Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke: Gesundheit, Motivation und Leistung fördern [1. Aufl. 2020] 978-3-662-59664-7, 978-3-662-59665-4

Dieses Buch veranschaulicht Personalentwicklungsmaßnahmen zur Förderung von Selbstkompetenzen, Sozialkompetenzen, Method

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German Pages X, 228 [233] Year 2020

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Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke: Gesundheit, Motivation und Leistung fördern [1. Aufl. 2020]
 978-3-662-59664-7, 978-3-662-59665-4

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-X
Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige empirische Bestätigung (Ottmar L. Braun, Kira Gail, Annika Greinert)....Pages 1-22
Positive Psychologie und Finanzielles Selbstmanagement (Sarah Haas, David Krischewski, Ottmar L. Braun)....Pages 23-41
Positive Psychologie und Entscheidungskompetenz (Sylvia Hohwiller, Kira Gail, Ottmar L. Braun)....Pages 43-64
Positive Psychologie und Resilienztechniken (Laura Helmin, Michelle Jakat, Ottmar L. Braun)....Pages 65-83
Positive Psychologie und Vitalität (Michelle Jakat, Hannah Morawietz, Ottmar L. Braun)....Pages 85-103
Positive Psychologie, Small Talk und Networking (Amelie S. Papp, Marina Busch, Ottmar L. Braun)....Pages 105-127
Positive Psychologie und Präsentationskompetenz (Kira Gail, Annika Greinert, Ottmar L. Braun)....Pages 129-151
Positive Psychologie und die Reduzierung Dysfunktionaler Kognitionen (Jasmin Kamp, Ottmar L. Braun, Kira Gail)....Pages 153-174
Positive Psychologie und Problemlösekompetenz (Aurelia K. Willmann, Lisa-Kristin Fuchs, Ottmar L. Braun)....Pages 175-202
Positive Psychologie und Zielklarheit (Kathrin Jakobs, Johanna Eisele, Ottmar L. Braun)....Pages 203-220
Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke: Implikationen für die berufliche Anwendung (Annika Greinert)....Pages 221-228

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Ottmar L. Braun Hrsg.

Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke Gesundheit, Motivation und Leistung fördern

Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke

Ottmar L. Braun Hrsg.

Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke Gesundheit, Motivation und Leistung fördern

Hrsg. Prof. Dr. Ottmar L. Braun Universität Koblenz-Landau Landau, Deutschland

ISBN 978-3-662-59664-7    ISBN 978-3-662-59665-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-59665-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

V

Für meinen Pate und meine Godel

Vorwort des Herausgebers Dieses Buch wurde für viele Lesergruppen geschrieben – für die Fachkollegen aus der Personalentwicklung, die Wissenschaftler wie die Praktiker und für den Nachwuchs dieses Berufsstandes, die Studierenden. Es ist eine Tatsache, dass die Fehltage von Arbeitnehmern aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren drastisch angestiegen sind. Die angewandte Psychologie sollte Lösungen für diese Thematik liefern. Richtig ist auch, dass immer mehr Unternehmen mit Kompetenzmodellen arbeiten und nach Wegen suchen, diese Kompetenzen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten oder zu steigern. Der in diesem Buch dokumentierte Trainingsansatz, der zum großen Teil auf den Erkenntnissen der Positiven Psychologie beruht, liefert Antworten auf beide oben genannten Fragen, die nicht unabhängig voneinander beantwortet werden sollten: Psychische Gesundheit und Kompetenzförderung. Einerseits wird durch die Seminare die mentale Stärke von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gefördert, andererseits auch ihre Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenzen. Es geht also darum, die positiven Erfahrungen, die wir mit unseren Trainings zur Förderung mentaler Stärke im Arbeitsleben und zur Förderung von beruflichen Kompetenzen gemacht haben, einer breiten Fachöffentlichkeit vorzustellen. Zentrales Ziel bei der Entwicklung der Seminare war es, Interventionen zu finden, die empirisch nachweisbar wirksam sind. Gleichzeitig sollten die Seminarteilnehmer während der Seminare spielerisch lernen und dabei Spaß haben. Deshalb haben wir das Quizbrettspiel „CareerGames – spielend trainieren!“ erfunden, weiterentwickelt und in das Seminarkonzept integriert. Interessierte können den Ansatz gerne aufgreifen, denn offensichtlich können unterschiedliche Trainer/innen auch ohne vielfältige Trainingserfahrung im Rahmen des Gesamtkonzepts robuste Effekte erzielen. Dabei sind die Interventionen theoretisch fundiert und es gilt nach wie vor die Aussage von Kurt Lewin: „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie“. Die hier dokumentierten Trainingsveranstaltungen basieren alle auf dem Modell des Positiven Selbstmanagements. Nachdem nun die grundsätzliche Wirksamkeit der Trainings nachgewiesen wurde, wird es in Zukunft darum gehen, die zu Grunde liegenden psychologischen Prozesse näher zu beleuchten, die Interventionen weiter zu verbessern und die Wirtschaftlichkeit der Interventionen zu erhöhen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, das Trainingskonzept für die Vermittlung von Digitalkompetenzen fruchtbar zu machen. Die einzelnen empirischen Kapitel beruhen auf Bachelorarbeiten und Masterarbeiten am Fachbereich 8: Psychologie an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, die unter meiner Betreuung entstanden sind. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei allen Autorinnen und Autoren für die Mitarbeit bedanken. Ottmar L. Braun

Landau August 2019

VII

Vorwort von Dr. Daniela Blickhan Positive Psychologie ist die Wissenschaft vom gelingenden Leben und Arbeiten (Blickhan 2018). Um gut zu arbeiten, braucht es persönliche, soziale und methodische Kompetenzen; das ist seit Jahrzehnten bekannt und gut erforscht. Doch in den letzten Jahren (wie in 7 Kap. 1 dieses Buchs anschaulich beschrieben) steigen psychische Belastungen und die dadurch bedingten Fehlzeiten, Erwerbstätige sind zunehmend belastet und Unternehmen alarmiert. Schnelle, unvorhersehbare und häufige Veränderungen werden zur neuen Normalität („VUCA“), und bewährte Strategien der Führung, Motivation und Zusammenarbeit scheinen in Frage gestellt. Wie kann unter solchen Bedingungen gelingendes Leben und Arbeiten aussehen?  

Die Positive Psychologie, ein relativ junges Forschungsgebiet der Psychologie, kann wirksame Perspektiven anbieten, um konstruktiv mit dieser Problematik umzugehen. Ihr Ansatz unterscheidet sich grundlegend vom defizitorientierten Ansatz, der über lange Jahre in der klinischen Psychologie und auch in der Arbeits- und Organisationspsychologie vorherrschend war, und fokussiert auf das, was es zu stärken und zu fördern gilt. Das ist an vorderster Stelle das Erleben von Kompetenz, Sinnhaftigkeit und unterstützenden Beziehungen. Diese drei psychischen Grundbedürfnisse wirken aus Sicht der aktuellen Motivationsforschung als Motor intrinsischer Motivation (Self Determination Theory, Deci und Ryan 2000). Diese drei Bedürfnisse sind universell, d. h. in jedem Menschen angelegt. Ihre individuelle Ausprägung, vor allem in Bezug auf Strategien und Ausmaß ihrer Erfüllung, ist dagegen individuell verschieden; je nach Lebensphase, Umwelt und persönlicher Biografie brauchen Menschen unterschiedlich viel davon. Dafür bewährt sich im Coaching die Metapher der „Füllstände“, bei der man sich für jedes Grundbedürfnis ein passendes Gefäß vorstellt, dessen Füllstand markiert und dann den entsprechenden „Eichstrich“: Wie stark erlebt die Person dieses Bedürfnis zurzeit subjektiv als erfüllt? Und was wäre wünschenswert? Eine Diskrepanz zwischen Ist und ZielWert kann ein Anlass sein, um über passende Strategien nachzudenken, wie sich der Füllstand durch konkretes Handeln verändern lässt (Blickhan 2018, S. 168). Und genau hier setzt das vorliegende Buch an: Es bietet Möglichkeiten, wie konkretes Handeln und das Ausbilden entsprechender Gewohnheiten dazu beitragen kann, die Grundbedürfnisse zu erfüllen. Dies fördert intrinsische Motivation, psychisches Wohlbefinden, Resilienz und Leistungsfähigkeit. Selbstmanagement allein genügt nicht, um mit den Anforderungen unserer Informationsgesellschaft und der „Arbeit 4.0“ umzugehen. Mentale Stärke ist gefragt, und dieses Buch bietet praktikable und evaluierte Optionen, wie sie Schritt für Schritt aufgebaut werden kann. Herzlichen Dank an Ottmar L.  Braun, der mit diesem Buch einen wertvollen Beitrag leistet, um Erkenntnisse der Positiven Psychologie anwendungsorientiert und verständlich aufzubereiten. Dass Studierende mit ihren empirischen Abschlussarbeiten an den einzelnen Kapiteln mitarbeiten, ist eine weitere Besonderheit dieses Buchs, das damit in vielfacher Hinsicht Brücken baut. Ich wünsche den Autorinnen und Autoren viele engagierte Leser/innen.

VIII

Vorwort von Dr. Daniela Blickhan

Dr. Daniela Blickhan ist Vorsitzende des Deutschsprachigen Dachverbands für Positive Psychologie e.V., der sich zum Ziel gesetzt hat, die Brücke zwischen den Erkenntnissen der Wissenschaft und der Anwendung im Praxisfeld von Unternehmen, (Hoch-)Schulen, Praxen und Kliniken zu bauen.

Literatur Blickhan D (2018) Positive Psychologie: Ein Handbuch für die Praxis. Junfermann, Paderborn Deci EL, Ryan RM (2000) The „what“ and „why“ of goal pursuits: human needs and the self-determination of behavior. Psychol Inq 11(4):227–268. 7 https://doi.org/10.1207/S15327965PLI1104_01  

Daniela Blickhan

Rosenheim Juli 2019

IX

Inhaltsverzeichnis 1

Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige empirische Bestätigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1 Ottmar L. Braun, Kira Gail und Annika Greinert

2

Positive Psychologie und Finanzielles Selbstmanagement . . . . . . . . . . . . .  23 Sarah Haas, David Krischewski und Ottmar L. Braun

3

Positive Psychologie und Entscheidungskompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  43 Sylvia Hohwiller, Kira Gail und Ottmar L. Braun

4

Positive Psychologie und Resilienztechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  65 Laura Helmin, Michelle Jakat und Ottmar L. Braun

5

Positive Psychologie und Vitalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  85 Michelle Jakat, Hannah Morawietz und Ottmar L. Braun

6

Positive Psychologie, Small Talk und Networking . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Amelie S. Papp, Marina Busch und Ottmar L. Braun

7

Positive Psychologie und Präsentationskompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Kira Gail, Annika Greinert und Ottmar L. Braun

8

Positive Psychologie und die Reduzierung Dysfunktionaler Kognitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Jasmin Kamp, Ottmar L. Braun und Kira Gail

9

Positive Psychologie und Problemlösekompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Aurelia K. Willmann, Lisa-Kristin Fuchs und Ottmar L. Braun

10

Positive Psychologie und Zielklarheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Kathrin Jakobs, Johanna Eisele und Ottmar L. Braun

11

Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke: Implikationen für die berufliche Anwendung . . . . . . . . . 221 Annika Greinert

Herausgeber- und Autorenverzeichnis Über den Herausgeber Prof. Dr. Ottmar L. Braun University of Koblenz-Landau Landau in der Pfalz, Deutschland [email protected]

Autorenverzeichnis Marina Busch

Michelle Jakat

Radevormwald, Deutschland [email protected]

Rodheim, Deutschland [email protected]

Johanna Eisele

Kathrin Jakobs

Heidelberg, Deutschland [email protected]

Bonn, Deutschland [email protected]

Lisa-Kristin Fuchs

Jasmin Kamp

Landau in der Pfalz, Deutschland [email protected]

Frankfurt, Deutschland [email protected]

Kira Gail

David Krischewski

Landau in der Pfalz, Deutschland [email protected]

Mannheim, Deutschland [email protected]

Annika Greinert

Hannah Morawietz

Landau in der Pfalz, Deutschland [email protected]

Hagen, Deutschland [email protected]

Sarah Haas

Amelie S. Papp

Schömberg, Deutschland [email protected]

Landau in der Pfalz, Deutschland [email protected]

Laura Helmin

Aurelia K. Willmann

Ensdorf, Deutschland [email protected]

Landau in der Pfalz, Deutschland [email protected]

Sylvia Hohwiller Landau in der Pfalz, Deutschland [email protected]

1

Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige empirische Bestätigung Ottmar L. Braun, Kira Gail und Annika Greinert 1.1

Das Modell des Positiven Selbstmanagements – 3

1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5

 ompetenzmodelle – 3 K Zunahme der psychischen Erkrankungen – 3 Selbstmanagementkompetenzen – 4 Positive Psychologie – 7 Das Modell des Positiven Selbstmanagements – 9

1.2

Korrelative Bestätigung der Modellannahmen – 12

1.3

Trainingsevaluation – 13

1.3.1

E rfolgreiche Gesundheitsförderung durch Vernetzung in der Region – 14 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Zeitmanagement – 15 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Selbst-PR – 15 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Selbstdisziplin – 16 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Humor – 16 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Lerntechniken –  17 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Serviceorientierung – 18

1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.3.5 1.3.6 1.3.7

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 O. L. Braun (Hrsg.), Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke, https://doi.org/10.1007/978-3-662-59665-4_1

1

1.3.8 1.3.9 1.3.10

T rainingsevaluation Positive Psychologie und Networking – 18 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Zielklarheit – 19 Trainingsevaluation Positive Psychologie und Teamfähigkeit – 20

Literatur – 20

3 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

1.1

 as Modell des Positiven D Selbstmanagements

1.1.1

Kompetenzmodelle

Kompetenzmodelle sind ein wichtiger Bestandteil von Unternehmenskulturen. Darin wird beschrieben, welche Kompetenzen Mitarbeitende auf verschiedenen Ebenen haben sollten. Die Kompetenzen lassen sich in Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz unterteilen. Kauffeld und Grote (2014) verstehen unter Fachkompetenz alle Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sich auf die Arbeitstätigkeit an sich beziehen. Die Methodenkompetenz umfasst die Anwendung von Methoden zur Strukturierung der eigenen Aktivitäten oder der Aktivität von Gruppen. Unter Sozialkompetenz wird die Kompetenz des angemessenen Miteinanders verstanden. Hierunter fallen vor allen Dingen Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten. Die Selbstkompetenz bezieht sich auf das Umgehen des Individuums mit sich und der eigenen Zeit. Die Frage nach der Trainierbarkeit dieser Kompetenzen ist ein zentrales Thema. Gründe für diese Fragestellung gibt es viele. Kauffeld und Grote (2014) nennen beispielsweise das Beheben von Leistungsdefiziten, Belohnungen in Situationen, in denen es keinen finanziellen Ausgleich geben kann, Wertschätzung durch Mitarbeitende, Steigerung der Selbstkompetenz als PR-Mittel im „War for Talents“, wie auch das Betreiben von Networking durch das reine Besuchen von Trainings. Die Grenzen der einzelnen Kompetenzbereiche sind fließend, beispielsweise kann Smalltalk und Networking als Selbstkompetenzen oder als soziale Kompetenz betrachtet werden. Das gilt auch für andere Kompetenzen, deshalb wird hier darauf verzichtet, die Kompetenzen verschiedenen Kategorien zuzuordnen. Stattdessen werden die einzelnen Kompetenzen unter dem Sammelbegriff Selbstmanagementkompetenzen zusammen-

