Philostorgios: Kirchengeschichte. Band 1: Einleitung, Text und Übersetzung. Band 2: Kommentar [1-2] 3506781995, 9783506781994

Ediert, übersetzt und kommentiert von Bruno Bleckmann und Markus Stein. Die Kirchengeschichte des Philostorgios entfalt

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Philostorgios: Kirchengeschichte. Band 1: Einleitung, Text und Übersetzung. Band 2: Kommentar [1-2]
 3506781995, 9783506781994

Table of contents :
PHILOSTORGIOS KIRCHENGESCHICHTE 1
Band 1: Einleitung, Text und Übersetzung
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur
I. Abkürzungen
II. Primärquellen
III. Sekundärliteratur
EINLEITUNG (B. Bleckmann, außer Kap. VII.)
I. Zur Rekonstruktion des Textes der Kirchengeschichte
1. Vorbemerkungen: Von Byzanz bis zur Ausgabe von J. Bidez
2. Photios: Epitome und Bibliotheca codicum 40
3. Philostorgios in der Artemii Passio
4. Philostorgios in der Suda
5. Philostorgios in der Vita Constantini BHG 365
6. Weitere Textzeugen
7. Die Anhänge I-VII in der Ausgabe von Bidezund ihr Verhältnis zu Philostorgios
II. Zum biographischen Hintergrund des Philostorgiosund zur Datierung seines Geschichtswerks
III. Aufbau, Inhalt und Gestaltung des Geschichtswerks
IV. Christliche Quellen
1. Vorbemerkungen
2. Kirchengeschichtliche Quellen
a) Eusebios von Kaisareia
b) Der anonyme homöische Historiker
c) Weitere kirchengeschichtliche Quellen
3. Konzilsakten und Briefe
4. Hagiographische Quellen
5. Eine Apokalypse des fünften Jahrhunderts?
6. Die Apologie der Apologie des Eunomios
V. Profangeschichtliches Material und profane Quellen
1. Vorbemerkungen
2. Eunapios
3. Ammianus Marcellinus oder eine Quelledes Ammianus Marcellinus?
4. Olympiodoros und weitere mögliche Quellenzur Geschichte des Westens
5. Weitere Quellen
VI. Geschichte als Argument: Das Ziel der historischenErzählung des Philostorgios
VII. Bemerkungen zum Text (M. Stein)
1. Handschriftliche Überlieferung
a) Phot. Philost.
b) Mart. Artem. (BHG 170 - 171 c)
c) Vit. Const. (BHG 365)
d) Suda
e) Nicetas Choniates, Thesaurus
f) Weiteres
2. Text und Apparat
VIII. Bemerkungen zur Übersetzung
TEXT (M. Stein) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann / M. Stein) Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungenin Text und Apparat
testimonia / Zeugnisse
fragmenta / Fragmente
PHILOSTORGIOS KIRCHENGESCHICHTE 2
Band 2: Kommentar
testimonia
1. Buch
2. Buch
3. Buch
4. Buch
5. Buch
6. Buch
7. Buch
8. Buch
9. Buch
10. Buch
11. Buch
12. Buch

Citation preview

P H IL O S TO R G IO S K IR C H E N G E S C H IC H T E 1

K LEINE UND FR AGME NTAR ISC HE H IS TO RIKE R DE R SPÄTANT IKE (KFHist)

HERAUSGEGEBEN VON BRUNO BLECKMANN UND MARKUS STEIN

(E 7) P HIL OS TO R G IO S , K IR C H E N G E S C H I C H T E

P H I LO S TO R G I O S K IR CH EN G ES C H I C H T E Ediert, übersetzt und kommentiert von BRUNO BLECKMANN und MARKUS STEIN

Band 1 Einleitung, Text und Übersetzung

2015

FERDINAND SCHÖNINGH

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über: http.//dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages nicht zulässig. © 2015 Ferdinand Schöningh, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) Internet: www.schoeningh.de Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn ISBN 978-3-506-78199-4

für Anne und Marion

Vorwort Der Band zu Philostorgios ist der erste, der im Rahmen der Unternehmung „Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike“ vorgelegt wird. Die dort behandelten Autoren sind in Modulen gruppiert. Im Modul E „Fragmentarische Kirchenhistoriker“ erscheint Philostorgios unter der Nummer E 7 (KFHist E 7). Die hier vorgelegte kommentierte Edition und Übersetzung des im fünften Jahrhundert schreibenden Kirchenhistorikers Philostorgios hat eine lange Genese, deren Beschreibung Ausführlichkeit und Eigenarten, aber auch das Verhältnis zu Parallelunternehmungen erklärt. Im Zuge der allmählichen Erschließung der spätantiken Historiographie durch neue Editionen, Übersetzungen, Kommentare und Monographien ist Philostorgios gerade in den letzten beiden Jahrzehnten zum Gegenstand einer intensiven wissenschaftlichen Beschäftigung geworden. Das Interesse an diesem 1913 von J. Bidez mustergültig edierten und immer wieder konsultierten Kirchenhistoriker erklärt sich durch den Umfang des auch noch in seinen Resten imposanten Berichts, durch die zahlreichen Spezialinformationen im kirchen- und im profangeschichtlichen Bereich sowie durch die völlig von der orthodoxen Hauptströmung abweichende Perspektive, in der ein Angehöriger einer im Dogmenstreit unterlegenen und zur kleinen Sekte mutierten Richtung die Geschichte seiner jüngeren Vergangenheit kommentiert hat. Die Notwendigkeit, für die Klärung einer Fülle von kirchen- und profangeschichtlichen Fragen den Quellenwert von Philostorgios genau einzuschätzen, ist Bruno Bleckmann aufgefallen, als er den ausführlichen Bericht zur Usurpation des Vetranio und zur Regentschaft des Gallus Caesar für einen längeren, 1994 erschienenen Aufsatz analysiert hat. Seit dieser Zeit hat er wiederholt Aspekte aus dem Bericht des Philostorgios behandelt, wobei die Ergebnisse dieser Forschung in den vorliegenden Kommentar Eingang gefunden haben. Während dieser Vorarbeiten ist nicht nur die kommentierte englische Philostorgios-Übersetzung von P. R. Amidon erschienen. Vielmehr ist parallel zu diesen Vorarbeiten eine von É. Des Places verfasste französische Übersetzung der großen Epitome und der Philostorgios-Teile der Artemii Passio um die Übersetzung der übrigen Philostorgios-Stücke erweitert, wesentlich überarbeitet und mit Erläuterungen versehen worden, die 2013 in den Sources Chrétiennes vorgelegt worden ist. An dieser knapper kommentierten französischen PhilostorgiosAusgabe hat Bruno Bleckmann, Kooperationen aus seiner Straßburger Zeit

VIII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

fortführend, gemeinsam mit Doris Meyer und J.-M. Prieur (verstorben im November 2012) gearbeitet, wobei die Ergebnisse aus seiner Arbeit am deutschen Philostorgios-Projekt permanent in diese Ausgabe eingegangen sind ebenso wie umgekehrt die Ergebnisse der Straßburger Equipe, insbesondere die Existenz der Übersetzung von Des Places, auch diese Arbeit beeinflusst haben. Ferner ist auf die Leistung hinzuweisen, die die 2005 erschienene Monographie von G. Marasco für die komplette Erschließung Philostorgs bedeutet. Mit Gewinn konnten schließlich neben kleineren allgemeinen Studien zum Geschichtsbild Philostorgs auch meist ebenfalls in jüngster Zeit angefertigte Detailstudien zum Autor benutzt werden, die vom Bild, das Philostorgios von einzelnen Kaisern wie etwa Konstantin d. Gr. oder Theodosius I. hat, bis zu den geographisch-ethnographischen Exkursen oder dem Einsatz apokalyptischer Topik reichen. Viele der für Philostorgios relevanten Einzelaspekte sind in einem 2006 in Straßburg abgehaltenen Kolloquium diskutiert worden, dessen Beiträge 2011 von Doris Meyer publiziert worden sind. Kirchengeschichtliche Forschungen wie die Darstellung von Th. A. Kopecek zur Geschichte des „Neoarianismus“ und die Monographie von R. P. Vaggione zu Eunomios von Kyzikos bieten über weite Strecken eine Erläuterung der Besonderheiten der Erzählung des Philostorgios und sind damit eine verlässliche Grundlage für die historische Kommentierung. Für die Bücher Philostorgs zu Constantius II. und zu Julian erwies sich darüber hinaus die Monographie zur Geschichte der Homöer von H. Ch. Brennecke wegen ihrer quellennahen Sorgfalt als besonders wertvoll. Die Arbeit am historischen Teil des vorliegenden Kommentars ist durch die genannten Arbeiten, insbesondere durch die von Amidon, Prieur und Marasco, auf jeden Fall auch dort erleichtert worden, wo gelegentlich abweichende Auffassungen vertreten werden. Unterschiede in der Kommentierung und monographischen Erschließung ergeben sich gegenüber den Parallelarbeiten zum einen durch die hier erstmals erfolgte philologische Kommentierung des Werkes, zum anderen durch die größere Ausführlichkeit und stärkere Gewichtung der profangeschichtlich relevanten Informationen sowie durch die eingehender vorgenommene Abgleichung mit der Paralleltradition und – damit verbunden – durch den deutlicheren quellenkritischen Ansatz. Eine Bruno Bleckmann von der DFG finanzierte Freistellung von Lehraufgaben ermöglichte es ihm, 2010/11 eine erste Skizze der Übersetzung, der Einleitung und des historischen Teils des Kommentars zu entwerfen.

Vorwort

IX

Aufgrund der Bewilligung des Akademieprojekts der „Kleinen und fragmentarischen Historiker der Spätantike“ lag es nahe, die bisherigen Vorarbeiten für das Gesamtunternehmen zur Verfügung zu stellen und umgekehrt von den neuen Ressourcen und Arbeitsmöglichkeiten zu profitieren. Entsprechend der in diesem Unternehmen vorgesehenen Arbeitsteilung hat sich Markus Stein um die Edition und philologische Kommentierung des Textes gekümmert, Bruno Bleckmann um die historische Kommentierung und Situierung. Die Übersetzung ist unser beider Werk, indem Bruno Bleckmann eine erste Fassung vorgelegt hat, die Markus Stein während der Arbeit an der Edition gegebenenfalls verändert hat. Wir hoffen, dass die Übersetzung den Lesern nicht nur den Inhalt erschließt, sondern ihnen gelegentlich auch einen Eindruck vermittelt von der Ausdrucksweise dieses Historikers, soweit sie aus dem Wortlaut der referierenden, paraphrasierenden, mitunter auch zitierenden späteren Autoren zu ersehen ist. Im Kommentar leiten die griechischen Lemmata die Abschnitte des philologischen Kommentars von Markus Stein ein und die deutschen Lemmata, die die Übersetzung wiedergeben, die Passagen des historischen Kommentars von Bruno Bleckmann. Beide Kommentarteile sind so miteinander verschränkt, dass philologischer und historischer Kommentar für jedes Kleinkapitel bzw. für jeden Paragraphen hintereinander angeführt werden. 1 Nach Jahren intensiver Arbeit haben wir verschiedenen Seiten zu danken: der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste für die finanzielle Unterstützung, den Mitgliedern unseres Düsseldorfer Colloquiums für wertvolle Beiträge und Mehran Nickbakht für die nicht immer leichte und äußerst zeitaufwändige Redaktion des Endtextes. Bruno Bleckmann dankt für Korrekturarbeiten und sonstige Unterstützung Mehran Nickbakht, Jan-Markus Kötter, Nicolas Hoffmann, Felix Böttcher und Christian Michel. Markus Stein ist für das Korrekturlesen der philologischen Partien Barbara Court, Henning Dreyling, Malte Helfberend, Sebastian Lindermann und Carlo Scardino sehr verbunden; Jonathan Groß hat neben seiner philologischen Arbeit die verschiedenen Textprogramme betreut, auf die ein solches Unternehmen heutzutage angewiesen ist. Eine völlige orthographische und formale Vereinheitlichung beider aufeinander Bezug nehmenden, aber unabhängigen Kommentarteile (z. B. für „dass“ bzw. „daß“) ist dabei unterblieben. 1

X

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Ein besonderer Dank gilt dem Colloquium von Rudolf Kassel und Jürgen Hammerstaedt in Köln, das dem Düsseldorfer Philologen wie in vielen Jahren zuvor wiederholt Gelegenheit bot, schwierige Stellen vorzustellen und zu diskutieren. Rudolf Kassel hat Text, Übersetzung und philologischen Kommentar über die ganzen Jahre mitgelesen und zahlreiche Anregungen und Hinweise gegeben. Nigel Wilson hat in den zurückliegenden Jahren mehrfach den für die Philostorg-Epitome des Photios entscheidenden cod. Baroccianus 142 in Oxford am Original überprüft. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Düsseldorf, im Sommer 2015 Bruno Bleckmann und Markus Stein

Inhaltsverzeichnis BAND 1 Vorwort Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur I. Abkürzungen II. Primärquellen III. Sekundärliteratur EINLEITUNG (B. Bleckmann, außer Kap. VII.) I. Zur Rekonstruktion des Textes der Kirchengeschichte 1. Vorbemerkungen: Von Byzanz bis zur Ausgabe von J. Bidez 2. Photios: Epitome und Bibliotheca codicum 40 3. Philostorgios in der Artemii Passio 4. Philostorgios in der Suda 5. Philostorgios in der Vita Constantini BHG 365 6. Weitere Textzeugen 7. Die Anhänge I-VII in der Ausgabe von Bidez und ihr Verhältnis zu Philostorgios II. Zum biographischen Hintergrund des Philostorgios und zur Datierung seines Geschichtswerks III. Aufbau, Inhalt und Gestaltung des Geschichtswerks IV. Christliche Quellen 1. Vorbemerkungen 2. Kirchengeschichtliche Quellen a) Eusebios von Kaisareia b) Der anonyme homöische Historiker c) Weitere kirchengeschichtliche Quellen 3. Konzilsakten und Briefe 4. Hagiographische Quellen 5. Eine Apokalypse des fünften Jahrhunderts?

VII

XIII XV LVI

1 1 4 23 28 29 33 35 37 45 54 54 55 55 56 61 62 65 68

XII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

V. Profangeschichtliches Material und profane Quellen 1. Vorbemerkungen 2. Eunapios 3. Ammianus Marcellinus oder eine Quelle des Ammianus Marcellinus? 4. Olympiodoros und weitere mögliche Quellen zur Geschichte des Westens 5. Weitere Quellen VI. Geschichte als Argument: Das Ziel der historischen Erzählung des Philostorgios VII. Bemerkungen zum Text (M. Stein) 1. Handschriftliche Überlieferung a) Phot. Philost. b) Mart. Artem. (BHG 170 - 171 c) c) Vit. Const. (BHG 365) d) Suda e) Nicetas Choniates, Thesaurus f) Weiteres 2. Text und Apparat VIII. Bemerkungen zur Übersetzung TEXT (M. Stein) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann / M. Stein) Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen in Text und Apparat testimonia / Zeugnisse fragmenta / Fragmente

BAND 2 KOMMENTAR (B. Bleckmann / M. Stein)

71 71 73 79 81 84 86 101 101 101 104 111 111 112 112 113 115

119 122 132

Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur I. Abkürzungen AOW

Augustinus Opera Werke, Paderborn 2003 ff.

Bauer / Aland Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur von W. Bauer, hg. von K. u. B. Aland, Berlin 61988 BHG

Bibliotheca Hagiographica Graeca

BHL

Bibliotheca Hagiographica Latina

BMP

B. Bleckmann / D. Meyer / J.-M. Prieur (Hgg.), Philostorge, Histoire ecclésiastique (SC 564), Paris 2013

CC(S)G

Corpus Christianorum, Series Graeca

CC(S)L

Corpus Christianorum, Series Latina

CFHB

Corpus Fontium Historiae Byzantinae

CIL

Corpus Inscriptionum Latinarum

CPG

Clavis Patrum Graecorum

CPL

Clavis Patrum Latinorum

CSEL

Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum

CSHB

Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae

CSCO

Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium

DHGE

Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastique

DNP

Der Neue Pauly

FaCh

Fathers of the Church

FGrHist

Fragmente der griechischen Historiker

FHG

Fragmenta historicorum Graecorum

FC

Fontes Christiani

GCS

Die Griechischen Christlichen Schriftsteller, Berlin 1897 ff.

GNO

Gregorii Nysseni Opera

HdbAW

Handbuch der Altertumswissenschaft

ILS

Inscriptiones Latinae Selectae, hg. von H. Dessau

XIV

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

K.-B.

R. Kühner / F. Blass, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, Erster Teil: Elementar- und Formenlehre 1/2, Hannover 31890/92

K.-G.

R. Kühner / B. Gerth, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, Zweiter Teil: Satzlehre 1/2, Hannover 3 1898/1904

KFHist

Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike

KlP

Der Kleine Pauly

LACL

Lexikon der antiken christlichen Literatur, hg. von S. Döpp / W. Geerlings, Freiburg 32002

Lampe

G. W. H. Lampe (Hg.), A Patristic Greek Lexicon, Oxford 1961.

LBG

E. Trapp (Hg.), Lexikon zur byzantinischen Gräzität, Wien 1994 ff.

LIMC

Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae

LSJ

H. G. Liddell / R. Scott / H. S. Jones (Hgg.), A Greek-English Lexicon, Oxford 1996

LThK

Lexikon für Theologie und Kirche

MGH AA

Monumenta Germaniae Historica (auctores antiquissimi)

PG

Patrologia Graeca

PL

Patrologia Latina

PLRE

Prosopography of the Later Roman Empire

PO

Patrologia Orientalis

RAC

Reallexikon für Antike und Christentum

RE

Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

RGA

Reallexikon der Germanischen Altertumskunde

RIC

Roman Imperial Coinage

SC

Sources Chrétiennes

ThLL

Thesaurus linguae Latinae

TRE

II. Primärquellen (ggf. mit zitierten und eingesehenen Übersetzungen) Die Abkürzungen für Autoren und Werke richten sich weitgehend nach ThLL (lateinisch), LSJ (griechisch profan) und Lampe (griechisch christlich). Die biblischen Bücher werden nach LACL abgekürzt.

Acta synhodorum habitarum Romae (darin: Acta synhodi A. DI.) Acta synhodorum habitarum Romae, a. CCCCXCVIIII. DI. DII, ed. Th. Mommsen, in: Cassiodori senatoris Variae, rec. Th. Mommsen (MGH AA 12), Berlin 1894, 393-455. Addit. Prosp. Haun. chron. I = Additamenta ad Prosperum Hauniensia s. Consularia Italica Ael. VH / (var. hist.) = Aelianus, Varia historia Claudii Aeliani Varia historia, ed. M. R. Dilts (BT), Leipzig 1974. Agap. = Agapios von Hierapolis (Manbidsch), Universalgeschichte A. Vasiliev, Kitab al-‘Unvan – Histoire Universelle, Patrologia Orientalis 5/4 (1910) 557-692, 7/4 (1911) 457-591 und 8/3 (1912) 397-550. Agath. = Agathias, Historiarum libri quinque Agathiae Myrinaei Historiarum libri quinque, rec. R. Keydell (CFHB. Series Berolinensis 2), Berlin 1967. Agatharch. = Agatharchides von Knidos, De mari Erythraeo Agatharchides of Cnidus, On the Erythraean Sea, trans. and ed. by S. M. Burstein, London 1989. Agatharchides von Knidos, „Über das Rote Meer“, Übersetzung und Kommentar von D. Woelk, Bamberg 1966. Ambr. = Ambrosius von Mailand ep. = Epistulae (CPL 160) Sancti Ambrosii opera, pars 10, Epistularum libri, rec. O. Faller, indices et addenda composuit M. Zelzer, 4 Bände (CSEL 82/1-4), Wien 1968-1996. fid. = De fide (CPL 150) Sancti Ambrosii opera, pars 8, De fide (Ad Gratianum Augustum), rec. O. Faller (CSEL 78), Wien 1962. Am ben (an Gratian). Lateinisch-deutsch, übers. und eingel. von Ch. Markschies, 3 Bände (FC 47/1-3), Turnhout 2005.

XVI

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Ambrosiast. = Ambrosiaster comm. = Commentarius in epistulas Paulinas (CPL 184) Ambrosiastri qui dicitur Commentarius in epistulas Paulinas, rec. H. I. Vogels, 3 Bände (CSEL 81/1-3), Wien 1966-1969. quaest. test. = Quaestiones veteris et novi testamenti (CPL 185) Pseudo-Augustini Quaestiones veteris et novi testamenti CXXVII, rec. A. Souter (CSEL 50), Wien 1908. Amm. (Marc.) = Ammianus Marcellinus Ammiani Marcellini Rerum Gestarum libri qui supersunt, ed. W. Seyfarth, 2 Bände (BT), Leipzig 1978. Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, lateinisch und deutsch und mit einem Kommentar vers. von W. Seyfarth, 4 Bde. (SQAW 21/1-4), Darmstadt 1968-1971. Ammien Marcellin, Histoire, texte établi et traduit (et annoté) par E. Galletier, G. Sabbah u. a., 6 Bände (CUF. Série latine), Paris 1968-1999. Anast. S. monoph. = Anastasios vom Sinai, Contra Monophysitas (CPG 7771) PG 89,1179-1192 Anonymer homöischer Historiker Fragmente eines Arianischen Historiographen, in: Philostorgius, Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen, hg. von J. Bidez, 3., bearb. Aufl. von F. Winkelmann (GCS 21), Berlin 1981, 202-241 (Anhang VII). Anon. Vales. = Anonymus Valesianus Excerpta Valesiana, rec. J. Moreau, editionem correctiorem curavit V. Velkov (BT), Leipzig 1968. I. König, Origo Constantini – Anonymus Valesianus, Teil 1, Text und Kommentar (Trierer Historische Forschungen 11), Trier 1987. Anth. Pal. = Anthologia Palatina Anthologia Graeca epigrammatum Palatina cum Planudea, ed. H. Stadtmüller, 3 Bände (BT), Leipzig 1894-1906. Anthologia Graeca. Griechisch-deutsch, ed. H. Beckby, 4 Bände (Tusculum), München 21965. Die griechische Anthologie in drei Bänden, hg. und aus dem Griechischen übertragen von D. Ebener (Aufbau-Taschenbücher. Bibliothek der Antike), Berlin 1991.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XVII

A. S. F. Gow / D. L. Page, The Greek Anthology. Hellenistic Epigrams 1/2, Cambridge 1965 (Anonyme) Apokalypse (als Teil des sog. Testamentum Domini Jesu Christi) (Anonyme Apocalypse), in: The Synodicon in the West Syrian Tradition I, ed. by A. Vööbus, Louvain 1975, 27-31. J. P. Arendzen, A New Syriac Text of the Apocalyptic Part of the „Testament of the Lord“, JThS 2 (1901) 401-416. Apophth. Patr. = Apophthegmata Patrum (CPG 5560-5615) Les Apophtegmes des Pères. Collection systématique, introd., texte critique, trad. et notes par J.-C. Guy, 3 Bände (SC 387; 474; 498), Paris 1993-2005. Ast. Am. hom. = Asterios, Homiliae (I-XIV) (CPG 3260) Asterius von Kappadokien, Die theologischen Fragmente, Einleitung, kritischer Text, Übersetzung und Kommentar von M. Vinzent (Supplements to Vigiliae Christianae 20), Leiden 1993. Ath(an). = Athanasios von Alexandreia apol. Const. = Apologia ad Constantium (CPG 2129) Apologia ad Constantium, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H. Ch. Brennecke, U. Heil und A. von Stockhausen, 8. Lieferung, Berlin 2006, 279-309. À lʼempereur Constance, in: Athanase d’Alexandrie, Deux Apologies. A l’empereur Constance, pour sa fuite, introd., texte critique, trad. et notes de J. M. Szymusiak (SC 56bis), Paris 1988, 86-175. apol. sec. = Apologia (secunda) contra Arianos (CPG 2123) Apologia secunda, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H.-G. Opitz, 3.-5. Lieferung, Berlin 19351941, 87-168. Verteidigungsschrift gegen die Arianer (Apologia contra Arianos), in: Athanasius, Zwei Schriften gegen die Arianer, eingel., übers. und komm. von W. Portmann (BGL), Stuttgart 2006, 75-189. Ar. = Orationes contra Arianos (CPG 2093) Orationes I et II contra Arianos, in: Athanasius Werke, Erster Band, Erster Teil, Die dogmatischen Schriften, vorbereit. von K. Metzler, rev. u. besorgt von K. 1998, 109-260. Oratio III contra Arianos, in: Athanasius Werke, Erster Band, Erster Teil, Die dogmatischen Schriften, vorbereitet von K. Metzler,

XVIII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

rev. und besorgt von K. Savvidis, hg. von M. Tetz / D. Wyrwa, 3. Lieferung, Berlin 2000, 305-381. Verteidigungsschrift gegen die Arianer (Apologia contra Arianos), in: Athanasius, Zwei Schriften gegen die Arianer, eingel., übers. und komm. von W. Portmann (BGL), Stuttgart 2006, 190-285. decr. = De decretis Nicaenae synodi (CPG 2120) De decretis Nicaenae synodi, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H.-G. Opitz, 1. Lieferung, Berlin 19351941, 1-45. Dok. = Dokument, s. unter Urkunden/Dokumente zur Geschichte des Arianischen Streites ep. Aeg. Lib. = Epistula ad episcopos Aegypti et Libyae (CPG 2092) Epistula ad episcopos Aegypti et Libyae, in: Athanasius Werke, Erster Band, Erster Teil, Die dogmatischen Schriften, vorbereit. von K. Metzler, besorgt von D. U. Hansen und K. Savvidis, 1. Lieferung, Berlin 1996, 39-64. ep. Afr. = Epistula ad Afros (CPG 2133) Athanasius von Alexandrien, Epistula ad Afros, Einleitung, Kommentar und Übersetzung von A. von Stockhausen (PTS 56), Berlin 2002. Epistula ad Afros, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H. Ch. Brennecke, U. Heil und A. von Stockhausen, 8. Lieferung, Berlin 2006, 322-339. ep. encycl. = Epistula encyclica (CPG 2124) Epistula Encyclica, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H.-G. Opitz, 5. Lieferung, Berlin 1935-1941, 169-177. fug. = Apologia de fuga sua (CPG 2122) Apologia de fuga sua, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H.-G. Opitz, 2. und 3. Lieferung, Berlin 1935-1941, 68-86. Pour sa fuite, in: Athanase d’Alexandrie, Deux Apologies. A l’empereur Constance, pour sa fuite, introd., texte critique, trad. et notes de J. M. Szymusiak (SC 56bis), Paris 1987, 176-245. h. Ar. Historia Arianorum, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H.-G. Opitz, 5. und 6. Lieferung, Berlin 1935-1941, 183-230.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XIX

Geschichte der Arianer (Historia Arianorum), in: Athanasius, Zwei Schriften gegen die Arianer, eingel., übers. und komm. von W. Portmann (BGL), Stuttgart 2006, 190-285. pet. Ar. = Petitiones Arianorum (CPG 2137) Petitiones Arianorum, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H. Ch. Brennecke, U. Heil und A. von Stockhausen, 8. Lieferung, Berlin 2006, 357-361. syn. = Epistula de synodis Armini in Italia et Seleuciae in Isauria (CPG 2128) De synodis Arimini in Italia et Seleuciae in Isauria, in: Athanasius Werke, Zweiter Band, Die „Apologien“, hg. von H.-G. Opitz, 6. und 7. Lieferung, Berlin 1935-1941, 231-278. Athanase d’Alexandrie, Lettre sur les synodes, texte critique par H. G. Opitz (Athanasius Werke II,1), introd., texte, trad., notes et index par A. Martin (SC 563), Paris 2013. Urk. = Urkunde, s. unter Urkunden/Dokumente zur Geschichte des Arianischen Streites Aug. = Augustinus civ. = De civitate Dei (CPL 313) Aurelii Augustini opera 14,1-2, De civitate Dei libri XXII, curaverunt B. Dombart et A. Kalb, 2 Bände (CCSL 47; 48), Turnhout 1955. coll. Max. = Collatio cum Maximino Arrianorum episcopo (CPL 699) Collatio cum Maximino Arrianorum episcopo, in: Antiarianische Schriften. Sermo Arrianorum, Contra sermonem Arrianorum, Collatio Cum Maximino Arrianorum episcopo, Contra Maximinum Arrianum, eingel., übers. und hg. von H.-J. Sieben (AOW 48), Paderborn 2008, 154-245. ep. = Epistulae (CPL 262) Aurelii Augustini opera 3,1-3, Epistulae, cura et studio K. D. Daur, 3 Bände (CCSL 31; 31 A; 31 B), Turnhout 2004-2009. Sancti Augustini opera, sect. 2, ps. 1-5, Epistulae, rec. et commentario critico instruxit A. Goldbacher, 5 Bände (CSEL 34/1-2; 44; 57; 58), Wien 1895-1923. De excidio urbis Romae sermo, cura et studio M.-V. OʼReilly, in: Aurelii Augustini opera 13,2, De fide rerum invisibilium (...) (CCSL 46), Turnhout 1969, 243-262.

XX

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Sancti Aurelii Augustini De excidio urbis Romae sermo, a critical text and trans. with introd. and comm. by M. V. OʼReilly, (Patristic Studies 89), Washington, D.C. 1955. Die zerstörte Stadt, in: J. Fischer, Die Völkerwanderung im Urteil der zeitgenössischen kirchlichen Schriftsteller Galliens unter Einbeziehung des hl. Augustinus, Diss., Heidelberg-Waibstadt 1948, 60-68. mor. = De moribus ecclesiae catholicae et de moribus Manichaeorum (CPL 261) Sancti Augustini opera, sect. 6, ps. 7, De moribus ecclesiae catholicae et de moribus Manichaeorum libri duo, rec. J. B. Bauer (CSEL 90), Wien 1992. serm. 19 = Sermo sancti Augustini habitus in basilica restituta die munerum (CPL 284) Sermo Sancti Augustini habitus in basilica restituta die munerum, in: Aurelii Augustini opera 11,1, Sermones de vetere testamento, rec. C. Lambot, ed. altera (CCSL 41), Turnhout 1997, 251-258. serm. 46 = De Pastoribus (CPL 284) De Pastoribus, in: Aurelii Augustini opera 11,1, Sermones de vetere testamento, rec. C. Lambot, ed. altera (CCSL 41), Turnhout 1997, 527-570. serm. 300 = In solemnitate martyrum Machabaeorum (CPL 284) PL 38,1376-1380 Aur. Vict. caes. = Aurelius Victor, Liber de Caesaribus Liber de Caesaribus, in: Sextii Aurelii Victoris Liber de Caesaribus, rec. F. Pichlmayr, addenda et corrigenda iterum collegit et adiecit R. Gruendel (BT), Leipzig 1970, 77-129. S. Aurelius Victor, Die römischen Kaiser. Lateinisch-deutsch, hg., übers. und erl. von K. Groß-Albenhausen und M. Fuhrmann (Tusculum), Düsseldorf 32009. Aurélius Victor, Livre des Césars, texte établi et traduit par P. Dufraigne (CUF. Série latine), Paris 1975. Liber de Caesaribus of Sextus Aurelius Victor, trans. with an introd. and comm. by H. W. Bird (TTH 17), Liverpool 1994. Epit. Caes. Pseudo-Aurélius Victor, Abrégé des Césars, texte établi, traduit et commenté par M. Festy (CUF. Série latine), Paris 1999.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXI

Epitome de Caesaribus, in: Sextii Aurelii Victoris Liber de Caesaribus, rec. F. Pichlmayr, addenda et corrigenda iterum collegit et adiecit R. Gruendel (BT), Leipzig 1970, 131-176. Auson. Grat. act. = Ausonius, Gratiarum actio Gratiarum actio („Dankabstattung“), in: Decimus Magnus Ausonius, Sämtliche Werke, Band 2, Trierer Werke, hg., übers. und komm. von P. Dräger, Trier 2011, 164-199. Gratiarum actio, in: Decimi Magni Ausonii opera, recogn. brevique annotatione critica instruxit R. P. H. Green (OCT), Oxford 1999, 161-180. Gratiarum actio, in: The Works of Ausonius, ed. with introd. and comm. by R. P. H. Green, Oxford 1991, 146-160. Avell. = Collectio Avellana (CPL 1570-1622) Epistulae imperatorum pontificum aliorum, inde ab a. CCCLXVII usque ad a. DLIII datae, Avellana quae dicitur collectio, rec. commentario critico instruxit, indices adiecit O. Guenther, 2 Bände (CSEL 35/1-2), Wien 1895/1898. Avien. ora = Avienus, Ora maritima Rufius Festus Avienus, Ora maritima (Periplus Massiliensis saec. VI. a.C.) adiunctis ceteris testimoniis anno 500 a.C. antiquioribus ed. A. Schulten (Fontes Hispaniae antiquae 1), Berlin 1922. Festus Avienus, Ora maritima, edition annotée, précédée dʼune introd. et accompagnée dʼun comm. par A. Berthelot, Paris 1934. Barhadbeschabba von Bet Arbaia (Barḥadbešabba ‘Arbaïa) F. Nau, La première partie de lʼHistoire de Barḥadbešabba ‘Arbaïa, Patrologia Orientalis 23/2 (1932) 179-343. F. Nau, La seconde partie de lʼHistoire de Barḥadbešabba ‘Arbaïa et Controverse de Théodore de Mopsueste avec les Macédoniens, Patrologia Orientalis 9/5 (1913) 489-631. Bas. = Basileios von Kaisareia ep. = Epistulae (CPG 2900) Saint Basile, Lettres, texte établi et traduit par Y. Courtonne, 3 Bände (CUF. Série grecque), Paris 1957-1966. Eun. = Adversus Eunomium (CPG 2837) Basile de Césarée, Contre Eunome. introd., trad. et notes par B. Sesboüé, 2 Bände (SC 299; 305), Paris 1982/1983.

XXII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Basilio di Cesarea, Contro Eunomio, in: Eunomio, Apologia – Basilio di Cesarea, Contro Eunomio, introd., trad. e note a cura di A. Negro e D. Ciarlo (Testi patristici 192), Rom 2007, 65-321. spir. = De Spiritu sancto (CPG 2839) Basile de Césarée, Sur le Saint-Esprit, introd., texte, trad. et notes par B. Pruche (SC 17bis), Paris 32002. BHG 166-167 s. Martyrium s. Arethaei BHG 169-171 c s. Martyrium Artemii BHG 172 s. Martyrium Artemii BHG 242 De s. Basilio presbytero martyre Ancyrae in Galatia, in: Acta Sanctorum, colligere coepit J. Bollandus … Martii tomus tertius, Paris 1865, 377-381. BHG 243 Martyrion tu hagiu hieromartyros Basileiu presbyteru tes en Ankyrai hagiotates tu theu ekklesias, in: Ioannis Hagioelitae de passione Sancti Basilii presbyteri Ancyrani narratio, nunc primum ed. M. Krascheninnikov, Tartu 1907, 1-12. BHG 364-365 s. Vita Constantini BHG 413 = Kyrillos von Jerusalem, Epistula ad Constantium E. Bihain, LʼÉpître de Cyrille de Jérusalem à Constance sur la vision de la Croix (BHG³ 413), Byzantion 43 (1973) 264-296. J. F. Coakley, A Syriac Version of the Letter of Cyril of Jerusalem on the Vision of the Cross, AB 102 (1984) 71-84. BHG 813 s. Martyrium Ignatii Antiochenum BHG 997 Leben und Martyrium des Lucian von Antiochien, in: Philostorgius, Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen, hg. von J. Bidez, 3., bearb. Aufl. von F. Winkelmann (GCS 21), Berlin 1981, 184-201 (Anhang VI). PG 114,397-416 BHG 998 b Lukianos ho martys, in: Lexicographi Graeci, recogniti et apparatu critico instructi, volumen 1, (Sammlung wissenschaftlicher Commentare), Leipzig 1933, 283 f. BHG 1274 = Merkurios-Legende Martyrion tu hagiu martyros Merkuriu, in: H. Delehaye, Les légendes grecques des saints militaires, Paris 1909, 234-242.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXIII

BHG 1275 = Merkurios-Legende Martyrion tu hagiu Merkuriu, in: Documents grecs inédits relatifs a S. Mercure de Césarée, tradition littéraire, tradition liturgique par S. Binon (Recueil de travaux, Sér. 2,41), Louvain 1977, 19-39. BHG 1276 = Merkurios-Legende Martyrion tu hagiu kai endoxu megalomartyros Merkuriu, in: H. Delehaye, Les légendes grecques des saints militaires, Paris 1909, 243-258. BHG 1339-1340 s. Martyrium s. Nicetae Can. App. s. Const. App. Cassian. inst. = Cassianus, De institutis coenobiorum (CPL 513) Jean Cassien, Institutions cénobitiques, texte latin revu introd., trad. et notes par J.-C. Guy (SC 109), Paris 32011. Cat. cod. astr. = Catalogus codicum astrologorum Graecorum Catalogus codicum astrologorum Graecorum 8,3, Codicum Parisinorum, descripsit P. Boudreaux, Brüssel 1912. Cedr. = Kedrenos Cedrenus Georgius, Ioannis Scylitzae ope ab I. Bekkero suppletus et emendatus, 2 Bände (CSHB 32; 34), Bonn 1838/1839. Chron. ad a. 1234 = Chronicon ad annum Christi 1234 pertinens Anonymi auctoris chronicon ad annum Christi 1234 pertinens, II., ed. I.-B. Chabot (CSCO 82 / Scriptores Syri III 15), Paris 1916 (Text in Syrisch). Anonymi auctoris chronicon ad A. C. 1234 pertinens, I. praemissum est chronicon ad A. D. 819, interpretatus est I.-B. Chabot (CSCO 109 / Scriptores Syri III 56), Louvain 1937 (Übersetzung, Teil 1 [Latein]). Anonymi auctoris chronicon ad A. C. 1234 pertinens, II., traduit par A. Abouna, introd., notes et index de J.-M. Fiey (CSCO 354 / Scriptores Syri III 154), Louvain 1974 (Übersetzung, Teil 2 [Französisch]). Chron. Gall. chron. I = Chronica Gallica (Chroniken von 452 und 511) Chronica Gallica, in: Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII., ed. Th. Mommsen, vol. I (MGH AA 9), Berlin 1892, 615-666. Chronicon Paschale, ad exemplar Vaticanum, rec. L. Dindorfius, 2 Bände (CSHB 7), Bonn 1832.

XXIV

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Chronicon Paschale, 284-628 AD, trans. with notes and introd. by M. Whitby and M. Whitby (TTH 7), Liverpool 1989 (Teilübersetzung). Chrys. / (Joh. Chrys.) = Johannes Chrysostomos coemet. = De coemeterio et de cruce (CPG 4337) PG 49,393-398 Eutrop. = In Eutropium (CPG 4392) PG 52,391-396 Giovanni Cristostomo, Omelie per Eutropio, introd., trad. e note a cura di F. Conti Bizarri e R. Romano (Quaderni di Koinonia 9), Neapel 1987. incomprehens. = De incomprehensibili Dei natura (CPG 4318) Jean Chrysostome, Sur lʼincompréhensibilité de Dieu. Homélies IV, introd. par J. Daniélou, texte critique et notes par A.-M. Malingrey, trad. par R. Flacelière (SC 28bis), Paris 32000. Jud. = Adversus Iudaeos (CPG 4327) PG 48,843-942 pan. Bab. 1 = Panegyricus in Babylam martyrem (BHG 207) Homélie sur Babylas, in: Jean Chrysostome, Discours sur Babylas. Suivi de Homélie sur Babylas, introd., texte critique, trad. et notes par M. A. Schatkin, B. Grillet et J.-N. Guinot (SC 362), Paris 1990, 277-313. pan. Bab. 2 = Panegyricus in Babylam martyrem et contra Iulianum et gentes (BHG 208) Discours sur Babylas, in: Jean Chrysostome, Discours sur Babylas. Suivi de Homélie sur Babylas, introd., texte critique, trad. et notes par M. A. Schatkin, B. Grillet et J.-N. Guinot (SC 362), Paris 1990, 13-275. Discourse on blessed Babylas (trans. by M. A. Schatkin), in: John Chrysostom, Apologist, trans. by M. A. Schatkin and P. W. Harkins (FaCh), Washington, D.C. 1985, 1-152. John Chrysostom, Homily on St. Babylas, against Julian and the Pagans XIV-XIX, trans. by M. M. Morgan, with introd. and notes by S. N. C. Lieu, in: S. N. C. Lieu (Hg.), The Emperor Julian. Panegyric rem the Syrian (TTH 2), Liverpool 1989, 39-86 (Auszug). pan. Juln. = Panegyricus in s. Iulianum martyrem (BHG 967) PG 50,665-676

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXV

pan. Juv. = Panegyricus in Iuventinum et Maximinum martyres (BHG 975) PG 50,571-578 On Saints Juventinus and Maximimus, in: St. John Chrysostom, The cult of the saints. Select homilies and letters, introd., trans., and annotated by W. Mayer with B. Neil (Popular Patristic series), Crestwood 2006, 89-99. pan. Lucn. = Panegyricus in s. Lucianum martyrem (BHG 998) PG 50,519-526 On Saint Lucian, in: St. John Chrysostom, The cult of the saints. Select homilies and letters, introd., trans., and annotated by W. Mayer with B. Neil (Popular Patristic series), Crestwood 2006, 6373. pan. Melet. = De s. Meletio Antiocheno (BHG 1244) PG 50,515-520 Jean Chrysostome, Panégyrique de Saint Mélèce, in: Figures de lʼévêque idéal, discours traduits et commentés par L. Brottier (La roue à livres 43), Paris 2004, 21-62. Karmann, Meletius von Antiochien, 497-502 (Übers.). Ps.-Chrys. in Matth. hom. = Pseudo-Chrysostomos, In Matthaeum Homiliae PG 56,611-946 Claud. = Claudius Claudianus, Carmina Claudii Claudiani Carmina, ed. J. B. Hall (BT), Leipzig 1985. Claudien, Œuvres 2,1, Poèmes politiques (395-398), texte établi et traduit par J.-L. Charlet (CUF. Série latine), Paris 2000 Claudian, with an English trans. by M. Platnauer, in two volumes (LCL), London 1922. 1 = Panegyricus dictus Olybrio et Probino consulibus W. Taegert, Claudius Claudianus, Panegyricus dictus Olybrio et Probino consulibus (Zetemata 85), München 1988. 2-5 = In Rufinum Claudiano, In Rufinum, libro 1, testo, trad. e comm. a cura di A. Prenner (Studi latini 64), Neapel 2007. 18-20 = In Eutropium 26 = De bello Gothico carm. min. 30 = Laus Serenae Claudiano, Elogio di Serena, a cura di F. E. Consolino (Il convivo), Venedig 1986.

XXVI

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Cod. Iust. = Codex Iustinianus Corpus Iuris Civilis, volumen secundum, Codex Iustinianus, recogn. P. Krueger, Berlin 91915. Cod. Theod. = Codex Theodosianus Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et Leges novellae ad Theodosianum pertinentes, ed. Th. Mommsen et P. M. Meyer, 3 Bände, Berlin 1905. The Theodosian Code and Novels, and the Sirmondian Constitutions, trans. with comm., glossary, and bibliography by C. Pharr, Princeton 1951. Const. App. = Constitutiones apostolorum (CPG 1730) Les Constitutions apostoliques, introd., texte critique, trad. et notes par M. Metzger, 3 Bände (SC 320; 329; 336), Paris 1985-1987. Const. or. s. c. = Constantinus I Imperator, Constantini imperatoris oratio ad sanctorum coetum (CPG 3497) Constantins Rede an die heilige Versammlung, in: Eusebius Werke, Erster Band, Erster Teil, Über das Leben des Kaisers Konstantin, hg. von F. Winkelmann, 2., durchges. Aufl. (GCS 7), Berlin 1991, 149-192. Konstantin, Oratio ad sanctorum coetum – Rede an die Versammlung der Heiligen, eingel. und übers. von K. M. Girardet (FC 55), Freiburg 2013. The Orations of the Saints, in: Constantine and Christendom, trans. with comm. by M. Edwards (TTH 39), Liverpool 2003, 1-62. Const. Porphyr. = Konstantinos Porphyrogennetos c(a)erem. = De ceremoniis Constantini Porphyrogeniti imperatoris de cerimoniis aulae Byzantinae libri duo, E rec. I. I. Reiskii cum eiusdem commentariis integris, 2 Bände (CSHB 16; 17), Bonn 1829/1830. Constantin VII Porphyrogénète, Le livre des cérémonies, texte établi et traduit, comm. par A. Vogt, 2 Bände (CUF. Collection Byzantine), Paris 32006. Constantine Porphyrogennetos, The Book of Ceremonies, trans. by A. Moffatt and M. Tall, with the Greek edition of the Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae liensia 18), Canberra 2012.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXVII

them. = De thematibus Costantino Porfirogenito, De thematibus, introd., testo critico, comm. a cura di A. Pertusi (Biblioteca Apostolica Vaticana. Studi e testi 160), Vatikanstadt 1952. Cons. Const. = Consularia Constantinopolitana Consularia Constantinopolitana, in: Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII., ed. Th. Mommsen, vol. I (MGH AA 9), Berlin 1892, 197247. R. W. Burgess, The „Chronicle“ of Hydatius and the „Consularia Constantinopolitana“, two contemporary accounts of the final years of the Roman Empire, Oxford 1993, 173-245. Consularia Italica Consularia Italica, in: Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII., ed. Th. Mommsen, vol. I (MGH AA 9), Berlin 1892, 249-339. Cosm. Ind. = Kosmas Indikopleustes, Topographia christiana (CPG 7468) Cosmas Indicopleustès, Topographie chrétienne, introd., texte critique, illustration, trad. et notes par W. Wolska-Conus, 3 Bde. (SC 141; 159; 197), Paris 1968-1973. Kosmas Indikopleustes, Christliche Topographie, textkritische Analysen, Übersetzung, Kommentar von H. Schneider (Indicopleustoi 7), Turnhout 2010. Cyr. (Alex.) = Kyrillos von Alexandreia dial. trin. = De sancta trinitate dialogi VII (CPG 5216) Cyrille dʼAlexandrie, Dialogues sur la Trinité, introd., texte critique, trad. et notes par G. M. de Durand, 3 Bde. (SC 231; 237; 246), Paris 1976-1978. thes. = Thesaurus de sancta et consubstantiali trinitate (CPG 5215) PG 75,9-656 Damas. Isid. = Damaskios, Vita Isidori Damascii vitae Isidori reliquiae, ed. adnotationibusque instruxit C. Zintzen (Bibliotheca Graeca et Latina suppletoria 1), Hildesheim 1967. Didym. trin. = Pseudo-Didymus, De trinitate Didymus der Blinde, De trinitate, und I. Seiler, 2 Bände (Beiträge zur klassischen Philologie 44; 52), Meisenheim a. Glan 1975.

XXVIII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Dig. = Digesta Iustiniani Corpus Iuris Civilis, volumen primum, Iustiniani Digesta, recogn. Th. Mommsen, Berlin 51889, 57-873. Dion. Byz. = Dionysios Byzantios, Anaplus Bospori Dionysii Byzantii Anaplus Bospori una cum scholiis X saeculi, ed. R. Güngerich, Berlin 1927. Ephr. hym. adv. Iulian. = Ephraem der Syrer, Contra Iulianum Contra Julianum, in: Des Heiligen Ephraem des Syrers Hymnen de paradiso und contra Julianum, hg. von E. Beck, Band 1 (CSCO 174), Louvain 1957, 71-91 (Text). Contra Julianum, in: Des Heiligen Ephraem des Syrers Hymnen de paradiso und contra Julianum, hg. von E. Beck, Band 2 (CSCO 175), Louvain 1957, 64-86 (dt. Übers.). (III. From Ctesiphon to Nisibis.) Ephrem the Syrian. Hymns against Julian, the King, who apostasised and against the false teachers and against the Jews, trans. by J. M. Lieu, with introd. and notes by S. N. C. Lieu, in: S. N. C. Lieu (Hg.), The Emperor Julian Panegyric and Polemic. Claudius Mamertinus, John Chrysostom, Ephrem the Syrian (TTH 2), Liverpool 21989, 87-128. Epiph. = Epiphanios von Salamis anc. = Ancoratus (CPG 3744) Ancoratus, in: Epiphanius I, Ancoratus und Panarion haer. 1-33, hg. von K. Holl (GCS 25), Leipzig 1915, 1-149. gemm. = De XII gemmis (CPG 3748) Epiphanius, De Gemmis, the old Georgian version and the fragments of the Armenian version, by R. P. Blake and the CopticSahidic fragments by H. de Vis (Studies and documents 2), London 1934. haer. = Panarion omnium haeresium (CPG 3745) Panarion, in: Epiphanius I, Ancoratus und Panarion haer. 1-33, hg. von K. Holl (GCS 25), Leipzig 1915, 151-464. Epiphanius II, Panarion haer. 34-64, hg. von K. Holl, 2., bearb. Aufl. von J. Dummer (GCS 31), Berlin 1980. Epiphanius III, Panarion haer. 65-80. De fide, hg. von K. Holl, 2., bearb. Aufl. The Panarion of Epiphanius of Salamis, trans. by F. Williams, 2 Bände (Nag Hammadi and Manichaean studies 35; 36), Leiden 1987/1994.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXIX

Eun. = Eunomios Eunomius, The Extant Works, text and trans. by R. P. Vaggione (OECT), Oxford 1987. apol. = Apologia (CPG 3455) Liber apologeticus: the Apology, in: Eunomius, The Extant Works, text and trans. by R. P. Vaggione (OECT), Oxford 1987, 1-75. Eunome, Apologie, in: Basile de Césarée, Contre Eunome, tome 2 (Livres II-III. Suivi de Eunome „Apologie“), introd., trad. et notes de B. Sesboüé (SC 305), Paris 1983, 177-299. Eunomio, Apologia, in: Eunomio, Apologia – Basilio di Cesarea, Contro Eunomio, introd., trad. e note a cura di A. Negro e D. Ciarlo (Testi patristici 192), Rom 2007, 5-63. Apologia apologiae (CPG 3456) Apologia apologiae: an Apology for the Apology, in: Eunomius, The Extant Works, text and trans. by R. P. Vaggione (OECT), Oxford 1987, 77-127. Contra Eunomium libri, iteratis curis ed. W. Jaeger, 2 Bände, 3. Aufl. (GNO 1-2), Leiden 2002. exp. fid. = Expositio fidei (CPG 3457) Expositio fidei: the Confession of Faith, in: Eunomius, The Extant Works, text and trans. by R. P. Vaggione (OECT), Oxford 1987, 129-161. fr. = Fragmenta (CPG 3458) The Fragments of Eunomius, in: Eunomius, The Extant Works, text and trans. by R. P. Vaggione (OECT), Oxford 1987, 163-190. Eunap. = Eunapios (fr.) = Fragmenta Historica Eunapius Sardianus, in: Fragmenta historicorum graecorum, collegit, disposuit, notis et prolegomenis illustravit C. Müllerus, volumen quartum, Paris 1851, 7-56. Eunapius, in: R. C. Blockley, The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, volume 2, Text, Translation and Historiographical Notes (ARCA 10), Liverpool 1983, 1-150. F. Paschoud, Les fragments de respondant aux deux premiers livres de lʼHistoire nouvelle de Zosime, in: L. Holtz / J.-C. Fredouille (Hgg.), De tertullien aux Mozarabes, tome 1, Antiquité tardive et christianisme ancien (IIIe-VIe siècles). Mélanges offerts à Jacques Fontaine (Collection des

XXX

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Études Augustiniennes. Série Antiquité 132), Paris 1992, 613-625 (wieder in: ders., Eunape, Olympiodore, Zosime. Scripta minora [Munera 24] Bari 2006, 247-256) Eunape, Fragments de l’ouvrage historique correspondant aux livres 3 et 4 (8-61 Müller) de l’Histoire nouvelle de Zosime, in: F. Paschoud, Eunape, Olympiodore, Zosime. Scripta minora (Munera 24), Bari 2006, 504-553. V(it.)S(oph.) = Vitae sophistarum Eunapii Vitae sophistarum, I. Giangrande rec. (SCL), Rom 1956. M. Becker, Eunapios aus Sardes, Biographien über Philosophen und Sophisten, Einleitung, Übersetzung, Kommentar (Roma aeterna 1), Stuttgart 2013. Eus. = Eusebios von Kaisareia d.e. / (dem. ev.) = Demonstratio evangelica (CPG 3487) Eusebius Werke, Sechster Band, Die Demonstratio evangelica, hg. von I. A. Heikel (GCS 23), Berlin 1913. h.e. = Historia ecclesiastica (CPG 3495) Eusebius Werke, Zweiter Band, Die Kirchengeschichte. Die lateinische Übersetzung des Rufinus, hg. von E. Schwartz und Th. Mommsen, 3 Bände (GCS 9/1-3), Leipzig 1903-1909. Eusèbe de Césarée, Histoire ecclésiastique, texte grec, trad., annotation et notes par G. Bardy, 4 Bände, versch. Aufl. (SC 31; 41; 55; 73), Paris 1993-2011. Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte, hg. und eingel. von H. Kraft, übers. von Ph. Haeuser, durchges. von H. A. Gärtner, Darmstadt 52006. Eusebius, Ecclesiastical History, with an English trans. by J. E. L. Oulton and K. Lake, in two volumes (LCL), London 1926/1932. Eusebius Pamphili, Ecclesiastical History, trans. by R. J. Deferrari, 2 Bände (FaCh), Washington, D.C. 1953/1955. Marcell. = Contra Marcellum (CPG 3477) Eusebius Werke, Vierter Band, Gegen Marcell. Über die kirchliche Theologie. Die Fragmente Marcells, hg. von E. Klostermann, 3., ergänzte Aufl., durchges. von G. Ch. Hansen (GCS 14), Berlin 1991. onomast. = Onomastikon (CPG 3466) Eusebius Werke, 3. Band, 1. Hälfte, Das Onomastikon der biblischen Ortsnamen, hg. von E. Klostermann (GCS 11/1), Leipzig 1904.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXXI

Eusebius von Caesarea, Das Onomastikon der biblischen Ortsnamen, Edition der syrischen Fassung mit griechischem Text, englischer und deutscher Übersetzung, eingel., hg. und mit Indices vers. von S. Timm (TU 152), Berlin 2005. The Onomasticon by Eusebius of Caesarea. Palestine in the Fourth Century A.D., trans. by G. S. P. Freeman-Grenville, ed. and introd. by J. E. Taylor, Jerusalem 2003. Eusebius, Onomasticon. The place names of divine scripture, including the Latin edition of Jerome, trans. into English and with topographical comm. by R. S. Notley and Z. Safrai (Jewish and Christian perspectives series 9), Boston 2005. v.C. = Vita Constantini (CPG 3496) Eusebius Werke, Erster Band, Erster Teil, Über das Leben des Kaisers Konstantin, hg. von F. Winkelmann (GCS 7), Berlin 2 1991. Eusebius von Caesarea, De vita Constantini – Über das Leben Konstantins. Griechisch-deutsch, eingel. von B. Bleckmann, übers. und komm. von H. Schneider (FC 83), Turnhout 2007. Eusebios, Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin (De vita Constantini). Griechisch-Deutsch, hg., übers. und komm. von P. Dräger (Bibliotheca classicorum 1), Oberhaid 22007. Eusebio di Cesarea, Sulla vita Costantino, introd., trad. e note a cura di L. Tartaglia (Quaderni di Koinonia 8), Neapel 1984. Eusebio di Cesarea, Vita di Costantino, introd., trad. e note di L. Franco (Classici greci e latini), Mailand 2009. Eusebius, Life of Constantine, introd., trans., and comm. by Av. Cameron and S. G. Hall, Oxford 1999. Eust. (fr.) = Eustathios von Antiochien (CPG 3354) Recherches sur les écrits dʼEustathe dʼAntioche. Avec une édition nouvelle des fragments dogmatiques et exégétiques, par M. Spanneut (Mémoires et travaux 55), Lille 1948. Eustathii Antiocheni, patris Nicaeni, opera quae supersunt omnia, ed. J. H. Declerck (CCSG 51), Turnhout 2002. Eutr. = Eutropius, Breviarium Eutropii Breviarium ab urbe Leipzig 1979. F. L. Müller, Eutropii Breviarium ab urbe condita – Eutropius, Kurze Geschichte Roms seit Gründung (753 v. Chr. – 364 n. Chr.),

XXXII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Einleitung, Text und Übersetzung (Palingenesia 56), Stuttgart 1995. Eutrope, Abrégé dʼhistoire romaine, texte établi et traduit par J. Hellegouarcʼh (CUF. Série latine), Paris 22002. Evagr. h.e. = Evagrios Scholasticos, Historia ecclesiastica (CPG 7500) The ecclesiastical history of Evagrius, with the scholia, ed. with introd., critical notes, and indices by J. Bidez and L. Parmentier, London 1898 Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica – Kirchengeschichte. Griechisch-deutsch, übers. und eingel. von A. Hübner, 2 Bände (FC 57/1-2), Turnhout 2007. The Ecclesiastical History of Evagrius Scholasticus, trans. with an introd. by Mi. Whitby (TTH 33), Liverpool 2000. Évagre, Histoire Ecclésiastique, trad. par A.-J. Festugière, Byzantion 45 (1975) 187-488. Exc. barb. chron. I = Excerpta ex Barbaro Scaligeri s. Consularia Italica Exc. Sang. chron. I = Excerpta Sangallensia s. Consularia Italica Expos. mundi = Expositio totius mundi et gentium Expositio totius mundi et gentium, introd., texte critique, trad., notes et comm. par J. Rougé (SC 124), Paris 1966. H.-J. Drexhage / R. Gamber, Die „Expositio totius mundi et gentium“. Eine Handelsgeographie aus dem 4. Jahrhundert n.Chr., eingel., übers. und mit einführender Literatur (Kap. XXII-LXVII) vers., Münstersche Beiträge zur antiken Handelsgeschichte 2/1 (1983) 3-41. Fast. Vind. I/II chron I = Fasti Vindobonenses priores und posteriores s. Consularia Italica Gallische Konzilsakten des 4. Jahrhunderts Conciles gaulois du IVe siècle, texte latin de lʼédition Ch. Munier, introd., trad. et notes par J. Gaudemet (SC 241), Paris 1977. Gel(as). h.e. = Gelasios von Kyzikos, Historia ecclesiastica (CPG 6034) Anonyme Kirchengeschichte (Gelasius Cyzicenus, CPG 6034), hg. von G. Ch. Hansen (GCS N. F. 9), Berlin 2002. Anonymus von Cyzicus, Historia Ecclesiastica – Kirchengeschichte. Griechisch-deutsch, übers. Bände (FC 49/1-2), Turnhout 2008.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXXIII

Georg. Mon. = Georgios Monachos, Chronicon Georgii Monachi Chronicon, ed. C. de Boor, correctiorem curavit P. Wirth, ed. stereotypa editionis anni 1904 correctior, 2 Bände (BT), Stuttgart 1978. Geschichte der Kirche von Alexandrien Storia della Chiesa di Alessandria, testo copto, trad. e comm. di T. Orlandi, volume 1, Da Pietro ad Atanasio (Testi e documenti per lo studio dellʼantichità 17), Mailand 1968. Gr(eg). Naz. = Gregorios von Nazianz carm. = Carmina (CPG 3034-3037) or. = Orationes (CPG 3010) Grégoire de Nazianze, Discours, introd., texte critique, trad. et notes par J. Bernardi u. a., 9 Bände (SC 247; 309; 405; 270; 284; 250; 318; 358; 384), Paris 1978-1995. Gr(eg). Nyss. = Gregorios von Nyssa ep. = Epistulae (CPG 3167) Epistulae, ed. G. Pasquali (GNO 8/2), Leiden 21998. Grégoire de Nysse, Lettres, introd., texte critique, trad., notes et index par P. Maraval (SC 363), Paris 1990. Eun. = Contra Eunomium (CPG 3155) Contra Eunomium libri, iteratis curis ed. W. Jaeger, 2 Bände (GNO 1-2), Leiden 32002. Gregor von Nyssa, Contra Eunomium I,1-146, eingel., übers. und komm. von J.-A. Röder (Patrologia 2), Frankfurt a. M. 1993. Grégoire de Nysse, Contre Eunome, texte grec de W. Jaeger, introd., trad. et notes par R. Winling, 2 Bände (SC 521; 524), Paris 2008/2010. Grégoire de Nysse, Contre Eunome II, texte grec de W. Jaeger, introd., trad., notes et index par R. Winling (SC 551), Paris 2013. Gregory, Bishop of Nyssa, The second book against Eunomius, trans. by S. G. Hall, in: L. Karfíková u. a. (Hgg.), Gregory of Nyssa, Contra Eunomium II. An English Version with Supporting Studies. Proceedings of the 10th International Colloquium on Gregory of Nyssa (Supplements to Vigiliae Christianae 82), Leiden 2007, 59-201. Greg. Tur. Franc. = Gregor von Tours, Historia Francorum Gregorii Turonensis opera, tomi 1, pars 1, Libri historiarum X, editionem alteram curaverunt B. Kusch et W. Levison (MGH SS rer. Merov. 1/1), Hannover 1951.

XXXIV

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Hier. = Hieronymus c. Lucif. = Altercatio Luciferiani et Orthodoxi (CPL 608) S. Hieronymi Presbyteri opera, pars 3, Opera polemica 4, Altercatio Luciferiani et Orthodoxi, ed. A. Canellis (CCSL 79 B), Turnhout 2000. Jérôme, Débat entre un Luciférien et un Orthodoxe (Altercatio Luciferiani et Orthodoxi), introd., texte critique, trad., notes et index par A. Canellis (SC 473), Paris 2003. c. Vigil. = Contra Vigilantium (CPL 611) S. Hieronymi Presbyteri opera, pars 3, Opera polemica 5, Adversus Vigilantium, ed. J.-L. Feiertag (CCSL 79 C), Turnhout 2005. chron. = Chronicon (CPG 3494) Eusebius Werke, Siebenter Band, Die Chronik des Hieronymus – Hieronymi Chronicon, hg. und in 2. Aufl. bearb. von R. Helm, 3., unveränderte Aufl. mit einer Vorbemerkung von U. Treu (GCS 47), Berlin 1984. epist. = Epistulae (CPL 620) S. Eusebii Hieronymi opera, sect. 1, Epistulae, pars 1-3, ed. I. Hilberg, ed. altera supplementis aucta, 3 Bände (CSEL 54; 55; 56/1), Wien 1996. S. Eusebii Hieronymi opera, sect. 1, Epistulae, pars 4, Epistularum indices et addenda, composuit M. Kamptner (CSEL 56/2), Wien 1996. Saint Jérôme, Correspondance. Lettres, texte établi et traduit par J. Labourt, 8 Bände, 2. und 3. Aufl. (CUF. Série latine), Paris 20022003. in Dan. = Commentarii in Danielem (CPL 588) S. Hieronymi Presbyteri opera, pars 1, Opera exegetica 5, Commentariorum in Danielem libri III (IV), cura et studio F. Glorie (CCSL 75 A), Turnhout 1964. Jeromeʼs commentary on Daniel, trans. by G. L. Archer (Twin Brooks series), Grand Rapids 21977. R. Courtray, Le commentaire sur Daniel de Jérôme, trad., notes et comm., édition critique du De Antechristo, Diss. (Théologie historique 119), Lyon 2004. in Ezech. = Commentarii in Ezechielem (CPL 587) S. Hieronymi Presbyteri opera, pars 1, Opera exegetica 4, Commentariorum in Hiezechielem libri XIV, cura et studio F. Glorie (CCSL 75), Turnhout 1964.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXXV

in Is. = Commentarii in Isaiam (CPL 584) S. Hieronymi Presbyteri opera, pars 1, Opera exegetica 2-2A, Commentariorum in Esaiam libri, cura et studio M. Adriaen, 2 Bände (CCSL 73; 73 A), Turnhout 1963. Commentaires de Jérôme sur le prophète Isaie, texte établi par R. Gryson et P.-A. Deproost avec la collaboration de J. Coulie et E. Crousse, 5 Bände (Vetus Latina), Freiburg 1993-1999. in Matth. = Commentarii in Mattheum (CPL 590) S. Hieronymi Presbyteri opera, pars 1, Opera exegetica 7, Commentariorum in Matheum libri IV, cura et studio D. Hurst et M. Adriaen (CCSL 77), Turnhout 1969. Saint Jérôme, Commentaire sur saint Matthieu, texte latin du Corpus Christianorum établi par D. Hurst et M. Adriaen, introd., trad. et notes e index par É. Bonnard, 2 Bände (SC 242; 259), Paris 1978/1979. St. Jerome, Commentary on Matthew, trans. by Th. P. Scheck (FaCh), Washington, D.C. 2008. in Mich. = Commentarii in Michaeam (CPL 589) Commentariorum in Michaeam prophetam libri II, in: S. Hieronymi Presbyteri opera, pars 1, Opera exegetica 6, Commentarii in Prophetas Minores, post D. Vallarsi textum edendum curavit M. Adriaen (CCSL 76), Turnhout 1969, 421-524. vir. ill. = De viris illustribus (CPL 616) Hieronymus, Liber de viris inlustribus – Gennadius, Liber de viris inlustribus, hg. von E. C. Richardson (TU 14/1), Leipzig 1896. Hieronymus und Gennadius, De viris inlustribus, hg. von C. A. Bernoulli (Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften 11), Freiburg i. Br. 1895. Hieronymus, De viris illustribus – Berühmte Männer. Mit umfassender Werkstudie, hg., übers. und komm. von C. Barthold, Mülheim a. d. Mosel 22011. Gerolamo, Gli uomini illustri, a cura di A. Ceresa-Gastaldo (Biblioteca patristica 12), Florenz 1988. Saint Jerome, On Illustrious Men, trans. by Th. P. Halton (FaCh), Washington, D.C. 1999. vita Malchi = Vita Malchi monachi captivi (CPL 619) PL 23,55-62

XXXVI

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Hil. = Hilarius von Poitiers (Pictaviensis) c. Const. = Contra Constantium imperatorem (CPL 461) Hilaire de Poitiers, Contre Constance, introd., texte critique, trad., notes et index par A. Rocher (SC 334), Paris 1987. coll. antiar. = Collectanea antiariana Parisina Collectanea antiariana Parisina, in: S. Hilarii episcopi Pictaviensis opera 4, Tractatus mysteriorum, rec., commentario critico instruxit, praefatus est indicesque adiecit A. Feder (CSEL 65), Wien 1916, 41-187. syn. = Liber de synodis (CPL 434) PL 10,479-546 Hist. aceph. = Historia acephala (CPG 2119) Histoire „acéphale“ dʼAthanase, in: Histoire „acéphale“ et index syriaque des lettres festales dʼAthanase dʼAlexandrie, introd., texte critique, trad. et notes par A. Martin avec la collaboration pour lʼédition et la trad. du texte syriaque de M. Albert (SC 317), Paris 1985, 11-213. Hist. Aug. = Historia Augusta Scriptores historiae Augustae, ed. E. Hohl, addenda et corrigenda adiecerunt Ch. Samberger et W. Seyfarth, 2 Bände (BT), Leipzig 4/2 1965. Historia monachorum in Aegypto (CPG 5620) Historia monachorum in Aegypto, édition critique du texte grec, par A.-J. Festugière (Subsidia Hagiographica 34), Brüssel 1961. H(e)s(y)ch. Mil. (fr.) = Hesychios von Milet (Patria Konstantinupoleos) Hesychius Milesius, in: Fragmenta historicorum graecorum, collegit, disposuit, notis et prolegomenis illustravit C. Müllerus, volumen quartum, Paris 1851, 143-177. Patria, in: Scriptores originum Constantinopolitanarum, rec. Th. Preger, fasciculus alter (BT), Leipzig 1901. Accounts of Medieval Constantinople. The Patria, trans. by A. Berger (DOML 24), Cambridge, Mass. 2013. Hyd. chron. II = Hydatius Hydatii Lemici continuatio chronicorum Hieronymianorum, in: Chronica Minora saec. IV. V. (MGH AA 11), Berlin 1894, 1-36. Hydace, Chronique, introd., texte critique, trad., comm. et index par A. Tranoy, 2 Bände (SC 218; 219), Paris 1974.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXXVII

Hydatii Limini Chronica Subdita, in: R. W. Burgess, The „Chronicle“ of Hydatius and the „Consularia Constantinopolitana“. Two contemporary accounts of the final years of the Roman Empire, Oxford 1993, 1-172. Iamb. myst. = Iamblichos, De mysteriis Jamblique, Les mystères dʼÉgypte, texte établi et traduit par É. Des Places (CUF. Série grecque), Paris 42003. Iord. = Jordanes Get. = Getica De origine actibus Getarum, in: Iordanis Romana et Getica, rec. Th. Mommsen (MGH AA 5/1), Berlin 1882, 53-138. Iordanis De origine actibus Getarum, a cura di F. Giunta e A. Grillone (Fonti per la storia dʼItalia 117), Rom 1991. Jordanès, Histoire des Goths, introd., trad. et notes par O. Devillers (La roue à livre 27), Paris 1995. Rom. = Romana De summa temporum vel origine actibusque gentis Romanorum, in: Iordanis Romana et Getica, rec. Th. Mommsen (MGH AA 5/1), Berlin 1882, 1-52. Isid. chron. II = Isidor, Chronica maiora Isidori Iunioris episcopi Hispalensis Chronica Maiora, in: Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII., ed. Th. Mommsen, vol. II (MGH AA 11), Berlin 1894, 391-488. Isidori episcopi Hispalensis opera, Chronica, cura et studio J. C. Martin (CCSL 112), Turnhout 2003. Itin. Anton. Aug. = Itineraria Antonini Augusti Antonini Augusti Itineraria Provinciarum et Maritimum, in: Itineraria Romana, vol. 1, Itineraria Antonini Augusti et Burdigalense, ed. O. Cuntz, conspectum librorum recentiorum adiecit G. Wirth, Stuttgart 1990, 1-85. Itin. Burdig. = Itinerarium Burdigalense Itinerarium Burdigalense, in: Itineraria Romana, vol. 1, Itineraria Antonini Augusti et Burdigalense, ed. O. Cuntz, conspectum librorum recentiorum adiecit G. Wirth, Stuttgart 1990, 86-102. Jo(h). Ant. (fr.) = Johannes Antiochenus Ioannis Antiocheni Fragmenta ex Historia chronica, introd., edizione critica e trad. a cura di U. Roberto (TU 154), Berlin 2005.

XXXVIII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Joannes Antiochenus, in: Fragmenta historicorum graecorum, collegit, disposuit, notis et prolegomenis illustravit C. Müllerus, volumen quartum, Paris 1851, 535-622. Joannes Antiochenus, in: Fragmenta historicorum graecorum, Londiniensi ed., prolegomenis, annotatione, indicibus instruxit C. Müller, volumen quintum, pars prior, Paris 1870, 27-39 (Addenda). Ioannis Antiocheni fragmenta quae supersunt omnia, rec., Anglice vertit, indicibus instruxit S. Mariev (CFHB 47), Berlin 2008. Jo(h). Mal. = Johannes Malalas, Chronographia (CPG 7511) Ioannis Malalae Chronographia, rec. I. Thurn (CFHB. Series Berolinensis 35), Berlin 2000. Ioannis Malalae Chronographia, ex rec. L. Dindorfii (CSHB 26), Bonn 1831. Johannes Malalas, Weltchronik, übers. von J. Thurn und M. Maier, mit einer Einleitung und Erläuterungen vers. von C. Drosihn u. a. (BGL), Stuttgart 2009. The Chronicle of John Malalas, a trans. by E. Jeffreys, M. Jeffreys u. a. (Byzantina Australiensia 4), Melbourne 1986. Johannes Kamateros, Eisagoge astronomias Johannes Kamateros, Eisagoge astronomias. Ein Kompendium griechischer Astronomie und Astrologie. Meteorologie und Ethnographie in politischen Versen, bearb. von L. Weigl, 2 Bände, Würzburg 1907/1908. Jos. Styl. = Josua Stylites A. Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites, Berlin 1997 (dt. Übers.). The Chronicle of Pseudo-Joshua the Stylite, transl. with notes and introd. by F. R. Trombley and J. W. Watt (TTH 32), Liverpool 2000 Jul. = Iulianus Apostata LʼEmpereur Julien, Œuvres complètes, texte établi et traduit par J. Bidez, G. Rochefort et Ch. Lacombrade, 3 Bände, versch. Aufl. (CUF. Série grecque), Paris 2003-2004. ad Ath. = Epistola ad Athenienses Caes. = Caesares Giuliano imperatore Dauzat, Simposio i Cesari, edizione critica, trad. e comm. a cura di R. Sardiello (Testi e studi), Galantina 2000.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XXXIX

ep. = Epistulae LʼEmpereur Julien, Œuvres complètes, tome 1, 2e partie, Lettres et fragments, texte revu et traduit par J. Bidez, 5. Aufl. (CUF. Série grecque), Paris 2004. Imp. Caesaris Flavii Claudii Iuliani Epistulae, Leges, Poematia, Fragmenta varia, collegerunt et rec. J. Bidez et F. Cumont (Nouvelle collection de textes et documents), Paris 1922. mis. = Misopogon Le Misopogon, in: Œuvres complètes, tome 2, 2e partie, Discours de Julien Empereur (X-XII). Les Césars, Sur Hélios-Roi, Le Misopogon, texte établi et traduit par Ch. Lacombrade (CUF. Série grecque), Paris 22003, 139-199. or. = Orationes LʼEmpereur Julien, Œuvres complètes, tome 1, 1re partie / tome 2, 2e partie, Discours de Julien César, texte établi et traduit par J. Bidez et G. Rochefort, 2 Bände, 2. und 3. Aufl. (CUF. Série grecque), Paris 2003. Just. apol. = Justinus der Märtyrer, Apologiae pro Christianis (CPG 1073) Iustini Martyris Apologiae pro Christianis, Dialogus cum Tryphone, ed. by M. Marcovich (PTS 38), Berlin 1994. Ps.-Kodinos Patria, in: Scriptores originum Constantinopolitanarum, rec. Th. Preger, fasciculus alter (BT), Leipzig 1901. Accounts of Medieval Constantinople. The Patria, translated by A. Berger (DOML 24), Cambridge, Mass. 2013. Konstantinos Rhodios É. Legrand, Description des œuvres dʼart et de lʼéglise des Saints Apôtres de Constantinople. Poème en vers iambiques, par Constantin le Rhodien, REG 9 (1896) 32-65. Constantine of Rhodes, On Constantinople and the Church of the Holy Apostles, with a new edition of the Greek text by I. Vassis, ed. by L. James, with contributions from I. Vassis u. a., Farnham 2012. Lact. mort. pers. = Lactantius, De mortibus persecutorum (CPL 91) Lactantius, De mortibus persecutorum, ed. and trans. by J. L. Creed (OECT), Oxford 1984.

XL

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Lactance, De la mort des persécuteurs, introd., texte critique et trad., comm. de J. Moreau, 2 Bände, 2. Aufl. (SC 39/1-2), Paris 2006. Laktanz, De mortibus persecutorum – Die Todesarten der Verfolger. Lateinisch-deutsch, übers. und eingel. von A. Städele (FC 43), Turnhout 2003. Lib(an). = Libanios ep. = Epistulae Libanii opera, rec. R. Foerster, vol. 10-11, Epistulae, 2 Bände (BT), Leipzig 1921/1922. or. = Orationes Libanii opera, rec. R. Foerster, vol. 1-5, Orationes, 5 Bände (BT), Leipzig 1903-1908. Libanios, Discours, texte établi par J. Martin, P. L. Malosse et traduit par P. Petit u. a., 3 Bände, 1. und 3. Aufl. (CUF. Série grecque), Paris 2003. Libanios, Kaiserreden, eingel., übers. und komm. von G. Fatouros (BGL), Stuttgart 2002. Lib. pontif. = Liber Ponficalis Le liber pontificalis, texte, introd. et comm. par L. Duchesne, 3 Bde. (Bibliothèque des Écoles françaises d’Athènes et de Rome. Série 2,1-3), Paris 1955/1957). Liberat. brev. = Liberatus von Karthago, Breviarium causae Nestorianorum et Eutychianorum (CPL 865) Breviarium causae Nestorianorum et Eutychianorum, in: Acta Conciliorum Oecumenicorum, tomus 2, Concilium Universale Chalcedonense, volumen 5, Collectio Sangermanensis, ed. E. Schwartz, Berlin 1936. Liberato di Cartagine, Breve storia della controversia nestoriana ed eutichiana, a cura di F. Carcione, Anagni 1989. Lukianos, Epigrammata s. Anthologia Palatina Lyd. = Johannes Lydos mag. = De magistratibus Ioannis Lydi de magistratibus populi Romani libri tres, ed. R. Wuensch (BT), Leipzig 1903. Jean Le Lydien, Des Magistratures de lʼÉtat romain, texte établi, traduit et commenté par M. Dubuisson et J. Schamp, 2 Bände (CUF. Série grecque), Paris 2006.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XLI

Ioannes Lydus, On powers or The magistracies of the Roman state, introd., critical text, trans., comm. and indices by A. C. Bandy (Memoirs of the American Philosophical Society 149), Philadelphia 1983. mens. = De mensibus Ioannis Lydi liber de mensibus, ed. R. Wuensch (BT), Leipzig 1898. ost. = De ostentis Liber de ostentis, in: Ioannis Laurentii Lydi Liber de ostentis et Calendaria graeca omnia, iterum ed. C. Wachsmuth, accedunt epimetra duo de cometis et de terrae motibus (BT), Leipzig 21897, 1160. M. Ign. Ant. = Martyrium Ignatii Antiochenum (BHG 813) Ignatii Martyrium, in: Ignatii Antiocheni et Polycarpi Smyrnaei Epistulae et martyria, ed. et adnotationibus instruxit A. Hilgenfeld, Berlin 1902, 34-43. Makkabäerbücher (Drittes und Viertes Buch) Troisième livre des Maccabées, trad. du texte grec de la Septante, introd. et notes par J. M. Modrzejewski (La Bible d’Alexandrie 15,3), Paris 2008. H.-J. Klauck, 4. Makkabäerbuch (JSHRZ III 6), Gütersloh 1989. The third and fourth books of Maccabees, ed. and trans. by M. Hadas (Jewish Apocryphal literature 3), New York 1953. Malch. (fr.) = Malchos Malchus Philadelphensis, in: Fragmenta historicorum graecorum, collegit, disposuit, notis et prolegomenis illustravit C. Müllerus, volumen quartum, Paris 1851, 111-132. Malchus, in: R. C. Blockley, The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, volume 2, Text, Translation and Historiographical Notes (ARCA 10), Liverpool 1983, 401-462. Mar. Victorin. = Marius Victorinus ad Cand. = Ad Candidum Arianum Ad Candidum, in: Marii Victorini opera 1, Opera theologica, rec. P. Henry et P. Hadot (CSEL 83/1), Ad Candidum, in: Marii Victorini Afri opera theologica ed. A. Locher (BT), Leipzig 1976, 10-28.

XLII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Ad Candidum Arrianum, in: Marius Victorinus, Traités théologiques sur la Trinité, texte établi par P. Henry, introd., trad. et notes par P. Hadot (SC 68), Paris 1960, 130-173. adv. Arium = Adversus Arium Adversus Arium, in: Marii Victorini opera 1, Opera theologica, rec. P. Henry et P. Hadot (CSEL 83/1), Wien 1971, 54-277. Adversus Arium, in: Marii Victorini Afri opera theologica, ed. A. Locher (BT), Leipzig 1976, 32-167. Adversus Arium, in: Marius Victorinus, Traités théologiques sur la Trinité, texte établi par P. Henry, introd., trad. et notes par P. Hadot (SC 68), Paris 1960, 188-603. Marcell. chron. II = Marcellinus Comes, Chronicon Marcellini v. c. comitis Chronicon, in: Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII., ed. Th. Mommsen, vol. II (MGH AA 11), Berlin 1894, 37-104. The chronicle of Marcellinus, a trans. and comm. (with a reproduction of Mommsenʼs edition of the text) by B. Croke (Byzantina Australiensia 7), Sydney 1995. Martyrium Artemii BHG 169 y und z Das vormetaphrastische Martyrium Artemii BHG Nr. 169 y z, in: Philostorgius, Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen, hg. von J. Bidez, 3., bearb. Aufl. von F. Winkelmann (GCS 21), Berlin 1981, 166-175 (Anhang III). M(art). Artem. (BHG 170-171 c) Passio magni Martyris Artemii, in: Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. 5, Opera homiletica et hagiographica, besorgt von B. Kotter (PTS 29), Berlin 1988, 185-245. A. Mai, Commentarius historicus de sancto et inclyto magno martyre et prodigioso Artemio collectus ex ecclesiastica historia Philostorgii et non-nullorum aliorum a Iohanne Monacho, in: ders., Spicilegium Romanum 4, Rom 1840, XIV f. 340-97. Anfang der Artemii Passio mit Philostorgiusʼ Angaben über Artemius, cian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen, hg. von J. Bidez, 3., bearb. Aufl. von F. Winkelmann (GCS 21), Berlin 1981, 151-165 (Teiledition; Anhang I).

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XLIII

From Constantine to Julian, (John the Monk), Artemii passio (The Ordeal of Artemius, BHG 170-71c, CPG 8082), introd. and notes by S. Lieu, trans. by M. Vermes, in: S. N. C. Lieu / D. Montserrat (Hgg.), From Constantine to Julian: Pagan and byzantine Views. A source history, London 1996, 210-262. BHG 172 (Symeon Metaphrastes) PG 115,1160-1212 Martyrium s. Arethae BHG 166 La martyre de Saint Aréthas et de ses compagnons (BHG 166), édition critique, étude et annotation M. Detoraki, trad. par J. Beaucamp (Monographies 27), Paris 2007. BHG 167 (Symeon Metaphrastes) PG 115,1249-1290 Martyrium s. Nicetae (Gothi) BHG 1339 Passio s. Nicetae, in: H. Delehaye, Saints de Thrace et de Mésie, AB 31 (1912) 161-300, hier 209-215. BHG 1340 (Symeon Metaphrastes) PG 115,703-712 Maximin. c. Ambros. = Auxentius, Epistula de fide, vita et obitu Ulfilae (im Kommentar des Maximinus) (CPL 691) Commentaires de Maximinus, in: Scolies ariennes sur le concile d’Aquilée, introd., texte latin, trad. et notes par R. Gryson (SC 267), Paris 1980, 236-251. The Letter of Auxentius, in: P. Heather / J. Matthews (Hgg.), The Goths in the Fourth Century (THH 11), Liverpool 1991, 135-143 (Teilübersetzung). Merob. poet. = Merobaudes, Panegyricus II Flavio Merobaude, Panegirico in versi, introd. e commento a cura di A. Bruzzone (Bibliotheca scriptorum Latinorum 6), Rom 1999. Narratio de imperatoribus domus Valentinianae et Theodosianae s. Chronica Gallica Nest. Heracl. = Nestorius, Liber Heraclidis Nestorius, Le livre d’Héraclide de F. Nau avec le concours du R. P. Bedjan et de M. Brière, Paris 1910.

XLIV

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Nestorius, The Bazaar of Heracleides, newly trans. from the Syriac and ed. with an introd., notes and appendices by G. R. Driver and L. Hodgson, Oxford 1925. Niceph. = Nikephoros Kallistos Xanthopulos, Historia ecclesiastica PG 145,557-1332; PG 146; PG 147,9-448 Nicet. Chon. = Niketas Choniates hist. = Historia Nicetae Choniatae Historia, rec. I. A. van Dieten (CFHB 11,1/2), Berlin 1975. O city of Byzantium: annals of Niketas Choniates, transl. by H. I. Magoulias, Detroit, 1984. Thes. = Ex libris Thesauri orthodoxae fidei PG 139,1087-1444 Nicol. Mes. = Nikolaos Mesarites, Beschreibung der Apostelkirche Die Beschreibung der Apostelkirche von Nikolaos Mesarites, in: A. Heisenberg, Grabeskirche und Apostelkirche. Zwei Basiliken Konstantins. Untersuchungen zur Kunst und Literatur des ausgehenden Altertums, Zweiter Teil, Die Apostelkirche in Konstantinopel, Leipzig 1908, 1-96. Nikolaos Mesarites, Description of the Church of the Holy Apostles at Constantinople. Greek text ed. with transl., comm., and introd. by G. Downey, TAPhS 47 (1957) 855-924. Not. urb. Const. = Notitia urbis Constantinopolitanae Notitia Dignitatum. accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et latercula provinciarum, ed. O. Seeck, Berlin 1876. The Notitia Urbis Constantinopolitanae, in: Two Romes. Rome and Constantinople in the Late Antiquity, ed. by L. Grig and G. Kelly, Oxford 2012, 86-115 (engl. Übers.). Olymp. (fr.) = Olympiodoros von Theben Olympiodorus, in: R. C. Blockley, The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, volume 2, Text, Translation and Historiographical Notes (ARCA 10), Liverpool 1983, 151-220. Opt. Porf. carm. = Optatianus Porfyrius, Carmina Turin 1973. Carmi di Publilio Optaziano Porfirio, a cura di G. Polara (Classici latini), Turin 2004.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XLV

Optat. = Optatus von Mileve, Contra Parmenianum Donatistam S. Optati Milevitani libri 7. accedunt decem monumenta vetera ad Donatistarum historiam pertinentia, rec. et commentario critico indicibusque instruxit C. Ziwsa (CSEL 26), Wien 1893. Optat de Milève, Traité contre les donatistes, texte critique, trad., notes et index par M. Labrousse, 2 Bände (SC 412; 413), Paris 1995/1996. Orib. (inc.) = Oribasios, Collectiones medicae Oribasii Collectionum medicarum reliquiae, ed. J. Raeder, 4 Bände (Corpus medicorum Graecorum 6/1,1-2; 6/2,1-2), Leipzig 19281933. Orig. = Origenes Cels. = Contra Celsum (CPG 1476) Origène, Contre Celse, introd., texte critique, trad. et notes par M. Borret, 5 Bände, versch. Aufl. (SC 132; 136; 147; 150; 227), Paris 1969-2011. Origenes, Contra Celsum – Gegen Celsus. Griechisch-deutsch, eingel. und komm. von M. Fiedrowicz, übers. von C. Barthold, 5 Bände (FC 50/1-5), Freiburg 2011-2012. comm. in Mt. / fr. in Mt. = Commentarius in Matthaeum (CPG 15101517), Origenes Werke 10-12,2, Matthäuserklärung, hg. von E. Klostermann, U. Treu u. a., 4 Bände, versch. Aufl. (GCS 40; 38; 41/1-2), Leipzig/Berlin 1935-1976. Ps. Orig. in Iob = Anonymi in Iob commentarius Anonymi in Iob commentarius, ed. K. B. Steinhauser, adiuvantibus H. Müller et D. Weber (CSEL 96), Wien 2006. Oros. hist. = Orosius, Historiae adversum paganos Pauli Orosii Historiarum adversum paganos libri VII. accedit eiusdem liber apologeticus, ex recogn. C. Zangemeister (CSEL 5), Wien 1882. Orose, Histoires contre les païens, texte établi et traduit par M.-P. Arnaud-Lindet, 3 Bände (CUF. Série latine), Paris 1990-1991. Paulus Orosius, Die antike Weltgeschichte in christlicher Sicht, übers. und erl. von A. Lippold, (BAW), München 1985/1986. Orosius, Seven books of history against the pagans, trans. with an introd. and notes by A. T. Fear (TTH 54), Liverpool 2010.

XLVI

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Paulus Orosius, The seven books of history against the pagans, trans. by R. J. Deferrari (FaCh), Washington, D.C. 1964. Pallad. c. Ambros. = Palladius, contra Ambrosium fragmentai Scolies ariennes sur le concile d’Aquilée, introd., texte latin, trad. et notes par R. Gryson (SC 267), Paris 1980. Paneg. = Panegyrici Latini XII Panegyrici Latini, recogn. brevique adnotatione critica instruxit R. A. B. Mynors (OCT), Oxford 1964. Ch. E. Nixon / B. S. Rodgers, In praise of later Roman emperors. The Panegyrici Latini, introd., trans., and historical comm. with the Latin text of R. A. B. Mynors, Berkeley 1994. Parastaseis syntomoi chronikai Parastaseis syntomoi chronikai, in: Scriptores originum Constantinopolitanarum, rec. Th. Preger, fasciculus prior (BT), Leipzig 1901, 19-73. Constantinople in the early eighth century: the Parastaseis syntomoi chronikai, introd., trans. and comm., ed. by A. Cameron and J. Herrin (Columbia studies in the classical tradition 10), Leiden 1984. Patr. Nicaen. Nom. = Patrum Nicaenorum nomina (CPG 8516) Patrum Nicaenorum nomina latine, graece, coptice, syriace, arabice, armeniace, sociata opera ed. H. Gelzer, H. Hilgenfeld, O. Cuntz (BT), Leipzig 1898. Paul. Med. vita Ambr. = Paulinus von Mailand, Vita Ambrosii (CPL 169) Paulinus Mediolanensis, Vita di S. Ambrogio, introd., testo critico e note a cura di M. Pellegrino (Verba seniorum NS 1), Rom 1961. Paulinus, Vita Ambrosii, in: Vita di Cipriano, vita di Ambrogio, vita di Agostino, testo critico e comm. a cura di A. A. Bastiaensen, 3. Aufl. (Vite dei santi 3), Mailand 1989, 51-125. Paul. Nol. carm. = Paulinus von Nola, Carmina (CPL 203) Paulinus Nolanus, Carmina, ed. G. de Hartel, ed. altera supplementis aucta, curante M. Kamptner (CSEL 30/2), Wien 1999. Peripl. mar. Erythr. = Periplus maris Erythraei Anonymi (Arriani, ut fertur) graphi Graeci minores, e codicibus recogn., prolegomenis annotatione indicibus instruxit, tabulis aeri incisis illustravit C. Müllerus, volumen primum, Paris 1855, 257-305.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XLVII

The Periplus Maris Erythraei, text with introd., trans., and comm. by L. Casson, Princeton 1989. Le Périple de la Mer Erythrée. Suivi dʼune étude sur la tradition et la langue, par H. Frisk (Göteborgs Högskolas årsskrift 33/1), Göteborg 1927. Petr. ibn Rahib chron. orient. = Petrus ibn Rahib, Chronicon orientale Petrus ibn Rahib, Chronicon orientale, ed. L. Cheikho, 2 Bände (CSCO 45-46. Scriptores Arabici 1-2), Beirut 1903. Petr. Patr. exc. sent. = Petros Patrikios, Excerpta de sententiis Excerpta e Petro Patricio, in: Excerpta historica iussu imp. Constantini Porphyrogeniti confecta, ed. U. Ph. Boissevain, C. De Boor, Th. Büttner-Wobst, vol. 4, Excerpta de Sententiis, Berlin 1906, 241-271. Petrus Patricius, in: Fragmenta historicorum graecorum, collegit, disposuit, notis et prolegomenis illustravit C. Müllerus, volumen quartum, Paris 1851, 181-191. Th. M. Banchich, The Lost History of Peter the Patrician. An account of Rome’s imperial past from the age of Justinian, London 2015 (Übers.). Philost. = Philostorgios, Historia ecclesiastica Philostorgius, Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen, hg. von J. Bidez, 3., bearb. Aufl. von F. Winkelmann (GCS 21), Berlin 1981. Philostorgii Cappadocis ... ecclesiasticae historiae ... libri XII a Photio ... in epitomen contracti, nunc primum editi a Iac. Gothofredo, Lugduni 1643. Theodoriti Episcopi Cyri et Evagrii Scholastici Historia Ecclesiastica, item excerpta ex Historiis Philostorgii et Theodori Lectoris. H. Valesius Graeca ex mss. codicibus emendavit, Latine vertit et annotationibus illustravit, Paris 1673. Theodoriti Episcopi Cyri et Evagrii Scholastici Historia Ecclesiastica, item excerpta ex Historiis Philostorgii et Theodori Lectoris. H. Valesius ... emendavit ... . Hanc editionem criticis plurium eruditorum observationibus l 1720. Philostorge, Histoire ecclésiastique, trad. par É. Des Places, introd., révision de la trad., notes et index par B. Bleckmann, D. Meyer, J.-M. Prieur (SC 564), Paris 2013.

XLVIII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Migne = PG 65 (1858) 455-638. Migne2 = PG 652 (1864) 455-638. E. Walford, The Ecclesiastical History of Sozomen ... Also the Ecclesiastical History of Philostorgius, transl. by E. W., London 1855, 425-528. Philostorgius, Church History, trans. with an introd. and notes by Ph. R. Amidon (Writings from the Greco-Roman World 23), Leiden 2007. Phot. = Photios Amph. = Amphilochia Photii patriarchae Constantinopolitani Epistulae et Amphilochia, rec. B. Laourdas et L. G. Westerink, indices confecit L. G. Westerink, vol. 4-6/2, 4 Bände (BT), Leipzig 1986-1988. bibl. cod. = Bibliotheke Photius, Bibliothèque, texte établi et traduit par R. Henry, index par J. Schamp, 9 Bände (CUF. Série grecque), Paris 1959-1991. Photius, The Bibliotheca. A selection, trans. with notes by N. G. Wilson, London 1994. c. Man. 1 = contra Manichaeos 1 W. Wolska-Conus, Les sources grecques pour l’histoire des Pauliciens, Travaux et Mémoires 4 (1970) 120-73 ep. = Epistulae Photii patriarchae Constantinopolitani Epistulae et Amphilochia, rec. B. Laourdas et L. G. Westerink, indices confecit L. G. Westerink, vol. 1-3, 3 Bände (BT), Leipzig 1983-1985. hom. = Homiliae Photiu Homiliai, ekdosis keimenu eisagoge kai scholia hypo B. Laurda (Hellenika Paratema 12), Thessalonike 1959. The Homilies of Photius, Patriarch of Constantinople, English trans., introd. and comm. by C. Mango (Dumbarton Oaks Studies 3), Cambridge, Mass. 1958. Pol. Silv. chron. I = Polemius Silvius, Laterculus Polemii Silvii Laterculus, in: Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII., ed. Th. Mommsen, vol. I (MGH AA 9), Berlin 1892, 511551. Porph. Christ. = Porphyrios, Gegen die Christen Porphyrius, „Gegen die Christen“. 15 Bücher, Zeugnisse, Fragmente und Referate, hg. von A. von Harnack, Abh. der KöniglichPreußischen Akad. der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse 1916,1,

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

XLIX

Berlin 1916 (= ders., Kleine Schriften zur Alten Kirche, Berliner Akademieschriften 1908-1930, mit einem Vorwort von J. Dummer [Opuscula 9/2] Leipzig 1980, 362-474). Praxag. = Praxagoras von Athen Praxagoras von Athen, in: F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker, Zweiter Teil, Zeitgeschichte B, Spezialgeschichten, Autobiographien und Memoiren, Zeittafeln, Berlin 1929, 948-949 (Text; fr. 219). B. Bleckmann, Zwischen Panegyrik und Geschichtsschreibung. Praxagoras und seine Vorgänger, in: M. Zimmermann (Hg.), Geschichtsschreibung und politischer Wandel im 3. Jh. n. Chr., Stuttgart 1999, 203-228, hier 209 f. (Übers.). Prisc. = Priskos Priscus Panita, excerpta et fragmenta, ed. P. Carolla (BT), Berlin 2008. Priscus Panites, in: Fragmenta historicorum graecorum, collegit, disposuit, notis et prolegomenis illustravit C. Müllerus, volumen quartum, Paris 1851, 69-110. Priscus, in: Fragmenta historicorum graecorum, Londiniensi ed., prolegomenis, annotatione, indicibus instruxit C. Müller, volumen quintum, pars prior, Paris 1870, 24-26 (Addenda). Priscus, in: R. C. Blockley, The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, volume 2, Text, Translation and Historiographical Notes (ARCA 10), Liverpool 1983, 222-400. The Fragmentary History of Priscus, transl. with an introd. by J. Given, Merchantville, N.J. 2014 Procop. = Prokop Procopii Caesariensis opera omnia, recogn. J. Haury, ed. stereotypa correctior, addenda et corrigenda adiecit G. Wirth, 4 Bde. (BT), Leipzig 1962-1964. Prokop, Werke. Griechisch-deutsch, ed. O. Veh, 4 Bände (Tusculum), München 1971. aed. = De aedificiis libri VI Goth. = De bello Gothico Pers. = De bello Persico Vand. = De bello Vandalico

L

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Prosp. = Prosper Tiro von Aquitanien Prosperi Tironis Epitoma chronicon, in: Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII., ed. Th. Mommsen, vol. I (MGH AA 9), Berlin 1892, 341-485. Epitoma Chronicon (MGH, AA 9: 385-499; chronicle from years 379 to 455), in: A. C. Murray (Hg.), From Roman to Merovingian Gaul. A Reader, Peterborough 2000, 62-76. Prud. perist. = Prudentius, Liber peristephanon (CPL 1443) Liber Peristefanon, in: Aurelii Prudentii Clementis Carmina, cura et studio M. P. Cunningham (CCSL 126), Turnhout 1966, 251389. Ptol. geog. = Ptolemaios, Geographia Klaudios Ptolemaios, Handbuch der Geographie. GriechischDeutsch, Einleitung, Text und Übersetzung, Index, hg. von A. Stückelberger und G. Graßhoff, 2 Bde., Basel 2006. Ren. Frig.= Renatus Profuturus Frigeridus s. unter Greg. Tur. Franc. Ruf. Fest. = Rufius Festus, Breviarium Festus, Abrégé des hauts faits du peuple romain, texte établi et traduit par M.-P. Arnaud-Lindet (CUF. Série latine), Paris 22002. The Breviarium of Festus, a critical edition with historical comm. by J. W. Eadie (Classical studies 5), London 1967. M. L. Fele, Il breviarium di Rufio Festo, testo, trad. e comm. filologico con una introd. sullʼautore e lʼopera (Bibliotheca Weidmanniana 14), Hildesheim 2009. Rufin. = Rufinus von Aquileia hist. = Historia ecclesiastica Eusebius Werke, Zweiter Band, Die Kirchengeschichte. Die lateinische Übersetzung des Rufinus, hg. von E. Schwartz und Th. Mommsen, 3 Bände (GCS 9/1-3), Leipzig 1903-1909. The Church History of Rufinus of Aquileia. Books 10 and 11, trans. with notes by Ph. R. Amidon, Oxford 1997. Rufino, Storia della chiesa, trad., introd. e note a cura di L. Dattrino (Testi patristici 54), Rom 21997. hist. mon. = Historia monachorum Tyrannius Rufinus, Historia m patrum, hg. von E. Schulz-Flügel (PTS 34), Berlin 1990. Schol. Lucan. = Lukanscholien Scholia in Lucani bellum civile, ed. H. Usener, pars prior, Commenta Bernensia, Leipzig 1869.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

LI

Serm. Arian. = Sermo Arianorum Sermo Arrianorum, in: Antiarianische Schriften. Sermo Arrianorum, Contra sermonem Arrianorum, Collatio Cum Maximino Arrianorum episcopo, Contra Maximinum Arrianum, eingel., übers. und hg. von H.-J. Sieben (AOW 48), Paderborn 2008, 46-63. Sever. creat. = Severian von Gabala, De mundi creatione (CPG 4194) PG 56,429-500 Severian of Gabala, Homilies on Creation and Fall, trans. with an introd. and notes by R. C. Hill, in: M. Glerup (Hg.), Commentaries on Genesis 1-3. Severian of Gabala and Bede the Venerable, Downers Grove 2010, 1-94. Socr. = Sokrates, Historia ecclesiastica (CPG 6028) Sokrates, Kirchengeschichte, hg. von G. Ch. Hansen (GCS N.F. 1), Berlin 1995. Socrate de Constantinople, Histoire ecclésiastique, texte grec de lʼédition G. Ch. Hansen, traduit par P. Périchon et P. Maraval, introd. et notes P. Maraval, 4 Bände (SC 477; 493; 505; 506), Paris 2004-2007. Sol. = Solinus, Collectanea rerum memorabilium C. Iulii Solini Collectanea rerum memorabilium, iterum rec. Th. Mommsen, ed. altera ex editione anni 1895 lucis ope expressa, Berlin 1958. Soz. = Sozomenos, Historia ecclesiastica (CPG 6030) Sozomenus, Kirchengeschichte, hg. von J. Bidez, eingel., zum Dr. besorgt und mit Registern vers. von G. Ch. Hansen (GCS N. F. 4), Berlin 21995. Sozomenos, Historia ecclesiastica – Kirchengeschichte. Griechisch-deutsch, übers. und eingel. von G. Ch. Hansen, 4 Bände (FC 73/1-4), Turnhout 2004. Sozomène, Histoire ecclésiastique, texte grec de lʼédition J. Bidez et G. Ch. Hansen (GCS), trad. par A.-J. Festugière, 4 Bände (SC 306; 418; 495; 516), Paris 1983-2008. Strab.= Strabon, Geographica Strabons Geographika. Mit Übersetzung und Kommentar, hg. von S. Radt, 10 Bde., Göttingen 2002Sud. = Suda Lexicographi Graeci, recogniti et apparatu critico instructi, volumen 1, Suidae lexicon, ps. 1-5, ed. A. Adler, 5 Bände (Sammlung wissenschaftlicher Commentare), Leipzig 1928-1938.

LII

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Sulp. Sev. = Sulpicius Severus chron. = Chronica (CPL 474) Chronica, in: Sulpicii Severi libri qui supersunt, rec. et commentario critico instruxit C. Halm (CSEL 1), Wien 1866, 1-105. Sulpice Sévère, Chroniques, introd., texte critique, trad. et comm. par G. de Senneville-Grave (SC 441), Paris 1999. dial. = Dialogi (CPL 477) Dialogi, in: Sulpicii Severi libri qui supersunt, rec. et commentario critico instruxit C. Halm (CSEL 1), Wien 1866, 152-216. Mart. = Vita s. Martini (CPL 475) Vita Sancti Martini, in: Sulpicii Severi libri qui supersunt, rec. et commentario critico instruxit C. Halm (CSEL 1), Wien 1866, 107137. Sulpice Sévère, Vie de saint Martin, introd., texte et trad., comm. et index par J. Fontaine, 3 Bände (SC 133; 134; 135), Paris 19671969. Sulpicius Severus, Vita Sancti Martini – Das Leben des Heiligen Martin. Lateinisch/Deutsch, Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von G. Huber-Rebenich, Stuttgart 2010. Sulpicius Severus, Leben des heiligen Martin. Lateinisch und deutsch, eingel., übers. und mit Anmerkungen vers. von K. Smolak, Eisenstadt 1997. Sym. Log. = Symeon Logothetes, Chronicon Symeonis Magistri et Logothetae Chronicon, rec. S. Wahlgren (CFHB. Series Berolinensis 44), Berlin 2006. Theophanes Continuatus, Ioannes Cameniata, Symeon Magister, Georgius Monachus, rec. I. Bekker (CSHB 31), Bonn 1838, 603760. Sym. Metaphr. Vita Tim. = Symeon Metaphrastes Vita s. Timothei (BHG 1848) PG 114,761-774 Ps.-Symeon s. Symeon Logothetes, Chronicon Synax. eccl. Const. = Synaxarium ecclesiae Constantinopolitanae Synaxarium ecclesiae Constantinopolitanae, opera et studio H. Delehaye (Propylaeum ad Acta 1902.

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

LIII

Synes. ep. = Synesios von Kyrene, Epistulae (CPG 5640) Synésios de Cyrène, Correspondance. Lettres, texte établi par A. Garzya, traduit et commenté par D. Roques, 2 Bände (CUF. Série grecque), Paris 22003. Synesius Cyrenensis Epistolae, A. Garzya rec. (SCL), Rom 1979. Th(eo)dr. Lect. h.e. = Theodoros Lector, Historia tripartita (CPG 7502) Theodoros Anagnostes, Kirchengeschichte, hg. von G. Ch. Hansen (GCS N. F. 3), Berlin 21995. Th(eo)dt. = Theodoretos von Kyrrhos ep. = Epistulae (CPG 6239/6240) Théodoret de Cyr, Correspondance, introd., texte critique, tradition et notes par Y. Azéma, 3 Bände, 1. und 2. Aufl. (SC 40; 98; 111), Paris 1964-1982. epp. Paul. = Commentarius in omnes sancti Pauli Epistolas (CPG 6209) PG 82,31-878. h. rel. = Historia religiosa (CPG 6221) Théodoret de Cyr, Histoire des moines de Syrie. „Histoire Philothée“, introd., texte critique, trad., notes par P. Canivet et A. Leroy-Molinghen, 2 Bände (SC 234; 257), Paris 1977/1979. PG 82 1283-1496. haer. = Compendium haereticarum fabularum (CPG 6223) PG 83,335-556. h.e. = Historia ecclesiastica (CPG 6222) Theodoret, Kirchengeschichte, hg. von L. Parmentier, 3., durchges. Aufl., bearb. von G. Ch. Hansen (GCS 19 = GCS N. F. 5), Berlin 1998. Théodoret de Cyr, Histoire ecclésiastique, texte grec de L. Parmentier et G. Ch. Hansen (GCS, NF 5, 1998), introd. par A. Martin, trad. par P. Canivet, revue et annotée par J. Bouffartigue u. a., 2 Bände (SC 501; 530), Paris 2006/2009. Interpretatio in Ezechielem PG 81,807-1256. Them. or. = Themistios, Orationes Themistii Orationes quae supersunt, rec. H. Schenkl, 3 Bde. (BT), Leipzig 1965-1974. Themistios, Staatsreden, Übersetzung, Einführung und Erläuterung von H. Leppin (BGL) Stuttgart 1998.

LIV

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Theophyl. Bulg. pass. XV mart. =Theophylaktos von Achrida, Historia martyrii XV martyrum (BHG 1199) PG 126,151-222. Thphl. Protosp. urin. =Theophylos Protospatharios, de urinis J. L. Ideler, Physici et medici Graeci minores, Bd. 1, Berlin 1841, 261-283 (ND Amsterdam 1963). Th(eo)phn. = Theophanes Confessor, Chronographia Theophanis Chronographia, rec. C. de Boor, 2 Bände, Leipzig 1883/1885. The Chronicle of Theophanes Confessor. Byzantine and Near Eastern History, A.D. 284-813, trans. with introd. and comm. by C. Mango and R. Scott with the assistance of G. Greatrex, Oxford 1997. Urkunden/Dokumente zur Geschichte des Arianischen Streites Athanasius Werke, Dritter Band, Erster Teil, Urkunden zur Geschichte des Arianischen Streites (318-328), hg. von H.-G. Opitz, 1. und 2. Lieferung, Berlin 1934-1935. Athanasius Werke, Dritter Band, Erster Teil, Dokumente zur Geschichte des Arianischen Streites, 3. Lieferung, bis zur Ekthesis Makrostichos, hg. von H. Ch. Brennecke, u. a., Berlin 2007. Athanasius Werke, Dritter Band, Erster Teil, Dokumente zur Geschichte des Arianischen Streites, 4. Lieferung, bis zur Synode von Alexandrien 362, hg. von H. Ch. Brennecke u. a., Berlin 2014. Vit. Athan. arab. = Vita s. Athanasii ex arabico versa PG 25,CCXLVI-CCLI (Anonyme) Vit(a) Const(antini) (Konstantinvita) BHG 364 M. Guidi, Un bios di Costantino, RAL Ser. 5,16 (1907) 304-340. An anonymous Life of Constantine, in: J. Wilkinson, Jerusalem Pilgrims Before the Crusades, Warminster 1977, 202-204 (Teilübersetzung). BHG 365 H.-G. Opitz, Die Vita Constantini des Codex Angelicus 22, Byzantion 9 (1934) 535-593. J. Bidez, Fragments nouveaux stantin, Byzantion 10 (1935) 403-437 (Notes complémentaires von P. Heseler u. J. Bidez: ebd. 438-442) (abgedruckt in der 3. Aufl. von Bidez, Philostorgius unter „Berichtigungen und Nachträge“, 363-392).

Abkürzungsverzeichnis – Primärquellen

LV

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Einleitung I. Zur Rekonstruktion des Textes der Kirchengeschichte 1. Vorbemerkungen: Von Byzanz bis zur Ausgabe von J. Bidez Die Kirchengeschichte des Philostorgios ist trotz der „häretischen“ Einstellung ihres Autors in mittelbyzantinischer Zeit noch gerne gelesen worden, wie etwa ihre Benutzung in hagiographischen Quellen, aber auch in der Suda zeigt1. Eine vollständige Handschrift des Autors hat sich freilich nicht erhalten. Man ist vielmehr darauf angewiesen, sich selbst ein Bild vom Autor zu machen, und zwar mit Hilfe der großen Epitome des Photios einerseits und andererseits durch eine nicht unbeträchtliche Anzahl von weiteren Textzeugen. Die lange Zusammenfassung des Philostorgios, die Photios im neunten Jahrhundert anfertigen konnte und die von einer kürzeren Zusammenfassung zu unterscheiden ist, ist immerhin so ausführlich, dass sie genügte, um späteren Generationen einen ungefähren Eindruck vom Charakter dieses Geschichtswerks zu geben. Die besondere Überlieferungssituation der Epitome, die in einer Sammelhandschrift gemeinsam mit den Texten „orthodoxer“ Kirchenhistoriker überliefert ist, zeigt, dass man diese Epitome schon in byzantinischer Zeit als eine fast vollwertige kirchengeschichtliche Darstellung würdigte2. Im westlichen Europa wurde Philostorgios eben1

Zur Artemii Passio, der anonymen Vita Constantini BHG 365, der Suda etc. s. unten. Kap. I. 3-5. Bidez, Philostorgius, CXLV geht allerdings davon aus, dass Philost. in byzantinischer Zeit nur durch eine einzige Handschrift bekannt war, wie etwa die sowohl bei Photios als auch in der Artemii Passio zu entdeckende Verschreibung von Crispus zu Priscus zeige. Der Verfasser von BHG 365, der Crispus bietet, habe den richtigen Namen aus einer anderen Quelle geschöpft. Die Verschreibung ist allerdings nicht selten, s. BMP, 195 Anm. 2. 2 Alle bekannten Handschriften der langen Epitome sind vom Baroccianus 142 abhängig, einer Handschrift des 14. Jahrhunderts, in dem Kirchengeschichtswerke und Kirchengeschichtsexzerpte zusammengebunden waren, vgl. Bidez, Philostorgius, XVIII f. Die ursprüngliche Reihung dieser Werke ist allerdings zerstört worden und die Blätter sind im Codex Baroccianus 142, der in Oxford aufbewahrt den. Nikephoros Kallistos hat für die Philost.-Passagen in seiner Darstellung die gleichen Lücken, die im Baroccianus auffallen, vgl. Bidez, XXXIII. Der Baroccianus 142 in der gegenwärtigen Form war Philost. und anderen Autoren die Vorlage für die Kirchengeschichte des Nikephoros Kallistos (s. unten S. 16-23). Ein Schreiber der im Baroccianus zusammen-

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falls zunächst vor allem in der Zusammenfassung des Photios als Autor von kirchengeschichtlichem Interesse wahrgenommen. Das Verdienst dafür gebührt Gothofredus, der die Epitome nach einer Handschrift des 16. Jahrhunderts, dem Bernensis 54, publizierte1. Er ging in der Rekonstruktion der Kirchengeschichte dabei schon über die bloße Publikation der Epitome hinaus, indem er dieser einige weitere Fragmente des Philostorgios (etwa die kürzere Zusammenfassung aus der Bibliotheke des Photios, Stücke aus der Suda und aus Niketas Choniates) hinzufügte. Dieser ersten Publikation folgte eine deutlich korrigierte, wenn auch, von ihrer Textgrundlage her, nur unwesentlich (um sieben Suda-Fragmente) erweiterte Ausgabe von H. Valois, die dann auch die Vorlage der Philostorgios-Ausgabe in der Patrologia Graeca war2. Der Erschließung durch die frühneuzeitlichen Gelehrten ist zu verdanken, dass Philostorgios auf diese Weise von L.-S. Lenain de Tillemont, der zusätzlich auf die Bedeutung der Artemii Passio für die Kenntnisse über diesen Kirchenhistoriker verwies, bis hin zu O. Seeck zu den kirchengeschichtlichen Autoren gehörte, die durchaus gerne und häufig zur Rekonstruktion kirchen- und ereignisgeschichtlicher Zusammenhänge benutzt wurden. Eine kritischen Ansprüchen genügende Ausgabe hat freilich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts J. Bidez vorgelegt, der insbesondere auf Vorarbeiten von P. Batiffol und P. Franchi de’ Cavalieri zurückgreifen konnte3. Seine 1913 in der patristischen Serie „Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte“ (GCS) erschienene Ausgabe „Philostorgius. Kirchengeschichte“ wird allgemein und völlig zu Recht als editorisches Meisterwerk gerühmt. Bidez hat nicht nur für den wichtigsten

geführten Kirchenhistoriker-Handschriften war dabei offenkundig Nikephoros selbst, vgl. dazu Wilson, Autograph. Dessen Hand weicht aber von derjenigen der Blätter mit den Philost.-Exzerpten ab, die im Unterschied zu den übrigen Händen des Codex nicht aus dem 14. Jh., sondern schon aus dem 13. Jh. stammt. Die Blätter dieser Hand, die neben der Philost.-Epitome auch den Text des Euagrios bieten, werden im Folgenden in Anlehnung an Bidez und Wilson als B bezeichnet. 1 Philostorgii Cappadocis (...) ecclesiasticae historiae (...) libri XII a Photio (...) in epitomen contracti, nunc primum editi a Jacobo Gothofredo (...), Genevae, sumptibus Jacobi Chouët, 1643. S. Bidez, Philostorgius, IX. 2 Henricus Valesius, Theodoriti (...) et excerpta ex historiis Philostorgii (...), Parisiis 1673. S. Bidez, Philostorgius, X. Die Ausgabe bei Migne PG 65,455-638 bietet im Wesentlichen den Text von Valois, vgl. Bidez, XI. 3 Batiffol, Quaestiones Philostorgianae; ders., Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius, 252-289; Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento.

Einleitung

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Textzeugen, die große Epitome des Photios, das Verhältnis der Handschriften zueinander geklärt und auf der Grundlage des Baroccianus 142, bzw. der in diesem Codex enthaltenen Blätter, die mit der Sigle B bezeichnet werden, einen überzeugenden Text dieser Philostorgios-Epitome hergestellt. Er hat auch eine ansehnliche Zahl von weiteren Textzeugen aus der byzantinischen Epoche kritisch gemustert und für die Rekonstruktion des Kirchenhistorikers hinzugezogen. Eine Korrektur seiner Rekonstruktionsleistungen ist angesichts seiner vorsichtigen Urteile, der sorgfältigen Untersuchung von Handschriften und seiner überlegenen textkritischen Kenntnisse, ferner auch der Konsultation der Expertise von Kennern der orientalischen Sprachen wie P. Peeters oder M.-A. Kugener meist nicht notwendig. Verbesserungsbedarf ergibt sich in der Regel nur im Detail, etwa dadurch, dass die von Bidez benutzten Textzeugen in neueren Ausgaben vorliegen oder dass das Handschriftenverhältnis in einigen Fällen anders beurteilt werden kann, als dies von Bidez vorgenommen worden ist1. Der einzige seit 1913 hinzugekommene größere Textbaustein ist das neu entdeckte Stück aus der anonymen Konstantin-Vita BHG 365, das noch von Bidez selbst in einem (der zweiten und dritten Auflage seiner Ausgabe dann von F. Winkelmann hinzugefügten) Artikel der Zeitschrift Byzantion kommentiert worden ist2. Allerdings ist auch nach der Entdeckung dieses neuen Textbausteins das Verhältnis der Textzeugen untereinander, was ihre quantitative Bedeutung für die Rekonstruktion der Kirchengeschichte betrifft, kaum verändert worden. Folglich ist es sinnvoll, bei der Vorstellung der verschiedenen Textzeugen sich der von Bidez vorgegebenen Reihenfolge anzuschließen. Jeder, der Fragmente des Philostorgios zu welcher Frage auch immer heranzieht und benutzt, muss die Eigenarten dieser Textzeugen kennen, da die aus ihnen gewonnenen Fragmente in keiner Weise den „reinen“ Philo1

S. im Einzelnen die Ausführungen von M. Stein in Kapitel VII., im philologischen Kommentar und im Apparat der hier vorgelegten Ausgabe. Gegenüber den Entscheidungen von Bidez, wie bei den einzelnen Zeugen der griechische Text jeweils herzustellen ist, gibt es durchaus Abweichungen. Diese rühren zum Teil daher, dass Bidez der Auffassung war, Photios habe „seinen Text nie wieder durchgelesen“, so dass seine Epitome „mit einem Conservatismus herausgegeben werden“ müsse, „der bei vielen literarischen Werken übertrieben sein würde“ (Philostorgius, XVI u. XVII). ThLZ 39, 266 in seiner Rezension widersprochen und zu Recht bemerkt: „Selbst wenn man zugibt, daß Photius zu schnell exzerpiert hat, darf man ihm doch kein fehlerhaftes Griechisch zutrauen.“ Zu dessen Beurteilung bietet sein Œuvre eine genügend breite Grundlage. 2 Bidez, Fragments nouveaux sowie Heseler / Bidez, Notes complémentaires.

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storgios vermitteln, sondern diese Zeugen den Autor im Sinne ihrer eigenen Darstellungsintentionen benutzt und oft genug auch verändert haben. Der Text des Philostorgios ist fast nie durch direkte Zitate oder auch nur durch relativ unvoreingenommene Inhaltsangaben bekannt, sondern durch Zeugen, die keinen Spiegel der Kirchengeschichte von Philostorgios, sondern meist nur einen Zerrspiegel bieten. Beim Versuch, den ursprünglichen Textgehalt von Philostorgios zu ermitteln, müssen daher immer die Eigenarten des Autors oder der Sammlung beachtet werden, dem oder der Angaben zu Philostorgios zu verdanken sind. Dieser an sich selbstverständliche methodische Grundsatz wird bei der Benutzung von Philostorgios vielleicht nicht immer ausreichend gewürdigt. 2. Photios: Epitome und Bibliotheca codicum 40 Wichtigster Textzeuge zu Philostorgios ist der byzantinische Intellektuelle und spätere Patriarch Photios, der Philostorgios gleich zweimal behandelt hat. Für die kürzere Darstellung in bibl. cod. 40 ist der Kontext der Entstehung einigermaßen nachvollziehbar1. Diese Darstellung ist in dem in einer späteren Zeit unter dem Titel Bibliotheke oder Myriobiblos etc. bekannt gewordenen Sammelwerk des Photios enthalten. Das Werk, das unmittelbar vor einer Gesandtschaftsreise nach Bagdad verfasst wurde, ist frühestens 838, spätestens in den 50er Jahren des neunten Jahrhunderts redigiert worden2. In insgesamt 279, manchmal sehr summarischen (bisweilen sind nur Autor und Titel genannt), manchmal sehr ausführlichen Kapiteln behandelt Photios in einer Mischung von Inhaltsangaben, direk1

Die folgenden Ausführungen sind partiell identisch mit Seiten aus meinem Aufsatz „Die Notizen des Photios zu Philostorgios im Kontext seiner Behandlung der spätantiken Historiographie und seiner Bildungsinteressen“ in: Blaudeau / Van Nuffelen (Hgg.), L’historiographie tardo-antique et la transmission des savoirs, 227-245. 2 Das Datum 838 schlägt H. Ahrweiler, Sur la carrière de Photius avant son patriarcat, ByzZ 58 (1965) 348-363 vor. Ihr folgt Lemerle, Le premier humanisme byzantin, 179. Zum Spätdatum 855, also dem Ansatz von Hergenröther kehrt F. Halkin, La date de composition de la „Bibliothèque“ de Photius remise en question, AB 81 (1963) 414-417 zurück. Gegen das Frühdatum 838 s. auch Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 13 und N. G. Wilson, Scholars of Byzantium, London 1983, 93. Einen Überblick über weitere Ansätze zur Datierung der Gesandtschaft und zur Beschreibung der Entstehungsumstände der Bibliotheke bietet J. P. Stronk, Ctesias’ Persian History. Part dings für eine sehr späte Datierung eintritt und die Abfassung der Bibliotheke mit dem ersten Exil des Patriarchen erklärt. Zu den in einer Art Giftschrank aufbewahrten häretischen Schriften (zu denen dann auch Philost. gehört) habe er zuvor nur als Patriarch Zugang haben können.

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ten Zitaten und einer persönlichen Literaturkritik1 Werke vom fünften vorchristlichen Jahrhundert bis zum eigenen Zeithorizont. Der Umfang seiner Sammlung ist nur durch eine lang anhaltende, in Konstantinopel betriebene Lektüre- und Exzerpiertätigkeit zu erklären. Denn die These, Photios habe die Codices seiner Bibliotheke erst in Bagdad vorgefunden, ist ebenso abwegig wie die Annahme, er habe die Werke während seiner Reise nach Bagdad gelesen2. Auch kann Photios kaum in den wenigen Wochen, die ihm zwischen der Ankündigung des Gesandtschaftsprojekts und der Abreise blieben, das gesamte Werk aus dem Gedächtnis verfasst haben3. Es ist offenkundig, dass er nur in eiliger Weise bereits ihm vorliegende und vermutlich von Jugend an verfasste Exzerpte in bunter Weise zusammengestellt hat4. Die eigentliche Arbeit war schon längst gemacht. Die bereits vorhandenen Exzerpte und Kurzkritiken sind in der Schlussredaktion nur noch zu mehr oder weniger großen Gruppen von zusammengehörigen Werken zusammengestellt und im Wechsel nach antikem Vorbild (vgl. die Ϲτρωματεῖϲ [„Teppiche“] des Clemens von Alexandreia) ähnlich wie ein Teppichmuster dargeboten worden5. Neben bibl. cod. 40 besitzt man eine außerhalb der Bibliotheke – nämlich in der bereits genannten Sammelhandschrift von Kirchenhistorikern, dem Codex Baroccianus 142 – überlieferte Epitome, die in ihrem Umfang den ausführlichsten Exzerpten der Bibliotheke, etwa zu Olympiodoros (bibl. cod. 80), zu Memnon (bibl. cod. 224) oder zu Ktesias (bibl. cod. 72), vergleichbar ist. Diese Epitome gibt den besten Überblick über die Gesamtarchitektur und den Gesamtplan der Kirchengeschichte des Philostorgios. Schon der Titel weist sicher auf die Autorschaft des Photios hin (test.

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Vgl. die „tria genera“ bei Klinkenberg, De Photi Bibliothecae codicibus historicis, 12; Hägg, Photios als Vermittler antiker Literatur, 9 („Inhaltsangabe“ bzw. „Kurzreferat“, „analytisches Referat“, „Exzerpt“). Vgl. zu weiteren Versuchen der Kategorisierungen Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 82-89. Schamp, Photios, 25 verzichtet wegen der Unterschiede, die jeder Einzelfall aufweist, auf solche Kategorisierungen und begreift Photios als Schöpfer des „genre littéraire particulier que constitue le compte rendu critique“. 2 Vgl. gegen ältere Missverständnisse Lemerle, Le premier humanisme byzantin, 37 bzw. Schamp, Photios, 37 f. 3 Mit Schamp, Photios, 32 f. würde ich ganz ausschließen, dass Photios aus der Erinne4

Ziegler, Photios, 690 und 693. Ziegler, Photios, 694 mit Verweis auf Phot. bibl. cod. 111. Zu den Gruppierungen von Historikern s. Klinkenberg, De Photi Bibliothecae codicibus historicis, 19. Ein dem Photios bekanntes Modell war das Werk der Pamphila, vgl. bibl. cod. 175. 5

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4,1): ἐκ τῶν ἐκκληϲιαϲτικῶν ἱϲτοριῶν Φιλοϲτοργίου· ἐπιτομὴ ἀπὸ φωνῆϲ Φωτίου πατριάρχου. Die Besonderheit des Titels mit ἀπὸ φωνῆϲ, die nur in einem einzigen Parallelfall (bibl. cod. 241) auch in der Bibliotheke für einen Autor zu finden ist, bedeutet auf jeden Fall nicht, dass ein grundsätzlicher Unterschied in der Machart der großen Epitome und der in den Codices überlieferten Notizen auszumachen ist1, und es muss darüber nachgedacht werden, wie man die Existenz dieses isolierten, außerhalb der Bibliotheke erhaltenen Exzerpts erklären kann. Es ist zwar möglich, dass die Epitome erst zu einem späteren Zeitraum, also lange nach der Schlussredaktion der Bibliotheke, verfasst wurde. Denn Photios hat sich, wie die Amphilochia beweisen, auch im weiteren Verlauf seiner Karriere mit der gelehrten Diskussion insbesondere von theologischer Literatur beschäftigt. So könnte in der außerhalb der Bibliotheke überlieferten Epitome ein letzter Rest des Materials zu erkennen sein, das Photios für die von ihm angekündigte Fortsetzung der Bibliotheke vorbereitet hat, eine Fortsetzung, zu der es dann nicht gekommen ist2. Der Umstand, dass es auch in der Bibliotheke selbst schon eine kleinere Philostorgios-Epitome (bibl. cod. 40) gibt, schließt aber andererseits keineswegs aus, dass zum Zeitpunkt der Schlussredaktion der Bibliotheke das große Exzerpt bereits ebenfalls schon redigiert war3. Dubletten dieser Art, in der eine ausführliche und eine knappere Version der Beschreibung ein und desselben Werks gegenübergestellt werden können, sind nämlich in gleicher Weise innerhalb der Bibliotheke oft auszumachen4. Es kann 1

Gegen die Deutung von Richard, ΑΠΟ ΦΩΝΗϹ, besonders 206 sowie 222, dass dieser Gebrauch sich inhaltlich nicht vom bloßen Genitiv eines Autorennamens unterscheidet, richtet sich Schamp, Photios, 96 Anm. 12. Im Titel der großen Philost.-Epitome des Photios könnte eventuell ein Hinweis auf eine Diktiertätigkeit des Photios enthalten sein. Allerdings sind auch die anderen Exzerpte wohl kaum anders als durch Diktat entstanden. S. allerdings den Kommentar zu test. 4,1 ἀπὸ φωνῆϲ. 2 Ziegler, Photios, 690: „Zu der nach der Rückkehr von der Gesandtschaftsreise in Aussicht gestellten Fortsetzung ist es nicht gekommen, weil die zweite Hälfte seines Lebens P(hotios) vor andere Aufgaben gestellt hat.“ 3 Dass es gleichwohl eindeutig nach Phot. bibl. cod. 40 geschrieben worden ist, geht daraus hervor, dass in bibl. cod. 40 über die sukzessive Entdeckung der beiden Bände mit jeweils sechs Büchern berichtet wird, dass aber in der großen Epitome schon in der Einleitung alle zwölf Bücher, deren jeweilige storgios bilden, bekannt sind. 4 S. Phot. bibl. cod. 181 und 242 (Damaskios, Vita Isidori); bibl. cod. 214 und 242; 43 und 240; 44 und 241; 76 und 238; 226 und 230. Dazu bereits Bidez, Philostorgius, XII. Zu den beiden Kapiteln (bibl. cod. 76 und 238) über Josephus Flavius vgl. allerdings

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sein, dass Photios durchaus auch in anderen als in den bekannten Fällen zwei Exzerpte des gleichen Werks, die er im Laufe seiner Biographie angefertigt hatte, vorlagen, dass er aber bald im Sinne der Ökonomie auf die Berücksichtigung des zweiten Exzerpts verzichtete, bald ein solches zweites Exzerpt in seine Bibliotheke – aus Achtlosigkeit1 oder mit Absicht – integrierte. Ausgeschlossen ist auf jeden Fall, dass es sich bei der großen Epitome um einen ursprünglich zur Bibliotheke gehörenden Bestandteil handelt, der in der frühen Überlieferungsphase verloren gegangen und daher nicht mehr in den Handschriften der Bibliotheke greifbar ist. Denn die überlieferte Anzahl der Bücherkapitel der Bibliotheke entspricht genau dem Umfang von 279 Kapiteln, auf dessen Dimensionierung Photios wiederholt in komplizierten Zahlenspielen aufmerksam macht2. Die Epitome ist also eine aus welchen Gründen auch immer schon von Photios nicht in das Sammelwerk aufgenommene Dublette des kürzeren Exzerpts in bibl. cod. 40. In der Regel scheint man die Existenz solcher Dubletten damit erklären zu können, dass Photios vor der ausführlichen und ausgefeilten Version immer wieder erste Exzerpte, ϲχεδάρια – der Begriff begegnet in den Amphilochia – als Rohmaterial, angefertigt hat3. Aus diesen Rohexzerpten sind etwa die Abschnitte in bibl. cod. 234-280 möglicherweise nicht einmal mehr von Photios selbst, sondern nur von dem Sekretär angefertigt worden, der auch für die eilige Zusammenstellung des gesamten Sammelwerks hinzugezogen worden ist4. Der Fall der Dublette der großen Epitome und des kleineren Auszugs in bibl. cod. 40 passt allerdings bei näherem Hinsehen nicht zu dieser Erklärung (des NeJ. Schamp, Flavius Josèphe et Photios. À propos d’une singulière lecture des „Antiquités Judaïques“, JÖByz 32 (1982) 185-196; ders., Photios, 97. Da bei genauem Hinsehen hier verschiedene Aspekte behandelt werden, ist der Begriff Dublette nicht völlig angebracht. 1 Ziegler, Photios, 693. 2 Vgl. Ziegler, Photios, 691 zu den komplizierten Formeln, von denen 300 - (20+1) die einfachste ist. 3 Vgl. die von Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 42-45 gebotene Erklärung. Vgl. zu den ϲχεδάρια als unmittelbare Vorlage der Amphilochia, Phot. Amph. 148,40 p. 166 Westerink. Diese Passage der Amphilochia übersetzt Treadgold, 39 folgendermaßen: „We have transcribed these things from rough versions (ἀπὸ ϲχεδαρίων) as best we could, but the books, as your archpriestly perfection knows as well as we, captivity took for plunder (...).“ Die Epitome des Philost. ist von Treadgold, der ßerhalb der Bibliotheke überlieferten Schrift eingegangen ist, allerdings hier unzutreffend dieser Kategorie „roher Notizen“ zugewiesen worden. 4 Vgl. zu diesen aus „rough notes“ angefertigten Exzerpten Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 42.

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beneinanders eines ausgearbeiteten kritischen Artikels und eines weitgehend unbearbeiteten Rohexzerpts). Denn es lassen sich zwischen den beiden Epitomai zu Philostorgios keine qualitativen Unterschiede in der Ausarbeitung feststellen: Das Exzerpt zur Kirchengeschichte des Philostorgios in der Bibliotheke (bibl. cod. 40) bietet in seiner Knappheit einen guten Einblick in die inhaltliche Gesamtdisposition des Werks und darüber hinaus auch eine stilistische Analyse und eine Gesamtcharakterisierung seiner Tendenz. Es enthält zahlreiche literaturkritische oder theologische Reflexionen und beschränkt sich keineswegs auf bloße Inhaltsangaben oder Exzerpte. Die große Epitome hingegen hat auf der einen Seite zweifelsohne Züge einer großen Inhaltsangabe, sie verzichtet aber ebenfalls nicht auf eingehende Charakterisierungen und Urteile, auf den Vergleich mit anderen Autoren und bietet schließlich durchaus auch die eine oder andere längere Passage, bei der größere Textabschnitte des Philostorgios offenkundig von Photios vorgelesen und vom Schreiber ohne Maßstabsminderung als Exzerpt übertragen worden sind1. Die Epitome bietet damit also eine für Photios nicht untypische Mischform der Kategorien „Inhaltsangabe“ bzw. „Kurzreferat“, „analytisches Referat“ und „Exzerpt“2. Auch die große Epitome ist somit durchaus auf der Höhe der sonstigen kritischen Leistungen des Photios. Was die Auswahl der Gegenstände betrifft, weist die außerhalb der Bibliotheke überlieferte Epitome deutliche Übereinstimmungen mit den Stücken innerhalb der Bibliotheke auf. Photios setzt in der großen Epitome dort Schwerpunkte, wo dies auch seinem sonstigen Interessenprofil entspricht3. Das beginnt damit, dass mit Philostorgios als Vorlage ein seltener, dogmengeschichtlich interessanter Autor aus der Zeit der Formung des 1

Das gleiche Vorgehen hat Hägg, Photios als Vermittler antiker Literatur, 26 für Phot. bibl. cod. 241 (im Zusammenhang mit der Darstellung von exotischen Sujets) beschrieben: „Meistens handelt es sich um sehr detaillierte Beschreibungen, die Photios über lange Strecken fast wörtlich übernimmt.“ Vgl. auch die aus dem Vergleich von Original und Exzerpt der Vita Apollonii gewonnene Einsicht bei Hägg, 30: „Wenn ein Thema das aktive Interesse des Photios einmal erweckt hat, exzerpiert er – mit gelegentlichen kleineren Lücken – über mehrere Kapitel hin.“ 2 Als Beispiel für kungen mit direkten Zitaten verbunden werden und die am ehesten der Epitome entspricht, führt Treadgold, Nature of the Bibliotheca Phot. bibl. cod. 63 (III A) und 241 (III C) an. 3 Zum Interessenprofil des Photios vgl. Ziegler, Photios, 684-727; Lemerle, Le premier humanisme byzantin, 171-204.

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neuen Kaisertums in Byzanz gewählt worden ist, was einem ähnlichen Auswahlinteresse in der Bibliotheke entspricht. Die detaillierte Wiedergabe profangeschichtlicher Details aus dieser Epoche, wie sie bei Philostorgios zu finden waren und wie sie Photios dann in seine Epitome übernommen hat, korreliert mit dem Interesse an historischen Berichten, das in der Bibliotheke auffällt. Besonders berücksichtigt hat Photios in seiner Epitome geographische Darstellungen, und zwar vor allem dort, wo es sich um exotische Gebiete des Ostens handelt, die er in seiner Bibliotheke etwa in der Wiedergabe der Berichte des Nonnosus (bibl. cod. 3), Ktesias (72) oder Agatharchides (213) ebenfalls behandelt hat1. Dagegen lässt sich noch rudimentär erkennen, dass dem Photios zwar auch Philostorgios-Exkurse über Britannien-Albion, ferner Gallien und insbesondere über die Alpenübergänge vorlagen, dass er sich aber hier, vielleicht wegen des fehlenden Orient-Bezugs, nur mit knappen Andeutungen begnügt hat2. Medizingeschichtliche Details bei Philostorgios sind zumindest teilweise, einem auch in der Korrespondenz ausgedrückten Interesse des Photios entsprechend, wiedergegeben worden, wobei solche Details auch in Kapiteln der Bibliotheke gewürdigt werden3. Schließlich geht Photios in seiner Epitome – ganz parallel zu den in der Bibliotheke vorherrschenden Gesichtspunkten – besonders dort auf die Darstellung des Philostorgios ein, wo dieser litera-

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In der Notiz zu Prokopios (Phot. bibl. cod. 63) sind bekanntlich nur die Perserkriege gewürdigt. Ähnlich auf den Orient fixiert ist die Inhaltsangabe zu Theophanes von Byzanz (64) oder zu Theophylaktos Simokattes (65). Zum Exotismus bei Photios vgl. Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 101; zum Interesse für den Orient und Gesandtschaften in den Orient, N. G. Wilson, Photius. The Bibliotheca, London 1994, 12, der auf bibl. cod. 241 und 94 hinweist. 2 Philost. 1,5. Völlig unbeachtet geblieben ist die lange Liste, in der Philost. die den drei Söhnen Konstantins zugewiesenen Provinzen aufgezählt hat und die so etwas wie eine knappe politische Geographie des spätantiken römischen Reichs bietet; vgl. Philost. 3,1a,1 f. (M. Artem. 8). Man kann nicht behaupten, dass Photios ein grundsätzliches Desinteresse an solchen langen Listen hatte, wie die Übernahme der Satrapienaufteilung von 323 und 321 v. Chr. aus der Diadochengeschichte Arrians (bibl. cod. 92) deutlich zeigt. Aber diese Satrapienlisten hatten exotisch-östlichen Charakter und waren für Photios daher interessant. 3 Vgl. etwa das Kapitel über die Medizin in Alexandreia um 370 und die Lehre des Arztes Poseidonios bei Philost. 8,10,2. Zum m Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 103 (mit Verweis auf Phot. ep. 131; 228; 230; 231). In die Bibliotheke sind aus programmatischen Gründen mit einer Ausnahme keine medizinischen Schriften aufgenommen. Eine gewisse Rolle spielen aber z. B. medizinisch beschriebene Todesarten, vgl. Phot. bibl. cod. 72 p. 37 a 1 f.; bibl. cod. 80 p. 61 b 35.

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turgeschichtliche Details und Bewertungen bietet, etwa zur Schriftstellerpersönlichkeit Basileios des Großen1. Neben dem Interesse an profanen Details aus Geschichte, Geographie und Wissenschaften dürfte aber die zweite Hauptperspektive, die Photios bei der Lektüre des Philostorgios geleitet hat, die theologische Dimension gewesen sein, die für ihn durchaus schon vor seiner Wahl zum Patriarchen zentral war, nicht zuletzt, weil sie aus dem damaligen Bildungskanon nicht wegzudenken war2. Dabei erfasste Photios die theologische Entwicklung in einer historischen Perspektive3. Dieses historische Interesse ist das gleiche, das auch in der Bibliotheke deutlich wird. Die Alte Kirche wird in ihrer dogmatischen Entwicklung genau beschrieben. Photios hat aufgrund dieses Interesses nicht nur die Kirchengeschichten des Eusebios (bibl. cod. 27), Sokrates (28), Sozomenos (30), Theodoretos (31) und des Euagrios (29) alle gewürdigt, sondern auch die Synodalakten, derer er habhaft werden konnte4. Die relativ summarische Form, in der die orthodoxen Kirchengeschichten behandelt werden, mag sich daraus erklären, dass diese Autoren als allgemein bekannte Gewährsleute für die Kirchengeschichte dieser Zeit galten. Ausführlicher wird Photios dagegen vor allem dort, wo er durch die Berücksichtigung dogmatisch abweichender Positionen, die er vom orthodoxen Standpunkt aus verurteilt, das Tableau vervollständigen kann, so dass er Basileios von Kilikien (bibl. cod. 42), Johannes von Aige1

Philost. 8,11 f. Die Diskussion, die man in der Sekundärliteratur zur Stilkritik vorfindet, würde durch die Berücksichtigung der Epitome und der Bemerkungen zum Stil des orthodoxen Basileios und des häretischen Eunomios, gewinnen. Vgl. zu den insgesamt schwer zu beschreibenden, weil mitunter von der Vorlage abhängigen, mitunter selbständig formulierten stilkritischen Vorlieben und Interessen des Photios, Hartmann, Photios’ Literarästhetik; G. L. Kustas, The Literary Criticism of Photius. A Christian Definition of Style, Hellenika 17 (1962) 132-169; Schamp, Photios, passim. 2 Erklärungsbedürftig ist nicht die Auseinandersetzung des Photios mit theologischer Literatur, sondern der hohe Anteil der in der Bibliotheke analysierten profanen Schriften, vgl. Ziegler, Photios, 672. 3 Vgl. hierzu Kustas, History and Theology in Photius. Zum Interesse des Photios für Hagiographie und Konzilsakten s. Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 106. Das Interesse der großen Epitome an Konzilsakten wird in der Notiz über die Akten des Akakios deutlich, vgl. Philost. 4,12,3. Ein hagiographisches Interesse ist in der großen Epitome nur rudimentär zu erkennen, da Photios die von Philost. 9,1) ja nicht anerkennt. Bei der Diskussion der Darstellung des Athanasios oder des Basileios ist zu erkennen, dass Photios kritisiert, dass Philost. ihre Heiligkeit ignoriert, vgl. Philost. 2,11; 8,13. 4 Vgl. Phot. bibl. cod. 15-20 sowie 52-54 und 59.

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ai (41 und 55) oder die Vita Constantini des Eusebios (127) behandelt hat. Bisweilen vermerkt er bei Kirchenhistorikern theologische Abweichungen, die nicht allgemein bekannt waren, etwa bei Sokrates (28), dessen Zugehörigkeit zu den Novatianern er im Blick hatte. Genau dieses Interessenprofil hat ihn bei der Epitomierung des Philostorgios geleitet, bei der er einen besonderen Schwerpunkt auf die dogmatische Entwicklung zwischen dem ersten Konzil von Nikaia und dem Konzil von Konstantinopel gelegt und die Bedrohung der Orthodoxie durch Areios, Eusebios, Aetios und Eunomios beschrieben hat. Dabei gleicht Photios immer wieder die Version des Philostorgios mit der übrigen, ihm bekannten orthodoxen Tradition eingehend ab1. Den Aufstieg des Areios und die theologischen Kehrtwendungen des Eusebios von Nikomedeia hat er in der Epitome relativ ausführlich beschrieben. Ferner finden bei ihm die komplizierten kirchenpolitischen Intrigen der 50er Jahre des vierten Jahrhunderts Berücksichtigung, die Gegenstand der Bücher vier bis sechs des Philostorgios waren. Es wird auf die Auseinandersetzung zwischen Eunomios und Basileios eingegangen sowie beispielsweise auf die Abkehr des Eunomios von der traditionellen, als trinitarisch empfundenen Taufformel. All dies entspricht dem auch in der Bibliotheke zu erkennenden deutlichem Interesse für die Geschichte der dogmatischen Auseinandersetzungen des vierten Jahrhunderts und insbesondere für die Ausnahmegestalt des Eunomios2. Es ist naheliegend, das besondere Interesse des Photios für den Trinitätsstreit des vierten Jahrhunderts und die Rolle, die in dieser Auseinandersetzung Aetios und Eunomios spielen, mit seinen eigenen theologischen Beschäftigungen zu verbinden, die schließlich zur expliziten Verwerfung des Filioque geführt haben3. Ausschlaggebender dürfte allerdings das opti-

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Vgl. z. B. Philost. 1,6: „Auch dieser (d. h. Philostorgios) beschreibt übereinstimmend mit den anderen, dass die Ursache für den Wechsel Konstantins des Großen von der heidnischen Religion zum Christentum der Sieg gegen Maxentius war.“ S. auch Philost. 7,8,1 (Begebenheiten um Babylas und das Heiligtum von Daphne), ferner Philost. 1,2; 2,11,3; 8,13 und 11,6,5 (jeweils mit Kommentar). 2 Vgl. hierzu Bevegni, Fozio, Eunomio e i Padri Cappadoci. 3 Vgl. zum Interesse für Fragen der Trinität und der Christologie in der Bibliotheke Treadgold, Nature of the Bibliotheca, 104. Da P stantinopel (381) gegen das von der westlichen Kirche hinzugefügte Filioque verteidigte, nicht nur in seinem kirchenpolitischen Handeln, vgl. Phot. ep. 2, sondern auch in einem gesonderten Traktat (PG 140,290: λόγοϲ περὶ τῆϲ τοῦ ἁγίου Πνεύματοϲ μυϲταγωγίαϲ), in dem es um die Frage der Hauchung des Heiligen Geistes ausschließlich durch den Vater

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mistische Geschichtsbild nach der Überwindung der Krise des Bilderstreits gewesen sein. Photios selbst vergleicht explizit die Ikonoklasten als letzte große Häresie mit der ersten großen Häresie, derjenigen der Arianer1. In der Auffassung des Photios hatte das Christentum nach dem letzten Konzil, dem von ihm vehement als ökumenisch verteidigten zweiten Konzil von Nikaia (787), den Höhepunkt der Harmonie und der Vollendung erreicht, so dass aus dem Rückblick die zur Historie gewordenen dogmatischen Abweichungen als überwundene Anfechtungen des reinen Glaubens von besonderem Interesse erscheinen2. Die Phase der Spätantike und der Christianisierung des römischen Reichs ist für Photios die Epoche, „in der das Licht des wahren Glaubens die Welt überflutet hatte“ und in der nur noch einige hartnäckige Heiden wie Damaskios bei ihrem alten Irrtum blieben3. In dieser Phase des triumphierenden Christentums wird dann durch die Entscheidungen in den sukzessiven Kontroversen der Weg zur Perfektion bis zur definitiven Orthodoxie eingeschlagen, in dem die einzelnen Konzilien mit ihrer jeweiligen Klärung die Einzelschritte auf dem Weg zur vollkommenen Glaubenswahrheit bestimmen. Neben dem letztlich aus zeitgenössischen Beweggründen nachvollziehbaren Interesse an Areios, der gewissermaßen den Prototyp des Häretikers darstellt, ist die Auseinandersetzung des Photios mit aktuellen häretischen Bewegungen in der Philostorgios-Epitome an zwei Stellen konkreter nachweisbar. Kurz beschäftigt sich Photios mit dem für ihn mit der Bewegung geht, musste er auf genaue Kenntnisse zur Entstehung des Trinitätsdogmas zurückgreifen, die er mit Sicherheit schon vor seiner Zeit als Patriarch hatte. 1 Zur Gleichsetzung von Arianern und Ikonoklasten, von Areios und Johannes Grammatikos vgl. Phot. hom. 15,1 und 2 p. 139-141 Laurd. mit der Übersetzung von Mango, The Homilies of Photius, 246 f. Zum Vergleich siehe auch den Kommentar von Mango, 239 f. Es besteht allerdings für Photios auch ein inhaltlicher Bezug zwischen den Debatten der Alten Kirche und den Ikonoklasten. Denn die Ikonoklasten vertraten, wie er später in den Amphilochia begründet, eine häretische Christologie, vgl. V. A. Baranov, Amphilochia 231 of Patriarch Photius as a Possible Source of the Christology of the Byzantine Iconoclasts, in: StPatr 68 (2013) 371-395. 2 Vgl. bereits Hartmann, Photios’ Literarästhetik, 2: Die Beilegung des Bilderstreits 843 führt dazu, „den Blick der großen Vergangenheit zuzuwenden“. Das setzt allerdings voraus, dass die Frühdatierung der Bibliotheke auf das Jahr 838 nicht greift. 3 Phot. bibl. cod. 130. Gegenüber Chorikios Vorwurf, dass er zwar der wahren Religion verpflichtet ist, aber doch noch den paganen Erzählungen zuneigt. Auch hier kennt Photios das Problem des Übergangs. Ähnliches lässt sich für die insgesamt positive Darstellung des Himerios (bibl. cod. 169) zeigen, dem das Verharren im Heidentum vorgeworfen wird.

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der Paulikianer identischen Manichäismus, eine Beschäftigung, die Photios veranlasst hat, eine Schrift gegen die Manichäer (bzw. gegen die Paulikianer) zu verfassen1. Relativ ausführlich berücksichtigt er dann Philostorgios, wenn er vor dem Hintergrund des Bilderstreits dessen ganzen Bericht über die angebliche Statue des Heilands in Paneas übernimmt2. Da Photios sich auf der Höhe der vollendeten Orthodoxie wähnt, hält er sich in seinem Referat in der großen Epitome in gleicher Weise wie in der Bibliotheke nicht mit beurteilenden Bewertungen zurück, insbesondere was die dogmatische Meinung und die tendenziöse Darstellung des Philostorgios betrifft3. Das beginnt bei der Umbenennung von Philostorgios zu Kakostorgios4, der in der Bibliotheke die Umbenennung von Philoponos zu Mataioponos (bibl. cod. 55) an die Seite zu stellen wäre. Ferner wird der Autor als „gottlos“, „Freund der Lüge“, „das gottlose Werkzeug der Lüge“5 bezeichnet, und die Polemik reicht dann weiter bis zu einer Beschreibung vermeintlich absurder Aspekte einzelner Behauptungen6. Die von Philostorgios gerühmten Glaubenshelden wie Eunomios, Theophilos oder auch Agapetos werden von Photios, der damit die Tendenz des Philo1

Zum Manichäer Aphthonios s. den Kommentar zu Philost. 3,15,9 f. Dort auch zum Schrifttum gegen die Paulikianer, vgl. zu den Verbindungen der Schrift gegen die Paulikianer mit Phot. bibl. cod. 52 (Behandlung der Synode von Side 383, die gegen die Messalianer entscheidet) Schamp, Photios, 44. S. ferner bibl. cod. 85 (Untersuchung der antimanichäischen Schrift des Heraklianos und der zumindest genannten Schrift des Diodoros von Tarsos). 2 Philost. 7,3. Die Ausführungen des Photios sind hier wesentlich ausführlicher als die der Artemii Passio (Philost. 7,3a). Zu Philost. 2,17 (Verehrung der Konstantinstatue) s. den Kommentar. 3 Photios gleitet dabei ständig von der philologisch-historiographischen Kritik, in der Wahrheit ein Kriterium historiographischer Qualität ist, zur theologisch begründeten Abwertung hinüber, für die Wahrheit schlicht die Übereinstimmung mit dem definierten Dogma darstellt. Vgl. Kustas, History and Theology in Photius, 49. 4 In der Wendung „der Lügen liebende Kakostorgios“ (φιλοψευδὴϲ Κακοϲτόργιοϲ), vgl. Philost. 2,1,1 und 2,11,6 (als Bilanz am Ende des langen Kapitels). Photios geißelt beständig abweichende Glaubenseinstellungen der von ihm studierten Autoren, vgl. bibl. cod. 77 für Eunapios („gottlos“); 98 für Zosimos; 106 für Basileios Kilix; 130 für Damaskios. Photios lobt den Praxagoras, weil er trotz seiner paganen Einstellung Konstantin positiv charakterisiert (vgl. bibl. cod. 62). 5 Vgl. Philost. 1,3; 2,1,1; 2,11,1. S. dazu im gius, 307, wo allerdings die Zeugnisse des Photios mit ähnlichen Charakterisierungen bei anderen Textzeugen (z. B. BHG 365) vermischt sind. 6 Z. B. Philost. 9,1: „Wiewohl er dies auf das unwahrscheinlichste erdichtete, war bei ihm keinerlei Sinn für die Absurdität vorhanden, der für Abhilfe gesorgt hätte.“

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storgios zu korrigieren glaubt, als „Mithäretiker“1 etc. bezeichnet. Strafmaßnahmen gegen die Gegner der Orthodoxie werden von Photios – abweichend von der Beurteilung durch Philostorgios – mit wertenden Kommentaren versehen2. Trotz dieser vergröbernden Polemik sind dann aber die Angaben des Photios wiederum so genau, dass der exakte dogmatische Standpunkt des Philostorgios durchaus zu erkennen ist. Bisweilen ist auch unbewusst die wertende Ansicht des Philostorgios ohne korrigierenden Filter übernommen worden3. Unterschiede zur Bibliotheke sind in dieser einerseits kenntnisreichen, andererseits kritischen Darstellung der häretischen Bewegung der Eunomianer nicht zu erkennen4. Auch sachlich-inhaltlich finden sich zur Kontroverse zu Eunomios in der Regel übereinstimmende Angaben. Nur behauptet Photios in der großen PhilostorgiosEpitome die Apologie der Apologie des Eunomios habe fünf Bücher umfasst5, während er in der Bibliotheke nur drei Bücher dieses Werks kennt6. 1

Agapetos von Synnada als „Mithäretiker“ s. Philost. 2,8. Philost. 1,10: „ereilte den Eusebios das Verbannungsurteil, (…) weil jener ganz offen zu seiner eigenen Gottlosigkeit zurückgekehrt war.“ 3 Vgl. zur Wertung des Leontios Philost. 3,18. S. ferner zum angeblichen Kontrast zwischen der Standhaftigkeit des Maximos von Jerusalem in der Christenverfolgung und seinem Bekenntnis zu Athanasios Philost. 3,12,6. Einen solchen Widerspruch konnte hier nur derjenige erkennen, der von nicht-orthodoxer Gesinnung war. S. auch den philologischen Kommentar zu Philost. 8,12. 4 In Phot. bibl. cod. 40 wird allerdings eine Identifizierung von Eunomianern und Arianern vorgenommen, die durchaus den Vorstellungen des Photios entspricht, wie aus der Skizze der Geschichte des Arianismus in Phot. hom. 15 und 16 zu erkennen ist. Diese sachlich nicht zutreffende Identifizierung findet sich in der großen Epitome, wenn ich mich nicht irre, nicht. 5 Philost. 8,12. Dass die große Epitome hier wirklich die Version des Philost. ausgeschrieben hat, geht aus der Parallele bei Philost. 8,12a hervor. 6 Phot. bibl. cod. 138. Keinen sachlichen Widerspruch kann man dagegen darin ausmachen, dass Photios in der Philost.-Epitome von der Hochschätzung der Briefe des Eunomios durch Philost. berichtet (Philost. 10,6,6), er selbst sie aber in der Bibliotheke (bibl. cod. 135) sehr negativ beurteilt. In der Betonung, dass das stilistische Lob des Philost. generell und gerade für die Briefe völlig übertrieben ist, ist letztlich die gleiche Perspektive wie in der Bibliotheke zu erkennen. In der Epitome (Philost. 6,2,2) gibt Photios eine distanzierte Bewertung der stilistischen Qualitäten der Predigten des Eunomios. Ein anderer Wider2

138 Eunomios sich erst nach dem Ableben des Basileios traut, seine Apologie der Apologie zu publizieren (vgl. Bevegni, Fozio, Eunomio e i Padri Cappadoci, 54), ist es nach dem – von Photios referierten – Bericht des Philost. so, dass Basileios nach der Lektüre des ersten Buchs der Apologie der Apologie erschrocken verstirbt, vgl. Philost. 8,12. Es handelt sich

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Widersprüche dieser Art begegnen aber auch innerhalb der Bibliotheke selbst, so dass sich aus diesem Unterschied kein Hinweis auf einen Sondercharakter der großen Philostorgios-Epitome gewinnen lässt1. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die große Philostorgios-Epitome ein ganz herausragendes Beispiel für die besondere Art darstellt, in der Photios weitgespannte stilistische, historische und naturwissenschaftliche Neugierde mit seinem Interesse für die Geschichte des vierten und fünften Jahrhunderts verbindet. Diese wird von einem streng orthodoxen Standpunkt rückblickend als entscheidende Phase für die Bildung der Vollkommenheit der Lehre in der eigenen Gegenwart betrachtet. Die Tatsache, dass Photios zwei Exzerpte über Philostorgios hinterlassen hat, ist am ehesten so zu erklären, dass Photios bei der Herstellung seiner ersten kurzen Zusammenfassung des Philostorgios sein Interesse für diesen Autor entdeckte und er ihn sich darum später erneut und in besonders ausführlicher Form vornahm. Aus welchen Gründen und in welcher Zeit dies geschah, muss offen bleiben. Eine Gelegenheit könnte, im Zusammenhang mit dem deutlichen dogmengeschichtlichen Interesse, etwa die Vorbereitung der beiden Reden über die Geschichte der Arianer (fünfzehnte und sechzehnte Predigt) geboten haben, die vermutlich in der Charakterisierung des Akakios Spuren der Philostorgios-Lektüre bieten2. In gleicher Weise wie die Lektüre der diversen Kapitel in der Bibliotheke ist auch die der Epitome mit vielfachen Schwierigkeiten verbunden. Zunächst macht die Epitome einen sehr inhomogenen Eindruck, wie schon in der Tatsache deutlich wird, dass die bei Philostorgios ursprünglich mehr oder weniger gleich langen einzelnen Bücher in der Zusammenfassung des Photios manchmal auf etwa zwei bis drei GCS-Seiten passen (z. B. das fünfte Buch), manchmal aber auch erheblich mehr Raum beanspruchen (das dritte Buch). Die Parallelüberlieferung erlaubt es bisweilen festzustellen, dass große Teile der Darlegungen des Kirchenhistorikers von Photios einfach übersprungen werden. Das gilt beispielsweise für die Ereignisse zwischen der Vision Konstantins im Jahre 312 und der Vorgeschichte des

um polemisch entgegengesetzte Versionen, wobei Photios selbst auf diesen Gegensatz nicht aufmerksam macht. 1

leukeia, Basileios des Großen und Johannes Chrysostomos; Schamp, Photios, 441 und 443. 2 Mango, The Homilies of Photius, 237. Eine ausführliche Untersuchung des Umfangs der Philost.-Benutzung in der 15. und 16. Predigt des Photios ist ein Desiderat. Vgl. zur Behandlung des Theophilos als „Apostel“ Phot. hom. 16,8 (= Philost. 3,4c).

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Konzils von Nikaia (325)1. Dass für die dazwischen liegende Zeit etwa der Krieg Konstantins gegen Licinius in der Kirchengeschichte des Philostorgios ausführlich behandelt wurde und sogar so etwas wie einen Höhepunkt der Darstellungskunst des Kirchenhistorikers bildete, kann nicht aus der Epitome des Photios, sondern lediglich aus einer langen Passage der anonymen Vita Constantini BHG 365 geschlossen werden2. Im Großen und Ganzen sind allerdings die ersten Bücher des Philostorgios von Photios ausführlicher wiedergegeben als die letzten Bücher, wobei auch dort die Schwankungen im Maßstab erheblich sind3. Oft sind die Notizen so stichpunktartig, dass der Kontext nicht mehr ermittelt werden kann. Dies gilt z. B. für die isolierte Angabe über Cibalae als Geburtsort Valentinians I.4 Wo Photios dagegen einzelnen Passagen ein stilistisches oder wissenschaftliches Interesse entgegenbringt, werden diese seitenlang wörtlich übertragen, wie die geographischen Ausführungen über Tigris und Euphrat oder über die Fauna des äußersten Ostens („Indiens“) im dritten Buch beweisen5. Neben dieser fehlenden Homogenität der Philostorgios-Epitome ist als weiterer verzerrender Faktor zu berücksichtigen, dass, wie die Analyse der Bibliotheke gezeigt hat, Photios oft aus dem Gedächtnis arbeitet und sich daher in seinen Exzerpten immer wieder sachlich Unrichtiges oder nur Halbverstandenes finden lässt6. Im Abschnitt über die von Photios gebotene große Epitome aus Philostorgios ist abschließend auch auf das Geschichtswerk des Nikephoros Kallistos (oder Kallistu) Xanthopulos einzugehen. Codex Baroccianus 142 diente dieser späten Kirchengeschichte als unmittelbare Arbeitsvorlage; 1

Philost. 1,6 (Sieg über Maxentius); Philost. 1,7 (Vorgeschichte von Nikaia). Diese Kapitel sind in dieser Ausgabe zwischen Philost. 1,6 und 1,7 eingefügt worden (als Philost. 1,6b; 6d und 6e). Zur Diskussion um die Zuweisung an Philost. s. u. S. 29-33. 3 Auch dies ist für die Arbeitsweise des Photios typisch. In der Behandlung der Apollonios-Vita des Philostratos braucht Photios für die letzten beiden Drittel nicht mehr Platz als für das erste, vgl. Hägg, Photios als Vermittler antiker Literatur, 29. 4 Vgl. Philost. 8,16 mit Kommentar. 5 Philost. 3,8 und 11. 6 Vgl. zu Unrichtigkeiten, die bei einem Vergleich zwischen dem Original der Vita Apollonii des Philostratos und dem Exzerpt bei Photios auffallen, Hägg, Photios als Vermittler antiker Literatur, 27: Photios berichtet übe chose, obwohl sich weder Terminus noch Kritik bei Apollonios finden. Philostratos behauptet im Gegensatz zum Referat des Photios auch nicht, dass die Lehre von der Seelenwanderung aus Indien stammt, sondern nur dass die Lehre des Apollonios und die indische Lehre in der Hauptsache identisch sind. 2

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die Sammelhandschrift enthält sogar Teile, die von Nikephoros selbst geschrieben worden sind. Nachdem schon L. Jeep bei seiner Analyse zum Ergebnis gekommen war, dass Nikephoros keinen selbständigen Wert als Textzeuge hat, ist dieses Ergebnis durch die Untersuchungen von Bidez und von Gentz erneut bestätigt worden.1 Eine genaue Zusammenstellung aller aus Philostorgios entnommenen Stellen bei Nikephoros Kallistos habe ich an anderer Stelle unternommen2. Diese hier erneut wiedergegebene Zusammenstellung folgt dem Apparat von Bidez und den Analysen von Gentz, die in Einzelfällen korrigiert und präzisiert werden3, insbesondere indem die Seitenzahlen und Zeilen der Migne-Ausgabe der entsprechenden Bücher 8 bis 14 des Nikephoros Kallistos (PG 146) angeführt werden, allerdings nur dann, wenn Nikephoros ein Kapitel nicht vollständig aus der Epitome des Photios entnommen hat: 1. Philost. 1,4 p. 6,11-17 Bidez; Niceph. 8,5 (PG 146,25 D 1-11): Alexander Baukalis. 2. Philost. 1,5 p. 6,19-23; Niceph. 8,3 (13 A 3-6): Herrschaftsbereich des Constantius4. 3. Philost. 1,6 p. 7,3-7; Niceph. 8,3 (16 B 7-11): Kreuzerscheinung vor dem Kampf an der Milvischen Brücke. 4. Philost. 2,7 p. 19,5 f. u. 8; Niceph. 8,45 (177 B 10 f. und 15): Absetzung des Eustathios in einer Synode von 250 Bischöfen5. 5. Philost. 2,9,2 p. 20,6-22,2; Niceph. 8,4 (20 CD): Gründung von Konstantinopel. 6. Philost. 2,12-14 p. 24,25-25,18; Niceph. 8,31 (120 BC): Lukianos und Helenopolis, die letzte Messe, die Schüler Lukians. 7. Philost. 3,4,1 p. 32,10-33,3; Niceph. 8,35 (132 AB): Mission des Theophilos des Inders in Südarabien. 8. Philost. 3,4,3-6,5 p. 33,12-36,3; Niceph. 9,18: Fortsetzung zur Mission des Theophilos: Südarabien, Indien, Auxum. 1

Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte; Bleckmann, Nikephoros und Philostorgios (im Druck). 2 Bleckmann, Nikephoros und Philostorgios (im Druck). 3 Insbesondere bei Gentz / Winkelmann fehlen hier Präzisionen. Auch die Angaben bei Bidez (dessen Seiten- und Zeilenzahlen zusätzlich angegeben werden) sind, was die genaue Abgrenzung betrifft, oft unscharf. Die hier vorgelegte sicher noch verbesserungsfähiger Versuch der Präzisierung aufzufassen. 4 Von Bidez nicht im Apparat festgehalten, vgl. dagegen Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 80. 5 Von Bidez nicht im Apparat festgehalten.

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9. Philost. 3,7-11 p. 36,4-42,35; Niceph. 9,19: Tigris, Euphrat, Paradiesflüsse, Fauna Indiens, Exkurs über die Sphinx. 10. Philost. 3,12,2 p. 43,5-7; Niceph. 9,21 (313 A 9-13): Drohbrief des Constans zur Wiedereinsetzung des Athanasios1. 11. Philost. 3,12,6 p. 43,22-25; Niceph. 9,26 (325 D 5-8): Maximos von Jerusalem als Glaubenszeuge unter Maximinus2. 12. Philost. 3,13 p. 43,27-31; Niceph. 9,24 (321 A 13 - B 3): Doxologie des Flavianus von Antiocheia. 13. Philost. 3,14 p. 44,1-7; Niceph. 9,17 (292 B 7 - C 2): Beginn der Abspaltung der Anhomöer unter Aetios. 14. Philost. 3,15,1-7 p. 44,8-46,15; Niceph. 9,17 (289 B 4 - 292 A 14): Biographie des Aetios. 15. Philost. 3,15,11 f. p. 47,10-18; Niceph. 9,17 (292 A 4-14): Weiter zur Karriere des Aetios. 16. Philost. 3,17 p. 47,25-48,8; Niceph. 9,17 (292 A 14 - B 6): Leontios, Aetios und Athanasios. 17. Philost. 3,18 p. 48,9-14; Niceph. 9,16 (281 B 4-11): Flavianus und Paulinos, Opposition gegen Leontios. 18. Philost. 3,19 p. 48,15 f.; Niceph. 9,17 (292 B 6): Sekundos und Serras erheben den Aetios zum Bischof. 19. Philost. 3,20 p. 48,19-23; Niceph. 9,17 (292 C 2-6): Erste Begegnung des Eunomios und Aetios in Alexandreia. 20. Philost. 3,22,2-4 p. 49,7-13; Niceph. 9,28 (333 A 12 - B 1): Constantina und Constantius II. bei der Erhebung des Vetranio. 21. Philost. 3,24 p. 50,13-183; Niceph. 9,32 (353 A 10 - B 1): Alpenpässe zwischen den Reichsteilen. 1

Nur summarisch bei Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 92 Anm. 1 festgehalten: „Stücke aus Phil. III 12 f.“ Bei Bidez fehlt der genaue Verweis auf Nikephoros. Nikephoros beschreibt den aus der Epitome des Photios entnommenen Brief des Constans als „lakonisch“. Die auf den barschen Drohbrief des Constans folgenden Beratungen des Constantius II. mit den Bischöfen hat Nikephoros ausgeklammert. Stattdessen lenkt Constantius entsprechend der Darstellung der nizänischen Kirchenhistoriker sofort ein. 2 Die genaue Umgrenzung der Nikephoros-Passage ist von Bidez an dieser Stelle unterblieben. Bidez geht auch nicht auf den an sich banalen Wechsel von Maximianus (also Galerius) zu Maximinus ein. von der Verfolgung unter Licinius. Maximos hatte in der Großen Verfolgung ein Auge eingebüßt. 3 Die Angaben im Apparat von Bidez sind, Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 92 Anm. 2 folgend, korrigiert.

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22. Philost. 3,25 p. 51,1-3; Niceph. 9,32 (352 B 10 f.): Gallus, Cousin des Constantius II. 23. Philost. 3,26,1 f. p. 51,4-52,21; Niceph. 9,32 (352 C 2-5. 11-13): Kreuzerscheinung vor Pfingsten 351 in Jerusalem. 24. Philost. 3,26,3 p. 52,5 f.; Niceph. 9,32 (352 D 10 - 353 A 1): Die Erscheinung wird auch von der Armee des Constantius II. gesehen2. 25. Philost. 3,26,5 p. 52,13-17; Niceph. 9,32 (353 B 13 - C 6): Ende des Magnentius3. 26. Philost. 3,28,3 p. 54,7-9; Niceph. 9,32 (353 D 8 u. 11): Tötung des Domitianus und Montius durch Gallus4. 27. Philost. 4,1,1 f. p. 56,3-57,2; Niceph. 9,32 (356 A 1-4): Rückberufung des Gallus, Ende der Constantina5. 28. Philost. 4,1,3 f. p. 57,2 u. 7-11; Niceph. 9,32 (356 A 5-9): Rolle des Theophilos, Ende des Gallus6. 29. Philost. 4,2 p. 59,1-5; Niceph. 9,32 (356 A 14 - B 3): Erhebung des Julian zum Caesar. 30. Philost. 4,8,1 f. p. 62,2-8; Niceph. 9,18 (297 A 7-12): Verbannung des Theophilos. 31. Philost. 6,6 p. 74,4 f.; Niceph. 10,2 (444 A 7-9): Julian nimmt bei Bestattung des Constantius das Diadem ab7. 32. Philost. 7,3,1-4,1 p. 78,1-80,5; Niceph. 10,30: Christusstatue von Paneas1. 1

Zur Abweichung vom Apparat von Bidez vgl. Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 92 Anm. 2. Philost. 3,26,1 p. 51,4 Bidez ist in der Tat nicht bei Nikephoros übernommen. Das gleiche gilt für Philost. 3,26,2 p. 52,3-5 Bidez. 2 Im Unterschied zu Philost., bei dem auch die Armee des Magnentius die Erscheinung sieht, sieht bei Nikephoros nur die Armee des Constantius, die gegen Vetranio und Magnentius marschiert, das Himmelskreuz. 3 Die Übersetzung von Langus übernimmt hier aus Zonaras den Namen Desiderius, der bei Nikephoros überhaupt nicht vorkommt. 4 Dabei werden, teilweise mit anderen Bezügen, zwei mit der Philost.-Epitome identische Wendungen gebraucht. Die Nachricht über die Ermordung des Domitianus und Montius selbst stammt aus Sokrates, der Name Montius allerdings wieder aus Philost. 5 Bei Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 92 Anm. 2 nicht erwähnt. 6 Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 92, auch Philost. 4,1,5 p. 57,13 Bidez mit dem Hinweis darauf, dass Gallus seiner kaiserlichen Privatmann wird, vgl. Niceph. 9,32 (PG 146,356, A 11-14). Gentz / Winkelmann führen weiter Philost. 4,1,6 f. p. 58,1 u. 7 Bidez, also den Hinweis auf die Rolle des Eusebios und die Reue des Constantius an, vgl. Niceph. 9,32 (PG 146,356, A 11-14). 7 Vgl. auch Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 92 Anm. 2.

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33. Philost. 7,4 p. 80,5-83,2; Niceph. 10,13: Schändung der Gräber des Elisha und des Johannes, christenfeindliche Maßnahmen Julians2. 34. Philost. 7,7 p. 86,5-17; Niceph. 11,1 (585 B 1-12): Abschiebung Valentinians unter Constantius II. 35. Philost. 7,8,2-5 p. 89,1-91,2; Niceph. 10,28 (521 D 9 - 524 A 9): Martyrium des Babylas. 36. Philost. 7,9,1 u. 3 p. 95,1-5 u. 96,5-7; Niceph. 10,32 (537 B): Herrenworte sollen durch den Tempelbau in Jerusalem widerlegt werden. 37. Philost. 7,10 p. 96,8-97,27; Niceph. 10,29 (528 C - 532 A 11): Felix, Iulianus, Helpidius und ein anonymer Gotteslästerer werden für ihren Fre-vel an der Großen Kirche von Antiocheia bestraft. 38. Philost. 7,11 p. 97,29-98,3; Niceph. 10,32 (537 B 9 - C 2): Umbenennung von Jerusalem in Aelia. 39. Philost. 7,12 p. 98,8-15; Niceph. 10,29 (528 A 9 - B 1 u. B 14 C 3): Die Täuschung durch die Orakel der Heiden3. 40. Philost. 7,13 p. 98,16-99,4; Niceph. 10,29 (532 A 12 - C 6): Schicksal der Abtrünnigen Heron und Theoteknos. 41. Philost. 7,14 p. 99,9-100,8; Niceph. 10,33 (541 D 3 - 544 B 12): Wunderbare Entdeckung eines Exemplars des Johannes-Evangeliums in einer Höhle in Jerusalem. 42. Philost. 7,15,1-5 p. 100,9 f.; 101,3-12; 102,1-103,7; Niceph. 10,34 (545 A 4-7); 10,34 (549 A 2-12); 10,35 (553 C 10 - D 5): Details zum Perserfeldzug, zur Verwundung und zum Tod Julians. 43. Philost. 8,1,2 p. 104,8-11; Niceph. 10,43 (584 B 5-9): Bestattung Julians in Tarsos, gegenüber vom Grab des Maximinus4. 44. Philost. 8,8,1-3 p. 107,16 u. 108,2-7; Niceph. 10,43 (584 B 1-3 u. C 2-11): Jovian eilt aus Antiocheia nach Konstantinopel, Erhebung des Varronianus zum nobilissimus, Tod Jovians in Dadastana5.

1

Zusätzlich ist in das Kapitel Theophanes (p. 47,25-28 de Boor) mit seinen Ausführungen über die Schändung des Grabes des Patrophilos von Skythopolis eingebaut. Diese Einfügung fiel deshalb leicht, weil Theophanes und Philost. beide vom anonymen homöischen Historiker abhängen. 2 Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 96. 3 4

Nicht Philost. 8,1b, vgl. so Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 99. Die Erhebung des Jovian zum Konsul, von der Philost. nicht berichtet, findet bei Nikephoros durch eine irrige Kombination seiner Quellen (aus Socr. 3,26,2) in Tarsos statt. Der Aufbruch nach Konstantinopel wird zweimal erwähnt. Die Informationen über die To5

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45. Philost. 8,8,4 f. p. 109,1-11; Niceph. 11,1 (588 B 13 - C 11): Erhebung Valentinians I. und erste Ansprache1. 46. Philost. 8,8,7 p. 111,1 f.; Niceph. 11,1 (588 D 5-7): Erhebung des jungen Gratian zum Mitkaiser. 47. Philost. 8,16 p. 115,13 f.; Niceph. 11,1 (585 A 7 f.): Kibalis, Heimat des Valentinian I.2 48. Philost. 9,5,1-4 p. 117,17 f. 23. 27 f.; Niceph. 11,4 (593 B 3 f. 4 f. 10 f.): Notizen zur Usurpation Prokops. 49. Philost. 9,10 u. 9,14,1 p. 119,28 u. 120,24 f.; Niceph. 11,48 (741 A 6-8): Dorotheos von Herakleia3. 50. Philost. 9,17,1 p. 123,12-15; Niceph. 11,48 (736 C 6-10): Ursprung der Hunnen. 51. Philost. 9,17,3 p. 124,5-10; Niceph. 11,50 (745 B 14 - C 7): Tod des Valens. 52. Philost. 9,17,4 p. 124,13 f.; Niceph. 12,1 (749 A 13 - B 1): Gratian beklagt den Onkel und das Schicksal des Reichs. 53. Philost. 9,17,5 p. 124,17-19; Niceph. 12,1 (749 C 8-10): Erläuterungen zum Namen Iberiens (im Zusammenhang mit der Herkunft des Theodosius)4. 54. Philost. 9,19,2 p. 125,12-17; Niceph. 12,8 (768 D 9 - 769 A 3): Demophilos und Dorotheos. 55. Philost. 10,1 p. 126,2-13; Niceph. 12,8 (769 A 5 - B 5): Streit zwischen Eunomios und den Anhomöern von Antiocheia. 56. Philost. 10,6 p. 127,23-128,20; Niceph. 12,29 (840 A): Schicksal des Eunomios unter Theodosius I. 57. Philost. 10,9 p. 129,9-130,9; Niceph. 12,37 (876 B 1 - D 7): Unheilbringende Vorzeichen nach dem Sieg des Theodosius über Maximus. desursache Jovians stammen zwar großenteils aus Philost., aber die Notiz über das unmäßige Essen wurde Sozomenos (6,6,1) entnommen. 1 Der Wortlaut der ersten Ansprache ist nicht ausschließlich aus Philost. gebildet. Zusätzliche Elemente dieser Rede stammen aus Sozomenos (6,6,7). 2 Bei Bidez und Gentz / Winkelmann übersehen. 3 Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 105 Anm. 1 weisen nur auf p. 120,24 f. Bidez als Quelle hin, nicht aber, wie Bidez, auf p. 119,28. In p. 119,28 wurde in der Tat explizit dargelegt, dass Dorotheos Bischof von Herakleia indirekt zu entnehmen ist. Die in der Epitome des Photios zu entdeckende Verschreibung Theodoros behält Nikephoros bei. 4 Beide Einblendungen aus Philost. werden bei Gentz / Winkelmann, Kirchengeschichte, 106 nicht hervorgehoben.

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58. Philost. 10,11 p. 130,13-29; Niceph. 12,37 (876 D 7 - 877 B 2): Weitere unheilbringende Vorzeichen: größter und kleinster Mensch. 59. Philost. 11,1 p. 132,4-133,8; Niceph. 12,38 (877 C 9 - 880 A 5. 12 f.): Ende Valentinians II. 60. Philost. 11,2,1 p. 133,9-11; Niceph. 12,39 (880 B): Erhebung des Eugenius. 61. Philost. 11,2,4 p. 133,24-134,4; Niceph. 12,50 (920 A 8 f.; B 10 C 2): Tod des Theodosius, seine Würdigung. 62. Philost. 11,3 f. p. 134,9-135,21; Niceph. 13,1 (921 C 4): Rufinus und Eutropius. 63. Philost. 11,5 p. 135,22-27; Niceph. 13,1 (925 C): Behandlung des toten Eunomios unter Eutropius. 64. Philost. 11,6,1-4 p. 136,1-25; Niceph. 13,4 (940 D 8 f.; D 11 - 941 B 15): Arcadius, Eudoxia und Eutropius. 65. Philost. 11,7 p. 137,4-23; Niceph. 13,36 (1048 A 5 - C 2): Apokalyptische Vorzeichen. 66. Philost. 11,8,1 u. 4 p. 138,1-3 u. 17-20; Niceph. 13,5 (944 BC): Goteneinfälle. 67. Philost. 11,8,5 f. p. 138,21-27; Niceph. 13,6 (952 C 9-15): Gainas und Tribigild. 68. Philost. 11,8,8 f. u. 10 p. 139,10 f. u. 19 f.; Niceph. 13,6 (949 D 2-4 u. 952 B 15 - C 1): Notizen zum Ende des Gainas1. 69. Philost. 12,3,2 f. p. 141,18-22; Niceph. 13,35 (1041 B 7 u. C 2): Details zum Angriff Alarichs auf Portus. 70. Philost. 12,3,5 f. p. 142,8-12; Niceph. 13,35 (1044 C 5-7 u. D 8 f.): Details zu Attalus, Honorius, Sarus. 71. Philost. 12,3,8 p. 142,24 f.; Niceph. 13,35 (1045 B 2 f.): Detail zur Plünderung Roms durch Alarich. 72. Philost. 12,4,3 p. 144,2 f.; Niceph. 13,35 (1044 D 4 f.): Ermordung des Athaulf. 73. Philost. 12,5,2 f. p. 144,9-14; Niceph. 13,35 (1044 D 1-3): Absetzung des Attalus. 74. Philost. 12,8 f. p. 145,13-147,5; Niceph. 13,36 (1048 C 2 - 1049 B 11): Apokalyptische Vorzeichen und Erdbeben.

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Aus Philost. stammen die Nachrichten über die Ambitionen auf Asien (in einem Kontext, der sonst von Socr. 6,6,29 f. vorgegeben ist); ferner über die Zusendung des einbalsamierten Kopfes des Gainas.

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75. Philost. 12,11 p. 148,1-9; Niceph. 13,1 (925 BC): Dekadenz der Eunomianer in Konstantinopel. 76. Philost. 12,12 p. 148,9-18; Niceph. 14,6 (1076 A 12 - B 10): Honorius, Constantius III. und Theodosius II. 77. Philost. 12,13 p. 148,20-149,24; Niceph. 14,7 (1076 C - 1077 B 4; 1077 C 3-8): Ende des Honorius und Feldzug Ardaburs und Aspars gegen Johannes. 78. Philost. 12,14 p. 150,1-8; Niceph. 14,7 (1080 A 10 - B 4): Aetius und seine barbarischen Hilfstruppen. Man kann bei der Analyse dieser Passagen nachweisen, dass Nikephoros drei verschiedene Arten der Aneignung vorgenommen hat. Bisweilen sind ganze Kapitel en bloc aus der Philostorgios-Epitome übernommen worden, bisweilen nur wenige Worte und Halbsätze. Daneben gibt es Fälle, in denen Nikephoros Stücke aus der ihm sonst vorliegenden kirchenhistorischen Tradition mit Sätzen aus Philostorgios so amalgamiert hat, dass in der Sache eine scheinbar neue Version entsteht. Dies gilt etwa für einige Details der Geschichte der Eroberung Roms durch Alarich. Da die Originalvorlagen noch vorhanden sind, hat der Historiker die Möglichkeit die Genese dieser inhaltlich abweichenden Versionen zu beschreiben und zu verwerfen. Das Verhältnis zwischen Nikephoros einerseits und den von ihm benutzten Traditionen andererseits ist aber ein Lehrstück und eine Gegenprobe dafür, was für Fälle befürchtet werden muss, in denen uns nur noch eine historiographisch spät entstandene Version, nicht aber deren Quellen erhalten geblieben sind. 3. Philostorgios in der Artemii Passio Nach Photios ist die Artemii Passio oder das Martyrium Artemii (BHG 170) der wichtigste Textzeuge für Philostorgios1. Flavius Artemius war unter Constantius II. dux Aegypti und wurde am Anfang der Regierungszeit Julians im Zuge der Beseitigung der wichtigsten Gefolgsleute des Vorgängerkaisers hingerichtet2. Daraus wurde dann ein Martyrium für den 1

Dies im Einzelnen aufgezeigt zu haben ist das Verdienst von Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius, passim. Die ken, der eine lateinische Übersetzung der Artemii Passio kannte, vgl. Bidez, Philostorgius, XLIV. 2 PLRE 1,112 Artemius 2. Vgl. J. Dummer, Fl. Artemius dux Aegypti, APF 21 (1971) 121-144. Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius, 253 f. unterscheidet

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christlichen Glauben gemacht, das in Antiocheia, der vorübergehenden Residenzstadt Julians, stattgefunden haben soll. Dieser Märtyrer Artemius wurde später als einer der „militärischen Heiligen“ in Byzanz verehrt und dementsprechend zum Gegenstand hagiographischer Bemühungen1. Die sehr ausführliche Vita des Heiligen BHG 170 ist nach Ausweis des Titels einiger Handschriften von einem Mönch namens Johannes verfasst worden, von dem man nichts weiß, außer dass er vor Symeon Metaphrastes geschrieben haben muss2. Die Behauptung, Johannes sei niemand anderes als Johannes von Damaskos gewesen, ist eine unbeweisbare Hypothese3. Johannes hat für seine Heiligenvita eine sehr knappe Grunderzählung, das Martyrium Artemii BHG 169 y und z, übernommen und diese (oft ohne passgenaue Überleitung) durch mehrere Quellen, etwa ein ausführliches apologetisches Werk4 und eine kirchengeschichtliche Kompilation1, erwei-

noch zwei verschiedene Persönlichkeiten mit dem Namen Artemius, die allerdings seiner Auffassung nach dann durch die Legende zu einer Person verschmolzen wurden. 1 Zu dieser Kategorie byzantinischer Heiliger s. H. Delehaye, Les légendes grecques des saints militaires, New York 1975. 2 Die Passio des Artemius, die Symeon Metaphrastes im zehnten Jahrhundert geschrieben hat (BHG 172), hängt von BHG 170 ab. 3 So H.-G. Beck, Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich, München 1959, 482 f. und Kotter, Schriften des Johannes von Damaskos 5, 185-187. In den Titeln der Handschriften wird, sofern überhaupt ein Autor genannt ist, stets Johannes als Verfasser angegeben, Johannes von Damaskos begegnet in den Titeln nicht (gegen Marasco, Filostorgio, 14). Die Zuweisung an Johannes von Damaskos durch Beck und Kotter beruht auf Überlegungen, die F. Dölger in einem unpublizierten Vortragsmanuskript zur Artemii Passio vorgenommen hat. Das Hauptargument, dass der Autor der Artemii Passio in gleicher Weise wie Johannes von Damaskos an Heidenapologetik interessiert ist (vgl. Kotter, 186 f.), ist angesichts der Tatsache, dass diese Heidenapologetik bereits zu den zentralen Anliegen des Philost., also der Hauptquelle der Artemii Passio, gehört, m. E. nicht zwingend. Immerhin hat diese fragliche Zuweisung aber dazu geführt, dass die Artemii Passio in der Gesamtausgabe der Werke des Johannes von Damaskos durch B. Kotter neu ediert worden ist. Vgl. zur Ablehnung der Zuweisung an Johannes von Damaskos Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, 34 Anm. 27. Johannes von Damaskos ist bereits von Angelo Mai als Autor erwogen worden mit der Begründung, dass dieser sich selbst wie der Autor der Artemii Passio auch als „Johannes monachos“ bezeichnet habe, vgl. gegen dieses Argument wiederum Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius, 255. „Johannes Rhodios“ entfällt als Autorenname, wie die Stein wahrscheinlich gemacht hat (s. zu test. 5 Ἰωάννου μοναχοῦ). 4 Bidez, Philostorgius, LI nimmt an, dass die Dialoge zwischen Verfolger und Märtyrer aus einer Sammlung christlicher Apologetik „nach der Art der Θεοϲοφία des Aristokritos“ gearbeitet worden ist.

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tert2. Dabei wird schon in der Überschrift, dann aber auch im Text selbst auf Philostorgios als wichtigste – wenn auch wegen der eunomianischen Tendenz mit Vorsicht zu behandelnde – Quelle hingewiesen. Dabei lässt sich nicht ganz klar erkennen, welche Rolle Artemius bereits bei Philostorgios spielte. Die Tatsache, dass Philostorgios – auch wenn dies etwa in der Epitome des Photios nicht greifbar ist – über Artemius berichtete, wird immerhin vom Autor der Artemii Passio explizit bezeugt3. Sicher ist weiter, dass Philostorgios parallel zu Ammianus Marcellinus über die Abrechnung Julians mit den wichtigsten Beratern und Amtsträgern des Constantius II., zu denen auch Artemius gehörte, im Prozess 1

Aus dieser Kompilation stammt z. B. die Angabe über die Verschönerung der Apostelkirche unter Justinian (vgl. M. Artem. 18), s. Bidez, Philostorgius, LI. 2 Die Quellen der Artemii Passio sind von Bidez eingehend herausgearbeitet worden. Das alte Martyrium (BHG 169 y und z) ist Bidez, Anhang III. Dieser Anhang ist von F. Winkelmann in der zweiten, von ihm besorgten Auflage der Philost.-Ausgabe, neu ediert worden, da er eine Fülle neuer Handschriften hinzuziehen konnte, vgl. dazu auch die Einleitung von Winkelmann (in der zweiten Auflage von Bidez, Philostorgius), 356-362. Eine Bruchstelle zwischen dem alten Martyrium und der erweiterten Fassung kann man vielleicht im Bericht über das kleinasiatische Itinerar Julians finden, vgl. dazu Philost. 7,4c,5 f. 3 Das erste Zeugnis des Autors der Artemii Passio (test. 6,1 = Bidez, Anhang I, p. 153) ist allerdings hier nicht zwingend einschlägig: „Viele (...) von denen, die Geschichtswerke verfasst haben, haben diesen berühmten Mann (d. h. Artemius) erwähnt, Eusebios mit dem Beinamen ‚des Pamphilos‘, Sokrates, der Anhänger der Häresie des Novatos (d. h. Novatian), Philostorgios, der selbst Anhänger der Häresie des Eunomios war, Theodoretos (vgl. h.e. 3,18,1) und andere mehr.“ Eusebios kann Artemius schon aus chronologischen Gründen nirgendwo erwähnt haben; Sokrates hat Artemius in seiner Kirchengeschichte eindeutig ignoriert. Die falschen Aussagen lassen daher daran zweifeln, dass die Angabe über eine Erwähnung des Artemius durch Philost. zutrifft. Da aber der Autor der Artemii Passio dann noch einmal für Philost. allein wiederholt, er habe den Artemius besonders gerühmt, könnte er in diesem Punkt wohl partiell glaubwürdig sein, vgl. hierzu M. Artem. 4 (test. 6,2 = Bidez, Anhang I, p. 154): „Philostorgios aber, auch wenn er ein glühender Verehrer der Häresie des Eunomios ist, vergöttert gleichwohl über alle Maßen den Märtyrer (d. h. Artemius); dabei verwendet er viel Engagement und Genauigkeit auf die Darstellung seiner Taten und zeigt von den vorangehenden Zeiten an den Edelmut des Märtyrers auf, noch bevor er sich mit den Kämpfen des Martyriums befasst.“ Diese Aussage wird allerdings von Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius, 257 sehr kritisch beurteilt. Er sieht in der Aussage über den Adel des Geschlechtes des Artemius einen Widerspruch zur späteren Behauptung der Artemii Passio, sie habe nichts über Artemius gefunden (vgl. M. Artem. 9). Er gelangt daher zum Ergebnis: „Was Philostorgius betrifft, so muss man annehmen, dass er von Artemius schweigt oder wenigstens nicht mehr sagte als Theodoret und das Chronicon paschale.“ S. aber den Kommentar zu test. 6,2 ἐκ – ἐφάψαϲθαι.

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von Chalkedon und durch Sondermissionen in den Provinzen berichtet 1. Dabei wurde nach der Darstellung des Philostorgios, die im Vergleich zu Ammianus Marcellinus diesen Aspekt deutlicher unterstreicht2, gegen diese Amtsträger teilweise der Vorwurf formuliert, für die Hinrichtung des Gallus mitverantwortlich gewesen zu sein. Aus Philostorgios hat die Artemii Passio also diese angebliche Mitschuld des Artemius an der Exekution des Gallus unter die Anklagegründe mit übernommen3. Offen bleibt, in welcher Form Philostorgios über die enge Kooperation des Artemius als dux Aegypti mit dem Bischof Georgios von Kappadokien bei der Zerstörung heidnischer Heiligtümer in Alexandreia berichtete. Die Vorlage des Philostorgios, der anonyme homöische Historiker, hat die antiheidnischen Aktionen des Artemius in Alexandreia ausführlich dargestellt4. Dass auch Philostorgios in irgendeiner Form die Zusammenarbeit zwischen Georgios und Artemius behandelt hat, kann man aus der Artemii Passio 18 erkennen. Der von der Artemii Passio konsultierte Historiker – womit wohl Philostorgios gemeint ist – habe berichtet, der Kaiser habe auf Bitten der Bischöfe dem Artemius die ἀρχή über Ägypten übertragen und dieser sei schon vor seinem Martyrium von herausragender Tugendhaftigkeit gewesen5. Für „Bischöfe Ägyptens“ dürfte Philostorgios präziser den vom hagiographischen Autor wohlweislich verschwiegenen Georgios genannt haben, die ἀρχή über Ägypten kann nur die Stellung des dux gewesen sein, der in der Tat gemeinsam mit dem Bischof von Alexandreia für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung wirken konnte6. Es gibt also ge1

Philost. 6,6a-7a. Belegt ist die Behandlung des Prozesses von Chalkedon und der Folgemaßnahmen nur in der Artemii Passio. Doch passt das reiche (und mit Ammianus Marcellinus parallele) profangeschichtliche Detail einschließlich der prosopographischen Informationen genau zu Philost., s. dazu unten Kap. V. 1. 2 S. dazu den Kommentar zu Philost. 6,6a-7a. 3 Vgl. neben Philost. 6,6a-7a,4 auch M. Artem. 36 und 40, wo die Schuld des Artemius für den Tod des Gallus von Julian festgestellt wird. 4 Bidez, Anhang VII (p. 234), wo der gegen die heidnischen Bilder und für die Kirchen eintretende Eifer des Artemius unter Constantius II. hervorgehoben wird. Zur Kooperation mit Georgios von Kappadokien Jul. ep. 10 Bidez. Bidez, LV geht letztlich von der Gewissheit aus, dass bei Philost. dieser „antiheidnische Eifer des Artemius“ der wahre Grund zur Hinrichtung war. 5 M. Artem. 18. S. Philost. test. 6,2 und 7,2a. 6 S. Philost. 7,2a. Vgl. die Rolle des dux Stilas bei der Einsetzung des Timotheos Salophakiolos nach dem Konzil von Chalkedon (451) und dem Tod des Proterius, Liberat. brev. 15 Con.S II 5 p. 124,6-11. Ebenfalls in der Kirchenpolitik engagiert – allerdings unter anderem Vorzeichen – bei Ps.-Zacharias Rhetor h.e. 4,9, vgl. G. Greatrex (Hg.), The

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wisse Indizien dafür, dass neben der Gallus-Affäre bei Philostorgios die Zusammenarbeit zwischen Georgios und Artemius in der Zeit Constantius’ II. und die antiheidnischen, tugendhaften Aktionen des dux gegen die Heiden eine Rolle spielten. Vermutlich hat aber erst die Artemii Passio die auf die Zeit Constantius’ II. und den Regierungswechsel von 361 beschränkte Darstellung der causa des Artemius, wie sie von Philostorgios geboten worden sein dürfte, mit Anklagegründen aus der hagiographischen Tradition (über den heroischen Widerstand des Märtyrers gegen Julian1) zu einer komplexen Erzählung verbunden. Ebenso zurückhaltend war Philostorgios wohl auch, was die angebliche Mitwirkung des Artemius an der Überführung der Apostelreliquien nach Konstantinopel in den 350er Jahren betrifft2. Es war, auch wenn eine genaue Aussage dazu letztlich nicht möglich ist, also wohl eher nicht eine von Philostorgios gebotene Darstellung des Lebens und Sterbens des Artemius, die den Autor der Artemii Passio dazu veranlasste, in größerem Umfang aus Philostorgios zu schöpfen. Vielmehr benutzte er den Kirchenhistoriker wohl deshalb, weil dieser neben eher knappen Ausführungen zu Artemius reichhaltige Informationen zur Geschichte der konstantinischen Dynastie und zum Gegensatz zwischen Konstantin und Constantius II. einerseits und Julian andererseits lieferte. Auch für die Darstellung des Endes Julians und die Rückkehr zum Christentum unter Jovian und Valentinian I., die gewissermaßen eine Bestätigung der Haltung des Artemius darstellte, schöpft der Autor der Artemii Passio aus Philostorgios. Bidez geht davon aus, dass dem Autor Philostorgios direkt vorlag und nicht in einer modifizierten Bearbeitung und dass er dann zusätzlich hin und wieder eine kirchengeschichtliche Kompilation benutzt hat. Ob sich dies immer so verhält, ist im Einzelfall zu prüfen. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie man inhaltliche Varianten zwischen der Artemii Passio und der Philostorgios-Epitome des Photios erklären und diese mit dem mutmaßlichen Original des Philostorgios in Verbindung bringen kann. Chronicle of Pseudo-Zachariah Rhetor. Church and War in Late Antiquity, Liverpool 2011, 147 f. 1 Hier stieß sich der erzürnte Julian angeblich am mannhaften Protest des Artemius gegen die grausame Behandlung von christlichen und Makarios) durch Julian, vgl. Bidez, Philostorgius, LIII. 2 Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius, 254 hält die Verantwortung des Artemius für die Überführung der Reliquien wohl zu Recht für eine jüngere Fiktion. Zur abweichenden Argumentation von Bidez s. den Kommentar zu Philost. 3,2,2.

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Bidez nimmt in diesen nicht sehr häufigen Fällen (etwa in der Frage der Bewertung der militärischen Tätigkeit des Gallus) an, dass die Artemii Passio gewissermaßen einen in seiner Radikalität abgeschwächten, Photios umgekehrt einen verstärkten Philostorgios biete1. Bisweilen scheint aber die einfachste Erklärung dafür, warum die Artemii Passio im Vergleich zu Photios eine Abschwächung und „Normalisierung“ des Berichtes enthält, diejenige zu sein, dass die Version des Philostorgios schon in der Vorlage modifiziert worden ist2. Die Artemii Passio hätte dann Philostorgios nicht direkt benutzt, sondern eher aus einer Bearbeitung geschöpft, die vielleicht auch zusätzliches Quellenmaterial integrierte. 4. Philostorgios in der Suda Das große mittelbyzantinische Lexikonwerk der Suda enthält zahlreiche Fragmente, die Philostorgios zugewiesen werden können. Es handelt sich vor allem um eine Serie biographischer Notizen, etwa zu Phlegon (1,1a), Agapetos (2,8a), Theophilos (3,6a), Aetios (3,15b), Eudoxios (4,4a), Auxentios (5,2a), Leontios von Tripolis (7,6a), Babylas (7,8a)3, Apollinarios (8,11a) oder Demophilos (9,14a). Die Zuweisung dieser SudaFragmente an Philostorgios erfolgt dabei, sofern nicht ohnehin direkt auf den Autor hingewiesen wird4, vor allem durch die Übereinstimmung mit anderen erhaltenen Philostorgios-Passagen, insbesondere mit Passagen aus der großen Philostorgios-Epitome. In Ausnahmefällen, etwa in der Notiz über Hypatia, bleibt aber die Zuordnung eines Suda-Artikels zu Philostorgios schwierig. Im Detail nachzuvollziehen, wie Fragmente eines Historikers wie Philostorgios in die Suda gelangt sein können, ist hier nicht der Ort. Grundsätzlich bieten sich für die dem Philostorgios zugewiesenen Fragmente in der Suda, die nie direkt aus Philostorgios geschöpft sind, sondern nur mittelbar aus Philostorgios stammen, zwei Vermittlungswege an: Viele Notizen könnten durch eine erweiterte Ausgabe des Onomatologos des Hesychios von Milet vermittelt worden sein5. Die zweite Er1

Zum „gemilderten“ und „verstärkten“ Philost. vgl. Bidez, Philostorgius, LVIII f. S. den Kommentar zu Philost. 3,28 und 28a. 2 Vgl. z. B. Philost. 7,15 und 7,15a. 3 Wörtliche Übereinstimmungen mit M. Artem. 54 f., vgl. Philost. 7,8a,12-17. Bidez, 4

Vgl. Philost. 1,1a; 7,6a; 8,11a. Bidez, Philostorgius, LXXVII-LXXXI, der hier die These von G. Wentzel, Die griechische Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus, Leipzig 1895 übernimmt und erweitert. Die Erweiterung des Hesychios, der keine kirchlichen Autoren berücksichtigte, soll 5

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klärungsmöglichkeit ist die, dass die Suda auf die damals vollständigen konstantinischen Exzerpte zurückgegriffen hat, etwa auf die heute verlorene Rubrik περὶ ἐκκλεϲιαϲτικῶν. Dabei könnten durchaus auch in noch weiteren Suda-Artikeln, die aus Rubriken der konstantinischen Exzerpte stammen, Philostorgios-Fragmente verborgen sein: So dürfte, wie von Bidez aufgrund der Übereinstimmungen mit den Darlegungen der anonymen Konstantin-Vita BHG 365 festgestellt wurde, ein lange Zeit Eunapios zugewiesenes Suda-Fragment mit seinen Erklärungen zur Elitetruppe der Ioviani und Herculiani, in Wirklichkeit Philostorgios zugehören1. Eine explizite Erwähnung des Eunapios scheint ebenfalls aus Philostorgios zu stammen.2 5. Philostorgios in der Vita Constantini BHG 365 Pio Franchi de’ Cavalieri entdeckte am Ende des 19. Jahrhunderts den Codex Angelicus 22 mit einer Vita des zu den Heiligen der orthodoxen Kirche zählenden Konstantin d. Gr. (BHG 365). Gegenüber anderen Konstantin-Viten wie etwa der Guidi-Vita BHG 364 fällt BHG 365 – das erkannte Franchi de’ Cavalieri sofort – dadurch auf, dass in dieser Kompilation in umfangreicher Form auch spätantikes kirchenhistorisches Quellenmaterial benutzt worden ist, darunter auch Philostorgios3. Für die Rekondurch die Übernahme von Notizen zu kirchlichen Schriftstellern insbesondere aus Sophronios (der eine Übersetzung von Hieronymus’ De viris illustribus verfasste) geschehen sein. Daneben müsste Sophronios-Hesychios noch mindestens durch aus Philost. stammende Notizen ergänzt worden sein. Gegenüber der These, die Suda schöpfe aus einem erweiterten Onomatologos, hat Schamp, Photios, 53-68 grundsätzliche und durchaus berechtigte Bedenken angemeldet. Dass die Struktur der literaturgeschichtlichen Notizen in der Suda ausschließlich auf Hesychios zurückgeht, lässt sich nicht nachweisen. Hermippos von Berytos oder Philon von Byblos können ähnlich strukturierte literaturgeschichtliche Notizen aufgewiesen haben. 1 Eunap. fr. 6 Müller. In der Fragmentsammlung von Blockley ist das Stück nicht enthalten. Vgl. zur Zuweisung des mutmaßlichen Eunapios-Fragments an Philost. Bidez, Fragments nouveaux, 434 f. Anm. 39. Dementsprechend in der vorliegenden Ausgabe als Philost. 1,6c in den Text aufgenommen. 2 Vgl. Philost. 2,4c. 3 Vgl. die Beschreibung der Vita bei Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento; Opitz, Vita Constantini, 536-542. Opitz, der das Vitahat, nennt als Quellen Philostorgios; das Martyrium des Lukianos; Georgios Monachos; Sokrates (unabhängig von der Historia Tripartita); Eusebios, Vita Constantini; Theodoretos, Kirchengeschichte; Sozomenos; die Historia Tripartita und die Epitome der Kirchengeschichte des Theodoros Lektor. Die Benutzung des Georgios Monachos ermöglicht es, die

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struktion des zweiten Buchs des Philostorgios hatte Franchi de’ Cavalieri bereits alle relevanten Fragmente zusammengestellt. Bidez konnte dann noch weitere Teile aus dem Codex Angelicus 22 als Fragmente des ersten Buchs des Philostorgios identifizieren1. Der Beitrag der Vita BHG 365 für die Rekonstruktion der Kirchengeschichte Philostorgs war aber damit noch nicht erschöpft. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden vielmehr weitere Teile dieser hagiographischen Darstellung des Lebens Konstantins bekannt, nämlich durch den von P. Heseler entdeckten Codex Sabaiticus gr. 366. In dem dadurch hinzugekommenen Stück, das Bidez für die erste Auflage seiner Philostorgios-Edition noch nicht berücksichtigen konnte und das der Darstellung des Krieges zwischen Konstantin und Licinius unmittelbar vorangeht, fallen gleich für zwei kurze Passagen Übereinstimmungen mit dem Philostorgios-Exzerpt des Photios auf, nämlich in den geographischen Angaben über Britannien-Albion und in der Beschreibung der Kreuzerscheinung vor der Schlacht an der Milvischen Brücke2. Damit bietet der Codex Sabaiticus gr. 366 wertvolle Hinweise darauf, wie Philostorgios die Geschichte Konstantins von seiner Erhebung zum Kaiser bis zum Kampf gegen Maxentius geschildert hat. Der Aufsatz, in dem Bidez die aus Philostorgios geschöpften zusätzlichen Partien von BHG 365 publiziert, ist aus ökonomischen Gründen (um einen Neusatz zu vermeiden) in der zweiten, von Winkelmann besorgten Auflage lediglich angefügt worden, während in der hier vorgelegten Ausgabe die zusätzlichen Partien in den Text aufgenommen werden3. Die Kenntnis der neuen, durch den Codex Sabaiticus gr. 366 erschlossenen Teile von BHG 365 erlaubt es aber auch, einige Passagen, die auf Grundlage von Codex Angelicus 22 allein noch nicht mit Eindeutigkeit Philostorgios zugewiesen werden konnten, in ihrem Charakter besser zu Vita zwischen der zweiten Hälfte des 9. Jh. und der Herstellung des Cod. Angel. 22 (gegen Ende des 10. Jh.) zu datieren. 1 Vgl. Bidez, Philostorgius, LXXXIX und XCI. Vgl. im Einzelnen Philost. 1,7a und 9a, ferner Philost. 2,1a; 2,2a; 2,4a; 2,9a; 2,11a; 2,12a; 2,16b. 2 Vgl. Philost. 1,5 und 1,5a,9 sowie 1,6 und 1,6b,9. 3 Bidez, Fragments nouveaux; Bidez, Philostorgius, 363-392. Die nicht aus Philost. stammenden neuen Teile der Vita BHG 365 sind publiziert von Halkin, L’empereur Constantin. Eine Gesamtübersetzung der Vita BHG ham, A Byzantine Life of Constantine. Die neuen Teile des Sabaiticus sind in der Philost.Übersetzung von Amidon, Philostorgius, 239-249 ebenfalls berücksichtigt. Bei BMP in ähnlicher, aber nicht völlig identischer Weise wie in der vorliegenden Ausgabe in den Text aufgenommen.

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würdigen. So hat Bidez den ausführlichen Bericht von BHG 365 über den Kampf zwischen Konstantin und Licinius aus Vorsicht nur als Anhang V publiziert, trotz vieler sprachlicher Anklänge an Philostorgios. Nun kann aber kein Zweifel mehr daran bestehen, dass Bidez den Anhang V vor dem Hintergrund der von ihm selbst kommentierten Entdeckung der „Fragments nouveaux de Philostorge“ in einer Neuauflage auch als Philostorgios-Fragment publiziert hätte. Wichtigstes Argument für die Zuweisung von Anhang V an Philostorgios ist die Tatsache, dass einerseits für das neue Fragment aus dem Sabaiticus gr. 366 die Provenienz aus Philostorgios durch klare Übereinstimmungen mit der Epitome des Photios gesichert ist, dass andererseits das neue Fragment sich passgenau zu Anhang V fügt und beide Stücke keine Abweichungen in Inhalt und Stil erkennen lassen. Wenn also das neue Fragment eindeutig Philostorgios zugewiesen werden kann, muss dies auch für das anschließende Stück, nämlich den Anhang V, gelten, das dementsprechend als Philost. 1,6e in die vorliegende Ausgabe aufgenommen wird. Die Neuentdeckung des Sabaiticus gr. 366 hat auch geholfen, eine Eigenart, die Anhang V aufweist, besser zu verstehen, nämlich den Bezug zur Vita Constantini des Eusebios von Kaisareia. Beide Stücke von BHG 365 reflektieren nämlich offenkundig eine Darstellung, die sich in ganz bewusster Weise inhaltlich stark an der Vita Constantini des Eusebios orientierte, diese aber auch immer wieder variierte und ergänzte. Das lässt eine Liste der Parallelen von BHG 365 (aus Cod. Sab. gr. 366 und Cod. Angel. 22) und Eusebios, Vita Constantini, erkennen1: Cod. Sab. gr. 366 Nachstellungen durch Diokletian und Maximianus 421,5-422,6 Flucht Konstantins zu seinem Vater 422,16-25 Der sterbende Constantius übergibt die Regierung an seinen Sohn 422,26-423,6 Anwesenheit der Brüder Konstantins beim Tod des Vaters 423,5-10 1

Eus. v.C.

1,20,1 1,20,2

1,21,1 1,21,2

Vgl. meine Zusammenstellung: Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 194 f.

