133 52 13MB
German Pages 106 Year 1991
DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG HEFT 121 · 1991
Bernd Görzig und Martin Gornig
Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft der DDR
DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN
D E U T S C H E S I N S T I T U T FÜR
WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
gegründet 1925 als INSTITUT FÜR KONJUNKTURFORSCHUNG von Prof. Dr. Ernst Wagemann 1000 Berlin 33 (Dahlem), Königin-Luise-Straße 5
VORSTAND Präsident Prof. Dr. Lutz Hoffmann Dr. Ludolf-Georg von Wartenberg · Dr. Peter Mitzscherling · Wolfgang Roth · Dr. Otto Schlecht · Günter Strassmeir
Kollegium der Abteilungsleiter* Dr. Oskar de la Chevallerie · Dr. Doris Cornelsen · Dr. Heiner Flassbeck · Dr. Fritz Franzmeyer · Dr. Hans Heuer Dr. Kurt Hornschild · Prof. Dr. Wolfgang Kirner · Prof. Dr. Eckhard Kutter · Dr. Reinhard Pohl Dr. Hans-Joachim Ziesing
KURATORIUM Vorsitzender: Dr. Dieter Hiss Stellvertretender Vorsitzender: Dr. Thomas Hertz
Mitglieder Der Bundespräsident Bundesrepublik Deutschland Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Wirtschaft Bundesministerium für Verkehr Bundesministerium für Post und Telekommunikation Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Bundesministerium für Forschung und Technologie Land Berlin Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe Senatsverwaltung für Bundes- und Europaangelegenheiten Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbahn Bundesanstalt für Arbeit Wirtschaftsvereinigung Bergbau Christlich-Demokratische Union Deutschlands Sozialdemokratische Partei Deutschlands Freie Demokratische Partei Deutscher Gewerkschaftsbund, Düsseldorf Industriegewerkschaft Metall, Frankfurt a.M. Berliner Bank Aktiengesellschaft Berliner Pfandbrief-Bank Industriekreditbank Aktiengesellschaft — Deutsche Industriebank Berliner Industriebank Aktiengesellschaft Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft Elektrowerke Aktiengesellschaft Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
Persönliche Mitglieder Dr. Günter Braun Dr. Karl-Heinz Narjes Werner Alfred Zehden * Präsident und Abteilungsleiter sind gemeinsam für die wissenschaftliche Leitung verantwortlich.
DEUTSCHES
INSTITUT
FÜR WI R TS C H A FTS FO R SC H U Ν G
BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG
HEFT 121 · 1991
Bernd Görzig und Martin Gornig
Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft der DDR
DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN
Herausgeber: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Königin-Luise-Str. 5, D-1000 Berlin 33 Telefon (0 30) 82 99 10 — Telefax (0 30) 82 99 12 00 BTX-Systemnummer * 2 9911 tt Schriftleitung: Dr. Heiner Flassbeck Verlag: Duncker & Humblot GmbH, Dietrich-Schäfer-Weg 9, D-1000 Berlin 41. Alle Rechte vorbehalten Druck: 1991 bei ZIPPEL-Druck, Oranienburger Str. 170, D-1000 Berlin 26 Printed in Germany ISBN 3-428-07177-8
Inhalt 1.
Vorbemerkung
9
2.
Schätzungen zum Produktivitätsniveau
11
2.1
Die Produktivität der DDR im internationalen Vergleich
11
2.2
Produktivität in den Industriezweigen
19
2.2.1 Entwicklungstendenzen der Produktion je Beschäftigten
19
2.2.2 Abschätzung des Produktivitätsniveaus
25
2.3
Kritische Würdigung der Produktivitätsvergleiche
28
3.
Determinanten der Arbeitsproduktivität
31
3.1
Die Kapitalausstattung in der Industrie
31
3.2
Das Gewicht der Vorratsbestände
38
3.3
Qualifikationsstruktur des Arbeitseinsatzes
40
4.
Produktionskosten und Erlöse in der DDR-Wirtschaft
51
4.1
Die Kostenstruktur der Unternehmen
51
4.2
Lohnkosten und Lohndifferenzierung
60
4.2.1 Entwicklung des Lohnniveaus
61
4.2.2 Vergleich der Lohnstrukturen
63
3
4.3
Komponenten der Erlösabführungen der Industrie
69
4.4
Erlöse und Produktionskosten im Außenhandel
75
4.5
Erlösabführungen, im Produktionsprozeß eingesetzte Mittel und Investition
85
5.
Entwicklungspotentiale der Wirtschaftsbereiche
89
6.
Wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen
4
101
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle
Seite
2/1
Arbeitsproduktivität der DDR und ihrer Außenhandelspartner 1985 .
14
2/2
Regionalstruktur des Außenhandels der DDR 1988
17
2/3
Produktion, Beschäftigung und Produktivität im Vergleich
20
2/4
Entwicklung des Arbeitsproduktivitätsniveaus in der DDR im
Vergleich zur Bundesrepublik
27
3/1
Kennziffern des Produktionsprozesses im Jahre 1988 im Vergleich . . .
32
3/2
Kennziffern zum Kapitaleinsatz in der DDR im Jahre 1988
34
3/3
Die Vorratshaltung im Jahr 1988 im Vergleich
39
3/4
Ausbildungs- und Tätigkeitsstrukturen in der Bundesrepublik und der DDR 1988
3/5
42
Ausbildungs- und Tätigkeitsstrukturen in der Industrie der Bundesrepublik und der DDR 1988
45
4/1
Kostenstrukturen im Vergleich
52
4/2
Die Kostenstruktur der Wirtschaftszweige in der DDR
55
Seite 4/3
Modellrechnung für die Kostenstruktur der Wirtschaftszweige der DDR bei Anwendung des Abgabensystems der Bundesrepublik 1988 . 58
4/4
Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter in der Bundesrepublik und der DDR
4/5
Bruttolöhne und -gehälter in der Bundesrepublik und der DDR nach Wirtschaftsbereichen
4/6
62
65
Bruttolöhne und -gehälter in der Bundesrepublik und der DDR nach Ausbildungsgraden und Tätigkeitsfeldern
67
4/7
Die Kostenstruktur in den Industriezweigen der DDR in Mrd. Mark . 70
4/8
Die Kostenstruktur in den Industriezweigen der DDR in vH
4/9
Komponenten der Erlösabführungen in den Industriezweigen der DDR 1988 .
71
73
4/10 Die Bedeutung des Außenhandels nach Produktionsbereichen der DDR
76
4/11 Die Absatzstruktur in den Industriezweigen der DDR in Mrd. Mark . 79
4/12 Die Absatzstruktur in den Industriezweigen der DDR in vH
80
4/13 Stückerlöse in den Industriezweigen der DDR
82
6
Seite 4/14 Beiträge der Industriezweige zur Finanzierung staatlicher Aufgaben 1988
.
87
5/1
Sektorale Beschäftigungspotentiale im warenproduzierenden Gewerbe
96
5/2
Sektorale Beschäftigungspotentiale im Dienstleistungsbereich . . . . . . .
98
Verzeichnis der Schaubilder
Schaubild 2/1
2/2
Entwicklung der Arbeitsproduktivität in der DDR und ihrer wenigsten Außenhandelspartner
15
Die Arbeitsproduktivität in der DDR und auf ihren Exportmärkten .
16
7
1.
Vorbemerkung
In dieser Untersuchung geht es darum, unter gesamtwirtschaftlichem Blickwinkel Anhaltspunkte über die Wettbewerbsposition der DDR-Wirtschaft am Ende ihrer planwirtschaftlichen Geschichte zu gewinnen.
Diese Zielsetzung schränkt die Möglichkeiten der Analyse beträchtlich ein. Grundlage der Analysen sind zumeist nach Branchen disaggregierte Statistiken aus der DDR für die Jahre 1988/89, die mit entsprechenden Ergebnissen für die Bundesrepublik verglichen werden. Aussagen über die Wettbewerbsfähigkeit der Produktion sind auf dieser Basis kaum möglich. Hierzu wären Einschätzungen über die künftigen Absatzchancen einzelner Güter erforderlich, die sich in makroökonomischen Produktionsaggregaten kaum einfangen lassen.
Solche Aggregate der Produktion - sowohl zu jeweiligen Preisen als auch von Preiseinflüssen bereinigt - sind jedoch Voraussetzung für vergleichende Untersuchungen zur Wettbewerbsposition auch auf der Kostenseite. Dies gilt für Vergleiche von Arbeits- und Kapitalproduktivitäten ebenso wie für Vergleiche der Kostenstrukturen. Die hier vorgestellten Analysen stehen damit unter dem Vorbehalt, daß die aus DDR-Statistiken abgeleiteten Produktionswerte als Basis für solche Vergleiche hinreichen, ohne daß dies im einzelnen überprüft werden konnte.
Angesichts der schnellen politischen Veränderungen im Jahr 1990 mögen die Analysen zum Teil bereits historischen Wert haben. Viele der aufgezeigten strukturellen Defizite der DDR-Wirtschaft werden allerdings erst nach einer längeren Übergangszeit überwunden werden können.
9
2.
Schätzungen zum Produktivitätsniveau
2.1
Die Produktivität der DDR im internationalen Vergleich
In der DDR angestellte Vergleichsrechnungen zur Bundesrepublik bezifferten Anfang 1982 den Produktivitätsrückstand offiziell mit 30 vH mit dem Hinweis, daß diese Relation schon in den siebziger Jahren bestanden habe und seitdem unverändert geblieben sei. Neuberechnungen des Statistischen Amts der DDR haben diese Angaben jetzt korrigiert und beziffern den Rückstand für 1988 in der Größenordnung von 40 vH. Die Korrektur ist dabei weniger Ausdruck einer realen Verschlechterung Ende der achtziger Jahre, sondern vielmehr das Ergebnis einer weniger ideologisch belasteten Einschätzung.
International vergleichbare Daten für das reale Sozialprodukt als Basis für gesamtwirtschaftliche Produktivitätsvergleiche zu erstellen ist ein Anliegen des von der UN geförderten ICP Vergleichs. Erste Ergebnisse für 10 Länder konnten bereits 1967 vorgelegt werden 1. Inzwischen sind 60 Länder in den Vergleich einbezogen2. Die DDR war bisher nicht beteiligt, wohl aber andere Planwirtschaften wie Ungarn, Polen, Rumänien undSiugoslawien. Die Ergebnisse für Polen und Ungarn geben somit zusammen mit den internen Relationen im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) die Möglichkeit des Quervergleichs 3. Danach lag 1985 die Produktivität der DDR bei 54 vH derjenigen der Bundesrepublik. ]
I.B. Kravis, A. Heston, Z. Kenessy, R. Summers, A System of International Comparisons of Gross Product and Purchasing Power, John Hopkins Press, 1975. 2
United Nations and Eurostat World Comparisons of Purchasing Power and Real Product for 1980, ST/ESA/STAT/SER.F/42,1986. - Organisation of Economic Cooperation and Development, 1987. 3
International Comparison of Gross Domestic Product in Europe 1985. Report on the European Comparison Programme, UN New York 1988, S. 47. Berechnungen des Statistischen Amtes der DDR auf der Grundlage der Ergebnisse des internationalen Vergleichs der wichtigsten Wertkennziffern der Entwicklung der Volkswirfschaft der Mitgliedsländer der RGW (unveröffentlicht). Die Volkswirtschaft der Mitgliedsländer des RGW im Jahre 1988 (russisch). Moskau 1988, S. 567/572. 11
Analysen auch anderer westlicher Wissenschaftler kommen im allgemeinen zu ähnlichen Relationen4. Im Rahmen eines langjährigen Forschungsprojekts über das Sozialprodukt der osteuropäischen Länder wurde von Alton 5 das BruttoNationaleinkommen dieser Länder berechnet, und mit dem der USA verglichen. Im Quervergleich ergibt sich daraus eine Relation der Produktion je Beschäftigten zwischen der DDR und der Bundesrepublik von 48 : 100 (1985). Für die Weltbank hat Collier 6 die DDR untersucht und ein Niveau von 54 für die DDR (BRD = 100) ermittelt (1985).7
Aufbauend auf den ICP-Daten und anderen Statistiken, wie beispielsweise den internationalen Preisvergleichen der UN 8 , ist kürzlich von den am ICP-Vergleich beteiligten Wissenschaftlern ein Datenset publiziert worden, der für 130 Länder der Erde, darunter acht RGW-Länder vergleichbare Zeitreihen für das reale
4
Vgl. Zum Produktivitätsvergleich Bundesrepublik - DDR. Bearb.: D. Cornelsen und W. Kirner. In: Wochenbericht des DIW, Nr. 14/1990. 5
Research Project on National Income in East Central Europe. Occasional Papers Nos. 90-94. L.W. International Financial Research, Inc. New York 1986. 6
Irwin L. Collier: The Estimation of Gross Domestic Product and its Growth Rate for the German Democratic Republic. World Bank Staff Working Papers Number 773. A Background Study for Dollar GNPs of the U.S.S.R. and Eastern Europe. The World Bank Washington, D.C., USA, 1985. 7
Die in der DDR ermittelten Kennziffern zur "Devisenrentabilität" des Westhandels können für einen allgemeinen Produktivitätsvergleich nicht herangezogen werden. Diese Kennziffern werden stark von der spezifischen Güterstruktur der Westexporte bestimmt. Vorrangiges Ziel war es, die Einnahmen in konvertibler Währung zu erhöhen. Die DDR hat deshalb auch die Produktion und den Export von Erzeugnissen gesteigert, deren volksund betriebswirtschaftliche Rentabilität höchst fragwürdig war. Niedrigste Preise wurden in Kauf genommen, solange damit Deviseneinnahmen verbunden waren. Die Verschlechterung der Devisenrentabilität im Westhandel beruht in hohem Maß auf dieser Strategie des "Exports um jeden Preis.H Vgl. Zum Produktivitätsvergleich Bundesrepublik DDR. Bearb.: D. Cornelsen und W. Kirner. In: Wochenbericht des DIW, Nr. 14/1990. 8
12
United Nations, Monthly Bulletin of Statistics, September, 1980.
Sozialprodukt enthält9. Auf der Grundlage dieser Untersuchung kann die Entwicklung der Arbeitsproduktivität in der DDR mit derjenigen anderer Länder für die Jahre von 1970 bis 1985 verglichen werden. Die Tabelle 2/1 zeigt, daß nach diesen Berechnungen 1985 die Produktivität der DDR gemessen in US $ gut 20 vH über derjenigen der Sowjetunion, dem wichtigsten Außenhandelspartner lag. Gegenüber der Bundesrepublik zeigen diese Berechnungen einen Produktivitätsrückstand von knapp 40 vH, ein Wert der den offiziellen Schätzungen der DDR nahe kommt. In der Entwicklung zeigt sich gegenüber der Sowjetunion keine nennenswerte Veränderung des Produktivitätsniveaus der DDR (Schaubild 2/1). Gegenüber der Bundesrepublik hatte sich der Abstand bis 1985 offenbar vergrößert.
In dem Schaubild 2/2 ist der Versuch gemacht worden, die Produktivitätsabstände zwischen der DDR und ihren Exportmärkten zu ermitteln. Dabei wurde die Arbeitsproduktivität der für die DDR wichtigsten Exportländer mit dem Anteil dieser Länder am DDR-Export gewichtet. Die Tabelle 2/2 zeigt für 1988 den Außenhandel der DDR nach ihren wichtigsten Handelspartnern im Import- und Exportgeschäft. 10
Größter Außenhandelspartner der DDR war 1988 die Sowjetunion mit einem Anteil von 25 vH an den Exporten. 21 vH der Exporte gingen in die Bundesrepublik. Ähnlich hoch war der Anteil der übrigen RGW-Länder an den Exporten. Weitere 24 vH der Exporte entfielen auf die neben der Bundesrepublik 17 wichtigsten westlichen Industrieländer. Deutlich erkennbar ist, daß sich die Arbeitsproduktivität der DDR gegenüber dem Durchschnitt ihrer wichtigsten Ex9
R. Summers, A Heston, A New Set of International Comparisons of Real Product and Price Levels Estimates for 130 Countries, 1950 - 1985. In: TTie review of income and wealth, series 34, number 1, 1988 pp. 1. 10
Die Darstellung beruht auf einer aus der DDR auf der Grundlage von Valutagegenwerten (VGW). Dabei wurden folgende rein rechnerischen Kurse zugrunde gelegt: 1 Transferrubel = 4,67 M VGW, 1 DM = 4,40 VGW. Vgl. Die Wirtschaft, Nr. 7/1990, S. 3. 13
Tabelle 2/1 Arbeitsproduktivität der DDR und ihrer Außenhandelspartner 1985 Bruttosozialprodukt Mrd.US-$
Erwerbstätige in 1000
RGW-Länderl)
2396,2
195853
12,2
80,8
UdSSR CSFR Polen Ungarn Bulgarien Rumänien
1747,7 115,4 182,7 61,3 46,1 97,0
139117 7748 19229 4 877 4658 10588
12,6 14,9 9,5 12,6 9,9 9,2
82,9 98,3 62,7 82,9 65,4 60,5
Die 18 wichtigsten Handelspartner
74563
309317
24,1
159,1
Bundesrepublik Deutschland Frankreich Großbritannien Niederlande Italien Schweden Österreich Schweiz Übrige Handeispartner 2)
653,3 547,2 489,9 131,7 424,2 82,7 67,5 68,7 4991,1
26489 20915 24292 5 076 20508 4 244 3 235 3171 201387
24,7 26,2 20,2 25,9 20,7 19,5 20,9 21,7 24,8
162,8 172,7 133,2 171,3 136,5 128,6 137,7 143,1 163,6
146,0
9637
15,1
1GO,0
DDR
Bruttosozialprodukt je Erwerbstätigen inlOOOUS-$ in vH der DDR
1) Ohne Albanien, Vietnam, Kuba und Mongolei.- 2) Belgien, Dänemark, Finnland, Griechenland, Japan, Kanada, Luxemburg, Norwegen, Spanien und USA. Quellen: Statistisches Jahrbuch der Bundesrepublik, Internationaler Teil; Volkswirtschaftliche Gesamtrechming der DDR; Außenhandelsjahrbücher der RGW-Länder, Summers et al.; Berechnungen des DIW.