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gefasst. Wir gehen davon aus, dass sich diese Selbstmanagementkompetenzen steigern lassen und dass damit die psychische Gesundheit gefördert werden kann (vgl. Braun et al. 2017; Braun 2019). 1.1.2

 unahme der psychischen Z Erkrankungen

Ein zweiter Ausgangspunkt der Überlegungen ist der, dass der Anteil der psychischen Erkrankungen in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen hat. Depression und andere psychische Leiden entwickeln sich zur Volkskrankheit. In den vergangenen zehn Jahren hat sich laut AOK-Fehlzeitenreport 2018 die Zahl der Fehltage wegen der Psyche mit 117 Tagen je 1000 Versicherte verdreifacht. Hochgerechnet auf die mehr als 36  Millionen gesetzlich krankenversicherten Beschäftigen heißt das: Es wurden im Berichtsjahr 2017 166.000 Menschen in Deutschland mit insgesamt 3,7  Millionen Fehltagen wegen eines Burnouts krankgeschrieben. Die Widerstandskraft gegen Stress im Beruf lässt sich aber erfolgreich trainieren (Braun 2019). Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, steigende Bürokratie oder permanente Erreichbarkeit lassen die Anforderungen im Job immer komplexer werden. Wer gesund bleiben will, muss wissen und lernen, wie man die Balance zwischen Belastungen und Entlastungen schaffen kann. Ansätze der Positiven Psychologie können gut in Trainings umgesetzt werden, um die psychische Gesundheit zu steigern und gleichzeitig die beruflichen Kompetenzen zu fördern. Der volkswirtschaftliche Schaden ist immens, die sozialen Folgen für den Einzelnen groß, denn seelische Erkrankungen ziehen die mit Abstand längsten Ausfallzeiten nach sich. Der Gesetzgeber hat auf die steigenden Belastungen am Arbeitsplatz reagiert. Seit 2014 hat er die Arbeitgeber im Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet, Gefährdungsbeurteilungen zur psychischen Belastung aller Arbeitsplatz-

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O. L. Braun et al.

arten im Unternehmen durchzuführen. Diese Thematik gehört zur Verhältnisprävention. Seminare, die die klassischen Methoden der Positiven Psychologie vermitteln, sind sehr effektiv. Die Interventionen beginnen direkt nach den Tagesseminaren zu wirken und konnten auch noch vier Wochen danach nachgewiesen werden. Sinnvollerweise sollte einmal pro Jahr ein Seminar besucht werden. Mentale Stärke lässt sich einfach fördern. Unternehmen, denen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter am Herzen liegt, geben ihnen diese Methoden an die Hand. 1.1.3

Selbstmanagementkompetenzen

Kanfer et  al. (1996) haben ursprünglich zu Therapiezwecken im Klinikalltag die Selbstmanagement-­Therapie entwickelt. Mittlerweile ist Selbstmanagement jedoch auch im Arbeitskontext zu einem wichtigen Faktor geworden (Pscherer 2015). Neben zahlreicher Ratgeberliteratur zum Thema Selbstmanagement, wie zum Beispiel der Bestseller „Das neue 1 × 1 des Zeitmanagements“ von Lothar J.  Seiwert (2014), stehen in der heutigen Zeit sowohl im privaten als auch im Unternehmenskontext viele Angebote zur Förderung der Kompetenzen in Form von Trainings oder Coachings zur Verfügung (Klein et al. 2003). Doch worum geht es eigentlich, wenn man von Selbstmanagement spricht? Kanfer et  al. (1996) verstehen unter Selbstmanagement einen Oberbegriff für verhaltenstherapeutische Therapieansätze, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Klienten bei der Verbesserung ihrer Selbststeuerung zu helfen. Das Ziel soll dabei sein, Klienten zu einer selbstständigen und aktiven Problembewältigung zu befähigen (Kanfer et al. 1996). Im Fokus steht die „Hilfe zur Selbsthilfe“. Im Arbeitskontext wird Selbstmanagement unter anderen von Frayne und Geringer (2000) als Bemühung eines Menschen definiert, Kontrolle über bestimmte Aspekte seiner Entscheidungsfindung und sein Verhalten auszuüben. König und

Kleinmann (2014) verstehen unter Selbstmanagement „alle Bemühungen einer Person, das eigene Verhalten zielgerichtet zu beeinflussen.“ (S. 649). Sie betrachten Selbstmanagement als besonders wichtig, wenn eine Aufgabe dem Arbeitnehmer viele Freiheiten bietet und der Einfluss eines Vorgesetzten gleichzeitig gering ist. Wiese (2008) versteht unter dem Begriff Selbstmanagement „das Setzen arbeits- und berufsbezogener Ziele sowie den Einsatz von Handlungsmitteln zur Verfolgung der Ziele, einschließlich der Beobachtung und Bewertung von Zielfortschritten.“ (S. 153). Pscherer (2015) nennt es die „Fähigkeit, persönliche Ziele und Werte/Motive so in Einklang zu bringen, dass selbstgesetzte Ziele erreicht werden und dabei Zufriedenheit erlebt wird.“ (S.  7). Eine umfassende Beschreibung von Selbstmanagement bietet Graf (2012). Sie beschreibt: „Bei Selbstmanagement geht es u. a. darum, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen, handlungswirksame berufliche und persönliche Ziele zu setzen, effektiv mit der zur Verfügung stehenden Zeit umzugehen, vorhandene Belastungen zu reduzieren und Ressourcen gezielt zu aktivieren und zu nutzen.“ (S. 23). Das Ziel von Selbstmanagement ist es, „effizienter und effektiver zu werden“ (Graf 2012, S.  36). Allen Definitionen gemeinsam sind das Setzen von Zielen und der Einsatz von zielgerichtetem Verhalten zur Erreichung dieser. Graf (2012) beschreibt zudem, dass es auch darum geht, sich seine Stärken und Schwächen bewusst zu machen, vorhandene Zeit effektiv zu nutzen, mögliche Belastungen zu minimieren und verfügbare Ressourcen gewinnbringend einzusetzen. Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass Selbstmanagementkompetenzen variabel und erlernbar sind. So demonstrierte unter anderem die Studie von Klein et  al. (2003), dass durch den Einsatz eines Selbstmanagementtrainings die Selbstmanagementkompetenzen der Teilnehmenden verbessert werden konnten. Selbstmanagement wirkt sich weiterhin auf viele Lebensbereiche aus. So erkannte man widerkehrende Muster im Arbeits- und Privatleben eines Individuums. Ein gutes Selbstma-

5 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

nagement in einem Bereich kann sich förderlich auf den jeweils anderen Bereich auswirken. Es steht zum Beispiel mehr Zeit für Freizeit und Familie zur Verfügung, wenn im Arbeitsleben ein effektives und effizientes Selbstmanagement angewandt wird (Graf 2012). Zum Thema Selbstmanagement existieren verschiedene theoretische Ansätze, die unterschiedliche Betrachtungsweisen im Hinblick auf das Konstrukt Selbstmanagement vertreten. Im Folgenden wird eine Auswahl an wichtigen Ansätzen aus der psychologischen Fachliteratur vorgestellt und erläutert. Der behaviorale Ansatz als ältester Selbstmanagement-­ Ansatz basiert auf Überlegungen der klassischen Lerntheorie. Sie vertritt die zentrale Annahme, dass die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens steigt, wenn dieses Verhalten positive Konsequenzen zur Folge hat (positive Verstärkung) und es bei negativen Konsequenzen (Bestrafung) vermindert gezeigt wird (König und Kleinmann 2006; Graf 2012). In Hinblick auf diese Annahme spricht man von Selbstmanagement, wenn eine Person selbst Einfluss darauf nimmt, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie ein bestimmtes Verhalten zeigt (König und Kleinmann 2014). Dazu stehen ihr drei Möglichkeiten zur Verfügung: die Selbstverstärkung, die Selbstbestrafung oder die Stimuluskontrolle. Verstärkt sich eine Person selbst, so belohnt sie sich beispielsweise für ein bestimmtes Verhalten, indem sie sich nach Erreichen eines Ziels einen Wunsch erfüllt. Man bezeichnet dies als eine positive Verstärkung. Eine negative Selbstverstärkung würde vorliegen, wenn als Folge auf ein Verhalten negative bzw. aversive Faktoren wegfallen würden. Auch ein Verhalten kann als Verstärker fungieren. Wird ein bestimmtes Verhalten mit höherer Präferenz ausgeführt als ein anderes, kann es laut Premack-Prinzip als Verstärker für ein weniger präferiertes Verhalten fungieren. In der Praxis kann das bedeuten, sich zunächst vor einer angenehmen einer eher unangenehmen Aufgabe zu widmen. Unter der Verwendung der Selbstbestrafung tadelt sich eine Person für ihr Verhalten,

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indem sie sich selbst positiver Anreize entzieht. So kann ein langersehntes Treffen mit den Freunden ausfallen, weil man zuvor geplante Aufgaben nicht erledigt hat. Bei der Stimuluskontrolle handelt es sich um den Versuch, das Auftreten von Reizen zu unterbinden, die mit nicht erwünschtem Verhalten in Verbindung stehen. Beispielsweise kann eine wahrgenommene Störung aufgrund des Signals ankommender E-Mails durch das Ausschalten des Tones beseitigt werden (König und Kleinmann 2014; Graf 2012). Wichtig zu beachten ist, dass unter dem verwendeten Begriff „behavioral“, zu Deutsch Verhalten, nicht nur beobachtbares, sondern auch nicht sichtbares Verhalten einer Person gefasst wird. Demnach finden in diesem Ansatz auch Kognitionen und Emotionen ihre Beachtung. Kognitionen sind ebenfalls veränderbar und können als Verstärker eingesetzt werden. Ein Beispiel hierfür ist die verbale oder gedankliche Selbstverstärkung im Sinne von: „Diese Aufgabe habe ich klasse gelöst.“ (König und Kleinmann 2014). Der behaviorale Ansatz kommt vor allem im klinischen Kontext zur Anwendung und findet sich unter anderem in der von Kanfer et  al. (1996) entwickelten Selbstmanagement-­Therapie wieder. Die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura stellt eine Weiterentwicklung des behavioralen Ansatzes dar. Zentral ist vor allem die Selbstwirksamkeitserwartung als kognitives Konstrukt (König und Kleinmann 2014; Graf 2012). Darunter wird die subjektive Erwartung einer Person verstanden, ein bestimmtes gewünschtes Verhalten aufgrund der eigenen Kompetenzen erfolgreich ausführen zu können (Jerusalem 2005). Dabei muss diese Erwartung nicht mit den tatsächlich vorherrschenden Ressourcen einer Person übereinstimmen (Graf 2012), es zählt allein „die subjektive Einschätzung der persönlichen Handlungsfähigkeit.“ (S.  49). Bandura (1979) macht deutlich, dass Steuerungsmechanismen von Handlungen wie Belohnung oder ­Bestrafung, das Konstrukt der Selbstwirksamkeit zwar beeinflussen, dieses aber nicht determinieren können. Die Selbstwirksamkeit

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O. L. Braun et al.

ist durch weitere Faktoren beeinfluss- und veränderbar. Zu diesen gehören das Lernen am Modell, Überzeugungsversuche anderer Menschen, eigene Erfahrungen und die Kontrolle physiologischer Reaktionen. So ist es für eine hohe Ausprägung der Selbstwirksamkeitserwartung wichtig, die Erfahrung zu machen, durch das eigene Handeln schwierige Anforderungen selbständig bewältigen zu können. Festgelegte Ziele sollten herausfordernd sein, jedoch so gesetzt werden, dass sie erreichbar sind und die Erfahrung von Erfolg gemacht werden kann. Treten wiederholt Misserfolge auf, so hat dies negative Auswirkungen auf die persönliche Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura 1977, 1979). Beobachtete Folgen des Verhaltens einer anderen Person tragen maßgeblich dazu bei, ob ein neues Verhalten erlernt oder bestehende Verhaltensmuster verändert werden. Empfinden wir eine emotionale Erregung, so können wir diese unterschiedlichen Ursachen zuschreiben. Ein wahrgenommener schneller Herzschlag kann beispielsweise als Herausforderung oder als Hinweis auf eine Bedrohung interpretiert werden. Negativ ist die Attribution für unsere Selbstwirksamkeit, wenn auftretende Erregungen als Zeichen fehlender Kompetenzen gewertet werden (Graf 2012). Die Steuerung von Prozessen auf motivationaler, kognitiver und affektiver Ebene erfolgt durch die subjektiven Einschätzungen sowie Überzeugungen über die eigenen Kompetenzen. Ein weiteres wichtiges Konstrukt im Zuge der sozial-­kognitiven Theorie von Bandura ist die Erwartung hinsichtlich der Handlungsfolgen. Dabei geht es um die Erwartung, inwiefern ein spezifisches Ereignis auf ein potenzielles Verhalten folgt (König und Kleinmann 2006; Graf 2012). Der Ansatz der Selbstführung von Manz (1986) ist noch stärker kognitiv ausgerichtet. Neben den Annahmen des kognitiv-­ behavioralen Ansatzes stehen vor allem die Auseinandersetzung mit eigenen Zielen, Werten und kognitiven Bewertungen im Mittelpunkt. All dies fasst er unter dem Begriff „Selbstführung“ zusammen. Strategien zur Selbstführung setzen dabei auf einer höheren

Ebene der Selbstregulation an und übersteigen damit die Taktiken des kognitiv-behavioralen Ansatzes von Bandura. Ergänzende Techniken dieses Ansatzes sind zum einen natürliche Belohnungsstrategien und zum anderen die Veränderung von typischen Gedankenmustern. Dabei geht es darum, die Freude an einer Arbeit durch die Anreicherung der Arbeitsumgebung oder des Arbeitsprozesses zu erhöhen und bestehende dysfunktionale Gedanken zu erkennen und zu verändern. Arbeitnehmer streben nach diesem Ansatz nach Förderung und Weiterentwicklung (König und Kleinmann 2006; Graf 2012). Kehr (2004) integriert in dem Kompensationsmodell von Motivation und Volition verschiedene Annahmen. Das Modell besteht aus insgesamt drei Strukturbausteinen: implizite Motive, explizite Motive und wahrgenommene Fähigkeiten. Implizite Motive stellen ein Verbindungsnetzwerk aus Situationen, Emotionen und Verhaltensimpulsen dar. Sie umfassen Bedürfnisse und affektive Präferenzen und entwickeln sich sehr früh im Leben eines Menschen. Dabei sind sie überwiegend unabhängig von späteren sozialen Anforderungen. Explizite Motive beinhalten alle Gründe einer Person, die sie für ihr eigenes Verhalten annimmt. Sie beinhalten Ziele und kognitive Präferenzen und sind der Person bewusst. Diese beiden Bausteine sind unabhängig voneinander und wirken sich beide auf das Arbeitsverhalten aus. Stehen implizite und explizite Motive einer Person im Einklang miteinander, resultiert daraus ein angemessenes Verhalten. Liegen jedoch Diskrepanzen vor, so entsteht ein persönlicher Konflikt, der sich in Handlungsblockaden äußert. Diese können zum Beispiel dazu führen, dass ursprünglich geplante Handlungen aufgeschoben werden. Um diese Diskrepanzen zu überwinden, stehen dem Menschen Strategien zur Verfügung, die unter dem Begriff Volition (Wille) zusammengefasst werden. Der Einsatz dieser S­ trategien dient dazu, explizite Handlungstendenzen, die nicht den momentanen impliziten Motiven entsprechen, zu fördern und hinderliche implizite Motive zu unterdrücken. Insgesamt

7 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

sollen durch ihre Anwendung Motivationsprobleme ausgeglichen werden, die bei einer nicht vorhandenen Übereinkunft von expliziten und impliziten Motiven entstehen. Jedoch bereitet der Einsatz volitionaler Strategien auch Probleme. Ihre Anwendung kann zu einer Blockade kognitiver Kapazitäten führen, bei erhöhtem Einsatz in einer Überkontrolle münden oder Stress beim Anwender auslösen. Die Übereinstimmung von wahrgenommenen Fähigkeiten und den Intentionen der Motive steht in Verbindung mit dem Flow-­ Erleben (Csíkszentmihályi 1990). Beim Flow-­ Erleben geht die Person vollkommen in der jeweiligen Handlung auf. Zeit und Raum rücken in den Hintergrund. Werden jedoch die Fähigkeiten zur Erfüllung der übereinstimmenden Motivabsicht als fehlend wahrgenommen, ist der Einsatz von Problemlöse-Strategien erforderlich, um die mangelnden Fähigkeiten zu kompensieren. Je nach Ausprägung beziehungsweise Übereinstimmung der drei Komponenten sind so verschiedene Strategien zur Bewältigung notwendig. In dem auf Grundlage des dargestellten Kompensationsmodells entwickelten Selbstmanagementtrainings von Kehr und Rosenstiel wird den Teilnehmern gezeigt, wie es ihnen gelingt Ziele und implizite Motive aneinander anzugleichen und eine Realisierung durch den Einsatz volitionaler Strategien zu erzielen (Graf 2012; Kehr 2004; König und Kleinmann 2006). 1.1.4

