Platons Menexenos: Einleitung, Text und Kommentar 351907656X, 9783519076568

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Platons Menexenos: Einleitung, Text und Kommentar
 351907656X, 9783519076568

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Stavros Tsitsiridis

Platons Menexenos

Beitrage zur Altertumskunde Herausgegeben νοn

Michael Erler, Ernst Heitsch, Ludwig Koenen,

Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen

Band 107

Β.

G. Teubner Stuttgart und Leipzig

Platons Menexenos Einleitung, Text und Kommentar

Von

Stavros Tsitsiridis

Β.

G. Teubner Stuttgart und Leipzig 1998

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Tsitsiridis, Stavros: Platons Menexenos: Ein1eitung, Text und Kommentar Ι

νοn Stavros Tsitsiridis. - Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1998

(Beitrage zur Altertumskunde; Bd. 107)

Teilw. zugl.: ΚδΙn, υnίν., Diss., 1995

ISBN 3-519-Ο7656-Χ

Das Werk einschliel3lich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschίitzt.

Jede Verwertung aul3erhalb der engen Grenzen des Urheberrechts­

gesetzes ist ohne Ζ ustimmung des Verlages unzulassig und strafbar.

Das gilt besonders fιir VervielIaltigungen, ϋbersetΖungen.

Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung

ίη elektronischen Systemen.

© Β. G. Teubner Stuttgart 1998

Printed ίn Germany

Druck und Bindung: Rock, Weinsberg

PARENTIBVS

JOTAE, AMICAE CARISSIMAE

Γ

Platons Menexenos

Beitrage zur Altertumskunde

Einleitung, Text und Kommentar Herausgegeben νοn Michael Erler, Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen

Β.

Band 107

Von Stavros Tsitsiridis

83

83

G. Teubner Stuttgart und Leipzig

Β.

G. Teubner Stuttgart und Leipzig 1998

PARENTIBVS

ΙΟΤΑΕ,

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Tsitsiridis, Stavros: Platons Menexenos: Einleitung. Text und Kommentar /

νοn Stavros Tsitsiridis. - Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1998

(Beitrage zur Altertumskunde; Bd. 107)

Teίlw. zugl.: ΚδΙn, υnίν .. Diss.• 1995

ISBN 3-519-Ό7656-Χ

Das Werk einsch1ieBlich aller seiner Teίle ist urheberrechtlich geschίitzt.

Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts­

gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar.

Das gilt besonders fiir Verviel51tigungen. ϋbersetΖungeη,

Mikroverfιlmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung

ίn elektronischen Systemen.

© Β. G. Teubner Stuttgart 1998

Prίnted ίη Germany

Druck und Bίndung: Rock, Weinsberg

AMICAE CARISSIMAE

VORWORT

Die vorliegende Arbeit ist die tei1weise ίiberarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Wintersemester 1994/95 νοη der Philosophischen Fakultat der Universitat Ζυ ΚδΙη angenommen wurde (Tag des Rigorosums war der 5. Februar 1995). Zur ursprίinglichen Fassung (Einleitung und Kommentar) ist spater die kritische Ausgabe des Textes hinzugefίigt worden. Die Veroffentlichung der Arbeit wurde aus verschiedenen Grίinden verschoben. Ich habe allerdings versucht, die inzwischen erschienene Literatur, soweit es mir moglich war, Ζυ berίicksichtigen. lη der Einleitung werden alle Fragen ausfίihrlich behandelt, auf eine Diskussion ίiber die Beziehung Platons zu Thukydides wurde aber verzichtet. Diesem Problem werde ich an anderem Ort nachgehen. 1m Kommentar wurde bewuBt besonderes Gewicht sowohl auf textkritische als auch auf hίstοήsche Fragen gelegt, nicht jedoch auf die zahlreichen rhetοήschen Figuren, da sie schon ίη der Dissertation νοη Th. Bemdt ίibersichtlich zusammengestellt sind. Betreut wurde die Arbeit νοη Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Kassel. Seine groBe Gelehrsamkeit und wissenschaftliche Strenge haben meine Arbeit stark gefόrdert. Fίir seine Κritik, fύr seine zahlreichen Hinweise und nicht zuletzt fίir seine Geduld mochte ich ihm sehr herzlich danken. Mein Dank gi1t auch all jenen, die mir wahrend meines Studiums ίη Deutschland und bei der Entstehung dieser Arbeit geholfen haben: Prof. Dr. Κ. Bormann hat bereitwillig das Κοπeferat ίibemommen; Prof. Dr. Ρ. Funke hat den Teil ίiber den Korinthischen Κrieg gelesen und einige nίitzliche Hinweise beigesteuert; Prof. Dr. G. Α. Lehmann hat mein Studium der Alten Geschichte stets freundlich begleitet; Prof. Dr. D. Lipourlis hat mit mir (wahrend meines Aufenthalts ίη Zypem) einige Probleme diskutiert; mein Freund Prof. Dr. Ρ. Riemer und seine Frau Dr. Ulrike Riemer haben mir bei vielen Schwierigkeiten geholfen und darίiber hinaus meine Arbeit durchgelesen und stilistisch ίη vielen Fiillen

!!

verbessert; Prof. Dr. C. Zintzen hat schlieBlich die Aufnahme der Arbeit ίη die Reihe "Beitrage zur Altertumskunde" ermOglicht. Mein Studium ίη Deutschland wurde durch ein groBzίigiges Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) moglich, wofίir ich sehr dankbar bin. Meine Lehrer ίη Griechenland will ich hier nicht unerwahnt lassen. Ganz besonders mochte ich Herrn Prof. Dr. Th. Stephanopoulos danken: Er hat mich ίη die Klassische Philologie eingeweiht, zum Weiterstudium ίη Deutschland ermutigt und ist mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Was ich ihm schulde, ist nicht leicht auszudrίicken. Nennen mochte ich mit groBer Dankbarkeit auch meinen frίiheren, leider mittlerweile durch tragischen Tod verstorbenen Lehrer Prof. Dr. J. Κambitsis.

Last but not least mochte ich Jota Κritseli danken, nicht nur fur ihre allgemeine Unterstίitzung wahrend der ganzen Zeit, sondem auch fiir ihre Hilfe bei der Entstehung der Arbeit, ganz besonders im Zusammenhang mit der Kollation der Handschriften. Ihr und meinen Eltem ist dieses Buch gewidmet. Athen, im Januar 1998

INHAL TSVERZEICHNIS

LlTERATUR- UND ABKΌRzUNGSVERZEICHNIS EINLEITUNG Ι. Echtheit Π. Datierung m. Aufbau IV. Sinn und Bedeutung ν. Textίiberlieferung

(ί) Direkte ϋberlieferung (Η) Nebenίiberlieferung ΤΕΧΤ

KOMMENTAR INDICES

11 21 21 41 52 63 92 92 100 103 127 421

LITERATUR- UND ΑΒκϋRΖUΝGSVΕRΖΕΙCΗΝΙS Die antiken Autoren werden nach den Abkίirzungen νοη LSJ zitiert mit wenigen Ausnahmen (Diod. statt D.S., Dion. Hal. statt D.H., Ε. Her. statt HF und Hcld. statt Herαcl., Χ. Hell. statt Χ. HG).

Ι. Textausgaben. Kommentare und ϋbersetΖungen

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Platonis dialogi quattuor, scholarum ίη usum ed. Fr. G. Engelhardt, Berolίni 1826.

Ast

Platonis quae exstant opera, rec. Fr. Astius, Lipsiae 1827.

νοl. ΙΧ,

..... LITERATUR VERZEICHNIS

LITER ATUR VER ZEICHNIS

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bei Engelmann

Αηοη.

Hermann

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Funeral Speeches at Athens. New

Υ ork

Tradίtion

1981.

of

EINLEITUNG

Ι.

ECHTHEIT

WENN es zutήfft, daB ίη der Vergangenheit die Echtheit nur weniger platonischer Schήfteη nicht ίη Abrede gestellt wurde, so ware es verwunderlίch, wenn dies nicht auch im Falle des Menexenos geschehen waιe, dessen ratselhafter Charakter und verha1tnismaBig kleiner Umfang die Philologen immer ίη Verlegenheit brachte und den staιkeren Verdacht einer Unechtheit erweckte. Der Argwohn den platonischen Schriften gegeηϋber war ein Phanomen des 19. Jahrhunderts, so daB die Echtheitsfrage ίη den meisten Fa11en - und dazu laBt sich auch die vorlίegende Schήft zahlen - heute keine bedeutende Rolle mehr spielt. Dennoch ist eine ausfϋhrιίche ErDrterung der gegen die Echtheit vorgebrachten Argumente nicht nur fϋr die Geschichte der philologίschen Forschung νοη Interesse, sondem kann auch das Verstandnis des Werkes selbst fordem, indem sie die Aufmerksamkeit auf verschiedene Aspekte des Textes richtet und die Gelegenheit zur Aufklarung etlίcher Schwίeήgkeίteη bietet. Der erste, der die Echtheit des Μχ. bzw. eines Teί1s des Werkes ίη Frage gestellt hat, war Fr. Schleiermacher ίη seiner kurzen, aber inhaltsreichen Einleitung zur ϋbersetΖuηg der Schήft. Seine Κήtίk ήchtete er hauptsachlίch gegen das Rahmengesprach, weί1 es eine besondere Schwίeήgkeίt beΖϋgιίch der Interpretation der Rede bereite. Zur Ausdeutung der Rede bieten sich namlίch nach Schleiermacher drei Interpretationsmoglίchkeiten, νοη denen jedoch keine durch das Rahmengesprach bestatigt werde. Darϋber hinaus sei das Rahmengesprach Platons "nicht sonderlίch wϋrdίg", vorwiegend wegen der "plumpen Ehrerbietίgkeit" des Menexenos und der verfehlten Scherze des Sokrates (376-7). Deshalb ist nach Schleiermacher der Verdacht berechtigt, die Umrahmung rϋhre νοη einem anderen her, "der gem ein Gesprach machen wollte aus der Rede, und meinte, ein Platonisches

"",,",,"'

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EINLEITUNG

EINLEITUNG

Erzeugnis konne doch ohne den Sokrates unmoglίch ίη die Welt gehen" (377). Vieles ίη diesem Gesprach lasse sich demnach als Nachahmung platonischer Motive erklaren, wie beispielsweise Aspasia, die der Diotima nachgebίldet sein konnte, und gerade dieser Nachahmungsversuch habe auch Ζυ dem groben Anachronismus gefίihrt. 1 Mag die Annahme Schleiermachers an sich anregend erscheinen, so sind doch seine Argumente uηbefήedίgeηd und reichen nicht aus, um sie Ζυ srutzen. Es ist zunachst methodisch unannehmbar, die Echtheit eines Werkes oder eines Teίles nur deswegen anzufechten, weil dieses Werk oder dieser Teίl Ζυ gewissen 1nterpretatίonen oder Vorstel1ungen nicht paBt. Das hangt natϋrlich im Fal1e Schleiermachers mit seiner al1gemeineren Auffassung ϋber das platonische Werk zusammen, das er als ein geschlossenes phίlosophisches System betrachtet, worin die kleinen Schήfteη nicht mehr als Vorlaufer oder Erganzungen der groBen Werke sind, was aber zur Folge hat, daB Ζυ dem System nicht passende kleinere Dialoge zwangslaufig ίη den Verdacht geraten, unecht Ζυ sein, oder unterschatzt werden.2 Und was die asthetischen Urteίle Schleiermachers anbelangt, so muB man diese ίη unserem Jahrhundert nicht unbedingt teilen. Dann bleibt nur der Anachronismus ϋbήg, der ίη der Tat nicht Ζυ ϋberseheη ist und auch νοη spateren Philologen immer wieder als AnstoB empfunden wurde: Sokrates wiederholt angeblich eine Rede Aspasias, die u.a. ΡeήkΙes ίη der Rhetοήk unterwiesen habe, ίη der die Erzahlung der athenischen Geschichte bis ins Jahr 386 reicht, also weit (13 Jahre) ϋber den Tod des Sokrates und viel1eicht auch den der Aspasia hinaus.3. Das Vorhandensein eines Anachronismus konnte an sich eher als ein

Anzeichen fίir die Echtheit genommen werden, da kleinere oder groBere Anachronismen nicht selten bei Platon Ζυ finden sind, so daB sich diese Erscheinung auch als platonische Eigenrumlichkeit bezeichnen lieBe. 4 Einige Beispiele aus der gleichen schήftstel1eήscheη Ρeήοde Platons sol1ten geηϋgeη, um dies Ζυ demοηstήereη: (ί) 1m Gorgiαs laBt sich ein konkreter Zeitpunkt der Handlung nicht bestimmen, dennoch bieten manche Teίle des Dialoges verschiedene ΖeίtbeΖϋge. Auch wenn die meisten einander nicht widersprechen, weichen die hίstοήscheη Angaben ίη zwei Fal1en so stark voneinander ab, daB die Abweichung nur als Anachronismus betrachtet werden kann: Wahrend ίη 470 d5 als jϋηgstes Beispiel (vgl. dl τα γαρ xerc και πρώην γεγονότα, d5 όρ~c αρχοντα) eines ungerechten Mannes, der trotzdem glϋckΙίch sei, der Konig Archelaos νοη Mazedonien aηgefϋhrt wird, der 413 Y.Chr. den Thron bestiegen hat, heiBt es dagegen spater νοη ΡeήkΙes, er sei νεωcτί (503 c2) gestorben. 5 (ίί) Das Gesprach im Menon findet, wie mit groBer Sicherheit Ζυ schlieBen ist, kurz nach 403 (viel1eicht Ende Januar oder Anfang Februar 402) statt. 6 Die Erwahnung des 1smenias (90 a) bezieht sich jedoch sehr wahrscheinlίch auf die Vorgange des Jahres 395, die mit der Tatigkeit des Rhodiers Timokrates als eines persischen Agenten, der ίη Theben, Athen, Argos und Korinth Bestechungsgelder ausgeteilt hat, verbunden sind. 7 (ίίί) GroBere Ahnlichkeit mit dem ίη Μχ. festgestel1ten

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1 Fίir die Trennung des dia10gischen Teils νοη der Rede ist neulich wieder Thes1eff (Chron010gy 116 f.; 182) eingetreten, der ebenfalls Ζυ der Ansicht neigt, der Dia10g sei Produkt eines der Schίίler P1atons und stamme nicht νοη ihm se1bst: "Ι prefer Ιο think that the frame dia10gue was added 1ater by P1ato or, rather, a ρυρil, ίη order Ιο bήηg ουΙ the irony of the speech quite c1ear1y and 10 link ίι υρ with a current discussion of the teaching of Socrates and its sources" (182).

2 Vgl. Fr. Sch1eiermacher, P1atons Werke Ι 2, 263 und s. hierzu Η. Leisegang, RE ΧΧ 2 (1950) 2372; Η. Flashar, Der Dia10g lοη a1s Zeugnis p1atonischer Philosophie, Berlin 1958,4 Α. 1. 3 Wann genau 1etztere gestorben ist, 1aBt sich freilich nicht sagen, vgl. dazu W. Judeich, RE 11 2 (1896) 1720 f.

4 Dazu s. Ε. Zeller, Ueber die Anachronismen ίη den p1atonischen Gesprachen, Abh. d. Akad. d. Wiss. Ζυ Berlin 1873 = ΚΙ Schr. Ι 115-35; R. Sch1ag1, Beitrage Ζυ den Anachronismen bei P1aton, Progr. Tetschen a.E. 1901; Η. Raeder, P1atons Philosophische Entwicke1ung, Leipzig 1905, 65 ff. Die Anachronismen bei P1aton blieben auch ίη der Antike nicht unbemerkt, wie aus einem Abschnitt vielleicht aus der Schήft npoc τον Φιλοcωιφάτην des Krateteers Herodikos hervorgeht (fr. 2 Dίiring = Αήstίd. 3, 577-82 L.-B.; Athen. V 216 c- 218 e. Diese Quelle des Αήstίdes wird weder νοη Α. Haas, Quibus fontibus Aelius Αήstίdes ίη componenda dec1amatione ... usus sit, Diss. Greifswa1d 1884,33 Α. 17 noch νοη Behr ίη seinem Apparat erwiihnt). 5 Vgl. Dodds 17 f. Ζυ einem frίiheren Anachronismus schon im lon s. Η. Flashar, Der Dia10g lοη 96 ff. 6 R.

S. B1uck, P1ato' s Meno, Cambήdge 1961, 120.

E.S. Thompson Ζυ Men. 90 a (Ζ. 40); kaum g1aubhaft dagegen die Annahme νοη Wilamowitz 11 104 f. (vgl. Cobet, Collect. critica 47 f.); die Erk1arung νοη J. S. Μοrήsοη, ClQ 36 (1942) 57-78, ist rein hypothetisch (ihm f01gt auch B1uck im Komm. Ζυ 90 a3-4). Der Diskussion liegt die vorgefaBte Meinung zugrunde, daB man P1aton keinen Anachronismus zutrauen darf. 7

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hat zweifellos der im Symposion erscheinende Anachronismus: lη der ΑήstΟΡhaηesrede wird der arkadische Umzug (διοικιcμόc) erwii.hnt (193 a), womit zweifellos der des Jahres 385 gemeint ist8; es wird also auf ein hίstοήsches Ereignis angespielt, das zumίndest 14 Jahre nach dem Tod des Sokrates und mehr als 30 Jahre nach dem (ins J. 416 datierbaren) ίη Agathons Haus abgehaltenen Symposion stattfιndet. 1m Vergleich mίt den erwii.hnten Beispielen konnte man ηatϋrlίch einwenden, daβ sich der Anachronismus im Μχ. krasser ausnimmt. Gerade aber die Tatsache, daβ er ins Auge fcillt, deutet eher nicht auf einen Nachahmer oder Hίlscher hin, es sei denn, man wollte annehmen, daB es sich ίη diesem Fall um einen besonders unbegabten Imitator handelte. Dies wiederum wϋrde durch den einwandfreien platonischen Stίl und gleichermaβen durch die auffallende Kenntnis νοη Personen und Sachen sowie durch die lίteraήschen Anspielungen im Vorgesprach klar widerlegt. Wenn aber der Anachronismus hier nur als absichtlίch eingesetzt Ζυ denken ist, dann kann dieser nicht allein ίη dem mangelnden lηteresse Platons an etwaigen lnkonsequenzen ίη seiner Darstellung lίegen. Wenn man ηυη bedenkt, daβ weder Aspasia einen Epitaphios verfaβt, noch Sokrates eine solche Rede gehalten bzw. wiederholt haben dϋrfte und daβ Platon eine solche Moglίchkeit nie hatte unterstellen wollen, so lίegt der Grund fίir den Anachronismus auf der Hand: Platon will auf diese Weise beide Personen νοη der Urheberschaft befreien und somίt den fιktiven Charakter des Werkes hervorheben. Die Κraβheit des Anachronismus hangt also mit seiner Funktion zusammen. Darϋber hinaus muB aber auch da,rauf hingewiesen werden, daβ Anachronismen der zeitgenossischen lίterarischen Praxis nicht fremd waren. Είη vergleichbarerer Anachronismus kam ίη der fingierten Ank1agerede des Polykrates gegen Sokrates vor 9 und gerade ίη Zusammenhang mit Aspasia war Aischines νοη Sphettos mίt einem ebenfalls unverkennbaren 8 Wilamowitz (Ι 372; 11 176) hat angenommen, daB Platon damit das Ereignis des Jahres 418 gemeint habe, als die Spartaner den Bund der arkadischen Stiidte aufgelost haben. Vgl. ίη der gleichen Richtung Η. Β. Mattingly, Phronesis 3 (1958) 31-9 und nach ihm auch J. S. Μοπίsοn, ClQ 58 (1964) 44 ff. Diese Interpretation hat Κ. J. Dover, Phronesis 10 (1965) 2-20, ίiberzeugend widerlegt. 9 Polykrates erwiihnte den Wiederaufbau der Mauem durch Κοηοη (393 v.Chr.), wie aus Favοήn fr. 3 Mensching (= D.L. 11 39) hervorgeht; s. dazu R. Hirzel, RhM 42 (1887) 240; Ρ. Treves, RE ΧΧΙ 2 (1952) 1740.

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Anachronismus ίη seiner Aspαsiα Platon vorausgegangen lO • Die Echtheit nicht mehr des Rahmengesprachs, sondem der ganzen Schήft hat zum ersten Mal Fr. Ast (Plat. Schr. 448 ff.) bestήtten. Sowohl seine Argumente wie auch das Ergebnis seine ϋberlegungen sind jedoch nichts weiter als eine Erweiterung der Argumentatίon Schleiermachers. Er entdeckt auch im Vorgesprach manches, was "abgeschmackt" und "ungeschickt" sei, fιndet die hίstοήscheη Darlegungen ίη der Rede sehr "parteiisch" (im Falle der Bezeichnung der attischen Verfassung als 'Αήstοkratίe' sogar uηήchtίg) und tadelt schlίeBlίch die ίη der Rede enthaltenen rhetοήscheη Elemente und die poetischen Ausdrϋcke. Das einzige diskutable Argument ist der Hinweis auf einen scheinbaren Widerspruch: ίη 235 c wird die Wahl des Redners als ohne Vorbereitung erfolgt dargestellt, obwohl ίη 234 b schon gesagt worden ist, daβ sie auf den folgenden Tag verschoben sei. Der Widerspruch schwindet aber, sobald man versteht, daβ mίt den gleichen Worten an beiden Stellen jeweίls etwas anderes gemeint iSt. 11 Grϋndlίcher und ausfίihrlίcher war Κ. Steinharts Argumentatίon gegen die Echtheit (Είη!. Ζυ Η. ΜϋΙΙers ϋbersetΖuηg S. 372 ff.). Steinhart ϋbersίeht weder die fϋr die Echtheit sprechenden antίken Zeugnisse noch den Umstand, daβ die Sprache keinen AnstoB erregt. Seine Κήtίk kοηΖeηtήert er auf "die ganze kϋηstΙeήsche Composition". Doch im Rahmengesprach vermiBt Steinhart vier kϋηstleήsche Είgeηtϋmlίch­ keiten, "an denen wir den echten Platon leicht erkennen"(375): 1. Es fehle -die "reiche und anmuthige Ausstattung mit mimίsch-szenischem Schmuck, die Platon gerade solchen Dialogen, welche weniger reich an phίlosophischem Gehalte sind, mίtzugeben pflegt". 2. Man fιnde nichts

10 Er liiBt Aspasia ein Gespr1l.ch mit Xenophon und seiner Frau fίihren (fr. 31 Dittmar De inv. 1,51 vgl. Quint. lnst. V 11,27); dazu s. auch Η. Κrauss, Aeschinis Socratici reliquiae, Leipzig 1911, 84 Α. 137; Η. Dittmar, Aischines νοη Sphettos, (Philol. Unters. 21) Berlin 1912,32 Α. 118. 11 Dazu s. den Komm. zu 235 c7-8. Ahnlicher Argumentation, wie die νοη Schleiermacher und Ast vorgefίihrte, bedient sich Ε. Zeller ίη seinen Platonischen Studien (1839). Obwohl er die Halfte seines Anhangs zur Echtheitsfrage des Μχ. widmet, enthalten seine Ausfίlhrungen kaum etwas Neues; vgl. spiiter Philos. d. Gήech. 511 Ι, 480 ff. Α. 1, wo er Tίlllmann folgend offenbar annimmt, daB die Schήft vom Opuntier Philippos untergeschoben wurde (zu seinem Argument hinsichtlich der Datierung s. unten Kap. 11).

= Cic.

""Ζδ"

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"νοη

jener dramatischen Entwickelung, durch welche selbst die unbedeutenderen Gesprache Ζυ kϋηstleήsch abgerundeten Darstellungen einer durch wechselnde Stimmung und Gefϋhle und durch den Gegensatz der Charaktere belebten Handlung werden". 3. Man veπnisse femer die echt sokratische Dialektik und Maeutik. 4. SchlieBlich fehle die "sonst dem Sokrates eigene attische Feinheit des Witzes und der Ironie" oder sie sei "ίη einer herzlich plumpen Weise nachgebildet". Υοη diesen Argumenten darf man zunachst den letzten Punkt, den fast alle Anfechter der Echtheit seit Schleieπnacher und Ast angefϋhrt haben, beiseite lassen, denn dieser Tadel beruht zum Teil auf MiBverstandnissen und zum Teil auf einer nicht vorurteilslosen Meinung iiber die Art der sokratischen Scherze. 12 Was die iibήge Argumentation anbelangt, so basiert Steinharts Κήtίk auf einer irrtiimlichen Annahme, denn sie setzt mehr oder weniger voraus, daB so etwas wie eine feste und typische Art des platonischen Dialogs mit bestimmten Merkmalen existiert hat. Er kann infolgedessen den Μχ. mit Dialogen wie Lysis, Chαrmides, Lαches und Euthydemos oder aber mit den beiden Hippiαs, dem Euthyphron und dem Kriton ohne Bedenken vergleichen. Dabei wird jedoch iibersehen, daB Platon Dialoge mit sehr verschiedener Form, Inhalt und Charakter geschήebeη hat. ϋberseheη wird zudem die Tatsache, daB der dialogische Tei1 ίη unserer Schήft verhiiltnismaBig kurz ist und daB er obendrein eine einrahmende, d.h. lediglich einleitende und abschlieBende Funktion hat, wahrend das Hauptgewicht der Grabrede zukommt. Insofem ist also die Forderung unberechtigt, im Gesprachsteίl miisse dramatische Entwicklung oder sokratische Dialektik und Maeutik Ζυ finden sein. Durch die erwahnten Eigentiimlichkeiten laBt f6.ch auch erklaren, warum der "mimisch­

12

UnzuHi.ngliches Verstandnis zeigt Ζ.Β. der Tadel der Worte des Sokrates, daB er

Ύοπ Aspasia beinahe Schlage bekommen hatte' , weil er vergeBlich gewesen sei, denn dieses Bild gehort Ζυ der (auch sonst nicht unbekannten) komodienhaften

Selbstdarstellung des Sokrates als Schtiler. Das gleiche gilt, wenn Sokrates sich mit seiner A.uBerung ίπ 236 dl-2 bereit erklart, offentlich nackt Ζυ tanzen; s. hierzu den Komm. z.St. Ζυ den scherzhaften Elementen im Vorgesprach sei im ϋbήgen folgendes bemerkt: Erstens darf man nicht vergessen, daB Sokrates mit einem viel jϋngeren und ihm offenbar sehr gut bekannten Mann SΡήcht und, wie bei Sokrates Ζυ erwarten, ist der Gesprachs- und Umgangston heiter und zuweilen spielerisch. Zweitens weist vieles ίπ diesem Gesprach, was die Personen (Konnos, Aspasia) und verschiedene Αusdrϋcke angeht, auf die zeitgenossische Komδdie hin. Dies konnte auch die Art der Scherze teil weise erklaren.

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szenische Schmuck" nicht so reichlich wie ίη anderen Dialogen ist (er fehlt allerdings auch ίη der vorliegenden Schήft nicht ganzlich). Wenn man den Μχ. mit anderen platonischen Werken hinsichtlich der "kϋηstΙeήscheη Composition" vergleichen wollte, dann sollte man nicht den Lαches, den Chαrmides oder die beiden Hippiαs, sondem vielmehr die Apologie, den Timαios, den Kritiαs und (falls sie echt ist) die Epinomis heranziehen, Werke also, denen der Μχ. wenigstens ίη Bezug auf die Poπn naher steht. Noch weniger stichhaltig ist aber die Κήtίk Steinharts an der Grabrede: er verurteίlt sie nicht etwa aufgrund ihres Inhalts oder vorhandener Schwachen, sondem weil Platon eine solche Rede anders (mit Hervorhebung Ζ.Β. der Unsterblichkeit der Seele ίη der Paramythie) hiitte schreiben sollen. Auf hauptsachlich hίstοήschem Gebiet bewegt sich die Argumentation die Ε. Schwartz ίη Zusammenhang mit einer glanzenden Quellenanlyse der Hellenikα des Kallisthenes und speziell einer Erorterung des Problems des ΚaΙΙίasfήedeηs vorgebracht hat (Heπnes 35, 1900, 106-30). Seine Einwande gegen die Echtheit beruhen auf der Beschreibung gewisser hίstοήscher Ereignisse der Pentekontaetie im Μχ. Da sie νοη besonderem Belang sind und noch nicht diskutiert worden sind, bedίirfen sie einer ausfϋhrlicheren Besprechung. 13 Zum Ende der Ρerserkήege werden im Μχ. (241 d4 ff.) folgende Vorgange ίη der angegebenen Reihenfolge erwahnt: die Seeschlacht am Eurymedon und die Expedition nach Zypem, Agypten (beides ohne 13 Vor Schwartz war jedoch die Echtheit auch νοπ anderen Philologen ίπ Abrede gestellt. So ΤϋΙΙmann ίπ seiner Dissertation (bes. 76), der den Herausgeber der Leges, Philippos νοπ Opus, als Verfasser vermutet; J. Gutscher, Programm Marburg ίπ Steiermark 1864; Fr. Ueberweg, Untersuchungen ϋber die Echtheit u. Zeitfolge u. ϋber die Hauptmomente aus Plato' s Leben, Wien 1861, 143 ff., der aufgrund der Tatsache, daB bei D.L. ΙΙ 124 unter dem Namen Glaukons, Platons Bruder, ein gleichnamiger Dialog steht, ihm die Verfasserschaft zuschreiben will; Sauppe, Nachr. d. Kgl. Gesel. d. Wiss. 1864, 220 = Ausgew. Schr. 385 ff. (dazu vgl. aber Wendland 194 Α. 3); C. Schaarschmidt, Die Sammlung der p1at. Schήften, Βοηη 1866, 106 ff.; schlieBlich Bruns 360, wohl mit der Anerkennung, daB die Technik des Werkes der platonischen Art ohne Frage naher steht als andere Werke, er aber "vorlaufig an seine Echtheit nicht Ζυ glauben" vermag. Damit nicht der Eindruck entsteht, daB die ϋberwίegende Mehrheit der Philologen des 19. Jahrhunderts gegen die Echtheit war, sei hier erwahnt, daB genauso viele fϋr die Echtheit eingetreten waren, u.a. J. Socher, V. Loers, C. Schoenborn, Α. Westermann, Κ. W. Kruger, Κ. F. Hermann, G. Stallbaum, Th. Bergk, Th. Bemdt, Ρ. Wend1and.

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nahere Bestimmung) und 'an vie1en anderen Orten'.14 Danach wird νοη einem 'Fήeden' gesprochen, der als Ein1eitung zum nachsten Abschnitt ϋber die innergήechίschen Κήege dίene. A1s erstes Ereignis dieser Κήege wird die Sch1acht bei Tanagra erwahnt. Ζυ dieser Darstellung bemerkt Ε. Schwartz: 'Ήίer werden die Seesch1acht am Eurymedon, der Feldzug gegen Kypern, die Fahrt nach Aegypten zusammen vor den Vertrag geruckt, ferner ίη eine solche Reihenfo1ge, dass man den kΥΡήscheη Fe1dzug vor den aegyptischen stellen muB und ηυη nicht weiss, [1]15 we1cher νοη den kίmonischen Ζϋgeη, die Ephoros beide mit Kypern ίη Verbindung bήηgt [er meint die Fe1dΖϋge νοη 459 und 450], gemeint ist, [2] auch nicht wie oft die Athener nach Aegypten gefahren sind, ob Dfter, wie bei Thukydides, oder einmal, wie bei Ephoros. Am allerschlίmmsten ist [3] dass alles der Sch1acht bei Tanagra zeitlίch vorangehen sol1." Gegen diese Κήtίk 1aBt sich fo1gendes einwenden: [1] Schwartz nahm AnstoB daran, daB man aus der Darstellung nicht erkennen kann, we1cher νοη den beiden Fe1dΖϋgen nach Zypern gemeint sei. Da aber die Reihenfo1ge der Ereignisse offensichtlίch chrono1ogίsch ist, versteht sich νοη se1bst, daB mit dem erwahnten ΖΥΡήscheη Fe1dzug, wenn man ihn identifizieren will, nur der νοη Thukydides (1104, 2) und auf der 1ηschήft 1G 13 1147 genannte Fe1dzug des Jahres 459 gemeint sein kann. 16 . [2]

14 Welche Schlachten mit letzteren Worten vor allem angedeutet werden kδnnten, laBt sich aus der Gefallenenliste der Phyle Erechtheis IG 13 1147 = M-L 33 aus dem Jahre 460 oder 459 entnehmen (s. auch Komm. Ζυ 241 e2). Zum besseren Verstandnis werden die Daten (nach der ίη CAH 2 V 506 ff. angenommenen Chronologie~ fίir die wichtigsten Ereignisse der erwahnten Zeίt angegeben: 469-6 Land- und Seesieg der Athener unter Κimon ίiber die Perser bei Eurymedon. 459? Athenische Flotte nach Zypern und anschlieBend die groBe Expedition nach Agypten, die 454 mit der Niederlage der Aufstandischen und der Athener auf der Nilinsel Prosopίtis beendet wird. 458? Die Niederlage der Athener durch dίe Spartaner bei Tanagra. 450? Feldzug der Athener unter Kimon nach Zypern und anschlieBend nach Agypten. Sieg der Athener ίiber die Perser bei Salaιnis auf Zypem. 449? Der angebliche ΚaΙΙίasfήeden zwischen Athenem und Persem. 15 Die Νumeήerung stammt vοη mir. 16 Es ist deswegen absurd, wenn vοη R. Sealey, Ηίstοήa 3 (1954) 329 und G.L.

Murison, Phoenix 25 (1971) 14, behaΙιΡtet wird, der Verfasser des Μχ. datiere den Kalliasfrieden vor 460, weil die Schlacht bei Tanagra danach anzusetzen ist, und

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Nach Schwartz geht aus der Darstellung nicht hervor, "wie oft die Athener nach Aegypten gefahren sind, ob Dfter, wie bei Thukydίdes, oder einma1, wie bei Ephoros". Die Frage ist aber, ob eine solche Νachήcht ίη einer Rede ϋberhaUΡt Ζυ erwarten ist. Um nur ein ahnlίches Beispie1 Ζυ erwahnen: Wir wissen aus hίstοήοgraΡhίscheη Quellen, daB wahrend des Pe10ponnesischen Κήeges zwei athenische Expeditionen nach Sizilίen unternommen wurden, eine ίη den Jahren 427-424 und eine vie1 wichtigere ίη den Jahren 415-413. 1η we1cher Rede begegnet man aber der ersten Expedition? Und we1chem Leser ist es unk1ar, wenn einfach νοη der 'sizίlischen Expedition' die Rede ist? Man darf aber hier mit vollem Recht eine weitere Frage stellen, ob namlίch P1aton selbst wie seine Zeitgenossen - mit Ausnahme vielleicht einiger Ηίstοήker ­ ϋberhaUΡt ίη der Lage waren, sich so genau ϋber die Expedition nach Agypten Ζυ auBern oder zwischen den beiden Expeditionen nach Zypern, die innerha1b νοη wenigen Jahren stattfanden, Ζυ unterscheiden. 17 Noch etwas entkraftet die Κήtίk νοη Schwartz Ζυ diesen beiden Punkten. Seine Vοrwϋrfe spie1ten fϋr die Echtheit des Μχ. nur dann eine Rolle, wenn die angeblίche Verschwommenheit oder Verwechs1ung ίη der Darstellung der Geschichte aus der zweiten HaIfte des 4. Jh., aus der Zeit a1so, ίη der Ephoros und Lykurg schreiben, stammt, wie Schwartz se1bst behauptet. Νυη findet sich die gleiche Verschwommenheit bei 1sokrates 8, 86 (356 v.Chr.). Auch an dieser Stelle b1eibt unk1ar, wie oft die Athener nach Agypten gefahren sind und we1cher ΖΥΡήsche Fe1dzug gemeint ist, auBer wenn man annimmt, daB die bei 1sokrates angegebenen Zah1en die Sache deutlicher machen. Wenn a1so diese gleichzeitig nach 454 (und wahrscheinlich nach 450), weil dίe Expedition nach Zypem und Agypten vorher erwιιhnt worden sei. Letzteres ist falsch. 17 Ιη solchen FiιIlen ist immer mit dem fίir mi1ndliche Oberlieferung charakteήstίschen 'Teleskop-Effekt' Ζυ rechnen, "der zwei ιιhnliche, aber zeitlich getrennte Vorglinge im Ri1ckblick aus groBer Feme ιniteinander verschmelzen l!ίBt" (Κ. Α. Raaflaub ίη: J. Ungem-Stemberg - Η. Reinau [Hsg.], Vergangenheit ίη mi1ndlicher Oberlieferung, [Colloquium Rauήcum 1] Stuttgart 1988, 222, ιni! dem weiteren Beispiel [S. 216 Α. 81] aus [D.] 58, 66 f., wo das oligarchische Regime vοη 411 mit dem vοη 404 verιnischt wird); s. auch Thomas 224. Es ist bekannt, daβ die hίstοήsche Kenntnisse der Athener geήng waren, s. Η. Crosby ίη: C1assical Studies presented to Ed. Capps, Ρήncetοn 1936, 72-85. Ahnliches gi1t fi1r die Redner: das Beispiel des Andokides ίη seiner Friedensrede (391 v.Chr.) ist hierzu lehπeίch (er verwechselt u.a. Mi1tiades und Kimon ιniteinander), s. im einzelnen Thomas 119 ff.

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Verschwoιnmenheit

auch bei Isokrates festzustellen ist. warum waι-e das bei Platon unwahrscheinlich? Wϋrde man wirklich erwarten. daB Platon Ηίstοήkerwerke studiert hatte. um einige Ereignisse ίη seinem (fiktiven) Epitaphios ΖΟ erwiίhnen? 1st nicht wahrscheinlicher. daB er fϋr diesen Zweck aus anderen Reden. aus der mϋηdιicheη Tradition oder gar aus Denkmiίlem. die jedem Athener sichtbar waren. geschopft hat?18 Es bleibt nur der dήtte Punkt [3] ίη der Κήtik νοη Schwartz ϋbήg. den er als das "allerschlimmste" bezeichnet und nach dem alle im Text erwiίhnten Ereignisse der Schlacht bei Tanagra vorangehen sollten. Die Beschreibung des Problems ist zunachst nicht ganz ήchtίg. denn. wenn man die oben zum ersten Punkt gegebene Erklarung ϋber den ΖΥΡήscheη Feldzug akzeptiert. fallen alle Ereignisse auBer vielleicht dem ίη 242 a2 angedeuteten ΚaΙΙίasfήedeη tatsachlich ίη die Zeit vor der Schlacht bei Tanagra. Mit der HistοήΖίtat und der Datierung des ΚaΙΙίasfήedeηs ist aber eines der groBten hίstοήscheη Probleme verbunden. 19 Die Frage nach der ΗίstοήΖίtat des Vertrages spielt jedoch ίη unserem Falle keine Rolle. da die Worte είρήνηc δε γενομένηc sowohl einen formellen FήedeηsschΙuΒ wie auch einen de fαcto eingetretenen FήedeηSΖustaηd bezeichnen kOnnen.20 Wichtig ist dagegen hier die Datierung des 181m vorlίegenden Fall scheint mir die ϋbereinstimmung mit der Gefallenenlίste der Phyle Erechtheis (s. oben Anm. 14) auffallend: dort wird ebenfalls zuniίchst Zypern und dann Agypten erwiίhnt; es folgen Phonizien, Halίeis, Agina und Μegaήs (= άλλocε πολλαχόcε Μχ. 241 e2). 19 Das Problem lίegt, zusammenfassend, darin, (ί) daB dieser Vertrag νοη den zeitgenossischen Quellen (lkrodot, KomOdie, Thukydides) ίlberhaupt nicht erw1ihnt wird, (ii) daB, obwohl auf ihn zum ersίen Mal Isokrates im Pαnegyrikos anspielt, seine Bestimmungen erst spi1ter und allmiίhlίch konkretisiert ίη den Quellen erscheinen und (iiί) daB der Vertrag νοη Theopomp und Kallisthenes ausdήicklich negiert wird (hierzu anders Α. Β. Bosworth, JHS 110, 1990, 1-13). Aus all diesen Gήinden wurde der AbschluB eines offiziellen Vertrages νοη vielen Gelehrten, u.a. νοη Dahlmann, Kήiger, Wilamowitz und zuletzt νοη Κ. Meister, Die Ungeschichtlichkeit des ΚaΙΙίasfήedens und deren hίstοήschen Folgen, (Palingenesia 18) Wiesbaden 1982, geleugnet und als eine Erfindung der Rhetοήk betrachtet, die dem Κδnίgsfήeden einen ruhmreichen Fήeden gegenίIberstellen wollte. AusfίIhrliche Darstellung des Problems ίη dem schon erwiίhnten Buch νοη Meister. Fίlr die ΗίstοήΖίΙiίt des ΚaΙΙίasfήeden ist neuerdings Ε. Badian ίη seinem wichtigen Aufsatz ίη JHS 107 (1987) 1-39 = From Plataea Ιο Potidaea 1-72, eingetreten. 20 Letzteres immerhin wahrscheinlich, vgl. 243 e ι; 244 b3; ferner 242 d ι; man beachte schlieBlich das Fehlen des Artikels. Daraus ist allerdings kein SchluB ίIber die ΗίstοήΖίtiίt des Kalliasfriedens Ζυ ziehen, denn es ist plausibel, daB Platon zwar den

EINLEITUNG

31

:_1,

Fήedeηs. iιnmer

unter dem Vorbehalt. daB ein solcher Fήedeη tatsachlich geschlossen wurde. 1st der Fήedeη ins Jahr 465 ΖΟ datieren. wie manche Histoήker neuerdings glauben2 1• dann fiίllt er ohnehin ίη die Zeit vor der Schlacht bei Tanagra und die Reihenfolge der ίηηergήechίscheη Κήege bDte keine Schwίeήgkeίt. Nicht so einfach ist dagegen die Sache. wenn man eine Datierung ins Jahr 449 befϋrwοrtet. die auch Schwartz voraussetzt und auf die er sich stϋtzt. um ein weiteres Argument gegen die Echtheit anzuruhren. Er sagt (S. 123 f.). daB der Verfasser des Μχ. und Lykurg. im Gegensatz ΖΟ Ephoros. den Vertrag falschlicherweise ίη die Zeit nach der Eurymedonschlacht gerϋckt hatten. ein Fehler. den Platon. "der ίη den Gesetzen so tiefsinnige Gedanken ϋber den Gang der gήechίscheη Geschichte aUSSΡήcht". nicht geteilt hatte. Diese Datierung laBt sich aber nur dann herauslesen. wenn man aus der Tatsache. daB der Κalιiasfήedeη der Schlacht bei Tanagra vorangeht. den SchluB zieht. daB die ίη der Antike verbreitete Datierung ins Jahr ca. 465/4 vorausgesetzt wird. lη diesem Fall ist aber der Gedankengang νοη Schwartz logisch nicht einwandfrei. denn er macht aus einem angeblichen Fehler zwei. Entweder setzt namlich Platon den ΚaΙΙίasfήedeη chronologisch ίη die Zeit kurz nach der Eurymedonschlacht (dann aber ist die Reihenfolge ίη Zusammenhang mit der Schlacht bei Tanagra ήchtίg). oder es ist die Reihenfolge falsch (dann kann man aber daraus keinen SchluB ϋber die Datierung des ΚaΙΙίasfήedeηs ziehen). Da offensichtlich nur das erste geschieht. muB man annehmen. daB der Κalιiasfήedeη im Μχ. ίη die Zeit kurz nach der Eurymedonschlacht datiert wird. Was wird aber damit bewiesen? Nach Schwartz ist das ebenfalls ein ίη der zweiten Halfte des 4. Jhs. ίη Athen weit verbreiteter Irrtum. Νοη erweist sich die Meinung νοη Schwartz als falsch. denn. wie Κ. Meister ϋberΖeugeηd gezeigt hat. datiert die gesamte antike ϋberιieferuηg mit Ausnahme des Ephoros bei Fήeden

als ϋbergangsmοtίv gebrauchen, aber nicht den AbschluB eines Fήedens zwischen den 'νοη ihrer Natur die Barbaren hassenden' Athenern und den Persern erwiίhnen wollte. Eine andere Moglichkeit ist, daB es sich bei diesem Frieden ίη Wirklichkeit um eine inoffizielle Verabredung zwischen Athen und Persien handelte; diese These ist ίIberzeugend νοη A.J. Holladay, Ηίstοήa 35 (1986) 503-7 aufgestellt. 21 S. Marta Sordi, Rivista stοήca dell' antichit~ Ι (1971) 33-48; J. Walsh, Chiron II (1981) 31-63; Ε. Badian, From Plataea Ιο Potidaea, 2 ff. (bes. 5: "second half of 465"), der eine Erneuerung des Fήedens im J. 449 annimmt .

32

EINLEITUNG

Diodor den Kallίasfrίeden ίη die Zeit nach der Eurymedonschlacht und νοτ den Sturz des Areopags (462/1).22 Hiitte also Platon diesen (angenommen) Fehler begangen, wίirde das ηυτ bedeuten, daβ er Ζυ den ϋbrίgeη antίken Autoren Ζυ zahlen ist und Ephoros nicht benutzt hat. Wenn aber ηυη Platon, wie alle antίken Autoren bis hin Ζυ Ephoros, den Kallίasfrίeden ίη die Zeit nach der Eurymedonschlacht datίert, dann ist die Reihenfolge innerhαlb der beiden Gruppen rίchtίg und ηυτ die Tatsache, daβ der Kalliasfrίeden (zweite Gruppe) nach der Zypem- und A.gypten-Expedition (erste Gruppe) erwahnt wird, ruft eine gewisse chronologische Unordnung hervor. Darf man aber diese ungenaue Reihenfolge als historίschen 'Fehler' bezeichnen? Schwartz selbst riiumt ein, daβ die Teίlung der Κrίege ίη zwei Gruppen, die barbarίschen und die innergrίechischen, traditionell ist und sich schon bei Isokrates, wie er sagt, ίη Wahrheit jedoch schon ίη Perίkles' Epitaphίos bei Thukydides (ΙΙ 36, 4) findet. Gerade diese traditίonelle und im Μχ. schon am Anfang des Tatenberίchts (vgl. 239 bl-3) angenommene Teίlung der Κrίege hat diese Schwierίgkeit verursacht. Sollte Platon, der hίer nach der Art der Redner einen Epitaphios schreibt, ηυτ deswegen auf diese Anordnung verzichten, weίl die chronologische Reihenfolge der Ereignisse wegen dieser Teίlung ίη einem Fall nicht stimmt? Dabei sollte man auch die Bedeutung der Tatsache berϋcksίchtίgeη, daB der Einschnitt mit dem Frieden zusammenfiillt. Der Frίeden ist ein ϋblίches ϋbergaηgsmοtίν im Μχ. 23 und bietet femer ίη diesem Fall nicht ηυτ einen konkreteren chonologischen Ansatz fϋr den Beginn der innergrίechischen Κrίege, sondem νοτ allem die Moglίchkeit, das Motiv des ζηλο, und φθόνο, der anderen Grίechen den Athenem gegeηϋber anzuwenden. Diese Vorteile zugunsten der historίschen Genauigkeit Ζυ opfem, hiitte Platon keinen Grund; Zusammenfassend laBt sich also sagen, daβ an der Mx.-Stelle kein Fehler Platons festzustellen und eine gewisse Ungenauigkeit ίη der Reihenfolge der Ereignisse nicht als Argument gegen die Echtheit gelten darf. 24

..

22 Meister, Die Ungeschichtlichkeit 10. 24 ff. Sehr deutlich wird diese Datierung zum ersten Mal ίη dem Areopαgitikos (80) des Isokrates. 23 S. oben Anm. 20. 24 Einen weiteren Vorwurf macht Schwartz aus der Stelle 239 c: Sollte P1aton, fragt er, "der ίη der romantischen Erneuerung des He1denepos die Poesie der Zukunft sah und

1

EINLEITUNG

33

Ιη der Diskussion nach Schwartz stand die Echtheitsfrage nicht mehr

im Vordergrund. Die ϋberwiiΙtίgeηdeMehrheit der Phίlologen sprach sich fϋr die Echtheit des Μχ. aus, vermutlίch als Folge eines verbesserten Textverstiindnisses, Ζυ dem die Arbeiten νοη Bemdt und Wendland wesentlίch beigetragen hatten, und ebenso die Anwendung der Sprachstatίstikίη der Platon-Forschung. 25 Einer der letzten, der sich mit Argumenten gegen die Echtheit geiiuBert hat, ist Α. Mornίgliano (RFIC 8, 1930, 40-53). Nach seiner Auffassung ist die Schrίft ein Angrίff gegen die Improvisation (vgl. 235 d), und insofem stehe sie ίη direktem Widerspruch zum Lob der Improvisation im Phαidros. Momigliano nimmt also an, daβ das Werk nach dem Tod Platons ίη der Akademie geschrίeben ist und daβ "ίl Menesseno di Antistene ha dato 10 spunto e forse anche tutti e due ί personaggi al nostro Menesseno" (53). Doch ist diese Auffassung zumindest des Μχ. unhaltbar, infolgedessen besteht auch kein Widerspruch zum Phαidros. Was das gleichnamige Werk des Antisthenes (D.L. νι 1, 9) betrίfft, beschriinken sich unsere Kenntnisse auf den Titel, so daβ jegliche Diskussion ϋber den Inhalt oder seine Beziehung Ζυ anderen Werken nur als reine Spekulation betrachtet werden kann. 26 Den oben erwiihnten Argumenten. gegen die Echtheit stehen νοη der grassirenden Verehrung des Chοeή10S nichts wissen wollte, das ΡaηegΥήsche Gerede νοη den Perserkriegen fίir einen dankbaren poetischen Stoff erkHirt haben?"