14
Schaubild 2/1
Entwicklung der Arbeitsproduktivität in der DDR und ihrer wichtigsten Außenhandelspartner
DIW 91-
15
Schaubild 2/2
Die Arbeitsproduktivität in der DDR und auf ihren Exportmärkten 25000
20 000
15000
10 000
5 000 1973
1979
1965 DIW91
Tabelle 2/2 Regionalstruktur des Außenhandels der DDR 1988 Umsatz 4) Export Import Mrd. Mark Valutagegenwert Sozialistische Länder RGW-Länderl) UdSSR CSFR Polen Ungarn Bulgarien Rumänien Übrige Sozialistische Länder 2) Nichtsozialistische Länder Die 18 wichtigsten Handelspartner Bundesrepublik Deutschland Frankreich Großbritannien Niederlande Italien Schweden Österreich Schweiz Übrige Handelspartner 3) Restliche Länder Außenhandel insgesamt
Umsatz
Export invH
Import
128,8
64,8
64,0
46,5
47,9
45,2
116,4
59,2
57,2
42,0
43,8
40,4
68,0 14,9 12,5 10,2 5,7 5,1
33,5 7,8 6,7 5,5 3,0 2,7
34,5 7,0 5,8 4,7 2,7 2,4
24,5 5,4 4,5 3,7 2,1 1,8
24,8 5,8 4,9 4,1 2,0
24,3 5,0 4,1 3,3 1,9 1,7
12,4
5,6
6,8
4,5
4,1
4,8
148,2
70,5
77,7
53,5
52,1
54,8
133,3
62,4
70,9
48,1
46,1
50,0
53,2 11,4 6,7 6,8 6,9 7,1 9,5 6,5 25,3
28,2 5,8 3,5 2,5 2,7 4,1 2,1 1,1 12,4
25,0 5,6 3,2 4,2 4,2 3,0 7,4 5,3 12,9
19,2 4,1 2,4 2,4 2,5 2,6 3,4 2,3 9,1
20,8 4,3 2,6 1,9 2,0 3,0 1,6 0,8 9,2
17,6 3,9
14,9
8,1
6,8
5,4
6,0
4,8
277,0
135,3
141,7
100,0
100,0
100,0
XL
V
3,0 3,0 2,1 5,2 3,8 9,1
1) Ohne Albanien, Vietnam, Kuba und Mongolei.- 2) Einschließlich Albanien, Vietnam, Kuba und Mongolei.- 3) Belgien, Dänemark, Finnland, Griechenland, Japan, Kanada, Luxemburg, Norwegen, Spanien und USA.- 4) Summe aus Exporten und Importen. Quellen: Außenwirtschaft Nr. 7/1990; Statistische Jahrbücher der DDR; Außenhandelsjahrbücher der RGW-Länder, Partnerlandangaben der OECD; Berechnungen des DIW.
17
portländer verschlechtert hat. Unterteilt man die Exportmärkte in RGW-Länder und westliche Industrieländer, so wird deutlich, daß vor allem die Produktivität in den westlichen Industrieländern schneller gestiegen ist als in der DDR. Angesichts des stark bilateral ausgerichteten Handels der DDR weichen die Ergebnisse für die Arbeitsproduktivität der Importländer, gewichtet mit den Importanteilen, kaum von denen für die Exporte ab. Die bisher diskutierten Analysen zur Entwicklung der Arbeitsproduktivität der DDR-Wirtschaft beruhen auf den in der ICP-Studie angewandten "expenditure approach", d.h. die Bewertung der Produktion der DDR-Wirtschaft wurde auf der Verwendungsseite der Sozialproduktsrechnung vorgenommen. Es wurden also die Güter des Privaten Verbrauchs, der Investitionen und des Staatsverbrauchs mit einheitlichen Preisen bewertet. Die Problematik dieses Ansatzes liegt darin, daß bei der Bewertung der Güter nicht zwischen inländischen und importierten Gütern unterschieden werden kann. Zudem führt eine unterschiedliche Erhebung der Steuern insbesondere der indirekten Steuern zum Teil zu fehlerhaften Ergebnissen. Inwieweit diese Einwände im konkreten Fall der DDR von Gewicht sind, kann nur schwer gesagt werden.
Gegenüber dem "expenditure approach" hat der bei internationalen Produktivitätsvergleichen auch angewandte "industry approach" den Vorteil, daß auf der Entstehungsseite des Sozialprodukts angesetzt wird. Der industry approach bietet zudem den Vorteil, daß auch sektorale Produktivitätsvergleiche möglich sind. Das DIW hat sich daher bereits in den ersten Untersuchungen zum Produktivitätsunterschied zwischen der DDR und der Bundesrepublik für diesen Ansatz entschieder. Die so ermittelten Ergebnisse zeigen für die DDR einen deutlich größeren Produktivitätsabstand gegenüber der Bundesrepublik als die mit dem expenditure approach ermittelten Werte.
18
2.2
Produktivität in den Industriezweigen
2.2.1 Entwicklungstendenzen der Produktion je Beschäftigten
Noch am ehesten lassen sich Produktivitätsvergleiche auf der Entstehungsseite für den Bereich der industriellen Warenproduktion durchführen. Eine Differenzierung nach Industriebereichen gibt einen ersten Eindruck über die grundsätzliche Position der DDR-Industrie. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, daß die Produktivitätsrelationen
zur
Bundesrepublik
sich innerhalb
der
einzelnen
Industriezweige erheblich unterscheidet. In vielen Industriebereichen besteht beispielsweise eine Zweigleisigkeit der Produktion. Ein Teil der Güter wird auf veralteten Industrieanlagen erstellt und ein anderer Teil mit modernen Fertigungstechnologien produziert. Das Leistungsniveau insgesamt verdeckt dabei die erheblichen Unterschiede in der Produktivität. Beispiele hierfür sind innerhalb der Chemie die Bereiche Mineralölverarbeitung, Erdgas- und Kohlewertstoffchemie 1 1 .
Um zu einer Einschätzung des gegenwärtigen Produktivitätsniveaus in den Wirtschaftszweigen zu gelangen, wird zunächst die Entwicklung von Beschäftigung und Produktion von 1980 bis 1988 beschrieben. Für die Bundesrepublik wurde hierfür der Umsatz der hauptbeteiligten Industriezweige auf der Ebene der SYPRO 4-Steller mit Erzeugerpreisindizes preisbereinigt. Für die DDR wurden die neuesten amtlichen Angaben der Bruttoproduktion zu sogenannten vergleichbaren Preisen, die am ehesten einer Umrechnung auf konstante Preise entsprechen, herangezogen. Die Ergebnisse dieser Berechnungen sind in Tabelle 2/3 zusammengestellt worden.
Fraglich ist allerdings, inwieweit die amtlichen Angaben insbesondere zur Bruttoproduktion in der DDR die tatsächlichen Entwicklungen wiedergeben. Zum 11
Die chemische Industrie in der DDR - Wachstum in konservierten Strukturen. Bearb.: C. Schwartau. In: Wochenberichte des DIW, Nr. 41/1989. 19
Tabelle /3 Produktion, Beschäftigung und Produktivität im Vcrglcich Bundesrepublik 1980
1988
DDR jahresdurchschnittliche Veränderung invH
1980
Produktionswert 1) in Mill. DM Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi Metallgewinnung und Erzeugung Steine und Erden Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbau Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik Textilgeweibe Leichtindustrie Nahrungs- und Oenußmittelgewerbe Verarbeitendes Gewerbe 5)
1988
DDR in vH der jahresdurch- Bundesrepublik schnittliche Veränderung 1980 1988 invH
Bruttoproduktion 2) in Mill. Mark der DDR
209398 68486 11794 337682 108902 31356 125999 128 391
235114 69255 9378 377692 149739 28791 126 215 137859
1,5 0,1 -2,8 1,4 4,1 -1,1 0,0 0,9
52740 27400 6 630 73 290 29600 19130 32310 48300
62 982 31580 7 242 97674 57 030 22 993 41336 55319
2,2 1,8 1,1 3,7 8,5 2,3 3,1 1,7
25 40 56 22 27 61 26 38
27 46 77 26 38 80 33 40
1022010
1134043
1,3
289 400
376156
3,3
28
33
Beschäftigte 4) in 1000 Personen
Beschäftigte 3) in 1000 Personen Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi Metallgewinnung und -erzeugung Steine und Erden Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbau Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik Textilgewerbe Leichtindustrie Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
922 376 80 2852 1070 305 1160 459
933 271 57 2760 1075 218 922 408
0,1 -4,0 -4,2 -0,4 0,1 -4,1 -2,8 -1,5
364 141 105 1059 466 244 525 293
352 145 98 1003 487 225 516 292
-0,4 0,3 -0,8 -0,7 0,5 -1,0 -0,2 -0,0
39 38 131 37 44 80 45 64
38 53 173 36 45 103 56 72
Verarbeitendes Gewerbe 5)
7 227
6643
-1,0
3197
3118
-0,3
44
47
Produktivität in Mark der DDR
Produktivität in DM Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi Metallgewinnung und -erzeugung Steine und Erden Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbau Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik Textilgewerbe Leichtindustrie Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
227000 182000 147000 118000 102000 103 000 109000 280 000
252000 256000 165 000 137000 139000 132000 137000 338 000
1,3 4,4 1,5 1,9 3,9 3,1 2,9 2,4
145000 194000 63 000 69000 63 000 78000 62000 165 000
179000 219000 74 000 97000 117 000 102000 80000 189000
2,7 1,5 2,0 4,3 8,0 3,4 3,2 1,7
64 107 43 58 62 76 57 59
71 86 45 71 84 77 58 56
Verarbeitendes Gewerbe 5)
141000
171000
2,4
91000
121000
3,6
65
71
1) Zu Preisen von 1980.- 2) Zu vergleichbaren Preisen von 1980.- 3) EinschL Auszubildende und im Betrieb tatige Selbständige.- 4) EinschL Lehrlinge.· 5) EinschL Teilen des Bergbaus. Quellen: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4, Reihe 4.1.1,1980 und 1988, Fachserie 17, Reihe 2,1988, Fachserie 17, Reihe 8; Statistisches Amt der DDR, Entwicklung der industriellen Bruttoproduktion und der Anzahl der Arbeiter und Angestellten von 1980 bis 1988; Deutscher Bundestag, Materialien zur Lage der Nation, Drucksache Nr. 11/11,1987; Berechnungen und Schätzungen des DIW. 20
einen entsprechen die Produktionswerte zu vergleichbaren Preisen nicht der realen Produktionsentwicklung, wie sie in der Bundesrepublik verstanden wird. Dies beruht wesentlich darauf, daß Qualitätsverbesserungen vollständig in eine Erhöhung der Produktionswerte eingegangen sind. Zum anderen waren die Produktionswerte in der DDR nicht Ergebnis eines Wettbewerbs auf Märkten, sondern im wesentlichen Ausdruck der Produktionsplanung. Dabei kam es auch häufiger zu willkürlichen Korrekturen der industriellen Warenproduktion 12. Hierauf weisen auch die vom Statistischen Amt der DDR im März 1990 neu berechneten und hierverwendeten Indizes zur Entwicklung der Bruttoproduktion hin, die von den vorhergehenden Angaben im Statistischen Jahrbuch der DDR erheblich abweichen. Insbesondere in den Bereichen Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi und Eisengewinnung und -erzeugung sind die Werte deutlich nach unten korrigiert worden. Korrekturen der Entwicklung der industriellen Bruttoproduktion in der DDR
Jahrbuch 1989 Wirtschaftsbereiche Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi Eisengewinnung und Erzeugung Steine und Erden Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik Leichtindustrie Textilindustrie
Fassung März 1990
(Index 1988, 1980 = 100)
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
131 127 112 142 201 130 123 116
119 115 109 133 193 128 120 115
Verarbeitendes Gewerbe insgesamt
135
130
Trotz dieser Korrekturen ist aber davon auszugehen, daß in einigen Bereichen die Angaben zur Produktionsentwicklung immer noch überbewertet sind. Dies gilt
12
Schürer, G., Die Bilanz war gelogen, in: Wirtschaftswoche Nr. 30, 1990. 21
neben dem Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau insbesondere für den Bereich Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik. Hier erscheint es kaum realistisch, daß es der DDR gelungen sein soll, bei fast konstanter Zahl der Beschäftigten die Produktion um fast 200 vH zu steigern.
Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi
Der Produktivitätsabstand dieses Bereichs zur Bundesrepublik betrug 1980 etwa 45 vH. Im Zeitraum 1980 bis 1988 konnte die DDR allerdings die Produktion je Beschäftigten stärker steigern als dies den Betrieben in der Bundesrepublik gelang. Dieser Aufholprozeß wurde jedoch fast ausschließlich durch die günstigere Produktionsentwicklung in der Mineralölverarbeitung getragen, die in der DDR ein weitaus höheres Gewicht besaß als in der Bundesrepublik. Der in der Bundesrepublik bedeutendste Bereich, die Grundstoffchemie, entwickelte sich dagegen günstiger als in der DDR. Ohne Berücksichtigung der Mineralölverarbeitung hat sich die Produktivitätsrelation zwischen beiden Staaten im Wirtschaftsbereich Chemie, Kunststoff und Gummi kaum verändert.
Metallgewinnung und -erzeugung
Der Produktion je Beschäftigten in diesem Bereich konnte in der DDR nur deutlich geringer als in der Bundesrepublik gesteigert werden. Der hohe Produktivitätsrückstand zur Bundesrepublik, der 1980 etwa 56 vH betrug, hat sich demnach noch erheblich vergrößert. Hauptursache hierfür ist, daß es den bundesdeutschen Unternehmen gelungen ist, trotz eines Beschäftigungsabbaus um fast ein Drittel, die Produktion von Eisen und Stahl gegenüber 1980 aufrecht zu erhalten.
22
Herstellung und Verarbeitung von Steinen und Erden In diesem Wirtschaftsbereich bestand - auch im Vergleich zu anderen in der DDR - eine der ungünstigsten Produktivitätsrelationen zur Bundesrepublik. 1980 erreichte das Produktivitätsniveau der DDR-Betriebe nur etwa 41 vH des bundesdeutschen Vergleichswertes. Danach hat sich die Relation zur Bundesrepublik leicht verbessert. Verantwortlich ist hierfür, daß in der Bundesrepublik aufgrund der schlechten Baukonjunktur die Produktion stark gesunken ist, in der DDR dagegen trotz sinkender Beschäftigung die Produktion weiter anwuchs.
Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbau
Der bedeutendste Wirtschaftsbereich sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik war 1988 der Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau. In beiden deutschen Staaten wurde 1980 bis 1988 die Beschäftigung abgebaut. Allerdings wuchs in der DDR nach Angaben der amtlichen Statistik die Produktion stärker als in der Bundesrepublik. Die Leistung je Beschäftigten entwickelte sich demnach in der DDR günstiger als in der Bundesrepublik. Angesichts eines Produktivitätsrückstandes, von etwa 54 vH im Jahre 1980 dürfte das Produktivitätsniveau aber immer noch deutlich geringer sein als bei bundesdeutschen Unternehmen. Überproportional zugenommen hat die Arbeitsproduktivität insbesondere in DDRBetrieben der Bereiche Schienenfahrzeuge, Werkzeugmaschinen und Chemie- und Nahrungsmittelmaschinen. Auch im - in beiden deutschen Staaten - dominierenden Straßenfahrzeugbau ist es den DDR-Betrieben gelungen, den Produktivitätsabstand etwas zu verringern. Sie konnten trotz erheblichen Beschäftigungsabbaus die Produktionsmengen leicht ausweiten, während in der Bundesrepublik bei kräftig gestiegener Produktion auch die Beschäftigung zunahm. Allerdings ist gerade in diesem Bereich fraglich, inwieweit in den amtlichen Produktionsangaben der DDR auch Preiseffekte enthalten sind.
23
Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik Im Wirtschaftsbereich Elektrotechnik, der 1980 nur etwa 47 vH der Arbeitsproduktivität in der Bundesrepublik erreichte, konnten die DDR-Kombinate nach amtlichen Angaben deutlich aufholen. Hierzu beigetragen haben insbesondere die kaum vorstellbaren Umsatzsteigerungen von über 200 vH im elektrotechnischen Gerätebau und der Feinmechanik und Optik, die weit über die Ergebnisse bundesdeutscher Unternehmen hinausgehen. Auch im Wirtschaftszweig Büromaschinen/ADV konnten scheinbar trotz deutlichem Beschäftigungsabbau ähnlich hohe Produktionssteigerungen wie in der Bundesrepublik erreicht werden.