Positive Psychologie

Die Positive Psychologie ist eine Strömung innerhalb der Psychologie und beschäftigt sich mit der Frage, welche persönlichen Fähigkeiten, Stärken und Tugenden zu Wohlbefinden und zu einem erfüllten, produktiven Leben beitragen können. Es geht um das glückliche Leben und um das Aufblühen von Menschen. Der Begriff wurde von Martin Seligman im Jahre (1998) während seiner Antrittsrede als Präsident der American Psychological Association (APA) geprägt. Die Positive Psychologie legt den Fokus auf die Stärken und

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Ressourcen einer Person und kritisiert den defizitären Ansatz der Psychologie, der sich ausschließlich auf psychische Störungen sowie deren Heilung richtet (Steinebach et al. 2012). Ziel der Positiven Psychologie ist somit nicht nur das Lindern von Leid, sondern die Erforschung von Wohlbefinden, Glück und Zufriedenheit, konstruktiven Gedanken (Optimismus, Hoffnung, Vertrauen), Talenten, Stärken und Tugenden sowie die Anwendung dieser positiven Auswirkungen auf das eigene Leben (Frank 2011). Aus diesem Grund versteht sich die Positive Psychologie als wichtige Ergänzung innerhalb der angewandten Psychologie, die zu einem umfassenderen wissenschaftlichen Verständnis des menschlichen Erlebens und Verhaltens auffordert. Als wichtigster Begründer und Pionier der Positiven Psychologie gilt Martin Seligman. Viele Jahre seiner Karriere erklärte er die Entstehung von Glück und Wohlbefinden mit seiner „Theorie des authentischen Glücks“. In dieser Theorie operationalisierte er das Glück durch den Faktor Lebenszufriedenheit (Johann und Möller 2013). In seinem 2012 erschienenen Buch „Flourish“ kritisiert er seine eigene Theorie, bei der die Lebenszufriedenheit durch subjektive Aussagen erfasst wurde. Er bemängelt, dass durch die subjektive Erfassung vielmehr die Stimmung bzw. Gemütslage der Personen gemessen wurde, als die tatsächliche Einschätzung der Qualität des eigenen Lebens. Aus diesem Grund erweiterte Seligman diese Theorie und gab ihr den Namen „Theorie des Wohlbefindens“. In dieser Theorie geht er nicht mehr davon aus, dass ein Faktor das Glück erschöpfend definieren kann, sondern beschreibt, fünf voneinander unabhängige Elemente, die seiner Meinung nach zum Wohlbefinden beitragen. Nach dieser PERMA-Theorie setzt sich Wohlbefinden aus fünf Faktoren zusammen, durch welche die Operationalisierung des Konstrukts möglich wird. Positive emotion (Erleben von positiven Emotionen), Engagement ­(Engagement, Erleben von Flow und Stärke), positive Relationships (positive Beziehungen zu anderen Menschen), Meaning (Streben nach Sinn) und Accomplishment

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(Zielerreichung, Streben nach Erfolgserlebnissen) (Seligman 2011). Wie diese Theorie eindrücklich verdeutlicht, reicht für ein glückliches Leben nicht nur die Abwesenheit von negativen Gefühlen aus. Ein entscheidender Faktor, der zum Erreichen von Wohlbefinden beiträgt, ist laut Seligman das regelmäßige Erleben von positiven Emotionen. „Konkrete Beispiele für positive Emotionen sind Dankbarkeit, Zufriedenheit, Befriedigung, Hoffnung, Liebe und Freude beziehungsweise Vergnügen“ (Johann und Möller 2013, S.  8). Des Weiteren scheinen Menschen erst richtig „aufzublühen“, wenn sie sich für etwas engagieren oder in einer Tätigkeit aufgehen. Hierbei können sie in einen Zustand geraten, bei dem sie nur auf sich und ihr Tun konzentriert sind und die Zeit und alles um sich herum vergessen. Sie erleben demnach einen „Flow“, ein Begriff, der durch den Glücksforscher, Mihály Csíkszentmihályi, geprägt wurde. Wichtig hierbei ist, dass der Anreiz dieser Handlung in der Ausführung der Handlung selbst liegt und nicht extrinsisch motiviert ist (Csíkszentmihályi 2010). Engagement kann auch entstehen, wenn eine Person im Sinne ihrer Stärken handelt und dadurch Wohlbefinden und Sicherheit verspürt (Johann und Möller 2013). Positive Beziehungen bezeichnet Seligman als ein weiteres Element. Seiner Meinung nach tragen eine freundliche Haltung gegenüber Mitmenschen sowie eine große Verbundenheit zu anderen Personen zum Wohlbefinden bei. Dienlich für das eigene Wohlergehen ist zudem, anderen Personen Hilfe entgegenzubringen und für die Steigerung deren Wohlbefindens zu sorgen (Johann und Möller 2013). Darüber hinaus scheint „Sinn“ ein wichtiges Element für das Wohlbefinden zu sein. Demnach sind Menschen erst dann glücklich, wenn sie in ihren Handlungen eine Sinnhaftigkeit erkennen sowie erleben und das Gefühl haben, dass ihr Leben bedeutsam ist. Als letztes Element nennt Seligman die Zielerreichung oder die erfolgreiche Bewältigung einer Tätigkeit. Menschen ist es scheinbar wichtig, sich über ihre eigenen Ziele bewusst zu

sein, da dies ein zukunftsorientiertes Handeln ermöglicht und dazu beiträgt, diese Ziele auch tatsächlich zu realisieren. Dies führt dazu, dass sich eine Person als selbstwirksam erfährt, was das Wohlbefinden entscheidend steigern kann (Johann und Möller 2013). Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass diejenigen Menschen, die die meisten positiven Gefühle, das stärkste Engagement, die meisten positiven Beziehungen, den meisten Sinn im Leben und die höchste Zielerreichung haben, laut Seligman die glücklichsten Menschen sind. Auch ergibt sich die Annahme, dass eine Verstärkung dieser fünf Elemente zu einem zunehmenden Aufblühen (Flourishing) führt. Auch Barbara Fredrickson (2001) betont die Wichtigkeit positiver Emotionen. In ihrer Broaden and Build-Theorie beschreibt sie, dass das Erleben positiver Emotionen die Denk- und Handlungsweisen erweitert (broaden), sodass sich im Sinne einer sogenannten positiven Aufwärtsspirale neue persönliche Ressourcen entwickeln können (build). Dieser Aufbau dauerhafter Ressourcen führt schließlich zu einem Gewinn neuer Kompetenzen, was wiederum begünstigt, dass Menschen mehr Erfolgserlebnisse sammeln und den Herausforderungen des täglichen Lebens besser begegnen können (Frank 2011). Aus diesem Grund liegt die Vermutung nahe, dass das Erleben positiver Emotionen zum Wohlbefinden beiträgt und sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirkt. Da es sich bei der Broaden and Build-Theorie um eine Spirale handelt, wäre es ebenfalls denkbar, bei dem „Aufbau dauerhafter persönlicher Ressourcen“ anzuknüpfen. Aus Sichtweise der Positiven Psychologie könnte ein Ausbau der individuellen Stärken zu neuen Kompetenzen beitragen, was sich letztendlich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken könnte. In Bezug auf die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie sollten Menschen mit positiv optimistischer Denk­ weise effektiver denken, was sich wiederrum positiv auf die Leistung auswirken sollte. Eine

9 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

große Zahl an empirischen Untersuchungen unterstreicht den positiven Zusammenhang zwischen Indikatoren des Wohlbefindens und des qualitativen und quantitativen Lernerfolgs (Abele 1995). Wohlbefinden ist ein zentrales Konstrukt der Positiven Psychologie. Das Bewusstsein über die eigenen Stärken führt dazu, dass Zielerreichung und Erfolg gefördert wird (Bannink 2012). Exemplarische Interventionen bzw. Techniken, die dazu beitragen, die eigenen Ressourcen im Sinne der Positiven Psychologie auszubauen sind: 55 Die „Was ist gut gelaufen-Übung“ durchführen, in der man sich abends darüber Gedanken macht, was an diesem Tag gut gelaufen ist und welche Stärken dafür verantwortlich waren. Diese Gedanken werden dann in ein Glückstagebuch eingetragen. Das Ziel dabei ist zu erkennen, dass der Alltag voller Erfolge und schöner Ereignisse ist. Dieselbe Methode kann verwendet werden, um zu überlegen „Welche Gespräche sind heute gut gelaufen“. Hier besteht das Ziel darin, zu erkennen, dass man sozial eingebunden ist. 55 Sich seiner Stärken bewusst werden, beispielsweise mit Hilfe eines Fragebogens „Die eigenen Stärken erkennen“. 55 Überlegen „Welche Aktivitäten bringen mich in einen Flow-Zustand?“, wobei das Ziel darin besteht zu erkennen, welche Aktivitäten Flow hervorrufen. 55 Die Erholungskompetenz zu steigern, indem man sich notiert, bei welchen Dingen man sich physisch und psychisch gut erholen kann. Ziel ist zu erkennen, welche Aktivitäten zur Erholung beitragen. 55 Übungen zur Achtsamkeit, um sich der eigenen Wahrnehmung bewusst zu werden und zur Entschleunigung. 55 Dankbarkeitsbesuch machen, jemandem eine Freude bereiten, Widerstandskraft aufbauen, Glücksliste anfertigen: Aufschreiben, wer und was Sie glücklich macht, mindestens 1x täglich lächeln.

1.1.5

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 as Modell des Positiven D Selbstmanagements

Das Modell des Positiven Selbstmanagements wurde von Braun (2015) entwickelt und fasst Erkenntnisse aus der Forschung und Empirie zu den Selbstmanagementkompetenzen im Lichte der Positiven Psychologie zusammen (. Abb. 1.1). Hierdurch bietet es die Grundlage für verschiedene Studien und Forschungsvorhaben und gibt eine gute Struktur und Übersicht, um sich dem Forschungsfeld zu nähern. In dem Modell sind die einzelnen Komponenten aufgeführt, die in den folgenden Kapiteln zum theoretischen Hintergrund aufgegriffen werden. Insgesamt stellt das Modell dar, welche langfristigen Folgen Handlungskompetenzen vermittelt über die mentale Stärke haben. Der Begriff der Selbstmanagementkompetenzen wird hier relativ breit benutzt und umfasst auch Sozial- und Methodenkompetenzen, da sich diese nicht immer eindeutig von den Selbstkompetenzen abgrenzen lassen. Das Modell des Positiven Selbstmanagements besagt, dass die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie (vgl. Blickhan 2018) in Kombination mit Handlungskompetenzen dazu führt, dass die Mentale Stärke ansteigt. Die Mentale Stärke setzt sich in diesem Modell aus sechs Facetten zusammen. Diese sind 1. Generelle Selbstwirksamkeitserwartungen (Bandura 1977), 2. Optimismus (Schwarzer und Jerusalem 1999), 3. Resilienz (Leppert et al. 2008), 4. Fähigkeit zur Emotionsregulation (Braun 2015), 5. Hoffnung (Snyder et al. 1991) und 6. Selbstvertrauen ­(Lantermann 2007).  

Langfristig sollte dies dazu führen, dass wünschenswerte und positive Auswirkungen steigen. Dazu gehören Lebenszufriedenheit, Glück, Aufblühen, Arbeitszufriedenheit, Leistung und psychische Gesundheit. Negative und nicht wünschenswerte Folgen wie Burnout-­ Tendenzen, psychosomatische Beschwerden,

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Selbstmanagementkompetenzen - Techniken der Positiven Psychologie - Finanzielles Selbstmanagement - Entscheidungskompetenz - Resilienztechniken - Vitalitätskompetenz - Small-Talk/ Network - Präsentationskompetenz - Reduzierung Dysfunktionaler Kognitionen - Problemlösetechniken - Berufliche Zielklarheit -…

Mentale Stärke

Langfristige Folgen

Kognitive, motivationale und emotionale Konsequenzen

- Arbeitszufriedenheit - Studienzufriedenheit - Lebenszufriedenheit - Aufblühen - Glück - Leistung - Burnout-Tendenz (-) - Stress (-) - Depressive Verstimmungen (-) - Psychosomatische Beschwerden (-) - Wechseltendenz (-) - Abbruchtendenz (-)

- Optimismus - Selbstwirksamkeitserwartungen - Resilienz - Selbstvertrauen - Emotionsregulation - Hoffnung

..      Abb. 1.1  Das Modell des Positiven Selbstmanagements

Stress, depressive Verstimmungen und Fehlzeiten sollten sinken. Im Sinne der „Broaden-und Build“-Theorie von Fredrickson (2001) kann zudem angenommen werden, dass es Rückwirkungen gibt. Danach führen positive Emotionen dazu, dass mehr Kompetenzen aufgebaut werden und eine positive Aufwärtsspirale in Gang gesetzt wird.

Das Modell wurde in erster Linie für Zwecke der Personalentwicklung formuliert. Es beansprucht, die Förderung der Mentalen Stärke zu erklären. Weiter erklärt das Modell, wie positive Variablen, wie z. B. Lebenszufriedenheit, Glück, Flourishing, Arbeitszufriedenheit und weitere positive Variablen mit der mentalen Stärke zusammenhängen. Außerdem wird

11 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

erklärt, wie negative Folgen, wie z.  B.  Stress, psychosomatische Störungen, depressive Verstimmungen und die Burnout-­ Tendenz mit der mentalen Stärke zusammenhängen. Dabei geht es nicht um die vollständige Varianzaufklärung aller Variablen, da die einzelnen Variablen sicher noch durch weitere situative Einflüsse und Persönlichkeitsvariablen beeinflusst werden. Die Hypothesen, die aus dem Modell des Positiven Selbstmanagements ableitbar sind, lassen sich in korrelative Hypothesen und in Veränderungshypothesen einteilen. Korrelative Hypothesen 1. Die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie korreliert positiv mit der Mentalen Stärke. 2. Die Ausprägung der Selbstmanagementkompetenzen/Handlungskompetenzen korreliert positiv mit der Mentalen Stärke. 3. Die Mentale Stärke korreliert positiv mit den wünschenswerten Langfristigen Folgen. 4. Die Mentale Stärke korreliert negativ mit den nicht wünschenswerten Langfristigen Folgen. 5. Die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie korreliert positiv mit den wünschenswerten Langfristigen Folgen. 6. Die Ausprägung der Selbstmanagementkompetenzen/Handlungskompetenzen korreliert negativ mit den nicht wünschenswerten Langfristigen Folgen. Veränderungshypothesen 1. Fördert man in einem Training die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie, dann geben die Trainingsteilnehmer nach dem Training an, diese auch öfter anzuwenden. 2. Fördert man in einem Training Selbstmanagementkompetenzen/Handlungskompetenzen, dann geben die Trainingsteilnehmer nach dem Training an, dass diese Kompetenzen gestiegen sind. 3. Fördert man in einem Training gleichzeitig die Anwendung von Techniken

