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German Pages VII; 240; 265 [518] Year 1936
Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Kapitel
I. Der Sommer 14 n. Chr.
II. Der Tote
III. Res Gestae
Anmerkungen
I. Der Sommer 14 n. Chr.
II. Der Tote
III. Res Gestae
Versehen
WILHELM
WEBER
PRINCEPS BAND 1
PRINCEPS STUDIEN ZUR GESCHICHTE DES AUGUSTUS BAND 1
VON WILHELM WEBER
VERLAG W. KOHLHAMMER, STUTTGART BERLIN -
1936
Druck von W. Kohlhammer in Stuttgart / Printed in Germany
Ulrich von Wilamowitz-Möllendorff zum Gedächtnis
Vorwort. Die Studien zur Geschichte des Augustus, deren erster Band. end lich vorgelegt werden kann, bedürfen einiger sachlich-persönlicher Vorbemerkungen. In der Notzeit des Sommers 1918 bot sich dem Blick zuerst das Problem einer „Geschichte der Monarchie". Universal, wie es in einer weltgeschichtlichen Epoche gesehen und erfaßt war, forderte es durch und über individualhistorische Untersuchung hinaus eine universale Behandlung. Rasch erschlossen sich dem Zugriff von verschiedenen Ansatzpunkten aus individuelle Prägungen und typi sche Züg e in Fülle, Dasein und Sosein wie Dauer im buntesten Wechsel historischen Lebens. In einer knapp en Skizze („Zur Ge schichte der Monarchie", Antrittsrede in Tübingen 1919) wurden damals bestimmte Erscheinungsformen eines leicht zugänglichen Lebenskreises umrissen. Je tiefer gegraben wurde, um so klarer er gab sich, daß es mit der Beschreibung eines Herrschaftstypus, einer Idee, eines B i 1 d e s und ihrer Variationen, die überall in der histo rischen Welt bis in die Gegenwart faßbar waren, nicht getan war. Die jeweils besonderen Kräfte wurden erkannt, welche die mannig faltigen Erscheinungen erzeugten, gebaren, nährten und durch diese die Formen des Lebens selbst wieder gestalteten und tief durch wirkten. Die Aufgabe wuchs und drohte bald, das Können und Vermögen des einzelnen zu übersteigen. Beharrlichkeit kommt immer zum Ziel : Eines Tages wird das Ganze vollendet sein. Zu Anfang schon bot sich dem Betrachter der römische Typus des P r i n c e p s und damit das Augus.tusproblem als Objekt an. Oft ist seitdem über sie in Vorlesungen und Vorträgen, in Seminar übungen und Arbeitsgemeinschaften mit eifrigen, klugen Studieren ·den dreier deutschen Hochschulen gehandelt wmden. Einzelnes fand seinen Niederschlag vor allem in dem Büchlein „Der Prophet und sein Gott" (Leipzig 1924) , das viel gelesen und eifrig benützt, gleichwohl wenig genannt worden ist. Anfang 1927 wurde zähem Drängen eines jungen Freundes mit dem Entschluß nachgegeben,
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den Einzelfall des. P .r i n c e p s monographisch vorwegzunehmen. Der Versuch kam ohne die neue Interpretation der res gestae divi Augusti nicht aus, da sie als authentisches Selbstzeugnis eine Aus sage von unschätzbarem Wert sind. Wenn diese Selbstdarstellung sich den bisher gewonnenen Anschauungen verschloß oder gegen sie auch nur sperrte, war die Aussicht gering, durch eine ebenso peinliche Analyse des übrigen Materials zum Aufbau des Ganzen, das den P r i n c e p s betraf, zu kommen ; dann aber sch�vand auch die letzte Möglichkeit, die rätselvolle Persönlichkeit des Augustus selbst noch zu erfassen. Darum wurde zunächst die Untersuchung auf das Ende des Au gustus und die res gestae konzentriert. Diese wurden in jeder Hin sicht von Grund auf neu behandelt. Was sich daraus ergab, ent hält der erste Band. Es wird manchen befremden. Freundliche Leser der „Anmerkungen", die mit Absicht so ausführlich vorge legt werden, die indes auch in doppeltem Umfang hätten geboten werden können, werden in diesen die nähere Begründung kennen lernen und entscheiden können, ob irgend etwas im Widerspruch zu den strengsten wissenschaftlichen Methoden und unbedacht be haup tet worden ist. Ein derartiger Vorwurf wäre schwerer zu er tragen als der, jene „Anmerkungen" seien unzeitgemäß und stil widrig. Nicht diese minutiöse Kleinarbeit, sondern ein äußerer Umstand ist schuld daran, daß der erste Band, dessen Manuskript bereits 1930 abgeschlossen, dessen zwei erste Kapitel im November 1932 ausgedruckt waren, erst jetzt erscheinen kann : Wer seine Pflicht als akademischer Lehrer ernst nimmt, muß verzichten können. Der Eintritt in ein neues Lehramt erforderte den vollen Einsatz der Kräfte für die Neuorganisation des Unterrichts. Ob die Vernach lässigung der seit Ende 1932 erschienenen Literatur diesem ersten Band zum Schaden geworden ist, wird sich zeigen müssen. Keinem Kenner dieser Literatur aber dürfte entgangen sein, daß die zwei ersten Kapitel und manche der Ergebnisse des dritten denen, die danach verlangten, zugänglich gewesen sind. Der zweite Band, der die Darstellung des P r i n c e p s selbst ent hält, wird zum 23. September 1937 erscheinen. Herzlicher Dank gebührt vor allem der Verwaltung der Staat lichen Museen in Berlin für die Erlaubnis zu ausgiebiger Benützung der Gipsabgüsse, die Humann einst am Tempel von Ankyra machte;
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dann dem Generaldirektor des Thesaurus Linguae Latinae in Mün chen, der uneingeschränkte Arbeit in den Sammlungen gestattete ; weiter freundlichen jungen Helfern in Halle und Berlin und nicht zuletzt - dem ritterlichen Verleger. Der Mann, der zum 80. Geburtstag Titelblatt und Widmung des Buch�s empfing, weilt nicht mehr unter uns. Was er in fast einem Vierteljahrhundert dem Jüngeren, der nicht sein Schüler war, an Vertrauen, an Güte und an persönlichem Rat schenkte, ist ebenso unverge.l:lbar wie der Eindruck von der Weite und Tiefe seiner Ein sicht, von der Fülle seines Wissens, von seiner ha.r ten Selbstzucht und seiner rührenden Selbstlosigkeit. Ihm gebührt ehrfürchtiger Dank. Berlin, 15. Oktober 1935.
W. W e b e r.
Inhaltsverzeichnis. Kapitel
1.
Der Sommer 14 n. Chr.
Kapitel II. Der Tote
Seile
1 -
2*
23 -101
.
102
Kapitel III. Res gestae
- 240
1
1*- 22*
Anmerkungen zu Kap. II
23*- 105*
Anmerkungen zu Kap.
Anmerkungen zu Kap. III
106*-265
1. Der Sommer
14
n.
Chr.
Die Tatsachen, welche die antike Überlieferung vom Sommer n. Chr., den letzten Lebenswochen des greisen Herrschers A u g u s t u s, uns aufbewahrt hat, sind oft mehr od·er minder aus führlich oder genau nacherzählt worden. Wir p rüfen die Berichte der alten Schriftsteller möglichst eindringlich, um von ihrer Kennt nis der Vorgänge, ihrer Haltung gegenüber dem römischen Herr schertum und ihrem Verständnis für den Mensd:ien, dessen taten reid:ies Leben am 19. August 1 ) , kurz vor dem Abschluß seines 76. Lebensjahres, zu Ende ging, eine klare Ansd:iauung und damit selbst ein unabhängiges Urteil zu gewinnen. Aus der Fülle der u n m i t t e l h a r e n Zeugnisse für die öff ent liche und private Tätigkeit des Herrsd:iers während dieser Monate 2 ) sind nur ganz wenige Splitter erhalten, wie etwa ein p rivates Brief ehen an seine Enkelin Agrippina 3 ) oder die Aktennotiz über seine Teilnahme an einer Abstimmung des Priesterkollegiums der fratres Arvales 4 ) oder lnsd:iriften, weld:ie für seine Bautätigkeit außer halb Roms zeugen 5) , oder die r e s g e s t a e, in welchen er die Konsuln, das lustrum, den census tertius und die senatus lectio des Frühjahrs 14, sein Lebensalter und seine letzte tribunicia potestas erwähnt und die er darum im vorletzten Monat seines Lehens abgeschlossen hat 6) . J ene wie diese können daher von der Behandlung zunächst ausgesd:ilossen werden, zumal selbst die res gestae für das äußere Gesd:iehen fast nid:its ergeben. Nid:it besser steht es um die m i t t e 1 h a r e n Zeugnisse aus der ersten Generation nad:i dem Tode des Herrsd:iers, die Darstellungen beteiligter Persönlichkeiten oder der Historiker 7) . Wie bedeutsam wäre für uns ein Werk wie der „coinmentarius de vita sua" des Ti berius, eines der nächsten Augenzeugen ; wie wid:itig wäre der Be sitz der Augustus feindlid:ien oder freundlid:ien und der neutralen Literatur der Zeit : Alles ist, mit Ausnahme des kurzen Berid:its des Velleius, verloren 8) . Von geringfügigen Notizen abgesehen 9 ) , blei ben als Hauptzeugen vier SChriftsteller, weld:ie den überkommenen Stoff in merkwürdig versd:iiedener Art zu Bildern formten. Der ä1teste von ihnen ist der schon genannte V e 11 e i u s, der in seiner 'im J ahre 30 n. Chr. veröffentlid:iten historia Romana kurz, aber 14
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ergriffen und eindrucksvoll beri cht et (II 123, 124) , der ausführ lichste S u e t o n (v. Aug. 97-100) , den freilich schon mehr als ein J ahrhundert von den Ereignissen trennt ; dessen älterer Zeit genosse Ta c i t u s trägt (ann. 1 5) auffallend wenig Material bei 10 ) , wäh rend der nochmals drei Menschenalter jüngere K a s s i u s D i o (hist. Rom. 56, 29-31 ) sich in seiner nicht unversehrt erhaltenen, aus seinen späten Abschreibern indes leidlich vollständig wiederzuge winnenden Darstellung mit den übrigen Berichten oft genug in wesentlichen Punkten berührt. Velleius, der vom Großvater her mit dem Hause des Tiberius verbunden war 11 ) und durch die Herr schenden bis in die letzten Tage des Augustus und den Beginn des neuen Regiments gefördert wurde 1 2 ) , ist der stärkste Lobredner des Tiberius, der acht Feldzugsjahre hindurch sein Kriegsherr in Ger manien, Dalmatien und Pannonien und nun seit 16 Jahren der Herrscher war; er kann für sich den Vorteil beanspruchen, als Mit lebender für die Zeugnis abzulegen, deren Kraft ihn selbst bewegt hat. Ist Velleius befangen, so sind jene anderen Zeugen, Söhne spätere r Geschlechter, keineswegs freier, weder im Wissen, das sie bei Älteren suchen müssen, noch im Urteil, da Tacitus, als er seine Annalen schrieb, aus der Starre seiner Gesinnung gegenüber der Monardtie sich nicht mehr zu lösen vermochte, Sueton, so sehr er sich forschend bemühte, Dio, kaum mehr Gelehrter und dazu von einer völlig veränderten Welt umgehen, in die Eigenart und Größe d es zum Ende sich neigenden Lehens höchstens durch sehr um fassende Studien am urkundlichen Material ganz selbständig und ganz tief hätten eindringen können. Alle vier Zeugen aber, so ver schieden ihre Herkunft, ihre Laufbahn im Staatsdienst, ihre Bil dung und innere Welt waren, dienten dem Staat in hohen und höch sten Ämtern ; sie hatten in das Getriebe der in ihm sich widerstre benden Kräfte Einblick, jeder in seiner Zeit anders als der andere, und sie hatten die Möglichkeit, sich ursprüngliche Kenntnisse von höchstem Wert zu verschaffen, um ein gereiftes eigenes Urteil sich zu bilden. Wir haben darauf zu achten, ob und wieweit sie es taten. V e 1 1 e i u s hat seinen kurzen Bericht über die letzten Wochen bis zum Tode des Augustus (II 123) zwischen die ausführliche Schilde rung der Kriegstaten des Tiberius seit seiner Adoption (II 103-122) und die skizzierende Darstellung des neuen Regiment s (II 124--130) eingebettet. Er erzählt, als sei in den zehn J ahren vom Sommer 4--14 n. Chr. nichts geschehen als das, was Tiberius vollbracht hat:
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Von Rom, von den Provinzen, weld.ie die Kriege nicht berührten, berid.itet er fast nid.its ; Augustus selbst verschwindet hinter dem Helden, der alle Gedanken festhält; höd.istens die Rückwirkung der Ereignisse im Norden des Reichs auf die Stadt und den Herrscher werden rasch, mit einer gewissen Befriedigung werden die Ent artung und der Fall des Agrippa Postumus geschildert 13 ) . Und als Abschluß dieser langen Relation erscheint, in der Tat ein wir kungsvoller Kontrast, das Verhalten des siegreid.ien Feldherrn bei de r Heimkehr. 122 : ,Einzigartig ist die moderatio 14) des Siegers, d er 7 Triumphe verdient, mit dreien sid.i begnügt hat 15) ; soll man das übermaß an Gefahren und Anstrengungen, die er auf sid.i nahm 1 6 ) , oder mehr die Zurückhaltung gegenüber den Ehren be wundern?' Ähnlid.i wirkt Tiberius unmittelbar nad.i dem Tode des Vaters. 124 : ,Alle angstvolle Unsid.ierheit wird nid.it durch Waffen beseitigt, sondern allein durd.i die maiestas unius viri 1 7 ) ; aber nun ringt mit ihm der Staat 18 ) , Senat und Volk, damit er in die Stellung des Vaters einrücke 1sa) , während Tiberius abwehrt, um aequalis civis 19) eher denn eminens princeps sein zu können. Er lie ß sid.i endlich durch Vernunftgründe, nid.it durch die Ehrung besiegen ; er allein aber sträubte sid.i fast länger gegen den Principat, als andere mit Waffen kämpften, um ihn zu gewinnen ! ' Hier übersteigert sid.i Velleius, und es folgt fast unmittelbar sein Hymnus auf den optimus princeps Tiberius und sein Regiment. - Die Möglichkeit rauschen der Triumphe, wie sie in dieser Zahl kein anderer außer Caesar und Augustus gehabt hatte, und harte Selbsthesd.ieidung, das innere und äußere Recht auf die Herrsd.iaft und der Wille zur bürger lid.ien Gleichheit : Zwisd.ien diese Spannungen tritt, durd.i die Er eignisse erzwungen und darum das notwendige Mittelglied bildend, ein anderes Moment, die pietas des Sohns gegen seinen sterbenden Vater, der ihm als p ater p a t r i a e ihr gemeinsames Werk zu hüten empfiehlt. In 123 erzählt Velleius den Vorgang : ,Es kam die Zeit höchster Angst 20). Augustus hatte seinen Enkel Germanikus nadi Germanien gesd.iickt 21) ; jetzt im Begriff, seinen Sohn 22 ) Tiberius nach Illyrikum zu senden 2 3) , reiste er nad.i Kamp anien, ihn ge leitend und zugleich, um den Spielen, welche von den Neapolitanern ihm zu Ehren gestiftet waren 24) , beizuwohnen 2 5) . Obgleid.i er be reits bemerkt hatte, wie erschüttert seine sd.iwache Gesundheit war und daß seine Krankheit sich zum Schlechtern zu neigen begann 2 6) , widersetzte sich die Kraft seines Geistes, und er geleitete den Sohn,
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trennte sich von ihm in Benevent 27) und reiste selbst nach Nola 28) . Die Krankheit verschlimmerte sich von Tag zu Tag ; da er wußte, wer herbeigeholt werden müsse, wenn er wollte, daß alles nach seinem Tode wohlbehalten zurückbleibe 29) , lie ß er 3 0 ) den Sohn eilig zurückrufen. Jener flog 31) zum pater patriae 32 ) zurück, zei tiger als man erwartete 33) . Da pries Augustus sich „von Sorgen frei", und umhegt von der Liebe Tiberii sui 34) empfahl er ihm sua atque ipsius opera ; jetzt sträubte er sich nicht mehr gegen das Ende, wenn die f a t a es forderten 35) ; gestärkt schon durch den Anblick und den Zuspruch carissimi sibi spiritus 36) und bald, da aHe Pflege am Willen des Schicksals scheiterte, in seine Elemente aufgelöst, gah er die himmlische Seele dem Himmel zurück 37) - im Konsulat des Pompeius und Apuleius, in seinem 76. Jahre.' Merkwürdig ist dieser Bericht, der offensichtlich skizziert, da er nichts von der Loslösung von Rom, von den Einzelheiten der Reise selbst, der Entstehung der Krankheit, ihrer Ursache und Verschlep pung, nichts von den Stimmungen des Herrschers währen d dieser Wochen oder von den wechselreichen Bildern während der letzten Tage oder den anderen Personen erzählt, welche in der Umgebung des Augustus weilten 38) . Wußte Velleius von alledem nichts? Die wichtige, sonst nirgends überlieferte Motivierung der Aufträge an die Feldherren, Sohn und Enkel, ist korrekt wie das Reiseitinerar, soweit er es wiedergibt ; auch die zwei Gründe für die Reise des Augustus sind richtig ; die Rückkehr des Tiberius, die geheime Zwie sprache zwischen Vater und Sohn werden unabhängig von ihm von einem anderen (S. 10) ebenso berichtet. Und wer möchte glauben, dafl er von Livia nichts gewußt hätte, die beiden gleich verbunden war, Gatten und Sohn 39) ? Er verschwieg ihren Namen, als er von der Pflege des Sterbenden sprach, absichtlich ; so muß er auch ande res verschwiegen haben. Wenn er der Krankheit, auf ihre Anfänge zurückblickend, erst beim vorletzten Abschnitt der Reise gedenkt, sagt er nichts, warum Augustus nach Nola strebte ; wie er weiß, daß der Zurückberufene überraschend früh zurückkam, kennt er offenbar Stimmungen, Haltung, Befehle, Äußerungen des Kranken .und Sterbenden, spielt aber nur auf die an, welche ihn selbst oder den Sohn angingen ; er schildert von seiner Lebensauffassung aus Augustus' Kampf gegen die Krankheit, damit er den Sohn noch begleiten kann, sein Sterben vom Ringen mit dem Tod, damit der Sohn noch kommen könne, und der selbstgewählten Entspan-
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nung, als er dem Angekommenen sein Werk anvertraut hat, bis zu den letzten wirkungslosen Versuchen, das kostbare Leben zu erhalten, und dem Ende ; diese Auffassung vom Kampf zwi schen Mensch und Schicksal ist nicht nur sein eigen, sondern Gemeingut der Zeit. Selbst in diesen letzten Szenen nirgends Einzelheiten, die entbehrlich waren. An ihnen lag ihm nichts. Er schreibt wohl „tam festinans" ( 124 1 ) , aber er verschweigt vieles, um von der Hauptsache nicht abzulenken, wie er entferntere Tat sachen zusammengezogen hat, so daß das Netz des Ganzen dich-· ter erscheint als bei anderen. Er sieht und erzählt von einem Blickpunkt her : Augustus ist Ursprung und Ziel alles Geschehens, Aber : Gleich am Anfang hat er den S o h n vom Enkel deutlich ab gehoben, dreimal in diesen kurzen Sätzen nennt er ihn S o h n, immer stärker betont er dieses Verhältnis. Vater und Sohn, der scheidende und der kommende Herrscher sind ·die einzigen Spieler in dieser Szene. Der Kampf des willensmächtigen p ater patriae gegen die Krankheit aus Sorge um sein Werk, bis dieses in de!' Zwiesprache mit dem Sohn gesichert erscheint, seine freie Hingabe an die Forderung des Schicksals und sein ruhiger Tod sind zu nächst allein sichtbar in dem zugespitzt einfachen B ericht. Aber mit dieser Bewegung strömt die andere zusammen , die vom Sohn ausgeht, da er am Bett des Sterbenden alles zurückdrängt, was eigensüchtig scheinen kann : Der Kamp f zwischen dem Gebot der pietas, das Vermächtnis des Toten zu hüten und zu erfüllen, und der Grundauffassung des strengen Römers, der nur gleiche Bürger, keinen eminens p rinceps anerkennt, muß sofort einsetzen. Tiberius ist pius, aber vor allem Römer. So entsteht folgerichtig das Ringen (luctatio} zwischen dem starren Tiberiu s und den die Fortführung des augusteischen Werks fordernden Gewalten des Staats - ein Kampf mit vertauschten Rollen am Anfang des zweiten Principats; Niemand wird bestreiten, daß Velleius von solchen Gesichtspunk-' ten aus, die sicher nicht sein eigen sind (Anm. 18) , einheitlich er zählt, auch „richtig" motiviert. Es liegt Spannung, Steigerung bis zur Lösung des Ganzen im neuen Principat vor, ein Drama mit gutem Ausgang, den er hymnisch. feiern kann. Fraglich ist nur, ob alle Vorgänge und die Motive, die Velleius für die einzelnen Hand lungen einführt, geschichtlich echt sind ; soweit die Untersuchung es nicht schon erwies, kann nur mit Hilfe der übrigen Berichte die Antwort gegeben werden. Aber sicher ist, daß dieser Bericht ein-
6 seitig ist, schon weil Velleius bewußt vereinfacht, dann auch, weil seine Stellung zur Monarchie, seine Hingabe an Tiberius sonnen klar sind. Er ist offenkundig vom Wissen Nahestehen der gespeist wie getränkt von der Bewunderung des Helden; aber auch Auffas sungen, Eindrücke, Erinnerungen, Wissen eines Mitlehenden, eines Augenzeugen mindestens der Vorgänge in Rom nach dem Tode des Augustus, vielleicht auch der im Senat schwingen in ihm mit ; etwas eitel und doch voll Dankes verrät er sogar, wie das persönliche Schicksal des Verfassers an die letzten Vorgänge geknüpft ist ( 124 4) . Er ist gewiß „höfisch" -offiziös 40) . Was er enthält, ist indes sicher nicht die Meinung des V elleius allein und gewiß nicht etwa im be sonderen Auftrag des Herrschers geschrieben, sondern Niederschlag dessen, was die Anhänger der Monarchie in diesen Tagen wußten und empfanden 41) . Er ist nicht frei von dramatischen Akzenten, aber bar aller schalen Rhetorik und in der Wahl und Setzung der Begriffe sicher und klar. Daher ist er höchst wertvoll, da er der älteste erhaltene ist und als solcher ein Glied der über die Vor gänge sich bildenden Tradition. So müssen die anderen Berichte an ihm gemessen werden, in welche die viel später schreibenden Histo riker je von ihrem Standpunkt aus auch andere Ansichten und Be obachtungen einflechten konnten. S u e t o n s vita Augusti, die umfassendste der zwölf vitae Cae sarum und nach einem einheitlichen Schema komponiert, das nicht chronologisch, sondern per species den Stoff zu ordnen zwingt 42 ) , bietet zum Abschluß des Ganzen einen Bericht, der eine FülJ e von Einzelheiten für alle Phasen der Entwicklung enthält. Er ist, wie es sich für einen Biographen des Augustus ziemt, ganz auf den Herrscher eingestellt und reich an Kenntnis der intimsten Vorgänge und Äußerungen. Scheinbar lose schließt er an eine längere Dar legung über das Verhältnis des Augustus zu den religiones, in wel cher gezeigt wird, wie dieser auf Blitz und Donner, auf Träume und auspicia, auf omina und caerimoniae p eregrinae reagiert hat ( 90-93}, eine omina-Liste an, aus der erhellt, wie vor Augustus' Geburt, während seines ganzen Lebens, vor seinem Tode seine künf tige Größe, sein ewiges Glück, seine Göttlichkeit vorbedeutet und vorauserkannt worden sind (94-9? 2 ) 43) . Sueton versichert aus drücklich, Augustus sei sehr beeinflußbar gewesen : „Aber auch durch Wunderzeichen wurde er vor allem erregt (92 1)." Dieser Gedanke klingt in dem Abschnitt noch stark nach, mit welchem
Sueton 44} die Nachrichten de morte Augusti eröffnet (9?' ff.) ; er stellt daher die innere Verbindung zwischen diesen nur scheinbar lose an.ein.an.der gefügten Teilen der vita Augusti her. Zwei ostenta stehen zu Beginn 45 ) , die etwa hunde rt Tag e vor dem Tode des Augustus, also um den 1 1 . Mai be obachtet wurden 46). Während des Lustrums auf dem Marsfelde, des letzten, das Augu stus veranstaltete, umkreiste ihn mehrmals ein Adler; dieser ließ sich schließlich auf einem benachbarten heiligen Gebäude nieder, gerade über dem e r s t e n Buchstaben des Namens seines Stifters Agrippa 47} . Es ist ein Wink von luppiter, der den Herrs cher abhält, das übliche Gelübde für das folgende Lustrum selbst zu vollziehen, da er es nicht mehr werde einlösen können. Um die gleiche Zeit schlug ein Blitz in die Inschrift einer Augustusstatue auf dem Kapitol, der e r s t e Buchstabe des Namens CAESAR wurde her ausgeschmolzen: Die blitzdeutenden Haruspices bezogen dieses ver nichtete C auf die Tage (centum} , die dem Caesar Augustus noch zu leben vergönnt sei : In hundert Tagen (C} wird Caesar Gott (aesar) sein 4 8} . Auch dieses Zeichen ist als Willensäußerung des höchsten Gotts zu verstehen 49) ; doppelt und damit zu gut be zeugt, als daß man unachtsam an ihm vorbeigehen könnte, muß es, wenn wir richtig gefaßt haben, was Velleius vom Sterben.den er zählt (Anm. 35) , die Stimmung des Herrschers in der letzten Zeit stark beeinflußt haben, denn „durch Wunderzeichen wurde er vor allem erregt" . Ahnungen von dem nahenden Tode mögen durch solche Deutung und Mahnung der Priester verstärkt worden sein. Mit diesem ostentum als Voraussetzung verknüpft Sueton {9?' 3) eng 50} Bemerkungen über eine Aufwallung des greisen Herrschers. Augustus war im Begriff, den Tiberius nach Illyrikum zu entsen den 5 1 ) und bis nach Benevent zu geleiten - der Tag der Abreise muß daher festgesetzt gewesen sein -, noch einmal saß er in Rom zu Gericht, da versuchten Querulanten ihn aufzuhalten ; so entfuhr ihm das Wort, das, wie Sueton bemerkt, bald auch unter die omina aufgenommen worden ist 52 } , daher der Naehwelt erhalten blieb : „nicht, wenn alles aufhalte, werde er fernerhin länger in Rom sein!" Die entschiedene Äußerung kann - gerade wegen ihrer Verbindung m it dem Vorhergehen.den - nur so verstanden werden, daß Augu stus willens war, um jeden Preis von Rom sich loszulösen - 3 % Wo chen vor seinem Tode 53}. Warum drängte Augustus? War es ihm nur um das Geleit für Tiberius, war es ihm ernstlich um den Be-
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such der zu seinen Ehren in Neapel gestifteten Spiele zu tun 54) ? Wohl zeichnete er den Tiberius durch sein Geleit vor aller Augen aus ; aber dessen Reise erforderte keine Eile, er ist dem Vater wäh rend seiner gemächlichen Fahrt durch den Golf und in Neapel ruhig zur Seite geblieben ; auch die Spiele standen nicht unmittelbar be vor, und selbst wenn der Reiseplan feststand, konnte man doch dies oder jenes abkürzen. Und warum hielt er daran fest, mit dem Aufgebot der letzten Kraft, wie Velleius versichert (S. 4) , den Tiberius bis nach B enevent zu begleiten, ja vor allem, warum ent ließ er den Sohn und Nachfolger, da die Krankheit sich bereits ver schlimmert hatte, wie Velleius u n d Sueton übereinstimmend be richten, und jeder angesichts seines Alters mit einer jähen Wen dung zum Letzten ·rechnen mußte? Von Benevent zurückkehrend, ging Augustus nach Nola ; dort habe er endlich nachgegeben, sich gelegt, meint Sueton (98 5 ) ; dort ist er schließlich im Hause und Sterbebett seines Vaters verschieden 55) . Da liegt die Vermutung nahe, daß Nola von Anfang an sein Reiseziel war, alles andere aber, das Geleit für Tiberius, die Reise im Golf, der Besuch der Spiele,. nur Gelegenheit zum Vorwand, damit er Rom verlassen konnte. ohne daß Mi ßdeutungen dieser Reise und damit gar Unruhe, die seinem Werk zur Unzeit gdährlich wul"de, aufkommen konnten, (S. 14) . Velleius erzählt (S. 4) , Augustus habe den Befehl zur Rückberufung des Tiberius selbst gegeben, Suetons Worte 5 6 ) be tonen die Rückberufung, lassen indes den Urheber des Befehls nicht erkennen ; aber auch er berichtet, ähnlich wie Velleius, daß Tiberius noch vor dem Todestag 57) zurückgekehrt sei und mit dem Sterbenden lange im geheimen Zwiegespräch 58 ) geweilt habe, wor au f dieser aller Tätigkeit entsagt habe (98 5 ) . Aus beiden ergibt sich gleichermaßen, daß der Befehl zur Rückkehr so zeitig abging, daß Tiberius eintreffen konnte, wenn nicht Unvorhergesehenes ein trat ; alles entwiCkelte sich überraschend günstig, und Velleius' Be merkung, er sei unerwartet früh gekommen, erhält so erst ihren rechten Gehalt (Anm. 33) . Sein Bericht wird durch Suetons trocken sachliche Darstellung sicher gestützt. Augustus wollte dann nicht mehr widerstreben, wenn die Göttersprüche Erfüllung heischten, sagt Velleius : Heißt das aber jetzt etwas anderes, als daß Augustus von Anfang her plante, falls es ihm so bestimmt sei, in Nola, wo sein Vater stal"b, den Tod zu ·erwarten? Um alles zu verschleiern, hat er, unbekümmert um die Krankheit, den Reiseplan energisch
9 durchgeführt, selbst Tiberius noch ziehen lassen, dann aber bis zu letzt seine Willenskraft angespannt, um dem heimkehrenden Sohn noch sein Werl anvertrauen zu können. So erreichte er, daf! den F ernerstehenden der Einblick in die wirklichen Absichten verwehrt blieb und man es für eine Fügung hielt, daf! er im Totenbett seines Vaters seine Ruhe fand. Das Blitzostentum und seine Deutung durch die Haruspices muf! also die Entschließungen des Erregbaren tief beeinflußt haben : Eine schöne Geste leitete diese Wochen ein ; mit einer sinnvollen, Ehrfurcht weckenden Geste schied er aus der Welt. Ist die Vermutung richtig, daf! der Geist des Herrschers sich seit jenem ostentum vom Anfang Mai stark mit dem Tode beschäftigte, dann müssen Spuren davon auch in anderem, was aus dieser Zeit be kannt ist, sichtbar wierden. Der Brief an Agrippina aus der Mitte des Mai (Anm. 3) ist zu knapp , um dafür einen Anhalt zu bieten. Bedeut sam aber ist die Tatsache, daf! Augustus die erst kurz vor Antritt der Reise (Anm. 6) abgeschlossenen res gestae zusammen mit seinem privaten Testament vom 3. April 13 und anderen codices bei den Vestalinnen hinterlegt hat : Er hat demnach vor Antritt der Reise s e i n e A n g e l e g e n h e i t e n g e o r d n e t. Ist dann die V er mutung gewagt, daf! auch die mandata de funere suo und die zwei anderen Schriften des p olitischen Nach.lasses damals geschrieben wurden, der Bericht über den Stand der Mittel des Reichs beim Tode des Herrschers und die Aufträge an Tiberius und die Instan zen des Staats, die sein politisches Testament enthielten (Kap . II)? Mehr gibt dann, was Sueton vom Verlauf der Reise erzählt. Von Rom sich losreißend, fuhr Augustus nach Astura 59) , schiffte dort sich ein, stach, damit die Gewohnheit durchbrechend, nachts sofort in See, als ein günstiger Wind aufkam ; in der Kühle der Nacht holte er sich den Keim der Krankheit, eine Erkältung, die den Darm ergriff. Er reiste südwärts , längs der kampanischen Küste, an den Inseln vorbei, gen Kapri, um dort vier Tage zu verweilen. Im Golf von Puteoli traf er ein alexandrinisches Schiff, dessen Besatzung ihm feierlich huldigte, der ihnen Leben, Schiffahrt, Freiheit, Reich tum gewähre 60 ) . Dadurch sei, so sagt Sueton, Augustus sehr auf geheitert. Hi 1 a r i t a s blieb die Grundstimmung der nächsten Zeit, sein Geist gab sich dem otium, der comitas hin 61 ) . Er ver teilte Geschenke an das Gefolge, weiterhin bewies er seine Gebe freude, wohnte er den Spielen der Epheben, den Festen und Lust barkeite n bei, griechisches und römisches Wesen zu verbinden ge-
10 sonne n (S. 9?) , scherzend, lachend , in griechischen Versen Thrasyllos, den philosophischen Freund seines Sohnes Tiberius, neckend 62). Die Krankheit, die er vernachlässigt hatte, schwächte ihn ; sie schwankte, er nahm indes am Fest in Neapel teil 6 3) und eilte schließlich mit Tiberius „an den h e s t i m m t e n Ort" (98 5), nach Benevent. Auf der Rückfahrt, da die Krankheit sich verschlimmert hatte, legte er sich endlich in Nola 64) ; er hielt den „von der Reise aus zurückgerufenen" Tiberius lange in geheimem Gespräch fest und verzichtete dann auf Tätigkeit 6 5) . Dies ist das einzige, was Sueton über Vater und Sohn berichtet ; es fügt sich zu allem, was V elleius bestimmter erzählt, bleibt freilich in allem, eine trockene Aufzählung, wie es ist, innerlich weniger verbunden, unentschieden vielleicht sogar in den Fragen des Befehls zur Rückkehr des Tibe rius und des Inhalts des geheimen Gesprächs ; in allem anderen, was bei Velleius fehlt, schildert Sueton eindrucksvoll, und er betont klar und eindeutig die Stimmung : hilaritas. Suetons Interesse wen det sich dann dem letzten Tag zu, an welchem auch bei Velleius Tiberius zurückzutreten scheint. Er erzählt, wie Augustus wieder holt fragte, oh seinetwegen draußen schon Unruhe sei ; wie er zur Todesstunde sich schmücken ließ, die Freunde, die sein Sterbegemadi noch einmal betraten, in griediischen Versen heiter mahnte, ihm freudig das Geleit zu gehen, da das Sdiauspiel des Lebens gut zu Ende ging, und sie dann entließ ; wie er sich nach der in Rom kran ken Drusilla erkundigte und schließlich mit einem letzten Wort die Begleiterin seines Lebens aufmuntert : „Livia, unserer Ehe geden kend, 1 e b e und lebwohl!" Lebensbejahung 66 ) noch zuletzt, und alles klingt in den leichten Tod aus, den er sich immer gewünscht hat, die eu0avaofo. Nur einmal noch, auch das weifi Sueton, sei er verwirrt gewesen, erschreckt habe er sich beklagt, 40 Jünglinge wollten ihn davonraffen ; auch dies, aus letztem Auf flackern Vor wissen 67) von dem, was hinterher geschah, da 40 Prätorianer seine Leiche aus dem Haus trugen. - Von dem Augenblick an, da sein Schiff den Alexandrinern begegnete, bis zu dieser Todesstunde hielt also nach Suetons einheitlichem Bericht die hilaritas an, die euphorisch-glückliche Stimmung des Todbereiten, der von dunklen Meeren der Küste sich nähert, nach großem Leben in tiefer Ruhe seine Grenze durchschreitet. Wie breitet sich diese Stimmung aus, als er sein Werk sicheren Händen anvertraut hat ; sie erleuchtet alle, die noch einmal in seinen Kreis treten.