Textilgewerbe
Die Produktion je Beschäftigten in der DDR nahm in der Textilindustrie der DDR 1980 bis 1988 ähnlich zu wie in der Bundesrepublik. Der Produktivitätsrückstand von etwa 44 vH dürfte sich damit kaum verändert haben. Die Entwicklungen der Produktion je Beschäftigten schwankten dabei allerdings erheblich zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen. Während beispielsweise die Webereien der DDR den Produktivitätsrückstand verringern konnten, nahm der Abstand zur Bundesrepublik bei der Textilveredlung noch zu.
Verbrauchsgüterindustrie
Dieser Industriebereich umfaßt sehr unterschiedliche Wirtschaftszweige. Im Durchschnitt wurde hier 1980 ein Produktivitätsniveau von 56 vH der Bundesrepublik erreicht. Die Entwicklung von Beschäftigten und Produktion bis 1988 ist in den Zweigen allerdings sehr verschieden. In den Wirtschaftszweigen Musikinstrumente, Spielwaren, Feinkeramik, Glasgewerbe, Holzbe- und -Verarbeitung konnten die DDR-Betriebe ihre Produktion deutlich stärker ausweiten als vergleichbare Betriebe in der Bundesrepublik. Dabei ist es ihnen auch gelungen,
24
die Arbeitsproduktivität stärker zu erhöhen. Bei der Papiererzeugung und Verarbeitung, in den Druckereien und insbesondere im Bekleidungsgewerbe dagegen entwickelte sich die Produktion je Beschäftigung ungünstiger als in der Bundesrepublik. Für den Wirtschaftsbereich insgesamt ist daher davon auszugehen, daß sich die Produktivitätsrelation zur Bundesrepublik kaum verändert hat.
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
Der Produktivitätsrückstand von etwa 55 vH zur Bundesrepublik in 1980 hat sich im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe noch vergrößert. Während in der Bundesrepublik bei deutlichem Produktionswachstum ein erheblicher Beschäftigungsabbau stattfand, hat sich die Beschäftigung in den DDR-Betrieben kaum verändert. Die Produktion je Beschäftigten konnte sich damit in der DDR nur unterdurchschnittlich zur Bundesrepublik entwickeln. Dies trifft auf fast alle Wirtschaftszweige zu, nur in einigen - wie der Nahrungsmittel- und Backwarenindustrie und der Obst- und Gemüseverarbeitung - konnte der Produktivitätsrückstand zur Bundesrepublik verringert werden.
2.2.2 Abschätzung des Produktivitätsniveaus Das DIW hat 1987 in einer umfangreichen Studie den Versuch unternommen, die Warenproduktion der DDR auf DM-Basis zu bewerten 13. Hierzu wurden direkte Warenvergleiche bzw. Preisvergleiche auf Drittmärkten herangezogen. Damit bestand die Möglichkeit, die Arbeitsproduktivität der DDR-Industrie besser als bisher in Relation zu der in der Bundesrepublik zu setzen. Eine umfassende Neubewertung der DDR-Warenproduktion auf DM-Basis konnte hier nicht geleistet werden.
13
Produktion und Produktivität der Industrie. Bearb.: C. Schwartau. In: Deutscher Bundestag, Materialien zur Lage der Nation, Bundesdrucksache Nr. 11/11, 1987. 25
Im verarbeitenden Gewerbe insgesamt war für die DDR - ähnlich wie in der Bundesrepublik - bei einem leichten Rückgang der Beschäftigung eine deutliche Steigerung der Produktion festzustellen. Die Produktion je Beschäftigten war allerdings in der DDR-Industrie von 1980 bis 1988 um knapp 30 vH gestiegen. In der Bundesrepublik konnte dagegen nur eine Steigerung der Arbeitsproduktivität um etwa 20 vH realisiert werden. Ausgehend von dem für 1983 14 ermittelten Preisrelationen könnte daher vermutet werden, daß sich die Produktivitätsrelation von etwa 50 vH (DDR zur Bundesrepublik) nicht verschlechtert hat, im Gegenteil: Die amtlichen Angaben zur Entwicklung von Produktion und Beschäftigung weisen scheinbar auf ein leichtes Aufholen der DDR hin (Tabelle 2/4).
Die bereits angesprochene Überbewertung der Produktionsentwicklung in einer Reihe von Wirtschaftszweigen, insbesondere in der Elektrotechnik hat auch erheblichen Einfluß auf die Einschätzung der Entwicklung der Produktivität des verarbeitenden Gewerbes insgesamt. Die relativ günstige Produktivitätsentwicklung der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik ist entscheidend bestimmt durch den starken Aufholprozeß in diesem Wirtschaftsbereich. Geht man davon aus, daß sich die Produktion je Beschäftigten in der Elektrotechnik der DDR ähnlich entwickelt hat wie in der Bundesrepublik, so ergibt sich auch für die DDR-Industrie insgesamt keine günstigere Produktivitätsentwicklung
mehr. Entgegen den
Abschätzungen anhand der amtlichen Statistiken spricht daher einiges dafür, daß 1988 die Produktivitätsrelation der DDR-Industriebetriebe im Durchschnitt nicht bei 53 lag, wie in der Tabelle 2/4 ausgewiesen, sondern unter 50 vH.
14
Produktion und Produktivität der Industrie. Bearb.: C. Schwartau. In: Deutscher Bundestag, Materialien zur Lage der Nation, Bundesdrucksache Nr. 11/11, 1987. 26
Tabelle 2/4 Entwicklung des Arbeit^roduktivitätsniveaus in der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik 1) Arbeitsproduktivität der DDR in vH der Bundesrepublik 2) 1970 1976 1980 1988 Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi 3)
34
42
45
50
Metallgewinnung und -erzeugung
39
45
44
35
Steine und Erden
39
45
41
42
Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbau 4)
43
46
46
56
Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik
41
41
47
63
Textilgewerbe
53
53
56
56
Leichtindustrie
54
52
56
57
Nahrurigs- und Genußmittelgewerbe
56
51
45
43
Verarbeitendes Gewerbe 5)
45
47
48
53
1) Vergleiche zur Bestimmung von Umsatz und Beschäftigten auch die Anmerkungen der Tabelle 2/3.2) Abweichung zu den Angaben in: Deutscher Bundestag, Materialien zur Lage der Natión, Drucksache Nr. 11/11, 1987, aufgrund angepaßter sektoraler Abgrenzungen.- 3) EinschL Kali- und Steinsalzbergbau, sowie sonstigem Bergbau.- 4) EinschL Metallbearbeitung und -Verformung.- 5) Fiaschi Teilen des Bergbaus. Quellen: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4, Reihe 4.1.1, I960 und 1988, Fachserie 17, Reihe 2, Fachserie 17, Reihe 8; Statistisches Amt der DDR, Entwicklung der industriellen Bruttoproduktion und der Anzahl der Arbeiter und Angestellten von 1980 bis 1988; Deutscher Bundestag, Materialien zur Lage der Nation, Drucksache Nr. 11/11,1987; Berechnungen und Schätzungen des DIW.
27
2.3
Kritische Würdigung der Produktivitätsvergleiche
Internationale Produktivitätsvergleiche - ob nun auf der Verwendungs- oder Entstehungsseite - lassen sich nur durchführen, wenn die Produktion in den betrachteten Ländern mit einheitlichen Preisen bewertet werden. Dabei gibt es beim internationalen Vergleich in der Regel keine "natürlichen" Prioritäten für ein spezielles Preisgerüst. Es kann a priori nicht entschieden werden, ob die Preise des Landes A oder die des Landes Β oder sogar die Preise eines dritten Landes herangezogen werden sollten, um vergleichbare Indikatoren für die reale Produktion der Länder A und Β zu berechnen. Wie eine Vielzahl von Untersuchungen zeigen, ist es jedoch nicht unerheblich, welche Preise für die einheitliche Bewertung zugrunde gelegt werden. Die mit Preisen bewertete Produktionsmenge und damit die Produktivität fällt in Abhängigkeit von dem gewählten Preisgerüst unterschiedlich hoch aus. Die Ergebnisse weichen in der Regel umso stärker voneinander ab, je unterschiedlicher die betrachteten Preis- und Produktionsstrukturen sind. Jüngste Produktivitätsvergleiche zwischen USA und Japan zeigen Abweichungen bei der Einschätzung des Produktivitätsunterschieds im verarbeitenden Gewerbe von bis zu 40 vH, je nachdem, ob die Preise von Japan oder den USA zugrunde gelegt werden. Noch größer sind die Abweichungen beim Vergleich der USA mit Süd-Korea (80 vH) 1 5 .
Diese Abweichungen in der quantitativen Beurteilung der Produktivitätsniveaus sind zwangsläufig die Folge eines Ansatzes, bei dem Produktionsstrukturen mit nicht kompatiblen Preisstrukturen verknüpft werden. Bei der Bewertung der Produkte eines Landes mit den Preisen eines anderen Landes wird außer acht gelassen, daß in einer Marktwirtschaft Preise, Produktivitäten und Produktionsmengen in einem engen Zusammenhang stehen. Eine überdurchschnittlich hohe
15
A. Szirmai, D. Pilat, Comparisons of Purchasing Power, Real Output and Labour Productivity in Manufacturing in Japan, South Korea and the USA, 1975 - 85. In: The review of income and wealth, series 36, number 1, 1990, pp. 28
Produktivität bei der Erstellung eines Produktes führt zu Kosteneinsparungen, wenn den geringeren Lohnkosten keine zusätzlichen anderen Kosten wie beispielsweise höhere Kapitalkosten gegenüberstehen. Niedrigere Lohnkosten und damit verbunden unterdurchschnittliche Preise schlagen sich dann in erhöhten Absatz- und Produktionsmengen nieder. Diese Wirkungskette kann im industriellen Sektor häufig beobachtet werden. Bei Gütern mit unelastischer Nachfrage, insbesondere bei der landwirtschaftlichen Produktion, führen Produktivitätssteigerungen dagegen weniger zu Produktionssteigerungen, sondern zu Einsparungen beim Einsatz von Arbeitskräften. Welcher dieser Aspekte überwiegt, hängt nicht zuletzt davon ab, in welcher Phase des sektoralen Strukturwandels sich eine Volkswirtschaft befindet.
Es kann sowohl theoretisch wie auch empirisch gezeigt werden, daß die beobachteten Differenzen bei der Einschätzung des Produktivitätsabstandes zwischen zwei Volkswirtschaften in Abhängigkeit von der zur Bewertung gewählten Preisstruktur umso größer ausfallen, je ausgeprägter der Zusammenhang zwischen Produktivitätsniveau und Produktionsmenge in den einzelnen Branchen der betreffenden Länder ist, wenn also die Produktivitätsgewinne überwiegend zur Steigerung der Produktionsmengen führen. Dabei ist, wie die empirischen Beispiele zeigen, der Produktivitätsabstand zwischen zwei Ländern geringer, wenn die Produktion mit den Preisen des produktivitätsstarken Landes bewertet werden, als bei einer Bewertung mit den Preisen des produktivitätsschwachen Landes.
Überträgt man diese Schlußfolgerungen aus internationalen Produktivitätsvergleichen auf die Verhältnisse zwischen der Bundesrepublik und der DDR, so zeigt sich, daß durch eine Bewertung mit Preisen der Bundesrepublik eine obere Grenze des Produktivitätsniveaus der DDR ermittelt wird. Soweit es sich mit Hilfe der vorliegenden Statistiken feststellen läßt, war in der DDR das Gewicht des industriellen Sektors mit einer über dem Durchschnitt der DDR liegenden Produktivität eher höher als in der Bundesrepublik. Der Vergleich der Produktivi-
29
tätsniveaus auf der Grundlage einer mit Preisen der DDR vorgenommenen Bewertung der Produktion der Bundesrepublik würde daher, überträgt man die internationalen Erfahrungen auf diesen Fall, ein sehr viel niedrigeres Produktivitätsniveau für die DDR ergeben, als zuvor errechnet wurde.
Bei den für internationale Vergleiche herangezogenen Ländern handelt es sich allerdings zumeist um Marktwirtschaften insoweit, als die verwendeten Preise im Wettbewerb und in Abhängigkeit von den Produktionskosten bestimmt werden. Dies trifft für die DDR nicht zu. Die Preise wurden dort ausschließlich administrativ festgelegt. So ist eine Bewertung der DDR-Güter mit Preisen der Bundesrepublik gemessen an der international üblichen Praxis durchaus vertretbar und auf jeden Fall sinnvoller als ein Vergleich der Produktivitätsniveaus auf der Grundlage von DDR-Preisen.
30
3.
Determinanten der Arbeitsproduktivität
3.1
Die Kapitalausstattung in der Industrie
Produktionstheoretische Analysen zeigen, daß die Höhe der Arbeitsproduktivität im wesentlichen vom Umfang des Kapitaleinsatzes und dem wissenschaftlichtechnischen Fortschritt bestimmt wird. Je mehr die Unternehmen den Arbeitseinsatz in ihren Betrieben durch vermehrten Kapitaleinsatz ersetzen können, desto höher wird die Arbeitsproduktivität ausfallen. Die unzureichende Kapitalausstattung in den Unternehmen der DDR wird dementsprechend häufig als ein wichtiger Grund für eine geringere Arbeitsproduktivität angegeben.
In der Bundesrepublik hat sich infolge des vermehrten Kapitaleinsatzes die Produktionsleistung des Kapitals, die Kapitalproduktivität, vermindert. Der durch den Substitutionsprozeß bewirkten Tendenz zur sinkenden Kapitalproduktivität wirkt jedoch der technische Fortschritt entgegen. Neuere Kapitalgüter weisen einen höheren Grad des technischen Fortschritts auf als ältere. In der Bundesrepublik ist die Kapitalproduktivität in der Industrie trotz voranschreitender Substitution von Arbeit durch Kapital in den letzten Jahren kaum noch zurückgegangen. Geht man von den statistischen Angaben für die DDR aus, so zeigt sich, daß im Durchschnitt der Industrie die Kapitalausstattung der Arbeitsplätze in der DDR (in Mark gemessen) um 26 vH höher war als diejenige der Bundesrepublik (in D M gemessen) (Tabelle 3/1). Bei gleichem Stand des technischen Fortschritts müßte die Kapitalproduktivität der DDR um den gleichen Prozentsatz unter derjenigen der Bundesrepublik liegen. Tatsächlich ist die Kapitalproduktivität der DDR nur halb so hoch wie in der Bundesrepublik. Die für die DDR in Mark gemessene Arbeitsproduktivität wäre, legt man diese Zahlen zugrunde, vor allem wegen des geringeren technischen Fortschritts in der DDR niedriger als in der Bundesrepublik. Dabei gibt es beachtliche sektorale Unterschiede. In den Grundstoffbereichen mit Ausnahme der Mineralölverarbeitung weist die DDR
31
Tabelle 3 Kennziffern des Produktionsprozesses im Jahr 1968 im Vergleich BRD 1) KapitalArbeitsProdukt produkt intensität In D M in 1000 D M
DDR 2) KapitalArbeitsArbeitsKapitalprodukt intensiv Produkt produkt in tensitAt ι Produkt BRD-100 in Mark in 1000 Mark
Kohlenbergbau
158
217
0,73
139
478
0,29
88
220
40
Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi
323
253
1,28
340
440
0,77
105
174
60
162 310 2164 178 184
396 279 1136 121 133
0,41 1,11 1.90 1,47 1,38
128 252 765 303 233
396 366 766 458 222
0,32 0,69 1.00 0,66 1.05
79 81 35 170 127
100 131 67 378 167
79 62 52 45 76
286
291
0,98
364
436
0,83
127
150
85
257 376
306 241
0,84 1,56
393 315
527 283
0,74 1.11
153 84
172 118
89 71
Baustoffindustrie
203
234
0,87
137
346
0,39
68
148
46
Stahl··, Maschinen-, Fahrzeugbau 4)
196
129
U1
123
!41
0,88
63
109
58
150 143 176 248 168 172
134 80 105 166 219 113
1.12 1,78 1.68 1,50 0,77 1-52
113 127 109 154 115 132
221 113 138 153 116 107
0,51 1.12 0,79 1,01 9 1.24
75 89 62 62 68 77
165 141 132 92 53 95
45 63 47 67 129 81
174
114
U2
111
110
1,00
64
97
66
175 ISO 206
107 94 221
1.64 1,59 0,93
117 84 99
114 112 85
1,02 0,75 1,16
67 56 48
107 119 38
63 47 125
Textilgewerbe
169
155
1,09
164
129
U7
97
83
116
Leichtindustrie
176
138
1.27
123
124
0,99
70
90
78
137 152 178 265 172 165 137
111 176 123 230 159 102 60
1.23 0,87 1.44 1.15 1.08 1,62 2^0
72 103 132 230 104 132 100
62 204 126 292 94 80 56
1,17 0,51 1,05 0,79 1,10 1,65 1,77
53 68 74 87 60 80 73
56 116 102 127 59 78 94
95 58 73 68 102 102 77
Nahrungs- und OenuBmlttelgewerbe
401
245
1.64
546
197
2,77
136
81
169
Bergbau und Verarbeitende· Gewerbe 4)
223
165
1.35
174
207
0,84
78
126
62
Kall- und Steinsahbergbau Chemfacha Industrie 3) MineraMlverarb., Erdölgewinnung Kunststoffverarbeitung Oummi- und Asbestverarbeltung Metallgewinnung und -erzeugung Eisengewinnung und -erzeugung NB-MetaOgewinnung und -erzeugung
Metallbearbeitung, -Verformung Stahl- und Leichtmetallbau 5) Maschinenbau 6) StraBenfahrzeugfau 7) Schiffbau EBM-Waren, elektr. Haushaltsgeräte Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik Elektrotechnik, Uhren Feinmechanik, Optik Büromaschinen, ADV
Musikinetr., Spielwaren usw. 8) Feinkeramik, Olasgeweibe 9) Holzbe- und -Verarbeitung 10) Papiererzeugung und -Verarbeitung Druckerei, Buchbinderei, Schreibwaren Leder- und Pelzindustrie Bekleidungsgewerbe 11)
1) Die Arbeits- und KapitalproduktivitAt beziehen sich auf dio Umsätze zu jeweiligen Preben einschL Verbrauchsteuern, Jedoch ohne Mehrwertsteuer. Ab Kapltabtock dient das BruttoanlagevermAgen bewertet zu lnvestitionsgtiterpreben von 1988. Der Arbeitseinsatz bezeichnet alle in den Betrieben Beschäftigten. Alle Angaben beziehen deh auf Industriebetriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten.- 2) Die Arbeits- und KapitalproduktMtlt beziehen sich auf die industrielle Warenproduktion zu Industrieabgabepreisen, einschL produktbezogener Abgaben, nach Abzug der Stützungen. Ab Kapitaktock dient der Orundmlttelfocub. Der Arbeitseinsatz bezeichnet die Arbeiter und Angestellten In Vollbeschäftigteneinheiten· Alle Angaben hwirhrn sich auf die zentral geleiteten Industriebetriebe.· 3) EinschL Spalt- und Brots toffe und sonstigem Bergbau.· 4) Ohne Luft- und Raumfahrzeugbau.- 5) Ohne Kessel-und BehAlterbau.- 6) EinschL Kessel-und Behälterbau, ohne Landwirtschaft« maichinrn - 7) EinschL Landwirtschaftsmascbinen.- 8) EinschL Pinsel, Besen, BQnten.- 9) Ohne Fliesen, Kacheln, Baukeramik.-10) Ohne Pinsel, Besen, BOnten.· I I ) Ohne Miederwaren und PebJndustrie.Queüen: B. Oòrzig, J. Schinike, M. Schmidt, Produktionsvolumen und -potential, Produktionsfaktoren des Bergbaus und des Verarbeitenden Gewerbes In der Bundesrepublik Deutschland, Hng. DIW; Industrie der DDR, Entwicklung der Branchen, Hrsg. 1AW; Berechnungen des DIW.