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der Positiven Psychologie und die Selbstmanagementkompetenzen/ Handlungskompetenzen, dann steigt die mentale Stärke. 4. Fördert man in einem Training gleichzeitig die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und die Selbstmanagementkompetenzen/Handlungskompetenzen, dann lässt sich eine Zunahme bei den Variablen beobachten, die den Langfristigen positiven Folgen zuzurechnen sind. 5. Fördert man in einem Training gleichzeitig die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und die Selbstmanagementkompetenzen/Handlungskompetenzen, dann lässt sich eine Abnahme bei den Variablen beobachten, die den Langfristigen negativen Folgen zuzurechnen sind. Die Veränderungshypothesen wurden meist durch die Evaluation von Präsenzseminaren überprüft, die in der Regel einen Tag gedauert haben. Dabei kam das Seminarkonzept „CareerGames  – spielend trainieren !“ (vgl. 7 www.­careergames.­de) zum Einsatz. Bei den Trainings handelt es sich meistens um ganztägige Trainings (ca. 9 bis 17 Uhr). Der prototypische Ablauf lässt sich wie folgt beschreiben. Nach einer Vorstellungsrunde der Teilnehmenden wird die Methode eines Maßnahmenplans eingeführt. Ein Maßnahmenplan dient der Sicherung der erlernten Inhalte und fördert den Transfer in Alltags- bzw. Arbeitssituationen. Der erste eineinhalbstündige Baustein des Trainings besteht aus der Vermittlung von Techniken der Positiven Psychologie. Hier werden im theoretischen Überblick die Entstehung der Positiven Psychologie, ihr Nutzen, die Theorie des Wohlbefindens (Seligman 2014), das integrative Modell des Positiven Selbstmanagements (Braun et al. 2017), die Broaden-and-Build Theorie nach Fredrickson (2001) und das Flowkonzept nach Csikszentmihalyi (1990) thematisiert. Der ständig geförderte Austausch zwischen den Teilnehmenden und die vertiefenden und ergänzenden prakti 

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schen Übungen intensivieren die Verarbeitung der Inhalte und führen zu einem direkten Erleben positiver Emotionen. Als praktische Übungen werden ein Stärkentest zur Bewusstmachung und gezielten Förderung von persönlichen Stärken (Park, Peterson & Seligman 2004) bearbeitet. Beim positiven Tagesrückblick notieren die Trainingsteilnehmer∗innen in einem Erfolgsund Glückstagebuchs (in Anlehnung an Seligman 2012), was täglich gut gelaufen ist und welche ihrer Stärken dazu beigetragen haben, dass es gut gelaufen ist. Anschließend wird im zweiten eineinhalbstündigen Baustein eine weitere Selbstmanagementkompetenz (z.  B.  Selbst-PR, Selbstdisziplin, Networking, Zeitmanagement) trainiert. Es findet ebenfalls ein Überblick zu den relevanten Theorien und Modellen statt, welche durch einen gegenseitigen Austausch und praktische Übungen ergänzt werden. Nach einer Mittagspause wird das Quizbrettspiel aus dem Seminarkonzept „CareerGames-spielend trainieren!“ (Braun et al. 2017) angewendet. Es handelt sich dabei um ein Spiel, bei dem Gruppen von vier Teilnehmenden die vermittelten Inhalte vertiefen, miteinander diskutieren und sich gegenseitig durch kollegiale Beratung bereichern. Zu jedem Baustein, welcher im Training thematisiert wird, liegt eine Präsentation, ein Set von Übungen und ein Kartensatz mit 20 Fragekarten vor. Die Spieldauer beträgt ca. 90 Minuten. Anschließend an das Spiel werden die eigenen Maßnahmenpläne geschärft und es findet eine weitere Transfersicherung durch eine abschließende Übung, beispielsweise die Bildung von Lernpartnerschaften, statt. Um das Training zu evaluieren, wird direkt im Anschluss die unmittelbare Reaktion auf das Training und das Seminarkonzept „CareerGames-­ spielend trainieren!“ erhoben. Diese Erhebung stellt die erste Ebene des Evaluationsmodells von Kirkpatrick und Kirkpatrick (2006) dar. Die zweite Ebene bezieht sich auf Lernen der einzelnen Teilnehmenden. Um den Lern- und damit den Trainingserfolg messen zu können, werden die relevanten Selbstmanagementkompetenzen, die Mentale Stärke und relevante Langfristige Folgen mithilfe von Selbst-

einschätzungsfragebögen vor dem Training und vier Wochen später erhoben. Diese Fragebögen werden sowohl von Teilnehmenden am Training als auch von Vergleichsgruppen, welche nicht am Training teilnahmen, ausgefüllt. Somit können die Lerneffekte über die Zeit zweifellos auf das Training zurückgeführt werden. Im Folgenden werden die Ergebnisse einzelner Trainings sowie Besonderheiten und Abweichungen vom prototypischen Ablauf und deren Bedeutung für das Arbeitsleben dargestellt. In den folgenden Abschnitten werden Studien berichtet, die auf der Basis des Modells des positiven Selbstmanagements durchgeführt wurden. Es wird dargelegt, dass das Modell durchaus der empirischen Überprüfung standhält. 1.2

 orrelative Bestätigung der K Modellannahmen

Im Folgenden werden zwei korrelative Studien vorstellt, mit denen die korrelativen Hypothesen des Modells des Positiven Selbstmanagements empirisch überprüft wurden. Braun und Simek (2017) untersuchten die Zusammenhänge zwischen den Selbstmanagementkompetenzen Zeitmanagement und Arbeitstechniken, Selbst-PR, Problemlösetechniken, Einschränkende Überzeugungen (Dysfunktionale Kognitionen), Gesundheitsvorsorge und der Mentalen Stärke sowie den Langfristigen Folgen Stress, Arbeits-/Studienzufriedenheit, depressive Verstimmungen und psychosomatische Beschwerden. Die Überprüfung des Modells erfolgte mittels Onlinefragebogen, welcher von 204 Personen (W = 111) ausgefüllt wurde. Es konnte bestätigt werden, dass die Selbstmanagementkompetenzen, Zeitmanagement und Arbeitstechniken, Selbst-PR, Problemlösetechniken und Gesundheitsvorsorge positiv mit der Mentalen Stärke korrelieren. Die Einschränkenden Überzeugungen korrelierten, wie erwartet signifikant negativ mit Mentaler Stärke. Ebenfalls konnte bestätigt werden, dass die Facetten der Mentalen Stärke positiv mit

13 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

Arbeitszufriedenheit und negativ mit Stress, depressiven Verstimmungen und psychosomatischen Beschwerden korrelieren. Zwischen den Selbstmanagementkompetenzen und den einzelnen Langfristigen Folgen konnten die, wie folgt beschriebenen Zusammenhänge gefunden werden. Zeitmanagement hängt positiv mit Arbeitszufriedenheit und negativ mit Depressiver Verstimmung und Psychosomatischen Beschwerden zusammen. Selbst-PR und Gesundheitsfürsorge hängen positiv mit Arbeitszufriedenheit und negativ mit Stress, Depressiver Verstimmung und Psychosomatischen Beschwerden zusammen. Problemlösetechniken hängen positiv mit Arbeitszufriedenheit und negativ mit Depressiver Verstimmung zusammen. Einschränkende Überzeugungen hängen positiv mit Stress, Depressiver Verstimmung und psychosomatischen Beschwerden und negativ mit Arbeitszufriedenheit zusammen. In der zweiten Studie von Simek und Braun (2017) wurden zeitgleich zur ersten dargestellten Studie die Zusammenhänge zwischen den Selbstmanagementkompetenzen, Positive Psychologie, Zielklarheit, Selbstdisziplin, Smalltalk und Networking, Anwendung von Lerntechniken, Finanzielles Selbstmanagement und Mentaler Stärke, hier bestehend aus vier Facetten (Optimismus, Resilienz, Selbstwirksamkeit und Motivation), sowie den bereits beschriebenen Langfristigen Folgen untersucht. Auch hier wurde auf die Verwendung eines Onlinefragebogens (N  =  199, W  =  111) zurückgegriffen. Es hat sich gezeigt, dass die Selbstmanagementkompetenzen positiv mit den Facetten der Mentalen Stärke korrelieren. Ebenfalls konnte bestätigt werden, dass die Facetten der Mentalen Stärke negativ mit den Langfristigen Folgen Stress, Depressive Verstimmung und psychosomatischen Beschwerden zusammenhängen. Hingegen hängt die Mentale Stärke signifikant positiv mit Zufriedenheit zusammen. Zwischen den folgenden Selbstmanagementkompetenzen und den einzelnen Langfristigen Folgen konnten die folgenden Zusammenhänge gefunden werden. Positive

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Psychologie und die Anwendung von Lerntechniken hängen positiv mit Arbeitszufriedenheit und negativ mit Stress, Depressiver Verstimmung und psychosomatischen Beschwerden zusammen. Zielklarheit und Selbstdisziplin hängen positiv mit Arbeitszufriedenheit und negativ mit Depressiver Verstimmung zusammen. Die Untersuchungen bestätigen somit weitgehend die Grundannahmen des Modells des Positiven Selbstmanagements, die oben dargestellt wurden. Gleichzeitig gibt es signifikante Korrelationen zwischen Mentaler Stärke und den Langfristigen Folgen. Dementsprechend müsste ein Anstieg bei einer Selbstmanagementkompetenz zu Veränderungen bei Variablen führen, die mit dieser korreliert sind. Voraussetzung hierbei ist, dass die Kausalrichtungen so verlaufen, wie im Modell angenommen. Im Folgenden werden Evaluationsstudien berichtet, bei denen es darum ging, eine Intervention auf ihre Wirksamkeit hin zu ­überprüfen. 1.3

Trainingsevaluation

Menschen zeigen in verschiedenen Lebensbereichen außergewöhnliche Leistungen, so auch im Arbeitsleben. Diese außergewöhnlichen Leistungen sind Ausdruck von Kompetenzen, welche zuvor erworben wurden. Ziel der Kompetenzmodellierung ist es deswegen, insbesondere die leistungs- bzw. erfolgsrelevanten Kompetenzen und -facetten für betriebliche Aufgaben und Positionen zu identifizieren und zu beschreiben. Entsprechende Kompetenzbeschreibungen beinhalten meist eine spezifische Kombination von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, motivationalen Orientierungen und Persönlichkeitseigenschaften, welche die Kompetenz charakterisieren. In arbeits- und organisationspsychologischen Kompetenzmodellen werden außerdem nicht nur fachliche, sondern auch fach- und branchenübergreifende Kompetenzen abgebildet sowie sozial-kommunikative Kompetenzen. Ein weiteres Ziel besteht darin, die Mentale Stärke zu för-

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dern. Darunter wird die psychologische Kraft verstanden, die notwendig ist, um die Herausforderungen des Arbeitsalltags bewältigen zu können. Um die Selbstmanagementkompetenzen (inkl. soziale Kompetenz und Methodenkompetenz) sowie die Mentale Stärke zu steigern, wurde ein Trainingsprogramm aufbauend auf dem Modell des Positiven Selbstmanagements entwickelt. Das Trainingsformat ist modular aufgebaut, sodass gezielt bestimmte Kompetenzen gefördert werden können. Es wirkt präventiv gegenüber psychischen Erkrankungen und kann minimalinvasiv appliziert werden, sodass die Teilnehmenden nicht allzu lange aus dem Arbeitsprozess herausgenommen werden. Gleichzeitig ist es kostengünstig und wirkt nachhaltig über einen längeren Zeitraum. 1.3.1

Erfolgreiche Gesundheitsförderung durch Vernetzung in der Region

Aufgrund mangelnder Ressourcen können kleine und mittelständische Unternehmen häufig keine umfassenden Programme zur Betrieblichen Gesundheitsförderung gestalten und durchführen. Deshalb schließen sich Unternehmen zu regionalen Netzwerken zum betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM-Netzwerk) zusammen. Innerhalb des Netzwerks können die Unternehmen dann Seminarangebote austauschen und dadurch ein erheblich breiteres Angebot für die Mitgliedsbetriebe bereitstellen. Ein solches Netzwerk stellt das BGM-Netzwerk Südpfalz dar, das von der AOK Rheinland-Pfalz/ Saarland intensiv unterstütz wird. Ein Seminar innerhalb des BGM-Netzwerks hatte zum Ziel, verschiedene Facetten der Selbstmanagementkompetenz, insbesondere Gesundheit und Vitalität sowie Führung mit Positiver Psychologie zu verbessern (Kratz et al. 2016). An dem Training nahmen 89 Mitarbeitende aus verschiedenen Organisationen

teil, welche über das BGM-Netzwerk Südpfalz rekrutiert wurden. Bei den Teilnehmenden handelte es sich unter anderem um Arbeitnehmer eines Klinikums, Polizisten und Führungskräfte aus Dienstleistungsunternehmen. Die Trainings erstreckten sich über ein bis zwei Tage. Alle Trainings bauten auf dem beschriebenen Trainingskonzept auf. Den ersten Baustein stellte das Modul zur Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie dar. Abhängig von den teilnehmenden Organisationen wurden verschiedene Module der anderen Selbstmanagementkompetenzen ergänzt (z. B. Gesundheit und Vitalität). Die einzelnen Modellannahmen konnten bestätigt werden. Die erhobenen Facetten der Mentalen Stärke korrelierten positiv mit Arbeitszufriedenheit und negativ mit psychosomatischen Beschwerden und depressiver Verstimmung. Die Facette dysfunktionale Kognitionen hing, wie erwartet, negativ mit Arbeitszufriedenheit und positiv mit psychosomatischen Beschwerden und depressiver Verstimmung zusammen. Das Training und das Seminarkonzept „CareerGames-spielend trainieren!“ wurden als sehr positiv wahrgenommen. Die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie, Selbst-PR, Zeitmanagement und Arbeitstechniken, Small-Talk und Networking, Gesundheitsvorsorge und Vitalität sowie Lerntechniken zeigten eine signifikante Interaktion zwischen Gruppenzugehörigkeit und Messzeitpunkt. Das bedeutet, dass sich die trainierten Kompetenzen in der Trainingsgruppe deutlich anstiegen und zwar im Vergleich zum Zeitpunkt vor dem Training und im Vergleich zur Kontrollgruppe. Weiter konnte beobachtet werden, dass in der Trainingsgruppe Selbstwirksamkeitserwartungen, Optimismus und die Fähigkeit zur Emotionsregulation anstiegen, Stress und dysfunktionale Kognitionen hingegen erwartungsgemäß abnahmen. Somit zeigt die vorliegende Studie, dass Selbstmanagementkompetenzen mit gesundheitsrelevanten Größen korrelieren und  – was viel wichtiger ist – dass sie sich durch ein Training fördern lassen!

15 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

1.3.2

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Zeitmanagement

Im Training von Böttger et  al. (2019) wurde neben der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie die Fähigkeit zur Anwendung von Techniken des Zeit- und Selbstmanagements trainiert. Ein gutes Zeitmanagement kann in jeder beruflichen Situation von Vorteil sein und bedeutet im weitesten Sinne die optimale Nutzung der zu Verfügung stehenden Zeit (Weisweiler et al. 2013). Zum Einstieg in das Training wurde zunächst über Träume und Ziele gesprochen. Anhand von diversen Übungen, wie z.  B. „Rede zum 60. Geburtstag“ oder „Ziele formulieren mit der SMART-Formel“ wurden die persönlichen und beruflichen Ziele vertieft. Anschließend wurde das Modul zur Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie (Vortrag zur Positiven Psychologie, Stärkentest, Erfolgsund Glückstagebuch, Dankbarkeitsübung, Erholungsoasen) durchgeführt. Im nächsten Abschnitt lernten die Teilnehmenden die wesentlichen Instrumente des Zeitmanagements kennen. Dazu gehörten z.  B. die Aktivitätencheckliste, der Tagesplan und das Eisenhower-Prinzip zur Prioritätensetzung. Durch das Training sollte ein signifikanter Anstieg der Trainingsgruppe hinsichtlich der Selbstmanagementkompetenzen (Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und Zeitmanagement), der Mentalen Stärke und der positiven Langfristigen Folgen erreicht werden. Als Langfristige Folgen wurden Gesundheit und Lebenszufriedenheit betrachtet. Darüber hinaus wurden weitere Selbstmanagementkompetenzen (z.  B.  Zielklarheit, Selbst-PR, Small-Talk und Networking) erhoben, um mögliche Transfereffekte aufzudecken. Die unmittelbare Reaktion auf das Seminar und das Seminarkonzept „CareerGames-­ spielend trainieren!“ fiel sehr positiv aus. Vier Wochen nach dem Training zeigten die Teilnehmenden, im Vergleich zur Kontrollgruppe, einen signifikanten Anstieg in der Nutzung von Techniken der Positiven Psychologie und eine

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Verbesserung im Zeitmanagement. Auch im Bereich der Mentalen Stärke ließ sich ein deutlicher Anstieg verzeichnen. Alle gemessenen Transfereffekte konnten ihrer Annahme entsprechend bestätigt werden. Während die Zielklarheit, Selbst-PR, Small-Talk und Networking, Problemlösetechniken, Gesundheitsvorsorge und Vitalität anstiegen, nahmen wie erwartet die blockierenden Gedanken ab. Mithilfe dieses Trainingskonzepts konnte gezeigt werden, dass über das gezielte Training von bestimmten Selbstmanagementkompetenzen weitere Kompetenzen implizit gestärkt werden können.