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Konstantins Mitregenten 423,10-24 Morde und Schändungen durch Maxentius 423,18-24 Vision Konstantins 424,9-425,1 Beschreibung des Labarum. Seine Anfertigung 425,1-425,10 Garde von 50 Soldaten für dasLabarum, das dem Heer den Sieg bringt 425,10-425,26 Maxentius fällt in die eigene Falle 425,32-426

1,23 1,33 f. 1,30-31,2

1,30-31,2

1,31-32,1 und 2,6,2-8 1,38

Cod. Angel. 22 Verachtung des Licinius für den christlichen Glauben. Licinius setzt auf heidnische Götter 553,12-16 2,5 Licinius konsultiert Orakel 554,1-7 2,6-10 Licinius sucht für den zweiten Kampf den Beistand neuer Götter 552,28-556,9 2,15 Wirkungen des Labarums in der Schlacht 556,17-29 2,9 und 16 Hinrichtung des Licinius 556,12-17 2,18 Diese im Kommentar teilweise näher beleuchteten Parallelen zwischen der Vita Constantini des Eusebios und den Stücken aus BHG 365 erklären sich nicht, wie man zunächst denken könnte, daraus, dass der anonyme Autor von BHG 365 in byzantinischer Zeit aus der Vita Constantini des Eusebios geschöpft hätte1 1

So etwa A. Kazhdan, „Constantin imaginaire“. Byzantine Legends of the Ninth Century about Constantine the Great, Byzantion 57 (1987) 196-250. Kazhdan ignoriert die Ergebnisse der Forschungen zum Verhältnis zwischen der Vita Constantini des Eusebios und

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vorliegende Quelle, die Kirchengeschichte des Philostorgios, offenkundig von Eusebios ausgegangen ist, entsprechend der Bewunderung, die Philostorgios im Proömium für das gesamte historische Œuvre dieses Autors äußert. Weitere, vom Zusammenhang mit dem Sabaiticus gr. 366 unabhängige, Argumente für die Zuweisung des Anhangs V an Philostorgios lassen sich anführen. So verkennt Bidez etwa, dass die profangeschichtliche Darstellung, die BHG 365 (Anhang V) über den Verlauf der Kriege von 316 und 324 bietet, durchaus zutreffend ist und damit zum Profil einer Quelle passt, die über Einzelheiten der Ereignisgeschichte im Bild war. Ferner fügt sich die Betonung der Bedeutung der Alpenpässe für die Teilung des Reiches in Großgebiete und die Betonung der Wichtigkeit des Eusebios von Nikomedeia genau in das Bild ein, das man für Philostorgios aus den Exzerpten des Photios gewinnen kann1. 6. Weitere Textzeugen Punktuell tragen weitere Textzeugen zur Rekonstruktion des Philostorgios bei: Der Thesaurus orthodoxae fidei des Niketas Choniates2, eine Darstellung von Häresien und dogmatischen Kontroversen in 27 Büchern, enthält Passagen aus Philostorgios, die Bidez als Kapitel 1,8a; 1,9c; 2,1b; 2,7a und 2,7b; 3,15a; 8,11b und 12a publiziert hat. Der Kontext dieser Passagen muss weiterhin der lateinischen Übersetzung im entsprechenden Band der Patrologia Graeca entnommen werden, da die von van Dieten angekündigte Ausgabe nie erschienen ist3. dem anonymen Hagiographen, vgl. hierzu F. Winkelmann, Die Textbezeugung der Vita Constantini des Eusebius von Caesarea, Berlin 1962, 100-102; ders., Über das Leben des Kaisers Konstantin, XXIV. 1 Vgl. dazu Bleckmann, Vita BHG 365; ferner den Kommentar zu Philost. 1,6e (Anfang). 2 Niketas Choniates, gestorben 1213 und Zeitzeuge des vierten Kreuzzuges, ist vor allem durch seine von 1118 bis 1206 reichende Chronik bekannt. Er hat seine Zusammenstellung selbst als Πανοπλία Δογματική oder Ϲυλλογὴ ... δοξῶν καὶ αἱρέϲεων bezeichnet, vgl. hierzu J. van Dieten, Zur Überlieferung der Panoplia Dogmatike des Niketas Choniates. Codex Parisiensis Graecus 1234, in: P. Wirth (Hg.), Polychronion. Festschrift Franz Dölger, Heidelberg 1966, 166-180. Zum Aufbau des Werks s. F. Cavallera, Le Trésor de la foi orthodoxe de Nicétas Acominatos Choniate, BLE 131 angekündigte Projekt, das vierte und fünfte Buch wegen ihrer Wichtigkeit für die Dogmengeschichte zu edieren, hat er nicht realisiert. 3 Es geht um die ersten fünf Bücher in der Übersetzung von Morellus (Pierre Moreau) aus dem Jahre 1580, vgl. PG 139,1101-1444. Das Buch 5 des Niketas Choniates, das Arei-

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Zu nennen sind weiter zwei Epigramme der Anthologia Palatina1, während Symeon Metaphrastes, der in seiner Arethas-Vita (BHG 167) wohl nur die Epitome des Photios benutzt hat, sowie der ebenfalls ausschließlich aus der Epitome des Photios schöpfende Nikephoros Kallistos auszuklammern sind. Ein besonderes Problem stellt schließlich die kirchengeschichtliche sogenannte Zwillingsquelle dar, die als Quellenstrang in der byzantinischen Chronistik ermittelt werden kann, und zwar aus den Übereinstimmungen zwischen Zonaras und Kedrenos2. Diese lässt sich deutlich von den profangeschichtlichen Partien der sogenannten Leoquelle abgrenzen. Patzig hatte angenommen, dass die Zwillingsquelle Philostorgios-Stoff enthält. In diesem Falle müsste die Zwillingsquelle für die Rekonstruktion des Philostorgios-Textes hinzugezogen werden. Bidez nimmt dagegen an, dass in der Zwillingsquelle nicht Philostorgios, sondern eher eine seiner Quellen in der Art des anonymen homöischen Historikers benutzt worden sei. Aus diesem Grund hat er die entsprechenden Zonaras- und KedrenosPassagen nur unter die entsprechenden Philostorgios-Kapitel im Petitdruck gesetzt. Auch wenn sich durchaus Argumente dafür finden lassen, im Gegensatz zu Bidez eine Ableitung der Zwillingsquelle von Philostorgios anzunehmen, ist in der vorliegenden zweisprachigen Ausgabe aus praktischen Gründen auf die Berücksichtigung der Zwillingsquelle verzichtet worden. Bidez trifft nämlich in der Umgrenzung dieser Quelle im Testimonienapparat keineswegs immer das Richtige3, die analytische Herauspräpa-

os und den Arianismus behandelte (PG 139,1361-1444), enthält fünf Exzerpte aus Philost. Bidez hat den griechischen Text seiner Auszüge aus der Konsultation von drei Handschriften, nämlich dem Codex Vaticanus gr. 680, dem Codex Parisinus gr. 1234 und dem Codex Laurentianus 9,24 gewonnen. Übersehen hatte er den Codex Bodleianus Roe 22. Eine genaue Bestimmung des Verhältnisses der Handschriften untereinander hat Bidez wegen der letztlich geringen quantitativen Bedeutung der Niketas-Fragmente für die Philost.-Ausgabe unterlassen, vgl. insgesamt Bidez, Philostorgius, XCVII-XCIX; s. u. S. 112. 1 Dazu s. test. 1 und 2. 2 Vgl. auch zum folgenden E. Patzig, Über einige Quellen des Zonaras. Teil II, ByzZ 6 (1897) 322-356 (zum Namen „Zwillingsquelle“, 332). S. ferner zur Zwillingsquelle Bidez, Philostorgius, CII-CV; Bleckmann, Reichskrise des III. Jahrhunderts, 329. 3 Die in Philost. 3,28 und 4,1 p. 53-58 Bidez zitierten Zonaras-Passagen stammen durchaus nicht aus der Zwillingsquelle, vgl. dazu Kapiteln. Ebenfalls müsste der Apparat, den Bidez für 9,16 p. 123 und 9,17 p. 124 anführt, gründlich durch eine Untersuchung der Beziehungen der dort aufgeführten byzantinischen Chronik-Passagen geklärt werden. Bei anderen Passagen besteht für die Zuordnung zur Zwillingsquelle weniger Zweifel, vgl. den Apparat zu 7,4b; 7,15 p. 102 f. Bidez, wobei hier

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rierung der eventuell aus Philostorgios entnommenen Passagen wäre aber zu umständlich und der Aufwand stünde nicht in einem angemessenen Verhältnis zum Ertrag. Hinzu treten für Einzelpassagen sichere oder eventuelle Textzeugen der byzantinischen Epoche. Unsicher ist, inwiefern die Erzählung über die Reichsteilung von 337 bei Konstantinos Porphyrogennetos in De thematibus dem Philostorgios zuzuweisen ist. Es werden im Kommentar zusätzliche Argumente angeführt, die eine Zuweisung an Philostorgios als berechtigt erscheinen lassen, so dass abweichend von Bidez die Passage mit in die vorliegende Ausgabe aufgenommen worden ist (Philost. 3,1c). Das Gleiche gilt für die parallele Passage über die Reichsteilung von 337 in der Passio XV martyrum des Theophylaktos von Achrida, die Bidez nur in den Testimonienapparat aufgenommen hat (Philost. 3,1b). Zu nennen ist weiter eine Randglosse aus dem Cod. Vat. gr. 96 mit einer geographischen Notiz über den Jordan1. Aufmerksam zu machen ist schließlich auf die Darstellung des Tsunami von 365 durch die Chronik des Georgios Monachos, deren Ausführlichkeit aus dem Rahmen dieses sonst sehr knapp formulierenden Werks fällt und in der bestimmte Details sich möglicherweise dadurch erklären lassen, dass dort ein Stück des Philostorgios benutzt wurde2. Wohl nur als Textzeugen für die große Epitome des Photios, nicht aber als unabhängig zu würdigende Überlieferung sind naturgeschichtliche Passagen aus einer von Lambros herausgegebenen Exzerptsammlung zu betrachten3. 7. Die Anhänge I-VII in der Ausgabe von Bidez und ihr Verhältnis zu Philostorgios In der vorliegenden Textausgabe mit kommentierter Übersetzung sind die meisten der wichtigen Anhänge nicht berücksichtigt, die Bidez seiner Ausgabe angefügt hat und deren Beziehungen zu Philostorgios sehr verschiedenen Charakter haben. Eine Ausnahme stellt Anhang V (aus der anonymen Vita Constantini BHG 365) dar, für dessen Zuweisung an Phibei Kedrenos selbst ein Quellenwechsel von der mit der Logotheten-Chronik übereinstimmenden Passage zu der mit Philost. übereinstimmenden Zwillingsquelle anzunehmen ist. 1 S. Philost. 7,3b. 2 Philost. **8,8b. 3 Vgl. Excerptorum Constantini De natura animalium libri duo. Aristophanis historiae animalium epitome, subiunctis Aeliani Timothei aliorumque eclogis, ed. S. P. Lambros, Berlin 1885, 71 und 96. Vgl. zu Philost. 3,11,2 u. 4 den Apparat und den philologischen Kommentar.

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lostorgios es durch die Entdeckung eines neuen Fragments der anonymen Vita Constantini ausreichend viele Argumente gibt, die bereits oben dargelegt worden sind1. Anhang I und II (aus der Artemii Passio) bieten vereinzelt Material, das aus Philostorgios stammen könnte, aber vor allem Passagen oder Wendungen, bei dem dies wohl dezidiert nicht der Fall ist, so dass die Einfügung dieser kaum philostorgianischen Stücke in der vorliegenden Ausgabe in der Regel entbehrlich erschien2, auch wenn im Kommentarteil die eine oder andere Passage berücksichtigt worden ist. Anhang III besteht aus einer Ausgabe der vormetaphrastischen Artemii Passio, die der Artemii Passio des Johannes Monachos das Grundgerüst bot, hat also mit Philostorgios nichts zu tun. Anhang IV bietet den Anfang der Vita des Mönchs Theodoros, in der nur fälschlicherweise Philostorgios in einem Cluster von Gewährsleuten als Autorität angeführt wird3. Anhang VI bietet die von BHG 365 und von Symeon Metaphrastes benutzte Vita und Passion des Lukianos, mit dessen Schule die wichtigsten „arianischen“ Denker bei Philostorgios in Verbindung gebracht werden. Da die Lukianos-Vita nach der Meinung von Bidez und anderen keine Philostorgios-Passagen enthält, sondern umgekehrt eher Philostorgios aus ihr geschöpft hat, ist sie nicht zwingend in die vorliegende Ausgabe aufzunehmen4. Schließlich bietet der Anhang VII die Rekonstruktion des von Gwatkin und Batiffol in seiner Existenz erschlossenen anonymen homöischen Historikers, der zu den wichtigsten Quellen Philostorgs gehörte, dessen Übernahme zur Dokumentierung der erhaltenen Stücke von Philostorgios aber ebenfalls nicht notwendig ist. Seine separate Behandlung in den „Kleinen und fragmentarischen Historikern der Spätantike“ ist vorgesehen.

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S. oben S. 29-33. Zu M. Artem. 18 s. Philost. 7,2a. 3 Vgl. test. 7. 4 Zum Problem s. allerdings unten S. 66 f. M. E. besteht durchaus die Möglichkeit, dass die in der anonymen Konstantin-Vita BHG 365 Lukianos-Vita aus einer Philost.-Bearbeitung hervorgegangen ist. In diesem Fall müsste man bei der Rekonstruktion des zweiten Buches von Philost. davon ausgehen, dass er im Zusammenhang mit der Gründung von Drepanon-Helenopolis in einem sehr langen Exkurs über den Märtyrer berichtete. 2

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II. Zum biographischen Hintergrund des Philostorgios und zur Datierung seines Geschichtswerks Alle Informationen zur Person des Philostorgios stammen mittelbar von Philostorgios selbst. Das gilt wohl auch für die vielleicht von ihm selbst oder von seinen Freunden angefertigten Epigramme, von denen eines immerhin im Titel den einzigen expliziten Beleg dafür bietet, dass Philostorgios aus Kappadokien stammte1. Die vom Epigrammtitel und der Artemii Passio gegebene Information, dass Philostorgios Eunomianer war, könnte man zweifelsohne bei einer einigermaßen aufmerksamen Lektüre auch aus dem Text des Philostorgios gewinnen. Die Daten der Biographie des Kirchenhistorikers sind bereits wiederholt zusammengestellt worden. Aus Philost. 9,9 ist zu erfahren, dass die Familie seiner Mutter Eulampia2 aus Borissos stammte, während für den Vater Karterios zwar keine Angaben gemacht werden, eine Herkunft aus der Gegend von Borissos aber ebenfalls als wahrscheinlich gelten muss3. Man erfährt auch, dass das Drama konfessioneller Wechsel, wie es für viele Biographien des vierten Jahrhunderts der Fall war, auch die Familie des Philostorgios gezeichnet hat und dass Eulampia, von ihrem Gatten beeinflusst, vom Homousianismus zum Eunomianertum wechselte und dabei ihre gesamte Familie, einschließlich ihres Vaters, des Presbyters Anysios, zu ihrem Glauben hinüberzog. Die Identität als Eunomianer ist für Philostorgios prägend und seine Kirchengeschichte stellt neben den theologischen Traktaten, die Aetios und Eunomios hinterlassen haben, das wichtigste literarische Zeugnis dieser christlichen Splittergruppe dar. Entstanden ist diese Bewegung in den 50er Jahren des vierten Jahrhunderts, als Aetios mit neuen philosophischen Argumenten zu beweisen suchte, dass Gott-Sohn und Gott-Vater in der Substanz, im Wesen, ungleich waren. Diese dogmatische Richtung ist in der Forschung lange Zeit als Radikalisierung der Lehren des Areios verstanden worden, was die Bezeichnung ihrer Anhänger als „Jungarianer“ oder „Neoarianer“ erklärt. Von orthodoxer Seite wurde diese Gruppe auch als „Anhomöer“ bezeichnet, obgleich Aetios und Eunomios durchaus die 1

Vgl. hierzu die Ausführungen im philologischen Kommentar von M. Stein zu den Testimonien aus der Anthologia Palatina (test. 1 und 2). Es ist nicht ausgeschlossen, dass diesem verfasst und an das Ende des Geschichtswerks gefügt wurde. Die biographisch relevanten Informationen stammen allerdings aus dem Titel des ersten Epigramms. 2 Zu Eulampias Namen s. den philologischen Kommentar zu Philost. 9,9,1. 3 Zur mutmaßlichen ephemeren Bischofskarriere des Karterios s. Philost. 9,18.

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Ähnlichkeit von Vater und Sohn als Lehrposition vertraten, dies aber nur als „Ähnlichkeit gemäß der Schrift“, nicht als „Ähnlichkeit bezüglich der Substanz“ verstanden. Philostorgios hat die Anhänger dieser theologischen Richtung konsequent als Anhänger des ἑτεροούϲιον, also des „Wesensverschieden“, bezeichnet. Trotz ihrer großen Bedeutung für die theologische Diskussion war diese Richtung immer minoritär. Nachdem die neuen Gedanken des Aetios vorübergehend einen gewissen Erfolg in der östlichen Hierarchie hatten, wurde Aetios bereits im Winter 359/360 in Konstantinopel von einer Synode verurteilt. Sein Schüler Eunomios stieg zwar zum Bischof von Kyzikos auf, scheiterte aber rasch teils an lokalen Gegebenheiten, teils daran, dass er die Rehabilitation des Aetios nicht durchsetzen konnte. Unter Kaiser Valens, der der homöischen Richtung verpflichtet war, wurde er schließlich ins Exil geschickt. Theodosius I. setzte diese Ausgrenzung der Eunomianer fort, die sich nun auch im Ritus von der übrigen Kirche abgespalten hatten und durch die Unterbindung jeglicher Kommunikation mit anderen Richtungen zur Sekte geworden waren. Das Beispiel des Philostorgios zeigt, dass Anhänger dieser Gruppierung noch im fortgeschrittenen fünften Jahrhundert im oströmischen Reich existierten und ebenso wie andere Minderheiten, etwa die Novatianer, eine erstaunliche Zählebigkeit an den Tag legten. Das mutmaßliche Datum der Geburt des Philostorgios, nämlich 368, hat bereits Gothofredus ermittelt. Diese Datierung lässt sich damit begründen, dass Philostorgios im Alter von 20 Jahren bereits in Konstantinopel war, dass er aber anscheinend von dort Eunomios auf seinem kappadokischen Gut Dakora besucht hat1, wo dieser sich nach seinem Exil seit 387/390 wieder aufhielt. Die mit ziemlicher Sicherheit der eigenen Ausbildung dienende Reise des Philostorgios nach Konstantinopel zeigt ebenso wie dessen im Einzelnen noch zu beschreibende ausgefeilte literarisch-rhetorische Bildung, dass er wohl in ähnlicher Weise wie Eunomios oder Basileios dem Großen aus einer begüterten und gebildeten kappadokischen Familie stammte2. Diese Herkunft verankert den offenkundigen Stolz des Philostorgios auf die geistigen Leistungen der Kappadokier seiner Zeit bil-

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Philost. 10,6,4. Vgl. zur Bedeutung der kappadokischen Bildungselite im 4. Jh. R. Van Dam, Kingdom of snow. Roman rule and Greek culture in Cappadocia, Philadelphia 2002. 2

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dungssoziologisch1. Die auskömmlichen Mittel seiner Familie erklären des Weiteren, dass sich Philostorgios offenkundig eine Pilgerreise in das Heilige Land leisten konnte, aber auch den Besuch der medizinischen Ausbildungsstätten von Alexandreia2. Über die weiteren Lebensumstände des Philostorgios ist nichts Genaueres bekannt. So ist zwar relativ sicher, dass er lange Zeit in Konstantinopel verbracht hat. Auch die reiche Fülle der Informationen seines Kirchengeschichtswerks erklärt sich am besten, wenn dieses Werk in einer Metropole wie Konstantinopel verfasst worden ist. Welche Tätigkeit er aber als Mann mit rhetorischen Kenntnissen in Konstantinopel ausübte, ist unklar. Selbst eine Beschäftigung in der imperialen Bürokratie ist nicht ausgeschlossen, wenn man an den späten Heiden Zosimos denkt, der trotz seiner radikalen Glaubensopposition zum christlichen Hof gleichwohl advocatus fisci war. Die Situation des Philostorgios als Angehöriger einer in Konstantinopel angesiedelten, aber mit starken provinzialen Wurzeln und provinzialem Selbstbewusstsein versehenen Elite ist am ehesten mit derjenigen des Sozomenos vergleichbar, der als aus Palästina stammender Rechtsanwalt in Konstantinopel tätig war und genau wie Philostorgios als Laie eine seine Hochbildung dokumentierende Kirchengeschichte verfasst hat3. Im Unterschied zu den beiden anderen Laien-Historikern, nämlich zu Sokrates, für den trotz seiner demonstrativen Betonung schriftstellerischer Einfachheit im Grunde der gleiche sozialgeschichtliche Bildungshintergrund zu vermuten ist wie für die anderen Kirchenhistoriker4, und zu Sozomenos sind bei Philostorgios allerdings auch Zeugnisse für eine schriftstellerische Tätigkeit neben der Kirchengeschichte erhalten geblieben. So

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Zu diesen kappadokischen Geistesgrößen gehört letztlich auch Ulfila, dessen Ahnen aus Kappadokien kamen, vgl. Philost. 2,5,3. 2 Marasco, Filostorgio, 39-41 betont, dass das Interesse und die (von Marasco sehr hoch eingeschätzten) Kompetenzen des Philost. im naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich auf eine medizinische Ausbildung hinweisen. Das Interesse an Ärzten und an ärztlicher Praxis ist in der Tat auffallend, wie die Ausführungen zu Aetios, Oreibasios und den Ärzten in Alexandreia (Philost. 3,15,11; 7,1c; 7,15,5; 8,10) zeigen. Vielleicht hat Philost. aber hier auch nur eine Sammlung von Sophistenviten benutzt, vgl. Meyer, Philostorg, Aristoteles und Josephus, 51. Zur Pilgerreise nach Palästina vgl. Philost. 7,3,5. 3 Zum Vergleich zwischen der provinzialen auch Winkelmann, Heiden und Christen in den Werken der oströmischen Historiker, 137. 4 Dies ist unabhängig davon, ob Sokrates nun ϲχολαϲτικόϲ war oder nicht. Vgl. insgesamt die Analyse von Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates. Zum Programm demonstrativer Einfachheit und demonstrativer Allgemeinverständlichkeit s. Wallraff, 195 f.

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scheint er ein gesondertes Enkomion auf Eunomios verfasst zu haben sowie eine Widerlegung des Porphyrios1. Zumindest mit der Schrift gegen Porphyrios musste sich Philostorgios nicht versteckt halten, da in dieser sein eunomianisches Bekenntnis keine Rolle gespielt haben dürfte. Das Verbot von Kult und Gemeindeversammlung für die Eunomianer scheint die Existenz des Philostorgios jedenfalls nicht bedroht zu haben. Trotz der von ihm beklagten Maßnahmen gegen die Eunomianer in Konstantinopel und trotz der inneren Zerrissenheit der zur Sekte gewordenen Gruppierung scheinen vielmehr die Bedingungen, unter denen Philostorgios selbst lebte, ausreichend komfortabel gewesen zu sein, um sich einer komplexen schriftstellerischen Tätigkeit hinzugeben. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass die Eunomianer, trotz des gegen sie ausgeübten Drucks in Konstantinopel, im höfischen Milieu des frühen fünften Jahrhunderts durchaus von Bedeutung und Einfluss geblieben waren2. Gerade in der Hauptstadt mit ihrer intellektuellen Schicht scheint die Verbindung von Glaubensvorstellungen mit einer angeblich besonders streng und logisch argumentierenden Theologie, wie sie die Besonderheit der Lehre des Aetios und Eunomios ausmachte, als besonders anziehend empfunden worden zu sein. Letztlich ist auch ein Teil der antieunomianischen Gesetze sogar ein Beleg für die Zugehörigkeit vieler Eunomianer zur sozialen Elite, weil die (399 auch wieder aufgehobene) Beschränkung der Testierfreiheit letztlich dazu diente, das sozioökonomische Fundament dieser Gruppe zu zerstören3. Die mit großem literarischen Dekor und komplexen Exkursen ausgestattete, gleichzeitig aber tendenziös gegen die Orthodoxie argumentierende Kirchengeschichte passt genau zu dieser besonderen Situation der Eunomianer, die sich einerseits durch Hofnähe und Verankerung im urbanen Milieu, andererseits durch den Status einer verbotenen Sekte charakterisieren lässt. Es ist ferner zu vermuten, dass Philostorgios seinen beträchtlichen literarisch-rhetorischen Aufwand deshalb trieb, weil er eine intellektuelle Leserschaft außerhalb des engen eunomianischen Milieus vor Augen hatte, um die er werben wollte4. Dagegen 1

S. dazu Philost. 3,21 und 10,10. Zum Einfluss der Eunomianer am Hofe s. Synes. ep. 4 p. 8,5-7 Garzya. Vgl. Soz. 7,17,1: Eunomios hatte eine mitgliederstarke Häresie in Konstantinopel zurückgelassen. 3 Zu den besonderen Regelungen bezüglich M. Stachura, Eunomian Rights to Draw Testaments in the Legislation of 389-399, ZRG KA 92 (2006) 45-62. 4 Ob er sich direkt an ein höfisches Publikum wandte, mag dahin gestellt sein. In diese Richtung gehen A. Nobbs, Philostorgius’ View of the Past in: G. Clarke u. a. (Hgg.), 2

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schließt dieser Aufwand eher aus, dass Philostorgios seine Geschichte ohne „ambitions littéraires et sociales“ verfasst haben und sich ausschließlich durch die Zugehörigkeit zu einem neuen Volk Israel definiert haben soll, das in sektiererischer Abgeschlossenheit auf das Ende der Zeiten wartete1. Der Charakter der Kirchengeschichte des Philostorgios, die im gebildeten Milieu argumentativ warb, lässt an einen Entstehungszeitpunkt denken, an dem es im Block der orthodoxen Sieger deutliche Risse gab und in dem eine nicht zu stoppende und stets neue Probleme suchende theologische Diskussion wieder so in Bewegung geraten war, dass es aussichtsreich erschien, den eigenen Standpunkt mit einer ausgefeilten großen historischen Darstellung zu untermauern. Aus dieser Perspektive ist die von Bidez vorgeschlagene Datierung der Kirchengeschichte in die Zeit um 430 zu überdenken. Sicher ist, dass Philostorgios seine Kirchengeschichte nach 425 geschrieben hat, nämlich nach der von ihm noch dargestellten Kampagne Theodosius’ II. gegen den Usurpator Johannes und nach der Einsetzung des Valentinian III. Das Jahr 425 ist ein Datum, das wegen seiner dynastischen Bedeutung auch von Olympiodoros als Endpunkt seiner historiographischen Darstellung gewählt worden ist2. Wenn man nicht annehmen will, dass Philostorgios als Hochbetagter seine Kirchengeschichte geschrieben hat, liegt es wegen des Geburtsdatums (368) nahe, dass Philostorgios vor den Kirchenhistorikern Sokrates, Sozomenos und Theodoretos geschrieben haben muss, die ihrerseits in den ausgehenden 40er Jahren als Kirchengeschichtsautoren tätig waren. Auch zeigen sich bei ihm nirgends Spuren einer Auseinandersetzung mit deren großen Geschichtswerken. Wenn umgekehrt eine Benutzung von Philostorgios durch die drei Kirchenhistoriker ebenfalls nicht sicher nachweisbar ist, könnte dies eine TäuReading the Past in Late Antiquity, Rushcutters Bay 1990, 251-264, hier 259 und R. Van Dam, Becoming Christian. The Conversion of Roman Cappadocia, Philadelphia 2003, 161. 1 So Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 325. Van Nuffelen charakterisiert des Weiteren sein Geschichtswerk als „produit d’un groupuscule poussé aux marges de la société“. 2 Die Kirchengeschichte des Sokrates reicht dagegen bis ins 17. Konsulat des Theodosius II., also bis 439, vgl. Socr. 7,48,8. Die Kirchengeschichte des Sozomenos bricht mit dem 9. Buch und der Erzählung über die Ereignisse von 411 abrupt ab, verweist aber bereits auf die spätere Karriere des Constantius III. und auf die III. (425). Sie sollte ursprünglich ebenfalls bis 439 reichen, nennt vor allem den von 434 bis 446 amtierenden Bischof Proklos von Konstantinopel (Soz. 9,2,18) und erwähnt eine Reise des Theodosius II. nach Bithynien (im Sommer 443, Soz. prooem. 13). Die Kirchengeschichte Theodorets reicht bis zum Jahr 428.

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schung sein, die sich damit erklärt, dass eben nur ein Bruchteil des ursprünglichen Textes des Philostorgios erhalten geblieben ist1. Keine Anhaltspunkte zur Chronologie liefert die Untersuchung der Parallelen zwischen Philostorgios und Philippos von Side oder Olympiodoros. Während für Philippos von Side das Erhaltene zu dürftig ist, um irgendwelche Vermutungen zu erlauben, ist m. E. eine Benutzung der bis 425 reichenden und wohl um 430 publizierten Geschichte Olympiodors definitiv auszuschließen2. Wenn damit eine Datierung des Geschichtswerks des Philostorgios in die 30er Jahre des fünften Jahrhunderts weiterhin keine Schwierigkeiten bereitet, ist es dagegen problematisch, einen deutlich in die beginnenden 30er Jahre reichenden terminus ante quem zu konstruieren, wie dies Bidez getan hat. Bidez nimmt nämlich an, Philostorgios habe seine Kirchengeschichte vor 433 abgeschlossen, da das in diesem Jahr ausgebrochene große Feuer in Konstantinopel3 „nicht mehr in der Liste der Unglücksfälle“ aufgenommen worden sei, mit der das Werk abschloss4. Dem naheliegenden Einwand, dass das knappe Exzerpt des Photios den Bericht über diese Katastrophe einfach unterschlagen hat, begegnet Bidez mit der Erklärung: „Würde Philostorgius diese Feuersbrunst erwähnt

1

Socr. 1,6,41 könnte auf die Benutzung von Philost. hinweisen, vgl. Bidez, Philostorgius, CXXXIV. Gegen die Annahme einer solchen Benutzung Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 137. Eine Benutzung durch Sozomenos hält Bidez für wahrscheinlich, vgl. auch Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 254. Die auffälligen Berührungen mit Sozomenos erklären sich aber vielleicht damit, dass Philost. eine Vorlage benutzte, die auch dem Sozomenos bekannt war. Dieses Modell gilt auf jeden Fall für die Erklärung vieler Beziehungen zwischen Theodoretos und Philost., s. dazu den Kommentar zu Philost. 7,10,1-6 und 3,18. 2 Von der Benutzung des Philippos von Side geht Clover, Olympiodorus, 136-141 bei seiner Datierung des Philost. aus. Für Philippos von Side sind die Zeiten der Abfassung seines Geschichtswerks zu erschließen, nämlich nach 426 und vor 439, vgl. Heyden, Christliche Geschichte des Philippos von Side, 209 f. Anm. 6, die das Erscheinen des Geschichtswerks exakt zwischen 427 und 437 datiert. Bidez, Philostorgius, CXXXIII und 374-378 hält beide für Zeitgenossen. Hansen, Anonyme Kirchengeschichte, LIV hält es dagegen für möglich, dass Philippos bis in die Zeit des Theodoretos schrieb. Zur Frage der Benutzung des Philippos von Side s. unten S. 61. Zur Be 3 Marcell. chron. II p. 78,433: maxima urbis regiae pars septentrionalis per tres dies continuos incensa conlapsaque est mense Augusto. Vgl. Chron. Pasch. p. 582,4-6 Bonn; Socr. 7,39. 4 Bidez, Philostorgius, CXXXII.

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haben, so hätte Photius das Ereignis, das für die Geschichte seiner eignen Stadt so interessant war, nicht mit Stillschweigen übergangen.“1 Angesichts der Tatsache, dass Photios trotz seiner Interessenschwerpunkte seine Gegenstände mit einer gewissen Willkür ausgesucht hat, besteht keine Notwendigkeit dazu, die Erklärung von Bidez zu akzeptieren. Aber auch wenn im Original des Philostorgios wirklich kein Hinweis auf die Feuersbrunst von 433 zu finden gewesen sein sollte, muss dies keineswegs zwingend bedeuten, dass er sein Werk schon vorher beendet hatte. Von seiner Konzeption her reichte nämlich das Werk des Philostorgios, wann auch immer es verfasst wurde, eindeutig nur bis zum Jahre 425, so dass die Berücksichtigung eines Ereignisses von 433, die nur in einem chronologischen Vorgriff hätte erfolgen können, keineswegs geboten war. Das Werk des Kirchenhistorikers schloss auch nicht, wie Bidez angibt, in allgemeiner Form mit einer Liste dramatischer Katastrophen ab, sondern mit der Darstellung eines dynastischen Erfolgs, nämlich der Einsetzung Valentinians III., und fügte sich damit gewissermaßen in das in der Zeit Theodosius’ II. herrschende offiziöse Geschichtsbild. Bei der Serie von Unglücksfällen, die im letzten Buch (Philost. 12,8-10) beschrieben werden, geht es dagegen nur um Phänomene, die unmittelbar auf die Jahre nach der Erreichung der „Volljährigkeit“ des Theodosius II. bezogen und damit auf den Zeithorizont ab 418 beschränkt sind. Man hat den Eindruck, dass es darauf ankam, durch die Betonung der Anhäufung kosmischer Unglücksfälle in diesem Zeitraum die fatale Zäsur zu betonen, die mit dem Antritt der Selbstregierung Theodosius’ II. verbunden war. Ein Hinweis auf eine weitere, sich 433 ereignende Katastrophe war in diesem Kontext keineswegs geboten2. Damit ist das Datum 433, wie schon verschiedentlich gesehen wurde, kein zwingender terminus ante quem. Vielmehr wird man weiterhin erwägen dürfen, ob das Kirchengeschichtswerk des Philostorgios in den fortge-

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Bidez, Philostorgius, CXXXII. Zurückweisung von 433 als terminus post quem bei Clover, Olympiodorus, 138. Bidez gebrauche lediglich ein argumentum e silentio. Clover, 138 f. nimmt an, dass Philostorgios seine apokalyptisierende Darstellung der Häuf weise aus den Ereignissen von 437 (partielle Sonnenfinsternis und weitere Katastrophen) zurückprojizierte. Gegen Bidez s. auch A. Gillett, The date and circumstances of Olympiodorus of Thebes, Traditio 48 (1993) 1-29, hier 7 f. sowie Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 137. S. den Kommentar zu Philost. 12,8-10. 2

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schrittenen 30er Jahren entstanden sein könnte1. Mit dem Hinweis auf den Kompromiss zwischen dem General Aetius und Galla Placidia zeigt sich, dass Philostorgios seine Darstellung bereits vor dem Hintergrund des Verlaufs der Geschichte der 30er Jahre, in der dann Aetius zur führenden Figur aufgestiegen war (und der ab 435 als patricius die Geschicke des weströmischen Reichs lenkte), konzipiert haben muss. Wenn nun Philostorgios seine Kirchengeschichte in den fortgeschrittenen 30er Jahren des fünften Jahrhunderts geschrieben haben sollte, wäre dies auf dem Höhepunkt der Kontroverse um Nestorios geschehen, d. h. zu einem Zeitpunkt, in der die scheinbaren Gewissheiten des Sieges der Orthodoxie durchaus wieder ins Wanken geraten waren. Das Konzil von Ephesos hatte de facto bereits zu einer Kirchenspaltung geführt, die zumindest bei Sokrates tatsächlich noch in einer Art Ausblick registriert wird 2. Zwischen den in den 30er Jahren weiterhin starken Positionen der antiochenischen Schule, deren wichtigste Vertreter sich polemisch scharf von Eunomios abgrenzten, und den Anhomöern gab es durchaus Berührungspunkte, etwa bezüglich der Verneinung der Gottesmutterschaft der Jungfrau Maria. Umgekehrt ist auf alexandrinischer Seite in dieser Zeit eine Wiederbelebung des Interesses für die dogmatischen Auseinandersetzun-

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Für eine Spätdatierung in die ausgehenden 30er Jahre s. auch Marasco, Filostorgio, 12 Anm. 4 mit der dort erwähnten Sekundärliteratur. Zur Datierungsfrage s. auch Martin, Introduction, 36 Anm. 3. Barnes, Athanasius and Constantius, 307 Anm. 9 datiert Philostorgios in die 40er Jahre. 2 Vgl. Socr. 7,34,14 f. und 35 zu Streitigkeiten in Konstantinopel sowie Socr. 7,33 zu einem negativen Omen. Zur Bedrohung der kirchlichen Einheit im Bericht des Sokrates, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 133, ferner 215 f. zu den durch Nestorios provozierten ταραχαί. Auf die Brüchigkeit des Friedens von 431 und 433 hat Nestorios selbst explizit zurückverwiesen, vgl. zu Nest. Heracl. p. 453 Nau Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 418. Van Nuffelen geht zu Recht davon aus, dass sich „en filigrane“ eine ähnliche Bewertung durchaus auch bei den Kirchenhistorikern Sokrates und Sozomenos erkennen lässt. Zwar sei auf der einen Seite die Erleichterung über den Sieg über den Arianismus und die Meisterung der nestorianischen Krise durch die Vorgänge von 433 zu erkennen (414), auf der anderen Seite sei aber ein Bewusstsein dafür vorhanden, dass der Frieden fragil bleibe. Der Optimismus offiziös betrachtet werden. Deutlicher unterstreicht Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 293 dagegen das Bewusstsein des Sokrates, zu einer Epoche des endgültigen Friedens gelangt zu sein. Wallraff ist zu konzedieren, dass die volle Schärfe der christologischen Kontroverse in den 30er Jahren noch nicht vorausgesehen werden konnte.

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gen des vierten Jahrhunderts zu beobachten1, die ebenfalls dafür spricht, dass im Zuge der Kämpfe um die Zweinaturenlehre eine Neudiskussion der Probleme des Trinitätsstreits aktuell war. Dafür lässt sich auch die Tatsache anführen, dass die fast gleichzeitig entstandenen Kirchengeschichten der 40er Jahre (Sokrates, Sozomenos und Theodoretos) sich ebenfalls vorrangig den dogmatischen Auseinandersetzungen von Konstantin bis Theodosius I. widmen, die mittlerweile immerhin fünfzig bis hundert Jahre zurücklagen. Insbesondere bei Theodoretos, dem Vordenker der antiochenischen Trennungstheologie und Geistesverwandten des Nestorios, ist dabei die Verbindung mit aktuellen kirchenpolitischen Interessen evident.2

III. Aufbau, Inhalt und Gestaltung des Geschichtswerks Der fragmentarische Zustand des Geschichtswerks des Philostorgios muss jede Aussage zu seinem Aufbau, zu seinem Inhalt und zu den Intentionen des Autors relativieren. Die verhältnismäßig gute Bezeugung des Textes des Philostorgios führt zwar dazu, dass Bidez einen ansehnlichen Band in der GCS-Reihe vorlegen konnte, mit einem Text, der ohne die Anhänge 150 großformatige Seiten umfasst. Diese Seitenanzahl ist allerdings nicht ohne weiteres mit den Proportionen dessen gleichzusetzen, was vom Text erhalten geblieben ist. Denn es sind einige Abstriche zu machen, wenn etwa beim Vorhandensein von zwei oder drei parallelen Textzeugen der gleiche Inhalt mehrfach wiedergegeben wird. Die komplizierte Überlieferungssituation erfordert ohnehin bisweilen einen umfangreichen Apparat, der den Anteil des Textes auf vielen Seiten der Bidez-Ausgabe stark reduzieren kann.

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Schneemelcher, Athanasius von Alexandrien, 290 f. Die Schriften des Athanasios sind erst in den Kämpfen des 5. Jh. zusammengestellt worden. Die athanasianische Betonung der ταὐτότηϲ und des ὁμοούϲιοϲ haben dem Monophysitismus eine Grundlage geboten. Vgl. auch das Kapitel „The Reception of Nicaea“ bei S. Wessel, Cyril of Alexandria and the Nestorian Controversy, Oxford 2004, 112-137 (mit der Gleichsetzung von Areios und Nestorios im Denken Kyrills), ferner J. Liébaert, Les sources et la doctrine christologique du Thesaurus et des „Dialogues sur la Trinité“, Lille 1948. Zum Interesse an Eunomios in der Kontroverse gegen die Monophysiten vgl. die Eunomios-Zitate bei Anastasios Sinaites. 2 Vgl. insbesondere zu Thdt. h.e. 4,22,37 Martin, Introduction, 66 f.

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Da der Umfang der einzelnen Bücher des Philostorgios naturgemäß nicht bekannt ist, bleibt die Frage nach den ursprünglichen Dimensionen des Geschichtswerks völlig offen. Die Originalzitate verraten einen abundant formulierenden Autor, von dem eher umfangreiche Hinterlassenschaften zu erwarten sind. Mit zwölf Büchern war das Werk des Philostorgios mit Sicherheit ausführlicher als die bereits recht voluminösen Kirchengeschichten des Sokrates mit sieben Büchern oder des Sozomenos mit neun Büchern. Die Annahme, das vollständige Werk könnte ursprünglich 500 bis 600 GCS-Seiten umfasst haben, ist daher wohl einigermaßen realistisch. Das bedeutet wiederum, dass nur ein Fünftel oder gar ein Sechstel der Kirchengeschichte Philostorgs erhalten ist. Dabei gibt es Bücher, die in ihrer exzerpierten Fassung vielleicht zumindest noch zu einem Drittel überdauert haben und die sich im inhaltlichen Aufbau einigermaßen erschließen. Dies trifft vor allem für das erste, dritte und siebte Buch zu. Nur Rudimente sind dagegen vom fünften Buch erhalten, während die Bücher neun bis zwölf, von einer problematischen Suda-Notiz abgesehen, ausschließlich durch das Referat des Photios bekannt sind. Damit erklären sich möglicherweise einige Einseitigkeiten der Fragmente, wie die fast völlige Konzentration auf die Profangeschichte, die in den Resten der letzten drei Bücher Philostorgs zu beobachten ist1. Trotz dieser Vorbehalte, die aufgrund des Überlieferungszustandes gemacht werden müssen, bleiben genug Anhaltspunkte, um Gesamtaufbau und Charakter der Kirchengeschichte des Philostorgios schemenhaft erkennen zu können. Ziemlich wahrscheinlich ist, dass das zu rekonstruierende Geschichtswerk Philostorgs explizit den Titel „Kirchengeschichte“ trug und damit dieser neuen historiographischen Gattung zugehörte2. Gesichert ist darüber hinaus, dass Philostorgios programmatisch ganz bewusst an die Kirchengeschichte des Eusebios anschloss, auch wenn sein Werk metho1

Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass sich die Konzentration der letzten Teile der Philost.-Epitome des Photios auf Angelegenheiten der Profangeschichte mit einem für Photios typischen Selektionsmechanismus erklärt. Ein analoges, bei den Selektionskriterien aber umgekehrt operierendes Verfahren ist etwa in der Exzerpierung der Vita Apollonii gewählt worden, wo hauptsächlich der Stoff in den Exkursen gesammelt, hingegen die profangeschichtlichen Nachrichten über die Konfrontationen zwischen Apollonios und dem Kaiser bzw. den Statthaltern systematisch Vermittler antiker Literatur, 32-34. 2 Vgl. Phot. bibl. cod. 40 (test. 3b,1) ἐκκληϲιαϲτικὴ ἱϲτορία und der Titel der großen Epitome des Photios, bei dem von den ἐκκληϲιαϲτικαὶ ἱϲτορίαι die Rede ist (test. 4,1). Zum Plural s. den Kommentar zu test. 4,1.

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disch der klassischen Geschichtsschreibung verpflichtet blieb1. Sein Geschichtswerk setzte allerdings nicht genau mit dem Ende des Geschichtswerks seines Vorbilds an, also mit dem Sieg Konstantins über Licinius, sondern es hat in ähnlicher Weise wie die anderen nacheusebianischen Kirchengeschichten den gesamten Zeitraum der Regierung Konstantins berücksichtigt. Auch die Anordnung des Stoffes nach Kaiserregierungen, die sich nicht grundsätzlich von den Usancen der spätkaiserzeitlichen Profangeschichtsschreibung unterscheidet2, entspricht den Gliederungsprinzipien der übrigen nacheusebianischen Kirchenhistoriker. Die konstantinische Dynastie ist dabei im Bericht des Philostorgios in auffälliger Weise privilegiert. Sie wird in sechs von zwölf Büchern behandelt3, wobei zwei Bücher Konstantin, vier Bücher aber der langen Regierungszeit des Constantius II. gewidmet sind, in die der Großteil des Wirkens des Aetios und des Eunomios fällt. Die Regierung Julians wird im siebten Buch behandelt. Ab dem achten Buch entfällt die Verbindung von Bucheinteilung und Regierungsperioden. Das achte, neunte und zehnte Buch gelten der Regierung Jovians, des Valentinian I. und Valens, aber auch bereits der Regierung des Theodosius des Großen. Der Tod des Theodosius wird im Kapitel 11,2 zur Sprache gebracht. Die letzten beiden Bücher behandeln dann die Regierung des Arcadius und des Theodosius II. Die kaisergeschichtlich-dynastische Rahmung der Erzählung Philostorgs erklärt schließlich, warum seine Darstellung in ähnlicher Weise wie die Profangeschichte Olympiodors mit einer dynastischen Zäsur endet, nämlich mit dem Sieg des Theodosius II. über den Usurpator Johannes und der Erhebung Valentinians III. Auch wenn in der Verbindung von Kaiser- und Kirchengeschichte grundsätzlich Ähnlichkeiten mit Sokrates und Sozomenos zu erkennen 1

Vgl. Philost. 1,2 mit Kommentar. Für Philostorgios gilt damit, dass er, wie andere Kirchenhistoriker, die Art und Weise in der Eusebios seine Kirchengeschichte verfasste (etwa mit eingelegten Dokumenten) nicht als normativ empfand, sondern dass er Kirchengeschichte einfach als Geschichte der sozialen Sphäre „Kirche“ auffasste. Hierin folge ich Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 164-173 mit seinen Einzelnachweisen zu Sokrates (167), Sozomenos (170), Johannes von Ephesos (173). 2 Dabei fallen etwa bei Herodian die Buchgrenzen deutlich mit den Kaiserregierungen zusammen. 3 Die Bucheinteilung stammt sicherlich von Philost. selbst, vgl. die Einleitung der Epitome des Photios p. 4 Bidez (test. 4,2). Die zwölf Bücher waren in dem Photios vorliegenden Exemplar in zwei Bände mit jeweils einer Sechsergruppe verteilt (Buch 1-6 und Buch 7-12), vgl. Philost. 6,7b bzw. Phot. bibl. cod. 40 p. 2,20-22; 33-35 Bidez (test. 3b,3; 5).

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sind1, räumt Philostorgios der Kaiser- und Profangeschichte einen größeren Raum ein, als dies bei den übrigen Kirchenhistorikern der Fall ist. Das liegt daran, dass gegenüber den Bewertungen, die die orthodoxen Zeitgenossen Philostorgs für die einzelnen Kaiser vornahmen, fast immer deutliche Verschiebungen vorgenommen wurden, die dann durch eine stärkere Berücksichtigung des profangeschichtlichen Kontextes höhere Plausibilität erhalten sollten. Ausnahme ist lediglich Julian, der in genauso ungünstiger Weise beurteilt wird wie in den übrigen Kirchengeschichtsdarstellungen. Konstantin dagegen wird zwar – entgegen einer weitverbreiteten Ansicht – bei Philostorgios positiv charakterisiert, freilich aus anderen Gründen, als das bei den nizänisch orientierten Kirchenhistorikern geschieht2. Ebenso wird Constantius II. trotz seiner religionspolitischen Schwankungen deutlicher zu den guten Kaisern gezählt als es in der übrigen, sonst meist ablehnenden Geschichtsschreibung der Fall ist3. Jovian wird zwar wie in den übrigen christlichen Quellen positiv charakterisiert. Da die Kürze seiner Regierungszeit es aber erlaubte, ihm jede gewünschte Gesinnung zu unterstellen, wird er bei Philostorgios nicht wegen seiner vermeintlichen „Orthodoxie“, sondern wegen seiner mehr oder weniger offenen Sympathien für die eunomianische Sache gelobt4. Extrem ungünstig und deutlich von den orthodoxen Quellen abweichend werden dann von Philostorgios nahezu alle Kaiser der theodosianischen Dynastie dargestellt, beginnend mit Theodosius I. selbst, dessen Tod durch Wassersucht auf seinen angeblich sittenlosen Lebenswandel hinweist. Die negative Charakterisierung vor allem der Regierungen Theodosius’ I. und Theodosius’ II., die durch eine lange Beschreibung der ungünstigen Omina von 389 und 418 flankiert wird, scheint sogar, wenn man sich an das Exzerpt des Photios hält, das

1

Vgl. dazu vor allem die programmatische Erläuterung des Sokrates am Anfang des fünften Buchs mit Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 99 f. 2 Vgl. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, sowie im Einzelnen den Kommentar. Von einer ungünstigen Charakterisierung Konstantins durch Philost. ging Bidez aus. Dieses Bild ist nicht nur durch die neuen Fragmente aus Philost. tiefgreifend zu modifizieren, was bereits Bidez durchaus erkannt hat. Auch Passagen wie Philost. 2,17 mit den Angaben über die Verehrung des Bildes Konstantins durch die Bevölkerung von Konstantinopel sind ursprünglich nicht als tios hier vermutlich den ursprünglichen Kontext nicht verstanden. 3 Vgl. zum Bild, das Philost. für den in immerhin vier Büchern behandelten Kaiser bietet, unten S. 97 f. 4 Vgl. dazu den Kommentar zu Philost. 8,6 und 8,6a.

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Hauptthema der letzten Bücher gewesen zu sein, während eigentlich kirchliche Angelegenheiten keine Rolle mehr spielten1. Die Eigenschaften der Kaiser sind bei Philostorgios in anderer Form als etwa bei Eusebios oder Theodoretos beschrieben. Bei diesen erscheinen gute Kaiser als vorbildlich betende und de facto klerikalisierte Christen. Bei Philostorgios begegnen dagegen selbst positiv dargestellte Kaiser wie Konstantin und Constantius II. in ihrer Regierungszeit massiven Problemen, die sie selbst zu verantworten haben, nicht zuletzt durch wiederholte Zornausbrüche. Diese Zornausbrüche können destruktiv sein, wenn sie sich gegen die Vertreter des wahren Glaubens richten, sind aber auf der anderen Seite notwendig, um die kaiserliche Autorität aufrecht zu erhalten. Besonders deutlich wird diese Sicht des Kaisertums bei der Schilderung des Arcadius, der erst im Moment der Wut gegen Eutropius zu einem „richtigen Kaiser“ wird2. Zum Regierungshandeln gehörende und sehr berechtigte kaiserliche Drohungen führen nach Philostorgios auch dazu, dass es zum Prozess gegen Athanasios kommen kann3. Auch positiv charakterisierte Kaiser konnten deshalb von der Natur der Sache her bei Philostorgios – abweichend etwa von Eusebios – keine Idealfiguren sein. So sehr Philostorgios das Engagement Konstantins für die heterousische Sache und sogar das des Theodosius I. gegen die Heiden rühmt4, so standen die Kaiser doch vielleicht weniger im Zentrum seines Geschichtswerks, als es die auf die Kaisergeschichte fixierten Ausschnitte des Photios, der Artemii Passio (mit ihrer Darstellung der Probleme der konstantinischen Dynastie) oder der anonymen Vita Constantini BHG 365 (die natürlich Konstantin in den Vordergrund stellt) suggerieren. Die richtige Glaubenseinstellung der Kaiser ist zwar nach Einschätzung des Philostorgios für den Lauf der Kirchengeschichte von einer gewissen Bedeutung, wie etwa die kirchenpolitischen Entscheidungen des Constantius II. oder die mit Jovian eingetretene Wende zugunsten der Christen zeigen. Gleichwohl betont Philostorgios sehr deutlich auch die Legitimität gerade der Kaiser der theodosianischen Dynastie: Obgleich sie in Glaubensdingen 1

Auch die für die Eunomianer selbst relevanten kirchengeschichtlichen Ereignisse (wie die Spaltung der Eunomianer) oder das „Religionsgespräch“ von 383 spielten vielleicht bei Philost. keine Rolle, so jedenfalls Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 315. Das gilt aller 2 Philost. 11,6,3. Vgl. zum kaiserlichen Zorn auch Philost. 2,4a,5. 3 Philost. 2,11,3 und. 6. 4 Zur Bekehrung Konstantins zum Christentum vgl. Philost. 1,6 und 1,6a. Erfolg des Theodosius I. gegen die Heiden: Philost. 11,2,4 (direktes Zitat aus dem Originaltext).

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irren und wegen ihres (mit der Häresie immer einhergehenden) unmoralischen Lebenswandels nur bedingt erfolgreich sind, können sie wegen ihrer von Gott sanktionierten Legitimität ihre usurpatorischen Konkurrenten wie Jovinus oder Johannes niederringen1. Gerade das Beispiel der theodosianischen Dynastie zeigt, dass bei Philostorgios die Geschicke des Reiches und des Glaubens zwar eng zusammenhängen, dass sie sich aber doch in voneinander unabhängigen Sphären entwickeln2. Die Träger des Glaubens und die Helden in seinem Geschichtswerk sind nicht die Kaiser3, sondern „heilige Männer“, die durch ihre diplomatischen Aktivitäten, ihre charismatische Predigt, ihre richtige Glaubensüberzeugung oder ihre Wundertaten wirken. In den ersten beiden Büchern des Geschichtswerks dürften Lukianos von Antiocheia und Eusebios von Nikomedeia die Hauptrollen gespielt haben, ersterer vor allem in einem Rückblick auf die Zeit der Großen Verfolgung. Für die Folgezeit sind es Theophilos, Aetios und Eunomios, die dann in den Büchern 3-10 dominiert haben, wobei die Bücher 3 bis 6 insbesondere das Zusammenwirken des Aetios und des Eunomios behandelten und die Rückkehr des Aetios aus dem Exil dann die erste Werkhälfte abschloss, während die Bücher 810 den Weg des Eunomios bis zum Exil und zum seinem Tod beinhalteten. Philostorgios muss ausführlich beschrieben haben, dass die von Eunomios geschaffene neue Hierarchie aus heiligen Männern, großen Predigern und Wundertätern bestand4. Ein genau so großes Interesse wie für die Lichtge1

Vgl. hierzu beispielsweise Philost. 12,6 und 12,13 mit Kommentar. Anders Bidez, Philostorgius, CXXII: „In seinen Augen sind die Größe und der Verfall des Kaiserreiches die einfache Folge der Haltung der jeweiligen Regenten gegenüber dem wahren Dogma oder besser der wahren Frömmigkeit, die Aëtius und Eunomius der Menschheit hätten zurückbringen wollen.“ Eine Trennung der beiden Sphären mit ihren jeweiligen Eigengesetzlichkeiten nehmen letztlich auch die anderen Kirchenhistoriker an, insbesondere Sokrates, der in seiner Sympatheia-Theologie zwar Bezüge zwischen den beiden Sphären sieht, sie aber gerade in dieser Theologie voneinander unterscheidet. Vgl. zur Sympatheia-Theologie Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 283-287; Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 120-124. 3 Das wird für die nizänischen Historiker anders gesehen, vgl. L. Cracco Ruggini, The Ecclesiastical Histories and the Pagan Historiography: Providence and Miracles, Athenaeum 55 (1977) 107-126, hier 109. Für Theodoretos gilt dies allerdings kaum in vollem Umfang. Vgl. etwa die Beobachtungen von Leppin, sius II., 203. 4 Vgl. Philost. 8,2,6: „Bei all diesen Leuten kann Philostorgios nicht genug davon bekommen, sie mit Lobreden zu schmücken, indem er die Kraft ihrer Worte feiert und ihr Leben vergöttert.“ Vgl. auch Philost. 9,1. Neben den bekannten Protagonisten Aetios, Euno2

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stalten hatte Philostorgios auch für deren persönliche Gegner. Geschichtliche Fehlentwicklungen sind für Philostorgios vor allem das Ergebnis des persönlichen Versagens von Kirchenführern. Dementsprechend taucht gerade in den Reihen der Homöer, die anfangs durchaus mit Eunomios und Aetios sympathisieren, eine ganze Serie opportunistischer, im Glauben schwankender Kirchenführer auf, etwa Eudoxios, Euzoios oder Demophilos, während fast alle vereinfachend zu den Homousiern gezählten Kirchenführer wie Akakios, Basileios von Kaisareia oder Georgios von Laodikeia von Anfang an charakterlich schwerwiegende Defizite aufweisen. Zur Dekadenz des theodosianischen Zeitalters, die Hauptgegenstand der letzten Bücher des Geschichtswerks war, trägt nach der Überzeugung des Kirchenhistorikers zwar auch die falsche Religionspolitik der Kaiser bei, nicht weniger aber auch die Tatsache, dass Gestalten und Wundertäter vom Rang des Eunomios fehlen, die ein Gegengewicht zur etablierten, in den Augen des Philostorgios aber „häretischen“ Hierarchie hätten bilden können. Die Grenzen zwischen den beiden Bänden (Buch 1-6 und Buch 712) stimmen ungefähr mit der von Philostorgios skizzierten Entwicklungslinie überein, in der die Anhänger des Heterousion zunächst mit Eusebios von Nikomedeia und (dem von Philostorgios in seiner Bedeutung stark überschätzten) Aetios im Zentrum der Reichskirche stehen (Buch 16), bevor sich dann die eunomianische Kirche von der „unreinen“ Majoritätsströmung in Ritus und Dogma endgültig abspalten muss (Buch 7-12). In welcher Form Philostorgios seinen Stoff in den einzelnen Büchern im Detail gestaltete, ist aufgrund der Überlieferungssituation nicht immer eindeutig zu erkennen. So ist insbesondere ungewiss, ob – wie in der Kirchengeschichte Eusebs, aber auch in den Kirchengeschichten des Sokrates oder des Sozomenos – umfangreiche Dokumente eingelegt waren. Vermutlich hat sich Philostorgios hier eher den Gepflogenheiten der klassischen Geschichtsschreibung angepasst und in der Regel den Inhalt von Dokumenten paraphrasiert1. Ein Brief Konstantins an die Alexandriner, den die anonyme Konstantin-Vita BHG 365, aus Philostorgios schöpfend, mios und Theophilos sind ab den 60er Jahren zu nennen Thallos, Euphronios, Iulianos, Serras, Stephanos, Heliodoros, Leontios von Tripolis, Kandidos, Euagrios, Arrianos, Florentius. 1 Es lässt sich den „Exzerpten nicht entnehmen, Urkunden auch wörtlich aufnahm“, so jedenfalls das Urteil von F. Winkelmann, Probleme der Zitate in den Werken der oströmischen Kirchenhistoriker, in: J. Irmscher / K. Treu (Hgg.), Das Korpus der griechischen-christlichen Schriftsteller. Historie, Gegenwart, Zukunft. Eine Aufsatzsammlung, Berlin 1977, 195-207, hier 198.

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zitiert, liefert nur einen schwachen Anhaltspunkt dafür, dass die Einlage von kurzen Dokumenten nicht völlig auszuschließen ist1. Auch wenn im Großen und Ganzen die Gesamterzählung des Philostorgios chronologisch aufgebaut war, hielt der Kirchenhistoriker dieses Prinzip nicht in voller Strenge durch, sondern belebte sein Geschichtswerk durch chronologische Vor- und Rückgriffe. So setzt seine Erzählung zwar mit der Darstellung des Konfliktes zwischen Areios und Alexandros von Alexandreia und der unmittelbaren Vorgeschichte des Konzils von Nikaia (325) ein, greift aber dann zurück, um über die Anfänge Konstantins zu berichten2. Ein Beispiel für die komplizierte Organisation der Erzählung bieten die Erläuterungen im Zusammenhang mit breit beschriebenen Omina. Philost. beschreibt zunächst die bösen Omina, die mit dem Rombesuch des Theodosius (389) verbunden waren. Er kommt dann im Zusammenhang mit der Darstellung der 90er Jahre und des Günstlingsregiments des Eutropius erneut darauf zu sprechen, wobei im Zusammenhang mit der Interpretation der Omina letztlich auf die Ereignisse von 410 voraus verwiesen wird3. Unklar ist, ob der Vorgriff auf das Ende des Stilicho, der sich bei Philostorgios in der Darstellung der Regentschaften des Rufinus und Stilicho für Arcadius und Honorius findet (11,3,6), von Philostorgios selbst vorgenommen worden ist oder ob er hierin lediglich seiner mutmaßlichen Quelle Eunapios folgte. Vor allem führen aber die überlangen Exkurse, von denen einige Reste zu greifen sind, dazu, dass im Geschichtswerk des Philostorgios der Erzählzusammenhang in ähnlicher Form wie bei Ammianus Marcellinus vermutlich immer wieder aufgebrochen wurde. Das gilt zunächst für die langen geographischen, ethnographischen oder naturwissenschaftlichen Erzählungen, die oft nur sehr locker an die Darstellung der eigentlichen Historie angefügt waren. So fühlt sich Philostorgios etwa veranlasst, ausführlich über die in Äquatornähe wohnenden schwarzen „Syrer“ und über die Fülle verschiedener Zimtsorten zu berichten, obwohl, wie er ausdrücklich klar stellt, der von ihm gerühmte und in den Mittelpunkt seiner Erzählung gerückte Theophilos überhaupt nicht bis zu diesem Volk gelangt war, son1

Vgl. hierzu Philost. 2,11a. Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 158 sieht nirgends ein Indiz dafür, dass Philost. tigte große Epitome des Philost. gilt dies ohne jeden Zweifel. 2 Vgl. Philost. 1,3 f. (Areios und Alexandros); 1,5 (Herrschaftsübernahme Konstantins 306); 1,6 (Vision Konstantins 312). 3 Vgl. Philost. 10,9-11; 11,7 f. Vorausverweis auf die Plünderung Europas in 11,7,2.

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dern nur bis zu den Auxumiten1. Die Darstellung der Mission des Theophilos bis zum indischen Ozean gibt dann Anlass, gleich auch das System der Paradiesflüsse, aber auch die Fauna der fernen orientalischen Welt zu beschreiben2. Wenn die Suda des Öfteren biographische Notizen aus Philostorgios übernimmt, erlaubt dies besonders gut, eine weitere Facette dieser Exkurstechnik zu erkennen. Sobald Philostorgios neue Personen einführt, holt er oft zu ihrem persönlich-biographischen Hintergrund aus. Für prominente Personen wie Theophilos oder Aetios wurde dies über ganze Kapitel betrieben, indem für Theophilos sein Weg von Dibus nach Rom, für Aetios sogar der gesamte Bildungsgang beschrieben wird3. Aber auch bei einer weniger wichtigen Person wie dem Bischof von Mopsuestia Auxentios wurde in einem rückgreifenden Exkurs erläutert, wie dieser unter Licinius infolge seiner religiösen Einstellung den Dienst quittieren musste4. Nicht nur in der Exkurstechnik lassen sich Gemeinsamkeiten mit der Profanhistoriographie dieser Zeit feststellen, etwa mit Ammianus Marcellinus, sondern auch in der ausführlichen Beschreibungstechnik. Besonders in diesen Beschreibungen ist der redundante, die gleichen Sachverhalte aus verschiedenen Winkeln beschreibende Stil des Philostorgios greifbar5. Die Beschreibung von Lichtphänomenen wie den Visionen von 312 und 350 oder dem Schwertstern von 389 bietet ein ganzes Repertoire von Ausdrücken im Wortfeld „Licht, Glanz, Strahlen“6. In detailreichster Weise werden von Philostorgios das Martyrium Lukians (2,13,1), das unterirdische Fließen des Tigris (3,9), der Hain und die Apollonstatue von Daphne bei Antiocheia (7,8a), der kleinste und der größte Mann der Welt (10,11), der Ablauf der Ermordung Valentinians II. (11,1) oder der Kontrast in der öffentlichen Erscheinung des Arcadius und des Rufinus (11,3) beschrieben. Dabei darf angenommen werden, dass aufgrund des Überlieferungszustands nur ein Bruchteil der auf schriftstellerische Wirkung zielenden Passagen erhalten geblieben ist. Zweifelsohne ist es vor allem diese, ausführlich von Photios gerühmte schriftstellerische Begabung, der Philostor1

Vgl. Philost. 3,6,5. Philost. 3,9-11. 3 Philost. 3,4,3 (Theophilos); 3,15 (Aetios). 4 Philost. 5,2a. 5 Dazu gehört auch die Verwendung von Mehrfachkomposita bei Verben, vgl. dazu den Überblick bei Bidez, Philostorgius, CXL. Zur Beschreibung des Stils durch Phot. bibl. cod. 40 s. die Bemerkungen von M. Stein im philologischen Kommentar zu test. 3b,2. 6 Vgl. Philost. 1,6; 1,6a; 1,6b,9; 3,26 und 26a; 10,9. 2

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gios es zu verdanken hat, zumindest in fragmentarischer Form erhalten geblieben zu sein. Photios (bibl. cod. 40 = test. 3b,2) erkennt an, dass poetische Wendungen in seinem Stil im Großen und Ganzen den Lesegenuss verstärken1. Allerdings stört sich der spätere Patriarch zugleich an der zu gesuchten Ausdrucksweise und der manieristischen Häufung von Stilmitteln. Im komplizierten Periodenbau zeigte sich Philostorgios ebenso auf der Höhe des Zeitgeschmacks wie in der häufigen Anwendung rhythmisierter Satzschlüsse2. Philostorgios wählt nicht nur Anleihen und Anspielungen aus der Septuaginta und dem neuen Testament3, sondern bewusst auch aus Herodot4. In der Tradition der klassischen Historiographie fehlte es auch nicht an Stücken frei erfundener direkter Rede, die die Protagonisten charakterisieren sollte5. Mit diesem rhetorischen Aufputz bot Philostorgios das diametrale Gegenteil von der bewusst auf das Einfache ausgerichteten Prosa des Sokrates6.

IV. Christliche Quellen 1. Vorbemerkungen Das „bunte Gewebe der Wahrheit“, das Philostorgios gemäß seinem epigrammatisch geäußerten Kurzprogramm aus historischen Tatsachen ge1

Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 180 bemerkt, dass bei den Kirchenhistorikern ein Ziel traditioneller Geschichtsschreibung nicht präsent sei, nämlich die Herstellung des τερπνόν. Hier ist für Philost. eine Ausnahme zu machen. 2 Zum Stil des Philost. vgl. Bidez, Philostorgius, CXL-CXLII: Attizismus, gebildete Namensformen im ethnographischen Bereich (Skythen statt Goten etc.), Kühnheit der Tropen und komplizierter Periodenbau, der zusätzlich durch die Einfügung von indirekter Rede befrachtet wird. Die rhythmisierten Satzschlüsse sind im Exzerpt natürlich nicht immer greifbar, vgl. aber zum cursus Byzantinus Bidez, CXLII f. 3 Eine Einzelanalyse dieser biblischen Passagen wird die Berner Dissertation von Peter Lauber leisten. 4 Zum herodoteischen Duktus s. den philologischen Kommentar zu test. 1. 5 Eine solche Rede findet sich etwa in der anonymen Vita Constantini BHG 365, vgl. Philost. 1,7a,3-5. Alexandros, der Bischof von Alexandreia, trägt eine Drohrede gegen Areios vor, die zweifelsohne keinen des Alexandros charakterisieren soll. S. zu der im Großen und Ganzen unveränderten Übernahme dieser Rede durch den Kompilator Bidez, Philostorgius, XC. Photios hat sich für diese Reden nicht interessiert. 6 Vgl. Socr. 1,1,3.

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wirkt haben will1, war ohne Zweifel nur zu einem geringen Anteil aus selbst erlebten oder durch Befragung von Zeitzeugen in Erfahrung gebrachten Ereignissen zusammengefügt. Solche Elemente dürften zwar nicht völlig gefehlt haben, wie die Äußerungen über die Medizinschule von Alexandreia oder über die Persönlichkeit des Eunomios zeigen. Sie bildeten aber wohl, in gleicher Weise wie die Wir-Berichte bei Ammianus Marcellinus, nur ein untergeordnetes Element in der historiographischen Erzählung. Es besteht kein Zweifel, dass der Großteil des Materials aus dem reichen Bestand an schriftlichen Quellen geschöpft worden ist, der sich in den Generationen zwischen den geschilderten Ereignissen und dem eigenen Zeithorizont des Philostorgios angesammelt hatte. Philostorgios bietet in gleicher Weise wie die Kirchenhistoriker der 440er Jahre ein Patchwork von Quellenstücken, das er aber stilistisch und in der tendenziösen Umgestaltung stärker und in künstlerisch anspruchsvollerer Form vereinheitlicht hat, als dies insbesondere für den Kirchenhistoriker Sokrates gilt. In seiner Arbeitsweise und in seiner gestalterischen Konsequenz ist er damit durchaus mit Ammianus Marcellinus vergleichbar. Der fragmentarische Zustand und die Tatsache, dass die meisten Quellen verloren gegangen sind und selbst nur hypothetisch rekonstruiert werden können, machen es dabei schwer zu erkennen, welche Quellen Philostorgios im Einzelnen vorlagen. Gleichwohl kann bereits ein kursorischer Überblick über die Fülle möglicher Quellenbeziehungen ein richtiges Bild der historiographischen Praxis dieses Kirchenhistorikers vermitteln. 2. Kirchengeschichtliche Quellen a) Eusebios von Kaisareia Für die in den ersten beiden Büchern behandelte Geschichte Konstantins ist die Benutzung nicht nur der Kirchengeschichte Eusebs, sondern vor allem auch der von Philostorgios als historiographisches Werk anerkannten und gewürdigten Vita Constantini anzunehmen, wie insbesondere die Parallelen mit BHG 365 in der Darstellung der Vision vor der Schlacht an der Milvischen Brücke oder zu den Kämpfen zwischen Konstantin und Licinius nahelegen2. Berührungen zu den nicht-erzählenden Teilen der Vita Constantini, vor allem zu deren drittem und viertem Buch, finden sich dagegen kaum, auch wenn etwa die Angabe

1 2

Vgl. Anth. Pal. 9,193 = test. 1 (s. Philostorgios, Widmungen). Vgl. oben S. 31 f.

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tagenden Bischöfe eine Übernahme der Angabe Eusebs über das Konzil von Nikaia sein könnte1. b) Der anonyme homöische Historiker Für die Geschichtsschreibung nach Eusebios sind die Dinge weniger klar. Die erst nach Philostorgios entstandenen drei Kirchengeschichten des Sokrates, des Sozomenos und des Theodoretos fallen als Quelle aus2. Das Genre der Kirchengeschichtsschreibung dürfte aber bereits in der Zeit zwischen Eusebios und den 40er Jahren des fünften Jahrhunderts geblüht haben3, auch wenn außer Rufinus keine vollständigen Zeugnisse aus dieser Zeit erhalten geblieben sind. Es ist evident, dass Philostorgios sich dieser Kirchengeschichtsschreibung bedient haben muss, auch wenn naturgemäß nur mehr oder weniger plausible Hypothesen formuliert werden können, welche Autoren Philostorgios im Einzelnen benutzt haben könnte. Als herausragende kirchengeschichtliche Quelle für die Zeit vom Konzil von Nikaia bis zur Herrschaft des Valens hat Bidez nach dem Vorgang von Batiffol den sogenannten „anonymen homöischen Historiker“ ausgemacht4. Die Existenz dieses anonymen Historikers ist aufgrund der sehr spezifischen und nur durch eine gemeinsame Quelle zu erklärenden Übereinstimmungen zwischen Theophanes und dem Chronicon Paschale mit Sicherheit anzunehmen. Die These von G. Marasco, der in diesem Autor ein bloßes Phantom erkennt, ist angesichts seiner Benutzung auch in der syrischen Literatur kaum aufrecht zu erhalten5. Die Ausführlichkeit einiger 1

Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,7,2. Vgl. o. S. 41. 3 Eine abweichende Einschätzung bei Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 137, der betont, dass sich Sokrates nicht für eine gut eingeführte Gattung „Kirchengeschichte“ entschieden habe. In welcher Form die Gattung ausgeprägt war, lässt sich aufgrund des fehlenden Quellenbestands schwer entscheiden, s. allerdings zum Werktitel des Philost. oben S. 46 Anm. 2. Zum deutlichen Empfinden des Sozomenos, was zur Gattung Kirchengeschichte gehört und was nicht, vgl. Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 170. 4 Bidez, Philostorgius, CLI-CLXIII und Anhang VII. Erster Nachweis bei H. M. Gwatkin, Studies of Arianism, Cambridge 1882, 216 ff. Vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 93-95; ders., Probleme einer Fragmenten-Edition, ZAC 8 (2004) 88-106, hier 102-104. Zur Frage des Verhältnisses zwischen dem anonymen Historiker und Philost. vgl. 2

Historiker wurde von Philost. wahrscheinlich auch noch für die Regierung des Valens benutzt, vgl. Brennecke, 110. 5 Ausgiebige Argumentation gegen die Konstruktion eines homöischen Historikers Marasco, Filostorgio, 159-175. Marasco betont die Unterschiede zwischen Philost., dem Chro-

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gemeinsamer Passagen der beiden oben genannten Quellen spricht auch gegen die Annahme, im anonymen Homöer sei nur eine knappe chronistische Quelle zu erkennen1. Vielmehr handelte es sich wohl um ein relativ ausführliches Kirchengeschichtswerk homöischer Einfärbung, auch wenn es im Einzelnen chronistisch formulierte Nachrichten enthalten haben kann. Die Benutzung des homöischen Historikers durch Philostorgios kann nur für eine beschränkte Anzahl von Episoden wirklich wahrscheinlich gemacht werden. Vielmehr kann in den meisten Fällen ein strenges Abhängigkeitsverhältnis zwischen den beiden jeweils nur in reduzierter Form bekannten Werken nicht nachgewiesen, sondern nur eine Vorbildfunktion des Homöers zumindest bei der Auswahl der Themen vermutet werden. Insofern sind alle Fälle zu beachten, für die Bidez in seinem Apparat eine Notiz des Homöers mit einer Philostorgios-Stelle verbunden hat: 1. Die Gründung von Helenopolis durch Konstantin: Dieser Bericht könnte zumindest partiell vom homöischen Historiker beeinflusst sein2. 2. Der Bericht über die Gründung von Konstantinopel, von dem viele Details (Ausdehnung der Stadt, Ausstattung mit einem Senat, Benennung als „zweites Rom“) sich bei Philostorgios wiederfinden3. nicon Paschale und Theophanes. Die eindeutigen Übereinstimmungen zwischen dem Chronicon Paschale und Theophanes werden von ihm aber nicht ausreichend gewürdigt. Für Einzelheiten sei auf die Kommentierung der Philost.-Passagen verwiesen, in denen Übereinstimmungen mit dem homöischen Historiker auffallen. 1 So aber P. Van Nuffelen, Socrate de Constantinople et les chroniques, JÖByz 54 (2004) 53-73, hier 66 f. mit Anm. 47. Burgess, Studies in Eusebian and Post-Eusebian Chronography, 113-306 geht davon aus, dass die von Gwatkin und anderen diskutierten Gemeinsamkeiten zunächst durch die Benutzung eines nizänischen Chronisten und erst ab 350 durch die eines ausführlichen homöischen Historikers zu erklären sind. Eine Auseinandersetzung mit Burgess und der „Continuatio Antiochiensis“ bei B. Bleckmann, Späte historiographische Quellen zu Konstantin dem Großen, in: Demandt / Engemann (Hgg.), Konstantin der Große, 21-30, hier 27. 2 Hier fallen der homöische Anonymus (Bidez, Anhang VII, 4) und die Vita Constantini BHG 365 (Philost. 2,12a) zusammen, während Photios die Gründung Helena selbst zuweist (Philost. 2,12). M. E. spiegelt BHG 365 hier den Tenor Philostorgs richtiger wider als Photios. Zu einer genaueren Diskussion der inwieweit bereits der anonyme Homöer ausführlich über Lukianos berichtet hat. 3 Bidez, Anhang VII, 7; 7a; 7b; 7c. Vgl. Philost. 2,9,2 und 2,9a,8 f. mit Kommentar. Unter diese Berührungen ist auch der Hinweis des Chronicon Paschale auf die von Constantius II. dann noch übertroffene Versorgung Konstantinopels mit Getreide, die bereits

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3. Wiederherstellung der Einnahmen der Kirchen unter Konstantin1. 4. Aufteilung des Erbes Konstantins unter seine Söhne2. 5. Krieg zwischen Constantius II. und Constans3. 6. Belagerung von Nisibis und Einsatz des Jakob von Nisibis4. 7. Wahrheitsliebender Charakter des Leontios von Antiocheia5. 8. Erhebung des Vetranio durch Constantina und Absetzung durch Constantius II.6 9. Erhebung und Entsendung des Constantius Gallus7. Konstantin eingerichtet hatte, zu zählen (Bidez, Anhang VII [p. 225,24-26] = Chron. Pasch. p. 545,3-5 Bonn), vgl. die Bemerkungen von Philost. zur Getreideversorgung in 2,9,2 und 2,9a,9 mit dem Kommentar. 1 Bidez, Anhang VII, 8 = Thphn. p. 28,32-34 de Boor. Auf die Wegnahme dieser Einkünfte durch Julian weist (mit dem gleichen Ausdruck) Philost. 7,4c,1 (aus der Artemii Passio) hin, vgl. Bidez im Apparat zu Anhang VII, 8. 2 Bidez, Anhang VII, 13 (p. 209,3-8) = Chron. Pasch. p. 532,13-19 Bonn. Hier verweist Bidez im Apparat auf Philost. 2,16b und 3,1a. An der gleichen Stelle (Anhang VII, 13 [p. 209,8 f.] = Chron. Pasch. p. 532,19-21 Bonn) wird im Anschluss allerdings auch Dalmatius Caesar angeführt, der gerade in der Darstellung des Philost., die auf die drei Brüder beschränkt ist, nicht begegnet. Das Quellenverhältnis ist wohl hier komplizierter. Das Chronicon Paschale beschreibt, zumindest teilweise aus einer profanen Quelle schöpfend, die Aufteilung zu Lebzeiten Konstantins, Thphn. p. 34,16-19 de Boor = Anhang VII, 13 a dagegen die Teilung nach dem Tode Konstantins, über die auch der anonyme Homöer berichtet hat. 3 Bidez, Anhang VII, 14 (p. 211,13-16) = Thphn. p. 35,30-33 de Boor; Philost. 3,1. 4 Bidez, Anhang VII, 13 (p. 210,17-211,2) = Chron. Pasch. p. 533,18-20 Bonn; 13 f (p. 210,24-211,2) = Thphn. p. 34,32-35,1 de Boor; 24 (p. 216,1-218,19) = Chron. Pasch. p. 536,18-539,3 Bonn; 24 d (p. 216,22-218,34) = Thphn. p. 39,13-40,13 de Boor. Vgl. Philost. 3,23. Es ist, auch wenn das Exzerpt des Photios über Details hinweggleitet, auf jeden Fall zu erkennen, dass bei Philost. der Einsatz des Jakob von Nisibis übereinstimmend mit den Textzeugen des homöischen Historikers beschrieben worden ist. Zur ausführlichen Diskussion des Problems, vgl. den Kommentar zu Philost. 3,23. Einen völligen Widerspruch zwischen der Darstellung des Chronicon Paschale und Theophanes und ihrer mutmaßlichen Quelle einerseits, Philost. andererseits für die Belagerung von 350, der die Benutzung einer gemeinsamen Quelle ausschließen soll, sieht Marasco, Filostorgio, 130-132, ferner 161. 5 Bidez, Anhang VII, 24 (p. 215,1-3) = Chron. Pasch. p. 535,14-16 Bonn. Vgl. Philost. 3,18. 6 Bidez, Anhang VII, 24 (p. 218,20-220,8) = Chron. Pasch. p. 539,4-540,3 Bonn und 24 a (p. 219,21-220,24) = Thphn. p. 44,22-45,5 de Boor; Philost. 3,22. Der Aufbruch des Constantius II. in den Westen wird bei Philost. 3,22,4 homöischen Historiker, vgl. den Kommentar. Bidez, Philostorgius, 215 suggeriert eine Abhängigkeit des Philost. vom homöischen Historiker. 7 Bidez, Anhang VII, 25 (p. 220,12-221,2) und 25 a = Chron. Pasch. p. 540,8-12 Bonn und Thphn. p. 40,15 de Boor; Philost. 3,25.

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10. Kreuzerscheinungen von 351 in Jerusalem und in Pannonien1. 11. Selbstmord des Magnentius nach Ermordung des Bruders2. 12. Tod des Kekropios beim Erdbeben von Nikomedeia3. 13. Synode von Konstantinopel und Einweihung der Großen Kirche (Hagia Sophia)4. 14. Taufe durch den aus Antiocheia herbeigeholten Euzoios und Tod des Constantius II. in Mopsukrenai5. 15. Lynchmord an Georgios von Kappadokien6. 16. Frevel an den Gebeinen des Johannes des Täufers7. 17. Julian sät Zwietracht unter den Bischöfen8. 18. Julian, der heilige Babylas und das Heiligtum von Daphne9. 19. Schändung der Großen Kirche von Antiocheia und göttliche Vergeltung an Felix und Iulianus, dem comes Orientis1.

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Die ganze Version des Homöers in Bidez, Anhang VII, 25 (p. 221,2-9) = Chron. Pasch. p. 540,13-20 Bonn. Weniger vollständig (Vision des Constantius II. wird nur knapp angedeutet) ist Thphn. p. 41,32-42,1 de Boor, vgl. Bidez, Anhang VII, 25 a (p. 221,22-27). Philost. 3,26 hat ebenfalls beide Visionen. Die Kreuzerscheinung von 351 in Jerusalem wird von einer Kreuzerscheinung in Pannonien flankiert. Diese zum höheren Ruhm Constantius’ II. als Kopie Konstantins erfundene Erweiterung der Darstellung des Kyrillos ist offenkundig eine Erfindung des homöischen Historikers, mit eindeutiger Tendenz. 2 Bidez, Anhang VII, 27 (p. 222,5 f.) = Chron. Pasch. p. 541,12 f. Bonn; Philost. 3,26,4 f. (p. 52,11-17 Bidez), vgl. den Kommentar. Die Nachrichten über die Ermordung des Gallus und die Erhebung Julians in Bidez, Anhang VII, 28 (p. 223,1-9) zeigen eine gewisse Ähnlichkeit mit Philost. 3,28-4,1, der aber eine doch deutlich abweichende profangeschichtliche Tradition und nicht den Homöer benutzt hat. 3 Bidez,Anhang VII, 30 und 30 a (p. 224) = Chron. Pasch. p. 543,7-8 Bonn und Thphn. p. 45,25-27 de Boor; Philost. 4,10,2. 4 Bidez,Anhang VII, 31 (p. 224,9-225,26) = Chron. Pasch. p. 543,16-545,5 Bonn; Philost. 3,2,1 und 5,1. 5 Bidez,Anhang VII, 32 (p. 226,1-5) = Chron. Pasch. p. 545,7-11 Bonn; Philost. 6,5 und 6,5a. Zu den Beziehungen vgl. den Kommentar zu Philost. 6,5. 6 Bidez,Anhang VII, 33 (p. 227,5-11) = Chron. Pasch. p. 546,4-11 Bonn; 33 a (p. 227,16-20 Bidez = Thphn. p. 47,16-20 de Boor); 33 b (Theophylaktos von Achrida, Passio XV Martyrum 13, PG 126,169 a); Philost. 7,2. Die Unterschiede in der Tendenz sind allerdings deutlich. Georgios ist für Philost. gerade kein Märtyrer, s. den Kommentar. 7 Bidez,Anhang VII, 33 (p. 228,1 f.) = Chron. Pasch. p. 546,12 f. Bonn; Philost. 7,4,1 und 7,4a,1. S. den Kommentar. 8 Bidez,Anhang VII, 33 (p. 230,8-13) = Chron. Pasch. p. 547,16-22 Bonn; Philost. 7,4,3 f. S. den Kommentar. 9 Bidez,Anhang VII, 35 (p. 231,8-232,17) = Thphn. p. 49,28-50,15 de Boor; Philost. 7,8 und 7,8a.

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

20. Göttliche Strafe für die abtrünnigen Kleriker Theoteknos und Heron2. 21. Valentinian, Tribun der Cornuti, bleibt unter Julian dem Christentum treu3. 22. Martyrium des Artemius4. 23. Heide Alypios unternimmt Wiederaufbau des Tempels von Jerusalem5. 24. Julian holt von überall Orakel für den bevorstehenden Perserfeldzug ein6. 25. Wiederherstellung der Positionen der christlichen Religion durch Jovian7. 26. Valens in Markianopolis8. In einigen, zuletzt von H. Ch. Brennecke hervorgehobenen Fällen, ist die homöische Tendenz auch bei Philostorgios trotz seiner abweichenden theologischen Orientierung deutlich zu greifen und die Tatsache, dass Philostorgios Material des anonymen Historikers benutzt hat, damit offenkundig. Dies gilt insbesondere für die Charakterisierung des Leontios, für die Beschreibung der zum höheren Ruhm des Constantius II. wirkenden Jerusalemer Kreuzvision von 351 mit ihrer Kopie in Pannonien, aber auch für die sehr detaillierte Darstellung der Verfolgung der homöischen Reichskirche unter Julian. Was die rein profangeschichtlichen Notizen betrifft, ist m. E. trotz gewisser Ähnlichkeiten und sachlicher Übereinstimmungen da1

Bidez,Anhang VII, 35 (p. 232,17-24) = Thphn. p. 50,14-23 de Boor; Philost. 7,10. Die Quelle ist auch von Theodoretos benutzt worden, der trotz seiner völlig abweichenden dogmatischen Einstellung deren Grundbericht soweit beibehalten hat, dass gerade bei ihm der homöische Bischof Euzoios als beherzter Verteidiger des Christentums gegen Julian erscheint. Zu dieser Materie s. den Kommentar zu Philost. 7,10. 2 Bidez,Anhang VII, 36 (p. 232,5-233,10) = Chron. Pasch. p. 548,15-549,5 Bonn; Bidez, Anhang VII, 36 a (p. 232,29-233,27) = Thphn. p. 50,34-51,7 de Boor; Philost. 7,13. 3 Bidez, Anhang VII, 36 (p. 233,11-234,1) = Chron. Pasch. p. 549,6-9 Bonn; Bidez, Anhang VII, 36 a (p. 233,27-234,20) = Thphn. p. 50,34-51,7 de Boor; Philost. 7,7. 4 Bidez,Anhang VII, 36 und 36 a (p. 234,21-24) = Thphn. p. 51,14-16 de Boor. Zur Frage, inwiefern Philost. auf das Martyrium des Artemius einging, s. oben S. 25-27. 5 Bidez, Anhang VII, 36; Philost. 7,9 und 7,9a. Zu Alypios 7,9a,1. 6 Bidez, Anhang VII, 37; Philost. 7,15,1. 7 Bidez, Anhang VII, 40; Philost. 8,5. 8 Bidez, Anhang VII, 43 und 43 a (p. 239,1 f. und 20 f.); Philost. 9,7. Nicht besonders spezifisch sind die Berührungen zum Theodoros-Orakel, vgl. Bidez, Anhang VII 45 (p. 240,3-6) = Thphn. p. 59,32-60,1 de Boor.

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gegen nur ein Bruchteil der Angaben des Philostorgios aus dem anonymen Historiker entnommen worden1. Das ist vielleicht ein Ergebnis der Tatsache, dass Philostorgios seine Vorlage durch die Benutzung neuer und ausführlicherer Quellen übertreffen wollte. c) Weitere kirchengeschichtliche Quellen Rein hypothetisch, aber gleichwohl nicht unwahrscheinlich muss die Benutzung weiterer kirchengeschichtlicher Quellen bleiben, die im Konstantinopel des beginnenden fünften Jahrhunderts zu finden waren. Die „christliche Geschichte“ des etwas vor Philostorgios schreibenden Philippos von Side erinnert, zumindest was die Überladung mit Exkursen und „wissenschaftlichen“ Ausführungen betrifft, an die Kirchengeschichte des Philostorgios selbst2. Die Benutzung dieser Quelle durch Philostorgios lässt sich dagegen gleichwohl nicht nachweisen3. Auffällige Gemeinsamkeiten mit Rufinus, von der Darstellung der nächtlichen Vision Konstantins, über die Bedeutung der „Indienmission“ bis hin zu Details in der Darstellung des Todes Julians oder der übertriebenen Hervorhebung Jovians als Wiederhersteller des Christentums4 könnten die Vermutung nahelegen, dass es auch Quellenbeziehungen zwischen Philostorgios und Rufinus gab. Dabei bestehen diese Beziehungen entweder darin, dass 1

Vgl. dagegen Brennecke, Philostorg und der anonyme homöische Historiker, 111 f. Heyden, Christliche Geschichte des Philippos von Side, 209-235. Zu den mutmaßlichen Ähnlichkeiten der Darstellungstechnik s. Bidez, Fragments nouveaux, 416 f. 3 Auf Parallelen zwischen Bidez, Anhang V (p. 178-183) = Philost. 1,6e, Phil. Sid. fr. 7 (bei C. de Boor, Neue Fragmente des Papias, Hegesippus und Pierius in bisher unbekannten Excerpten aus der Kirchengeschichte des Philippus Sidetes, Leipzig 1888, 167-184) und Socr. 1,4,3 verweist Bidez, Fragments nouveaux, 419 Anm. 2. Zu vergleichen ist die ähnliche Passage der Anonymen Kirchengeschichte („Gelasios von Kyzikos“) 1,12,1-4 (GCS N. F. 9,21). Diese Parallelen sollen nach Clover, Olympiodorus, 140 f. einen Anhaltspunkt für die Benutzung des Philippos durch Philost. darstellen. Bidez sieht das zu Recht differenzierter. Die Parallelen weisen eher auf die Grundquelle Gelasios von Kaisareia hin, dem Hansen auch das von de Boor herausgegebene angebliche Fragment des Philippos zuweist, vgl. Hansen, Theodoros Anagnostes. Kirchengeschichte, 159. Zur problematischen Zuweisung der fraglichen kirchenhistorischen Fragmente durch de Boor, s. Heyden, Christliche Geschichte des Philippos von Side, 228. 4 Vgl. im Einzelnen den Kommentar zu Philost. Konstantins); 2,6 (Mission des Bartholomäus, Indienmission ab der Zeit Konstantins etc.); 7,9a,6 (Einsturz einer Säulenhalle in Jerusalem durch ein Erdbeben, das das Tempelbauprojekt Julians verhindert); 7,15a,2 (Drohungen Julians gegen das Christentum unmittelbar vor seinem Ende). 2

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Philostorgios die griechische Bearbeitung des lateinischen Autors selbst kannte oder aber von einer griechischen Vorlage des Rufinus ausging (Gelasios von Kaisareia)1. Als weitere mögliche Quelle hat Bidez die Kirchengeschichte des Apollinaristen Timotheos in Erwägung gezogen2. In einigen Fällen lässt sich darüber hinaus eine besonders große Nähe zwischen der Quelle des Sozomenos und Philostorgios feststellen, die schemenhaft auf die Existenz einer weiteren, von Philostorgios benutzten kirchengeschichtlichen Quelle hinweisen könnte3. 3. Konzilsakten und Briefe Die Benutzung von Aktenmaterial, das für das kirchengeschichtliche Genre seit Eusebios von Kaisareia charakteristisch ist, kann man bei Philostorgios in der Regel nur in dem Sinne annehmen, dass er sich der Quel-

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Vgl. zum Problem des Verhältnisses zwischen Gelasios von Kaisareia und Rufinus nur F. Winkelmann, Untersuchungen zur Kirchengeschichte des Gelasios von Kaisareia, Berlin 1966; J. Schamp, Gélase ou Rufin: un fait nouveau. Sur des fragments oubliés de Gélase de Césarée (CPG, no. 3521), Byzantion 57 (1987) 360-390; P. Van Nuffelen, Gélase de Césarée. Un compilateur du cinquième siècle, ByzZ 95 (2002) 621-639 (mit einer Ablehnung der vor allem auf Winkelmann zurückgehenden Rekonstruktion des Gelasios von Kaisareia und seines Verhältnisses zu Rufinus). Nach der sehr bedenkenswerten These von Van Nuffelen ist das dem Gelasios zugeschriebene Geschichtswerk eine Kompilation aus dem fortgeschrittenen 5. Jh., was allerdings für das Proömium eine der Historia Augusta würdige Fälschungsintention bedeuten würde. Eine grundsätzliche Klärung ist von dem von M. Wallraff geleiteten Forschungsprojekt zu Gelasios zu erwarten. 2 Bidez, Philostorgius, CXXXIX. Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 207 nimmt allerdings an, dass diese Kirchengeschichte lediglich eine bloße Dokumentensammlung in der Art derjenigen des Sabinos von Herakleia darstellte. Hesychios von Jerusalem, den Bidez ebenfalls zu den potentiellen Quellen zählt, fällt wohl aus, da sein Werk mit einiger Wahrscheinlichkeit erst nach dem Konzil von Chalkedon verfasst worden ist, wie Ph. Blaudeau, Du bon usage de l’histoire, in: B. Bleckmann / T. Stickler (Hgg.), Griechische Profanhistoriker des fünften nachchristlichen Jahrhunderts, Stuttgart 2014, 215-228 jetzt wahrscheinlich machen kann. 3 Vgl. den Kommentar zu Philost. 4,12. Bidez, Philostorgius, CXXXIV nimmt aufgrund dieser Ähnlichkeiten an, Sozomenos habe Philost. benutzt, s. o. S. 42 Anm. 1. Eine Nachricht wie bei Soz. 1,15,3, Alexandros habe den Areios in Ehren gehalten, könnte der Anknüpfungspunkt für die besondere Erzählung des Philost. über die Anfänge des Arianerstreits gewesen sein, vgl. den Kommentar zu (6,2,11) und Philost. bei der Erzählung über das Ende Julians und der Verfluchung des Helios, vgl. den Kommentar zu Philost. 7,15. Eine zeitgenössische Quelle für die Geschichte Julians postuliert Batiffol, Rez. Bidez, Philostorgius, 67 f. wegen enger Übereinstimmungen zwischen Gregorios von Nazianz und Philost. Vgl. Bidez, CXXXVI f.

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leninformationen solcher Stücke bediente, sie aber bearbeitete und in seine historische Prosa einbettete. Erwähnt sind solche Akten explizit in Philost. 4,12,11, nämlich die von Akakios gemachten Aufzeichnungen zur Synode von Konstantinopel 359/360. Bei dem als Aktenstück aufgenommenen und unverändert zitierten Glaubensbekenntnis von Nikaia muss sehr fraglich bleiben, ob dieses Stück wirklich aus Philostorgios stammen kann1. Dagegen hat Philostorgios auf jeden Fall eine Liste derer geboten, die im Konzil von Nikaia auf der Seite des Areios standen. Hier bestehen Verbindungen mit Unterschriftslisten, die in Konzilsakten enthalten waren2. Eine lediglich eingeschränkte Zuverlässigkeit dürfte die Darstellung der Konzilien besitzen, die von 359 bis 360 in Konstantinopel stattfanden. Quelle dürfte hier trotz des Hinweises auf eine Aktensammlung eher der Bericht des Eunomios über diese Konzilien als die Konsultation von Akten sein3. Die Erwähnung von Konzilsbeschlüssen und Beratungen auf Konzilien allein zwingt ohnehin nicht zur Annahme, dass in jedem dieser Fälle Konzilsakten benutzt worden sein müssen4. Auch gibt es zumindest einige Fälle,

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Vgl. zu Philost. 1,9a (aus BHG 365) den Kommentar. Vgl. zu Philost. 1,8 und 8a den Kommentar. 3 Philost. 4,12. Wie Bidez führt allerdings auch BMP, 45 den Bericht des Philost. hier auf Akten zurück und verweist auf die Parallelen mit Soz. 4,23 und Thdt. h.e. 2,27. 4 Vgl. hierzu BMP, 48: „Ce n’est pas parce qu’il évoque un concile, la mort d’un martyr ou des lettres qu’il faut en conclure automatiquement qu’il avait sous les yeux les actes de ce concile, le récit de ce martyre et ces lettres.“ Anders Bidez, Philostorgius, CXXXV, der in diesen Fällen die Benutzung von Konzilsakten zumindest für wahrscheinlich hält und dementsprechend alle Nachrichten nach den einzelnen Orten, an denen die Konzilien abgehalten wurden, zusammengestellt hat, ohne hier Abstufungen vorgenommen zu haben. In einigen Fällen gibt es aber zumindest Hinweise auf Schreiben: Philost. 8,4 (Lydische Synode, hier werden Synodalschreiben und briefliche Reaktionen erwähnt); Philost. 7,2 (Synode von Alexandreia; Schreiben erwähnt). Ein weiterer Hinweis auf die Benutzung von Akten kann die Detailliertheit der Beschreibung von Verhandlungen sein, auch wenn hier andere Erklärungen möglich bleiben, vgl. Philost. 6,4,2 (Akakios entzieht sich seiner Rolle als Ankläger: kein Hinweis auf Akten); Philost. 7,6,3 (von Euzoios versammelte Synode in Antiocheia hebt Maßnahmen gegen Aetios und Serras auf, vgl. den Rückbezug auf diese Synode in Philost. 9,3,2), s. ferner 10,1 (eine Versammlung von Klerikern mit einigen Bischöfen der Nachbarstädte, die mit Eunomios Kontakt aufnehmen). Zur Synode in Konstantinopel an der Wende von 359/360 s. u. S. 91. Bei kos ist der Eigenanteil des Philost. schwer zu ermitteln, vgl. den Kommentar zu Philost. 8,8a,4. Zu den Synoden in Nikomedeia s. die Kommentare zu den Einzelpassagen, vgl. Philost. 2,7; 2,7a; 4,10,1 f.; 4,11,1. Zu Rimini vgl. den Kommentar zu Philost. 4,10,3, zu Seleukeia Philost. 4,11,1 f. 2

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

in denen Philostorgios Sachverhalte frei erfunden haben muss1. Für die Darstellung der Synode von Tyros beispielsweise stimmen die Verhandlungsgegenstände mit dem Zeugnis anderer Quellen nicht überein2. Philostorgios scheint auch die in Sirmium 358 und 359 abgehaltenen Synoden miteinander zu verwechseln, indem er der Synode von 358 die Formel von 359 zuweist3. Beim Konzil von Seleukeia findet in der Darstellung des Philostorgios nur eine Konfrontation zwischen Basileios einerseits und den Anhängern des Heterousion andererseits statt, während die Bedeutung des Akakios völlig ignoriert wird4. Bisweilen kann man sich sogar fragen, ob eine von Philostorgios bezeugte Synode überhaupt stattgefunden hat. Prominentestes Beispiel hierfür ist die Synode von Nikomedeia im Jahre 328, in der angeblich 250 Bischöfe die Synode von Nikaia revidiert und etwa die Absetzung des Eustathios von Antiocheia beschlossen haben sollen5. Bei der sehr schlecht bezeugten Synode von Antiocheia 361 berichtet Philostorgios auf jeden Fall konträr zu Sokrates6. Eine Synode von Alexandreia, in der Georgios für die Verurteilung des Aetios und seiner Freunde gesorgt haben soll, ist in der übrigen Literatur unbekannt7. Wenn Philostorgios überhaupt Konzilsakten und anderes Urkundenmaterial benutzt hat, dann kann er entweder nur bereits vorhandene Sammlungen von der Art des Sabinos von Herakleia eingesehen oder aber das dokumentarische Material in bereits existierenden Kirchengeschichten in Anspruch genommen haben8. Die Benutzung von bisher nicht bekannten Einzeldokumenten erscheint gerade für den Angehörigen einer Gruppe, die keine Versammlungsräume und keine Infrastruktur hatte, schwer vorstellbar und der Zugang zum Archiv, das etwa der Bischof von Konstantinopel 1

Beschrieben in Philost. 2,11,6. Es gibt keine Synode, die zu Lebzeiten Konstantins den Gregorios von Kappadokien gegen Athanasios erhoben hätte. Vgl. ferner Philost. 2,7,1: angeblich Exkommunikation des Alexandros von Alexandreia durch die Synode von Nikomedeia. 2 Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,11,3-5. 3 Vgl. den Kommentar zu Philost. 4,8,3. 4 Philost. 4,11,2. 5 Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,7 und 7a. 6 Vgl. den Kommentar zu Philost. 6,4,1 f. 7 Vgl. den Kommentar zu Philost. 7,2,1. Zum Thema s. weiter unten S. 89-92. 8

ritage de paix et de piété, 243. Die Übergänge zwischen Aktensammlungen und einer polemischen Zusammenstellung in der Art des Sabinos von Herakleia sind fließend. Kirchenrechtliche Sammlungen sind immer auch publizistische Sammlungen (Schwartz), vgl. E. Wirbelauer, Art. Kirchenrechtliche Sammlungen, in: LACL, 428-437.

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in dieser Zeit besessen haben muss1, ist trotz der Möglichkeiten, die Philostorgios sonst in Konstantinopel offen standen, eher unwahrscheinlich. Ähnliches gilt für Kaiserbriefe, insbesondere wenn sie nicht publiziert wurden. Ihre Erwähnung bei Philostorgios kann eigentlich nicht bedeuten, dass Philostorgios selbst Briefe benutzte, sondern dass die von Philostorgios benutzte erzählende Quelle von solchen Briefen sprach. Mitunter ist die Authentizität der angeführten Dokumente begründeten Zweifeln unterworfen. So ist es sehr fraglich, ob Honorius wirklich einen Brief geschrieben hat, der explizit das Kirchenasyl aufhob und Eucherius damit für die Ermordung freigab2. Politische Morde werden auch heute noch wohl ohne schriftliche Fixierung angeordnet. 4. Hagiographische Quellen Die im vierten Jahrhundert aufblühende Hagiographie bot einen reichhaltigen Stoff, der von den Kirchenhistorikern genutzt werden konnte und auch genutzt worden ist3. Bei Philostorgios liegt nur insofern eine Abweichung von den orthodoxen Historikern vor, als dass Personen, die sonst als Erzketzer gelten, bei ihm durch einen heiligmäßigen Lebenswandel ausgezeichnet sind. Philostorgios dürfte hier zweifelsohne auch besondere, im eunomianischen Sinne konzipierte Viten von Gestalten wie Theophilos, Aetios oder Eunomios benutzt haben. Ziemlich wahrscheinlich oder sogar sicher ist die Verwendung von hagiographischen Vorlagen bei den (im orthodoxen Sinne) teilweise suspekten Glaubensheroen Agapetos, Ulfila, Kaisarios (dem Vater des Eudoxios), aber auch bei Babylas, dessen Pas-

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Zur Entwicklung von Archiven vgl. R. Haensch, Römische Amtsinhaber als Vorbild für die Bischöfe des vierten Jahrhunderts?, in: L. de Blois u. a. (Hgg.), The Representation and Perception of Roman Imperial Power, Amsterdam 2003, 117-136; ders., Die Rolle der Bischöfe im 4. Jahrhundert. Neue Anforderungen und neue Antworten, Chiron 37 (2007) 153-181. 2 Vgl. Philost. 12,3,2 und (als Dokument aufgeführt) Bidez, Philostorgius, CXXXV. 3 Hieronymus schrieb die Vita Malchi als Quelle für eine künftige Kirchengeschichte, vgl. zu Hier. Malchi 1 Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 195 f. S. auch dessen Aufreihung hagiographischer Quellen für Sokrates (der relativ zurückhaltend ist) und Sozomenos, 195-198. Van Nuffelen führt die Märtyrerakten als in dieser Zeit deutlich unterschiedene Quellengattung separat an, doch sind bei zu greifen. Angesichts der Geringschätzung des Mönchtums bei Philost. (3,13 und 11,5) spielt eine weitere mit der Kirchengeschichte verwandte und von Kirchenhistorikern benutzte Gattung, nämlich Mönchsgeschichten, wie die Historia Lausiaca oder die Historia religiosa des Theodoretos, bei ihm keine Rolle.

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

sion in der Version des Leontios Philostorgios vorgelegen haben könnte1. Im Falle von Theophilos wird ein Thalassios explizit als Quelle genannt2. Ein besonderes Problem stellt das Martyrium und die Geschichte des Lukianos dar, die Philostorgios im Zusammenhang mit der besonderen Verehrung, die die Kaiserin Helena diesem Märtyrer erwies, in einem Exkurs behandelt3. Die Existenz einer reichen spätantiken hagiographischen Tradition zu Lukianos, aus der Philostorgios geschöpft haben muss, ist weniger in den flüchtigen Andeutungen in der Kirchengeschichte des Eusebios von Kaisareia zu greifen als vielmehr in den ausführlichen Darlegungen im arianischen Job-Kommentar, im Martyrium Hieronymianum oder auch in einer Predigt des Johannes Chrysostomos4. Die um Lukianos gebildete Tradition wurde entweder an seinem Sterbeort Nikomedeia entwickelt, das durch Bischöfe wie Eusebios und später Kekropios während des vierten Jahrhunderts ein prominenter Ort der subordinationistischen („arianischen“) Theologie war, oder aber auch am Herkunftsort des Presbyters, nämlich in Antiocheia, wo eine solche Theologie ja ebenfalls dominierte. Philostorgios hat mit Sicherheit eine aus dieser Tradition stammende hagiographische Vorlage zum Leben Lukians benutzt, den er als angeblichen Urvater des heterousischen Glaubens sehr ausführlich gewürdigt hat. Unsicher ist allerdings, ob diese Vorlage mit der ausführlichen Vita identisch ist, welche in den langen wörtlich übereinstimmenden Passagen einer Bearbeitung des Symeon Metaphrastes und in der anonymen Vita Constantini BHG 365 zu finden ist und die von Bidez im Anhang VI seiner Ausgabe zusammengestellt wurde5. Die bis in die Details gehenden Gemeinsamkeiten dieser Vita mit der großen Philostorgios-Epitome des Photios hat P. Franchi de’ Cavalieri dargelegt. Dieser hat allerdings dabei angenommen, dass die Vita Constantini BHG 365 und die metaphrastische Lukianos-Vita auf eine gemeinsame Vorlage zurückgreifen konnten, in der dieser reichhaltige Stoff aus Philostorgios bereits in bearbeiteter Form

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Vgl. Philost. 2,5; 2,8; 4,4; 7,8. Philost. 3,6a,2. Dass die Suda den Hinweis auf Thalassios nicht bei Philost., sondern im sonstigen Quellenmaterial vorfand, ist zwar möglich. Aber die besondere Beteuerung der Glaubwürdigkeit des Thalassios kann man stellen. 3 Philost. 2,12-14. 4 Vgl. zu den Belegen den Kommentar zu Philost. 2,13,1. 5 BHG 997, 998 b und 365. 2

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vorlag1. Dafür spricht in der Tat der Befund, dass die anonyme Vita Constantini auch sonst nachweislich Stoff aus Philostorgios enthält. Batiffol, Bidez und Bardy, denen später beispielsweise Brennecke gefolgt ist, sehen dagegen das Verhältnis zwischen den Quellen anders. Philostorgios habe aus der Lukianos-Vita geschöpft, die dann unabhängig von ihm auch von BHG 365 und von Symeon Metaphrastes benutzt worden sei2. Die Frage kann vermutlich nicht einmal durch eine detaillierte Quellenanalyse gelöst werden. Eines der wichtigsten Argumente gegen die Hypothese von Franchi de’ Cavalieri ist der Hinweis auf die Dublette, die man bei BHG 365 bezüglich der Gründung von Drepanon-Helenopolis findet. Einmal wird dort nämlich die Gründung von Helenopolis Konstantin, ein anderes Mal aber der Kaisermutter Helena selbst zugeschrieben. Die zweite Version, nämlich die Zuweisung der Gründung bzw. der Umbenennung an Helena, ist auch diejenige der Philostorgios-Epitome des Photios3. Die erstgenannte Version über die Gründung durch Konstantin soll dagegen damit zu erklären sein, dass der anonyme Verfasser der KonstantinVita BHG 365 auf der einen Seite die Lukianos-Vita, auf der anderen Seite aber Sokrates, eine seiner Lieblingsquellen, benutzt hat4. Die Dublette könnte aber auch anders gedeutet werden. BHG 365 zeigt nämlich gerade in diesem Stück, das bei Bidez als Philost. 2,12a aufgenommen worden ist, für andere Teile wörtliche Übereinstimmungen mit Photios und enthält die historisch allein richtige Version, nämlich die von der Gründung von Helenopolis durch Konstantin. Diese Version ist darüber hinaus auch durch die Übereinstimmung mit dem homöischen Historiker abgesichert. Nicht auszuschließen ist daher folgende Annahme: BHG 365 könnte das eine Mal direkt Philostorgios ausgeschrieben und dabei sogar richtiger wiedergegeben haben als Photios, das andere Mal dagegen eine Zwischenquelle, eine überarbeitete Version der langen Passagen des Philostorgios zur Vita Lukians übernommen haben, die auch die Vorlage für die Vita des Symeon Metaphrastes und für die Suda war.

1

Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento, 130. Vgl. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 213 Anm. 91. 2 Bidez, Philostorgius, XCII-XCIV sowie Lucien d’Antioche et son école, 14 Anm. 32; Brennecke, Lukian von Antiochien. 3 BHG 365 p. 579,6-8 Opitz (Philost. 2,12a) und BHG 365 p. 585,1-10 Opitz (Bidez, Anhang VI p. 201). 4 Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,12.

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Auch wenn es für die vorliegende Ausgabe angesichts der großen Unsicherheit, ob man wirklich BHG 365 gegen Photios ausspielen kann, dann doch ratsam erscheint, bei der editorischen Entscheidung von Bidez zu bleiben und die zu rekonstruierende Lukianos-Vita nur als mögliche Quelle und nicht als Textzeugen für Philostorgios zu behandeln, muss man die Eventualität berücksichtigen, dass die Passagen zum Leben des heiligen Lukianos bei Symeon Metaphrastes, in BHG 365 und in der Suda aus Philostorgios schöpfen und ein früher Entstehungstermin der Lukianos-Vita (noch vor Philostorgios) nicht anzunehmen ist. Wenn dem so wäre, hätte Philostorgios selbst eine Lukianos-Vita komponiert und als eine Art großen Exkurses in sein Geschichtswerk eingebaut. Das ist durchaus im Bereich des Möglichen, insbesondere wenn man an die ähnlich umfangreiche Darstellung des Wirkens des Babylas im siebten Buch denkt. 5. Eine Apokalypse des fünften Jahrhunderts? Bidez hat angenommen, dass Philostorgios in seinen Passagen, in denen endzeitliche Bedrohungen des römischen Reiches geschildert werden, einen bereits existierenden apokalyptischen Text benutzt hat1. Ohne sich hinsichtlich des Verwandtschaftsgrades dabei genau festzulegen, verweist er auf Gemeinsamkeiten zwischen Philostorgios und einer anonymen Apokalypse. Diese Apokalypse ist einerseits Bestandteil des sogenannten Testamentum Domini Jesu Christi (ohne ursprünglich dazu zu gehören), andererseits in vollständigerer Form im Cod. Add. 2918 in der Universitätsbibliothek Cambridge erhalten2. Neben diesen beiden syrischen Bearbeitungen einer griechischen Vorlage gibt es noch eine lateinische Bearbeitung, die als Fragment erhalten geblieben ist3. Die Apokalypse enthält zahlreiche Hinweise auf Katastrophen, kriegerische Einfälle etc., die nach Arendzen und Bidez nur zu den von Philostorgios beschriebenen Verhältnissen um 400 passen können. In den von der Apokalypse beschriebenen Kinderkaisern des Ostens wollte Arendzen etwa Arcadius und Theodosius II. sehen, während der König des Westens, der über zahlreiche barbarische Völker herrsche, nur Alarich sein könne. Bidez hat auf dem von Arendzen 1

Bidez, Philostorgius, CXV-CXIX. Vgl. zu dem apokalyptischen Teil des (Hg.), The Synodicon in the West Syrian Tradition I, Louvain 1975, 27-31. Das Fragment aus Cambridge wurde herausgegeben von Arendzen, A New Syriac Text. 3 Arendzen, A New Syriac Text, 401 Anm. 2. Publiziert wurde das Fragment in der Sammlung von M. R. James, s. u. S. 69 Anm. 1. 2

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gewiesenen Weg weitere Übereinstimmungen zwischen der apokalyptisierenden Zeitkritik des Philostorgios und der anonymen Apokalypse erkennen wollen, aber auch einige Korrekturen eingefügt, indem etwa im König des Westens nicht Alarich, sondern Athaulf zu erkennen sei, dessen Hochzeit mit Galla Placidia von Philostorgios in der Tat mit Anleihen aus der apokalyptischen Vorstellungswelt beschrieben worden ist1. Wenn man allerdings die Berührungen zwischen der von Arendzen edierten Apokalypse und Philostorgios genau betrachtet, sind die Übereinstimmungen kaum so schlagend, dass Quellenbeziehungen angenommen werden müssen. Viele Details der Apokalypse passen, wie deren Prüfung zeigt, durchaus nicht zu den politischen Konstellationen des fünften Jahrhunderts2. Die lange Serie überfallener Provinzen kann auch mit der in der Reichskrise des dritten Jahrhunderts herrschenden Situation verbunden werden, worauf auch die Charakterisierung der in der Apokalypse beschriebenen Kaiser als Christenverfolger und insbesondere die mutmaßliche Erwähnung von Decius hinzuweisen scheint3. Die Apokalypse Arendzens ist jedenfalls aus dem Bestand der Quellenvorlagen des Philostorgios eher zu streichen4. 6. Die Apologie der Apologie des Eunomios Philostorgios berichtet über die Kontroverse zwischen Eunomios und Basileios von Kaisareia und hier insbesondere über die gegen eine Replik des Basileios gerichtete Apologie der Apologie, deren Lektüre Basileios so traf, dass er unmittelbar danach angeblich verstarb. Im ersten Buch dieser Apologie der Apologie des Eunomios gab es nun umfangreiche erzählende Partien, über die sich Gregorios von Nyssa folgendermaßen äußert: „Was nämlich dürfte auch vergeblicher sein als diese Ausführungen, jedenfalls für einen, der nicht einfache Faktengeschichte schreiben möchte, sondern der jemanden, der dem Lehrsatz der Häresie widerspricht, widerlegen 1

Bidez, Philostorgius, CXVIII zu Philost. 12,4. Bleckmann, Apokalypse und kosmische Katastrophen, 18 f. 3 Vgl. zu Dexius/Decius M. R. James (Hg.), Apocrypha Anecdota. A Collection of Thirteen Apocryphal Books and Fragments. Now first edited from Manuscripts, Cambridge 1893, 154. 4 Zur genauen Analyse der Beziehungen Arendzen s. Bleckmann, Apokalypse und kosmische Katastrophen, 15-20. Marasco, Filostorgio, 222-224 geht davon aus, dass die Berührungen mit der Apokalypse des Testamentum Domini Jesu Christi sich daraus erklären, dass Philost. und Apokalypse von den gleichen Ereignissen ausgehen. 2

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will?“1 Behandelt wurden in diesen geschichtsähnlichen Ausführungen die kirchenpolitischen Ereignisse von 358 bis 3602. In einem Rückblick im Zusammenhang mit dem Konzil von Ankyra 358 kamen dabei unter anderem das Verhältnis zwischen Constantius II. und Gallus und weitere Aspekte der Gallus-Affäre zur Sprache: „Wenn ich das alles sagen würde, (...) wird dann nicht der Eindruck entstehen, dass ich selbst Anteil habe an der Schwäche vergeblichen Eifers, wenn ich nämlich wortwörtlich der Geschwätzigkeit folgte und die Einzelheiten nachprüfte, welche Leute er ‚Sklaven, die in die Freiheit entlassen sind,‘ nennt (...) und was bei ihm ‚Montius und Gallus und Domitianus‘ sollen, die zusätzlich in seine Darlegung eintreten, und was ‚falsche Zeugen‘ und ‚ein zürnender Kaiser‘ und irgendwelche ‚in die Ferne Versetzte‘.“3 Behandelt wurden weiter die Ergebnisse des Konzils von Ankyra, nämlich das phrygische Exil des Aetios und des Eunomios nach 358, wie ein weiteres Zitat, das Gregorios aus der Apologie der Apologie anführt und spöttisch kommentiert, erkennen lässt: „,Und die große Schwere der Plagen und die schwer zu tragenden Leiden und die edle Geduld in den Leiden‘, daß sie ‚Phrygien mit dem Vaterlande vertauschten‘.“ (Übers. Röder)4 Der von Gregorios von Nyssa attackierte „Geschichtsüberblick“, den Eunomios einfügte, bot weiter einen ausführlichen Bericht über die Konfrontation im Konzil von Seleukeia 3595 oder im Konzil von Konstantinopel im Winter 359/360. Die Anhaltspunkte, die die von Gregorios angeführten Zitatfetzen aus der Apologie der Apologie bieten, erlauben die Schlussfolgerung, dass diese Schrift des Eunomios einen Ereigniszusammenhang darstellte, der mit dem von Philostorgios beschriebenen deutlich übereinstimmt. Nach 1

Gr. Nyss. Eun. 1,29: τί γὰρ ἂν καὶ γένοιτο τούτων ματαιότερον τῶν διηγημάτων τῷ γε μὴ ψιλὴν ἱϲτορίαν διηγήϲαϲθαι βουλομένῳ, ἀλλὰ διελέγξαι τὸν ἀντειπόντα τῷ τῆϲ αἱρέϲεωϲ. (Die Übersetzung weicht hier von der eingesehenen Übersetzung Röders ab.) 2 Vgl. dazu Vaggione, Eunomius. The Extant Works, 99-104. 3 Gr. Nyss. Eun. 1,28: εἰ ταῦτα λέγοιμι πάντα, ἆρ’ οὐχὶ (…) καὶ αὐτὸϲ ϲυμμετεϲχηκέναι δόξω τοῦ περὶ τὴν ματαίαν ϲπουδὴν ἀρρωϲτήματοϲ, ἑπόμενοϲ κατ’ ἴχνοϲ τῇ φλυαρίᾳ καὶ τὰ καθ’ ἕκαϲτον ἐξετάζων, τίναϲ φηϲὶ δούλουϲ εἰϲ ἐλευθερίαν ἀφιεμένουϲ (…) καὶ τί βούλονται Μόντιοϲ καὶ Γάλλοϲ καὶ Δομετιανὸϲ ἐπειϲιόντεϲ τῷ λόγῳ καὶ μάρτυρεϲ ψευδεῖϲ καὶ βαϲιλεὺϲ ὀργιζόμενοϲ καὶ εἰϲ ὑπερορίαν τινὲϲ μεθιϲτάμενοι. 4 Gr. Nyss. Eun. 1,33: καὶ ἡ πολλὴ βαρύτηϲ τῶν ἄθλων καὶ τὰ δυϲβάϲτακτα πάθη καὶ ἡ γενναία τῶν παθημάτων ὑπομονή, τὸ Φρυγίαν αὐτοὺϲ ἀντὶ τῆϲ ἐνεγκούϲηϲ ἀλλάξαϲθαι. 5 Vgl. zu Gr. Nyss. Eun. 1,63 Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 210.

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Philostorgios wurde nämlich gemeinsam mit Theophilos und Eudoxios auch Aetios von Basileios von Ankyra um 358 verurteilt, wobei dies mit der angeblichen Verwicklung in Putschpläne des Gallus begründet wurde1. Philostorgios beschreibt weiter, wie Aetios nach Pepuza und wenig später auch Eunomios nach Midaion ins Exil geschickt wurde2. Einen besonders eingehenden Bericht bot er dann über das Auftreten des Aetios, des (in dieser Zeit noch heterousisch gesonnenen) Eudoxios und des Eunomios bei den Konzilien von Seleukeia und Konstantinopel3. Es liegt daher nahe, die „Apologie der Apologie“ mit ihrem historischen Abriss zu den Quellen des Philostorgios zu zählen.

V. Profangeschichtliches Material und profane Quellen 1. Vorbemerkungen Die Fortsetzer der Kirchengeschichte Eusebs beschreiben eine Zeit, in der nach dem Übertritt der Kaiser zur christlichen Religion kirchliche und profane Sphäre nicht mehr scharf voneinander geschieden werden können. Gleichwohl ist unter allen Kirchenhistorikern Philostorgios in der Berücksichtigung der militärischen und politischen Geschichte dieser Zeit am weitesten gegangen. Die letzten beiden Bücher des Philostorgios behandelten, vom Fall des Eunomianers Lukianos abgesehen, sogar ausschließlich Profangeschichte, soweit das Exzerpt des Photios hier einen zutreffenden Eindruck vermittelt. Die Informationen, die Philostorgios bietet, glänzen durch auffällig viele prosopographische Details und finden oft eine Bestätigung in profangeschichtlichen Quellen von Ammianus Marcellinus bis hin zu Olympiodoros. Seine Angaben sind aber ebenso oft auch singulärer Natur. Folgende Beispiele mögen genügen: Die Gründung Konstantinopels (Philost. 2,9 und 9a); die ehebrecherische Beziehung Faustas zu einem cursor (2,4 und 4a,6); die besondere Rolle der angeblichen Augusta Constantina unter Vetranio und Gallus (3,22,3 und 28,4); die Tatsache, dass Montius und Datianus patricii waren (3,26a,7 und 8,8,4); das besondere Itinerar Julians durch Kleinasien nach Syrien (7,4c,5 f.); die 1

Philost. 4,8,1-3. Philost. 4,8,4 f. Für problematisch halte ich es dagegen, Gr. Nyss. Eun. 1,72 mit der Schilderung des Philost. über das Exil des Aetios in Amblada zu erklären, s. dazu den Kommentar zu Philost. 5,2. 3 Vgl. Philost. 4,11 und 12. 2

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Rolle des Merobaudes im Bestattungszug Julians (8,1,2); die Existenz eines zweiten Sohnes des Kaisers Jovian (8,8,1); die Angaben über die Beteiligung wichtiger Würdenträger bei der Erhebung Valentinians (8,8,4); die Besonderheiten der Niederschlagung der Usurpation Prokops (9,5); die Tatsache, dass Arbogast wegen seiner barbarischen Abstammung nicht selbst Kaiser werden konnte (11,2,1); das öffentliche Auftreten des Rufinus und der Kontrast zur Erscheinung des Arcadius (11,3,4); die detailliert beschriebene Eroberung Roms durch Alarich und die (übertrieben gezeichnete) Rolle, die hierbei Sarus für den Zug Alarichs spielt (12,3); der Feldzug Ardaburs und Aspars gegen den Usurpator Johannes im Jahre 425 (12,13,2-7). Die Gewährsleute für seine besonderen Informationen nennt Philostorgios in der Regel nicht. Auf eine Ausnahme, nämlich auf eine explizite Polemik gegen Eunapios könnte aber das von Bidez unter den „Fragments nouveaux de Philostorge“ aufgenommene Zitat aus der Suda schließen lassen1. Eunapios wurde zwar von Philostorgios heftig kritisiert, gleichzeitig aber wohl ausgiebig als Quelle benutzt. Die Darstellung der Verwandtenmorde Konstantins folgt jedenfalls in den Details einer durchaus konstantinfeindlichen Quelle in der Art des Eunapios, auch wenn Philostorgios diese Vorlage durch Varianten zu entkräften sucht, die das Verhalten Konstantins erklärlich erscheinen lassen sollen2. Dass Philostorgios den Olympiodoros explizit erwähnt und gegen ihn polemisiert hat, ist dagegen wohl nicht anzunehmen3. Nur einer Detailfrage gelten dagegen Zitate aus Cassius Dio oder Phlegon von Tralleis, die für die von Philostorgios behandelte historische Phase ohnehin nicht einschlägig waren. Welche Art profangeschichtlicher Quellen Philostorgios für die Geschichte des vierten und fünften Jahrhunderts benutzt hat, ist letztlich nur durch den Vergleich zwischen ihm und den mehr oder weniger erhalten gebliebenen profangeschichtlichen Erzählungen auszumachen, wie Eunapios-Zosimos, Ammianus Marcellinus, den Chronisten des fünften Jahrhunderts oder Olympiodoros. 1

Vgl. Philost. **2,4c (= Suda, Art. Konstantinos, der große Kaiser): „Über ihn hat Eunapios (fr. 9,1 Blockley) Unsinn geschrieben, und aus Respekt vor dem Mann habe ich diese Dinge übergangen.“ Wenn es sich um ein Fragment des Philost. handelt, gehört es in die Auseinandersetzung um die Verwandtenmorde v veaux, 413 f. 2 Vgl. dazu den Kommentar zu Philost. 2,4; 4a und 4b. 3 Zur verunglückten Angabe des Photios über Olympiodoros-Olympius s. den Kommentar zu Philost. 12,1,2.

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2. Eunapios Dass Philostorgios gegen Eunapios polemisierte und seinen Namen nannte, scheint, wie gerade gezeigt, wahrscheinlich1. Enge Berührungen mit Eunapios lassen sich für die gesamte profangeschichtliche Erzählung bis Stilicho feststellen, wobei sich Philostorgios zumindest an einer Stelle eine auffällige, zur Heidenapologetik nicht passende heidenfreundliche Tendenz zu eigen macht2. Davon dass alle profangeschichtlichen Passagen Philostorgs Eunapios folgen und dass Eunapios gewissermaßen die Hauptquelle des Philostorgios darstellt, kann allerdings keine Rede sein3. In Grundzügen wird dies durch eine Liste der Parallelen, wie sie vor allem von Bidez im Apparat angedeutet werden, deutlich, wobei die genauere Analyse jeweils im Kommentar zu den fraglichen Philostorgios-Passagen erfolgen soll: Eunap. VS 6,3,8 f. p. 22 Giangrande (vgl. in Teilen fr. 9,2 und 20,2 Blockley) / Philost. 3,1a,1 f.: Ähnlichkeiten in den Angaben über die Territorialaufteilung von 3374. Eunap. fr. 24,3 f. und 26 Müller = 28,4-6 Blockley / Philost. 7,15,4: Beide Male wird jeweils die besondere Bedeutung des Helios für Julian betont, aber nur bei Philostorgios findet sich das besondere Detail, dass Helios für den Tod Julians verantwortlich gemacht wird, während Eunapios eine Art Himmelfahrt Julians erwähnt.

1

S. o. S. 72. Dies gilt für das günstige Urteil über den heidnischen Goten Fravitta, vgl. Philost. 11,8,9; Eunap. fr. 60 Müller = 59 Blockley mit Zos. 4,56,1. 3 Sehr weit geht hier Jeep, Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern, 56-73. Die gegenüber Stilicho feindliche Einstellung teilt Philost. allerdings mit fast allen spätantiken Autoren. Aus Eunapios nach Jeep, 59 weiter Philost. 11,8,4-10 (Tribigild und Gainas wegen Parallele bei Zos. 5,13 ff. und einiger Fragmente des Eunapios), hierzu allerdings u. S. 79; Philost. 11,6 („wo die Heirath des Arkadius, durch Eutropius heimlich von Rufinus veranstaltet, und des letzteren Ende geschildert ist, im Einklang mit Zosimos, nur dass Philostorgios über einige Einzelheiten der Ereignisse die erwünschtesten Aufschlüsse bewahrt hat, die von Zosimos übergangen sind.“ Ferner: „Auch Phil. XI, 4 steht im Einklang mit Zosim. V, 17,6.“). Schließlich sieht Jeep eine Parallele zwischen Philost. 9,19,1 und Zos. 4,33 (siegreicher Einzug des Theodosius in Konstantinopel). Gegen Jeep haben Batiffol und Mendelssohn Stellung ge CXXXVIII, der eine Zwischenposition zwischen diesen beiden Extremen, der dauernden Benutzung von Eunapios auf der einen Seite und der Nichtbenutzung auf der anderen Seite, einnimmt. 4 Zur genauen Analyse vgl. den Kommentar zu Philost. 3,1a,1 f. 2

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Eunap. fr. 27 Müller = 27,7 Blockley / Philost. 7,15,1: Die Orakel, die Julian den Sieg im Kampf gegen die Perser ankündigen, werden im Eunapios-Fragment in Ktesiphon verortet, bei Philostorgios geht es hingegen um Orakel, die vor dem Aufbruch zum Perserkrieg gegeben werden. Eunap. fr. 31 Müller = 34,3 Blockley / Philost. 9,5,1: Prokop, Verwandter Julians. Eunap. fr. 32 Müller = 34,5 Blockley / Philost. 9,5,4: Bei Eunapios greift Valens den Prokop in Phrygien an. Im erhaltenen Bericht des Philostorgios wird diese zutreffende geographische Präzision nicht geboten. Eunap. fr. 33 und 34 Müller = 34,4 und 34,8 Blockley / Philost. 9,5: Im Unterschied zu Eunapios wird der wohltätige Einfluss des Arbitio bei Philostorgios nicht hervorgehoben, ferner auch die Rolle des Hormisdas nicht erwähnt. Eunap. fr. 38-40 Müller = 39,9; 39,7 f.; 39,4-6 Blockley / Philost. 9,15: Die Nachrichten über den Theodoros-Prozess sind bei Eunapios viel ausführlicher, insbesondere was die Namen der Angeklagten, aber auch des für den Prozess Verantwortlichen betrifft. Der Theodoros-Prozess war Bestandteil einer sehr breiten Erzähltradition1. Eunap. fr. 41-43 Müller = 41,1 f.; 42 Blockley / Philost. 9,17,1-4: Über den Hunnensturm und den Übertritt der Goten auf römisches Gebiet unter Valens berichtet wieder eine breite historiographische Tradition. Die geographischen Details über den Ursprung der Hunnen fehlen bei Eunapios. Dafür fehlt bei Philostorgios der Hinweis auf das Versagen der römischen Verwaltung bei der Aufnahme der Terwingen. Zum Problem des bei Müller nicht direkt Eunapios zugewiesenen Fragments Jo. Ant. fr. 187 Müller (= 280 Roberto) = Eunap. fr. 58,2 Blockley und den Entsprechungen bei Philost. 11,1 f. vgl. den historischen Kommentar zu Philost. 11,1,5. Im Apparat wird von Bidez neben Johannes Antiochenus, wie so oft, eine ganze Reihe von Parallelquellen angeführt, so dass der genaue Bezug zu Philostorgios und zur Frage der Benutzung des Eunapios als Quelle offen bleibt. Eunap. fr. 62 f. Müller = 62,1 f. 2 Blockley / Philost. 11,3,1-4: zu Rufinus und Arcadius. Bei der Charakterisierung des Rufinus hätte im Apparat von Bidez eher auf fr. 66 Müller = 65,1 Blockley (Männlichkeit des RufiEunap. fr. 65 Müller = 64,2 und 3 Blockley / Philost. 12,2,1: Die Angaben bei Eunapios über den Einfall Alarichs nach Griechenland waren we1

S. den Kommentar zu Philost. 9,15.

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sentlich genauer als die des Philostorgios. Philostorgios bezeugt, was die Einnahme Athens durch Alarich betrifft, das genaue Gegenteil von Eunapios. Eunap. fr. 66 Müller = 65,1 Blockley / Philost. 11,4: Bei der Charakterisierung des Eunuchen Eutropius finden sich keine spezifischen Berührungspunkte zwischen dem Eunapios-Fragment und Philostorgios. Philostorgios geht dabei vom bekannten Thema aus, dass ein Eunuch als patricius und parens ausgegeben wird. Eunap. fr. 75,6 Müller = 67,10 Blockley / Philost. 11,8,4-9: Gainas setzt sich von Anfang mit Tribigild ins Einvernehmen, während bei Philostorgios der Verrat des Gainas später stattfindet. Eunap. fr. 79 Müller = 67,12 f. Blockley / Philost. 11,8,7: Bei beiden wird über die Vertreibung des Gainas aus Konstantinopel berichtet, ein Detail, das so unspezifisch ist und so sehr zu jedem Bericht über Gainas in Konstantinopel gehört, dass die Provenienz der Information des Philostorgios aus Eunapios auch hier wieder nicht gesichert erscheint. Eunap. fr. 80 und 82 Müller = 69,2 und 4 f. Blockley / Philost. 11,8,9: Bei der Darstellung von Religion und Ethnie des Fravittas sind die Berührungen zwischen Eunapios und Philostorgios unbestreitbar. Eunap. fr. 86 Müller = 71,4 Blockley / Philost. 11,8,11 f.: Attacke der Isaurier. Bei Eunapios geht es nur um eine Episode zum Überfall auf Pamphylien. Bei Philostorgios ist Pamphylien eine von vielen aufgezählten Provinzen. Ein eindeutiges Abhängigkeitsverhältnis lässt sich nicht erkennen. Die Musterung der von Bidez im Apparat hervorgehobenen Parallelen zwischen Philostorgios und Eunapios ergibt, dass sich die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Quellen oft nur auf die Wiedergabe ähnlicher, eher allgemeiner Fakten beschränken. Bisweilen hat man auch den Eindruck, dass Philostorgios eine polemische Gegenversion gebildet hat, dass Eunapios also eher als Inspiration verwendet wird, aber für die sachlichen Informationen gerade nicht als Quelle dient. Eunapios gehört ohne Zweifel zu den von Philostorgios benutzten Quellen. Dass dieser Autor allerdings die profangeschichtliche Hauptquelle des Philostorgios gewesen sei, ist nicht anzunehmen. Bestätigt wird diese Vermutung, wenn man das Verhältnis zwischen Philostorgios und Zosimos beachtet. Wenn Eunapios wirklich im Sinne von Jeep die profangeschichtliche Hauptquelle des Philostorgios wäre, müssten zahlreiche Übereinstimmungen zwischen Zosimos, dessen Haupt-

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quelle eben Eunapios ist, und Philostorgios auffallen. In einigen (von Jeep nicht diskutierten) Passagen schließen freilich inhaltliche Unterschiede zwischen Zosimos und Philostorgios geradezu die Benutzung des Eunapios aus, es sei denn, man erkennt in der Version des Philostorgios wieder bewusst gegen Eunapios gerichtete Varianten1. Eine Musterung von durch den Testimonienapparat erschließbaren Parallelen zwischen Zosimos und Philostorgios2 zeigt ein wenig eindeutiges Bild, das dem entspricht, das man aus dem Vergleich zwischen den Eunapios-Fragmenten und Philostorgios gewinnt. Für die Diskussion der Einzelheiten ist dabei wieder auf den Kommentar der jeweiligen Philostorgios-Passagen zu verweisen. Die folgende Liste nennt nur Stichpunkte zur Frage der Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Zos. 2,8-9,1 / Philost. 1,5 und 5a: Flucht Konstantins zu seinem Vater und Verstümmelung der Postpferde, um die Verfolger abzuhängen: Diese Geschichte ist zwar in einer breiten Tradition bezeugt, spezifische Übereinstimmungen zwischen Zos. 2,8,3 und der Erzählung von BHG 365 (Philost. 1,5a) sind gleichwohl nicht zu leugnen und zeigen, dass in diesem Punkt eine partielle Benutzung Eunaps durch Philostorgios nicht ausgeschlossen ist. Zos. 2,29 / Philost. 2,4-4b: Fausta und Crispus von Konstantin getötet: Philostorgios polemisiert in diesem Zusammenhang explizit gegen Eunapios und korrigiert anscheinend dessen konstantinfeindliche Erzählung3. Zos. 2,30 / Philost. 2,9a,2 f.: Lage von Konstantinopel. Zos. 2,30-32 / Philost. 2,9a,9: Versorgung von Konstantinopel4. Zos. 2,41 / Philost. 3,1 und 1a: Verteilung der Gebiete unter die Söhne Konstantins: Diese Verteilung wird nicht nur bei Zosimos und Philostorgios, sondern in einer sehr breiten Tradition detailliert dargestellt, die auf eine gemeinsame, schon lange vor Eunapios entstandene Grundquelle zurückgeht. Zos. 2,42 / Philost. 3,22a,1: „Abartige“ erotische Neigungen des Constans: Die Homosexualität Constans’ wird bereits von Julian selbst hervor1

Dies gilt etwa für den Bericht über das Ende Julians. Nach Zos. 3,29,1 wird Julian von einem Schwert getroffen, nach Philost. 7,15,2 dagegen von einem Speer. Bei Zos. 5,6,1-3 wird Athen von Alarich nicht verwüstet, vgl. dagegen Philost. 12,2,1. 2 3

S. o. S. 72. Viele auch für den Profanhistoriker interessante Details in der Darstellung der Neugründung Konstantinopels, etwa der Name „Alma Roma“, haben bei Zosimos keine Parallele. 4

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gehoben und ist ebenfalls in einer breiten, zumindest partiell von Eunapios unabhängigen Tradition bezeugt. Zos. 2,44 / Philost. 3,22,4 f.: Vetranio abgesetzt und nach Bithynien geschickt: Die Unterschiede im Detail, die zwischen den beiden relativ ausführlichen Berichten auffallen, schließen die Rückführung auf eine gemeinsame Quelle aus. Zos. 2,45,1 / Philost. 3,25: Gallus als Caesar in den Osten geschickt: Darüber wird ebenfalls in einer breiten Tradition berichtet. Bei Zosimos und Philostorgios werden dabei beispielsweise die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Gallus und Constantius II. in abweichender Form zur Sprache gebracht1. Zos. 2,53,3 / Philost. 3,26,4 f.: Selbstmord des Magnentius: Tötung des Bruders und Selbstmord werden bei Philostorgios breiter beschrieben. Die auswegslose Situation wird nur bei Zosimos festgehalten. Zos. 2,55,1 / Philost. 3,28,1 und 28a,3: Vorwürfe gegen Gallus: Der Inhalt ist verschieden. Nur bei Zosimos bereitet Gallus einen Putsch vor. Zos. 3,1,1 / Philost. 3,28a,1: Perser unterbrechen ihre Attacken und halten Ruhe: Hier gibt es eine auffällige Ähnlichkeit. Zos. 3,9-11 / Philost. 6,5a: Erhebung Julians, Vormarsch des Constantius II. in den Westen, Eroberungen Julians: Die Berührungen sind sehr allgemein. Zos. 3,11,3 f. / Philost. 7,4c,5 f.: Reise Julians von Konstantinopel nach Antiocheia: Hier gibt es, insbesondere was die Stationen des Itinerars betrifft, keine Gemeinsamkeiten. Zos. 3,29,1 / Philost. 7,15,3: Julian wird auf einem Schild ins Zelt gebracht: Ähnliche Details werden auch bei Libanios oder Ammianus Marcellinus berichtet. Zos. 3,30-32 / Philost. 8,1: Erhebung Jovians, Vertrag Jovians mit den Persern, Rückführung der Leiche Julians: Hier sind keine spezifischen Berührungen zu erkennen. Das gilt auch für die folgenden drei in der Liste aufgeführten Punkte. Zos. 3,35,3 / Philost. 8,8,2 f.: Tod Jovians. Zos. 3,36 / Philost. 8,8,4: Erhebung Valentinians I. Zos. 4,1,2 / Philost. 8,8,5: Erhebung des Valens durch seinen Bruder. Zos. 4,4-9 / Philost. 9,5: auf die Verwandtschaft Prokops mit Julian. Völlig abweichend ist jedoch 1

Bei Zosimos ist Gallus einfach der „Sohn des Onkels“. Philost. ist umständlicher: Gallus ist Cousin des Constantius, weil der Vater Bruder Konstantins des Großen ist.

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die Beschreibung des Verhältnisses zwischen Prokop und Jovian. Insgesamt besteht eine größere Ähnlichkeit des Philostorgios mit Ammianus Marcellinus als mit Zosimos1. Zos. 4,10,3 / Philost. 9,7: Valens in Marcianopolis. Zos. 4,10,4 / Philost. 9,8,1: Präfekt Auxonius (in abweichenden Zusammenhängen erwähnt)2. Zos. 4,11,4 / Philost. 9,11: Modestus, Nachfolger des Auxonius. Zos. 4,13-15 / Philost. 9,15: Das Theodoros-Orakel und die sich anschließenden Verfolgungen sind wieder in einer breiten, keineswegs exklusiv auf Eunapios zurückgreifenden Tradition bezeugt. Zos. 4,19 / Philost. 9,16: Erhebung Valentinians II.: Das spätere Einverständnis Gratians wird von Zosimos nicht erwähnt, während umgekehrt Philostorgios von einer regulären Reichsteilung nichts weiß. Zos. 4,20-24 / Philost. 9,17,1-4: Die Überquerung der Donau durch die Skythen (Goten) gehörte zu den wichtigsten Tatsachen der Reichsgeschichte der ausgehenden 370er Jahre. Im Detail sind die Berichte zur Vorgeschichte von Adrianopel nicht vereinbar. Bei Philostorgios sind die Goten zunächst maßvoll und wenden sich dann zur Plünderung. Bei Zos. 4,20,7 plündern sie sofort. Zos. 4,24 / Philost. 9,19,1: Erste Erfolge des Theodosius I. bei Sirmium. Zos. 4,35,2 / Philost. 10,5: Ermordung Gratians durch Maximus: Auch hier besteht die Verbindung zwischen den beiden Quellen nur darin, dass ein allgemein relevantes Faktum der Reichsgeschichte berichtet wird. Zos. 4,43 / Philost. 10,7: Aelia Flacilla, Gemahlin des Theodosius I., verstorben: Die Verschreibung Placilla (bei Zos.) und Placidia (bei Philost.) ist in einer breiten spätgriechischen Tradition belegt. Zos. 4,42,1 / Philost. 10,8,1: Hier gibt es ein gemeinsam gebrauchtes Verb, nämlich διενοεῖτο, wobei das beabsichtigte Ziel etwas variiert ausgedrückt wird: Bei Zosimos beabsichtigt Maximus lediglich, den Valentinian II. von der Kaiserherrschaft abzusetzen, bei Philostorgios dagegen, auch die Kaiserherrschaft des Valentinian II. anzunehmen. Hier ist gleichwohl ein Verwandtschaftsverhältnis der Passagen anzunehmen. Zos. 4,43 f. / Philost. 10,7: Galla und Theodosius I.: Hier sind grundlen.1 1 2

So auch Paschoud, Zosime II 2, 341. Diese Parallelen werden von Bidez nicht verzeichnet.

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Zos. 4,50 (vgl. 4,33,1) / Philost. 11,2,5: Tryphe des Theodosius I.: Hier ist eine wirkliche Verwandtschaft zu erkennen, die darauf hinweist, dass sich Philostorgios der Anwürfe der paganen Historiographie bedient hat. Zos. 4,53-58 / Philost. 11,2,1-3: Arbogast und die Erhebung des Eugenius: Zu den komplexen Beziehungen ist auf den Kommentar zu verweisen. Grundsätzlich unterscheiden sich beide Quellen in ihren Angaben zum zeitlichen Verhältnis zwischen dem Tod des Valentinian II. und der Auswahl des Eugenius zum Kaiserkandidaten. Zos. 4,58,1 und 59,1 / Philost. 11,2,2: Honorius verbleibt 394 bei Philostorgios in Konstantinopel und wird erst später in den Westen geholt, bei Zosimos begleitet er den Theodosius I. von Anfang an.2 Zos. 5,1 / Philost. 11,3,1-3: Arcadius und Honorius in ihrem Verhältnis zu Stilicho und Rufinus. Zos. 5,7,3 / Philost. 11,3,3: Stilicho gibt den Auftrag, Rufinus zu beseitigen: Zum Vergleich der beiden komplizierten, aber keineswegs deckungsgleichen Erzählungen siehe den Kommentar. Zos. 5,9,2 und 17,4 / Philost. 11,4: Würden des Eutropius (praepositus sacri cubiculi, Konsul, patricius): Auch hier handelt es sich um allgemein verbreitete Informationen. Zos. 5,13-22 / Philost. 11,8,4-10: Tribigild und Gainas: Beide Quellen bieten eine komplizierte, aber keineswegs deckungsgleiche Erzählung. Zos. 5,25 / Philost. 11,8,11 f.: Angriffe der Isaurier: Wenig spezifische Berührungen. In der Bilanz zeigt sich, dass die meisten Vermerke von Zosimos-Passagen im Apparat der Bidez-Ausgabe nur auf mehr oder weniger große Berührungen inhaltlicher Art verweisen, die sich meistens daraus ergeben, dass ähnliche allgemeine Fakten zur Kaisergeschichte berichtet werden. Nur in einigen Fällen – etwa im Falle der Anfänge Konstantins oder der Tryphe des Theodosius I. – ist eine echte Verwandtschaft, die durch den Rückgriff auf eine gemeinsame Quelle zu erklären ist, nicht abzustreiten. Insgesamt stellt aber diese gemeinsame Quelle (Eunapios) nicht das Grundgerüst der profangeschichtlichen Erzählung des Philostorgios dar. 3. Ammianus Marcellinus oder eine Quelle des Ammianus Marcellinus? zu Ammianus Marcellinus. Dies gilt etwa für die lange Erzählung vom 1 2

Vgl. im Zusammenhang mit Philost. 10,8 den Kommentar zu 10,7. Bidez nennt nur Zos. 4,59,1.

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Ende des Gallus, und zwar von der Hinrichtung des Domitianus und des Montius bis hin zu den getrennt voneinander stattfindenden Reisen der Constantina und des Gallus in den Westen (Philost. 4,1 und 1a; Amm. 14,11,6-23). In genau der gleichen Weise wird innerhalb dieser ähnlichen Erzählung etwa davon berichtet, wie Barbatio in Poetovio auf Gallus trifft und dem Caesar den Purpur abnimmt1. Da trotz dieser engen Parallelen gleichzeitig durchaus sachliche Unterschiede auffallen, insbesondere was die Betonung der Rolle der Constantina betrifft, ist eine (grundsätzlich ohnehin wenig plausible) Übernahme dieser Nachrichten bei Philostorgios aus Ammianus Marcellinus selbst ausgeschlossen. Dies gilt noch deutlicher für die Darstellung der Usurpation Prokops, wo neben engen Übereinstimmungen auch fundamentale sachliche Divergenzen auffallen2. Jeep hat einige der Parallelen auf eine Benutzung Eunaps als gemeinsamer Quelle zurückgeführt3. Beim gegenwärtigen Diskussionsstand ist aber die Benutzung des Eunapios durch Ammianus Marcellinus keinesfalls gesichert4. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ammianus Marcellinus und Philostorgios weisen nur darauf hin, dass beide Autoren Fragmente gemeinsamer profangeschichtlicher Tradition enthalten, die sie in unterschiedlicher Weise in ihr jeweiliges Quellenpatchwork eingefügt haben.

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Vgl. zu den Parallelen zwischen Philost. 4,1,3 und 4,1a,3 und Amm. 14,11,19 f. jeweils den Kommentar zur Philost.-Stelle. 2 Zu den markanten Unterschieden vgl. den Kommentar zu Philost. 9,5. 3 Jeep, Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern, 60 f. verweist auf die Parallelen von Amm. 14,11,6 mit Philost. 4,1,2; Amm. 14,11,19 mit Philost. 4,1,3 (Ankunft in Norikum, Entsendung des Barbatio); Amm. 14,11,20 mit Philost. 4,1,5. Zos. 2,55 gebe davon einen kurzen Auszug (in Wirklichkeit ist die Darstellung des Zosimos sehr weit von derjenigen bei Amm. und Philost. entfernt). Weiter Jeep, 61: „Man möge auch Ammian und Philostorgios über die merkwürdige Geschichte des versuchten Tempelbaues in Jerusalem vergleichen“ (Amm. 23,1,2 f. und Philost. 7,9). Die Betrachtungen Jeeps über die Übereinstimmungen zwischen Philostorgios, Ammianus Marcellinus, Zosimos und Zonaras (Jeep, 62-73) können dagegen übersprungen werden, da sie durch die Forschungsergebnisse Patzigs zur Zwillings- und Leoquelle (s. oben S. 34 Anm. 2) überholt sind. 4 Die Gemeinsamkeiten zwischen Ammianus vielmehr auch durch die gemeinsame Benutzung einer lateinischen Quellenvorlage (Nicomachus Flavianus?) erklären lassen. Zu den bei Cameron, The last pagans of Rome, 626690 dagegen geäußerten Argumenten vgl. F. Paschoud, On a recent book by Alan Cameron: „The last pagans of Rome“, AntTard 20 (2012) 359-388.

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4. Olympiodoros und weitere mögliche Quellen zur Geschichte des Westens Ebenso große Unsicherheit besteht hinsichtlich des Ausmaßes der Benutzung Olympiodors. Zwar könnte in Philost. 12,1 nach dem allerdings sehr problematischen Referat des Photios von Olympiodoros die Rede gewesen sein1 und ist ferner für die letzten Bücher, die in besonderem Maße auf die Ereignisse im westlichen Reichsteil eingehen, die Benutzung eines westlichen oder über westliche Ereignisse gut informierten Autors sicher. Aber die Übereinstimmungen mit den Olympiodoros-Fragmenten sind nicht groß genug, um als diesen Autor Olympiodoros selbst auszumachen. Die Zuweisung ganzer Philostorgios-Passagen an Olympiodoros, ohne dass in den erhaltenen Olympiodoros-Fragmenten sowie bei Zosimos und Sozomenos echte inhaltliche und spezifische Parallelen enthalten sind, ist auf jeden Fall problematisch2. Bisweilen zeigen sich, wie im Kommentar dann ausführlicher dargelegt wird, deutliche inhaltliche Unterschiede, vor allem, wenn man beim Vergleich zwischen Philostorgios und Olympiodoros nicht nur die Olympiodoros-Fragmente aus Photios, sondern auch die aus Olympiodoros abgeleitete Tradition bei Sozomenos und Zosimos berücksichtigt. Einige Beispiele inhaltlicher Differenzen mögen zur Illustrierung dieses Sachverhalts genügen: 1. Hochverräterische Rolle des Stilicho: Philost. 12,2,2 f. versus Zos. 5,34. 2. Wahl des Attalus durch die Römer: Philost. 12,3,4 versus Zos. 6,7,1 und Soz. 9,81.

1

Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Photios die Darstellung Olympiodors mit derjenigen des Philost. verglich und dass dies im Philost.-Exzerpt in unglücklicher Weise kontaminiert worden ist, s. den Kommentar zu Philost. 12,1,2. 2 Vgl. aber hier wieder Jeep, Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern, 73-81. S. auch die Olympiodoros-Ausgabe von Blockley, The fragmentary classicising historians 2, 152-208. Clover, Olympiodorus, 136 f. führt neben Philost. 12,1,2 (hierzu s. aber den Kommentar zur Passage) folgende Gemeinsamkeiten auf: Olymp. fr. 1,3 Müller = Philost. 12,3,4: Alarich lässt Attalus zum Kaiser wählen; Soz. 9,9,1: Attalus war Hellene (aber bei Sozomenos wird Attalus getauft, wofür es bei Philost. keine Hinweise gibt); Olymp. fr. 1,4 Müller; Zos. 5,40,1 = Philost. 12,3,5: Roms; Olymp. fr. 1,13 Müller = Philost. 12,3,5: Marsch des Attalus gegen Ravenna; Olymp. fr. 1,13 Müller = Philost. 12,5,2: Verstümmelung des Attalus. Die Parallelen finden sich teilweise auch in anderen Quellen, teils sind deutliche Unterschiede festzuhalten. Es ist auf die Diskussion der Einzelpassagen im Kommentar zu verweisen.

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3. Verhandlungen zwischen Attalus und Honorius: Philost. 12,3,5 versus Olymp. fr. 1,13 Müller und Soz. 9,8,1. 4. Rettung des in Ravenna belagerten Honorius: Philost. 12,3,6 versus Zos. 6,8,2-13; 10,2 und 11,1; Soz. 9,8,6. 5. Rolle des Sarus: Philost. 12,3,6 f. versus Olymp. fr. 1,3 Müller, Zos. 6,2,3 und weitere Passagen. 6. Ort der ersten Absetzung des Attalus: Philost. 12,3,6 versus Olymp. fr. 1,3 Müller; Zos. 6,2,3. 7. Erhebung des Sebastianus: Philost. 12,6 versus Olymp. fr. 1,19 Müller. 8. Gotenfoedus von 416: Philost. 12,4,3 versus Olymp. fr. 1,13 Müller. Philostorgios kann in einigen Fällen durchaus Olympiodoros benutzt, gleichzeitig aber gegen ihn polemisiert und seine Aussagen dann auch inhaltlich abgewandelt haben1. Da zum einen die Überlieferung zu Olympiodoros zu fragmentarisch, zum anderen aber der Originalwortlaut von Philostorgios nicht erhalten ist, gestaltet es sich schwierig, ein solches zwischen Entlehnung und Polemik schwankendes Verhältnis schlüssig nachzuweisen. Methodisch gesichert wäre ein Nachweis eigentlich nur dann möglich, wenn es verdächtige wörtliche Anklänge bei gleichzeitiger inhaltlicher Divergenz gibt. Da bei Philostorgios gerade für seine Berichte über die Kirchenpolitik des vierten Jahrhunderts aber wiederholt eine solche Arbeitsweise vermutet werden kann2, ist dies auch für andere Teile seiner Erzählung durchaus nicht unwahrscheinlich. Gleichwohl sind viele der inhaltlichen Divergenzen zwischen Philostorgios und Olympiodoros wohl eher damit zu erklären, dass Philostorgios abweichende Traditionen über die Geschichte des Westens benutzt hat. Zwar ist festzustellen, dass Olympiodoros die wichtigste Quelle gewesen sein dürfte, durch die dem Osten Kenntnisse über die Entwicklungen im Westreich vermittelt worden sind, wie die Benutzung dieses Autors durch Sozomenos und Zosimos beweist. Gleichwohl gab es weitere Traditionen, etwa die in die Chronik des Marcellinus Comes eingegangenen histo1

Das ist die Theorie von Marasco, Filostorgio, 240 f. Dieses Verhältnis nimmt Marasco auch für die schwierige Passage 12,1 an. Dass sem Muster erklärt werden können, habe ich selbst immer wieder vertreten, vgl. zuletzt B. Bleckmann, Fiktion als Geschichte. Neue Studien zum Autor der Hellenika Oxyrhynchia und zur Historiographie des vierten vorchristlichen Jahrhunderts, Göttingen 2006. 2 Vgl. u. S. 89-92.

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rischen Notizen. Auf Ähnlichkeiten zwischen Marcellinus Comes und den Ausführungen des Philostorgios wird im Kommentar wiederholt verwiesen: 1. Philost. 10,7 / Marcell. chron. II p. 62,4: Galla gelangt schon 386 nach Konstantinopel und die Eheschließung mit Theodosius I. findet vor dem Treffen in Thessalonike statt. 2. Philost. 10,9,1 / Marcell. chron. II p. 62,18 f.: Glanz eines Kometen ist mit dem der Venus vergleichbar. 3. Philost. 10,9,2-5 / Marcell. chron. II p. 62,1: Feuersäule von 390. 4. Philost. 11,7,4 / Marcell. chron. II p. 62,16 f.: Überdimensionaler Hagel. (5. Philost. 11,1 f. / Marcell. chron. II p. 63,2: Arbogast tötet erst Valentinian II. und findet dann den Eugenius als Kaiserkandidaten1.) 6. Philost. 11,3,5 / Marcell. chron. II p. 64,22-26: Abgeschnittener Kopf des Rufinus wird von der konstantinopolitaner Bevölkerung verhöhnt. 7. Philost. 11,8,10 / Marcell. chron. II p. 66,29 f.: Kopf des Gainas nach Konstantinopel verbracht. 8. Philost. 12,2,2 / Marcell. chron. II p. 69,14-20: Barbaren von Stilicho zum Einfall angestachelt. 9. Philost. 12,8,5 f. / Marcell. chron. II p. 73,15 f.: Erdbeben von 419. 10. Philost. 12,8,1-4 / Marcell. chron. II p. 74,1-3: Sonnenfinsternis und Komet von 418. 11. Philost. 12,13,6 f. / Marcell. chron. II p. 74,20 f.: Hinterhalt Ardaburs und Aspars. Aufgrund der Selektionsprinzipien in der Chronik des Marcellinus Comes sind die Ähnlichkeiten vor allem in der Darstellung von Naturkatastrophen und Prodigien zu greifen. Gleichwohl muss die gemeinsame Grundquelle von Philostorgios und Marcellinus nicht immer eine Chronik gewesen sein, sondern es kann sich um einen wie auch immer gearteten zeitgeschichtlichen Bericht handeln, der von Marcellinus zusätzlich benutzt wur-

1

Marcellinus Comes deute ich hier in dings angesichts der starken chronistischen Verknappung nicht zwingend ist. Bei EunapiosZosimos (Zos. 4,54,2-4) ist die Reihenfolge anders, vgl. dazu den Kommentar zu Philost. 11,2. Zum mehrmonatigen Abstand zwischen dem Tod Valentinians und der Erhebung des Eugenius s. die Fast. Vind. I chron. I p. 298,516 f.

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de1. Einen Beleg für die Benutzung einer westlichen Quelle bieten die Berührungen des Philostorgios mit Orosius, die etwa in folgenden Fällen zu konstatieren sind: 1. Philost. 11,1 f. / Oros. hist. 7,35,11: Relative Chronologie: Tod des Valentinian II. – Auswahl des Eugenius als Kaiserkandidat. 2. Philost. 11,2,2 f. / Oros. hist. 7,35,16: Details in der Darstellung der Schlacht am Frigidus. 3. Philost. 12,2,2 / Oros. hist. 7,38,3 f.: Stilicho gewährt Barbaren Einlass. 4. Philost. 12,3,6 f. / Oros. hist. 7,37,12: Überbetonung der Rolle des Sarus. 5. Philost. 12,5,1 / Oros. hist. 7,40,1: Rasche Erholung der Bevölkerung Roms. 6. Philost. 12,5,2 f. / Oros. hist. 7,42,9: Verstümmelung und Vorführung des Attalus. Zu verweisen ist auch auf gemeinsame Deutungsperspektiven, die man zwischen Philostorgios und westlichen Traditionen bei der Beurteilung des Honorius finden kann. Auf der einen Seite wird die Legitimität der seit mehreren Generationen herrschenden theodosianischen Dynastie betont2, auf der anderen Seite werden von Philostorgios Tiefpunkte der Dynastiegeschichte wie die Plünderung Roms oder die Vermählung der Galla Placidia mit Athaulf in einem Ton beschrieben, der den kritischen Äußerungen in der Narratio de imperatoribus domus Theodosianae et Valentinianae vergleichbar ist3. Ähnlichkeiten zwischen der westlichen Chronistik und Philostorgios fallen schließlich selbst noch für den Kampf zwischen Theodosius II. und dem Usurpator Johannes auf, wo Prosper Tiro in einer mit Philostorgios vergleichbaren Art und Weise die besondere Rolle des Aetius und seiner hunnischen Hilfstruppen erläutert4. 5. Weitere Quellen Man wird schließlich bei der Beschreibung des profangeschichtlichen Inhalts der Erzählung des Philostorgios zu berücksichtigen haben, dass 1

Marcellinus Comes benutzt aber vor allem daneben Orosius und italische Consularia-Traditionen. 2 Vgl. Oros. hist. 7,34,4 und Philost. 11,2,4 und 12,6. 3 Vgl. dazu den Kommentar zu Philost. 12,4,1 f. 4 Vgl. dazu den Kommentar zu Philost. 12,13,14; Prosp. chron. I p.470,1288.

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nicht alle profangeschichtlich relevanten Passagen zwingend durch die Benutzung von Profanhistorikern zu erklären sind. Sachlich diskutable Angaben wie der Augusta-Titel für Constantina oder die von Ammianus Marcellinus divergierenden Notizen über die Rolle des Florentius in der Usurpation des Prokop könnten auch frei erfunden sein1. In vielen Fällen wird Philostorgios seine Informationen profangeschichtlicher Natur aber auch der von ihm benutzten kirchengeschichtlichen Tradition verdanken, insbesondere dem bereits über die Profangeschichte sehr detailliert berichtenden und eine Chronik dynastisch relevanter Ereignisse benutzenden anonymen homöischen Historiker2. Berührungen mit zahlreichen weiteren Quellen lassen ferner immer wieder die Möglichkeit der Benutzung verlorener Historiker als wahrscheinlich erscheinen3. Eine besondere Situation liegt für die Exkurse vor, für die Philostorgios in ähnlicher Form, wie dies für die Exkurse bei Ammianus Marcellinus zu beobachten ist, einen Quellenbestand verwendet, der von dem für die übrige Geschichtserzählung konsultierten Fundus völlig abweicht. Dass Philostorgios geographische und naturkundliche Quellen verwendet hat, lassen Übereinstimmungen mit der Expositio totius mundi, der Geographie des Kosmas Indikopleustes, dem Periplus des Agatharchides etc. vermuten. Auch hier sind aber die Übereinstimmungen in der Regel nicht von der Art, dass die Benutzung heute noch erhaltener Quellen nachgewiesen werden kann, sondern so, dass die Übereinstimmungen mit anderen erhaltenen Quellen auf die Existenz einer verloren gegangenen gemeinsamen Quellenschicht hinweisen4. Insgesamt gelangt man also, was die Quellen des Philostorgios betrifft, zweifelsohne nur zu einem sehr diffusen Bild. Sicher ist, dass Philostorgios in Konstantinopel über reiche Möglichkeiten verfügte, historisch relvante Informationen zu erlangen und dass daher seine Geschichte für die spätantike Ereignis- und Kirchengeschichte immer auch dann hinzuzu1

Vgl. hierzu den Kommentar zu Philost. 3,26 und zu 9,5,4. Vgl. hierzu oben den Abschnitt IV. über christliche Quellen. 3 Vgl. etwa die Schlussfolgerungen von Bidez, Philostorgius, CXXXVII aus dem Vergleich zwischen Philost. und der 5. Rede des Gregorios von Nazianz: „Dies Beispiel zeigt schlagend, daß es neben Leuten wie Ammian, Eunapius, Oribasius, Ephrem, Eutychianus und den zahlreichen Autoren, deren Werke und über die vielleicht noch keiner von den Modernen je ein Wort gesagt hat; es zeigt weiter, daß Philostorgius selbst auf alte Schriftsteller zurückging und eine umfassende Gelehrsamkeit besaß.“ 4 Zu diesen Quellen vgl. Meyer, BMP, 77-79. 2

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ziehen ist, wenn die Herkunft der Informationen nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden kann.

VI. Geschichte als Argument: Das Ziel der historischen Erzählung des Philostorgios Der von Photios hervorgehobene auffälligste Grundzug der Geschichtsdarstellung des Philostorgios ist ihr tendenziöser, nämlich eunomianischer Charakter. Photios hält das Geschichtswerk nicht für echte Geschichte, sondern für eine tendenziöse, die Häretiker lobende und die Orthodoxen verunglimpfende Schrift1. Zur Charakterisierung des Geschichtswerks des Philostorgios wählt Photios ausgerechnet den Begriff „Enkomion“. Dabei hat sich Philostorgios selbst sehr deutlich in seinem historiographischen Programm gerade von dem Enkomion als Gattung distanziert und diesem Genre, in dem er durchaus selbst etwa in einer verlorenen Biographie des Eunomios geglänzt haben dürfte, die Geschichtsschreibung gegenübergestellt2, die, wie im Widmungsepigramm ausgesagt, „wahre Tatsachen“ zu einem Gewebe verbunden hat. Wie ist nun zwischen dem Selbstbild, das Philostorgios von sich als wahrheitsstrebender, nicht-tendenziöser Historiker hatte, und dem Bild, das Photios von Philostorgios zeichnet, zu vermitteln? Nach Bidez sei der Anspruch des Philostorgios insofern verwirklicht worden, als dass seine Erzählung kritischer und differenzierter gewesen sei als diejenige der orthodoxen Kirchenhistoriker. Dies werde etwa in der weniger schematisch-blockhaften Charakterisierung der Protagonisten dieses Kirchengeschichtswerks deutlich, indem eine Figur wie Eusebios von Nikomedeia mit ihren Widersprüchen, nämlich mit dem inkonsequenten Verhalten, der Palinodie, zur Zeit des Konzils von Nikaia gezeigt werde. Ähnlich differenziert würden Basileios von Ankyra oder Theodosius I. gezeichnet. Auch im Arcadius-Porträt des Philostorgios sieht Bidez den kritischen Geist des wahrheitssuchenden Historikers am Werk, ebenso bei der scharfen, illu1

Vgl. die Einleitung der Epitome des Photios (test. 4,3) sowie Phot. bibl. cod. 40 (test. 3b,1). 2 Philost. 1,1,3. Zum Enkomion des Eunomios s. Philost. 3,21; 3,20 und 21a. Zur Unterscheidung von Geschichtsschreibung und Enkomion bei den Kirchenhistorikern s. Socr. 1,1,1-3: Die panegyrische Überhöhung in der Vita Constantini des Eusebios führt dazu, dass die historische ἀκρίβεια vernachlässigt wird.

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sionslosen Charakterisierung weiterer Bischöfe, wie des „Schurken“ Akakios, des „Wirrkopfes“ Demophilos etc.1 Philostorgios sei, so fährt Bidez bei seinem Lob des vermeintlich objektiv arbeitenden Historikers fort, in der Lage gewesen, bessere Traditionen zu erschließen als die übrigen Kirchenhistoriker. Auch sonst neigt die moderne Forschung wiederholt dazu, bei Philostorgios kostbare Sonderinformationen zu entdecken, die gegenüber den übrigen Kirchenhistorikern gewissermaßen eine authentischere Ebene darstellen. Dies gilt etwa für die bereits von Bidez lobend hervorgehobene Erzählung über die Wahl des Athanasios, die zu „der besten Version“2 passen soll. Von einem Teil der jüngeren Forschung wird aber gerade diese Erzählung als extrem problematisch angesehen3. Bei der Bewertung des „Wahrheitsgehalts“ in der Geschichtsschreibung des Philostorgios war Bidez von postmodernen und narratologischen Relativierungen noch völlig unberührt4. Insbesondere unterschied er nicht zwischen der Ebene der historiographischen Attitüde Philostorgs und derjenigen der Authentizität, die seine Informationen im Vergleich zu den nizänisch orientierten Kirchenhistorikern aufweisen. Was die historiographische Programmatik betrifft, enthält Philostorgios viele Ähnlichkeiten mit Ammianus Marcellinus, der durch differenzierende Gestaltungsmittel sei1

Von Bidez, Philostorgius, CXXXI als Beispiele dafür angeführt, dass man bei Philost. „Wahrheit, Leben und Anschaulichkeit“ findet. Nach heutigem Empfinden würde die Charakterisierung eines Bischofs als „Schurke“ nicht für eine differenziert-wahrheitsgemäße Sicht sprechen. Nach den Maßstäben des frühen 20. Jahrhunderts (erinnert sei insbesondere an die von Eduard Schwartz gelieferten Bilder kirchlicher Hierarchen) sind dagegen solche Bischofscharakterisierungen Zeichen guter und objektiver Geschichtsschreibung. 2 Bidez, Philostorgius, CXXX, der dabei auf Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 192 Anm. 1 (urspr.: ders., Von Nicaea bis zu Konstantins Tod, Gött. Nachr. 1911, 371 Anm. 1) verweist. Schwartz ist allerdings in der Regel gegenüber Philost. skeptisch. In dem von Bidez zitierten Aufsatz verweist er auf Ähnlichkeiten zwischen Philost. 2,11 und Soz. 2,17,4; 2,25,6. Die Berührungen zwischen Philost. und den Aussagen der Gegner des Athanasios verweisen aber nicht zwingend darauf, dass Philost. gut informiert ist, zumal einige Behauptungen bei ihm zusätzlich verschärft werden. S. den Kommentar zu Philost. 2,11. 3 S. dazu im Einzelnen den Kommentar zu Philost. 2,11. 4 Die Kritik von Batiffol, Rez. Bidez, Philostorgius, 67 an der zu positiven Einschätzung des Philostorgios durch Bidez ist aber eher gegen den „pacifisme theologique“: „Le pacificisme théologique de M. Bidez l’a rendu très indulgent à la véracité de Philostorge, je le serais moins, beaucoup moins, non pas que je tienne Philostorge pour un pamphlétaire, mais parce qu’il est, quoi qu’il veuille, tendancieux.“

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nem Geschichtswerk teils den Rang höherer „Wahrhaftigkeit“ verschaffen möchte, teils einem offenkundig auf kompliziert gebrochene Gedankengänge zielenden Zeitgeschmack entspricht. Dazu gehört neben einer subtilen, ständig Widersprüche und Nuancen einbauenden Prosa etwa die eigentümliche Charakterisierung von Personen, bei denen selbst leuchtende Vorbilder wie Julian mit differenzierenden und auch negativen Zügen gezeichnet werden. Ein weiteres Beispiel für die Kunst der Herstellung vermeintlich ausbalancierter Porträts durch den komplexen Zusammenbau einzelner Elemente bietet Aurelius Victor, dessen Kaiserporträts dadurch auch bei an sich positiv gewerteten Herrschern etwas Zwielichtiges erhalten. Für den Quellenwert besagt die wahrheitssuchende Attitüde des historiographischen Genres also wenig. Von Bedeutung ist vielmehr die Frage nach dem Verhältnis des Philostorgios zu den orthodoxen, also nizänischen, Kirchenhistorikern. Die Frage, ob die nizänische Kirchengeschichtsschreibung oder ob Philostorgios näher an der Ereignisebene ist, war für Photios noch einfach zu lösen. Dort, wo Philostorgios einen radikal abweichenden Parallelbericht zu den übrigen Kirchenhistorikern bietet, besteht für den Byzantiner kein Zweifel daran, dass der Bericht der von ihm als orthodox aufgefassten Kirchenschriftsteller der historischen Wirklichkeit entspricht, also „wahr“ ist, während Philostorgios die „Lüge“ repräsentiert. Inzwischen wird jedoch niemand mehr die nizänische Geschichtssicht, wie sie in besonders exaltierter Form bei Rufinus und Theodoretos, in scheinbar gemäßigterer Form bei Sokrates und Sozomenos zu greifen ist, ohne weiteres als objektive Darstellung der Realität anerkennen1. Die beträchtlichen Unterschiede bereits zwischen den nizänischen Autoren an sich, unter denen Sokrates überdies einen Sonderfall darstellt2, erlauben es ohnehin nicht, diese orthodoxe Geschichtssicht als einheitliches Phänomen auszumachen. Bisweilen ergibt sich Einheitlichkeit nur dann, wenn eine gemeinsame Grundquelle vorliegt, wie insbesondere die von Athanasios gebotene und immer wiederholte Erzählung der Ereignisse zwischen dem Konzil von Nikaia und der Regierungszeit Julians. In anderen Fällen zeigen die nizänisch orientierten Geschichtsschreiber und 1

S. dazu auch Ferguson, Past is Prologue. Zu den Parallelen zwischen dem Novatianer Sokrates und Philostorgios s. M. Wallraff, Heterodoxie und Kirchengeschichte. Der Eunomianismus des Philostorgios und der Novatianismus des Sokrates, Orthodoxes Forum 25 (= Festschrift für Theodor Nikolaou) (2011) 201-211. 2

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Philostorgios durchaus gemeinsame Linien, die sich etwa daraus erklären, dass insbesondere Theodoretos wie Philostorgios den anonymen homöischen Historiker gekannt hat1. Rufinus, mit dem Philostorgios ebenfalls Gemeinsamkeiten aufweist, ist vielleicht Gegenstand der Polemik des Philostorgios gewesen2, während er auf der anderen Seite von Sokrates und (über Sokrates) von Sozomenos benutzt worden ist. Ähnliches gilt für den mit Rufinus verbundenen Gelasios von Kaisareia. Die Verhältnisse der sehr verflochtenen Kirchengeschichtsschreibung sind zu komplex, um ohne weiteres die eunomianische Deutung des Philostorgios der nizänischen Deutung der übrigen Kirchengeschichtsschreibung gegenüberzustellen. Es muss immer im Einzelfall geprüft werden, wie eine Aussage des Philostorgios, die diametral der nizänischen Kirchengeschichtsschreibung widerspricht, bewertet werden kann. Sie kann entweder eine tendenziöse Gegenerfindung zu einer Aussage sein, die man in der von der nizänischen Kirchengeschichtsschreibung benutzten Quellenschicht findet. Sie kann aber auch auf authentischen Sonderinformationen beruhen. In den meisten Fällen, die im Einzelnen im Kommentar geprüft werden, ist die zuerst erwähnte Alternative anzunehmen. Letztlich entspricht dies der pessimistischen Einschätzung von Eduard Schwartz: „Philostorgius andrerseits bietet nur zu viele Beispiele dafür, wie in Sekten die Überlieferung durch tendenziöse Verdrehungen noch schneller und gründlicher entstellt wird als in der Großkirche.“3 Die der nizänischen Perspektive entsprechenden Berichte, die Philostorgios vorlagen, waren vor allem dort, wo sie aus der Publizistik des Athanasios abgeleitet waren4, bereits aus der Perspektive der Großkirche vorgenommene tendenziöse Ge-

1

Ähnliche Perspektiven fallen insbesondere im Bericht über das antichristliche Wirken Julians im Osten auf. 2 Vgl. oben S. 61 f. 3 Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 201. Bereits Schwartz, 1 rechnet in der Darstellung der Geschichte des Athanasios Philost. neben Rufinus zur „Legende“. Vgl. ebenso Schwartz, 117: „Aus Rufins oberflächlichem Gerede ist nichts zu lernen; auch die Klatschereien, die der Arianer Philostorgius auftischt, haben höchstens als solche Interesse.“ 4 Dass viele der Informationen des Philost. letztlich auf die Publizistik des Athanasios zurückgehen könnten, auch wenn diese von ihrer zeigen Passagen, in denen Athanasios als zentrale, wenn auch negative Figur erscheint bzw. in denen von Athanasios vertretene Beurteilungen durchscheinen, vgl. hierzu Philost. 2,7,1; 2,11,3; 2,18; 3,12; 8,6; 10,3,1 mit dem jeweiligen Kommentar. Vgl. auch zur Umkehrung der „athanasischen“ Perspektive für Eustathios von Antiocheia Philost. 2,7,1.

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schichtsdeutungen. Die Gegenerfindungen des eunomianischen Historikers sind aber noch stärker verzerrt, wobei in einer weiteren Entwicklungsstufe der nizänischen Geschichtsschreibung diese verzerrten Gegenerfindungen wiederum durch noch tendenziösere Polemik erweitert werden können. Der Weg der Kirchengeschichtsschreibung des ausgehenden vierten und beginnenden fünften Jahrhunderts ist also gekennzeichnet durch eine ständige Erweiterung durch Erfindung und Gegenerfindung. Ein Beispiel, wie das Wechselspiel von Erfindung und Gegenerfindung zu einem fast unentwirrbaren Geflecht von mutmaßlichen Quellenbeziehungen führt, bietet die Geschichte des gescheiterten Konzils von Nikomedeia und der darauf folgenden Einberufung des Konzils von Seleukeia. Aus der Grundtatsache, dass das Konzil von Nikomedeia wegen des großen Erdbebens von 358 nicht stattfinden konnte und dass stattdessen dann – parallel zur Versammlung von Rimini – ein Konzil in Seleukeia einberufen wurde, ist eine Fülle von Varianten entstanden: 1. Philostorgios liefert die Version, dass Constantius II. von Anfang an ein Doppelkonzil, nämlich an den Orten Nikomedeia und Rimini, einberufen wollte und dass das Konzil von Nikomedeia, für das sich schon Bischöfe versammelt hatten und in dem bereits „häretische“ (also homousische) Entscheidungen getroffen wurden, dann durch ein Erdbeben zerstreut wurde. Der Versammlungsort Seleukeia sei dann erst nach der Ablehnung von Alternativvorschlägen, nämlich dem von Basileios abgelehnten Nikaia und dem von Eudoxios und Aetios abgelehnten Tarsos, als Konzilsort festgelegt worden1. 2. Auch bei Sokrates möchte Constantius II. von Anfang an ein Doppelkonzil einberufen, nämlich ebenfalls in Nikomedeia und Rimini. Das Konzil in Nikomedeia kommt durch das Erdbeben nicht zustande. Es wird zunächst nach Nikaia, dann nach Tarsos verlegt, bevor es schließlich in Seleukeia stattfindet2. 3. Bei Sozomenos plant Constantius II. zunächst ein einziges Konzil in Nikomedeia, ein Projekt, das sich durch das Erdbeben zerschlägt3. Basilei1

Vgl. den Kommentar zu Philost. 4,10 und 11. Zur Vorgeschichte von Seleukeia s. Sabbah, Sozomène et Philostorge, 122-126. Eine ausführliche Behandlung des Problems der Varianten, die zwischen Philostorgios und den übrigen Kirchenhistorikern auffallen, vgl. (mit Übereinstimmungen zu den S. 86-92) B. Bleckmann, Techniken tendenziöser Historiographie. Philostorgios und die Traditionen profaner Geschichtsschreibung (im Druck). 2 Socr. 2,39,1-4. 3 Soz. 4,16,2.

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os schlägt dann (das zuvor von ihm selbst abgelehnte) Nikaia als Versammlungsort vor, was Constantius II. nun seinerseits letztlich ablehnt, weil Nikaia ebenfalls durch das Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen worden ist1. Die homöische Gruppe um Eudoxios, Akakios, Ursacius und Valens setzt dann schließlich eine Doppelsynode in Rimini und Seleukeia durch. 4. Die größten Verzerrungen zeigt der Bericht des Theodoretos. Eudoxios hatte eine Versammlung in Nikaia durchgesetzt, die dann durch ein gottgesandtes Erdbeben verhindert wird, noch bevor die Teilnehmer der Synode zusammengekommen sind. Nach einiger Zeit beruft Constantius II., wieder auf Veranlassung des Eudoxios, ein Konzil in Seleukeia ein2. Die Version des Philostorgios weist die größten Ähnlichkeiten mit Sokrates auf, was vielleicht durch die gemeinsame Provenienz aus Gelasios erklärbar sein könnte. Seine Version ist allerdings durch die Gestaltung des Erdbebens als Ausdruck des göttlichen Zornes über die bereits in Nikomedeia getroffenen, vermeintlich homousischen Entscheidungen auf jeden Fall stark im Sinne seiner Tendenz verzerrt, wobei das Pendant, das hier bei Sozomenos zu finden ist, offenkundig ebenfalls als tendenziöse Version anzusehen ist. Verzerrungen dieser Art finden sich bei Philostorgios auch für die Synode von Rimini, wo nur die zweite homöische Phase erwähnt und möglicherweise zeitlich vorverlegt wird3. Ferner wird für die Darstellung des Konzils von Seleukeia selbst die Rolle des Akakios völlig ausgeblendet. Die Synode von Sirmium (358) ist von Philostorgios mit der Versammlung von 359, in der das datierte Credo beschlossen wurde, verschmolzen worden4. Beim Konzil von Konstantinopel wird aus dem ersten Treffen von Bischofsdelegationen bereits ein vollwertiges Konzil gemacht, dessen Dynamik dann auch unzutreffend auf den Konflikt zwischen Aetios und Eunomios einerseits und den Homousianern andererseits reduziert wird5. Ähnliche Verschiebungen und Verzerrungen können für das angebliche 1

Soz. 4,16,1 und 15-18. Thdt. h.e. 2,26 und 27. Das Detail über die Verhinderung der Zusammenkunft durch ein Erdbeben zeigt deutlich an, dass die Quelle Theodorets das Konzil von Nikomedeia meinte. 3 Philost. 4,10,3. 4 Philost. 4,8. S. hierzu Sabbah, Sozomène et Philostorge, 123. 5 Philost. 4,12: Hier hat beispielsweise das erste Treffen vom Ende 359, das in Wirklichkeit nur von Delegationen aus Seleukeia beschickt wurde, den Charakter eines ökumenischen Konzils (4,12,1). 2

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Konzil von Nikomedeia1 oder für das Konzil von Tyros nachgewiesen werden2. Besonders auffällig sind die Verschiebungen der Exilzeiten des Athanasios und der Amtszeiten der jeweiligen arianischen Gegenbischöfe Gregorios und Georgios von Kappadokien3. Ein Instrument im Dienste der tendenziösen Verzerrung ist schließlich die Dublette. Die Liebe des Philostorgios zur Dublette hat dazu geführt, dass es angeblich mit dem Abstand von einigen Jahren zwei Rededuelle zwischen Basileios von Ankyra und Eustathios einerseits und Aetios andererseits gegeben haben soll4. Namensvertauschungen, Phasenverschiebungen und Dubletten sind typische Techniken, wie man sie auch von der profanen Historiographie kennt, und deren Sinn darin besteht, die Ereignisse im Sinne seiner eigenen Tendenz umzugestalten und pointiert darzustellen. In geringerem Maße als bei Philostorgios sind solche Manipulationen durchaus auch bei einem Historiker wie Sokrates zu entdecken, bei dem sich Verschiebungen in der Chronologie etwa für die diversen Exilaufenthalte des Athanasios ebenso entdecken lassen wie Dubletten5. Insgesamt muss die Aussage von Bidez, Philostorgios habe nicht die „beschränkte Voreingenommenheit eines Theodoret“6, deutlich relativiert werden. Philostorgios ist, wie die Lektüre seines Werks zeigt, durchaus ähnlich gegen die Homousier voreingenommen wie Theodoretos gegen alle Feinde der Orthodoxie. Der einzige Unterschied besteht darin, dass er diese Voreingenommenheit durch literarische Kunstmittel stärker verbrämt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Philostorgios deutlicher als Sokrates und Sozomenos an theologischer Schriftstellerei und theologischer Argumentation interessiert ist, auch wenn er wie diese ebenfalls kein Kleriker war und in ähnlicher Form wie sie nur als gebildeter Laie kirchliche Ereignisse dargestellt hat. Diese Eigentümlichkeit erklärt sich daraus, dass er als Anhänger einer Minderheitenposition hier einen sehr viel größeren Rechtfertigungsbedarf empfand. Wichtig war auch, dass die

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Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,7 und 7a. Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,11. 3 Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,18. 4 Philost. 3,16 und 4,12,5 f. 5 Zu den Exilzeiten des Athanasios und zur Amtszeit des Georgios von Kappadokien vgl. Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 347-357. 6 Bidez, Philostorgius, CXXXI. 2

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theologisch-philosophische Reflexion durchaus dem anspruchsvolleren Bildungsprofil entsprach, dem sich Philostorgios verpflichtet fühlte. Dementsprechend sind Reflexionen über theologische Themen entweder mit der intellektuellen Auseinandersetzung mit literarischen Vorlagen oder mit der Skizzierung philosophisch-theologischer Dialektik verbunden. Relevante Passagen zur theologischen Literatur und/oder zur theologischen Diskussion sind im Folgenden in einer Liste zusammengestellt, die einen Eindruck von der Fülle der behandelten Themen vermitteln soll1. 1,1: Makkabäerbücher 1,2: Eusebs Irrtümer über das Göttliche 2,2 und 2a: Lieder des Areios 2,3,1: Irrtümer des Areios 2,5,15: Bibelübersetzung des Ulfila 2,15: Irrtümer in den Werken des Theognis und des Asterios 3,13: Doxologie des Flavianus und anderer Gruppen in Antiocheia 3,14: Trennung der „Arianer“ nach dem Auftreten des Aetios 3,15,2-6: Theologische und exegetische Ausbildung des Aetios 3,15,9: Debatte zwischen Aetios und Aphthonios 3,16: Debatte zwischen Aetios und Basileios von Ankyra 3,21: Enkomion auf Eunomios, von Philostorgios verfasst 4,4,1: Beeinflussung des Eudoxios durch die Schriften des Asterios 4,5: Eunomios verlangt von Eudoxios Rückkehr zum richtigen Glauben 4,8,3: Glaubensdefinitionen der Synode von Ankyra 4,12,4 f.: Debatten von Konstantinopel: Aetios gegen Basileios von Ankyra 4,12,7-9: Constantius II. versteht die Aussagen des Aetios falsch 5,1,6 f.: Positionswechsel des Meletios von Antiocheia 5,2a,6: Vergleich zwischen der theologischen Tätigkeit des Aetios und derjenigen des Eunomios 5,5: Positionswechsel des Meletios von Antiocheia 6,1: Verteidigung des Eunomios vor dem Klerus von Konstantinopel gegen die Verleumdungen des Klerus von Kyzikos

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Für die nacheusebianischen Historiker verweist de piété, 206 auf die Bedeutung literatur- und geistesgeschichtlicher Notizen vom Typus „De viris illustribus“ hin. Die Konsultation einer solchen Quelle kann man bei Philost. in ganz seltenen Einzelfällen nicht ausschließen (z. B. für Apollinarios), aber er dürfte ein selbständiges Tableau anhomöischer Geistesgrößen entworfen haben.

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6,2,1: Predigt des Eunomios gegen die immerwährende Jungfrauenschaft der Gottesmutter1 7,2,1: Tomos des Georgios von Kappadokien gegen Aetios 8,3: Predigten oder Äußerungen des Theodosios von Philadelpheia 8,8a,4: (Theologische Aussagen des Konzils von Lampsakos: wahrscheinlich nicht von Philostorgios) 8,11; 11a; 11b; 11c: Vergleich der literarischen Qualitäten von Eunomios, Basileios, Gregorios von Nazianz und Apollinarios von Laodikeia 8,12; 12a; 12b: Theologische Auseinandersetzungen zwischen Eunomios einerseits und Apollinarios und Basileios anderseits; Wirkung der Apologie der Apologie des Eunomios 8,13: Christologie des Basileios, Gregorios und Apollinarios. Meinung des Apollinarios über die Auferstehung des Fleisches 8,14: Schriften des Apollinarios und des Methodios gegen Porphyrios 8,18: Vergleich des Eunomios und des Aetios 9,2: Benutzung apokryphen Schrifttums: Iannes und Mambres 9,3: Predigten oder Äußerungen des Eudoxios gegen Anhänger des Aetios 9,13: Demophilos und sein Umkreis verleumden in Predigten und Briefen den Eunomios als Anhomöer 9,14; 14a: Predigt des Demophilos 10,1: Polemik der antiochenischen Priester Asterios, Krispinos und weiterer Bischöfe gegen Eunomios 10,2: Polemik des Philostorgios gegen Areios 10,3: Entwicklung der Areios folgenden Glaubensrichtungen 10,4: Theologische Begründung des Taufritus des Eunomios 10,6,3: Hass der Einwohner von Kaisareia in Kappadokien gegen Eunomios wegen dessen Schriften gegen Basileios 10,12: Fastenpraxis des Eunomianers Eudoxios In der Regel ist Photios auf die genaue Auseinandersetzung des Philostorgios mit der theologischen Literatur, die diesem vorlag, nicht eingegangen. In Rudimenten kann man aber bei ihm den Inhalt der Polemik des Philostorgios gegen Areios erfassen. Philostorgios warf diesem, ganz im Sinne des Eunomios, vor, dass er Gott-Vater für ihn Gott nicht erkennbar sei und dass er die Anwendung von begriff1

Der Kommentar zu den literarischen „Qualitäten“ der Predigten des Eunomios (6,2,2) und des Eudoxios ist eine Eigenleistung des Photios.

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lichen Kategorien wie οὐϲία ablehne. Philostorgios ging weiter auf die verschiedenen Spielarten des Arianismus ein und kam, wieder ganz im Sinne des Eunomios, zu dem Schluss, dass die Nachfolger des Areios falsche Vorstellungen von Christus hätten, die alle zum Ergebnis führten, dass „der Sohn mit dem Vater wesensgleich sei“1. Polemik gegen die homöischen Positionen, wie sie sich unter Constantius II. und Valens durchgesetzt hatten, lässt sich insbesondere in den Aussagen des Philostorgios über Demophilos nachweisen: Zurückgewiesen wird dessen Aussage über die Art der Vermischung der beiden Naturen Christi2, ferner seine Aussage über die vermittelnde Position Christi zwischen Gott-Vater und der Schöpfung3. Für den zweiten Fall ist eine detaillierte theologische Argumentation in der Suda enthalten, in der (durchaus zur Lehre der Eunomianer passend) eine reine Mittlerfunktion von Gott-Sohn abgelehnt wird. Gott-Sohn durfte für die Eunomianer auf keinen Fall auch nur in die Nähe eines Geschöpfes gerückt werden. Vielmehr ist er nach eunomianischer Überzeugung Spender allen Lebens und von göttlichem Wesen, allerdings, da die Sohnschaft ontologisch notwendig ist, von anderem Wesen als Gott-Vater4. Umfangreich dürfte bei Philostorgios aber auch die Darlegung der Auseinandersetzungen mit weiteren Gruppierungen wie den Homöusianern und den Homousiern, mit Basileios, Gregorios von Nazianz und Apollinarios, gewesen sein, die der Kirchenhistoriker als gewaltige „Vorkämpfer“ des „Wesensgleich“ gegen das „Wesensverschieden“ rühmt, gegen die selbst Athanasios als Kind erscheinen müsse5. Durch die späten Textzeugen erfährt man allerdings, was die Inhalte dieser Polemik betrifft, nur einige Details über die Teilung der Homousier, nämlich die Auseinandersetzung zwischen Apollinarios und Basileios. Photios hat hier aus Philostorgios Ausführungen zur Frage der Auferstehung des Fleisches und zur Inkarnation entnommen, Fragen, in denen Apollinarios Spezialüberzeugungen entwickelte. Trotz ihrer Subtilitäten stand die theologische Argumentation des Philostorgios letztlich im Dienste einer Schwarz-Weiß-Tendenz, in der die

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S. den Kommentar zu Philost. 2,3 und 10,2. Vgl. hierzu Philost. 9,14. 3 Philost. 9,14a mit Kommentar. 4 Vgl. Eun. exp. fid. 3 p. 152,1 und 3 p. 152,17 Vaggione: Göttliche Qualität, mehr als Geschöpf, sowie 3 p. 152,6 f. und 152,17-154,20 Vaggione: Schöpfer allen Lebens. Zum Text vgl. Vaggione, Eunomius. The Extant Works, 152-156. 5 Philost. 8,11; 11a; 11b; 11c. 2

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Vertreter des wahren heterousischen Glaubens der großen Masse diverser angeblich homousischer Glaubensschattierungen gegenüberstanden. Der heterousische Glaube ist daher, so die Überzeugung des Philostorgios, nichts anderes als der einfache und ursprüngliche Glaube der Apostel, wie er sich noch an der Peripherie der bekannten Welt erhalten hat und wie ihn Theophilos in Indien antrifft1. Der echte Apostelglaube ist – wie Philostorgios nach dem Referat von Photios berichtet haben muss – erst allmählich durch Fehlentwicklungen bzw. „im Laufe der Zeit“ verwirrt worden2. Lukianos und einige seiner Schüler, insbesondere Eusebios von Nikomedeia, halten aber die wahre Glaubenstradition aufrecht3, bis sie dann von Aetios und Eunomios mit neuen philosophischen Argumenten erneuert wird4. Mit seinem historischen Bericht wollte Philostorgios eine Erklärung dafür bieten, warum diese glanzvolle Erneuerung des wahren Glaubens durch Eusebios von Nikomedeia, Aetios und Eunomios letztlich nicht als reichsweites Bekenntnis verkündet wurde. In den ersten acht Büchern geht es darum zu zeigen, dass Konstantin, Constantius II. und Jovian diesem Bekenntnis fast zum Durchbruch verholfen hätten. Konstantin hat zwar, so Philostorgios, in guter Absicht das ökumenische Konzil von Nikaia einberufen und zunächst, teilweise durch das Verhalten von vorübergehend irrenden Gottesmännern wie Eusebios von Nikomedeia getäuscht, dessen Ergebnis gebilligt, ist aber dann in der Lage, mit dem angeblich genau so wichtigen Konzil von Nikomedeia die Ergebnisse von Nikaia zu korrigieren5. Die Tötung des Crispus und der Fausta hat in der Darstellung des Philostorgios keine Verbindungen mit der Religionspolitik des Kaisers, sondern entwickelt sich aus einer unglücklichen Verflechtung von Umständen und ist vor allem das Ergebnis der Hemmungslosigkeit der Fausta. Durch die Verehrung Lukians, die Förderung des Eusebios von Nikomedeia und die Nähe zu dem angeblich ebenfalls die Heterousie verkündenden Ulfila, ferner durch sein hartes Vorgehen gegen Athanasios zeigt Konstantin am Ende seiner Regierungszeit vielmehr, dass er ein entschiedener Anhänger der Heterousie ist. Nur weil der Kaiser dann durch seine Brüder ermordet wird, wird der Siegeszug der richtigen Glaubensüberzeugung 1

Vgl. Philost. 3,5,2. Philost. 3,20/21a = test. 3b,4. 3 Philost. 3,12-14. Zur Überhöhung des Eusebios von Nikomedeia s. den Kommentar zu test. 3b,4. sowie zu Philost. 1,8a; 2,3,2; 2,10. 4 Philost. 3,20/21a = test. 3b,4. 5 Vgl. den Kommentar zu Philost. 2,7 und 2,7a. 2

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aufgehalten, zumal danach die Regierung seiner unwürdigen Söhne Constantinus II. und Constans den Reichswesten der Homousie verpflichtet1. Ein zweites Mal steht, so Philostorgios, nach mehreren Umwegen das Heterousion unter Constantius II., dem einzigen geratenen Sohn Konstantins, unmittelbar vor dem Durchbruch, nachdem bereits Gallus den richtigen Glauben übernommen hat. Im Gegensatz zu den Behauptungen von Bidez2 ist nämlich bei einer genauen Analyse der Zusammenfassung des Photios deutlich zu erkennen, dass Philostorgios ein zwar nuanciertes, aber eindeutig positives Bild des Constantius II. bot. Philostorgios zeigt, wie Constantius trotz der Intrigen des Basileios und des Akakios letztlich, sobald er richtig informiert wird, die richtigen Entscheidungen trifft3 und schließlich im Konzil von Antiocheia die Wende zu Aetios und Eunomios vollzieht4. Durch seinen vorzeitigen Tod und das Intermezzo Julians bleibt auch diese zweite Chance zur Durchsetzung des wahren Glaubens letztlich

1

Ein völlig abweichendes Bild gibt hier Bidez, Philostorgius, CXXVI: „Von nun an wich von ihm der Segen Gottes, dessen Auserwählter er bis dahin in so wunderbarer Weise gewesen war, und er verfiel den schlimmsten Instincten einer mangelhaft erzogenen Natur (...). Trotz seines Widerrufes (...) war sein ganzes Tun bis zu seiner – erst kurz vor seinem Tode erfolgten – Taufe eigentlich nichts anderes als eine Reihe der schrecklichsten Verbrechen, und die Ermordung seiner Brüder, die auf die Eröffnung seines Testaments hin vollzogen wurde, sowie die seiner Statue erwiesenen götzendienerischen Ehren (…) setzten dem sündhaften Treiben seiner letzten Jahre die Krone auf.“ 2 Nach Bidez, Philostorgius, CXXVI f. ist die Darstellung des Philost. zu Constantius II. wie folgt zu rekonstruieren: „Constantius war zwar zunächst gut beraten, aber gar bald wurde er durch den Einfluß einer schlechten Umgebung (...), dann durch die Intrigen der persönlichen Feinde des Aëtius verdorben. Er war eifersüchtig auf seinen Caesar Gallus; und dieser seinerseits verlor, durch einige Erfolge berauscht, alle Besonnenheit. So ward Gallus getötet; und Theophilus, Aëtius und Eunomius wurden bald ihren Gegnern geopfert. Von dem Augenblick an war Constantius in den Augen Gottes nichts anderes mehr als der Mörder seines Verwandten und der Verfolger der Frommen; Unglück und Mißgeschick trafen ihn nun (...). Seine Regierungszeit endigte kurz nach einem Concil, das für die aёtianische Orthodoxie eine gänzliche Niederlage bedeutete (...). Darauf erweckte Gott, um das Strafgericht zur Vollendung zu führen, den Apostaten, der das Imperium ins schlimmste Elend stürzen sollte.“ 3 Über die Handlungen des Basileios von Ankyra, an denen Constantius II. angeblich nicht beteiligt war, wird er durch Patrophilos, N miert (Philost. 4,10,1). Das Ergebnis des Konzils von Seleukeia wird überprüft, sobald „der Kaiser das erfahren hatte“ (Philost. 4,12,1). Die Irreführungen durch Akakios durchschaut er allerdings erst sehr spät (Philost. 6,4,3). 4 Zum Konzil von Antiocheia s. den Kommentar zu Philost. 6,4,2.

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ungenutzt1. Das Gleiche gilt für Jovian, der zumindest nach einem Textzeugen des Philostorgios ganz auf die eunomianische Richtung einschwenkt2, während Valens durch die Förderung des Eudoxios die Gegenseite begünstigt, dafür aber auch durch die Rache Gottes bestraft wird. Die Ursache für das definitive Scheitern des richtigen Bekenntnisses liegt nach der von Philostorgios gebotenen Analyse teilweise in der falschen kaiserlichen Religionspolitik in der Zeit nach Julian begründet, vor allem aber im moralischen Versagen einer Serie kirchlicher Protagonisten, von Eudoxios und Euzoios bis zu Lukianos, wobei die Hauptverantwortung den in der Zeit des Philostorgios selbst zur Splittergruppe gewordenen Homöern zukommt3. Bis hier lässt sich die Geschichtsdeutung des Philostorgios klar erkennen. In der Beurteilung der Frage, welche Perspektiven Philostorgios für die Deutung der jüngsten Vergangenheit und der Zukunft für die zur kleinen Sekte mutierten Eunomianer hatte, schwankt dagegen die Forschung. P. Van Nuffelen hat im Anschluss an Batiffol und Bidez die letzten Bücher des Philostorgios mit ihrer vor allem auf die Profangeschichte fixierten Ausrichtung als Ausdruck einer apokalyptisch-endzeitlichen Gesamtperspektive eines pessimistischen Eunomianers gedeutet, der nach dem Verbot der Eunomianer durch Theodosius I. das Ende der Zeiten kommen sah4. Entscheidende Zäsuren seien die kirchenpolitische Isolierung in der 1

Vgl. Philost. 6,5 mit Kommentar. Philost. 8,6a mit Kommentar. 3 Zu den Homöern („gemäßigten Arianern“) als Hauptgegnern des Philost. vgl. Bidez, Philostorgius, CXXXIII. Wichtig war die homöische („arianische“) Religion vor allem als Religion der Ostgermanen. Durch die Zuweisung des Ulfila zu den Heterousiern wird dies aber bei Philost. absichtsvoll ignoriert, vgl. Philost. 2,5,6. 4 Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 316-324. Zu dieser verbreiteten Deutungsperspektive Batiffol, Quaestiones Philostorgianae, 12; Bidez, Philostorgius CXXVIII. In den unabhängig voneinander entstandenen Arbeiten von Bleckmann, Apokalypse und kosmische Katastrophen, passim und Marasco, Filostorgio, 229 sind Zweifel an dieser Deutung geäußert worden. Vgl. gegen Marasco allerdings die Erwiderung von Van Nuffelen, , Isolement et apocalypse, 324 Anm. 103. Philost. bietet eine eigenartige Mischung von Versatzstücken aus der apokalyptischen Literatur und aus den Prodigienschilderungen, die nach den Usancen der antiken Historiographie die Geschichte begleiten. Von einer zuversichtlichen Beurteilung der Gegen 361 aus: „At any rate they had no premonition of disaster. For Philostorgius the empire is still ‘us’, and despite strenuous efforts to link imperial success or failure to true religion (...) the Roman order is assumed throughout.“ Für letztere Aussage verweist Vaggione, 361 Anm. 292 auf Philost. 12,6: „God does not tolerate usurpers.“ So wie die Angehörigkeit zur 2

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Zeit des Constantius II., die Auseinandersetzungen mit Basileios von Ankyra und die Trennung von Eudoxios. Ab diesem Zeitpunkt verändere sich der Bericht des Philostorgios, die Kirchengeschichte werde ausgeklammert und die gesamte Aufmerksamkeit des Berichtes richte sich auf die Katastrophen des Reiches und ihre heilsgeschichtliche Deutung aus der Perspektive eines Angehörigen einer sektiererischen religiösen Minderheit1. Der fragmentarische Zustand des Geschichtswerks des Philostorgios erlaubt hier keine definitive Positionierung. Insbesondere bleibt natürlich offen, wie groß der Anteil dieser apokalyptischen Passagen im Verhältnis zum Gesamttext war und ob Photios, von ihrer rhetorischen Kraft beeindruckt, diese Passagen in besonders hohem Maße berücksichtigt hat. Jedenfalls ist trotz der Beobachtungen Van Nuffelens eine Position, die die Bedeutung der apokalyptischen Passagen für die Gesamtperspektive des Philostorgios relativiert, durchaus ebenfalls begründbar. In diesem Fall würde man in den apokalyptischen Passagen vor allem ein Mittel sehen, Kritik an der theodosianischen Dynastie zu üben. Der Bericht über Unglückszeichen des Philostorgios konzentriert sich in der Tat auf präzise, mit der Dynastiegeschichte verbundene Horizonte, nämlich die Jahre 389 und 418. Philostorgios verweist ferner in seinem düsteren Bild zur Ereignisgeschichte in der Epoche der theodosianischen Dynastie durchaus auch auf Phasen der Erholung und der Wiederherstellung der römischen Macht, insbesondere etwa im abschließenden Bericht zum Sieg über den Usurpator Johannes. Im Fall des kaum wegen seines orthodoxen Glaubens, wohl aber wegen seiner Legitimität hocheingeschätzten Honorius, der über die vielen, in seiner Regierung agierenden Usurpatoren siegte und einer Renaissance der Stadt Rom assistierte, zeigt Philostorgios deutlich, dass die Hand Gottes nicht nur strafend, sondern auch konstruktiv lenkend in die Geschicke des Reiches eingreifen konnte. Da Philostorgios bereits in seiner Darstellung der konstantinischen Dynastie darlegt, wie wandelbar und beeinflussbar die kaiserliche Religionspolitik sein und wie auch hier letztlich siegreichen Strömung nicht zwingend eine optimistische Grundhaltung begründen muss (eine solche ist zwar bei Sozomenos, nicht aber in der kirchengeschichtlichen Sicht des Hieronymus vorhanden, der Kirchengeschichte als Dekadenzgeschichte auffasste, vgl. Vita Malchi 1), muss umgekehrt die Angehörigkeit zu einer ins Hintertreffen geratenen Richtung nicht historischen Pessimismus indizieren, belegt. 1 Dass die Sicht des Philostorgios sich darüber hinaus auf den Osten (Antiocheia, Kleinasien, Konstantinopel) reduziere, was vor allem ab dem vierten Buch greifbar sei (Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 314), lässt sich allerdings kaum aufrecht erhalten.

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die göttliche Vorsehung in das Geschehen eingreifen kann1, mag er auch für seine eigene Zeit an eine Möglichkeit der Hinwendung zum Besseren geglaubt haben. Mit dem Verhalten des Theodosius II., der erst den Nestorios unterstützte und dann nach dem Konzil von Ephesos 431 nicht nur Nestorios, sondern auch seinen Widersacher Kyrill absetzte, um 433 eine prekäre Union zwischen den theologisch konträr orientierten Sitzen von Antiocheia und Alexandreia zu billigen2, hatte Philostorgios, sollte er in den fortgeschrittenen 30er Jahren geschrieben haben, ein ganz rezentes Beispiel vor Augen, wie schwankend die kaiserliche Stellungnahme in dogmatischen Entscheidungen war und welche Wechsel noch erwartet werden konnten. Auf einem Feld ist – und auch hier zeigt sich ein Ansatz, der eher eine grundsätzlich optimistische Perspektive des Philostorgios beweisen könnte – nach Ansicht von Philostorgios auf jeden Fall in seiner eigenen Zeit der Triumph der wahren Religion gesichert, nämlich im Kampf gegen das Heidentum. Ob die antiheidnische Apologetik bei Philostorgios wirklich einen größeren Raum einnimmt als bei den sogenannten orthodoxen Kirchenhistorikern, wie Bidez vermutet hat3, kann deshalb nicht mit Sicherheit ausgesagt werden, weil dieser Aspekt möglicherweise von Photios bei seiner Exzerpierung lediglich in überproportionalem Maße berücksichtigt worden ist. Auch bei den beiden anderen Textzeugen, der Artemii Passio und der Vita Constantini BHG 365, steht allerdings dieser Aspekt ebenfalls im Vordergrund, was sich auch damit erklärt, dass bei Passagen antiheidnischer Polemik der nichtorthodoxe Bericht Philostorgs (anders als bei den Ausfällen gegen andere christliche Gruppierungen) ohne Bedenken verwendet und ausführlicher ausgeschrieben werden konnte. Polemik gegen die „Hellenen“, also die Vertreter der traditionellen Kulte4, nimmt vor

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So sind etwa die Niederlagen des Constantius II. gegen die Perser das Ergebnis einer falschen Religionspolitik, die dieser aber dann korrigiert, vgl. Philost. 5,4. 2 Stein, Geschichte des spätrömischen Reiches I, Wien 1928, 455. 3 Bidez, Philostorgius, CXXII und CXXXIII. Aber gerade bei Sozomenos steht der revolutionäre Sieg der neuen Religion gegen das traditionelle Heidentum im Vordergrund, vgl. Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, passim. 4 Obgleich der Begriff „Hellenen“ mann, Heiden und Christen in den Werken der oströmischen Historiker, 138, steht die konfessionelle Bedeutung bei den Kirchenhistorikern des 5. Jh. auf jeden Fall im Vordergrund. Aus diesem Grund wird in meiner Übersetzung „Hellenen“ in der Regel mit „Heiden“ wiedergegeben. Zur Gesamtproblematik s. auch die (allerdings in der verharmlosenden Be-

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allem einen großen Teil der Reste des siebten Buches ein, in dem die Restaurationsbemühungen Julians nachgezeichnet werden. Gegen das Heidentum argumentiert Philostorgios auf vielfältige Weise, aber mit bekannten apologetischen Topoi: Er beschreibt die gläubige Standhaftigkeit von Märtyrern, die die Überlegenheit des christlichen Glaubens zeigen1. Er demonstriert, wie Orakel in die Irre führen2 oder wie Dämonen oder Orakel selbst ihre Wirkungslosigkeit eingestehen müssen3. Er übt rationalistische Mythenkritik4. Er zeigt, dass Götterbilder nur aus totem Material bestehen5, und er beschreibt Wunder, die zusätzlich die Richtigkeit des christlichen Glaubens demonstrieren6. Neben der Polemik gegen die Heiden wird auch die gegen die Juden nicht vergessen: Sie müssen angeblich in der neuen, christlichen Epoche immer wieder ihre Unterlegenheit eingestehen, was Philostorgios einmal im Zusammenhang mit der Mission des Theophilos7, das andere Mal im Rahmen der Darstellung des gescheiterten Tempelbauprojekts Julians demonstriert8.

VII. Bemerkungen zum Text (von M. Stein) 1. Handschriftliche Überlieferung a) Phot. Philost. Alleinige Grundlage ist der Oxforder Baroccianus 142 (B), von dem alhauptung, der Begriff pagani sei wertungsfrei für „Nicht-Christen“ gebraucht worden) Untersuchung von Cameron, The last pagans of Rome, 14-32. 1 Vgl. Philost. 2,13 (Lukianos); Philost. 8,8 (Babylas). Bei beiden Märtyrern wurde die unmittelbare Konfrontation mit der kaiserlichen Gewalt gezeigt. 2 Vgl. hierzu Philost. 7,12; 7,15; 8,5; 8,15. S. auch die Erzählung in Bidez, Anhang V (p. 178-183) = Philost. 1,6e über die Irreführung des Licinius, der beim ersten Krieg gegen Konstantin gleich eine Serie verschiedener Orakel und Weissagungen konsultiert. 3 Vgl. dazu Philost. 8,8. 4 Im Zusammenhang mit Pan, Satyr und Sphinx, vgl. Philost. 3,11. 5 Philost. 8,8a (= M. Artem. 50), vgl. den Kommentar zur Stelle. 6 Z. B. Philost. 7,13 (Krankheit erfasst sofort einen zum Heidentum Abgefallenen); 7,14 (Bestätigung der Wahrheit der Voraussagen Jesu durch die Entdeckung eines Evangelienexemplars in einer geheimen Höhle: Das Wunder gehört in den Zusammenhang des gescheiterten Tempelbauprojekts, es erschreckt S. dazu den jeweiligen Kommentar. 7 Philost. 3,4,5: Theophilos besiegt durch seine Wundertaten den heidnisch-jüdischen Widerstand. 8 Philost. 7,9 und 14.

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le anderen Hss. abstammen (Bidez, Philostorgius XVIII-XXXIII)1. Das gilt auch für den Laur. plut. 70,05 (L), in dem sich neben anderen Texten Exzerpte finden aus der Kirchengeschichte des Euagrios und unserer Phot.Philost.-Epitome (beide Werke sind vollständig in B enthalten), und zwar Phot. Philost. 3,9 u. 12,10,2-4 (p. 37,23-38,29; 147,12-24) sowie Evagr. h. e. 4,31. 36 u. 5,24.2 Bidez, Philostorgius XXXI f. nahm an, daß L eine „Zwillings-HS“ und „sicherlich von B unabhängig“ sei. Doch zumindest in den beiden Stücken aus der Philostorg-Epitome handelt es sich bezüglich der Fehler in B, die in L nicht erscheinen, um leichte Korrekturen (Itazismen [p. 38,3; 147,17 f. 21], Spiritus [p. 147,17]) oder bewußte Textänderungen (p. 37,24. 26; 38,9).3 In den Partien aus Euagrios dagegen verhält es sich anders. Als sichere Trennfehler können zwar nicht die von Bidez angeführten Stellen gewertet werden, auch nicht h. e. 4,36 (p. 186,9 f. B.-P.) Χριϲτιανοῖϲ ἐναριθμηθῆναι, wo L statt des ϲυναριθμηθῆναι in B das ἐναριθμηθῆναι der restlichen Überlieferung hat, weil dies eine einfache, wenn nicht sogar unbewußte Änderung sein kann (zur Formulierung vgl. ebd. 2,8 [p. 56,4] τοῖϲ πρεϲβυτέροιϲ ἐναριθμηθέντα) und zur Verfügung allein jene beiden Komposita von ἀριθμεῖϲθαι standen. Aber h. e. 4,31 (p. 181,5 f. B.-P.), wo eine Reihe von Größenangaben zur Hagia Sophia gemacht werden, teilt L (fol. 194 verso) in den Worten τὸ δέ γε μῆκοϲ mit allen anderen Hss. das γε, 1

Weiteres zur Hs. B nach Bidez, Philostorgius XVIII-XXI bei G. Gentz / K. Aland, ZNTW 42 (1949) 112-17 u. vor allem Wilson, Autograph (s. o. S. 1 f. Anm. 2). Zu den codd. descripti vgl. Bidez, Philostorgius XXI-XXXI (s. u. S. 119). Die Angaben zu den recc. beruhen auf Valesius, Annot. und Bidez. Bezüglich des cod. Cairensis 86 (vgl. Bidez, Philostorgius XXXII) s. zu 4,3b. 2 Der terminus ante quem für die durch die Studien des Nikephoros Kallistos Xanthopulos bedingte Entstehung von B ist das Jahr 1328 (Wilson, Autograph 438; vgl. S. Panteghini, Die Kirchengeschichte des Nikephoros Kallistos Xanthopoulos, OS 58 [2009] 248-66, bes. 252; ebd. 250 Anm. 11 auch zu möglichen Briefkontakten mit Nikephoros Gregoras), während L zwischen 1332 und 1347 geschrieben wurde, vielleicht genauer sogar innerhalb der Jahre 1334/35-1341/42 (vgl. Clérigues, bes. 42 f.). 3 Da die Hs. mangels Erweises der Unabhängigkeit in der Regel nicht im app. crit. angeführt werden wird, seien hier zu Bidez’ Angaben die folgenden Bemerkungen angefügt anhand der Digitalisate (http://teca.bmlonline.it/TecaViewer/index.jsp?RisIdr=TECA0000 Bidez ἤδη am Anfang von καχλάζον übergeschrieben; p. 38,17 τὸ fehlt; p. 38,18 προεχώρηϲεν in προυχώρηϲεν korrigiert; p. 147,13 ἂν fehlt nicht; p. 147,22 πεφυκυίαϲ am Rand, offenbar Glosse zu ἐνδυναμούϲηϲ, zusammenzunehmen mit dem αὐτοῦ (οῦ über ῶν von αὐτῶν L), womit der Jordan gemeint wäre.