32
einen Kapitaleinsatz je Arbeitsplatz in Mark aus, der weit über demjenigen in der Bundesrepublik (in D M gemessen) hinausgeht. Bei den Verbrauchsgüterindustrien und im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe ist der Kapitaleinsatz verglichen mit dem der Bundesrepublik eher unterdurchschnittlich. Betrachtet man die sektorale Streuung der Abweichungen von der Bundesrepublik, so ist diese bei der Kapitalintensität erheblich höher als bei der Arbeitsproduktivität. Entsprechend sind die Abweichungen bei der Kapitalproduktivität entgegengesetzt zu denen bei der Kapitalrentabilität. Diese Ergebnisse lassen erhebliche Zweifel daran aufkommen, daß die Kapitalintensität in der DDR das Ausmaß des dort stattgefundenen Substitutionsprozesses in einer mit der Bundesrepublik vergleichbaren Weise beschreibt. Es ist vielmehr davon auszugehen, daß durch unterschiedliche Bewertungen und Meßverfahren in der DDR ein unmittelbarer Vergleich von Produktion und Produktionsfaktoren mit der Bundesrepublik nicht möglich ist. An sich wäre es für einen Vergleich erforderlich, neben der Produktion der DDR auch das Anlagevermögen der DDR in D M zu bewerten. Da sich das Anlagevermögen aus einer Vielzahl von Investitionsjahrgängen zusammensetzt, würde dies nicht unerhebliche Bewertungsprobleme aufwerfen. Eine derartige Rechnung ist daher im Detail hier nicht durchführbar. Es gibt allerdings eine Reihe von Indikatoren, die vermuten lassen, daß der Kapitalbestand in der DDR überhöht ausgewiesen wird. Dafür spricht das überhöhte Industriepreisniveau ebenso wie die hohen Wertansätze, die den Unternehmen für importierte Kapitalgüter in Rechnung gestellt wurden.
Bedeutsamer noch sind die Unterschiede in der Qualität des Kapitalbestandes der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik. Die Leistung einer in der DDR investierten Mark dürfte wesentlich geringer gewesen sein als die Leistung einer in der Bundesrepublik investierten DM. Ein Indikator hierfür ist die durchschnittliche Nutzungsdauer des Kapitals in den Industriezweigen der DDR, ermittelt als Quotient von Bruttoanlagevermögen zu Abschreibungen (Tabelle 3/2). Sie ist im Durchschnitt um 40 vH höher als in der Bundesrepublik. In keinem Industriezweig
33
Tabelle 3
Kennziffern zum Kapitaleinsatz in der DDR im Jahr 1968 BRD 1) ModernitAUgrad invH4)
Kohlenbergbau
20
56
67
25
49
62
126
-7
-5
Chemie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi
19
55
59
23
51
65
123
•4
5
21 20 18 17 16
51 55 50 61 55
57 57 64 68 59
22 29 18 27 24
48 52 53 46 52
52 59 74 67 63
105 144 102 158 150
-3 •3 3 -15 -3
Ά
1 10 •0 4
19
49
65
32
55
61
165
7
-4
20 18
48 52
66 63
32 31
56 52
63 55
164 172
9 -0
-3
Baustoffindustrie
17
52
59
27
59
54
156
7
-5
Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbau 6)
18
57
60
28
58
53
157
1
-7
18 20 19 16 25 19
53 53 56 59 48 57
61 52 56 65 40 59
28 22 28 29 40 27
59 54 57 60 59 55
58 53 54 54 37 53
153 110 146 178 162 143
6 1 0 1 11 -2
-3 1 -3 -11 -3 -7
17
60
62
21
56
57
123
-4
-5
17 17 16
59 59 68
62 59 64
20 25 21
56 56 60
59 51 52
118 147 131
-3 -3 -7
-3 •8 -13
Textügeweibe
20
49
54
30
47
55
152
-2
1
Leicht industrie
19
55
57
27
52
56
141
-3
-2
22 19 20 18 17 22 21
58 56 53 57 58 47 49
64 60 47 64 66 47 40
31 24 25 30 27 32 24
49 61 49 46 44 48 53
46 56 55 62 60 50 50
139 124 124 169 159 144 113
-9 5 -3 -11 •14 1 4
-18 -4
Nahrungs- und GenuBmittelgewerbe
18
53
53
29
48
63
159
-5
10
Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe 6)
18
55
60
26
53
59
141
-2
•0
Kali- und Steinsalzbergbau Chemische Industrie 5) Mineralftlverarb., Erdölgewinnung Kunststoffverarbeitung Oumml- und Asbestverarbeitung Metallgewinnung und -erzeugung Eisengewinnung und -erzeugung NB-Metallgewinnung und -erzeugung
Metallbearbeitung, -Verformung Stahl· und Leichtmetallbau 7) Maschinenbau 8) Straflenfahizeugbau 9) Schiffbau EBM-Waren, elektr. Haushaltsgeräte Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik Elektrotechnik, Uhren Peinmechanik, Optik BOromaschinen, A D V
Musikinstr., Spielwaren usw. 10) Feinkeramik, Glasgewerbe 11) Hobbe- und -Verarbeitung 12) Papiererzeugung und -Verarbeitung Druckerei, Buchbinderei, Schreibwaren Leder- und Pelzindustrie Bekleidungsgewerbe 13)
DurchAnteil schnittModerder Ausliche nität*· grad rüstungen NutzungsinvH lnvH4) dauer in Jahren 3)
DDR 2) DurchAnteil schnittliche der Ausrüstungen NutzungsinvH dauer BRD - 1 0 0
Durchschnittliche Nutzungsdauerin Jahren 3)
ModerAnteil nità tsder Ausrüstungen grad Abweichungen zur BRD
8
-2 -5 4 11
1) Kapitaktock der Betrieb« von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten.- 2) Grundmittelfond· der lenirai geleiteten Industriebetriebe.3) Bruttoanlagevermögen dividiert durch die Abschreibungen.· 4) Nettoanlagevennögen in vH des Bruttoanlagevennögens.- 5) F.lnsrhl Spelt- und BrutStoffe und sonstigem Bergbau. - 6) Ohne Luft- und Raumfahrzeugbau. - 7) Ohne Kessel- und Behälterbau. - 8) Finschl Kessel- und Behälterbau, ohne LandwirtschafUmaschinea- 9) EinschL LandwirtschafUmaschinen.- 10) EinschL Pinsel, Besen, Bürsten.- 11) Ohne Fliesen, Kacheln, Baukeramik. 12) Ohne Pinsel, Besen, Bürsten.-13) Ohne Miederwaren und Pehindustrie.Quellen: B. Görzig, J. Schintke, M Schmidt, Produktionsvolumen und -potential, Produktionsfaktoren des Bergbaus und des Verarbeitenden Gewerbes in der Bundesrepublik Deutschland, Hrsg. DIW; Industrie der DDR, Entwicklung der Branchen, Hrsg. IAW; Berechnungen des DIW.
34
ist die Nutzungsdauer geringer als in der Bundesrepublik. Besonders groß sind die Unterschiede in den Zweigen der Metallgewinnung und -erzeugung (65 vH), dem Schiffbau (62 vH) und im Straßenfahrzeugbau (78 vH). Weniger als 20 vH betrugen die Abweichungen in den Wirtschaftszweigen Stahl- und Leichtmetallbau (10 vH), Elektrotechnik (18 vH) und Bekleidungsgewerbe (13 vH). Nur in den Wirtschaftszweigen Mineralölverarbeitung und Kali- und Steinsalzbergbau hatte die Nutzungsdauer des Anlagevermögens ein ähnliches Niveau wie in der Bundesrepublik. Bemerkenswert ist die erheblich stärkere Streuung der Anlagennutzung in den Wirtschaftszweigen der DDR. Sie reicht von 18 Jahren in der Mineralölverarbeitung bis zu 40 Jahren im Schiffbau. In der Bundesrepublik weist die Branche Büromaschinen, ADV mit 16 Jahren die niedrigste Nutzungsdauer auf. Der Schiffbau hat mit 25 Jahren eine lediglich um 9 Jahre höhere Nutzungsdauer.
Die Unterschiede in der durchschnittlichen Nutzungsdauer beruhen nur zum Teil darauf, daß in der DDR die Abschreibungsperioden für Anlagegüter länger sind. Eine wesentliche Ursache ist vielmehr der hohe Anteil bereits völlig abgeschriebener Anlagen am Bruttoanlagevermögen. Diese alten Anlagen, die in der Bundesrepublik, wenn überhaupt, dann lediglich als stand by capacities im Anlagevermögensbestand berücksichtigt werden, wurden in den Produktionsprozessen der DDR noch voll eingesetzt. Da die Abschreibungen auf der Grundlage der "normativen" Nutzungsdauer gebildet wurden, das Bruttoanlagevermögen aber alle noch genutzten Anlagegüter enthält, liegt die hier als Quotient vom Bruttoanlagevermögen zu Abschreibungen ermittelte Nutzungsdauer der DDR über der normativen Nutzungsdauer. Die effektive Nutzungsdauer dürfte jedoch häufig noch höher sein. Eine hohe effektive Nutzungsdauer impliziert jedoch den Einsatz sehr alter, weniger leistungsfähiger Techniken im Produktionsprozeß. Eine Einheit Anlagevermögen in der DDR ist somit wesentlich weniger leistungsfähig als in der Bundesrepublik. Neben den Tendenzen zur Verlängerung der Nutzungsdauer der Anlagen kam es allerdings auch vor, daß Anlagen vor Ablauf
35
ihrer "normativen" Nutzungsdauer ausgesondert wurden, da sie im Produktionsprozeß nicht mehr einsetzbar waren. Dies betraf vor allem die Bauten.
Ursache für extensive Nutzung auch längst abgeschriebener Kapitalgüter in der DDR ist die große Kapitalknappheit. Unter diesen Umständen ist die gemessene hohe Kapitalausstattung der Arbeitsplätze kein Indikator für besonders kapitalintensive Faktorproportionen. Würde man die effektive Nutzungsdauer der Anlagen in der DDR auf das in der Bundesrepublik übliche Maß reduzieren oder den Kapitaleinsatz mit seiner Leistung bewerten, so würde die Kapitalintensität im Durchschnitt der Industrie sehr viel geringer ausfallen als in der Bundesrepublik. Es würde sich zeigen, daß die geringe Arbeitsproduktivität nicht allein Folge eines geringeren Standes des technischen Fortschritts ist, sondern vor allem auf die noch nicht so weit wie in der Bundesrepublik vorangetriebene Substitution von Arbeit durch Kapital zurückzuführen ist.
In einer Reihe von Wirtschaftszweigen ist auch der Modernitätsgrad des Anlagevermögens geringer als in der Bundesrepublik. Die Höhe des Modernitätsgrades, der aus dem Verhältnis von Nettoanlagevermögen zu Bruttoanlagevermögen ermittelt wird, beschreibt vor allem das Investitionstempo. Der Modernitätsgrad enthält eine Aussage über den Anteil derjenigen Anlagen am Bruttoanlagevermögen, der jünger ist als der Durchschnitt. Ein Modernitätsgrad von weniger als 50 vH weist auf längerfristig schrumpfende Anlagebestände hin. Für die DDR trifft dies zu auf den Kohlebergbau, den Kali- und Steinsalzbergbau, die Kunststoffverarbeitung, das Textilgewerbe, das Nahrungs- und Genußmittelgewerbe und alle Wirtschaftszweige der Leichtindustrie mit Ausnahme der Zweige Feinkeramik, Glasgewerbe und Bekleidungsgewerbe. In den Wirtschaftszweigen des Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbau ist der Modernitätsgrad dagegen mit Ausnahme des Bereichs der EBM-Waren höher als in den entsprechenden Zweigen der Bundesrepublik.
36
Angesichts des über den Vergleichswerten in der Bundesrepublik liegenden Durchschnittsalters der Anlagen bedeutet ein höherer Modernitätsgrad jedoch nicht zwangsläufig auch eine bessere Ausstattung mit modernen Anlagen. Am ehesten ließe sich eine derartige Aussage für die Wirtschaftszweige Mineralölverarbeitung, Stahl- und Leichtmetallbau und Bekleidungsgewerbe machen, die eine nur geringfügig höhere durchschnittliche Nutzungsdauer aufweisen und gleichzeitig mit dem Modernitätsgrad über den Vergleichswerten der Bundesrepublik liegen.
Gemeinsam ist diesen Wirtschaftszweigen auch, daß der Anteil der Ausrüstungen am Anlagevermögen höher ist als in der Bundesrepublik. Da die Ausrüstungsgüter im allgemeinen Träger der technischen Innovationen sind, kann ein hoher Anteil von Ausrüstungen am Anlagevermögen auf eine höhere Leistungsfähigkeit des Anlagevermögens hinweisen. Allerdings gibt es häufig auch prozeßtypische Kombinationen von Ausrüstungen und Bauten. Für die DDR muß zudem gefragt werden, ob nicht gerade die Ausrüstungsgüter durch das überhöhte Industrie- und Importpreisniveau und das vergleichsweise niedrige Baupreisniveau zu stark gewichtet wurden. Im Durchschnitt der Industrie ist jedenfalls der Anteil der Ausrüstungen am Anlagevermögen nur geringfügig kleiner als in der Bundesrepublik. Eine Ursache hierfür kann allerdings auch in der generell geringeren Bautätigkeit bei Industriebauten liegen.
Ein besonderes Problem stellt in der DDR die Auslastung des Kapitalbestandes dar. Obwohl die DDR-Wirtschaft insgesamt unter Kapitalknappheit zu leiden hatte und aus diesem Grunde auch die Nutzungsdauer der Kapitalgüter immer weiter ausgedehnt wurde, spricht vieles dafür, daß der Kapitalstock nicht genügend ausgelastet war. Infolge von Zulieferengpässen kam es häufig zu Stillstandszeiten. In vielen Fällen dürften auch Kapitalgüter gehortet worden sein, um Engpässe im Produktionsprozeß besser beheben zu können. Derartige Engpässe traten vor allem durch die infolge der hohen Nutzungsdauer erforderlich gewordenen Reparaturen häufig auf. Im Durchschnitt der Industrie mußte 1987 für Reparatu37
ren 23 Mrd. M ausgegeben werden, mehr als die Hälfte dessen was für Investitionen bereitgestellt wurde.
3.2
Das Gewicht der Vorratsbestände
In der Güterproduktion spielen die Bestände an Vorprodukten eine wichtige Rolle für den kontinuierlichen Ablauf der Produktionstätigkeit. Die DDR wies hier systembedingt erhebliche Mängel auf. Angesichts nicht immer rechtzeitiger Zulieferungen waren die DDR-Betriebe gezwungen, überdurchschnittlich hohe Vorräte anzulegen. Die Tabelle 3/3 zeigt, daß der Anteil der Vorräte am Produktionswert mit 26 vH erheblich über dem entsprechenden Wert für die Bundesrepublik lag.