1.3.3

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Selbst-PR

In diesem Training von Braun und Hildebrandt (2019) wurden die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und Selbst-PR betrachtet. Selbst-PR kann hierbei als Marketing in eigener Sache definiert werden und spielt im Arbeitsleben eine entscheidende Rolle, beispielsweise in Bewerbungssituationen oder bei Verkaufsgesprächen. Das erste Modul zu den Techniken der Positiven Psychologie lief wie zuvor beschrieben ab (Vortrag zur Positiven Psychologie, Stärkentest, Erfolgs- und Glückstagebuch, Dankbarkeitsübung, Erholungsoasen). Im Modul Selbst-PR waren neben dem theoretischen Input praktische Übungen wie die Formulierung einer Unique Selling Proposition (USP, positives individuelles Alleinstellungsmerkmal) sowie das Formulieren von Zielen im Rahmen des Marketing-Mix integriert. Neben einem Anstieg bei der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und der Selbst-PR, wurden Transfereffekte auf andere impliziert trainierten Selbstmanagementkompetenzen, wie Zielklarheit, der Fähigkeit zum Small-Talk und Networking und die Auflösung blockierender Gedanken (dysfunktionale Kognitionen), erwartet. Es wurde angenommen, dass neben der Mentalen Stärke auch die Lebenszufriedenheit, als Langfristige Folge, ansteigt.

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Die Zentralen Hypothesen konnten bestätigt werden. Es gabt einen signifikanten Anstieg der Trainingsgruppe hinsichtlich der Selbstmanagementkompetenzen (Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und Selbst-PR), der Mentalen Stärke und der Lebenszufriedenheit. Die unmittelbare Reaktion auf das Training und das Seminarkonzept „CareerGames-spielend trainieren!“ fiel sehr positiv aus. Auch bei den implizit trainierten Selbstmanagementkompetenzen ließen sich Transfereffekte finden. Während die Zielklarheit, die Fähigkeit zum Small-Talk und Networking anstiegen, nahmen wie erwartet die dysfunktionalen Kognitionen ab. Somit eignet sich das Training, um nicht nur die allgemeinen Selbst-PR-Kompetenzen zu stärken, sondern auch darüber hinaus verwandte Selbstmanagementkompetenzen zu verbessern. 1.3.4

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Selbstdisziplin

Im folgenden Training von Balzereit und Braun (2019) stand neben der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie die Förderung der Selbstdisziplin im Fokus. Selbstdisziplin als Selbstmanagementkompetenz ist Bestandteil von allen zielgerichteten Handlungen und kann bei der Selbstmotivation und auch bei der Aktivierung eigener Ressourcen unterstützen. Sie ist ein entscheidender Faktor für Erfolg und das Erleben von positiven Emotionen im beruflichen, wie auch im privaten Alltag. Der Trainingsablauf entsprach dem prototypischen Ablauf. Nach dem Modul zur Positiven Psychologie wurde im Modul zur Selbstdisziplin neben dem theoretischen Überblick die persönliche Relevanz der Thematik durch verschiedene Übungen herausgearbeitet und Wege zum Training der Selbstdisziplin erläutert. Es wurde ein signifikanter Anstieg bei der Trainingsgruppe hinsichtlich der Selbstmanagementkompetenzen (Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und

Selbstdisziplin), der Mentalen Stärke und der Langfristigen Folge Arbeitszufriedenheit erwartet. Gleichzeitig sollten die Langfristigen Folgen Depressive Verstimmung, Stress und emotionale Erschöpfung (Burnout-Tendenz) durch das Training abnehmen. Diese Hypothesen konnten bestätigt werden. Eine zusätzliche korrelative Modellprüfung zeigte zusätzlich die gleichen Beziehungen, wie bei Braun und Simek (2017) bzw. Simek und Braun (2017). Die Selbstmanagementkompetenzen korrelieren positiv mit der Mentalen Stärke und der Arbeitszufriedenheit und negativ mit depressiver Verstimmung, Stress und Burnout-Tendenz. Das Training und das Seminarkonzept „CareerGames-­ spielend trainieren!“ wurden beide von den Teilnehmenden als sehr positiv wahrgenommen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Selbstdisziplin, so wie auch die Techniken der Positiven Psychologie trainierbare Selbstmanagementkompetenzen darstellen. 1.3.5

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Humor

In dem Training von Choi et al. (2019) wurde neben der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie die Selbstmanagementkompetenz Humor gefördert. Humorvolle Menschen strahlen neben Optimismus auch Vitalität, Leichtigkeit und Gelassenheit in angespannten Situationen aus. Sie setzen den Fokus auf die positiven Seiten der Dinge, ohne dabei Negatives aus dem Auge zu verlieren (Zenhäuser 2017). Dies macht Humor zu einer beachtenswerten Selbstmanagementkompetenz. Das Modul zur Anwendung der Techniken der Positiven Psychologie war wie beschrieben aufgebaut. Im zweiten Modul Humor standen im theoretischen Überblick Themen wie „Humorstile“, „Die elf Arten des Spontanen Humors“ und „Humorvoll Agieren“, sowie „Die positiven Auswirkungen eines Lächelns“ im Fokus. Durchgeführt wurden unter anderem die Rote-Nase-Übung, die dazu dient, proble-

17 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

matische Situationen mit einer gewissen Leichtigkeit zu begegnen und das Ausfüllen eines Humortagebuchs. Die Besonderheit in diesem Training war, dass sowohl die Teilnehmenden des Trainings als auch die Kontrollgruppe Pflege- und Betreuungskräfte eines Caritas Zentrums waren. Durch das Training sollte ein signifikanter Anstieg der Trainingsgruppe hinsichtlich der Selbstmanagementkompetenzen (Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und Humor), der Mentalen Stärke und der Langfristigen Folgen Lebenszufriedenheit, Arbeitszufriedenheit und im Psychischen Wohlbefinden bewirkt werden. Gleichzeitig wurde eine Senkung des Stress- und Burnout-­Risikos als Langfristige Folgen erwartet. Alle Hypothesen konnten bestätigt werden. Das Training und das Seminarkonzept „CareerGames-spielend trainieren!“ wurde von allen Teilnehmenden als positiv empfunden. Insgesamt zeigt diese Evaluationsstudie, dass Humor, neben den Techniken der Positiven Psychologie, eine trainierbare Selbstmanagementkompetenz darstellt. Durch die besondere Zusammensetzung der Kontrollgruppe und der Trainingsgruppe wird die Relevanz der Kompetenzstärkung und der Erhöhung der Mentalen Stärke für das Arbeitsleben noch einmal bekräftigt. Die Teilnehmenden des Trainings weisen im Vergleich zu ihren Kollegen und Kolleginnen, welche vergleichbare Tätigkeiten ausführen, eine höhere Mentale Stärke auf, welche sich positiv auf ihr psychisches Wohlbefinden, die Lebenszufriedenheit und die Minimierung des Burnout-­ Risikos auswirkt. 1.3.6

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Lerntechniken

In diesem Training von Napp-Zinn und Braun (2019) wurden gezielt Techniken der Positiven Psychologie und Lerntechniken (Wild und Schiefele 1994) zur Unterstützung von Studie-

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renden im universitären Alltag vermittelt, um ihre Lernkompetenz zu steigern. Lerntechniken stellen nach Streblow und Schiefele (2006) einzelne Methoden des Lernens dar, wobei unter Lernstrategien der gezielte Einsatz von Lerntechniken in einer Lernhandlung verstanden werden kann. Das erste Trainingsmodul zu den Techniken der Positiven Psychologie wurde wie dargestellt durchgeführt. Im zweiten Modul wurden die theoretischen Hintergründe der Lerntechniken behandelt und durch ausgewählte Methoden des Lernens in Einzel- oder Paararbeit vertieft, um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu bieten diese in ihre Lernstrategie zu integrieren. Bei der ersten Übung ging es darum, sich seine Ziele im Studium zu vergegenwärtigen. Daraufhin folgte die Erstellung eines exemplarischen Tages-/Wochenplans zum optimalen Zeitmanagement, gefolgt von der Übung „Motivationsfaktoren sammeln“und„Texte visualisieren“ kombiniert mit SQ3R-Lesetechnik. Zum Abschluss wurden die Lerntypen der Teilnehmenden ermittelt. Es wurde erwartet, dass durch das Training die Nutzung von Techniken der Positiven Psychologie, die Anwendung von Lerntechniken und die Mentale Stärke signifikant ansteigt. Als Langfristige Folgen wurde ein Anstieg in der Studienzufriedenheit und eine Abnahme in der Wechseltendenz (Studienabbruch) erwartet. Ebenfalls wurde von Transfereffekten auf die Selbstmanagementkompetenz Zielklarheit erwartet. Die unmittelbare Reaktion auf das Seminar und das Quizbrettspiel zeigte insgesamt eine positive Bewertung. Entsprechend der Modellüberprüfung zeigten die Teilnehmenden der Trainingsgruppe nach vier Wochen, einen signifikanten Anstieg in der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und der Selbstmanagementkompetenz Lerntechniken im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Mentale Stärke stieg ebenfalls bedeutend an. Der Transfereffekt des Trainings auf die Zielklarheit konnte für den Anstieg des Mittelwertes innerhalb der Trainingsgruppe bestätigt werden.

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O. L. Braun et al.

1.3.7

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Serviceorientierung

Das vorliegende Training von Krebs et  al. (2019) befasst sich mit den Techniken der Positiven Psychologie und der Serviceorientierung als Selbstmanagementkompetenz. Serviceorientierung, also die Ausrichtung an der Maxime, dem Kunden zu Dienste zu sein (Coenen 2001), umfasst die Aspekte der Emotionsregulation, der Kommunikation sowie der Achtsamkeit. Das Modul zur Positiven Psychologie wurde wie beschrieben durchgeführt. Im zweiten Modul Serviceorientierung standen das Spannungsfeld zwischen den Anforderungen des Unternehmens und den Erwartungen des Kunden, Service-Profit Chain (Heskett et  al. 1994) und Emotionsarbeit nach Hochschild (1983), das Konstrukt der Emotionalen Dissonanz, das Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun (2008) und Achtsamkeit sowohl theoretisch als auch praktisch im Fokus. Im letzten Modul wurde das Quizbrettspiel aus dem Seminarkonzept „CareerGames- spielend trainieren!“ gespielt. Durch das Training sollte ein signifikanter Anstieg der Trainingsgruppe der Selbstmanagementkompetenzen Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und Serviceorientierung, der Mentalen Stärke sowie ein Anstieg der Arbeitszufriedenheit und eine Senkung von Burnout-Tendenz und Stress als Langfristige Folgen erreicht werden. Die unmittelbare Reaktion auf Seminar und Spiel fiel positiv aus. Die Teilnehmenden der Trainingsgruppe zeigten nach vier Wochen einen signifikanten Anstieg in der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie, der Serviceorientierung und der Mentalen Stärke im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Trainingsteilnahme führte außerdem zu einem signifikanten Anstieg der persönlichen Problemlösungstechniken und der Arbeitszufriedenheit. Die Absenkung von Stress und Burnout war tendenziell zu beobachten. Die

Ergebnisse sprechen eindeutig für einen Einsatz und Relevanz des Trainings zum Thema Serviceorientierung in der Praxis.

1.3.8

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Networking

Dieses Training von Schaake et al. (2019) befasste sich mit den Techniken der Positiven Psychologie und Networking als Selbstmanagementkompetenz. Der Fokus liegt in diesem Training speziell auf den Facetten „Aufbau von Kontakten“, „Pflege von Kontakten“ und „Nutzung von Kontakten“ des Networkings (Wolff und Moser 2006) im beruflichen als auch im privaten Kontext. Networking wird als eine Verhaltensweise gesehen, welche gefördert werden und zu beruflichem Erfolg führen kann (z. B. Forret und Dougherty 2001). Das Training folgt dem üblichen Trainingskonzept, wobei das erste Modul darauf ausgerichtet ist, die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie zu fördern. Im zweiten Modul werden die theoretischen Hintergründe des Networkings behandelt und mittels Übungen vertieft. Im Fokus standen Übungen wie die Netzwerkvisualisierung, die Topunterstützer-­ Übung (Soziale Unterstützung durch das bestehende Netzwerk) und eine Übung zu den eigenen Netzwerk-­Fähigkeiten. Es wurde erwartet, dass durch das Trainings ein signifikanter Anstieg der Selbstmanagementkompetenzen Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und Networking und der Mentalen Stärke erfolgen sollte. Die unmittelbare Reaktion auf das Seminar und das Spiel fiel insgesamt sehr positiv aus. Die Teilnehmenden der Trainingsgruppe zeigten, im Gegensatz zur Kontrollgruppe, nach vier Wochen einen signifikanten Anstieg in der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und der Selbstmanagementkompetenz Networking. Ebenfalls stieg bei ihnen die Mentale Stärke bedeutend an. In der Kontrollgruppe ließ sich, wie erwartet, keine

19 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

Steigerung der Mentalen Stärke finden. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse kann dieses Training mit direktem Zusammenhang zu Berufserfolg für den praktischen Berufsalltag empfohlen werden. 1.3.9

Trainingsevaluation Positive Psychologie und Zielklarheit

Das vorliegende Training von Mauermann et  al. (2019) fokussiert neben den Techniken der Positiven Psychologie die (berufliche) Zielklarheit. Ziele, spezifisch Zielklarheit, sind ein elementarer Bestandteil beim Streben nach Berufserfolg sowie bei der allgemeinen Lebensgestaltung. Das Training wurde als Online-Tool entwickelt und durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden zufällig zwei unterschiedlichen Versionen des Online-Trainings zugeordnet. Beide Versionen setzten sich jeweils aus vier Kapiteln zur Positiven Psychologie und zur beruflichen Zielklarheit zusammen und unterscheiden sich lediglich in der zeitlichen Darbietung der Inhalte. Während eine Gruppe das Online-­Training an einem Tag bearbeitete, sodass die Inhalte und Übungen zusammenhängend dargestellt wurden, wurden bei der zweiten Gruppe die Inhalte auf vier Kapitel und die Durchführung auf 12 Tage verteilt. Beide Gruppen, sowie eine Kontrollgruppe, welche nicht am Training teilnahm, füllten einen Fragebogen zur Erfassung der interessierenden Variablen jeweils eine Woche vor dem Training und drei Wochen danach aus. Der konkrete Aufbau des Online-Trainings sah wie folgt aus. Den Auftakt bilden Videos zur Einführung und Vorstellung der Versuchsleiter sowie zur Erläuterung des Ablaufs. Die ersten beiden Kapitel befassen sich mit der thematischen Einleitung, der Definition der Positiven Psychologie, deren Entwicklung, dem zugehörigen theoretischen Hintergrund sowie den Techniken der Positiven Psychologie. Dies wurde durch die Übungen Erfolgs- und Glückstagebuch, Was ist gut gelaufen?, Erholungsquellen

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und einem Maßnahmenplan zur Positiven Psychologie unterstützt. Das dritte und vierte Kapitel definiert den Zielbegriff sowie dessen Zusammenhang mit der beruflichen Zielklarheit, orientiert am Person-­ Job-­ Fit Model (Schuler 2014). Es wurden viele Praxisübungen durchgeführt, welche ­beispielsweise dazu dienten, die eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse zu erkennen, Stärken und Schwächen herauszuarbeiten, die eigene Wertehaltung zu definieren oder auch Analysen potenzieller Tätigkeiten durchzuführen. Um sicherzustellen, dass die Teilnehmenden die Kapitel bearbeiteten, wurden nach jedem Kapitel Aufgaben zu den Punkten Reflexion, Erläuterung des Inhaltes und Arbeitsanweisungen gestellt. Erwartet wurde, dass durch das Training die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie, die (berufliche) Zielklarheit und die Mentale Stärke signifikant erhöht werden. Des Weiteren wurde erwartet, dass die Langfristigen Folgen Lebenszufriedenheit, Studienzufriedenheit und psychisches Wohlbefinden in der Trainingsgruppe ansteigen, während die Burnout-Tendenz, psychosomatische Beschwerden, Stress und depressive Verstimmung sinken. Die unmittelbare Reaktion fiel positiv aus. Das Online-Training bewirkte einen signifikanten Anstieg der Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und der beruflichen Zielklarheit unabhängig von der zeitlichen Darbietung der Inhalte. Ebenso förderte das Online-Training die Mentale Stärke der Teilnehmenden. Lediglich bei den Langfristigen Folgen zeigte nur die Variable Stress klare Ergebnisse. Alle weiteren Langfristigen Folgen veränderten sich nicht zwischen den beiden Testzeitpunkten. Jedoch gaben mehr als die Hälfte der Teilnehmenden an sich auch nach dem Training mit den Techniken der Positiven Psychologie befasst zu haben, was darauf schließen lässt, dass die Form eines Online-­ Trainings eine hohe Akzeptanz aufweist. Insgesamt zeigt sich, dass das Training auch als Online-Training wirksam durchgeführt werden kann.