11 Otium, hilaritas und Eu0avaofo : Von früh an war in dem Mann die Sp annung zwischen vita activa und otium lebendig wirksam, s eine Sehnsucht nach otium bricht gelegentlid:i mächtig durd:i 67a). Jetzt, wo er auf die letzte Reise ging, bedurfte es nur eines - oft erlebten - Anlasses, um der Umgebung zum Bewußtsein zu brin gen, daß den Herrscher tiefe Heiterkeit, die sich frei ausströmte in Sd:ierz und Freundlichkeit, Emp fangen und Geben, bis ins Innerste ergriffen hatte. Und diese Stimmung war der Untergrund, aus dem sich die Willenskraft nod:i einmal erhob, um das Letzte zu vollbringen, die endgültige Sid:ierung seines Werks. hoc p h i 1 o s o p h i a praestat, in c o n s p e c t u m o r t i s h i 1 a r e m 68 ) , dieses Wort Senekas klärt den Zusammenhang, und das andere weist nod:i weiter : mortem venientem nemo h i 1 a r i s excipit, nisi qui se ad illum d i u c o m p o s u e r a t. Auch Augustus muß seit jenen Tagen, wo die Götterzeid:ien mahnten, sd:ion sein inneres Leben darauf eingestellt haben, und jenes unmutige Wort, das zum Omen gewor den ist, war in der Tat eine Aufwallung, da er sid:i in seinem Vor haben gestört sah : hilaritas des philosophischen Geistes, die sid:i sd:ieinbar seltsam mit Superstition verquickt, in Wahrheit dem Be wußtsein göttlid:ier Führung entspringt, zurückgehalten noch, aber in ihm wirkend, erfüllte also sd:ion die Seele des Mannes, der seinen Nad:ilaß ordnete, in den letzten Wochen in Rom ; sie trat bei an sich geringfügigem Anlaß augenfällig hervor, beherrschte die Tage bis zum Ende und wirkte weit darüber hinaus (S. 24 ff.) . So erklärt sid:i das oft gerügte Abschiedswort an die Freunde 68a), das dieser tief. e n Heiterkeit des ruhig gewordenen Geistes entsprang. Und er, der zu äußern p flegte, so oft er von raschem und schmerzlosem Sterben sprechen hörte, er wünsche sich solche EU0avaofo, fand sie selbst, den Tod des Weisen 69 ) . Und wenn diese Haltung gegenüber dem heran schreitenden Tod Gelassenheit des philosophischen Geistes ist, so offenbart sich in diesen letzten Wochen und Stunden, wie viel der Gedankenaustausch langer J ahrzehnte, den er mit den ihm nahe stehenden stoischen Philosophen pflegte 7 0 ) , über ihn vermochte. Dieser Einfluß setzte früh ein : Während er in adulescentia caluit, arsit ira, multa fecit, ad quae invitus oculos retorquebat, ist er später der mitis princeps geworden 71) . Wie sich jetzt ergibt, hat dieser Einfluß bis zum Ende gedauert ; darum kann uns dies alles zur Gesamtbeurteilung des Herrschers und seiner Haltung als Staatsmann nicht gleid:igültig sein.
12 Von alledem spürt man freilich bei Sueton nicht mehr viel; weni ger philosophisch als Velleius, treu die Einzelheiten sammelnd und von seiner beträchtlich superstitiösen Auffassung her ordnend, zeich net er das Bild vom Ausgang seines Helden ; man kann ihm dank bar sein, daß er mit seinem Bienenfleiß das Material zusammen trug ; dieses hielt der Nachprüfung im einzelnen stand, wo sie mit unseren Mitteln noch möglich war, kann darum im ganzen kaum anders denn als wertvoll bezeichnet werden. Da dieser Bericht so viel Feines gerade von den Vorgängen um den Kranken bietet, muß auch er Niederschlag der Erzählungen der Nächsten des Herrschers sein. Auch in ihm sind Spuren von stoischer Lebenshaltung sichtbar geworden. So ergänzt, bereichert er das Bild, das Velleius gezeichnet hat, ohne es freilich überall gleichmäßig zu vertiefen. Auch für Sueton ist der gute Herrscher als solcher kein Problem, Augustus aber der G1ü c k1i c h e, dem die Göttlichkeit bestimmt ist nach dem Willen der Götter, den sie von seiner Geburt an in Zeichen kundtun. Dieser Gedanke schwebt der Darstellung der letzten Wochen voran ; indes Sueton ist es nicht gelungen, ihn durch diesen Bericht hindurch fest zuhalten und zu klarer Anschauung zu bringen. Um so wertvoller ist alles an Material für die Einzelheiten der Vorgänge, vor allem zur Erkenntnis der Grundstimmung und Haltung des Herrschers ; dieses Material aber wirkt als Ganzes mit ursprünglicher Kraft : Natur und Gelegenheit, Geist und Wille, Krankheit, euphorische Stimmungen und erfülltes Leben verbinden sich zur Einheit. Die perpetua feli citas (94 1 ) blieb dem Augustus treu 72 ) , die ostenta mahnten ihn, an seinen Tod zu denken, und offenbarten zugleich die Göttlichkeit des immer von den Göttern Geführten 73) . Ganz anders verfährt T a c i t u s 74 ) . Was er über Augustus (ann. 1 1-10) mit bewundernswerter Kunst in wuchtige Sätze zusammen geprefü hat - pauca et extrema -, gibt ein Bild vom Herrscher, düster genug, um jeden vom Bekenntnis zur Monarchie abzu schrecken, der noch von altem Römertum etwas weiß und an diesem Ideal hängt. 1 1 ff.: ,Kö n i g e (auf Lebenszeit) standen am Anfang der Geschichte der S t a d t. Seitdem die 1i he r t a s begründet ist und der (jährlich wechselnde) Konsulat besteht 74a) , sind selbst die legitimen außerordentlichen Gewalten, in denen Einzelne sich ent falteten, nur kurzfristig gewesen, jede ang>emafüe Herrschaft , wie Cinna, Sulla, die Triumvirn sie übten, immer bald wieder abge treten. Als die Heere des Lepidus und Antonius dem jungen Cae-
sar zugefallen waren, nahm er die vom ewigen Bürgerzwist er schöp fte Gemeinschaft mit dem schönen Namen „Princep s" unter seine Befehlsgewalt an. Diese ist dauernd (wie das iCönigtum) , ist aber d o m i n a t i o 75). 2. Seitdem der Staat entwa ffnet ist, di e Geg ner beseitigt sind, der junge Caesar selbst von der caesa rischen Par tei als einziger Führer übrig ist, scheinbar bescheiden mit Konsulat und tribunicia potestas sich begnügt, und sobald er die Soldat en durch Sp enden, das Volk durch Verpflegung, die Gesamtheit durch ,die Süßigkeit des otium' 76) an sich gezogen hat, erhebt er sich all mählich, reißt er alle Aufgaben der Legislative und Exekutive an sich ; der Widerstand ist dahin, denn die Trotzigsten sind gefal len, die übrigen Adligen haben sich gefügt, sind bereit zu sklavi schem Dienst, macht- und ehrsüchtig und ziehen, aus der neuen Lage gewinnend , sichere Gegenwart den Gefahren, wie die Alten sie liebten, vor ; selbst die Provinzen sind dem neuen Zustan d nicht ab hold, da das Regiment von Senat und Volk ihnen verdächtig ist, unter dem sie den rivalisierenden Großen, den habgierigen Beam ten ausgeliefert waren, und da die Gesetze sie nicht schützen, die selbst mit unges,etzlichenMitteln verwirrt wurden 76a). 3. Augustus hat stets danach getrachtet, Stützen für seine d o m i n a t i o zu finden ; aber der Tod hat in seinem Hause gewütet, immer von neuem seine Absicht, diese dominatio zu verewigen, vereitelt 77) , bis er sich ent schloß, den Tiberius zum Teilhaber am Regiment 78) zu erheben, alle Ehren auf ihn zu häufen, nun nicht mehr nur den Ränken der Livia preisgegeben, sondern selbst ganz offen mahnend 79 ) . Dank Livias Einwirkung hat er sogar seinen Enkel Agrippa verbannt, obwohl kein V erbrechen desselben bekannt geworden ist. Aber, heim Her kules, er hat dem Germanikus das Kommando über die Rheinarmee gegeben und seine Adoption durch Tiberius befohlen 80 ) , obgleich dieser einen leiblichen Sohn hat, einzig, um das Regiment zu stüt zen. Krieg bleibt draußen nur noch gegen die Germanen zu führen, auch dieser nicht mehr zur Erweiterung des Reichs, um eines wür digen Kampfpreises willen, nur zur Tilgung der varianischen Schmach 81 ) . Drinnen ist alles ruhig, die Einrichtungen des Staats tragen noch ihre alten Namen ; aber die, welche die res publica (als res populi) noch kannten, sind tot. 4. Di e aequalitas ist abgelegt, der priscus mos ist verschwunden, der Römer , einst frei und gleich, blickt jetzt zu einem Befehlenden auf, servitus ist sein Los,
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adulati o sein Wesen geworden. Alle Leidenschaften, alle Mittel, welche sie brauchen, sind in Schwang. Solange Augustus noch lebenskräftig war, um sich selbst, sein Haus, das Friedens regiment zu stützen, war Grausen nicht aktuell.' Mit einem kühnen Sprung zum nahenden Ende hin, erstaunlich geschickt stei gernd, erörtert jetzt Tacitus die neuen Aussichten (spes novae) als die Anseb.auungen verseb.iedener Gruppen Roms, von jener zusam mengeschmolzenen Schar der Opposition, die freilich nur noch seb.wäeb.lieb. theoretisiert, bis zu den sensationslüsternen, breiteren Massen: ,Nur wenige erörterten ins Leere hinein die Güter der 1 i b e r t a s ; mehr bangten vor Krieg, andere wünschten ihn, die überwiegende Mehrheit trug die mannigfachen Tuscheleien über die nun drohenden „Herren" (dominos) herum, über den Finsterling Agrippa, der über die erlittene Schmach in Wut, zu jung und uner fahren. ist, um solcher Aufgabe gewachsen zu sein, und über Tibe rius, dessen Reife und Kriegserfahrung durch das hochfahrende Wesen, das den Klaudiern seit alters eignet, durch vielerlei An zeichen. von Grausamkeit, seine Erziehung im Tyrannenhaus 82), seine Erfolge und Ehren, seine Enttäuschungen, Verbitterung und Heuchelei, seine geheimen Leidenschaften reichlich auf gewogen wer den. Wird er denn mehr sein als das Werkzeug seiner Mutter und der zwei Jungen, welche den Staat einstweilen bedrücken, dereinst auseinanderzerren. mögen' 83)? In diesen Redereien verdichten sich die politischen Stimmungen der Großstadt ; Tacitus läßt sie in die sen wenigen Sätzen aufleuchten, die von ihm gewiß nicht frei er funden., sondern für seine Zwecke zugespitzt sind. Dafür zeugt uns Velleius (II 124 10 Anm. 20) , der zurückblickend die Lage in Rom nach Augustus' Tode so schildert : „Was damals die Menschen ge fürchtet haben, welches die zitternde Angst des Senats, die Verwir rung des Volks, die Sorge der Stadt 84) gewesen ist, wie hart wir an der Grenze zwischen Heil und Untergang uns befunden haben, das steht mir, der so vorwärts drängt, zu schildern nicht frei, noch kann es der, dem es freisteht. Das allein genügt mir, öffentlich feier lich 85) gesagt zu haben : Den Erdkreis, dessen Ruin wir gefürchtet hatten, haben wir nicht einmal bewegt gesehen, und so groß war die maiestas unius viri (des Tiberius) , daß weder den Guten Unruhe n och gegen die Schlechten Waffen nötig waren 86).'' An diesem Be kenntnis kann nieman d vorbeigehen, auch wenn Velleius von der lTnheilserwartung und -schilderung die Wirkung der maiestas des
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Tiberiu s bewußt und stark abhebt ; es wirkt doppelt durch die Frische der Erinnerung des Zeugen und seinen Hinweis darauf, daß es größter Ausführlichkeit und höchster Kunst bedarf, die Erregung dieser Übergangszeit vollkommen zu schildern 87). Was Tacitus (vgl. auch Dio 3110 S. 19) dagegen bietet, ist gegenständlich.er, soweit es Inhalt und Ziele der Ansichten dieser Gruppen angeht ; es läßt indes unbestimmt, wer so oderi anders denkt, hofft, redet, es ermang,elt der Spannu:µ.g, die bei Velleius im aktuellen Gegensatz zwischen der Er regung und ihrer Meisterung durch den einen Mann liegt ; es wirkt vielmehr bei näherem Zusehen gezwungen, da für ihn die Spannung zwischen der längst versunkenen libera res publica und den neuen, den schlimmen „Herren" der Römer das Ganze beherrscht, so seine Ansicht vom stetigen Absinken von einstiger Höh e sich als richtig erweisen soll. Und die Angst vor oder der Wunsch nach Krieg als Folge des Regierungswechsels oder als Gelegenheit huschen nur Schatten gleich vorüber, so daß man gerade sie für erfunden oder übertrieben halten müßte , wiese nicht Velleius auf die „Waffen" hin, die man „gegen die Schlechten nicht brauchte" . Tacitus steht, das ist eindeutig klar, auf entgegengtesetztem Standpunkt wie Vel leius ; aber wie verächtlich. redet etl" selbst von den extremen „pauci", die nur den „Schlechten" des Velleius, der schon er lahmenden Opposition zugerechnet werden können : Wer wie diese nur erörlert, wie die anderen nur wünscht, gehört ebenso zu den servilen Naturen der neuen Zeit, welchen die dominatio das Rückgrat gebrochen hat. - Aus den Worten dieser beiden Vertreter gegnerisch.er Ansichten aber wird man entnehmen dürfen, welches Interesse schon Augustus daran haben mußte, das wirkliche Ziei seiner letzten Reise zu verschleiern und diese mit dem Aufgebot letzter Kraft so durchzuführen, daß niemand vorzeitig gefährlich werden konnte. Der Regierungswechsel konnte auch dem Schöpfer des Werkes Sorge bereiten 88) . Mitten in diese Debatten hinein tritt nach Tacitus die Verschlim merung der Krankheit des Augustus - ein willkommener Anlaß, den Redereien statt den Tatsachen von neuem Raum zu geben. Er deutet an : 5. Mancher vermutete ein Verbrechen deir Livia 89); man raunte sich zu, Augustus habe ein paar Monate zuvor den verbannten Sohn Agripp a heimlich besucht, da habe es rührselige Scenen gegeben ; der einzige Zeuge habe seine Schwatzhaftigkeit mit dem Leben gebü ßt, von seinem Weib (einer nahen Verwandten des
Herrschers) habe man Äußerungen gehört, daß sie die Schuld am vielleicht nicht einmal freiwilligen Tod ihres Mannes sich selber zuschrieb 90 ) . Als lege Tacitus keinen Wert auf solche Gerüchte, geht er plötzlich zu einem neuen Schauplatz über: Eben hat Tiberius Illyrikum betreten, da holen ihn eilige Boten der Mutter ein 91 ) ; nichts vom Geleit des Augustus, von der Reise, der RüCkkehr nach Nola; aber sofort - was Sueton aus drück.lieh bekämp ft - ein Zweifel daran („es ist nicht genau genug in Erfahrung gebracht") , ob Tiberiu s den Augustus no ch lebend oder schon entseelt in Nola gefunden habe 9 2 ) . Wieder hat Livia die Hand im Spiel : Scharfe Wachen sperren das Haus, selbst die Wege gegen die Außenwelt ab, beruhigende Krankenberichte werden veröffentlicht, bis plötzlich die Fama, „nachdem alles vorgesehen war, was die Lage erforderte" , zugleich den Tod des Augustus und den Antritt des Regiments durch Tiberius zu berichten weiß 93 ) . Alles, das sieht man leicht, ist absichtlich im Zwielicht gehalten; fast nichts wird von den drei entscheidenden Personen her gesehen, deren Handeln vielmehr zumeist der Spiegel der rumores zurück wirft. Die erregten Debatten der Grupp en in Rom wirken also weiter ; Gerüchte erhalten neue Nahrung ; das schlimmste von ihnen steht gleich zu Beginn; ohne daß Tacitus weiter darauf eingeht, deckt er die Atmosphäre niedersten Mißtrauens gegen die Regie renden auf ; auffallende Tatsachen, wie die eilige Nachricht an Tiberius, die er, etwas bestimmter als bei Sueton („von der Reise aus") kurz nach der Ankunft in Illyrikum erhält 94) , werden in den Kreis der Redereien hineingezogen ; wegen der Absperrung des Hauses, die mit Rücksicht auf die Erregung draußen (Sueton) offen bar nötig war, wird hintersinnigen Deutungen Raum gegeben : Wer konnte es denn wirklich wissen, ob diese intrigant e Frau nid1t zu List und frevlen Mitteln griff, um endlich zum Ziel zu kommen, welcher Fernstehende konnte dem historischen Forscher, dem Sucher der Wahrheit, verbürgen, daß Tiberius den Vater noch lebend ange troffen habe? Verglich man die beruhigenden Berichte über den Kranken mit dem plötzlichen Ende, wie konnte man die Zweifel an ihrer Richtigkeit widerlegen - wenn auch der Sterbende am Leben mit aller Kraft festhielt? Das Zeugnis der Nächsten, die alles miterlebten, galt ihm daher nichts ; sie waren Partei und begrün deten Vertrauens unwürdig. Darum spiegelt Tacitus das Geschehen in den Stimmungen und rumores - ein ganz raffinierter Griff.
17 Aber selbst er wagt es nicht, die Behauptung von der Gleichzeitig keit des Todes und des Antritts des Regiment s durch Tiberius für mehr denn f am a auszugeben. Der Bericht fügt die umlaufenden Gerüchte zusammen, weil sie Tacitus' düsteres Bild von der neuen Herrschaft wie von der alten, ja von aller Monarchie verstärken helfen. Der Eindruck, den dieser von Vorgängen der eigenen Gegenwart emp fing, mag in allem nachklingen 95 ) . Wie der Bericht hier erscheint, setzt er die Kenntnis der Einzelvorgänge voraus ; sie werden durch die Gerüchte verdrängt, oder Tacitus greift aus ihnen heraus, was ihm nötig scheint ; wie er rasch den Standpunkt verändert, da von Rom, dort von Illyrikum, dann von Nola spricht, alles nur kurz aufleuchten läßt, um die Gedanken und das Wissen des Lesers in seine einzige Vorstellungsreihe zu zwingen, so wechselt er selbst mit den Mitteln : Debatten, Klatsch, scheinbar erhärtete Behauptungen, Tatsachen, kritische Beobachtungen, gewaltsame Ausdeutungen, dazu vor allem (in schlichten Worten) wohl berechneter Druck auf Sentimentalität, Mitleid, Grausen der Leser dienen alle dem gleichen Zweck, der Veranschaulichung der erregten Unruhe, welche die Krankheit und der Tod des Herrschers im Volk erzeugen mußten. Tacitus lag es fern, so zu erzählen wie Sueton, weil er weder ein Leben des Augustus schreiben wollte noch ihm sich innerlich hingeben konnte. Was er sagt, genügt, ihn auch für das Ganze als Geg·enpol des Velleius zu betrachten ; ·e r ist gewiß geistreicher als dieser, stärker in der Wirkung auf Spätere, aber darum sicher nicht objektiver. Er hatte eine klare Anschauung von der Größe des Monarchen und his in feine Einzelheiten hinein siche res Wissen von seinen Taten, aber keineswegs den Willen, ihm und der Lage, in welcher er „alles vorsah", was sie „erforderte", gerecht zu werden. Aus Doktrinarismus und Haß schuf er mit Mitteln, wie sie nur wenigen zu Gebote sind, das Bild seines Augustus, der, in dem er alle bezwang, am Untergang des alten Staats die S c h u l d trug, der, ein gebrechlicher Greis geworden, unmännlich weich sich gebärdet, gar zu Heimlichkeiten sich flüchtet, nun noch das Opfer der Ränke seiner Nächsten wird ; ein solcher Mann muß schließlich sein Werk dem hinterlassen, der die Zeichen der Hoffart, Heuchelei und Grausamkeit an der Stirn trägt 96 ) . Damit ist die Grundlage für die Schilderung der Bösewichte und Narren geschaffen, die als Nachfolger des Augustus die dominatio verewigten 97) .
