Platzatlas: Stadträume in Europa 9783038215448, 9783038216483

The design of urban public spaces The question of composition and spatial qualities arises in every urban design conce

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German Pages 312 Year 2014

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Platzatlas: Stadträume in Europa
 9783038215448, 9783038216483

Table of contents :
Vorwort
Einführung
Essay
Plätze
Bibliografie

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Platzatlas

Platzatlas Stadträume in Europa

Sophie Wolfrum (Hrsg.)

Birkhäuser Basel

Vorwort

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Einführung

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Essay

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Plätze

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Bibliografie

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Vorwort

Beweggrund für diesen Platzatlas ist der seit Langem festgestellte Bedarf an systematisch aufbereiteten Informationen für das städtebauliche Entwerfen: Sowohl in der täglichen Arbeit im Architekturbüro als auch in der Hochschule benötigt man präzise Angaben zu Form und Maßen, zu Materialien und Ausstattung bekannter Plätze, an denen man sich im städtebaulichen Entwurf orientieren möchte. Dazu soll dieser Platzatlas nun das Material bereitstellen, es wurde im Rahmen der Städtebaulehre an der Technischen Universität München zusammengetragen und aufbereitet.1 Während der zehn Jahre, in denen diese Recherchen stattfanden, hat sich die Datenlage fundamental verbessert. Die digitale Vermessung der Welt und vor allem die ubiquitäre Verfügbarkeit dieser Daten und Bilder haben in diesem Zeitraum einen Quantensprung gemacht. Zu Beginn musste man vor Ort fotografieren und zeichnen, Katasterpläne oder topografische Grundkarten besorgen, um überhaupt Kartengrund1 Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung an der Fakultät für Architektur, Prof. Sophie Wolfrum, 2004–2014. Die beteiligten Studierenden und verantwortlichen wissenschaftlichen Mitarbeiter sind im Appendix genannt. Die Autoren der Neufassung und Überarbeitung aller Zeichnungen sind Francesca Fornasier und Heiner Stengel. 2 Drei Ausnahmen sind uns bekannt: • Jenkins, Eric, To Scale: One Hundred Urban Plans, London 2008. • Mancuso, Franco; Kowalski, Krysztof (Hg.), Squares of Europe, Squares for Europe, Krakau 2007.

• Lässig, Konrad u.a., Straßen und Plätze. Beispiele zur Gestal­tung städtebaulicher Räume, Berlin 1968. Die erste Publikation beschränkt sich auf Schwarzpläne im Maßstab 1:2500, die zweite stellt neben Texten fotografische Abbildungen in den Vordergrund. Auch hier beschränkt sich die den Vergleich erlaubende maßstäbliche Plandarstellung auf die Figur-Grund-Darstellung von Schwarzplänen im Anhang. Die dritte zeigt zwar Lagepläne, Schnitte und räumliche Darstellungen, aber in unterschiedlichen Maßstäben und als Skizzen ohne Maßstab.

lagen zu erhalten. Einige unsere Recherchen sind gescheitert, da etwa Karten von offiziellen Behörden nicht herausgegeben wurden. Inzwischen kann man sich nun viel schneller virtuell vor Ort begeben, sich einen ersten visuellen Eindruck verschaffen und die groben Maße aus den Luftbildern herausmessen. Aber auch diese Informationen sind oft verzerrt und nur scheinbar objektiv. Es sind nur Bilder. Die gründliche Recherche ist also nicht obsolet geworden, jeder Platz wurde aufgesucht, fotografiert und die Planunterlagen wurden recherchiert. Auch die Charakterisierung eines Platzes beruht auf den Wahrnehmungen vor Ort. Zwar ist die Literatur zu Plätzen umfangreich, doch oft ist sie rein architekturhistorisch orientiert, in den wenigsten Fällen durch Zeichnungen unterstützt. Eine durchgängig maßstabsgetreue Darstellung fehlt bisher weitgehend.2 Der einheitliche Maßstab und die für Architekten übliche Darstellung in Lageplan, Grundriss, Schnitt und Axonometrie sind es jedoch, die das räumliche Lesen erlauben, sie machen den Atlas zu einem Werkzeug für den architektonischen Entwurf, vergleichbar mit den in letzter Zeit vielfach veröffentlichten Grundrissatlanten im Hochbau. Zeichnungen bieten einen anderen Zugang zur Architektur eines Platzes als ein Luftbild. Als Interpretationen und zugleich als Abstraktionen liefern die verschiedenen Zeichnungsarten (Schwarzplan, Strichzeichnung) einerseits differenziertere Informationen, andererseits fordern sie zum selbstständigen Mitdenken auf. Das trifft nicht nur auf die Herstellung der Zeichnungen durch die Autoren zu – das Zeichnen selbst ist das beste Training für den Entwerfer –, das Lesen der Zeichnungen begünstigt auch den aktiven Nachvollzug der architektonischen Struktur. Sophie Wolfrum, im Oktober 2014

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Einführung

Dieses Buch stellt eine Sammlung europäischer Plätze vor, dargestellt in Karten und Plänen. Es ist ein Atlas, in dem es um Architektur geht, um die Architektur der Stadt. Diese Untersuchung von Stadträumen, die gemeinhin als Plätze bezeichnet werden, ist nicht bauhistorisch motiviert, sondern eine Darstellung ihrer räumlichen Eigenschaften und architektonischen Ausprägungen. Das Spektrum der behandelten Plätze bietet keinen umfassenden Überblick, sondern konzentriert sich auf einzelne, besonders charakteristische Beispiele. Viele von ihnen stehen stellvertretend für andere Plätze des gleichen Typs. Darstellung Jeder Platz wird auf zwei Doppelseiten mit Lageplan (Schwarzplan), Grundrissen, Schnitten und Axonometrie zeichnerisch dokumentiert und durch eine knappe textliche Erläuterung ergänzt. Die einheitliche Plandarstellung im selben Maßstab ermöglicht es, Form, Ausdehnung, Ausstattung und Umfeld der verschiedenen Plätze gut zu vergleichen. Das zeigt sich insbesondere bei Plätzen desselben Typs wie etwa dem Saalplatz (Plaza Mayor) Spaniens in Barcelona, Madrid und Salamanca. Bei aller Ähnlichkeit lassen sich durch die einheitliche Darstellung die Unterschiede in den Maßen und Proportionen, aber auch hinsichtlich der sonstigen Erscheinung gut erkennen. Der Lageplan zeigt jeden Platz in seiner Umgebung als Schwarzplan im Maßstab 1:5000, 15 × 15 cm im Buch entsprechen 750 × 750 m. Der gebräuchliche Maßstab erlaubt es, schnelle Vergleiche mit anderen Kartenwerken anzustellen. Unter den im Atlas dargestellten Plätzen werden auch die erheblichen Unterschiede der Stadttextur im jeweiligen Kontext deutlich sichtbar.

Grundrisse und Schnitte werden in dem weniger gebräuchlichen, aber nicht unüblichen Maßstab 1:1250 dargestellt. 20 cm der Zeichnung entsprechen also 250 m in der Realität. Dieser Maßstab erlaubt es, auch relativ große Plätze mit ihrer Randbebauung in einem noch handlichen Buchformat darzustellen. Dem Grundriss werden im selben Maßstab Schnitte zugeordnet, beide liegen jeweils auf zwei Seiten einander gegenüber, zusammen lassen sie die Proportion des Platzes erkennen. Die dem Buch separat beigefügte Maßstabsskala erleichtert das Ausmessen. Zu den Darstellungsmitteln gehört auch die Axonometrie, deren Dreidimensionalität die Baukörper der Gebäude und das Raumvolumen des Platzes im Wechselspiel von Figur und Grund veranschaulicht. Ebenfalls im Maßstab 1:1250, ist die Axonometrie in diesem Atlas meist die sogenannte Militärperspektive: auf dem winkelgetreuen Grundriss ist die Höhe der Gebäude um 1 / 3 gekürzt aufgetragen, um einen guten Einblick in die Plätze zu ermöglichen. In einigen Fällen wurden zur besseren Erkennbarkeit des räumlichen Gefüges andere Arten der axonometrischen Darstellung gewählt. Grundriss, Schnitte und Axonometrie liefern gemeinsam die umfassende Information über die dreidimensionale figürliche Eigenschaft des Platzes. Die Texte konzentrieren sich auf die architektonischen Elemente und die relevanten Aspekte ihrer Wahrnehmung: Platzgestalt, Kontextbezüge, Bewegungsstrukturen und Aufenthaltsqualitäten. Anstelle einer umfassenden Beschreibung werden wenige, besonders charakteristische Merkmale herausgegriffen. Ergänzt werden die Texte durch eine knappe Auflistung architekturhistorischer und technischer Daten. Eine Landkarte zeigt die Lage der Städte mit allen Platzstandorten in Europa.

In einer Matrix werden alle Plätze durch die Zuordnung zu den relevanten Kategorien charakterisiert: Datierung nach Epochen; morphologische Eigenschaften, Form und Größe; Funktionen und Programme; performative Eigenschaften. Werkzeug Architekten arbeiten häufig mit Referenzen, die sie sich im Laufe ihres Berufslebens erworben haben und auf die sie im Entwurf zurückgreifen. Literatur, die diese Referenzen zur Verfügung stellt, ist ein Wissensarchiv, das zum Werkzeug wird, wenn sein Material gut gewählt und in geeigneter Form aufbereitet ist. Architektur und architektonische Qualität lassen sich durch Zeichnungen und Texte beschreiben. In dieser Form wird das Material hier bereitgestellt. Häufig bezieht man sich während eines Entwurfs auf Beispiele, an die man sich erinnert, die man aus eigener Anschauung oder aus der Literatur kennt. Die Beispiele sind im Gedächtnis aber oft nur diffus und ungenau gespeichert. Man kann sich auf sie erst dann produktiv beziehen, wenn sie in der nötigen Präzision zur Verfügung stehen. Die in diesem Atlas verwendete Plandarstellung ist Architekten vertraut. Lageplan, Grundriss, Schnitte und Axonometrie fügen sich zusammen zu einem dreidimensionalen Abbild, das sofort verständlich ist. So können konkrete städtebauliche Ensembles oder die Architektur eines Platzes studiert und als Material für den Entwurf herangezogen werden. Man erinnert sich an weite Plätze, intime oder prächtige Plätze. Aber durch welche Maße entsteht die Weite, wie kompakt sind die Proportionen des intimen Platzes wirklich, welche Bauwerke verleihen dem Platz seine Pracht? Durch welche konkreten Maß-, Formund Materialeigenschaften unterscheiden sich Plätze in

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ihrer räumlichen Wirkung? Diese Fragen lassen sich nur Die Kategorien der Matrix sind: durch präzise Angaben und Darstellungen beantworten, wie sie der Platzatlas versammelt. Entstehungszeit Unterstützt wird die synoptische Darstellung in diesem Atlas durch die Matrix, die den gezielten Zugriff Antike  Die heutige Gestalt eines Platzes auf Platztypen nach Größe, Gestalt, Funktion oder perwurde bereits in der (römischen) Antike anformativen Qualitäten erlaubt. Unter den in der Matrix gelegt. aufgeführten Kategorien sind neben Größe, Entstehungszeit oder Nutzung insbesondere die morpholoMittelalter  Die heute noch dominierende gischen Eigenschaften und performativen Potenziale räumliche Gestalt rührt aus der in Europa für den Entwurf entscheidend. So können etwa bei der wichtigen Gründungsphase von Städten im Arbeit an einem städtebaulichen Projekt AnforderunMittelalter. gen an einen Platz berücksichtigt werden, der beispielsweise einen Stadteingang bilden, Ausblick bieten oder Neuzeit  Planungen der Neuzeit seit dem besonders geschlossen wirken soll, wenn man unter 16. Jahrhundert lassen ein Entwurfskonzept den morphologischen Eigenschaften über die Kategorie deutlich erkennen oder wurden, wenn «Entree», «Terrasse», «Stadtinnenraum» oder «Saal» sie älteren Ursprunges sind, gemäß einer zum Vergleich entsprechende Beispiele aufsucht. Unter modernen Konzeption überarbeitet. den performativen Potenzialen wiederum kann man etwa an Beispielen, die in der Spalte «Bühne» aufge19. Jahrhundert  Die Plätze sind Bestandführt sind, Plätze studieren, die den Überblick und das teil der stadträumlichen Neuformulierung Sehen und Gesehenwerden begünstigen, oder in der der Städte im Zeitalter der Industrialisierung. Kategorie «Versammlung» solche, die durch ihre Architektur politischen oder gesellschaftlichen Aktivitäten Ab 20. Jahrhundert  Plätze wurden in der Bedeutung verleihen. Moderne und in jüngerer Zeit angelegt, oder sie haben, meist im Zuge neuerer Projekte der Stadtrevitalisierung, eine signifikante Umgestaltung erfahren. Morphologische Eigenschaften Sie betreffen die Gestalt des Platzes im Hinblick auf Gebäude und andere raumbildende Elemente sowie den städtebaulichen Kontext. Entree  Der Platz dient als Eingang in die Stadt oder in ein Stadtgebiet. Vorplatz  Der Platz liegt vor einem dominanten Gebäude in dessen räumlichem Einflussbereich, er dient ihm als Vorfläche. Breitenplatz (nach Camillo Sitte)  Die Orientierung auf dem Platz erfolgt zur Breitseite, die von einem Gebäude dominiert wird.

Tiefenplatz (nach Camillo Sitte)  Die Orientierung auf dem Platz erfolgt über seine Längsrichtung, da das dominierende Gebäude in der Tiefe des Platzes auf einer der Schmalseiten liegt. Knoten  Mehrere Wege treffen auf dem Platz zusammen, er ist ein Verteiler von Verkehrsströmen und Bewegungslinien. Gelenk  Der Platz oder wesentliche Platzteile gehören gleichzeitig verschiedenen räumlichen Systemen an, im Platz verschränken sich differente Strukturen oder Richtungen. Naht  Zwei morphologische Systeme grenzen im Stadtgefüge aneinander. Indem der Platz eine Randlage einnimmt, markiert er die Nahtstelle. Stadtinnenraum  Weitgehend geschlossene Platzwände verleihen dem Platz den Charakter eines Innenraums, auch bei unregelmäßiger Kontur. Bei Platzensembles kann das auch nur auf einen der Teilplätze zutreffen. Saal  Zur Geschlossenheit und den kompakten Proportionen kommen beim Saalplatz die regelmäßige, meist rechtwinklige Grundfläche und die einheitliche Traufhöhe homogener Platzwände hinzu. Innenhof  Eigentlich der Hof eines Gebäudekomplexes, dennoch wird der Freiraum als öffentlicher Platz erlebt. Feld  So wie Figuren auf einem Spielbrett Beziehungen zwischen sich erzeugen, spannen einzelne, auf der Grundfläche verteilte Gebäude den Platz zwischen sich auf. Schmuckplatz  Durch die Förmlichkeit von Ausstattung und Bepflanzung erhält der Platz seinen Ornamentcharakter. Garten  Der Charakter des Platzes wird wesentlich durch die Vegetation geprägt.

Belvedere  Durch exponierte Lage und erhöhte Position bietet der Platz Überblick oder Aussicht, meist in eine bevorzugte Richtung. Weite  Im Verhältnis zur ausgedehnten Grundfläche erscheinen die Ränder des Platzes niedrig, oder sie sind schwach ausgebildet, seine Ausdehnung wird als Weite wahrgenommen. Grundform Rechteck  Der Platz hat die Form eines regelmäßigen Rechtecks oder Quadrats.

Funktionen und Programme Sie betreffen die Nutzungen des Platzes und seiner Gebäude. Handel  Der Platz ist Marktplatz, oder Handel und Gastronomie in den umliegenden Gebäuden bestimmen seine Erscheinung.

Treffpunkt  Man schaut vorbei, trifft Bekannte, bleibt ein bisschen da, geht wieder. Es ist ein Kommen und Gehen.

Verkehr  Der Charakter des Platzes wird stark vom Straßenverkehr mitbestimmt.

Versammlung  Der Platz ist Schauplatz politischer und gesellschaftlicher Aktionen, wie Demonstrationen, Kundgebungen, Protestcamps, und verleiht ihnen Bedeutung.

Wohnen  An dem Platz, beispielsweise einem Quartiersplatz, umfasst die Nutzung der Gebäude zu einem merklichen Teil Wohnungen.

Trapez  Der Platz hat eine symmetrische Trapezform.

Repräsentation  Der Platz als solcher oder in Verbindung mit signifikanten Bauwerken hat eine repräsentative Funktion.

Trichter  Der Platz weitet oder verengt sich trichterförmig mit einer Öffnung an der Spitze.

Öffentliche Programme  Die kulturellen Funktionen von Gebäuden am Platz beziehen diesen in ihre Nutzung mit ein.

Rundform  Die Platzkontur besteht aus Rundungen oder hat die Form von Kreis respektive Oval. Stern  Im Zentrum der punktsymmetrischen Platzgestalt schneiden sich radiale Straßenachsen. Raumbahn  Der Platz hat die Form einer gestreckten Raumbahn. Größe Klein  bis 5 000 m² Mittel  5 000 m² bis 15 000 m² Groß  15 000 m² bis 25 000 m² Sehr groß  ab 25 000 m²

Im Innern sein  Ähnlich wie in einem Zimmer fühlt man sich auf dem Platz im Inneren. Eintritt und Austritt sind bewusste Vorgänge.

Performatives Potenzial Dieses betrifft Situationen des allgemeinen räumlichen Umgangs mit dem Platz sowie Aktivitäten un­d Verhaltensweisen, die durch die Architektur des Platzes unterstützt werden. Flanieren  Ohne Absicht und Ziel bewegt sich der Flaneur auf dem Platz. Korso  Auf-und-Abschlendern wird durch die Form des Platzes begünstigt. Bühne  Der Platz ist in seiner Architektur explizit auf Überblick sowie Sehen und Gesehenwerden angelegt. Zeremoniell  Der Platz ist, an Gestalt und Ausstattung ablesbar, für zeremonielle Vorgänge vorgesehen. Verweilen  Eine behagliche Atmosphäre und gewisse Bequemlichkeiten verlocken zum Entspannen und zu absichtslosem Verweilen.

Leere  Der Platz wird vorwiegend überquert, ohne zu einem bestimmten Handeln oder Verhalten aufzufordern oder anzuregen.

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Explanada de España Grote Markt Domplatz Plaça Reial Royal Crescent Gendarmenmarkt Pariser Platz Potsdamer Platz Walter-Benjamin-Platz Piazza Maggiore Piazza della Loggia Kodály körönd Szabadság tér Patio de los Naranjos Piazza della Santissima Annunziata Piazza della Signoria Rathausmarkt Rynek Główny Bedford Square Covent Garden Market Piazza dell’Anfiteatro Place des Terreaux Plaza Mayor Piazza del Duomo Piazza Sordello Gärtnerplatz Karlsplatz Königsplatz Marstallplatz Max-Joseph-Platz Odeonsplatz, Theatinerplatz Sankt-Jakobs-Platz Wittelsbacher Platz Place Stanislas u.a. Klarissenplatz

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Oviedo Paris Paris Paris Pienza Prag Ravensburg Regensburg Rom Rom Rom Rom Rom Rom Rom Rosenheim Salamanca Salzburg Siena Stuttgart Toulouse Triest Udine Venedig Venedig Verona Vicenza Warschau Wien Wien Wien Wien Würzburg Würzburg Zürich

Plaza Alfonso II El Casto Place Dauphine Place Georges-Pompidou Place Vendôme Piazza Pio II Staroměstské náměstí Marienplatz Haidplatz Piazza del Campidoglio Piazza Farnese Piazza Navona Piazza del Popolo Piazza della Rotonda Piazza di San Pietro Piazza di Spagna Max-Josefs-Platz Plaza Mayor Residenz-, Dom-, Kapitelplatz Piazza del Campo Schlossplatz Place du Capitole Piazza dell’Unità d’Italia Piazza della Libertà Campo Santa Maria Formosa Piazza San Marco Piazza delle Erbe Piazza dei Signori Plac Zamkowy Maria-Theresien-Platz Michaelerplatz Museumsquartier Neuer Markt Oberer und Unterer Markt Residenzplatz Rathausbrücke, Weinplatz



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Platz Architektur Stadt Sophie Wolfrum, Alban Janson

Räume der Stadt Räume der Stadt und des Städtischen werden oft mit öffentlichem Raum gleichgesetzt, im Alltag werden diese Begriffe gar synonym verwendet, insbesondere wenn es um städtische Plätze geht. An dieser Stelle sollte eine gewisse Vorsicht walten, eine so vordergründige Gleichsetzung sollte vermieden werden. Öffentlicher Raum ist keine feste Größe, sondern konstituiert sich im Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit. Auch dieses Verhältnis ist nicht stabil, sondern verändert sich in der Zeit und unter örtlichen Bedingungen. Urbaner öffentlicher Raum ist zwar Raum in Städten, aber er ist ein spezieller Raum: Urbanität, Toleranz, Fremdheit, Heterogenität, Differenz muss sich eine Stadtgesellschaft erstreiten, permanent neu verhandeln und in aktiver Auseinandersetzung gestalten. Die architektonischen Räume der Stadt bieten Orte dieser Auseinandersetzung, sie sind nicht mit ihr identisch. Gegenwärtig lassen sich weltweit neue widersprüchliche Trends beobachten, die diese urbanen 1

Niklas Maak: «Stehen lassen!», in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26.08.2012, S. 23, zit. in: Dell, Christopher: Das Urbane. Wohnen, Leben, Produzieren, Berlin 2014, S. 10.

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Deutinger, Theo; Rey Antón, Pedro, «Squares», in: Mark 48, Feb. / Mar. 2014, S. 44–45.

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Bei dem städtischen Kunstprojekt A Space Called Public. Hoffentlich Öffentlich in

München 2013, kuratiert von Elmgreen & Dragset, das sich explizit als Beitrag zur Debatte um den öffentlichen Raum verstand, fanden die künstlerischen Beiträge fast ausschließlich auf bekannten Plätzen in der Kernstadt statt. Elmgreen & Dragset (Hg.), A Space Called Public. Hoffentlich Öffentlich, Köln 2013. Vgl. auch: Schütz, Heinz (Hg.), «Urban Performance I – Paradigmen», Kunstforum 223 (2013); ders., «Urban Performance II – Diskurs», Kunstforum 224 (2013).