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1

O. L. Braun et al.

1.3.10  Trainingsevaluation

Positive Psychologie und Teamfähigkeit

Im vorliegenden Training von Ziemke und Michaelis (2019) wurde die Selbstmanagementkompetenz Teamfähigkeit gefördert. Bei den Teilnehmenden handelte es sich um Mitarbeitende einer Behörde. An den meisten Arbeitsplätzen ist Teamarbeit allgegenwärtig und für das Erreichen von berufsbezogenen Zielen essenziell. Für gute Teamarbeit unverzichtbar ist dabei ein gutes Teamklima, also das positive Erleben der Zusammenarbeit (Kleinmann 2005), welches Prozesse wie Arbeitsmotivation, Arbeitszufriedenheit und Hilfsbereitschaft beeinflusst. Im Gegensatz zu den vorher vorgestellten Trainings wurden die Techniken der Positiven Psychologie nicht explizit trainiert, jedoch wurden einzelne Übungen an diese angelehnt. Das Training, welches insgesamt einen halben Arbeitstag umfasste, gliederte sich in fünf Blöcke. Im ersten Block, Begrüßungs- und Kennenlernrunde, wurden die Teilnehmenden bereits nach Faktoren für ein positives Teamklima gefragt. Der zweite Block des Seminars beinhaltete die Wissensvermittlung zum Thema Teamklima, basierend auf der Theorie zum Teamklima für Innovation von Brodbeck et  al. (2000). Im Vordergrund standen dabei Vision und Teamziele, Konsensfähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und Konfliktfähigkeit. Es wurden verschiedene Übungen durchgeführt, wie beispielsweise das Teamklima-Tagebuch (angelehnt an das Erfolgs- und Glückstagebuch), die Einführung eines Maßnahmenplans zur konkreten Umsetzung am Arbeitsplatz und die Erstellung von Teamvisionen für den beruflichen Alltag im Rahmen einer „Zukunftskonferenz“. Im dritten Block wurden zwischen den Teilnehmenden Lernpartnerschaften gebildet, um auch nach der Teilnahme am Training einen Austausch und Unterstützung zu sichern. Im vierten Block wurde das Quizbrettspiels aus dem Seminarkonzept „CareerGames- spielend trai-

nieren!“ gespielt, um die Inhalte zu vertiefen und den Transfer zu fördern. Zum Abschluss des Seminares wurden den Teilnehmenden Anregungen und Maßnahmen zur Umsetzung am Arbeitsplatz gegeben, es fand ein persönliches Feedback zum Seminar statt und die Fragebögen zur unmittelbaren Reaktion wurden ausgefüllt. Es wurde erwartet, dass sich die Teamfähigkeit durch das Training signifikant verbessert und die Mentale Stärke ansteigt. Als langfristige Folgen sollte das Teamklima, die Arbeitsmotivation und die Arbeitszufriedenheit ansteigen sowie der empfundene Stress im Team abnehmen. Das Training wurde insgesamt nicht nur sehr positiv bewertet, sondern auch im Vergleich zu anderen Trainings, die die Teilnehmenden in ihrem Leben durchgeführt hatten als viel besser oder besser (93,1  % der Teilnehmenden). Auch das Spiel „CarreerGamesspielend trainieren!“ wurde im Vergleich zu anderen Spielen im Trainingskontext von 85 % der Teilnehmenden als viel besser oder besser bewertet. Die eigene Teamfähigkeit verbesserte sich signifikant durch das Training, ebenso wie die Mentale Stärke. Bei den Langfristigen Folgen fanden sich Trainingseffekte für die Facetten Vision des Teamklimas, Aufgabenorientierung und Partizipative Sicherheit, welche zum Teamklima gehören. Zusammengefasst ermöglicht das vorliegende Training eine Verbesserung des Teamklimas im Rahmen von Trainings auf der Individualebene, ohne, dass ein vollständiges Arbeitsteam anwesend sein muss.

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21 Das Modell des positiven Selbstmanagements und seine bisherige…

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O. L. Braun et al.

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Positive Psychologie und Finanzielles Selbstmanagement Sarah Haas, David Krischewski und Ottmar L. Braun 2.1

Zielsetzung – 24

2.2

Theorie – 26

2.3

Ablauf des Trainings – 28

2.4

Evaluation – 31

2.4.1 2.4.2 2.4.3

 nmittelbare Reaktion – 31 U Design – 31 Variablen und Hypothesen – 32

2.5

Ergebnisse – 34

2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.5.4

S tichprobe – 34 Ergebnisse Unmittelbare Reaktion – 34 Korrelative Ergebnisse – 34 Varianzanalytische Auswertungen – 35

2.6

Diskussion – 37 Literatur – 40

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 O. L. Braun (Hrsg.), Positive Psychologie, Kompetenzförderung und Mentale Stärke, https://doi.org/10.1007/978-3-662-59665-4_2

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S. Haas et al.

Fallbeispiel Bernd träumt seit Jahren von einem eigenen Haus mit Garten, in dem er seinen Kindern beim Spielen zusehen kann. Aktuell bereiten ihm jedoch unvorhergesehene Ausgaben wie die Reparatur seines Autos und die bald anstehende neue Waschmaschine große Sorgen. Er schafft es einfach nicht entsprechende Reserven zu bilden und zum Monatsende wird das Geld regelmäßig knapp und er weiß nicht wie sich seine Situation jemals verbessern sollte. Die ständige Unsicherheit, ob er die nächste Rechnung bezahlen kann, belastet ihn so sehr, dass er auch bei der Arbeit oft nicht konzentriert ist. Wenn er doch nur im Lotto gewänne oder sein Chef ihn endlich befördern würde, dann wäre er seine Sorgen los und könnte in seinem Eigenheim glücklich werden. Hat er recht? Beim Einkaufen begegnet er seinem alten Freund Max. Sie kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass Max sich eben diesen Traum erfüllt hat, wobei dieser genauso viel verdient wie Bernd. Wie schafft er das? Max berichtet, dass es ihm vor ein paar Jahren auch so ging wie Bernd. Er hat sich nie Gedanken drüber gemacht wofür er wie viel Geld ausgibt und musste sich mehr als einmal etwas von seinem Bruder leihen. Durch Zufall erfuhr er von einem Tagesseminar zu Finanziellem Selbstmanagement und meldete sich aus reiner Neugier an. Dort wurde ihm aufgezeigt, dass nicht die Höhe des Einkommens entscheidend sein muss, sondern vielmehr der Umgang mit dem vorhandenen. Er habe gelernt wie wichtig es ist sich über die eigene Einnahmen- und Ausgabensituation bewusst zu sein, um etwas verändern zu können, welche finanziellen Fehlentscheidungen er in der Vergangenheit getroffen hat, warum es zu diesen kommen konnte und wie sie sich künftig vermeiden lassen. Auch hat er in diesem Training erfahren wie er

seine Ziele formulieren sollte, damit die Wahrscheinlichkeit sie erfüllen zu können möglichst hoch ist.

2.1  Zielsetzung

Die Förderung dieser Selbstmanagementkompetenz soll, im Sinne des Modells des Positiven Selbstmanagements von Braun et al. (2017) (. Abb.  2.1), einen Anstieg der Mentalen Stärke zur Folge haben und sich positiv auf die beschriebenen Langfristigen Folgen (Lebens- und Arbeitszufriedenheit und depressive Verstimmung) auswirken, obwohl diese Aspekte nicht direkte Gegenstände des Trainings sind. Ein verbessertes finanzielles Selbstmanagement kann für jeden Menschen von Vorteil sein. Einem aktuellen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach, leidet jede dritte Person unter Geldknappheit, was sich vor allem dann zeigt, wenn beispielsweise ungeplante Ausgaben anstehen (Stastisches Bundesamt 2016; „Armut in Deutschland“, 2018). Hier gelingt es in den Haushalten nicht, die notwendigen Reserven zu bilden. Dies soll durch die Trainings der Positiven Psychologie und des Finanziellen Selbstmanagements verbessert werden. Die angestrebte Liquiditätssicherung gewährleistet einen gewissen finanziellen Handlungsspielraum. Angelehnt an die Ergebnisse aus früheren Untersuchungen (Zwerenz et al. 2004) ist bei erlebter finanzieller Handlungsfähigkeit anzunehmen, dass psychische Belastungen bei entsprechender Liquidität ausbleiben und sie somit langfristig einen Beitrag zum Erhalt psychischer Gesundheit leistet. Erst durch einen genauen Überblick über die eigene Einnahmen- und Ausgaben-Situation lassen sich realistische Ziele und Maßnahmen ableiten. Je nachdem, ob ein Überschuss oder Fehlbetrag erzielt wird, gelten unterschiedliche Ansätze. Vor einem möglichen Vermögensaufbau steht die Bereinigung der Schulden und die Ordnung der finanziellen Situation dahingehend, dass ein sorgenfreies Alltagserleben  

25 Positive Psychologie und Finanzielles Selbstmanagement

Selbstmanagementkompetenzen - Techniken der Positiven Psychologie - Finanzielles Selbstmanagement - Entscheidungskompetenz - Resilienztechniken - Vitalitätskompetenz - Small-Talk/ Network - Präsentationskompetenz - Reduzierung Dysfunktionaler Gedanken - Problemlösetechniken - Berufliche Zielklarheit …

Mentale Stärke

Langfristige Folgen

Kognitive, motivationale und emotionale Konsequenzen

- Arbeitszufriedenheit - Studienzufriedenheit - Lebenszufriedenheit - Glück - Leistung - Burnout-Tendenz (-) - Stress (-) - Depressive Verstimmungen (-) - Psychosomatische Beschwerden (-) - Wechseltendenz (-) - Abbruchtendenz (-)

- Optimismus - Selbstwirksamkeitserwartungen - Resilienz - Selbstvertrauen - Emotionsregulation - Hoffnung

2

..      Abb. 2.1  Das Modell des Positiven Selbstmanagements (Vgl. Braun und Ziemke 2019)

gewährleistet ist: für Personen, die Mitte des Monats bereits einen finanziellen Engpass erleben und nicht wissen, wie das Monatsende bestritten werden kann, besteht Handlungsbedarf. Dieser äußert sich entweder in Erhöhung der Einnahmen, oder Reduktion der Ausgaben. Da Ersteres spontan nur schwer erreicht werden kann, bildet Letzteres einen großen

Baustein der durchgeführten Trainingsmaßnahme. Neben Privathaushalten können auch Unternehmen und deren Mitarbeiter von einer finanziellen Ordnung profitieren. Während Mitarbeiter mit Geldsorgen häufig zu Kompensationen durch Spielsucht, Alkohol und anderen Genussmitteln neigen, können dieje-

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S. Haas et al.

nigen, die es schaffen Reserven zu bilden, früher in den Ruhestand verabschiedet werden (Kaiser 2013). Innerhalb des Berufslebens sind sie ausgeglichener, konzentrierter und damit leistungsfähiger. Vorteile eines gut ausgeprägten finanziellen Selbstmanagements liegen aus Unternehmenssicht in einer besseren Wettbewerbsposition, weiterhin beschäftigen sie in der Regel zufriedenere Mitarbeiter, denen bessere Karrierechancen geboten werden können (Garman et al. 1996). Das durchgeführte Training behandelte diverse Themen der Positiven Psychologie und des Finanziellen Selbstmanagements. Durch das Vorstellen und Anwenden konkreter Übungen und Techniken soll es den Teilnehmern ermöglicht werden, Verbesserungen in den Selbstmanagementkompetenzen zu erreichen. Besonders hervorgehoben werden soll hier das finanzielle Selbstmanagement. Dazu wird vorgestellt, was dies genau ist, welche Übungen sich anbieten, welche Fallen es im Alltag gibt und welche Vorzüge sich ergeben können. All das wird anhand des Trainingsablaufes und der Ergebnisse erläutert. Das Training zielte darauf ab, einen signifikanten Anstieg bei den folgenden Variablen zu erreichen: a) Fähigkeit zum Anwenden der Techniken des finanziellen Selbstmanagements, b) Fähigkeit zum Anwenden der Techniken der Positiven Psychologie, c) Mentale Stärke (Index aus Emotionsregulation, Hoffnung, Optimismus, Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit und Resilienz), d) Lebenszufriedenheit und die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und die depressive Verstimmung zu reduzieren. 2.2  Theorie

Wie bereits beschrieben (vgl. 7 Kap. 1) definieren König und Kleinmann (2014) Selbstmanagement als alle Bemühungen einer Person das eigene Verhalten zielgerichtet zu beeinflussen. Analog bezieht sich Finanzielles Selbstmanagement auf den zielgerichteten Umgang einer Person mit ihren finanziellen Ressourcen. Ein  

niedrig ausgeprägtes finanzielles Selbstmanagement kann zu Geldknappheit führen, aus der Sorgen resultieren, die sich wiederum negativ auf die Lebenszufriedenheit auswirken. Im Gegensatz dazu kann ein erfolgreich angewandtes finanzielles Selbstmanagement zu finanzieller Unabhängigkeit beitragen, aus der eine gesteigerte Lebenszufriedenheit resultiert (Braun et al. 2017). Es besteht beispielsweise ein erheblicher Zusammenhang zwischen erlebten finanziellen Notsituationen und psychischen Erkrankungen (Zwerenz et al. 2004). Die Autoren zeigen in Ihrer Untersuchung, dass Personen, die Ihre finanzielle Lage als bedrohlich einstufen, überdimensional häufiger an psychischen Belastungen und Erkrankungen leiden. Die Erfahrung anhaltender Schulden und finanzieller Handlungsunfähigkeit steigert das Gefühl von Hilflosigkeit. Infolge dieser Beanspruchung können Motivationsverluste und Resignation auftreten, die weiter zu einer klinisch relevanten Depression oder Angststörung führen können. Die Studie von Kahneman und Deaton (2010) hingegen beleuchtet die Lebenszufriedenheit in Verbindung mit der Einkommenshöhe. Sie schlussfolgern, dass die Lebenszufriedenheit prinzipiell mit höherem Einkommen zunimmt, wenn auch nur bis zu einer bestimmten Grenze. Dennoch geht hieraus hervor, dass finanzielle Handlungsfähigkeit einen Beitrag zum Wohlbefinden leistet. Diese Handlungsfähigkeit kann auch bei niedrigerem Einkommen v­erbessert werden, wenn die Verhältnisse geordnet sind und kontrolliert werden können. Während bei der Selbstmanagementkompetenz Zeitmanagement das Auskommen mit der zur Verfügung stehenden Zeit zur Aufgabenbewältigung thematisiert wird, berücksichtigt Finanzielles Selbstmanagement entsprechend das zielgerichtete und organisierte Auskommen mit dem jeweiligen Einkommen und den dazugehörigen Ausgaben. Genauer: die Erfassung und Kontrolle der persönlichen finanziellen Daten, dem Treffen von rationalen finanziellen Entscheidungen und dem Erreichen von festgesetzten finanziellen Zielen. Grundlagen hierfür bilden neben der Feststellung des persönlichen Ist-Zustandes die klare Definition von kurz- und langfristigen