Dazu s. aber den Komm. ιυ 239 c3-4. 25 Bezeichnend fίir den Wande1 der Zeiten ist das Beispie1 νοη Wi1amowitz: Am Anfang 1ehnt er die p1atonische Urheberschaft ab (s. Ι.Β. Ind. schol. hib. Gryphiswa1diae 1879, 11 = ΚΙ Schr. ιν 594), dann richtet er seine Kritik νοτ allem gegen das Rahmengesprach (Αήst. u. Ath. ΙΙ 100, vgl. P1aton ΙΙ 141), doch am Ende (P1aton ΙΙ 126 Α. 2) erkennt er, daB seine frίiheren Bedenken nicht stichhaltig waren. 26 Ζυ Momiglianos Argumenten vgl. auch Lattanzi 305 f. Ζυτ Ahnlichkeit zwischen Μχ. 240 a-d und Lg. 698 c-e ist schon bemerkt, daB die Lg.-Stelle schwerlich vorausgegangen sein und somit a1s Vorbίld gedient haben kann. Die Se1bstwiederho1ungen ίη verschiedenen Werken oder sogar innerha1b eines groBeren Werkes ist aπ sich keineswegs anstoBig und besagt allein nichts, vgl. Fried1ander ΙΙ 311 Α. 14, der auf die (ungedruckte) Dissertation νοη W. Eberhardt, De iteratis apud P1atonem, Leipzig 1923, verweist. AuBer Momigliano haben auch andere Phίlologen Bedenken gegen die Echtheit gauBert, s. die Angaben bei Thes1eff, Chrono1ogy 116 Α. 1; hinzuzufίigen ist noch G. Mίiller, Arch. f. Gesch. d. Phίlos. 3 (1948) 274, aufgrund der paπhellenischen Tendenz, die allerdings schon ίη Gorgias erkennbar ist (vgl. H.-J. Newiger, Gnomon 33, 1961, 765); ders., Studien ιυ den p1at. Nomoi, (Zetemata 3) Mίinchen 1951, 153 Α. 1.

EINLEITUNG

34

gewichtigere Indizien bezeugen.

gegenϋber,

die die platonische Urheberschaft

ntiken Zeugnisse. Das erste Zeugnis fϋr den platonischen Ursprung des Μχ. findet sich schon ίη der Rhetorik des Αήstοteles, wo Die

α

zweima1 die Stelle aus dem Einleitungsgesprach des Μχ. zitiert wird, an der Sokrates sagt, es ware schwierig, wenn man Athener vor Peloponnesiern oder Peloponnesier vor Athenem loben sollte, es sei dagegen keine groBe Sache, wenn man die lobt, vor denen man auftήtt (235 d3 ff.). Das erste Zitat kommt im ersten Buch der Rhetorik ίη dem Abschnitt ϋber das Lob vor: Ι 9. 1367 b 7 cκoπειν δε και παρ' oIc ό επαινοc' ωcπερ γαρ ό Cωκράτηc ελεγεν, ού χαλεπον Άθηναίουc έν Άθηναίoιc έπαινεΙν.

Das zweite findet sich im dήtten Buch im Kapitel ϋber das epideiktische Proomium: ΠΙ 14. 1415 b 28 έν δε toic έπιδεικτικοιc οϊεcθαι δει ποειν cυνεπαινειcθαιτον άκροατήν, η αύτον η γένοc η έπιτηδεύματ' αύτου η άμωc γέ πωc' δ γαρ λέγει Cωκράτηc έν τφ έπιταφίφ, άληθέc, στι ού χαλεπον Άθηναίουc έν Άθηναίοιc έπαινειν άλλα έν Λακεδαιμονίοιc.Wie

man leicht bemerkt, ist das Zitat an der ersten Stelle kϋrΖer, und zudem wird nicht das Werk erwiίhnt, aus dem es stammt, so daB man, falls das zweite Zitat nicht existierte, es eventuell rur einen Ausspruch des hίstοήschen Sokrates halten kOnnte. Doch laBt die zweite aήstοtelίsche Stelle keinen Zweifel daran, daB es sich um ein Zitat aus dem platonischen Μχ. handelt: (α) Es wird ausdrϋcklich gesagt, daB diese Worte aus 'dem Epitaphios' stammen. (b) Die ausfίihrlichere Formulierung macht die Ahn1ichkeit mit der Μχ.­ Stelle noch deut1icher. (J) Die Ausdrucksweise entSΡήcht genau der Art, ίη der Αήstοteles Zitate aus platonischen Werken anzufίihren pflegt. 27 Allerdings fehlen Abweichungen νοη der MX.-Stelle nicht ganz1ich. So steht bei Αήstοteles Λακεδαιμονίοιc, wo bei Platon Πελοποννηcίοιc Ζυ lesen ist. Das besagt aber nicht mehr, als daB Aristoteles aus dem Gedachtnis zitiert. Dazu 1iefem die beiden aristote1ischen Zitate einen vοrΖϋglίchen Beweis: (ί) Das Wort χαλεπόν erscheint nicht ίη dem 27

Hierίiber s. vor al1em Ε. Zeller, Phίlos. d. Griech. 511 1,447 ff. Sammlung der

platonίschen Zitate

bei Aristoteles und einzelne Bemerkungen bei F. Α. Trendelenburg, Platonis de ideis et ηumeήs dοctήηa ex Αήstοtele illustrata, Leipzig 1826, 13 ff.; Ε. Zeller, Plat. Studien, 201 Α.Ι; Fr. Ueberweg, Untersuchungen, 131 ff.

Γ

EINLEITUNG

35

zitierten platonischen Satz, wohl aber am Ende des vorhergehenden Satzes. (ίί) Die Worte Άθηναίουc έν Άθηναίοιc έπαινειν sind an der zitierten Mx.-Stelle nicht Ζυ finden, obwohl nailir1ich der Sinn der gleiche ist. Der aήstοte1ischen Wendung entSΡήcht jedoch genau Μχ. 236 a5 Άθηναίουc γε έν Άθηναίoιc έπαινων.

Das schwerwiegende Zeugnis des Aristoteles versuchte man abzustreiten, zumindest was das zweite, wichtigere Zitat betήfft. Nachdem aber Η. Diels 28 die Echtheit des dritten Buches der aήstοtelίschen Rhetoήk endgϋltig gezeigt

hat, b1ieb nur ϋbήg, das erste νοη dem zweiten Zitat abzusondem und das letztere rur eine Interpolation Ζυ erklaren. So wurde behauptet, daB das Zitat im dήtten Buch eine ''Erweiterung'' aus der Hand eines Interpolators sei, der "seine Vorlage fίir den Zweck des Unterήchts Ζυ verdeut1ichen suchte"29. Das Zitat im ersten Buch lieBe sich dann a1s eine AuBerung des hίstοήschen Sokrates erklaren, dafίir sprache auch das Imperfekt ελεγεν. Doch unterscheidet Aristoteles ίη der Regel kaum zwischen dem hίstοήschen und dem platonischen Sokrates und, wenn der Name des Sokrates auftaucht, dann heiBt das immer entweder, daB Αήstοteles einfach einen platonischen Dia10g zitiert, oder, daB er mehr an den Sokrates denkt, wie er ihn aus den platonischen Dialogen und nicht etwa aus den Werken anderer Sokratiker kennt. GewiB deutet das Imperfekt im ersten aήstοtelίschen Zitat darauf hin, daB ίη erster Linie an die hίstοήsche Person gedacht wird, was aber nicht aussch1ieBt, daB gleichzeitig auf eine platonische Schήft Bezug genommen wird. 30 Νυη kann man aber auch die Τheοήe ϋber das dritte Buch der aristot. Rhetοήk, Abh. Kgl. Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Berlin 1886.

28 ΚΙ.,

29 Ε. Zel1er, Phίlos. d. Griech. 511 1, 403 Α. 1; nach ihm will das Zitat auch Fr. Susemihl, lηd. schol. unίvers. lίtter. Gryphiswa1d. per sem. aestiv. 1892, 8 f. tίlgen. 30 Vgl. Ζ.Β. Rh. 111 18. 1419 a 8 (vgl. 1123. 1398 a 15) - Ρl. Αρ. 27 b ff.; ΕΝ ΠΙ 11. 1116 b 3 - Ρl. Prt. 349 e ff. 360 c; ΕΝ ΥΙΙ 3. 1145 b 23 ff. - Ρl. Prt. 352 b; Pol. Ι 13. 1260 a 21 - Ρl. Men. 73 a; SE 34. 183 b 7 - Ρl. Tht. 150 c, R. 1337 a; Zeller, Phil. d. Gήech. 5π 1,452. Diels (ϋber das dήtte Buch 21) verweist femer auf die ebenfal1s mit ελεγεν eingefιihrten Worte aus den Gedichten des Xenophanes (Rh. 11 23. 1399 b 6 = 21 Α 12 D.-K.). ϋber das Vorhandensein oder Fehlen des Artikels vor dem Namen Sokrates sowie den sogenannten 'canon of Fitzgerald', nach dem πrit ό (ωιφάτηc eine drαmαtis personα bezeichnet wird, w!ihrend das einfache (ωκράτηc auf die hίstοήsche Person hinweise, s. Α. Ε. Taylor, vaήa Socratica, Oxford 1911,40 ff., der die Meinung vertritt, daB bei der Erwahnung des Namen des Sokrates bei Αήst. die ϋbιίcheη

36

EINLEITUNG

der "Erweiterung" nicht gelten lassen, weίl sie zur Folge hatte, daB man eine Reihe νοη Zitaten, die auBer ίη den ersten beiden Bίicher der Rhetοήk auch im dήtteη vorkommen, mit Zeller tίlgen mίiBte. Wenn man diesen Schήtt nicht wagt, besteht auch kein Grund, das MX.-Zitat im dritten Buch Ζυ entfernen, zumal es gut ίη den aristotelίschen Zusammenhang paBt31 . Das Zeugnis des Αήstοteles ist also nicht Ζυ bestreiten. Ihm muB im Gegenteίl ein besonderes Gewicht beigelegt werden: erstens, weίl man schwerlίch behaupten kann, daB Αήstοteles, der immerhin nicht weniger a1s zwanzig Jahre der Akademie angehorte, nicht wuBte, welches Werk platonisch ist und welches nicht - er dίirfte daher kaum einem Hίlscher aufgesessen sein -, zweitens, weίl das aήstοtelίsche Zitat aus dem Einleitungsgespriίch des Μχ. stammt, das ofters im Mittelpunkt der Κήtίk stand. Fίir echt platonisch hielten das Werk auch die ίibrigen antiken SchήftsteΙΙer, die den Μχ. erwahnen oder zitieren. So Cicero (De off. 63; Orat. 151; Tusc. V 36), Dionysios νοη Ha1ikarnass (Dem. 23 ff. ρ. 180, 9 ff. U.-R.; Comp. 49 ρ. 116 f.), der Anonymus der Schήft περι ϋψουc (23, 4; 28, 2), Plutarch (Per. 24, 7), Ailios Αήsteίdes (2, 341 L.-B; 3, 57), Athenaίos (ΧΙ 506 f.), Synesios νοη Kyrene (Dion 1 ρ. 37 d), Proklos (Comm. in Prm. ρ. 631, 28 Cousin) und Quintίlίan (/nst. 11 15, 29).32 Es grammatischen Rege1n ge1ten, und das u.a. mit Verweis auf die beiden Zitate aus Μχ. begrίindet. Anders W. D. Ross, Αήstοt1e's Metaphysics Ι, Oxford 1924, χχίν ff., der, um den 'canon' Ζυ verteidigen, den Artike1 im Mx.-Zitat des ersten Buches tίlgen wil1, da er vermutlίch aus einer Verwechs1ung zwischen ό und σ entstanden sei (χlί). Zum Thema s. auch Th. Deman, Le t6moigpage d' Αήstοte sur Socrate, Parίs 1942, 14 ff.; 61 f.

31 Das Zitat mag viel1eicht eine "aήstοteιίsche Bosheit" (W. Sίiss) sein, steht aber nicht "nur ίη einem losen Zusammenhang" mit den Vorhergehenden, wie Zel1er meint, s. dazu Wend1and 193 f.; W. Stiss, Ethos, Leipzig Ι Berlίn 1910, 198 f. (gegen Α. Roemer ίη seiner Ausgabe der Rh. Praef. 1χχίχ). 32 Wenn Athenaios (V 216 c-218 e) und Ailίos Aristeides (3, 577-82 L.-B.) ίη der Tat aus Herodikos schopfen (s. oben Α. 4), dann gehen natίirlίch die ηachaήstοteιίscheη Zeugnisse bis auf das 2. Jh. V.Chr. zurίick. Ιη spaterer Zeit gab es wahrscheinlίch ίη phίlosophischen Schulen manche, die die Echtheit angezweife1t haben. Prok1os ίη seinem Komm. Ζυ Τί. 19 c-d (Ι ρ. 62 Dieh1) beήchtet νοη 'einigen unter den A1teren' (Erk1arem), die P1aton das Genos Epideiktikon absprechen und sagt: οί δε τουτο λέγοντεc προc τφ τον Μενέξενον αντικρυc άθετεϊν δοκουcί μοι μηδε τηc έν Φαίδρφ του Cωκράτουc έΠ'\Ίcθηcθαι μεγαληγΟΡίαc. Wίlamowitz

11 126 Α. 1 bemerkt dazu: "Das HiBt doch mit ziemlίcher Sicherheit auf eine Athetese des Menexenos schlίeBen. Nur sind solche Athetesen der Neuplatoniker Einfal1e, denen kein Gewicht beizumessen ist. Phίlo1ogische Krίtik steckt nicht

Ι"

EINLEITUNG

37

nicht ohne Bedeutung, daB der Μχ. ίη das ίη Tetra10gien platonische Corpus aufgenommen wurde, wahrend andere Schriften entweder ίiberhaupt nicht oder wenn, dann nur mit der Bezeichnung νοθευόμενοι einbezogen wurden.

ist

schlίeBlίch

geglίederte

Die Sprache. Wie schon erwahnt, ist die Sprache (und der Stίl im dialogischen Teίl) der Schήft einwandfrei platonisch, und niemand hat ernstlίch daran AnstoB genommen. Wahr ist allerdings, daB dasFehlen νοη Abweichungen νοη dem platonischen Idiom kein sicheres Κήteήum ist und bei weitem nicht genίigt, um die Echtheit unwiderlegbar Ζυ bestiίtigen. 33 Denn Unechtheit bedeutet nicht unbedingt, daB auch eine ungeschickte Nachahmung oder Falschung vorlίegt. Man konnte beispielsweise vermuten, daB es sich um einen Nachahmer Platons handelt, der kurz nach dem Tod Platons das Werk abgefaBt hat, oder daB der Verfasser ein Mitglied der Akademie gewesen ist, der unter dem EinfluB Platons geschήebeη hat und dessen Werk spater aus Versehen ίη das platonische Corpus eingeschoben wurde. Ιη diesem Fa11 ware es νοη Nutzen, kleinere sprachlίche Einzelheiten Ζυ untersuchen, die, zuma1 ihre Zahl nicht geήηg ist, nicht ohne weiteres hatten nachgeahmt werden kOnnen. Dazu lίefern die vorhandenen sprachstatistischen Untersuchungen gerade bei Platon ausreichendes Μateήal. 34 Fίir die Ablehnung der Echtheit der Schrift werden folgende Kriterien

dahinter." (άθετεϊν kann ίη diesem Fall schwerlίch "virtual1y reject" bedeuten, wie Guthrie ιν 313 Α. 2 meint, auch wenn der AnstoB fίir diese Annahme der enkomiastische Charakter der Rede war [Oppenheimer 67 f.]. Ζυ ahnlίchen Athetesen anderer p1atonischer Werke durch die Neup1atoniker und viel1eicht durch Prok1os se1bst [vgl. Αηοη. Proleg. Philos. ΡΙαι. 26,6 Westeήnk] s. J. Freudenthal, Hermes 16, 1881, 201-24.) 33 Obg1eich nicht Ζυ vergessen ist, daB das onus probαndi den Anfechtem zufιil1t.

34 Leider wurde der Μχ.

ίη vie1en Fal1en nicht ίη den Ζυ untersuchenden Werken er fϋr unecht gehalten wurde, teίls, wei1 der dialogische Teίl einen Ζυ geήηgeη Umfang einnimmt. Zur kήtίscheη Betrachtung der Methode und Prίifung der Exaktheit der wichtigsten sprachstatistischen Untersuchungen ίiber P1aton s. L. Brandwood, The Chrono1ogy of P1ato's Dia1ogues, Cambήdge 1990. Mit groBer Skepsis betrachtet die Sprachstatistik bezίiglίch der Datierung der p1atonischen Werke Η. Thes1eff, Chrono1ogy 67, doch betreffen seine Bedenken weniger den Gebrauch der Sprachstatistik ίη der Diskussion tiber die Echtheit. berίicksichtigt, teίls, weίl

38

r-­ ι

EINLEITUNG

vorgeschlagen35 : (α) Wenn sie SΡrachΖϋge aufweist, die ίη keiner der drei platonischen Ρeήοden Ζυ fιnden sind. (b) Wenn sie eine Mischung νοη SΡracheίgentϋmιichkeίten verschiedener Ρeήοden erkennen liίBt. (c) Wenn ΕίgentϋmΙίchkeίten Ζυ konstatieren sind, die eindeutig Ζυ der spiίteren schήftsteΙΙeήschenΡeήοde Platons gehOren. Sollte keines dieser Κήteήen erfϋΙΙt werden, darf diese Tatsache als Bestiίtigung der Echtheit aus sprachlichem Aspekt gelten. Die breiteste sprachstatistische Untersuchung, die das meiste sprachliches ΜateήaΙ verwertet hat, wurde νοη C. Ritter durchgefϋhrt. Obwohl er aus methodischen Grϋnden den Μχ. nicht νοη Anfang an ίη die echten Werke eingeordnet hat, hat er ihn dennoch, wie auch die ϋbήgen zweifelhaften und unechten Werke, mit den zweifellos echten verglichen. Daraus ergab sich, daB im Μχ.: Ι mal τφ οντι (aber kein οντωc, wie ίη spiίteren Werken Platons), Ι mal δηλον Τι (dagegen kein δηλον ώc), 4 mal ωcπερ (dagegen kein ιcαθάπερ)

erscheinen; Ζυ finden sind auch Ι άληθίι'ιc und Ι τij άληθείι" 3 'ίcωc im

Gegensatz Ζυ 1 τάχα, 1 ενειcα und 1 χάριν, 1 μήν und 1 μέντοι. Es kommen femer 5 formelhafte Antworten vor. darunter 1 πάνυ γε und Ι λέγειc (nach: λέγειc;). erwahnen ist schlieBlich eine Doppelsteigerung durch

ώc ίη

36 Ζυ

Verbindung mit einer Form

νοη δύναμαι und einem Superlativ. 37 Obwohl zahlreiche Anhaltspunkte wegen der Kίirze

des dialogischen Teils fehlen, schlieBt Ritter dennoch daraus: "Das alles mίisste

EINLEITUNG und die Art der platonischen Hapax legomena im Μχ. 28 Hapax legomena, Somit nimmt der

νοη

Μχ.

denen eins im

ίibrigen

innerhalb der drei

Ζυ

39 bestiίtigt:

es finden sich insgesamt

bei keinem anderen Autor erscheint.

unterscheidenden Gruppen eine Stellung

zwischen der Gruppe mit den wenigsten Hapax legomena und der mittleren ein. 39 Noch wichtiger ist die Frage der Hiatmeidung. Bekanntlich neigt Platon letzten

Ρeήοde

allgemeinen anderen

Ζυ

ίη

den Werken der

und unter dem EinfluB vielleicht des Isokrates dazu, den Hiatus im vermeiden. 1m Μχ.

frίiheren

liίBι

sich feststellen, daB eine zwar im Vergleich

Werken kleinere Quote

die aber nicht wesentlich kleiner

ausfiίllt

νοη

ιniι

Hiaten vorliegt (28, 19 pro Didot-Seite),

als die des

Crα.

(31, 18) und nicht viel groBer

als die des Phdr. (23,90), aber keinesfalls vergleichbar wiίre

ιniι

der der spiίteren Werke

(zwischen 6, 7 ίη Lg. und Ο, 4 im Plt.).40

Die stίΙοmetήsche Untersuchung des gesamten platonischen Corpus, die νοη G. R. Ledger mit der Hilfe eines Computers durchgeftihrt wurde, hat leider ίη Bezug auf den Μχ. wenig eingebracht.41 Das Ζυ erwartende Resultat. daB niίmlich der platonische Epitaphios nicht weniger als die ϋbήgen die stilistischen Merkmale seiner Gattung triίgt, kann natϋrlich bei der Echtheitsfrage (geschweige denn fϋr die Datierung der Schήft) kaum verwertbar sein. Ζυ erwiίhnen ist schlieBlich das Ergebnis aus der Untersuchung des Prosarhythmus bzw. der Klausel. Auch ίη diesem Bereich findet sich nichts, was unplatonisch wiίre oder ein Kennzeichen fϋr eine spiίtere

uns bestimmen, dem Menexenus unter den Schriften der ersten Gruppe seinen Platz Ζυ suchen" (99). Daneben gilt es jedoch weitere Anhaltspunkte heranzuziehen, wie Ζ.Β. den Gebrauch νοη παc und deren Komposita. Man hat niίmlich festgestellt, daB Platon mit der αίι immer hiίufiger Gebrauch sowohl νοη cύμπαc wie auch νοη απαc macht und daB die Verwendung νοη παc, besonders aber νοη seinen Komposita, insgesamt ίη der letzten Ρeήοde gestiegen ist. 38 Die Statistik weist fίir Μχ. (37 παc, 5 απαc, 2 cύμπαc, kein cυνάπαc) ebenfalls, daB er mit anderen Werken, wie Euthd., Crα., Smp. und ΡΜ., Ζυ

einer spiίteren Phase der ersten Ρeήοde gehOrt. Das gleiche Bild wird durch die Zahl

35

VgΙ C. Ritter, Untersuchungen ίiberPlato, Stuttgart 1888, 81.

36

Ritter, Untersuchungen 98; Ζυ dem ebenfalls νοη Ritter bemerkten ιcάλλιcτα ιcαι

αριcτα (238 al) s. den Komm. z.St. 37

Dazu s. Komm. Ζυ 248 el-2.

Dazu s. Ε. Walbe, Syntaxis Platonicae specimen, Diss. Βοηη 1888, Ι ff. bes. Taf. auf S. 4; W. Lutoslawskί, The Οήgίn and Growth of Plato's Logic, London 1897, 125; Brandwood, Chronology 41 ff. 38

39 Α. Fossum, A1Ph 52 (1931) 205-31, bes. 209. 213 f. Die Gesamtzahl der Hapax legomena im platonischen Werk ist nach Fossum 3.640, νοη denen 500 bei keinem anderen antiken Autor vorkommen. Doch sind die Zahlen, die er gibt, wahrscheinlich nicht kοπekt, weil sie auf Asts Lexikon beruhen. Ιη Hinsicht auf die Echtheit des Μχ. bemerkt Fossum, daB er immerhin besser dastehe als Ζ.Β. [on oder Prm. (206). 40 Dazu s. S. G. Janell, Quaestiones Platonicae, Jahrb. f. class. ΡhilοΙ, Suppl. 26 (1901) 263-336. Die kleinere Zahl νοη Hiatus ίη Phdr. und Μχ. ist nicht unabhiίngig νοη dem Charakter der ίη ihnen enthaltenen rhetοήschen Partien, vgl. Raeder, Platons philos. Entwickelung 41. 41 G. R. Ledger, Re-counting Plato. Α Computer Analysis of Plato's Style, Oxford 1989, 163 f. Ledger erkennt trotz der Ergebnisse die Echtheit des Werkes an, was nur bedeuten kann, daB sich seine rein mechanistische Methode im konkreten Fall nicht anwenden liίBΙ: "The verdict of stylometry is rather against ίι [sc. the Μχ.]. but Ι am inclined Ιο think that that is more a reflection of its peculiar nature than a definitive declaration against Platonic authorship. (... ) Neverthless Ι concede a weakness ίη the stylometric evidence."; vgl. 105; 169 ("The Menexenus and Clitophon Ι take Ιο be genuine [...]").

40 schήftsteΙΙeήsche Ρeήοde

EINLEITUNG

Platons. 42

..........-­

EINLEITUNG

41

die beiden Schήften nahe. Besonders herνorzuheben ist die A.hnlίchkeit zwischen Grg. 484 c4 ff. (αν έπι τα. μείζω ελθ'!JC έάcαc ήδη φιλοcoφίαν κτλ.) und den Worten des Sokrates am Anfang des Μχ. (234 a4 ff. 11 δηλα δη .. έπι τά μείζω έπινοειc τρέπεcθαι).44 Μίι den Leges verbindet den Μχ.: (i) Die Theοήe. der 'gemischten Verfassung" die ίη der Darlegung der athenischen Verfassung ίη Μχ. 238 d erkennbar ist und spater ίη den Leges (691 d-692 a; 693 d-e; vgl. Ερ. 8, 355 d-e) deutlicher formulίert wird. (ίί) Die Darstellung der Geschichte und besonders der Fabel vom Kesseltreiben ίη Μχ. 240 a-b und Lg. ΠΙ 698 c-e. Es erscheint kaum wahrscheinlίch, daB die Darstellung im zweiten Werk vorausgegangen ist, da die erste immerhin ausfϋhrιίcher iSt. 45 (ίίί) Die ίη Μχ. 246 b6 erwiίhnten Wettkampfe sind ίη den Bestimmungen fϋr die Leichenfeier der Oberaufseher ίη Lg. ΧΠ 947 e4 wieder Ζυ erkennen. Ιη den meisten dieser Falle kann schwerlich behauptet werden, daB es sich um leicht ausgefϋhrte Nachahmung handelt. Die Zahl der Werke, auf die Bezug genommen wird, macht auch deutlίch, daB der Μχ. keine rhetοήsche SchuΙϋbuηg oder billige Fiίlschung sein kann. Die erwahnten A.hnlichkeiten zeigen aber auch, daB die Annahme einer Verwechslung mit dem (vielleicht gleichnamigen) Werk eines anderen hochst unwahrscheinlich ist, denn ίη diesem Fall lίeBe sich der offenbar absichtliche AnschluB an platonische Werke noch weniger erkliίren. 000

Der Ι nhαlt. Da zunachst kein phίlosophischer Gehalt ίη der Schήft erkennbar ist (zumindest ίη der aus den platonischen Dialogen bekannten Form der Behandlung eines philosophischen Problems) und da keine Einigkeit ϋber ihren Charakter heπscht, so daB man aufgrund des Inhalts ihre Stellung im ganzen platonischen Werk und ίη der phίlosophischen Entwicklung Platons nicht leicht bestimmen kann, bleibt nicht anderes ϋbrίg, als vereinzelte Elemente ίη Betracht Ζυ ziehen, und zwar diejenigen, ίη denen sich Berϋhrungen mit anderen Werken Platons erkennen lassen. Auf den ΕίηΠυΒ der Rhetοήk auf die Αρ. und insbesondere auf die Berϋhrungspunkte mit der Epitaphίentopik am Ende des Werkes, ίη der dritten Rede, hat man schon hingewiesen.43 Der Epitaphios dient ίη diesem Teίl sozusagen als lίterarίsches Vorbίld und insofem gibt es viele A.hnlίchkeiten mit dem Μχ., besondere Beachιung verdient aber die Ermahnung des Sokrates an die Richter, d.h. an die Athener, fϋr seine lGnder nach seinem Tod Ζυ sorgen (Αρ. 41 e1-42 a2 - Μχ. 248 d2-249 b2) sowie das Gelobnis ίη Μχ. 246 b6, das an die Αρ. 29 d-30 b eήηηert. A.hnlichkeit weisen auch die Worte des Sokrates ϋber die Sinneswahmehmung ίη der Apologie (40 c5 ff.) und die der Gefallenen im Μχ. (248 b7, vgl. auch Phd. 63 c5; 91 b3; Lg. ΧΙ 927 a). Die Prosopopoie ίη der Paranese und der Paramythie des Μχ. findet femer ihre Entsprechung ίη der Prosopopoie der Nomoi im Kriton, deren Drohung Cri. 54 c d~D Worten der Gefallenen Μχ. 247 c sehr nahekommen. Μίι dem Gorgiαs verbindet den Μχ. nicht nur das allgemeine Thema des Werkes, sondem auch ίη Einzelheiten stehen sich

0

Als allgemeines Ergebnis liίBΙ sich also feststellen, daB keinerlei AnlaB besteht, die Echtheit der Schήft ίη Frage Ζυ stellen.

ΙΙ. 42 Dazu.s. W. Kaluscha, WS 26 (1904) 190-204. ϋber den Μχ. bemerkt er, daB letzterer zusammen mit Euthphr., Crα., Phdr., Tht. und Prm., die alle durch die Formel ~ - - - hervorragen, "ίη die frίihere Periode, ίη der sich Plato um rhythmische Schlίisse wenig bekίimmerte" gehδre (202). Μχ. zeigt auch eine grδΒere Vermeidung der Formel - - - " und - - - - " , keine Vorlίebe jedoch fίir die Formel ~ - - " ,die charakteristisch ist fίir die Werke der dritten Gruppe und wird deshalb νοη Α. W. De Groot, Der antike Prosarhythmus Ι, Groningen 1921,56, chronologisch nach Grg., Ηρ. Μίο, Euthd., Crα., Men. und vor Phdr. und Smp. gesetzt. 43 Hierzu s. Ε. De Strycker - S. R. Slίngs, Plato's Apology of Socrates, (Mnemosyne Suppl. 137) Leiden 1994, 235 ff.

DATIERUNG

Es ist schon erwiίhnt worden, daB der Μχ. durch die Sprachstatistik ίη die erste Periode Platons angesetzt wird. Eine genauere Datierung innerhalb der ersten Gruppe aufgrund der Sprache ist jedoch nicht nur bei 44 Weitere Beriihrungspunkte bei Dodds 24 Α. 2; zu diesen ist noch der Rίickblίck ίη der Geschichte Persiens und bes. die Erwiihnung des Dareios-Zuges gegen dίe Skythen hinzuzufίigen (483 d - Μχ. 239 a). 45 Zum Vergleich der beiden s. Pohlenz 278 ff.

42

EINLEITUNG

dem heutigen Stand der Forschung kaum moglίch, sondem ware auch methodisch fragwίirdig.46 Letzteres gίlt um so mehr, als unsere Schήft (zusammen mίΙ der Apologie und dem Kritias) wegen der Kίirze des dialogischen Teils eine besondere Stellung unter den platonischen Dialogen einnimmt. Dort aber, wo die Sprachstatίstίk versagt, bietet der Inhalt etlίche Anhaltspunkte zur genaueren Datierung. Είη solches wichtiges Indiz sieht man gewohnlίch im Τateηbeήcht: Da die Erzahlung der zeitgenossischen athenischen Geschichte sich bis zum Ende des Κοήηthischeη Κήeges erstreckt und der Κδηίgsfήedeη (Frίihlίng 386) das chronologisch letzte angedeutete Ereignis ist (245 e), liege die Vermutung nahe, daB die Abfassungszeit des Μχ. nicht viel spater falle. 47 Die aus dieser Erzahlung erschlossene Datierung wurde sogar mit Ζυ groBer Zuversicht fίir ganz sicher gehalten: "Der Menexenos ist _ 46 Ζυ den emst Ζυ nehmenden allgemeinen Bedenken s. zuletzt Thesleff, Chronology 67 ff.; J. Holand, Phoenix 45 (1991) 189-214. AuBer diesen Bedenken gibt es fίir die Werke der ersten Ρeήοde zus1itzliche Probleme: (a) Die ίη den Untersuchungen angelegten Κrίteήen passen viel mehr Ζυ den Werken der mittleren und sp1iteren Ρeήοde. (b) Viele Werke der ersten Gruppe wurden wegen ihrer angezweifelten Echtheit nicht berucksichtigt. Dazu s. Brandwood, Chronology 251 f. 47 Zur Andeutung des Κδnigsfήedens ίη 245 e s. schon Kruger 226 ff. Dϋmmler 21 findet ίη der Rede kein Ereignis erw1ihnt, das nach 390 falle, und will das Werk um diese Zeit ansetzen, vgl. aber Blass ΙΙ 466 Α. 2. Einen sp1iteren Ansatz als 386 hat man dagegen aufgrund folgender Stellen angenommen: (a) ϋber die Aufnahme des kοήnthίschen Κήeges νοη seiten Athens wird 245 a gesagt, es selbst sei den Hellenen Ζυ Hilfe gekommen und habe sie νοη der Knechtschaft befreit, ωcτ' έλευθέρου, είναι μέχρι ο;) πάλιν αύτοι αύτΟ'υ, κατεδουλώcαντο. Koppen 64 sieht daήn eine Anspielung auf die Zerstorung νοη Mantin6ia (385 v.Chr.) oder auf die Besetzung der Kadmeia (382 v.Chr.), w1ihrend Zeller, Philos. d. Griech. 5ιι ι, 480 ff. Α. 2, Anspielung auf die Gewalttaten der Spartaner gegen Argos, Arkadien, Theben und Phleius ίη den acht Jahren nach dem Konigsfrieden oder aber auf die Abh1ingigkeit Griechenlands νοη Mazedonien (nach Platons Tod also) annimmt. Diese Worte beziehen sich jedoch sehr wahrscheinlich auf die erzwungene Vereinigung bzw. Einverleibung Korinths durch Argos (Xen. Hell. ιν 4,6 ff., Diod. χιν 92,1) zwischen 392-386; s. auch Komm. z.St. (b) Ιη 244 dl heiBt es: και μηκύνειν μεν τί δεΊ; ού γαρ πάλαι ούδε παλαιων (Ρ: ούδε πολλων TWf : ούδ' έπ' αλλων Bekker) ανθρώπων γεγονότα λέγοιμ' αν τα μετα ταυτα' αύτοι γαρ ϊcμεν κτλ. Blass ΙΙ 466 Α. 3 bemerkt dazu: "So liess sich νοη den Thaten der jetzt Ζυ Begrabenden nicht reden", und verweist auch auf 245 e f. Er hat insofern Recht, als dies keine Rede fϋr die GefalIenen des kοήnthίschen Krieges ist. (Das konnte sie auch nicht sein, weil ja eine Grabrede den GefalIenen nur des jeweils vergangenen "Κήegsjahres" gewidmet war.) Dies hlingt aber nicht darnit zusammen, daB die Rede viel sp1iter (um 382 nach Blass) geschήeben wurde, sondem darnit, daB es sich hier um einen fiktiven Epitaphios handelt.

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EINLEITUNG

43

abgesehen νοη den Βήefeη - die einzige Schήft Platos, die wir absolut datieren konnen", behauptet Pohlenz (305) und ahnlίch glaubt Wίlamowitz (1267.269; 11127), daB die Schήft "sich selbst" ins Jahr 386 datiere. 48 GewiB muB man zugeben, daB diese Erzahlung viele Jahre nach den Ereignissen unpointiert gewesen ware und daB bei einer spateren Abfassungszeit der Verfasser nicht versaumt hatte, neuere Geschehnisse Ζυ erwahnen. Sicherheit ist jedoch nicht Ζυ eπeίcheη, denn leicht laBt sich der Einwand erheben, daB die athenische Geschichte zumindest bis Ζυ der Grίindung des zweiten athenischen Seebundes (377 v.Chr.) kaum ein neueres erwahnenswertes Ereignis hatte vorweisen konnen und daB die Diskussion ίiber den krankenden Κδηίgsfήedeη sicher langer gedauert haben mίiBte 49 • Das Datum des Κδηίgsfήedeηs bietet also nur einen terminus α quo fίir die Abfassung des Werkes. Bevor man darίiber urteίlen kann, ob dieses Ereignis zunίllίg oder absichtlίch als letztes ίη der Rede auftήtt, mίissen nicht nur andere Moglichkeiten ίη Erwagung gezogen werden, sondem es muB auch nach weiteren Indizien gesucht werden. Zunachst ist jedoch eine andere Frage Ζυ klaren, ob namlich das Werk νοη Anfang an als Ganzes konzipiert und verfaBt wurde, oder ob der dialogische Teίl ein Zusatz Platons war und infolgedessen spater Ζυ datieren ist. 50 Die Annahme, Platon habe sein Werk revidiert, nachdem er es herausgab, d.h. verbreiten lίeB, kann ohne weiteres zurίickgewiesen werden. Das ware nicht nur aus praktischen Grίinden sehr schwίeήg, sondem auch fίir Platon unwahrscheinlίch, denn wir mίiBten annehmen, daB er nach dem Gorgias ohne jeglίche Erklarung oder wenigstens Andeutung eine rhetοήsche Rede veroffentlicht hat, ίη der er (ironisch oder nicht) manch Seltsames erzahlt, unter anderem, daB die athenische 48 Vgl. F. Ueberweg - Κ. Praechter, Die Philos. d. Altertums 12 202; Dodds 24; Kahn 228 f.; anders Α. Di~s, Autour de Platon ΙΙ, Ρaήs 1927, 246 f.: ''Ia date foumie pour le Menexene par la paix antalcidique est deja plus flottante". Labarbe (bes. 94 ff.) stelIt die Datierung ίη die Zeit nach dem Κδnίgsfήeden deswegen ίη Frage, weil er den Abschnitt nach dem Ende des Βϋrgerkήegs ίη Athen und bis zum Ende des Tatenberichts fϋr einen sp1iteren Zusatz h1ilt; dabei ϋbersίeht er, daB Anachronismen im platonischen Werk gewohnlich sind; Ζυ seiner Interpretation s. Komm. zu 249 e Ι. 49 Vgl. Ζ.Β. Isoc. Pαneg. 175 ff. 50 DaB auch der dialogische Teil nur νοη Platon stammen kann, ist im vorigen Kapitel gezeigt worden.

Verfassung seiner Zeit ίη Wirklichkeit eine Αήstοkratίe sei. Es ware auBerdem das einzige platonische Werk - wenn man νοη den Βήefen absieht - ohne Dialog, denn nicht einmal ίη der Apologie fehlt er ganzlich. Alle diese Schwίeήgkeίten ϋberwίndet man natϋrlich, wenn man mit Thesleff (Chronology 83 ff., vgl. 182) annimmt, daB die Revision vor der Herausgabe stattgefunden hat. Nach dieser Hypothese hat Platon einige seiner Werke vorab mit einigen Freunden oder Schϋlem ίη der Akademie diskutiert und danach ίη einer revidierten und Ζυ weiterer Verbreitung geeigneten Form verOffentlicht. Das gilt nach Thesleff vor allem fϋr "inconvenient or out-of-date pieces of λόγοι" und dazu zahlt er zusammen mit der ersten Rede des Sokrates im Phαidros, einer oder mehreren Reden des Symposion und der ersten Fassung der Republik (Βϋcher Π-Υ) auch den Μχ. Doch im Werk selbst findet sich keine Spur, die auf eine ϋberarbeitung oder neue Fonnierung des Werkes hindeuten kOnnte. Das Gegenteil ist eher der Fall, denn, wie spater gezeigt werden wird, weisen die rur die Datierung verwertbaren Zeichen sowohl aus dem Vorgesprach wie auch aus der Grabrede auf die gleiche Zeit hin. ΗίηΖυ kommt, daB das Vorgesprach auf die Herabsetzung der Rhetοήk zielt, was man unbedingt bei Platon vor einer solchen Rede erwarten wϋrde. Oaήη werden schlieBlich Themen aufgegήffen, die fϋr Platon charakteήstίsch sind und zum Verstandnis der platonischen Problematik beitragen (Phi1osophie und Rhetοήk bzw. Politik, EinfluB der Rhetoήk auf die Menschen usw.). Kein Vergleich also etwa mit dem einleitenden Gesprach des Theαitetos, beΖϋgιich dessen aufgrund der antiken Νachήcht (Anon. .,Comm. in Pl. Theαet. [hsg. νοη Η. Diels - W. Schubart, Berlin 1905] 28, 3 ff.), daB eine andere Version bekannt war, vermutet wird, daB der Text durch Platon selbst revidiert wurde. Wir konnen uns jetzt der Frage zuwenden, ob die Abfassung des Μχ. nicht um 386, sondern um einiges spater und zwar kurz nach 380 wahrscheinlich iSt. 51 Diese Datierung ist νοη Α.Ε. Taylor und C.W. ΜϋΙΙer vorgeschlagen worden, die ίη dem Erscheinen des Pαnegyrikos des Isokrates im Jahre 380 eine Erklarung fϋr die Entstehung des Μχ.

51 Nur ihrer Κuήοsitat wegen wird hier die Datierung des Μχ. nach der R. und dem Phdr. durch L. Stefanini. P1atone Ι, Padova 21949,69 ff. Α. 1 (Ende) erwahnt.

sehen. 52 Taylor versteht den Μχ. alS eine Satire, deren Mischung mit sympathischen Elementen ("sympathy") besser verstandlich wiίre, wenn sie gegen Isokrates geήchtet gewesen ware; eine Pαnegyrikos-Satire zeige sich namentlich ίη der Auffassung des Konflikts zwischen Gήechen und Barbaren und ίη der Verzerrung der Geschichte. Bei ΜϋΙΙers scharfsinniger Interpretation, auf der seine Datierung beruht, muB man langer verweilen. ΜϋΙΙer stellt zunachst fest, daB es dem Μχ. an einer erkennbaren Daseinsberechtigung fehle und daB sich keine der Schήften Platons, vom 7. Βήef allerdings abgesehen, so situationsgebunden gibt wie diese. Der Bezug jedoch auf den Κδnίgsfήedens (245 d-e) deute nicht auf seine besondere Aktualitat, wie man angenommen habe, sondem erscheine vielmehr wie eine ironische Rep1ik auf eine vorausgegangene Kampagne ίη Athen gegen den Κδnίgsfήeden, ein Ereignis, das auch ίη den folgenden Jahren im po1itischen BewuBtsein der Zeitgenossen stets gegenwartig geb1ieben sei. Der Μχ. sei die spontane Antwort Platons auf das groBe Ereignis der politischen Publizistik Athens, das Erscheinen des Pαnegyrikos. Diese ironische Antwort versteht ΜϋΙΙer im folgenden Sinne: Platon antworte auf Isokrates nicht ίη der Absicht, der politischen Konzeption des Pαnegyrikos einen eigenen Entwurf entgegenzusetzen, sondem im Rahmen der Rivalitat um die intellektuelle Fϋhrerschaft ίη Athen und des Konkunenzverhaltnisses zur Schule des Isokrates. Das Einleitungsgesprach der Schήft bot nach ΜϋΙΙer Platon die Mog1ichkeit,

52 Tay10r 42.44 f. 517; ΜϋΙΙer bes. 142 ff.; schon Gossmann 39 u. 43 Α. 2 setzt den nach nach dem Pαneg. Zur Beziehung des Μχ. zum Pαneg. s. auch Wend1and 178 ff.; Poh1enz 273 Α. 2. 305 ff.; Ε. Buchner, Der ΡanegΥήkοs des Isokrates, (Ηistοήa ES 2) Wiesbaden 1958, 13. 24 f. 45 ff. (vg1. H.-J. Newiger, Gnomon 33,1961,761-8, bes. 764-66); Κ. Ries, Isokrates u. P1aton im Ringen um die Philosophia, Diss. Μϋnchen 1959,62 ff.; Chr. Eucken, Isokrates, (Unters. Ζ. ant. Liter. u. Gesch. 19) Berlin 1983, 150. 162 ff. Ιη der Antike hat man eine An1ehnung des Μχ. und des Pαneg. an andere Werken vermutet, niemand aber hat eine Berϋhrung zwischen den beiden bemerkt, s. Ries 65. Bei der Diskussion ϋber die angenommene Berϋhrung beider Werke kann man natϋrlich an dem groBen Thema der allgemeineren Beziehung beider Autoren zueinander und am p1atonischen Urteil in Phdr. 278 e-279 b nicht vorbeigehen; im allgemeinen s. Ries und Eucken, wo auch frϋhere Literatur Ζυ finden ist; bes. Ζυ P1atons noch umstήttener Ausserung s. G. J. de Vήes, Α Commentary οη the Phaedrus of P1ato, Amsterdam 1969, 15 ff.; Η. Erbse, Hermes 99 (1971) 183-97 (= F. Seck [Hsg.], Isokrates, Darmstadt 1976, 329- 52 , mit Nachtrag aus dem Jahr 1973); de Vries, Mnemosyne 24 (1971) 387-90; Ε. Heitsch, P1aton Phaidros, (P1aton Werke ΠΙ 4) Gottingen 1993, 218 ff.

Μχ.

EINLEITUNG

EINLEITUNG

bestimmte Eigenschaften des Pαneg. dίaΙοgίsch-kήtίsch Ζυ reflektίeren, und bίldet andererseits das bewuBte Gegenstίick Ζυ der ausgedehnten Methodenreflexion ίη der Rede des 1sokrates. Die Rede sei zum einen eine spielerische Demonstration, die zeigen sollte, daB Platon das ΡaηegΥήsche 1nstrumentarίum nicht weniger als 1sokrates beheuscht habe. Die Preisungen des Epitaphios implίzieren allerdings den standigen Appell an den Leser, Ζυ prίifen, ob das, was gesagt wird, ήchtίg sei, und, ίη welcher Absicht sie verfaBt worden seien. Die Botschaft der Toten an die Lebenden ίη der Paranese, "besiegt uns an Ruhm und Arete", die gegen alle Konventίon stehe, besage schlίeBlich, daB die geforderte Arete nicht auf dem Wege der traditionellen Polίtik und Lebensfίihrung erreichbar sei, sondern nur durch den Weg des sokratischen

Sinne des 1sokrates meint. 54 Noch wichtiger ist jedoch, daB sich die Worte des Sokrates ausdrίicklίch auf alle oder zumίndest die groBe Mehrheit der Epitaphienredner beziehen. Er beschreibt ironisch ein Phanomen seiner Zeit. Diese Beschreibung muB man als Ganzes ins Auge fassen und sollte nicht vereinzelte Ausdrίicke interpretieren. Man darf nicht unberίicksichtίgt lassen, was im folgenden ίiber diese Redner gesagt wird: jedem νοη ihnen stίinden fertige Reden Ζυ Gebot und auBerdem ware es fίir sie nicht schwίeήg, aus dem Stegreif Ζυ sprechen (235 d1-3). Es ist nicht Ζυ erkennen, worin ίη der ganzen Beschreibung eine besondere Anspielung auf 1sokrates bestehen sollte, zumal die Worte des Sokrates Ζυ ihm ίiberhaupt nicht passen. (3) 1η Zusammenhang mit dem erwahnten Passus und 235 cl-5 behauptet Mίiller, daB die ''Epitaphientraditon der Rίihmung Athens im 'Panegyrikos' ihren Hohepunkt" eueicht, was nach ihm offensichtlίch den SchluB zulaBt, daB unter dem 'geschίckten Redner' im Μχ. vor allem 1sokrates gemeint sei (149). DaB 1sokrates νοη der Epitaphientopik bewuBt Gebrauch macht, geht zwar aus seinen eigenen Worten (§74) hervor, kann aber nicht bedeuten, daB sein Werk ein Epitaphίos ist, oder sogar, daB er dadurch Ζυ einem Epitaphienredner geworden ist. DaB dίeser Unterschied gerade bei einem solchen Vergleich nicht bedeutungslos ist, wird deutlίch, wenn man bedenkt, daB der Pαnegyrikos einen wichtigen symbuleutischen Teil enthalt (§ 133-186), der nicht nur ίη den Epitaphien keine Entsprechung fιndet, sondem sich sogar νοη ihnen wesentlίch unterscheidet. (4) 1η 235 c1 ε ν α υ λ ο c ό λόγοc τε και ό φθόγγοc παρά του λέγοντοc ένδύεται είc τα 6)τα sieht Mίiller (149) eine Anspielung auf 1sokrates, weίl sein Vater ein FΙδteηfabήkaηt gewesen sei und 1sokrates selbst ίη der zeitgenossischen Komodie als 'F1Dtenbohrer' (αύλοτρύπηc) verspottet worden seί. Doch εναυλοc weist auf eine passende Metapher hin, die die Wirkung der Rede vortrefflich veranschaulίcht und die Platon auch ίη der Apologie (54 d) vor Augen fίihrt: 'Dies, lίeber Freund Κήtοη,' sagt Soktrates, 'glaube ich Ζυ horen, wie die, welche das Ohrenklίngen haben, die F1Dte Ζυ horen glauben. Denn auch ίη mir klingt so der Τοη dieser Reden und macht, daB ich andere nicht horen kann' (vgl. die Verwendung des gleichen Adjektivs ohne jeglίche Anspielung auf irgend etwas ίη Lg.