Räume neu definieren: Einerseits findet eine Politisierung des urbanen öffentlichen Raums statt, andererseits gibt es Anzeichen für eine neue Durchlässigkeit zwischen privaten und öffentlichen Sphären, die zur Privatisierung des Öffentlichen führen, aber auch zu einer Öffnung des Privaten. Diskutieren wir diese Phänomene der Stadt aus einer städtebaulich-architektonischen Perspektive, dann sehen wir, dass all diese gesellschaftlichen Prozesse und Relationen zwar etwas mit der konkreten Architektur der Stadt zu tun haben, diese beeinflussen und von ihr beeinflusst werden, jedoch hüten wir uns davor, spezifische architektonische Räume mit dem Öffentlichen gleichzusetzen. Architektur der Stadt Warum sind Plätze ein Thema, das der Recherche bedarf? Gegenteilige Aussagen ließen sich leicht finden. Der Platz wird als überkommener Begriff eines historischen Diskurses über Städtebau abgetan, der die Stadt der Gegenwart nicht mehr beträfe. «Begriffe, die beim genaueren Hinsehen kaum noch geeignet erscheinen, die Gegenwart der Stadt, des Wohnens, des Bauens zu beschreiben. Was ist heute etwa […] ein Platz?»1 Vom Autor dieses Satzes wird zudem eine konservative Sichtweise unterstellt, die mit dem Glauben an eine «unveränderte Natur des Menschen»2 verbunden sei. Orte, die nur noch einem touristischen Blick genügen, könnten demnach mit der komplexen Wirklichkeit der Städte heute nichts mehr zu tun haben. Auf der anderen Seite werden in einer Karte der anschwellenden Protestbewegungen der letzten Jahre die politischen Ereignisse in einer artifiziellen Geografie bekannter Plätze verortet. «City Squares often achieve name and fame through the protests and revolts that happen there, a phenomenon as true today as it was in

the past.»3 Occupy Movement, Arab Spring, Post Soviet Colour Revolution: Zuccotti Park in New York, Green Square in Tripolis, Tahrir in Kairo, Maidan in Kiew, Taksim in Istanbul, um nur einige wenige zu nennen. Sie alle sind Orte, die weltweit mit politischen Ereignissen verbunden werden. Die Namen der Plätze werden zu Synonymen für die Ereignisse. Warum gehen die Aktivisten auf Plätze und nisten sich dort über Tage und Wochen ein? In den meisten Fällen sind die Orte des Protestes Plätze, die bereits mit historischer Bedeutung aufgeladen sind. Die zeitgenössischen Aktionen des politischen Protestes besetzen diese Orte, um sich in deren Geschichte, Erzählungen und Gedächtnis einzuschreiben, sich Bedeutung zu verleihen und Teil eines historischen Prozesses zu werden. Plätze bleiben zentral für die Manifestation des Widerstands, weil sie Orte der Macht sind. Auch sich als widerständig verstehende Kunst –   etwa Projekte der Performance-Kunst – sucht häufig die bewährten Orte. Es sind Orte der Aufmerksamkeit, an denen die Kunst sichtbar wird.4 Die urbanen Projekte sind eng mit den spezifischen Orten und Räumen der Stadt verbunden. Soweit können wir also festhalten, Plätze sind nicht wesenlos, Orte haben Bedeutung. Aktionen lokalisieren sich an konkreten Plätzen, in vielen Fällen sind das Plätze, die bereits mit Geschichte aufgeladen sind und die sich eindeutig identifizieren und benennen lassen. Plätze sind konkrete Orte, die die Kraft haben, urbanes Leben zu versammeln. Eine architektonische Urbanistik beschäftigt sich neben der gesellschaftlichen Thematik der Produktion von Stadt durch urbane Akteure mit der konkreten Architektur der Stadt. Städtische Räume können auf verschiedene Weise befragt werden: stadtpolitisch, hinsichtlich ihrer historischen und politischen Einschreibungen und

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Geschichten, hinsichtlich ihrer architekturhistorischen Bedeutung, ihres aktuellen Gebrauchs in der Alltagskultur des Städtischen oder hinsichtlich der konkreten Architektur und der performativen Aspekte ihrer Architektur. Allein auf die letzten beiden Aspekte konzentriert sich dieser Atlas. Architektonische Urbanistik ließe sich damit einordnen in ein wieder aufgeflammtes theoretisches Interesse für die Welt der Dinge, der Objekte und des Konkreten. Die Kraft der Dinge schreibt sich in Prozesse ein, die nicht von ihnen unabhängig zu beschreiben sind. «Die gebaute Umwelt ist konkret. […] Dabei hängt Architektur nicht allein von den äußeren Faktoren ab, die auf sie einwirken. Sie schafft auch selbst neue Realitäten und Abhängigkeiten, kurz: Sie besitzt eine innerarchitektonische Wirklichkeit.»5 Inwieweit diese innerarchitektonische Wirklichkeit mittels ihres performativen Potenzials jeweils neue urbane Wirklichkeiten befördert oder gar generiert, lässt sich jedoch nur am konkreten Fall verfolgen. Jeder Platz ist in seinem konkreten Alltag anders. Dennoch führt dieser Atlas gewisse Kategorisierungen zur Unterstützung seiner Aufgabe als Werkzeug für den Entwurf ein. Wir verfolgen hier die These, dass die Architektur der Stadt weiterhin von grundlegender Bedeutung ist und dass signifikante architektonische Orte nicht an Bedeutung verlieren. Wir interessieren uns für Plätze gerade deshalb, weil sie ein offenes Tableau für veränderten sozialen und urbanen Gebrauch bieten. Sie sind Orte von Prägnanz und Kontingenz zugleich. Prägnanz bedeutet: artikulierte Räume, dichte Atmosphäre, ästhetische Komplexität, Form und Material, architektonisches Repertoire. Kontingenz bedeutet: Offenheit, Variabilität im Gebrauch, Verschiebung von Bedeutung, Möglichkeiten der Aneignung, Spielraum, performative Optionen. Gerade wenn Architektur Prägnanz aufweist, kann sie Spielräume im Handeln eröffnen. Diese Dialektik versuchen wir unter dem Begriff der Kapazität von Architektur zu erfassen.6 Architektur Architektur wird als die «Kunst, Raum zu artikulieren»7, begriffen. Artikulation bezieht sich einerseits auf die semantische Kapazität von Architektur. Aber Artikulation meint mehr als inhaltlichen Ausdruck oder gar narrative Bedeutung. Damit ist die Vielzahl an räumlichen Werkzeugen und Maßnahmen angesprochen, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben, um komplexe räumliche Beziehungen und Anforderungen zu bewältigen, und die zugleich die Möglichkeit individueller Erfahrung einbeziehen, wie etwa: Abschirmung und Ver-

bindung, Einschluss und Öffnung, Integration und Ausgrenzung, Ausrichtung und Konfrontation, Exposition und Introversion oder Streuung und Zentrierung. Und diese Aufzählung könnte noch erheblich erweitert werden. Alle diese Elemente architektonischer Artikulation von Räumen sind nicht an einen bestimmten Maßstab gebunden. Es kann um eine Tür oder die Nische eines Zimmers gehen, um ein ganzes Haus, eine Gruppe von Häusern, eine Freifläche, um ein Stück Stadt oder sogar um einen noch weiteren räumlichen Zusammenhang. Architektur verfügt über ein spezifisches Repertoire, um räumliche Fragestellungen zu behandeln. Elemente dieses Repertoires müssen nicht neu erfunden werden, in den seltensten Fällen geht es darum, aber sie müssen jeweils neu interpretiert, gefügt, motiviert werden. Jede Aufgabe, jedes Projekt ist neu und anders, aber es gleicht auch wieder anderen vorhandenen Fällen: lernen von Beispielen. Das Repertoire architektonischer Mittel bildet die Grundlage der «Kompetenz» von Architektur. Sie betreffen beispielsweise: – die Wechselwirkung von räumlicher Dichte und Porosität, Geschlossenheit und Offenheit, Enge und Weite, – das Figur-Grund-Verhältnis und die reziproke Beziehung von Leere und Masse mit der besonderen Rolle von Zwischenraum, – das Raum-Körper-Kontinuum, durch das Raum sowohl innerhalb als auch außerhalb von Baumassen geformt wird und durch das Körper(-masse) und (Hohl-)Raum als Zustände desselben Mediums begriffen werden, – die Materialität und die charakteristischen Raumwirkungen von Materialien, – die Vielfalt von Oberflächen, raumhaltig, geschichtet, transparent, reflektierend, dick oder dünn, mit mannigfaltigen taktilen Eigenschaften und so weiter. Der spezielle Maßstab kommt erst über den konkreten Fall ins Spiel. Hier ist es ein räumlicher Sachverhalt, der sich in einem Kartenausschnitt von 300 × 350 m erfassen lässt. Es geht um Ensembles, Räume der Stadt, kollektive Räume, Räume mit öffentlichem Potenzial im weiteren Sinne, die zwischen verschiedenen anderen räumlichen Komponenten der Stadt vermitteln. Raum wird in konkreten Situationen über Bewegung und Gebrauch produziert. So bildet sich etwa die Rolle von erschließenden oder aber erschlossenen Räumen, wie sie etwa Georg und Dorothea Franck beschreiben, erst im Zuge von konkreten gesellschaftlichen Aktivitäten

heraus. «Der architektonische Raum ist […] ein weitverzweigtes System abgestufter Erschließung und Abschirmung.»8 Die respektiven räumlichen Strukturen können als eine endlose Kette von erschließenden und erschlossenen Räumen interpretiert werden, wobei jeder Raum zumindest eine doppelte Aufgabe in dieser Verkettung von Beziehungen hat. Das erweitern wir noch durch den Aspekt der dienenden und bedienten Räume, eine Beziehung von Räumen, die Louis Kahn betont hat.9 Die Wände der Plätze werden porös, aneinander angrenzende Räume durchdringen sich. Alle Plätze in diesem Atlas haben diese Eigenschaften in ihrer je eigenen Weise, immer sind diese mehrfachen Doppelcharaktere vorhanden. Plätze bedienen die Gebäude, die sie fassen, die sie präsentieren oder die in sie eingestellt sind, und sie werden auf der nächsten Maßstabsebene bedient von ihrem städtischen Umfeld oder von der nächsten Straße, dem Quartier, von ihren Rändern selbst. Denn wo hört ein Platz auf? Die Grenze ist transparent im Sinne von Bernhard Hoesli.10 Das System der Verkettung dringt in die Ränder ein. Bühne Stadt Architektur unterscheidet sich durch ihre performativen Qualitäten von anderen angewandten Künsten und teilt diesen Charakter mit dem Theater. Architektur wird durch Gebrauch gesellschaftlich relevant, und ein Rezipient erfährt Architektur innerhalb einer komplexen Situation mit allen Sinnen. Architektur fungiert häufig als Bühne im privaten und öffentlichen Leben und wird 5

Burkhardt, Robert, «Ein neuer Realismus», in: Arch+ 217, 2014, S. 114. R. B. greift damit den bekannten Topos von Bruno Reichlin und Martin Steinmann aus den Siebzigerjahren auf, der ebenfalls unter dem Hefttitel der Archithese «Realismus in der Architektur» eingeführt wurde. Reichlin, Bruno; Steinmann, Martin, «Zum Problem der innerarchitektonischen Wirklichkeit», in: Archithese 19, 1976, S. 3–11. 6

Janson, Alban; Wolfrum, Sophie, «Kapazität: Spielraum und Prägnanz», in: Der Architekt 5–6, 2006, S. 50–54.

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Eco, Umberto, La struttura assente, Mailand 1968; ders., Einführung in die Semiotik, München 1972, S. 326.

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Franck, Georg; Franck, Dorothea, Architektonische Qualität, München 2008, S. 43.

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Der Raumbeziehung «dienend / bedient» wurde bereits von Louis Kahn herausgearbeitet und von Colin Rowe und Robert Slutzky um den Begriff der «Transparenz» erweitert.

10 Hoesli, Bernhard: «Transparente Formorganisation als Mittel des Entwurfes» (1982), in: Rowe, Colin; Slutzky, Robert, Transparenz, 4. Auflage, Zürich 1997, S. 91.

deswegen oft so rezipiert, ganz im Sinne der performativen Künste. Wobei die bloße Analogie zur Bühne zu kurz greift, wie wir später sehen werden. Der Topos von «Stadt als Bühne» oder «Stadt als Drama» (Bacon, Bahrdt, Mumford, Sebald, Sennett etc.)11 ist weit verbreitet, aber beschränkt sich meist auf die Parallele zwischen Stadt und Theater im Sinne einer Metapher. Jetzt geht es jedoch um ein Verständnis von Theater, in dem das Verhältnis von Stück und Spiel zugunsten der Aufführung und deren performativem Potenzial gewichtet wird. Diese Perspektive lässt sich übertragen: Urbane Räume werden erst in urbanen Situationen relevant, die leere Bühne ist uninteressant. Der urbane Alltag der Stadt mit all seinen Potenzialen und Konflikten wird dabei in den Blick genommen. Er beschränkt sich nicht auf die Räume einer hedonistischen urbanen Freizeitkultur. Ein Platz bleibt Skulptur, solange er nur Stein, Baum, Stil und Farbe ist. Erst wenn er gebraucht wird, Bühne städtischen Lebens wird, Spieler und Zuschauer in einem Geschehen zusammenfinden, Erinnerungen und Praktiken des Gebrauchs aktualisiert werden, erst dann wird seine Architektur entfaltet.

hauptsächlich dadurch szenisch, dass wir Akteure und zugleich die eigenen Zuschauer sind.»12 Dies ist möglich, weil der Mensch in der Lage ist, zu sich selbst und seiner Stellung in der Welt eine Distanz herzustellen. «Er lebt und erlebt nicht nur, sondern er erlebt sein Erleben.»13 So hat Helmuth Plessner die spezifische Form menschlicher Welterfahrung beschrieben und dafür die Bezeichnung «Exzentrizität» gewählt. «Ist das Leben des Tieres zentrisch, so ist das Leben des Menschen, ohne die Zentrierung durchbrechen zu können, zugleich aus ihr heraus, exzentrisch.»14 Da unser Körper immer eine Position im Raum einnimmt, seine eigene Ausdehnung und Grenze hat und unsere Beziehung zur Welt immer räumlich geprägt ist, wird auch die beschriebene Eigentümlichkeit unseres exzentrischen Selbstverständnisses spezifisch räumlich erlebt. Seiner selbst innewerden, sich selbst zusehen, heißt also seiner selbst im Raum innewerden, sich selbst mit und in einer räumlichen Situation zusehen. In fundamentaler Weise ist menschliches Erleben insofern immer szenisches Erleben, als der Ort, an dem wir uns aufhalten, in der für menschliches Selbstverständnis charakteristischen Distanz gesehen, zur Bühne unseres Auftretens vor allem vor uns selbst wird, manchmal, aber nicht notwendig auch vor anderen. Für den Menschen spielt daher in jeglichem Erlebnis der Szenisches Erleben «[I]m Unterschied zu Theater und Szenografie [geht Raum, insbesondere der gestaltete Raum, eine elemenes] bei der Architektur in der Regel nicht um eine Auf- tare Rolle als Schauplatz für dieses szenische Erleben. führung vor Publikum, sondern wir erleben Architektur Die exzentrische Disposition menschlichen Erlebens enthält bereits ein ästhetisches Moment. Auch die ästhe11 13 Bacon, Edmund N., Plessner, Helmuth, Die Stufen tische Einstellung beruht auf einer Distanz gegenüber Stadtplanung von Athen bis des Organischen und der der konkreten Situation, hebt wie sie ein szenisches Bild Brasilia, Zürich 1968, S. 19; Mensch, 3. Auflage, Berlin, New aus einer rein funktionalen Realität heraus. Architektur Bahrdt, Hans Paul, Die moderne York 1975, S. 292 (Originalausgabegünstigt diese ästhetische Perspektive durch die szeGroßstadt. Soziologische be 1928). nische Fassung von Alltagssituationen. Überlegungen zum Städtebau, 14 Ebd. Reinbek bei Hamburg 1961, Dabei geht es weder um Theaterarchitektur noch S. 39; Mumford, Lewis, Die Stadt. um theatralische Architektur oder szenografisch prä15 Janson, Alban; Tigges, Geschichte und Ausblick, Bd. II, Florian, Grundbegriffe der Archi- parierte Schauplätze. Vielmehr kann uns jeder gestalMünchen 1979, S. 135–140; tete Raum potenziell den Eindruck vermitteln, er sei für tektur. Das Vokabular räumlicher Sebald, W. G., Schwindel. Situationen, Basel 2013, S. 289. Gefühle. Prosa, Frankfurt a. M. uns gemacht, als szenischer Rahmen, der unser HanDie Passage ist dem Lemma 2001, S. 60; Sennett, Richard, deln zum Gegenstand unserer eigenen AufmerksamVerfall und Ende des öffentlichen «Situation» entnommen. keit macht. Dabei können von der Architektur all jene Lebens. Die Tyrannei der 16 Lebensvorgänge zum Thema gemacht werden, die sich Lefèbvre, Henri, The Intimität, Frankfurt a. M. 1986, räumlich artikulieren lassen. Im Unterschied zu künstProduction of Space, Oxford S. 60–61. 1991 (Originalausgabe: La lichen Erlebniswelten, durch die der Besucher in eine 12 Janson, Alban; Tigges, production de l’espace, Paris Fantasiewelt versetzt werden soll, die als Gegenwelt zur Florian, Grundbegriffe der Archi- 1974). täglichen Normalität den Alltag vergessen lässt, setzt tektur. Das Vokabular räumlicher die Architektur bei den Grundlagen von Wahrnehmung Situationen, Basel 2013, S. 313. Die Passage ist dem Lemma und Bewegung und bei den elementaren Vorgängen un«Szene» entnommen. seres alltäglichen Umgangs mit dem Raum an.

Architektur als Situation «Was wir als Architektur erleben, sind Situationen.»15 Bereits der lateinische Begriff stellt einen Bezug sowohl zur Architektur (lat. situs, erbaut, gelegen, wohnend, hausend) als auch zum Ort (lat. situs, geografische Lage, Gegend) her. In Situationen sind Menschen und Dinge eingeschlossen, in architektonischen Situationen sind es vor allem die Bewohner mit ihren Häusern, Räumen und Stadträumen. Das Geflecht aus situativen und kontextuellen Beziehungen zwischen ihnen ist durch die jeweilige «Situierung» bedingt. Worauf es neben der Vielfalt der beteiligten Elemente und Faktoren ankommt, wenn Architektur als Situation beschrieben wird, ist deren performativer Charakter, der die prozess- und ereignishaften Qualitäten der jeweiligen Situationen einbezieht. In der Regel werden Situationen nicht rein statisch erlebt, sondern aus der Bewegung und dem aktiven Handeln. Dem wird eine Beschreibung nur gerecht, wenn sie architektonische Elemente in ihrem Gebrauch und in unserem verschiedenartigen Umgang mit ihnen erfasst, wenn sie die Beziehungen und Positionen berücksichtigt, die wir zu ihnen einnehmen, und die Gesten, die sie evozieren. Performativität Das Konzept vom relationalem Raum in der Urbanistik, das Räume der Stadt als gesellschaftlich produziert begreift 16, wird hier mit einem Architekturverständnis verknüpft, das Architektur in der Situation entfaltet sieht. Der architektonische Raum eines Platzes entfaltet sich im jeweils konkreten Gebrauch der Architektur. Vielfach wird der Architektur unterstellt, sie zwinge den Nutzer zur Ausführung eines eng vorgegebenen Handlungsschemas. Bei einem funktionalistisch determinierten Gebäude mag es vorkommen, dass es zum Zwangsapparat gerät. Aber selbst ein Fabrikgebäude kann zum Museum werden, eine bürgerliche Etagenwohnung zur Zahnarztpraxis, ein Platz gar erfährt immer wieder Umdeutungen und neue Handlungsoptionen. Dennoch schreiben sich die Bedingungen der Architektur diesen Handlungen ein: Das Haus, die Etage, der Platz sind nicht nur Hintergrund, sondern Elemente der Situation, in der Raum aktualisiert wird. Darüber hinaus wird urbaner Raum erzeugt, indem er in einer architektonischen Situation erlebt und erfahren wird. Nicht etwas Vorgegebenes wird repräsentiert, sondern urbaner Raum (urbane Wirklichkeit) «entsteht, indem die Handlung vollzogen wird»17. Ein dialektisches Wechselspiel von architektonischem Material (innerarchitektonischer Wirklichkeit) und Gebrauch (urbaner Wirklichkeit). Die

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architektonische Situation kann deshalb performativ im Sinne des in der letzten Dekade entfalteten Diskurses über Performativität gedeutet werden.18 Erika Fischer-Lichte definiert Performativität in Bezug auf Raum durch vier Merkmale: «Unvorhersehbarkeit, Ambivalenz, Wahrnehmung als performativer Prozess, transformative Kraft.»19 – Eine Situation ist immer offen und unvorhersehbar, auch wenn der architektonische Rahmen sehr präzise gesetzt sein mag: Man kann eine Tür zuschlagen, eine Treppe herunterfallen, einen Platz zum Parkplatz degradieren, sich auf einer Parkbank verlieben. Architektur wird immer unterstellt, sie diene eindeutigen Funktionen und ihr Programm bewege sich im Rahmen einer engen funktionalistischen Planung. Gerade bei den hier behandelten Plätzen ist es offensichtlich, wie selten das originäre Programm, falls es das je gab, noch heute gültig ist. Die architektonische Kapazität ist so ergiebig, dass aus einem ehemaligen Marktplatz oder Exerzierplatz ein Treffpunkt der gegenwärtigen Stadtgesellschaft werden konnte. Was wird aus diesem Platz in 30 Jahren werden? Das ist weitgehend unvorhersehbar. – Ambivalenz: Keine räumliche Situation wird durch Architektur unter volle Kontrolle gebracht, Architektur bleibt immer ambivalent, ihr Gebrauch mag in ihr angelegt sein, dennoch bleibt die konkrete Situation offen. Erst sozialer Gebrauch bringt sie in Wirksamkeit, die räumlichen Verhältnisse müssen jeweils neu verhandelt werden. Gibt es eine territoriale Besetzung eines Platzes durch eine spezielle soziale Gruppe? Kann der Anspruch von Urbanität an öffentlichen Raum, wonach sich dort Fremde zivilisiert begegnen können, eingelöst werden? Schlägt die Nutzung zwischen verschiedenen Tageszeiten plötzlich um, weil der Kontext eine andere Gewichtung erfährt? Nachts mag dieser Platz für Frauen unbetretbar sein, während er tagsüber als Müttertreff dient. Die Schattenseite, die die längste Zeit des Jahres leer bleibt, ist im Hochsommer bevorzugter Aufenthaltsort. Jahreszeit, Wetter, Machtverhältnisse, soziale Kontrolle, habituelles Verhalten, das alles mag sich immer wieder ändern, unter Umständen in kürzester Zeit, von Situation zu Situation. Jemand versperrt mir den Durchgang, ich gehe einen kleinen Umweg, werde aufgehalten, treffe jemanden, verliere mich im Gespräch, suche dafür eine ruhige geschützte Stelle und so fort. – Die konkreten subjektiven Umstände der Wahrnehmung sind entscheidend. Schaue ich von einem Turm herab oder bin ich mit dem Fahrrad unterwegs, musste ich einen Berg hinaufsteigen oder komme ich über eine Brücke: Alle diese situativen Umstände beein-

flussen meine Wahrnehmung und damit den zurückbleibenden Eindruck von einem Platz. Erlebe ich den Odeonsplatz in München während einer Prozession zu Fronleichnam, einer Demonstration, während eines Autokorsos oder mit dem Fahrrad auf dem Weg in die Altstadt: Es scheint jeweils ein anderer Platz zu sein. – Transformative Kraft: «Since Austin’s ‹discovery› of the performative, its inherent transformative power has become one of its defining features: the speech acts of baptizing, blessing, cursing, promising, etc., do not merely signify a particular process but perform it. […] The world is changed – as if by magic.»20 Nach dem Spiel ist man Gewinner oder Verlierer, nach einer Gerichtsverhandlung ist man verurteilt oder freigesprochen. Das Schiff wurde getauft und fährt nun unter seinem Namen. Das sind oft verwendete Beispiele. Auch architektonische Situationen haben diese transformierende Kraft, die unmittelbar mit der architektonischen Substanz verbunden ist. Einerseits verändert sich eine Architektur durch ihren konkreten Gebrauch. Ist auf dem Königsplatz in München Open-Air-Kino oder ein Konzert, oder werden, wie meist im Jahr, die Sockel der Glyptothek als Sonnenbank genutzt und sonst gibt es nur querende Passanten, oder war er im Dritten Reich der Paradeplatz der sogenannten «Hauptstadt der Bewegung» oder zur Zeit seiner Erbauung der Heilige Hain Ludwigs I.: Der Platz selbst verändert sich in seinem Ausdruck, seiner Bedeutung und Wirkung durch das Gewicht in seinem städtischen Kontext. In jedem dieser Fälle wird die spezifische Situation aber auch diejenigen verändern, die den Platz benutzen und teilhaben. Eine Gruppe junger Leute verbringt den Abend trinkend und Boule spielend. Sie gehen glücklich nach Hause, durch das Geschehen verändert. Ein anderer Platz, neue Erfahrungen, ohne dass die Situation dramatisch sein müsste. Dies alles sollte sich nicht aufdrängen, sondern – erinnern wir uns an Walter Benjamins Aussage über Architekturrezeption und Gewohnheit – eher beiläufig bemerkt werden.21 Entwerfen Entwerfen – to design – wird zunehmend als eine dritte eigenständige Erkenntnisform begriffen, die zwischen den rationalen Wissenschaften einerseits und den künstlerischen Praktiken andererseits angesiedelt ist. Synthetisieren von widersprüchlichen und unvollständigen Informationen und Werten statt Auseinandernehmen und in beherrschbare Subprobleme zerteilen, so kann man es vereinfacht auf den Punkt bringen. Entwerfen erweist sich in der Gegenwart als produktive Methode, neue Erkenntnisse zu generieren. Entwerfen führt zu Lösungen

von Aufgaben, die sich induktiver oder deduktiver Rationalität verschließen, als «wicked problems» wurden sie schon im Zuge der Design Methods Movement von Horst Rittel bezeichnet. Der Entwurfsprozess, als iterativ strukturierter Prozess, verhandelt komplex strukturierte Probleme, bei denen die eine richtige Lösung nicht verfügbar oder denkbar ist. Design als die «Praxis des Nichtwissens» (Dirk Baecker) wird in der Gegenwart über die klassischen entwerfenden Disziplinen hinaus zum Gegenstand des Interesses. «Design as a practice of not-knowing will be readable with respect to various interfaces, but probably the interfaces between technology, body, psyche and communication will be dominant: as soon as these ‹worlds›, which, for themselves, are described by a more or less elaborate knowledge each, are set into difference to each other, this knowledge disappears and makes room to experiments, which are the experiments of design. [...] Considering nothing as self-evident here any more, but discovering the potential of dissolution and recombination everywhere, becomes the playground of a design, which finally reaches into pedagogy, therapy, and medicine.» 22 Architektur kann man als eine Disziplin praktischer Vernunft begreifen (Achim Hahn), damit steht sie nicht alleine, auch Jura, Medizin, Pädagogik, Ökonomie wären so einzuordnen. Diese Disziplinen entziehen sich einer allgemeinen Theorie. «Das Lösungskonzept für einen konkreten Fall ist einer allgemeinen Theorie grundsätzlich 17

Hempfer, Klaus; Volbers, Jörg (Hg.), Theorien des Performativen. Sprache – Wissen – Praxis. Eine kritische Bestandsaufnahme, Bielefeld 2011, S. 44. 18

Cultural Studies und Theaterwissenschaften nehmen Bezug auf die sprachphilosophische Sprechakttheorie von Austin und Searle: Neben konstativen Äußerungen, die einen Sachverhalt beschreiben, gibt es diejenigen, durch die Handlungen vollzogen werden. Austin, John L., «How to do things with words» (1955), in: ders., Zur Theorie der Sprechakte, Stuttgart 1979. Mersch, Dieter, «Kraft des Performativen», in: Wolfrum, Sophie; Brandis, Nikolai von (Hg.), Performative Urbanism, Berlin 2014, S. 45–55.

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Fischer-Lichte, Erika, «Performativity and Space», in: Wolfrum, Sophie; Brandis, Nikolai von (Hg.), Performative Urbanism, Berlin 2014, S. 31–38. Siehe auch: Fischer-Lichte, Erika, Ästhetik des Performativen, Frankfurt a. M. 2004; Fischer-Lichte, Erika, Performativität. Eine Einführung, Bielefeld 2012.