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während dies in B fehlt. Da nun bei den vier weiteren diesbezüglichen Stellen (p. 180,32 [τὸ μῆκοϲ]; 181,2 [τὸ δέ γε εὖροϲ]. 3 [τὸ δὲ βάθοϲ]. 7 [τὸ δὲ πλάτοϲ]) ein solches γε mit einer Ausnahme (dieser Passus p. 181,2 f. fehlt in L) nicht üblich ist und da L vor jenem τὸ δέ γε μῆκοϲ p. 181,5 getreu die in seiner Vorlage angezeigte Lücke1 wiedergibt, kann L dieses γε nicht aus eigenem Antrieb hinzugefügt haben, sondern es muß die Partikel in seiner Vorlage gefunden haben. Indes kann aus diesem Trennfehler kein Schluß für die beiden Phot.Philost.-Exzerpte gezogen werden, denn es ist nicht sicher, daß Nikephoros Gregoras (1290/91-1359/60), nach dessen Auswahl und Anweisungen die ganze Hs. entstanden ist2, bezüglich der zwei Kirchengeschichten sich mit einer einzigen Vorlage (B) begnügt hat. Zu bedenken ist nämlich, daß in L auf rund 95 Blättern elf verschiedene Werke bzw. Auszüge meist kleineren Umfangs vereint sind (vgl. Clérigues 23 f.3); und selbst auf den durch ein gemeinsames Charakteristikum verbundenen 25 Seiten4, auf denen sich die beiden Kirchengeschichten befinden, sind es vier weitere Werke: Phot. bibl., Procop., Psell. und ein anonymes Zauberrezept (vgl. Clérigues 23. 25). Daher ist es durchaus möglich, daß für Evagr. h. e. eine andere Hs. herangezogen worden ist als für Phot. Philost. Mir lagen von B digitale Scans der Blätter 236r und 242/43r - 261r vor sowie speziell für die Vorder- und Rückseite von fol. 242/435, wo ein brauner Fleck einige Partien verdeckt (vgl. Bidez, Philostorgius XX), UV-Aufnahmen. Da der Schaden noch nicht vorhanden war, als im 15. Jh. der Marcianus gr. 337 (M) abgeschrieben wurde, wird dieser an den entsprechenden Stellen zur Bestätigung jüngerer Lesungen6 erwähnt. 1

Das ergibt sich daraus, daß alle anderen Hss. ebenso eine solche Lücke anzeigen. Vgl. Clérigues 21-43; wie Bidez hält er bezüglich der Evagr.-Exzerpte L für unabhängig von B (ebd. 23 Anm. 9). 3 Hinzu kommt auf fol. 1-62 u. 65-192 Appians Römische Geschichte (Clérigues 22). 4 Das gemeinsame Charakteristikum liegt darin, daß dies Seiten sind, die die verschiedenen Schreiber bei einem ersten Duchgang freigelassen haben und die in einem zweiten Schritt von dem Kopisten d mit jenen sechs Stücken (Evagr., Phot. Philost., Phot. bibl., Procop., Psell., Zauberrezept) gefüllt worden sind (vgl. Clérigues 25-27. 32-35. 39-43). 5 Dieses Blatt trägt auf der Vorderseite rechts oben die Ziffern 242 und 243 (Hinweis bereits von Nigel Wilson [s. nächste Anm.]). 6 Bidez hatte von B eine „photographische W. Allen hat für ihn die Handschrift an zweifelhaften Stellen kontrolliert (Bidez, Philostorgius XX; da Bidez in seinem app. crit. nicht den Urheber solcher Lesungen anführt, wird im app. crit. der vorliegenden Edition der Kürze halber lediglich sein Name genannt). Nigel Wilson hat freundlicherweise in den Jahren 2012 bis 2015 mehrfach diese und andere Stel2

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b) Mart. Artem. (BHG 170 - 171 c) Die zu diesem Text vorliegenden Editionen von Bidez1 und Kotter weichen öfters voneinander ab, was sich vor allem aus der unterschiedlichen Auswahl und Bewertung der Handschriften erklärt. Bidez hat von den ihm erreichbaren Textzeugen im Philostorg-Teil seiner Edition (4-150) sechs Hss. (PRSMVT2) sowie die als Zitate gewerteten Partien bei Symeon Metaphrastes (BHG 172) regelmäßig angeführt (Einl. LXI-LXVII, bes. LXVII; Winkelmann 342 f.), außerdem zwei bis vier zusätzliche Hss. (EUJ653) in den Anhängen I und II (151-65; daraus in dieser Edition test. 5 u. 6); drei weitere hat Winkelmann in den Berichtigungen und Nachträgen ausgewertet (ABC; 342-44). Von diesen Hss. ist nach Bidez, Philostorgius LXIV P „die interessanteste“, doch fehle „viel daran, daß P stets als führender Codex genommen werden könnte“, wie er selbst einräumt und anhand von Fehlern und Auslassungen zeigt (ebd.). Gleichwohl haben aufgrund seiner relativ hohen Einschätzung viele Lesarten von P Eingang in Bidez’ Text gefunden. Um die Probleme dieser Bevorzugung zu verdeutlichen, seien im folgenden einige Beispiele vorgestellt. Bidez schreibt p. 82,16 f. ἕτερα πλεῖϲτα διεπράττετο ὁ δυϲϲεβὴϲ Ἰουλιανόϲ und p. 155,7 ἔφαϲκε γὰρ ὁ ἐϲκοτιϲμένοϲ, indem er P allein gegen RSMTSymeon bzw. RSEMUT folgt. Bei Kotter (Mart. Artem. 22,15 u. 6,5 f.) hingegen fehlen die unterstrichenen Wörter, und sie sind in der Tat für das Verständnis nicht erforderlich, vielmehr entspringen sie offenbar der Polemik eines frommen Kopisten gegen Iulianus bzw. Areios. Nun bietet zwar an beiden Stellen die Hs. A (die Bidez noch nicht kannte) die gleichen Zusätze wie P (vgl. Kotter app. crit. z. St. u. Winkelmann 350 u. 354 z. St. [e silentio]), doch weist dies lediglich auf eine gemeinsame len genauer überprüft und noch mehr entziffert; in solchen Fällen werden Bidez’ als unsicher gekennzeichnete Lesungen nicht mehr im app. crit. vermerkt. Die Angaben zu M beruhen auf denen in Bidez’ app. crit. 1 Er hat nur die für seine Absichten erforderlichen Partien ediert, vgl. die Zusammenstellung bei Winkelmann 361 f. 2 In der vorliegenden Edition werden die von Bidez und Winkelmann eingeführten Siglen benutzt, nicht die von Kotter. 3 Zu EU vgl. Bidez, Philostorgius LXVI; aus Mart. Artem. in Bidez’ Ausgabe berichtet, vgl. Einl. LXV f. u. app. crit. zu p. 152,3. Da der Athous Esphigm. 14 bisher keine eigene Sigle hat, wird er in dieser Ausgabe kurz mit Kotters Hs.-Nr. 65 bezeichnet; zu dieser Hs. vgl. Bidez, Philostorgius LXII. 342; Kotter 195. 200; Bidez berücksichtigt sie nur für den Titel (app. crit. zu p. 151,9), Kotter gar nicht.

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Vorlage hin (s. u. S. 109) und besagt nichts für eine Sonderstellung von P. p. 152,1 (= Mart. Artem. 1,8) nahm Bidez aus P κατευθύνω1 auf gegen das κατευθῦνον der restlichen Überlieferung (mit den lautgleichen Varianten κατευθύνον u. κατευθύνων). Doch κατευθῦνον ist nicht nur sprachlich korrekt, insofern es wie εὔοδον und ἀπρόϲκοπον zu τὸ ἐγχείρημα gehört, sondern es paßt inhaltlich bei der Bitte sogar besser als die 1. pers. sg.2 Bidez, Philostorgius LXVII sah seine Entscheidung hier wie auch anderenorts dadurch bestätigt, daß die altslawische Übersetzung Zb (ebd. LXIII) dem κατευθύνω entspreche; aber daraus läßt sich lediglich schließen, wie der Übersetzer den Text verstanden hat. Besonders auffällig ist p. 161,15 (= Mart. Artem. 29,16 f.), wo Bidez allein wegen P die Junktur τὸ ζῆν προϲαπόλλυται bei diesem Autor für möglich hielt. Doch in dem von ihm Einl. LXIV verglichenen Passus p. 49,27 = Mart. Artem. 10,13 steht das Verb im act.: προϲαπόλλυϲι καὶ τὸ ζῆν; ähnlich p. 74,8 = Mart. Artem. 20,14 προλείπει τὸ ζῆν. Natürlich bedeuten diese Einwände nicht, daß P keine guten Lesarten bietet. Aber an den von Bidez, Philostorgius LXIV angeführten Belegstellen teilt sie diese entweder mit anderen Hss. (p. 54,21 = Mart. Artem. 13,10 ἔπαρχον [auch ABCU3]; p. 93,10 = Mart. Artem. 56,9 ἦϲαν [auch A]); oder die Unterschiede zum Rest der Überlieferung sind so gering, daß sie auf Sprachkenntnis oder Zufall beruhen können (p. 72,18 = Mart. Artem. 19,9 ἀναδειχθείϲ [vgl. ebd. 15,18 ἀνέδειξε, wenn denn der Autor nicht doch variiert hat])4. Bidez’ mehrfach zu beobachtende Bevorzugung von P ist der eine Grund für die Unterschiede in der Textgestaltung bei ihm und Kotter. Der andere liegt in Kotters Vorgehensweise. Er hat die ihm bekannten 24 Hss.

1

Nach Kotter 199 (zu Hs. 310) hat P κατευθύνῳ. A setzt erst p. 154,4 (= Mart. Artem. 4,11) ein. Kotter druckt ebenfalls κατευθύνω und gibt im app. crit. keinerlei varia lectio an. Doch die bei Bidez verzeichnete Lesart κατευθύνον in R (ihm standen Photographien zur Verfügung, vgl. Einl. LXII) wird durch den Text der ed. princ. von A. Mai, Spicilegium Romanum 4, Rom 1840, 341, der R zugrundelag (Bidez, Philostorgius LXIV; Kotter 200), bestätigt. 3 Kotter verzeichnet im app. crit. nur für R (= O bei ihm) die var. lect. ὕπαρχον, das Bidez, app. crit. ausdrücklich auch für M angibt. Da keine Variante anführt, wird dort in der Tat ἔπαρχον stehen. Lesarten aus U hat Bidez nur in den Anhängen I u. II (s. oben). 4 Bezüglich p. 56,20 (= Mart. Artem. 14,7) Κωνϲταντῖνα bzw. Κωνϲταντία s. zu Philost. 4,1; zu p. 83,15 (= Mart. Artem. 24,5) ἐπὶ τῆϲ Ϲυρίαϲ s. zu 7,4c,5. 2

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stemmatisch zu ordnen gesucht (Kotter 195-201)1 und für die Textkonstitution vier Hss. herangezogen, „die sich nach dem Stemmanachweis als die führenden der einzelnen Familien ergeben haben“ (Kotter 201): CDNO nach seinen Siglen, MAUR nach denen bei Bidez und Winkelmann. Von den zehn Textzeugen also, über die Bidez und Winkelmann durchgehend berichten, finden sich nur drei bei Kotter, und von den zwei bis vier zusätzlichen Hss. in Bidez’ beiden Anhängen ist es die Hs. U (= N bei Kotter); alle anderen bleiben unberücksichtigt. Darunter sind auch die drei Hss., die im Titel des Mart. Artem. (hier test. 5) hinter dem Autornamen Ἰωάννου μοναχοῦ die Wörter τοῦ Ῥοδίου haben: J, P und 65 (= Kotter Hs.-Nr. 186. 310. 65)2; diese stehen daher weder in Kotters Text noch in seinem app. crit. Kriterium für die Auswahl jener führenden Hss. scheint zumindest bei den Hss. 40, 243 u. 380 (= bei Bidez U, M u. R) die geringe Zahl an Trennfehlern gegenüber den jeweils anderen Mitgliedern der Hss.-Familien gewesen zu sein.3 Da Kotter jedoch nur die Kapitel 1, 5 f. und 69 f. verglichen hat (197)4, was nicht einmal 10 % des Textumfangs entspricht, ist das Resultat nicht sonderlich aussagekräftig.5 Vor allem aber gibt es keinen Grund, Handschriften auszuschließen, die als stemmatisch gleichwertig eingestuft worden sind.6 Wünschenswert wäre ein anhand eindeutiger Trenn- und Bindefehler aufgestelltes Stemma, um mit dessen Hilfe an weniger klaren Stellen eine Entscheidung fällen zu können. Doch dies ist unmöglich, da nur für knapp die Hälfte der bekannten Hss. vollständige oder umfängliche Kollationen

1

Kotters Hs.-Nr. 143K gehört zu 425H, vgl. Kotter 54. 195 f. Bei Winkelmann 342 f. werden drei weitere Hss. angeführt: der Palimpsest Vat. gr. 1238 sowie die beiden Epitomai Ambr. gr. 839 (vgl. Bidez, Philostorgius LXII) und Hieros. Sabait. gr. 675. 2 Vgl. Bidez p. 151,9 app. crit. und Kotter, Einl. 185 (versehentlich heißt es dort, daß in den drei Hss. Ἰωάννου τοῦ Ῥοδίου stehe, doch μοναχοῦ fehlt nirgends). 198 (zu Hs. 186). 199 (zu Hs. 310). 200 (zu Hs. 65). 3 Kotter äußert sich nicht dazu, auch nicht zu dem Umstand, daß er, obwohl er fünf unabhängige Hss.-Familien, z. T. mit Untergruppen, ausmacht (197: dhklm), nur vier führende Hss. auswählt. 4 5

Vgl. Kotters 197 zurückhaltende Formulierung „ergibt etwa folgendes Bild“. Natürlich ist zuzugestehen, daß sich Kotter angesichts der Textmasse seines umfangreichen Editionsvorhabens aus praktischen Erwägungen zu einer Beschränkung veranlaßt gesehen haben wird. 6

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vorliegen1; für andere finden sich lediglich verstreute Notizen. Aufgrund der Angaben in den Einleitungen, app. crit. und Nachträgen bei Bidez (mit Einl. LXIV-LXVII), Winkelmann (342 f. 345-56) und Kotter (mit Einl. 188. 196-201) ergibt sich zumindest bezüglich der Hss. ABCEJMPRSTU V652 folgendes Bild: Keine dieser Hss. läßt sich eliminieren, da alle einen oder mehrere Trennfehler gegenüber den jeweils anderen aufweisen.3 Abgesehen von den zum Teil umfangreichen Lücken (die unter Umständen erst später durch Blattversetzung oder -ausfall eingetreten sind4), seien die folgenden, i. d. R. jeweils einer, genannt:5 – A: p. 90,16-91,6 (= Mart. Artem. 54,11-16) εἰ - θύειν om. (saut du même au même) – B: p. 94,31 (= Mart. Artem. 58,13) καὶ χλευάζοντεϲ om. – C: p. 51,20 f. (= Mart. Artem. 12,1) ἀτενίϲαϲ - μέγεθοϲ om. – E: p. 159,20 f. (= Mart. Artem. 27,15) ἑνὶ ῥήματι om. – J: p. 101,25 (= Mart. Artem. 69,12) ἐρήμουϲ καὶ om. (Kotter 198 zu Nr. 186) – M: Mart. Artem. 67,18-20 βαϲιλεύοντοϲ - ἀμήν om. – P: p. 104,24 (= Mart. Artem. 70,2) Ἰοβιανὸϲ - ϲτρατοπέδου om. (+ Kotter 199 zu Nr. 310) 1

Die Lesarten der Hss. MAUR finden sich für das gesamte Mart. Artem. in Kotters app. crit. und für einen Großteil des Textes (vgl. die Aufstellung bei Winkelmann 361 f.) in Bidez’ app. crit. Über die Varianten der Hss. PSTV berichtet allein Bidez’ app. crit. und über die von ABC Winkelmanns Nachträge (345-56), in beiden Fällen nur bezüglich des in der Philost.-Ed. enthaltenen Textes. 2 Sym. Metaphr. braucht in der Regel nicht berücksichtigt zu werden, da sich immer wieder Umarbeitungen bei ihm finden, so daß Bidez seine Lesungen nur dort vermerkt hat, „wo er, sei es für, sei es gegen den angenommenen Text, in Frage kommt“ (Einl. LXV). 3 Da diese Hss. aus dem 10. bis 12. Jh. stammen (außer E, möglicherweise im 13. Jh. geschrieben, vgl. Bidez, Philostorgius LXI u. Kotter 195 zu Nr. 16), wobei die Datierung zuweilen unklar ist, wird auf eine Unterscheidung von vetustiores und recentiores verzichtet und für jede Hs. ein Trennfehler angeführt. 4 Aus den Angaben bei Bidez, Winkelmann und Kotter wird nicht immer klar, ob die großen Lücken von vornherein in der jeweiligen Hs. bestanden oder erst später durch Blattversetzung bzw. -ausfall eingetreten sind und welche Blätter genau davon betroffen sind. 5 Wenn im folgenden keine Quelle angegeben bzw. Kotters app. crit. oder aus Winkelmanns Nachträgen. Während bei Bidez mit dem Zeichen > der Ausfall des betreffenden Passus in einer Hs. angezeigt wird (vgl. seine Zeichenerläuterung vor S. 2), benutzt Winkelmann dafür das < (vgl. auch in seiner Ed. GCS Eus. 1,1 [vit. Const.] S. LXX).

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– R: p. 110,10-14. 36-39 (= Mart. Artem. 70,25-32) οὐ bzw. ὑπαχθέντοϲ - ἀμήν om. (+ Kotter app. crit. zu 70,24) – S: p. 100,29-31 (= Mart. Artem. 69,1-3) ὁ - ἔργον om. – T: p. 88,6 f. (= Mart. Artem. 52,11 f.) ἐνταθέντων - ἐργαϲαμένων; abgesehen davon hat T „eine große Zahl von Umarbeitungen mit Symeon gemeinsam“ (Bidez, Philostorgius LXV) – U: p. 153,22 f. (= Mart. Artem. 4,3 f.) αἱρέϲεωϲ ὑπάρχων statt αἱρέϲεωϲ καὶ Φιλοϲτόργιοϲ - ὑπάρχων αἱρέϲεωϲ – V: p. 88,21 (= Mart. Artem. 53,10) οὐδέ τι καὶ πρόϲφθεγγόμενον mit θεν über dem πρόϲ, d. h. πρόϲθεν φθεγγόμενον (οὐδέν τι μᾶλλον ἢ καὶ πρόϲθεν φθεγγόμενον rell.); p. 91,5 (= Mart. Artem. 54,15) ἀποϲτάντα om.; p. 160,7 (= Mart. Artem. 28,3) εἶναι (γενέϲθαι rell.) – 65: „gibt den Text ziemlich frei und vor allem stark verkürzt wieder“ (Kotter 200 zu Nr. 65; vgl. ebd. 195); so setzt der Text nach dem Titel erst mit Mart. Artem. 5,1 τῆϲ εἰδωλολατρείαϲ ein (Ehrhard 3,23; Kotter 188). Zwischen einigen dieser Hss. bestehen Bindefehler:1 – MVT: p. 164,6 (= Mart. Artem. 46,12) ἠέρα καὶ ὕδωρ2; p. 164,7 (= Mart. Artem. 46,13) τῶν ὧδε (ἀπὸ τῶνδε rell.3) – MV: p. 87,23 (= Mart. Artem. 52,5) ϲυνεφαίνετο (ϲυνεφθέγγετο rell.); p. 110,36-39 (app. crit. zu Z. 14) (= Mart. Artem. 70,28-32) ταῦτα ἀμήν (ἐν οἷϲ - ἀμήν rell.4); p. 160,14 (= Mart. Artem. 28,9) Τάτον (Τάτ rell.) – MA: Mart. Artem. 39,13 περιορίϲαϲ ὁ τύραννοϲ; 50,11 αὐτοῦ παραχρῆμα; 60,7 θέλειϲ ἐν τάχει – AUR: Mart. Artem. 54,1 περὶ τοῦ ἁγίου Βαβύλα am Rand als Zwischentitel notiert; ähnliches findet sich Mart. Artem. 12,6; 22,1; 25,6. 8. 1

Im folgenden werden, wenn nicht anders vermerkt, nur eindeutige Fehler, die auf eine gemeinsame Herkunft schließen lassen, angeführt (eine Reihe der bei Bidez u. Kotter in den Einleitungen genannten Fehlerstellen sind nicht gewichtig genug). Wenn zahlreiche sichere Bindefehler vorliegen, werden nicht alle genannt. 2 In den jeweiligen Hss. hinzugefügte Wörter werden der Einfachheit halber in dieser Liste durch Unterstreichung kenntlich gemacht. 3 Nach Kotters app. crit. steht das τῶν ὧδε anstelle allein des τῶνδε, was wegen der dann überschüssigen Silbe sicherlich ein Versehen ist (vgl. auch den von Bidez als Zeugnis angeführten Symeon-Text PG 115,1193 Β). 4 Dazu gehören nicht nur AU (Kotter app. crit.), sondern auch E (Bidez, Philostorgius LXVI) und der die letzten Kapitel des Mart. Artem. enthaltende Paris. gr. 1480 (= Kotter Nr. 307; von Bidez wegen Unergiebigkeit ausgesondert [Einl. LXII. LXVI f.]), dessen Ende Ehrhard 2,371 f. Anm. 2 nach Lesung von P. Ch. Martin mitteilt.

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10. 12. 15; 40,1 in R und 4,17 u. 8,6 in U – AR: Mart. Artem. 18,15 ζωῆϲ αὐτοῦ; 36,3 ὑποϲτρεφούϲηϲ (ὑποτρεφούϲηϲ rell.) – UR: Mart. Artem. 38,7 Ἀρτέμιε om.; 63,12 νικητήρια mit jeweils anderem Korrekturversuch – APJ (+ Hs.-Nr. 234 [Kotter 200]): p. 82,16 f. (= Mart. Artem. 22,15) διεπράττετο ὁ δυϲϲεβὴϲ Ἰουλιανόϲ (vgl. Bidez, Philostorgius LXVI) – AP: p. 82,16 (= Mart. Artem. 22,15) ἕτερα πλεῖϲτα1; p. 110,11 (= Mart. Artem. 70,25) Οὐάλεντοϲ om.; p. 155,7 (= Mart. Artem. 6,6) γὰρ ὁ ἐϲκοτιϲμένοϲ – PJ65: p. 151,9 (= Mart. Artem. Titel) Ἰωάννου μοναχοῦ τοῦ Ῥοδίου – PJ (+ Hs.-Nr. 162 [Kotter 197]): p. 110,4 f. (= Mart. Artem. 70,18) οὖν εἴρηκεν ἔτι (A hat dafür ein εἶπεν, R hinter διαφθαρέν ein ἔφη) – EU: p. 161,11 (= Mart. Artem. 29,13) ἐϲπαρμένοι om.; p. 161,27 (= Mart. Artem. 30,12) βίβλοι ἀνεζώωϲε (vgl. Bidez, Philostorgius LXVI) – BC: p. 54,20 (= Mart. Artem. 13,10) πραγμάτων om.; p. 73,7 (= Mart. Artem. 19,15) διὰ Γερμανῶν om.; p. 153,12 (= Mart. Artem. 3,5 f.) καὶ περιφερόμενον om. (vgl. Winkelmann 343 zu Bidez, Philostorgius LXIV 23; Kotter 198 f.). Dieses Verzeichnis zeigt, daß meist nur zwei Hss. miteinander verwandt sind und daß manche aus mehr als einer Vorlage geschöpft haben. So geht M teils mit V, teils mit A; die Hs. A ihrerseits hat nicht nur Gemeinsamkeiten mit M, sondern auch mit P und R. Ein Stemma läßt sich angesichts dieser kontaminierten Überlieferungslage nicht aufstellen.2 Wenn also verschiedene Lesarten vorliegen, wird von Fall zu Fall anhand sprachlicher, sachlicher, stilistischer und gegebenenfalls metrischer Kriterien beurteilt werden müssen, welche den Vorzug verdient. Erst wenn eine Entscheidung mittels dieser Gesichtspunkte unmöglich ist, wird notgedrungen die Mehrheit der Hss. den Ausschlag geben, was freilich das Risiko birgt, daß das Bild sich ändern kann, sobald die bisher gar nicht oder kaum kollationierten Hss. besser bekannt werden.

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J hat statt dessen πλείονα (Bidez, Philostorgius 200 diesbezüglich keine Angabe. 2 Vgl. F. Halkin, AB 101 (1983) 183, der zu Winkelmanns Neuedition des Anhangs III bemerkt: „M. W(inkelmann) a sagement renoncé à établir un stemma; le résultat aurait été illusoire, comme c’est habituellement le cas dans notre domaine.“

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Die folgenden Hss. werden im app. crit. angeführt nach den Angaben in den Einleitungen, app. crit. und Nachträgen bei Bidez (mit Einl. LXIVLXVII), Winkelmann (342-56) und Kotter (mit Einl. 196-201): – A = Ambros. gr. 841 (olim B 25) = Kotter Nr. 222 (= D), 11. Jh. bzw. 11./12. Jh.1; vgl. Winkelmann 342 f., Kotter 195 u. 198; Anfang fehlt, so daß die Hs. als Zeuge für den Titel ausfällt – B = Istanb. Patr. Trin. 99 = Kotter Nr. 171, 11. Jh.; vgl. Winkelmann 342 f., Kotter 195 u. 198 f. – C2 = Istanb. Patr. Trin. 101 = Kotter Nr. 172, 11. Jh. bzw. 11./12. Jh.; vgl. Winkelmann 342 f., Kotter 195 u. 198 f. – M = Mosqu. gr. 379 (olim 161) = Kotter Nr. 243 (= C), 11. Jh.; vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 342) u. LXV, Kotter 195 u. 197 – P = Paris. gr. 1510 = Kotter Nr. 310, 10. Jh.; vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 342) u. LXIV, Kotter 196 u. 199 – R = Vat. Pal. gr. 4 = Kotter Nr. 380 (= O), 12. Jh. bzw. 10./11. Jh. (11./12. Jh.); vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 342) u. LXIV, Kotter 196 u. 200 f. – S = Hieros. Sabait. gr. 27 = Kotter Nr. 185, 11. Jh.3; vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 342) u. LXIV f., Kotter 195 u. 199 – T = Paris. gr. 1546 = Kotter Nr. 313, 12. Jh.; vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 342) u. LXV, Kotter 196 u. 200; „T hat ... eine große Zahl von Umarbeitungen mit Symeon gemeinsam“ (Bidez, Philostorgius LXV) – U = Batoped. gr. 497 (olim 426) = Kotter Nr. 40 (= N), 11. Jh. bzw. 10. Jh. (11. Jh.); vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 3424) u. LXVI, Kotter 195 u. 199 – V = Vat. gr. 802 = Kotter Nr. 355, 11./12. Jh.; vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 342) u. LXV, Kotter 196 u. 198. Bei test. 5 u. 6 sowie fr. 7,2a kommen z. T. die folgenden drei Hss. hinzu: – E = Athen. Ethn. bibl. 2096 (olim Thess. 27) = Kotter Nr. 16, 13. Jh. 1

Wenn die Datierungen bei Bidez / Winkelmann und Kotter divergieren, steht letztere hinter dem „bzw.“. 2 Winkelmann hat diese Hs. in den Berichtigungen und Nachträgen zu Bidez ausgewertet (ebenso wie A und B) und mit der Sigle C versehen, die hier beibehalten ist. Bidez selbst hatte zwar schon dieselbe Sigle für den Paris. gr. Kapitel des Mart. Artem. enthält, verwandt, ihn jedoch wegen Unergiebigkeit ausgesondert (Bidez, Philostorgius LXII. LXVI f.). 3 Nach Ehrhard 1,462 Anm. 1 frühes 11. Jh., wenn nicht sogar Ende 10. Jh. 4 Dort als neue Nummer versehentlich 496 statt 497 angegeben (vgl. Ehrhard 3,19-21).

Einleitung

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bzw. 12. Jh. (13. Jh.); vgl. Bidez, Philostorgius LXI (+ 342) u. LXVI, Kotter 195 u. 200; Angaben daraus nur in Bidez, Philostorgius 151-63 (Anhang I u. II) – J = Hieros. Sabait. gr. 30 = Kotter Nr. 186, 10./11. Jh.; vgl. Bidez, Philostorgius LXI (+ 342) u. LXV f.; Kotter 195 u. 197 f.; auch von Bidez nicht systematisch angeführt, denn „J stellt ... eine Version der Art. P. dar, die der von TSymeon sehr ähnlich ist. Stellenweise bietet J sogar die allercharakteristischsten Umarbeitungen des Symeon“ (Bidez, Philostorgius LXV). Von Bedeutung ist die Hs., weil sie im Titel neben dem Autornamen Ἰωάννου μοναχοῦ den Zusatz τοῦ Ῥοδίου hat. – 65 = Athous Esphigm. 14 (2027) = Kotter Nr. 65, 11. Jh. bzw. 12. Jh. (11. Jh.); vgl. Bidez, Philostorgius LXII (+ 342) u. 151 (app. crit. zu Z. 9); Kotter 195 u. 200; auch von Bidez nicht systematisch angeführt, ist aber von Bedeutung, weil im Titel neben dem Autornamen Ἰωάννου μοναχοῦ der Zusatz τοῦ Ῥοδίου steht. Wegen der zahlreichen Lücken in den Hss. werden bei Testimonien und Fragmenten aus Mart. Artem. die vorhandenen Hss. hinter der jeweiligen Stellenangabe angeführt. c) Vit. Const. (BHG 365) Bisher sind zwei Hss. bekannt, der Angelicus gr. 22 (D.3.10) (A) (vgl. Bidez, Philostorgius LXXXVIII f. u. XCVI f.; Winkelmann 344; Opitz; Halkin 10 f. 17) aus dem 10./11. Jh. (Opitz 542; Halkin 10) und der aus dem 13. Jh. stammende Hieros. Sabaiticus gr. 366 (S) (vgl. Heseler; Bidez, Fragments nouveaux, bes. 421-37 = Bidez, Philostorgius 377-88; Heseler / Bidez 442 [Lesungen aus S]; Winkelmann 344. 361. 392; Halkin, der 15 f. Varianten von S in den weder von Bidez noch ihm selbst edierten Teilen mitteilt). Von A lagen mir digitale Aufnahmen vor, von S eine PDF-Datei eines Mikrofilms der Library of Congress (Washington, D.C.). d) Suda Zu den Hss. vgl. Ada Adler 1,VIII-XIV u. 5,216-78; die beste ist insgesamt A (a. a. O. 1,XIII f. u. 5,275). Bei der Angabe der für die jeweiligen Lemmata relevanten Hss. umschließt sie mern, von denen sie im app. crit. nur ausgewählte Lesarten mitteilt (vgl. 1,XXIV).

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

e) Nicetas Choniates, Thesaurus Zu den drei von Bidez, Philostorgius XCVIII f. herangezogenen Hss., Vat. gr. 680 (V) (vgl. van Dieten 1-8), Paris. gr. 1234 (P) (vgl. van Dieten, Dölger 170-80) und Laur. plut. 9,24 (L) (vgl. van Dieten 13-15), kommt der Bodl. Roe 22 (R) (vgl. van Dieten 8-131) hinzu; alle stammen aus dem 13. Jh. Die Hs. V steht öfters allein gegen die drei anderen; ob sie aber den besseren Text bietet, läßt sich wegen des geringen Umfangs der bisher (noch nicht einmal anhand aller vier Hss.) edierten griechischen Partien nicht feststellen, s. zu fr. 1,8a Ἀρειανόφρονεϲ.2 Die Angaben zu den Lesarten der Hss. PV beruhen auf Bidez’ Ausgabe; L habe ich überprüft anhand der Digitalisate (http://teca.bmlonline. it/TecaViewer/index.jsp?RisIdr=TECA0000125168&keyworks=Plut.09.24 [aufgerufen am 27. 6. 2015]); von R lagen mir digitale Aufnahmen eines Mikrofilms vor. f) Weiteres Zu den Hss. in Phot. bibl. s. zu test. 3b,2 τῷ ἐμφατικῷ. Zu Nikephoros Kallistos s. o. S. 16-23; er wird, da er von der Hs. B der Philostorg-Epitome des Photios abhängt, nur bei erwähnenswerten Konjekturen angeführt.

1

Er erwähnt S. 12 Heisenbergs Annahme, daß R eine Abschrift von P sei (A. Heisenberg, Zu den armenisch-byzantinischen Beziehungen am Anfang des 13. Jh., SBAW 1929, Heft 6,18); doch, wie gegenseitige Auslassungen und auffällige Lesarten in den bei van Dieten edierten Textstücken zeigen, sind beide Hss. voneinander unabhängig (z. B. p. 50,19-26 bzw. 62,1. 2; 63,19 v. D.), haben aber eine gemeinsame Vorlage (z. B. p. 51,4 f. 6 f.; 52,11 f. v. D.). 2 L. Bossina, L’Eresia dopo la crociata. Niceta Coniata, i latini e gli azimi, in: M. Cortesi (Hg.), Padri greci e latini a confronto (sec. XIII-XV), Atti del Conv. di studi della Soc. Intern. per lo Studio del Medioevo Latino, Florenz 2004, 180-89, bes. 180 f., sieht in den Lesarten, die V gegenüber LPR im Prolog des 22. Buchs bietet, bei aller Zurückhaltung eher lectiones difficiliores und nimmt sie auf. Die eigenmächtige Eingriffe des Kopisten, z. B. 14,4 p. 188 Bossina τῆϲ (κατὰ add. V) τοῦ πνεύματοϲ βλαϲφημίαϲ; s. auch zu 1,8a. Ob das ἁπανταχῆ (statt ἁπανταχοῦ) wirklich beweiskräftig ist (Bossina a. a. O. 181), ist wegen unserer geringen Kenntnisse des griech. Thes.-Textes zumindest fraglich.

Einleitung

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2. Text und Apparat Es wird zwischen Testimonien und Fragmenten unterschieden. Erstere (test.) enthalten:1 a) Angaben der Zeugen, die sich nicht auf den Inhalt, sondern allein auf die äußeren Umstände (z. B. Autor, Titel, Bekanntheitsgrad) oder auf die bloße Existenz des Werkes beziehen; b) Äußerungen der Zeugen, die zwar den Inhalt des Werkes betreffen, aber nicht eine einzelne, eindeutig einem bestimmten Fragment angehörige Stelle, sondern die sich auf den Inhalt allgemein beziehen oder auf mehrere in den Fragmenten vorkommende Einzelstellen oder die sich nicht eindeutig einem bestimmten Fragment allein zuordnen lassen. Bei den Fragmenten liegt im Falle Philostorgs die Eigenart vor, daß aufgrund der Zeugen in der Regel keine mit Sicherheit wörtlichen Zitate überliefert sind, sondern Referate oder Paraphrasen. Daher werden diese Partien in Kursivschrift gesetzt. Gelegentlich besitzen wir zu einem Geschehen mehrere Zeugen, deren Wortlaut mitunter gleich oder ähnlich ist: Solche Stellen werden durch Sperrdruck kenntlich gemacht. Bidez hat die den Text der Fragmente enthaltenden Seiten in mehrere Stockwerke unterteilt: oben, ohne Unterbrechung durchlaufend, die Philostorg-Epitome des Photios, gegliedert nach der Buch- und der von Gothofredus eingeführten Kapitelzahl, darunter die eventuell vorhandenen Parallelberichte anderer Zeugen, wobei die betreffende Kapitelzahl mit einem hochgestellten a, b oder c versehen wurde. In der vorliegenden Ausgabe wird Bidez’ Zählung beibehalten, doch der Text der Epitome (Phot. Philost.) wird jeweils durch diese weiteren Fragmente unterbrochen.2 Um den Leser auf den Fortgang hinzuweisen, steht vor und hinter den PhotiosStücken ein „post (Ziffer)“ bzw. „sequitur (Ziffer)“.3 Die im Editions- und Übersetzungsteil mittig gesetzten fr.-Zahlen bestehen – abweichend von anderen Fragmentsammlungen – hier mindestens aus zwei Ziffern, ersterer für das Buch, letzterer für das Kapitel. Die Kapitel werden im Text durch Absätze voneinander getrennt (vgl. z. B. 1,2-5). 1

Vgl. zum Folgenden M. Stein, Manichaica Latina I. epistula ad Menoch; Text, Übersetzung, Erläuterungen (Papyrologica Coloniensia XXVII 1), Opladen 1998, 2 f. 2 Dies geschieht aus zwei Gründen: Zum einen wird in dieser Ausgabe die rechte Seite türe von Phot. Philost. ständig umschlagen müßte; zum anderen muß man bei Bidez’ Anordnung manchmal wieder zurückblättern. Daß sein Verfahren den Vorteil besitzt, den zusammenhängenden Charakter der Epitome sinnfällig zu machen, ist unbestritten. 3 Wo erforderlich, geschieht dies auch bei den anderen Zeugen, z. B. 1,7a u. 1,9a.

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Wenn sie lang sind, werden sie durch neu eingeführte Paragraphenzahlen untergliedert (vgl. z. B. 1,1; 1,5a).1 Die Parallel- oder Ergänzungsstücke, die Bidez an der entsprechenden Photios-Stelle eingeordnet und abgedruckt hat, tragen wie bei ihm hinter der Photios-Kapitel-Zahl einen Kleinbuchstaben und sind gleichfalls bei Bedarf mit neuer Paragraphengliederung versehen (z. B. 1,5a,3; 1,6e,18). Während auf die Testimonien immer mit der Abkürzung test. verwiesen wird, wird darauf bei den Fragmenten in der Regel verzichtet; gelegentlich wird der Deutlichkeit halber ein fr. oder Philost. hinzugefügt oder, wenn es sich um einen Passus aus der Philostorg-Epitome des Photios handelt, im Kommentar ein Phot. Philost. bzw. Phot. Der kritische Apparat unterrichtet über die Lesarten der Hss. Um ihn nicht unnötig zu belasten, werden in der Regel weder Kleinigkeiten wie Abkürzungen2, fehlendes ν-ἐφελκυϲτικόν3, Akzentfehler4 oder Itazismen notiert noch Randnotizen, seien es Inhaltshinweise (z. B. Bidez, Philostorgius app. crit. p. 179,12 ff.) oder Glossen (vgl. Komm. zu 1,6e,3 ἀδήριτον).5 1

Mitsamt den Paragraphenzahlen besteht also eine Stellenangabe in Text oder Kommentar aus drei Zahlen und z. T. einem Buchstaben. 2 Eine Ausnahme bilden die von B (Phot. Philost.) gern verwandten Abkürzungen für παρα und περι (als Präposition und als Präfix), die häufig nicht zu unterscheiden sind, sei es aus Nachlässigkeit oder Eile des Schreibers (vgl. Bidez, Philostorgius XXXVII f.). Wenn hierdurch Fehler bedingt sein können, werden im app. crit. beide Möglichkeit angegeben, in der Form π(αρὰ) vel πε(ρὶ) B bzw. π(αρα) vel πε(ρι) B. 3 Phot. Philost. finden sich in B zahlreiche Stellen, an denen das eingeschobene φηϲι(ν) ausgeschrieben ist. Nur sehr selten fehlt dort vor einem folgenden Vokal das ν-ἐφελκυϲτικόν (z. B. 1,1,2; 3,1,1; 7,13,1; 9,5,2; 9,10; 10,12). An den nicht minder häufigen Stellen, wo in B das φηϲι(ν) mit φη abgekürzt ist, haben die vorangegangenen Editoren bereits in aller Regel vor folgendem Vokal das ν-ἐφελκυϲτικόν angefügt. Entsprechend wird hier auch bei φαϲι(ν) (7,7,1) und ἐϲτι(ν) (10,2,1 in B ἐϲτὶ ὁ θεόϲ) verfahren. 4 Z. B. 1,5a,6. 9 in S καταϲκευᾶϲαι bzw. ϲυμφθᾶϲαι; in B 7,15,2 βάλοντα, 12,3,5 ἀκρωτηριῶν, 12,3,6 ἐμποδῶν u. 12,9,1 διαϲτάϲαι; zu den Spiritus s. u. S. 115 Anm. 5. 5 Wenn Kotter auf der einen Seite und Bidez bzw. Winkelmann auf der anderen in ihren Angaben zu Lesarten des Mart. Artem. voneinander abweichen, wird dies durch ein teste Kotter, teste Bidez oder teste Winkelmann gekennzeichnet, das hinter der bzw. den betreffenden Handschrift(en) steht, die ihrerseits durch einen Zwischenraum von den übrigen Hss. abgerückt ist bzw. sind. Es handelt sich in den entsprechenden app. crit. Wenn allein ein Name in dieser Weise notiert ist, bedeutet dies, daß der jeweils andere Editor keine gesonderte Angabe dazu im app. crit. gemacht hat. Ist aus deren Ausgaben nur ein Schluß e silentio möglich, wird die Hs.-Sigle bei den jeweiligen Lesarten angegeben und mit einem hochgestellten Fragezeichen oder ut vid. versehen.

Einleitung

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Zur Akzentuierung der Namen, bes. fremder, vgl. Ph. Probert, Ancient Greek Accentuation, Oxford 2006, 132-36 u. St. Radt, ZPE 126 (1999) 98. Entsprechend dem Hinweis des letzteren, Akzentsetzungen in den Handschriften zu beachten, die häufiger von den nach den griechischen Regeln zu erwartenden abweichen, wird in dieser Ausgabe entgegen Probert a. a. O. 134 f. (vgl. 136 Anm. 18) z. B. Ϲεκοῦνδοϲ (nicht Ϲέκουνδοϲ) geschrieben1 (vgl. z. B. L in 1,8a; B in 1,10 u. 2,1,1), ebenso trotz antiker Regel2 Φιλούμενοϲ (nicht Φιλουμενόϲ).3 Desgleichen folgen wir bei den Spiritus dem handschriftlichen Befund, wie es bereits Bidez in aller Regel getan hat (vgl. Philostorgius XLI), der bei den mit h anlautenden römischen bzw. nichtgriechischen Namen den Spiritus lenis gedruckt hat (z. B. Ἀδριανόϲ, Ἐρκούλλιοϲ, Ἰϲπανία, Ὀνώριοϲ, Οὖννοι), während er die seit alters griechischen bzw. mit solchen Formen verwandten (z. B. Ἅιδου πυθμήν, Ἁλμυρίϲ, Ἑβραῖοϲ, Ἑλένη, Ἕλλην, Ἡράκλεια, Ἱππόλυτοϲ, Ὅμηροϲ [in Anlehnung daran vermutlich Ὁμηρῖται], Ὅϲιοϲ, Ὑπατία) mit dem Spiritus asper versah. Zwar wurde in der Spätantike der Hauchlaut in beiden Sprachen in der Regel nicht mehr gesprochen4, aber die Setzung des Spiritus asper in den griechischen Namen zeigt, daß die Schreiber von der alten Aussprache eine gewisse Kenntnis besaßen, und bei fremdländischen Namen könnte dies ein Hinweis auf die damalige Sprechweise sein.5

1

So ist auch Bidez verfahren. Vgl. Hdn. Π. μον. λέξ. 1,8 (Gramm. Graec. 3,913,21-914,3); Arcad. p. 64,23-28 Barker = p. 73,21-74,4 Schmidt (vgl. Gramm. Graec. 3,180,24-33); K.-B. 1,329 f.; Schwyzer 1,420; Probert a. a. O. 298-300, bes. 298 Anm. 6. 3 Daß freilich auf die Hss. nicht unbedingt Verlaß ist, zeigt sich 1,6e,4, wo Κωνϲταντῖνοϲ auf dem ι in A einen Akut (vgl. Bidez, Philostorgius app. crit. zu 179,9) und in S einen Zirkumflex trägt (so auch A p. 567,26 Opitz); weitere Fehler dieser Art in A z. B. p. 565,28 Opitz μίϲοϲ, p. 566,1 Φαῖδραϲ, p. 566,5 μεταδοῦϲ. 4 Vgl. Schwyzer 1,157 f. 220-22; Leumann 173-75. 5 Auch hier ist auf die Hss. nicht unbedingt Verlaß. So werden z. B. die Namen Ἀρμενία und Ἀρμένιοι zumindest in B (Phot. Philost.) im Anlaut zum Teil mit Spiritus asper (4,4,2; 4,8,5; 5,1,5; 8,1,1), zum Teil mit Spiritus lenis (3,8,1. 2; 11,8,2) geschrieben. In solchen Fällen wird die korrekte Form ουργίϲ (vgl. 1,5a,10; 1,6e,10; 3,28a,3; 4,1,3; 4,1a,3; 11,3,3; 11,4), das Bidez mit Verweis auf die Hss. mit Spiritus lenis schreibt. Doch wie unsicher dieses Kriterium ist, zeigt sich 1,5a,10 u. 1,6e,10 (aus der Vit. Const.), wo die Hs. S beidemal den Spiritus asper hat, während A, das an letzterer Stelle hinzukommt, den Spiritus lenis bietet. 2

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

VIII. Bemerkungen zur Übersetzung Eine Übersetzung, die einerseits den Gedankengang des Originals angemessen wiedergibt, andererseits aber lesbar bleibt, stellt gerade bei einem ambitionierten Stilisten wie Philostorgios eine besondere Herausforderung dar. Das Unternehmen wird zusätzlich dadurch erschwert, dass auch die verschiedenen Stilebenen der Autoren, die den Philostorgios entweder zitieren, paraphrasieren oder verkürzend zusammenfassen, wiedergegeben werden müssten. Eine wirklich zufrieden stellende Übersetzung ist angesichts der zusätzlichen Schwierigkeiten, die etwa die Mehrfachkomposita bereiten, so gut wie nicht möglich. Insgesamt ist eher auf die ungefähre Wiedergabe des im Original Gemeinten als auf die sprachliche Eleganz Rücksicht genommen worden. Einige Entscheidungen bedürfen der besonderen Erörterung. Viele Eigennamen sind im Manuskript der Epitome falsch wiedergegeben. In einigen Fällen wie beim Namen des Tribigild (im Manuskript der Epitome „Trigibild“), gibt es in den antiken Quellen ohnehin erhebliche Schwankungen, so dass sich die „richtige“ Namensform kaum bestimmen lässt. In diesen Fällen ist in der Übersetzung die bei Philostorgios zu findende Form gewahrt. Bei Verwechslungen wie Constans/Constantius, Constantia/Constantina wurde die historisch zutreffende Form bevorzugt und davon ausgegangen, dass nicht Philostorgios, sondern der Textzeuge sich geirrt habe, genauso bei Verschreibungen wie Crispus/Priscus oder Flacilla/Placidia. Die meisten übrigen von der Normalschreibung abweichenden Namensformen sind im Text zwar beibehalten, in der Übersetzung aber korrigiert worden. Dies gilt etwa für Pytabion/Poetovio, Glaiphos/Dagalaifus, Gomarios/Gomar, Agelios/Agilo, Philex/Felix, Rochomeris/Ricimer oder Stelichon/Stilicho. Auch dort, wo diese abweichenden Formen mit ziemlicher Sicherheit auf Philostorgios zurückgehen, etwa bei der durch Dissimilation und durch die griechische Endung entstandenen Form Urphilas, ist die geläufigere Form gewählt worden1.

1

stischen Umgang mit der Überlieferungsgeschichte, in: ders., Schwellenzeit. Beiträge zur Geschichte des Christentums in Spätantike und Frühmittelalter, hg. von W. A. Löhr / H. Ch. Brennecke, Berlin 1996, 41-50. Ebenfalls wahrscheinlich ist, dass Philost. die Form Beronike für Berenike gebraucht hat, s. den Kommentar zu Philost. 1,8a Berenike.

Einleitung

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In der Frage der griechischen oder lateinischen Namensform haben wir uns dazu entschieden, bei Bischöfen des Ostens die griechische Form zu wählen (nur dort, wo es erstaunlich aussehen würde, ist dies unterlassen, also Silvanus statt Silbanos, Flavianus statt Flabianos, Florentius statt Phlorentios gewählt worden), bei Kaisern, Militärs und Amtsträgern dagegen konsequent die lateinische Form zu gebrauchen (also Arcadius statt Arkadios). Viele für die damaligen Glaubensvorstellungen selbstverständliche Gegebenheiten sind im Deutschen kaum nachvollziehbar, ohne dass man den griechischen Text daneben stellt. Vereinfachend ist daher der Ausdruck „Hellenen“, der meistens auf die Anhänger der traditionellen Kulte, zugleich aber auch auf den spezifisch griechischen Bildungshintergrund verweist, mit „Heiden“ übersetzt1. Sperrig sind die Übersetzungen zu den dogmatischen Positionen. Philostorgios fasst die beiden entgegengesetzten Positionen im Trinitätsdogma als substantivierte Formeln auf, nämlich als τὸ ὁμοούϲιον und als τὸ ἑτεροούϲιον. Zwischenpositionen werden kaum beschrieben. Sinnvoll mag es sein, diese plakativen Schlagworte zu transkribieren, in Analogie etwa zur Transkription im Latein des Hieronymus, bei dem deutlich zu erkennen ist, dass er hier die Begriffe als substantivierte Neutrumformen gebraucht: synodus Antiochiae a Melitio et suis facta, in qua homousio anomoeoque reiecto medium inter haec homoeousion Macedonianum dogma vindicaverunt.2 Im Folgenden haben wir uns aber doch dem von G. Ch. Hansen in seiner Sozomenos-Übersetzung eingeschlagenen Weg angeschlossen und τὸ ὁμοούϲιον einfach mit „das ‚Wesensgleich‘“ wiedergegeben. In Analogie dazu wird τὸ ἑτεροούϲιον als „das ‚Wesensverschieden‘“ übersetzt und und τὸ ὁμοιούϲιον als „das ‚Wesensähnlich‘“.

1

S. oben S. 100 Anm. 4. Hier. chron. 242d. Vgl. auch die zweite Formel von Sirmium bei Hil. syn. 11: id est, ut expressius intelligatur, homousion aut quod dicitur homoiusion. 2

Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen in Text und Apparat Phot. Philost. B

Photios, Philostorgios-Epitome cod. Baroccianus 142

codd. descripti (s. o. S. 102 Anm. 1): L cod. Laurentianus plut. 70,05 (s. o. S. 102 f.) M cod. Marcianus gr. 337 (691) cod. Bern. cod. Bernensis 54 cod. Bochart. cod. Bochartianus cod. Harl. cod. Harleianus gr. 6316 cod. Vall. cod. Vallicellianus 181 Mart. Artem. Martyrium Artemii (BHG 170 - 171 c) zu den Hss. s. o. S. 110 f. zu z. B. teste Bidez u. R? s. o. S. 114 Anm. 5 Vit. Const. A S

Vita Constantini imperatoris acephala (BHG 365) (zu den Hss. s. o. S. 111) cod. Angelicus gr. 22 (D.3.10) cod. Hierosolymitanus Sabaiticus gr. 366

Suda zu den Hss. s. o. S. 111 Nicet. Chon. Thes. V P L R

Nicetas Choniates, Thesaurus (zu den Hss. s. o. S. 112) cod. Vaticanus gr. 680 cod. Parisinus gr. 1234 cod. Laurentianus plut. 9,24 cod. Bodleianus Roe 22

** v liegenden Werk ist nicht sicher. * vor der Ziffer eines test. oder fr.: Es ist nicht sicher zu entscheiden, ob der Passus als Testimonium oder Fragment anzusehen ist.

120

{ααα} ⟨ααα〉 (ααα) α̣α̣α̣ [ααα] ̣̣̣̣̣ [ ̣ ̣ ̣] ⟦ααα⟧ `ααα´ | Aa.c. Ap.c.

(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

vom Editor getilgte Buchstaben vom Editor hinzugefügte Buchstaben vom Editor aufgelöste Abkürzungen unsicher erhaltene Buchstaben vom Editor in einer Lücke ergänzte Buchstaben unleserliche Reste von Buchstaben Zahl der in einer Lücke verlorengegangenen Buchstaben vom Schreiber oder anderer Hand getilgte Buchstaben vom Schreiber oder anderer Hand über der Zeile hinzugefügte Buchstaben Zeilenende in einer Handschrift

Amarg. Atext.

Lesart in A vor der Korrektur (ante correctionem) Lesart in A nach der Korrektur (post correctionem) korrigierte Lesart in A (was vorher in A stand, ist unklar) über der Zeile (supra lineam) übergeschriebene(r) Buchstabe(n) in A Lesart am Rand (in margine) von A Lesart im Text (in textu) von A

add. alt. ap. coll. corr. del. dub. e. g. eras. ex corr. fort. in marg. in ras. inscr. litt. om.

addidit (-erunt) vel additus, -a, -um alter, -a, -um apud collatus, -a, -um correxit (-erunt) vel correctus, -a, -um delevit (-erunt) dubitanter exempli gratia erasus, -a, -um ex correctione fortasse in margine in rasura inscriptio(nem) littera(e) omisit (-erunt) vel omissus, -a, -um

Acorr. As.l.

Siglen, Zeichen und Abkürzungen

pr. rell. restit. rubro atram. s. l. suprascr. spat. vac. transpos. ut vid. v.

121

prior, -ius reliqui, -ae, -a restituit vel restitutus, -a, -um rubro atramento supra lineam suprascriptus, -a, -um spatium vacuum transposuit (-erunt) ut videtur versus

Erklärung der Sonderzeichen in der Übersetzung (?) (oder ... ?) [- - -]

[-]

Unsicherheiten in Gestaltung bzw. Verständnis des tradierten Textes im kritischen Apparat des Textteils angeführte Konjektur Lücke oder einzelne Buchstaben, wodurch der Zusammenhang bzw. die Syntax gestört ist; über die Länge dieses Bereiches gibt das Zeichen keine Auskunft. Lücke, die den Zusammenhang bzw. die Syntax nicht stört; über die Länge der Lücke gibt das Zeichen keine Auskunft.

testimonia 1. Anth. Pal. 9,193 (cod. P) εἰϲ τὴν ἱϲτορίαν Φιλοϲτοργίου τοῦ ἐκ Καππαδοκίαϲ, Εὐνομιανοῦ· ἱϲτορίην ἐτέλεϲϲα θεοῦ χαρίτεϲϲι ϲοφῇϲι πράγματ᾽ ἀληθείηϲ ποικίλ᾽ ὑφηνάμενοϲ. 1 sq. εἰϲ – Εὐνομιανοῦ inscr. add. corrector

2. Anth. Pal. 9,194 (cod. P) εἰϲ τὴν αὐτὴν (sc. ἱϲτορίαν) τοῦ αὐτοῦ Φιλοϲτοργίου τοῦ Ἀρειανοῦ καὶ πάϲηϲ κακίαϲ πεπληρωμένου· οὐδὲν γὰρ ἄλλο ἱϲτόρηϲεν ἢ ψόγον τῶν ὀρθοδόξων· γράμματα δώδεκ᾽ ἔχει Φιλοϲτόργιοϲ, οὔνομα καλόν. 5 τοὔνεκα δὴ κατὰ γράμμα λόγουϲ ἀνεγράψατο τούτουϲ ἀρξάμενοϲ πρώτου ἀπὸ γράμματοϲ, εἶτεν ἐφεξῆϲ, καὶ διὰ τῆϲ αὐτῶν ἀρχῆϲ ἑὸν οὔνομα γράψαϲ. 1 – 3 εἰϲ – ὀρθοδόξων in marg. add. corrector 2 πεπληρωμένου Gothofredus : πεπληρμ, in fine suprascr. ωε, P : -μένην Jacobs, idem (τὴν pro καὶ v. 2 scripto) dub. Stadtmüller 5 λόγουϲ ἀνεγράψατο τούτουϲ Salmasius : τ. ἀ. λόγουϲ (γουϲ ex γοϲ restit.) P 6 εἶτεν Schäfer, duce Gothofredo (εἶθεν vel deinceps) : εἶπεν P 7 γράψαϲ P : ῥάψαϲ dub. Stadtmüller

3. Phot. bibl. a. index 40 p. 301,11 Martini (cod. A) Φιλοϲτοργίου Ἀρειανοῦ ἱϲτορικόν b. cod. 40 p. 8 a 31 - b 42 Bekker (codd. AM) (1) ἀνεγνώϲθη Φιλοϲτοργίου Ἀρειανοῦ τὴν θρηϲκείαν ὡϲ δῆθεν ἐκκληϲιαϲτικὴ ἱϲτορία. ἱϲτορεῖ δὲ τἀναντία ϲχεδὸν ἅπαϲι τοῖϲ ἐκκληϲιαϲτικοῖϲ ἱϲτορικοῖϲ· ἐξαίρει τοὺϲ Ἀρειανίζονταϲ ἅπανταϲ, λοιδορίαιϲ πλύνει τοὺϲ ὀρθοδόξουϲ, ὡϲ εἶναι τὴν ἱϲτορίαν αὐτοῦ 5 μὴ ἱϲτορίαν μᾶλλον, ἀλλ᾽ ἐγκώμιον μὲν τῶν αἱρετικῶν, ψόγον δὲ γυμνὸν καὶ κατηγορίαν τῶν ὀρθοδόξων. (2) ἔϲτι δὲ τὴν φράϲιν κομψὸϲ καὶ ποιητικαῖϲ, ἀλλ᾽ οὐ κατακόρωϲ οὐδ᾽ ἀχαρίϲτοιϲ, λέξεϲι ἡδέοϲ ἐφέλκεται· πλὴν ἐνίοτε παραβόλωϲ αὐταῖϲ καὶ πλεῖϲτον 7 ἀχαρίϲτοιϲ Stein : ἀχαρίτοιϲ codd.; ἀχαρίτωϲ dub. Bekker 8 ἐμφατικῷ Aa.c.M : ἐμφαντικῷ Ap.c.

Zeugnisse 1. Anthologia Palatina 9,193 Auf die Geschichte des Philostorgios aus Kappadokien, eines Eunomianers: Ein Geschichtswerk habe ich durch Gottes weise Gnadengaben vollendet, indem ich verschiedene wahre Tatsachen miteinander verwob. 2. Anthologia Palatina 9,194 Auf dieselbe (sc. Geschichte) desselben Philostorgios, des Arianers, der voll ist von jeglicher Schlechtigkeit; denn in seiner Darstellung findet sich nichts anderes als eine Schmähung der Orthodoxen: Zwölf Buchstaben enthält Philostorgios, ein schöner Name. Deswegen schrieb er dem Buchstaben entsprechend diese Bücher auf, indem er mit dem ersten Buchstaben anfing, dann der Reihe nach fortfuhr, und so mittels ihres Anfangs seinen Namen zusammenfügte.

3. Photios, Bibliothek a. Inhaltsverzeichnis 40 p. 301,11 Martini Geschichtswerk des Arianers Philostorgios b. Kapitel 40 p. 8 a 31 - b 42 Bekker (1) Gelesen wurde die angebliche Kirchengeschichte des Philostorgios, der dem arianischem Glauben anhing. Er schreibt das Gegenteil zu fast allen Kirchenhistorikern: Er hebt alle Arianer hervor und wäscht den Orthodoxen den Kopf mit Schmähungen, so dass seine Geschichte nicht so sehr eine Geschichte als vielmehr ein Elogium der Häretiker und andererseits eine nackte Invektive und Anklage der Orthodoxen ist. (2) Er ist hinsichtlich des Stils geziert und gebraucht poetische Ausdrücke, allerdings nicht im Ü Die figürliche Ausdrucksweise bringt bei ihm durch ihre Prägnanz die Anmut samt dem Gefälligen mit sich, außer dass er diese (sc. Figuren) manchmal verwegen und sehr stark abgewandelt gebraucht und da-

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(E 7) Philostorgius

ἀποτετραμμέναιϲ χρώμενοϲ εἰϲ ψυχρολογίαν καὶ ἀκαιρολογίαν ἐκπίπτει. περιβέβληται δὲ αὐτῷ ποικίλωϲ ὁ λόγοϲ καὶ ἐν κόρῳ, ὡϲ εἰϲ τὸ ἀϲαφὲϲ καὶ οὐκ ἀεὶ χαρίεν τὸν ἀκροατὴν ὑποϲύρεϲθαι. ἐν πολλοῖϲ δὲ καὶ οἰκείωϲ γνωμολογεῖ. (3) ἱϲτορεῖ δὲ τὰ ἀπὸ τῆϲ Ἀρείου περὶ τὴν αἵρεϲιν ϲπουδῆϲ τε καὶ κατάρξεωϲ μέχρι τῆϲ Ἀετίου τοῦ δυϲϲεβεϲτάτου ἀνακλήϲεωϲ. οὗτοϲ δὲ ὁ Ἀέτιοϲ παρ᾽ αὐτῶν μὲν τῶν ϲυναιρεϲιωτῶν διὰ τὸ κἀκείνουϲ ὑπερβαλέϲθαι τῇ δυϲϲεβείᾳ, ὡϲ αὐτὸϲ οὗτοϲ καὶ μὴ βουλόμενοϲ ἱϲτορεῖ, τῆϲ διακονίαϲ καθῃρέθη (fr. 4,12b), ὑπὸ δὲ τοῦ δυϲϲεβεϲτάτου Ἰουλιανοῦ ἀνεκλήθη τε καὶ φιλοφρόνωϲ ἐδεξιώθη (fr. 6,7b). καὶ ἡ μὲν ἱϲτορία αὐτοῦ δι᾽ ἑνὸϲ βιβλίου τόμοιϲ ἓξ ϲυμπληρουμένη μέχρι τοῦδε πρόειϲι τοῦ χρόνου. (4) ἔϲτι δὲ ⟨ὁ〉 ἀνὴρ ψευδολόγοϲ τε καὶ οὐδὲ μυθολογίαϲ ἀπεχόμενοϲ. ἐξαίρει δὲ ἐν μὲν λόγοιϲ μάλιϲτα Ἀέτιον καὶ Εὐνόμιον, μόνουϲ ἀνακαθᾶραι τὰ τῆϲ εὐϲεβείαϲ δόγματα τῷ χρόνῳ ϲυγκεχωϲμένα τερατευόμενοϲ (fr. 3,20/21a), ἐν τεραϲτίοιϲ δὲ καὶ βίῳ Εὐϲέβιον τὸν Νικομηδείαϲ, ὃν καὶ μέγαν ἀποκαλεῖ (fr. 1,9b), καὶ Θεόφιλον τὸν Ἰνδὸν (fr. 3,4b) καὶ ἄλλουϲ πλείοναϲ. κατηγορεῖ δὲ Ἀκακίου μάλιϲτα τοῦ Καιϲαρείαϲ τῆϲ κατὰ Παλαιϲτίνην ἐπιϲκοπήϲαντοϲ δεινότητά τε ἀνυπέρβλητον καὶ πανουργίαν ἄμαχον, μεθ᾽ ὧν καὶ πάντων φηϲὶ κατιϲχῦϲαι τῶν τε ὁμοφρονεῖν δοκούντων, εἰϲ ἔχθραν δέ τινα καταϲτάντων, καὶ τῶν τἀναντία θρηϲκευόντων (fr. 4,12a). (5) καὶ ταῦτα μέν μοι ἤδη ἀνέγνωϲτο, μετ᾽ οὐ πολὺ δὲ ἐν ἄλλῳ βιβλίῳ καὶ ἕτεροι αὐτοῦ λόγοι ἕξ, ὡϲ ϲυμπληροῦϲθαι αὐτοῦ τὴν ϲύμπαϲαν πραγματείαν ἐν λόγοιϲ δώδεκα· ὧν αἱ ἀπαρχαὶ ϲυντιθέμεναι τὸ τοῦ ϲυγγεγραφότοϲ ἀπαρτίζουϲι Φιλοϲτοργίου ὄνομα. κάτειϲι δὲ μέχρι τῶν Θεοδοϲίου τοῦ νέου χρόνων, κατ᾽ ἐκεῖνον τὸν χρόνον παυόμενοϲ καθ᾽ ὃν Οὐαλεντινιανῷ τῷ νέῳ τῷ Πλακιδίαϲ καὶ Κωνϲταντίου υἱῷ ᾿Ονωρίου τελευτήϲαντοϲ Θεοδόϲιοϲ τὰ τῆϲ Ῥώμηϲ ϲκῆπτρα τῷ ἀδελφιδῷ ἐνεχείριϲεν (fr. 12,13a). (6) οὗτοϲ δὲ ὁ Φιλοϲτόργιοϲ καίτοι κατὰ τῶν ὀρθοδόξων λυϲϲῶν Γρηγορίου μὲν τοῦ θεολόγου καθάψαϲθαι οὐκ ἐτόλμηϲεν, ἀλλὰ καὶ τὴν παιδείαν καὶ ἄκων ϲυνομολογεῖ (fr. 8,12b; cf. 8,11,1), Βαϲιλείου δὲ τοῦ μεγάλου ἐπεχείρηϲεν ὑφᾶναι μῶμον, δι᾽ οὗ λαμπρότερον ἔδειξε. τὴν μὲν γὰρ ἰϲχὺν καὶ τὸ κάλλοϲ τῆϲ ἐν ταῖϲ πανηγύρεϲιν ὁμιλίαϲ ὑπ᾽ αὐτῆϲ τῆϲ τῶν πραγμάτων ἐναργείαϲ ἐβιάϲθη ϲυμ13 τὰ om. M 21 ὁ add. Bekker 28 πανουργίαν A : κακουργίαν M 31 μέν μοι A : μέντοι M 35 Θεοδοϲίου Α : τοῦ Θεοδ. M 37 Κωνϲταντίου Schottus : -τίνου codd. 38 ἀδελφιδῷ A : ἀδελφῷ M

testimonia

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durch in abgeschmackte und unpassende Formulierungen abgleitet. Seine Ausdrucksweise ist wort- und variantenreich, sogar im Übermaß, so dass sie für den Zuhörer unvermerkt unklar und nicht immer anmutig wird. In vielen Fällen gebraucht er in angemessener Form auch Maximen. (3) Seine Geschichtsdarstellung umfasst die Ereignisse beginnend mit dem Anfang des Eifers des Areios hinsichtlich seiner Häresie bis hin zur Rückberufung des ganz und gar gottlosen Aetios. Dieser Aetios wurde von seinen eigenen Häresiegefährten, weil er sogar sie an Gottlosigkeit übertraf, aus seinem Diakonat entfernt, wie dieser (d. h. Philostorgios) selbst, auch wenn er es nicht möchte, berichtet (fr. 4,12b). Er wurde aber von dem überaus gottlosen Julian zurückgerufen und freundschaftlich empfangen (fr. 6,7b). Seine (d. h. Philostorgios’) Geschichte, die in einem Band sechs Bücher umfasst, rückt bis zu diesem Zeitpunkt vor. (4) Der Mann ist indes ein Lügner und enthält sich nicht einmal des Märchenerzählens. Er hebt aufgrund ihrer Worte am meisten den Aetios und Eunomios hervor, indem er phantasiert, dass sie als einzige die Lehren des wahren Glaubens, die im Laufe der Zeit verschüttet worden seien, wieder gereinigt hätten (fr. 3,20/21a). Aufgrund ihrer Wundertaten und Lebensweise hebt er Eusebios von Nikomedeia, den er auch den Großen nennt (fr. 1,9b), Theophilos den Inder (fr. 3,4b) und andere mehr hervor. Vorwürfe macht er vor allem Akakios, dem Bischof von Kaisareia in Palästina, weil dieser unübertrefflich in seiner Schlauheit und unschlagbar in seiner Verschlagenheit war, wodurch er, so sagt er (d. h. Philostorgios), auch über alle den Sieg davon trug, sowohl über die, die anscheinend seiner Ansicht, aber irgendwie mit ihm verfeindet waren, als auch über diejenigen, die entgegengesetzte Glaubensgrundsätze vertraten (fr. 4,12a). (5) Das hatte ich schon gelesen, da kamen nicht viel später in einem anderen Band sechs weitere Bücher von ihm hinzu, so dass die gesamte Darstellung bei ihm zwölf Bücher umfasst; deren Anfänge ergeben, wenn man sie zusammenstellt, den Namen des Verfassers Philostorgios. Er (d. h. Philostorgios) geht hinunter bis zu den Zeiten Theodosius’ des Jüngeren und endet zu jenem Zeitpunkt, als Theodosius nach dem Tod des Honorius dessen Neffen Valentinian dem Jüngeren, dem Sohn der Placidia und des Constantius, die Zepter Roms übergab (fr. 12,13a). (6) Dieser Philostorgios aber, wiew os den Theologen anzugreifen, sondern er räumt sogar, wenn auch ungern, ein, wie gebildet er war (fr. 8,12b; vgl. 8,11,1). Gegen Basileios den Großen jedoch hat er versucht einen Vorwurf zu konstruieren,

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(E 7) Philostorgius

φθέγξαϲθαι, θραϲὺν δὲ αὐτὸν ὁ δείλαιοϲ ἀποκαλεῖ καὶ ἀντιλογικῶν λόγων ἄπειρον, ὅτι, φηϲίν, ἀπετόλμηϲεν Εὐνομίου ταῖϲ ϲυγγραφαῖϲ ἀντιτάξαϲθαι (fr. 8,12b).

4. Phot. Philost. inscr. et praef. (1) ἐκ τῶν ἐκκληϲιαϲτικῶν ἱϲτοριῶν Φιλοϲτοργίου· ἐπιτομὴ ἀπὸ φωνῆϲ Φωτίου πατριάρχου. (2) ὅτι ἐν δώδεκα λόγοιϲ αὐτοῦ ἡ ἱϲτορία περαίνεται ἀπαρτιζόντων αὐτοῦ τοὔνομα τῶν κατὰ τοὺϲ λόγουϲ ἀρχομένων γραμμάτων ἐν τάξει ϲυντιθεμένων. ἄρχεται 5 μὲν ἀπὸ τῆϲ Ἀρείου πρὸϲ Ἀλέξανδρον, ὡϲ οὗτοϲ λέγει, ἔριδοϲ, ἣν καὶ τῆϲ αἱρέϲεωϲ αἰτίαν ἀναγράφει. κάτειϲι δὲ μέχρι τῆϲ Οὐαλεντινιανοῦ, ὃϲ ἦν παῖϲ Πλακιδίαϲ καὶ Κωνϲταντίου, εἰϲ βαϲιλέα ἀναρρήϲεωϲ καὶ τῆϲ Ἰωάννου τοῦ τυράννου ἀναιρέϲεωϲ. (3) ἡ δὲ ἱϲτορία τῶν αἱρετιζόντων ἐϲτὶν ἐγκώμιον αὐτῷ ὥϲπερ καὶ τῶν ὀρθο10 δόξων διαβολὴ καὶ ψόγοϲ μᾶλλον ἢ ἱϲτορία. 1 sq. ἐκ – πατριάρχου rubro atram. B 3 τῶν B (legit M, τῶ̣ν̣ Bidez et Wilson) 4 λόγουϲ B (legerunt M et Wilson) | ϲυντιθεμένων (ι ex ε restit.) B 5 ἀρείου B (legit M, ἀ̣ ρείου Wilson) | ἀλέξανδρον B (legit M, ἀλέξανδρ̣ ο̣ν̣ Wilson) 6 sq. μέχρι τῆϲ οὐαλεντινιανοῦ B (legerunt M et Wilson) 7 Πλακιδίαϲ Gothofredus : πλακίδαϲ B 8 ἰωάννου τοῦ B (legit Wilson, post ἰωάννου spat. vac. 3 litt. M) 9 αὐτῷ Valesius : αὐτ(ῶν) B 9 sq. καὶ τῶν ὀρθοδόξων B (legit M, ̣ ̣ ̣ ῀̣ ̣ ̣ θ̣ο|δόξων Bidez, post καὶ usque ad finem versus nihil nisi incerta vestigia, tum δόξων Wilson)

5. Mart. Artem. inscr. (codd. BCEJMPRSTUV65) ὑπόμνημα ἤγουν ἐπεξήγηϲιϲ τοῦ μαρτυρίου τοῦ ἁγίου καὶ ἐνδόξου μεγαλομάρτυροϲ καὶ θαυματουργοῦ Ἀρτεμίου ϲυλλεγὲν ἀπὸ 1 – 4 ὑπόμνημα – μοναχοῦ EJPRSTU65 : λόγοϲ ἱϲτορικὸϲ ἐκ διαφόρων ἱϲτοριογράφων ϲυλλεγεὶϲ περὶ τῆϲ πολιτείαϲ καὶ περιφανίαϲ καὶ λογιότητοϲ τοῦ ἁγίου μεγαλομάρτυροϲ ἀρτεμίου καὶ περὶ τοῦ πολυάθλου μαρτυρίου αὐτοῦ M : ἄθληϲιϲ (μαρτύριον C : µ. καὶ ἀγῶνεϲ V) τοῦ ἁγίου καὶ ἐνδόξου μεγαλομάρτυροϲ τοῦ χριϲτοῦ (τ. χ. om. CV) ἀρτεμίου τοῦ (om. V) μαρτυρήϲαντοϲ ἐπὶ (ὑπὸ V) ἰουλιανοῦ τοῦ παραβάτου ( ἤγουν ἐπεξήγηϲιϲ PSU : ὑπόμνημα ἤγ. ὑπεξήγηϲιϲ E : ὑπομνήματα J : ὑπ. ἤγ. (καὶ 65) ἐξήγηϲιϲ R65 : ὑπ. ἤγ. ἐξέταϲιϲ T | τοῦ μαρτυρίου om. R65 2 καὶ θαυματουργοῦ om. 65 | ϲυλλεγὲν EJPRSTU : ϲυνταχθὲν 65 2 sq. ἀπὸ – τινῶν EPRSTU : ἀπὸ διαφόρων ἱϲτορικῶν ϲυγγραμμάτων J : om. 65

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durch den er aber seine Berühmtheit nur um so stärker herausgestellt hat. Denn er war zwar allein schon aufgrund der Klarheit der Tatsachen gezwungen, die Kraft und die Schönheit seiner Predigten an den großen Festtagen zuzugeben, aber der Elende nennt ihn frech und unerfahren im Widerlegen, weil er, wie er (d. h. Philostorgios) behauptet, sich erkühnte, gegen die Schriften des Eunomios Stellung zu beziehen (fr. 8,12b). 4. Photios, Philostorgios-Epitome, Titel u. Vorwort (1) Aus den Kirchenhistorien des Philostorgios, Epitome des Patriarchen Photios. (2) Seine Geschichte erstreckt sich über zwölf Bücher, wobei die Anfangsbuchstaben der einzelnen Bücher, wenn sie der Reihe nach zusammengestellt werden, seinen Namen ergeben. Sie beginnt, wie dieser sagt, mit dem Streit des Areios gegen Alexandros, welchen er auch als Ursache der Häresie beschreibt. Er geht bis zur Kaisererhebung des Valentinian, der der Sohn der Placidia und des Constantius war, und bis zur Tötung des Usurpators Johannes. (3) Seine Geschichte ist ein Elogium der Häretiker wie auch umgekehrt eine Verleumdung der Orthodoxen, und sie ist eher Invektive als Geschichte.

5. Martyrium des Artemius, Titel Gedenkschrift oder Bericht über das Martyrium des heiligen und ruhmreichen Großmärtyrers und Wundertäters Artemius, von dem

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(E 7) Philostorgius

τῆϲ ἐκκληϲιαϲτικῆϲ ἱϲτορίαϲ Φιλοϲτοργίου καὶ ἄλλων τινῶν παρὰ Ἰωάννου μοναχοῦ 3 φιλοϲτόργου R 4 post μοναχοῦ add. τοῦ ῥοδίου JP65, τε καὶ ἁμαρτωλοῦ T

6. Mart. Artem. 4,1-16 (codd. ABCEMPRSTUV) (1) πολλοὶ ... τῶν τὰϲ ἱϲτορίαϲ γραψάντων τοῦ ἀοιδίμου τούτου ἀνδρὸϲ (sc. Ἀρτεμίου) ἐμνημόνευϲαν, Εὐϲέβιόϲ τε ὁ Παμφίλου ὀνομαζόμενοϲ καὶ Ϲωκράτηϲ ὁ τῆϲ Ναυάτου αἱρέϲεωϲ καὶ Φιλοϲτόργιοϲ ὁ τῆϲ Εὐνομίου καὶ αὐτὸϲ ὑπάρχων αἱρέϲεωϲ Θεοδώρη5 τόϲ τε (h. e. 3,18,1) καὶ ἄλλοι πλείονεϲ. ὧν ὁ μὲν Εὐϲέβιοϲ κτλ. ... (2) (v. 12:) ὁ δέ γε Φιλοϲτόργιοϲ, εἰ καὶ διάπυροϲ ἐραϲτὴϲ τῆϲ Εὐνομίου ὑπάρχει αἱρέϲεωϲ, ἀλλ᾽ ὅμωϲ ὑπὲρ πάνταϲ ἐκθειάζει τὸν μάρτυρα (sc. Ἀρτέμιον) πολλήν τινα τὴν ἔνϲταϲιν καὶ ἀκρίβειαν τῶν αὐτοῦ πράξεων ποιηϲάμενοϲ, ἐκ τῶν ἄνωθεν χρόνων τὴν τοῦ μάρ10 τυροϲ προϲοῦϲαν εὐγένειαν ὑποϲημηνάμενοϲ, καὶ πρὶν ἢ τῶν τοῦ μαρτυρίου ἀγώνων ἐφάψαϲθαι. 1 – 5 deest A 2 τε : δὲ BC 3 Ναυάτου : αὐτοῦ T 3 sq. καὶ2 – αἱρέϲεωϲ : ὑπάρχων U 6 ὁ hinc adest A | φιλόϲτoργοϲ M | εἰ καὶ : ὁ P 7 ὑπάρχει ABCEMPRTU : ὑπάρχων S : ὑπῆρχεν V | αἱρέϲεωϲ : πίϲτεωϲ S | ἀλλ᾽ hinc deest V 8 τινα om. A ἔνϲταϲιν : ἐπίταϲιν A 9 sq. τῷ μάρτυρι AR 10 ἢ : ἦν T 11 μάρτυροϲ T | ἐφάψαϲθαι : ἀπάρξαϲθαι T

7. Vit. Theodori Chorensis (BHG 1743) p. 177,25-31 Bidez, Philostorgius (codd. GH) πολλὰϲ ... βίβλουϲ ... ἐκζητήϲαντεϲ κατὰ τὸ δυνατὸν ἡμῖν καὶ ἐρευνήϲαντεϲ καθάπερ μέλιϲϲα τὰ ἄνθη ϲυλλέξαντεϲ τὸν τοῦ ὁϲίου Θεοδώρου βίον ϲυνεγραψάμεθα οὐδὲν ἀφ᾽ ἑαυτῶν ϲυντάξαντεϲ, ἀλλ᾽ ἐκ τῶν ἁγίων πατέρων καὶ ἱϲτοριογράφων, Θεοδωρήτου φη5 μὶ καὶ Φιλοϲτοργίου Ἡϲυχίου τε καὶ Δωροθέου τῶν λογογράφων, ἀναλεξάμενοι ἐν τοῖϲ ἰδίοιϲ τόποιϲ τετάχαμεν. 3 ϲυντάξαντεϲ G : ϲυνπαίξαντεϲ H (teste Schmit) 4 ἁγίων G : ἀρχαίων H

testimonia

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Mönch Johannes aus der Kirchengeschichte des Philostorgios und anderen (sc. Schriften) zusammengestellt.

6. Martyrium des Artemius 4,1-16 (1) Viele ... von denen, die Geschichtswerke verfasst haben, haben diesen berühmten Mann (d. h. Artemius) erwähnt, Eusebios mit dem Beinamen „des Pamphilos“, Sokrates, der Anhänger der Häresie des Novatos (d. h. Novatian), Philostorgios, der selbst Anhänger der Häresie des Eunomios war, Theodoretos (h. e. 3,18,1) und andere mehr. Eusebios usw. ... (2) Philostorgios aber, auch wenn er ein glühender Verehrer der Häresie des Eunomios ist, vergöttert gleichwohl über alle Maßen den Märtyrer (d. h. Artemius); dabei verwendet er viel Engagement und Genauigkeit auf die Darstellung seiner Taten und zeigt von den vorangehenden Zeiten an den Edelmut des Märtyrers auf, noch bevor er sich mit den Kämpfen des Martyriums befasst.

7. Vita Theodors vom Chorakloster (BHG 1743) p. 177,25-31 Bidez, Philostorgius Viele Bücher haben ... wir im Rahmen unserer Möglichkeiten gesucht und erkundet, und wie eine Biene die Blüten so haben wir Material zusammengetragen, um die Lebensbeschreibung des Hl. Theodoros zu verfassen. Dabei haben wir nichts aus eigenem hinzugefügt, sondern aus den heiligen Vätern und Historiographen, d. h. den Historikern Theodoretos, Philostorgios, Hesychios und Dorotheos, haben wir ausgewählt und dies an den jeweils geeigneten Orten angeordnet.

fragmenta

liber 1

1,1 Phot. Philost. 1,1 (post test. 4) (1) ὅτι τῶν Μακκαβαϊκῶν φηϲι (sc. Philostorgius) τὸν ϲυγγραφέα, ὅϲτιϲ ποτέ ἐϲτιν, ἀγνοεῖν. πλὴν τὸ μὲν πρῶτον βιβλίον ἀποδοχῆϲ ἀξιοῖ ϲυνᾴδοντα διηγούμενον ταῖϲ τοῦ Δανιὴλ προφητείαιϲ καὶ ὅτι λίαν προμηθῶϲ διέξειϲιν, ὅπωϲ τε ἀνδρῶν μοχθηρίᾳ τὰ Ἰου5 δαίων ἤλαϲεν ἐπ᾽ ἔϲχατον κακῶν ὅπωϲ τε πάλιν ἀνδρῶν ἀνήνεγκεν ἀρετῇ καὶ τό τε κατὰ τῶν πολεμίων ἐπανείλοντο κράτοϲ καὶ ὁ νεὼϲ τῶν Ἑλληνικῶν ἀνεκαθάρθη μολυϲμάτων. (2) τὸ δεύτερον δὲ μὴ τὸν αὐτὸν μέν φηϲιν ἐνδείκνυϲθαι ϲυγγραφέα, ϲύνοψιν δὲ εἶναι τῶν ὑπὸ Ἰάϲονοϲ τοῦ Κυρηναίου ἐν πέντε λόγοιϲ ἀναγεγραμμέ10 νων (FGrHist 182 T 1), ἃ τὸν πόλεμον ἀπαγγέλλει, ὃν Ἰούδαϲ ὁ Μακκαβαῖοϲ πρὸϲ Ἀντίοχόν τε τὸν Ἐπιφανῆ καὶ τὸν αὐτοῦ παῖδα τὸν ἐπίκλην Εὐπάτορα διεπολέμηϲεν. (3) τὸ δὲ τρίτον ἀποδοκιμάζει τερατῶδεϲ καλῶν καὶ οὐδὲν ὅμοιον τῷ πρώτῳ διεξερχόμενον. τὸ μέντοι γε τέταρτον ὑπὸ Ἰωϲήπου γεγράφθαι καὶ αὐτὸϲ ϲυνομολο15 γῶν (cf. Eus. h. e. 3,10,6) οὐχ ἱϲτορίαν μᾶλλον ἢ ἐγκώμιον εἶναί φηϲι τὸ περὶ τὸν Ἐλεάζαρον καὶ τοὺϲ ἑπτὰ παῖδαϲ τοὺϲ Μακκαβαίουϲ διηγούμενον. (sequitur 1,2) 1 ante ὅτι inscr. ἐκ τῆϲ πρώτηϲ ἱϲτορίαϲ add. Gothofredus 1 sq. ϲυγγραφέα ὅϲτιϲ B (legerunt M et Wilson) 3 ϲυνάδοντα διηγούμενον B (legit M, ϲυνάδο ̣ ̣ ̣ δ̣ιη̣ γούμενο̣ ν̣ Wilson) 4 ἀνδρῶν B (legit M, ἀνδρ̣ ῶ̣ν̣ Wilson) | μοχθηρίᾳ dub. Bidez : μοχθηρία B (legit M, μ̣ ο̣χ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ Wilson) 5 ἐπ᾽ ἔϲχατον de Boor ap. Bidez : ἐπεϲχάτων B 6 ἀρετῇ dub. Bidez : ἀρετὴ B (legit M, ἀρε̣ ̣ ̣ Wilson) | τό τε B (legit M [τὸ τε], nihil nisi incerta vestigia Wilson) et, M nisus, dub. Bidez : τότε Gothofredus 16 τὸ B : τὰ Bidez

Fragmente

1. Buch

1,1 Photios, Philostorgios-Epitome 1,1 (nach test. 4) (1) Er (d. h. Philostorgios) gibt an, nicht zu wissen, wer denn der Autor der Makkabäerbücher sei. Allerdings ist er der Ansicht, dass das erste Buch der Anerkennung wert sei, da es in Übereinstimmung mit den Prophezeiungen Daniels berichte und weil es sehr sorgfältig darlege, wie durch die Schlechtigkeit der Menschen die Angelegenheiten der Juden in die übelste Situation gebracht wurden und wie sie sich wiederum durch die Tugend der Menschen erholten, so dass diese die gegen die Feinde nötige Kraft gewannen und der Tempel von den heidnischen Verunreinigungen gesäubert wurde. (2) Das zweite Buch (sc. der Makkabäer) aber verrate, wie er sagt, nicht den gleichen Autor. Es handle sich um eine Zusammenfassung der von Iason von Kyrene in fünf Büchern verfassten Aufzeichnungen, welche über den Krieg berichten, den Iudas Makkabaios gegen Antiochos Epiphanes und seinen Sohn mit dem Beinamen Eupator führte. (3) Das dritte Buch verwirft er, indem er es als monströs bezeichnet und als ein Buch, das nichts dem ersten Buch Ähnliches darlege. Das vierte aber sei, wie er seinerseits bestätigt, von Josephus verfasst worden, wobei es nicht so sehr ein Geschichtswerk als vielmehr ein Enkomion sei, wie er sagt, das das Geschehen um Eleazar und die sieben Makkabäerkinder behandle. (folgt 1,2)

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(E 7) Philostorgius

1,1a Suda φ 527 (IV p. 745,3-10) (codd. A[GFVM]) τούτου τοῦ Φλέγοντοϲ (FGrHist 257 F 34), ὥϲ φηϲι Φιλοϲτόργιοϲ, ϯὅϲον τὰ κατὰ τοὺϲ Ἰουδαίουϲ ϲυμπεϲόντα διὰ πλείονοϲ ἐπεξελθεῖν τοῦ πλάτουϲ, Φλέγοντοϲ καὶ Δίωνοϲ βραχέωϲ ἐπιμνηϲθέντων καὶ παρενθήκην αὐτὰ τοῦ οἰκείου λόγου ποιηϲαμένων· 5 ἐπεὶ τῶν γε εἰϲ εὐϲέβειαν καὶ τὴν ἄλλην ἀρετὴν ἑλκόντων οὐδ᾽ ὁτιοῦν οὐδ᾽ οὗτοϲ δείκνυται πεφροντικώϲ, ὅνπερ οὐδ᾽ ἐκεῖνοι τρόπον. τοὐναντίον μὲν οὖν ὁ Ἰώϲηποϲ καὶ δεδοικότι ἔοικε καὶ εὐλαβουμένῳ, ὡϲ μὴ προϲκρούϲειεν Ἕλληϲι. 1 τούτου – ὥϲ : τούτου τ. Φλ. {ὡϲ} Valesius : ⟨περὶ〉 τούτου τ. Φλ. {ὡϲ} Kusterus accepto v. 2 Ἰοῦϲτον : τούτου τ. Φλ. ⟨μνημονεύων〉 {ὡϲ} Bernhardy accepto v. 2 sive Ἰώϲηπον sive Ἰοῦϲτον 2 ϯὅϲον : Ἰώϲηπον quam Ἰοῦϲτον (quo de historico cogitaverat Gothofredus) maluit Valesius, fort. recte 2 sq. ἐπεξελθεῖν : ἐξελθεῖν G

1,2-5 Phot. Philost. 1,2-5 (post 1,1) 2. ὅτι τά τε ἄλλα καὶ ὅϲα πρὸϲ ἱϲτορίαϲ ἥκει λόγον ὁ Φιλοϲτόργιοϲ τὸν Παμφίλου Εὐϲέβιον ἐπαινῶν περὶ τὴν εὐϲέβειαν διαμαρτάνειν φηϲί. καὶ τὸ ἁμάρτημα ὁ δυϲϲεβὴϲ διηγούμενοϲ, διότι ἄγνωϲτον τὸ θεῖον καὶ ἀκατάληπτον ἡγοῖτο, ἀλλὰ καὶ ἄλλα τοιαῦτά 5 φηϲιν αὐτὸν πλημμελεῖν. καταπαῦϲαι δὲ αὐτὸν τὰϲ οἰκείαϲ τῆϲ ἱϲτορίαϲ μνήμαϲ μέχρι τῆϲ τῶν παίδων διαδοχῆϲ τοῦ μεγάλου Κωνϲταντίνου ϲυνεπιμαρτύρεται. 3. ὅτι οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβήϲ φηϲι (sc. Philostorgius) τὰϲ ψήφουϲ τῆϲ ἀρχιερωϲύνηϲ ἐπ᾽ Ἄρειον φερομέναϲ αὐτὸν μᾶλλον Ἀλέξανδρον 10 προτιμήϲαντα ἑαυτοῦ περιελθεῖν αὐτῷ ταύταϲ καταπράξαϲθαι. 4. ὅτι Ἀλέξανδρόν τινα πρεϲβύτερον Βαύκαλιν ἐπονομαζόμενον διὰ τὸ ϲαρκὸϲ ὑπερτραφοῦϲ ὄγκον ὑπὸ τῶν μεταφρένων αὐτοῦ ϲεϲωρευμένον ἄγγουϲ ὀϲτρακίνου ἐκμιμεῖϲθαι ϲχῆμα, ἅπερ οὖν βαυκάλαϲ ἐπιχωρίωϲ Ἀλεξανδρεῖϲ εἰώθαϲιν ὀνομάζειν, τοῦτόν φηϲιν 15 (sc. Philostorgius) τὴν δ

10 καταπράξαϲθαι Valesius : κατεπράξατο B e. 8,5 (PG 146,25 D) : ἐϲωρ- B

12 sq. ϲεϲωρευμένον Niceph. h.

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1,1a Suda, Art. Phlegon Im Vergleich zu diesem Phlegon habe, wie Philostorgios sagt, Josephus (?) das, was sich bei den Juden zugetragen habe, ausführlicher beschrieben, während Phlegon und Dio dies nur kurz erwähnt und zu einem Einschub in ihrem eigenen Text gemacht haben. Gleichwohl ist dieser ganz offensichtlich ebensowenig wie jene an den Dingen interessiert, die einen Zug zur Frömmigkeit oder sonstigen Tugend an sich haben. Vielmehr gleicht Josephus ganz im Gegenteil einem, der Angst hat und sich fürchtet, die Heiden zu beleidigen.

1,2-5 Photios, Philostorgios-Epitome 1,2-5 (nach 1,1) 2. Philostorgios lobt den Eusebios Pamphilu insbesondere für alles, was sich auf die Art und Weise der Geschichtsschreibung erstreckt. Hinsichtlich des Glaubens aber, so sagt er, irre Eusebios. Der Gottlose beschreibt diese Verfehlung dahingehend, dass Eusebios das Göttliche für nicht erkennbar und unfassbar halte; aber es fänden sich bei ihm noch andere Fehler dieser Art, wie er sagt. Zudem bezeugt er, dass Eusebios seine historischen Aufzeichnungen mit der Regierungsübernahme der Kinder Konstantins des Großen beendet habe. 3. Dieser Gottlose (d. h. Philostorgios) behauptet, dass Areios es arrangiert habe, dass die Stimmen für das Bischofsamt, die auf ihn fielen, auf Alexandros übergingen, da er diesen sich selbst vorzog. 4. Ein Priester Alexandros, der den Beinamen Baukalis hatte, weil die unterhalb seines Rückens angehäufte Masse an überernährtem Fleisch Ähnlichkeit mit der Form einer tönernen Kanne hatte, welche die Alexandriner in ihrem Heimatdialekt Baukalai zu nennen gewohnt sind, dieser also, sagt er (d. h. Rang nach Areios und begann mit der Streitfrage, deretwegen der Zwist

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αἰτίαϲ, ἐξ ἧϲ ἡ διαφορὰ Ἀλεξάνδρῳ τῷ ἐπιϲκόπῳ καὶ Ἀρείῳ ϲυνερράγη, καὶ τὴν τοῦ ὁμοουϲίου ἀνακήρυξιν ἐκεῖθεν ἐπιτεχναϲθῆναι. 5. ὅτι, φηϲί (sc. Philostorgius), Κωνϲτάντιοϲ ὁ τοῦ μεγάλου Κωνϲταντίνου πατὴρ κατ᾽ ἀνδραγαθίαν τῶν ἄνω Γαλατιῶν, ἐν αἷϲ καὶ 20 αἱ καλούμεναι Ἄλπειϲ, βαϲιλεὺϲ ἀπεδείχθη. δυϲέμβολα δὲ τὰ χωρία ταῦτα καὶ δυϲπρόϲοδα. τὰϲ δὲ Γαλατίαϲ οἱ νῦν Γαλλίαϲ ἐπονομάζουϲιν. ἡ δὲ τελευτὴ Κωνϲταντίου κατὰ Βρετανίαν γέγονεν τὴν Ἀλουΐωνοϲ καλουμένην, ἐν ᾗ καὶ νοϲοῦντα καταλαβὼν αὐτὸν Κωνϲταντῖνοϲ ὁ παῖϲ φυγὼν παραδόξωϲ τὴν ἐπιβουλὴν Διοκλη25 τιανοῦ τελευτῶντα ἐκήδευϲε καὶ τῆϲ βαϲιλείαϲ κατέϲτη διάδοχοϲ. (sequitur 1,6) 23 ἀλουΐωνοϲ (ιώνοϲ [sic] in ίωνοϲ corr.) B

1,5a Vit. Const. p. 421,4-423,11 Bidez, Fragments nouveaux (cod. S) (1) δεδιὼϲ ... ὁ Κωνϲτάντιοϲ, μή τι ἄρα ἀπὸ ζηλοτυπίαϲ (sc. τῆϲ νομίμηϲ γαμετῆϲ) δολοφονηθῇ ἡ νεᾶνιϲ (sc. Ἑλένη) ϲὺν τῷ παιδίῳ (sc. Κωνϲταντίνῳ), ϲκηψάμενοϲ μετὰ γραμμάτων ἐξαποϲτέλλει τὸν παῖδα πρὸϲ τὸν βαϲιλέα Διοκλητιανὸν καὶ τὸν τούτου γαμ5 βρὸν Μαξιμιανόν, διαγόντων ἐν Νικομηδείᾳ τῆϲ Βιθυνίαϲ, ἅμα μὲν ὁμηρείαϲ λόγῳ ϲύνδεϲμον αὐτοῖϲ ὁμοφροϲύνηϲ ἐϲόμενον, ἅμα δὲ διὰ πλειόνων αὐτὸν ἥξοντα καὶ ποικιλωτέρων πραγμάτων εἰϲ τὸ τῇ ἀρχῇ λυϲιτελήϲειν μέλλον. ἡ γάρ τοι τῶν πλειόνων πεῖρα τεχνῶν εἰωθυῖα τὴν διάνοιαν τῶν εἰϲ τὰϲ πράξειϲ καθιϲταμένων ⟨ 〉 10 εὐτολμοτέρουϲ αὐτοὺϲ ἐργάζεται καὶ ἀϲφαλεϲτέρουϲ. (2) ἦν μὲν οὖν παρὰ τῷ Διοκλητιανῷ Κωνϲταντῖνοϲ τὴν τῶν δομεϲτίκων παρὰ Ῥωμαίοιϲ καλουμένων τάξιν τε καὶ τιμὴν ἔχων καὶ μακρῷ ἄριϲτοϲ ὑπάρχειν ἐδόκει τῶν κατ᾽ αὐτόν, ἔνθα τε φρονήϲεωϲ ἔδει, βέβαιοϲ καὶ ἀϲφαλὴϲ τοῦ πρακτέου γνώμων δεικνύμενοϲ, ὅϲα τε 15 δι᾽ ἔργων ἐπιτελέϲαι ἐχρῆν, μεγάλην ἐπὶ τούτοιϲ τὴν ἰϲχὺν ἐπιφαίνων. (3) τοῦ μὲν δὴ χρόνου προϊόντοϲ καὶ τῆϲ ἀρετῆϲ καὶ δυνάμεωϲ Κωνϲταντίνου μεγάλοιϲ τοῖϲ ἐπιχειρήμαϲι δεικνυμένηϲ (ἀνὴρ γὰρ ἤδη ἦν) φθόνου γενόμενοϲ ἔμπλεωϲ ὁ Διοκλητιανὸϲ καὶ τὸ 3 ϲκηψάμενοϲ dub. Bidez : ϲκεψάμενοϲ S 9 post καθιϲταμένων lacunam statuit Stein duce Bidez, qui v. 9 de ⟨ἀϲκεῖν〉 εἰωθυῖα cogitaverat; possis ⟨ῥυθμίζειν〉 vel ⟨καταρυθμίζειν〉

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zwischen dem Bischof Alexandros und Areios ausbrach, und deswegen sei die Verkündigung des „Wesensgleich“ ausgeklügelt worden. 5. Constantius, der Vater Konstantins des Großen, wurde, wie er (d. h. Philostorgios) sagt, wegen seiner Tüchtigkeit zum Kaiser des oben gelegenen Galatien, wo sich auch die sogenannten Alpen befinden, ausgerufen. Diese Gegend ist unzugänglich und schwierig zu durchqueren. Besagtes Galatien nennt man heute Gallien. Das Ende des Constantius spielte sich in Britannien ab, welches man Albion nennt. Dort traf ihn auch sein Sohn Konstantin krank an, nachdem er wider Erwarten Diokletians Anschlag entkommen war. Er pflegte den Sterbenden und wurde zum Nachfolger der Kaiserherrschaft eingesetzt. (folgt 1,6)

1,5a Konstantinsvita p. 421-23 Bidez, Fragments nouveaux (1) Da Constantius ... die Befürchtung hatte, dass die junge Frau (d. h. Helena) mit ihrem Kind (d. h. Konstantin) hinterlistig aus Eifersucht (sc. seitens seiner gesetzlichen Ehefrau) getötet würde, schickte er unter einem Vorwand den Konstantin mit einem Brief zum Kaiser Diokletian und dessen Schwiegersohn Maximian (d. h. Galerius), die in Nikomedeia in Bithynien residierten, einerseits damit er mittels eines Geiselverhältnisses zwischen ihnen ein Band guter Verständigung sei, andererseits damit er Erfahrungen in vielerlei verschiedenen Geschäften sammle, so dass es später der Herrschaft nützen werde. Denn in vielen Fertigkeiten Erfahrung zu sammeln ⟨formt ?⟩ gewöhnlich den Verstand derjenigen, die sich ins politische Geschehen begeben, so dass es sie entschlossener und sicherer macht. (2) Konstantin war also bei Diokletian, wo er den Rang und die Würde derjenigen innehatte, die bei den Römern domestici genannt werden, und er schien bei weitem der beste unter denen seiner Umgebung zu sein, denn dort, wo Klugheit erforderlich war, erwies er sich als zuverlässig und sicher in der Beurteilung dessen, was zu tun war, und in allen Dingen, die man durch Taten ausführen musste, zeigte er große Stärke. (3) Als nun im Laufe der Zeit sich die Tapferkeit und Gewandtheit

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δραϲτήριον Κωνϲταντίνου δι᾽ ὑποψίαϲ λαβὼν ἐπεβούλευϲεν, ὅπωϲ αὐτὸν ὡϲ ὅτι μάλιϲτα ἀφανῶϲ καὶ τὸν δόλον ἐπικρυψάμενοϲ ἀπολέϲαι παραϲκευάϲειεν. (4) εἰωθὼϲ τοίνυν κατά τιναϲ ἑορτῶν καιροὺϲ τὴν ϲτρατείαν ταύτην, ὁποίαν ὁ Κωνϲταντῖνοϲ εἶχε ϲτρατευόμενοϲ, θηρϲὶ ⟨προϲτάττειν〉 προϲαγωνίζεϲθαι, φοβεροῖϲ μὲν ἄλλωϲ, τῶν γε μὴν ὀδόντων ἀφῃρημένοιϲ, ἵνα κινδύνου καθαρὸϲ ὁ ἆθλοϲ ἐπιτελούμενοϲ εἰϲ τέρψιν τινὰ καὶ ἡδονὴν μᾶλλον ἢ τραύματα λαμβάνῃ τὸ τέλοϲ, αὐτὸϲ πρότερον ὁ Διοκλητιανόϲ τιναϲ ἑτέρουϲ εἰϲ τὸν τοιοῦτον ἀγῶνα καθεὶϲ ἔπειτα καὶ αὐτὸν Κωνϲταντῖνον προϲέταττε κατιέναι· παρηγγέλλετο δὲ κρύφα τοῖϲ τῶν θηρῶν ἐπιμεληταῖϲ ἐνεργοὺϲ αὐτῷ καὶ τὴν οἰκείαν ἔχονταϲ ἰϲχὺν ἐφεῖναι τοὺϲ θῆραϲ. (5) ὁ μὲν οὖν κατέϲτη πρὸϲ τὸν ἀγῶνα μηδέν τι τῆϲ ἐπιβουλῆϲ προῃϲθημένοϲ. ἐφείθη δὲ λέων αὐτῷ τὰ πρῶτα, δεινόν τι θηρὸϲ χρῆμα καὶ μέγα. ἐνταῦθα δὴ κρείττονοϲ ἐπιδήλωϲ ὁ Κωνϲταντῖνοϲ τῆϲ παρὰ θεοῦ βοηθείαϲ τυχὼν τὸ μέλλον προορωμένηϲ καθεῖλε τὸν λέοντα χειρωϲάμενοϲ. οἱ δ᾽ ἐφιᾶϲιν αὐτῷ ἄρκτον χαλεπωτάτην καὶ πάρδαλιν ἐπὶ ταύτῃ. κρείττων δὲ καὶ τούτων Κωνϲταντῖνοϲ γενόμενοϲ ἔργῳ θεοῦ δεξιᾶϲ ἢ οἰκείαϲ ἰϲχύοϲ ἆθλον τὴν ἐκ τῶν παρόντων κινδύνων ἐξήνεγκε ϲωτηρίαν. (6) ὁ μὲν οὖν Διοκλητιανὸϲ ἁμαρτὼν τῆϲ γνώμηϲ ἐνταῦθα δὴ ἐϲκήπτετο ἀγανακτεῖν κατὰ τῶν τοὺϲ θῆραϲ αὐτῷ προεμένων, ὁ δὲ Κωνϲταντῖνοϲ βεβαιοτάτην ϲυναίϲθηϲιν τῆϲ εἰϲ αὐτὸν ἐπιβουλῆϲ εἰληφὼϲ ὅμωϲ ἐπλάττετο καὶ αὐτὸϲ ἐν τῷ παρόντι μηδὲν ὑφορᾶϲθαι δῆθεν τὸν βαϲιλέα τοῦτον αὐτῷ καταϲκευάϲαι τὸν κίνδυνον. (7) ἀλλ᾽ ἐπειδὴ τάχιϲτα ἐντεῦθεν ἀπηλλάγη, δραϲμὸν ἐβούλευε. καὶ ὡϲ δι᾽ ὅλου ϲυϲκευαϲάμενοϲ καὶ λαθὼν τὸν Διοκλητιανὸν ὑπεξῆλθε, καὶ τὴν ἐπὶ τὰϲ δυϲμάϲ τε καὶ τὸν πατέρα φυγὴν ἐποιεῖτο τὸν ἐν μέϲῳ καλούμενον δημόϲιον δρόμον ὑποτεμνόμενοϲ τοῦ μὴ μεταδίωκτοϲ γενέϲθαι. (8) τῶν γὰρ ἵππων τοὺϲ δοκιμωτάτουϲ ἀπολεξάμενοϲ, ὁπόϲων ἐν χρείᾳ καθειϲτήκει, τῶν λοιπῶν ἁπάντων ἵππων τε καὶ ὅϲαϲ ἡμιόνουϲ εὕριϲκε, τούτων τὰ νεῦρα τέμνων ἀχρήϲτουϲ ἠφίει. καὶ τούτουϲ δέ, οἷϲ χρήϲαιτο, μεταβὰϲ ἂν ἐφ᾽ ἑτέρουϲ τὸν ὅμοιον ὑπέκοπτε τρόπον, ἕωϲ ἀγχινοίᾳ καὶ τόλμῃ παντελῶϲ ἄπορον καὶ ἀμήχανον τοῖϲ διώξειν βουλομένοιϲ τὴν ἐπέλαϲιν ἐργαϲάμενοϲ αὐτὸϲ ἐν οὐ πολλῷ τῆϲ τοῦ πατρὸϲ ἀρχῆϲ ἐπέβη διαϲωθείϲ. (9) ἔνθα δὴ τοῦ δέουϲ ἔξω γενόμενοϲ καὶ 23 προϲτάττειν add. Kassel 33 μέλλον Bidez : μᾶλλον S 38 ἐϲκήπτετο Bidez : ἐϲκέπτετο S 44 καὶ2 mirum : an delend.? 50 τούτουϲ Kassel : τούτοιϲ S

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zeigte (er war nämlich schon zum Mann geworden), wurde Diokletian von Neid erfüllt und ihm wurde die Tatkraft Konstantins verdächtig. Er suchte also nach einer Gelegenheit, wie er es bewerkstelligen könne, ihn möglichst unbemerkt und, indem die Hinterlist verborgen blieb, zu vernichten. (4) Nun hatte er die Gewohnheit, an gewissen Feiertagen die Armeeeinheit, die Konstantin während seines Kriegsdienstes innehatte, gegen wilde Tiere kämpfen zu ⟨lassen⟩. Diese flößten zwar sonst Schrecken ein, aber man hatte ihnen zumindest die Zähne entfernt, damit der Kampf ohne Gefahr ablief und eher zu Vergnügen und Genuss als zu Verletzungen führte. Diokletian selbst schickte also zunächst einige andere in den so gearteten Kampf, dann befahl er auch Konstantin sich in diesen zu begeben. Insgeheim wurde aber den Tierwärtern Anweisung gegeben, auf ihn Tiere loszulassen, die angriffslustig und im vollen Besitz ihrer Kraft waren. (5) Dieser ging also in den Kampf, ohne dass er zuvor etwas von der Hinterlist gemerkt hatte. Zunächst ließ man gegen ihn einen Löwen los, ein erschreckendes und großes Untier. Da erlangte offenkundig Konstantin die von Gott kommende stärkere Hilfe, die voraussah, was kommen sollte, und er besiegte und tötete den Löwen. Man ließ daraufhin einen sehr gefährlichen Bären auf ihn los und danach einen Panther. Auch diese überwand Konstantin durch das Wirken der Rechten Gottes, eher als aus eigener Kraft, und trug als Preis die Rettung aus den gegenwärtigen Gefahren davon. (6) Als Diokletian nun seine Absicht verfehlt hatte, da tat er so, als ärgere er sich über die, die gegen jenen die Tiere losgelassen hatten. Konstantin seinerseits gab, obwohl er ganz klar den gegen ihn gerichteten Anschlag durchschaut hatte, für den Augenblick vor, keinerlei Verdacht zu hegen, dass der Kaiser ihn in diese gefährliche Situation gebracht habe. (7) Sobald er aber von dort weggekommen war, sann er auf Flucht. Als er nach gründlicher Vorbereitung, die er vor Diokletian geheim gehalten hatte, entkommen war, gestaltete er auch (?) die Flucht in den Westen zu seinem Vater in der Weise, dass er die dazwischen liegende sogenannte „öffentliche Bahn“ unterbrach, um nicht verfolgt zu werden. (8) Denn er suchte von den Pferden die herausragendsten aus, so viele, wie er benötigte, allen übrigen Pferden aber und den Maultieren, die er vorfand, schnitt er die Sehnen durch und ließ sie auf diese Weise unbrauchbar zurück. Diejenigen, die er in ähnlicher Weise, wenn er auf andere hinüberwechselte, bis er, weil er durch Klugheit und Kühnheit denen, die ihn verfolgen wollten, das Vorankommen völlig unmöglich und undurchführbar gemacht hatte,

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ϲεῖν ἐν τῇ Βρεττανίᾳ τῇ ᾽Αλουΐωνοϲ καλουμένῃ διαπλεύϲαϲ τὴν ταχίϲτην ὡϲ αὐτὸν ⟨ 〉 εἰϲ τοῦτο ϲυμφθάϲαι τοῦ καιροῦ ϲαφῶϲ τῆϲ ἀοράτου καὶ θείαϲ προνοίαϲ τῇ τούτου παρουϲίᾳ τὴν ἐκείνου ζωὴν ϲυϲταθμιϲαμένηϲ, (10) ὥϲτε ὁ μὲν ἄρτι ἔτυχεν ἐπιϲτάϲ, ὁ δὲ φλαύρωϲ καὶ ἀϲθενῶϲ ἔχων καὶ ὅϲον οὐκ εὐθὺϲ τὴν ψυχὴν ἀπολεί60 ψειν μέλλων ἐπειδὴ ἐξ ἀνελπίϲτων τὸν παῖδα παραγενόμενον εἶδεν, ἀνερρώϲθη τε βραχὺ καὶ τὸ πνεῦμα ϲυναγειράμενοϲ ὑπὸ προθυμίαϲ τὴν ἁλουργίδα αὐτῷ περιτίθηϲι· τοῦτο γὰρ οἱ Ῥωμαίων βαϲιλεῖϲ ἔφερον ϲύνθημα βαϲιλείαϲ. ϲτέφανον δὲ πρῶτοϲ ἐπιθέϲθαι 55

λέγεται Κωνϲταντῖνοϲ· ἕτεροι δὲ Διοκλητιανὸν πρῶτον ἐξιϲτοροῦϲι καὶ ϲτέφανον 65

καὶ τὰϲ διαχρύϲουϲ ϲτολὰϲ ἐπιθέϲθαι καὶ μαργάροιϲ τοὺϲ πόδαϲ ἐπικοϲμίωϲ ὑπο-

δηϲάμενοϲ. (11) ὁ μὲν οὖν Κωνϲτάντιοϲ διάδοχον τὸν υἱὸν Κωνϲταντῖνον τῆϲ ἑαυτοῦ βαϲιλείαϲ καταλιπὼν αὐτίκα τελευτᾷ τὸν βίον. ὁ δ᾽ ἐπειδὴ τὰ ϲκῆπτρα παρέλαβε τοῦ πατρόϲ, τούϲ τε ἀδελφοὺϲ τοὺϲ ἑαυτοῦ τιμήϲαϲ ὑποβαϲιλεύειν ἑαυτῷ δίδωϲι τὸν μὲν Δαλμά70 τιον ὃν καλοῦϲι Ῥωμαῖοι Καίϲαρα ἀποδείξαϲ, τὸν δ᾽ ἕτερον ⟨ὃν〉 οἱ μὲν ῥῆγά φαϲι νωβελλίϲιμον, οἱ δὲ πατρίκιον· καὶ ἦν εἰϲ τὰ πράγματα μετὰ τοῦ πρᾶόϲ τε εἶναι καὶ ἥμεροϲ πολὺ τὸ δραϲτήριον φαίνων. (sequitur 1,6b) 56 ante εἰϲ lacunam statuit Stein duce Bidez, cui alicubi verbum deesse visum erat; possis ⟨ἀφίκετο〉 cum gravi interpunctione ante ὥϲτε v. 58; an plura desunt? | τοῦτο S : ταὐτὸ Bidez 58 ϲυνϲταθμ- S 63 – 66 ϲτέφανον – ὑποδηϲάμενοϲ a Philost. abiudicavit Bidez 65 sq. ὑποδηϲάμενοϲ : exspectaveris ὑποδήϲαϲθαι vel ὑποδηϲάμενον 70 ὃν2 add. Kassel

1,6 Phot. Philost. 1,6 (post 1,5) ὅτι τῆϲ τοῦ μεγάλου Κωνϲταντίνου μεταβολῆϲ ἐκ τῆϲ Ἑλληνίδοϲ θρηϲκείαϲ εἰϲ τὸν Χριϲτιανιϲμὸν καὶ οὗτοϲ (sc. Philostorgius) τοῖϲ ἄλλοιϲ ⟨ϲυμ〉φθεγγόμενοϲ αἰτίαν γενέϲθαι ἀναγράφει τὴν κατὰ Μαξεντίου νίκην· καθ᾽ ἣν καὶ τ ὸ τ ο ῦ ϲ τ α υ ρ ο ῦ ϲ η μ ε ῖ ο ν 5 κατὰ ἀνατολὰϲ ἐπὶ μήκιϲτον ὤφθη διῆκον αἴγληϲ αὐτὸν καταπληττούϲηϲ διατυπουμένηϲ 1 τῆϲ1 ... μεταβολῆϲ dub. Bidez : τὴν ... μεταβολὴν B : possis et ⟨διηγούμενοϲ〉 τὴν ... μεταβολὴν vel τὴν ... μ. ... Χριϲτιανιϲμὸν ⟨διηγούμενοϲ〉 3 ⟨ϲυμ〉φθεγγόμενοϲ Bidez duce Valesio, qui ⟨ὁμοίωϲ〉 τοῖϲ ἄλ. φθ. 5 ἐ π ὶ μ ή κ ι ϲ τ ο ν Gothofredus : ἐπιμήκιϲτον B

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selbst in nicht langer Zeit den Herrschaftsbereich des Vaters betrat und gerettet war. (9) Als er dort außer Gefahr war und erfuhr, dass sein Vater in Britannien, das Albion genannt wird, krank sei, fuhr er so schnell wie möglich hinüber ⟨und gelangte ?⟩ zu ihm, (?) weil, damit er zu diesem Zeitpunkt eintraf (?), die unsichtbare und göttliche Vorsehung offenkundig seine Ankunft und dessen Leben miteinander ins Gleichgewicht brachte; (10) so (?) tauchte dieser in dem Moment gerade auf, der andere aber, der krank und schwach war und kurz davor stand, gleich den Geist aufzugeben, erholte sich für kurze Zeit, als er sah, dass sein Sohn unverhofft eingetroffen war, sammelte voll Zuversicht seine Lebensgeister und legte ihm den Purpur um. Den trugen die Kaiser der Römer nämlich als Zeichen der Kaiserherrschaft. Konstantin soll als erster den Kranz angelegt haben; andere aber berichten, dass Diokletian zum ersten Mal den Kranz und die golddurchwirkten Gewänder angelegt und Schuhe mit Perlenschmuck

(11) Sowie Constantius den Konstantin als Nachfolger seiner Kaiserherrschaft hinterlassen hatte, starb er. Als dieser das Szepter des Vaters übernommen hatte, ehrte er seine Brüder und gewährte ihnen, Unterherrscher bei ihm zu sein, dem Dalmatios, indem er ihn zum Caesar, wie die Römer es nennen, erhob, dem anderen, indem er ihn nach Auskunft der einen zum rex nobilissimus und nach Auskunft der anderen zum patricius erhob. In Hinblick auf das politische Geschäft zeigte er (d. h. Konstantin) viel Handlungskraft, gepaart mit einem sanften und zahmen Wesen. (folgt 1,6b) angezogen habe.

1,6 Photios, Philostorgios-Epitome 1,6 (nach 1,5) Auch dieser (d. h. Philostorgios) beschreibt übereinstimmend mit den anderen, dass die Ursache für den Wechsel Konstantins des Großen von der heidnischen Religion zum Christentum der Sieg gegen Maxentius war, bei dem a u c h d a s Z e i c h e n d e s K r e u z e s i m O s t e n z u s e h e n w a r, d a s s i c h s e h r w e i t e r s t r e c k te; e in Staunen erregendes Licht formt e die s,

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καὶ ἀϲτέρων αὐτὸν κύκλῳ περιθεόντων ἴριδοϲ τρόπῳ καὶ πρὸϲ γραμμάτων χαρακτῆρα ῥυθμιζομένων. τὰ δὲ ἄρα Ῥωμαίων ἔλεγε φωνῇ· „ἐν 10 τ ο ύ τ ῳ ν ί κ α “ (cf. 1,6a; 1,6b,9). (sequitur 1,7)

1,6a Mart. Artem. 45,19-26 (codd. ABMPRTUV) (post 2,4b,4) (Artemius Iulianum alloquitur) ἀπέκλινε (sc. ὁ Κωνϲταντῖνοϲ) δὲ πρὸϲ τὸν Χριϲτόν, οὐρανόθεν ἐκείνου καλέϲαντοϲ, ὅτε τὴν πρὸϲ Μαξέντιον δριμεῖάν τε καὶ βαρυτάτην διηγωνίϲατο μάχην, δείξαϲ αὐτῷ τ ὸ τ ο ῦ ϲ τ α υ ρ ο ῦ ϲ η μ ε ῖ ο ν μεϲούϲηϲ ἡμέραϲ ὑπὲρ τὸν ἥλιον ταῖϲ αὐγαῖϲ ἐξαϲτρά5 πτον καὶ γράμμαϲιν ἀϲτροτύπωϲ Ῥωμαϊκοῖϲ διαϲημήναϲ αὐτῷ τὴν τοῦ πολέμου νίκην. ἡμεῖϲ τε γὰρ αὐτοὶ τὸ ϲημεῖον ἐθεαϲάμεθα τῷ πολέμῳ παρόντεϲ καὶ τὰ γράμματα ὑπανέγνωμεν. ἀλλὰ καὶ τὸ ϲτρατόπεδον ἅπαν τεθέατο καὶ πολλοὶ τούτου μάρτυρεϲ ἐν τῷ ϲῷ ϲτρατοπέδῳ τυγχάνουϲιν, εἴ γε ἄρα ἐρωτῆϲαι θελήϲειαϲ. 1 τὸν om. T 2 τὴν – Μαξέντιον : πρὸϲ τὴν μαξεντίου MV 3 δείξαϲ : ἐν τῷ δεῖξαι A 4 τῆϲ ἡμέραϲ V 4 sq. ἐξαϲτράπτον AMPV : ἐξαϲτράπτοντα BRU : ἀϲτράπτον T 5 ἀϲτροτύπωϲ ABRU : ἀϲτεροτύπωϲ MV : ἀϲτροτύποιϲ P : ἐξ ἀϲτέρων T Ῥωμαϊκοῖϲ om. T | διαϲημήναϲ BMRV : διαϲημάναι A : διαϲημάναϲ PU : διαϲημαίνων T | αὐτῷ ABM?PV : αὐτοῦ M?R : om. TU 8 τεθέατε T 8 sq. ἐν τῶ ϲτρατοπέδω τῶ ϲῶ T

1,6b Vit. Const. p. 423,11- 426,12 Bidez, Fragments nouveaux (cod. S) (post 1,5a) (1) ἐπειδὴ δὲ μετὰ τὸν Ϲεβήρου καὶ Μαξιμίνου θάνατον Μαξέντιοϲ μὲν ὁ Μαξιμίνου υἱὸϲ τῶν Ἰταλιῶν εἶχε τὴν βαϲιλείαν, Λικίννιοϲ δὲ τῆϲ ἑῴαϲ, πρὸϲ τούτουϲ ἀμφοτέρουϲ Κωνϲταντῖνοϲ ὁμαιχμίαν καὶ ϲπονδὰϲ ποιηϲάμενοϲ ἐκήδευϲεν ἀμφοτέροιϲ βεβαιότητοϲ χά5 ριν, ἀδελφὴν τὴν μὲν ἑαυτοῦ Λικιννίῳ βὼν αὐτόϲ, ἐξ ἧϲ αὐτῷ γίνεται παῖϲ Κρίϲποϲ ὄνομα ταῖϲ τοῦ πατρὸϲ ἀρεταῖϲ 1 et 2 intellege Μαξιμιανοῦ mann, duce Bidez

6 sq. ἐξ – ἐμπρέπων a Philost. abiudicavit Bleck-

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Sterne umliefen es ringsum in der Art eines Regenbogens, die in Gestalt von Buchstaben angeordnet waren. Die se besagten in der Sprache der R ö m e r : „ D a d u r c h s i e g e “ (vgl. 1,6a; 1,6b,9). (folgt 1,7)

1,6a Martyrium des Artemius 45 (nach 2,4b,4) (Artemius spricht zu Julian) Damals, als er (d. h. Konstantin) den scharfen und überaus schweren Kampf gegen Maxentius ausfocht, ging er zu Christus über, als jener vom Himmel her ihn rief. Der zeigte ihm d a s Z e i c h e n d e s K r e u z e s , das zur Mittagszeit mit seinen Strahlen heller als die Sonne leuchtete, und er kündigte ihm mit römischen Buchstaben, die aus Sternen gebildet waren, den Sieg im Krieg an. Wir haben nämlich das Zeichen selbst gesehen, als wir am Krieg teilnahmen, und die Buchstaben gelesen. Aber auch das ganze Heer sah es, und viele sind in deinem Heer Zeugen dieses Vorfalls, wenn du sie denn fragen wolltest.

1,6b Konstantinsvita p. 423-26 Bidez, Fragments nouveaux (nach 1,5a) (1) Als aber nach des Severus und Maximinus (d. h. Maximianus) Tode Maxentius, der Sohn des Maximinus (dto.), die Kaiserherrschaft über die italischen Provinzen hatte und Licinius die über den Osten, da machte Konstantin mit beiden ein Waffenbündnis und einen Friedensvertrag, und er verschwägerte sich mit beiden, der Sicherheit wegen, indem er seine eigene Schwester dem Licinius gab, selbst aber die Schwe-

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ἐμπρέπων.

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(2) ὁ δὲ Μαξέντιοϲ ὑβριϲτότατοϲ ἀνθρώπων καὶ βιαιότατοϲ ὢν ἔϲ τε τοὺϲ ἀρχομένουϲ ὑφ᾽ ἑαυτὸν ὠμὴν ἔφαινε τυραννίδα τάϲ τε γυναῖκαϲ ἀφαιρούμενοϲ, ὧν πύθοιτο τὴν ὥραν ἐκπρέπειν, καὶ διαφθείρων, καὶ ὧν ἐνίων οἱ ἄνδρεϲ μεγίϲτην μετ᾽ αὐτὸν τὴν δύναμιν εἶχον, καὶ τῶν ὄντων οὓϲ αἴϲθοιτο πλούτῳ προήκειν ἀπογυμνῶν, τιϲὶ δὲ καὶ θανάτου τιμῶν. (praetereuntur quae ex Eus. h. e. 8,14,14. 16 sq. hausta sunt) (3) καὶ ταῦτα μὲν τὰ τοῦ Μαξεντίου. ὡϲ δὲ καὶ ἤδη τὰ πρόϲω χωρῶν τῆϲ ἐπὶ τούτοιϲ πλεονεξίαϲ καὶ τὸν Κωνϲταντῖνον ἀφελέϲθαι τῆϲ ἀρχῆϲ ἐπενόει καὶ πόλεμον ἀπρόϲωπον αὐτῷ ἐπανατεινόμενοϲ ἐνεργὸϲ ἦν καὶ διαλέλυντο μὲν αὐτοῖϲ ⟨αἱ〉 ϲπονδαί, τὰ δὲ ϲτρατόπεδα ἀλλήλοιϲ ἀντεκαθέζετο, πρὸϲ τὴν μάχην ἤδη ϲυνταττομένων, (4) ἐν τούτῳ δὴ ὁ Κωνϲταντῖνοϲ ἐθέλων ἀκριβῶϲ εἰδέναι καὶ καταϲκοπῆϲαι τοὺϲ ἐναντίουϲ, ὁπόϲοι τὸ πλῆθοϲ εἴηϲαν καὶ ὅπωϲ αὐτοῖϲ τὸ τῶν παραϲκευῶν ἔχοι, (ἦν γὰρ πρὸϲ τὰϲ τοιαύταϲ δραϲτικώτατοϲ ἐπινοίαϲ) λαθὼν ὡϲ ἠδύνατο μάλιϲτα καὶ τὸ ἑαυτοῦ ϲτρατόπεδον ὑπεκδύϲ, ὁπότε πόρρω τῶν νυκτῶν ἦν, ἅμαξάν τε παραϲκευάζεται καὶ ἀϲκὸν βοὸϲ μέγιϲτον οἴνου πληϲάμενοϲ εἰϲτίθεται εἰϲ αὐτὴν καί τινα αὐτὸϲ ϲκευὴν ϲυνήθη τοῖϲ ἐπιχωρίοιϲ ἐνϲκευαϲάμενοϲ ὡϲ δή τιϲ τῶν αὐτόθεν γεωπόνοϲ ὢν ἅμα τῇ ἡμέρᾳ προϲελαύνει τοῖϲ πολεμίοιϲ κατὰ τὸ ἕτερον μέροϲ περιελθὼν ὡϲ ἐπὶ μετακομιδῇ δῆθεν τοῦ οἴνου παρ᾽ αὐτοὺϲ ἀφικόμενοϲ καὶ ἐπίπραϲκε πῖλον ἐπὶ τῆϲ κεφαλῆϲ ἔχων καὶ διέτριβεν ὡϲ οἷόν τε ἀφανῶϲ ἅπαντα τὰ τῶν πολεμίων καταϲκεπτόμενοϲ. (5) ἐπεὶ δὲ τῆϲ νυκτὸϲ ἐπιγενομένηϲ ἤδη παρ᾽ ἑαυτὸν ἀπεϲώθη, μεϲτὸϲ ὀρρωδίαϲ καὶ δέουϲ ἦν τό τε πλῆθοϲ τῶν ἐναντίων καὶ τὰϲ παραϲκευὰϲ καὶ ϲυντάξειϲ ἐκπεπληγμένοϲ. (praetereuntur quaedam a Philostorgio aliena) (6) καὶ ταῦτα εἰπών γε (sc. Constantinus a Christo opem precatus) καὶ ἐπιβρυχηϲάμενοϲ διὰ τὸ μέγαν καὶ ὅϲον οὐκ εὐθὺϲ ὁρᾶν τὸν ἐφεϲτηκότα κίνδυνον τότε μὲν ἐϲιώπηϲε καὶ πρὸϲ ἑτέραιϲ ϲπουδαῖϲ ἦν· (7) ἐπεὶ δὲ τάχιϲτα νυκτὸϲ ἐπιγενομένηϲ εἰϲ τὸ τῶν πολεμίων εἶδε ϲτρατόπεδον καὶ τά τε πυρὰ πολλὰ πανταχοῦ καιόμενα ἦν καὶ ὁ θροῦϲ πολύϲ τε καὶ ἄτυποϲ ἔκ τε τοῦ ἄλλου ὁμίλου προϲῄει καὶ ὁπότε πέριξ αἱ φυλακαὶ παιωνίϲειαν, οὕτω δὴ τῆϲ γνώμηϲ εἰϲ μεῖζον αὐτῷ δεινὸν καθιϲταμένηϲ αὖθιϲ ἐπὶ τὰϲ εὐχὰϲ ἐπανῄει ϲυχνὸν δὴ μάλα ϲτένων τε καὶ κάτω7 ὑβρίϲτατοϲ S : corr. Bidez 8 τε suspectum : an delend.? 11 οὓϲ Stein : ὧν S προϲήκειν S : corr. Bidez 17 αἱ add. Stein 18 δὴ Bidez : δὲ S 21 post ἔχοι interpunxit Stein, post ἐπινοίαϲ Bidez 28 αὐτοῖϲ S : corr. Kassel 33 γε : τε dub. Bidez 39 sq. παιον- S : corr. Bidez

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ster des Maxentius nahm, von der ihm ein Sohn geboren wurde mit Namen Crispus, der sich durch die Tugenden des Vaters auszeichnete. (2) Maxentius aber, der der frevelhafteste und gewalttätigste unter den Menschen war, legte gegenüber den unter seiner Botmäßigkeit stehenden Untertanen eine grausame Tyrannenherrschaft an den Tag, indem er die Frauen verschleppte, von denen er in Erfahrung brachte, dass sie sich durch schöne Gestalt auszeichneten, und sie schändete, darunter sogar einige, deren Männer die größte Macht nach ihm innehatten. Er beraubte diejenigen, bei denen er bemerkte, dass sie durch Reichtum herausragten, ihres Hab und Guts, einigen maß er sogar die Todesstrafe zu. ... (3) So verhielt es sich mit Maxentius. Als er aber nun in seiner zunehmenden Gier, immer mehr haben zu wollen, die Absicht hatte, Konstantin der Herrschaft zu berauben, und ihm entschieden mit offenem Krieg drohte, als ferner der Friedensvertrag zwischen ihnen aufgelöst war und die Heere einander gegenüber lagerten, wobei sie schon zum Kampf aufgestellt wurden, (4) da wollte Konstantin genau wissen und auskundschaften, wie groß die Zahl der Feinde war und wie es um ihre Rüstung stand. Daher machte er (er war nämlich hinsichtlich derartiger Überlegungen überaus tatkräftig), als es spät in der Nacht war, so heimlich er konnte, indem er nämlich aus dem Lager schlich, einen Wagen fertig, füllte einen sehr großen Schlauch aus Ochsenhaut mit Wein und legte diesen in den Wagen. Dann zog er sich eine bei den Einheimischen übliche Kleidung an, als sei er einer von den dortigen Bauern. Bei Tagesanbruch gelangte er, nachdem er einen Bogen geschlagen hatte, aus der entgegengesetzten Richtung zu den Feinden, so als ob er gekommen sei, ihnen den Wein zu liefern. Eine Filzkappe auf dem Kopf, verkaufte er ihn und brachte die Zeit damit zu, möglichst unauffällig alles bei den Feinden zu beobachten. (5) Als er bei Einbruch der Nacht schon wieder sicher in sein Lager zurückgekehrt war, war er voll von Furcht und Angst, weil er so bestürzt war angesichts der Größe der feindlichen Streitmacht und ihrer Vorbereitungen und Anordnungen. ... (6) Nachdem er (d. h. Konstantin, der Christus um Hilfe gebeten hatte) dieses gesagt und laut aufgeschrien hatte wegen der großen, beinahe unmittelbar bevorstehenden Gefahr, da verstummte er und war mit anderem beschäftigt. (7) Sobald er aber bei Einbruch der Nacht zum Lager der Feinde blickte und dort überall viele ordneter Lärm herüberdrang, sowohl von der übrigen Masse, erst recht aber, wenn die Wachen ringsumher den Schlachtgesang anstimmten, da wurde er in noch größeren Schrecken versetzt, und er kehrte wieder zu

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θεν ἐκ τῆϲ καρδίαϲ ἀναφλεγόμενοϲ· (8) „εἴ τίϲ ϲοι πρὸϲ ϲωτηρίαν ἰϲχύϲ, ὦ Χριϲτέ, καὶ εἰ θεόϲ γε τῇ ἀληθείᾳ τυγχάνειϲ, μὴ ὑπὸ Μαξεντίῳ τῷ δυϲμενεϲτάτῳ γενοίμην μηδέ μοι μεταμελῆϲαι δῷϲ ϲὲ δὴ τοῦ παρόντοϲ κινδύνου προϲτηϲαμένῳ.“ (9) ταῦτα αὐτῷ λέγοντι καὶ προϲευχομένῳ τέραϲ ἐφοίτα μέγα καὶ ἐξαίϲιον ἀναμφιβολωτάτην ἔϲεϲθαι ϲημαῖνον τὴν νίκην καὶ ὡϲ Χριϲτὸϲ ὁ ταύτηϲ ἔϲοιτο βραβευτὴϲ ἐπήκοοϲ αὐτῷ καὶ εὔνουϲ γενόμενοϲ· ὁ τ ο ῦ ϲ τ α υ ροῦ τύποϲ ὤφθη κατ᾽ ἀνατολὰϲ ἐπὶ μήκιϲτον διήκων αἴγληϲ αὐτὸν πληκτικωτάτηϲ ἐργαζομένηϲ. ἀϲτέρων δὲ αὐτὸν περιέθει κύκλοϲ ἴριδοϲ τ ρ ό π ο ν οὐχ ἁπλῶϲ οὐδὲ χύδην ϲυμπεφορημένων, ἀλλὰ διακριδὸν ε ἰ ϲ γ ρ α μ μ ά τ ω ν χ α ρ α κ τ ῆ ρ α ϲ ῥ υ θ μ ι ζ ο μ έ ν ω ν . τὰ δὲ γράμματα ἔλεγε τῇ Ῥωμαίων φωνῇ· „ἐν τ ο ύ τ ῳ ν ί κ α “ (cf. 1,6; 1,6a). φαιδρὸϲ δὲ καὶ περιαυγὴϲ ἅπαϲ ἦν ὁ πέριξ ἀὴρ ἀμαρυγῶν πανταχόϲε καὶ ἐπὶ πολὺ διαπεμπομένων. (10) τοῦτο θεαϲάμενοϲ ἀνέπνευϲέ τε ὡϲ ἥδιϲτα καὶ προϲκυνήϲαϲ τὸν Χριϲτὸν καὶ πίϲτιν ταύτην ὀχυρωτάτην τοῦ θεὸν αὐτὸν εἶναι λαβὼν τήν τε γνώμην ἀνωρθώθη τοῦ καταϲχόντοϲ δέουϲ ὑψηλότερόϲ τε καὶ κρείττων γενόμενοϲ καὶ βεβαίαϲ ἤδη τὰϲ ἐλπίδαϲ εἶχε τῆϲ νίκηϲ, καὶ αὐτίκα τοῦ φανέντοϲ ϲταυροῦ ἴνδαλμα ποιηϲάμενοϲ. (11) διά τινοϲ γὰρ παραδείγματοϲ τὸ τροπαιοφόρον ϲημεῖον χρυϲοχόῳ καθυποδείξαϲ ἐκ χρυϲοῦ τε καθαρωτάτου καὶ λίθων τιμαλφεϲτάτων ἀνέϲτηϲεν ἐν τῷ ϲτρατοπέδῳ τρόπαιον νίκηϲ ὡϲ ἀναποτεύκτωϲ γενηϲομένηϲ. (12) πεντήκοντα δὲ ἦϲαν τῶν κατὰ τὴν ϲτρατείαν ἀλκιμωτάτων, οἷϲ προϲετέτακτο κατὰ διαδοχὴν αὐτὸ φέρειν ἐπὶ τῆϲ παρατάξεωϲ, καὶ ἦν μέγιϲτον δεῖγμα πίϲτεωϲ ἐν ἐπικρατείᾳ τοϲαύτῃ πολυθεΐαϲ καὶ τῆϲ περὶ τοὺϲ δαίμοναϲ τῶν πολλῶν θεραπείαϲ· τ ι ν ῶ ν μ ὲ ν τ α γ μ ά τ ω ν κ α ὶ α ὐ τ ο ῖ ϲ ὄ ν τ ω ν τ ο ῖ ϲ δ α ί μ ο ϲ ι ν ἐ π ω ν ύ μ ω ν , ὅνπερ τρόπον ⟨οἱ〉 Ἰοβιανοὶ καὶ Ἑρκουλιανοὶ καλούμενοι, ὡϲ καθ᾽ Ἑλλήνων φωνὴν εἰπεῖν, Διάϲιοι καὶ Ἡράκλειοι (Ἰ ό β η ϲ μ ὲ ν γ ὰ ρ π α ρ ᾽ Ἰ τ α λ ο ῖ ϲ ὁ Ζ ε ύ ϲ , Ἑ ρ κ ο ύ λ ι ο ϲ δ ὲ ὁ Ἡ ρ α κ λ ῆ ϲ ) (cf. 1,6c), πάντων γε μὴν ἐπὶ τῶν ϲημείων, ἃ Ῥωμαῖοι καλεῖν εἰώθαϲι ϲίγνα, ἄλλων ἄλλα εἴδωλα φερόντων αὐτὸϲ τύπῳ ϲταυροῦ καὶ ϲυμβόλῳ παθήματοϲ ἀπήρειδε τὰϲ ἐλπίδαϲ τῆϲ νίκηϲ. (13) ὁ δ᾽ ὅμωϲ τὸ μὲν ἐκ τῆϲ ὑφ᾽ ἑαυτὸν ϲτρατείαϲ ἐπὶ τῇ τῆϲ περιφανείαϲ τοῦ δειχθέντοϲ τέρατοϲ πᾶϲι περιόπτου γενομέ58 τοῦ Bidez : τὸν S 63 sq. τημαλφ- S : corr. Bidez 70 οἱ add. Bidez

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Gebeten zurück, wobei er sehr viel stöhnte und aus tiefstem Herzen fieberte: (8) „Wenn du, Christus, irgendeine Kraft zur Rettung hast und wenn du wirklich Gott bist, dann möge ich nicht Maxentius, dem Übelstgesinnten, unterlegen sein; lass nicht zu, dass ich bereuen muss, Dich zum Beschützer vor der gegenwärtigen Gefahr gemacht zu haben.“ (9) Als er dies sagte und betete, begegnete ihm ein großes und ungeheures Wunder, das anzeigte, dass der Sieg völlig unbestritten sein werde und dass Christus der Urheber dieses Sieges sein werde, weil er ihn erhört habe und ihm wohlgesinnt sei: D i e G e s t a l t d e s Kreuzes war im Osten zu sehen, die sich sehr weit erstreckte; ein gewaltig Staunen er regendes Licht schuf di es, ein Kreis von Sternen umli ef es nach A r t e i n e s R e g e n b o g e n s , die nicht einfach so oder bunt durcheinander zusammengebracht, sondern deutlich i n G e s t a l t v o n Buchstaben angeordnet waren. Die se Buc hs taben bes agten i n der Sprache der Römer : „Dadurch s i e g e “ (vgl. 1,6; 1,6a). Glänzend und hellfunkelnd war die ganze Luft ringsum von den Strahlen, die überall weithin ausgesandt wurden. (10) Als er dies sah, atmete er voll Freude auf, betete Christus kniefällig an und fasste das Ereignis als den sichersten Beweis dafür auf, dass jener Gott sei. In seiner Gesinnung wurde er aufgerichtet, da er der drückenden Furcht überlegen und stärker war als sie; jetzt war er sich seiner Hoffnungen auf den Sieg sicher, so dass er sogar sofort ein Abbild des erschienenen Kreuzes anfertigen ließ. (11) Mittels einer Vorlage zeigte er nämlich einem Goldschmied das siegbringende Zeichen und ließ dann ein Tropaion aus reinstem Golde und den teuersten Steinen im Lager aufstellen, da der Sieg nicht zu verfehlen sein werde. (12) Fünfzig von den stärksten Männern im Heer hatten den Auftrag, dies abwechselnd in der Feldschlacht zu tragen. Das war ein bedeutendes Zeichen des Glaubens bei dem so großen Vorwiegen der Vielgötterei und der Verehrung der Dämonen durch die Mehrzahl: Während e i n i g e Tr u p p e n t e i l e s o g a r n a c h d e n D ä m o n e n s e l b s t b e n a n n t w a r e n , wie zum Beispiel die sogenannten Ioviani und Herculiani, was, um es in der Sprache der Griechen zu sagen, Diasiern und Herakleiern entspricht (Z e u s i s t n ä m l i c h b e i d e n I t a l e r n Iov is und Herakles Hercul ius le auf den Feldzeichen, welche die Römer signa zu nennen gewohnt sind, jeweils andere Götzenbilder trugen, stützte er selbst seine Siegeshoffnungen auf das Zeichen des Kreuzes und das Sinnbild des Leidens.

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νου, τὴν δὲ κατὰ τῶν ἐναντίων νίκην ἐπ᾽ ἐλπίϲι φέρων ἀκμαιοτάταιϲ ἀνέκπληκτοϲ ἦν τῇ πίϲτει τῇ εἰϲ τὸν ϲωτῆρα Χριϲτὸν μετὰ βεβαίου καὶ λαμπροῦ τοῦ θάρϲουϲ ἐπιγαυρούμενοϲ. (14) καὶ οὐκ ἔμελλεν ἁμαρτήϲεϲθαι. πᾶν γὰρ αὐτῷ τὸ Μαξεντίου ϲτρατόπεδον ἀναιμωτὶ προϲεχώρηϲε πάντων ἀϲμένωϲ αὐτῷ ὑποκυψάντων καὶ τὴν αἰχμὴν μηδὲ χεῖραϲ ἀνταραμένων. ὁ γὰρ Μαξέντιοϲ μῖϲοϲ ἑαυτοῦ μέγα καὶ κοινὸν τοῖϲ ἀρχομένοιϲ ἐνεργαϲάμενοϲ ἐνταῦθα δὴ ἐδήλωϲε μάλιϲτα, πόϲον ἐϲτὶ τῷ ἄρχοντι κακὸν μὴ δι᾽ ἡμερότητοϲ καὶ τοῦ εὐεργετεῖν, ἀλλὰ δι᾽ ἀπονοίαϲ καὶ τοῦ βιάζεϲθαι κατέχειν τὸ ὑπήκοον ἐθέλειν, οὐκ ἐπιϲτάμενοϲ, ὅϲον εὔνοια φόβου μεῖζον ἀρχῆϲ βάθρον καὶ ἀϲφαλέϲτερον. (15) ἀπώλετο γοῦν ἐξαπίνηϲ κατὰ τοῦ ποταμοῦ τοῦ Θύμβριδοϲ ἐνεχθείϲ, ὃν ἐγὼ διηγήϲομαι τρόπον. ὁ γὰρ Κωνϲταντῖνοϲ καίτοι θερμὰϲ καὶ ἀνεϲτηκυίαϲ οὕτω τὰϲ ἐλπίδαϲ κτηϲάμενοϲ ὅμωϲ οὐκ ἐδικαίου προεπιχειρεῖν τό τε κῆδοϲ τιμῶν καὶ τὰϲ ϲυνθήκαϲ αἰδούμενοϲ, ἀλλ᾽ ἀντιπαραταξάμενοϲ ἡϲύχαζεν. (16) ὁ δὲ Μαξέντιοϲ ἐπειδὴ διαλύϲαϲ τὰϲ ϲπονδὰϲ ἐξέπεμψε τὸν ϲτρατόν, ἐφ᾽ ᾧ τὸ ϲτρατόπεδόν τε ἐν ἐπιτηδείῳ ϲτήϲαϲθαι καὶ τὰϲ πρὸϲ τὴν μάχην ἐξαρτῦϲαι παραϲκευάϲ, λογιϲάμενοϲ δὴ ποικίλαϲ ἔϲεϲθαι τὰϲ τοῦ πολέμου περιτροπάϲ, τά τε ἄλλα ὑπομένων ἐν τῇ πόλει τῇ Ῥωμαίων παρεϲκευάζετο, τὴν δὲ γέφυραν ὁ Μαξέντιοϲ ἐπὶ Θύμβριδοϲ ἐπήγνυτο ποταμοῦ μὴ ϲυνάψαϲ ἅπαϲαν ἀπὸ τῆϲ ὄχθηϲ τῆϲ πρὸϲ τῇ

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πόλει μέχρι τῆϲ ἄλληϲ κτλ. (cf. Zos. 2,15,3). 85 μέγα – ἀρχομένοιϲ legit Halkin : μέγ[ιϲτον παρὰ πᾶϲι τοῖϲ ἀρχομένοιϲ] Bidez tabula phototypica male confecta nisus 90 ὃν – τρόπον a Philost. abiudicavit Bidez 96 δὴ Bidez : δὲ S 98 – 100 τὴν – ἄλληϲ a Philost. abiudicavit Bidez

1,6c Suda ι 403 (cf. p. 425,13-23 Bidez, Fragments nouveaux) (codd. A2F[GIVM]) Ἰόβειοι καὶ Ἑρκούλειοι· ὀνόματα τινα ἦϲαν δαίμονοϲ ἐπώνυμα. Ἰόβιϲ γὰρ παρὰ 2 ἦ ϲ α ν FV : om. A2GIM | δ α ί μ ο ν ο ϲ A2FM : -νεϲ V : -ϲιν GI

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(13) Trotzdem hatte er bei dem unter ihm dienenden Heer wegen des Umschwungs des Glaubens keine Befürchtungen aufgrund der Sichtbarkeit des Wunderzeichens, das für alle ringsum wahrnehmbar gewesen war; und was den Sieg gegen die Feinde anging, hegte er die größten Hoffnungen. Daher war er unerschrocken und jubilierte über den Glauben an den Retter Christus mit fester und leuchtender Kühnheit. (14) Und er sollte nicht in die Irre gehen: Denn das ganze Heer des Maxentius ging, ohne dass Blut vergossen wurde, zu ihm über, wobei alle sich bereitwillig ihm ergaben und weder die Lanze noch die Hände gegen ihn erhoben. Maxentius hatte es nämlich bewerkstelligt, großen und allgemein verbreiteten Hass bei seinen Untertanen auf sich zu ziehen, und er wurde jetzt zum sichtbaren Zeichen dafür, welch großes Übel es für einen Herrscher ist, nicht durch Milde und Wohltaten, sondern durch Wahnsinn und Gewalt die Untertanen beherrschen zu wollen, weil er nicht verstand, ein wieviel größeres und sichereres Fundament für die Herrschaft das Wohlwollen im Vergleich zur Furcht darstellt. (15) Er kam jedenfalls um, weil er plötzlich in den Tiber stürzte, und zwar, wie ich darlegen werde, folgendermaßen: Konstantin hielt es, auch wenn er auf jene Weise Grund zu heißen und hohen Hoffnungen erhalten hatte, trotzdem nicht für angebracht, als erster anzugreifen, weil er die Verschwägerung respektierte und die Verträge achtete; vielmehr stellte er sich zur Verteidigung auf und verhielt sich ruhig. (16) Maxentius wiederum überlegte, als er nach Bruch der Verträge das Heer ausgeschickt hatte, um die Armee in eine vorteilhafte Stellung zu bringen und die Vorbereitungen für die Schlacht zu treffen, dass die Wendungen des Krieges wechselhaft sein würden; daher bereitete er, in der Stadt Rom abwartend, das übrige vor, und die Brücke ließ Maxentius über den Tiberfluss in der Weise bauen, dass sie vom Stadtufer bis zum gegenüberliegenden nicht ganz zusammengefügt war usw. (vgl. Zos. 2,15,3)

1,6c Suda, Art. Iovier und Herkulier Iovier und Herkulier: Das sind Namen von Abteilungen; e i n i g e Tr u p p e n t e i l e w a re n n ä m l i c h

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Ἰταλοῖϲ 1,6b,12).

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Ζεύϲ,

Ἑρκούλιοϲ

δὲ



Ἡρακλῆϲ

(cf.

1,6d Vit. Const. 9 p. 552,11-19 Opitz (codd. AS) ὁ δὲ (sc. Κωνϲταντῖνοϲ) νηφάλιόϲ τε τὴν γνώμην ὢν καὶ ἥμεροϲ τοὺϲ τρόπουϲ καὶ μὴν καὶ τὸ ἀκαταφρόνητον εἶναι τοῖϲ ἀρχομένοιϲ οὐκ ἐκ τοῦ ϲκληρῶϲ τὰ πράγματα μεταχειρίζειν, ἀλλ᾽ ἐκ τοῦ πολὺ τὸ ἀνδρῶδεϲ ἐν τοῖϲ ἐπιζητοῦϲι καιροῖϲ φαίνειν καὶ μηδενὶ 5 τῶν ἀδικεῖν βουλομένων ἐπιτρέπειν περιποιούμενοϲ ἐν οὐ πολλῷ χρόνῳ μεγάλην καὶ ἐπιδηλοτάτην ἐποίηϲε τῶν πραγμάτων τὴν ἐπὶ τὰ κρείττω μεταβολήν, τοῖϲ μὲν χρηϲτοῖϲ τὸ δι᾽ εὐνοίαϲ πειθήνιον εἰϲ τὸ κατορθοῦν, τοῖϲ δὲ πονηροῖϲ τὸ διὰ περιδεείαϲ ἄτολμον εἰϲ τὸ πλημμελεῖν ἀπεργαζόμενοϲ. 2 – 5 καὶ1 – περιποιούμενοϲ om. S 4 τὸ A (sic) 6 τῶν πραγμάτων om. S 7 – 9 τοῖϲ – ἀπεργαζόμενοϲ A : μηδενὶ τῶν ἀδικεῖν βουλομένων ἐπιτρέπειν περιποιούμενοϲ S

1,6e Vit. Const. 11-25 p. 553,7-558,8 Opitz (cf. p. 178-83 Bidez, Philostorgius) (codd. AS) (1) καὶ οὐ μόνον ταῦτ᾽ ἔδρα Λικίννιοϲ (pertinet ad martyria Christianorum), ἀλλὰ καὶ εἰϲ ἔρωτα τῆϲ ἀρχῆϲ Κωνϲταντίνου καταϲτὰϲ καὶ μαθών, ὡϲ τοὺϲ μὲν πατρῴουϲ ἅπανταϲ ἀπολελοιπὼϲ καὶ ϲυμπατήϲαϲ εἴη θεούϲ, ἕνα δὲ προϲτηϲάμενοϲ τὸν Χριϲτὸν τοῦ5 τον ἐκτιμῴη καὶ θεραπεύοι παντὶ τρόπῳ ἐπ᾽ αὐτῷ τε τὰϲ τῆϲ ϲωτηρίαϲ ἐλπίδαϲ ἑαυτῷ τε καὶ τῆϲ ὅληϲ βαϲιλείαϲ τιθέμενοϲ, κατεφρόνηϲέ τε λογιϲάμενοϲ μὴ ἂν τοῦτον ἕνα τε ὄντα καὶ οὐ πρὸ πολλοῦ ἀναφανέντα καὶ δὴ καὶ ἐϲταυρῶϲθαι πρὸϲ αὐτῶν τῶν αὐτὸν τιμώντων ὁμολογούμενον κρείττω γενήϲεϲθαί ποτε τῶν ὑφ᾽ ἑαυ10 τοῦ τιμωμένων τοϲούτων τε ὄντων καὶ τὸ ἀνέκαθεν ἐπὶ μεγάλοιϲ ἔργοιϲ γνωριζομένων καὶ τοῦτο αὑτὸν ὑποτυπωϲάμενοϲ ἔγνω ϲτρατεύειν ἐπ᾽ αὐτὸν οὐδέν τι τῶν 5 τε suspectum : γε Hammerstaedt; an ⟨εἴη〉 τιθέμενοϲ v. 6? | τὰϲ ex τὰ restit. A 6 ἑαυτῶ A : -τοῦ S 9 an γενέϲθαι? 10 τὸ om. S

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benannt. Zeus ist nämlich bei den Italern Iovis u n d H e r a k l e s H e r c u l i u s (vgl. 1,6b,12).

1,6d Konstantinsvita 9 Dieser (d. h. Konstantin) war ein nüchterner Denker und hatte ein umgängliches Wesen. Außerdem wurde er von seinen Untertanen nicht verachtet, was er sich dadurch erworben hatte, dass er nicht etwa die Angelegenheiten mit Härte regelte, sondern sich in den erforderlichen Momenten sehr mutig zeigte und niemandem von denen, die Unrecht begehen wollten, dies durchgehen ließ. Aufgrund dieser Eigenschaften bewirkte er in kurzer Zeit eine große und überaus deutliche Veränderung der Verhältnisse zum Besseren hin, weil er bei den Guten einen aus Wohlwollen resultierenden Gehorsam, recht zu handeln, verursachte und bei den Schlechten dafür sorgte, dass ihnen wegen großer Furcht der Mut fehlte, schlecht zu handeln.

1,6e Konstantinsvita 11-25 (1) Licinius betrieb nicht nur dies (gemeint sind christliche Martyrien), sondern er verfiel darauf, nach der Herrschaft Konstantins zu streben, und als er erfahren hatte, dass dieser alle väterlichen Götter verlassen und zertreten habe und dafür als einzigen Christus an die Spitze gestellt habe, diesen sehr schätze und auf jede Weise verehre, weil er auf ihn seine Hoffnungen sowohl auf Rettung für sich selbst als auch auf die gesamte Kaiserherrschaft setze, da war er voller Verachtung, weil er überlegte, dass dieser nur einer sei, erst vor kurzer Zeit aufgetaucht sei und dazu noch, wie die, die ihn verehrten, selbst zugaben, gekreuzigt worden sei, weshalb er niemals stärker sein werde als diejenigen, die von ihm (d. h. Licinius) verehrt würden, da sie so zahlreich seien und von altersher an ihren großen T er sich dies in seinen trunkenen Zuständen eingebildet hatte, beschloss

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κατὰ τὸν Μαξέντιον ἐθελήϲαϲ ἐπὶ νοῦν βαλέϲθαι. (2) αἱ γὰρ ἄτοποι τῶν ἀλλοτρίων ἐφέϲειϲ λυττώϲαϲ ἐναποκύουϲαι τὰϲ ἐλπίδαϲ καὶ πιϲτεύειν οἷϲ ἐγχειροῦϲι παραϲκευάζουϲαι τυφλοὺϲ καὶ παντάπαϲιν ἀπρομηθεῖϲ τοῦ ϲυνοίϲειν μέλλοντοϲ ἄγουϲιν ἐπὶ τὰϲ πράξειϲ τοὺϲ τῷ πάθει κεκρατημένουϲ. ὅπερ καὶ τῷ Λικιννίῳ ϲυμβὰν προὔτρεψεν αὐτὸν εἰϲ μεγάλουϲ καὶ προφανεῖϲ ὠθεῖϲθαι κινδύνουϲ. (3) πρότερον δὲ προϲήκειν ὑπελάμβανεν ἀποπειρᾶϲθαι τῶν χρηϲτηρίων, ἥντινα περὶ τούτου φαίνοιεν οἱ αὐτοῦ θεοὶ γνώμην. ἔπεμπε τοίνυν ἄλλουϲ ἀλλαχῆ τοὺϲ μαντευϲομένουϲ. ἐπεὶ δὲ ἧκον οὗτοι ϲυμφώνωϲ πανταχόθεν ἀποφέροντεϲ τοὺϲ χρηϲμούϲ, πάντων ϲτρατεύειν τε κελευόντων καὶ τὴν νίκην ἀδήριτον παραδώϲειν ὑπιϲχνουμένων, ἐνταῦθα δὴ τάϲ τε ὁπλιτικὰϲ ἐξήταζε δυνάμειϲ καὶ τὰϲ ἄλλαϲ ἐποιεῖτο παραϲκευάϲ. (4) καὶ ἐπειδὴ ἕτοιμα ἦν, ἀναϲτὰϲ ἐπορεύετο τῷ ϲτρατῷ ὡϲ διὰ τῶν Ἄλπεων ἐϲπεϲούμενοϲ εἰϲ τὴν ἐκείνου ἀρχήν. ὁ δὲ Κωνϲταντῖνοϲ τὴν ἐπιχείρηϲιν ταύτην προῃϲθημένοϲ, ὅτι μηδὲ δυνατὸν ἦν διαλαθεῖν πρᾶγμα δι᾽ ὅληϲ καὶ ἐν οὐκ ὀλίγῳ χρόνῳ ϲπουδαζόμενον βαϲιλείαϲ, κατὰ τάχοϲ ἀπήντηϲεν εἰϲ Ἰλλυριοὺϲ καὶ μέχρι Μακεδόνων ἤλαϲεν προεπιχειρεῖν μὲν οὐκ ἀξιῶν, ὡϲ μὴ δόξειεν αὐτὸϲ τὰϲ ἐπὶ τοῖϲ ὅρκοιϲ παραβαίνειν πίϲτειϲ, ὅτι δὲ ἐπιόντα ἀμύνεται προμαρτυρούμενοϲ. (5) ἀντεϲτρατοπεδεύϲαντο μὲν οὖν ἀλλήλοιϲ. τοῦ δὲ Κωνϲταντίνου διὰ τὸ μὴ βούλεϲθαι μάχηϲ ἄρχειν ἐν ἡϲυχίᾳ μένοντοϲ ὁ Λικίννιοϲ ὡϲ ἐπ᾽ αὐτῷ τῷ ἐπιχειρεῖν ὢν ἐϲφαγιάζετο τοὺϲ αὐτοῦ θεοὺϲ τοῖϲ οἰκείοιϲ ἑκάϲτῳ θύμαϲιν ἱλαϲκόμενοϲ καὶ τὰ ϲπλάγχνα ἀνεϲκόπει καὶ τὰϲ τῶν ὀρνίθων παρετήρει κινήϲειϲ τε καὶ φωνὰϲ καὶ τὰ ἄϲτρα ἀνεθεώρει τὴν εἱμαρμένην ἐκεῖθεν περιαθρῶν. (6) καὶ πολὺϲ ἦν ταῖϲ περὶ ταῦτα καὶ τὰ τοιαῦτα ϲπουδαῖϲ ἐγκείμενοϲ ὡϲ μεγάλου γε τοῦ ἀγῶνοϲ ἀνεϲτηκότοϲ. ἐπεὶ δὲ τἀντεῦθεν αὐτῷ καταθυμίωϲ καὶ ὡϲ μάλιϲτα δι᾽ εὐχῆϲ εἶχεν ἐκεχωρήκει, ποιεῖται τὴν ἐπιχείρηϲιν. (7) ὁ δὲ Κωνϲταντῖνοϲ καὶ αὐτὸϲ ὡϲ διὰ ταχέων ἀντιπαραταξάμενοϲ πάϲηϲ τῆϲ ἑαυτοῦ ϲτρατείαϲ τὸν τοῦ ϲταυροῦ προὔϲτηϲε τύπον ἐπὶ κάμακοϲ ὑψηλῆϲ λάμποντα καὶ ταύτηϲ χρυϲῷ κατημφιεϲμένηϲ τοῖϲ ἐκ διαδοχῆϲ ἄγειν αὐτὸν ἐπιταχθεῖϲιν ἐπικελευϲάμενοϲ θαρρεῖν, ὡϲ οὐδὲν πείϲονται τῶν δεινῶν· ἱκανὸν γὰρ εἶναι τὸν διὰ τοῦ τύπου τιμώμενον Χριϲτὸν οὐκ αὐτοὺϲ μόνον, ἀλλὰ καὶ τὸν ἅπαν14 ἐναποκύουϲαι AS : -κυοῦϲαι Opitz 16 τοῦ ϲυνοίϲειν μέλλοντοϲ Bidez solo A nisus : τ. ϲυνήϲειν μ. S : τοὺϲ ϲυνοίϲειν μέλλονταϲ A 20 αὐτοῦ S (dub. Bidez) : αὐτοὶ A 29 χρόνῳ om. S 31 τοὺϲ ὅρκουϲ A 35 αὐτὸ τὸ A | τοῖϲ αὐτοῦ θεοῖϲ S 40 ἑϲτηκότοϲ S 46 εἶναι S (Bidez) : ἦν A

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er, gegen ihn zu Felde zu ziehen, nicht bereit, sich auch nur irgend etwas vom Schicksal des Maxentius zu vergegenwärtigen. (2) Denn das unangebrachte Verlangen nach fremdem Besitz erzeugt wahnsinnige Hoffnungen und führt dazu, Vertrauen zu haben zu dem, was man in Angriff nimmt, so dass es diejenigen, die von dieser Leidenschaft beherrscht sind, blind und ohne jede Vorsorge um den zukünftigen Nutzen zu ihren Taten leitet. Das geschah auch bei Licinius und veranlasste ihn, sich nach großen und offenkundigen Gefahren zu drängen. (3) Zuvor aber geziemte es sich, wie er meinte, die Orakel um Rat zu fragen, welche Meinung seine Götter über diese Angelegenheit kundtaten. Er schickte also die einen hierhin, die anderen dorthin, damit sie die Orakel befragten. Als diese aber zurückkamen und von allen Seiten in übereinstimmender Weise die Orakelsprüche zurückbrachten (alle rieten nämlich zum Feldzug und versprachen, einen unumstrittenen Sieg zu gewähren), da inspizierte er die schwerbewaffneten Streitkräfte und traf die übrigen Vorbereitungen. (4) Als das fertig war, zog er mit dem Heer los, um durch die Alpen in Konstantins Herrschaftsbereich einzufallen. Der aber hatte diesen Angriff schon vorher bemerkt, weil es überhaupt nicht möglich war, dass ein Unterfangen, das im ganzen Reich und in nicht kurzer Zeit eifrig betrieben wurde, verborgen blieb. Daher zog er ihm schnell nach Illyrikum entgegen und eilte bis nach Makedonien, wobei er es nicht für angebracht hielt, als erster anzugreifen, damit nicht der Eindruck entstehe, dass er es sei, der die beeideten Treueschwüre übertrete, sondern er wollte von vornherein bezeugen, dass er sich gegen einen Angreifer zur Wehr setze. (5) Sie lagerten nun einander gegenüber. Konstantin blieb ruhig, da er nicht mit dem Kampf beginnen wollte. Licinius aber brachte, da er unmittelbar vor dem Angriff stand, Schlachtopfer dar, um seine Götter mit jeweils eigenen Opfern versöhnlich zu stimmen; er prüfte die Eingeweide, beobachtete die Bewegungen und Stimmen der Vögel und betrachtete die Sterne, denn von diesen Seiten her suchte er das Schicksal zu erkunden. (6) Mit diesen und derartigen Dingen war er sehr beschäftigt, da der ausgebrochene Kampf wichtig war. Als aber die von dort kommenden Zeichen für ihn ermunternd und ganz im Sinne seiner Gebete waren, da machte er sich an den Angriff. (7) Konstantin aber stellte seinerseits möglichst zügig s Armee das Bildwerk des Kreuzes, welches auf einer hohen Stange leuchtete, die überdies mit Gold umhüllt war. Diejenigen, denen der Auftrag gegeben worden war, es nacheinander zu führen, forderte er

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τα ϲώζειν ϲτρατόν. (8) τῆϲ δὲ ϲυμβολῆϲ καρτερᾶϲ γενομένηϲ θαῦμα μέγιϲτον ἦν ἰδεῖν. ἔνθα γὰρ ἂν μάλιϲτα βρίϲειαν οἱ πολέμιοι καί τιϲ πονοίη λόχοϲ τῶν ὑπὸ Κωνϲταντίνῳ μαχομένων, ἐνταῦθα τοῦ τύπου παρακομιϲθέντοϲ ἀναγκαῖον ἦν γενέϲθαι τῶν ἐναντίων τροπήν· ὥϲτε διὰ πάϲηϲ τῆϲ φάλαγγοϲ ἀλλήλουϲ διαδεχόμενοι καὶ διαναπαύοντεϲ οἱ τὸ ϲημεῖον φέροντεϲ ἄλλοτε πρὸϲ ἄλλουϲ μετέθεον, ἕωϲ λαμπρῶϲ οἱ Κωνϲταντίνου τρεψάμενοι τὸν Λικιννίου ϲτρατὸν τάϲ τε τάξειϲ παρερρήγνυϲαν καὶ πρὸϲ φυγὴν τραπομένουϲ ἔκοπτον ἐφεπόμενοι μηδεμιᾶϲ ἀλκῆϲ ἔτι μιμνηϲκομένουϲ. ὥϲτε πᾶϲα ϲχεδὸν ἔπεϲεν ἡ Λικιννίου δύναμιϲ ἐν τούτῳ τῷ πόνῳ· καὶ πλεῖϲτοϲ δὲ οὗτοϲ Ῥωμαϊκῆϲ ϲτρατείαϲ ἐγένετο φόνοϲ. (9) ὁ δὲ Λικίννιοϲ ⟨ϲὺν〉 ὀλίγοιϲ τοῖϲ περὶ αὐτὸν φυγὰϲ ἔπειτα πρὸϲ τὸν τῆϲ Θρᾴκηϲ Βόϲπορον γενόμενοϲ καὶ περὶ αὐτῷ τῷ ϲώματι δείϲαϲ ἀπῆρέν τε μετὰ ϲπουδῆϲ ἐπὶ τὴν Βιθυνίαν καὶ εἰϲ τὴν Νικομήδουϲ ἐλθὼν τὸν τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀποτίθεται κόϲμον ἐκ τῆϲ αὐτίκα περιδεείαϲ καὶ καταπλήξεωϲ καὶ Εὐϲέβιον τὸν ταύτηϲ ἐπίϲκοπον καταντιβολήϲαϲ ἐγχειρίζει τούτῳ καὶ πρὸϲ τὸν Κωνϲταντῖνον ἀποπέμπει δεόμενοϲ ἐφεῖναι τὸ ζῆν αὐτῷ τὸν ἰδιώτην ἄγοντι βίον καὶ τῶν κοινῶν ἔξω καθημένῳ πραγμάτων. (10) ὁ δὲ τῆϲ μεταβολῆϲ αὐτὸν οἰκτιϲάμενοϲ καὶ τὸ ἐπὶ τῇ ἀδελφῇ κῆδοϲ τιμῶν ἀποπέμπει τε πάλιν αὐτῷ τὴν ἁλουργίδα καὶ φορεῖν ἐκέλευϲε τὴν ἑαυτοῦ διέποντα βαϲιλείαν πάνυ νομίϲαϲ ἀρκοῦν αὐτῷ ϲωφρονιϲτήριον εἰϲ τὰ ἔπειτα γενήϲεϲθαι τὴν ἔναγχοϲ πεῖραν. ὁ δὲ τὴν ἐκείνου πραότητα καὶ ἀπραγμοϲύνην εἰϲ ὕλην οἰκείου θράϲουϲ μεταβαλὼν ἐπειδὴ πάλιν ἐπὶ τῶν προτέρων ἢ καὶ χαλεπωτέρων πραγμάτων ἦν, οὐκ ἐγίνωϲκε χρῆναι τὴν ἡϲυχίαν ἄγειν, ἀλλ᾽ ὥϲπερ ἀναπαλαῖϲαι τὴν γενομένην ἧτταν διανοούμενοϲ δευτέραϲ ἐποιεῖτο παραϲκευάϲ. (11) τῶν μὲν δὴ θεῶν, οὓϲ πρότερον μεγάλωϲ τετιμηκὼϲ ᾤετο τὴν νίκην αὐτῷ παραδώϲειν, μάλα καὶ τοῦτο ὑποϲχομένων, ἀϲθένειαν καταγνοὺϲ ὡϲ ἤδη γεγηρακότων καὶ μηδεμίαν δύναμιν εἰϲ τὸ ϲώζειν ἐχόντων, ἀλλ᾽ ἔτι καὶ τὴν γνώμην ὄντων ἀπατηλῶν καὶ κιβδήλων ὡϲ ἃ μὴ δύνανται ἐπαγγελλομένων, τούτουϲ μὲν ἀπολείπει παρὰ φαῦλον θέμενοϲ, ἑτέρουϲ δὲ ξένουϲ ἀναζητεῖ παρ᾽ ἄλλοιϲ ἔθνεϲιν ἐπί τιϲι λαμπροῖϲ ἔργοιϲ φημιζομένουϲ. καὶ γὰρ τὸν Χριϲτὸν διὰ τὸ ξένον καὶ νεαρὸν ἀνηυρῆϲθαι, διὰ τοῦτο μάλιϲτα τὴν 48 ϲυμβολῆϲ S (Bidez) : ϲυμβουλῆϲ A 52 ἀλλήλουϲ S (dub. Bidez) : ἀλλήλοιϲ A 53 ἄλλουϲ A : ἀλλήλουϲ S 59 ϲὺν add. Koetschau 67 τὸ S (Bidez) : τῶ A 68 διέποντι S

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auf, guten Mutes zu sein, weil sie nichts Schreckliches erleiden würden; denn der im Bildwerk geehrte Christus sei imstande, nicht nur sie, sondern auch das ganze Heer zu bewahren. (8) Nachdem die beiden Seiten heftig zusammengestoßen waren, war ein überaus großes Wunderzeichen zu sehen. Wo immer nämlich die Feinde das Übergewicht hatten und eine Abteilung derer, die unter Konstantin kämpften, in Not geriet, dorthin wurde das Bildwerk herangebracht und unausweichlich kam es zur Flucht der Feinde. Daher eilten die, die das Zeichen trugen, einander ablösend, um sich zu erholen, über die ganze Schlachtordnung hinweg bald zu den einen, bald zu den anderen, bis Konstantins Leute das Heer des Licinius klar zur Umkehr gebracht hatten, die Reihen durchbrachen und die Fliehenden, die an keinerlei Gegenwehr mehr dachten, beim Nachsetzen niederschlugen. Infolgedessen fiel fast die gesamte Streitmacht des Licinius in diesem Kampf; dies wurde ein riesiges Gemetzel an einem römischen Heere. (9) Licinius aber flüchtete mit wenigen Begleitern, gelangte dann an den Bosporos Thrakiens, und da er um das nackte Leben fürchtete, brach er eilig nach Bithynien auf, kam in die Stadt des Nikomedes und legte aufgrund der akuten Furcht und Niedergeschlagenheit den Schmuck der Kaiserherrschaft ab. Diesen überreichte er Eusebios, dem Bischof dieser Stadt, an den er sich flehentlich gewandt hatte, und schickte ihn dem Konstantin mit der Bitte, ihm das Leben zu lassen, um eine Existenz als Privatmann zu führen und fern von öffentlichen Tätigkeiten ruhig dazusitzen. (10) Der aber bemitleidete ihn wegen des Schicksalswechsels und hielt die Verschwägerung über die Schwester in Ehren, weshalb er ihm den Purpur zurückschickte und ihn aufforderte, diesen zu tragen und seine Kaiserherrschaft auszuüben. Er war nämlich ganz und gar der Auffassung, dass die jüngst gemachte Erfahrung ihm eine ausreichende Lehre für die Folgezeit sein werde. Der aber wandelte dessen Milde und Ruheliebe in Stoff für eigene Frechheit um: Weil er sich ja wieder in den früheren oder sogar noch schwereren Verhältnissen befand, meinte er nicht etwa, dass es notwendig sei, Ruhe zu halten, sondern da er die Absicht hatte, die ihm widerfahrene Niederlage sozusagen anzufechten, rüstete er ein zweites Mal auf. (11) Was nun die Götter betraf, die er vorher sehr verehrt hatte und von denen er geglaubt hatte, dass sie ihm den Sieg geben würden, was sie auch beurteilte er sie als schwach, da sie schon alt seien und keine Kraft zum Retten besäßen, obendrein bezüglich ihrer Gesinnung betrügerisch und falsch seien, weil sie versprächen, was sie nicht vermöchten. Diese nun

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εἰϲ τὰ ἔργα φαίνειν τῆϲ ἰϲχύοϲ ἀκμὴν ὑπελάμβανεν. (12) ἐπειδὴ δὲ ταῦτα αὐτῷ παραφρονοῦντι καὶ μαινομένῳ οὐκ ἔμελλον ἐπιλείψειν οἱ τὰ καθ᾽ ἡδονὴν χαριούμενοι, παρὰ τούτων ὁπόϲουϲ ἠδυνήθη πυθέϲθαι παρά τιϲι καὶ τῶν ἀλλοδαπωτάτων ἐθνῶν ὀνομαζομένουϲ, τούτων ἀγάλματα ποιηϲάμενοϲ ἐθεράπευε κατὰ τοὺϲ πατρίουϲ ἑκάϲτοιϲ νόμουϲ καὶ παρεκάλει γενέϲθαι ϲυμμάχουϲ. (13) τῆϲ δὲ ϲτρατείαϲ αὐτῷ διεφθαρμένηϲ καὶ ἑτέραϲ εἴϲ γε τὸ παρὸν ἀξιομάχου ϲυγκροτηθῆναι μὴ δυναμένηϲ βάρβαρον πολὺ μιϲθωϲάμενοϲ ἐπιϲτρατεύει πάλιν τῷ Κωνϲταντίνῳ. ὁ δὲ πρὸϲ δευτέρουϲ ἀγῶναϲ καταϲτὰϲ ἐκτάττει τε αὖθιϲ τὸν ἑαυτοῦ ϲτρατὸν καὶ τὸν τοῦ ϲταυροῦ προλάμπειν ἔδωκε τύπον ἐναύλουϲ καὶ καθάπαν εὐϲεβεϲτάταϲ ἔχων τὰϲ μνήμαϲ τῶν φραζόντων περὶ τὸ δειχθὲν ϲημεῖον γραμμάτων· „τούτῳ νίκα“. (14) τῆϲ δὲ μάχηϲ δριμείαϲ ὅτι μάλιϲτα ϲυϲτάϲηϲ καὶ τῶν ἑκατέρωθεν μεγάλαιϲ ἐπ᾽ ἀλλήλουϲ ταῖϲ ὀργαῖϲ ἱεμένων τέραϲ ἦν ἰδεῖν περὶ τὸν ⟨τοῦ〉 ϲταυροῦ τύπον τελούμενον. τῶν γὰρ πολεμίων καὶ μάλιϲτα τῶν βαρβάρων κατὰ τοῦ φέροντοϲ ἀεὶ τὸν κοντόν, ἐφ᾽ οὗ τὸ τοῦ ϲταυροῦ ϲημεῖον ὑπῆρχεν, τὰ βέλη ῥίπτειν ἐφιεμένων καὶ τοῦτον ἕνα ϲκοπὸν τῶν πολλῶν ποιουμένων τοῦ μὲν φέροντοϲ ἀνδρὸϲ ἡμάρτανε τὰ πεμπόμενα καὶ οὐδεὶϲ οὕτωϲ εὔϲτοχοϲ τῶν ἀφιέντων ἦν, ὡϲ τούτου τυχεῖν· (15) τοῦ δὲ δόρατοϲ, ἐν ᾧ τὸ ϲημεῖον ἦν, τῶν πολλῶν ἁπτομένων πίϲτιϲ ἐγγίνεται ϲαφεϲτάτη τοῦ μὴ ἀϲτοχίᾳ τῶν πεμπόντων, ἀλλ᾽ ἐπικουρίᾳ τοῦ τιμωμένου Χριϲτοῦ τὸ ἀκίνδυνον ἔχειν τοὺϲ φέρονταϲ αὐτοῦ τὸ ϲημεῖον. τοῦτο δὲ καὶ ἐπὶ τῆϲ προτέραϲ μάχηϲ περιφανῶϲ ἐδείχθη θαυματουργούμενον. (16) ὁ δὲ Κωνϲταντῖνοϲ ἐκτείναϲ τὴν φάλαγγα καὶ περιϲχὼν ἑκατέρῳ κέρατι τοὺϲ βαρβάρουϲ ἔκοπτεν εἰϲ τὸ μέϲον ϲυνωθουμένων ἤδη πολλῶν καὶ πρὸϲ ἀλλήλων διὰ τὴν ἀταξίαν ἀναιρουμένων. (17) ὥϲτε κατὰ κράτοϲ τρεψάμενοϲ τὸ μὲν πλεῖϲτον ἐϲτόρηϲεν τῆϲ ϲτρατείαϲ, ἐπὶ δὲ τοὺϲ τὸ παραυτίκα δυνηθένταϲ διαφυγεῖν ὀξεῖαν τὴν ἐπέλαϲιν ποιηϲάμενοϲ τούτων τε τοὺϲ πολλοὺϲ ἑλὼν διέφθειρεν καὶ τὸν Λικίννιον ζῶντα λαβὼν καὶ πᾶν τὸ περιλειφθὲν αὐτῷ τοῦ ϲτρατοῦ χειρωϲάμενοϲ ἅτε μὲν ἔτι φειδοῦϲ ἀξιῶν εἰϲ τὴν Θεϲϲαλονίκην τῆϲ Μακεδονίαϲ ἐξέπεμψεν τηρηϲόμενον (αὐτὸϲ γὰρ ἤδη καὶ μέχρι Μυϲῶν τε καὶ τῆϲ Θρᾴκηϲ αὐτῆϲ ἦν ἀφικόμενοϲ), τοῖϲ δὲ περιοικοῦϲι τὴν Ῥωμαϊκὴν ἀρχὴν 85 οἱ hinc deest S 89 ἑτέρουϲ A : corr. Bidez 93 sq. εὐϲεβεϲτάτουϲ A : corr. Bidez 97 τοῦ add. Bidez 110 τὸ Bidez : τὸν A 114 ἅτε μὲν ἔτι Bidez : ὅτι μὲν ὅτι A 116 sq. αὐτὸϲ – ἀφικόμενοϲ parenthesin esse censuit Stein

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hielt er für wertlos und verließ sie; statt dessen forschte er nach anderen, fremden Göttern, die bei anderen Völkern wegen irgendwelcher herausragender Taten einen guten Ruf hatten. Denn er war der Auffassung, dass auch Christus, weil er ein Fremder und eine Neuentdeckung sei, dass er gerade deshalb hinsichtlich der Taten den Gipfel an Kraft zeige. (12) Als sich ihm, der sich dies in seinem Wahn und seiner Raserei dachte, diejenigen, die ihm seine Wünsche erfüllen sollten, nicht versagen wollten, da machte er Weihebilder von all denen, die nach deren Auskunft, soweit er erfahren konnte, bei irgendwelchen, auch den fremdartigsten Völkern angerufen wurden. Er verehrte sie jeweils nach ihren eigenen väterlichen Gebräuchen und bat sie, Mitkämpfer zu werden. (13) Da aber sein Heer vernichtet war und ein zweites kampfkräftiges Heer gegenwärtig nicht ausgehoben werden konnte, nahm er Barbaren in großer Zahl in Sold und zog wieder gegen Konstantin aus. Dieser aber stellte sich für eine zweite Folge von Kämpfen auf, ordnete wiederum sein Heer und gab ihm das Bildwerk des Kreuzes zum Vorausleuchten, da er die Buchstaben noch in frischer und überaus frommer Erinnerung hatte, die sich rund um das ihm erschienene Zeichen befanden und besagten: „Dadurch siege.“ (14) Als nun der Kampf äußerst heftig eröffnet wurde und man von beiden Seiten mit großer Wut aufeinander losstürzte, da war zu sehen, wie sich rund um das Bildwerk des Kreuzes ein Wunder ereignete. Die Feinde nämlich und ganz besonders die Barbaren zielten darauf ab, ihre Geschosse gegen den zu schleudern, der jeweils die Stange trug, auf der das Zeichen des Kreuzes war, und die meisten machten diesen zu ihrem einzigen Ziel. Doch die Geschosse verfehlten den Träger, und keiner von den Schießenden konnte so gut zielen, dass er diesen hätte treffen können. (15) Den Stab jedoch, auf dem das Zeichen war, trafen die meisten, was der klarste Beweis dafür war, dass nicht durch das Fehlzielen der Schießenden, sondern durch die Hilfe des von ihnen verehrten Christus die Träger seines Zeichens ungefährdet waren. Dieses Wundergeschehen hatte sich auch in der ersten Schlacht überaus deutlich gezeigt. (16) Konstantin dehnte die Schlachtreihe aus, umfasste mit beiden Flügeln die Barbaren und schlug sie nieder, wobei schon viele in die Mitte drängten und wegen der Unordnung voneinander umgebracht wurden. (17) Infolgedessen brachte er das Heer i zerstreute den größten Teil. Gegen die, die sofort hatten fliehen können, unternahm er eine scharfe Verfolgungsjagd, fasste die meisten von ihnen und vernichtete sie. Licinius nahm er lebend gefangen, überwältigte

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βαρβάροιϲ μέγα καὶ ϲφοδρὸν ἤρτηϲε δέοϲ τῶν ἐν ϲφίϲιν ἀλκιμωτάτων μειζόνωϲ ἢ κατὰ πολέμων νόμουϲ ἀνῃρημένων. θείαϲ γὰρ δυνάμεωϲ μᾶλλον ἢ ἀνθρωπίνηϲ παλάμηϲ ἐφαίνετο ἔργον τό τε τάχοϲ τῆϲ νίκηϲ καὶ ὁ τρόποϲ καὶ τὸ μέτρον. (18) ὁ μὲν οὖν Λικίννιοϲ οὐδ᾽ ἐν ἐϲχάταιϲ ϲυμφοραῖϲ τὴν ἠρεμίαν παντάπαϲιν ἄγειν ὑπὸ τῆϲ δίκηϲ ἐπιτρεπόμενοϲ, ἀλλὰ αὖθιϲ ὑποκινεῖν τι καὶ διατάττειν ἐπιχειρῶν καὶ κατάφωροϲ ἐπὶ τούτῳ γενόμενοϲ αὐτὸϲ ἑαυτῷ τὴν τοῦ διαφθαρῆναι περιέϲτηϲεν ἀνάγκην καὶ ἀπεϲφάγη ἐν Θεϲϲαλονίκῃ. τοῦτο πέραϲ τῆϲ Λικιννίου ἀνοίαϲ καὶ ἀγωγῆϲ. ὁ δὲ Κωνϲταντῖνοϲ μετὰ τὸν Λικιννίου θάνατον τὴν ἀδελφὴν ἀναλαβὼν διὰ τῆϲ πρεπούϲηϲ ἦγε τιμῆϲ. (19) καὶ ἤδη μονώτατοϲ αὐτὸϲ τὸ πᾶν τῆϲ Ῥωμαίων βαϲιλείαϲ κράτοϲ ἀναδηϲάμενοϲ ϲτέφανόν τε ἐπιτίθεται περικαλλῆ ϲύνθεμα μοναρχίαϲ καὶ τῆϲ κατὰ τῶν ἐναντίων νίκηϲ καὶ γράμματα ἁπανταχόϲε διαπέμπει παύων μὲν τὸν Ἑλληνιϲμὸν καὶ πρὸϲ θεοϲέβειαν τοὺϲ τοῖϲ δαίμοϲι καὶ τοῖϲ ἀψύχοιϲ αὐτῶν ἀφιδρύμαϲι προϲαπατωμένουϲ ἀνακαλούμενοϲ, ταῖϲ ἐκκληϲίαιϲ δὲ τοῦ Χριϲτοῦ λίαν ἐκ τῆϲ Ἑλληνικῆϲ ἐπικρατείαϲ κεκακωμέναιϲ καὶ τῷ εὐαγγελικῷ κηρύγματι πᾶϲαν ἀνοιγνὺϲ ἄδειαν. (20) καὶ πολλὴν καὶ θαυμαϲτὴν δὴ ταύτην ⟨τὴν〉 περὶ τὸ ϲυναύξειν ταύταϲ προθυμίαν ἐπιδεικνύμενοϲ καὶ τοὺϲ ἐπιϲκόπουϲ διὰ πλείϲτηϲ ἐποιεῖτο τιμῆϲ καὶ διαφερόντωϲ γε τοὺϲ ἑϲπερίουϲ ὡϲ παρ᾽ ἐκείνοιϲ τῆϲ πρώτηϲ αὐτῷ γενομένηϲ πρὸϲ τὰ καλὰ διδαχῆϲ τε καὶ παραινέϲεωϲ, καὶ Ὅϲιόν τε τὸν Ϲπάνον πόλεωϲ τῶν ἐν τῇ Ϲπανίᾳ Κουδρούβηϲ οὕτω καλουμένηϲ ἔχοντα τὴν ἡγεμονίαν ἦγε διὰ χρόνον καὶ τὴν ἄλλην ἐπ᾽ ἀρετῇ δόξαν ὀνόματοϲ οὐ μικροῦ παρὰ τοῖϲ πλείϲτοιϲ ἐπειλημμένον καὶ ἄλλουϲ ϲὺν αὐτῷ τῶν ἐκεῖθεν γνωριμωτάτων, καὶ ἐπί τε τοῦ ϲτρατοπέδου καὶ ὅπη γένοιτο τούτουϲ ἦγε θεραπεύων εἰϲ δύναμιν καὶ ταῖϲ αὐτῶν εὐχαῖϲ ἀνατιθεὶϲ τῶν κατορθουμένων τὰ τέλη. (21) καὶ περαιωθεὶϲ τὸν Βόϲπορον τῆϲ Θρᾴκηϲ καὶ εἰϲ τὴν Βιθυνίαν παραγενόμενοϲ περὶ τὴν Νικομήδειαν ἱδρύνθη τὰ τῆϲ βαϲιλείαϲ ᾗ ἐδόκει πράγματα καθιϲτάμενοϲ. αὕτη

125 ἀνάγκη̣ ν litteris γκην in membrana macula lacunaque laesa iterum s. l. scriptis A 130 an ϲύνθημα? 131 ἀπανταχόθε A (sic) νουϲ A (sic) : an πρὸϲ delend.? 136 τὴν add. Stein; ταύτῃ pro ταύτην dub. Bidez 138 διαφερόντωϲ litteris διαφ in membrana macula infecta iterum s. l. scriptis A | ὡϲ παρ᾽ Bidez : ὥϲπερ A 141 ἦγε suspectum : del. Bidez : an verbο ἦγε alia extrusa sunt, e. g. ἀμφ᾽ ἑαυτὸν εἶχε vel ἐν φίλοιϲ (vel ϲυμβούλοιϲ) εἶχε? 148 ᾗ Bidez : ἢ A

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den ganzen ihm verbliebenen Rest des Heers und schickte jenen, da er ihn noch für schonenswert hielt, zur Bewachung nach Thessalonike in Makedonien (er selbst war nämlich schon bis nach Mösien und Thrakien selbst gelangt). Den Barbaren, die rund um die römische Herrschaft wohnten, fügte er große und heftige Furcht zu, weil die Tapfersten unter ihnen in größerem Maße, als es den Gesetzmäßigkeiten des Krieges entspricht, getötet worden waren. Denn die Geschwindigkeit des Sieges, seine Art und Weise und das Ausmaß schienen eher das Werk göttlicher Kraft als menschlicher Fähigkeit zu sein. (18) Dem Licinius nun erlaubte es die strafende Gerechtigkeit nicht einmal in den äußersten Unglücksumständen, sich vollkommen ruhig zu verhalten, sondern er unternahm es wieder, heimlich etwas zu bewegen und anzuordnen. Dabei wurde er ertappt, wodurch er selbst die Notwendigkeit, vernichtet zu werden, auf sich zog und in Thessalonike getötet wurde. Das war das Ende der unsinnigen Lebensführung des Licinius. Konstantin aber nahm nach dem Tode des Licinius seine Schwester auf und hielt sie in der gebührenden Ehrenstellung. (19) Da er jetzt ganz allein an seine Person die Gesamtherrschaft über das römische Kaiserreich gebunden hatte, legte er einen sehr schönen Kranz an als Erkennungszeichen der Alleinherrschaft und des Sieges über die Widersacher. Außerdem schickte er überallhin Briefe, um das Heidentum zu beenden und diejenigen, die durch die Götzen und deren unbeseelte Abbilder betrogen wurden, zur Gottesverehrung aufzufordern, während er den Kirchen Christi, die aufgrund der heidnischen Vorherrschaft sehr geschädigt worden waren, und der Verkündigung des Evangeliums völlige Freiheit eröffnete. (20) Während er diese Bereitschaft, sie (d. h. die Kirchen) zu vergrößern, in großem und bewunderungswürdigem Maße zum Ausdruck brachte, hielt er auch die Bischöfe in größter Ehre und ganz besonders die im Westen, weil er bei jenen die erste Unterweisung und Ermunterung zum Guten erhalten hatte. Den Spanier Hosius, der die Leitung einer Stadt in Spanien namens Cordoba innehatte, ⟨hatte er um sich ?⟩, weil er wegen seines Alters und überdies des auf seiner Tugend beruhenden Ansehens bei den meisten einen nicht geringen Namen erlangt hatte, und zusammen mit ihm auch andere von denen, die dort sehr berühmt waren; und er führte diese im Hoflager und überall, wo er war, mit sich, wobei er ihnen n ren Gebeten die Erfolge seiner glücklich vollbrachten Taten zuschrieb. (21) Nachdem er den Bosporos in Thrakien überquert hatte und nach Bithynien gelangt war, ließ er sich bei Nikomedeia nieder, wo er die

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γὰρ ἦν τὸ τηνικαῦτα μεγίϲτη τε καὶ ἐνδοξοτάτη παϲῶν τῶν ἐκεῖϲε 150 πόλεων. 149 τὸ Bidez : τῶ A

1,7 Phot. Philost. 1,7 (post 1,6) ὅτι καὶ πρὸ τῆϲ ἐν Νικαίᾳ ϲυνόδου οὗτοϲ (sc. Philostorgius) τὸν Ἀλεξανδρείαϲ φηϲὶν Ἀλέξανδρον καταλαβόντα τὴν Νικομήδειαν καὶ Ὁϲίῳ τε τῷ Κουδρούβηϲ ἐντυχόντα καὶ τοῖϲ ϲὺν αὐτῷ ἐπιϲκόποιϲ ϲυνοδικαῖϲ ψήφοιϲ ἀνομολογῆϲαι παραϲκευάϲαι ὁμοούϲιον 5 τῷ πατρὶ τὸν υἱὸν καὶ τὸν Ἄρειον ἀποκηρύξαϲθαι. (sequitur 1,8) 4 ϲυνοδικοῖϲ B : corr. Valesius

1,7a Vit. Const. 27 sq. p. 558,32-560,2 Opitz (cod. A) (1) τοῦ ... Ἀρείου καὶ τῶν ἀμφ᾽ αὐτὸν κύκλῳ διά τε Παλαιϲτίνηϲ ἰόντων καὶ Φοινίκηϲ καὶ τῆϲ ἄλληϲ Ϲυρίαϲ καὶ Κιλικίαϲ καὶ τῶν ἐφεξῆϲ ἐθνῶν, ὁπόϲα προποδὼν ἦν ϲφίϲιν ἐπὶ τὴν Βιθυνίαν καὶ τὸν βαϲιλέα πορευομένοιϲ (τοῦτον γὰρ ἔϲπευδον ἀφικόμενοι διδάξαι 5 {τε} περὶ τῶν γενομένων τὰϲ παρὰ τῶν ἐπιϲκόπων ψήφουϲ τε καὶ μαρτυρίαϲ ἐπενεγκάμενοι), τούτουϲ οὖν αὐτῶν πάνταϲ ἐπιπαριέναι κύκλῳ προαιρουμένων καὶ διατριβῆϲ οὐκ ὀλίγηϲ ἐκ τούτου περὶ τὴν πορείαν αὐτοῖϲ γινομένηϲ ὁ Ἀλέξανδροϲ ἄραϲ ἀπὸ τῆϲ Ἀλεξανδρείαϲ ἔπλει τὴν ταχίϲτην ἐπὶ τὴν Προποντίδα καὶ τὴν Νικομή10 δουϲ. (2) ἔνθα παραγενόμενοϲ καὶ τοῖϲ περὶ τὸν Ὅϲιον Κουδρούβηϲ εἰϲ λόγουϲ καταϲτὰϲ πείθει τῇ αὐτοῦ ϲυνεφίϲταϲθαι γνώμῃ καὶ κυρῶϲαι τὸ ὁμοούϲιον λόγοιϲ δικαιοτάτοιϲ αὐτοὺϲ ὑπαγόμενοϲ. ἀνεδίδαϲκεν δὲ καὶ τὴν Ἀρείου βλαϲφημίαν τε καὶ κακόνοιαν τοιαῦτα λέγων πρὸϲ ἅπανταϲ· (3) „δεινόν, ὦ φίλοι, δεινὸν καὶ με15 γάληϲ φυλακῆϲ ἄξιον τὴν γνώμην ἁπλῶϲ ἅπαϲαν ἀνεῖϲθαι τοῖϲ πέλαϲ, κἂν ἄλλωϲ τινὲϲ τῶν ἐπιτηδειοτάτων εἶναι δοκῶϲιν. αἱ γάρ τοι παρὰ τὴν ἀξίαν τιμαὶ τοὺϲ 5 τε1 del. Bidez | παρὰ Bidez : περὶ A 6 sq. ἐπιπεριέναι A : corr. Bidez 11 τῇ – γνώμῃ Koetschau, duce Bidez : τῆϲ αὐ. ϲυνεπίϲταϲθαι γνώμηϲ A

fragmenta libri I

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Angelegenheiten des Kaiserreichs so einrichtete, wie es ihm gut schien. Das war nämlich zu diesem Zeitpunkt die größte und berühmteste aller Städte dort.

1,7 Photios, Philostorgios-Epitome 1,7 (nach 1,6) Noch vor der Synode in Nikaia, so sagt dieser (d. h. Philostorgios), suchte Alexandros von Alexandreia Nikomedeia auf, traf mit Hosius, dem Bischof von Cordoba, und den ihn begleitenden Bischöfen zusammen und wirkte auf sie ein, bei der Abstimmung auf der Synode anzuerkennen, dass der Sohn dem Vater wesensgleich sei, und Areios zu exkommunizieren. (folgt 1,8)

1,7a Konstantinsvita 27 f. (1) Areios ... und seine Gefolgsleute zogen reihum durch Palästina, Phönikien, das übrige Syrien, Kilikien und alle folgenden Völkerschaften, die auf ihrem Wege lagen während ihrer Reise nach Bithynien und zum Kaiser. Sie hatten es nämlich eilig, hinzukommen und ihn über die Ereignisse zu unterrichten, wozu sie die Stimmen und Zeugnisse von den Bischöfen mitführten. Während sie es nun für wichtiger hielten, diese alle reihum zu besuchen, und auf diese Weise eine nicht unbeträchtliche Verzögerung auf ihrer Reise entstand, stach Alexandros von Alexandreia aus in See und segelte auf dem schnellsten Weg zur Propontis und zur Stadt des Nikomedes. (2) Dort angekommen, trat er mit Hosius von Cordoba und den Seinen in Unterredungen und überzeugte sie, seiner Meinung beizutreten und das „Wesensgleich“ zu beschließen, indem er sie mit höchst gerechten Worten unmerklich dazu brachte. Er belehrte sie auch über die Gotteslästerung und üble Gesinnung des Areios, indem er dies zu allen sagte: (3) „Schlimm, Freunde, schlimm ist es und bedarf daher großer Wachsamkeit, bei Nahestehenden in seinem Urteil einfach völlig gelassen zu enge Vertraute zu handeln scheint. Denn unverdiente Ehren führen bei

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(E 7) Philostorgius

τῶν τιμώντων ἐπάγονται μᾶλλον ἢ πρὸϲ τὸ κατ᾽ αὐτῶν ἐγείρουϲι θράϲοϲ. (4) καὶ ταῦτα μὲν ἔτι καίπερ ὄντα τοιαῦτα καὶ οἷα μὴ φέ20 ρειν, φέρειν ὅμωϲ ἐγίγνωϲκον. τὸ γὰρ ἄκρωϲ ὄντα πονηρὸν Ἄρειον ἔτι δοκεῖν ὑπολείπειν ἑαυτῷ τινα χώραν τῆϲ ἐπὶ τὸ πρόϲω κακίαϲ οἰϲτὸν ἡγεῖϲθαι παρεϲκεύαζεν ὡϲ ἂν μήπω γε αὐτῷ πρὸϲ ἅπαν τὸ οἰκεῖον ἄκρον τῆϲ πονηρίαϲ ἀφικομένηϲ. ἀλλ᾽ οὔτι καταπροΐξεται (ἴϲτω τοῦτό γε ϲαφῶϲ) οὐδὲ χαιρήϲει ταῦτα κατ᾽ ἐμοῦ θραϲυνό25 μενοϲ Ἄρειοϲ. (5) εἴϲεται γάρ, ὅτι καὶ γέροντεϲ ἔχουϲι νεῦρον εἰϲ ἔκπραξιν δίκηϲ. τοιγαροῦν ἐκκεκηρύχθω πᾶϲιν ἡμῖν καὶ κοινὸν ἀνάθεμα κείϲθω καὶ ἀποτρόπαιον αὐτόϲ τε Ἄρειοϲ καὶ πάντεϲ, {καὶ} ὅϲουϲ ὁ κοινὸϲ δαίμων ϲυναπέϲτηϲεν τῆϲδε τῆϲ ἱερᾶϲ ἐκκληϲίαϲ ἐξελαϲάμενοϲ.“ (6) τῶν οὖν ἐπιϲκόπων τότε πρὸϲ πολλὰϲ διαμεριζο30 μένων δόξαϲ ἔδοξεν τῷ Κωνϲταντίνῳ βαϲιλεῖ ϲύνοδον ἐν Νικαίᾳ πάντων τῶν ἐπιϲκόπων ποιῆϲαι καὶ τὸν πρὸϲ ἀλλήλουϲ διαπληκτιϲμὸν καταπαῦϲαι. (sequitur 1,9a) 20 ἄρειον (ἄρει in ras., ut vid.) A 27 καὶ3 del. Bidez

26 ἐκεκηρύχθω A : corr. Franchi de᾽ Cavalieri

1,8 Phot. Philost. 1,8 (post 1,7) μετ᾽ οὐ πολὺν δὲ χρόνον καὶ τὴν ἐν Νικαίᾳ ϲυϲτῆναι ϲύνοδον, ἐν ᾗ μετὰ τῶν ἄλλων ἀρχιερέων θεοῦ καὶ Βαϲιλέα τὸν Ἀμαϲείαϲ ἐπίϲκοπον παρεῖναι καὶ Μελέτιον τὸν Ϲεβαϲτουπόλεωϲ. (sequitur 1,9)

1,8a Nicet. Chon. Thes. 5,7 p. 9,10-23 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) Φιλοϲτόργιοϲ δέ φηϲιν ἐν τῷ πρώτῳ λόγῳ τῆϲ ἑαυτοῦ ἱϲτορίαϲ, ὅτι Ἀρειανόφρονεϲ ἦϲαν ἐκ μὲν τῆϲ ἄνω Λιβύηϲ Ϲεντιανὸϲ Βορείου, Δάχιοϲ Βερονίκηϲ, Ϲεκοῦνδοϲ Τευχείρων, Ζώπυροϲ Βάρκηϲ, Ϲεκοῦνδοϲ ἕτεροϲ Πτολεμαΐδοϲ, Θε 2 ἀρειόφρονεϲ RV 3 βερνίκηϲ R, (in βεραϲ νίκηϲ corr.) V 4 θεωνᾶϲ LR : θέων PV

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den meisten nicht etwa zu Wohlwollen gegenüber den Ehrenden, sondern stacheln sie vielmehr zur Unverschämtheit diesen gegenüber an. (4) Obwohl dies so war und eigentlich unerträglich war, habe ich trotzdem noch beschlossen, es zu ertragen. Denn die Tatsache, dass Areios zwar äußerst schlecht war, aber noch Platz zu haben schien für weitergehende Bosheit, führte dazu, es für erträglich zu halten, als ob bei ihm die Schlechtigkeit noch nicht ihr ganzes Höchstmaß erreicht hätte. Aber Areios wird bestimmt nicht ungestraft entkommen (das soll er deutlich wissen), und er wird keine Freude daran haben, dies gegen mich zu wagen. (5) Denn er wird erfahren müssen, dass auch Greise noch Kraft haben zur Ausführung einer gerechten Strafe. Daher sollen von uns allen ausgestoßen und mit gemeinsamem Fluch und Verwünschung bedacht sein Areios selbst und alle die, die der gemeine Dämon zum Abfall von dieser Heiligen Kirche gebracht und vertrieben hat.“ (6) Weil nun die Bischöfe sich damals in viele Glaubensrichtungen aufteilten, beschloss Kaiser Konstantin, in Nikaia eine Synode aller Bischöfe zu veranstalten und den Streit untereinander zu beenden. (folgt 1,9a)

1,8 Photios, Philostorgios-Epitome 1,8 (nach 1,7) Nach nicht langer Zeit trat die Synode in Nikaia auch zusammen, an der neben den übrigen Erzpriestern Gottes auch Basileios, der Bischof von Amaseia, und Meletios, der von Sebastupolis, teilnahmen. (folgt 1,9)

1,8a Niketas von Chonai, Thesaurus 5,7 Philostorgios sagt im ersten Buch seiner Geschichte, dass arianisch gesonnen waren: aus Libya superior Sentianos von Boreion, Dachios von Berenike, Sekundos von Taucheira, Zopyros von Barka, ein zweiter Sekundos, von Ptolemais, Theonas aus

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(E 7) Philostorgius

βῶν τῶν Αἰγυπτίων Μελίτιοϲ, ἐκ δὲ Παλαιϲτίνηϲ Πατρόφιλοϲ Ϲκυθοπόλεωϲ, Εὐϲέβιοϲ Καιϲαρείαϲ ὁ Παμφίλου καλούμενοϲ, ἐκ δὲ Φοινίκηϲ Παυλῖνοϲ Τύρου, Ἀμφίων Ϲιδῶνοϲ, ἐκ δὲ Κιλικίαϲ Νάρκιϲϲοϲ Εἰρηνουπόλεωϲ, Ἀθανάϲιοϲ Ἀναζάρβου, Ταρκονδίματοϲ Αἰγῶν, ἐκ δὲ Καππαδοκίαϲ Λεόντιοϲ, Λογγιανὸϲ καὶ Εὐλάλιοϲ, ἐκ 10 δὲ Πόντου Βαϲιλεὺϲ Ἀμαϲείαϲ, Μελίτιοϲ Ϲεβαϲτουπόλεωϲ, ἐκ δὲ Βιθυνίαϲ Θέογνιϲ Νικαίαϲ, Μάριϲ Χαλκηδόνοϲ, Εὐϲέβιοϲ τῆϲ Νικομήδουϲ ὁ μέγαϲ ἐπίκλην, Λουκιανοῦ τοῦ μάρτυροϲ ὁμιλητὴϲ καὶ περίοπτοϲ ἐν τοῖϲ μάλιϲτα τὴν ἀρετήν, ἀφ᾽ οὗ καὶ ὁ μέγαϲ ἔλαβε τὴν ἐπωνυμίαν. 5

6 post Καιϲαρείαϲ add. τῆϲ παλαιϲτίνηϲ R | ἐπικαλούμενοϲ V 7 ante Ἀμφίων add. καὶ R | ϲιδῶνοϲ (ῶ ex corr.) V : ϲιγηδῶνοϲ P : ϲιγηδόνοϲ LR 10 Βαϲιλεὺϲ : βαϲίλειοϲ R

1,9 Phot. Philost. 1,9 (post 1,8) ὅτι καὶ αὐτὸϲ (sc. Philostorgius) ϲυνομολογεῖ πάνταϲ ὁμοφρονῆϲαι τῷ ἐν Νικαίᾳ τῆϲ πίϲτεωϲ ὅρῳ πλὴν Ϲεκούνδου τοῦ Πτολεμαΐδοϲ, ᾧ καὶ Θεωνᾶϲ ὁ τῆϲ Μαρμαρικῆϲ ἠκολούθηϲεν. τὸ δὲ ἄλλο ϲτῖφοϲ τῶν Ἀρειανῶν ἐφόρων, Εὐϲέβιόϲ τε, φημί, ὁ Νικομηδείαϲ, ὃν 5 οὗτοϲ ἀποθειάζει μέγαν (cf. 1,9b), καὶ Θέογνιϲ ὁ Νικαίαϲ καὶ Μάριϲ ὁ Καλχηδόνοϲ καὶ ἡ ἄλλη φάλαγξ, πρὸϲ τὴν ϲύνοδον μετετάξατο, ἐν δόλῳ μέν, καὶ οὗτόϲ φηϲι, καὶ τὸ ὁμοιούϲιον ἐν τῇ τοῦ ὁμοουϲίου φωνῇ ὑποκλέψαντεϲ, πλήν γε ϲυμφρονεῖν τοῖϲ ϲυνοδικοῖϲ ψηφίϲμαϲιν ἀναδεξάμενοι Κωνϲταντίαϲ τῆϲ τοῦ Κωνϲταντίνου βαϲιλέ10 ωϲ ἀδελφῆϲ εἰϲηγηϲαμένηϲ αὐτοῖϲ τὴν εἰϲ τοῦτο παραίνεϲιν. (sequitur 1,10) 4 ϲτῖφοϲ B (legerunt M et Wilson) 5 θέογνιϲ B (legit M, θέ̣ο̣γνιϲ Wilson) 7 ὁμοιούϲιον Gothofredus : ὁμοούϲιον B 9 Κωνϲταντίαϲ dub. Bidez : -τίναϲ B

fragmenta libri I

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Ägypten Melitios; aus Palästina Patrophilos von Skythopolis, Eusebios aus Kaisareia mit dem Beinamen Pamphilu; aus Phoenice Paulinos von Tyros, Amphion von Sidon; aus Kilikien Narkissos von Eirenupolis, Athanasios von Anazarbos, Tarkondimatos von Aigai; aus Kappadokien Leontios, Longianos und Eulalios; aus Pontos Basileus von Amaseia und Melitios von Sebastupolis; aus Bithynien Theognis von Nikaia, Maris von Chalkedon, Eusebios von Nikomedeia mit dem Beinamen „der Große“, der Gefährte des Märtyrers Lukianos war und wegen seiner Tugendhaftigkeit höchstes Ansehen ringsum genoss, woher er auch den Beinamen „der Große“ erhielt.

1,9 Photios, Philostorgios-Epitome 1,9 (nach 1,8) Er (d. h. Philostorgios) gibt selbst zu, dass alle der Definition des Glaubens in Nikaia zustimmten mit Ausnahme von Sekundos aus Ptolemais, dem sich Theonas von Marmarike anschloss. Die übrige Schar der arianischen Bischöfe dagegen, ich meine Eusebios von Nikomedeia, den dieser (d. h. Philostorgios) als Großen vergöttert, Theognis von Nikaia, Maris von Chalkedon und die übrige Truppe, ging zur Synode über; dies taten sie zwar in betrügerischer Form, wie auch dieser sagt, indem sie nämlich das „Wesensähnlich“ („Homoiusion“) im Wort „Wesensgleich“ („Homousion“) heimlich unterbrachten, aber sie akzeptierten es immerhin, den Beschlüssen der Synode zuzustimmen, da Constantia, die Schwester des Kaisers Konstantin, ihnen den Hinweis dazu gegeben hatte. (folgt 1,10)

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(E 7) Philostorgius

1,9a

5

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Vit. Const. 28 p. 560,2-30 Opitz (cod. A) (post 1,7a) (1) ἐπεὶ δὲ ἡ κυρία τε ἧκεν ἡμέρα καὶ αὐτοὶ (sc. οἱ ἐπίϲκοποι) ϲυνῆλθον τὴν ἑαυτῶν ἕκαϲτοϲ ἀποφαινόμενοι γνώμην, βαϲιλεὺϲ μὲν ἐν μέϲοιϲ ἦν, περιμένων δὲ ὅμωϲ, ὅτι τὸ κοινὸν ἐπικρίνειεν. οἱ δὲ περὶ τὸν Ὅϲιον Κουδρούβηϲ καὶ Ἀλέξανδρον παρεϲκεύαϲαν ἕτοιμον εἶναι τὸ βιβλίον, ὃ πάνταϲ ἐχρῆν ὑπογράφειν. (2) ἔϲτιν δὲ αὐτοῦ ἡ ϲύνταξιϲ ἐπ᾽ αὐτῶν λέξεων ἥδε· „ἐν Νικαίᾳ μητροπόλει Βιθυνίαϲ ἔδοξε τῷ καλλινίκῳ Κωνϲταντίνῳ τῷ Αὐγούϲτῳ ϲύνοδον ποιήϲαϲθαι τῶν ἁγίων ἐπιϲκόπων τῆϲ ἁγίαϲ καθολικῆϲ καὶ ἀποϲτολικῆϲ ἐκκληϲίαϲ. (3) πιϲτεύομεν εἰϲ ἕνα θεόν, πατέρα παντοκράτορα, ποιητὴν οὐρανοῦ καὶ γῆϲ, ὁρατῶν τε πάντων καὶ ἀοράτων“ καὶ τὰ ἑξῆϲ· „τοὺϲ δὲ λέγονταϲ· ἦν ποτε ὅτε οὐκ ἦν, καὶ πρὶν γεννηθῆναι οὐκ ἦν, καὶ ὅτι ἐξ οὐκ ὄντων ἐγένετο ἢ ἐξ ἑτέραϲ ὑποϲτάϲεωϲ ἢ οὐϲίαϲ φάϲκονταϲ εἶναι ἢ κτιϲτὸν ἢ τρεπτὸν ἢ ἀλλοιωτὸν τὸν υἱὸν τοῦ θεοῦ ἀναθεματίζει ἡ καθολικὴ καὶ ἀποϲτολικὴ ἐκκληϲία.“ (4) τοῦτο τοίνυν τὸ βιβλίον ἐκείνων εἰϲ τὸ κοινὸν ἐνηνοχότων καὶ πάνταϲ ἀξιούντων ἐπιψηφίζειν τῇ γνώμῃ καὶ κυροῦν ἕκαϲτον δι᾽ ὑπογραφῆϲ οἰκείαϲ ἐβεβαιώϲαντο. οἱ δὲ περὶ τὸν Ἄρειον παρῆϲαν μὲν αὐτόθι καὶ αὐτοὶ ξύμπαντεϲ, οὐ μὴν δὲ τὴν εὐϲεβῆ προϲεδέξαντο πίϲτιν. (5) ὅθεν ὁ βαϲιλεὺϲ ἐξέφερε γνώμην εὐϲεβεϲτάτην τοιάνδε, ὡϲ ἅπανταϲ, ὁπόϲοι μὴ ϲυναινέϲειαν τῇ κοινῇ τῶν ἐπιϲκόπων ψήφῳ, εἴτε πρεϲβύτεροί τινεϲ εἶεν εἴτε διάκονοι εἴτε καὶ εἴ τινεϲ ἄλλοι τοῦ κλήρου, τούτουϲ φυγῇ ζημιοῦϲθαι. (6) Φιλούμενοϲ δὲ ἦν ὁ ταῦτα πρὸϲ ἔργον ἀγαγεῖν πιϲτευθείϲ, τιμὴν ἐκ βαϲιλέωϲ ἔχων ἣν καλεῖν εἰώθαϲι Ῥωμαῖοι μάγιϲτρον. οὗτοϲ οὖν τῷ Ἀρείῳ καὶ τοῖϲ ϲὺν αὐτῷ τὸ βιβλίον προϲενεγκὼν ἐκέλευϲεν αἱρεῖϲθαι, ὁπότερα βούλονται, εἴτε ὑπογράψαντεϲ ἄδειαν ἔχειν εἴτε καὶ ἀνηνάμενοι φυγεῖν. οἱ δὲ φεύγειν ᾑροῦντο καὶ πρὸϲ τὸν τῆϲ ἀπωλείαϲ βυθόν, ὥϲπερ ἦν αὐτοῖϲ ἄξιον, καταδύεϲθαι. 1 – 3 ἐπεὶ – ἐπικρίνειεν fort. ex Soz. h. e. 1,19,1 hausta esse censuit Opitz 4 ἀλέξανδρον (ν alt. in ϲ corr.) A 21 εἴ mirum : an εἶεν? vel delend.? 23 ἣν Bidez : ἦν A

fragmenta libri I

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1,9a Konstantinsvita 28 (nach 1,7a) (1) Als nun der Sonntag gekommen war und sie (d. h. die Bischöfe) zusammenkamen, um ein jeder seine Meinung zu äußern, war der Kaiser zwar in ihrer Mitte, wartete aber gleichwohl ab, was das Plenum beschließen werde. Hosius von Cordoba und Alexandros hatten dafür gesorgt, dass das Schriftstück vorbereitet war, das alle unterzeichnen sollten. (2) Sein Inhalt lautet in wörtlicher Wiedergabe folgendermaßen: „Der siegreiche Konstantin Augustus hat beschlossen, in Nikaia, der Metropolis Bithyniens, eine Synode der heiligen Bischöfe der heiligen katholischen und apostolischen Kirche zu veranstalten. (3) Wir glauben an einen einzigen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer von Himmel und Erde, von allem Sichtbaren und Unsichtbaren“ usw.; „die da aber sagen: es gab einmal eine Zeit, als es ihn nicht gab, und bevor er gezeugt wurde, gab es ihn nicht, und die da sagen, dass er aus nicht Seiendem entstanden sei oder dass er aus einer anderen Wesenheit oder Substanz sei oder dass er geschaffen, wandelbar oder veränderlich sei, er, der Sohn Gottes: die belegt die katholische und apostolische Kirche mit einem Anathema.“ (4) Als nun jene dieses Schriftstück in das Plenum mitgebracht hatten und die Forderung erhoben, dass alle dem Beschluss zustimmen sollten und jeder ihn durch seine eigene Unterschrift bekräftigen sollte, bestätigte man ihn. Die Anhänger des Areios waren ihrerseits zwar alle dort anwesend, aber sie nahmen den richtigen Glauben nicht an. (5) Daher ließ der Kaiser folgenden überaus frommen Entscheid veröffentlichen, dass alle die, die nicht dem gemeinsamen Beschluss der Bischöfe zustimmten, seien es nun Priester oder Diakone oder sonst irgendwelche anderen Mitglieder des Klerus, mit dem Exil bestraft würden. (6) Es war Philumenus, der mit der Aufgabe betraut wurde, dies ins Werk zu setzen; er hatte vom Kaiser die Würde, welche die Römer gewöhnlich magister nennen. Dieser legte nun dem Areios und seinen Leuten das Schriftstück vor und forderte sie auf zu wählen, was sie von beiden Dingen wollten, nämlich entweder zu unterzeichnen und Straflosigkeit zu erhalten oder sich zu weigern und verbannt zu werden. Diese zogen die Verbannung und das Untertauchen in

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(E 7) Philostorgius

1,9b vide test. 3b,4.