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Von Sueton und Tacitus aus gewinnen wir das Verständnis für das, was D i o zu berichten weiß (h. R. 56, 29-3 1 ) . Der Anfang dieses Berichts ist infolge Blattausfalls der Handschrift im Original nicht erhalten ; da treten die Excerptoren Xiphilinos und Zonaras ein 98 ) , in deren Auszügen freilich Einzelheiten des dionischen Tex tes übergangen sein können ; in den wichtigeren PaTtien indes ist er gewiß intakt. Dios annalistische Darstellung behande1te zuletzt die Vorgänge und Maßregeln des Jahres 13 n. Chr. ; im Xiphilinisd:ien Excerpt schließt fast unmittelbar nach dem Beginn der Lücke die Feier der „Augustalien" vom 23. September 13 99 ) an, bei denen ein Wahnsinniger auf dem Stuhl des divus lulius sich den Kranz des Diktators aufsetzte, ein als ostentum gedeutetes und auf Augustus' nahenden Tod bezogenes Geschehnis 100 ) , das Verwirrung stiftete, sich, wie Xiphilinos fortfährt, bewahrheitete, als Augustus im fol genden Jahr nach Kampanien reiste, die Spiele in Neapel veran staltete und „dann in Nola starb". Während Zonaras diese Daten übergeht, bringt er also die Reise und clen Tod schon an dieser Stelle. Im dionisd:ien Text muß jedenfalls die Angabe schon in diesem Zusammenhang gestanden haben, da dieser nocl1 zweimal auf den Tod zurückkommt (30 1; 5 ) , Nola aber wie Sueton (Aug. 100 2 ) nur noch bei der Überführung der Leiche erwähnt. Erst im folgenden zählt dann Xiphilinos die Wunderzeid:ien auf, di.e., „als er noch lebte, vorauserschienen" 101) , dann das Uhu zeichen 102) , das unmittelbar vor den Tod und nach Rom gehört (29 3, Anm. 45) , schließlich das Blitzostentum vom Anfang Mai 14 (Anm. 45) und andere Zeichen , die den Konsuln und Galba zuteil wurden „und die Zeitgenossen sorgten". Danach hat es den An schein, als habe Dio über die ganze Zeit vom 23. September 13 bis 19. August 14 nid:its weiter berichtet als die Tatsache der Reise nach Kampanien, Neapel und Nola, den Tod und die omina mortis ; die umfassende Begründung derselben, die vielen Einzel züge des suetonisd:ien Berichts fehlen. Hat der Excerptor daran keine Schuld, so ist das nid:it unwichtig. Denn so überraschend stark Dio in allem, was die dem Tod folgenden Begeben heiten betrifft, mit Sueton zusammengeht (Kap . II) , hier muß er verwandte überlief.erung hesd:initten haben. Vielleicht ist der Grund dafür zu erkennen. In c. 30 erwähnt er, an die Krank heit uncl den Tod nocl:t einmal anknüp fend, also in einem Nachtrag, die rumores, welche Livia wegen des Todes verdächtigten 1 03 ) , und
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begründet dies grob mit dem Hinweis auf die Reise des Augu stus zu Agripp a Postumus und die „anscheinend" bevorstehen de Versö h nung 104 ) , um schließlich durch ein „Wie man sagt" mit ihr die schauerlich e Lösung zu verknüpfen, Livia habe aus Angst , Agrip pa könne zum Nachfolger berufen werden, Augustus' Tod durch ver giftete Feigen herbeigeführt 10 5) . Von Tacitus gesch ickt vorgetra gene Verdächtigungen tauchen also auch bei ihm auf ; er vergrö bert sie, indem er wichtige Verbindungsglieder unterdrückt, gar das, was Tacitus nur andeutet, ausführt und so Livia z ur Gift benutzenden Gattenmö["derin stempelt - wie weit ist man hier von der Sd1lu fl scene bei Sueton entfernt. Ungläubig·en läßt er noch die Wahl : „Sei es, daß er davon oder daH er auch sonstwie krank geworden ist", Augu stus rief seine comites zusammen, trug ihnen seine letzten W ünsd1 e auf, sprach schlie ßlich das Wort von seinem Rom, das e r ' als erdenes übernommen habe und als steinernes ihnen hinterlasse' 10 6 ) , womit er weniger auf die Bauten als auf die Festigkeit s einer Herr schaft hingewiese n habe - ; „dann forderte er, wie Sp a ßmacher es tun, von ihnen Beifall und verspottete gar sehr das ganze Leben der Menschen." Hier ist einwandfrei die Schlußscene des von Sue ton berichteten Emp fangs der Freunde am Totenbett ins Grobbur leske verzerrt 1 07 ) , Augustus' hilaritas überhaupt nicht mehr ver standen. Dio kennt wie Tacitus (Anm. 106) die Überlieferung, die auch Sueton vorlag, hat ihr indes nur die Ominaliste entnommen, auf anderes ganz verzichtet wie den ausführlichen Reisebericht, einzelnes vergröbert, daß es zu seinem ganzen Bild paßte, wie diese Szene am Totenbett, im übrigen aber der von. Tacitus vertretenen Version den Vorrang gegeben. Unsicher, wie er ist, fügt er nach den Daten über die Lebenszeit und das Regiment des Augustus (30 5 ) 107 a) in c. 31 noch die Notiz an, daß Livia mit der Bekanntgabe des Todes aus Furcht vor Umsturz (S. 14) bis zur Rückkehr des Tiberius aus Dalmatien g·ewartet habe: „Denn das ist so von der Mehrzahl und den Glaubwürdigeren geschrieben worden ; es gibt aber einige, welche behaupteten, Tiberius sei auch während der Krankheit zu gegen gewesen und habe von ihm gewisse Aufträge ( E1TlCTK�\jJE1c;; ) an genommen 108) ." Auch dies ein Stück aus der Taciteischen Version, aber auch dieses ist der p ersönlichen Note beraubt ; Tacitus jedoch gehört mit zu den Kronzeugen, die für Dio die glaubwürdigeren sind, und man sieht aus seinen Worten ganz klar, warum Velleius und Sueton auf der anderen Seite. stehen müssen.
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übersieht man nun das Ganze, so ist dies klar, daß nirgends die Mittel sich bieten, zu den Vorgängen selbst anders denn längs des Stroms der uns erhaltenen Überlieferung vorzudringen. Aber selbst dieser gewährt keinen freien Blick hin bis zum Ursprung ; vielmehr oft verdeckt, lassen sich sein Lauf, Zuflüsse und Quellpunkt zu meist nur erahnen. Erwägt man, aus dem Bild des Stroms als Be helf nehmend, was theoretischer Betrachtung förderlich ist, so muß der Ursprung das Verhalten des Kranken und Sterbenden und seine Wirkung auf die Umgebung sein ; in ihren Eindrücken, Erlebnis sen, Beobachtungen würde sich alles rein spiegeln, wenn jedem in gl eicher Weise Wille zur Wahrheit zugestanden, ihre Urteilskraft und ihre Phantasie irgendwie beschrieben werden könnten. Nichts ist davon bekannt. Am nächsten stehen den Vorgängen die meist genannten, Livia und Tiberius, jene, die von ihrem Gemahl in diesen letzten Wochen wohl kaum getrennt oder zu trennen war, dieser, der nur Teile er lebte, aber die wichtigsten ; Livia, am Ende einer Gemeinschaft, in welcher des Mannes Werk entstand und zur höchsten Reife kam, stark und stolz, voller Güte und Liebe gegen ihn, hart, wo es galt, Schmerz niederzukämp fen, und, wie sie schon einmal bewies, in Verlust und Trauer sich nicht zu zerfleischen, sondern zur Erhöhung des Teuersten sich aufzurichten ; Tiberius fühllos gegen sich und treu der Sohnespflicht, erschüttert durch die Tatsache des Todes, die Größe des überantworteten Werkes, am Ende einer langen Reihe von Konflikten zwischen Hoffnungen und Enttäuschungen, Verdien sten und Maximen der einzige Gewinner und doch die Überlegen heit des Toten, das Mißtrauen der anderen kennend und nun am Ziel gehemmt und zögernd aus Doktrinarismus ; beide treu dem ihnen gewordenen Vermächtnis des Toten, jene für die Verehrung des Gottgewordenen Sorge tragend, dieser, nach schwerem Kampf das Werk fortsetzend. Dann folgen die Freunde : Römer, Griechen, Staatsmänner, Philosophen, innerlich oder vielleicht auch für eige nen Vorteil dem einen oder dem anderen oder dem dritten oder allen drei erg·eben; die Ärzte, Sekretäre, das Gesinde, die Offiziere der Gardetrupp e, die Bevölkerung Nolas, alles südlich lebhafte Naturen, die das eine oder andere gelegentlich auffangen, weiter geben, kombinieren, vergrößern, aus lauteren Neigungen oder aus Neugier, Sensationsbedürfnis oder verstohlener Abneigung viel leicht auch vergröbern . . . Man malt sich leicht aus, wie jeder beob.
21 achtete oder bekannt werdende Zug des Geschehens angesicht s der Bedeutung dessen, der hier starb, und der Sorge um das, was wer den würde, in tausend Mündern, ewigen Unterhaltungen umgebil det werden konnte : Eine offenbar geradlinige Entwicklung blieb trotzdem, in der nur eines Verwunderung erreg·en mußte, die Wei terreise des Tiberius im Augenblick der Gefahr, und ein anderes die Phantasien um so leidenschaftlicher beschäftigte, die jähe Rück berµfung und die überraschend frühe Rückkehr. Nimmt man dann noch Rom, das so fernab von den Dingen lag, und die großstädtische Bevölkerung hinzu, die alles erst spät und obendrein nur in mage ren Berichten oder vielleicht auch phantastisch aufgemacht erfuhr, dann wachsen die Schwierigkeiten, die intimen Vorgänge bi s ins Letzte au fzuhellen, ins Maßlose. Man kann daher nicht bestreiten, daß schon zum Oberlauf des Stroms der Überlieferung die Rinnsale der rumores gehören können und müssen ; il n' y a p as d'heros pour un valet de chamhre. Geht man an diesen Rinnsalen vorbei, so ist doch auch jener Oberlauf ein Fluß zwischen festen Ufern. Was die Freunde wußten und wohl oft genug schilderten, gehört ihm so gut an wie das, was Livia erlebt und gewiß ebenso rückhaltlos wie nach Drusus' Tode erzählt hat, und was Tiherius für die adlocutio im Senat aufgezeichnet haben wird, die er selbst nicht vortragen konnte, weil der Schmerz ihn übermannte. Hier ist die Form ge prägt ; in der Auseinandersetzung mit ihr sind die Berichte der Spä teren allmählich erwachsen. Was zu ihr an rumores hinzukam, an Varianten und kritischen B edenken, an neuen Gesichtspunkten, ist im Grunde bescheiden, spricht für die Herkunft aus trüben Quel len oder zeugt vom Geist derer, die gerne zweifelten oder gar lästerten, weil sie sich im Gegensatz zur Monarchie, in der Liebe zu einem vergangenen Ideal gefielen. Velleius, der Anhänger des Tiberius und seines Hauses, hatte von seinem bejahenden Standpunkt aus es leidit, auszuwählen, ein heitlich, wirksam zu erzählen ; ihn quälte das Für und Wider der Debatten nicht. Sueton, der ausführlich berichtet, entschlossen, aber versteckt polemisiert, wo gegnerische Ansichten unmöglich erschei nen, kommt Velleius im Ergebnis jedenfalls sehr nahe und fügt alles zu einem ganzen Bild. Tacitus wählt den Standpunkt au ßerhalb des engeren Kreises, um die Wirkung des Vorgangs auf das Volk zeigen zu können ; auch ·er kennt sicher die Einzelheiten, verwen det nur, was und wo es ihm gut dünkt, damit s eine Absichten nicht
22 gestört werden ; Dio aber, der aus omina und rumores ein kümmer liclies Bild scliafft, das er nur durcli das unvollständige Gespräd::t mit den Freunden ergänzt, der vergröbert, nirgends den Versud::t eigener ernster Kritik unternimmt, kann uns auch dann, wenn er für die einen, zu denen Tacitus gehört, gegen die anderen Partei ergreift, nicht verleiten, seiner schwächlichen Beweisführung uns an zuvertrauen. Er ist wertvoll nur, weil er in die Überlieferung Ein blick gewährt, die auch von Tacitus und Sueton benützt ist, und die er teilweise anders gruppiert, hie und da erweitert, also vielleicht unselbständiger abgeschrieben hat. So siegt, wenn nicht alles trügt , die Ansicht des Velleius und des Sueton selbst über die eines Meisters wie Tacitus. Und wir gewin nen damit Einblick in die Stimmung des Herrschers während der letzten römischen Wochen, in die Reise, ihre äußeren Anlässe und ihren tiefen, fast unheimlid::t wirkenden Grund, die vom Götter spruch ausgelöste hilaritas des seine letzten Angelegenheiten ordnen den, seine letzte Reise zielbewußt antretenden, das Ziel versd::tl eiern d en Herrschers ; in ihren Verlauf, die auftretende Krankheit mit ihren einzelnen Schwankungen, den Widerstand gegen sie und die Lösung, als der Sohn da ist ; in die letzten Anstrengungen zur Siche rung des Werks, das geheime Gespräd::t mit dem Sohn, das Gespräd::t mit den Freunden, die sich nun ergänzen ; sehließlid::t in das zuver sichtliche Bekenntnis zur Kraft des steinhart gewordenen Rom und das menschlich große Vermächtnis an die Gefährtin des Lebens. So haben ihn die Nächsten gesehen, so wollten sie ihn fortleben lassen, nachdem er - zum Staunen der wundersüchtigen Menschen - ganz n aturhaft das Zeichen der Götter, den Spruch seiner Deuter wahr haft erfüllt hatte und zugleid::t - zum größeren Staunen der Näch sten - den schönen Tod gefunden hatte, den er immer für sich ersehnt hatte. Das Zeichen der Götter und die Offenbarung seines "'vV esens weisen auf den verklärten Ausgang, der, von neuem durch Wunderzeichen bekräftigt, darum ein Durchgang wir d zum Reich d er Götter. Verklärt schon in den Erzählungen der Nächsten und im Glauben der Massen ist der Tote divus Augustus geworden. Von alledem eröffnet sich der Blick rückwärts auf das Leben des Herrschers, seine geistige Art und Zucht, seine herrscherlich.e Hal tung und seine ewige Sorge um das Werk, das er schuf. Ehe wir dem nachgehen, bedarf es noch einer genauen Untersud::tung alles dessen, was in der ersten Sitzung des Senats bekannt geworden ist.
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II . Der Tole. Seit alte:.:s waren die Römer daran gewöhnt, die exitus clarorum virorum mitzuerleben ; sie schauten beim Leichenbegängnis den Zug ihrer Ahnen und hörten im elogium den Lobpreis ihrer Taten zum Ruhm des Geschlechts und der Gemeinschaft. Keiner von diesen Männern hat die Grenzen des Menschentums überschritten ; ihr Ausgang war ein Durchgang ins Reich der Ahnen, die im Geschlecht und durclr dieses im Staat weiterwirkten, aber in ihren Bildern vor den Augen des Volks wiedererschienen, wenn ein neues Glied der Kette der Generationen zugefügt werden mußte 109) . Aus der schier endlosen Reihe der Söhne Roms, die als Staatsmänner und Feldherren so gefeiert wurden, ragten seit zwei Jahrhunderten einige Männer hervor, welchen nach dem Glauben des Volks oder ihrem eigenen Wissen und Willen die Götter stärkere Kraft ge schenkt hatten als den übrigen Bürgern. Der erste von diesen, der Retter aus der karthagischen Not, Scipio, einst der Liebling des Volks, dann befehdet, hatte von seinem Volk sich abgekehrt und starb und fand sein Grab in der Einsamkeit, 'ne funus sibi in ingrata p atria fieret' 110) . Knapp hundert J ahre waren vergangen, seitdem ein anderer unter gewaltigem Aufgebot öffentlich begraben worden ist, Sulla, der sich den Glücklichen nannte und als solcher fortleben wollte, da er noch zwei Tage vor seinem Tod in seinen commentarii schrieb, nach dem Spruch der C h aldäer „müsse er auf der Höhe des Glücks sterben" 111 ) . Pompeius aber, der sich für glücklich hielt, 'in id evectus, s u p e r quod a s c e n d i non potest' stürzte jäh und tief, so daß „ihm, dem eben noch Erde gefehlt hatte zum Sieg, Erde fehlte zum Grab" 11 2 ) , und Mitleid der Men schen und Reflexionen über die Launen de s unbeständigen Glücks in die Erinnerung an seine Großtaten von einst sich mischten 11 3) . Auch Caesar, der parens patriae, dessen Glück treu schien, sank plötzlich dahin ; aber sein Ausgang zog den Zorn der Götter auf Rom 114) und riß das Volk in einen Wirbel von Wut, aus welchem die Flammen aufloderten, die seinen Körper verzehrten ; als Caesar der Sohn den neu erschienenen Stern wahrnahm, stieg jener, ein Göttersproß, als divus lulius zu den Göttern empor nach dem Willen des Senats und des Volks 115) . Sein Ausgang zuerst wurde in Rom ein Durchgang zum Reich der Götter ; sein Bild fehlte in den Leichenzügen der Söhne seines Geschlechts 11 6 ) , e r wirkte nicht
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nur von seinem Geschlecht aus auf den Staat, sondern vor allem als Gott des Staats belebend auf s ein Geschlecht. Kleinere fo lgten ; An tonius verlor sein gewagtes Spiel mit dem Glück und dem Recht und fiel mit seinem zertrümmerten Werk der Ä chtung anheim ; der 1 genius des jungen Siegers war der stärkere gewesen 1 7 ) . In der lan gen Zeit, in welcher di eser, d e r 'Augustus' Gewordene, die Geschicke Roms lenkte, nahm das Volk an den V,erlusten teil, die er und mit ihm der Staat erlitten : Marcellus und Agrippa, Drusus und die Caesares wurden durch allgemeine Trauer geehrt 118) , da Augustus selbst die Elogien hielt, „wie es üblich war", und für außergewöhn liche Ehrc:m Sorge trug, obwohl keiner von diesen jenen Glücklichen gleichgestellt werden konnte. Wie sollte e r selbst nun gefeiert werden, der nicht auf der Höhe des Glücks von launischen Göttern getroffen wurde, sondern heiter die Grenze des Zeitlichen erreichte ( S. 1 1 ) ; der durch Maß sein Volk zu Dank verp flichtete und mitten im Werk bis zuletzt aushielt ; dessen Weg und Taten aber vom An fang bis zum Ende die Götter mit huldvollen, auch warnenden Zeichen vor.ausbedeutet hatten? Ihm rechneten die Literaten wohl nach, wieviel menschliches Leid ihm widerfahren war ; aber im J ahre 2 v. Chr. hatte M. Valerius Messala Korvinus als Sprecher des Senats ihm g·esagt : 'quod bonum faustumque sit tibi domuique tuae, Caesar Au guste ! sie ·enim nos perpetuam f e 1 i c i t a t e m r e i p u h 1 i c a e et laeta huic precari existimamus: senatus te consen tiens cum p opulo R. consalutat p atriae patrem', schon zu seinen Lebze iten pflegte man in Kumae am J ahrestage der Übernahme seines ersten Imperiums der S a e c u 1 i F e 1 i c i t a s zu opfern, und alljährlich wurde sein Geburtstag am 23. September in Narbo als der Tag gefeiert, 'qua die euro S a e c u 1 i F e1i c i t a s orbi terra rum r e c t o r e m edidit'. Es war nicht nur seine virtus·, di e ihn über alle emporgetragen hatte, ihr gesellte sich seine persönliche Felicitas, die Felicitas Augusti, die ihn wie so viele Führer Roms geleitet hatte und der zu danken war, daß das Lehen i n Rom und seinem Reich ein status rerum felix , saeculi felicitas war 119) . Und sein Tod zog den Zorn der Götter nicht auf Rom ; ihre Zeichen ließen vielmehr wie seine 'perpetua felicitas' so seine 'divinitas post mortem' im Voraus erkennen ; und ihn hielten noch späte Geschlechter des Senats den neuen princip es als den 'felix 1 Augustus', als das Ideal des Herrschers vor Augen 20) . Hatten die Römer ein Anrecht an diesen Mann, so mußte sich in der Art, wie
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ihm die Leichenfeier gestaltet wurde, offenbar•en, was e r seinem Volk galt, was seine Nächsten, Livia und Tiberius, wollten, was er selbst für sich bestimmt hatte. Wurde e r da schon als der F e 1 i x anerkannt? Wollte er selbst als f e 1i x erscheinen? Von da her mußte qas Bild mitbestimmt werden, in welchem er im Bewußt sein der Späteren fortlebte 121 ) . Der Ausgang des Herrschers, „dem die Götter mehr gewährt haben als irgendeinem" 122 ) , war aber auch in anderer Hinsicht be deutsam. Denn im Glauben der Menschen lebte dieser Mann ungleich stärker denn jene Großen der Vorzeit als ein von den Göttern Erkorener un d überreich Begnadeter. Wunderzeichen be gleiteten sein Leben vom Augenblick an, wo er empfangen und unter günstigster Konstellation geboren wurde, bis zu seinem Ende. Wie sein Eintritt ins Leben und sein Ausgang aus ihm, so ist sein erster Einzug in Rom, ist jede große Aktion, die er unternahm, aber auch jeder Rückschlag, den er erlitt, von solchen Zeichen be herrscht, in welchen der Wille der Götter, der Zusammenhang seines Wirkens mit dem Wirken des Alls sich kundtat, und noch nach seinem Tod staunte die wundersüchtig·e Menge über manche Selt samkeit des „Zufalls" in seinem Leben als Herrscher. Der Dichter hatte seine göttliche Kraft früh mit dem Blick des Sehers erkannt, verkündet, verklärt ; der römische Staatskult hat den Genius des Lebenden, das numen Augusti zu verehTen erlaubt ; die Menschen des Ostens haben diesen Augustus als Gott gefeiert, die Auf ge klärten in Rom ihn als Erhabenen, Verehrungswürdigen anerkannt. Denn sein Genius hatte sich stärker erwiesen als die Lebenskraft der anderen, mit denen er um den Staat g·erungen hatte 123 ) . Wie nun, da er tot war? War mit seinem Tode alles ausgelöscht? Ver siegte mit diesem sichtbaren Leben der Strom göttlicher Kräfte, der aus ihm gewirkt hatte, für sein Volk, seinen Staat, sein Werk , das er hi s zuletzt hütete? Oder werden, wenn er „ dem Himmel zurückge geben" war 1 24) , von dem er einst also herabgesandt war, d ie, welche sein 'Verk zu betreuen auf sich nahmen, von seiner Kraft gestärkt werden? Werden sie etwa einen gleich starken genius offenbaren können? Lag darin denn die maiestas unius viri, die Mächtigkeit des einzigen Mannes, welche sofort nach dem Tode des Herrschers die Welt beruhigte, ohne daß es der Waffen bedurfte (S. 3, 14) ? Denn Velleius spricht ausdrücklich davon, daß Tiberius keines wegs sofort auch p r i n c e p s war. Unmittelbar nachdem er die
26 Meisterung der Lage durch seine maiestas (fast nur andeutend) erwähnt hat, weist er, offenbar aus genauer Kenntnis der Vorgänge,. darauf hin, wie dieser sich gegen Senat und Volk 1 2 5 ) wehrte, 'da es eher erlaubt sei, a e q u a1i s civis als e m i n e n s princeps zu sein', wie er schließlich mehr aus Vernunft denn um der Ehrung willen nachgab, da er alles zum Untergang verurteilt sah, was er nicht in seine Hut genommen hätte, und daß dieser Kampf fas t länger gedauert habe, ' als andere brauchten, um den Principat mit den Waffen in Besitz zu nehmen' 126} ; erst n a c h d e r C o n s e c r a t i o des Vaters (Anm. 126) beginnt für ihn die Tätigkeit des Princeps 12 7) . So auch Ovicl, dem die Vorgänge in Rom unmittelbar hinterher mitgeteilt worden sein müssen und der in seinem Gedicht über den Tod des Augustus und das neue Regiment davon spradi, esse parem v i r t u t e patri, qui frena r o g a t u s s a e p e r e c u s a t i ceperit imperii (Anm. 9} ; Sueton stimmt in der Tatsache fast wörtlich mit ihm überein 1 2 8 ) , versteht aber Tiberius' Verhalten als üble Heuchelei, hat indes selbst in dem, was er über die Zeit zwischen dem Tode des Augustus und der Annahme des Princip ats zu erzählen weiß 1 2 9 ) , nidits beigebracht, was sein Urteil recht fertigte 13 0) . Tacitus nun gibt die Möglidikeit, die Entscheidung des Tiberius zu datieren, die m der Senatssitzung vom 1 7. September, 4 Wochen nach. Augustus' Tod, gefallen ist 131 ) . Steht dies daher dank der Übereinstimmung der frühesten Zeugen und Suetons fest, dann ist Tacitus offenkundig absiditsvoll ungenau, wenn er im Anschluß an die zweideutige Notiz (1 5 fin.) , die ' gleidie fama' habe berichtet, 'simul Augustum excessisse et Tiberium r e r u m p o t i r i' (S. 29} , die Gesdiich.te des Tiberius ('Tiberii principatum' 1 1) u n m i t t e 1 b a r mit Augustus' Tod beginnt : 'Primum facinus n o v i p r i n c i p a t u s' 13 2 ) ; s o kann er sofort den Tiberius als Heuchler in allem entlarv·en, was dieser gegen die Übertragung de s von ihm bereits usurpierten Principats unternimmt, und vor allem, indem er einen V.erwandtenmord als den Anfang des neuen Regiments (1 6, S. 33} und unmittelbar darauf die Hal tung der Behörden und Stände in Rom (1 7, S. 36) sch.ildert, zum Grauen vor dem Heuch.ler noch das Entsetzen über den Verwandten mörder und die Servilität der „Untertanen" bei dem Leser wecken, der von den Ränken der Livia und ihres Sohnes noch völlig ver wirrt ist ; wahrlich ein Vorklang des Schlimmen, das Rom zu
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gewärtigen hat. Dio schließlich nimmt, ähnlich wie Sueton, alles, was noch zu Augustus' Tod und Begräbnis gehört, vol'Weg, geht erst im neuen Buch {57, 2) mit einer Argumentierung, welche zu der des Tacitus und Sueton stimmt, auf das Verhalten des Tiberius in den vier Wochen und in der entscheidenden Senatssitzung ein, verwischt dabei freilich den Gegensatz weiter, da ihm der Begriff 'princeps' nichts sagt , er vielmehr, gröber noch als Tacitus, nur den imperator vor Augen hat 13 3) . So stehen sich die Zeugen in Gruppen geteilt gegenüber : Velleius, {Ovid) und Sueto n trennen die Über gangszeit scharf vom Principat, Tacitus und Dio lassen diesen sofort beginnen : indem diese so d en Charakter des Herrschers glauben bloßstell en zu können , fälschen sie den Tatbestand, der selbst bei Sueton n och erkennbar bleibt, obwohl auch er gleich Tacitus ein Zerr bild von Tiberius gibt ; so hat auch hier Velleius den Vorteil, nicht nur die moderatio seines Helden an einem neuen Beisp iel beleuchten zu können, sondern für seine Auffassung des Tatbestands - das R e c h t a u f s e i n e r S e i t e zu haben. In einem Edikt (Sueton Aug. 28 2 ) hat Augustus einmal den Wunsch ausgesprochen : ita mihi salvam ac sospitem rem p. sistere in sua sede liceat atque eius rei fructum p ercipere, quem peto, ut op timi status auctor dicar et moriens u t feram m e c u m s p e, m, m a n s u r a i n v e s t i g i o s u o f u n d a m e n t a rei p. q u a e i e c e r o 134) . In eindeutigem Bilde spricht er da k l are politische Gedanken aus : Von der Größe s einer Aufgabe überzeugt und mit suggestiv wirkender Kraft verkündet er seinen Wunsch, sein Werk, soweit es in seiner Macht steht, als ein vollkom menes zu vollenden, und die Hoffnung, daß diesem Dauer beschie den sei. Unverletzt, heil sol l die res publica auf den ihr eigenen Platz gestellt werden ; auf ihm hat er die Grundlinien gezogen, darauf ihr Fundament gelegt, auf dem das Haus und sein Heil ruhen. Da müssen sie unangestastet bleiben, denn sie sind alle eine festgefügte Einheit 135 ) . Dem Drängen d�r dynamischen Kräfte , der reformatorischen oder revolutionären Bewegungen setzt er ein Ziel. An ihrer Stelle soll fortan status herrschen. Keiner kann, sofern er das Beste will, nach der Auflösung der alten Lebensforme n den pristinus status rei p. vollkommen wiederherstellen, auch nur zurück ersehnen. Populus Romanus und res populi dauern ; in der neuen Ordnung , einer Einheit, sind die alten Kräfte des steinhart werden-