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Ebd., S. 35.

«Auch sie findet von Hause aus viel weniger in einem gespannten Aufmerken als in einem beiläufigen Bemerken statt.» Benjamin, Walter, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Drei Studien zur Kunstsoziologie, Frankfurt a. M. 1963, S. 41.

unverfügbar.»23 Grundprobleme lebensweltlich-situativen Handelns machen demnach die Kernbereiche des Praktischen aus. Was wiederum das Übergreifen einer Methodik des Entwerfens auf diese anderen Disziplinen erklären mag. Die forschende Reflexion innerhalb der Architektur bezieht sich einerseits auf die Gegenstände: Welche räumlichen Fragen der Gegenwart muss die Architektur behandeln? Und andererseits auf Fragen der Methode selbst: das Entwerfen. Die Antwort liegt im je konkreten Fall der besonderen Situation. Plätze entwerfen Um einen konkreten Platz zu entwerfen, braucht es demnach den konkreten Fall, die besondere Bauaufgabe, die speziellen Umstände, das ganze komplexe Drumherum, das nie allgemein verhandelt werden kann. Daher leistet dieser Atlas europäischer Plätze als Entwurfstool hier nur einen partiellen Beitrag. In der Matrix werden verschiedene Kategorien angeboten, die einigen Plätzen gemeinsam sind. Morphologische Eigenschaften sind relativ einfach zu definieren, Größe, Form, Eigenschaften von Gestalt oder Proportion. Sie sind auch einfach durch die Zeichnungen zu verifizieren und zu vermitteln. Typologien können herausgearbeitet und deren Aspekte immer wieder neu versammelt werden. Ein Architekt benötigt diesen Fundus an Beispielen. Erinnerbare Plätze, die Referenzen darstellen, über die man sprechen kann, die als Maßstab, Vergleich, Anschauungsmaterial dienen. Komplizierter, strittiger und nur als Hinweise zu verstehen sind die hier als performatives Potenzial bezeichneten Eigenschaften. Flanieren, Korso, Bühne, Zeremoniell, verweilen, im Innern sein, Treffpunkt, Versammlung, Leere sind Stichworte, die Situationen aufscheinen lassen. Diese Eigenschaften müssen einerseits in der Architektur des Platzes erkennbar sein, denn diesem Buch liegen keine ethnografischen Feldforschungen oder auch nur Studien der einzelnen Orte zugrunde, dennoch glauben wir diese Einschätzungen vornehmen zu können. Die Eigenschaften sind andererseits flüchtig, da sie mit gesellschaftlichen Konventionen und einem sich wandelnden urbanen Habitus verbunden sind. Heute kann man vielleicht auf einem 22

Baecker, Dirk, «Die Theorieform des Systems», in: Soziale Systeme 6, H. 2, Opladen 2000, S. 213–236, zit. nach: Jonas, Wolfgang, Mind the gap! On Knowing and Not-Knowing in Design, Bremen 2004.

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Hahn, Achim, «Das Entwerfen», in: Architekturtheorie, Wien 2008, S. 178–206.

Platz entspannt seine Zeit verbringen, der noch vor zwei Generation zu weit förmlicherem Verhalten Anlass gab. Dem liegt das in diesem Text erläuterte Verständnis von Architektur zugrunde. In jedem dieser Plätze kann man ein spezifisches Potenzial urbaner Situationen angelegt sehen. Damit versteht sich dieser Atlas auch als Beitrag zu einem Diskurs, der zwischen Architektur, Städtebau und Urbanistik vermittelt.

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Explanada de España Alicante, Spanien

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Auch wenn diese Uferpromenade kein gewöhnlicher Platz ist, gehört sie doch zu den attraktivsten Außenräumen mit öffentlicher Nutzung. Anders als bei Plätzen, deren Gestalt nicht durch mehr oder weniger geschlossene Platzwände oder durch umschließende oder wenigstens die Kontur markierende Bauten geschaffen wird, ist hier der Boden das Entscheidende. Das Beispiel belegt, welche raumbildende Kraft ein bemerkenswerter Boden haben kann. Wer ihn betritt und auf ihm umhergeht, hat den Eindruck, in einem besonderen Raum zu sein. Dem Flanieren zwischen dem Brunnen im Osten und dem Denkmal im Westen verleiht das Wellenmuster der farbigen Mosaikfliesen eine lebhafte Beschwingtheit. Die Palmen sind das Element, das diesen Raum in der dritten Dimension vervollständigt. Ihre Kronen deuten ein Dach an und filtern zugleich das Licht, womit sie, ebenso wie die unmittelbare Nähe des Meeres, zur spezifischen Atmosphäre dieser Promenade beitragen. Die Fronten der Häuser bleiben hingegen eher im Hintergrund, wobei einige Prachtfassaden und der hoch aufragende Hotelturm durchaus die Großartigkeit der Szenerie unterstützen. Ort  Alicante, centro Zeit  1867, 1959 Mosaikpflaster Architekt  1867 José Guardiola Picó Dimensionen  22 000 m² Länge ca. 530 m × Breite ca. 40 m, Gebäudehöhen 16–45 m

Oberfläche und Ausstattung Mosaikfliesen (6,5 Millionen, 4 × 4 cm, Alicante-Rot, Cremeweiß und Negro-MarquinaSchwarz). Vier Reihen Palmen, Pflanzbeete, bewegliche Klappstühle, Laternen. José-Canalejas-MéndezDenkmal, 1914 Vicente Bañuls / Brunnen, 1960 Carlos Buigas / Konzertmuschel, Kioske

Wichtige Bauwerke  Casa Carbonell, 1925 Juan Vidal Ramos / Hotel Tryp Gran Sol, 1971 Miguel López Gonzáles

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Grote Markt Antwerpen, Belgien

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Der große, repräsentative Platz markiert das traditionelle Zentrum, seine Struktur ist die eines gewachsenen Ensembles. Durch die vielfache Überarbeitung der Platzgestalt – sowohl im Zuschnitt der Platzfläche als auch in der Ausbildung der Ränder – hat sich sein jetziges Erscheinungsbild erst allmählich herausgebildet. Ein Herantasten erlebt man auch beim Betreten des Platzes: Er entwickelt sich aus seinen verschiedenen tangentialen Zugängen durch eine zunehmende Aufweitung des Straßenraumes. Mit Ausnahme des nördlichen Zugangs tritt man unmerklich von der Straße auf den Platz. An Zugängen von der nahe gelegenen Schelde oder der Kathedrale laufen zudem die Fassaden aus dem Straßenraum heraus ansatzlos auf den Markt. Die komplementäre Bebauung dagegen wird unterbrochen, reißt ab und gibt den Zugang zum Platz frei; kein abruptes Hinaustreten, ein allmählicher Übergang, durch den Rhythmus der Gildehäuser begleitet. Obwohl nicht direkt am Platz liegend, ist die Kathedrale mit ihrem hohen Turm stets auf dem Platz präsent. Ort  Antwerpen, historisch centrum Zeit  726 erstmals urkundlich erwähnt / 16.–17. Jh. Bauwerke Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  9 700 m² Maximale Länge ca. 175 m × Breite ca. 90 m, Traufhöhen 14–25 m, Giebel 21–35 m, Rathausturm ca. 50 m

Wichtige Bauwerke  Onze-Lieve-Vrouwekathedraal, ab 1352, geweiht 1521, Jan und Pieter Appelmans / Stadthuis, 1561–1565 Cornelis Floris de Vriendt Oberfläche und Ausstattung Kopfsteinpflaster, wenige alte Bäume / Brabobrunnen, 1887 Jef Lambeaux

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Domplatz Bamberg, Deutschland

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Der stark geneigte Platz auf dem Domberg lagert sich in zwei Teilen um den Ostchor des Doms: der nördliche Teil als große, gepflasterte Fläche zwischen Alter Hofhaltung und Neuer Residenz, der südliche, deutlich kleinere Teil als intimer Hof vor dem Domkapitel. Der Dom schiebt sich mit seiner Ostapsis dominant dazwischen, wobei sich der Domkranz, die vorgelagerte Terrasse mit den Treppen für den alltäglichen Zugang, aus der geneigten Platzebene gleichsam herausklappt. Die Terrasse bildet das räumliche Gelenk zwischen den beiden Platzteilen. Die geneigte Ebene, welche zwischen der Alten Hofhaltung und der Residenz aufgespannt zu sein scheint, lässt diese dramatisch aus dem Gelände hervortreten. Die breite Öffnung in der östlichen Randbebauung gibt den Blick von hier aus über die Stadt frei und stärkt die Präsenz des Doms im Stadtpanorama. Fenster und Tor zugleich, bildet diese Öffnung auch die Hauptverbindung mit der Stadt und den Einstieg in die diagonale Durchquerung des Platzes. Mit der starken Neigung des Platzbodens wendet sich der Domplatz der Stadt zu, versammelt zugleich die Zuschauer und bietet ihnen gute Sichtbedingungen bei liturgischen Handlungen auf dem Platz. Ort  Bamberg, Domberg Zeit  Seit 11. Jh. 1794 Niveauabsenkung und Zugänge von Osten Architekten  Siehe Bauwerke Brunnenmauer, 1794 Lorenz Fink Dimensionen  9 400 m² Längste Ausdehnung ca. 175 m, Hauptbereich Länge ca. 80 m × Breite 60–75 m, Traufhöhen 14–25 m, Höhe Osttürme 76 m

Wichtige Bauwerke  Dom, ab 1004, geweiht 1012, nach Großbrand Wiederaufbau ab 1185, erneute Weihe 1237 / Domkapitel, Ende 17. Jh. Balthasar Neumann / Alte Hofhaltung, 1568 ff. Erasmus Braun, Kaspar Vischer, Teile Ende des 18. Jhs. abgebrochen / Neue Residenz, 1601–1613 Jakob Wolff der Ältere, Nord- und Ostflügel um 1700 Johann Leonhard Dientzenhofer / Säule, 1989 Micha Ullmann Oberfläche und Ausstattung Platzfläche: Kopfsteinpflaster, Gebäude: Sandstein

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Plaça Reial Barcelona, Spanien

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In der engen Altstadt Barcelonas führen diverse Zugänge auf die Plaça Reial, aber alle münden zuerst in die umlaufenden Arkaden. Auch der Hauptzugang, der in der ansonsten homogenen Randbebauung der Plaça hervorgehoben ist, wird von diesen Arkaden flankiert, die sich hier bis auf die Rambla hinausstülpen. Beim Betreten des Platzes von dieser Seite fällt der Blick kurz in die dunklere Zone der Arkaden auf weiß gedeckte Tische, Menschen beim Mittag- oder Abendessen, bevor diese Szene wieder von den massiven Pfeilern der Arkaden verdeckt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite quellen die Tische der Restaurants aus den Arkaden auf den Platz, der von hohen Palmen überschattet ist. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Die Dichte der überfüllten Altstadt findet hier ihr räumliches Ventil. Die drei Geschosse über den Arkaden setzen sich deutlich ab, fassen den Raum eng ein, verschmelzen mit dem flirrenden Dach der Palmen. Sie geben nichts von ihrem Inneren preis, als zögen sie sich hinter ihre Gleichförmigkeit zurück, als läge ihre Aufgabe allein darin, dem Geschehen zu ihren Füßen einen würdigen Rahmen zu geben. Ort  Barcelona, Barri Gòtic Zeit 1848–1859 / ab 1980 Restaurierung Architekten  Francesc Daniel Molina / Restaurierung, ab 1980 Federico Correa, Alfonso Milá

Dimensionen  4 800 m² (mit Carrer de Colom) Länge 83 m × Breite 55 m, Gebäudehöhen ca. 20 m Oberfläche und Ausstattung  Granitplatten in Reihen verlegt, eiserner Brunnen, Kandelaber, behelmte Laternen (1879 Antoni Gaudí), Palmen

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Royal Crescent Bath, Großbritannien

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Royal Crescent heißt die mondsichelförmige Bebauung mit Reihenhäusern, welche die Anhöhe oberhalb der Rasenfläche eines Parks bekrönt und dabei deren oberen Teil umfasst. Von einem Platz kann hier genau genommen nicht die Rede sein. Die Geste des räumlichen Umgreifens durch die Häuserreihe wirkt jedoch so anschaulich und nachdrücklich, dass der Royal Crescent neben den Stadtplätzen als Grenzfall städtebaulicher Raumbildung durchaus berücksichtigt werden muss. Das Halbrund umfasst nicht nur den Rasen, sondern öffnet sich zum weiteren Parkgelände. Der Raum, dem diese Geste gilt, wird jedoch auf Distanz gehalten, von der Straße vor den Reihenhäusern ist die Rasenfläche durch ein Zaungitter abgesperrt, von der anderen Seite begrenzt ein Ha-ha den vom Häuserhalbkreis umschlossenen Raum. Doch da die Rasenfläche von den Häusern zur Mitte hin als Mulde abgesenkt ist und mit der Entfernung immer deutlicher abfällt, geht der Blick ohnehin eher in die Ferne. So gilt die raumbildende Geste nicht einem städtischen Platz, sondern einerseits dem weiten Landschaftsraum, andererseits verweist sie auf die im Halbrund versammelten Häuser selbst. Ort Bath Zeit 1767–1774 Architekt  John Wood d. J. Dimensionen  12 000 m² Länge ca. 165 m × Breite ca. 83 m, Traufhöhe ca. 15 m

Wichtige Bauwerke  The Royal Crescent, Reihenhäuser Oberfläche und Ausstattung  Kopfsteinpflaster, Rasen; Ha-ha, Metallgitterzaun

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Gendarmenmarkt Berlin, Deutschland

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Drei Felder im Raster der Friedrichstadt tragen als Tableau drei monumentale Bauten. Das lange Rechteck der drei Karrees wird durch eine heterogene Randbebauung einheitlicher Höhe gefasst, als Wände eines Saals, der einen besonderen Inhalt birgt. Der Rahmen tritt hinter die beherrschenden Monumente der zwei Dome und Schinkels Schauspielhaus zurück. Das Figur-Grund-Verhältnis ist subtil ausbalanciert, das klare Rechteck lässt den Platz einerseits als Einheit eines Stadtraumes erfahren. Betritt man jedoch den Gendarmenmarkt an einem der acht möglichen Zutritte, gerät man sofort in die Aura der Dome, die den Platz beherrschen und die ihren Raumschatten über alles werfen. Ihr komplexes Inneres als Sakralbauten und Museen zugleich erschließt sich nicht unmittelbar. Als alles überstrahlende Monumente nehmen sie Schinkels Schauspielhaus in die Mitte und bilden zusammen ein Ensemble von großer Wirkung. Ihre Ausstrahlung überträgt sich auf den gesamten Raum des Platzes, auf ihm finden die alltäglichen Märkte und Feste statt. Ort  Berlin-Mitte, Friedrichstadt

Wichtige Bauwerke Kirchen der französischen und Zeit  1688, drei Rasterfelder der lutherischen Gemeinde, 1701 barocken Stadterweiterung / Jean Louis Cayart, Abraham nach 1733 einheitliche Quesnay, Martin Grünberg / Randbebauung, im 20. Jh. Französischer Dom und sukzessive fortgesetzt Deutscher Dom, Kuppelbauten den Kirchen vorgesetzt, 1785 Architekten  1688 Johann Carl von Gontard / Konzerthaus Arnold Nering / Umgestaltungen, (Königliches Schauspielhaus), 1889 Herrmann Mächtig, 1976 1821 Karl Friedrich Schinkel Hubert Matthes Oberfläche und Ausstattung  Dimensionen  43 000 m² 1936 großflächiges Muster Länge 329 m × Breite 153 m, quadratischer Granitplatten, mittlere Traufhöhe Randbe1977 Neugestaltung Bepflanbauung 22 m, Höhe Kirchtürme zung / Schiller-Denkmal, 1871 ca. 70 m Reinhold Begas

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Pariser Platz Berlin, Deutschland

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Die historisch-politische Bedeutung als «gute Stube Berlins» überstrahlt alles; dieser Platz ließe sich leichter semantisch beschreiben: Fassung des Brandenburger Tors, Ort von Kundgebungen und Demonstrationen, tief in die Nationenwerdung Deutschlands verstrickt, Untergang im Todesstreifen der geteilten Stadt, Repräsentation der Hauptstadt Deutschlands. Er war Zentrum einer erbitterten Debatte nach der Wiedervereinigung um die Rekonstruktion seines städtebaulichen Charakters: Gelenk zur Prachtstraße Unter den Linden, geschlossene Gesamtwirkung mit Fokus auf das Brandenburger Tor, Einheitlichkeit trotz der Vielfalt der Nutzungen. Heute ist der geschlossene Stadtraum auf klarem Quadrat, als Erbe der Aufklärung verstanden, wieder auf das Brandenburger Tor ausgerichtet. Ein Quadrat, das dennoch gerichtet ist. Die Ambivalenz von städtebaulichem Gelenk zwischen Tiergarten und Mitte einerseits und von in sich selbst ruhendem Saalplatz andererseits bewirkt ein Kommen und Gehen, Eintreten und Versammeln, Aufbrechen in die Stadt. Ein Entree der Stadt Berlin. Ort  Berlin-Mitte, Dorotheenstadt Zeit  1734 Karree am Brandenburger Tor / 1961–1990 Teil des Todesstreifens zwischen Ostund West-Berlin / ab 1993 Wiederherstellung / 2002 neue Platzgestaltung Architekten  1734 Philipp Gerlach, 1993 Bruno Flierl, Walter Rolfes / Platzgestaltung, 1880 Hermann Mächtig, 2002 Josef Paul Kleihues, Spath & Nagel, Bappert & Wenzel

Dimensionen  16 150 m² Länge 120 m × Breite 127 m, Traufhöhen 18–22 m Wichtige Bauwerke  Brandenburger Tor, 1791 Carl Gotthard Langhans / Haus Liebermann, Haus Sommer, 1998 Josef Paul Kleihues / Akademie der Künste, 2005 Günter Behnisch, Manfred Sabatke, Werner Durth Oberfläche und Ausstattung  Granitsteinpflaster, zwei Schmuckbeete mit Brunnen

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Potsdamer Platz Berlin, Deutschland

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Als Potsdamer Platz wird der Verkehrsknoten bezeichnet, in dem ein Bündel von Straßen sternförmig zusammentrifft. Die sonstige Platzfläche beschränkt sich auf die Restflächen zwischen diesen Straßen. Die Figur eines Doppelplatzes entsteht durch die Verbindung mit dem oktogonalen Leipziger Platz, der, durch eine bauliche Einschnürung artikuliert, sich unmittelbar östlich anschließt. Im Kontrast zu dessen geschlossener Platzwand zeigt sich die Kontur des Potsdamer Platzes in einer eher punktuellen Markierung durch Kopfbauten, teilweise nur durch deren keilförmige Spitzen. Durch die Höhe dieser Bauten, die weit über die übliche Gebäudehöhe der benachbarten Bebauung hinausgeht, hebt sich die Platzarchitektur aus der Stadt heraus. Als Verkehrsverteiler im überörtlichen Straßennetz ist dieser Grenzfall eines Platzes geprägt durch seine Funktion der Verbindung verschiedener Teile der Stadt, vor allem von Ost und West, verdeutlicht durch die Doppelplatzanlage. Im Gegensatz zu geschlossenen Plätzen läuft hier der Raum gleichsam radial nach allen Seiten weg. Dies dient weniger der Aufenthaltsqualität, sondern erzeugt den Charakter einer Drehscheibe mit hoher Bewegungs- und Aktivitätsdichte. Ort Berlin-Mitte Zeit 1994–2000 Architekten Hilmer & Sattler Dimensionen  24 000 m² Länge (N–S) ca. 230 m × Breite (O–W) ca. 150 m, Gebäudehöhen ca. 35 m (Ostseite), ca. 100 m (Hochhäuser)

Wichtige Bauwerke  KollhoffTower, 1999 Hans Kollhoff, Helga Timmermann / AtriumTower, 1999 Renzo Piano / Sony Center, Bahn Tower, 2000 Helmut Jahn / Park Kolonnaden, 2002 Giorgio Grassi Oberfläche und Ausstattung Betonplatten, Asphalt / zwei Überdachungen der U- und S-Bahn-Einstiege, 2001 Hilmer & Sattler

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Walter-Benjamin-Platz Berlin, Deutschland

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Bei der als Walter-Benjamin-Platz bezeichneten Querverbindung zwischen zwei parallelen Straßen handelt es sich um einen Grenzfall. Mit den gestreckten Proportionen seiner Grundfläche und den offenen Enden, über die der Raum fließend ins anschließende Straßennetz eingebunden ist, gleicht der Platz einem Straßenraum oder einer Passage. Dieser Charakter einer gerichteten Raumbahn wird unterstützt von den über beide Längsseiten durchlaufenden Leibniz-Kolonnaden, die den Freiraum als geschützte Parallelbahnen begleiten. Durch gleichartige Säulen und Interkolumnien wird die Längsbewegung auf gleichförmige Weise getaktet. Zusammen mit dem einheitlichen Fassadenmaterial und dem durchgehenden Granitbodenbelag verleihen die Säulenreihen dem Platz außerdem gestalterische Einheit und eine von Klassizität geprägte Identität. Gegenüber dem hellen Freiraum setzt sich der Raum in den Kolonnaden als dunklere Zone ab. In ihm verzahnt sich über die gesamte Platzlänge wie durch eine Schattenfuge der Platzraum auf beiden Längsseiten mit dem Volumen der Häuser. Ort Berlin-Charlottenburg Zeit 1997–2000

Dimensionen  3 600 m² Länge 110 m × Breite 32 m, Traufhöhe 25 m

Architekten  Hans Kollhoff, Helga Timmermann

Oberfläche und Ausstattung Granitplatten, Wasserspiele

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Piazza Maggiore Bologna, Italien

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Mitten im Kern der Innenstadt gelegen, bildet die Piazza Maggiore den Mittelpunkt des städtischen Lebens. Die Hauptgeschäftsstraße Via dell’Indipendenza, die vom Bahnhof kommend auf den Platz führt, mündet zunächst in die Piazza del Nettuno mit dem Neptunbrunnen, die sich durch einen Versatz in der Westflanke und das geschwenkte Pflasterornament als eigenständiger Platz artikuliert. Mit dem leichten Anstieg im Platzboden wirkt sie zugleich wie eine Art Zugangsrampe zur Piazza Maggiore. Bedeutende Baudenkmäler begrenzen deren Raum auf allen Seiten, unter ihnen hebt sich der Palazzo del Podestà besonders heraus. Er zeigt sich frei stehend, wie gerahmt von den drei anderen Platzwänden. Seine Erhöhung durch drei Stufen verleiht ihm Bühnencharakter, durch den die Gäste der Cafés offenbar besonders angezogen werden, um auf den Platz zu schauen. Auch die gegenüberliegende große Stufenanlage vor San Petronio wendet sich der Platzmitte zu, wo für das Geschehen auf dem Platz der ornamentierte Bodenbelag wie ein Teppich aufgelegt erscheint. Ringsum drängt durch die mit ihren Arkaden und zahlreichen Durchgängen porös wirkenden Platzränder die Stadt herein. Ort  Bologna, centro storico Zeit 13.– 16. Jh. Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  9 800 m² Hauptplatz Länge 110 m × Breite 70 m, Piazza del Nettuno Länge 62 m × Breite 45 m, mittlere Traufhöhe 25 m, Höhe Basilika ca. 48 m

Wichtige Bauwerke  Palazzo dei Notai, 1384 und 1422 / Palazzo d’Accursio, 1290 und 1425 Fieravante Fieravanti / Palazzo del Podestà, 1209 und 1484 Aristotile Fieravanti / Palazzo dei Banchi, 1568 Giacomo Barozzi da Vignola / Basilica San Petronio, 1390 Antonio di Vincenzo, bis 1659 Oberfläche und Ausstattung Granit, rosa und weißer Marmor / Fontana del Nettuno, 1563–1566 Giovanni di Bologna

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Piazza della Loggia Brescia, Italien

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Die Piazza della Loggia kann als Vorplatz der alles beherrschenden Loggia, des Palazzo Nuovo del Comune, gelesen werden, aber auch als Platzgefüge, in das die Loggia als Solitär eingestellt ist. Die Loggia überstrahlt ihre ganze Umgebung nicht nur wegen ihrer überragenden Höhe, sondern weil die überwölbte Säulenhalle der namensgebenden Loggia des Erdgeschosses ihre Umgebung schier in sich einsaugt. Da diese Loggia im Westen geschlossen und nach Norden durch ein Nebengebäude begrenzt wird, ergibt sich eine gestische Hinwendung auf die Piazza. Alle anderen Platzwände treten dagegen deutlich zurück. Eine zweischiffige, mit Arkaden versehene Passage im Süden verbindet mit einem Obergeschoss die beiden Nachbarn, eine weitere Lücke zwischen zwei Gebäuden wird durch einen Torbogen gefüllt. Beide Durchgänge ordnen sich damit der Platzwand unter. Im Osten schließt eine durchlaufende Arkade an den kleineren Nebenplatz an. In sie ist ein Durchgang eingebunden, der auf der Ebene des Passanten erst spät sichtbar wird, obwohl von ferne mit einem Uhrturm, dem Torre dell’ Orologio, hervorgehoben. All diese Arkaden korrespondieren mit dem Arkadenmotiv der großen Loggia. Ort  Brescia, centro storico Zeit 1484–1570 Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  4 600 m² Hauptplatz Länge 92 m × Breite 42 m, Traufhöhen 16–23 m, Nebenplatz Länge 27 m × Breite 26 m, Traufhöhen 14–26 m Wichtige Bauwerke  Palazzo Nuovo del Comune, gen. «Loggia» / Loggia Erdgeschoss,