1,9c Nicet. Chon. Thes. 5,8 p. 10,35-11,16 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) Φιλοϲτόργιοϲ ... πρὸϲ μὲν τῷ τέλει τοῦ πρώτου λόγου φηϲίν, ὅτι τῶν ὑπογραψάντων εἰϲ τὴν ἐν Νικαίᾳ πίϲτιν οἱ μὲν ἄντικρυϲ τοῦ ὁμοουϲίου τὴν φωνὴν ταῖϲ ἑαυτῶν ὑπογραφαῖϲ ἐνετίθεϲαν, οἱ δέ γε περὶ Εὐϲέβιον ϲοφιζόμενοι τὴν βλαϲφημίαν ἀντὶ τοῦ ὁμοου5 ϲίου τὸ ὁμοιούϲιον ἐνέγραψαν πλὴν Ϲεκούνδου καὶ Θεωνᾶ, οἳ καὶ εἰϲ Ἰλλυριοὺϲ ἐφυγαδεύθηϲαν ἅμα Ἀρείῳ καὶ τοῖϲ ϲὺν αὐτῷ πρεϲβυτέροιϲ. (sequitur 2,1b) 5 τὸ PV : τὴν LR | θεωνᾶ (ᾶ eras.) P 6 ϲὺν om. LR | αὐτῷ : αὐτοῦ R

1,10 Phot. Philost. 1,10 (post 1,9) λέγει δὲ καὶ (sc. Philostorgius) Ϲεκοῦνδον ὑπεροριζόμενον εἰπεῖν πρὸϲ Εὐϲέβιον· „Εὐϲέβιε, ὑπέγραψαϲ, ἵνα μὴ ἐξοριϲθῇϲ. πιϲτεύω τῷ θεῷ· ϯδι᾽ ἐμοῦϯ ϲε δεῖ ἀχθήϲεϲθαι ἀπαγόμενον.“ καὶ γεγονέναι τῷ Εὐϲεβίῳ τὸν ἐξοϲτρακιϲμὸν μετὰ μῆναϲ ἀπὸ τῆϲ ϲυνόδου τρεῖϲ, 5 καθὰ καὶ Ϲεκοῦνδοϲ προεῖπεν, πρὸϲ τὴν ἰδίαν κατὰ τὸ προφανὲϲ ἀϲέβειαν ἀναϲτρέψαντι. (sequitur 2,1) 3 ϯδι᾽ ἐμοῦϯ : δι᾽ ἐνιαυτοῦ Gothofredus, fort. recte : ἀντ᾽ ἐμοῦ dub. Bidez (tum ϲὲ) 6 ἀνατρέψαντι B : corr. Migne

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1,9b Siehe test. 3b,4.

1,9c Niketas von Chonai, Thesaurus 5,8 Philostorgios sagt gegen Ende des ersten Buches, dass von denen, die das Glaubensbekenntnis von Nikaia unterschrieben, die einen offen das Wort „Wesensgleich“ ihren Unterschriften einfügten, Eusebios und seine Anhänger dagegen die Gotteslästerung ausklügelten, statt des „Wesensgleich“ das „Wesensähnlich“ hineinzuschreiben, mit Ausnahme des Sekundos und des Theonas, die daher auch nach Illyrikum verbannt wurden zusammen mit Areios und den Priestern, die bei ihm waren. (folgt 2,1b)

1,10 Photios, Philostorgios-Epitome 1,10 (nach 1,9) Er (d. h. Philostorgios) sagt auch, dass Sekundos, als er verbannt wurde, zu Eusebios gesagt habe: „Eusebios, du hast unterschrieben, damit du nicht verbannt wirst. Ich vertraue auf Gott: Es wird dazu kommen, dass du übers Jahr (?) (oder an meiner Stelle ?) ins Exil fortgeführt werden wirst.“ Drei Monate nach der Synode ereilte den Eusebios das Verbannungsurteil, wie es Sekundos vorhergesagt hatte, weil jener ganz offen zu seiner eigenen Gottlosigkeit zurückgekehrt war. (folgt 2,1)

ἐκ τῆϲ δευτέραϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

2,1 Phot. Philost. 2,1 (post 1,10) (1) ὅτι ὁ φιλοψευδὴϲ οὗτοϲ Κακοϲτόργιοϲ μετὰ τὴν οἰκουμενικὴν ϲύνοδον καὶ τὴν ἐκ προδήλου τῶν περὶ τὸν Εὐϲέβιον πρὸϲ τὴν ἀϲέβειαν παλινῳδίαν τὸν βαϲιλέα φηϲὶ Κωνϲταντῖνον τούτουϲ μὲν δίκην εἰϲπράξαϲθαι, ἀνθ᾽ ὧν ἄλλα φρονοῦντεϲ τῷ ὁμοουϲίῳ ὑπ5 εϲημήναντο, τοὺϲ δὲ περὶ Ϲεκοῦνδον ἀνακαλέϲαϲθαι. (2) καὶ γράμματα πανταχοῦ διαπέμψαι τὸ μὲν ὁμοούϲιον διαϲύροντα, κρατύνοντα δὲ τὸ ἑτεροούϲιον. οἷϲ γράμμαϲι καὶ τὸν Ἀλεξανδρείαϲ Ἀλέξανδρον ὑπογράψαι καὶ διὰ τοῦτο ϲυνελθεῖν αὐτῷ καὶ τοὺϲ περὶ Ἄρειον. τοῦ δὲ ἐκ βαϲιλέωϲ ἠρεμήϲαντοϲ φόβου τὸν μὲν Ἀλέξαν10 δρον ἐπὶ τὴν οἰκείαν ἀναδραμεῖν γνώμην, τὸν δὲ Ἄρειον πάλιν αὐτοῦ τε καὶ τῆϲ ἐκκληϲίαϲ ϲὺν τοῖϲ ὁμόφροϲιν ἀποϲτῆναι. (sequitur 2,2)

2,1a Vit. Const. 34 p. 564,13-565,1 Opitz (cod. A) (1) Εὐϲέβιοϲ ... ὁ τῆϲ Νικομηδείαϲ ἐπίϲκοποϲ τῇ τῶν ἑτεροουϲιαϲτῶν αἱρέϲει πάνυ κατεϲχημένοϲ εἰϲ Χαλκηδόνα παραγενόμενοϲ μετὰ καὶ Θεόγνιδοϲ κοινῇ ϲυνῆλθεν περὶ τῶν πρακτέων βουλεύϲαϲθαι· οἳ καὶ ϲυγγίνονται τῷ Μάριδι. καὶ οἱ τρεῖϲ ἤδη ϲὺν ἀλλήλοιϲ 5 ἔν τινι τῆϲ ἐκκληϲίαϲ παϲτάδι ϲυγκαθεζόμενοι λόγουϲ ἐποιοῦντο περὶ τῶν προκειμένων καὶ τὰ περὶ τῆϲ αὐτῶν κατεφληνάφουν αἱρέϲεωϲ. (2) τῆϲ οὖν γνώμηϲ αὐτῶν μεριζομένηϲ ἐξαπιναίωϲ ϲειϲμόϲ τε γίνεται μέγαϲ περὶ αὐτοὺϲ καὶ μόνον ⟨περὶ αὐτοὺϲ〉 καὶ ζόφοϲ ἐπέϲχε βαθὺϲ περὶ τρίτην που τῆϲ ἡμέραϲ ὥραν· καὶ ἔκπληξιϲ ἀμή10 χανοϲ ἦν. (3) ἀλλ᾽ οὐδὲ οὕτωϲ ϲυναίϲθηϲιν οἱ τριϲαλιτήριοι λαβεῖν ἠθέληϲαν 2 κατεϲχημένοϲ dub. Bidez, qui in textu κατιϲχυμένοϲ scripsit : κατιϲχημένοϲ A 3 ϲυνῆλθον A : corr. Stein 8 περὶ αὐτοὺϲ2 add. Stein duce Franchi de᾽ Cavalieri, qui lacunam statuerat; de μόνουϲ pro καὶ μόνον cogitavit Bidez 10 – 17 ἀλλ᾽ – ἄθροιϲμα Philostorgii verba deformata esse censuit Bidez

Aus dem zweiten Buch

2,1 Photios, Philostorgios-Epitome 2,1 (nach 1,10) (1) Dieser Lügenfreund Kakostorgios behauptet, dass nach der ökumenischen Synode und dem öffentlichen Rückfall des Eusebios und seiner Leute in die Gottlosigkeit Kaiser Konstantin sie dafür bestraft hat, dass sie, obgleich sie anderer Gesinnung waren, das „Wesensgleich“ unterschrieben hatten; Sekundos dagegen und die Seinen habe er zurückrufen lassen. (2) Überallhin wurde ein Brief geschickt, der das „Wesensgleich“ verwarf und das „Wesensverschieden“ bestätigte. Diesen Brief unterschrieb auch Alexandros von Alexandreia, und deswegen kamen er und Areios wieder zusammen. Nachdem sich jedoch die Furcht vorm Kaiser gelegt hatte, kehrte Alexandros zu seiner eigenen Ansicht zurück, Areios aber fiel zusammen mit seinen Gesinnungsgenossen wieder von ihm und der Kirche ab. (folgt 2,2)

2,1a Konstantinsvita 34 (1) Eusebios, der Bischof von Nikomedeia, der ganz und gar im Bann der Häresie der Heterousiasten stand, traf in Chalkedon ein und kam auch mit Theognis zusammen, um über das, was zu tun sei, zu beratschlagen. Sie trafen sich auch mit Maris. Da saßen die drei nun miteinander in einer Vorhalle der Kirche, redeten über die vorliegenden Dinge und beschwatzten die Angelegenheiten ihrer Häresie. (2) Während sie nun geteilter Meinung waren, ereignete sich plötzlich ein großes Erdbeben um sie herum und nur ⟨um sie herum〉, und tiefe Finsternis trat ein ungefähr um die dritte Stunde des Tages, und es herrschte heilloses Entsetzen. (3) Aber auch so wollten die Dreifachfrevler keine Kenntnis

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(E 7) Philostorgius

οὐδὲ διανέϲτηϲαν, ὡϲ ἄρα τὸ θεῖον ἐφ᾽ οἷϲ κακῶϲ καὶ ἀθέωϲ μετεβουλεύοντο χαλεπαῖνον καὶ ἀπαρεϲκόμενον τὴν ἄψυχον ἐμάϲτιζε γῆν, τῇ περὶ ταύτην πληγῇ τὴν ἐκείνων, εἰ καὶ μηδὲ οὕτωϲ ᾑρετίϲαντο ϲωφρονεῖν, διελέγχων καὶ καταϲτρέφων τόλμαν τε καὶ ἀπόνοιαν. τὸ γὰρ περὶ μηδένα μὲν τῶν ἄλλων τὸ πάθοϲ γενέϲθαι, 15

αὐτοὺϲ δὲ μόνουϲ, οὓϲ εἶχεν ἡ τῆϲ δυϲφημίαϲ μελέτη, περιλαβεῖν πῶϲ οὐ φανερὸν τὸν ἔλεγχον {οὐ} παρέχεται τῆϲ κατ᾽ αὐτῶν ἀνακινηθείϲηϲ θείαϲ ὀργῆϲ; βαβαὶ τῆϲ τοῦ Ϲατανᾶ πωρώϲεωϲ, ᾗ ϲυνεϲχέθη τὸ τῶν αἱρετικῶν ἅπαν ἄθροιϲμα.

(se-

quitur 2,2a) 11 μετεβουλεύοντο A (sic) 12 ταύτην Loofs ap. Bidez : ταύτηϲ A 13 διελέγχων – καταϲτρέφων sc. θεόϲ; exspectari διελέγχον et καταϲτρέφον intellexit Bidez 16 οὐ dub. del. Bidez 17 ᾗ Bidez : ἢ A

2,1b Nicet. Chon. Thes. 5,8 p. 12,21-27 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) (post 1,9c) ἐν δὲ τῇ ἀρχῇ τοῦ δευτέρου λόγου φηϲίν (sc. Philostorgius), ὅτι Εὐϲέβιοϲ καὶ Θέογνιϲ καὶ Μάριϲ μετάμελοι γεγονότεϲ ἐφ᾽ οἷϲ ὅλωϲ ὑπέγραψαν, προϲῆλθον τῷ βαϲιλεῖ λέγοντεϲ· „ἠϲεβήϲαμεν, βαϲιλεῦ, ὑπογράψαντεϲ τῇ ἀϲεβείᾳ δέει τῷ ϲῷ.“ ὁ δὲ ὀργιϲθεὶϲ τού5 τουϲ μὲν ἐξώριϲεν εἰϲ Γαλλίαϲ ἤτοι Γαλατίαϲ τὰϲ ἑϲπερίουϲ, τοὺϲ δὲ περὶ Ἄρειον ἀποκαταϲτῆναι ταῖϲ οἰκείαιϲ πατρίϲι προϲέταξε. (sequitur 2,7a) 1 δὲ om. R 2 ὅλωϲ om. LP 5 Γαλλίαϲ : γαλίαϲ R

4 τῶ ϲῶ δέει R | ⟦ὀργιϲθεὶϲ⟧ ὁ δὲ ὀργιϲθεὶϲ R

2,2 Phot. Philost. 2,2 (post 2,1) ὅτι τὸν Ἄρειον ἀποπηδήϲαντα τῆϲ ἐκκληϲίαϲ φηϲὶν (sc. Philostorgius) ᾄ ϲ μ α τ ά τ ε ν α υ τ ι κ ὰ κ α ὶ ἐ π ι μ ύ λ ι α κ α ὶ ὁ δ ο ι π ο ρ ι κ ὰ γ ρ ά ψ α ι καὶ τοιαῦθ᾽ ἕτερα ϲ υ ν τ ι θ έ ν τ α εἰϲ μελῳδίαϲ ἐντεῖναι, ἃϲ ἐνόμιζεν ἑκάϲτοιϲ ἁρμόζειν, διὰ τῆϲ ἐν ταῖϲ μελῳδί5 αιϲ ἡδονῆϲ ἐκκλέπτων πρὸϲ τὴν ρουϲ τῶν ἀνθρώπων. (sequitur 2,3)

fragmenta libri II

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davon nehmen – und sie machten auch keinerlei Anstalten dazu –, dass Gott aus Zorn und Missfallen darüber, dass sie gerade schlecht und gottlos ihre Meinung änderten, die unbeseelte Erde geißelte, um mittels dieses Hiebes, wenn sie selbst dann nicht sich entschieden vernünftig zu sein, ihre Frechheit und ihren Wahnsinn zu verurteilen und niederzuschlagen. Denn wie könnte der Umstand, dass dieses Leid keinem von den anderen widerfuhr, sondern allein sie erfasste, welche mit der Blasphemie beschäftigt waren, nicht den deutlichen Erweis erbringen, dass der göttliche Zorn gegen sie in Gang gesetzt war? Fürwahr, welch eine Verstockung Satans, in der die ganze Versammlung der Häretiker festgehalten wurde! (folgt

2,2a)

2,1b Niketas von Chonai, Thesaurus 5,8 (nach 1,9c) Am Anfang des zweiten Buchs sagt er (d. h. Philostorgios), dass Eusebios, Theognis und Maris bereuten, was sie da überhaupt unterschrieben hatten, und zum Kaiser gingen mit den Worten: „Wir waren gottlos, Kaiser, indem wir die Gottlosigkeit unterschrieben haben aus Furcht vor dir.“ Der aber erzürnte und verbannte die einen in die gallischen bzw. westlichen galatischen Provinzen, Areios aber und seine Gefolgsleute sollten auf seine Anordnung hin in ihre Vaterstädte zurückkehren. (folgt 2,7a)

2,2 Photios, Philostorgios-Epitome 2,2 (nach 2,1) Nachdem Areios von der Kirche abgefallen war, soll er, wie er (d. h. Philostorgios) sagt, M a t r o s e n - , M ü l l e r - u n d Wa n d e r l i e d e r g e s c h r i e b e n und anderes von dieser Art v e r f a s s t h a b e n , das er in Melodien fügte, von denen er annahm, dass sie zu jedem weniger Gebildeten unter den Menschen zu seiner eigenen Gottlosigkeit zu verleiten. (folgt 2,3)

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(E 7) Philostorgius

2,2a Vit. Const. 34 p. 565,1-8 Opitz (cod. A) (post 2,1a) ὁ δὲ Ἄρειοϲ ἐξεληλυθὼϲ τοῦ εὐϲεβεϲτάτου ϲυλλόγου καὶ πανταχόθεν παρὰ τῶν ὀρθοδόξων ἀποκλειόμενοϲ καὶ οὐκ ἔχων, ὅπωϲ ἔτι τοῖϲ πλήθεϲιν ὁμιλοίη καὶ διδάϲκοι περὶ τῶν προκειμένων, ἐπὶ τὸ γ ρ ά φ ε ι ν ἐχώρει ψαλμούϲ τέ τιναϲ ὅπωϲ ἠδύνατο ϲ υ ν τ ι 5 θ ε ὶ ϲ καὶ ᾄ ϲ μ α τ α ν α υ τ ι κ ά τ ε κ α ὶ ἐ π ι μ ύ λ ι α καὶ οἵοιϲ {οἱ} ἐν ταῖϲ ὁ δ ο ι π ο ρ ί α ι ϲ οἱ τοὺϲ ὄνουϲ ἐλαύνοντεϲ εἰώθαϲιν χρῆϲθαι. ἀλλὰ χάριν μὲν οὗτοϲ τῶν βλαϲφημιῶν ἐν καιρῷ τῷ προϲήκοντι τιμωρίαν τὴν πρέπουϲαν ἐπιϲπάϲεται. (sequitur 2,4a) 6 οἱ1 del. Kassel

2,3 sq. Phot. Philost. 2,3 sq. (post 2,2) 3. (1) ὅτι τὸν Ἄρειον ἐν τῷ θεομαχεῖν κατὰ τοῦ υἱοῦ ὑπερθειάζων (sc. Philostorgius) ἀτόποιϲ ἐνέχεϲθαί φηϲι, διότι ἄγνωϲτόν τε τὸν θεὸν καὶ ἀκατάληπτον πανταχοῦ καὶ ἀνεννόητον εἰϲηγεῖται καὶ οὐκ ἀνθρώποιϲ μόνοιϲ, ὃ κακὸν μετριώτερον ἴϲωϲ, ἀλλὰ καὶ 5 αὐτῷ τῷ μονογενεῖ υἱῷ τοῦ θεοῦ. (2) καὶ πρὸϲ ταύτην φηϲὶ τὴν ἀτοπίαν κατ᾽ ἐκεῖνο καιροῦ μὴ Ἄρειον μόνον, ἀλλὰ καὶ τοὺϲ πλείουϲ αὐτῶν ϲυναπενεχθῆναι. πλὴν γὰρ Ϲεκούνδου καὶ Θεωνᾶ καὶ τῶν Λουκιανοῦ τοῦ μάρτυροϲ μαθητῶν, Λεοντίου τε καὶ Ἀντωνίου καὶ τοῦ Νικομηδείαϲ Εὐϲεβίου, τὸ ἄλλο τῆϲ ἀϲεβείαϲ ϲύνταγμα 10 πρὸϲ ταύτην ἀπορρυῆναι τὴν δόξαν. 4. ὅτι φηϲὶ (sc. Philostorgius) τὸν Κωνϲταντῖνον ἀνελεῖν τὸν ἴδιον παῖδα Κρίϲπον διαβολαῖϲ τῆϲ μητρυιᾶϲ ϲυναρπαϲθέντα, κἀκείνην δὲ πάλιν φωραθεῖϲάν τινι τῶν κουρϲώρων μοιχωμένην τῇ τοῦ λουτροῦ ἀλέᾳ ἐναποπνιγῆναι προϲτάξαι. καὶ τῷ παιδίῳ τοῦ ξί15 φουϲ διδοῦντα Κωνϲταντῖνον τὴν δίκην μετ᾽ οὐ πολὺν χρόνον ὑπὸ τῶν ἀδελφῶν φαρμάκοιϲ κατὰ τὴν Νικομήδειαν διατρίβοντα ἀναιρεθῆναι. (sequitur 2,5) 3 πανταχοῦ : πανταχῆ dub. Bidez 7 αὐτῷ Valesius 9 Εὐϲεβίου Gothofredus : εὐϲεβείου B 12 Κρίϲπον Gothofredus : πρίϲκον 15 διδόντα Koetschau | κωνϲταντίνω B : corr. Gothofredus

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2,2a Konstantinsvita 34 (nach 2,1a) Nachdem Areios die heiligste Synode verlassen hatte und überall von den Orthodoxen ausgeschlossen wurde, hatte er keine Möglichkeit mehr, mit den Massen Verbindung aufzunehmen und sie über die diskutierten Dinge zu belehren. Deshalb verlegte er sich auf das S c h r e i b e n , indem er, soweit er es vermochte, irgendwelche Psalmen v e r f a s s t e sowie M a t r o s e n - u n d M ü l l e r l i e d e r und solche, die die Eseltreiber auf ihren Wa n d e r u n g e n gewöhnlich verwenden. Aber zum gebührenden Zeitpunkt wird er als Lohn für seine Gotteslästerungen die geziemende Strafe erhalten. (folgt

2,4a)

2,3 f. Photios, Philostorgios-Epitome 2,3 f. (nach 2,2) 3. (1) Bei seinem Gotteskampf gegen den Sohn hebt er (d. h. Philostorgios) den Areios zwar in den Himmel, sagt aber, dass sich dieser in Widersinnigkeiten verstrickt, weil nach seinen Erklärungen Gott nicht erkennbar, überall unfassbar und nicht verstehbar sei, und das nicht allein für die Menschen, was vielleicht ein erträglicheres Übel wäre, sondern sogar für den einzig geborenen Sohn Gottes. (2) Zu diesem Widersinn, so sagt er, wurde zu jener Zeit nicht allein Areios verleitet, sondern mit ihm auch die Mehrheit von ihnen. Mit Ausnahme nämlich des Sekundos und Theonas sowie der Schüler des Märtyrers Lukianos, des Leontios, Antonios und Eusebios von Nikomedeia, verfiel das übrige Kontingent der Gottlosigkeit diesem Glaubenssatz. 4. Konstantin tötete, so sagt er (d. h. Philostorgios), seinen eigenen Sohn Crispus, wozu er sich von den Verleumdungen der Stiefmutter hinreißen ließ. Jene wiederum ließ er, als entdeckt wurde, dass sie mit einem der cursores Ehebruch trieb, durch die Hitze des Bades ersticken. Für die Hinrichtung des Sohnes büßte Konstantin, da er nicht viel später, als er sich in Nikomedeia aufhielt, von seinen Brüdern durch Gift ermordet wurde. (folgt 2,5)

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(E 7) Philostorgius

2,4a Vit. Const. 35 sq. p. 565,9-566,23 Opitz (cod. A) (post 2,2a) (1) Κρίϲποϲ δὲ ὁ πρεϲβύτατοϲ τῶν Κωνϲταντίνου υἱῶν ἐκ τῆϲ Μαξεντίου γενόμενοϲ αὐτῷ θυγατρὸϲ ὑποβαϲιλεύων τε τῷ πατρί (τὴν γὰρ τοῦ Καίϲαροϲ εἶχε τιμήν) καὶ λαμπρὰ κατὰ τοὺϲ πολέμουϲ ἔργα ἀποδεικνύμενοϲ ὑπ᾽ αὐτῷ τῷ τῆϲ ὥραϲ ἄνθει τῷ ἑξῆϲ 5 ἐνιαυτῷ μετὰ τὴν γενομένην ἐν τῇ Νικαίᾳ ϲύνοδον ἀθρόωϲ εἰπεῖν ἐτελεύτηϲεν. (2) οἱ δὲ τῆϲ αἱρέϲεωϲ καὶ δυϲϲεβείαϲ ἀνάμεϲτοι παρὰ τοῦ πατρὸϲ αὐτὸν τὸ τοῦ βίου τέλοϲ εὑρεῖν ⟨φαϲιν〉, ὧν καὶ τοὺϲ λόγουϲ ὡϲ λίαν ὄνταϲ ψευδεῖϲ δίκαιον ἦν τῷ ὄντι παραλιπεῖν. ἀλλ᾽ ἐπεὶ πάϲαϲ τὰϲ τῶν πάλαι φημιζομέναϲ δόξαϲ ἀναγράφειν διὰ πάϲηϲ ἐθέμην 10

ϲπουδῆϲ, καλὸν καὶ ταύτην τῷ μετὰ χεῖραϲ λόγῳ ϲυνθεῖναι, οὐχὶ πρὸϲ πίϲτωϲιν

(3) φαϲὶν γὰρ τῷ Κρίϲπῳ τὴν μητρυιὰν Φαῦϲταν τὴν αἰτίαν τοῦ φόνου διὰ μανίαϲ ἐρωτικῆϲ παραϲχεῖν. εἰϲ ἔρωτα γὰρ αὕτη τοῦ νέου πεϲοῦϲα καὶ ἤδη νικωμένη τῷ πάθει πρῶτα μὲν ποικίλοιϲ αὐτὸν ἐξεκώτιλλε λόγοιϲ εἰϲ τὴν ὁμιλίαν ὑπαγομένη. ἐπεὶ δ᾽ ἐκεῖνοϲ ἀποϲτρόφωϲ τε παντάπαϲιν εἶχεν μηδὲ πρὸϲ μόνην καρτερῶν τὴν μνήμην καὶ δῆλοϲ ἦν οὐδαμῶϲ πειϲθηϲόμενοϲ, ἐνταῦθα ἤδη πυρπολουμένη τοῖϲ πόθοιϲ ἡ γυνὴ καὶ οὐκ ἔχουϲα, ἥτιϲ γένηται, πρὸϲ ἐπιβουλὴν ἐχώρει τοῦ ποθουμένου τρέψαϲα τὸ φίλτρον εἰϲ μῖϲοϲ. (4) τῷ γὰρ ἀνεκπράκτῳ τῆϲ ἐπιθυμίαϲ ὀργιζομένη θεραπείαν ἐποιεῖτο τοῦ πάθουϲ τὴν τοῦ {μὴ} ποθουμένου ϲφαγὴν φόνῳ προθυμουμένη κορέϲαι τὸν πόθον. καὶ πείθει δὲ τὸν ἑαυτῆϲ ἄνδρα κτεῖναι τὸν ἑαυτοῦ παῖδα τὴν ἑαυτῆϲ νόϲον ἐκείνου ποιηϲαμένη καὶ παντοδαποὺϲ αὐτοῦ καὶ ψευδεῖϲ καταφορήϲαϲα λόγουϲ. (5) ὁ δ᾽ ἐφ᾽ οἷϲ ἤκουϲεν τῆϲ ἑαυτοῦ γυναικόϲ, φθαϲθεὶϲ τὸν λογιϲμὸν τῇ ὀργῇ καὶ μηδὲν εἰϲ ἐξέταϲιν ἀναβαλέϲθαι τοῦ πράγματοϲ ἐθελήϲαϲ Θηϲεὺϲ γίνεται τῷ παιδὶ καὶ ὅνπερ ἐκεῖνοϲ τρόπον τῇ διαβολῇ τῆϲ Φαίδραϲ ἀνεῖλε τὸν Ἱππόλυτον τὸν ἐξ Ἱππολύτηϲ αὐτῷ τῆϲ Ἀμαζόνοϲ γενόμενον, τοῦτον καὶ οὗτοϲ τὸν τρόπον ἀπέϲφαξεν τὸν Κρίϲπον τῇ ϲυκοφαντίᾳ τῆϲ ἑαυτοῦ γυναικὸϲ ἐπιταραχθεὶϲ τὸ δικαϲτικὸν τῆϲ ψυχῆϲ καὶ μηδὲ λόγου μηδενὸϲ αὐτῷ μεταδούϲ. (6) ἀλλ᾽ οὐκ ἐφύπνωϲεν ἡ μᾶλλον ὅϲον πρὸϲ ἔλεγχον τῶν τὰ ψευδῆ λέγειν προαιρουμένων.

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3 sq. πολέμουϲ dub. Bidez : πολεμίουϲ B 7 Cavalieri, qui lacunam statuerat φαϲιν vel λέγουϲιν excidisse censens 9 ἐθέμην loquitur auctor Vit. Const. 10 πίϲτωϲιν (ϲτ ex πτ restit.) A 12 Φαῦϲταν Bidez : φαύϲταν A 13 μανίαϲ ἐρωτικῆϲ : μανίαν ἐρωτικὴν dub. Bidez 15 δ᾽ ἐκεῖνοϲ A (sic) 21 μὴ del. Bidez

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2,4a Konstantinsvita 35 f. (nach 2,2a) (1) Crispus, der älteste der Söhne Konstantins, der ihm von der Tochter des Maxentius geboren war, diente dem Vater als untergeordneter Herrscher (er hatte nämlich die Würde eines Caesars inne) und hatte in den Kriegen herausragende Taten vollbracht. Genau in der Blüte seiner Jugend fand er im Jahr nach der Synode in Nikaia, um es kurz zu sagen, sein Lebensende. (2) Diejenigen aber, die voll der Häresie und der Gottlosigkeit sind, ⟨behaupten〉, dass sein Leben vom Vater beendet wurde. Eigentlich wäre es richtig, deren Worte zu übergehen, weil sie allzu lügnerisch sind. Aber da ich allen Eifer daran gesetzt habe, alle verbreiteten Ansichten der Früheren aufzuschreiben, ist es gut, auch diese dem vorliegenden Bericht zuzufügen, nicht so sehr zur Bestätigung als vielmehr zur Widerlegung derjenigen, die es vorziehen, Lügen zu erzählen. (3) Sie behaupten nämlich, dass die Stiefmutter Fausta durch ihren erotischen Wahnsinn den Grund für die Ermordung des Crispus geschaffen habe. Sie habe sich nämlich in den Jüngling verliebt, und als sie diesem Leiden verfallen war, da habe sie zunächst versucht, ihn in allerlei Gesprächen zu beschwatzen, um ihn zum Beisammensein zu verleiten. Als jener aber sich völlig ablehnend verhielt, nicht einmal ertrug, dass sie es auch nur erwähnte, und es offenkundig war, dass er sich niemals überreden lassen würde, da wurde die Frau endgültig von ihren Begierden verbrannt und schritt, nicht mehr Herr ihrer Sinne, zum hinterlistigen Anschlag gegen den Begehrten, denn ihre Liebesleidenschaft hatte sich in Hass gewandelt. (4) Erzürnt über die Unausführbarkeit ihres Begehrens, wollte sie ihr Leiden nämlich durch die Tötung des {nicht} Begehrten heilen, in der Absicht, das Verlangen durch den Mord zu befriedigen. Sie überredete ihren Gatten dazu, seinen Sohn zu töten, indem sie ihre eigene Krankheit zu dessen machte und vielerlei Lügengeschichten über ihn ausschüttete. (5) Dieser ließ aufgrund der Dinge, die er von seiner Frau hörte, den Verstand hinter den Zorn zurücktreten und war nicht gewillt, sich bis zur Prüfung der Angelegenheit zu gedulden; so wurde er für seinen Sohn zum Theseus: Wie jener aufgrund der Verleumdung durch Phädra den Hippolytos umgebracht hatte, welcher ihm von der Amazone Hippolyte geboren worden war, so brachte grund der Denunziation seiner eigenen Frau um, da er hinsichtlich des Urteilsvermögens seiner Seele verwirrt war und jenem nicht einmal die

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(E 7) Philostorgius

δίκη τῷ πάθει· περιῆλθεν γὰρ πρὸϲ τὴν μητρυιὰν τιμωρία προϲήκουϲα. ἡ μὲν γὰρ εἰϲ ἐπιθυμίαν αὖθίϲ τινοϲ τῶν τοῦ βαϲιλέωϲ προδρόμων, οὓϲ κούρϲωραϲ εἰώθαϲιν οἱ Ῥωμαῖοι καλεῖν, ἀφικομέ35 νη καὶ ἁλοῦϲα τῇ πράξει διαφθείρεται πρὸϲ τοῦ αὐτῆϲ ἀνδρὸϲ ἐντειλαμένου τοῖϲ αὐτῆϲ εὐνούχοιϲ ἐκ τἀφανοῦϲ, ἐπειδὰν εἰϲ βαλανεῖον ἀφίκηται, περὶ δὴ τὴν θεραπείαν αὐτῆϲ καὶ ἀναινομένηϲ ἔνδον πλείω διελκύϲαι χρόνον κατὰ διαδοχὴν ἀλλήλουϲ διαναπαύονταϲ, ἔϲτ᾽ ἂν ὑπὸ τοῦ πνίγουϲ λιποθυμήϲειεν ἡ γυνή, κἄπειτ᾽ ἐξαγαγεῖν 40 αὐτὴν ἤδη τὰϲ ἐϲχάταϲ ἕλκουϲαν ἀναπνοὰϲ κοπτομένουϲ δῆθεν, ὡϲ οὐ κατ᾽ ἐπιβουλὴν μᾶλλον ἢ κατὰ τὴν τοῦ λουτροῦ περιπέτειαν ἐκλίποι τὸ ζῆν, ἵνα τό τε ἔργον ἐκπραχθείη τῆϲ τιμωρίαϲ καὶ τὴν ἐπὶ τῇ αἰτίᾳ δύϲκλειαν ἀφανίϲειεν ὁ τρόποϲ. (7) ἡ μὲν οὖν τοῦτο τῆϲ περὶ τὸν νέον ἀδικίαϲ ἐξήνεγκε τέλοϲ. οὐκ οἶδα δέ, εἰ ἀληθῆ ταῦτα 45

εἴρηκεν Φιλοϲτόργιοϲ ὁ φιλοψευδέϲτατοϲ κατὰ Κωνϲταντίνου τοῦ καλλινίκου καὶ εὐϲεβοῦϲ, οὗπερ οὐκ ἔϲτιν ῥᾳδίωϲ εἰπεῖν ὁπόϲαι τοῦ ϲώματόϲ τε καὶ τῆϲ ψυχῆϲ διέλαμπον ἀρεταί. ὁ γὰρ ἀνὴρ οὐ μόνον τὴν ἐκ τῶν πολεμικῶν ἔργων δόξαν εἶχεν, ἀλλὰ καὶ τῷ τῆϲ ψυχῆϲ ἐκοϲμεῖτο καλῷ. (sequitur

2,9a)

32 μητρυὰν A : corr. Bidez 42 ἐκλίποι τὸ Bidez : ἐκλίποιτο vel ἐκλίποι το A 44 οἶδα loquitur auctor Vit. Const. 48 sq. τῷ ... καλῷ Koetschau : τῶν ... καλῶν A : τοῖϲ ... καλοῖϲ dub. Bidez : possis et ⟨τῇ〉 τῶν ... καλῶν

2,4b Mart. Artem. 43,3-15 et 45,5-18 (codd. ABCMPRSTUV) (1) (Iulianus Artemium alloquitur) ὁ ... Κωνϲταντῖνοϲ, ὡϲ καὶ αὐτὸϲ ἐπίϲταϲαι, εὐεξαπάτητοϲ ἀνδρῶν ἀμαθήϲ τε καὶ ἀνόητοϲ εὑρεθεὶϲ περὶ τὴν θρηϲκείαν ἐνεωτέριϲεν καὶ τοὺϲ Ῥωμαίων νόμουϲ ἐξαθετήϲαϲ ἐπὶ τὸν Χριϲτιανιϲμὸν ἐξέκλινε τὰϲ ἀνοϲίουϲ αὐτοῦ 5 πράξειϲ δεδιττόμενοϲ καὶ ὅτι οἱ θεοὶ αὐτὸν ἀπεβουκόληϲαν ὡϲ ἐξάγιϲτον καὶ τῆϲ αὐτῶν θρηϲκείαϲ ἀνάξιον αἵματοϲ ὁμογνίου γενόμενον ἔμπλεων. (2) τούϲ τε γὰρ ἀδελφοὺϲ ἀπέκτεινε μηδὲν πράξανταϲ ἄτοπον καὶ τὴν γυναῖκα Φαῦϲταν καὶ τὸν αὐτοῦ υἱὸν Πρίϲκον τὸν χρηϲτόν τε καὶ ἀγαθὸν ἄνδρα τυγχάνοντα. ταῦτα τοίνυν τὰ 1 κωνϲτάντιοϲ P 2 εὐεξαπατητότατοϲ dub. Bidez | ἀνδρῶν – τε : ὑπῆρχεν ἀνδρῶν καὶ ἀμαθὴϲ P 7 ἔμπλεων ABCM : ἔμπλεον PRSTUV | γὰρ om. M 8 αὐτοῦ υἱὸν BMPRSTUV : υἱὸν αὐτοῦ A : υἱὸν C | Πρίϲκον intellege Κρίϲπον 9 τὸν om. A τε om. T | τοίνυν om. T

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Möglichkeit gewährte, sich zu rechtfertigen. (6) Aber die Gerechtigkeit schlief über diesem Leid nicht ein; denn eine geziemende Strafe ereilte die Stiefmutter. Sie verfiel nämlich wiederum in Begierde, und zwar nach einem der Läufer des Kaisers, welche die Römer gewöhnlich cursores nennen. Als sie bei der Tat ertappt wurde, wurde sie von ihrem Gatten zugrunde gerichtet: Er gab ihren Eunuchen den Auftrag, wenn sie ins Bad komme, bei den Dienstbarkeiten für sie, auch wenn sie diese eigentlich nicht wolle, unmerklich längere Zeit drinnen zu verbringen, wobei sie einander abwechseln sollten, um sich zu erholen, bis die Frau durch die stickige Hitze ihr Bewusstsein verliere; dann sollten sie sie, wenn sie schon die letzten Atemzüge mache, herausbringen und natürlich wehklagen, dass sie durch einen Badeunfall ihr Leben verloren habe (und nicht etwa durch einen Anschlag) – dies alles, damit einerseits das Werk der Strafe ausgeführt wurde, andererseits die Todesart erst gar nicht übles Gerede über die Ursache aufkommen ließ. (7) Dies nun war das Ende, das sie fand für das dem Jüngling widerfahrene Unrecht. Ich weiß nicht, ob Philostorgios, der größte Freund der Lüge, hier über Konstantin den Siegreichen und Frommen die Wahrheit gesprochen hat, denn es ist nicht leicht, all die strahlenden Vortrefflichkeiten seines Körpers und seiner Seele anzuführen. Der Mann besaß nämlich nicht nur Ruhm aufgrund seiner Kriegstaten, sondern er war auch mit der Schönheit der Seele geschmückt. (folgt

2,9a)

2,4b Martyrium des Artemius 43 u. 45 (1) (Julian spricht zu Artemius) Konstantin erwies sich, wie du selbst weißt, als ein leichtgläubiger, ungebildeter und unvernünftiger Mensch. Er führte nämlich Neuerungen in der Religion ein, indem er die römischen Bräuche abschaffte und dem Christentum zuneigte, aus Furcht vor seinen eigenen gottlosen Taten und weil ihn die Götter als einen Verfluchten, der unwürdig war, sie zu verehren, vertrieben hatten, da er mit Verwandtenblut besudelt war. (2) Er hatte nämlich seine Brüder getötet, die keine Missetat begangen hatten, ebenso seine Frau Fausta und seinen eigenen Sohn Priscus (d. h. Crispus), einen tüchtigen und

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(E 7) Philostorgius

ἀνοϲιουργήματα μυϲαχθέντεϲ οἱ θεοὶ τοῦτον ἀπεβουκόληϲαν καὶ τῆϲ ἱερᾶϲ αὐτῶν καὶ παναγεϲτάτηϲ θρηϲκείαϲ πόρρω που καὶ μακρὰν ἀπεπλάνηϲαν καὶ ϲπέρμα τὸ ἐναγὲϲ αὐτοῦ καὶ παμμίαρον καὶ γένοϲ ὅλον ἐξ ἀνθρώπων ἠφάνιϲαν. ... (3) (45,5 [Artemius Iulianum alloquitur]:) ὅτι ... τὸν μακάριον Κωνϲταντῖνον τὸν πάντων βαϲιλέ15 ων ὑπέρτερον καὶ τὸ τούτου γένοϲ ἐξεμυκτήριϲαϲ ἐχθρὸν τοῖϲ ϲοῖϲ ἀποκαλέϲαϲ θεοῖϲ καὶ μανιώδη καὶ φόνου μεϲτὸν τοῦ τε ὁμογνίου ἀνάπλεων αἵματοϲ, ταῦτά ϲοι ὑπὲρ ἐκείνου ἀπολογήϲομαι, ὅτι μᾶλλον ὁ ϲὸϲ πατὴρ Κωνϲτάντιοϲ καὶ οἱ τούτου ἀδελφοὶ προκατῆρξαν τοῦ ἀδικήματοϲ φ ά ρ μ α κ ο ν αὐτῷ δ η λ η τ ή ρ ι ο ν (cf. 20 2,16a,1) κεραϲάμενοι καὶ θάνατον ὀλέθριον προξενήϲαντεϲ μηδὲν πρὸϲ αὐτοῦ πεπονθότεϲ ἄδικον. (4) ἐκεῖνοϲ δὲ τὴν γυναῖκα Φαῦϲταν καὶ πάνυ δικαίωϲ ἀπέκτεινεν ὡϲ μιμηϲαμένην τὴν πάλαι Φαίδραν καὶ διαβαλοῦϲαν τὸν τούτου υἱὸν Πρίϲκον ὡϲ ἐρωτικῶϲ αὐτῇ διακείμενον καί τι πρὸϲ βίαν ἐπιχειροῦντα καθάπερ κἀκείνη 25 τὸν τοῦ Θηϲέωϲ Ἱππόλυτον. καὶ δὴ κατὰ τοὺϲ τῆϲ φύϲεωϲ νόμουϲ ὡϲ πατὴρ τὸν υἱὸν ἠμύνατο. ὕϲτερον μέντοι μαθὼν τὴν ἀλήθειαν καὶ αὐτὴν προϲαπέκτεινε δίκην ἐπ᾽ αὐτῇ δικάϲαϲ παϲῶν δικαιοτάτην. (sequitur 1,6a)

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11 παναγεϲτάτηϲ : παναγιωτάτηϲ BC 12 ἀπεπλάνηϲεν T | καὶ3 om. BC 14 ὅτι hinc deest S 15 – 17 ἐξεμυκτήριϲαϲ – αἵματοϲ : ἐκάκιϲαϲ ἐχθρὸν καὶ ἀπόπτυϲτον τοῖϲ ϲοῖϲ ἀποκαλέϲαϲ θεοῖϲ, προϲέτι δὲ καὶ μανιώδη καὶ φωνικὸν T 17 ἀνάπλεον V 18 τούτου : αὐτοῦ T 20 προξενίϲαντεϲ A 20 sq. μηδὲν – ἄδικον a Philost. abiudicavit Bidez 21 ἐκείνοιϲ P 22 sq. μιμηϲαμένη τὸν πάλαι φέδραν P 23 Πρίϲκον intellege Κρίϲπον

**2,4c Suda κ 2285 (cf. p. 421,1-3 Bidez, Fragments nouveaux) (codd. A[GFVM]) Κωνϲταντῖνοϲ, ὁ μέγαϲ βαϲιλεύϲ· περὶ οὗ ἔγραψεν Εὐνάπιοϲ (fr. 9,1 Blockley) φληνάφουϲ καὶ παρῆκα αὐτὰ αἰδοῖ τοῦ ἀνδρόϲ. 1 ἔγραψεν F : ἔγρα A : γράφει GM : γρά V 2 αὐτὰ AF : αὐτὸν GVM

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guten Mann. Aus Abscheu also vor diesen gottlosen Taten haben die Götter ihn vertrieben und ganz weit weg von ihrem geweihten und allerheiligsten Kult verbannt; seine unreine und verruchte Nachkommenschaft und Sippschaft haben sie gänzlich aus der Menschheit verschwinden lassen. ... (3) (45 [Artemius spricht zu Julian]:) Da du den seligen Konstantin, der allen Kaisern überlegen ist, und sein Geschlecht verhöhnt hast, indem du ihn als Feind deiner Götter, als wahnsinnig, als Mörder und mit Verwandtenblut befleckt bezeichnet hast, will ich dir folgendes zu seiner Verteidigung sagen: Es sind vielmehr dein Vater Constantius und seine Brüder, die sich als erste schuldig gemacht haben, da sie ihm ein G i f t (vgl. 2,16a,1) mischten und einen verderblichen Tod bereiteten, ohne dass sie von ihm irgendein Unrecht erlitten hätten. (4) Jener dagegen hat seine Frau Fausta sogar ganz zu Recht getötet, weil sie die altbekannte Phädra nachgeahmt und verleumderisch seinen Sohn Priscus (d. h. Crispus) beschuldigt hat, sie sexuell belästigt und sich ihr gewaltsam genähert zu haben, so wie es jene im Falle des Hippolytos, des Sohnes des Theseus, getan hat. Daraufhin bestrafte er seinen Sohn, wie es ein Vater gemäß den Gesetzen der Natur zu tun hat. Als er aber später die Wahrheit erfuhr, ließ er auch sie töten und verhängte damit gegen sie das allergerechteste Urteil. (folgt 1,6a)

**2,4c Suda, Art. Konstantinos, der große Kaiser Konstantinos, der große Kaiser: Über ihn hat Eunapios (fr. 9,1 Blockley) Unsinn geschrieben, und aus Respekt vor dem Mann habe ich diese Dinge übergangen.

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2,5 sq.

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Phot. Philost. 2,5 sq. (post 2,4) 5. (1) ὅτι Οὐρφίλαν φηϲὶ (sc. Philostorgius) κατὰ τούτουϲ τοὺϲ χρόνουϲ ἐκ τῶν πέραν Ἴϲτρου Ϲκυθῶν, οὓϲ οἱ μὲν πάλαι Γέταϲ, οἱ δὲ νῦν Γότθουϲ καλοῦϲι, πολὺν εἰϲ τὴν Ῥωμαίων διαβιβάϲαι λαὸν δι᾽ εὐϲέβειαν ἐκ τῶν οἰκείων ἠθῶν ἐλαθένταϲ. χριϲτιανίϲαι δὲ τὸ ἔθνοϲ τρόπῳ τοιῷδε· (2) βαϲιλεύοντοϲ Οὐαλλεριανοῦ καὶ Γαλλιήνου μοῖρα Ϲκυθῶν βαρεῖα τῶν πέραν τοῦ Ἴϲτρου διέβηϲαν εἰϲ τὴν Ῥωμαίων καὶ πολλὴν μὲν κατέδραμον τῆϲ Εὐρώπηϲ, διαβάντεϲ δὲ καὶ εἰϲ τὴν Ἀϲίαν τήν τε Γαλατίαν καὶ τὴν Καππαδοκίαν ἐπῆλθον καὶ πολλοὺϲ ἔλαβον αἰχμαλώτουϲ ἄλλουϲ τε καὶ τῶν κατειλεγμένων τῷ κλήρῳ καὶ μετὰ πολλῆϲ λείαϲ ἀπεκομίϲθηϲαν οἴκαδε. (3) ὁ δὲ αἰχμάλωτοϲ καὶ εὐϲεβὴϲ ὅμιλοϲ ϲυναναϲτραφέντεϲ τοῖϲ βαρβάροιϲ οὐκ ὀλίγουϲ τε αὐτῶν εἰϲ τὸ εὐϲεβὲϲ μετεποίηϲαν καὶ τὰ Χριϲτιανῶν φρονεῖν ἀντὶ τῆϲ Ἑλληνίδοϲ δόξηϲ παρεϲκεύαϲαν. ταύτηϲ τῆϲ αἰχμαλωϲίαϲ γεγόνεϲαν καὶ οἱ Οὐρφίλα πρόγονοι, Καππαδόκαι μὲν γένοϲ, πόλεωϲ δὲ πληϲίον Παρναϲϲοῦ, ἐκ κώμηϲ δὲ Ϲαδαγολθινὰ καλουμένηϲ. (4) ὁ τοίνυν Οὐρφίλαϲ οὗτοϲ καθηγήϲατο τῆϲ ἐξόδου τῶν εὐϲεβῶν, ἐπίϲκοποϲ αὐτῶν πρῶτοϲ καταϲτάϲ. κατέϲτη δὲ ὧδε· παρὰ τοῦ τὴν ἀρχὴν ἔχοντοϲ τοῦ ἔθνουϲ ἐπὶ τῶν Κωνϲταντίνου χρόνων εἰϲ πρεϲβείαν ϲὺν ἄλλοιϲ ἀποϲταλείϲ (καὶ γὰρ καὶ τὰ τῇδε βάρβαρα ἔθνη ὑπεκέκλιτο τῷ βαϲιλεῖ) ὑπὸ Εὐϲεβίου καὶ τῶν ϲὺν αὐτῷ ἐπιϲκόπων χειροτονεῖται τῶν ἐν τῇ Γετικῇ Χριϲτιανιζόντων. (5) καὶ τά τε ἄλλα αὐτῶν ἐπεμελεῖτο καὶ γραμμάτων αὐτοῖϲ οἰκείων εὑρετὴϲ καταϲτὰϲ μετέφραϲεν εἰϲ τὴν αὐτῶν φωνὴν τὰϲ γραφὰϲ ἁπάϲαϲ πλήν γε δὴ τῶν Βαϲιλειῶν ἅτε τῶν μὲν πολέμων ἱϲτορίαν ἐχουϲῶν, τοῦ δὲ ἔθνουϲ ὄντοϲ φιλοπολέμου καὶ δεομένου μᾶλλον χαλινοῦ τῆϲ ἐπὶ τὰϲ μάχαϲ ὁρμῆϲ, ἀλλ᾽ οὐχὶ τοῦ πρὸϲ ταῦτα παροξύνοντοϲ· ὅπερ ἰϲχὺν ἔχει ταῦτα ποιεῖν ϲεβάϲμιά τε μάλιϲτα νομιζόμενα καὶ πρὸϲ τὴν τοῦ θείου θεραπείαν τοὺϲ πειθομένουϲ καταρυθμίζοντα. (6) ἱδρύϲατο δ᾽ ὁ βαϲιλεὺϲ τὸν αὐτόμολον τοῦτον λαὸν περὶ τὰ τῆϲ Μυϲίαϲ χωρία, ὡϲ ἑκάϲτῳ φίλον ἦν. καὶ τὸν Οὐρφίλαν διὰ πλείϲτηϲ ἦγε τιμῆϲ, ὡϲ καὶ πολλάκιϲ „ὁ ἐφ᾽ ἡμῶν Μωϲῆϲ“ λέγειν περὶ αὐτοῦ. λίαν δὲ οὗτοϲ (sc. Philo-

5 Οὐαλερ- Gothofredus 21 ἐπίϲκοποϲ dub. Bidez, non necessario 24 αὐτῶν Valesius : αὐτὴν B 31 φίλον (ον ex ω vel hoc ex illo restit.) B

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2,5 f. Photios, Philostorgios-Epitome 2,5 f. (nach 2,4) 5. (1) Ulfila, so sagt er (d. h. Philostorgios), führte um diese Zeit aus dem Gebiet der jenseits der Donau lebenden Skythen, die man früher Geten, jetzt Goten nennt, eine große Bevölkerungsgruppe ins Gebiet der Römer hinüber, die wegen ihres Glaubens von den angestammten Wohnsitzen vertrieben worden war. Das Volk wurde auf folgende Weise christlich: (2) Unter der Regierung des Valerian und des Gallienus ging ein gewichtiger Teil der Skythen, die jenseits der Donau wohnten, in das Gebiet der Römer hinüber und suchte einen großen Teil Europas heim. Nachdem sie auch nach Asien übergesetzt hatten, fielen sie in Galatien und Kappadokien ein. Dabei machten sie zahlreiche Gefangene, darunter auch Mitglieder des Klerus, und kehrten mit großer Beute nach Hause zurück. (3) Die mit den Barbaren zusammenlebenden gefangenen Gläubigen bekehrten eine große Anzahl von diesen zur Frömmigkeit und veranlassten sie, statt des heidnischen Glaubens christlicher Gesinnung zu sein. Zu diesen Gefangenen gehörten auch die Vorfahren des Ulfila, die Kappadokier waren und aus der Nähe der Stadt Parnassos stammten, aus einem Weiler namens Sadagolthina. (4) Dieser Ulfila nun führte den Auszug der Gläubigen an, nachdem er als ihr erster Bischof eingesetzt worden war. Er wurde aber folgendermaßen eingesetzt: Als er zu Konstantins Zeiten von dem, der die Herrschaft über den Stamm innehatte, mit anderen zu einer Gesandtschaft ausgeschickt worden war (denn auch die dortigen Barbarenstämme hatten sich dem Kaiser unterworfen), wurde er von Eusebios und den Bischöfen seiner Partei zum Bischof der Christen des getischen Gebietes erhoben. (5) Neben den anderen Dingen, um die er sich kümmerte, wurde er für sie auch zum Erfinder eigener Schriftzeichen und übersetzte alle Bücher der Hl. Schrift in ihre Sprache mit Ausnahme derer der Könige, da zum einen diese die Geschichte der Kriege enthalten und zum anderen dieses Volk kriegerisch ist und eher einer Zügelung seines Schlachtentriebs bedarf, als dazu angestachelt zu werden. Solches zu bewirken vermag dieses (sc. Schrifttum), weil es im höchsten Maße in Ehren gehalten wird und die Gläubigen zum göttlichen Kult anleitet. (6) Der Kaiser siedelte dieses übergelaufene Volk wie es einem jeden recht war. Den Ulfila hielt er in höchsten Ehren, so dass er von ihm sogar oft als „der Moses unserer Zeit“ sprach. Allzu-

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(E 7) Philostorgius

storgius) τὸν ἄνδρα θειάζει καὶ τῆϲ αἱρετικῆϲ αὐτοῦ δόξηϲ ἐραϲτὴν αὐτόν τε καὶ τοὺϲ ὑπ᾽ αὐτὸν ἀναγράφει. 6. ὅτι τοὺϲ ἐνδοτάτω Ἰνδούϲ, ὅϲοι Χριϲτὸν ἔμαθον τιμᾶν ἐκ τῆϲ 35 Βαρθολομαίου τοῦ ἀποϲτόλου διδαϲκαλίαϲ, τὸ ἑτεροούϲιον πρεϲβεύειν ὁ δυϲϲεβήϲ φηϲι (sc. Philostorgius). καὶ τὸν Θεόφιλον εἰϲάγει τὸν Ἰνδὸν τὸ τοιοῦτον ἀϲπαζόμενον φρόνημα παραγενέϲθαι τε εἰϲ αὐτοὺϲ καὶ τὴν αὐτῶν ἐκδιηγεῖϲθαι δόξαν. τὸ δὲ τῶν Ἰνδῶν ἔθνοϲ 40 τοῦτο Ϲαβαί⟨ουϲ〉 μὲν πάλαι ἀπὸ τῆϲ Ϲαβᾶ μητροπόλεωϲ, τὰ νῦν δὲ Ὁμηρίταϲ καλεῖϲθαι. (sequitur 2,7) 40 Ϲαβαί⟨ουϲ〉 dub. Bidez, qui in textu Ϲάβαϲ scripsit : ϲάβαι B 41 ὁμηρίταϲ dilucide B

2,6a Schol. Thdt. h. e. 2,28,3 (cod. Laur. plut. 10,18, fol. 103 verso) οὗτόϲ (sc. Theophilus) ἐϲτιν, ὡϲ οἶμαι, ὁ Θεόφιλοϲ ὁ παρὰ Φιλοϲτοργίου Ἰνδὸϲ ἐπονομαζόμενοϲ. 1 sq. Φιλοϲτοργίου Bidez : φιλοϲτόργου cod.

2,7 Phot. Philost. 2,7 (post 2,6) (1) ὅτι μ ε τ ὰ τ ρ ε ῖ ϲ ὅ λ ο υ ϲ ἐ ν ι α υ τ ο ύ ϲ φηϲιν (sc. Philostorgius) Εὐϲέβιον καὶ Μάριν καὶ Θέογνιν ψήφῳ βαϲιλέωϲ τοῦ Κωνϲταντίνου ἐπανόδου τυχόνταϲ πίϲτεώϲ τε ϲύμβολον αἱρετικῆϲ ἐκθεῖναι καὶ πανταχόϲε διαπέμψαι ἐπ᾽ ἀνατροπῇ τῆϲ ἐν Νικαίᾳ ϲυν5 όδου. καὶ τὸν Ἀλεξανδρείαϲ Ἀ λ έ ξ α ν δ ρ ο ν καθελεῖν τε καὶ ἀ π ο κ η ρ ύ ξ α ϲ θ α ι , ἀνθ᾽ ὧν ἐπὶ τὸ ὁμοούϲιον παλιντραπέλωϲ ἐπανέϲτρεφεν, ἀλλὰ καὶ Εὐϲτάθιον τὸν Ἀντιοχείαϲ παιδίϲκηϲ μῖξιν καὶ αἰϲχρᾶϲ ἡδονῆϲ ἀπόλαυϲιν αἰτίαν ἐπιγραψαμένουϲ (φυγὴν αὐτῷ βαϲιλεὺϲ ἐτιμήϲατο εἰϲ τὴν ἑϲπέραν μεθόριον ποιηϲάμενοϲ). 10 (2) π ε ν τ ή κ ο ν τ α δὲ κ α ὶ δ ι α κ ο ϲ ί ο υ ϲ φηϲὶν εἶναι τὸ πλήρωμα τοῦ παρανόμου τούτου ϲυνεδρίου καὶ τὴν Νικομήδειαν

8 sq. φυγὴν – ποιηϲάμενοϲ parenthesin esse censuit Stein; de φυγὴν ⟨δὲ〉 cogitaverat Valesius 8 φυγὴν : an φυγῆϲ?

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sehr vergöttert dieser (d. h. Philostorgios) den Mann und zählt ihn und seine Getreuen zu den Anhängern seines eigenen häretischen Glaubens. 6. Der Gottlose (d. h. Philostorgios) sagt, dass die im Innersten wohnenden Inder, die aufgrund der Unterweisung des Apostels Bartholomäus gelernt hatten, Christus zu verehren, sich zum „Wesensverschieden“ bekannten. Der Inder Theophilos, der der gleichen Glaubensrichtung anhing, ist, wie er erzählt, zu ihnen gereist und berichtete von ihrem Glauben. Dieses Volk der Inder habe einst nach dem Namen der Hauptstadt Saba Sabäer geheißen und jetzt Homeriten. (folgt 2,7)

2,6a Scholion zu Theodoret, Kirchengeschichte 2,28,3 Dieser (d. h. Theophilos) ist, wie ich glaube, der von Philostorgios als Inder bezeichnete Theophilos.

2,7 Photios, Philostorgios-Epitome 2,7 (nach 2,6) (1) Als n a c h d r e i g a n z e n J a h r e n , sagt er (d. h. Philostorgios), Eusebios, Maris und Theognis durch eine Entscheidung des Kaisers hatten zurückkehren können, veröffentlichten sie ein Bekenntnis ihres häretischen Glaubens und verschickten es in alle Richtungen, um das Konzil von Nikaia zu annullieren. Den A l e x a n d r o s von Alexandreia setzten sie ab und e x k o m m u n i z i e r t e n ihn, weil er in einer Kehrtwende sich zum „Wesensgleich“ zurückgewandt hatte, ebenso den Eustathios von Antiocheia, den sie des Verkehrs mit einer Sklavin und des Genusses schimpflicher Lust beschuldigten (der Kaiser bestrafte ihn, indem er ihm ein Exil an den Grenzen im Westen auferlegte). (2) Er (d. h. Philostorgios) sagt, dass die Gesamtzahl der Teilnehmer an diesem widergesetzlichen Konzil z w e i h u

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(E 7) Philostorgius

αὐτοὺϲ τῶν παρανομηθέντων ποιήϲαϲθαι ἐργαϲτήριον. (sequitur 2,8) 12 αὐτοὺϲ Stein : αὐτοῖϲ B

2,7a Nicet. Chon. Thes. 5,8 sq. p. 18,30-19,20 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) (post 2,1b) μ ε τ ὰ δὲ τ ρ ε ῖ ϲ ὅ λ ο υ ϲ ἐ ν ι α υ τ ο ὺ ϲ ἐψηφίϲατο (sc. Constantinus) καὶ τοῖϲ περὶ Εὐϲέβιον κάθοδον. καὶ δὴ τῶν Γαλλιῶν ἐπανελθόντεϲ ϲύνοδον π ε ν τ ή κ ο ν τ α κ α ὶ δ ι α κ ο ϲ ί ω ν ἐπιϲκόπων ἐν Νικομηδείᾳ ϲυνεϲτήϲαντο καὶ ἀ π ε κ ή ρ υ ξ α ν Ἀ λ έ ξ α ν 5 δ ρ ο ν καὶ τοὺϲ τὸ ὁμοούϲιον κηρύττονταϲ ἅπανταϲ. (paulo post sequitur 2,7b) 2 an ⟨ἐκ〉 τῶν ? | γαλιῶν R 4 post Νικομηδείᾳ add. ὡϲ προείπομεν R | post ϲυνεϲτήϲαντο spat. vac. 10 litt. V

2,7b Nicet. Chon. Thes. 5,9 p. 19,23-29 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) (paulo post 2,7a) χειροτονοῦϲιν οὖν ἀντὶ Εὐϲταθίου Ἀρειανόν τινα, ὡϲ μὲν ὁ Μοψουεϲτίαϲ φηϲίν (cf. Parmentier, GCS 19 [Thdt.] p. XCIII sq.), οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ Ϲωκράτηϲ (h. e. 2,9,5) καὶ Ϲωζομενόϲ (h. e. 2,19,6), Εὐφρόνιον τοὔνομα, ὡϲ δὲ Θεοδώρητοϲ (h. e. 1,22,1) καὶ Θεοφάνηϲ ὁ 5 χρονογράφοϲ (p. 29,26; 30,16-19 de Boor), Εὐλάλιον· ὡϲ δέ φηϲι μόνοϲ Φιλοϲτόργιοϲ ἐν τῷ δευτέρῳ τῆϲ ἱϲτορίαϲ λόγῳ, Παυλῖνον ἀπὸ Τύρου μετατιθέαϲιν εἰϲ Ἀντιόχειαν. 1 οὖν om. R 2 post φηϲίν add. θεόδωροϲ Ls.l.R 3 καὶ Ϲωκράτηϲ om. R 4 Θεοδώρητοϲ : -ριτοϲ codd.

2,8 Phot. Philost. 2,8 (post 2,7) ὅτι περὶ Ἀγαπητοῦ τοῦ ϲυναιρεϲιώτου, ὃϲ καὶ ἐκ καταλόγου ϲτρατιωτικοῦ πρεϲβύτερόϲ τε κατέϲτη παρὰ τῶν ὁμοφρόνων καὶ

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und dass sie Nikomedeia zur Werkstätte der Gesetzlosigkeiten machten. (folgt 2,8)

2,7a Niketas von Chonai, Thesaurus 5,8 f. (nach 2,1b) N a c h d r e i g a n z e n J a h r e n beschloss er (d. h. Konstantin) auch für Eusebios und seine Leute die Rückkehr. Als diese nun aus Gallien zurückgekehrt waren, brachten sie in Nikomedeia eine Synode von z w e i h u n d e r t u n d f ü n f z i g Bischöfen zusammen und e x k o m m u n i z i e r t e n A l e x a n d r o s und alle, die das „Wesensgleich“ verkündeten. (kurz dahinter 2,7b)

2,7b Niketas von Chonai, Thesaurus 5,9 (kurz nach 2,7a) Sie erhoben nun anstelle des Eustathios einen Arianer, der nach dem Mopsuestianer (d. h. Theodoros), aber auch nach Sokrates (h. e. 2,9,5) und Sozomenos (h. e. 2,19,6) Euphronios hieß, nach Theodoretos (h. e. 1,22,1) und dem Chronographen Theophanes (p. 29,26; 30,16-19 de Boor) dagegen Eulalios. Wie aber allein Philostorgios im zweiten Buch seiner Geschichte berichtet, transferierten sie den Paulinos von Tyros nach Antiocheia.

2,8 Photios, Philostorgios-Epitome 2,8 (nach 2,7) Über Agapetos, den Mithäretiker, welcher aus der Stammliste der Soldaten wechselte und von den Gleichgesinnten zum Priester einge-

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(E 7) Philostorgius

Ϲυνάδων ἐπίϲκοποϲ ὕϲτερον, περὶ γοῦν τούτου πολλὰ τερατολογῶν νεκρούϲ τε αὐτὸν ἀναϲτῆϲαι λέγει (sc. Philostorgius) καὶ πολ5 λῶν ἄλλων παθῶν φυγαδευτὴν γενέϲθαι καὶ ἐλατῆρα, οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ παραδόξων ἄλλων ἔργων δημιουργόν· καὶ πολλοὺϲ ἐξ Ἑλλήνων εἰϲ τὸν Χριϲτιανιϲμὸν μετατάξαϲθαι παραϲκευάϲαι. (sequitur 2,9)

2,8a Suda α 156 (codd. A[GITSM]) Ἀγαπητόϲ· ἐπίϲκοποϲ Ϲυνάδων, ὃν ἐν ἐπαίνῳ πολλῷ τίθεται Εὐϲέβιοϲ ὁ Παμφίλου καὶ θαυμάτων αὐτοῦ ἐξαιϲίων μνήμην ποιεῖται, ὀρῶν μεταϲτάϲειϲ καὶ ποταμῶν καὶ νεκρῶν ἐγέρϲειϲ, καὶ ὅτι ϲτρατιώτην ὄντα ἠβουλήθη Μαξιμῖνοϲ ὡϲ Χριϲτιανὸν ἀποκτεῖναι 5 διὰ τὸ πυνθάνεϲθαι πολλοὺϲ τὰ πρὸϲ αὐτοῦ τελούμενα ὑπεραγαμένουϲ. 1 ἐπίϲκοποϲ Ϲυνάδων AISM : om. T (teste Bidez) : ϲημειοφόροϲ GImarg. 2 Εὐϲέβιοϲ ὁ Παμφίλου pro Philostorgio a Sudae auctore positum esse censuit Valesius, negavit Bidez 3 ὀρῶν – ἐγέρϲειϲ : λέγων vel similem vocem desiderari censuit Bernhardy | μεταϲτάϲειϲ : μετάγων S 5 πυνθάνεϲθαι : μανθάνειν SM | πρὸϲ : παρ᾽ SM

2,9 Phot. Philost. 2,9 (post 2,8) (1) ὅτι Κωνϲταντῖνόν φηϲιν (sc. Philostorgius) π έ μ π τ ῳ κ α ὶ ε ἰ κ ο ϲ τ ῷ ἔ τ ε ι τ ῆ ϲ β α ϲ ι λ ε ί α ϲ α ὐ τ ο ῦ τὸ Βυζάντιον εἰϲ Κωνϲταντινούπολιν μεταϲκευάϲαι καὶ τ ὸ ν π ε ρ ί β ο λ ο ν ὁ ρ ι ζ ό μ ε ν ο ν β ά δ η ν τ ε περιιέναι ⟨ κ α ὶ 〉 τ ὸ δ ό ρ υ τ ῇ χ ε ι ρ ὶ 5 φ έ ρ ο ν τ α . ἐπεὶ δὲ τοῖϲ ἑ π ο μ έ ν ο ι ϲ ἐδόκει μ ε ῖ ζ ο ν ἢ προϲῆκε τὸ μ έ τ ρ ο ν ἐκτείνειν, π ρ ο ϲ ε λ θ ε ῖ ν τε αὐτῷ τινα καὶ διαπυνθάνεϲθαι· „ ἕ ω ϲ π ο ῦ , δ έ ϲ π ο τ α ; “ τὸν δὲ ἀ π ο κ ρ ι ν ά μ ε ν ο ν δ ι α ρ ρ ή δ η ν φάναι· „ ἕ ω ϲ ἂ ν ὁ ἔ μ π ρ ο ϲ θ έ ν μ ο υ ϲ τ ῇ “ , ἐπίδηλον ποιοῦντα, ὡϲ δύναμιϲ αὐτοῦ τιϲ οὐρανία προ10 ηγοῖτο, τοῦ πραττομένου δ λιν Ἄ λ μ α Ῥ ώ μ α ὀνομάϲαι, ὃ δηλοῖ τῇ Ῥωμαΐδι γ λ ώ τ τ ῃ 1 π έ μ π τ ῳ Stein : ὀκτὼ B 4 κ α ὶ dub. add. Bidez 9 sq. προηγεῖτο (add. οι supra ει) B 10 ἱδρυϲάμενον Valesius : -μενοϲ B 11 Ῥ ώ μ α dub. Bidez : ῥώμαν B

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setzt wurde und später zum Bischof von Synada, über diesen nun erzählt er (d. h. Philostorgios) zahlreiche Wunder. So sagt er, dieser habe Tote auferweckt und sei ein Vertreiber und Verjäger vieler anderer Leiden gewesen, aber auch Urheber weiterer sonderbarer Taten; und er habe viele dazu gebracht, vom Heidentum zum Christentum überzutreten. (folgt 2,9)

2,8a Suda, Art. Agapetos Agapetos: Bischof von Synada, den Eusebios Pamphilu sehr lobt. Er erwähnt auch seine ungeheuren Wunder, nämlich die Verlegung von Bergen und Flüssen und die Erweckung von Toten, und dass Maximinus ihn, während er Soldat war, als Christen töten lassen wollte, weil er erfahren hatte, dass viele das, was von ihm vollbracht wurde, überaus bewunderten.

2,9 Photios, Philostorgios-Epitome 2,9 (nach 2,8) (1) Konstantin, so sagt er (d. h. Philostorgios), gestaltete i m f ü n f u n d z w a n z i g s t e n J a h r s e i n e r K a i s e r h e r r s c h a f t Byzanz in Konstantinopel um. Um d e n S t a d t u m f a n g f e s t z u l e g e n , schritt er ihn z u F u ß u n d m i t d e m S p e e r i n d e r H a n d ab. Als es denen, die ihm folgten, schien, er dehne das M a ß ü b e r d a s , was sich gehörte, aus, da t r a t einer z u ihm und erkundigte sich: „ B i s w o h i n , H e r r ? “ Dieser aber soll w ö r t l i c h g e a n t w o r t e t haben: „ B i s d e r, d e r v o r m i r i s t , s t e h e n b l e i b t . “ Dadurch machte er offenkundig, dass ihn eine himmlische M und nannte sie A l m a R o m a , was in der römischen S p r a c h e d i e

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(E 7) Philostorgius

τ ὴ ν ἔ ν δ ο ξ ο ν . κ α ὶ β ο υ λ ή ν τ ε ϲ ύ γ κ λ η τ ο ν τάξαϲθαι κ α ὶ ϲ ι τ η ρ ε ϲ ί ο υ δ α π ά ν η ν αὐταρκεϲτάτην δ ι α ν ε ῖ μ α ι τοῖϲ οἰκήτορϲι καὶ τὸν ἄλλον ἐν αὐτῇ τῆϲ πολι15 τ ε ί α ϲ πολυτελῶϲ κ ό ϲ μ ο ν κ α τ α ϲ τ ή ϲ α ϲ θ α ι , ὡ ϲ ἀ ρ κ ε ῖ ν ε ἰ ϲ ἀ ν τ ί π α λ ο ν κ λ έ ο ϲ τ ῇ π ρ ο τ έ ρ ᾳ Ῥ ώ μ ῃ . (sequitur 2,10) 15 πολιτελῶϲ B : corr. Gothofredus

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Vit. Const. 37 p. 566,24-567,34 Opitz (cod. A) (post 2,4a) (1) οὗτοϲ ὁ Κωνϲταντῖνοϲ ἤδη π έ μ π τ ο υ κ α ὶ ε ἰ κ ο ϲ τ ο ῦ τ ῆ ϲ α ὐ τ ο ῦ β α ϲ ι λ ε ί α ϲ ἐπιβὰϲ ἔ τ ο υ ϲ ὑπατευόντων ἐκεῖνον τὸν ἐνιαυτὸν Γαλλικανοῦ καὶ Ϲυμμάχου πόλιν ἠβουλήθη κτίϲαϲθαι μεγάλην μνημεῖον τῆϲ ἑαυτοῦ βαϲιλείαϲ καὶ δόξηϲ τοῖϲ ἐπιγινομένοιϲ. (praetereuntur quae ex epit. eccl. 27 [GCS n. s. 3,13,25-28] hausta sunt) (2) τὴν τοίνυν Θρᾴκην Κωνϲταντῖνοϲ καταλαβὼν ἐϲ τὰ μάλιϲτα δὴ τότε εὐθηνουμένην καὶ τὸ Βυζάντιον καταμαθών, ὡϲ ἄριϲτα γῆϲ τε καὶ θαλάττηϲ ἔχοι, ἱδρύθη δὴ ἐνταῦθα. καὶ τὸν αὐχένα τῆϲ χερρονήϲου διαλαβών (χερρόνηϲοϲ γάρ ἐϲτι τὸ χωρίον) ἐτείχιζεν ἐκ θαλάττηϲ εἰϲ θάλατταν ἐντὸϲ τά τε προάϲτεια καὶ τοὺϲ πληϲίον λόφουϲ ποιούμενοϲ, ὡϲ τῆϲ κτιζομένηϲ πόλεωϲ διὰ πλάτουϲ περιβολὴν μοῖραν εἶναι μικρὰν τὴν ἀρχαίαν πόλιν. (3) ἔνθα γὰρ νῦν ὁ πορφυροῦϲ καὶ μέγαϲ ἐϲτὶ κίων ἑϲτὼϲ ὁ τὸν αὐτοῦ κολοττὸν φέρων, ἐντεῦθεν τὴν ἀρχὴν ποιηϲάμενοϲ τὸ λοιπὸν ἅπαν ἐπί τε ἑκατέραν θάλατταν καὶ τὴν μεϲόγειον ἁπλούμενον ⟨ 〉 τῆϲ ἑαυτοῦ παλάμηϲ καὶ δυνάμεωϲ ἐξήνυϲεν ἔργον. (4) ἀκήκοα δὲ ἔγωγε καὶ τοῦτο τῶν πρεϲβυτάτων καὶ ἀξιολόγων διηγουμένων, ὡϲ ὁ Κωνϲταντῖνοϲ, ὁπηνίκα τὰϲ πύλαϲ ὁ ρ ι ο ύ μ ε ν ο ϲ τοῦ τείχουϲ ἡγεῖτο τῶν ἑ π ο μ έ ν ω ν , ἀφ᾽ οὗ μέτρου τ ὸ ν π ε ρ ί β ο λ ο ν ἔδει τὴν ἐργαϲίαν λαβεῖν, ᾔει τὸ πρόϲω β ά δ η ν τ ε χωρῶν κ α ὶ τ ὸ δ ό ρ υ τ ῇ χ ε ι ρ ὶ φ έ ρ ω ν . (5) ὡϲ δὲ πρῶτον ὑπερβὰϲ λόφον ἐπὶ δεύτερον ᾔει καὶ τοῦτον ὑπερελθὼν ἔτι τὸ πρόϲω προὔβαινε μ ε ῖ ζ ο ν μῆκοϲ δ ι α μ ε τ ρ ο ύ μ ε ν ο ϲ ἢ τοῖϲ ἀκολουθοῦϲιν ἐφαίνετο 3 γαλλικάνού A (sic) 8 δὴ Franchi de᾽ Cavalieri : δὲ Α 9 αὐχένα (alt. α ex ω restit., ut vid.) A 15 post ἁπλούμενον lacunam statuit Franchi de᾽ Cavalieri e. g. περιτειχίϲαϲ excidisse censens; possis et ⟨τείχει περιβαλὼν〉 16 ἀκήκοα loquitur auctor Vit. Const. 22 sq. μ ε ῖ ζ ο ν Bidez : μείζω A

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E h r w ü r d i g e bedeutet. Er richtete auch einen S e n a t s r a t ein, ließ a n d i e S i e d l e r reichlichst M i t t e l f ü r d i e G e t r e i d e v e r sorgung verteilen und gestaltete ebenfalls die übr i g e A u s s t a t t u n g d e s G e m e i n d e l e b e n s i n i h r aufwändig, s o d a s s d i e s f ü r e i n e n R u h m r e i c h t e , d e r m i t e r s t e r e m R o m k o n k u r r i e r e n k o n n t e . (folgt 2,10)

2,9a Konstantinsvita 37 (nach 2,4a) (1) Als dieser Konstantin nunmehr das f ü n f u n d z w a n z i g s t e J a h r s e i n e r K a i s e r h e r r s c h a f t antrat (Konsuln waren in jenem Jahr Gallicanus und Symmachus), da wollte er eine große Stadt gründen als Denkmal seiner Kaiserherrschaft und seines Ruhmes für die nachfolgenden Generationen. .... (2) Als Konstantin nun Thrakien erreichte, das damals in höchster Blüte stand, und erkannte, dass Byzanz äußerst günstig zu Lande und zur See gelegen war, da ließ er sich dort nieder. Die Landbrücke der Halbinsel (der Ort ist nämlich eine Halbinsel) unterbrach er, indem er sie durch eine Mauer von Meer zu Meer befestigen ließ; dabei bezog er die Vorstädte und die nahegelegenen Hügel in die Stadtanlage ein, so dass die alte Stadt wegen des Umfangs der Fläche nur noch ein kleiner Teil der neu gegründeten Stadt war. (3) Wo nämlich jetzt die große Porphyrsäule steht, die sein Kolossalstandbild trägt, dort machte er den Anfang und ⟨umfasste mit einer Mauer ?〉 den ganzen Rest, der sich zu beiden Meeren und zum Binnenland hin entfaltet, womit er das Werk seiner Fähigkeit und Kraft vollendete. (4) Von sehr alten und angesehenen Berichterstattern habe ich auch dies vernommen: Als Konstantin die Mauertore f e s t l e g e n w o l l t e und dabei seine G e f o l g s c h a f t anführte, ging er von dem Messpunkt aus vorwärts, von dem an d e r M a u e r r i n g ausgeführt werden sollte, indem er z u F u ß vorwärtsschritt u n d m i t d e r L a n z e i n d e r H a n d . (5) Als er aber, den ersten Hügel überschritten, zum zweiten kam, auch über diesen ging und noch weiter voranschritt, wodurch er eine g r ö ß e r e gleitern maßvoll sich zu verhalten schien, da t r a t einer derer, die ihm

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μετρίωϲ ἔχειν, π ρ ο ϲ ε λ θ ώ ν ⟨τιϲ〉 ἀπὸ τῶν παρρηϲίαν πρὸϲ αὐτὸν ἀγόντων ἤρετο· „ ἕ ω ϲ π ο ῦ , δ έ ϲ π ο τ α ; “ (6) ὁ δὲ δ ι α ρ ρ ή δ η ν ἀ π ο κ ρ ι ν ά μ ε ν ο ϲ · „ ἕ ω ϲ ἄ ν “ , ἔφη, „ ὁ ἔ μ π ρ ο ϲ θ έ ν μ ο υ ϲ τ ῇ “ , ὡϲ γενέϲθαι ϲαφέϲ, ὅτι ἀγγέλων τιϲ ἐῴκει προπορεύεϲθαι τὰ μέτρα παραδώϲων ὡϲ πάνυ γε δὴ θεῷ κεχαριϲμένωϲ τῆϲ πόλεωϲ ταύτηϲ οἰκιζομένηϲ, οὐκ ἔλαττον ἢ τὸ πάλαι τῆϲ Ἱερουϲαλήμ. καὶ γὰρ καὶ ἤμελλε κἀνταῦθα κοινὸν ϲυϲτήϲαϲθαι πρυτανεῖον εὐϲεβείαϲ. (7) ἕωϲ γοῦν ὅποι τὸ φαινόμενον εἶδοϲ χωροῦν ἔπειτα ἔϲτη καὶ διαλυθὲν ἦν ἀφανέϲ, ἐκεῖ καὶ ὁ Κωνϲταντῖνοϲ παραγενόμενοϲ τὸ δόρυ τε ἐπήξατο καὶ ἔφη διαρρήδην· „ἕωϲ ἐνταῦθα“, ἔνθα καὶ νῦν εἰϲιν αἱ μεγάλαι πύλαι τῆϲ πόλεωϲ. (8) τὴν δὲ πόλιν κτίϲαϲ ἔ ν δ ο ξ ο ν αὐτὴν ἐκάλεϲε Ῥώμην οὕτω κατὰ τὴν τῶν Ἰταλῶν γ λ ῶ τ τ α ν Ἄ λ μ α Ῥ ώ μ α τὴν προϲηγορίαν αὐτῇ θέμενοϲ. (9) καὶ β ο υ λ ή ν τε ἐν αὐτῇ ϲ ύ γ κ λ η τ ο ν ἱδρύϲατο κ α ὶ ϲ ι τ η ρ ε ϲ ί ο υ δ α π ά ν η ν πολυτελεϲτάτην τ ο ῖ ϲ οἰκήτορϲι κατένειμε καὶ τὸν ἄλλον ἐν αὐτῇ τῆϲ πολιτείαϲ κατεϲτήϲατο κόϲμον, ὡϲ ἀρκεῖν εἰϲ ἀντίπαλον κλέοϲ τῇ προτέρᾳ Ῥώμῃ. 24 τιϲ add. Franchi de᾽ Cavalieri 29 ἢ Franchi de᾽ Cavalieri : ἦν A 36 ἱταλῶν A : corr. Franchi de᾽ Cavalieri | ἅ λ μ α A : corr. Franchi de᾽ Cavalieri

2,10 sq. Phot. Philost. 2,10 sq. (post 2,9) 10. τελευτήϲαντοϲ δὲ τοῦ ταύτηϲ τῆϲ πόλεωϲ (sc. Κωνϲταντινουπόλεωϲ) ἀρχιερέωϲ Ἀλεξάνδρου τὸν Νικομηδείαϲ φηϲὶν (sc. Philostorgius) Εὐϲέβιον εἰϲ τὸν τῆϲ νεοκτίϲτου πόλεωϲ ἀρχιερατικὸν μεταϲτῆναι θρόνον. 11. (1) ὅτι τὸ δυϲϲεβὲϲ οὗτοϲ τοῦ ψεύδουϲ ὄργανον Ἀλεξάν5 δρου τοῦ Ἀλεξανδρείαϲ τελευτήϲαντοϲ καὶ ψήφων ἄλλων ἐπ᾽ ἄλλουϲ φερομένων καὶ χρόνου τινὸϲ ἐπὶ τούτῳ παρατεινομένου τὸν θεῖον Ἀθανάϲιόν φηϲι περὶ δείλην ὀψίαν εἰϲ τὴν Διονυϲίου καλουμένην ἐκκληϲίαν εἰϲπηδήϲαντα καὶ δύο τινὰϲ τῶν Αἰγυπτίων ἐπιϲκό10 πων εὑρόντα τὰϲ πύλαϲ τε κατὰ ὀχυρώτατον μετὰ τῶν ϲυϲταϲιωτῶν ἐπικλειϲάμενον οὕτω τὴν τονούντων πολλὰ μὲν ἀνανευόντων, τῆϲ δὲ προϲαγομένηϲ αὐτοῖϲ 4 μεταϲτῆναι dub. Bidez : μεταϲτῆϲαι B 7 τούτῳ dub. Valesius : τοῦτο B

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gegenüber freimütig waren, h e r a n und fragte ihn: „ B i s w o h i n , H e r r ? “ (6) Der aber a n t w o r t e t e w ö r t l i c h : „ B i s d e r, d e r v o r m i r i s t , s t e h e n b l e i b t “ , so dass offenkundig wurde, dass einer von den Engeln voranzuschreiten schien, um die Maße zu überreichen, da diese Stadt ganz und gar gottgefällig errichtet wurde, nicht weniger als einst Jerusalem. Denn er war im Begriff, auch hier einen gemeinsamen Hort der Frömmigkeit zu errichten. (7) Bis wohin nun die Gestalterscheinung schritt, dann stehen blieb, sich auflöste und unsichtbar wurde, dort fand sich auch Konstantin ein, heftete die Lanze fest und sagte wörtlich: „Bis hierhin.“ (Dort sind jetzt die großen Tore der Stadt.) (8) Er gründete die Stadt und bezeichnete sie als e h r w ü r d i g e s Rom, denn er gab ihr in der S p r a c h e der Italiker den Namen A l m a R o m a . (9) Auch einen S e n a t s r a t errichtete er in ihr, l i e ß a n d i e S i e d l e r sehr aufwändig M i t t e l f ü r d i e G e trei deversorgung verteilen und gestalt ete auch die übrige Ausstattung des Gemeindelebens in ihr so, dass dies für einen Ruhm reic hte, de r mit ersterem Rom konkurrieren konnte.

2,10 f. Photios, Philostorgios-Epitome 2,10 f. (nach 2,9) 10. Als Alexandros, der Bischof dieser Stadt (d. h. Konstantinopel), starb, da wechselte, so sagt er (d. h. Philostorgios), Eusebios, der Bischof von Nikomedeia, auf den Bischofssitz der neugegründeten Stadt. 11. (1) Als, so fährt dieser, das gottlose Werkzeug der Lüge, fort, Alexandros von Alexandreia gestorben war und die einen für diesen, die anderen für jenen stimmten und dieser Zustand eine Zeitlang andauerte, da eilte der göttliche Athanasios am späten Nachmittag in die nach Dionysios benannte Kirche, fand dort zwei von den ägyptischen Bischöfen vor, ließ die Tore mit Hilfe seiner Mitverschwörer ganz fest verschließen und begab sich so in die Wahl. Obwohl die Wähler heftig Widerstand leisteten, wurde Athanasios’

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βίαϲ μείζονοϲ τῆϲ βουλῆϲ καὶ τῆϲ δυνάμεωϲ γεγενημένηϲ τὸ δοκοῦν Ἀθαναϲίῳ ἐπιτελεϲθῆναι. (2) καὶ ὡϲ ὁ παρὼν τῶν ἐπιϲκόπων ἄλλοϲ ὅμιλοϲ διὰ τὴν τοιαύτην αἰτίαν τῷ ἀναθέματι τοῦτον παρεπέμψαντο, ⟨ 〉. τὸν δὲ Ἀθανάϲιον κρατυνάμενον τὰ καθ᾽ ἑαυτὸν ὡϲ ἀπὸ τοῦ κοινοῦ τῆϲ πόλεωϲ πρὸϲ βαϲιλέα γράψαι τὴν εἰϲ τὴν ἀρχιερωϲύνην ἀνάρρηϲιν αὐτοῦ. τὸν δὲ νομίϲαντα κοινῆϲ βουλῆϲ εἶναι τὸ γράμμα ἐπιψηφίϲαι τὴν κατοχὴν τοῦ θρόνου (cf. 2,11a). (3) ὕϲτερον δὲ μαθόντα τὰ πεπραγμένα εἰϲ Τύρον τῆϲ Φοινίκηϲ αὐτὸν ἐξαποϲτεῖλαι τῷ ἐκεῖϲε ϲυνεδρίῳ λόγον ὧν ἔδραϲεν δώϲοντα. καὶ μόλιϲ μὲν οὖν εἶξαι ταῖϲ βαϲιλείοιϲ ἀπειλαῖϲ τὸν Ἀθανάϲιον. εἴξαντα δ᾽ οὖν καὶ παραγενόμενον εἰϲ Τύρον τὴν μὲν δίκην οὐκ εἰϲέρχεϲθαι, γύναιον δέ τι μιϲθωϲάμενον ἑταιρικὸν ἤδη τῷ τῆϲ γαϲτρὸϲ ὄγκῳ τὴν ἀκολαϲίαν ϲτηλιτεῦον ἐπαφεῖναι διαμηχανᾶϲθαι τῷ Εὐϲεβίῳ, ὃϲ τοῦ ἐκεῖϲε ϲυνεδρίου κορυφαῖοϲ ἐνομίζετο, τῷ διὰ τὴν ϲυκοφαντίαν, ὡϲ εἰκόϲ, ἐμπεϲόντι θορύβῳ καὶ ταράχῳ τήν τε δίκην ὑπεκκλέψαι καὶ τὴν κρίϲιν ἐκφυγεῖν διανοούμενον. (4) φωραθῆναι δὲ τὴν ϲυϲκευὴν ὁ τοῦ ψεύδουϲ φίλοϲ ἀναγράφει, δι᾽ ἧϲ μεθόδου φαϲὶν οἱ εὐϲεβεῖϲ τὸ κατὰ τοῦ μεγάλου Ἀθαναϲίου μιϲθωθὲν παρὰ τῶν δυϲϲεβῶν πορνίδιον διελεγχθῆναι. τὸν μὲν γὰρ Εὐϲέβιον διαπυνθάνεϲθαι τῆϲ ἑταιρίδοϲ, εἰ γινώϲκει αὐτῆϲ τὸν φθορέα. τῆϲ δὲ καὶ μάλα διατεινομένηϲ προϲαναπυθέϲθαι, εἰ ἄρα γε τοῦτον ὁ παρὼν χορὸϲ ἔχει. τὴν δὲ φάναι· „εὐφήμει, ὦ δέϲποτα· οὐ γὰρ ἔγωγ᾽ ἂν μαινοίμην, ἀνδρῶν τοιούτων αἰϲχρᾶϲ ἡδονῆϲ δουλείαν ὥϲτε καταγνῶναι“. (5) εἶτ᾽ ἐντεῦθεν ἀρξαμένηϲ παραγυμνοῦϲθαι τῆϲ ἀληθείαϲ τὴν ὅλην ϲυϲκευὴν ἀνακαλυφθῆναι. καὶ τὸν μὲν Εὐϲέβιον κρείττω ϲυκοφαντίαϲ πάϲηϲ ὀφθῆναι, τὸν δὲ Ἀθανάϲιον ἀντὶ τοῦ φυγεῖν τὴν δίκην διπλῆϲ ἔνοχον ἀπελεγχθῆναι προϲλαβούϲηϲ τῆϲ οὐκ εὐαγοῦϲ χειροτονίαϲ τὴν ἐναγεϲτάτην ϲυκοφαντίαν. διὸ καὶ τὴν καθαιρετικὴν ψῆφον ὁμόφωνον κατ᾽ αὐτοῦ ἐξενεχθῆναι. ἐκεῖνον μέντοι γε προϲαναιϲχυντεῖν καὶ λέγειν ἀπεχθείᾳ τὴν καθαίρεϲιν τοὺϲ ϲυνεδρεύϲανταϲ διαπράξαϲθαι ὥϲπερ καὶ τὰϲ ϲυκοφαντίαϲ, διότι μὴ παρ᾽ αὐτῶν ἀνάϲχοιτο τὴν ἀρχιερατικὴν χειροθεϲίαν ὑποϲτῆναι. (6) διὸ καὶ τὸν βαϲιλέα ἐπιτρέψαι πάλιν ἑτέρᾳ ϲυνόδῳ τὰ κατὰ τὸν Ἀθανάϲιον ἐταϲθῆναι. τοὺϲ δὲ καὶ ἕτερα τῶν ἐγκλημάτων ἐπιϲυναθροῖϲαι. Καλλίνικόν τε γὰρ τὸν ὁμολογητήν, ἐπίϲκοπον τοῦ Πη18 ἀνάρραϲιν B : corr. M 15 sq. post παρεπέμψαντο lacunam statuit Stein 22 ταῖϲ Migne2 : τοῖϲ B 28 διανοούμενοϲ B : corr. Valesius 33 sq. χορὸϲ Holstenius : χρόνοϲ B 42 προϲαναιϲχυντεῖν M : -αιχυν- B

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nen Gewalt zufügte, die ihren Willen und ihre Kraft überstieg. (2) Als die restliche Versammlung der Bischöfe, die zugegen war, ihn aus diesem Grund mit dem Anathema belegte, ⟨ 〉. Athanasios behauptete seine Position und teilte dem Kaiser in einem Schreiben seine Erhebung zum Bischof mit, als ob es von der Gesamtgemeinde der Stadt komme. Da dieser dachte, dass das Schreiben dasjenige einer allgemeinen Ratsversammlung sei, bestätigte er die Besetzung des Thrones (vgl. 2,11a). (3) Nachdem er aber später erfahren hatte, was geschehen war, schickte er ihn nach Tyros in Phönikien, damit er dem dortigen Konzil Rechenschaft gebe über das, was er getan hatte. Athanasios fügte sich nur mit großer Überwindung den kaiserlichen Drohungen. Als er sich aber nun gefügt und nach Tyros begeben hatte, stellte er sich nicht der Gerichtsverhandlung, sondern wandte folgende List an: Er heuerte eine Prostituierte an, die schon durch ihren geschwollenen Bauch ihre Zuchtlosigkeit verriet, und ließ sie auf Eusebios los, welcher als Haupt der dortigen Synode galt; mithilfe des Geschreies und der Unruhe nämlich, die, wie zu erwarten, wegen dieser Verleumdung entstehen würden, plante er sich dem Gerichtsverfahren zu entziehen und der Verurteilung zu entkommen. (4) Aufgedeckt worden sei die Intrige, wie der Freund der Lüge schreibt, in der gleichen Weise, wie nach Aussage der Frommen die Prostituierte überführt wurde, die von den Gottlosen gegen Athanasios den Großen gemietet worden war. Eusebios erkundigte sich nämlich bei der Hetäre, ob sie ihren Verführer kenne. Als sie dies nachdrücklich bestätigte, fragte er weiter, ob denn die anwesende Versammlung diesen in ihren Reihen enthalte. Sie aber sagte: „Gott behüte, Herr; ich werde doch nicht so verrückt sein, solche Männer zu beschuldigen, schimpflicher Lust sklavisch verfallen zu sein.“ (5) Als man daraufhin von diesem Punkt an die Wahrheit freizulegen begann, wurde die ganze Intrige enthüllt. Man sah, dass Eusebios über jede Beschuldigung erhaben war; Athanasios dagegen wurde, statt dem Prozess zu entkommen, einer doppelten Anklage für schuldig erklärt, da zu der unlauteren Wahl die äußerst abscheuliche Verleumdung hinzukam. Daher fiel auch die Abstimmung, ihn abzusetzen, einstimmig gegen ihn aus. Jener freilich legte an Frechheit zu und behauptete, die Konzilsteilnehmer hätten aus Hass die Absetzung wie auch die Verleumdungen betrieben, weil er nicht aus ihren Händen d len. (6) Daher betraute der Kaiser erneut eine andere Synode damit, die Athanasios betreffenden Angelegenheiten zu prüfen. Dort aber trug man zusätzlich zu den bekannten Vorwürfen noch weitere zusammen. Den

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λουϲίου, πέδαιϲ ϲιδηραῖϲ ἐνδηϲάμενον εἱρκτῇ καταθέϲθαι καὶ μὴ διαλιπεῖν προπηλακίζοντα, ἕωϲ ἂν αὐτὸν τοῦ ζῆν ἀπελάϲοι, προϲ50 ετίθεϲαν ταῖϲ κατηγορίαιϲ. ναὶ δὴ καὶ ἡ Ἀρϲενίου χεὶρ τηνικαῦτα προεκομίϲθη καὶ ὁ Μαρεώτηϲ καὶ ὁ Ἰϲχύραϲ καὶ τὸ μυϲτικὸν ποτήριον καὶ τὰ παραπλήϲια τούτοιϲ. ἐφ᾽ οἷϲ αὐτὸν καὶ ἐκκηρῦξαι τὸ ϲυνέδριον καὶ ἀντ᾽ αὐτοῦ προχειρίϲαϲθαι τὸν ἐκ Καππαδοκίαϲ Γρηγόριον. ταῦτα μὲν οὖν ὁ φιλοψευδὴϲ Κακοϲτόργιοϲ περὶ τοῦ ἁγίου 55 τερατεύεται Ἀθαναϲίου. (sequitur 2,12) 48 ἐνδυϲάμενον B : corr. Valesius

2,11a Vit. Const. 49 p. 576,13-21 Opitz (codd. AS) τοῦ ... μεγάλου Ἀθαναϲίου χειροτονηθέντοϲ τὸ τῆϲ πόλεωϲ ψήφιϲμα δεξάμενοϲ ὁ μέγαϲ Κωνϲταντῖνοϲ ὁ βαϲιλεὺϲ ἥϲθη τε καὶ γράφει τοῖϲ Ἀλεξανδρεῦϲι τὴν δύναμιν ταύτην· „ἐντυχὼν τῷ πεμφθέντι παρ᾽ ὑμῶν ψηφίϲματι περὶ τῆϲ τοῦ ἐπιϲκόπου προαγωγῆϲ 5 καὶ μαθών, ὡϲ καθ᾽ ἡδονὴν ὑμῖν ἅπαϲιν τὸ πρᾶγμα κεχώρηκε καὶ οὕτω πρὸϲ ἁπάντων ὑμῶν ϲυμφώνωϲ ὁ ἀνήρ ἐϲτιν ἀγαπώμενοϲ, ἥδομαί τε καὶ αὐτόϲ (τί γὰρ οὐ μέλλω;) καὶ κρίνω ταῦτα κύρια καὶ βέβαια μένειν, ἅπερ αὐτοὶ κοινῶϲ εἵλεϲθε ψηφιϲάμενοι.“ 2 ὁ βαϲιλεὺϲ om. S

2,12 Phot. Philost. 2,12 (post 2,11) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), ἡ τοῦ βαϲιλέωϲ Κωνϲταντίνου μήτηρ Ἑλένη ἐπὶ τῷ ϲτόματι τ ο ῦ τ ῆ ϲ Ν ι κ ο μ η δ ε ί α ϲ κ ό λ π ο υ πόλιν ἐδείματο Ἑλενόπολιν αὐτὴν ἐπονομάϲαϲα. ἀ ϲ π ά ϲ α ϲ θ α ι δὲ τ ὸ χ ω ρ ί ο ν κ α τ ᾽ ἄ λ λ ο μ ὲ ν ο ὐ δ έ ν , ὅ τ ι δ ὲ Λ ο υ κ ι 5 α ν ὸ ϲ ὁ μ ά ρ τ υ ϲ ἐκεῖϲε τύχοι μετὰ τὸν μαρτυρικὸν θάνατον ὑπὸ δελφῖνοϲ ἐκκομιϲθείϲ. (sequitur 2,13)

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Bekenner Kallinikos nämlich, den Bischof von Pelusion, habe er in eiserne Fußfesseln ketten und im Gefängnis festsetzen lassen, und er habe nicht aufgehört, ihn erniedrigend zu behandeln, bis er ihn aus dem Leben befördert habe, wie sie den Anklagen hinzufügten. Ja, damals wurde auch die Hand des Arsenios vorgebracht, ebenso die Mareotis, Ischyras und der Gottesdienstkelch und ähnliches dieser Art. Daraufhin habe ihn die Synode exkommuniziert und an seiner Stelle Gregor von Kappadokien gewählt. Dies also phantasiert der Lügen liebende Kakostorgios über den heiligen Athanasios. (folgt 2,12)

2,11a Konstantinsvita 49 Nachdem ... Athanasios der Große gewählt worden war, freute sich Kaiser Konstantin der Große, als er den Beschluss der Stadt erhielt, und schrieb den Alexandrinern folgende Ermächtigung: „Ich habe das von euch geschickte Psephisma bezüglich der Bischofserhebung zur Kenntnis genommen und erfahren, dass die Angelegenheit für euch alle einen wunschgemäßen Ausgang genommen hat und dass somit der Mann von euch allen übereinstimmend geliebt wird. Darüber freue ich mich meinerseits (wie könnte ich auch nicht?) und entscheide, dass das gültig bleiben und Bestand haben soll, was ihr selbst gemeinsam in der Abstimmung gewählt habt.“

2,12 Photios, Philostorgios-Epitome 2,12 (nach 2,11) Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, sagt er (d. h. Philostorgios), gründete an der Mündung d e s G o l f e s v o n N i k o m e d e i a eine Stadt und nannte sie Helenopolis. D e r O r t g e f i e l i h r a u s ke ine m anderen Grund als de swegen, we il der M ä r t y r e r L u k i a n o s nach seinem Märtyrertod dort von einem Delphin an Land gebracht worden war. (folgt 2,13)

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2,12a Vit. Const. 52 p. 579,6-10 Opitz (codd. AS) πλείϲτηϲ ... τὴν μητέρα ὁ Κωνϲταντῖνοϲ ἠξίου τιμῆϲ, ὡϲ καὶ πόλιν αὐτῇ κτίϲαι ἐπώνυμον, ἥτιϲ ἐϲτὶν ἐν δεξιᾷ ⟨ τ ο ῦ τ ῆ ϲ 〉 Ν ι κ ο μ η δ ε ί α ϲ κ ό λ π ο υ αὐτῆϲ ἐκείνηϲ τ ὸ χ ω ρ ί ο ν ἀ ϲ π α ϲαμένηϲ κατ᾽ ἄλλο μὲν οὐδέν, διὰ δὲ Λουκιανὸν 5 τὸν τοῦ Χριϲτοῦ μεγαλώνυμον μ ά ρ τ υ ρ α . 2 τ ο ῦ τ ῆ ϲ add. Bidez duce Franchi de᾽ Cavalieri, qui ⟨τοῦ〉 4 κ α τ ᾽ hinc deest S

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Phot. Philost. 2,13-16 (post 2,12) 13. (1) ὅτι τὸν μάρτυρα Λουκιανόν φηϲι (sc. Philostorgius) μέλλοντα τελευτᾶν καὶ μήτε ναὸν μήτε θυϲιαϲτήριον τῆϲ τυραννικῆϲ βίαϲ παρεχούϲηϲ, ἀλλὰ μηδὲ αὐτῷ κινεῖϲθαι τῶν δεϲμῶν καὶ πληγῶν ϲυγχωρούντων ἐν τῷ οἰκείῳ ϲτέρνῳ ἀνακείμενον τὴν φρικτὴν θυϲίαν τελεϲάμενον οὕτω τε αὐτὸν μεταϲχεῖν καὶ τοὺϲ ἄλλουϲ μεταλαβεῖν τοῦ ἀχράντου θύματοϲ ἐπιτρέψαι. (2) ἐτελέϲθη δὲ ἡ ἱερουργία ἐν τῇ εἱρκτῇ τοῦ κυκλώϲαντοϲ αὐτὸν ἱεροῦ χοροῦ ὡϲ ἤδη ἀποβιοῦντα ἐκκληϲίαϲ ϲχῆμα καὶ ἀϲφάλειαν τοῦ μὴ καθορᾶϲθαι τὰ δρώμενα παρὰ τῶν ἀϲεβούντων ἀναπληροῦντοϲ. 14. τούτου τοῦ μάρτυροϲ πολλοὺϲ μὲν καὶ ἄλλουϲ μαθητὰϲ ἀναγράφει (sc. Philostorgius), οἷϲ καὶ Εὐϲέβιον τὸν Νικομηδείαϲ καὶ Μάριν τὸν Καλχηδόνοϲ καὶ τὸν Νικαίαϲ Θέογνιν ϲυντάττει καὶ Λεόντιον τὸν ὕϲτερον γεγονότα τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἐπίϲκοπον καὶ Ἀντώνιον τὸν Ταρϲοῦ τῆϲ Κιλικίαϲ καὶ Μηνόφαντον καὶ Νουμήνιον καὶ Εὐδόξιον, οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ Ἀλέξανδρον καὶ Ἀϲτέριον τὸν Καππαδόκην, οὓϲ καὶ ἑλληνίϲαι φηϲὶν ἐνδόνταϲ τῇ τῶν τυράννων βίᾳ, ὕϲτερον δὲ ἀνακαλέϲαϲθαι τὴν ἧτταν ϲυλλαβομένου αὐτοῖϲ πρὸϲ τὴν μετάνοιαν τοῦ διδαϲκάλου. 15. ὅτι τῶν εἰρημένων Ἀντώνιον μὲν καὶ Λεόντιον ἀπαράτρωτον τὴν ἀϲέβειαν διαϲώϲαϲθαι λέγει (sc. Philostorgius)· Εὐϲέβιον δὲ 3 αὐτῷ Valesius : αὐτ(οῦ) B : possis et αὐτὸν 9 ἀϲεβούντων Holstenius : εὐϲεβB 14 μηνόφατον B : corr. Valesius, duce Gothofredo in interpretatione | νοομίνιον dilucide B : corr. Niceph. h. e. 8,31 (PG 146,120 C) 17 αὐτοῖϲ Valesius : αὐτοὺϲ (ὺ ex ῦ) B 20 ἀϲέβειαν B (sic) : εὐϲέβειαν cod. Bochart.

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2,12a Konstantinsvita 52 Konstantin hielt seine Mutter in höchsten Ehren, so dass er für sie sogar eine nach ihr benannte Stadt gründete, welche sich auf der rechten Seite d e s G o l f e s v o n N i k o m e d e i a befand; ihr persönlich gef iel de r Or t aus keinem ande ren Grund als we g e n des berühmten Märtyrers Christi L u k i a n o s .

2,13-16 Photios, Philostorgios-Epitome 2,13-16 (nach 2,12) 13. (1) Als der Märtyrer Lukianos, so sagt er (d. h. Philostorgios), im Begriff war zu sterben, hat er, weil die Tyrannengewalt weder eine Kirche noch einen Altar zur Verfügung stellte und weil seine Fesseln und Wunden es ihm nicht einmal erlaubten, sich zu bewegen, liegend das ehrfurchtsgebietende Opfer auf der eigenen Brust vollzogen. So hatte er selbst an dem makellosen Opfer Anteil und ermöglichte es, dass die anderen daran teilnehmen konnten. (2) Der Gottesdienst wurde im Gefängnis gefeiert, wobei der heilige Reigen, der ihn umgab, als ob er schon verstorben sei, sowohl die Rolle der Kirche einnahm als auch die, sicher zu stellen, dass die Verrichtungen nicht von den Gottlosen gesehen wurden. 14. Er (d. h. Philostorgios) verzeichnet viele andere Schüler dieses Märtyrers, zu denen er auch Eusebios von Nikomedeia, Maris von Chalkedon und Theognis von Nikaia rechnet, ferner Leontios, den späteren Bischof von Antiocheia, Antonios, den Bischof von Tarsos in Kilikien, Menophantos, Numenios und Eudoxios, darüber hinaus Alexandros und Asterios von Kappadokien, über die er zudem schreibt, dass sie dem Zwang der Tyrannen nachgaben und heidnisch wurden, später aber ihr Umfallen widerriefen, wobei der Lehrer ihnen bezüglich der Reue beistand. 15. Von den Erwähnten nios und Leontios ihren Irrglauben in unveränderter Weise bei. Eusebi-

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καὶ Μάριν καὶ Θέογνιν ϲυναπαχθῆναι μὲν τῇ κατὰ Νίκαιαν ϲυνόδῳ, ἀνενεχθῆναι δὲ τῆϲ μεταβολῆϲ. τὸν δὲ Μάριν ἐκεῖθεν ἀνενεχθέντα εἰϲ ἑτέραν αὖθιϲ κατολιϲθῆϲαι ἀτοπίαν καὶ δὴ καὶ τὸν Θέογνιν, ὃϲ τὸν θεὸν καὶ πρὸ τοῦ γεννῆϲαι τὸν υἱὸν πατέρα οἴεται ἅτε δὴ τὴν δύναμιν ἔχοντα τοῦ γεννῆϲαι. ἀλλὰ δὴ καὶ τὸν Ἀϲτέριον παρατρέψαι τὸ φρόνημα ἀπαράλλακτον εἰκόνα τῆϲ τοῦ πατρὸϲ οὐϲίαϲ εἶναι τὸν υἱὸν ἐν τοῖϲ αὐτοῦ λόγοιϲ καὶ γράμμαϲι διαμαρτυρόμενον. 16. (1) ὅτι τ ο ῦ τ ρ ι α κ ο ϲ τ ο ῦ δ ε υ τ έ ρ ο υ ἔ τ ο υ ϲ ἐ π ι β α ί ν ο ν τ ο ϲ τ ῆ ϲ β α ϲ ι λ ε ί α ϲ α ὐ τ ο ῦ Κωνϲταντίνου ἐν Νικομηδείᾳ φ α ρ μ ά κ ο ι ϲ ὑπὸ τ ῶ ν ἀ δ ε λ φ ῶ ν τεθνάναι γράφει (sc. Philostorgius). ἐγγὺϲ δὲ τοῦ τέλουϲ γεγονότα καὶ αἰϲθόμενον τῆϲ ἐ π ι β ο υ λ ῆ ϲ διαθήκαϲ τε γράψαι τιμωρίαν ἀπαιτούϲαϲ τοὺϲ ἀ ν ε λ ό ν τ α ϲ καὶ ταύτην εἰϲπράξαϲθαι τὸν προκαταλαβόντα τῶν παίδων κελεῦϲαι δέει τοῦ μή τι κἀκείνουϲ ὑπ᾽ αὐτῶν ὅμοιον ὑποϲτῆναι δοῦναί τε τὰϲ διαθήκαϲ Εὐϲεβίῳ τῷ Νικομηδείαϲ. (2) τὸν δὲ ὑφορώμενον τοὺϲ τοῦ βαϲιλέωϲ ἀδελφούϲ, μή ποτε ζητήϲειαν αὐτὰϲ καὶ ἀναμαθεῖν τὰ γεγραμμένα βουληθεῖεν, ἐνθεῖναι τῇ χειρὶ τοῦ νεκροῦ τὸ βιβλίον καὶ παραβῦϲαι τοῖϲ ἱματίοιϲ. ἐπιζητηϲάντων δ᾽, ὡϲ ὑπενόει, λαβεῖν μὲν φάναι, ἀντιπαραδοῦναι δὲ πάλιν εἰϲ χεῖραϲ ὁμολογῆϲαι. (3) εἶτα μετὰ ταῦτα ἀνελόμενον Κωνϲταντίῳ τῷ αὐτοῦ παιδὶ ἐγχειρίϲαι τὸ γράμμα προφθάϲαντι τοὺϲ ἄλλουϲ. τὸν δὲ μετ᾽ οὐ πολὺ κατὰ τὰ προϲτάγματα τοῦ πατρὸϲ διαπράξαϲθαι. (sequitur 2,17) 22 δὲ1 : an δ᾽ ⟨ἐκ〉? 27 sq. διαμαρτυρόμενον Gothofredus : διαμαρτυρόμεν (ν postrem. suprascr.) B 29 τ ο ῦ – ἔ τ ο υ ϲ Stein : τὸ τριακοϲτὸν δεύτερον ἔτοϲ B

2,16a Mart. Artem. 7,1-16 et 41,1- 8 (codd. ABCMPRSTUV) (1) ὁ ... φιλόχριϲτοϲ βαϲιλεὺϲ Κωνϲταντῖνοϲ εἰϲ τὸ πρῶτον καὶ τ ρ ι α κ ο ϲ τ ὸ ν ἔ τ ο ϲ προελθὼν τ ῆ ϲ α ὐ τ ο ῦ β α ϲ ι λ ε ί α ϲ καὶ τ ο ῦ δ ε υ τ έ ρ ο υ ἐ π ι β ά ϲ , ἐπειδὴ ἐπύθετο τοὺϲ Πέρϲαϲ εἰϲ πόλεμον ἐπ᾽ αὐτὸν παραϲκευαζομένουϲ, ἄραϲ ἐκ τῆϲ ἑαυτοῦ πόλε5 ωϲ ἄχρι τῆϲ Νικομηδείαϲ ἔφθη τῶν βίον ἐξ ἐ π ι β ο υ λ ῆ ϲ τ ῶ ν ἑαυτοῦ ἀ δ ε λ φ ῶ ν φ ά ρ μ α κ ο ν 5 ἔφθη : ὤφθη R | καὶ om. BC 6 ἑαυτοῦ : αὐτοῦ A

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os aber, Maris und Theognis ließen sich ebenso wie die Konzilsversammlung von Nikaia auf Abwege bringen, kehrten jedoch von dem Wechsel wieder um. Maris verfiel, nachdem er von dort umgekehrt war, wieder in einen anderen Irrglauben, ebenso Theognis, der glaubte, dass Gott auch vor der Zeugung des Sohnes Vater gewesen sei, da er ja die Fähigkeit des Zeugens besitze. Aber auch Asterios hat seine Überzeugung geändert, indem er in seinen Reden und Schriften bezeugte, dass der Sohn ein unverändertes Abbild des Wesens des Vaters sei. 16. (1) Als Konstantin d a s z w e i u n d d r e i ß i g s t e J a h r s e i n e r K a i s e r h e r r s c h a f t a n t r a t , starb er in Nikomedeia, wie er (d. h. Philostorgios) schreibt, d u r c h G i f t von Hand s e i n e r B r ü d e r . Als er dem Ende nahe war und den A n s c h l a g erkannte, schrieb er ein Testament, das Rache an den M ö r d e r n forderte, und er befahl, dass derjenige seiner Söhne, der zuerst eintreffe, diese nehmen solle, denn er fürchtete, dass auch sie von jenen Gleiches erleiden könnten. Das Testament gab er dem Eusebios von Nikomedeia. (2) Da dieser den Verdacht hegte, dass die Brüder des Kaisers irgendwann einmal danach forschen könnten und die Aufzeichnungen kennenlernen wollten, steckte er das Dokument in die Hand des Toten und schob es so in die Gewänder. Als diese nun Nachforschungen anstellten, wie er vermutet hatte, gab er zwar zu, es erhalten zu haben, beteuerte aber, es wieder in die Hände (sc. Konstantins) zurückgegeben zu haben. (3) Danach nahm er dann das Schriftstück wieder an sich und händigte es dessen Sohn Constantius aus, der vor den anderen eingetroffen war. Der aber erledigte nicht viel später die Angelegenheit gemäß den Anordnungen des Vaters. (folgt 2,17)

2,16a Martyrium des Artemius 7 u. 41 (1) Als ... der christusliebende Kaiser Konstantin in das einund d r e i ß i g s t e J a h r s e i n e r K a i s e r h e r r s c h a f t vorgerückt war und d a s z w e i u n d d r e i ß i g s t e a n t r a t , erfuhr er, dass die Perser zum Krieg gegen ihn rüsteten. Da brach er aus seiner Stadt auf und kam bis nach Nikomedeia in s c h l a g s s e i n e r B r ü d e r starb, die ihm ein g i f t i g e s M i t t e l

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(E 7) Philostorgius

αὐτῷ δ η λ η τ ή ρ ι ο ν (cf. 2,4b,3) ἐγχεαμένων ἀϲτέροϲ ὥϲ φαϲι κομήτου τὸν θάνατον αὐτοῦ προμηνύϲαντοϲ. (2) ἦϲαν δὲ τῷ Κωνϲταντίνῳ ἀδελφοὶ πρὸϲ πατρὸϲ οἵδε· Δαλμάτιοϲ, Ἀναβαλλιανὸϲ καὶ Κωνϲτάντιοϲ. αὐτὸϲ γὰρ ἐξ Ἑλένηϲ μόνοϲ ἦν τῷ πατρὶ Κώνϲταντι ἔτι ἰδιωτεύοντι, ἐκ δὲ τῆϲ θυγατρὸϲ Μαξιμιανοῦ τοῦ Ἐρκουλλίου ἐπονομαζομένου Θεοδώραϲ ἕτεροι γεγόναϲιν αὐτῷ παῖδεϲ ὅ τε προρρηθεὶϲ Δαλμάτιοϲ καὶ Ἀναβαλλιανὸϲ καὶ Κωνϲτάντιοϲ, οὓϲ καὶ Καίϲαραϲ ὁ Κωνϲταντῖνοϲ καὶ νοβελληϲίμουϲ ἐτίμηϲε. (3) τούτων ὁ Κωνϲτάντιοϲ ἐκ τῆϲ ϲυναφθείϲηϲ αὐτῷ γαμετῆϲ γεννᾷ Γάλλον τε καὶ Ἰουλιανὸν τὸν παραβάτην ἐπικληθέντα διὰ τὸ τὸν Χριϲτὸν ἐξομόϲαϲθαι καὶ πρὸϲ τὴν Ἑλληνικὴν ἀποκλῖναι θρηϲκείαν. ... (4) (41,1 [Iulianus Artemium alloquitur]: οἶδαϲ), ὅτι τῇ ἡμετέρᾳ ἐϲτὶν γενεᾷ μᾶλλον ἡ βαϲιλεία ἁρμόδιοϲ. ὁ γὰρ ἐμὸϲ πατὴρ Κωνϲτάντιοϲ ἐκ τῆϲ Μαξιμιανοῦ θυγατρὸϲ Θεοδώραϲ γεγέννηται τῷ ἐμῷ πάππῳ Κώνϲταντι. ὁ δὲ Κωνϲταντῖνοϲ ἐξ Ἑλένηϲ αὐτῷ γέγονε, φαύληϲ τινὸϲ γυναικὸϲ καὶ τῶν χαμαιτύπων οὐδὲν διαφερούϲηϲ, καὶ ταῦτα μήπω γεγονότι Καίϲαρι, ἀλλ᾽ ἐν ἰδιώτου τυγχάνοντι ϲχήματι. (5) ὁ τοίνυν Κωνϲταντῖνοϲ θραϲύτητι γνώμηϲ τὴν βαϲιλείαν ἀφήρπαϲε καὶ τὸν ἐμὸν πατέρα καὶ τοὺϲ αὐτοῦ ἀδελφοὺϲ ἀμφοτέρουϲ ἀδίκωϲ ἀπέκτεινε. (sequitur 6,5b) 7 αὐτῷ δ η λ η τ ή ρ ι ο ν : δηλ. αὐτῷ A | ἐγχεαμένων ACMSUV : ἐκχεαμένων BPRT 8 αὐτοῦ : αὐτῷ A 9 ἀναφαλλιανὸϲ A 10 sq. Κώνϲταντι intellege Κωνϲταντίῳ 11 sq. ἐρκουλλίου AMPRSUV : ἑρκουλίου BC : ἐρκολίου T 12 ante Θεοδώραϲ add. τῆϲ A | ἕτεροι τρεῖϲ A 12 sq. τρεῖϲ παῖδεϲ P 14 καὶ1 om. P | νοβελληϲίμουϲ ABPRSTU : νοὐβελληϲίμουϲ C : νοβηλϲίμουϲ (vel -βελ- teste Bidez) M : νουβεληϲήμουϲ V 17 ἀποκλίναϲ C 18 οἶδαϲ hinc deest S 18 sq. τῇ – μᾶλλον AM : τῇ ἡμετέρᾳ γενεᾷ μ. ἐ. V : τῆϲ ἡμετέραϲ ἐ. γενεᾶϲ μ. BCPU : τῆϲ ἡμετέραϲ γενεᾶϲ ἐ. μ. RT 20 γεγένηται BPR 21 Κώνϲταντι intellege Κωνϲταντίῳ 23 sq. τυγχάνοντι ABV : τυγχάνοντοϲ CPRTU : τυγχάνον M 24 τῆϲ αὐτοῦ γνώμηϲ C 25 αὐτοῦ CMPTV : τούτου ABRU

2,16b Vit. Const. 64 p. 585,11-19 Opitz (codd. AS) ὁ ... Κωνϲταντῖνοϲ τῷ ὀγδόῳ καὶ εἰκοϲτῷ τῆϲ ἑαυτοῦ βαϲιλείαϲ ἔτει τὸν νεώτατον τῶν αὐτοῦ υ δείξαϲ ἐν μέϲῳ τοῖν δυοῖν ἀδελφοῖν τέθεικε τὰϲ Ἰταλίαϲ αὐτῷ δούϲ. 1 αὐτοῦ S 2 κώνϲταν A 2 sq. ἀναδείξαϲ S

fragmenta libri II

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(vgl. 2,4b,3) eingeschenkt hatten; wie es heißt, habe vorher ein Komet seinen Tod angekündigt. (2) Konstantin hatte von Seiten des Vaters folgende Brüder: Dalmatius, Hannibalianus und Constantius. Er selbst war nämlich als einziger von Helena dem Vater Constans (d. h. Constantius I.) geboren worden, als dieser noch Privatmann war, während dessen übrige Söhne von Theodora, der Tochter des Maximianus mit dem Beinamen Herculius, stammten: der bereits erwähnte Dalmatius, Hannibalianus und Constantius; diese hat Konstantin als Caesares und als nobilissimi geehrt. (3) Von ihnen zeugte Constantius mit seiner Ehefrau Gallus und Julian, der den Beinamen „Übertreter“ erhielt, weil er Christus abgeschworen hatte und zum heidnischen Glauben abgefallen war. ... (4) (41 [Julian spricht zu Artemius]: Du weißt), dass die Kaiserherrschaft eher unserem Familienstamm zukommt. Mein Vater Constantius wurde nämlich von der Theodora, der Tochter Maximians, meinem Großvater Constans (d. h. Constantius I.) geboren. Konstantin aber stammt von Helena ab, einer Frau, die gewöhnlich war und sich in nichts von den Prostituierten unterschied; zudem war jener damals noch nicht Caesar, sondern stand im Rang eines Privatmanns. (5) Konstantin nun riss dreist die Kaiserherrschaft an sich und tötete widerrechtlich meinen Vater und seine beiden Brüder. (folgt 6,5b)

2,16b Konstantinsvita 64 Konstantin ernannte im achtundzwanzigsten Jahr seiner Kaiserherrschaft den jüngsten seiner Söhne, C in die Mitte zwischen seinen beiden Brüdern, indem er ihm Italien gab.

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(E 7) Philostorgius

τὸν μὲν γὰρ πρεϲβύτατον ἑαυτοῦ παῖδα Κωνϲταντῖνον τῷ δωδε5 κάτῳ ἔτει τῆϲ αὐτοῦ βαϲιλείαϲ τῷ τοῦ Καίϲαροϲ ϲχήματι κοϲμήϲαϲ ἐπὶ τῶν ἄνω Γαλατιῶν ἔταξεν, τῷ δὲ Κωνϲταντίῳ καὶ αὐτῷ κατὰ τὸ ἐννεακαιδέκατον ἔτοϲ τῆϲ αὐτοῦ βαϲιλείαϲ τὴν τοῦ Καίϲαροϲ τιμὴν περιθεὶϲ τῆϲ ἑῴαϲ ἐπέτρεψεν τὴν ἀρχὴν ἔχειν. 7 ἐννακαι- S

2,17 sq. Phot. Philost. 2,17 sq. (post 2,16) 17. οὗτοϲ ὁ θεομάχοϲ (sc. Philostorgius) καὶ τὴν Κωνϲταντίνου εἰκόνα τὴν ἐπὶ τοῦ πορφυροῦ κίονοϲ ἱϲταμένην θυϲίαιϲ τε ἱλάϲκεϲθαι καὶ λυχνοκαΐαιϲ καὶ θυμιάμαϲι τιμᾶν καὶ εὐχὰϲ προϲάγειν ὡϲ θεῷ καὶ ἀποτροπαίουϲ ἱκετηρίαϲ τῶν δεινῶν ἐπιτελεῖν τοὺϲ Χρι5 ϲτιανοὺϲ κατηγορεῖ. 18. ὅτι τελευτήϲαντοϲ τοῦ μεγάλου Κωνϲταντίνου φηϲὶ (sc. Philostorgius) καὶ τῶν πανταχόθι μεθορίαιϲ ταλαιπωρουμένων ἄδειαν ἀνακλήϲεωϲ εἰληφότων καὶ Ἀθανάϲιόν φηϲιν ἐκ τῶν Γαλλιῶν εἰϲ τὴν Ἀλεξάνδρειαν παραγεγονότα, ἐπεὶ Γρηγόριον ἐμεμαθήκει τετε10 λευτηκότα, ὡϲ εἶχεν εὐθὺϲ ἀπὸ τῆϲ νεὼϲ εἰϲ τὴν ἐκκληϲίαν χωρῆϲαι καὶ τὸν θρόνον ἀναλαβεῖν μηδένα λόγον τῶν ἀποκηρυξάντων αὐτὸν πεποιηκότα. (sequitur 3,1) 5 κατηγορεῖ⟦ν⟧ B

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Seinen ältesten Sohn, Constantinus, hatte er nämlich im zwölften Jahr seiner Herrschaft mit dem Rang eines Caesars ausgestattet und in den oberen gallischen Provinzen eingesetzt, und dem Constantius wiederum hatte er im neunzehnten Jahr seiner Kaiserherrschaft die Würde des Caesars verliehen und die Herrschaft über den Orient zugewiesen.

2,17 f. Photios, Philostorgios-Epitome 2,17 f. (nach 2,16) 17. Dieser Gottesbekämpfer (d. h. Philostorgios) erhebt auch die Anklage, dass die Christen das Standbild Konstantins, welches auf der Porphyrsäule aufgestellt war, mit Opfergaben gnädig zu stimmen suchten und mit Lichtern und Weihrauch verehrten und dass sie an ihn Gebete wie an einen Gott richteten und flehentliche Bitten zur Abwehr von Übeln darbrachten. 18. Als Konstantin der Große verstarb und, wie er (d. h. Philostorgios) sagt, alle vom leidvollen Exil Betroffenen die Erlaubnis zur Rückkehr erhielten, begab sich auch Athanasios, so sagt er, von Gallien nach Alexandreia; nachdem er erfahren hatte, dass Gregorios verstorben war, eilte er ohne Umstände sofort vom Schiff zur Kirche und nahm wieder den Bischofssitz in Besitz, ohne im Geringsten etwas auf diejenigen zu geben, die ihn exkommuniziert hatten. (folgt 3,1)

ἐκ τῆϲ τρίτηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

3,1 Phot. Philost. 3,1 (post 2,18) ὅτι Κωνϲταντῖνόν φηϲιν (sc. Philostorgius), ὃϲ ἦν ⟨ὁ〉 πρεϲβύτεροϲ τῶν Κωνϲταντίνου παίδων, ἐπιβουλεῦϲαι τῷ ἀδελφῷ Κώνϲταντι. καὶ μάχῃ τοῖϲ ϲτρατηγοῖϲ αὐτοῦ ϲυρραγέντα διαφθαρῆναί τε καὶ τὴν μοῖραν τῆϲ ὑπ᾽ αὐτὸν ἀρχῆϲ εἰϲ τὴν Κώνϲταντοϲ ἀνα5 κοινωθῆναι. (sequitur 3,2) 1 Κωνϲταντῖνόν Tillemont, duce Gothofredo : κώνϲταντα B | ὁ add. Kassel sq. Κώνϲταντι Tillemont, duce Gothofredo : κωνϲταντίνω B

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3,1a Mart. Artem. 8,6-19 et 9,12-10,8 (codd. ABCMPRSTUV) (1) ἄρτι τοῦ μεγάλου Κωνϲταντίνου τελευτήϲαντοϲ ἡ τῶν Ῥωμαίων ἀρχὴ εἰϲ τρεῖϲ διῃρέθη ἀρχάϲ, τῶν υἱῶν αὐτοῦ Κωνϲταντίνου Κωνϲταντίου τε καὶ Κώνϲταντοϲ ταύταϲ μ ε ρ ι ϲ α μ έ ν ω ν . καὶ τ ῷ μὲν π ρ ώ τ ῳ , Κ ω ν ϲ τ α ν τ ί ν ῳ , α ἱ ἄ ν ω Γ α λ λ ί α ι 5 καὶ τὰ ἐπέκεινα Ἄλπεων αἵ τε Βρεττανικαὶ νῆϲοι καὶ ἕ ω ϲ τ ο ῦ ἑ ϲ π ε ρ ί ο υ Ὠ κ ε α ν ο ῦ κ λ ῆ ρ ο ϲ ἐδόθηϲαν, τ ῷ δ έ γε Κ ώ ν ϲ τ α ν τ ι ὡϲ ὑ ϲ τ ά τ ῳ α ἱ κ ά τ ω Γ α λ λ ί α ι ἤγουν α ἱ Ἰ τ α λ ί α ι κ α ὶ α ὐ τ ὴ ἡ Ῥ ώ μ η . (2) ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ, ὁ δεύτεροϲ τῶν Κωνϲταντίνου υἱῶν, ὃϲ ἦν ἐπὶ τῶν τ ῆ ϲ ἑ ῴ 10 α ϲ τότε πραγμάτων πρὸϲ τοὺϲ Πέρϲαϲ ἀγωνιζόμενοϲ, τὸ τ ῆ ϲ ἀ ν α τ ο λ ῆ ϲ ἀϲπάζεται μέροϲ· καὶ τό τε Βυζάντιον μετονομαϲθὲν εἰϲ Κωνϲταντινούπολιν καὶ νέαν Ῥώμην ποιεῖται βαϲίλειον καὶ τ ὰ ἀ π ὸ τ ο ῦ Ἰ λ λ υ ρ ι κ ο ῦ μέχρι τῆϲ Προποντίδοϲ, ὁπόϲα ὑπήκοα Ῥωμαίοιϲ, τήν τε Ϲ υ ρ ί α ν κ α ὶ Π α λ α ι ϲ τ ί ν η ν καὶ Μεϲοπο15 ταμίαν καὶ Αἴγυπτ ον καὶ τ ὰ ϲ ν ή ϲ ο υ ϲ ἁπάϲαϲ τῇ αὐτοῦ βα2 sq. αὐτοῦ – Κώνϲταντοϲ om. C 2 sq. om. A 5 βρετανικαὶ C R (teste Bidez) S 6 καὶ – Ὠ κ ε α ν ο ῦ suspectum : an, καὶ deleto, ἕωϲ τοῦ ἑϲπερίου Ὠκεανοῦ post Ἄλπεων (v. 5) transponend.? 8 ἡ AS : om. BCMPRTUV 9 τῶν1 vel τῶν2 om. C (teste Winkelmann) 11 ἀ ν α τ ο λ ῆ ϲ : ἑῴαϲ R τε om. AMV 12 τ ὰ om. R

Aus dem dritten Buch

3,1 Photios, Philostorgios-Epitome 3,1 (nach 2,18) Constantinus, so sagte er (d. h. Philostorgios), welcher der älteste der Söhne des Konstantin war, plante einen Anschlag auf seinen Bruder Constans. Als es zur Schlacht mit dessen Generälen kam, wurde er vernichtet, und der Anteil der ihm unterstehenden Herrschaft wurde mit demjenigen des Constans vereinigt. (folgt 3,2)

3,1a Martyrium des Artemius 8-10 (1) Kaum war der große Konstantin gestorben, wurde das römische Reich in drei Herrschaftsbereiche aufgeteilt, die sich seine Söhne Constantinus, Constantius und Constans untereinander t e i l t e n . D e m ä l t e s t e n S o h n , C o n s t a n t i n u s , fielen d a s o b e r e G a l l i en und die Gegenden jenseits der Alpen als Erbt e i l zu s o w i e d i e b r i t a n n i s c h e n I n s e l n und d a s G e b i e t b i s z u m w e s t l i c h e n O k e a n o s , während a n C o n s t a n s a l s d e n J ü n g s t e n d a s u n t e r e G a l l i e n bzw. I t a l i e n u n d R o m s e l b s t gingen. (2) Constantius, der zweite der Söhne Konstantins, der damals für die Angelegenheiten d e s O s t e n s zuständig war und gegen die Perser kämpfte, übernahm gern den Orient als Anteil. Byzanz, das in Konstantinopel und Neues Rom umbenannt worden war, machte er zu seiner Kaiserresidenz; und d i e ganzen G e b i e t e v o n I l l y r i k u m bis zur Propontis, die den Römern gehörten, sowie S y r i e n , P a l ä s t i n a , Mesopotamien, Ä g y p t e n und alle I n s e l n machte er seiner Kaiserherrschaft und Verwaltung

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(E 7) Philostorgius

ϲιλείᾳ καὶ πολιτείᾳ ὑποτελῆ καθίϲτηϲιν. ... (3) (9,12:) ὡϲ οὖν εἴρηται, τῶν βαϲιλέων τριῶν τυγχανόντων καὶ τῆϲ αὐτοῦ μοίραϲ ἑκάϲτου αὐτῶν βαϲιλεύοντοϲ ὁ πρῶτοϲ αὐτῶν Κωνϲταντῖνοϲ τῆϲ οἰκείαϲ μερίδοϲ ἀπαναϲτὰϲ καὶ πρὸϲ τὴν τοῦ ἐϲχάτου ἀδελφοῦ κληροδοϲίαν ἐπελθὼν ἐκείνου πρὸϲ τὴν Ῥώμην ἀποδημήϲαντοϲ ἐπεχείρει τι τῶν ἀδίκων κατὰ τοῦ ἀδελφοῦ διαπράξαϲθαι καὶ αὐτὸν μὴ παρόντα διέβαλλεν ὡϲ οὐ καλῶϲ τῶν πραγμάτων διανεμηθέντων καὶ ὅτι πλεῖϲτον μέροϲ τῆϲ αὐτῷ προϲηκούϲηϲ ἀρχῆϲ ἐϲφετερίϲατο. (4) οἱ δὲ τῆϲ χώραϲ ϲτρατηγοί τε καὶ φύλακεϲ, οὓϲ ὁ Κώνϲταϲ ἐχειροτόνηϲεν, οὐκ ἔφαϲαν χωρὶϲ τῆϲ ἐκείνου γνώμηϲ τε καὶ βουλῆϲ δύναϲθαί τι μικρὸν ἢ μέγα μετακινεῖν· ἀνόϲιον γάρ. (5) ὁ δὲ πρὸϲ πόλεμον ἀποδύεται καὶ ὅπλα κινεῖ κατὰ τοῦ μηδὲν ἀδικήϲαντοϲ. πίπτει τοίνυν ὁ Κωνϲταντῖνοϲ ἐν τῷ πολέμῳ μαχόμενοϲ καὶ τῆϲ μερίδοϲ τῶν ἀλλοτρίων ἐπιθυμῶν καὶ ἅπερ ἐδόκει βεβαίωϲ κρατεῖν προϲαπώλεϲεν. (6) ὁ τοίνυν τούτου λαὸϲ ἀποκλίνει πρὸϲ Κώνϲταντα καὶ γίνεται πᾶϲα ἡ τῆϲ ἑϲπέραϲ ἀρχὴ ὑπ᾽ ἐκείνῳ μηδὲν περὶ ταύτηϲ ϲπουδάϲαντι τοῦ θεοῦ ταῦτα δικάϲαντοϲ τοῦ εἰπόντοϲ· „μὴ κίνει ὅρια πατέρων ϲου μήτε τοῦ πληϲίον καθάπτου τῆϲ αὔλακοϲ“ (cf. Dt. 19,14; Sir. 7,3). ὁ γὰρ κατὰ τοῦ πληϲίον πονηρευόμενοϲ αὐτὸϲ ἑαυτῷ ϲυνειϲάγει τὸν ὄλεθρον τὴν τοῦ θεοῦ δίκην ἐφ᾽ ἑαυτὸν ἐπιϲπώμενοϲ. (7) βαϲιλεύει τοίνυν ὁ Κώνϲταϲ ἐφ᾽ ὅληϲ τῆϲ ἑϲπερίου ἀρχῆϲ τὰϲ δύο κληροδοϲίαϲ εἰϲ ἓν ϲυνάψαϲ καὶ μίαν ἀρχὴν ἀμφότερα τὰ μέρη ϲτηϲάμενοϲ. (sequitur 3,22/26a) 17 μύραϲ BCRT 20 ἐπελθὼν A (coniecerat Bidez) : ἐπανελθὼν rell. 22 διέβαλεν BC 24 τε om. S 25 οὐκ om. A 26 μὴ δύναϲθαί A 27 κατ᾽ αὐτοῦ S 29 ante τῆϲ add. s. l. ὁ C 32 θεοῦ δὲ V 33 μήτε : μηδὲ R 35 ϲυνειϲάγει MPSTV : ϲυνάγει ABCRU 38 ϲυϲτηϲάμενοϲ T

3,1b Theophyl. Bulg. pass. XV mart. 5 (PG 1262,160 BC) coll. p. 29,20-24 Bidez, Philostorgius τῶν ... υἱῶν αὐτοῦ (sc. Κωνϲταντίνου) Κ ω ν ϲ τ α ν τ ί ν ῳ μὲν τ ῷ π ρ ώ τ ῳ α ἵ τε Γ α λ λ ί α ι καὶ τὰ πρὸϲ τῷ πέρατι τ ο ῦ ἑ ϲ π ε ρ ί ο υ Ὠ κ ε α ν ο ῦ α ἵ τ ε Β ρ ε τ α ν ι κ α ὶ ν ῆ ϲ ο ι εἰϲ κ λ ῆ ρ ο ν ἀπενεμήθηϲαν, Κ ώ ν ϲ τ α ν 5 τε Ἰ τ α λ ί α ι κ α ὶ α ὐ τ ὴ ἡ Ῥ ώ μ η ἄχρι καὶ τ ο ῦ Ἰ λ λ υ ρ ι -

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untertan. ... (3) (Mart. Artem. 9:) Wie also gesagt, gab es drei Kaiser, von denen jeder über seinen Teil herrschte. Der älteste von ihnen nun, Constantinus, verließ seinen Reichsteil, zog zum Anteil des jüngsten Bruders, als dieser nach Rom abgereist war, und ging daran, Unrechtes gegen den Bruder zu verüben; und zwar erhob er in dessen Abwesenheit gegen ihn den böswilligen Vorwurf, dass die Machtverhältnisse nicht gut verteilt worden seien und dass jener sich einen sehr großen Teil des ihm selbst zustehenden Herrschaftsgebietes angeeignet habe. (4) Aber die Generäle und Wächter des Landes, welche Constans eingesetzt hatte, sagten, dass sie nicht ohne dessen Entschluss und Willen irgendetwas, sei es klein oder groß, ändern könnten; das sei nämlich frevelhaft. (5) Daraufhin machte sich jener für den Krieg bereit und erhob die Waffen gegen den, der kein Unrecht begangen hatte. Beim Kampf in der Schlacht fiel Constantinus, und in seinem Begehren nach dem fremden Anteil verlor er zusätzlich auch noch das, was er sicher zu beherrschen glaubte. (6) Dessen Untertanen kamen nun zu Constans, und die gesamte Herrschaft des Westens geriet unter seine Kontrolle, obwohl er überhaupt nicht danach gestrebt hatte, denn Gott hatte dieses Gerichtsurteil verhängt, der da spricht: „Bewege nicht die Grenzen deiner Väter noch rühre an die Ackerfurche deines Nächsten“ (vgl. Dt. 19,14; Sir. 7,3). Denn wer sich gegen den Nächsten vergeht, bereitet sich selbst das Verderben, weil er Gottes Urteil auf sich zieht. (7) Constans regierte nun über das ganze westliche Herrschaftsgebiet, da er die zwei Anteile vereint und aus den beiden Teilen ein einziges Herrschaftsgebiet gemacht hatte. (folgt 3,22/26a)

3,1b Theophylaktos von Achrida, Passion der 15 Märtyrer 5 Von seinen (d. h. Konstantins) Söhnen fielen d e m e r s t e n , C o n s t a n t i n u s , G a l l i e n und die Gebiete am Rande d e s westlichen Okeanos sowie die britannischen Ins e l n a l s E r b t e i l zu, d e m j ü n g s t e n , C o n s t a n s , I t a l i e n u n d R o m s e l b s t bis hin sogar

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(E 7) Philostorgius

κ ο ῦ , Κ ω ν ϲ τ α ν τ ί ῳ δὲ τῷ μέϲῳ ἥ τε ἑ ῴ α ἅπαϲα καὶ Λιβύη καὶ Α ἴ γ υ π τ ο ϲ . 6 ἑ ῴ α dub. Finetti : ἀηὼ (teste PG) vel αἰῶα (teste Bidez) cod.

3,1c Const. Porphyr. them. 2,9 p. 94,23-35 Pertusi (cod. C) οὕτω ... ἐ μ έ ρ ι ϲ ε ν ὁ μέγαϲ βαϲιλεὺϲ Κωνϲταντῖνοϲ τοῖϲ τριϲὶν υἱέϲιν αὑτοῦ, Κωνϲταντίνῳ καὶ Κώνϲταντι καὶ Κωνϲταντίῳ· τ ῷ μὲν π ρ ώ τ ῳ υἱῷ τ ὰ ϲ ἄ ν ω Γ α λ λ ί α ϲ κ α ὶ τ ὰ ἐ π έ κ ε ι ν α Ἄ λ π ε ω ν ἕ ω ϲ τ ο ῦ ἑ ϲ π ε ρ ί ο υ Ὠ κ ε α ν ο ῦ καὶ ἐϲ 5 αὐτὴν πόλιν τὴν Κάνταβριν, τ ῷ δ ὲ Κ ώ ν ϲ τ α ν τ ι τ ῷ ὑ ϲ τ ά τ ῳ υ ἱ ῷ τ ὴ ν Ῥ ώ μ η ν κ α ὶ τ ὰ ϲ κ ά τ ω Γ α λ λ ί α ϲ τήν τε νῆϲον Ϲαρδὼ καὶ αὐτὴν Ϲικελίαν καὶ τὴν ἀντίπερα Λιβύην Καρχηδόνα τε, {καὶ} τὴν τῶν Ἄφρων μητρόπολιν, καὶ ἕωϲ Κυρήνηϲ αὐτῆϲ, τῷ δὲ Κ ω ν ϲ τ α ν τ ί ῳ τ ὰ ἀ π ὸ τ ο ῦ Δυρραχίου καὶ 10 αὐτὸ τὸ Ἰ λ λ υ ρ ι κ ὸ ν τὴν Ἑλλάδα τε καὶ τ ὰ ϲ ἐπέκεινα ν ή ϲ ο υ ϲ , τάϲ τε Κυκλάδαϲ καὶ τὰϲ καλουμέναϲ Ϲποράδαϲ, καὶ ἕωϲ Ἑλληϲπόντου τήν τε καλουμένην μικρὰν Ἀϲίαν ἀμφοτέραϲ τε τὰϲ Ϲ υ ρ ί α ϲ κ α ὶ Π α λ α ι ϲ τ ί ν η ν καὶ τὴν Κιλικίαν καὶ αὐτὴν Α ἴ γ υ π τ ο ν · ἡ γὰρ Λιβύη τῷ τῆϲ Ῥώμηϲ ὑπέκειτο βαϲιλεύοντι. 15 καὶ οὕτωϲ ... ὁ παλαιόϲ τε καὶ {ὁ} πρῶτοϲ μεριϲμὸϲ τῆϲ βαϲιλείαϲ Ῥωμαίων. 2 Κωνϲταντίνῳ καὶ Κώνϲταντι καὶ Κωνϲταντίῳ Pertusi ducibus vetustioribus edd., qui Κ-τίνῳ κ. Κ-τίῳ κ. Κ-ϲταντι : κ-τῖνον κ. κ-ϲταντα κ. κ-τιον C 5 Κάνταβριν Morellus : κάνταυριν C 6 Γ α λ λ ί α ϲ vetustiores edd. : γαλίαϲ C 8 καὶ1 del. vetustiores edd. 10 Ἰ λ λ υ ρ ι κ ὸ ν vetustiores edd. : ἰλυρ- C 12 Ἑλληϲπόντου vetustiores edd. : ἑλεϲπ- C | τὰϲ dub. Bekker : καὶ C 13 Π α λ α ι ϲ τ ί ν η ν Bandurius : -ϲτίνηϲ C 15 ὁ2 del. Pertusi

3,2 Phot. Philost. 3,2 (post 3,1) (1) ὅτι Κωνϲτάντιον δι᾽ ἐπαίνων ἄγει (sc. Philostorgius) καὶ τὴν ἐκκληϲίαν φηϲὶν αὐτὸν δομήϲαϲθαι τ οὖϲαν καὶ καλουμένην μ ε γ ά λ η ν . καὶ δὴ καὶ Ἀ ν δ ρ έ α ν τ ὸ ν ἀ π ό ϲ τ ο λ ο ν ἐ κ τ ῆ ϲ Ἀ χ α ί α ϲ μετακομίϲαι ἐπὶ τὸν ναόν, ὃν 2 ⟨ἀνοικο〉δομήϲαϲθαι Koetschau : an ⟨ἐξοικο〉δομήϲαϲθαι?

fragmenta libri III

mittleren, C o n s t a n t i u s , Ägypten.

der

ganze

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O r i e n t , Libyen und

3,1c Konstantinos Porphyrogennetos, Über die Themen 2,9 Folgendermaßen ... nahm der große Kaiser Konstantin unter seinen drei Söhnen Constantinus, Constans und Constantius d i e Ve r t e i l u n g vor: D e r e r s t e Sohn erhielt d a s o b e r e G a l l i e n u n d die Gebiete jenseits der Alpen bis zum westlichen O k e a n o s und bis zur Stadt Kantabris, d e r j ü n g s t e S o h n , C o n s t a n s , R o m , d a s u n t e r e G a l l i e n , die Insel Sardinien, Sizilien, das gegenüberliegende Libyen und Karthago, {und} die Metropolis der Afrer, und die Region bis nach Kyrene hin. C o n s t a n t i u s bekam d a s G e b i e t v o n Dyrrachion an und I l l y r i k u m , Hellas und d i e jenseits liegenden I n s e l n , die Kykladen und die sogenannten Sporaden, und bis zum Hellespont hin sowie das sogenannte Kleinasien, beide s y r i s c h e n P r o v i n z e n , P a l ä s t i n a , Kilikien und Ä g y p t e n ; Libyen war nämlich dem Herrscher Roms untergeordnet. So war die alte und erste Aufteilung des römischen Herrschaftsgebietes.

3,2 Photios, Philostorgios-Epitome 3,2 (nach 3,1) (1) Er (d. h. Philostorgios) überhäuft den Constantius mit Lob und s auch die G r o ß e genannt wird. Außerdem ließ er d e n A p o s t e l A n d r e a s a u s A c h a i a hinüberbringen in die Kirche, die dieser

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(E 7) Philostorgius

οὗτοϲ ἐ ξ ῳ κ ο δ ο μ ή ϲ α τ ο τὸ κοινὸν τῶν ἀποϲτόλων ἐπιφερόμενον ὄνομα. οὗ πληϲίον καὶ τ ὸ ν π α τ ρ ῷ ο ν τ ά φ ο ν ἱδρύϲαϲθαι. (2) ν α ὶ δ ὴ κ α ὶ Λ ο υ κ ᾶ ν τ ὸ ν ε ὐ α γ γ ε λ ι ϲ τ ὴ ν ἐ κ τ ῆ ϲ α ὐ τ ῆ ϲ Ἀ χ α ί α ϲ εἰϲ τὸ αὐτὸ μ ε τ ε ν ε γ κ ε ῖ ν τέμενοϲ· ἀλλὰ κ α ὶ Τ ι μ ό θ ε ο ν τὸν ἀπόϲτολον ὡϲαύτωϲ ἐ ξ Ἐ φ έ ϲ ο υ 10 τ ῆ ϲ Ἰ ω ν ί α ϲ εἰϲ τὸν αὐτὸν ἀνακομίϲαι περιώνυμον καὶ ϲεβάϲμιον οἶκον. (sequitur 3,3) 5

5 οὗτοϲ mirum : an αὐτὸϲ? | ἐ ξ ῳ κ ο δ ο μ ή ϲ α τ ο Reading : ἐξοικο- B

3,2a Mart. Artem. 17,3-18 (codd. ABCMPRTUV) (1) ὁ ... τὴν ἱϲτορίαν γράφων (sc. Philostorgius) τοιαῦτα περὶ Κωνϲταντίου καὶ τοῦ μάρτυροϲ (sc. Ἀρτεμίου) φάϲκει. λέγεται γὰρ δὴ περὶ Κωνϲταντίου, ὅτι οὐ μόνον τὰ πρὸϲ θεὸν ϲπουδαῖόϲ τε καὶ ἐράϲμιοϲ ὑπῆρχεν, εἰ καὶ πρὸϲ τὴν Ἀρειανικὴν ἀπέκλινεν αἵρεϲιν 5 ὑπὸ τοῦ δυϲϲεβοῦϲ τε καὶ ἀθεωτάτου Εὐϲεβίου τοῦ τῆϲ Νικομηδείαϲ ἐπιϲκόπου ϲυνελαθείϲ. (2) ἐπεὶ τά γε ἄλλα μέτριοϲ καὶ εὐϲχημοϲύνηϲ ἐϲ τὰ μάλιϲτα ἐπιμελούμενοϲ καὶ ϲωφροϲύνηϲ ἄκρωϲ ἐπειλημμένοϲ περί τε τὴν δίαιταν καὶ τὸν ἄλλον τρόπον καὶ πλείϲτην γε τὴν εἰϲ τὰϲ ἐκκληϲίαϲ ἐποιεῖτο ϲπουδὴν μακρῷ τὸν ἑαυτοῦ πα10 τέρα ταῖϲ περὶ ταῦτα προθυμίαιϲ ὑπερβάλλεϲθαι φιλοτιμούμενοϲ. (3) καὶ τήν τε ἐκκληϲίαν ἐδείματο τὴν μεγίϲτην ἐν τῇ πόλει τοῦ πατρὸϲ πληϲίον τῆϲ γερουϲίαϲ κάτωθεν τοῦ ἔργου καὶ ἐκ κρηπίδων ἀρξάμενοϲ. καὶ τ ὸ ν τ ο ῦ π α τ ρ ὸ ϲ τ ά φ ο ν τιμῶν νεὼν ἐ ξ ῳ κ ο δ ο μ ή ϲ α τ ο μέγιϲτον ἐκεῖ θρηϲκευτήριον. (4) καὶ Ἀ ν δ ρ έ 15 α ν τ ὸ ν ἀ π ό ϲ τ ο λ ο ν ἐ κ τ ῆ ϲ Ἀ χ α ί α ϲ μ ε τ ε ν ε γ κ ώ ν , ὡϲ προέφην (Mart. Artem. 9,6-11), ἐκεῖ μετέθηκεν. κ α ὶ μ ὴ ν κ α ὶ Λ ο υ κ ᾶ ν τ ὸ ν ε ὐ α γ γ ε λ ι ϲ τ ὴ ν ἐ κ τ ῆ ϲ α ὐ τ ῆ ϲ μετέθηκεν Ἀ χ α ί α ϲ κ α ὶ Τ ι μ ό θ ε ο ν ἐ ξ Ἐ φ έ ϲ ο υ τ ῆ ϲ Ἰ ω ν ί α ϲ . (sequitur 7,2a) 1 ἀναγράφων T | περὶ τοῦ T 2 κωνϲταντίου ⟦ὅτι οὐ μόνον⟧ R (teste Bidez) γὰρ om. R 3 οὐ μόνον om. A 4 post εἰ add. γὰρ A 5 εὐϲεβείου TV 6 ϲυνελαϲθείϲ R | ἐπεὶ : ἀλλὰ A 7 ἐπιμελούμενοϲ BCMPTUV : ἐπιμελόμενοϲ A (teste Winkelmann, ut vid.) : ἐπιλούμενοϲ R 7 sq. καὶ – 9 τὴν : τῆϲ T | μικρῶ T | αὐτοῦ A 10 -βάλε- M (sic, teste Kotter) 14 θρηϲκευτήριον : θυϲιαϲτήριον P 15 sq. ὡϲ προέφην loquitur auctor Mart. Artem. 16 – 18 κ α ὶ 1 – Ἀ χ α ί α ϲ om. T 17 μετετέθηκεν C

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(oder er selbst ?) unter dem gemeinsamen Namen der Apostel e r b a u t e . Neben ihr ließ er auch d a s G r a b d e s Va t e r s errichten. (2) Ja, er ließ auch den Evangelisten Lukas gleichf a l l s a u s A c h a i a in dasselbe Heiligtum ü b e r f ü h r e n . Ferner ließ er ebenso a u c h den Apostel T i m o t h e o s a u s E p h e s o s i n I o n i e n in das gleiche berühmte und verehrungswürdige Gebäude bringen. (folgt 3,3)

3,2a Martyrium des Artemius 17 (1) Der Geschichtsschreiber (d. h. Philostorgios) berichtet folgendes über Constantius und den Märtyrer (d. h. Artemius): Constantius soll nicht allein in den Gott betreffenden Angelegenheiten eifrig und liebevoll gewesen sein, wenn er auch zur arianischen Häresie hinneigte, weil er vom frevelhaften und überaus gottlosen Eusebios, dem Bischof von Nikomedeia, dahin gedrängt wurde. (2) Denn, was das übrige anging, war er maßvoll und bemühte sich in höchstem Maße um Wohlanständigkeit; in seiner Lebensführung und im sonstigen Verhalten war er völlig auf Besonnenheit bedacht; gegenüber den Kirchen legte er sogar größten Eifer an den Tag, weil er den Ehrgeiz hatte, seinen Vater in den diesbezüglichen Bemühungen weit zu übertreffen. (3) In der Stadt des Vaters errichtete er neben dem Senat die größte Kirche, indem er von unten, von den Fundamenten her mit der Arbeit begann. Um d a s G r a b d e s Va t e r s zu ehren, e r b a u t e er dort eine riesige Kirche als Gebetsstätte. (4) Zudem l i e ß e r , wie ich (d. h. der Verf. des Mart. Artem.) vorhin angekündigt habe (ebd. 9,6-11), d e n A p o s t e l A n d r e a s a u s A c h a i a ü b e r f ü h r e n und dort umbestatten. D e s w e i t e r e n ließ er g l e i c h f a l l s a u s A c h a i a d e n E v a n g e l i s t e n L u k a s u n d a u s E p h e s o s i n I o n i e n Ti m o t h e o s umbestatten. (folgt 7,2a)

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3,3 sq.

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Phot. Philost. 3,3 sq. (post 3,2) 3. ὅτι φηϲίν (sc. Philostorgius), ὡϲ ὁ Κωνϲτάντιοϲ γνοὺϲ Ἀθανάϲιον τὸν Ἀλεξανδρείαϲ θρόνον ἀναλαβεῖν ἐκεῖνον μὲν ἐλαύνει τῆϲ Ἀλεξανδρείαϲ, ἀντιχειροτονηθῆναι δὲ γνώμην ἀποφαίνει Γεώργιον τὸν ἐκ Καππαδοκίαϲ. ὁ δὲ Ἀθανάϲιοϲ δείϲαϲ καὶ τὰϲ ἀπειλὰϲ καὶ τὸν ἐξ ἐπιβουλῆϲ θάνατον πρὸϲ τὸν ἑϲπέριον ἀφικνεῖται πάλιν βαϲιλέα. 4. (1) ὅτι Κωνϲτάντιόν φηϲι (sc. Philostorgius) διαπρεϲβεύϲαϲθαι πρὸϲ τοὺϲ π ά λ α ι μ ὲ ν Ϲ α β α ί ο υ ϲ , ν ῦ ν δ ὲ Ὁ μ η ρ ί τ α ϲ κ α λ ο υ μ έ ν ο υ ϲ . ἔϲτι δὲ τὸ ἔθνοϲ τῶν ἐ κ Χ ε τ τ ο ύ ρ α ϲ τ ῷ Ἀ β ρ α ὰ μ γ ε ν ο μ έ ν ω ν (cf. Gen. 25,1- 4; 1. Chron. 1,32 sq.). τὴν δὲ χώραν μεγάλην τε Ἀραβίαν καλεῖϲθαι καὶ εὐδαίμονα πρὸϲ τῶν Ἑλλήνων. καθήκειν δὲ ἐπὶ τὸν ἐξωτάτω Ὠκεανόν. ἧϲ μητρόπολιϲ ἡ Ϲαβά, ἐξ ἧϲ καὶ ἡ βαϲιλὶϲ ὡϲ τὸν Ϲολομῶντα παραγεγόνει (cf. 3. Reg. 10,1-13). ἐ μ π ε ρ ί τ ο μ ο ν δὲ τὸ ἔθνοϲ κατὰ τὴν ὀγδόην περιτεμνόμενον ἡμέραν. καὶ θ ύ ο υ ϲ ι ν ἡ λ ί ῳ κ α ὶ ϲ ε λ ή ν ῃ κ α ὶ δ α ί μ ο ϲ ι ν ἐ π ι χ ω ρ ί ο ι ϲ . οὐκ ὀλίγον δὲ πλῆθοϲ καὶ Ἰουδαίων αὐτοῖϲ ἀναπέφυρται. (2) πρὸϲ τούτουϲ οὖν διαπρεϲβεύεται Κωνϲτάντιοϲ ἐπὶ τὴν ε ὐ ϲ έ β ε ι α ν ϲκοπὸν ποιούμενοϲ αὐτοὺϲ μεταθέϲθαι. δ ώ ρ ο ι ϲ τε οὖν μεγαλοπρεπέϲι καὶ πλήθει τὸν καθηγούμενον τ ο ῦ ἔ θ ν ο υ ϲ ο ἰ κ ε ι ώ ϲ α ϲ θ α ι διενοεῖτο κἀκεῖθεν αὐτῷ καὶ τὰ τῆϲ εὐϲεβείαϲ ϲπέρματα χώραν εὑρεῖν ἐναποθέϲθαι. ἀξιοῖ δὲ καὶ παραϲχεῖν ἐκκληϲίαν τοῖϲ ἐκεῖϲε τῶν Ῥωμαίων ἀφικνουμένοιϲ ἀνοικοδομήϲαϲθαι καὶ εἴ τι ἄλλο τῶν αὐτοχθόνων ἐπὶ τὴν εὐϲέβειαν ἀποκλίνοιεν. ἐδίδου δὲ φέρειν φιλοτίμωϲ τοὺϲ πρέϲβειϲ καὶ τῆϲ οἰκοδομῆϲ τὸ ἀνάλωμα. (3) ταύτηϲ τῆϲ πρεϲβείαϲ ἐν τοῖϲ πρώτοιϲ ἦν καὶ Θεόφιλοϲ ὁ Ἰνδόϲ, ὃϲ πάλαι μὲν Κωνϲταντίνου τοῦ πάλαι ⟨βαϲιλέωϲ〉 βαϲιλεύοντοϲ ἔτι τὴν ἡλικίαν νεώτατοϲ καθ᾽ ὁμηρίαν πρὸϲ τῶν Διβηνῶν καλουμένων εἰϲ Ῥωμαίουϲ ἐϲτάλη. Διβοῦϲ δ᾽ ἐϲτὶν αὐτοῖϲ ἡ νῆϲοϲ χώρα, τῶν Ἰνδῶν δὲ καὶ οὗτοι φέρουϲι τὸ ἐπώνυμον. τὸν μέντοι Θεόφιλον οὐκ ὀλίγον Ῥωμαίοιϲ ἐνδιατρίψαντα 3 Ἀλεξανδρείαϲ Gothofredus : ἀλεξανδρεία B (sic) 10 γ ε ν ο μ έ ν ω ν Reading : γεννωμένων B 13 ὡϲ παραγεγονέναι) et Valesio (πρὸϲ) : καὶ B 17 τούτοιϲ B : corr. Valesius 19 καὶ πλήθει B : καὶ πειθοῖ Valesius : ⟨καὶ κάλλει〉 καὶ πλήθει e. g. Kassel 20 αὐτῷ Koetschau : αὐτ(οῦ) B 27 βαϲιλέωϲ add. Stein 28 πρὸϲ τοὺϲ διβηνῶν καλουμένουϲ B : corr. Valesius duce Holstenio, qui παρὰ τῶν Δ. καλουμένων

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3,3 f. Photios, Philostorgios-Epitome 3,3 f. (nach 3,2) 3. Er (d. h. Philostorgios) sagt, dass Constantius, nachdem er erfahren hatte, dass Athanasios den Stuhl von Alexandreia wieder eingenommen habe, jenen aus Alexandreia verjagte und seine Ansicht deutlich machte, dass Georgios von Kappadokien an dessen Stelle eingesetzt werde. Athanasios, der sich vor den Drohungen und dem Tod durch einen Anschlag fürchtete, kehrte zum Kaiser des Westens zurück. 4. (1) Er (d. h. Philostorgios) sagt, dass Constantius eine Gesandtschaft zu denen schickte, die f r ü h e r S a b ä e r, j e t z t a b e r H o m e r i t e n g e n a n n t w e r d e n . Das ist das Volk der v o n K e t u r a h d e m A b r a h a m G e b o r e n e n (vgl. Gen. 25,1- 4; 1. Chron. 1,32 f.). Das Land wird von den Hellenen großes und glückliches Arabien genannt. Es erstreckt sich bis zum am äußersten Rande gelegenen Okeanos. Seine Metropole ist Saba, aus der auch die Königin zu Salomon gekommen ist (vgl. 3. [1.] Kön. 10,1-13). Das Volk ist b e s c h n i t t e n , wobei es am siebten Tag (sc. nach der Geburt) beschnitten wird. S i e o p f e r n d e r S o n n e , d e m M o n d u n d d e n e i n h e i m i s c h e n G ö t t e r n . Es ist auch eine nicht geringe Zahl an Juden mit ihnen vermischt. (2) Zu diesen schickte Constantius nun eine Gesandtschaft mit dem Ziel, sie zum w a h r e n G l a u b e n zu bewegen. Mit großzügigen G e s c h e n k e n also und durch deren Menge (oder Mit ⟨an Schönheit〉 und Menge großzügigen Geschenken also ?) beabsichtigte er den Fürsten d e s Vo l k e s f ü r s i c h e i n z u n e h m e n und, davon ausgehend, Gelegenheit zu finden, in ihm auch die Samenkörner des Glaubens einzupflanzen. Zudem wollte er die Erlaubnis erhalten, eine Kirche zu errichten für Römer, die dorthin kamen, und für Einheimische, die sich eventuell zum Glauben hinwendeten. Er gewährte, dass die Gesandten auch für den Bau großzügig Mittel mitnahmen. (3) Zu den bedeutendsten Personen dieser Gesandtschaft zählte Theophilos der Inder, welcher einst, als Konstantin, der frühere ⟨Kaiser〉, herrschte, noch sehr jung als Geisel von den sogenannten Dibenern zu den Römern geschickt worden war. Ihr Land ist die Insel Dibus, und auch sie heißen Inder. Theophilos nun verbrachte nicht wenig Zeit

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χρόνον τά τε ἤθη πρὸϲ ἀρετὴν εἰϲ τὸ ἀκρότατον ῥυθμίϲαι καὶ τὴν δόξαν πρὸϲ εὐϲέβειαν καὶ τ ὸ ν μ ο ν αύλιον ἀνελέϲθαι β ί ο ν καὶ δὴ καὶ εἰϲ βαθμὸν διακόνων παραγγεῖλαι Εὐϲεβίου τὰϲ ἱερουργοὺϲ αὐτῷ χεῖραϲ ἐπιθεμένου. ἀλλὰ ταῦτα μὲν πρότερον· τὴν δὲ πρεϲβείαν ὑπελθόντα καὶ ἐφόρου λαβεῖν παρὰ τῶν ὁμοδόξων ἀξίωμα. (4) ὁ μέντοι Κωνϲτάντιοϲ μεγαλοπρεπῶϲ καὶ εἰϲ τὸ μάλιϲτα κεχαριϲμένον τὴν πρεϲβείαν ϲτέλλων καὶ ἵππουϲ εἰϲ διακοϲίουϲ τῶν ἐκ Καππαδοκίαϲ εὐγενεϲτάτων ἱππαγωγοῖϲ πλοίοιϲ κομιζομένουϲ καὶ πολλὰϲ ἄλλαϲ δωρεὰϲ εἰϲ τὸ πολυτελέϲτατον ⟨ 〉 θαῦμα παραϲχεῖν καὶ θελκτηρίουϲ ϲυνεξέπεμψεν. (5) καταλαβὼν δὲ τοὺϲ Ϲαβαίουϲ ὁ Θεόφιλοϲ πείθειν ἐπεχείρει τὸν ἐθνάρχην Χριϲτόν τε ϲέβειν εἰδέναι καὶ τῆϲ Ἑλληνικῆϲ πλάνηϲ ἀποϲτῆναι. ἡ δὲ τῶν Ἰουδαίων οἰκεία ἐπίνοια ⟨ 〉, τοῦ δὲ Θεοφίλου παραδόξοιϲ ἔργοιϲ καὶ ἅπαξ καὶ δὶϲ τὴν εἰϲ Χριϲτὸν πίϲτιν ἄμαχον ἐπιδειξαμένου εἰϲ ϲιγὴν μὲν βαθεῖαν καὶ ἆκον τὸ ἀντιπνέον κατέδυ, τὰ δὲ τῆϲ πρεϲβείαϲ τὸ πέραϲ ἐδέχετο καθαρότητι γνώμηϲ τοῦ τὴν ἀρχὴν ἔχοντοϲ τοῦ ἔθνουϲ, πρὸϲ τὴν εὐϲέβειαν ἀποκλίναντοϲ καὶ τρεῖϲ, οὐ μίαν, ἐκκληϲίαϲ ἀνὰ τὴν χώραν ἀναϲτήϲαντοϲ, οὐκ ἐξ ὧν οἱ πρέϲβειϲ ἔφερον βαϲιλικῶν ἀναλωμάτων, ἀλλ᾽ ἐξ ὧν αὐτὸϲ ἐκεῖνοϲ προθύμωϲ οἴκοθεν ἐχορήγει. καὶ τῷ θαύματι τῶν Θεοφίλου ἔργων ἐνάμιλλον παρέχειν ἐφιλοτιμεῖτο τὸ πρόθυμον. (6) τῶν δὲ ἐκκληϲιῶν μίαν μὲν ἐν αὐτῇ τῇ μητροπόλει τοῦ παντὸϲ ἔθνουϲ Τάφαρον ὀνομαζομένῃ καθιδρύϲατο, ἑτέραν δὲ ἐν ᾧ τὸ Ῥωμαϊκὸν ἐμπόριον ἐτύγχανεν πρὸϲ τὸν ἔξω Ὠκεανὸν τετραμμένον (καλοῦϲι δὲ τὸ χωρίον Ἀδάνην, ἔνθα καὶ τοὺϲ ἐκ Ῥωμαίων ἀφικνουμένουϲ ἔθοϲ ἦν καθορμίζεϲθαι), τὴν δὲ τρίτην ἐπὶ θάτερον τῆϲ χώραϲ μέροϲ, ἐν ᾧ Περϲικὸν ἐμπόριον γνωρίζεται ἐπὶ τῷ ϲτόματι τῆϲ ἐκεῖϲε Περϲικῆϲ κείμενον θαλάϲϲηϲ. (sequitur 3,5) 34 αὐτῷ Gothofredus : αὐτ(ῶν) B 39 post πολυτελέϲτατον lacunam statuit Stein; possis e. g. ⟨ἐξηϲκημέναϲ〉 vel (Kassel) ⟨ἐξηϲκημέναϲ ὡϲ〉 43 post ἐπίνοια lacunam statuit Bidez de ⟨ἐπειρᾶτο ἀντιϲτῆναι〉 cogitans; an potius ⟨ἀνθίϲτατο〉? 54 πρὸϲ τὸν ἔξω Stein, duce Valesio : ἔξω πρὸϲ τὸν B | τετραμένον B : corr. Niceph. h. e. 9,18 (PG 146,296 B)

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bei den Römern; dabei gestaltete er aufs höchste seine Gesittung zur Tugend und seinen Glauben zur wahren Frömmigkeit hin, er wählte d e n Z ö l i b a t , und er trat in den Diakonenstand ein, wobei Eusebios ihm seine segenspendenden Hände auflegte. Doch dies war vorher gewesen; als er die Gesandtschaft übernahm, empfing er von seinen Glaubensgenossen auch die Bischofswürde. (4) Constantius nun stattete die Gesandtschaft großartig und äußerst geschmackvoll aus; außerdem schickte er mit ihr an die zweihundert edelster Pferde aus Kappadokien, die auf Pferdetransportschiffen gebracht wurden, und viele andere Geschenke, die kostbarst ⟨gestaltet waren ?〉, um Staunen zu erregen, und die bezaubernd waren. (5) Als Theophilos die Sabäer erreicht hatte, versuchte er ihren Fürsten davon zu überzeugen, den Glauben an Christus anzunehmen und von der heidnischen Irrung abzufallen. Das den Juden eigene Sinnen ⟨trat dem entgegen ?〉; als aber Theophilos ein ums andere Mal durch übernatürliche Werke den Glauben an Christus als unbesiegbar erwies, tauchte das Widerstreben, wenn auch unwillig, in tiefes Schweigen ab, wohingegen das Gesandtschaftsunternehmen sein Ziel aufgrund der Reinheit des Herzens dessen erreichte, der die Herrschaft über das Volk innehatte, denn er wandte sich der wahren Frömmigkeit zu und errichtete drei, nicht nur eine Kirche in seinem Land, und das nicht etwa aus den kaiserlichen Mitteln, die die Gesandten mit sich führten, sondern aus den eigenen, die er selbst bereitwillig zur Verfügung stellte. Er hatte den Ehrgeiz zu zeigen, dass sein Eifer mit den staunenswerten Taten des Theophilos konkurrieren konnte. (6) Von den Kirchen errichtete er eine direkt in der Hauptstadt des Gesamtvolks, die den Namen Tapharon hatte, eine andere dort, wo in Richtung des äußeren Okeanos gelegen der römische Handelsplatz war (man nennt den Ort Adane, wo auch die von den Römern her Kommenden gewöhnlich ankerten), die dritte aber zur anderen Seite des Landes hin, wo, wie bekannt, der persische Handelsplatz an der Mündung des dortigen Persischen Meers liegt. (folgt 3,5)

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3,4a

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Sym. Metaphr. mart. Areth. 1 et 2 p. 32,25-34,35 Bidez, Philostorgius coll. PG 115,1249 A et 1252 A-C (codd. ABCD) (1) ἐκράτει ... τῆϲ εὐδαίμονοϲ Ἀραβίαϲ, τῆϲ π ά λ α ι μ ὲ ν Ϲ α β ᾶ , ν υ ν ὶ δ ὲ Ὁ μ η ρ ί τ ι δ ο ϲ κ α λ ο υ μ έ ν η ϲ , Δουναάν τιϲ Ἑβραῖοϲ, ... ὃϲ καὶ τοὺϲ ὑπὸ χεῖρα πάνταϲ ἐ μ π ε ρ ι τ ό μ ο υ ϲ εἶχεν, οὓϲ μὲν ἰουδαΐζονταϲ, οὓϲ δὲ καὶ ἀκριβῶϲ ἑλληνίζονταϲ, θ ύ ο ν τ α ϲ ἡ λ ί ῳ κ α ὶ ϲ ε λ ή ν ῃ κ α ὶ δ α ί μ ο ϲ ι ν , οὓϲ ἄρα καὶ κατὰ τὸν ἐ π ι χ ώ ρ ι ο ν τρόπον ἀγάλμαϲι καὶ ϲτήλαιϲ ἐτίμων. ... (2) (2 [1252 A]:) πόλιϲ γέ τιϲ πολυάνθρωποϲ ὑπὸ τὸν Ὁμηρίτην κειμένη καλουμένη Νεγρὰν ϲυχνὸν ἤδη χρόνον εἰϲ ἐπίγνωϲιν ἐλθοῦϲα τῆϲ ἀληθείαϲ καὶ τὴν εὐϲέβειαν ἐπανελομένη, ἐξ ὅτου Κωνϲτάντιοϲ ὁ τοῦ μεγάλου Κωνϲταντίνου υἱὸϲ πρὸϲ Ϲ α β α ί ο υ ϲ , τ ο ὺ ϲ ν ῦ ν Ὁ μ η ρ ί τ α ϲ , τοὺϲ ἐ κ τ ῆ ϲ Χ ε τ τ ο ύ ρ α ϲ τ ῷ Ἀ β ρ α ὰ μ γ ε ν ο μ έ ν ο υ ϲ (cf. Gen. 25,1- 4; 1. Par. 1,32 sq.), πρεϲβείαν ἐϲτείλατο καὶ δ ώ ρ ο ι ϲ ο ἰ κ ε ι ω ϲ ά μ ε ν ο ϲ τὸν τ ο ῦ ἔ θ ν ο υ ϲ βαϲιλέα ἐκκληϲίαϲ τε ἐδείματο καί τινα Θεόφιλον, ἄνδρα πρὸϲ τ ὸ ν μ ο ν αδικὸν ἀποκλίναντα β ί ο ν καὶ μέγαν ἐν ἠθικαῖϲ τε καὶ πρακτικαῖϲ ἀρεταῖϲ καὶ ὑπὲρ τοὺϲ τότε πάνταϲ γενόμενον, εἰϲ προϲταϲίαν τῶν τῇ ε ὐ ϲ ε β ε ί ᾳ ϲυντιθεμένων ἐξέπεμπεν. (3) ὅτε καὶ τῶν Ἰουδαίων ἀνθιϲταμένων καὶ ἀναπειθόντων τὸν βάρβαρον μὴ προχείρωϲ οὕτω ξένον εἰϲ τὴν πολιτείαν εἰϲδέξαϲθαι μηδὲ περὶ τὰ θεῖα νεωτερίζειν, εἰ μή τι πρότερον ϲημεῖον ὁ Θεόφιλοϲ ἐπιδείξαιτο, οἷα δὴ πολλὰ τούτοιϲ ὡϲ ἀπίϲτοιϲ ἀπαιτεῖν ἔθοϲ (cf. 1. Cor. 1,22), καὶ τότε παραχωρῆϲαι αὐτῷ τῆϲ εἰϲ τὴν πόλιν εἰϲόδου, ἐκεῖνον ταῖϲ θείαιϲ ἐπαγγελίαιϲ θαρρήϲαντα, ὅτι „ϲημεῖα τοῖϲ πιϲτεύϲαϲι παρακολουθήϲει“ (Mc. 16,17), ἐπινεῦϲαί τε ἀνεπιδοιάϲτωϲ καὶ πολλὴν τῶν ἀπαιτουμένων θαυμάτων ἐπιδείξαϲθαι τὴν ἐνέργειαν. 2 ὁμηρείτιδοϲ C 3 ἐκπεριτόμουϲ D 7 τὴν ὁμηρίτιν B 8 ναγρὰν D 9 τῆϲ εὐϲεβείαϲ καὶ τὴν ἀλήθειαν B 11 χετούραϲ D 13 ἐπεϲτείλατο B 17 ἐξέπεμψεν dub. Bidez 19 εἰϲδέχεϲθαι C

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3,4a Symeon Metaphrastes, Martyrium des Arethas 1 u. 2 (1) Über das glückliche Arabien, das f r ü h e r S a b a , j e t z t a b e r H o m e r i t i s g e n a n n t w i r d , herrschte ein gewisser Dunaan, ein Hebräer, ... dessen Untertanen alle b e s c h n i t t e n waren, sowohl diejenigen, die jüdisch, als auch diejenigen, die vollständig heidnisch lebten. Sie o p f e r t e n d e r S o n n e , d e m M o n d u n d d e n G ö t t e r n , welche sie zudem nach dem e i n h e i m i s c h e n Brauch in Bildern oder Statuen verehrten. ... (2) Es gibt eine bevölkerungsreiche Stadt, die dem Homeriten untertan war, namens Negran, die schon vor geraumer Zeit zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt war und die wahre Frömmigkeit angenommen hatte, seitdem nämlich Constantius, der Sohn Konstantins des Großen, eine Gesandtschaft zu den S a b ä e r n , d e n j e t z i g e n H o m e r i t e n , den v o n K e t u r a h d e m A b r a h a m G e b o r e n e n (vgl. Gen. 25,1- 4; 1. Chron. 1,32 f.), geschickt hatte. Nachdem er durch G e s c h e n k e den König d e s Vo l k e s f ü r s i c h g e w o n n e n h a t t e , errichtete er Kirchen und schickte einen gewissen Theophilos aus, einen Mann, der sich d e m Z ö l i b a t zugewandt hatte, der bedeutend in seinen sittlichen und praktischen Tugenden war und alle Zeitgenossen übertraf; er sollte denjenigen, die sich dem w a h r e n G l a u b e n anschlossen, vorstehen. (3) Damals haben die Juden auch Widerstand geleistet und den Barbaren beredet, einen Fremden nicht so leicht in die Stadt aufzunehmen oder auf dem Feld des Göttlichen Neuerungen zu wagen, bevor Theophilos nicht zunächst ein Zeichen vollbracht habe (wie sie als Ungläubige es ja häufig zu verlangen pflegen [vgl. 1. Kor. 1,22]), und ihm erst dann den Eintritt in die Stadt einzuräumen; jener hat dem im Vertrauen auf die göttlichen Verheißungen, dass „die Zeichen die Gläubigen begleiten werden“ (Mk. 16,17), ohne Zögern zugestimmt und die Wirksamkeit der geforderten Wunderzeichen in hohem Maße unter Beweis gestellt.

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3,4b vide test. 3b,4.

3,4c Phot. hom. 16,8 p. 160,18-20 Laurd. Θεόφιλοϲ ἐκεῖνοϲ, ὃν οὐδὲν ἔλαττον ἡ τολμηρὰ τῶν αἱρετιζόντων γλῶϲϲα ἢ τοὺϲ ἀποϲτόλουϲ αἱ πράξειϲ δημιουργὸν θαυμάτων ἀνακηρύττουϲιν.

3,5 sq.

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Phot. Philost. 3,5 sq. (post 3,4) 5. (1) ὁ μέντοι Θεόφιλοϲ τὰ ἐν τοῖϲ Ὁμηρίταιϲ, ὡϲ ἕκαϲτα δυνατὸν ἦν καὶ ὁ καιρὸϲ ἐδίδου, διαθεὶϲ καὶ τὰϲ ἐκκληϲίαϲ ἱερωϲάμενοϲ καὶ κόϲμοιϲ, οἷϲ ἐνῆν δυνατόν, διακοϲμήϲαϲ ἐπὶ τὴν Διβοῦ νῆϲον, ἣν αὐτοῦ πατρίδα προεδίδαξεν ὁ λόγοϲ, ἀπέπλευϲεν. κἀκεῖθεν εἰϲ τὴν ἄλλην ἀφίκετο Ἰνδικὴν καὶ πολλὰ τῶν παρ᾽ αὐτοῖϲ οὐκ εὐαγῶϲ δρωμένων ἐπηνωρθώϲατο. (2) καὶ γὰρ καθεζόμενοι τῶν εὐαγγελικῶν ἀναγνωϲμάτων ἐποιοῦντο τὴν ἀκρόαϲιν καὶ ἄλλα τινά, ὧν μὴ θεῖοϲ θεϲμὸϲ ἐπεϲτάτει, διεπράττοντο. ἀλλὰ ταῦθ᾽ ἕκαϲτα πρὸϲ τὸ ϲεβάϲμιον αὐτοῖϲ καὶ θεοφιλὲϲ μεταρυθμίϲαϲ καὶ τὸ τῆϲ ἐκκληϲίαϲ δόγμα ἐκρατύνατο. οὐ γὰρ ἐδέοντο, φηϲὶν ὁ δυϲϲεβὴϲ οὗτοϲ (sc. Philostorgius), τῆϲ τὸ θεῖον ϲέβαϲ διορθούϲηϲ ὑφηγήϲεωϲ ἐξ ἀρχῆϲ ἀπαρατρώτωϲ τὸ ἑτεροούϲιον πρεϲβευόμενοι. 6. (1) ἐκ δὲ ταύτηϲ τῆϲ μεγάληϲ Ἀραβίαϲ εἰϲ τοὺϲ Αὐξουμίταϲ καλουμένουϲ ἀπαίρει Αἰθίοπαϲ, οἳ κατὰ τὰϲ πρώταϲ ὄχθαϲ κατῴκηνται τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ, ἣν ὁ ταύτῃ Ὠκεανὸϲ εἰϲκολπιζόμενοϲ ἐργάζεται πᾶϲαν. ἡ μέντοι Ἐρυθρὰ ἐπὶ πλεῖϲτον μηκυνομένη εἰϲ δύο τινὰϲ ἀπομερίζεται κόλπουϲ. (2) καὶ τὸ μὲν αὐτῆϲ ἐπ᾽ Αἰγύπτου χωρεῖ ⟨κατὰ〉 Κλύϲμα, καθ᾽ ὃ τελευτᾷ τὸ ἐπώνυμον φέρον· δι᾽ οὗ πάλαι καὶ τὸ Ἰϲραηλιτικὸν φεύγοντεϲ τοὺϲ Αἰγυπτίουϲ ἀβρόχῳ τὸ ῥεῖθρον διεπεραιώθηϲαν ποδί. τὸ δὲ ἕτερον μέροϲ ἐπὶ Παλαιϲτί3 Διβοῦ Valesius : δίβου B 8 ἐπεϲτάτει : ἐπιτάττει Gothofredus 12 ἀπαρατρώτωϲ Gothofredus : ἀπαρατρώτουϲ B 13 Ἀραβίαϲ mirum : an Ἰνδίαϲ? 16 μηκυνουμένη B : corr. Holstenius 18 κατὰ add. Koetschau

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3,4b Siehe test. 3b,4.

3,4c Photios, Homilie 16,8 Jener Theophilos, den die dreiste Redeweise der Häretiker ebenso als Wundertäter preist wie die Apostelgeschichte die Apostel.

3,5 f. Photios, Philostorgios-Epitome 3,5 f. (nach 3,4) 5. (1) Als nun Theophilos die einzelnen Angelegenheiten bei den Homeriten so, wie es möglich war und die Zeit es gestattete, geordnet hatte, außerdem die Kirchen geweiht und, soweit vorhanden, mit Schmuck ausgestattet hatte, fuhr er zur Insel Dibus, die, wie bereits dargelegt, seine Heimat war. Von dort gelangte er in das andere Indien und korrigierte vieles von dem, was bei ihnen nicht vorschriftsgemäß gemacht wurde. (2) Denn sie hörten im Sitzen den Lesungen der Evangelien zu und machten anderes, was das göttliche Gesetz nicht vorsah. Aber das gestaltete er ihnen alles einzeln um, damit es ehrfürchtig und gottgefällig war, und bekräftigte dabei auch die Lehre der Kirche. Sie benötigten nämlich, sagt dieser Gottlose (d. h. Philostorgios), keine Unterweisung, die die Verehrung des Göttlichen richtig stellte, da sie von Anfang an ohne Beeinträchtigung das „Wesensverschieden“ vertraten. 6. (1) Von diesem großen Arabien (oder Indien ?) brach er zu den Auxumiten genannten Äthiopiern auf, die an den erstgelegenen Küsten des Roten Meeres siedeln, welches in Gänze der dortige Teil des Okeanos durch eine Einbuchtung bildet. Das Rote Meer nun erstreckt sich über eine sehr lange Strecke und teilt sich dann in sozusagen zwei Buchten auf. (2) Der eine Teil geht in Richtung Ägypten ⟨bis nach〉 Klysma, wo er unter diesem Namen endet. Durch ihn floh einstmals das Israelitische Volk vor den Ägyptern, w

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(E 7) Philostorgius

νηϲ ἔρχεται κατὰ πόλιν Ἀειλὰ ἐκ παλαιοῦ καλουμένην. (3) ἀλλὰ γὰρ ⟨τὰ〉 ταύτηϲ τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ ἐν ἀριϲτερῷ τοῖϲ ἔξωθεν Αὐξουμῖται κατέχουϲιν ἀπὸ τῆϲ μητροπόλεωϲ οὕτω κληθέντεϲ· Αὔξουμιϲ γὰρ αὐτοῖϲ ἡ μητρόπολιϲ. πρότεροι δὲ τούτων τῶν 25 Αὐξουμιτῶν ἐπὶ τὸν ἐξωτάτω πρὸϲ ἀνατολὰϲ καθήκοντεϲ Ὠκεανὸν παροικοῦϲιν οἱ Ϲύροι ταύτην τὴν κλῆϲιν καὶ παρὰ τοῖϲ ἐκεῖϲε φέροντεϲ. (4) Ἀλέξανδροϲ γὰρ τούτουϲ ὁ Μακεδὼν ἐκ τῆϲ Ϲυρίαϲ ἀναϲτήϲαϲ ἐνταυθοῖ κατῴκιϲεν· οἳ καὶ νῦν ἔτι τῇ πατρῴῳ φωνῇ κέχρηνται. μέλανεϲ οὖν εἰϲι δεινῶϲ ἅπαντεϲ ὀξείαϲ αὐτῶν τῆϲ 30 ἀκτῖνοϲ τοῦ ἡλίου καθαπτομένηϲ. παρὰ τούτοιϲ ἥ τε ξυλοκαϲϲία μάλιϲτα γίνεται καὶ ἡ καϲϲία καὶ τὸ κάϲϲαμον καὶ τὸ κιννάμωμον καὶ δὴ καὶ ἐλεφάντων πλῆθοϲ. (5) πρὸϲ μὲν τούτουϲ ὁ Θεόφιλοϲ οὐκ ἀφίκετο· τοῖϲ Αὐξουμίταιϲ δὲ παραγεγονὼϲ καὶ τὰ ἐκεῖϲε καταϲτηϲάμενοϲ τῆϲ ἐπὶ Ῥωμαίουϲ ἀνακομιδῆϲ εἴχετο. πολλῆϲ δὲ 35 τῆϲ τ ι μ ῆ ϲ παρὰ τοῦ βαϲιλέωϲ μετὰ τὴν ἐπάνοδον ἀξιωθεὶϲ πόλιν μὲν ἰδίαν ἐφορᾶν οὐκ ἐκληρώϲατο, κ ο ι ν ὸ ν δ᾽ ὥϲπερ ἄγαλμα δι᾽ ἀ ρ ε τ ὴ ν τοῖϲ ὁμοδόξοιϲ ἐβλέπετο (cf. 3,6a,1). (sequitur 3,7) 22 τὰ add. Stein duce Bidez, qui τὰ pro γὰρ; de τὰ τῆϲ pro ταύτηϲ τῆϲ cogitavit Hammerstaedt 23 Αὐξουμῖται Migne : -μίται B 27 γὰρ τούτουϲ dub. Valesius duce Niceph. h. e. 9,18 (PG 146,296 D) : δὲ παρὰ τούτοιϲ B 29 αὐτῶν Stein : αὐτοῖϲ B 31 κιν`ν´άμωμον B

3,6a Suda θ 197 (codd. A2[GITVM]) (1) Θεόφιλοϲ· οὗτοϲ ἀπὸ Ἰνδῶν ἐπανελθὼν ἐν Ἀντιοχείᾳ διῆγεν ἐκκληϲίαν μὲν ἀφωριϲμένωϲ οὐδεμίαν ἔχων αὐτόϲ, κ ο ι ν ὸ ϲ δέ τιϲ ὢν καὶ πάϲαιϲ αὐτῷ μετ᾽ ἀδείαϲ ἐπιφοιτᾶν ὡϲ ἰδίαιϲ ἐξόν, βαϲιλέωϲ αὐτὸν ἐϲ τὰ μάλιϲτα διὰ τ ι μ ῆ ϲ τε πάϲηϲ καὶ αἰδοῦϲ ἄγοντοϲ 5 καὶ τῶν ἄλλων ἁπάντων, ὁπόϲοιϲ ἐπιϲταίη, μετὰ πάϲηϲ προθυμίαϲ αὐτὸν ὑποδεχομένων καὶ τὸ τῆϲ ἀ ρ ε τ ῆ ϲ αὐτοῦ μέγεθοϲ καταπληττομένων. (2) ἦν γὰρ ὁ ἀνὴρ κρείϲϲων ἢ ὡϲ ἄν τιϲ δηλώϲειε λόγῳ, ὡϲ ἄν τιϲ τῶν ἀποϲτόλων εἰκών. λέγεταί γέ τοί ποτε καὶ νεκρὸν ἀναϲτῆϲαι ἐν Ἀντιοχείᾳ Ἰουδαίαϲ τινόϲ. Θαλάϲϲιοϲ δὲ τοῦ10 τό φηϲι τῶν ἐπ᾽ οὐκ ὀλίγον τἀνδρὶ ϲυγγενομένων χρόνον καὶ ἥκιϲτα δὴ εἰϲ τὰ τοιαῦτα ψεύδεϲθαι ὕ

2 ἐκκληϲία V 3 sq. βαϲιλέωϲ τε V

10 ὀλίγων Acorr.

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Fußes durchquerten. Der andere Teil geht in Richtung Palästina zur Stadt Aeila, wie sie seit altersher heißt. (3) ⟨Das Gebiet〉 linkerhand dieses Roten Meeres aus Sicht der Außenstehenden kontrollieren die Auxumiten, die nach ihrer Hauptstadt so genannt werden. Auxumis ist nämlich ihre Hauptstadt. Noch vor diesen Auxumiten, nach Osten bis zum am äußersten Rande gelegenen Okeanos herabreichend, wohnen die Syrer, die diesen Namen auch bei der dortigen Bevölkerung tragen. (4) Alexander der Makedone hatte nämlich diese aus Syrien vertreiben und dort ansiedeln lassen; sie gebrauchen auch jetzt noch ihre angestammte Sprache. Sie alle sind außerordentlich schwarz, weil sie die stechenden Sonnenstrahlen treffen. Bei ihnen wächst vor allem Xylokassia, Kassia, Kassamon und Kinnamon, und es gibt eine Menge an Elephanten. (5) Zu diesen (sc. Syrern) gelangte Theophilos nicht; sondern nachdem er bei den Auxumiten eingetroffen war und die dortigen Angelegenheiten geregelt hatte, machte er sich an die Rückkehr zu den Römern. Nach seiner Rückkehr wurde er vom Kaiser großer E h r e gewürdigt, wobei ihm allerdings nicht die Leitung einer eigenen Bischofsstadt zuteil wurde; doch von seinen Glaubensgenossen wurde er wegen seiner T u g e n d wie ein ö f f e n t l i c h e s Denkmal betrachtet (vgl. 3,6a,1). (folgt 3,7)

3,6a Suda, Art. Theophilos (3) (1) Theophilos: Nach der Rückkehr von den Indern hielt sich dieser in Antiocheia auf. Zwar hatte er keine Kirche gesondert für sich, aber er war eine ö f f e n t l i c h e Person, und es war ihm möglich, ohne Einschränkung alle Kirchen aufzusuchen, als seien es seine eigenen, da der Kaiser ihm in höchstem Maße jede Art von E h r e und Achtung erwies und alle übrigen, zu denen er kam, voller Bereitwilligkeit ihn aufnahmen und von der Größe seiner T u g e n d überwältigt waren. (2) Der Mann war nämlich größer, als man mit Worten beschreiben könnte, gleichsam ein Abbild der Apostel. Jedenfalls soll er sogar einmal in Antiocheia den Leichnam einer Jüdin wiederbelebt haben. D dem Mann zusammen waren, und der diesbezüglich in geringstem Maße

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(E 7) Philostorgius

οὐκ ὀλίγουϲ τῶν κατὰ ⟨τὸν〉 αὐτὸν αὐτῷ γενομένων χρόνον τοὺϲ ἐπιμαρτυροῦνταϲ. 12 κατὰ ⟨τὸν〉 Valesius : κατ᾽ codd.

3,7-15

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Phot. Philost. 3,7-15 (post 3,6); ex Phot. Philost. 3,11,2 et 4 pendet Const. Porphyr. De nat. anim. 2,132 et 278 (Suppl. Arist. I 1 p. 71,2872,2 et 96,1- 6) (cod. Athous 3714 [Dionys. 180]) 7. (1) ὅτι ἐπὶ τῷ ϲτόματι τῆϲ Περϲικῆϲ θαλάϲϲηϲ, ἣν ὁ ταύτῃ Ὠκεανὸϲ εἰϲέχων ἀποτελεῖ μεγίϲτην τε οὖϲαν καὶ ἔθνη κύκλῳ πολλὰ περιβαλλομένην, ἄλλοι τε μέγιϲτοι ποταμοὶ καὶ ὁ Τίγρηϲ τοῖϲ ῥείθροιϲ ἐμβάλλει. ὃϲ πρὸϲ ἀπηλιώτην καὶ κάτωθεν τῆϲ Ὑρκανίαϲ θαλάϲϲηϲ ἐν Κορδυαίοιϲ μὲν τὰϲ ἐμφανεῖϲ ἀναδόϲειϲ λαμβάνει παρὰ τὴν Ϲυρίαν ἑλκόμενοϲ· ἐπειδὰν δὲ γένοιτο κατὰ τὴν Ϲουϲίδα γῆν, ἐνταῦθα τοῦ Εὐφράτου τὸ ῥεῖθρον αὐτῷ μιγνύντοϲ μέγαϲ ἤδη τοῖϲ χεύμαϲι χωρήϲαϲ πρόειϲι παφλάζων, ὅθεν αὐτόν φαϲιν καὶ τοῦ θηρίου τοῦ τίγρητοϲ λαβεῖν τὸ ἐπώνυμον. (2) πρὶν ἢ δ᾽ ἐπὶ θάλατταν καταβαίνει, ϲχίζεται εἰϲ δύο μεγάλουϲ ποταμούϲ. ἔπειτα δυϲὶ τοῖϲ ἐϲχάτοιϲ ϲτόμαϲιν ἀλλήλων διειργομένοιϲ εἰϲ τὴν Περϲικὴν θάλατταν ποιεῖται τὰϲ ἐκβολὰϲ γῆν ἐν μέϲῳ πλείϲτην περιτεμνόμενοϲ καὶ νῆϲον αὐτὴν ποιῶν ποταμίαν τε ἅμα καὶ θαλαττίαν, ἣν ἔθνοϲ ἐνοικεῖ τῶν Μεϲηνῶν ἐπικαλούμενον. 8. (1) ὁ δὲ Εὐφράτηϲ ποταμὸϲ ἐξ Ἀρμενίων κατὰ τὸ προφανὲϲ ἀνατέλλει, ἔνθα τὸ ὄροϲ ἐϲτὶν τὸ Ἀραρὰτ ἔτι καὶ πρὸϲ Ἀρμενίων οὕτω καλούμενον, ἐφ᾽ οὗ καὶ τὴν κιβωτὸν ἱδρυθῆναί φηϲιν ἡ γραφή (cf. Gen. 8,4). ἧϲ ἄχρι καὶ νῦν εἶναί φαϲιν οὐ μικρὰ λείψανα τῶν τε ξύλων καὶ τῶν ἥλων ἐκεῖϲε ϲωζόμενα. (2) ἐντεῦθεν καὶ ὁ Εὐφράτηϲ ὀλίγοϲ τὰ πρῶτα ῥυεὶϲ προβαίνων ἀεὶ γίνεται μείζων πλείϲτουϲ ἐμβάλλονταϲ αὐτῷ ποταμοὺϲ εἰϲ τὴν ἑαυτοῦ προϲηγορίαν ϲυνεφελκόμενοϲ. τὴν Ἀρμενίαν δὲ τήν τε μεγάλην καὶ τὴν μικρὰν διελθὼν ἔπειτα πρόειϲι τέμνων μὲν πρότερον τὴν Ϲυρίαν τὴν ἰδίωϲ Εὐφρατηϲίαν καλουμένην, ἔπειτα μέντοι καὶ τὴν ἄλλην. (3) καὶ ταύτην δὲ καὶ τὴν ἄλλην διαμειψάμενοϲ καὶ ἕλικα ϯδιαϲπῶν ὧν δίειϲι ποικι-

2 εἰϲέχων (έχ ex χ) B 7 αὐτῷ Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,297 B) : αὐτὸ B 12 sq. περιτεμνόμενοϲ Reading : -τεμόμενοϲ B 21 αὐτῷ Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,297 D) : αὐτῶν B 25 ⟨εἰϲ〉 ἕλικα Valesius | ϯδιαϲπῶν B : διὰ τόπων Valesius, fort. recte

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der Lüge verdächtig ist, zumal er nicht wenige von denen, die zur selben Zeit wie er lebten, als Zeugen hat.

3,7-15 Photios, Philostorgios-Epitome 3,7-15 (nach 3,6) 7. (1) An der Mündung des persischen Meeres, welches der dortige Teil des Okeanos durch sein Hineinragen bildet (es ist sehr groß und hat rings um sich herum viele Völker), mündet neben anderen sehr großen Strömen der Tigris mit seinen Fluten. Dieser hat nach Osten hin und südlich des Hyrkanischen Meeres (d. h. des Kaspischen Meeres) im Gebiet der Kordyaier seinen sichtbaren Ursprungsort und zieht sich dann an Syrien vorbei. Sobald er im Gebiet von Susa eintrifft, vermischt sich mit ihm die Strömung des Euphrat, so dass er durch die Fluten groß wird und brausend voranfließt; deshalb hat er angeblich auch den Namen des Raubtiers Tiger erhalten. (2) Bevor er ins Meer mündet, teilt er sich in zwei große Ströme auf. Dann fließt er durch die beiden voneinander entfernten Mündungsenden ins persische Meer, wobei er sehr viel Land in der Mitte abschneidet und dieses zu einer Fluss- bzw. Meerinsel macht, welche das sogenannte Volk der Mesenier bewohnt.