46

Phίlosophierens. Ζυ Mίillers

Auffassung muB bemerkt werden, daB sie zwar eine befήedίgeηde 1nterpretation des Μχ. unter dem Aspekt der Abhangigkeit vom Pαnegyrikos bietet, daB sich aber die Sache wirklίch so verhalt, wird schlieBlίch nicht bewiesen. Denn gerade die Argumente, die die Abhangigkeit des Μχ. vom Pαnegyrikos beweisen sollten, scheinen mir nicht ίiberzeugend: (1) Die triviale Verwendung νοη φιλοcoφία ist keinesfalls unplatonisch, wie Mίiller (148) meint. Der gleiche Gebrauch des Wortes fιndet sich schon ίη Grg. 484 c-486 C.53 1η 484 c4 begegnet man sogar seinem Gebrauch ίη einer ganz ahnlίchen Wendung: Το μεν ο.ον άληθεc οϋτωc εχει, "'γνώcτι δέ, αν έπι τα μείζω ελθτιc έάcαc ήδη φ ι λ ο c ο φ ί α ν. (2) 1η den Worten des Sokrates 234 c1 ff. heiBt es nach Mίiller, daB die Verfasser der Epitaphien 'nicht einfach drauflos, sondem lange Zeit an ihren Reden gefeίlt haben' (148), was natίirlίch an das Proomium des Pαneg. eήηηem wίirde, wo ebenfalls die Lange der Zeit erwahnt wird, die 1sokr. auf die Ausarbeitung seiner Rede verwendet habe (§ 14). Doch es ist zunachst fraglίch, ob Platon mίt der Wendung έκ πολλου χρόνου λόγουc παρεαευαCΜένων die Ausfeίlung der Reden im 53 Vgl. auch Ζ.Β. Euthd. 288 d8; Tht. 143 d3; Tim. 88 c5; s. Α.-Μ. Malingrey, Philosophia, Ρaήs 1961, 49. Auf jeden Fall hande1t sich bei φιλοcoφία um ein Modewort dieser Zeit, das jeder, auch die Sophisten, fiir sich ίη Anspruch nimmt (W. Burkert, Hermes 88, 1960, 173 ff.). Was Isokrates betήfft, hat das Wort natαrlich nicht tiberall die gleiche Bedeutung und verweist nicht nur auf sein Bildungsprogramm, was woh1 auch ftir Pαneg. gilt (zu φιλοcοφία und παίδευcιc bei Isokrates und speziell im Pαneg. s. Ε. Buchner [oben Anm 52] 54 ff.).

54 Dazu s. den Komm. zu 234 c5.

&

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~

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EINLEITUNG

EINLEITUNG

ΠΙ

678 c3 εvαυλοc φόβοc). (5) Είη weiterer Beweis fίir die Anlehnung Platons an den Pαnegyrikos besteht nach Mίiller ίη der Darstellung der Κriege des heroischen Zeitalters: Die Auslassung dieser Κriege im Μχ. setze sich νοη Isokrates ab, bei dem sich alle vier νοη Platon genannten Themen finden. Νυη gibt auch Mίiller zu, daB die gleichen Themen sich auch bei Lysias finden, bei ihm fehle jedoch der Feldzug des Eumolpos, den Platon und Isokrates erwiilinen. Aber abgesehen davon, daB dies nichts ίiber eine Abhangigkeit des einen vom anderen besagen konnte, ist der Feldzug des Eumolpos keine lίterarίsche Erfindung eines der beiden Autoren, sondem geht wahrscheinlίch auf das 5 Jh. zurίick und gehort ebenfalls Ζυ den traditionellen Τοροί der patriotischen Rhetοήk. 55 Eine Abhangigkeit des Μχ. vom Pαnegyrikos des Isokrates und somit seine Datierung nach ihm ist also nicht nachzuweisen. DaB die Datierung nach 380 unhaltbar ist, HίBt sich aber auch positiv zeigen, wenn man die ίη der Schrift vorhandenen Indizien ίη Betracht zieht. die rur eine frίihere Datierung sprechen: Die drastische und eindrucksvolle Schίlderung des Einflusses der Grabreden auf die Zuhorer (234 cl ff.) und die Κήtίk an dieser Art Ρatήοtίscher Rhetοήk im Vorgesprach erkΗίrt sich leichter, wenn der Eindruck dieser Rhetοήk fήsch war. 56 Solche Rede Ζυ horen, hatte man sicher Gelegenheit ίη den Leichenfeiem wahrend des Κοήηthίscheη

55 Hierίiber s. Schroeder 62 ff. Ζυ den ίη beiden Werken vorkommenden GemeinpIatzen s. Pflugmacher bes. 18 ff. und die tabel1arische Aufstel1ung bei Ries, Isokrates u. Platon 66, der dazu bemerkt: 'Ήίeraus geht klar hervor, daB Isokrates mit Lysias und Thukydides nίcht weniger gemeinsam hat als mit Platon. Die Gedanken, die er bήngt, sind langst 10ci communes geworden, Materia1, das Isokrates ebenso beniitzt wie neben allen anderen auch Platon" (67). Mίiller betrachtet ferner die zeitliche Ρήοήtiit des Μχ., wie es insbesondere νοη Eucken interpretiert wird, auch aus einem anderen Aspekt als schwίeήg: "Was bei P1aton als »abgeschmackt stilisiert« erscheint, hat bei Isokrates »alle Penetranz« ver10ren. (...) Seit wann imitiert die Tragodie die Komodie und mίldert, dampft und verfeinert deren Grobianismen?" (146 Α. 35). Νυη ist der Μχ. gewiB keine 'Komodie', ίη der P1aton Spott treibt und al1e enthaltenen Gedanken ab1ehnt (dazu s. das nachste Kapitel). Es ist ίiberdies vielleicht eine ϋbertreίbung, aus den Gemeinsamkeiten an einigen Stellen, die topisch bedingt oder Rerniniszenzen sein kQnnen, Ζυ schlieBen, daB der eine den anderen "imitiert". 56 Auch die νοη P1aton fίir sein Werk gewahlte Form eines Epitaphios und die Erwahnung der bevorstehenden Leichenfeier ίη 234 b6 (und nicht etwa einer Gedachtnisfeier) werden dadurch verstandlicher, vgl. G. Mathieu ίη: Me1anges G. G10tz 11, Paήs 1932, 556.

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Κrieges

(395-387), kaum dagegen ίη den nachsten Jahren. Auch die Κritik paBt gut Ζυ der Zeit kurz nach dem beschamenden Fήedeη, der sicherlίch starken Unmut bei den meisten Athenem hervorgerufen hat. Es erscheint also durchaus plausibel, daB wir im Μχ. gewissermaBen eine Parallele zum platonischen lon haben. fίir den man iilinlich vermutet, daB er aus dem Eindruck der Homerrezitation eines Rhapsoden an den Panathenaen des Jahres 394 entstanden iSt. 51 Fruchtbar fίir eine an,nahernde Datierung kann sich auch der inhaltlίche Vergleich mit anderen platonischen Werken der ersten Gruppe erweisen. 58 Die enge Beziehung des Μχ. zum Gorgiαs, die nicht nur ίη

1&

51 Eine weitere Paral1ele konnte ίη der Erwahnung des Archinos und Dion ίη 234 blO bestehen, wenn sie wie Apol1odor und Phanosthenes ίη lon 541 c-d (s. dazu Flashar, Der Dia10g Ιοη 101) aus aktuel1em AnlaB erwahnt werden. Dion war wohl ein unbedeutender Politiker und Archinos, der berίihmte Mitkampfer des Thrasybulos bei dem Umsturz der DreiBig, spielte ίη der Zeit des Korinthischen Krieges, wenn er noch lebte (was immerhin wahrscheinlich scheint, vgl. D. 24, 135), keine besondere Rol1e ίη der Politik mehr (er wird weder ίη den Ekklesiαzusen des Aristophanes noch ίη den Hell.Oxy. erwahnt). Beide werden a1so hier eher als bekannte Epitaphienredner erwahnt. Gehoren sie aber Ζυ den gewohnlichen Epitaphienrednern der Zeit der Abfassung des Μχ., die im Vorgesprach angegriffen werden? Oder waren die beiden bekannt aus frίiheren Zeiten? (Archinos konnte Ζ.Β. die Rede auf die Gefallenen ίη Phyle gehalten haben). Wir wissen fast nichts ίiber ihre Tatigkeit wahrend des Korinthischen Κrieges, so daB eine Antwort nicht moglich ist (zu den beiden s. Komm. z.St.; Ρ. Funke, Hom6noia und Arche, (Ηίstοήa ES 37) Wiesbaden 1980, 111 Α. 25 [Archinos], 137 Α. 8 [DionJ). Wenn Archinos und Dion nicht als bekannte Epitaphienredner aus frίiherer Zeit erwahnt werden, muB man allerdings annehmen, daB ίη ihrer Erwahnung ein zweiter Anachronismus (neben dem ίη der Rede) vorlίegt. Es ist nicht plausibel, daB nur Sokrates ίη eine spatere Zeit versetzt wird. Die Tatsache, daB Menexenos nicht viel a1ter als ίη Ly. ist, sowie die Erwahnung Aspasias machen wahrscheinlich, daB die fiktive Zeit des Gesprachs schon vor den Tod des Sokrates gelegt wird (dazu s. auch Thurow 1 f.). 58 Ιη Zusammenhang mit der Datierung ist auch die Beziehung der Schrift Ζυ den Werken anderer Autoren nicht Ζυ ίibersehen, allerdings unter dem Vorbehalt, daB vieles hypothetisch ist. Ch. Kahn (ίη: Ρ.Α. Vander Waerdt [ed.], The Socratic Movement, IthacalLondon 1994, 103 ff.) hat neuerdings ίiberzeugend gezeigt, daB der als literarische Anspielung Ζυ erklarenden Einfίirung der Aspasia im Μχ. die Aspαsiα des Aischines vorausgeht. Dieser Schrift wiederum war sehr wahrscheinlich das g1eichnarnige Werk des Antisthenes vorausgegangen. Hierzu s. auch den Komm. Ζυ 235 e8. Kahn baut vorwiegend auf der Datierung des Μχ. auf, die er als gegeben betrachtet, aber sein Argument, der Αngήff des Lysias auf Aischines (nach Ath. ΧΙΙΙ 612 d) setze voraus, daB die Werke des Aischines zumindest gewisse Zeit vor 380 sehr wohl bekannt gewesen sein sollen, hangt nicht νοη der Datierung des Μχ. ab und ist an sich interessant. Ζυ seinem Argument kommt ein weiteres Indiz hinzu: Κ. S. Rothwell, Jr., Politics and Persuasion ίη ΑήstΟΡhanes Ecclesiαzusαe, (Mnemosyne Suppl. 111) Leiden

Γ

EINLEITUNG

EINLEITUNG

der Thematik besteht, sondem auch ίη vielen Einzelheiten sichtbar ist, wurde schon νοη Dodds hervorgehoben. 59 Als sicher darf ebenfalls gelten, daB der Gorgiαs, den man chronologisch zwischen 390 und 386 ansetzt, vorausgegangen war, vor allem wegen der ίη ihm aufgewiesenen Είηflϋsse der Reise nach Sizilien (pythagoreische 1deen, Bedeutung der Mathematik, Erwahnung des Epicharmos und Mithaikos und nicht zuletzt Einfϋhrung des Gorgias als ersten Gesprachspartners des Sokrates).60 Die enge Beziehung der beiden Werke darf man bei der Datierung des Μχ. nicht unterschatzen. 1m Gegensatz zum Gorgiαs ist der Vergleich mίt dem Lysis und dem Menon weniger aufschluBreich. 1m Lysis tritt ebenfals die Person des Menexenos auf, wird aber noch als έριcτικόc (211 b8) und deswegen vielleicht als jϋηger dargestellt, was eventuell auf eine frϋhere Datierung des Ly. Ζυ schlieBen erlaubt. ϋber die absolute Datierung des Μχ. besagt dies jedoch nichts. Die Beziehung des Μχ. zum Menon, den man gewohnlich nach dem Grg. und um 385 datiert6 1, ware vielleicht ηϋtΖιίcher, wenn es geηϋgeηd Anhaltspunkte dafϋr gabe. Gewisse Ahnlίchkeiten fehlen zwar nicht ganzlich, sind aber wenig beweiskraftίg.62 Ahnliches gίlt fϋr den Euthydemos. ίη dem, wie im Μχ.,

Konnos als Lehrer des Sokrates im Musikunterrίcht erwahnt wird (272 c, 295 d). Viel wichtiger hinsichtlίch der Datierungist die Beziehung des Μχ. zum Symposion. Dort findet man wieder eine Auseinandersetzung Platons mίt der Rhetοήk und zwar der epideiktischen. Es wird eine Reihe νοη Lobreden gehalten, diesmal freίlich ϋber den Eros, νοη denen die des Gastgebers Agathon im gorgianischen Stil besonders auffallt. Dieser Rede stellt Sokrates eine eigene gegeηϋber, die wieder angeblίch nicht νοη ihm selbst stammt, sondem νοη seiner 'weisen' Lehreήη, Diotima (201 d).63 DaB Diotima und Aspasia die gleiche Funktion erfϋΙΙeη und daB im Smp. das gleiche Motiv vorliegt, laBt sich kaum bezweifeln. Da ηυη aber das Moti ν und die Person im Μχ. aus der sokratischen Literatur und teilweise auch aus der Komodie stammen, ist der SchluB zulassig, daB im Smp. ein im Μχ. schon vorhandenes Motiv umgebildet wird. Damίt kann aber im Smp., d.h. ίη der Zeit um 384 oder wenig spater 64 , auch ein terminus αnte quem fϋr die Abfassung des Μχ. festgesetzt werden. Die erwahnten 1ndizien ίη Verbindung mit dem Abbruch der

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1990, 92 ff., konstatiert eine Ahnlίchkeίt der Aspasia mίt der Praxagora ίη den Ekklesiαzusen des AristoSJhanes (392 v.Chr.) und vermutet einen EinfluB der lίterarischen Tradition ίiber Aspasia auf Aristophanes. (Wenn 1etzteres zutrifft, ist natίirlίch zurnίndest die Aspαsiα des Antisthenes - wenn nicht auch des Aischines ­ chrono1ogisch etwas frίiher anzusetzen. Dafίir sehe ich keine Schwίeήgkeίt.). Argumentativ nicht verwertbar sind femer die Reminiszenzen an den Μχ., da sie, vom Pαneg. des Isokrates abgesehen, erst ίη Xenophons Smp. (s. dazu Kap. IV) Ζυ finden sind. 59 S. oben Kap. Ι. 60 Wenn diese E1emente durch die Reise erk1iirt werden konnen und nicht ein noch frίiheres Interesse Platons an Sizilίen vor der Reise zum Ausdruck bringen. DaB Grg. nach der ersten Reise anzusetzen ist, hat J. Geffcken, Hermes 65 (1930) 14-37, mit starken Argumenten ge1tend gemacht und der gleichen Meinung sind Dodds (al1erdings weniger kategοήsch) ίη seiner Gorgias-Ausgabe (26 f.) und Thesleff, Chronology 118. Vor die Reise datieren ihn Wίlamowitz Ι 209 ff. 242; Pohlenz 167; J.S. Momson, C1Q 8 (1958) 200 ff.; Ε. Kapp, The Theory of Ideas ίη P1ato's Earlίer Dialectic [nach 1942] ίη: Ausgew. Schr., Berlίn 1968,79 ff. 61 So u.a. R. S. B1uck ίη seinem Kommentar (110 ff. 120); anders Thes1eff, Chrono1ogy 163 ff. 62 A1s solche Anha1tspunkte konnte man fo1gende betrachten: (ί) Die k1einen

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epideiktischen Reden des Menon im gorgianischen Stίl (71 el-72 a5, 79 e7-80 b7; die Sokrates-Rede 81 a5-e2 ha1t Th. Ebert, Meinung u. Wissen ίη der Phίlosophie Platons, Berlίn /N.York 1974, 96 ff., auch fίir eine Parodie eines gorgianischen epideiktischen Logos, seine Argumentation ist jedoch nicht ίη al1en Punkten tiberzeugend). (ίί) Die an Grg. (503 c, 517 b-5 19a) eήηηemde Beschaftίgung rnίt den groBen Politikem Athens ίη Men. 93a-94 b zeigt das starke Interesse P1atons fίir das politische Leben Athens, das sich auch im Μχ. bekundet. Nach Ε. Kapp, The Theory of Ideas 104 f., zeige sich sogar nicht nur im Men., sondem auch im Μχ. und Prt. ein ahnlich verstandnisvol1es und mίldes Urteίl ίiber die Verfassung und die polίtische Fίihrerschaft Athens, was fίir die zeitliche Nahe dieser drei Werke spreche. Der mίldere Τοη ist im Men. ίη der Tat unverkennbar (vgl. 93 a. c-e. 94 a2). Ob das auch im Μχ. der Fal1 ist, hangt νοη der Interpretation der Rede ab. Um alle drei Werke ίη die gleiche Zeit zu rίicken, genίigt das freilίch nicht. DaB die Polίtiker die Erziehung ihre Sohne vemach1assigen ist im ίibήgeη ein Motiv, das nicht nur ίη Prt. 319 e und ίη Men. 93 b ff., sondem auch sonst auftritt, vgl. Lα. 180 b; femer Eupolίs fr. 111 Κ-Α. 63 Zur ahnlichen Einfίihrung der sokratischen Reden im Μχ. und Smp. s. auch Loewenc1au 31 Α. 81 und Β. Eh1ers, Eine vorplatonische Deutung des sokratischen Eros, (Zetemata 41) Mίinchen 1966, 133. Die Frage, ob Diotima, wie Aspasia, eine historische Person war oder nicht (vgl. FήedΙaηder Ι 374 Α. 13 mit weiterer Lίteratur), ist hier nicht νοη Be1ang, denn es geht nur um das lίteraήsche ΜοΙίν. 64 S. dazu Thesleff, Chronology 117 f.; Κ J. Dover, Phronesis 1Ο (1965) 2-20 und ίη seiner Ausgabe S. 10.

EINLEITUNG

EINLEITUNG

Erzahlung ίη der Grabrede nach der Erwahnung des Κδηίgsfήedeηs machen eine Datierung des Μχ. um 386 oder wenig spater sehr plausibel.

dem Euthd., ίη denen ein Dialog einen anderen Dialog umrahmt, ist unverkennbar, und insofem darf man den Vergleich der dialogischen Einkleidung ίη beiden Fallen als berechtigt ansehen. Hinsichtlich der beήchteηdeη Person findet schlίeBlίch das Refeήereη des Sokrates eine Entsprechung ίη der Erzahlung seines Gesprachs mit Diotima im Smp. und rnit den Gesetzen im Cri.

52 hίstοήscheη

ΠΙ

AUFBAU

Bezίiglίch

seiner Form gehort Μχ. Ζυ den einfachen dramatischen Dialogen Platons, ίη denen ein zusammenhangender Vortrag ίiberwiegt. 65 Ιη die gleiche Κategοήe lieBen sich mit Ausnahme νοη Αρ., die einen besonderen Fall darstellt, die Dialoge Τ ί., Criti., Epin. und C Ι ί t. einordnen. Diese Κlassifizierung ist jedoch quantitativ und ίibersieht die Tatsache, daB stilistisch bei Platon nicht alle Dialoge und nicht alle zusammenhangenden Vortrage νοη gleicher Art sind. Bei einer genaueren Klassifizierung konnte man zumindest zwischen vier verschiedenen Arten νοη Dialogen unterscheiden: die fίir Sokrates typischen, elenktischen Dialoge, die sich einem Monolog nahemden Dialoge, ίη denen nur ein Gesprachspartner eine wichtige Rolle spielt, die beήchteηden Dialoge und schlieBlίch die Dialoge, die eine Unterhaltung wiedergeben. 66 Das Rahmengesprach im Μχ. gehort zur letzten Gruppe der Dialoge, ohne daB jedoch ίη ihm monologartige Abschnitte (234 c 1­ 235 c5) fehlen. Aber auch die Bezeichnung 'zusammenhangender Vortrag' bedarf einer naheren Bestimmung. Wichtig ist vielleicht dabei, daB es sich um eine rhetοήsche Rede handelt, die an ahnliche Reden, die ίη der Αρ., im Smp. und im Phdr. vorkommen, erinnert. Fίir die Urnrahmung eines zusammenhangenden Vortrags, der den Hauptteil des Werkes einnimmt, lassen sich im platonischen Werk keine anderen Beispiele finden. Die Ahnlichkeit aber mit refeήereηdeη Dialogen wie

Dαs Rαhmengespriich

Wie die Dramen des Epicharmos und die Mimoi des Sophron stellen die Dialoge Platons Szenen aus dem alltiίglichen Leben dar. 67 Ιη unserer Schήft wird ein Gesprach zwischen Sokrates und dem jungen Menexenos gefίihrt. 68 Als Schauplatz hat man sich vielleicht eine StraBe unweit der Agora vorzustellen, da schon ίη der ersten Frage des Sokrates an Menexenos die Vermutung ausgedrίickt wird, daB letzterer eben νοη diesem Ort kommt. 69 Dies wird νοn Menexenos bestatigt und durch die nahere Bestimmung seines frίiheren Aufenthaltsortes erganzt: er komme νοη der Agora und zwar aus dem ΒuΙeuteήοη. Sowohl die SΖeηeήe als auch der Gesprachspartner sind, wie immer bei Platon, nicht zufallig gewahlt. Agora und ΒuΙeuteήοη sind natίirlich ''Orte des Scheins" und des "leeren tagespolitischen Geschwatzes"70 und stehen somit als solche ίη engem Zusammenhang mit dem Thema des Werkes, wie spater gezeigt werden wird. ϋber die Person des Menexenos (ΡΑ 9973) wissen wir wenig, im Gegensatz zum zeitgenossischen Leser, der sicherlich mehr ίiber die Personen und ίiber manche Anspielung im Einleitungsgesprach wuBte, und dem daher auch das Werk im ganzen verstiίndlicher war. Als sicher darf immerhin gelten, daB es sich bei ihm und dem Menexenos im Ly. um

..

65 Dazu s. Η. Raeder, P1atons philos. Entwicke1ung 47 ff. Zu der Einteilung der p1atonischen Dia10ge ίη dramatische, erzah1ende und gemischte ίη der Antike s. D. L. ΠΙ 50; P1ut. Quαest. Conv. 711 b-c; vgl. Αηοη. Proleg. 20, 1 ff. Westerink; zum Thema s. auch Ο. Nίisser, A1bins Pro1og u. die Dia1ogtheorie des P1atonismus, (ΒΖΑ 12) Stuttgart 1991, 175 ff. 238 ff. bes. 240. 66 Zu dieser Unterscheidung s. Thes1eff, Sty1es 33 ff. (vgl. ders., Chrono1ogy 55 Ο, der aber al1gemeiner νοη "types of exposition" spricht und deswegen auch eine fίinfte Kategorie ("mono1ogue or continuous exposition") anfίihrt. Eine andere, al1erdings inkonsequente K1assifizierung findet man bei W. Lutos1awski (oben Anm. 40) 393 f.

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67 Zum Verg1eich mit den beiden genannten Autoren, deren Werk P1aton zweifel10s kennt, s. J. Μ. S. McDona1d, Character-Portraiture ίη Epicharmus, Sophron, and P1ato, (Diss. Co1umbia υηίν.) Sewanee 1931, 142.380. 68 Zwei Personen auch ίη den Dia10gen /οπ, Cri., Euthphr., Ηρ. Μα. und Phdr. 69 DaB die Vermutung des Sokrates nicht etwa auf einer Gewohnheit des Menexenos

... '-'Ι, .

••1. • .

beruht, geht aus der fo1genden Frage des Sokrates hervor: 'Was hast du gerade mit dem Rathaus zu tun?'

70 D. Mtil1er, Hermes 116 (1988) 396.

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EINLEITUNG

EINLEITUNG

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Bekanntschaft mit Sokrates wird im Μχ. wahrscheinlich vorausgesetzt (vgl. die Worte des Menexenos ίn 235 c6: άει (υ προcπαίζειc, c1 Cώκρατεc, τουc Ρήτοραc). Dazu paBt, daB er ίn Phd. 59 b unter den Personen erwahnt wird, die ίn den letzten Stunden des Sokrates bei ihm im Gefangnis waren. Platon hatte guten Grund, ihn im Μχ. als Gesprachspartner anΖufϋhren: (α) Menexenos stammt aus einer voτnehmen und reichen Familie (Vergleich mit Lysis ίn Ly. 207 c), die auf eine Tradition im Bekleiden νοn Amteτn zurϋckb1ickt, wie Sokrates anzudeuten nicht versiίumt (234 b). Seine Herkunft verschafft ihm also wichtige Vorteile rur eine po1itische Karήere. (b) Menexenos hat sich νοn seinem Onkel Ktesippos, der auch 'Schϋler' des Sokrates war, ίn die Εήstik einweihen lassen (Ly. 211 b-C).76 Er hat sich also mit der hDheren

die gleiche Person handelt. 71 Aus Ly. 207 b8 erfahren wir, daB sein Vater Demophon (ΡΑ 3692) hieB, der Demos jedoch, aus dem Menexenos stammte, bleibt uns unbekannt. 72 Nach einer νοn Ρ. Vidal-Naquet aufgestellten Hypothese 73 war sein Vater derselbe Demophon (ΡΑ 3701), der als Sohn des Hippokrates (ΡΑ 7640) erwahnt wird, der wiederum ein Sohn des ΑήΡhrοn (ΡΑ 2204; ΡΑΑ 20 2330), des Bruders νοn ΡeήkΙes, war. Daraus erkHirt sich nach dieser Hypothese der Hinweis des Sokrates am Anfang des Dialogs (234 bl-2) auf die Tradition des Hauses des Menexenos ίn Zusammenhang mit der Besetzung staatlicher Amter. Aber das ist nur eine Hypothese, die auf sehr unsicherem Boden beruht. 74 1m Ly. ist Menexenos jedenfalls ein heranwachsender Jϋng1ing, ungefahr 15 Jahre alt. 1m Μχ. wird er dagegen als alter, ungefahr ΖwanΖίgjahήg, dargestellt.75 Entsprechend ist der Unterschied im Charakter: im Ly. ist Menexenos der beste Freund des Lysis und wird als έριcτικόc bezeichnet (211 b8); im Μχ. erscheint er dagegen bescheidener und reifer. Er ist bereit, die Ratschlage des Sokrates anzunehmen (234 b) und ist begieήg darauf, die Rede des Sokrates Ζυ horen (236 c). Eine langere

76 Bei Hanslik a.O. steht, daB der "Sophist Ktesippos" der Lehrer des Menexenos "ίη der Redekunst" war. Ktesippos kann aber kein Sophist gewesen sein, denn er wird ebenfalls unter den Freunden des Sokrates, die im Gefangnis waren, erwahnt (Phd. 59 b; vgl. die l0beηdeη Worte des Sokrates ftir den jungen Ktesippos ίη Euthd. 273 a). Wenn er im Ly. und vor allem im Euthd. a1s Εήstίker dargestellt wird, dann ist damit nicht die Εήstik etwa des Protagoras gemeint, sondern (anachronistisch) die Disputierkunst einiger Sokratesschtiler, wie des Eukleides aus Megara und des Antisthenes. Der Hauptvertreter der Εήstίk ist fϋr Platon Antisthenes und dessen bloBe Wortfechterei will er vor a1lem νοη der Dialektik des Sokrates unterscheiden. Dazu s. Ε. S. Thompson, The Meno of Plato, Cambήdge 1901,272-85 (Excursus ν); Ρ. Natorp, RE νι Ι (1907) 467; Η. Keuien, Untersuchungen Ζυ Platons 'Euthydem', (Klassisch-philol. Studien 37) Wiesbaden 1971,62 ff.; zur Unterscheidung der Eristik νοη der άντιλογική und der διαλεκτική bei Platon s. G. Β. Kerferd, The Socratic Movement, Cambήdge 1981, 62 ff. Chr. Eucken (oben Anm. 52) 9 ff. 47 ff. stellt die These auf, έριcταόc (wie eptc usw.) habe bei Platon erst im Euthd. eine spezifische Bedeutung erlangt, ίη den frtiheren Schriften gelte dagegen das Wort fϋr den 'streitstichtigen' (ίη Ly. 211 b ftir den Menexenos). Kann aber die Bezeichnung der gleichen Person, des Ktesippos, als έριcτικόc im Euthd. anderen Inhalt haben als im Ly ? Μίι der Zugehorigkeit des Menexenos zur Εήstik hangt vermutlich auch die Beliebtheit, die er bei den Sokratikem genoB, zusammen. Eine Schήft mit dem Titel Menexenos hatte auch Antisthenes (Α Ι, 73 Caizzi = 41, 72 Giannantoni = D. L. νι 18) verfaBt. Schon der Untertitel περι του αρχειν weist auf eine Bertihrung mit dem Μχ. hin (s. Komm. Ζυ 234 a7-bl). Nach R. Hirzel, Der Dialog Ι 126, handelte es sich dabei um ein Gesprach zwischen Sokrates und Menexenos, wie das Gesprach des Sokrates mit Glaukon ίη Xen. Mem. πι 6, Ι ff. (vgl. G. Giannantoni, Socraticorum Reliquiae πι 229). Ob das antisthenische oder das platonische Werk vorausgegangen war, laΒt sich nicht sagen. Bei Platon erscheint jedoch Menexenos schon im Ly., was immerhin unwahrscheinlich macht, daB er diese Person spater νοη Antisthenes tibemommen hat. Bemerkenswert ist femer die Νachήcht, daB auch Glaukon, der Bruder Platons, ein Werk mit dem gleichen Titel geschήebeη haben soll (D. L. Π 124). Chronologisch spater ist der Dia10g Menexenos des Αήstοteles (D. L. ν 210 = ρ. 3, 8 Rose2 ). Nach Ρ. Moraux, Les listes anciennes des ouvrages d'

71 Wilamowitz ΙΙ 69 Α. 2 (mit Zweifeln jedoch ίη Ι 188); FήedΙander Π 316 Α. 6 ("Platon wollte mit demselben Namen denselben Menschen vergegenwartigen - wie Balzac"). Μίι dem Sohn des Polyaratos, den Isaios ίη der 5. (und Isoc. ίη der 17. ?) Rede erwahnt, kann er nicht identisch sein, wie Α. Schafer, Demosthenes und seine Zeit ΠΙ Β, Leipzig 21857, 213 Α. 6, mernte. Zum Namen seines Vaters kommt das Altersverhaltnis hinzu, s. Blass ΙΙ 545 Α. 5. 72 R. Hanslik, RE χνl (1931) 858, erwahnt als Tatsache, daB sein Stammdemos Paeania war. Das geht jedoch aus keiner Quelle hervor. Der Fehler hangt vermutlich damit zusammen, daB sein Onkel, Ktesippos, aus Paeania stammte (Ly. 203 a; Phd. 59 b), was allerding keinen SchluB auf dem Stammort des Neffen erlaubt. Lysis, der engste Freund des Menexenos, stammte aus Aixone, und die gleich Herkunft ware bei Menexenos sehr wohl denkbar. 73 Ρ. Vidal-Naquet ίη: Aux οήgίηes de I'hellenisme. Hommage a Η. Van Εffeηteπe, Ρaήs 1984,280. 74 Eine Schwierigkeit fϋr diese ansprechende Hypothese besteht darin, daB Demophon und seine Brtider noch im J. 412 "very young" waren (J. Κ. Davies, Athen. Propert. Families, Oxford 1971,456). Vidal-Naquet muB aus diesem Grund annehmen, daB Menexenos nach 412 oder zwar "tres vraisemblabement" um 406 geboren wurde. Die Folge dieser Annahme ware allerdings, daB man einen Anachronismus nicht nur im Rahmengesprach des Μχ. , sondern auch - was noch problematischer ist - im Ly. hinnehmen mtiBte. 75 Hierzu s. den Komm. Ζυ 234 bl. Zur Einftihrung νοη Knaben und Jtinglingen bei Platon s. Bruns 245 ff.; McDonald, Character-Portraiture 189 ff.

,ι.",.

EINLEITUNG

EINLEITUNG

Bildung befaBt (vgl. Μχ. 234 a5), sein 1nteresse gilt aber jetzt der Politik, wie seine Anwesenheit im ΒuΙeuteήοη zeigt. Aus diesen zwei Grϋnden wird er zum geeigneten Gesprachspartner, dem Sokrates seine Ansicht ίiber die athenischen Redner und ίiber die Stadt vortragen kann. Den 1mpuls fίir die Diskussion zwischen Sokrates und Menexenos gίbt die Erw1ihnung des ΒuΙeuteήοη durch den letzteren. Menexenos war dort, weίl er erfahren hatte, daB der Rat den Redner w1ihlen wίirde, der den Epitaphios fίir die Gefallenen halten sol1te. Das gibt Sokrates die Gelegenheit, die Epitaphienredner und ihre Reden anzugreifen (234 c1­ 235 c5). Dem Einwand des Menexenos, der konkrete Fall werde fίir den Redner ungίinstig sein, da dieser wenig Zeit zur Vorbereitung habe, halt Sokrates entgegen, daB die Redner immer fertige Reden parat haben und es nicht schwίeήg sei, a1s Redner Erfolg zu haben, wenn man vor denen SΡήcht, die man lobe. 1hm selbst fiele diese Aufgabe leicht, da seine Lehreήη ίη der Rhetοήk Aspasia gewesen sei. 1η diesem Fall hatte er leicht die Rede wiederholen konnen, die er νοη seiner Lehreήη gehort habe, als sie eine Rede fίir den vorliegenden Fa11 mίt frϋher ausgedachten Gedanken und 'ϋberbΙeίbseΙη' aus der Rede des Ρeήk1es ihm vorgetragen habe. Den Bitten des Menexenos gibt Sokrates schlieB1ich nach und wiederholt die Rede. Aus dem, was erwahnt worden ist, geht also hervor, daB das Einleitungsgesprach hinsicht1ich seiner dramatischen Funktion einen doppelten Existenzgrund hat: Erstens werden ίη ihm der Rahmen und die Voraussetzungen fίir den Vortrag eines Epitaphios geschaffen. Zweitens wird bei der Diskussion der notige Deckmantel dafίir geliefert, das Sokrates einen Epitaphios halt, indem er die Urheberschaft auf jemand anderen abwalzt.77 Dazu dient auch die Einfίihrung der Aspasia. Sie steht

an der Stelle des "Jemand", "den der platonische Sokrates dort wie oft ironisch abspaltet, um sich hinter ihm Ζυ verstecken" (FήedΙaηder ΙΙ 205).78 Sie bietet gleichzeitig die Gelegenheit, eine Verbindung zum Epitaphios des ΡeήkΙes herzustellen. 79 Sie war natίirlίch seit langem eine bekannte Figur aus der KomOdie. 80 Ihre Erscheinung jedoch auch ίη der sokratischen Literatur und besonders im gleichnamigen Dialog des Aischines kurze Zeit vor der Abfassung des Μχ. gab vielleicht Platon einen weiteren AnlaB, sie ίη Verbindung mίt Sokrates Ζυ erw1ihnen. 81 Das Einleitungsgesprach ist aber auch inhaltlίch nicht unwichtig. Es dient einerseits dazu, die wichtigsten Themen (Erziehung, Rhetοήk, Politik) zum Vorschein Ζυ bήηgeη, andererseits aber auch, die Rhetoήk moglichst stark herabzusetzen. 82 1m Gegensatz zum Einleitungsgesprach ist das SchluBgesprach sehr kurz und im wesentlίchen dekoratίv. Menexenos drϋckt seinen Zweifel ίiber die Verfasserschaft der Aspasia aus, und das Werk endet wie manche anderen platonischen Dia10ge (Lα., Chrm., Prt., Crα., Lg., Phlb.) mίt einem Versprechen des Sokrates, ίη diesem Fall, daB er ihm ίη der Zukunft weitere Reden der Aspasia vortragen werde. 1η Zusammenhang mit dem Rahmengesprach sind schlieBlίch einige Bemerkungen zur Person des Sokrates hinzuzufίigen, obgleich sie sich nurauf seine Rolle im Μχ. beschranken kOnnen. Weniger die bei ihm

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Αήstοte, Louvain 1951,43 f., bezog sich aber das Werk auf Menexenos aIs Freund des Lysis und hatte aIs Thema die Freundschaft; anders W. Jaeger, Αήstοteles, Berlίn 1923 (21955),30; Oppenheimer 71; s. auch Ο. Gigon, ΜΗ 16 (1959) 175. Είη Werk mit dem gleichen Titel hatte schlίeBlίch der megarische DiaIektiker Philon geschήebeη (CΙem. ΑΙ Strom. ιν 121,5 [11 ρ. 302, 7 f. St.], wiίhrend sein Lehrer Diodoros Κronos die erste seiner disputierlustigen Tochter Μενεξένη nannte; s. Ε. Zeller, Phίlos. d. Gήecheη 511 Ι, 247 Α. 7; 250 Α. Ι. 77 Einen Deckmantel braucht Sokrates nicht nur, weil er 'jmmer die Redner verspottet' (235 c6), sondem auch, weil er, wie er Αρ. 17 d angibt, ίη der Rhetοήk keine Erfahrung habe.

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78 Vergleichbar ist der 'Jemand' ίη R. 1337 a-b und Ηρ. Μα. 286 c sowie Diotima im Smp. Eine iίhnliche AbspaIΙUng findet sich femer innerhalb der Grabrede im Μχ., wenn die Toten ihre Aufforderung und ihren Trost aussprechen. Zum Κuηstgήff der Spalιung und der Doppelung des Sokrates bei Platon s. Ο. Apelt, Platonische Aufsatze, LeipzigIBerlίn 1912, 96-108. 79 Ob das gleichzeitig eine Verbindung zu Thukydides bedeutet, wie Loewenclau 34 und Kahn 244 meinen, bleibe dahingestellt. 80 Hierzu s. den Komm. zu 234 e8.

'Ι.:'...... _ ι ,

".

81 Dazu s. Η. Dittmar, Aischines νοη Sphettos 20 f. 40. Auf die lίteraήsche Aspasia der Sokratiker hatte schon Bruns 359 hingewiesen; vgl. femer Pohlenz 262 f. 302; Wίlamowitz Ι 269; 11 142 f. Um νοη einer Bekampfung des aischineischen Werkes zu sprechen (Dittmar 55), fehlt jedoch jeder Anhaltspunkt. Eine ganz andere Interpretation des Aspasia-Motivs schlagt Bloedow vor, wonach es sich im Μχ. um die hίstοήsche Aspasia handelt: "what Plato had ίη mind is ηοι the lίterary, but the h i s t ο r ί c a Ι Aspasia, ηοΙ, however, as the consort of Perikles, but as a leading member of the Ρeήk1ean circle, and thus, with others, a co-architect of the Sophistic movement" (47-8). 82 Zum letztereη s. Wilamowitz 11 139.

'ίiblίche

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337 a4) als vielmehr der urbane und SΡίeΙeήsche Τοη charakteήsίert seine Haltung ίη diesem Gesprach. Dieser Τοη ist auch fίir das ganze Gesprach kennzeichnend. Die Ironie fehlt zwar ίη seiner Beschreibung der Wirkung der Epitaphioi auf ihn selbst nicht, sie ist jedoch durch das Thema bedingt. Domίnant ist ίiberall das SΡίeΙeήsche Element, das sich ins Komische wandelt, als die Rede auf die Qualίfίkation des Sokrates als Redner und auf den angeblichen Epitaphios der Aspasia kommt. Je mehr der ν ortrag des Epitaphίos ίη den Bereich des Wahrscheinlichen gerίickt wird, desto komischer wirkt das Benehmen des Sokrates, der bisweίlen den Eindruck einer Komodienfigur erweckt (die Szene lieBe sich betiteln: der alte Sokrates als Schίiler). Der Grund fίir diese komischen Zίige, an denen manche Phίlologen des 19. Jahrhunderts AnstoB genommen haben, ist offensichtlίch: sie sollen hervorheben, wie sich Sokrates davon distanziert, eine rhetοήsche Rede Ζυ halten, um seinen Auftήtt als Redner glaubhafter Ζυ machen. Als wichtiges Ergebnis geht also hervor, daB das ganze Rahmengesprach durchaus kίinstlerisch gestaltet ist und ίη enger Verbindung mίt dem umrahmten Epitaphios steht. Ironie' (R.

Ι

Der Epitαphios Da Sokrates versprochen hat, er werde einen Epitaphios wiederholen, ist Ζυ erwarten, daB die" darauf folgende Rede die typischen Merkmale einer wirklίchen Grabrede aufweisen wird. Was aber kann als typisches Merkmal fίir den Aufbau eines Epitaphios betrachtet werden? Eine rhetοήsche Theοήe hat es wahrscheinlich ίη der klassischen Zeit trotz des konventionellen Charakters der Epitaphios-Gattung nicht gegeben. Νυτ aus der Spatantike sind uns rhetοήsche Anweisungen fίir die Abfassung eines Epitaphios ίη der falschlίcherweise unter dem Namen des Dionysios νοη Halίkamassos ίiberlίeferten Ars Rhetoricα (νι 2-6 ρ. 278-83 U.-R.) und im entsprechenden Kapitel aus dem Traktat περι έπιδεικτικων des Rhetors Menanders (ρ. 418-22 Sp.= ρ. 170-8 Russell-Wίlson) erhalten. 1m letzteren Fall handelt es sich jedoch ίη Wahrheit ηυτ um die Ρήνateη Grabreden, die Menander unter einem neuen Gesichtspunkt behandelt, indem er als maBgebliches Gestaltungskriterium die wechselnden

59

UmsHίnde,

d.h. den Zeitabstand vom Todesfall einfίihrt.83 1m Gegensatz zu ihm behandelt Pseudo-Dionysios auch die offentliche Grabrede und ihren Aufbau. Pίiτ den Hauptteίl des Epitaphios schreibt Ps.-Dionysios eine dreiteilίge Glίederung νοτ: Lob - Paranese - Trost. Anders als Menander (ρ. 418, 19 Sp.) halt er den Jammer fίir dem Epitaphios wesensfremd und zii.hlt ihn folglίch nicht Ζυ seinen Bestandteilen. Ιη Bezug auf das Lob unterscheidet er, indem er die Τοροί des Enkomions auf dieses ίibertragt, folgende Teile: (1) πατρίc, (2) γένοc, (3) φύcιc, (4) άγωγή, (5) πράξειc. Sein Schema ist jedoch hinsichtlich der Beschreibung eines klassischen Epitaphios mit zweierlei Mangeln behaftet: Erstens dient ihm, wenn er den klassischen Epitaphios berίicksichtigt, der platonische Μχ. als Vorbild 84 , der aber nicht ίη jeder Hinsicht als typisch betrachtet werden kann. Zweitens geht er ίiber den klassischen Epitaphios hinaus, indem seine Ausfίihrungen neue, ίη den klassischen Reden nicht vorhandene Elemente enthalten. So bleibt uns keine andere zuverHi.ssige Quelle als der Vergleich der ίiberlίeferten Grabreden, νοη denen allerdings die des Gorgias sehr fragmeηtaήsch erhalten ist, die des Hypereides unvollstandig ist und einen neuen Zeitgeist widerspiegelt und die des Thukydides hinsichtlich ihrer Durchfίihrung und des allgemeinen Charakters νοη den ίibrigen absichtlich abweicht. Trotzdem lassen sich auf den Aufbau des Epitaphios einige Schlίisse ziehen. Das erste ist die bei Ps.-Dionysios erwahnte Dreiteilung des Hauptteils des Epitaphios ίη (a) Lob, (b) Aufforderung, und (c) Trost, wobei ίη den Epitaphien des Lysias (2, 71-6) und des Demosthenes (60, 32-4), ίη denen der Jammer als Bestandteil vorkommt, die Aufforderung durch ihn ersetzt wird. 85 Eine nahere Bestimmung der Unterteilung eines jeden Teiles ist ηυτ bis Ζυ einem gewissen Grad mOglich. So weist das Lob eine dem Enkomion ii.hnliche Glίederung auf, ίη: (ί) φύcιc / εύγένεια, (ίί) παιδεία und (iίί) εργα, an die (ίν) der επαινοc των άποθανόντων anschlίeBt. 1m Unterschied zum Enkomion wird im Epitaphios, ίη dem es sich um das Lob einer 83 Ζυ

fϋr

den Anweisungen Menanders s. ausfϋhr1ίch J. Soffe1, Die Rege1n Menanders die Leichenrede, (Beitr. Ζ. k1ass. Philo1ogie Η. 57) Meisenheim a. G1an 1974, 60 ff.

84 Dazu s. Radermachers Praef. ρ. ΧΧίν, der aus diesern Grund einen Neop1atoniker, vielleicht Longinus oder SΥήanus, a1s Verfasser vermutet. 85 Zur Dreitei1ung s. auch Schneider 74.

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a4-e6) 3.2.3. Die Schlachten bei Salamis, Artemision und Plataiai (240 e6-241 c6) 3.2.4. Die 'Vollendung der Rettung' (241 c6-e5) 4. Die innergήechischen Κriege (241 e6-246 a4) 4.1. Die Grίinde des Κrieges (241 e6-242 a6) 4.2. Der 'erste Peloponnesische Κrieg' (242 a6-c2) 4.3. Die erste Ρeήοde des peloponnesischen Κrieges (242 c2-e4) 4.4. Die zweite Ρeήοde des peloponnesischen Κrieges (242 e4-243 d7) 4.5. Der Βϋrgerkrieg ίη Athen (243 d7-244 b3) 4.6. Derkοήηthίsche Κrieg (244 b3-246 a4)

bestimmten Gruppe νοη Βϋrgem handelt, die παιδεία durch den (ν) επαινοc τηc πολιτείαc entweder ersetzt oder beschrankt, da sie sich fϋr das Lob einer Einzelperson eignet. 86 Der Umfang jedoch des einzelnen Teiles sowie die Anordnung wird νοη dem jeweiligen Redner nach seinem Willen bestimmt. Auch im Μχ. wird dieses Schema bestatigt, wie schon aus der aηgekϋηdίgteη Dreitei1ung ίη der dispositio ίη 236 e3-237 al ersichtlich wird. 1m einzelnen weist der ίη ihm enthaltene Epitaphios folgende Anordnung auf87 : Α.

Β.

Proomium 1. Notwendigkeit eines Epitaphios (236 d4-e3) 2. Disposition der Rede (236 e3-237 al) 3. Disposition des Epainos und gleichzeitig ϋberΙeίtuηg (237 al-b2)

C. Mahnung und Trost 1. Proomium (246 a5-c8) 2. Mahnung und Trost der Toten (246 dl-248 d6) 2.1. Mahnung (246 dl-247 c4) 2.2. Trost (247 c5-248 d6) 3. Trost des Redners (248 d7-249 c6)

Epainos 1. εύγένεια (237 b2-238 b6) 1.1. Autochthonie (237 b2-c4) 1.2. Lob der attischen Erde (237 c5-el) 1.2.1. Sie ist gottgeliebt (237 c5-d2) 1.2.2. Sie hat die ersten Athener geboren (237 d2-el) 1.3. Aufzucht und Erziehung (237 el-238 b6) 1.3.1. Aufzucht "(237 el-238 bl) 1.3.2. Erziehung durch die Gotter (238 bl-6) 2. Die athenische Verfassung (238 b7-239 a4) 3. Τateηbeήcht (239 a5-246 a4) 3.1. Pαrtitio - Grund rur das ϋbergeheη der mythischen Taten (239 a5-c7) 3.2. Die Perserkriege (239 c7-241 e5) 3.2.1. Die persische Macht (239 c7-240 a 4) 3.2.2. Die Εretήa-ΕΡίsοde und die Schlacht bei Marathon (240

Vgl. G. Fraustadt, Encomiorum ίη ιitteήs graecis usque ad Romanam aetatem Diss. Leipzig 1909,44 f.; Pohlenz 267 ff. Die Anordnung, die Ziolkowski 89 ff. mit Tabel1e 2 vorschlagt, beruht auf einer Abstraktion, die ίη dieser Form ϊη keinem Epitaphios Ζυ finden ist. 87 Vgl. Bemdt, De ironia 46 ff.; Schneider 32. 66 f. 73.

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D. Epilog Formelhafte Entlassung der Zuhorer (249 c6-8) Zum Verstandnis des Aufbaus konnen ferner einige weitere Bemerkungen beitragen. Die erste betήfft die Beziehung der Rede zum rhetοήscheη Enkomion. Wie seit langem bekannt isΙS 8 , folgt das Lob der Anordnung des Enkomions, wie sie sich schon ίη der Anaximenes zugewiesenen Rhetoricα αd Alexαndrum findet. 1m c. 35 der Rhetoricα wird ein Schema dargestellt, das auBer dem Proomium eine Genealogie und ein Lob nach dem Lebensalter (Κind, Jϋηgιiηg, Mann) vorsieht. Fϋr das Kindesalter heiBt es konkreter, daB die Ζϋchtίgkeίt und die Entha1tsamkeit der Ζυ lobenden Person auf die Aufseher ΖurίickΖufϋhreη seien und deswegen sich eine gewisse ΚϋrΖe dieses Abschnittes empfehle (35, 11). Fϋr das Jϋηgliηgsa1ter sol1e man η τα εργα του έπαινουμένου η

86

hίstοήa,

j.

88

Wendland 183; Pohlenz 267 ff.

τον τρόπον

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11

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drαmαtis personαe

hinzuweisen. Sokrates selbst ist schon eine personα Platons und die hier erscheinende Aspasia sicher1ich eine personα des Sokrates. Der Leser nimmt also die Worte Platons nur ίη doppelter Brechung auf. Ιη der Paranese wird ηυη die Sache noch komplizierter, indem die Worte, die die Gefa11enen vor ihrem Tod ausgesprochen haben, wiedererzahlt werden. Diese Struktur mehrfacher Einschachtelung laBt sich folgendermaBen darste11en:

τά έπιτηδεύματα

steigem, wahrend man fϋr das Mannesalter die Taten und mit ihnen die Gerechtigkeit, die Weisheit (coφία) und Tapferkeit der Ζυ lobenden Person Ζυ erwahnen habe (35, 16). Dieses Schema ίibertragt Platon, wie spater Demosthenes und Hypereides 89 , auf den Epitaphios, indem er a11erdings die Altersstufen nicht auf die jetzt Gefa11enen, sondem auf das Volk der Athener als Ganzes bezieht. So gebiert die attische Erde das Volk der Athener wie eine wirk1iche Mutter und versorgt es ihrer Natur als Mutter entsprechend auch mit der notigen Nahrung (237 d-238 a - Genealogie). Daraus erklarι sich femer leicht, warum sich daran ein Abschnitt ίiber die Erziehung des Volkes der Athener durch die Gotter ansch1ieBt (238 bl-2 αρχονταc και διδααάλουc αύτων θεο\)( έπηγάγετο, b5 παιδευcάμενοι, b 6 διδαξάμενοι). Nach der Schi1derung des Κindesalters nimmt zwar die Ahnlichkeit mit dem Enkomion ab, vermutlich deswegen, weίl einzelne Ereignisse nicht mehr auf das ganze Volk bezogen werden kOnnen. Doch eήηηert auch die Erwahnung der Taten des Volkes der Athener an das Lob des Mannesalters, fίir das nach der Rhetoricα die Taten ebenfa11s das wichtigste sind. Die Ahnlichkeit geht aber weiter. Wie man nach den Anweisungen der Rhetoricα νοη den Taten ausgehend auf die Tugenden einer Person Ζυ sprechen kommen so11, so erwahnt auch Platon die Taten nicht um ihrer selbst wi11en, sondem sie dienen vielmehr zur Begrundung einer jewei1s daran anschlieBenden Bewertung. Wenn schlieB1ich das Jίing1ingsalter anders als das Kindes- und Mannesalter keine deutliche Entsprechung im Lob findet, dann deshalb, wei1 es durch die Beschreibung der Verfassung ersetzt wird, die fίir die Charakteήsίeruηg eines Volkes unerlaB1ich ist. Hinsichtlich der Erzahltechnik ist sch1ieBlich auf die Verwendung der

[Plat.]

