DAS‌PRESSBURGER‌PROTOCOLLUM‌ TESTAMENTORUM‌1410‌(1427)–1529 TEIL‌1:‌1410–1487 2010. 535 S. 6 S/W-ABB. BR. ISBN 978-3-205-78549-1

BD. 19 | THOMAS WINKELBAUER GUNDAKER‌VON‌LIECHTENSTEIN‌ALS‌ GRUNDHERR‌IN‌NIEDERÖSTERREICH‌ UND‌MÄHREN‌ 2008. X. 559 S. 3 GRAF. BR. ISBN 978-3-205-77795-3 BD. 18 | GÜNTER SCHNEIDER (HG.) DAS‌URBAR‌DES‌NIEDERÖSTER-‌ REICH‌ISCHEN‌ZISTERZIENSERKLOSTERS‌ZWETTL‌VON‌1457‌ AUSWERTUNG‌UND‌EDITION 2002. 609 S. 4 KARTEN. BR. ISBN 978-3-205-99485-5 BD. 17 | INGO SCHWAB DAS‌LANDRECHT‌VON‌1346‌‌ FÜR‌OBERBAYERN‌UND‌SEINE‌ GERICHTE‌KITZBÜHEL,‌KUFSTEIN‌‌ UND‌RATTENBERG‌ KRITISCHE‌EDITION‌DER‌GEORGEN­ BERGER‌HANDSCHRIFT‌MS.‌201

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