8. (1) Der Euphrat entspringt augenscheinlich in Armenien dort, wo der Berg Ararat ist, wie er von den Armeniern noch genannt wird, wo sich auch, wie die Schrift sagt, die Arche niederließ (vgl. Gen. 8,4). Von dieser soll es bis heute noch große Überreste an Holzteilen und Nägeln geben, die dort aufbewahrt werden. (2) Von da fließt der Euphrat zunächst mit wenig Wasser, wird aber dann im weiteren Verlauf immer größer, weil sehr viele Flüsse in ihn münden und damit seinen Namen annehmen. Er durchquert Groß- und Kleinarmenien, fließt dann weiter, wobei er zuerst das Syrien zerschneidet, das den gesonderten Namen Euphratesia trägt, danach auch das andere. (3) Nachdem er dieses und das andere durchquert hat, windet er sich in höchst mannigfaltiger

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(E 7) Philostorgius

λωτάτην κλαϲθείϲ, ὁπηνίκα τῇ Ἀραβίᾳ πελάϲει, ἐνταῦθα δὴ κυκλοτερῶϲ κατ᾽ ἀντικρὺ τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ παρενεχθεὶϲ καὶ χώραν οὐκ ὀλίγην ἐγκολπωϲάμενοϲ ἔπειτα πρὸϲ καικίαν ἄνεμον ἐπιϲτρέφει τὸ ῥεῖθρον, ὅϲπερ οὖν βορέου τε καὶ ἀπηλιώτου μέϲοϲ ἕϲτηκεν. (4) καὶ πρὸϲ τὸν Τίγρητα ποταμὸν ὁρμήϲαϲ οὐχ οἷόϲ τέ ἐϲτιν αὐτῷ ὅλωϲ ϲυμμῖξαι, ἀλλὰ μοίραιϲ τιϲὶν ἐν τῷ διὰ μέϲου παραναλούμενοϲ τῇ ὑπολειπομένῃ μεγίϲτῃ τε οὔϲῃ καὶ ναῦϲ ἀναϲχέϲθαι δυνατωτάτῃ τῷ Τίγρητι κατὰ Ϲούϲαϲ μάλιϲτα ϲυμπίπτει. καὶ δὴ τῆϲ ἑαυτοῦ προϲηγορίαϲ ἀποπαυϲάμενοϲ ϲὺν ἐκείνῳ πρὸϲ τὸν Περϲικὸν καταϲύρεται κόλπον. καὶ τὸ μεταξὺ τῶν δύο ποταμῶν τούτων, τοῦ τε Τίγρητοϲ καὶ τοῦ Εὐφράτου, Μεϲοποταμία τυγχάνει προϲαγορευόμενον. 9. (1) ὅτι ὁ Τίγρηϲ καὶ ὁ Εὐφράτηϲ κατὰ μὲν τὸ ἐμφανὲϲ ὅθεν ἀναδύονται, εἴρηνται. ἡ δὲ ἱερὰ ἡμῶν γραφὴ ἐκ τοῦ Παραδείϲου τούτουϲ λέγουϲα ὁρμᾶϲθαι τὸ ἀληθέϲτατον ἱϲτορεῖ (cf. Gen. 2,14). καὶ γὰρ ἐξ αὐτοῦ τὰϲ πρώταϲ ἀρχὰϲ τῶν ῥείθρων φέροντεϲ ἄχρι μέν τινοϲ προΐαϲιν ἴϲωϲ ὑπὲρ γῆν ῥέοντεϲ. (2) ἔπειτα δὲ τῆϲ μεγάληϲ ἐρήμου καὶ ἀμμωδεϲτάτηϲ αὐτοὺϲ ἐκδεξαμένηϲ πρὸϲ τὸ βάθοϲ ἐνταῦθα καταπινόμενοι οὐ πρότερον ἵϲτανται τῆϲ ἐπὶ τὰ κάτω φορᾶϲ, πρὶν ἐπ᾽ αὐτὸ δὴ τὸ ϲτεγανὸν καὶ πετρῶδεϲ τῆϲ αὐτόθι καταντήϲωϲι γῆϲ. ϲτάϲιν δ᾽ αὐτοῖϲ τῆϲ ἐπὶ τὰ κάτω προχωρήϲεωϲ τῆϲ αὐτόθι κρηπῖδοϲ παραϲχομένηϲ, ἐνταῦθα ἤδη τῶν ῥευμάτων αὐτοῖϲ ϲυναγειρομένων, ὑπὸ πλήθουϲ καὶ ἰϲχύοϲ τοῦ ἀεὶ ἐπιφερομένου τὸ πρόϲω χωροῦϲιν ἐπ᾽ εὐθὺ βιαζόμενοι. (3) ἀλλ᾽ οὗτοι μὲν οἱ ποταμοὶ κατωρύχιοι πορευόμενοι μοῖραν αὐτῶν οὐκ ὀλίγην τῆϲ ἐν μέϲῳ γῆϲ ὑπεξαιρουμένηϲ ἐλάττουϲ ἀπαντῶϲιν ἤδη καὶ ἀϲθενέϲτεροι ἐπὶ τοὺϲ τόπουϲ τῶν ἀναδόϲεων. (4) καὶ τό γε μυχίουϲ αὐτοὺϲ πλείϲτην ἐπιέναι γῆν οὐκ εἰκὸϲ ἀπιϲτεῖν. πολλὰ γάρ ἐϲτιν καὶ ἄλλα ῥεύματα πανταχοῦ καὶ τῶν ϲφόδρα μεγίϲτων τε καὶ ἰϲχυροτάτων ὑπὸ γῆν ἀφικνούμενα. δῆλον δέ· ἦχόϲ τε γὰρ ἀπ᾽ αὐτῶν ἀκούεται μέγαϲ ϲὺν ταράχῳ καὶ ῥοίζῳ πολλῷ φερομένων. (5) ἀλλὰ καί τινεϲ ὑπὲρ αὐτῶν φρέατα ὀρυϲϲόμενοι καὶ τῆϲ ἀπηντηκυίαϲ αὐτοῖϲ πλακὸϲ κάτωθεν ἐπ᾽ ὀλίγον τρώϲαντεϲ, ὑφ᾽ ἣν τὸ ῥεῖθρον ἤδη καχλάζον τὴν ἐπὶ τὸ ἄνω φορὰν βιαζόμενον, μόλιϲ γ᾽ ἀνελήφθηϲαν ὑπὸ τῶν ἐπὶ τοῦ χείλουϲ τῆϲ φρεωρυχίαϲ ἑϲτώτων ἀναρπαϲθέν26 πελάϲει B : πελάζει dub. Bidez 29 ὅϲπερ Niceph. ibid. : ὅπερ B | ἕϲτηκεν B (sic) 31 αὐτῷ Niceph. ibid. (300 A) : αὐτ(οῦ) B 42 γῆϲ M 47 κριπῆδοϲ B : corr. L 58 τρώϲαντεϲ B : τρήϲαντεϲ dub. Bidez | an ἣν ⟨ἦν〉 vel (Hammerstaedt) ⟨ᾗ〉 ἦν? Bidez cogitavit de ⟨ᾔει〉 ἤδη

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Windung durch die Gebiete (?), die er durchläuft. Sobald er sich Arabien nähert, wird er dort kreisförmig gegenüber dem Roten Meer vorbeigeführt und formt eine ziemlich große Landbucht. Dann wendet er den Lauf zum Nordostwind, der sich ja mitten zwischen dem Nordwind und dem Ostwind befindet. (4) Nachdem er zum Tigris geströmt ist, kann er sich nicht vollständig mit diesem mischen, denn er ist auf dem Zwischenstück um einige Anteile wasserärmer geworden, so dass er nur mit dem übrig gebliebenen Anteil, der sehr groß und vollkommen schiffbar ist, ungefähr bei Susa mit dem Tigris zusammenkommt. Nachdem er so seinen eigenen Namen aufgegeben hat, wälzt er sich zusammen mit jenem in den Persischen Meerbusen. Was zwischen diesen beiden Strömen, dem Tigris und dem Euphrat, liegt, heißt Mesopotamien. 9. (1) Wo Tigris und Euphrat augenscheinlich entspringen, ist dargelegt worden. Unsere heilige Schrift aber sagt, dass diese aus dem Paradies strömen, und berichtet damit die volle Wahrheit (vgl. Gen. 2,14). Denn dort nehmen sie mit ihren Fluten die ersten Anfänge und dringen bis zu einem gewissen Punkt vor, wobei sie wahrscheinlich über der Erde fließen. (2) Dann aber nimmt sie die große und überaus sandreiche Wüste auf, wo sie in die Tiefe hinabgesogen werden, und sie lassen nicht eher von der Abwärtsbewegung ab, bis sie unmittelbar auf das Festschließende und Steinige der Erde dort treffen. Da das dortige Fundament ihnen beim Vorrücken nach unten Einhalt gebietet, sammeln sich da nun ihre Fluten, und aufgrund der Menge und der Stärke des immer wieder Dazukommenden bewegen sie sich unter dem Druck geradeaus vorwärts. (3) Aber diesen Flüssen wird, während sie sich unterirdisch vorwärtsbewegen, von der dazwischen befindlichen Erde ein nicht geringer Teil allmählich entzogen, weshalb sie, wenn sie an die Orte ihres Wiederauftauchens gelangen, kleiner und schwächer sind. (4) Dass sie ein sehr großes Gebiet im Innern durchwandern, dies zu bezweifeln ist kein vernünftiger Grund vorhanden. Denn es gibt viele andere Ströme überall, die sogar zu den weitaus größten und kräftigsten zählen, die unter die Erde gelangen. Beweis dafür ist die Tatsache, dass man einen lauten Widerhall von ihnen hört, wenn sie wild und brausend einherstürzen. (5) Es haben auch Leute Brunnen darüber gegraben und dabei nur ein kleines Stück weit die diesen (sc. Strömen) unten entgegentretende Schicht verletzt ( die Flut schon dröhnend nach oben hin drückte; als sie dann in die Höhe gerissen wurden, konnten sie nur mit Mühe und Not von denen, die

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(E 7) Philostorgius

τεϲ καὶ τὸ ῥεῖθρον ἐφομαρτῆϲαν εἰϲ ὀχετὸν προὐχώρηϲεν ὑπ᾽ οὐδεμιᾶϲ ἀνομβρίαϲ ἔτι παραλυπούμενον διὰ τὸ τῆϲ χορηγίαϲ ἀένναον. (6) ἡ γὰρ τοῦ θεοῦ ἀπόρρητοϲ ϲοφία οἱονεὶ φλέβαϲ χορηγοὺϲ τῶν ἀναγκαίων τὰϲ τῶν ῥείθρων διεκδρομάϲ, τὰϲ μὲν ἀφανεῖϲ, τὰϲ δὲ προδήλουϲ, εἰργάϲατο. ταύτῃ ἄρα καὶ ὁ προφήτηϲ ἐμελῴδηϲε Δαυΐδ· „αὐτὸϲ ἐπὶ θαλαϲϲῶν ἐθεμελίωϲεν αὐτὴν (sc. τὴν γῆν) καὶ ἐπὶ ποταμῶν ἡτοίμαϲεν αὐτήν“ (Ps. 23,2) ὡϲ τὰϲ μὲν θαλάτταϲ τοῖϲ μεγίϲτοιϲ αὐτῆϲ κολπώμαϲιν οἷον ἀποθηϲαυρίϲαϲ καὶ τὴν βάϲιν αὐτῆϲ κρατυνάμενοϲ πρὸϲ τὸ ἀνέχεϲθαι τοϲοῦτον ὄγκον καὶ πλῆθοϲ τῶν ἐν αὐτῇ φερομένων, τοῖϲ δὲ ποταμοῖϲ τὴν διέξοδον ἀπόλυτον ταῖϲ εὐμηχάνοιϲ αὐτῆϲ διαθέϲεϲι δοὺϲ ἀεί, ταῖϲ τῶν χωρίων ὑπαγωγαῖϲ τε καὶ ταπεινότηϲιν ἀπὸ τῶν ὑψηλοτέρων ἐπὶ τὰ χθαμαλώτερα τόπον τῇ ῥοπῇ τοῦ βρίθοντοϲ ὕδατοϲ παραϲχών. 10. (1) ὅτι κεῖϲθαι τὸν Παράδειϲον οὗτοϲ (sc. Philostorgius) εἰκαϲίᾳ χρώμενοϲ λέγει κατὰ τὰϲ ἰϲημερίαϲ τῆϲ ἠοῦϲ, πρῶτον μὲν ἐξ ὧν τὰ πρὸϲ μεϲημβρίαν δῆλά ἐϲτι πάντα οἰκούμενα ϲχεδὸν μέχρι τῆϲ ἔξω θαλάττηϲ, ἣν θάλατταν ὁ ἥλιοϲ ἤδη ξυμφλέγει καθέτωϲ ἐπ᾽ αὐτῇ τὰϲ ἀκτῖναϲ ἐρείδων (καὶ ἡ διὰ μέϲου λεγομένη ζώνη τοῦτό ἐϲτιν), ἔτι δὲ καὶ διότι ὁ νῦν Ὕφαϲιϲ καλούμενοϲ ποταμόϲ, ὃν ἡ γραφὴ Φηϲὼν ὀνομάζει (cf. Gen. 2,11), καὶ αὐτὸϲ τοῦ Παραδείϲου ἀναβλύζων ἐκ τῶν ἀρκτῴων μᾶλλον τῆϲ ἀνατολῆϲ μερῶν ἐπὶ τὴν μεϲημβρίαν φαίνεται ῥέων καὶ εἰϲ τὸν ταύτῃ Ὠκεανὸν τὸ ῥεῖθρον εἰϲερευγόμενοϲ ἀντικρὺ τῆϲ νήϲου Ταπροβάνηϲ. (2) οὗ παρὰ τὰϲ ὄχθαϲ τοῦ ποταμοῦ εὑρίϲκεται τὸ λεγόμενον καρυόφυλλον, εἴτε καρπόϲ, εἴτε δὲ καὶ ἄνθοϲ τυγχάνει. καὶ πεπιϲτεύκαϲιν οἱ ἐκείνῃ τῶν ἐκ τοῦ Παραδείϲου τοῦτο δένδρον εἶναι. καὶ γὰρ καὶ ἡ ὑπὲρ αὐτοὺϲ γῆ ἔρημόϲ τέ ἐϲτι δεινῶϲ ἅπαϲα καὶ ἀκαρποτάτη. (3) ἐκ δὲ τοῦ φέρειν τὸν ποταμὸν τὸ ἄνθοϲ ἐπίδηλον ἂν εἴη, ὡϲ οὗτοϲ ὁ ποταμὸϲ ὑπὲρ γῆϲ ἅπαϲ ῥεῖ μηδαμόθι καταδυόμενοϲ. οὐ γὰρ ἂν τὸ ἐκεῖθεν φυόμενον ἠδύνατο φέρειν. (4) ἔχει δέ τι καὶ ἄλλο ϲύμβολον τῆϲ ϯπαρὰ τὸν Παράδειϲον γεηρᾶϲ ἐπιμιξίαϲ· φαϲὶ γάρ, ὡϲ ἐάν τιϲ τύχοι πυρετῷ λάβρῳ φλεγόμενοϲ, εἰϲ τὸν ποταμὸν βαπτιϲάμενοϲ παραυτίκα τοῦ νοϲήματοϲ ἀπαλλάττεται. (5) ὁ δὲ Τίγρηϲ καὶ Εὐ61 ἐφομαρτῆϲαι (potius quam -ϲαν) B : corr. L 69 αὐτῆϲ Valesius : αὐτοῖϲ B 77 καθέτωϲ Holstenius : κατ᾽ ἔτοϲ B 78 sq. Stein 80 Φειϲὼν Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,301 A) 84 εὑρίϲκεται Niceph. ibid. : εϲθαι B 89 ὑπὲρ Niceph. ibid. (301 B) : ὑπὸ B 91 παρὰ B : an ἐν (sc. τῷ Παραδείϲῳ) vel ἐκ (sc. τοῦ Παραδείϲου)? an πρὸϲ? 93 ἀπηλλάττεται B : corr. Niceph. ibid. | Τίγρηϲ Gothofredus : τίγριϲ B 93 sq. ⟨ὁ〉 Εὐφράτηϲ dub. Bidez

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am Rand der Brunnengrabung standen, zurückgehalten werden, und die Flut, die dabei mitkam, entwickelte sich zu einem Wasserlauf, dem keine Trockenheit mehr etwas anhaben konnte angesichts der Beständigkeit der Zufuhr. (6) Denn die unsagbare Weisheit Gottes schuf die Flussläufe, sowohl die unsichtbaren als auch die sichtbaren, gleichsam als Adern, die mit dem Notwendigen versorgen. So hat auch der Prophet David gesungen: „Er hat sie (d. h. die Erde) auf Meeren gegründet, und auf Flüssen hat er sie gelagert“ (Ps. 23,2). Denn er hat in ihren (d. h. der Erde) riesigen Wölbungen die Meere gleichsam aufgespeichert, und ihr Fundament hat er gefestigt, um die gewaltige Masse und Menge dessen, was sie in sich trägt, auszuhalten; und bei den Flüssen hat er durch ihre (d. h. der Erde) gutgeplante Anordnung dafür gesorgt, dass sie immer freien Lauf haben, indem er durch die Hinunterführung und Absenkung von Örtlichkeiten Raum geschaffen hat, damit das Wasser mit seinem Gewicht sich von den höheren zu den tieferen Regionen hinabbewegen kann. 10. (1) Dieser (d. h. Philostorgios) sagt, dass das Paradies sich in der Gegend der Tag- und Nachtgleiche des Ostens befinde, und das vermutet er erstens aufgrund dessen, dass das Gebiet zum Süden hin offenkundig in Gänze bewohnt ist, fast bis zum äußeren Meere, welches die Sonne schon verbrenne, weil sie ihre Strahlen senkrecht darauf richte (das ist die sogenannte mittlere Zone), des weiteren (sc. vermutet er das), weil der Fluss, der jetzt Hyphasis heißt – den die Schrift Pheison nennt (vgl. Gen. 2,11) –, der ebenfalls aus dem Paradies emporquillt, offenkundig von den eher nördlich gelegenen Teilen des Ostens nach Süden fließt und seine Fluten gegenüber der Insel Taprobane in den dort gelegenen Okeanos einmünden lässt. (2) Entlang den Ufern dieses Flusses wird das sogenannte Karyophyll gefunden, mag das nun eine Frucht oder eine Blüte sein. Die Leute dort sind der Überzeugung, dass dies einer der Bäume aus dem Paradies sei. Denn auch das ganze Land oberhalb von ihnen ist furchtbar wüst und völlig unfruchtbar. (3) Aufgrund der Tatsache, dass der Fluss die Blüte mitführt, dürfte offenkundig sein, dass dieser Fluss insgesamt oberirdisch verläuft und nirgendwo abtaucht. Sonst könnte er nämlich nicht das, was dort wächst, mitführen. (4) Er liefert aber noch ein weiteres Indiz für die erdige (?) Verbindung mit dem (?) Fieber erkrankt ist, werde er, heisst es, sobald er in den Fluss eintauche, sofort von der Krankheit befreit. (5) Der Tigris und Euphrat dage-

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φράτηϲ διότι καταδύουϲιν καὶ πάλιν ἀνίϲχουϲιν, οὐδὲν ἐκεῖθεν δύνανται κομίζειν ὡϲ ὁ Ὕφαϲιϲ. οὐδέ γε ὁ Νεῖλοϲ· καὶ γὰρ καὶ τοῦτον ἐκεῖθεν ῥεῖν ἡ Μωϲέωϲ ἐπίπνοια λέγει Γηὼν αὐτὸν ὀνομάζουϲα (cf. Gen. 2,13). ὃν οἱ παρ᾽ Ἕλληϲιν Αἴγυπτον ἐκάλουν. (6) οὗτοϲ, ὡϲ ἔϲτι ϲυμβαλεῖν, ἐξορμῶν τοῦ Παραδείϲου, πρὶν ἐπὶ τὸ οἰκούμενον φθάϲαι, καταδυόμενοϲ, ἔπειτα τὴν Ἰνδικὴν θάλατταν ὑπελθών, ἔτι καὶ κύκλῳ γε αὐτὴν περιελιχθεὶϲ ὡϲ εἰκάϲαι (τίϲ γὰρ ἀνθρώπων ἀκριβώϲειε τοῦτο;) καὶ ὑπὸ πᾶϲαν τὴν ἐν μέϲῳ γῆν ἐνεχθεὶϲ μέχρι τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ καὶ ταύτην ὑποδραμὼν ἐπὶ θάτερον αὐτῆϲ ἐκδίδοται μέροϲ ὑπὸ τὸ τῆϲ Ϲελήνηϲ καλούμενον ὄροϲ. (7) ἐν ᾧ δύο πηγὰϲ λέγεται ποιεῖν μεγάλαϲ ἀλλήλων οὐκ ὀλίγον διεϲτηκυίαϲ κάτωθεν βιαίωϲ ἀναρυβδουμέναϲ. καὶ διὰ τῆϲ Αἰθιοπίαϲ ἐνεχθεὶϲ ἐπὶ τὴν Αἴγυπτον χωρεῖ διὰ πετρῶν ὑψηλοτάτων καταραττόμενοϲ. 11. (1) ὅτι φηϲὶν (sc. Philostorgius) ἅπαν τὸ πρὸϲ ἀνίϲχοντα ἥλιον καὶ περὶ τὴν μεϲημβρίαν κλίμα καίτοι πέρα τοῦ μέτρου θαλπόμενον ὅμωϲ τὰ κράτιϲτα καὶ μέγιϲτα φέρειν τῶν ὅϲα γῆ καὶ θάλαττα δυνατὴ τρέφειν. τά τε γὰρ κήτη τὰ ὑπερμεγέθη ταύτῃ ἐνεῖναι τῇ θαλάϲϲῃ· καὶ ἤδη ὤφθη πολλάκιϲ ἐπιπολάϲαντα τοῖϲ τὸν Ὠκεανὸν ἐκεῖνον ναυτιλλομένοιϲ. (2) ἥ τε γῆ τοὺϲ ἐλέφανταϲ ἔχει τοὺϲ μεγίϲτουϲ καὶ ὑπερφυεϲτάτουϲ, ὡϲ ἐκ τῶν ὀδόντων δῆλον τῶν ἐκεῖθεν κομιζομένων, καὶ δὴ καὶ τοὺϲ ταυρελέφανταϲ λεγομένουϲ. ὧν τὸ μὲν γένοϲ τὰ μὲν ἄλλα πάντα βοῦϲ ἐϲτι μέγιϲτοϲ, τὴν δὲ βύρϲαν καὶ τὸ χρῶμα ἐλέφαϲ καὶ ϲχεδὸν εἰπεῖν καὶ τὸ μέγεθοϲ. καὶ γὰρ εἰϲ Ῥωμαίουϲ κομιϲθὲν τὸ ζῷον ἐθεαϲάμην καὶ τὸ θέαμα γράφω. ἀλλὰ καὶ δράκοντεϲ ἐν τούτοιϲ εἰϲί, πάχοϲ μὲν δοκῶν οὐκ ἐλάττουϲ, τὸ δὲ μῆκοϲ εἰϲ δεκαπέντε παρατεινόμενοι ὀργυιάϲ. καὶ γὰρ καὶ τούτων τὰϲ δορὰϲ εἰϲ Ῥωμαίουϲ ἀποκομιϲθείϲαϲ εἶδον. (3) ὅ τε μονόκερωϲ, τὸ ζῷον, παρ᾽ αὐτοῖϲ ἐϲτι, τὴν μὲν κεφαλὴν δράκοντοϲ φέρων, κέραϲ δὲ ϲκολιὸν αὐτῷ πέφυκεν οὔτι ϲφόδρα μέγα. ὁ δὲ ἀνθερεὼν αὐτῷ πώγωνοϲ ὑποπίμπλαται ἅπαϲ. μακρὸϲ δὲ ὁ τράχηλοϲ εἰϲ ὕψοϲ ἀνατεινόμενοϲ ὁλκῷ δράκοντοϲ ἐγγύτατα παραπλήϲιοϲ. τὸ δὲ ἄλλο ϲῶμα ἐλάφῳ προϲέοικε μᾶλλον, τοὺϲ δὲ 94 sq. δύναται B : corr. Niceph. ibid. 97 Αἴγυπτον dub. Bidez : αἰγύπτιον B 100 γὰρ ⟨ἂν〉 dub. Bidez 104 ποιεῖν (οι ex ι instar codicis Const. 114 sq. ὡϲ – κομιζομένων Const. : om. B 115 ταυρελέφανταϲ Const. : ταρελέφανταϲ B 118 sq. ἐθεαϲάμην et γράφω loquitur Philostorgius 120 ἐλλάττουϲ B : corr. Niceph. ibid. (304 A) | παρατεινόμενον B : corr. Stein 121 εἶδον loquitur Philostorgius

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gen können, weil sie versinken und wieder aufsteigen, anders als der Hyphasis nichts von dort (d. h. vom Paradies) mitbringen, ebensowenig der Nil, denn auch dieser fließt von dorther, wie die Inspiration des Moses sagt, wobei diese ihn Geon nennt (vgl. Gen. 2,13). Bei den Griechen nannte man ihn Aigyptos. (6) Dieser entspringt, wie zu vermuten ist, aus dem Paradies und versinkt, bevor er in bewohntes Land gelangt. Daraufhin fließt er unter das Indische Meer, windet sich auch noch im Kreis darum, soweit man vermuten kann (denn welcher Mensch könnte das genau wissen?), bewegt sich bis zum Roten Meer hin unter dem ganzen dazwischen gelegenen Land, läuft auch unter diesem (d. h. dem Roten Meer) her und gelangt auf dessen anderer Seite unterhalb des sogenannten Mondgebirges wieder an die Oberfläche. (7) Dort, so sagt man, bringt er in großem Abstand voneinander zwei Quellen hervor, die von unten kräftig emporsprudeln. Nachdem er durch Äthiopien geströmt ist, fließt er nach Ägypten, wobei er über sehr hohe Felsen herabstürzt. 11. (1) Der ganze in Richtung Sonnenaufgang und im südlichen Bereich gelegene Himmelsstrich bringt, wiewohl er jenseits des üblichen Maßes erhitzt wird, trotzdem das Stärkste und Größte von all dem hervor, was Land und Wasser ernähren können. Denn in diesem Meer wohnen die riesigen Walfische, und oft schon sind sie, wenn sie an die Oberfläche kamen, von denen, die jenen Okeanos durchsegeln, gesehen worden. (2) Das Land wiederum hat die größten und ungewöhnlichsten Elephanten, wie aus den von dort mitgebrachten Zähnen ersichtlich, und auch die sogenannten Taurelephanten. Diese Art ist, insgesamt betrachtet, ein sehr großes Rind, bezüglich der Haut und der Farbe aber ein Elephant, was man beinahe auch hinsichtlich der Größe sagen könnte. Da das Lebewesen zu den Römern gebracht worden war, habe ich es nämlich gesehen und beschreibe diesen Anblick. Aber es gibt unter diesen (sc. Lebewesen) auch Schlangen, die an Dicke nicht geringer sind als Balken und an Länge sich bis zu fünfzehn Klafter (ca. 28 m) erstrecken. Denn auch von diesen erblickte ich die Häute, die zu den Römern gebracht worden waren. (3) Und es gibt das Einhorn, das Lebewesen, bei ihnen; es hat den Kopf einer Schlange und von Natur aus ein krummes, nicht sehr großes Horn. Sein Kinn ist ganz mit Barthaar gefüllt. Der Hals ist lang in die Höhe gedehnt und gleicht am ehesten dem langgestreckten Leib einer Schlange. D

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πόδαϲ λέοντοϲ ἔχει. καὶ ἔϲτι γε αὐτοῦ τὸ ἐκτύπωμα ὁρᾶν ἐν Κωνϲταντινουπόλει. (4) καὶ δὴ καὶ ἡ καμηλοπάρδαλιϲ τῆϲ ἐκείνῃ γέννημα χώραϲ. ἣ τὰ μὲν ἄλλα ἔλαφόϲ ἐϲτιν μεγίϲτη, καμήλου δὲ τὸ ὕψοϲ ἐνέδωκε τὸ ϲῶμα μιμεῖϲθαι. τὸν μέντοι αὐχένα μήκιϲτον καὶ ὑπὲρ τὴν ἀναλογίαν τοῦ λοιποῦ ϲώματοϲ φέρει εἰϲ ὕψοϲ ἀνορθούμενον. ἀλλὰ καὶ τὴν δορὰν ἅπαϲαν ἀπὸ κεφαλῆϲ ἄκραϲ ἕωϲ ἐϲχάτων ποδῶν παρδάλει μάλιϲτα τῇ ποικιλίᾳ προϲφερεϲτάτην ἔχει καὶ τοὺϲ ἔμπροϲθεν πόδαϲ ὑψηλοτέρουϲ τῶν ὀπίϲω. (5) παρ᾽ αὐτοῖϲ δέ ἐϲτι καὶ ὁ λεγόμενοϲ αἰγοπίθηκοϲ, πίθηκόϲ τιϲ ὤν. μυρία γάρ ἐϲτι γένη πιθήκων. ἀρκοπίθηκοι γάρ εἰϲιν ἐν αὐτοῖϲ καὶ λεοντοπίθηκοι καὶ κυνοκέφαλοι καὶ ἄλλοι πολλῶν ζῴων εἰδέαιϲ τῆϲ πιθηκείαϲ μορφῆϲ ἐπιμιγνυμένηϲ. (6) καὶ δῆλον, ⟨ὡϲ〉 ταῦτα ἔϲτιν, πολλῶν εἰϲ ἡμᾶϲ κομιζομένων· οἷοϲ δὴ καὶ ὁ πὰν ἐπικληθεὶϲ ὑπάρχει, ὃϲ τὴν κεφαλὴν αἰγοπρόϲωπόϲ ἐϲτι καὶ αἰγόκερωϲ καὶ ἐκ λαγόνων τὰ κάτω αἰγοϲκελήϲ, τὴν δὲ κοιλίαν καὶ τὸ ϲτέρνον καὶ τὰϲ χεῖραϲ καθαρὸϲ πίθηκοϲ. ὃν καὶ ὁ τῶν Ἰνδῶν βαϲιλεὺϲ Κωνϲταντίῳ ἀπεϲτάλκει. τοῦτο δὲ τὸ ζῷον ἔζη μὲν φερόμενον ἄχρι τινὸϲ ἔν τινι πλέγματι διὰ τὸ θηριῶδεϲ εἰργμένον· ἐπεὶ δὲ ἀπέθανεν, ταριχεύϲαντεϲ αὐτὸ οἱ κομίζοντεϲ θεάματοϲ παραϲχεῖν ἀϲυνήθουϲ εἰκόνα μέχρι τῆϲ Κωνϲταντίνου διεϲώϲαντο πόλεωϲ. (7) καί μοι δοκοῦϲι τὸ ζῷον τοῦτο Ἕλληνεϲ πάλαι ἰδεῖν καὶ ἐκπλαγέντεϲ τῷ ξένῳ τῆϲ θέαϲ θεὸν ϲφίϲι νομίϲαι, εἰθιϲμένον αὐτοῖϲ τὰ παράδοξα θεοποιεῖν ὥϲπερ καὶ τὸν ϲάτυρον· ἔϲτι δὲ καὶ τοῦτο πίθηκοϲ, ἐρυθρὸϲ τὸ πρόϲωπον καὶ γοργὸϲ τὴν κίνηϲιν καὶ οὐρὰν ἔχων. (8) καὶ μὴν καὶ ἡ ϲφὶγξ γένοϲ ἐϲτὶ πιθήκων. αὐτὸ γὰρ θεαϲάμενοϲ γράφω. ἧϲ τὸ μὲν ἄλλο ϲῶμα λάϲιόν ἐϲτιν ὡϲ τοῖϲ λοιποῖϲ πιθήκοιϲ, τὸ δὲ ϲτέρνον ἄχρι γε αὐτοῦ τοῦ τραχήλου ἐψίλωται. μαζοὺϲ δὲ γυναικὸϲ ἔχει ἐρυθροῦ τινοϲ βραχέοϲ κεγχροειδοῦϲ ἐπαναϲτήματοϲ ἅπαν ἐν κύκλῳ τὸ γεγυμνωμένον τοῦ ϲώματοϲ περιθέοντοϲ καὶ εἰϲ πολλήν τινα εὐπρέπειαν ἀνθρωποφανεῖ ὄντι τῷ ἐν μέϲῳ χρώματι 128 – 134 καὶ1 – ὀπίϲω accedit instar codicis Const. 130 ante τὸν Const. verba Photii licentia quadam reddens habet διαφέρει δὲ τῷ τε ἄκεροϲ εἶναι; fort. exciderunt nonnulla verba in B, e. g. ἄκερωϲ δέ ἐϲτιν 131 sq. ἀνορθούμενον B : -μένην Const. cod., quod corr. Lambros 132 sq. ποδῶν ἐϲχάτων Const. 133 τῇ ποικιλίᾳ Const. : τὴν ποικιλίαν B | προϲφερεϲτάτην B : bros) 134 ὑψηλοτέρουϲ Const. : ὑψηλοτάτουϲ B 136 ἀρκοπίθηκοι B : ἀρκτοπίθηκοι Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,304 B), non necessario 137 ἄλλοι Stein : ἄλλαιϲ B 138 ὡϲ add. Stein scripto ταῦτα ἔϲτιν (ταῦτά ἐϲτιν B) 151 γράφω loquitur Philostorgius

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einem Hirsch, hat aber die Füße eines Löwen. Sein Abbild ist in Konstantinopel zu sehen. (4) Des weiteren ist die Kamelopardalis ein Geschöpf des dortigen Landes. Diese ist in sonstiger Hinsicht zwar ein sehr großer Hirsch, der Rumpf des Körpers ermöglicht es aber, an die Höhe eines Kamels heranzureichen. Ihr Hals ist sehr lang, und zwar übermäßig lang im Verhältnis zum Rest des Körpers, wenn sie ihn in die Höhe reckt. Ihr Fell dagegen ist in Gänze, vom Scheitel des Kopfes bis zum Ende der Beine, an Buntheit dem des Leoparden äußerst ähnlich, und ihre Vorderbeine sind höher als die Hinterbeine. (5) Bei ihnen gibt es auch den sogenannten Ziegenaffen, der eine Art Affe ist. Es gibt nämlich unzählige Sorten von Affen. Darunter befinden sich Bärenaffen, Löwenaffen, Hundeaffen (d. h. Paviane) und andere, denn die Affengestalt mischt sich mit den Formen vieler Tiere. (6) ⟨Dass〉 es diese (sc. Affenarten) gibt, ist klar, denn viele werden zu uns gebracht. So existiert zum Beispiel auch der sogenannte Pan, der, was den Kopf angeht, ein Ziegengesicht und Ziegenhörner hat und der von den Flanken abwärts Ziegenschenkel hat, der aber hinsichtlich des Bauches, der Brust und der Hände ein reiner Affe ist. Der König der Inder hatte ihn dem Constantius geschickt. Dieses Tier wurde, wegen seiner Wildheit in einem Käfiggeflecht eingeschlossen, lebendig über eine bestimmte Entfernung hin transportiert. Als es starb, balsamierten es die, die es transportierten, ein, damit es ein Abbild des ungewohnten Anblicks bot, und bewahrten es so bis nach Konstantinopel auf. (7) Dieses Tier haben, so scheint es mir, die Griechen einst gesehen, und sie haben es, von der Fremdartigkeit des Anblicks ergriffen, für sich als einen Gott anerkannt, da sie es gewohnt sind, die außergewöhnlichen Erscheinungen zu Göttern zu machen, wie z. B. auch den Satyr. Auch dies ist ein Affe; er ist rot im Gesicht, wild in seiner Bewegung und hat einen Schwanz. (8) Ferner ist auch die Sphinx eine Affenart. Ich beschreibe sie nämlich aus eigener Anschauung. Während ihr Körper sonst behaart ist wie bei den anderen Affen, ist die Brustpartie bis zum Hals selbst haarlos. Sie hat die Brüste

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ϲυναρμοζομένου. (9) τό τε πρόϲωπον ἐνεϲτρογγύλωται μᾶλλον καὶ εἰϲ γυναικείαν ἕλκει μορφήν. ἥ τε φωνὴ ἐπιεικῶϲ ἀνθρωπεία, πλὴν ὅϲον οὐκ εἰϲ ἄρθρα διαιρουμένη, ἀλλά τινι ταχέωϲ καὶ οἷον μετά τινοϲ ὀργῆϲ τε καὶ ἀχθηδόνοϲ ἄϲημα ὑποφθεγγομένῃ προϲεοικυῖα· βαρυτέρα τε μᾶλλόν ἐϲτιν ⟨ἢ〉 ὀξυνομένη. ἄγριόν τέ ἐϲτι δεινῶϲ τὸ θηρίον καὶ πανουργότατον καὶ οὐδὲ ῥᾳδίωϲ τιθαϲϲευόμενον. (10) ταύτηϲ εἰϲ Θήβαϲ μοι δοκῶ τὰϲ Βοιωτίαϲ πάλαι κομιϲθείϲηϲ καί τιϲιν ἴϲωϲ τῶν ἐπὶ θέᾳ ϲυνερρυηκότων ἐφαλομένηϲ καὶ τοῖϲ προϲώποιϲ λυμηναμένηϲ δεινὸν ποιηϲάμενοϲ ὁ Οἰδίπουϲ τὰϲ τῶν ὁμοφύλων λώβαϲ καταφονεῦϲαι τὸ ζῷον καὶ ὄνομα λαμπρὸν ἐκεῖθεν λαβεῖν. (11) καὶ αὐτὸν ὁ μῦθοϲ εἰϲ ἀνδρείαν κοϲμῶν ὑπόπτερον μὲν τὸ θηρίον ἀναπλάττει διὰ τὸ ὀξέωϲ ἐπιπηδᾶν, ϲτέρνον δὲ γυναικὸϲ ἐφαρμόττει καὶ τὸ ϲῶμα λέοντοϲ· γυναικὸϲ μὲν διὰ τὸ πρόχειρον τῆϲ γυμνώϲεωϲ καὶ πρὸϲ τὸ γυναικεῖον εἶδοϲ ὁμοιώϲεωϲ, λέοντοϲ δὲ διὰ τὸ θηριῶδεϲ καὶ ὅτι κατὰ τὸ πλεῖϲτον τοῖϲ τέϲϲαρϲι τυγχάνει ποϲὶν ἐρειδόμενον. λόγου δὲ τῷ θηρίῳ μετέδωκεν τὸ πλάϲμα διὰ τὸ τῆϲ φωνῆϲ ἀνθρωποειδέϲ, αἰνιγματώδουϲ δὲ διὰ τὸ ἄϲημα φθέγγεϲθαι. καὶ θαυμαϲτὸν οὐδέν· πολλὰ γὰρ καὶ ἄλλα ϲύνηθεϲ τοῖϲ Ἕλληϲι πρὸϲ τὸ μυθῶδεϲ διαπλάττειν. (12) ἡ αὐτὴ δὲ χώρα καὶ ὄνουϲ ἀγρίουϲ μεγίϲτουϲ τε τῷ μεγέθει φέρει καὶ τὴν δορὰν κατὰ τὸ ξενίζον πεποικιλμένουϲ, λευκοῦ ϲφίϲι καὶ μέλανοϲ χρώματοϲ οὐ κατὰ μικρὸν ϲυμποικιλλομένου, ἀλλὰ ζῶναί τινέϲ εἰϲιν ἀπὸ τῆϲ ῥάχεωϲ ἐπὶ τὰϲ πλευρὰϲ καὶ τὴν κοιλίαν καθήκουϲαι καὶ ἐνταῦθα δὴ ϲχιζόμεναι καὶ κατά τιναϲ περιφερείαϲ ἀλλήλαιϲ ἐνελιττόμεναι θαυμαϲτήν τινα καὶ ξένην ἀπεργάζονται πλοκὴν καὶ ποικιλίαν. (13) ἀλλά γε δὴ καὶ ὁ φοῖνιξ, τὸ πολυθρύλητον πτηνόν, παρ᾽ αὐτοῖϲ τυγχάνει γινόμενοϲ. καὶ μὲν δὴ καὶ τὴν ϲιτάκην ἐκεῖθεν ἴϲμεν κομιζομένην, ὃ τῶν ὀρνέων ἐϲτὶν λαλίϲτατον καὶ τῆϲ ἀνθρωπίνηϲ γλώττηϲ μιμητικώτατον, καὶ τοὺϲ ποικίλουϲ δὲ καὶ καταϲτιγεῖϲ ὄρνειϲ, οὓϲ γαράμανταϲ ἐπικαλοῦϲί τινεϲ ἀπὸ τοῦ ἔθνουϲ, οὗ μάλιϲτα πλεῖϲτοι κομίζονται, τὴν ἐπωνυμίαν θέμενοι. καὶ ἄλλα δὲ πλεῖϲτα διαφανῶϲ ὑπερφυέϲτατα φύεται, ὧν τὸ πλῆθοϲ ἡ διήγηϲιϲ ὑποϲτέλλεται. (14) ἀλλὰ καὶ ὁ χρυϲὸϲ ἐνταῦθα γεννᾶται καθαρώτατοϲ (cf. Gen. 2,11 sq.) χρυϲιτίδων οἱονεὶ τριχῶν αὐτοφυῶν τῆϲ ἐκείνῃ γῆϲ ἀναδιδομένων καὶ ἐπ᾽ ἀλλήλοιϲ κειμένων καὶ ἐπίδη160 ὑποφθεγγομ(έν)η potius quam -μ(ένηϲ) B (sic) 161 ἢ add. Valesius 163 μοι δοκῶ loquitur Philostorgius 164 ἐφαλλομένηϲ B : corr. Bidez 172 τῷ θηρίῳ Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,305 A) : τὸ θηρίον B 191 ἐκείνῃ Niceph. ibid. (305 C) : ἐκείνηϲ B

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einer Frau, wobei eine kleine rote hirsekörnerartige Schwellung rings um den ganzen nackten Teil des Körpers herumläuft und sehr wohlgefällig zu dem in der Mitte befindlichen menschenartigen Hautton passt. (9) Das Gesicht ist eher rundlich und tendiert zur weiblichen Gestalt. Die Stimme ist ziemlich menschlich, außer dass sie nicht klar artikuliert wird, sondern einer ähnelt, die rasch und wie bei Zorn und Schmerz undeutlich gemurmelt wird; und sie ist eher tief ⟨als〉 hoch. Das Tier ist schrecklich wild, sehr verschlagen und auch nicht leicht zu zähmen. (10) Diese (d. h. die Sphinx) ist, glaube ich, einst nach Theben in Böotien gebracht worden, dabei vielleicht auf Leute losgesprungen, die zusammengeströmt waren, um sie zu sehen, und hat sie im Gesicht verletzt, woraufhin Ödipus, der die Entstellung seiner Landsleute für empörend hielt, das Tier tötete und dadurch einen berühmten Namen erhielt. (11) Um seinen Mut auszuzeichnen, stattet der Mythos das Untier mit Flügeln aus wegen des schnellen Anspringens und fügt eine Frauenbrust sowie einen Löwenkörper an: ersteres, weil die Nacktheit und Ähnlichkeit mit einer Frauengestalt offensichtlich ist, letzteres wegen seiner (d. h. des Untiers) Wildheit und weil es sich meistens auf seine vier Beine stützt. Auch etwas Sprache hat die Erfindung dem Untier gegeben wegen des menschlichen Klangs seiner Stimme und etwas Rätselhaftes wegen der unklaren Sprechweise. Das alles ist nicht erstaunlich, denn auch viele andere Dinge gestalten die Griechen gewöhnlich in Mythenform. (12) Die gleiche Gegend bringt auch wilde Esel hervor, die von bedeutender Größe sind und deren Haut merkwürdig gefleckt ist, da weiße und schwarze Hautfarbe zusammenkommen, und zwar nicht in kleinen Flecken, sondern es sind gewissermaßen Bänder, die vom Rückgrat zu den Flanken und zum Bauch reichen; dort teilen sie sich auf und verwickeln sich in Rundungen ineinander, so dass sie ein wundersames und fremdartiges buntes Geflecht ergeben. (13) Aber auch der Phoenix, dieser berühmte Vogel, existiert bei ihnen. Ebenso kommt von dort, wie wir wissen, der Papagei, der unter den Vögeln der geschwätzigste ist und am besten die Stimme des Menschen nachahmt, des weiteren die gefleckten und gesprenkelten Vögel, die einige Garamanten nennen, indem sie sie nach dem Volksstamm benennen, von dem die allermeisten kommen. Noch sehr viele andere sichtlich ungewöhnliche Wesen wachsen dort heran, vor pituliert. (14) Aber dort entsteht auch reinstes Gold (vgl. Gen. 2,11 f.), wobei Goldfäden wie selbstwachsende Haare aus der dortigen Erde

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λον αὐτοῦ τὴν γένεϲιν παρεχομένων, καὶ καρποὶ δὲ κάλλιϲτοί τε καὶ μέγιϲτοι, ὧν γνώριμα καὶ τὰ κάρυα. ἀλλὰ μὴν καὶ τὸ ἐπὶ τοῖϲ Ὁμηρίταιϲ κλίμα πᾶν μέχρι τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ δὶϲ τοῦ ἐνιαυτοῦ ἀναδίδωϲι τοὺϲ καρπούϲ, ἐξ οὗ καὶ τὴν χώραν Ἀραβίαν εὐδαίμονα προϲηγόρευϲαν. (15) καὶ ὅλωϲ ἡ πρὸϲ ἀνίϲχοντα ἥλιον ἅπαϲα γῆ μακρῷ τῆϲ ἄλληϲ ἐν πᾶϲι διαφέρει, ὁ δὲ Παράδειϲοϲ ἁπάϲηϲ τῆϲ ἑῴαϲ τὸ κράτιϲτόν τε καὶ καθαρώτατον ὑπάρχων καὶ τοὺϲ ἀέραϲ ἀκραιφνεϲτάτουϲ καὶ καλλίϲτουϲ ἔχων καὶ τοῖϲ διαφανεϲτάτοιϲ ὕδαϲι καταρδόμενοϲ δῆλον ὡϲ ἀπαραβλήτῳ ὑπεροχῇ τῆϲ ὑφ᾽ ἡλίῳ πάϲηϲ ἐν πᾶϲι τὸ κρεῖττον φέρει, τῆϲ ἔξωθεν θαλάϲϲηϲ κατ᾽ ἀνίϲχοντα τὸν ἥλιον αὐτῷ παρακλυζομένηϲ. 12. (1) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Ἀθανάϲιοϲ πρὸϲ τὸν ἑϲπέριον ἀφικόμενοϲ βαϲιλέα καὶ δώρων τοὺϲ αὐτῷ παραδυναϲτεύονταϲ ὑπαγαγὼν ἀφθονίᾳ, μάλιϲτα δὲ Εὐϲτάθιον, ὃϲ κόμηϲ ἦν τῶν λεγομένων πριουάτων καὶ τῷ βαϲιλεῖ πιθανώτατοϲ, ἐπιϲτολὴν πρὸϲ Κωνϲτάντιον κομίζεται λέγουϲαν ὧδε· (2) „Ἀθανάϲιοϲ ἧκεν ὡϲ ἡμᾶϲ ἑαυτῷ προϲήκειν τὴν ἐπιϲκοπὴν τῆϲ Ἀλεξανδρείαϲ ἀποδεικνύϲ. τυγχανέτω τοίνυν διὰ ϲοῦ ταύτηϲ, ἐπεὶ τοῖϲ ἐμοῖϲ γε αὐτὴν ἀνακτήϲεται ὅπλοιϲ.“ (3) δεξάμενον δὲ τὴν ἐπιϲτολὴν τὸν Κωνϲτάντιον καὶ τοὺϲ ἐπιϲκόπουϲ ἐπὶ κοινωνίᾳ βουλῆϲ ϲυγκαλέϲαντα γνώμην παρ᾽ αὐτῶν λαβεῖν ἄμεινον εἶναι μὴ πόλεμον ἀναρρῆξαι τῷ ἀδελφῷ ἢ τῆϲ Ἀθαναϲίου βαρύτητοϲ τὴν Ἀλεξάνδρειαν ἀπαλλάξαι. διὸ καὶ ἐφιέναι αὐτῷ τὴν ἐπιϲκοπὴν ἀναλαβεῖν καὶ τὸν Γεώργιον {μετ᾽} δι᾽ ἐπιϲτολῆϲ εἰϲ ἑαυτὸν μεταπέμψαϲθαι. (4) ἀλλ᾽ ὁ μὲν εἰϲ τὴν ἑαυτοῦ πατρίδα τὴν Καππαδοκίαν ἀφίκετο κἀκεῖ διῆγεν τὰ καθ᾽ ἑαυτὸν ἐπιϲκοπούμενοϲ. ὁ δὲ Ἀθανάϲιοϲ μετὰ μείζονοϲ ἤδη φρονήματοϲ διιὼν τὰϲ πόλειϲ, καθ᾽ οὓϲ γίνοιτο τῶν ἐπιϲκόπων, λόγοιϲ αὐτοὺϲ ἐξεκαλεῖτο πρὸϲ τὸ ὁμοούϲιον. (5) καὶ τοὺϲ μὲν ἄλλουϲ μὴ προϲδέχεϲθαι, Ἀέτιον δὲ τὸν ἔφορον τῆϲ Παλαιϲτίνηϲ ἐπὶ πορνείᾳ καταγγελλόμενον καὶ βουληθέντα τῇ πρὸϲ Ἀθανάϲιον ἐπιχωρήϲει τὸ αἶϲχοϲ ἐπικαλύψαϲθαι πρὸϲ τὴν ἐκείνου δόξαν αὐτομολῆϲαι. δοῦναι δ᾽ οὖν ὅμωϲ ὀξύτατα τὴν δίκην τοῦ αἰδοίου διαϲαπέντοϲ καὶ ϲκώληκαϲ βρύϲαντοϲ καὶ οὕτω τοῦ ζῆν ἐλαθέντα. (6) ἀλλὰ καὶ Μάξιμον τῶν Ἱεροϲολύμων ἐπίϲκοπον πρὸϲ τὴν Ἀθαναϲίου δόξαν ἀποκλῖναι, καίπερ ὁ κατὰ Μαξιμιανὸν διωγ206 πιθανώτατοϲ (ι ex ει restit., ut vid.) B 210 ἀνακτήϲηται B : corr. Niceph. h. e. 9,21 (PG 146,313 A) 215 {μετ᾽} δι᾽ ἐπιϲτολῆϲ Bidez : μετ᾽ ἐπιϲτολῆϲ scripto δι᾽ ε (sic) supra πι B (teste Wilson)

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hervorkommen, aufeinander liegen und dessen Ursprung erkennen lassen. Ebenso wachsen dort wunderschöne und riesige Früchte; zu denen, die bekannt sind, zählen auch die Nüsse. Ferner bringt der ganze Landstrich bei den Homeriten bis hin zum Roten Meer zweimal im Jahr Früchte hervor, weshalb man das Land auch glückliches Arabien nannte. (15) Insgesamt betrachtet, zeichnet sich das ganze in Richtung Sonnenaufgang gelegene Land in allem weit vor dem Rest aus; das Paradies aber ist das Beste und Reinste, was es im ganzen Osten gibt, es hat die reinsten und besten Lüfte und wird von den klarsten Wassern bewässert, so dass offenkundig ist, dass es in allem die ganze unter der Sonne befindliche Erde in unvergleichlicher Überlegenheit übertrifft, während im Osten das äußere Meer dagegen (d. h. gegen das Paradies) anbrandet. 12. (1) Als Athanasios, so sagt er (d. h. Philostorgios), beim westlichen Kaiser angelangt war und durch eine Unmenge von Geschenken diejenigen, die großen Einfluß bei ihm hatten, bestochen hatte, am meisten den Eustathius, der comes der sogenannten privaten Angelegenheiten war und beim Kaiser größtes Vertrauen genoss, da brachte er einen Brief an Constantius mit, welcher folgenden Inhalt hatte: (2) „Athanasios ist zu uns gekommen und hat erklärt, dass ihm der Bischofssitz von Alexandreia zukomme. Er soll ihn also durch dich erhalten, da er ihn sonst durch meine Waffen wiederbekommen wird.“ (3) Als Constantius diesen Brief empfangen und die Bischöfe zu gemeinsamer Beratung zusammengerufen hatte, erhielt er von ihnen die Empfehlung, dass den Ausbruch eines Krieges gegen den Bruder zu vermeiden besser sei, als Alexandreia von der Last des Athanasios zu befreien. Deshalb erlaubte er ihm, das Bischofsamt wieder aufzunehmen, und ließ den Georgios durch einen Brief zu sich holen. (4) Dieser nun kehrte in seine Heimat Kappadokien zurück und lebte dort, indem er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte. Athanasios dagegen reiste mit noch mehr Anmaßung jetzt durch die Städte und rief in seinen Reden die Bischöfe, bei denen er war, zum „Wesensgleich“ auf. (5) Während die übrigen dies nicht annahmen, lief Aetios, der Bischof von Palästina, zu dessen Glauben über; er war nämlich der Unzucht angeklagt und wollte durch die Annäherung an Athanasios seine Schmach verbergen. Trotzdem wurde er sehr schmerzhaft bestraft, da sein G Würmern überquoll und er so aus dem Leben gejagt wurde. (6) Aber auch Maximos, der Bischof von Jerusalem, neigte zum Glauben des

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μὸϲ μάρτυρα τοῦτον ἐδείκνυ καὶ τὸν ἕτερον τῶν ὀφθαλμῶν ὑπὲρ τῆϲ εὐϲεβείαϲ φέροντα διορωρυγμένον. καὶ πολλοὺϲ ἄλλουϲ κατὰ μικρὸν εἰϲ τὴν ἑαυτοῦ δόξαν τὸν Ἀθανάϲιον ὑποϲύραϲθαι. 13. ὅτι φηϲὶ (sc. Philostorgius) τὸν Ἀντιοχείαϲ Φλαβιανὸν πλῆθοϲ μοναχῶν ϲυναγείραντα πρῶτον ἀναβοῆϲαι· „δόξα πατρὶ καὶ υἱῷ καὶ ἁγίῳ πνεύματι.“ τῶν γὰρ πρὸ αὐτοῦ τοὺϲ μὲν „δόξα πατρὶ δι᾽ υἱοῦ ἐν ἁγίῳ πνεύματι“ λέγειν καὶ ταύτην μᾶλλον τὴν ἐκφώνηϲιν ἐπιπολάζειν, τοὺϲ δὲ „δόξα πατρὶ καὶ υἱῷ ἐν ἁγίῳ πνεύματι.“ 14. (1) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), εἰ καὶ διεφέροντο κατὰ τὰϲ δόξαϲ τοῖϲ τὸ ὁμοούϲιον πρεϲβεύουϲιν οἱ ἐξ Ἀρείου, ὅμωϲ καὶ εὐχῶν καὶ ὕμνων καὶ βουλευμάτων καὶ τῶν ἄλλων ϲχεδὸν ἁπάντων πλὴν τῆϲ μυϲτικῆϲ ἐκοινώνουν θυϲίαϲ. (2) ἐπιγενομένου δὲ τοῦ Ἀετίου καὶ τῆϲ ἐν τούτοιϲ διαϲτάϲεωϲ ἄρξαντοϲ τὴν ὁμόδοξον ϲυναγωγὴν πάνταϲ δεϲμοὺϲ καὶ φιλίαϲ καὶ ϲυνηθείαϲ, οἷϲ τοῖϲ ἑτεροδόξοιϲ ϲυνήπτοντο, διαρρήξανταϲ εἰϲ ἀντίπαλον τούτοιϲ μάλιϲτα παραϲκευάϲαι καταϲτῆναι μοῖραν. 15. (1) ὅτι πατρὶϲ Ἀετίῳ ⟨Ἀ ν τ ι ό χ ε ι α 〉 ἡ ἐν Kοίλῃ γέγονεν Ϲυρίᾳ. τοῦ δὲ πατρὸϲ αὐτοῦ τῶν ἐν ϲτρατείᾳ δ υ ϲ π ρ α γ έ ϲ τ ε ρ ο ν ἐ ν η ν ε γ μ έ ν ω ν ⟨ γ ε ν ο μ έ ν ο υ 〉 καὶ τὸν βίον ἐν τούτοιϲ ἀπολιπόντοϲ τὴν μὲν οὐϲίαν τὸν τηνικάδε ἄρχοντά φηϲι (sc. Philostorgius) δημοϲιῶϲαι· νέον δὲ τὸν Ἀέτιον ὄντα ε ἰ ϲ ἔ ϲ χ α τ ο ν ϲὺν τῇ μητρὶ πενίαϲ ἐλάϲαι καὶ διὰ τοῦτο ἐ π ὶ τὸ χ ρ υ ϲ ο χ ο ε ῖ ν ὁρμῆϲαι, ὡϲ ἂν ἀμωϲγέπωϲ αὐτόϲ τε καὶ ἡ γεννηϲαμένη διαβιῴη (cf. 3,15a; 3,15b,1). (2) ἀποχρώντωϲ ⟨δὲ〉 τῇ τέχνῃ κεχρημένον διὰ ῥ ώ μ η ν φ ύ ϲ ε ω ϲ ἐπὶ τὰϲ λ ο γ ι κ ὰ ϲ ἐπιϲτραφῆναι μ α θ ή ϲ ε ι ϲ καὶ Π α υ λ ί ν ο υ μὲν ἀ κ ρ ο ά ϲ α ϲ θ α ι πρότερον, ὃϲ ἐκ τῆϲ ἐφορείαϲ Τ ύ ρ ο υ ε ἰ ϲ τὴν τῆϲ Ἀ ν τ ι ο χ ε ί α ϲ μετέϲτη. τῆϲ δὲ μητρὸϲ τὸν βίον λιπούϲηϲ, δι᾽ ἣν μᾶλλον καὶ ἡ ποικίλαιϲ εἰδέαιϲ τὸν χρυϲὸν ἐπιμορφοῦϲα τέχνη μετεχειρίζετο τῷ Ἀετίῳ, ἐκεῖθεν αὐτὸν ὅλον εἰϲ τὴν τῶν λ ο γ ι κ ῶ ν μ α θ η μ ά τ ω ν μετατάξαϲθαι θ ε ω ρ ί α ν καὶ θᾶττον ἐν λόγων ἁμίλλαιϲ τῶν πλειόνων ὁρᾶϲθαι κρατοῦντα· καὶ φθόνον ἐκ τούτου ⟨οὐ〉 μικρὸν ἀνάπτειν. (cf. 3,15b,2) (3) ἀλλὰ μέχρι μὲν ὁ Παυλῖνοϲ ἔζη, τὴν ἰϲχὺν ὁ φθόνοϲ παρῃρεῖτο. ἐπεὶ δὲ ἐκεῖνοϲ μετὰ μῆναϲ ἓξ ἀπεβίω, ἀντ᾽ 242 καταϲτῆϲαι B : c χ ε ι α addenda cogitavit Valesius 245 γ ε ν ο μ έ ν ο υ dub. add. Bidez 248 ἐλάϲαι vel potius ἐνάϲαι B (ἐλάϲαντα Niceph. ibid. [289 B]) 250 δὲ add. Niceph. ibid. (289 B) 254 λιπούϲηϲ dub. Bidez : λειπούϲηϲ B 257 ἐν Stein : πε(ρὶ) B 258 οὐ add. Valesius

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Athanasios, obwohl die Verfolgung unter Maximianus (sc. Galerius) ihn zum Märtyrer gemacht hatte; er hatte nämlich wegen seines rechten Glaubens ein ausgestochenes Auge. Noch viele andere zog Athanasios allmählich zu seinem Glauben hinüber. 13. Er (d. h. Philostorgios) sagt, dass Flavian aus Antiocheia, der eine Menge von Mönchen um sich geschart hatte, als erster ausrief: „Ehre dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.“ Denn vor ihm sagten die einen: „Ehre dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist“ – dieser Ausruf war stärker verbreitet –, während die anderen sagten: „Ehre dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist.“ 14. (1) Die Anhänger des Areios nahmen, sagt er (d. h. Philostorgios), auch wenn sie sich in den Glaubenslehren von denen, die das „Wesensgleich“ vertraten, unterschieden, trotzdem an Gebeten, Hymnen, Beschlüssen und fast allen anderen Dingen teil mit Ausnahme des mystischen Opfers. (2) Als aber Aetios dazugekommen war und auch in diesen Dingen mit der Trennung begonnen hatte, hat er seine Glaubensbrüder dazu gebracht, alle möglichen Bande von Freundschaft und Vertrautheit, durch sie mit den Andersgläubigen verbunden waren, zu zerreißen und auf die diesen genau entgegengesetzte Seite zu treten. 15. (1) Die Heimat des Aetios war ⟨A n t i o c h e i a 〉 in Koile s y r i e n . Nachdem s e i n Va t e r e i n e r v o n d e n e n ⟨ g e w o r d e n war〉, denen es im Staatsdienst weniger gut erg i n g , und dabei sein Leben verloren hatte, ließ der damalige Herrscher, wie er (d. h. Philostorgios) sagt, sein Vermögen konfiszieren. Da Aetios noch jung war, geriet er mit seiner Mutter i n ä u ß e r s t e A r m u t und widmete sich deshalb d e r G o l d s c h m i e d e k u n s t , damit er selbst und die, die ihn geboren hatte, irgendwie überleben konnten (vgl. 3,15a; 3,15b,1). (2) Nachdem er dieses Kunsthandwerk hinreichend betrieben hatte, wandte er sich wegen der K r a f t s e i n e r n a t ü r l i c h e n B e g a b u n g den L o g i k s t u d i e n zu und h ö r t e zuerst P a u l i n o s , der vom Bistum von Ty r o s z u dem von A n t i o c h e i a gewechselt hatte. Als die Mutter verschieden war (vorwiegend ihretwegen übte Aetios ja die Kunst aus, das Gold in mannigfachen Gestalten zu formen), wandte er sich von da an ganz dem L o g i k s t u d i u m zu, und recht bald sah man, dass er in Redegefechten die meisten besiegte. Dadurch erregte (vgl. 3,15b,2) (3) Aber solange Paulinos lebte, war dem Neid die Kraft genommen. Als aber jener nach sechs Monaten verstarb und an seiner

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αὐτοῦ δὲ Ε ὐ λ ά λ ι ο ϲ τ ὸ ν θ ρ ό ν ο ν ἔ ϲ χ ε ν , εἰϲ τὴν αὑτοῦ δύναμιν ἐπανελθὼν ὁ φθόνοϲ κινεῖ τὸν Εὐλάλιον τ ῆ ϲ Ἀ ν τ ι ο χ ε ί α ϲ τὸν Ἀέτιον ἀ π ε λ ά ϲ α ι (cf. 3,15b,3). ὁ δὲ ε ἰ ϲ τ ὴ ν τῆϲ Κιλικίαϲ Ἀ ν ά ζ α ρ β ο ν ἀ φ ι κ ό μ ε ν ο ϲ (cf. 3,15b,4) τῇ τέχνῃ πάλιν πρὸϲ τὸ ζῆν ἀπεχρῆτο οὐδὲ τῆϲ ἐν λόγοιϲ ἀφιϲτάμενοϲ πρὸϲ τοὺϲ ἐντυγχάνονταϲ ἁμίλληϲ. (4) γραμματικοῦ δέ τινοϲ τὴν φύϲιν αὐτοῦ ἀγαμένου καὶ μεταδοῦναι τῆϲ τέχνηϲ ὡρμημένου ὁ Ἀέτιοϲ παρ᾽ αὐτὸν εἰϲοικιϲθεὶϲ ἐθήτευεν τὰϲ οἰκετικὰϲ αὐτῷ τελῶν λειτουργίαϲ. καὶ ὁ μὲν τὴν γραμματικὴν προθύμωϲ αὐτὸν ἐδιδάξατο, ὁ δὲ τοῦ διδαϲκάλου δημοϲίᾳ ποτὲ καταϲτὰϲ εἰϲ ἔλεγχον, ὅτι μὴ τῶν θείων λογίων ὀρθὴν ἐποιεῖτο τὴν διήγηϲιν, καὶ πολλὴν αὐτοῦ τὴν ἐπ᾽ ἀμαθείᾳ τῶν τοιούτων αἰϲχύνην καταχεάμενοϲ ἀντιμιϲθίαν εὗρεν τὴν ἀποκήρυξιν τῆϲ εὐεργετούϲηϲ αὐτὸν οἰκίαϲ. (5) ἐκεῖθεν δὲ ἐλαθεὶϲ Ἀθαναϲίῳ ϲυγγίνεται, ὃϲ τῶν μὲν Λουκιανοῦ τοῦ μάρτυροϲ ὁμιλητῶν εἷϲ ἐγεγόνει, τῆϲ Ἀναζάρβου δ᾽ ἐπεϲκόπει. παρ᾽ ᾧ τοὺϲ εὐαγγελιϲτὰϲ ἀναγνοὺϲ καὶ τοῖϲ καθ᾽ ἕκαϲτον αὐτῶν ἐπιϲτήϲαϲ ἐπὶ τὴν Ταρϲὸν παρὰ Ἀντώνιον ἀφικνεῖται. τῶν Λουκιανοῦ δὲ καὶ οὗτοϲ ἦν γνωρίμων. ὑφ᾽ οὗ τὰϲ τοῦ ἀποϲτόλου ἀναδιδαχθεὶϲ ἐπιϲτολὰϲ ἱκανὸν αὐτῷ ϲυνδιέτριβε χρόνον τὴν τοῦ πρεϲβυτέρου τάξιν πληροῦντι. (6) ἐπεὶ δ᾽ ὁ Ἀντώνιοϲ ἔφοροϲ ἐγεγόνει καὶ οὐχ οἷόϲ τε ἦν ἐναϲχολεῖϲθαι τῇ ϲοφιζούϲῃ τὸν Ἀέτιον διδαϲκαλίᾳ, εἰϲ τὴν Ἀντιόχου πάλιν ὁ Ἀέτιοϲ ἐπάνειϲιν ἀκροαϲόμενοϲ Λεοντίου. πρεϲβύτεροϲ δὲ ἦν ὁ Λεόντιοϲ κατ᾽ ἐκεῖνο καιροῦ καὶ αὐτὸϲ τῶν μαθητῶν Λουκιανοῦ χρηματίϲαϲ. ὃϲ αὐτῷ καὶ τοὺϲ προφήταϲ ἐξηγήϲατο καὶ μάλιϲτα τὸν Ἰεζεκιήλ. (7) ἀλλὰ κἀκεῖθεν αὐτὸν ὁ φθόνοϲ αὖθιϲ, ὡϲ Φιλοϲτόργιοϲ ληρεῖ, ὡϲ δ᾽ ἄν τιϲ ἀληθεύων εἴποι, τῆϲ γλώϲϲηϲ ἡ ἀκραϲία καὶ τὸ τοῦ φρονήματοϲ δυϲϲεβὲϲ ἀπελαύνει. ἐκεῖθεν οὖν τὴν Κιλικίαν καταλαμβάνει καί τιϲ τῶν Βορβοριανῶν λόγοιϲ αὐτῷ ὑπὲρ τῆϲ ἰδίαϲ δόξηϲ ϲυμπλακεὶϲ εἰϲ ἐϲχάτην κατέϲτηϲεν ἧτταν. (8) ἐφ᾽ ᾧ ἀθυμία τε αὐτὸν κατεῖχεν καὶ τὸ ζῆν οὐκ ἀνεκτὸν ἡγεῖτο ὁρῶν τὸ ψεῦδοϲ τῆϲ ἀληθείαϲ ἐπικρατέϲτερον. οὕτω δὲ τῷ Ἀετίῳ διακειμένῳ ὀπταϲία τιϲ, ὡϲ οὗτοϲ τερατολο-

261 αὑτοῦ Stein : αὐτοῦ B 264 ἀναβαρζὸν B : corr. Niceph. ibid. (289 C) 267 ὁρμημένου B : corr. Bidez 272 ἀμαθεία ex corr. Valesius | τὴν ἀναβαρζὸν B : corr. Stein duce Niceph. ibid. (289 D), qui nominis formam Ἀναζαρβὸν restituit | δ᾽ ἐπεϲκόπει Valesius : διεϲκόπει B 276 αὐτῶν vel αὑτὸν dub. Bidez : αὐτὸν B 282 πάλιν B : πόλιν dub. Bidez, non necessario 285 Ἰεζεκιήλ : ἱεζ- B 289 ὑπὲρ Bochart : ὑπὸ B 292 ὡϲ οὗτοϲ ex καὶ τοϲ restit. B

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Stelle E u l a l i o s d e n S t u h l e i n n a h m , da erstarkte der Neid wieder und bewog den Eulalios dazu, den Aetios a u s A n t i o c h e i a z u v e r t r e i b e n (vgl. 3,15b,3). Der aber b e g a b s i c h nach A n a z a r b o s in Kilikien (vgl. 3,15b,4) und übte für den Lebensunterhalt wieder seine Handwerkskunst aus, ließ dabei aber weiterhin nicht ab von Redegefechten mit jedwedem in seiner Umgebung. (4) Als aber ein Grammatiklehrer dessen Naturanlage bewunderte und ihm unbedingt an seiner Kunst Anteil geben wollte, da zog Aetios bei ihm als Diener ein und verrichtete bei ihm die Haushaltspflichten. Dieser unterwies ihn bereitwillig in der Grammatik, er aber machte sich einmal öffentlich an die Widerlegung seines Lehrers, dass er die Gottesworte nicht richtig auslegte, und übergoss ihn mit viel Schmach wegen seiner Unkenntnis in derartigen Dingen; der Lohn, den er dafür erhielt, war der Verweis aus dem ihm gegenüber wohltätigen Haus. (5) Von dort vertrieben, weilte er bei Athanasios, der einer der Gefährten des Märtyrers Lukianos gewesen war und nun Bischof von Anazarbos war. Nachdem er bei diesem die Evangelisten gelesen und sich den Einzelheiten bei ihnen gewidmet hatte, gelangte er nach Tarsos zu Antonios. Auch dieser war einer von den Freunden des Lukianos. Von ihm nun wurde er in den Briefen des Apostels unterwiesen und verbrachte eine geraume Zeit damit bei ihm, solange dieser den Rang eines Priesters bekleidete. (6) Als Antonios aber Bischof geworden war und nicht mehr genügend Zeit hatte, um sich der den Aetios belehrenden Unterweisung widmen zu können, da kehrte Aetios wieder nach Antiocheia zurück, um Leontios zu hören. Leontios, der ebenfalls zu den Schülern des Lukianos zählte, war zu jener Zeit Priester. Dieser legte ihm auch die Propheten aus und besonders den Ezechiel. (7) Aber auch von dort vertrieb ihn wiederum der Neid, wie Philostorgios schwatzt; in Wahrheit war es jedoch die Unbeherrschtheit seiner Zunge und die Gottlosigkeit seiner Gesinnung. Von dort erreichte er nun Kilikien, und einer der Borborianer, der von ihm in ein Gespräch über seinen Glauben verwickelt worden war, fügte ihm eine vernichtende Niederlage zu. (8) Daraufhin erfasste ihn Mutlosigkeit und er hielt das Leben für unerträglich, weil er sah, dass die Lüge stärker war als die Wahrheit. Als sich Aetios in dieser Verfassung befand, trat, wie dieser da fabuliert, eine Erscheinung an ihn heran, die seine Mutlosigkeit

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γεῖ, ἐφίϲταται λύουϲα τὴν ἀθυμίαν ϲυμβόλοιϲ παρεχομένη τὸ ἀνανταγώνιϲτον τῆϲ ἤδη παρεχομένηϲ αὐτῷ ϲοφίαϲ. κἀκεῖθεν περιγεγόνει τῷ Ἀετίῳ τὸ μηδενὸϲ ἐν ϲυμπλοκαῖϲ ἡττᾶϲθαι λόγων. (9) μετ᾽ οὐ πολὺ γοῦν Ἀφθόνιόϲ τιϲ τῆϲ Μανιχαίων λύϲϲηϲ προεϲτὼϲ καὶ μεγάλην παρὰ πολλοῖϲ ἐπὶ ϲοφίᾳ καὶ δεινότητι λόγων φέρων τὴν δόξαν ἐν τῇ κατ᾽ Αἴγυπτον αὐτῷ Ἀλεξανδρείᾳ ϲυμπλέκεται. καὶ γὰρ ἧκε πρὸϲ αὐτὸν ἐξ Ἀντιοχείαϲ ὁ Ἀέτιοϲ ὑπὸ τῆϲ περὶ αὐτὸν φήμηϲ ἑλκόμενοϲ. (10) ὡϲ δ᾽ εἰϲ ἅμιλλαν ἀλλήλοιϲ κατέϲτηϲαν, οὐδὲ πολλῆϲ καταναλωθείϲηϲ δ ι ε λ έ γ ξ ε ω ϲ εἰϲ ἀφωνίαν ϲυνελάϲαϲ ὁ Ἀέτιοϲ τὸν Ἀφθόνιον ἐκ μεγάληϲ δόξηϲ εἰϲ μεγάλην αἰϲχύνην κατήνεγκεν (cf. 3,15b,4). διὸ καὶ τῷ ἀπροϲδοκήτῳ βαρυθυμήϲαϲ τῆϲ ἥττηϲ νόϲον τε ἐπεϲπάϲατο χαλεπὴν καὶ τῇ νόϲῳ πέραϲ ὁ θάνατοϲ ἦν οὐδὲ περαιτέρω τῶν ἑπτὰ ἡμερῶν διαρκέϲαντοϲ τοῦ ϲώματοϲ ἀπὸ τῆϲ πληγῆϲ. Ἀέτιοϲ δὲ διὰ πάντων ἐχώρει τοῖϲ λόγοιϲ τοὺϲ ἀντιπάλουϲ κ α τ ὰ κ ρ ά τ ο ϲ βάλλων καὶ τὴν νίκην λαμπρὰν ἀναδούμενοϲ (cf. 3,15b,3). (11) τότε δὲ καὶ τῆϲ ἰατρικῆϲ ἐξῆπτο, ὡϲ ἂν μὴ μόνον ψυχῶν, ἀλλὰ καὶ ϲωμάτων ἔχοι τὰϲ νόϲουϲ ἰᾶϲθαι. Ϲώπολιϲ δ᾽ ἦν αὐτῷ τοῦ μαθήματοϲ ὁ διδάϲκαλοϲ, ἀνὴρ ἐν τῇ τέχνῃ μηδενὸϲ ἔχων τὰ δεύτερα. ἀριϲτεύων δὲ ἐν ἰατρικῇ ὁ Ἀέτιοϲ ἄμιϲθον παρεῖχεν τοῖϲ δεομένοιϲ τὴν θ ε ρ α π ε ί α ν . (12) εἰ δέ ποτε ἐδέηϲεν αὐτῷ τῶν ἀναγκαίων, παρά τινι τῶν ὁμοτέχνων νύκτωρ φοιτῶν, ἵνα μὴ δι᾽ ἡμέραϲ ἀπάγοιτο τῶν ϲπουδαιοτέρων, ὅϲον τοῦ χρυϲίου τεχνικωτέραϲ ἐδεῖτο χειρόϲ, τοῦτο δὲ ἄρα ἐξεργαζόμενοϲ θᾶττον παρὰ τοῦ ὁμοτέχνου τὸν μιϲθὸν ἐκομίζετο καὶ τὸν ἑαυτοῦ βίον ϲυνεῖχε. (13) ταῦτα δὲ κατ᾽ ἐκείνουϲ τοὺϲ καιροὺϲ Κωνϲταντίου ἦν, καθ᾽ οὓϲ καὶ ὁ Θεόφιλοϲ ἐκ τῶν Ἰνδῶν ἐπανελθὼν διῆγεν ἐν Ἀντιοχείᾳ. (sequitur 3,16) 293 ἐπίϲταται B : corr. Migne 294 αὐτῷ cod. Bochart. : αὐτ(οῦ) B 294 sq. πε(ρι)γεγόνει (coniecit Bidez) vel π(αρα)γεγόνει B 301 δ ι ε λ έ γ ξ ε ω ϲ Bidez : διελέξεωϲ B 303 sq. βαρυθμήϲαϲ B : corr. Holstenius 314 ἐπάγοιτο B : corr. Niceph. h. e. 9,17 (PG 146,292 A) 315 δὲ : δὴ Valesius

3,15a Nicet. Chon. Thes. 5,30 p. 44,23-26 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) ὅτι ... χρυϲοχόοϲ ὁ Ἀέτιοϲ ἦν, τούτῳ ϲύμφρων ἐν τῷ τρίτῳ τῆϲ ἱϲτορίαϲ λόγῳ· χωρήϲαϲ γοῦν,

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chen die Unbesiegbarkeit der Weisheit, die ihm schon gewährt wurde, vermittelte. Daraus ergab sich für Aetios, dass er niemandem mehr in Streitgesprächen unterlag. (9) Jedenfalls stieß nicht viel später ein gewisser Aphthonios, der ein Vorsteher der manichäischen Raserei war und bei vielen wegen seiner Weisheit und Wortgewalt großen Ruhm genoss, mit ihm in Alexandreia in Ägypten zusammen. Denn Aetios war aus Antiocheia zu ihm gekommen, angezogen vom Ruf seiner Person. (10) Als sie gegeneinander in Wettstreit traten, brauchte Aetios nicht viel zur W i d e r l e g u n g ; er trieb Aphthonios in die Sprachlosigkeit und deklassierte ihn von großem Ruhm zu großer Schande (vgl. 3,15b,4). Daher zog sich dieser auch, von der unerwarteten Niederlage bedrückt, eine schwere Krankheit zu, die mit dem Tod endete; nicht einmal länger als sieben Tage hat sein Körper nach diesem Schlag durchgehalten. Aetios aber war in aller Munde, dass er durch seine Reden seine Gegner v o l l s t ä n d i g niederwerfe und glänzende Siege erringe. (11) Damals widmete er sich auch der ärztlichen Kunst, um gegebenenfalls in der Lage zu sein, nicht nur die Krankheiten der Seele, sondern auch die des Körpers zu heilen. Sopolis war sein Lehrer in dieser Wissenschaft, ein Mann, der hinter niemandem in dieser Kunst zurückstand. Als nun Aetios in der Heilkunst hervorragend war, gewährte er den Bedürftigen die T h e r a p i e , ohne Lohn zu nehmen. (12) Wenn er aber einmal etwas Lebensnotwendiges brauchte, ging er, um nicht tagsüber von seinen wichtigeren Beschäftigungen abgelenkt zu werden, nachts zu einem seiner Handwerkskollegen und erledigte zügig all die Goldarbeiten, die einer geübteren Hand bedurften; dafür erhielt er vom Handwerkskollegen Lohn und sicherte so seinen Lebensunterhalt. (13) Das war zu jener Zeit unter Constantius, als Theophilos, aus Indien zurückgekehrt, in Antiocheia weilte. (folgt 3,16)

3,15a Niketas von Chonai, Thesaurus 5,30 Dass Aetios ein Goldschmied war, die gleiche Gesinnung hat wie dieser, im dritten Buch seiner Geschich-

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φηϲίν, ἐπὶ χρυϲοχοΐαν Ἀέτιοϲ ἀκρότατοϲ γέγονε χρυϲοῦ χειρουργόϲ. 3 ante Ἀέτιοϲ add. ὁ V

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Suda α 571 (I p. 58,8-25) (codd. A[GITM]) (1) Ἀέτιοϲ· ἐξ Ἀ ν τ ι ο χ ε ί α ϲ τῆϲ Ϲ υ ρ ί α ϲ , διδάϲκαλοϲ Εὐνομίου, ἀπὸ πενιχρῶν καὶ εὐτελῶν γονέων τυγχάνων. ὁ δ ὲ π α τὴρ αὐτῷ τῶν ἐν ϲτρατιᾷ δυϲπραγέϲτερον ἐνην ε γ μ έ ν ω ν γ ε ν ό μ ε ν ο ϲ ἐτεθνήκει κομιδῇ παῖδα τοῦτον ἀφείϲ. αὐτὸϲ δὲ ε ἰ ϲ ἔ ϲ χ α τ ο ν ἀπορίαϲ ἥκων ἐ π ὶ χ ρ υ ϲ ο χ ο ΐ α ν ἐ χ ώ ρ η ϲ ε ν ἀ κ ρ ό τ α τ ό ϲ τε ἐ γ έ ν ε τ ο . (2) ἐπεὶ δὲ ἡ φ ύ ϲ ι ϲ αὐτῷ μειζόνων ὠρέγετο μ α θ η μ ά τ ω ν , πρὸϲ λ ο γ ι κ ὰ ϲ θ ε ω ρ ί α ϲ ἐτράπετο. καὶ δῆτα ϲυγγίνεται Π α υ λ ί ν ῳ ἀρτίωϲ ἀπὸ τῆϲ Τ ύ ρ ο υ ε ἰ ϲ Ἀ ν τ ι ό χ ε ι α ν ἀφικομένῳ. ἔτι κατὰ τοὺϲ Κωνϲταντίνου χρόνουϲ τούτου ἠ κ ρ ο ᾶ τ ο πολλὴν ἐπιεικῶϲ φαίνων τῆϲ ἀϲεβείαϲ τὴν ῥ ώ μ η ν εἰϲ τὰϲ πρὸϲ τοὺϲ διαφερομένουϲ ζητήϲειϲ. καὶ οὐχ ὑπόϲτατοϲ ἤδη τοῖϲ πολλοῖϲ ἦν. (3) ἐπεὶ δὲ Παυλῖνοϲ ἐτεθνήκει, Ε ὐ λ α λ ί ο υ τρίτου καὶ εἰκοϲτοῦ ἀπὸ τῶν ἀποϲτόλων ἔ χ ο ν τ ο ϲ τ ὸ ν θ ρ ό ν ο ν πολλοὶ τῶν ὑπὸ τοῦ Ἀετίου ἐλεγχομένων δεινὸν ποιηϲάμενοι πρὸϲ ἀνδρὸϲ δημιουργοῦ καὶ νέου κ α τ ὰ κ ρ ά τ ο ϲ ἐλαύνεϲθαι ϲυϲτάντεϲ ἐ ξ ή λ α ϲ α ν αὐτὸν τ ῆ ϲ Ἀ ν τ ι ο χ ε ί α ϲ . (4) ἐξελαθεὶϲ δὲ ε ἰ ϲ τ ὴ ν Ἀ ν ά ζ α ρ β ο ν ἀ φ ι κ ν ε ῖ τ α ι . ὁ δὲ ἤδη τάχιϲτα δυνάμεωϲ πάϲηϲ πιμπλάμενοϲ μείζουϲ ἀεὶ τῶν δεδομένων ἀφορμῶν εἰϲέφερε τοὺϲ καρπούϲ. ὁ δὲ οὐδὲν ἐπαύετο τοὺϲ μὲν δ ι ε λ έ γ χ ω ν , τοὺϲ δὲ παντοίωϲ θ ε ρ α π ε ύ ω ν , φαύλωϲ δὲ ἀμπιϲχόμενοϲ καὶ ὡϲ ἔτυχε ζῶν. 3 α ὐ τ ῷ AM : αὐτοῦ GIT 3 sq. ἐ ν η ν ε γ μ έ ν ω ν A : ἐνειλεγμένων GIM : ἐνειλεγμένοϲ T 9 τῆϲ om. M 9 sq. κωνϲταντίου A 13 εὐλάλου codd. : corr. Gaisford 15 ἐλεγχόμενοι A 17 τ ὴ ν om. M 18 δὲ : δὴ A | ἤδη om. GIT 20 sq. τοὺϲ2 – θ ε ρ α π ε ύ ω ν om. AGIM 21 δὲ om. A

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te. Er sagt: Jedenfalls widmete sich Aetios der Goldschmiedekunst und wurde ein hervorragender Handwerker des Goldes.

3,15b Suda, Art. Aetios (1) Aetios: Aus A n t i o c h e i a in S y r i e n , Lehrer des Eunomios, von armen und einfachen Eltern abstammend. S e i n Va t e r w a r einer von denen, denen es im Staatsdienst wenig e r g u t e r g i n g ; er starb und ließ diesen als ganz kleines Kind zurück. Der seinerseits geriet i n ä u ß e r s t e Not, weshalb er sich d e r Goldschmiedekunst widmete und darin hervorrag e n d w u r d e . (2) Als aber seine n a t ü r l i c h e B e g a b u n g nach höheren L e h r e n verlangte, wandte er sich den L o g i k s t u d i e n zu. So fand er denn Anschluss an P a u l i n o s , der gerade von T y r o s n a c h A n t i o c h e i a gekommen war. Noch zu Konstantins Zeiten h ö r t e er diesen, wobei sich zeigte, dass er ein ziemlich hohes P o t e n t i a l an Gottlosigkeit besaß für Streitfragen mit Gegnern. Die meisten waren ihm schon nicht mehr gewachsen. (3) Als aber Paulinos gestorben war und E u l a l i o s als dreiundzwanzigster seit den Aposteln d e n S t u h l i n n e h a t t e , da taten sich viele, die von Aetios widerlegt worden waren, zusammen, weil sie es furchtbar fanden, von einem Mann, der Handwerker und jung war, v o l l s t ä n d i g geschlagen zu werden, und v e r t r i e b e n ihn a u s A n t i o c h e i a . (4) Nach seiner Vertreibung g e l a n g t e e r n a c h A n a z a r b o s . Er saugte sich nun sehr schnell mit jedweder Fähigkeit voll, und die Früchte, die er heimbrachte, waren immer größer als der jeweilige Aufwand. Er hörte überhaupt nicht damit auf, die einen zu w i d e r l e g e n und die anderen auf verschiedenste Art und Weise zu t h e r a p i e r e n ; dabei war er schlicht gekleidet und lebte, wie es sich traf.

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Phot. Philost. 3,16-21 (post 3,15) 16. ὅτι Ἀέτιοϲ, φηϲί (sc. Philostorgius), τοῖϲ περὶ Βαϲίλειον τὸν Ἀγκύραϲ καὶ Εὐϲτάθιον τὸν Ϲεβαϲτείαϲ εἰϲ τοὺϲ περὶ τοῦ ὁμοουϲίου λόγουϲ καταϲτὰϲ καὶ πάντων ἀνθρώπων αὐτοὺϲ δ ι ε λ έ γ ξ α ϲ (cf. 3,15,10; 3,15b,4) ἀφωνοτάτουϲ, ὡϲ οὗτοϲ τερατολογεῖ, εἰϲ μῖϲοϲ αὐτοῖϲ ἄϲπονδον κατέϲτη. 17. (1) ὅτι Λεόντιοϲ, φηϲίν (sc. Philostorgius), ὃν ὁ ἔμπροϲθεν λόγοϲ πρεϲβύτερόν τε καὶ διδάϲκαλον Ἀετίου ὑπέδειξεν, ἐπίϲκοποϲ Ἀντιοχείαϲ καταϲτὰϲ εἰϲ διακονίαν τὸν μαθητὴν προχειρίζεται καὶ διδάϲκειν ἐν ἐκκληϲίᾳ τὰ τῆϲ ἐκκληϲίαϲ ἐπιτρέπει δόγματα. ὁ δὲ πρὸϲ μὲν τὸ τῆϲ διακονίαϲ ἔργον ὑπεϲτάλη, διδάϲκειν δὲ ἀνεδέξατο. (2) χρόνον δὲ διατρίψαϲ, ὅϲον ἐνόμιζεν αὐτῷ εἰϲ τὴν τῶν θείων μαθημάτων ἐξαρκέϲειν παράδοϲιν, ἐπὶ τὴν Ἀλεξάνδρειαν αὖθιϲ παραγίνεται. ἤδη γὰρ ἐν αὐτῇ ὁ Ἀθανάϲιοϲ πολὺϲ ἦν ὑπὲρ τοῦ ὁμοουϲίου ῥέων καὶ ἐχρῆν εἶναι τὸν ἀντιπνέοντα. 18. ὅτι φηϲὶ (sc. Philostorgius) Φλαβιανὸν καὶ Παυλῖνον, οἳ καὶ μετὰ ταῦτα τὸν Ἀντιοχείαϲ θρόνον εἶχον διανειμάμενοι, τούτουϲ τὸν εἰρημένον Λεόντιον ἅτε δὴ μὴ ὁμοδοξοῦνταϲ καθελεῖν (οὗτοι δὲ ἦϲαν Εὐϲταθίῳ ϲυνακολουθήϲαντεϲ ⟨ἐϲ〉 τὴν μεθόριον ἀπαγομένῳ), ὃϲ τῶν ἱερῶν τῆϲ Ἀντιοχείαϲ φροντίδων, μᾶλλον δὲ τῆϲ ὅληϲ εὐϲεβείαϲ οὐδὲν ἠνέϲχετο τοῖϲ καιροῖϲ ϲυγκαπηλεύϲαϲθαι. 19. ὅτι Ϲεκούνδου καὶ Ϲέρρα εἰϲ ἐπιϲκοπὴν τὸν Ἀέτιον προχειριζομένων αὐτόϲ, φηϲίν (sc. Philostorgius), οὐκ ἠνέϲχετο μὴ καθαρῶϲ αὐτοὺϲ ἱερᾶϲθαι διὰ τὴν ἐπιμιξίαν πρὸϲ τοὺϲ τὸ ὁμοούϲιον θρηϲκεύονταϲ ἀποφαινόμενοϲ. 20. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Εὐνόμιοϲ κατὰ πύϲτιν τῆϲ Ἀετίου ϲοφίαϲ εἰϲ Ἀντιόχειαν ἐκ Καππαδοκίαϲ ἀφικόμενοϲ τῷ Ϲεκούνδῳ ϲυνέμιξεν. ὁ δὲ αὐτὸν ἐν Ἀλεξανδρείᾳ τότε τῷ Ἀετίῳ διατρίβοντι ϲυνέϲτηϲεν. καὶ ϲυνήϲτην ἄμφω, ὁ μὲν διδάϲκων, ὁ δὲ τοῖϲ ἱεροῖϲ μαθήμαϲι ϲυναϲκούμενοϲ.

1 πε(ρὶ) (coniecit M) vel π(αρὰ) B 11 ὅϲον Valesius : ὃϲ B : ὃν Gothofredus 12 ἐξαρέϲκειν B : corr. Gothofredus 13 ὑπὲρ B 17 – 19 οὗτοι – ἀπαγομένῳ parenthesin esse censuit Gothofredus 18 ἐϲ add. Holstenius 21 sq. προχειριζομένων Holstenius : -μένω B 23 sq. πρὸϲ τοὺϲ ... θρηϲκεύονταϲ Valesius : τῶν πρὸϲ ... θρηϲκευόντων B 27 ϲυνέμιξεν (ϲυν ex ἀν restit.) B

fragmenta libri III

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3,16-21 Photios, Philostorgios-Epitome 3,16-21 (nach 3,15) 16. Aetios, so sagt er (d. h. Philostorgios), ließ sich mit Basileios von Ankyra und Eustathios von Sebasteia auf eine Unterredung über das „Wesensgleich“ ein und f ü h r t e sie v o r als die sprachlosesten aller Menschen (vgl. 3,15,10; 3,15b,4), wie dieser fabuliert, wodurch er sich ihren unversöhnlichen Hass zuzog. 17. (1) Leontios, so sagt er (d. h. Philostorgios), der Priester und Lehrer des Aetios war, wie oben dargelegt worden ist, wurde Bischof von Antiocheia, ernannte daraufhin seinen Schüler zum Diakon und gab ihm die Aufgabe, in der Kirche die Glaubenssätze der Kirche zu lehren. Der aber scheute vor der Diakonstätigkeit zurück, übernahm es aber zu lehren. (2) Nachdem er damit so lange Zeit verbracht hatte, wie er angenommen hatte für die Weitergabe der göttlichen Lehren zu benötigen, begab er sich wieder nach Alexandreia. Dort verbreitete sich nämlich schon Athanasios kräftig zugunsten des „Wesensgleich“, und es war notwendig, dass jemand dagegen anging. 18. Er (d. h. Philostorgios) berichtet von Flavianus und Paulinos, die sich hernach den Stuhl von Antiocheia teilten, dass diese, da sie nicht die gleiche Glaubensüberzeugung wie er hatten, der erwähnte Leontios absetzte (sie hatten Eustathios, als er ⟨ins〉 Exil abgeführt wurde, begleitet), da er nicht bereit war, auch nur irgend etwas von den heiligen Sorgen um Antiocheia, geschweige denn von der Gesamtheit des rechten Glaubens dem Zeitgeist preiszugeben. 19. Als Sekundos und Serras den Aetios für ein Bischofsamt auswählten, da lehnte er selbst das ab, wie er (d. h. Philostorgios) sagt, und erklärte, diese übten wegen ihres Umgangs mit denen, die an das „Wesensgleich“ glaubten, das Priesteramt nicht in reiner Weise aus. 20. Eunomios, so sagt er (d. h. Philostorgios), der auf die Kunde von der Weisheit des Aetios aus Kappadokien nach Antiocheia gekommen war, trat mit Sekundos in Verbindung. Der brachte ihn mit Aetios, der sich damals in Alexandreia aufhielt, zusammen. So waren beide vereint: der eine lehrte, der andere übte sich in den heiligen Wissenschaften.

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(E 7) Philostorgius

21. ὅτι Εὐνομίου φηϲὶν οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβὴϲ (sc. Philostorgius) οὐκ αἰϲχυνόμενοϲ ἐγκώμιον ἀνατάξαϲθαι. (sequitur 3,22)

3,20/21a vide test. 3b,4.

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Phot. Philost. 3,22-26 (post 3,21) 22. (1) ὅτι φηϲὶ (sc. Philostorgius) τὸν Κώνϲταντα διὰ τὴν ὑπὲρ Ἀθαναϲίου ϲπουδὴν ὑπὸ τυραννίδι τῇ Μαγνεντίου τὴν ζωὴν καταϲτρέψαϲθαι. (2) τελευτήϲαντοϲ δὲ αὐτοῦ καὶ τοῦ μὲν Κωνϲταντίου κατὰ τὴν Ἔδεϲαν τῆϲ Μεϲοποταμίαϲ διατρίβοντοϲ (τοῦτο γὰρ ὁ Περϲικὸϲ ἀπῄτει πόλεμοϲ) ἡ πρεϲβυτάτη τούτων ἀδελφὴ Κωνϲταντῖνα (Ἀναβαλλιανοῦ δὲ ἦν κεχηρωμένη γυνή) δείϲαϲα, μὴ φθάϲειεν ὁ τυραννήϲαϲ Μαγνέντιοϲ τὸ πάντων ἀναρτήϲαϲθαι κράτοϲ, Οὐετερανίωνά τινα, τῶν ϲτρατηγούντων ἕνα, καθίϲτηϲι Καίϲαρα. (3) ἐδόκει δὲ δύναϲθαι τὴν πρᾶξιν, διότι ζῶν ὁ κοινὸϲ αὐτῶν πατὴρ διαδήματί τε αὐτὴν ἐταινίωϲεν καὶ Αὐγοῦϲταν ἐπωνόμαϲεν. (4) ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ τ α ῦ τ α μ α θ ὼ ν παραυτίκα μὲν Οὐετερανίωνι τὸ διάδημα πέμπει ϲυνεπικυρῶν αὐτῷ καὶ τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀξίωμα. ἔπειτα δὲ πρὸϲ ἑϲπερίουϲ κατὰ Μαγνεντίου ϲτρατευόμενοϲ καὶ ϲυμμῖξαι φιλίωϲ τῷ Οὐετερανίωνι βουληθείϲ, ἐπείπερ ἐκεῖνοϲ παρέϲχεν ὑποψίαν ἐπαναϲτάϲεωϲ, χειροῦται μὲν τὸν Οὐετερανίωνα καὶ τῆϲ βαϲιλικῆϲ ἀποδύει ϲτολῆϲ. (5) μηδὲν δὲ κακὸν ἐπεργαϲάμενοϲ ἄλλο, ἀλλὰ καὶ τ ρ α π έ ζ η ϲ α ὐ τ ῷ κ ο ι ν ω ν ή ϲ α ϲ εἰϲ Προῦϲαν τῆϲ Βιθυνίαϲ ἐκπέμπει λαμπρὰϲ καὶ μεγαλοπρεπεῖϲ ἀφορίϲαϲ αὐτῷ τὰϲ χορηγίαϲ, μηδενὸϲ ὑϲτερεῖϲθαι, ὧν ἀνθρώπου βίοϲ ὡϲ ἐν ἰδιώταιϲ εὐδαιμονεῖ, προνοηϲάμενοϲ. 23. ὅτι Ϲαπώρην τὸν βαϲιλέα Περϲῶν ἀναγράφει (sc. Philostorgius) ϲτρατεῦϲαι κατὰ τῆϲ Νιϲίβιδοϲ καὶ εἰϲ πολιορκίαν αὐτῆϲ καταϲτῆναι. ἄπρακτον δὲ καὶ παρὰ δόξαν κατῃϲχυμμένον ὑποϲτρέψαι Ἰακώβου τοῦ τῆϲ πόλεωϲ ἐπιϲκόπου τό τε πρακτέον τοῖϲ πο5 sq. κωνϲταντῖνα ( ῖνα ex ία restit.) B 6 ἀναγαλλιανοῦ B : corr. M 9 ζῶν Bochart : ζῆνων B 12 αὐτῷ Gothofredus : αὐτ(οῦ) B 18 Βιθυνίαϲ Gothofredus : θυνίαϲ B

fragmenta libri III

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21. Dieser Gottlose (d. h. Philostorgios) sagt, ohne sich zu schämen, dass er ein Enkomion auf Eunomios verfasst hat. (folgt 3,22)

3,20/21a Siehe test. 3b,4.

3,22-26 Photios, Philostorgios-Epitome 3,22-26 (nach 3,21) 22. (1) Constans kam, wie er (d. h. Philostorgios) sagt, wegen seines Eifers für Athanasios zu Tode im Zuge der Usurpation des Magnentius. (2) Da er verstorben war und Constantius sich bei Edessa in Mesopotamien aufhielt (das erforderte nämlich der Krieg gegen die Perser), befürchtete ihre älteste Schwester Constantina (sie war die verwitwete Frau des Hannibalianus), dass der Usurpator Magnentius sich unverzüglich die Gesamtherrschaft aneignen werde, und setzte daher einen gewissen Vetranio, einen von den Feldherrn, zum Caesar ein. (3) Sie schien die Vollmacht zu dieser Handlung zu haben, weil ihr gemeinsamer Vater sie zu Lebzeiten mit dem Diadem geschmückt und Augusta genannt hatte. (4) Als Constantius d i e s e s e r f a h r e n h a t t e , schickte er sofort dem Vetranio das Diadem und bestätigte ihm damit auch die Würde der Kaiserherrschaft. Dann zog er nach Westen gegen Magnentius zu Felde und wollte sich in Freundschaft mit Vetranio treffen. Als aber jener bei ihm den Verdacht auf eine Erhebung erregte, überwältigte er den Vetranio und entkleidete ihn seines kaiserlichen Gewandes. (5) Er vollstreckte aber kein anderes Übel, sondern l i e ß i h n sogar a n d e r Ta f e l t e i l n e h m e n und schickte ihn dann nach Prusa in Bithynien weg. Dabei bestimmte er für ihn glänzende und großzügige Einkünfte, denn es sollte jenem nach seiner Vorstellung an nichts fehlen, von dem das Leben eines Menschen, sofern es sich um Privatleute handelt, gedeiht. 23. Er (d. h. Philostorgios) schreibt, dass Schapur, der König der Perser, gegen Nisibis zu Felde zog und sich an die Belagerung der Stadt machte. Unverrichteter Dinge und te er zurück, weil Jakob, der Bischof der Stadt, die Bürger instruierte,

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(E 7) Philostorgius

λίταιϲ εἰϲηγουμένου καὶ τῇ πρὸϲ θεὸν παρρηϲίᾳ κατὰ τὸ ἀνυπέρβλητον τῆϲ πόλεωϲ ὑπερμαχεϲαμένου. 24. ὅτι αἱ Ἄλπειϲ αἵ τε Ϲούκειϲ καλούμεναι καὶ αἱ Ἰουλίαι δίοδοί εἰϲι ϲτεναὶ μεγίϲτων ὀρῶν ἑκατέρωθεν καὶ ὑφ᾽ ἓν χωρίον ἐγγὺϲ τοῦ ϲυμπτύϲϲεϲθαι ϲυγκλειομένων. ἐοίκαϲι δὲ αἱ δίοδοι αὗται τοῖϲ ἐν Θερμοπύλαιϲ ϲτενοῖϲ. ἀλλ᾽ αἱ μὲν Ἰουλίαι Ἄλπειϲ τὰϲ Γαλλίαϲ καὶ Ἰταλίαϲ διορίζουϲι τῶν Ἰλλυριῶν, αἱ δὲ Ϲούκειϲ μεταξὺ τῆϲ Δακίαϲ εἰϲὶν καὶ τῆϲ Θρᾴκηϲ, ἃϲ καὶ καταλαβεῖν ἐπειγόμενοϲ Οὐετερανίων τὴν ὑπόνοιαν τῆϲ ἐπαναϲτάϲεωϲ παρέϲχε Κωνϲταντίῳ. 25. ὅτι ἐν ᾧ Κωνϲτάντιοϲ κατὰ Μαγνεντίου παρεϲκευάζετο τοῦ τυράννου, τὸ Περϲικὸν ἀκούϲαϲ κατὰ τῆϲ ἑῴαϲ βαρυτέρᾳ χειρὶ κινεῖϲθαι εἰϲ ἀνάγκην ἧκε Γάλλον Καίϲαρα χειροτονῆϲαι καὶ ἐπ᾽ αὐτοὺϲ ἐκπέμψαι. ἀ ν ε ψ ι ὸ ϲ δ ὲ ἦ ν ὁ Γ ά λ λ ο ϲ · καὶ γ ὰ ρ ὁ Γάλλου πατὴρ Κωνϲτάντιοϲ ἀδελφὸϲ ἦν Κωνϲ τ α ν τ ί ν ο υ τ ο ῦ μ ε γ ά λ ο υ , ὃϲ ἐγείνατο Κωνϲτάντιον καὶ τοὺϲ αὐτοῦ ἀδελφούϲ. 26. (1) ὁ μὲν οὖν Κωνϲτάντιοϲ ἐγκρατὴϲ τοῦ τυράννου γίνεται κἀνταῦθα τ ο ῦ ϲ η μ ε ί ο υ τ ο ῦ ϲ τ α υ ρ ο ῦ ἐπὶ μ έ γ ι ϲ τ ό ν τ ε προ φ α ν έ ν τ ο ϲ κ α ὶ κ α τ α π λ η κ τ ι κ ω τ ά τ α ι ϲ α ἴ γ λ α ι ϲ ὑ π ε ρ α ϲ τ ρ ά ψ α ν τ ο ϲ τ ὸ τ ῆ ϲ ἡ μ έ ρ α ϲ φ ῶ ϲ . ὤ φ θ η δὲ ἐπὶ τῶν Ἱεροϲολύμων περὶ τρίτην ὥραν μάλιϲτα τῆϲ ἡμέραϲ ἑορτῆϲ τῆϲ λεγομένηϲ Πεντηκοϲτῆϲ ἐ ν ι ϲ τ α μ έ ν η ϲ . (2) ὁ δὲ θεόγραφοϲ τύποϲ ἐκεῖνοϲ ἀ π ὸ τ ο ῦ λεγομένου Κρανίου μέχρι καὶ τοῦ τῶν Ἐλαιῶν ὄ ρ ο υ ϲ δ ι ή κ ω ν ὡ ρ ᾶ τ ο ἴριδοϲ μεγάληϲ ϲτεφάνου τρόπον πανταχόθεν αὐτὸν περιελιττούϲηϲ. ἐδήλου δὲ ἄρα ἡ μὲν ἶριϲ τὴν τοῦ ϲταυρωθέντοϲ καὶ ἀναληφθέντοϲ εὐμένειαν, ὁ δὲ ϲτέφανοϲ τὴν τοῦ βαϲιλέωϲ νίκην. (3) τὸ δὲ ϲελαϲφόρον ἐκεῖνο καὶ ϲεβάϲμιον θέαμα οὐδὲ τοῖϲ ἐπὶ τοῦ ϲτρατοπέδου ἀθέατον ἦν, ἀλλ᾽ ἐπιδήλωϲ ὁρώμενον Μαγνέντιον μὲν καὶ τοὺϲ ϲὺν αὐτῷ ἅτε τῇ τῶν δαιμόνων θεραπείᾳ προϲανακειμένουϲ εἰϲ ἀμήχανον δέοϲ κατέϲτηϲεν, Κωνϲτάντιον δὲ καὶ τοὺϲ περὶ αὐτὸν εἰϲ θάρϲοϲ ἄμαχον ἀνεκτήϲατο. (4) ἡττηθεὶϲ δὲ τὰ πρῶτα Μαγνέντιοϲ εἶτα κατὰ μικρὸν ἀναλαβὼν ἑαυτὸν καὶ ϲυμπλακεὶϲ ἐκ δευτέρου τῷ πολέμῳ καὶ κατὰ τὸ κραταιότατον καταπολεμηθεὶϲ καὶ τοὺϲ ϲὺν αὐτῷ μικροῦ 28 καὶ del. Niceph. h. e. 9,32 (PG 146,353 A) 29 ϲυμπτύϲεϲθαι B : corr. Niceph. ibid. 31 Ἰλλυριῶν Gothofredus : ἰταλιῶν B 34 κατὰ Gothofredus : καὶ B 37 ἦ ν ⟨αὐτῷ〉 dub. Loofs ap. Bidez 54 μαγνέ`ντι´ον B (sic)

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was zu tun sei, und durch seine freie Rede zu Gott in unübertrefflicher Weise für die Stadt kämpfte. 24. Sowohl die Alpen, die Succi heißen, als auch die sogenannten Julischen Alpen sind enge Durchgänge, wo sich gewaltige Berge von beiden Seiten und an einer einzelnen Stelle zusammenschließen, bis sie fast zusammenstoßen. Diese Durchgänge gleichen den Engen an den Thermopylen. Aber die Julischen Alpen trennen Gallien und Italien von Illyrikum, während die Succi zwischen Dakien und Thrakien liegen. Diese waren es auch, die Veteranio zu besetzen eilte, wodurch er bei Constantius den Verdacht erweckte, sich erheben zu wollen. 25. Während Constantius gegen den Usurpator Magnentius rüstete, hörte er, dass die Perser mit schwerer Streitmacht gegen den Orient zögen, wodurch er sich genötigt sah, Gallus zum Caesar zu erheben und gegen sie auszuschicken. G a l l u s w a r e i n C o u s i n . D e n n d e r Va t e r d e s G a l l u s , C o n s t a n t i u s (d. h. Iulius Constantius), w a r e i n B r u d e r K o n s t a n t i n s d e s G r o ß e n , welcher den Constantius und dessen Brüder gezeugt hatte. 26. (1) Constantius nun bezwang den Usurpator, und zwar nachdem das Zei chen des Kreuzes wei thin er schienen war und mit gewal tig Staunen er rege ndem Glanz das L i c h t d e s Ta g e s ü b e r s t r a h l t h a t t e . E s w a r b e i J e r u s a l e m u n g e f ä h r u m d i e d r i t t e S t u n d e d e s Ta g e s zu sehen, als das Fest der sogenannten Pentekos t e w a r. (2) Jenes gottgezeichnete Bildnis e r s t r e c k t e s i c h , w i e z u s e h e n w a r, v o m s o g e n a n n t e n S c h ä d e l (d. h. Golgatha) b i s h i n s o g a r z u m Ö l b e r g , wobei ein großer Regenbogen es von allen Seiten nach Art eines Kranzes umwand. Der Regenbogen offenbarte das Wohlwollen des Gekreuzigten und in den Himmel Aufgenommenen, der Kranz aber den Sieg des Kaisers. (3) Jener lichtbringende und ehrwürdige Anblick blieb auch den Kriegführenden nicht verborgen, sondern in seiner deutlichen Sichtbarkeit versetzte er Magnentius und seine Leute in ausweglose Furcht, da sie der Verehrung der Götzen ergeben waren, den Constantius dagegen und dessen Leute beflügelte er zu unüberwindlichem Kampfesmut. (4) Nachdem Magnentius ein erstes Mal unterlegen war, begab er sich daraufhin nach allmählicher Erholung zum zweiten das Vollständigste niedergekämpft, verlor fast alle seine Leute und

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πάνταϲ ἀποβαλὼν πρὸϲ τὴν Λουγδούνων ἀποδιδράϲκει πόλιν. (5) καὶ τὰ μὲν πρῶτα κατ᾽ εὔνοιαν δῆθεν τὸν οἰκεῖον ἀδελφὸν ἀποϲφάττει πολεμίαϲ προαρπάζων ὕβρεωϲ καὶ χειρόϲ, ἔπειτα καὶ εἴ τιϲ ἄλλοϲ παρῆν τῶν οἰκειοτάτων, τελευταῖον δὲ τὸ ξίφοϲ ὑποϲτήϲαϲ ἑαυτῷ ἐπηράχθη τε καὶ διελαθεὶϲ κατὰ τὸ μετάφρενον ἐξ65 έψυξεν οὐδ᾽ ὅλα τέϲϲαρα τυραννήϲαϲ ἔτη. (sequitur 3,27)

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64 ἐπηρράχθη B : corr. Bidez 65 ἔτη Niceph. ibid. (353 C) : ἔτι B

3,22/26a Mart. Artem. 10,9-12,15 (codd. ABCMPRSTU) (post 3,1a) (1) οὐ πολὺϲ ἐν μέϲῳ καιρὸϲ καὶ ὁ Κώνϲταϲ εἰϲ κώμουϲ καὶ μέθαϲ ἐναποκλίναϲ καὶ ἀλλοκότουϲ ἐρώτων διαγωγὰϲ ῥαθύμωϲ τὴν ὅλην ἀρχὴν διεπέττευε τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ μέγεθοϲ ἐξορχούμενοϲ. (2) ἐπιβουλεύεται τοιγαροῦν καὶ αὐτὸϲ παρά τινοϲ τῶν ϲτρα5 τηγῶν, Μαγνεντίου, καὶ μετὰ τῆϲ βαϲιλείαϲ προϲαπόλλυϲι καὶ τὸ ζῆν. τούτου πεϲόντοϲ κρατεῖ τῆϲ ἀρχῆϲ ὁ Μαγνέντιοϲ, μεθ᾽ οὗ τῆϲ τυραννίδοϲ ϲυνεπελάβοντο Νεποτιανὸϲ καὶ Βρεττανίων. (3) τ α ῦ τ α μ α θ ὼ ν ὁ Κωνϲτάντιοϲ ἐκ τῶν τῆϲ ἀδελφῆϲ γραμμάτων ἀπάραϲ ἐκ τῆϲ ἀνατολῆϲ καὶ πρὸϲ τὴν ἑϲπέραν γενόμενοϲ 10 ϲυνάπτει πρὸϲ ἀμφοτέρουϲ πόλεμον καὶ κατὰ κράτοϲ νικᾷ τοῦ Βρεττανίωνοϲ πρὸϲ αὐτὸν ἀποκλίναντοϲ. (4) ὅτε καὶ τ ὸ τ ο ῦ ϲ τ α υ ρ ο ῦ ϲ η μ ε ῖ ο ν μ έ γ ι ϲ τ ό ν τ ε κ α ὶ δεινῶϲ ἐκ φ α ν ὲ ν ἅπαν, ὡϲ ὑ π ε ρ α ϲ τ ρ ά π τ ε ι ν τῷ π λ η κ τ ι κ ῷ τῆϲ α ἴ γ λ η ϲ τῆϲ ἡμέραϲ τὸ φῶϲ, ἐπὶ τῶν Ἱεροϲολύμων ὤφθη 15 π ε ρ ὶ τ ρ ί τ η ν ὥ ρ α ν μ ά λ ι ϲ τ α τ ῆ ϲ ἡ μ έ ρ α ϲ τῆϲ ἑ ο ρ τῆϲ τῆϲ λεγομένηϲ Πεντηκοϲτῆϲ ἐνεϲτηκυίαϲ διῆ κ ο ν ἀ π ὸ τ ο ῦ Κ ρ α ν ί ο υ λ ε γ ο μ έ ν ο υ τόπου ἄ χ ρ ι κ α ὶ τ ο ῦ Ἐ λ α ι ῶ ν ο ϲ ὄ ρ ο υ ϲ , ὅθεν ὑπῆρχεν ὁ ϲωτὴρ τὴν ἀνάληψιν ποιηϲάμενοϲ. κρατεῖ τοίνυν τῆϲ βαϲιλείαϲ ἁπάϲηϲ Κωνϲτάντιοϲ

1 πολὺϲ δὲ S 2 ἐναποκλίναϲ hinc deest P 3 διεπέττευε : διεῖπε A 3 sq. ἐξορχούμενοϲ BCMSTU : ἐξερχόμενοϲ R : ἐκμεινῶν (teste Kotter) vel ἐκμειῶν (teste Winkelmann) A 6 τούτου δὲ U 7 βρεταγανίων M νίωνοϲ BM (testibus Bidez et Winkelmann) : βρεττανίονοϲ T 12 ἐκ φ α ν ὲ ν CMRU : ἐκφανὲϲ ΒST : ἐμφανὲϲ A 13 π λ η κ τ ι κ ῶ BCRSU : πληκτηκῶ T : καταπληκτικῶ M : ὑπερλάμπρω A 1 4 τ ῆ ϲ ἡ μ έ ρ α ϲ τ ὸ ABCRSTU : τὸ τῆϲ ἡμέραϲ (teste Bidez) vel τῆϲ ἡμέραϲ (teste Kotter) M 17 λεγομένου κρανίου S

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flüchtete nach Lyon. (5) Zunächst metzelte er – wahrlich aus Fürsorge – den eigenen Bruder nieder, um ihn vorab tätlichen Übergriffen der Feinde zu entreißen, dann jeden aus der nächsten Umgebung, der zugegen war, und schließlich stellte er das Schwert unter sich auf und stürzte sich darauf, so dass es am Rücken durchdrang; so verschied er, nachdem er nicht ganz vier Jahre usurpatorisch geherrscht hatte. (folgt 3,27)

3,22/26a Martyrium des Artemius 10-12 (nach 3,1a) (1) Es verging daraufhin nicht viel Zeit, und Constans verspielte aufgrund seiner Neigung zu Feiern, Trinkgelagen und unnatürlichen Liebschaften leichtsinnig die gesamte Herrschaft, weil er die Größe des Kaisertums lächerlich machte. (2) Folglich wurde nun gegen ihn selbst ein Anschlag vorbereitet, und zwar von Magnentius, einem der Feldherren, und mit der Kaiserherrschaft verlor er zugleich auch sein Leben. Als er gefallen war, hatte Magnentius die Herrschaft inne; zusammen mit ihm waren Nepotianus und Vetranio an der Usurpation beteiligt. (3) Als Constantius dies aus den Briefen seiner Schwester erfuhr, brach er vom Osten auf und kam in den Westen, wo er gegen beide den Krieg begann und sie vollständig besiegte, da Vetranio zu ihm abgefallen war. (4) Das war zu der Zeit, als d a s Z e i c h e n d e s K r e u z e s ü b e r a u s g r o ß u n d gewaltig in Gänze l e u c h t e n d , so dass es m i t S t a u n e n e r r e g e n d e m G l a n z d a s L i c h t d e s Ta g e s überstrahlte, bei Jerusalem ungefähr um die dritt e S t u n d e d e s Ta g e s z u s e h e n w a r, a l s d a s F e s t d e r s o g e n a n n t e n P e n t e k o s t e w a r ; e s e r s t re c k t e s i c h v o n d e r S c h ä d e l g e n a n n t e n S t ä t t e (d. h. Golgatha) b i s h i n s o g a r z u m Ö l b e r g , wo der Heiland seine Aufnahme in den Himmel vollzogen hatte. Constantius hatte nun die gesamte Kaiserherrschaft inne, nachdem er als einziger von den Söhnen Konstantins

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τῶν τοῦ μεγάλου Κωνϲταντίνου υἱῶν μόνοϲ ὑπολειφθείϲ. (5) ἀτενίϲαϲ οὖν πρὸϲ τὸ τῆϲ ἀρχῆϲ μέγεθοϲ καὶ εἰλιγγιάϲαϲ ὡϲ ἅτε δὴ ἄνθρωποϲ ὢν καὶ μὴ ἔχων τὸν ἐκ τοῦ γένουϲ αὐτῷ ϲυναϲπίζοντα (οὔτε γὰρ αὐτῷ παῖϲ ἐγεγόνει οὔτε τιϲ τῶν ἀδελφῶν καταλέλειπτο) καὶ δείϲαϲ, μή τιϲ αὐτῷ πάλιν ἐπαναϲταίη τύραννοϲ κατὰ 25 τῆϲ αὐτοῦ βαϲιλείαϲ ἐξανιϲτάμενοϲ, ϲκέπτεται τῶν ϲυγγενῶν τινα λαβεῖν ϲύγκληρον καὶ τῆϲ βαϲιλείαϲ ὑπαϲπιϲτήν. (6) ὃ δὴ καὶ πεποίηκε Γάλλον τὸν Ἰουλιανοῦ ἀδελφὸν Καίϲαρα προϲτηϲάμενοϲ. ἀ ν ε ψ ι ὸ ϲ δ ὲ πρὸϲ πατρὸϲ ὁ Γ ά λ λ ο ϲ ἦ ν αὐτῷ. Κ ω ν ϲ τ ά ν τ ι ο ϲ γ ά ρ , ὁ Γ ά λ λ ο υ καὶ Ἰουλιανοῦ π α τ ή ρ , 30 ἀ δ ε λ φ ὸ ϲ ἦ ν Κ ω ν ϲ τ α ν τ ί ν ο υ τ ο ῦ μ ε γ ά λ ο υ . (7) τοῦτον οὖν ἐν τῷ Ϲιρμίῳ προχειριϲάμενοϲ γυναῖκά τε αὐτῷ ζεύγνυϲι τὴν ἑαυτοῦ ἀδελφὴν Κωνϲταντίαν πίϲτεωϲ καὶ βεβαιότητοϲ χάριν καὶ ἄρχονταϲ αὐτῷ δίδωϲιν αὐτὸϲ καταϲτήϲαϲ (οὐ γὰρ ἐκείνῳ γε ἐφεῖτο Καίϲαρί γε ὄντι) Θαλάϲϲιον μὲν ἀποϲτείλαϲ ἔπαρχον πραιτω35 ρίων, Μόντιον δὲ ἐπὶ τῶν βαϲιλικῶν πραγμάτων, οὓϲ κοιαίϲτωραϲ αὐτοῖϲ ὀνομάζειν φίλον, ἅμα καὶ πατρίκιον αὐτὸν ποιηϲάμενοϲ. (sequitur 3,28a) 20

20 ὑπολειφθείϲ AMTU : ὑποληφθείϲ R (teste Bidez) S : ἀπολειφθείϲ BC 20 sq. ἀτενίϲαϲ – μέγεθοϲ om. C 21 ἰλιγγιάϲαϲ ASU | ὡϲ om. A 23 sq. κατελέλειπτο RT 26 τῆϲ om. B 27 post Ἰουλιανοῦ add. παραβάτου S 28 sq. κωνϲταντῖνοϲ R 31 Ϲιρμίῳ : ϲερμ- BT 32 Κωνϲταντίαν : an Κωνϲταντῖναν? 33 δίδωϲιν οὓϲ A κατέϲτηϲεν A | γε om. S 34 γε om. A | ante Θαλάϲϲιον add. δομετιανὸν μὲν καὶ A μὲν om. A | ἐπάρχουϲ A 35 sq. οὓϲ – φίλον : ὃν καὶ κοιαίϲτωρα οἶδεν ὁ λόγοϲ A 35 sq. κοιαίϲτωραϲ CMRU : κοιαίϲτοραϲ BS : κυέϲτοραϲ T 36 sq. αὐτὸν ποιηϲάμενοϲ : τοῦτον τιμήϲαϲ A

3,27 sq. Phot. Philost. 3,27 sq. (post 3,26) 27. (1) ὅτι φηϲὶ (sc. Philostorgius) τοὺϲ περὶ Βαϲίλειον καὶ Εὐϲτάθιον δι᾽ ἔχθραϲ γεγονόταϲ τῷ Ἀετίῳ διαβολὰϲ ἀτόπουϲ ϲυρράψαι καὶ τὸν Γάλλον ἐπὶ ταύταιϲ παροξῦναι, ὥϲτε ἐκεῖνον ὡϲ ἐπιϲκόποιϲ πιϲτεύϲαντα καὶ πρὸϲ ὀργὴν ἐκταραχθέντα κελεῦϲαι τὸν Ἀέ5 τιον ἀναζητηθῆναι καὶ ἀμφοῖν τοῖν ϲκελοῖν κατεαγῆναι. (2) Λεοντίου δὲ τοῦ ἐπιϲκόπου Ἀντιοχείαϲ τ διδαξαμένου ἥ τε καταδικάζουϲα ψῆφοϲ ἀνεβλήθη καὶ εἰϲ θέαν ὁ Γάλλοϲ μετ᾽ οὐ πολὺ τοῦ Ἀετίου κατέϲτη καὶ φίλοϲ ἐκρίθη. (3) καὶ πολλάκιϲ πρὸϲ Ἰουλιανὸν ἀπεϲτάλη καὶ μάλιϲτα ἡνίκα διεπυνθάνε-

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des Großen übrig geblieben war. (5) Als er nun die Größe des Reichs betrachtete und ihm davon schwindelig wurde, da er ja nur ein Mensch war und er keinen aus seinem Geschlecht hatte, der ihm Gefährte sein konnte (er war nämlich kinderlos, und keiner seiner Brüder war noch übrig), und weil er fürchtete, dass sich wieder ein Usurpator gegen ihn erheben und gegen seine Kaiserherrschaft auftreten werde, überlegte er, einen von seinen Verwandten als Teilhaber und Gefährten der Kaiserherrschaft hinzuzunehmen. (6) Das tat er auch, indem er Gallus, den Bruder Julians, als Caesar einsetzte. Von Vatersseite her w a r G a l l u s sein C o u s i n . D e n n C o n s t a n t i u s , d e r Va t e r d e s G a l l u s und Julian, w a r e i n B r u d e r K o n s t a n t i n s d e s G r o ß e n . (7) Nachdem er diesen nun in Sirmium erhoben hatte, gab er ihm um der Treue und Zuverlässigkeit willen seine Schwester Constantina (?) zur Frau, und er gab ihm Amtsträger mit, die er selbst einsetzte (dies war nämlich jenem nicht erlaubt, da er nur Caesar war), und zwar entsandte er Thalassius als Prätorianerpräfekten und Montius als Quaestor, wie sie die für die Palastangelegenheiten Verantwortlichen gern nennen, wobei er ihn zugleich auch zum Patrikios ernannte. (folgt 3,28a)

3,27 f. Photios, Philostorgios-Epitome 3,27 f. (nach 3,26) 27. (1) Er (d. h. Philostorgios) sagt, dass Basileios und Eustathios, welche mit Aetios verfeindet waren, absurde Verleumdungen zusammensponnen und den Gallus deretwegen anstachelten, so dass jener, weil er Bischöfen vertraute und in Rage versetzt worden war, befahl, Aetios suchen zu lassen und ihm beide Beine zu brechen. (2) Als aber Leontios, der Bischof von Antiocheia, das Gegenteil davon der Fall war, wurde der Urteilsbeschluss aufgeschoben; Gallus hatte kurz danach Gelegenheit, Aetius zu sehen, und dieser wurde als Freund eingeschätzt. (3) Oft wurde er zu Julian ent-

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το πρὸϲ τὸν Ἑλληνιϲμὸν ὁ ἀδελφὸϲ ἐκεῖνον ἀποκλίνειν· ἐϲτέλλετο δὲ τῆϲ ἀϲεβείαϲ κατὰ τὸ δυνατὸν αὐτὸν ἀναϲώϲαϲθαι. οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ τῶν θείων μαθημάτων ὁ Γάλλοϲ διδάϲκαλον τὸν Ἀέτιον ἐποιεῖτο. 28. (1) ὅτι Γάλλου κατὰ Περϲῶν εἰϲ τὸ κράτιϲτον ἀνδραγαθήϲαντοϲ εἰϲ φθόνον οἱ ταῖϲ διαβολαῖϲ χαίροντεϲ ἀναφλέγουϲι τὸν βαϲιλέα· καὶ τοῦ Περϲικοῦ πολέμου ταῖϲ τοῦ Καίϲαροϲ ἀριϲτείαιϲ πεπαυμένου ἀποϲτέλλει Δομετιανὸν ἔπαρχον τῶν καλουμένων πραιτωρίων ὁ Κωνϲτάντιοϲ ἐντειλάμενοϲ αὐτῷ κατὰ τὸ ἀφανὲϲ τὰϲ τοῦ Γάλλου περικόπτειν ἀπὸ τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἐξόδουϲ τὴν ἐπ᾽ ἀνδρείᾳ καὶ τῇ τῶν κοινῶν ἐπιμελείᾳ δόξαν αὐτοῦ καταϲμικρύνειν ταύτῃ διανοούμενοϲ. (2) ὁ δὲ Δομετιανὸϲ οὐδὲν τῶν προϲταχθέντων μετριώτερον, ἀλλὰ καὶ θραϲύτερον καὶ φρονῶν καὶ πράττων, οὐδὲ παραγενόμενοϲ εἰϲ Ἀντιόχειαν, ἔνθα διέτριβεν ὁ Γάλλοϲ, οὐδ᾽ εἰϲ ὄψιν αὐτοῦ ἐλθεῖν κατεδέξατο. (3) ἐξ ἧϲ αἰτίαϲ καὶ ἑτέρων ϲυνεπιρρυέντων θανάτῳ τὸν ὑβριϲτὴν μετελθεῖν ἐβουλεύετο· καὶ τὸν Μόντιον κοινωνὸν γενέϲθαι τῆϲ κρίϲεωϲ παρελάμβανεν, ὁ δὲ θράϲουϲ ἀμετρίᾳ χρηϲάμενοϲ· „οὐδὲ λογιϲτήν“, ἀντεῖπεν, „ἔξεϲτί ϲοι προχειρίϲαϲθαι, καὶ πῶϲ ἂν π ρ α ι τ ω ρ ί ω ν ἔ π α ρ χ ο ν ἀνελεῖν δύναιο;“ (4) ἐφ᾽ οἷϲ ἡ Γάλλου γυνὴ Κωνϲταντῖνα περιαλγὴϲ γενομένη, εἰ οὕτωϲ ὁ Γάλλοϲ Καῖϲάρ τε ὢν καὶ Αὐγούϲτηϲ ἀνὴρ (καὶ γὰρ αὕτη πατρόθεν ἦν δεδεγμένη τὸ ἀξίωμα) προπηλακίζοιτο, αὐτὴ δι᾽ ἑαυτῆϲ ἐπιϲπαϲαμένη τὸν Μόντιον τοῖϲ δορυφόροιϲ ἐκδίδωϲιν, ὥϲτε τὴν ταχίϲτην ἀραμένουϲ πρὸϲ τὸν Δομετιανὸν ἀποκομίϲαι κἀκεῖνον καταϲπάϲανταϲ τοῦ θρόνου ἄμφω, ϲ χ ο ί ν ο υ ϲ τ ῶ ν π ο δ ῶ ν ἐ ξ α ψ α μ έ ν ο υ ϲ , κακοὺϲ κακῶϲ ἀπολέϲαι. καὶ τοῦτο θᾶττον ἐπράχθη ϲυνεπιψηφίζοντοϲ καὶ τοῦ Γάλλου. (sequitur 4,1) 19 ἐξόδου B : corr. Bochart 29 κωνϲταντία B : corr. Stein 29 sq. γενομένη vel γενωμένη (ο ex ω vel hoc ex illo restit.) B (sic)

3,28a Mart. Artem. 12,16-13,18 (codd. ABCMPRSTUV) (post 3,22/26a) (1) ὁ δὲ Γάλλοϲ ὡϲ τότε παρὰ τοῦ ἑῴαϲ εἴχετο τῶν πραγμάτων. ὃν αὐτίκα μαθόντεϲ οἱ Πέρϲαι κατ1 – 4 ὁ – τὴν om. P 1 sq. ἐπὶ τῆϲ ἑῴαϲ πεμφθεὶϲ S 1 sq. τὴν ἑῴαν A

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sandt, besonders, als der Bruder erfuhr, dass jener zum Heidentum hinneigte; und er wurde beauftragt, ihn nach Möglichkeit vor der Gottlosigkeit zu retten. Doch machte Gallus den Aetius auch zum Lehrer in den göttlichen Wissenschaften. 28. (1) Als Gallus sich gegen die Perser in höchstem Maße als tapferer Mann bewährt hatte, da stachelten diejenigen, die sich an Verleumdungen freuen, den Kaiser zum Neid an; und so entsandte Constantius, als der persische Krieg durch die Heldentaten des Caesar beendet war, den sogenannten Prätorianerpräfekten Domitianus mit dem Auftrag, heimlich die Reisemöglichkeiten des Gallus aus Antiocheia heraus zu beschneiden, denn dadurch beabsichtigte er den Ruhm, den dieser aufgrund seiner Tapferkeit und Fürsorge für die Gemeinschaft erworben hatte, zu verringern. (2) Domitianus dachte und handelte keineswegs maßvoller, als ihm aufgetragen war, sondern sogar arroganter: Er hielt es nicht einmal für angebracht, als er nach Antiocheia kam, wo sich Gallus aufhielt, bei ihm vorstellig zu werden. (3) Aus diesem Grund und weil auch andere Dinge hinzukamen, plante der, den Frevler mit dem Tode zu bestrafen. Er lud Montius ein, am Prozess teilzunehmen. Der aber erwiderte in maßloser Arroganz: „Es ist dir nicht einmal erlaubt, einen curator zu erheben. Wie solltest du dann einen P r ä t o r i a n e r p r ä f e k t e n töten können?“ (4) Das empfand Constantina, die Frau des Gallus, als äußerst verletzend, dass Gallus, der Caesar war und Gemahl einer Augusta (denn sie hatte diese Würde vom Vater erhalten), so gedemütigt wurde. Daher ließ sie persönlich den Montius herbeiholen und übergab ihn den Leibwächtern, damit sie ihn auf schnellstem Wege nahmen, zu Domitianus brachten, auch jenen vom Amtssessel herunterzogen, beide m i t S t r i c k e n a n d e n F ü ß e n f e s t b a n d e n und sie übelst zugrunderichteten. Das wurde zügig ausgeführt mit Zustimmung auch des Gallus. (folgt 4,1)

3,28a Martyrium des Artemius 12 f. (nach 3,22/26a) (1) Gallus kümmerte sich, weil er Orient geschickt worden war, um die Angelegenheiten dort. Sobald die

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ωρρώδηϲαν νέον τε αὐτὸν καὶ θερμουργὸν εἰϲ τὰ ἔργα πυθόμενοι καὶ οὐκέτι ἐποιήϲαντο τὴν ἐπὶ τοὺϲ Ῥωμαίουϲ ἐξέλαϲιν. (2) καὶ ὁ μὲν ἐν τῇ Ἀντιοχείᾳ τῆϲ Ϲυρίαϲ ἦν, Κωνϲτάντιοϲ δὲ ἐν τῇ ἑϲπέρᾳ καθίϲτη τὰ πράγματα. καὶ τότε δὴ μάλιϲτα καθαρῶϲ ἡϲύχαϲεν ἡ Ῥωμαίων ἀρχὴ πρὸϲ ἀμφοτέρων φυλαττομένη. καὶ ταῦτα μὲν τοῦτον ἔϲχε τὸν τρόπον. (3) ὁ δὲ Γάλλοϲ τὴν τοῦ Καίϲαροϲ ἀμφιαϲάμενοϲ ἁλουργίδα καὶ ἤδη τῶν πρώτων τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀρξάμενοϲ ἐπιβαίνειν ἀναβαθμῶν οὐκ ἔμενεν ἐπὶ τῆϲ αὐτῆϲ γνώμηϲ καὶ πίϲτεωϲ, ἧϲ πρὸϲ τὸν Κωνϲτάντιον ἐποιήϲατο, ἀλλὰ βαρύϲ τιϲ ἦν καὶ ἀκάθεκτοϲ καὶ τὴν ὀργὴν ἀπαραίτητοϲ. (4) φρονήματοϲ γὰρ ἀκαίρου καὶ βουλῆϲ ἀνωμάλου δραξάμενοϲ ὑπερέβη τοὺϲ ὅρουϲ καὶ τὰϲ ϲυνθήκαϲ ἐφαύλιϲεν, ἃϲ πρὸϲ τὸν Κωνϲτάντιον ἐποιήϲατο, βαϲιλικώτερον τῶν πραγμάτων ἁπτόμενοϲ καὶ μετὰ πολλοῦ τοῦ θράϲουϲ καὶ τῆϲ ἀλαζονείαϲ διαταττόμενοϲ. (5) τοὺϲ γὰρ ἄρχονταϲ, οὓϲ ϲὺν αὐτῷ ἐπεπόμφει Κωνϲτάντιοϲ, τῶν βαϲιλικῶν τε καὶ πολιτικῶν πραγμάτων ὄνταϲ διαιτητάϲ, τόν τε τῶν π ρ α ι τ ω ρ ί ω ν ἔ π α ρ χ ο ν Δομετιανόν (ὁ γὰρ Θαλάϲϲιοϲ ἐτεθνήκει) καὶ τὸν ἐπὶ ⟨τῶν〉 τοῦ κοιαίϲτωροϲ Μόντιον, διὰ τὸ μὴ πειθαρχεῖν αὐτοὺϲ καὶ ὑπουργεῖν ταῖϲ παραλόγοιϲ αὐτοῦ καὶ ἀκαθέκτοιϲ ὁρμαῖϲ, ϲ χ ο ί ν ο υ ϲ τοῖϲ ϲτρατιώταιϲ τ ῶ ν π ο δ ῶ ν αὐτῶν ἐ ξ ά ψ α ϲ θ α ι παρακελευϲάμενοϲ, ἐπὶ τῆϲ ἀγορᾶϲ ϲυρῆναι προϲέταξεν καὶ ἀμφοτέρουϲ ἀπέκτεινεν, ἄνδραϲ ἐν ἀξιώμαϲι διαπρέψανταϲ καὶ παντὸϲ κέρδουϲ καὶ λήμματοϲ εὑρεθένταϲ ὑψηλοτέρουϲ. (6) οὓϲ ὁ τῆϲ πόλεωϲ περιϲτείλαϲ ἐπίϲκοποϲ ἔθαψεν αἰδεϲθεὶϲ τὸ τῆϲ ἀρετῆϲ αὐτῶν ἀνυπέρβλητον. (sequitur 4,1a) 3 αὐτὸν om. C 4 καὶ1 om. ARS | ἐξέλευϲιν V 5 τῇ1 om. A 10 βαθμῶν AT 11 ἦν om. S 12 καὶ om. C 18 πραγμάτων om. BC | τόν : τῶν CSV | τῶν om. CR 19 ἔ π α ρ χ ο ν ABCPU : ὕπαρχον M (teste Bidez) RSV : ὑπάρχων T | δοματιανόν S 20 τῶν add. Stein duce Bidez, qui pro κοιαίϲτωροϲ de κοιαιϲτωρίου cogitaverat κοιαίϲτωροϲ ACMRUV : κοιαίϲτοροϲ BPS : κοιέϲτοροϲ T 24 διαπρέψαντοϲ M 27 ὑπέρβλητον P

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Perser von ihm Kenntnis erhielten, gerieten sie in Furcht, da sie erfahren hatten, dass er jung und tatendurstig war, weshalb sie nicht mehr ihren Zug gegen die Römer unternahmen. (2) Dieser residierte in Antiocheia in Syrien, Constantius aber ordnete im Westen die Staatsgeschäfte. Damals befand sich das Römische Reich vollkommen in Ruhe, da es von beiden beschützt wurde. So verhielt sich dies. (3) Gallus aber, der den Purpur des Caesar trug und schon begonnen hatte, die ersten Stufen des Kaisertums zu besteigen, blieb nicht bei der Gesinnung und Treue, die er Constantius zugesichert hatte, sondern er war hart, unbeherrscht und im Zorn unerbittlich. (4) Er befleißigte sich nämlich eines unpassenden Hochmuts und unausgeglichenen Willens, wodurch er die Grenzen überschritt und die Vereinbarungen entwertete, die er mit Constantius geschlossen hatte, da er die Staatsgeschäfte allzu kaiserlich anfasste und mit großer Frechheit und Prahlerei ordnete. (5) Denn er befahl den Soldaten, die von Constantius mit ihm entsandten Amtsträger, die die Verwalter der kaiserlichen und staatlichen Geschäfte waren – sowohl den P r ä t o r i a n e r p r ä f e k t e n Domitianus (Thalassius war nämlich gestorben) als auch den ⟨mit den Aufgaben〉 des Quaestors beauftragten Montius –, weil sie seinen unsinnigen und unbeherrschten Trieben nicht gehorchten und zu Diensten waren, a n d e n F ü ß e n m i t S t r i c k e n f e s t z u b i n d e n ; dann ordnete er an, sie zur Agora zu schleifen, und ließ sie beide töten, Männer von herausragender Würde, die erwiesenermaßen über jede Gewinn- und Profitabsicht erhaben waren. (6) Aus Respekt vor ihrer unübertrefflichen Tugend ließ der Bischof der Stadt sie aufbahren und bestatten. (folgt 4,1a)

ἐκ τῆϲ τετάρτηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

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Phot. Philost. 4,1 (post 3,28) (1) ὅτι ὁ Κωνϲτάντιοϲ μαθὼν τὰ περὶ Μόντιον καὶ Δομετιανὸν ϲυνενεχθέντα καὶ ὀργῆϲ ἀναπληϲθεὶϲ μετεκαλεῖτο τ ὸ ν Γ ά λ λ ο ν . ὁ δ ὲ τὴν μ ὲ ν κ λ ῆ ϲ ι ν ο ὐ κ ἐ π ᾽ ἀ γ α θ ῷ ϲυλλαβών, εὐλαβούμενοϲ δ ὲ μὴ π ό λ ε μ ο ϲ ἀπειθήϲαντοϲ ϲυρραγῇ, τοῦ προϲτάγματοϲ γίνεται. (2) π ρ ο ε ξ ώ ρ μ α δὲ καὶ ἡ Κωνϲταντῖνα π ρ ο ε ν τ υ χ ε ῖ ν ϲπεύδουϲα τ ἀ δ ε λ φ ῷ κ α ὶ α ἰ δ έ ϲ α ϲ θ α ι α ὐ τ ὸ ν ὑ π ὲ ρ τ ο ῦ ἀ ν δ ρ ό ϲ . ἀλλ᾽ αὕτη μὲν κατὰ Β ι θ υ ν ί α ν γενομένη ἐπεϲχέθη τῷ θανάτῳ καὶ τῆϲ ὁδοῦ καὶ τοῦ βίου. ἐξ οὗ καὶ ὁ Γάλλοϲ μᾶλλον τοῦ δέουϲ γενόμενοϲ τὴν ἐξ ἀρχῆϲ γνώμην ὅ μ ω ϲ ο ὐ μεθίετο. (3) ϲυναπῄει δ᾽ αὐτῷ καὶ Θεόφιλοϲ ὁ Ἰνδόϲ. ἐ π ε ὶ δ ὲ τοὺϲ Ν ω ρ ι κ ο ὺ ϲ κατέλαβεν, ἐ ν τ α ῦ θ α δ ὴ ἐκ Μ ε δ ι ο λ ά ν ω ν , ἔνθα διῆγεν ὁ Κ ω ν ϲ τ ά ν τ ι ο ϲ , κ α τ α π έ μ π ε τ α ι Β α ρ β α τ ί ω ν , ἀνὴρ τὴν ϲ τ ρ α τ η γ ι κ ὴ ν ἔχων ἀρχήν, ἐφ᾽ ᾧ τὸν Γάλλον ἀ φ ε λ έ ϲ θ α ι μὲν τ ῆ ϲ ἁ λ ο υ ρ γ ί δ ο ϲ , ὑ π ε ρ ό ρ ι ο ν δὲ κατά τ ι ν α ν ῆ ϲ ο ν τ ῆ ϲ Δ α λ μ α τ ί α ϲ ποιήϲαϲθαι. (4) ὁ δὲ Θεόφιλοϲ παρὼν οὐκ εἴα προελθεῖν τὴν πρᾶξιν. καὶ γὰρ καθ᾽ ὃν καιρὸν Καῖϲαρ ὁ Γάλλοϲ κεχειροτόνητο, τῶν μεταξὺ αὐτοῦ καὶ Κωνϲταντίου προελθόντων ὅρκων, οἳ τὴν ἐν ἀμφοῖν φιλίαν καὶ τὸ παρ᾽ ἑκατέρου ἀνεπιβούλευτον ἑκατέρῳ διετίθεντο, αὐτὸϲ ὁ μεϲίτηϲ ἦν καὶ ὁ ϲυνέχων αὐτῶν τὴν ὁμόνοιαν. (5) πλὴν ἀλλά γε μαθὼν ὁ Κωνϲτάντιοϲ τὴν τοῦ Θεοφίλου ἀποκώλυϲιν ἐκεῖνον μὲν ὑπερόριον ἄγεϲθαι κελεύει, τὸν ⟨δὲ〉 Γάλλον ε ἰ ϲ ἰ δ ι ώ τ η ν ἀπογυμνωθέντα φρουρηϲόμενον ἐκπέμπεϲθαι κατὰ τὴν νῆϲον. (6) Ε ὐ ϲ έ β ι ο ϲ δ ὲ ὁ ε ὐ ν ο ῦ χ ο ϲ , ὃϲ εἰϲ τ ὴ ν τ ο ῦ π ρ α ι π ο ϲ ί τ ο υ τ ι μ ὴ ν ἐμβεβήκει, κ α ὶ ο ἱ ϲ ὺ ν α ὐ τ ῷ τὸν Κωνϲτάντιον ἔτι ϲυνανέφλεγον κατὰ τοῦ Γάλλου δεδιότεϲ, μὴ τῶν ὅρκων εἰϲ ἐπιϲτροφὴν ἐλθὼν ἢ τὸ τοῦ αἵματοϲ ὁμόγνιον αἰδεϲθεὶϲ ἀνήϲει τὸν Καίϲαρα τῆϲ ὑπερορίαϲ καὶ ϲφᾶϲ ἐ 5 κωνϲταντία B : corr. Stein, duce Bleckmann 11 νωρικοὺϲ (add. α supra ω) B 14 ἀλουργίδοϲ B 15 Δ α λ μ α τ ί α ϲ Gothofredus : δελματίαϲ B 17 κεχειροτόνητο (add. αι supra postrem. ο) B 22 δὲ add. Bochart

Aus dem vierten Buch

4,1 Photios, Philostorgios-Epitome 4,1 (nach 3,28) (1) Als Constantius von den Ereignissen um Montius und Domitianus erfuhr und mit Zorn erfüllt war, bestellte er d e n G a l l u s zu sich ein. D e r begriff, dass diese A u f f o r d e r u n g n i c h t s G u t e s z u b e d e u t e n h a t t e ; weil er sich a b e r davor hütete, es durch eine Weigerung seinerseits zum K r i e g s ausbruch kommen zu lassen, fügte er sich der Anweisung. (2) Vo r i h m m a c h t e s i c h aber noch Constantina a u f d e n We g , denn sie wollte unbedingt v o r h e r mit i hrem Br uder zus ammentref fen und ihm z uguns t e n i h r e s E h e m a n n s R e v e r e n z e r w e i s e n . Doch sie wurde, als sie in Bithynien angelangt war, durch den Tod davon abgehalten, weiter zu reisen und weiter zu leben. Daraufhin geriet Gallus zwar noch mehr in Furcht, gab jedoch t r o t z d e m n i c h t seine von Anfang an gehegte Absicht auf. (3) Mit ihm reiste auch Theophilos der Inder. A l s er (d. h. Gallus) die N o r i k e r erreicht hatte, d a w u r d e aus M a i l a n d , wo sich C o n s t a n t i u s aufhielt, B a r b a t i o h e r g e s c h i c k t (er hatte das Amt eines H e e r m e i s t e r s inne) mit dem Auftrag, Gallus d e n P u r p u r w e g z u n e h m e n und ihn auf e i n e I n s e l D a l m a t i e n s i n d i e Ve r b a n n u n g zu bringen. (4) Theophilos war jedoch zur Stelle und ließ nicht zu, dass der Vorgang vonstatten ging. Denn als damals Gallus zum Caesar erhoben wurde, war er der Vermittler der zwischen jenem und Constantius ausgetauschten Eide, die die beidseitige Freundschaft und den gegenseitigen Verzicht auf Hinterlist regelten, und der Garant ihrer Eintracht. (5) Als indessen Constantius von der Behinderung durch Theophilos erfuhr, befahl er, ihn in die Verbannung abzuführen, den Gallus ⟨aber〉 z u m P r i v a t m a n n zu degradieren, auf die Insel zu schicken und dort zu bewachen. (6) D e r E u n u c h E u s e b i u s , welcher d i e W ü r d e e i n e s p r a e p o s i t u s erlangt hatte,

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κακοὺϲ κακῶϲ ἀπολέϲει. ϲτέλλονται τοίνυν τῇ τούτων περιδρομῇ 30 οἱ τὸν Γάλλον ἀναιρήϲοντεϲ. (7) οὔπω δὲ τ ο ῦ π ά θ ο υ ϲ προελθόντοϲ ε ἰ ϲ μετάνοιαν ἐπιϲτραφεὶϲ ὁ Κωνϲτάντιοϲ ἑτέρουϲ ἐκπ έ μ π ε ι τὸν φόνον κωλύϲονταϲ. τοὺϲ δὲ οἱ περὶ Εὐϲέβιον ὑποποιοῦνται μ ὴ π ρ ὶ ν παραγενέϲθαι τῇ νήϲῳ μηδ᾽ ἐμφανίϲαι τινὶ τὰϲ ἀ ν α κ α λ ο ύ ϲ α ϲ τὸν θάνατον ψήφουϲ, π ρ ὶ ν ἂ ν ὁ κατακριθεὶϲ 35 τῷ ξίφει τὴν ζωὴν ἀπορρήξῃ. καὶ γ έ γ ο ν ε ν , ὡϲ ἐϲπούδαϲαν. (8) διὰ τοῦτο καὶ Ἰουλιανὸϲ ὕϲτερον τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ περιζωϲάμενοϲ κράτοϲ Εὐϲέβιόν τε καὶ τοὺϲ ϲὺν αὐτῷ τῆϲ περὶ τὸν ἀδελφὸν παρανομίαϲ δίκην εἰϲεπράξατο. (sequitur 4,2) 29 περιδρομῇ Valesius : παρα- B

4,1a Mart. Artem. 14,1-15,10 (codd. ABCMPRSTUV) (post 3,28a) (1) ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ ἐπειδὴ τάχιϲτα ἐπύθετο τὸ ϲυμβάν, μετάπεμπτον ὡϲ ἑαυτὸν ἐποιεῖτο τ ὸ ν Γ ά λ λ ο ν . ὁ δ ὲ εἰδὼϲ μ έ ν , ὡϲ ο ὐ κ ἐ π ᾽ ἀ γ α θ ῷ τυγχάνει κ α λ ο ύ μ ε ν ο ϲ , ἐννοῶν δ ὲ πάλιν, ὡϲ, εἰ μὴ βούλοιτο ὑπακούειν, π ό λ ε μ ο ν ἀνάγκη ποιεῖν 5 ὅπλα πρὸϲ Κωνϲτάντιον ἐκ τοῦ εὐθέωϲ ἀράμενον, αἱρεῖται μᾶλλον τὰ τῆϲ εἰρήνηϲ καὶ τὴν γυναῖκα προαποϲτείλαϲ ὡϲ τὸν Κωνϲτάντιον ἐκμειλίξαϲθαι καὶ αὐτὸϲ ἀπῄει αὐτόμολοϲ ἐπὶ τὸν κίνδυνον. (2) ἡ μὲν οὖν Κωνϲταντῖνα π ρ ο τ έ ρ α ἐ ξ ώ ρ μ η ϲ ε π ρ ο εντυχεῖν τῷ ἀδελφῷ καὶ αἰδέϲαϲθαι αὐτὸν ὑπὲρ 10 τ ο ῦ ἀ ν δ ρ ὸ ϲ προθυμουμένη τοῦ μή τι εἰϲ αὐτὸν βουλεύϲαϲθαι ἀνήκεϲτον. πολλῇ δὲ προθυμίᾳ περὶ τὴν ὁδοιπορίαν χρωμένη εἰϲ νόϲον τε ἔπεϲε μεταξὺ πορευομένη καὶ Β ι θ υ ν ί α ϲ ἐπιβᾶϲα ἐν ϲταθμῷ τινι ταύτηϲ Γαλλικάνῳ λεγομένῳ ἀπέθανεν. ὁ δὲ Γάλλοϲ 3 τυγχάνοι A (teste Winkelmann) 5 εὐθέοϲ αποϲτείλαϲ om. C | προϲαποϲτείλαϲ M 7 ἀπῄει ACMRSTU : om. B : ἀπίει PV | ἐπὶ : πρὸϲ C 8 κωνϲταντία AP 8 sq. π ρ ο ε ν τ υ χ ε ῖ ν : πρὸϲ τὸ ἐντυχεῖν U 9 α ἰ δ έ ϲ α ϲ θ α ι BCMPRSUV : ἱκετεῦϲαι A : αἰτήϲαϲθαι T 10 προθυμουμένη : προθεμένη M 11 χρηϲαμένη C 11 sq. εἰϲ – πορευομένη om. P

fragmenta libri IV

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stachelten Constantius noch mehr gegen Gallus auf, weil sie befürchteten, dass er, wenn er erst einmal an die Eide denken oder Rücksicht auf die Blutsverwandtschaft nehmen werde, den Caesar aus der Verbannung befreien werde und dass dann jener, der Gefahr entronnen, sie ganz übel zugrunde richten werde. Auf deren Einflüsterungen hin wurden daher Leute ausgeschickt, die Gallus umbringen sollten. (7) Noch bevor d a s U n h e i l vonstatten ging, erfasste den Constantius jedoch Reue, und er s c h i c k t e andere aus, die die Ermordung verhindern sollten. Eusebius und seine Umgebung brachten diese aber heimlich dazu, n i c h t f r ü h e r auf der Insel einzutreffen noch irgendeinem die Entscheidung, die das Todesurteil w i d e r r i e f , zu zeigen, b e v o r n i c h t der Verurteilte sein Leben durch das Schwert verloren hatte. Es g e s c h a h , wie sie es angestrebt hatten. (8) Deswegen ließ Julian auch später, als er die Macht der Kaiserherrschaft übernommen hatte, den Eusebius und seine Leute für die Gesetzesübertretung an seinem Bruder aburteilen. (folgt 4,2)

4,1a Martyrium des Artemius 14 f. (nach 3,28a) (1) Sowie Constantius erfuhr, was vorgefallen war, ließ er G a l l u s zu sich holen. D e r wusste, dass seine H e r b e i h o l u n g n i c h t s G u t e s z u b e d e u t e n h a t t e , dachte sich a b e r andererseits, dass er, wenn er nicht gehorchen wolle, K r i e g führen und sofort die Waffen gegen Constantius erheben müsse. Daher wählte er lieber die Seite des Friedens, schickte seine Frau zu Constantius voraus, um ihn zu besänftigen, und zog ebenfalls los, um sich freiwillig der Gefahr zu stellen. (2) Constantina m a c h t e s i c h nun a l s e r s t e a u f d e n We g , weil sie die Absicht hatte, v o r h e r m i t i h r e m B r u d e r zusamme nzutreff en und ihm z ugunste n ihres Ehe m a n n s R e v e r e n z z u e r w e i s e n , damit er nicht etwas Unheilvolles gegen ihn beschloss. Während sie die Reise mit großem Eifer betrieb, wurde sie unterwegs krank und starb, als sie B i t h y n i e n be-

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(E 7) Philostorgius

καὶ τοῦτο παρὰ δόξαν αὐτῷ ϲυμβὰν μεγάλην ϲυμφορὰν ποιηϲάμενοϲ ὅ μ ω ϲ ᾔει τὸ πρόϲω τῶν δεδογμένων ο ὐ κ ἐξιϲτάμενοϲ. (3) ἐ π ε ὶ δ ὲ εἰϲ Ν ω ρ ι κ ο ὺ ϲ ἀφίκετο ⟨εἰϲ〉 πόλιν αὐτῶν Πυταβιῶνα καλουμένην, ἐ ν τ α ῦ θ α δ ὴ ἀπὸ Μ ε δ ι ο λ ά ν ο υ κ α τ α π έ μ π ε τ α ι ϲ τ ρ α τ η γ ὸ ϲ Β α ρ β α τ ί ω ν ἐκεῖ τ ο ῦ Κ ω ν ϲ τ α ν τ ί ο υ τὸ τηνικαῦτα τυγχάνοντοϲ. ὃϲ τὸν Γάλλον ἀ φ α ι ρ ε ῖ τ α ι τ ῆ ϲ ἁ λ ο υ ρ γ ί δ ο ϲ καὶ ε ἰ ϲ ἰ δ ι ώ τ η ν μεταϲκευάϲαϲ ἐξόριϲτον αὐτὸν εἴϲ τ ι ν α ν ῆ ϲ ο ν τ ῆ ϲ Δ α λ μ α τ ί α ϲ κατέϲτηϲε. (4) τοῦ δὲ Γάλλου εἰϲ τὴν νῆϲον ἀπηγμένου οἱ τὸ πᾶν ἐπ᾽ αὐτῷ ϲυϲτήϲαντεϲ (Ε ὐ ϲ έ β ι ο ϲ δ ὲ μάλιϲτα ἦν, ὁ ε ὐ ν ο ῦ χ ο ϲ ὁ τ ὴ ν τ ο ῦ π ρ α ι π ο ϲ ί τ ο υ τ ι μ ὴ ν ἔχων, κ α ὶ ο ἱ ϲ ὺ ν α ὐ τ ῷ ) πείθουϲι Κωνϲτάντιον ὡϲ τάχιϲτα τὸν Γάλλον ποιήϲαϲθαι ἐκ ποδῶν. ὁ δὲ πειϲθεὶϲ πέμπει τοὺϲ ἀποκτενοῦνταϲ αὐτόν. (5) καὶ ἤδη τούτων ἀφικνουμένων πάλιν ὁ Κωνϲτάντιοϲ ε ἰ ϲ ἔλεον μετεκλίθη καὶ π έ μ π ε ι διὰ ταχέων ἕτερον γράμμα τὸν Γάλλον τ ο ῦ π ά θ ο υ ϲ ἀ ν α κ α λ ο ύ μ ε ν ο ν . ὁ δὲ Εὐϲέβιοϲ καὶ οἱ ϲὺν αὐτῷ πείθουϲι τὸν πεμφθέντα μαγιϲτριανὸν μ ὴ π ρ ό τ ε ρ ο ν ἐπιϲτῆναι δεικνύντα τὸ γράμμα, π ρ ὶ ν ἂ ν πύθοιτο τὸν Γάλλον ἀνῃρημένον. ἐ γ έ ν ε τ ο ταῦτα καὶ ὁ Γάλλοϲ ἐτεθνήκει. (sequitur 4,2a) 14 παρὰ δόξαν A?BCMPSTV : παράδοξον A?RU 15 ᾔει : εἴη CS | τὸ BCMPSTUV : τοῖϲ R : ἐπὶ τὰ A | ἐξανιϲτάμενοϲ BCPS 16 νωρικοὺϲ U : νωρίκουϲ ABCMPRSV : νορίϲκουϲ T | εἰϲ2 add. Batiffol | πυταβιῶνα ABCPRSU : πυταβιῶτα MV : πυβατιῶνα T 19 τὸ APSTRUV : τὰ BC : om. M | τυγχάνοντοϲ : ὑπάρχοντοϲ C 22 ἀφιγμένου A | αὐτὸν C 22 sq. ϲυϲτηϲάμενοϲ T 25 ἐκ ποδῶν ποιήϲαϲθαι S 27 μετεκλίθη ABCPRSUmarg. : -κλήθη M : -βλήθη TUV 28 ἕτερον APSV : ἑτέρων BCMRTU | γράμμα ABPSUV : γράμματα C : γραμμάτων MRT | τοῦ πάθουϲ τὸν Γάλλον A 29 ἀνακαλούμενοϲ R

4,2 Phot. Philost. 4,2 (post 4,1) τὸ μέντοι γε βάροϲ τ ῆ ϲ ἀ ρ χ ῆ ϲ ὑπολ ο γ ι ζ ό μ ε ν ο ϲ ὁ Κωνϲτάντιοϲ καὶ ὡϲ ο ὐ χ ο ἷ ό ϲ τ ε ε ἴ η μ ό ν ο ϲ φέρειν, Ἰ ο υ λιανὸν τὸν ἀδελφὸν Γάλλου τῆϲ Ἰωνίαϲ μεταπ ε μ ψ ά μ ε ν ο ϲ χειροτονεῖ Κ α ί ϲ α ρ α Ἑ λ έ ν η ν α ὐ τ ῷ τ ὴ ν 5 ἰδίαν ἀ δ ε λ φ ὴ ν εἰϲ γυναῖκα κ

4 α ὐ τ ῷ Valesius : αὐτ(οῦ) B

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trat, in einer Poststation namens Gallikanos. Obwohl auch dies ihm wider Erwarten zugestoßen war und er es für ein großes Unglück hielt, reiste Gallus t r o t z d e m weiter und rückte n i c h t von seinem Entschluss ab. (3) A l s er bei den N o r i k e r n angekommen war in deren Stadt, die Poetovio heißt, d a wurde von M a i l a n d , wo sich Constantius damals aufhielt, d e r G e n e r a l B a r b a t i o h e r g e s c h i c k t . Dieser n a h m Gallus d e n P u r p u r w e g , und nachdem er ihn so z u m P r i v a t m a n n gemacht hatte, brachte er ihn in die Verbannung auf e i n e I n s e l D a l m a t i e n s . (4) Als aber Gallus zur Insel abgeführt war, da überredeten diejenigen, die das Ganze gegen ihn arrangiert hatten (es waren dies vor allem d e r E u n u c h E u s e b i u s , d e r d i e W ü r d e e i n e s p r a e p o s i t u s innehatte, u n d s e i n e U m g e b u n g ), den Constantius, so schnell wie möglich Gallus aus dem Weg zu räumen. Nachdem dieser überredet worden war, schickte er Leute, die ihn töten sollten. (5) Als diese schon vor der Ankunft standen, gab es bei Constantius wieder einen Umschwung zum Mitleid, und er s c h i c k t e in Eile ein anderes Schreiben, das d a s dem Gallus bestimmte U n h e i l w i d e r r i e f . Aber Eusebius und seine Umgebung überredeten den ausgeschickten magistrianus, sich n i c h t f r ü h e r einzufinden und den Brief zu zeigen, b e v o r er n i c h t erfahren habe, dass Gallus getötet sei. Das g e s c h a h , und Gallus starb. (folgt 4,2a)

4,2 Photios, Philostorgios-Epitome 4,2 (nach 4,1) Als Constantius nun aber die Last d e r H e r r s c h a f t b e d a c h t e und, dass er n i c h t i n d e r L a g e s e i , sie a l l e i n zu tragen, ließ er J u l i a n , d e n B r u d e r d e s G a l l u s , a u s I o n i e n h e r b e i h o l e n und erhob ihn zum C a e s a r , wobei er i h m s e i n e S c h w e s t e r H e l e n a zur Frau

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(E 7) Philostorgius

Γ α λ λ ί α ϲ φ υ λ ά τ τ ε ι ν ἐ κ π έ μ π ε ι · καὶ γὰρ λίαν ἐτετάρακτο τὰ τῇδε. (sequitur 4,3)

4,2a Mart. Artem. 15,11-20 (codd. ABCMPRSTUV) (post 4,1a) (1) ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ περὶ τοῖϲ πράγμαϲι δείϲαϲ, μὴ ο ὐ χ ο ἷ ό ϲ τ ε ᾖ μ ό ν ο ϲ ἁπάϲηϲ εἶναι τ ῆ ϲ ἀ ρ χ ῆ ϲ ἐγκρατήϲ, ἄλλωϲ τε καὶ τῶν Γαλατῶν ὀξύτατα δὴ καὶ ὁπότε προθυμηθεῖεν εἰϲ τὰϲ τυραννίδαϲ ἐγειρομένων διά τε ϲώματοϲ ἰϲχὺν καὶ κουφότητα 5 φρονημάτων, μετεμέλετό τε ἤδη τὸν Γάλλον ὑπεξελὼν καὶ λ ο γ ι ϲ ά μ ε ν ο ϲ , ὡϲ τὸ ϲυγγενὲϲ τοῦ ὀθνείου καὶ ἀλλογενοῦϲ ἀϲφαλέϲτερον εἶναι μακρῷ πρὸϲ κοινωνίαν τῆϲ βαϲιλείαϲ, Ἰ ο υ λ ι α ν ὸ ν τ ὸ ν ἀ δ ε λ φ ὸ ν τοῦ Γ ά λ λ ο υ ἐκ τ ῆ ϲ Ἰ ω ν ί α ϲ μ ε τ α π ε μ ψ ά μ ε ν ο ϲ ἐν τῇ Μεδιολάνῳ Κ α ί ϲ α ρ α ἀνέδειξε· (2) καὶ τ ὴ ν 10 ἀ δ ε λ φ ὴ ν α ὐ τ ῷ τὴν ἑαυτοῦ Ἑ λ έ ν η ν εἰϲ γάμον ἐκδοὺϲ καὶ τὰ πιϲτὰ πρὸϲ αὐτὸν ποιηϲάμενοϲ τοῦτον μὲν ἐ ξ έ π ε μ ψ ε ν εἰϲ τ ὰ ϲ Γ α λ λ ί α ϲ φ ύ λ α κ α τῆϲ ἐκεῖϲε βαϲιλείαϲ ἐϲόμενον. (sequitur 4,3a) 2 εἶναι om. U | ἀ ρ χ ῆ ϲ : γῆϲ U 3 τε : δὲ C 5 μετεμέλετό τε : μετέμελε τότε R τε om. T | ἤδη om. R 6 ὡϲ om. A | ἀλλογενὲϲ BCPRSTU 7 εἶναι suspectum : ἐϲτι dub. Bidez : possis et εἴη | post Ἰ ο υ λ ι α ν ὸ ν add. δὲ U 9 μεδιολάνων ACT 12 τ ὰ ϲ AMPRSTUV : τὰ B : om. C

4,3 Phot. Philost. 4,3 (post 4,2) (1) α ὐ τ ὸ ϲ δ ὲ (sc. Constantius) ἐ ν Ϲ ε ρ μ ί ῳ παραγενόμενοϲ δ ι ῆ γ ε ν (cf. 4,3a)· ἐν ᾧ καὶ τὸν Ῥώμηϲ ἐπίϲκοπον Λιβέριον ὑπὸ Ῥωμαίων ἐπιζητούμενον ϲφόδρα τῆϲ φυγῆϲ κατάγει καὶ ἀποδίδωϲι τοῖϲ αἰτηϲαμένοιϲ. τηνικαῦτα δὲ οὗτόϲ (sc. Philostorgius) φηϲι καὶ 5 Λιβέριον κατὰ τοῦ ὁμοουϲίου καὶ μὴν καὶ κατά γε τοῦ Ἀθαναϲίου ὑπογράψαι, ὁμοίωϲ δὲ καὶ τὸν ἐπ ταῦθα ϲυϲτάϲηϲ καὶ εἰϲ ὁμοφωνίαν αὐτοὺϲ ὑποϲπαϲαμένηϲ (cf. 4,3b). (2) ἐπεὶ δὲ ὑπέγραψαν, τὸν μὲν Ὅϲιον εἰϲ τὴν ἑαυτοῦ παροικί1 Ϲιρμίῳ Gothofredus

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a u s , ü b e r G a l l i e n z u w a c h e n , denn die Verhältnisse dort waren ziemlich in Unordnung geraten. (folgt 4,3)

4,2a Martyrium des Artemius 15 (nach 4,1a) (1) Constantius aber befürchtete hinsichtlich der Staatsgeschäfte, dass er n i c h t i n d e r L a g e s e i , d i e ganze H e r r s c h a f t a l l e i n zu kontrollieren, vor allem da sich die Gallier sehr schnell und, wann immer sie Lust dazu hatten, zu Usurpationen hinreißen ließen aufgrund ihrer Körperkraft und leichtsinnigen Einstellung. So bereute er es schon, dass er Gallus hatte beseitigen lassen, und ließ a u f g r u n d d e r Ü b e r l e g u n g , dass für eine gemeinsame Herrschaft Verwandtschaft weitaus sicherer sei als Fremde und Auswärtige, J u l i a n , d e n B r u d e r des G a l l u s , a u s I o n i e n h e r b e i h o l e n und ernannte ihn in Mailand zum C a e s a r . (2) Nachdem er s e i n e S c h w e s t e r H e l e n a m i t i h m verheiratet und ein Treuebündnis mit ihm geschlossen hatte, s c h i c k t e e r i h n n a c h G a l l i e n a u s , um W ä c h t e r der dortigen Kaiserherrschaft zu sein. (folgt 4,3a)

4,3 Photios, Philostorgios-Epitome 4,3 (nach 4,2) (1) E r s e l b s t a b e r (d. h. Constantius) begab sich n a c h S i r m i u m u n d h i e l t s i c h d o r t a u f (vgl. 4,3a). Da führte er auch den Bischof von Rom, Liberius, nach dem die Römer heftig verlangten, aus dem Exil zurück und gab ihn den Bittenden wieder. Damals hat, wie dieser (d. h. Philostorgios) sagt, auch Liberius gegen das „Wesensgleich“ unterschrieben und ebenso auch der Bischof Hosius; dort (d. h. in Sirmium) war nämlich eine Synode zusammengetreten und hatte sie schließlich zur Zustimmung ge-

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αν τὴν Κουδρούβην τῆϲ Ἰϲπανίαϲ ἐπανελθεῖν καὶ τοῦ θρόνου ἄρ10 χειν, Λιβέριον δὲ τῆϲ Ῥωμαίων ἐκκληϲίαϲ. Φίληξ δὲ ὁ ἐν τῷ μεταξὺ χρόνῳ τῆϲ Ῥώμηϲ ἐπίϲκοποϲ καταϲτὰϲ εἰϲ ἑαυτὸν ἀπῄει, τὸ μὲν ἀξίωμα τῆϲ ἐπιϲκοπῆϲ φέρων, οὐ μήν γέ τινοϲ ἐκκληϲίαϲ προϊϲτάμενοϲ. (sequitur 4,4)

4,3a Mart. Artem. 15,21-16,4 (codd. ABCMPRSTUV) (post 4,2a) α ὐ τ ὸ ϲ δ ὲ (sc. Constantius) εἰϲ Ἰλλυριοὺϲ ἀφικόμενοϲ ἐ ν τῷ Ϲ ι ρ μ ί ῳ δ ι ῆ γ ε ν . ἀκούϲαϲ δέ, ὅτι οἱ πέραν Ἴϲτρου βάρβαροι μέλλουϲιν ἐπιϲτρατεύειν τῇ τῶν Ῥωμαίων ἀρχῇ, ἀπάραϲ ἀπὸ τοῦ Ϲιρμίου πρὸϲ τὸν Ἴϲτρον, διέβη καὶ πρὸϲ αὐτῇ τῇ ὄχθῃ χρόνον οὐκ 5 ὀλίγον ποιήϲαϲ, ἐπεὶ τὰ τῶν βαρβάρων ἠρέμει ϲυϲτήματα, πάλιν ἐπὶ τὴν Θρᾴκην ἤλαυνεν. 2 – 6 δ ι ῆ γ ε ν – ἤλαυνεν deest S 2 post δέ add. ταῦτα R | πέραντοι R | οἵϲτρου R (teste Bidez) 4 ϲερμίου T | post Ἴϲτρον interpunxit Koetschau, post Ϲιρμίου Bidez

4,3b Schol. cod. F Socr. h. e. 2,31,4 (GCS n. s. 1,147,10 app. crit.), fort. ex 4,3,1 haustum (ad verba ἐπεὶ ... αὐτὸϲ [sc. Hosius] παρῃτεῖτο ϲυντίθεϲθαι, πληγάϲ τε καὶ ϲτρεβλώϲειϲ τῷ πρεϲβύτῃ προϲέφερον. διὸ καὶ ἐξ ἀνάγκηϲ ταῖϲ τότε ἐκδοθείϲαιϲ ὑπαγορεύϲεϲι καὶ ϲυνέθετο καὶ ὑπέγραψεν.) ταὐτό φηϲι περὶ Ὁϲίου καὶ Φιλοϲτόργιοϲ, πλὴν τὴν ἀνάγκην καὶ τὰϲ πληγὰϲ οὐ προϲτίθηϲιν.

4,4 Phot. Philost. 4,4 (post 4,3) (1) ὅτι Λεοντίου τοῦ Ἀντιοχείαϲ Εὐδόξιον, φηϲίν (sc. Philostorgius), ἐκ Γερμανικείαϲ μεταϲτηϲάμενοι οἱ ὁμόδοξοι ἐπιβιβάζουϲι τῷ θρόνῳ. ὁ δὲ τῆϲ Ἀρειανῆϲ μὲν δόξηϲ 2 μεταϲτηϲάμενοι (ι ex ϲ restit.) B (sic) 3 ἐπιβάζουϲι B : corr. M

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bracht (vgl. 4,3b). (2) Nachdem sie unterschrieben hatten, kehrte Hosius in seine Gemeinde Cordoba in Spanien zurück und herrschte über den Bischofssitz, während Liberius die Leitung der römischen Kirche innehatte. Felix, der in der Zwischenzeit der Bischof von Rom gewesen war, zog sich in seine Heimstätte zurück, wobei er die Bischofswürde behielt, aber keiner Kirche mehr vorstand. (folgt 4,4)

4,3a Martyrium des Artemius 15 f. (nach 4,2a) E r s e l b s t a b e r (d. h. Constantius) gelangte nach Illyrikum und h i e l t s i c h i n S i r m i u m a u f . Als er hörte, dass die Barbaren jenseits der Donau im Begriff waren, gegen das Reich der Römer zu Felde zu ziehen, brach er von Sirmium zur Donau auf und ging hinüber. Nachdem er direkt am Ufer eine geraume Zeit zugebracht hatte, zog er, da die Einheiten der Barbaren sich ruhig verhielten, wieder nach Thrakien.

4,3b Scholion zu Sokrates, Kirchengeschichte 2,31,4, vielleicht aus 4,3,1 geschöpft (zu den Worten Als er [d. h. Hosius] sich weigerte zuzustimmen, fügte man dem Greis Schläge und Folterungen zu. Deswegen stimmte er aus Zwang den damals herausgegebenen Verlautbarungen zu und unterschrieb.) Das gleiche sagt über Hosius auch Philostorgios, nur dass er nichts vom Zwang und von den Schlägen hinzufügt.

4,4 Photios, Philostorgios-Epitome 4,4 (nach 4,3) (1) Als Leontios, der Bischof v ten, so sagt er (d. h. Philostorgios), diejenigen, die gleichen Glaubens waren, Eudoxios aus Germanikeia und setzten ihn auf den Thron. Er

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ἦν, πλὴν ἐκ τῶν Ἀϲτερίου γραμμάτων εἰϲ τὸ κατ᾽ οὐϲίαν ὅμοιον 5 ὑπενήνεκτο. οἱ δὲ ϲυναιρεϲιῶται τοῦτον ἀναφέροντεϲ πρὸϲ τὸ ἑτεροούϲιον ἀνῆγον. (2) ἐπιεικῆ δὲ τὸν Εὐδόξιον ὁ Φιλοϲτόργιοϲ καὶ κόϲμιον τὰ ἤθη καὶ τὰ ἄλλα δεξιὸν ἀναγράφων εἰϲ δειλίαν ἐκτόπωϲ διαβάλλει. καὶ Ἀ ρ α β ι ϲ ϲ ὸ ν μέν, τ ῆ ϲ μ ι κ ρ ᾶ ϲ Ἀ ρ μ ε ν ί α ϲ πόλιν, πατρίδα λαχεῖν τὸν α ὐ τ ο ῦ π α τ έ ρ α ( Κ α ι ϲ ά ρ ι 10 ο ϲ ὄνομα αὐτῷ), μ α ρ τ υ ρ ι κ ὸ ν δὲ κ α ί τ ο ι τῶν εἰϲ γυναῖκαϲ ἡ τ τ ώ μ ε ν ο ν ἡ δ ο ν ῶ ν ὅμωϲ θάνατον διαθλῆϲαι καθάρϲιόν τε τῶν μολυϲμάτων καὶ πρόϲ γε ϲ τ ε φ ά ν ο υ ϲ ἀθλητικοὺϲ ἐπιφέροντα. (sequitur 4,5) 8 sq. ἁρμενίαϲ B 11 καθάρϲιόν dub. Gothofredus : -ϲίων B

4,4a Suda ε 3428 (codd. A[GIFVM]) (1) Εὐδόξιοϲ· ἐπίϲκοποϲ Ἀντιοχείαϲ, ἐξ Ἀ ρ α β ι ϲ ϲ ο ῦ τ ῆ ϲ μ ι κ ρ ᾶ ϲ Ἀ ρ μ ε ν ί α ϲ . ὁ δὲ π α τ ὴ ρ α ὐ τ ο ῦ Κ α ι ϲ ά ρ ι ο ϲ ἐπὶ Μαξιμιανοῦ τὸν τοῦ μαρτυρίου ϲ τ έ φ α ν ο ν ἀνεδήϲατο κ α ί τ ο ι πρότερον ἡ δ ο ν ῶ ν ἥ τ τ ω ν φανείϲ. ἀλλ᾽ ἐβουλήθη τὰϲ πρώ5 ταϲ κηλῖδαϲ διὰ τοῦ μ α ρ τ υ ρ ι κ ο ῦ αἵματοϲ ἀπορρύψαϲθαι. (2) ἥλουϲ γὰρ μεγάλουϲ ἑκατέρου τῶν ποδῶν ἓξ τὸν ἀριθμὸν αὐτῷ διαπερονήϲαντεϲ πυρὶ παρέδοϲαν. καὶ ἐπειδὴ αὐτίκα πρὸϲ τὴν φλόγα χανὼν ἀπέθανεν, ἡμίφλεκτον ἔτι καὶ ϲῶν οἱ προϲήκοντεϲ τὸν νεκρὸν ἀνελόμενοι ἔν τινι ἀγρῷ Ϲουβὶλ λεγομένῳ κατέθεϲαν. 4 ἡδονῆϲ V 5 τοῦ om. A | ἀπορρίψαϲθαι GIM 6 ἥλοιϲ γὰρ μεγάλοιϲ ἑκάτερον dub. Bidez | αὐτῷ om. IV 8 χανὼν A : χαρρῶν I : χωρῶν GM | ϲῶιν A : ϲῷον GIM 9 ϲουβὶλ GIFM : ϲουβὶ A : ϲούβιλον V

4,5-12 Phot. Philost. 4,5-12 (post 4,4) 5. ὅτι Εὐδόξιοϲ μέν, φηϲίν (sc. Philostorgius), εἰϲ διακονίαν Εὐνόμιον προχειρίζεται. ὁ δέ, πρὶν εἰϲ τὸ ἀκριβέϲτατον ἐκεῖνον τῆϲ δόξηϲ ἀνελθεῖν, τὴν λειτουργίαν οὐ δέχεται.

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hing dem arianischen Glauben an, außer dass er aufgrund der Schriften des Asterios zur Formel „ähnlich dem Wesen nach“ gebracht worden war. Die Mithäretiker holten ihn aber wieder zu sich und führten ihn zum „Wesensverschieden“ zurück. (2) Philostorgios beschreibt Eudoxios als anständig und rechtschaffen, was den Charakter angeht, und im übrigen als geschickt, wirft ihm aber in außerordentlichem Maße Feigheit vor. A r a b i s s o s , eine Stadt K l e i n a r m e n i e n s , war die Heimat s e i n e s Va t e r s ( K a i s a r i o s war sein Name), und o b g l e i c h dieser den l ü s t e r n e n Ve r g n ü g u n g e n mit Frauen e r l e g e n w a r , hat er trotzdem den Kampf des M ä r t y r e r todes durchgestanden, der Reinigung von den Befleckungen bedeutete und obendrein K r ä n z e für den siegreichen Kampf verlieh. (folgt 4,5)

4,4a Suda, Art. Eudoxios (1) Eudoxios: Bischof von Antiocheia, aus A r a b i s s o s i n K l e i n a r m e n i e n . S e i n Va t e r K a i s a r i o s hatte sich unter Maximianus (sc. Galerius) den Märtyrer k r a n z erworben, o b g l e i c h er früher offenkundig den l ü s t e r n e n Ve r g n ü g u n g e n e r l e g e n w a r . Aber er wollte die einstigen Schandflecken durch das M ä r t y r e r blut abwaschen. (2) Man trieb ihm nämlich große Nägel, sechs an der Zahl, durch beide Füße und übergab ihn dem Feuer. Nachdem er sofort dadurch gestorben war, dass er den Mund zu den Flammen hin weit geöffnet hatte, bargen seine Verwandten den Leichnam, der erst zur Hälfte gebrannt hatte und noch unversehrt war, und bestatteten ihn auf einem Landgut namens Subil.

4,5-12 Photios, Philostorgios-Epitome 4,5-12 (nach 4,4) 5. Eudoxios, sagt er (d. h. Philostorgios), beabsichtigte, den Eunomios in das Amt des Diakons zu erheben. Aufgabe zu übernehmen, wenn jener nicht vorher zur vollkommen exakten Glaubenslehre zurückgekehrt sei.

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6. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Εὐδοξίου τὴν Ἀντιόχειαν ἐγχειριϲθέντοϲ ὁ Ἀγκύραϲ Βαϲίλειοϲ ἐδυϲχέραινεν. αὐτὸϲ γὰρ ἐπ᾽ αὐτὴν εἶχεν τὸ βλέμμα τῆϲ γνώμηϲ ϲτηριζόμενον. 7. (1) ὅτι, φηϲί (sc. Philostorgius), τῆϲ Κωνϲταντίου γυναικὸϲ τῷ τῆϲ μητρομανίαϲ ἁλούϲηϲ πάθει (ἐξεκρέματο δὲ τοῖϲ ἱμέροιϲ αὐτῆϲ ὁ Κωνϲτάντιοϲ) εἰϲ ἀνάγκην ἧκε τὸν Θεόφιλον τῆϲ ὑπερορίαϲ ἀνακαλέϲαϲθαι. ἐφημίζετο γὰρ οὗτοϲ παθῶν εἶναι θείᾳ δυνάμει θεραπευτήϲ. (2) παραγεγονότα δὲ καὶ ϲυγγνώμην, οἷϲ εἰϲ αὐτὸν ἥμαρτεν, αἰτῆϲαι καὶ πρὸϲ τὴν τῆϲ γυναικὸϲ θεραπείαν ἐκλιπαρῆϲαι καὶ μὴ διαμαρτεῖν, ὡϲ οὗτοϲ (sc. Philostorgius) λέγει, τῆϲ αἰτήϲεωϲ. ἐπιθέντοϲ γὰρ τὰϲ ἱλαϲτηρίουϲ χεῖραϲ τοῦ Θεοφίλου ἀπαλλαγῆναι τοῦ πάθουϲ τὸ γύναιον. 8. (1) ὅτι, φηϲί (sc. Philostorgius), Βαϲίλειοϲ ϲυλλαβὼν μεθ᾽ ἑαυτοῦ τόν τε τῆϲ Ϲεβαϲτείαϲ Εὐϲτάθιον καὶ ἑτέρουϲ ἐκκληϲιῶν προεϲτῶταϲ, τόν τε Ἀέτιον μάλιϲτα, εἶτα δὲ καὶ τὸν Εὐδόξιον πρὸϲ τὸν βαϲιλέα διαϲύρει ἄλλα τε πλάττων περὶ αὐτῶν καὶ ὡϲ εἴηϲαν μύϲται καὶ κοινωνοὶ τῆϲ κατὰ Γάλλον ἐπαναϲτάϲεωϲ, ϲυμπεριλαβὼν ταῖϲ κατ᾽ ἐκείνων διαβολαῖϲ καὶ τὸν Θεόφιλον. (2) ὁ δὲ πειϲθείϲ, μάλιϲτα δὲ διὰ τῶν γυναικῶν (ταύταϲ γὰρ οἱ περὶ Βαϲίλειον πρὸϲ τὴν ἑαυτοῦ γνώμην προκατειργάϲαντο), τῷ μὲν Θεοφίλῳ ζημίαν ἐπιβάλλει τὴν ἐν τῷ Πόντῳ Ἡράκλειαν οἰκεῖν ὑπερόριον, τὸν δὲ Εὐδόξιον τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἀποϲτάντα διαμένειν οἴκοι, Ἀέτιον δὲ καὶ ἑτέρουϲ τινὰϲ τῶν ϲὺν αὐτοῖϲ εἰϲ τὴν τῶν διαβαλλόντων δίδωϲιν ἐξουϲίαν. (3) ἐτύγχανον δὲ οἱ περὶ Βαϲίλειον καὶ κατὰ πρόϲωπον τοῦ βαϲιλέωϲ περὶ τῆϲ πίϲτεωϲ διειλεγμένοι, ἐν οἷϲ τὸ μὲν ὅμοιον τῷ πατρὶ λέγειν κατὰ πάντα τὸν υἱὸν διετρανοῦτο, οὐϲίαϲ δὲ ὅλωϲ οὐδὲ ὀνόματι μνήμη τοῖϲ ἄλλοιϲ λόγοιϲ ϲυνειϲήγετο. ταύτην δὲ τὴν δόξαν καὶ ϲυνόδου κρίϲει καὶ ὑπογραφαῖϲ βεβαιῶϲαι διεϲπούδαϲαν. (4) μετ᾽ οὐ πολὺ δὲ καὶ Εὐνόμιοϲ τῆϲ φήμηϲ τῶν ὑπὸ Βαϲιλείου πραχθέντων καταλαβούϲηϲ τὴν Ἀντιόχειαν τήν τε χειροτονίαν τοῦ διακόνου ὑποδέχεται καὶ πρέϲβυϲ ἀποϲταλεὶϲ πρὸϲ Κωνϲτάντιον ἀναλῦϲαι τὰ ἐψηφιϲμένα ἁλίϲκεται κατὰ τὴν ὁδὸν ὑπὸ τῶν ἀμφὶ Βαϲίλειον καὶ εἰϲ Μιδάειον φυγαδεύεται, πόλιν τῆϲ Φρυγίαϲ. (5) τὸν δὲ Ἀέτιον ὑπὸ τὴν ἐξουϲίαν πεϲόντα τῶν ἀμφὶ τὸν Βαϲίλειον ὑπερόριον ἡ Πέπουζα τῆϲ Φρυγίαϲ εἶχεν. Εὐδόξιοϲ 6 τῆϲ γνώμηϲ dub. Bidez : τῆ γνώμη B 7 τῷ Valesius : τὸ B 11 εἰϲ (ει ex η) B 19 πε(ρὶ) (coniecit M) vel π(αρὰ) B 23 ἑαυτῶν dub. Bidez, non necessario 30 μνήμηϲ B : corr. Lowth ap. Reading 33 sq. χει`ρο´τονίαν B 34 πρέϲβυϲ Gothofredus : πρέϲβιϲ B 36 φυγαδεύται B : corr. M

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6. Als, so sagt er (d. h. Philostorgios), Eudoxios Antiocheia erhalten hatte, war Basileios von Ankyra darüber verstimmt. Er hatte nämlich selbst sein Augenmerk darauf gerichtet. 7. (1) Als, so sagt er (d. h. Philostorgios), Constantius’ Frau von dem Leiden der Hysterie ergriffen wurde, war dieser (er hing sehnsüchtig an ihr) gezwungen, Theophilos aus der Verbannung zurückzurufen. Der hatte nämlich den Ruf, durch göttliche Macht ein Heiler von Krankheiten zu sein. (2) Als er da war, bat jener (d. h. Constantius) ihn um Verzeihung für das, wodurch er sich an ihm versündigt hatte, flehte ihn um Heilung seiner Frau an und verfehlte seine Bitte nicht, wie dieser (d. h. Philostorgios) sagt. Theophilos legte nämlich seine heilenden Hände auf, und die Frau wurde von dem Leiden befreit. 8. (1) Basileios, so sagt er (d. h. Philostorgios), nahm Eustathios von Sebasteia und andere Vorsteher von Kirchen mit sich und verunglimpfte gegenüber dem Kaiser vor allem Aetios, dann aber auch Eudoxios, indem er unter anderem über sie erdichtete, dass sie Eingeweihte und Teilhaber des Umsturzversuches unter Gallus gewesen seien; in die gegen jene vorgebrachten Verleumdungen hat er auch Theophilos einbezogen. (2) Der Kaiser glaubte dem, am meisten unter dem Einfluss der Frauen (diese hatte Basileios nämlich in seinem Sinne bearbeitet), und so erlegte er dem Theophilos als Strafe auf, in Herakleia in Pontos als Exulant zu leben, während Eudoxios, der Bischof von Antiocheia, Antiocheia verlassen und in seiner Heimat bleiben sollte; Aetios und andere aus deren Umkreis gab er in die Hand der Verleumder. (3) Des weiteren diskutierten Basileios und seine Leute in Gegenwart des Kaisers über den Glauben; dabei wurde der Sohn klar als dem Vater in allen Dingen ähnlich bezeichnet, die Substanz aber fand in den Erörterungen noch nicht einmal mittels des Begriffes Erwähnung. Diese Glaubenslehre beeilten sie sich durch die Entscheidung einer Synode und durch Unterschriften bestätigen zu lassen. (4) Nicht viel später, nachdem nämlich die Kunde von den Taten des Basileios Antiocheia erreicht hatte, nahm Eunomios die Erhebung zum Diakon an und wurde als Gesandter zu Constantius geschickt zwecks Aufhebung der Beschlüsse; unterwegs wurde er jedoch von den Anhängern des Basileios gefangen genommen und nach Midaion verbannt, einer Stadt Phrygiens. (5) Aetios, der der

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δὲ εἰϲ τὴν ἑαυτοῦ πατρίδα ὑπεχώρηϲεν τὴν Ἀρμενίαν. ἀλλὰ καὶ ἕτε40 ροι ταῖϲ ὑπερορίαιϲ ἐδόθηϲαν ταῖϲ ⟨τῶν〉 περὶ τὸν Βαϲίλειον ὑπαγόμενοι ψήφοιϲ, ὧν ὁ ἀριθμὸϲ εἰϲ ἑβδομήκοντα ϲύμπαϲ ἐκεφαλαιοῦτο. 9. ὅτι οἱ ἀμφὶ Βαϲίλειον ταῦτα διαπραξάμενοι πάντα πανταχοῦ φοιτῶντεϲ τὸ ὁμοούϲιον ϲυνεκρότουν. καὶ πολλῶν πειθομένων καὶ 45 τὸν Κωνϲταντινουπόλεωϲ Μακεδόνιον καίτοι τοῖϲ περὶ Εὐνόμιον προαποκεκλιμένον εἰϲ τὴν ἑαυτῶν ὅμωϲ ἐπεϲπάϲαντο δόξαν, ἀλλὰ καὶ πολλοὺϲ ἑτέρουϲ τῶν ἐπιϲκόπων, τοὺϲ μὲν ὑπάγοντεϲ λόγοιϲ, τοὺϲ δὲ τῇ πειθοῖ ϲυνεπικεραννύντεϲ τὴν βίαν.

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10. (1) ὅτι Πατρόφιλον τὸν Ϲκυθοπόλεωϲ καὶ Νάρκιϲϲον τὸν Εἰρηνουπόλεωϲ καὶ ἑτέρουϲ ϲὺν αὐτοῖϲ ἐν Ϲιγγηδόνι τῆϲ Μυϲίαϲ παραγενομένουϲ τὸν Κωνϲτάντιόν φηϲιν (sc. Philostorgius) ἀναδιδάξαι τὰ παρὰ τοῦ Βαϲιλείου δεδραματουργημένα. καὶ τὸν καταπλαγέντα καὶ ὑπεραλγήϲαντα τῶν μὲν μεθορίων τοὺϲ κατεψηφιϲμένουϲ ἀνεῖναι, ϲυνόδουϲ δὲ γενέϲθαι προϲτάξαι δύο, τὴν μὲν ἐν Ἀριμήνῳ τοὺϲ ἀπὸ δύϲεωϲ ϲυναλίζουϲαν, τὴν δὲ τοὺϲ ἐξ ἑῴαϲ καὶ Λιβύηϲ καὶ Θρᾴκηϲ ἐν Νικομηδείᾳ, αἳ τὰ παρ᾽ ἑκατέρου μέρουϲ λεγόμενα δοκιμαϲίαιϲ ἔμελλον παραβάλλειν. (2) ἀλλὰ τὴν μὲν ἐν Νικομηδείᾳ, ὡϲ οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβὴϲ (sc. Philostorgius) δυϲφημεῖ, τῶν πλειόνων πρὸϲ τὸ ὁμοούϲιον νενευκότων ϲειϲμὸϲ ἀναϲτέλλει, ὃϲ τοῖϲ προκαταλαβοῦϲιν, εἰϲ δεκαπέντε τὸν ἀριθμὸν ἀνηνεγμένοιϲ, ἅμα τοῦ ταύτηϲ ἐπιϲκόπου Κεκροπίου ἐπικαταϲείϲαϲ τὸν ναόν, ἐν ᾧ ϲυνεδρίαζον, διαφθείρει. (3) ἡ δὲ ἐν Ἀριμήνῳ εἰϲ τριακοϲίουϲ ἄνδραϲ ϲυνελθοῦϲα τὸ μὲν τῆϲ οὐϲίαϲ ὄνομα εἰϲ τὸ παντελὲϲ διώϲατο, ὅμοιον δὲ τὸν υἱὸν τῷ πατρὶ κατὰ τὰϲ γραφὰϲ ἀνακηρύξαϲα ὑπογραφαῖϲ ἰδίαιϲ κατηϲφαλίϲαντο. 11. (1) ὅτι τῆϲ Νικομηδείαϲ ϲειϲμῷ καὶ πυρὶ καὶ θαλάϲϲηϲ ἐπικλύϲει κατερειπωθείϲηϲ, ὡϲ οὗτοϲ (sc. Philostorgius) λέγει, καὶ πολλῶν ἀνθρώπων διαφθαρέντων ἡ ϲύνοδοϲ ἐν Ϲελευκείᾳ τὴν ϲύϲτα39 ἁρμενίαν B 40 τῶν dub. add. Bidez 48 τῇ Bidez : τῆ B : τὴν Valesius | πειθοῖ dub. Bidez : πειθῶ B : πειθὼ Valesius | ϲ βία B : τῇ βίᾳ Valesius 50 Ϲιγγηδόνι Bidez : ϲυγγηδόνι (υ in ε corr.) B 52 παρὰ Gothofredus : περὶ (add. α supra ρ) B 55 Ἀριμίνῳ Valesius 60 τοὺϲ προκαταλαβόνταϲ Lowth ap. Reading | ἀνηνεγμέν(ουϲ) B : corr. Valesius 61 ἅμα B : μετὰ Koetschau, non necessario 62 Ἀριμίνῳ Valesius

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Aufsicht des Basileios unterstellt war, wurde in Pepuza in Phrygien als Exulant in Gewahrsam gehalten. Eudoxios zog sich in seine Heimat Armenien zurück. Ebenso wurden auch andere, da sie den Urteilen des Basileios und seiner Anhänger unterworfen waren, dem Exil ausgeliefert; ihre Zahl belief sich insgesamt auf siebzig. 9. Nachdem Basileios und seine Leute das alles verrichtet hatten, zogen sie überall hin und etablierten das „Wesensgleich“. Viele ließen sich überreden, darunter auch der Bischof von Konstantinopel, Makedonios, den sie, obgleich er zuvor der Partei des Eunomios zugeneigt hatte, zu ihrem Glauben hinüberzogen, ebenso viele andere Bischöfe, wobei sie die einen durch Worte dazu veranlassten, die anderen, indem sie der Überredung Gewalt beimischten. 10. (1) Er (d. h. Philostorgios) sagt, dass Patrophilos von Skythopolis, Narkissos aus Eirenupolis und andere aus ihrem Umkreis sich in Singidunum in Moesien einfanden und Constantius über das, was Basileios veranstaltet hatte, unterrichteten. Dieser war darüber erschrocken und sehr betrübt, woraufhin er die Verurteilten aus dem Exil entließ und anordnete, dass zwei Synoden stattfinden sollten, die eine in Rimini, die die aus dem Westen versammeln sollte, die andere in Nikomedeia für die aus dem Osten, Libyen und Thrakien. Diese Synoden sollten das, was von beiden Parteien gesagt wurde, prüfen und vergleichen. (2) Aber diejenige in Nikomedeia wurde, weil die Mehrheit zum „Wesensgleich“ neigte, wie dieser Gottlose (d. h. Philostorgios) verleumderisch behauptet, durch ein Erdbeben verhindert, welches über den schon vorher Eingetroffenen (fünfzehn an der Zahl) samt dem Bischof der Stadt, Kekropios, die Kirche, in der sie zusammensaßen, einstürzen ließ und sie zugrunderichtete. (3) Die Synode, die sich in Rimini, an die dreihundert Mann stark, versammelte, verwarf den Begriff der Substanz voll und ganz und verkündete, dass der Sohn dem Vater gemäß der Schrift ähnlich sei, was sie durch ihre eigene Unterschrift bestätigten. 11. (1) Nachdem, wie dieser (d. h. Philostorgios) schreibt, Nikomedeia durch Erdbeben und Feuer sowie eine Meeresflut zerstört worden war und viele Menschen zugrunde gegangen waren, trat die Synode in

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ϲιν λαμβάνει, τῶν μὲν περὶ Βαϲίλειον τὴν Νίκαιαν παραιτηϲαμέ70 νων, τῶν δὲ ἀμφὶ τὸν Εὐδόξιον καὶ Ἀέτιον τὴν Ταρϲὸν οὐ προϲηκαμένων. (2) οἱ δὲ περὶ Βαϲίλειον μηχαναῖϲ τὴν ϲύνοδον διαϲτήϲαντεϲ καὶ καθ᾽ ἑαυτοὺϲ ϲυνεδριάϲαντεϲ κυροῦϲι μὲν τὸ κατ᾽ οὐϲίαν ὅμοιον, τοὺϲ δ᾽ ἀντιφερομένουϲ καθαιροῦϲιν ἀποκηρύξαντεϲ τὸ ἑτεροούϲιον καὶ χειροτονοῦϲιν αὐτοὶ καθ᾽ ἑαυτοὺϲ ἐπίϲκοπον τῆϲ 75 Ἀντιοχείαϲ Ἀνιανόν. πλήν γε καὶ οἱ περὶ Εὐδόξιον καὶ Ἀέτιον τὸ ἑτεροούϲιον ἐγγράφωϲ κρατυνάμενοι πανταχοῦ τὸν τόμον διαπέμπουϲιν.

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12. (1) ὁ δὲ βαϲιλεὺϲ ταῦτα μαθὼν προϲέταξεν ἅπανταϲ εἰϲ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ἀπαντᾶν καὶ δὴ ϲυναθροίζονται ἔκ τε τῶν ἑϲπερίων καὶ τῆϲ ἑῴαϲ καὶ Λιβύηϲ μικροῦ ϲύμπαντεϲ. προειϲτήκειϲαν δὲ τῶν μὲν ⟨τὸ〉 κατ᾽ οὐϲίαν ὅμοιον πρεϲβευόντων Βαϲίλειόϲ τε καὶ Εὐϲτάθιοϲ, οἷϲ ἄλλοι τε καὶ Βαϲίλειοϲ ἕτεροϲ παρῆν ϲυναϲπίζων διακόνων ἔτι τάξιν ἔχων, δυνάμει μὲν τοῦ λέγειν πολλῶν προφέρων, τῷ δὲ τῆϲ γνώμηϲ ἀθαρϲεῖ πρὸϲ τοὺϲ κοινοὺϲ ὑποϲτελλόμενοϲ ἀγῶναϲ· (2) τῶν δὲ τὸ ἑτεροούϲιον Ἀέτιοϲ μὲν καὶ Εὐνόμιοϲ ὑπῆρχον οἱ τὴν δύναμιν ἄκροι, διακόνων ἑκάτεροϲ βαθμὸν ἀνέχων, ἐπίϲκοποι δὲ δευτεραγωνιϲτῶν χορὸν ἐκπληροῦντεϲ, Μάριϲ τε καὶ Εὐδόξιοϲ ὁ τότε τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἐπιϲκοπήϲαϲ, ὕϲτερον δὲ καὶ τὸν Κωνϲταντινουπόλεωϲ ὑπελθὼν θρόνον, καὶ δὴ καὶ Ἀκάκιοϲ ὁ τῆϲ Παλαιϲτίνων Καιϲαρείαϲ τὴν πρὸϲ ἐκείνουϲ ὑποκρινόμενοϲ ὁμοδοξίαν, ἐφ᾽ ᾧ τοὺϲ περὶ Βαϲίλειον ἀντιλυπῆϲαι, διότι κἀκεῖνοι Κύριλλον, τῶν Ἱεροϲολύμων ὑπ᾽ αὐτοῦ παυθέντα τοῦ ἱερᾶϲθαι, διὰ τιμῆϲ ἔφερον. (3) ἦν δὲ ὁ Ἀκάκιοϲ μὲν θαρϲαλέοϲ μὲν ἐν τοῖϲ ἀγῶϲι διανοηθῆναί τε πράγματοϲ φύϲιν ὀξὺϲ καὶ λόγῳ δηλῶϲαι τὸ γνωϲθὲν ἱκανόϲ (cf. 4,12a). ἐξ οὗ καὶ τὰ ταύτηϲ τῆϲ ϲυνόδου γράμματα (πολλὰ δέ ἐϲτιν) οὗτοϲ ἦν μόνοϲ ὁ διατιθέμενοϲ. (4) εἰϲ ἅμιλλαν οὖν δογμάτων ἑκατέραϲ μοίραϲ καταϲτάϲηϲ ὁ μὲν Βαϲίλειοϲ τῶν τὸ ὁμοούϲιον δοξαζόντων προηγόρει, οἱ δὲ τοῦ ἑτεροουϲίου ὑπὲρ ἁπάντων λέγειν τὸν Ἀέτιον προὔϲτηϲαν ϲυναϲπίζοντοϲ αὐτῷ καὶ Εὐνομίου. (5) ὡϲ δὲ εἶδον οἱ ἀμφὶ τὸν Βαϲίλειον προβεβλημένον αὐτοῖϲ εἰϲ ἀντιλογίαν τὸν Ἀέτιον, δείϲαντεϲ αὐτοῦ τὴν δύναμιν τῶν λόγων οὐκ ἔφαϲαν δεῖν ἐπιϲκόπουϲ ὄνταϲ διακόνῳ περὶ δογ76 ἑτεροούϲιον (ἑτεροού in rasura) B 81 τὸ dub. add. Bidez 84 τῷ Valesius : τ(ῶν) B 86 ἔχων M 87 μάρηϲ B : corr. Bidez 88 ὁ τότε Valesius : ὅ, τε B 93 μὲν1 del. Gothofredus, fort. recte 102 πε(ρὶ) (coniecit M) vel π(αρὰ) B

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Seleukeia zusammen, denn Basileios und seine Anhänger hatten Nikaia abgelehnt, während man auf Seiten des Eudoxios und Aetios Tarsos nicht akzeptiert hatte. (2) Basileios und die Seinen spalteten durch ihre Machenschaften die Synode und tagten für sich. Dabei bekräftigten sie die Formel „ähnlich gemäß der Substanz“; diejenigen, die Widerstand leisteten angesichts der öffentlichen Verwerfung des „Wesensverschieden“, setzten sie ab und erhoben allein für sich Anianos zum Bischof von Antiocheia. Dagegen bekräftigten Eudoxios und Aetios ihrerseits das „Wesensverschieden“ in schriftlicher Form und verschickten das Schriftstück überall hin. 12. (1) Als der Kaiser das erfuhr, ordnete er an, dass alle nach Konstantinopel kommen sollten, und so versammelten sich denn dort fast alle aus den westlichen Teilen, dem Osten und aus Libyen. Anführer derjenigen, die die Formel „ähnlich gemäß der Substanz“ befürworteten, waren Basileios und Eustathios, denen unter anderem ein weiterer Basileios als Mitstreiter zur Seite stand, der noch den Diakonenrang hatte; er übertraf zwar viele an Wortgewalt, aber aufgrund seiner furchtsamen Gesinnung scheute er sich vor öffentlichen Auseinandersetzungen. (2) Unter denen, die das „Wesensverschieden“ hochhielten, waren Aetios und Eunomios diejenigen, die die führende Position innehatten, beide im Rang von Diakonen. Den Reigen der Nebenrollen füllten Bischöfe, und zwar Maris, Eudoxios, der damals Bischof von Antiocheia war, später auch den Bischofsstuhl von Konstantinopel bestieg, und schließlich Akakios von Kaisareia in Palästina, der jenen gegenüber eine gleiche Glaubensgesinnung vorheuchelte, in der Absicht, Basileios und seine Anhänger dafür zu ärgern, dass sie Kyrillos, den er von seinem Amt als Bischof von Jerusalem abgesetzt hatte, in Ehren hielten. (3) Akakios war kühn in den Kämpfen, scharfsinnig darin, das Wesen einer Sache zu durchdenken, und fähig, das Erkannte in Worte zu fassen (vgl. 4,12a), weshalb er auch als einziger die Schriftstücke dieser Synode (es sind zahlreiche) arrangiert hat. (4) Als nun beide Parteien zum Redestreit über Glaubensmeinungen antraten, sprach Basileios für die, die das „Wesensgleich“ vertraten, während die Anhänger des „Wesensverschieden“ Aetios aufstellten, für sie alle zu sprechen, wobei Eunomios ihm sekundierte. (5) Als Basileios und seine Leute sahen, dass für die

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μάτων εἰϲ λόγουϲ καθίϲταϲθαι. ἀντειπόντων δὲ τῶν διαφερομένων, ὡϲ οὐκ ἀξίαϲ νῦν ἐϲτι κρίϲιϲ, ἀλλ᾽ ἀληθείαϲ ἐπιζήτηϲιϲ, δέχονται μὲν καὶ ἄκοντεϲ οἱ περὶ Βαϲίλειον τὸν ἀγῶνα. (6) καί, ὡϲ οὗτοϲ λέγει (sc. Philostorgius), κατὰ κράτοϲ τῇ τοῦ Ἀετίου γλώϲϲῃ ἡττήθηϲαν, ὡϲ μὴ μόνον ὁμολογῆϲαι παρηλλάχθαι τὴν τοῦ γεννηθέντοϲ οὐϲίαν πρὸϲ τὴν τοῦ γειναμένου καὶ κατὰ μηδὲν κοινωνεῖν, ἀλλὰ καὶ χειρὶ οἰκείᾳ τὴν ὁμολογίαν Ἀετίου τοῦτο προϲαπαιτήϲαντοϲ βεβαιώϲαϲθαι. (7) μαθόντα δὲ ταῦτα τὸν βαϲιλέα καὶ ἣν πάλαι Βαϲίλειοϲ κατὰ Ἀετίου διαβολὴν ϲυνεϲκευάκει, κατὰ μέϲηϲ τῆϲ καρδίαϲ ἀκμάζουϲαν φέροντα τὸ ϲυνενεχθὲν ἁρπάϲαι πρὸϲ τὴν τῆϲ ὀργῆϲ ἐκπλήρωϲιν. διόπερ ἄμφω μὲν εἰϲ θέαν παρίϲτηϲι, διαπυνθάνεται δὲ τοῦ Βαϲιλείου, τίνα ἂν εἴη, οἷϲ ἐπαιτιᾶται τὸν Ἀέτιον. (8) ὁ δέ· „ὡϲ ἀνόμοιον“, ἔφη, „τῷ πατρὶ τὸν υἱὸν εἰϲηγεῖται“. ἀμείψαϲθαι δὲ πρὸϲ ταῦτα τὸν Ἀέτιον τοϲοῦτον ἐνδεῖν τῷ πατρὶ τὸν υἱὸν ἀνόμοιον εἰπεῖν ἢ δοξάϲαι, ὥϲτε καὶ ἀπαραλλάκτωϲ ὅμοιον αὐτὸν κηρύττειν. (9) τῆϲ δὲ τοῦ ἀπαραλλάκτου φωνῆϲ ὑποδραξάμενοϲ ὁ Κωνϲτάντιοϲ καὶ μηδ᾽ ἀναϲχόμενοϲ ὅλωϲ ἔτι καταμαθεῖν, καθ᾽ ὃν ἐκεῖνοϲ τρόπον ἀνεφθέγξατο τὸ ἀπαράλλακτον, ἐκβληθῆναι μὲν κελεύει τῶν βαϲιλείων τὸν Ἀέτιον· (10) ὕϲτερον δὲ τῇ ϲυνδρομῇ Ἀκακίου καὶ καθαιρέϲεωϲ ὑποβληθῆναι ψήφοιϲ, οὐ τῶν ὀρθοδοξούντων μόνων ὑποϲημηναμένων τῇ καθαιρέϲει, ἀλλὰ καὶ αὐτῶν τῶν εἰϲ τὰ μάλιϲτα τῷ φρονήματι κοινωνούντων, τῶν μὲν καὶ τὴν γνώμην μεταβληθέντων, τῶν δὲ τὴν ἀκούϲιον πρᾶξιν οἰκονομίαϲ ῥήματι καταϲχηματιζόντων (cf. 4,12b). (11) ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ τὸν τῶν ἑϲπερίων τόμον προκομιϲάμενοϲ τούτῳ καὶ τῶν παρόντων τοὺϲ ἄλλουϲ ὑποϲημήναϲθαι χειρὶ οἰκείᾳ διεκελεύϲατο. περιείχετο δὲ τῷ τόμῳ ὅμοιον τῷ πατρὶ κατὰ τὰϲ γραφὰϲ ἀνομολογεῖν τὸν υἱόν. καὶ πάλιν ἐνταῦθα ϲυνδρομῇ τοῦ Ἀκακίου, ὃϲ ἕτεροϲ μὲν ἦν τὴν δόξαν, ἕτεροϲ δὲ τὴν γλῶτταν, ὑπογράφουϲι πάντεϲ, ὅϲοι παρῆϲαν, καὶ ὅϲοι πρὶν ἐπρέϲβευον τὸ ἑτεροούϲιον. (sequitur 5,1) 122 τῶν Gothofredus : τ(ὴν) B 123 μόνων (ω ex ο) B 127 τούτῳ Bidez : τούτων B : τοῦτον Valesius

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Entgegnung Aetios vorgesehen war, sagten sie, weil sie die Macht seiner Worte fürchteten, dass sie als Bischöfe nicht mit einem Diakon in einen Disput über Glaubensmeinungen treten dürften. Als die Gegner erwiderten, dass es jetzt nicht um eine Entscheidung über den Ehrenrang, sondern um die Suche nach der Wahrheit gehe, akzeptierten Basileios und die Seinen, wenn auch widerwillig, den Kampf. (6) Wie dieser (d. h. Philostorgios) behauptet, wurden sie durch die Redekraft des Aetios völlig besiegt, so dass sie nicht nur zustimmten, dass die Substanz des Gezeugten von derjenigen des Erzeugers verschieden sei und nichts mit ihr gemein habe, sondern auch, weil Aetios dies noch verlangte, mit eigener Hand dieses Eingeständnis bestätigten. (7) Als der Kaiser das erfuhr und weil ohnehin tief im Innern seines Herzens die einst von Basileios gegen Aetios ausgeheckte Verleumdung reiche Frucht trug, da nahm er den Vorfall zum Anlass, seinen Zorn zu befriedigen. Daher bestellte er beide zu sich ein und erkundigte sich bei Basileios, was der Grund sei, weshalb er Aetios beschuldige. (8) Der antwortete: „Weil er lehrt, der Sohn sei dem Vater unähnlich.“ Darauf entgegnete Aetios, dass er so weit davon entfernt sei, den Sohn als dem Vater unähnlich zu bezeichnen oder dies zu glauben, dass er ihn sogar für unterschiedslos ähnlich erkläre. (9) Constantius griff das Wort „unterschiedslos“ auf und, ohne überhaupt noch abzuwarten, wie jener das „unterschiedslos“ verstand, ließ er Aetios aus dem Palast werfen. (10) Später wurde er durch die Mitwirkung des Akakios sogar einer Abstimmung auf Absetzung unterworfen, wobei nicht nur die Orthodoxen seine Absetzung unterzeichneten, sondern auch selbst diejenigen, die im höchsten Grade seine Überzeugung teilten: Die einen hatten tatsächlich ihre Meinung geändert, die anderen bemäntelten ihr unfreiwilliges Handeln mit dem Wort Diplomatie (vgl. 4,12b). (11) Constantius ließ das Schriftstück derer aus dem Westen herbeischaffen und forderte auch die anderen Anwesenden auf, dieses mit eigener Hand zu unterschreiben. Enthalten war in dem Schriftstück, dass der Sohn als dem Vater ähnlich gemäß der Schrift anerkannt wurde. So unterschrieben – auch hier wieder unter Mitwirkung des Akakios, der im Glauben so und in der Rede anders war – alle, die anwesend waren, auch die, die zuvor das „Wesensverschieden“ hochgehalten hatten. (folgt 5,1)

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4,12a vide test. 3b,4.

4,12b vide test. 3b,3.

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4,12a Siehe test. 3b,4.

4,12b Siehe test. 3b,3.

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ἐκ τῆϲ πέμπτηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

5,1 sq.

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Phot. Philost. 5,1 sq. (post 4,12) 1. (1) ὅτι, φηϲί (sc. Philostorgius), μετὰ ταῦτα Ἀκάκιοϲ τοὺϲ περὶ Βαϲίλειον καὶ Εὐϲτάθιον βαϲιλέα πείϲαϲ καὶ αἰτίαιϲ ἄλλουϲ ἄλλαιϲ ὑποβαλὼν καθαιρεῖ τῶν θρόνων. καθαιρεῖ δὲ καὶ Μακεδόνιον τὸν Κωνϲταντινουπόλεωϲ ἐπίϲκοπον. παυθέντοϲ δὲ τοῦ Μακεδονίου Εὐδόξιοϲ ἐξ Ἀντιοχείαϲ Κωνϲταντίου γνώμῃ ἀντικαθιδρύεται τῷ θρόνῳ. (2) ὑπερορίζονται δὲ καὶ οἱ καθαιρεθέντεϲ, Βαϲίλειοϲ μὲν εἰϲ Ἰλλυριούϲ, οἱ δὲ λοιποὶ ἄλλοϲ ἀλλαχόϲε. οἳ πρὸϲ τὴν ὑπερορίαν ϲτελλόμενοι ἀθετοῦϲι μὲν τὰϲ οἰκείαϲ ὑπογραφάϲ, αἷϲ τὴν ἐν Ἀριμήνῳ πίϲτιν ὑπεϲημήναντο, ἀνακηρύττουϲι δὲ πάλιν οἱ μὲν τὸ ὁμοούϲιον, οἱ δὲ τὸ ὁμοιοούϲιον. (3) καὶ ὁ Ἀέτιοϲ δὲ καθαιρεθείϲ, διότι τὸ ἀπαράλλακτον εἰϲηγήϲατο, ὅπερ αὐτοῦ ταῖϲ ἄλλαιϲ ὁμιλίαιϲ καὶ ϲυγγραφαῖϲ διαρρήδην ἀπεμάχετο, ὑπερόριοϲ εἰϲ Μοψουεϲτίαν τῆϲ Κιλικίαϲ ἐκπέμπεται ὑπογραψάντων κατ᾽ αὐτοῦ – οὐ μόνον δέ, ἀλλὰ καὶ κατὰ τῆϲ πίϲτεωϲ, ἣν ἐκήρυττεν – μικροῦ πάντων αὐτοῦ τῶν ἐραϲτῶν καὶ ὁμοφρόνων, τῶν μὲν ἐκ μεταβολῆϲ τῶν πάλαι δεδογμένων, τῶν δὲ τοῖϲ καιροῖϲ ἐνδόντων καὶ τὴν τοῦ βαϲιλέωϲ γνώμην κρείττω τῆϲ παρὰ ϲφίϲιν ἀληθείαϲ ποιηϲαμένων (cf. test. 3b,3). (4) ὁ δὲ Ἀκάκιοϲ τοὺϲ περὶ Βαϲίλειον δι᾽ ἰδίαν ἔχθραν καὶ τὸν Ἀέτιον διὰ τὸ ἑτεροδοξεῖν καθελὼν καὶ ὑπερορίουϲ ποιηϲάμενοϲ (cf. test. 3b,4) ἀνατρέχων ἐπὶ τὴν Καιϲάρειαν ταῖϲ χηρευούϲαιϲ ἐκκληϲίαιϲ ἀρχιερεῖϲ καθίϲτη τὸ ὁμοούϲιον θρηϲκεύονταϲ. καὶ καθίϲτηϲι μὲν ἐν Νικομηδείᾳ ἀντὶ Κεκροπίου Ὀνήϲιμον, ἀντὶ δὲ Βαϲιλείου τῇ Ἀγκύρᾳ Ἀθανάϲιον, Ἀκάκιον δὲ ἕτερον ἀντὶ Ϲιλβανοῦ τῇ Ταρϲῷ. (5) ἐν δὲ τῇ Ἀντιοχείᾳ ὅϲοι μέν ποτε τῶν ἐν τῷ κλήρῳ ϲυνέπραξαν Βαϲιλείῳ ἐν τοῖϲ κατὰ τοῦ Εὐδοξίου καὶ Ἀετίου τολμηθεῖϲιν, ἐρήμην ἠλαύνοντο. Μελέτιον δὲ τῆϲ Ϲεβαϲτείαϲ τῶν Ἀρμενίων μεταπεμψάμενοϲ ἀντὶ Εὐδοξίου τῷ θρόνῳ ἐγκαθιδρύει· ἤδη γὰρ Εὐδόξιοϲ Κωνϲταντινουπόλεωϲ 2 αἰτίοιϲ B : corr. M 5 an ⟨ὁ〉 ἐξ? 17 ποιηϲαμένων Gothofredus : ποιηϲαμέν (ν postrem. suprascr.) B 25 Εὐδοξίου καὶ Ἀετίου ex ἀετ. κ. εὐδ. numeris β et α suprascriptis restit. B 26 ἁρμενίων B

Aus dem fünften Buch

5,1 f. Photios, Philostorgios-Epitome 5,1 f. (nach 4,12) 1. (1) Danach, so erzählt er (d. h. Philostorgios), überredete Akakios den Kaiser, Basileios und Eustathios sowie ihre Anhänger von den Bischofsstühlen zu entfernen, und unterstellte ihnen jeweils eine andere Schuld. Er setzte auch Makedonios, den Bischof von Konstantinopel, ab. Nachdem Makedonios ausgeschaltet worden war, wurde an seiner Stelle nach Constantius’ Willen aus Antiocheia Eudoxios auf den Stuhl gesetzt. (2) Die Abgesetzten wurden auch ins Exil geschickt, Basileios nach Illyrikum, die übrigen jeder irgendwo anders hin. Da sie in die Verbannung geschickt wurden, widerriefen sie ihre Unterschriften, mit denen sie den in Rimini definierten Glauben unterzeichnet hatten, und verkündeten wieder entweder das „Wesensgleich“ oder das „Wesensähnlich“. (3) Aetios, der abgesetzt worden war, weil er das „unterschiedslos“ eingeführt hatte, was zu seinen übrigen Äußerungen und Schriften ausdrücklich im Widerstreit stand, wurde nach Mopsuestia in Kilikien verbannt; unterschrieben haben gegen ihn − und nicht nur das, sondern auch gegen den Glauben, den er verkündete − fast alle seine Freunde und Gleichgesinnten, die einen, weil sich ihre Ansichten gegenüber früheren Zeiten geändert hatten, die anderen, weil sie den Zeitläuften nachgaben und die Meinung des Kaisers für wichtiger erachteten als ihre eigene wahre Überzeugung (vgl. test. 3b,3). (4) Nachdem Akakios den Basileios aus persönlicher Feindschaft und den Aetios wegen seines anderen Glaubens abgesetzt und sie zu Exulanten gemacht hatte (vgl. test. 3b,4), eilte er wieder nach Kaisareia und setzte in den verwaisten Kirchen Bischöfe ein, die an das „Wesensgleich“ glaubten: In Nikomedeia setzte er für Kekropios Onesimos ein, für Basileios in Ankyra den Athanasios und in Tarsos für Silvanus einen anderen Akakios. (5) In Antiocheia wurden alle Angehörigen des Klerus, die irgendwann einmal mit Basileios

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(E 7) Philostorgius

μὲν πρῶτα τὴν τοῦ βαϲιλέωϲ ῥοπὴν θεραπεύων τὸ ἑτεροούϲιον 30 ὑπεκρίνετο καὶ τῷ τόμῳ τῶν ἑϲπερίων ὑπέγραψεν, τοῦ δὲ τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἐπάρξαϲ θρόνου θερμὸϲ ἦν τοῦ ὁμοουϲίου ὑπέρμαχοϲ. (7) χειροτονεῖ δὲ καὶ Πελάγιον ὁ Ἀκάκιοϲ ἐν Λαοδικείᾳ· καὶ ἁπλῶϲ, ἔνθα ἂν ἡ δύναμιϲ εἵπετο, τὴν βουλὴν ἐδίδου κατὰ τὸ κράτιϲτον ἀντὶ τῶν ἐξελαϲθέντων τοὺϲ τὸ ὁμοούϲιον εἰϲ τὸ ἀπροφάϲιϲτον τιμῶν35 ταϲ ἐγκαθιϲτάναι.