Inwieweit die Angaben über die Vorratshaltung mit denjenigen der Bundesrepublik vergleichbar sind, ist schwer zu beurteilen. Zum Teil gibt es unterschiedliche Abgrenzungen. So gelten beispielsweise Waldbestände in der DDR als Vorratsvermögen der Forstwirtschaft. Auch werden angefangene Bauten anders als in der Bundesrepublik zu den Vorräten gezählt. Diese Unterschiede können jedoch die Abweichungen allein nicht
erklären. In der Bundesrepublik entfällt je nach
Absatzlage ein Teil der Vorräte auch auf Endprodukte. An Bedeutung gewonnen haben auch die Lager an Handelsware. Angesichts der häufigen Lieferengpässen in der DDR ist zu vermuten, daß die überdurchschnittlich hohen Vorräte vor allem auf Vorprodukte und Betriebsmittel entfallen.
In der Bundesrepublik ist die Vorratshaltung nicht nur geringer sondern durch verbesserte Organisation der Produktionsprozesse in den letzten Jahren auch anteilig gesunken. Die stark überdurchschnittliche
Vorratshaltung
in den
Wirtschaftszweigen der DDR ist daher ein Indiz für wenig effiziente Produktionsprozesse. Dieses galt offenbar vor allem für die Wirtschaftszweige des Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbaus, wo die Vorräte gemessen am Produktionswert zum
38
Tabelle / Die Vorratshaltung im Jahr 1968 im Vergleich Vorritte in vH des Umsatzes 1) BRD 11
BRD-100 D I>R
123
273
227
Steinkohlenbergbau Braunkohlenbergbau, Toffindustrie
12,7 M
9,1 294
72 339
Ctonie, MfaeraiM, KunsMoff, Guauri
104
113
112
14,7 13.1 113 3.4 12,7 133
193 17,7 13,1 17*4 6a 143 123
129 109 101 147 183 111 94
153
22.4
141
133 IM
223 234
143 13g
•sustofSadustrie
11.4
23,1
202
Stahl·, Maachineo-, Fahrzeugbau 3)
1*6
44,7
248
144 323 533 243
304 37,4 343 22,7 284 ιοα 674 153
223 «23 223 433 47,7 654 47,1 393 324 106,1 373 323 223
161 230 42 173 213 214 126 1S8 143 375 370 47 1«
Ekktroteefaafc, Feinmechanik, Optik
204
»4
195
Batterien, ElektrmtitsgerAtobau Sonst elektrotechn. Geräte, Ufaren Feinmechanik, Optik BOromaschinen, ADV
17,7 214 21,0 254
374 37,4 453 494
212 174 218 194
19,2
19,4
101
20,9 14,9 203 17,7
20,1 21,6 15,4 21,6
96 145 74 122
Kohlenbergbau
Kdi-und StMnuhbeqjbau fhaiiMhaathiln fnàntrâ 1 Irnitulwag von Chanriafair rn TmaUpi ilairiiiliii riamgiihiii T) ΜΜΜΠΗΟηαΠΜ»., BlflPyWIBllim f ι M ai Ii aihing Oyari- uad Aabmfwrtwifiing
Eäen§e»iuimag und-eraeugung NB-UnnHp aiwint^und-eraeugung
8laU-MQiLafcfeünetaAau4) TaâwdÉMhau Hfttteueini irhumgphau ΠΜΙ und BaialnfTrnasi lihmnliaii Zahnrad-und Getriebebau Strafteofafaneugbau 7) Schiffbau EBM-Waren, elektr. Hamhahsgntte
Textilgewerbe Weberei, Dekorationsstoffe, Teppiche Seilerei, Testikeredehing Strickerei, Miederwaren Spinnerei, sonst. Textilgewerbe Leichtindustrie Musikinstr., Spielwaren usw. 8) Feinkeramik, Glasgewerbe 9) Holzbe- und -Verarbeitung 10) Papiéreneugung und -Verarbeitung Druckerei, Buchbinderei, Schreibwaren Leder* »r^ Pelzindustrie Bekleidungsgewerbe 11) Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Fischindustrie Müchverarbeitung Mühlen, Nflhnnütel·, Backwarenind. Ölmühlen, Speiseöl·, Margarineind Kaffee·, Tee-, Süßwarenindustrie Futtermittelindustrie Übriges Eratthrungsgewerbe GetrAnkehentellung Tabakverarbeitung Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe 3)
w
22A
12,7
193
150
213 14,9 12,6 11.7 7,7 16,7 15,1
35,6 16,4 184 11,7 183 20,6 213
164 HO 145 99 244 123 144
9,0
9,1
101
9,2 44 84 18,4 10,4 8,1 124 73 94
27,1 53 94 84 5,4 64 20,1 β,ο 8,7
296 136 114 45 52 78 161 102 93
15,1
25,6
170
1) Bundesrepublik Deutschland: Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten; DDR: Umlaufmittel in vH der industriellen Warenproduktion zu Industrieabgabepreisen in zentral geleiteten Industriebetrieben.-2) Finschl Späh-und Brutetoffe und sonstigem Bergbau.- 3) Ohne Luft- und Raumfahraeugbau.- 4) Ohne Kessel- und Behilterbau, ohne Schienenfahraeuge.- 5) EinschL Kessel- und Behälterbau.- 6) Ohne LAndwirtschaftsmaschinea- 7) EinschL Landwirtschaft« maschinell- 8) EinschL Pinsel, Besen, Bünten.· 9) Ohne Fliesen, Kacheln, Baukeramik.- 10) Ohne Pinsel, Besen, Β Ors tea-11) Ohne Miederwaren und Pelzindus trie.Quelleb: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4, Reihen 4.1.1 und 4.2.1; Industrie der DDR, Entwicklung der Branchen, Hrsg. IAW; Berechnungen des DIW.
Teil dreimal so hoch waren wie in der Bundesrepublik. Im Durchschnitt sehr viel geringer fiel die Vorratshaltung bei der Textilindustrie, Teilen der Leichtindustrie und des Nahrungs- und Genußmittelgewerbes aus. Ganz offensichtlich waren die Vorräte vor allem in denjenigen Bereichen überdurchschnittlich hoch, in denen Produktionsverzögerungen durch Materialengpässe zu erheblichen Konsequenzen geführt hätten. Dies waren überwiegend die exportnahen Bereiche. Die hohe Vorratshaltung ist nicht nur Indikator für schlecht organisierte Produktionsabläufe, sondern belastete die Unternehmen auch dadurch, daß in entsprechendem Maße Mittel gebunden waren, die beispielsweise besser für Investitionen zu verwenden gewesen wären.
3.3
Qualifikationsstruktur des Arbeitseinsatzes
Neben der Höhe und dem technologischen Niveau der Kapitalausstattung ist auch das Humankapital der Beschäftigten
eine wesentliche Determinante
der
Arbeitsproduktivität. Im internationalen Vergleich besaßen die Beschäftigten der DDR ein hohes formales Ausbildungsniveau16. Die bisherigen Vergleiche beruhten allerdings auf recht groben statistischen Angaben zum Ausbildungsniveau, so daß erhebliche Abgrenzungsprobleme beispielsweise zur Bundesrepublik bestehen. Zudem war es bisher nicht möglich, den Einsatz der formalen Qualifikation beispielsweise in bestimmten Aufgaben- bzw. Tätigkeitsfeldern in den Vergleich einzubeziehen.
Wie in vielen anderen Bereichen hat sich auch hier die Datenlage verbessert. Für die Bundesrepublik liegen im DIW die sehr differenzierten Angaben zum Ausbildungsgrad und zur ausgeübten Tätigkeit des sozio-ökonomischen Panels
16
1987. 40
Deutscher Bundestag, Materialien zur Lage der Nation, Drucksache Nr. 11/11,
vor 1 7 . Für die DDR ist es gelungen, für diesen Zweck die Originalangaben aus der Haushalts- und Verbrauchsstichprobe bei Arbeiter- und Angestelltenhaushalten auszuwerten 18. Damit besteht hier die Möglichkeit, die Beschäftigungsstrukturen der DDR differenziert nach Ausbildungsgraden, Tätigkeitsfeldern und Wirtschaftsbereichen denen in der Bundesrepublik gegenüberzustellen.
Ein Vergleich der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsstrukturen
auf der
Grundlage dieses Datensatzes bestätigt zunächst das höhere formale Ausbildungsniveau in der DDR (Tabelle 3/4). In den Betrieben der DDR arbeiteten kaum Beschäftigte ohne berufsbezogene Ausbildung. 1988 lag der Anteil dieser Beschäftigungsgruppe nur noch bei unter 6 vH; in der Bundesrepublik dagegen bei über 16 vH. Dementsprechend hoch war in der DDR der Anteil von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung bzw. einem Meister- und Fachschulabschluß (61 vH bzw. 23 vH) 1 9 .
Allerdings ist zu berücksichtigen, daß in der DDR niedrigere Maßstäbe als in der Bundesrepublik angesetzt wurden, um Beschäftigte der Kategorie mit Berufsausbildung zuzuordnen. Es reichte beispielsweise in vielen Fällen aus, eine langjährige Berufserfahrung nachzuweisen. Dementsprechend konnten in der Bundesrepublik
17
Das Sozioökonomische Panel umfaßt etwa 10 000 Haushalte. Vgl.: Geringfügige Beschäftigung. Bearb.: J. Schupp, J. Schwarze, G. Wagner. In: Wochenberichte des DIW, Nr. 47/1989. 18
Die Einkommensstichprobe umfaßt etwa 30 000 Haushalte. Vgl.: Die Einkommensstichprobe in Arbeiter- und Angestelltenhaushalten der DDR. Bearb.: P. Krause, J. Schwarze. In: Diskussionspapier des DIW, Nr. 11/1990. 19
Die Ergebnisse der Stichproben weisen in beiden deutschen Staaten in der Tendenz leicht höhere Ausbildungsabschlüsse auf als amtliche Statistiken. Vgl. hierzu Helberger, C. Die Struktur der Erwerbsstrategien im sozio-ökonomischen Panel im Vergleich zur amtlichen Statistik, In: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Heft 2, 1988 und Vogler-Ludwig, K., Verdeckte Arbeitslosigkeit in der DDR, Ifo-Schnelldienst, Nr. 24/1990. 41
Tabelle 3/4
Ausbildungs· und ÎSligketastmkturcn in der Bundesrepublik und der DDR 1988 1) Ausbildungsgrade 2) ohne Berufsausbildung Tltlgkellsfelder 3) Fertigung Forschung/Technik Transport Handel Hauswirtschaft ßflnVVerwaltung Leitung/Beratung Bildung/Betreuung
1096
Insgesamt
Bundesrepublik mit Berufs- mit Meistermitllochausbildung bzw. Faehschulabschulabschlud schluO
165
990 245 106 202 106 692 52 559
2846
9450
2 952
-
DDR mit Berufs- mit Meisterausbildung bzw. FachschulabschhiO
mit Hoch schulabschhifl
Insgesamt
in Personen 3919 259 469 1358 217 2666 187 375
373 373 369 470
Insgesamt
ohne Berufsausbildung
1053
318 1050
6160 955 948 2011 692 4159 557 2149
2383
17 631
155 451 78
. 331
1594 1304 249 171
•
14062 183 4069 2885 626 7522 1280 430
5124 527 2917
2680 297 1561
16 769 2114 4868 3424 1008 15 685 2171 4 908
2771
31057
II 886
5 233
50 947
9,5 61,7 5,1 5,0
0,4 29,7
-
542 368 382 359 67
60 627 -
-
in vi 1 der Ausbildungsgrade insgesamt Fertigung Forschung/Technik Transport Handel Hauswirtschaft DOro/Verwallung Leitung/Beratung Bftdung/Betreuung
39,3 18,5 53,3 IM
Insgesamt
16,1
17,8 -
V
63,6 27,1 49,5 67,5 31,4 64,1 33,6 17,4
16,1 25,7 11,2 10,0 15,3 16,6 9,3 26,0
57,1 48,9
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
53,6
16,7
13,5
100,0
2,5 47,2
. . 8,0
3,9
83,9 8,7 83,6 84,3 62,1 48,0 59,0 8,8
32,7 24,3 59,4
17,1 13.7 31,8
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
61,0
23,3
l i f i ^ i q
* ** -
1 , 1
•«
r» IUI
»
wwniiiiwiiift, ciumgewmnung KuHtatoffvembiÉum Oonsh ood AibiixtwubeituQg
risiingewinnungrod-eraengung NE-MetaVgmtaoog und -eneugung
TatüBHchiaeflbn iinmiinifciilwylmi Zahnnd- tnd Oetriebebn SoottìferMascttneabané) Stnta6dnoogbw7) SchOban EBM-Warea, elektr. Haushaksferite
Tatflgewabe Weberei, Dekontioosstaffe, Teppiche Seäera, TfliliKwwMiing Stnckera, Miedu vaimi Spinnerei, sonst Tmrtilgmwrtif Lekfctmdoitrie MuaUmtr^ Spiefcraren usw. 8) Fenkeraak,Gtafei*ft»9) Hofebe-end-warbeininglO) Papienrxeugung und-Verarbeitung Dnkkerd, BochWndfm, SUiicfliwwn Leder-and PeUadmtrie nrirWrtnygiwwwtwll)
Fnchmthittrie Mikbverarbeitung Mäkko, Nüraiael·, Backwarenind. öinriUco, Speisefil·, Margarineind. Kaffee-, Tee-, SQBwaieuiuduiiiie FuttenMteündustrie Übriges Ernihrangsgewerbe Tahakverarbcstw« Bergbau ondVtraibeitendes Gewerbe 3)
m Tifi 7*6
m 2*3
4fi
133
2$
Sfi
1) Zentralgeleitete Industrie.- 2) EinschL Spalt- und BroûtofTe und «mtigea Bergbau.- 3) Ohne Luft- und Rausrfahrzeugbao.-4) Ohne Kend-und Behälterbau, ohne Sdoeuenfahnauge.- 5) Einschl. Kasel· und Behib«bau.-6)Otae Landwatichaftsmaedmen.- 7) EinschL LaudwiiUthafUnidiiiien.» 8) EinschL Pinsel, Boen, Bdntea-9) Ohne Fiesen, Kacheln, Baukcnmk.-10) Ohne Piwd, Been, Bönteo.-Π) Ohl* Miedcnraro industrie, Zucker- und Stirkdndustrie, Obet- und Geaöaeverarbeüung. Quellen: Berechnungen des DIW.
.