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den Rom (S. 19) mit neuen so innig verschm olzen, daß jeder, der nich t Schlechtes begehrt, diesem aus schöpferischem Planen und emsigem Wirken gesicherten Bau Dauer wünschen muß. Darum fecit ipse se comp otem voti nisus omni modo, ne quem n o v i status p a e n i t e r e t (Suet. 28 2) . Nach seiner Auffassung aber ist diese!' novus status der optimus und verwirklicht das Ideal 1 36 ) . D urch die Gleichsetzung seines Werks mit der höchsten gedachten oder in sei ner Zeit denkbaren Seinsform überhaupt entwaffnet er die K ritik, verkündet er den idealen Zustand der Gemeinschaft, d en status feli cissimus. Die von ihm geschaffene Form der Monarchi e ist das tragende Fundament dieser Ordnung 1.37) ; von diesem steigen die Kräfte auf durch den ganzen Bau ; si e verbürgen seinen statischen Charakter 13 8 ) . In ihm, der an diesem Punkt der Entwicklung allein möglich und darum notwendig war, erfüllen sich zugleich die Kräfte der Vergang·enheit zu neue n schaff enden für die Gegenwart und zum Segen für die Zukunft. Darum ist der 'revolutionäre' Schöpfer des novus status konservativ. Oft haben die Schriftsteller betont 1 39} , und die Tatsachen be weisen es zur Genüge , daß Augustus sich um die Sicherung seines Werkes immer und bis zuletzt ernstlich bemüht und gesorgt hat. Wenn er trotzdem nur h o f f t e, sich auf dem Totenbett noch sorgen mußte, warum hat er nicht beizeiten die Mittel seiner p olitischen Macht, Stellung, Erfahrung, Fähigkei t aufgeboten, um die Stetig keit des monarchischen Regiments durch eine klare, feste, dyna stische Erfolgeordnung zu sichern? Er selbst war durch testamen tarische Adoption zum Anspruch auf Caesars Macht, Vermögen, Prestige gekommen ; das übrige hatte er sich erkämpfen müssen, und solange er kämpfte, blieb alles im Be.re ich des Außerordent lichen ; erst als er p rinceps wurde, 'rogatus', sich weigernd, „wider seinen Willen" 140 ) , war alles legitim. Der Sohn aus eigenem Blut war ihm versagt geblieben ; direkte Erbfolge auf der Grundlage des eigenen Bluts kam daher, selbst wenn er solche Regelung ge wollt hätte, nicht in Betracht. Das Prinzip der Blutsfolge trotzdem zäh festhaltend, es nur mit Hilfe der adoptio erweiternd, hat er die Nachkommen aus j u l i s c h e m Blut als Söhne adoptiert, so auf der Basis der juristischen Adoption der Träger des verwandten Bluts durch Emp fehlung dieser an den Senat eine Nachfolge heraus bilden wollen 141} ; da beraubte ihn die 'atrox Fortuna' aller seiner Hoffnungen. Nun erst schritt er zur Adoption seines blutsfremden
29 Stiefsohns Tiherius, 'rei puhlicae causa', wie er vor dem Volk schwur 1 42 ) , selbst ganz Qffen mahnend und damit noch Tacitus den Anlaß zum Vorwurf gehend, er wolle die dominatio verewigen (S. 13) , da dieser das Geblütsrecht eignet. Aber : Wie sollte der durch den vollwertigen Akt der Adoption zum p rivatrechtlichen Erben seines Vermögens und aller seiner p rivaten Rechte gewor dene Sohn au s ihr den Anspruch auf den Principat ableiten H3) ? Wie das Gespräch des Todkranken mit den Ersten des Senats und der Ritterschaft schon im J ahre 23 v. Chr. ihre Erwartung, Augustus werde Marcellus als Nachfolger designieren, enttäuschte, da er nur de re puhlica sprach (S. 61), so zeigt das letzte Gespräch mit den Freunden am Totenbett (Anm. 106) , da ß jeder hervor ragende Mann ebenso leicht dafür, wenn überhaupt einer, in Betracht kam ; nichts aber weist darauf hin, daß Augustus s e l b e r in diesem Augenblick dem Tiherius das Regiment so übergab, daß dieser damit sofort vollgültig und legitim sein Nachfolger, p rinceps wie er war ; denn weder, indem er 'opera sua atque ipsius' ihm emp fahl (S. 4) , noch, als er unmittel bar darauf den Geschäften entsagte (S. 10, vgl. S. 61), vollzog er dies en Rechtsakt 143a) . Und Tacitus hätte nie sagen können, Tiherium r e r u m p o t i r i 1 44 ) , bestünde der Satz, daß mit dem Tod des einen der Sohn - oder auch. nur ein anderer - sofort in seine Stellung eintrete, da der Principat d a u e r e. E s gab kein „Verfas sungs"gesetz der Art ; ein solches hätte der Anschauung von der 'res puhlica' als 'der res populi' schroff widersprochen ; und Augustus selbst hatte keines mehr veranlaßt, das eine Dynastie schuf oder zuließ. Der Principat erbte den Sohn des Princeps nicht. Augustus hatte daher keinen Rechtstitel, hatte aber auch nicht den Willen, den Nachfolger s e l h s t zum eminens p rinceps zu erheben 145) . Der Principat war singulär, diskret, an seine Per sönlichkeit gebunden ; mit dem „Augustus" starb auch der Princeps, während mit dem Tod eines Amtsträgers zwar alle seine staatlichen Funktionen erloschen, aber die Ämter, die er bekleidet hat, selbst dauerten 146 ) . Augustus konnte den Tiherius empfehlen ; und das scheint in der Begründung der Adoption „rei p uhlicae causa facio" zu liegen ; so hat es mindestens Tacitus verstanden. Aber offen sprach er es zuletzt nicht aus, und an eine Empfehlung im Jahre 4 n. Chr. war weder damals noch erst recht im J ahre 14 eine öff ent liche Instanz gebunden. Sollte der Principat w i e d e r a u f l e h c n,
'30 so bedurfte es eines Willensaktes des Senatus Populusque Romanus, der einzigen legitimen Instanz, von der . Augustus selbst, als er einst die res publica, d. h. die Heere und Provinzen, die Kassen und Ämter, in senatus populique Romani a r b i t r i u m t r a n s t u 1 i t 147) , seine Stellung als Monarch und ihre Legitimität zurück empfing 148 ) . Ob dieser Principat von neuem geschaffen wurde, konnte daher fraglich sein ; zunächs t war dies eine Frage mehr der Politik als des Rechts. Sobald der Augustus tot war, war die vetus res publica wieder da ; und solange Ungewißheit bestand, ob ein neuer Princeps legitimiert würde, mußte die Leitung des Staats, der res publica restituta, an seine alten Oberbeamten, die Konsuln, zurückfallen 149) . Diese mußten und konnten im Sinn der vetus res publica die Machtmittel des Staats gebrauchen, um Usurpation, um jeglichen Eingriff in das ReC"ht überhaupt zu verhindern ; anderer seits konnten sie, ohne daß einer es zu wehren vermochte, vorar beiten, daß einer, der die Macht hatte, den Senat und den Souverän, den Populus Romanus in die Zwangslage bringe, ihn zu legiti mieren ; jedoch aus sich konnten auch sie allein einen solchen Prä tendenten nicht legitimieren 1 50 ) . Sie haben, wie Tacit us 1 13 bezeugt, durch einen legalen Antrag den Senat bewogen, daß er den Tiberiu s bat, princep s zu werden. Weiter : Nichts weist darauf hin, daß Tiberius, so sehr die Historike r ihn verdächtigten, sich sofort p rinceps genannt oder als solcher geriert, den Principat aus eigener Macht usurpiert oder gar kraft eigenen formalen Rechts in Besitz genommen habe 151) . Zehn J ahre zuvor hatte Augustus ihn als Sohn adoptiert 152 ) und gleichzeitig vom Senat für ihn die Über tragung der tribunicia potestas auf zehn J ahre gefordert 153) . Schon damals hatte Tiberius 'cum domi turn i n s e n a t u' sich dem ernstlich und heftig widersetzt, aber schließlich nachgegeben 154) und hingenommen 155) , daß diese tribunicia p otestas vor Ablauf der Frist, im J ahre 13, erneuert und nun durch ein konsularisches Gesetz noch das imperium p roconsulare aequum hinzugefügt wurde, kraft dessen er „g e m e i n s a m mit Augustus" die Provinzen regierte 15 6 ) . Er war der Mann des unumstößlichen Entschlusses (Anm. 10 6 , 142) , hatte Verdienste als Feldherr und als stellvertreten der Regent Erfahrung und Sachkenntnis wie keiner der Mitlebenden sonst ; aus den Ehrungen aber, die ihm zuerkannt wurden, selbst aus den p rivaten Briefen des Augustus wird augenscheinlich, wie hoch dieser ihn geehrt wissen wollte, wie nah er ihn an sich zog,
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d a ß e r seiner Hilfe als Mitarbeiter nicht entraten wollte noch konnte. Er stellte ihn vor die Augen Roms und der Welt a l s d e n 0 p t i m u s, den u n u s vir 157) . So fügte er dem Pfeiler der Adop tion als zweiten die Anerkennung der v i r t u s zu ('esse parem virtute patri', sagt Ovid) und ersparte ihm den Kamp f mit den Waffen : solique huic contigit paene diutius r e c u s a r e p rincip a tum, quam, ut occup arent eum, alii armis p ugnaverant (Velleius I I 1232) . Aber selbst damit erreichte Augustus nicht mehr, als daH e r ihn e m p f a h l (Anm. 145) . I n dem geheimen Gespräch mit Tiberius (S. 8, Anm. 58) muH dann Augustus darauf bedacht gewesen sein ihn zu bestimmen, daß er, wenn die Lage es forderte, nicht wieder wie zehn Jahre zuvor sich zu entziehen versuchte ; in dem letzten Gespräch mit den Freunden aber, in dem er, wie es scheint, ohne des Tiberius Namen zu nennen, die a n d e r e n beurteilte, die fähig oder willens seien, die Han d nach dem Principat auszustrecken, lie l1 er die Nächsten erschließen, wo seine Gedanken mündeten, wo die Gefahren lauerten, wohin die legitimen Instanzen zu lenken seien, damit sein Werk weiterbestehe (Anm. 1 0 6 , 142) . Augustus konnte daher über die Rechtsgrundlagen des Staats hinweg, die er einst selbst anerkannt hatte, die Brücke zur Sicherung seines Werkes nicht mehr selbst vollenden, wollte er nicht in diesen letzten Stunden noch einmal revolutionär wirken. Es blieb dabei, daß andere den letzten Bogen aufführen mußten 1 58) ; es blieb bei der Berufung des princeps durch den Souverän, sofern dieser es wollte : von seinem Ermessen hing die Lösung ah (S. 70 f.) . Tiberius hat selbst n i c h t s dazu getan. Mit Recht läßt Tacitus (1 1 1 ) ihn noch in der Senats sitzung sagen, se i n p a r t e m c u r a r u m a b i11o v o c a t u m experiendo didicisse, quam arduum, quam subiectum F o r t u n a e regendi c u n c t a o n u s 1 59) . Auch wenn er die tribunicia potestas und das imperium proconsulare maius, die Befehlsgewalt über die Provinzen und Heere, wie der Princeps selbst besaß, er war nur Gehilfe des Vaters, nur Mitregent ; er besaß nicht a11e s. Wenn er kraft der ihm zustehenden Befehlsgewalt über die Heere den Prae torianern in Nola die Parole gab, an die Heere in ihren Standorten Erlasse richtete, militärische Eskorte hatte, iure tribuniciae potesta tis den Senat zur Sitzung berief und das Volk anwies, das funus nicht zu stören 1 6 0 ) , tat er nichts, was nicht in seiner Kompetenz lag 1 61 ) ; denn sein Mandat erlosch nicht mit dem Tod des Augustus,
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da es niclit von ihm, sondern vom Souverän selbst ihm zugekommen war. Er handelte da reclitmäfüg. Darüber hinaus ist niclits be kannt, was der geltenden Ordnung widersprochen hätte ; ja er vermied alles, was Widerspruch erregen konnte. Princeps aber war er mit solchen Akten keineswegs 1 62) . Woll te er es wirklich werden, so konnte er die Zeit abwarten. Zunäclist aber - das sagt Velleius deutlicli genug - wirkte er durcli sein Dasein beruhigend, trug er in sich den Konflikt aus zwisclien der pietas gegenüber dem Vater und der Verp flichtung gegen den Staat , zu dem, wie nun siclitbar wird, die Scheu niclit vor der Verantwortung, sondern vor dem 1 Vergleicli mit dem Größeren 63 ) und der Mißgunst und dem Miß trauen der anderen, die Erinnerung an seine Haltung vor zehn Jahren, die Hemmungen, die in seinem Wesen lagen, der Sclimerz über die Meutereien der Legionen, seine Vorstellungen von römiscliem Bürgertum, die wieder im Streit lagen mit seiner Hingabe an die astrologische Lehre 164) , als stark mitscliwingende Kräfte kommen mußten. Und vor allem : Nüchtern genug hielt er alles, was er bisher getan hatte, für Pfliclit des Römers, kannte er die Grenzen seiner Kraft, glaubte er nicht an das Charisma in seiner Brust 1 6 5) . So hielt er mit der Verteilung der Legate des Augustus an die Plebs und die Heeresverbände römischer Bürger trotz des Spotts einzelner Städter und der gefährliclien Meuterei von 1 1 Legionen nocli woclienlang zurück, um den geringsten Verdacht zu vermeiden, als wolle er, auf die Gunst der Massen und der Heere sich stützend, Druck auf den Senat üben (S. 55) ; so scliritt · e r noch im Senat, als dieser 4 Woch.en nacli des Augustus Tod, dem Antrag der Konsuln stattgebend, ihu bat, drängte, bestürmte, treu und klug genug, zwar nicht kraft seiner tribunicia potestas gegen diesen Antrag ein, aber unter Hin weis auf seine Erfahrung als Mitregent und seinen Eindruck von dem überragenden Geist des Augustus, der allein solclier Last gewaclisen gewesen sei, schlug er, jetzt schrittweise entgegen kommend, den Weg vor, den Augustus selbst einst erwogen, aber verworfen hatte, die ganze Gewalt des Princeps einigen der hervor ragendsten Männer des Staats als einer Art Regentscliaft mit Ressortteilung zu übergeben, da mehrere mit vereinter Kraft 1 leicliter die Aufgaben lösen könnten 66) . Er gab weiter nacli, als ihm die Unmöglichkeit der Gewaltenteilung an der organischen Einheit des „Staatskörpers" vorgestellt wurde, als er gefragt wurde, wie lange er noch dulden wolle, da ß kein Haup t für den Staat da
33 sei ; e r beugte sich schliefilich , weil er einsah, daß sonst verkam., was er nicht in seine Obhut nahm. (S. 25) , nach heftigstem Wider streben , gebeten (Ovid, S. 26) , beschworen 167) und die Möglichkeit des Verzichts sich offenhaltend, wie einst Augustus. Auf Grund seiner von den anderen behaupteten v i r t u s, als der Optimus un-cl gezwungen, in allem also streng d ie p o1i t i s c h e S c h i c k l i c h k e i t und das R ·e c h t beobachtend , ist er der Princeps geworden und erst von da an gewesen. Ein Volksbeschluß wird dem Senats beschluß gefolgt se in, mit dem alles geleistet war, was vom Recht gefordert wurde 168 ) . So ist der zweite Princeps nach dem Vorbild des ersten zur vollen Gewalt gekommen : unmittelbar zuvor (Anm. 131) aber war der divus Augustus in d en Kreis der römischen Staats götter eingereiht worden. War juristisch der o p t i m u s s t a t u s im Sinn des Augustus mit dessen Tod beendet , jetzt war er von neuem hergestellt ; die Kontinuität war daher nicht verloren gegan gen. Denn dies kann nicht zufä llig so zusammentreffen. Augustus beherrschte ü b e r s e i n ·e n p h y s i s c h e n T o d h i n a u s bis zum Akt der Consecratio durch den Senat die Geister, und Tiberius erwies einfach durch sein Dasein, sein V erhalten, die Kraft seiner v i r t u s, seine m a i e s t a s erneut , daß er u n u s v i r, der o p t i m u s war. Hat Velleius daher recht, wenn er beides betont , den Unterschied zwischen der Übergangszeit und dem zweiten Principat und die maiestas unius viri, so ist doch auch, da der ·entscheidende Antrag von den beiden dem Haus des Augustus verwandten Kon suln ausging, die g e h e i m e R e g i e zu beachten, die alles so lenkte, daß das Recht nicht verletzt und Augustus' letzte Hoffnung verwirklicht wurde. Dies ist ·eines der arcana imperii. Zu den arcana imp erii gehört auch das, was über das Ende des Agrippa .Postumus (S. 26) berichtet wird. Der älteste unserer Zeugen ist wieder Velleius, der auch hier allein steht (II, 1 127) ; wo er von der Verbannung des J ünglings spricht, der „durch selt same Verworfenheit seines Geistes und seiner Anlage" sich gegen den Vater gekehrt 169) und diesen sich entfremdet habe, fügt er so fort hinzu : „Und er hatte b a l d, da seine Laster von Tag zu Tag wuchsen, einen seines W ü t e n s w ü r d i g e n Ausgang." Keiner 7 beurteilt diesen Menschen anders als er 1 0 ) , keiner aber Taten und Ausgang so wie er. Da Velleius diesen unmittelbar im Zu sammenhang mit der Verbannung erzählt, die Zeit des Endes ganz
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ungewiß läßt, auch vom Befehl, Agrippa hinzuric.hten, vollständig schweigt (Anm. 178) , scheint er ('mox') den Eindruck erwecken zu wollen, als habe Agrippa den Tod noc.h unter Augustus gefunden ; in jedem Fall mutet die innerliche Verbindung von Verbrechen und Tod als Schuld und Sühne wie eine Rec.htfertigung, ein offiziöser Entlastungsversuch von seiten des Velleius an, der, da er 'tam festinans' sc.hreibt, andeutend verhüllen kann, was die Gemüter offenkundig aufs stärkste erregte 17 1 ) . Denn, wie Sueton noch weiß , hat man schon in der Verbannungszeit des Jünglings zu seinen Gunsten agitiert 172 ) , und die Tatsache, dafi noch im J ahre 16 ein Sklave des Agripp a unter seinem Namen auftreten und das Ge rücht in Italien sich verbreiten und selbst in Rom Glauben finden konnte, „durc.h der Götter Gnade sei Agripp a erhalten ge blieben" 1 7 3 ) , zeigt, wie tief das Geheimnis war, da s über die Vor gänge ausg·ebreitet war. Aber auc.h die Überlieferung über den Tod selbst und die damit verbundenen Vorgänge, die in wesentlic.hen Punkten übereinstimmend, in anderen differierend bei den drei Historikern vorliegt, zeigt dies noc.h, nicht zu reden davon, dafi so wohl Sueton wie Dio in die Redereien, die umliefen, klareren Ein blick als Tacitus gewähren 1 74 ) . Zu einem einigermaßen sicheren Urteil über die Vorgänge bedarf es vorsic.htiger Analyse der Be richte. Während Velleius das Wüten des Agripp a mit seinem Ende kausal verbindet, zeigt ein e von Dio erhaltene Version eine andere Möglichkeit : „Andere aber fabulierten, dafi der Centurio, der bei ihm die Wache hatte, ihn, weil er umstürzlerische Absic.hten hatte, au s eigenem Entsc.hlufi ahgesc.hlac.htet habe." Diese von Dio ver worfene Auffassung, die Tiberius gleich anderen unwiderlegt gelas sen habe, sc.hiebt die Verantwortung für die Tat auf das ausführende Org�n, den Centurio, der nach Kriegsrecht handelte und letzten En des staatstreu, da er einen Rebellen beseitigte oder mindestens einen, der gegen die über ihn verhängte Strafe sich auflehnte 1 75 ) . Nichts steht im Wege, Velleius' andeutende Bemerkung in diesem kon kreten Sinne zu verstehen ; indes, ob sie damit ersc.höpft ist, ist fraglich. Mitleid mit dem Jüngling und seinem Schicksal, mochte er sein wie er wollte, hatte Legenden um ihn gebildet ; die Ge;. sc.hichte von Augustus' angeblic.her Fahrt nach Planasia gehört zu ihnen (S. 13, 19) . In dem in der ersten Senatssitzung nach Augustus' Tod verlesenen Testamente wurde der Name des Enterbten über-
35 haupt nicht erwähnt (Anm. 177) . J etzt hörte man plötzlich, daß er verschwunden war ; schon deswegen, weil von niemand ein natürlich er Tod erörtert wurde, glaubte man nicht gern an sein Ende und schenkten weite Kreise Italiens und selbst Roms noch zwei J ahre hinterher dem falsdien Agrippa ihr Vertrauen. War es aber ein gewaltsames Ende, wovon man allmählich erst geredet haben wird, wo war die Bestätigung de s Todesurteils durch den Senat ge blieben, wo blieb jetzt die S ü h n e? Von ihr nahm niemand etwas wahr. Wilden Vermutungen war daher Tür und Tor weit geöffnet. Nicht einmal die Zeit, zu der das Ende eingetreten war, konnte genau festgestellt werden : da weicht Sueton von Tacitus und noch klarer von Dio ab 1 7 6 } . Dann sind aber den drei mehr oder minder gemeinsam folgende Annahmen als die richtigsten erschienen : der Tod geht auf die Nächsten zurück, ein Befehl, eine Kabinettsorder ist seine Grundlage und der Rückhalt für den Wachoffizier, der die Tat ausführen läßt ; der Täter meldet dem Tiberius, 'factum esse quod imperasset', dieser antwortet, 'neque imperasse sese et rationem facti reddendam aput senatum', aber diese ratio bleibt aus 1 77) . An Verzicht auf Sühne konnte angesichts der Stellung des Toten zu Augustus und den nun Regierenden nur den Höchst stehenden gelegen sein ; hier war der innere Halt für diese Kette von „Fakta", die angenommen werden mußten, da diese Sühne ausblieb, aber selbst kaum kontrollierbar waren. So ergab sich weiter zweierlei : Einmal, wer war der Urheber des Befehls und damit für die Tat verantwortlich? Dann, wem war es zu verdanken, daß die Sühne unterblieb? In der Beantwortung dieser beiden Fragen zeigen sich bei den drei Berichterstattern erhebliche Ver schiedenheiten 1 78} . Sichere Beweise waren nie vorhanden. So er schöpfen sie auf der Suche nach dem Verantwortlichen alle Mög lichkeiten der Verdächtigung, die es gab, gehen indes alle drei von einer ersichtlich alten Ansicht aus, daß der sterbende Augustus selbst noch den Befehl unterzeichnet habe. Ist diese Ansicht wirklich alt, dann versteht sich plötzlich von ihr aus und von ihr allein ganz die Auffassung des Velleius (S. 33} , daß Verbrechen und Tod des Agrippa wie Schuld und Sühne zusammenhängen ; er folgt einer offiziösen, mehr oder minder geduldeten Version, nach der Agripp a für seine Verbrechen büßte 1 79) . Ihr z u Trotz ist aus dem geheim gehaltenen Tod zur Unzeit soviel zu erschließen, daß Zweifel dar über nicht aufkommen können, wo letzten Endes die Verantwor-
36 tung ruht. Oh hei dem sterbenden Augustus oder bei Livia oder Tiherius oder je beiden oder allen drei oder auch im Rat des Sallust der Ursprungsort für die Tat ist, oder ob Tiberius angesichts seiner strengen Haltung gegenüber dem Recht und der Frage der Nach folge im Princip at absichtlich von der Teilnahme freigehalten wurde, damit er reine Hände 1 8 0 ) und ein unbeschwertes Gewissen behielt, darin, daß auch er schwieg, ja, daß die Tat überhaupt nicht verhindert wurde, liegt auch seine Schuld, umsomehr, als sie letzten Endes seinetwegen geschah und ihm auf die Dauer am schwersten geschadet hat. Hier erweist sich von neuem die Bedeutung der arcana imperii, jener geheimen Kräfte, die in Gegenwirkung gegen die Legitimität das Werk des Augustus sichern halfen. Weitere fügen sich diesem an. Die Schilderung, welche Tacitus ( I 7, S. 26) von dem Eindruck des Todes des Augustus auf die Römer, vornehmlich die Mitglieder seines eigenen Standes gibt, ihrem verlogen-geschäftigen Gemächte, in dem Trauer und Freude, Klage und kriecherische Lobhudeleien sich mischen, damit niemand meint, man sei etwa froh über den Ausgang des Regiments oder gar trauriger üher den neuen Anfang, reiht sich in ihrer bündigen Grimmigkeit würdig der früher über di e Lage vor dem Tode gebo tenen an (S. 1 67) . Während Velleius (S. 14) von der zitternden Angst des Senats, der Verwirrung des Volks, der Angst der Stadt vor dem Untergang spricht, kennt er nur diese Servilität. Nichts von einer Gegenwirkung zur Wiederhersteflung des alten Staats der libertas ; denn alle Kreise sind längst der Monarchie verfallen. Wie seltsam dagegen ist der Kontrast zwischen a.Xa.iw crtc;; benützt daher AcG 10 f. und AcL VI 29 ff., hält sich aber an den gegebenen Text, wo er doch frei hätte Tonans mit BpovTwv, dem in Kleinasien geläufigen Epitheton, geben kön nen. Dies alles sichert die Abhängigkeit der I:uvKeq>a.Xa.iw crtc;; vom griechischen Text wie von der summa ; dieser Mann kann mit den Verfassern der beiden nidit identifiziert werden, aber auch er gehört
135 gewiß i n die Nähe des Vf. der letzteren und na ch. Rom (S. 130 ff., 133) . Von derartigen Diskrepanzen aus ges ehen scheint daher die Unstim migkeit zwischen VI 1 4 und 1 ?'19 tr. milder beurteilt werden zu müssen : rerum omnium rem publicam potitus evKp.M Ttµc'iv 1tapaKEAEUE0'0at 1tc'iO't Kai creße0' 0 at ' Pw µu>.ov wtair. vgl. die Antwort des Tib erius an die
Einwohner von Gytheion, Kornemann, Neue Do kumente z. lak. Kaiser kult 7 Z. 18 : Tlj'.l µE'fe9Et Twv Toll €µoü iraTpo' E!, äiravTa TOV K6 crµov EuEp 'fECJtwv (Anm. 429) , vgl. auch Anm. 414.