27 Positive Psychologie und Finanzielles Selbstmanagement

Zielen. Hier ist der Kerngedanke des Selbstmanagements zu erkennen, welcher sich auf die menschliche Selbstregulation bezieht. Das Selbstmanagement beinhaltet die Aussage, dass der Mensch selbst durch die bewusste Steuerung interner Prozesse sein Verhalten beeinflussen kann. Selbstmanagement bedeutet, das eigene Leben zu planen und zu organisieren, motiviert zu bleiben und sich Ziele zu setzen. Es wird auch als eine Strategie der Selbstregulation gesehen, bei der persönliche Ziele und deren Verfolgung einen klaren Bestandteil ausmachen (Weisweiler et  al. 2013). Es geht in jedem Fall um die Bemühung der Person, das eigene Verhalten zielgerichtet zu steuern und dabei die Selbstverstärkung zielführend einzusetzen. In der Weiterentwicklung dieser theoretischen Annahme ist die Selbstwirksamkeitserwartung eine zentrale kognitive Komponente. Techniken des Selbstmanagements sind die Selbstverstärkung, Selbstbestrafung, Stimuluskontrolle, Selbstbeobachtung, Zielsetzung und die Problemidentifikation (Klein et al. 2003; König und Kleinmann 2014). Finanzielles Selbstmanagement als spezifische Selbstmanagementkompetenz fokussiert zunächst auf die Einnahmen-Ausgaben-­ Situation und damit verbunden auf die Unterscheidung verschiedener Kostenarten. Im Weiteren wird auf die Verbesserung der Einnahmen-­Ausgaben-Situation durch die Reduktion von Ausgaben, Möglichkeiten der Automatisierung sowie der Definition konkreter finanzieller Ziele und der konsequenten Umsetzung dieser geachtet. In der Erfassung der Einnahmen-­ Ausgaben-Situation ist zwischen fixen und variablen Kosten bzw. Einkünften zu unterscheiden. Während fixe Anteile per Definition regelmäßig wiederkehren und in ihrer Höhe kaum variieren, unterliegen variable Einkünfte oder Kosten starken Schwankungen und fallen unregelmäßig an. Gerade für die Ausgabenseite kann dies problematisch werden, wenn sie ungeplant anstehen. Auch wenn Fixkosten in der Regel die höhere Summe bilden, sind die variablen Anteile nicht zu vernachlässigen. Für die Haushaltsrechnung empfiehlt sich daher beide Formen zu erfas-

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sen. Während die fixen Posten einfach direkt erfasst und eingetragen werden können, wird für die unregelmäßigen ein Durchschnittswert ermittelt. Angesetzt werden sollten hierfür mindestens die letzten drei Monate (oder bei Einmalzahlungen das gesamte letzte Jahr) um näherungsweise einen verlässlichen Ansatz zu bilden. Dieser ermittelte Wert wird dann in der Haushaltsplanung entsprechend berücksichtigt. Gültigkeit hat dieses Vorgehen sowohl für die Ausgaben als auch für die Einnahmen. Bei möglichen Einsparungen ist ebenfalls eine Unterscheidung von fixen und variablen Kosten vorzunehmen. Fixkosten (Strom, Miete, Versicherungen etc.) sind häufig an Verträge gebunden und damit kaum sofort reduzierbar. Viele der variablen Kosten (Urlaub, Kleidung etc.) können dagegen, nach eigenen Ermessen, unmittelbar gesenkt werden. Um Ausgaben dauerhaft und sinnvoll reduzieren zu können, ist es wichtig ihre Entstehung zu kennen. Eine der häufigsten Ursachen zu hoher Ausgaben sind Spontankäufe. Die Neigung zu Spontankäufen entsteht u.  a. bei verminderter Selbstkontrolle durch Ermüdung kognitiver Fähigkeiten, oder Stress (Baumeister 2002). Weiter gelten Traurigkeit und ein erhöhter Selbstfokus als Risikofaktoren für ­ Spontankäufe (Cryder et  al. 2008). In diesen Situationen sind Menschen besonders anfällig für beworbene Produkte, die oft tatsächlich nicht wirklich gebraucht werden. Sehr bekannt ist der alltagssprachliche Frustkauf, der meist der Kompensation und Ablenkung dient. Auch die angenommene Knappheit von Produkten stellt einen Grund für erhöhte Ausgaben dar. Durch solche Limitationen kann Reaktanz entstehen. Diese und die Erwartung Anteil an Exklusivität zu haben, können zu einem gesteigerten Kaufwillen führen (Worchel et al. 1975). Das gilt selbst dann, wenn das entsprechende Produkt nicht gebraucht oder überteuert dargeboten wird. Auch die von Kahneman (1983), Tversky und Kahneman (1974, 1992) untersuchte mentale Konto- oder Buchführung bietet unzureichend überlegten Ausgaben einen Raum. Gleiche Geldbeträge können hiernach für Menschen subjektiv unterschied-

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liche Werte haben, je nach dem welcher mentaler Kategorie (z.  B.  Haus, Auto, Freizeit) sie zugeordnet werden. Diese Kategorien werden mit jeweils unterschiedlichen Budgets versehen. Problematisch ist diese mentale Kontoführung vor allem dann, wenn sie sehr eng gefasst ist: beispielsweise kann Freizeit aus mehreren Konten wie Hobby1, Hobby2, Kaffeetrinken, Ausgehen etc. bestehen. Weiter gefasste mentale Konten hingegen können der Selbstkontrolle dienlich sein (Tversky und Kahneman 1974). In weiter gefassten Konten könnte beispielsweise ein Freizeit-Gesamt-­Konto gebildet und mit einem bestimmten Budget versehen werden. Aus diesem festgelegten Budget würden nun alle Freizeitaktivitäten bedient und finanziell nicht mehr zwischen den einzelnen Anlässen unterschieden. Im Zeitalter der Digitalisierung bietet es sich an, die eigenen Finanzen zu automatisieren. Spezielle Apps können das Führen eines Haushaltstagebuches erleichtern und bei der Verfolgung von Sparzielen  – z.  B. durch Errichtung eines Dauerauftrages auf ein separates Konto  – unterstützen. Doch wie können Ziele sinnvoll gesetzt werden, um die größtmögliche Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu haben? Hier sollte zunächst zwischen kurz- und langfristigen Zielen unterschieden werden, um diese dann im Sinne der SMART-Regel nach Doran (1981) zu formulieren: Ziele müssen spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminierbar sein. Im Sinne des Finanziellen Selbstmanagements könnten kurzfristige Ziele der Abbau eines Überziehungskredites oder Aufbau einer definierten Geldreserve sein, die die Liquidität des Haushaltes sichert. Kurzfristige Ziele sind mit einem Zeitrahmen von einem bis zu drei Jahren definiert, langfristige Ziele sind nach drei bis 20 Jahren zu erfüllen. Unter langfristige Ziele könnten eine gesicherte Altersversorgung oder größere Anschaffungen fallen. Ungenügende Zielerreichung kann zusätzlich auch durch Fehler bei der Geldanlage entstehen. Als typische Fehler gelten hier u.  a. die menschliche Neigung in unsicheren Situationen irrationale Entscheidungen zu treffen, die Abhängigkeit der Ent-

scheidungsfindung von Erwartungen über Gewinn oder Verlust, sowie das außer Kraft setzen von Disziplin und Selbstkontrolle durch affektive Zustände (Kahneman und Tversky 1979). Angst vor dem Verlust von Geld spielt eine große Rolle in Bezug auf das persönliche Wohlbefinden und gezeigte Verhaltenstendenzen. Unter der sogenannten Verlustaversion versteht man die Neigung, Verluste höher zu gewichten als Gewinne. Man ärgert sich etwa über den Verlust von 100  € stärker, als man sich über den Gewinn des gleichen Betrages freuen würde (Kahneman und Tversky 1979). Auch unser Verhalten am Aktienmarkt wird maßgeblich durch die Angst vor Verlusten gesteuert und kann unter anderem dazu führen, dass sinkende Aktien zu spät und steigende zu früh veräußert werden (Shefrin und Statman 1985). Beides steht einer Zielerreichung, die sich auf Vermögensaufbau bezieht, entgegen. Ein Gefühl von Verlust kann auch bei risikoarmen Sparformen entstehen. Wird beispielsweise vom gesamten im Monat frei verfügbaren Einkommen ein bestimmter Betrag an ein separates Sparkonto abgeführt, fehlt dieser Betrag zunächst in der monatlichen Haushaltsbetrachtung. Der Theorie von Kahneman und Tversky zufolge würde dieser Verlust schwerer gewichtet als der erzielte Spargewinn. Es kann also festgehalten werden, dass es grundlegend darum geht, einen genauen Überblick und Kontrolle über die finanzielle Situation herzustellen, um ein erfolgreiches finanzielles Selbstmanagement und damit eine finanzielle Ordnung zu erreichen. Genauso sollten die finanziellen Ziele regelmäßig auf ihre Formulierung und Aktualität geprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Ferner ist es auf dem Wege zum finanziellen Selbstmanagement hilfreich, die eigene Emotionalität bzw. Affektivität zu beachten. 2.3  Ablauf des Trainings

Die insgesamt drei Trainings starteten jeweils an einem Samstag um 09:00  Uhr und dauerten bis ca. 17:00 Uhr. Als Trainingsunterlagen

29 Positive Psychologie und Finanzielles Selbstmanagement

erhielten alle Teilnehmenden ein Erfolgs- und Glückstagebuch, eine Druckausgabe der Präsentation zum Teil der Positiven Psychologie mit Raum für eigene Notizen und einen separaten Maßnahmenplan. Da im Folgenden verschiedene Übungen durchgeführt wurden, sollte so der Transfer gesichert werden. Die Teilnehmenden wurden dazu eingeladen, die Übungen, die sie künftig in ihren Alltag integrieren wollen, dort einzutragen. An allen drei Terminen waren die Gruppen hinsichtlich Beruf und Alter sehr gemischt und untereinander wenig bekannt. Um dem zu begegnen und ein positives Klima für den Tag zu fördern startete jedes Training mit einer kurzen Vorstellungsrunde mit Name, Hobby und Erwartungen an das Training. Im Anschluss begann die Einheit Positive Psychologie mit theoretischem Input, um allen Teilnehmenden einen Einblick in die aktuelle Forschung zu ermöglichen und die Techniken der Positiven Psychologie als Selbstmanagementkompetenz herauszuarbeiten. In diesem Rahmen wurde auch ein Stärkentest durchgeführt. Durch diesen konnten die Teilnehmenden ihre wesentlichen Charakterstärken entdecken und lernen sie optimal einzusetzen (Seligman 2014). Die von den Teilnehmenden ermittelten Stärken wurden im Anschluss an die Übung in die ausgehändigten Erfolgsund Glückstagebücher übertragen. Zusätzlich wurde das Erfolgs- und Glückstagebuch durch Eintragung des Namens personalisiert und darin eingetragen, was an dem Tag bereits gut gelaufen ist. Dieses positive Erlebnis sollte direkt mit den eigenen Stärken in Verbindung gebracht werden. Die Anwendung der persönlichen Stärken führt zu mehr positiven Emotionen auch in Bezug auf alltägliche Dinge und Erlebnisse. Die Visualisierung der positiven Erlebnisse in Verbindung mit den eigenen Stärken fördert ihre Nachhaltigkeit in der Erinnerung. Weiterhin wurden persönliche Erholungsoasen zum Kraft tanken und Dinge, für die man im Leben dankbar ist, auf den entsprechenden Seiten im Erfolgs- und Glückstagebuch festgehalten. Bei jeder Eintragung erhielten die Gruppen Zeit sich über die

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entsprechenden Themen auszutauschen. Auch der Maßnahmenplan wurde in dieser Phase fortlaufend gepflegt und ergänzt. Nach einer Kaffeepause folgte der erste Teil des Bausteines Finanzielles Selbstmanagement. Hierfür wurden die zugehörige Präsentation und die Unterlagen für die Übung ausgehändigt. Wieder in einer Mischung aus Theorie, Hintergrundinformationen und Übungseinheiten. Zunächst wurden eine Definition und der Nutzen des Finanziellen Selbstmanagements vorgestellt, wonach ein Block zur Erfassung und Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben folgte. Innerhalb dieser Einheit wurden die unterschiedlichen Kostenarten in einer Übung erarbeitet. Übung Kostenarten: Für eine aussagekräftige Ermittlung des persönlichen Ist-Zustandes ist es notwendig zunächst die Unterschiede zwischen den jeweiligen Kostenarten zu kennen. Ablauf der Übung: Die Übung bestand darin, zunächst bekannte Kosten, wie Versicherung, Miete, Reparaturen etc. im Plenum zu sammeln. Alle von den Teilnehmern genannten Kosten wurden auf Moderationskarten geschrieben und durcheinander an einer Metaplanwand angeheftet. Im Anschluss daran wurden die Teilnehmenden gebeten, sich Kategorien zu überlegen, anhand derer sich die Kosten sinnvoll einteilen lassen. Ziel der Übung war es, den Unterschied zwischen fixen und variablen Kosten herauszuarbeiten. Nachdem diese Kategorien erkannt wurden, erfolgte die Zuordnung der vorher gesammelten Kostenbeispiele zu den jeweiligen Kostenarten. An dieser Stelle sollte deutlich werden, dass es individuelle Unterschiede in der Deklaration gibt. Beispielsweise seien hier Friseurkosten angeführt: Während Personen mit Kurzhaarschnitten diese zu Fixkosten zählten, waren andere dazu

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bereit sie als variable bzw. unregelmäßige Kosten anzusetzen. Innerhalb dieser Übung wurden die Kostenarten zusätzlich einheitlich definiert.

Im Anschluss an die Kategorisierung von Kosten sollte den Teilnehmern vermittelt werden wie es möglich ist sie zu erfassen und zu kontrollieren. Im Rahmen dieser Zielsetzung wurde das Führen eines Haushaltsbuches in einer weiteren Übung anhand eines Fallbeispiels praktisch veranschaulicht. Übung Haushaltsbuch: Diese Übung soll dabei helfen, die persönliche finanzielle Situation richtig einzuschätzen und den Ist-Zustand definieren zu können. Aus diesem ermittelten Ist-Zustand lassen sich dann erste Maßnahmen ableiten: Wird ein Fehlbetrag erzielt muss geprüft werden, welche Möglichkeiten der Einsparung es gibt. Bei einem Überschuss sollten feste Beträge so gespart werden, dass sie der Zielerreichung dienen. Ablauf der Übung: Für diese Übung wurden fiktive Belege mit Einnahmen und Ausgaben eines Monats erstellt und ausgegeben. Einer dieser Belege enthielt ein falsches Datum, um die Wichtigkeit sorgfältigen Arbeitens beim Führen des Haushaltsbuches aufzuzeigen. Die entsprechenden Beträge sollten in eine vereinfachte Version des Haushaltstagebuches übertragen werden, sodass am Ende der Übung jede Person einen gewissen Überschuss oder Fehlbetrag ermitteln konnte. Je nach Zuordnung der Einnahmen und Ausgaben zu fixen und variablen Kosten können hier unterschiedliche Ergebnisse zustande kommen.