Tabelle 4/1 Die AbMamtttr α dan ladutriezMtpa 1) der DOS 1988
Kohlenbergbau
Piuduklmwart
htababutz2)
Exporte 1 Sonalkö- Nichboriakii»cbef4) ! »dm 3) I Wihrw»mebiet m Mrd. Mark
1931
1036
L15
047
0,67
Steinkohlenbergbau Braunkohlenbergbau, Torfndurtrie
134 18,16
132 1734
0,02 1,13
000 047
002 065
Cheoüe, Mineralöl, Kisattloff, Guani
101,97
8135
2012
048
1133
433 5,75 437 2431 4131 13,78 730
131 435 438 1048 35,88 1046 638
2.71 1,40 049 5,73 5,63 333 082
1,19 1,06 020 337 132 134 031
133 034 029 2.46 4,41 238 051
47,78
40,04
7,74
131
053
31,82 1536
2534 1430
058
096 026
533 090
133
Ml
0,12
OOS
007
99,40
61,47
37,92
3044
7,48
435 2.47 4,62 833 237 431 1039 130 9,99 8,36 29,02 4,66 8,07
332
045
042 056 044 4,41 1029 1.69 Ο»
064 012 2,84 439 L09 2.45 337 134 1,49 3,95 1074 237 134
2,72 337 083 2,00 339 1,04 1,10 2.77 091 2,79 097
018 012 012 132 025 045 068 020 039 1,18 133 018 087
Elektrotechnik, Feature hawk, Optik
"5131
3633
14,88
1132
3,65
Batterien, Ekktristitigaretebas Seort. eèaktrotechn. Oerüe, Uhrea Feaaerhaaik, Optik Bûromaichaaa,ADV
1733 22,04 532 633
13,60 1638 2,49
334 5,16 2.73
337
336
232 337 2.15 2,77
1,61 U« 058 0»
3231
27,69
432
235
237
15,69 1,99 735 738
1335 139 539 066
234 030 136 042
1,06 013 099 006
138 017 037 03J
46,09
34,71
1138
4.17
731
3,82 012 939 1032
2,16 Ml 087 063 004 054
070 045 084 068 050 130
096 136 137 092 OOO 060 131
Kah-und Sienaalcbergban PhanmicutiKbe Industrie HenteUung von Cheokfaern Sonetige cheavche Eizeugnaie Î) MeeraWwarb., Erdölgewinnung KuHtstoävenrbeituog On mm*radAilmtvinilmiiin Metaflgewiaan^ und -erzeuguuf Eeengewinnung und -erzeugung NE-Metalgcwionuug und -erataguag Bantoffiadurtrie Stahl-, Madnea-, Fahrzeugbau 6) MetaUbeariwtung,-verfooMtg StaU-uadLekhaMtaftae7) Schcnmfiihrwugheo WerkmyaairlBBeahau, Srhlrifarttd TettflovcliiettAiQ HtteoeinrichtaBgpfaau Zahnrad-uadOetrkbeban SonrtigCT MawJiiwàbau 9) StrafieafahrmghaulO) Schiffbau EBM-Warca, elektr. HaudoJtigalte
Textflgewerbe Weberei, Deikoratknutaee, Teppiche Seilerei, TtttäwBtnleluag Stockant, Mwdefaana Spinnerei lomL Totflgewarbe Irrhtmrtwtrie Maeknatr^ Spielwaraa am. 11) Fetteraaft, Glaqgewarbe 12)
235 1,78 334 139
235
U·
ooo
uiumra,w>cuwaueici,xaraPwrBn Leder-und Pefanhatrie Bekkidn«e»«etbel4)
734 066
o«
136 1,71 2,71 139 000 1.10 230
NahnagnadGenaeaältelgewerbe 15)
24,70
2027
043
010
032
002 000 000
030 000 002 031 017
f l.fcA
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I 1 '-
noon·- no -wiammang uj PlpiereneoguagMd-marbeituag ^
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Fachmdwtrie Mfehveratbetang Mflhlen, NihnÉttel-, Backwareoind. ötefihho, SpMufl-, Margarunad. Kaffee·, Tee-, Säßwareninduetric FuttenamrimdiHirie Obrigei Emflhnmgigi.waibe Getrinkehentdfcay Tahakveraibeituag Bergbau und Verarbeitende· Gewerbe 6)
ao«
132 012 070 230 071 004 041 732 4,77
130 012 067 239 048 004 11 1 L Τ f. · iHat—Diwnpergpan. lunnutanne Cbeaia, Mineralöl, Kunststofl, Quaai
100,0 m
«.4
»3
1.6 *2
00 23
13 33
ιοαο
803
19.7
83
11.4
OnemhundAibestverarbeming
1000 1000 ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο
3U 73.6 89.9 7*3 8*4 7S.9 893
67,4 2*4 101 23.7 13.6 2*1 103
29.4 1*4 4,0 133 23 9.0 3,9
373 *ο *1 102 106 15.1 *6
Metallgewinnung und-erzeugung
ιοαο
833
1*2
23
IV
ιοαο ιοαο
79J 92.7
207 73
3.0 ' 1.6
17.7 5.7
Baustoffindustrie
ιοαο
901
93
4,1
Stahl·. Maschinen-, Fahrxeugbaa 3)
ιοαο
61.8
3*2
306
ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ΙΟΟΛ ιοαο ιοαο
8*1 95.1 38,6 4*2 5*2 4*8 61.8 31.1 85.0 52.7 63.0 3*3 77,2
133 43 61.4 »3 45.8 53.2 3*2 6*9 15.0 473 37,0 63.7 223
ιοαο
709
29.1
ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο
77.6 76* 47,7 523
ιοαο
Kaü-undStetnuizbergbaa Phannazeuteche indwne Hentdlung von Cheanefasern Soestige cbenacbe Erzeugnisse 2) MMUMviiinii, cramgewnrang
Eisengewinnung und -«neugong NEMetaÜgewmmmg und -erwogung
MetaQbearbettung, -wtrfororang Stahl· und Leichtmetatfhau 4) Sctbenenfahranigbau Werkzeugmaschinenbau, ScUetfaioel TentaaKhaenbao Chea»·, NahraagRnineknaadHnen 5) HOltcneinrichittngsbatt BatK und BauHoffausctaMobau Zahnrad· und Getriebebau Sonstiger Maschinenbau 6) StnfeafahnengbaaT) Schiffbau EBM-Waren. ektar. Haushaltsgeräte j Elektrotechnik, Feinmechanik. Optik 1 Batterien, EJektrioUUgeriteba« Sonst. «McuoudoiCMfii* Uhren Faaaerhanik. Optik Bfirooaschmea.ADV Tuiüge werbe Weberei. Dekorarionatoffa, Teppiche Sederei. Tezniveredelhng Stricker«. Miedarwaraa Spianerei. looftTtalge werbe Lachündustne Muriknatr. SpieHwan uew. 8) Ftakemtk, (Hasgewerbe 9) Hotabs* und •vsrubenng 10) Papierenangl mg und -varaibeining • ** t 1 ' ' ' * t- · < unrar«. wrwwMtm JCOWD—w Lader- und Pefamdnstne
Fachiadwtrie MQcbverarbeitting Mflhlea. Nfhraittel·, Backwaren md ölaähbo, Speiseöl·, Margarinesal Kaffee·, Tee·, SflDwweuiuditrie Futtenattefcndustrie Obrifes Ertihnagegewaibe Tabakvembeituag Bergbau und Verarbetteodet Gewerbe 3)
ί ί\
9,9. Ol 5*9 413 35.2 43.4 31,6 5*0 >11.1 33.1 I ' 307 393 iί 12.0 •
5.7 73 4.1 4.9 23 12.0 10.6 93 *6 10,9 33 14,2 *3 3.9
ίο·
;
213
7,1
I
22.4 23,4 523 473
13.2 1*0 413 43.2
U
53 113 4.4
ί ί
8*9
1J4
*9
*2
ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο
85.1 8*7 7*3 Hl
143 153 23,7 53
63 *6 1X6 09
*1 83 114 . 5.0
ιοαο
753
2*7
9,0
15.7
ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο
5*5 711 71.7 8*4 99,7 85,6 695
433 273 2*3 Iii 03 1*4 301
1*3 7,4 83 *6 03 *6 113
253 203 193 00 00 73 1*5
ιοαο
9*3
U
04
U
ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο ιοαο
9*7 ιοαο 9*5 99.7 9*5 ιοαο 97.0 9*4 994
13 00 33 03 33 00 33 13 02
1.1 00 04 00 1.0 00 04 01 αο
02 00 3.1 03 23 00 2J 13 02
ιοαο
7*8
234
133
93
I
1) Zentralgeleitet* Intfwtrie.-2) EinechL Spalt- und BrotstofTe und «möge« Bergbau.-3) Ohne Luft- undRauafahr· zeugbeu.· 4) Ohne Kasel· und Behält«*«, ob» Schieneafrtawt*. S) EiachL Kessel-und Behälterbau.-6) Ohne LndwinKlaftgiHfhnrn · 7) EinschL Laodaiiiw hafiiaiai ι hiii πι - 8) EinschL PfaadL Besen. Barns«.· 9) Ohne Fbasen. i Kjchdn, BaukeimÜL-10) Ohne PinseL Besen, Bämes.-U)OhMMiederwareaioidP^indu^ j industrie, Zucker- und Stirieindustrie, Obst· und Geaäsevmbeitung. Quellen: Berechnungen des DIW.
Insgesamt ergibt sich für den Export in das sozialistische Ausland jedoch ein positives Bild. Von einigen insgesamt nicht ins Gewicht fallenden Wirtschaftszweigen abgesehen, ließen sich aus den Exporterlösen sogar die hohen Abgaben an den Staat finanzieren. Vor allem in den Grundstoffbereichen, wesentliche Ausnahme die pharmazeutische Industrie, und in einigen Verbrauchsgüterbereichen, insbesondere dem Bekleidungsgewerbe, wurde der Export in das sozialistische Ausland subventioniert. Rechnet man die Exporterlöse in Mark Valutagegenwert mit Hilfe des rechnerischen Wechselkurses von 1:1,56 in D M um, so reduzierten sich die Exporterlöse, in D M gemessen, um ein Drittel. Durch die Währungsunion wurde der Wert des Transferrubels von bisher 4,67 Mark auf 2,34 D M umgestellt. Auf dieser Grundlage würden sich die Exporterlöse der DDR Unternehmen in D M gerechnet halbieren. Die Lohnstückkosten blieben dagegen bei einer Umstellung der Löhne im Verhältnis 1:1 unverändert. Die Vorleistungsstückkosten, die im Durchschnitt der Industrie bei einzelnen Unternehmen etwa 8 bis 9 Mal so hoch sind wie die Lohnstückkosten, werden sich, bedingt durch billigere Importe und eine generelle Senkung des Industriepreisniveaus (vgl. Abschnitt 4.1) vermindern. Es ist daher nach der Währungsumstellung damit zu rechnen, daß trotz der in D M gemessenen geringeren Ausfuhrerlöse, in Branchen, die bisher überdurchschnittliche Stückerlöse, auch im Export mit den sozialistischen Ländern erhielten, keine ins Gewicht fallenden Verluste gemacht werden. Für die Fälle, in denen dies dennoch der Fall ist, sieht der Staatsvertrag für 1990 2 Mrd. D M Unterstützung vor, um Liquiditätsengpässe zu beseitigen.
Bei dieser Beurteilung muß unberücksichtigt bleiben, daß die Exportpreise im Handel mit dem sozialistischen Ausland aufgrund bilateraler Regierungsverhandlungen festgelegt wurden. Einem Preiswettbewerb waren die Produkte dabei nicht ausgesetzt. Zwar wird man annehmen können, daß bei den Verhandlungen die Bewertung der Produkte sich auch an Wettbewerbspreisen orientierte, da auch für die sozialistischen Länder die Möglichkeit bestand, bei überhöhten Preisen die Produkte anderweitig einzukaufen. Viel wichtiger ist jedoch, daß die Exporte der
83
DDR vertraglich mit entsprechenden Importen verknüpft waren. Der Export zu den vereinbarten Preisen war nur möglich, weil die DDR sich im Gegenzug verpflichtet hatte, Güter aus den sozialistischen Ländern zu ebenfalls bilateral vereinbarten Preisen abzunehmen. So lange die Handelspartner der DDR noch von den bilateralen Handelsbeziehungen abhängig sind, dürfte für die Wettbewerbsfähigkeit der DDR auf diesen Märkten daher weniger die Höhe der Preise in D M entscheidend sein, als die Frage, ob die DDR bereit ist, auch die Lieferungen der sozialistischen Länder in D M zu den vereinbarten Preisen abzunehmen. Der bereits vereinbarte Übergang zum Warenverkehr in konvertierbarer Währung wird hier zu ähnlichen Wettbewerbsbedingungen führen wie beim Handel mit den westlichen Ländern.
Die Stückerlöse beim Export in die nicht-sozialistischen Länder waren 1988 im Durchschnitt der Industrie mit 0,20 M geringer als bei den Exporten in die sozialistischen Länder (0,27 M). Der bei den Exporten in die sozialistischen Länder sehr profitable Sektor des Stahl-, Maschinen-, Fahrzeugbaus schneidet hier mit Stückerlösen von 0,40 M sogar noch besser ab. Überdurchschnittliche Stückerlöse wurden auch in der Baustoffindustrie (0,56 M) und beim Kali- und Steinsalzbergbau (0,69 M) erzielt. Daneben ragt die Feinmechanik, Optik (0,50 M) hervor. Im Textilgewerbe und in der Leichtindustrie waren die Stückerlöse überwiegend höher als diejenigen, die beim Export in das sozialistische Ausland erzielt wurden. Gedrückt wird das Gesamtergebnis vor allem durch geringe oder negative Stückerlöse in der Eisengewinnung und -erzeugung, der Mineralölerzeugung, Teilen der Chemie sowie der Elektrotechnik und der Holzbe- und -Verarbeitung. In diesen am gesamten Westexport mit mehr als 40 vH beteiligten Wirtschaftszweigen wurde die Ausfuhr durch Erlöse beim Inlandsabsatz subventioniert. Solange die Exporte in das nicht-sozialistische Währungsgebiet nur einen Teil der gesamten Produktion darstellten, konnte eine derartige Strategie der Mischkalkulation durchgeführt werden. Nach der Einführung der D M und der Öffnung der Märkte unterliegt jedoch die gesamte Produktion dem Preiswettbe-
84
werb. Wirtschaftszweige, die ihre Produkte nur absetzen können, wenn sie die Preise geringer halten als die Produktionskosten, sind auf längere Frist nicht lebensfähig. Geht man davon aus, daß die Valutamark dem Wert der D M entspricht, so sind in allen Branchen erhebliche Anstrengungen erforderlich, um im Preiswettbewerb gegenüber Produzenten aus der Bundesrepublik und dem westlichen Ausland bestehen zu können. Die Branchen, die bereits in der Vergangenheit gerade ihre Kosten im Export einbrachten, können kaum durch Preissenkungen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, daß dann, wenn aus der Kostenkalkulation der Exporte die Abgaben ausgeklammert werden, die Produktion von Exportgütern in den meisten Wirtschaftszweigen mehr als kostendeckend gewesen ist und zum Teil erhebliche Erlösabführungen aus dem Exportgeschäft möglich waren.
4.5
Erlösabführungen, im Produktionsprozeß eingesetzte Mittel und Investitionen
Bezieht man die Gewinnabführungen auf die im Produktionsprozeß eingesetzten Mittel, so erhält man einen Indikator für den Beitrag der Wirtschaftszweige zur Finanzierung staatlicher Aufgaben, zu denen in der DDR auch die Investitionsfinanzierung gehört. Als eingesetzte Mittel kommen zunächst diejenigen' Mittel in Betracht, die in den Pröduktionsanlagen gebunden sind. Ausdruck hierfür ist das Nettoanlagevermögen. Als Indikator für das Nettoanlagevermögen wurde der um die Verschleißrate bereinigte Grundfond verwendet. Inwieweit die Angaben der DDR über die Grundmittel eine realistische Betrachtungsweise erlauben, ist angesichts der oben diskutierten überhöhten Nutzungsdaueransätze sicher schwer einzuschätzen. Dieses Problem dürfte allerdings beim Nettoanlagevermögen weniger ins Gewicht fallen, da hier die völlig abgeschriebenen, aber noch genutzten Anlagen unberücksichtigt bleiben. Zu den eingesetzten Mitteln gehören auch die durch Vorräte gebundenen Mittel. Wie in Abschnitt 3.2 gezeigt wurde, waren die Vorräte durch das systembedingte Horten in der DDR sehr viel höher
85
als in der Bundesrepublik. Die in Tabelle 4/15 ermittelten Quotienten von Erlösabführungen zu eingesetzten Mittel zeigen, daß die Erlösabführungen weitgehend unabhängig von den in den Unternehmen eingesetzten Mitteln festgelegt worden sind.
Inwieweit die in den Industriezweigen erwirtschafteten Mittel der Finanzierung der Investitionen dienten, geht aus Tabelle 4/14 hervor. Die erwirtschafteten Mittel setzen sich aus den Erlösabführungen und den Abschreibungen zusammen. Sie entsprechen in etwa dem "cash flow" bei Unternehmen in der Bundesrepublik. Damit erschöpfen sich jedoch die Ähnlichkeiten. Während in der Bundesrepublik die Unternehmen über die Verwendung der erwirtschafteten Mittel entscheiden, wurden in der DDR die Erlöse voll an den Staat abgeführt, der dann über die Zuweisung für Investitionszwecke zentral entschied.