2. (1) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), μαθὼν ὁ βαϲιλεὺϲ παρὰ Ἀκακίου, ὡϲ ὁ Ἀέτιοϲ ὑπὸ Αὐξεντίου τοῦ Μοψουεϲτίαϲ ἐπιϲκόπου ἐϲ τὰ μάλιϲτα φιλοφροϲύνηϲ ἀξιοῦται, εἰϲ Ἄμβλαδα τοῦτον μεθοριϲθῆναι παρακελεύεται ἐκεῖ κακῶϲ ἀπορρῆξαι τὸν βίον διὰ τὸ βάρ40 βαρον καὶ μιϲάνθρωπον τῶν ἐνοικούντων. (2) αὐχμοῦ δὲ καὶ λοιμοῦ τὴν χώραν ἔχοντοϲ ἀνυποϲτάτου, ὡϲ οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβὴϲ ψευδολογεῖ, τὸν Ἀέτιον ἐξιλεωϲάμενον τὸ θεῖον λῦϲαι μὲν τὰ δεινά, παμπόλληϲ δὲ τυχεῖν ὑπὸ τῶν ἐνοικούντων εὐνοίαϲ τε καὶ ϲεβαϲμιότητοϲ. (sequitur 5,3) 29 τὴν ... ῥοπὴν Stein : τῆ ... ῥοπῆ B : τῇ ... ῥοπῇ Gothofredus 34 ἐξελαθέντων M, fort. recte 35 ἐγκαθιϲτάνει B : corr. Gothofredus 36 μαθὼν omissum, nota post φηϲίν posita, in marg. add. B 41 δυϲεβὴϲ B : corr. M 43 παμπόληϲ B : corr. Gothofredus

5,2a Suda α 4450 (I p. 415,8-29) (codd. A[GITVM]); v. 8 ἐνταῦθα – ἀφικόμενοϲ etiam ibid. α 2869 (I p. 259,14) (1) Αὐξέντιοϲ· Μοψουεϲτίαϲ ἐπίϲκοποϲ, ὃϲ ἦν τῶν ὁμολογητῶν ὀνομαζομένων. ἦν δὲ παρὰ τῶν ἐπιφανῶϲ τῷ βαϲιλεῖ Λικινίῳ ϲτρατευϲαμένων, τῶν ὑπογραφέων τούτου γενόμενοϲ, οὓϲ δὴ νοταρίουϲ Ῥωμαῖοι καλοῦϲι. (2) τὸ δὲ τῆϲ ὁμολογίαϲ τοιόνδε γέγο5 νεν εἶδοϲ· ἦν ἔν τινι τῆϲ βαϲιλικῆϲ ἑϲτίαϲ αὐλῇ κρήνη τε ὕδατοϲ καὶ ἐπ᾽ αὐτῇ Διονύϲου ἄγαλμα καὶ ἄ ϲκιερὸν ἐπιεικῶϲ καὶ ϲυνηρεφῆ τὸν ἅπαντα τόπον ἐργαζομένη. (3) 1 μομψουεϲτίαϲ AGIT

fragmenta libri V

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nehmungen gegen Eudoxios und Aetios, ohne Anhörung vertrieben. Den Meletios ließ er aus Sebasteia in Armenien holen und setzte ihn für Eudoxios auf den Bischofsstuhl; Eudoxios war nämlich schon in Konstantinopel eingezogen. (6) Meletios hatte zuerst aus Liebedienerei gegenüber der Neigung des Kaisers das „Wesensverschieden“ vorgeheuchelt und das Schriftstück derer aus dem Westen unterschrieben. Als er aber den Bischofssitz von Antiocheia leitete, war er ein heißer Verfechter des „Wesensgleich“. (7) Des weiteren ernannte Akakios in Laodikeia den Pelagios. Um es kurz zu sagen: überall, wohin seine Macht reichte, gab er Anweisung, statt der Vertriebenen am besten die einzusetzen, die das „Wesensgleich“ ganz offen in Ehren hielten. 2. (1) Als, so sagt er (d. h. Philostorgios), der Kaiser von Akakios erfuhr, dass Aetios von Auxentios, dem Bischof von Mopsuestia, größter Freundlichkeit gewürdigt wurde, befahl er, dass jener nach Amblada verbannt werde, um dort infolge der Barbarei und Menschenfeindlichkeit der Einheimischen elend aus dem Leben zu scheiden. (2) Als aber eine unerträgliche Dürre und Seuche das Land heimsuchten, da soll, wie dieser Gottlose lügt, Aetios den göttlichen Willen besänftigt und dadurch die Schrecken beendet haben, wofür ihm von den Einheimischen sehr viel Wohlwollen und Verehrung zuteil wurde. (folgt 5,3)

5,2a Suda, Art. Auxentios (1) Auxentios: Bischof von Mopsuestia, der einer der sogenannten Bekenner war. Er gehörte zu denen, die dem Kaiser Licinius in herausragender Weise dienten; er war nämlich einer seiner Sekretäre, die die Römer notarii nennen. (2) Sein Bekenntnis sah folgendermaßen aus: In einem Hof des kaiserlichen Palastes war ein Wasserspeier und auf diesem ein Standbild des Dionysos; ringsherum befand sich ein großer Weinstock, der reichlich Schatten deckte. (3) Hierhin kam Licinius, angeblich um sich abzulenken (oder

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(E 7) Philostorgius

ἐνταῦθα ὁ Λικίνιοϲ κατὰ πρόφαϲιν ἀπαγωγῆϲ ἀφικόμενοϲ, τοῦ τε Αὐξεντίου αὐτῷ καὶ ἄλλων πολλῶν ἐκ τῆϲ θεραπείαϲ παρεπομέ10 νων, εἰϲ τὴν ἄμπελον ἀνιδὼν ἐθεάϲατο βότρυν ὡραῖόν τινα καὶ μέγαν τῶν κλημάτων ἀπαιωρούμενον. τοῦτον προϲέταξε τῷ Αὐξεντίῳ τεμεῖν. ὁ δὲ αὐτίκα τὸ προϲηρτημένον ταῖϲ ἀναξυρίϲιν αὐτοῦ μαχαίριον ἀφελόμενοϲ ἔτεμε μηδὲν ὑπειδόμενοϲ. (4) ὁ οὖν Λικίνιοϲ πρὸϲ αὐτόν· „θὲϲ τοίνυν τὸν βότρυν“, ἔφη, „πρὸϲ τοῖϲ τοῦ Διονύ15 ϲου ποϲίν.“ ὁ δέ· „μὴ, ὦ βαϲιλεῦ“, ἀπεκρίνατο, „Χριϲτιανὸϲ γάρ εἰμι“. κἀκεῖνοϲ· „οὔκουν ἐκ ποδῶν οἰχήϲῃ τῆϲ ϲτρατείαϲ ἀποπαυϲάμενοϲ; θάτερον γὰρ τοῖν δυοῖν ἀνάγκη ποιεῖν.“ (5) ὁ δὲ μηδὲν μελλήϲαϲ τήν τε ζώνην ἑαυτοῦ λύεται καὶ ἄϲμενοϲ ἐξεχώρηϲεν, ὡϲ εἶχε, τῶν βαϲιλείων. καὶ αὐτὸν οἱ ἔφοροι μετά τινα χρόνον ὕϲτερον 20 ἐπίϲκοπον ἐϲτήϲαντο τῆϲ Μοψουεϲτίαϲ. τούτου δὲ ἀδελφὸϲ νεώτεροϲ Θεόδωροϲ ἦν, ἀνὴρ τῶν Ἀθήνηϲι παιδευθέντων. ὃϲ καὶ αὐτὸϲ χρόνῳ ὕϲτερον ἐπιϲκοπὴν τῆϲ Ταρϲοῦ ἐκκληϲίαϲ ἔτυχε κληρωϲάμενοϲ. (sequitur 8,18a) 8 λικίννιοϲ A (Λικίννοϲ in ed. Adleriana α 2869 mendum typographicum esse videtur) | διαγωγῆϲ dub. Kassel 9 αὐτὸν V 13 λικίννιοϲ A 16 οὐκοῦν edd.

5,3-5 Phot. Philost. 5,3-5 (post 5,2) 3. ὅτι τῶν περὶ Εὐϲτάθιον καὶ Εὐϲέβιον καὶ Ἐλεύϲιον καθαιρεθέντων οἱ ἀμφὶ τὸν Μάριν καὶ Εὐδόξιον γνώμῃ Κωνϲταντίου τῆϲ Κυζίκου τὸν Εὐνόμιον ἐπίϲκοπον χειροτονοῦϲιν, οὐκ ἄλλωϲ ἐκείνου τὴν χειροτονίαν ἀναϲχομένου, εἰ μὴ παρ᾽ αὐτῶν ὑποϲχέϲειϲ λάβοι 5 τὸν Ἀέτιον καὶ τῆϲ ὑπερορίαϲ καὶ τῆϲ καθαιρέϲεωϲ ἀθωωθῆναι. καὶ χρόνοϲ ἦν ὁ τῆϲ προθεϲμίαϲ εἰϲ τρεῖϲ ἀπαρτιζόμενοϲ μῆναϲ. 4. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), εἰωθὼϲ Κωνϲτάντιοϲ τῶν πολεμίων κρατεῖν, ἐπειδὴ ὁμογνίῳ λύθρῳ τὴν δεξιὰν ἐξεμίανεν καὶ τοὺϲ ἀμφὶ Θεόφιλον καὶ Ἀέτιον καὶ Ϲέρραν διαβολαῖϲ ἀναπειϲθεὶϲ Βαϲι10 λείου ὑπερορίουϲ ἐποιήϲατο, πρὸϲ Πέρϲαϲ ϲυμπλακεὶϲ τὸ ἧττον ἤνεγκεν. 5. ὅτι φηϲὶν οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβὴϲ (sc. Μελέτιον ὑπὸ τοῦ Κωνϲταντίου καὶ αὐτοῦ ἐν Ἀντιοχείᾳ διατρίβον1 πε(ρὶ) (coniecit M) vel π(αρὰ) B 2 μάρην B : corr. Reading

fragmenta libri V

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zu entspannen ?), begleitet von Auxentius und vielen anderen aus seinem Gefolge; er schaute auf zu dem Weinstock und betrachtete eine reife und große Traube, die von den Reben herabhing. Diese befahl er Auxentius abzuschneiden. Der nahm sogleich das Messer, das an seinen Beinkleidern befestigt war, und schnitt sie ab, ohne einen Verdacht zu hegen. (4) Darauf sagte Licinius zu ihm: „Wohlan, dann leg die Traube zu Füßen des Dionysos.“ Der aber antwortete: „Nein, mein Kaiser; ich bin Christ.“ Und jener: „Wirst du dich dann wohl von dannen machen und den Dienst beenden! Denn eins von beiden musst du tun.“ (5) Der aber zögerte nicht, löste seinen Dienstgürtel, und bereitwillig verließ er, so wie er war, den Kaiserpalast. Einige Zeit später setzten die Bischöfe ihn als Bischof von Mopsuestia ein. Er hatte einen jüngeren Bruder, Theodoros, der in Athen studiert hatte. Dieser erhielt eine Zeitlang später seinerseits ein Bischofsamt, das der Kirche von Tarsos. (folgt 8,18a)

5,3-5 Photios, Philostorgios-Epitome 5,3-5 (nach 5,2) 3. Nachdem Eustathios, Eusebios und Eleusios abgesetzt worden waren, erhoben Maris und Eudoxios nach dem Willen des Constantius Eunomios zum Bischof von Kyzikos, wobei dieser die Erhebung nur unter der Bedingung annnahm, dass er von ihnen das Versprechen erhielt, dass die gegen Aetios verhängten Strafen des Exils und der Absetzung aufgehoben würden. Die Frist dafür war auf einen Zeitraum von drei Monaten festgelegt. 4. Constantius, so sagt er (d. h. Philostorgios), siegte gewöhnlich über die Feinde. Nachdem er aber seine Rechte mit Verwandtenmord befleckt und, getäuscht durch die Verleumdungen des Basileios, Theophilos, Aetios und Serras ins Exil geschickt hatte, musste er, als er mit den Persern zusammenstieß, eine Niederlage hinnehmen. 5. Dieser Gottlose (d. h. Philostorgios) Antiocheia von Constantius, als sich dieser ebenfalls in Antiocheia auf-

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(E 7) Philostorgius

τοϲ ὑπερόριον εἰϲ τὴν ἑαυτοῦ πατρίδα τὴν Μελιτινὴν ἐκπεμφθῆναι 15 ὡϲ ἐπιορκίαιϲ ἁλόντα καὶ ὅτι, τὸ ὁμοούϲιον πρεϲβεύων ἐκτόπωϲ, τὸ ἑτεροούϲιον κατεϲχηματίζετο. μεταπέμπεται δὲ ἐξ Ἀλεξανδρείαϲ τὸν ϲυναιρεϲιώτην Ἀρείου Εὐζώιον καὶ τούτῳ χεῖραϲ ἐπιθεῖναι τοὺϲ ἐπιϲκόπουϲ κελεύϲαϲ ἐπίϲκοπον Ἀντιοχείαϲ ἀποκαθίϲτηϲιν. (sequitur 6,1) 14 ἐκπέμψαι B : corr. Bidez

fragmenta libri V

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hielt, in seine Heimat Melitene verbannt wurde, da er bei Meineiden überführt worden sei und weil er das „Wesensgleich“ zwar ungemein hochschätzte, das „Wesensverschieden“ aber vorgab. Er (d. h. Constantius) ließ aus Alexandreia Euzoios, den Mithäretiker des Areios, holen, befahl den Bischöfen, ihm die Hände aufzulegen, und setzte ihn zum Bischof von Antiocheia ein. (folgt 6,1)

ἐκ τῆϲ ἕκτηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

6,1-5

5

10

15

20

25

Phot. Philost. 6,1-5 (post 5,5) 1. (1) ὅτι τὸν Εὐνόμιόν τινεϲ τῶν ἐν τῷ κλήρῳ Κυζίκου Εὐδοξίῳ διαβάλλουϲιν ὡϲ ἀνόμοιον τῷ πατρὶ τὸν υἱὸν εἰϲηγούμενον τὸ μὴ κατ᾽ οὐϲίαν ὅμοιον εἰϲ κατηγορίαν ἀνομοιότητοϲ πατρὸϲ πρὸϲ υἱὸν μεταϲκευάζοντεϲ, καὶ τὰ παλαιὰ δὲ μετακινεῖν ἔθη καὶ τοὺϲ μὴ ϲυναϲεβεῖν ἐθέλονταϲ διαϲκευάζειν. (2) ἐπὶ τούτοιϲ θόρυβοϲ τὴν Κωνϲταντινουπολιτῶν ἐκκληϲίαν εἶχεν ἀνακινοῦντοϲ αὐτὴν ἐπίτηδέϲ τινοϲ τῶν ἐν αὐτῇ πρεϲβυτέρου, Ἡϲυχίου τοὔνομα. διὸ μετάπεμπτον ὁ Εὐδόξιοϲ τὸν Εὐνόμιον ποιεῖται. παραγεγονὼϲ δὲ ὁ μὲν τῆϲ βραδυτῆτοϲ καὶ ὀλιγωρίαϲ τῶν ὑπεϲχημένων τὸν Εὐδόξιον ᾐτιᾶτο, ὁ δὲ περὶ τούτων μὲν ὑπεκρίνατο μὴ ἂν ἀμελῆϲαι, δεῖν δὲ πρὶν τὴν περὶ αὐτοῦ γεγενημένην διαλῦϲαι ϲτάϲιν. (3) ἐντεῦθεν εἰϲ ἀπολογίαν ὁ Εὐνόμιοϲ τῷ Κωνϲταντινουπόλεωϲ κλήρῳ καταϲτὰϲ οὕτω τοὺϲ πρὶν θορυβοῦνταϲ εἷλεν, ὡϲ μὴ μόνον εἰϲ τὴν ἐναντίαν μεταϲτῆναι δόξαν, ἀλλὰ καὶ μάρτυραϲ αὐτοῦ θερμοὺϲ τῆϲ εὐϲεβείαϲ γενέϲθαι. καὶ γὰρ ἀνόμοιον τῷ πατρὶ τὸν υἱὸν οὐ μόνον οὐδαμῶϲ, ἐν οἷϲ ἐδημηγόρηϲε, δογματίζειν ἐφωράθη, ἀλλά γε καὶ ὅμοιον κατὰ τὰϲ γραφὰϲ ἀνακηρύττειν ἐπαρρηϲιάζετο. (4) τὸ μέντοι ὅμοιον κατὰ τὴν οὐϲίαν οὐ προϲίετο, ἴϲον εἰϲ βλαϲφημίαν λέγων εἶναι ὅμοιον κατ᾽ οὐϲίαν λέγειν τῷ πατρὶ τὸν υἱὸν καὶ μὴ ὁμοιότατον φρονεῖν κατὰ τοὺϲ μονογενεῖ θεῷ πρὸϲ τὸν ἀπαθῶϲ γεγεννηκότα πατέρα προϲήκονταϲ λόγουϲ. (5) οὐ μόνον δὲ τὸν κλῆρον οὕτωϲ διέθηκεν, ἀλλὰ καὶ πάνδημον ὅλην ἐκκληϲίαν τὰ αὐτὰ διαλεχθεὶϲ εἰϲ μέγα καὶ γλυκὺ θαῦμα καὶ ϲοφίαϲ καὶ εὐϲεβείαϲ εἱλκύϲατο. ἐξ οὗ καὶ τὸν Εὐδόξιον ὑπεραγαϲθέντα ἀναβοῆϲαι· „ἡ ἐμὴ ἀπολογία τοῖϲ ἐμὲ ἀνακρίνουϲιν αὕτη ἐϲτίν“ (1. Cor. 9,3), καὶ κρότον ἐγεῖραι τῷ πλήθει, ὡϲ εὖ καὶ κατὰ καιρὸν τὴν ἱερὰν ἀνειπόντοϲ χρῆϲιν. 5 διαϲκευάζειν mirum : διαϲκεδάζειν dub. Gothofredus 10 πε(ρὶ) (coniecit M) vel π(αρὰ) B 13 εἷλεν (alt. ε ex ο) B 14 μεταϲτῆϲαι B : corr. Stein 16 ἐδημιούργηϲε B : corr. Valesius 26 ἐγεῖραι noluit Bidez : ἀγεῖραι B

Aus dem sechsten Buch

6,1-5 Photios, Philostorgios-Epitome 6,1-5 (nach 5,5) 1. (1) Den Eunomios verleumdeten einige aus dem Klerus von Kyzikos bei Eudoxios, dass er lehre, der Sohn sei dem Vater unähnlich, wobei sie den Satz, dass er nicht der Substanz nach ähnlich sei, in eine Anklage der Unähnlichkeit des Vaters mit dem Sohn verwandelten; außerdem stürze er die alten Gebräuche um und rücke diejenigen, die nicht mit ihm gottlos sein wollten, zurecht. (2) Darüber herrschte Unruhe in der Kirche von Konstantinopel, wobei einer ihrer Priester, namens Hesychios, absichtlich für die Erregung sorgte. Deshalb ließ Eudoxios nach Eunomios schicken. Sobald dieser angelangt war, warf er Eudoxios Langsamkeit und Vernachlässigung der Versprechen vor, worauf der vorgab, sich durchaus darum zu kümmern, dass man aber zuvor den Aufruhr um jenen beheben müsse. (3) Daraufhin verteidigte sich Eunomios vor dem Klerus von Konstantinopel und nahm die, die zuvor gelärmt hatten, so sehr für sich ein, dass sie nicht nur zur gegenteiligen Meinung überwechselten, sondern auch leidenschaftliche Zeugen seiner Frömmigkeit wurden. Denn es stellte sich nicht nur heraus, dass er in seinen öffentlichen Reden keineswegs die Lehre vertrat, der Sohn sei dem Vater unähnlich, sondern er erklärte sogar ganz offen, dass er die Ähnlichkeit gemäß der Schrift verkünde. (4) Die Ähnlichkeit nach der Substanz akzeptierte er allerdings nicht, sondern erklärte, dass es ebenso blasphemisch sei, den Sohn als dem Vater ähnlich gemäß der Substanz zu bezeichnen, wie ihn nicht als völlig ähnlich aufzufassen entsprechend den Begriffen, die sich auf einen einzig geborenen Gott im Verhältnis zu seinem Vater, der ihn ohne Affekt gezeugt habe, bezögen. (5) Nicht nur den Klerus hat er solchermaßen beeindruckt, sondern durch dieselben Ausführungen hat er auch insgesamt die ganze Kirchengemeinde zu großer und freudiger Bewunderung seiner Weisheit und Frömmigkeit bewogen. Daraufhin

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(E 7) Philostorgius

2. (1) ὅτι ὁ δυϲϲεβὴϲ οὗτοϲ (sc. Philostorgius) Εὐνόμιον τὸν θεοϲτυγῆ κατ᾽ ἐπιτροπὴν Εὐδοξίου δημηγορῆϲαι τῷ πλήθει λέγει τῆϲ 30 τῶν Θεοφανίων ἑορτῆϲ ἐνιϲταμένηϲ· ἐν ᾗ τὸ δυϲϲεβὲϲ αὐτῶν καὶ ἄθεον μάλιϲτα ἀπογυμνοῦται. τόν τε γὰρ Ἰωϲὴφ οἱ κατάρατοι μετὰ τὴν ἄφραϲτον κυοφορίαν ϲυνάπτειν οὐ πεφρίκαϲι τῇ παρθένῳ καὶ τὸν υἱὸν ἀναιδέϲτερον τοῦ πατρὸϲ δοῦλον καὶ ὑπηρέτην καὶ δὴ καὶ τὸ πνεῦμα τοῦ υἱοῦ φοβερὸν οὐδὲν ἡγοῦντο λέγειν. (2) ἔϲτι δὲ 35 καὶ αὐτοῖϲ ἡ φράϲιϲ ἐν τούτοιϲ πανηγυρικῆϲ χάριτοϲ ἀπηλλοτριωμένη, ἀϲαφείᾳ δὲ καὶ περιττολογίᾳ καὶ ῥημάτων οὐ καθαρῶν παραχρήϲει εἰϲ τὸ ἀτερπέϲτατον καὶ καταγέλαϲτον καὶ τεταραγμένον εἶδοϲ ἀνοιδουμένη καὶ τὸν τῆϲ ψυχῆϲ γνόφον καὶ ϲάλον καὶ τὸ θεοβλαβὲϲ ἐνδεικνυμένη. 3. (1) ὅτι μετὰ τοὺϲ πολλοὺϲ ἐπαίνουϲ Εὐνομίου οὐ μόνον οὐδὲν ὧν ὑπέϲχετο διενοήθη περαίνειν Εὐδόξιοϲ, ἀλλὰ κἀκεῖνον ἐπεχείρει πείθειν γραφῇ τήν τε καθαίρεϲιν Ἀετίου καὶ τὴν ἐν Ἀριμήνῳ ἔκθεϲιν ὑποϲημήναϲθαι εἰϲ τὸ τῆϲ οἰκονομίαϲ πρόϲχημα τὸ ἔκθεϲμον αὐτοῖϲ καταρυθμίζων καὶ ἀθέλητον. (2) ἐφ᾽ οἷϲ ὁ Εὐνόμιοϲ βαρέωϲ 45 ἐνεγκὼν οὐδέτερον μὲν ὑπέϲτη, προϲαπολιμπάνει δ᾽ αὐτοῖϲ καὶ τὴν Κύζικον, πρῶτα μὲν λόγοιϲ, εἶτα δὲ καὶ γράμμαϲι, καὶ πρὸϲ τὴν ἑαυτοῦ πατρίδα τὴν Καππαδοκίαν ἀφικνεῖται.

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4. (1) ὅτι κατ᾽ Εὐνομίου κινηθεὶϲ ὁ Ἀκάκιοϲ, ἐφ᾽ ᾧ Κυζίκου κατέϲτη ἐπίϲκοποϲ, ϲυνδιαβάλλει καὶ τοὺϲ περὶ Εὐδόξιον ὡϲ χωρὶϲ 50 κοινῆϲ γνώμηϲ τὸν μαθητὴν Ἀετίου κεχειροτονηκόταϲ ἐπίϲκοπον, ἄνδρα τὸν οἰκεῖον διδάϲκαλον τῷ πρὸϲ τὴν αἵρεϲιν ὀξυρρεπεϲτάτῳ ζήλῳ ὑπερβάλλεϲθαι φιλονεικήϲαντα, καὶ πείθει ταῖϲ διαβολαῖϲ τὸν Κωνϲτάντιον μετάπεμπτον ἐν Ἀντιοχείᾳ ποιήϲαϲθαι τὸν Εὐνόμιον. (2) καὶ παραγεγονότα εἰϲ ἀπολογίαν κελεύει καταϲτῆναι ϲυν55 οδικῇ διαίτῃ λογοθετούμενον. ἐπεὶ δὲ ἡ ϲύνοδοϲ τὸν κατήγορον 43 πρόϲϲχημα B : corr. M 44 καταρυθμίζων (υ ex ι) B 50 ante τὸν duae litt. erasae 51 sq. τῶν π. τ. αἵρ. ὀξυρρεπεϲτάτων ζήλων B : corr. Valesius 52 ὑπερβάλλεϲθαι Gothofredus : -βαλλέϲθαι B : -βαλέϲθαι Bochart

fragmenta libri VI

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der Beisterung aus: „Das ist meine Verteidigung gegen die, die mich prüfen“ (1. Kor. 9,3), und löste damit Beifall beim Volk aus, weil er treffend und im rechten Augenblick das heilige Schriftzitat vorgetragen hatte. 2. (1) Dieser Gottlose (d. h. Philostorgios) sagt, dass der gottverhasste Eunomios mit Erlaubnis des Eudoxios vor dem Volk predigte, als das Fest der Theophania stattfand; dabei trat deren Gottlosigkeit und Atheismus ganz offen zu Tage. Diese Verfluchten scheuten nämlich nicht davor zurück, nach der unbeschreiblichen Schwangerschaft Joseph mit der Jungfrau zu vereinigen, und, was noch schamloser war, sie hielten es nicht für fürchterlich, den Sohn als Sklaven und Diener des Vaters zu bezeichnen sowie den Geist als den des Sohnes. (2) Ihre Ausdrucksweise ist dabei auch weit entfernt von festlicher Anmut; durch Undeutlichkeit, übermäßige Wortfülle und missbräuchliche Verwendung nicht korrekter Wörter schwillt sie zu einer höchst ungefälligen, lächerlichen und verworrenen Form an und zeigt die Dunkelheit, das Schwanken und den Irrsinn ihrer Seele. 3. (1) Nach dem zahlreichen Lob für Eunomios hatte Eudoxios nicht nur nicht die Absicht, irgend etwas von dem durchzuführen, was er versprochen hatte, sondern er versuchte jenen in einem Schreiben sogar zu überreden, die Absetzung des Aetios und die Darlegung von Rimini zu unterzeichnen, wobei er das Widergesetzliche und Unfreiwillige auf ihrer Seite so darstellte, dass es den Anschein der Diplomatie erhielt. (2) Darüber war Eunomios schwer verstimmt und willigte in nichts von beidem ein, vielmehr überließ er ihnen obendrein sogar Kyzikos, zunächst nur mündlich, dann auch in einem Brief, und zog in seine Heimat Kappadokien. 4. (1) Da Akakios gegen Eunomios aufgebracht war, weil dieser zum Bischof von Kyzikos ernannt worden war, verleumdete er auch Eudoxios samt Anhängern, weil sie ohne allgemeine Zustimmung den Schüler des Aetios zum Bischof erhoben hätten, einen Mann, der sich bemüht habe, mit seinem höchst wendigen Eifer für die Häresie seinen eigenen Lehrer zu übertreffen. Durch seine Verleumdungen überredete er Constantius, Eunomios nach Antiocheia kommen zu lassen. (2) Sowie dieser zugegen war, befahl er (d. h. Constantius) ihm, sich zwecks Verteidi-

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(E 7) Philostorgius

ἐζήτει, ὁ δὲ ἦν οὐδαμοῦ. ὁ γὰρ Ἀκάκιοϲ ἀποδειλιάϲαϲ (καὶ γὰρ ἐνόμιζεν ἐκ μόνηϲ τῆϲ πρὸϲ βαϲιλέα διαβολῆϲ τὸν ἐχθρὸν αἱρήϲειν κατὰ κράτοϲ) εἷϲ ἦν τῶν εἰϲ τὸ βαθύτατον ϲιγώντων. (3) διὸ καὶ ὁ Κωνϲτάντιοϲ ταῦτα μαθὼν δι᾽ ὑπονοίαϲ τε τὸν Ἀκάκιον ἔϲχεν ὡϲ 60 ἀπεχθημοϲύνῃ μᾶλλον ἢ τρόπων εὐθύτητι τὴν κατηγορίαν ἐνϲτηϲάμενον καὶ θᾶττον αὐτὸν εἰϲ τὴν ἰδίαν ἐπαναδραμεῖν ἐκέλευεν παροικίαν μείζονι ϲυνόδῳ ταμιευόμενοϲ τὴν τῶν προκειμένων διάγνωϲιν.

5. ταῦτα δὲ Κωνϲταντίῳ διανοουμένῳ ἡ τ ο ῦ Ἰ ο υ λ ι α ν ο ῦ 65 ἐ π α ν ά ϲ τ α ϲ ι ϲ ταῖϲ φήμαιϲ αὐτῷ διακομίζεται. ὁ δὲ αὐτίκα τε τὴν ἐπὶ Κωνϲταντινούπολιν ἐβάδιζεν καὶ ϲύνοδον ἅμα διώριζεν ὑπὲρ τοῦ ἑτεροουϲίου κατὰ Ν ί κ α ι α ν ἵϲταϲθαι. φθάϲαϲ δὲ παρὰ τ ὰ ϲ Μ ό ψ ο υ κ α λ ο υ μ έ ν α ϲ κ ρ ή ν α ϲ καὶ νόϲῳ βληθεὶϲ εἶτα καὶ β α π τ ι ϲ ά μ ε ν ο ϲ παρὰ Εὐζωίου τήν τε βαϲιλείαν α ὐ τ ῷ 70 β ί ῳ καὶ τὰϲ ἐπ᾽ ἀϲεβείᾳ ϲυνόδουϲ ἀπο λ ε ί π ε ι . (sequitur 6,6) 58 ϲιγόντων B : corr. M 67 ὑπὲρ ex ὑπὸ restit. B

6,5a Mart. Artem. 19,2-20,16 (codd. ABCMPRSTUV) (1) ὁ ... Κωνϲτάντιοϲ ἄραϲ ἀπὸ τῆϲ Κωνϲταντινουπόλεωϲ τὴν ἐπὶ Ϲυρίαϲ ἐποιεῖτο ὁδόν. καὶ φθάϲαϲ τὴν μεγαλόπολιν Ἀντιόχειαν αὐτοῦ καταϲκηνοῖ τὸν πρὸϲ τοὺϲ Πέρϲαϲ ἑτοιμαζόμενοϲ πόλεμον. αὐτοῦ δὲ χρονοτριβήϲαντοϲ ἐν τῇ πόλει καὶ τὸν ϲτρατὸν ἐξαρτύ5 οντοϲ ἀφίκετο γράμματα πρὸϲ αὐτὸν δηλοῦντα τ ὴ ν τ ο ῦ Ἰ ο υ λ ι α ν ο ῦ ἐ π α ν ά ϲ τ α ϲ ι ν . (2) ὁ γὰρ Ἰουλιανόϲ, ὡϲ δεδήλωταί μοι καὶ πρόϲθεν, ἡνίκα τὸν περὶ τούτων ἐποιούμην λόγον (cf. 4,2a), ἐπὶ φυλακῇ τῶν ἑϲπερίων εἰϲ τὰϲ Γαλλίαϲ ὑπὸ τοῦ Κωνϲταντίου Καῖϲαρ ἀναδειχθείϲ, αὐτὸϲ ἐπὶ πλεῖον ἐν τῷ τοῦ Καίϲαροϲ ϲχήματι 10 εἶναι μὴ ἀναϲχόμενοϲ τό τε διάδημα περιτίθεται καὶ τῆϲ μείζονοϲ 1 – 5 ὁ – γράμματα deest S 2 ϲυρίαϲ BCMPTUV : ϲυρίαν A : τῆϲ ϲυρίαϲ R 3 post αὐτοῦ add. που T | ἑτοιμαζόμενον R 5 – 38 πρὸϲ – μόνοϲ deest V 7 τοῦτον BC 8 ὑπὸ – Κωνϲταντίου om. P | τοῦ om. BC 9 ἀναδειχθείϲ P : ἀποδειχθείϲ ABCMRSTU

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gung einem Synodalgericht zu stellen und dort Rechenschaft abzulegen. Als aber die Synode nach dem Ankläger suchte, fand sich nirgends einer. Denn Akakios hatte Angst bekommen (hatte er doch geglaubt, er werde allein aufgrund der Verleumdung beim Kaiser den Feind vollkommen besiegen) und gehörte zu denen, die sich in tiefstes Schweigen hüllten. (3) Deswegen hatte Constantius auch, als er das erfuhr, Akakios in Verdacht, die Anklage eher aus Feindseligkeit als aus charakterlicher Geradlinigkeit eröffnet zu haben, und so befahl er ihm, zügig in sein Bistum zurückzueilen; die Untersuchung der vorliegenden Angelegenheiten behielt er sich für eine größere Synode vor. 5. Dies hatte Constantius im Sinn, da wurde ihm durch Gerüchte d i e E r h e b u n g J u l i a n s überbracht. Sofort machte er sich auf den Weg nach Konstantinopel und bestimmte zugleich, dass über das „Wesensverschieden“ in N i k a i a eine Synode abgehalten werden sollte. Als er aber zu d e n s o g e n a n n t e n Q u e l l e n d e s M o p s o s kam und von einer Krankheit heimgesucht wurde, da h a t e r , nachdem er sich vorher noch von Euzoios h a t t e t a u f e n l a s s e n , seine Herrschaft s a m t d e m L e b e n h i n t e r s i c h g e l a s s e n und ebenso die Synoden zum Zwecke der Gottlosigkeit. (folgt 6,6)

6,5a Martyrium des Artemius 19 f. (1) Constantius ... brach von Konstantinopel auf und machte sich auf den Weg in Richtung Syrien. In der Großstadt Antiocheia angelangt, lagerte er dort und bereitete den Krieg gegen die Perser vor. Als er aber eine Zeitlang in der Stadt verbracht hatte und noch damit beschäftigt war, das Heer zu rüsten, gelangten Briefe zu ihm, die d i e E r h e b u n g J u l i a n s meldeten. (2) Julian war nämlich, wie vorher von mir schon dargelegt, als ich über diese Dinge berichtete (vgl. 4,2a), zum Schutz des Westens von Constantius zum Caesar für Gallien ernannt worden, ertrug es aber nicht länger, nur im Range eines Caesars zu sein, weshalb er das Diadem anlegte und nach der höheren Kaiser-

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ἀνθάπτεται βαϲιλείαϲ. (3) ἐπεὶ δὲ ἀντελάβετο τῶν πραγμάτων, οὐκέτι μικρὸν οὐδὲν ἐνενόει οὐδὲ διαμέλλειν ἐγίγνωϲκε δεῖν, ἀλλὰ τὴν Εὐρώπην τέωϲ ὑφ᾽ ἑαυτῷ ποιήϲαϲθαι πᾶϲαν ἐθέλων, ὁπόϲη Ῥωμαίοιϲ ὑπακούει, τῷ ϲτρατῷ ϲυνταξάμενοϲ διὰ Γερμανῶν ἐπὶ τὸν Ἴϲτρον ἐχώρει καὶ τῆϲ πέραν ὄχθηϲ λαβόμενοϲ διὰ τῶν ἐκείνηϲ χωρίων ἤλαυνεν ἀμφοτέρουϲ τοὺϲ ὑπάρχουϲ διαλαθών, τόν τε τῶν Ἰταλιῶν Ταῦρον οὕτω καλούμενον καὶ τὸν τῶν Ἰλλυριῶν Φλορέντιον. (4) ἐπεὶ δὲ κατὰ Παίοναϲ ἐγένετο, διαβὰϲ ἐπὶ θάτερα τὸν ποταμὸν αὐτίκα τήν τε Ἰλλυρίδα πᾶϲαν ὑφ᾽ ἑαυτῷ γῆν εἶχε καὶ τὰϲ Ἰταλίαϲ καὶ τὰ μέχρι τοῦ ἑϲπερίου Ὠκεανοῦ ϲύμπαντα ἔθνη, ὁπόϲα τῆϲ Ῥωμαίων ἐπικρατήϲεωϲ ἦν. (5) ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ ταῦτα διὰ τῶν γραμμάτων μαθὼν ἐταράχθη τε, ὥϲπερ καὶ εἰκὸϲ ἦν, καὶ περὶ τῇ Κωνϲταντινουπόλει μάλιϲτα δείϲαϲ, μή, ὅπερ κἀκεῖνοϲ διενοεῖτο, φθάϲειεν αὐτὴν ὑφ᾽ ἑαυτὸν ποιηϲάμενοϲ, ἠπείγετο οὖν κατὰ τὸ δυνατὸν προκαταλαβεῖν. (6) ἐν ὅϲῳ δὲ ὁ ϲτρατὸϲ αὐτῷ ϲυνελέγετο κατὰ τὰϲ πόλειϲ τῆϲ ἑῴαϲ ἐϲκεδαϲμένοϲ καὶ ἔμελλεν ἐξαρτύεϲθαι ὡϲ πρὸϲ τοϲαύτην ὁδόν, ϲημαίνει τοῖϲ ἐπιϲκόποιϲ εἰϲ τὴν Ν ί κ α ι α ν αὐτὸν ὡϲ ὅτι τάχιϲτα φθῆναι προαφικομένουϲ. ἐμελέτα γὰρ δευτέραν ἐν αὐτῇ ϲυγκροτῆϲαι ϲύνοδον παρὰ τῶν δυϲϲεβῶν Ἀρειανῶν κατὰ τοῦ ὁμοουϲίου παροτρυνόμενοϲ. (7) ἐπεὶ δὲ τὴν Κιλικίαν διεξελθὼν εἰϲ τ ὰ ϲ Μ ό ψ ο υ κ α λ ο υ μ έ ν α ϲ κ ρ ή ν α ϲ ἀφίκετο, ἀϲθένειά τιϲ ἐξαπιναίωϲ αὐτῷ προϲέπεϲε καὶ οὐχ οἷόϲ τε ἦν ἔτι τὸ πρόϲω χωρεῖν. ὡϲ δὲ ᾔϲθετο φαύλωϲ ἔχων ἤδη καὶ οὐκ ἂν βιωϲόμενοϲ, τὴν ταχίϲτην τὸν Ἀντιοχείαϲ ἐπίϲκοπον μεταπέμπεται Εὐζώιον καὶ αὐτῷ βαπτίϲαι αὐτὸν ἐπιτρέπει. β α π τ ι ϲ ά μ ε ν ο ϲ δὲ καὶ μικρὸν ἐπιβιοὺϲ αὐτόθι προ λ ε ί π ε ι τ ὸ ζ ῆ ν βαϲιλεύϲαϲ τὰ ϲύμπαντα ἔτη τεϲϲαράκοντα, τὰ μὲν ἡμίϲεα μετὰ τοῦ πατρόϲ, τὰ δὲ ἐπίλοιπα μόνοϲ. (sequitur 6,6/7a) 11 καθάπτεται M (teste Kotter) 12 – 14 οὐδὲν – τῷ : ἐνενόει τῷ δὲ A 12 ἐγίνωϲκε BC 13 πᾶϲαν ante τέωϲ transpos. P | θέλων P | ante ὁπόϲη add. καὶ ποιήϲαϲθαι C 14 διὰ Γερμανῶν om. BC 16 ἐπάρχουϲ BC | τόν : τῶν BU 17 τὸν τῶν AMU : τὸν R : τῶν BCPST 18 φλωρέντιον MS (teste Bidez) vel AMRU (teste Kotter, ut vid.) | ἐπεὶ δὲ : ἐπειδὴ T | Παίοναϲ Mai : πλείοναϲ AMPRSTU : πλείονοϲ BC 20 ἑϲπερίου om. P 22 τῶν om. ST | καὶ om. A (teste Kotter) BC (teste Winkelmann, ut vid.) 23 τῇ κωνϲταντινουπόλει ABCPSU : τὴν -πολιν M : τῆϲ -πόλεωϲ R : τὴν κωνϲταντίνου πόλει T 24 οὖν om. A 28 ὡϲ om. A (teste Winkelmann) | ὀφθῆναι C T (-ει-) U 30 ἐπεὶ : ἐπειδὴ C 32 κ ρ ή αὐτῷ ἐξαπιναίωϲ R | αὐτῷ om. P 33 τὸ : τὰ A (teste Kotter) vel ἐπὶ τὰ (teste Winkelmann) 34 βιαϲάμενοϲ C 36 τ ὸ : τοῦ PT

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würde langte. (3) Nachdem er so nach der Macht gegriffen hatte, plante er nichts Kleines mehr oder glaubte zögern zu dürfen, sondern er wollte erst einmal ganz Europa, soweit es den Römern gehörte, unter seine Kontrolle bringen. Daher stimmte er sich mit dem Heer ab und zog durch das Gebiet der Germanen bis zur Donau. Nachdem er das jenseitige Ufer erreicht hatte, marschierte er durch die dort gelegenen Gebiete, wobei er unbemerkt blieb von den beiden Präfekten, dem Italiens, namens Taurus, und dem Illyriens, Florentius. (4) Als er bei den Pannoniern ankam, setzte er über auf die andere Seite des Stroms und hatte sofort ganz Illyrien unter sich sowie Italien und bis zum westlichen Ozean alle Provinzen, die zum Herrschaftsbereich der Römer gehörten. (5) Als Constantius das durch die Korrespondenz erfuhr, war er, wie zu erwarten, beunruhigt und fürchtete vor allem, dass jener Konstantinopel vor ihm erreichen und unter seine Kontrolle bringen werde, was der in der Tat auch beabsichtigte. Daher beeilte er sich, nach Möglichkeit vorher einzutreffen. (6) Während das Heer, das über die Städte des Ostens zerstreut war, von ihm zusammengezogen wurde und für den wichtigen Zug gerüstet werden sollte, ließ er den Bischöfen mitteilen, dass sie möglichst schnell noch vor ihm in N i k a i a eintreffen sollten. Er beabsichtigte nämlich, dort eine zweite Synode zu versammeln, da er von den gottlosen Arianern gegen das „Wesensgleich“ angestachelt wurde. (7) Als er aber durch Kilikien zog und zu d e n s o g e n a n n t e n Q u e l l e n d e s M o p s o s kam, befiel ihn plötzlich eine Schwäche, und er war nicht mehr in der Lage, weiter vorzurücken. Als er merkte, dass es ihm schon schlecht ging und er wohl nicht mehr weiterleben werde, ließ er schnellstens den Bischof von Antiocheia Euzoios holen und betraute ihn damit, ihn zu taufen. Nachdem er s i c h h a t t e t a u f e n l a s s e n und noch ein wenig weitergelebt hatte, h a t e r dortselbst s e i n L e b e n g e l a s s e n , nachdem er insgesamt vierzig

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**6,5b Mart. Artem. 41,8-16 (codd. ABCMPRTUV) (post 2,16a) (Iulianus Artemium alloquitur) (1) καὶ ὁ τούτου (sc. τοῦ Κωνϲταντίνου) υἱὸϲ Κωνϲτάντιοϲ τὸν αὐτοῦ πατέρα μιμηϲάμενοϲ τὸν ἐμὸν ἀδελφὸν Γάλλον πεφόνευκε ... ἡμᾶϲ τε αὐτούϲ, εἰ μὴ θεῶν προνοίᾳ περιεϲώθημεν, τὸ αὐτὸ ἠβούλετο δρᾶϲαι. ἀλλ᾽ οἱ θεοὶ διεκώλυϲαν αὐτοψεί μοι τὴν ϲωτηρίαν 5 μηνύϲαντεϲ. (2) εἰϲ οὓϲ ἐγὼ τεθαρρηκὼϲ τὸν Χριϲτιανιϲμὸν ἐξωμοϲάμην καὶ πρὸϲ τὸν Ἕλληνα βίον ἀπέκλινα εὖ εἰδώϲ, ὡϲ ὁ τῶν Ἑλλήνων καὶ Ῥωμαίων ἀρχαιότατοϲ βίοϲ καλοῖϲ ἔθεϲι καὶ νόμοιϲ χρηϲάμενοϲ θεοὺϲ προϲαγορεύει τοὺϲ τὸ πιϲτὸν ἐκ τῶν πραγμάτων ἔχονταϲ. 3 sq. ἐβουλεύετο MV 7 ἔθνεϲι M

6,6 sq. Phot. Philost. 6,6 sq. (post 6,5) 6. ὅτι κ ο μ ι ζ ο μ έ ν ο υ πρὸϲ ταφὴν Κωνϲταντίου ὁ Ἰουλιανὸϲ καταλαβὼν τῆϲ τε ϲοροῦ προεπόμπευε τ ῆ ϲ κ ε φ α λ ῆ ϲ ἀφ ε λ ό μ ε ν ο ϲ τ ὸ δ ι ά δ η μ α καὶ τιμῶν τ ὸ ν ν ε κ ρ ό ν , οὗ τὴν ζωὴν ἀφελεῖν ἐπεϲτράτευεν. 5 7. ὅτι τὴν βαϲίλειον ἀρχὴν ἁρπάϲαϲ ὁ Ἰουλιανὸϲ ἅτε δὴ Ἀέτιον διὰ Γάλλον δῆθεν κινδυνεύοντα τῆϲ φυγῆϲ ἀνακαλεῖται (cf. 6,7b), οὐκ αὐτὸν δὲ μόνον, ἀλλὰ καὶ τοὺϲ ἄλλουϲ, ὅϲοι ⟨ὑπὲρ〉 δογμάτων ἐκκληϲιαϲτικῶν ὑπερορίαν ὑπέϲτηϲαν. (sequitur 7,1) 5 ἅτε δὴ hoc loco suspectum : post Ἀέτιον transpos. Valesius : an ἅτε δὴ ⟨εἰδὼϲ〉 vel ἅτε δὴ ⟨μαθὼν〉? 7 ὑπὲρ add. Stein duce Bidez, qui δογμάτων ⟨ἕνεκεν〉

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Jahre geherrscht hatte, die Hälfte zusammen mit dem Vater, die übrigen allein. (folgt 6,6/7a)

**6,5b Martyrium des Artemius 41 (nach 2,16a) (Julian spricht zu Artemius) (1) Sein (d. h. Konstantins) Sohn Constantius hat es dem Vater nachgemacht und meinen Bruder Gallus getötet, ... und wenn wir nicht durch die Vorsehung der Götter gerettet worden wären, hätte er dasselbe mit uns machen wollen. Aber die Götter haben das verhindert, indem sie mir die Rettung vor Augen führten. (2) Im Vertrauen auf sie habe ich daher dem Christentum abgeschworen und mich dem heidnischen Leben zugewandt, denn ich weiß genau, dass die uralte Lebensweise der Griechen und Römer mit ihren guten Sitten und Gebräuchen diejenigen als Götter anredet, die aufgrund ihrer Taten das Vertrauen genießen.

6,6 f. Photios, Philostorgios-Epitome 6,6 f. (nach 6,5) 6. Während Constantius zur Bestattung g e b r a c h t w u r d e , traf Julian ein und ging im Leichenzug vor dem Sarg; dabei hatte er d a s D i a d e m v o m K o p f g e n o m m e n und ehrte damit d e n Ve r s t o r b e n e n , dem das Leben zu nehmen er ausgezogen war. 7. Nachdem Julian die Kaiserherrschaft an sich gerissen hatte, rief er den Aetios, weil er wegen Gallus in Gefahr geraten war (oder weil er ⟨wusste〉, dass Aetios wegen Gallus in Gefahr geraten war ?), aus der Verbannung zurück (vgl. 6,7b), aber nicht nur ihn, sondern auch alle anderen, die ⟨für〉 kirchliche Glaubensgrundsätze das Exil hatten erdulden müssen. (folgt 7,1)

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Mart. Artem. 20,17-22,5 (codd. ABCMPRSTU) (post 6,5a) (1) αὐτὸν δὲ (sc. Constantium) ἡ ϲτρατεία ὀλοφυραμένη καὶ τὰ νομιζόμενα ἐπ᾽ αὐτῷ τελέϲαϲα λάρνακι τοῦτον ἐνέθεϲαν τοῖϲ εἰωθόϲιν εἰϲ τὸ διαρκέϲαι ϲκευάϲαντεϲ τὸν νεκρόν. καὶ εἰϲ ἁρμάμαξαν ἐνθέμενοι ἐκόμιζον ἐπὶ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ϲὺν τοῖϲ οἰκείοιϲ ἕκαϲτοι ὅπλοιϲ αὐτῷ ἐφεπόμενοι καὶ κατὰ τὸν αὐτὸν κόϲμον, ὅνπερ καὶ ζῶντοϲ ὑπὸ τοῖϲ ἡγεμόϲι τεταγμένοι ἐτύγχανον. (2) οὗτοι μὲν δὴ τὴν Κωνϲταντινούπολιν εἶχον ἄγοντεϲ τὸν νεκρὸν καὶ ὁ Ἰουλιανὸϲ ϲυνωμάρτηϲεν ἐκ τῶν Ἰλλυριῶν ἀφικόμενοϲ καὶ ἤδη βεβαίωϲ ἔχων τὴν πᾶϲαν βαϲιλείαν οὐδενὸϲ αὐτῷ μετὰ τὸν Κωνϲταντίου θάνατον ἐναντιωθῆναι τολμήϲαντοϲ. κ ο μ ι ζ ο μ έ ν ο υ δὲ τ ο ῦ ν ε κ ρ ο ῦ ἐπὶ τὸν νεὼν τῶν ἀποϲτόλων, ἵναπερ αὐτὸν καταθήϲειν πληϲίον τοῦ πατρὸϲ ἔμελλον, αὐτὸϲ ἡγεῖτο τῆϲ κλίνηϲ τ ὸ δ ι ά δ η μ α τ ῆ ϲ κ ε φ α λ ῆ ϲ περι ε λ ώ ν . (3) ἐπεὶ δὲ ἔθαψαν αὐτόν, ἐπὶ τὰ βαϲίλεια ἤδη ἀπαλλαττόμενοϲ τό τε διάδημα ἐπέθετο αὖθιϲ καὶ τῶν πραγμάτων ἐγκρατὴϲ ἦν, μόνοϲ ἤδη τὴν ὅλην τῶν Ῥωμαίων βαϲιλείαν ὑποζωϲάμενοϲ. (4) ἐπεὶ οὖν ὁ Κωνϲτάντιοϲ ἐκ ποδῶν ἦν, εἰϲ τοὺϲ ὑπολειπομένουϲ καὶ μάλιϲτα τῷ φθόνῳ τὴν αἰτίαν παραϲχομένουϲ τῆϲ ἀναιρέϲεωϲ Γάλλου ἀνέψυχε τὸ ζέον τῆϲ ὀργῆϲ. καὶ αὐτίκα Εὐϲέβιον μὲν τὸν πραιπόϲιτον τῆϲ κεφαλῆϲ ἀφαιρεῖται, διότι τὴν ἀρχήν τε ἐφαίνετο ἐκ τῶν ἑαυτοῦ διαβολῶν τὸν ἅπαντα τῷ Γάλλῳ φόνον ϲυγκεραϲάμενοϲ· (5) Παῦλον δὲ τὸν Ϲπανὸν εἰϲ τοὺϲ ὑπογραφέαϲ τοῦ βαϲιλέωϲ τελοῦντα πυρὶ παραδίδωϲιν ὡϲ πολλὰ δὴ μάλα τῷ Γάλλῳ ἐμπικρανάμενον. τούτουϲ μὲν οὖν ἀμφοτέρουϲ εἰϲ τὴν Χαλκηδόνα διαπέμψαϲ ἐκεῖ τῇ οἰκείᾳ δίκῃ ὑπάγει ἑκάτερον. ἀνεῖλεν δὲ καὶ Γαυδέντιον, ϲτρατηγὸν τῆϲ Ἀφρικῆϲ, καὶ ἄλλουϲ τινάϲ, ὁπόϲοι τι εἰϲ αὐτὸν πεπαρῳνήκεϲαν. (6) ἀλλὰ τούτουϲ μὲν διὰ γραμμάτων ἐκόλαϲεν, τὸν δὲ τοῦ Χριϲτοῦ μάρτυρα καὶ γενναῖον ἀθλητὴν Ἀρτέμιον αὐτὸϲ δι᾽ ἑαυτοῦ ἐν Ἀντιοχείᾳ παρὼν καὶ παρόντα διὰ τὴν εἰϲ Χριϲτὸν ὁμολογίαν ἀπανθρώπωϲ ἐκόλαϲεν καὶ τῆϲ 1 ϲτρατιὰ A (teste Kotter) | ὀλοφυρομένη B T (-ρωμ-) 3 ἄμαξαν A (teste Kotter) CT 5 ἕκαϲτοϲ BP 6 ante τεταγμένοι add. τότε T 7 δὴ : διὰ R MU (teste Kotter, ut vid.) | an εἶχον ⟨καταλαβόντεϲ〉? | ὁ om. C 9 ὅληϲ βαϲιλείαϲ C | αὐτὸν PR 11 τῶ νεκρῶ R | τῶ νεῶ BCMPRSU 13 ἔθαψεν P 19 πραιπώϲιτον BPR 20 τε om. A | αὐτοῦ ABCM 21 φθόνον C 23 μάλιϲτα A | ἐκπικρανάμενον P 24 οὖν om. CRU 24 sq. ἐκεῖ – ἑκάτερον : τὸν ὁριϲθέντα ἀπέδωτο θάνατον P 25 οἰκείᾳ : ἰδίᾳ A

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6,6/7a Martyrium des Artemius 20-22 (nach 6,5a) (1) Das Heer brach um ihn (d. h. Constantius) in Wehklagen aus und veranstaltete zu seinen Ehren die gebräuchlichen Feierlichkeiten. Dann legten sie ihn, nachdem sie den Leichnam mit den für die Konservierung üblichen Mitteln versorgt hatten, in einen Sarg, setzten diesen in einen Wagen und brachten ihn nach Konstantinopel. Dabei gaben sie ihm das Geleit, ein jeder mit seinen Waffen und in derselben Ordnung, die sie auch zu seinen Lebzeiten unter ihren Vorgesetzten eingenommen hatten. (2) Diese nun waren (?) mit dem Toten in Konstantinopel (oder Diese nun hatten Konstantinopel mit dem Toten erreicht ?), da stieß Julian zu ihnen; er kam aus Illyrikum und hatte schon die Gesamtherrschaft fest im Griff, da niemand es nach dem Tode des Constantius wagte, ihm Widerstand zu leisten. Als d e r Ve r s t o r b e n e zur Kirche der Apostel g e b r a c h t w u r d e , wo er neben seinem Vater bestattet werden sollte, ging er selbst (d. h. Julian), d a s D i a d e m v o m K o p f g e n o m m e n , vor der Bahre her. (3) Nachdem man ihn bestattet hatte, begab er sich gleich von dort zum Palast, legte wieder das Diadem an und war Herr über die Staatsgeschäfte, denn er hatte nun allein die Gesamtherrschaft im Römischen Reich inne. (4) Als nun Constantius nicht mehr im Wege stand, ließ er seine glühende Wut an den Hinterbliebenen aus, vor allem wenn sie durch ihre Missgunst den Boden für die Tötung des Gallus bereitet hatten: Sofort enthaupten ließ er den praepositus Eusebius, weil er von Anfang an, wie offenkundig war, mit seinen Verleumdungen das ganze Mordkomplott gegen Gallus geschmiedet hatte. (5) Den Spanier Paulus, der zu den Sekretären des Kaisers zählte, überantwortete er dem Feuer, weil er sich sehr widerwärtig gegenüber Gallus verhalten hatte. Diese beiden also schickte er nach Chalkedon und ließ ihnen dort jeweils den Prozess machen. Aber auch Gaudentius, den Feldherrn Afrikas, ließ er hinrichten und andere, welche sich alle beleidigend gegen ihn selbst verhalten hatten. (6) Diese

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παρούϲηϲ αὐτὸν ἀπεγύμνωϲεν ἐξουϲίαϲ μὴ φέρων τὴν αὐτοῦ παρρηϲίαν καὶ ἔνϲταϲιν. (sequitur

7,1b)

6,7b vide test. 3b,3.

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nun ließ er mittels brieflicher Verfügungen bestrafen, den Märtyrer Christi und edlen Glaubenskämpfer Artemius dagegen hat er persönlich, als er und jener in Antiocheia waren, wegen des Glaubens an Christus unmenschlich bestrafen lassen und ihm die Amtsgewalt, die er innehatte, genommen, weil er seine Offenheit und Standhaftigkeit nicht ertrug. (folgt

7,1b)

6,7b Siehe test. 3b,3.

ἐκ τῆϲ ἑβδόμηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

7,1 Phot. Philost. 7,1 (post 6,7) ὅτι τὴν βαϲιλείαν Ἰουλιανὸϲ ἁρπαϲάμενοϲ καὶ τ ο ῖ ϲ Ἕ λ λ η ϲ ι διὰ προ γ ρ α μ μ ά τ ω ν πᾶϲαν ἄ δ ε ι α ν εἰϲενεγκὼν (cf. 7,1b; 7,8a,28) μηδὲν τῶν μελετωμένων ἄπρακτον ἐᾶν εἰϲ ἄρρητά τε καὶ ἀδιήγητα πάθη κατέϲτηϲε τοὺϲ Χριϲτιανούϲ, πανταχοῦ τῶν Ἑλ5 ληνιϲτῶν πάϲαϲ αἰκίαϲ καὶ καινὰϲ βαϲάνουϲ καὶ πικροτάτουϲ θανάτουϲ ἐπαγόντων αὐτοῖϲ. (sequitur 7,2)

7,1a Mart. Artem. 48,10-16 (codd. AMPRTUV) (1) ὁ ... Ἰουλιανὸϲ πάλαι τὸν Ἑλληνιϲμὸν κατὰ ψυχὴν ὠδίνων ἐκ τῶν ἐν Ἰωνίᾳ γενομένων αὐτῷ πρὸϲ τοὺϲ ἀμφὶ τὸν Μάξιμον φιλοϲόφων ϲυνουϲιῶν, ἐφ᾽ ὅϲον μὲν ὅ τε ἀδελφὸϲ αὐτῷ περιῆν καὶ μετ᾽ αὐτὸν Κωνϲτάντιοϲ, ὁ δὲ οὐδὲν παραγυμνοῦν ἐθάρρει διὰ τὸ ἐξ 5 ἐκείνων δέοϲ. (2) ἐπεὶ δὲ οὗτοι ἐξ ἀνθρώπων ἦϲαν, αὐτὸϲ δὲ τῶν πραγμάτων ἤδη κύριοϲ ἦν, τότε δὴ εἰϲ τὸ φανερὸν ἀπαμφιαϲάμενοϲ πάϲαιϲ ἀθρόον εἰϲ τὸν Ἑλληνιϲμὸν ἐξερράγη ταῖϲ προθυμίαιϲ. 2 τοὺϲ Bidez : τὸν APRTUV : τῶν M 4 αὐτῶν R | ὁ κωνϲτάντιοϲ A | ὁ δὲ om. T

7,1b Mart. Artem. 22,6-9 (codd. ABCMPRSTU) (post 6,6/7a) ὁ γὰρ Ἰουλιανόϲ, ὡϲ δεδήλωται (cf. 6,6/7a,3), τὴν τῶν Ῥωμαίων βαϲιλείαν ὑποζωϲάμενοϲ ἐϲπούδαζε μάλιϲτα τὸν Ἑλληνιϲμὸν ἐπανορθοῦν. πανταχοῦ τοίνυν γ ρ ά μ μ α τ α διαπεμπόμενοϲ ἐκέλευε τὰ τούτων τεμένη καὶ τοὺϲ β 5 ϲπουδῆϲ τε καὶ προθυμίαϲ. (sequitur 7,4c) 1 ὡϲ γὰρ δεδήλωται ὁ ἰουλιανόϲ A 2 ἐϲπούδαζε γὰρ C 4 τούτων : τῶν θεῶν (teste Winkelmann) vel θεῶν (teste Kotter) A

Aus dem siebten Buch

7,1 Photios, Philostorgios-Epitome 7,1 (nach 6,7) Julian hatte die Kaiserherrschaft an sich gerissen und d e n H e i d e n durch R u n d b r i e f e völlige S t r a f l o s i g k e i t gewährt (vgl. 7,1b; 7,8a,28), nichts von dem, was sie planten, unverrichtet zu lassen. Dadurch stürzte er die Christen in unsägliche und unbeschreibliche Leiden, da überall die Heiden ihnen alle möglichen Qualen, neuartige Foltermethoden und grausigste Todesarten zufügten. (folgt 7,2)

7,1a Martyrium des Artemius 48 (1) Julian trug sich schon lange aufgrund der philosophischen Gespräche, die er in Ionien mit Maximos und seinem Kreis geführt hatte, in seinem Herzen mit dem Heidentum. Solange sein Bruder noch lebte und nach ihm Constantius, wagte er aus Furcht vor ihnen aber nicht, irgend etwas davon zu enthüllen. (2) Als diese aber von den Menschen gegangen waren und er selbst nunmehr die Herrschaft innehatte, da offenbarte er sich öffentlich und stürzte sich mit allem Eifer vollständig ins Heidentum.

7,1b Martyrium des Artemius 22 (nach 6,6/7a) Denn nachdem Julian, wie dargelegt worden ist (vgl. 6,6/7a,3), die Kaiserwürde der Römer angelegt hatte, bemühte er sich besonders darum, das Heidentum wieder aufzurichten. Er verschickte also überall hin B r i e f e und befahl, deren (d. h. der H und entschlossen aufzurichten. (folgt 7,4c)

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(E 7) Philostorgius

7,1c Mart. Artem. 35,26-33 (codd. ABCMPRTUV) (Artemius Iulianum alloquitur) γίνωϲκε τοίνυν, ὡϲ ἡ τοῦ Χριϲτοῦ ἀνίκητοϲ καὶ ἀήττητοϲ ὑπάρχει ἰϲχύϲ τε καὶ δύναμιϲ. πάντωϲ δὲ καὶ αὐτὸϲ τοῦτο πεπληροφόρηϲαι, ἐξ ὧν ϲοι χρηϲμῶν Ὀριβάϲιοϲ, ὁ ἰατρὸϲ καὶ κοιαίϲτωρ, παρὰ τοῦ ἐν Δελφοῖϲ Ἀπόλλωνοϲ κεκόμικεν. ἐγὼ δέ ϲοι καὶ τὸν 5 χρηϲμόν, κἂν μὴ βούλῃ, ἐπαναγνώϲομαι. ἔχει γὰρ οὕτωϲ· εἴπατε τῷ βαϲιλῆι· χαμαὶ πέϲε δαίδαλοϲ αὐλά. οὐκέτι Φοῖβοϲ ἔχει καλύβαν, οὐ μάντιδα δάφνην, οὐ παγὰν λαλέουϲαν, ἀπέϲβετο καὶ λάλον ὕδωρ. 1–3 γίνωϲκε – πεπληροφόρηϲαι : ἀλλὰ μάνθανε ὡϲ ἡ τοῦ χριϲτοῦ δύναμιϲ ἀνίκητοϲ παντί τε καὶ ἀήττητοϲ· ἔχειϲ τῶν τοιούτων καὶ αὐτὸϲ λόγων πληροφορίαν, εἴ γε καὶ ἀπατᾶν ϲεαυτὸν οὐ βούλει T 3 ὀριβάϲιοϲ AT : ὀρειβ- BCMPRU : ὀρηβ- V | κυαίϲτωρ CP 4 ante κεκόμικεν add. ἄρτι T | καὶ om. C 5 βούλει BU | γὰρ : δὲ A (teste Kotter) 6 βαϲιλῆι Salmasius : βαϲιλεῖ codd. 7 ἔχοι CM 8 ἀπέϲβεϲτο M (teste Bidez) PT

7,2 Phot. Philost. 7,2 (post 7,1) (1) ὅτι Γεώργιον τὸν Ἀλεξανδρείαϲ ϲυνεδρίου, φηϲί (sc. Philostorgius), προκαθεζόμενον καὶ τῷ κατὰ Ἀετίου τόμῳ ὑποϲημήναϲθαι τοὺϲ ὁμοδόξουϲ βιαζόμενον εἰϲπηδήϲαντεϲ τὸ Ἑλληνικὸν καὶ ϲυλλαβόντεϲ αὐτὸν πολλά τε εἰϲ τὸ ϲῶμα ἐνυβρίϲαντεϲ εἶτα πυρὶ 5 παρέδοϲαν. (2) φηϲὶ δ᾽ ὁ δυϲϲεβὴϲ ϲυγγραφεὺϲ οὗτοϲ καὶ τὴν Ἀθαναϲίου γνώμην ϲτρατηγῆϲαι τῆϲ πράξεωϲ. ἀλλὰ γὰρ Γεωργίου διαφθαρέντοϲ τὸν οἰκεῖον θρόνον ὁ Ἀθανάϲιοϲ τῶν Ἀλεξανδρέων αὐτὸν ἀϲμένωϲ ὑποδεξαμένων ἀναλαμβάνεται. (sequitur 7,3) 1–3 exspectaveris Γεωργίου τοῦ Ἀλεξ. ... προκαθεζομένου καὶ ... βιαζομένου 2 τῷ ... τόμῳ Gothofredus : τῶν ... τόμων B : τὸν ... τόμον Valesius 8 ὑποδεξάμενοϲ B : corr. Gothofredus

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7,1c Martyrium des Artemius 35 (Artemius spricht zu Julian) Erkenne also, dass Christi Kraft und Macht unbesiegbar und unbezwingbar ist. Sicherlich weißt du das auch selbst aufgrund der Orakelworte, die dir Oribasios, der Arzt und quaestor, vom delphischen Apoll überbracht hat. Ich werde dir das Orakel aber auch vorlesen, selbst wenn du es nicht willst. Es heißt dort nämlich: Sagt dem Kaiser: Zu Boden gestürzt ist die kunstvolle Halle. Phoebus hat nicht mehr seine Kammer noch den prophezeienden Lorbeer noch den schwatzenden Quell; versiegt ist auch das schwatzende Wasser.

7,2 Photios, Philostorgios-Epitome 7,2 (nach 7,1) (1) Während, so sagt er (d. h. Philostorgios), Georgios von Alexandreia einem Konzil vorsaß und auf die Glaubensgenossen des Aetios Zwang ausübte, das gegen diesen gerichtete Schriftstück zu unterzeichnen, stürzte das Heidenvolk hinein und ergriff ihn, und nach zahlreichen körperlichen Folterungen übergaben sie ihn dann dem Feuer. (2) Dieser gottlose Autor behauptet sogar, dass die Tat durch die Planung des Athanasios gesteuert worden sei. Jedenfalls nahm nach dem Untergang des Georgios Athanasios wieder seinen Thron in Besitz und wurde von den Alexandrinern freudig aufgenommen. (folgt 7,3)

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(E 7) Philostorgius

7,2a Mart. Artem. 18,1-6 coll. p. 157,5-11 Bidez, Philostorgius (codd. ABCΕ MPRTUV) (post 3,2a) (1) Ἀρτέμιοϲ δὲ ἦν τῶν γε δὴ βελτίϲτων ἀνθρώπων ὁ τὴν διακομιδὴν τούτων (sc. Andreae, Lucae, Timothei mortuorum) ποιήϲαϲθαι προϲταχθείϲ. καὶ γέραϲ γε αὐτῷ τῆϲ λειτουργίαϲ ὁ βαϲιλεὺϲ δεηθέντων τῶν ἐπιϲκόπων τὴν τῆϲ Αἰγύπτου παρέϲχεν ἀρχήν. (2) 5 καὶ ταῦτα ... ὁ τὴν ἱϲτορίαν ϲυνάγων (sc. Philostorgius) περὶ τοῦ μάρτυροϲ, ϲυμμαρτυρῶν αὐτῷ ὅτι καὶ πρὸ τῶν τῆϲ μαρτυρίαϲ ἀγώνων πᾶϲιν ὑπῆρχεν αἰδέϲιμοϲ διὰ τὴν ἀπαϲτράπτουϲαν τοῦ βίου αὐτοῦ ἀρετήν. 1 ἦν post ἀνθρώπων transpos. C φων C 7 ὑπῆρχεν : ἦν U

5 ϲυνάγων AEMPRTUV : εἰϲάγων B : γφά-

7,3 Phot. Philost. 7,3 (post 7,2) 3. (1) ὅτι περὶ τῆϲ εἰκόνοϲ τοῦ ϲωτῆροϲ ἡμῶν, ἣν ἡ τ ῆ ϲ α ἱ μ ό ρ ρ ο υ π ί ϲ τ ι ϲ (cf. Mt. 9,22 par.) ἀμειβομένη τὸν εὐεργέτην ἀνέϲτηϲεν, ἱϲτορῶν φηϲιν (sc. Philostorgius) ἀνεϲτηλῶϲθαι μὲν ταύτην κατὰ τὴν πηγὴν τὴν ἔνδον τῆϲ πόλεωϲ μετὰ καὶ ἑτέρων ἀγαλ5 μάτων τερπνότητόϲ τι παρέχειν τοῖϲ φοιτῶϲι θέαμα. (2) τῆϲ δὲ τοῦ ϲωτῆροϲ εἰκόνοϲ β ο τ ά ν η ϲ κατὰ τοὺϲ πόδαϲ ἀνα φ υ ε ί ϲ η ϲ , νοϲημάτων μὲν ἁπάντων, μάλιϲτα δὲ τῆϲ φθινάδοϲ ἴαμα, καὶ ζητούντων τὴν αἰτίαν (ἐλελήθει γὰρ τῷ χρόνῳ καὶ οὗτινοϲ ἔφερε μορφὴν καὶ ἡ πρᾶξιϲ δι᾽ ἣν ἀνεϲτήλωτο· ἐν ὑπαίθρῳ γὰρ καὶ γυ10 μνὸϲ ἑϲτὼϲ ἐπ᾽ οὐκ ὀλίγον ϲυνεχώϲθη τοῦ ϲώματοϲ γῆϲ ἐπ᾽ αὐτὸν ἐκ τῶν ὑψηλοτέρων ἀεὶ τόπων ἐν τοῖϲ τῶν ὄμβρων μάλιϲτα καιροῖϲ ἐπιφερομένηϲ, ὑφ᾽ ἧϲ ἡ τῶν γραμμάτων τῶν ἕκαϲτα δηλούντων ἠφάνιϲτο γνῶϲιϲ)· (3) τῆϲ οὖν ζητήϲεωϲ ταύτηϲ ἐπιϲτάϲηϲ ἀνωρύχθη μὲν τὸ ϲυγκεχωϲμένον, εὑρέθη δὲ γράμματα τὴν ἱϲτορί15 αν πᾶϲαν ἀναδιδάϲκοντα. καὶ ἡ πόα μὲν οὐκ ἔτι μετ᾽ ἐκεῖνον ὤφθη τὸν χρόνον οὔτε ἐκεῖ οὔτε ἀλλαχόθι. ( ταϲτηϲάμενοι ἐ ν τ ῷ τ ῆ ϲ ἐ κ κ λ η ϲ ί α ϲ δ ι α κ ο ν ι κ ῷ τὰ πρέ7 exspectaveris ἰάματοϲ 9 ante μορφὴν add. τὴν Niceph. h. e. 10,30 (PG 146,533 A) 10 ὀλίγον (alt. ο ex ω restit.) B

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7,2a Martyrium des Artemius 18 (nach 3,2a) (1) Artemius, der den Auftrag erhalten hatte, deren (d. h. der Gebeine des Andreas, Lukas und Timotheos) Überführung durchzuführen, gehörte zu den vortrefflichsten Menschen. Als Belohnung für diesen Dienst erteilte der Kaiser ihm auf Bitten der Bischöfe das Kommando über Ägypten. (2) Das berichtet über den Märtyrer der Geschichtsschreiber (d. h. Philostorgios); gleichzeitig bezeugt er, dass jener schon vor den Kämpfen des Martyriums allen als verehrungswürdig galt wegen der glänzenden Tugendhaftigkeit seiner Lebensführung.

7,3 Photios, Philostorgios-Epitome 7,3 (nach 7,2) (1) Er (d. h. Philostorgios) sagt in seinem Bericht über das Standbild unseres Heilands, welches d e r G l a u b e d e r a n B l u t f l u s s L e i d e n d e n (vgl. Mt. 9,22 par.) als Dank für dessen Wohltat aufgestellt hatte, dass dieses samt weiteren Statuen an der Quelle im Innern der Stadt gestanden habe, um den Besuchern einen erfreulichen Anblick zu bieten. (2) Da zu Füßen des Standbilds des Heilands e i n e P f l a n z e w u c h s , die ein Heilmittel gegen alle Krankheiten, besonders aber gegen Schwindsucht war, und man nach dem Grund forschte (im Laufe der Zeit war nämlich in Vergessenheit geraten, wessen Gestalt es darstellte und aufgrund welcher Tat es aufgestellt worden war; da es nämlich im Freien und ungeschützt stand, wurde der Körper [sc. des Heilands] großen Teils verschüttet, weil aus den höheren Lagen vor allem in der Regensaison jedesmal Erde daraufrutschte, wodurch die Kenntnis der Inschrift, die alles erklärte, verlorengegangen war): (3) als nun diese Nachforschung stattfand, wurde der verschüttete Teil ausgegraben, und man entdeckte die I schichte unterrichtete. Nach jenem Zeitpunkt wurde die Pflanze nicht mehr gesichtet, weder dort noch anderswo. (4) Die S t a t u e aber

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ποντα ἐθεράπευον ϲέβοντεϲ μὲν ἢ προϲκυνοῦντεϲ οὐδαμῶϲ (οὐ γὰρ ἦν θέμιϲ χαλκὸν ἢ ἄλλην ὕλην προϲκυνεῖν), αὐτῷ δὲ τούτῳ, ϲτάϲει τε ϲεμνοτέρᾳ καὶ τῷ μεθ᾽ ἡδονῆϲ ἐπιφοιτᾶν τῷ τόπῳ τὸ εἶδοϲ θεαϲομένουϲ, τὸν περὶ τὸ ἀρχέτυπον πόθον ἐπιδεικνύμενοι. (5) τοῦτο τὸ ἄγαλμα κατὰ τοὺϲ Ἰουλιανοῦ χρόνουϲ τὸ Ἑλληνικὸν εἰϲ ἀϲέβειαν ἀναφλεχθέντεϲ, οἱ τὴν Πανεάδα οἰκοῦντεϲ, τῶν βάθρων ἀναϲπαϲάμενοι καὶ τ ῶ ν π ο δ ῶ ν ἐκδηϲάμενοι διὰ μέϲηϲ ἔ ϲ υ ρ ο ν τῆϲ λεωφόρου· ἐν ᾧ τὸ μὲν ἄλλο ϲῶμα διαϲπώμενοι διεϲκέδαϲαν, τὴν δὲ κ ε φ α λ ὴ ν ἐν τῷ ϲύρεϲθαι τοῦ αὐχένοϲ διαζυγεῖϲάν τινεϲ λαθόντεϲ τῶν ἐπαλγούντων τοῖϲ δρωμένοιϲ ἀνελάβοντό τε καὶ ὡϲ ἠδύναντο διεϲώϲαντο. καί φηϲι (sc. Philostorgius) ταύτην καὶ αὐτὸϲ θεάϲαϲθαι. (6) ἡ μέντοι γε Πανεὰϲ Δὰν ἐπωνομάζετο τὸ παλαίτατον, τὴν προϲηγορίαν ἀπὸ τοῦ παιδὸϲ τοῦ Ἰακὼβ Δὰν (cf. Gen. 30,6; 35,25; 49,16) ἑλκυϲαμένη, τ ο ῦ φ υ λ ά ρ χ ο υ τῶν ταύτην οἰκούντων τότε (cf. Iudic. 18,29), εἶτα δὲ Κ α ι ϲ ά ρ ε ι α ἡ Φ ι λ ί π π ο υ ἐπεκέκλητο. τῶν δὲ Ἑλληνιϲτῶν Π α ν ὸ ϲ ξόανον αὐτῇ καθιδρυϲάντων ε ἰ ϲ τὴν τῆϲ Πανεάδοϲ ἐπωνυμίαν μετέβαλεν. (sequitur 7,4) 19 αὐτῷ ... τούτῳ Valesius : αὐτὸ ... τοῦτο B 20 τῷ1 Valesius : τὸ B 21 θεαϲαμένουϲ B : corr. Valesius 23 Πανεάδα Niceph. ibid. (533 C) : ἐπανεάδα B 25 sq. διεϲκέδαϲαν, praemisso γρ(άφεται) vel γρ(άφε), rubr. atram. Bmarg. : κατέκλαϲαν Btext. : κατέκλαϲαν ⟨καὶ〉 διεϲκέδαϲαν dub. Staab

7,3a Mart. Artem. 57,17-27 (codd. ABMPRSTUV) (post 7,4a,1) τὸν δὲ τοῦ ϲωτῆροϲ ἀ ν δ ρ ι ά ν τ α ἐν Πανεάδι τῇ πόλει πρὸϲ τ ῆ ϲ α ἱ μ ο ρ ρ ο η ϲ ά ϲ η ϲ γυναικὸϲ καταϲκευαϲθέντα μεγαλοπρεπῶϲ, ἣν ὁ Χριϲτὸϲ ἰάϲατο, καὶ ἱδρυνθέντα ἐν ἐπιϲήμῳ τόπῳ τῆϲ πόλεωϲ, ὃν μετὰ χρόνον γνωϲθέντα ἐκ τῆϲ αὐτόθι φ υ ο μ έ 5 ν η ϲ β ο τ ά ν η ϲ τοῦ θαύματοϲ οἱ Χριϲτιανοὶ ἀράμενοι ἐ ν τ ῷ τ ῆ ϲ ἐ κ κ λ η ϲ ί α ϲ δ ι α κ ο ν ι κ ῷ ἔϲτηϲαν, τοῦτον οἱ Ἕλληνεϲ καταϲπάϲαντεϲ κἀκ τ ῶ ν π ο δ ῶ ν ϲχοίνουϲ ἐξάψαντεϲ ἔ ϲ υ ρ α ν ἐπὶ τῆϲ ἀγορᾶϲ, ἕωϲ οὗ κατὰ μικρὸν ἀποθραυόμενοϲ ἠφανίϲθη μόνηϲ τῆϲ κ ε φ α λ ῆ ϲ 2 αἱμορροούϲηϲ AP 3 ἱδρυνθέντα ABPRST : ἱδρυθέντα M (teste Bidez) V : ἱδρυθέντων M (teste Kotter) U 3 sq. τῆϲ πόλεωϲ τόπῳ R 5 post θαύματοϲ add. ὃν A 7 καὶ ἐκ AP 8 ἕω V

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brachte man i n d a s D i a k o n i k o n d e r K i r c h e und erwies ihr den angemessenen Respekt, ohne sie aber zu verehren oder anzubeten, denn es wäre ein Frevel gewesen, Bronze oder ein anderes Material anzubeten; vielmehr zeigte man allein dadurch, dass man das Abbild an einem würdigeren Standort aufstellte und freudig den Ort besuchte, um es zu betrachten, die Liebe zum Urbild. (5) Dieses Standbild zog zu Julians Zeiten das Heidenvolk, als sie in Gottlosigkeit entflammt waren, d. h. die Einwohner von Paneas, vom Podest herab, banden es an d e n F ü ß e n fest und z o g e n es mitten durch die Straße. Dabei zerrissen und zerstreuten sie den Körper; den K o p f aber, der beim Schleifen vom Nacken getrennt worden war, hoben heimlich einige von denen, die über die Ereignisse Schmerz empfanden, auf und verwahrten ihn, soweit sie es vermochten. Diesen behauptet er (d. h. Philostorgios) selbst gesehen zu haben. (6) Paneas trug in frühester Zeit den Namen Dan, den es von Jakobs Sohn Dan (vgl. Gen. 30,6; 35,25; 49,16) bezogen hatte, d e m S t a m m e s o b e r h a u p t der damaligen Einwohner (vgl. Richt. 18,29), dann hieß es C a e s a r e a P h i l i p p i . Nachdem aber die Heiden ein Standbild des P a n dort aufgestellt hatten, änderte sich der Name i n Paneas. (folgt 7,4)

7,3a Martyrium des Artemius 57 (nach 7,4a,1) Das S t a n d b i l d des Heilands, das in der Stadt Paneas d i e b l u t f l ü s s i g e Frau, die von Christus geheilt worden war, hatte aufwendig herstellen und an einem bedeutenden Ort der Stadt errichten lassen, war nach einiger Zeit aufgrund der dort w a c h s e n d e n P f l a n z e als das des Wunders erkannt worden, woraufhin die Christen es genommen und i m D i a k o n i k o n d e r K i r c h e aufgestellt hatten. Dieses rissen die Heiden hinunter, banden an d e n F ü ß e n Seile fest und s c h l e i f t e n es zum Marktplatz hin, bis es in kleine Stücke zerbrochen und vernichtet war.

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νοϲ ἐν τῷ θορυβεῖϲθαι τοὺϲ Ἕλληναϲ, λαλούντων αὐτῶν βλάϲφημα καὶ ἀπηχέϲτατα ῥήματα εἰϲ τὸν κύριον ἡμῶν Ἰηϲοῦν Χριϲτόν, ἃ μή τιϲ ἀνθρώπων ἤκουϲε πώποτε.

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cod. Vat. gr. 96 (= V), fol. 102 recto / verso marg., p. 79,22- 80,26 Bidez, Philostorgius (1) περὶ τοῦ Ἰορδάνου, ἀπὸ τῆϲ ἱϲτορίαϲ Φιλοϲτοργίου· ἐπ᾽ ἐϲχάτοιϲ τῆϲ Παλαιϲτίνηϲ τέρμαϲι, μεθ᾽ ἣν ἡ τῶν Φοινίκων ἐκδέχεται, κεῖται πόλιϲ Δὰν ὀνομαϲθεῖϲα πρότερον ἐκ τῆϲ τοῦ Δὰν φυλῆϲ, ὁπηνίκα χρόνον ἐπ᾽ οὐκ ὀλίγον οὗτοι δὴ μόνοι τοῦ παντὸϲ ἔθνουϲ πλανώμενοι τελευταῖον τὰ ταύτῃ καταϲχόντεϲ χωρία μόγιϲ ἱδρύνθηϲαν καὶ πόλιν ἐπὶ τοῖϲ ἄκροιϲ αὐτῶν ὄρεϲι δειμάμενοι τὴν τ ο ῦ φ υ λ ά ρ χ ο υ ϲφῶν ἐπέθηκαν κλῆϲιν (cf. Iudic. 18). (2) καὶ τοῦτο ἦν τῆϲ Ἰουδαίαϲ ὁ ἔϲχατοϲ πρὸϲ Φοινίκην ὅροϲ. ταύτην χρόνῳ ὕϲτερον Ἡρώδηϲ ὁ μέγαϲ οἰκοδομήϲαϲ Κ α ι ϲ ά ρ ε ι α ν Φ ι λ ί π π ο υ μετωνόμαϲε. νῦν δὲ Πανεάϲ ἐϲτι καλουμένη. τὸ γὰρ Π α ν ὸ ϲ ἐν ταύτῃ βρέταϲ ϲτηϲάμενοι ε ἰ ϲ τοῦτο τὴν τῆϲ πόλεωϲ ἔτρεψαν προϲηγορίαν. (3) ἐν ταύτῃ τῇ Πανεάδι τῶν τοῦ Ἰορδάνου πηγῶν ἡ ἑτέρα τίκτεται δυοῖν οὐϲῶν Δὰν ἐκ τοῦ παλαιοῦ ὀνόματοϲ ἔτι καὶ νῦν ὀνομαζομένη. τὴν γὰρ ἑτέραν, ἥτιϲ Ἰὸρ ἐπικαλεῖται, πόρρωθεν ταύτηϲ ὡϲ ἀπὸ ϲταδίων ρ´ καὶ ξ´ κολωνόϲ τιϲ τοῦ αὐτοῦ προΐηϲιν ὄρουϲ. (4) ὧν ἐξ ἑκατέραϲ προχεῖται ποταμόϲ, ὁ μὲν Ἰοράτηϲ, ὁ δὲ Δανίτηϲ ἐπικαλούμενοϲ. οἳ διὰ τοῦ ὄρουϲ ἐνεχθέντεϲ ἐπειδὴ καταβαῖεν εἰϲ τὸ πεδίον, ἐνταῦθα ἤδη ξυνίαϲι καὶ ἕνα μέγιϲτον ἀποτελοῦϲι ποταμὸν τὸν Ἰορδάνην ἐν ταὐτῷ ἤδη τό τε ῥεῦμα καὶ τὴν προϲηγορίαν κιρνάμενοι. (5) ὃϲ τήν τε τῆϲ Τιβεριάδοϲ διέξειϲι λίμνην, μέϲην τέμνων αὐτὴν καὶ δι᾽ ὅληϲ αὐτῆϲ ἐν τῷ οἰκείῳ ὁλκῷ ῥεόμενοϲ, μέχριϲ ἂν ἐπὶ τὴν κατέναντι ἐκπεράϲειε γῆν ἴϲοϲ αὐτὸϲ αὑτῷ καὶ παραπλήϲιοϲ ὤν, κἀντεῦθεν ἤδη διὰ τῆϲ Παλαιϲτίνηϲ ἐνεχθεὶϲ ἅπαϲ εἰϲ τὴν Νεκρὰν καλουμένην εἰϲπεϲὼν ἀφανίζεται θάλαϲϲαν. 1 φιλοϲτοργ´ (γ´ suprascr.) V 9 – 11 οἰκοδομήϲαϲ – Π α ν ὸ ϲ : οἰκοδομηϲ ̣ καιϲαρει φιλιππου μετωνομαϲ ̣ ̣ νυ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ ̣ Mercati) : rell. litt. legerant codd. descripti

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und ihn raffte jemand an sich während des Tumultes der Heiden, die lästerliche und widerlichste Äußerungen gegen unseren Herrn Jesus Christus ausstießen, welche kein Mensch jemals gehört hatte.

7,3b Randnotiz im Codex Vaticanus gr. 96 (1) Über den Jordan, aus der Geschichte des Philostorgios: An den äußersten Grenzen Palästinas, woran sich das Gebiet der Phöniker anschließt, liegt eine Stadt, die früher Dan hieß nach dem Stamme Dan. Damals hatten dessen Angehörige nämlich, die als einzige vom ganzen Volk lange umhergeirrt waren, schließlich den dortigen Landstrich besetzt und sich endlich niedergelassen; auf den höchsten Hügeln errichteten sie eine Stadt und gaben ihr den Namen ihres S t a m m e s o b e r h a u p t e s (vgl. Richt. 18). (2) Dies war der letzte Grenzpunkt Iudäas nach Phönikien hin. Später hat Herodes der Große sie ausgebaut und in C a e s a r e a P h i l i p p i umbenannt. Jetzt heißt sie Paneas. Man hat nämlich in ihr das Kultbild des P a n aufgestellt und daraufhin den Namen der Stadt geändert. (3) Dort in Paneas entspringt eine der zwei Quellen des Jordan, die auch jetzt noch mit ihrem alten Namen Dan heißt. Die andere, die Ior genannt wird, lässt in einer Entfernung von ungefähr 160 Stadien (ca. 30 km) ein Hügel des gleichen Gebirges hervortreten. (4) Aus beiden entsteht jeweils ein Fluss, einerseits der Iorates, andererseits der Danites, so ihre Namen. Wenn sie durch das Gebirge geflossen sind und in die Ebene gelangen, kommen sie dort zusammen und bilden einen einzigen gewaltigen Fluss, den Jordan, in dem sich ihre Fluten und ihre Namen mischen. (5) Dieser durchquert den See von Tiberias, indem er ihn in der Mitte durchschneidet und durchgängig seinen eigenen Lauf beibehält, bis er am gegenüberliegenden Ufer anlangt, wobei er unverändert und gleich bleibt. Von dort fließt er durch Palästina und mündet dann in Gänze in das sogenannte Tote Meer, wo er sich verliert.

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Phot. Philost. 7,4 (post 7,3) (1) ὅτι τῶν Ἑλληνιϲτῶν τὰ ἀτοπώτατα κατὰ τῶν Χριϲτιανῶν πανταχοῦ παλαμωμένων καὶ τόδε τοῖϲ ἀϲεβέϲι κατὰ Παλαιϲτίνην δεδραματούργηται· τ ὰ τ ο ῦ π ρ ο φ ή τ ο υ Ἐ λ ι ϲ ϲ α ί ο υ ὀ ϲ τ ᾶ κ α ὶ τ ο ῦ β α π τ ι ϲ τ ο ῦ Ἰ ω ά ν ν ο υ (ἐκεῖ γὰρ ἄμφω ἐτέθαπτο) τ ῶ ν θ η κ ῶ ν ἐξελόμενοι καὶ ζῴων ὀ ϲ τ ο ῖ ϲ ἀ λ ό γ ω ν ϲυγκατα μ ί ξ α ν τ ε ϲ ὁμοῦ πρὸϲ κ ό ν ι ν κ α τ έ κ α υ ϲ α ν καὶ ε ἰ ϲ τ ὸ ν ἀ έ ρ α διεϲπείραντο (cf. 7,4a,1). (2) καὶ τοὺϲ Χριϲτιανίζονταϲ δὲ ϲυλλαμβάνοντεϲ ἔϲτιν ὅτε τοῖϲ βωμοῖϲ ἀναπτομένοιϲ ὡϲ ἱερεῖα ἐπετίθεϲαν καὶ εἰϲ πολλὴν ἄλλην ἀρρητουργίαν ἐξεβακχεύθηϲαν. ἅπερ Ἰουλιανὸϲ ἐπιϲτάμενοϲ οὐχ ὅπωϲ ἤχθετο, ἀλλὰ καὶ διαφερόντωϲ ἔ χ α ι ρ ε ν (cf. 7,4a,2), ὡϲ τῆϲ μὲν ἐπὶ τοῖϲ δρωμένοιϲ δυϲκλείαϲ εἰϲ ἑτέρουϲ ἀνιούϲηϲ, τῆϲ δ᾽ αὐτοῦ γνώμηϲ τοῖϲ ἐκείνων ἔργοιϲ περαιουμένηϲ. (3) ϲυνιδὼν δὲ διὰ τῆϲ τοϲαύτηϲ μανίαϲ οὐδέν, ὧν ἐβούλετο, περαινόμενον (μᾶλλον γὰρ τὸ Χριϲτιανῶν πολιορκούμενον ἐπερρώννυτο φρόνημα) μηχανᾶται τοὺϲ ἐν αἰτίαιϲ ἐκβεβλημένουϲ τῶν ἐπιϲκόπων καὶ τοὺϲ ἀντ᾽ ἐκείνων ἔχονταϲ τοὺϲ θρόνουϲ εἰϲ πόλεμον ϲυρράξαι. (4) καὶ δὴ πάϲηϲ ἐξουϲίαϲ ἑκατέρᾳ μοίρᾳ μετεδίδου πράττειν, ὅϲα καὶ δυνατὰ αὐτοῖϲ εἴη εἰϲ τὴν οἰκείαν ϲύϲταϲίν τε καὶ ὠφέλειαν. ἐξ ὧν ἐκεῖνοι πρὸϲ ἀλλήλουϲ ϲυρρηγνύμενοι πολλὴν ἀϲχημοϲύνην καὶ μέμψιν, ὅπερ ἦν τῷ ἀποϲτάτῃ ϲπούδαϲμα, προϲετρίβοντο τῇ εὐϲεβείᾳ. (5) καὶ ἄλλα δὲ τῆϲ αὐτῆϲ κακοτεχνίαϲ ϲυνεπῆγεν· τούϲ τε γὰρ ἐν κλήρῳ κατειλεγμένουϲ εἰϲ τὴν τῶν βουλευτῶν ἀνέϲτρεφε λειτουργίαν καὶ τ ῶ ν ἐ κ κ λ η ϲ ι ῶ ν τὰ ϲιτηρέϲια τοῖϲ τ ῶ ν δ α ι μ ο ν ί ω ν θεραπευταῖϲ μετεδίδου (cf. 7,4c,1) καὶ πάντα πράττων οὐκ ἐνεδίδου, ἐξ ὧν τὰ μὲν ἀκμάϲῃ, τὰ τῶν δαιμόνων, τὰ δὲ τῆϲ εὐϲεβείαϲ, ὡϲ ἐνόμιζεν, εἰϲ ἀφανιϲμὸν ϲυνελαθείη. (sequitur 7,5) 3 ἑλιϲϲαίου B 5 ζῴων Niceph. h. e. 10,13 (PG 146,476 B) : ζῶον B 11 ὡϲ Valesius : καὶ B 14 χριϲτιανῶν (ῶν ex ὸν restit.) B 14 sq. πολιορκουμένων Valesius, fort. recte 19 ὠφέλειαν in ἀϲφάλειαν corr. B 22 ϲυνεπῆγεν B (sic) | κατειλεγμένουϲ Niceph. ibid. (477 A) : κατηλ- B 25 πράττων Stein : πράττειν B 25 sq. ἀκμάϲῃ suspectum : ἀκμάϲαι Niceph. ibid.; possis et ἐξ ὧν ⟨ἂν〉 ... ἀκμάϲῃ

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7,4 Photios, Philostorgios-Epitome 7,4 (nach 7,3) (1) Als die Heiden überall die perversesten Taten gegen die Christen begingen, da wurde auch folgendes von den Gottlosen in Palästina in Szene gesetzt: Sie nahmen d i e G e b e i n e d e s P r o p h e t e n E l i s c h a u n d J o h a n n e s ’ d e s T ä u f e r s (beide waren nämlich dort bestattet) aus d e n G r a b l e g e n , v e r m i s c h t e n sie mit K n o c h e n v e r n u n f t l o s e r Tiere, v e r b r a n n t e n das alles zu A s c h e und verstreuten es i n d e r L u f t (vgl. 7,4a,1). (2) Auch ergriffen sie die Christen und legten sie bisweilen wie Opfervieh auf die Altäre, die man dann entzündete, und noch zu vielen anderen unsäglichen Taten verstiegen sie sich. Obwohl Julian das wusste, war er nicht nur nicht empört, sondern er f r e u t e s i c h sogar ganz besonders (vgl. 7,4a,2), weil das üble Gerede über die Ereignisse andere betraf, seine Absicht aber durch deren Taten erreicht wurde. (3) Da er jedoch erkannte, dass mit diesem Ausmaß an Raserei nichts von dem, was er wollte, erreicht wurde (denn die Gesinnung der Christen erstarkte in der Bedrängnis nur noch mehr), ersann er den Plan, die Bischöfe, die im Zuge von Prozessen hinausgeworfen worden waren, und diejenigen, die an deren Statt die Sitze innehatten, aufeinander in einen Krieg zu hetzen. (4) So räumte er denn beiden Seiten völlige Freiheit ein, alles zu tun, was ihnen nur möglich war für den eigenen Bestand und Nutzen. Darauf gerieten jene aneinander und trugen dem wahren Bekenntnis viel Schmach und Tadel ein, was das Anliegen des Abtrünnigen war. (5) Noch weitere Beispiele derselben üblen Einfallsgabe fügte er hinzu. Den Angehörigen des Klerus wies er nämlich wieder die Aufgabenlast der Dekurionen zu, die Getreiderationen d e r K i r c h e n teilte er den G ö t z e n dienern zu (vgl. 7,4c,1), und er ließ nicht nach darin, alles mögliche zu betreiben, was die Sache der Götzen gedeihen ließ, die des wahren Bekenntnisses aber, wie er glaubte, in den Untergang trieb. (folgt 7,5)

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7,4a Mart. Artem. 57,12-58,2 (codd. ABMPRSTUV) (post 7,8a) (1) ἐν μὲν γὰρ Ϲεβαϲτῇ, τῇ πάλαι μὲν Ϲαμαρείᾳ, νῦν δὲ παρὰ Ἡρώδου κτιϲθείϲῃ καὶ Ϲεβαϲτῇ ἐπικληθείϲῃ, τ ὰ ὀ ϲ τ ᾶ τ ο ῦ προφήτου Ἐλιϲϲαίου καὶ τοῦ βαπτιϲτοῦ Ἰωάνν ο υ ἐκ τ ῶ ν θ η κ ῶ ν ἐξαγαγόντεϲ καὶ ἀ λ ό γ ω ν ἀκαθάρτων 5 ὀ ϲ τ έ ο ι ϲ προϲ μ ί ξ α ν τ ε ϲ κ α τ έ κ α υ ϲ α ν καὶ τὴν κ ό ν ι ν ε ἰ ϲ τ ὸ ν ἀ έ ρ α ἐλίκμηϲαν (cf. 7,4,1). (sequitur 7,3a) (2) αὐτὸϲ δὲ ὁ παρανομώτατοϲ καὶ πάντων ἀϲεβῶν ἀϲεβέϲτατοϲ Ἰουλιανὸϲ ἀκούων ταῦτα (sc. facinora Christianis a paganis illata) ἠγαλλιᾶτο καὶ ἔ χ α ι ρ ε ν (cf. 7,4,2). (sequitur 7,9a) 1 Ϲεβαϲτῇ – μὲν2 om. S | ϲαμαρία SV 4 ἀκαθάρτοιϲ A (teste Kotter) 6 sq. παρανομώτατοϲ : ἀϲεβέϲτατοϲ R 7 sq. ἀϲεβῶν – ταῦτα : παρανομώτατοϲ ἰουλιανὸϲ R 7 ἀϲεβῶν om. P

7,4b Mart. Artem. 31,2-10 (codd. ABCMPRTUV) (loquitur Iulianus) (1) ὁρᾶτε ... τουτονὶ (sc. Artemium) ..., πόϲον ἐκ τῶν Ἑλληνικῶν μαθημάτων κατὰ τῆϲ ἡμετέραϲ θρηϲκείαϲ ἐϲχεδίαϲεν ὕθλον. μὰ τὸν ἐμοὶ προϲφιλέϲτατον Ἥλιον, τὸν χρυϲαυγῆ καὶ παγκόϲμιον, οὐκέτι ἀνέξομαι τοῖϲ Ἑλλήνων μαθήμαϲι τὸ Χριϲτιανῶν ἀθεώτατον ἐκ5 παιδεύεϲθαι γένοϲ. (2) ἰδοὺ γὰρ τῆϲ ἱερᾶϲ τῶν λόγων παιδείαϲ καὶ οὗτοϲ ὁ κύων μεταλαβών, κἂν οὐκ ἐπ᾽ εὐθείαϲ καὶ ὁμαλοῦ, ἀλλ᾽ ὅμωϲ πολλήν τινα καὶ ἀτερπῆ περὶ τὴν ἱϲτορίαν μωρολογίαν κατέχεεν τῶν ἱερῶν ἐκείνων καὶ φιλοϲόφων ἀνδρῶν. 6 ἐπ᾽ om. MV | ὁμαλοῦϲ dub. Bidez duce Sym. Metaphr. mart. Artem. 19 (PG 115,1181 A), qui ὁμαλῆϲ

7,4c Mart. Artem. 22,9-24,15 (codd. ABCMPRSTU) (post 7,1b) (1) καὶ ὅϲαϲ ὁ μέγαϲ προϲόδουϲ ἀπένειμε καὶ ὁ τούτου υἱὸϲ Κωνϲτάντιοϲ, ταύταϲ ἀφελὼν (sc. Iulianus) τοῖϲ τ ῶ ν δ α ι μ ό ν ω ν ναοῖϲ ἀφιέρωϲεν (cf. 7,4,5) ἀντ᾽ ἐπιϲκόπων καὶ πρεϲβυτέρων καὶ διακόνων καταϲτήϲαϲ

fragmenta libri VII

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7,4a Martyrium des Artemius 57 f. (nach 7,8a) (1) In Sebaste nämlich (früher hieß es Samaria, jetzt aber, nach der Neugründung durch Herodes, Sebaste) nahmen sie d i e G e b e i n e de s Propheten Elis cha und Johannes’ de s Täufe rs aus d e n G r a b l e g e n , v e r m i s c h t e n sie mit K n o c h e n unreiner v e r n u n f t l o s e r Tiere, v e r b r a n n t e n dies und zerstäubten die A s c h e i n d e r L u f t (vgl. 7,4,1). (folgt 7,3a) (2) Julian selbst, dieser Verbrecher und von allen Gottlosen Gottloseste, frohlockte und f r e u t e s i c h (vgl. 7,4,2), als er davon (sc. von den den Christen zugefügten Untaten) hörte. (folgt 7,9a)

7,4b Martyrium des Artemius 31 (Julian spricht) (1) Seht ... euch den da (d. h. Artemius) an, wieviel leeres Geschwätz er mit Hilfe der hellenischen Wissenschaften gegen unsere Religion fabriziert hat. Aber bei meinem geliebten Helios, dem güldenstrahlenden und weltumspannenden, ich werde es nicht mehr hinnehmen, dass das völlig gottlose Volk der Christen in den Wissenschaften der Hellenen ausgebildet wird. (2) Denn schau, auch dieser Hundesohn hier hat Anteil erhalten an der heiligen Bildung in den Wissenschaften, und dann hat er, wenn auch nicht geradlinig und stringent, so doch lang und unerfreulich törichte Äußerungen ausgeschüttet, was die Geschichte jener heiligen und philosophischen Männer angeht.

7,4c Martyrium des Artemius 22-24 (nach 7,1b) (1) tius d e n K i r c h e n zugewiesen hatten, nahm er (d. h. Julian) weg und weihte sie den Tempeln d e r G ö t z e n (vgl. 7,4,5), in denen er statt Bischöfen, Presbytern und Diakonen Zakoren, Neokoren, Rhanten,

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ζακόρουϲ καὶ νεωκόρουϲ καὶ ῥάνταϲ καὶ θύταϲ καὶ κανηφόρουϲ καὶ ὅϲαϲ ὁ Ἑλληνικὸϲ ὕθλοϲ ἐπιφημίζει προϲωνυμίαϲ. ταῦτα μὲν οὖν καὶ ἕτερα διεπράττετο κατὰ τὴν Κωνϲταντινούπολιν. (2) μετὰ δὲ ταῦτα μητρὸϲ αὐτοῦ ἀδελφὸν ἔχων Ἰουλιανὸν τοὔνομα τὴν τοῦ Χριϲτιανιϲμοῦ θρηϲκείαν ἀ π α ρ ν η ϲ ά μ ε ν ο ν διὰ τὴν ἐκείνου χ ά ρ ι ν καὶ πολλὴν ὑπὲρ τοῦ Ἑλληνιϲμοῦ προθυμίαν ἐπιδεικνύμενον ἄ ρ χ ο ν τ α τ ῆ ϲ ἑ ῴ α ϲ (cf. 7,10,1), ὃν καλοῦϲι κόμητα, ἐξέπεμψεν ἐντειλάμενοϲ τὰ μὲν τῶν ἐκκληϲιῶν πράγματα κακοῦν τε καὶ διαφθείρειν, πανταχοῦ δὲ καὶ διὰ πάϲηϲ ἰδέαϲ τὸν Ἑλληνιϲμὸν αὔξειν τε καὶ ἐπαίρειν. (3) ὁ δὲ ἀφικόμενοϲ ἐν Ἀντιοχείᾳ ἐπειρᾶτο μείζων τῶν ἐντεταλμένων τοῖϲ ἔργοιϲ φαίνεϲθαι· καὶ δὴ προϲαφαιρεῖται μὲν παϲῶν τῶν ἐκκληϲιῶν ἅπαντα τὰ κειμήλια, ὅϲα ἐν ἀργύρῳ τε καὶ χρυϲῷ καὶ ϲηρικοῖϲ ὑφάϲμαϲι διετέλει, ἀποκλείει δὲ καὶ τὰϲ ἐκκληϲίαϲ τοῦ μή τινα εἰϲφοιτᾶν ἐν αὐταῖϲ εὐχῆϲ ἕνεκα κλεῖθρα καὶ μοχλοὺϲ τοῖϲ πυλῶϲιν ἐπιβαλών. καὶ ταῦτα μὲν κατὰ τὴν Ἀντιόχου πόλιν ὁ τῆϲ ἀνατολῆϲ ἄρχων εἰργάζετο. (4) ὁ δὲ βαϲιλεὺϲ Ἰουλιανὸϲ ἔτι κατὰ τὴν Κωνϲταντινούπολιν διεῖλκέ τινα χρόνον τὰ ἐν ταύτῃ κρατύναϲ εἰϲ ὅπερ ἐνόμιζε μάλιϲτα τῇ βαϲιλείᾳ ϲυμφέρειν, καὶ ὅπωϲ ὁ Ἑλληνιϲμὸϲ αὐτῷ πρὸϲ τὸ μεγαλειότερον ἐξαρθῇ, ϲκοπῶν τε καὶ πραγματευόμενοϲ. (5) ἄραϲ οὖν ἐκ τῆϲ Κωνϲταντινουπόλεωϲ ϲὺν παντὶ τῷ ϲτρατῷ τὴν ἐπὶ τῆϲ Ϲυρίαϲ ἐποιεῖτο ὁδόν. διελθὼν τοίνυν ἅπαϲαν τὴν Φρυγίαν καὶ πρὸϲ τὴν ἐϲχάτην αὐτῆϲ πόλιν, τὸ καλούμενον Ἰκόνιον, καταντήϲαϲ ἐξέκλινε τὴν Ἰϲαυρίαν καταλιπών. (6) καὶ τὸν λεγόμενον Ταῦρον ὑπεραναβὰϲ ἦλθεν ἐπὶ τὰϲ πόλειϲ τῆϲ Κιλικίαϲ καὶ τῷ ϲταθμῷ προϲπελάϲαϲ τῷ ἐν Ἰϲϲῷ αὐτοῦ καταϲκηνοῖ τὸν ἐκ Μακεδονίαϲ Ἀλέξανδρον μιμηϲάμενοϲ· αὐτόθι γὰρ κἀκεῖνοϲ ἐν Ἰϲϲῷ τὸν πρὸϲ Δαρεῖον τῶν Περϲῶν βαϲιλέα ϲυνεκρότηϲε πόλεμον καὶ τοῦτον νικήϲαϲ ἐπίϲημον τὸν τόπον εἰργάϲατο. ἐκεῖθεν τὸν Ἰϲϲικὸν κόλπον διαπεράϲαϲ ἦλθεν ἐν Ταρϲῷ τῇ πόλει κἀκεῖθεν εἰϲ Ἀντιόχειαν θυμομαχῶν κατὰ τῶν Χριϲτιανῶν καὶ ἐπαπειλούμενοϲ τ ὸ τούτων ε ἰ ϲ ἅ π α ν ἐ ξ α λ ε ί φ ε ι ν ὄ ν ο μ α (cf. 7,15a,2). 5 τζακόρουϲ R (teste Bidez) 7 post ἕτερα add. πλεῖϲτα AP | post διεπράττετο add. ὁ δυϲϲεβὴϲ ἰουλιανὸϲ AP 8 τῆϲ μητρὸϲ T | ἐχούϲηϲ T 13 δὲ : τὲ C 15 μείζω BCPRSTU 18 ἐν αὐταῖϲ om. C | κλεῖθρα δὲ S 19 μοχλοῖϲ P 22 κρατύνων A | ἐνομίζετο R | μάλιϲτα om. A 25 τῆϲ om. P 29 om. S 30 μιμούμενοϲ C 31 αὐτόθεν BC | τῶν Περϲῶν ABCMRSU : τὸν τῶν Περϲῶν P : om. T 31 sq. βαϲιλέα καὶ C 33 sq. ἐκεῖθεν – Ἀντιόχειαν itinera perturbavit auctor Mart. Artem. 33 ταρϲοῖ MRU 34 εἰϲ Ἀντιόχειαν om. C

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Thyten, Kanephoren und, was das Heidengeschwätz sonst noch an Bezeichnungen kennt, einsetzte. Dies nun und anderes führte er in Konstantinopel durch. (2) Danach hat er, weil er in einem Bruder seiner Mutter namens Iulianus jemanden hatte, der, um ihm zu g e f a l l e n , dem christlichen Glauben a b g e s c h w o r e n hatte und großen Eifer für das Heidentum zeigte, diesen als Ve r w a l t e r d e s O r i e n t s (vgl. 7,10,1), welchen man comes (sc. Orientis) nennt, ausgesandt mit dem Auftrag, die Situation der Kirchen zu verschlechtern und zu ruinieren, dagegen überall und auf jede Weise das Heidentum zu fördern und aufzurichten. (3) Sowie dieser in Antiocheia eingetroffen war, versuchte er durch Taten unter Beweis zu stellen, dass er mehr vermochte, als Anweisungen zu erfüllen, und so nahm er zusätzlich allen Kirchen alle Kostbarkeiten weg, die in Form von Silber, Gold und seidenen Gewändern vorhanden waren; er ließ sogar die Kirchen schließen, damit niemand sie zum Beten besuchte, indem er die Tore mit Schlössern und Balken verriegelte. Das betrieb in Antiocheia der Verwalter des Orients. (4) Der Kaiser Julian aber hielt sich noch eine Zeitlang in Konstantinopel auf und festigte die Angelegenheiten dort so weit, wie es seiner Ansicht nach am meisten seiner Herrschaft nützte; dabei achtete er auch darauf und ließ es sich angelegen sein, dass das Heidentum gestärkt und gefördert wurde. (5) Danach brach er aus Konstantinopel auf und machte sich mit dem ganzen Heer auf den Weg nach Syrien. Nachdem er durch ganz Phrygien marschiert und zu dessen letzter Stadt, Ikonion genannt, gelangt war, bog er ab und ließ Isaurien aus. (6) Er überquerte den sogenannten Taurus und kam zu den Städten (oder Toren ?) Kilikiens, und als er die Station Issos erreichte, lagerte er dort in Nachahmung Alexanders von Makedonien; denn dort bei Issos hatte jener die Schlacht gegen Dareios, den Perserkönig, geschlagen und durch seinen Sieg über diesen den Ort berühmt gemacht. Von dort überquerte er (d. h. Julian) den Golf von Issos und kam in die Stadt Tarsos und von da aus nach Antiocheia, wobei er voller Wut war auf die Christen und androhte, i h r e n N a m e n f ü r a l l e Z e i t a u s z u l ö s c h e n (vgl. 7,15a,2).

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(E 7) Philostorgius

7,5 sq. Phot. Philost. 7,5 sq. (post 7,4) 5. (1) ὅτι, φηϲί (sc. Philostorgius), τῶν πραγμάτων οὕτω φερομένων εἰϲ μνήμην Εὐδόξιοϲ ἀνελθὼν τῶν ὅρκων καὶ τῶν ὑποϲχέϲεων, ἃϲ ὑπὲρ Ἀετίου πρὸϲ Εὐνόμιον ἀνεδέξατο (cf. 5,3), ϲύνοδον ἐπιϲτέλλει τῷ Ἀντιοχείαϲ Εὐζωίῳ ϲυναθροῖϲαι, δι᾽ ἧϲ ἔδει τὸν 5 Ἀέτιον τῆϲ καταδικαζούϲηϲ ψήφου ἀπολυθῆναι. (2) ὁ δὲ Εὐζώιοϲ οὐδὲν πρὸϲ τὴν ἀξίωϲιν ἐπεϲτράφη αἰτιαϲάμενοϲ μάλιϲτα τὸν Εὐδόξιον, ὅτι μὴ αὐτὸϲ προκατήρξατο πράττειν, ἅπερ ὑποτίθηϲιν ἑτέροιϲ. ἐπιμένοντοϲ δὲ τοῦ Εὐδοξίου τῇ ἀξιώϲει ὑπιϲχνεῖται καὶ ὁ Εὐζώιοϲ τὴν πρᾶξιν. 6. (1) ὅτι ἐν Κωνϲταντινουπόλει διατρίβοντοϲ τοῦ Ἀετίου καὶ Εὐνομίου παραγίνεται Λεόντιοϲ ὁ τῆϲ Τριπόλεωϲ πρὸϲ αὐτοὺϲ καὶ Θεόδουλοϲ ἀπὸ Χαιρατόπων οἵ τε ἀμφὶ τὸν Ϲέρραν καὶ Θεόφιλον καὶ Ἡλιόδωρον ἐξ ἑκατέραϲ Λιβύηϲ καὶ ὅϲοιϲ ἄλλοιϲ γε ἡ αὐτὴ ϲυνήρεϲκε δόξα, οἳ μήτε τῇ τοῦ Ἀετίου καταδίκῃ μήτε τῷ τόμῳ 15 τῶν ἑϲπερίων ὑπογράψαι ἠνέϲχοντο. (2) καὶ ϲυναθροιϲθέντεϲ χειροτονοῦϲι τὸν Ἀέτιον· καὶ ἦν αὐτοῖϲ αὐτόϲ τε καὶ Εὐνόμιοϲ ἅπαντα. ἐχειροτόνουν δὲ καὶ ἑτέρουϲ ἐπιϲκόπουϲ οὐδὲν τέωϲ τοῦ Εὐδοξίου δυϲχεραίνοντοϲ, ἀλλὰ καὶ ψήφουϲ πολλάκιϲ ὑπὲρ τῶν μελλόντων χειροτονεῖϲθαι τοῖϲ περὶ Ἀέτιον προϲκομίζοντοϲ. (3) ἐν 20 τούτῳ δὲ καὶ Εὐζώιοϲ εἰϲ ἐννέα τὸν ἀριθμὸν ἀθροιϲάμενοϲ ϲύνοδον τὰϲ κατὰ Ἀετίου γεγενημέναϲ πάλαι πράξειϲ διελύϲατο. ἔλυϲε δὲ καὶ τὴν τοῦ ἑξαμήνου προθεϲμίαν, μεθ᾽ ἣν τοῖϲ περὶ Ϲέρραν, εἰ μὴ τῇ τοῦ Ἀετίου καθαιρέϲει καὶ τῷ ἑϲπερίῳ τόμῳ ὑπογράψαιεν, τῆϲ ἱερωϲύνηϲ ἀφαίρεϲιϲ ἡ ζημία διωρίζετο. (4) ἑκατέραϲ δὲ τῶν εἰρη25 μένων προελθούϲηϲ πράξεωϲ τοὺϲ τόμουϲ ἀποϲτέλλειν τοῖϲ περὶ Εὐδόξιον παρεϲκευάζοντο. ἀλλ᾽ ὁ κατὰ τῶν Χριϲτιανῶν ἀνυπόϲτατοϲ διωγμὸϲ τὴν ὁρμὴν περιέκοψεν. (sequitur 7,7)

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18 ὑπὲρ Valesius : ὑπὸ B 19 προϲκομίζοντοϲ dub. Valesius : προκομίζοντοϲ B 22 τοῖϲ Holstenius : τοὺϲ B 25 ἀποϲτέλλει B : corr. Gothofredus

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7,5 f. Photios, Philostorgios-Epitome 7,5 f. (nach 7,4) 5. (1) Während die Angelegenheiten diesen Gang nahmen, erinnerte sich, so sagt er (d. h. Philostorgios), Eudoxios wieder an die Eide und die Versprechungen, die er zugunsten des Aetios gegenüber Eunomios geleistet hatte (vgl. 5,3), und so sandte er Euzoios von Antiocheia die Anweisung, eine Synode zu versammeln, durch die Aetios von der Verurteilung freigesprochen werden sollte. (2) Euzoios aber ging überhaupt nicht auf die Forderung ein, sondern beschuldigte vor allem Eudoxios, dass er nicht selbst vorher angefangen hatte, das zu tun, was er anderen anriet. Als Eudoxios jedoch bei der Forderung blieb, versprach auch Euzoios, sie auszuführen. 6. (1) Als Aetios und Eunomios in Konstantinopel waren, gesellten sich zu ihnen Leontios, der Bischof von Tripolis, Theodulos von Chairatopoi, Serras, Theophilos und Heliodoros aus den beiden libyschen Provinzen sowie alle anderen, die dieselbe Glaubensüberzeugung teilten und die es nicht über sich gebracht hatten, der Verurteilung des Aetios und dem Schriftstück derer aus dem Westen ihre Unterschrift zu geben. (2) Als sie versammelt waren, erhoben sie den Aetios zum Bischof; er und Eunomios bedeuteten für sie alles. Sie erhoben auch andere Bischöfe, wobei Eudoxios damals noch keineswegs ungehalten darüber war, sondern oftmals sogar Abstimmungen über die, die ordiniert werden sollten, Aetios und seinen Anhängern übertrug. (3) Währenddessen versammelte auch Euzoios an die neun Leute zu einer Synode und ließ die vormals gegen Aetios erlassenen Maßnahmen für ungültig erklären. Er schaffte auch die Frist von sechs Monaten ab, nach deren Ablauf Serras und die Seinen mit dem Entzug des kirchlichen Weiheamtes bestraft werden sollten, wenn sie nicht ihre Unterschrift unter die Absetzung des Aetios und das westliche Schriftstück setzten. (4) Nachdem die beiden erwähnten Angelegenheiten geregelt waren, schickte man sich an, die Entscheidungen dem Eudoxios zuzusenden. Aber die unerträgliche Verfolgung der Christen unterbrach dieses Vorhaben. (folgt 7,7)

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Suda λ 254 (codd. A[GVM]); v. 12 sq. εἰϲ - προϲκυνουμένηϲ etiam ibid. οι 31 (IV p. 615,24-26), v. 14 sq. ὑποθερμανθεῖϲα - φλεγμήναϲα ibid. υ 496 (1) Λεόντιοϲ· Τριπόλεωϲ τῆϲ Λυδίαϲ ἐπίϲκοποϲ, Μυϲὸϲ τὸ γένοϲ τῶν πρὸϲ τῷ Ἴϲτρῳ κατῳκημένων, οὓϲ ἀγχεμάχουϲ Ὅμηροϲ καλεῖ (Il. 13,5). τὸν τοιοῦτον Λεόντιον προϲεταιρίζεται ὁ κακόφρων Φιλοϲτόργιοϲ ἐν τῇ βίβλῳ αὐτοῦ ὡϲ ὁμόφρονα τῆϲ Ἀρειανικῆϲ αὐτοῦ κακοφροϲύνηϲ. (2) ὃϲ παῖδα ἕνα ἐϲχηκώϲ, ἐπειδὴ μὴ χρηϲτὰϲ ἐλπίδαϲ αὐτὸν ὑποφαίνοντα πρὸϲ ἀρετὴν εἶδεν, εὐξάμενοϲ, ὥϲ φαϲιν, ἔτι μειράκιον ὄντα ἐποίηϲεν ἀποθανεῖν, κάλλιϲτον ἡγηϲάμενοϲ τὸ πρὸ αἰϲχροῦ τινοϲ καταλύϲαϲθαι τὸν βίον τῶν ϲφαλερῶν κατὰ τὸν βίον ὀλίϲθων ἔξω γενόμενον. (3) κανόνα δὲ αὐτὸν ἐκάλουν τῆϲ ἐκκληϲίαϲ. ἦν δὲ ἐλεύθεροϲ τὴν γνώμην ἐπίϲηϲ εἰϲ πάνταϲ καὶ παρρηϲιαϲτικόϲ. (4) καί ποτε ϲυνόδου γενομένηϲ Εὐϲεβίαϲ τῆϲ Κωνϲταντίου γυναικὸϲ εἰϲ οἴδημα ἀρθείϲηϲ φρονήματοϲ καὶ παρὰ τῶν ἐπιϲκόπων προϲκυνουμένηϲ μόνοϲ οὗτοϲ παρὰ φαῦλον αὐτὴν τιθέμενοϲ οἴκοι ἔμενεν. (5) ἡ δὲ διὰ τοῦτο ὑποθερμανθεῖϲα τοῖϲ θυμοῖϲ καὶ τὴν γνώμην φλεγμήναϲα πέμπει πρὸϲ αὐτὸν αἰτιωμένη καὶ ὑποϲχέϲεϲι κολακεύουϲα, ὡϲ „ἐκκληϲίαν ϲοι μεγίϲτην ἐγερῶ καὶ χρήματα ἐπιδαψιλεύϲομαι, εἰ ἀφίκοιο πρόϲ με.“ (6) ὁ δὲ ἀντεδήλωϲε· „τούτων μὲν εἴ τι βουληθείηϲ τελέϲαϲθαι, ὦ βαϲίλεια, οὐκ ἐμοὶ μᾶλλον ἢ τῇ ϲαυτοῦ ψυχῇ ἴϲθι χαριουμένη. εἰ δὲ θελήϲειαϲ ϯὡϲ ἀφικέϲθαι πρόϲ ϲε ὡϲ τῆϲ ἐπιϲκόποιϲ πρεπούϲηϲ αἰδοῦϲ φυλαχθηϲομένηϲ, ἵν᾽ εἰϲέλθοιμι μὲν ἐγώ, ϲὺ δ᾽ αὐτίκα τοῦ θρόνου τοῦ ὑψηλοῦ καταβᾶϲα μετ᾽ αἰδοῦϲ ὑπαντήϲειαϲ ἐμοὶ καὶ τὴν κεφαλὴν ὑπόϲχοιϲ ταῖϲ ἐμαῖϲ χερϲὶν εὐλογιῶν ἀξιουμένη κἄπειτα καθεϲθείην μὲν αὖ ἐγώ, ϲὺ δ᾽ ἀνεϲτήκοιϲ αἰδουμένη, ὁπόταν δὲ κελεύϲαιμι, καθεδουμένη, ἡνίκα δοίην τὸ ϲύνθημα· εἰ οὕτωϲ αἱρήϲῃ, ἀφικοίμην παρὰ ϲέ· (7) εἰ δ᾽ ἕτερον τρόπον, οὐχ οὕτω πολλὰ δώϲειϲ οὐδ᾽ οὕτω μεγάλα δυνήϲῃ, ὡϲ ἡμᾶϲ τῆϲ προϲηκούϲηϲ τιμῆϲ τοῖϲ ἐπιϲκόποιϲ καθυφιεμένουϲ εἰϲ τὸν θεῖον ἐξυβρίϲαι τῆϲ ἱερωϲύνηϲ θεϲμόν.“ (8) ταῦτα ὡϲ ἀπηγγέλθη, ἀναπίμπραται τὴν ψυχὴν οὐκ 3 – 5 τὸν – ὃϲ A : οὗτοϲ GVM 7 – 9 τίνου GV 19 ϲαυτοῦ A : ϲῇ GVM | χαριζομένη G 20 ϯὡϲ : οὕτωϲ dub. Bidez : ἡμᾶϲ dub. Loofs ap. Bidez : an ⟨με〉 (vel ⟨ἡμᾶϲ〉) οὕτωϲ? | τῆϲ : τοῖϲ V 24 αὖ om. V 25 καθευδουμένη A 26 πολλὰ bis V 27 – 29 ὡϲ – θεϲμόν om. V 29 ψυχὴν A : γνώμην GVM 29 sq. οὐκ – λόγουϲ om. V

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7,6a Suda, Art. Leontios (1) (1) Leontios: Bischof von Tripolis in Lydien, der von den an der Donau lebenden Moesiern stammte, die Homer Nahkämpfer nennt (Il. 13,5). Mit diesem Leontios, seinem Gesinnungsgenossen in der arianischen Boshaftigkeit, macht sich der boshafte Philostorgios in seinem Werk gemein. (2) Als jener sah, dass der einzige Sohn, den er hatte, keinen rechten Grund zu erkennen gab, Tugend von ihm zu erwarten, hat er durch sein Gebet, wie es heißt, bewirkt, dass jener noch als Jüngling verstarb, denn er hielt es für das beste, noch vor einem schändlichen Ereignis aus dem Leben zu scheiden und damit den im Laufe des Lebens auftretenden schlüpfrigen Glätten enthoben zu sein. (3) Richtscheit der Kirche nannte man ihn. Er war ohne Unterschied allen gegenüber frei in seiner Gesinnung und offen in seinen Worten. (4) Als einmal bei einer Synode Eusebia, die Gemahlin des Constantius, sich in arroganter Gesinnung aufblähte und von den Bischöfen fußfällig verehrt wurde, da achtete allein dieser sie gering und blieb zu Hause. (5) Darob empört und vor Wut schäumend, schickte sie zu ihm, um ihm Vorwürfe zu machen und mit Versprechungen zu schmeicheln: „Ich werde dir eine sehr große Kirche errichten und reichlich Geld schenken, wenn du zu mir kommst.“ (6) Der erklärte daraufhin: „Wenn du etwas davon erfüllen willst, Kaiserin, wisse, dass du nicht so sehr mir als vielmehr deinem Herzen einen Gefallen erweisen wirst. Wenn du aber einwilligst, dass ich (?) so (?) zu dir komme, wie es dann geschieht, wenn der Bischöfen geziemende Respekt gewahrt werden wird, was bedeutet, dass ich eintrete, du sofort vom erhabenen Thron herabsteigst, mit Respekt mir entgegentrittst und dein Haupt unter meine Hände hältst, um des Segens gewürdigt zu werden, und umgekehrt ich mich dann setze, du aber respektvoll stehen bleibst, um dich erst, wenn ich dazu auffordere, hinzusetzen, wenn ich nämlich das Zeichen dazu gebe: wenn du dich so entscheiden wirst, dann komme ich zu dir. (7) Anderenfalls wirst du nicht so viel geben können und nicht so viel vermögen, dass wir die den Bischöfen geziemende Ehre preisgeben und gegen die göttliche Satzung des kirchlichen Weiheamtes freveln.“ (8) Als ihr dies gemeldet wurde,

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(E 7) Philostorgius

ἀναϲχετὸν ποιουμένη πρὸϲ Λεοντίου τοιούτουϲ δέξαϲθαι λόγουϲ. καὶ πολλὰ διοιδήϲαϲα καὶ παθηναμένη καὶ πολλὰ ἐκ γυναικείαϲ ἀκροχόλου καὶ κούφηϲ ἀπειλήϲαϲα διανοίαϲ καὶ τἀνδρὶ διηγηϲαμένη πρὸϲ τιμωρίαν ἐξώρμα. ὁ δὲ μᾶλλον ἐπῄνεϲε τὴν ἐλευθερίαν τῆϲ γνώμηϲ καὶ τὴν γυναῖκα παρήνεγκε τῆϲ ὀργῆϲ καὶ ἀποπέμπει εἰϲ 35 τὴν γυναικωνῖτιν. (9) καί ποτε μεταξὺ προκαθημένου τοῦ βαϲιλέωϲ Κωνϲταντίου τῶν ἐπιϲκόπων καὶ ἄρχειν καὶ τῶν ἐκκληϲιῶν ἐθέλοντοϲ οἱ μὲν πολλοὶ πᾶν, ὅτι φήϲειεν, ἐκρότουν καὶ ἐθαύμαζον ἄριϲτα εἰρῆϲθαι διοριζόμενοι, ὁ δὲ ἐϲιώπα. (10) ὡϲ δὲ ἤρετο αὐτὸν ὁ βαϲιλεύϲ, τί ϲιωπᾷ μόνοϲ τῶν πάντων, „θαυμάζω“, ἔφη, „ὅπωϲ 40 ἕτερα διέπειν ταχθεὶϲ ἑτέροιϲ ἐπιχειρεῖϲ, ϲτρατιωτικῶν μὲν καὶ πολιτικῶν πραγμάτων προεϲτηκώϲ, ἐπιϲκόποιϲ δὲ περὶ τῶν εἰϲ μόνουϲ ἐπιϲκόπουϲ ἡκόντων διαταττόμενοϲ“. τὸν δὲ βαϲιλέα καταιδεϲθέντα παύϲαϲθαι τῆϲ ἐν τοῖϲ τοιούτοιϲ ἤδη διακελεύϲεωϲ. τοιοῦτοϲ ἦν ὁ Λεόντιοϲ ἐλευθέριοϲ.

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30 ποιουμένη A : ἡγουμένη G V (teste Bidez) M 33 ἐλεύθερον V 34 παρήνεγκε – καὶ2 om. V 36 καὶ1 : an delend.? | καὶ2 om. GVM 37 καὶ ἐθαύμαζον om. V 39 ϲιωπᾷϲ GM | μόνοϲ – πάντων om. V | ὅπωϲ GVM : ὅτι εἰϲ (ex ὅπ ̣ ϲ a correctore restit. [teste Bidez]) A 40 – 44 ϲτρατιωτικῶν – ἐλευθέριοϲ : καὶ οὕτωϲ ἔπειϲεν ἀπέχειν τῶν ἐκκληϲιαϲτικῶν πραγμάτων V

7,7 sq. Phot. Philost. 7,7 sq. (post 7,6) 7. (1) ὅτι τὸν Οὐαλεντινιανὸν ὁ ἀποϲτάτηϲ τάγματοϲ ἐπάρχοντα ϲτρατιωτικοῦ (κόμηϲ γὰρ ἐχρημάτιζεν τῶν λεγομένων κουρνούτων), ἐπεὶ πάντα πράττων οὐδαμῶϲ αὐτὸν ἴϲχυϲε τῆϲ εὐϲεβείαϲ μεταϲτῆϲαι, παραλύϲαϲ τοῦ ἀξιώματοϲ εἰϲ Θήβαϲ τὰϲ Αἰγυ5 πτίαϲ φυγαδεύει. τοῦτόν φαϲιν, ἡνίκα Κωνϲτάντιοϲ ἐβαϲίλευϲεν, ἰδεῖν τινα τῶν λεγομένων ϲιλεντιαρίων πυρὸϲ φλόγα τοῦ ϲτόματοϲ ἀφιέντα (ἰδεῖν δὲ κατὰ τὸ δειλινόν, ἡνίκα μετὰ τροφὴν τὸν ὕπνον αἱρούμεθα) καὶ ταῦτα ϲημῆναι Κωνϲταντίῳ. (2) καὶ γὰρ ἐκείνου πέμψαντοϲ αὐτὸν διά τινα χρείαν μετακαλέϲαϲθαι τὸν Οὐα10 λεντινιανὸν περιτυχεῖν τῷ θεάματι. ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ τῇ ἀγγελίᾳ δρα· παραμυθούμενοϲ δὲ τὸ οἰκεῖον δέοϲ περὶ τὰ φρούρια τῆϲ Με-

5 ἐβαϲίλευεν dub. Bidez, fort. recte 8 ϲημηνῶν B : corr. Valesius

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os solche Worte zu erhalten. Kräftig plusterte sie sich auf, echauffierte sich, stieß aus weibischem Jähzorn und eitler Gesinnung zahlreiche Drohungen aus, berichtete ihrem Mann und drängte ihn zur Rache. Der aber lobte vielmehr die Freiheit der Gesinnung, brachte seine Frau vom Zorn ab und schickte sie weg in die Frauengemächer. (9) Als einmal der Kaiser Constantius, während er den Bischöfen vorsaß, sogar auch über die Kirchen bestimmen wollte, da applaudierten die meisten allem, was er sagte, und bewunderten es, indem sie erklärten, dass es sehr gut gesagt sei; jener aber schwieg. (10) Als ihn der Kaiser fragte, warum er als einziger von allen schweige, da sagte er: „Ich wundere mich, wieso du, eingesetzt, dich um das eine zu kümmern, an anderes dich machst: Dir obliegt die Leitung der militärischen und politischen Angelegenheiten, du gibst aber Bischöfen Anweisungen über Dinge, die allein Bischöfen zukommen.“ Der Kaiser war beschämt und stoppte die in diesen Angelegenheiten schon ergangene Verfügung. In der Art war Leontios freimütig.

7,7 f. Photios, Philostorgios-Epitome 7,7 f. (nach 7,6) 7. (1) Den Valentinian, der eine Heereseinheit kommandierte (er führte nämlich den Titel eines comes der sogenannten Cornuti), setzte der Abtrünnige, weil er es trotz aller Bemühungen in keiner Weise vermocht hatte, ihn von der wahren Gottesverehrung abzubringen, von seiner Position ab und verbannte ihn nach Theben in Ägypten. Diesen soll, als Constantius Kaiser war, einer der sogenannten silentiarii gesehen haben, wie er Feuer aus dem Mund aussspie (er habe dies am Nachmittag gesehen, wenn wir nach dem Essen schlafen), und es dem Constantius zur Kenntnis gebracht haben. (2) Denn von jenem geschickt, um Valentinian wegen einer Aufgabe herzuholen, war er auf dieses Schauspiel gestoßen. Constantius aber wurde trauen und Furcht gestürzt, bereitete dem Mann aber kein Ungemach; vielmehr beschwichtigte er seine Furcht und schickte ihn ringsum an

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ϲοποταμίαϲ ἐκπέμπει φύλακα τῶν ἐκεῖϲε τόπων ἐϲόμενον καὶ τὰϲ τῶν Περϲῶν ἐπιδρομὰϲ ἀναϲτέλλοντα. 8. (1) ὅτι τὰ περὶ τοῦ μάρτυροϲ Βαβύλα, ὅϲα τε Ἰουλιανὸϲ εἰϲ τὸ μαρτυρικὸν ἐκεῖνο ϲῶμα παρῴνηϲεν ὅϲα τε εἰπεῖν ἐξεβιάϲθη τὰ δαιμόνια καὶ ὅπωϲ κεραυνῷ τὸ τοῦ Ἀπόλλωνοϲ αὐτῷ καθιδρύματι ἀπετεφρώθη τέμενοϲ καὶ ὅϲα ἄλλα κατὰ ἀνθρώπουϲ τε καὶ ὑπὲρ ἀνθρώπουϲ παρεδοξοποιήθη, οὐκ ἐπὶ μέγα παραλλάττοντα τοῖϲ ἄλλοιϲ οὗτοϲ (sc. Philostorgius) ἱϲτορεῖ. (2) λέγει δὲ μαρτυρῆϲαι τὸν ἱερὸν Βαβύλαν ϲὺν τ ρ ι ϲ ὶ π α ι ϲ ί , κ ο μ ι δ ῇ μὲν ν έ ο ι ϲ , τ ὸ γ έ ν ο ϲ δ᾽ ἀ δ ε λ φ ο ῖ ϲ (cf. 7,8a,16). τὸ δὲ μαρτύριον ἀπ᾽ ἀρχῆϲ τοιαύτηϲ προβῆναι· ἐ π ί ϲ κ ο π ο ϲ ἦν τ ῆ ϲ Ἀ ν τ ι ο χ ε ί α ϲ ὁ Βαβύλαϲ. Ν ο υ μ ε ρ ι α ν ῷ δ ὲ τ ῷ Ῥωμαίων β α ϲ ι λ ε ῖ ἤ, ὡϲ ἔνιοι, Δ ε κ ί ῳ φ α ϲ ὶ κ α τ ὰ δ ή τ ι ν α δ α ί μ ο ν α γνώμην ἐμπεϲεῖν π λ η θ υ ο ύ ϲ η ϲ τ ῆ ϲ ἐ κ κ λ η ϲ ί α ϲ ε ἰ ϲ ε λ θ ε ῖ ν ἐν αὐτῇ. (3) τὸν δέ γε τοῦ θεοῦ ἀρχιερέα κατὰ τὰ προπύλαια ϲ τ ά ν τ α τοῦ νεὼ τ ὴ ν ε ἴ ϲ ο δ ο ν ἀποτειχίζειν φ ά ϲ κ ο ν τ α , ὅϲα γε δυνατὸϲ εἴη, μ ὴ π ε ρ ι ό ψ ε ϲ θ α ι λ ύ κ ο ν τ ῷ π ο ι μ ν ί ῳ παρειϲδυόμενον (cf. Joh. 10,11 sq.). καὶ τ ὸ ν μ ὲ ν α ὐ τ ί κ α τῆϲ ὁρμῆϲ ἀνακρουϲθῆναι εἴτε ϲτάϲιν ὑπειδόμενον εἴτε καὶ ἄ λ λ ω ϲ μ ε τ α β ο υ λ ε υ ϲ ά μ ε ν ο ν . (4) τὸν ⟨δ᾽〉 ἐπίϲκοπον π ρ ῶ τ α μ ὲ ν τ ῆ ϲ τ ό λ μ η ϲ αἰτιᾶϲθαι, ἔ π ε ι τ α δὲ κ ε λ ε ύ ε ι ν τὸν ὅϲιον τ ο ῖ ϲ δ α ί μ ο ϲ ι θ ύ ε ι ν · μόνην γὰρ εἶναι τὴν ἐξοϲίωϲιν ταύτην λύϲιν τε τοῦ ἐ γ κ λ ή μ α τ ο ϲ καὶ τῆϲ μετὰ ταῦτα τιμῆϲ τε καὶ δόξηϲ πρόξενον. (5) τ ὸ ν δ ὲ γενναίωϲ πρὸϲ ἕκαϲτον τῶν προτεινομένων ἀντιταξάμενον τὸν μαρτυρικὸν ἀναδήϲαϲθαι ϲτέφανον (cf. 7,8a,12-14). (sequitur 7,9) 14 ἀναϲτελοῦντα dub. Loofs ap. Bidez 17 τὸ Valesius : τῶ B 32 δ᾽ add. Niceph. h. e. 10,28 (PG 146,524 A) 34 – 36 μόνην – πρόξενον a Philost. abiudicavit Bidez 37 ἀναδήϲαϲθαι Niceph. ibid. : ἀναδύϲαϲθαι B

7,8a Mart. Artem. 49,15 sq. 51,1-57,12 (codd. ABMPRSTUV); v. 58/69-107 etiam Suda β 10 (codd. A[GITFVM]) (1) αὐτὸϲ (sc. Iulianus) ... ἐπὶ τὴν Δ οχείαϲ κάλλιϲτον ἐνδιαίτημα. ... (51,1:) ὁ δὲ Ἰουλιανὸϲ ἐπὶ τὴν Δάφ1 – 90 αὐτὸϲ – ψευδωνύμοιϲ deest B | 1 – 62 αὐτὸϲ – Νουμεριανοῦ deest S 2 ἐπὶ : ἐπεὶ P

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die Befestigungsanlagen Mesopotamiens, um als Wächter der dortigen Regionen tätig zu sein und die Angriffe der Perser zurückzuwerfen. 8. (1) Die Begebenheiten um den Märtyrer Babylas, all die Missachtungen, die Julian jenem Märtyrerleichnam hat widerfahren lassen, was die Dämonen zu sagen gezwungen wurden, wie der Apollontempel samt dem Weihebild durch Blitzschlag zu Asche wurde, und alles andere, was nach menschlichem Ermessen und darüber hinaus unerwartet geschah: darüber berichtet dieser (d. h. Philostorgios) ohne große Abweichungen von den anderen. (2) Danach erlitt der heilige Babylas das Martyrium mit d r e i K i n d e r n , d i e n o c h s e h r j u n g u n d B r ü d e r waren (vgl. 7,8a,16); dieses Martyrium habe sich aus folgendem Anlass ergeben: Babylas war B i s c h o f v o n A n t i o c h e i a . D e r römische K a i s e r N u m e r i a n u s oder nach einigen D e c i u s s o l l a u f E i n w i r k u n g e i n e s D ä m o n h i n auf den Gedanken verfallen sein, d i e v o l l b e s e t z t e K i r c h e z u b e t r e t e n . (3) Gottes Bischof t r a t jedoch in den Eingangsbereich des Kirchengebäudes und verwehrte ihm d e n Z u g a n g m i t d e n Wo r t e n , d a s s e r , soweit er dazu in der Lage sei, e s n i c h t z u l a s s e n w e r d e , d a s s e i n Wo l f i n s e i n e H e r d e eintauche (vgl. Joh. 10,11 f.). S o f o r t l i e ß s i c h j e n e r von seinem Vorhaben a b b r i n g e n , s e i e s w e i l e r e i n e n A u f s t a n d k o m men sah oder auch weil er aus ei nem anderen G r u n d s e i n e A n s i c h t g e ä n d e r t h a t t e . (4) Was aber den Bischof angeht, so beschuldigte er ihn z u e r s t d e r D r e i s t i g k e i t , d a n n b e f a h l e r dem Heiligen, d e n G ö t z e n z u o p f e r n ; denn allein dies sei die angemessene Sühne und Erlösung von dem Vo r w u r f und geeignet, ihm danach Ehre und Ruhm einzutragen. (5) D e r a b e r widerstand tapfer jedem dieser Ansinnen und wand die Märtyrerkrone um sein Haupt (vgl. 7,8a,12-14). (folgt 7,9)

7,8a Martyrium des Artemius 49 u. 51-57 (1) Er selbst (d. h. Julian) begab sich nach Daphne, dem schönsten Wohngebiet Antiocheias. ... (51:) Julian b in die Vorstadt Daphne, um Apollon Opfer zu bereiten, und in der Er-

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νην ὥρμηϲε τὸ προάϲτειον, ὡϲ προέφημεν, θυϲίαϲ ἑτοιμαζόμενοϲ τῷ Ἀπόλλωνι καὶ χρηϲμοὺϲ παρ᾽ αὐτοῦ δέξαϲθαι προϲδοκῶν. (2) ἡ δὲ Δάφνη προάϲτειόν ἐϲτι τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἐπὶ τῶν ὑψηλοτέρων αὐτῆϲ χωρίων κείμενον, ἄλϲεϲι παντοίοιϲ ϲυνηρεφέϲ. πολυπρεμνότατον γὰρ καὶ πολυκαρπότατόν ἐϲτι τὸ χωρίον· ἔνθα τῶν τε ἄλλων παντοίων δένδρων καὶ δὴ καὶ κυπαρίττων ἐξαίϲιον πεφύτευται χρῆμα πρόϲ τε κάλλοϲ καὶ ὕψοϲ καὶ μέγεθοϲ οὐ ϲυμβλητὸν νάματά τε πανταχῆ διαθέει ποτίμων ὑδάτων, μεγίϲτων αὐτόθι πηγῶν ἀναδιδομένων, ἀφ᾽ ὧν καὶ ἡ πόλιϲ ἐν ὀλίγαιϲ δὴ πόλεων ἐνυδροτάτη τυγχάνειν δοκεῖ. (3) καὶ μὴν καὶ οἰκοδομαῖϲ λαμπραῖϲ καταλύϲεων καὶ λουτρῶν καὶ τῶν ἄλλων καταϲκευῶν εἴϲ τε χρείαν καὶ κόϲμον εὖ μάλα πολυτελῶϲ ἐξήϲκηται τὸ χωρίον. (4) ἐνταῦθα καὶ ἄλλων μὲν δαιμόνων ναοί τε καὶ ἀγάλματα ἦν, διαφερόντωϲ γε μὴν τὸ τοῦ Ἀπόλλωνοϲ ἐξ ἀρχαίων τῶν χρόνων ἐνυπῆρχε θεραπευόμενον. αὐτόθι γὰρ καὶ τὸ περὶ τὴν Δάφνην τὴν παρθένον ϲυμβῆναι πάθοϲ ὁ Ἑλληνικὸϲ ἔπλαϲε μῦθοϲ, ἧϲ δὴ καὶ μάλιϲτα φέρειν ἔτι δοκεῖ τὴν ἐπωνυμίαν ὁ τόποϲ. (5) τὸ δὲ ἄγαλμα τοῦ Ἀπόλλωνοϲ τοιόνδε τὴν καταϲκευὴν ἦν· ἐξ ἀμπέλου μὲν αὐτῷ ϲυνεπεπήγει τὸ ϲῶμα πανθαυμάϲτῃ δὴ τέχνῃ πρὸϲ μιᾶϲ ϲυμφυΐαϲ ἰδέαν ϲυναρμοϲθέν, χρυϲῷ δὲ πᾶϲ ὁ περικείμενοϲ πέπλοϲ ἀμφιεννύμενοϲ τοῖϲ παραγεγυμνωμένοιϲ καὶ ἀχρύϲοιϲ τοῦ ϲώματοϲ εἰϲ ἄφραϲτόν τι ϲυνεφθέγγετο κάλλοϲ. (6) ἑϲτῶτί τε μετὰ χεῖραϲ ἦν ἡ κιθάρα μουϲηγετοῦντά τινα ἐκμιμουμένῳ. αἵ τε κόμαι καὶ τῆϲ δάφνηϲ ὁ ϲτέφανοϲ τὸν χρυϲὸν ἀναμὶξ ἐπήνθουν, ὡϲ ἔμελλε χάριϲ ἐξαϲτράπτειν πολλὴ τοῖϲ θεαϲομένοιϲ. (7) ὑακίνθ⟨ιν〉οί τε αὐτῷ δύο λίθοι μεγάλοι τὸν τῶν ὀφθαλμῶν ἐξεπλήρουν τύπον κατὰ μνήμην τοῦ Ἀμυκλαίου παιδὸϲ Ὑακίνθου. καὶ ἀεὶ τὸ τῶν λίθων κάλλοϲ καὶ μέγεθοϲ τὸν μέγιϲτον προϲετέλει τῷ ἀγάλματι κόϲμον ἐνταθέντων περιττῶϲ πρὸϲ ἀξιοπρέπειαν αὐτοῦ τῶν ἐργαϲαμένων, ἵν᾽ ὅτι πλείϲτοιϲ 3 τὸ πρὸϲ ἄϲτεῖον P | ὡϲ προέφημεν : ὥϲπερ ἔφημεν A 4 δέξαϲθαι : an δέξεϲθαι vel δέξαϲθαι ἂν? 7 ἐϲτι : ἐτι U 8 καὶ2 om. M | post ἐξαίϲιον add. τι A 9 ὕψωμα R 10 ποταμῶν M 11 δὴ : δὲ R 11 sq. εὐηδρωτάτη T 12 λαμπρῶν MV 14 μάλα καὶ A (teste Kotter) 17 τὸ om. P 20 μὲν om. A (teste Kotter) 21 πανθαυμάϲτῃ AMPRUV : θαυμαϲία T | δὴ PRU : om. A : τῆ M (teste Bidez) V : τινι T 22 πέπλοϲ : αὐτῶ πέπλω V 24 ϲυνεφθέγγετο APRU : ϲυνεφαίνετο MV : ϲυνεπεφέρετο T 26 χρυϲοῦν PT | ἔμελλε (teste Kotter) MTUV : -ψειν PR 27 θεαϲομένοιϲ AMV : θεηϲομένοιϲ PRU : θεομένοιϲ T | ὑάκινθοί codd. : corr. Kassel 28 τόπον Ra.c. 29 ἀεὶ : δὴ dub. Mendelssohn ap. Bidez | κάλλοϲ om. R 30 sq. ἐνταθέντων – ἐργαϲαμένων om. T 30 ἐντιθέντων MV 30 sq. περιττῶϲ : ἀξίωϲ V 31 ἀξιορρέπειαν codd. : corr. Bidez

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wartung, von ihm Orakel zu empfangen. (2) Daphne ist ein Vorort Antiocheias, der in dessen höheren Gegenden liegt und mit mannigfaltigen Hainen dicht bedeckt ist. Denn die Gegend ist überaus reich an Bäumen und Früchten: Eine außergewöhnliche Pracht an Bäumen aller Art, vor allem an Zypressen, ist dort gepflanzt, unvergleichlich an Schönheit, Höhe und Größe; überall fließen Bäche mit trinkbarem Wasser, da dort sehr kräftige Quellen entspringen, weswegen die Stadt auch höchst wasserreich zu sein scheint, wie es nur wenige sind. (3) Darüber hinaus ist der Ort durch glänzende Bauten, Herbergen nämlich, Bäder und die anderen Einrichtungen, überaus kostspielig hinsichtlich Nutzen und Zierde ausgestattet. (4) Dort gab es auch Tempel und Weihebilder anderer Götzen, in herausragender Weise aber war es das des Apollon, das dort seit alten Zeiten verehrt wurde. Denn hier soll sich gemäß den Erfindungen des griechischen Mythos das, was der Jungfrau Daphne widerfuhr, ereignet haben, deren Namen ja gerade der Ort noch zu tragen scheint. (5) Die Statue Apollons war in folgender Weise gearbeitet: Sein Körper war in ganz staunenswerter Kunst aus Rebenholz zusammengefügt worden und vermittelte in seiner harmonischen Zusammensetzung den Eindruck einer natürlich gewachsenen Einheit. Das umgelegte Gewand war ganz mit Gold überzogen und bildete mit den entblößten und nicht in Gold gearbeiteten Teilen des Körpers einen Einklang von unbeschreiblicher Schönheit. (6) Stehend und in den Händen die Leier haltend, glich er dem Anführer eines musischen Reigens. Die Haare und der Lorbeerkranz ließen im Wechsel miteinander ihr Gold erblühen, denn vor den Betrachtern sollte viel Anmut aufblitzen. (7) Zwei große Hyazinth-Steine füllten die Augenmulde aus in Erinnerung an Hyakinthos, den Knaben aus Amyklai. Stets haben Schönheit und Größe der Edelsteine den größten Anteil zum Schmuck des Weihebildes beigetragen, denn die Künstler haben außerordentlich viel Mühe auf dessen Wohlgestalt verwandt, damit möglichst viele der Täuschung

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ἀπατᾶϲθαι περὶ αὐτοῦ ϲυμβαίνῃ τῷ περικαλλεῖ τῆϲ προφαινομένηϲ μορφῆϲ εἰϲ τὸ προϲκυνεῖν αὐτῷ δελεαζομένοιϲ. (8) ὅπερ οὖν καὶ αὐτὸϲ ὁ Ἰουλιανὸϲ πεπονθὼϲ ἦν· πλείονα γοῦν ἢ ϲύμπαϲι τοῖϲ ἄλλοιϲ ἀγάλμαϲι προϲῆγε τὴν θεραπείαν χιλιόμβαϲ ὅλαϲ ἐξ ἑκάϲτου γένουϲ αὐτῷ θυόμενοϲ. (9) ἐπεὶ δὲ αὐτῷ πάντα ποιοῦντι καὶ πραγματευομένῳ, ὅπωϲ χρῴη τὸ ἄγαλμα, πλέον ἦν οὐδέν, ἀλλὰ τοῦτό τε καὶ τὰ λοιπὰ αὐτόθι ϲύμπαντα ἀγάλματα βαθεῖα ϲιωπὴ κατεῖχεν, ἐνταῦθα νομίϲαϲ τὰ ἀπὸ τῆϲ γοητείαϲ ἐνδεῖν, ἣν ἱερουργίαν καλοῦϲιν Ἕλληνεϲ, Εὐϲέβιόν τινα μέγιϲτον ἐπὶ τῷ ταῦτα δύναϲθαι κεκτημένον ἐν Ἕλληϲι κλέοϲ μεταπεμψάμενοϲ τούτῳ προϲέταττεν ἐπίπνουν ὅτι μάλιϲτα καὶ ἐνεργὸν ἀποφαίνειν μηδενὸϲ ὧν εἰϲ τοῦτο προϲδεῖν αὐτῷ νομίζοι φειϲάμενον. (10) τῷ δὲ ἐπειδὴ πάϲαϲ ἑαυτοῦ κεκινηκότι τὰϲ μηχανὰϲ καὶ μηδέν, ὅτι πλέον ἂν ἐπινοήϲειεν, ὑπολειπομένῳ τὸν ὅμοιον ἐϲεϲιωπήκει καὶ κατὰ φύϲιν τρόπον οὐδέν τι μᾶλλον ἢ καὶ πρόϲθεν φθεγγόμενον, ἐνταῦθα ἤδη πρὸϲ τοῦ Ἰουλιανοῦ ἐρωτώμενοϲ, καθότι μάλιϲτα ϲιωπῴη καὶ ταῦτα πάντων τελεϲθέντων ἐπ᾽ αὐτῷ τῶν νομιζομένων παρ᾽ αὐτοῖϲ, τὸν Βαβύλαν ἔφη τῆϲ ϲιωπῆϲ τούτου τε καὶ τῶν λοιπῶν ἀγαλμάτων αἰτιώτατον εἶναι αὐτοῦ ἐν τῇ Δάφνῃ κείμενον ὡϲ τῶν θεῶν τὸν νεκρὸν αὐτοῦ βδελυττομένων καὶ διὰ τοῦτο τοῖϲ ἕδεϲι ϲφῶν ἐπιφοιτᾶν οὐκ ἀνεχομένων. (11) οὐ γὰρ ἠβούλετο τὴν ἀληθεϲτάτην αἰτίαν εἰπεῖν οὐ παντάπαϲί γε αὐτῆϲ ἀνεπαίϲθητοϲ γεγονώϲ, ὅτι δὴ κρείττων δύναμιϲ ϲαφῶϲ ἦν ἡ τὰϲ τῶν δαιμόνων ἐνεργείαϲ πεδηϲαμένη, ἄλλωϲ τε καὶ τοῦ δαίμονοϲ αὐτῷ τοῦ τὸν Ἀπόλλωνα ὑποκρινομένου ϲαφῶϲ καὶ διαρρήδην, ὡϲ λέγεται, εἰρηκότοϲ μὴ δύναϲθαι ἀποκρίναϲθαι διὰ Βαβύλαν. 32 αὐτοῦ : αὐτὸ A (teste Kotter) 33 αὐτοῖϲ R 35 ἄλλοιϲ om. R 36 πάντα ποιοῦντι : ποιοῦντι ταῦτα T 40 τῷ AU : τὸ MR (teste Bidez) PV : om. T 41 ἐν om. A (teste Kotter) | τούτῳ APRU : τοῦτο M (teste Bidez) TV 42 post μάλιϲτα add. τὸ ἄγαλμα T 43 φειϲαμένῳ A | τῷ : τὸ A (teste Kotter) 44 αὐτοῦ A (teste Winkelmann) | κεκινηκότοϲ A (teste Kotter) 44 sq. ὑπονοήϲειεν MPTV 45 φύϲει P 46 οὐδέν : οὐδέ AV | μᾶλλον ἢ om. V | πρόϲθε AU (teste Kotter, ut vid.) R | φθεγγόμενοϲ T 47 τοῦ om. M | ante καθότι add. καὶ omnes codd. praeter A (teste Kotter) 48 παρ᾽ : ἐπ᾽ MV 49 ante ἔφη add. ἔϲεϲθαι omnes codd. praeter A (teste Kotter) | τε om. A 50 κείμενον Mendelssohn ap. Bidez : κειμένου codd. | τῶν : τὸν M (teste Bidez) V 51 ἔθεϲι MTV 52 ἐβούλετο U 53 οὐ RU : ὁ A (teste Kotter) MPTV | δὴ : δεῖ M (teste Kotter) 54 ἦν ϲαφῶϲ MV | ϲαφῶϲ 57 ἀποκρίναϲθαι om. T

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erliegen und sich durch die übergroße Schönheit der äußeren Gestalt zu dessen Anbetung verlocken lassen. (8) Das hatte nun auch Julian erlebt; jedenfalls ließ er ihm mehr Verehrung zukommen als allen anderen Weihebildern zusammen, indem er ihm ganze Tausendopfer von jeder Tierart darbrachte. (9) Als er aber mit all seinen Maßnahmen und Bemühungen darum, dass das Standbild ein Orakel gebe, keinen Erfolg erzielte, sondern dieses und alle übrigen Standbilder dort in tiefes Schweigen gehüllt waren, da glaubte er, dass die Mittel der Zauberei vonnöten seien, die die Heiden Hierurgie nennen. So ließ er einen gewissen Eusebios, der wegen dieser Fähigkeit unter den Heiden höchst berühmt war, herbeiholen und trug diesem auf, es (d. h. das Weihebild) soweit wie möglich zu Inspiration und Tatkraft zu bringen, wobei er an nichts sparen sollte, was seiner Meinung nach dafür notwendig war. (10) Obwohl dieser all seine Künste aufbot und schließlich nichts mehr übrig war, was er sich noch ausdenken konnte, blieb es ihm gegenüber in gleicher, seiner Natur entsprechender Weise stumm und gab keinen Ton mehr als vorher von sich. Als er daraufhin von Julian gefragt wurde, warum genau es schweige und das, wo doch dafür alles bei ihnen Gebräuchliche vollbracht worden sei, sagte er, dass Babylas der Hauptschuldige für das Schweigen dieses und der übrigen Weihebilder sei: hier in Daphne liege er begraben, und da die Götter seinen Leichnam verabscheuten, brächten sie es nicht über sich, ihre Wohnsitze aufzusuchen. (11) Er wollte nämlich nicht den eigentlichen Grund nennen, obwohl dieser ihm keineswegs unbemerkt geblieben war, dass es nämlich eindeutig eine stärkere Macht gab, die die Kräfte der Dämonen fesselte, zumal ihm der Dämon, der den Apollon vorspielte, klar und ausdrücklich, wie es heißt, gesagt hatte, dass er nicht antworten könne wegen Babylas.

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(12) (pergit Mart. Artem. [= (Suda β 10 [= Sud.]) Βαβύλαϲ· Art.]) ὁ γὰρ δὴ Βαβύλαϲ 70 ἐ π ί ϲ κ ο π ο ϲ Ἀντιοχείοὗτοϲ λέγεται ἐ π ί ϲ κ ο π ο ϲ α ϲ . οὗτοϲ, φ α ϲ ί , Ν ο υ μ ε μὲν γενέϲθαι τ ῆ ϲ Ἀ ν τ ι ο ρ ι α ν ῷ , οἱ δὲ Δ ε κ ί ῳ , κ α χείαϲ. Νουμεριανῷ δὲ τὰ δή τινα δαίμονα τῷ βαϲιλεῖ εἰϲελθεῖν ε ἰ ϲ ε λ θ ε ῖ ν εἰϲ π λ η θ ύ ο υ βουλομένῳ ἐν τῇ τῶν Χριϲτι75 ϲ α ν τὴν ἐκκληϲίαν ανῶν ἐ κ κ λ η ϲ ί ᾳ κ α τ ὰ δ ή προθυμουμένῳ ϲ τ ὰ ϲ π ρ ὸ τ ι ν α ἑορτὴν ϲ τ ὰ ϲ π ρ ὸ τ ῶ ν θ υ ρ ῶ ν ἀντιϲχεῖν (cf. τ ῶ ν θ υ ρ ῶ ν διεκώλυϲεν εἰϲελθεῖν (cf. 7,8,2) 7,8,2) (pergunt Art. et Sud.) φάϲκων εἰϲ δύναμιν μὴ περιόψεϲθαι λύκον τῷ ποιμνίῳ ἐπειϲερχόμενον (cf. Joh. 10,11 sq.). (13) τὸν δὲ παραυτίκα μὲν ἀνακρουϲθῆναι τῆϲ εἰϲόδου, εἴτε ϲτάϲιν τοῦ ὄχλου ὑπειδόμενον εἴτε καὶ ἄλλωϲ αὐτῷ μεταβουλευθέν. ἐν χαλεπῷ μέντοι τὴν ἀντίϲταϲιν τοῦ ἐπιϲκόπου ποιηϲάμενον, ἐπειδὴ ὡϲ ἑαυτὸν ἐπὶ τὰ βαϲίλεια ἀπηλλάγη, παραϲτήϲαϲθαί τε αὐτὸν καὶ πρῶτα μὲν τὴν τόλμαν τῆϲ κωλύϲεωϲ ἐγκαλεῖν, ἔπειτα μέντοι κελεύειν αὐτὸν τοῖϲ δαίμοϲι θύειν, εἰ βούλοιτό γε τὴν ἐπὶ τῷ ἐγκλήματι δίκην διαφυγεῖν. (14) τὸν δὲ πρὸϲ τὴν ἔγκληϲιν ἀπολογήϲαϲθαι καὶ τὴν πρόκληϲιν διακρούϲαϲθαι, τὴν μὲν φήϲαντα ποιμένι ὄντι ἑαυτῷ πάντα προϲήκειν ὑπὲρ τοῦ ποιμνίου προθυμεῖϲθαι, τὴν δὲ μὴ ἂν ἑλέϲθαι τοῦ ὄντωϲ ὄντοϲ ἀποϲτάντα θεοῦ ψευδωνύμοιϲ ὀλετῆρϲι δαίμοϲι θύειν. (15) εἶθ᾽ ὁ μὲν ὡϲ ἑώρα μὴ πειθόμενον, προϲέταξεν αὐτὸν ἁλύϲεϲι καὶ πέδαιϲ ἐνδηϲαμένουϲ τὴν ἐπὶ θανάτῳ ἄγειν τῆϲ κεφαλῆϲ ἀφαιρήϲονταϲ. ὁ δὲ ἐπειδὴ ἤγετο τεθνηξόμενοϲ, ταύταϲ ἀναλαβὼν

62 – 64 Νουμεριανὸν δὲ τὸν βαϲιλέα ... βουλόμενον Art. A 62 δ ὲ hinc adest Art. S 67 διεκώλυεν Art. MV 74 εἰϲ : ἐκ Sud. M 76 post ϲ τ ὰ ϲ add. γὰρ Sud. AGIFM 79 προόψεϲθαι Sud. M 81 ἀνακρουϲθῆναι Sud. : ἀποκρ- Art. (teste Bidez) | εἴτε δὴ Art. | τοῦ ὄχλου Sud. : τινὰ πρὸϲ τοῦ ὄχλου ἔϲεϲθαι Art. | post ὑπειδόμενον add. εἴτε θείᾳ δυνάμει ϲυμποδιϲθέντα Sud. T 82 αὐτῶν Sud. A, Art. PRT 83 ἐπειδὴ Sud. : ἐπεὶ δὲ Art. | αὐτὸν Art. A (teste Kotter) 84 τε om. Art. A | καὶ Sud. : ἐπὶ τοῦ βήματοϲ ἀπολογηϲόμενον ἐκέλευϲε καὶ δὴ παραϲτάντοϲ αὐτοῦ Art. 84 sq. τόλμαν Art. : αἰτίαν Sud. 85 ἐνεκάλει Art. | κελεύει Art. 86 – 90 εἰ – θύειν om. Art. A 87 ἐπέγκληϲιν Sud. | πρόϲκληϲιν Art. P 88 ὄντι ὄντοϲ ὄντωϲ vel ὄντωϲ ὄντωϲ Art. MRSUV : ὄντωϲ Sud. (ὄντοϲ A), Art. PT 90 ἀποϲτάντα om. Art. V | θεὸν Art. M | post ψευδωνύμοιϲ add. καὶ Sym. Metaphr. mart. Artem. 35 (PG 115,1200 B) | ὀλετῆρϲι hinc adest Art. B 92 ἐνδυϲαμένουϲ Sud. ITM | θάνατον Art. ABMPV

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(12) (weiterhin Mart. Artem.) (Suda, Art. Babylas [2]) Babylas: B i s c h o f v o n A n t i Dieser Babylas soll nämlich o c h e i a . Dieser s o l l, als Bischof von AntioN u m e r i a n u s, nach anderen c h e i a gewesen sein. Als d e r Decius, auf EinwirK a i s e r N u m e r i a n u s an kung eines Dämon hin einem Festtag in die K i r c h e beabsichtigte, d i e v o l l b e der Christen eintreten setzte Kirche zu bewollte, t r a t jener v o r d a s t r e t e n , v o r d a s To r To r und hinderte ihn hineing e t r e t e n s e i n und sich wizugehen (vgl. 7,8,2) dersetzt haben (vgl. 7,8,2) (weiterhin Mart. Artem. u. Suda) mit den Worten, dass er nach Möglichkeit nicht zulassen werde, dass ein Wolf in seine Herde eindringe (vgl. Joh. 10,11 f.). (13) Dieser ließ sich sofort vom Betreten zurückdrängen, sei es weil er einen Aufstand der Menge kommen sah oder auch weil sich aus einem anderen Grund seine Ansicht geändert hatte. Gleichwohl ärgerte er sich über den Widerstand des Bischofs, und so ließ er, als er sich in seine Kaiserresidenz zurückbegeben hatte, ihn holen und erhob zuerst Vorwürfe wegen der Dreistigkeit der Behinderung, dann befahl er ihm, den Götzen zu opfern, wenn er der Strafe, die mit dem Vorwurf verbunden war, entkommen wolle. (14) Dieser aber verteidigte sich gegen den Vorwurf und wies die Aufforderung zurück: Zu ersterem sagte er, dass es ihm als Hirten obliege, alles für die Herde zu unternehmen, und zu letzterer bemerkte er, dass er sich schwerlich dafür entscheiden werde, von dem wahrhaft existierenden Gott abzufallen und Dämonen, Verderbern mit falschen Namen, zu opfern. (15) Daraufhin hat jener, weil er sah, dass man ihn nicht überzeugen könne, angeordnet, ihn mit Ketten und Fußfesseln zu binden und zur Hinrichtung zu

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ᾖδε τὰϲ τοῦ ψαλμοῦ ῥήϲειϲ· „ἐπίϲτρεψον, ψυχή μου, εἰϲ τὴν ἀνάπαυϲίν ϲου, ὅτι κύριοϲ εὐεργέτηϲέ ϲε“ (Ps. 114,7). (16) φαϲὶ δὲ καὶ τρεῖϲ παῖδαϲ ἀδελφοὺϲ τὸ γένοϲ κομιδῇ νέουϲ (cf. 7,8,2) ὑπ᾽ αὐτῷ ἀνατρεφομένουϲ ἁρπαγῆναί τε καὶ αὐτοὺϲ ὑπὸ τοῦ βαϲιλέωϲ καί, ὡϲ οὐδ᾽ αὐτοὶ θύειν ἤθελον καίτοι παντοίαϲ ἀνάγκηϲ αὐτοῖϲ προϲαγομένηϲ, καὶ αὐτοὺϲ ἐκέλευϲε τῶν κεφαλῶν ἀφαιρεῖν. οὕϲ, ἐπειδὴ ἧκον εἰϲ τὸ προκείμενον χωρίον, ὁ Βαβύλαϲ ἑαυτοῦ προϲτηϲάμενοϲ προτέρουϲ προϲῆγε τῷ ξίφει τοῦ μή τινα τρέϲαντα αὐτῶν ἀναδῦναι τὸν θάνατον. (17) καὶ ἀποτεμνομένων ταύτην ἀνειπὼν τὴν φωνήν· „ἰδοὺ ἐγὼ καὶ τὰ παιδία, ἅ μοι ἔδωκεν ὁ θεόϲ“ (Jes. 8,18; Hbr. 2,13), ἔπειτα καὶ αὐτὸϲ προὔτεινε τὸν αὐχένα τῷ ξίφει ἐντειλάμενοϲ τοῖϲ τὸ ϲῶμα αὐτοῦ ἀναλεξομένοιϲ τὰϲ ἁλύϲειϲ καὶ τὰϲ πέδαϲ αὐτῷ ϲυνθάψαι, „ἵν᾽ ᾖ μοι ταῦτα“, φηϲί, „κειμένῳ κόϲμοϲ.“ καὶ νῦν μετ᾽ αὐτοῦ, ὥϲ φαϲι, ταῦτα τυγχάνει κείμενα. (18) (deficit Sud., pergit Art.) τοῦτον τὸν Βαβύλαν ὁ Ἰουλιανὸϲ ἐπειδὴ πρὸϲ τοῦ Εὐϲεβίου ἤκουϲε κώλυμα τοῖϲ ἀγάλμαϲιν εἶναι τοῦ μὴ χρᾶν, αὐτίκα προϲέταξεν αὐτῇ θήκῃ (λίθου δ᾽ ἐϲτὶ μεγάλου πεποιημένη) μετάγειν ἐκ τῆϲ Δάφνηϲ, οἷϲ τι τοῦτο διαφέρει, πόρρω που αὐτῶν ἀλλαχόϲε, ἵνα καὶ ᾗ βούλονται, μεταϲτηϲαμένουϲ. (19) εὐθὺϲ οὖν ὁ τῆϲ πόλεωϲ ὄχλοϲ προχυθέντεϲ ὡϲ ἐπὶ μεγάλῃ αἰτίᾳ καὶ περιβαλλόμενοι εἷλκον τὴν θήκην. ἡ δὲ ὡϲ οὐχ ὑπ᾽ ἀνθρώπων ἑλκομένη μᾶλλον ἢ κρείττονοϲ αὐτὴν κινούϲηϲ δυνάμεωϲ ἔφθανε τὴν τῶν ἀγόντων προθυμίαν ἐφεπομένη. (20) αὐθήμερόν γέ τοι 94 τὰϲ post ψαλμοῦ transpos. Art. 95 εὐηργέτηϲε Sud. M, Art. ABMPRSTV 97 καὶ pr. om. Sudae codd. praeter T 99 ἐκέλευϲε Sud. : κελεῦϲαι τὸν βαϲιλέα Art. 100 ἑαυτοῦ Sud., Art. ST : ἑαυτῷ Art. ABMPRUV 101 προϲῆγε post ξίφει transpos. Art. P | αὐτὸν Art. R 102 ἀποτεμνομένων αὐτῶν Art. S | ἀνειπὼν Sud. Aa.c.GITFVMa.c., Art. APSTU : ἀνειπὸν Sud. Ap.c.Mp.c. : ἂν εἰπὼν Art. BR : εἰπὼν Art. MV 104 ἔπειτα καὶ αὐτὸϲ Art. (κ. αὐτ. μετέπειτα T) : ἔπειτα αὐτὸϲ Sud. | τὸν αὐχένα Sud. : τὸν οἰκεῖον αὐτοῦ αὐχένα Art. (τ. οἰκ. αὐχ. αὐτ. V, τ. οἰκ. αὐχ. Τ) post ξίφει add. τελειωθῆναι Art. T 105 ἀναλεξομένοιϲ Art. UV : -λεξα- Art. BPST MR (teste Bidez) : -λεξόμενοϲ Art. A (teste Kotter) : ϲυλλεξομένοιϲ Sud. 106 ante κειμένῳ add. καὶ Art. A (teste Kotter) T 107 καὶ νῦν μετ᾽ αὐτοῦ Sud. : καὶ οὖν καὶ (νῦν add. B) μετ᾽ αὐτῶν Art. BPRSU : καὶ δὴ καὶ (om. T) μετ᾽ αὐτῶν Art. AT : καὶ μετ᾽ αὐτῶν οὖν Art. MV | ὥϲ – κείμενα Sud. : Art. (ὥϲ φ., κ. A) 109 ἤκουϲται P 111 ἐκ : ἀπὸ T 112 αὐτὸν ABRSUV | καὶ ᾗ Batiffol : ἧ (vel ἣ vel ἢ) καὶ BMPRSV : εἶ καὶ T : καὶ AU | βούλωνται BS | μεταϲτηϲαμένουϲ codd. (-μένοιϲ A) : -ϲομένουϲ dub. Bidez 114 καὶ om. MTV | περιλαβόμενοι A 115 νικούϲηϲ M 116 τὴν τῶν ἀγόντων om. R

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führen, um ihn zu enthaupten. Als er abgeführt wurde, um zu sterben, erhob er die Stimme und sang die folgenden Psalmworte: „Wende dich, meine Seele, deiner Ruhe zu, denn der Herr hat dir Gutes getan“ (Ps. 114,7). (16) Man sagt, dass auch drei Kinder – Brüder, die sehr jung waren (vgl. 7,8,2) und von ihm aufgezogen wurden – ebenfalls vom Kaiser ergriffen wurden, und als auch diese nicht opfern wollten, obwohl man ihnen allerlei Gewalt zufügte, hat er befohlen, auch sie zu enthaupten. Als diese zum vorgesehenen Platz kamen, stellte Babylas sie vor sich und führte sie als erste zum Schwert, damit keiner von ihnen aus Angst vor dem Tod zurückwich. (17) Während sie enthauptet wurden, stieß er folgenden Ruf aus: „Seht her: ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat“ (Jes. 8,18; Hbr. 2,13). Dann streckte er seinerseits den Nacken unter das Schwert, wobei er denen, die seinen Körper bergen sollten, den Auftrag gab, die Ketten und die Fußfesseln mit ihm zu bestatten, „damit dies mein Grabschmuck ist“, wie er sagte. Die Sachen liegen jetzt noch, wie es heißt, bei ihm. (18) (Mart. Artem. allein) Als Julian von Eusebios erfuhr, dass dieser Babylas es sei, der die Weihebilder daran hindere, Orakel zu geben, gab er sofort denen, die dies irgendwie interessierte, den Auftrag, ihn mit dem Sarg (er ist aus einem großen Stein gefertigt) aus Daphne wegzubringen, wobei sie ihn weit weg von jenen anderswohin, wohin und wie sie wollten, transportieren sollten. (19) Sofort strömten angesichts des bedeutsamen Anlasses die städtischen Massen nach draußen, umringten den Sarkophag und zogen an ihm. Der aber folgte schneller, als beim Eifer derer, die ihn fortbe-

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αὐτὴν ϲταδίουϲ πλέον ἢ πεντήκοντα κομιϲάμενοι ἐν τῷ καλουμένῳ κοιμητηρίῳ κατέθεϲαν· ἔϲτι δὲ πρὸ τῆϲ πόλεωϲ οἶκοϲ ϲώματα παλαιῶν ἀνδρῶν καὶ ἐνίων γε ἐπ᾽ εὐϲεβείᾳ μαρτυρουμένων πολλὰ δεδεγμένοϲ. τότε μὲν οὖν ἐνταῦθα τὴν θήκην εἰϲεκόμιϲαν. (21) ὁ δὲ Ἰουλιανὸϲ παρεϲκευάζετο πλῆθοϲ ἱερείων τε καὶ ἀναθημάτων ὡϲ τῇ ὑϲτεραίᾳ ϲὺν αὐτοῖϲ εἰϲ τὴν Δάφνην ἀναβηϲόμενοϲ, νῦν γε δὴ πάντωϲ ἐλπίζων, εἰ μὴ τῶν ἄλλων, ἀλλὰ τοῦ γε Ἀπόλλωνοϲ τεύξεϲθαι ἀποκριθηϲομένου. (22) ἐπὶ τοῦτον γὰρ αὐτῷ πᾶϲα τῆϲ προθυμίαϲ ἡ ἐλπὶϲ ἦν καὶ ὁ τόνοϲ ὡϲ αὐτῷ τι μᾶλλον ἢ ἑτέρῳ τὸ τοιοῦτον διαφέρον κατά τε τὴν μαντικὴν τέχνην καὶ ὅτι αὐτῷ τὸ χωρίον ἀνεῖτο ἡ Δάφνη, νομίζοντι αὐτὸν ἔν γε τῷ οἰκείῳ τόπῳ εἰκότωϲ ἢ τῶν ἄλλων ἄν τινα δαιμόνων ἰϲχύειν. (23) ὁ δὲ Εὐϲέβιοϲ καὶ οἱ λεγόμενοι ἱερεῖϲ καὶ τῶν νεωκόρων τὸ πλῆθοϲ προϲδεχόμενοι τὸν βαϲιλέα ἐν ἀγῶνι μεγάλῳ ἦϲαν καὶ διηγρύπνουν περὶ τὸ ἄγαλμα πάντα πραγματευόμενοι, ὅπωϲ ἐπειδὰν ἀφίκηται, τύχοι αὐτοῦ φθεγξαμένου, ὡϲ ἄλληϲ γε αὐτῷ ἔτι προφάϲεωϲ εἰϲ ἀναβολὴν μὴ ὑπολειπομένηϲ. (24) ἐπειδὴ δὲ πόρρω τῶν νυκτῶν ἦν, ἐκ τοῦ οὐρανοῦ πῦρ ἀθρόωϲ κατενεχθὲν ἐνέϲκηψε τῷ νεῲ καὶ ἅμα πανταχόθεν αὐτοῦ δραξάμενον ἐμπιπρᾷ αὐτῷ ἀγάλματι καὶ αὐτοῖϲ ἀναθήμαϲιν. πάντων δὲ ὁμοῦ καταφλεγομένων καὶ τοῦ πυρὸϲ ἐπὶ μέγα ἐξαιρομένου βοὴ μὲν αὐτίκα μεγάλη περὶ τὸν νεὼν ἦν καὶ θόρυβοϲ οὐδενὶ ἐοικώϲ. (25) καὶ δὴ πολλῶν ἐπαμῦναι προθυμουμένων οὐδεὶϲ 117 πλέον om. P | ante πεντήκοντα add. πέντε καὶ T 118 κατέθεντο S | πρὸ τῆϲ πόλεωϲ : ἐν τῇ πόλει R | ϲώματα A (teste Kotter) : ϲωμάτων rell. 120 τὴν θήκην ἐνταῦθα R 124 τοῦτον BMPRSUV : τούτῳ A : τοῦτο T 124 sq. τῆϲ προθυμίαϲ post ἡ transpos. T 125 ἡ ἐλπὶϲ om. A | τόποϲ T | ἑτέρῳ ASU : ἑτέρου BMP R (teste Bidez) V : ἑτέρων T 126 διαφέρον : χωρίον διαφέρον (-φέρων T) ἦν T Sym. Metaphr. mart. Artem. 36 (PG 115,1201 A) | τε om. STU | ὅτι A : ὅτιπερ T : om. BMPRSUV αὐτῷ : αὐτὸ PV 126 sq. τὸ χωρίον : μόνω T 127 δάφνηϲ P 127 sq. νομίζοντι – ἰϲχύειν om. T 127 νομίζοντι ABMRUV : νομίζων τι S : νομίζων τὲ P | αὐτὸν AS : αὐτῷ BMPRUV | γε Bidez : τε AMPRUV : om. BS 128 ⟨πλέον〉 ἢ Bidez | ἄν τινα ABPSUV : ἅτινα M : om. R 129 προλεγόμενοι MV 129 sq. τὸν βαϲιλέα προϲδεχόμενοι S 130 ἦϲαν AP : ἤϲτην BMSUV : ἵ 132 αὐτοῦ : αὐτὸν MR (teste Kotter) | φθεγξομένου S | αὐτῷ Mai : αὐτῶν (αὐτόν B) codd. | ἔτι ABMRSTU : ἐπι P : om. V | προφάϲεωϲ οὐδεμιᾶϲ T 135 αὐτοῦ ABTU : αὐτῶ P : αὐτὸν MR (teste Bidez) SV | ἐμπιπρῶν T | αὐτῷ ABMRUV : τῶ P : αὐτῶ τῶ ST | καὶ αὐτοῖϲ BMPRUTV : τοῖϲ A : καὶ τοῖϲ S 137 ἐξαιρουμένου PRT

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wegten, zu erwarten war, als ob er nicht so sehr von Menschen gezogen als vielmehr von einer stärkeren Kraft bewegt würde. (20) Noch am selben Tag haben sie ihn nach einer Strecke von mehr als fünfzig Stadien (ca. 9 km) in der sogenannten Ruhestätte (coemeterium) abgestellt; das ist ein Gebäude vor der Stadt, das viele Leichname von Männern früherer Zeiten birgt, darunter einiger, die für den Glauben Zeugnis abgelegt hatten. Dorthin brachten sie nun damals den Sarg. (21) Julian aber ließ eine große Zahl an Opfern und Gaben vorbereiten, um am nächsten Tag mit ihnen nach Daphne aufzusteigen, diesmal in der sicheren Erwartung, wenn nicht von den anderen, so doch wenigstens von Apollon eine Antwort zu erhalten. (22) Auf diesen richtete sich nämlich die ganze Hoffnung und Intensität seiner Bemühungen, weil mehr als einen anderen ihn die Angelegenheit betraf, sowohl wegen der Weissagekunst als auch weil die Örtlichkeit, Daphne, ihm geweiht war; denn er glaubte, dass statt irgendeines der anderen Dämonen vernünftigerweise wohl jener an seinem eigenen Ort Kraft besitze. (23) Eusebios aber, die sogenannten Priester und die Schar der Tempeldiener waren in Erwartung des Kaisers in großer Anspannung und blieben die Nacht über wach, weil sie bezüglich des Weihebildes alles dafür unternahmen, dass es bei seiner Ankunft auch sprach, da ihm (d. h. Eusebios) kein weiterer Grund mehr für eine Verschiebung geblieben war. (24) Als aber die Nacht fortgeschritten war, stürzte plötzlich vom Himmel ein Feuer herab und schlug in den Tempel ein; es erfasste ihn gleichzeitig von allen Seiten und steckte ihn samt dem Kultbild und den Weihegaben in Brand. Als nun alles zugleich brannte und das Feuer weit in die Höhe stieg,

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ἦν ὁ πρὸϲ τὸ πῦρ ἀντιϲχεῖν δυνηϲόμενοϲ· ἀλλ᾽ οἱ μὲν ἐπὶ τὴν πόλιν ἔθεον τῷ ἄρχοντι τῆϲ ἑῴαϲ Ἰουλιανῷ μηνύϲοντεϲ, ὁ δὲ λοιπὸϲ ὄχλοϲ ἕϲταϲαν ὑπ᾽ ἐκπλήξεωϲ, θεαταὶ τοῦ παραδόξου τῆϲ καταλαβούϲηϲ αὐτοὺϲ ϲυμφορᾶϲ γινόμενοι. (26) τὸ δὲ πῦρ οὐδενὸϲ ἦν τῶν ἄλλων ἁπτόμενον τοϲαύτηϲ γε καὶ οὕτωϲ ἀμφιλαφοῦϲ ὕληϲ ἐκεῖ πεφυκυίαϲ, ὅτι μὴ μονώτατον ἐμπεϲὸν κατέφλεγε ϲὺν τοῖϲ ἐνοῦϲι τὸν νεών, ὡϲ τὸ μὲν ἄγαλμα καὶ πᾶν, ὅτι ἐν ἀναθήμαϲιν ἦν, καθάπαξ ἀφανιϲθῆναι, βραχέα δὲ λειφθῆναι τῶν οἰκοδομημάτων ἐδάφη μνημεῖα τοῦ πάθουϲ, ἃ καὶ νῦν ἔτι δείκνυϲι ϲαφέϲτερον τὸ δεῖμα τοῦ θεηλάτου πυρόϲ. (27) ὁ δὲ Ἰουλιανὸϲ τὰ ϲυμβάντα ἀκούϲαϲ ὀργῆϲ τε πίμπλαται καὶ δεινὸν ποιηϲάμενοϲ, εἰ οἱ Χριϲτιανοὶ τοῖϲ ϲυμβεβηκόϲιν ἐπιτωθάϲειν μέλλοιεν, αὐτίκα προϲτάττει τῆϲ μεγάληϲ αὐτοὺϲ ἐξωθεῖν ἐκκληϲίαϲ καὶ ταύτην μὲν ἄβατον αὐτοῖϲ παντελῶϲ ἀποφαίνειν ὡϲ ὅτι ἀϲφαλέϲτατα αὐτὴν ἀποκλειϲαμένουϲ, τὰ δὲ κειμήλια πάντα δημοϲιοῦν. (28) δέδωκε δὲ καὶ τ ο ῖ ϲ Ἕ λ λ η ϲ ι ν ἄ δ ε ι α ν (cf. 7,1), ὥϲτε εἰϲέρχεϲθαι αὐτοὺϲ εἰϲ τὰϲ τῶν Χριϲτιανῶν ἐκκληϲίαϲ καὶ ποιεῖν, ὅϲα καὶ βούλονται. τούτων οὖν παρὰ τοῦ τυράννου καὶ ἀϲεβοῦϲ Ἰουλιανοῦ κελευϲθέντων τί τῶν μεγίϲτων κακῶν οὐκ ἐτελέϲθη; τί δὲ τῶν ἀπηχεϲτάτων οὐκ ἐλέχθη ⟨ὑπὸ〉 τῶν ἀφέτῳ γλώϲϲῃ λαλούντων τὰ ἄρρητα κατὰ τῆϲ τῶν Χριϲτιανῶν πίϲτεωϲ καὶ βλαϲφημούντων εἰϲ τὸν κύριον καὶ θεὸν ἡμῶν Ἰηϲοῦν Χριϲτὸν ἐν πάϲαιϲ ταῖϲ πόλεϲιν; (sequitur 7,4a) 139 ἐπὶ τὴν πόλιν om. R 141 ὄχλοϲ – ἐκπλήξεωϲ : λαὸϲ ὑπὸ ἐκπλήξεωϲ ἴϲταντο T 142 γινόμενοι MV : γενόμενοι ΑBPRSTU 143 οὕτωϲ AM : οὗτοϲ BPRSTUV 144 ἐμπεϲὸν ABMPU : ἐμπεϲὼν R (teste Bidez) STV 145 τὸν νεών A (teste Kotter) : τῷ νεῴ rell. 147 ἐδάφη : τῇ δάφνῃ A | δείκνυϲι A : δείκνυται rell. 148 δεῖμα dub. Bidez : δεῖγμα codd. 149 εἰ οἱ U?, Mendelssohn ap. Bidez : εἰ AM (teste Winkelmann) BPSV : οἱ (ex εἰ restit.) R : οἱ T 150 προϲτάττει om. V 151 ἐξωθεῖν ἐκκληϲίαϲ : ἔξωθεν ἐκκληϲίαϲ γενέϲθαι P 155 καὶ2 om. R 156 Ἰουλιανοῦ om. MV 158 ὑπὸ add. Kassel | post τῶν add. ἑλλήνων A | γλώττη P | τὰ om. B 159 sq. καὶ θεὸν om. U

7,9 Phot. Philost. 7,9 (post 7,8) (1) ὅτι τοὺϲ τοῦ ϲωτῆροϲ τράφθαι λέγουϲιν, ὥϲτε μηδὲ λ ί θ ο ν ἐπὶ λ ί θ ῳ μ ε ῖ ν α ι (cf. Mc. 13,2 parr.), τούτουϲ ὁ ἀποϲτάτηϲ εἰϲ ψ ε ῦ δ ο ϲ ἐλέγχειν διανοηθεὶϲ οὐ μόνον οὐδὲν ἤνυϲεν, ὧ ν ἐ ϲ π ο ύ δ α ϲ ε ν (cf. 7,9a,3; 7,14,1),

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gab es sofort rings um den Tempel großes Geschrei und einen unvergleichlichen Lärm. (25) Obgleich viele bereit waren zu helfen, gab es keinen, der sich in der Lage gesehen hätte, dem Feuer Einhalt zu gebieten. Vielmehr rannten die einen in die Stadt, um dem Verwalter des Orients, Iulianus, Meldung zu machen, während die übrige Menge vor Erschrecken dastand und zum Betrachter des unerwarteten Unglücks wurde, das sie getroffen hatte. (26) Das Feuer erfasste nichts von den übrigen Dingen, obwohl der Wald, der dort wuchs, so groß und dicht war; einzig den Tempel, in den es eingeschlagen war, verbrannte es samt dem, was darin war, so dass das Standbild und alles, was es an Weihegeschenken gab, ein für allemal vernichtet wurden und nur geringe Fundamentreste der Baulichkeiten als Erinnerung an die Katastrophe zurückblieben; diese zeigen auch jetzt noch ziemlich klar den Schrecken des gottgesandten Feuers. (27) Als Julian hörte, was geschehen war, wurde er von Zorn erfüllt, und da er es für empörend hielt, wenn die Christen vorhaben sollten, über das Geschehen zu höhnen, ordnete er sofort an, sie aus der Großen Kirche hinauszuwerfen und zum einen diese ihnen vollkommen unzugänglich zu machen durch möglichst hermetische Abriegelung, zum anderen alle Kostbarkeiten zu konfiszieren. (28) Desweiteren gab er d e n H e i d e n S t r a f f r e i h e i t (vgl. 7,1), in die Kirchen der Christen hineinzugehen und zu tun, was auch immer sie wollten. Nachdem dies nun vom tyrannischen und gottlosen Julian befohlen worden waren, gab es kein noch so großes Übel, das nicht begangen wurde, und es gab nichts noch so Widerliches, das nicht gesagt wurde von denen, die in allen Städten mit enthemmter Zunge unaussprechliche Dinge gegen den Glauben der Christen äußerten und gegen unseren Herrn und Gott Jesus Christus lästerten. (folgt 7,4 a).

7,9 Photios, Philostorgios-Epitome 7,9 (nach 7,8) (1) Die Prophezeiungen des H zerstört werde, so dass nicht einmal ein S t e i n auf d e m a n d e r e n b l e i b e (Mk. 13,2 parr.), diese beabsichtigte der Abtrünnige als L ü g e zu erweisen. Doch erreichte er nicht nur nichts von dem, w o r u m

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ἀλλὰ τὸ ἐν τοῖϲ χρηϲμοῖϲ, εἰ καὶ ἄκων, ἐβεβαίωϲεν ἀμετάπτωτον. (2) ὁ μὲν γὰρ τοὺϲ πανταχῆ ϲυναγείραϲ Ἰουδαίουϲ καὶ οἴκοθεν χ ρ ή μ α τ α καὶ δύναμιν ἄλλην παραϲχὼν ἀνακαινίζειν ἐπέτρεπεν τὸ ἱερόν. δείματα δὲ θεήλατα γεγονότα διήγηϲιν ὑπερβαίνοντα οὐ μόνον ἔϲβεϲαν αὐτῶν τὴν προθυμίαν, ἀλλὰ καὶ αὐτὸν καὶ τοὺϲ Ἰου10 δαίουϲ εἰϲ ἐϲχάτην ἀμηχανίαν καὶ αἰϲχύνην κατεϲτρέψαντο. (3) τοῦτο μὲν γὰρ π ῦ ρ ἐπενέμετο τοὺϲ ἐργάζεϲθαι τολμῶνταϲ, τοῦτο δὲ ϲ ε ι ϲ μ ὸ ϲ ἐ χ ώ ν ν υ ε ν · καὶ ἄλλουϲ ἄλλα πάθη κατεμερίζετο. καὶ ἡ καταιϲχύνειν τὰ δεϲποτικὰ λόγια μελετήϲαϲα τόλμα τὸ ἐκείνων ἀκαταίϲχυντον καὶ ϲεβαϲμιώτατον λέληθεν ἑαυτὴν ἀνακη15 ρύττουϲα. (sequitur 7,10) 5

14 ἐκεῖνον B : corr. Niceph. h. e. 10,32 (PG 146,537 B)

7,9a Mart. Artem. 58,2-6 et 68 (codd. ABCMPRSTUV) (post 7,4a) (1) καὶ γαυριῶν ἐπὶ τούτοιϲ (sc. de Christianorum monumentis violatis) ἐκέλευϲε (sc. Iulianus) καὶ τὸν ἐν Ἱεροϲολύμοιϲ ναὸν τῶν Ἰουδαίων ἀνιϲτᾶν· καὶ τοὺϲ Χριϲτιανοὺϲ τῆϲ πόλεωϲ ἐκβαλὼν τοῖϲ Ἰουδαίοιϲ ἔδωκε κατοικεῖν ἀποϲτείλαϲ Ἀλύπιόν τινα τοῦ μετὰ 5 ϲπουδῆϲ τὸν ναὸν ἀνοικοδομήϲαϲθαι. ... (2) (68,1:) ἐπεὶ δὲ ἀνωτέρω εἰρήκαμεν, ὡϲ ὁ παραβάτηϲ Ἰουλιανὸϲ ἀπέϲτειλεν εἰϲ Ἱεροϲόλυμα τοῦ τὸν ναὸν τῶν Ἰουδαίων ἀνοικοδομήϲαϲθαι, ὃν Οὐεϲπαϲιανὸϲ καὶ Τίτοϲ ὁ τούτου υἱὸϲ μετὰ τῆϲ πόλεωϲ καὶ αὐτὸν καθεῖλον καὶ ἐνεπύριϲαν, καθὼϲ π ρ ο ε ί ρ η κ ε ν ὁ δ ε ϲ π ό τ η ϲ (cf. 7,14,1) 10 Χριϲτὸϲ περὶ αὐτοῦ πρὸϲ τοὺϲ θεηγόρουϲ αὐτοῦ μαθητάϲ, ὅτι „οὐ μὴ μ ε ί ν ῃ λ ί θ ο ϲ ἐπάνω λ ί θ ο υ , ὃϲ οὐ μὴ καταλυθῇ“ (Mc. 13,2)· (3) θέλων οὖν ὁ παράνομοϲ τὰϲ τοῦ Χριϲτοῦ φωνὰϲ ψ ε υ δ ε ῖ ϲ ἀποδεῖξαι ἐ ϲ π ο ύ δ α ζ ε (cf. 7,9,1; 7,14,1) μάλιϲτα τὸν ναὸν οἰκοδομεῖν προϲτάξαϲ ἐκ τῶν δημοϲίων πραγμάτων τε καὶ 1 – 5 καὶ – ἀνοικοδομήϲαϲθαι deest C 2 ABMRSUV : τὸ P : τὸν T 5 οἰκοδομήϲαϲθαι M 5 – 31 ἐπεὶ – πόλεϲιν adest C, desunt STV 5 ἐπεὶ : ἐπειδὴ A (teste Winkelmann) 6 ὡϲ ante ἀνωτέρω dub. transpos. Bidez 7 sq. οὐεϲπαϲιανὸϲ ABRa.c.U : οὐεϲπε- CMPRp.c. 8 καὶ αὐτὸν Sym. Metaphr. mart. Artem. 39 (PG 115,1204 B) : καὶ τοῦτον BCMPRU : om. A 11 ἐπάνω : ἐπὶ A

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e r s i c h b e m ü h t e (vgl. 7,9a,3; 7,14,1), sondern er bestätigte vielmehr, wenn auch unfreiwillig, den Inhalt der Prophezeiungen als unveränderlich. (2) Er zog nämlich die überall befindlichen Juden zusammen, gewährte ihnen aus eigenen Mitteln G e l d und weitere Ressourcen und gestattete ihnen, den Tempel zu erneuern. Doch das Eintreten von Gott gesandter Schreckenszeichen, die unbeschreiblich waren, löschte nicht nur deren Eifer, sondern stürzte ihn und die Juden sogar in äußerste Ratlosigkeit und Beschämung. (3) Einerseits verschlang nämlich ein F e u e r diejenigen, die zu arbeiten wagten, andererseits v e r s c h ü t t e t e s i e e i n E r d b e b e n ; wieder andere rafften andere Leiden dahin: Die Tollkühnheit, die darauf bedacht gewesen war, die Worte des Herrn beschämend herabzuwürdigen, verkündete, ohne dass sie es selbst merkte, wie wenig zu beschämen und wie überaus verehrungswürdig jene sind. (folgt 7,10)

7,9a Martyrium des Artemius 58 u. 68 (nach 7,4a) (1) Und sich dieser Dinge (d. h. der Schändung christlicher Gedenkstätten) brüstend, gab er (d. h. Julian) auch den Befehl, den Tempel der Juden in Jerusalem wieder aufzurichten. Die Christen ließ er aus der Stadt werfen und gab sie den Juden zur Ansiedlung, wobei er einen gewissen Alypius entsandte, um den Tempel schleunigst wieder aufbauen zu lassen. ... (2) (68:) Nachdem wir weiter oben berichtet haben, dass der abtrünnige Julian jemanden nach Jerusalem schickte, um den Tempel der Juden wieder aufzubauen, welchen Vespasian und sein Sohn Titus zusammen mit der Stadt hatten zerstören und in Brand stecken lassen, wie der H e r r Christus diesbezüglich gegenüber seinen gottkündenden Jüngern p r o p h e z e i t h a t t e (vgl. 7,14,1), dass nämlich „nicht ein S t e i n auf dem a n d e r e n b l e i b e n w i r d , der nicht zerstört werden wird“ (Mk. 13,2): (3) Da also der Ruchlose Christi Worte als l ü g e n h a f t erweisen wollte, b e m ü h t e e r s i c h (vgl. 7,9,1; 7,14,1) vor allem darum, den Tempel zu errichten, indem er An-

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χ ρ η μ ά τ ω ν ποιεῖϲθαι πᾶϲαν τὴν τῆϲ οἰκοδομῆϲ ἔξοδον. (4) ϲυνδραμόντων οὖν τῶν Ἰουδαίων καὶ μετὰ πολλῆϲ τῆϲ χαρᾶϲ τοῦ ἔργου ἐναρξαμένων καὶ τὴν τῶν θεμελίων τάφρον ἐξορυττόντων ἀργυραῖϲ ἄμαιϲ καὶ ϲκάφαιϲ καὶ τοὺϲ θεμελίουϲ μελλόντων καταβάλλεϲθαι ϲφοδροτάτη καταιγὶϲ ἐπελθοῦϲα τὸ κενωθὲν ἀντ ε χ ώ ν ν υ . 20 (5) ἀϲτραπῶν δὲ καὶ βροντῶν καθ᾽ ὅλην ἐκείνην τὴν νύκτα ϲυνεχῶϲ καταπεμπομένων ϲ ε ι ϲ μ ὸ ϲ ἐγγιζούϲηϲ λοιπὸν τῆϲ ἡμέραϲ ἐγένετο, ὥϲτε πολλοὺϲ καὶ ὑπαίθρουϲ μένονταϲ ἐναποψῦξαι. καὶ π ῦ ρ ἐκ τῶν ὀρυϲϲομένων θεμελίων ἐξενεχθὲν πάνταϲ τοὺϲ εὑρεθένταϲ ἐκεῖϲε κατέφλεξεν. (6) καταπεϲεῖν δὲ καὶ πόλειϲ ϲυνέβη, τὰϲ 25 περὶ Νικόπολιν καὶ Νεάπολιν Ἐλευθερόπολίν τε καὶ Γάζαν καὶ ἑτέραϲ πλείουϲ. ϲτοά τε τῆϲ Α ἰ λ ί α ϲ (cf. 7,11) ἤγουν Ἱερουϲαλὴμ ἡ παρὰ τὴν ϲυναγωγὴν τῶν Ἰουδαίων πολλοὺϲ τῶν εἰρημένων κατενεχθεῖϲα ἀνεῖλεν πῦρ τε ἐκραγὲν ἀδήλωϲ πλείϲτουϲ Ἰουδαίων κατέκαυϲεν. (7) ἐγένετο δὲ καὶ ϲκότοϲ κατὰ τοὺϲ τόπουϲ ἐκείνουϲ 30 καὶ ϲειϲμοὶ ϲυνεχεῖϲ πολλὰϲ φθορὰϲ ἐν πολλαῖϲ ἐργαϲάμενοι πόλεϲιν. (sequitur 7,15a) 15

15 τὴν om. A 15 sq. ϲυνδιαδραμόντων U 16 οὖν : δὲ C | ante Ἰουδαίων add. θεοκτόνων MP 18 ἄμαιϲ vel ἄμμαιϲ ABCPRU : ἄμαι vel ἄμμαι M 18 sq. καταβαλέϲθαι A (teste Kotter) 23 ὀρυττομένων P 25 καὶ Νεάπολιν om. P 26 ϲτοά Mai : ϲτοάϲ codd. | τῆϲ – Ἱερουϲαλὴμ : ἰερουϲαλὴμ καὶ ἐλίαϲ BC | αἰλείαϲ M 28 ἰουδαίουϲ A (teste Kotter) 29 καὶ om. C 30 ἐργαζόμενοι C

7,10-15 Phot. Philost. 7,10-15 (post 7,9) 10. (1) ὅτι πολλοὶ μὲν τῶν εἰϲ τοὺϲ Χριϲτιανοὺϲ καὶ τὴν εὐϲέβειαν ἐκμανέντων δίκαϲ ἔτιϲαν οὐ μεμπτάϲ, εἰϲ τὸ περιφανέϲτατον δὲ καὶ ἐπιφανεῖϲ Ἰουλιανόϲ τε ὁ τ ῆ ϲ ἑ ῴ α ϲ ἄ ρ χ ω ν , θεῖοϲ ὢν κατὰ τὸ μητρῷον γένοϲ τοῦ ἀποϲτάτου Ἰουλιανοῦ, καὶ Φίληξ ὁ τοὺϲ 5 θηϲαυροὺϲ ἐπιτετραμμένοϲ καὶ Ἐλπίδιοϲ τῆϲ βαϲιλικῆϲ οἰκίαϲ προεϲτώϲ (κόμηταϲ πριουάτων ἡ Ῥωμαίων γλῶττα καλεῖ)· οὗτοι δ᾽ οἱ τρεῖϲ τῶν ἐ ξ α ρ ν η ϲ α μ έ ν ω ν τὴν εὐϲέβειαν εἰϲ τὸ βαϲιλεῖ κ ε χ α ρ ι ϲ μ έ ν ο ν ἦϲαν (cf. 7,4c,2). (2) ὁ μὲν οὖν Φίληξ ἐξ οὐδεμιᾶϲ ἐμφανοῦϲ αἰτίαϲ τῶν ἐν βάθει φλεβῶν 3 ἐπιφανεῖϲ Valesius : ἐπιφανὴϲ B : an ἐπιφανῶϲ? 5 ἐπιτετραμμένοϲ Valesius duce Gothofredo, qui τετραμμένοϲ : ἐπιτετραμένοϲ B | ante τῆϲ add. ὁ Niceph. h. e. 10,29 (PG 146,528 C) 7 ἐ ξ α ρ ν η ϲ α μ έ ν ω ν (αρ ex ε restit.) B | τὸ Bidez : τῶ B

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weisung gab, die ganzen Zahlungen für den Bau aus den öffentlichen Mitteln und G e l d e r n vorzunehmen. (4) Als nun die Juden zusammenliefen und mit großer Freude das Werk in Angriff nahmen, mit silbernen Schaufeln und Wannen die Grube für die Fundamente aushoben und im Begriff waren, die Fundamente zu errichten, da kam ein äußerst heftiger Orkan auf und v e r s c h ü t t e t e wieder, was ausgehoben worden war. (5) Die ganze Nacht über kamen damals ununterbrochen Blitze und Donnerschläge herab, und als schließlich der Tag nahte, brach ein E r d b e b e n aus, so dass viele, auch die im Freien geblieben waren, starben. Aus den Fundamenten, die gegraben wurden, stieg F e u e r auf und verbrannte alle, die sich dort befanden. (6) Auch Städte wurden zerstört: Nikopolis, Neapolis, Eleutheropolis, Gaza und andere mehr. Eine Säulenhalle in A e l i a (vgl. 7,11) bzw. Jerusalem, und zwar die neben der Synagoge der Juden, tötete bei ihrem Einsturz viele der Erwähnten, und ein Feuer, das unbemerkt ausgebrochen war, verbrannte sehr viele Juden. (7) Es trat aber auch eine Finsternis an jenen Orten ein und ständige Erdbeben, die zahlreiche Zerstörungen in vielen Städten anrichteten. (folgt 7,15a)

7,10-15 Photios, Philostorgios-Epitome 7,10-15 (nach 7,9) 10. (1) Viele von denen, die wahnwitzig gegen die Christen und den wahren Glauben gewütet hatten, büßten Strafen, gegen die nichts einzuwenden ist, ganz besonders deutlich aber und offensichtlich Iulianus, d e r Ve r w a l t e r d e s O r i e n t s , welcher mütterlicherseits ein Onkel Julians des Abtrünnigen war, sowie Felix, der mit der Verwaltung der thesauri betraut war, und Helpidius, der Vorsteher des kaiserlichen Gutes (was die comites rerum privatarum sind, wie sie in der Sprache der Römer heißen): Diese drei gehörten zu denjenigen, die dem Kaiser zu G e f a l l e n dem wahren Glauben a

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(E 7) Philostorgius

γείϲηϲ αἵματόϲ τε αὐλὸν ἐξέπεμψεν ἐκ τοῦ ϲτόματοϲ καὶ θέαμα τοῖϲ ὁρῶϲι γενόμενοϲ φοβερὸν οὐδὲ δι᾽ ὅληϲ ἡμέραϲ ἤρκεϲεν, ἀλλὰ περὶ δείλην ὀψίαν τοῦ αἵματοϲ ἐπιλείποντοϲ καὶ τὴν ψυχὴν ϲυναπέβαλε. (3) ὁ δέ γε Ἰουλιανὸϲ ἀργαλέᾳ καὶ δυϲτεκμάρτῳ βληθεὶϲ νόϲῳ ἐπὶ τεϲϲαράκοντα τὰϲ ὅλαϲ ἡμέραϲ ἀποτάδην ἔκειτο μήτε φθεγγόμενοϲ μήτε τινὰ ϲυναίϲθηϲιν ἔχων. μικρὸν δέ πωϲ ὑπορραΐϲαϲ πολλὰ μὲν κατεγίνωϲκεν ἑαυτὸν τῆϲ ἀθεμίτου τόλμηϲ καὶ τὴν δίκην ἐκεῖθεν αὐτῷ ϲυναίϲθηϲιν ἔλαβεν καταρραγῆναι. καὶ μέχρι τοῦ μάρτυρα αὐτὸν ἑαυτοῦ τῆϲ ἀνοϲιουργίαϲ γενέϲθαι ἀνενεγκὼν παντοδαποῖϲ ἕλκεϲι τὴν γαϲτέρα ϲπαϲθεὶϲ ϲυνδιερράγη καὶ τὴν ψυχήν. (4) καὶ ὁ Ἐλπίδιοϲ δέ, εἰ καὶ τῶν ἄλλων βραδύτερον, ἀλλ᾽ οὖν τῇ τοῦ Προκοπίου τυραννίδι ϲυμπράττων φωραθείϲ, ὃϲ ἐπανέϲτη τῷ Οὐάλεντι, τῶν τε χρημάτων γυμνωθεὶϲ καὶ εἱρκταῖϲ καταβιοὺϲ ἀκλεῶϲ καταϲτρέφει τὸν βίον ἐπάρατοϲ πᾶϲι γεγονὼϲ καὶ ὁ θύτηϲ Ἐλπίδιοϲ ἐπονομαζόμενοϲ. (5) ἄλλοϲ δέ τιϲ ϲυνειϲελθὼν τοῖϲ εἰρημένοιϲ ἐν τῇ ἐκκληϲίᾳ, ἣν ἐπόρθουν καὶ ἀπεϲύλων τὰ ἀναθήματα καὶ τὰ κειμήλια λαφυραγωγοῦντεϲ τὸν ἐν αὐτοῖϲ θεραπευόμενον ἐξύβριζον, οὗτοϲ δὴ προϲαναϲυράμενοϲ τὴν ἐϲθῆτα τῷ θυϲιαϲτηρίῳ ἐναϲελγαίνων ἐναπούρηϲε καὶ παραυτίκα ποινὴν χαλεπὴν καὶ ὀξεῖαν ἀπέτιϲεν. (6) δι᾽ ὧν γὰρ ὕβριϲεν μορίων, ταῦτα μέχρι τῶν ἐντέρων διαϲαπεὶϲ καὶ ϲκωλήκων ἀδιήγητον χρῆμα τεκνώϲαϲ οἰκτρῶϲ ἄγαν καὶ οὐδ᾽ ἀφηγήϲεωϲ ἀξίωϲ καταϲτρέφει τὸν βίον. καὶ μὲν δὴ καὶ ἕτεροι παραπλήϲια τετολμηκότεϲ ἐφαμίλλουϲ τὰϲ τιμωρίαϲ δεδώκαϲιν.

11. ὅτι Ῥωμαίων ὁ βαϲιλεὺϲ Ἀδριανόϲ, ὃϲ Αἴλιοϲ ἐπωνόμαϲτο, 35 τὰ Ἱεροϲόλυμα Α ἰ λ ί α ν (cf. 7,9a,6) ἐξ ἑαυτοῦ μετεκαλέϲατο, ὡϲ ἂν παντάπαϲι τὸ Ἰουδαίων αὐτῆϲ ἔθνοϲ ἀποϲτήϲῃ καὶ ἀπορρήξῃ καὶ μηδ᾽ ἐκ τῆϲ κλήϲεωϲ ὡϲ πατρίδοϲ αὐτῆϲ ἀντιποιεῖϲθαι πρόφαϲιν ἔχωϲιν. ἐδεδίει γὰρ αὐτῶν τὸ θερμουργὸν καὶ ῥιψοκίνδυνον, μὴ

38 ἔχωϲιν Niceph. h. e. 10,32 (PG 13 ἀργελέα B : corr. Niceph. ibid. (529 A) 146,537 C) : ἐχούϲηϲ B | αὐτῶν Niceph. ibid. : αὐτ(ὴν) B

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7,4c,2). (2) Bei Felix nun zerriss ohne irgendeinen ersichtlichen Grund eine der in der Tiefe gelegenen Adern, und zwar die größte, so dass er aus seinem Munde einen Schwall an Blut ausspie. Den Betrachtern bot er einen furchtbaren Anblick und hielt nicht einmal einen ganzen Tag durch, sondern als am späten Abend das Blut ausging, gab er zugleich auch den Geist auf. (3) Iulianus wurde von einer schmerzhaften und kaum zu diagnostizierenden Krankheit geschlagen und lag ganze vierzig Tage lang ausgestreckt darnieder, ohne zu sprechen oder irgendeine Wahrnehmung zu haben. Als es ihm aber ein wenig besser ging, verurteilte er sich selbst heftig wegen seiner frevelhaften Dreistigkeit, und er gelangte zur Erkenntnis, dass die Strafe deswegen über ihn hereingebrochen sei. Nachdem er sich so weit erholt hatte, dass er selbst Zeugnis über seine Unfrömmigkeit ablegen konnte, führten mannigfaltige Geschwüre dazu, dass es ihm vor Krämpfen den Magen zerriss und zugleich auch die Seele. (4) Den Helpidius traf es, wenn auch später als die anderen, schließlich auch noch, wurde er doch immerhin der Mitwirkung an der Usurpation des Prokop, der sich gegen Valens erhoben hatte, überführt: Seines Vermögens entkleidet und in Gefangenschaft dahinlebend, endete sein Leben ruhmlos; bei allen war er verflucht, und er wurde der Opferer Helpidius genannt. (5) Ein anderer, der mit den Erwähnten in die Kirche gekommen war (sie hatten sie verwüstet, die Weihgeschenke geraubt und bei der Plünderung der Kostbarkeiten den, der in ihnen verehrt wurde, verhöhnt), dieser nun zog obendrein sein Gewand hoch und verging sich am Altar, indem er auf ihn urinierte: Sofort büßte er dies mit schwerer und scharfer Strafe. (6) Die Teile nämlich, mit denen er gefrevelt hatte, bis hin zu den Eingeweiden verfaulten an ihm, und er brachte ein unsägliches Gebilde an Würmern hervor, woran er verschied – jämmerlichst und jeder Beschreibung spottend. Auch andere, die sich zu ähnlichem erdreistet hatten, erhielten die entsprechenden Strafen. 11. Der römische Kaiser Hadrian, der Aelius hieß, benannte Jerusalem nach sich selbst in A e l i a um (vgl. 7,9a,6), um das Volk der Juden völlig von der Stadt abzutrennen und loszulösen und damit sie erst gar nicht aufgrund des Namens einen Vorwand hatten, Anspruch auf sie als ihre Heimat zu erheben. Er fürchtete nämlich ihre Hitzköpfigkeit und

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(E 7) Philostorgius

ϲυναγειρόμενοι κατὰ πρόφαϲιν ἐν τῇ πόλει λατρείαϲ πράγματα 40 Ῥωμαίοιϲ παρέξουϲιν. 12. (1) ὅτι, φηϲί (sc. Philostorgius), Βαβύλα τοῦ μάρτυροϲ τῶν λειψάνων μετατεθέντων τὰ τῶν Ἑλλήνων χρηϲτήρια τοῦ κατὰ τὴν Δάφνην ἀρξαμένου χρηϲμοὺϲ ἀνεδίδου καὶ λόγια, τῆϲ θείαϲ προνοίαϲ φθέγγεϲθαι μὲν αὐτοῖϲ ἐνδιδούϲηϲ, τρεπούϲηϲ δὲ τὴν εἰϲ 45 τιμὴν αὐτοῖϲ ὁρῶϲι ϲπουδὴν εἰϲ αἰϲχύνην ἄφατον. (2) καὶ γὰρ ἐξ ὧν ἐϲπούδαζε τὸ Ἑλληνικὸν κιχρᾶν τὰ δαιμόνια, ἵν᾽ ἔχοιεν ἐπὶ μᾶλλον θειάζειν αὐτά, ἐκ τούτων τὸ ἀϲθενὲϲ αὐτῶν καὶ πεπλανημένον διελέγχειν τῇ θείᾳ προνοίᾳ ϲυνηλαύνοντο· ψευδεῖϲ γὰρ καὶ ἀτέλεϲτοι κατά γε τὸ περιφανέϲτατον οἱ ἐκεῖθεν χρηϲμοὶ ἐγνωρίζοντο. 50 (3) ὅθεν καὶ προθεϲπιϲάντων ἅμα πάντων καθ᾽ ἕκαϲτον τῶν μαντείων, ὡϲ Ἰουλιανὸϲ ὁ τοῦ βαϲιλέωϲ θεῖοϲ νοϲῶν οὐ τεθνήξεται, ἐν αὐταῖϲ ταῖϲ τῶν χρηϲμῶν ἀναγνώϲεϲιν οἰκτρῶϲ ἐκεῖνοϲ καὶ ἐλεεινῶϲ τὸν βίον ἀπέρρηξεν.