Nach einer Mittagspause, die in ihrer Dauer je nach Gruppe von 30 Minuten bis zu einer

Stunde variierte, erfolgte die Auflösung und Besprechung der Übung zum Haushaltsbuch. Auch im zweiten Teil des Finanziellen Selbstmanagements wurden die Teilnehmenden immer wieder eingeladen, Beiträge und persönliche Erfahrungen zu den jeweiligen Themen zu teilen. Zunächst wurde vermittelt, welche Möglichkeiten es gibt Kosten zu reduzieren. Als eine der häufigsten Ursachen für einen Fehlbetrag am Ende des Monats wurden Spontankäufe genannt. Es folgten eine Erläuterung der Rolle von Selbstkontrolle, Stress, Selbstfokus und Traurigkeit für die Entstehung von Spontankäufen und daran angelehnt praktische Tipps für den Alltag. Weitere Beispiele für Möglichkeiten die eigenen Kosten zu reduzieren fanden sich in den Ausführungen zu Reaktanz und mentaler Buchführung. Auch hier erfolgte eine Teilnehmeraktivierung mittels durchgeführter Gedankenexperimente. Gedankenexperiment: Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben für 10 Euro eine Eintrittskarte für einen Kinofilm gekauft. Im Kino angekommen stellen Sie fest, dass Sie die Karte verloren haben. Was machen Sie? (A) Ich kaufe eine neue Karte für 10 Euro (B) Ich gehe nach Hause Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben für einen Kinofilm eine Karte reserviert. Als Sie die Karte abholen und bezahlen möchten, stellen Sie fest, dass Sie einen 10 Euro Schein, den Sie tags zuvor in Ihre Hosentasche gesteckt haben, verloren haben. Zum Glück ist in Ihrem Geldbeutel noch genug Geld. Was machen Sie? (A) Ich bezahle die reservierte Karte und gehe ins Kino (B) Ich gehe nach Hause Obwohl es sich in beiden Fällen um den gleichen Verlust in Höhe von 10 Euro handelt, gehen laut Umfragen im ersten Fall

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etwa 60 % der Befragten wieder nach Hause. Im zweiten Fall sind es weniger als 30 %. Die Erklärung dafür liegt im unterschiedlichen mentalen Verbuchen des Verlustes.

Um die Kontrolle der eigenen Finanzen und das Erreichen von gesetzten Sparzielen zu erleichtern, wurde auch die Option der Automatisierung, durch den Einsatz diverser Apps, thematisiert. Für das konsequente Umsetzen persönlicher finanzieller Ziele wurde eine Unterteilung in kurz- und langfristige Ziele empfohlen. In diesem Zuge fand die Erläuterung der SMART-Regel statt, mit deren Hilfe die Umsetzungswahrscheinlichkeit der definierten Ziele erhöht wird. Anhand der Ausführungen von Kahneman und Tversky (1979) wurde auch die Problematik der Verlustaversion besprochen und dabei darauf verwiesen, dass Risiken bei der Zielerreichung in realistischem Maße eingegangen werden sollten. Um die die bereits vorhandene finanzielle Kompetenz zu erkennen wurden die Teilnehmer im Anschluss an den theoretischen Input gebeten sich an positive finanzielle Entscheidungen zu erinnern, diese im Glückstagebuch zu notieren und mit den eigenen Stärken in Verbindung zu bringen. Dabei sollte auch überlegt werden, in welchen zukünftigen Situationen bessere finanzielle Entscheidungen getroffen werden sollen. Nach der Vermittlung einiger Praxistipps hatten die Teilnehmenden Zeit sich neu erlernte Maßnahmen im Maßnahmenplan zu notieren, damit die Wahrscheinlichkeit des Umsetzens eben dieser gesteigert werden konnte. Nach Abschluss der vermittelten und selbst erarbeiteten Inhalte zur Positiven Psychologie und der neuen Selbstmanagementkompetenz, Finanzielles Selbstmanagement, begann die Spielphase mit „CareerGames  – spielend trainieren!“. Auf spielerische Art wird so die Festigung des Erlernten und dessen Transfer ermöglicht. Das Brettspiel beinhaltet ein Quiz zu den vorher gelernten Inhalten. Es ist ausgelegt

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für drei bis fünf Spieler pro Spiel und beinhaltet neben reinen Wissensfragen, Anregungen zu Diskussion, Reflexion und zur Anwendung der erlernten Techniken auch offene Fragen. Während des Spiels konnten die über den Tag gelernten Inhalte noch einmal reflektiert und vertieft werden. Im Rahmen des Spiels wurde auch der Maßnahmenplan noch einmal zum Einsatz gebracht. Den Abschluss des Trainings bildeten die Befragung zur unmittelbaren Reaktion via Paper-Pencil-­Fragebogen und ein offenes Feedback mit dem Zusatz, dass jede Person mindestens zwei Dinge nennen sollte, die aus dem Tag mitgenommen werden konnten. 2.4  Evaluation 2.4.1  Unmittelbare Reaktion

Der Fragebogen zur unmittelbaren Reaktion wurde direkt nach dem Spiel verteilt und ausgefüllt. Er bestand aus zehn Items zum Training und 13 Items zum Spiel, jeweils mit geschlossenen Fragen und einer fünfstufigen Skala (von 1 = stimmt nicht bis 5 = stimmt). H1a: - Es wird erwartet, dass die unmittelbaren Reaktionen der Teilnehmer auf das Training positiv ausfallen (mittlere Ausprägung signifikant höher als die Skalenmitte 3).

H1b: - Es wird erwartet, dass die unmittelbaren Reaktionen auf das Brettspiel positiv ausfallen (mittlere Ausprägung signifikant höher als die Skalenmitte 3).

2.4.2  Design

Zur Evaluation der Trainings diente ein 2 × 2 quasi-experimentelles Prä-Post-Design mit Kontrollgruppe. Die Zuweisung zur Experimentalgruppe erfolgte durch die eigene Anmeldung zum Training. Die Kontrollgruppe bildeten freiwillige Personen, die über soziale Netzwerke gewonnen wurden, darunter auch Studierende. Unter den Studierenden wurden 20x eine Versuchspersonenstunde verlost.

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In der Experimental- und Kontrollgruppe gab es jeweils zwei Messzeitpunkte: t1 eine Woche vor und t2 vier Wochen nach dem Training, beziehungsweise an zwei Zeitpunkten im Abstand von vier Wochen ohne Training bei der Kontrollgruppe. Zu allen Zeitpunkten wurde in allen Gruppen die gleiche Onlinebefragung durchgeführt. In der Treatmentgruppe wurde zusätzlich am Ende des Trainingstages die unmittelbare Reaktion auf das Seminar und das Spiel erfasst. Wie oben bereits beschrieben, handelt es sich um ein quasi-experimentelles 2 × 2 Design mit Kontrollgruppe. Die Faktoren sind die Gruppenangehörigkeit (Treatmentgruppe vs. Kontrollgruppe) und der Zeitpunkt der Messung (t1 vs. t2).

zz Modellüberprüfung

Im Modell des Positiven Selbstmanagements wird davon ausgegangen, dass es bestimmte Zusammenhänge zwischen den Variablen Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie, Finanzielles Selbstmanagement, Mentale Stärke und auch den langfristigen Folgen geben soll. Deshalb wurden folgende Zusammenhangshypothesen formuliert: H2a: - Es wird erwartet, dass die Selbstmanagementkompetenzen positiv mit dem Ausmaß von Selbstwirksamkeitserwartungen, Optimismus, Emotionsregulation, Resilienz, Hoffnung und Selbstvertrauen korrelieren. Zusammengefasst bilden diese Variablen den Indexwert Mentale Stärke. Auch dieser sollte positiv mit den trainierten Selbstmanagementkompetenzen korrelieren.

H2b: - Es wird erwartet, dass die Selbstmanagement-

2.4.3  Variablen und Hypothesen

Folgende Variablen wurden mittels Selbsteinschätzung erfasst: Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie, Finanzielles Selbstmanagement und Mentale Stärke mit den Facetten Emotionsregulation, Selbstwirksamkeitserwartungen, Resilienz, Optimismus, Hoffnung, und Selbstvertrauen. Zusätzlich wurden die Variablen Arbeits- und Lebenszufriedenheit sowie Depression erhoben. Depression wurde durch die Depression Anxiety Stress Scales (Lovibond und Lovibond 1995) mit einer vierstufigen Likertskala (von 1= traf gar nicht zu bis 4= traf die meiste Zeit zu) erhoben. Alle anderen Items waren mit fünfstufigen Antwortskalen versehen (von 1 = stimmt nicht bis 5 = stimmt). Die Variable Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie wurde mit zehn Items, die Variable Finanzielles Selbstmanagement mit 17 Items erhoben. Es wurde erwartet, dass in der Treatmentgruppe die Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie ansteigen sollte, ebenso das Finanzielle Selbstmanagement und die Mentale Stärke. Zusätzlich wurde erwartet, dass die Arbeits- und Lebenszufriedenheit ansteigen sollte, die depressive Verstimmung sollte geringer werden.

kompetenzen positiv mit Lebens- und Arbeitszufriedenheit korrelieren.

H2c: - Es wird erwartet, dass die Selbstmanagementkompetenzen negativ mit dem Ausmaß depressiver Verstimmung korrelieren.

H2d: - Es wird erwartet, dass die Mentale Stärke positiv mit Lebens- und Arbeitszufriedenheit korreliert.

H2e: - Es wird erwartet, dass die Mentale Stärke negativ mit dem Ausmaß depressiver Verstimmung korreliert.

zz Trainingseffekte: Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie und Finanzielles Selbstmanagement

Wie sich aus dem Modell des Positiven Selbstmanagements (Braun et al. 2017) ableiten lässt, wird infolge des Trainings ein Anstieg der trainierten Selbstmanagementkompetenzen erwartet. In der Kontrollgruppe wird hingegen kein Anstieg erwartet. Skala Techniken der Positive Psychologie (Braun et al. (2017)) 1. Ich konzentriere mich mehr auf meine Stärken, als auf meine Schwächen. 2. Mehrdeutige Situationen interpretiere ich stets in einer positiven Art und Weise. 3. Vor dem Einschlafen rufe ich mir noch einmal alle positiven Ereignisse des Tages vor Augen.

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4. Ich gehe achtsam durch mein Leben. 5. Ich wende Techniken an, dir mir helfen, positive Momente länger auszukosten. 6. Alles in allem bin ich ein sehr glücklicher Mensch. 7. In den letzten sieben Tagen habe ich einer anderen Person spontan eine Freude bereitet. 8. Ich schaue stets optimistisch in die Zukunft. 9. Ich bin sehr dankbar für die positiven Dinge, die mir im Leben widerfahren. 10. Ich habe mir schon einmal eine Liste mit meinen persönlichen Glücksbringern (Menschen, Objekte, Momente, die mich glücklich machen) erstellt. Skala Finanzielles Selbstmanagement 1. Ich weiß immer ziemlich genau, wie viel Geld ich gerade auf dem Konto habe. 2. Ich führe regelmäßig ein Haushaltsbuch. 3. Ich benutze PC-Programme und Apps um meine Einnahmen und Ausgaben zu erfassen. 4. Ich kaufe mir nie spontan Dinge, ohne lange darüber nachzudenken. 5. Ich kaufe mir keine Dinge, die ich eigentlich nicht brauche. 6. Vor einer größeren Anschaffung vergleiche ich sehr genau die Preise und versuche den günstigsten Anbieter zu finden. 7. Ich kenne die Höhe meiner monatlichen Fixkosten genau. 8. Ich vermeide es mein Konto zu überziehen. 9. Am Monatsende weiß ich genau wohin mein Geld geflossen ist. 10. Beim Einkaufen achte ich gezielt auf Sonderangebote. 11. Ich vermeide es meine Kreditkarte für kleinere Anschaffungen zu nutzen. 12. Trotz der Limitierung eines Produktes überlege ich genau, ob ich dieses Produkt wirklich brauche. 13. Ich habe ein Sparkonto, auf welches ich monatlich einen festen Betrag überweise. 14. Ich überprüfe mind. einmal pro Jahr die Tarife für Strom, Gas, Internet und

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(Mobil-)Telefon und bin bereit meinen Anbieter ggf. zu wechseln. 15. Ich habe monatliche Budgets für Essen, Kleidung, Freizeit etc. 16. Rechnungen bezahle ich sofort. 17. Ich lasse mich durch zeitlich limitierte Angebote nicht unter Druck setzen. Bezüglich der Selbstmanagementkompetenzen wurden folgende Hypothesen geprüft: H3a: - Es wird erwartet, dass es nach einer Teilnahme an einem entsprechenden Training in der Trainingsgruppe einen signifikanten Anstieg der Selbstmanagementkompetenz Anwendung von Techniken der Positiven Psychologie gibt.

H3b: - Es wird erwartet, dass es nach einer Teilnahme an einem entsprechenden Training in der Trainingsgruppe einen signifikanten Anstieg der Selbstmanagementkompetenz Finanzielles Selbstmanagement gibt.

zz Mentale Stärke

Das Modell des Positiven Selbstmanagements befasst sich darüber hinaus mit den kognitiven, motivationalen und emotionalen Konsequenzen des Trainings. Es wird eine positive Beeinflussung der Mentalen Stärke einer Person erwartet, ohne dass Mentale Stärke oder deren Facetten direkt trainiert werden. Bezüglich der Mentalen Stärke wurde folgende Hypothese geprüft: H3c: - Es wird erwartet, dass nach der Teilnahme an einem entsprechenden Training in der Trainingsgruppe die Mentale Stärke signifikant steigt, während sie in der Kontrollgruppe nicht ansteigt.

zz Langfristige Folgen

Auch die im Modell der Positiven Psychologie aufgeführten Langfristigen Folgen wurden erhoben. Bezüglich der Langfristigen Folgen wurden folgende Hypothesen geprüft: Es wird erwartet, dass nach einer Teilnahme an einem entsprechenden Training H4a: - die Arbeitszufriedenheit signifikant steigt, H4b: - das Ausmaß der Lebenszufriedenheit signifikant steigt,

H4c: - das Ausmaß der depressiven Verstimmung sinkt.

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2.5  Ergebnisse

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2.5.1  Stichprobe

Um eine ausreichend große Stichprobe zu gewährleisten wurden drei gleiche Trainings durchgeführt. Die Versuchspersonen waren Studierende, Berufstätige, Rentner und Sonstige (ohne nähere Bezeichnung), in unterschiedlichen Altersgruppen. Um effizient arbeiten zu können, wurde die Größe der Trainingsgruppen auf maximal zwanzig Personen pro Termin beschränkt. Die Rekrutierung erfolgte via Facebook, E-Mails an Studierende und Mitarbeiter der Universität Koblenz-Landau und Werbung in der Stadt Landau mit Flyern. Die Rekrutierung der Kontrollgruppe erfolgte im Bekanntenkreis und in einer Vorlesung von Studierenden des zweiten Fachsemesters Bachelor Psychologie durch die Verlosung von 20x einer Versuchspersonenstunde. Insgesamt nahmen N = 38 Personen an den Trainings teil. Der Fragebogen zum zweiten Messzeitpunkt wurde von N  =  35 ausgefüllt, diese Personen bilden die endgültige Stichprobe für die varianzanalytische Auswertung. Die endgültige Stichprobe besteht aus 26 weiblichen Personen und neun männlichen. Das Alter variierte von 19 bis 75 Jahren (M = 33,97, SD = 15,86). Die meisten Teilnehmenden hatten zum Zeitpunkt der Datenerhebung einen Hochschulabschluss (N = 19), neun hatten die allgemeine Hochschulreife, vier eine fachgebundene Hochschulreife, zwei die mittlere Reife und eine Person einen Hauptschulabschluss. 18 Teilnehmende waren Studierende, 12 waren Berufstätige, drei gaben an Rentner zu sein und zwei Personen gaben bei der Berufstätigkeit Sonstiges (ohne nähere Bezeichnung) an. Die Kontrollgruppe bilden N  =  47 Personen, die an beiden Messzeitpunkten teilnahmen, davon 32 weiblich und 15 männlich. Die Alterspanne ging von 19 bis 64 Jahren (M  =  33,15, SD  =  14,54). Von den Befragten hatten zwei einen Hauptschulabschluss, sieben die mittlere Reife, zwei eine fachgebundene Hochschulreife, 23 eine allgemeine Hochschulreife, zehn einen Hochschulabschluss

und drei eine abgeschlossene Promotion. 24 Teilnehmende waren Studenten, 22 gaben an berufstätig zu sein und eine Person gab bei der Berufstätigkeit Sonstiges (ohne nähere Bezeichnung) an. 2.5.2  Ergebnisse Unmittelbare

Reaktion

Berechnet wurde der Mittelwert der zehn Items zur unmittelbaren Reaktion auf das Seminar insgesamt. Der Mittelwert beträgt M  =  4,59 (SD = 0,39) und unterscheidet sich signifikant von der Skalenmitte, t(34)  =  25,07, p