Im Durchschnitt der Industrie wurden 1988 lediglich 27 vH der erwirtschafteten Mittel wieder investiert. Dieser Anteil mag die tatsächlichen Verhältnisse etwas unterschätzen, da, wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, die Erlösabführungen leicht überhöht ausgewiesen sind. Die starke Streuung der Investitionsanteile über die Branche macht deutlich, daß die zentralen Investitionsentscheidungen in der Regel nicht mit den Mittelaufkommen in den Wirtschaftszweigen in Verbindung gebracht werden können. Sehr gering war der Investitionsanteil in der Regel in Branchen, in denen die Erlösabführungen hohe Verbrauchssteueranteile enthielten, wie beispielsweise in der Mineralölverarbeitung, der pharmazeutischen Industrie, der Weberei und Strickerei, sowie in den Genußmittelzweigen. Hohe Investitionsanteile weisen überwiegend Branchen mit eher unterdurchschnittlichen Erlösabführungen auf, wie beispielsweise der Braunkohlenbergbau, die Herstellung von Chemiefasern, die Kunststoffverarbeitung, der Textilmaschinenbau, der Zahnradund Getriebebau, der Schiffsbau, der sonstige Maschinenbau und die Holzbeund -Verarbeitung. Die Investitionsplanung in der DDR dürfte, folgt man diesen
86
Tabelle 4/1 Beiträge der Industriezweige 1)rar Fmanrirning «taathrhcr Aufgaben 1968 EriösabfOhnmgea
Abschmbungen
6.75
238
933
3731
435
643
46,7
34,6
101
Steinkohlenbergbau Braunkohlenbergbau, Torfindustrie
021 635
004 233
035 9,06
0,82 36,49
0,04 432
183 65,9
15,1 473
15,4 300
253 173
Cbeeie, Mineralöl, Kunststoff, Gummi
31,02
5,75
36,77
81,10
069
200
23,6
304
302
Kab- und Stdnsalzbergbau Pharmazeutische Indutrie HersteBung von Chemiefasern Sonstige chemische Erzeugnisse 3) Mineralölverirb., Erdölgewinnung Kunststoffverarbeinmg Gummi-und Artwtveraibejtung
1,48 331 0,60 4.65 17,16 1,90 1.93
052 012 039 136 234 080 031
2,00 3,43 099 5,91 1930 2,70 235
6,19 2,77 633 23,43 2531 12,06 5,02
039 033 035 230 2,62 132 088
400 103 92,6 53,7 153 64,4 453
29,6 9,6 55,9 423 13,4 453 39,1
306 573 123 193 413 133 243
23,8 1193 9,4 193 67,8 15,7 305
738
Kohlenbergbau
Erwirtschaf- Nettoiach· tete Mittel vermögen 2) in Mrd. Mark
Investitionen
Investitionen in vH der EriÖMbfthnmgen m vH dea Eriönlv Erwirtschaf- Produktiou- Nettosachwertes föfaruaten teten Mittel wa wögen*
1.84
932
43,49
1,99
27,0
21,6
15,4
17,0
5,47 1,91
138 046
6,85 238
3230 11,19
135 074
223 383
103 31,0
173 12,0
163 17,1
038
011
049
2,10
0,11
29,9
23,0
303
100
2*20
3,90
32,09
10433
1095
383
34.1
204
263
1.11 106 1,25 332 0,72 138 3^4 064 233 233 7,22 098 1.92
031 019 008 037 οίο 021 034 005 0,47 044 098 012 024
1.42 135 132 3,70 083 1.79 3,58 069 339 2,76 830 1,10 2.16
6,09 334 2,49 073 239 049 9,96 139 1003 1538 2730 437 535
048 039 035 1,15 038 040 066 011 132 132 3,03 059 0,77
43,4 273 204 343 52,7 25,4 205 163 53,7 523 42,0 604 403
34,0 23,0 208 313 401 22,4 183 153 401 44,0 37,0 53,7 35,8
24.4 43,0 263 39,0 303 34,4 313 353 204 273 24,9 21,0 233
183 29,1 501 300 273 2M 323 402 202 143 202 22,4 35,9
Ekktrotechnft, Ffgimcrhanft, Optât
18,11
232
2043
4530
5,87
32,4
207
35,4
39,5
Batterien, Elektrizitiiagerfilebau Sonst, eleklrotechn. Geräte, Uhren Fekmechanik, Optik BäroaoaschineQ, ADV
535 7,77 2,78
064 134 023 021
539 9,00 2,45 239
1439 2059 538 535
1,46 3,05 030 056
27,4 393 300 201
24,5 33,9 32,6 107
303 353 423 433
307 37,7 42,0 523
1040
088
1138
1834
2,18
21,0
19,3
31,9
501
038 005 018 026
5,42 055 3,98 133
074 1.14 334 5.12
1.01 011 047 039
201 213 123 55,4
107 19,7 113 44,4
32,1 24,7 483 15,0
57,6 43,4 1073 208
1032
1,78
1230
3332
334
32,7
200
22,8
31,7
1.09 2*24 136 238 001 133 2,10
010 050 039 043 ooo 014 022
1,19 2,74 1,95 2,72 001 137 232
2,78 OH 634 7,16 002 3.76 435
026 034 097 086 ooo 0,43 038
243 243 62,0 37,5 203 353 17,9
223 19,7 49,7 313 109 31,6 102
207 306 163 22;4 163 101 243
39,4 27,6 233 313 27,8 32,6 43,4
831
031
8,61
638
036
63
05
33,6
1203
-014 -002 -OOS -050 2,00 0,02 -015 3,62 338
036 000 002 004 006 ooo 031 009 003
-008 -002 •006 -047 2,06 002 •014 3.70 3,61
1.71 002 033 064 1.13 004 017 1,79 075
005 000 001 0,07 015 ooo 003 010 014
-323 -4,4 -163 -13,7 73 106 •223 23 43
-56,7 -4,6 -21,7 -14,7 7,1 14,4 -233 23 4,0
-00 •106 -113 -17,4 293 42,0 -304 501 75,0
-05 -1383 -24,9 -79,1 177,0 403 -87,7 202,0 4707
121,06
19,47
14053
373,08
3016
313
273
205
323
MetaBgewinaung und -erzeugung EisengewinmHig und-erzeugung NE-Metafigewnmung und-erzeugung Baustoffindustrie Stahl·, Maschinen-, Fahrzeugbau 4) Metallbearbeitung, -vcrfoimung Stahl· und LacfataetaBbau 5) Sduencnfahtzeugbau Tfirtihnas< liiiMiilwn Hâtteodnrichtimgsbau Bao-uriBaustoffmaschiaenbau Zahnrad-und Getriebebau Sonstiger Maschinenbau 7) StraBenbh»ieugbau8) Schiffbau EBM-Waren, dektr. Haushaltsgeräte
Texdgewnbe Weberei, Dekorationsstoffe, Teppiche Sederti, Textilveredelung Stockem, Mfedenraran Spenera, tonst Textilgewerbe Leahtindustrie Marikiatr., Spietwaren usw. 9) Feekeraaik, Glasgewerbe 10) Hotzbe-tnd-Verarbeitung 11) Papienneqgung und-werarbettung Druckerei, Bothhmrirrei, Schrnbanrea Leder- und Petindtetrie Beklesdnngsgewerbe 12)
Fwtiwhatrie MSchverarbeitmig Mflhkn, Nllnittel·, BKkwaresiiad. ÔMhko, Speiseöl·, Margarineind Kaffee-, Tee-, Süßwarenindustrie Futteranttehndatne Übriges Ernifarungsgewube Qetrinkahentdhmg Tabakverarbeitung Bergbau m>d Verarbeitende» Gewerbe 4)
ΙΆ
5,04 049 3,80 1,06
1) Zentralgeleitete Indwtrie.- 2) Ncttoaalqevermöfea errechne am dea Grundmitteln und dar Venchlriflqnnto nmlgtrh UnhufttitteL- 3) Eimchl Spalt- und Brutttoffe und «otftigen Bergbau.- 4) Ohne Luft- und Rairafahrzeugbau.- S) Otme Kessel· und Behälterbau, ohne Schieneofahizeuge.- 6) EinschL Kessel· und Behälterbau.-η Ohne Landwir^^ ichmen.- 8) EinschL UndwktichafUaaschmen.- 9) EimchL PnseL Besen, Bänten.-10) Ohne Ffiesen, Kachel Baukemut-Π ) Ohne Pinsel, Besen, Β ώ ^ ren und PehmAistrie.· 13) Ohne Fteächadustrie, Zucker- und Stirkemdustrie, Obst- und Geattseverarbeitung. QoeBee: Industrie der DDR, Entwicklung der Branchen, Hng. IAW; Berechnungen des DIW.
Ergebnissen, nur in geringem Maße von der Erlössituation in den Branchen abhängig gewesen sein.
5. Entwicklungspotentiale der Wirtschaftsbereiche Während die bisherigen Teile der Untersuchung sich im wesentlichen darauf konzentriert haben, den Status der DDR vor der Integration in einen gesamtdeutschen Wirtschaftsraum zu analysieren, wird in diesem Abschnitt der Versuch unternommen, Perspektiven auch für die Zeit danach zu skizzieren. Die Einführung marktwirtschaftlicher Bedingungen und der D M als gemeinsame deutsche Währung verändern in vielfältiger Weise die Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutschland.
Prinzipiell lassen sich zwei Kategorien von Anforderungen an die ostdeutsche Wirtschaft unterscheiden: - Die Umstellung des Wirtschaftssystems von einer Zentralplanverwaltung auf marktwirtschaftliche Koordinationsmechanismen. - Die Anpassung der in einem abgeschütteten Markt entstandenen Produktionsstrukturen an die Anforderungen des Weltmarktes.
Hemmnisse in Ostdeutschland, die einen raschen Umstellungs- und Anpassungsprozeß in diesem Bereich behindern, sind neben bestehender Rechtsunsicherheit (z.B. Eigentumsfragen und Altlasten) vornehmlich im Fehlen von Managementwissen und in der Überalterung des Kapitalstocks zu sehen. Schwierigkeiten mit dem Umgang neuer Koordinierungsmechanismen werden dabei nicht nur bei den Unternehmensführungen, sondern auch in der öffentlichen Verwaltung bestehen. Und die Überalterung des Kapitalstocks ist im Infrastrukturbereich oft noch größer als bei den Betrieben. 36
36
Klemmer, P., Modernisierung der ostdeutschen Wirtschaft als regionalpolitisches Problem. In: Wirtschaftsdienst, Nr. 11/1990. 89
Die erforderliche Umstellung und Anpassung in Ostdeutschland wird daher um so erfolgreicher und schneller verlaufen, je größer der Wissens- und Investitionstransfer insbesondere aus Westdeutschland ausfällt. Die Bereitschaft hierzu ist bei den westdeutschen Unternehmen und Gebietskörperschaften vorhanden. 37 Inwieweit diese Anstrengungen allerdings ausreichen, die Produktion rasch zu stabilisieren und durch neue Produktionen mittelfristig eine wirtschaftliche
Gesundung
herbeizuführen, hängt auch wesentlich von der Entwicklung globaler Rahmenbedingungen ab.
Von besonderer Bedeutung für die ostdeutsche Wirtschaft ist dabei die Entwicklung in Osteuropa und in der Sowjetunion.38 Die Exporte in den ehemaligen RGW-Raum können erheblich zur Stabilisierung des Absatzes beigetragen. Eine wirtschaftliche Gesundung in Osteuropa und eine Lösung der Devisenprobleme kann daher die Überlebenschancen vieler ostdeutscher Betriebe erhöhen. Dies gilt auch hinsichtlich des Engagements westdeutscher Unternehmen, die nicht unwesentlich von den Marktchancen in Osteuropa beeinflußt werden.
In sehr starkem Maße wird die Investitionsbereitschaft auch durch die wirtschaftliche Entwicklung bei den westlichen Handelspartnern bestimmt. Die bisherigen Planungen zu Direktinvestitionen in Ostdeutschland erklären sich weitgehend durch das Zusammenfallen einer deutlichen Nachfragesteigerung aus Ostdeutschland und einer hohen Auslastung der Produktionskapazitäten in Westdeutschland.39 Sollte sich die wirtschaftliche Situation bei wichtigen Partnern
37
Lenske, W., Perspektive Marktwirtschaft. Personalentwicklung, Qualifizierung und wirtschaftliche Rahmenbedingungen aus der Sicht ostdeutscher Unternehmen, Institut der deutschen Wirtschaft, 1990. ^Außenwirtschaftliche Verflechtungen zwischen der D D R und der UdSSR. Bearb.: H. Machowski. In: Wochenberichte des D I W , Nr. 21/1990. 39
Gerstenberger, W., Kräftiger Investitionsaufschwung - aber hält er an? In: ifoSchnelldienst, Nr. 29/1990. 90
in Westeuropa und Amerika erheblich verschlechtern, könnte die Bereitschaft wachsen, Nachfrageausfälle
im Export durch zusätzliche Lieferungen nach
Ostdeutschland abzugleichen. Die Dynamik des Engagements der westdeutschen Wirtschaft wird umgekehrt weiter zunehmen, wenn die rezessiven Tendenzen bei einigen westlichen Handelspartnern nur von kurzer Dauer sind.
Aber nicht nur bei den Unternehmen, sondern auch beim Engagement der westdeutschen Gebietskörperschaften
bleibt die Entwicklung der globalen
Rahmenbedingungen vorraussichtlich nicht ohne Folgen. Kommt es zu einer deutlichen konjunkturellen Abschwächung werden die finanziellen Spielräume für die Unterstützung der neuen Bundesländer geringer.
Auch bei unterschiedlichen Annahmen über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist allerdings davon auszugehen, daß es mittelfristig zu erheblichen strukturellen Verschiebungen in den neuen Bundesländern kommt. Welche mittelfristigen Entwicklungsperspektiven sich für die einzelnen Branchen zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzeichnen, wird im folgenden dargestellt.
Landwirtschaft: Die Landwirtschaft Ostdeutschlands war im Vergleich zu Westdeutschland sehr unproduktiv. Darüber hinaus mußten in der Vergangenheit die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften neben ihrer eigentlichen Tätigkeit auch andere Aufgaben im ländlichen Raum (z.B. Handwerks-, Bau- und Sozialleistungen) wahrnehmen. Bei einer Konzentration auf die eigentliche landwirtschaftliche Produktion und einer Entflechtung der Produktionsgenossenschaften besitzt sie allerdings aufgrund der teilweise guten naturräumlichen Bedingungen durchaus gute Chancen, sich auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Auf eine weiterhin massive Suventionierung der Landwirtschaft wird man jedoch nicht verzichten können.
91
Energie und Bergbau: Der Energieverbrauch die privaten Haushalte wird bei einem Wegfall der Subventionen voraussichtlich zurückgehen. Auf der anderen Seite wird bei einer allgemeinen Belebung der Wirtschaftstätigkeit der Energiebedarf mittelfristig insgesamt kaum abnehmen. Trotz erheblicher Umweltprobleme wird sich, aufgrund begrenzter Möglichkeiten des Energieimports und massiver Sanierungsanstrengungen der großen westdeutschen Energieunternehmen, diese Branche stabilisieren.
Allerdings ist davon auszugehen, daß der Einsatz von Braunkohle deutlich reduziert wird. Da gleichzeitig auch die chemische Industrie als Nachfrager weitgehend ausfällt, ist im Kohlebergbau mit massiven Produktionsrückgängen zu rechnen. Noch stärker wird voraussichtlich der Rückgang im übrigen Bergbau (Buntmetalle, Kali) ausfallen. Notwendige hohe Sanierungsaufwendungen werden sich beim gegenwärtigen internationalen Rohstoffpreisniveau kaum lohnen.
Verarbeitendes Gewerbe:
Im Verarbeitenden Gewerbe werden nach Überwindung anfänglicher Umstellungsprobleme die Entwicklungsmöglichkeiten der Branchen sehr unterschiedlich sein. Die Absatzperspektiven der einzelnen Branchen orientieren sich dabei tendenziell zunächst an der Höhe - des Qualitätsrückstands der Produkte und - der Material-, Umwelt- und Arbeitskosten.
Eine deutliche Verbesserung der Produktqualität und eine massive Senkung der Produktionskosten erscheint allerdings nur möglich, wenn es zu einem erheblichen
92
Wissens- und Investitionstransfer durch westliche Unternehmen kommt. Die Höhe dieses Engagements hängt wiederum ab von den - möglichen Synergieeffekten und - allgemeinen Marktpotentialen.
Unter Berücksichtigung beider Einflußbereiche zeichnen sich drei Kategorien von Branchen mit unterschiedlichen Absatzerwartungen ab:
Produktionswachstum:
Positive
Absatzentwicklungen
können
aufgrund
der
zunehmenden Bautätigkeit für Branchen, die Vorleistungen für diesen Bereich erstellen, erwartet werden. Hierzu zählt die Industrie der Steine und Erden, die Feinkeramik, die Glasindustrie, die Holzverarbeitung, die Ziehereihen und Kaltwalzwerke, sowie der Stahl-und Leichtmetalbau. Dabei sprechen die teilweise hohen Transportkosten und Kapazitätsauslastungen in Westdeutschland dafür, daß ein Großteil der Baunachfrage in Ostdeutschland den dort ansässigen Betrieben zugute kommt.
Von der Modernisierung der ostdeutschen Wirtschaft werden darüber hinaus voraussichtlich die Investitionsgüterhersteller profitieren können, die relativ geringe Qualitätsrückstände aufweisen. Hierzu gehören große Teile des Maschinenbaus, der Fernmelde-, Meß-und Regeltechnik, sowie die Starkstromtechnik. Die zunehmende Binnennachfrage könnte allerdings durch einen Zusammenbruch des Exports in der Sowjetunion überkompensiert werden. Mittelfristig kann jedoch davon ausgegangen werden, daß ein Importrückgang der östlichen Staaten kaum zu Lasten der Investitionsgütereinfuhren gehen wird.
Produktionsstabilisierung:
Mit einer mittelfristigen Konsolidierung der Absatz-
entwicklung ist in Branchen zu rechnen, in denen Güter mit hohem Qualitätsstandart erstellt werden, die allerdings auf insgesamt wenig expansiven Märkten vertrieben werden müssen. Beispiele hierfür sind insbesondere Teile der Bereiche 93
Musikinstrumente, Spielwaren und EBM-Waren. Eine mittelfristige Stabilisierung der Produktion könnte auch in Bereichen erfolgen, in denen zwar erhebliche Rückstände in der Produktqualität bestehen, aber die Marktentwicklung insgesamt sehr positiv und ein verstärktes Engagement westlicher Firmen zu beobachten ist. Neben dem Straßenfahrzeugbau ist hierbei insbesondere auf die Unterhaltungselektronik, die Mineralölverarbeitung und das Nahrungs- und Genußmittelgewerbe hinzuweisen.
Produktionsrückgang:
Die Produktionsbedingungen haben sich insbesondere in
Hinblick auf Umweltschutz- und Arbeitskosten in Ostdeutschland völlig verändert. Besonders umweltschädliche oder arbeitsintensive Produktionen werden daher stark eingeschränkt werden. Besonders betroffen sind dabei Chemieproduktionen auf Kohlebasis, die Eisen-und Stahlerzeugung sowie die Textilindustrie.
Bauwirtschaft: Für die Bauwirtschaft in Ostdeutschland kann mittelfristig auf breiter Basis mit hohen Produktionssteigerungen gerechnet werden. Bei der Modernisierung der neuen Bundesländer entsteht ein enormer Baubedarf. Zwar wird nur ein Teil der notwendigen Baumaßnahmen insbesondere im Tiefbau und im Wohnungsbau durch die auch mittelfristig angespannte Finanzlage der ostdeutschen Gebietskörperschaften realisiert werden können, aber dennoch lassen die Investitionspläne der westdeutschen und bundeseigenen Unternehmen eine stark steigende Baunachfrage erwarten. Bei der traditionell engen Bindung der Bauleistungen an die regionale Nachfrage wird trotz erheblichen Engagements westdeutscher Firmen der überwiegende Teil der Produktionsleistung in Ostdeutschland erbracht. Allerdings werden viele Altbetriebe erhebliche Anpassungsprobleme haben, wenn es darum geht, weniger große Neubauprojekte als vielmehr kleinere Sanierungsvorhaben durchzuführen.