1487 Tommaso Formentone, 1492–1508 mit Filippo de Grassi / Loggia Obergeschoss, 1549–1560 Lodovico Beretta (Beratung durch Jacopo Sansovino, Andrea Palladio) Oberfläche und Ausstattung  Hauptplatz: Granitplatten, Nebenplatz: Flusskiesel / Stele mit Gedenktafel zur Erinnerung an die Toten des Attentats vom 28. Mai 1974, Carlo Scarpa / Denkmal zwischen Haupt- und Nebenplatz

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Kodály körönd Budapest, Ungarn

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Der Kodály körönd ist Teil der Prachtstraße Andrássy ut, die aus der Innenstadt kommend als baumbestandene Allee mit breiten Bürgersteigen den Platz erreicht. Dieser kreisrunde Platz, ein Verkehrsknotenpunkt, bildet außerdem den Auftakt zu dem suburbanen Teil der Radialstraße. Ab hier wird diese nochmals breiter, die Blockrandbebauung erhält eine Vorgartenzone, bevor sie bald abgelöst wird durch große Stadtvillen in grünen Parks. Auch der Platz, obwohl vom Boulevard durchschnitten und nicht unerheblich mit Verkehr belastet, ist parkartig angelegt. Auf den Zwickeln, die zwischen den Straßen als Aufenthaltsraum für die Anlieger übrig bleiben, spenden große Bäume über Rasenflächen und Schmuckbeeten Schatten. Die umliegenden Gebäude werden durch Grünflächen hinter schmiedeeisernen Gittern abgeschirmt. Der jeweils mittlere Fassadenabschnitt der vier Kreissegmente springt deutlich zurück und gibt so dem Platzraum ein Stück zusätzliche Tiefe. Hier befindet sich die Erschließung zu den Wohn- und Geschäftshäusern. Durch prächtige Tore betritt man einen begrünten Vorhof, bevor man den Haupteingang erreicht. Ort  Budapest, Terézváros (Theresienstadt) Zeit 1872–1873 Architekt  Antal Szkalnitzky Dimensionen  13 000 m² Durchmesser ca. 130 m, Traufhöhen 14–15 m

Wichtige Bauwerke  Vasutas Haus, 1883–1885 Kauser József / Andrássy-Hof, 1883–1885 Bukovics Gyula / Wohnhaus, 1880–1881 Gustav Petschacher / Hübner-Hof, 1883–1884 Bukovics Gyula Oberfläche und Ausstattung  Pflaster und Asphalt, Rasen und Blumenbeete / Vier Statuen: Balassi Bálint, Szondy György, Zrínyi Miklós, Vak Bottyán

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Szabadság tér (Freiheitsplatz) Budapest, Ungarn

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Der Platz hat seinen Namen von einem Militärgefängnis, in dem während der Revolution 1848 /49 Freiheitskämpfer hingerichtet wurden. Auch die Dimensionen des Platzes mitsamt seiner Randbebauung sind auf dieses Vorgängergebäude zurückzuführen. Seiner Widmung entsprechend wurden hier national bedeutsame Institutionen angesiedelt. Mit ihren Sicherheitsanforderungen bleiben diese für die breite Öffentlichkeit meist verschlossen. Sie bilden einen Kranz aus Bauten, denen es mit ihrer Wucht und einheitlichen Höhe gelingt, den weitläufigen Platz zu fassen, obwohl sie oftmals nur schemenhaft durch die Blätter der Bäume, die auf dem Platz stehen, wahrzunehmen sind. Wenn die Nutzungen direkt am Platz auch nicht sehr belebend wirken, so schaffen sie doch ein distinguiertes Ambiente, dem der Park, der auf der Platzfläche angelegt wurde, in seiner gepflegten Art entspricht. Das Sowjetdenkmal in der Symmetrieachse bildet den Mittelpunkt, auf den alle Wege im Norden zulaufen. Nicht nur das Café auf dem zentralen Rasen, auch die Spielplätze, die Parkbänke und Rasenflächen ziehen das städtische Publikum an, das hier flaniert und sich mit den Besuchern mischt, welche die zahlreichen Denkmäler aufsuchen. Ort  Budapest, Lipótváros (Leopoldstadt) Zeit 1846 Széchenyi Promenade im Süden des Platzes / 1900 Platzanlage Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  41 000 m² Länge 270 m × Breite 140 m, Széchenyi Promenade Länge ca. 260 m × Breite 45 m, mittlere Traufhöhe 21 m Wichtige Bauwerke  Ungarische Nationalbank, 1905 Ignác Alpár /

US-Botschaft, im Gebäude der ehemaligen Industrie- und Handelskammer, 1901 Aladár Kálmán, Gyula Ullmann Oberfläche und Ausstattung Rasen, chinesischer Granit, Tardosi Mészkö (ungarischer Kalkstein), Asphalt / Szovjet hősi emlékmű (Sowjetdenkmal), 1946 / Denkmal zum Gedenken der hingerichteten Freiheitskämpfer / Harry-Hill-Bandholtz-Denkmal, 1936 Miklós Ligeti / RonaldReagan-Denkmal, 2011 Istvan Mate

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Patio de los Naranjos Córdoba, Spanien

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Der Patio de los Naranjos ist der Vorhof der Moschee von Córdoba und mit ihr zusammen von den gleichen wehrhaften Außenmauern umschlossen. Aus der Stadt führen fünf Tore in den vom Duft der Orangenbäume erfüllten Hof. Auf drei Seiten umgeben ihn schattige Säulengänge. Auf der vierten Seite sind die Bögen der 19 Schiffe der Moschee vermauert, seitdem die Kathedrale hineingebaut wurde. Heute liegt der Eingang in den inneren Säulenwald der Moschee direkt gegenüber dem Hauptzugang neben dem Glockenturm, die einzige hervorgehobene Bewegungslinie. Die vier weiteren Zugänge führen zuerst in den Säulengang, diffundieren von dort durch dessen zahlreiche Öffnungen an beliebigen Stellen in den Hof hinein. Der ist durchgängig mit großen Flusskieseln gepflastert, die Bäume wachsen in runden Aussparungen, die durch Bewässerungsrinnen (riego) verbunden sind. Die vielen Schatten spendenden Orangenbäume, einige höhere Palmen und Zypressen, der grüne Schimmer von Moos in den Ritzen zwischen den Kieseln, die Ruhe und der Duft, die Kühle des Wassers von Brunnen und Rinnen, dies alles erzeugt die Atmosphäre eines weitläufigen Gartens, einer eigenen Welt im Kontrast zum Getriebe der Stadt. Ort  Córdoba, MezquitaCatedral Zeit 786–988 Dimensionen  7 500 m² Länge 125 m × Breite 60 m, Traufhöhe 9 m, Höhe Turm 62 m

Wichtige Bauwerke  Mezquita, 786–988 in vier Bauabschnitten / Catedral, 1521–1600 Hernán Ruiz I, Hernán Ruiz II, Hernán Ruiz III / Glockenturm, 1593– 1664 Oberfläche und Ausstattung Pflaster aus Flusskieseln, Wasserrinnen (riego), Orangenbäume, Palmen, Zypressen, Zisterne, barocker Brunnen

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Piazza della Santissima Annunziata Florenz, Italien

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Arkaden umfassen den rechteckigen Platz mit fortlaufenden Bogenstellungen an drei Seiten. Sie nehmen die Fassaden fast ganz ein, tragen nur ein niedriges zweites Geschoss oder bilden, wie beim Portikus der Kirche, eine lediglich eingeschossige Front. Trotz ihrer Herkunft aus unterschiedlichen Epochen umfließt die Arkatur mit der rhythmischen Stetigkeit ihrer Schwünge gleichmäßig den Platz. Dieser gemessenen Bewegung entsprechen auch die Proportionen des Platzraums mit seiner horizontalen Ausdehnung bei niedriger Randbebauung. Dagegen sind die beiden kubischen Bauten auf der Südseite etwas höher, sie flankieren den zentralen Zugang zum Platz. Die Domkuppel, die man in der Ferne sieht, schließt optisch die Lücke zwischen ihnen und ist Pol einer Achse, die über die Via dei Servi und das Reiterstandbild in der Platzmitte bis zum Kirchenportal führt. An dieser Mittelachse gespiegelt sind nicht nur die Standorte der beiden Brunnen, sondern auch die Freitreppen vor den Arkaden der Längsseiten. Mit jeweils neun Stufen haben sie den Charakter von Tribünen, die sich der Mitte zuwenden, aus den geschützten Arkaden hat man einen Überblick von erhöhter Position. Ort  Firenze, centro storico Zeit  15.–16. Jh. Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  4 800 m² Länge 78 m × Breite 58–63 m, Traufhöhen 13,50–22 m Wichtige Bauwerke  Basilica della Santissima Annunziata, 1444–1477 Michelozzo / Portikus, 1601–1604 Giovanni Battista Caccini /

Findelhaus (Ospedale degli Innocenti), 1422–1449 Filippo Brunelleschi / Loggia dei Servi di Maria, 1516–1525 Antonio da Sangallo / Palazzo Grifoni, 1557–1575 Bartolomeo Ammanati Oberfläche und Ausstattung  Natursteinplatten / zwei Brunnen, 1629 Pietro Tacca / Reiterstandbild Großherzog Ferdinando I., 1608 Giovanni da Bologna, Pietro Tacca

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Piazza della Signoria Florenz, Italien

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Der Palazzo Vecchio, ehemals Sitz der Stadtregierung (Signoria), drängt sich in den Platz vor, dessen Raum ihn winkelförmig von zwei Seiten umgibt. Durch diese Position ebenso wie durch die schwere Masse seiner wehrhaften Architektur und den hoch aufragenden Turm bildet er das bauliche Zentrum der ganzen Platzanlage. Ebenso prägt aber sein Gegenstück, die Loggia dei Lanzi, den Platz. Im Kontrast zur Geschlossenheit der anderen Platzwände öffnet sie sich weit, lässt Raum hinein und führt ihn übereck weiter in den Portico degli Uffizi. Von seinen anderen Ecken aus ist der Platz durch direkte Wegeverbindungen mit wichtigen Orten im Zentrum der Stadt vernetzt, im Norden mit dem Dom, im Osten mit Santa Croce und im Süden mit dem Ponte Vecchio, jedoch ohne dass die Straßenmündungen die Platzkontur aufreißen. Mit Loggia und Portico dagegen lockert sich die Struktur der Bebauung auf. Der Raum fließt weiter, begleitet von den offenen Arkadengängen der Uffizien, bis er am Ende mit dem Torbogen, der schon von Weitem den Blick über den Fluss rahmt, seinen Abschluss findet. Ort  Firenze, centro storico Zeit 1268–1385 Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  8 600 m² Länge 70–130 m × Breite 46–90 m, Gebäudehöhen bis 26 m, Arnolfo-Turm 94 m Wichtige Bauwerke  Palazzo Vecchio, 1299–1314 / Loggia dei Lanzi, 1374–1381 Benci di Cione, Simone Talenti / Uffizien, 1560–1580 Giorgio Vasari

Oberfläche und Ausstattung  Natursteinplatten / eine Reihe von Skulpturen (eine Grenze zum östlichen Platzteil andeutend) / Figurengruppe Herkules und Kakus, 1525–1534 Baccio Bandinelli / Statue David (Kopie), 1501–1504 Michelangelo Buonarotti / Figurengruppe Judith und Holofernes (Kopie), 1453–1457 Donatello / «Marzocco»-Löwe, 1418–1420 Donatello / Neptunbrunnen mit Skulpturen, ab 1565 Bartolomeo Ammanati / Reiterstandbild Cosimo I., 1594 Giovanni da Bologna

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Rathausmarkt Hamburg, Deutschland

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Bereits Fritz Schumacher schätzte den Rathausmarkt, da er die umliegenden Stadträume zu einem «feinsinnigen Gefüge» zusammenschließt: «Das Wesentliche liegt in der Art, wie zwei Plätze hakenförmig ineinandergreifen. Auf dieser Winkelform, bei der sich erst der kleinere Platzschenkel zu freiem Ausblick öffnet, beruht der Reiz des Augenblickes und das Kunststück, Geschlossenheit und Überraschung miteinander zu verbinden.» [Schumacher, zit. in Brandenburger / Kähler 1988, S. 99] Der Kernplatz ist um zwei bis drei Stufen abgesenkt und erhält so eine eindeutige Fassung, die gegen die zerklüftete Südseite hin zusätzlich mit einer Baumreihe gestärkt wird. Auf der dem Rathaus gegenüberliegenden Seite findet sich eine gläserne Arkade, mittig unterbrochen und so den Blick von Norden auf das Rathaus erlaubend. Sie wiederholt das Motiv der Alsterarkaden jenseits des Alsterfleets, das diesen kleineren Platzschenkel ausfüllt. Leitet auf der einen Seite der Rhythmus der Arkaden über zur Binnenalster, so begleitet auf der gegenüberliegenden Seite eine Freitreppe das Wasser. Ort Hamburg-Altstadt Zeit  1842 Anlage nach dem Großen Brand Architekten  Siehe Bauwerke / Neugestaltung, 1977–1982 Nickels, Ohrt + Partner Dimensionen  18 900 m² Hauptplatz Länge ca. 160 m × Breite 100 m, Traufhöhe Rathaus 27 m, Höhe Turm 112 m

Wichtige Bauwerke  Rathaus, 1886–1897 Haller, Hauers +  Hüser, Johannes Grotjan, Henry Robertson, Hanssen und Meerwein, Stammann & Zinnow Oberfläche und Ausstattung Großformatiger, rötlicher schwedischer Granit, Gliederung durch Kleinpflasterzeilen / viertelkreisförmige Treppe zum Wasser, 1846 Johann Herrmann Maack / Stele mit Relief, 1931 Klaus Hofmann, Ernst Barlach / Heinrich-Heine-Denkmal, 1982 Waldemar Otto

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Rynek Główny (Großer Ring, Hauptmarkt) Krakau, Polen

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Dieser sehr weite Platz ist einer der bedeutendsten historischen Marktplätze Europas. Er nimmt vier Felder der im Raster geplanten mittelalterlichen Handelsstadt ein und ist von Bürgerhäusern umschlossen. Äußerst prägnant für den Grundriss, öffnet sich im Süden der Trichter der Straße, die zum Burghügel des Wawel führt. Die kleine Adalbert-Kirche zwischen Straße und Platz definiert hier zwei eigenständige Bereiche. Im Osten dreht sich die Front der Marienkirche aus der Ecke heraus und leitet zu einem weiteren kleinen Platz hinter ihrem Chor, von dem aus ein Tordurchgang auf den Alten Marktplatz führt. Die lang gestreckten Tuchhallen mitten auf dem Platz teilen ihn nicht nur, die Marktstände darin ziehen auch viele Passanten an. Tuchhallen, Adalbert-Kirche und Rathausturm zonieren den Platz, versammeln ihn um sich herum, wirken aber auf seiner Fläche auch wie einzelne ausgestellte Objekte. Früher war der gesamte Platz dicht mit Bauten und Marktständen gefüllt, heute findet sich an seinen Rändern ein dichter Saum von Gastronomie. Der außergewöhnlich große Platz kann all dies in sich aufnehmen, ohne an Großzügigkeit oder an Gestalt zu verlieren. Ort  Kraków-Stare Miasto Zeit  1257 Stadtgründung nach Magdeburger Stadtrecht Dimensionen  34 500 m² Länge ca. 200 m × Breite ca. 200 m, Traufhöhen 15–22 m, Traufhöhe Tuchhallen ca. 13 m, Höhe Rathausturm 70 m, Höhe Türme Marienkirche 89 m und 69 m

Wichtige Bauwerke  Tuchhallen (Sukiennice), mittelalterlich, ab 1555 Neubau Giovanni  Maria Mosca, 1875–1878 Umbau Tomasz Prylińsky / Belfried / Rathausturm, spätgotisch (Rathaus 1832 abgerissen) / Marienkirche, 1287–1400 / St.-Adalbert-Kirche, romanisch, barockisiert Oberfläche und Ausstattung  Adam-Mickiewicz-Denkmal, 1898 Teodor Rygier / Ausgrabungen unterirdisch zugänglich / Pflaster, Bäume

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Bedford Square London, Großbritannien

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Auf jeder Platzseite sind Reihenhäuser zusammengefasst, sodass sich vier repräsentative Fassaden gegenüberstehen. An der Nordseite sind die zwei mittleren Häuser durch weißen Stuck und ein gemeinsames Tympanon hervorgehoben, die Häuser an den Ecken setzen sparsam den Endpunkt durch eine Balustrade im Attikabereich. Ansonsten erzeugt die Repetition der immer gleichen drei Achsen Homogenität. So ergibt sich eine ruhige und vornehme einheitliche Umfassung. Allein die vielen gleichen Hauszugänge, die mit jeweils vier Stufen ansetzen, um den Lichtgraben des Basements zu überbrücken, weisen auf die private Nutzung hin. Im Zentrum liegt dominierend das Oval des eingezäunten Parks mit großen, alten Bäumen. Dieser Bereich ist den Anwohnern vorbehalten, nur sie haben einen Schlüssel für das Tor. Der Platz hat so, trotz der prachtvollen Umrandung, eine sehr private Anmutung. Mittlerweile werden die Wohnhäuser in erster Linie als Büros genutzt, auch die Architectural Association belegt mehrere Gebäude, das führt zu einem Wandel der Nutzung des Gartens. Zunehmend finden hier öffentliche Veranstaltungen statt. Doch noch immer dominiert der Eindruck eines für Quartiere im Zentrum Londons typischen privaten Platzes. Ort London-Bloomsbury Zeit 1775–1783 Architekt  Thomas Leverton

Oberfläche und Ausstattung Asphalt, Steinplatten, Zwischenbereiche gekiest, Kandelaber, Sitzbänke, umzäuntes Gartenoval mit großen Bäumen

Dimensionen  18 550 m² Länge 158 m × Breite 117 m, mittlere Traufhöhe 13 m

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Covent Garden Market London, Großbritannien

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Covent Garden Market ist eigentlich kein Platz, sondern eine mehrschiffige Markthalle mit relativ schmalen Vorzonen. Das ist die erste Lesart. Eine Kopffassade der Markthalle ist hervorgehoben, hier liegt vis-à-vis die St Paul’s Church mit ihrem Portikus. Zwischen beiden entsteht dadurch eine kleine Plaza, die sich bis in die Markthalle hinein erstreckt. Die drei anderen Seiten des Marktes sind weniger prominent herausgestellt; sie werden durch umlaufende Arkaden zusammengebunden. Die vielen Zugänge in die offene Markthalle lassen diese als einen gedeckten Platz mit vielen Teilräumen erscheinen, der erst durch die umliegende Bebauung begrenzt wird. Deren relativ homogene Höhe und einheitlicher Baustil sowie weitere Arkaden, die auf Inigo Jones zurückgehen, verschmelzen zum baulichen Rahmen eines Platzes, der Covent Garden Piazza, dem Londoner Pendant zur Place des Voges. Die Piazza wird dann zum größten Teil von der niedrigeren Markthalle eingenommen. Das ist die zweite Lesart. So kann man Covent Garden Market wie eine Kippfigur lesen, entweder als Körper mit schmaler Umrandung oder als ein durchlässiges Gewebe, das einen größeren rechteckigen Stadtplatz nahezu ausfüllt. Ort  London-Covent Garden Zeit  Seit 1630 Architekt  Inigo Jones Dimensionen  7 900 m² Länge 135 m × Breite 95 m, Traufhöhen 14–19 m, Gebäudehöhe Market Hall ca. 17 m

Wichtige Bauwerke  Market Hall, 1830 Charles Fowler / Royal Opera House (Rückseite durch Arkaden kaschiert), 1732 Edward Shepherd / St Paul’s Church, 1631–1634 Inigo Jones Oberfläche und Ausstattung Steinpflaster

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Piazza dell’Anfiteatro Lucca, Italien

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Die ovale Gestalt des ursprünglichen römischen Amphitheaters, das dem Platz seinen Namen gibt, ist sowohl an der inneren, konkaven Kontur ablesbar als auch von außen, wo die konvexe Form des Gebäuderings in der umlaufenden Via Anfiteatro sichtbar ist. Über vier Durchgänge, einer davon an der ursprünglichen Stelle, erreicht man das Innere des Platzes. In den 54 Bögen des antiken Theaters, dessen Boden 2–3 m unter dem jetzigen Platzniveau lag, öffnen sich heute die Eingänge der Häuser mit Bögen zum Platz. Während die konkav gekrümmten Fassaden der bescheidenen Häuser den ovalen Platzgrundriss exakt nachzeichnen, variieren im Unterschied zur klaren Form einer Arena die Gebäudehöhen mit einer Geschosszahl zwischen drei und sechs beträchtlich. Auch wenn dieses vielförmige Auf und Ab die strenge Form auflockert, wird man durch die lückenlos geschlossene Platzwand mit den nur leicht variierten hellen Putzoberflächen von einem kontinuierlich umlaufenden Horizont umgeben, wie auch immer man sich dreht und wendet. Die ovale Form verleiht dem Platz eine besondere Akustik. Man fühlt sich hier geschützt und manchmal etwas abgeschieden. Ort  Lucca, centro storico Zeit  2. Jh. / im Mittelalter Füllung der Ränder / 1830–1839 Wiederherstellung als Platz Architekt 1830–1839 Lorenzo Nottolini

Dimensionen  3 100 m² Länge 78 m × Breite 50 m, Traufhöhen 11–16 m Oberfläche und Ausstattung  Steinplatten

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Place des Terreaux Lyon, Frankreich

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Auf den ersten Blick zeigt sich ein regelmäßig geformter Saalplatz; sowohl Breitenplatz als auch Tiefenplatz (Camillo Sitte), orientiert er sich zugleich zum Palais Saint-Pierre, das eine ganze Längsseite (die Breite des Platzes), und zum Hôtel de Ville, das eine Schmalseite einnimmt. Gleichmäßig in quadratische Felder mit kleinen Fontänen aufgeteilt, kann er für ein Spielfeld genommen werden. Die Rasterung vereinheitlicht einerseits die ganze Platzfläche bis in die Straßenmündungen hinein. Andererseits stabilisieren die von den Fassadenordnungen und dem Brunnenstandort betonten Mittelachsen die strenge Bestimmtheit des Rechtecks. Zusätzlich aber erweist sich dieser städtische Platz als Element einer Serie axial gereihter, offener und umschlossener Außenräume. Wer nämlich vom Platz durch das Portal ins Hôtel de Ville eintritt, findet sich am Beginn einer Sequenz von Höfen und Portiken wieder. Sie führt entlang einer zentralen Symmetrieachse auf mehreren Niveaus durch den Baublock und mündet auf der Place de la Comédie wieder im städtischen Außenraum, genau gegenüber der Oper, die den Abschluss der Achse bildet. Ort  Lyon, 1 er Arrondissement Zeit  17.–20. Jh. / 1994 letzte Umgestaltung Architekten  Siehe Bauwerke / 1994 Christian Drevet, Daniel Buren Dimensionen  9 400 m² Länge 124 m × Breite 68 m, mittlere Traufhöhe 25 m

Wichtige Bauwerke  Hôtel de Ville, 1646–1651 Simon Maupin, Girard Desargues, 1701–1703 Jules Hardouin-Mansart, Robert de Cotte / Palais Saint-Pierre (Musée des Beaux-Arts), 1674 Jules Hardouin-Mansart Oberfläche und Ausstattung Platzboden mit Rastermuster / 14 Stelen und 28 Sockel mit Streifen in schwarzem und weißem Stein / 69 kleine Fontänen / Brunnen mit Flussallegorie, 1892 aufgestellt, Frédéric Auguste Bartholdi

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Plaza Mayor Madrid, Spanien

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Die Plaza Mayor begründete eine Typologie rechteckiger Stadtplätze, die in der Neuzeit in die mittelalterlichen, unregelmäßigen Städte Spaniens hineingeschnitten wurden. Diesen Platz zeichnen seine besondere Größe, die harmonische Proportion der Fläche von 3:2 und eine schematische Regelmäßigkeit aus. Letztere wurde Ende des 18. Jahrhunderts noch verstärkt, indem die acht Einmündungen mit Torbögen überbaut und die Fassaden auf drei Etagen über den Arkaden vereinheitlicht wurden. Die oberen zwei Geschosse umlaufen den Platz kontinuierlich, sie überspannen auch die Torbögen, die unter Einbezug des ersten Obergeschosses die Arkaden unterbrechen. Dunkelrote Putzflächen ziehen die Platzwände zusammen. Einheitliche Fenstertüren, als Zuschauerlogen für politische Inszenierungen auf dem Platz entworfen, unterstreichen dessen Eignung als Tableau für urbanes Geschehen. Nur eine Reiterstatue und Kandelaber unterbrechen die Fläche, ein Großraster aus verschiedenfarbigen Pflastersteinen breitet sich von Wand zu Wand aus, als sei in den Platz eine Matrix eingetragen: ein neutrales Spielfeld. Der ganze Platz wirkt nüchtern, von mathematischer Präzision. Die üppige Wandmalerei der Panadería kann dies nicht kompensieren. Ort  Madrid, centro Zeit 1617–1619 / 1790 Wiederaufbau nach dem Brand Architekten 1617–1619 Juan de Herrera, Juan Gómez de Mora / 1790 Juan de Villanueva Dimensionen  10 300 m² Länge 120 m × Breite 86 m, Traufhöhen ca. 18 m, Firsthöhen 22–24 m, Turmhöhe ca. 40 m