~

Sokrates

~

Aspasia ~ [imp1izierter Redner]

~

die Gefa11enen.

Dieser Technik bedient sich Platon auch ίη anderen Werken, wenn es um die Erzahlung einer Geschichte oder um die Wiedergabe einer Rede geht. Hier sei besonders auf den ahnlichen Κuηstgήff im Atlantis-Mythos eήηηert: Κήtias erzahlt eine Geschichte, die er vom seinen gleichnamigen GroBvater gehort habe, dem sie sein Vater Dropides erzahlt habe, der sie wiederum νοη Solon erfahren habe. Die Geschichte stamme aber nicht νοη Solon, denn er habe sie νοη den Agyptem gehort (ΤΙ 20 d ff.). Die Unterschiede zwischen der personα der Aspasia und der der Gefallenen so11te man jedoch nicht verkennen. Als personα hat Aspasia eine andere Funktion als die Gefallenen und damit steht der SΡίeΙeήsche und zugleich ironische Τοη ίη ihrer Darste11ung im Einklang. Die Gefa11enen bήηgeη dagegen ein dramatisches Moment ίη die Rede.

IV. SINN UND BEDEUTUNG

Der Hinweis auf die auBerordentlichen Schwierigkeiten bei der Interpretation des Μχ. ist geradezu ein Topos geworden. "Dies ist die verwiuendste Schrift Platons", warnt FήedΙaηder (11 202) gleich am Anfang des entsprechenden Kapitels. Andere, gleichfa11s gute Platonkenner, versichem ihren Lesem, dieses kleine Werk sei "almost certainly the most enigmatic of all Plato's wήtίηgs" (Kahn 220) jedenfa11s handele es sich bei ihm um "a philological puzzle" (Vlastos 188).90 Mogen solche AuBerungen am Anfang einer Diskussion den Eindruck

89 Hiertiber s. Fraustadt a.O.; Pohlenz a.O. Auch wenn die Rhetorica αd Alexandrum zweifellos ein Produkt des 4. Jh. ist, wurde sie jedoch sicherlich nach dem Μχ. abgefaBt. Sie setzt aber eine Hi.ngere praktische Erfahrung voraus. Das gleiche Aufbauschema wie im Μχ. findet sich immerhin vor ihm im Lob des Alkibiades ίn der Rede des Isokrates περι του ζεύγουc (16, 25-41), vgl. Fraustadt 42 f.; Th. Payr, RAC 5 (1962) 335 f. Ζυ Hippolochos (ΑήsΙ Rh. Ι 9. 1368 a 17) und zur Existenz des Enkomion als Gattung vor Isokrates s. Wilamowitz, Hermes 35 (1900) 533 f.= ΚΙ. Schr. ιν 111 f. (vgl. aber auch F. Leo, Die griechisch-romische Biographie, Leipzig 1901,93); D. Κromer, Xenophons Agesilaos. Untersuchungen zur Komposition, (Diss. Berlin 1968) Augsburg 1971,65 ff. 72 f.

90 Vgl. De Vries 256: "Van de raadsels. die Plato's dialogen soms opgeven, is dat van de Menexenus niet het gemakkelijkst ορ te lossen". Α

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erwecken, so lassen sie sich schwerlίch aIs unbegrϋndete Obertreibungen abtun.91 Denn es gibt kaum eine andere platonische Schrift, die fϋr solche Verwirrung gesorgt hat. GroBe Phi1ologen, wie Wilamowitz und Pohlenz, vertreten im Falle des Μχ. entgegengesetzte Meinungen, nicht etwa ϋber die Interpretation einer Stelle oder eines Abschnittes, sondem ϋber eine so grundlegende Frage wie die, ob der im Werk enthaItene Epitaphios emst gemeint ist oder nicht. Und das beschrankt sich nicht nur auf diese beiden Philologen. Seit dem Erscheinen der Dissertation νοη Th. Bemdt, 1881, der den Epitaphios als "specimen .. , ironiae mimicae" (59) erklarte, gibt es neben Gelehrten wie Wilamowitz, die die Rede als emst gemeint verstehen, eine groBe Zahl, die wie PohIenz den ganzen Epitaphios oder seinen Lobteil, auf jeden Fall aber die gesamte Tendenz der Rede fϋr nicht emsthaft halt. 92 Ober die Antwort auf die Frage, wie man den Epitaphios aufzufassen habe, sollte er nicht emst gemeint sein, ist man sich freilich auch nicht einig: er soll ironisch, als παίγνιον, aIs Satire, aIs Pastiche oder als Parodie verstanden werden. 93 Man vermiBt aber ίη der RegeI eine genauere Unterscheidung dieser Β egriffe, was die Diskussion noch schwίeήger macht. Die Schwίeήgkeίten beginnen mit dem witzigen Vorgesprach, dessen InhaIt ironischerweise trotz den vielen Anspielungen, νοn denen einige

uns noch entgehen mogen, im allgemeinen Ieicht verstandlich und unzweideutig ist. Ιη seinem Gesprach mit Menexenos wendet sich Sokrates allgemein gegen die Epitaphienredner. Dabei wirft er ihnen folgendes vor: (i) Sie loben Personen, indem sie νοη ihnen nicht nur sagen, was ihnen zukommt, sondem auch, was ihnen nicht zukommt (234 c6-235 al).94 (ίί) Ihr Lob bewirkt eine vergangliche Bezauberung der Zuhorer, indem ίη ihm der Staat auf alle Arten und Weisen und alle seine Bewohner, sowohI die Vorfahren aIs auch die Zeitgenossen, geΡήesen werden. (235 a-c). (Ηί) Die Aufgabe des Epitaphienredners ist eine Ieichte und bedarf keiner Kunst, sogar dann nicht, wenn man aus dem Stegreif sprechen muB (235 d, vgl. 236 b).95 Wie man sieht, besteht der Vorwurf im wesentlichen darin, daB die Epitaphienrednem mit ihren leicht gemachten Erzeugnissen den Zuhorem ηυι schmeicheln. 96 Das ist der gIeiche Vorwurf, der im Gorgiαs gegen die Rhetοήk im allgemeinen erhoben wird. 1m Unterschied aber Ζυ Gorgiαs bIeibt Sokrates hier nicht bei der Κritik stehen, sondem hiίIt seIbst einen Epitaphios. Er gibt zwar an, daB die Rede nicht νοη ihm, sondem νοn Aspasia stamme, seine Angaben sind jedoch so ungΙaubwϋrdίg und ausgesprochen witzig, daB der Leser genauso wie Menexenos νοη Anfang an ahnt, daB ίη Wahrheit Sokrates der Verfasser ist und daB es sich bei der Ζurϋckfϋhrung der Rede auf Aspasia Iediglich um einen Κunstgήff handelt. 97 Die wahre Verfasserschaft der R:ede IaBt PIaton im Nachgesprach noch deutlicher zutage treten, so daB dem Leser am Ende kein ZweifeI darϋber bIeibt. Das Problem liegt ηυη darin, daB das Rahmengesprach nicht hinreichend AufschIuB ϋber die Rede gibt, wie man erwarten wϋrde. Die paradoxe Situation, daB Sokrates nach seiner harten Κritik seIbst einen Epitaphios MIt, IaBt theoretisch zwei InterpretationsmogIichkeiten zu. Die erste ist,

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einer cαptαtio

benevolentiαe

91 Wie emst die Resignation bisweilen empfunden wurde, zeigt sich auch daήn, da3 manche νοη der Beschaftigung mit diesem Problem des Μχ. abraten; vgl. Ζ.Β. Τ. G. Rosenmeyer, Gnomon 33 (196 Ι) Ι 28: "Perhaps ίι is one of those minor mysteries, Iίke the elephant ίη pre-Colombian art, which are better left alone''. 92 Schon vor Bemdt gab es Gelehrte (Ζ.Β. StalIbaum), die die Rede als nicht emst gemeint verstanden. Bemdt hat sich aber als erster mit dem Thema systematisch befaBt. Auf eine Doxographie wird hier verzichtet. Die Forschungsgeschichte kann man bei Thurow ΥΙΙΙ ff. und noch ausfίihrIίcher bei CΙavaud 37 ff. finden. Ζυ erganzen ist: J. V. Novak, Platon u. die Rhetοήk, Jb. f. class. Philol. Suppl. 13, Leipzig 1884, 484 f. 5 19 ff.; J. Geffcken, Griech. Literaturgesch. ΙΙ 82 ff.; SΥkutήs ; Vlastos; Bloedow; Guthήe ιν 312 ff.; Henderson; Maletz. Nach CΙavaud sind Loraux (L'invention), Coventry, Thomas, C. W. Mίίller und Fr. Adorno (Per una lettura del Menesseno di Platone, ίη: Scήttί ίη memοήa di D. Pieraccioni, Florenz 1993, 17-34 [mir nicht zugangIίch)) erschienen; vgl. auch C. W. MίilIer 140 Α. Ι. 93 AIs ironisch faBt ihn Ζ.Β. Bemdt auf; als παίγνιον Ζ.Β. Pohlenz (263. 309) und Wendland (180); als Satire Ζ.Β. Trendelenburg (180) und Taylor; als pastiche bezeichnen ihn Μeήdίer (74 ff.), Henderson (33) und Loraux, L'invention 328. Ιη vielen Fiillen wird vom gleichen Gelehrten mehr als eine Bezeichnung verwendet.

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94 Ιη 234 c4 verstehe ich φαυλοc nicht als moralische Bezeichnung (s. Komm. z.St.). Die Worte des Sokrates an dieser SteIle beziehen sich nicht auf den Inhalt der Grabreden, sondem auf die Tatsache, daB allen, auch den φαυλοι, den einfachen Leuten, gleicherweise die Ehre, die eine Grabrede bedeutet, erwiesen wird. 95 Eine Fortsetzung der ίη Grg. 463 b3 geauBerten Κήtίk:

ώc δε ό εμαc 'Aόyoc, ούκ εcτιν τέχνη αλλ' έμπειρία καί τριβή.

δ δοκεί μεν εΙναι τέχνη,

96 Auch die Leichtigkeit des Lobes 'der Athener νοτ Athenern' gilt letztIich nur unter der Voraussetzung, da8 der Redner seinem PubIίkum schmeichelt. 97 Diesen Κuηstgήff wendet der platonische Sokrates auch ίη anderen Werken an, s. dazu Komm. Ζυ 236 a8-b2.

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daB die folgende Rede als eine Bestatigung oder Erweiterung der vorausgegangenen Κήtίk gedacht wurde. Die andere ist, daB die Κήtίk gerade deswegen vorausgeschickt wird, weίl der Inhalt des Dialogs ίη die Form einer solchen Rede gekleidet wird. 98 Ιη diesem Fall konnte die Κήtik einerseits den AnlaB fίir das Halten der Rede und andererseits die notίge Distanz νοη den gewohnlichen Epitaphien und νοη der Rhetοήk im allgemeinen lίefem. Είη unmiBverstandlίcher Hinweis auf die eine oder die andere Richtung fιndet sich im Rahmengesprach nicht. Die einzige (indirekte) Aussage, die den Charakter des Epitaphios betήfft, findet sich an der Stelle, an der Sokrates seine angeblίche Furcht ausdrίickt, Menexenos werde ihn auslachen, wenn er sehe, daB Sokrates ίη seinem Alter ΚίηderSΡίeΙe treibe (236 c8 'Αλλ' ϊcωc μου καταγελάC1J, αν (οι δόξω πρεcβύτηc ων ετι παίζειν),99 Mit παίζειν meint Sokrates natίirlίch den Vortrag des Epitaphίos, den er νοη Aspasia gehort habe. 'Άfter being told that such speeches praise Athens for και τα προcόντα και τα μη (234 c6) and being wamed that this one is παιδιά (236 c9)", bemerkt Dodds (24 Α. 2), "the stupidest of Plato's contemporaries can hardly have faίled to notice the tongue ίη the cheek". DaB nicht alle Leser Platons es auf eine Weise verstanden haben, zeigt, daB die Sache nicht so einfach ist, wie Dodds meinte. Die Frage ist, was genau Sokrates als 'Spiel' bezeichnet: den Inhalt der Rede oder, daB er ίiberhaupt eine Rede halt? Der folgende Vergleich mit einem Tanz mitten auf der StraBe konnte sich ohne weiteres auf das Verhalten des Sokrates beziehen. loo Aber auch wenn man ann3.hme, daB die Rede selbst als 'Spiel' bezeichnet wird, ware Ζυ bedenken, ob diese Bezeichnung nicht im Sinne der sokratischen Ironie Ζυ verstehen ware. Wie Η. Gundert 101 bemerkt hat, bezeichnet Platon um 98 Vgl. Wίlamowitz 11 141: "P1aton hat die Rede ganz emsthaft geschήeben und hat ihr doch die unbarmherzigste Kritik vorausgeschickt, nicht weίl sie sch1echt ware, sondem weίl sie eine Rede ist, und weίl sie den Beifa11 der Menge erschmeiche1t". 99 Die Behauptung des Sokrates, die Rede sei aus περιλείμματα des Epitaphios des Perik1es zusammenge1eimt (236 b6), sollte man mit Oppenheimer 70 Α. 79 nicht ίiberschi1tzen. Sie gehort zum Witz ίiber Aspasia, dessen Zweck Ρήmar die Abwa1zung der Verfasserschaft ist. 100 Vgl. auch Komm. Ζυ 236 c8-9. 101 Η. Gundert, Spie1 bei P1ato, ίη: Beispie1e. Festschr. Ε. Fink, hsg. νοη L. Landgrebe, Den Haag 1965, 219.

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so haufιger ein Gesprach als Spiel, je mehr er "vor Verstehenden νοη der Wahrheit selbst enthίillt". Die Bezeichnung eines Gesprachs oder einer Rede als 'Spiel' durch Sokrates kann also genausogut ein Indiz rur ihre Emsthaftigkeit sein. Da das Rahmengesprach nur wenige und unsichere Anhaltspunkte Ζυ einer eindeutigen Interpretation des Epitaphios, bleibt nichts anderes ίibrig als die Betrachtung der Rede selbst. Fίir die Diskussion ist es sinnvoll, zunachst die Interpretationen auszuschlieBen, die als weniger wahrscheinlίch erscheinen. Das gilt vor allem fίir die phίlosophische Deutung der Rede durch Ilse νοη Loewenclau, die ίη der rhetοήscheη Rede eine Darstellung der 'Idee Athen' sieht und jede Einzelheit unter dem Aspekt der phίlosophischen Lehre Platons Ζυ erklaren versucht. Diese Deutung beruht auf dem Grundsatz, daB man die platonischen Schήfteη allein aus Platons Philosophie Ζυ erklaren habe, und verkennt die Bedeutung der Einordnung des einzelnen Werkes ίη die Biographίe und das CEuvre Platons. Wegen ihrer methodischen Schwache kann νοη Loewenclaus phίlosophische Erklarung ίibergegangen werden, zumal sie bei den spateren Interpreten wenig oder keinen Beifall gefunden hat. 102 Langer aufhalten muB man sich dagegen bei der Interpretation, die im Epitaphios eine satίήsche Tendenz erkennt. Nach dieser Auffassung, die vor allem νοη Trendelenburg und Pohlenz vertreten wird, ήchtet sich die platonische Satire gegen die Rhetorik oder die auswartige Polίtik Athens. 103 Als Argumente werden allerlei Verdrehungen, Entstellungen und starke ϋbertreίbuηgeη beigezogen, die angeblich ϊη der Rede reichlίch vorhanden sind. Diese Argumentation wird weitgehend νοη denen ίibemommen, die den Epitaphios fίir nicht emst halten, wird aber teίlweise (besonders ίη Bezug auf die Darstellung der historischen Ereignisse) auch νοη denen nicht ίη Frage gestellt, die die Rede als emsthaft interpretieren. DaB der Epitaphios solche Merkmale ίη dem 102 Ich begnίige mich hier mit einem Verweis auf die berechtigte Kritik νοη Newiger. Vor Loewenc1au hat R. Harder eine ahnliche These vertreten. Er postuliert vor allem eine Parallelitat zwischen den Dia10gpaaren Ap.-Cri. und Grg.-Mx. und vermeidet im Gegensatz Ζυ Loewenc1au ϋbertreibungen. Er geht aber wenig auf Einze1heiten ein und Hillt somit vie1e Fragen und Schwίeήgkeίt offen. 103 Trende1enburg (6) ha1t den Epίtaphios fίir ein "Pasquill", dessen Zie1 die Rhetοήk ist. Poh1enz deutet ihn a1s Satire der athenischen Demokratίe und Κήtίk der auswίirtigen Politik.

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angenommenen MaB aufweist, ist jedoch stark Ζυ bezweifeln. Auf keinen Fall finden sich satίήsche Elemente ίη dem Tei1 des Epitaphios, der Mahnung und Trost enthalt. Auf diesen Tei1 braucht man nicht ausfϋhrιich einzugehen, da sein emster Τοη und lnhalt allgemein anerkannt werden. 104 Wie emst Mahnung und Trost gemeint sind, zeigt sich u.a. daήη, daB ihr wichtigster Abschnitt durch die Prosopopoie den Toten ίη den Mund gelegt wird, sowie im Versprechen des Redners, die Sohne der Gefallenen personlich Ζυ ermahnen. 105 Einige Gedanken, wie die Notwendigkeit der Verbindung des technischen Wissens mit Arete (246 e7-247 a2), das MaBhalten ίη der Trauer und schlieBlich die Autarkie im Leben, daB man seine Eudamonie auf sich selbst grϋnden so11 (248 a; vgl. R. ΠΙ 387 d), konnten ίη jeder anderen Schήft Platons stehen, ohne daB man sie als unplatonisch empfunden hatte. Auch das Vorkommen des Ruhmes, der an sich nach Platon ein auBeres Gut ist, innerhalb einer Paranese, ίη einem erΖίeheήscheη Zusammenhang also, eηtSΡήcht der Auffassung Platons ϋber den Ruhm. 106 Dieser Tei1 der Rede kann also νοη vomherein νοη der Diskussion ausgenommen werden. Es gi1t aber Ζυ Ρrϋfeη, ob eine satirische Tendenz im epainetischen Tei1 erkennbar ist. Nach dem ProDmίum, ίη dem bezeichnenderweise auf das rhetοήsche Schwίeήgkeίtsmοtίν verzichtet wird, und einer pedantischen propositio, ίη der u.a. ein Lob au( die Gestorbenen, aber nicht auf die Lebenden aηgekϋηdίgt wird, folgt der Abschnitt ϋber die Wohlgeborenheit, die εύγένεια, der Athener. Daήn wird vor a11em der Topos der Autochthonie behandelt: die Athener stammten nicht wie andere νοη auswίίrts, sondem seien Autochthonen ihres Landes, das fϋr sie wirkliche Mutter, nicht Stiefmutter sei. Diesem - eigentlich vorbereitenden - Abschnitt folgt das Lob der attischen Erde, das mit zwei Argumenten begrϋndet wird: (ί) Die attische Erde sei gottgeliebt, wie der Streit der GDtter ϋber sie bezeuge. (ίί) Sie habe das Volk Athens geboren, es genahrt und ihm GDtter als Vgl. Ζ.Β. Pohlenz 292. 294; er entdeckt alIerdings auch ίη diesem Teίl manche Beziehung'" Zur Interpretation dieses Teίls s. vor allem Oppenheimer 26 ff.; vgl. 73. 105 Wίlamowitz (ΙΙ 137) bemerkt Ζυ Recht, daB ein solches Versprechen nicht ein Dion oder Archinos, sondem nur ein Sokrates oder Platon geben konnte. 106 Dazu s. Venske 78; ders., Plato und der Ruhm, Diss. Kiel 1938,27 ff. 34 ff.

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Lehrer zugefίihrt. Alle diese Motive, die uns im Μχ. begegnen, kehren auch ίη der Beschreibung Urathens im Atlantis-Mythos wieder. Die GDtter Hephaistos und Athena, denen Athen durch Los zutei1 wurde, heiBt es ίη Criti. 109 c-d, bevolkerten das Land mit trefflichen Ureinwohnem (dl-2 ανδραc δε άγαθσυc έμποιήcαντεc αύτόχθοναc) und lenkten ihren Geist zur Είηήchtuηg der Staatsverfassung hin. Auch im At1antis-Mythos ist die attische Erde 'gottgeliebt'. 1m Τί. 24 c wahlt Athene selbst das Land aus fϋr den Wohnsitz der Athener wegen der klimatischen Verhίiltnisse, die fϋr die geistige Entwicklung gϋηstίg seien. lη Critίo 109 erhalten Hephaistos und Athene das Land, weil es ihnen 'lieb' (φίλον) sei, und nicht nach einem Streit, da die GDtter immer nur das annahmen, was ihnen zukomme. Der Streit der Gotter wird dort also nicht akzeptiert. Das Streit-Motiv gehorte aber zum festen Repertoire des Lobes der Stadt,l07 so daB man daraus nicht auf eine Satire im Epitaphios schlieBen kann. Wie die erniίhrende Erde im Μχ. ist ferner die Erde Urathens uηϋbertrefflich fruchtbar (Critίo 11 Ο e-lll e), wοfϋr die Fruchtbarkeit des gegenwartigen Athens ein Beweis sei, dessen Erde nur ein 'ϋbeπest' (λείψανον) des damaligen Athens sei. 108 SchlieBlich wird auch im Atlantis-Mythos die Erziehung der Athener, d.h. die Pflege der Κϋηste und der Literatur ίη Athen, den GDttem Ζugeschήebeη. 1m τι 23 d6 sagt der agyptische Ρήester Solon, er werde alles mittei1en, vor allem der GDttin Athene zuliebe, die Athen wie Agypten durch Los erhalten, aufgezogen und erzogen habe (Ελαχεν και εθρεψεν και έπαίδευcεν). Die Athener seien wie die Agypter 'Abkommlinge und Zoglinge' (245 d5 γεννήματα και παιδεύματα) der GDtter. Diese erΖίeheήsche und leitende Funktion wird ίη Criti. 109 b-c den Gottem insgesamt zugewiesen: nachdem die GDtter die ganze Erde unter sich vertei1t hatten, sei ihr Verhaltnis Ζυ den Menschen ihres Anteils das eines Hirten Ζυ seiner Herde gewesen mit dem wichtigen Unterschied, daB sie auf die Seelen der Menschen nur durch ϋbeπeduηg und ohne jegliche Gewalt gewirkt hatten.I 09

104

"satίήsche

107 Vgl. Komm. Ζυ 237 c8-dl.

108 Ζυ vergleichen ist das ίκ:ανον τεκ:μήριον ίη Μχ. 237 e6 ff.

109

Zur Ahnlίchkeit des Criti. mit dem Μχ. im Aufbau ihrer ersten ΗΙΙΙfΙe und ίη

EINLEITUNG

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Das Autochthonie-Motiv kehrt aber, abgesehen vom Atlantis-Mythos, auch ίn der Republik wieder, ίn einem Zusammenhang, der mit Athen nichts Ζυ tun hat. 1ιo 1m dήtten Buch (414 b-415 d) erzahlt Sokrates den 'Phonizischen' Mythos, eine Mischung der attischen Autochthonie-Sage und des hesiodischen Mythos νοn den Metallen. Die Einwohner des Idealstaates sollen nach dem ersten Teil dieses Mythos glauben, daB ihre bίsheήge Erziehung und Bildung nur ein Traum gewesen sei, wahrend sie sich ίn Wahrheit im Inneren der Erde befanden, bis sie selbst, ihre Waffen und ihre ϋbrίgen Werkzeuge fertig waren. Diese Erzahlung wird als 'noble Tauschung' (414 b8-9 των ψευδων Ο,, γενναιόν τι) bezeichnet. Sie ist also nach der Unterscheidung, die zuvor νοn Platon gemacht wurde, keine 'wirkliche Lϋge', sondem eine 'mit Worten ausgedrίickte Lϋge', die notwendig sei und heilsam wirke. 111 Υοn dieser 'noblen Tauschung', vom Mythos der Erdgeborenen, sollen, wie es im Text heiBt, zuerst die Wachter ϋberΖeugt werden. ll2 1m nachsten Abschnitt geht es um die athenische Verfassung, die als Teil der Erziehung angesehen und behandelt wird. Die Vorfahren, zu denen auch die Gefallenen gehoren, seien tϋchtig geworden, weil sie ίn einer trefflichen Verfassung aufgewachsen sind. Diese Verfassung, rnit wenigen Ausnahmen seit den Urzeiten die gleiche, sei eine Αήstοkratίe, eine Henschaft der Besten. Konige gebe es zwar immer, bald erblίche, bald gewahlte, die eigentliche Macht habe jedoch groBtenteils die Masse, die wiederum Amt und"Gewalt denen verleihe, dίe im Ruf stϋnden, die Besten Ζυ seien, ohne Rϋcksίcht auf soziale und finanzielle Stellung oder Abkunft. 1m Unterschied zur Oligarchie und Tyrannis, die 'ungleichmii.Big' (άνώμαλοι) seien, da ihre Βϋrger ίn Henen und Sklaven geteilt seien, kennzeichneten die athenische Verfassung die brϋderlichen GefϋhΙe ihrer Β ϋrger zueinander wegen der gemeinsamen Abkunft, was sich auch ίn der Gleichheit vor dem Gesetz niederschlage. Ιn dieser

Schilderung der zeitgenossischen athenischen Demokratie sieht Pohlenz eine "blutige Satire auf die tatsachlίchen Zustande" (247). Sie bestehe ίn einer "Durcheinanderwirblung der staatsrechtlίchen Βegήffe" (245), die der Bezeichnung der Demokratie als παντοπώλιον '" πολιτειων ίn der Republik (νπι 557 d) entspreche. 1st aber die Verfassung im Μχ. wirklich eine Durcheinanderwirblung staatsrechtlίcher Begriffe, die dem 'Kaufhaus der Verfassungen' entSΡήcht? Die beschriebene Verfassung beruht auf zwei Grundlagen: der Souveranitat des Volkes und der Institution des KOnigs. Das erste ist zusammen mit der Gleichheit ('im gesetzlichen Sinne') der Βϋrger offensichtlich ein demokratisches Element, wahrend der Konig das monarchische Element darstellt. Diese Verfassung ist gleichzeitig eine 'Henschaft der Wϋrdίgsten', die dadurch gesichert wird, daB die Konige nicht mehr erblich sind, sondem gewahlt werden, sowie dadurch, daB das Volk die Macht den Besten gibt. Es geht also hier um eine Mischung zweier konstitutioneller Elemente, um eine 'gemischte Verfassung'.1I3 Die Mitte und die Mischung νοn Elementen verschiedener Verfassungen ist eine der wichtigsten Erkenntnisse ίn den Leges (bes. πι 693 d-e).114 Mischverfassungen sind nach Platon die spartanische (πι 691 d-692 a) und die kretische (IV 712 e), gemischte Verfassungen hatten aber frϋher auch Athen und Persien (ΠΙ 693 e-694 b; 698 a ff.). Der Versuch der Mischung ist femer erkennbar fast ϋberaΙΙ im platonischen Staat der Leges: ίn den Verfassungsorganen, ίn den Wahlverfahren, im Bereich der Religion und der Erziehung. Eine Mischverfassung ist schlieBlich im wesentlίchen das, was im platonischen (falls er echt ist) 8. Βήef (354 a

70

weiteren Einzelheiten s.

FήedΗΙηder ΠΙ

357 f.

Dazu s. Dίimrnler 25; Loewenclau 76; Scho1l34. 111 Zu dieser Unterscheidung vg1. R. Π 382 a-d; ΠΙ 389 b-c; V 459 c-460 a; s. C. D. C. Reeve, Phί1osopher-Κings, Ρήηcetοη 1988, 208 ff. 112 Zur Interpretation des Mythos s. J. F. Μ. Arends, Die Einheίt der Polίs, (Mnemosyne Suppl. 106) Leiden 1988, 18 ff. Das Autochthonie-Motiv erscheint im ίibήgeη auch im Mythos des Plt. (269 b; 271 a-c). 110

71

113 Hierzu s. auch den Komm. zu 238 d2-3. Κ. Schopsdau (ίη: W. Gorler - S. Koster [Hsg.], Pratum Seraviense. Festg. f. Ρ. Steinmetz, [Pa1ingenesia 30] Stuttgart 1990, 36 Α. 23) hat Recht, wenn er hinsichtlίch der athenischen Verfassung im Μχ. und der altpersischen Verfassung ίη den Lg. die Vermutung iiuBert, "daB fίir Platon das μέcoν zwischen extremer Monarchie und Demokratie und somit die 'Mischverfassung' ίη einer an das Gesetz gebundenen (dies ist das 'demokratische' Element) Herrschaft der Besten (άΡΙCΤOKρατία; dies ist das monarchische Elemen) besteht". 114 Dazu s. G. R. Morrow, Plato's Cretan City, Ρήηcetοη 1960, 521 ff.; G. J. D. Aa1ders, Die Theοήe der gemischten Verfassung im Altertum, Amsterdam, 1968,38 ff.; Bedenken gegen die Anwendung des Begriffs ftir die Verfassung der Lg. iiuBert W. Nippel, Mischverfassungstheorie u. Verfassungsrealίtiit ίη Antike und frϋher Neuzeit, Stuttgart 1980,136 ff. Zur Verfassung des Μχ. s. Morrow 87 ff.; Aa1ders 31 ff.; Nippel 99 Α. 2.

EINLEITUNG

EINLEITUNG

ff.) den Freunden des ermordeten Οίοη angeraten wird. 115 DaB es sich auch im Μχ. um das gleiche Prinzip handelt, zeigen zwei wichtige lηdίzίeη. Das erste ist die stark hervorgehobene Kontinuitat der Verfassung, die die Besonderheit aufweist, daB sie sich nicht nur auf das Konigtum beschrankt (238 c5-7). Wie Platon ίη Lg. ΠΙ 692 b6-7 sagt, ist es gerade die Mischung, die die Bestandigkeit einer Verfassung, wie Ζ.Β. der spartanischen, sichert. Das zweite lηdίz ist die Ablehnung der ϋbιicheη Namen fϋr die athenische Verfassung und die Bevorzugung einer Umschreibung (238 c7-d2). Ahnlich weiB Megillos ίη Lg. ΠΙ 692 d nicht, wie man eine gernischte Vefassung wie die spartanische benennen sollte, wahrend Αήstοteles (Ρο 1. ιν 9. 1294 b 14 ff.) genau dies als Κήteήum fϋr eine gut gernischte Verfassung anwendet. Man darf also nicht die Verfassung im Μχ. mit dem 'Kaufhaus der Verfassungen' gleichsetzen. Das ware auch ein MiBverstandnis der Republik-Stelle. Denn dort ist die Rede nicht νοη einer Mischung verschiedener Verfassungen, sondem νοη der Mannigfaltigkeit der lndividuen, die ίη einer Demokratie leben und die verschiedenen Verfassungsformen entsprechen. Das gilt eben nicht fϋr die im Μχ. dargestellte athenische Verfassung. Sie besteht, wie ίη 238 e-239 a ausdrϋcklich gesagt wird, nicht aus 'vielfaltigen' (παντοδαπων) und 'ungleichmaBigen' (άνωμάλων) Βϋrgem, sondem aus gleichberechtigten Brϋdem, die infolgedessen nicht ίη Ηeπeη und Sklaven geteilt Sind. 116 Diese Darstellung eήηηert jedoch an das Verhaltnis, das zwischen den Βϋrgem des Idealstaates besteht, wie es im Gesprach des Sokrates mit Glaukon beschήebeη wird (R. V 463 a-c). 1m Idealstaat findet man also die gleiche Vorstellung νοη Gleichheit und Brϋderlίchkeit der Βϋrger wie im Μχ. Was der Darstellung ίη der Republik ebenfalls zugrundeliegt, hat Stenzel erkannt: "Platons Staat gehort Ζυ den g emis chten Verfassungen, die Elemente aus allen hίstοήscheη Verfassungen ίη Auswahl zur Einheit verbinden wollen".117 Wie ίη der Republik der

'Phonizische' Mythos zur Einheit des Staates dient, so wird im Μχ. die Gleichheit der Βϋrger mit Verweis auf den Autochthonie-Mythos begrϋηdet. Der athenische Staat wird im Μχ. als ein Idealstaat beschήebeη: (ί) Er besteht aus freien Βϋrgem, die vor dem Gesetz gleich sind (Isonomia). 118 (ii) lη ihm regieren diejenigen, die als die Besten gelten. Es gibt also keine arithmetische Gleichheit, sondern nur proportionale nach dem Verdienst jedes einzelnen. (ίii) Aufgrund der gemeinsamen Abkunft der Βϋrger ist der Staat einheitlich. 119 Besondere Beachtung verdient auch ein weiteres Kennzeichen der geschilderten Verfassung: die Kontinuitat. 1m Text wird hervorgehoben, daB die zeitgenossische Verfassung die gleiche wie frϋher ist (238 c5-7). Der ganze Abschnitt beginnt bezeichnenderweise mit den Worten, es zieme sich, der Verfassung der Vorfahren Ζυ gedenken (238 b7-cl). Die Verfassung Athens, die hier als die beste beschήebeη wird, ist folglich nicht irgendeine Verfassung, sondem die πάτριοc πολιτεία. Gerade um sie hatte bekanntlich ίη Athen seit der Zusatzklausel des Kleitophon l20 (Αήst. Ath. 29,3) im J. 411 und dem Dekret des Teisamenos wahrend der Ηeπschaft der DreiBig im J. 403 (And. 1, 83) eine Diskussion begonnen, die auch im 4. Jh. weitergefϋhrt wurde. 121 Gegenstand der Diskussion, die νοη antidemokratischen Kreisen initiiert wurde, war die athenische Verfassung und ihr herrschendes Schlagwort, die Rϋckkehr zur 'Verfassung der Vater', die man im 4. Jh. vorwiegend auf Solon und Kleisthenes Ζurϋckfϋhrte. Αη diese Diskussion eήηηert ίη der Darstellung der Verfassung im Μχ. nicht nur die Betonung der Vergangenheit,

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115 S. Aalders a.O. 50 f. 116 Die Worte ίiber die Menschen

ίη einem Abschnitt, wo doch die Rede νοη der Verfassung ist, scheint vielleicht im Μχ. nicht recht verstandlίch. Dahinter steckt der gleiche allgemeine Gedanke wie ίη der Republik, daB n1imlίch jeder Verfassung ein Menschentypus eηtSΡήcht (vgl. R. ιν 435 e; 445 c; ΥΙΠ 544 d). 117 J. Stenzel, Platon der Erzieher, Leipzig 1928, 116.

118

73

Vgl. Ερ. 7, 326 d; 336 d.

119 Diese Hauptmerkmale entsprechen genau dem Leitbίld, das ίη Lg. ΠΙ 693 b3 der Gesetzgebung gestellt wird; πόλιν έλευθέραν τε ε{ναι δει και εμφρονα και έαυτ~ φίλην. Das εμφρον bezieht sich auf die Ηeπschaft der Besonnenen. Vgl. Thurow 125. 120 Die gleiche Person, die ίη R. Ι 328 b7 und 340 a3-b8 erscheint und nach der der gleichnamίge Dialog (umstritten bezίiglίch der Echtheit) benannt wurde; s. Wίlamowitz, ΑήsΙ u. Ath. Ι 102 Α. 8. 121 Zur Ρatήοs Polίteia s. Α. Fuks, The Ancestral Constitution, London 1953, bes. Ι ff.; Ε. Ruschenbusch, Hermes 7 (1958) 398-424; Μ. Finley, The Use and Abuse of History, London 1975,34-59 (ursprunglίch 1971); Κ. R. Walters, Αmeήcaη Joumal of Ancient History Ι (1976) 129-44, der die Existenz "of a pαtrios politeiα program ίη fifth-century Athens" (135) ίη Abrede stellt; Μ. Η. Hansen, C & Μ 40 (1989) 71-99; ders., The Athenian Democracy ίη the Age of Demosthenes, transl. by J. Α. Crook, Oxford 1991, 296 f.

EINLEITUNG

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sondem auch der gemischte Charakter der Verfassung. Denn eine Mischverfassung war sowohl die πάτριοc δημοκρατία Solons, wie Αήstοteles (Pol. Π 12. 1273 b 35 ff.) sagt, als auch die Verfassung des K1eisthenes. 1m Rahmen dieser Diskussion ist auch die ϋbereίηstίmmuηg mit Isokrates Ζυ verstehen, der die athenische Verfassung zur Zeit des Solon und des Kleisthenes als δημοκρατία αριcτοκρατίq. χρωμένη (12, 131) oder δημοκρατία αριcτοκρατίq. μεμιγμένη (12, 153, vgl. 7, 21) bezeichnet. P1aton hat sicherlich die Diskussion verf01gt, zumal ίη der Zeit vor dem Ende des 5. Jh. einige seiner Verwandten und Bekannten wichtige Rol1en ίη den politischen Ereignissen spielten (vgl. Ερ. 7, 324 d).122 Es ist also wahrscheinlich. daB Platon hier indirekt an die Diskussion um die πάτριοc πολιτεία ankηϋΡft. Wie man sieht, besteht die Darstel1ung der athenischen Verfassung nicht ίη einer einfachen Umkehrung der tatsachlichen Verhaltnisse ίη Athen, sondem vielmehr ίη einer Idealisierung. Die Idealisierung als solche ist realitatsfem. was aber nicht unbedingt auf eine Satire oder Parodie hindeutet. Der einzige wahre AnstoB ίη dieser Darstel1ung ist die Behauptung, diese beste Verfassung bestehe bis ίη die Gegenwart fort (238 c6). Ιη jedem anderen Zusammenhang ware diese Behauptung ein unmiBverstandlίches Signal fϋr die unemste Intention Platons. Innerhalb dieser Idealisierung ist sie aber nicht deutlίch genug. ΜυΒ man sie als eine Zuspitzung verstehep, die die Unemsthaftigkeit der Aussage deutlίch machen sol1? Oder dient sie dazu, die ϋberΖeίtΙίcheη Ζϋge des athenischen Staates herauszustel1en?123 Wahrscheinlicher erscheint das erste. Gerade aber durch die Unklarheit scheidet eine satίήsche Tendenz an dieser Stel1e aus. Der dritte groBere Abschnitt ist der Tatenbericht, ίη dem die wichtigsten Ereignisse der athenischen Geschichte Erwahnung finden. Da im Μχ. die mythischen Taten mίt wenigen Worten ϋbergegaηgeη werden. beschrankt sich der Τateηbeήcht auf die Zeit νοη den Perserkrίegen bis zum Αηtalkίdas-Fήedeη. offenbar das letzte erwahnenswerte Ereignis vor der Abfassung der Schήft. 1m Zusammenhang mit diesem Abschnitt stel1t

sich die Frage, ob die Behandlung des histοήscheη Stoffes eine satίήsche Tendenz veuat, sei es durch die Auswahl der Ereignisse, sei es durch absichtliche Fehler oder ϋbertreίbuηgeη. Daήη hat man oft einen wichtigen Beweis fϋr die Tendenz der Schrίft gesehen, 124 ohne jedoch auf zwei dabei bestehende Gefahren zu achten. Die erste besteht daήn, daB unsere hίstοήscheη Kenntnisse mίt denen eines Autors des 4. Jh. wie Platon nicht immer ϋbereίηstίmmeη kOnnen. Ihm standen mehr und vor allem andere Quellen zur Verfϋguηg, bei denen die mϋηdΙίche ϋberιieferuηg keine geήηge Rolle spielte. Darϋber hinaus wurden die damals vorhandenen Quellen nicht wie heute bewertet. Wer Ζ.Β. annehmen wi1l. daB Platon das Werk des Thukydides schon zur Zeit der Abfassung des Μχ. kannte, muB gleichzeitig anerkennen, daB letzterer fϋr Platon alles andere als eine Autoritat war. 125 Man darf also die Abweichung νοη der historischen Wahrheit nur anhand der damals bekannten Quellen bewerten und unter dem selbstverstandlichen Vorbehalt, daB unsere Kenntnisse nicht ίη al1en Fal1en ausreichend sind. um ein Urteil Ζυ bilden. ΗίηΖυ kommt die eigentϋm1iche Stel1ung Platons zur Geschichte und die besondere Art. mit der er sich ίη seinem ganzen Werk geschichtlίchen Ereignissen nahert und sie darstel1t (nicht als Selbstzweck, sondern. im Hinblick auf allgemeingϋltige Gesetz­ maBigkeiten).126 Die zweite Gefahr ist dadurch gegeben, daB man die Eigentϋmlίchkeiten der lίterarischen Gattung ϋbersίeht. Natϋrlίch ist es ϋbertήebeη und insofem hίstοήsch unwahr, wenn fϋr jede athenische Tat edle Motive (Freiheit, Hίlfe fϋr die Schwachen usw.) angenommen werden oder wenn die Siege vergroBert, die Niederlagen dagegen verkleinert oder umgedeutet werden. Ιη der Geschichtsschreibung ware ein solches Verfahren tadelnswert. Ιη einem Epitaphios werden aber stets die wichtigsten hίstοήscheη Taten im Rahmen eines Lobes erwahnt, und dieser Tatsache muB man Rechnung tragen. ϋberdίes muB man

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124 Vgl. bes. Pohlenz 75 ff.; Μeήdίer 59 ff.; Henderson 34 ff. 125 Das zeigt sich besonders deutlich darin, daB Platon den Peloponnesischen Κήeg nicht als Einheit auffaBt; s. Kornm.

122 Es ist auch bemerkenswert, wie oft Platon

ίη seinem Werk den Namen Solons

erwiihnt; s. dazu Mouow, Cretan City 80 ff. (vgl. Komm. zu 238 dl-2); Finley a.O. 50 f. 123 Diese Interpretaion vertήtt Ζ.Β. G. R. Mouow, Plato's Cretan City 89.

75

Ζυ

242 e4.

126 Allgemeiner zum Thema Platon und Gechichte s. G. Rohr, Platons Stellung zur Geschichte, Berlin 1932; Κ. Gaiser, Gnomon 33 (1961) 344-9; Κ. Vοurνeήs, Πλάτων 6 (1954) 179-213; Κ. Schopsdau, Platon; Nomoi (Gesetze) Ι-ΠΙ, (Platon Werke ΙΧ 2) Gottingen 1994, 351.

EINLEITUNG

EINLEITUNG

bedenken, daB ίη einem Epitaphios ίη der Regel die fίir Athen sicherlίch positive offizielle Version der athenischen Geschichte erscheint, die oft νοη der rhetorischen Tradition beeinfluBt und haufiger ίη den bruchstίickhaft ίiberlίeferten Lokalgeschichten als ίη den a]lgemeineren hίstοήοgraΡhίscheη Werken niedergelegt ist. 127 Diese Geschichte war allerdings nur teίlweise 'propagandistίsch', denn sie entsprach im groBen und ganzen dem Bίld, das die Athener νοη der Stadt und νοη sich selbst hatten und νοη dem sie ίiberzeugt waren. 128 Um νοη einer absichtlichen Verzerrung der Geschichte zwecks einer Satire ίη einem Epitaphios sprechen Ζυ konnen, braucht man also etwas mehr als den Nachweis gewohnlίcher SchOnfarberei. Die wichtigsten hίstοήscheη Uηήchtίgkeίteη im Μχ., an denen man AnstoB genommen hat, sind folgende: (1) Ιη der Schlacht bei Marathon werden nur die Athener a]s Gegner der Perser erwahnt (240 c). Dabei wird die Hίlfe der Plataer verschwiegen, obwohl sie den Athenem weitgehend hatte bekannt sein mίissen. Hierzu ist aber Ζυ bemerken, daB die Plataer zumindest bei den Rednem regelmaBig nicht erwiίhnt werden. Bezeichnender und fίir die Μχ. -Stelle gewichtiger ist jedoch die Tatsache, daB Platon auch ίη den

Leges (ΠΙ 699 a) die Behauptung aufstellt, die Athener seien ίη Marathon νοη niemandem unterstϋtzt worden, ohne dort der absichtlίchen Verzerrung der Geschichte verdachtίgt werden Ζυ kOnnen. (2) Bei der Darstellung des Xerxeszuges bleibt der Kampf der Lakedaimonier bei Thermopylai anders als die Schlachten der Athener unerwahnt. Wieder laBt sich aber aus dieser leicht bemerkbaren Weglassung kein SchluB ziehen. Denn diese Schlacht wird nicht immer νοη den Rednem angefίihrt. 129 Und wenn sie erwiίhnt wird, dann nicht a]s Anerkennung fίir die Tapferkeit und die Verdienste der Spartaner. Sie wird im Gegenteil negativ gefarbt, entweder als nicht erfolgreiche Abwehr oder als νοη Eifersucht motivierte Tat. (3) Platon bezeichnet den Ausgang der Schlacht bei Tanagra als 'unentschieden' und legt den Sieg der Athener ίη Oinophyta auf den dήtteη Tag nach der Schlacht bei Tanagra (242 a-b). Anders als Platon beήchtet Thukydides νοη einer Niederlage der Athener bei Tanagra und νοη einem Sieg bei Oinophyta am zweiundzwanzigsten Tag nach Tanagra. l3o Es ist offensichtlίch, daB die Angaben des Μχ. positiver fίir die Athener und insofern verdachtig sind. Doch νοη einer 'unentschiedenen' Schlacht bei Tanagra weiB u.a. auch Ephoros (bei Diod. ΧΙ 80, 6), was sehr unwahrscheinlich macht, daB die Anderung auf Platon zurίickgeht. Er folgt vermutlίch auch ίη diesem Fall der offiziellen athenischen Version. Ahnlίches mag fίir die Angabe ίiber den Zeitraum zwischen den beiden Schlachten gelten. (4) Schwίeήgkeίteη haben schlieBlίch die Aussagen im Μχ. ίiber zwei weitere historische Ereignisse bereitet. Ιη 245 a7 werden der Wiederaufbau der Langen Mauem und der Bau einer neuen Flotte als Erfolge der Athener erwiίhnt. Ιη Anbetracht der Κήtίk an den Mauem, den Schiffen und den Werften als Machtsymbolen ίη der Zeit der athenischen Seehenschaft im Gorgiαs hat Dodds die MX.-Stelle als

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127 Zur 'offiziellen' Version der Geschichte Athens s. Thomas 196 ff.; Κ. Raaflaub (oben Anm. 17) 217 ff. 128 Zur politischen Selbs;darstellung der Athener s. Η. Strasburger, Hermes 86 (1958) 17 ff.= Η. Herter (Hsg.), Thukydides, (WdF 98) 498 ff. Sowohl Thomas (206 Α. 39; 237) als auch Raaflaub ([oben Anm. 17] 223) wamen mit Recht davor, bei der 'Verformung' der athenischen Gechichte bei den Historikern und den Rednern (besonders den Epitaphienrednern) νοη Propaganda oder absichtlicher Verfalschung Ζυ sprechen. Dieser Aspekt wird am wenigsten berucksichtigt, obwohl vieles sich dadurch besser verstehen lieBe. Als Beispiel sei die Darstellung des Ausgangs des Peloponnesischen Krieges ίη 243 d erwahnt. Die Athener, heiBt es dort, seien trotz der Niederlage nicht νοη ihren Gegnern besiegt worden, da die Niederlage die Athener selbst, nicht ihre Gegner verursacht hatten. Henderson bemerkt dazu: ''1t may be that Plato is intent οη exposing (by taking ίι Ιο an extreme) the kind of chauvinistic fiction which would deny Athens' enemies credit even for Athens' defeat, and specifically, perhaps, Lysias' version where ίι is expressly alleged that the Spartan victory was brought about by lack of unanimity among the Athenians''. Da nicht nur die Redner den inneren Zwist als Ursache fίir die Niederlage annehmen, sondem auch Thukydides dieser Ansicht ist (s. Komm. Ζυ 243 d4-7), kommt man, wenn man Hendersons Meinung weiterfίlhrt, zum offenkundig unhaltbaren SchluB, daB Thukydides eine "chauvinistίc fiction" teilte, die sogar Platon so ίibertrίeben und unwahr schien, daB er sie der Parodie wert fand.

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129 Dazu s. Komm. Ζυ 240 e6-241 c6. Vergleichbar ist die Weglassung der Seeschlacht bei Salamis ίη And. 1, ΙΟ7 f. 142; vgl. S. Perlman, ScήΡta Hierosolymitana 7 (1961) 163 f. 130 Dazu s. Komm. Ζυ 242 bl-2 und b3. Die Abweichung im Μχ. betont auch J. Geffcken, Gήech. Literaturgesch. ΙΙ 2, 72 Α. 118; vgl. Μ. Nouhaud, L' utilisation de Ι' histoire par les orateurs, Paήs 1982, 228. 366.