94
Eine positive Produktionsentwicklung in einzelnen Bereichen und möglicherweise auch mittelfristig im warenproduzierenden Gewerbe insgesamt ist aber nicht in jedem Fall mit einer Beschäftigungszunahme verbunden. Im Vergleich zu Ausgangssituation 1989 ist vielmehr davon auszugehen, daß positive Absatzentwicklungen nur möglich sind, wenn die systembedingte personelle Überbesetzung abgebaut und die Produktion rationalisiert wird. Erst wenn sich mittelfristig der Absatz so günstig entwickelt, daß er schneller zunimmt als die Arbeitsproduktivität, nimmt auch die Beschäftigung zu. Ausgehend von unterschiedlichen Absatz- und Produktivitätsentwicklungen in den Branchen ist in einer ersten Abschätzung versucht worden, die Wirkungen des industriellen Strukturwandels auf die Beschäftigung abzuschätzen (Tabelle 5/1).
Danach ist in der Landwirtschaft und im produzierenden Gewerbe auch nach der Überwindung anfänglicher
Umstellungsprobleme mit einem Rückgang der
Beschäftigung von über 1 Mill Personen auszugehen. Am stärksten betroffen sind mit einem Beschäftigungsrückgang von etwa 50 vH die Branchen Bergbau, chemische Industrie, Mineralölverarbeitung, Elektrotechnik, Textil- und Bekleidungsgewerbe. Eine Beschäftigungszunahme dagegen ist die Ausnahme. Nur in den vom mittelfristig erwarteten Bauboom profitierende Bereich, wie die Industrie der Steine und Erden, der Stahlbau und die Holz- und Papierverarbeitung, sowie in der Bauwirtschaft selbst, wird die Beschäftigtenzahl steigen.
Die ostdeutsche Wirtschaft steht allerdings nicht nur innerhalb der Warenproduktion vor durchgreifenden Strukturveränderungen. Voraussichtlich wird der Strukturwandel hin zu den Dienstleistungen noch stärker ausfallen. Um abzuschätzen, welche Größenordnung die Beschäftigungsverlagerung zum tertiären Bereich haben wird, muß berücksichtigt werden, daß bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Tourismus, Verkehrs) die Leistungen dort erbracht werden, wo die Nachfrage besteht. Der Umfang der Dienstleistungen in einer Region wird daher wesentlich durch die Zahl der Einwohner und deren Kaufkraft bestimmt.
95
Tabelle 5/1
Sektorale Beschäftigungspotentiale im ìfarenproduzierenden Gewerbe Wirtschaftszweige
Beschäftigte 1) 1989 in 1000
Produktionsentwicklung 2)
Beschäftigungsveränderuog in vH
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
920
-
-30
Energie und Bergbau Energie- und Wasserversorgung Bergbau 3)
285 120 165
0
-35 -20 -50
3168
0
-25
Verarbeitendes Gewerbe Chemische Industrie Mineralölverarbeitung Gummiwaren, Kunststoff Steine, Erden Feinkeramik, Glas Metallerzeugung und Bearbeitung Stahl- und Leichtmetallbau Maschinenbau Fahrzeugbau Elektrotechnik Büromaschinen, ADV Feinmechanik, Optik EBM-Waren Holzindustrie Papierindustrie, Druckerei 4) Musikinstrumente, Spielwaren Bekleidungsgewerbe, Leder Textilgewerbe Emährungsgewerbe Baugewerbe
Insgesamt
152 58 97 96 66 183 109 548 208 398 56 57 115 145 64 66 197 217 336
-
+ + + + -
+ + + 0 -
0 0
+ + 0 - -
-55 -50 -20 10 0 -25 10 -20 -30 -40 -35 -20 -20 0 10 -5 -40 -55 -30
563
+ +
20
4936
+
-25
1) ohne Lehrlinge.- 2) + + starke Zunahme, + Zunahme, 0 Stabilisierung, - Schrumpfung, - starke Schrumpfung.- 3) ohne Uranbergbau.- 4) ohne Druckereien der Parteien. Quelle: Staatliche Zentralvertvaltung für Statistik der DDR, Bericht über die Berufstätigen in der DDR per 30.09.1989; Berechnungen und Schätzungen des DIW.
96
Anhand von Modellrechnungen ist versucht worden, in Abhängigkeit vom Einkommensniveau, der Einwohnerzahl und -dichte, den Ausstattungsbedarf an Dienstleistungen in Ostdeutschland bei einem westdeutschen Verhältnissen entsprechenden Standard quantitativ einzugrenzen (Tabelle 5/2). Diese Modellrechnungen belegen, daß auch bei einem starken Einkommensrückstand ein erheblicher Nachholbedarf im Handel, Kredit- und Versicherungswesen sowie bei unternehmensorientierten Dienstleistungen besteht. Hinsichtlich der Ausstattung mit privaten und staatlichen haushalts- und personenbezogenen Dienstleistungen wird allerdings deutlich, daß unter marktwirtschaftlichen Verhaltnissen erst bei höheren Einkommen das Ausstattungsniveau in der ehemaligen DDR erreicht werden kann. Solche Modellrechnungen können naturgemäß nur Anhaltspunkte für die künftige Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungsbereich geben. Für eine differenzierte Abschätzung der möglichen mittelfristigen Entwicklungen müssen die spezifischen Bedingungen der einzelnen Bereiche in Ostdeutschland berücksichtigt werden.
Handel: In der Vergangenheit war die Aufgabe des Handels darauf beschränkt, den Vertrieb eines relativ knappen Warenangebots, das sich auf eine enge Produktpalette bezog, zu organisieren. Mit der Zunahme des Wettbewerbs und der Vielfalt des Warenangebots steigt der Bedarf an Handelstätigkeiten. Aufgrund des Einkommensrückstandes in Ostdeutschland wird er aber auch mittelfristig jnter dem Niveau in Westdeutschland bleiben. Dies gilt auch für das Gastgewerbe, das in der ehemaligen DDR-Statistik größtenteils dem Handel zugeordnet war. In beiden Bereichen wird aber die Expansion weniger von den Altbetrieben als vielmehr von Neugründungen westlicher Unternehmen ausgehen.
97
Tabelle 5/2
Sektorale Beschäftigungspotentiale im Dienstleistungsbereich Dienstleistungszweige
Verkehr Eisenbahnen 2) Schiffabrt, Häfen Übriger Verkehr Nachrichtenübermittlung Handel 3) Großhandel Einzelhandel, Gaststätten Dienstleistungen 4) Kredit, Versicherung 4) Beratung Reinigung, Pflege Andere Dienste
Insgesamt
Beschäftigte 1) 1989 in 1000
Modellrechnungen 1970 1987 invH
Beschäftigungsveränderung
638
-30
-27
-5
255 33 223 127
-50 -17 -32 7
•68 -58 -5 21
-20
901
41
60
30
258 643
63 32
63 60
35 30
2058
-21
37
0
63 133 108 1754
265 -8 -16 -28
449 196 40 18
190 60 20 -10
3587
-9
32
10
-S 5 10
1) ohne Lehrlinge.· 2) Einschließlich Reichsbahn-Sparkasse.- 3) Einschließlich Außenhandel. 4) ohne den sogenannten X-Bereich (Bewaffnete Organe, Massenorganisationen, Parteien), ohne Gaststätten. Quellen: Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR, Bericht über die Berufstätigen in der DDR per 30.09.1989; Statistisches Bundesamt, Arbeitsstâttenzfihlung vom 27.05.1970, Heft 3 und Arbeitsstâttenzfihlung vom 25.05.1987, Heft 4; Berechnungen und Schätzungen des DIW.
98
Verkehr:
Der Verkehrsbereich zeigt ein für die planwirtschaftliche Vergangenheit oft typisches Bild: Trotz einer im Vergleich zu Westdeutschland hohen Personalausstattung bestehen erhebliche Transportengpässe. Mittelfristig wird ein notwendiger Personalabbau daher nur langsam vollzogen werden können. Hiervon werden in erster Linie die Reichsbahn und die Seehäfen betroffen sein. Auch im Brief- und Paketdienst wird es mittelfristig zu erheblichen Rationalisierungsmaßnahmen kommen, die voraussichtlich aber überkompensiert werden durch Beschäftigungszunahmen in den Bereichen Telekom und Postbank.
Übrige Dienstleistungen:
Bei einer Anpassung der ostdeutschen Wirtschaft
an marktwirtschaftliche
Strukturen besteht das größte Produktions- und Beschäftigungspotential im Bereich der Dienstleistungen. Besonders hervorzuheben sind hier die Finanz- und Beratungsdienstleistungen. Bislang sind diese Dienstleistungen kaum vertreten. Sie sind aber gleichzeitig unverzichtbar für die Funktionsfähigkeit einer Marktwirtschaft. Trotz massiven Engagements westdeutscher Unternehmen werden aber die teilweise sehr hohen Qualifikationsanforderungen die Expansion der Beschäftigung bremsen. Ebenfalls günstige Entwicklungsperspektiven besitzen private haushaltsund personenbezogene Dienstleistungen, die aber wesentlich von der Dynamik der Einkommen beeinflußt werden.
Sehr viel problematischer sieht es bei Dienstleistungen aus, die bislang vorwiegend durch den Staat bereitgestellt werden. Die vermutlich auch mittelfristig anhaltenden Finanzierungsengpässe der ostdeutschen Gebietskörperschaften werden im Gesundheits-, Bilduiigs-und Sozialwesen eher zu einem Personalabbau führen. Dies wird sich erst ändern, wenn auch private Unternehmen und Organisationen ohne Erwerbscharakter diese Aufgaben mittragen.
99
Gesamtwirtschaftlich wird der positive Beschäftigungsbeitrag der Dienstleistungen zur Kompensation der Freisetzungseffekte in der Warenproduktion vermutlich zunächst bescheiden bleiben. Mittelfristig wird die Gesamtbeschäftigung gegenüber 1989 um fast 10 vH niedriger liegen. Hinzu kommt, daß der sogenannte XBereich (Militär, Parteien, Massenorganisationen), der in der Statistik nicht ausgewiesen ist, erheblich abgebaut wird. Trotz einer hohen Zahl von Pendlern und Abwanderungen werden damit sehr viel weniger Menschen eine Beschäftigung finden als in der Vergangenheit. Allerdings werden in der Summe von Arbeitslosigkeit und stille Reserve voraussichtlich kaum höhere Werte gemessen am Erwerbspersonenpotential erreicht als in den achtziger Jahren in westlichen Bundesländern. 40
40
Kirner u.a., Technologischer Wandel und Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen, Gutachten des DIW im Auftrag des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen, Berlin 1990. 100
6.
Wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen
Diese Untersuchung hat einige Anhaltspunkte über das Produktivitätsgefälle und die Wettbewerbsposition der Wirtschaft auf dem Gebiet der DDR geliefert. In einem Szenario ist darüber hinaus versucht worden, zu verdeutlichen, daß es gute Chancen für einen Abbau der Disparitäten zur Bundesrepublik gibt. Die Entwicklung nach der Währungsunion und die angestrebten Regelungen in dem Einigungsvertrag deuten allerdings darauf hin, daß es großer Anstrengungen aller Beteiligten bedarf, um dieses Ziel zu erreichen.
Der zentrale Punkt einer Genesung der Wirtschaft im Gebiet der ehemaligen DDR ist ein sehr viel stärkeres Engagement privater Investoren in Ostdeutschland. Dazu wird es nur kommen, wenn die strittigen Eigentumsfragen abschließend geregelt sind und die Treuhandanstalt erfogreicher arbeitet als bisher. Dies setzt allerdings voraus, daß Gewinne gemacht werden können und die Produktivität mit der Lohnentwicklung Schritt hält. Ihre ohnehin nicht leichte Arbeit, möglichst viele volkseigene Betriebe tu sanieren und zu privatisieren, wird auch dadurch erschwert, daß viele Betriebe noch mit Altschulden belastet sind, deren Zustandekommen sie nicht zu vertreten haben 41 .
Gefördert würde eine Belebung der Investitionstätigkeit auch, wenn es zu einem den Verhältnisssen angemessenen Einsatz von Instrumenten der regionalen Wirtschaftsförderung kommen würde. Voraussetzung dafür ist allerdings ein deutliches Präferenzgefalle der Investitionshilfen zugunsten Ostdeutschland im Vergleich zu den übrigen Fördergebieten in der Bundesrepublik.
41
V g l . Quantitative Aspekte einer Reform von Wirtschaft und Finanzen in der D D R . In: Wochenberichte des D I W , Nr. 17/90, S. 228 ff. - Alt-Schulden der DDR-Betriebe: Streichung unumgänglich. In: Wochenberichte des D I W , Nr. 36/90. 101
Nicht selten werden den Investoren auch Risiken dadurch entstehen, daß eine Sanierung ehemals volkseigener Betriebe nur aussichtsreich ist, wenn die Zahl der Beschäftigten reduziert wird. Wenn damit Kosten verbunden sind, die das Unternehmen belasten, sollte auch hier nach Möglichkeiten gesucht werden, zu sozialverträglichen Lösungen dieses Problems zu kommen, die die Investitionsbereitschaft nicht gefährden.
Nicht minder wichtig für die Gesundung der ostdeutschen Wirtschaft sind handlungsfähige Gebietskörperschaften mit einer angemessenen Finanzausstattung. Da die früher zentral wahrgenommen Staatsaufgaben in der DDR im wesentlichen vom Bund übernommen werden, geht es hier vor allem um die finanzielle Ausstattung der Länder- und Gemeindehaushalte42.
Die bisher erkennbaren Regelungen gehen tendenziell in die Richtung, das Volumen der Einnahmen der Gebietskörperschaften in der DDR, pro Kopf gerechnet, geringer zu halten als in der Bundesrepublik. Bei einer Übertragung der grundgesetzlichen Regelungen über die Steuerverteilung sind die Gemeinden auch mit dem Problem konfrontiert, daß sie auf die in der Anfangsphase nur wenig ergiebigen ertragsabhängigen Steuern verwiesen werden (Gewerbesteuer, Beteiligung an der Einkommenssteuer),
während die
aufkommensstarken
verbrauchsabhängigen Steuern entweder in die Kassen des Bundes allein (Mineralölsteuer, Tabaksteuer) oder aber von Bund und Ländern gemeinsam (Umsatzsteuer) fließen.
Hier wären Regelungen zu wünschen, die zu einer am Bedarf, vor allem auch im investiven Bereich, und nicht am gegenwärtigen Einkommensabstand orientierten generellen Aufstockung der den Länder-und Gemeindehaushalten zufließenden Mittel führen. Diese Regelungen sollten gleichzeitig sicherstellen, daß es zu einer 42
öffentliche Haushalte 1990/91. Hohe Belastungen durch deutsche Einigung: Bearb.. D. Teichmann und D. Vesper. In: Wochenberichte des D I W , Nr. 39/1990.
102
aufgabengerechten Verteilung der Einnahmen auf die Länder- und Gemeindeebene kommt. Eine mit dem Grundgesetz verträgliche Regelung läge darin, die Länder auf dem Gebiet der DDR bei der Beteiligung der Umsatzsteuer nicht schlechter zu stellen als die Länder auf dem Gebiet der Bundesrepublik; sie gleichzeitig aber auch zu verpflichten, ihre Mehreinnahmen dazu zu verwenden, die Gemeinden im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs angemessen mit Mitteln auszustatten.
Die mit einer solchen Regelung verbundenen Einahmeausfälle der bisherigen Bundesländer ließen sich zumindest teilweise kompensieren, wenn es zu einer Neuverteilung der Umsatzsteuer zu Lasten des Bundes kommt. Hier eine sachgerechte Lösung zu finden ist sicherlich schwierig. Es wäre jedoch bedauerlich, wenn eine angemessene Finanzausstattung von Ländern und Gemeinden in der DDR an diesen Schwierigkeiten scheitern würde.
Mit einer bedarfsgerechten Finanzausstattung der Gebietskörperschaften würden auch die Voraussetzungen für umfassende Infrastrukturprogramme auf dem Gebiet der DDR verbessert werden 43 . Zu verwirklichen ist ein solches Programm allerdings nur, wenn von den vorhandenen Mischfinanzierungsregelungen ein extensiver Gebrauch gemacht wird. Zu einer angemessenen Beteiligung der Gemeinden, wie sie in diesen Mischfinanzierungsregelungen im allgemeinen vorgesehen ist, kann es jedoch nur kommen, wenn die Gemeinden mit wesentlich mehr Mitteln ausgestattet werden, als sich nach den bisherigen Regelungen abzeichnet. Insofern liegt es auch im Interesse des Bundes, als Partner für solche Infrastrukturprogramme finanzstarke Gemeinden in der DDR zu gewinnen.
43
V g l . Quantitative Aspekte einer Reform von Wirtschaft und Finanzen in der D D R , In: Wochenbericht des D I W , Nr. 17/90, S. 239ff. - Tendenzen der Wirtschaftsentwicklung 1990/91, In: Wochenbericht des D I W , Nr. 26/90, S. 349f. 103
Wenn eine Modernisierung der Wirtschaft in Ostdeutschland erfolgreich sein soll, werden sich auch die Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitskräfte erheblich ändern. Diese Untersuchung hat gezeigt, daß die Arbeitskräfte in der DDR im allgemeinen gut ausgebildet waren. Erkennbar geworden ist aber auch, daß die Tätigkeitsprofile in vielen Fällen nicht den sich ändernden Anforderungen entsprechen. Erforderlich sind daher Um- und Weiterbildungsaktivitäten, um diese Defizite zu beseitigen, mit guten Erfolgsaussichten angesichts der hohen Grundqualifikationen der Beschäftigten.
104