Wichtige Bauwerke  Panadería, 1790 Juan de Villanueva, Fassadenmalerei, 1992 Carlos Franco Oberfläche und Ausstattung  Pflaster mit Großmuster in drei Farben / Reiterstatue Philipp III., 1613, aufgestellt 1847 / vier Kandelaber

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Piazza del Duomo Mailand, Italien

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Piazza del Duomo heißt der gesamte Raum, der als gestrecktes Rechteck, mit der Erweiterung durch eine Raumtasche vor dem Palazzo Reale, den Dom auf allen Seiten umgibt. Auf der Chorseite des Doms ist freilich von einem Platzraum wenig zu spüren. Trotzdem stiftet die allseitige Ausstrahlung des zentralen Bauwerks mit seiner feingliedrigen Marmorfassade die Einheit der Gesamtanlage. Wenn auch mit gewaltigem Volumen, durch das er die durchweg niedrigere Randbebauung überragt, scheint der Dom wie eine filigrane Kostbarkeit auf dem Platz zu ruhen, als läge er auf einem feinen Tablett mit eingelegten Marmorintarsien. Das Bodenornament kann man aber auch wie einen Teppich deuten, der in dem Feld unmittelbar vor der Freitreppe zu den fünf Domportalen ausgelegt ist. Es verbindet über Ausläufer auch die Zugänge in der Querachse zwischen dem Eingang zur Galleria Vittorio Emanuele II. und dem Torbau des Palazzo dell’Arengario mit der Platzmitte. Während man sich auf der sehr großen, bis auf das Reiterstandbild weitgehend leeren Fläche etwas ausgesetzt fühlen mag, bieten die Galleria und Arkaden an mehreren Platzseiten geschützte Aufenthalts- und Bewegungsmöglichkeiten. Ort  Milano, centro storico Zeit 1865–1878 Architekt  Giuseppe Mengoni Dimensionen  38 000 m² Länge 345 m (Domvorplatz 170 m) × Breite 125 m, mittlere Traufhöhe 24 m, Höhe Duomo 107 m

Wichtige Bauwerke  Duomo S. Maria Nascente, 1387–1572, 1890 / Galleria Vittorio Emanuele II., 1878 Giuseppe Mengoni / Palazzo dell’Arengario, 1939–1956 Enrico Agostino Griffini, Pier Giulio Magistretti, Giovanni Muzio, Piero Portaluppi Oberfläche und Ausstattung Natursteinplatten mit Ornament / Reiterstandbild Vittorio Emanuele II., 1896 Ercole Rosa

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Piazza Sordello Mantua, Italien

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Die Längsrichtung beherrscht diesen Platz in mehrfacher Hinsicht. Er ist der letzte und größte Platzraum in einer Kette von Plätzen, die, im Stadtzentrum beginnend, längs einer Straße seitlich aufgereiht sind. Im Verlauf einer alternierenden Folge von Verengung und Weitung erreicht man die Piazza Sordello durch das Nadelöhr eines Torbogens. Längs gestreckt, fast dreimal so lang wie breit und dabei deutlich ansteigend sowie durch Arkaden begleitet, setzt der Platz sich am anderen Ende in derselben Richtung noch als Raumstreifen fort, dessen Charakter zwischen Platzarm und Straßenanschluss changiert. Damit wird die Schmalseite des Platzes an dieser Stelle stark aufgebrochen. Daneben ist die repräsentative Domfassade, die zudem an der Platzecke auch noch leicht hinausgeschoben ist, kaum in der Lage, den Platz zu schließen, sodass dieser zum Tiefenplatz (Camillo Sitte) für den Dom werden könnte. Die teilweise derbe, mittelalterliche Architektur der Platzwände und der durchgehende Bodenbelag aus grobem Kieselsteinpflaster verleihen dem Platz einen leicht rustikalen Charakter. Ort  Mantova, centro storico Zeit 1330 Dimensionen  8 700 m²  Länge ca. 150 m × Breite 52–60 m, Höhe Kirchenfassade ca. 30 m, Traufhöhen 14–24 m

Wichtige Bauwerke  Cattedrale di San Pietro Apostolo (Duomo), 1131–1761 / Palazzo Ducale, 1295–1565 Oberfläche und Ausstattung Grobes Kieselsteinpflaster

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Gärtnerplatz München, Deutschland

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Dieser Rondellplatz ist Kern einer spätklassizistischen Stadterweiterung, das Stadtviertel trägt seinen Namen. Obwohl von drei Straßenfluchten durchschnitten, also von sechs Einmündungen durchbrochen, ist die Wirkung von großer Geschlossenheit. Dominant ist ein Theaterbau, dessen Portikus ein Segment belegt, die übrigen Ränder nehmen sich völlig zurück, beschreiben aber einen perfekten Kreis. Die Schmuckbeete in der Mitte, kleinkronige Bäume am Rand, unterstützt von dem Altrosa der Platzwände, geben ihm ein eher biedermeierliches Gepräge. Dieser Platz ist ein beliebter Ort des Aufenthalts und des Transits gleichermaßen. Die breiten Trottoirs nehmen Straßencafés auf, zwischen den Blumenbeeten wird jedes Fleckchen Gras zum Sitzen und Liegen genutzt. Zugleich wird er von Passanten durchströmt, da er ein wichtiger Knoten im Netz der Straßen und der angrenzenden Stadtviertel ist. Vielleicht ist das auch wiederum der Grund, dass so viele Menschen sich dort gerne treffen und aufhalten. Ein hoher Grad von beiläufig urbaner Öffentlichkeit und zugleich von Intimität macht seine Ambivalenz aus. Ort  München, Isarvorstadt Zeit 1862–1865 / seit 1975 Rekonstruktion Architekt Gärtnerische Gestaltung, um 1862 Max Kolb Dimensionen  6 000 m² Durchmesser 85 m, Traufhöhen ca. 18 m

Wichtige Bauwerke Staatstheater am Gärtnerplatz, 1864–1865 Franz Michael Reiffenstuel Oberfläche und Ausstattung Schmuckbeete, Gras, Bänke, Pflaster, Asphalt / Brunnen 1866 / Stelen mit Büsten von Friedrich von Gärtner und Leo von Klenze

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Karlsplatz (Stachus) München, Deutschland

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Der Vorplatz vor dem Karlstor wird von der Randbebauung in zwei Viertelkreisbögen zwar prägnant geformt, die weitere Ergänzung der halbkreisförmigen Fläche zu einem Platz ist jedoch nur schwer erkennbar, denn die Gebäude jenseits der breiten, verkehrsreichen Ringstraße lassen sich nur mit Mühe als Teil der Raumbildung begreifen. Die Geste des Umgreifens durch die beiden Arme der Rondellbauten hätte zwar die Kraft, ein großes Raumvolumen zu umfassen, allein dessen «Inhalt» sträubt sich dagegen: Eine Vielzahl von querenden Straßen und Fahrspuren lässt den Raum seitlich ausbrechen. Was den Platz auszeichnet, ist dagegen die stringente Zuordnung zu dem ehemaligen Stadttor. Durch die beiden Flügel der Rondellbauten wird der Raum gleichsam trichterförmig gesammelt und, begleitet von kontinuierlichen Bogenreihen und Arkaden, dem Tor zugeführt. Der Weg über den Vorplatz und durch das Tor ist Teil der – nun durchschnittenen – zentralen West-Ost-Durchquerung des Stadtzentrums, der mittelalterlichen Salzstraße bei der Stadtgründung, heute Hauptfußgängerzone. Ort  München, Altstadt Zeit 1792 Architekt  Franz Thurn Dimensionen  14 500 m² / Länge ca. 165 m × Breite 21–115 m, mittlere Traufhöhe 14 m

Wichtige Bauwerke  Karlstor, vor 1302 Oberfläche und Ausstattung Betonplatten, Straßenasphalt / Brunnenanlage

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Königsplatz München, Deutschland

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Der Platz wird im Wesentlichen durch die prägnante Anordnung der drei Baudenkmäler lesbar: Propyläen, Glyptothek und Antikensammlung. Die Platzgestalt wird nicht durch die kontinuierliche Kontur einer Randbebauung gebildet, sondern das Achsenkreuz der rechteckigen Anlage wird durch die punktuelle Besetzung der Seitenmitten mit monumentalen Bauwerken aufgespannt. Die Mitte des weiten Platzes wurde abgesenkt, sodass die Gebäude von dort aus höher wirken. Tatsächlich hat die Glyptothek einen sehr niedrigen Sockel, der sich jedoch als beliebte Sitzbank in der Sonne anbietet. Ursprünglich ein Torplatz am westlichen Stadteingang, wird der Platz von der Durchquerung auf der Ost-West-Achse geprägt. Von Nymphenburg kommend, führt die Achse durch die Propyläen hindurch über die Platzfläche zum nahen Karolinenplatz, wo der vom Königsplatz sichtbare Obelisk gleichfalls die Achse markiert, und weiter bis zum Odeonsplatz. Die befestigte Platzfläche ist eingebettet in die umgebende Parkanlage, deren Gehölz die ehemals am Platz stehenden nationalsozialistischen Baublöcke auf Distanz hält. Teilweise deuten die Bäume mit ihren Massen die Platzkontur an und umgeben die Museen wie ein Hain. Ort  München, Maxvorstadt Zeit 1808–1862 Architekten  Karl von Fischer, Friedrich Ludwig von Sckell, Leo von Klenze Dimensionen  26 000 m² Länge ca. 190 m × Breite ca. 150 m, Höhe Glyptothek 19 m, Höhe Propyläen 27 m, Höhe Antikensammlung 21 m

Wichtige Bauwerke  Glyptothek, 1816–1828 Leo von Klenze / Propyläen, 1816–1862 Leo von Klenze / Antikensammlung, 1838–1845 Georg Friedrich Ziebland Oberfläche und Ausstattung Rasen, wassergebundene Decke, Kopfsteinpflaster

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Marstallplatz München, Deutschland

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Der ehemalige Marstall, der dem Platz seinen Namen gibt, beherrscht ihn von der Schauseite her im Sinne eines Breitenplatzes (Camillo Sitte). Der Hauptweg führt indessen in Längsrichtung am westlichen Platzrand entlang und streift die eigentümlich weite, von Ausstattung freie Fläche, über die hinweg man das Gebäude aus der Distanz wahrnimmt. Die sonstige Platzbebauung vermittelt den Eindruck von Rückseiten im Schatten der Residenz, die hingegen selbst nur indirekt in Erscheinung tritt: mit dem versetzt anschließenden Vorplatz zum Apothekerhof und den hinter einem niedrigeren Magazinbau versteckten Eingängen zur Allerheiligen-Hofkirche und zum Kabinettsgarten. Die Nutzungen der Gebäude am Platz sind introvertiert, ihre Haupteingänge liegen meist auf der anderen Seite. So liegt der Marstallplatz still und leer da, Entree seiner Anlieger und flüchtige Passage zwischen Hofgarten und Altstadt. Nur an wenigen Tagen im Jahr kehrt sich sein Charakter um, er selbst wird zu einem Anlaufpunkt in der Stadt, wenn dort Open-Air-Konzerte stattfinden. Ort  München, Altstadt Zeit  Ab 1817 / 2003 Umgestaltung Architekten  Leo von Klenze / Umgestaltung, 2003 Stefan Jäckel, Tobias Micke Dimensionen  8 150 m² / Länge ca. 160 m × Breite 41–46 m, Traufhöhen 17–22 m

Wichtige Bauwerke  Marstall (Hofreitschule), 1819–1825 Leo von Klenze / AllerheiligenHofkirche, 1826–1837 Leo von Klenze / Residenz Apothekenflügel, 1835–1842 Leo von Klenze / Max-Planck-Gebäude, 1995–1999 Graf, Popp, Streib / Probengebäude der Bayerischen Staatsoper, 2001–2003 Gewers, Kühn + Kühn Oberfläche und Ausstattung Granitpflaster, Grasflächen, Baumgruppe

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Max-Joseph-Platz München, Deutschland

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Drei Baudenkmäler von beherrschender Präsenz umfassen den annähernd quadratischen Platz an drei Seiten und bilden eine geschlossene klassizistische Anlage. Die beiden Fronten des Königsbaus der Residenz und des Nationaltheaters stehen rechtwinklig zueinander, sodass sich die zentralen Zugangsachsen ihrer Portale in der Platzmitte schneiden, dem Standort des Max-Joseph-Denkmals. Der Achsenschnittpunkt ist zugleich der Mittelpunkt einer erhöhten Kreisfläche mit Kieselsteinpflaster, eingefasst von Kandelabern und mit Ketten verbundenen Steinpfosten. Die Hauptzugangsstraßen sind Tangenten an diesen Kreis und setzen sich nach Norden und Osten in zwei Monumentalachsen fort, so kommt der Drehscheibencharakter dieses zentralen Platzes durch die Geometrie zum Ausdruck. Das dritte Baudenkmal, die ehemalige Residenzpost, bietet mit der Terrasse unter den offenen Arkaden einen geschützten Ort am Platz an. Ein entsprechendes, die Passanten einladendes bauliches Element besitzen alle drei Baudenkmäler. Der als Sitzbank ausgebildete Sockel des Königsbaus ist ein beliebter Sonnenplatz, und die Freitreppe vor dem überdachten Portikus am Nationaltheater ist Treffpunkt und Pausenfoyer für das Opernpublikum. Ort  München, Altstadt Zeit  1802 bis Mitte 19. Jh. Architekten  Karl von Fischer, Leo von Klenze

Wichtige Bauwerke  Königsbau der Residenz, 1802 Leo von Klenze / Nationaltheater (Oper), 1825 Karl von Fischer, Leo von Klenze / Residenzpost, ehem. Palais Törring-Jettenbach, 1839 Leo von Klenze

Dimensionen  12 200 m² / Länge 107–120 m × Breite 107 m, Oberfläche und Ausstattung Traufhöhen 19–38 m Asphalt, Betonplatten, grobes Kieselsteinpflaster auf dem Rondell / Denkmal König Max I. Joseph, 1825 Christian Daniel Rauch

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Odeonsplatz, Theatinerplatz München, Deutschland

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Das Platzgefüge aus Theatinerplatz und Odeonsplatz, mit zwei sich kreuzenden monumentalen Achsen und einer Vielzahl von Zugängen, koppelt mehrere räumliche Funktionen: Die Platzanlage ist der südliche Auftakt zur monumentalen Achse der Ludwigstraße, die im Norden mit dem Universitätsvorplatz und dem Siegestor endet. Dessen Pendant als entferntes Gegenüber und Abschluss der Achse bildet die Feldherrnhalle. Im Nahbereich ergänzt deren offene Loggia wiederum die Architektur von Residenz und Theatinerkirche zu einem Ensemble. Diese Gebäude umfassen an drei Seiten den Theatinerplatz als Vorraum der Feldherrnhalle, der mit der unregelmäßigen Grundfläche und den schiefwinkligen Zugängen vom baulichen Charakter der Altstadt beeinflusst ist. Dagegen ist der nördlich anschließende, nach dem ehemaligen Odeon benannte Platzteil in strenger Geometrie symmetrisch geplant, axial auf das Reiterdenkmal und das Bazargebäude bezogen. Dessen rückseitige Arkaden bilden wiederum die Umfassung des Hofgartens. Zwischen den beiden Platzteilen quert, ausgehend vom Hofgartentor, die zweite monumentale Achse, die am Wittelsbacher Platz entlang über Karolinen- und Königsplatz zum Nymphenburger Schloss führt. Ort  München, Altstadt / Maxvorstadt Zeit 1816–1829 / 1844 Feldherrnhalle Architekt  Leo von Klenze Dimensionen  18 400 m² / Länge ca. 290 m × Breite 45–80 m, Traufhöhen 13–24 m, Höhe Türme Theatinerkirche 64 m

Wichtige Bauwerke  Maximilianische Residenz, 1612–1618 / Theatinerkirche, 1663–1768 Agostino Barelli, Enrico Zuccalli, François Cuvilliés d. J. / Feldherrnhalle, 1841–1844 Friedrich von Gärtner / Basargebäude, 1825–1826 Leo von Klenze / Ehem. Odeon, 1826–1828 Leo von Klenze Oberfläche und Ausstattung Ornamentales Granitpflaster (Theatinerplatz), Betonplatten, Asphalt, Rasen / Reiterstandbild Ludwig I., 1862 Max von Widnmann / zwei monumentale Fahnenmasten, Rudolf von Seitz

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Sankt-Jakobs-Platz München, Deutschland

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Dieser Platz ist ein Beispiel dafür, dass Gebäude auch durch eine Gruppierung innerhalb des Platzraums dessen Gestalt prägen können und ihn nicht nur als Randbebauung definieren müssen. Hier hat der Platz zwar auch relativ geschlossene Platzwände, aber sein Charakter zeigt sich vor allem in der Komposition von mehreren frei innerhalb dieser Kontur angeordneten Baukörpern. Die Kuben von Synagoge und Jüdischem Museum stehen frei auf dem Platz, und das Jüdische Gemeindezentrum ragt so in den Raum, dass es ebenfalls an der durchdachten Gruppierung teilnimmt. Diese drei kubischen Volumen sind so gegeneinander verdreht, dass durch den Wechsel von Enge und Weite die Trennung und Verbindung von Teilräumen erreicht wird, die nach Form, Größe und Zuordnung zu den einzelnen Gebäudefunktionen differenziert sind. Die Schrägstellung der Gebäudefronten zueinander dient zugleich der Blick- und Bewegungsführung zwischen den Platzteilen und lenkt so auch den Weg zu den vier Zugängen mit den verschiedenen Vorplätzen, über die der Platz mit der Altstadt vernetzt ist. Ort  München, Altstadt Zeit 2003–2008 Architekten  Wandel Hoefer Lorch Dimensionen  8 000 m² / Länge ca. 100 m × Breite  70–80 m, Traufhöhen 13–18 m, Höhe Synagoge 23 m

Wichtige Bauwerke  Zeughaus (Stadtmuseum), 1491–1493 / Synagoge, 2003–2006 Wandel Hoefer Lorch Oberfläche und Ausstattung Granitpflaster, Springbrunnen, Bäume, Sitzbänke, Spielplatz

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Wittelsbacher Platz München, Deutschland

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In der Reihe der Plätze entlang der monumentalen West-Ost-Achse vom Königsplatz zum Odeonsplatz ordnet sich der Wittelsbacher Platz seitlich versetzt ein. Mit dem Raumgefüge am Odeonsplatz steht er in rückwärtiger Verbindung, von der Prachtstraße wird er nur gestreift. Indessen öffnet er sich zu ihr, während sein Geviert an den drei anderen Seiten von repräsentativen Gebäuden gebildet wird, die den Platz geschlossen und einheitlich wirken lassen: Seine wohlproportionierten Abmessungen, die einheitliche Traufhöhe, eine verwandte Fassadengliederung durch Sockel, Gesimse und gleiche Fensteranteile sowie die übereinstimmende klassizistische Formensprache lassen den Platz kompakt, wie aus einem Guss und zugleich distinguiert erscheinen. Im Zusammenspiel mit dem steinernen, ornamentierten Platzboden erinnert er an eine feine Schatulle, in der das Reiterdenkmal auf dem Sockel einen preziösen Inhalt bildet. Wer den Platz betritt oder überquert – wegen der Lage der Zugänge bevorzugt in der Diagonalen –, mag daher den Eindruck gewinnen, auf dieser Bühne einen Auftritt zu haben. Ort  München, Maxvorstadt Zeit  Um 1820 Architekt  Leo von Klenze Dimensionen  5 800 m² / Länge 88 m × Breite 65 m, Traufhöhen 16–17 m

Wichtige Bauwerke Ehem. Odeon, 1826–1828 Leo von Klenze / Stadtpaläste, 19. Jh. Leo von Klenze u. a. Oberfläche und Ausstattung Granitplatten, Kleinpflaster, Kugelahornbäume / Reiterstandbild Kurfürst Maximilian I., 1830–1839 Bertel Thorvaldsen, Leo von Klenze (Sockel)

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Place Stanislas, Place de la Carrière, Hémicycle du Général de Gaulle Nancy, Frankreich

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Die Place Stanislas wurde als Gesamtkunstwerk als Auftakt der Platzfolge konzipiert: Platz und umgebende Häuser, obwohl teilweise bereits bestehende Bauten integrierend, wurden als Einheit gestaltet und sorgfältig in die städtischen Platzfolgen eingefügt. Das Hôtel de Ville wird an den beiden kürzeren Seiten von je zwei Pavillons gerahmt. Der helle Kalkstein des leicht gewölbten Platzes korrespondiert mit den umliegenden Fassaden und stärkt so die Einheit. Die berühmten Gitter schließen den Platz goldfunkelnd an allen vier Ecken. Die Nordseite wird durch einstöckige Bauten begrenzt, zwischen denen ein kurzer, leicht abfallender Stich zu einem Triumphbogen führt, der auf die lang gestreckte und in der Mitte mit zwei Baumreihen bestandene Place de la Carrière leitet. Diese geht wiederum über in den Vorplatz des Hôtel du Gouvernement, das Hémicycle. Die Plätze verknüpfen so in einer differenzierten Raumfolge die Ville Vieille im Norden mit der Ville Neuve im Süden. Ort Nancy Zeit 1752–1755 / 2005 Umgestaltung Place Stanislas Architekten 1752–1755 Emmanuel Héré / 2005 Pierre-Yves Caillault Dimensionen  Place Stanislas mit Rue Héré 12 300 m² / Place de la Carrière und Hémicycle 17 700 m² / Place Stanislas Länge 118 m × Breite 97 m, Traufhöhen 6,50–18 m / Place de la Carrière Länge 255 m × Breite 55 m, Traufhöhe 8,50 m / Hémicycle Länge 87 m × Breite 42 m, Traufhöhen 14–20 m

Wichtige Bauwerke  Place Stanislas: Hôtel de Ville und vier Pavillons, 1752–1755 Emmanuel Héré / Arc de Triomphe, 1752–1755 Emmanuel Héré / Place de la Carrière: Palais de Justice, 1715 Germain Boffrand, Bourse des Marchands, 1752–1753 Emmanuel Héré / Hémicycle: Palais du Gouvernement, 1753–1757 Richard Mique Oberfläche und Ausstattung Place Stanislas: Kalkstein / Stanislas-Denkmal, 1831 Georges Jacquot / Gitter, Jean Lamour / Place de la Carrière: Baumdach auf wassergebundener Decke, Asphalt / Hémicycle: Asphalt

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Klarissenplatz Nürnberg, Deutschland

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Der Platz bildet ein Foyer für das angrenzende Museum und ist zugleich Teil einer Passage vom Bahnhof in die Stadt. Fugenartige, tangentiale Zugänge verbinden ihn mit den umliegenden Stadträumen. Obwohl er über keine geschlossenen Ecken verfügt, wirkt er dennoch als präzises Volumen. Das abgesetzte Dach des Museums, das mit einer Schattenfuge die obere Begrenzung der Fassade und damit des Platzvolumens bildet, unterstützt dies. Der Hauptzugang erfolgt entlang der spiegelnden Glasfassade, die einen durch eine der schmalen Fugen förmlich auf den Platz zieht. Die monumentale Wirkung dieser glatten Glaswand steht in Kontrast zu den anderen Platzseiten mit ihren kleinteiligen Strukturen. Durch die Reflexionen ist das Innere des dahinter verborgenen Museums zunächst noch nicht zu erkennen. Erst wenn man auf den Platz gelangt ist und sich zur Seite wendet, vermag der Blick durch die gläserne Wand zu dringen, die sich dann, insbesondere nachts, in eine Vitrine wandelt. Das Innere zeigt sich als Komplementär des Platzes. Trotz der Transparenz des Glases bleibt das Museum ein in sich geschlossener Raum, der seinen Inhalt auf die Oberfläche der konkaven Membran projiziert. Ort  Nürnberg, Altstadt Zeit 1991–1999, im Zuge des Museumsneubaus Architekt  Volker Staab Dimensionen  2 200 m² / Länge 62 m × Breite 34 m, Traufhöhe ca. 15 m

Wichtige Bauwerke Staatliches Museum für Kunst und Design, 1999 Volker Staab Oberfläche und Ausstattung Kopfsteinpflaster / begehbarer Brunnen, 2012 Jeppe Hein

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Plaza Alfonso II El Casto Oviedo, Spanien

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Insbesondere über die historische Ost-West-Achse der Stadt, Teil des Pilgerweges nach Santiago de Compostela, ist der Turm der Kathedrale bereits von fern sichtbar. Letztere bildet den Fixpunkt der Plaza. Die übrigen Gebäude sind dagegen teilweise sehr niedrig, sodass sie dem Platz wenig Halt geben. Der Platz liegt an einem Hang und muss so einen signifikanten Höhenunterschied bewältigen: Er teilt sich daher in eine ebene, zentrale Hauptfläche, die in ihren Proportionen auf die Kathedrale Bezug nimmt, und einen Streifen auf anderem Niveau, der ringsum den Anschluss an die Häuser ermöglicht. Der Abschnitt auf der Südseite liegt erhöht, er wird mit einer winkelförmigen Mauer samt Brunnenanlage abgefangen und bildet eine terrassenartige Vorzone, die einen exzellenten Blick zum Geschehen auf der Plaza gewährt. Der Niveausprung verleiht den Häusern optisch eine größere – und damit der Platzfläche adäquate – Höhe. Im Norden liegt der historische Palacio de Valdecarzana jedoch tiefer als das Platzniveau. Hier wurde der Niveauunterschied durch einen schmalen grünen Saum und einige Stufen vermittelt, sodass das Gebäude eigentümlich niedrig und vom Platz abgerückt wirkt. Ort  Oviedo, centro Zeit  Seit der römischen Antike 1928–1931 Erweiterung Architekten  Siehe Bauwerke / 1928–1931 Enrique Rodríguez Bustelo Dimensionen  4 200 m² / Länge bis ca. 84 m × Breite bis ca. 57 m, Traufhöhen 9–17 m, Höhe Turm 72 m