EINLEITUNG

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Widerspruch empfunden und sie als Spott interpretiert. 131 Es ist aber Ζυ bezweifeln, ob Platon die Dinge ίη beiden Fiillen aus dem gleichen Blickwinkel betrachtet. Anders als im Gorgias werden sie im Μχ. nicht ίη Zusammenhang mit den Politikem erwahnt, sondem als lηstrumeηte der Rettung der Griechen vor den Persem (vgl. 244 cl-2). Wie ihre Zerstorung nach dem Peloponnesischen Κήeg die Undankbarkeit der ϋbήgeη Gήecheη offenbart, verdeutlichen die Wiederherste11ung der Mauem und der Bau neuer Schiffe die Κrafte Athens, die seine schne11e Genesung moglich machten. Mit den Worten τειχιcαμένη και ναυπηγηcαμένη wird im Μχ. nichts weiter als eine hίstοήsche Tatsache beschήebeη. Ob die Meinung eines Autors wie Platon ίη einem solchen Thema unbedingt unveriίnderlich blieb oder ob sie nach den hίstοήscheη Zustanden modifιziert wurde oder sich anderte, ist eine Frage die man ste11en sollte. Isokrates, dessen Meinung gerade ίη der Frage der athenischen Seeherschaft alles andere als unveriίnderlich blίeb, liefert ein interessantes Beispiel. 132 1m Falle des Μχ. darf obendrein nicht vergessen werden, daB er kurz nach dem Κδηίgsfήedeη abgefaBt wurde. Fur den Grg. ist das nicht sicher, es erscheint sogar etwas unwahrscheinlich,133 Ahnlich steht es um die Worte am Ende des Τateηbeήchts, mit denen die Athener, die als Soldner mit der persischen Flotte bei Knidos gekampft und dadurch den GroBkonig befreit haben, als 'tapfer' gelobt werden (246 al-2). Diese Worte sind νοη den meisten lηterpreteη als bittere Ironie verstanden worden. Pohlenz, der diese AuBerung als wichtiges Argument gegen Wilamowitzens lnterpretation des Μχ. verwendet hat, ste11t die Frage: "So11 das wirklich eine loyale Anerkennung fur Athens Politik ίη der letzten Zeit sein?"134 Es ist aber sehr fraglίch, ob man den Text als (ironische oder nicht ironische)

,Anerkennung' fur Athens Politik lesen darf. Denn hier werden die Gefa11enen nicht wegen ihrer Taten gelobt, sondem unabhangig davon, wo sie gekampft haben. Durch die Erwahnung der Taten wird nur an die verschiedenen Umstande erinnert, unter denen ίη letzter Zeit Athener gefallen sind. 135 Der Sinn ist, daB αllen athenischen Gefallenen ίη diesem Κήeg Ehre gebilhrt und man αller gedenken muB. Das Gewicht liegt auf den Gefallenen selbst als Athenem und nicht auf ihren Taten. 136 Was man freilich gestehen so11, ist, daB ίη den Worten βαcιλέα έλευθερώcαντεc eine gewisse Bitterkeit (jedoch ohne Ironie) steckt. 137

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131 Dodds zu Grg. 517 c2-4: "It is evident that Plato viewed with disfavour these attempts at recreating vanished g10ήes (cf. 519 a). The laudatory reference Ιο them ίn the Menexenus, 245 a7 τειχιcαμένη και ναυπηγηcαμένη, Ι take Ιο be part of his mockery of contemporary politicians ίn that dia1ogue". AuBer Grg. vg1. Alc. Ι 118-124, 134 b. 132 Hierzu s. Α. Mornigliano, CR 58 (1944) 3 f.; G. Μοποw, Plato's Cretan City 98 Α. 5. Ιn der Zeit des Panegyrikos war Isokrates positiv eingestellt zur athenischen Seemacht (§ 119). 133 Wtirde Platon jemals ein so wichtiges Ereignis nicht einmal einer Andeutung wert geha1ten? 134 Μ. Pohlenz, GGA 183 (1921) 14.

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1m historischen Teil sieht man also, daB die Darste11ung der Geschichte zwar tendenzios und gemessen an der ΗίstοήοgraΡhίe nicht immer exak:t ist, daB sie aber die fίir die Gattung und fur den athenischen Leser bzw. Zuhorer ilblίche Grenze nicht ίiberschreitet, so daB eine ν erzerrung im Sinne einer Satire nicht nachweisbar ist. Dagegen enthalt die Darstellung Elemente, die nicht traditionell, sondem νοη Platon selbst eingefilhrt sind. Der kurze Ruckblick ίη die Geschichte Persiens (239 d5­ 240 a4) kommt weder ίη einem anderen Epitaphios noch ίη einer rhetοήscheη Rede uberhaupt vor. Er dient dazu, die GroBe der Gefahr (φόβοc αποροc, wie es ίη Lg. ΠΙ 698 b8 heiBt) vor Augen Ζυ fίihren und den Gegensatz zwischen der Knechtschaft Asiens und der Freiheit im europaischen Griechenland hervorzuheben. Die Eretria-Episode, die zumindest der Rhetοήk unbekannt ist, kehrt ίη Lg. ΠΙ 698 c-d wieder (dort deutet Platon allerdings an, daB es sich bei dieser Erzahlung eher um eine Legende handelt, was aber nicht impliziert, daB sie unbedingt falsch sein muB). Die Bewertung der Schlachten wahrend der Perserkήege und die Herνorhebung der Bedeutung νοη Marathon ist die

135 Μίι (οί) έκβαλόντεc έκ τηc θαλάττηc Λακεδαιμονίουc sind meiner Ansicht nach die Gefallenen gemeint, die bei den erfolgreichen Operationen des Thrasybulos gekampft haben; s. Komm. zu 246 al-2 und 245 b2-c6. 136 Platon hat schon ίn 245 a4-7 ausdrϋcklich zwischen der Haltung der Stadt und der Ha1tung einzelner Athener gegentiber dem Gro.BkOnig unterschieden. 137 Es sei daran erinnert, daB nach Aristoxenos Platon im Korinthischen Κήeg tei1genommen und tapfer gekampft hat: D.L. 111 8 και αύτον (sc. τον Πλάτωνα) φηcιν Άριcτόξενοc (fr. 61 Wehrli) τρειc έcτρατεύcθαι. απαξ μεν Eic Τανάγραν, δεύτερον δε Eic Κόρινθον. τρίτον έπι Δηλίφ' ενθα και άριcτεϋcαι. ferner Ae1. νΗ 7, 14; s. Α. S. Riginos, Platonica, Leiden 1976, 51 f.

EINLEITUNG

EINLEITUNG

.gleiche, die man ίη den Lg. findet. 138 Das Lob fiir die MaBigung der

Aus der naheren Betrachtung des epaίnetischen Teils geht also hervor, da6 Platon sich zwar der konventionel1en Topik bedient und Athen und

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Athener, d.h. vorwiegend der Demokraten, im athenischen Βϋrgerkήeg (243 e-244 a) ist zweifel10s echt, denn Platon wiederholt das gleiche Lob im 7. Βήef (325 b4-5).139 Die panhel1enischen Gedanken, die den Teil

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seine Geschichte mit der ίη den Epitaphien gewohnlίchen Schonfarbung darstel1t, da6 aber die Ζυ erwartenden offensicht1ichen Verzerrungen und

ίiber die ίηηergήechίscheηΚήege durchziehen, widersprechen keinesfal1s

starken ϋbertreίbuηgeη weitgehend nicht vorhanden sind. Die

der Haltung Platons Ζυ diesem Thema. Ιη R. V 469 b-471 c begegnet man

Abweichung

genau den beiden wichtigen panhel1enischen Gedanken, die im Μχ. direkt

steht der iib1ichen Selbstdarstel1ung der Athener so nahe, da6 die

oder indirekt ausgedrϋckt werden: erstens, die Gήecheη diirfen nicht auf die gleiche Weise Κήeg gegen andere Gήecheη fίihren wie gegen

einige Motive

Barbaren, und zweitens, die Gήecheη sind νοη Natur aus Feinde der

νοη

der Darstel1ung

ίη

anderen Epitaphien ist so

geήηg und

Beschonigung leicht als Idea1isierung verstanden werden konnte, zumal ίη

spateren Werken Platons wiederkehren. AIs Satire kann man folg1ich die Rede nicht interpretieren. 145 Es fehlt nicht nur die

Barbaren. Die hel1enische Polίtik Athens wird νοη Platon auch im 7. Βήef anerkannt (332 b).140 Keinesfal1s auf eine Satire deuten schlίe61ich

entsprechende Darstel1ungsart (erkennbare Verzerrung), sondem auch die

die Geschichtskapitel hin, auf die im Epitaphios nicht eingegangen wird.

die protreptische Intention einer Satire beruht. Und den Charakter eines Angήffs hat der Epitaphios - insgesamt betrachtet - ebenfalls nicht. Aber auch als Parodie im engeren Sinne laBt sich die Rede kaum bezeichnen. 146

Das erste Kapitel sind die mythischen Taten, die stichwortartig erwahnt (239 b), und sogleich iibergangen werden. Dabei hatte man sie viel ausfίihrlίcher behandeln konnen, wie aus dem lysianischen Epitaphios und dem Panegyrikos des Isokrates hervorgeht. 141 Ihre Einbeziehung ware bestimmt gut geeignet gewesen fiir eine Satire. 142 Platon zieht es aber vor, sie Ζυ ίibergehen und gro6eres Gewicht als gewohn1ich auf die Ρerserkήege und vor al1em auf die Marathonschlacht Ζυ legen. 143 Das zweite Kapitel, das ganz1ich weggelassen wird, ist die Zeit der athenischen άρχή. Diese Zeit bietet zwar der epideiktischen Rhetοήk keine Gelegenheit zu" ausfίihrlicher Darstel1ung, sie wird aber oft berϋhrt.l44

138 Zur Bezeichnung der Schlacht bei Plataiai als dήtte s. Komm. zu 241 c4-5. Wie der Iysianische Epitaphios zeigt, wurde die Seeschlacht νοη Salamis ίη einem 'demokratischen' Epitaphios genauso hoch gescMtzt wie die Schlacht bei Marathon. 139 Die Echtheit des 7. Briefes wird heute νοη der ίiberwiegenden Mehrheit der Gelehrten anerkannt, obwohl die Diskussion darίiber keineswegs zu Ende ist; s. Guthήe V 399 ff. (weitere Literatur zum Thema bei Thesleff, Chronology 201 Α.71). 140 Vgl. 1. Geffcken, Gήech. Literaturgesch. 11 Ι, 83.

141 Lys. 2,4-16; Isoc. 4, 54-70; vgl. D. 60, 8.

142 Das riίumt auch Pohlenz 275 ein: "Die mythischen Kiίmpfe (...) erwiίhnt Plato

vorher nur kurz (239 b), obwohl sie zur Satire auf die formellen Kίinste der Rhetοήk natίirlich ebensogut Gelegenheit geboten hiίtten".

143 Dazu s. bes. Thurow 67 ff.

144 Vgl. Lys. 2,47; Isoc. 4,72; vgl. Η. Strasburger, Hermes 86 (1958) 24 f.

deut1iche Κήtίk, die notwendige Entlarvung und Bl06stellung, auf denen

145 Wenn man als Satire die gattungsίibergreifende Literaturform versteht, "die durch Aggressi νHiίI, protreptische Intention und verzerrende Darstellungsart gekennzeichnet ist" (1. Brummack, Rea1lexikon der deutschen Literaturgeschichte 2111, 1977, 602). Zur Satire ίη diesem Sinne s. auch R. Sίihnel, Das Fischer Lexikon Literatur ΙΙ 2, 1965, 507 ff.; D. Weber ίη: Ο. Knorήch (Hsg.), Formen der Literatur, Stuttgart 1981,319-25. 146 Vgl. die Definition νοη Η. Grellmann (Reallexikon der Deutschen Literaturgeschichte 111, 1926-1928, 630): "1m engeren Sinne ist unter Parodie eine Nachahmung zu verstehen, die komisch wirken will, indem sie formale Elemente der ernstgemeinten Vorlage beibehiίlt, aber den lηhalt ίη nicht dazu passender Weise abiίndert". Vgl. Th. Verweyen - G. Witting, Die Parodie ίη der neueren deutschen Literatur, Darmstadt 1979, die die Parodie a1s "antithematische Textverarbeitung", als ''Herabsetzung'' der Vorlage durch die Diskrepanz zwischen Form und Inha1t definieren (121 ff.). AIs konstitutive Elemente einer Parodie ίη Bezug auf ihre Zielsetzung werden folgende erwiίhnt: Lachen, Kritik, Satire und Verlachen; s. W. Karrer, Parodie, Travestie, Pastiche, Mίinchen 1977, 35 ff.; das komische Element betont auch Margaret Α. Rose, Parody: Ancient, Modem and Post-Modem, Cambήdge 1993, 5 ff. (bes. 52: 'Ίη all of these specific and general uses parody may be defined ίη general terms as the comic re/unction ο/ pre/ormed linguistic ΟΓ artistic material"; 31: ''The creation of comic incongruity or discrepancy will be taken as a significant distinguishing factor ίη parody [..]"). Zum Begriff der Parodie s. auch G. Highet, The Anatomy of Satire, Ρήηcetοη 1962,67 ff.; D. Larnping ίη: Ο. Κηδrήch (oben Anm. 145) 290-5. 1m breiteren Sinne fassen den Βegήff auf: Α. Liede, Rea1lexikon d. deutschen Literaturgesch. 2111, 1977, 12; W. Freund, Die ιiteraήsche Parodie, (Sarnmlung Metzler 200) Stuttgart 1981, 14 ff.; Linda Hutcheon, Α Theory of Parody, Ν. York / London 1985. 5 ff. 30 ff. Nach ihnen ist das komische Element nicht konstitutiv fίir die Parodie. Das galt ίη der Antike

EINLEITUNG

EINLEITUNG

Sie kann zwar als Nachahmung einer Gattung aufgefaBt werden, es fehlt aber immer noch die Diskrepanz zwischen Form und Inhalt und vor allem die komische Wirkung, die eine Parodie kennzeichnen. Die groBte Schwίeήgkeίt ίiberhaupt fίir die Auffassung des Epitaphios sowohl als Parodie als auch als Satire ist aber die Zwiespaltigkeit, die man ίη diesem Fal1 annehmen muB. Denn Mahnung und Trost lassen sich keinesfal1s als Parodie oder noch weniger als Satire verstehen. Der Inhalt dieses Teίls konnte den emsteren Τοη erkΗίreη, rechtfertigen wίirde er aber die Stimmungsanderung innerhalb ein und derselben Rede nicht. Wie kann man ίiberhaupt ein Werk schreiben, das zur Halfte Satire oder Parodie ist und zur Halfte emsthaft? Wenn die Zielsetzung des Lobteίls so offenkundig unemst ist, wird dann nicht der Umbruch unertraglich? Ν achdem festgestel1t worden ist, daB der Epitaphios auch keine Satire oder Parodie im engeren Sinne sein kann, hat man eine weitere Hypothese ίη Erwagung zu ziehen, namlich daB der Epitaphios trotz seines konventionellen und nicht philosophischen Inhaltes als emst gemeint νοη Platon geschήebeη ist. Nach dieser Hypothese wird ίη der Rede fίir traditionel1e Werte und Ideale geworben. 1m Lobteίl werde die paradigmatische Bedeutung der Geschichte Athens (auch der jίingsten) gezeigt. Die Werte, die die Athener bei ihren Taten ίη der Vergangenheit bewegten, stίinden dann im Mittelpunkt der Mahnung der Gefallenen selbst und des Redners. Der bewuftt traditionelle Charakter der Gedanken unterscheidet nach dieser Interpretation diesen Epitaphios stark νοη den ίibrigen. Er sei eine 'Volksrede' ,147 die Platon ίη einem bestimmten Zeitpunkt an seine Mitbίirger geήchtet habe. Die Anwendung der Rhetοήk zu einem erΖίeheήscheη Zweck ist fίir Platon theoretisch durchaus denkbar. 148 Zugrunde lίegt der Gedanke, daB die Natur der Rhetorik immer die gleiche ist, da durch sie nur eine

Meinung und kein Wissen entsteht (Grg. 454 e9-455 a2), daB sie aber gerade deswegen nίitzlich sein kann, weil die Menge fίir das Wissen uηeπeίchbar iSt. 149 Eine theoretische Diskussion findet sich zum ersten Mal im Phαidros (259 e ff.).150 Dort wird die Rhetorik als 'Seelenfίihrung' (ψυχαγωγία τιc δια λόγων, Phdr. 261 a8, 271 clO) verstanden, die auf der Kenntnis der Seele, d.h. der Psychologie der Zuhorer, beruht. Grundbedingung ist, daB der Redner ίiber das Wesen der Dinge, νοη denen er SΡήcht, Bescheid weiB. Die Rhetοήk setzt also die Philosophie voraus. Das wird damit begrίindet, daB nur die Kenntnis der Wahrheit dem Redner eine Tauschung aufzudecken oder auszufίihren erlaube (261 c-262 c). Wie die Kenntnis der Wahrheit und sornit des Guten rnit einer Tauschung vereinbart werden kann, wird im Text nicht weiter erkliίrt. Die Sache klingt umso merkwίirdiger, als es sich ίη diesem Abschnitt ausschlieBlich um die Begrίindung der 'wahren' Rhetοήk handelt. Platon denkt aber sehr wahrscheinlich an den Unterschied, der spater ίη der Republik diskutiert wird, zwischen einer wirklichen Lίige und einer 'noblen Tauschung', d.h. einer fiktiven Erziίhlung, die als Medikament dienen kann. 151 Darnit stimmt die Defιnition der Rhetοήk im Politikos (304 c 1O-d2) ίiberein, wonach sie die Kunst ist, die Masse (πλήθουc τε και σχλου) durch das Erziίhlen fiktiver Geschichten (δια μυθολογίαc) und nicht durch Belehrung (δια διδαχηc) zu ίiberreden. Nach der Darstellung der wahren Rhetοήk im Politikos hat nur der Staatsmann ίiber ihre Anwendung zu entscheiden (304 d). Sie selbst ist ein Instrument ίη den Handen des Philosophen, dessen Nίitzlichkeit ίη der ϋbeπeduηg zur Gerechtigkeit besteht (304 al-2). Als Beispiele dieser Rhetοήk hat man den 'Phonizischen' Mythos ίη der Republik und die Proomien der Gesetze ίη den Leges betrachtet.152 Mit dem Konzept der

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fίir

die Parodie a1s literarischen Teπninus allerdings nicht, s. Ρ. Rau, Paratragodia, (Zetemata 45) Mίίnchen 1967, 7 ff. Parodie und Satire werden a1s Begriffe hiiufig verwechse1t; zum Unterschied der beiden s. Κaπer 41 ff.; Lamping 293; Hutcheon 43Ι 147 A1s "ethische Volksrede" wird der Epitaphios νοη Thurow 148 ff. bezeichnet. 148 Zur p1atonischen Auffassung der Rhetorik s. u.a. R. Hirze1, Ueber das Rhetorische u. seine Bedeutung bei P1ato, Leipzig 1871; Ε. Zeller, Die Philos. d. Gήechen 5ιι Ι, 944 ff.; Scholl 71 ff.; auch die Ausfίihrungen νοη Η. Gδrgemanns ίη seinen Beitrilgen zur lnterpretation νοη P1atons Nomoi, (Zetemata 25) Mίinchen 1960, 56 ff.

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149 Wilamowiιz 1485. 150 Schon im Gorgiαs (502 e-504 e) hatte er nach der entschiedenen MiBbilligung

der existierenden Rhetorίk auf eine Rhetorίk anderer Art hingewiesen, die zwar noch nicht existiere, die aber mδgιich sei. Diese Rhetorίk wίirde nicht darauf achten, ob sie angenehm sei, und wilre darauf gerichtet, 'daB die See1en der Bίirger so gut wie mδgιich werden"

151 Gδrgemanns a.o. 57 f. Das Prob1em hat auch Ε. Heitsch, Wege Ζυ P1aton, Gδttingen 1992, 116-26, diskutiert, ohne jedoch auf die Erk1i1rung νοη Gδrgemanns einzugehen. 152 Gδrgemanns, Beitrilge 59 ff.

EINLEITUNG

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'wahren'

Rhetοήk im

Phdr. konnte man also auch die Verwendung der

Rhetοήk im Μχ. erkΙiίreη,ι53

Fϋr

diese Auffassung des Epitaphios lassen sich zweifellos einige Argumente vorbringen. Zunachst wird damit die unertrag1iche Zwiespaltigkeit vermieden, die bei einer satίήscheη oder parodistischen Interpretation zwischen dem Epainos und dem Teil mit der Mahnung und dem Trost zwangslaufιg entsteht, sowie das Spiel mit den athenischen Gefallenen. Die ganze Schήft hat einen positiven Inhalt (was allerdings ίη den platonischen Schήfteη zumindest der ersten Ρeήοde nicht unbedingt notwendig ist) und steht insofem im Einklang mit dem erΖίeheήscheη Zweck, den Platon mit der Begrϋndung der Akademie vermutlich kurz vor der Abfassung des Μχ. verfοlgte,ι54 Die groBe Rolle des Mythos am Anfang des Epainos, der patriotische und panhellenische Τοη im Τateηbeήcht und das stark betonte ethische Element im letzten Teil der Rede sind ein weiteres Indiz fϋr diese Auffassung. Dafϋr SΡήcht schlieBlich auch die Bewertung und Verwertung des Epitaphios ίη der Antike. Aus den vorhandenen Zeugnissen geht hervor, daB der Epitaphios spater als durchaus emsthaft aufgefaBt wurde. 155 Cicero (Orat. 151) beήchtet, daB die Rede ίη Athen alljahrlich Dffentlich rezitiert wurde. 156

Α. Croiset 59 f. 63; Schol1 77 ff.; Gδrgemanηs, 59 (anders ίη: PlatoR 66 f.); Kennedy 160 ff.; Thurow 148 ff. Es ist allerdings schon bedenklίch, daB man fίir die Interpretation des Μχ. eine Idee Platons anwenden will, die ίη einem viel SΡΙΙter abgefaBten Werk ausgedrίickt wird, und keine Deutung im Licht des zeitlίch nahe stehenden Grg. versucht. 154 Zum letztereη Argument vgl. Kennedy 160: "But ίι seems a little unusual that the dialogue should have ηο positiv educational cοηtήbutίοη Ιο make, especially since ίι must have been written soon after Plato opened his school and ίη the midst of the educational ήνaΙry with Isocrates''. 155 Zum Thema s. auch Oppenheimer 67 ff.

153 Das haben angenommen:

Beitriίge

Ζυ 249 b5-6. Aus den Zitaten ίη der Rhetorik des Αήstοteles sich leίder nicht ersehen, wie er den Epitaphios selbst verstanden hat; es ist al1erdings bezeichnend, daB er gerade die ironischen Worte des Sokrates ίiber das Lob der Athener νοτ Athenem aufgenommen hat (zum Thema vgl. Clavaud 17 ff.). Dagegen ist wahrscheinlich, daB schon Xenophon den Epitaphios als emstgemeint ansah. Ιη der Beschreibung des GeSΡrΙΙchs zwischen demjίlngeren Ρeήkles (dem Sohn Aspasias!), der kίinftig das Strategenamt bekleiden werde, und Sokrates ίη den Memorαbilien (ΠΙ 5) schreibt er sehr wahrscheinlich ίη Anlehnung u.a. an den Μχ., wie nicht ηυτ die Thematik und die Auswahl der Gespriichspartner zeigen, sondem auch Einzelheiten. Dazu s. Α. Delatte, Le troisίeme lίvre des Souvenirs socratiques de X~nophon, Lίege Ι

156 Dazu vgl. Komm.

liίBΙ

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Dionysios νοη HalikarnaB sieht im Μχ. die beste der platonischen Reden (Dem. 23 ρ. 180, 9 f. U.-R. κράτιcτοc δη πάντων των πολιτικων λόγων ό Μενέξενοc. Gemeint sind noch die Αρ. und die Lobreden im Smp.).157 Er untersucht ihn stilistisch (c. 24-30) und vergleicht ihn mit Reden des Demosthenes,l58 Plutarch (Per. 24, 7) bemerkt femer zum Μχ., daB ίη ihm μετα παιδιαc τα πρωτα (d.h. das Vorgesprach) geschήebeη sei, woraus man nur schlieBen kann, daB er die Rede fίir emst gemeint hielt. Quintilian (Inst. orat. Π 15, 29) fϋhrt ebenfalls den Μχ. wie die Αρ. als Beweise dafϋr an, daB Platon die Rhetοήk nicht abgelehnt habe. Die Vergleiche mit dem Epitaphios bei Thukydides, die ίη der Schήft περι μεθόδου δεινότητοc des Ps.-Hermogenes (24 ρ. 441, 2 ff. R.), bei Prok1os (Comm. in Plat. Prm. 631, 21 ίί. Cousin) und ίη den anonymen Prolegomena Philosophiae Platonicae (22, 47 ff. Westeήηk) vorgenommen oder diskutiert werden, zeigen, daB auch ihre Verfasser ihn als durchaus emsthaft betrachtet haben. Trotz den erwahnten Argumenten scheint diese Auffassung nicht plausibel. Wichtige Indizien zeigen, daB sich der Epitaphios genauso wenig als ganz emsthaft gemeintes Erzeugnis Platons interpretίeren liίBΙ, wie er als Satire oder reine Parodie verstanden werden kann. (α) Die Form des Epitaphios ist auBerst rhetοήsch. Die ganze Rede ist vol1 νοη rhetοήscheη Figuren aller Art;159 Dispositionsangaben und scharf markierte ϋbergaηge klingen zuweilen nahezu schulmaBig;160 das Paήs 1933, 66 ff. (auf die Ahnlίchkeit hatte schon Dίimrnler 26 aufmerksam gemacht; dieser SchluB wird erhiirtet durch die Bemerkung νοη Wίlamowitz (Π 141), daB Xenophon ίη Smp. 2, 16 ein ΜοΙίν des Μχ. nachahmt (vgl. Pohlenz 263 Α. Ι). Xenophon hιιtte uηmδglich ίiber ein ernstes Thema ίη Anlehnung an den Μχ. geschήeben, wenn er auch den Epitaphios fiίτ unemsthaft hielt.

157 Die nicht unbegrίindete Κήtίk des Dionysios an dem epainetischen Teίl, die im Gegensatz Ζυ der Anerkennung fίir die Paranese und die Paramythie steht, wird unter dem Blickwinkel des Attizismus, der fίir die Schlίchtheit und gegen die ϋberkίiηstιίchkeίtpliidierte, sehr verstandlίch. Dazu s. Komm. Ζυ 249 b5-6. 158 Dazu s. F. Walsdorff, Die antiken Urteίle ίiber Platons Stίl, (Klassisch­ philologische Studien Ι) Βοηη 1927,9 ff. bes. 18 ff. 159 Bemdt, De ironia 26 ff. 160 Μ~ήdίer 66 f. Anders als die Dispositionsangaben hat der logische und stringente Aufbau der Rede sowie der Versuch der genetischen Erkliirung damit Ζυ tun, daB der Autor kein Redner, sondem Platon ist; vgl. Blass ΙΙ 469: "Aber das Eine muss man νοη dem Phίlosophen durchaus erwarten, dass er logisch und ίibersichtlίch disponiert, und ίη

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V okabular ist oft der Dichtersprache entnommen oder zumindest ungewohn1ich; es kommen zahlreiche 'Motivwiederholungen' vor, wie sie sich bei Gorgias finden,161 und es werden rhetοήsche Beweismittel gebraucht. 162 Es ist deutlίch, daB Platon den gorgίanischen Stίl imitίert. 163 Die Ν achahmung bedeutet aber bei Platon immer Spiel, dessen Zweck oft die Parodie iSt. I64 Der ϋberaus SΡίeΙeήsche Umgang mit der Form der Rede im Μχ. laBt sich mit der Annahme, die Rede als solche sei absolut emst gemeint, kaum vereinbaren. Die Agathon-Rede im Smp., ίη der ebenfal1s der gorgianische Spl imitiert wird, ist hierzu eine einleuchtende Parallele. (b) Es ist wahr, daB im Vorgesprach eine eindeutige Aussage ϋber den folgenden Epitaphios fehlt. Auf der anderen Seite bedeutet aber die ganze Diskussion zweifel10s eine Herabsetzung fϋr die Epitaphien im al1gemeinen. V οη dieser Diskussion wird der Epitaphios, den Sokrates halten wird, direkt oder indirekt nicht ausgenommen. Und das ist nicht al1es. Die Rede wird νοη Sokrates auf Aspasia Ζurϋckgefϋhrt. Der Κuηstgήff des Sokrates als solcher besagt zwar nichts ϋber den Inhalt der Rede, wohl aber die Person, auf die die Rede zurϋckgefίihrt wird. Auch im Symposion fίihrt Sokrates sein Wissen auf eine Frau, Diotima, zurϋck. Oaήη besteht aber ein wesentlίcher Unterschied, denn Diotima ist eine emste und ehrwϋrdίge Person, worauf schon ίhr Name hinweist, Aspasia dagegen eher eine komische Figur. Bedenkt man ηυη, daB der Inhalt des Epitaphios konventioneil ist und sich nicht sehr νοη den ϋbιicheη Epitaphien unterscheidet, so laBt sich nicht einsehen, warum Platon eine

Rede, die er als emsthaft gemeint abgefaBt haben sol1, νοη einem solchen herabsetzenden Gesprach umrahmt sein lieB.

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der That finden wir nicht nur dies, sondem auch eine kunstvolle Verknίίpfung und glatten Anschluss der einzelnen Theile gaπz ίη Isokrates' Art". 161 Pohlenz 264 f.; Loewenclau 149 f. 162237 c7 (μαρτυρει); el (τεκμήριον); 238 a4 (τεκμήρια); vgl. Pohlenz 264. 163 Diesen Stil irnitiert Platon schon ίη Grg. 448 c; s. Dodds Ζυ 448 c4-9. 164 Vgl. Wilamowitz ΙΙ 419: "Wo er (sc. Platon) nachahmt, parodiert er, den Protagoras, den Polos, den Agathon". Wenn man 'parodiert' im weiteren Sinne des Wortes auffaBt, ist diese Bemerkung zweifelsfrei richtig. Wίlamowitz (a.O.) selbst erkennt aπ' daβ auch der Eingaπg des Epitaphios "rnit Absicht parodisch" ist. 1m Kapitel ίίber den Μχ. erkliirt er aber den Stil der ganzen Rede anders (ΙΙ 127): "Die Rede Platons zeigt, daB er Ζυ den Kunstrednern ίη Wettbewerb ιήιι, und wenn er einen Epitaphios schreiben wollte, so war ihm der Stίl νοrgeschήebeη, so gut wie er ίη einer Tragodie euήΡίdeίsch hatte dichten mίίssen".

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(c) Der Epitaphios enthaIt Behauptungen, die an sich nicht als satίήsch aufgefaBt werden konnen, die man aber einem emst sprechenden Platon nicht zuweisen wϋrde, auch nicht ίη einer idea1isierenden Rede, die fϋr das breite Publίkum bestimmt ware. Dίe Aussage, daB die Erde die Frau nachahme, mag vie11eicht kosmologische Anschauungen widerspiegeln, kehrt aber bei Platon bezeichnenderweise ίη der Rede des ΑήstΟΡhaηes im Smp. wieder. 165 Der Streit der Gotter ϋqer Athen wird nicht nur ίη Criti. negiert, wie wir gesehen haben, sondem als a11gemeinere Vorstel1ung auch ίη Euthphr. 6b-8b (ein Werk, das wohl vor dem Μχ. entstanden ist) ausdrϋcklίch abgelehnt. 166 Warum Platon dieses ΜοΙίν ίη einem emst gemeinten Epitaphios hatte beibehalten mϋsseη, ist schwer Ζυ verstehen. Genauso schwerwiegend ist die BehaupΙUng, die athenische Verfassung sei 'auchjetzt' (238 c6 και νυν), wie frϋher, eine 'Ηeπschaft der Besten'. Diese dίrekte Bezugnahme auf die Gegenwart, die ins Auge SΡήηgt, hatte der Autor vermeiden konnen, indem er einen milderen oder al1gemeineren Ausdruck benutzt hatte. Die Schonfarberei schlieBlίch ίη der Darstel1ung der athenischen Geschichte ware zwar verstandlίch ίη einem Lob der femen Vergangenheit, wenn damit ein erΖίeheήscher Zweck verfolgt wϋrde, nicht aber ίη Bezug auf die jϋηgste Geschichte Athens.

Die Interpretatίon des Epitaphios als einer popuHi.ren Rede erweist sich also als uηbefήedίgeηd. Durch die aufeinanderfolgenden Abgrenzungen aber, die sich bei der bίsheήgeη Diskussion ergeben haben, tritt der Charakter des Epitaphios ίη seinen wesentlίchen Ζϋgeη deutlicher zutage. Sein Inhalt ist konventionel1 und bήηgt zumindest an einigen Stel1en nicht die wahre Meinung Platons zum Ausdruck, er ist aber auch keine Satire oder Parodie im engeren Sinne. Seine Topik ist traditione11, sie laBt

165 Dazu s. Komm. Ζυ 238 a4-5. Auch die Behauptung, die attische Erde sei

ursprίίnglίch llyovoc και καθαρα νοη wίlden Tieren (237 d), sowie der angefίίhrte 'Beweis' (τεκμήριον) dafίίr, daB die attische Erde die ersten Einwohner geboren habe (237 e), klίngen selbst ίη einem mythischen Zusammenhang ίίbertrieben und Ζυ rhetοήsch.

166 DaB dieses Motiv anstoBig ist, wird auch νοη Η. Herter, Palίngenesia 4 (1969) 109 Α. 5 = ΚΙ. Schr. 279 Α. 5, aπerkannt, der den Epitaphios fίίr emst gemeint haIt.

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aber zugleich eine besondere Akzentuierung erkennen (groBe Rolle des Mythos am Anfang des Epainos, stark panhellenischer Τοη im Τateηbeήcht, Betonung des ethischen Elements ίη der Mahnung und im Trost). 1m Vergleich mit anderen konventionellen Epitaphien ist der platonische eine gute Rede, obgleich sein Inhalt nicht platonisch ist. Ιη dieser Hinsicht eήηηert der Epitaphios an die erste Rede des Sokrates im Phdr. Beide Reden sind gute Beispiele der gewohnlίchen Rhetοήk, deren Inhalt jedoch gewissermaBen vorgegeben ist. Es ist deswegen bestimmt kein Zufall, daB auch die Gesprache, die beiden Reden vorausgeschickt werden, sehr groBe Ahnlίchkeit mίteinander aufweisen,167 so daB man das ν orgesprach des Μχ. als eine "ν orform" der entsprechenden Partie im Phdr. betrachten kann. 168 Είη Unterschied des Epitaphios zur Rede des Sokrates im Phdr. lίegt nur daήn, daB im Μχ. nicht fίir einen paradoxen Gedanken pladiert wird und daB der Τοη der Rede wegen ίhres Inhaltes emster ist, was besonders fϋr den zweiten Teίl gίlt. 1m Gegensatz zum Inhalt ist die Form des sokratίschen Epitaphios nur als Spiel Ζυ verstehen, das ίη der Nachahmung der gorgianischen Manier besteht und bisweίlen ϋbertrίebeη klίngt. Als solche kann die Form nur als ironische Distαnzierung interpretiert werden. Will man ηυη den sokratischen Epitaphios anhand der erwahnten Merkmale ίη eine lίteraήsche Κategοήe einordnen, so paBt dazu am ehesten das Pαstiche. Dieser Begrίff erscheint insofem als vorteilhaft, als er gewissen Eigentϋmlί~hkeiten des Epitaphios Rechnung tragt. Denn

obwohl das Pastiche als parodistisches Verfahren aufgefaBt werden und Ζυ einem parodistischen Zweck dienen kann, unterscheidet es sich ίη wesentlίchen Punkten νοη der Parodie im engeren Sinne: 169 das Gewicht wird im Pastiche auf die Nachahmung und die Ahnlίchkeit mit der Vorlage und nicht auf die (verΖeπeηde, komisch wirkende) Veranderung und die Gegensatzlίchkeit gelegt; die ν orlage fϋr ein Pastiche ist ίη der Regel eine Gattung oder das gesamte Werk eines Autors, nicht das einzelne Werk; das komίsche Element wird schlίeBlίch im Pastiche nicht ausgeschlossen, es ist aber ίη der Regel subtίlerer Art als ίη der Parodie. Der sokratische Epitaphios enthalt zweifellos die konstitutiven Elemente eines Pastiche. Er ist im wesentlίchen absichtlίche Nachahmung einer Gattung, aber die Nachahmung eines ΚϋηstΙers und nίcht die ϋbuηg eines SchϋΙers im Rhetοήkuηterήcht. Kennzeichnend fϋr die platonische Imitation ist, daB das parodistische Element entweder fehlt oder, wo es vorkommt, fast unmerklίch bleibt. Die Grenze zwischen Emst und Spiel ist nicht immer klar Ζυ ziehen. 170 Diese feine und subtίle Parodie sowie die νerbindung νοη Emst und Spiel 171 sind sehr charakteήstίsch nicht nur fϋr den Epitaphios, sondem

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169 Zum Pastiche s. vor allem den wichtigen Aufsatz νοη W. Hempel, Germanisch­ romanische Μοηatsschήft 15 (1965) 165 ff., dem ich im allgemeinen folge; s. auch L. Deffoux, Le pastiche liιιeraire, Paήs 1932,5 ff.; L. Albertsen, Orbis litterarum 27 (1971) 1-8; W. Kaπer. Parodie, Travestie, Pastiche 47 ff.; L. Hutcheon, Α Theory of Parody 38 f.; Μ. Α. Rose, Parody: Ancient, Modern and Postmodem 72 ff. Das Pastiche wird hier natίirlich nicht im abwertenden Sinn der tiiuschenden Ahnlichkeit verstanden wie ίη den bildenden Kίinsten.

167 Die Ahnlichkeiten, die bis ins Wortliche hineinreichen, sind auffallend: Sokrates stellt im Eingang des Dialogs die gleiche Frage aπ Phaidros wie hier an Menexenos; Phaidros liest entzίickt eine Rede vor, die Lysias mit Zeitaufwand ίη MuBe verfaBt haben sol1 (228 a); der Vortrag hat auf Sokrates die gleiche Wirkung wie die Grabreden: er geriit auBer sich (234 d, bes. dl έκπλαγηναι, d5 cυνεβάκχευcα - Μχ. 235 a-b); Sokrates behauptet ebenfalls, er konne besser als Lysias sprechen, seine Argumente stammten aber νοη anderen, νοη wem genau, habe er allerdings vergessen (235 c-d, vgl. bes. 235 c7 παρά γε έμαυτου ούδέν αύτων έννενόηκα - Μχ. 236 a8, sowie Phdr. 235 d2-3 - Μχ. 236 b8-cl); wie Menexenos driingt auch Phaidros Sokrates behaπιich, die Rede zu halten (235 d-237 a, bes. 236 c8 έCΜέν δέ μόνω έν έρημί~ - Μχ. 236 d2, 237 a6 Λέγε μόνον, τα δ' αλλα σπω, βούλει ποίει - Μχ. 236 c5-7, clO). 168 FήedΙiiηder Η 204 f. 263. Auf die Ahnlichkeit haben 'ior FήedΙiiηder schon Stallbaum (Proleg. 20. 22) und nach ihm Diels (Α. 32) und Dίimmler 26 hingewiesen, ohne jedoch die Bedeuιung dieser Entsprechung erkannt zu haben. Am ausfίihrlichsten hat diese Partien aus dem Phdr. und dem Μχ. Pohlenz (259 f. 263) verglichen. aber daraus keinen SchluB gezogen.

170 Damit kann man auch den emsteren Τοη im zweiten Teil der Rede (Mahnung und Trost) erkliiren, ohne eine Zwiespiiltigkeit annehmen zu mίissen. Durch diese Mischung wird auch die Beleidigung der Gefallenen vermieden. Das Spiel ist nicht ίibertήeben und gίlt nur der literaήschen GatΙUng. 171 Die Mischung νοη Ernst und Spiel war charakteήstίsch fίir das Verhalten des Sokrates (vgl. Χ. Mem. Ι 3, 8; Cyr. νι Ι, 6; 3, 47), und νοη ihm hat sie auch Platon ίibemommen. 1m platonischen Werk ist das Spiel ein vieldeutiger Begriff. (πουδή und παιδιά bίlden nach Platon nicht nur einen Gegensatz, sondem sind gelegentlich sich ergiinzende Elemente: das Spiel ist bisweilen eine Erholung vom Emst (Phlb. 30 e6 'Ανάπαυλα γάρ, ι1 ΠρώταΡχε, τη' (πουδη, γίγνεται ένίοτε ή παιδιά, vgl. Lg. Η 653 c­ d) und der Emst kann um des Spieles willen existieren (Lg. νΗ 803 d); ίη Ερ. 6,323 d1 (die Echtheitsfrage ist hierfίir weniger wichtig, da der lηhait durchaus der Halιung Platons eηtSΡήcht) werden die beiden als Geschwister bezeichnet (έπομνύντα, (πoυδ~ τε αμα και τη, (πουδη, άδελφ~ παιδι~, vgl. Phdr. 276 a1 [νοη der schήftlicheη und mίindlichen Rede, die der (πουδή und der παιδιά entsprechen)). Nach Platon sind Spiel ..1oo1L..

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auch fϋr groBe Tei1e des platonischen Werkes. Um dies Ζυ belegen, braucht man nicht viel Ζυ suchen, denn letztlίch weisen fast alle platonischen 1mitationen diese Merkmale auf. 1m Protagoras Ζ.Β. ist die wi1lkϋrιίche 1nterpretation des Simonides-Gedichtes durch Sokrates, obwohl sie zeitwei1en als ernsthaft platonisch miBverstanden wurde, zweifellos nur eine Parodie der sophistίschen ErkHirungmethode, die aber nicht scherzhaft bleibt. 172 1m Kratylos, wo Sokrates ίη seinem Gesprach mit Hermogenes die Kunst des Etymologisierens parodiert, wechseln sich seine wίlden und verfehlten Etymologίen mίt ήchtίgeη ab, so daB man am Ende nicht genau weiB, wieweit er nur spielt. Das gleiche gίlt fϋr die Reden des Tragίkers Agathon und des ΑήstΟΡhaηes im Symposion. Die Rede des Gorgiasschϋlers Agathon, deren Parallelίtat zum Μχ. als Stίlίmίtatίon schon erwahnt wurde, wird vom Dichter selbst am Ende teίls als Spiel tei1s als Ernst bezeichnet (197 e7 τα μεν παιδιαc, τα δε (πουδη, μετρία, ... μετέχων) und ist ίη der Tat trotz einiger emsthaften Gedanken eher ein Spiel. Die Rede des groBen Komodiendichters ist anders, als man vielleicht erwartet, inhaltsreicher. Seine Rede klίngt zumindest an einigen Stellen scherzhaft und parodiert sehr wahrscheinlίch Gedanken des Empedokles und der Orphiker. 173 Nur eine Parodie ist aber seine Rede sicherlίch nicht, denn sie ist die einzige Rede, auf die Diotima antwortet (205 dlO-e7, vgl. 212 c4-6). 1η all diesen Beispielen sind die Grenzen zwischen Spiel und Ernst nicht leicht festzusetzen und die Ρarδdίe nicht ϋberaΙΙ erkennbar oder sicher. Dieses gίlt genauso fϋr den sokratischen Epitaphios, und nur auf diese Weise ist Ζυ erklaren, warum er ίη der Antίke miBverstanden wurde und warum ίη der Neuzeit keine Einigkeit zwischen den 1nterpreten eπeίcht wurde.

Nachdem der Charakter des Epitaphίos geklart ist, stellt sich die Frage nach seiner Funktion im Werk und schlίeBlίch nach dem Sinn des Ganzen. Wenn der Epitaphios eine SΡίeΙeήsche Nachahmung bzw. ein Pastiche ist, aber keine (komίsch wirkende) Parodie der gewohnlίchen Epitaphίen, kann er nicht eine BloBstellung dίeser lίteraήschen Produkte bedeuten und ist somit auch keine einfache Bestatigung der allgemeinen Κήtίk im Vorgesprach. 174 Wenn Platon wirklίch ein typisches Beispiel dieser Reden bieten wollte, hatte er einen der 'Lysias'-Rede im Phaidros entsprechenden Epitaphios ϋbemehmeη oder schreiben kOnnen. Die Bestatigung der Κήtίk war nicht das Hauptanlίegen Platons, denn ihre Richtίgkeit hatte jeder Leser, der ίη Athen lebte, leicht feststellen kOnnen. Der sokratische Epitaphios bedeutet nur insofem eine Bestatigung der vorausgeschickten Κήtίk, a1s er genauso wie dίe erste Rede des Sokrates im Phaidros demοηstήert, wie man aus leichter Hand einen Epitaphios (und zwar einen guten) schreiben kann. ϋber den Grund, warum Platon einen solchen Versuch untemommen und diese Schήft abgefaBt hat, und ϋber den Zweck, den er damίt verfolgte, lassen sich nur Vermutungen aufstellen. Wegen des Charakters des Epitaphios scheint es sehr plausibel, daB der Wetteifer mίt den athenischen Rednem, d.h. ίη diesem Fa11 den Polίtikem, zumindest als Hintergedanke bei der Abfassung der Rede eine Rolle spielte. "Platon wollte sich wirklίch mίt den Publίzisten des Tages, den Rhetoren, messen, wollte zeigen, daB er nur Ζυ wollen brauchte, um es auf ihrem Felde mit ihnen aufzunehmen", meint Wi1amowitz (ΙΙ 142). Nach der kήtischen Auseinandersetzung mίt der Rhetorik im Gorgias dϋrfte Platon ein solcher Versuch attraktiv erschienen sein. 175 Seine neugegrϋndete Schule und die natϋrliche

nicht nur al1e mimetischen Kίinste (Sph. 234 b); Spiel ist auch die schήftιίch fixierte Rede des Phίlosophen (Phdr. 276 d). Zum Spiel bei Platon s. neben der schon erwahnten Arbeit νοη Η. Gundert (oben Anm. 101); De νήes 16 ff.; Κ. νοurνeήs, 'Αφιέρωμα είς Γ. Χατζιδάκιν, Έπιστ. Έπετ. Φιλοσ. Σχ. Πανεπ. 'Αθηνων 195511956, 469-526 = Κλασσικη παιδεία καΙ ζωή, Athen 1969,90 ff. (παιδεία und παιδιά bei Platon und Αήstοteles); Guthήe ιν 56 ff. 172 So kann man die Meinung des Sokrates, die Ungerechtigkeit sei Ergebnis eines Unwissens, nur als ernst gemeint verstehen. Vgl. auch FήedΙaηder ΙΙ 20: "Das Ganze enthaIt einen Ansatz platonischer Ontologie und ist ein kurzer ΑbήΒ dessen, was man die sokratίsche Wissensethik nennt (...)". 173 Dazu s. die im Komm. zu 238 a4-5 erwahnte Literatur.

174 Als "Wahrheitsbeweis" der vorausgehenden Κήtίk versteht die Rede vor allem Oppenheimer 70 ff. (vgl. Buchheit 90 Α. 4). Nach ihm schlίeBt sich der Beweisgang mit dem Beifall des Menexenos im Nachdialog. Diese Auffassung ist aber sehr bedenklich. Als Erklarung fίir den Beifall des Menexenos mag sie moglίch erscheinen. Warum hat aber Platon das ganze Werk geschrieben? Nur um zu zeigen, wie gefahrlίch diese Rhetοήk ist? Warum 11ίBt er aber dann Sokrates den Epitaphios vortragen? Und was muB man mit der Par1ίnese und der Paramythie tun? Meiner Ansicht nach ist der Beifall des Menexenos nach dem Vortrag des Sokrates mit dem Beifall der Gaste nach der Rede Agathons im Smp. zu vergleichen. 175 Die Veroffentlίchung des thukydideischen Werkes rnίt dem daήη enthaltenen Epitaphios des Ρeήkles konnte ein zusatzlίcher AnlaB fίir Platon gewesen sein. Schon ίη der Antike hat man einen Bezug auf Thukydides angenommen: Dion. Hal. 23 ρ. 180,9

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Konkurrenz mit der Schule des Isokrates, die ihren Betrieb sehr wahrscheinlich um 490 v.Chr. aufnahm,176 waren fϋr ihn viel1eicht ein weiterer Anreiz. l77 Es ist aber auch sehr wahrscheinlich, daB die Κritik an den Epitaphien im ν orgesprach mit der Situation ίη Athen Ζυτ Zeit der Entstehung des Μχ. ίη Zusammenhang steht. Wίίhrend des Κοήnthίschen Κrieges muB die Gattung der Epitaphien und die Ρatήοtίsche Rhetοήk eine ΒΙϋte erlebt haben, die νοη den Traumen der Athener seit 392, ihre άρχή wίederaufΖuήchten, gestarkt wurde. Um so deutlicher muB die Κluft zwischen dem idealen Bi1d Athens ίη der Ρatήοtίschen Rhetοήk und die Realitat nach dem enttauschenden und schmachvol1en Αntalkidasfήeden gewesen sein. Die Κritik Platons ist also sehr aktuel1 und im weiteren Sinne politisch. Ob diese ν ermutungen al1erdings zutreffen und ob etwas mehr hinter der Abfassung der Schήft steckt, wird, solange unsere Kenntnisse ϋber die Tatigkeit Platons Ζυ dieser Zeit so geήng sind, sehr ungewiB bleiben.

fϋnf ηυτ den Epitaphios und weitere sechs Abschnitte verschiedenen Umfangs enthalten. 179 Bumet hat als erster gezeigt, daB νοη diesen Ηandschήften drei als Hauptzeugen Ζυτ Textkonstitution gelten mϋssen. Seine Ausgabe, wie spater die νοη Μeήdίer, beruht auf einer Kol1ation dieser Ηandschήften. νοη den sekundίίren Ηandschήften sind bis jetzt ηυτ 23 vol1standig oder tei1weise kol1ationiert. Die meisten νοη ihnen wurden νοη Bekker und einige weitere νοη Stallbaum fϋr ihre Ausgaben herangezogen. 180 Eine Kol1ation aller Handschriften ware eine notwendige ν oraussetzung, um ein richtiges Bild ϋber die HandschήftenverhaltnissenΖυ bekommen, war aber im Rahmen meiner Arbeit nicht mOglich. Deswegen habe ich zur Textkonstitution eine neue Kol1ation (sowohl auf Mikrofιlm als auch auf Photographien) der drei ΗaUΡthandschήften vorgenommen. 181 Bei den sekundίίren Ηandschήften

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Vatican Plato and its Relations, Middletown 1934, 65-92). Nicht vollstiindig ist im allgemeinen auch die Liste νοη Brumbaugh und Wells (vgl. Ν. G. Wilson, Gnomon 41, 1969, 615), so daB die Anzahl der Handschriften, die den Μχ. ϋberιieferη, moglicherweise groBer ist. Es ist sicherlich nur ein Zufall, daB bis jetzt kein Papyrus gefunden ist, der den Μχ. ϋberιiefert, wie dies auf etwa die Hiilfte der platonischen Werke Ζutήfft (zu den Platon­ ΡaΡΥή im allgemeinen s. Ρ. J. Sijpesteijn, Aegyptus 44, 1964, 26-33). Es ιιιβι sich jedoch mit Sicherheit sagen, daB das Werk auch im Agypten des 2. und 3. Jh. n.Chr. gelesen wurde, da der Name Μενέξενοc zusammen mίt den Namen weίterer platonischer Dialoge ίη einer Βϋcherιiste auf einem Papyrus (wahrscheinlich aus dem 3. Jh. n.Chr.) aus Oxyrhynchos erscheint (zum ersten Mal veroffentlicht νοη Medea Norsa, Aegyptus 2, Ι921, Ι9 [= Nr. 2087 Pack2]).