13. (1) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Ἥρωνά τινα ἐκ Θηβῶν τῶν 55 Αἰγυπτίων ὁρμώμενον καὶ εἰϲ ἐπιϲκόπουϲ τελέϲαντα, εἶτα πρὸϲ Ἑλληνιϲμὸν μεταβαλόντα παραχρῆμα νόϲοϲ ϲηπεδονώδηϲ ἐπέλαβεν καὶ πᾶν αὐτοῦ καταβοϲκηθεῖϲα τὸ ϲῶμα βδέλυγμα πᾶϲιν ὑπέδειξεν. ὁ δὲ πανταχόθεν ἀπορούμενοϲ ἐν τοῖϲ ἀμφόδοιϲ κατέκειτο μηδ᾽ ὅντινα οὖν μηδαμόθεν ἕλκων ἔλεον, τῶν μὲν Χριϲτιανῶν παν60 τελῶϲ αὐτὸν ἐκτρεπομένων, τῶν Ἑλλήνων δὲ μέχρι τοῦ καθυποβαλεῖν αὐτὸν τῇ πλάνῃ μόνον αὐτὸν ἐγνωκότων. (2) ἀλλ᾽ ὁ μὲν Ἥρων πικρῶϲ οὕτωϲ καὶ παναθλίωϲ τῆϲ ζωῆϲ ἀπελήλαται. καὶ Θεότεκνοϲ δέ τιϲ πρὸϲ τὸν Ἑλληνιϲμὸν ἀπορρυεὶϲ πᾶϲαν ἀθρόωϲ τὴν ϲάρκα διαϲαπεὶϲ καὶ ϲκωλήκων ὕλη γεγονὼϲ καὶ δὴ καὶ τοὺϲ 65 ὀφθαλμοὺϲ ὑπ᾽ αὐτῶν ἐξορυχθεὶϲ τελευτῶν εἰϲ μανίαν ἐτράπη καὶ τὴν ἑαυτοῦ γλῶτταν καταφαγὼν ἐκ πικρῶν βαϲάνων εἰϲ πολὺ χαλεπώτερα παρεπέμφθη κολαϲτήρια. καὶ πολλὰ τοιαῦτα τὸ θεῖον ἐτερατούργει ἀντιρρόπουϲ τὰϲ ποινὰϲ παρὰ τῶν ἀναίδην ἀϲεβούντων εἰϲπραττόμενον.

40 παρέξωϲιν B : corr. Bidez 46 ἐϲπούδαζε Niceph. h. e. 10,29 (PG 146,528 A) : ἐϲπουδάζετο B 50 προθεϲπιϲάντων (ι ex ε) B 56 sq. ἐπέλαβεν Niceph. ibid. (532 AB) : ἀπ- B 62 οὕτωϲ (ὕ ex ὗ) B

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Gefahrenliebe, dass sie sich nämlich unter einem kultischen Vorwand in der Stadt versammeln und den Römern Schwierigkeiten bereiten würden. 12. (1) Als, so sagt er (d. h. Philostorgios), die Gebeine des Märtyrers Babylas verlegt worden waren, verkündeten die Orakelstätten der Heiden, angefangen mit der von Daphne, Weissagungen und Orakel, wobei die göttliche Vorsehung ihnen zwar zu sprechen erlaubte, ihren Eifer um Ehre aber vor ihren Augen in unsägliche Beschämung verwandelte. (2) Denn aufgrund dessen, dass die Anhänger des Heidentums sich darum bemühten, dass die Dämonen Orakel gaben, um sie noch mehr vergöttlichen zu können, wurden sie durch die göttliche Vorsehung dazu gezwungen, deren Schwäche und Irrtum offenbar werden zu lassen. Es war nämlich in aller Deutlichkeit zu erkennen, dass die von dort kommenden Orakel lügnerisch und unvollkommen waren. (3) So erklärt sich auch, dass alle Orakel einzeln prophezeit hatten, dass Iulianus, der erkrankte Onkel des Kaisers, nicht sterben werde, und dass dann in dem Augenblick, als die Orakel gelesen wurden, jener ein jämmerliches und bemitleidenswertes Lebensende fand. 13. (1) Einen gewissen Heron, so sagt er (d. h. Philostorgios), der aus Theben in Ägypten stammte und Bischof geworden war, dann aber zum Heidentum gewechselt hatte, befiel sofort eine Fäulniskrankheit; sie verzehrte seinen ganzen Körper und bot allen einen ekelhaften Anblick. Er lag, in jeder Hinsicht hilflos, auf den Wegen herum, wobei er von niemandem auch nur Mitleid erfuhr, denn die Christen wandten sich gänzlich von ihm ab, und die Heiden kannten ihn nur insoweit, dass sie ihn zu ihrer Irrlehre gezogen hatten. (2) So bitterlich also und elendiglich ist Heron aus dem Leben geschieden. Auch ein gewisser Theoteknos war zum Heidentum abgefallen: Sogleich verfaulte er am ganzen Körper und wurde zum Stoff für die Würmer, die ihm sogar die Augen aushöhlten; am Ende verfiel er in Wahnsinn, verschlang seine eigene Zunge und wurde aus bitteren Qualen zu noch viel schwereren Bußstrafen gesandt. Vieles andere Wundersame dieser Art brachte das göttliche Wirken noch zuwege, während es von den schamlosen Frevlern die entsprechenden Strafen eintrieb.

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(E 7) Philostorgius

14. (1) ὅτι προϲτάξαϲ, φηϲίν (sc. Philostorgius), Ἰουλιανὸϲ τὰ Ἱεροϲόλυμα ἀνοικοδομεῖϲθαι, ὡϲ ἂν τὰϲ περὶ αὐτῶν δ ε ϲ π ο τ ι κ ὰ ϲ π ρ ο ρ ρ ή ϲ ε ι ϲ (cf. 7,9a,2) ἀκύρουϲ ἐλέγξῃ, τοὐναντίον ἅπαν ὧ ν ἐ ϲ π ο ύ δ α ϲ ε ν (cf. 7,9,1; 7,9a,3) ἐξειργάϲατο. ἄλλα τε γὰρ τέρατα ὑπερφυῆ τὸ ἔργον καταϲκήψαντα ἐπέϲχεν καὶ δὴ καὶ τῶν θεμελίων εὐτρεπιζομένων εἷϲ τῶν λίθων τῶν εἰϲ τὴν ἐϲχάτην κρηπῖδα τεταγμένων κινηθεὶϲ ϲτόμιον ἄντρου τινὸϲ παρέδειξεν ἐνειργαϲμένου τῇ πέτρᾳ. (2) ὡϲ δ᾽ ἄπορον ἦν διὰ τὸ βάθοϲ ἰδεῖν τὰ ἔνδον, βουλόμενοι γνῶναι τὸ ϲαφὲϲ οἱ τοῖϲ ἔργοιϲ ἐφεϲτῶτεϲ καθιᾶϲί τινα τῶν ἐργατῶν ϲχοίνου μακρᾶϲ ἐκδηϲάμενοι. ὁ δὲ καθιμηθεὶϲ ὕδωρ μὲν εὗρεν εἰϲ μέϲαϲ κνήμαϲ κατὰ τὸ ἄντρον ϲυνεϲτηκόϲ. (3) πανταχῆ δὲ περιελθὼν καὶ τῶν τοίχων ἐφαψάμενοϲ τετράγωνον μὲν τὸ ἄντρον ἔγνω, ἀναϲτρέφων δὲ καὶ κατὰ τὸ μέϲον γεγονὼϲ ἐντυγχάνει ϲτήλῃ τινὶ βραχὺ διεχούϲῃ τοῦ ὕδατοϲ. ᾗ τὴν χεῖρα ἐπιβαλὼν εὑρίϲκει βιβλίον αὐτῇ ἐπικείμενον λεπτοτάτῳ καὶ καθαρωτάτῳ περιειλημένον ἡμιτυβίῳ. ἀνελόμενοϲ δέ, ὡϲ εὗρεν, τὸ βιβλίον ϲημαίνει δεῖν αὐτὸν ἀνακομίζειν. (4) ἀνακομιϲθεὶϲ δὲ ἐπιδείκνυϲι τὸ βιβλίον καὶ εἰϲ θάμβοϲ ἅπανταϲ ἄγει, μάλιϲτα δ᾽ ὅτι καὶ νεουργὸν καὶ ἀθιγῆ παρεῖχε τὴν θέαν, καὶ ὡϲ ἐν ἐκείνῳ ἀνευρεθὲν τῷ χωρίῳ. τόδε ἄρα τὸ βιβλίον (ὃ καὶ πλέον Ἑλληνιϲτὰϲ καὶ Ἰουδαίουϲ κατέπληξεν) εὐθὺϲ κατ᾽ ἀρχὰϲ ἀναπτυχθὲν μεγάλοιϲ ἔλεγε γράμμαϲιν· (5) „ἐ ν ἀ ρ χ ῇ ἦ ν ὁ λ ό γ ο ϲ κ α ὶ ὁ λ ό γ ο ϲ ἦ ν π ρ ὸ ϲ τ ὸ ν θ ε ὸ ν κ α ὶ θ ε ὸ ϲ ἦ ν ὁ λ ό γ ο ϲ (Joh. 1,1).“ καὶ ἁπλῶϲ ὁλόκληρον ἡ γραφὴ τὸ εὐαγγέλιον ἐδείκνυ, ὅπερ ἡ θεολόγοϲ τοῦ μαθητοῦ καὶ παρθένου εὐηγγελίϲατο γλῶϲϲα. (6) ἐδήλου δὲ ἄρα μετὰ τῶν ἄλλων παραδόξων ἔργων, ἃ κατ᾽ ἐκεῖνο καιροῦ οὐρανόθεν ἐπεδείχθη, μὴ ἄν ποτε διαπεϲεῖν τὴν δεϲποτικὴν ἀπόφαϲιν, ἥτιϲ τὴν εἰϲ τέλοϲ ἐρήμωϲιν τοῦ νεὼ προανεῖπεν (cf. Mt. 24,15 parr.). καὶ γὰρ θεόν τε ἐθεολόγει τὸ βιβλίον τὸν ταῦτα προτεθεϲπικότα καὶ δημιουργὸν ἁπάντων (cf. Joh. 1,1. 3) καὶ ἔλεγχοϲ ἦν τοῦ μάτην ἐκείνουϲ περὶ τὴν οἰκοδομὴν πονεῖϲθαι τῆϲ θείαϲ καὶ ἀμεταθέτου ψήφου τὸν εἰϲ τέλοϲ τοῦ νεὼ ἀφανιϲμὸν καταψηφιϲαμένηϲ. (7) τὰ μέντοι Ἱεροϲόλυμα Ἰεβοὺϲ πρότερον ἐκαλεῖτο (cf. Jos. 15,8; 18,28; Iudic. 19,10 sq.; 1. Chron. 11,4) τῶν τῆϲ Βενιαμίτιδοϲ φυλῆϲ ταύτην ἐνοικούντων (cf. Jos. 18,28; Iudic. 1,21), πρὶν ἢ Δαυῒδ ὁ βαϲιλεὺϲ ὑποϲχέϲει ϲτρατηγίαϲ ἑλὼν 77 ἄπορον Niceph. h. e. 10,33 (PG 146,541 D) : ἄποροϲ B 89 τόδε dub. Bidez : τὸ δὲ B 97 τὴν supra εἰϲ B 100 πονεῖϲθαι Niceph. ibid. (544 B) : ποιεῖϲθαι B

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14. (1) Julian ordnete an, so sagt er (d. h. Philostorgios), Jerusalem wieder aufzubauen, um die diesbezüglichen Vo r h e r s a g e n d e s H e r r n (vgl. 7,9a,2) als ungültig zu erweisen; aber er bewirkte in allem das Gegenteil von dem, w o r u m e r s i c h b e m ü h t e (vgl. 7,9,1; 7,9a,3). Denn abgesehen von anderen übernatürlichen Wunderzeichen, die niederstürzten und die Arbeit aufhielten, geschah auch noch dies: Bei der Herrichtung der Fundamente wurde einer der Steine, die in die unterste Sohle eingefügt waren, bewegt, so dass sich die Öffnung einer Höhle zeigte, die in den Felsen gearbeitet war. (2) Da es wegen der Tiefe unmöglich war, das Innere zu sehen, haben die Leiter der Arbeiten, um Klarheit zu gewinnen, einen der Arbeiter an einem langen Seil heruntergelassen. Als dieser abgeseilt war, fand er, dass bis zur Mitte der Waden hoch Wasser in der Höhle stand. (3) Nachdem er überall herumgelaufen war und die Wände abgetastet hatte, war ihm klar, dass die Höhle viereckig war. Als er sich umwandte und in der Mitte angelangt war, traf er auf eine Säule, die nur ein wenig aus dem Wasser herausragte. Als er seine Hand darauf legte, entdeckte er, dass ein Buch auf ihr lag, das in ein sehr feines und reines Leinentuch eingewickelt war. Er nahm das Buch auf, so wie er es vorgefunden hatte, und gab Zeichen, dass man ihn hochholen solle. (4) Als er hochgeholt worden war, zeigte er das Buch und versetzte damit alle in Staunen, vor allem weil es einen frischen und unberührten Anblick bot und weil es an jenem Platz entdeckt worden war. Hatte dieses Buch doch, als es geöffnet wurde, gleich am Anfang in großen Buchstaben folgenden Wortlaut (ein Umstand, der Heiden und Juden noch mehr erschreckte): (5) „I m A n f a n g w a r d a s Wo r t , u n d d a s Wo r t w a r b e i G o t t , u n d d a s Wo r t w a r G o t t (Joh. 1,1).“ Es war in dem Schriftwerk einfach das ganze Evangelium enthalten, das die gottkündende Zunge des Jüngers und Jungfräulichen verkündet hatte. (6) Zusammen mit den anderen sonderbaren Werken, die zu jener Zeit vom Himmel her gezeitigt wurden, offenbarte es, dass niemals das Herrenwort fehlschlagen werde, welches die endgültige Verödung des Tempels voraussagte (vgl. Mt. 24,15 parr.). Denn das Buch bezeichnete den, der dieses prophezeit hatte, als Gott und als Schöpfer aller Dinge (vgl. Joh. 1,1. 3), und es bewies, dass jene sich vergeblich um den Tempelbau mühten, denn der göttliche und unveränderliche

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(E 7) Philostorgius

τε τὴν ὑπόϲχεϲιν, ὡϲ ὑπεδέξατο, δίδωϲι καὶ αὐτὸϲ πόλιν ἐν αὐτῇ δειμάμενοϲ μητρόπολιν τοῦ παντὸϲ ἔθνουϲ τῶν Ἑβραίων ἀπειργάϲατο (cf. 1. Chron. 11,4-9).

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15. (1) ὅτι τοῖϲ πανταχόθεν χρηϲμοῖϲ τῶν Ἑλλήνων ὁ παραβάτηϲ ἀναπειϲθείϲ, ὡϲ ἄμαχον ἕξει τὸ κράτοϲ, κατὰ Περϲῶν ἐκϲτρατεύει. γ έ ρ ω ν δέ τιϲ τῶν παρὰ Πέρϲαιϲ τῆϲ ϲτρατείαϲ ἀφειμένων ἤδη ἀπάτῃ μετέρχεται τὸν παραβάτην ἐν Περϲίδι ϲτρατευόμενον καὶ ἐρημίαιϲ ἐκτόποιϲ καὶ ἀμηχάνοιϲ ϲυγκλείϲαϲ ἀπορίαιϲ, ἐν οἷϲ τὸ πλεῖϲτον τοῦ λαοῦ διεφθάρη, ἕτοιμον θήραμα τοὺϲ πολεμίουϲ τοῖϲ ὁμοφύλοιϲ παρέχεται. (2) τὸ δὲ Περϲικὸν ἐπελαύνει κατ᾽ αὐτῶν ϲυνεπαγόμενον καὶ τοὺϲ ὑποϲπόνδουϲ κοντοφόρουϲ Ϲαρακηνούϲ. ὧν εἷϲ ἐπὶ τὸν Ἰουλιανὸν τὸ δ ό ρ υ ἐκτείναϲ πλήττει μὲν αὐτὸν ἐν ἰϲχύι κατὰ τὸ περιτόναιον, ἅμα δὲ τῇ αἰχμῇ ἐξελκομένῃ καὶ κόπροϲ τιϲ ἐπηκολούθηϲε ϲυνεπιϲπωμένη τῷ αἵματι. εἶτα τὸν μὲν βαλόντα Ϲ α ρ α κ η ν ὸ ν εἷϲ τῶν δορυφόρων ἐπελθὼν τῆϲ κεφαλῆϲ ἀποτέμνει. (3) τρωθέντα δὲ καιρίαν τὸν Ἰουλιανὸν οἱ οἰκεῖοι διὰ τάχουϲ ἀναλαβόντεϲ ἐπ᾽ ἀϲπίδοϲ εἰϲ τὴν ϲκηνὴν ἀπεχώρουν. καὶ τοῖϲ πολλοῖϲ διὰ τὸ ἀθρόον καὶ δι᾽ ὀλίγου ϲυμβῆναι τὴν πληγὴν καὶ μηδ᾽ ὅθεν ἰδεῖν ἠνέχθη, παρὰ τῶν οἰκείων ἐνομίϲθη τὸ πάθοϲ προελθεῖν. (4) ἀλλ᾽ ὅ γε δείλαιοϲ Ἰουλιανὸϲ τοῦ τραύματοϲ τ α ῖ ϲ χ ε ρ ϲ ὶ ν ὑπο δ ε χ ό μ ε ν ο ϲ τ ὸ α ἷ μ α πρὸϲ τὸν ἥλιον ἀπέρ ρ α ι ν ε ν διαρρήδην πρὸϲ αὐτὸν λ έ γ ω ν · „κορέϲθητι“. ναὶ δὴ καὶ τοὺϲ ἄλλουϲ θ ε ο ὺ ϲ κακούϲ τε καὶ ὀλετῆραϲ ἐκάλει. (5) ἰατρῶν μέντοι γε ἄριϲτοϲ ὁ Λυδὸϲ Ὀριβάϲιοϲ αὐτῷ ϲυνῆν ὁ ἐκ Ϲάρδεων. ἀλλ᾽ ἡ πληγὴ πᾶϲαν χλευάζουϲα θεραπείαν διὰ τριῶν ἡμερῶν τὸν Ἰουλιανὸν ἀπαλλάττει τοῦ βίου, ἐν μὲν τῷ τοῦ Καίϲαροϲ ϲχήματι πέντε ἐνιαυτούϲ, ἐν δὲ τῷ διαδήματι μετὰ τὸν Κωνϲταντίου θάνατον δύο καὶ ἥμιϲυ διανύϲαντα ἔτη. (6) καὶ οὗτοϲ μὲν (sc. Philostorgius) εἰϲ τὸν ἥλιον ἀπορ 112 ἀπάτῃ dub. Bidez : ἀπέϲτη B | ϲτρατευόμενον ex μετερχόμενον, ϲτρατευ supra ερχόμ scripto, restit. B 124 ὅθεν post ἰδεῖν transpos. Koetschau

fragmenta libri VII

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schwinden des Tempels verfügt. (7) Was nun Jerusalem angeht, so hieß es früher Jebus (vgl. Jos. 15,8; 18,28; Richt. 19,10 f.; 1. Chron. 11,4), wobei die aus dem Stamme Benjamin es bewohnten (vgl. Jos. 18,28; Richt. 1,21), bevor der König David mit dem Versprechen eines Kommandos es durch Joab gewann. Er hielt jenem gegenüber das Versprechen, wie er es zugesagt hatte, und baute seinerseits eine Stadt auf dem Gebiet, die er zur Metropole des gesamten Volks der Hebräer machte (vgl. 1. Chron. 11,4-9). 15. (1) Als der Abtrünnige von den aus allen Richtungen eintreffenden Orakeln der Heiden überzeugt worden war, dass er ohne Kampf den Sieg erringen werde, zog er gegen die Perser. Ein a l t e r M a n n aus den Reihen derer, die bei den Persern schon vom Heeresdienst befreit waren, suchte den Abtrünnigen, der mit seinem Heer in Persien war, in trügerischer Absicht auf. Es gelang ihm, sie so zu leiten, dass sie in abgelegenen Einöden und unüberwindlicher Ausweglosigkeit eingeschlossen waren, worin der größte Teil des Heervolks zugrundeging, so dass er seinen Landsleuten die Feinde als bereitwillige Jagdbeute lieferte. (2) Das persische Heer nun rückte gegen sie an, wobei es in seiner Begleitung auch die vertraglich gebundenen lanzentragenden Sarazenen hatte. Einer von diesen richtete seinen S p e e r auf Julian und traf ihn mit Wucht am Bauchfell. Als die Lanze herausgezogen wurde, kamen zusammen mit dem Blut auch etwas Exkremente mit. Daraufhin hat einer der Leibwächter den S a r a z e n e n , der geworfen hatte, attackiert und ihm den Kopf abgeschlagen. (3) Den tödlich verwundeten Julian bargen seine Vertrauten schnell auf einem Schild und brachten ihn in sein Zelt. Weil sich der Treffer plötzlich und aus kurzem Abstand ereignet hatte und weil auch die Herkunftsrichtung nicht zu sehen gewesen war, glaubten die meisten, dass die Verwundung von den Vertrauten stamme. (4) Der elendige Julian wiederum f i n g m i t d e n H ä n d e n d a s B l u t aus der Wunde auf und s p r i t z t e es gegen die Sonne, wobei er wörtlich zu ihr s a g t e : „Sättige dich“. Ja, auch die anderen G ö t t e r bezeichnete er als schlecht und als Verderber. (5) Von den Ärzten freilich war der beste bei ihm, der Lyder Oribasios aus Sardes. Aber die Wunde spottete jeder Behandlung und entfernte innerhalb von drei Tagen Julian aus dem Leben, nachdem er im Range des Caesar fünf Jahre, im Kaiserdiadem

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(E 7) Philostorgius

τ ο ὺ ϲ α ὐ τ ο ῦ θ ε ο ὺ ϲ κακολογεῖν, οἱ δὲ πλεῖϲτοι τῶν ἱϲτορούντων εἰϲ τ ὸ ν κ ύ ρ ι ο ν ἡ μ ῶ ν Ἰ η ϲ ο ῦ ν Χ ρ ι ϲ τ ὸ ν τὸν ἀληθινὸν θεὸν ἑκάτερον γράφουϲιν ἐναπορρίψαι. (sequitur 8,1) 135 κακολογεῖν Gothofredus : κακολογῶν B

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Mart. Artem. 69 (codd. ABCMPRSUV) (post 7,9a) (1) ὁ δὲ Ἰουλιανὸϲ ἀπάραϲ ἀπὸ τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ϲὺν παντὶ τῷ ϲτρατεύματι ἐπὶ τὴν Περϲίδα γῆν ἐπορεύετο. καὶ τὴν Κτηϲιφῶντα πόλιν καταλαβὼν ἐδόκει τι μέγα διαπραξάμενοϲ ἔργον ἐφ᾽ ἕτερα μεταβαίνειν κρείττονα. (2) ἔλαθεν δὲ ἑαυτὸν ἐξαπατηθεὶϲ ὁ παμμίαροϲ· ἔρωτα γὰρ διαβολικὸν τῆϲ εἰδωλομανίαϲ ἐγκτηϲάμενοϲ καὶ ἐλπίϲαϲ διὰ μὲν τῶν ἀθέων θεῶν αὐτοῦ πολυχρόνιον τὴν βαϲιλείαν ἕξειν καὶ νέον γενέϲθαι Ἀλέξανδρον, περιγενέϲθαι δὲ καὶ τῶν Περϲῶν καὶ τ ὸ τῶν Χριϲτιανῶν ἐ ξ α λ ε ί φ ε ι ν ε ἰ ϲ ἅ π α ν γένοϲ καὶ ὄ ν ο μ α (cf. 7,4c,6) ἐξέπεϲε τῆϲ ὑπερηφάνου διανοίαϲ. (3) γ έ ρ ο ν τ ι γὰρ ἐντυχὼν Πέρϲῃ καὶ παρ᾽ αὐτοῦ ἀπατηθείϲ, ὥϲτε τὰ βαϲίλεια τῶν Περϲῶν καὶ πάντα τὸν πλοῦτον αὐτῶν ἀμογητὶ παραλήψεϲθαι, ἐνέβαλεν ⟨ 〉 αὐτὸν ἐπὶ τὴν Καρμανίτην ἔρημον εἰϲ ἀνοδίαϲ καὶ βάραθρα καὶ εἰϲ ἐρήμουϲ καὶ ἀνύδρουϲ τόπουϲ μετὰ παντὸϲ τοῦ ϲτρατεύματοϲ. (4) καὶ δίψῃ καὶ λιμῷ πιέϲαϲ αὐτοὺϲ καὶ πᾶϲαν τὴν ἵππον ἐναποκτείναϲ ὡμολόγηϲεν ὁ Πέρϲηϲ ἑκουϲίωϲ αὐτοὺϲ πεπλανηκέναι, ὡϲ ἂν διαφθαρεῖεν ὑπ᾽ αὐτοῦ καὶ μὴ τὴν ἑαυτοῦ πατρίδα πορθουμένην ὑπὸ τῶν ἐχθίϲτων θεάϲοιτο. (5) τοῦτον μὲν οὖν παραυτίκα μεληδὸν κατακόψαντεϲ τῷ θανάτῳ παρέπεμψαν, εὐθέωϲ δὲ καὶ μετὰ τῆϲ τηλικαύτηϲ ταλαιπωρίαϲ προϲπίπτουϲιν ἄκοντεϲ τῷ τῶν Περϲῶν ϲτρατεύματι. καὶ ϲυμβολῆϲ γε1 – 31 ὁ – πρὸϲ deest V 1 – 3 ὁ – ἔργον deest S 3 πόλιν om. C | ἕτερα μέρη A 4 αὐτὸν CR 5 κτηϲάμενοϲ A 6 θεῶν αὐτοῦ : αὐτοῦ καὶ βεβήλων θεῶν S | τὴν om. M 7 νέοϲ ... ἀλέξανδροϲ A 8 ἐξαλεῖψαι A | ε ἰ ϲ om. AS | ἅ π α ν om. A 9 ὑπερηφάνου αὐτοῦ S 10 γάρ τινι S 12 ἐνέβαλεν αὐτὸν : ἐνεβλήθη A | ante αὐτὸν lacunam statuit Stein; possis e. g. correcto αὐτὸν in αὐτοῦ | καρμαρίτην P 13 τόπουϲ πορευόμενοϲ A 14 δίψει AMU 15 πάνταϲ τοὺϲ ἵππουϲ A | ὁ πέρϲηϲ ὡμολόγηϲεν A 17 ἐχθρῶν BC 18 μὲν om. P αὐτίκα A 19 καὶ om. A 19 sq. προϲπίπτοντεϲ (teste Bidez) vel πίπτοντεϲ (teste Kotter) R 20 sq. γεναμένηϲ R

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zweieinhalb Jahre verbracht hatte. (6) Dieser (d. h. Philostorg) sagt, dass er d a s B l u t gegen die Sonne g e s p r i t z t und s e i n e G ö t t e r geschmäht habe, die meisten Historiker aber schreiben, dass er beides gegen u n s e r e n H e r r n J e s u s C h r i s t u s , den wahrhaftigen Gott, geschleudert habe. (folgt 8,1)

7,15a Martyrium des Artemius 69 (nach 7,9a) (1) Julian brach von Antiocheia auf und zog mit dem gesamten Heer gegen Persien. Nachdem er die Stadt Ktesiphon eingenommen hatte, glaubte er, eine große Tat vollbracht zu haben und auf dem Weg weiter zu noch bedeutenderen zu sein. (2) Dem ganz Verruchten war aber entgangen, dass er einer Täuschung erlegen war. Er hatte sich nämlich eine teuflische Liebe zur Götzenverehrung angeeignet und hoffte, dass er zum einen durch seine gottlosen Götter eine langdauernde Herrschaft innehaben werde und ein neuer Alexander werde, zum anderen die Perser überwinden sowie das Christengeschlecht und dessen N a m e n f ü r a l l e Z e i t a u s t i l g e n werde (vgl. 7,4c,6): Doch er scheiterte mit seiner überheblichen Gesinnung. (3) Er traf nämlich auf einen a l t e n Perser und wurde von ihm mit der Aussicht getäuscht, dass er den Königssitz der Perser und ihren ganzen Reichtum ohne Mühe übernehmen werde. Daraufhin fiel er, ⟨während jener ?〉 ihn zur Karmanitischen Einöde ⟨führte ?〉, mit dem gesamten Heer in unwegsame Gebiete, enge Schluchten sowie einsame und wasserlose Gegenden ein. (4) Als der Perser sie durch Hunger und Durst erschöpft und dabei auch den ganzen Pferdebestand vernichtet hatte, gab er zu, dass er sie absichtlich in die Irre geführt habe, damit sie von ihm vernichtet würden und er nicht ansehen müsse, wie sein Vaterland von den schlimmsten Feinden verwüstet werde. (5) Zwar beförderten sie ihn gleich in

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(E 7) Philostorgius

νομένηϲ αὐτὸϲ ὁ Ἰουλιανὸϲ τῇδε κἀκεῖϲε διατρέχων καὶ διαταττόμενοϲ περιπίπτει δ ό ρ α τ ι , ὡϲ μέν τινεϲ φάϲκουϲι, ϲτρατιώτου, ὡϲ δὲ ἄλλοι, Ϲ α ρ α κ η ν ο ῦ τῶν μετὰ Περϲῶν, ὡϲ δ᾽ ὁ Χριϲτιανῶν λόγοϲ ὁ ἀληθὴϲ καὶ ἡμέτεροϲ, τοῦ δεϲπότου Χριϲτοῦ ἀντιτα25 ξαμένου αὐτῷ. (6) τόξον γὰρ ἀθρόωϲ ἀπὸ τοῦ ἀέροϲ ἐνταθὲν καὶ βέλοϲ ἐπ᾽ αὐτὸν ὡϲ ἐπὶ ϲκοπὸν ἀφιὲν καὶ διὰ τῶν λαγόνων ὁρμῆϲαν διαμπερὲϲ ἔτρωϲεν αὐτὸν εἰϲ τὰ ὑποχόνδρια. (7) καὶ ἀνοιμώξαϲ βαρύ τε καὶ δυϲηχὲϲ ἔδοξε τ ὸ ν κ ύ ρ ι ο ν ἡ μ ῶ ν Ἰ η ϲ ο ῦ ν Χ ρ ι ϲ τ ὸ ν ἐνώπιον αὐτοῦ ἑϲτάναι καὶ ἐπεγγελᾶν αὐτῷ. ὁ δὲ ϲκό30 τουϲ καὶ μανίαϲ πληϲθεὶϲ δ ε ξ ά μ ε ν ο ϲ τ ῇ χ ε ι ρ ὶ τ ὸ ἴδιον α ἷ μ α καὶ εἰϲ τὸν ἀέρα ῥ ά ν α ϲ πρὸϲ τῇ ἐκπνοῇ γενόμενοϲ ἀνέκραξε λ έ γ ω ν · „νενίκηκαϲ, Χριϲτέ· χορτάϲθητι, Γαλιλαῖε“. (8) καὶ οὕτωϲ τὸν ἔχθιϲτον θάνατον καταλαβὼν κατέϲτρεψε τὸν βίον τ ο ὺ ϲ α ὐ τ ο ῦ θ ε ο ὺ ϲ πολλὰ λοιδορηϲάμενοϲ. (sequitur 8,1a) 21 ὁ om. AMR (testibus Bidez et Winkelmann) | κἀκεῖ R 23 τῶν μετὰ περϲῶν BCMSU : τῶν περϲῶν PR : τινοϲ πέρϲου A 24 λόγοϲ om. R | ὁ om. P 25 αὐτοῦ C ἐνταθὲν ABCPRU : ἐκταθὲν M : ἐνταλθὲν S 26 ἀφιὲν BMPRSU : ἀφεθὲν A (teste Winkelmann) C 27 sq. ἀνωμόξαϲ PRS 28 δυϲηχὲϲ ABCMRU : δυϲαχθὲϲ P : δυϲτυχὲϲ S | ἔδοξεν ὁρᾶν C | κ ύ ρ ι ο ν om. P 31 τῇ hinc adest V | post γενόμενοϲ add. ὁ δείλαιοϲ S 31 sq. ἔκραξε M 33 post τὸν1 add. δεινὸν καὶ MPV | ante καταλαβὼν add. ὁ τριϲάθλιοϲ καὶ ταλαίπωροϲ S 34 θ ε ο ὺ ϲ hinc deest B

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den Tod, indem sie ihn Glied für Glied zerstückelten, doch stießen sie gegen ihre Absicht sofort – und das bei den Strapazen, die doch schon groß genug waren – auf das Heer der Perser. Es kam zum Zusammenstoß: Julian selbst lief hierhin und dorthin und traf Anordnungen; dabei fiel er einem S p e e r wurf zum Opfer. Wie manche sagen, stammte der von einem Soldaten, nach anderen von einem S a r a z e n e n auf Seiten der Perser, nach der christlichen Kunde aber, die wahr und die unserige ist, stellte sich ihm Christus, der Herr, entgegen. (6) Denn ein Bogen wurde plötzlich am Himmel gespannt, entsandte einen Pfeil auf ihn als Ziel, jagte diesen durch die Flanken hindurch und verwundete ihn im oberen Bereich des Bauches. (7) Er stieß einen tiefen und grässlichen Schmerzenslaut aus und glaubte, dass u n s e r H e r r J e s u s C h r i s t u s ihm Angesicht zu Angesicht gegenüber stehe und über ihn lache. Erfüllt von Finsternis und Wahnsinn, f i n g e r m i t d e r H a n d s e i n eigenes B l u t auf, s p r i t z t e es in die Luft und rief, unmittelbar bevor er seinen Geist aushauchte, aus: „Du hast gesiegt, Christus. Sättige dich, Galiläer“. (8) So fand er den übelsten Tod und schied unter heftigen Schmähungen s e i n e r G ö t t e r aus dem Leben. (folgt 8,1a)

ἐκ τῆϲ ὀγδόηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

8,1 Phot. Philost. 8,1 (post 7,15) (1) ὅτι τῇ ἐπαύριον τοῦ διαφθαρῆναι τὸν ἀποϲτάτην ἀνίϲτηϲιν ὁ ϲτρατὸϲ Ἰωβιανὸν βαϲιλέα. ὁ δὲ (οὐ γὰρ ἦν ἄλλωϲ διαϲωθῆναι, εἰϲ δέκατον μέροϲ τῆϲ ὅληϲ ϲτρατιᾶϲ ἀπολεπτυνθείϲηϲ) τριακοντούτειϲ τίθεται π ρ ὸ ϲ τ ὸ ν Π έ ρ ϲ η ν ϲ π ο ν δ ὰ ϲ τ ῆ ϲ τε Ν ι 5 ϲ ί β ε ω ϲ αὐτῷ ὑπεκϲτὰϲ καὶ τῶν φρουρίων, ὅϲα Ῥωμαίοιϲ ἐπὶ Πέρϲαϲ ἄχρι τῆϲ Ἀρμενίαϲ οἱονεὶ τεῖχοϲ προὐβέβλητο. (2) τὸν δὲ νεκρὸν Ἰουλιανοῦ Μεροβαύδηϲ καὶ οἱ ϲὺν αὐτῷ ἐν Κιλικίᾳ κομίϲαντεϲ, οὐ κατὰ πρόνοιαν, κατὰ δέ τινα περιφορὰν ἀντικρὺ τοῦ τάφου, ὃϲ τὰ Μαξιμίνου ϲυνεῖχεν ὀϲτᾶ, κατέθεντο λεωφόρου μόνηϲ 10 ἀπ’ ἀλλήλων τὰϲ θήκαϲ αὐτῶν διατειχιζούϲηϲ. (sequitur 8,2) 5 αὐτῷ Bidez : αὐτ(οῦ) B 6 ἁρμενίαϲ B

8,1a Mart. Artem. 70,1-5 (codd. ACMPRSUV) (post 7,15a) τοῦ δὲ παραβάτου πεϲόντοϲ ἐν τῷ μεταιχμίῳ τοῦ ϲτρατοπέδου Ἰοβιανὸϲ ἀναγορεύεται βαϲιλεὺϲ ὑπὸ τοῦ ϲτρατοπέδου. καὶ ϲ π ο ν δ ὰ ϲ π ρ ὸ ϲ τ ὸ ν Π έ ρ ϲ η ν εἰρηνικὰϲ ποιηϲάμενοϲ, τ ὴ ν Ν ί ϲ ι β ι ν παραδοὺϲ τοῖϲ Πέρϲαιϲ ἄνευ τῶν οἰκητόρων, ἐξῆλθεν 5 ἐκεῖθεν. ὁ γὰρ ϲτρατὸϲ λιμῷ καὶ λοιμῷ διεφθείρετο. (sequitur 8,6a) 1 post παραβάτου add. ἰουλιανοῦ S | τῷ om. A | τοῦ ϲτρατοπέδου del. Batiffol 2 Ἰοβιανὸϲ – καὶ post ποιηϲάμενοϲ (v. 3) transpos. A | Ἰοβιανὸϲ – ϲτρατοπέδου om. P | ἰουβιανὸϲ MV | ἀναδείκνυται C | ὑπὸ – καὶ : ὃϲ C

8,2- 6 Phot. Philost. 8,2- 6 (post 8,1) 2. (1) ὅτι Εὐζώιοϲ, φηϲί (sc. Philostorgius), καὶ οἱ ϲὺν αὐτῷ τὸν μὲν ὑπὲρ Ἀετίου καὶ τοῦ δόγματοϲ τόμον ἐξέθεϲαν, οὐ μήν γε πε-

Aus dem achten Buch

8,1 Photios, Philostorgios-Epitome 8,1 (nach 7,15) (1) Am Tag nach der Vernichtung des Abtrünnigen erhob das Heer Jovian zum Kaiser. Dieser schloss m i t d e m P e r s e r einen dreißigjährigen Ve r t r a g (eine andere Rettungsmöglichkeit gab es nämlich nicht, weil das ganze Heer auf ein Zehntel geschrumpft war), in dem er ihm N i s i b i s abtrat und alle Festungen, die den Römern bis nach Armenien hin als Bollwerk gegen die Perser gedient hatten. (2) Den Leichnam Julians brachten Merobaudes und seine Leute nach Kilikien und bestatteten ihn – nicht mit Absicht, sondern durch einen Zufall – gegenüber von dem Grab, welches die Gebeine des Maximinus enthielt, wobei nur eine Straße ihre Särge voneinander trennte. (folgt 8,2)

8,1a Martyrium des Artemius 70 (nach 7,15a) Nachdem der Abtrünnige auf dem Schlachtfeld gefallen war, wurde Jovian vom Heer zum Kaiser ausgerufen. Er schloss einen Friedens v e r t r a g m i t d e m P e r s e r , in dem er N i s i b i s ohne seine Bewohner den Persern übergab, und zog von dort ab. Denn das Heer ging aufgrund von Hunger und Seuche seinem Verderben entgegen. (folgt 8,6a)

8,2- 6 Photios, Philostorgios-Epitome 8,2- 6 (nach 8,1) 2. (1) Euzoios, so sagt er (d. h. Philostorgios), und seine Anhänger veröffentlichten das Schreiben zu Aetios und seiner Glaubensmeinung,

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ραίνειν ταῦτα διανέϲτηϲαν. διὸ οἱ περὶ Ἀέτιον καὶ Εὐνόμιον ἐν Κωνϲταντινουπόλει διατρίβοντεϲ καθ᾽ ἑαυτοὺϲ ἤδη τῶν πραγμάτων προΐϲταντο τά τε ἄλλα, ὡϲ αὐτοῖϲ ἐδόκει, πρὸϲ τὸ ἄριϲτον τιθέμενοι καὶ δὴ καὶ ἐπιϲκόπουϲ καθίϲταϲαν. (2) ὧν Κάνδιδοϲ μὲν καὶ Ἀρριανὸϲ ταῖϲ κατὰ Λυδίαν καὶ Ἰωνίαν ἐκκληϲίαιϲ ἐφίϲτανται, Παλαιϲτίνηϲ δὲ ὁ ἀπὸ Χαιρατόπων Θεόδουλοϲ ἐπεϲκόπηϲεν. ἐν δὲ Κωνϲταντινουπόλει (καὶ γὰρ Εὐδοξίου καί τινων ἄλλων αἱρέϲεων ἀπορρυὲν οὐκ ὀλίγον πλῆθοϲ τὴν περὶ Ἀέτιον καὶ Εὐνόμιον μοῖραν ἐπηύξηϲεν) χειροτονοῦϲι πρῶτον τῆϲ καθ᾽ ἑαυτοὺϲ ἐκκληϲίαϲ Ποιμένιον ὄνομα. (3) ὃ καὶ τὸν Εὐδόξιον μέχρι τότε τὰϲ πρὸϲ αὐτοὺϲ τῆϲ ἑνώϲεωϲ ἐλπίδαϲ ὑποτρέφοντα εἰϲ τὸ βεβαίωϲ ἀντίπαλον μετεϲτήϲατο. Ποιμενίου δὲ μετ᾽ οὐ πολὺν ἀποβιώϲαντοϲ χρόνον ἀντικαθιϲτῶϲι Φλωρέντιον. εἰϲ δὲ τὴν Λέϲβον τοῦ ταύτηϲ ἀποιχομένου ποιμένοϲ χειροτονοῦϲι Θάλλον. (4) τῇ δὲ πρὸϲ τῷ Πόντῳ Γαλατίᾳ καὶ Καππαδοκίᾳ Εὐφρόνιον προχειρίζονται. τὴν δὲ Κιλικίαν Ἰουλιανὸϲ ἐγχειρίζεται. πρὸϲ δὲ τὴν ἐν τῇ Κοίλῃ Ϲυρίᾳ Ἀντιόχειαν μετ᾽ οὐ πολὺν χρόνον ἐθελοντὴϲ ἀφικνεῖται Θεόφιλοϲ ὁ Ἰνδόϲ, ἐφ᾽ ᾧ τὸν Εὐζώιον μὲν κατὰ τὸ προηγούμενον ἀναϲτῆϲαι εἰϲ τέλοϲ ἀγαγεῖν τὰ ὑπὲρ Ἀετίου ἐγνωϲμένα· εἰ δὲ μή, αὐτόϲ γε καθηγήϲεϲθαι τοῦ ἐκεῖϲε πλήθουϲ, ὅϲον τὴν ἐκείνου γνώμην ἠϲπάζετο. (5) ἑκατέραϲ δὲ Λιβύηϲ καὶ ὅϲον ἐν τῇ Αἰγύπτῳ τὸ αὐτῶν διέϲωζε φρόνημα, τοῖϲ ἀμφὶ Ϲέρραν τε καὶ Ϲτέφανον καὶ Ἡλιόδωρον ἔμελεν. (6) τούτουϲ μὲν οὖν ἅπανταϲ ὁ Φιλοϲτόργιοϲ ἐπαίνοιϲ οὐκ ἔχει κόρον διακοϲμεῖν τήν τε δύναμιν τῶν λόγων ἀνυμνῶν καὶ τὸν βίον ἀποθειάζων. 3. ὅτι Θεοδόϲιόν τινα τῶν ἐπιϲκόπων, θερμὸν ἐραϲτὴν τῆϲ αὐτοῦ αἱρέϲεωϲ, εἰϲάγει (sc. Philostorgius) καὶ ⟨πρὸϲ〉 τὰϲ διὰ τῶν γυναικῶν ἡδονὰϲ ἀποκλῖναι καὶ ἄλλα τε δυϲϲεβῆ τῇ ἀρχαίᾳ δόξῃ ϲυνάψαι καὶ δὴ καὶ ὡϲ ὁ Χριϲτὸϲ τρεπτὸϲ μὲν τῇ γε φύϲει τῇ οἰκείᾳ, ἐπιμελείᾳ δὲ τῶν ἀρετῶν ἀνυπερβλήτῳ εἰϲ τὸ ἄτρεπτον ἀνυψωθῆναι, καὶ ὅτι μηδὲ φθέγγοιτο μηδ᾽ ἀκούοι τὸ θεῖον, ἐπεὶ χεῖρεϲ ἂν αὐτῷ καὶ ἀκοαὶ ϲυμπλαϲθήϲονται. καὶ ἄλλα δὲ τοιουτότροπά φηϲιν αὐτὸν δυϲϲεβῆϲαι.

8 ἐπεϲκόπηϲεν Valesius : ἐπιϲκόπηϲεν B 16 Πόντῳ Holstenius, duce Gothofredo : ποντίω B 17 Εὐφρόνιον Valesius, duce Gothofredo : εὐφράνιον B 24 sq. ἔμελεν Bochart : ἔμελλεν B 28 θεοδώϲιον B : corr. M 29 πρὸϲ add. Valesius 33 φθέγοιτο B : corr. M | ἀκούοιτο (το suprascr.) τὸ B : corr. Bidez | χεῖρεϲ : χείλη dub. Amidon

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machten aber keine Anstalten, die Maßnahmen durchzusetzen. Deswegen kümmerten sich Aetios und Eunomios, die in Konstantinopel weilten, jetzt selbst um die Dinge: Sie ordneten sie so, wie es ihnen am besten schien, wobei sie insbesondere Bischöfe einsetzten. (2) Unter diesen übernahmen Kandidos und Arrianos die Leitung der Kirchen von Lydien und Ionien, und Palästina kontrollierte Theodulos von Chairatopa als Bischof. In Konstantinopel (eine nicht geringe Menge war dort nämlich von Eudoxios und anderen Häresien abgeflossen und vergrößerte die Partei des Aetios und Eunomios) ordinierten sie als ersten für ihre eigene Kirche jemanden namens Poimenios. (3) Das war es auch, was Eudoxios, der bis dahin Hoffnungen auf eine Einigung mit ihnen gehegt hatte, zu entschiedener Gegnerschaft veranlasste. Als Poimenios nach kurzer Zeit verstarb, setzten sie Florentius an dessen Stelle. Für Lesbos, dessen Hirte verschieden war, erhoben sie Thallos. (4) Für das am Pontos gelegene Galatien und Kappadokien bestimmten sie Euphronios. Kilikien erhielt Iulianos. Nicht viel später kam Theophilos der Inder aus eigenem Antrieb nach Antiocheia in Koilesyrien mit dem vorrangigen Ziel, Euzoios dazu zu bewegen, die bezüglich des Aetios gefassten Beschlüsse auszuführen; widrigenfalls werde er selbst die ganze Menge dort anführen, die dessen Glaubensauffassung bevorzugte. (5) Um die beiden libyschen Provinzen und alles, was in Ägypten ihre Einstellung teilte, kümmerten sich Serras, Stephanos und Heliodoros. (6) Bei all diesen Leuten kann Philostorgios nicht genug davon bekommen, sie mit Lobreden zu schmücken, indem er die Kraft ihrer Worte feiert und ihr Leben vergöttert. 3. Er (d. h. Philostorgios) berichtet von einem gewissen Theodosios, einem Bischof, der ein glühender Anhänger seiner Häresie war, dass dieser zu den Freuden des Verkehrs mit Frauen geneigt und neben anderen gottlosen Dingen auch noch dies dem althergebrachten Glauben angehängt habe, dass Christus zwar bezüglich der eigenen Natur wandelbar gewesen sei, aufgrund der unübertrefflichen Sorge um die Tugenden aber zur Unwandelbarkeit erhöht worden sei. Auch spreche das Göttliche nicht, und es höre auch nicht, da man ihm sonst wohl Hände (oder Lippen ?) und Ohren andichten werde. Noch andere gottlose Dinge dieser Art soll er demnach geäußert haben.

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4. (1) ὅτι Ἀέτιοϲ μὲν πρὸϲ τὴν Λυδίαν ἀφίκετο τὸν Κάνδιδον καὶ Ἀρριανὸν ταῖϲ ἐκκληϲίαιϲ ἐνιδρῦϲαι. ὁ δὲ προειρημένοϲ Θεοδόϲιοϲ τῶν ἀνδρῶν ἐκείνων τὸν βίον ἔλεγχον τοῦ οἰκείου ὑπειδόμενοϲ δι᾽ ἔχθραϲ καθίϲταται τῷ Ἀετίῳ καίτοι γε μὴ ἀναϲχόμενοϲ πρὶν εἰϲ τὸν κατ᾽ αὐτοῦ τόμον χειρογραφῆϲαι. (2) ἀλλὰ τῷ γε Φοίβῳ κοινωϲάμενοϲ (εἷϲ δὲ καὶ οὗτοϲ ἦν τῶν οὐχ ἑλομένων καταψηφίϲαϲθαι Ἀετίου, φίλον δ᾽ αὐτὸν παλαιά τε ϲυνήθεια ἐποίει καὶ τῆϲ ἐκθέϲμου πολιτείαϲ τὸ ἀπαράλλακτον) οὗτοι δὴ καὶ Αὐξιδιανὸν ἑταιριϲάμενοι (ἐπίϲκοποϲ δ᾽ ἦν καὶ οὗτοϲ ὥϲπερ κἀκεῖνοι) κατὰ δὴ τοῦ Ἀετίου καὶ τῶν περὶ Κάνδιδον ϲυϲκευάζονται. (3) καὶ δὴ καὶ ἑτέρουϲ ἓξ τῶν ἐπιϲκόπων ϲυναγειράμενοι καὶ ϲυνέδριον καθίϲαντεϲ κοινῇ ψήφῳ γράμμα τοῖϲ περὶ Εὐδόξιον καὶ Μάριν διαπέμπονται. (4) τὸ δὲ γράμμα τήν τε χειροτονίαν Ἀετίῳ ἐπεκάλει ὡϲ παρὰ θεϲμὸν γεγενημένην, μάλιϲτά γε καὶ ὅτι μετὰ τὴν καθαίρεϲιν τῆϲ διακονίαϲ, τῶν καθελόντων αὐτὸν οὐ λυϲαμένων τὴν ψῆφον, ὁ δὲ καθελκόμενοϲ ἐκεῖθεν ὅμωϲ καὶ πρὸϲ βαθμὸν ἀνεπήδηϲε μείζονα. καὶ μὴν καὶ τὰϲ περὶ Κάνδιδον ⟨καὶ Ἀρριανὸν〉 χειροτονίαϲ ἀπεδοκίμαζεν ὡϲ παρὰ τὴν κοινὴν νεωτεριϲθείϲαϲ γνώμην, ἀλλὰ γὰρ καὶ τὰϲ ἄλλαϲ, ἃϲ οἱ περὶ Ἀέτιον ἐτελέϲαντο. (5) δεξάμενοϲ δὲ τὴν ἐπιϲτολὴν ἄϲμενοϲ ὁ Εὐδόξιοϲ τῶν μὲν ὅρκων, οὓϲ Εὐνομίῳ ὀμώμοϲτο, καὶ τῶν πρὸϲ Εὐζώιον γραμμάτων καὶ τῶν πολλῶν αὐτοῦ καὶ ποικίλων ὑποϲχέϲεων, τούτων οὐδὲν ἐπὶ νοῦν ἐλάμβανεν· ἀντιγράφει δὲ πρὸϲ τοὺϲ περὶ Θεοδόϲιον ἐποτρύνων αὐτοὺϲ εἰϲ τὴν πρᾶξιν, μᾶλλον δ᾽ ὑποτιθέμενοϲ χωρεῖν κατὰ τῶν παραϲχόντων ἢ τῶν δεξαμένων τὰϲ χειροτονίαϲ. 5. ὅτι ὁ βαϲιλεὺϲ Ἰωβιανὸϲ εἰϲ τὸν ἀρχαῖον κόϲμον ἀποκαθίϲτηϲι τὰϲ ἐκκληϲίαϲ πάϲηϲ αὐτὰϲ ἀπαλλάξαϲ ἐπηρείαϲ, ὅϲην αὐταῖϲ ὁ ἀποϲτάτηϲ ἐπήνεγκεν. ἀνακαλεῖται δὲ καὶ οὓϲ ἐκεῖνοϲ τῆϲ εὐϲεβείαϲ οὐ μεθιεμένουϲ ἐφυγάδευϲεν. τούτων καὶ Οὐαλεντινιανὸϲ ἦν ἀπὸ Θηβῶν τῶν Αἰγυπτίων ἀνακομιζόμενοϲ. 6. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), οἱ περὶ Κάνδιδον καὶ Ἀρριανὸν προϲγενεῖϲ ὄντεϲ τῷ βαϲιλεῖ πρὸϲ αὐτὸν ἐν Ἐδέϲῃ παραγίνονται καὶ τῷ Ἀθαναϲίῳ ἐξοικειώϲαϲθαι τὸν βαϲιλέα ϲπουδάζοντι ἐμποδὼν ἵϲτανται. πλὴν ὅ γε βαϲιλεὺϲ εἰϲ δίαιταν κοινὴν τὰ παρ᾽ ἑκατέ-

40 τῷ Valesius : τὸ B | Φοίβῳ Gothofredus : φόβω B 47 μάρ⟦ρ⟧ιν B 48 ὡϲ παρὰ Gothofredus : ὥϲπερ B 49 ante μάλιϲτά interpunxit Gothofredus, post γε B 52 καὶ Ἀρριανὸν add. Loofs ap. Bidez 53 παρὰ Bochart : περὶ B

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4. (1) Aetios kam nach Lydien, um Kandidos und Arrianos in ihre Kirchen einzusetzen. Aber der vorhin erwähnte Theodosios sah argwöhnisch in der Lebensweise jener Männer ein Zeugnis gegen seine eigene und wurde daher zum Feind des Aetios, obwohl er es zuvor nicht über sich gebracht hatte, das Schriftstück gegen ihn zu unterschreiben. (2) Nun aber schloss er sich mit Phoibos zusammen (auch dieser gehörte zu denen, die es abgelehnt hatten, gegen Aetios zu stimmen, und zum Freund machten ihn langjährige Bekanntschaft und die Gleichheit des greulichen Lebenswandels); sie holten noch Auxidianos als Gefährten hinzu (wie jene war auch dieser ein Bischof) und rüsteten sich gegen Aetios und Kandidos. (3) Außerdem versammelten sie sechs weitere Bischöfe, veranstalteten eine Synode und schickten einstimmig ein Rundschreiben an die Partei des Eudoxios und Maris. (4) Das Schreiben warf dem Aetios seine Erhebung vor, weil sie gegen die Rechtssatzung erfolgt sei, besonders aber auch dies, dass nach der Absetzung vom Diakonat, ohne dass diejenigen, die ihn abgesetzt hatten, ihre Entscheidung aufgehoben hätten, er, der Abgesetzte, gleichwohl von dort sogar noch zu einer höheren Stufe aufgestiegen sei. Ferner erklärte es auch die Ordinationen bezüglich des Kandidos ⟨und Arrianos〉 für ungültig, weil sie gegen die gemeinsame Entscheidung eigenmächtig veranstaltet worden seien, des weiteren auch die anderen Erhebungen, die Aetios und seine Anhänger vorgenommen hatten. (5) Eudoxios nahm mit Freude den Brief im Empfang; von den Eiden, die er Eunomios geschworen hatte, von seinen Briefen an Euzoios und von seinen vielen verschiedenen Versprechungen – von diesen ganzen Dingen nahm er sich nichts zu Herzen, sondern er verfasste ein Antwortschreiben an Theodosios und seine Leute, in dem er sie zur Tat drängte und ihnen riet, stärker gegen diejenigen vorzugehen, die die Ordinationen vorgenommen hatten, als gegen deren Empfänger. 5. Der Kaiser Jovian versetzte die Kirchen in ihren alten geordneten Zustand, indem er sie von der ganzen schmählichen Behandlung befreite, die ihnen der Abtrünnige zugefügt hatte. Er rief auch diejenigen zurück, welche jener in die Verbannung geschickt hatte, weil sie vom wahren Glauben nicht abließen. Unter diesen war auch Valentinian, der aus dem ägyptischen Theben zurückkehrte . 6. Kandidos und Arrianos, die mit gaben sich, so sagt er (d. h. Philostorgios), zu ihm nach Edessa und traten Athanasios bei dem Bemühen, den Kaiser für sich zu gewinnen, in den Weg. Indes verwies der Kaiser das, was von beiden Seiten vorge-

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ρου μέρουϲ λεγόμενα ἀναθέμενοϲ ῥοπὴν οὐδετέροιϲ τέωϲ παρέϲχεν ἐπίδηλον. (sequitur 8,7)

8,6a Mart. Artem. 70,6 sq. (codd. ACMPRSUV) (post 8,1a) ἐλθόντι δὲ αὐτῷ (sc. τῷ Ἰοβιανῷ) ἐπὶ τῆϲ τῶν Ῥωμαίων γῆϲ, τῇ τῶν Ἀνομοιητῶν αἱρέϲει προϲετέθη ἤγουν Εὐνομιανῶν. (sequitur 8,8a) 1 ἐλθὼν δὲ αὐτὸϲ A | τὴν τῶν Ῥ. γῆν A 2 ἀνομοίων A

8,7 sq. Phot. Philost. 8,7 sq. (post 8,6) 7. ὅτι Εὐδόξιοϲ κατὰ Κανδίδου καὶ Ἀρριανοῦ πρὸϲ Εὐζώιον γράφει. ὁ δὲ ἠχθέϲθη μέν, ϲυμπαραλαβὼν δὲ καὶ Ἐλπίδιον ἀντιγράφει μεμφόμενόϲ τε τὴν ϲυμβουλήν, ἀποϲχέϲθαι δὲ κἀκεῖνον μᾶλλον ἀντιπαραινῶν τῆϲ τοιαύτηϲ γνώμηϲ. ἐν ταὐτῷ δ᾽ ἠρέμα πωϲ ἐπ5 ῃτιᾶτο τὴν μακρὰν ἀναβολὴν τῶν διομολογηθέντων ὑπὲρ Ἀετίου Εὐνομίῳ. 8. (1) ὅτι Ἰωβιανὸϲ ὁ βαϲιλεὺϲ πρὸϲ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ἀπαίρων καὶ γεγονὼϲ ἐν Ἀγκύρᾳ θάτερον τῶν ἑαυτοῦ παίδων Οὐαρονιανὸν κομιδῇ νέον ὄντα ἐπιφανέϲτατον (ὃ παρὰ Ῥωμαίοιϲ 10 τὸν νωβελλίϲιμον δύναται) ἀναγορεύει. ἐκεῖθεν δὲ ϲφοδροτάτου χειμῶνοϲ ἐπικειμένου ϲὺν τῷ ϲτρατῷ χωρεῖ ἐπὶ τὰ πρόϲω. (2) καὶ πολλοὶ μὲν κατὰ τὴν ὁδὸν διαφθείρονται, αὐτὸϲ δὲ μετὰ τῶν ὑπολειφθέντων καταλαμβάνει τὰ Δ α δ ά ϲ τ α ν α . ἔ ν τ ι ν ι δὲ καταλύϲαϲ ϲταθμῷ καὶ τροφῆϲ μεταϲχών, ἐν οἰκήματί τινι ἄρτι κεκονια15 μένῳ κατακλίνεται πρὸϲ ὕπνον. (3) πυρὸϲ δ᾽ ἀναφθέντοϲ, ὥϲτε ἀλέαν ἐγγενέϲθαι τῷ οἰκήματι, νοτὶϲ μὲν τῶν νεοχρίϲτων τοίχων ἀνεδίδοτο· ἠρέμα δὲ διὰ τῶν ῥινῶν παραδυομένη καὶ τοὺϲ ἀναπνευϲτικοὺϲ πόρουϲ ἐπιφράττουϲα καὶ ἀποπνίγουϲα διαφθείρει τὸν βαϲιλέα διανύϲαντα ἐν τῇ βαϲιλείᾳ μῆναϲ ἐγγὺϲ δέκα. (4) ἀλλ᾽ 20 12 sq. τοὺϲ ὑπολειφθένταϲ B : corr. Valesius 16 τῶ νεοχρίϲτω B : corr. Gothofredus et Valesius duce Niceph. h. e. 10,43 (PG 146,584 C), qui ἐκ τῶν νεοχρίϲτων

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tragen wurde, an ein unparteiisches Schiedsgericht und fällte für den Augenblick keiner Seite gegenüber eine klare Entscheidung. (folgt 8,7)

8,6a Martyrium des Artemius 70 (nach 8,1a) Als er (d. h. Jovian) zum Gebiet der Römer gekommen war, schloss er sich der Häresie der Anhomöer bzw. Eunomianer an. (folgt 8,8a)

8,7 f. Photios, Philostorgios-Epitome 8,7 f. (nach 8,6) 7. Eudoxios schrieb einen Brief an Euzoios gegen Kandidos und Arrianos. Der ärgerte sich und verfasste unter Hinzuziehung des Elpidiοs ein Gegenschreiben, in dem er den Ratschlag kritisierte und vielmehr den Gegenrat erteilte, dass jener sich von seinem derartigen Ansinnen zurückhalten solle. Gleichzeitig bemängelte er behutsam den langen Verzug der zugunsten des Aetios mit Eunomios getroffenen Vereinbarungen. 8. (1) Kaiser Jovian brach nach Konstantinopel auf, und als er in Ankyra angelangt war, erklärte er den einen seiner beiden Söhne, Varronianus, der noch ganz jung war, zum „höchst Vornehmen“, was bei den Römern nobilissimus bedeutet. Von dort rückte er, während strengster Winter herrschte, mit dem Heer weiter vor. (2) Viele gingen unterwegs zugrunde, er selbst erreichte mit den Übriggebliebenen D a d a s t a n a . Als er dort i n e i n e r Poststation Rast machte und am Mahl teilgenommen hatte, legte er sich in einem frisch gekalkten Gemach zum Schlafen nieder. (3) Da Feuer angezündet worden war, damit Wärme im Zimmer aufkam, entwich die Feuchtigkeit aus den frisch getünchten Wänden. Allmählich drang sie durch die Nase ein, verstopfte die Atemwege und tötete durch Ersticken den Kaiser, nachdem er annähernd zehn Monate in der Kaiserherrschaft wurde sein Leichnam nach Konstantinopel gebracht. Das Heer aber hat nach der Ankunft in N i k a i a , als inzwischen zwölf Ta g e vergangen

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τὸϲ κατὰ Ν ί κ α ι α ν γεγονὼϲ ἡ μ ε ρ ῶ ν διαγενομένων δώδεκα τὸν Ο ὐ α λ ε ν τ ι ν ι α ν ὸ ν ἀ ν α γ ο ρ ε ύ ε ι βαϲιλέα, Δατιανοῦ μὲν τοῦ πατρικίου ἐκ Γαλατίαϲ τὴν βουλὴν γράμμαϲιν εἰϲηγηϲαμένου (ἐν αὐτῇ γὰρ διά τε γῆραϲ καὶ τὸ τοῦ χειμῶνοϲ ὑπελέλειπτο μέγεθοϲ), ϲυνεφαψαμένου δὲ τῇ πράξει Ϲεκούνδου τε τοῦ ἐπάρχου καὶ Ἀρινθαίου τοῦ ϲτρατηγοῦ καὶ Γλαίφου (τῶν δομεϲτίκων οὗτοϲ ἡγεῖτο). (5) τοῦ δὲ ϲτρατοῦ κατ᾽ αὐτὴν τὴν ἀναγόρευϲιν ἐπὶ τῆϲ ἀϲπίδοϲ ἐποχούμενον τὸν βαϲιλέα προϲλαβεῖν κοινωνὸν εἰϲ τὴν βαϲιλείαν ἀξιοῦντοϲ τῇ χειρὶ μὲν ϲιγᾶν αὐτοὺϲ ἐπιτρέπει, ἀτρέμα δὲ καὶ βαϲιλικῷ τῷ φρονήματι ἔφη· „βαϲιλέα μὲν ἐμὲ ποιεῖν ἐξ ἰδιώτου ἡ ὑμετέρα ψῆφοϲ τὸ κῦροϲ ἐπεῖχεν· ἐκεῖθεν δὲ τὸ πρακτέον ϲκοπεῖν καὶ διευθετεῖν οὐχὶ τῶν βαϲιλευομένων, τοῦ δὲ βαϲιλεύοντοϲ ἡ κρίϲιϲ ὑπάρχει.“ (6) ἐπιβὰϲ δὲ τῇ Κωνϲταντινουπόλει κοινωνὸν μὲν τῆϲ βαϲιλείαϲ τὸν ἀδελφὸν Οὐάλεντα ποιεῖται· ϲυμπαραλαβὼν δ᾽ αὐτὸν μέχρι Ϲερμίου ἐπὶ τὴν ἑϲπέραν ἀπαίρει. ἐν δὲ τῷ Ϲερμίῳ τὰ τῆϲ βαϲιλείαϲ πρὸϲ αὐτὸν διανειμάμενοϲ, ὁπόϲα εἰϲ κόϲμον καὶ τὴν ἄλλην ἐτέλει θεραπείαν, τὸν μὲν εἰϲ Κωνϲταντινούπολιν ἀποπέμπει τῆϲ ἑῴαϲ μοίραϲ ἐγχειρίϲαϲ, ὅϲηϲ ὁ Κωνϲτάντιοϲ ἐπῆρχεν, αὐτὸϲ δὲ τὰϲ λοιπὰϲ δύο τὰϲ κατὰ δύϲιν ἀποκληρωϲάμενοϲ τῆϲ ἑϲπέραϲ ἐβαϲίλευε πάϲηϲ. (7) μετ᾽ οὐ πολὺ δὲ παῖδα Γρατιανὸν ἔτι μειράκιον ἐπιβιβάϲαϲ τῇ βαϲιλείᾳ εἰϲ τὸν ἑαυτοῦ ϲυνήϲκει τρόπον. (sequitur 8,9) 26 γλαίφου B : Δαγαλαίφου Gothofredus 27 αὐτὴν (ὴν ex οῦ) B 38 μοίραϲ ex μοῖραν restit. B; de τὴν ἑῴαν μοῖραν cogitavit Bidez

8,8a Mart. Artem. 70,7-28 (codd. ACMPRSUV) (post 8,6a) (1) φθάϲαντοϲ δὲ αὐτοῦ (sc. τοῦ Ἰοβιανοῦ) τὴν Γαλατικὴν ἐπαρχίαν αὐτόθι ἐν Δ α δ α ϲ τ ά ν ο ι ϲ , ἔ ν τ ι ν ι χωρίῳ οὕτω καλουμένῳ, ἄφνω καταϲτρέφει τὸν βίον. (2) καὶ μένει ὁ λαὸϲ ἀβαϲίλευτοϲ ἡ μ έ ρ α ϲ τεϲϲαράκοντα, ἄχριϲ οὗ ἐλθόντεϲ ἐν Ν ι κ α ί ᾳ 5 Ο ὐ α λ ε ν τ ι ν ι α ν ὸ ν ἀ ν η γ ό ρ ε υ ϲ α ν . ὁ δὲ Οὐαλεντινιανὸϲ τὸν ἴδιον ἀδελφὸν ἀναγορεύει βαϲιλέα τῇ πρὸ πέντε Καλανδῶν Μαρτίων μετὰ τριάκοντα καὶ δύο ἡμέραϲ 1 φθάϲαντοϲ – αὐτοῦ : καὶ φθάϲαϲ A | γαλακτικὴν P 2 αὐτόθι om. A | δαδαϲτάλοιϲ A 6 post ἀδελφὸν add. οὐάλεντα A 7 sq. οὐάλεντι A

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waren, Va l e n t i n i a n zum Kaiser e r h o b e n . Diesen Vorschlag hatte der patricius Datianus brieflich aus Galatien (dort hatte man ihn nämlich wegen seines Alters und der Härte des Winters zurückgelassen) unterbreitet; beteiligt waren an dem Unterfangen der Präfekt Secundus, der General Arinthaeus und Glaiphos (d. h. Dagalaifus) (dieser war Kommandeur der domestici). (5) Als das Heer just bei der Erhebung, während der Kaiser auf seinem Schild getragen wurde, ihn aufforderte, einen Teilhaber für die Kaiserherrschaft hinzuzunehmen, befahl er ihnen mit der Hand zu schweigen und sagte ruhig und mit kaiserlichem Selbstvertrauen: „Eure Abstimmung hatte die Macht, mich vom Privatmann zum Kaiser zu machen. Von da an sind Beurteilung und Regelung dessen, was zu tun ist, nicht Angelegenheit derer, die beherrscht werden, sondern dem, der herrscht, steht die Entscheidung zu.“ (6) Als er Konstantinopel betrat, machte er seinen Bruder Valens zum Teilhaber der Kaiserherrschaft. Er nahm ihn bis nach Sirmium mit und brach dann in den Westen auf. In Sirmium teilte er mit ihm alles, was zur Ordnung und zur übrigen Ausstattung der Kaiserherrschaft zählte, und schickte ihn nach Konstantinopel, wobei er ihm vom östlichen Anteil das alles einhändigte, was (oder den ganzen östlichen Anteil einhändigte, den ?) Constantius regiert hatte, während er selbst die beiden übrigen Teile im Okzident wählte, so dass er über den gesamten Westen herrschte. (7) Nicht viel später beförderte er seinen Sohn Gratian, der noch ein junger Mann war, in die Kaiserherrschaft und schulte ihn auf seine eigene Art und Weise. (folgt 8,9)

8,8a Martyrium des Artemius 70 (nach 8,6a) (1) Als er (d. h. Jovian) in dеr Provinz Galatien angelangt war, schied er dort in D a d a s t a n a , e i n e r Ortschaft dieses Namens, plötzlich aus dem Leben. (2) Das Volk blieb vierzig Ta g e ohne Kaiser, bis sie (d. h. die Soldaten) in N i k a i a eintrafen und Va l e n t i n i a n e r h o b e n . Valentinian aber erhob am 25. Februar, nach zweiunddreißig Tagen seiner Kaiserherrschaft, seinen Bruder zum Kaiser. (3) An Valentinian nun wandten sich

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λεντινιανῷ τοίνυν ἐντυχόντεϲ οἱ ἐπίϲκοποι τῆϲ καθαρᾶϲ καὶ ὀρθῆϲ πίϲτεωϲ ᾐτήϲαντο γενέϲθαι ϲύνοδον. καὶ ἀπεκρίθη αὐτοῖϲ, ὅτι 10 „ἐμοὶ μὲν ὁ θεὸϲ ἔδωκεν ἄρχειν τῶν τοῦ κόϲμου πραγμάτων, ὑμῖν δὲ τῶν ἐκκληϲιῶν. ἐγὼ τοίνυν εἰϲ τοῦτο τὸ πρᾶγμα οὐδὲν ἔχω. ὅπου οὖν δοκεῖ ὑμῖν, ϲυνελθόντεϲ τὴν ϲύνοδον ποιήϲατε.“ ταῦτα οὖν ἔτι ὀρθὸν ἔχων τὸ φρόνημα καὶ μήπω διαφθαρέν. (4) ϲυναχθέντεϲ οὖν οἱ ἐπίϲκοποι ἐν Λαμψάκῳ (πόλιϲ δέ ἐϲτι τοῦ Ἑλληϲπόντου) 15 ἀνακεφαλαιοῦνται τὰ τῆϲ πίϲτεωϲ ὀρθὰ δόγματα· καὶ παραθέντεϲ τὴν πίϲτιν Λουκιανοῦ τοῦ μάρτυροϲ ἀνεθεμάτιϲαν μὲν τὸ ἀνόμοιον ὑπογράψαντεϲ τῇ πίϲτει τῇ προεκτεθείϲῃ ὑπὸ τῶν ἁγίων πατέρων τῶν ἐν Νικαίᾳ καὶ εἰϲ πάϲαϲ τὰϲ ἐκκληϲίαϲ διεπέμψαντο. (5) ὑπαχθέντοϲ δὲ τοῦ βαϲιλέωϲ Οὐάλεντοϲ τῇ αἱρέϲει τοῦ ἀνομοίου 20 ἤρξαντο πάλιν οἱ ἐπίϲκοποι ἐλαύνεϲθαι καὶ ἐξορίζεϲθαι Εὐδοξίου ϲὺν Ἀετίῳ καὶ Εὐνομίῳ καὶ τῶν λοιπῶν αἱρετικῶν τῶν τὸ ἀνόμοιον πρεϲβευόντων ϲτρατηγούντων. 8 post τοίνυν add. τῶ βαϲιλεῖ S | οἱ om. S | ὀρθοδόξου S 9 post ϲύνοδον add. ἁγίων πατέρων S | καὶ : ὁ δὲ S | post αὐτοῖϲ add. λέγων S 10 ἔδωκεν ὁ θεὸϲ MPV 11 ἐκκληϲιῶν : ἁγίων ἐκκληϲιῶν τοῦ θεοῦ S | τὸ om. AU 13 post οὖν add. εἶπεν A, εἴρηκεν P | ἔτι om. C | post διαφθαρέν add. ἔφη R 14 οὖν ACRSU : δὲ MPV | post οἱ add. ὀρθόδοξοι S 16 τῇ πίϲτει C | λουκιανῶ τῶ μάρτυρι P | ἀναθεμάτιϲαν MPR μὲν om. CP | τὸν S 17 ante ὑπογράψαντεϲ add. καὶ P, post id δὲ ἐν A | τῇ πίϲτει om. P | παρεκτεθείϲη P | post τῶν add. τριακοϲίων δέκα καὶ ὀκτὼ S 18 post Νικαίᾳ add. ϲυνελθόντων S, οὐ μὴν C | καὶ om. P | post τὰϲ add. ἁγίαϲ τοῦ θεοῦ S | διεπέμψατο M 19 – 22 ὑπαχθέντοϲ – ϲτρατηγούντων deest R | ante ὑπαχθέντοϲ add. οὐ μετ᾽ οὐ πολὺ δὲ P | 19 δὲ om. P : post id add. μετὰ ταῦτα S | Οὐάλεντοϲ om. AP | τῶν ἀνομοίων A (teste Winkelmann) 20 – 22 ἐξορίζεϲθαι – ϲτρατηγούντων deest S 20 Εὐδοξίου om. C 21 ϲὺν – Εὐνομίῳ : καὶ ἀετίου καὶ εὐνομίου A | τῶν1 – αἱρετικῶν : τοῖϲ λοιποῖϲ αἱρετικοῖϲ C (teste Winkelmann, ut vid.) | τῶν2 om. ACU 22 post πρεϲβευόντων add. καὶ A | ϲτρατηγούντων om. P

**8,8b Georg. Mon. II p. 560,9-561,18 de Boor / Wirth (codd. P, ABCDEFLM VR) (1) κατ᾽ ἐκείνουϲ ... τοὺϲ καιροὺϲ (sc. mortis Valentiniani) ϲειϲμὸϲ μέγαϲ καὶ φοβερώτατοϲ γέγονεν, ὡϲ ἐν Ἀλεξανδρείᾳ ὑποχωρῆϲαι μὲν τὴν θάλαϲϲαν ἐπὶ πολύ, τὰ δὲ 1 κατ᾽ – καιροὺϲ : ἐφ᾽ οὗ P | χρόνουϲ AB 2 φοβερώτατόϲ τε καὶ παγκόϲμιοϲ P 2 sq. μὲν ὑποχωρῆϲαι P 3 τὰ δὲ : καὶ τὰ P | ὡϲ ἐπὶ : ἐπὶ τῆϲ P

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rechten Lehre und baten darum, dass eine Synode stattfinden möge. Er antwortete ihnen: „Mir gewährte Gott, über die Angelegenheiten der Welt zu herrschen, euch aber, über die der Kirchen. Ich habe demnach nichts mit diesem Geschäft zu tun. Kommt also zusammen, wo ihr wollt, und veranstaltet die Synode!“ Soweit seine Worte, als er noch die rechte, noch nicht verdorbene Gesinnung besaß. (4) Als die Bischöfe in Lampsakos zusammengekommen waren (das ist eine Stadt am Hellespont), fassten sie die rechten Grundsätze des Glaubens zusammen. Damit verglichen sie den Glauben des Märtyrers Lukianos, woraufhin sie das „Unähnlich“ verurteilten und das von den Heiligen Vätern in Nikaia verkündete Glaubensbekenntnis unterschrieben und dies an alle Kirchen verschickten. (5) Nachdem sich aber der Kaiser Valens zur Häresie des „Unähnlich“ hatte verleiten lassen, begannen wieder die Vertreibungen und Verbannungen der Bischöfe, organisiert von Eudoxios samt Aetios und Eunomios sowie von den übrigen Häretikern, die das „Unähnlich“ befürworteten.

**8,8b Georgios Monachos II p. 560,9-561,18 de Boor / Wirth (1) Zu jener Zeit (sc. des Todes Valentinians) ereignete sich ein großes und sehr furchtbares Erdbeben, so dass in Alexandreia das Meer weit zurückging und die Schiffe auf dem Trockenen lagen. (2) Als

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κείμενα. (2) πλῆθοϲ δὲ λαοῦ ϲυνδραμόντοϲ εἰϲ θέαν τοῦ παραδόξου θαύματοϲ καὶ τοῦ ὕδατοϲ πάλιν ὑποϲτρέψαντοϲ καὶ ἐκβεβηκότοϲ μακρότερον τοῦ ϲυνήθουϲ τόπου κατεποντίϲθηϲαν ἀνθρώπων μυριάδεϲ ε´. καὶ τὰϲ μὲν ἐκεῖϲε προϲορμιζούϲαϲ ναῦϲ τὸ ὕδωρ κατεκάλυψεν, τὰϲ δὲ ἐν τῷ ποταμῷ Νείλῳ εὑρεθείϲαϲ ἀπέρριψεν ὁ ποταμὸϲ εἰϲ τὴν ξηρὰν μετὰ πολλῆϲ τῆϲ ῥύμηϲ μέχρι ϲταδίων ρπ´. (3) ἀλλὰ μὴν καὶ τῆϲ Κρήτηϲ καὶ τῆϲ Ἀχαίαϲ καὶ Βοιωτίαϲ καὶ τῆϲ Ἠπείρου καὶ Ϲικελίαϲ τὰ πλεῖϲτα μέρη ϲυνέβη τότε ἀπολέϲθαι τῆϲ θαλάϲϲηϲ ἀνελθούϲηϲ (καὶ πολλὰ πλοῖα ὑψωθέντοϲ τοῦ ὕδατοϲ ἐπὶ τῶν ὀρέων ἐρρίφηϲαν ἄχρι ϲταδίων ρ´) τάϲ τε Βρεττανικὰϲ νήϲουϲ καὶ τῆϲ Ἀφρικῆϲ τὰ αὐτὰ καὶ χείρονα ὑποϲτῆναι· καὶ ϲχεδὸν πάϲηϲ τῆϲ οἰκουμένηϲ τὰ πρὸϲ τῇ θαλάϲϲῃ τὰ μὲν ὑπὸ τῶν ϲειϲμῶν, τὰ δὲ ὑπὸ τῆϲ θαλάϲϲηϲ κατεποντίϲθηϲαν. (4) καὶ μέντοι καὶ ἐν τοῖϲ βυθοῖϲ καὶ τοῖϲ μεγάλοιϲ πελάγεϲι τὰ ἀμφὶ τὸν Ἀδρίαν καὶ τὸ Αἰγαῖον πέλαγοϲ καὶ ἄλλα πλεῖϲτα ὑπεχώρηϲαν καὶ διέϲτηϲαν ὡϲεὶ τεῖχοϲ ἔνθεν καὶ ἔνθεν τὰ ὕδατα καὶ ἐφάνη ἡ ξηρά (cf. Ex. 14,22). καὶ πολλὰ τότε πλοῖα εὑρέθηϲαν, ⟨ἃ〉 πλέοντα καὶ εἰϲ τὸν πυθμένα καθίϲαντα πάλιν ἀνήχθηϲαν τῇ τοῦ ὕδατοϲ ἀποκαταϲτάϲει. (praetereuntur quae ex Socr. h. e. 4,11,4 sq. hausta esse videntur) (5) καὶ πρὸϲ τούτοιϲ χάϲματα πολλὰ κατὰ διαφόρουϲ τόπουϲ ἐγένοντο, ὡϲ ἐκ τῶν φόβων ἐν τοῖϲ ὄρεϲι μένειν τοὺϲ ἀνθρώπουϲ, ἐκ δὲ τῆϲ ἀβροχίαϲ πολλὰ ζῷά τε καὶ ἄνθρωποι διεφθάρηϲαν. 4 κείμενα om. P | πλῆθοϲ PABR : πλήθουϲ rell. | λαοῦ : τῆϲ πόλεωϲ P 4 sq. ϲυνδραμόντοϲ – θαύματοϲ : εἰϲ θ. τοῦ θαύμ. δραμόντοϲ P 4 ϲυνδραμὸν dub. de Boor; possis et πλήθουϲ ... ϲυνδραμόντοϲ 6 μακρότερον ABCDEFLMR : μακρόθεν V : om. P 7 ἐκεῖθεν CDEFLMR 8 Νείλῳ ποταμῷ A | ante Νείλῳ add. τῷ V 10 ante Βοιωτίαϲ add. τῆϲ CDEFLMVR 11 τότε ϲυνέβη BV | τότε om. M 13 βριτανικὰϲ P 14 τῆϲ Ἀφρικῆϲ sc. τὰ πλεῖϲτα μέρη; de ⟨τὰ〉 τῆϲ Ἀφρικῆϲ cogitavit de Boor | χεῖρον P 17 ante τοῖϲ2 add. ἐν CDEFLMVR | ἀνδρίαν BFL 18 τὸ om. VR 20 πλοῖα τότε BM | εὑρεθέντα P | ἃ add. Kassel 25 τε om. FM

8,9 Phot. Philost. 8,9 (post 8,8) ὅτι οὗτοϲ (sc. Philostorgius) Ὑπατίαν τὴν Θέωνοϲ θυγατέρα παρὰ μὲν τοῦ πατρὸϲ ἐξαϲκῆϲαι λέ κρείττω γενέϲθαι τοῦ διδαϲκάλου, κ α ὶ μ ά λ ι ϲ τ ά γε π ε ρ ὶ τὴν ἀ ϲ τ ρ ο θεάμονα τέχνην, καὶ καθηγήϲαϲθαι δὲ πολλῶν ἐν τοῖϲ μα5 θήμαϲιν. λέγει δ᾽ ὁ δυϲϲεβὴϲ Θεοδοϲίου τοῦ νέου βαϲιλεύοντοϲ

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eine Menge Volk zusammengelaufen war, um das unerwartete Wunder zu betrachten, kehrte das Wasser wieder zurück und lief weit über seine übliche Position hinaus, so dass 50 000 Menschen im Meer ertranken. Die dort ankernden Schiffe verschlang das Wasser, und die auf dem Nil befindlichen Schiffe schleuderte der Fluss mit gewaltiger Wucht bis zu 180 Stadien (ca. 33 km) weit aufs Festland. (3) Aber auch die meisten Gegenden Kretas, Achäas, Böotiens sowie Epirus’ und Siziliens wurden damals verwüstet, als das Meer zurückkehrte (es wurden auch viele Schiffe, als das Wasser anstieg, bis zu 100 Stadien (ca. 18 km) weit auf die Berge geschleudert), und die Britannischen Inseln und die (sc. meisten Gegenden) Afrikas hatten das gleiche oder Schlimmeres zu erleiden. Die Küstenregionen fast des gesamten Erdkreises versanken teils aufgrund der Erderschütterungen im Meer, teils wurden sie vom Meer verschlungen. (4) Auch in der tiefen See und in den Weiten der hohen See wichen die Fluten der Adria, das Ägäische Meer und sehr viele andere zurück, und die Wassermassen traten wie eine Mauer hüben und drüben auseinander, und der trockene Grund kam zutage (vgl. Ex. 14,22). Damals wurden viele Schiffe gefunden, ⟨die〉 auf Segelfahrt gewesen waren, auf dem Boden aufgesetzt hatten und durch die Rückkehr des Wassers wieder nach oben befördert worden waren. ... (5) Zusätzlich zu diesen Ereignissen öffneten sich viele Spalten an verschiedenen Orten, so dass die Menschen aus Furcht in den Bergen blieben, und mangels Regens kamen viele Tiere und Menschen ums Leben.

8,9 Photios, Philostorgios-Epitome 8,9 (nach 8,8) Dieser (d. h. Philostorgios) sagt, dass Hypatia, die Tochter des Theon, bei ihrem Vater die Wissenschaften gewesen sei als der Lehrer, b e s o n d e r s b e z ü g l i c h der Kunst der S t e r n e n beobachtung; viele habe sie in den Wissenschaften unterwiesen. Als Theodosius der Jüngere Kaiser war, wurde die Frau von de-

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(E 7) Philostorgius

δ ι α ϲ π α ϲ θ ῆ ν α ι τὸ γύναιον ὑπὸ τῶν τὸ ὁμοούϲιον πρεϲβευόντων. (sequitur 8,10)

**8,9a Suda υ 166 (IV p. 644,5-9) (codd. A[GVM]) Ὑπατία· ... αὕτη δ ι ε ϲ π ά ϲ θ η παρὰ τῶν Ἀλεξανδρέων καὶ τὸ ϲῶμα αὐτῆϲ ἐνυβριϲθὲν καθ᾽ ὅλην τὴν πόλιν διεϲπάρη. τοῦτο δὲ πέπονθε διὰ φθόνον καὶ τὴν ὑπερβάλλουϲαν ϲοφίαν, κ α ὶ μ ά λ ι ϲ τ α εἰϲ τὰ π ε ρ ὶ ἀ ϲ τ ρ ο νομίαν, ὡϲ μέν τινεϲ ὑπὸ Κυρίλλου, ὡϲ δέ τι5 νεϲ διὰ τὸ ἔμφυτον τῶν Ἀλεξανδρέων θράϲοϲ καὶ ϲταϲιῶδεϲ. 3 ante φθόνον add. τὸν Bernhardy 5 θάρϲοϲ A

8,10 sq. Phot. Philost. 8,10 sq. (post 8,9) 10. (1) ὅτι κατὰ Οὐάλεντα καὶ Οὐαλεντινιανὸν ἱϲτορεῖ (sc. Philostorgius) τὸν Φιλοϲτόργιον γενέϲθαι, ὃϲ ἄριϲτοϲ ἰατρῶν ὑπῆρχεν, καὶ παῖδαϲ φῦϲαι Φιλάγριόν τε καὶ Ποϲειδώνιον. θεάϲαϲθαι δὲ τὸν Ποϲειδώνιον ἐν ἰατρικῇ διαπρέποντα. (2) λέγειν δ᾽ αὐτὸν ὅμωϲ οὐκ 5 ὀρθῶϲ οὐχὶ δαιμόνων ἐπιθέϲει τοὺϲ ἀνθρώπουϲ ἐκβακχεύεϲθαι, ὑγρῶν δέ τινων κακοχυμίαν τὸ πάθοϲ ἐργάζεϲθαι· μηδὲ γὰρ εἶναι τὸ παράπαν ἰϲχὺν δαιμόνων ἀνθρώπων φύϲιν ἐπηρεάζουϲαν. εὐδοκιμεῖν δὲ καὶ Μάγνον ἐν Ἀλεξανδρείᾳ τὴν αὐτὴν τέχνην μεταχειριζόμενον. 10 11. (1) ὅτι καὶ ἄκων ὁ δυϲϲεβὴϲ (sc. Philostorgius) Βαϲίλειόν τε τὸν μέγαν καὶ τὸν θεολόγον Γρηγόριον ἐπὶ ϲοφίᾳ θαυμάζει. Ν α δ ι α ν δ ὸ ν δὲ τὴν Ναζιανζὸν ἐξονομάζει. τὸν μέντοι γε Λαοδικείαϲ Ἀπολινάριον, ὅ ϲ α γε τὰ ε ἰ ϲ τὴν ἱ ε ρ ὰ ν μάθηϲιν, ἑκατέρου προτάττει. (2) φηϲὶ δέ, ὡϲ Βαϲίλειοϲ μὲν Ἀπολιναρίου λ α μ π ρ ό 15 τ ε ρ ο ϲ ἦ ν , τῷ δὲ Γρηγορίῳ καὶ παρ᾽ ἀμφοτέρουϲ ἐξεταζομένῳ μείζω βάϲιν εἰϲ ϲ υ γ γ ρ α φ ὰ ϲ εἶχεν ὁ λόγοϲ· καὶ ἦν εἰπεῖν Ἀπολιναρίου μὲν ἁδρότεροϲ, Βαϲιλείου δὲ ϲταθερώτεροϲ. (sequitur 8,12) 14 προτάττει ex πράττει suprascript. οτ̣ πρότεροϲ? 15 ἀμφοτέροιϲ B : corr. Asmus 16 μείζων B : corr. cod. Bochart.

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nen, die das „Wesensgleich“ hochhielten, i n S t ü c k e g e r i s s e n , wie der Gottlose sagt. (folgt 8,10)

**8,9a Suda, Art. Hypatia Hypatia: ... Diese wurde von den Alexandrinern i n S t ü c k e g e r i s s e n und ihr misshandelter Leichnam in der ganzen Stadt zerstreut. Dies wurde ihr aus Neid und wegen ihrer überragenden Weisheit, b e s o n d e r s in Hinblick auf Kenntnisse b e z ü g l i c h der S t e r n e n kunde, zugefügt, und zwar, wie einige meinen, auf Veranlassung des Kyrillos, nach anderen aufgrund des den Alexandrinern angeborenen ungestümen und aufrüherischen Wesens.

8,10 f. Photios, Philostorgios-Epitome 8,10 f. (nach 8,9) 10. (1) Unter Valens und Valentinian habe, wie er (d. h. Philostorgios) in seinem Geschichtswerk berichtet, Philostorgios gelebt, der der beste unter den Ärzten war; Philagrios und Poseidonios seien seine Söhne. Er habe beobachtet, dass Poseidonios in der ärztlichen Kunst glänzte. (2) Unrecht habe dieser aber mit folgender Behauptung: Die Menschen würden nicht durch den Angriff von Dämonen wahnsinnig, sondern eine schlechte Mischung bestimmter Säfte bewirke das Leiden, da es überhaupt keine Dämonenkraft gebe, die die Natur der Menschen angreife. Berühmt gewesen sei auch Magnos, der in Alexandreia dieselbe Kunst ausübte. 11. (1) Der Gottlose (d. h. Philostorgios) bewundert, wenn auch ungern, Basileios den Großen und Gregorios den Theologen wegen ihrer Weisheit. Nazianzos heißt bei ihm N a d i a n d o s . Dem Apollinarios von Laodikeia freilich gibt er, s o w e i t es sich a u f die h e i l i g e Wissenschaft bezieht, vor beiden den Vorzug. (2) Er sagt, dass Basileios g l ä n z e n d e r als Apollinarios w a r ⟨ f e i e r l i c h e R e d e n z u h a l t e n ?〉 und dass bei Gregorios, die Sprache in Hinblick auf das Ve r f a s s e n einen größeren rhythmischen Schwung besaß; sein Redestil war kraftvoller als der des Apollinarios und ruhiger als der des Basileios. (folgt 8,12)

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(E 7) Philostorgius

8,11a Suda α 3397 (I p. 303,34-304,23) (codd. A[GITFSM]) (= Sud.1); eadem fere ibid. β 150 (I p. 458,17-35) (codd. A[GITFVM]) (= Sud.2), ibid. γ 450 (I p. 541,24-542,11) (codd. A[GITFVM]) (= Sud.3), Epit. Hesych. Mil. vit. Greg. Naz. in cod. Mosq. Syn. 142 Vladimir servata (= Mosq.), qui quae aliter ac Sud.1 praebent, in app. crit. referuntur (1) τοῦ ... Ἀπολιναρίου (sc. Laodicensis) καὶ Φιλοϲτόργιοϲ μνήμην πεποίηται ἐν τῇ κατ᾽ αὐτὸν ἱϲτορίᾳ καί φηϲιν· Ἀπολινάριοϲ γὰρ ἤκμαζε κατ᾽ ἐκείνουϲ τοὺϲ χρόνουϲ ἐν τῇ Λαοδικείᾳ τῆϲ Ϲυρίαϲ καὶ Βαϲίλειοϲ ἐν Καιϲαρείᾳ τῆϲ Καππαδοκίαϲ καὶ Γρηγόριοϲ ἐν 5 τῇ Ναδιανδῷ (ϲταθμὸϲ δὲ οὗτοϲ ὁ τόποϲ ἐϲτὶ τῆϲ αὐτῆϲ Καππαδοκίαϲ). (2) τρεῖϲ δὴ οὗτοι ἄνδρεϲ τότε τοῦ ὁμοουϲίου προὐμάχουν κατὰ τοῦ ἑτεροουϲίου μακρῷ πάνταϲ παρενεγκόντεϲ τοὺϲ πρότερον καὶ ὕϲτερον ἄχριϲ ἐμοῦ τῆϲ αὐτῆϲ αἱρέϲεωϲ προϲτάνταϲ, ὡϲ παῖδα παρ᾽ αὐτοὺϲ κριθῆναι τὸν Ἀθανάϲιον. (3) τῆϲ τε γὰρ ἔξωθεν 10 καλουμένηϲ παιδεύϲεωϲ ἐπὶ πλεῖϲτον οὗτοι προεληλύθειϲαν καὶ τῶν ἱερῶν γραφῶν, ὁπόϲα εἰϲ ἀνάγνωϲιν καὶ τὴν πρόχειρον μνήμην ἐτέλει, πολλὴν εἶχον τὴν ἐμπειρίαν καὶ μάλιϲτά γε αὐτῶν ὁ Ἀπολινάριοϲ. οὗτοϲ γὰρ δὴ καὶ τῆϲ Ἑβραΐδοϲ διαλέκτου ἐπαΐειν οἷόϲ τ᾽ ἦν. (4) καὶ μὴν καὶ ϲυγγράφειν ἕκαϲτοϲ αὐτῶν ἐϲ τὸν ἑαυ15 τοῦ τρόπον ἦν ἱκανώτατοϲ. τῷ μέν γε Ἀπολιναρίῳ τὸ ὑπομνηματικὸν εἶδοϲ τῆϲ λέξεωϲ μακρῷ ἄριϲτα εἶχε, Βαϲίλειοϲ δὲ πανηγυρί1 Ἀπολιναρίου Sud.1 : Βαϲιλείου Sud.2 : Γρηγορίου τούτου Sud.3, Mosq. | post Φιλοϲτόργιοϲ add. ὁ Ἀρειανὸϲ Sud.3, Mosq. 1 sq. μνήμην πεποίηται (μέμνηται Mosq.) post ἱϲτορίᾳ transpos. Sud.3, Mosq. 2 καί φηϲιν : γράφων οὕτωϲ Sud.2 1 2 – 6 Ἀπολινάριοϲ - Καππαδοκίαϲ) Sud. : Βαϲίλειοϲ γ. ἤ. κ. ἐ. τ. χ. ἐν Καιϲαρείᾳ τ. Κ. καὶ Γρηγόριοϲ - τόποϲ Καππαδοκίαϲ) καὶ Ἀπολινάριοϲ ἐν τῇ Λαοδικείᾳ τ. Ϲ. Sud.2 : Γρηγόριοϲ γ. ἤ. κ. ἐ. τ. χ. ἐν τῇ Ναζ. - τόποϲ Καππαδοκίαϲ) καὶ Βαϲίλειοϲ ἐν Κ. τ. Κ. καὶ Ἀπολινάριοϲ ἐν τ. Λ. τ. Ϲ. Sud.3 : Γρηγόριοϲ ἤ. κ. ἐ. τ. χ. ἐν τῇ Ναδ. καὶ Βαϲίλειοϲ ἐν Κ. τ. Κ. καὶ Ἀπολινάριοϲ ἐν Λ. τ. Ϲ. Mosq. 5 ναδιανδῷ Sud.2 Aa.c. Ma.c. (-ῶν), Mosq. : ναζιανζῷ Sud.1, Sud.2 Ap.c. Mp.c. (-ῶν) GITFV, Sud.3 6 δὴ : δὲ Sud.1 IS τότε om. Mosq. 8 προϲτάνταϲ : προϲ πάνταϲ Sud.3 AGI 9 αὐτοὺϲ Matthaei ad Mosq., dub. Bernhardy ad Sud.1 : αὐτοῖϲ codd. 10 προεληλύθειϲαν Sud.1 TM, Sud.3, Mosq. : -θεϲαν Sud.2 : -θηϲαν Sud.1 AGI 13 Ἀπολινάριοϲ Sud.1 : Βαϲίλειοϲ Sud.2 : 3 Γρηγόριοϲ Sud. , Mosq. 13 sq. οὗτοϲ – ἦν τοῦ Sud.1 AM, Sud.3 M 15 τῷ ... Ἀπολιναρίῳ Sud.1. 3 : τῷ ... Βαϲιλείῳ Sud.2 : τοῦ ... Ἀπολιναρίου Mosq. 15 sq. ὑπομνηματικὸν : πανηγυρικὸν Sud.2 16 τῆϲ λέξεωϲ : τοῦ λόγου Sud.2 16 sq. εἶχε – ἦν : εἶχεν· ἦν γὰρ πανηγ. λαμπρ.· ὁ δέ γε Ἀπολινάριοϲ ἐν τῷ ὑπομνηματικῷ εἶδει τῆϲ λέξεωϲ καὶ αὐτὸϲ ἄριϲτα εἶχε Sud.2

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8,11a Suda, Art. Apollinarios aus Laodikeia (fast identisch ebd. Art. Basileios v. Kaisareia und Art. Gregorios v. Nazianz sowie die Epitome zu Hesychios v. Milet, Art. Gregorios v. Nazianz) (1) Den Apollinarios (sc. von Laodikeia) erwähnt auch Philostorgios in seiner Geschichte und sagt: Apollinarios hatte nämlich seine Blüte zu jener Zeit in Laodikeia in Syrien, Basileios in Kaisareia in Kappadokien und Gregorios in Nadiandos (dieser Ort ist eine Poststation in selbigem Kappadokien). (2) Diese drei Männer waren damals die Vorkämpfer des „Wesensgleich“ gegen das „Wesensverschieden“, wobei sie alle, die davor und danach bis zu meiner Zeit derselben Häresie vorstanden, bei weitem überragten, so dass neben diesen Athanasios als Schuljunge zu werten ist. (3) In der sogenannten äußeren Bildung waren diese nämlich in höchstem Maße fortgeschritten, und mit den heiligen Schriften hatten sie, was die Lektüre und die griffbereite Erinnerung betraf, große Erfahrung, am meisten von ihnen Apollinarios. Dieser war nämlich in der Lage, auch Hebräisch zu verstehen. (4) Außerdem war jeder von ihnen in seiner Art zu schreiben überaus fähig: Bei Apollinarios verhielt sich die kommentarhafte Art des Stils weitaus am besten, und Basileios war am glänzendsten darin, feierliche Reden zu halten. (5) Bei Gregorios besaß, auch im Vergleich mit den beiden, die Sprache

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(E 7) Philostorgius

ϲαι λαμπρότατοϲ ἦν· (5) τῷ δέ γε Γρηγορίῳ καὶ παρ᾽ ἀμφοτέρουϲ ἐξεταζομένῳ μείζω βάϲιν εἰϲ ϲυγγραφὴν εἶχεν ὁ λόγοϲ· καὶ ἦν εἰπεῖν Ἀπολιναρίου μὲν ἁδρότεροϲ, Βαϲιλείου δὲ ϲταθερώτεροϲ. (6) 20 τοϲαύτηϲ δὲ αὐτοῖϲ ἐν τῷ λέγειν καὶ γράφειν δυνάμεωϲ οὔϲηϲ καὶ τὸ ἦθοϲ οὐδὲν ἧττον οἱ ἄνδρεϲ παρείχοντο πρὸϲ τὴν τῶν πολλῶν θέαν ἐπαγωγότατον· ὥϲτε καὶ οἷϲ ὡρῶντο καὶ οἷϲ ἔλεγον καὶ ὁπόϲα γράφοντεϲ διεδίδοϲαν, διὰ πάντων ᾕρουν εἰϲ τὴν ἑαυτῶν κοινωνίαν τοὺϲ καθ᾽ ὁτιοῦν αὐτῶν εὐμαρέϲτερον ἁλίϲκεϲθαι δυνα25 μένουϲ. τοϲαῦτα περὶ αὐτῶν ὡϲ ἐν παραδρομῇ Φιλοϲτόργιοϲ ὁ Ἀρειανὸϲ ἔγραψεν. 17 ἀμφοτέρουϲ Matthaei ad Mosq. : ἀμφοτέροιϲ codd. 18 – 25 καὶ – δυναμένουϲ om. Sud.2 20 καὶ γράφειν om. Mosq. 21 οἱ ἄνδρεϲ om. Mosq. 22 ἐπαγωγόν Mosq. 22 sq. καὶ3 – διὰ om. Mosq. 23 ᾕρουν – ἑαυτῶν : εἰϲ τὴν αὑτῶν ᾕρουν Mosq. 24 sq. τοὺϲ – δυναμένουϲ om. Mosq. 25 ὡϲ – παραδρομῇ : ὁ Mosq. 25 sq. ὁ Ἀρειανὸϲ : καὶ ταῦτα Ἀρειανὸϲ ὢν Sud.3, Mosq. 26 ἔγραψεν om. Mosq.

8,11b Nicet. Chon. Thes. 5,38 p. 112,30-113,33 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) ἀλλὰ καὶ ὁ δυϲϲεβὴϲ Φιλοϲτόργιοϲ ἐν τῷ ὀγδόῳ τῆϲ ἱϲτορίαϲ λόγῳ τὸν δυϲϲεβέϲτατον τοῦτον Εὐνόμιον ἐπαινῶν φηϲιν, ὡϲ ὁ Ἀπολινάριοϲ τὸ ὑπομνηματικὸν εἶδοϲ τῆϲ λέξεωϲ ἄριϲτα εἶχε, Βαϲίλειοϲ δὲ πανηγυρίϲαι μόνον λαμπρότατοϲ ἦν· τῷ δὲ Γρηγορίῳ 5 ἑκάτερα παρ᾽ ἀμφοτέρουϲ ἐξεταζομένῳ μείζω βάϲιν εἰϲ ϲυγγραφὴν εἶχεν ὁ λόγοϲ· καὶ ἦν εἰπεῖν Ἀπολιναρίου μὲν ἁδρότεροϲ, Βαϲιλείου δὲ ϲταθηρότεροϲ. (sequitur 8,12a) 1 καὶ om. L

{8,11c} Psell. De Greg. theol. charactere iudicium 13 p. 50,29-31 Levy (6 p. 51,121-23 Mayer), qui ex 8,11,2 et test. 3b,6 pendere videtur (post Eunap. fr. novum) κἂν Φιλοϲτόργιοϲ δέ τιϲ ἐν τοῖϲ κρείττοϲι τοῦτον (sc. Gregorium Naz.) ἠρίθμηϲε μ ε ί ζ ο ν α τῶν ἄλλων τὴν β ά ϲ ι ν αὐτῷ τῶν λ ό γ ω ν φάμενοϲ, οὐ πάνυ τῇ μαρτυρίᾳ γέγηθα.

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in Hinblick auf das Verfassen einen größeren rhythmischen Schwung; sein Redestil war kraftvoller als der des Apollinarios und ruhiger als der des Basileios. (6) Obwohl diese Männer so große Fähigkeit im Reden und im Schreiben besaßen, hatten sie nichtsdestoweniger auch einen Charakter, der die Aufmerksamkeit der Massen in hohem Maße anzog. So kam es, dass sie durch ihre persönliche Erscheinung, durch das, was sie sagten, und durch das, was sie schriftlich verbreiteten, dass sie durch dies alles diejenigen für ihre Gemeinschaft gewannen, die sich durch irgendetwas davon leichter einnehmen ließen. Soweit das, was der Arianer Philostorgios im Rahmen einer beiläufigen Erörterung über sie geschrieben hat.

8,11b Niketas von Chonai, Thesaurus 5,38 Aber auch der gottlose Philostorgios lobt im achten Band seiner Geschichte diesen höchst gottlosen Eunomios und sagt, dass Apollinarios in der kommentarhaften Art des Stils am besten war und dass Basileios am glänzendsten nur darin war, feierliche Reden zu halten; bei Gregorios besaß, im Vergleich mit den beiden bezüglich der beiden Arten, die Sprache in Hinblick auf das Verfassen einen größeren rhythmischen Schwung; sein Redestil war kraftvoller als der des Apollinarios und ruhiger als der des Basileios. (folgt 8,12a)

{8,11c} Psellos, Über den Stil des Gregorios Theologos 13 (nach einem neuen fr. des Eunapios) Wenn auch ein gewisser Nazianz) zu den besseren gezählt hat, indem er den r h y t h m i s c h e n S c h w u n g seiner Wo r t e als g r ö ß e r denn bei den anderen bezeichnete, so freue ich mich nicht sonderlich über dieses Zeugnis.

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(E 7) Philostorgius

8,12 Phot. Philost. 8,12 (post 8,11) ὅτι οὐ μόνον τὸν μέγαν Βαϲίλειον, ἀλλὰ καὶ τὸν Ἀπολινάριον λέγει (sc. Philostorgius) πρὸϲ τ ὴ ν ἀ π ο λ ο γ ί α ν Εὐνομίου ἀντιγράψαι. εἶτα πάλιν Εὐνομίου ἐ ν π έ ν τ ε λ ό γ ο ι ϲ ϲυμπλακέντοϲ Βαϲιλείῳ ἐντυχεῖν ἐκεῖνον τῷ πρώτῳ καὶ β α ρ υ θ υ μ ή ϲ α ν 5 τ α λ ι π ε ῖ ν τ ὸ ν β ί ο ν · οὕτωϲ αὐτῷ τὸ ψεῦδοϲ ἐπὶ πολλῷ τῆϲ ἀληθείαϲ ⟨προ〉τετίμηται. (sequitur 8,13) 3 sq. εὐνόμιον ... ϲυμπλακέντα B : corr. Valesius 6 ⟨προ〉τετίμηται dub. Bidez

4 ἐκεῖνοϲ B : corr. Gothofredus

8,12a Nicet. Chon. Thes. 5,38 p. 114,16-26 Bidez, Philostorgius (codd. LPRV) (post 8,11b) (1) ὁ μὲν οὖν Ἀπολινάριοϲ καὶ ὁ Βαϲίλειοϲ κατὰ τ ῆ ϲ ἀ π ο λ ο γ ί α ϲ , ἧϲ Εὐνόμιοϲ ἐξήνεγκεν, ἐγραψάτην. (2) τοῦ δὲ Γρηγορίου (καὶ τοῦτό τιϲ εἰϲ ϲυνέϲεωϲ ἀπόδειξιν οὐχ ἥκιϲτα λάβοι) διαγνόντοϲ, ὁπόϲον αὐτῷ πρὸϲ ἐκεῖνον ἦν τὸ τῆϲ δυνάμεωϲ μέϲον, καὶ τὴν 5 ἡϲυχίαν ἀϲπαϲαμένου, μόνον δέ τινα τῶν Εὐνομίου κεφαλαίων ἐν τῷ Περὶ υἱοῦ λόγῳ ἀνατρέψαντοϲ ὡϲ ἐν εἴδει τῆϲ πρὸϲ Ἀνομοίουϲ ἀντιρρήϲεωϲ, ὁ δὲ Εὐνόμιοϲ Ἀπολινάριον μὲν οὐδὲ ἀντιρρήϲεωϲ ἠξίωϲε (καὶ γὰρ τῷ ὄντι πλαδαρὸϲ εἰϲ ταῦτα ἀπήντηϲε καὶ ἀϲυϲτρεφήϲ), Βαϲιλείῳ δὲ ἀντεῖπεν ἐ ν π έ ν τ ε λ ό γ ο ι ϲ . ὧν τοὺϲ 10 δύο τοὺϲ προεκδοθένταϲ δεξάμενοϲ Βαϲίλειοϲ ὑπὸ δ υ ϲ θ υ μ ί α ϲ τ ὸ ν β ί ο ν ἀπ έ λ ι π ε. καὶ περὶ ... Εὐνομίου τοϲαῦτα. 5 ἐν : καὶ R 9 π έ ν τ ε λ ό γ ο ι ϲ : πρωτολόγοιϲ R 10 ante δ υ ϲ θ υ μ ί α ϲ add. τῆϲ V 11 ἀπέλυϲε R

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8,12 Photios, Philostorgios-Epitome 8,12 (nach 8,11) Er (d. h. Philostorgios) sagt, dass nicht nur Basileios der Große, sondern auch Apollinarios eine Schrift gegen d i e A p o l o g i e des Eunomios verfasst habe. Als sich dann Eunomios wiederum i n f ü n f B ü c h e r n mit Basileios auseinandergesetzt hatte, soll jener das erste gelesen haben und daraufhin i n S c h w e r m u t v e r f a l l e n s e i n u n d d a s L e b e n v e r l o r e n h a b e n . So sehr hat er die Lüge der Wahrheit vorgezogen. (folgt 8,13)

8,12a Niketas von Chonai, Thesaurus 5,38 (nach 8,11b) (1) Apollinarios nun und Basileios verfassten Schriften gegen d i e A p o l o g i e , die Eunomios herausgebracht hatte. (2) Gregorios aber erkannte (und dies dürfte man nicht zum geringsten als Beweis für seine Intelligenz nehmen), wie groß der Abstand zwischen seiner eigenen und dessen Fähigkeit war, und weil er die Ruhe liebte, widerlegte er nur einige Hauptpunkte des Eunomios in seiner Schrift „Über den Sohn“ als Gegenrede gegen die Anhomöer. Eunomios indes würdigte Apollinarios nicht einmal einer Gegenrede (der hatte sich nämlich in der Tat kraftlos und unkonzentriert an diese Arbeit begeben), dem Basileios aber widersprach er i n f ü n f B ü c h e r n . Als Basileios von diesen die zwei, die zunächst herausgegeben worden waren, erhalten hatte, v e r l o r e r vor Ve r z w e i f l u n g d a s L e b e n . Soweit über Eunomios.

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(E 7) Philostorgius

8,12b vide test. 3b,6.

8,13-18

5

10

15

20

25

Phot. Philost. 8,13-18 (post 8,12) 13. (1) ὅτι τῶν εἰρημένων ἁγίων ἀνδρῶν, Βαϲιλείου καὶ Γρηγορίου, περιφανῶϲ καὶ ἀναίδην καταψεύδεται (sc. Philostorgius)· μὴ γὰρ λέγειν αὐτοὺϲ ἄνθρωπον γεγενῆϲθαι τὸν υἱόν, ἀλλ᾽ ἐνοικῆϲαι ἀνθρώπῳ, καὶ ταύτῃ διαζυγῆναι τὸν Ἀπολινάριον τῆϲ μοίραϲ αὐτῶν. (2) αἰτιᾶται δὲ κἀκεῖνον, οὐκ ἐφ᾽ οἷϲ τοῖϲ εὐϲεβέϲι παρέϲχεν αἰτίαν, ἀλλ᾽ εἰϲ ἑτέραν αὐτὸν καταϲύρειν εἰϲάγει ϲπουδήν· λέγει δὲ μετὰ τῶν ἄλλων, ὅτι καὶ τὴν τῶν ϲωμάτων ἀνάϲταϲιν ἀπεκήρυξεν. 14. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Ἀπολινάριοϲ κατὰ Πορφυρίου γράψαϲ ἐπὶ πολὺ κρατεῖ τῶν ἠγωνιϲμένων Εὐϲεβίῳ κατ᾽ αὐτοῦ, ἀλλὰ καὶ τῶν Μεθοδίου κατὰ τῆϲ αὐτῆϲ ὑποθέϲεωϲ ϲπουδαϲμάτων (Porph. Christ. fr. 19 Harn.). 15. λέγει δ᾽ οὖν (sc. Philostorgius) οὐκ οἶδ᾽ ὅθεν λαβὼν τὸν Ἀπολινάριον ἐπίϲκοπον εἶναι καὶ τὸν Νουᾶτον ἐκ φυλῆϲ ὁρμᾶϲθαι τῶν Φρυγῶν. 16. ὅτι Οὐαλεντινιανὸν καὶ Οὐάλεντα τὴν Κίβαλιν λαχεῖν ἀναγράφει (sc. Philostorgius) πατρίδα. 17. (1) ὅτι τῶν τὸ ὁμοούϲιον δοξαζόντων Θεόδωροϲ μέν, φηϲίν (sc. Philostorgius), ἐκδηλότατοϲ ἐγεγόνει, τῆϲ ἐν Θρᾴκῃ ἐφορεύων Ἡρακλείαϲ, καὶ Γεώργιοϲ δέ, Ἀλεξανδρεὺϲ μὲν τὸ γένοϲ καὶ τῶν ἐκ φιλοϲοφίαϲ ὁρμωμένων, τῆϲ δὲ κατὰ Ϲυρίαν Λαοδικείαϲ ἐπιϲτατῶν. (2) δεύτεροι μετ᾽ αὐτοὺϲ τῷ χρόνῳ Εὐϲτάθιοϲ, γηραιὸϲ ἀνὴρ καὶ τῷ πλήθει αἰδοῖόϲ τε καὶ πιθανόϲ, καὶ δὴ καὶ Βαϲίλειοϲ, ἀλλὰ γὰρ καὶ Μακεδόνιοϲ ὁ Κωνϲταντινουπόλεωϲ καὶ ὁ Κυζίκου ἐπίϲκοποϲ Ἐλεύϲιοϲ· μεθ᾽ ὧν Μαραθώνιοϲ καὶ Μαξιμῖνοϲ, τῆϲ ἐν Κωνϲταντινουπόλει ἐκκληϲίαϲ πρεϲβύτεροι. 18. ὅτι παραβάλλων τὸν Εὐνόμιον Ἀετίῳ εἰϲ μὲν ἰϲχὺν ἀποδείξε 3 λέγειν Valesius : λέγει B 10 κρατεῖ Migne : κρατεῖν B 14 Νουᾶτον Gothofredus : οὐᾶτον B 28 προτάττει ex πράττει suprascript. οτ̣ restit. B

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8,12b Siehe test. 3b,6.

8,13-18 Photios, Philostorgios-Epitome 8,13-18 (nach 8,12) 13. (1) Die besagten heiligen Männer, Basileios und Gregorios, verleumdet er (d. h. Philostorgios) ganz offen und schamlos. Danach behaupteten sie nämlich, dass der Sohn nicht Mensch geworden sei, sondern in einem Menschen gewohnt habe, und hierüber sei die Trennung des Apollinarios von deren Partei erfolgt. (2) Er beschuldigt jenen aber auch, nicht etwa dessen, weswegen er den Frommen einen Anklagegrund lieferte, sondern er führt aus, dass dieser mit seinem Eifer zu etwas anderem abgedriftet sei. Unter anderem behauptet er, dass jener auch die Auferstehung der Körper abgestritten habe . 14. Apollinarios schlägt, wie er (d. h. Philostorgios) behauptet, mit seiner Schrift gegen Porphyrios um Längen das, was Eusebios im Kampf gegen diesen geleistet hat, aber auch das, was Methodios an Bemühungen gegen denselben Gegenstand unternommen hat (Porph. Christ. fr. 19 Harn.). 15. Er (d. h. Philostorgios) sagt ferner – ich weiß nicht, woher er das genommen hat –, dass Apollinarios Bischof war und dass Novatus aus dem Volk der Phryger stammte. 16. Valentinians und Valens’ Heimat war, wie er (d. h. Philostorgios) schreibt, Kibalis. 17. (1) Von den Anhängern des „Wesensgleich“ waren am berühmtesten, so sagt er (d. h. Philostorgios), Theodoros, der Bischof von Herakleia in Thrakien, und Georgios, der Vorsteher von Laodikeia in Syrien, der aus Alexandria stammte und von der Philosophie herkam. (2) An zweiter Stelle nach diesen standen im Laufe der Zeit Eustathios, ein alter Mann, der in den Augen der Volksmenge ehrwürdig und vertrauenerweckend war, ferner Basileios, aber auch Makedonios aus Konstantinopel und der Bischof von Kyzikos, Eleusios; zu diesen hinzu kamen Marathonios und Maximinos, pel. 18. Beim Vergleich des Eunomios mit Aetios gibt er (d. h. Philostorgios) hinsichtlich der Kraft der Beweise und der Fähigkeit, auf alles

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(E 7) Philostorgius

Philostorgius) Ἀέτιον (ἀτεχνῶϲ γάρ φηϲιν ἐπὶ τῆϲ γλώττηϲ ἄκραϲ 30 αὐτοῦ ἅπαντα δοκεῖν ἀθρόα κεῖϲθαι), ϲαφηνείᾳ δὲ διδαϲκαλίαϲ καὶ ϲυμμετρίᾳ καὶ τῷ πρὸϲ τοὺϲ μαθηϲομένουϲ μάλιϲτα ἁρμοδιωτάτῳ τὸν Εὐνόμιον. (sequitur 9,1)

8,18a Suda α 4450 (I p. 415,29-35) (codd. A[GITVM]) (post 5,2a) ὁ γὰρ δὴ Ἀέτιοϲ τὰ πρότερα δι᾽ ἑαυτοῦ τόν τε Εὐδόξιον αὐτὸν καὶ ἄλλουϲ τοὺϲ πλείϲτου λόγου ἀξίουϲ διδάϲκων, ἐπειδὴ τὸν Εὐνόμιον εἰϲ τὸ τῆϲ διδαϲκαλίαϲ προὐβίβαϲεν ἔργον, τούτῳ ἤδη κατὰ τὸ πλεῖϲτον ἀνθ᾽ ἑαυτοῦ διδαϲκάλῳ ἐχρῆτο πρὸϲ τοὺϲ ἄλ5 λουϲ καὶ μάλιϲτα τοὺϲ τελεωτέραϲ μαθήϲεωϲ δεομένουϲ. καὶ γὰρ ἐκεῖνοϲ μὲν ἦν ἀρχὰϲ παραϲχεῖν ἄριϲτοϲ, οὗτοϲ δὲ τὰϲ δοθείϲαϲ ἐργάϲαϲθαι καὶ ϲαφῶϲ τε ἅμα καὶ μεγαλοπρεπῶϲ ἑρμηνεῦϲαι παρὰ πολὺ δυνατώτεροϲ. 1 Εὐδόξιον : Εὐνόμιον Valesius 2 τοὺϲ : τοῦ V 5 μάλιϲτα τοὺϲ Stein, duce Valesio : τ. μ. codd.

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einzeln einzugehen, Aetios den Vorrang (es schien nämlich, so sagt er, einfach alles auf seiner Zungenspitze gesammelt bereitzuliegen), dem Eunomios dagegen bezüglich der Klarheit und des Aufbaus der Lehre sowie bezüglich der weitestgehenden Anpassung an die zu Belehrenden. (folgt 9,1)

8,18a Suda, Art. Auxentios (nach 5,2a) Denn Aetios unterrichtete zunächst persönlich den Eudoxios (oder Eunomios ?) selbst und andere, die hoch angesehen waren. Nachdem er aber Eunomios befördert hatte, die Lehrtätigkeit zu übernehmen, nutzte er in der Hauptsache ihn als Lehrer für die übrigen und besonders für diejenigen, die einer vollständigeren Belehrung bedurften, statt sie selbst zu unterrichten. Jener (d. h. Aetios) war nämlich hervorragend darin, Grundlagen zu vermitteln, während dieser (d. h. Eunomios) weitaus fähiger war, die gelegten Anfangsgründe auszuarbeiten sowie klar und zugleich glanzvoll zu erläutern.

ἐκ τῆϲ ἐννάτηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

9,1-12 Phot. Philost. 9,1-12 (post 8,18) 1. ὅτι τῷ Φιλοϲτοργίῳ ὁ ἔννατοϲ λόγοϲ Ἀετίου χειρῶν ὑπερφυῆ ἔργα Εὐνομίου τε καὶ Λεοντίου διαπλάττει καὶ δὴ καὶ Κανδίδου καὶ Εὐαγρίου καὶ Ἀρριανοῦ καὶ Φλωρεντίου καὶ μάλιϲτά γε Θεοφίλου τοῦ Ἰνδοῦ καί τινων ἄλλων, οὓϲ ἡ αὐτὴ τῆϲ ἀϲεβείαϲ λύϲϲα 5 θερμοτέρουϲ ἐπεδείκνυ. καὶ ταῦτα κατὰ τὸ ἀπιθανώτατον ἀναπλάττοντι οὐδεμία παρῆν αἴϲθηϲιϲ τῆϲ ἀτοπίαϲ ἀνακουφίζουϲα. 2. ὅτι Μωϲῆϲ, φηϲίν (sc. Philostorgius), τοὺϲ περὶ Ἰαννὴν καὶ Ἰαμβρὴν ἐν ἕλκεϲι κολαϲάμενοϲ καὶ τὴν θατέρου τούτων μητέρα τῷ θανάτῳ παρεπέμψατο. 10 3. (1) ὅτι Οὐάληϲ, φηϲίν (sc. Philostorgius), ἐκ τῶν Ἰλλυριῶν ἐπὶ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ἀφικόμενοϲ διὰ τιμῆϲ εἶχεν Εὐδόξιον. καὶ δυνάμενοϲ μάλιϲτα ταῖϲ πρὸϲ Εὐνόμιον ὑποϲχέϲεϲι πέραϲ ἐπιθεῖναι τὴν γνώμην οὐκ εἶχεν ϲυντρέχουϲαν ὁ Εὐδόξιοϲ. (2) ἀλλὰ καὶ Εὐζωίῳ παρῆν ὁ αὐτὸϲ καιρὸϲ ἄδειαν διδοὺϲ πράττειν, ἅπερ ἐν Ἀντι15 οχείᾳ ὑπὲρ τῶν αὐτῶν ϲυνοδικῶϲ διεπράξατο. (3) τοϲοῦτον δὲ αὐτῶν ἑκάτεροϲ ἐδέηϲεν μνήμην ἔχειν ἐκείνων, ὥϲτε ὁ μὲν Εὐζώιοϲ εἰϲ τὸ κακολογεῖν τοὺϲ ἄνδραϲ, ὧν ὑπερήϲπιζεν, ἀπετρέπετο οὐρανοβάταϲ ἐπ᾽ ἐκκληϲίαϲ εἰρωνευόμενοϲ τοὺϲ ἀμφὶ τὸν Ἀέτιον Αἰθίοπά τε τὸν Θεόφιλον ἐξυβρίζων, ὥϲπερ οὐκ εὐϲεβείαϲ καὶ πί20 ϲτεωϲ τῶν ἀγώνων ὄντων, ἀλλὰ χρωμάτων ἐκλογῆϲ καὶ γένουϲ, (4) ὁ δὲ Εὐδόξιοϲ ἄλλα τε κατ᾽ αὐτῶν ἀπερρίπτει καὶ ἐπ᾽ ἐκκληϲίαϲ· „ἀϲεβεῖϲ μὲν αὐτούϲ“, φηϲίν, „οὐ λέγω (ὅπερ θέλουϲιν ἀκούειν), ἵνα μὴ δόξῃ εὐπρόϲωποϲ αὐτῶν ἡ ἀπόϲταϲιϲ εἶναι, λοιμοὺϲ μέντοι αὐτοὺϲ λέγω.“

8 ἰαμβρὴν (ὴν ex ῆν) B 16 ἐκείνων ex ἐκεῖνον restit. B 18 οὐρανοβάταϲ noluit Gothofredus : οὐ(ρα)νοβάϲταϲ B 19 Αἰθίοπά Valesius : αἰθιόπόν B : Αἰθιόπιόν Bidez 22 λέγω Valesius : λέγων B

Aus dem neunten Buch

9,1-12 Photios, Philostorgios-Epitome 9,1-12 (nach 8,18) 1. Das neunte Buch Philostorgs beschreibt übernatürliche Werke von der Hand des Aetios, Eunomios und Leontios, ebenso des Kandidos, Euagrios, Arrianos, Florentius und besonders Theophilos’ des Inders sowie manch anderer, die derselbe Wahn der Gottlosigkeit als glühende Eiferer erwies. Wiewohl er dies auf das unwahrscheinlichste erdichtete, war bei ihm keinerlei Sinn für die Absurdität vorhanden, der für Abhilfe gesorgt hätte. 2. Moses, sagt er (d. h. Philostorgios), bestrafte Iannes und Iambres mit Geschwüren und schickte sogar die Mutter eines der beiden in den Tod. 3. (1) Nachdem, so sagt er (d. h. Philostorgios), Valens aus Illyrikum nach Konstantinopel gekommen war, hielt er Eudoxios in Ehren. Obgleich nun Eudoxios vor allem die Eunomios gegenüber gemachten Versprechungen hätte erfüllen können, hatte er nicht die entsprechende Gesinnung. (2) Auch für Euzoios war die gleiche Gelegenheit da, die ihm die Freiheit gab, das zu tun, was er in Antiocheia bezüglich derselben Angelegenheiten im Rahmen der Synode durchgesetzt hatte. (3) Beide waren aber so weit davon entfernt, sich an derlei zu erinnern, dass Euzoios sich darauf verlegte, die Männer, die er sonst protegiert hatte, zu schmähen, indem er in der Kirche Aetios und seine Anhänger als Himmelswandler bespöttelte und Theophilos als Äthiopier verhöhnte, als ob die Auseinandersetzungen nicht um Frömmigkeit und Glauben gingen, sondern um die Wahl zwischen Hautfarben und die Herkunft, (4) während Eudoxios neben anderem, was er gegen sie schleuderte, in der Kirche auch dies sagte: „Ich nenne sie nicht Gottlose (was sie hören wollen), damit ihr Glaubensabfall nicht einen schönen Anschein erhält, vielmehr nenne ich sie Pestbeulen.“

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4. (1) ὅτι κατὰ τὸ καρτερὸν οἱ περὶ Ἀέτιον καὶ Εὐνόμιον τῶν περὶ Εὐδόξιον διαϲτάντεϲ καὶ Εὐζώιον τὴν μὲν Κωνϲταντινούπολιν Φλωρεντίῳ ἐφεῖϲαν. αὐτῶν δὲ ὁ μὲν Ἀέτιοϲ ἐπὶ τὴν Λέϲβον ἀποπλεῖ κἀκεῖ περὶ Μιτυλήνην ἐν ἀγρῷ τινι διέτριβεν τοὺϲ ἀφικνουμένουϲ λόγοιϲ δεξιούμενοϲ (δῶρον δ᾽ ἦν ὁ ἀγρὸϲ Ἰουλιανοῦ τοῦ βα30 ϲιλέωϲ τῆϲ πρὸϲ αὐτὸν διαθέϲεωϲ ϲύμβολον). (2) ὁ δὲ Εὐνόμιοϲ ἐπὶ τὴν Καλχηδόνα διάραϲ ἐν αὐτῇ κατά τινα κῆπον, οἰκεῖον κτῆμα πληϲιάζον τοῖϲ ἐπιθαλαττίοιϲ τείχεϲιν, ἐποιεῖτο τὴν δίαιταν, οὐδ᾽ αὐτὸϲ τῶν προϲιόντων ἐλάττω ϲυνειϲάγων τὴν πρόνοιαν. (3) οὐδέτεροϲ δ᾽ αὐτῶν ἐκκληϲίαϲ ἦρχεν ἀποτεταγμένωϲ, ἀλλὰ κοι35 νοὺϲ αὐτοὺϲ οἱ ὁμόδοξοι πατέραϲ ἦγον καὶ ἡγεμόναϲ. ὁ δέ γε Εὐνόμιοϲ οὐδὲ ἱερουργίαϲ, ἐξ οὗ τῆϲ Κυζίκου μετέϲτη, οὐμενοῦν εἰϲ ὅϲον ἐνεβίω χρόνον, ἥψατο· καίτοι τῶν ὁμοδόξων ἐπιϲκόπων οὐδεὶϲ ἦν, ὃϲ τῆϲ ἐκείνου γνώμηϲ χωρὶϲ οὐδὲν τῶν ἐκκληϲιαϲτικῶν διεπράττετο. 25

5. (1) ὅτι τρίτου τῆϲ βαϲιλείαϲ ἔτουϲ Οὐάληϲ ἐπιβὰϲ ἐπὶ Πέρϲαϲ ἐϲτράτευϲε, καθ᾽ ὃν καιρὸν καὶ Προκόπιοϲ τὴν τυραννίδα κατὰ Κωνϲταντινούπολιν ἐϲκευάϲατο. ὁ δὲ Προκόπιοϲ οὗτοϲ εἰϲ τὸ τοῦ Ἰουλιανοῦ γένοϲ ἀνεφέρετο· καὶ πολλοὶ ἀνεκινοῦντο λογιϲμοὶ τὴν βαϲιλείαν αὐτῷ περιάπτοντεϲ καὶ τοὺϲ λογιϲμοὺϲ καὶ λόγοι διέφε45 ρον. (2) διὰ τοῦτο Ἰωβιανοῦ βαϲιλεύϲαντοϲ τῆϲ Μεϲοποταμίαϲ οὗτοϲ ἀποδρὰϲ καὶ πολλοὺϲ ἐν ταλαιπωρίᾳ τόπουϲ ἀμείψαϲ φεύγων τε μετὰ τῆϲ γυναικὸϲ καὶ κρυπτόμενοϲ, ὡϲ ἀπείρηκε πλανώμενοϲ, τ ὸ ν ἔ ϲ χ α τ ο ν , φηϲίν (sc. Philostorgius), ἀ ν α ρ ρ ί π τ ε ι κ ύ β ο ν . (3) καὶ τὴν Καλχηδόνα καταλαβὼν ἐν τῷ τοῦ Εὐνομίου 50 ἀγρῷ τῆϲ πόλεωϲ ἔξωθεν διακειμένῳ οὐδ᾽ ἐπιδημοῦντοϲ τοῦ δεϲπότου ἑαυτὸν κατακρύπτει. ἐκεῖθεν δὲ εἰϲ τὴν πόλιν διάραϲ ἐγκρατὴϲ ἀναιμωτὶ τῆϲ βαϲιλείαϲ γίνεται. (4) εἶτα μετ᾽ οὐ πολὺν χρόνον πολέμῳ ϲυρραγεὶϲ Οὐάλεντι προδοϲίᾳ τῶν αὐτοῦ ϲτρατηγῶν Γομαρίου καὶ Ἀγελίου ἡττᾶται καὶ φεύγων καταλαμβάνει τὴν Νίκαι55 αν. τῇ δὲ ἐπαύριον διανοηθεὶϲ ἐκεῖθεν ἀπαίρειν ὑπὸ Φλωρεντίου, ὃϲ

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32 πληϲιάζον Valesius : πληϲιάζων B 33 τὴν πρόνοιαν (numero γ, ex β restit., suprascr.) ἐλάττων (α suprascr.) ϲυνειϲάγων (β, ex γ restit., suprascr.) B | ἐλάττων B : corr. Valesius 34 ἀποτεταγμένοϲ (ϲ ex ν restit., ut vid.) B : corr. Bidez

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4. (1) Aetios und Eunomios trennten sich in aller Entschiedenheit von Eudoxios und Euzoios und überließen Konstantinopel dem Florentius: Aetios fuhr mit dem Schiff nach Lesbos und verweilte dort auf einem Landgut bei Mitylene, wo er Ankömmlinge mit freundlichen Worten willkommen hieß (das Landgut war ein Geschenk des Kaisers Julian als Zeichen seiner Gesinnung ihm gegenüber). (2) Eunomios begab sich hinüber nach Kalchedon und lebte dort in einem Garten, seinem eigenen Grundstück, das an die zur See gelegenen Mauern angrenzte; auch er kümmerte sich nicht weniger fürsorglich um seine Besucher. (3) Keiner von ihnen leitete eine Kirche gesondert für sich, sondern ihre Glaubensanhänger betrachteten sie als gemeinsame Väter und Führer. Eunomios hatte nicht einmal mehr die Eucharistie gefeiert, seitdem er aus Kyzikos weggegangen war, ja vielmehr seit der Zeit, als er dort gelebt hatte. Gleichwohl gab es unter den Bischöfen seiner Glaubensrichtung niemanden, der ohne sein Urteil irgendeine kirchliche Angelegenheit geregelt hätte. 5. (1) Als Valens das dritte Jahr seiner Kaiserherrschaft antrat, zog er gegen die Perser zu Felde. Um diese Zeit vollzog auch Prokop die Usurpation der Herrschaft in Konstantinopel. Dieser Prokop ließ sich bezüglich seiner Abstammung auf Julians Familie zurückführen; und so waren viele Überlegungen aufgekommen, die ihm die Kaiserherrschaft zuerkannten, und in Gesprächen wurden diese Überlegungen auch verbreitet. (2) Deswegen war dieser, als Jovian Kaiser wurde, aus Mesopotamien geflohen. Nachdem er unter elenden Bedingungen häufig den Ort gewechselt hatte (er war mit seiner Frau auf der Flucht und musste sich verstecken), da hat er, weil er des Herumirrens müde war, d e n l e t z t e n W ü r f e l g e w o r f e n , wie er (d. h. Philostorgios) sagt: (3) Er begab sich nach Kalchedon und versteckte sich auf dem Grundstück des Eunomios; dies lag außerhalb der Stadt, und der Besitzer war nicht zugegen. Von dort setzte er in die Stadt (d. h. Konstantinopel) über und nahm ohne Blutvergießen die Kaiserherrschaft in Besitz. (4) Als es dann nicht viel später zum Krieg mit Valens kam, unterlag er durch den Verrat seiner Generäle Gomoar und Agilo und floh nach Nikaia. Am folgenden Tag beabsichtigte er, von dort aufzubrechen, wurde jedoch von Florentius, der von ihm zum Garnisonskommandeur der Stadt einge-

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φρούραρχοϲ ὑπ᾽ αὐτοῦ τῆϲ πόλεωϲ κατέϲτη, ϲυλλαμβάνεται καὶ δεϲμώτην αὐτὸν ὁ ϲυλλαβὼν πρὸϲ Οὐάλην ἄγει. (5) καὶ Προκόπιοϲ μὲν τῆϲ κεφαλῆϲ ἀποτέμνεται ἐπὶ μῆναϲ ἓξ μετεωριϲθεὶϲ τῇ τυραννίδι· Φλωρεντίῳ δὲ οὐδὲ ἤρκεϲεν εἰϲ ϲωτηρίαν ἡ προδοϲία, ἀλ60 λὰ πυρὶ διδόαϲιν αὐτὸν ὁ ϲτρατὸϲ κατ᾽ ὀργὴν παλαιάν, διότι φρουρῶν ἐκεῖνοϲ ὑπὸ Προκοπίου τὴν Νίκαιαν πολλοὺϲ αὐτῶν ἐκάκωϲεν αἱρουμένουϲ τὰ Οὐάλεντοϲ.

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6. (1) ὅτι Προκοπίῳ ἔτι τῆϲ τυραννίδοϲ ἐποχουμένῳ Εὐνόμιοϲ πρὸϲ αὐτὸν ἐν Κυζίκῳ διάγοντα παραγίνεται. ἡ δὲ ἄφιξιϲ λύϲιν ἔπραττεν τῶν ἐν δεϲμοῖϲ ὑπ᾽ αὐτοῦ κατεχομένων· ὁ δεϲμὸϲ δὲ τούτουϲ ἐπίεζεν, ὅτιπερ ἔϲτεργον τὰ Οὐάλεντοϲ, καὶ οἱ τῶν δεϲμίων ϲυγγενεῖϲ ἐξεβιάϲαντο τὸν Εὐνόμιον τὴν πρεϲβείαν ὑπελθεῖν. ὁ δὲ ὑπελθὼν καὶ τοὺϲ ἄνδραϲ λύϲαϲ θᾶττον ἐπανῆκεν. (2) ὑπὸ δὲ τοὺϲ αὐτοὺϲ χρόνουϲ καὶ Ἀέτιον ὁ τῆϲ νήϲου παρὰ τοῦ Προκοπίου ϲταλεὶϲ ἄρχειν διαβληθέντα παρὰ τῶν ἐπιχωρίων τὰ Οὐάλεντοϲ αἱρεῖϲθαι εἰϲ κρίϲιν εἷλκεν· καὶ θάνατοϲ ἂν βίαιοϲ διεδέξατο τὴν διαβολήν, εἰ μή τιϲ ἀφικόμενοϲ κατ᾽ ἐκεῖνο καιροῦ τῶν παραδυναϲτευόντων Προκοπίῳ τὸν Ἀέτιον τοῦ ξίφουϲ ἁρπάζει. (3) καὶ γὰρ πρὸϲ γένουϲ ὢν ὁ καταπεμφθεὶϲ ἐκ Προκοπίου Ἐρρενιανοῦ καὶ Γερρεϲιανοῦ (ἀδελφοὶ δὲ ἤϲτην οὗτοι καὶ τῷ Εὐνομίῳ ϲυνῆϲάν τε καὶ ϲυνδιεβέβληντο) οὕτωϲ δὴ οὗτοϲ κατὰ πολλὴν ἐξουϲίαν καὶ τὸν καταδικαϲάμενον αὐτοὺϲ ἀπειλήϲαϲ καὶ τὴν ἐπ᾽ αὐτοὺϲ θανατηφόρον ἀναϲωϲάμενοϲ ψῆφον καθαροὺϲ ἀπολύει τῶν ἐπικληθέντων. (4) ὁ δὲ Ἀέτιοϲ τοὺϲ μεθ᾽ ἑαυτοῦ ϲυναναλαβὼν ἐπὶ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ἀπαίρει κἀκεῖ ϲυνῆν Εὐνομίῳ τε καὶ Φλωρεντίῳ. καὶ μετ᾽ οὐ πολὺν χρόνον τελευτᾷ Εὐνομίου τό τε ϲτόμα ϲυνελόντοϲ καὶ τοὺϲ ὀφθαλμοὺϲ τοῖϲ δακτύλοιϲ περιϲτείλαντοϲ καί γε καὶ τὴν ἄλλην κηδείαν μετὰ τῶν ὁμοφρόνων τελεϲαμένου πρὸϲ τὸ λαμπρότατον.

7. ὅτι κατὰ Μαρκιανούπολιν Εὐδοξίου ϲυνδιατρίβοντοϲ τῷ 85 Οὐάλεντι ὁ ἐν Κωνϲταντινουπόλει κλῆροϲ ψηφίζονται ταύτηϲ ἀπ59 εἰϲ ϲωτηρίαν ἡ προδοϲία : εἰϲριαν quod in εἰϲ ϲ(ωτη)ρίαν τ(ῆϲ) προδοϲίαϲ corr. corrector quidam, ut vid. 63 Προκοπίου ... ἐποχουμένου dub. Bidez 64 διάγοντα Valesius : διάγοντι B 71 θάνατοϲ in θανόντοϲ corr. B 75 Εὐνομίῳ : Ἀετίῳ exspectari intellexit Valesius 76 δὴ dub. Bidez : δὲ B

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setzt worden war, festgenommen und als Gefangener von diesem, der ihn festgenommen hatte, zu Valens geführt. (5) Prokop wurde enthauptet, nachdem er sich sechs Monate lang in der gehobenen Position des Usurpators befunden hatte. Für Florentius aber reichte nicht einmal der Verrat, um gerettet zu werden, vielmehr übergab ihn das Heer dem Feuer, und zwar aus altem Groll, weil er, als er unter Prokop Stadtkommandant von Nikaia gewesen war, viele von ihnen übel behandelt hatte, da sie sich für Valens entschieden hatten. 6. (1) Als Prokop sich noch in seiner Position als Usurpator befand, begab sich Eunomios zu ihm nach Kyzikos, wo er sich aufhielt. Seine Ankunft führte zur Befreiung derer, die von jenem gefangen gehalten wurden. Die Gefangenschaft traf sie deshalb, weil sie auf seiten des Valens standen, und die Verwandten der Gefangenen hatten Eunomios gedrängt, die Gesandtschaftsreise auf sich zu nehmen. Der nahm sie auf sich, befreite die Männer und kehrte rasch wieder zurück. (2) Um die gleiche Zeit wurde auch Aetios vor Gericht gezogen, und zwar von demjenigen, den Prokop geschickt hatte, die Insel zu verwalten; die Einheimischen beschuldigten ihn nämlich, auf seiten des Valens zu stehen. Der Verleumdung wäre ein gewaltsamer Tod gefolgt, wenn nicht zu jener Zeit einer von denen, die großen Einfluss bei Prokop besaßen, gekommen wäre und Aetios dem Schwert entriss. (3) Denn der von Prokop Entsandte stammte aus der Familie des Herrenianus und Gerresianus (beides waren Brüder, und sie waren mit Eunomios (richtig Aetios) zusammen und wurden ebenfalls beschuldigt), und so hat dieser mit großer Autorität denjenigen, der sie verurteilt hatte, bedroht, das gegen sie ausgesprochene Todesurteil widerrufen und sie somit von den Vorwürfen ganz befreit. (4) Aetios brach gemeinsam mit seinen Gefährten nach Konstantinopel auf und war dort mit Eunomios und Florentius zusammen. Kurze Zeit später starb er, wobei Eunomios seinen Mund schloss und seine Augen mit den Fingern zumachte; auch die übrigen Bestattungsfeierlichkeiten vollzog er gemeinsam mit den Gleichgesinnten auf das Glänzendste. 7. Als Eudoxios mit Valens in Markianopolis weilte, beschloss der Klerus in Konstantinopel, Aetios (richtig Eunomios) von dort zu vertrei-

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ελαύνεϲθαι τὸν Ἀέτιον. ὁ δὲ τὴν Καλχηδόνα καταλαβὼν γράφει τὸ ϲυνενεχθὲν Εὐδοξίῳ. ὁ δὲ οὐ μόνον οὐκ ἀπεϲτράφη τοῖϲ γεγραμμένοιϲ, ἀλλ᾽ ὅτι μὴ καὶ μείζω πάθοι, δυϲχεραίνων ἐπεδείκνυτο.

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8. (1) ὅτι ϲυκοφαντοῦϲι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Εὐνόμιον ἐν τῷ οἰκείῳ ἀγρῷ κατακρύψαι τὸν Προκόπιον τὴν τυραννίδα παλαμώμενον. καὶ μόλιϲ αὐτὸϲ τὰϲ διαβολὰϲ καὶ τὸν ἐκεῖθεν διεκρούϲατο θάνατον. ὑπερόριοϲ δ᾽ οὖν εἰϲ τὴν Μαυρουϲίδα γῆν ἐκπέμπεται Αὐξονίου τοῦ τῶν πραιτωρίων ἐπάρχου τὴν φυγὴν αὐτῷ ἐπιβαλόντοϲ. (2) ἀλλ᾽ ὁ μὲν χειμῶνοϲ ὄντοϲ ἀπήγετο· κατὰ Μοῦρϲαν δὲ τῆϲ Ἰλλυρίδοϲ φθάϲαϲ, ἧϲ ἐπίϲκοποϲ ἐτύγχανέ τιϲ Οὐάληϲ, δεξιώϲεώϲ τε πολλῆϲ ἀπολαύει καὶ τῆϲ ὑπερορίαϲ ἀνακομίζεται, πρὸϲ τὸν βαϲιλέα παραγεγονότοϲ τοῦ Οὐάλεντοϲ ϲὺν Δομνίνῳ (τῆϲ Μαρκιανουπόλεωϲ δὲ ἐπίϲκοποϲ οὗτοϲ ἦν) καὶ τὰ κατ᾽ αὐτὸν δεινοπαθῶϲ ἀναδιδαξάντων. (3) ὥρμηϲε δὲ ὁ βαϲιλεὺϲ εἰϲ ὄψιν μετὰ τὴν ἀνάκληϲιν Εὐνομίῳ ἐλθεῖν, ἀλλ᾽ ὁ Εὐδόξιοϲ τέχναιϲ τὴν θέαν ἐπέχει· μετὰ τοῦτο δὲ εἰϲ Νίκαιαν ἀφικόμενοϲ ἐπίϲκοπον αὐτῇ καθιδρῦϲαι (ἐτεθνήκει γὰρ Εὐγένιοϲ ὁ ταύτην ἐφορεύων), πρὶν ἢ πέραϲ ἐπιθεῖναι τῇ βουλῇ, τὸν βίον ἐκλείπει. καὶ μετάγεται Δημόφιλοϲ ἀπὸ Βερροίαϲ ἐν Κωνϲταντινουπόλει, Οὐάλεντοϲ τοῦ βαϲιλέωϲ ϲυνοδικὴν ὑποκριναμένου ψῆφον.

9. (1) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), ἐν Βοριϲϲῷ (κώμη δὲ τῆϲ δευτέραϲ Καππαδοκίαϲ τὸ χωρίον) πρεϲβύτεροϲ Ἀνύϲιοϲ ᾤκει υἱοὺϲ μὲν τέϲϲαραϲ ἔχων, θυγατέρα δὲ μίαν, ἧϲ Εὐλαμπία μὲν ἡ ὀνομαϲία, Φιλοϲτόργιον δὲ ἐγείνατο τὸν ταῦτα γεγραφότα. (2) ὁ δὲ 110 ταύτηϲ ἀνήρ, Καρτέριοϲ ὄνομα, τὴν Εὐνομίου δόξαν ἐτίμα. καὶ πείθει τὴν γυναῖκα πρὸϲ τὴν αὐτοῦ μετατάξαϲθαι γνώμην· καὶ γὰρ ἐκ πατρὸϲ καὶ μητρὸϲ αὕτη τὸ ὁμοούϲιον ἔϲτεργεν. ἡ δὲ πειϲθεῖϲα τοὺϲ ἀδελφοὺϲ ϲυνεφέλκεται, εἶτα κατὰ μέροϲ καὶ τὸν πατέρα καὶ τοὺϲ ἄλλουϲ οἰκείουϲ. 10. ὅτι Δημόφιλοϲ, φηϲίν (sc. Philostorgius), ἐγκαθίϲταται τῇ 115 Κωνϲταντινουπόλει ὑπὸ Θεοδώρου μάλιϲτα τοῦ Ἡρακλείαϲ ἐπιϲκόπου. ἐδόκει γὰρ τὸ προνόμιον οὗτοϲ ἔχειν τῆϲ τοιαύτηϲ ἱερουρ86 Ἀέτιον : Εὐνόμιον exs recte 88 δυϲχαιρένων B : corr. cod. Bochart. 94 ὄντωϲ B : corr. M | ἀπήγετο Valesius : ἐπήγετο (η ex ει) B 103 ἐκλείπει (εί ex corr.) B 105 ὑποκριναμένου B (sic) 108 Εὐλαμπία Gothofredus in interpretatione : εὐλάμπιοϲ B : Εὐλάμπιον Valesius 116 de Δωροθέου cogitavit Bidez ducibus Gothofredo et Valesio

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ben. Dieser hat, nachdem er Kalchedon erreicht hatte, dem Eudoxios von dem Vorfall geschrieben. Der aber kümmerte sich nicht nur nicht um diese Nachricht, sondern war vielmehr offen darüber enttäuscht, dass jener nichts Schlimmeres erlitten hatte. 8. (1) Man denunzierte, so schreibt er (d. h. Philostorgios), Eunomios, auf seinem Grundstück Prokop versteckt zu haben, als dieser seine Usurpation plante. Nur knapp entkam auch er den Verleumdungen und dem deswegen drohenden Tod. Er wurde nach Mauretanien verbannt auf Veranlassung des Prätorianerpräfekten Auxonius, der ihm die Verbannungsstrafe auferlegte. (2) So wurde er im Winter abgeführt. Als er nach Mursa in Illyrikum kam, dessen Bischof ein gewisser Valens war, genoss er herzliche Aufnahme und wurde aus der Verbannung zurückberufen, weil Valens sich zusammen mit Domninos (dieser war Bischof von Markianopolis) zum Kaiser begeben hatte und sie dessen Fall heftig klagend dargestellt hatten. (3) Der Kaiser wollte Eunomios nach dessen Rückberufung unbedingt persönlich treffen, aber Eudoxios zögerte durch Ränke die Begegnung hinaus. Danach ist er, als er sich nach Nikaia begeben hatte, um dort einen Bischof einzusetzen (Eugenios, der dortige Bischof, war nämlich gestorben), noch bevor er seine Absicht vollenden konnte, aus dem Leben geschieden. Demophilos wurde von Beroia nach Konstantinopel versetzt, da der Kaiser Valens die Entscheidung einer Synode vortäuschte. 9. (1) In Borissos (der Ort ist ein Dorf in der Cappadocia Secunda) lebte, so schreibt er (d. h. Philostorgios), ein Presbyter Anysios, der vier Söhne hatte und eine Tochter, die Eulampia hieß und die den Philostorgios gebar, der dies hier geschrieben hat. (2) Deren Mann, mit Namen Karterios, schätzte die Glaubenslehre des Eunomios. Er überredete seine Frau, zu seinem Glauben überzutreten; bedingt nämlich durch ihren Vater und ihre Mutter, hielt sie das „Wesensgleich“ in Ehren. Als sie sich hatte überzeugen lassen, zog sie auch die Brüder mit sich, ferner nach und nach auch den Vater und die übrigen Verwandten. 10. Demophilos, so sagt er (d. h. Philostorgios), wurde in Konstantinopel eingesetzt, vor allem auf Betreiben des Theodoros (oder Dorotheos ?), des Bischofs von Herakleia. Er schien nämlich das Vorrecht für

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γικῆϲ ἐνεργείαϲ. πολλοὶ δὲ τοῦ παρόντοϲ ὄχλου ἐν τῇ τοῦ Δημοφίλου καθιδρύϲει ἀντὶ τοῦ „ἄξιοϲ“ ἀνεβόων τὸ „ἀνάξιοϲ“. 11. ὅτι μετὰ Αὐξόνιον Μόδεϲτοϲ ἔπαρχοϲ καταϲτὰϲ καὶ ἀπεχθῶϲ, φηϲίν (sc. Philostorgius), ἔχων πρὸϲ Εὐνόμιον ἐρήμην αὐτοῦ κατεδικάϲατο ὡϲ τὰϲ ἐκκληϲίαϲ καὶ τὰϲ πόλειϲ ἐκταράϲϲοντοϲ· καὶ εἰϲ Ναοξίαν αὐτὸν φυγαδεύει τὴν νῆϲον. 12. ὅτι Μάζακα τὸ π ρ ῶ τ ο ν ἐ κ α λ ε ῖ τ ο ἡ Κ α ι ϲ ά ρ ε ι α 125 ἀ π ὸ Μ ο ϲ ὸ χ (cf. Gen. 10,2) τ ο ῦ Κ α π π α δ ο κ ῶ ν γ ε ν ά ρ χ ο υ ἑλκυϲαμένη τὸ ὄνομα. τοῦ χρόνου δὲ πορευομένου κατὰ παρέγκλιϲιν ἤδη Μ ά ζ α κ α προϲωνόμαϲται. (sequitur 9,13)

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123 de Ναξίαν (ex ἀξίαν codicis Bern.) cogitavit Gothofredus 124 Μάζακα (dilucide B) vix sanum : Μόζοκα Valesius 126 sq. παρέγκληϲιν B : corr. Reading

**9,12a Const. Porphyr. themat. 1,2 p. 65,59-61 Pertusi (codd. CR) Κ α ι ϲ ά ρ ε ι α μητρόπολιϲ ἡ ἀπὸ τοῦ μεγάλου Καίϲαροϲ Ἰουλίου ὠνομαϲμένη, ἥτιϲ π ρ ό τ ε ρ ο ν ἐ κ α λ ε ῖ τ ο Μ ά ζ α κ α ἀ π ὸ Μ ο ϲ ὼ χ (cf. Gen. 10,2) τ ο ῦ τ ῶ ν Κ α π π α δ ο κ ῶ ν ἀρχεγόνου. 2 ὀνομαϲθεῖϲα C 3 μουϲὼχ R

9,13 sq. Phot. Philost. 9,13 sq. (post 9,12) 13. (1) ὅτιπερ Εὐνομίου, φηϲί (sc. Philostorgius), λιπόντοϲ τὴν Κύζικον οὐδεὶϲ τέωϲ ἀντικατέϲτη ἐπίϲκοποϲ. Δημόφιλοϲ δὲ ϲὺν Δωροθέῳ καί τιϲιν ἄλλοιϲ ἀφικόμενοϲ ἐγκαταϲτῆϲαι οὐδὲν περαίνειν ἠδύνατο διὰ τὸ τοὺϲ ἐν αὐτῇ τὸ κατ᾽ οὐϲίαν ὅμοιον ἐκ τῶν 5 Ἐλευϲίου διδαγμάτων τὴν δόξαν κρατύνονταϲ πρεϲβεύειν εἰϲ τὸ ἀμετάθετον. (2) Δημοφίλου δὲ καὶ τῶν ϲὺν αὐτῷ τὴν τῶν Κυζικηνῶν ἀναδεξαμένων πρόκληϲιν καὶ τὸν ματιϲάντων (τοῦτο γὰρ ἦν ἡ πρόκληϲιϲ) Ἀνόμοιόν τε τὸν Εὐνόμιον

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diese liturgische Tätigkeit zu haben. Viele in der anwesenden Volksmasse schrien bei der Einsetzung des Demophilos „unwürdig“ statt „würdig“. 11. Nach Auxonius wurde Modestus als Präfekt eingesetzt, und da er, wie er (d. h. Philostorgios) sagt, dem Eunomios feindselig gesinnt war, verurteilte er ihn in Abwesenheit, da er die Kirchen und die Städte in Unruhe bringe, und verbannte ihn auf die Insel Naxos. 12. K a i s a r e i a h i e ß z u e r s t Mazaka (oder Mozoka ?); diesen Namen hatte es v o n M o s o c h (vgl. Gen. 10,2), d e m G r ü n d e r d e s Vo l k s d e r K a p p a d o k i e r . Im Laufe der Zeit hat sich der Name dann in M a z a k a geändert. (folgt 9,13)

**9,12a Konstantinos Porphyrogennetos, Über die Themen 1,2 Die nach dem großen Iulius Caesar benannte Metropole K a i s a r e i a , die v o r h e r M a z a k a h i e ß n a c h M o s o c h (vgl. Gen. 10,2), d e m G r ü n d e r d e s Vo l k s d e r K a p p a d o k i e r .

9,13 f. Photios, Philostorgios-Epitome 9,13 f. (nach 9,12) 13. (1) Nachdem, so sagt er (d. h. Philostorgios), Eunomios Kyzikos verlassen hatte, war eine Zeitlang kein Bischof an seiner Stelle eingesetzt worden. Als Demophilos mit Dorotheos und anderen hinkam, um eine Einsetzung vorzunehmen, vermochte er nichts zu erreichen, weil die Einwohner dort aufgrund der Belehrungen des Eleusios ihren Glauben bekräftigten und die Formel „ähnlich hinsichtlich des Wesens“ in unverrückbarer Weise vertraten. (2) Nachdem aber Demophilos und seine Begleiter die Forderung der wie Eunomios mit dem Anathema belegt hatten (das war nämlich ihre

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(E 7) Philostorgius

δημοϲίοιϲ καὶ λόγοιϲ καὶ γράμμαϲιν ἀνακηρυξάντων καὶ τὴν πίϲτιν 10 αὐτῶν καὶ δὴ καὶ τοὺϲ παραδεχομένουϲ αὐτῶν τὰ μαθήματα ὑπὸ τὴν αὐτὴν ἀρὰν ποιηϲαμένων ὑφίϲτανται τὴν χειροτονίαν οὐχ ἕτερόν τινα ταύτην ⟨ὑπ〉ελθεῖν ἀναϲχόμενοι, ἀλλ᾽ ὃν αὐτῶν αἱ ψῆφοι προϲέταττον. ὁ δέ γε χειροτονηθεὶϲ εὐθὺϲ λαμπρῶϲ ἐκήρυττε τὸ ὁμοούϲιον. 14. (1) ὅτι τελευτήϲαντοϲ Εὐζωίου τοῦ Ἀντιοχείαϲ ὁ Δωρόθεοϲ ἐξ Ἡρακλείαϲ τῆϲ Θρᾴκηϲ πρὸϲ τὸν ἐκείνου μεθίϲταται θρόνον. διαϲύρει δὲ τόν τε Δημόφιλον καὶ Δωρόθεον ὁ ϲυγγραφεύϲ, τὸν μὲν ἀλαζονέϲτατον λέγων, τὸν δὲ Δημόφιλον φ ύ ρ ε ι ν τε π ά ν τ α καὶ ϲυγχεῖν ἀκρατέϲτατον καὶ μάλιϲτά γε τὰ ἐκκληϲιαϲτικὰ δόγ20 ματα· ὥϲτε ποτὲ καὶ κατὰ Κωνϲταντινούπολιν ἐκκληϲιάζοντα φάναι τὸ ϲῶμα τοῦ κυρίου ἀνακραθὲν τῇ θεότητι εἰϲ τὸ ἀδηλότατον κεχωρηκέναι, ὃν τρόπον καὶ γάλακτοϲ ξέϲτηϲ τῷ παντὶ τῆϲ θαλάϲϲηϲ ἐπιβληθεὶϲ ϲυϲτήματι. (2) πατρὶϲ δ᾽ ἦν ἡ Θεϲϲαλονίκη τῷ Δημοφίλῳ καὶ τὸ ἄλλο γένοϲ οὐκ ἄϲημον. κατὰ δὲ τῶν λεγομένων 25 Εὐνομιανῶν πολὺϲ ἔρρει ταῖϲ κακώϲεϲιν ὁ Δημόφιλοϲ. (sequitur 9,15) 15

9 γράμμαϲιν (γράμμ in ras.) B 10 αὐτῶν2 (ῶν ex ὸν) B 12 ⟨ὑπ〉ελθεῖν Bidez 13 προϲέττατον B : corr. Gothofredus 18 ἀλαζονέϲτατον (ο pr. ex ω restit.) B

9,14a Suda δ 470 (codd. A[GITFVM]) (= Sud.1); v. 1-4 Δημόφιλοϲ – ἄγων etiam ibid. οι 147 (IV p. 626,1-3) (= Sud.2) (1) Δημόφιλοϲ· ἐπίϲκοποϲ Κωνϲταντίνου πόλεωϲ. ἄνθρωποϲ ἦν οἷοϲ ἐμπεϲὼν ὁμοῦ ϲύμ π α ν τ α φ ύ ρ ε ι ν ἀκόϲμῳ φορᾷ, καθάπερ ἄτακτοϲ χειμάρρουϲ, πολὺν ἐν τοῖϲ λόγοιϲ τὸν ϲυρφετὸν ἄγων, ὡϲ εἴϲεταί τιϲ ἐκ γοῦν τῆϲ ἐν τοῖϲ ἔτι ϲῳζομένοιϲ ὑπομνή5 μαϲιν αὐτοῦ γεγονυίαϲ δημηγορίαϲ· (2) ἔνθα καὶ μᾶλλον εἰκὸϲ ἦν ἀϲφαλείαϲ αὐτὸν φροντίδα θέϲθαι τινὰ ὡϲ ἐγγράφοιϲ μνήμαιϲ ἀναλαμβανομένων τῶν λεγομένων. ἐν τούτοιϲ γοῦν ἄλλα τε πολλὰ διείλεκται ἄναρθρα, διαρρήδην δὲ ἐ 1 ἐπίϲκοποϲ Sud.1 : πατριάρχηϲ Sud.2 1 sq. ἄνθρωποϲ ἦν om. Sud.1 M 2 φέρειν Sud.1 A 3 ἐν – λόγοιϲ om. Sud.2 8 δὲ : τε M

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Forderung) und nachdem sie Eunomios in öffentlichen Reden und Schreiben für einen Anhomöer erklärt sowie deren Glauben und auch diejenigen, die ihre Lehren annahmen, unter denselben Bann gestellt hatten, da stimmten jene der Bischofserhebung zu, wobei sie niemand anderes dafür duldeten als den, den ihre Stimmen dafür bestimmten. Der nun verkündete, sowie er gewählt war, deutlich das „Wesensgleich“. 14. (1) Nach dem Tode des Euzoios von Antiocheia wurde Dorotheos aus Herakleia in Thrakien auf dessen Thron versetzt. Der Schriftsteller verspottet Demophilos und Dorotheos, indem er den einen als großen Prahlhans bezeichnet, Demophilos aber als jemanden, der vollkommen haltlos darin war, a l l e s z u v e r m e n g e n und durcheinanderzubringen, vor allem die kirchlichen Lehren. So habe er auch einmal, als er in Konstantinopel Gottesdienst feierte, gesagt, dass der Leib des Herrn mit der Göttlichkeit eine derartige Vermischung eingegangen sei, dass sie nicht mehr klar zu unterscheiden gewesen seien, so wie ein in das Gesamtgefüge des Meeres hineingeschütteter Schoppen Milch. (2) Heimat des Demophilos war Thessalonike und seine übrige Herkunft nicht unbedeutend. Gegen die sogenannten Eunomianer floss Demophilos über an Bosheiten. (folgt 9,15)

9,14a Suda, Art. Demophilos (1) Demophilos: Bischof von Konstantinopel. Er war ein Mensch von der Art, dass er losstürzte und in ungeordneter Bewegung wie ein ungeregelter Gießbach a l l e s miteinander v e r m e n g t e und dabei in seinen Reden viel Kehricht mit sich führte, wie man jedenfalls aus der in seinen noch erhaltenen Aufzeichnungen befindlichen Rede ersehen kann, (2) in der ja noch eher zu erwarten gewesen wäre, dass er einigermaßen auf Vorsicht bedacht war, da seine Worte schriftlich aufgezeichnet wurden. Hier nun finden sich viele Ungereimtheiten, die er geäußert hat, explizit aber in seinen Ausführungen über den Vater und den Sohn. Er sagt dort nämlich: (3) „

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λόγοιϲ. φηϲὶ γάρ· (3) „υἱὸϲ μὲν πατρὸϲ θελήϲει γεγέννηται μόνου, ἀχρόνωϲ, ἀμεϲιτεύτωϲ, ἵνα διάκονοϲ γένηται καὶ ὑπηρέτηϲ τῶν βουλημάτων τοῦ πατρόϲ. (4) ἐπειδὴ γὰρ ὁ προγινώϲκων θεὸϲ ἃ ἔμελλε πράττειν ἀδύνατα ἦν τῆϲ ἀκρατήτου τάξεωϲ τοῦ μέλλοντοϲ αὐτὰ ποιεῖν θεοῦ ἐν τῷ γενέϲθαι μέλλοντα (ἢ γὰρ ἔδει αὐτὰ πάντα θεοὺϲ γενέϲθαι πρὸϲ ἀξίαν τοῦ ποιοῦντοϲ καὶ ἐκ τούτων ἔμελλον εἶναι θεοὶ ἢ ἔδει αὐτὰ γενόμενα λύεϲθαι ὥϲπερ κηρὸν πυρὶ θερμῷ προϲαγόμενον), γέγονε μὲν οὖν μεϲίτηϲ τῶν τε ἐϲομένων καὶ τοῦ γεγεννηκότοϲ αὐτὸν θεοῦ ὁ υἱόϲ, ἵνα ϲυντάξαϲ ἑαυτὸν καὶ ϲυγκαταβαίνων τοῖϲ γινομένοιϲ ἀποτελέϲειε τὸ βούλημα τοῦ πατρόϲ· καὶ μεϲίτηϲ γεγένηται τοῦ θεοῦ καὶ ἡμῶν τῶν δι᾽ αὐτοῦ γενομένων (cf. 1. Tim. 2,5; Joh. 1,3).“ (5) ἐλάνθανε διὰ τούτων τ ο ῦ τε θ ε ο ῦ τ ῶ ν ὅ λ ω ν (cf. 10,2,1) ἀϲθένειαν καὶ βαϲκανίαν καταψευδόμενοϲ καὶ τὸν υἱὸν πάντων τῶν κτιϲμάτων ἀποφαίνων καταδεέϲτερον. ὁ μὲν γὰρ ἀϲθενὴϲ ἂν ἦν κατὰ Δημόφιλον, εἰ βουληθεὶϲ ἔπειτα ἀπόρωϲ εἶχε τοῖϲ πᾶϲι τὸ εἶναι δωρήϲαϲθαι. φθόνου δ᾽ οὐκ ἀπήλλακτο ἄν, εἰ ἐξὸν αὐτῷ θεοὺϲ τὰ πάντα ποιεῖν ὁ δὲ ἐφαίνετο μηχανώμενοϲ, ὅπωϲ μὴ ταύτηϲ αὐτῷ τύχῃ τὰ γενηϲόμενα τῆϲ ἀξίαϲ. (6) τοῦ δέ γ᾽ αὖ παιδὸϲ οὐκ ἦν τῶν κτιϲμάτων οὐδέν, ὃ μὴ ἄμεινον ὑπάρχειν ἐδείχθη ἄν, εἴπερ γε μὴ δι᾽ ἑαυτὸν ἐκεῖνοϲ ἔτυχε γεγονώϲ, ἀλλὰ διὰ ϲκοπὸν καὶ χρείαν τῆϲ τούτων γενέϲεωϲ. ἅπαν γάρ τοι τὸ δι᾽ ἑτέρων γινόμενον χρείαν ἔλαττον ὑπάρχειν ἐκείνων ἀνάγκη, δι᾽ ἃ τοῦ εἶναι τυγχάνει. καὶ ἄλλα δὲ ἐληρώδει πολλά. 11 – 13 ὁ – μέλλοντα locus desperatus, ex quo sententiam quandam elicere possis, si scribas προγινώϲκων ὁ θεόϲ, ⟨ὡϲ〉 (ὃ προὐγίνωϲκε θεὸϲ Scardino) ἃ ἔμ. πρ., ἀδ. ... γενέϲθαι ⟨μεταϲχεῖν〉 μέλλοντα 19 post μεϲίτηϲ add. δὴ T | γένηται M

9,15-19 Phot. Philost. 9,15-19 (post 9,14) 15. (1) ὅτι κατὰ τοὺϲ Οὐάλεντοϲ χρόνουϲ τῶν Ἑλληνικῶν χρηϲτηρίων τοῖϲ προϲιοῦϲιν ἀνεδίδοντο ψῆφοι κατάϲτικτοι γράμμαϲιν, ἃ ϲυντιθέμενα τοῖϲ μὲν τὸν Θε τὸν Θεόδουλον ἢ τὸν Θεόδωρον ἤ τινα ἄλλον παραπλήϲιον. μέχρι 5 γὰρ τοῦ δέλτα τῶν γραμμάτων οἱ τύποι προήγοντο, λοξὰϲ τῶν δαιμόνων, ὡϲ εἰώθαϲιν, ἐπ᾽ ὀλέθρῳ τῶν πειθομένων καὶ ἀναχωρή-

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lein des Vaters gezeugt worden, außerhalb der Zeit und ohne Vermittlung, um Diener und Gehilfe für die Pläne des Vaters zu werden. (4) Denn da Gott vorhersah, ⟨dass ?〉 das, was er schaffen wollte, unmöglich war, weil dies beim Werden ⟨Anteil erhalten ?〉 würde an der unbezwingbaren Stellung Gottes, der es zu tun vorhatte (denn entweder mussten diese Dinge alle zwangsläufig zu Göttern werden gemäß dem Rang dessen, der dies tat, und daraus hervorgehend würden sie Götter sein, oder aber die Dinge mussten sich zwangsläufig nach der Entstehung auflösen, so wie Wachs, das an heißes Feuer kommt), da nun wurde der Sohn zum Vermittler zwischen dem, was sein würde, und Gott, der ihn gezeugt hatte, damit er den Willen des Vaters erfülle, indem er sich selbst zur Verfügung stelle und sich auf das einlasse, was entstehen würde; und so ist er zum Vermittler geworden zwischen Gott und uns, die wir durch ihn entstanden sind (vgl. 1. Tim. 2,5; Joh. 1,3).“ (5) Mit diesen Worten dichtete er unbemerkt d e m A l l g o t t (vgl. 10,2,1) Schwäche und Neid an und bezeichnete den Sohn als allen Schöpfungen unterlegen. Denn der eine wäre nach Demophilos schwach, wenn er dem Gesamt das Sein schenken wollte, dann aber dazu nicht in der Lage war. Von Neid wäre er nicht frei gewesen, wenn es ihm möglich war, die ganzen Dinge zu Göttern zu machen, er aber offenbar dafür sorgte, dass das, was entstehen sollte, ja nicht diese Würde erlangte. (6) Was wiederum den Sohn betrifft, so gab es keine unter den Schöpfungen, bei der sich nicht hätte zeigen lassen, dass sie besser wäre als er, wenn er denn nicht um seiner selbst willen entstanden wäre, sondern zum Zwecke und Nutzen der Entstehung dieser Schöpfungen. Notwendigerweise ist nämlich alles, was wegen des Nutzens für anderes entsteht, geringer als das, weswegen es seine Existenz erlangt. Noch viel anderen Unsinn hat er geäußert.

9,15-19 Photios, Philostorgios-Epitome 9,15-19 (nach 9,14) 15. (1) In der Regierungszeit des Valens wurden den Besuchern der heidnischen Orakel Steine übergeben, in die Buchstaben eingraviert waren. Wurden diese zusammengesetzt, sung der einen Theodosios, nach anderen Theodulos oder Theodoros oder einen anderen ähnlichen Namen. Die Schriftzeichen reichten nämlich nur bis zum Delta, da die Dämonen ihre Ankündigungen wie ge-

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(E 7) Philostorgius

ϲει τῆϲ ἀποτυχίαϲ τὰϲ ἀναρρήϲειϲ ποιουμένων. (2) διὸ καὶ Θεόδωρόϲ τιϲ παραϲυρεὶϲ τῇ ἀπάτῃ καὶ τυραννίδοϲ ἐπιβαίνειν ἀρξάμενοϲ θᾶττον ϲὺν τοῖϲ ἑπομένοιϲ ἀπώλετο· μεθ᾽ ὧν καὶ τῶν ἀναιτίων 10 οὐκ ὀλίγουϲ δίκαϲ Οὐάληϲ ἀπῄτηϲεν, ὅτιπερ αὐτοῖϲ ἡ ἀρχὴ τοῦ ὀνόματοϲ δι᾽ ἐκείνων τῶν γραμμάτων ἀνεγινώϲκετο.

16. (1) ὅτι Οὐαλεντινιανὸϲ τελευτᾷ βαϲιλεύϲαϲ ἔτη δυοκαίδεκα καὶ κληρονόμον τῆϲ ἀρχῆϲ Γρατιανὸν τὸν παῖδα καταλείπει. κατέλιπεν δὲ καὶ ἑτέρουϲ δύο παῖδαϲ, Γάλλαν τε θυγατέρα καὶ Οὐα15 λεντινιανὸν τέτταρά που γεγονότα ἔτη· ὃν αὐτίκα ἥ τε μήτηρ Ἰουϲτῖνα καὶ ὁ κατὰ Παιονίαν ϲτρατὸϲ βαϲιλέα ποιεῖ. (2) Γρατιανὸϲ μέντοι γε τὴν ἀναγόρευϲιν μαθών, ὅτι μὴ διὰ γνώμηϲ αὐτοῦ γέγονεν, οὐκ ἐπῄνεϲεν· ἀλλὰ καί τιναϲ τῶν ⟨κατ᾽〉 αὐτοῦ νεωτεριϲάντων ἐκολάϲατο. ὅμωϲ ἔϲτερξε τὸν ἀδελφὸν ἔχειν βαϲιλεύοντα καὶ πα20 τρὸϲ αὐτῷ τάξιν ἀποπληροῦν. 17. (1) ὅτι οἱ πέραν τοῦ Ἴϲτρου Ϲκύθαι τῶν Οὔννων αὐτοῖϲ ἐπιϲτρατευϲάντων ἀνάϲτατοι γεγόναϲι καὶ πρὸϲ τὴν Ῥωμαίων γῆν πρὸϲ φιλίαν ἐπεραιώθηϲαν. εἶεν δ᾽ ἂν οἱ Οὖννοι οὓϲ οἱ παλαιοὶ Νεβροὺϲ ἐπωνόμαζον καὶ παρὰ τὰ Ῥιπαῖα κατῳκημένοι ὄρη, ἐξ ὧν ὁ 25 Τάναϊϲ εἰϲ τὴν Μαιώτιδα λίμνην καταϲυρόμενοϲ τὸ ῥεῖθρον ἐκδίδωϲιν. (2) οἱ δέ γε Ϲκύθαι μεταναϲτάντεϲ ἀπὸ τοῦ μέτριοι τὰ πρῶτα εἶναι τοῖϲ Ῥωμαίοιϲ εἰϲ τὸ λῃϲτεύειν ἐτράποντο· εἶτα καὶ πόλεμον ἀκήρυκτον εἵλοντο. Οὐάληϲ δὲ ταῦτα πεπυϲμένοϲ ἐξ Ἀντιοχείαϲ ἀπαίρει καὶ κατὰ Κωνϲταντινούπολιν γεγονὼϲ ἐπὶ Θρᾴκην 30 ἐλαύνει. (3) καὶ μάχῃ ϲυμπλακεὶϲ τοῖϲ βαρβάροιϲ καὶ πολλοὺϲ ἀποβαλὼν ἀνὰ κράτοϲ φεύγει. καὶ πάϲῃ ϲυϲχεθεὶϲ ἀμηχανίᾳ καὶ ἀπορίᾳ ἔν τινι τῶν κατὰ ἀγροὺϲ οἰκημάτων χόρτον φέροντι ϲὺν ὀλίγοιϲ τοῖϲ ἑπομένοιϲ κατακρύπτει ἑαυτόν. οἱ δὲ βάρβαροι καταδιώκοντεϲ ὥϲπερ τὰ ἄλλα τῶν ἐν ποϲὶν οὕτω καὶ τὸ οἴκημα πυρὸϲ 35 δαπάνην ἐτίθεντο οὐδεμίαν περὶ τοῦ βαϲιλέωϲ λαβόντεϲ ὑπόνοιαν. (4) ἀλλ᾽ ὁ μὲν οὕτωϲ ἠφάνιϲται τὸ πλεῖϲτόν τε καὶ κράτιϲτον τῆϲ Ῥωμαϊκῆϲ ἀρχῆϲ ϲυναποκειράμενοϲ· οἱ δὲ βάρβαροι πᾶϲαν ἀδεῶϲ 18 κατ᾽ add. Valesius 19 de ⟨ϲυμ〉βαϲιλεύοντα cogitavit Valesius, fort. recte 23 sq. Νεβροὺϲ (εβ ex ευ restit., ut vid.) B 24 Ῥιπαῖα (αῖ ex υί) B 26 Ϲκύθαι (αι ex corr.) B 35 περὶ Niceph. h. e. 11,50 (PG 146,745 C) : παρὰ B

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wöhnlich dunkel gestalteten zum Verderben der Gläubigen und zwecks Rückzugsmöglichkeit bei einem Fehlschlag. (2) Daher ließ sich auch ein gewisser Theodoros durch die Täuschung mitreißen und begann mit einem Usurpationsversuch, doch wurde er rasch mit seinen Gefolgsleuten vernichtet. Neben diesen zog Valens auch nicht wenige Unschuldige zur Rechenschaft, weil ihr Name, wenn man ihn las, mit jenen Buchstaben begann. 16. (1) Valentinian starb, nachdem er zwölf Jahre geherrscht hatte, und als Erben seiner Herrschaft ließ er seinen Sohn Gratian zurück. Aber er hinterließ noch zwei weitere Kinder, seine Tochter Galla und den ungefähr vier Jahre alten Valentinian. Diesen erhoben sofort seine Mutter Iustina und das in Pannonien stehende Heer zum Kaiser. (2) Als freilich Gratian von der Erhebung erfuhr, billigte er sie nicht, da sie nicht mit seinem Willen erfolgt war; vielmehr bestrafte er sogar einige von denen, die ⟨gegen〉 ihn revoltiert hatten. Gleichwohl mochte er es, seinen Bruder als Kaiser (oder Mitkaiser ?) zu haben und bei ihm die Rolle des Vaters einzunehmen. 17. (1) Die Skythen jenseits der Donau waren, nachdem die Hunnen gegen sie zu Felde gezogen waren, von ihren Wohnsitzen vertrieben und setzten in Freundschaft zum Gebiet der Römer über. Die Hunnen dürften diejenigen sein, welche die Alten Nebrer nannten und die neben den Ripäischen Bergen wohnten, aus denen herabströmend der Tanais seine Fluten in den Maiotischen See ergießt. (2) Nachdem die Skythen übergesiedelt waren, wandten sie sich von anfangs maßvollem Verhalten gegenüber den Römern dem Plündern zu; danach entschieden sie sogar zum Krieg ohne Ankündigung. Als Valens dies erfuhr, brach er aus Antiocheia auf, kam in Konstantinopel an und zog nach Thrakien. (3) Nachdem es zur Schlacht mit den Barbaren gekommen war und er viele Leute verloren hatte, floh er in höchster Eile. Als er in völlige Bedrängnis und Ausweglosigkeit geriet, verbarg er sich mit einigen wenigen Gefolgsleuten in einer der Hütten auf den Äckern, in der Heu gelagert war. Die Barbaren ließen bei ihrer Verfolgung wie die übrigen Dinge, die ihnen im Weg waren, so auch die Hütte einen Raub der Flammen werden, wobei sie keinerlei Verdacht hinsichtlich des Kaisers schöpften. (4) So wurde dieser vernichtet und ruinierte damit zugleich den

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(E 7) Philostorgius

τὴν Θρᾴκην ἐληΐζοντο Φριτιγέρνουϲ αὐτοὺϲ ἄγοντοϲ. ὁ δὲ Γρατιανὸϲ ἐκόψατο μὲν τὸν θεῖον, ἐθρήνηϲεν δὲ τὴν Ῥωμαίων ϲυμφοράν. 40 Θεοδόϲιον δὲ βαϲιλέα χειροτονήϲαϲ εἰϲ τὴν τοῦ θείου βαϲιλείαν ἀναπέμπει. (5) ὁ δὲ Θεοδόϲιοϲ τὰϲ Ἰϲπανίαϲ μὲν εἶχεν πατρίδα, ἃϲ νῦν Ἰβηρίαϲ καλοῦϲι τοῦ δι᾽ αὐτῶν ῥέοντοϲ Ἴβηροϲ ποταμοῦ τὴν προτέραν ἐκνικήϲαντοϲ ὀνομαϲίαν. 18. ὅτι τελευτήϲαντοϲ Θεοδούλου τοῦ ἀπὸ Χαιρατόπων (τῆϲ Παλαιϲτίνηϲ δ᾽ οὗτοϲ ἐπεϲκόπει) οἱ ἀμφὶ τὸν Εὐνόμιον Καρτέριον ἀντ᾽ αὐτοῦ χειροτονοῦϲι. τοῦ δὲ θᾶττον τελειωθέντοϲ Ἰωάννην ἀντικαθιϲτῶϲιν· καὶ ϲὺν αὐτῷ ἀπὸ Κωνϲταντινουπόλεωϲ αὐτόϲ τε Εὐνόμιοϲ καὶ Ἀρριανὸϲ καὶ Εὐφρόνιοϲ ἐπὶ τὴν ἑῴαν ἀφικνοῦνται ὡϲ ἐκεῖϲε τόν τε Ἰουλιανὸν ἐκ τῆϲ Κιλικίαϲ ἄξοντεϲ καὶ Θεόφιλον 50 τὸν Ἰνδὸν ἐν τῇ Ἀντιοχείᾳ καταληψόμενοι καὶ τὰ τῆϲ ἄλληϲ ἑῴαϲ καταϲτηϲόμενοι. 19. (1) ὅτι Θεοδόϲιοϲ ὁ βαϲιλεὺϲ κατὰ τὸ Ϲέρμιον τοῖϲ βαρβάροιϲ ϲυμβαλών (ἐκεῖ γὰρ αὐτίκα τοῦ λαβεῖν {τοῦ λαβεῖν} τὴν ἀρχὴν τῆϲ χρείαϲ ἀπαιτούϲηϲ παρεγένετο) καὶ νικήϲαϲ μάχῃ ἐκεῖθεν 55 λαμπρῶϲ ἐπὶ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ἄνειϲιν. καὶ τοῖϲ μὲν τὸ ὁμοούϲιον φρονοῦϲι τῶν ἐκκληϲιῶν ἐπιτρέπει τὴν ἐπιμέλειαν, Ἀρειανοὺϲ δὲ καὶ Εὐνομιανοὺϲ ἀπελαύνει τῆϲ πόλεωϲ. (2) ὧν εἷϲ ἦν καὶ ὁ Δημόφιλοϲ· ἀπελαθεὶϲ δὲ τὴν ἑαυτοῦ πόλιν καταλαμβάνει τὴν Βέρροιαν. καὶ Ὑπάτιοϲ δὲ τῆϲ Νικαίαϲ ἀποδιωχθεὶϲ πρὸϲ τὴν γεννη60 ϲαμένην Κύρον τὴν ἐν Ϲυρίᾳ παραγίνεται. ἀλλὰ καὶ Δωρόθεοϲ τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἀπελαθεὶϲ τὴν Θρᾴκην, ὅθεν ἐγεγόνει, κατέλαβεν. καὶ ἄλλοι δὲ ἀλλαχόθι διεϲπάρηϲαν. (sequitur 10,1) 45

39 τὸν Niceph. h. e. 12,1 (749 A) : τὸ B 41 πατρίδαϲ B : corr. Valesius 46 ἰω(άννην) B 53 τοῦ λαβεῖν2 del. recc., ut vid. 59 sq. γεννηϲαμένην Niceph. h. e. 12,8 (PG 146,769 A) : γενηϲαμένην B

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größten und stärksten Teil der römischen Herrschaft. Die Barbaren aber konnten unter der Führung des Fritiger unbesorgt ganz Thrakien plündern. Gratian betrauerte seinen Onkel und beweinte das Unglück der Römer. Er erhob Theodosius zum Kaiser und entsandte ihn ins Herrschaftsgebiet des Onkels. (5) Theodosius’ Heimat war Hispaniae, was nun Iberien heißt, da der durchfließende Ebro den früheren Namen verdrängt hat. 18. Nach dem Tode des Theodulos von Chairatopa (dieser übte in Palästina das Bischofsamt aus) erhoben Eunomios und die Seinen für ihn den Karterios. Als dieser recht bald verstarb, setzten sie Johannes an dessen Stelle. Mit ihm kamen von Konstantinopel Eunomios selbst, Arrianos und Euphronios in den Orient, um Iulianos aus Kilikien dorthin zu führen, Theophilos den Inder in Antiocheia aufzusuchen und die Verhältnisse des übrigen Orients zu ordnen. 19. (1) Der Kaiser Theodosius stieß bei Sirmium mit den Barbaren zusammen (dort hatte er sich nämlich sofort nach Übernahme der Herrschaft eingefunden, weil die Notwendigkeit es erforderte), besiegte sie im Kampf und kehrte von dort ruhmreich nach Konstantinopel zurück. Denen, die das „Wesensgleich“ als Überzeugung vertraten, übergab er die Verantwortung für die Kirchen, die Arianer und Eunomianer dagegen vertrieb er aus der Stadt. (2) Einer von ihnen war auch Demophilos: Nach seiner Vertreibung suchte er seine Heimatstadt Beroia auf. Hypatios, der aus Nikaia vertrieben worden war, begab sich nach Kyrrhos in Syrien, das ihn hervorgebracht hatte. Aber auch Dorotheos wurde vertrieben, aus Antiocheia, und suchte Thrakien auf, woher er stammte. Noch andere wurden über verschiedene Orte zerstreut. (folgt 10,1)

ἐκ τῆϲ δεκάτηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

10,1-12 Phot. Philost. 10,1-12 (post 9,19) 1. (1) ὅτι Δωρόθεοϲ μέν, ὡϲ ἐρρέθη (cf. 9,19,2), τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἠλάθη. οἱ δὲ ταύτηϲ πρεϲβύτεροι Ἀϲτέριόϲ τε καὶ Κριϲπῖνοϲ καὶ τὸ ἄλλο πλήρωμα ϲυνεδριάϲαντεϲ ϲυμπαρόντων αὐτοῖϲ καί τινων τῶν πέριξ πόλεων ἐπιϲκόπων πέμπουϲι πρὸϲ τοὺϲ ἀμφὶ τὸν Εὐνό5 μιον τὴν κοινωνίαν αὐτῶν ἐπιζητοῦντεϲ. (2) οἱ δὲ ἀντεπιϲτέλλουϲι μὴ ἄλλωϲ αὐτοὺϲ παραδέξαϲθαι, εἰ μὴ τὴν ἐπ᾽ Ἀετίῳ καὶ τοῖϲ αὐτοῦ ϲυγγράμμαϲι καταχειροτονίαν ἀποψηφίϲονται. ἔτι δὲ καὶ διακάθαρϲιν ἀπῄτουν τοῦ βίου· ϲυνεφύροντο γὰρ καί τιϲιν οὐ καθαροῖϲ διαιτήμαϲιν. (3) οἱ δὲ τότε μὲν τὴν πρόκληϲιν οὐ προϲήκαν10 το, χρόνῳ δ᾽ ὕϲτερον καὶ εἰϲ τὸ κακίζειν ἐπ᾽ ἐκκληϲίαϲ τόν τε Εὐνόμιον καὶ τοὺϲ ϲὺν αὐτῷ προεληλύθειϲαν μετεωρολέϲχαϲ αὐτοὺϲ καλοῦντεϲ καὶ πλήρειϲ ἀπονοίαϲ καὶ ϲκαιότητοϲ, ἀνθ᾽ ὧν αὐτοῖϲ τοιαῦτα προτείνειν ἔγνωϲαν. 2. (1) ὅτι τὸν ἀρχηγὸν αὐτῶν τῆϲ ἀϲεβείαϲ Ἄρειον ὁ ϲυγγρα15 φεὺϲ διαβάλλει ὡϲ πολυμερῆ καὶ πολυϲύνθετον λέγοντα τ ὸ ν θ ε ὸ ν τ ῶ ν ὅ λ ω ν (cf. 9,14a,5)· οὐ γὰρ ὅϲον ἐϲτὶν ὁ θεόϲ, καταλαμβάνεϲθαι κηρύϲϲειν, ἀλλ᾽ ὅϲον ἡ ἑκάϲτου δύναμιϲ πρὸϲ κατάληψιν ἔρρωται. καὶ μήτε δὲ οὐϲίαν αὐτὸν εἶναι δογματίζειν μήτε ὑπόϲταϲιν μήτε ἄλλο μηδέν, ὧν ὀνομάζεται. (2) καὶ τὴν ἐν Ἀριμήνῳ 20 δὲ ϲύνοδον καὶ τὴν ἐν Κωνϲταντινουπόλει τὰ αὐτὰ δοξάζειν, ἥτιϲ τὴν τοῦ μονογενοῦϲ γέννηϲιν ἀγνωϲτοτάτην πᾶϲιν ἀπέφηνεν,

4 τοὺϲ s. l. add. B 6 παραδέξεϲθαι dub. Bidez 7 ἀποψηφίϲωνται Migne 8 διακάθαρϲιν M : διὰ κάθαρϲιν B 9 πρό⟦ϲ⟧κληϲιν B 21 ἀγνωϲτοτάτην ex ἀγνωϲτάτην restit. B

Aus dem zehnten Buch

10,1-12 Photios, Philostorgios-Epitome 10,1-12 (nach 9,19) 1. (1) Dorotheos wurde, wie gesagt (vgl. 9,19,2), aus Antiocheia vertrieben; die dortigen Priester Asterios und Krispinos sowie die übrige Menge versammelten sich, wobei auch einige Bischöfe der umliegenden Städte zugegen waren, und schickten zu Eunomios und den Seinen, um den Kontakt mit ihnen zu suchen. (2) Die aber entgegneten brieflich, dass sie sie nur dann aufnehmen würden, wenn sie die Verurteilung des Aetios und seiner Schriften widerriefen. Ferner forderten sie von jenen eine Reinigung ihres Lebenswandels, denn sie besudelten sich auch mit einigen unreinen Verhaltensweisen. (3) Die jedoch nahmen die Forderung damals nicht an, und einige Zeit später waren sie sogar so weit gekommen, dass sie in der Kirche Eunomios und seine Anhänger verunglimpften, indem sie sie Himmelsschwätzer nannten, voll von Verrücktheit und Stumpfsinn, dafür nämlich, dass jene beschlossen hatten, ihnen derartiges zu bieten. 2. (1) Den Urheber ihrer Gottlosigkeit, Areios, beschuldigt der Verfasser, dass er d e n A l l g o t t (vgl. 9,14a,5) vielteilig und vielfach zusammengesetzt nenne; man erfasse nämlich, so verkünde jener, nicht das Ausmaß, wie groß Gott sei, sondern nur so viel, wie eines jeden Geisteskraft zum Erfassen in der Lage sei. Zudem besage seine Lehre, dass er (d. h. Gott) weder eine Usia noch eine Hypostasis noch irgendetwas anderes von all dem sei, womit er bezeichnet werde. (2) Die Synode von Rimini vertrete die gleiche Glaubensauffassung wie die von Konstantinopel, die die Zeugung des einzig geborenen Sohnes als für alle im höchsten Maße unbegreiflich erklärte, indem sie deren (d. h. der Zeugung ?) Erkenntnis nur (?) auf das, was entsteht, beschränkt sein

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(E 7) Philostorgius

τῶν γινομένων ϯμον τὴν γνῶϲιν αὐτῆϲ περιϲτείλαϲα. αὕτη δ᾽ ἦν ἡ καταδικαϲαμένη καὶ τὸν Ἀέτιον. 3. (1) ὅτι οἱ ἐξ Ἀρείου τὴν πρὸϲ τὸν πατέρα τοῦ μονογενοῦϲ 25 ὁμοιότητα εἰϲ πολλὰϲ αἱρέϲειϲ διεϲχίϲαντο. οἱ μὲν γὰρ κατὰ τὸ προγινώϲκειν ἑκάτερον ἔφαϲαν, οἱ δὲ κατὰ τὴν φύϲιν θεόν, ἄλλοι δὲ διότι ἐκ μὴ ὄντων ἑκάτεροϲ αὐτῶν πέφυκε δημιουργεῖν. ἀλλὰ ταῦτα, φηϲί (sc. Philostorgius), κἂν διαφέρειν δοκῇ, εἰϲ ἓν καταλήγει, τὸ δοξάζειν ὁμοούϲιον τὸν υἱὸν τῷ πατρί. (2) τούτουϲ δέ φηϲι μετὰ τὸ 30 κατατμηθῆναι ταῖϲ δόξαιϲ καὶ εἰϲ πολλὴν ἄλλην ἀϲχημοϲύνην ἐκδιαιτηθῆναί φηϲι χρημάτων τε τὰϲ ἱερωϲύναϲ καὶ διδόνταϲ καὶ λαμβάνονταϲ καὶ τὰϲ ὑπευθύνουϲ καὶ ϲωματικὰϲ ἡδονὰϲ μεταδιώκονταϲ.

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4. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), οἱ περὶ Εὐνόμιον τοϲοῦτον τῶν εἰρημένων αἱρέϲεων ἀπεκρίθηϲαν, ὡϲ μήτε βάπτιϲμα αὐτῶν μήτε χειροτονίαν προϲίεϲθαι. ἐβάπτιζον δὲ οἱ περὶ Εὐνόμιον οὐκ εἰϲ τρεῖϲ καταδύϲειϲ, ἀλλ᾽ εἰϲ μίαν, ε ἰ ϲ τ ὸ ν θ ά ν α τ ο ν , ὡϲ ἔφαϲκον, τ ο ῦ κ υ ρ ί ο υ βαπτίζοντεϲ (cf. Rom. 6,3), ὃν ἅπαξ μέν, ἀλλ᾽ οὐχὶ δὶϲ ἢ τρὶϲ ὑπὲρ ἡμῶν ἀνεδέξατο.

5. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), ὁ βαϲιλεὺϲ Θεοδόϲιοϲ Ἀρκάδιον τὸν υἱὸν νέον ὄντα κομιδῇ τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀξίωμα περιτίθεται. καὶ μετ᾽ οὐ πολὺ Γρατιανὸϲ ὁ βαϲιλεὺϲ περὶ τὰϲ ἄνω Γαλατίαϲ τῇ τοῦ τυράννου Μαξίμου ϲυϲκευῇ ἀναιρεῖται. πολλὰϲ δὲ καὶ διαβολὰϲ ὁ ϲυγγραφεὺϲ κατὰ Γρατιανοῦ ἀναπλάττει, ὡϲ καὶ τῷ Νέρωνι παρ45 εικάζειν αὐτόν· οὐ γὰρ ἤρεϲκεν αὐτῷ, ὡϲ ἔοικεν, τῆϲ ἐκείνου πίϲτεωϲ τὸ ὀρθόδοξον. 6. (1) ὅτι Θεοδόϲιοϲ ὁ βαϲιλεὺϲ εὑρών τιναϲ τῶν ἐν τῷ κοιτῶνι αὐτοῦ τὰ Εὐνομίου ϲτέργονταϲ τούτουϲ μὲν τοῦ παλατίου ἐλαύνει, τὸν δὲ Εὐνόμιον ἐκ τῆϲ Καλχηδόνοϲ τὴν ταχίϲτην τοὺϲ ἁρπα-

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22 τῶν – περιϲτείλαϲα suspectum : τῷ γειναμένῳ μόνῳ τὴν γν. αὐτ. περιϲτείλαϲα (περιϲτήϲαϲα Scardino) Valesius : an τὸν γεινάμενον μόνον τῇ γνώϲει αὐτ. περιϲτ.? | μον (ν suprascr.) B : μόνην G duce Gothofredo : τὸ B | θεόϲ B : corr. Gothofredus 40 sq. exspectaveris Ἀρκαδίῳ τῷ υἱῷ νέῳ ὄντι 41 περιτίθεται dub. cod. Bochart. : παρατίθεται B 42 πε(ρὶ) (coniecit M) vel π(αρὰ) B 45 ἤρεϲκεν Bochart : ἤρκεϲεν B 49 sq. ἁρπαϲαμένουϲ B : corr. Niceph. h. e. 12,29 (PG 146,840 A)

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ließ (?) (oder indem sie mit deren Erkenntnis nur den Erzeuger umhüllt sein ließ ?). Diese Synode hatte auch den Aetios verurteilt. 3. (1) Die Anhänger des Areios haben aus der Ähnlichkeit des einzig Geborenen mit dem Vater viele unterschiedliche Lehrmeinungen gemacht. Nach Ansicht der einen seien nämlich beide hinsichtlich des Vorherwissens Gott, nach der der anderen hinsichtlich der Natur und nach wiederum anderen deswegen, weil es zu beider Natur gehört, aus dem Nichts zu erschaffen. Aber auch wenn diese Meinungen, so sagt er (d. h. Philostorgios), sich zu unterscheiden scheinen, laufen sie auf einund dasselbe hinaus, die Ansicht, dass der Sohn mit dem Vater wesensgleich sei. (2) Nach der Spaltung in ihren Glaubensüberzeugungen habe sich ihre Lebensführung noch in anderer schändlicher Weise beträchtlich geändert, so behauptet jener, da sie kirchliche Weiheämter für Geld vergaben und empfingen und da sie den sündigen körperlichen Lüsten nachjagten. 4. Eunomios und die Seinen, so sagt er (d. h. Philostorgios), sonderten sich so sehr von den genannten Glaubensgruppen ab, dass sie weder deren Taufe noch Weihe akzeptierten. Die Taufe pflegten Eunomios und die Seinen nicht mit drei Eintauchungen, sondern nur einer zu vollziehen, da sie, wie sie sagten, a u f d e n To d d e s H e r r n tauften (vgl. Röm. 6,3), der ihn einmal und nicht etwa zwei- oder dreimal für uns auf sich nahm. 5. Der Kaiser Theodosius, so sagt er (d. h. Philostorgios), verlieh seinem Sohn Arcadius, der noch ganz jung war, die Kaiserwürde. Nicht viel später wurde der Kaiser Gratian im Gebiet des oberen Gallien aufgrund der Nachstellungen des Usurpators Maximus umgebracht. Der Schriftsteller erdichtet auch viele Verleumdungen gegen den Kaiser bis zu der sogar, dass er ihn mit Nero vergleicht, denn anscheinend gefiel ihm die Orthodoxie seines Glaubens nicht. 6. (1) Der Kaiser Theodosius entdeckte, dass einige seiner Kämmerer mit den Ansichten des Eunomios sympathisierten. Daraufhin verjagte er diese aus dem Palast, und was Eunomios angeht, so schickte er

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ϲομένουϲ ἐκπέμπει καὶ πρὸϲ τὴν Ἁλμυρίδα φυγάδα ποιεῖν ἐγκελεύεται (τὸ δὲ χωρίον τῆϲ ἐν Εὐρώπῃ Μυϲίαϲ ἐϲτὶν ἐν χώρᾳ τοῦ Ἴϲτρου διακείμενον). (2) ἀλλ᾽ ἡ μὲν Ἁλμυρὶϲ κρυϲταλλωθέντοϲ τοῦ Ἴϲτρου ὑπὸ τῶν διαβάντων αὐτὸν βαρβάρων ἁλίϲκεται· (3) ὁ δὲ Εὐνόμιοϲ ἐκεῖθεν εἰϲ Καιϲάρειαν τῆϲ Καππαδοκίαϲ ὑπερορίζεται μι55 ϲητὸϲ ὢν τοῖϲ ἐκεῖϲε, διότι λόγουϲ κατὰ Βαϲιλείου τοῦ ταύτηϲ ἐπιϲκόπου ϲυνετάξατο. ἐκεῖθεν δὲ εἰϲ τοὺϲ ἑαυτοῦ διάγειν ἀγροὺϲ ἀφείθη· Δακοροηνοὶ δὲ τοῖϲ ἀγροῖϲ τὸ ὄνομα. (4) ἐνταῦθα δὲ αὐτόν φηϲι καὶ Φιλοϲτόργιοϲ εἰκοϲτὸν ἔτοϲ ἄγων, ἐν Κωνϲταντινουπόλει παραγεγονώϲ, θεάϲαϲθαι. ὑπερθειάζει τὸν Εὐνόμιον τήν τε ϲύνεϲιν 60 λέγων αὐτὸν εἶναι καὶ τὴν ἀρετὴν ἀπαράβλητον. ἀλλὰ καὶ τοῦ προϲώπου τὸ ϲχῆμα καὶ τὰ μέρη εἰϲ τὸ εὐπρεπέϲτατον τοῖϲ λόγοιϲ ἐξωραΐζει. (5) καὶ τοὺϲ ἐκ τοῦ ϲτόματοϲ λόγουϲ μαργαρίϲιν ἐοικέναι· καίτοι προϊὼν τραυλὴν αὐτοῦ τὴν γλῶτταν καὶ μὴ θέλων ϲυνομολογεῖ, οὐδὲ τὴν τραυλότητα ἐπαιϲχυνθεὶϲ εἰϲ πολλὴν ἀπο65 ϲεμνύνειν γλαφυρότητα. (6) ἀλλὰ καὶ τοὺϲ ἀλφούϲ, οἳ τὸ πρόϲωπον αὐτοῦ κατεμάϲτιζόν τε καὶ κατέϲτιζον, κόϲμον ἐμποιεῖν τῷ ϲώματι διατείνεται. τοὺϲ δὲ λόγουϲ αὐτοῦ πάνταϲ ἀποθειάζων διαφέρειν τῶν ἄλλων ἐπὶ μᾶλλον λέγει τὰϲ ἐπιϲτολάϲ. 50

7. ὅτι Πλακιδίαϲ ἀποβιούϲηϲ ὁ βαϲιλεὺϲ Θεοδόϲιοϲ ὁ ταύτηϲ ἀνὴρ Γάλλαν ἄγεται γυναῖκα, ἀδελφὴν μὲν τοῦ νεωτέρου Οὐαλεντινιανοῦ τοῦ βαϲιλέωϲ, θυγατέρα δὲ τοῦ μεγάλου, ἣν αὐτῷ Ἰουϲτῖνα ἐγείνατο. αὕτη δὲ τὰ Ἀρείου ἔϲτεργεν. ἐξ αὐτῆϲ δὲ τῷ Θεοδοϲίῳ καὶ ἡ θυγάτηρ Πλακιδία τίκτεται. 8. (1) ὅτι Θεοδόϲιοϲ κατὰ Θεϲϲαλονίκην τῷ Οὐαλεντινιανῷ 75 ϲυναφθεὶϲ ϲτρατεύει κατὰ Μαξίμου τοῦ τυράννου. καὶ γὰρ ὁ τύραννοϲ τὴν Γρατιανοῦ κατέχων ἀρχὴν διενοεῖτο προϲλαβεῖν καὶ τὴν Οὐαλεντινιανοῦ. ἐκπέμπουϲι δὲ οἱ βαϲιλεῖϲ κατ᾽ αὐτοῦ Τιμάϲιον καὶ Ῥοχόμηριν καὶ Πρόμοτον καὶ Ἀρβαγάϲτην τοὺϲ ϲτρατηγούϲ. (2) οἱ δὲ περιϲτάντεϲ αὐτὸν ἐξαπιναίωϲ τοῦ τε θρόνου κατα80 ϲπῶϲι καὶ τῶν τῆϲ βαϲιλείαϲ ἐπιϲήμων ἀποδύουϲι καὶ τοῖϲ βαϲιλεῦϲι κατὰ ἰδιώτην προϲάγουϲι. κἀνταῦθα Μάξιμοϲ τῆϲ κεφαλῆϲ ἀποτέμνεται τυραννήϲαϲ πέντε τὰ ϲύμπαντα ἔτη.

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59 ὑπερθειάζει ⟨δὲ〉 Gothofredus : possis et ⟨καὶ〉 ὑπερθειάζει 69 Πλακιδίαϲ B : Πλακίλληϲ dub. Bidez, duce Gothofredo 78 exspectaveris Ῥιχόμηριν (Ῥυχόμηριν Gothofredus) | ἀργαβάϲτην B : corr. Gothofredus 79 περιϲτάντεϲ Stein : παραϲτάντεϲ B | ἐξαπηναίωϲ B : corr. M 82 τυραννίϲαϲ B : corr. Migne

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Leute aus, die ihn schnellstens aus Kalchedon fortschaffen sollten, und ordnete an, ihn nach Halmyris zu deportieren (der Ort gehört zu Mysien in Europa und ist im Donaugebiet gelegen). (2) Als aber die Donau zugefroren war, wurde Halmyris von den übersetzenden Barbaren eingenommen. (3) Daraufhin wurde Eunomios von dort nach Kaisareia in Kappadokien verbannt, dessen Einwohnern er verhasst war, weil er Schriften gegen Basileios, den Bischof dieser Stadt, verfasst hatte. Von dort entließ man ihn auf seine eigenen Ländereien, um sich da aufzuhalten; der Name der Ländereien war Dakoroenoi. (4) Dort hat ihn auch Philostorgios im Alter von zwanzig Jahren, als er bereits in Konstantinopel lebte, gesehen, wie er selbst berichtet. Er vergöttert Eunomios, wobei er behauptet, dass dessen Verstand und Tugend unvergleichlich seien. Aber auch die Form und die Einzelpartien seines Gesichts stellt er mit Ausschmückungen als höchst wohlgefällig dar. (5) Die Worte aus seinem Munde seien Perlen vergleichbar. Doch gibt er, wenn auch widerwillig, im weiteren Verlauf zu, dass seine Zunge anstieß, wobei er sich nicht scheute, selbst das Anstoßen als große Feinheit aufzuwerten. (6) Aber auch die Ekzeme, die sein Gesicht geißelten und vernarbten, verliehen seinem Körper, wie er bekräftigt, Schmuck. Alle seine Werke verherrlicht er, ganz besonders aber höben sich vom Rest, wie er sagt, die Briefe ab. 7. Als Placidia (oder Flacilla ?) gestorben war, heiratete ihr Mann, Kaiser Theodosius, Galla, eine Schwester des jüngeren Valentinian und Tochter des älteren, die diesem von Iustina geboren worden war. Sie sympathisierte mit den Glaubensansichten des Areios. Von ihr wurde dem Theodosius auch die Tochter Placidia geboren. 8. (1) Theodosius schloss sich in Thessalonike mit Valentinian zusammen und zog gegen den Usurpator Maximus zu Felde. Denn der Usurpator beabsichtigte, da er das Herrschaftsgebiet Gratians innehatte, auch noch das des Valentinian dazuzunehmen. Gegen ihn schickten die Kaiser die Generäle Timasius, Richomer, Promotus und Arbogast aus. (2) Diese umstellten ihn unerwartet, zogen ihn vom Thron, entkleideten ihn der kaiserlichen Insignien und führten ihn wie einen Privatmann zu den Kaisern. Dort wurde Maximus enthauptet, nachdem er insgesamt fünf Jahre Usurpator gewesen war.

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9. (1) ὅτι μετὰ τὴν κατὰ Μαξίμου νίκην καὶ τὴν ἐπὶ Ῥώμην ἐπάνοδον ἐξελαύνειν αὐτῆϲ μέλλοντοϲ τοῦ βαϲιλέωϲ ἀϲτὴρ κατὰ τὸν οὐρανὸν ὤφθη παράδοξοϲ καὶ ἀήθηϲ· μεγάλων δ᾽ ἄρα κακῶν ἄγγελοϲ τῇ οἰκουμένῃ γενήϲεϲθαι ἔμελλεν. ἐξέλαμψεν δὲ πρῶτον κατὰ μέϲαϲ νύκταϲ πληϲίον τοῦ Ἑωϲφόρου κατ᾽ αὐτὸν δὴ τὸν καλούμενον ζῳδιακὸν κύκλον, μέγαϲ δὲ καὶ ἐκφεγγήϲ, ταῖϲ μαρμαρυγαῖϲ οὐ πολλῷ τοῦ Ἑωϲφόρου λειπόμενοϲ. (2) ἔπειτα ϲυνδρομὴ πανταχόθεν ἀϲτέρων ἐπ᾽ αὐτὸν ἀθροιζομένων ἐγίνετο (εἰκάϲαιϲ ἂν ϲμήνει μελιττῶν περὶ τὸν ἡγούμενον ϲφαιρουμένων τὸ θέαμα). κἀντεῦθεν οἱονεὶ τῆϲ πρὸϲ ἀλλήλουϲ ϲυνθλίψεωϲ βιαϲαμένηϲ τὸ τῶν ἁπάντων φῶϲ εἰϲ μίαν τινὰ ϲυγκραθὲν ἀνέλαμπεν φλόγα. (3) καὶ μαχαίραϲ ἄντικρυϲ ἀμφήκουϲ μεγάληϲ καὶ φοβερᾶϲ ἀπετέλεϲεν εἶδοϲ πληκτικῶϲ ἐξαυγαζομένηϲ, τῶν μὲν ἄλλων ἁπάντων ἀϲτέρων εἰϲ τοῦτο μεταπεϲόντων τῆϲ θέαϲ, ἑνὸϲ δὲ καὶ μόνου τοῦ πρώτου θεωρηθέντοϲ ἐν τάξει ῥίζηϲ τινὸϲ ἢ λαβῆϲ τῷ παντὶ ϲχήματι ὑποφαινομένου καὶ οἷον τὸ πᾶν τοῦ δειχθέντοϲ ἀϲτέροϲ ἀποτίκτοντοϲ ϲέλαϲ ὡϲ ἂν ἐκ λύχνου τινὸϲ θρυαλλίδοϲ τῆϲ φλογὸϲ πρὸϲ ὕψοϲ ἐξαιρομένηϲ. τὸ μὲν φανὲν οὕτω παράδοξον παρεῖχεν τὴν θέαν. (4) καὶ ἡ κίνηϲιϲ δὲ πρὸϲ πάντα παρήλλαττεν ἀϲτέροϲ δρόμον. τὴν γὰρ ἀρχήν, ὅθεν εἴρηται φανῆναι, καὶ τῆϲ κινήϲεωϲ ποιηϲάμενοϲ ϲυνανίϲχετο μὲν τὰ πρῶτα τῷ Ἑωϲφόρῳ καὶ ϲυγκατεδύετο. ἔπειτα δὲ κατ᾽ ὀλίγον διιϲτάμενοϲ ἐπὶ τὰϲ ἄρκτουϲ ἀνῄει ϲχολῇ τε καὶ βάδην κινούμενοϲ καὶ ἐγκαρϲίωϲ ὡϲ ἐπ᾽ ἀριϲτερᾶϲ πρὸϲ τοὺϲ θεωμένουϲ εἰπεῖν τὴν ἰδίαν πορείαν ποιούμενοϲ. (5) τὴν μέντοι γε κοινὴν περίοδον τὴν αὐτὴν εἶχεν τοῖϲ ἄλλοιϲ, καθ᾽ οὓϲ ἂν γίνοιτο πορευόμενοϲ. ἐπὶ τεϲϲαράκοντα δὲ ἡμέραϲ τῆϲ ἰδίαϲ αὐτοῦ πορείαϲ ἐπιτελουμένηϲ εἰϲ μέϲην τὴν μεγάλην ἄρκτον ἐνέβαλεν κἀν τῷ μεϲαιτάτῳ αὐτῆϲ τὰ τελευταῖα φανεὶϲ αὐτοῦ που ἀπέϲβη. οὐ ταῦτα δὲ μόνον, ἀλλὰ καὶ ἄλλα πολλὰ παράδοξα περὶ τοῦ ξιφοειδοῦϲ τούτου δίειϲιν (sc. Philostorgius) ἀϲτέροϲ.