421) Livius 1, 16 7 ; vgl. Ovid. fast. 2, 508 ; Cicero rep. 2, 20 nur das 'mandasse', ein Heiligtum zu bauen (vgl. Aug. civ. D ei 3, 15) . Grund sätzlich wichtig Ennius 1 10 V. : '0 Romule . . . te patriae custodem di genuenmt . . .' Gegenstück : Die Christen 'ftvwCJKou crt Tov 9Eov KTiCJTTJV
Kai l>T) µtoup'fov Twv oKwvTE' avdCJTCXCJlV VEKpwv Kai Z:wi'jv TOÜ µeHOVTO' alwv o,, Aristides apol. 15. Darum
sagt auch Tiberius b ei Tacitus ann. IV 38 : ego me, p. c., mortalem esse et hominum officia fungi satisque habere, si locum principem impleam, et vos testor et meminisse posteros volo ; qui satis superque memoriae meae tribuent, est maioribus meis dignum, rerum vestrarum providum, con stantem in periculis, o:ffensionum pro utilitate publica non pavidum credam. h a e c m i h i i n a n i m i s v e s t r i s t e m p l a, h a e p u l c h e r r i m a e e f f i g i e s e t m a n s u r a e. nam quae s a x o struuntur, si iudicium p osterorum in odium vertit, pro sepulchris spernuntur etqs. - Aber gerade ihn haben die Tatsachen widerlegt. Und Livia handelte richtig, als sie ludi Palatini in memoriam Augusti stiftete (Tacitus ann. I 73, Anm . 436). 422) Plutarch Rom. 28, vgl. 27 ; zum Schluß vgl. Livius 1, 16 8• KupivE !>aiµov EiriTpoirE ' Pwµaiwv YJ'fEµovia,, ruft ihn noch Themistius or. 13 p. 180 (Wissowa, Rel. 2 156 2) an, wie Iulian or. 5, 154 0 noch davon spricht, daß €E ' Hll.iou KaTfiA9Ev Ti ljluxi'] Toü �Eoü Kupivou. Auf rationale Kritik der Über lieferung kommt es hier gar nicht an ; was die Schriftsteller erzählen, sind nicht Märchen, die sie ersannen, sondern Zeugniss e vom Glauben der Menschen dieser Zeit. 423) Romulus : Livius 1, 16 3 ; Caesar : Ovid met. 15, 841 f. Daher die Eingliederung des Augustus in die Götterreihe neb en Mars, Anm. 434, nach Mars und Iuppiter, Anm. 432, in der Heeresreligion, während der genius des lebenden Kaisers später nach den Göttern erscheint (v. D oma szewski, Rel. d. röm. Heeres 68). Im Reichseid, CIL II 172 = Dessau 190 (vgl. Bruns fontes 7 1 02), nach I. 0. M. und vor den ceteri omnes di immor tales (bzw. nach ZEu' :twTl'jp, vor der Stadtgöttin), während z. B . CIL XI 1331 pro salute imp . Neronis nach der kapitol. Trias Felicitas, Roma, divus Augustus, fast eine Art jüngerer Trias und Gegenbilds (Augustus und Iuppiter, vgl. Anm. 347) jener, erscheinen . 424) Dio 46 1 Kai 9taCJwTa, = Tac. I 54 (Aurel. Vict. 1 6, Anm. 429) , er sichtlich chronologisch scharf erst hier, vor der Feier der ludi Augustales, weil zwischen 17. September und 1 2. Oktober auf Grund des SC. die sodalitas konstituiert sein muß : idem annus novas caerimonias accepit
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addito so dalium Augustalium sacerdotio, ut quondam T. Tatius retinendis Sabinorum sacris sodales Titios instituerat. Ihre Bestimmung hist. II, 95 ; bei den am natalis Vitellii veranstalteten i 11 f e r i a e N e r o n i caesae publice victimae cremataeque ; facem Augustales subdidere, quod sacer dotium . . . Caesar Tiberius Iuliae genti sacravit. Daher wird ihrer Ini tiative zuzuschreib en sein, daß 'sacrarium g enti Iuliae effigiesque divo Augusto apud Bovillas dicantur (17 n. Chr., Tac. ann . II 41), sie werden dem templum divi Augusti als dem Haupttempel des Kults und seiner Priesterschaft, etwa als Kultbrüderschaft oder als 'Domkapitel', angegliedert gewesen sein ; ihnen wird die Hut des sacrarium im Geburtshaus (Sueton Aug. 5) und des locus nutrimentorum in Velitrae (Sueton Aug. 6, Anm. 400) unterstanden, und sie werden Beziehung·en zu der Priesterschaft des Templum in N ola (S. 89, Anm. 392) mit dem Sterbehaus unterhalten h aben. - Tac. III 64 : supplicationes und ludi magni mit pontifices, augures, XV s. f. pro valitudine Iuliae Augustae. Über Organisation , Rang, Ergänzung Wissowa Rel. 2 345, 484, 488, 564. '21 ordentliche Mitglieder, zu denen der Kaiser Tiberius mit Drusus, Klaudius und Germanikus supra numerum hinzutrat.' Warum gerade die sodalitas Titiorum als Vorbild gewählt wurde, bleibt unklar, die Meinung der Zeit über deren Entstehung reicht nicht aus . Daß sie selbst als Institution vorbildlich sind, ist bekannt. 425) Dios \epd sacra, darüber Wissowa 2 398 ff. Es müssen allg·emein die novae caerimoniae (Anm. 424), caelestes religiones sein, indes nicht nur die Sakralhandlungen der Augustales, s ondern auch die des von Dio vergessenen flamen Augustalis, der l€peta Livia-Iulia, die 46 , erwähnten Handlungen vor der Statue im Marstemp el umfassen ; gentilicische sacra und publica gehen da nebeneinander her, die, da das Ritualienbuch ver loren ist, im einzelnen nicht erschließbar sind, aber Opfer (unblutige, auch blutige) , vota, responsa, den täglichen Dienst bei der Statue, die großen Feste, Prozessionen, die Fahrt der Statue in den Circus zu den ludi, 'solisternia, lectisternia, laetitiae et ludi' (Tertullian ad nat. 1, 10), aber auch alle sakralrechtlichen Verpflichtungen umfaßten. Von Ritual und Liturgie, Hymnik und Gebeten, von der Symbolik und D ogmatik des Kults ahnen wir kaum etwas. 426) Dio hat ihn vergessen ; seine Existenz gesichert, Aurel. Victor Caes. 1 6 , Anm. 429, Samter R. E. VI 2492, Wissowa 2 521. Vorbild : flamen Iulialis oder Iulianus Caesars (Zeug·nisse Wissowa 2 521 9) \epeu� 0[ eou ' llouAiou IGRP III 612, Dio 44, 6 4 : \epfo .. o uµ€vriv dTrE1>E1Eav (er hat also 321 im vollständigen Text die testamentarische
Adoption nicht erwähnt, Anm. 231) gesi chert durch Ovid ex Pont. 4, 9, 107 'con iunxque sacerdos' und Velleius 2, 75 3 'Livia . . . quam transgressi ad deos sacer dotem ac filiam (vidimus)' (Anm. 231) (unsicher Mattingly, CBM I 141 nr. 151 pl. 26 8 : DIVUS AVGVSTVS PATER. Kopf des Augustus mit Strahlenkranz, Stern, Blitz ; Rs. : SC. 'Li via as priestess or as Pietas' ?) ; ferner indirekt durch Dio 59, 3 4 (J. 37 n. Chr.) , Antonia : TaUTTJV TE yap AüyouO"Tdv TE EU0u� Kai l € -
p € t a V T 0 () A u y 0 (J er T 0 u dTrohEiEa� Trdvrn au7iJ Ka9dTraE, ö cra Tai� d€map0 E VOI� \mdpx€1, EbwKE, auch dieses gesichert durch die Münzen der Antonia
klaudischer Zeit, mit der Aufschrift SACERDOS DIV! AVGVSTI und zwei stehenden, brennenden Fackeln (Mattingly, CBM 1 180 nr. 112 ff. , pl. 33, 21 ; 22) und die Inschrift CIL VI 921 = D essau 222 nr. 2 'Antoniai Augustai Drusi, sacerdoti divi Augusti, matri Ti. Claudi Caisaris Aug. p. p . ' D i o gibt daher d e n Titel richtig wieder ; an eine Gleichung !EpEia flami nica (über sie Samter, R. E. VI 2490) wie iEp€u� und flamen (Anm. 426) ist daher nicht zu denken ; man muß dies vermieden haben . Einen Liktor wie Livia (Dio) haben der flamen Dialis und - seit der Zeit der Konse kration Caesars - die Priesterinnen der Vesta (Zeugnisse bei 'Vissowa 507 8 ) , nach ihr also Antonia, dann auch Agrippina, als diese das flamonium Claudiale erhielt, deren zwei (wohl auch sie zugleich sacerdos divi Augusti, daher die Zweizahl, da auch die sodales Augustales zu Augustales Claudiales erweitert wurden, Wissowa 345). Sicher ist aus Dio 59, 3 " daß dieses Vorrecht nach dem Vorbild der Vestalinnen gegeben wurde ; Livia ist als Priesterin diesen (der Vestalis Maxima ?) gleichgestellt ; aber während Antonia auch die übrigen Vorrechte (Wissowa 508) gewährt wurden, bedurfte Livia ihrer nicht mehr : die Befreiung vom tutor, Sakrosanktität, das ius tri um liberorum, die ihr zu verschiedenen Zeiten verliehen waren (Anm. 230), stell ten sie den Vestalinnen gleich ; dli.s Fahrrecht (Mommsen St. R. I 394, II 823) wird auch ihr zugestanden haben, und auf das Recht des Grabes in der Stadt wird Augustus für sie wie für sich verzichtet haben. So wurde ihr jetzt nur noch der Liktor gewährt. Aber damit ist das Außergewöhnliche doch nicht erklärt. Denn Priesterinnen gibt es in der römischen Religion nur für Göt tinnen (Wissowa 185, 218 6, 299 10), nicht für Götter. Und auffallen d ist, daß im lateinischen provinzialen und municipalen Kult der Divi (Material bei Toutain, Les cultes pai:ens I 127 ff„ 141, 165 ff., Geiger, de sacerdot. Aug. municipalibus, Diss. Hal. 1913, 3 ff.) neben den flamines flami nicae, neben männlichen auch weibliche sacerdotes amteten ; die ·wurzeln für diese Institution der weiblichen neben der männlichen Priesterschaft müssen in Rom liegen ; ein Teil von ihnen liegt hier frei : Die Einrich tung des ganz exceptionellen, sicher unrömischen, auch im hellenistischen Herrscherkult beispiellosen Priestertums der Livia ist Vorbild für alle ; hier aus klaren Gründen, neutral 'sacerdos divi Aug.' genannt, während in den Provinzen unbedenklich auch die flaminica neben den flamen treten konnte, ohne notwendig - wie in Rom - dessen Weib zu sein. Es ver steht sich von selbst, daß dieses Vorbild auch einen ersten fl.amen Augustalis von höchstem Rang verlangt : Germanikus (Anm. 426). Antonia, nach =
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Livias Tod dem divus zunächst, au ch als •rrägerin julischen Bluts (vgl. etwa die harte Äußerung der Agrippina Germanici zur glei chen Frage, Tac. ann. IV 52), ist die zweite, die dritte Agrippina Claudii. Und ebenso verständlich ist, daß :fiamines und :fiaminicae und sacerdotes beiderlei Geschlechts in den Provinzial- und Municipalkulten sozial entsprechend hochstehende, mit besonderen Privilegien (vgl. CIL XII 6038) ausg·estattete Priester waren, daß ferner die Hereinziehung der ]'rauen in das Priester amt und den Kultdienst die Grundlagen des Kults verbreiterte, der Pro. paganda diente, dem Kult draußen Rückhalt gab, wie in Rom Livias Energie alle ihr Verpflichteten, vor allem die hohe Gesellschaft dem Kult zuführen mußte. Ihren Eifer b eleuchtet Tacitus III 64 so gut wie alles, was man noch von ihr hört. - Klärend noch in diesem Zusammenhang Dio 60, 5 2 : Nach der consecratio der Li via wird der Opferdienst vor ihrer Statue in der aedes divi Aug. (Anm. 428) den Vestalinnen aufgetragen {Weihrauchopfer an die diva Iulia z. B. Martial 9, 1) ; erst allmählich entwickelt sich daher der Dienst einer :fiaminica für sie, wie die provin zialen und municipalen :fiaminicae und sacerdotes der Divae es zeigen. Übersieht man dies alles, so ergibt sich, daß das Priestertum der Iulia Augusta (wie ihrer Nachfolgerinnen im Amt und ihrer Nachbilder in den Provinzialkulten), so unrömisch es wirkt, in seiner äußeren Stellung, aber auch in seiner inneren Rechtfertigung aufs engste mit dem der Vestalinnen verbunden ist. Die Begründung ist leicht zu finden : Sie liegt weniger in der bezeichnenden Tatsache, daß der pontifex maximus Caesar nach seiner Ermordung vor seiner Amtswohnung, der Regia, neben dem Atrium Vestae, dessen Priesterinnen seiner Kompetenz unterstanden, verbrannt wurde {Appian b. c. II 148) , dort einen Altar, als p arens patriae eine columna, die aedes divi luli empfing (Appian II 148, III 2, Sueton Caes. 85, Dio 44, 51, 47, 18 u. a. m.) , als vielmehr darin, daß, s eitdem Augustus am 6. März 12 v. Chr. pontifex maximus geworden war und in der domus Augusta der Vesta ein n eues Heiligtum gestiftet hatte (Wissowa, Rel.2 160 f.), in dem ihr als der mater deorum et dearum, zugleich des julischen Geschlechts an den Geburtstagen der Caesares supplicationes dargebracht wurden (Zeug nisse und Lit. j etzt bei Strack, Reichsprägung I 72 ff.), der Dienst für die Göttin des Herdes der Hausfrau - Livia oblag. Wie sie der Vesta des Hauses, dem Genius des pater familias - genius Augusti 2 1/1 Jahrzehnte lang dort geopfert hatte , erhält sie jetzt, wo der pater familias als pater patriae divus Augustus geworden ist, indem folgerichtig ihre sakrale Befug nis vom Hauskult auf den Staatskult erweitert wird, dieses sacerdotium und empfängt dafür, soweit sie nicht längst damit ausgestattet ist, die volle Rechtsstellung der Vestalin : Auch hier zeigt sich, wie weit der pater fämilias und der pater patriae identisch geworden sind (Anm. 244). S o ist auch anzunehm en, daß in der aedes divi Iuli die Vestalinnen den Dienst mitversahen, dafür das Recht des Liktors erhalten (s. oben) : Denn auch Oaesar ist parens patriae. 428) Zu Dio (vgl. 57, 10 1) vgl. die übrigen Z eugnisse bei Jordan-Hülsen, Top. I 3, 80 98 , Ashby J ourn. Rom. Stud. 9, 177. D as Wichtigste Plinius n. h. 12, 94 : . . vidimus in Palatii templo, quod fecerat divo Augusto c o n i u x .
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A u g u s t a, woraus Dios Angab e olKohoµri 0 €.v h € u n ci TE Tfj � Atouia� Kal u n ö TOÜ T1ßepiou foo 1fiSri verständlicher wird ; Dio gföt wohl die (postume) D edikationsinschrift des Baus, wie etwa Tacitus ann. III, 64 haud procul theatro Marcelli ef:figiem divo Augusto Iulia dicaret, Tib eri nomen post p oneret (das durch die fast. Praenest. zum 23. April, CIL I 2 p. 236 'sig. divo Augusto patri ad theatmm Mar[celli] Iulia Augusta et Ti. Augustus dedicanmt' und die von Mattingly, CBM I p. CXXXIV richtig hierher gezogene Münze [vgl. I 130 nr. 74, pl. 23 1 7 ] DIVVS AVGVSTVS PATER 'Augustus im Strahlenkranz mit Zweig und Scepter auf Thron, vor Altar' bestätigt wird) ; Dio folgert hieraus wie Tacitus III, 64, ön Kal ai!Ti) Twv nparµciTwv w � Kai miTapxoüoa avTmotEtTo. In Wirklichkeit hat sie schon zu Lebzeiten des Augustus Tempel gebaut (Gardthausen I 2, 1030 ff„ Wissowa 2 217), und j etzt war sie Priesterin des divus und das Ganze sicher eine familiäre Angelegenheit (wie auch der zweite Satz der ge nannten Fasten zum 23. April zeigt, daß dieser Tag der Stiftung des Bildes für den p a t e r derselbe ist, an dem das 5 0 . Jahr seit der Anlegung der toga virilis durch Tiberius begann ; pater ist also hier nicht p. patriae [Mattingly] , sondern p. familias). (Die zur gleichen Serie gehörende Münze llfattingly I 130 nr. 76 ff. SPQR Iuliae August. mit carpentum und 79 ff. Iulia als Iustitia, 81 ff. Iulia als Salus Aug. werden zum 80. Geburtstag der Livia am 30. I. 23 ausgegeben sein.) So wird auch die aedes divi Augusti von Livia begonnen, von Tiberius nach ihrem Tod fortgeführt. Über die aedes, die vom Senat nach dem Vorgang der aedes divi Iuli als Kultstätte beschlossen wurde, alles an Zeugnissen und älterer Literatur bei Hülsen 80 ff„ Ashby, Journ. Rom. Stud. 9, 177 ; vielerlei noch problematisch. Inhaber der aedes ist divus Augustus, Beisassin Livia-Iulia nach ihrer Konsekration (darauf sich z. B. beziehend Mattingly I 195 nr. 224 f. [pl. 37 7] Vs. DIVVS AVGVSTVS · SC, Rs. DIVA AVGVSTA) , sie nach dem Vorbild der Hersilia, Ovid met. l.4, 829 ff. (auch wenn diese dichterische Erfindung sein sollte, Wissowa, Ges. Abh. 142, da Seneca Apoc. 9 nach der sententia des Diespiter bei der consecratio des divus Claudius dieser Gott sein soll 'ita, uti ante eum, qui optimo iure factus sit, eamque rem acl metamorphosis Ovidi adiciendam', der Bericht üb er Romulus aber nicht bloß für Literatenwitzeleien Bedeutung hat) . Ihr Kultbild Mattingly , I 195 nr. 224 -pl. 37 7 • Ein aedituus templi divi Augusti et divae Augustae CIL VI 4222. Unerklärt ist noch der Rundtempel auf undatierten Münzen tiberischer Zeit (Mattingly I 140 nr. 141 ff„ vgl. p. CXXXIX) : Vs. DIVVS AVGVSTVS PATER, Rs. SC, Rundtempel mit 6 sichtbaren Säulen auf dreistufigem Unterbau : r. u. l. auf hohen Sockeln ein Kalb und ein Lamm. Er muß zur Vs„ dem divus, Beziehung haben ; Dresse! (Z. N. 1900, 40) erwägt : Vestatempel, 'possibly right' Mattingly, der zugleich auf das von Agrippa errichtete Pantheon (Dio 53, 27), das eo:>i.oethE� war und Statuen des Divns Iulius und Augustus enthielt, hindeutet. Ist es die aedicula Vestae in domu Imp. Caesaris Aug. auf dem Palatin, Jordan-Hülsen I 3, 76 90 (Anm. 427) ? Oder ist es die aedicula zu dem signum, das Livia und Tiberius im Jahre 23 dem Divus p ater stifteten (s. ob en) ? -
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429) Es sind die aedes Augusti, '.reß acrTela im Westen und Osten, über die später zu handeln ist : vgl. ganz allgemein Aurel. Victor, Caes. 1 8 : hin cque uti deo Romae provinciisque omnibus per urbes celeberrimas vivo m o r t u o q u e t e m p l a, sacerdotes et collegia sacravere. Was Dio berichtet, sieht zunächst wie ein Zusatz aus eigenem Wissen aus, und es scheint Tacitus' Bericht über den Bau des templum in colonia 'farraco nensium (I 78) p e t e n t i b u s Hispanis p e r m i s s u m entgegenzustehen ; aber wie die Spanier der Tarraconensis die Bauerlaubnis für den Tempel des Divus - nach der Anordnung der Nachricht im Text etwa Mitte 15 n. Chr. - nachsuchen müssen und erhalten, so legt die Gemeinde der Gytheaten ihr Gesuch um Genehmigung des Statuts für die neuen Sebasteen der Stadt - da ein Kaurap etov vorhanden ist, b estand schon Kult - vor dem 27. Juni 15 (Kornemann, Neue D okumente z. lak. Kaiser kult 16) vor und erhält diese : €] cp' ot� öµd� €1rmvwv 1rp ocrfiKetv Ö1r[ o]Aaµßdvwt Kai KOlVf\ 1rdVTa� av0pumou� Kai ibia TftV ÖµETepav 1r6Atv Etatpfrou� cpuAdcrcretv T•\I µere0Et TWV TOU €µou 'lraTpci� el� cfaaVTa TOV K6crµov eueprecr1wv (Anm. 420) Ta� 0eoi� 'lrpmoucra� Ttµd� (Kornemann 7, Z. 17 ff.), also mit einer Belobung
im Kurialstil. In b eiden gleichzeitigen Fällen also Gesuch und (lobender) Be scheid : die Formel wird ähnlich auch für die Spanier und für alle gelautet haben, die nachsuchten. D eren Zahl läßt sich nicht einmal aus der Zahl der uns bekannten Augusteen im Reich gewinnen ; die zahlreichen Zeugnisse für den Kult des divus Augustus ab er beweisen es, daß unter ihnen genug �K6vTE� gewesen sein müssen ; zu ihnen muß anfangs auch Kyzikos gehört haben, das im Jahre 20 v. Chr. wegen Geißelung und Tötung von römischen Bürgern die Freiheit verlor (Dio 54, 7 8 ) , sie aber, wohl auf Verwendung Agrippas (IGRP IV 146, Wilhelm, Anatolian Studies 427) 15 v: Chr. wieder erlangte (Dio 54, 23 2, Sueton Aug. 47), nach dem Tode des Augustus zuerst ein fiptjlov zu b auen begann (Dio 57, 24 8 ) und Tib erius als '.reßacrTci� Tci beuTe pov eine Statue setzte (IGRP IV 137), dann aber im Jahre 25 incuria caerimoniarum divi Augusti und durch neue Römerfeindschaft (Tacitus I V, 36, Sueton Tib . 37, konkret Dio 57, 24 6 : ÖTt TE ' Pwµaiou� Ttva� €bJ'l crav Kai ön Kai Tci fiplj'.Jov, ö Tlfl AuroucrT41 'lroteiv !;pEavTo, ouK €EeTeAecrav), also infolge tätlichen Widerstands einer herrschenden Opposition geg·en das Reichsregiment von neuem die Freiheit verloren. D er Tempel muß weiter geführt worden sein (IGRP 146 Z. 9 heißt die Stadt vewK6po�) ; also gilt auch hier Dio 57, 10 , : Kai Ta fiplj'.Ja mhou, Kai öcra ol bf\µ01 · Kai öcra ol ibtWTal E'lrOiouv, Ta µev auTci� [als Pontifex Maximus] Ka01epou (wie in Nola, Sueton Tib. 40), Ta b€ Twv 'lrOVTtcpiKwv Ttvi 1rpo creTacrcre [zum Verständnis Wissowa 473] , wenn dies auch zunächst nur für die italischen Gemeinden und die römisch-italischen Rechts gilt, für die p eregrinen die lex dedi cationis quae fit nostro iure (Plinius ad Trai. 50) nicht in Betracht kommt ; hier ist aber der Vorgang, daß die Regierung Wert auf die Verehrung des divus Aug. legte, den Kult offiziell förderte, die Genehmigung erteilte, ein liKwv aber - lib ertatem amisit, die Tempel gleichwohl vollendet wurden. Hier liegt die Religionspolitik zutage, die es darauf absah, die Widerstände zu üb erwinden. Auch die Strafbestimmungen im lepci� v6µo� der Gytheaten (Kornemann S. 8 Nr. 3, Z. 14 ff. ; b es. 36 ff. ; 40 ff.) zeigen
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klar genug, wie energisch man diesen Willen hinter der kurialen Geneh migungsformel sichtbar werden ließ (vgl. das Vorgehen der Triumvirn nach der Konsekration Caesars Dio 47, 18 5). Im ganzen : Dios Angabe ist unmöglich ein eigener, referierender Zusatz ; i m S e n a t m u ß e i n B e s c h l u ß g e f a ß t worden sein, der die Einrichtung des Kults (vgl. auch Anm. 427) und den B au von Augusteen nach dem römischen Vorgang, wohl nicht immer nach diesem Vorbild, den Provinzialen zur Pflicht, aber aus Verwaltungs- und Finanzgründen von der Genehmigung der Regierung abhängig machte. 430) Nur Sueton Aug. 5 (Anm. 400, 424) ; über die Lage (Nordostecke des Palatin) Jordan-Hülsen, Top. I 3, 63 eso · Wichtig : 'senatus actis con tinetur' ; der Vorgang, von Dio nicht erwähnt, gehört, wie die Ge schichte des Laetorius zeigt, nicht zum Ganzen der Konsekrationsbeschlüsse, sondern ist ein einzelner Nachtrag, der sie voraussetzt (vgl. divus, deo) ; ob Laetorius mit seinem Einfall, den proprius suus ac peculiaris deus als Schützer vor seine Strafe zu schieben, Erfolg hatte, ist unbekannt. Dazu auch der locus nutrimentorum in Velitrae, Sueton 6, Anm. 400. Damit sind die Stätten der Geburt, der Kindheit, des Sterbens (S. 89, Anm. 430) loca sacra ; auch das ist für das Gesamtbild dieser folgerichtigen Gottwerdung nicht gleich gültig. Vgl. auch Sueton Dom. 1 'domo quam postea in templum gentis Flaviae convertit', nach diesem Vorgang und weil eben, wie Titus es ruhig aussprach, principatus fato datur (Sueton Tit. 9 1, Anm. 164) und dieses Charisma über sein Haus gekommen war ; ferner Plinius ad Trai. 70/1 und das Haus in Stratonikeia-Hadrianopolis, Untersuchungen z. G. d. K. Hadrianus 198 ; ferner Dio 68, 30 1 : Traian Evrrr t . f) c; K a i 'lr a p a T o ü b Ti µ o u t!. 'Ir € 0 e T o ; auch Dio spricht also von beiden souveränen Instanzen,
in deren arbitrium Augustus die res publica übertragen hat ; und, auch wenn Augustus selbst in den rg. VI 16 schreibt : 'quo pro merito meo senatus [co]n[s]ult[o Au]gust[us a]ppellatus sum, so war dieses SC auf „ ' Grund der � ent��tia des Munatius d er Vorgang für den Beschluß des Volkes und mit diesem, der nicht entbehrt werden kann, erst Vollständig keit erreicht. So geschah es auch (rg. I 37 f . ) b ei der Ü bertragung der außerordentlichen Ämter. So ergibt sich, daß am 13. I. in_ der Sitzung des Senats die translatio rei publicae in arbitrium senatus p. q. R. er folgte, der 14. und 15. I. als dies vitiosus und Festtag ausfielen, am 16. I. in einer Senatssitzung der Antrag des Munatius, dem Caesar divi f. das cognomen 'Augustus' zu verleihen, zum Beschluß erhoben wurde, daß in Erinnerung an diesen Beschluß und Tag im Jahre 10 n. Chr. die aedes C o n c o r d i a e in foro dediciert wurde, nachdem zuvor Tiberius als Sieger 'de Pannoniis et Dalmatiis' 'urbem intravit', daß an diesem Tag (nicht schon am 15.) in Kumae eine supplicatio Augusto wie in Praeneste abge halten wurde ; daß schließlich am 17. I., dem Hochzeitstag des Augustus und der Livia, an dem Tiberius dem numen Augusti eine ara weihte, der Felicitas imperii geopfert wurde, der populus Romanus den Senatsbeschluß vom 16. I. ratifizierte. Ex SC ist seit 17. I. 27 der Titel 'Augustus' cognomen des Caesar. Darum ist dieser Tag für Livia, Tiberius und Klaudius maßgebend geblieben. Mit der Ansetzung des Beschlusses auf diesen (zunächst rein privaten) Gedenktag der Ehegenossen erhält die Ehe selbst, die offenbar nach der allgemeinen Meinung unter bösen Vor zeichen (Dio 48, 43 4 ff. , 44 8) und mit Gewalt zustande gekomm en, damals freilich durch Beschluß des Pontifices (Dio 48, 44 2 , Tacitus .ann . L 10 'consulti per ludibrium pontifices') für gültig1 erklärt worden war, öffent liche Bedeutung und Weihe, und der Ansatz der ludi Palatini, der con secratio divae Augustae auf den gleichen Tag ist nur, freilich auch im vollen Umfang, Fortsetzung dieser Politik durch Livia selbst und Klaudius, ein ungewöhnliches Meisterstück politisch-religiöser und propagandistischer Regie, eine Glorifikation der Ehe selbst, der größten politischen Tat des 'Augustus' und der Frau, die am 80. Jahrestag der Eheschließung, fast 13 Jahre nach ihrem Tode, als diva dem divus gesellt wurde. Die palatinischen Spiele sind ludi scaenici (s. oben) ; Iosephus berichtet noch Einzelheiten über sie, freilich nur über den 6. Tag, der nicht mehr zum ursprünglichen Fest der Livia gehörte . . Er schildert (86) die zu sammenströmenden . Massen, wie sie im Theater bunt durcheinander sitzen, ohne Rücksicht auf die Rangordnung der Stände, Geschlechter, .
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Alter, (87) das Opfer, das Kaligula dem I: e ßct a T 6 c; Kaiaap darbringt und bei dem - seltsamerweise - ein Flamingo geopfert wird (Sueton Cal. 57 4) ; dann das. T h e a t e r, einen alljährlich neu errichteten Bau mit 2 Türen, einem Unterkunftsraum für die CLVTct"fWVla>.aiwa1�, die nicht ganz f ehlen kann, vgl. für At Anm. 462, unter dem Text stand, falls sie indes auf der Nebenseite der Basis aufgetragen war, - 18 1 s) , zusammen 194 (bzw. 175) Zeilen des AcG, zu welchen die ungleich großen 14 (12) Vacat nach den Kapitelschlüsseln noch zu berück sichtigen wären. Daraus ergibt sich rechnerisch, daß keinesfalls nur 2 (V/VI), sondern 3 (V-VII) Kolumnen für Ap in Betracht kommen ; aber auch nicht m e h r, da bereits Kol . IV im weiteren Verlauf den Zeilendurch schnitt um 3-4 1 erhöht haben muß (s. oben), um 2470 l unterzubringen und Kol. V den Zeilendurchschnitt (s. oben) schon in den ersten 6 Z. auf ± 56 l erhöht. Angesichts dieser Tatsache muß die I:uvKEq>a>.aiwa1� sogar unter dem Text noch Platz gefunden haben, da die etwas über 7000 Buchstaben des in V -VII unterzubringenden Schlusses von AcG (einschließlich der I:uvKEq>a>.aiwa1�) im Durchschnitt für eine Kol. nur + 2340 1 ergeben, also weniger, als in Kol. IV unterkamen . Damit ist sicher, 1. daß Ap 7 K o1 u m n e n hatte ; 2. daß Praeskript und I:uvKEq>a>.aiwa1� vorhanden waren ; 3. daß darin Ap zwar mit AcG geht, aber die Gesamteinteilung anders war als bei diesem (S. 115 f.). Charakteristisch aber ist dies, daß rech nerisch der Anfang des K ap. 19, mit dem der 2. Teil der rg. beginnt (S. 1 1 7 :ff. ), genau in die.Mitte. von Kol. IV fallen muß, so daß eine bewußte Verteilung des Gesamtstoffes, der abzuschreiben war, wie in den anderen Abschriften, die wir besitzen, vorliegt. Damit dürfte auch der Wortlaut des Praeskripts dem des AcG entsprechen . Das ganze Exemplar erweist sich als in allem AcG nahe verwandt. 489) Das in Anm. 488 Erschlossene erweist sich durch die neuen Funde als richtig (vgl. MAMA IV 51 f.). (Über die Lesarten ist später zu reden, S. 118 *) . 1. ist Klarheit über Zusammengehörigkeit von Dedikationsinschrift (Anm. 466) und Ap gewonnenen. 2. ist aus fr. A (MAMA Tafel 35) eindeutig die Anordnung der Kolumnen (II) , III, IV, (V) abzulesen ; Kol. IV sitzt unter 0EQI I:EBAI:TQI (Anm. 466), also in der Mitte, woraus folgt, daß nur 7 Kolumnen im ganzen vorhanden waren. 3. sind zwei neue große Frag mente (B = MAMA Tafel 36, C = Tafel 37) gefunden, von denen B (nach einer verlorenen Zeile) an fr. 4 anschließt und 32 mehr oder minder voll ständige Zeilen des Textes (= AcG 9 1 - 1 1 1 ) der Kol. IV gibt, während C zu fr. 5 so gehört, daß von Kol. V jetzt Z. 1-40 (= AcG 1 1 1 0 - 1 4 3 = 63 1 /2 Z. mit 5 'Vacat') feststehen ; ferner sich ergibt, daß zwischen Kol. IV und V genau 8 z. des AcG (11 1 fin . - 9 +Vac.) mit 295 1 fehlen, für die Calder 6 Z. des Ap. annimmt, was dem Durchschnitt der ersten 6 Z. (s. oben) ent spräche. 4. da die Durchschnittszahl der Kol. V 1-6 (s. oben) von 56 1 sich in Z. 7-40 (infolge zweier 'Vacat' trotz der großen Einzelzahlen in C 14, 1 5, 30) nur um 1 -2 1 erhöht, die Gesamtzahl der Buchstaben dieser 40 Z.