Wichtige Bauwerke  Iglesia de San Tirso el Real de Oviedo, wohl 9. Jh., Umbauten 1521 / Santa Basílica Catedral de San Salvador de Oviedo, 1388–1539 Fassade von Juan de Badajoz, Pedro de Buyeres / Capilla de la Balesquida, ab 13. Jh. / Palacio de Valdecarzana, 1774 Manuel Reguera González / Caja de Ahorros, 1940 Enrique Rodríguez Bustelo Oberfläche und Ausstattung Kalkstein (Alicante Rojomar), grauer, bouchardierter Pflasterstein

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Place Dauphine Paris, Frankreich

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Die Place Dauphine verankert den Pont Neuf an der Île de la Cité. Eine Bastion mit Reiterstandbild auf der Spitze bildet das Gelenk zwischen den beiden Armen der Brücke aus. Dort kann der Passant aus dem Strom ausscheren und den Blick über die Seine genießen wie schon vorher auf den zahlreichen Erkern über den Strombrechern der Brückenpfeiler. In seinem Rücken liegt der Platz, eingeschnitten in die geschlossen wirkende Masse von Häusern, die plastische Verankerung der Brücke. Der dreieckige Grundriss des Platzes wirkt wie ein Trichter, der an seiner Spitze den Durchblick auf das Reiterstandbild und den offenen Landschaftsraum der Seine führt. Der gegenüberliegende östliche Schenkel des Dreiecks wird heute durch die Westfassade des Gerichtskomplexes auf der Île de la Cité ersetzt, diese stört die ursprüngliche Homogenität eines der ersten Plätze neuzeitlicher Stadtplanung. Die Häuser der beiden Schenkel parallel zu den Quais der Seine wenden sich sowohl dem Platz nach innen als auch dem Fluss nach außen zu. Die ganze Anlage changiert daher zwischen zwei Eigenschaften: Körper oder stabile Masse im Fluss zu sein, aber auch dünne, fast durchlässige Schale, die einen Stadtraum zu fassen vermag. Ort  Paris, Île de la Cité, 1 er Arrondissement Zeit  Ab 1607 Dimensionen  9 600 m² (Kernplatz) Länge 118 m × Breite 7–65 m, Traufhöhen 12–24,50 m

Wichtige Bauwerke  Pont Neuf, 1578–1607 / Palais de Justice, 1868 Joseph-Louis Duc, Honoré Daumet Oberfläche und Ausstattung  Sandsteinpflaster, wassergebundene Decke, Kastanien / Reiterstandbild Henri IV, 1604–1618 Pietro Tacca (Nachbildung, 1818 FrançoisFrédéric Lemot)

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Place Georges-Pompidou Paris, Frankreich

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Das Centre Pompidou ist untrennbarer Teil des Platzes und der Platz zwingende Konsequenz aus dessen räumlichem Konzept. Im kleinteiligen Beaubourg gibt er dem Besucher erst die Möglichkeit, die Masse dieser Kulturmaschine zu erfassen, die sich ihm womöglich schon von fern angekündigt hat. Hier auf dem Platz entfaltet sich der Kontrast von Neu und Alt, von Hightech und dem Inbegriff der europäischen Stadt, zwischen der enormen Kubatur des Bauwerks und den dicht und niedriger bebauten Parzellen rundherum, zwischen der Weite des Platzes, die er dem dicht bebauten Viertel bietet, und der Enge der Gassen. Gebäude und Platz sind beides Räume der Bewegung und des Flanierens. Organisierte wie auch improvisierte, hochkarätige wie profane Events, Performances und dergleichen auf dem Platz verweisen bereits auf das Innere. Die Neigung des Platzes führt die Besucher dem Bau zu, zugleich lädt sie zum Sitzen ein und ermöglicht eine gute Sicht. Der öffentliche Raum reicht bis ins Gebäude: Zum Eingangsbereich ist der Zutritt frei. In der Fassade führen die Rolltreppen die Bewegung der Fußgänger vom städtischen Raum bis hinauf auf das Dach, wo man die ganze Stadt überblickt. Ort  Paris, 4  è me Arrondissement Zeit 1971–1977 Architekten  Richard Rogers, Renzo Piano, Gianfranco Franchini Dimensionen  13 300 m² Länge 200 m × Breite ca. 60 m, Traufhöhen 15–24 m, Höhe Centre Georges Pompidou ca. 46 m

Wichtige Bauwerke  Centre National d’Art et de Culture Georges Pompidou, 1977 Richard Rogers, Renzo Piano, Gianfranco Franchini Oberfläche und Ausstattung  Raster aus dunklem, Felder aus hellerem Kleinsteinpflaster

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Place Vendôme Paris, Frankreich

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Die Place Vendôme gilt als einer der vornehmsten Plätze Europas, aber sie ist auch an ihrer Vornehmheit erstarrt. Der Platz hat nur zwei Zugänge, er ist aus der Textur der dichten Innenstadt herausgestanzt, beherrscht von der gewaltigen Säule in seiner Mitte. Sein an den Ecken abgeschrägtes Rechteck ist von großer Geschlossenheit und Einheitlichkeit der Fassaden, die seine Noblesse ausmachen und hinter denen sich von Anfang an verschiedene Nutzungen verbargen. Heute sind dort ein Ministerium und Luxusläden aufzufinden, auf den breiten Trottoirs flanieren Touristen. Über den gepflasterten Platz quert axial eine gut frequentierte Straße und zerschneidet ihn in zwei Teile. Vier Tiefgaragenzufahrten, viele Poller und Absperrungen signalisieren die Mühe, die Verkehrsbelastung zu bewältigen. Es gibt eigentlich keinen Ort, an dem man sich länger aufhalten könnte. Obwohl die Architektur des Platzes so deutlich einen Innenraum ausbildet, wird er doch als ein Durchgangsraum empfunden. Die Place Vendôme dient somit heute eher als gute Adresse und als Vorzimmer seiner noblen Anlieger. Ort  Paris, 1  e r Arrondissement Zeit 1685–1725 Architekt  Jules HardouinMansart Dimensionen  18 500 m² (mit Zufahrtsstraßen) Länge 138 m × Breite 122 m, Traufhöhe ca. 18 m, Säule ca. 44 m

Wichtige Bauwerke Einheitliche Platzbebauung, 1685–1691 Jules Hardouin-Mansart, Fassaden nach Entwurf Hardouin-Mansarts bis 1725 Oberfläche und Ausstattung  Schmuck-Pflaster, Poller, Kandelaber / La colonne de la grande Armée (44 m hohe Bronzesäule), 1810 von Napoleon zur Erinnerung an den Sieg zu Austerlitz errichtet

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Piazza Pio II Pienza, Italien

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Pienza gilt als die «Inkunabel der Renaissancestadtbaukunst», die «erste wirkliche Idealstadt der Neuzeit». [Pieper 1997, S. 128] Zunächst wirkt der Platz jedoch mit seinen schräg gestellten Bauten keinem idealen Regelkanon verpflichtet. Die Gebäude zeigen sich heterogen: der Bischofssitz im Osten mit einer Werksteinfassade, der Palazzo Piccolomini in Rustica-Mauerwerk und der Dom mit einer Travertinfassade. Der Palazzo Municipale gegenüber öffnet sich mit einer Arkade zu dem über den Platz laufenden Corso. Gleichwohl folgt die Anordnung der Bauten einem strengen Proportionsgefüge, das auf einem quadratischen Raster basiert. Die Verschmelzung des Heterogenen gelingt durch die Perspektive: Die auseinanderlaufenden Fluchten vermindern die Tiefenwirkung. Die Kirche erscheint kleiner, alle Bauten wenden sich ihr zu und alle Teile werden zu einem Bildraum zusammengefasst. Die Platzteilung in neun Felder übernimmt zudem die Gliederung der Domfassade in der Horizontalen. Mit der Platzfläche als Bühne und der Domfassade als Rückwand wird das Geschehen auf der Piazza gleichsam zur Theaterszene, in die auch der dramatische Blick in die Landschaft links und rechts des Domes einbezogen ist. Ort  Pienza, centro storico Zeit 1459–1462 Architekt  Bernardo Rossellino, Bauherr: Enea Silvio Piccolomini (Papst Pius II.) Dimensionen  730 m² Länge 25 m × Breite 24–33 m, Traufhöhen 14–20 m, Höhe Domturm 47,50 m, Giebelspitze der Domfassade 21 m

Wichtige Bauwerke  Concattedrale di Santa Maria Assunta (Dom) / Palazzo Communale / Palazzo Vescovile / Palazzo Piccolomini, alle 1459–1462 Bernardo Rossellino Oberfläche und Ausstattung  Pflasterung aus Ziegeln im opus spicatum und Streifen aus Travertin

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Staroměstské náměstí (Altstädter Ring) Prag, Tschechien

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Äußerst unterschiedliche Gebäude formen den Altstädter Ring, den Hauptplatz des historischen Prag. Das Rathaus mit seinem dominanten Turm ist selbst eine Collage verschiedener Fragmente. Die barocke, weiße Pracht der Kirche St. Nikolaus stand einst etwas abseits, nun ist sie durch eine baumbestandene Platzzone frei gestellt. Barocke und neobarocke Bürgerhäuser, unter die sich noch ein gotisches Wohnhaus mischt, bilden einen u-förmigen Rahmen, aus dem Hintergrund ragen die spitzen Türme der gotischen Teynkirche. Ein Barockpalais schiebt sich etwas in den Platz hinein, nimmt diese Dominanz gleich wieder mittels abgerundeter Ecken zurück. Dennoch gelingt es dieser Gruppe von individuellen Gebäuden, sich um einen gemeinsamen Platz zu versammeln. Relativ groß erstreckt dieser sich im Verhältnis zu den drei- bis viergeschossigen Häusern, die ihn in dichter Kontur leicht konvexer Krümmung umschließen und einmündende Straßen kaum erkennen lassen, obwohl deren Zusammenlaufen einst den Platz entstehen ließ. Die fein dekorierten, zartfarbigen Fassaden und die Kette des bewegten, meist mit Giebeln geschmückten oberen Abschlusses der Bürgerhäuser überspielen zudem die offene Flanke aufseiten des Rathauses. Ort  Praha-Staré Město (Altstadt) Zeit  Mittelalter, Barock Dimensionen  22 800 m² Länge 150–180 m × Breite ca. 140 m, Traufhöhen bis 20 m, Türme der Teynkirche ca. 80 m Wichtige Bauwerke Rathaus, seit 14. Jh., Astronomische Uhr, um 1410 /

Teynkirche, 14. Jh. bis 1511 / Teynschule, 1560 / St. Nikolaus, 1732–1735 Kilian Ignaz Dientzenhofer / Palais Kinský, 1755–1765 Kilian Ignaz Dientzenhofer, Anselm Lurago, Ignaz Platzer (Plastik) Oberfläche und Ausstattung  Pflaster, Baumplatz zwischen Rathaus und St. Nikolaus / Jan-Hus-Denkmal, 1915 Ladislav Šaloun

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Marienplatz Ravensburg, Deutschland

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Der Ravensburger Marienplatz weist eine besondere Entstehungsgeschichte auf, die heute noch in seinem räumlichen Gefüge einprägsam nachvollzogen werden kann. Einst trennte hier der Stadtgraben die Unter- und die Oberstadt mit ihren jeweils eigenen Kirchen und Plätzen. Entsprechend zeigt sich der Platz heute als eine mehrere Hundert Meter lange Naht, die sich an einer Höhenlinie entlang des Hanges unterhalb dieser Oberstadt zieht. Hier treten die Strukturen der Oberstadt, geprägt durch große Patrizier- und Kaufmannshäuser, der rasterartig angelegten Unterstadt mit kleineren Handwerkerhäusern gegenüber. Dem gleichen Höhenniveau folgend, beschreibt der Platz ein sanft geschwungenes S und ist in seiner Ausdehnung von keiner Stelle aus völlig zu überblicken. Er zeigt sich als eine geweitete Straße, die sich in eine Abfolge von Sequenzen gliedert, die jeweils durch historische Gebäude wie Rathaus oder Kornhaus dominiert werden. Etwa in der Mitte dieser Raumfolge bildet sich dabei mit dem Rathaus, dem Waaghaus sowie dem Blaserturm und dem gegenüberliegenden Lederhaus ein Zentrum heraus. Ort  Ravensburg, Altstadt Zeit 1330–1370, Entstehung mit dem Abriss der alten Stadtbefestigung / 1985–2009 Neugestaltung Dimensionen  15 000 m² Länge ca. 450 m × mittlere Breite 30 m, Traufhöhen 6,50–15 m, Giebelhöhe Rathaus ca. 28 m

Wichtige Bauwerke  Rathaus, 14.–15. Jh., wiederholt umgestaltet / Waaghaus, 1498, im 19. Jh. umgestaltet / Kornhaus, 14.–15. Jh. (heute Stadtbücherei) Oberfläche und Ausstattung  Granitplatten, Asphalt, Steinzeug / Viehmarktbrunnen

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Haidplatz Regensburg, Deutschland

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Als Weggabelung auf einem Anger, einer Wiese (Haid), entstanden, bildet der Platz auch heute noch eine Aufweitung im Geäst des Stadtgrundrisses. Als einer von mehreren Knoten im System aus Gassen, Straßen und Plätzen der Altstadt entwickelt er sich von Westen her ohne Bruch aus dem engen Querschnitt einer Straße heraus zu einer Platzfläche, die, im Kontrast zu den dunklen Gassen, zusammen mit den Platzfassaden von der Sonne erreicht und beschienen wird. An den übrigen Seiten verlässt man den Platz wieder, indem man in schmale Gassen und Sträßchen eintritt, die einen zu den anderen Plätzen und Märkten der Stadt führen. Umstanden von historischen Häusern von Rang, ist die Belichtung der aus dem Dunkel heraustretenden Platzfläche die entscheidende Qualität, die aus der Kreuzung einiger Gassen einen Platz zum Verweilen werden lässt. Bis auf einen Brunnen bleibt die Mitte dieses planen Durchgangsraumes leer und unmöbliert. Nur gelegentlich wird er zu Konzerten und anderen Veranstaltungen genutzt. Dagegen bilden insbesondere im Sommer unzählige Schirme, Tische und Stühle der umliegenden Restaurants und Cafés einen dichten, belebten Saum um den Platz. Ort  Regensburg, Altstadt Zeit  Seit der römischen Antike Dimensionen  3 500 m² Länge 120 m × Breite 6,50–50 m, Gebäudehöhen 12,50–20 m, Höhe Turm ca. 33 m

Wichtige Bauwerke  Patrizierburg, 1250 / Neue Waag, um 1300 (heute Amtsgericht) / Kaiserherberge Goldenes Kreuz, um 1520 / Thon-Dittmer-Palais, 1809 Oberfläche und Ausstattung  Kopfsteinpflaster, in Bahnen verlegt / Justitiabrunnen mit Justitiafigur, 1659 Leopold Hilmer

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Piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz) Rom, Italien

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Zum Platz auf dem Kapitol, einem der sieben Hügel Roms, steigt man über die Cordonata, eine flache Treppe, hinauf zu der Stelle, wo man durch die platzbegrenzende Balustrade tritt. Hier überblickt man den Raum, der an drei Seiten durch Palastbauten trapezförmig umschlossen wird. Als umgepoltes Gegenstück zum antiken Forum auf der Rückseite des Kapitol-Hügels ist der Platz zur Stadt ausgerichtet. Gemeinsam, wenngleich unverbunden, formen die Palastfronten theatralisch den Platz. Ihre Fassaden, auch die des Konservatorenpalasts und die nahezu spiegelsymmetrische Fassade des Palazzo Nuovo, wenden sich wie Kulissen zum Platz hin, sie greifen nur mit zwei Achsen um die Gebäudeecken. Durch die Trapezform scheint sich der Raum hinter dem, der den Platz betritt, zu schließen, zugleich korrigiert sie die perspektivische Verkürzung, der Senatorenpalast in der Mitte rückt in die Tiefe, wirkt schmal und hoch. Längsachse und Zentrum mit dem Reiterstandbild Marc Aurels werden durch das dem Platz einbeschriebene Oval und das Sternmuster geometrisch vereinigt. Die leicht gewölbte Fläche des eingetieften Ovals hat man als die Wölbung der Erdkugel und das Kapitol damit als Zentrum der Welt gedeutet. Ort  Roma, Rione X Campitelli Zeit 1538 Architekt Michelangelo Buonarotti Dimensionen  4 200 m² Länge 86 m × Breite 40–62 m, Gebäudehöhen 20–28 m Wichtige Bauwerke  Palazzo dei Conservatori, 1544–1575 Michelangelo Buonarotti /

Palazzo dei Senatori, 16. Jh. Michelangelo Buonarotti, 1573–1605 Giacomo della Porta, Girolamo Rainaldi, 1578–1582 Martino Longhi d. Ä. / Palazzo Nuovo, 1571–1654 Oberfläche und Ausstattung  Sternförmiges Belagsmuster aus hellem Kalkstein, Zwischenfelder mit dunklem Kleinsteinpflaster / Reiterstandbild Marc Aurel (Kopie einer antiken Skulptur)

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Piazza Farnese Rom, Italien

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Dieser geschlossen wirkende, kompakte Platz wird vom Palazzo Farnese eindrucksvoll beherrscht. Die anderen Gebäude treten in den Hintergrund. Platz und Palast sind durch eine Reihe von Eigenschaften auf unübersehbare Weise aufeinander bezogen. Der Palast ist das bei Weitem größte Gebäude am Platz und nimmt dessen gesamte Südwestfront ein. Der meistfrequentierte Zugang mündet, vom Campo dei Fiori kommend, nahezu mittig in der nordöstlichen Platzwand und lenkt den Blick axial zum Palastportal. Die Axialsymmetrie, die auch die Fassade gliedert, ordnet die Platzfläche durch die symmetrische Platzierung der beiden korrespondierenden monumentalen Brunnen. Der Platzboden läuft mit einheitlicher Pflasterung ohne weitere Gliederungen, Kanten oder Niveauunterschiede bis zum Sockel des Palasts. In den Sockel sind steinerne Sitzbänke integriert. Wer dort sitzt, verbindet mit dem Rücken am Gebäude und den Füßen auf dem Platzboden gleichsam mit dem Körper Palast und Platz. Ort  Roma, Rione VII Regola Zeit 1516–1534 Architekt  Siehe Bauwerk Dimensionen  3 900 m² Länge 73 m × Breite 52 m, Traufhöhen 15–18 m, Höhe Palazzo Farnese 28 m

Wichtiges Bauwerk  Palazzo Farnese, 1516–1534 Antonio da Sangallo d. J., Michelangelo Buonarotti Oberfläche und Ausstattung  Kopfsteinpflaster / zwei Brunnen mit ägyptischen Granitwannen

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Piazza Navona Rom, Italien

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Die extrem gestreckte Gestalt hat der Platz von seiner ehemaligen Funktion als antikes Stadion übernommen. Die Form der Rennbahn prägt auch heute noch die Bewegungsstruktur des Auf-und-abGehens, besonders während der abendlichen passeggiata, wobei die Außengastronomie die Funktion der Tribünen übernimmt. Auf eigentümliche Weise überlagert sich aber die Längsgerichtetheit mit dem Charakter eines Breitenplatzes (Camillo Sitte) vor Sant’Agnese. Die Kirche ist jedenfalls das Bauwerk, das den Platzraum durch die weithin sichtbare Kuppel und das symmetrische Turmpaar beherrscht. Durch die zurückschwingende Fassade kann sich hier der Platzraum, ansonsten scharf konturiert mit schmalen Öffnungen, etwas ausdehnen, wodurch eine Verbindungsgeste zwischen Platz und Kircheninnerem entsteht. Als zentrales Monument besetzt die Kirche etwa die Mitte der westlichen Platzfront. Die geometrische Mitte der Platzanlage hingegen nimmt der Vier-Ströme-Brunnen ein, das andere wichtige Monument. Beide liegen aber nicht auf derselben Achse. Auch darin zeigt sich die abweichende Überlagerung von längs gerichteter Dynamik und dazu quer liegender axialer Ordnung. Ort  Roma, Rione VI Parione Zeit  92 n. Chr. als Stadion / 1644–1655 heutige Gestalt Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  12 000 m² Länge 240 m × Breite 50 m, mittlere Traufhöhe 25 m, Kuppel Sant’Agnese in Agone 70 m Wichtige Bauwerke  Sant’Agnese in Agone, 1652 Girolamo Rainaldi, 1653–1657 Francesco Borromini,

1662–1672 Carlo Rainaldi / Nostra Signora del Sacro Cuore, 1450 Bernardo Rossellino (Fassade) / Palazzo Pamphilj, 1644–1650 Girolamo Rainaldi / Palazzo Lancelotti-Torres, 1542 Francesco da Volterra, Carlo Maderno / Palazzo Braschi, 1790–1871 Cosimo Morelli Oberfläche und Ausstattung  Basaltpflaster / Fontana del Moro, 1574–1576 Giacomo della Porta, 1652 Gian Lorenzo Bernini / Fontana del Nettuno, 1574 Giacomo della Porta / Fontana dei Quattro Fiumi, 1648 Gian Lorenzo Bernini

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Piazza del Popolo Rom, Italien

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Die Platzanlage erfüllt mehrere räumliche Funktionen zugleich: Sie bildet einen dem ehemaligen Stadteingang, der Porta del Popolo, zugeordneten Empfangsraum innerhalb der Stadtmauer, sie ist Sammelpunkt vieler Wege, und sie organisiert das Zusammenspiel von verschiedenen Ordnungs- und Blickachsen. Die Mauern der beiden Exedren bilden eine großzügige Empfangsgeste für jeden, der durch das Tor, ehemals über die antiken Heerstraßen, heute aus der Vorstadt hereinkommt. Eine Art Torfigur bilden auf der Stadtseite auch die beiden überkuppelten Zwillingskirchen, denen das kleinere Kuppelpaar auf der Torseite antwortet und die den Eintritt aus der Weite des Platzes in die dichte Stadt rahmen. Hier kommen von Süden die radialen Straßen an, die sich im Platz vereinen und in dem zentral platzierten Obelisken ihr Blickziel finden. Eine Querachse verbindet die nahe gelegene Tiberbrücke über das Platzzentrum mit dem Aufstieg zum terrassenbekrönten, grünen Pincio. So vermittelt diese Platzanlage nicht nur als Torplatz zwischen innen und außen, sondern bringt auf verschiedenen Niveaus Fluss und Hügel, Stadt und Park zusammen. Ort  Roma, Rione IV Campo Marzio Zeit 1793–1824 Architekt  Giuseppe Valadier Dimensionen  17 000 m² Länge ca. 190 m × Breite ca. 150 m, Traufhöhen 17–20 m Wichtige Bauwerke  Porta del Popolo, 1561–1563 Nanni di Baccio Bigio, 1655 Gian Lorenzo Bernini (Platzfassade) /

Kleine Kuppelbauten, 1816 Giuseppe Valadier / Zwillingskirchen S. Maria in Montesanto und S. Maria dei Miracoli, 1661–1679 Carlo Rainaldi, Carlo Fontana, Gian Lorenzo Bernini Oberfläche und Ausstattung  Antiker Obelisk, 1589 aufgestellt, gemauerte Exedren, zwei Brunnen, Terrassenprospekt am Hang des Pincio-Hügels

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Piazza della Rotonda Rom, Italien

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Eher unversehens stößt man im engen Straßengeflecht des historischen Zentrums von Rom auf diesen kleinen Platz. Kein Weg gibt sich aus der Entfernung als ersichtliche Hinführung zu erkennen. Im Stadtgewebe fällt allerdings die plumpe Masse der Rückseite des Pantheons auf und kündigt indirekt die Piazza an. Der Platzraum vor dem Pantheon kann zusammen mit dessen überkuppeltem Innenraum und der vorgeschalteten Säulenhalle wie eine dreigliedrige Raumfolge betrachtet werden. Die von der Bebauung eng wie ein Innenraum umschlossene Platzfläche unter freiem Himmel ist kaum größer als die Grundfläche des Gebäudeinneren, in dem man durch die Deckenöffnung, das Opaion, gleichfalls den Himmel sieht. Der Pronaos vermittelt als offene Halle zwischen beiden Räumen, er gehört sowohl dem Platz als auch dem Gebäude an, in ihm ist man weder drinnen noch draußen oder beides zugleich. Alle drei Raumabschnitte folgen einer Achse auf das tiefer liegende Pantheon hin, auf der leicht versetzt auch der Standort des Brunnens mit dem Obelisken inmitten der Piazza liegt. Ort  Roma, Rione IX Pigna Zeit  Seit der Antike, vielfach umgeformt Dimensionen  4 400 m² Länge ca. 60 m × Breite 40–70 m, Traufhöhen 17–23,50 m, Höhe Kuppel Pantheon ca. 43 m