V.ΤΕχτϋΒΕRLΙΕFΕRUΝG

(ί) Direkte ϋberιieferung

Der

Μχ.

ist

ίη

insgesamt 47

Ηandschήften ϋberιiefert,178 νοη

denen

179 Wie C. W. ΜϋΙΙer, WϋrΖburger Jahrbϋcher 5 (1979) 244 ff., gezeigt hat, gehen zumindest vier (Escor. C Ι Ι; Monac. 490; Flor. 28, 29; Paris. 3009) der fϋηf Ηandschήfteη, die nur den Epitaphios enthalten, auf eine Platonausgabe des Gemistos Plethon zurϋck.

ff. U.-R.; [Hennog.] π. μεθ. δειν. 24 ρ. 44Ι, 2 ff. R.; Proklos, Comm. ίπ Ρl. Prm. 631, 2Ι ff. Cousin; vgl. aber auch Αηοη. Prolegomenα Philosophiαe Plαtonicαe 22, 47 ff. Westeήnk; ίη neuerer Zeit: Th. Bergk, Gήech. Literaturgesch. ιν 459; Bemdt, De ironia 3 f.; Pohlenz 246 ff.; Loewenclau 69 ff.; Kahn 22Ι ff.; vgl. Ο. Luschnat, RE Suppl. ΧΙΙ (1970) Ι 280-4. Gegen Platons Kenntnis des thukydideischen Werkes hat sich Wilamowitz mehnnals ausgesprochen.

176 Κ.

180 Bekker hat filr den Μχ. 12 Ηandschήfteη herangezogen: Γ (= Coisl. 155), Θ (=Vat. 226), Ξ (=Marc. Ι84), Σ (= Marc. Ι89 = S bei Schanz), Φ (= Vindob. phil. 109), Β (=Paήs. 1808), C (= Paήs. 1809), Ε (= Ρaήs. Ι811), F (= Paήs. 1812), Ζ (= Ρaήs. 3009), r (= Ambros. 56), w (= Angel. C Ι, 9). Stallbaum hatte 11 Ηandschήfteη fiir seine Ausgabe kollationieren lassen: a (= Laur. 59, Ι), b (= Laur. 85, 6); c (= Laur. 85, 9), d (= Laur. 85, 12), q (= Laur. 4, 33), ν (= Laur. 59,47), χ (= Laur. 85, 7), Ζ (= Laur. 28, 29), Vind. Ι (= Vind. suppι. gr. 7 = W Bumet), Vind. 4 (= Vind. suppl. gr. 39 = F Bumet), Vind. 6 (= Vind. Ι09 = Φ Bekker). Die meisten Ηaηdschήfteη, die noch nicht kollationiert sind, gehoren ins Ι4. oder ίη ein noch spiiteres Jh. Es gibt aber 3 Ηandschήfteη (Vat. 1028 = Nr. 207 Wilson; Βοηοη. 3630 = Nr. 5 W.; Escor. γ Ι, 13 = Nr. Ι4 W.), die vielleicht ins 13. Jh. gehOren.

Μϋηscher, RE ΙΧ 2 (ι9Ι6) 2Ι69 f.

177 Werke wie der Μχ. dϋrfteη im Gymnasium der 'Ακαδήμεια gelesen worden sein,

d.h. am Ort, wo die Veranstaltungen fiir Anfangem stattfanden; zur platonischen Schule s. neuerdings Μ. Baltes, Hennathena Ι55 (1993) 5-26, bes. 7. DaB Platon "nonnally the deliverer of his Socrate's words" war, wie G. Ryle (Plato's Progress, Cambήdge Ι 966, 32) behauptet, ist eine interessante, aber unbewiesene Hypothese. 178 Bei R. S. Brumbaugh - R. Wells, The Plato ΜanuscήΡts. Α New Index, New Haven/London Ι968, 96-98 und ΙΟΟ, werden 46 Ηandschήfteη erwi1hnt, hinzuzufiigen ist aber auch der Angel. C Ι, 9, der νοη Bekker fϋr den Μχ. kollationiert wurde, seit langer Zeit jedoch als verloren gilt. Ιη der Liste νοη Ν. G. Wilson, ScήΡtοήum Ι6 (1962) 386-95, werden 43 Ηandschήfteη erwiihnt (noch weniger bei L. Α. Post, The

93

~ .... ..

Cώκρατεc, του, ρήτοραc. νυν μέντοι οΤμαι έγφ τον αίρεθέντα ού πάνυ εύπορήcειν- έξ

d

ύπογύου γαρ παντάπαcιν ή αϊρεcι' γέγονεν, ωcτε ϊcωc άναγκαcθήcεται ό λέγων ωcπερ αύτοcχεδιάζειν. (Ω. πόθεν, ώγαθέ; είcιν έκάcτοιc τούτων λόγοι παρε­

235 a 1 τα μη etiam Τ, sed τα ex emend. (τα etiam in marg.) a 3 την πόλιν TW : τον 1Cόcμον F τρόπου, TW : το,κ τρόπου, F a 4 1Cat του' TW : om. F (suprascr. f) a 6 έπαινουντε, del. Cobet ooct' TF : ώ, W a 7 1Cat TW : 1Cat γ' F έξέcτη1Cα F: εctη1Cα TWf b 1 ά1Cροώμενοc] αίωρoUμενο, Valckenaer b 2 μείζων TW : 1Cat μείζων F b 5 μοι om. W b 8 πλείω 11 TWF : πλείω Priscianus: πλειον Hirschig: πλειν Cobet d 1 πόθεν-d 2 αύtοcχεδιάζειν om. F, sed ead. man. add. in ima pag.

107

(κευαcμένoι, και αμα ούδε αύτοcχεδιάζειν τά γε τοιαυτα χαλεπόν. εί μεν γαρ δέοι 'Αθηναίου, έν Πελοποννηcίοιc ε~ λέγειν 11 Πελοποννηcίουc έν 'Αθηναίοιc, άγαθου αν ρήτορο, δέοι του πείcοντοc και εύδοκιμήcοντοc' οταν δέ τι, έν τούτοι, 5 άγωνίζηται οϋcπερ και έπαινει, ούδεν μέγα δοκειν ε~ λέγειν. , " l' (ωκρατεc; ' ΜΕΝ . Ουκ οιει, ω (Ω. Ού μέντοι μα Δία.

ΜΕΝ .

"λοιτο'

ε

1'Η"

οιει

'β ου λ' η;

1',

οιο' τ

,,,

αν

l'

ειναι

'"

αυτο,

-

ειπειν,

'δ'

ει

εοι

, e

και

(ε η

(Ω. Και έμοι μέν γε, 6> Μενέξενε, ούδεν θαυμαcτον οϊω τ' εΤναι είπειν, φ τυγχάνει διδάcκαλοc o~ca ού πάνυ φαύλή

περι ρητορικηc, άλλ' ηπερ και άλλου, πολλου, και άγαθου, 5 πεποίηκε ρήτοραc, ενα δε και διαφέροντα των 'Ελλήνων, Περικλέα τον Ξανθίππου. Μ Ε Ν. Τί, αϋτη; 11 δηλον οτι 'Αcπαcίαν λέγειc;

(Ω. Λέγω γάρ, και Κόννον γε τον Μητροβίου' o~τoι γάρ

μοι δύο είcιν διδάcκαλοι,

ό μεν μουcικηc, ή δε Ρητορικηc.

οϋτω μεν o~ν τρεφόμενον άνδρα ούδεν θαυμαcτον δεινον εΤναι

236

λέγειν' άλλα και οcτιc έμου κάκιον έπαιδεύθη, μoυcικην μεν ύπο Λάμπρου παιδευθείc, ρητορικην δε ύπ' 'Αντιφωντο, του 'Ρ

,

αμνoυcιoυ,

IfΙ ομω,

,,1"

καν

ουτο,

l' , οιο'

τ

,

" ειη

'Αθ' ηναιου,

γε

,

εν

5

'Αθηναίοι, έπαινων εύδοκιμεΙν. ΜΕΝ. Και τί αν εχοι, είπειν, εί δέοι (ε λέγειν;

(Ω. Αύτο, μεν παρ' έμαυτου ϊcωc ούδέν, 'Αcπαcίαc δε και χθε, ήκροώμην περαινούcηc έπιτάφιον λόγον περι αύτων b τούτων. ηκουcε γαρ απερ (υ λέγειc, οτι μέλλοιεν 'Αθηναιοι αίρειcθαι τον έρουντα' επειτα τα μεν έκ του παραχρημά μοι

δι~ει, οΤα δέοι λέγειν, τα δε πρότερον έcκεμμένη, οτε μοι

δοκει (υνετίθει τον έπιτάφιον λόγον ον Περικλη, εΤπεν, 5

περιλείμματ' άττα έξ έκείνου CυΥκολλα/cα.

d 5 δέοι του TWf : δέοιτο F 1Cat ante οταν add. F e 1 11 TWF, cοπ. Gottleber οίει TWf: οίει αν F e 3 μέν γε θαυμαcτόν. ι1 Μενέξενε, O'i>δεν θαυμαcτον F e 4 (οι post είπειν add. F 236 a 1 ό TW : ή F (pήm.ίΙ ό uel οί) ή Τ : ό W: οί F a 4 παιδευθει, del. Cobet a S σϋtω' primit. W pro ~o' οΙό, τ' είη TW : ΟΤΟ' τ' η. 11 F γε F : τε TW b 5 δΟ1Cει Τ: έδό1Cει WF b 6 περιλείμματ' αττα Τ (sed γρ. ταυτα ίn marg.) f (supra lίneam) : περιλείμματα ταυτα WF (sed alt. τα ίη ταυτα punctis ηοΙ) ruyιCολλώcα TWf : 1Cομιί)cα F

MENEEENOC

ΠλΑΤΩΝΟC

108

παραμυθούμενοc. τίc ο{)ν αν ήμιν τοιουτοc λόγοc φανείη; η 237 πόθεν αν operoc άρξαίμεθα ανδραc άγαθ01Κ έπαινουντεc, οϊ ζωντέc τε το\)( έαυτων ηϋφραινον δι' άρετήν, και την τελευτην άντι tfjc των ζώντων cωτηρίαc ήλλάξαντο; δοκει μοι χρηναι κατα φύcιν, ωcπερ άγαθοι έγένοντο, οϋτω και έπαινειν αύ­ 5 τούc. άγαθοι δε έγένοντο δια το φυναι έξ άγαθων. την εύγένειαν ο{)ν πρωτον αύτων έγκωμιάζωμεν, δεύτερον δε τροφήν τε και παιδείαν­ έπι δε τούτοιc την των εργων πραξιν έπιδεί­ b

ΜΕΝ. "Ή και μνημονεύcαιc αν α Ελεγεν ή 'Αcπαcία;

c

(Ω. Εί μή άδικω γε' έμάνθανόν γέ τοι παρ' αύτηc, και όλίγου πληγαc ελαβον οτι έπελανθανόμην.

ΜΕΝ. Τί ο{)ν ού διηλθεc;

(Ω. Άλλ' οπωc μή έξενέγκω αύτηc τον λόγον.

5

μοι

χαλεπανει

ή

διδάcκαλοc,

αν

ΜΕΝ. Μηδαμωc, ιi> Cώκρατεc, άλλ' είπέ, και πάνυ μοι χαριει, είτε Άcπαcίαc βούλει λέγειν είτε ότουουν- άλλα μόνον είπέ. (Ω. 'Αλλ' ίcωc μου καταγελάC1;Ι, αν COt δόξω πρεcβύτηc

ξωμεν, ώc καλην και άξίαν τούτων άπεφήναντο. tfjc δ' εύγενείαc πρωτον ύπηρξε τοιcδε ή των προγόνων γένεcιc

ούκ επηλυc ο{)cα, ούδε τουc έκγόνουc τούτουc άποφηναμένη μετοικουνταc έν t'Q χώρ~ αλλοθεν (φων ήκόντων. άλλ' 5

""

ων ετι παι'ζ ειν.

ΜΕΝ. Ούδαμωc, ιi> Cώκρατεc, άλλ' είπε παντι τρόπφ.

10

d

αύτόχθοναc και τφ οντι έν πατρίδι οίκουνταc και ζωνταc, και τρεφομένουc ούχ ύπο μητρυιαc ώc οί αλλοι, άλλ' ύπο

(Ω. Άλλα μέντοι coί γε δει χαρίζεcθαι, roctE καν όλίγου, εί με κελεύοιc άποδύντα όρχήcαcθαι, χαριcαίμην αν, έπειδή

μητροc tfjc χώραc έν ~ φκουν, και νυν κειcθαι τελευτήcανταc c έν οίκείοιc τόποιc tfjc τεκούcηc και θρεψάcηc και ύποδεξα­

γε μόνω έcμέν. άλλ' ακουε. ελεγε γάρ, ώc έγφμαι, άρξαμένη λέγειν άπ' αύτων των τεθνεώτων ούτωcί. ''Εργφ μεν ήμιν οϊδε εχoυcιν τα προcήκοντα

5

1",

ων

τυχοντεc

,

πορευονται

,ι,

την

ειμαρμενην

μένηc. δικαιότατον δη κοcμηcαι πρωτον την μητέρα αύτήν­ οϋτω γαρ (υμβαίνει αμα και ή τωνδε εύγένεια κοcμουμένη. ''Ectt δε άξία ή χώρα και ύπο πάντων άνθρώπων έπαι­ 5 νειcθαι, ού μόνον υφ' ήμων, πολ~αχ'Q μεν και αλλι;ι, πρωτον δε και μέγιcτον οτι τυγχάνει ούcα θεοφιλήc. μαρτυρει δε ήμων τφ λόγφ ή των άμφιcβητηcάντων περι αύτηc θεων Eptc τε και κρίcιc' ην δη θεοι έπ~νεcαν, πωc ούχ υπ' d άνθρώπων γε ξυμπάντων δικαία έπαινειcθαι; δεύτεροc δε επαινοc δικαίωc αν αύτηc είη, οτι έν έκείνφ τφ χρόνφ, έν φ ή παcα γη άνεδίδου και εφυε ζφα παντοδαπά, θηρία τε και βοτά, έν τούτφ ή ήμετέρα θηρίων μεν άγρίων ciyovoc και καθαρα 5 έφάνη, έξελέξατο δε των ζφων και έγέννηcεν ανθρωπον, δ cυνέcει τε υπερέχει των αλλων και δίκην και θεουc μόνον

(φίcιν αύτοιc,

,

πορειαν,

109

προπεμ­

φθέντεc ICotv'Q μεν ύπο tfjc πόλεωc, ίδί~ δε ύπο των οίκείων­ λόγφ δε δη τον λειπόμενον κόcμον ο τε νόμοc προcτάττει

e άποδουναι totc άνδράcιν και χρή. εργων γαρ ε{) πραχθέντων λόγφ καλωc ρηθέντι μνήμη και κόcμοc totc πράξαcι γίγνεται παρα των άκουcάντων- δει δη τοιούτου ttvoc λόγου octtc Τ01Κ μεν τετελευτηκόταc ίκανωc έπαινέcεται, totc δε ζωCΙν 5 εύμενωc παραινέcεττον F c 7 πρεπόντω, (τε και άξίωc) Herwerden d 5 λόγφ TW : έν λόγφ F d 7 αύτφ pro a1tero αύτου ci. Richards e 2 υίο, TWF e 3 οΤον om. Ρ, sed suprascr. ead. man. έπιβαίνειν ΤΡ: -βηναι W 240 a 3 των άνθρώπων F a 4 ην om. F e 4 ωριcτο pro ώρίcατορήmiΙ F (superscr. f ut uidetur) a 5 τε TW : δε F έρετριέα, TWF hic et a 8 b 2 εύδοκιμωτάτοι, TW : μάλιcτα a 6 προφααζόμενο, secl. Cobet εύδοκιμωτάτοι, F : εύδοκιμώτατοι Hirschig

b 4 δεν pro δε Ρ, sed uocabulum linea inductum c 3 άθηναίοι, W c 5 δ' Τ : δε WF c 8 και add. post άγαπωντε, F d 4 ολη, τη, aciac F (τη, ολη, aciac Marc. 189) : om. TW 241 a 2 και νικήCαCΙ del. Cobet και ycιp TW : και γαρ ούδε F a 4 τε ΤΡ : γε W κατα θάλατταν ΤΡ :

θάλαττανW

.6

r­ !

ΜΕΝΕΞΕΝΟC

ΠλΑΤΩΝΟC

114

έαυτων τε και των άλλων όμοφώνων προc τουc βαρβάρουc'

γαρ Μαραθωνι τοcουτον μόνον έπέδειξαν toic 'Έλληcιν, οτι b κατα γην οΙόν τε άμύνεcθαι το\)( βαρβάρουc όλίγοιc πολλούc,

είρήνηc δε γενομένηc

αύτήν,

ναυcι δε ετι ην άδηλον και δόξαν είχον Πέρcαι άμαχοι εΤναι

5

c

5

d

5

e

115

Ο

δη

242

και tflc πόλεωc τιμωμένηc ηλθεν έπ'

φιλει έκ των άνθρώπων toic

ε-Ο πράττoυcι

προcπίπτειν, πρωτον μεν ζηλοc, άπο ζήλου δε φθόνοc' δ και τήνδε την πόλιν άκουcαν έν πολέμφ toic 'Έλληcι κατέ- 5 cτηcεν. μετα δε τουτο γενομένου πολέμου, cυνέβαλον μεν

κατα θάλατταν και πλήθει και πλούτφ και τέχντι και ρώμτι' τουτο δη άξιον έπαινειν των άνδρων των τότε ναυμαχηcάντων, οτι τον έχόμενον φόβον διέλυcαν των Έλλήνων και επαυcαν φοβουμένουc πληθοc νεων τε και άνδρων. ύπ' άμφοτέρων δη ξυμβαίνει, των τε Μαραθωνι μαχεcαμένων και των έν (αλαμινι ναυμαχηcάντων, παιδευθηναι το\)( άλλουc 'Έλ­ ληναc, ύπο μεν των κατα γην, ύπο δε των κατα θάλατταν μαθόνταc και έθιcθένταc μη φοβειcθαι tO'uc βαρβάρουc. τρίτον δε λέγω το έν Πλαταιαιc εργον και άριθμφ και aPEtij γενέcθαι tflC 'Ελληνικηc cωτηρίαc, κοινον ηδη τουτο Λακε­ δαιμονίων τε και 'Αθηναίων. το μεν ο-Ον μέγιcτον και χαλεπώτατον ο-Οτοι πάντεc ημυναν, και δια ταύτην την άρετην νυν τε ύφ' ήμων έγκωμιάζονται και Eic τον επειτα χρόνον ύπο των ϋcτερον' μετα δε τουτο πολλαι μεν πόλειc των 'Ελλήνων ετι ηcαν μετα του βαρβάρου, αύτοc δε ήγγέλλετο βαCΙλε\)( διανοειcθαι ώc έπιχειρήcων πάλιν έπι το\)( "Ελληναc. δίκαιον δη και τούτων ήμαc έπιμνηcθηναι, οϊ toic των προτέρων Epyotc τέλοc tflc cωτηρίαc έπέθεcαν άνακαθηράμενοι και έξελάcαντεc παν το βάρβαρον έκ tflc θαλάττηc. ηcαν δε ο.()τοι οϊ τε έπ' Εύρυμέδοντι ναυμαχή­ cαντεc και οί Eic Κύπρον cτρατεύcαντεc και οί Eic Αϊγυπτον πλεύcαντεc και άλλοcε πολλαχόcε, c1v χρη μεμνηcθαι και χάριν αύτοιc είδέ"αι, οτι βαcιλέα έποίηcαν δείcαντα tij έαυτου (ωτηρί~ τον νουν προcέχειν, άλλα μη tij των Έλ­

έν Tανάγρ~ ύπερ tflc Βοιωτων έλευθερίαc Λακεδαιμονίοιc μαχόμενοι, άμφιcβητηcίμου δε tflc μάχηc γενομένηc, διέκρινε το ϋcτερον εργον- οί μεν γαρ ωχοντο άπιόντεc, καταλιπόντεc

b

{Βοιωτουc} otc έβοήθουν, οί δ' ~μέτερoι τρίττι ήμέρ~ έν οίνο­

φύτοιc νικήcαντεc τουc άδίκωc φεύγονταc δικαίωc κατήγαγον.

ο.()τοι δη πρωτοι μετα τον Περcικoν πόλεμον, "Eλληcιν ηδη 5

ύπερ

tflc έλευθερίαc βοηθουντεc προc 'Έλληναc, άνδρεc άγαθοι

γενόμενοι και έλευθερώcαντεc otc έβοήθουν, έν τφδε τφ c μνήματι τιμηθέντεc ύπο tflc πόλεωc πρωτοι έτέθηcαν. μετα δε ταυτα πολλου πολέμου γενομένου, και πάντων των Έλλήνων έπιcτρατευcάντων και τεμόντων την χώραν και

άναξίαν χάριν έκτινόντων tij πόλει, νικήcαντεc αύτουc 5 ναυμαχί~ οί ήμέτεροι και λαβόντεc αύτων τουc ήγεμόναc Λακεδαιμονίουc έν tij (φαγί~, έξον αύτοιc διαφθειραι έφεί­ (αντο και άπέδοcαν και είρήνην έποιήcαντο, ήγούμενοι προc d μεν το όμόφυλον μέχρι νίκηc δειν πολεμειν, και μη δι' όργην ίδίαν πόλεωc το κοινον των Έλλήνων διολλύναι, προc δε τουc βαρβάρουc μέχρι διαφθοραc. τούτουc δη άξιον

έπαινέcαι το\)( άνδραc, οϊ τουτον τον πόλεμον πολεμήcαντεc 5 ένθάδε κεινται, οτι έπέδειξαν, εϊ ttC άρα ήμφεcβήτει ώc έν τφ

προτέρφ πολέμφ τφ προc το\)( βαρβάρουc άλλοι ttVEc εΤεν άμείνουc 'Αθηναίων, οτι ούκ άληθη άμφιcβητοιεν- ο.()τοι γαρ ένταυθα εδειξαν, cταcιαcάcηc tflc Έλλάδοc περιγενό- e

5 λήνων έπιβουλεύειν φθoρ~.

Και o.()toc μεν δη πάcτι tij πόλει διηντλήθη ό πόλεμοc ύπερ

242 a 6 cυνέβαλον μεν Τ : cυνεβάλομεν F : cυνέβαλλον μεν Wf b 2 γαρ ΤF : om. W καταλιπόντεc WF: -λείποντεc Τ (ει supra lineam etiam W) c 4 alterum και del. Egelie c 5 έκτινόντων ΤW : b 3 Βοιωτσυc secl. Bekker -νύντων F c 7 Λακεδαιμονιουc del. Cobet amoic] αύτο\κ Stallbaum d 6 έπέδειξαν ΤW : έπεδειξαντο F ήμφεcβήτει Τ : ήμφι- WF

b 1 άμύνεcθαι Τ: -ναcθαι WF b 2 ναυ[cι δε---α]μαχοι inclusa om. F, sed add. c 2 γην ΤW : την γην F c 7 ημυναν ΤW : ήμύναντο F : ead. man. in marg. ilwcav Gottleber d 3 ήπέλλετο WF (ήγάλλετο superscr. ead. man. uel f) : ήπέλετο Τ βαCΙλε\K ΤW : ό βαCΙλε\K F : del. Cobet έπιχειρήcειν πάλιν ΤWF : (έπιcτρατευcαι) έπιχειρήcων πάλιν Schanz : επιχειρήcων πάλιν (έπιcτρατευcαι) έπι Vah1en : έπιχειρήcων πάλιν (ίέναι) Cobet e 6 πάCΙ;Ι] πα.c ίη Plat. ορ. ΧΙ (Var. lect.) 139, πα.c πάC1J ίη editione Stallbaum

...ιiι.,

nAATDNOC

116 μενοι

τφ

πολέμφ,

το\κ

προεcτωταc

ΜΕΝΕΞΕΝΟC

των

άλλων

'Ελλήνων

χειρωcάμενοι, μεθ' ι1ν τότε το\κ βαρβάρουc ένίκων κοινl1, τούτουc νικωντεc ίδί~. τρίτοc δε πόλεμοc

μετα ταύτη ν την

5 είρήνην άνέλπιcτόc τε και δεινοc έγένετο, έν Φ πολλοι και

243

άγαθοι τελευτήcαντεc ένθάδε κεινται, πολλοι μεν άμφι (ι­ κελίαν πλειcτα τρόπαια cτήcαντεc ύπερ τηc Λεοντίνων

έλευθερίαc,

otc βοηθουντεc δια το\κ ορκουc επλευcαν είc

έκείνουc το\κ τόπουc, δια δε μηκοc του πλου είc άπορίαν τηc πόλεωc καταcτάcηc και ού δυναμένηc αύτοιc ύπηρετειν,

5 τούτφ άπειπόντεc έδυcτύχηcαν- ι1ν 01. έχθροι και προcπολε­

μήcαντεc πλείω επαινον εXOυCΙ cωφροcύνηc και άρετηc 11 των άλλων 01. φίλοι' πολλοι δ' έν ταιc ναυμαχίαιc ταιc καθ' 'Ελλήcποντον, μι~ μεν ήμέρ~ πάcαc ταc των πολεμίων

b έλόντεc ναυc, πολλαc δε και άλλαc νικήcαντεc' δ δ' εΙπον

δεινον και άνέλπιcτον του πολέμου γενέcθαι, τόδε λέγω, το ε1.c τοcoυτον φιλονικίαc έλθειν προc την πόλιν το\κ άλλουc 'Έλληναc, ωcτε τολμηcαι τφ έχθίcτφ έπικηρυκεύcαcθαι 5 βαCΙλει, (κα1.) ον κοινl1 έξέβαλον μεθ' ήμων, 1.δί~ τουτον πάλιν έπαγ(αγ)έcθαι, βάρβαρον έφ' 'Έλληναc, και ξυναθροιcαι έπι

την πόλιν πάνταc "Ελληνάc τε και βαρβάρουc. o~ δη και

c έκφανηc έγένετο ή τηc πόλεωc ρώμη τε και άρετή. οίο μένων γαρ ηδη αύτην καταπεπολεμηcθαι και άπειλημμένων έν Μυτιλήντι των νεων, βοηθήcαντεc έξήκοντα ναυcίν, αύτοι έμβάντεc είc ταc ναυc, και άνδρεc γενόμενοι όμολογουμένωc 5 άριcτοι, νικήcαντεc μεν τουc πολεμίουc, λυcάμενοι δε τουc φιλίουc, άναξίου τύχηc τυχόντεc, ούκ άναιρεθέντεc έκ τηc

θαλάττηc κεινται ένθάδε. ι1ν χρη

άει μεμνηcθαί τε και

d έπαινειν- Τl1 μεν γαρ έκείνων άρεΤl1 ένικήcαμεν ού μόνον την τότε ναυμαχίαν, άλλα και τον άλλον πόλεμον-

TW: το μηκο, F a 4 δυναμένη, amoic W : δυναμένοι, αmη' Τ : δυναμένη, amijc F a 5 τoύ'tφ TW : τουτο F προcπολεμήcαντεc TW : προπ- F a 7 δ' a 6 εχoυcι) λέyoυcι uel έρaUcι Κrebs : λέyoυcι uel παρέχoυcι Madvig έν TW : δε F a 8 και μι~ F (και puncto not. f) b 3 φιλονεικία, TWF b 5 (καΙ.) ον Teuffel b 6 έπαy(αy}έCΘαι Wilamowitz : έπάΥεcθαι TWF c 2 ηδη αύτ/ν TW : αύτ/ν ηδη F c 7 (ού) κεινται Wesseling

243 a 3

μηκο,

δόξαν

117

γαρ δι' αύτουc ή πόλιc εcχεν μή ποτ' αν καταπολεμηθηναι μηδ' ύπο πάντων άνθρώπων - και άληθη εδοξεν - Τl1 δε ήμετέρ~ αύτων διαφoρ~ έκρατήθημεν, ούχ ύπο των άλλων- άήττητοι γαρ ετι και νυν ύπό γε έκείνων έcμέν, ήμειc δε αύτοι ήμαc αύτουc και ένικήcαμεν και ήττήθημεν. μετα δε ταυτα ήcυχίαc γενομένηc και είρήνηc προc τουc άλλουc, ό οίκειοc ήμιν πόλεμοc οϋτωc έπολεμήθη, ωcτε εϊπερ ε1.μαρμένον εϊη άνθρώποιc cταcιάcαι, μη αν άλλωc εϋξαcθαι μηδένα πόλιν έαυτου νοcηcαι. εκ τε γαρ του Πειραιωc και του άcτεωc ώc άcμένωc και οίκείωc άλλήλοιc [υνέμειξαν 01. πολιται και παρ' έλπίδα τοιc άλλοιc 'ΈλληCΙ, τόν τε προc τουc 'Ελευcινι πόλεμον ώc μετρίωc εθεντο' και τούτων άπάντων ούδεν άλλ' αϊτιον 11 ή τφ οντι ξυγγένεια, φιλίαν βέβαιον και όμόφυλον ού λόγφ άλλ' εργφ παρεχομένη. χρη δε και των έν τούτφ

τφ πολέμφ

τελευτηcάντων

ύπ'

άλλήλων

μνείαν

εχειν

5

e

5

244

και

διαλλάττειν αύτουc Φ δυνάμεθα, εύχαιc και θυcίαιc, έν τοιc 5

τοιοιcδε, τοιc KραΤOυCΙν αύτων εύχομένουc, έπειδη και ήμειc

διηλλάγμεθα. ού γαρ KαKί~ άλλήλων ηψαντο ούδ' εxθρ~ άλλα δυcτυχί~. μάρτυρεc δε ήμειc αύτοί έCΜεν τούτων 01. b ζωντεc' 01. αύτοι γαρ οντεc έκείνοιc γένει [υγγνώμην άλλήλοιc

εχομεν ι1ν τ' έποιήcαμεν ι1ν τ' έπάθομεν.

μετα δε τουτο

παντελωc είρήνηc ήμιν γενομένηc, ήcυχίαν ηγεν ή πόλιc, τοιc μεν βαρβάροιc cυγγιγνώcιeουcα, ΟΤΙ παθόντεc ύπ' αύ- 5 τηc κακωc, 1.κανωc, ούκ ένδεωc ήμύναντο, τοιc δε "Eλληcιν

άγανακτουcα, μεμνημένη ώc εδ παθόντεc ύπ' αύτηc οϊαν χάριν άπέδοcαν, κοινωcάμενοι τοιc βαρβάροιc, τάc τε ναυc c περιελόμενοι αϊ ποτ' έκείνουc εcωcαν, και τείχη καθελόντεc

άνθ' ι1ν ήμειc τάκείνων έκωλύcαμεν πεcειν- διανοουμένη δε

ή

πόλιc μη αν ετι άμυναι μήτε "Eλληcι προc άλλήλων

d 4 δέ TWf : om. F d 7 ήττήθημεν TW : έλυπήθημεν primit. F, sed corr. ead. man. e 1 προ, toi>e άλλου, om. F (superscr. fort. ead. man.) e 3 μηδέν primit. F pro μή αν. sed corr. ead. man. (α superscr. etiam f) e 4 πεφαιω, F : πεφαιέω, TW ίXctEOOC F : -εο, TWf 244 a 1 άλλ' TW : άλλο F a 2 η ή recc. : η F : ή TW βέβαιον TW : βεβαίαν F a 5 φ TW : ώ, F και TW : τε και F a 7 KαKί~ TW: -αν F b 4, παντελii)' TWF: -ου, recc. b 5 βαρβάροι, om. F, sed add. ead. man. ίη marg. cυΥΥΙΥνώcκ:ουcα TW : (υΥΥΙ ν- F b 6 ίκανω, del. Bekker b 7 ooc] oc' Cobet c 4, αν addubitauit Schanz : δή ci. Η. Richards

nAATnNOC

118

5 δουλουμένοιc μήτε ύπο βαρβάρων,

ΜΕΝΕΞΕΝΟC

οϋτωc φκει. ήμων o~ν

έν τοιαύηl διανoί~ οντων ήγηcάμενοι Λακεδαιμόνιοι το\κ· μεν τηc έλευθερίαc έπικούρουc πεπτωκέναι ήμαc, (φέτερον δε ηδη

d εργον εΙναι καταδουλουcθαι τουc αλλουc, ταυτ' επραττον. και

μηκύνειν μεν τί δει; ού γαρ παλαια ούδε παλαιων ανθρώπων γεγονότα λέγοιμ' αν τα μετα ταυτα' αύτοι γαρ ϊcμεν έκπεπληγμένοι άφίκοντο είc χρείαν τηc πόλεωc των τε Έλ­ 5 λήνων οί πρωτοι, Άργειοι και Βοιωτοι και Κορίνθιοι, και τό γε θειότατον πάντων, το και βαCΙλέα είc τουτο άπορίαc άφικέcθαι, ωcτε περιcτηναι αύτφ μηδαμόθεν αλλοθεν την

roC

(ωτηρίαν γενέcθαι άλλ' η έκ ταύτηc ·τηc πόλεωc, ην προθύμωc

e

άπώλλυ. και δη και εί τιc βούλοιτο τηc πόλεωc κατη­ γορηcαι δικαίωc, τουτ' αν μόνον λέγων όρθωc αν κατηγοροι, άει λίαν φιλοικτίρμων έcτι και του ηττονοc θεραπίc. και δη και έν τφ τότε χρόνφ ούχ οϊα τε έγένετο καρτερηcαι ούδε διαφυλάξαι α έδέδοκτο αύτ'Ό, το μηδενι δουλουμένφ βοηθειν των cφαc άδικηcάντων, άλλα έκάμφθη και έβοήθηcεν, και τουc μεν "Ελληναc αύτη βοηθήcαcα άπελύcατο δουλείαc,

roC

245

ωcτ' έλευθέρουc δουλώcαντο,

εΙναι μέχρι o~ πάλιν αύτοι αύτουc κατε­

βαCΙλει

δε αύτη

μεν

ούκ

έτόλμηcεν

βοηθηcαι,

5 αίcχυνομένη τα τρόπαια τά τε Μαραθωνι και (αλαμινι και

b

Πλαταιαιc, φυγάδαc δε και έθελονταc έάcαcα μόνον βοηθηcαι όμολογουμένωc εcωcεν. τειχιcαμένη δε και ναυπηγηcαμένη, έκδεξαμένη τον πόλεμον, έπειδη ήναγκάcθη πολεμειν, ύπερ tπαρίωνt έπολέμει Λακεδαιμονίοιc. φοβηθειc δε βαcιλευc την πόλιν, έπειδη έωρα Λακεδαιμονίουc τφ κατα θάλατταν πολέμφ άπαγορεύονταc, άποcτηναι βουλόμενοc έξ~τει τουc

119

'Έλληναc τουc έν Τ'Ό ήπείρφ, οϋcπερ πρότερον Λακεδαιμόνιοι 5 αύτφ έξέδοcαν, εί μέλλοι cυμμαχήcειν ήμιν τε και τοιc αλλοιc

cυμμάχοιc, ήγούμενοc ούκ έθελήcειν, ϊν' αύτφ πρόφαcιc εϊη τηc άποcτάcεωc. και των μεν αλλων (υμμάχων έψεύcθη' c ήθέληcαν γαρ αύτφ έκδιδόναι και ξυνέθεντο και ωμοcαν Κορίνθιοι και Άργειοι και Βοιωτοι και οί αλλοι (ύμμαχοι,

εί μέλλοι χρήματα παρέξειν, έκδώcειν τουc έν Τ'Ό ήπείρφ 'Έλληναc' μόνοι δε ήμειc ούκ έτολμήcαμεν οϋτε έκδουναι ούτε όμόcαι. οϋτω δή τοι τό γε τηc πόλεωc γενναιον και έλεύθερον βέβαιόν τε και ύγιέc έcτιν και φύcει μιcoβάρ­ βαρον, δια το είλικρινωc εΙναι "Ελληναc και άμιγειc βαρβάρων. ού γαρ Πέλοπεc ούδε Κάδμοι ούδε Αίγυπτοί τε και Δαναοι ούδε αλλοι πολλοι φύcει μεν βάρβαροι οντεc, νόμφ δε 'ΈλληνΕC, (υνOΙKOυCΙν ήμιν, άλλ' αύτοι "Ελληνεc, ού μειξοβάρβαροι οίκουμεν, οθεν καθαρον το μιcoc έντέτηκε τ~ πόλει τηc άλλοτρίαc φύcεωc. ομωc δ' o~ν έμονώθημεν πάλιν δια το μη έθέλειν αίcχρον και άνόCΙOν εργον έργάcαcθαι 'Έλληναc βαρβάροιc έκδόντεc. έλθόντεc o~ν είc ταύτα έξ

d

5

e

c1v και το πρότερον κατεπολεμήθημεν, (υν θεφ αμεινον η τότε έθέμεθα τον πόλεμοΥ' και γαρ ναυc και τείχη εχοντεc και ταc ήμετέραc αύτων άποικίαc άπηλλάγημεν του πολέμου 5 οϋτωc άγαπητωc· (άγαπητωc δ') άπηλλάττοντο και οί πολέμιοι. άνδρων μέντοι άγαθων και έν τούτφ τφ πολέμφ έcτερήθημεν,

των τε έν Κορίνθφ χρηcαμένων δυcχωρί~ και έν Λεχαίφ προδοcί~' άγαθοι δε και οί βαCΙλέα έλευθερώcαντεc και 246

έκβαλόντεc έκ τηc θαλάττηc Λακεδαιμονίουc' c1v έγω μεν ύμαc άναμιμν~cκω, ύμαc δε πρέπει ξυνεπαινειν τε και κοcμειν τοιούτουc ανδραc.

c 7 ήμαc del. Cobet d 2 παλαια scripsi : πάλαι TWF ούδε παλαιων F (ci. Gottleber) : ούδε πολλα/ν TWf : ούδε προ πολλα/ν έτων Laur. 29.28 : ούδε έπ' αλλων Koppen (ούδ' έπ'αλλων Bekker) : ούδε πολλα/ν ανω γενεων Heindorf d 4 έκπεπληγμένοι TW : πεπληγμένοι F e 5 το TW : τω F 245 a 1 cφαc TW : cφαc αύτο-\κ F a 2 αύτή F : αϋτη TW a 3 amoύc W : amoiJc F : amotc Τ a 4 αύτή Ρ: αύτη TW a 5 τε ... και ... και TW: τ' έν ... και έν ... καΙ έν Ρ: τε ... καν ... κάν Η. Richards a 6 Πλαταιαlc] Πλαταιαcι Herwerden b 1 ύπερ παρίων] fortasse ύπερ πάντων Schonbom : a1ii a1ia b 4 έξ~τει Τ : έζ- WF

5

b 6 μέλλοι recc. : μέλλει TWF b 7 ϊν' TW : ην Ρ, sed corr. ead. man. c 3 οί F : om. c 1 έψεύcθη TW : ούκ έψ. F c 2 έκδιδόναι TWf: έν- F TW (fortasse άλλοι, cf. 237 b7) d 1 "Ελληναc Bemdt : "ελληνεc TWF d 2 αίγυπτοι TW : αίγύπτιοι F d 4 αύτοι ελληνεc TWF [Long.] De subl. : αύτοέλληνεc Cobet e 2 ελληναc F : ελληνεc TW : "Ελληνεc "Ελληναc Schanz ταύτα Τ : ταυτα WF e 6 omooc άγαπητωc' (άγαπητωc δ') uel άπηλλάττοντο (δε) Wilamowitz : omooc άγαπητωc (ώc) Trendelenburg : omooc, (ωcτε) άγαπητωc Madvig οϋτωc-πολέμιοι secl. Hermann e 8 λεχαίφ Ρ: -αιφ Τ : -εφ W 246 a 2 έκβαλόντεc F : έκβάλλ- TW

120 5

b

MENEEENOC

ΠΛΑΤΩΝΟC

121

άλλφ γαρ ό τοιουτο, πλουτει και ουχ έαυτφ - ούτε (ώματο, κάλλο, και ίcχύc δειλφ και κακφ ξυνοικουντα πρέποντα 5 φαίνεται άλλ' άπρεπη, και έπιφανέcτερον ποιει τον εχοντα και έκφαίνει την δειλίαν- παcά τε έπιcτήμη χωριζομένη δικαιοcύνηc και τη' άλλη, άρετη, πανουργία, ου (οφία 247

Και τα μεν δη εργα ταυτα των άνδρων των ένθάδε κειμένων και των άλλων οcοι υπερ τη' πόλεω, τετελευτήκαCΙ, πολλα μεν τα είρημένα και καλά, πολύ δ' ετι πλείω και καλλίω τα υπολειπόμενα' πολλαι γαρ αν ήμέραι και νύκτε, ουχ ίκαναι

γένοιντο τφ τα πάντα μέλλοντι περαίνειν. τούτων o~ν χρη

φαίνεται. ι1ν ενεκα και πρωτον και ύcτατον και δια παντο,

μεμνημένου, τοι, τούτων έκγόνοι, πάντ' άνδρα παρακε­ λεύεcθαι, ωcπερ έν πολέμφ, μη λείπειν την τάξιν την των 5 προγόνων μηδ' εί, τουπίcω άναχωρειν εϊκοντα, κάηι. έγω

παcαν πάντω, προθυμίαν πειραcθε εχειν οπω, μάλιcτα μεν

υπερβαλειcθε και ήμα, και τού, πρόcθεν εύκλείψ εί δε μή, 'ίcτε ώ, ήμιν, αν μεν νικωμεν υμα, άρετ'Ό, ή νίκη αίcχύνην 5

μεν o~ν και αυτόc, ι1 παιδε, άνδρων άγαθων, νυν τε παρα­

φέρει, ή δε ηττα, έαν ήττώμεθα, εύδαιμονίαν. μάλιcτα δ' αν νικφμεθα και υμει, νικφητε, εί παραcκευάcαιcθε Τ'Ό των

κελεύομαι και έν τφ λοιπφ χρόνφ, οπου άν τφ έντυγχάνω

c υμων, και άναμνήcω και διακελεύcομαι προθυμειcθαι εΙναι

προγόνων δόξ1J μη καταχρηcόμενοι μηδ' άναλώcoντε, αύτήν, b γνόντε, οτι άνδρι οίομένφ τι εΙναι ούκ εcτιν αϊcχιον ούδεν 11 παρέχειν έαυτον τιμώμενον μη δι' έαυτον άλλα δια δόξαν

ώ, άρίcτουc' έν δε τφ παρόντι δίκαιό, είμι είπειν α οί πατέρε, ήμιν έπέαηπτον άπαγγέλλειν τοι' άει λειπομένοιc, εϊ τι πάcχοιεν, ήνίκα κινδυνεύcειν εμελλον. φράcω δε υμιν

προγόνων.

5 α τε αυτων ηκουcα έκείνων και οΤα νυν ήδέω, αν εϊποιεν υμιν λαβόντε, δύναμιν, τεκμαιρόμενο, έξ ι1ν τότε ελεγον. άλλα νομίζειν χρη αυτων άκούειν έκείνων α αν άπαγγέλλω' ελεγον

εΤναι

μεν

γαρ

τιμα,

γονέων

έκγόνοι,

καλο,

θηcαυροc και μεγαλοπρεπήc' χρηcθαι δε και χρημάτων και 5 τιμων θηcαυρφ, και μη τοι, έκγόνοι, παραδιδόναι, aicxpov και ανανδρον, άπορίq. ίδίων αυτου κτημάτων τε και εύδοξιων. και έαν μεν ταυτα έπιτηδεύcητε, φίλοι παρα φίλου, ήμα, c άφίξεcθε, οταν υμα, ή προcήκουcα μοιρα κομίC1J' άμελή­ (αντα, δε υμα, και κακιcθένταc ούδει, εύ"μενω, υποδέξεται.

δε τάδε­ ~Ώ παιδεc, οτι μέν έcτε πατέρων άγαθων, αυτο μηνύει το νυν παρόν- ήμιν δε έξον ζην μη καλωc, καλω, αίρούμεθα μαλλον τελευταν, πριν υμα, τε και τού, επειτα εί, όνείδη καταCτηCαι και πριν τού, ήμετέρου, πατέρα, και παν το 5 πρόcθεν γένο, αίcχυναι, ήγούμενοι τφ τού, αυτου αίcχύναντι

d

τοι, μεν o~ν παιcι ταυτ' είρήcθω.