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schon fast 2300 erreicht, während der Durchschnitt für Kol. V-VII (ein schließlich :EuvKEcpa;>.,aiwcnc;) kaum viel mehr zu sein braucht, ist auch hier Sicherheit zu gewinnen, daß die :EuvKEcpa;>.,aiwcnc; am Schluß mitgegeben war. 5. bei einer Durchschnittsziffer von 56 1 in der Zeile und selbst einer Anzahl von Vacat sind höchstens 126-130 Z. für Kol. V-VII im ganzen erforderlich ; das würde bei der Annahme von 46 z. für die Kol. für V/VI = 92, für VII noch 34-38 Z. ergeben ; auch dies ist also . der Hypothese von der :EuvKE richtig, falsch aber nach INCISARVM > gegeben (Anm. 525, vgl. 522). 497) Momm sen (ihn abschreibend alle Herausgeber) hat p. LXXIII über Kol. XVII nur ßYl:I gelesen, ohne sich an der Unwahrscheinlichkeit des offenen Auslauts zu stoßen. Der Gipsabguß ergibt völlig einwandfrei die selbst auf Mommsens Tafel erkennbaren Reste ( 1 . Fußpunkt, r. obere Haste) von N, also buai� ; darum 107 Buchstaben. 498) Die Breite der Buchstaben schwankt naturgemäß stark (l: = 9,6 cm breitester), die Spatien zwischen ihnen sind ebenfalls ungleich, indes (nach genauen Messungen) so, daß sie mit Buchstaben zusammen durchschnitt lich 17 cm ergeben. 17 X 107 = 18,19 m, dazu letztes Spatium gegen Kolumnenrand = 8,5 = 18,275 = 60 F. (Anm. 495). Kol. 17 überragt um. 30 cm das Ende des Praeskripts ; bei scharfer Normierung waren die 18 Kol. dem Pr. unterzuordnen ; ab er, wie teils die Spatien (Kol. 1 4/5 = 14 cm, 16/17 = 15 cm, 18/9 = 15 cm), teils die Kol. (z. B . 17 = 97,3) breiter, vor allem die Spatien durchweg um 4,5-7,5 cm breiter als in AcL sind, ist schon bis Kol. 9 mehr als 1/2 Kol. ( 49,4 cm) verloren, bis 13 über 8 /4, bis 17 über eine ganze Kolumne. 499) Wäre der Abstand der AcL-Kol. eingehalten, so wären immer 3 Kol. zwischen 1 Säulenabstand gefallen, ferner 18 Kol. AcG = 6 Kol. AcL, außerdem die ganze Inschrift besser pouderiert, da Kap. 19 = Über gang von 1. zur r. Wand in AcL auch hier genau in der 'Mitte' (9 : 9), schließlich immer 6 Buchstaben des Pr.'s über jeder Kolumne gewesen wären. Zum Einwand, daß der zweite Teil des Textes länger als der erste ist (Anm. 488) und daß in AcL 1-III Praeskript + 135 Textzeil,en in IV-VI = 136 + 15 (Summa) entsprechen, während hier das Pr. gleich mäßig über alle Kolumnen Raum entzieht,. ist zu sagen, 1. daß das lat. Pr. 77 Buchstaben · mehr zählt, 2. daß bei einer Erhöhung der Buchstaben zahl in Kol. 10- 1 8 um nur rd. 2 pro Zeile (vgl. Ap, Anm. 488) Kol. XIX entbehrlich, 3. daß bei Einhaltung der interkolumnaren Spatien von 7, 4 wie im AcL alles in Ordnung gewesen wäre. 500) Üb er den Schriftcharakter ist S. 125 ff. zu sprechen. 501) µe0epµ11veuea0cxi häufig, s. Sophokles, Lex. ; Steph. Thes, V 667 ; Preisigke, Wörterbuch der Pap. II 61, z. B. Polyb. 2, 26 6 : Tou� Kcxi\ouµ€vou� ·EKTpcxopbivcxpiou�, Ö µ. emi\EKTOU� b1'] i\Ot, Ü bertragung aus der fremden =
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s. 1 1 8
Sprache, die erläuternden Charakter haben kann, nicht muß ; oder Joseph. 1 5, 10 ; XII 20. - 1'.ntE"(pdq>ri oav = exemplar subiectum, vgl. etwt>. Ditten berger Syll. 8 781 11 (1 a. Chr.) Ti)v üno"fE"fpaµµEvY]v E'lrlOToA.fiv, II. Edikt von Kyrene, Premerstein Z. Sav. St. 48, 426, Z. 53 : r, mlA.t� TÖ EµÖv dvoµa Ü'lrE"fP«ljlEv. Daher ist auch Mommsens (rg. 2 XI) Auffassung von 'subiectum' (jetzt auch Premerstein Klio 1932, 200) als Hinweis auf den Kanzleistil und Wieder gabe der Notiz aus dem Begleitschreiben hinfällig. npdEEt� korrekt res g estae, vgl. AcL 1 24 AcG 2 14, wo Mommsens Ergänzung [Ta npd"[µaTa] sich weder mit den Resten noch mit dem Gebrauch von npd"f µaT« in AcG vereinigen läßt. bwpEai = impensae, beides sonst in AcL wie in AcG anderem entsprechend. Daraus folgt indes nichts. Denn AcG 19 7 bwpwi deckt sich mit der korrekten Stelle 8 .., impensa AcL VI 39 aber ist konkreter als impensae des Pr. Der Singularis häufig von Varro bis in die Spätzeit ; selten, wie es scheint, erst ciceronisch-augusteisch der Pluralis : Oie. or. III 60 ; bell. Alex. 50 3 ; N epos Phoc. 1 4 ; Liv. 6, 17 2 ; 24, 34 8 : Hieronis impensis curaque per multos annos ; 37, 35 11 u. ö. Augustus sagt privata impensa wie Liv. 24, 1 1 9, mea impensa wie andere (z. B. Cic. ep. 8, 1 1 ' vgl. auch für Augustus Frontin de aq. 125), aber (AcL IV 9) im p ensa grandi ist sonst nicht bekannt, entspricht j edoch dem häufigen 'pe cunia grandi' (seit Plaut. Capt. 258). Impendi (AcL III 33) �bwKa (AcG 9 11), ersteres hier wohl zuerst, letzteres die Gleichung impensae = b wpwi stützend wie das vorausgehende praemia = b wpwi. Über die artikel losen Substantiva s. Meuwese 50, aber folgt daraus etwas für einen klein asiatischen Verfasser ? Es stützt die These von der gewollten Gruppierung der Worte. - Zu EVKEX«P«"fµEva� bedarf es keiner Belege. anEA.mEv (vgl. Preisigke, Wörterb. 1 185 nr. 12) : Nur hier wird die testamentarische Hinterlassenschaft berührt, darum ist es viel bezeichnender als 'positae' und entspricht der Vorstellung bei Euhemeros - Ennius (vgl. Anm. 420). Im Satzbau wie im einzelnen also weitgehend freie Formulierung. 502) Überlängte Buchstaben nicht aus grammatischen Gründen, sondern der 'Handschrift' eines Steinmetzen eigentümlich, in Kol. III , VII (häufig). VIII, IX, XVII. 503) Über die lat. Lesezeichen s. Anm. 525. Die griechischen, von denen m. W. nur die zu AcG 10 1 und 1 6 29 von v. Domaszewski (l\fommsen it XXXIII, 190, danach die späteren) beachtet worden sind, sind gesichert : 10 1 > (2 Mal) ; 129 , s. S. 121 ; 13 1 2 fin. ETE I M H > (kaum Trennungszeichen, eher ähnlich wie 12 9 zu bewerten) ; 1 6 H C:, ; 1 8 1 6 .:;, u. < ; unsicher 4 7 1. von Q, Steinfläche verletzt, aber ':! in Resten, 7 10 nach KAEto6f\vm >, über 7 11 init. wahrscheinlich >. Nur 7 11, 13 11 setzen sie j eweils eine Zeile zu hoch ; die übrigen entsprechen genau : 4 7 = 1 46, 7 11 = II 46, 10 1 = III 43, 13 11 = IV 54, 16 24 = V 54 (besonders b ezeichnend), 18 18 = VI 28 : . Sie zeigen d i e E i n t e i 1 u n g d e r K o 1 u m n e n d e s A c L a n ; durch 10 1 und 18 u sind sogar die zwei Teile 1-111, IV-VI 28, Kap. 1 -18, 19 -35 scharf ab . gegrenzt, s. u. Die Zeichen entsprechen der Koronis, die am Ende eines ganzen Abschnittes gewöhnlich links steht, Schubart, Papyruskunde (Gercke-N orden 1 9) p. 39, - Sehr selten P a r a g r a p h o s im gesicherten Text : (Über l 2 2 s. Anm. 574) ; 1 24 �KOljla / ; 3 17 XHPOTovri6uh /; 13 2 fin. EvauAI
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1 18. 1 1 9
µdx11crav = 14 " ; 18 16 (4,2 cm) vor liTe ; 1 8 6 µapTupet /, folgt Spat. von 3 cm (vgl. AcL VI 21) ; 1 8 19 µup1d!lwv (vgl. AcL 6 so vacat). Spatien : 4 10 (3,5 cm) nach EltE>.eEa (= AcL II 2) ; 5 9 vor e1oararwv (3,5 cm) = II 11 (Vacat, neue Z.) ; 5 1 0 (2 cm) vor EK j 6 13 foaveAT]Au0eiv (2,5 cm) ; 6 2 0 EljlT].. e i1J1w · Kai Tdp 'ltOU 'ltOAAaxoii auTa Kai T E T p a µ µ € v a K a i T E T U 'lt W µ E v a K a i o p ii v K a i a v a T t T v w a K e t v !\uvaaae (S. 1 1 1 ) ; also war die Auffassung selbst verständlich ge worden ; und andererseits ist gerade der Inhalt dessen, was dort weiter dargelegt wird (TTjv 1t61.. w eu1topwT€pav Kai buvaTw TEpav eEeipT vgl. auch Anm. 508 ; > fehlt auch II 9 fin. (zu III 8 mei ' vgl. Mommsen z. St.), ferner III 9 nach dedi, III 23 mea ; unregel mäßig III 30, zweimal vor et (das erste vielleicht auch in At). Warum V 27 nach regis Spatium von 3,5 cm steht (auch AcG 15 87 gibt nichts), ist nicht einzusehen. 526) Vgl. z. B. II 37 Hispania, At Hispania ; II 38 aram, auch At ; davor in AcL Spatium von 6,5 cm (Anm. 508), fehlt in At. > in At nach III 1 8 dedi, wo sie fehlt ; übereinstimmend III 19 millia > u. ö. ä . Fälle. Z. B. III 26 Spatium nach solvi, auch At ; aber III 38 emeruissent. 3,5 cm Spat., At nicht. IV 4 Octaviam fehlt >, At >, ebenso IV 5 nach Feretri ; IV 7 via 5 cm Spat. / fehlt in At, dgl. IV 8 nach Iuventutis ; IV 12 nach inmisso 13,2 cm, in At kleines Spatium > ; IV 16 fin. > Spatium in At, ebenso IV 1 4 fin. 527) Es fehlen 1 5 TTdvcra, 3 5 1tapY1TY1 .11 µeva u. ä. s. Meuwese 18. 531) 2 1 1 lj.ITJ .T,J v etKftaa, schreibt ? 2. Zu bftµou TÜ)v ' Pwµaiwv, 'vgl. Anm . 492 ; 3. 4 10 foe>.eEa : 'besser €.ite>.eEdµ11v' (Diehl), s. aber Dionys. Hal. 1, 67 l €.m>.eEa, livbpa, 100 Et aitdVTWV TÜ)V bT] µOTtK Ü)V - itaTptKiou, €itoi11 cre ; 4. 5 21 ei' Tov Tou Z:li)VTo' ToTrov ist nicht 'mißverständlich', sondern wörtlich (vgl. dazu noch Nikolaos Dam. �io' Kaicr. 9, Fr. Gr. H. II 392 25, Anm. 615) j 5. 7 1 5 TTJV ilitaTOV apxftv ist richtig, vgl. Magie de voc. soll. 9, 2 6, 76 ; 6. 1 1 u zeigt der Gips ' Aito>.>.wvo' in Resten ; 7. Zu 14 12 ou vgl. Meuwese 25. Auch über 9 5 ' Av0ecrTil!J sollte man sich nicht erregen, vgl. Anm. 533. Falsche Vorstellungen von den Absichten und der Sprache des Ü bersetzers führten hier zu verfehlten Forderungen an ihn. Andererseits : Wie bei den im Praeskript fehlenden Relativsätzen (s. S. 117) niemand an Schuld der Kopisten denken wird, aber das in AcG 1 1 1 0 und Ap. fehlende vaöv kaum dem Übersetzer, sondern einem Abschreiber der Vorlage zur Last fällt, so bleibt b eachtenswert, daß in dem kurzen Abschnitt 1 1 8 ff. zunächst in 1 1 8 der Text von IV 22 frei, richtig, nur unter Verzicht auf lokale Namen wiedergegeben wird, daß 11 12 EK Tr>.eicrTou µepouc; (in Ap Lücke it[>.eicrTou µe]pouc;) = IV 22 magna ex parte leicht übertreibt, in beiden griechischen Exemplaren 'a privatis', ebenso der Vorname des Marcellus übergangen sind, aedes divi Iuli mit valf! ' l ou>.iL!J (durch Ap gesichert, vgl. auch Anm. 534) adj ektivisch gegeben wird und ebenso in beiden Exem plaren 1 1 16 vaöv, valf!, ' AµuvTop oc; fehlen : Hier sündigte der Abschreiber, aber kürzte auch der Ü bersetzer. Darum ist es nicht gleichgültig, ob I 26 dis immortalibus in 2 18 nur durch 0eo'ic; übersetzt oder MavdTotc; ausgefallen ist ; ob dank einem lapsus I 46 fin. 'fui' in 4 7 fehlt : < erev6µ11v > (Anrri. 605) ; ob I 54 civitatem universam mit 3 8 Tov bflµov vollständig oder cruvTraVTa zu ergänzen ist, da auch III 4 equites universi = 7 1 7 f. iTrite'ic; . cruv ' itaVTec;, VI 25 populusque Romanus universus = 18 1 0 IS TE auvitac; bflµoc; 7:©� ' P:i; µat wv ge s chrieben wird, während VI 14 per consensum universorum in 17 18 f. KaTa Ta, eüxa, Tli)v € µ li) v Tro>.etTli)v konkretisiert, damit nicht nur richtig, sondern fein und nuancenrei ch gedeutet wird. So werden noch als Versehen von Abschreibern folgende Stellen anzusehen sein : II 46 mihi, das in 7 11 fehlt ; III 3 f. = 7 17 ; 7 19 itp oa11r6peucrav < Kai >, das in AcG, wohl auch in Ap fehlt ; zu all den letztgenannten Stellen vgl. =
.
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134 *
s. 1 3 5. 136. 137
Anm. 620 ; III 10 congiari viritim, das in 8 3 fehlt, während viritim vor her (vgl. auch Ap) und nachher übersetzt wird, ähnlich auch sonst ; über IlI 15 f. trecentis et viginti millibus = 8 1 0 Tp1dKovw Tp1cri [µ]up1dcr1v s. Anm. 623 ; IIl 34 verlangt für 9 13 (ebenso für A p) ein ausgefaiienes < Tp1� >, s. Anm. 491, ebenso IV 17 deum in 11 4 0Ewv ; V 2 5 eins Artaxe kann in 15 s , V 26 regis in 15 5, wie der Kontext zeigt, nur ausgefallen sein ; V 27 turn mihi verlangt 15 8 eher TOTE µ01 (Anm. 529), µou steht sicher auf dem Stein, entspricht 16 9 meus in V 5 ; V 51 quem[quam] fehlt ' 1 6 1 7 , vgl. jedoch V 16 quisquam = 14 18 Ti� ; VI 21 post id. tempus fehlt 18 8, ist aber kaum entbehrlich, kaum auch analog den fehlenden Zeit b estimmungen V 19 eodem tempore (14 18), V 28 postea (1 5 7 ). 545) Es wäre leicht, ein paar bezeichnende Stellen näher zu betrachten ; da aber gerade die mühselige Einzelinterpretation allenthalben auch für das Verständnis der Texte selbst allerlei ergibt, hier zugleich Einblicke in weite Sphären, die griechische wie die römische, sich erschließen, über dies die These den Beweis fordert, wird die Untersuchung durchgeführt. 546) eo [nomi]ne, von Ramsay-Premerstein hergestellt, wohl sicher, da ' auch in AcL im ri chtigen Abstand ein Apex erhalten ist ; vgl. auch 'quo nomine id insigne . . . adiectum est' aus Augustus Autobiographie bei Plinius n. h. II 94 oder etwa Velleius II 104 2 (s. auch Anm. 565) ; seine nachdrücklich verbindende Funktion erstreckt sich über die Aussagen von beiden Gruppen. Im griechischen Text wird es abgeschwächt, so daß ein e individuelle, aber auch schwer imitierbare Formulierung verlorengeht, durch das (häufig begegnende) e'lti ot� (nach den Resten, drei Fußpunkten senkrechter Hasten eher so zu ie sen als eqi' ot� trotz des Usus, vgl. 8 12 KaTa livbpa) wiedergegeben, wie 12 7 b1' eµoü das meo nomine in IV 35 oder 17 22 eE fi � ahia� das quo pro merito meo VI 16 ersetzt. 547) Fraglich kann nur sein, ob in l 8 f. Mommsens Ergänzung [1t€p]i Ta bl') µ6cr1a 1tpdrµaw nach den Resten, die der Abguß bietet (das Original ist ersichtlich, da neuerdings wieder beschädigt) und dem Raum für 4 Buchstaben (11 cm) nicht besser etwa durch [ w � Ka] i ersetzt wird, so daß Ta bl')µ6 cr1a 1tpdrµaTa ganz charakteristisch als genaue Ü bersetzung des Subjekts res publica (wo die Griechen sonst in diesem Zusammenhang völlig verständlich von der 1tOA1� sprechen, vgl. Belege bei Plaumann, Klio 13, 323 ff.) Subjekt des Finalsatzes wird und die beiden Perioden der zweiten Grupp e etwas stärker miteinander verbunden werden ; vgl. Anm. 567,
569,
570.
548) Ich rechne damit, daß viele diese Tatsache als völlig phantastische, überflüssige Spielerei ablehnen werden. Sie werden auch durch die Fülle weiterer Beobachtungen nicht belehrt werden, können darum leichter bei dem Dogma von der Erkennbarkeit der Schichten und Redaktionen bleiben. Wem es um den Gedanken ernst ist, einen Menschen des Südens, einer Welt, die vom Klang des Worts, der Musik eines Satzes, der Magie der Form weiß, ganz zu erfassen, der wird leicht den Vorgang zu ergründen und zu begründen wissen. Man kann ihn ebensogut bei Tacitus (z. B. ann. 1, 1 ; 1 , 2, Anm. 76 a) wie in den Gratulationsbriefen des Plinius an Traian
s. 137. 1 38. 139
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(1 ; 14) , in der Hymnen des Isisbuchs der Metamorphosen des Apuleius (XI), in den Kaiserhymnen bei Philo leg. ad Gai. (Anm. 680, Der Prophet u. s. Gott 155 2• 3), in zahlreichen anderen Prosastücken aus rhetorischer, enkomi astischer, hymnisch-liturgischer Sphäre (auch des jungen Christentums wie dem Apostolikum und gerade da in überraschender Prägnanz und Fülle), rückwärtsgehend aber bis zu den altsumerischen o der ägyptischen Gebeten, Königsinschriften und Literaturstücken finden. Mir scheint es weiterer Hinweise zunächst nicht zu bedürfen : Das Material über all dies und die zugehörigen Untersuchungen wären schon 1922 vorgelegt worden, wäre ihre Drucklegung in schwieriger Zeit nicht vereitelt worden. 549) Für die Beurteilung der Frage, an welchen Interessentenkreis sich zunächst die res gestae wenden, kann das Fehlen des Romanus nicht gleichgültig sein, vgl. auch I 31 ; aber andererseits III 1, 4, 7 ; V 16, 40, 5 1 ; imperium populi Romani II 43 ; V 24, 46, 49 ; provinciae p. R. V 9 ; amicitia V 18 ; fides VI 8 ; arbitrium SPQR VI 15, die feierlichen Formeln in VI 19, 24 f. Hier sind aus klaren Motiven gegebene Formulierungen, die jenem ersten Hinweis in nichts widersprechen. Standort ist Rom, von da aus wandern die Gedanken hinaus in _die Welt, aber Rom bleibt ihr End punkt, ihre Mitte. 549 a) Vgl. Polybius X 3 , f., Livius XXI 46 7 ff. für das erste Auftreten des älteren Scipio, den Cicero Phil. 5, 48 mit anderen Römern, die admo dum adulescentes consules facti tantas res gesserunt . . . , und dem Macedo Alexander nennt : ex quo iudicari potest virtutis esse quam aetatis cursum celeriorem. 550) Die Formel ist ni cht neu ; vgl. z. B. Cicero Sest. 26 ; Plane. 66 ; Phil. 3, 3 : quo enim usque tantum bellum, tarn crudele, tarn nefarium p r i v a t i s c o n s i l i i s propulsabitur ? C. Caesar adulescens, paene potius puer, incredibili ac divina quadam mente atque virtute, cum maxima furor arderet Antoni, . . . firmissimum e x e r c i t u m ex invicto genere veteranorum mili tum c o m p a r a v i t p a t r i m o n i u m q u e s u u m e c f u d i t ; quamquam non sum usus eo verbo, quo debui ; non enim ecfudit ; in r e i p u b 1 i c a e s a1 u te conlocavit ; 5 qua peste p r i v a t o c o n s i l i o rem publicam (neque enim fieri potuit aliter) C a e s a r 1 i b e r a v i t ; vgl. 3, 12, 39 ; 4, 3 hoc insperatum omnibus consilium, incognitum certe ceperit, ut exercitum invictum ex pa ternis militibus conficeret Antonique furorem crudelissimis consiliis incita tum a pernicie rei publicae averteret ; 5, 3 primum duces eos laudavistis, qui contra illum bellum p r i v a t o c o n s i l i o suscepissent . . . ; vor allem die Darlegungen ll, 17-20. Aber auch Livius I 34 1 2 ; 42 1 ; 45 3 ; II 54 7 ; IV 4 7 ; VI 35 6 u. ä. m. Cicero schildert klar genug die Lage ; da auch das folgend e privata impensa b e i ihm konkreter ausgedrückt ('patrimoniumque suum ecfudit', s. o.) begegnet, ist kein Zweifel, daß Augustus selbst an die Tagesdiskussionen unmittelbar sich hält ; vgl. auch Anm. 551, 552, 553, 557. Zu 'exercitum . . . comparavi' vgl. auch Phil. 4, 6 ; 5, 36 ; im Antrag 5, 46 conscripserit ; Sueton Aug. 10 8• 551) Für die Werbung der Veteranen genügt der Hinweis auf Anm. 550 und auf Rice Holmes, the architect of the Roman Empire 28 ff. Bezeichnend, daß von der Billigung des Entschlusses durch die Freunde (Nikolaos
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Dam. 31, Fr. Gr. H. II A 90, 414) sowenig verlautet, wie von all den Zweifeln Ciceros (ad Att. 16, 8 ; 9 ; 11 6 ; 14 1 , 15 3• 6) bis zu seiner endgültigen Stellung· nahme und allen sonst bekannten Einzelheiten der politischen Vorgänge nicht das Geringste ang·edeutet wird. - Die Art, wie Cicero (vgl. z. B. Phil. 3, 6 ff. ; 4, 3, 5 ; 5, 4 u. ä.) die Veteranen in sein Lob miteinbezieht, zeigt, daß auf 'per quem' großer Nachdruck liegt ; der exercitus ist sein Helfer zur Realisierung des Entschlusses ; um so stärker wirkt, daß kein Hinweis auf die p a t e r n i milites erfolgt. Andererseits muß Klarheit darüber herr schen, daß die Hereinziehung des exercitus als des Helfers am Beginn des Werks nicht bloß die Verbindung mit dem Vater herstellt, an die j eder sich erinnert haben wird, sondern seine eigene Stellung zum exer· citus sofort begründet ; daher kann er III 17 von milites mei, 16 von sacra· mento meo, V 3 von mea verba (vgl. V 5), V 6 von signa mea, V 14 von classis mea, V 47 von exercitus meus reden (Anm. 667), während er V 40 trium exercitum Romanorum, 44 ante me principem populi Romani exercitus sagt : In der Tat hat er auch die Urform seines Verhältnisses zum Heer ge· schaffen ; diese ist keineswegs neu, aber bedeutsam. 552) de imp. Cn. Pomp. 61 ff. vgl. zum Ganzen Drumann-Groebe IV 335 ff. ; z. B. Velleius II 29 . . . Cn. Pompei�s . . . tris et viginti annos natus . . . p r i v a t i s ut o p i b u s, ita c o n s i l i i s magna ausus magnificeque conata executus, ad v i n d i c a n d a m r e s t i t u e n d a m q u e d i g n i t a t e m p a· t r i a e firmum ex agro Piceno, qui totus paternis eius clientelis refertus erat, c o n t r a x i t e x e r c i t u rn (Anm. 553) . Vgl. auch II 42 2 über Caesars rasche Verfolgung der Seeräuber : ut cogeret ante obsides a piratis civitatibus dari, contracta classe et p r i v a t u s et tumultuaria < manu > invectus in eum locum, in quo ipsi praedones erant etc. Daher auch Dio 45, 42 4 ; Uno· Tvwµovi't l i b e r t a t e s u a v i n d i c a n d a quam cupiditas i n i n i u s t a d o m i n a t i o n e esset ; 29, 5 4 ; 32, 36 ; 37, 35 3 v i n d i c a r e a b imperio regio . . . ;. 38, 1 9 vindicare sese ab impotenti dominatione ; Velleius 2, 28 2 , 29 1 • • Hierher gehört aber auch das Elogium für C. Marius (Dessau 59, vgl. Anm. 445) : r e m p. t u r b a t a m seditionibus tr. pl. et praetor„ quei ar-· mati Capitolium occupaverunt, VI cos. v i n d i c a v i t (vgl. dazu etwa Vel-· leius 2, 1 2 6) und in gewissem Sinn noch die Inschrift am Triumphbogen des Konstantin, CIL VI 1159 : . . . quod instinctu divinitatis, mentis magnitu.