Wichtiges Bauwerk  Pantheon, 118–128 n. Chr. Oberfläche und Ausstattung  Marmorbrunnen, 1575 Giacomo della Porta, Leonardo Sormani, seit 1711 mit antikem Obelisk

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Piazza di San Pietro Rom, Italien

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Wie Arme umgreifen die zwei Kolonnadenflügel die zur Mitte hin abgesenkte Platzfläche, eine Empfangsgeste auch gegenüber der Stadt, die hier früher mit engen Gassen herandrängte, nun freilich über den Vorplatz mit einer breiten Straßenachse hereinbricht. Die beiden Kreisbögen der Kolonnaden werden durch zwei flachere Kurvenstücke zum Oval der Piazza Obliqua ergänzt. Der Säulenkranz ist durchlässig, ein schattiger Filter, der überall Zutritt gestattet und zugleich Raumabschluss ist, undurchdringlich für den Blick wie ein Säulenwald. Nur von den Kreiszentren aus schaut man zwischen den Säulen hinaus, weil dann jeweils vier exakt hintereinanderstehen. Der riesige Platz wird zur Kirche hin durch das Trapez der Piazza Retta ergänzt. Ihre ansteigende Grundfläche wird großenteils von der ausgedehnten Freitreppe eingenommen. Die trapezförmige Figur sollte die Überbreite der Fassade optisch verschmälern. Weil das Trapez vom Auge zum Rechteck korrigiert wird, wirkt die gewaltige Kirchenfront für den Blick von Osten nicht breiter als die kurze Trapezseite. Auf den niedrigen Flanken wird dieser Platzteil durch das fortlaufende Kranzgesims an die Kolonnaden kontinuierlich angeschlossen. Ort  Roma, Città del Vaticano Zeit 1656–1667 Architekt  Gian Lorenzo Bernini Dimensionen  38 500 m² Gesamtlänge 273 m × Breite Piazza Obliqua (mit Kolonnaden) 241 m, Piazza Retta 99–117 m, Höhe Kolonnaden 20 m, Höhe Kirchenfassade (ab obersten Stufen) ca. 45 m

Wichtige Bauwerke  Petersdom, 1506–1590 Donato Bramante, Raffael, Baldassare Peruzzi, Antonio da Sangallo d. J., Michelangelo Buonarroti, Giacomo Barozzi da Vignola, Giacomo della Porta, Domenico Fontana, 1607–1626 Carlo Maderno / Kolonnaden, 1656–1667 Gian Lorenzo Bernini Oberfläche und Ausstattung  Antiker Obelisk, 1586 errichtet, zwei Springbrunnen, Freitreppe, Pflasterung mit Ornamenten und Markierung der Kreismittelpunkte der Kolonnaden

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Piazza di Spagna Rom, Italien

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Das komplexe Platzgefüge besteht in der Grundfläche auf Platzniveau aus zwei an ihren Spitzen zusammenlaufenden schlanken Dreiecken und setzt sich, über die Spanische Treppe verbunden, bis zum Vorplatz von SS. Trinità dei Monti auf 23 m höherem Niveau fort. Auf beiden Ebenen werden Fernbeziehungen über die einmündenden Straßen aufgenommen, unten ist in der Ferne der Obelisk auf der Piazza del Popolo zu sehen, während der Obelisk oben vor der Kirche das Blickziel auf der Achse von der Basilica di Santa Maria Maggiore her bildet. Auch aus der Via Condotti sieht man ihn als Bekrönung der Treppenanlage, die aus der Straßenflucht gesehen zusammen mit der Kirche wie ein wandartiger Abschluss erscheint. An deren Fuß wiederum bildet die Fontana della Barcaccia ein Gelenk zwischen Treppe und Platz. Das gesamte räumliche Gefüge kann als raffinierte Verschränkung von Richtungen und Ebenen betrachtet werden, welche die Vernetzung von ehemaligen Pilgerwegen und heutigen Touristenströmen funktional bewältigt und zugleich theatralisch inszeniert. Ort  Roma, Rione IV Campo Marzio Zeit  17. Jh. / 1723–1725 Spanische Treppe Architekt 1723–1725 Francesco de Sanctis Dimensionen  17 300 m² Länge ca. 255 m × Breite 17–70 m, Traufhöhen 18,50 bis 29 m / Spanische Treppe Länge 80 m × Breite 50 m, Höhendifferenz 23 m

Wichtige Bauwerke  SS. Trinità dei Monti, 1502–1587 Giacomo della Porta / Collegio di Propaganda Fide, 1644 Gian Lorenzo Bernini (Fassade) / Palazzo di Spagna, Spanische Botschaft beim Heiligen Stuhl, 1653 Antonio del Grande, Francesco Borromini Oberfläche und Ausstattung  Kopfsteinpflaster, Naturstein / Fontana della Barcaccia, 1626–1629 Pietro Bernini / Obelisco Sallustiano, 1789 aufgestellt / Colonna dell’Immacolata, 1857 Luigi Poletti

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Max-Josefs-Platz Rosenheim, Deutschland

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Der Straßenplatz wurde noch bis 1854 durch ein Stadttor von der südlichen Ludwigstraße abgetrennt, in die er heute, sich auf normale Straßenbreite verjüngend, übergeht. Im Norden ist er durch das Mittertor, wo er sich bereits durch eine in die Platzfläche eingerückte Bebauung ebenfalls auf Gassenbreite einschnürt, geschlossen. Bedeutende historische Bürgerhäuser umgeben den Platz und bilden ein kompaktes Ensemble. Ihnen gemeinsam sind die nach oben gezogenen, hell verputzten Fassaden, welche die Dächer zur Straße hin verbergen und den Häusern rechteckige Straßenfronten verleihen. Diese lassen die einzelnen Gebäude nicht mehr als Einzelbauten hervortreten, sondern schließen sie zu einer durchgehenden Wand zusammen. Die große Einheitlichkeit in Höhe und Materialität erzielt so eine eindrucksvolle saalartige Wirkung. Die Kirche tritt hinter die südliche Wand zurück, während das alte Rathaus in sie eingebunden ist. Die nördliche Wand weist eine Unterbrechung auf und öffnet sich hin zu einem ähnlichen Straßenplatz. Erker und Stuck sowie die umlaufenden Arkaden, die eine Übergangszone zwischen der Platzfläche und den umgebenden Gebäuden schaffen, brechen die Hermetik wieder auf. Ort  Rosenheim, Altstadt Zeit  Seit Stadtgründung, ca. 1234 / 1984 Umgestaltung zur Fußgängerzone Dimensionen  4 700 m² Länge 160–216 m × Breite 13–40 m, Traufhöhen 10–18 m

Wichtige Bauwerke  Bürgerhäuser, 15. bis 17. Jh. Oberfläche und Ausstattung  Granit-Kopfsteinpflaster als Platzbelag, Steinplatten unter den Arkaden / Nepomukbrunnen mit Nepomukfigur, 1773 Franz de Paula Hitzl, sechseckiges Brunnenbecken, Mitte 19. Jh.

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Plaza Mayor Salamanca, Spanien

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Die «heiterste Plaza Mayor Spaniens» [Noehles-Doerk 1986, S. 402] gilt als Höhepunkt dieses Typus von Stadtplätzen, die aus dem Gewebe der historischen Stadtkerne herausgestanzt wurden. Auf der Rückseite schließt das unregelmäßige Straßennetz an, nach innen entfaltet sich unabhängig davon ein geometrisch regelmäßiger Saal. Nur einige Durchgänge werden durch zweigeschossige Bögen der ansonsten gleichförmig umlaufenden Arkaden angezeigt, die große Einheitlichkeit wird hier subtil gestört. Sogar durch das mit einer Schmuckfassade prominent herausgestellte Rathaus läuft einer dieser Zugänge hindurch. Die ruhige Homogenität der drei Obergeschosse der Platzwände wird durch die Repetition von Fenstertüren und einen Schleier von Balkongittern unterstrichen. Zudem nimmt eine durchgängige Abschlussbalustrade den Rhythmus der Arkadenpfeiler auf. Die viel gerühmte Heiterkeit rührt jedoch vor allem von der rötlichen Farbe des Sandsteins der Fassaden und des Platzbelages her, die alles in ein weiches, warmes Licht taucht. In dieser Atmosphäre lassen Passanten sich nicht nur in den zahlreichen Cafés, sondern sogar auf dem harten Boden nieder. Ort  Salamanca, centro Zeit 1729–1755 Architekten Alberto Churriguerra, Andrés García de Quiñones Dimensionen  6 400 m² Länge 76–82 m × Breite 80 m, mittlere Traufhöhe 14 m

Wichtige Bauwerke  Casa Consistorial (Rathaus), 1755 Andrés García de Quiñones (Fassade) Oberfläche und Ausstattung  Steinpflaster, vier Kandelaber, Steinbänke

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Residenzplatz, Domplatz, Kapitelplatz Salzburg, Österreich

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Die Platzfolge entstand im Zuge des Dombaus und der Umgestaltung des Stadtgefüges von einer mittelalterlichen Bürgerstadt in eine barocke Residenzstadt. Die Weite dieser Anlage kontrastiert mit dem engen mittelalterlichen Stadtgefüge, wobei Dom und umgebende Bebauung sowie Platzflächen ein fast ausgeglichenes FigurGrund-Verhältnis aufweisen. Der Residenzplatz legt sich als größter Platz zwischen die Alte Residenz und die Neue Residenz. Die nördliche Platzwand bilden die Michaelskirche sowie einige Bürgerhäuser, im Süden wird sie von dem hier unzugänglichen und sich schmucklos zeigenden Dom gebildet. Der Zugang zum Domplatz – und damit zum Dom – erfolgt ausschließlich durch die sogenannten Dombögen. Der Domplatz, ein allseitig geschlossener Hof, scheint gänzlich im Banne des Domes und vom mächtigen Raumschatten seiner imposanten Fassade gefüllt. Sich von dieser Hauptfassade zu entfernen, ist nur bedingt möglich, sodass diese unmittelbare Konfrontation geradezu ein Aufschauen erzwingt. Über die südwestlichen Dombögen erreicht man wiederum den Kapitelplatz, der mit Blick auf den Burgberg offener wirkt. Ort  Salzburg, Altstadt Zeit 1614–1628 Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  Residenzplatz 9 600 m², Länge ca. 120 m × Breite 80 m, Traufhöhen bis 21 m / Domplatz 4 220 m², Länge 74 m × Breite 57 m, Höhe Arkaden ca. 14 m, Höhe Domtürme ca. 72 m / Kapitelplatz 7 460 m², Länge 96 m × Breite 80 m, Traufhöhen 17–20,50 m

Wichtige Bauwerke  Dom, 1614–1628 Vincenzo Scamozzi, Santino Solari / St. Michael / Alte und Neue Residenz Oberfläche und Ausstattung  Residenzplatz: Salzachkieselsteine, Asphalt / Residenzbrunnen, 1656–1661 Tommaso di Garona / Domplatz: Asphalt / Mariensäule, 1766–1771 Wolfgang und Johann Baptist Hagenauer / Kapitelplatz: Asphalt / Kapitelschwemme, 1732 Franz Anton Danreiter

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Piazza del Campo Siena, Italien

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In der Senke zwischen den drei Hügeln mit den historischen Stadtteilen bildet der Platz das vermittelnde Zentrum. So wie hier die Hauptwege zusammentreffen, wirkt auch die Platzform selbst aufgrund ihrer sowohl radialen wie auch konzentrischen Struktur fokussierend. Zum einen schauen wie in einem Barocktheater mit vertikal übereinander gestaffelten Zuschauerrängen alle Fassaden mit ihren Fenstern zur Mitte. Der Palazzo Pubblico bildet die Bühnenrückwand. Zu ihm hin fällt das Gelände ab, radiale Bahnen von Steinplatten laufen auf diese Seite zu und treffen sich bei dem Wassereinlauf, zu dem buchstäblich alles hinfließt. Hier in der Mitte vor der Fassade wird man gleichsam von allen Seiten angeblickt. Zum anderen wird der Platz von konzentrischen Ringen umschlossen. Ein wichtiger Straßenzug umrundet den Platz auf der Außenseite der Randbebauung, die nach innen mit steilen Fronten die Platzmulde umschließt, von ihr getrennt durch die Ringbahn, wo man zirkuliert, wenn nicht gerade der Palio stattfindet. Die Mulde selbst, deren Backsteinboden mit dem warmen Rotton der Fassaden harmoniert, wirkt so gemütlich, dass die Besucher sich hier wie auf einer Wiese niederlassen. Ort  Siena, centro storico Zeit  Ab 1297 / 1327–1349 Pflasterung Dimensionen  11 400 m² Länge ca. 125 m × Breite ca. 100 m, Traufhöhen 14–21 m, Höhe Torre del Mangia 102 m

Wichtige Bauwerke  Palazzo Pubblico mit Torre del Mangia, 1297–1342, 1680 / Cappella di Piazza, 1352–1468 Domenico di Agostino, Antonio Federighi / Palazzo Sansedoni, 1216–1339 Giovanni d’Agostino Oberfläche und Ausstattung  Backsteinpflaster, Steinplatten teilen die Grundfläche in neun Sektoren, Steinpfosten / Fonte Gaia, 1414–1419 Jacopo della Quercia

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Schlossplatz Stuttgart, Deutschland

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Außergewöhnlich groß und weit öffnet sich der Schlossplatz mitten in der Kernstadt Stuttgarts, die eng gedrängt in einem Talkessel liegt. Das Neue Schloss breitet über den Ehrenhof hinweg seine Arme aus, gegenüber antwortet der kommerzielle Königsbau mit der großen Geste einer Säulenhalle auf einem Treppenpodest. Dort verläuft tangential zum Platz die Hauptfußgängerlinie der Innenstadt, die sich ansonsten von keiner anderen in Deutschland unterscheiden würde. So aber verlässt man den Trubel des immer gleichen Einkaufsgeschehens und wird von diesem weiten Raum empfangen. Obwohl dieser von weiteren signifikanten Bauwerken umgeben ist, wirken als Begrenzung viel eher die Hänge des Talkessels in der Ferne. Durch sie erst finden die Proportionen der großen Ausdehnung ihre Entsprechung. Die beiden mehrstöckigen Springbrunnen und auch die Jubiläumssäule mit 30 m Höhe verlieren sich fast in dieser Weite, bilden aber eine feine Zonierung aus. Im südlichen Abschnitt wird noch einmal dramatisch der Blick auf die Hänge geleitet, bevor man wieder in die Fußgängerzone eingeschleust wird. Ort  Stuttgart, Mitte Zeit 1775–1778 Architekt  Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer Dimensionen  51 000 m² Schlossplatz Länge 173– 200 m × Breite 212–242 m, Traufhöhen 14–21 m, Höhe Altes Schloss 34 m / Ehrenhof Länge 90 m × Breite 90 m, mittlere Traufhöhe 19 m Wichtige Bauwerke  Neues Schloss, 1746–1807 Leopoldo Retti, Philippe de la Guêpière, Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer, Nikolaus Friedrich

von Thouret / Königsbau, 1855– 1859 Johann Michael Knapp, Christian Friedrich Leins, 1958–1959 Karl Schwaderer / Altes Schloss, 1553–1578 Aberlin Tretsch, Blasius Berwart, 1947–1969 Paul Schmitthenner u. a. / Kunstgebäude, 1909–1913 Theodor Fischer, 1956–1961 Paul Bonatz, Günter Wilhelm / Kunstmuseum Stuttgart, 1999–2005 Hascher & Jehle Oberfläche und Ausstattung  Wassergebundene Decke, Pflaster, Rasen / Kastanienalleen, Jubiläumssäule mit Göttin Concordia, Springbrunnenpaar, Musikpavillon

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Place du Capitole Toulouse, Frankreich

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Die Place du Capitole zeigt sich als klares Rechteck, wie herausgestanzt aus der engen Struktur der Altstadt. Mehrere Überarbeitungen im Laufe vieler Jahrhunderte wurden benötigt, um die angestrebte repräsentative Symmetrie und Homogenität sowie die heute konsequente Ausrichtung auf das Capitole, welches das Rathaus und im Südflügel ein Theater beherbergt, zu erreichen. Der Platz ist blank und, abgesehen von einer Tiefgarageneinfahrt, völlig freigehalten von jeglichen baulichen Elementen. Strukturiert wird er in der Fläche lediglich durch ein primäres breites und ein sekundäres feineres Gitternetz aus helleren Platten. In seiner Mitte ist das Croix Occitane in den Boden eingelassen. Der Verkehr wird, mit Ausnahme der Rathausseite, nur an den Rändern entlang über die Platzfläche geführt. Diese ist so eindeutig dem Capitole als Vorplatz zugeordnet. Die Fassaden begünstigen durch ihre Gleichheit in Maßstab und Höhe sowie in Rhythmus und Farbton den Eindruck eines geschlossenen und homogenen Raumes. Gegenüber dem Capitole befinden sich auf der gesamten Länge des Platzes schattige Arkaden mit zahlreichen Cafés und Restaurants. Ort  Toulouse, Quartier n° 1 Capitole Zeit 1676–1851 schrittweiser Bau des Platzes und seiner umliegenden Gebäude / 1730–1760 Umgestaltung Rathausfassade und Platzvergrößerung / 1972 und 1995 Umgestaltung, Parkhaus, Reduzierung des Verkehrs Architekten 1730–1760 Guillaume Cammas, Antoine Rivalz / ab 1800 Jacques-Pascal Virebent

Dimensionen  12 200 m² Länge 130 m × Breite 94 m, Traufhöhen ca. 18 m Wichtiges Bauwerk  Capitole, 1738–1739 Guillaume Cammas (Fassade) Oberfläche und Ausstattung  Granit, Marmor, Bodenornament Croix Occitane (Okzitanisches oder Tolosanerkreuz) mit Tierkreiszeichen, Raymond Moretti

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Piazza dell’Unità d’Italia Triest, Italien

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Die Bedeutung von Triest als Hafen und Stadt am Meer kommt besonders anschaulich zum Ausdruck in der Lage seines Hauptplatzes unmittelbar am Wasser. Die Weite des Meeres, zu dem sich der Platz öffnet und das sich der Sicht offen darbietet, findet Widerhall in der Weite des Platzes selbst. Obwohl durch die Uferstraße voneinander getrennt, scheinen Platz und Meer fließend ineinander überzugehen, nur die zwei monumentalen Fahnenmasten deuten einen Rahmen an. Ein Feld von blauen Bodenleuchten, das sich über den nördlichen Teil des Platzbodens ausbreitet, setzt sich in gleichfalls blau leuchtenden Pollern über die Straße hinweg zur Uferpromenade fort und vermittelt bei Nacht so zusätzlich zwischen beiden Bereichen. Am anderen Ende, wo die Wege aus der Innenstadt einmünden, setzt der große Brunnen ein Gewicht. Ringsum spiegeln Verwaltungsbauten des 19. Jahrhunderts mit monumentaler Palastarchitektur die imperiale Vergangenheit. Die mit den hellen Fassaden und der Weite einhergehende Helligkeit verleiht dem Platz eine strahlende Atmosphäre. Ort  Trieste, centro storico Zeit  Ab 1870 Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  16 700 m² Länge ca. 200 m × Breite  80–85 m, Gebäudehöhen 16,50–22 m, Höhe Rathausturm ca. 38 m Wichtige Bauwerke  Palazzo Communale, 1872–1875 Giuseppe Bruni / Palazzo Pitteri, 1780 Ulderico Moro / Casa Stratti, 1839 Antonio Buttazoni /

Albergo Vanoli, 1873 Eugenio Geiringer, Eugenio Righetto / Palazzo del Lloyd Triestino, 1880–1883 Heinrich von Ferstel / Palazzo del Governo, 1901–1905 Emil Artmann / Palazzo Modello, 1871–1873 Giuseppe Bruni Oberfläche und Ausstattung  Steinplatten, helle Rahmenlinien / Ehrensäule Karl VI., 1728 Lorenzo Fanoli / Brunnen der vier Kontinente, 1750 Giovanni Mazzoleni / zwei Fahnenmasten, 1933 Plastiken von Attilio Selva / zwei Reihen von je vier Kandelabern / Feld von blauen Bodenleuchten

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Piazza della Libertà Udine, Italien

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Die Piazza della Libertà ist da entstanden, wo verschiedene Straßen am Fuße des Burgberges zusammentreffen. Man könnte sie auch als Vorplatz des Palazzo del Comune deuten, der auf der gegenüberliegenden Seite durch die niedrige Loggia di S. Giovanni gefasst wurde. Im Hintergrund schließen Uhrturm, Berg und Kastell den Prospekt, der sich von der großen mehrschiffigen Loggia im Hochparterre des Palazzo aus bietet. Die Komplexität der Topografie wird durch eine ausgedehnte Terrasse gebändigt, auf der Säulen, Statuen, Denkmal und Brunnen vielfältige räumliche Bezüge aufspannen. Das Gleichgewicht des zentralen Paars der gedeckten Loggia und der offenen Terrasse wird damit fortwährend gestört. «So resultiert aus der bunten Vereinigung der den Platz umgebenden Bauwerke ein an Diagonalen, Überschneidungen, Verkürzungen und mannigfaltigen Niveauunterschieden überaus reiches Bild: vorgeschobene Kulissen, zurücktretende Prospekte, erhöhte Szenarien erfüllen die Vedute.» [Tigler, zit. in Egg 1981, S. 563] Auf diesem Platz ist man immer in Bewegung, kommt nie zur Ruhe, alles ist Gelenk, Ausblick, Verweis auf ein Dort, das beim nächsten Schritt wieder durch eine neue Szenerie verdrängt wird. Ort  Udine, centro storico Zeit 15.–16. Jh. Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  3 800 m² Länge ca. 85 m × Breite 25–63 m, Traufhöhen bis 17 m, Höhe Loggia di S. Giovanni ca. 8 m

Wichtige Bauwerke  Loggia del Lionello (Palazzo del Comune), 1448–1456 Niccolò Lionello / Loggia di S. Giovanni, 1533–1539 Bernardino da Morcote / Torre dell’Orologio, 1527 Giovanni da Udine / zwei Freisäulen, 1490, 1612 / zwei Kolossalstatuen, 1717 / Brunnen, 1542 Giovanni da Carrara Oberfläche und Ausstattung  Kleinpflaster, Stufenanlagen, Terrasse mit Säulen, Statuen und Brunnen / Friedensdenkmal, Statue der thronenden Pax, 1819

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Campo Santa Maria Formosa Venedig, Italien

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Der Platz erscheint zwiespältig. Zum einen bildet die Kirche zusammen mit den Häusern, die sie umgeben, ein räumliches Gefüge, das vom Wechselspiel von Massen und Hohlräumen geprägt ist. So schiebt sie sich mit der voluminös hervortretenden Bauchung ihrer Apsiden auch in die große Platzfläche hinein. Diese zeichnet sich andererseits durch eine Art Feldcharakter aus: Deutlicher als an allen anderen Rändern wird der Platz an den beiden Schmalseiten im Nordwesten und Südosten jeweils durch eine Basislinie begrenzt. Beide Linien sind durch prägnante Palastfassaden besetzt und bilden zwei gegenüberliegende Fronten, die in ihrer Polarität das Feld des Platzes aufspannen. Indem die Kirche sich in dieses Feld hineinschiebt, beherrscht sie durch ihre Körpermasse die eine Hälfte des Platzes. Zur anderen Platzhälfte hin nimmt diese plastische Raumwirkung ab. Dort bleibt der Platz Feld, definiert von den begrenzenden, flachen Fassaden, die wie Kulissen wirken. Auch die nördliche Kirchenfassade beteiligt sich daran und korrespondiert mit der Palastfassade am anderen Ende des Platzes. Ort  Venezia, Castello Zeit  Vorwiegend Renaissance Dimensionen  5 000 m² Länge ca. 115 m × Breite 40–56 m, Traufhöhen 15–17 m, Höhe Campanile 40 m

Wichtige Bauwerke  Santa Maria Formosa, 1504 Mauro Codussi / diverse Paläste Oberfläche und Ausstattung  Steinplatten, zwei Zisternenbrunnen

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Piazza San Marco Venedig, Italien

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Als «schönsten Salon Europas» hat Napoleon diesen Platz bezeichnet. Tatsächlich besitzt der vom einheitlichen Fassadenrhythmus der Prokuratien umgebene Raum vor der Basilika die Proportionen und die Noblesse eines Festsaals. An den «Salon» schließt die Piazzetta an, die sich bis zum Ufer erstreckt. Der Raum öffnet sich zur Lagune, wo das Bacino di San Marco einen großen Wasservorplatz bildet, der durch die einschwenkende Riva, die Kirche San Giorgio in Isola und die Landspitze der Dogana eingefasst ist. Kommt man mit dem Boot an, wie ehedem die Staatsgäste der Serenissima, dann folgt der Empfang zwischen den zwei Säulen, die das Stadttor andeuten. Die Piazzetta dei Leoni dagegen bildet den Übergang zur dichten Bebauung der Stadt. Eine wichtige räumliche Funktion hat der Campanile; mehreren Teilräumen zugehörig, vermittelt er gelenkartig zwischen ihnen, trennt, indem er den Blick einschränkt, verbindet, indem er ihn wieder freigibt. Sein Vorbau, die Loggetta, weist zum Tor in den Hof des Dogenpalasts und gibt gleichzeitig die Fluchtlinie zum Tor unter dem Uhrturm an. Ort  Venezia, San Marco Zeit  11.–18. Jh. Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  19 500 m² Piazza Länge 180 m × Breite 58–90 m, Piazzetta Länge 100 m × Breite 50 m, Piazzetta dei Leoni Länge 50 m × Breite 20–27 m, Traufhöhen 15–26 m, Höhe Campanile 99 m Wichtige Bauwerke  Markusdom, 11.–18. Jh. / Dogenpalast, 1172 bis Anfang 17. Jh. /