άβίωτον εΤναι, και τφ τοιούτφ ούτε τινα άνθρώπων ούτε θεων φίλον εΤναι ούτ' έπι γη' ούθ' υπο γη, τελευτήcαντι. χρη o~ν μεμνημένου(' των ήμετέρων λόγων, έάν τι και άλλο

e 4 cώματοc ιcάλλοc TWF Iamblichus : ιcάλλοc cώματοc Dion.Hal. Stobaeus 247 a 2 {Ictatov] {jctEPov Stobaeus a 4 εί δέ μή, 'ίcτε TWF Dion.Hal. Stobaeus: lacunam post μή indicauit et Iamblichum secutus ita fere supplendam esse σπωc Eic ϊcον ιcαταcτ/cετε' ϊcτε γαρ (ιcαι ictEmalit Schanz) censuit Cobet a 5 ήμιν TW : ύμιν F αν TW : έαν F ή νίκη αίCΧύνην φέρει WF Dion.Hal. Stobaeus : ή νίκη om. Τ (ante φέρειν add. t) a 7 νιιcώμεθα TWF Dion.Hal. Stobaeus : ήττώμεθα Τ ίη marg. : νιιcφητε Wf : -ατε F : -'

~,

Γ

234 a 1-234 a 4

KOMMENTAR

130

Anredeformen, Lund 1958, 422-3; V. Schmidt, Sprachliche Untersuch. Ζυ Herondas, (Unters. Ζ. ant. Literatur u. Geschichte 1) Berlin 1968, 89 ff. mit weiterer Literatur. Diese scheinbare Distanzierung νοη dem Ange­ redeten kommt, wie Svennung bemerkt, hauptsachlich am Anfang eines Gesprachs vor, wo der Angeredete als halb Abwesender prasentiert werden kann. Auf den mϋηdιicheη Charakter dieser Anrede ist wahr­ scheinlich auch die Seltenheit der Belege aus ιiteraήscheη Werken zuriickzuruhren. Die Erwahnung der Gesprachspartner gleich am Anfang des Dialogs (vgl. a2 c1 Cώκρατεc) hatte ίη der Antike u.a. eine praktische Bedeutung. Wie J. Αηdήeu, Le dialogue antique, Parίs 1954,209 ff. 307 f. (vgl. W. Schubart, Das Buch bei den Gήecheη u. Romem, Berlin 21921, 87 ff.) gezeigt hat, wurden die Personen im Drama und ίη den prosaischen Dialogen zumindest vor der Kaiserzeit ίη den Ηaηdschήfteη nicht mit ihren Namen bzw. mit einem Siegel markiert, sondern nur mit dίakήtίscheη Zeichen (Dikolon, Paragraphos). Die Erwahnung der Namen im Gesprach selbst gab also dem Leser die notwendige Informa­ tίoη ϋber die Identίtat der am Gesprach teilnehmenden Personen. ϋber Menexenos s. Είηl. S. 53 ff. a 2. και άπα 'tou βοuλεU'tηρ{οu. Das καί, dessen Tilgung durch Richards unbegriindet ist, hat eine steigemde Bedeutung, wie etwa και δή, vgl. Denn. GP 291 f. Die Prapositίon έκ wechselt hier mit άπό, das Beziehungsverhaltnis bleibt aber unverandert. Zur Abwechslung der beiden Prapositionen vgl. Ζ.Β. Th. Ι 35,3, s. auch K-G. Ι 548. Das ΒuΙeuteήοη war der Versammlungsort des Rates und lag im westlichen Teil der Agora, neben der Tholos und ίη der Nahe der Eponymen. Es handelt sich hier bestimmt um das Neue ΒuΙeuteήοη, das Anfang des 4. Jh. vollendet wurde und das Alte ΒuΙeuteήοη ersetzte. (Letzteres wurde femerhin als Metroon und als kultischer Ort benutzt.) Das Neue ΒuΙeuteήοη war ein langlich viereckiges Gebaude mit einer einem Theater ahnlichen Anlage. Eine Beschreibung nach den neueren archaologischen Funden findet man bei Η. Α. Thompson - R. Ε. Wycherley, The Athenian Agora χιν (The Athenian Agora), Ρήηcetοη 1972, 29-38; s. auch J. Travlos, Bildlexikon Ζ. Topographie des antiken Athen, Τϋbίηgeη 1971, 191 ff. mit Abbildungen; die ιiteraήscheη und epigraphischen Testimonia sind gesammelt bei R. Ε. Wycherley, The

131

Athenian Agora χιν (Literary and Epigraphical Testimonia), Ρήηcetοη 1959, 128-137. Da Menexenos offenbar kein Mitglied der Bule war, HiBt sich aus der vorliegenden Stelle schlie6en, da6 die Anwesenheit νοη ΡήνatΡersοηeη bei den Sitzungen erlaubt war, was uns auch aus anderen Quellen bekannt ist (vgl. D. 8,4; 19,17; Aeschin. 3, 125). Είη Problem sieht Ρ. J. Rhodes, The Athenian Boule, Oxford 1972,40, ίη der Gro6e des Saales, der selbst fϋr die 500 Mitglieder wahrscheinlich nicht ausreichte. Es stellt sich ίη diesem Fall die Frage, ob die ΡήνatΡersοηeη ϋber die κιγκλίc hinaus, d.h. au6erhalb des eigentlichen Saales (vgl. Ar. Eq. 625 f.), oder im Saal (vgl. D. 19, 17) standen. a 4. 't{ μάλιαα cot πρόc βouλεuτ/ριoν (sc. Ectt); 'Was hast du gerade mit dem Rathaus Ζυ tun?' Statt (οί (Ρ) lesen alle Herausgeber vor Schanz (und nach ihm Bury) (ύ (Τ W) und denken dabei offenbar ein Verbum der Bewegung hinzu. Diese Moglichkeit ist nicht auszuschlie6en, zumal wenn man die Worte des Menexenos ίη b4 νυν μέντοι άφικόμην προc το βουλευτήριον κτλ. als eine Antwort auf diese Frage des Sokrates verstehen will. Doch den SchΙϋsseΙ rur die Interpretation der Frage gibt Sokrates selbst, indem er sie gleich mit einer zweiten Frage (η δηλα δη κτλ.) erganzt und naher bestimmt. Aus dieser zweiten Frage geht hervor, da6 Sokrates deswegen ϋber die Anwesenheit des Menexenos im ΒuΙeuteήοη Sorge hat, weil er noch sehr jung ist. Sokrates befϋrchtet namlich - freilich nicht ohne eine gewisse Ironie -, da6 Menexenos eventuell seine Bildung zugunsten der Politik vemachlassigen kOnnte. Um die Sache Ζυ klaren, fragt er ihn also, was er 'genau' mit der Ratsversammlung Ζυ tun hat. Die Redensart Ectt μοι πρόc τινα ist nicht selten und stammt aus der Umgangsprache (K-G. Ι 417 Α. 20). Vgl. Isoc. 4, 12 ούδεν έμοι προc έκείνουc und D. 21, 44 ούδεν αύτφ προc την πόλιν Ectt. Die Verwechslung νοη coί und (ύ kommt wegen des Iotazismus haufig ίη den Handschήften vor (vgl. Ζ.Β. Chrm. 164 c8; Prι. 336 b6; Phlb. 21 a8).

..

η δήλα δή o'tt: 'oder ist es offenbar, da6 ... '. Ganz ahnlich am Anfang

.

des Prt. 309 al πόθεν, c1 Cώκρατεc, φαίν1;1; η δηλα δη στι άπο κυνηγεcίου .,. ; vgl. auch R. 452 a 10 τί ... όραc; η δηλα δη στι γυμναc tιXc γυναικαc ... ; Die Partikel δή mit dem Adj. δηλοc kommt bei Platon haufig vor (Denn. GP 205); δηλα δη gehort Ζυ den umgangsprachlichen

234 a 4-234 b 1

KOMMENTAR

132

Ausdrίicken, νgl. Ρ. Τ. Steνens,

Co11oquia1 Expressions ίη ΕuήΡίdes, (Hennes ES 38) Wiesbaden 1976, 46. Die getrennte Schreibweise ist hier νorzuziehen, wei1 ein Substantiνsatz f01gt und sich δηλα δη inf01gedessen nicht a1s Adνerb auffassen ΗίΒι (LSJ s.ν. δηλαδή).

a 4. παιδε6cειoc: και φιλocoφΊΑC. παίδευαc war die a11gemeine, nicht fachmannische Bi1dung, die sich fίir jeden freien Bίirger ziemte und die man ίη spaterer Zeit a1s Enkyklios Paideia bezeichnete. Das Wort fιndet sich haufιg bei P1aton ίη Verbindung mit der sinnνerwandtenτροφή (R. ιν 424 a5; Tim. 44 b8; Criti. 110 c 6; Lg. 926 a2), zuwei1en auch anste11e der παιδεία (Ζ.Β. Prt. 349 a 2; zum Unterschied beider Begήffe νgl. Dej 416 a 27-28).In Verbindung mit φιλοcoφία kommt παίδευαc bei P1aton nicht νor, woh1 aber παιδεία (R. νι 498 b3 μειράκια μεν οντα και παίδαc μειρακιώδη παιδείαν και φιλοcoφίαν μεταχειρίζεcθαι, νgl. Isoc. 12, 209 ο-Οτοι δε (sc. οί βάρβαροι) τοcoυτον άπολελειμμένοι τηc

KOtvilC παιδείαc και φιλοcoφίαc είcίν, ωcτ' ούδε γράμματα μανθάνουαν, Lucian. Sαltαt. 2). φιλοcoφία ist hier ίη der tήνίa1en Bedeutung der wissenschaftlichen Beschiίftigung im weitesten Sinne und somit a1s wichtiger Bestandtei1 der hoheren Bi1dung aufzufassen, wie es auch aus der inha1tlich ahn1ichen Diskussion ίη Grg. 484 c-486 c herνorgeht. Zum Ursprung und Bedeutungswande1 des Wortes s. W. Burkert, Hennes 88, 1960, 159-77; Α.-Μ. Malingrey, Phi10sophia, Paήs 1961 (zu P1aton 46 ff,);.. Andrea W. Nightinga1e, Genres ίη Dia10gue. P1ato and the Construct of Phi10S0phy, Cambήdge 1995, 14 ff. ϋber Menexenos' 'Lembegier' auBert Sokrates ίη Ly. 213 d6 ausdrίicklich seine Freude: 'Εγω ο-Ον βουλόμενοc τόν τε Μενέξενον άναπαυcαι και έκείνου ήcθειc Τ1J φιλοcoφί~ ... (ahnliches Interesse ίiber die φιλοcoφία der Jungen zeigt Sokrates auch sonst, νgl. Chrm. 153 d, 154 e). Menexenos ist aber so jung, daB die Frage des Sokrates, ob er g1aube, mit dem Studium der Phi1osophie fertig Ζυ sein, nur a1s stark ironisch νerstanden werden kann. επι τ έλει

• \

α

ήγει .. ειναι: ., hd 291 b6 οιομενοι ,ι "δ' 'Ιλ νgl. Εut. η η επι τε ει

wird hier die Politik angedeutet (νgl. " , ξΙ , 1 ' λλ Ι Ι l' R. ιν coφωτατοc ειναι, Αρ. 22 d7 εκαcτοc η ιου και τα α τα' μεγιcτα 426 c6 coφοc τα μεγάλα). Sokrates ste11t der Bi1dung und der Phi1osophie die Politik entgegen und schatzt ironisch die 1etztere a1s wichtiger ein.

6.

έπι τα μείζιο. Miι τα μείζω

l' ειναι.

133

Diese Unterschatzung der Phi1osophie spiege1t zweife110s die bei den einfachen Menschen heuschende Meinung wider, die νοη den Sophisten νerstiίrkt wurde. Ka11ik1es, der Schίiler des Gorgias und Vertreter der 'Phi1osophie des Lebens', sagt ίη unνerkennbar ahnlicher Weise ίη Grg. 484 c4: Το μεν ο-Ον άληθεc οϋτωc εχει, γνώC1;1 δέ, αν έπι τα μείζω ελθ1;lC έάcαc ηδη φιλοcoφίαν. Ka11ik1es erkliίrt weiter, daB die Phi1osophie eine schone Sache sei, soweit man sie maBig im geeigneten A1ter (d.h. ίη der Jugend) betreibt. Betreibt man sie dagegen im groBeren A1ter, fίihrt sie nach Ka11ik1es zur geistigen Weichheit (μαλακία τηc ψυχηc 491 b4; νgl. R. νι 487 c-d; 498 a-c; νπ 539 b-c) S01che Ste11ungnahmen fιnden sich nicht se1ten nach der zweiten Ha1fte des 5. Jh. ν.Chr., besonders bei Prosaikem und Dichtem, die ίη ihren Werken popu1iίre Ideen νertreten oder erkennen 1assen. Die g1eiche Ansicht tei1t u.a. auch Isokrates (νgl. 10, 5; 12, 27 f.), obwoh1 er den erΖίeheήschen Wert der Phi1osophie anerkennt. Zur Sache s. Wend1and 171 f.; W. Nest1e, Phi1010gus 70 (1911) 12 ff. = Gήech. Studien 462 f.; ders., Vom Mythos zum Logos2 326 f.; Dodds Ζυ Grg. 484 c4-485 e2; Doνer 10 f. P1aton νertrat bekanntlich die entgegengesetzte Meinung: ίη R. VII 537 d wird das dreiBigste Jahr a1s das A1ter festge1egt, ab dem die Beschaftigung der Wachter mit der Phi1osophie beginnt. Dieser Beschaftigung geht das Studium der Αήthmetίk, der Geometήe und der anderen Facher νoraus, die P1aton a1s wichtig, aber doch nur a1s προπαιδεία zur Dia1ektik betrachtet (R. VII 536 d).

a 7 • b 1. αρχειν ήμων ... των πρεcβυτέριον τηλικοϋτο, ων. Menexenos ist, wie P010s ίη Grg. (463 e2; 466 a7 τηλικουτοc ων), sehr jung, sein A1ter 1ϊίΒι sich jedoch aus dem Text her nur nach unten abgrenzen. (Nach der Hypothese νοη Vida1-Naquet [s. Είηl. S. 54] wurde er nach 412 oder wahrscheinlicher nach 406 ν.Chr. geboren). Da er auf dem Markt und im Βu1euteήοn a11ein verkehrt (234 a1-2), darf man annehmen, daB er mίindig ist. Er muB a1so sein 18. Lebensjahr νo11endet haben und ins ληξιαρχικον γραμματείον eingetragen sein. Dafίir konnte auep Sokrates' (wenng1eich ironische) Frage an ihn, ob er mit dem Studium der Phi1osophie fertig sei, ein Indiz sein. DaB Menexenos a11erdings wegen seines Auftήtts im Βu1euteήοn a1s Ephebe schon gedient haben so11 und deswegen im Dia10g zumindest 20 Jahre a1t sei, wie der Anon. bei Enge1mann offensichtlich νennutet, kann man nicht behaupten.

134

234 a 7-234 b 1

KOMMENTAR

Denn auch wenn die Institution der Ephebie schon vor 336/5 existierte (was Wίlamowitz bestrίtt), ist weder sicher, daB dίe zweijίihrίge Ephebie­ Ausbίldung kontinuierlίch, noch daB sie eine ν erpflichtung fϋr alle Jugendlίchen war (nach Ο. W. Reinmuth, The Ephebic ΙηscήΡtίοηs of the Fourth Century B.C., [Mnemosyne Supp1. χιν] Leiden 1971, 129. 133, fand sie ίη der Zeit νor 336/5 'ΌηΙΥ seasonally and οη cal1" statt; Ρ. Gauthίer, υη commentaίre hίstοήque des Poroi de Xenophon, Geneve Ι Paήs 1976, 190 ff., der auf die Bedeutung der Xenophon-Stel1e Vect. 4, 51-2 fϋr die Ephebie aufmerksam gemacht hat, kommt Ζυ dem SchluB, daB sie vor Lykurg nicht verpflichtend war). Wenn man aber nicht dazu verpflichtet war, dann konnte jeder auch vor seinem zwanzigsten Lebensjahr sich mίt der Polίtίk beschaftigen (die gleiche Moglίchkeit gίlt fϋr den Fal1, daB die Ausbίldung nicht ohne Unterbrechung war. Vgl. Χ. Mem. ΠΙ 6, 1 Γλαύκωνα δε τον Άρίcτωνοc, στ' έπεχείρει δημηγορείν. έπιθυμων προcτατεύειν τη, πόλεω, ούδέπω εϊKOCΙν ετη γεγονώc, ... ). Die angeblίche Ambition des Menexenos, ϋber die Alteren Ζυ regieren, besagt auch wenig. Die Vollendung des dreiBigsten Lebensjahres war zwar eine al1gemeine ν oraussetzung fϋr das Bekleiden eines Amtes (Μ. Η. Hansen, GRBS 21, 1980, 152-4; R. Develίn, ΖΡΕ 61, 1985, 149-159), Sokrates meint aber hier seine Worte al1es andere als emst. Die Ironie ίη seinen Worten wird um so deutlίcher je groBer die Diskrepanz ist, die man zwischen dem Alter und den Ambitionen des Menexenos anzunehmen hat. Andererseits muB man betiicksichtίgen, daB ein DreίΒίgjίihήger nach den ν orstellungen der Gήecheη gemeinhin als noch ziemlίch jung fϋr die Polίtίk galt. Und wenn auch nicht im gleichen MaBe, wie ίη den ϋbήgen griechischen Stadten, war es dennoch auch ίη Athen nicht selbstverstandlίch, daB Manner unter 30 eine aktίve Rolle ίη der Polίtik spielen durften; vg1. die Bemerkung des Thukydides ίη ν 43, 2 ϋber den polίtίschen Erfolg des Alkίbiades im Alter νοη ungefίihr 30 Jahren; auch den Aufruf des Herolds: τί, άγορεύειν βούλεται των ύπερ πεντήκοντα ετη γεγονότων; (Aeschin. ίη Tim. 23); femer Lys. 16,20; s. Α. Α. Bryant, HSCPh 18 (1907) 115. νοη Sokrates ist auch aus anderen Quellen bekannt, daB er mίt der aktίνen Beschaftίgung junger und unreifer Menschen mίt der Polίtίk nicht einνerstanden war. Ιη Χ. Mem. ΙΠ 6 erzίihlt Xenophon, wie es Sokrates gelungen ist, Glaukon, den Bruder P1atons, νοη seinen politischen Pliίnen

135

abzubringen. FriedHinder Π 203 f. weist darauf hin, daB auch Alkibiades und Theages (ίη den gleichnamigen - wahrscheinlich unechten ­ Dialogen) heπschen wollen. Bezeichnenderweise trug nach D.L. νι 18 der Dialog Μενέξενο, des Antisthenes den Untertitel η περι του αρχειν (s. Momiglίano 53). a 7. Φ θαυμάαε. Diese ironische Anrede kommt bei Platon haufig ίη Fragen vor, die ein Erstaunen ausdrϋcken. Ιη solchen Fallen sucht der Sprecher nicht, den Gesprachspartner Ζυ beeinf1uBen, sondern eine gegebene Situation Ζυ charakterisieren; dazu s. Ε. Brunius-Nίlsson, ΔΑIΜΟΝIΕ, Upsala 1955, 112-113. Ob die Athener sich tatsachlich mit neιpatcDC. Zum Vorkommen der hier ίiber1ieferten Schreibweise des Genitivs Πειραιωc (vgl. R. ιν 439 e7, metήsch gesichert ίη Cήtο Com. fr. 3,4 Κ-Α. mit Komm.) auf Ιnschήften neben den Formen Πειραιέωc, Πειραέωc, Πειραωc (Threatte, Gramm. Attic Inscr. 1282 ff. 11 249 ff. [auch add. ρ. 726]). Ιη Prapositionalausdrίicken mit Πειραιεύc kann der Artikel fehlen, was bei den Rednem sogar sehr haufig vorkommt; zum Gebrauch des Artikels speziell mit diesem Namen s. F. Blass, RhM 44 (1889) 8 f. 13 f.; Η. Kallenberg, Philologus 49 (1890) 542 f.; C. Schmidt, De articulo ίη nominibus propriis apud Atticos scήΡtοres pedestres, Diss. Κiel 1890,542 f.; Β. L. Gildersleeve, Syntax of Class. Greek Π § 557. Das Erscheinen des Artikels aπ unserer Stelle mag damit zusammenhangen, daB ein Teil der Stadt einem anderen entgegengesetzt wird (vgl. Χ. Hell. 14, 13 Ο τε κ:αι έκ: του Πειραιωc κ:αι ό έκ: του αcτεωc οχλΟζ s. Blass 13 f.; Schmidt 11). Die Gegenbeispiele, die Kallenberg anfίihrt, machen jedoch plausibler, daB es eine solch.e Regel nicht gegeben hat. Seine hίstοήsche Erklarung, daB der Name nam1ich ursprίinglich ίη der Schήftsprache (Ζ.Β. Hdt., Th.) den Artikel verlange und nur mit der Zeit und vor allem bei den Rednem dieser Sprachgebrauch nachgelassen habe, erscheint ίiberzeugender.

ούδεμιαc ήμιν cυμφοραc γεγενημένηc. κ:αι τότε μεν άμαθεcτάτουc κ:αι δυcτυχεcτάτουc πάντεc ήμαc ένόμιζοψ νυν δ' εύδαιμονέcτατοι κ:αι

cωφρονέcτατοι των 'Ελλήνων δοκ:ουμεν εΤναι); vgl. femer And. 1, 140; Aeschin. 2, 176; Isoc. 18, 31. Zur Spannung ίη den Beziehungen zwischen Theben und Athen bald nach 403 s. Funke, Ηοmόnοίa u. Arche 49 f. παρ' έλπίδα: 'wider Erwarten'; der Ausdruck wird oft 'gegen die Hoffnung' ίibersetzt, doch έλπίc steht ίη diesem Fall eher ίη der Bedeutung der exspectαtio (vgl. έλπίc ίη Lg. 1644 c) als der spes.

' " \ οιχειΟ), '" ' λ οι' συνεμει ' ξ αν. D er αcμενΟ)c ~αι α λλη e 5• o)c Aussohnungsvertrag (Χ. Hell. Π 4, 38; Αήst. Ath. 39), der die Amnestie gewahrleistete, kam zustande unter dem Druck der Spartaner und dank der Bemίihungen des spartaπischen Konigs Pausanias. Doch haben auch die beiden Parteien ίη Athen ohne Zweifel MaBigung und Versohnungsbereitschaft gezeigt, sowohl vor dem Sturz der DreiBig (vgl. Χ. Hell. 11 4, 19: die gefallenen Anhanger der DreiBig wurden nicht geplίindert; 11 4, 20 ff.: Kleokήtos-Rede), als auch ίη der Zeit nach dem Sturz unter stήkter Einhaltung der Amnestie; s. Funke, Ηοmόnοίa u. Arche 14 ff.

'Eλεocivt. Der Eigenname kommt ίη der Regel ohne Praposition vor, K-G. 1442; vgl. jedoch Is. 5, 42 mit Wyse z.St.; Ζυ den Rednem s. J. Η. Τ. Main (zu 240 d3) 35 ff.

(υνέμειξαν: zur Schreibweise s. LSJ s.v. μείγνυμι und (υμμείγνυμι,

sowie Fήsk, Gήech. Etym. Worterbuch s.v. μείγνυμι. e 6. παρ' έλπίδα 'toic άλλοιc'Έλληcι.Μ6ήdier nimmt aπ' daB neben auch τοιc αλλοιc'Έλληcι νοη (υνέμειξαν abhangig ist: 'a se

άλλήλοιc

331

·a

/;:· . .,

,

(

e 6 - 244 a 1. 'tόν 't! προ, 'toUc 'EλεociVt πόλεμον ώc με'tρίωc εθεν'to. Der Aussohnungsvertrag νοη 403 (s. oben Ζυ 243 e5 (υνέμειξαν) sah vor, daB diejenigen 01igarchen, die aus Angst oder einem anderen Grund nicht mehr ίη Athen bleiben wollten, nach Eleusis auswandem und dort einen Sonderstaat bi1den konnten. Zwei Jahre nach der Bi1dung des Sonderstaates jedoch (unter dem Archon Xenainetos: 401/400) kam es Ζυ Spannungen ίη den Beziehungen beider Staaten, da, wie es ίη Athen hieB, der Eleusis-Staat Soldner anwίirbe. Der Grund dieser Vorbereitungen wird ίη den Quellen nicht erwahnt, es ist aber wahrschein1ich, daB die

244 a 1-244 b 2

KOMMENTAR

332

Oligarchen um die Unabhangigkeit und die Existenz ihres Staates fϋrchteteη, weil viele νοη ihnen nach Athen zurϋckgekehrt waren. Die Athener antworteten darauf, indem sie mit ihrem gesamten Βϋrgeraufgebοt(Χ. Hell. Π 4,43 πανδημεί) ίη Eleusis einmarschierten. Trotz der Vorbereitungen kam es jedoch nicht Ζυ einer Schlacht, weil die Strategen des Eleusis-Staates ίη einer νοη den Demokraten aufgestellten Falle unter dem Vorwand, Verhandlungen fϋhreη Ζυ wollen, getDtet wurden. Ζυ diesem Κήeg s. Χ. Hell. a.O.; Justin V 10,9; Isoc. 7, 67 (vg1. 4, 104). Der Κήeg zeichnete sich trotz der Totung der Strategen insofem durch MaBigung aus, als er nur auf einige fϋhrende Personen beschrankt wurde, wahrend die Oligarchen νοη Eleusis ohne Zwang ίη Athen wieder aufgenommen wurden und fϋr eine Amnestie das Eidversprechen nochmals gegeben wurde (Χ. a.O.; vg1. Lys. 25, 9). Zum Sonderstaat ίη Eleusis und den Grϋnden fϋr den Κήeg s. G. Α. Lehmann ίη: Antike u. Universalgeschichte. Festschήft Η. Ε. Stier, Μϋηster 1972, 221 ff.; Ρ. Krentz (zu 243 el-2) 120 ff.; Τ. C. Loening, The Reconciliation Agreement of 403/402 B.C. ίη Athens, (Hermes ES 53) Stuttgart 1987, 59 ff.

a 2. όμόφυλον: vgl. oben zu 242 d2; zu

φιλίαν όμόφυλον vgl. Ε. Her.

1200.

a 5. διαλλάττειν αύτο\>c: vgl. unten a7 διηλλάγμεθα. Das gleiche Verbum kommt ίη Χ. Hell. Π 4,38 ίη Bezug auf die Kommission vor, die νοη Sparta geschickt wurde, um unter der Leitung des Konigs Pausanias den Βϋrgerkrίeg ίη Athen zu schlichten, vgl. Lys. 6, 39. Das Substantiv διαλλαγαί findet sich ebenfalls ίη diesem Zusammenhang ίη einer Inschrift (IG Π2 10 =Syl1. 3 120 Α 8 =Tod, Gr. Hist. lηscr. 100, 11), vgl. And. 1,90; Lys. 13,80. lη der gleichen Bedeutung wird ίη Arist. Ath. 39, 1 das Verbum διαλύειν verwendet. Zur Terminologie s. auch J. Ρ. Rhodes Ζυ Arist. Ath. 39, 1.; zum Gebrauch dieser Termini ίη der Rechtssprache s. Lipsius, Att. Recht u. Rechtsverfahren Ι 222 ff.; Α. Steinwentner, Die Streitbeendigung durch Urteil, Schiedspruch u. Vergleich nach griech. Rechte, (Μϋηchener Beitrage Ζ. Papyrusforschung u. Rechtsgeschichte 8) Μϋηcheη 1925,91 ff. Die Ermahnung zur Versohnung der Toten beruht auf dem Volkgslauben, daB die Toten nach ihrem Tod ίη bewuBtem Zustand ίη der Unterwelt weiterleben, s. unten zu 246 d7.

244 a 1. πόλεμον - εθεντο: zum Ausdruck vgl. Th. Ι 31,3; 82, 6; νπι 84,5; Plut. Phoc. 17, 7. Haufiger benutzt man statt τίθεcθαι das Verbum άποθέcθαι oder καταλυcαl, vgl. Sch. Th. Ι 82, 6. Ahnlich sagt man τίθεcθαι ταc διαφοράc (Ζ.Β. And. 1, 140).

a 5-6. έν τοί, τοιοίcδε: 'bei solchen Feierlichkeiten', vgl. 238 b3 έν τφ τοιφδε.

a 6. τοί, KραΤOΌCΙν αυτων: die Gotter der Unterwelt, wohl die unterirdischen Ηeπscher Hades und Persephone, die ίη einem Palast thronen; vgl. die Bezeichnungen des Hades als αναξ, βαcιλεύc, δεcπότηc, κατέχων θρόνουc ύπο γαιαν απαcαν, κοίρανοc, und der Persephone als αναccα, βαcιληίc, δέcποινα, παμβαcίληια (C. F. Η. Bruchmann, Epitheta deorum, Ausf. Lex. d. griech. Mythol. hsg. νοη W. Η. Roscher, Suppl. Ι, Leipzig 1893, s.v. ''Αιδηc und Περσεφόνη).

.

ι.Oc μετρίω, εθεντο. Ahnlich beurtei1t Platon die Haltung der

Demokraten ίη Ερ. 7, 325 b ην o~ν και έν έκείνοιc ατε τεταραγμένοιc πολλα γιγνόμενα α τιc αν δυcχεράνειεν, και ούδέν τι θαυμαcτον ην

τιμωρίαc έχθρων γίγνεcθαί τινών τιcιν μείζουc έν μεταβολαic' καίτοι πoλλ~ γε έχρήcαντο οί τότε κατελθόντεc έπιεικεί~.

, , F reun d e waren a 23 -. η"'~" η τφ οντι C\Y'fYEVEta, φ ιλ'ιαν ..• παρεχομενη. fϋr die Gήecheη ίη erster Linie die Verwandten, was sich νοη Homer an im Sprachgebrauch niederschlagt und die griechische Literatur durchzieht; s. F. Dirlmeier, Φίλοc und φιλία im vorhellenistischen Gήecheηtum, Diss. Μϋηcheη 1931, 7 ff.; zur 'Freundschaft der Gleichen' s. C. W. ΜϋΙΙer (zu 237 c2-3) 155 ff. Zur Verbindung der Verwandschaft mit der Freundschaft bei Platon vgl. Phdr. 233 d; 239 e; R. ΥΙ 487 a.

333





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~..

b 1-2. μάρτυρε, δε ήμεί, αυτοί έcμεν τούτων οΙ ζωντεc. Das Sichberufen auf Zeugen zur BesHitigung der Arete des Gestorbenen oder einer Aussage ϋber ihn kommt auch ίη Grabepigrammen seit dem 5. Jh. V.Chr. vor; vgl. GVI 33, 13; 709, 5; 1489,3-4; 1498 (= CEG 623); 1508, 12; 1894, 1-2; s. Α. D. Skiadas (zu 237 c2-3) 76 f. b 2-3. (υγγνι.Ομην άλλήλοι, εχομεν. Der offizielle Ausdruck ίη den Quellen ist μη μνηcικαιcειν, vgl. den Eid bei And. 1, 90 ιcαι ού

.,.

334

244 b 3-244 c 1

KOMMENTAR

μνηcικακήcω των πολιτων ούδενι πλην των τριάκοντα και των ενδεκα

ούδε τούτων OC αν έθέλι;ι εύθύναc διδόναι tilC άρχηc ηc ηρξεν, Χ. Hell. Π 4, 43, Αήst. Ath. 39, 6.

244 b 3 - 246 α 4. Der Korinthische Krieg. Der Abschnitt enthalt die Geschichte Athens nach dem Βϋrgerkήeg und bis zum Κδnίgsfήeden (386 v.Chr.), sowie den επαινοc των νυν θαπτομένων, d.h. ίη diesem Fall aller Gefallenen wahrend des ganzen Krieges (245 e7-246 a4, s. Schneider 53). Da im Epitaphios eine absichtliche Verzerrung der hίstοήschen Ereignisse selbst (nicht ihrer Interpretation oder Bewertung) nicht festzustellen ist und da es sich hier um die jϋngste Geschichte Athens handelt, kann man annehmen, daB die platonische Darstellung im wesentlichen der hίstοήschen Wirklichkeit entSΡήcht.

b 3. με'tcX δε 'toU'to. Nach dem Ende des Κήegs mit dem Sonderstaat ίη Eleusis (401/400 v.Chr.). b 4. ήc'Uχίαν ηΎεν ή πόλιc. ήcυχία war ίη der politischen Terminologie der Gegensatz Ζυ πολυπραγμοcύνη, das man als einen typischen Grundzug des athenischen Charakters betrachtete (vgl. Ζ.Β. Th. Ι 70 [ίη der zweiten Rede der Κοήnther]) und das ίη den Augen des Thukydides die psychologίsche Grundlage des athenischen ΙmΡeήaιismus bildete; Ζυ πολυπραγμ()(ύνη s. den immer noch grundlegenden Aufsatz νοη V. Ehrenberg, JHS 67 (1947) 46-67; Ζυ 'Sophrosyne' im Sinne der Apragmosyne als Ideal der Konserνativen ίη Athen s. G. GroBmann, Politische Schlagworter aus der Zeίt des Peloponnesischen Κήeges, (Diss. Basel) Ζϋήch 1950, 126 ff.; ήcυχίαν αγειν kann femer auf die ΝeutraιiΗίt eines Staats hinweisen, vgl. R. Α. Bauslaugh, The Concept of Neutrality ίη Classical Greece, Berkeley Ι Los Angeles 1991, 7. 9. 13 ff. 212. Wie beide Βegήffe mit ihren Folgen, 'Κήeg' und 'Frieden', verbunden werden, zeigt sich am besten ίη Hell. Dxy. 10,2 Chambers = 7, 2 Bartoletti; interessanterweise ist an dieser Stelle ebenfalls νοη der Zeit vor dem Beginn des Κοήnthίschen Κήeges die Rede. Es heiBt dort, die politischen Fϋhrer ίη Athen wollten die Athener νοη dem Fήeden und der ήcυχία 10smachen:[oH δ' [έ]ν ταιc Άθήναιc έπιθυμουντεc άπαλλάξαι τ[Ο'U]c Άθηνα[ί]ουc τηc ήcυχίαc και tilc είρήνηc και

335

[πρ]οαγαγειν έπι το πολεμειν και π[ολ]υπρα[γ]μονεινκτλ.

b 5-6. O'tt παΟόV'tEC Uπ' αUτ/' 1Cα1CcDc. i1CαYcDc. oU1C ένδείiκ ήμ'όναν'to. Bekker hat ίκανωc getilgt, veπnutlich ίη der Annahme, daB es aus einem Glossem Ζυ ούκ ένδεωc entstanden ist (nach ihm Loers, Ast, Cobet 244, Schanz, Bury, Bumet). Μίι Recht hat jedoch Engelhardt auf die Entsprechung einerseits zwischen παθόντεc ... κακωc und ήμύναντο und andererseits zwischen ίκανωc und ούκ ένδεωc hingewiesen. DaB ίκανωc sich nicht auf παθόντεc κακωc bezieht (Hartmann 95), sondern gegensatzlich Ζυ ούκ ένδεωc steht, hat Vahlen, Opusc. Acad. ΙΙ 367 f., gezeigt (zum parallelismus antitheticus s. K.-G. ΙΙ 586 und die gesammelten Beispiele bei Ι. Bekker, Ηοmeήsche Blatter ΙΙ 222 f.). Gegen eine Tilgung SΡήcht ϋberdίes folgendes: (ί) Das Adverb ίκανωc kommt bei Platon haufig ίη Verbindung mit einem Synonym vor, vgl. Ζ.Β. Grg. 493 c7 ίκανωc και έξαρκούντωc, Smp. 177 e4 ίκανωc και καλωc. (ii) Gerade ένδεήc ist das Wort, das am ehesten einen Gegensatz Ζυ ίκανόc bildet, vgl. Prt. 322 b4; Phd. 84 c6-7; 88 e2-3; Lg. νπι 802 b3-4; femer Lys. 31,4. Sollte man wiederum die Meinung νοη Pohlenz 289 Α. 1 teilen, der κακωc getilgt wissen will, so waren die Schwίeήgkeίten, die diese Annahme mit sich bήngt, nicht aus dem Weg Ζυ raumen. Denn abgesehen davon, daB man schwerlich ίκανωc πάcχω sagen kann, entSΡήcht παθόντεc ... κακωc genau dem folgenden ε~ παθόντεc (b7). Auch die Erganzung eines καί zwischen ίκανωc und ούκ ένδεωc ist unnotig (vgl. die Beispiele bei Vahlen 365 ff.). b 7 - c 1.

,.

... .. α'U'tηc

l' Ο' μεμνημενη α/' ε'U πα ον'tεc 'Uπ

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οιαν χαριν

άπέδocαν: 'indem sie gedachte, was ihnen Gutes durch sie zuteil geworden war, und was fϋr einen Dank sie dafϋr erstattet haben.' Statt ώc hat Cobet (244) oc' konjiziert, was dann νοη Schanz ίη den Text aufgenommen wurde. Dabei ϋbersίeht Cobet, daB das ώc dem οϊαν genau entSΡήcht und daB ϋber die Barbaren ίη ahnlicher Weise nur παθόντεc κακωc (ohne eine weitere qualitative Bestimmung) gesagt wird. Zur Verbindung des Partizips mit einem oder mehreren Relativpronomina s. K-G. Π 100 f. 00.

c 1-2. 'tάc 'tε να'ί), περιελόμενοι ... 1Cα1. 'tείχη 1CαΟελόν'tεc. Μίι τείχη (vgl. unten 245 e4) sind hier die Langen Mauem gemeint; vgl. Χ. Hell. V 1,35; And. 1, 11. 12; D. 18,96 mit Η. Wankel z.St. (1520); s. femer G.

η

336

244 c 3-244 d 2

KOMMENTAR

Gebhardt, ΒΗίtter fϋr das bayer. Gymnasial- und Realschulwesen 14 (1878) 52 f. Die Spartaner hatten bekanntlίch den Athenem 12 Schiffe sowie die Ringmauer der Stadt selbst gelassen (Χ. Hell. Π 2, 20). Die Langen Mauem waren jedoch fϋr die Verteidigung Athens viel wichtiger als die Mauer der Stadt und bei 12 Schiffen konnte keine Rede νοη 'Flotte' sein, so daB man nicht vollig unberechtigt behaupten konnte, die Stadt hatte Ζυ diesem Zeitpunkt 'kein Schiff und 'keine Mauer' gehabt (s. Wankel und Gebhardt a.D.).

337

interpretiert, sondem mit quo modo ϋbersetΖt (S. 62); K.-G. Π 386; Stahl 488; Schwyzer Π 326 f.; D. Th. Sakalίs, 'Ιωνικο λεκτικο στον Πλάτωνα, Μέρος ΑΙ: Σύνταξη, (Έπιστ. Έπετ. Παν. 'Ιωαννίνων 9) Ioannina 1978, 119 ff., der daήn ein ionisches Element sieht. c 5. ~ν markίert schwach einen neuen Abschnitt, vgl. Des Places 60 f. d 1-2. καΙ μηκύνειν μΕν τί δεί; Vgl. Ar. Ly. 1131-2 (πόcoυc / εϊποιμι αν αλλουc, εϊ με μηκύνειν δέοι;); Ε. Ph. 761 (τί δει μακρηγορειν;), Th. Ι 68, 3 (νυν δε τί δει μακρηγορειν ... ;), ιν 59, 2 (και περι μεν του

244 c 3. άνθΙ ων steht hier als fester Ausdruck, da τάκείνων sich auf τείχη bezieht. Damit wird nicht eine Vergeltung, sondem eine Ursache zum Ausdruck gebracht. Ζυ der rein kausalen Bedeutung ('weshalb, proptereα quod'), die sich mit der Zeit aus der Bedeutung der Vergeltung entwickelt hat, vgl. Ζ.Β. Ly. 208 e5 ('Αλλ' άντι τίνοc μην οϋτω cε δεινωc διακωλύoυcιν εύδαίμονα εΙναι ... ;); Min. 321 a6 ( ... τον Μίνων τιμωρούμεθα άνθ' c [sc. touc βαρβάρουc] εχομεν); 4, 184 (έπι touc και φύcει πολεμίουc και πατρικούc έχθρούc);12, 163 (φύcει πολέμιοι); ΡΙυΙ CΊm. 18, 1 (tιXC άπο των φύcει πολεμίων ευπορίαc); Αήstίd. 16 (προc βαρβάρουc και φύcει πολεμίουc); femer die Worte der Gesandten Phίlίpps V. im panii.tolίschen KongreB νοη 200 v.Chr. ίη Liv. ΧΧΧΙ 29, 15 (cum bαrbαris αeternum omnibus Grαecis bellum est eritque. nαturα enim ... hostes sunt); s. auch Μ. ΜϋhΙ, PhW 41 (1921) 71­ 2, der eine Ahnlehnung Platons an Isokrates annimmt, vgl. J. Jϋthηer, WS 47 (1924) 29 Α. 5; Ε. SchϋtrumΡf, Hermes 100 (1972) 9ff., hatjedoch wahrscheinlίch gemacht, daB beide νοη einer gemeinsamen panhe11enischen Que11e (hochst wahrscheinlίch eine Rede des Sophisten Hippias) abhangig sind. Zum 'panhe11enischen Programm' gehorte nicht nur die Forderung nach Fήedeη und Freiheit ίη GήecheηΙaηd, sondem auch nach einem Κήeg gegen die Perser als Erbfeinde, s. G. Dobesch, Der panhe11enische Gedanke im 4. Jh. v.Chr. u. der 'Philippos' des

245 d 1-245 d 3

KOMMENTAR

358

Isokrates Ι, Wien 1968, 16 f. Dabei spielte der Gedanke der Rache an den Persem, der Ζυ Beginn des 4. Jh. wiederauflebte, eine wichtige Rolle, wozu auch die Abtretung der kleinasiatischen Gήechenstadte beitrug; dazu s. Η. Bellen, Chiron 4 (1974) 49 ff. d 1. δια. το είλικρινίΟ, εΤναι "Ελληναc. Die A-nderung des einhellig ϋber1ieferten 'Έλληνεc ίη Akk., wie Berndt (De ironia 48 Α. Ι) vorgeschlagen hat, scheint notwendig Ζυ sein. Der Nom. w1ίre akzeptabel nur unter der Voraussetzung, daB die Erklarung Sta1lbaums, nach der das Subjekt hier ή πόλιc (constructio αd sensum) ist, ήchtίg ware. Bemdt wendet aber Ζυ Recht ein, daB ίη diesem Fall "duabus mutationibus opus est: Ρήmum pro το τηc πόλεωc γενναιον subaudiendum est ή γενναία πόλιc, tum demum οί γενναιοι πολΙται". είλΙKρινίOc (ίη

den Ηandschήften meist mit sρίήtus asper) drϋckt das Ungemischtsein und somit die Reinheit aus, vgΙ die Zusammensetzung mit Synonymen ίη Smp. 211 el (είλικρινέc, καθαρόν, αμεικτον); Phlb. 52 d6 (το καθαρόν τε και είλικρινέc); Loewenclau 103 Α. 445. d 2-4. ού Ύα.ρ Πέλοπε, ούδε Κάδμοι ούδε ... νόμφ δε "Ελληνεc. Εin eindrucksvolles Beispiel, ίη dem das 'Gesetz der wachsenden Glieder' (Ο. Behaghel, ΙΡ 25, 1909, 110-42, bes. 141 ϋber vier Glieder) Anwendung findet (die G1ieder werden hier durch ού ... ούδέ verbunden). d 2-3. ού Ύα.ρ Πέλοπε, ούδε Κάδμοι ούδε ΑΤyuπτοί τε και ΔαναοΙ Die Pluralform bezeichnet die Personen, die das gleiche Wesen haben, ίη diesem Fall die Nachkommenschaft der Stammesheroen (K.-G. Ι 15). VgΙ Smp. 218 a7 (και όρων α~ Φαίδρουc, Άγάθωναc, 'Ερυξιμάχουc, Παυcανίαc, Άριστοδήμουc τε και 'Αριcτοφάναc); R. ΠΙ 387 b 8 (Κωκυτούc τε και (τύγαc και 'ένέρουc' και 'άλίβανταc'); Eigennamen im Plural begegnen auch ίη der Tragodie, vgΙ Α. Ag. 1438 (mit Fraenkel z.St.); Ε. Her. 454 (mit Wilamowitz z.St.); Trαg. Adesp. fr. 289 Kannicht­ Snell; noch haufiger jedoch ίη der Komodie, vgΙ Ar. Ach. 1071; Αν. 558­ 9; Ec. 1068-9; Rα. 1051-2 1055-6. Zum Unterschied des 'generellen' Plurals, der sich bei Eigennamen, Verwandtschafts- und Gattungsbezeichnungen findet, vom poetischen Plural s. Ρ. Maas, Archiv f. Lat. Lexikographie u. Grammatik 12 (1902) 498 f. = ΚΙ Schr. 543 f. (mit Beispielen aus dem Lateinischen). Der 'generelle' Plural hat einen rhetοήschen Charakter und tragt zum OyKOC der Rede bei, vgΙ

359

Αήst. Rh. ΙΠ

6. 1407 b 32 ff. und Anon. π. ϋψουc 23, 3 (Ece' οπου

προcπίπτει

τα.

πληθυντικα.

μεγαλορρημονέcτερα

και

αύτφ

δοξοκοπουντα τφ οχλφ του άριθμου). Ιη

den Beispielen, die der ist auch die vorliegende Stelle enthalten

Anonymos π. ϋψουc anfϋhrt, (23,4). Pelops, nach dessen Namen die Dοήer ihre neue Heimat nannten, war Lyder oder Phryger (nach einer anderen Version Paphlagonier), s. die Quellenangaben bei Κ. Scherling, RE SuppΙ VII (1940) 849-50 (schon ίη Il. 2, 100 ff. wird er allerdings als einheimischer Ηeπscher νοη Argos erwiίhnt). Kadmos, der Grϋnder und erste Ηeπscher Thebens, galt als Phonizier, vgΙ Hellanikos FGrHist 323 a F 51. 96; Hdt. V 59; ΥΙ 47. Ε. Ph. 638 ff.; seine Genealogie weist auch auf Kaήen hin; s. C. Robert, Gήech. Heldensage 102 ff.; Κ. Latte, RE Χ 2 (1919) 1461-3, 1470-1; zur Verbindung mit Phonizien s. auch F. Vian, Les οήgίnes de Thebes, Paήs 1963, 52 ff. Danaos, der Eponym der Danaoi, und sein Zwillingsbruder A-gyptos galten als A-gypter, vgl. Hdt. Π 91, 5; νπ 94; Isoc. 12, 80; Hekataios νοη Abdera FGrHist 264 F 6, 3. Nach einer Version des Mythos flohen die fϋnfΖίg Tochter des Danaos mit ihrem Vater nach Argos, als die fϋnfΖίg Sohne des A-gyptos sie heiraten wollten. Obwohl sie zunachst ίη Argos Schutz fanden, wurden sie spater nach einem Kampf mit den Sohnen des A-gyptos gezwungen, diese Ζυ heiraten. Ιη der Hochzeitnacht ermordeten sie jedoch auf Anordnung des Danaos ihre Gatten; zum Mythos s. Robert 266 ff. Gerade diesen Mythos hat Aischylos ίη der Danaidentήlogίe (463 ?) aufgegήffen, Ζυ der auBer den erhaltenen Hiketiden die Aigyptioi und die Dαnαides gehδrten; s. Η. Fήίs Johansen - Ε. W. Whittle, Aeschylus. The Suppliants Ι 23 ff.; 40-55 (Rekonstruktion der ganzen Tetralogie); zum Epos mit dem Titel Dαnαis s. die Testim. und Fragm. bei Μ. Davies, Epic. Graec. Fragm. [ρ. 141]. Die Verwendung eines Arguments aus der Mythologίe aή unserer Stelle weist groBe Ahnlichkeit mit einer Stelle aus der Helenα des Isokrates (10, 68) auf, wo fast die gleichen Beispiele zur Veranschaulichung der Zeit vor dem Troischen Κήeg verwendet werden: έξ c1v τοcαύτηc μεταβοληc έτύχομεν, ωcτε τον μεν έπέκεινα χρόνον οί δυcτυχουντεc έν τοιc βαρβάροιc των 'Ελληνίδων πόλεων αρχειν ήξίουν, και Δαναοc μεν έξ Αίγύπτου φυγων "Apyoc κατέcχε, Κάδμοc δε (ιδώνιοc Θηβων έβαcίλευcε, κα.ρεc δε τα.c νήcoυc κατφκουν, Πελοποννήcoυ δε

245 d 3-245 d 6

KOMMENTAR

360

cυμπάcηc ό Ταντάλου Πέλοψ έκράτηcεν, μετα δ' έκεινον τον πόλεμον κτλ.

d 4. μειξοβάρβαροι. Trotz der Schreibweise μιξ- der Ηaηdschήfteη (vgl. LSJ s.v. μιξοβάρβαροι) ist vielleicht μειξ- wegen der ίηschήftιίch bezeugten Eigennamen wie Μειξίδημοc, Μειξίαc usw. (Meisterhans­ Schwyzer, Gramm. d. att. Inschr. 3 51 Α. 500; Threatte, Gramm. Att. Inscr. Π 624) und der allgemeinen Sprachregeln vorzuziehen; s. Ε. Rίsch, ΙΡ 59 (1944) 48 f. Das Wort kommt ίη der klassischen Zeit noch zweimal vor: Ε. Ph. 138; Χ. Η ell. ΠΙ, 15 (vgl. aus der byzantinischen Zeit J. Maspero, Papyrus grecs d'epoque byzantine Ι, Nr. 67004, 14). Sehr wahrscheinlίch wurde es Ende des 5. Jh. (Schwyzer 1442, ld) paral1el Ζυ μειξέλληνεc (schon bei Hel1anikos FGrHist 4 F 71 a) gebildet.

(vgl. 12,80).

d 3-4. φόcει μεν βάρβαροι OVtEC, νόμφ δε 'Έ~ηνεc. Zur Geschichte des ΒegήffΡaares φύcιc - νόμοc, das durch die Sophisten Ζυ einer festen Antithese wurde, s. F. Heinimann, Nomos u. Physis, (Schweiz. Beitr. Ζ. Altertumswiss. 1) Base11945, bes. 110 ff. (auBer der vorlίegenden Stel1e weitere wichtige Zeugnisse aus dem 4. Jh. auf S. 163 Α. 1). Ιη einer anderen Form, aber ίη ahnlίchem Zusammenhang ist die Antithese schon ίη 239 a2-3 verwendet. Die vorlίegende AuBerung eήηηert an den Vermitt1ungsversuch des Hippias ίη Prt. 237 c7: 'Ι'Ω ανδρεc, εφη, οί παρόντεc, ήγΟ'υμαι έγω ύμαc τε cυγγενειc τε και οίκείουc και πολίταc " l' ι " ",Ι ...."" ,

d 5-6. χαθαρον το μιcοc έντέτ/κε 't'Q πόλει τη, άλλοτρία, φ,)cεwc. Die Ahnlίchkeit rnίt S. ΕΙ 1311 (μιcόc τε γαρ παλαιον έντέτηκε μοι) ist auffal1end. Auf den Vers aus der Elektra als Quel1e der vorlίegenden Wendung haben schon C. Schmidt, Βeήcht ϋber das Gymn. ίη Bielefeld 1847, 16, und G. Kaίbel, Hermes 28 (1893) 43 (vgl. ders., Sophokles Elektra, Leipzig/Berlin 21911, 272 sowie Κ. Gleisberg [zu 234 b1] 60) verwiesen. έντήκω ist ein dίchteήsches Wort: S. Tr. 463; fr. 941 Radt; Ar. V. 651; Lys. 553; auBer an der vorliegenden Stel1e findet es sich ίη der Prosa nur spater: Plut. Mar. 45, 11; Lucian. Peregr. 22; Alciphr. 1, 16,2; Jul. or. 11, 130 c; vgl. auch den ahnlichen Gebrauch des ένcτάζεcθαι ίη Verbindung rnίt μιcoc ίη Paus. ιν 32,4. Dabei handelt es sich nicht um eine Metapher "from molten wax cleaving to the mould", wie Α. C. Pearson Ζυ S. fr 941, 7 f. meint. Zugrunde lίegt die Technik des Bleivergusses bei der Befestigung der Blocke einer Quadermauer. Die Metapher beruht auf der Analogie rnίt der Festigkeit des Bleis nach dem Erkalten. Dazu s. D. ΜϋΙΙer, Handwerk u. Arbeit, (Beitr. Ζ. klass. Philologie 51) Meisenheim am Glan 1974,88 f.