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dine c u m e x e r c i t u tarn de t y r a n n o quam de omni eius f a c t i o n e uno tempore i u s t i s r e m p u b 1 i c a m u 1 t u s est armis . . . liberatori urbis, fundatori quietis, über deren Inhalt viel zu sagen wäre, schließlich noch die den Zusammenhang mit der göttlichen Sphäre erweisende Wei hung CIL XI 4639 ( Dessau 3001) an Iovi opt. max. custodi conservatori, quod is sceleratissimi servi publici i n f a n d o 1 a t r o c i n i o defixa monu menta ordinis decurionum nomina numine suo eruit ac v i n d i c a v i t et metu periculorum coloniam civesque 1 i b e r a v i t, wiewohl ihre Geschwät zigkeit ebenso wie die der anderen, die in der nachaugusteischen Zeit das Wort vindicare verwenden, das Erlöschen seiner alten Inhalte und Kräfte allzudeutlich verrät. So dürfte auch die sprachliche Seite der Formel ge klärt sein : a dominatione hängt in der Tat von vindicavi ab, wie Ramsay Premerstein (41) annahmen, oppressam ist isoliertes Partie. coni., es kann freilich ohne weiteres auch für jenes a dom. mitbeansprucht werden ; die chiastische Stellung der Satzglieder ermöglicht beides. So bleibt nur noch der öfter gegebene Hinweis auf die Tetradrachme, Eckhel DN VI 83, Babelon II 6 1 nr. 147, M;attingly, CBM Rom. coins I 1 1 2 nr. 6 9 1 ff.: V s. . . . 'Libertatis p. R . vindex' Kopf des Augustus ; Rs.: 'Pax' (28 v . Chr.), die für diese Zeit des Abschlusses nur wiederaufni:rhmt, was offenbar längst für ihn galt. . Denn ,libertatis vindex' ist, rein formal, keine neue Prägung (Cicero de or. 2, 199 ; Sallust [hist.] or. Macr. 21), und sicher nicht zufällig sagt Livius 2, 1 8 1 nachdem er zuvor 'von der guten Frucht der Freiheit', der heilsamen Er ziehung des PR in der Königszeit gesprochen hat : 1 i b e r t a t i s autem originem inde magis, quia annuum imperium consulare factum est, quam quod deminutum quicquam sit ex regia potestate, numeres : omnia iura, omnia insignia primi consules tenuere ; id modo cautum est, ne si ambo fasces haberent, duplicatus tenor videretur. B r u t u s p r i o r c o n c e d e n t e c o l l e g a f a s c e s h a b u i t, q u i n o n a c r i o r v i n d e x l i b e r t a t i s f u e r a t q u a m d e i n d e c u s t o s f u i t. Das klingt stark nach einer Anspielung auf die Gegenwart, den consul des Jahres 28, der den Bürgerkrieg beendet, Frieden gegeben hat, nach Ausweis der Münze als 'libertatis vindex' gefeiert ist und als consul ihr c u s t o s zu werden be ginnt : re publica conservata ; der wie Brutus einst (vgl. Liv. 2, l 10 ) die senatus lectio vollzieht (II 1). Erscheint Augustus da von neuem als li bertatis vindex, so muß er ebenso schon 44/43 genannt worden sein ; Ci ceros Gedanken bewegen sich in den Phil. oft genug um den Dualismus dominatio-libertas ; der Hinweis auf Brutus lag für ihn allzu nahe (vgl. etwa 3, 8, 11) ; 2, 30 aber fragte er schon emphatisch : numquamne intelleges sta tuendum tibi esse, utrum illi, qui istam rem gesserunt, homicidae sint an v i n d i c e s l i b e r t a t i s ? Was soll denn der Sinn der Ehrung des Jünglings sein, die Cicero ad Brut. 1 , 15 ebenso wie die Historiker (Appian b. c. 3, 209, 263 ; Dio 46, 29 2) bezeugen, von denen Velleius 2, 61 8 am ausführlichsten spricht ·: cum senatus honoratum equestri statua, quae hodieque in rostris posita a e t a t e m e i u s s c r i p t u r a i n d i c a t (qui honor non alii per trecentos annos quam L. Sullae et On. Pompeio et C. Caesari contigerat) . . . . iussit ? (Über die Errichtung von Reiterstatuen auf dem Forum s. Drumann Groebe 1, 174 9 ; 443 f. ; da auch das Material . und die Erörterung des Pro=
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blems der Statue des jungen Caesar. Aber warum hat dieser sie in den res gestae nicht erwähnt ?) Hielt der Senat so außergewöhnliche Ehrung und in ihrer Inschrift die Angabe des Lebensalters des Jünglings für nötig, die dadurch ihre amtliche Bekräftigung erhält, so kann dieses Bild nur dem vindex libertatis gegolten haben, von dem alle Anhänger der legitimen Gewalt sprachen. Darum aber hat Augustus auch sicher sein können, daß dieser Anfang der res gestae wirksam war, da er die Erinnerung an sein erstes Auftreten mit der an die Begründung der libertas p. R. überhaupt (vgl. auch Cicero rep. II 46) verband. 558) Das hat Cicero oft genug in diesen Worten ausgesprochen, s. Phil. pass„ Anm. 550 ff., 135. 559) Darum nennt er 1 10 die Oaesarmörder, 1 6 (Anm. 570), 1 8 (Anm. 571) , II 23, 25 f. Lepidus, IV 49 f., V 4 wie 1 2, 8, 11, Antonius, V 1 (vgl. 34) Sextus Pompeius nicht mit Namen. 560) Cicero (Att. 16, 15 8 ) ist selbst Anf. Dez. noch mißtrauisch : 'iurat, ita sibi p a r e n t i s honores consequi Iiceat, et simul dextram intendit ad statuam (mit der wohl die von Plinius n. h. 2, 94 ; Servius ecl. 9, 46 er wähnte gemeint ist). Aber was er in den Phil. sagt, zeigt seine Wandlung (Anm. 554). Und wenn er 6, 49 Caesar pater 'tadelt, daß er omnem vim in genii, quae summa fuit in illo, in populari Ievitate consumpsit, versteht sich von ihm aus, auch wenn es nicht in die Tiefe reicht, dieses : eius autem filii longissume diversa ratio est ; qui cum omnibus est, turn o p t i m o c u i q u e carissimus . . . 50 quid enim stultius quam inutilem potentiam, in vidiosas opes, cupiditatem d o m i n a n d i praecipitem et lubricam anteferre verae, gravi, solidae gloriae ? An hoc vidit puer ; si aetate processerit, non videbit ? Was wie väterliche Mahnung und rechte Prophezeiung klingt, hat der Kluge befolgt, wie die res gestae zeigen : Ita enim ad rem publi cam accessit, ut eam confirmaret, non ut everteret. 561) Plinius n. h. 2, 98 cernuntur et stellae cum sole totis diebus, ple rumque et circa solis orbem ceu spiceae coronae et versicolores circuli, qualiter Augusto Caesare in p r i m a i u v e n t u t e u r b e m i n t r a n t e p o s t o b i t u m p a t r i s a d n o m e n ingens capessendum ; dazu Lydus de ost. 34 1 5 ff. W., das gleiche Phänomen beschreibend, ötto'iot �cpdvl] O"av, ÖTE Au"j'OUO"TO� TOU� �µcpuAiou� �KhlKWV TOV TtClTEpa avavEOUV �KplVEV. Dann das Erscheinen des sidus lulium bei der Feier der ludi Veneris Genetricis 'non multo post obitum patris Caesaris', seine Deutung durch das Volk als anima Oaesaris (Anm. 37) , quo nomine (Anm. 546) die Hinzufügung des Sternes (Plinius n. h. 2, 93 f.), all dies der Autobiographie entnommene Angaben, die den Zusammenhang zeigen. Aber Plinius (2, 94) fügt hinzu, das alles sei für die Ö ffentlichkeit bestimmt gewesen. Interiore gaudio s i b i illum natum seque in eo nasci interpretatus est, et, si verum fatemur, salutare id terris fuit. Woher Plinius sein Wissen hat, ist unbekannt ; es könnte Augustus substituiert sein ; darin hat j edenfalls Wagenvoort, Mededeel. Ak. Amst. 1 929 lett. Afd. 67, 22 recht, daß Plinius es so verstand, Augustus habe den Kometen (illum) auf sein eigenes Beginnen bezogen, er beginne sein Werk in diesem Zeichen ; Servius (Aen. 10, 272) hie dicitur apparuisse eo tempore, quo est Augustus sortitus imperium (falsch !) ; tune denique
s. 144. 145
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gaudia omnibus gentibus Italiae futura sunt nuntiata (Wagenvoort 1 5 ; ebenda die anderen Zeugnisse, auf die später noch einzugehen ist). 562) Für das letztere ergibt sich genug Material aus Anm. 550 f., 557 ; ouvwµooia, ouvoµvu ew, -€o0at ist häufig verwendetes Aequivalent für coniu ratio, das sich inhaltlich mit factio überschneidet ; vgl. z. B. Dionys. Hal. 3, 73 2 ; 4, 11 1. s i 47 6 ; 80 s ; 5, 2 3 ; 7 1 . 2• 4 ; 8 2 ; 9 1 ; 10 6 ; l3 1 usw. ; Dio 37, 29 5 (Katilinarier) ; 58 1 (vom Triumvirat Anm. 571) ; 46, 48 3 o\ TE aOT6xe1pec; TOO Kaioap oc; yev6µevo1 1cai oi ouvo µ6 oavT€c; ocptotv ; 52, 36 2 usw. ; Edikt an Kyrene (Premerstein Z. Sav. St. 1928 , 440) I 7 ouvwµooiac; (= factionis) ; vgl. auch Anm. 659. 563) Zumal die decreta honorifica auch zeitlich der Wahl zum Konsul und Triumvirn beträchtlich vorausliegen. Im übrigen kann Phil. 5, 35 zum Vergleich herangezogen werden, wo Cicero (trotz 5, 28 !) die Reihenfolge seiner Anträge für die decreta honorifica mit dem ordo qui in sententiis rogandis servari solet rechtfertigt. Dadurch kommt hier D. Brutus, der Caesarmörder, zuerst (35 ff.), dann Lepidus (38 ff.), dann erst Caesar (42 ff.), zuletzt Egnatuleius (52) und das Heer (55), wiewohl er noch Brutus gegen über (ad Brut. 1, 15) sagt, daß Caesar es war, per quem adhuc sumus, si verum fateri volumus. Für Augustus aber war der ordo temporum, wie der Aufbau des Ganzen zeigt, nicht entscheidend, sondern das Z"ijsammen treffen der Formel und der Abfolge der honores, die er von den beiden Instanzen empfing. 564) Phil. 3, 14 ; 39 ; 4, 4 ff. ; 5, a ; 4 ; 28 ; 42 ff. ; 10, 23 ; - 11 , 20 : at enim (nam id exaudio) C. Caesari adulescentulo imperium e x t r a o r d i n a r i u m mea sententia dedi etc. 565) Dem Tadel des Brutus (Plutarch Oie. 44) antwortete er ad Brut. 1, 15 7 : quamquam ego illi turn verborum laudem tribui eamque m o d i c a m, de crevi imperium ; quod quamquam videbatur illi aetati h o n o r i f i c u m, tarnen erat exercitum habenti necessarium. Quid enim est sine imperio exercitus. Statuam Philippus decrevit, celeritatem petitionis Servius, post maiorem etiam Servilius. Nihil tarn nimium videbatur. Sed nescio quo modo facilius in timore b enigni quam in victoria grati reperiuntur. Aber er hatte über keinen so ausführlich geredet wie über ihn. - Damit ist auch sicher, daß 1 3 decretis honorificis die Vorgänge selbst aufklingen läßt. Cicero hat öfter so formuliert ; Verr. act II 2, 122 decrevit senatU:s honorifico SC ; Deiot. 10 rex, quem senatus hoc nomine (Anm. 546) saepe honorificentissimis decretis appellavisset ; vgl. 36 ; Phil. 14, 29 ; ep. ad fam. 12, 25 ; 15, 13 ; ad Brut. 1, 5 1 ; aber auch Caesar b. Gall. 1, 43 7 ; Livius 33, 20 8• Velleius 2, 62 1 omnia ante quam fugaretur Antonius h o n o r i f i c e a senatu in Caesarem exer" citumque eius d e c r e t a sunt maxime auctore Cicerone . . . ; später Plinius ep. 3, 4 3 ; Sueton Jul. 18. Daher auch Phil. 5, 45 : huius adulescentis ornandi h o n o r a n d i que. 566) Das gesamte Material (s. auch Anm. 565) und die Einzelheiten bei Drumann-Groebe 1, 172 ff. ; 443 ; Rice Holmes, the architect of the Roman Empire 38 f. 567) Die angegebenen Lesungen sind weitmöglichst gesichert, die Lückeri teilweise vom Üblichen abweichend gefüllt. Zum Text : über eo nomine
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E'lfl oic; s. Anm. 546 ; letzteres von E'lfatvetv abhängig (Anm. 569 ; augu steisch so vgl. z. B. IGRP IV 1756 27• 48• 6 0 f. 70• 1 07 • 1 28) ; das D oppelkompositum 1rpoaKaT€AeEe steht nicht allein, vgl. 5 1 6 €v1rep1Aaµßdve1v ; 6 u. 2 s E'lfav€pxea e a1 j 6 1 , 15 11 1rpOKaTaAaµßdve1v j 10 22 1rp OKaTaßdA.A.e1v, 13 6 d1rOKa010'TUV at, 19 10 1rpoO'EK1rArJPoOv ; aber 1rpOO'KaTaA€y e1v begegnet eben so bei den Schrift stellern (z. B. Dionys. Hal. 1, 67 2 ; 2, 47 1 ; 3, 67 1 ; Plutarch Romul. 20 ; Dio 40, 60 1 ; 41, 34 2 u. ä. m.) und sichert das terminologische adlegit. - Das wohl sichere Kal verlangt et zwischen den (usuell) abgekürzten
=
:: :
Namen. - In ordinem suum in AcG freier, da das hier sonst mögliche TdE1c; (Magie voc. soll. 52 f.) für consularem locum nötig scheint, To'lfoc; (vgl. 4 3 als Behelf, anders 5 2 1 , 10 17, 12 23 ) den Inhalt von locus = Rang nicht erschöpfen würde ; so auch SC an Kyrene (Premerstein z. Sav. St. 1928, 430) 127 : Ol b'av Tf]c; auTi'J c; TdEewc; W O'IV . . . (vgl. auch Dionys. Hal. 10, 50 1 ; Dio 59, 8 6) . D aher gibt er in ordinem suum allgemein, den Inhalt der Tätigkeit der auvKATJTOc; damit bezeichnend, durch Ti;} ß ouAiJ , wiewohl beide so zu hart nebeneinander zu stehen scheinen, vgl. aber das gleiche SC Z. 87 EK E u µ ß o u A i o u yvwµ11 c;, 8 EK Tii c; a u v K A it T o u KAT]pWTov foxev, avevex0i'Jvat b1' fi µwv 1rpoc; TTJV ß 0 u A Ti V fi0€A11aev, ebenso z. 100 ff., 105. Wie diesem sind auch dem Übersetzer der rg. die Worte noch nicht er starrt, er hört ihre B edeutung. - Über die richtige, feine Differenzierung, die er zwischen TÜJv 1'.maTeuadvTwv (vgl. 18 8 auvapEdVTwv µ01 = VI 27 ; Dio 46, 41 an falscher Stelle ev Tote; Ü1raTeuK6 a1v) und Ü1raT1Koc; macht, vgl. Anm. 452. Für die Lücke in Z. 5 ist et zu ergänzen wegen t'>dßbouc; TE µ01 (Anm. 529) �bwKe, zu dem CIL X 8375 VII idus Ianuarias e[o die Caesar] primum fasces sumpsit (s. Anm. 569, Mommsen St. R. II 654, 659, ebenso die fast. Praen. CIL I 2) zu vergleichen ist, und die Formulierung zeigt einen Kenner römischer Einrichtungen und ihrer Terminologie. In dem der Lücke entsprechenden Raum stehen Z. 4 23 Buchstaben ; das übliche simul ist ohne Rückhalt an AcG, auch nicht zweimal hintereinander ver wendet ; S vor der Lücke wohl gesichert ; Mommsens Vorschlag s[enten-
tiae dice�dae] scheint dem gesicherten To '! [u] � [ß] ouAe u e1v (einfach� s ßo u ' Aeue1v z. B. Dio 46, 29 11 ; 53, 28 2 , auµß ouAeue1v 55, 4 1) sprachlich nicht zu entsprechen, da für den t. t. sententiam dicere yvwµ11v d1ro fordert zu Beg'inn eine ausführlichere Formel als' etwa 9 16 f. ��i' clTTo11.voµ€vot' O'TpanwTat' (vgl. etwa Diodor 1 4, 12 1 ; Tou' c.mo11.E11.u µ€vou, Ti'] ' E1µ€vov' Kai E' ), KAl'] povxia, btaTETayµ€vou, ; 120 : TO TT11.i']0o' TWV clTTOO'TpaTEvoµ€vwv da die Reste von ' aljlibwv �V TE Tf,J TOU T1߀p1boc;; "fEq>upq. Kai €v l\plµiVlfl €11'otfi0110'av . ai b' äUa\ {j O' T E p 0 v, eh' o\iv 11'poc;; Toil b 11 µ o O' i o u, E11'etbii µT)beic;; Twv ßouAeuTwv i]b€wc; &.vfiAtO'KEv, etTE Kai 11' p o c; A ö y o u O' T o u Tlt; et11'e'iv €0€Ael, E11'eO'Keud0'0110'av ; 3. Sueton =
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Aug. 30 quo autem facilius urbi adiretur, desumpta sibi Flaminia via Arimino tenus munienda reliquas t r i u m p h a 1 i b u s viris ex m a n u b i a 1 i p e c u n i a sternendas distribuit ; 4. IV 19 f. consul septimum viam Flaminiam ab urbe ������ [um refeci (Anm. 630) pontes]que omnes praeter Mulvium et Minucium ; 5. CIL XI 365 (Titulatur von Ende 27 v. Chr.) v[ia Fla mini]a [et reliquei]s celeberrimeis Italiae vieis consilio [et sumptib]us [eius mu]niteis ; 6. Dio 54, 8 TOTE bt (20 v. Chr.) aöToc; TE 11'poO'TdT1'Jc;; Twv 11'epi. .
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TTJV ' Pwµ11v bbwv atpe0ei.c;; Kai TO xpuO'oilv µiA1ov KEKA11µevov lD'T1'JO'E Kai öbo11'otouc;; aöTa'ic;; €K Twv EO'TpaT1'J"f1'JKOTwv 11'poO'fraEe ; 7. Mattingly, CBM. •
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Roman coins I, CV, 15 nr. 79 ff. (16 v. Chr.) (Senatus) P(opulus) Q(ue) R(omanus) Imp(eratori) Cae(sari) quod v(iae) m(unitae) s(unt) ex ea p(ecunia) q(uam) is ad a(erarium) de(tulit), Vs. Kopf des A. (79-81) oder seine Reiter statue mit S. P. Q. R. IMP. CAES. auf der Basis, vor einem Tor (82-84), Rs. Cippus mit der Inschrift (Milliarium Aureum, vgl. oben Nr. 6). Aus diesen wichtigsten Zeugnissen, die hier genügen , ergibt sich : a) Mindestens für die spectacula (IV 34 ff., 43 ff., 0eai in 12 5• 25 , das ludi entspricht in 5 11 ; 12 7• 10 • 1 8 ; 19 8 ) , also wohl auch für die ludi (Kap. 22/3) überhaupt wie für die des Jahres 28 (Dio) sind seine private Initiative und ihre Finanzierung aus seinen eigenen Mitteln anzunehmen. b) Für die in 1 folgende Unter stützung des aerarium publicum, dessen Geldmangel von Dio ausdrücklich bezeugt und ehestens aus der allgemeinen Krisis nach den Bürgerkriegen erklärt wird (vgl. auch die vierfache Getreideration an die plebs, Dio 53, 2 1 ) , lieh und schenkte Augustus dem Aerarium Geld (vgl. III 34 iuvi), reformierte aber bei dieser Gelegenheit dessen Verwaltung, indem er zu nächst diese Summe (O'q>wv !) zwei praefecti aerarii Saturni kommissarisch b etreuen ließ, dann diese zu einer dauernden Einrichtung machte (vgl. Sueton Aug. 36, Mommsen St. R. II 558, 1012 f., s. Anm. 623) ; der Grund
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für diese Anleihe (bcivetaµa Dio) und b wped an das aerarium ist zunächst nicht sichtbar. c) Er nahm im gleichen Jahr des allgemeinen Wieder aufbaues Roms und Italiens auch die Wiederherstellung des offenbar in den Kriegszeiten und der finanziellen Not des aerarium völlig vernach- · lässigten italischen Straßennetzes in Angriff und ließ die via Flaminia auf seine eigenen Kosten herstellen (vgl. 2-5, S. 204*) ; wobei Dios Be gründung dürftig und falsch ist, Sueton die richtige andeutet, da nur das beispielhafte Vorangehen und der Gedanke an die Sicherung des Straßen netzes Italiens im Interesse der zentralistisch zu straffenden Reichs organisation in Betracht kommen konnte, die in diese Zeit gehört. Weil aber Suetons Wortlaut darauf führt, daß er eine nur das Anfangsstadium des Ganzen abgekürzt referierende Quelle abschrieb, während Dio eine Gesamtübersicht gibt (vgl. 2), so ist dessen unbestimmtere Angabe, Augustus habe 'reiche Senatoren' aufgefordert, privata impensa (vgl. 49, 42 2 , 54, 12 7 ibiotc; TEA.rntv) andere herstellen zu lassen, hinter Suetons Nachricht zurück zustellen, er habe 'die übrigen an triumphales viri zur Befestigung (t. t.) ex manubiali pecunia verteilt', um so mehr, da diese dem dionischen Wortlaut nicht widerspricht, sondern sich in ihn einfügt ; denn triumphales viri sind reiche Senatoren, die manubialis pecunia aber ist ihr Besitz, nur mit der Einschränkung, daß sie für öffentliche Zwecke verwendet werden soll. Und von denen, die - von Caesar und Antonius abgesehen - zwi schen 39 und 27 v. Chr. (s. u.) triumphierten, waren mindestens 10 noch am Leben, Asinius Pollio (39), Censorinus (39), Sosius alte Antonianer, Statilius Taurus (34), Cornificius (32), Autronius Paetus (28), Calvisius (28), Licinius Crassus (27), Messalla Corvinus (27) Caesarianer. Velleius 2, 89 4 'p r i n c i p e s viri t r i u m p h i s que et amplissimis honoribus functi ad hortatu principis ad ornandam urbem inlecti sunt' faßt alles zusammen und kann nach der Stellung in der Umgebung nur auf 29/8 gehen (vgl. Anm. 599). Sueton Aug. 29 4 r. : sed et ceteros principes viros saepe hortatus est, ut pro facultate quisque monimentis vel novis vel refectis et excultis urbem adornarent. multaque a multis tune exstructa sunt, sicut a Marcio Philippo aedes Herculis Musarum, a L. C o r n i f i c i o aedes Dianae, ab A s i n i o P o I I i o n e atrium Libertatis, a Munatio Planco aedes Saturni, a Cornelio Balbo theatrum, a S t a t i l i o T a u r o amphitheatrum, a M. vero Agrippa complura et egregia. Nur von Calvisius, der ex Hispania triumphiert hatte, ist bekannt (CIL X 6895, 6897-6901, PIR I 293 nr. 287), daß er die via Latina auf seine Kosten übernahm, ein Teil der übrigen hat Bauten in Rom gestiftet, Asinius Pollio sicher nicht ohne Absicht das atrium Liber tatis (Ashby, Topogr. dict. of Anc. Roma 56, 84), das Gebäude mit dem Archiv der Censoren, da er bis zuletzt, als er sich Augustus gegenüber wegen · eines Gastmahls rechtfertigte, das er in der Zeit der Trauer um den jungen Gaius gab, und die diplomatische Antwort gab 'eo die cenavi quo Herium filium amisi' (Seneca exc. contr. 4, 5), in der Opposition blieb. So wird auch mancher der anderen in seiner Abneigung verharrt, aus ihr heraus das Ansuchen abgelehnt haben. Kann so nichts weiter gegen die drei Schrift steller angeführt werden, so liegt es doch nahe, die von Sueton behauptete Lastenverteilung anzunehmen, und, obwohl in 4 keine Angabe vorliegt,
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woher das Geld stammte, in 5 aber consilio (eius) die Angabe von 2 und 3 bestätigt, das freilich nicht absolut gesicherte [et sumptib]us [eius] aber wieder ganz allgemein (vgl. Dio in 2) nur die impensa als solche erwähnt, während die ganze Formel an rg. I l 'privato consilio et privata impensa' erinnert, aus dem ganzen Vorgang, aus der Analogie zu der manubialis pecunia der v. pr. auf die 'manubiae bellorum' als Quelle der von Augustus zu diesem Zweck aufgebrachten Gelder zu schließen, demgemäß sowohl eine schöne Geste gegenüber dem populus wie eine leise Mahnung zu gleicher Tat an die Triumphatoren darin zu sehen. Er wollte um jeden Preis das erstrebte Ziel erreichen. d) Die Arbeiten an der Flaminia waren, wie 5 behauptet, Ende 27 v. Chr. schon abgeschlossen ; das mag sein, keines falls aber waren die anderen, von denen Dio ausdrücklich (2) sagt, sie seien s p ä t e r begonnen, schon beendet (vgl. 7 trotz 5). Die triumphales viri versagten sich bis auf Calvisius Sabinus (s. o.), aus welchem Grunde auch, seinem Ersuchen ; Augustus gab nicht nach, sondern ließ die übrigen viae auf Kosten des aerarium (2) herstellen, kam daher diesem offenbar erneut, vielleicht sogar in Abständen, zu Hilfe, so daß Dio wie 5 behaupten können, sie seien seinen Aufwendungen zu verdanken. Dann aber können wir die vier impensae (III 34 f.) auch auf dieses große Werk allein beziehen, da wir von anderen Hilfeleistungen an diese Kasse gar nichts mehr hören ; es sei denn, daß eine Rate für die Restauration und Erweiterung der rivi (IV 16 ff.) benutzt wurde, die nach dem SC de reficiendis rivis ((j'rontin de aq. 125) •Augustus Caesar se refecturum i m p e n s a s u a senatui pollicitus est' (Anm. 649). Aber auch für diese impensa ist die genaue Herkunft nicht zu ermitteln ; stammte sie etwa aus der hereditas Agrippae ? Andererseits führt von ihr der Weg zur cura aquarum (Hirschfeld KVB 274 ff.). e) Ist dies so, dann rechtfertigt sich die Ü bernahme der cura viarum im Jahre 20 v . Chr. (6), durch die seiner privaten Initiative ein Ende gesetzt, ihre Aufgaben gesichert, sein Bemühen um sie nicht nur im öffentlichen Bewußtsein belohnt würde, sondern auch zu einer neuen organisatorischen Sicherung der Stellung des princeps in Italien führt. Wenn dieser inneren Verbindung der cura mit den Vorgängen seit 28 die Inschrift des Bogens von Ariminum (5) mit ihrer Datierung (Ende 27 v. Chr.) entgegenzustehen scheint, so kann dagegen geltend gemacht werden, daß diese nach Fertig stellung a l l e r Arbeiten auf j ene Zeit zurückdatiert wurde, in der das 'consilium eius', das gesamte Straßennetz zu übernehmen (s. zu d), gefaßt sein wird. Es ist völlig undenkbar, daß die gewaltige Arbeit damals schon beendet war ; völlig unverständlich wäre aber auch, warum dem im Osten abwesenden Augustus gerade im Jahr 20 die cura viarum übertragen wurde, und unerklärbar bliebe das letzte Zeugnis. f) Die durch die trib. pot. VII ins Jahr 16 datierten Münzen des L. Vinicius (PIR III 435 nr. 443, vor allem Seneca, controv. II 5, 20, Mattingly XCVI) bringen zugleich den Bogen für den parthischen Triumph (Mattingly CV 1) und die Reiterstatue (7) : Man wird angesichts dieser Tatsache sich daran zu erinnern haben, daß (Dio 54, 8 s unmittelbar vor dem Zeugnis 6 über die ,cura viarum') die Stiftung des Mars Ultortempels für die Aufnahme der signa recepta auf seine im Zusammenhang mit diesen und der Annahme des imp. IX
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(Mommsen rg. � 1 3) ergangene Weisung beschlossen wurde, Kai 1tpocJETt Kai E1ti KE1'.1']TO) trennt die rivi von forum Iulium et basilicam : Schon Anm. 647 ist bemerkt, daß für die letztere der Beiname Iulia fehlt. Die Ortsbestimmung 'inter aedem Castoris et aedem Saturni' zeigt, daß Zu fall ausgeschlossen ist, von jenem abgelenkt wird. Knapp, klar wird die Baugeschichte geschildert (Ashby 225 ff., 78 ff.) : 54 v. Chr. war der Plan zum forum entstanden und begonnen, 'de manubiis' (Sueton lul. 26) den Boden zu erwerben ; über 100 Millionen HS wurden dafür ausgegeben. 51 war der Bau selbst in Arbeit, vor Pharsalos wurde der Tempel der Venus Genetrix gelobt, am 26. September 46 war das Ganze in freilich unfertigem Zustand dediziert, das Tempo verlangsamte sich, alles blieb 'opus profligatum' (Ashby 226). So erging es auch der basilica Iulia, deren Bauzeit sich über die gleichen Jahre erstreckte. Beide w urden vom Sohn, offenbar alsbald nach dem Tod des Vaters, vollendet (Dio 45, 6 4). Hier allein scheint Augustus von seiner Disposition feci-refeci abzuweichen, da er ausdrücklich perfeci (14) sagt ; aber er denkt weiter, diese perfectio ist nicht das entscheidende Moment ; es geht ihm um 'eandem basilicam consumptam incendio' , das forum lulium wird vergessen ; an der basilica haftet sein Interesse, er erweitert, als sie später (kaum früh, wie Ashby 18 will) zerstört wurde, ihren Grund, stellt sie wieder her, legt auf ihre Vollendung den größten Wert, da er (April 13 n. Chr.) diese den Erben im Testament als Pflicht auferlegt für den Fall, daß er sie nicht selbst vollenden kann ; aber er hat den Abschluß noch erlebt (Anm. 229). Alles geschah, weil sie nicht mehr des Vaters, sondern der jungen Söhne Namen verewigen sollte, wie nun am Kastortempel Tiberius' und Drusus' Namen standen (Dio 55, 27 4) . Auch hier wollte er zurücktreten ; auf seinen Namen kam es ihm nicht an, er fand am Werk selbst sein Genüge. So handelte er in allen diesen Fällen , auch, als er die porticus Octaviae, die porticus Liviae (Ashby 427, 423) schuf, und bei den übrigen Bauten, welche die Namen ihrer Stifter behielten. Das berechtigt ihn auch, vom Aufwand zu sprechen, der seine Selbstlosigkeit erweist. 4. Mit IV 1 6 ist die Zeile wohl vollständig gefüllt wie in IV 4, während At zu ihrem letzten Wort ein Trennungszeichen setzt ; so beginnt mit IV 17 ein Neues, die Angabe über die 82 templa deum : Hier zuerst wird ein Datum (28 v. Chr.), hier allein auch der Hinweis auf einen Senatsbeschluß als Voraussetzung seiner Leistung und der Zusatz gegeben, der von der radikalen Beseitigung aller im Stichjahr 28 vorhandenen Schäden spricht. Warum nennt A ugustus diese Leistung ebenso wie 5. die für die via Flaminia (27 v. Chr., s. S. 204* ff.) nach allen anderen refectiones der Jahre 44 v. - 14 n. Chr. ? Könnte man hier nicht, sogar mit größerem Recht, von Nachträgen, von Zusätzen, von den „ Schichten " der res gestae reden, als es bei Kap. 15 oder anderen Partien der Schrift geschah ? Offensichtlich ist doch der 'ordo temporis' (Anm. 643) hier gänzlich vernachlässigt : War also vielleicht doch, zumal so scharfe Einschnitte durch die einzelnen 'Vacat' angezeigt werden, ein anderer Gesichtspunkt für die Gesamtgliederung von Kap. 20 maßgebend ? Die größten Schwierigkeiten bereitet dem Verständnis die Angabe nur der Zahl, nicht auch der Namen der templa, und, da dieser Begriff selbst
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nicht absolut eindeutig ist, besteht kaum- die. Möglichkeit, sie zu über winden und etwa nach Abzug der IV 1 -2 1 genannten aus der Zahl aller sonst bekannten Kultstätten der Zeit vor 28 diese Namen zu erschließen . Damit aber muß vieles verborgen bleiben. Und da Augustus selbst sich mit der summarischen Angabe begnügt, nützt es ebensowenig, den Kreis der von den Dichtern der Zeit bevorzugten Götter Roms dafür in An spruch zu nehmen, zumal er feststellt, daß kein der refectio bedürftiges Heiligtum übergangen wurde. So ist auch schwerlich etwas über den Um fang der Arbeit an den einzelnen, ihre Dauer oder die Höhe des Aufwands je etwas Genaueres zu gewinnen. Das aber wäre wichtig genug für die Erkenntnis, wie groß die Not in Rom, der Wirrwarr der Verwaltung, die Erschöpfung der staatlichen Mittel in der Krisenzeit, wie mächtig sein Zugriff, seine Leistung gewesen sind. Denn, was Nepos (Anm. 648) von der IV 5 erwähnten aedes Iovis Feretri erzählt, liegt wohl vor diesem Stichjahr, es kann aber andererseits nicht ohne weiteres verallgemeinert werden, da hier ein Neubau an die Stelle des alten trat. Darum ist auch Vorsicht am Platz gegenüber Suetons (Aug. 30 2 ) allgemein hierhergezogener Angabe 'aedes vetustate conlapsas aut incendio absumptas refecit', das für die des lupp. Feretrius ebenso wie für die anderen IV 5 ff. genannten Bauten nicht minder in Anspruch genommen werden könnte (vgl. N epos' r e ficiend am curaret) und Augustus offenbar jene anderen von dieser Gruppe scharf trennt. In Suetons Worten klingt auf, was die publizistische Schrift stellerei wie die Dichter der Zeit (Anm. 638) aussprachen. Nur Horaz, der alles aus unmittelbarer Anschauung umfaßt, gibt konkreteres, carm. III 6 1 f f. : Delicta maiorum inmeritus lues, 1 Romane, donec templa refeceris 1 aedisque labentis deorum et 1 foeda nigro simulacra fumo. I I dis t e ininorem quod geris, imperas. · 1 hinc omne principium, huc refer exitum : 1 di multa neg lecti dederunt 1 Hesperiae mala luctuosae (vgl. auch Ovid fast. II 58 ff.) . Daraus ist wenigstens dies ersichtlich, daß Baufälligkeit und Vernach lässigung der Götterbilder, der Ausstattung vorlagen, auf ihre Beseitigung die Arbeit sich erstreckte. Allgemein aber kann gesagt werden, daß dieser Zustand wie der des Straßenn etzes ltaliens durch die Bürgerkriege und die Notzeit der wirtschaftlichen Krise (S. 20'1 * f.) schwer gelitten haben . Augustus motiviert seine Tat nicht. Er sagt auch nichts davon, daß Rom selbst Schuld trägt am Götterzorn, alles Ungemach, das über die junge Generation unverschuldet kam, von alter Schuld herrührte. Indes, Horazens Sinndeutung ist die seinige wie die Vergils (Der Prophet und sein Gott pass.). Jetzt ist die Rache vollzogen, der Streit zu Ende, der Friede eingekehrt, nun muß die Krise überwunden werden. Das Alte soll erneuert, die res publica als res populi erhalten werden. Die Götter müssen versöhnt, geehrt, in ihrer würdigen Heiligtümern gewonnen werden. Nichts hilft die Über hebung über sie. Der Römer herrscht, weil er ihnen sich beugt ; fühlt er sich geringer als sie, ist er voller Selbstbescheidung, . so wirkt ihre Kraft aus ihm ; wer sie verachtet, büßt mit Leid. Keiner darf übergangen, ge kränkt werden. Darum gilt es einem allgemeinen Werk „ in der Stadt" , wie das der Erneuerung aller Straßen, die „von der Stadt aus" Italien durchziehen, dem Nutzen des populus Romanus gilt. Seine Ansicht ist
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auch die des Senats. Ein Senatsbeschluß liegt vor. Da die öffentlichen Kassen in schwerer Not sind (S. 204*), nimmt Augustus dem Senat die Durchführung des Werkes ab (und bringt die Mittel dafür aus den manu biae bellorum auf, S. 207*), wie - nach dem Scheitern seines Versuchs, die viri triumphales zu gewinnen, die der Erneuerung des Straßennetzes Italiens. Aber er hat doch auch 11 v. Chr. auf Grund eines Senatsbeschlusses gehandelt (s. S. 206*), als die rivi ausgebessert werden mußten ? Warum erwähnt er nur hier, daß er ex auctoritate senatus handelte ? Hier doku mentiert er, daß er sein Beauftragter war, auch wenn er eigene Mittel einsetzte, räumt er dem Senat den Vorrang ein , damit diesem wie die Ehre so auch die Verantwortung für das Werk der pietas gegen die Götter, der Restauration des Väterglaubens und Väterkults, für alle Restaurations politik zufällt. So sichert er im Jahr 28 seine Stellung in legaler Form und mit suggestiv wirkenden Mitteln. Im Jahr 20 übernimmt er noch die Vollendung des Straßennetzes von Italien , die cura viarum (S. 206*), im Jahre 1 1 mit der refectio der Wasserleitungen die cura aquarum (S. 206*). Davon, daß er, als er 28 die 82 templa deum als munus übernahm, zu gleich auch die cura operum publicorum erhalten habe, ist keine Rede. Er hat auch dies als voluntaria coll atio (S. 204*) unternommen, ohne Folge rungen daraus zu ziehen. Aber gerade diese Leistung, deren Sinn tief in das Denken, Fühlen, Hoffen der Römer griff, half den Weg zu den Be schlüssen des Januar 27 bereiten. Beim Werk selbst zog er, wenn Dio uns richtig informiert (53, 2 ,) , nicht vielmehr eine allgemeingültige Fest stellung auf das Jahr 28 bezogen hat, die Kinder und Nachkommen der ehemaligen Bauherren heran (wir kennen nur den Fall der Basilica Aemilia von 14 v. Chr., Dio 54, 24), ließ sie die Arbeiten durchführen (wohl auf seine Kosten), erhielt die Nam en der ersten Stifter ; er gewann auch (Sueton Aug. 29 " S. 205*) die anderen principes viri als Helfer. So gelang das Werk : Der Verzicht auf Thesaurierung der manubiae, die Hingabe der Gelder auf den Arbeitsmarkt, die riesigen Instandsetzung·en in der Stadt und am Straßennetz wirkten sich auch wirtschaftlich rasch und stark au!'. Aber von alledem spricht er nicht. Ja, er wählt selbst die Bauten aus : D en erhabensten und den größten Bau des republikanischen Rom, die davon zeugten, daß er selbstlos anderen diente ; d'ie aquae außerhalb Roms, die dank seiner Sorge dem Nutzen des Populus Romanus dienten ; die Bauten des Caesarischen Rom, die von neuem bewiesen, daß sein Vater, seine Söhne, ihre Namen vor ihm selber kamen ; die Tempel aller alten Götter „in der Stadt", die von der neuen pietas des populus Ro manus, des Senats, aller Helfer am Werk, von seiner moderatio zeugten ; die große Straße, die "von der Stadt aus " nach Ariminum führte zum Nutzen des Volkes. Was die Schreiber von AcL und At als klare Gruppen absonderten, ist inhaltlich ebenso zu trennen ; sinngemäß, nicht nach der chronologischen Ordnung hat Augustus die Tatsachen ausgewählt und gruppiert, je zwei unter verbindende Gedanken gestellt : 1. grandi impensa sine ulla inscriptione nominis mei ; 2. aquarum refectio, duplicatio aquae ; 3. forum Iulium, basilica (Iulia) perfecta ; 4. die templa in urbe, die via ab urbe, beide von 28/7.