Libreria, 1537–1588 Jacopo Sansovino u. a. / Campanile, 888–1517, Wiederaufbau 1903–1912 / Loggetta, 1537– 1540 Jacopo Sansovino / Uhrturm, 1496–1755 Mauro Codussi (vermutlich), Giorgio Massari / Alte Prokuratien, ca. 1500–1532 Jacopo Sansovino u. a. / Neue Prokuratien, 1583–1640 Vincenzo Scamozzi, Baldassare Longhena Oberfläche und Ausstattung  Steinplatten mit Mäandermuster, 1723 Andrea Tirali / drei Fahnenmasten, zwei Säulenmonumente

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Piazza delle Erbe Verona, Italien

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Der lang gestreckte und meist von Marktschirmen überdachte Platz hat eine unregelmäßige Gestalt. Mit aus- und einschwingender Kontur findet sie nur an der Palastfassade des Kopfendes Halt. Der Platz ist indessen Teil eines Ensembles öffentlicher Räume, zu dem die benachbarte Piazza dei Signori und der Innenhof des Palazzo del Comune gehören, über dem die Torre dei Lamberti aufragt. Der Palast bildet den Massenkern der Anlage, um und in den die genannten Räume an- oder eingelagert sind. Untereinander sind sie mit Durchgängen unter Torbögen verbunden. Die Komposition des Ensembles beruht auf einer charakteristischen formalen Verschränkung der Komponenten. Sie können als Serie von Räumen mit zunehmend gedrungener Proportion betrachtet werden und erlauben es, eine Raumfolge zu durchlaufen von der Piazza delle Erbe bis auf den Turm, die über die Piazza dei Signori, den Palast-Innenhof und die dortige Freitreppe führt. Diese Sequenz führt schrittweise von der Horizontalität zur Vertikalität. Das vertikale Gegenstück zur auffallend horizontal gestreckten Piazza ist der 83 m hohe Turm. Durch das Zusammenspiel der beiden werden Horizontalität und Vertikalität in der Balance gehalten. Ort  Verona, centro storico Zeit  Um 1300 Dimensionen  5 800 m² Länge ca. 180 m × Breite bis 48 m, Traufhöhen 15–26 m, Höhe Torre dei Lamberti 83 m

Wichtige Bauwerke  Palazzo del Comune, 1194, 19. Jh., mit Torre dei Lamberti, 1172, 1463 / Palazzo Maffei, 1668 / Torre del Gardello, 1363 Oberfläche und Ausstattung  Marmor, dunkler Naturstein / Capitello (Tribuna), 15. Jh. / Brunnen Madonna Verona, antik und 14. Jh. / Colonna del Mercato, 14. Jh., / Markussäule, 1523

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Piazza dei Signori Vicenza, Italien

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Dieser Platz ist vor allem geprägt durch seine Lage unmittelbar an der Längsseite der Basilica Palladiana, wie das ehemalige Markt- und Gerichtsgebäude auch genannt wird, das mit der ursprünglich offenen Pfeilerhalle im Erdgeschoss auch als öffentlicher Raum fungiert. Man kann die Basilica vom Platz aus durchqueren, beide gehören zusammen. Als ausgesprochen schmales Rechteck, kaum breiter als der große Saal der Basilica, streckt sich der Platz neben dem Bauwerk und darüber hinaus in die Länge, er läuft auf die beiden frei stehenden Säulen zu, durch die er einen vorläufigen Abschluss erhält, bevor er an die quer liegende Piazza delle Biade anschließt. Herausragende Baudenkmäler, Palladios Loggia del Capitanio und die Kirchenfassade von San Vincenzo greifen die Zweigeschossigkeit der Basilikafassade auf und unterstützen so die Einheitlichkeit der Platzumfassung. Zum horizontal gestreckten Platz bildet indessen der hohe, schlanke Glockenturm, die Torre Bissara, das vertikale Gegenstück. Ort  Vicenza, centro storico Zeit  Antike (Forum), Mittelalter, Neuzeit Architekten  Siehe Bauwerke Dimensionen  7 800 m² Länge 160 m × Breite ca. 30 m (Piazza delle Biade 94 m), Traufhöhen 18–21 m, Höhe Torre Bissara ca. 82 m

Wichtige Bauwerke  Palazzo della Ragione (Basilica Palladiana), 1449–1460 Domenico da Venezia (vermutlich), 1548–1617 Andrea Palladio / Loggia del Capitanio, 1565–1571 Andrea Palladio / San Vincenzo, 1387, Portikusfront ,1614–1617 Paolo und Pietro Bonin / Torre Bissara, 1174–1444 Oberfläche und Ausstattung  Natursteinplatten / Säule mit dem Markuslöwen, 1464 / Säule mit der Statue des Erlösers, 1640 Antonio Pizzocaro, Pietro Cortese

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Plac Zamkowy (Schlossplatz) Warschau, Polen

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Zum einen fungiert der Plac Zamkowy als weiter Vorplatz des Schlosses, das sich mit seiner roten, turmbekrönten Fassade schräg auf den Platz schiebt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Bebauung kleinteilig, belebt mit Cafés, Geschäften und unterbrochen von Straßen, die weiter in die Altstadt führen. Die Schrägstellung dieser Häuserfront und des Schlosses verjüngt den Platz und schafft eine Engstelle, nach der sich die Fläche wieder zu einem intimeren Hof aufweitet, sodass die Anlage aus zwei dreieckigen Plätzen besteht. Nach Süden setzt sie sich als Brücke über die Festungsanlagen fort und geht in den Straßenraum über. Hier übernimmt der Platz Gelenkfunktion, die besonders an der Stelle zum Ausdruck kommt, wo die Sigismundssäule steht. Unterschiedliche räumliche Bezüge treffen hier zusammen, wie etwa der Blick in das Weichseltal und auf die Festungsanlagen. Außerdem verläuft in einem Tunnel unter dem Platz die wichtige Ost-West-Achse Trasa W–Z, mit dem Plac Zamkowy durch Rolltreppen verbunden. Ort  Warszawa, Stare Miasto (Altstadt) Zeit  15. Jh. erste Erwähnung / 1939–1945 komplette Zerstörung von Platz und umgebender Bebauung / 1949 Eröffnung Straßentunnel unter dem Platz / bis 1988 Wiederaufbau Architekten  Siehe Bauwerke / 1945–1988 Biuro Odbudowy Stolicy (BOS) Dimensionen  12 000 m² Länge ca. 200 m × Breite bis 75 m, Traufhöhen 13–18 m, Höhe Turm Königsschloss ca. 57 m

Wichtige Bauwerke  Königsschloss, Wiederaufbau 1949–1988 Jan Zachwatowicz (BOS), Stanisław Lorentz u. a. / St.-Anna-Kirche, ab 1515, klassizistische Fassade, 1788 Stanisław Kostka Potocki, Chrystian Piotr Aigner Oberfläche und Ausstattung  Granitpflasterstein und Granitplatten, ein großer Baum an der Engstelle / Sigismundssäule, 1644 Constantino Tencalla, Augustyn Locci, Clemente Molli (wiedererrichtet 1949)

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Maria-Theresien-Platz Wien, Österreich

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Zwischen den Fronten des Kunsthistorischen und des Naturhistorischen Museums mit ihrer enormen Breite und der imperialen Pracht ihrer spiegelbildlichen Fassaden dient der Platz einer adäquaten Repräsentation. In einer formalen Gartengestaltung sind vier Rasenflächen doppelt axialsymmetrisch angeordnet und mit geschnittenen Koniferen bepflanzt. Im Zentrum steht das kolossale Maria-TheresiaDenkmal, dem der Garten ebenfalls als schmückendes und repräsentatives Umfeld dient. Die Wege zwischen den Rasenfeldern sind große Asphaltflächen in der Dimension breiter Straßen. Daneben dient der Platz auch als Verbindung zwischen Hofburg und Museumsquartier, und es bleibt fraglich, welche Form des Aufenthalts ihm ansonsten angemessen ist. Für den Fußgänger ist wegen der großen Volumen der Pflanzen der Platz als Ganzes schwer zu erfassen. So ist er in erster Linie einer der «selten erhaltenen, zeittypischen, formalen Schmuckplätze des Historismus in besonders aufwendiger Form». [Berger 2004, S. 86] Ort  Wien, Innere Stadt Zeit 1872–1881 / 1884–1888 Gartengestaltung Architekten  Gottfried Semper, Carl von Hasenauer / 1884–1888 Adolf Vetter Dimensionen  27 400 m² Länge ca. 170 m × Breite 165 m, Traufhöhen 25–27 m, Höhe Kuppeln ca. 62 m

Wichtige Bauwerke  Kunsthistorisches Museum und Naturhistorisches Museum, 1871–1881 Gottfried Semper, Carl von Hasenauer Oberfläche und Ausstattung  Parkanlage / vier Tritonen- und Najadenbrunnen, 1887–1890 Anton Schmidgruber, Hugo Haerdtl, Edmund Paul Andreas Hofmann von Aspernburg / Maria-Theresia-Denkmal, 1887 Caspar von Zumbusch

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Michaelerplatz Wien, Österreich

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Man kann den Michaelerplatz als Vorplatz der Hofburg betrachten: Die geschwungene Fassade des Michaelertraktes umfließt geradezu die eine Hälfte, dahinter verbirgt sich ein Konglomerat aus verschiedensten Nutzungen. Durch die gerundeten Ecken wird die Bewegung ansatzlos in die anschließenden Gassen umgelenkt, zudem zerfallen die Fassaden nicht in Hauptfassaden am Platz und Nebenfassaden in den Gassen. Dennoch artikuliert sich der Platz unzweideutig in seiner perfekt kreisrunden Form. Er sammelt ordnend die schiefwinklig zulaufenden Gassen und bildet sowohl den Endpunkt des Kohlmarktes als auch den Auftakt zur imperialen Raumdramaturgie der Hofburg. Die Fassade wird in zwei Viertelkreisbögen überführt, die auf das Michaelertor hinführen, durch das man unter der mächtigen Kuppel hindurch in die weiteren Höfe der Hofburg gelangt. Den umliegenden Gebäuden kam die Aufgabe zu, adäquate Gegenüber für die Hofburg zu bilden und dennoch nicht zu sehr in Konkurrenz zur kaiserlichen Residenz zu treten. Die Bauten übernahmen so die Fassadenordnung und in etwa die Traufhöhe der Hofburg. Ort  Wien, Innere Stadt Zeit  18.–20. Jh. / 1991–1992 Umgestaltung mit archäologischem Fenster Architekten  Siehe Bauwerke / Umgestaltung, 1991–1992 Hans Hollein Dimensionen  4 000 m² Durchmesser ca. 72 m, Traufhöhen 22–25 m, Höhe Kuppel Michaelertor 54 m

Wichtige Bauwerke  Michaelertrakt mit Michaelertor, 1724– 1893 Joseph Emanuel Fischer von Erlach u. a. / Großes Michaelerhaus, 1720 Giovanni Battista Maderna / St. Michael, 1792 Ernest Koch (Westfassade) / Kleines Michaelerhaus, 1732 / Looshaus, 1909–1911 Adolf Loos Oberfläche und Ausstattung  Ring aus Kunstsandstein / Fläche um die Ausgrabungen gepflastert mit Granitplatten 80 × 80 cm / vier Herkulesgruppen / zwei Brunnen: Die Macht zur See, 1895 Rudolf Weyr, Die Macht zu Lande, 1897 Edmund Hellmer

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Museumsquartier Wien, Österreich

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Die Gebäude der ehemaligen Hofreitschule umschließen im Inneren des Komplexes diverse Höfe, in die 2001 drei große Museumsbauten eingestellt wurden. Man nähert sich von der Altstadt her, über die Hofburg, den Heldenplatz und das Äußere Burgtor, die lang gezogene barocke Fassade zeigt sich zuerst noch verschlossen. Im Hintergrund ragt noch der Flakturm aus dem Zweiten Weltkrieg im erhöht dahinterliegenden Bezirk Neubau heraus. Die neuen Museumsbauten zeigen sich erst nach dem Eintreten in die Höfe, nachdem man eines der vielen verschiedenen Tore durchschritten hat. Dort entfaltet sich eine eigene Welt mit den vielfältigen kulturellen Aktivitäten, welche die Höfe beherbergen, wodurch sich Innen- und Außenräume zu einem dichten Geflecht verschränken. Eigens entwickelte mobile Großmöbel, jedes Jahr in einer anderen Farbe, haben sich zum beliebten Signet des Museumsquartiers entwickelt. Ihr reger Gebrauch unterstützt die Wirkung der Höfe als bewohnte Innenräume der Stadt. Ort  Wien, Neubau Zeit  1725 / 1987–2001 Umnutzung zum Museumsquartier Architekten  1725 Johann Bernhard Fischer von Erlach, Joseph Emanuel Fischer von Erlach / 1987–2001 Ortner & Ortner Dimensionen  13 800 m² Haupthof Länge ca. 228 m × Breite bis 56 m, Traufhöhen 16–20 m, Höhe Museumsneubauten 24 m

Wichtige Bauwerke  Hofstallungen, 1713–1725 Joseph Emanuel Fischer von Erlach nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach / stetige Erweiterungen und Umbauten / Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 1987–2001 Ortner & Ortner / Leopold Museum, 1987–2001 Ortner & Ortner / Kunsthalle Wien, 1987–2001 Ortner & Ortner, Manfred Wehdorn Oberfläche und Ausstattung  Pflaster aus Kalkstein, Bäume, Rasenfläche, Wasserfläche, farbige Sitzmöbel

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Neuer Markt Wien, Österreich

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Der Platz liegt auf halbem Weg zwischen Stephansdom und Oper, parallel zur östlich verlaufenden Kärntner Straße. Trotz dieser zentralen Lage und der Anbindung über zahlreiche Zugänge steht er im Schatten anderer Wiener Plätze. Die Nutzung als Fläche für den ruhenden und fließenden Verkehr verstärkt den Eindruck, dass der Platz heute eher eine dienende Funktion für andere, geschätztere Räume in der Innenstadt hat. Sechs Gassen, die jedoch mit Ausnahme der Straße im Südwesten alle quer zu seiner Nord-Süd-Hauptachse angelegt sind, führen auf den Platz. Sieht man die Hauptachse entlang, wirkt der Platz daher sehr geschlossen und gefasst. Dieser Eindruck wird durch die – im Bezug zur maximalen Breite des Platzes von nur 45 m – teilweise sehr großen Gebäudehöhen noch unterstützt. Obwohl er mit seiner gestreckten Proportion eher eine Straßenerweitung als ein Platz ist, entsteht trotzdem ein Gefühl des Umschlossenseins. Der Brunnen gibt dem Platz eine Mitte, markiert eine wichtige Querachse und dient den Menschen inmitten des Verkehrsgeschehens als Treffpunkt und Ort des Verweilens und zum kurzen Entspannen. Ort  Wien, Innere Stadt Zeit  Um 1200 Dimensionen  6 200 m² Länge ca. 165 m × Breite  24–45 m, Traufhöhen bis 24 m

Wichtige Bauwerke  Kapuzinerkirche, 1632 / Mayseder Haus, 1548 Oberfläche und Ausstattung  Beton, Asphalt / Providentiabrunnen (auch Donnerbrunnen oder Mehlmarktbrunnen), 1739 Georg Raphael Donner

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Oberer und Unterer Markt Würzburg, Deutschland

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Oberer Markt und Unterer Markt flankieren die dominante rot-weiße gotische Marienkapelle in einem perfekt ausbalancierten Verhältnis von Figur und Grund. Der kleine, baumbestandene Marienplatz jenseits der Kirche, den der Turm akzentuiert, vervollständigt das Platzgefüge. Der kleinere Obere Markt ist trichterförmig auf die Ost-Apsis ausgerichtet, begleitet durch die prächtige Rokokofassade des Hauses zum Falken. Durch eine Engstelle ist er mit dem großen, fast quadratischen Unteren Markt verbunden. Auch dieser wird durch den Kirchenbau auf der Nordseite geprägt. Die übrigen Häuser aus verschiedenen Epochen nehmen sich entschieden zurück in ihrer gemeinsamen Aufgabe, den Marktplatz zu fassen. Ein Zugang von Süden ist über den Platz auf das südliche Marktportal der Kirche ausgerichtet, diese Bewegungsbahn und ein Brunnen mit Obelisk teilen ihn in eine größere freie Zone und eine, die mit permanenten Ständen und einem gläsernen Dach ganz dem Marktzweck gewidmet ist. Ort  Würzburg, Altstadt, Innere Pleich Zeit  1349 / nach 1945 Wiederaufbau nach starken Kriegsschäden Dimensionen  9 000 m² Unterer Markt Länge  70–100 m × Breite 90 m, Oberer Markt Länge ca. 65 m × Breite 22–43 m, Traufhöhen 8–17 m, Höhe Marienkapelle 30 m, Turm 70 m

Wichtige Bauwerke  Marienkapelle, 1377–1479 / Haus zum Falken, 1751 / Obeliskbrunnen, 1802 Johann Andreas Gärtner Oberfläche und Ausstattung  Muschelkalk, gegliedert durch unterschiedliche Plattengrößen

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Residenzplatz Würzburg, Deutschland

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Von der Residenz beherrscht, ist der heute meist zum Parken genutzte Platz in seiner Größe und Ausgestaltung allein auf den prachtvollen barocken Bau zugeschnitten, der sich über dieses weite Feld in seiner ganzen Größe und aufwendigen Gestaltung zeigt. Zur Residenz ansteigend, dehnt sich die Platzfläche davor gleichförmig aus und weist keine weitere Gliederung auf. Nur der Brunnen markiert die Stelle, wo der Residenzplatz in den Ehrenhof übergeht, und behauptet sich als vermittelndes Element zwischen dem mächtigen Bau und der ausufernden Platzfläche. Während die Residenz den Ehrenhof an drei Seiten umschließt, besetzt der Brunnen die vierte Seite. Seitlich setzt sich die Platzkontur, jeweils ergänzt durch eine Bogenreihe, in zwei Gebäuden symmetrisch fort. Indem diese Bögen niedriger bleiben, verstärken sie den Eindruck der Weite. Der Platzraum wird durch sie erst lose und, zum Haupteingang der Residenz hin, zunehmend prägnanter gefasst, bis er sich in dem Ehrenhof eng verdichtet zeigt. Die der Residenz gegenüberliegende Platzkante wirkt dagegen indifferent und, auch durch den hier entlanggeführten Straßenverkehr, an der Platzanlage fast unbeteiligt. Ort  Würzburg, Altstadt Zeit 1719–1779 Architekten  Siehe Bauwerk Dimensionen  26 500 m² Hauptplatz Länge ca. 195 m × Breite ca. 120 m, Ehrenhof Länge 56 m × Breite 48–60 m, Traufhöhen 12–22 m

Wichtiges Bauwerk  Residenz, 1719–1744 Balthasar Neumann, Johann Maximilian von Welsch, Philipp Christoph von und zu Erthal, Robert de Cotte, Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn, Gabriel Germain Boffrand, Johann Lucas von Hildebrandt u. a., 1945 bei einem Bombenangriff teilweise zerstört, 1987 Wiederaufbau Oberfläche und Ausstattung  Naturstein, gepflastert / Frankoniabrunnen, 1824 Ferdinand von Miller

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Rathausbrücke, Weinplatz Zürich, Schweiz

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Die Lage des Rathauses an der Limmat, genau genommen über den Wassern des Flusses, erforderte eine Brücke vom größeren Teil der Altstadt am westlichen Ufer herüber zum Limmatquai. Diese breite platzartige Brücke nahm seit dem 14. Jahrhundert den Gemüsemarkt auf und diente als herausgehobener Ort für förmliche Ereignisse neben dem Rathaus. Die Trias aus Rathaus, Polizei und Geschäftshaus bildet die drei Anker, welche die Platzfläche zu fixieren scheinen. Auf der westlichen Seite der Limmat verschmilzt die Fläche mit dem kleinen Weinplatz, der wiederum in die Altstadt mit ihren kleinen Plätzen und Gassen einleitet. Heute sind beide Teil der Fußgängerzone und beliebter Treffpunkt zwischen zwei Teilen der engen Altstadt; mit der Öffnung zum nahen Zürichsee wird die Rathausbrücke zum Belvedere und zur Aussichtsterrasse. In einem Buch über Plätze stellt sie einen Grenzfall dar, ist sie doch kaum als Platz zu bezeichnen. Mit minimalem Material wird ein Ort erzeugt. «Die Brücke, ein Bauwerk, das sichtbar macht, symbolisiert und versammelt und so bewirkt, dass die Umgebung zu einem einheitlichen Ganzen wird.» [Norberg-Schulz 1982, S. 18] Ort Zürich-Altstadt Zeit  1375 und 1420 Rathausbrücke, Verbreiterungen / 1602–1605 Vergrößerung auf heutige Breite / 1881 Eisenbrücke / 1967–1973 Ausführung in Beton Architekten  Siehe Bauwerke / 1881 Ludwig von Tetmajer / 1967–1973 Manuel Pauli

Dimensionen  3 500 m² Rathausbrücke Länge ca. 54 m × Breite bis 47 m, Weinplatz Länge ca. 33 m × Breite ca. 30 m, Gebäudehöhen bis 15 m (Haus zum Schwert) Wichtige Bauwerke  Rathaus, 1694–1698 Giovanni Maria Ceruto und Johannes Jakob Keller (Fassade) / Haus zum Schwert, erstmals erwähnt 1265 Oberfläche und Ausstattung  Betonplatten, Kandelaber, Beton-Sitzblöcke, vier Imbissbzw. Verkaufskioske unter einem Dach

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Zeichnungen

Impressum

Neufassung und Überarbeitung aller Zeichnungen 2014 Francesca Fornasier und Heiner Stengel mit

Konzept  Sophie Wolfrum, Alban Janson Texte  Sophie Wolfrum, Nikolai Frhr. v. Brandis, Alban Janson Zeichnungen  Francesca Fornasier, Heiner Stengel Projektkoordination  Annette Gref, Petra Schmid Lektorat  Karoline Müller-Stahl Layout, Covergestaltung und Satz  Hug & Eberlein, Nina Hug, Stephan Eberlein, Janna Seiter

Max Becker, Christina Catoiu, Sofia Costamagna, Serafina Eipert, Viktoria Fuhr, Verena Heyn, Liesa-Marie Hugler, Florian Kurbasik, Huy Le Quang, Theresa Ludwig, Hanna Ruck, Martha Shtipkova, Markus Stolz Erste Fassung der Zeichnungen betreut von Gunther Laux 2004–2009, Nikolai Frhr. v. Brandis 2010–2013, Francesca Fornasier und Heiner Stengel 2014 Anna Adasinskaya, Hanne Andreesen, Pablo Arias Alcedo, Mindaugas Arlauskas, Eva-Maria Aurbach, Aleksandra Baldzhieva, Theresa Bartl, Anne Bernier, José Boti, Cristina Catoiu, Veronika Chaber, Feifan Chen, Giulia Chen, Sofia Costamagna, Aleksandra Cupek, Teresa Dachauer, Nathalia von Dall'Armi, Aleksandra Dentkowska, Florian Dirschedl, Carolin Dissmann, Marija Dosnalova, Yekaterina Durzhinskaya, Hanna Eder, Ellena Ehrl, Viviane El Haddad, Holger Engleitner, Patrick Freund, Gintaré Gajauskaité, Franziska Gehrmann, Ekaterina Gerenova, Marie-Helen Goltermann, Maxie Groha, Sara Güngör, Kristin Haese, Thomas Harant, Caroline Heidlauf, Lavinia Herzog, Ana Horstmann, Nina Hürlimann, Jan Isaakson, Menglu Jiang, Kim JooHwa, Mathis Kellermann, Mathias Kestel, Priscilla Khiu Jing, Michaela Kloudová, Miriam Knechtel, Sofija Kostadinova, Felix Krüttli, Florian Kurbasik, Olga Laubender, Ludwig Lieb, Anna Maria Mäder, Paul Mathey, Maria Mayor Ortiz de Zárate, Carlos Salas Menárguez, Lisa-Marie Mengel, Daniela Mitter, Sophie Müller, Isabel Nuñez Cortes, Sophie Obermaier, Severin Oswald, Sina Pahle, Trung son Phung, Agata Pilip, Katharina Püschel, Fabio di Qual, Benjamin Rantz, Carole Rausch, Antonia Reif, Judith Resch, Jaroslava Rohlenova, Anabel Romero, Julia Ruisinger, Matthias Sanktjohanser, Marta Santacroce, Robert Schneider, Ludovic Schober, Katrin Schubert, Charlotte Schürenkrämer, Aenne Seib, Georg Soyer, Katharina Stachowicz, Petya Stancheva, Florian Strauss, Heike Unger, Dayana Valentien, Goda Visockaite, Johannes Weber, Sascha Wurm, Martyna Wyrwas, Melike Yetim, Wang Yiran, Hristina Zacharieva

Die Erstellung bzw. das Endlayout aller CAD-Zeichnungen erfolgte mit dem Programm Vectorworks.

Dank an Maren Harnack für Hinweise zu Rynek Główny in Krakau.

Library of Congress Cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch als E-Book (ISBN PDF 978-3-03821-544-8; ISBN EPUB 978-3-03821-692-6) sowie in englischer Sprache erschienen (ISBN 978-3-03821-649-0).

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