απανταc ειναι φυcει ου νομψ το γαρ ομοιον τφ ομοιφ φυcει cυγγενεc

έcτιν, ό δε νόμοc, τύραννοc ων των άνθρώπων, πολλα παρα την φύcιν βιάζεται

(zu der Freundschaft der Verwandten s. oben Ζυ 244 a2-3). Wie Hermes 100 (1972) 5-29, gezeigt hat, lίegt dem Ausspruch des Hippias ein panhel1enischer Gedanke zugrunde, dem Platon freilίch einen anderen Sinn unterlegt hat (der urSΡrϋηgΙίche Gedanke sol1te nach seiner Annahme [S. 12] lauten: "Wir Gήecheη sind rnίteinander verwandt, sind Αηgehδήge und Βϋrger [eines Staates] νοη Natur, nicht aber dem Gesetz nach; denn dieses ΖeπeίΒt gewaltsam als Tyrann der Menschen unsere ZusammengehOrigkeit"). Wie der Sprachgebrauch offenbart, handelt es sich an unserer Stel1e um den gleichen Gedanken, der"'jedoch diesmal ίη modifiziertem Sinne nur auf die Athener angewendet wird. Diese Vermutung wird durch das vorausgegangene φύcει μιcoβάρβαρον (245 c7 m. Komm. z.St.) erhartet, vgl. den Gebrauch des Wortes όμόφυλον ίη 242 d2 (m. Komm. z.St.).

Ε. SchϋtrumΡf,

d 4-5. άλλ' αύτο1. 'Έλληνεc, ού μειξοβάρβαρβαροιοίκουμεν: 'sondem wir sind ausschlίeBlίch Hel1enen, nicht Barbarenmischlίnge, die wir hier wohnen'. αύτοί wird mit 'reine' (Schleiermacher), 'pure' (Jowett4 ), 'authentiques' (Meridier) u.a. wiedergegeben, was zwar hinsichtlich des gesamten Sinnes der Stel1e nicht falsch waτe, dem Wort jedoch eine Nuance gibt, die es nicht hat. Das Pronomen steht hier ίη der Bedeutung solus, vgl. LSJ S.v. Ι 3; Ast, Lex. s.v.; Riddel1 47 γ. (Das wurde offensichtlίch νοη Cobet 244 f. nicht erkannt, denn sonst waτe er nicht dazu gekommen, das nicht belegte αύτοέλληνεc Ζυ konjizieren).

361

ι. . :;. .

Ι,"'"

.

d 6. OΜΩc δ' o~ν. Fϋr die Anderung des ομωc ίη oλooc, wie Herwerden, Mnemosyne 35 (1907) 125, vorschlagt, SΡήcht nur die Tatsache, daB beide Worter palaographisch leicht verwechselbar sind. έμονώθημεν geηϋgt aber vol1ig, um den erforderlichen Sinn auszudrϋcken, wenn nicht klar ist, welchen konkreten Inhalt ίη diesem Fall die Erganzung 'ganzlich' haben soll. Dagegen scheint nach den vorhergehenden Worten ein starkerer ϋbergaηg als nur δ' o~ν notwendig. Mit der Partikelverbindung wird die Erzahlung der Ereignisse wieder

~

362

245 e 2-245 e 4

KOMMENTAR

aufgenommen, die kurz unterbrochen war, vgl. Denn. GP 463 f.

zUf Annahme des

έμoνcOθτιμεν πάλιν. Stallbaum geht zweifellos fehl, wenn er ίη πάλιν

Fήedeηs Ζυ ίiberzeugen.

e 2-3. έξ Φν heiBt "weder ν ο η w ο (Schleiermacher) noch w 0­ d u r c h (Engelhardt), sondem ν ο η w ο a u s, indem eine Wirksamkeit nach Aussen gedacht wird: έξ c1)v αφορμων, die durch den Abfall der Bundessgenossen verήngert waren" (Κrίiger 226 Α. 3).

eine Anspielung auf den Κήeg gegen die Perser im Jahre 490 sieht. Der Vergleich zielt hier, wie im folgenden (e2-3), auf die Situation am Ende des Peloponnesischen Κήeges; zur Isolation Athens ίη dieser Zeit vgl. auch 243 b6 και cυναθροιcαι έπι την πόλιν πάνταc 'Έλληνάc τε και

e 3. (-Ον θεφ ist eine Formel, vgl. S. Aj. 765. 779; Ε. Med. 802; Rh. 358; Supp. 1226; fr. 490, 1 Ν.2; Χ. Cyr. 15, 14; ahnlίch cυν θεφ είπεΙν. vgl. bei Platon Prt. 317 b7; Tht. 151 b4; Lg. ΙΧ 858 b2; Ζυ den Varίationen dieser Formel (mίΙ Plural θεοιc oder verbunden mίΙ φάναι, είρηcθαι, είπειν, s. Lobeck Ζυ S. Aj. 779. Zum Glauben der Gήecheη an die Mitwirkung der Gotter s. Fraenkel Ζυ Α. Ag. 811 (ρ. 373 f.).

βαρβάρουc.

e 2. 'Έλληνα, βαρβάροιc. Die Konjektur 'Έλληνεc 'Έλληναc νοη Schanz (mίΙ Verweis auf 247 cl φίλοι παρα. φίλουc), die er auch ίη den Text gesetzt hat, ist allein aufgrund der Abweichung der ϋberlίeferuηg bezίiglίch der Endung des Namens nicht Ζυ rechtfertigen. Der Partizipialsatz nach έργάcαcθαι muB eine Erganzung Ζυ den' recht undeutlichen Worten ανόcιoν εργον έργάcαcθαι sein, und auf diesen Punkt wird das Gewicht gelegt, nicht auf das durch 'Έλληνεc betonte Subjekt ήμεΙc. Zur Figur der Nebeneinanderstellung entgegengesetzter Begriffe ίη der gleichen syntaktischen Einheit s. D. Fehlίng, Die Wiederholungsfiguren u. ihr Gebrauch bei den Gήecheη vor Gorgias, Berlίn 1969,280 ff. ' .,. • \ ε• ξ" \ το\ προτερον , 3 ε•λθ οντε, e 2-. ουν ει, ταυτα ων και καΤΕΠολεμήθημεν.Nach den ϋberfaΙΙeη der Spartaner unter Teleutias auf die Kίiste Attikas νοη Aigina aus (Χ. Hell. V 1, 24) und der Βeheπschuηg der ΡrοΡδηtίs durch die spartanische Flotte unter dem Kommando des Antalkίdas (Χ. Hell. V 1,25 ff.), die ηυη mίΙ sizilίschen, sίiditalίschen und persischen Schiffen versHίrkt war, war die Lage fίir die Athener verzweifelt, so daB die Annahme des Κδηίgsfήedeηs als einziger Ausweg blieb; Ζυ den Ereignissen s. Hamί1ton (zu 245 a3-4) 302 ff.; zur Chronologie Funke, Ηοmόηοίa u. Arche 98 ff. Die Athener standen wie vor der Kapitulation Athens im Jahre 404 wieder ohne Verbίindete da, sahen sich einer Blockade unterworfen und waren νοη Hunger bedroht. Die Ahnlίchkeit mίΙ der damalίgen Situation ist auffIίllig, und der hier angedeutete Vergleich wurde sehr wahrscheinlίch schon Ζυ dieser Zeit gezogen, vgl. Χ. Hell. V 1, 29; die Εήηηeruηg an das Ende des Peloponnesischen Κήeges hatten die Athener lange wachgehalten, so daB 391 Andokides (3, 3, 12. 37 ff.) den Vergleich mit der damalίgen Situation als wichtiges Argument benutzen konnte, um seine Mitbίirger

363

e 3·4. c'ίμεινoν η τότε έθέμεθα τον πόλεμον. Das Ende des Κήeges kam mίΙ dem AbschluB des Κδηίgsfήedeηs im Frίihjahr 386 (Bengtson, Staatsvertrage 211 Nr. 242); s. Urban (zu 245 b2-c6) bes. 101 ff. DaB Athen ίη diesem Κήeg schlίeBlίch mehr als die anderen griechischen Staaten gewann und damit, zumal im Vergleich mit dem Ausgang des Peloponnesischen Κήeges, Ζufήedeη sein konnte, eηtSΡήcht durchaus der Wahrheit; s. Urban 120 ff.

..Ι~t " .'

e 4-5. και τα, ήμετέρα, αύτων άποικίαc. Μίι dem Κδηίgsfήedeη wurde den Athenem das Recht zugestanden, ihre Κleruchien ίη Lemnos, Skyros und Imbros Ζυ behalten (Χ. Hell. V 1, 31). Nach dem Peloponnesischen Κήeg erging es den Athener vermutlίch anders, da Lysander alle athenischen Κleruchen nach Athen zurίickgeschickt hatte ( Χ. Hell. 11 2, 2), die aber spater (39312) ίη die Κleruchien zurίickkehren konnten (vgl. Α. J. Graham, Colony and Mother CΊιy ίη Ancient Greece, Manchester 1964, 185 ff.). Statt des offiziellen Terminus κληρουχία benutzt Platon hier das allgemeinere αποικία (vgl. Criti. 109 c5, wo κληρουχέω nicht terminologisch, sondern im allgemeineren Sinn gebraucht wird). Die ungenaue Bezeichnung der Kleruchien kommt bei dep klassischen Autoren nicht selten vor. So erwahnt Thukydides ίη seinem Katalog derer, die ίη Sizilίen gekampft haben, die Kleruchen gerade aus Lemnos und Imbros, wie auch aus Hestiaίa als αποικοι (VII 57, 2), und genauso SΡήcht Demosthenes νοη den αποικοι ίη Poteidaίa, wahrend Andokides (3, 9) fίir die Chersonesos, Naxos und Euboia die

-........

364

245 e 5-245 e 6

KOMMENTAR

Bezeichnung άποικίαι verwendet. Zur Terminologie s. auch F. Gschnitzer, Abhangige Orte im gήech. Altertum, (Zetemata 17) 98 ff.; Graham a.O. 166 ff.; speziel1 Ζυ Th. s. V. Ehrenberg, CPh 47 (1952) 143­ 9 = Polίs u. ImΡeήum 245-53; vg1. R. Wemer, Chiron 1 (1971) 21 ff. Α. 6. e 5-6. άπηλλάγημεν του πολέμου οϋτω, άΥαπητιΟc ο (άΥαπητιΟ, δ') άπηλλάττοντο χα" οί πολέμιοι. Nach dem ίiberlίeferten Text besteht zwischen den beiden Satzen keinerlei Verbindung, so daB man ίη al1en Textausgaben auBer der νοη Schanz und Burnet nach πολέμου interpungiert und οϋτωc άγαπητωc zusammen mit dem zweiten Satz nimmt. Wegen der fehlenden Verbindung und des uηbefήedίgeηdeη Sinns hat Hennann den zweiten Satz (οϋτωc ... πολέμιοι) getίlgt. Er selbst jedoch bemerkt Ζυ dem getilgten Satz: "quamquam tam ineptum est, ut ne ίηterpοlatοήs quidem consilίum assequar" (Praef. χχνπ). Es ist ίη Wirklίchkeit nicht einzusehen, wie ein lnterpolator auf diesen Gedanken verfal1en sein konnte, zumal schon das erste Wort άγαπητωc, wie spίίter gezeigt werden wird, nicht Ζυ diesem, sondem Ζυ dem νοήgeη Satz gehδren muB. Madvig (Αdνersaήa cήtica 415) hat wiederum den ersten Satz mίt οϋτωc enden lassen und danach als Anfang des nachsten Satzes die Konjuktion ωcτ' erganzt: 'ita ut etiam hostes (nobis strenue rem gerentibus) lίbenter bel10 lίberaή cuperent'. Zur Unterstίitzung seines nicht weiter begrίindeten Vorschlags laBt sich eine Stel1e aus dem Plαtαikos des Isokrates anfίihren, wo ebenfa11s ίη Bezug auf das Ende des Κοήηthίscheη Κήeges ein ahnlίch fonnulίerte Satz steht (14, 51): ομωc αύτων (sc. των Λακεδαιμονίων) τοCO'υτον περιεγένεcθε πολεμσυντεc ωcτ' έκείνουc άγαπητωc ίδειν την είρήνην γενομένην. Bei naherem Zusehen stel1t sich jedoch heraus, daB diese Erganzung, die νοη Schanz und Bumet ίη den Text gesetzt wurde, nicht befήedίgeηd ist: (ί) Sie gibt einen schiefen Sinn: Der Grund, warum auch die Gegner Ζufήedeηstel1eηd vom Κήeg befreit wurden, kann nicht daήη bestehen, daB die Athener am Ende ihre Kolonien behalten konnten. DaB die Athener den Κήeg entschlossen fίihrten und Gewinne erzielten, wiίre ίη der Tat eine Begrίindung, steht aber nicht im Text. (ίί) Das και vor οί πολέμιοι implίziert, daB die Gegner genauso zufrίeden wie die Athener uber das Ende des Κήeges waren. Man venniBt jedoch eine ahnlίche Aussage ίiber die Athener im vorhergehenden Satz. (ίίί) Viele Jahre nach

'·:

Ι

';"ι,

365

detn Ende des Κήeges kann Isokrates an der erwahnten Stel1e behaupten, daB die Athener so ίiberlegen waren, daB die Gegner mit dem Fήedeη Ζufήedeη waren. Aus dem vorlίegenden Abschnitt geht jedoch nicht herνor, daB die Athener im Κήeg den Gegnem weit ίiberlegen waren. 1m Gegenteίl wird gesagt, daB die Athener am Ende a11ein geblίeben waren. Es paBt also besser zur hίstοήscheη Wahrheit und ihrer Darstel1ung hier, wenn beide Gegner genauso Ζufήedeη mίt der Beendigung des Κήeges waren und wenn das nicht nur fίir die Gegner der Athener gilt. Wie Wilamowitz (11 135 Α. 2) bemerkt, lίegt dem Redner daran, "die Aktiva des Fήedeηs stark Ζυ betonen, damίt die Athener sich νοη ihm befήedίgt fίihlen". Die Erganzung Madvigs ist also unanehmbar. Gleichfalls unbefriedigend, obgleich viel besser, ist die Konjektur (ώc) nach άγαπητωc, die Trendelenbung vorgeschlagen hat und nach der die Athener mίt der Beendigung des Κήeges 'so Ζufήedeη' waren 'wie ihre Gegner'. Doch gegen diese Moglίchkeίt spricht eine wichtige Bemerkung, die Wίlamowitz gemacht hat, namlίch, daB wir ίη der Aussage ίiber die Feinde "einen Zwischengedanken und einen Zwischensatz" erkennen mίissen. Darauf weist folgendes hin: (a) das Imperfektum nach dem Αοήst (nach ώc wίirde man eher das gleiche Tempus erwarten), und (b) das μέντοι am Anfang des folgenden Satzes. Durchaus zufriedenstellend ist dagegen die Losung, die Wilamowitz gegeben hat, der als erster den Text ήchtίg aufgefaBt hat. Er Hillt den ersten Satz mit dem Wort άγαπητωc enden und nimmt eine Wiederholung des gleichen Wortes im nachsten Satz an: άπηλλάγημεν οϋτωc άγαπητωc· (άγαπητωc δ') άπηλλάττοντο κτλ. Er erwagt allerdings als Moglichkeit, daB man nach άπηλλάτοντο einfach ein δέ erganzt. Der erste Vorschlag hat den Beifall νοη Vοurνeήs, Ρ1. u. Ath. 157 f., und G. J. de Vήes, Miscel1aneous Notes οη Plato, (Medelίngen der Koninklίjke Nederlandse Akad. van Wetenschappen, Afd. Letterkunde 38) 28 f., gefunden. Auf den ersten Blick scheint der zweite Vorschlag plausibler, denn damίt bleibt der Satz ίη der Tat ein "Zwischensatz" und der durch das μέντοι ausgedrίickte Gegensatz des folgenden Satzes kommt glatter zur Geltung. Doch die Worte οϋτωc άγαπητωc nehmen die letzte Stellung des ersten Satzes ein, so daB auf sie ein besonderes Gewicht fcίllt. Deswegen ist ein ahnlίch herνorgehobenes Wort auch am Anfang des zweiten Satzes Ζυ erwarten. Man beachte schlieBlich, daB dίe

366

245 e 6-246 a 1

KOMMENTAR

52; Ρl. Tht. 142 a8 bezieht sich im ίibήgen nicht auf diese Schlacht, wie man annehmen konnte, sondem auf diejenige νΟΩ 369, s. Β. Laurdas, Άθηνα 49, 1939, 189). Gefallene dieser Schlacht sind auf der Gefallenen-Liste IG Π 2 5222 = Syll.3131 = Tod, GHI 104 (vgl. IG Π2 5221) und auf der berϋhmten Dexi1eos-Stele (IG Π 2 6217 = Syl1. 3 130 = Tod, GHI 105) verzeichnet; zum Re1ieffragment mit dem Anfang der Gefallenen1iste (IG Π 2 5221) νοη 394 s. StUΡΡeήch 17 m. Α. 3 und Clairmont 209 ff. Test. 68 a mit weiterer Literatur.

folgenden Worte eine gewisse Ahn1ichkeit ίη ihrem Aufbau aufweisen: άνδρων μέντοι άγαθων ... έcτερήθημεν .... άγαθοι δέ και οί ... e 6. άγαπητcDC: 'gem, zufήeden', vgl. Criti. 106 a2 νυν οϋτωc έκ tilc του λόγου διαπορίαc άγαπητωc άπήλλαγμαι (nach Ast, Lex. S.V. steht das Wort an dieser Stelle wie ίη Ly. 218 c5 ίη der Bedeutung 'endlich', was mir a11erdings frag1ich scheint, denn οϋτωc ist an der Crίtί.-SteΙΙe wie an unserer mit άγαπητωc zusammenzunehmen, was aber dann bedeutet, daB άγαπητωc dem vorhergehenden al αcμενοc entSΡήcht). e 8. τίόν τε έν Κορίνθφ χρηcαμέvωv δυcχωρί~. Ζυ χρω μαι ίη der Bedeutung 'auf etwas stoBen, durch etwas betroffen werden' vgl. LSJ s.v. ΙΠ 1. δυcχωρία wird fast terminologisch vorwiegend ίη militarischem Zusammenhang gebraucht: Isoc. 5, 101; 6, 80; Χ. An. ΙΠ 5, 16; Cyr. 14, 7; Hell. νι 4, 13; Eq. Mαg. 4, 4; 8, 13; bes. haufig bei Diod.(J. 1. MacDougall, Lex. ίη Diod. Sic. s.v.). Ιη der Nahe νοη Κοήnth kam es im Frϋhjahr 394 Ζυ einer groBen Schlacht zwischen den Spartanem und den Alliierten, bei der letztere entscheidend geschlagen wurden (Χ. Hell. ιν 2-3; D. 20, 52-3; Diod. χιν 83-4; Plut. Ages. 18; zur Aufstellung der Streitmachte und der Schlacht s. W. Kaupert ίη: J. Κromayer - G. Veith, Schlachten-Atlas Ζ. antiken Κήegsgeschίchte, Leipzig 1922, Gήech. Abt. 5, Sp. 29-31 m. Karte Nr. 1; W. Κ. Ρήtchett ίη: Studies ίη Ancient Greek Topography Π, [Battlefields] Berkeley/Los Angeles 1969, 72-84). Die Athener wie auch die ίibήgen Alliierten mίissen dabei groBe Verluste er1itten haben (Χ. Hell. ιν 4, 12 οί δέ Λακεδαιμόνιοι ήπόρουν τίνα άποκτείνοιεν). Wenn Platon hier die Niederlage indirekt durch das ungίinstige Terrain rechtfertigt, ist das nicht unbegrϋndet. Wie Ρήtchett gezeigt hat, fand die Schlacht nicht auf dem linken Ufer des Nemeabachs statt, wie man frϋher mit Verweis auf Diod. χιν 83, 2 annahm, sondem west1ich des FluBes Rachiani, wo das GeHίnde weniger gίinstig ist (vgl. Χ. Hell. ιν 2, 15. 19). Das wίirde ίiberdies den beschrankten Einsatz der Reiterei erkHiren (vgl. Η. Delbrϋck, Gesch. d. Κήegskunst Ι, Berlin 1920, 147). Auch die Placierung der Schlacht 'bei Κοήnth' ist nach der topographischen Darstellung Ρήtchetts ήchtίg, so daB man nicht mehr νΟΩ der 'Schlacht bei Nemea' (so fast ίibera11 auch nach Ρήtchett) sprechen sollte (vgl. die weiter unten erwahnten Inschήften und And. 3, 18; Χ. Ages. 7, 5; D. 20,

367

e 8 - 246 a 1. χαι έν Λεχαίφ προδοcί~. 1m Ho~hsommer 392 boten zwei fίihrende Mitg1ieder der Αήstοkraten, die nach der demokratischen Revolution ίη Κοήnth (s. oben Ζυ 245 a3-4) geblieben waren, Pasimelos und Alkamenes, Praxitas, dem Kommandanten der ίη Sikyon stationierten Truppe, an, seine Truppe ίη die Mauer einzulassen, die Korinth mit seinem Hafen Lechaion verband. Nachdem die Spartaner ίη die Mauer hineingekommen waren, versuchten Truppen der Alliierten aus Argos, Boiotien und Athen erfolglos, die Stellung wieder Ζυ erobem. Dabei erlitten die Alliierten schwere Verluste. Vgl. Χ. Hell. ιν 4, 7 ff.; Diod. χιν 86,2 ff.; And. 3, 18; Polyaen. m 9, 45; s. C. D. Hamilton (oben Ζυ 245 a3-4) 250-1; zur Datierung s. Funke, Ηοmόnοίa u. Arche 84. 246 a 1. άγαθοι δε. Bei Platon, wie bei Herodot, beginnt oft eine Klausel mit der Wiederholung eines Wortes aus dem vorhergehenden Satz oder Satztei1, s. Denniston, Style 92 f. βαcιλέα. Wenn Bergk (Gήech. Literaturgesch. ιν 457 Α. 122) statt der ίiber1ieferten Lesart den Namen Εύαγόραν oder τόν Κυπρίων βαcιλέα schreiben will, ίibersieht er dabei, daB damit lediglich Bezug auf 245 a4 genommen wird.

a 1-2. άγαθοι δε χαι οί βααλέα έλευθερΏCαντε' χαι έχβαλόντε, έχ τ/' θαλάπη, Λαχεδαιμoνίoυc. Κrϋger 231 sieht ίη diesen Worten einen

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...

Bezug auf die Erfolge νΟΩ Thrasybulos, Iphikrates und Chabήas zur See σν 8, 25 ff.; 5, 13 ff.). Nach Stallbaum und Wendland 192 Α. 1 muB man sie dagegen auf den Sieg Konons bei Knidos beziehen (Wendland verweist dazu auf Isoc. 5,63; 4, 154; 9, 56; hinzugefίigt sei: Isoc. 7, 65; D. 20, 68). Es erscheint jedoch plausibler, daB der Redner an beide Siege eήnnert, da er versucht, aller Gefallenen des Κήeges Ζυ gedenken: mit der Erwahnung der 'Vertreibung der Lakedaimonier νΟΩ der See' wird

lf

368

246 a 5-246 b 5

KOMMENΤAR

369

'i 'i - \ \ " ή , ~ \' !.'i 'i ' b 1- 2• ΠOΛΛUoΙ γαρ αν μεραι ..• τφ τα παντα μι;ιwwντι περαινειν. Zum Zeitmangel als Begrundung einer prαeteritio s. Gebauer (zu 239 a5­ c7) 33 f.; seinen Belegen sei Lys. 2, 54 hinΖugefϋgt; vgl. auch Αρ. 37 b1­ 2; Ζυ ahnlichen Hyperbeln s. auch Η. Wankel Ζυ D. 18,296 (Π 1256).

deutlίch

auf 245 b3-4, mit der Erwahnung derer, 'die den GroBkonig befreit haben', auf 245 a6-7 Bezug genommen. Die Gefa11enen dieser Unternehmungen stehen ste11vertretend fίir die Opfer des Seekrieges, wie die Gefa11enen bei Korinth und Lechaion fϋr die Opfer des Kriegs Ζυ Lande.

b 3. πάντ' liνδρα: 'jedermann', vgl. LSJ S.v. άνήρ ΥΙ 4; Ast s.v. άνήρ mit weiteren Belegen aus Platon.

Mahnung und Trost

b 4-5. μη λείπειν την τάξιν ..• άναχωρειν εΤκονταc κάη. Eine vergleichbare Formulierung findet man an zwei weiteren platonischen Ste11en, ίn denen ebenfa11s νοn Fahnenflucht die Rede ist: R. V 468 a5 (Αύτων μέν, εΙπον, τον λιπόντα τάξιν η οπλα άποβαλόντα 11 τι των τοιούτων πoιήcαντα δια κάκην ... ); Lg. ΧΙΙ 943 a4 (έαν δέ τιc έκλείΠ1J τινι κάΚ1J, γραφαc άcτρατείαc εΙναι προc το\κ πολεμικο\κ αρχονταc ...). Das Bi1d der mi1ίtaήschen τάξιc ist bei den Rednem eine beliebte Metapher, die die Tradition der Tapferkeit und die Pflicht den Vorfahren gegenϋber hervorheben sol1; s. die Belege bei Jost 149. 226.

246 α 5 - c 8. ProOmium. Nach der ϋberΙeίtuηg folgt eine kurze Mahnung des Redners an die Nachkommen, ihre Vorfahren nachzuahmen, die ίη erster Linie dazu dient, die Rede der Gefa11enen vorzubereiten. Die Είηfϋhruηg der Gefa11enen ahnelt als erzahltechnischer Kunstgriff unverkennbar der Είηfϋhruηg der Aspasia als Verfasserin der Rede im Vorgesprach, als personαe unterscheiden sie sich jedoch stark voneinander; s. Loewenclau 110; Είηl. S. 63.

a 5 - b 1. Και τα. μεν δη lρya ... πολύ δ' Ετι πλείω και καλλίω τα.

μη λείπειν τ/ν τάξιν την των προγόνων. λείπειν την τάξιν ist ein

Uπoλειπόμενα. Ζυ dieser Form der prαeteritio, ίη der die redende Person

formelhafter Ausdruck (Rehdantz, Index 11 S.v. τάξιc), der auf die Reihe der Phalanx hinweist (vgl. LSJ S.v. τάξιc ι 5). Der gleiche Ausdruck stand auch im athenischen Gesetz ϋber die Militarvergehen, das harte Bestrafung fίir die Fahnenflucht vorsah, vgl. And. 1,74; Aeschin. 1, 175; Lys. 14, 5; s. Lipsius, Das att. Recht u. Rechtsverfahren Ι 452 ff.; vgl. die Bestimmungen Platons ίn Lg. ΧΙΙ 943 a-d und die oben angefϋhrte R.­ Ste11e. Zum Begriff der τάξιc s. ausfϋhrιich Β. Ι. Anastasiades,

behauptet, sie habe im Vergleich zu dem, was man hatte sagen konnen, vieles ϋbergaηgeη, s. G. Gebauer (zu 239 a5-c7) 34 ff.; hinzuzufίigen ist Lys. 2, 2. Eine ahnliche prαeteritio begegnet uns ίη der Agathon-Rede ίn Smp. 196 b4: Περι μεν wi> κάλλουc του θεου και ταυτα ίκανα και ετι πολλα λείπεται, περι δε άρετηc ερωτοc κτλ. Den rhetοήscheη Charakter der Worte des Redners an dieser Ste11e berucksichtigt Thomas 211 Α. 63 nicht, wenn sie sie als absurd und sinnlos bezeichnet, da der vorhergehende Bericht so ausfϋhrιίch gewesen sei.

Χαρακτηρισμοί κοινωνικών στρωμάτων και η έννοια τάςιc στην

αρχαία Ελλάδα, (Diss.) Thessaloniki 1992, 81 ff. (spezie11 zum Ausdruck (έκ)λείπειν την τάξιν 87 f.; Ζυ unserer Ste11e 97 f.). την τάξιν την των προγόνων hat hier metaphorischen Sinn (die ruhmreiche Tradition, auf deren Fοrtfϋhruηg die Hinterbliebenen nicht verzichten dϋrfen). Zum Gebrauch dieses Bi1des bei Platon s. Louis 215; femer Jost 149 (Isokrates); 226 (Demosthenes).

a 6. και των liλλιov ocot 'όπερ τ/c πόλεωc τετελευτήKαCΙ. 1m Gebiet des Kerameikos waren auch fremde Soldaten begraben. Wir wissen νοn den Argivern (IG J3 1149 = CEG 135; Paus. Ι 29, 8 [= Test. 21 a Clairmont]) und den Kleonaern (Paus. 129, 7 = Test. 21 b Clairmont), die dort begraben wurden, sowie vom Polyandrion der Lakedaimonier (lG Π2 1678 = Test. 60 a Clairmont) vom J. 403 (vgl. Χ. Hell. 11 4, 33). Es werden also hier nicht die Fremden den im Kerameikos begrabenen Athenern gegeηϋbergeste11t, sondern nur die nicht Begrabenen den Begrabenen (erstere Moglichkeit hat Moraitis [S. 748] erwogen).

b 5. κάη: 'Feigheit' (LSJ S.v. 2); vgl. auBer den Ζυ b4-5 erwahnten Ste11en Phdr. 273 c2 und Lg. χπ 944 c6. Nach Μοeήs (ρ. 201, 5 Bekker) ist das Wort attisch (vgl. W. Schrnid, Der Atticismus ΙΠ 204). Μοeήs hat

~

KOMMENTAR

370

246 b 6-246 c 5

sich jedoch wahrscheinlίch durch das Vorkommen des Wortes bei Platon beeinflussen lassen (κ. Mras, WS 37, 1951, 105 f.). lη Wirklίchkeit ist das Wort dem dίchteήscheη Vokabular entlehnt; s. Κ. Gleisberg (zu 234 bl) 33 f.

Gegensatz Ζυ επιcτέλλω, das nach Ammonios (De αd!. vocab. dίfferentia § 181 Nickau) fiir einen schήftιίcheη Auftrag benutzt wird, gebraucht man επιcτ/πτω nur fiir einen miindlίchen Auftrag. lη diesem Sinne wird das Verbum haufίg ίη Zusammenhang mίt dem letzten Willen Sterbender verwendet; vgΙ S. Tr. 1221;Aj. 566; Hdt. ΙΠ 65,6; Antiphon 1, 1.29.30; Ε. Alc. 365; Ph. 774; Lys. 13,4.41.42.92.94; 32,6; Is. 3,69 (mίt Wyse z.St.); 9, 19; D. 28, 15; 36, 32; Babr. 47, 2; Hld. νπι 3, 5. Sein Vorkommen an unserer Stelle verleiht der Rede, wie Oppenheimer 27 bemerkt, den Charakter eines Testamentes, dem auch die Worte εαν αρα (υμβ~ γενέcθαι (247 c7) und die Verwendung der Tempora - bald im Hinblίck auf die gegenwartige Situation des Lebenden (Prasens: 246 d2; 248 b), bald mίt Hinblίck auf die kiinftige Situation des Toten (Futur: 247 c; 248 c4) - entsprechen.

b 6. ~ παίδεc. Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, bedeutet παιδεc hier und im folgenden 'Sohne' und nicht 'Κίηder' (vgΙ LSJ s.v. παιc Ι 1 und s. auch unten Ζυ 248 e8). Λ ελ ' ., •• , . W orte des τε παρακ εuoμαι ... ειναι οχ aptctooc. Dle b6 - C 1• νuν Redners eήηηem stark an das Gelobnis des Sokrates ίη Αρ. 29 d4 (και εωcπερ αν εμπνέω και οtόc τε ι1, ού μη παύcωμαι φιλοcοφων και ύμιν παρακελευόμενόc τε και ενδεικνύμενοc δτφ αν άεί εντυγχάνφ ύμων,

Hier weicht zwar das Gelobnis νοη dem einfachen Typus ού παύcoμαι-άλλ' άεί ab, doch HiBt sich eine Entsprechung deutlίch erkennen (statt άει steht hier εν τφ λοιπφ χρόνφ und statt der negativen Formulίerung ού παύcομαι eine positive); vgΙ Oppenheimer 27; zum Gelobnis im allgemeinen und speziell ίη der Αρ. s. Ε. Wolff, Platos Apologie, (Neue phί10Ι Untersuchungen 6) Berlίn 1929, 39 ff. W. Steidle, ΜΗ 7 (1950) 141 ff., eήηηert an die Ausgangsposition einiger friiher Dia10ge Platons, die damίt begίnnen, daB jemand Sokrates um Rat bittet, und weist auf die Bedeutung der gegenseitigen Fiirsorge der Biirger fiir das Leben ίη der Polίs hin, das "weniger auf staatlicher Organisation als vielmehr auf einer !.-ebensgemeinschaft analog der des Hauses oder der Famίlίe" beruhte (142). Wichtig ist zur vorlίegenden Stelle die Bemerkung νοη Wίlamowitz (Π 137): "Er (sc. der Redner) νerSΡήcht ίη der Zukunft jeden, mίt dem er zusammentήfft, daran Ζυ mahnen, daB er sich Miihe geben miiBte εΙναι ώc αριcτον, 246 c. So schickt es sich ίη der άριcτοκρατία. Was fiir ein Redner kann ein solches Versprechen geben? Doch nicht ein Dion oder Archinos, sondem ein Sokrates oder ein Platon, einer, der als seinen Beruf empfίndet, sein Volk zur άρετή Ζυ erziehen."

371

λέγων κτλ.).

4. εί τι πάcχοιεν. πάcχω wird oft euphemistisch (besonders bei Bestimmungen) fiir das Sterben verwendet, vgΙ LSJ S.v. m 2 a; Frohberger2 Ζυ Lys. 32,6. C

testameηtaήscheη

φράCα/ δε ύμίν κτλ. νοη

diesem Punkt an bis 248 e2 (άπαγγέλλω) wird dίe Rede bei Dionysios νοη Halίkamass zitίert (c. 30 ρ. 192,23-197, 1 U.-R.). Er lobt diesen Teί1 der Rede als echt platonisch: αϋτη δοκει

\

κάλλ\cτα εχειν Πλάτωνι ή λέξιc εν τούτφ τφ λόγφ. εχει μέντοι τα πλείω καλωc (ού γαρ δοκει ψεύδεcθαι), πλην δη πολιτικόν γε το (χημα αύτηc εcην, ούκ εναγώνιον (ρ.

197, 1-4 U.-R.). Trotz des Umfangs des Zitats, der ein Zitieren aus dem Gedachtnis ausschlίeBt, tragt der bei Dionysios iiberlίeferte Text zur Wiederherstellung des urspriinglίchen Platon-Textes kaum bei; dazu s. ΕίηΙ Kap. V ίί (Nebeniiberlίeferung).

5-6. οΤα νυν ήδέω, αν είποιεν ύμίν λαβόντε, δύναμιν. A.hnlίche Ausdriicke (vor a11em: φωνην λαβειν) dienen bei Platon wie bei anderen Autoren zur Einkleidung einer Personifikation: Prt. 361 a3 (καί μοι C

δοκει ήμων ή αρτι εξοδοc των λόγων ωcπερ ανθρωποc κατηγορειν τε

2. δίκαιό, είμι: hier 'ich bin verpflichtet (zu sagen)'; vgΙ Prt. 319

bl (δθεν δε αύτο ήγουμαι ού διδακτον εΤναι ... , δίκαιόc είμι είπειν),

Lα. 180 el, Grg. 461 d2.

C

και καταγελαν, και εί φωνην λάβοι, είπειν αν δη κτλ.);

Antisthenes fr. 190 Decleva caίzzi = 172 Giannantoni (εί φωνην λάβοι ό χαλκόc ... ); D. 8, 35 (εί οί 'Έλληνεc εροινθ' ύμαc ... ); Lucian. De luctu 13 (προc lic ό νεκροc αύτοc άποκρίναιτ' αν, εί λάβοι φωνήν); s. J. F. Κίηdstrand, Βίοη of Borysthenes, Uppsa1a 1976, 212 mίt weiteren Beispielen; s. auch

C 3. έπΈCΙCΗΠΤoν. lη der Bedeutung 'auftragen' nur hier und ίη 248 el

bei Platon (sonst nur als Fachausdruck der Gerichtssprache). 1m

..1

Ε.

246 c 6-246 d 2

KOMMENTAR

372

Norden, Die Antίke Kunstprosa 31129 Α. 1.

c 6. λαβόντε, δύναμιν: 'wenn sie die Moglichkeit hiίtten" Das bei Dionysios entstand vennutlich daraus, daB δύναμιc νοη ihm a1s korperliche Κraft verstanden wurde; vgl. aber ίη iίhnlichem Zusammenhang Ερ. 8,355 a4 (δυνάμενοc); femer Sph. 236 b 5 δύναμιν ε'ί τιc λάβοι τα τηλικαυτα ίκανωc όραν. Zu δύναμιc an der vorliegenden Stelle s. auch J. Souilhe, Etude sur le tenne ΔΥΝΑΜICdaηs les dia10gues de Platon, Parίs 1919,87. άναλαβόντεc

c 6-7. άλJJι. νομίζειν χρη αύτών άκούειν. Die Version des Dionysios (30 ρ. 193, 2-3 U.-R.) άλλα χρη νομίζειν άκούειν αύτων νeπiίt eine "ϋberarbeίtuηg im Sinn der Isokrateischen Vοrschήft" (Η. Usener, ΚΙ Schr. ΙΙΙ 117), da sie offenkundig auf die Venneidung des Hiatus zielt. c 7. αύτών άκούειν έκείνων. Der lnhalt der Wahmehmung steht hier nicht im Akk., wie es ίη der Regel mίt άκούω geschieht, sondem im Genitiv, weil es die Bedeutung 'auf etwas horen', 'Gehor schenken' hat, vgl. K-G. Ι 359 Α. 6. Nach D. Th. Sakalis (zu 244 c3-4) 35 ff., der diese Erscheinung fίir ein ionisches Element bei Platon halt, ist eine Anspielung auf die Sprache der Sophίsten anzunehmen (vgl. R. V 450 b4 [Worte des Sophίsten Thrasymachos]). 246 d 1 - 247 c4. Die Rede der Gefαllenen: Mαhnung. Wie schon Demetήos.-De eloc. 266 R. ήchtίg erkannt hat, ist die Rede

der Gefa11enen eine Prosopopoie (zum Βegήff und zur Anwendung ίη der Rhetοήk s. Volkmann, Die Rhetοήk d. Gήecheη u. Romer2 280 f.; Martin, Antike Rhetοήk 292 f.). Des gleichen rhetοήscheη (im breiteren Sinne) Mittels bedient sich Platon ίη Cri. 50 a-54 d (Gespriίch des Sokrates mit den Gesetzen) und ίη R. ΥΙΠ 545 d-547 c (MusenprosopopOie). lη den Leges kommen fiktive Mitredner mehnnals vor: 1629 b-e (Tyrtaίos); 635 c-d (der Gesetzgeber); ΙΙΙ 629 a (Pίndar); V 741 ff. (die 'Rede'); zum prosopopoetischen Gebrauch der incertα personα ίη den Dia10gen Platons s. Oppenheimer 30 Α. 11. Die groBte A.hnlichkeit mίt der vorliegenden Personifikatίon weist jedoch der achte Βήef des platonischen Corpus auf (355 a-357 d), ίη dem Platon den 'Rat', den der verstorbener Dion hatte geben wollen, den Verwandten und Freunden Dions erteίlt (vgl. auch die Einfίihrung der Rede 355 a5-6 ­

373

Μχ.

246 c5-6). Υοη den spiίteren Autoren verwendet CΊcero ίη Cαel. 33­ 4. 36 (vgl. Quintil. ΠΙ 8, 54; ΧΠ 10, 61) eine iίhnliche Personifikation, indem er Clodia mίt ihrem Vorfahren Appius Claudius Caecus und ihrem ebenfa11s gestorbenen Bruder Clodius sprechen liίBΙ d 1-2. το νυν παρΟν. Gemeint ist nicht die Feier fίir die Toten (Μeήdίer: 'a elle seule la ceremonie presente'), sondem die Entscheidung der Viίter zu sterben: (ί) Der Redner gibt wieder, was er νοη den kίinftigen Gefallenen gehort hat (246 a5). Die Redenden (d.h. die kίinftigen Gefallenen) sprechen jedoch, wiίhrend sie noch leben. Der Tod erscheint nur a1s eine Moglichkeit, die ausschlίeBlich im Futur erscheint. (ίί) Die Erwahnung der Totenfeier am Anfang ihrer Rede wίirde das dramatίsche Moment aufheben: sie sprechen nicht, nachdem sie ίη den Zustand des Todes versetzt sind, sondem a1s Lebende, die eine wichtige Entscheidung getroffen haben und mίt diesen Worten ihren letzten Willen iίuBem. (ίίί) Ware mίt το νυν παρόν die Totenfeier gemeint, wίirde man konsequenterweise erwarten, daB die Entscheidung der Gefa11enen als Tat der Vergangenheit und nicht der Gegenwart dargestellt worden ware (demzufolge sollten sie also είλόμεθα statt αίρούμεθα sagen). d 2-3. ήμίν δε έξον ζην μη καλώc, καλώ, αΙρούμεθα μάλλον τελευταν. Eine Prohaίresis (Αήst. ΕΝ ΠΙ 3. 1113 a 10-6) der Gefallenen begegnet ίη allen Grabreden: Gorgias 82 Β 6 (Π ρ. 285, 15 ff.) D.-K; Th. Π 42, 4; Lys. 2, 24-6 (62: αίρούμενοι); D. 60, 27-31 (26: εϊλοντο, 28: ~ρoυντo); ΗΥΡ. 3 (προαιρέcεωc). 40. Die Prohairesis ist auch die konstίtutive Ροπη fίir groBe Teίle der platonischen Αρ. (bes. 28 b-d), s. Ε. Wolff (zu 246 b6-cl) 34 ff. 75 ff.; zur Ροπη der Prohaίresis S. 54 ff. Die Gegenίiberstellung νοη schandlichem Leben und ehrenvollem Tod (vgl. schon Il. 9,410-6) kommt ίη der Tragodie hiίufig vor, vgl. S. Aj. 479-80 (άλλ' η καλωc ζην η καλωc τεθνηκέναι / τον εύγενη χρή); weitere Belege bei Blaydes zu S. Aj. 479; Pearson zu S. fr. 488; Radt Ζυ Α. fr. 466 (vgl. zu fr. 90); ders. zu S. fr. 488; zur Prosa vgl. Isoc. 6, 36; 9, 8; Χ. Αρ. 9; Lαc. 9, 1; D. 18,205; Polyaen. ιν 6,5. d 2-3. καλώ, αΙρούμεθα τελευταν. Die Arete des Bίirgers erweist sich im Aufopfem seines Lebens fίir die Gemeinschaft. Zum 'schonen Tod' a1s Bestandteil der Polis-Ideologie aus der Zeit der Entstehung der hoplitίschen Phalanx s. C. W. Mίiller, Gymnasium 96 (1989) 318 ff.

246 d 2-246 d 7

KOMMENTAR

374

d 2. μη 1CαλώC, 1CaλίOC. Ζυ gleichen und entgegengesetzten Begήffen, die nebeneinaπder gestellt werden, s. K.-G. Π 602. μη καλωc eηtSΡήcht hier dem αίcχρωc oder πονηρωc. Zum Gegensatz καλό'>c - μη καλό'>c vgΙ Ε. fr. 361 Ν.2 έγω δε toi)( καλωc τεθνηκόταc / ζην φημι μαλλον του βλέπειν toi)( μη καλό'>c.

ανθρώπων εμμεναι οϋτε θεων / οϋτ' έπι Yilc οϋτ' α.οτε τελευτήcανθ' ύπο γαίηc.

1st aber die Haufung der Antithesen nicht eher ein Indiz dafϋr, daB der Ursprung dieser Worte, zumίndest wie sie hίer stehen, rhetοήsch ist? d 6-7. οϋτε τινα. άνθρώπων ούτε θεων. Der Ausdruck zeigt die Allseitigkeit, d.h. eine MiBbilligung durch die gesamte Welt, vgΙ iihnlίche Beispiele bei Ε. Kemmer (zu 236 d6) 86 f.

d 3-4. τεΛ.εuταν, πρΙν ••. εκ όνείδη 1Cαταcτ/cαι: vgΙ den Spruch des Komodien- und Dithyrambendichters Αηaxaπdήdes (fr. 65 Κ-Α. = Αήst. Rhet. ΙΠ 11.1412 b 16) καλΟν γ' αποθανειν πριν θανάτου δραν αξιον. '.\ Λ Λ θ ' D er "μαc τε και τou, επειτα ... και παν το πρoc εν oyεyoc. d 3-5. πριν "

.,

,

,

375

ούτε θεων φίλον εΤναι. DaB die schlechten, ungerechten usw. Menschen νοη den Gottem gehaBt, die Guten dagegen geliebt werden, wird bei Platon oft wiederholt; vgΙ Αρ. 40 dl (στι ούκ Ecttv ανδρι

,

Βegήff des

Geschlechts spielte eine wichtige Role ίη der Adelsethik. Der einzelne sollte sich nur als ein Teίl seines Geschlechtes fϋhΙeη, das laπge Geschichte vor ihm und Zukunft auch nach ihm hatte. Insofem war auch der Ruhm kein personlίches Eigentum, sondem Geschlechtsgut (vgΙ 247 a3-6). Dazu s. Μ. Wundt, Gesch. d. gήech. Ethίk Ι 82 f. und ausfϋhrlίcher Oppenheimer 36 ff.

αγαθφ κακον ούδεν οϋτε ζωντι οϋτε τελευτήcαντι, ούδε αμελειται ύπο θεων τα τούτου πράγματα);

femer Grg. 507 e; Smp. 212 a; R. 1352 a; Π 382 e; Χ 612 e; Phlb. 39 e; s. Τ. Meyer,Platons Apologie, (Τϋbίηger Beitr. Ζ. Altertumswiss. 42) Stuttgart 1962, 80 f. Ζυ αρετή als Vorausetzung der θεοφιλία s. F. Dirlmeier (zu 237 c7) 180 ff. = Ausgew. Schr. 100 ff.

d 4-5. πρΙν το\)( ήμετέρου, πατέρα, καΙ παν το πρόcθεν Ύένο, αφναι: vgΙ Ι1. 6, 208-9: αίεν αριcτεύειν και ύπέροχον εμμεναι αλλων, / μηδε γένοc πατέρων αίcχυνέμεν, femer Hypereides 6, 3 το μη

d 7. ούθ' ύπο Ύη, τελευτήcαντι. Hirschig hat τελευτ/cαντι als Glosse getilgt (zustimmend G. Jachmann, Der Platontext, Nachr. Ak. Wiss. GOtt., ΡhίΙ-hίst. ΚΙ 1941, Gottingen 1942, 366 Α. 1 = TextgeschichtΙ Studien, Konigstein 1982, 722 Α. 1), sehr Ζυ Unrecht, denn durch das Partizip wird, wie Stallbaum bemerkt, der Zustand des Toten deutlίch gemacht: "Caret enim neutiquam νί et gravitate, quandoquidem eo addito mortis status et condicio urgetur, ut quum Latine dicas: η eque apud inferos, ubi vitam fίniverit". Bemdt, De ironia 27, und Μ6ήdίer machen auch auf die Entsprechung τελευτήcαντι - αίcχύναντι sowie auf τελευταν - αίcχυναι aufmerksam. τελευτήcαντι wird auBerdem νοη Dionysios (Dem. 30 ρ. 193, 11 U.-R.) und Iamblichos (Protr. 19 ρ. 118, 8 Des Places) bezeugt. Die Toten nehmen nach dem Volksglauben nicht nur wahr, was auf der Erde geschieht (s. unten Ζυ 247 b7-cl), sondem nehmen auch mit Gefϋhlen aπ den Geschehnissen teil. Auf die Gefϋhle der Verstorbenen weisen oft die Redner hin, wenn sie die Entscheidung der Richter oder der Versammlung beeinflussen wollen; vgΙ Lyc. c. Leocr. 136; D. 20, 87; 19, 66; 23,210; Aeschin. 3, 259; s. Η. Meuss, Jb. f. class. PhίloΙ 35 (1889) 806. Zum Glauben aπ die Unterwelt als einen Ort, wo die Seelen entsprechend ihren Taten auf der Welt bestraft oder belohnt werden, s. Μ. offensichtlίch

καταιcχυναι 'tιxc των προγόνων αρετάc.

d 5. αΙcχUναντι. Nur die Αοήstfοrm paBt hίer wirklίch, denn es geht nicht um eine Leben..s haltung, sondem um eine Tat (vgΙ das voraπgehende αίcχυναι).

d 6. άβίιοτον εΤναι: vgΙ R. ΙΠ 407 a5 (0.0 [sc. εργου] αναγκαζομένου απέχεcθαι αβίωτον); bl (αβίωτον τφ μη μελετωντι); Lg. ΧΙ 926 b6 (ac [sc. cυμφοράc] αβίωτον ζην κεκτημένφ); βίοc αβίωτοc kommt als fester Ausdruck haufig vor, vgΙ Plt. 299 b7; Gorgίas 82 Β 20 ρ. 299, 7 D.-K.; Ar. Ρ!. 197; 969; Ε. Ηίρρ. 821.868; Lys. 6, 31; Phίlemon fr. 94, 7; 96, 7 Κ-Α.; Ζυ diesem und iihnlίchen Ausdrϋcken s. auch Ε. De Strycker - S. R. Slίngs Ζυ Αρ. 38 a5. d 6-7. oiStE τινα. άνθρώπων ••• Uπα yηc τελεuτήcαντι. Nachk1aπg aπ die Verse eines elegischen Dichters, wahrscheinlίch des Solon oder des Tyrtaios, vermutet C. Schmidt, Epistola ad Τuήceηses Platonis editores philologa, Βeήcht ϋber das Gymnasium ίη Bielefeld 1847, 16. Die Verse hatten nach Schmidt folgendermaBen lauten konnen: Οϋτε τίν' i

"~1