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650) Das Kapitel setzt sich aus vier ungleichen Perioden zusammen, von denen die erste und zweite inhaltlich zu vereinigen sind, 11 + 21 32 Worte, die zweite (dona ex manibiis) 30 Worte zählen, die dritte aus zwei Teilen zu 18 und 19 Worten besteht. Über die Bauten selbst bedarf es nicht vieler Worte ; 1 . Martis Vltoris templum, s. Ashby 220 ff., 329 ff. ; pro ultione paterna 42 v. Chr. gelobt, nach 40 Jahren geweiht, am Tag der Einnahme von Alexandreia ; 2. forum Augustum, s. Ashby 220 ff. 3. Marcellustheater s. Ashby 513 ff. Während für jene zwei der Bauplatz von Privaten ganz erworben werden mußte (ex manubiis wie einst von Caesar für das forum Iulium, Anm. 649), aber nicht in vollem Umfang der ursprünglichen Absicht zu erhalten war (non ausus extorquere possessoribus proximas domos, Sueton Aug. 56 2), war das theatrum Marcelli, mit dem ein Plan Caesars (Sueton Iul. 44, Dio 43, 49 2 , 53, 30 5) durchgeführt wurde und für den dieser schon die vorhandenen aedes sacrae (Pietatis, s. bei Ashby 390) wie die Privathäuser hatte einreißen lassen, darum nur 'großenteils' auf privatem Grund gebaut : die unbestimmte Formulierung solo . . . a privatis empto zeigt, daß der Anspruch auf ihn selbst ex testamento übergegangen war, die Formel also Caesar als Käufer meint ; daher ist hier nicht von den manubiae die Rede, die trotzdem für jene wie diese Bauten in Anspruch genommen werden können (feci) . Das Marcellustheater wurde zwar schon 17 v. Chr. benutzt, aber noch nicht benannt, seine dedicatio aber auf den Namen des Marcellus erst nach der Rückkehr aus Gallien (Dio 54, 26 1 ) im Jahre 13, also 10 Jahre nach Marcellus' T o d vollzog·en. 651) Ein 'Vacat' allein, freilich von 8 cm, trennt in IV 23 die dona von den opera ; wie auch Sueton Aug. 30 2 (Anm. 636) zeigt, gehören sie offen bar als Ergänzung zum excolere aedes (Aug. 29 4 , vgl. 28 s), zum adornare (30 J, sind sie eben auch ornamenta. Die er nennt, stammen, wie Dio weiß (51 , 17 8 1 S. 207* ; vgl. 22 1 ff. , Anm. 647) aus der ägyptischen Beute, mindestens die (für die hier nicht genannte curia Iulia, dann allgemein für die lepd, ferner konkret) für die aedes divi Iuli und die Kapitolinische Trias. Offen bar gibt also Augustus wieder nur eine Auswahl. Sueton Aug. 30 2 setzt die dona 'in cellam Capitolini Iovis' zu 16 000 Pf. Gold und 50 000 000 HS als Wert der Perlen und Edelsteine an, wo Augustus selbst für alle dona nur die runde Zahl 100 000 000 HS feststellt. Von den dona an die übrigen Tempel ist nichts Näheres bekannt ; denn die in die aedes divi Iuli ge stifteten Gemälde (Plinius n. h. 35, 27 ; 91) haben gewiß damit nichts zu tun. Die Götterreihe selbst ist so sicher nicht zufällig gewählt : Der höchste Tempel des Staats steht voran ; eine topographische Abfolge für die anderen läßt sich gewiß nicht behaupten (Anm. 644) ; eine Rangfolge kommt ebenso wenig in Betracht. Das Nahverhältnis zu Apollo, divus Iulius, Mars Ultor steht fest ; Vesta, der eine supplicatio am 6. März gehalten wird, weil [eo die Caesar pontifex ma]ximus creatus est (CIL X 8375), ist den Caesares verbunden wie dem populus R. Quir. (Gött. Gel. Anz. 1 908, 1000 f.) ; auch ihre aedes am Forum war 14 v. Chr. beim Brand der b asilica Aemilia vom Feuer erreicht, so daß die sacra ins Palatium gebracht werden mußten : Wurden die dona für sie erst danach gestiftet ? Die für das templum Martis Vltoris können erst 2 v. Chr. aufgestellt worden sein. So ergäbe sich hier eine chrono=
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logisch-topographisch�sachliche Gruppierung : 1. die in den Jahren 29 und 28 bedachten Götter des Kapitols, der divus Iulius am Forum, Apoll auf dem Palatin ; 2. die nach 14 v. Chr. (13 ? 1 2 ?) bedrohte Vesta ; 3. Mars Ultor als letzter 2 v. Chr. Eine zusammenfassende Betrachtung der Bautätigkeit und ihrer Bedeutung für das Stadtbild der 'marmorea Roma' wird später gegeben werden. 652) Über die coronae aureae des Triumphs und ihre Vorgeschichte s. Haebler RE IV 1638 :ff. , über das aurum coronarium des Jahres 29 s. Mommsen rg. 2 89. Gen annt und unterschieden werden h ier das des ge nannten Jahres 29 v. Chr. (cos. V) zum großen Triumph (in AcG fehlt diese Angabe, Anm. 564, 568) und die zu den einzelnen Imperatorenakklamationen (von der VIII.-XIX. der Jahre 25 v. bis 9 n. Chr.) . Spender sind die muni cipia et coloniae (S. 199*) Italiens ; die Provinzen werden nicht erwähnt, denen man später das a. c. gelegentlich herabsetzte. Sein Verhalten wird durch remisi und non accepi gekennzeichnet, das erstere die Rückgabe des bereits Überreichten bezeugend, weswegen auch dessen Höhe an gegeben wird, das zweite die Nichtannahme schon nach der Beschluß fassung feststellend, da der Zusatz decernentibus m. et. c. a e q u e benigne adque antea decreverant jede andere Deutung ausschließt: S ei� Verhalten wird zum Vorbild für die spätere Zeit. Hier aber liegt der Nachdruck in zwei Tatsachen : Der Ablehnung schon des pfiichtmäßigen ersten, der zu vorkommenden erst recht in allen späteren Fällen, andererseits der immer neu bewiesenen freiwilligen Leistung, besonders der Leistung an die Götter. Er ehrt diese, schenkt dem Römischen Volk in der Stadt, in den muni cipia, in den coloniae Italiens, bereichert diese Gemeinschaft, die er immer über das Reich zu herrschen bestimmt hat : Altruismus, der sich nicht überbieten lassen will. Dies wirkt dann noch um so stärker, wenn man sich dessen erinnert, wie er selbst 'quamvis minime appeteret hereditates . . . amicorum tarnen suprema iudicia morosissime pensitavit (Sueton Aug. 66 4 , Anm. 225) : Man sieht an diesem Zug wie gelegentlichen Äuße rungen (Seneca de benef. III 27 9 , Quintilian inst. or. VI S, 79), wie großen Wert er auf die richtige Selbstdarstellung für sich wie für andere legte. ·
653) Die 67 spectacula (3 + 5 munera glad„ 2 + 1 athlet. spect„ 4 + 23 normale ludi, die einmaligen ludi saecul. mit Agrippa, die ersten ludi Mar tiales, deren Fortsetzung den Konsuln zufiel, 26 venationes, das nav. proel. spect.) sind, wie hier angezeigt, fast durchweg auf 'suo nomine' und 'nom. aliorum' gehaltene verteilt ; nur die venat. sind vereinigt. Die im Text genannten Einzelheiten bedürfen hier keines Nachweises mehr. Über die zu den einzelnen bekannten Zeugnisse und Tatsachen Mommsen rg. 2 90 :ff. und die übliche Litt. Von den 8 munera gladiat. ist das erste, die 'ludi funebres patri' im Juli 44 zu Ehren des toten Vaters (Servius ad Verg. buc. 9, 46), das zweite bei der dedicatio aedis divi Iuli (29 v. Chr., Dio 51, 22 4) zweifellos ebenso 'in memoriam patris' (der Ausdruck Sueton Tib. 7 1 ) , das dritte von 28 v. Chr. bei der Feier für den aktischeri Sieg (Dio 53, 1 �. 6) gewiß ebenso für den (oder die) Toten gehalten ; hat er das erste dieser Reihe nicht gemeint, so kann nur noch das von 2 v. Chr. bei
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der dedicatio templi Martis gehaltene (Velleius 2, 100), wo die ultio pa terna erfüllt war, zu den drei suo nomine gerechnet werden ; ist letzteres nicht der Fall, sondern haben da, was . nicht bezeugt ist, die beiden Söhne präsidiert, dann treten für die 5 aliorum nomine zu diesem noch das von Tiberius und Drusus im J. 16 bei der aedes Quirinifeier (Dio 54, 19 6), wo der (unrichtige) Zusatz des Dio llv T6Te E0eiwae noch verrät, daß sie dem Gedächtnis des Romulus galt, das von ihm selbst im Namen des Gaius und Lucius gehaltene des Jahres 12, das er auf die Nachricht von der Erkrankung Agrippas abbrach und nach seiner Totenfeier vollendete (Dio 54, 28 2 , 29 6) und das wohl Marcellus (zum Gedächtnis zur Feier des 30. Geburtstags ?) galt ; das im Jahr 7 gehaltene, al E1mdq>101 E'ITi Tl'.p ' Aypi'IT'ITq. od.oµaxia1, q>mav fo0f)Ta TWV TE lill.>.. w v 'ITA�v TOU AuyouO"TOU (S. 42) Kai aOTWV TWV ul€wv auToil Aa�OVTWV (Dio 55, 8 6 ) wohl im Namen der Söhne, schließ lich im Jahr 6 n. Chr. für den älteren Drusus die µovoµaxia1 dywvec;, die er 20 Jahre nach den ersten Siegen des Drusus im Namen des Germanikus und Klaudius gab (Dio 55, 27 9 ) . So kann kein Zweifel sein, daß der ur sprüngliche Sinn dieser Feier hier rein in Erscheinung trat. Daß die ludi Spiele zu Ehren der Götter sind, bedarf keines Belegs. Damit heben sich die athletarum spectacula als griechische dywvec; von den munera, die venationes als Feste für das Gesamtvolk, das hier in Gegensatz zu den Spenden für die plebs (Kap. 1 5) tritt (S. 193*) von den Götterfesten scharf ab, und das navalis proeli spectaculum erscheint nicht zwar als voll kommenes novum, aber durch das Aufgebot an Material und Menschen wie den vorausgehenden Aufwand zur Bereitung des Schauplatzes (Ashby 357) als inusitatum. Denn schon Caesar hatte 46 v. Chr. für seinen Triumph eine derartige naumachia (Sueton Iul. 39 1 ; Appian b. c. II 102) veranstaltet, EV TTJ �'ITEiplfl . xwpiov ydp Tl EV Tl'.p Apdlfl 'ITEbilfl KOtAdvac; öbwp TE Ec; aOTO fof)Ke Kai vailc; EO"rffarev. Dio 43, 23 4 ; das Becken mußte 43 wegen einer Epidemie (Ao1µ6c;) wieder aufgefüllt werden (Dio 45, 17 8 , Sueton Iul. 44). Aber damit taucht auch die Vermutung auf, daß dieses zur dedicatio aedis Martis Vltoris gegebene spectaculum des Jahres 2 v. Chr. wie all die übrigen Veranstaltungen bei dieser Gelegenheit, mit denen er animos ocu losque populi Romani repleverat (Velleius), zugleich das Andenken an die spectacula varii generis (Sueton Iul. 39) erhalten sollte. - Bestünde die These, daß III 20 f. im Jahre 2 nachträglich hinzugefügt sei, zu Recht (S. 211 *), so müßte auch dieses Kapitel als Nachtrag betrachtet werden ; das wird niemand mehr behaupten. 654) Kap. 24 enthält zwei Perioden, von denen die zweite in zwei Teile zerfällt ; alle drei ungefähr gleich lang, 19 + 17 + 18 Worte, denen in G 18 + 18 + 25 entsprechen. Zeugnisse bei Mommsen rg. 2 96 f. Das Anm. 630, 633 Angedeutete muß hier erweitert werden. Das Verschweigen des Namens (Anm. 559) ist Absicht. Denn Antonius endete als hostis pa triae, sein Geburtstag blieb [dies vi]tiosus ex SC (S. 100 *). Daß von der Landesfeindin Kleopatra nicht gesprochen wird, ist daher zu erwarten : sie soll vergessen sein, zumal auch sie als Ta EK TWv lty1wTd:rwv iepwv dva0fi µau dveAoµ€vri berüchtigt ist (Dio 51, 17 6, S. 203*). Aber rührte er auch um des Gedächtnisses des Vaters willen nicht daran ? - reposui : vgl. >
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Cicero Verr. act. II 1, 46 ; 2, 162 ; 163 ; 164 ; 4, 74, 82 ; Livius 29, 18 6 has dea poenas a templi sui spoliatoribus habet, nec ante desinet omnibus eos agi tare furiis, quam reposita sacra pecunia in thesauris fuerit u. a. m. ; orna menta : Cicero Verr. act. II 4, 103 ; 5, 186 ( . . . quam sie spoliatam reliquit, ut . . . monumenta victoriae fanique ornamenta non exstent ; act. 1 14 ; II 1, 54, 57, 58 ; 4, 3, 6, 123, 126, 133 ; 5, 126 ; de imp. On. Pom p. 40, 66 ; Quinct. 92 ; Ligar. 7 ; Caecin. 1 9 ; de Dom. 111 u. ö. ; orat. 232 ; ad Qu. fr. 1 1 , 26 ; Caesar b. c. 2, 1 8 2). So ist das Bild des Tempelräubers klar umrissen. Er hat ihn in gerechtem Krieg besiegt ; die Rückgabe des Raubguts ist Pflicht der pietas gegen die Götter und der iustitia : Der pius und iustus tritt dem spoliator gegenüber. Wenn Augustus selbst (Strabo 14, 1 1 4, Mommsen rg . 2 96) den Myronischen Zeus el� To KmreTw1'1ov µeTi')veyKe, handelte er wie Marcellus (Liv. 25, 40), der, ut m ai e s t a t e m populi Ro mani a u g e r e t, ornamenta urbis, signa tabulasque quibus abundabant Syracusae Romam devexit . . . : ceterum inde primum initium mirandi Graecarum artium opera licentiaeque huic sacra profanaque omnia vulgo spoliandi factum est, quae postremo in Romanos deos, templum id ipsum primum, quod a Marcello eximie ornatum est, vertit. Er selber gleicht daher Scipio Africanus, vgl . Dittenberger Syll. 8 677, Cicero Verr. act. II 2, 86 f. - Über die sta�uae pedestres, equestres, in quadrigeis argenteis s. die Zeugnisse bei M ommsen rg. 2 97, Gardthausen IT 578 19, 20 • sustuli 'fipa (13 9 ) , vgl. Edikt an Kyrene (Premerstein Z. Sav. Stift. 1928, 426) : . . . MdEtµov 8v Kup11 va iw v o\ 'ltpEcrßEl� aiTtWVTat avllptdVTCX� 11K TWV ll11µoaiwv T6'1twv fi p K E v ex 1, Ev oi:� Kai Tov 4i i'I 'lt6;>.. 1 � To 11 µ o v ö v o µ ex u 'lt E y p ex II' e v =
EW� liv 'ITEpi TOUTOU TOil 'ltpdyµaTO� btayvw, a'ltü0e'iv IXveu Tfi� 11µfi� �'ltlTCX"ffi�
Kw;>,, u w. Was hier strafrechtliche Konsequenzen hat, so daß dem Täter ver boten wird, sich von Rom zu entfernen, wohin er mit anderen wegen Äußerungen und Absichten gegen die O'WTJ1pia des Augustus und die !>11µoam 'ITpdyµaTa (Premerstein 461) transportiert war und wo er des Ent scheids noch harrt, kann für Augustus selbst nicht gelten, der klar sagt : i p s e sustuli, so daß die Entscheidung auf ihn zurückgeht. Sueton bringt die Tatsache (Aug. 52) unter dem Gesichtspunkt des Kaiserkults ('in urbe quidem pertinacissime abstinuit hoc honore'), res ümiert also ohne Datum ; Dio andererseits (53, 22 8 , 54, 35 2 f .) gibt die erste Stelle zum Jahr 27 in einem allgemeinen Räsonnement, so daß die Fixierung· nicht sicher steht, die zweite zum Jahr 1 1 v. Chr„ da aber sind es Senat und Volk, die apyup1ov aU01� 11� EiKova� auTou . . . auvi')veyKav, und die er enttäuschte, indem er fouTOU µev oubeµiav, ' Yy1eia� !>€ ll11µ o aia� Kai 'ltpO O'ETI Kai . Oµovoia� . Elpi'Jv11� TE �aT11aev, während zu 27 die Stifter oi qii;>,, 0 1 und bfiµoi Ttve� sind. Darum ist auch anzunehmen, daß er die Entfernung auf legalem Wege veranlaßt hat, indem er für seine Person auf sie verzichtete und - wie Dio berichtet - sie i:� v6 µ i a µa KCXTEKOljlE Tou llii Kai o1Ko0ev 'ltdv0' öaa ye Kai i;>,, eye ba'ltaväv lloKe'iv, was sich mit der suetonischen Motivierung wohl vereinigen läßt. Er wollte die adulatio (Plinius n. h. 33, 151) unterbinden, dem Gott geben, was ihm als Bürger in solchem Ausmaß nicht zukam ; er übte pietas gegen den Gott und ließ den Stiftern ihr Recht. Darum wäre es aber auch wichtig· zu wissen, wie er im Fall jenes Kyrenaeers
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entschied, der freilich in der Provinzstadt sich vergangen hatte. Zu exque (IV 53) vgl. Cicero Phil. 3, 38 exque re publica ; Sueton Aug. 52 exque iis (in gl. Zusammenhang). 655) Der Hinweis auf Perikles (vgl. S. 70) mag zunächst genügen, vgl. Plutarch Per. 12 und die bekannten Gedanken der thukydideischen Leichenrede. 656) Sie sind bekanntlich an mehreren Stellen arg zerstört ; die Ober fläche des feinkörnigen Marmors ist bis in neuere Zeit noch (bes. in V) weiter abgesplittert ; die ersten Abschreiber lasen offenkundig noch viel mehr, als heute erhalten ist (s. bes. V 9, 12, 35, 39 ff., 44 ff.) ; glücklicherweise treten auch da At (stärker zu VI als zu V), AcG hinzu, das weithin tadel los erhalten ist, dessen Lücken in 1 3 14 ff. teilweise noch durch Ap gefüllt werden können, in 17 1 ff. bis auf weniges zu ergänzen sind. 657) Die Zeugnisse für den Krieg gegen Sextus Pompeius ausführlich bei Drumann-Groebe IV 566 ff. behandelt ; s. auch für einzelnes Mommsen rg. 2 97 f. Schon Horaz (c. 4, 5 19) sagt : pacatum volitant per mare navitae, und der Augustushymnus bei Philo leg. ad Gai. 146 (Der Prophet und sein Gott 155 f.) gibt in einer seiner Epiklesen (Anm. 547 a) ouToc; b T li v 0 .. a Tia To TE =
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' lß11p1KÖv Kai TÖ ' l>.. >.. u p1Kov Kai J\ißue� ol'. TE EK Toil 1rplv f>wµatZ:ovTec; 11":1.i'Jv Tlilv
s.
196 . 197. 198
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irEpi Ti]v Kupi')Y11 v Kai oi ToO Borouou Tov TE B6Kxou "fE"fov6TEc;, I:apbw TE Kai 2:1K€Aia Kai ai all.Am vi'j cro1 ai Taic; Elp11µ€vmc; f]irEipo1c; irpocrEXEii; ; von diesen nennt Augustus Illyricum nicht (Mommsen rg 2 98) noch die Könige und die kleinen Inseln, nur die Namen der „ provinciae " ; er spricht selbst verständlich auch von dem Treueid nicht, den, wie Dio weiter berichtet, Antonius sich von den östlichen Provinzen und Königen schwören läßt, der für ihn nicht existiert, da er dem hostis patriae geleistet ist. Dio aber spricht nur vom cruµµaxEiv, dadurch erscheint alles abgeblaßt. Vgl. auch Vergil Aen. 8, 678 f. Augustus agens I t a 1 o s in proelia Caesar cum p a t r i b u s p o p u 1 o q u e, penatibus et magnis dis ; Properz 4 (5), 6 23 f. Augusta ratis plenis Iovis omine velis signaque iam patriae vincere docta suae.
663) Caesar b. c. 1, 6 8 • 664) Der in den folgenden Anmerkungen im einzelnen festgestellte Text ergibt für das ganze Kapitel drei Teile : V 9-14 (Vacat von 5,8 cm) ; 14-18 (Vacat von 4,5 cm) ; 18 -23. Die Periodisierung schwankt stark ; jeweils mehrere einfache oder kompliziertere Sätze sind zu Sinneinheiten zusammen geordnet. Es sind 1 . 15 + 19 + 19, 2. 16 + 11 + 19, 3 . 19 + 13 + 12 + 11 Worte, so daß di e drei Teile mit 53 + 46 + 55 Worten gefühlsmäßig weitgehend angeglichen sind. - Der lateinische Wortlaut ist lückenhaft. V 9 provinc[iarum populi Romani] quibus durch 14 2 gesichert : V 10 eine Lücke, d�;en Länge etwas mehr als in V 12 (43,6 cm) beträgt. Die Schriftbreite schwankt in diesen Zeilen, daher ist die Zahl der j eweils fehlenden Buchstaben nicht leicht zu berechnen. Auf gleichem Raum in V 4-8, 14-16 zwischen 19 u. 23 Buchstaben ; angesichts der erhaltenen Reste links und rechts des Loches ergibt sich, daß der Durchschnitt des Verlorenen je mehr als 20 betragen muß. In V 10 zu gentes quae n[ on . . . ]tro mindestens 18-21 ; :•
non durch At gesichert, ein weiterer Rest, von Ramsay-Premerstein (vgl. tab. XIII cap. 26 a Z. 2) als P. gelesen, um Mommsens Vorschlag parerent zu halten, ist unsicher ; das griechische �0vrt TU µTj öiroTacrcr[6]µEva Ti'.)
f\µET€pq. TJ"fEµovia verlangt anderes : vgl. 16 10 fireµovia ' Pw Jai � v � ir€wEa V 46 imperio p. R. s u b i e c i (vgl. etwa Polyb. 21, 43 [45] 10 ; Preisigke, Wörterbuch II 674 ; Edikt an Kyrene, Premerstein Z. Sav. St. 1928, 428 z . 81 f. ÖCfY]V q>povTiba 1f010uµe0a �"fW TE [Augustus] Kai Ti CfUVKAYJTOuO"t