88 εὐφεγγήϲ Gothofredus 89 ϲυνδρομῆ B : corr. Gothofredus 90 ϲμήνει Valesius : ϲμήνη B 91 περὶ Valesius : παρὰ B 92 ϲυνθλίψεωϲ Niceph. h. e. 12,37 (PG 146,876 B) : ϲυμελίψεωϲ B 97 ἢ λαβῆϲ Niceph. ibid. (876 C) : ἡ λαβὶϲ B 110 τελευταῖα Valesius : τελευτ (alt. τ suprascr.) B 111 περὶ Valesius : παρὰ B

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9. (1) Als der Kaiser nach seinem Sieg gegen Maximus und der Rückkehr nach Rom die Stadt wieder verlassen wollte, da wurde am Himmel ein unerwartetes und ungewöhnliches Gestirn erblickt: Es sollte für den Erdkreis ein Bote großer Unglücksfälle werden. Zuerst leuchtete es um Mitternacht auf in der Nähe des Morgensterns genau im Bereich des sogenannten Tierkreises, und zwar groß und hellglänzend, dabei mit seinen Strahlen nicht viel hinter dem Morgenstern zurückbleibend. (2) Dann liefen von allen Seiten her Sterne zusammen, die sich darum scharten (man könnte den Anblick mit einem Schwarm von Bienen vergleichen, die sich um ihre Königin zu einer Kugel ballen). Danach vermischte sich ihrer aller Licht, wie wenn das gegenseitige Zusammendrücken das erzwänge, zu einer einzigen Flamme und strahlte auf. (3) Es nahm geradezu die Form eines großen und furchteinflößenden zweischneidigen Schwertes an, das überwältigend glänzte. Alle Sterne veränderten nämlich ihre Position dahingehend, dass diese Form von Anblick entstand; einzig und allein der zuerst erblickte war nach Art einer Wurzel oder eines Griffs unterhalb der ganzen Gestalt zu sehen und gebar gleichsam den ganzen Glanz des erschienenen Gestirnes, so wie wenn sich an einem Lampendocht die Flamme in die Höhe erhebt. So außergewöhnlich war also der Anblick, den die Erscheinung bot. (4) Ihre Bewegung nun unterschied sich von jeder Planetenbahn. Den Punkt nämlich, an dem das Gestirn am Anfang erschienen sein soll, machte es auch zum Anfangspunkt seiner Bewegung: Zuerst ging es mit dem Morgenstern auf und unter. Dann aber wich es allmählich ab und stieg nach Norden auf, wobei es sich langsam und schrittweise bewegte und schräg nach links – um es aus der Sicht der Betrachter zu beschreiben – wanderte. (5) Seine übliche Umlaufbahn freilich war so wie die der anderen, zu denen es auf seiner Wanderung kam. Über vierzig Tage hin vollzog es seine Wanderung, dann drang es mitten in das Sternbild des Großen Bären ein, erschien in dessen Zentrum ein letztes Mal und erlosch dort irgendwo. Nicht nur dieses, sondern noch viele andere außergewöhnliche Dinge berichtet er (d. h. Philostorgios) über dieses schwertförmige Gestirn.

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10. ὅτι κατὰ Πορφυρίου φηϲὶ καὶ οὗτοϲ ὁ ϲυγγραφεὺϲ (sc. Philostorgius) ὑπὲρ Χριϲτιανῶν ἀγῶναϲ καταθέϲθαι (Porph. Christ. fr. 19 Harn.). 11. (1) ὅτι καθ᾽ οὓϲ χρόνουϲ ὁ μαχαιροφόροϲ ἀϲτὴρ ἐφάνη, καὶ ϲώματα ἀνθρώπων ὤφθη δύο, ἓν μὲν ἐν τῇ Ϲυρίᾳ τὴν ἀνθρωπίνην φύϲιν εἰϲ μέγεθοϲ ἐκβαῖνον, θάτερον δὲ ἐν Αἰγύπτῳ εἰϲ ἄπιϲτον βραχύτητα καταλῆγον. (2) ὁ μὲν οὖν Ϲύροϲ πεντάπηχυϲ ἦν τὸ μέγεθοϲ καὶ ϲπιθαμὴν ἔφερεν προϲθήκην, καίτοι τῶν ποδῶν αὐτοῦ πρὸϲ τὸ ἄλλο τοῦ ϲώματοϲ μὴ ϲυνομολογούντων τὸ ὕψοϲ, ἀλλ᾽ εἴϲω καὶ πρὸϲ τὸ βλαιϲὸν ὑποκαμπτομένων. Ἀντώνιοϲ ἦν τῷ ἀνθρώπῳ τὸ ὄνομα. (3) ὁ δὲ Αἰγύπτιοϲ οὕτω κατεβραχύνετο, ὥϲτε μηδ᾽ ἀχαρίϲτωϲ τοὺϲ ἐν τοῖϲ κλουβοῖϲ πέρδικαϲ ἐκμιμεῖϲθαι καὶ ϲυναθύρειν αὐτῷ πρὸϲ ἔριν ἐκείνουϲ. τὸ δὲ παραδοξότερον, ὅτι καὶ φρόνηϲιϲ ἐνῆν τῷ ἀνθρώπῳ οὐδὲν ὑπὸ τῆϲ βραχύτητοϲ καταβλαπτομένη· καὶ γὰρ καὶ τὸ φθέγμα οὐκ ἄμουϲοϲ ἦν καὶ οἱ λόγοι τοῦ νοῦ παρεῖχον ὁρᾶϲθαι τὴν γενναιότητα. (4) ἑκάτεροϲ δὲ τῶν εἰρημένων τοῖϲ τοῦ ϲυγγραφέωϲ χρόνοιϲ ἐνήκμαϲαν καὶ οὐ θᾶττον μετῆλθον τὸν βίον· ὁ μὲν γὰρ μέγιϲτοϲ τὰ εἰκοϲιπέντε διεξιὼν ἔτη ἀπεβίω, ὁ δ᾽ ἐλάχιϲτοϲ οὐκ ὀλίγῳ καὶ τούτων λειπόμενοϲ. (5) πολλὰ δὲ καὶ ἕτερα τέρατα, τὰ μὲν τοῖϲ εἰρημένοιϲ ὁμόχρονα, τὰ δὲ καὶ προγεγενημένα, ⟨ἐν〉 ταῖϲ ἱϲτορίαιϲ αὐτοῦ καταϲτρώννυϲιν (sc. Philostorgius).

12. ὅτι τῆϲ τετράδοϲ καὶ παραϲκευῆϲ τὴν νηϲτείαν ὁ Φιλοϲτόργιόϲ φηϲιν οὐκ ἐν μόνῃ τῇ τῶν κρεῶν ἀποχῇ περιορίζεϲθαι, ἀλλὰ καὶ τὸ μηδὲ τροφῆϲ ὅλωϲ ἅπτεϲθαι μέχρι τῆϲ ἑϲπέραϲ κανονίζεϲθαι. λέγει γὰρ περί τινοϲ Εὐδοξίου, ϲυναιρεϲιώτου μέν, πρεϲβυτέρου δὲ τὴν τάξιν, ἐψιλωμένου δὲ τῶν δι᾽ ὧν ἡ διαδοχὴ τοῦ γένουϲ, 140 τοιάδε· νηϲτευτικόϲ τε οὗτοϲ ἦν, ὡϲ καὶ παρ᾽ ὅλον μὲν τὸν χρόνον 135

119 πεντάπηχυϲ Gothofredus : πενταπήχηϲ B 124 ἀχαρίϲτωϲ cod. Bochart. : ἀχαρίϲτουϲ B | κλωβοῖϲ Gothofredus, duce Niceph. h. e. 12,37 (PG 146,877 A) 129 ἐνήκμαϲαν (αν ex ε restit.) B 133 ἐν add. Stein 140 οὗτοϲ B : οὕτωϲ Reading, duce Valesio

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10. Dieser Schriftsteller (d. h. Philostorgios) behauptet, dass auch er gegen Porphyrios Kämpfe bestritten habe zugunsten der Christen (Porph. Christ. fr. 19 Harn.). 11. (1) Zu der Zeit, als das schwerttragende Gestirn erschien, traten auch zwei Menschen in Erscheinung, von denen hinsichtlich der Körpergröße der eine, in Syrien, die menschliche Natur überschritt, der andere, in Ägypten, in unglaublicher Kürze geendet war. (2) Der Syrer also war fünf Ellen zuzüglich einer Spanne groß (ca. 2,40 m), wobei jedoch seine Beine bezüglich der Höhe nicht zum Rest des Körpers passten, sondern nach innen und somit zur Krummbeinigkeit hin verbogen waren. Der Mann hieß Antonios. (3) Der Ägypter aber war so kurz geraten, dass er nicht ohne Anmut die Stimmen der Steinhühner in ihren Käfigen nachahmte und sie sich auf den spielerischen Wettkampf mit ihm einließen. Das noch Erstaunlichere aber war, dass dem Mann auch ein Verstand innewohnte, der in keiner Weise von der geringen Körpergröße beeinträchtigt wurde. Denn seine Stimme war nicht unmelodiös, und seine Worte zeugten von einem edlen Geist. (4) Beide Genannten erreichten den Höhepunkt ihres Lebens zu Zeiten des Autors und starben nicht sehr rasch. Der Riesengroße verschied im Alter von fünfundzwanzig Jahren, der ganz Kleine in einem Abstand von selbst diesem Alter gegenüber nicht wenigen Jahren. (5) Noch viele andere Wunderzeichen breitet er (d. h. Philostorgios) in seinem Geschichtswerk aus, von denen die einen zur gleichen Zeit wie die erwähnten stattfanden, die anderen auch davor geschehen sind. 12. Philostorgios sagt, dass das Fasten am vierten Tag und am Rüsttag nicht allein durch die Enthaltung von Fleisch definiert ist, sondern dass dafür kanonisch festgelegt ist, bis zum Abend überhaupt keine Speise anzurühren. Er berichtet nämlich über einen gewissen Eudoxios, einen Mithäretiker, der den Rang eines Priesters hatte und der dessen bar war, wodurch es Nachkommenschaft gibt, dies: Dieser war dem Fasten ergeben, so dass (oder Er war dem Fasten so sehr ergeben, dass ?) er die ganze Zeit über nicht nur die regulär die Erinnerung an das Lei-

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μὴ μόνον τὰϲ κατὰ διάταξιν τὴν μνήμην τοῦ κυριακοῦ πάθουϲ φερούϲαϲ [ (sequitur 11,1) 141 sq. post φερούϲαϲ vacant 25 vel 26 versus usque ad paginae finem; de [ἡμέραϲ cogitavit Bidez, duce Gothofredo : an [νηϲτείαϲ? tum e. g. τηρεῖν, ἀλλὰ μηδὲ τροφῆϲ ὅλωϲ ἅπτεϲθαι μέχρι τῆϲ ἑϲπέραϲ?

fragmenta libri X

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den des Herrn bewahrenden [Fastenübungen beobachtete, sondern bis zum Abend überhaupt keine Speise anrührte ? (folgt 11,1)

[ἐκ τῆϲ ἑνδεκάτηϲ ἱϲτορίαϲ] 1 ἐκ – ἱϲτορίαϲ suppl. Valesius duce Gothofredo, qui verba, quae sequuntur, libro undecimo attribuerat

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Phot. Philost. 11,1-8 (post 10,12) 1. (1) ] ἄρκτων καὶ λεόντων χρήϲαϲθαι αὐτοῦ τε τοῦ ζῆν καὶ τῆϲ ἀρχῆϲ καὶ τῶν ἐπὶ τοῖϲ θηρίοιϲ ἄθλων εἰκοϲτὸν ἀπὸ γενέϲεωϲ διανύων ἔτοϲ ἀπεφθάρη (sc. Valentinianus II)· ἦν δὲ καὶ τὸν θυμὸν ἀκράτωρ, ὃ καὶ μάλιϲτα τοῦ ζῆν αὐτὸν ἐξεδίϲκευϲεν. διαλεγόμενοϲ γάρ ποτε κατὰ τὸ παλάτιον τῷ Ἀρβαγάϲτῃ, ἐπείπερ αὐτὸν οἱ λόγοι πρὸϲ ὀργὴν ἀνέϲειον, ξίφοϲ ὥρμηϲε κατὰ τοῦ ϲτρατηγοῦ ϲπάϲαϲθαι. κωλυθεὶϲ δέ (ὁ γὰρ δορυφόροϲ ἐπέϲχεν, οὗ τὸ ξίφοϲ ἕλκειν ἐπεβάλλετο) κατὰ τὸ παρὸν λόγοιϲ μὲν ἐπειρᾶτο τῆϲ ὑπονοίαϲ τὸν Ἀρβαγάϲτην ἀπάγειν. (2) ὁ δὲ διὰ τῶν λόγων τὴν ὑπόνοιαν αὐτοῦ μᾶλλον εὗρεν εἰϲ ἀκρίβειαν μεθιϲταμένην γνώϲεωϲ. καὶ γὰρ ἐπερωτήϲαντι τῆϲ τοϲαύτηϲ ὁρμῆϲ τὴν αἰτίαν ἑαυτὸν διαχρήϲαϲθαι Οὐαλεντινιανὸϲ ὑπεκρίνατο, διότι βαϲιλεύων οὐδὲν ὧν ἂν βούλοιτο πράττει. (3) ὁ δὲ Ἀρβαγάϲτηϲ οὐδὲν πλέον τότε πολυπραγμονήϲαϲ ὕϲτερον ἐν Βιέννῃ τῆϲ Γαλλίαϲ ἠριϲτηκότα τὸν βαϲιλέα καὶ μεϲούϲηϲ ἡμέραϲ κατὰ τὰ ἔρημα τῶν βαϲιλείων ἐπὶ τοῦ ποταμοῦ τὸ χεῖλοϲ, οἷϲ ἐματαιοϲπούδει, καλινδούμενον θεαϲάμενοϲ πέμπει τινὰϲ κατ᾽ αὐτοῦ τῶν ὑπαϲπιϲτῶν. (4) οἱ δὲ τὸν δείλαιον χειρῶν ἰϲχύι καὶ γνώμηϲ ἀποπνίγουϲιν ἀγριότηϲιν, οὐδὲ τῶν ὑπηρετουμένων τῷ βαϲιλεῖ τινοϲ παρόντοϲ· ὁ γὰρ καιρὸϲ αὐτοὺϲ ἀριϲτᾶν μετεπέμπετο. (5) οἱ μέντοι γε τοῦτον ἀποπνίξαντεϲ, ἵνα μὴ τὸ παραυτίκα πρὸϲ ζήτηϲίν τινεϲ χωρήϲωϲι τῶν ἐργαϲαμένων, τὸ

1 ἀρκτῶν (B : corr. Migne) summa in pagina tum. de lacuna in libri decimi fine relicta vide app. crit. ad 10,12 v. 141 sq. 8 ὑπονοίαϲ (ὑπο ex ἐπι) B 11 sq. διαχρήϲαϲθαι suspectum : διαχρήϲαϲθαι ⟨διανοηθῆναι〉 Kassel 15 sq. τοῦ ποταμοῦ Bidez duce Niceph. h. e. 12,38 (PG 146,877 D), qui περὶ τὸ τοῦ ποταμοῦ χεῖλοϲ : τὸν ποταμὸν B 18 ἀγριότητι Loofs ap. Bidez duce Niceph. ibid.

[Aus dem elften Buch]

11,1- 8 Photios, Philostorgios-Epitome 11,1-8 (nach 10,12) 1. (1) ] der Bären und Löwen zu gebrauchen, wurde er (d. h. Valentinianus II.) in seinem zwanzigsten Lebensjahr um das Leben selbst, die Herrschaft und die Kämpfe mit wilden Tieren gebracht; er war auch jähzornig, was ihn ganz besonders aus der Lebensbahn schleuderte. Als nämlich einmal bei einer Unterredung mit Arbogast im Palast ihn dessen Worte in Rage brachten, stürzte er los, ein Schwert gegen den General zu ziehen. Daran gehindert (der Leibwächter nämlich, dessen Schwert er ziehen wollte, hielt ihn auf), versuchte er für den Augenblick mit Worten Arbogast von seinem Argwohn abzubringen. (2) Der aber fand, dass sich durch die Worte sein Argwohn vielmehr in Gewissheit wandelte. Denn auf seine Frage hin nach dem Grund für den so heftigen Ausbruch erwiderte Valentinian, dass es der gewesen sei (oder dass ⟨er beabsichtigt habe〉 ?), sich umzubringen, weil er als Kaiser nichts von dem tue, was er wolle. (3) Arbogast fragte damals nicht weiter nach; als er aber später in Vienne in Gallien den Kaiser nach dem Essen beobachtete, wie er zur Mittagszeit in einem abgelegenen Bereich des Palastes am Flussufer die Zeit mit seinen Spielereien verbrachte, da schickte er einige Leibgardisten gegen ihn los. (4) Diese erwürgten den Armen skrupellos mit ihren kräftigen Händen, und niemand aus seiner Begleitung stand dem Kaiser zur Seite, denn es war gerade der Zeitpunkt, an dem sie zum Essen gerufen wurden. (5) Um nun aber zu verhindern, dass man sofort auf die Suche nach den Tätern ging, schlangen die Mörder sein Leinentuch wie eine Schlinge um seinen Hals und

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ἡμιτύβιον αὐτοῦ τῷ τραχήλῳ βρόχου τρόπον περιελίξαντεϲ ἀναρτῶϲιν ὡϲ δι᾽ αὑτοῦ γε τῇ οἰκείᾳ γνώμῃ ἀπαγξαμένου. 2. (1) ὅτι Ἀρβαγάϲτηϲ τὸν Οὐαλεντινιανὸν ἀνελών, ἐπεὶ τὸ γένοϲ αὐτὸν βαϲιλέα ⟨ἀποδειχθῆναι〉 ἀπεκώλυϲεν (βάρβαροϲ γὰρ ἦν αὐτὸν ὁ φυϲάμενοϲ), Εὐγένιόν τινα, μάγιϲτρον τὴν ἀξίαν, Ἕλληνα δὲ τὸ ϲέβαϲ, βαϲιλέα Ῥωμαίων καθίϲτηϲι. μαθὼν δὲ ταῦτα Θεοδόϲιοϲ θατέρῳ μὲν τῶν παίδων, Ὀνωρίῳ, τὸν βαϲίλειον περιτίθηϲι ϲτέφανον, ἐν ὅλῳ δὲ τῷ χειμῶνι τὰ πρὸϲ τὸν πόλεμον αὐτὸϲ ἐξαρτύεται. (2) ἦροϲ δὲ ὑποφαίνοντοϲ ἐκϲτρατεύει κατὰ τοῦ τυράννου· καὶ ταῖϲ Ἄλπεϲι προϲβαλὼν ἐκράτηϲεν αὐτῶν προδοϲίᾳ. ϲυμπλακέντοϲ δὲ τῷ τυράννῳ κατὰ τὸν ποταμόν (Ψυχρὸν ὕδωρ αὐτῷ τὴν ἐπωνυμίαν ποιοῦνται) καὶ μάχηϲ καρτερᾶϲ γενομένηϲ καὶ πολλῶν ἑκατέρωθεν ἀπολλυμένων ὅμωϲ ἡ νίκη τὸν τύραννον μυϲαχθεῖϲα τὴν ἔννομον βαϲιλείαν ϲυνδιεκόϲμει. (3) ϲυλλαμβάνεται τοίνυν ὁ τύραννοϲ καὶ τῆϲ κεφαλῆϲ ἀποτέμνεται. ὁ μέντοι Ἀρβαγάϲτηϲ τῆϲ ϲωτηρίαϲ ἀπογνοὺϲ ἐπιπεϲὼν ἀναιρεῖ ἑαυτὸν τῷ ξίφει. μετὰ δὲ ταῦτα παραγεγονὼϲ ὁ βαϲιλεὺϲ ἐν Μεδιολάνῳ μεταπέμπεται τὸν ἑαυτοῦ παῖδα Ὀνώριον καὶ τὴν ἑϲπέραν ἐγχειρίζει πᾶϲαν. (4) μετὰ δὲ τὴν κατὰ τοῦ τυράννου νίκην τῇ τοῦ ὑδέρου νόϲῳ κρατηθεὶϲ τελευτᾷ τὸν βίον βαϲιλεύϲαϲ δέκα καὶ ἓξ ἔτη, ἐν ὅλοιϲ δὴ βαϲιλεύων εἰϲ ὑψηλοὺϲ τοῦ βίου καταλήξαϲ τέρμοναϲ. ἐπί τε γὰρ νίκαιϲ λαμπραῖϲ καὶ μοναρχήϲαϲ Ῥωμαίων καὶ δυοῖν βαϲιλέων πατέρα ἑαυτὸν ἐπιδὼν καὶ τούτοιϲ ἀϲταϲίαϲτον παραπέμψαϲ τὴν βαϲιλείαν κἀπὶ τῆϲ ἑαυτοῦ κλίνηϲ εὐδαιμονέϲτατα προλείπει τὸν βίον, τοῦ θερμοῦ, μοι δοκῶ, κατὰ τῶν εἰδώλων ζήλου τοῦτο γέραϲ ἐξενεγκών. (5) ταῦτα λέγων ὁ δυϲϲεβὴϲ (sc. Philostorgius) περὶ τοῦ εὐϲεβεϲτάτου Θεοδοϲίου οὐκ αἰϲχύνεται κωμῳδεῖν αὐτὸν ἐπ᾽ ἀκραϲίᾳ βίου καὶ τρυφῆϲ ἀμετρίᾳ, δι᾽ ἣν αὐτὸν ἁλῶναι γράφει καὶ τῷ τοῦ ὑδέρου νοϲήματι.

23 αὑτοῦ vel ἑαυτοῦ Stein, duce Gothofredo : αὐτοῦ B 24 ἀργαβάϲτηϲ B : corr. Niceph. h. e. 12,39 (PG 146,880 B), qui Ἀρουαγάϲτ. 25 βαϲιλέα ⟨ἀποδειχθῆναι〉 Stein duce Loofs ap. Bidez, qui βαϲ. ⟨εἶναι〉 : : ⟨τῆϲ〉 βαϲιλείαϲ Bidez : possis et βαϲιλεῦϲαι 28 περιτίθηϲι Valesius : παρατίθηϲι B 40 κατὰ τὴν B : corr. Valesius | ὑδέρω B : corr. Niceph. h. e. 12,50 (PG 146,920 A) 43 βαϲιλέοιν Niceph. ibid. (920 B) 45 κλίνηϲ (ι suprascr., ν ex corr.) B 47 πε(ρὶ) (coniecit Valesius) vel π(αρὰ) B

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hängten ihn auf, so als ob er sich selbst aus eigenem Entschluss erhängt habe. 2. (1) Nachdem Arbogast den Valentinian hatte umbringen lassen, setzte er, da ihn seine Abstammung daran hinderte, zum Kaiser ⟨ernannt zu werden〉 (sein Vater war nämlich ein Barbar), einen gewissen Eugenius, dem Rang nach magister und bezüglich des Glaubens Heide, zum Kaiser der Römer ein. Als Theodosius dies erfuhr, legte er dem zweiten seiner beiden Söhne, Honorius, das kaiserliche Diadem auf und rüstete selbst während des ganzen Winters zum Krieg. (2) Als das Frühjahr kam, zog er gegen den Usurpator zu Felde. Εr fiel in die Alpen ein und bemächtigte sich ihrer durch Verrat. Am Fluss (sein Name lautet Kaltes Wasser) stieß er mit dem Usurpator zusammen; ein heftiger Kampf entbrannte, und auf beiden Seiten gingen viele zugrunde, doch der Sieg verabscheute den Usurpator und zierte das rechtmäßige Kaisertum. (3) Der Usurpator nun wurde gefasst und enthauptet. Arbogast aber gab die Hoffnung auf Rettung auf und nahm sich das Leben, indem er sich ins Schwert stürzte. Als der Kaiser nach diesen Ereignissen in Mailand war, ließ er seinen Sohn Honorius kommen und übergab ihm den ganzen Westen. (4) Nach dem Sieg über den Usurpator wurde er von der Wassersucht überwältigt und starb, nachdem er sechzehn Jahre geherrscht hatte und somit die ganze Zeit seiner Herrschaft mit den Höhepunkten des Lebens endete. Denn nach glänzenden Siegen, als Alleinherrscher über die Römer und als Vater zweier Kaiser, die er noch erleben konnte und denen er die unangefochtene Kaiserherrschaft überließ, schied er auch noch in seinem eigenen Bett glücklichselig aus dem Leben, was, wie mir scheint, der Dank war für seinen glühenden Eifer im Kampf gegen die Götzenbilder. (5) Dies sagt der Gottlose (d. h. Philostorgios) über den sehr frommen Theodosius, und trotzdem schämt er sich nicht, ihn wegen Unmäßigkeit seiner Lebensführung und Maßlosigkeit seiner Ausschweifungen zu verspotten, deretwegen jener, wie er schreibt, auch von der Wassersucht erfasst worden sei.

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3. (1) ὅτι Ἀρκαδίῳ μὲν ἐπ᾽ ἀνατολῆϲ Ῥουφῖνοϲ παρεδυνάϲτευεν, κατὰ δὲ τὴν δύϲιν τῷ Ὀνωρίῳ τὴν αὐτὴν ὁ Ϲτελίχων τάξιν διέϲωζεν. ἑκάτεροϲ γὰρ αὐτῶν ἑκατέρῳ τῶν Θεοδοϲίου παίδων τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ ϲχῆμα καὶ τὸ ὄνομα νέμειν οὐ παραιτούμενοϲ τὸ κράτοϲ τῆϲ ἀρχῆϲ διὰ χειρὸϲ καὶ γλώϲϲηϲ εἶχεν ἐν ὑπάρχου προϲηγορίᾳ βαϲιλεύων τοῦ βαϲιλεύοντοϲ. (2) οὐδέτεροϲ δ᾽ αὐτῶν, οἷϲ ὑπῆρχεν τῶν βαϲιλέων, ἔϲτεργεν· ὁ μὲν γὰρ Ῥουφῖνοϲ καὶ τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ ὄνομα εἰϲ ἑαυτὸν μεθέλκειν ἐτέχναζεν, ὁ Ϲτελίχων δὲ τῷ ἑαυτοῦ παιδὶ Εὐχερίῳ περιάπτειν ἠγωνίζετο. (3) ἀλλὰ τὸν μὲν Ῥουφῖνον ὁ ἀπὸ Ῥώμηϲ ἀνακομιϲθεὶϲ ϲτρατόϲ, οἳ τῷ Θεοδοϲίῳ κατὰ τοῦ τυράννου ϲυνεϲτρατεύϲαντο, ἐν τῷ λεγομένῳ τριβουναλίῳ πρὸϲ αὐτοῖϲ τοῖϲ τοῦ βαϲιλέωϲ ποϲὶ ταῖϲ μαχαίραιϲ κατεκόψατο, τοῦτο μὲν ἔχοντεϲ ἐντολὰϲ παρὰ Ϲτελίχωνοϲ ἐξεργάϲαϲθαι, τοῦτο δὲ καὶ διότι μυκτηρίζων αὐτοὺϲ ἐπεφώρατο. καὶ κατ᾽ ἐκείνην ἀπερράγη τὴν ἡμέραν τῆϲ ζωῆϲ, καθ᾽ ἣν οἱ ϲτρατολόγοι μονονουχὶ τὴν ἁλουργίδα αὐτῷ περιεβάλοντο. (4) εὐμήκηϲ δέ, φηϲίν (sc. Philostorgius), ὁ Ῥουφῖνοϲ ἦν καὶ ἀνδρώδηϲ· καὶ τὴν ϲύνεϲιν αἵ τε τῶν ὀφθαλμῶν κινήϲειϲ ἐδήλουν καὶ τῶν λόγων ἡ ἑτοιμότηϲ. ὁ δὲ Ἀρκάδιοϲ βραχὺϲ τῷ μεγέθει καὶ λεπτὸϲ τὴν ἕξιν καὶ ἀδρανὴϲ τὴν ἰϲχὺν καὶ τὸ χρῶμα μέλαϲ· καὶ τὴν τῆϲ ψυχῆϲ ν ω θ ε ί α ν (cf. 11,6,1) οἵ τε λόγοι διήγγελλον καὶ τῶν ὀφθαλμῶν ἡ φύϲιϲ ὑπνηλῶϲ τε καὶ δυϲαναφόρωϲ αὐτοὺϲ δεικνῦϲα καθελκομένουϲ. ἃ καὶ τὸν Ῥουφῖνον ἠπάτα, ὡϲ ἐξ αὐτῆϲ μόνηϲ τῆϲ ὄψεωϲ ὁ ϲτρατὸϲ αὐτὸν μὲν αἱρήϲεται χαίρων βαϲιλέα, ἀποϲκευάϲεται δὲ τὸν Ἀρκάδιον. (5) τὴν μέντοι κεφαλὴν Ῥουφίνου τεμόντεϲ τῷ ϲτόματι λίθον ἐνέθεϲαν, ἐπὶ καμάκου δ᾽ ἀναρτήϲαντεϲ πανταχοῦ περιέθεον. καὶ τὴν δεξιὰν ὡϲαύτωϲ τεμόντεϲ ἐν τοῖϲ ἐργαϲτηρίοιϲ τῆϲ πόλεωϲ περιῆγον „δότε τῷ ἀπλήϲτῳ“ λέγοντεϲ. καὶ πολὺ χρυϲίον ἡ αἴτηϲιϲ ἠρανίϲατο· οἷα γὰρ ἐπὶ καταθυμίῳ θεάματι προθύμωϲ τὸ χρυϲίον οἱ ὁρῶντεϲ ἀντεδίδοϲαν. (6) ἀλλ᾽ ὁ μὲν Ῥουφίνου τῆϲ βαϲιλείαϲ ἔρωϲ εἰϲ τοῦτο περιέκοψεν. καὶ τὸν Ϲτελίχωνα δέ, ὡϲ οὗτοϲ (sc. Philostorgius) λέγει, ἐπιβουλὴν κατὰ τοῦ Ὀνωρίου ϲυϲτηϲάμενον 51 Ῥουφῖνοϲ Niceph. h. e. 13,1 (921 C) : ῥουφίνω B 63 Ϲτελίχωνοϲ (ω ex ο restit., ut vid.) B 66 ἀλουργίδα B | πε(ρι)εβάλοντο (coniecit M) vel π(αρα)εβάλοντο B 69 λεπτὸϲ (λ ex iterum scripto (καὶ) restit.) B 81 περιέκοψεν suspectum : παρέκοψεν cod. Bochart. : προέκοψεν Valesius duce Niceph. ibid. (924 C)

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3. (1) Rufinus führte im Osten neben Arcadius die Regierungsgeschäfte, im Westen hielt Stilicho für Honorius die gleiche Stellung. Keiner von ihnen verweigerte es nämlich einem der beiden Söhne des Theodosius, den kaiserlichen Rang und Namen zu führen, doch die Herrschaftsgewalt hatten in Wort und Tat sie inne, die sie unter der Bezeichnung eines untergeordneten Befehlshabers die Kaiserherrschaft über den Kaiser ausübten. (2) Beide aber hatten vor den Kaisern, denen sie untergeordnet waren, keine Achtung. Rufinus nämlich intrigierte, um auch den Kaisertitel auf sich selbst zu ziehen, während Stilicho sich abmühte, ihn seinem Sohn Eucherius zu verleihen. (3) Doch den Rufinus machte das aus Rom zurückkehrende Heer, das mit Theodosius gegen den Usurpator zu Felde gezogen war, auf dem sogenannten Tribunal unmittelbar vor den Füßen des Kaisers mit den Schwertern nieder, zum einen, weil sie dazu von Stilicho Anweisungen hatten, zum anderen aber auch, weil entdeckt worden war, dass er sich über sie lustig machte. Er wurde an jenem Tag des Lebens beraubt, an dem ihm die Rekrutierungsoffiziere fast den Kaiserpurpur umgeworfen hätten. (4) Rufinus war, sagt er (d. h. Philostorgios), hochgewachsen und männlich; von seinem Verstand zeugten die Bewegungen seiner Augen und die Leichtigkeit seiner Rede. Arcadius dagegen war klein, zierlich, schlaff und hatte eine dunkle Hautfarbe. Von der T r ä g h e i t (vgl. 11,6,1) seines Geistes kündeten seine Worte und die natürliche Beschaffenheit seiner Augen, denn sie waren schläfrig niedergeschlagen und blieben kaum offen. Das führte auch den Rufinus zu der Täuschung, dass schon allein aufgrund des Anblicks das Heer ihn gern zum Kaiser wählen und Arcadius beseitigen werde. (5) So schnitten sie den Kopf des Rufinus ab und legten einen Stein in den Mund, dann hängten sie ihn an einer Stange auf und liefen damit überall umher. Ebenso schnitten sie die rechte Hand ab und führten sie in den Werkstätten der Stadt umher mit den Worten: „Gebt dem Unersättlichen“. Diese Forderung brachte viel Gold zusammen. Die Betrachter gaben nämlich gern ihr Gold dafür wie für ein erfreuliches Schauspiel. (6) Die Begierde des Rufinus also nach der Kaiserherrschaft schlug in dieser Weise um (oder nahm diesen Lauf ?). Stilicho aber wurde, als er einen Anschlag auf Honorius plante,

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αὐτόν τε καὶ τοὺϲ ϲυϲταϲιώταϲ ὁ τὸ ϲύνθημα παρὰ τοῦ βαϲιλέωϲ δεξάμενοϲ ϲτρατὸϲ ἀποϲφάττουϲιν. 4. ὅτι Εὐτρόπιοϲ, φηϲί (sc. Philostorgius), μετὰ Ῥουφῖνον ἐκ δού85 λων εὐνοῦχοϲ εἰϲ τὰ βαϲίλεια παραδὺϲ καὶ τὴν τοῦ πραιποϲίτου τιμὴν ἀναβὰϲ τοῖϲ παροῦϲιν οὐκ ἠγάπηϲεν. ἀλλ᾽ ἐπειδήπερ αὐτὸν ἡ ἐκτομὴ τῆϲ ἁλουργίδοϲ ἀπεϲτέρει, πείθει βαϲιλέα πατρίκιόν τε αὐτὸν καὶ ὕπατον ἀναγράφειν. καὶ ἦν λοιπὸν πατὴρ ὁ εὐνοῦχοϲ 90 βαϲιλέωϲ ὁ μηδὲ τὸν τυχόντα παῖδα φῦναι δυνάμενοϲ. 5. ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Εὐτρόπιοϲ προϲτάττει Καιϲαρίῳ τὴν Ῥουφίνου διαδεξαμένῳ ἀρχὴν Εὐνόμιον ἐκ τῶν Δακοροηνῶν ἐπὶ Τύανα μεταϲτῆϲαι ὑπὸ τῶν ἐκεῖ μοναϲτῶν τηρηϲόμενον. βαϲκαίνων γὰρ αὐτῷ τοῦ κλέουϲ οὐδὲ τὸν νεκρὸν αὐτοῦ ταφῆϲ τυ95 χεῖν τῆϲ μετὰ τοῦ διδαϲκάλου ϲυνεχώρει καίτοι πολλὰ πολλῶν δεηθέντων. ἀλλὰ καὶ τὰϲ βίβλουϲ αὐτοῦ δημοϲίοιϲ γράμμαϲιν ἀφανίζεϲθαι διετάξατο. 6. (1) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), Ἀρκάδιοϲ ὁ βαϲιλεὺϲ μετὰ θάνατον τοῦ πατρὸϲ θυγατέρα Βαύδωνοϲ ἄγεται γυναῖκα. ὁ δὲ βάρ100 βαροϲ μὲν ἦν τὸ γένοϲ, ϲτρατηγίᾳ δὲ κατὰ τὴν ἑϲπερίαν διαπρέψαϲ. τὸ δὲ γύναιον οὐ κατὰ τὴν τοῦ ἀνδρὸϲ διέκειτο ν ω θ ε ί α ν (cf. 9,3,4), ἀλλ᾽ ἐνῆν αὐτῇ τοῦ βαρβαρικοῦ θράϲουϲ οὐκ ὀλίγον. αὕτη δὲ θυγατέραϲ ἤδη τῷ Ἀρκαδίῳ δύο, Πουλχερίαν καὶ Ἀρκαδίαν, ἐγείνατο, ὕϲτερον δὲ καὶ Μαρῖναν καὶ υἱὸν ἐπέτεκε Θεοδόϲιον. 105 (2) τότε δ᾽ οὖν τῶν δύο παίδων μήτηρ οὖϲα παρὰ Εὐτροπίου περιυβριϲθεῖϲα, ὡϲ καὶ ἀπειλὴν αὐτῇ ἐπενεγκεῖν τῶν βαϲιλείων θᾶττον ἀποπέμψαϲθαι, ὡϲ εἶχεν ἀγκαλιϲαμένη τὰ παιδία διὰ χειρὸϲ ἑκατέραϲ προϲέρχεται τῷ ἀνδρί· καὶ κωκύουϲά τε ἅμα καὶ τὰ βρέφη προτεινομένη δακρύων ἠφίει λιβάδαϲ καὶ τἆλλα ἐποίει, ὅϲοιϲ γυνὴ 110 φλεγμαίνουϲα γυναικείᾳ τέχνῃ πρὸϲ τὸ παθητικώτερον ἐφελκύϲαιτο τὸν ἄνδρα. (3) τῷ δὲ Ἀρκαδίῳ οἶκτόϲ τε τῶν παίδων εἰϲῄει ἐκ τῆϲ πρὸϲ τὴν μητέρα ϲυμπαθείαϲ βραυκανωμένων καὶ ὀργὴ ἀνήφθη. καὶ δὴ τότε τοῖϲ τε θυμοῖϲ καὶ τῇ δι᾽ αὐτῶν ἐμβριθείᾳ τῶν λόγων ὁ Ἀρκάδιοϲ βαϲιλεὺϲ ἦν. ὅθεν αὐτίκα τὸν Εὐτρόπιον τιμῆϲ τε 86 παραδὺϲ (υ ex ι) B | ⟨ἐϲ〉 τὴν Valesius : ⟨εἰϲ〉 τὴν Bidez 88 ἀλουργίδοϲ B 90 φῦϲαι dub. Migne 109 ὅϲοιϲ Stein : ὅϲα B 112 βραυκανωμένων dub. Bidez : νομέν- B

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samt seinen Mitverschwörern auf Anweisung des Kaisers vom Heer abgeschlachtet, wie dieser (d. h. Philostorgios) berichtet. 4. Nach Rufinus, so sagt er (d. h. Philostorgios), war Eutropius, der sich aus dem Sklavenstand als Eunuch an den Kaiserhof gestohlen hatte und in den Rang eines praepositus aufgestiegen war, mit dem Vorhandenen nicht mehr zufrieden. Da ihn jedoch seine Verschneidung um den Purpur brachte, überredete er den Kaiser, ihn zum patricius und Konsul zu ernennen: Hernach war der Eunuch Vater des Kaisers – er, der nicht einmal in der Lage war, ein gewöhnliches Kind zu zeugen. 5. Eutropius, sagt er (d. h. Philostorgios), gab dem Caesarius, der das Amt des Rufinus übernommen hatte, die Anweisung, den Eunomios aus Dakoroenoi nach Tyana zu überführen, damit er von den dortigen Mönchen bewacht werde. Er beneidete ihn nämlich wegen seines Ruhms, und daher erlaubte er auch nicht, dass sein Leichnam neben dem seines Lehrers bestattet wurde, obgleich viele inständig darum baten. Vielmehr ordnete er sogar durch öffentliche Schreiben an, seine Bücher zu vernichten. 6. (1) Der Kaiser Arcadius, sagt er (d. h. Philostorgios), nahm nach dem Tod seines Vaters Baudos Tochter zur Frau. Dieser war ein Barbar seiner Abstammung nach, hatte sich aber durch ein Heermeisteramt im Westen ausgezeichnet. Die Frau besaß nicht die T r ä g h e i t (vgl. 9,3,4) ihres Ehemannes, sondern in ihr steckte nicht wenig von der barbarischen Kühnheit. Diese gebar jetzt dem Arcadius zwei Töchter, Pulcheria und Arcadia, und später gebar sie auch noch Marina und den Sohn Theodosius. (2) Damals nun, als sie Mutter der zwei Kinder war, wurde sie von Eutropius heftig beleidigt, der so weit ging, ihr zu drohen, sie gleich aus dem Palast zu werfen: Auf der Stelle nahm sie ihre Kinder in die Arme und suchte ihren Gatten auf; dort jammerte sie und streckte ihm die Kleinen hin, vergoss dabei Ströme von Tränen und machte all das andere, womit eine empörte Frau in weiblicher Geschicklichkeit ihren Mann zu größerer Anteilnahme bewegen kann. (3) Den Arcadius erfasste Kummer um seine Kinder, die aus Mitgefühl mit ihrer Mutter brüllten, und sein Zorn wurde entfacht. In diesem Augenblick war Arcadius durch seinen Zorn und das dadurch bedingte Gewicht seiner Worte ein Kaiser. Daraufhin ließ er Eutropius sofort all

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ἁπάϲηϲ περιδύει καὶ τὸν πλοῦτον ἀφαιρεῖται καὶ εἰϲ Κύπρον τὴν νῆϲον φυγαδεύει. (4) μετ᾽ οὐ πολὺ δέ τινων ἀπενεγκάντων κατ᾽ αὐτοῦ γραφήν, ὡϲ ὁπόταν ὕπατοϲ ἐγεγόνει, κοϲμήμαϲιν ἀπεχρήϲατο, οἷϲ οὐδενὶ τῶν ἄλλων ἐξῆν μὴ ὅτι γε μόνῳ βαϲιλεῖ, μετάπεμπτοϲ ἀπὸ Κύπρου γίνεται. καὶ ϲυνεδρίου κατὰ τὸ καλούμενον Παντείχιον καθεϲθέντοϲ (Αὐρηλιανὸϲ δ᾽ ὁ ὕπαρχοϲ καὶ ἕτεροι τῶν ἐν ταῖϲ ἀρχαῖϲ ἐπιφανῶν ἀρχόντων διεϲκόπουν τὰ κατηγορούμενα) αἰτίαιϲ ὁ Εὐτρόπιοϲ ἁλοὺϲ τὴν κεφαλὴν ἀφαιρεῖται. (5) ἀλλ᾽ ὁ μὲν Φιλοϲτόργιοϲ ταῦτα περὶ Εὐτροπίου λέγει, ἕτεροι δὲ ἄλλαϲ αἰτίαϲ καὶ τοῦ παραλυθῆναι τῆϲ ἀρχῆϲ καὶ τῆϲ ὑπερορίαϲ καὶ δὴ καὶ τοῦ θανάτου ἀνιϲτοροῦϲιν. 7. (1) ὅτι, φηϲίν (sc. Philostorgius), κατὰ τοὺϲ ἐπ᾽ ἐμὲ γεγενημένουϲ χρόνουϲ τοϲαύτη φθορὰ γέγονεν ἀνθρώπων, ὅϲην οὐδεὶϲ χρόνοϲ ἐξ αἰῶνοϲ ἔγνω, καὶ ταύτην ἄρα καὶ τὸν ξιφίαν ϲημαίνειν ἀϲτέρα. (2) οὐ γὰρ μόνον τὸ μάχιμον ὥϲπερ πάλαι κατὰ τοὺϲ ἔμπροϲθεν πολέμουϲ ἀπανηλώθη οὐδ᾽ ἐν μέρει γῆϲ τὰ πάθη ϲυνέϲτη, ἀλλὰ πάντα μὲν διεφθείρετο γένη, πᾶϲα δ᾽ ἀπόλωλεν ἡ Εὐρώπη καὶ τῆϲ Ἀϲίαϲ οὐκ ὀλίγη μοῖρα ϲυνδιεφθάρη, ἀλλὰ καὶ τῆϲ Λιβύηϲ ἡ πολλὴ καὶ μάλιϲτά γε, ὅϲη Ῥωμαίοιϲ ὑποτελεῖ. (3) βαρβαρικὴ μὲν γὰρ τὸ τῆϲ φθορᾶϲ πλῆθοϲ εἰργάζετο μάχαιρα, λιμοὶ δὲ καὶ λοιμοὶ καὶ θηρίων ἀγρίων ἀγέλαι ϲυνεπετίθεντο ϲειϲμοί τε ἐξαίϲιοι πόλειϲ καὶ οἰκίαϲ ἀναϲπῶντεϲ ἐκ βάθρων εἰϲ τὸ ἀφυκτότατον τὸν ὄλεθρον ἐναφίεϲαν. (4) καὶ χάϲματα δὲ γῆϲ ἐνιαχόθι τοῖϲ οἰκήτορϲιν ὑπορρηγνυμένηϲ τάφοϲ ἦν αὐτοϲχέδιοϲ· ἐπικλυϲμοί τε τῶν ἐξ ἀέροϲ ὑδάτων καὶ κατ᾽ ἄλλουϲ αὐχμοὶ φλογώδειϲ πρηϲτῆρέϲ τε ἔϲτιν οἷϲ ἐμβαλλόμενοι ποικίλον τε τὸ δεινὸν ἐποίουν καὶ ἀφόρητον. (5) ναὶ δὴ καὶ χάλαζα μείζων ἢ κατὰ χερμάδα πολλαχοῦ γῆϲ κατεφέρετο· ἄχρι γὰρ καὶ ὀκτὼ τῶν λεγομένων λιτρῶν ἕλκουϲα βάροϲ ὤφθη καταϲκήψαϲα. χιόνοϲ δὲ πλῆθοϲ καὶ κρυμῶν ὑπερβολαί, οὓϲ ἄλλη πληγὴ οὐ προανήρπαϲεν, τούτουϲ καταλαμβάνου-

119 sq. Παντείχιον Niceph. h. e. 13,4 120 αὐριλιανὸϲ B : corr. Niceph. ibid. 123 περὶ Valesius : παρὰ B 126 κατὰ Gothofredus : καὶ B 128 ξιφίαν (alt. ι ex ει) B 133 ὅϲη Niceph. h. e. 13,36 (PG 146,1048 A) : ὅϲοι B 139 πρηϲτῆρέϲ Niceph. ibid. (1048 B) : πριϲτῆρεϲ B 144 sq. καταλαμβάνουϲα B : corr. Valesius

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seiner Ehren entkleiden, konfiszierte seine Güter und verbannte ihn auf die Insel Zypern. (4) Als man wenig später gegen Eutropius Klage einreichte, er habe zum Zeitpunkt seines Konsulats Ehrenzeichen missbraucht, die niemandem außer dem Kaiser vorbehalten waren, wurde er aus Zypern zurückberufen. In einem Ort namens Panteichion setzte sich ein Rat zusammen (der Prätorianerpräfekt Aurelianus und andere durch ihre Ämter ausgezeichnete Würdentrager untersuchten die Anklagepunkte), der Eutropius für schuldig befand, woraufhin dieser enthauptet wurde. (5) Das ist das, was Philostorgios über Eutropius schreibt; andere berichten von anderen Gründen für seine Absetzung, sein Exil und schließlich seinen Tod. 7. (1) Zu meinen Zeiten, so sagt er (d. h. Philostorgios), hat es ein solches Sterben an Menschen gegeben, wie es seit alters keine Zeit gekannt hat, und dies habe der Schwertstern in der Tat auch angekündigt. (2) Es wurde nämlich nicht nur wie ehedem in den früheren Kriegen das Militär vernichtet, und die Leiden traten nicht bloß in einem Teil der Erde auf, sondern alle Völker wurden zugrunde gerichtet, ganz Europa wurde ruiniert, und zusammen damit wurde ein nicht geringer Teil Asiens verdorben, ebenso aber auch ein Großteil Libyens (d. h. Afrikas), vor allem der, welcher den Römern untertan war. (3) Das Barbarenschwert nämlich besorgte die Masse des Verderbens; hinzu kamen die Attacken durch Hungersnöte, Seuchen und Herden wilder Tiere; ungeheure Erdbeben hoben Städte und Häuser aus ihren Fundamenten und fügten ihnen den Untergang zu, ohne dass dem irgendwie zu entkommen gewesen wäre. (4) Mancherorts riss die Erde unter den Bewohnern auf, so dass die Spalten für diese zu einem unvorhergesehenen Grab wurden; Überschwemmungen durch Wasserfluten vom Himmel, bei anderen brennende Dürren und bei manchen über sie hereinbrechende Gewitter brachten vielgestaltigen und unerträglichen Schrecken. (5) Ja sogar Hagelkörner, größer als Steine, gingen vielerorts nieder; man hat nämlich gesehen, dass welche herabgefallen sind, die ein Gewicht von bis zu acht sogenannten Pfund hatten (ca. 2,6 kg). Diejenigen, die nicht bereits ein anderer Unglücksschlag hinweggerafft hatte, wurden von Schneemassen und übermäßigem Frost getroffen und

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ϲαι τοῦ βίου ἐξήλαυνον καὶ ϲαφῶϲ τὴν θείαν ἀνεκήρυττον ἀγανάκτηϲιν. ἃ καθ᾽ ἕκαϲτον ἐπεξελθεῖν ὑπὲρ πᾶϲαν ἀνθρωπίνην ἂν εἴη δύναμιν. 8. (1) ὅτι τῶν Οὔννων, φηϲίν (sc. Philostorgius), οἱ μὲν τῆϲ ἐντὸϲ Ἴϲτρου Ϲκυθίαϲ τὴν πολλὴν χειρωϲάμενοι καὶ διαφθείραντεϲ πρότερον, ἔπειτα παγέντα τὸν ποταμὸν διαβάντεϲ ἀθρόωϲ εἰϲ τὴν Ῥωμαίων εἰϲήλαϲαν καὶ κατὰ πᾶϲαν ἀναχυθέντεϲ τὴν Θρᾴκην ὅλην τὴν Εὐρώπην ἐληίϲαντο. (2) οἱ δὲ πρὸϲ ἥλιον ἀνίϲχοντα τὸν Τάναϊν ποταμὸν διαβάντεϲ καὶ τῇ ἑῴᾳ ἐπειϲρυέντεϲ δι᾽ Ἀρμενίαϲ τῆϲ μεγάληϲ εἰϲ τὴν καλουμένην Μελιτινὴν κατερράγηϲαν. ἐκ ταύτηϲ δὲ Εὐφρατηϲίαν τε ἐπῄεϲαν καὶ μέχρι τῆϲ Κοίληϲ Ϲυρίαϲ ἤλαϲαν καὶ τὴν Κιλικίαν καταδραμόντεϲ φόνον ἀνθρώπων εἰργάϲαντο ἀνιϲτόρητον. (3) οὐ μόνον δέ, ἀλλὰ καὶ Μάζικεϲ καὶ Αὐξωριανοί (μεταξὺ δὲ Λιβύηϲ καὶ Ἄφρων οὗτοι νέμονται) κατὰ μὲν τὸ ἑωθινὸν αὐτῶν κλίμα τὴν Λιβύην ἐξηρήμωϲαν καὶ τῆϲ Αἰγύπτου μοῖραν οὐκ ἐλαχίϲτην ϲυνδιώλεϲαν Ἄφροιϲ τε ἐμβαλόντεϲ κατὰ δυόμενον ἥλιον τὰ παραπλήϲια ἔδραϲαν. (4) ἀλλ᾽ ἐπὶ τούτοιϲ πᾶϲι καὶ Τριγίβιλδοϲ, ἀνὴρ Ϲκύθηϲ μὲν γένοϲ τῶν νῦν ἐπικαλουμένων Γότθων (πλεῖϲτα γὰρ καὶ διάφορα τούτων ἐϲτὶν τῶν Ϲκυθῶν γένη), οὗτοϲ δὴ δύναμιν βαρβαρικὴν ἔχων καὶ τῆϲ Φρυγίαϲ ἐν τῇ Νακωλείᾳ καθεζόμενοϲ καὶ κόμητοϲ ἔχων τιμὴν ἐκ φιλίαϲ εἰϲ ἔχθραν Ῥωμαίων ἀπορραγεὶϲ ἀπ᾽ αὐτῆϲ Νακωλείαϲ ἀρξάμενοϲ πλείϲταϲ τε πόλειϲ τῆϲ Φρυγίαϲ εἷλεν καὶ πολὺν φόνον ἀνθρώπων εἰργάϲατο. (5) ἐφ᾽ ὃν Γαινᾶϲ ὁ ϲτρατηγὸϲ ἐκπεμφθείϲ (βάρβαροϲ δ᾽ ἦν καὶ αὐτόϲ) προὔδωκε τὴν νίκην τὰ ἴϲα καὶ αὐτὸϲ Ῥωμαίοιϲ δρᾶϲαι διανοούμενοϲ. ἐκεῖθεν ὁ Τριγίβιλδοϲ ὡϲ δῆθεν τὸν Γαινᾶν διαφυγὼν τήν τε Πιϲιδίαν καὶ τὴν Παμφυλίαν ἐπιὼν κατελυμήνατο. (6) εἶτα πολλαῖϲ καὶ αὐτὸϲ πρότερον δυϲχωρίαιϲ τε καὶ Ἰϲαυρικαῖϲ μάχαιϲ περιθραυϲθεὶϲ τὴν ἰϲχὺν ἐπὶ τὸν Ἑλλήϲποντον διαϲώζεται· καὶ περαιωθεὶϲ ἐπὶ τὴν Θρᾴκην οὐ μετὰ πολὺ διαφθείρεται. Γαινᾶϲ δὲ μετὰ τὴν προδοϲίαν ἐν τῷ τοῦ ϲτρατηγοῦ ϲχήματι πρὸϲ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ἐπανελθὼν εἰϲ μελέτην ἧκεν ταύτην παραϲτήϲαϲθαι. (7) 146 ἃ Valesius, qui et ὧν ⟨τὸ〉 : οὗ B : an ⟨περὶ〉 οὗ? 151 Ῥωμαίων Gothofredus : ῥώμην B : de Ῥωμανίαν cogitavit Bleckmann, de Ῥωμ⟨αίων γ〉ῆν Kassel ἀναχυθέντεϲ Thomas : ἀναχθέντεϲ B 155 ἐπῄεϲαν dub. Bidez : ἐπέθεϲαν B

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aus dem Leben getrieben, was deutlich vom göttlichen Zorn kündete. Dies in den Einzelheiten darzulegen würde aber über jedes menschliche Vermögen hinausgehen. 8. (1) Von den Hunnen, so sagt er (d. h. Philostorgios), hatten die einen den Großteil Skythiens diesseits der Donau schon früher überwältigt und verwüstet, danach haben sie mit geballter Macht den zugefrorenen Fluss überquert und sind ins Gebiet der Römer eingedrungen; nachdem sie sich über ganz Thrakien ergossen hatten, haben sie ganz Europa verheert. (2) Die anderen aber überschritten nach Osten hin den Tanais, strömten in den Orient und brachen durch Großarmenien in die sogenannte Melitene ein. Von dort aus griffen sie Euphratesia an und drangen bis nach Koilesyrien vor; dann zogen sie durch Kilikien und richteten ein unbeschreibliches Massaker an den Menschen an. (3) Aber das war nicht alles: Die Maziker und Auxorianer (diese siedeln zwischen Libyen und den Afrikanern) verwüsteten in der östlich von ihnen gelegenen Himmelsrichtung Libyen und ruinierten außerdem einen nicht geringen Teil Ägyptens, und im Westen überfielen sie die Afrikaner und taten dort das gleiche. (4) Aber zu all dem kam noch Tribigild hinzu, ein Skythe, der seiner Abkunft nach zu denen gehörte, die nun als Goten bezeichnet werden (es gibt nämlich sehr viele verschiedene Völker unter diesen Skythen): Dieser verfügte über eine Barbarenstreitmacht, saß in Nakoleia in Phrygien und bekleidete den Rang eines comes. Doch von einem Freund hatte er sich zu einem Feind der Römer gewandelt, und so nahm er nun, angefangen mit Nakoleia selbst, sehr viele Städte Phrygiens ein und richtete unter den Menschen ein großes Blutbad an. (5) Gegen diesen wurde der General Gainas (er war ebenfalls ein Barbar) ausgeschickt, aber er gab den Sieg preis, weil er seinerseits die Absicht hatte, den Römern das Gleiche anzutun. Daraufhin griff Tribigild, als ob er dem Gainas entkommen wäre, Pisidien und Pamphylien an und verwüstete beides. (6) Danach hat er sich, nachdem zuvor auch bei ihm die Streitkraft gebrochen war durch zahlreiche schwierige Geländeverhältnisse und Kämpfe mit den Isauriern, zum Hellespont gerettet. Von dort setzte er nach Thrakien über und ist nicht lange danach umgekommen. Gainas aber kehrte nach dem Verrat im Rang eines Heermeisters nach Konstantinopel zurück und traf Anstal-

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οὐρανία δέ τιϲ ἔνοπλοϲ ἐπιφανεῖϲα δύναμιϲ καὶ τοὺϲ ἐπιβαλεῖν ὁρμηθένταϲ τῇ πράξει δειματώϲαϲα τὴν μὲν πόλιν τῆϲ ἁλώϲεωϲ ῥύεται, ἐκείνουϲ δὲ φωραθένταϲ ταῖϲ ἀνθρωπίναιϲ δίκαιϲ ἐκδίδωϲι· καὶ φόνοϲ αὐτῶν ἐρρύη πολύϲ. ὁ δὲ Γαινᾶϲ εἰϲ τοϲοῦτον κατέϲτη δέουϲ, ὡϲ αὐτίκα νυκτὸϲ ἐπεχούϲηϲ, μεθ᾽ ὅϲων ἠδύνατο, τοὺϲ ἐπὶ τῶν πυλῶν βιαϲάμενοϲ ἐξελαύνει τῆϲ πόλεωϲ. (8) ἐπεὶ δὲ ἡ Θρᾴκη ἐξηρήμωτο καὶ οὔτε παρέχειν τι τῶν ἐπιτηδείων ἦν δυνατὴ οὔτε φθορὰν ἄλλην ἐνεγκεῖν, ἐπὶ Χερρόνηϲον ὁ Γαινᾶϲ ϲτέλλεται ϲχεδίαιϲ διανοούμενοϲ ἐπὶ τὴν Ἀϲίαν διαπεραιοῦϲθαι. (9) διαγνωϲθείϲηϲ δὲ τῷ βαϲιλεῖ τῆϲ αὐτοῦ διανοίαϲ πέμπεται ϲτρατηγὸϲ κατ᾽ αὐτοῦ Φραυΐταϲ, Γότθοϲ μὲν τὸ γένοϲ, Ἕλλην δὲ τὴν δόξαν, πιϲτὸϲ δ᾽ οὖν Ῥωμαίοιϲ καὶ τὰ πολέμια κράτιϲτοϲ. οὗτοϲ, ἐν ᾧ Γαινᾶϲ προέπεμπεν τὸν ὑπ᾽ αὐτῷ ϲτρατὸν ταῖϲ ϲχεδίαιϲ διαπεραιοῦϲθαι, νηίτῃ ϲτόλῳ ϲυμπλέκεται ταύταιϲ καὶ ἐκ τοῦ ῥᾴϲτου πάνταϲ τοὺϲ ϲυμπλέονταϲ ταῖϲ ϲχεδίαιϲ διαφθείρει. (10) ἐξ οὗ Γαινᾶϲ τὰ καθ᾽ ἑαυτὸν ἀπογνοὺϲ εἰϲ τὰ τῆϲ Θρᾴκηϲ ἀνωτέρω φεύγει. καί τινεϲ τῶν Οὔννων οὐ πολλοῦ διαρρυέντοϲ χρόνου ἐπελθόντεϲ αὐτὸν ἀναιροῦϲι· καὶ ἡ κεφαλὴ ταριχευθεῖϲα εἰϲ Κωνϲταντινούπολιν ἐκομίϲθη. (11) χωρὶϲ δὲ τῶν εἰρημένων κακῶν καὶ τὸ Ἰϲαύρων γένοϲ παντοδαποὺϲ ἐπήνεγκεν ὀλέθρουϲ. πρὸϲ μὲν γὰρ ἥλιον ἀνίϲχοντα τήν τε Κιλικίαν κατέδραμον καὶ τὴν ὅμορον Ϲυρίαν, οὐ τὴν Κοίλην μόνον, ἀλλὰ καὶ τὴν ἄλλην μέχρι Περϲῶν αὐτῶν ἀφικόμενοι. (12) κατὰ δὲ ἰάπυγα ἄνεμον καὶ θραϲκίαν Παμφυλίαν τε ἐπῆλθον καὶ Λυκίουϲ διέφθειρον. Κύπρον τε τὴν νῆϲον καταϲτρεψάμενοι Λυκάονάϲ τε καὶ Πιϲίδαϲ ᾐχμαλώτιϲαν. καὶ Καππαδοκίαϲ τὸ πλεῖϲτον ἀναϲτήϲαντεϲ ἄχρι καὶ ἐπὶ τὸν Πόντον διεκινδύνευϲαν. καὶ τῶν ἄλλων βαρβάρων τὰ χείριϲτα τοὺϲ ἁλιϲκομένουϲ οὗτοι {οὗτοι} διέθεντο. (sequitur 12,1) 198 ἀφικόμενοι Valesius : ἀφικόμεν (ν suprascr.) B 201 Πιϲίδαϲ Gothofredus : πιϲιδίαϲ B 203 οὗτοι2 del. Gothofredus

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ten, die Stadt zu übernehmen. (7) Doch es erschien eine himmlische Heerschar und versetzte die, die sich daran gemacht hatten, dies in die Tat umzusetzen, in Angst und Schrecken; so rettete sie die Stadt vor der Übernahme und lieferte jene nach ihrer Entdeckung der menschlichen Gerechtigkeit aus. Unter ihnen wurde ein großes Blutbad angerichtet. Gainas aber geriet so sehr in Furcht, dass er sofort, noch in der Nacht, mit so vielen Leuten, wie er vermochte, die Torwachen überwältigte und aus der Stadt eilte. (8) Da Thrakien völlig verwüstet war und weder irgendwelche Lebensmittel liefern noch eine weitere Verheerung vertragen konnte, zog Gainas zur Chersones in der Absicht, auf Flößen nach Asien überzusetzen. (9) Als der Kaiser diese seine Absicht durchschaute, schickte er Fravittas gegen ihn als General aus; der war zwar Gote und Heide, aber den Römern treu ergeben und im Kriegshandwerk hervorragend. Während Gainas das unter seinem Kommando stehende Heer vorweg auf Flößen übersetzen ließ, überfiel jener diese mit seiner Flotte und vernichtete ganz leicht alle, die auf den Flößen mitfuhren. (10) Daraufhin gab Gainas seine Pläne auf und floh in die nördlicher gelegenen Gebiete Thrakiens. Nicht viel Zeit verstrich, da haben ihn einige Hunnen bei einem Angriff getötet; sein Kopf wurde einbalsamiert und nach Konstantinopel gebracht. (11) Abgesehen von den bereits erwähnten Übeln brachte auch das Volk der Isaurier Verheerungen aller Art. Nach Osten hin nämlich durchzogen sie Kilikien und das angrenzende Syrien, nicht nur Koilesyrien, sondern auch den Rest, wobei sie bis nach Persien selbst gelangten. (12) In Richtung der Winde Iapyx und Thraskias fielen sie in Pamphylien ein und richteten die Lykier zugrunde. Nachdem sie Zypern unterworfen hatten, versklavten sie die Lykaonier und die Pisidier. Einen Großteil Kappadokiens entvölkerten sie und wagten sich sogar bis zum Pontos vor. Im Vergleich zu den übrigen Barbaren verfuhren sie am übelsten mit ihren Gefangenen. (folgt 12,1)

ἐκ τῆϲ δωδεκάτηϲ ἱϲτορίαϲ 1 Phot. Philost. inscr. ἐκ – ἱϲτορίαϲ rubro atram. B

12,1-13 Phot. Philost. 12,1-13 (post 11,8) 1. (1) ὅτι Φιλοϲτόργιοϲ καὶ ἐν ἄλλοιϲ πολλοῖϲ Ϲτελίχωνοϲ κατατρέχων καὶ τυραννίδοϲ ἔνοχον γράφει, καὶ ὡϲ Ὀλύμπιόϲ τιϲ τῶν μαγίϲτρων φερόμενον κατὰ τοῦ βαϲιλέωϲ ἐν τῷ παλατίῳ τὸ ξίφοϲ ἀντιλαβὼν τῇ χειρὶ ἑαυτὸν μὲν ἐλυμήνατο, τὸν βαϲιλέα δὲ δι5 έϲωϲεν· καὶ ϲυνεργὸϲ αὐτῷ κατέϲτη πρὸϲ τὴν ἀναίρεϲιν Ϲτελίχωνοϲ κατὰ τὴν Ῥάβενναν διατρίβοντοϲ. (2) ἄλλοι δὲ οὐκ Ὀλύμπιον, ἀλλ᾽ Ὀλυμπιόδωρόν φαϲιν, οὐδ᾽ ἐπαμῦναι τῷ βαϲιλεῖ, ἀλλ᾽ ἐπιβουλεῦϲαι τῷ εὐεργέτῃ Ϲτελίχωνι καὶ εἰϲ τυραννίδα ϲυκοφαντῆϲαι αὐτόν. καὶ οὐδὲ μάγιϲτρον τηνικαῦτα εἶναι, ἀλλ᾽ ὕϲτερον, μετὰ τὸν ἄδικον τοῦ Ϲτελίχωνοϲ φόνον, ἔπαθλον τὴν ἀξίαν 10

λαβεῖν. ἀλλ᾽ οὐκ εἰϲ μακρὰν καὶ αὐτὸν ῥοπάλοιϲ ἀναιρεθέντα τῆϲ μιαιφονίαϲ τὴν δίκην ἀποτῖϲαι τῷ Ϲτελίχωνι.

2. (1) ὅτι κατὰ τοὺϲ προειρημένουϲ χρόνουϲ Ἀλλάριχοϲ, Γότθοϲ τὸ γένοϲ, περὶ τὰ τῆϲ Θρᾴκηϲ ἄνω μέρη δύναμιν ἀθροίϲαϲ ἐπῆλθεν τῇ Ἑλλάδι καὶ τὰϲ Ἀθήναϲ εἷλεν καὶ Μακεδόναϲ καὶ τοὺϲ προϲεχεῖϲ 15 Δαλμάταϲ ἐληίϲατο. ἐπῆλθε δὲ καὶ τὴν Ἰλλυρίδα καὶ τὰϲ Ἄλπειϲ διαβὰϲ ταῖϲ Ἰταλίαιϲ ἐνέβαλεν. (2) Ϲτελίχωνι δ᾽, ὡϲ οὗτοϲ (sc. Philostorgius) λέγει, ζῶντι μετάπεμπτοϲ ἦν, ὃϲ αὐτῷ καὶ τὰϲ τῶν Ἄλπεων πύλαϲ διήνοιξεν. καὶ γὰρ ἐπιβουλὰϲ πάϲαϲ τὸν Ϲτελίχωνα κατὰ βαϲιλέωϲ παλαμᾶϲθαι καὶ μηδ᾽ ὅτι γαμβρὸν αὐτὸν εἶχεν ἐπὶ 20 θυγατρὶ δυϲωπεῖϲθαι, ἀλλὰ καὶ φάρμακον αὐτῷ ἀγονίαϲ ἐγκεράϲαϲθαι. (3) ἐλελήθει δὲ ἄρα ἑαυτὸν ἐν τῷ ϲπουδάζειν τὸν υἱὸν Εὐχέριον ἀνακηρύξειν παρανόμωϲ βαϲιλέα τὸν ἀπόγονον τῆϲ κατὰ διαδοχὴν καὶ θεϲμὸν βαϲιλείαϲ προεκθερίζων καὶ ζημιούμενοϲ. οὕτω δὲ κατάφωρον καὶ ἀδεᾶ τὴν τυραννίδα προενεγκεῖν τὸν Ϲτε25 λίχωνα λέγει (sc. Philostorgius), ὡϲ καὶ νόμιϲμα μορφῆϲ λειπούϲηϲ μόνηϲ κόψαϲθαι. 6–11 ἄλλοι – Ϲτελίχωνι a Photio addita esse censuit Gothofredus 7 Ὀλυμπιόδωρόν mirum 13 περὶ, ut vid., non παρὰ B (teste Wilson) 24 προενεγκεῖν dub. cod. Bochart. : προνεγκεῖν B

Aus dem zwölften Buch

12,1-13 Photios, Philostorgios-Epitome 12,1-13 (nach 11,8) 1. (1) Philostorgios zieht nicht nur sonst in vielerlei Hinsicht über Stilicho her, sondern er schreibt sogar, dass jener der Usurpation schuldig gewesen sei, und ein gewisser Olympius, der zu den magistri gehörte, habe, als im Palast das Schwert zum Schlag gegen den Kaiser geführt worden sei, dies mit seiner Hand aufgehalten und dabei sich selbst verletzt, den Kaiser aber gerettet; dessen Gehilfe sei er bei der Tötung Stilichos gewesen, als dieser sich in Ravenna aufhielt. (2) Nach anderen war es nicht Olympius, sondern Olympiodor (?), und er sei dem Kaiser nicht etwa zu Hilfe gekommen, sondern habe gegen seinen Wohltäter Stilicho intrigiert und ihn verleumderisch der Usurpation bezichtigt. Auch sei er damals nicht magister gewesen, sondern erst später, nach dem ungerechtfertigten Mord an Stilicho, habe er diese Würde als Belohnung erhalten. Aber nicht lange danach sei er seinerseits mit Knüppeln getötet worden und habe damit Stilicho für den frevelhaften Mord Buße gezahlt.

2. (1) Zu den bereits erwähnten Zeiten sammelte Alarich, ein Gote, in den nördlich gelegenen Teilen Thrakiens eine Streitmacht und griff Hellas an; Athen nahm er ein und plünderte die Gebiete der Makedonen und benachbarten Dalmater. Er griff auch Illyrikum an, überschritt die Alpen und fiel in die italischen Provinzen ein. (2) Wie dieser (d. h. Philostorgios) sagt, war er von Stilicho zu dessen Lebzeiten herbeigeholt worden, der ihm auch die Tore der Alpen öffnete. Denn Stilicho habe allerlei Intrigen gegen den Kaiser gesponnen, und nicht einmal die Tatsache, dass er ihn über seine Tochter zum Schwiegersohn hatte, habe ihn davor zurückscheuen lassen, sondern er habe ihm sogar zum Zwecke der Unfruchtbarkeit ein Gift untergemischt. (3) Dabei war ihm entgangen, dass er in dem Bestreben, seinen Sohn Eucherius widerrechtlich zum Kaiser zu erheben, bereits im voraus einen Nachkommen des gemäß Nachfolge und Recht bestehenden Kaiserhauses entfernte und so darum gebracht wurde. Die U

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3. (1) ὅτι Ϲτελίχωνοϲ ἀνῃρημένου οἱ ϲυνόντεϲ βάρβαροι τὸν ἐκείνου παῖδα λαβόντεϲ τὴν ταχίϲτην ᾤχοντο. καὶ τῇ Ῥώμῃ πληϲιάϲαντεϲ τὸν μὲν ἐφεῖϲαν εἴϲ τι τῶν ἀϲύλων ἱερὸν καταφυγεῖν, οἱ δὲ τὰ τῆϲ πόλεωϲ πέριξ ἐπόρθουν, τὸ μὲν τῷ Ϲτελίχωνι τιμωροῦντεϲ, τὸ δὲ λιμῷ πιεζόμενοι. (2) ἐπεὶ δὲ παρὰ Ὀνωρίου γράμμα κρεῖττον τῆϲ ἀϲυλίαϲ γενόμενον ἀναιρεῖ τὸν Εὐχέριον, διὰ ταῦτα ϲυμμίξαντεϲ οἱ βάρβαροι Ἀλλαρίχῳ εἰϲ τὸν πρὸϲ Ῥωμαίουϲ αὐτὸν ἐξορμῶϲι πόλεμον. (3) ὁ δὲ θᾶττον καταλαμβάνει τὸν Πόρτον· μέγιϲτον δὴ οὗτοϲ νεώριον Ῥώμηϲ λιμέϲι τριϲὶ περιγραφόμενοϲ καὶ εἰϲ πόλεωϲ μικρᾶϲ παρατεινόμενοϲ μέγεθοϲ. ἐν τούτῳ δὲ καὶ ὁ δημόϲιοϲ ἅπαϲ ϲῖτοϲ κατὰ παλαιὸν ἔθοϲ ἐταμιεύετο. (4) ἑλὼν δὲ ῥᾷον τὸν Πόρτον καὶ τῇ ϲιτοδείᾳ ἢ ταῖϲ ἄλλαιϲ μηχαναῖϲ πολιορκήϲαϲ τὴν Ῥώμην κατὰ κράτοϲ αἱρεῖ. καὶ ψηφιϲαμένων τῶν Ῥωμαίων (τοῦτο γὰρ αὐτοῖϲ Ἀλλάριχοϲ ἐνεδίδου) Ἄτταλον αὐτοῖϲ ἀναγορεύει βαϲιλέα (οὗτοϲ δὲ Ἴων μὲν ἦν τὸ γένοϲ, Ἕλλην δὲ τὴν δόξαν, τῆϲ αὐτῆϲ δὲ πόλεωϲ ἔπαρχοϲ). (5) οὗτοϲ δὲ λοιπὸν μετὰ τὴν ἀναγόρευϲιν τὸ λείψανον τῶν Ῥωμαίων, ὅπερ ὁ λιμὸϲ αὐτὸϲ καὶ ἡ ἀλληλοφαγία ὑπελείπετο, τροφὴν αὐτοῖϲ κομίζειν ἀπὸ τοῦ Πόρτου ἐφίηϲιν. εἶτα τὸν Ἄτταλον λαβὼν καὶ ϲτρατηγοῦ ϲχῆμα πληρῶν αὐτῷ ἐπὶ τὴν Ῥάβενναν κατὰ Ὀνωρίου ϲτρατεύει. καὶ κελεύει Ἄτταλοϲ τὸν Ὀνώριον τὸν ἰδιώτην ἀνθελέϲθαι βίον καὶ τῶν τοῦ ϲώματοϲ ἀκρωτηρίων τῇ περιτομῇ τὴν τοῦ ὅλου ϲωτηρίαν ὠνήϲαϲθαι. (6) Ϲάροϲ δέ, ὃϲ μετὰ Ϲτελίχωνα τὴν ϲτρατηγικὴν ἀρχὴν Ὀνωρίου δεδωκότοϲ εἶχεν, ϲυμβαλὼν Ἀλλαρίχῳ κρατεῖ τῇ μάχῃ καὶ τῆϲ Ῥαβέννηϲ ἀποδιώκει. ὁ δὲ τὸν Πόρτον καταλαβὼν ἀποδύει μὲν τῆϲ βαϲιλείαϲ τὸν Ἄτταλον, οἱ μέν φαϲιν μὴ εὔνουν εἶναι διαβληθέντα, οἱ δὲ διότι ϲπονδὰϲ διενοεῖτο πρὸϲ Ὀνώριον θέϲθαι καὶ τὸ δοκοῦν ἐμποδὼν ἑϲτάναι δέον ἡγεῖτο προαποϲκευάϲαϲθαι. (7) μετὰ τοῦτο πρὸϲ Ῥάβενναν ὁ Ἀλλάριχοϲ ἐπανελθὼν καὶ ϲπονδὰϲ προτείνων ὑπὸ τοῦ προειρημένου διεκρούϲθη Ϲάρου φαμένου τὸν δίκαϲ ὀφείλοντα τῶν 29 τι Bidez : τινα B | ἱερὸν : ἱερῶν dub. τῶν μὲν ... τῶν δὲ B 33 sq. ἐξορμῶϲι : ἐξαρτῶϲι, in marg. ορμῶϲι addito, B 34 δὴ : δὲ Gothofredus, duce Niceph. h. e. 13,35 (PG 146,1041 C) 36 παρατεινόμενοϲ Valesius : -μενον B 38 πολυορκήϲαϲ B : corr. M 39 αἱρεῖ Gothofredus : αἴρει B 43 αὐτὸϲ (ὸϲ ex ῶ) B : αὐτῶν Kassel 44 αὐτοῖϲ : an αὑτοῖϲ vel ἑαυτοῖϲ?

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gios), habe Stilicho so offen und unbekümmert vorangetrieben, dass er sogar Münzen habe schlagen lassen, auf denen nur noch sein Porträt gefehlt habe. 3. (1) Nachdem Stilicho ermordet war, zogen die Barbaren aus seiner Begleitung mitsamt seinem Sohn auf dem schnellsten Wege ab. Als sie in der Nähe von Rom waren, ließen sie ihn in einem der Heiligtümer, die Asyl boten, Zuflucht nehmen, während sie selbst die Umgebung der Stadt verwüsteten, zum einen aus Rache für Stilicho, zum anderen weil sie von Hunger bedrängt wurden. (2) Als aber von Honorius ein Brief kam, der das Asylrecht außer Kraft setzte und so zum Tod des Eucherius führte, vereinten sich die Barbaren daraufhin mit Alarich und stachelten ihn zum Krieg gegen die Römer an. (3) Der nahm Portus rasch ein. Mit drei Hafenbecken und der Ausdehung einer Kleinstadt ist dies die größte Hafenanlage Roms. Hier wurde nach alter Gewohnheit auch das gesamte öffentliche Getreide aufbewahrt. (4) Nachdem er Portus leicht erobert hatte, belagerte er auch Rom, eher mittels Aushungerung als mit den sonstigen Belagerungsmaschinen, und nahm es erfolgreich ein. Als die Römer abgestimmt hatten (das hatte Alarich ihnen nämlich zugestanden), verkündete er ihnen, dass Attalus Kaiser sei (der war Ionier hinsichtlich seiner Abstammung, Heide seinem Glauben nach und Präfekt derselben Stadt). (5) Ferner gestattete er nach der Proklamation dem Rest der Römer, den die Hungersnot (sie allein war schon genug) und der Kannibalismus übriggelassen hatten (oder den die Hungersnot und der Kannibalismus von ihnen übriggelassen hatten ?), aus Portus Nahrung zu besorgen. Dann nahm er Attalus und zog, den Rang eines Heermeisters bei ihm einnehmend, nach Ravenna gegen Honorius zu Felde. Attalus befahl dem Honorius, sich fürs Privatleben zu entscheiden und die Rettung des ganzen Körpers mit der Amputation seiner Extremitäten zu erkaufen. (6) Sarus aber, dem nach Stilicho das Heermeisteramt von Honorius übertragen worden war, schlug Alarich im Kampf und verjagte ihn von Ravenna. Der nahm Portus ein und entkleidete Attalus der Kaiserherrschaft, nach Meinung der einen, weil er ihn beschuldigte, nicht loyal zu sein, nach Ansicht der anderen, weil er beabsichtigte, einen Waffenstillstand mit Honorius zu schließen, und es

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τολμηθέντων μὴ ἂν ἄξιον εἶναι φίλοιϲ ϲυντάττεϲθαι. (8) ἐκεῖθεν Ἀλλάριχοϲ ὀργιϲθεὶϲ μετὰ ἐνιαυτὸν τῆϲ προτέραϲ ἐπὶ τὸν Πόρτον ἐφόδου ὡϲ πολέμιοϲ ἐπελαύνει τῇ Ῥώμῃ· καὶ τὸ ἐντεῦθεν τῆϲ τοϲαύ60 τηϲ δόξηϲ τὸ μέγεθοϲ καὶ τὸ τῆϲ δυνάμεωϲ περιώνυμον ἀλλόφυλον πῦρ καὶ ξίφοϲ πολέμιον καὶ αἰχμαλωϲία κατεμερίζετο βάρβαροϲ. ἐν ἐρειπίοιϲ δὲ τῆϲ πόλεωϲ κειμένηϲ Ἀλλάριχοϲ τὰ κατὰ Καμπανίαν ἐληίζετο κἀκεῖ νόϲῳ φθείρεται.

4. (1) ὁ δὲ τῆϲ αὐτοῦ γυναικὸϲ ἀδελφὸϲ [ vacant in cod. B 2 vv. ≈ 140-50 litt. ]. βαρβαρικοῦ γὰρ γένουϲ τοῦ Ϲαυροματῶν χρηματίζειν αὐτοὺϲ καὶ ϲυναφθῆναι τότε τῷ ὀϲτρακίνῳ γένει τὸν ἐκ ϲιδήρου τὴν γένεϲιν ἕλκοντα (cf. Dan. 2,33. 41-43)· (2) οὐ τοῦτο δὲ μόνον, ἀλλὰ καὶ ἡνίκα πάλιν Ἀδαοῦλφοϲ γαμικαῖϲ ὁμιλίαιϲ τῇ Πλακιδίᾳ ϲυνήπτετο. τὴν γὰρ ὀϲτρακίνην φύϲιν [ vacant in cod. B 2⅓ vv. ≈ 70 170-80 litt. ] ἐλπίδαϲ τρέφων, ὡϲ αὐτὸϲ καταπολεμήϲαϲ Ἀδαοῦλφον τὴν Πλακιδίαν νυμφεύϲαιτο. (3) οὐ πολὺ δὲ τὸ μέϲον καὶ πολλὰ δραματουργήϲαϲ, ἐξ ὀργῆϲ Ἀδαοῦλφοϲ ὑπό τινοϲ τῶν οἰκείων ἀποϲφάττεται. ἐκ τούτου τὸ βάρβαρον πρὸϲ Ὀνώριον ϲπένδεται· καὶ τὴν οἰκείαν ἀδελφὴν καὶ τὸν Ἄτταλον τῷ βαϲιλεῖ παρατίθεν75 ται, αὐτοὶ ϲιτήϲεϲί τε δεξιωθέντεϲ καὶ μοῖράν τινα τῆϲ τῶν Γαλατῶν χώραϲ εἰϲ γεωργίαν ἀποκληρωϲάμενοι. 65

5. (1) μετὰ ταῦτα δὲ καὶ ἡ Ῥώμη τῶν πολλῶν κακῶν ἀναϲχοῦϲα ϲυνοικίζεται. καὶ ὁ βαϲιλεὺϲ αὐτῇ παραγεγονὼϲ χειρὶ καὶ γλώττῃ τὸν ϲυνοικιϲμὸν ἐπεκρότει. (2) ὑπὲρ δὲ βήματοϲ ἀναβὰϲ εἰϲ 80 τὴν πρώτην αὐτῷ βαθμίδα τὸν Ἄτταλον διαβαίνειν ἐπετίθει [ vacat in cod. B 1 v. ≈ 70-75 litt. ] δεξιᾶϲ χειρὸϲ ἀπέτεμεν τοὺϲ βʹ δακτύ-

57 ἂν ἄξιον cod. Bochart. : ἀνάξιον B 64 in initio spatii vacui post ἀδελφὸϲ relicti possis supplere Ἀδαοῦλφοϲ καθίϲταται διάδοχοϲ 65 ante βαρβαρικοῦ interpunxit Stein | Ϲαυροματῶν Valesius : 70 ὡϲ αὐτὸϲ ex ὡϲαύτωϲ restit. B | καταπολεμήϲαϲ cod. Vall. : κατὰ πολεμίαϲ B 70 sq. δαοῦλφον B : corr. Gothofredus 71 an νυμφεύϲοιτο vel ⟨ἂν〉 νυμφεύϲαιτο? 74 sq. post παρατίθενται interpunxit Blockley, duce Gothofredo, post αὐτοὶ B 79 εἰϲ Valesius : ὃ B

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für notwendig hielt, vorher das zu beseitigen, was dem im Wege zu stehen schien. (7) Danach kehrte Alarich nach Ravenna zurück und bot einen Waffenstillstand an, wurde aber vom vorhin erwähnten Sarus mit den Worten zurückgewiesen, dass, wer Buße schulde für das, was er gewagt habe, schwerlich würdig sei, zu den Freunden gerechnet zu werden. (8) Deswegen erzürnt, zog Alarich ein Jahr nach dem ersten Angriff auf Portus als Feind gegen Rom, dessen grandioser Ruf und ruhmreiche Macht daraufhin vom Feuer der Fremden, vom Schwerte des Feindes und von der Gefangenschaft bei Barbaren niedergemetzelt wurden. Als die Stadt in Trümmern lag, plünderte Alarich die Gebiete in Kampanien und verstarb dort an einer Krankheit. 4. (1) Der Bruder seiner Frau [wurde sein Nachfolger ? - - - ]. Sie zählten nämlich zum Barbarenvolk der Sarmaten, und damals sei derjenige, der seine Herkunft vom Eisen ableitete, mit dem tönernen Geschlecht verbunden worden (vgl. Dan. 2,33. 41- 43). (2) Dies war aber auch der Fall, als Athaulf erneut eine eheliche Verbindung, mit Placidia, einging. Denn die tönerne Natur [ - - - ], wobei er (d. h. Constantius) die Hoffnung hegte, dass er selbst, wenn er Athaulf niedergekämpft habe, Placidia heiraten werde. (3) Es war noch nicht viel Zeit vergangen, und er hatte vielerlei veranstaltet, da wurde Athaulf von einem seiner Gefolgsleute aus Groll ermordet. Daraufhin schlossen die Barbaren einen Vertrag mit Honorius und übergaben dem Kaiser seine Schwester und den Attalus, während sie ihrerseits mit Nahrungsmitteln empfangen wurden und einen Teil des Lands der Galater für den Ackerbau erhielten. 5. (1) Danach erholte sich Rom auch von den zahlreichen Verheerungen und wurde besiedelt. Der Kaiser gab, als er dort zugegen war, in Wort und Tat seinen Beifall zu der Besiedlung. (2) Er stieg nach oben auf das Tribunal und verhängte als Strafe, dass Attalus zur ersten Stufe zu ihm hinüberkommen sollte [ - - - ], und er ließ ihm an der rechten Hand zwei Finger abschneiden, deren einer [der Mittelfinger (oder

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λουϲ, ὧν ὁ μὲν [ vacant in cod. B ca. 12 litt. ], ὁ δὲ λιχανὸϲ ἔχει τὴν κλῆϲιν. (3) καὶ εἰϲ Λίπαρα τὴν νῆϲον τούτουϲ φυγαδεύει μηδενὸϲ ἄλλου κακοῦ πρὸϲ πεῖραν καταϲτήϲαϲ, ἀλλὰ καὶ τὰϲ εἰϲ τὸν βίον 85 χρείαϲ παραϲχόμενοϲ [ vacant in cod. B ca. 15 litt. ]. 6. κατὰ δὲ τοὺϲ αὐτοὺϲ χρόνουϲ Ἰωβιανόϲ τε ἐπανέϲτη [ vacant in cod. B ca. 14 litt. ] εἰϲ φθορὰν ἀπέϲβη καὶ Ϲεβαϲτιανὸϲ ὁ ἀδελφὸϲ αὐτοῦ τοῖϲ ἴϲοιϲ ἐποφθαλμήϲαϲ τὴν ἴϲην ἔδωκε δίκην. [ὁ δ᾽ Ἡρακλειανὸϲ] μιμηϲάμενοϲ τούτουϲ καὶ ϯπλόωϯ τῷ τῆϲ τύχηϲ ϯγέλῳ 90 ἐπιβὰϲϯ εὐκλεεϲτέραν ἔϲχεν τὴν καταϲτροφὴν τῆϲ θείαϲ ἐμφανῶϲ ἐπικηρυττούϲηϲ [ vacant in cod. B ca. 4 litt. ] οὐδὲ ἀκόϲμητον ἐᾷ οὐδὲ χαίρει τοῖϲ τυραννοῦϲιν, ἀλλ᾽ ᾧ ὁ κατὰ θεϲμὸν βαϲιλεὺϲ ἁρμόζει, τούτῳ καὶ αὐτὴ ϲυμπαρατάττεται. 7. ὅτι τελευτήϲαντοϲ Ἀρκαδίου διάδοχοϲ τῆϲ ἑῴαϲ ἀρχῆϲ κομι95 δῇ νέοϲ ὢν Θεοδόϲιοϲ ὁ παῖϲ ἀναδείκνυται. ϲυνῆν δ᾽ αὐτῷ καὶ Πουλχερία ἡ ἀδελφὴ τὰϲ βαϲιλικὰϲ ϲημειώϲειϲ ὑπηρετουμένη καὶ διευθύνουϲα. 8. (1) ὅτι Θεοδοϲίου τῆϲ τῶν μειρακίων ἡλικίαϲ ἐπιβεβηκότοϲ καὶ τοῦ μηνὸϲ Ἰουλίου εἰϲ ἐννέα ἐπὶ δεκάτῃ διαβαίνοντοϲ περὶ ὀγδό100 ην τῆϲ ἡμέραϲ ὥραν ὁ ἥλιοϲ οὕτωϲ βαθέωϲ ἐκλείπει, ὡϲ καὶ ἀϲτέραϲ ἀναλάμψαι. καὶ αὐχμὸϲ οὕτω τῷ πάθει ϲυνείπετο, ὡϲ πολλῶν ἀνθρώπων καὶ τῶν ἄλλων ζῴων ἀϲυνήθη φθορὰν πανταχοῦ φέρεϲθαι. (2) ἐκλείποντι δὲ τῷ ἡλίῳ φέγγοϲ τι κατὰ τὸν οὐρανὸν ϲυνανεφάνη κώνου ϲχῆμα παραδυόμενον, ὅ τινεϲ ἐξ ἀμαθίαϲ ἀϲτέρα 105 κομήτην ἐκάλουν· καὶ γάρ, ὧν ἐκεῖνοϲ ἐδείκνυ, οὐδὲν ἦν κομήτου παράϲημον. οὔτε γὰρ τὸ φέγγοϲ εἰϲ κόμην ἀπέβαινεν οὔτε ἀϲτέρι 82 post μὲν interpunxit B; in spat. vac., quod sequitur, possis supplere μέϲοϲ ἐϲτίν; an potius καταπύγων? 83 an Λιπάραν? | νῆϲον (ο ex ω restit.) B | τούτουϲ : τοῦτον Holstenius, duce Niceph. h. e. 13,35 (PG 146,1044 D) 86 Ἰωβιανόϲ intellege Ἰοβῖνοϲ | ἐπαναϲτὰϲ dub. Staab; post ἐπανέϲτη interpunxit B; in spat. vac., quod sequitur, suppl. τῷ βαϲιλεῖ καὶ ταχὺ cod. Bochart., vix recte; possis [ἐν ταῖϲ Γαλλίαιϲ καὶ] 88 post δίκην interpunxit B 88 sq. ὁ δ᾽ Ἡρακλειανὸϲ suppl. Holstenius, duce Gothofredo : spat. vac. ca. 12 litt. B 89 πλόω vel πλέω (ο vel ε ex altera utra restit., ω´ suprascr.) B : πλέῳ Gothofredus : πλέον Valesius : possis et πλείονι 91 ἐπικηρυττούϲηϲ [δίκηϲ ὅτι (possis et ὡϲ)] οὐδὲν Valesius 92 τοιϲ (retento οἷϲ) cod. Bochart. 95 ϲυνῆν `δ᾽´ αὐτῷ B 96 πουλχέριοϲ (οϲ in α corr.) B 99 Ἰουλίου Gothofredus : ἰουλλ´ (λλ´ supra ου) B 105 exspectaveris ἐκεῖνο | κομήτου Bidez : κομήταϲ B 106 κόμην ἀπέβαινεν Niceph. h. e. 13,36 (PG 146,1048 C) : κώμην ἐπέβαινεν B

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Stinkefinger ?) ist ?] und deren anderer Zeigefinger (eigentl. Schleckfinger) heißt. (3) Er verbannte diese (oder ihn ?) auf die Insel Lipara, ohne dass er sie (oder ihn ?) noch mit irgendeinem anderen Übel Bekanntschaft machen ließ, vielmehr gewährte er sogar das fürs Leben Notwendige [ - - - ]. 6. Zur gleichen Zeit erhob sich Jovianus (d. h. Jovinus) [in Gallien, und ?] er ging vollständig zugrunde. Sein Bruder Sebastianus, der mit dem gleichen Ansinnen geliebäugelt hatte, büßte die gleiche Strafe. [Heraclianus] ahmte sie nach, betrat (?) das kräftigere (?) Lachen (?) des Schicksals und erfuhr einen ruhmreicheren Sturz, denn deutlich verkündete die göttliche [Gerechtigkeit, dass ?] sie nichts (?) Ungeordnetes zulässt und dass sie keine Freunde an Usurpatoren hat, sondern mit wem der rechtmäßige Kaiser in Einklang steht, dem stellt auch sie sich zur Seite. 7. Nach dem Tode des Arcadius wurde sein Sohn Theodosius, der noch ganz jung war, zum Nachfolger der östlichen Kaiserherrschaft erklärt. Bei ihm war auch seine Schwester Pulcheria, die sich um die kaiserlichen Verlautbarungen kümmerte und sie regelte. 8. (1) Als Theodosius das Jünglingsalter erreicht hatte und der 19. Juli kam, verschwand um die achte Stunde des Tages die Sonne so vollständig, dass sogar Sterne aufschienen. Diesem Ereignis folgte eine Dürre, und zwar in solchem Ausmaß, dass sie überall ein ungewöhnliches Sterben zahlreicher Menschen und der übrigen Lebewesen verursachte. (2) Zugleich mit dem Schwinden der Sonne zeigte sich am Himmel ein Licht, das die Gestalt eines Kegels annahm; manche nannten dies einen Kometenstern – aus Unwissenheit, denn nichts von dem, was er (es ?) zeigte, war typisch für einen Kometen. Weder nämlich endete

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ὅλωϲ ἐῴκει, ἀλλ᾽ οἷον λύχνου τινὸϲ μεγάλη φλὸξ ὑπῆρχεν καθ᾽ ἑαυτὴν ὁρωμένη μηδενὸϲ ἀϲτέροϲ θρυαλλίδοϲ αὐτῷ τινοϲ μορφὴν ὑποτρέχοντοϲ. (3) ἀλλὰ γὰρ καὶ τῇ κινήϲει παρήλλαττεν. καὶ γὰρ κινηθείϲ, ὅθεν ὁ ἥλιοϲ κατὰ ἰϲημερίαν ἀνίϲχει, ἐκεῖθεν τὸν κατὰ τῆϲ οὐρᾶϲ ἄρκτου τεταγμένον ἔϲχατον ἀϲτέρα ὑπερενεγκὼν ἠρέμα προὔβαινεν πορευόμενοϲ ἐπὶ δυϲμάϲ. ἐπεὶ δὲ διεμέτρει τὸν οὐρανόν, ἀφανὴϲ ἦν πλείουϲ τεϲϲάρων μηνῶν ἐξανυϲθείϲηϲ αὐτῷ τῆϲ πορείαϲ. (4) ἡ δὲ κορυφὴ τοῦ φέγγουϲ νῦν μὲν εἰϲ μῆκοϲ μέγα ὠξύνετο, ὡϲ ἐκβαίνειν τοὺϲ τοῦ κώνου λόγουϲ, νῦν δὲ πρὸϲ τὸ ἐκείνου μέτρον ϲυνεϲτέλλετο. καὶ ἄλλα δὲ παρεῖχεν τερατώδη θεάματα, δι᾽ ὧν τῆϲ τῶν ϲυνήθων φαϲμάτων ἐξηλλάττετο φύϲεωϲ. ἤρξατο δὲ ἀπὸ μέϲου θέρουϲ ϲχεδόν τι μέχρι τῆϲ τοῦ μετοπώρου τελευτῆϲ. (5) γέγονεν δὲ ἄρα καὶ τοῦτο {τὸ} ϲημεῖον πολέμων μεγάλων καὶ φθορᾶϲ ἀνθρώπων οὐ ῥητῆϲ. τῷ δὲ ἑξῆϲ ἔτει ἤρξαντο ϲειϲμοὶ οὐ ῥᾴουϲ ὄντεϲ τοῖϲ προλαβοῦϲι παραβαλεῖν, τοῖϲ δὲ ϲειϲμοῖϲ καὶ πῦρ οὐρανόθεν ϲυγκαταρρηγνύμενον πάϲαϲ ἐλπίδαϲ ϲωτηρίαϲ περιέκοπτεν· πλήν γε φθορὰν ἀνθρώπων οὐκ ἐνειργάϲατο, ἀλλ᾽ ἡ θεία εὐμένεια πνεῦμα ϲφοδρὸν καθιεῖϲα καὶ τὸ πῦρ πανταχόθεν περιελάϲαϲα κατὰ τῆϲ θαλάϲϲηϲ ἀπέρριψεν. (6) καὶ ἦν ἰδεῖν ξένην θέαν τῶν κυμάτων ἐπὶ πλεῖϲτον ὥϲπερ τινῶν λαϲίων χωρίων τῷ πυρὶ καταφλεγομένων, ἄχρι τελείωϲ τὸ φλέγον ἐναπέϲβη τῷ πελάγει.

9. (1) ὅτι κατὰ πολλοὺϲ τόπουϲ τῶν ϲειϲμῶν γενομένων ὤφθηϲαν ὀροφαὶ οἰκιῶν ἀπ᾽ ἀλλήλων μετὰ μεγάλων πατάγων καὶ 130 ἀραγμῶν διαϲτᾶϲαι, ὡϲ καὶ τοὺϲ ἔνδον παρατυχόνταϲ καθαρῶϲ τῇ ὄψει τὸν οὐρανὸν ὑποβάλλειν, καὶ μετὰ τὴν τοϲαύτην διάϲταϲιν οὕτωϲ πάλιν ἁρμοϲθεῖϲαί τε καὶ ϲυναφθεῖϲαι, ὡϲ μηδεμίαν αἴϲθηϲιν τοῦ νεωτεριϲθέντοϲ μηδενὶ παραϲχεῖν. (2) τὸ αὐτὸ δὲ τοῦτο πάθοϲ καὶ περὶ τὰ ἐδάφη πολλαχοῦ ϲυνηνέχθη. καὶ γὰρ ϲιτοβολῶνεϲ 135 τοὺϲ κάτωθεν οἰκοῦνταϲ ἀπέπνιξαν τὸν ϲῖτον αὐτοῖϲ ἀθρόον ἐπιχεάμενοι διὰ τῶν πάτων· καὶ πάλιν οὕτωϲ παρέϲχον τὸ ἔδαφοϲ ἡρμοϲμένον, ὡϲ ἐξαπορεῖν ἅπανταϲ, πόθεν ὁ φονεὺϲ ἀπερρύη ϲῖ107 τινὸϲ Niceph. ibid., qui et μεγάλου : τιϲ κατὰ τὴν οὐρὰν ⟨τῆϲ〉 ἄρκτου? 116 τερα`τ´ώδη B 117 sq. an δὲ ⟨φανῆναι〉 vel θέρουϲ ⟨φανῆναι〉? 118 τελευτῆϲ (λ ex ε restit., ut vid.) B 119 τὸ del. Valesius πολέμων (ν supra ω) B 132 ἁρμοθεῖϲαί B : corr. Niceph. h. e. 13,36 (PG 146,1049 A) 134 ϲιτοβολῶν B : corr. Valesius 137 ἀπερρύη B (teste Wilson)

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das Licht in einem Schweif, noch glich es überhaupt einem Stern, sondern es war wie bei einer Lampe eine große Flamme, die für sich allein zu sehen war, denn kein Stern nahm hier die Rolle eines Dochtes ein. (3) Aber auch bezüglich der Bewegung unterschied er sich. Denn er bewegte sich von dort los, wo die Sonne zur Tag- und Nachtgleiche aufgeht, passierte den letzten Stern, der sich unten am Schwanz des Bären befindet, und wanderte langsam nach Westen. Nachdem er den Himmel durchmessen hatte, verschwand er; seine Reise hatte mehr als vier Monate gedauert. (4) Das oberste Ende des Lichtes spitzte sich bald in großer Länge zu, so dass es die Proportionen des Kegels überschritt, bald zog es sich wieder auf dessen Maß zusammen. Noch weitere wundersame Anblicke bot es, durch die es sich vom Wesen der gewöhnlichen Erscheinungen unterschied. Es begann Mitte des Sommers und dauerte bis fast zum Ende des Herbstes. (5) Auch dies war ein Vorzeichen für große Kriege und unsägliches Verderben der Menschen. Im folgenden Jahr setzten Erdbeben ein, die kaum mit den vorangegangenen zu vergleichen waren, und zusammen mit den Erdbeben brach vom Himmel Feuer herab, das alle Hoffnungen auf Rettung zu zerschlagen drohte. Indes führte es nicht zum Untergang von Menschen, sondern das göttliche Wohlwollen entsandte einen heftigen Wind, kesselte das Feuer von allen Seiten her ein und schleuderte es hinab ins Meer. (6) Da gab es ein seltsames Schauspiel zu sehen, dass nämlich die Wellen wie Buschland weithin in Flammen standen, bis endlich das Feuer im Meer erlosch. 9. (1) Als es die Erdbeben an vielen Orten gab, konnte man sehen, wie die Dächer der Häuser mit großem Krach und Getöse auseinanderbrachen, so dass diejenigen, die drinnen waren, freie Sicht in den Himmel hatten; und nach diesem Auseinanderbrechen wurden sie so wieder zusammengesetzt und -gefügt, dass es niemandem möglich war, die Erneuerung zu erkennen. (2) Genau das gleiche Ereignis spielte sich vielerorts auch bei den Böden ab. Getreidespeicher erstickten nämlich die darunter Wohnenden, da sich das Korn durch die Deckenböden in Massen über diese ergoss; und dann wiesen sie wieder einen so fest zusammengefügten Boden auf, dass alle sich fragten, woher das todbringende

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τοϲ. (3) καὶ ἄλλα δὲ τοιουτότροπα πάθη τηνικαῦτα ἐνεοχμώθη δεικνύντα μὴ φυϲικῇ τινι ταῦτα προελθεῖν ἀκολουθίᾳ, ὡϲ Ἑλλήνων 140 παῖδεϲ ληροῦϲιν, ἀλλὰ θείαϲ ἀγανακτήϲεωϲ μάϲτιγαϲ ἐπαφεθῆναι.

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10. (1) ὅτι διαφόροιϲ ἐπιχειρήμαϲι καταϲκευάζειν πειρᾶται (sc. Philostorgius) τοὺϲ ϲειϲμοὺϲ μήτε διὰ πλημμύραν ὑδάτων ϲυνίϲταϲθαι μήτε πνευμάτων ἐναπολαμβανομένων τοῖϲ κόλποιϲ τῆϲ γῆϲ, ἀλλὰ μηδὲ γῆϲ τινοϲ ὅλωϲ παρεγκλίϲει, μόνῃ δὲ τῇ θείᾳ γνώμῃ πρὸϲ ἐπιϲτροφὴν καὶ διόρθωϲιν τῶν ἁμαρτανομένων. καὶ ταῦτά φηϲιν ἰϲχυριζόμενον λέγειν, διότι τὰ τηλικαῦτα πάθη μὴ δύναται μηδέτερον τῶν εἰρημένων ϲτοιχείων κατὰ φυϲικὴν ἀποτελεῖν δύναμιν. (2) ἐπεὶ θεοῦ γε βουληθέντοϲ καὶ ψεκὰϲ ἂν ἡ ϲμικροτάτη προϲπεϲοῦϲα καὶ νιφὰϲ ἡ κουφοτάτη τὸν Ὄλυμπον τῆϲ Μακεδονίαϲ ἤ τι ἄλλο τῶν μεγίϲτων ὀρῶν κινήϲειεν ἂν ῥᾳδίωϲ. ἐπεὶ καὶ φαίνεται πολλάκιϲ τὸ θεῖον ἐπὶ παιδείᾳ τῶν ἀνθρώπων τούτοιϲ χρώμενον. (3) τήν τε γὰρ Ἐρυθρὰν θάλαϲϲαν ῥᾷον ὂν ἀθρόον διαϲτῆϲαι, „νότῳ βιαίῳ“ (Ex. 14,21) πρότερον μαϲτιγώϲαϲ καὶ ϲυνωθήϲαϲ οὕτω διέϲτηϲεν, τῇ τοῦ νότου φύϲει μηδεμιᾶϲ δυνάμεωϲ τοιαύτηϲ ἐγκαθιδρυμένηϲ, ἀλλὰ τῆϲ ἄνωθεν ῥοπῆϲ ὑπερφυῶϲ αὐτῷ χρηϲαμένηϲ πρὸϲ τὸ οἰκεῖον βούλημα. (4) καὶ ῥάβδοϲ δὲ πηγὰϲ ἐκ πέτραϲ ναμάτων πλήττουϲα προχέει (cf. Num. 20,11) καὶ Ἰορδάνου ῥεῖθρα καθαίρουϲι λέπραν (cf. 4. Reg. 5,14), οὐ τῆϲ φύϲεωϲ αὐτῶν ταῦτα δρᾶν ἐνδυναμούϲηϲ, τοῦ δὲ πλάϲτου μεταπλάττειν ἕκαϲτον τῶν δημιουργημάτων, πρὸϲ ἣν ἂν ἐθέλῃ χρείαν, πολλὴν καὶ ἀκώλυτον ἔχοντοϲ τὴν ἐξουϲίαν.

11. ὅτι μετὰ θάνατον Εὐδοξίου, ὃϲ τῆϲ ἐν Κωνϲταντινουπόλει Εὐνομιανῆϲ ϲυναγωγῆϲ ἐπῆρχεν, Λουκιανὸϲ ἀντικαθίϲταται παῖϲ ὢν ἀδελφῆϲ Εὐνομίου. τοῦτον δή φαϲιν εἰϲ φιλαργυρίαν τε καὶ τὰ 165 ϲυγγενῆ κατολιϲθήϲαντα πάθη καὶ τὴν ἐπ᾽ αὐτοῖϲ ὑφορώμενον δίκην ἀποϲχίϲαι μὲν τῆϲ ἄλληϲ Εὐνομιανῶν μοίραϲ, ἰδίαϲ δὲ ϲυμμορίαϲ ἀρχηγὸν ἑαυτὸν ἀναδεῖξαι καὶ ϲυντάγματοϲ οὐκ εὐκαταφρονή138 ἐνεωχμώθη B : corr. Niceph. ibid. (1049 B) 143 τοῖϲ κόλποιϲ M : τῶν κόλπων (οι supra utramque ω) B 152 ὃν B : corr. L 153 ϲυνωθίϲαϲ B : corr. L 157 sq. καθέρουϲι B : corr. L 160 ἐθέλη (η ex ει) B 163 ἐπῆρχε Lowth ap. Reading : ὑπῆρχεν B 164 δή B | φ`ι´λαργυρίαν (λ ex υ) B

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Korn gekommen war. (3) Noch weitere solcher neuartigen Ereignisse gab es damals, die zeigten, dass dies nicht aufgrund einer naturgegebenen Folge vonstatten ging, wie die Heiden faseln, sondern dass Geißeln göttlichen Zorns losgelassen worden waren. 10. (1) Er (d. h. Philostorgios) versucht mit verschiedenen Argumenten zu beweisen, dass die Erdbeben weder infolge von Wasserüberflutungen entstehen noch dadurch, dass Winde in den Wölbungen der Erde eingeschlossen sind, auch nicht etwa durch Absenkung eines Landstücks, sondern allein durch den göttlichen Ratschluss zum Zwecke der Bekehrung und Richtigstellung der Verfehlungen. Dies, sagt er, behaupte er mit Entschiedenheit, denn keines der beiden genannten Elemente könne gemäß seiner natürlichen Kraft solch große Katastrophen bewirken. (2) Denn wenn Gott will, kann auch der kleinste Regentropfen, der fällt, oder die leichteste Schneeflocke leicht den Olymp in Makedonien oder einen anderen sehr hohen Berg erschüttern. Denn es ist offenkundig, dass die göttliche Macht oftmals solche Mittel zur Erziehung der Menschen verwendet. (3) Obwohl es nämlich ein Leichtes gewesen wäre, das Rote Meer mit einem Schlag zu teilen, hat Gott es zuerst mit einem „kräftigen Südwind“ (Ex. 14,21) gepeitscht und zusammengedrängt und so geteilt; dabei wohnt der Natur des Südwindes keineswegs eine derartige Kraft inne, sondern die Macht von oben hat ihn in übernatürlicher Weise für ihren eigenen Ratschluss gebraucht. (4) Eine Rute lässt mit ihren Schlägen Ströme an Wasser aus dem Fels sich ergießen (vgl. Num. 20,11), und die Fluten des Jordan waschen Lepra weg (vgl. 4. [2.] Kön. 5,14), nicht weil ihre Natur sie befähigt, das zu tun, sondern weil der Gestalter reichlich und ungehindert Macht hat, eine jede seiner Schöpfungen zu welchem Gebrauch auch immer nach seinem Willen umzugestalten. 11. Nach dem Tod des Eudoxios, der die eunomianische Gemeinde in Konstantinopel geleitet hatte, wurde an seiner Statt Lukianos eingesetzt, der ein Sohn der Schwester des Eunomios war. Dieser, heißt es, sei in Geldgier und verwandte Leidenschaften abgeglitten und habe die Strafe dafür kommen sehen; daraufhin habe er sich vom übrigen Teil der Eunomianer abgespalten und sich zum Leiter einer eigenen Gruppierung erklärt und so eine nicht zu verachtende Truppe angeführt, da

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του ἄρξαι πάντων τῶν ἐπιρρήτων τε καὶ ποικίλοιϲ πάθεϲι καθωπλιϲμένων πρὸϲ αὐτὸν ἀπερρυηκότων. 12. (1) ὅτι Ὀνώριοϲ ὁ βαϲιλεὺϲ Κωνϲτάντιον τὸν ϲτρατηγὸν 170 κατὰ τιμὴν τοῦ κήδουϲ εἰϲ τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ προϲλαμβάνεται ϲκῆπτρον, ἤδη καὶ παῖδα Οὐαλεντινιανὸν τῆϲ Πλακιδίαϲ αὐτῷ γειναμένηϲ, ᾧ καὶ τὴν τοῦ ἐπιφανεϲτάτου περιῆψεν ὁ Ὀνώριοϲ ἀξίαν. (2) αἱ δὲ τοῦ Κωνϲταντίου εἰκόνεϲ, ὡϲ ἔθοϲ ἦν τοῖϲ ἄρτι παρελθοῦϲιν 175 εἰϲ βαϲιλείαν πράττειν, ἀναπέμπονται πρὸϲ τὴν ἑῴαν. ἀλλ᾽ ὅ γε Θεοδόϲιοϲ οὐκ ἀρεϲκόμενοϲ τῇ ἀναρρήϲει οὐ προϲίετο ταύταϲ. (3) καὶ δὴ Κωνϲταντίῳ παραϲκευαζομένῳ διὰ τὴν ὕβριν ἐπὶ πόλεμον καὶ τῆϲ ζωῆϲ καὶ τῶν φροντίδων ἐπιϲτὰϲ ὁ θάνατοϲ τὴν ἀπαλλαγὴν παρέχει βαϲιλεύϲαντι μῆναϲ ἕξ.

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13. (1) ὅτι ἐν ὑπατείᾳ τοῦ βαϲιλέωϲ Θεοδοϲίου τὸ δέκατον καὶ Ὀνωρίου τὸ τριϲκαιδέκατον αὐτὸϲ Ὀνώριοϲ ὑδέρῳ τελευτᾷ καὶ Ἰωάννηϲ τυραννίδι ἐπιθέμενοϲ διαπρεϲβεύεται πρὸϲ Θεοδόϲιον. ἀπράκτου δὲ τῆϲ πρεϲβείαϲ γεγενημένηϲ καὶ οἱ πρέϲβειϲ ὑβριϲθέντεϲ ἄλλοϲ ἀλλαχῆ κατὰ τὴν Προποντίδα φυγῇ προϲετιμήθηϲαν. (2) τὴν μέντοι Πλακιδίαν καὶ τὸν τρίτον Οὐαλεντινιανόν (μετὰ γὰρ Κωνϲταντίου θάνατον πρὸϲ τὸ Βυζάντιον ἀνεκομίϲθηϲαν) ἀποϲτέλλει πρὸϲ τὴν Θεϲϲαλονίκην Θεοδόϲιοϲ κἀκεῖ τὴν τοῦ Καίϲαροϲ ἀξίαν τῷ ἀνεψιῷ περιτίθηϲιν, Ἀρδαβουρίῳ τῷ ϲτρατηγῷ καὶ τῷ τούτου υἱῷ Ἄϲπαρι τὴν κατὰ τοῦ τυράννου ϲτρατηγίαν ἐγχειρίϲαϲ. (3) οἳ δὴ καὶ ϲυνεπαγόμενοι Πλακιδίαν τε καὶ Οὐαλεντινιανὸν καὶ τούϲ τε Παίοναϲ καὶ τοὺϲ Ἰλλυριοὺϲ διελάϲαντεϲ τὰϲ Ϲάλωναϲ, πόλιν τῆϲ Δαλματίαϲ, αἱροῦϲι κατὰ κράτοϲ. ἐντεῦθεν ὁ μὲν Ἀρδαβούριοϲ νηίτῃ ϲτόλῳ κατὰ τοῦ τυράννου χωρεῖ. (4) ὁ δὲ Ἄϲπαρ τὴν ἱππικὴν δύναμιν ϲυναναλαβὼν καὶ τῷ τάχει τῆϲ ἐφόδου κλέψαϲ τὰϲ αἰϲθήϲειϲ, τῆϲ Ἀκυληίαϲ μεγάληϲ πόλεωϲ ἐγκρατὴϲ γίνεται ϲυνόντων αὐτῷ Οὐαλεντινιανοῦ τε καὶ Πλακιδίαϲ. (5) ἀλλ᾽ ὁ μὲν οὕτω τὴν Ἀκυληίαν ἀταλαιπώρωϲ παρεϲτήϲατο, τὸν δὲ Ἀρδαβούριον βίαιον ἀπολαβὸν πνεῦμα ϲὺν δυϲὶν ἑτέραιϲ τριήρεϲιν εἰϲ χεῖραϲ ἄγει τοῦ τυράννου. ὁ δὲ πρὸϲ ϲπονδὰϲ ἀφορῶν φιλανθρώπωϲ ἐκέχρητο τῷ Ἀρδαβουρίῳ. (6) καὶ πολλῆϲ οὗτοϲ ἀπο169 ἀπερρυ`η´κότων B 175 πράττειν B 184 προετιμήθηϲαν B : corr. Bidez 188 παρατίθηϲιν B : corr. Valesius 192 αἱροῦϲι Niceph. h. e. 14,7 (PG 146,1076 D) : ἀναιροῦϲι B 197 Ἀκυληίαν dub. Bidez : μεγάλην B

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alle, die verrufen und mit mannigfachen Leidenschaften ausgestattet waren, zu ihm abgewandert seien. 12. (1) Der Kaiser Honorius nahm den Heermeister Constantius entsprechend der Ehre der Verschwägerung in die Gemeinschaft des kaiserlichen Szepters auf, nachdem diesem Placidia bereits auch den Sohn Valentinian geboren hatte, dem Honorius die Würde des „höchst Vornehmen“ (d. h. nobilissimus) verliehen hatte. (2) Die Bilder des Constantius wurden in den Osten geschickt, wie dies üblicherweise diejenigen taten, die eben zur Kaiserherrschaft gelangt waren. Aber Theodosius, der mit der Ernennung nicht einverstanden war, verweigerte deren Annahme. (3) Als nun Constantius wegen der Beleidigung zum Krieg rüstete, trat der Tod an ihn heran und bereitete ihm den Abgang aus dem Leben und den Sorgen, nachdem er sechs Monate Kaiser gewesen war. 13. (1) Als Kaiser Theodosius zum zehnten und Honorius zum dreizehnten Mal Konsul war, starb Honorius an der Wassersucht, und Johannes warf sich zum Usurpator auf und schickte eine Gesandtschaft zu Theodosius. Aber die Gesandtschaft war erfolglos, ja die Gesandten wurden sogar misshandelt und obendrein mit dem Exil – jeder an einem anderen Ort der Propontis – bestraft. (2) Placidia hingegen und den dritten Valentinian schickte Theodosius (nach dem Tod des Constantius waren sie nach Byzanz zurückgekehrt) nach Thessalonike und ließ dort seinem Vetter die Caesarwürde verleihen, wobei er dem General Ardabur und dessen Sohn Aspar den Feldzug gegen den Usurpator anvertraute. (3) Diese führten Placidia und Valentinian mit sich, durchquerten Pannonien und Illyrikum und nahmen Salona, eine Stadt in Dalmatien, mit Erfolg ein. Von dort zog Ardabur mit einer Flottenstreitmacht gegen den Usurpator. (4) Aspar dagegen, bei dem Valentinian und Placidia waren, nahm die Reiterarmee mit, vermied durch die Geschwindigkeit seines Anmarschs die Gefahr, bemerkt zu werden, und bemächtigte sich der bedeutenden Stadt Aquileia. (5) Auf diese Weise nun brachte er ohne Mühe Aquileia auf seine Seite; den Ardabur aber trieb samt zwei weiteren Trieren ein heftiger Wind vom Kurs ab und führte ihn in die Hände des Usurpators. Da dieser auf einen Waffenstillstand spekulierte, ging er freundlich mit Ardabur um. (6) Der fühlte sich in

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(E 7) Philostorgius

λαύων τῆϲ ἀδείαϲ τοὺϲ ἀποϲτρατήγουϲ τοῦ τυράννου, ἤδη καὶ αὐτοὺϲ ὑποκεκινημένουϲ, ⟨πρὸϲ〉 τὴν ἐπιβουλὴν κρατύνει τὴν κατὰ τοῦ τυράννου· καὶ ϲημαίνει Ἄϲπαρι τῷ παιδὶ παραγενέϲθαι ὡϲ ἐφ᾽ ἑτοίμῳ τῷ κατορθώματι. (7) τοῦ δὲ θᾶττον ϲὺν τῷ ἱππότῃ ϲτρα205 τῷ παραγεγονότοϲ καὶ μάχηϲ τινὸϲ ϲυρραγείϲηϲ ϲυλλαμβάνεται ὁ Ἰωάννηϲ τῇ τῶν ἀμφ᾽ αὐτὸν προδοϲίᾳ καὶ πρὸϲ Πλακιδίαν καὶ Οὐαλεντινιανὸν εἰϲ Ἀκυληίαν ἐκπέμπεται. κἀκεῖ τὴν χεῖρα προδιατμηθεὶϲ εἶτα καὶ τῆϲ κεφαλῆϲ ἀποτέμνεται ἕνα τυραννήϲαϲ ἐπὶ τῷ ἡμίϲει ἐνιαυτόν. τότε καὶ βαϲιλέα ὁ Θεοδόϲιοϲ τὸν Οὐαλεντινιανὸν 210 ἀποϲτείλαϲ ἀναγορεύει (cf. 12,13a). (sequitur 12,14) 201 ὑποϲτρατήγουϲ dub. cod. Bochart., fort. recte 202 πρὸϲ add. Stein 210 ἀποϲτείλαϲ mirum; exspectaveris e. g. πρὸϲ τὴν Ῥώμην ἀποϲτείλαϲ

12,13a vide test. 3b,5.

12,14 Phot. Philost. 12,14 (post 12,13) (1) ὅτι Ἀέτιοϲ ὁ ὑποϲτράτηγοϲ Ἰωάννου τοῦ τυράννου μετὰ τρεῖϲ ἡμέραϲ τῆϲ ἐκείνου τελευτῆϲ βαρβάρουϲ ἄγων μιϲθωτοὺϲ εἰϲ ξʹ χιλιάδαϲ παραγίνεται· καὶ ϲυμπλοκῆϲ αὐτοῦ τε καὶ τῶν περὶ τὸν Ἄϲπαρα γεγενημένηϲ φόνοϲ ἑκατέρωθεν ἐρρύη πολύϲ. (2) ἔπειτα 5 ϲπονδὰϲ ὁ Ἀέτιοϲ τίθεται πρὸϲ Πλακιδίαν καὶ Οὐαλεντινιανὸν καὶ τὴν τοῦ κόμητοϲ ἀξίαν λαμβάνει· καὶ οἱ βάρβαροι χρυϲίῳ καταθέμενοι τὴν ὀργὴν καὶ τὰ ὅπλα ὁμήρουϲ τε δόντεϲ καὶ τὰ πιϲτὰ λαβόντεϲ εἰϲ τὰ οἰκεῖα ἤθη ἀπεχώρηϲαν. 4 ἐρρύη Niceph. h. e. 14,7 (PG 146,1080 A) : ἐρύη B 8 post ἀπεχώρηϲαν add. τέλοϲ ϲὺν θεῶ τοῦ παρόντοϲ βιβλίου B

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hohem Maße sicher und hat die ehemaligen Generäle (oder Untergeneräle ?) des Usurpators, die selbst schon entsprechend gestimmt waren, zu ihrer Revolte gegen den Usurpator ermuntert. Seinem Sohn Aspar gab er Nachricht herzukommen, so als ob der Erfolg schon zum Greifen nahe war. (7) Dieser war mit dem Reiterheer rasch zur Stelle, eine Art von Schlacht brach los, und Johannes wurde durch den Verrat seiner Umgebung gefangen genommen und zu Placidia und Valentinian nach Aquileia geschickt. Dort wurde ihm zuerst die Hand abgeschlagen, und dann wurde er noch enthauptet, nachdem er anderthalb Jahre als Usurpator geherrscht hatte. Zu dieser Zeit auch schickte Theodosius den Valentinian los (oder nach Rom ?) und ließ ihn zum Kaiser ernennen (vgl. 12,13a). (folgt 12,14)

12,13a Siehe test. 3b,5.

12,14 Photios, Philostorgios-Epitome 12,14 (nach 12,13) 14. (1) Aetios, der Untergeneral des Usurpators Johannes, traf drei Tage nach dessen Ende mit ungefähr sechzigtausend Barbarensöldnern ein. Es kam zum Zusammenstoß zwischen ihm und Aspar, bei dem es auf beiden Seiten ein großes Blutvergießen gab. (2) Darauf schloss Aetios mit Placidia und Valentinian einen Friedensvertrag und erhielt die Würde eines comes; die Barbaren legten gegen Gold ihren Zorn ab und ihre Waffen nieder und zogen, nachdem sie Geiseln gestellt und die Treupfänder empfangen hatten, in ihre angestammten Gebiete ab.

P H IL O S TO R G IO S K IR C H E N G E S C H IC H T E 2

K LEINE UND FR AGME NTAR ISC HE H IS TO RIKE R DE R SPÄTANT IKE (KFHist)

HERAUSGEGEBEN VON BRUNO BLECKMANN UND MARKUS STEIN

(E 7) P HIL OS TO R G IO S , K IR C H E N G E S C H I C H T E

P H I LO S TO R G I O S K IR CH EN G ES C H I C H T E Ediert, übersetzt und kommentiert von BRUNO BLECKMANN und MARKUS STEIN

Band 2 Kommentar

2015

FERDINAND SCHÖNINGH

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testimonia test. 1 u. 2 Die Tatsache, daß Philostorg Häretiker war, spricht dafür, daß die beiden Epigramme Anth. Pal. 9,193 f. von einem Verfasser stammen, der Eunomianer war oder ihren religiösen Überzeugungen zumindest nahestand, denn ein der Großkirche zugehöriger Christ hätte schwerlich das Werk eines Eunomianers solcher Verse gewürdigt. Demzufolge ist anzunehmen, daß die Epigramme nicht bloß als eine poetische Spielerei für eine Sammlung gedacht waren, sondern daß sie in Zusammenhang mit der Publikation von Philostorgs Kirchengeschichte standen 1, sei es daß sie von Anfang an dafür bestimmt waren, von ihm selbst oder in seinem Auftrag verfaßt, oder daß zu einem späteren Zeitpunkt der Besitzer einer Abschrift sie gedichtet und in selbiger notiert hat (Weiteres s. u. S. 3). 2 Ein solches Exemplar muß jedenfalls der Quelle, auf die letztlich die Angaben des Korrektors im cod. Palatinus der Anth. Pal. zurückgehen (Sigle C; s. zu test. 1 Εἰϲ – Εὐνομιανοῦ), vorgelegen haben, denn sonst hätte C das Distichon Anth. Pal. 9,193 nicht dem Philostorg zuweisen können. Darin muß neben Philostorgs Namen auch die sonst nirgends bezeugte Herkunftsangabe (ἐκ Καππαδοκίαϲ oder Καππαδόκηϲ) gestanden haben sowie die Bezeichnung als Eunomianer (vgl. Bidez, Philostorgius C mit Anm. 2), sei es im Titel oder in der subscriptio. Die Randnotiz zu Anth. Pal. 9,194 (test. 2) dagegen entstammt Photios, und zwar, wie die Benennung Philostorgs als Arianer zeigt, nicht der großen Epitome, sondern bibl. cod. 40 p. 8 a 31-37 (test. 3b,1; s. u. zu test. 2). Auf welchem Wege auch immer das offen häretische Werk trotz aller Maßnahmen gegen die Eunomianer veröffentlicht worden sein mag, jedenfalls muß es einen gewissen Verbreitungsgrad gehabt haben (vgl. Bidez, Philostorgius CXLIV f.; s. Einl. S. 1 f.). 2 Eine Reihe von Epigrammen auf Autoren bzw. ihre Werke sind Anth. Pal. 9,184-214 versammelt, nicht nur auf berühmte Vertreter der Vergangenheit (z. B. Archilochos, Aristopha weniger bekannte – Angehörige der Spätantike (z. B. Marinos’ Proklosvita, Nonnos, den Arzt Oreibasios, die Mechanik eines Kyrinos und Markellos, den Astrologen Paulos, die Werke des Theon und des Proklos, auf die Taktika eines Orbikios: 9,196-202. 210); vgl. D. L. Page, Further Greek Epigrams, Cambridge 1981, 336 f. (zu XXXII). 1

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Bidez, Philostorgius XCIX f. nahm an, daß das Epigramm Anth. Pal. 9,194 (test. 2) an der Spitze des zweiten der beiden Photios vorliegenden Bände gestanden habe, da jener das in diesen Versen behandelte Akrostichon erst im Zusammenhang mit der Auffindung dieses Bandes erwähnt (test. 3b,5); Anth. Pal. 9,193 (test. 1) habe folglich den ersten Band eröffnet. 1 Diese Möglichkeit ist zwar nicht auszuschließen, merkwürdig bleibt dabei aber, daß die Nachricht über das Akrostichon von dem Urheber der Anordnung so lange zurückgehalten worden sein soll, daß der Leser erst nach der Hälfte des Werkes davon erfahren hätte. Praktischer und sinnvoller ist die Position am Anfang des ersten Bandes. Daß Photios dies erst später berichtet, läßt sich damit erklären, daß er, solange ihm der zweite Band nicht vorlag, nur die ersten sechs Anfangsbuchstaben des Akrostichons nachvollziehen konnte und keinen Grund gesehen zu haben braucht, im Rahmen seiner Inhaltsangabe (cod. 40) auf diesen Umstand hinzuweisen. Möglicherweise hat er aber kurz angemerkt, daß sechs Bücher fehlten, z. B. hinter dem Satz καὶ ἡ μὲν ἱϲτορία – τοῦ χρόνου (test. 3b,3). 2 Zu diesem Zeitpunkt kann sein Bericht nur bis zu den Worten καὶ τῶν τἀναντία θρηϲκευόντων (test. 3b,4) gereicht haben. Sobald er den zweiten Band mit den letzten sechs Büchern einsehen konnte, hat er unter Streichung jener Bemerkung (sofern vorhanden) die Sätze test. 3b,5 f. hinzugefügt; jetzt war es auch sinnvoll, das Akrostichon zu erwähnen. 3 Für diese Position des Epigramms könnte außerdem sprechen, daß in der großen Epitome gleich zu Beginn vom Akrostichon berichtet wird (test. 4,2). Wenn also Anth. Pal. 9,194 (test. 2) den ersten Band und damit das ganze Werk eröffnet hat, muß Anth. Pal. 9,193 (test. 1) wegen des ἐτέλεϲϲα am Ende des zweiten Bandes (nicht an dessen Anfang, wo diese Formulierung absonderlich klingen würde) gestanden und die Kirchengeschichte beschlossen haben. Das Epigramm bildet somit die Sphragis des Werkes. Nur eine Generation zuvor hat Ammianus Marcellinus sein Werk in ähnlicher Weise beenDas ἐτέλεϲϲα spricht nicht unbedingt dagegen, denn wie in heutigen Einleitungen könnte der Verfasser des Eröffnungsepigramms einen Blick auf das abgeschlossene Werk zurückgeworfen haben. 1

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Dieser von test. 3b,3 zu 3b,5 zu beobachtende Prozeß der Entstehung zeigt, daß Photios die Abfassung von cod. 40 vor der großen Epitome begonnen, wenn nicht sogar abgeschlossen hat, sich an letztere zumindest erst nach Entdeckung des zweiten Bandes begeben hat. 3

Kommentar zu den testimonia

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det, indem er zwar die Prosaform beibehält, aber wie Philostorg nicht nur von sich und seiner Leistung in der ersten Person spricht, sondern auch das topische Bekenntnis zur historischen Wahrheit bemüht, vgl. 31,16,9: haec ... pro virium explicavi mensura, opus veritatem professum numquam, ut arbitror, sciens silentio ausus corrumpere vel mendacio (Hinweis von B. Bleckmann u. M. Nickbakht). Kommen wir auf die Autorenfrage zurück: Bidez’ Annahme, daß die beiden Epigramme von Philostorg selbst oder einem Freund anläßlich der Publikation verfaßt worden sind (Philostorgius XCIX f.), besitzt eine große Wahrscheinlichkeit: Sie passen sowohl zu seiner Vorliebe für poetische Formulierungen (test. 3b,2) als auch zu seinen literarischen und kulturellen Interessen (vgl. Bidez, Philostorgius CXI f.); mit test. 2 macht er die Leser gleich zu Beginn auf das Akrostichon aufmerksam, und mit dem Herodoteischen Anklang in test. 1 (s. z. St.) stellt er sich selbstbewußt in die Tradition des pater historiae (Cic. leg. 1,5). Doch all dies spricht nicht dagegen, daß unter Umständen auch ein Leser von Philostorgs Kirchengeschichte, der nicht dessen engerem Freundeskreis angehörte, diese Verse gedichtet und in seinem eigenen Exemplar notiert haben könnte – auch nicht der test. 2 erwähnte Hinweis auf das Akrostichon, denn trotz Bidez’ Zweifeln (Philostorgius XCIX) ist angesichts der weiten Verbreitung von Akrosticha nicht auszuschließen, daß ein gescheiter Leser dieses selbst entdeckt haben könnte. Ja, es stellt sich wegen der offen häretischen Ausrichtung dieser Kirchengeschichte sogar die Frage, ob Philostorg nicht viel eher absichtlich seinen Namen in dem über die zwölf Buchanfänge verteilten Akrostichon verborgen hat, statt selbst ausdrücklich darauf hinzuweisen (Hinweis von B. Bleckmann). Das betrifft nicht das Distichon test. 1, da hierin kein Name vorkommt; aus einer Zweizahl der Verfasser könnte sich auch das unterschiedliche Versmaß erklären (Hinweis von M. Nickbakht). Sei es nun, daß Anth. Pal. 9,194 (test. 2) allein oder daß beide Epigramme von jenem späteren Leser der Kirchengeschichte stammen sollten, jedenfalls müßten sie aus seiner Abschrift in die Anth. Pal. oder eine ihrer Vorgängersammlungen, z. B. die des Konstantinos Kephalas (s. zu test. 1 Εἰϲ – Εὐνομιανοῦ), gelangt sein. Wenn nun des Photios Formulierung τῶν κατὰ τοὺϲ λόγουϲ ἀρχομένων γρα κατὰ γράμμα λόγουϲ (test. 2) angelehnt sein sollte (vgl. Bidez, Philostorgius C Anm. 1; s. u. z. St.), müßte er in das gleiche Exemplar Einblick gehabt haben. Das wäre nicht unmöglich, vorausgesetzt, daß dieses in

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

einer Bibliothek in Konstantinopel verwahrt worden ist. 1 Je weniger Abschriften der Kirchengeschichte es dabei gab, desto wahrscheinlicher wäre ein solches Zusammentreffen gewesen. 2 Diese Schwierigkeit entfällt natürlich, wenn die beiden Epigramme zur ursprünglichen Ausstattung gehörten. [M. St.]

test. 1 εἰϲ – Εὐνομιανοῦ Die Überschrift stammt von dem Korrektor (Sigle C in den edd.), an dessen Angaben nicht zu zweifeln ist, da er mindestens eine weitere Vorlage eingesehen hat. 3 Φιλοϲτοργίου τοῦ ἐκ Καππαδοκίαϲ, Εὐνομιανοῦ Der Artikel bezieht sich nur auf den Präpositionalausdruck: Das τοῦ ἐκ Καππαδοκίαϲ gibt wie Phot. Philost. 2,11,6 u. 3,3 die Herkunft an (als Alternative zu Καππαδόκηϲ [vgl. Bidez, Philostorgius 286 s. v.]), und zu dieser Namensbezeichnung Φιλοϲτοργίου τοῦ ἐκ Καππαδοκίαϲ tritt die Angabe hinzu, daß er Eunomianer sei 4, vergleichbar test. 3b,1 Φιλοϲτοργίου Ἀρειανοῦ τὴν θρηϲκείαν oder Anth. Pal. 7,689 εἰϲ Ἀπελλιανὸν Χριϲτιανὸν καὶ εὐϲεβῆ. Beide Informationen zeugen vom Wert der Quelle (vgl. Bidez, Philostorgius C). ἱϲτορίην – ὑφηνάμενοϲ Zecchini 595 macht auf die ionischen Formen und das Anfangswort ἱϲτορίην aufmerksam, die an Herodot denken lassen, und verweist auf dessen Einfluß in Philostorgs Kirchengeschichte, besonders die Exkurse (ebd. 593-95); vgl. z. B. die Hdt.-Reminiszenzen in 1,5a,5; 1,6e,8; 1,7a,4. verschiedene wahre Tatsachen miteinander verwob Bidez, Philostorgius, C sieht im „bunten Gewebe wahrer Tatsachen“ eine angemessene Beschreibung des historiographischen Programms des Philost.; zur histoZu Bibliotheken in Konstantinopel vgl. C. Wendel, Art. Bibliothek, RAC 2 (1954) 246. 249. 255. 2 Ob „unsere Philostorgius-Auszüge alle ... von einem einzigen Exemplare des Philostorgius-Textes“ herrührten, wie Bidez, Philostorgius CXLVI vermutet, ist zweifelhaft (s. Einl. S. 1 Anm. 1). 3 C schöpft aus der um 900 entstandenen Sammlung des Konstantinos Kephalas (vgl. Beckby 1,238 u. 75-77; Gow-Page, Hell. Epigr. 1,xxxiv-xxxviii; Al. Cameron, The Greek Anthology, Oxford 1993, 108-20. 254 f. 334). 4 So bereits Stadtmüller z. St. 1

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riographischen Technik des Philost. s. Einleitung, S. 54 f. Das Epigramm informiert unabhängig vom Philost.-Exzerpt des Photios darüber, dass Philost. Eunomianer war (Photios selbst beschreibt ihn als „Arianer“) und dass er aus Kappadokien stammte, was im erhaltenen Philost.-Exzerpt des Photios zwar durchaus nahegelegt, explizit aber nur hier gesagt wird (s. den phil. Komm. zu test. 1 u. 2).

test. 2 εἰϲ – ὀρθοδόξων Stammt vom Korrektor C (s. zu test. 1). Stadtmüllers Zuweisung der Worte τοῦ Ἀρειανοῦ - ὀρθοδόξων an einen zweiten Korrektor (C*), der dem ersten höchst ähnlich sei 1, ist durch Preisendanzens Untersuchungen überholt: es handelt sich in solchen Fällen um Nachträge, die C in einer anderen Tinte geschrieben hat. 2 Bereits Jacobs 3 hat 1803 auf Phot. bibl. cod. 40 p. 8 a 31-37 (test. 3b,1) als Quelle der Worte τοῦ Ἀρειανοῦ - ὀρθοδόξων hingewiesen (vgl. Bidez, Philostorgius CI). Als frommer Christ wollte der Korrektor C auch nicht die Lobpreisungen des Theon und Proklos in Anth. Pal. 9,202 uneingeschränkt hinnehmen, weshalb er am Rand von V. 12 f. notierte: ἀμφότεροι τῆϲ τῶν Χριϲτιανῶν πίϲτεωϲ ἀλλότριοι (vgl. Preisendanz CXXXI Anm. 4). οὔνομα καλόν Wegen der Bedeutung des Namens = „zärtlich liebend“ (Beckby 3,780 z. St.). λόγουϲ = Bücher, s. u. zu test. 3b,5 ἕτεροι – δώδεκα. γράψαϲ Stadtmüller weist darauf hin, daß dies nach dem Verb des Schreibens V. 2 (ἀνεγράψατο) als „molestum“ erscheinen könne, weshalb er u. a. ῥάψαϲ vorschlägt. Auch wenn die Überlieferung sprachlich und metrisch nicht anstößig ist, so ist Stadtmüllers Konjektur dennoch erwägenswert, denn ῥάψαϲ paßt zu der Webmetapher test. 1 u. 3b,6 (s. z. St.) und konnte leicht durch das geläufigere Verb γράφειν verdrängt werden. Zu ῥάπτω mit effiziertem acc.-Obj. vgl. Hes. (?) fr. 357,2 M.-W. ῥά-

V cedens.“ 2 Vgl. Preisendanz CXI f. u. CXXXI mit Anm. 3. 3 F. Jacobs, Animadversiones in epigrammata Anthologiae Graecae sec. ordinem Analectorum Brunckii 3,2, Leipzig 1803, 193. 1

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

ψαντεϲ ἀοιδήν und Philochoros FGrHist 328 F 212 ῥάπτειν τὴν ᾠδήν; vgl. Philost. 3,27,1 διαβολὰϲ ἀτόπουϲ ϲυρράψαι.

test. 3a Da bei einer Zahl von 279 Kapiteln in Photios’ Bibliotheke ein vorangestelltes Inhaltsverzeichnis sinnvoll und praktisch ist und da ein solches in den beiden Hss. A und M zwischen dem Tarasios-Brief und dem Haupttext steht bzw. ursprünglich stand (vgl. Martini, Textgeschichte 8. 16 f.), ist anzunehmen, daß dieses von Photios selbst stammt. 1 ἱϲτορικόν sc. βιβλίον, vgl. Phot. bibl. cod. 63 p. 21 b 19 (= index 63 p. 302,24 f. Martini, Pinax); 69 p. 34 a 36; 70 p. 35 a 2; 224 p. 222 b 2; auch sonst bei ihm öfters mit Ellipse von βιβλίον, z. B. index 34 p. 300,33 (= cod. 34 p. 7 a 7); cod. 68 p. 34 a 4 ἱϲτορικόν (~ index 68 p. 303,1 ἱϲτορία).

test. 3b (1) der dem arianischem Glauben anhing Photios und die Suda (vgl. Philost. 7,6a und 8,11a) bezeichnen Philost. als Arianer. Philost. distanziert sich aber wiederholt von Areios, s. dazu den Komm. zu test. 1,2; 2,3; 4,2; 10,3,1. Vgl. zur zutreffenden Beschreibung des Philost. als Eunomianer test. 1 u. 6. Nur in wenigen Fällen werden die Positionen des Areios mit denen des Eunomios gleichgesetzt, vgl. allerdings zur genauen Analyse von Eun. apol. 1,5 und Basil. Eun. 1,4 sowie den Vorwurf des Ambrosius, dass sich die Arianer nicht von Eunomius distanzieren würden (Pallad. c. Ambr. [SC 267,266,83]) Wiles, Attitudes to Arius, 41 f. Auch in der Gesetzgebung des 4. und 5. Jh. werden Arianer und Eunomianer deutlich voneinander unterschieden. Der Begriff „Neo-Arianer“ ist vor dem Hintergrund der deutlichen Unterscheidung von Arianern und Eunomianern höchst problematisch, vgl. Wiles, Attitudes to Arius, 42 f. Eunomios wird in der späteren Polemik theologisch eher mit den Juden und Manichäern in Verbindung gebracht, vgl. R. Lyman, A Topography of Heresy: Mapping Vgl. Ziegler, Photios 691,42: „die (sc. Inhaltsübersichten) doch wohl auf P(hotios) selbst zurückgehen“. 1

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the Rhetorical Location of Arianism, in: Barnes / Wiles (Hgg.), Arianism after Arius, 45-62, besonders 58-61. ὡϲ δῆθεν Vgl. Denniston 265 (3), z. B. Phot. bibl. cod. 258 p. 480 b 19 f. (über Timotheos, der sich als Athanasios ausgibt) ὁ πρεϲβύτεροϲ ὡϲ δῆθεν Ἀθανάϲιοϲ. Photios’ ironische Formulierung, die aus der eunomianischen Tendenz des Werks resultiert, beweist, daß der Titel ἐκκληϲιαϲτικὴ ἱϲτορία gelautet haben muß, zumindest in dem ihm vorliegenden Exemplar. Er hebt alle Arianer hervor Eine unrichtige Feststellung, da Philost. sehr deutlich gegen die „Anhänger des Areios“ (10,3,1) polemisiert, vgl. auch den Komm. zu Philost. 1,2. Photios unterscheidet aus der weiten zeitlichen Entfernung heraus im Unterschied zu den Autoren der theodosianischen Epoche nicht zwischen Eunomianern und Homöern. ἐξαίρει – ὀρθοδόξων Der Satz erläutert die Behauptung des vorhergehenden, weshalb Photios ihn asyndetisch angeschlossen hat (K.-G. 2,344 f.; Schwyzer 2,701 f.). Um den Gegensatz zu unterstreichen, steht im zweiten Teil keine Partikel, hinter λοιδορίαιϲ z. B. kein δέ (K.-G. 2,342). πλύνει „a slang term“, vergleichbar dem dt. „jdm. den Kopf waschen“: LSJ s. v. II u. Kassel-Austin zu Ar. fr. 207,1 f. μὴ ἱϲτορίαν μᾶλλον, ἀλλ’ ἐγκώμιον Vgl. Phot. bibl. cod. 265 p. 493 b 37 f. ὁ δὲ (sc. Δημοϲθένηϲ) ... οὐ ῥήτορι μᾶλλον, ἀλλ’ ἀνδρὶ πρέπον φιλοϲόφῳ ἔργον εἰϲ αὐτὸν (sc. Αἰϲχίνην) ἐπεδείξατο; ähnlich Phot. Philost. 1,1,3 (Philostorg über das 4. Makkabäerbuch) οὐχ ἱϲτορίαν μᾶλλον ἢ ἐγκώμιον εἶναί φηϲι u. fr. 1,7a,3 οὐκ εἰϲ εὔνοιαν ἄρα τῶν τιμώντων ἐπάγονται μᾶλλον ἢ πρὸϲ τὸ κατ᾽ αὐτῶν ἐγείρουϲι θράϲοϲ; umgekehrt formuliert test. 4,3 τῶν ὀρθοδόξων διαβολὴ καὶ ψόγοϲ μᾶλλον ἢ ἱϲτορία. Bidez, Philostorgius CXXIII weist auf das „Pikante“ hin, daß Photios mit seiner Formulierung den „Satz des Philostorgius über das vierte Makkabäerbuch ... aufnimmt und gegen ihn selbst kehrt“. (2) ἀχαρίϲτοιϲ Überliefert ist ἀχαρίτοιϲ, doch die Form ohne ϲ begegnet bei Photios allein hier, sonst findet sich stets ἀχάριϲτοϲ. In der Regel heißt dies bei ihm „undankbar“ (vgl. lex. α 3425), aber in der Bedeutung „unangenehm“ erscheint es immerhin Philost. 10,11,3 μηδ᾿ ἀχαρίϲτωϲ (ebenfalls bei einem Geschmacksurteil und verneint) und hom. 14,2 p. 135,3 Laurd. τὰϲ ἀχαρίϲτουϲ τῶν ἡδον fe der Überlieferung verlorengegangen. Statt des dat. ἀχαρίτοιϲ hat Bekker (app. crit.) ἀχαρίτωϲ erwogen, doch läßt sich der Wechsel von Adverb und adjektivischen Attribut mit Bi-

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dez halten, der auf die Formulierung ἐνίοτε παραβόλωϲ αὐταῖϲ (sc. ταῖϲ τροπαῖϲ) καὶ πλεῖϲτον ἀποτετραμμέναιϲ χρώμενοϲ im nächsten Satz verweist (app. crit.). 1 αὐτῷ Zum dat. „sympatheticus“ vgl. Schwyzer 2,147 f.; so wie hier im Anfangsbereich des Satzes z. B. Phot. bibl. cod. 191 p. 154 a 24-26 (διὰ μέντοι τῶν δύο [sc. λόγων] αὐτῷ διήκει τὸ ἁπλούϲτερον καὶ καθωμιλημένον τῶν τε λέξεων καὶ τῆϲ ϲυνθήκηϲ). 28 f. (ὁ μὲν οὖν πρῶτοϲ αὐτῷ λόγοϲ διεξέρχεται); 221 p. 177 b 43 (ὁ δὲ ε´ αὐτῷ λόγοϲ περὶ νοϲημάτων διαλαμβάνει); vgl. auch test. 4,3 u. Phot. Philost. 6,2,2 (über die Predigten der Eunomianer) ἔϲτι δὲ καὶ αὐτοῖϲ ἡ φράϲιϲ ἐν τούτοιϲ πανηγυρικῆϲ χάριτοϲ ἀπηλλοτριωμένη; test. 3b,2 Z. 11 könnte man gleichfalls dazu rechnen. τῷ ἐμφατικῷ Mit den Begriffen ἐμφατικόν und ἔμφαϲιϲ ist hier und an anderen Stellen bei Photios „pregnanza“ und „allusività“ gemeint, wie Wilson, Fozio 71 Anm. 2 bzw. 194 Anm. 1 anmerkt. 2 Klar wird diese Bedeutung bibl. cod. 191 p. 154 a 20-22, wonach sich das ἐμφατικόν an einer Stelle im 1. Teil von Basileios’ Asketikon darin zeigt, daß er durch Verstummen das Unschickliche angedeutet habe (τῇ ἀποϲιωπήϲει τὸ δύϲφημον οἰκονομῶν), was eine der von Demetr. eloc. 287 und Quint. inst. 9,2,64-66 angeführten Anwendungsweisen der ἔμφαϲιϲ ist 3; vgl. auch die Begriffserklärung Phot. lex. ε 785 ἐμφατικῶϲ· ἐννοητικῶϲ, und Phot. Amph. 77,177 f., wo τρανέϲ den Gegensatz zu ἐμφατικόν bildet: εἴρηται μὲν ἐμφατικώτερον ἴϲωϲ καὶ πρόϲθεν, καὶ νῦν δὲ τρανότερον λεγέϲθω. Der sorgfältige Kopist des Marcianus gr. 450 (= A) hat ἐμφατικῷ hier in ἐμφαντικῷ geändert, nicht jedoch an den übrigen Stellen, so daß anzunehmen ist, daß es eine Konjektur des Schreibers oder seiner Vorlage ist. 4 Inhaltlich läuft es auf das gleiche hinaus, vgl. Bidez’ Übersetzung (Philostorgius CXLI): „ohne Übermaß und nicht ohne Anmut“. 2 Er verweist auf G. A. Kennedy, Greek rhetoric under Christian emperors, Princeton 1983, 286, und W. G. Rutherford, A chapter in the history of annotation being Scholia Aristophanica 3, London 1905, 264-66. Bevegni in Wilson, Fozio 246 u. 326 benutzt den Begriff „pregnante“ auch Phot. bibl. cod. 128 p. 96 a 39 u. 191 p. 154 a 6. Zur doppelten Verwendungsweise von ἔμφαϲιϲ im Sinne von Aussagekraft und von Prägnanz vgl. R. Nünlist, The ancient critic at work, Cambridge 2009, 211. 3 Vgl. J. Martin, Antike Rhetorik (HdbAW 2, Die Kunst der verstellten Rede, Philologus 144 (2000) 3-21, bes. 14 mit Anm. 28 u. 16 f. mit Anm. 35. 4 Zur Sorgfalt und den Korrekturen des Kopisten vgl. Martini, Textgeschichte 11 f. und Henry 1,XXIX f. u. XLIV (bei Henry Sigle A1); nach Martini, Textgeschichte 53 entstam1

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Henry hat sie daher trotz seiner hohen Wertschätzung der Korrekturen dieser Hand (1,XLIV) hier nicht aufgenommen. In den Hss. gehen allgemein ἐμφαντικόϲ und ἐμφατικόϲ durcheinander (LSJ s. vv.). αὐταῖϲ = ταῖϲ τροπαῖϲ περιβέβληται – ὑποϲύρεϲθαι Zum Wort- und Variantenreichtum Philostorgs vgl. Bidez, Philostorgius CXLI f.; das καί vor ἐν κόρῳ dient nicht so sehr der Verbindung mit ποικίλωϲ als vielmehr der Steigerung, vgl. Gothofredus’ Übersetzung (63): „etiam ad satietatem“. In vielen Fällen gebraucht er in angemessener Form auch Maximen Nur selten, vor allem in wörtlichen Passagen des Philost., sind solche Gnomen erhalten geblieben, vgl. zum Beispiel 1,5a,1: „Denn in vielen Fertigkeiten Erfahrung zu sammeln ⟨formt ?⟩ gewöhnlich den Verstand derjenigen, die sich ins politische Geschehen begeben, so dass es sie entschlossener und sicherer macht.“ Vgl. auch Philost. 12,6: „deutlich verkündete die göttliche [Gerechtigkeit, dass ?] sie nichts (?) Ungeordnetes zulässt und dass sie keine Freunde an Usurpatoren hat, sondern mit wem der rechtmäßige Kaiser in Einklang steht, dem stellt auch sie sich zur Seite.“ Vgl. ferner Philost. 1,6b,14: „Er (Maxentius in seinem Verhalten) wurde jetzt zum sichtbaren Zeichen dafür, welch großes Übel es für einen Herrscher ist, nicht durch Milde und Wohltaten, sondern durch Wahnsinn und Gewalt die Untertanen beherrschen zu wollen, weil er nicht verstand, ein wieviel größeres und sichereres Fundament für die Herrschaft das Wohlwollen im Vergleich zur Furcht darstellt.“ In thukydideischer Weise baute Philost. anscheinend diese Gnomen auch in die Reden seiner Protagonisten ein, vgl. die Rede des Alexandros gegen Areios (Philost. 1,7a,3): „Denn unverdiente Ehren führen bei den meisten nicht etwa zu Wohlwollen gegenüber den Ehrenden, sondern stacheln sie vielmehr zur Unverschämtheit diesen gegenüber an.“ (3) Rückberufung des ganz und gar gottlosen Aetios Gemeint ist die Rückberufung des Aetios aus der Verbannung unter Kaiser Julian. Das Geschichtswerk endet aber nicht mit der Rückkehr des Anhomöers Aetios, sondern des Generals des Usurpators Johannes und späteren Heermeisters Aetius. Photios kann sich hier nur auf das Ende des ersten Abschnitts von sechs Büchern beziehen. men seine Korrekturen sehr wahrscheinlich der Vorlage. T. Hägg, GGA 228 (1976) 44 weist allerdings darauf hin, daß Henry nicht alle Korrekturen von A1 notiert hat; ebd. 51 f. auch Bedenken gegenüber Henrys Prinzip, A möglichst immer gegenüber M zu bevorzugen, desgleichen bei H. Erbse, Gnomon 32 (1960) 610-12.

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Dieser Aetios ... berichtet. Knappe Fassung des in der großen Epitome (Philost. 4,12) ausführlicher beschriebenen Seitenwechsels. Mit den in Konstantinopel präsenten, dann aber von Aetios sich distanzierenden Parteigängern, kann eigentlich nur die Gruppe um Eudoxios gemeint sein, die dann am Absetzungsvotum teilnahm. Die sich auf die Seite des Akakios schlagenden ursprünglichen Anhänger des Aetios werden aber, wie gezeigt worden ist, auch im langen Bericht des Photios (Philost. 4,12) namentlich nicht näher bezeichnet. Dass Eudoxios weder im langen noch im kurzen Exzerpt des Photios erwähnt wird, könnte ein Hinweis darauf sein, dass auch Philost. hier die Rolle des Eudoxios nicht genauer beschrieben hat. Philost. gibt unwillig zu, dass die Gefährten des Aetios ihn im Stich ließen und ihn aus dem Diakonat entfernen, s. den phil. Komm. ὡϲ αὐτὸϲ οὗτοϲ καὶ μὴ βουλόμενοϲ ἱϲτορεῖ Bezieht sich nicht allein auf διὰ τὸ κἀκείνουϲ ὑπερβαλέϲθαι τῇ δυϲϲεβείᾳ (d. h. auf den angeblichen Fehler eines einzelnen), sondern auf den gesamten Satz. Denn die Peinlichkeit bestand für Philostorg darin, berichten zu müssen, daß Aetios von seinen eigenen Glaubensbrüdern verraten worden war, z. T. aus Angst vor dem Kaiser, was er 4,12,10 f. und wortreich 5,1,3 umschreibt, worin sich sein Widerstreben (καὶ μὴ βουλόμενοϲ) zeigt. Er wurde aber ... empfangen. Die Rückberufung des Aetios und seine besondere Ehrung gehört noch in die Zeit, bevor Julian offen seine Feindschaft zum Christentum äußert, und ist Teil der Maßnahmen, die mit dem unmittelbaren Regierungswechsel im Zusammenhang stehen. Aetios war in die Katastrophe des Gallus mithineingezogen worden. Seine Rehabilitierung steht mit der Korrektur des Unrechts gegen Gallus in Verbindung (vgl. Philost. 6,7), das in der Hauptsache der Eunuch Eusebius verursacht hatte. Geschichte, die in einem Band sechs Bücher umfasst Photios lagen zwei Codices mit jeweils sechs Büchern vor. Da es schon in der Zeit des Philost. Codices gab, dürfte diese Einteilung in zwei Bände bereits von diesem stammen (s. o. zu test. 1 u. 2). Die ersten sechs Bücher behandelten den Aufstieg des Aetios und des Eunomios, die zweiten die Schwierigkeiten des neuen Glaubens ab der Herrschaft Julians. Die Angabe über Bücher, die insgesamt in einem ersten Codex zusammengebunden sind, ents Bibliothek zu den ihm vorliegenden Codices äußert, vgl. etwa die Fallbeispiele bei Schamp, Photios historien des lettres, 77-93.

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ἑνὸϲ βιβλίου u. τόμοιϲ ἕξ Zu Photios’ Verwendung von βιβλίον im Sinne „eines Schriftwerkes als Ganzes wie unser ‚Buch‘“ und hier speziell eines einzelnen Bandes bzw. Kodex (τεῦχοϲ) vgl. Ziegler, Photios 714,4251; zu τόμοϲ für den Teil eines Werkes, der in früheren Zeiten eine Buchrolle füllte (ebd. 714,32-42), wofür Photios „etwa ebenso oft“ λόγοϲ benutzt, vgl. ebd. 714,52-56; vgl. auch J. A. Ochoa, La terminología del libro en la Biblioteca de Focio: Libro físico y obra literaria, in: P. Radici Colace / M. Caccamo Caltabiano (Hgg.), Atti del I seminario di studi sui lessici tecnici greci e latini (1990), Messina 1991, 113-28. τόμοιϲ ἓξ ϲυμπληρουμένη Vgl. 5 ϲυμπληροῦϲθαι αὐτοῦ τὴν ϲύμπαϲαν πραγματείαν ἐν λόγοιϲ δώδεκα; Phot. bibl. cod. 167 p. 113 a 6 τὸ ... β´ βιβλίον ϲυμπληροῦται ... κεφαλαίοιϲ ς´ καὶ μ´. (4) ⟨ὁ〉 ἀνὴρ Bekkers Ergänzung stellt des Photios Sprachgebrauch wieder her, vgl. bibl. cod. 85 p. 65 b 26; 178 p. 124 a 11; 259 p. 485 b 11 (jeweils am Satzanfang ἔϲτι δὲ ὁ ἀνὴρ); 13 p. 4 b 2 f. (πολυμαθὴϲ δέ ἐϲτιν ὁ ἀνήρ). dass sie als einzige die Lehren des wahren Glaubens, die im Laufe der Zeit verschüttet worden seien, wieder gereinigt hätten Zur Ursache von Häresien bei den Kirchenhistorikern (menschliche Schwäche oder Einwirkung des Teufels), vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 173-176. Philost. erklärt nach einem auch später geläufigen Muster die Häresien durch die Verwirrung, die durch die Dauer der Zeit entsteht. Nur an der Peripherie habe sich der wahre, apostolische Glauben gehalten, der durch Gestalten wie Aetios oder Theophilos dann auch im römischen Reich wiederhergestellt worden sei, vgl. zur Bedeutung des apostolischen Glaubens unten den Komm. zu Philost. 3,5,2. ἐξαίρει ... ἐν μὲν λόγοιϲ ... ἐν τεραϲτίοιϲ δὲ καὶ βίῳ Zur kausalen Verwendung von ἐν bei Verben des Affekts vgl. K.-G. 1,465 f. (so bereits Schott, PG 103,71 D - 74 A: „doctrinae ... causa ... vitae gratia“; vgl. Gothofredus 63: „quod ... miracula vitamque attinet“). τερατευόμενοϲ = phantasieren, vgl. Philost. 2,11,6 u. Kassel-Austin zu Ar. fr. 205,9; ähnlich τερατολογεῖ 3,15,8 u. 3,16. Eusebios von Nikomedeia, den er auch den Großen nennt S. dazu den Komm. zu Philost. 1,9. Photios hat also in seinen beiden Exzerpten Vorwürfe macht er vor allem Akakios – vertraten. Im Unterschied zum großen Exzerpt wird aus Phot. bibl. cod. 40 deutlich, dass Philost. die Verschlagenheit des Akakios im Kampf gegen die (angeblich gleich ge-

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sonnenen, aber nur aus persönlichen Gründen verfeindeten) Homöusier und gegen Aetios, den dogmatischen Antipoden, sehr eindringlich charakterisiert und getadelt hat. S. den Komm. zu Philost. 4,12,2; 3 und 11. (5) so dass die gesamte Darstellung bei ihm zwölf Bücher umfasst Vgl. dazu Philost. 6,7b mit Komm. ἕτεροι αὐτοῦ λόγοι ἕξ u. αὐτοῦ τὴν ϲύμπαϲαν πραγματείαν ἐν λόγοιϲ δώδεκα Zu λόγοϲ = Buch vgl. Phot. Philost. 1,1,2 u. 8,12 und s. o. zu 3 ἑνὸϲ βιβλίου u. τόμοιϲ ἕξ; zu πραγματεία im Sinne „eines selbständigen ganzen Schriftwerkes“ vgl. Ziegler, Photios 714,65-68. Οὐαλεντινιανῷ τῷ νέῳ / Valentinian dem Jüngeren Es handelt sich um Valentinianus III, während mit dem vorgenannten Θεοδοϲίου τοῦ νέου / „Theodosius’ des Jüngeren“ Theodosius II gemeint ist. In der nach der bibl. verfaßten großen Epitome des Photios wird bei den drei Valentiniani genauer differenziert: Valentinianus III heißt ὁ τρίτοϲ (12,13,2) und Valentinianus II ὁ νεώτεροϲ (10,7). Während nämlich bei zwei namensgleichen Personen die Grundform ὁ νέοϲ den passenden Gegensatz zum „Alten“ bildet (vgl. Θεοδόϲιοϲ ὁ νέοϲ für Theodosius II in 8,9 u. im vorliegenden Passus), drückt bei mehr als zwei Beteiligten der Komparativ gut aus, daß die gemeinte Person im Vergleich zum „Alten“ lediglich jünger ist, aber nicht unbedingt das Gegenstück bildet (vgl. K.-G. 2,306). die Zepter Roms Vgl. den Sprachgebrauch bei Joh. Ant. fr. 199,2 Müller = 292 Roberto = Prisc. fr. 17 Blockley (im Zusammenhang mit der Darstellung der Honoria-Affäre). Im 5. Jh. gehörte das Labarum mit zu den beiden Insignien der Macht, vgl. Olymp. fr. 5,2 Blockley = Soz. 9,4,5-8, vor allem 9,4,6. Allerdings ist der Plural im Sinne von „Kaiserherrschaft“ üblich, so dass keine Schlußfolgerungen darüber möglich sind, an welche konkreten Insignien Philost. gedacht haben könnte. Zum Plural τὰ ϲκῆπτρα vgl. Philost. 1,5a,11; LSJ s. v. II 2. τῷ ἀδελφιδῷ Steht deswegen von Οὐαλεντινιανῷ - υἱῷ weiter entfernt, weil es sich inhaltlich auf Ὀνωρίου bezieht; Honorius ist über seine Halbschwester Galla Placidia (ihr gemeinsamer Vater ist Theodosius I) Onkel Valentinians III (vgl. den Stammbaum bei Demandt 618). (6) Gregorios den Theologen ... wie gebildet er war Gregorios von Nazianz spielt in den erhaltenen Teilen des Philost. kaum eine Rolle, insbesondere digt. Zum Lob der Bildung des Gregorios und zum Vergleich mit Basileios dem Großen und Apollinaris von Laodikeia s. allerdings Philost. 8,11; 8,11a und 11b.

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ὑφᾶναι μῶμον Vgl. test. 1 (= Anth. Pal. 9,193,2) πράγματ’ ἀληθείηϲ ποικίλ’ ὑφηνάμενοϲ; die Webmetapher ist seit Homer verbreitet, vorwiegend in der Dichtung, vgl. LSJ s. v. II-III u. Nesselrath zu Plat. Criti. 116 b 2-4 1, z. B. Anth. Pal. 7,1,2 = Gow-Page, Hell. Epigr. v. 63 (Alkaios v. Messene) γρῖφον ὑφηνάμενοι u. Anth. Pal. 2,70 (Christodoros v. Koptos über ein Bildnis Sapphos) μέλοϲ δ᾿ εὔυμνον ὑφαίνειν u. 373 (ders. über eine Statue des Thukydides) ἱϲτορίηϲ δημηγόρον ἦθοϲ ὑφαίνων. Zur Form des aor. act. von ὑφαίνειν mit -α- vgl. Phot. ep. 219,29 προϲεξυφᾶναι u. lex. α 2963 ὑφάναϲα.

test. 4 (1) ἐκ τῶν ἐκκληϲιαϲτικῶν ἱϲτοριῶν Φιλοϲτοργίου· ἐπιτομὴ κτλ. Plural, weil jedes Buch als eine einzelne ἱϲτορία gezählt ist, vgl. die Überschriften 2 ἐκ τῆϲ δευτέραϲ (τρίτηϲ κτλ.) ἱϲτορίαϲ (zum Werktitel im Sg. s. o. zu test. 3b,1 ὡϲ δῆθεν). Viele ἐκκληϲιαϲτικαὶ ἱϲτορίαι soll Dorotheos von Tyros geschrieben haben, vgl. Thphn. p. 48,28 f. de Boor. [B. B.] Die Formulierung jener Überschriften spricht dafür, ἐκ τῶν ἐκκληϲιαϲτικῶν ἱϲτοριῶν nicht mit ἐπιτομή zu verbinden, auch wenn der Schreiber in B hinter ἐπιτομή interpungiert und damit zumindest seine Auffassung bzw. die seiner Vorlage verdeutlicht hat. Üblicherweise wird ἐπιτομή mit dem bloßen gen. verbunden, so auch bei Photios, vgl. bibl. cod. 56 p. 15 b 15 f. τῶν θείων καὶ ὀρθῶν δογμάτων τὴν ἐπιτομήν; 161 p. 103 a 35 f. τῶν Ϲωτηρίδα Παμφίληϲ ἐπιτομῶν; 213 p. 171 a 21-24 (= Agatharchid. Cnid. FGrHist 86 T 2,3) ἐπιτομὴν ... τῶν περὶ τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ ἀναγεγραμμένων ... καὶ ἐπιτομὴν τῆϲ Ἀντιμάχου Λύδηϲ (test. 17 Matthews); lex. ϲ 476 (= Theopomp. FGrHist 115 F 4) ἐν Ἐπιτομῇ τῶν Ἡροδότου; eine scheinbare Ausnahme bildet bibl. 217 p. 174 a 2630 τὰϲ ... ἐπιτομὰϲ ... εἰϲ τέλοϲ ἤγαγον ..., ἅϲ τιναϲ ἐκ μόνων τῶν ὑπὸ Γαληνοῦ γραφέντων ἐποιηϲάμην, weil der Präpositionalausdruck dort durch das Verb gestützt wird. ἀπὸ φωνῆϲ Wie Richard (bes. 206 f. 214-17. 222) gezeigt hat, kann Platon. Kritias, Übers. u. Komm. v. H.-G. Nesselrath (Platon. Werke 8,4), Göttingen 2006, 323. 2 Sie fehlt beim 1. Buch (von Gothofredus ergänzt) und ist beim 11. offenbar in der Lücke verlorengegangen. 1

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ἀπὸ φωνῆϲ mit folgendem Autornamen seit dem 9. Jh. statt des bloßen Genitivs stehen (vgl. K.-G. 1,332 f. u. Schwyzer 2,118 f.), ohne daß damit wie zuvor auf den mündlichen Vortrag eines Lehrers oder das Diktieren durch einen Verfasser abgehoben wurde. Besonders instruktiv sind dabei die von ihm angeführten Beispiele für den beliebigen Austausch beider Konstruktionen bezüglich desselben Werkes (213-15). 1 In diesen Rahmen gehört auch der zweite Beleg 2 für die Verwendung von ἀπὸ φωνῆϲ + gen. bei Phot., cod. 241 p. 323 b 33 f. ἀνεγνώϲθη ἐκ τοῦ εἰϲ τὸν Ἀπολλώνιον ἀπὸ φωνῆϲ Φιλοϲτράτου: Denn selbst wenn Photios die Formulierung ἀπὸ φωνῆϲ Φιλοϲτράτου aus einer ihm vorliegenden Philostrathandschrift übernommen haben sollte, wie Schamp 96 Anm. 12 annimmt (wofür wegen ihrer Singularität in der bibl. etwas sprechen mag), können weder der Kopist jener Handschrift noch er selbst ernsthaft beabsichtigt haben, eine Aussage über die konkreten Entstehungsbedingungen eines Werkes vom Anfang des 3. Jh. zu machen, d. h. ob Philostrat seine Vita Apollonii eigenhändig geschrieben oder diktiert hat. Dies gilt um so mehr bei Prosatexten, als hier das Diktat in der Antike das übliche Verfahren der Autoren gewesen zu sein scheint, auch wenn gelegentlich Autographie vorkam. 3 Richard 216 vermutet als Grund für die verblaßte Bedeutung des ἀπὸ φωνῆϲ „un certain snobisme d’érudit, du moins dans certains cas“. Vielleicht ist es aber auch nur eine übertragene Verwendungsweise, vergleichbar der im Deutschen (noch) verbreiteten, daß etwas „aus der Feder“ dieses oder jenes Verfassers stamme, auch wenn nur noch die wenigsten zu einer In dem Bestreben, seine Behauptung zu untermauern, daß der Verfasser der Epitome nicht Photios sei, berücksichtigt E. I. Argov, Giving the heretic a voice, Athenaeum 89 (2001) 520-23, bes. 521 f., bei seiner Kritik an Richard nicht die historische Entwicklung des Begriffs ἀπὸ φωνῆϲ. Ebensowenig überzeugend ist seine Annahme, daß der Titel, weil er in roter Tinte geschrieben ist, „appears to be an addition by a later hand“ (521), denn die vorhandenen Buchzahlangaben sind im Philostorgteil der Hs. i. d. R. durch Zinnober hervorgehoben (vgl. Wilson, Autograph 439 f. 442); abgesehen davon ist farbige Tinte ohnehin ein beliebtes Auszeichnungsmittel in Hss. Weiteres zur Auseinandersetzung mit Argov bei Baldini, Cautele 11-14 und ders., Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio 42-45. 2 Richard, Op. min., Appendice III-IV weist darauf hin, daß das ἀπὸ φωνῆϲ im Baroccianus 142 noch dreimal mit Nikephoros Kallistos Xanthopulos als Urheber erscheint, so 1

Anspruch genommen werden kann. Das ändert aber nichts an ihrer gewandelten Bedeutung. 3 Vgl. T. Dorandi, Den Autoren über die Schulter geschaut, ZPE 87 (1991) 11-33; ders., Zwischen Autographie und Diktat, in: W. Kullmann / J. Althoff (Hgg.), Vermittlung und Tradierung von Wissen in der griechischen Kultur, Tübingen 1993, 71-83, bes. 77-80.

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solchen greifen werden. (2) ὅτι Zur Exzerpteinleitung, vgl. Hägg 30 f. 103-5. 203. τῶν κατὰ τοὺϲ λόγουϲ ἀρχομένων γραμμάτων Bidez, Philostorgius C Anm. 1 hat darauf hingewiesen, daß „eine gewisse Verwandtschaft“ zwischen dieser Formulierung und dem κατὰ γράμμα λόγουϲ des Einleitungsepigramms (test. 2 v. 2) vorliegt. Der Wechsel der von κατά abhängigen Substantive λόγουϲ und γράμμα erklärt sich dadurch, daß letzteres aus der Sicht des „produzierenden“ Autors geschrieben ist, ersteres aus der des dies bei der Lektüre der zwölf Bücher nachvollziehenden Photios. ἄρχεται u. κάτειϲι Photios benutzt beide und verwandte Wörter gern, um Anfang und Ende der jeweils besprochenen Schrift zu bezeichnen. Dabei können Subjekt sowohl der Autor (cod. 31 p. 6 b 11 f.; 33 p. 6 b 26 f.; 34 p. 7 a 10-12) als auch das Werk (cod. 33 p. 6 b 32; 57 p. 17 a 9-12; 80 p. 59 a 3) sein; es kann auch ein Übergang erfolgen (cod. 64 p. 26 a 13-20 ἄρχεται δὲ ὁ πρῶτοϲ λόγοϲ ἀπὸ τοῦ Περϲικοῦ πολέμου ... . ἀρχόμενοϲ [sc. Θεοφάνηϲ Βυζ.] δὲ ἐντεῦθεν τῆϲ ἱϲτορίαϲ κάτειϲι μέχρι δεκάτου ἔτουϲ αὐτοῦ τοῦ πολέμου). An unserer Stelle bietet sich ἡ ἱϲτορία, das Subjekt des vorangehenden Satzes, von selbst an; erst mit dem betont gesetzten οὗτοϲ in ὡϲ οὗτοϲ λέγει tritt der Wechsel zum Autor ein, der auch beim folgenden ἀναγράφει das Subjekt ist sowie wahrscheinlich bei κάτειϲι im nächsten Satz. ἔριδοϲ Bidez sah in diesem Wort ein wörtliches Philostorg-Zitat 1, vermutlich wegen des davorstehenden ὡϲ οὗτοϲ λέγει. Doch ist hier eine gewisse Vorsicht angebracht. Denn Formulierungen wie ein eingeschobenes φηϲί o. ä. sind bei Photios kein Indiz für ein wörtliches Zitat, sondern sie beziehen sich lediglich auf den Inhalt (vgl. Hägg 103-5. 179. 200). Unser Passus steht in einer Reihe mit mehreren anderen in der großen Epitome, in denen sich derselbe oder ein ähnlicher Hinweis auf den Autor Philostorg findet: zu ὡϲ οὗτοϲ λέγει vgl. Phot. Philost. 4,7; 4,11,1; 4,12,6; 11,3,6; 12,2,2; zu ὡϲ οὗτοϲ τερατολογεῖ vgl. ebd. 3,15,8; 3,16; zu ὡϲ οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβὴϲ δυϲφημεῖ vgl. 4,10,2; zu ὡϲ οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβὴϲ ψευδολογεῖ vgl. 5,2,2; zu ὡϲ Φιλοϲτόργιοϲ ληρεῖ vgl. 3,15,7; vgl. auch in der bibl. ὡϲ οὗτόϲ φηϲιν cod. 42 p. 9 a 33 f.; 96 p. 83 a 35. K (Philostorgius CXLVII); seiner Auffassung vorgearbeitet haben die Übersetzungen bei Gothofredus 64 („Incipit vero ab Arij adversus Alexandrum, ut hic ait, iurgio“) und Valesius 467 („Porro historiam suam orditur ab Arij Alexandrini, ut quidem ipse vocat, rixa et contentione adversus Alexandrum“). 1

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Die Ausdrücke sind immer in den jeweiligen Satz eingeschoben und dienen dazu, den Wert der Aussage zu unterstreichen. 1 Das gilt auch für unseren Passus: Das ὡϲ οὗτοϲ λέγει bezieht sich nicht allein auf das Wort ἔριδοϲ, sondern auf die – in Photios’ Augen anstößige – Behauptung des Philostorg, daß ein bloßer Streit zwischen Areios und Alexandros Anfang und Ursache der Arianischen Häresie gewesen sei (Hinweis von B. Bleckmann). 2 Noch deutlicher fällt seine Kritik bei der Besprechung der Konstantinsvita des Eusebios aus (bibl. cod. 127 p. 95 b 23-39), wo er bemängelt, daß jener sich nicht klar zum Arianismus äußere, und dessen Bezeichnung als ϲτάϲιϲ er einen Versuch nennt, den wahren Sachverhalt zu verschleiern, ebd. 30-32: ϲτάϲιν ... ἐμπεϲεῖν μεταξὺ Ἀρείου καὶ Ἀλεξάνδρου, τὴν αἵρεϲιν οὕτω λέγων καὶ ὑποκρυπτόμενοϲ, ἀποφαίνεται (vgl. ebd. 35 f. τὸ ϲταϲιάζον τῆϲ πρὸϲ ἀλλήλουϲ ἔριδοϲ u. 38 τὴν ἐμπεϲοῦϲαν ἔριν). Indem Philostorg die theologischen Auseinandersetzungen als einen Streit zwischen zwei Männern darstellt und mit diesem seine Kirchengeschichte anheben läßt, spielt er, wie Marasco 17 f. vermutet, ganz im Stile seines „gusto delle reminiscenze letterarie“ auf den Streit zwischen Achill und Agamemnon zu Beginn der Ilias an (vgl. ebd. 1,6 ἐρίϲαντε u. 8 ἔριδι) samt den Folgen. Dies könnte dafür sprechen, daß er zur Bezeichnung jener Streitigkeiten das Substantiv ἔριϲ oder das Verb ἐρίζειν verwandt hat (vgl. Thdt. h. e. 1,2,9 mit Marasco 18 Anm. 29), auch wenn es bei der eigentlichen Behandlung dieser Ereignisse Phot. Philost. 1,4 διαφορά heißt. wobei die Anfangsbuchstaben der einzelnen Bücher ... seinen Namen ergeben S. o. den Komm. zu test. 1 u. 2. Zum Gebrauch des Akrostichon in innerkirchlichen publizistischen Auseinandersetzungen s. die Anfangsverse der Thalia des Areios, vgl. W. Weyh, Eine unbemerkte altchristliche Akrostichis, ByzZ 20 (1911) 139. Zu weiteren akrostichischen Versen der Thalia s. allerdings K. Metzler, Zur Rekonstruktion der „Thalia“ des Arius, in: K. Metzler / F. Simon, Ariana et Athanasiana. Studien zur Überlieferung und zu den philologischen Problemen der Werke des An diesen anderen Stellen nimmt Bidez nicht an, daß es wörtliche Zitate seien, auch nicht Phot. Philost. 4,7 καὶ μὴ διαμαρτεῖν, ὡϲ ο mit τῆϲ αἰτήϲεωϲ endet. 2 Zur Funktion des καὶ in dem Relativsatz ἣν καὶ κτλ., darauf hinzuweisen, daß dieser eine zusätzliche Information zu der des übergeordneten Satzes bietet, vgl. Denniston 294 f. (i). 1

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Athanasius von Alexandrien, Opladen 1991, 13 f. S. zu einzelnen Begriffen, Autorennamen, oder (bei Areios anscheinend negativen) Widmungen an einzelne Personen in Akrosticha der christlichen Literatur Metzler, 23. Zweck des Akrostichons konnte es sein, „böswillige Einschiebungen“ (Weyh) zu verhindern. Bei Philost. ging es aber wohl auch um die Demonstration einer weiteren literarischen Kunstfertigkeit und vielleicht darum, im Kontext der möglichen Verfolgung die Identität seines Verfassernamens aufrecht zu erhalten. Auf das Akrostichon weist Photios auch in bibl. cod. 40 hin (test. 3,5), vgl. ferner Anth. Pal. 9,194 (test. 2). mit dem Streit des Areios gegen Alexandros, welchen er auch als Ursache der Häresie beschreibt Zur Frage, inwiefern ἔριϲ (Streit) wörtlich von Philost. gebraucht wurde, s. o. den phil. Komm. zu ἔριδοϲ. Mit dem Thema des Streits, das am Anfang der gesamten historischen Ausführung steht, weckte Philost. aber auf jeden Fall Assoziationen an die Epik. Der Kampf zwischen den Glaubensgruppen und den Bischöfen wurde also gewissermaßen in homerischer Pose beschrieben. Sokrates (h.e. 1,22,6) vergleicht ebenfalls im Sinne des Epos eine Phase des Kampfes zwischen den Bischöfen mit einer Nyktomachie. Zum Thema der Streitsucht von Kirchenführern als Hauptgegenstand der Kirchengeschichtsschreibung, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 174. Die Kirchenhistoriker des 5. Jh. haben hier lediglich eine Perspektive fortgeführt, die schon bei Eusebios von Kaisareia angelegt ist, für den der Streit unter Kirchenführern zur Vorgeschichte der Großen Verfolgung gehört, die ein Ergebnis von Gottes Zorn über die inneren Zustände der Kirche ist, vgl. zu Eus. h.e. 8,1,7-8 (φιλονεικία und φιλαρχία der Bischöfe) Ferguson, Past is Prologue, 39. Zum Vergleich mit Bürgerkriegen s. Thphn. p. 42,24-25 de Boor. Im Übrigen zeigt sich bereits hier, dass Philost. keineswegs ein günstiges Bild von Areios zeichnet, der in seinen Augen theologisch nicht auf der völlig richtigen Linie liegt. Areios gehört, auch wenn er nicht der Hauptverantwortliche ist und früher dem Alexandros nachgegeben hat, zu den Streitparteien. Warum das Kirchengeschichtswerk des Philost. trotz des nicht allzu positiven Bildes des Areios gleichwohl mit seinem Wirken einsetzt, versucht Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 47 mit Anm. 90 damit zu erklären, dass die ungerechte Verurteilung des Areios den Auftakt für eine neue Epoche des Christentums darstellt. bis zur Kaisererhebung des Valentinian ... und bis zur Tötung des Usurpators Johannes Die Geschichte reicht also von den ersten Anfängen des Arianerstreites, die nach Philost. bereits mit der Wahl des Alexandros

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von Alexandreia einsetzen, bis zur Erhebung Valentinians III. nach der Niederschlagung der Usurpation des Johannes im Jahre 425. Das Jahr 425 war auch der Endpunkt des Geschichtswerks Olympiodors. Völlig exakt ist die Inhaltsangabe des Photios an dieser Stelle nicht, wenn man sie mit seiner großen Epitome vergleicht. Für den Anfangspunkt seiner Kirchengeschichte ist darauf zu verweisen, dass Philost. nach der Darstellung der Verhältnisse in Alexandreia den Westen des römischen Reiches behandelte und hier erst einmal den Tod des Constantius I. und die Erhebung Konstantins d. Gr. behandelte, also bis ins Jahr 306 zurückging. Auch endet das Geschichtswerk nicht mit der Tötung des Usurpators Johannes, sondern mit dem Übertritt des Aetios auf die Seite Valentinians III. und der Galla Placidia, eine Perspektive, die wohl nicht ohne Bedeutung für die Datierung des Geschichtswerks Philostorgs ist. (3) αὐτῷ Da bisher lediglich allgemein von ἡ ἱϲτορία bzw. αἱ ἐκκληϲιαϲτικαὶ ἱϲτορίαι die Rede war, kann τῶν αἱρετιζόντων nur von ἐγκώμιον abhängen, so daß mit Valesius und Bidez statt des überlieferten gen. αὐτῶν der dat. αὐτῷ in den Text zu setzen ist. Zu ἐγκώμιον + gen. vgl. test. 3b,1 ὡϲ εἶναι τὴν ἱϲτορίαν αὐτοῦ ... ἐγκώμιον ... τῶν αἱρετικῶν u. Phot. bibl. cod. 77 p. 54 a 10-12 (= Eunap. test. 1,15 f. Blockley) ϲχεδόν τι τὸ τῆϲ ἱϲτορίαϲ αὐτῷ εἰϲ τὸ ἐκείνου (sc. Ἰουλιανοῦ) ἐγκώμιον ϲυντεθὲν ἐξεπονήθη (vgl. Bidez, app. crit. u. CXXIII Anm. 2). Zur Sperrung vgl. test. 3b,5 τὸ τοῦ ϲυγγεγραφότοϲ ἀπαρτίζουϲι Φιλοϲτοργίου ὄνομα; zum dat. s. o. zu test. 3b,2 αὐτῷ; zu Verschreibungen von αὐτῷ und αὐτῶν in B vgl. Bidez, Philostorgius XXXIX. Invektive als Geschichte Vgl. Einleitung, S. 86-92.

test. 5 ὑπόμνημα Vgl. Mart. Artem. 1,11; 2,7. 16. 20. 21 f. ἄλλων τινῶν Am besten als Neutrum zu deuten, da der Verfasser als Quelle nicht nur Kirchen-, sondern auch Profangeschichten und einen alten Märtyrerbericht, das sog. vormetaphrastische Martyrium Artemii BHG 169 y. z (ed. Winkelmann: Bidez, Philostorgius 166-75. 356-61), anführt (vgl. Mart. Artem. 1,10Einl. S. 24 f. Ἰωάννου μοναχοῦ Da die in den drei Hss. JP65 dahinter stehenden Wörter τοῦ Ῥοδίου nichts zu Identifizierung des Verfassers beitragen und

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da dieser Zusatz so dürftig bezeugt ist, spricht nichts dafür, ihn als ursprünglich anzusehen (s. Einl. S. 106. 109); offenbar handelt es sich um eine Interpolation in einer Handschrift, aus der JP65 gemeinsam geschöpft haben.

test. 6 1 (1) Εὐϲέβιοϲ ... ὁ Παμφίλου ὀνομαζόμενοϲ Zum Beinamen vgl. E. Schwartz, Art. Eusebios 24, RE 6,1 (1907) 1371; zur angeblichen Erwähnung in den Kirchengeschichten des Eusebios und Sokrates s. Einl. S. 25 Anm. 3. (2) διάπυροϲ ἐραϲτὴϲ τῆϲ Εὐνομίου ... αἱρέϲεωϲ Vgl. Mart. Artem. 9,3 (über Artemius) τῆϲ Χριϲτιανῶν πίϲτεωϲ διάπυροϲ ἐραϲτήϲ. πολλήν τινα – ποιηϲάμενοϲ Die Formulierung ist verschieden gedeutet worden, vgl. Acta Sanctorum Oct. VIII 857 a: „cum magna arte atque accuratione res gestas ejus enarrat“ (ähnlich Vermes 226) und Amidon, Philostorgius 167: „extolling the constancy and scrupulousness he showed in his actions“. Gegen letzteres spricht zum einen die Genitivverbindung der Charaktereigenschaften ἔνϲταϲιϲ (Lampe s. v. 1) und ἀκρίβεια (Lampe s. v. 3) des Artemius nicht mit seiner Person (wie Mart. Artem. 22,4 f. der Fall: μὴ φέρων τὴν αὐτοῦ παρρηϲίαν καὶ ἔνϲταϲιν), sondern mit seinen Taten (τῶν αὐτοῦ πράξεων). Zum anderen ist die Junktur ἀκρίβειαν ποιεῖϲθαι – wie häufig bei ποιεῖϲθαι (vgl. K.-G. 1,106) – eine Periphrase für ἀκριβοῦν, vgl. Joh. Chrys. in Mt. hom. 32/33,5 (PG 57,383) ἐνταῦθα (d. h. bei der Suche nach würdigen Gastgebern) πολλὴν κελεύω ποιεῖϲθαι τὴν ἀκρίβειαν; in Act. hom. 38,4 (PG 60,274) ἀπὸ τοῦ νῦν πολλὴν ποιηϲώμεθα τὴν ἀκρίβειαν; vid. 2 (SC 138,118,74-76) περὶ μὲν ἐπιϲκόπων διαταττόμενοϲ οὐδαμοῦ τίθηϲιν (sc. Paulus in 1. Tim. 5,9. 11) ἐτῶν ἀριθμόν, ἐνταῦθα (d. h. bzgl. des Alters der Witwen) δὲ πολλὴν ποιεῖται τὴν ἀκρίβειαν. Das führt zur erstgenannten Möglichkeit: Philostorg hat sehr viel Mühe und Sorgfalt bei der Erkundung und Darstellung der Taten des Artemius aufgewandt (zu ἀκριβοῦν bzw. διακριβοῦν in diesem Sinne vgl. Mt. 2,7 Ἡρῴδηϲ λάθρᾳ καλέϲαϲ τοὺϲ μάγουϲ χρόνον τοῦ φαινομένου ἀϲτέροϲ [ähnlich 2,16]; Mart. Artem. 6,10-12 1

Vgl. Koetschau 267 (zu Bidez p. 153,21 f. app. crit.).

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[über das Konzil v. Nikaia] ταῦτα μὲν αἵ τε τῶν ἔξωθεν ἱϲτορίαι διαγορεύουϲιν, οὐκ ὀλίγοι δὲ τῶν ἡμετέρων διηκρίβωϲάν τε καὶ διετράνωϲαν). Das gleiche Streben nach Sorgfalt nimmt der Verfasser des Mart. Artem. für sich selbst in Anspruch, vgl. 9,10 f. ἐκτιθέμενοϲ κατὰ τὴν δέουϲαν τῶν πραγμάτων ἀκρίβειαν. τῶν αὐτοῦ πράξεων Zur vom klassischen Gebrauch abweichenden Stellung des Personalpronomens als Possessivum (K.-G. 1,619 f. mit Anm. 2) vgl. Mart. Artem. 4,9 τὸν αὐτοῦ υἱόν; 5,9 f. ὑπὸ τῆϲ αὐτοῦ προθυμίαϲ; 22,4 f. τὴν αὐτοῦ παρρηϲίαν καὶ ἔνϲταϲιν; auch sonst in der späteren Gräzität, vgl. Epiph. haer. 59,7,7 (GCS Epiph.2 2,372,26) ὁ κύριοϲ καὶ ἡ αὐτοῦ ἐκκληϲία; 66,88,3 (3,131,23 f.) ἡ αὐτοῦ (sc. Μανιχαίου) αἵρεϲιϲ τὰ τῶν Ἑλλήνων ὑφηγεῖται. ἐκ – ἐφάψαϲθαι Mit ἐκ τῶν ἄνωθεν χρόνων τὴν τοῦ μάρτυροϲ προϲοῦϲαν εὐγένειαν ὑποϲημηνάμενοϲ ist die schon in seinen früheren Lebensjahren vorhandene edle Gesinnung des Artemius gemeint, vgl. Mart. Artem. 1,1-3 τὰ τοῦ μεγάλου καὶ ἐνδόξου μάρτυροϲ Ἀρτεμίου διηγεῖϲθαι μέλλων ἀνδραγαθήματα καὶ τὴν ἄθληϲιν τήν τε ἄνωθεν αὐτοῦ καὶ ἐκ προγόνων οὖϲαν εὐγένειαν, wo neben der Tapferkeit (ἀνδραγαθήματα) und dem Martyrium (ἄθληϲιϲ) die εὐγένεια im Sinne adeliger Abstammung aus dem Rahmen fallen würde; merkwürdig wäre darüber hinaus der Gedanke einer zeitlich zurückliegenden edlen Herkunft (τὴν ... ἄνωθεν αὐτοῦ ... οὖϲαν εὐγένειαν), als ob sich diese im Laufe der Jahre ändern könnte. Das Wort εὐγένεια bezieht sich vielmehr auf den Charakter (vgl. LSJ s. v. 2 = γενναιότηϲ; Lampe s. v. 1). Dabei ist diese Eigenschaft seit den Vorfahren in jener Familie vorhanden (τήν ... ἐκ προγόνων οὖϲαν εὐγένειαν: 1,2 f.), die ihrerseits zu den angesehenen zählte, vgl. 9,5 f. τῶν εὐπατριδῶν καὶ μεγάλων ὑπῆρχεν ὁ τριϲμακάριϲτοϲ (vgl. 59,17 f.). Edle Herkunft und edler Sinn fallen also ineins, wobei letzteres an unserer Stelle eindeutig im Vordergrund steht (vgl. auch 18,4-6 = Philost. 7,2a,2 ταῦτα ... ὁ τὴν ἱϲτορίαν ϲυνάγων περὶ τοῦ μάρτυροϲ ϲυμμαρτυρῶν αὐτῷ, ὅτι καὶ πρὸ τῶν τῆϲ μαρτυρίαϲ ἀγώνων πᾶϲιν ὑπῆρχεν αἰδέϲιμοϲ διὰ τὴν ἀπαϲτράπτουϲαν τοῦ βίου αὐτοῦ ἀρετήν). Der Widerspruch, den Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius 257 zwischen Mart. Artem. 4,15 f. und 9,3-5 sieht, löst sich damit auf. Philostorg hat nach dem Zeugnis unserer Stelle also nicht nur über das Martyrium des Artemius berichtet, sondern auch über seinen Edelmut in den vorangehenden Zeiten (ἐκ τῶν ἄνωθεν χρόνων), vgl. 18,4-6.

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Der gen. τοῦ μάρτυροϲ, an dessen Stelle man wegen des daneben stehenden προϲοῦϲαν einen dat. erwarten würde (so auch die Hss. AR; vgl. Mart. Artem. 40,2 f. τὴν προϲοῦϲάν ϲοι περιφάνειαν), erklärt sich aus seiner Funktion als Attribut zu τὴν ... εὐγένειαν, vgl. 6,9 f. τὸν υἱὸν τοῦ θεοῦ καὶ κύριον ἡμῶν Ἰηϲοῦν Χριϲτὸν κηρύττει τοῦ πατρὸϲ ὁμοούϲιον; 9,10 f. ἐκτιθέμενοϲ κατὰ τὴν δέουϲαν τῶν πραγμάτων ἀκρίβειαν.

test. 7 Zu den beiden Hss. der anonymen Vita über Theodoros, den angeblichen Gründer des Choraklosters (gest. 595) (BHG 1743), Genuensis 33 (10 Jh.) (G) und Athous Pant. 13 (olim 1047) (H) (12. Jh.), vgl. Bidez, Philostorgius LII Anm. 1 und Ehrhard 1,544 f. u. 3,196 f. sowie zu den Varianten in H den Beitrag von Th. Schmit, Izvestija Russkago Archeol. Instituta v Kpole 11 (1906) 295-301, bes. 295. Zur Scheingelehrsamkeit des Verfassers vgl. Bidez, Philostorgius LI f. Θεοδ. φ. καὶ Φιλ. Ἡϲ. τε καὶ Δωρ. Zum τε vgl. Denniston 500 (b α).

1. Buch Die ersten beiden Bücher des Philostorgios galten der Darstellung der Regierung Konstantins. Das erste Buch setzte (nach einem Proömium, dessen Reste in Kapitel 1 und 2 erhalten sind) mit der Darstellung der Anfänge des Arianerstreits ein und behandelte anschließend die Geschichte des Aufstiegs Konstantins von der Übernahme der Macht 305 bis zum Sieg über Licinius (die jetzigen Kapitel 5 und 6). Wie detailliert diese Ereignisse beschrieben waren, lassen die Stücke aus BHG 365 erkennen. Sehr ausführlich wurde abschließend unter anderem die Geschichte des Konzils von Nikaia (Kapitel 7 bis 10) dargestellt, wobei der Widerstand gegen die Mehrheitsmeinung besonders gewürdigt wurde. [B. B.]

1,1 (1) πλὴν Gegenüber Philostorgs vorhergehender Aussage, den Verfasser der vier Makkabäerbücher nicht zu kennen, bezeichnet dies eine Einschränkung, insofern er sich nun jeweils zu ihrer Echtheit äußert; vgl. LSJ s. v. πλήν B III 1, z. B. Phot. Philost. 4,4,1 ὁ δὲ (sc. Εὐδόξιοϲ) τῆϲ Ἀρειανῆϲ μὲν δόξηϲ ἦν, πλὴν ἐκ τῶν Ἀϲτερίου γραμμάτων εἰϲ τὸ κατ’ οὐϲίαν ὅμοιον ὑπενήνεκτο. μοχθηρίᾳ u. ἀρετῇ Mit dem dat., den Bidez im app. crit. erwogen hat, während die früheren Editionen, der scheinbaren – denn B schreibt kein ι subscriptum oder adscriptum 1 – handschriftlichen Überlieferung folgend, den nom. hatten, wird der übliche Sprachgebrauch wiederhergestellt, vgl. zu intransitivem ἐλαύνω und ἀναφέρω LSJ s. v. I 6 bzw. s. v. II 7 b sowie Phot. Philost. 3,15,1 mit der unserem Passus ähnlichen Junktur εἰϲ ἔϲχατον ... πενίαϲ ἐλάϲαι (transitives ἐλαύνω ist hier nur mit dem gen. separ. verbunden: 3,3 u. 10,6,1) und 7,10,3 (über Iulianus auf dem Totenbett) μέχρι τοῦ μάρτυρα αὐτὸν ἑαυτοῦ τῆϲ ἀνοϲιουργίαϲ γενέϲθαι ἀνενεγκών.

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Ausnahmen sind 9,9,1 ᾤκει u. 12,8,2 ἐῴκει.

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ἐπ᾽ ἔϲχατον κακῶν Zu de Boors Konjektur 1 vgl. Phot. Philost. 3,15,1 εἰϲ ἔϲχατον ... πενίαϲ (Bidez, app. crit. z. St.). τό τε Während die Editionen seit Gothofredus τότε drucken, hat die Hs. M τὸ τε, was sie offenbar in B vorgefunden hat. Mit den korrespondierenden Partikeln τε ... καί werden die beiden folgenden Aussagen der Machterlangung und der Tempelreinigung verbunden und dienen mittels des vorangehenden καί als Explikation des ὅπωϲ-ἀρετῇ-Satzes. Demgegenüber wäre die unbestimmte Zeitangabe, daß dies damals (τότε) erfolgt sei, merkwürdig. Deshalb wird auch Bidez im app. crit. das τό τε erwogen haben. Zur Junktur ἐπαναιρεῖϲθαι τὸ κράτοϲ vgl. Phot. Amph. 60,93 (von Gott als Schöpfer des Gesetzes) ἐπανῃρημένοϲ τὸ κράτοϲ. ὁ νεὼϲ τῶν Ἑλληνικῶν ἀνεκαθάρθη μολυϲμάτων Erinnert an 2. Macc. 6,2 (Befehl des Antiochos IV Epiphanes) μολῦναι ... τὸν ἐν Ἱεροϲολύμοιϲ νεώ (vgl. auch ebd. 5,27 τοῦ μολυϲμοῦ). Autor der Makkabäerbücher sei Die ersten beiden Kapitel des Philost.-Exzerpts des Photios sind Überreste des Proömiums, das Philost. den Gepflogenheiten der antiken Historiographie gemäß seiner Geschichte voranstellte, vgl. zu diesen Proömien M. Mazza, Sulla teoria della storiografia cristiana: osservazioni sui proemi degli storici ecclesiastici, in: S. Calderone (Hg.), La storiografia ecclesiastica nella tarda antichità, Messina 1980, 335-389. Zur Rezeption der Makkabäergeschichte in der Alten Kirche s. Schneider, Jüdisches Erbe. Die Ausführungen Philostorgs über die Makkabäerbücher werden in der Regel damit erklärt, er habe sich als Angehöriger der verfolgten Minderheit der Eunomianer mit den Makkabäern identifiziert. Wie die Eunomianer seien (im Verständnis Philostorgs) die Makkabäer eine „righteous minority struggling against a corrupt political and ecclesiastical hierarchy“ (Ferguson), vgl. E. I. Argov, Giving the Heretic a Voice: Philostorgius of Borissus and Greek Ecclesiastical Historiography, Athenaeum 89 (2001) 497-524, hier 510; Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 44 Anm. 69 und 362; Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 327 (die Eunomianer sähen sich wie die Makkabäer als „une minorité pure dans un océan de turpitude, séparée des autres par certains rites, et persécutée par leurs ennemis“). Vgl. zur Selbstidentifizierung unterlegener Richtungen mit den Makkabäern Ph. l’époque de la controverse chalcédonienne (451-520): remarques sur les 1

Offenbar in den Notizen, die er Bidez überlassen hat (vgl. Bidez, Philostorgius CLXIV).

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enjeux d’une célébration disputée, AntTard 13 (2005) 351-361. Der fragmentarische Zustand der Ausführungen lässt aber eine präzise Deutung in diesem Sinne nicht zu. Deutlich ist zunächst nur, dass das Proömium Philostorgs Vorgänger in der Darstellung der Kirchen- und Heilsgeschichte behandelte. Besonders ausführlich wurde das Verhältnis zu Eusebios selbst beschrieben, dann aber auch die Beziehungen zu Josephus Flavius. In diesem Zusammenhang ging es auch um das vierte, dem Josephus Flavius zugewiesene Makkabäerbuch und überhaupt um die Autorschaft der Makkabäerbücher. Die Makkabäerbücher rechnete Philost. der „Geschichtsschreibung“ zu, wie aus der Charakterisierung des ausdrücklich als Ausnahme hingestellten vierten Buches hervorgeht. Den Rückverweis auf Josephus Flavius findet man bereits im ersten Buch der Kirchengeschichte Eusebs, in der in 1,11 Nachrichten aus den „Altertümern“ mit den Nachrichten aus dem Evangelium abgeglichen werden. Josephus Flavius wurde also als eine für die Geschichte des Christentums relevante Quelle angesehen, vgl. auch den Hinweis des Sozomenos (1,1,5) in seinen Ausführungen über die jüdischen Traditionen, die auf das Erscheinen Christi hinweisen. Möglicherweise wurden die Makkabäer auch im Sinne der Ausführungen des Sozomenos als Märtyrer hingestellt, die schon vor dem Erscheinen Christi den Juden durch ihren Glauben die richtige Gottesauffassung deutlich machen konnten. Die Integration der Makkabäergeschichte als Teil einer kirchengeschichtlichen Darstellung gehörte zu einem vertrauten historiographischen Konzept, wie etwa das Chronicon des Sulpicius Severus zeigt (vgl. 2,18-26). Die Makkabäerbücher prägen zweifelsohne die historiographischen Konzeptionen Philostorgs, ohne dass er deshalb zwingend die Eunomianer als verfolgte Opfer mit den Makkabäern in Verbindung gebracht haben muss. Gerade das erste Makkabäerbuch stellt immerhin nicht die Verfolgung, sondern den Triumph und den Erfolg in den Vordergrund, wie in der Inhaltsangabe des Philost. betont wird: Die Tugend von Männern (vom Schlage der Makkabäer oder aber auch der späteren Glaubensheroen wie Theophilos, Aetios oder Eunomios) kann der Sache des Gottesvolkes wieder Auftrieb verschaffen. Eine Identifizierung der Eunomianer mit den Makkabäern, die letztlich triumphieren, wäre damit keineswegs zwingend mit einer apokalyptisch-pessimistischen Geschichtsperspektive identisch. Prophezeiungen Daniels … heidnischen Verunreinigungen gesäubert wurde Porphyrios hatte die Prophezeiungen Daniels dadurch entlarvt, dass diese nur bis ca. 165 v. Chr. mit den Ereignissen der Seleukidenge-

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schichte übereinstimmten, s. zum Vergleich zwischen den Makkabäerbüchern und der Prophezeiung Daniels und der damit verbundenen Kritik des Porphyrios Christ. fr. 43 (A. von Harnack, Porphyrios „Gegen die Christen“, 67-73 = Kl. Schriften, 426-432). Dieser Methode entsprechend wird auch bei Philost. der Grad der Übereinstimmungen zwischen dem ersten Makkabäerbuch und den Prophezeiungen Daniels als Kriterium historischer Wahrhaftigkeit angelegt. Da das erste Makkabäerbuch aber weit über 165 v. Chr. hinausgreift, bedeutet dies implizit, dass die Argumentation des Porphyrios abgelehnt und die Richtigkeit der Prophezeiung Davids untermauert wird, wobei es ohnehin eine lange Tradition gibt, die Makkabäerbücher als Beweis für die Richtigkeit der Danieloffenbarung zu nutzen, vgl. Schneider, Jüdisches Erbe, 83-86. Im Zusammenhang mit seiner Polemik gegen Porphyrios muss sich Philost. also gerade mit dem Problem der Attacke des heidnischen Philosophen auf Daniel beschäftigt haben, s. dazu Philost. 10,10. Relativ weitreichende Vermutungen zur Funktion dieses Hinweises auf das Buch Daniel finden sich bei Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 317-322. Da in den letzten Büchern Philostorgs über apokalyptische Zeichen als Erfüllung der Prophezeiung Daniels berichtet, auf der anderen Seite im Zusammenhang mit den Makkabäern bereits auf diese Prophezeiung hingewiesen werde, sei auch im Vorwort indirekt eine Anspielung auf die Situation der Eunomianer zu erkennen, vgl. Van Nuffelen, 318:„Ainsi la préface suggère qu’il y a plus qu’une simple ressemblance entre le sort des Maccabées et celui des eunomiens: leurs situations historiques respectives représentent toutes les deux une réalisation des prophéties de Daniel.“ Zur Gleichung Eunomianer = Makkabäer s. aber das vorangehende Lemma. (2) Das zweite Buch … dem Beinamen Eupator führte Wie aus 2 Makk 2,23 selbst zu entnehmen ist. Antiochos IV. Epiphanes (175-164 v. Chr.) und Antiochos V. Eupator (164-162 v. Chr.) werden in 2 Makk 2,20 genannt. (3) Ἰωϲήπου Zur Namensform mit π vgl. C. Wachsmuth, Einleitung in das Studium der alten Geschichte, Leipzig 1895, 438 Anm. 4; E. Norden, Kleine Schriften, Berlin 1966, 241 Anm. 1; 273 f. Anm. 47 (urspr. 1913). οὐχ ἱϲτορίαν μᾶλλον ἢ ἐγκώμιον εἶναί φηϲι S. zu test. 3b,1. τὸ περὶ – Μακκαβαίουϲ Wä Eleazar und die Makkabäischen Märtyrer unverbunden hintereinander ste-

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hen, werden sie 4. Macc. 1 zusammengeführt, um die These dieser Schrift zu belegen, daß fromme Vernunft über alle Leiden siege (vgl. 1,1-9; 7,23; 8,15). Dies spricht dafür, den sg. τὸ zu halten, auch wenn wegen der Vielfalt der Ereignisse Bidez’ leichte Änderung in den pl. nicht auszuschließen ist. Das dritte Buch verwirft … Ähnliches darlege Die Angaben Philostorgs über die fehlende inhaltliche Übereinstimmung zwischen dem ersten und dem dritten Buch sind richtig. Das sogenannte dritte Makkabäerbuch behandelt in der Tat die wundersame Errettung der alexandrinisch-ägyptischen Juden aus der Verfolgung des Ptolemaios IV., gehört also chronologisch vor die im ersten Makkabäerbuch geschilderten Ereignisse und trug ursprünglich vielleicht den Titel „Ptolemaika“, vgl. Modrzejewski, Troisième livre des Maccabées, 30. Es dürfte im ersten vorchristlichen Jahrhundert entstanden sein, vgl. zur wahrscheinlicheren Frühdatierung (innerhalb einer von 100 v. – 70 n. Chr. reichenden Spanne) Modrzejewski, 118. Es enthält zahlreiche „monströse“ Elemente, etwa die Darstellung, wie die Juden im Hippodrom von fünfhundert Elefanten zertrampelt werden und wie dies dreimal vereitelt wird. Historisch wertvoll ist die Behandlung der Schlacht von Raphia nach Ptolemaios von Megalopolis. Zum Nachleben, für das Philost. eines der seltenen Zeugnisse bietet, s. Modrzejewski, 32. Vgl. neben der breiten Einleitung von Modrzejewski E. Bickermann, Art. Makkabäerbücher. Buch III, RE 14,1 (1928) 797-800. Das vierte aber … und die sieben Makkabäerkinder behandle In seinem Proömium unterscheidet Philost. das Enkomion von der „wahren“ Geschichte und gibt durch die Polemik gegen das sogenannte vierte Makkabäerbuch zu erkennen, dass er selbst „histoire“ und nicht „louanges“ schreibt, vgl. dazu Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 318. Das vierte Makkabäerbuch hat in der Tat den Charakter einer im asianischen Stil verfassten Rede (vor einer Synagoge), in der die Rolle der Makkabäer verteidigt wird. Zur Zuweisung an Josephus Flavius, vgl. neben Eus. h.e. 3,10,6, auf den Philost. verweist, auch Hier. vir. ill. 13, s. auch I. Heinemann, Art. Makkabäerbücher, Buch IV, RE 14,1 (1928) 800-805; J. Freudenthal, Die Flavius Josephus beigelegte Schrift, Ueber die Herrschaft der Vernunft (IV Makkabäerbuch), Breslau 1869. Vgl. die Übersetzung von H.-J. Klauck, 4. Mak kabäerbuch vor Josephus Flavius. Die Einordnung der Schrift um die Zei1

Dies ist der früheste Beleg für die Bezeichnung jener Schrift als viertes Makkabäerbuch, vgl. A. Lehnardt, Art. Christianisierung III, RAC Suppl. 2 (2004) 347.

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tenwende ergibt sich daraus, dass Poseidonios (gest. 51/50 v. Chr.) zwar noch benutzt, aber die Zerstörung des Zweiten Tempels nicht erwähnt wird. Bei der Bezeichnung „sieben Makkabäerkinder“ ist Philost. einer christlichen Tradition gefolgt. Die sieben Kinder, die zusammen mit Eleazar hingerichtet wurden (vgl. 2 Makk 6 f.), waren in Wirklichkeit nicht Makkabäer, wurden aber dann den Makkabäern zugerechnet, vgl. Modrzejewski, Troisième livre des Maccabées, 30. In der Spätantike wurden sie von christlicher Seite dann als heilige Makkabäer verehrt, und zwar am 1. August. Vgl. zur Verehrung der Makkabäer Delehaye, Les origines du culte des martyrs, 201; M. Schatkin, The Maccabean Martyrs, VChr 28 (1974) 97-113; M. Vinson, Gregory Nazianzen’s Homily 15 and the Genesis of the Christian Cult of the Maccabean Martyrs, Byzantion 64 (1994) 166-192; C. Tiersch, Johannes Chrysostomus in Konstantinopel (398-404). Weltsicht und Wirken eines Bischofs in der Hauptstadt des Oströmischen Reiches, Tübingen 2002, 77 mit Anm. 154; L. Brottier, Jean Chrysostome: Un pasteur face à des demi-chrétiens, in: Cabouret u. a. (Hgg.), Antioche de Syrie, 439-457, hier 448-452. Lange nahm man an, dass die Synagoge über ihrem Grab in eine Kirche verwandelt wurde. Eine jüdische Synagoge für die Makkabäer hat es allerdings in Antiocheia wohl nie gegeben, vgl. L. Triebel, Die angebliche Synagoge der makkabäischen Märtyrer in Antiochia am Orontes, ZAC 9 (2006) 464-495; Matter, Antioche, 182 f. Die Verehrung der makkabäischen Märtyrer ist eine rein christliche Angelegenheit gewesen, vgl. zur Deutung von Aug. serm. 300 (PL 38,1376-1380) Triebel, 485-487. Vorbehalte gegen diese Verehrung als Heilige hatte aus heilsgeschichtlich-theologischen Gründen Hieronymus, vgl. Schneider, Jüdisches Erbe, 259-266. Die explizite Verbindung von Eleazar mit den sieben Makkabäerkindern, wie man sie bei Philost. belegt findet und wie er sie dann auch in seiner Diskussion um das vierte Makkabäerbuch unterstreicht, ist keineswegs weit verbreitet, sie findet sich aber beispielsweise bei Johannes Chrysostomos, vgl. A. B. Schneider, Art. Makkabäische Märtyrer, RAC 23 (2010) 1234-1251. S. auch zur Homilie des Chrysostomos „Über Eleasar und die sieben Kinder“ Schneider, Jüdisches Erbe, 215-251.

1,1a τούτου – πλάτουϲ Für den Vergleich (διὰ πλείονοϲ ... τοῦ πλάτουϲ) mit Phlegon v. Tralleis (FGrHist 257) und Cassius Dio ist ein dritter

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Historiker erforderlich, der die jüdische Ereignisgeschichte ausführlicher dargestellt hat 1. Gothofredus, Diss. 9 dachte u. a. an Iustus v. Tiberias (FGrHist 734) und Thallos (FGrHist 256). 2 Valesius 539 änderte entsprechend das ὅϲον in Ἰοῦϲτον, hielt es aber Annot. 158 (vgl. Bidez, app. crit.) für wahrscheinlicher, daß Ἰώϲηπον einzusetzen sei, weil die nachfolgenden Worte τοὐναντίον μὲν οὖν ὁ Ἰώϲηποϲ κτλ. darauf schließen ließen, daß vorher von ihm die Rede gewesen sei. In der Folgezeit hat freilich Ἰοῦϲτον mehr Anklang gefunden. 3 In der Tat ist das ὅϲον korrupt, da es zwangsläufig den inf. ἐπεξελθεῖν an sich bindet, so daß für das übrige ein Verb fehlte, und der ganze Ausdruck ὅϲον - ἐπεξελθεῖν damit eine Einschränkung zum Inhalt hätte (vgl. K.-G. 2,511 Anm. 3). Wenn man nun statt dessen Ἰοῦϲτον schreibt, stellt sich die Frage, warum Josephus mit seinen bekannten Schriften über den Jüdischen Krieg und die Jüdischen Altertümer nicht auch bei dem Vergleich διὰ πλείονοϲ ... τοῦ πλάτουϲ angeführt wird, sondern erst im nachhinein, obendrein unter einem anderen Aspekt, seiner Furcht, bei paganen Lesern Anstoß zu erregen. 4 Hinzu kommt, daß seit der 2. Hälfte des 3. Jh. das historiographische Werk des Iustus kaum mehr bekannt war und auch Eusebios keine genauen Informationen darüber besaß (vgl. Rajak 367 f.). Setzt man dagegen Ἰώϲηπον für das ὅϲον ein, ergibt sich ein schlüssiger Gedankengang: Zuerst wird festgestellt, daß Josephus zwar ausführlicher als Phlegon und Dion über die jüdischen Geschehnisse berichtet, daß er aber mit den beiden Historikern die Gemeinsamkeit teilt, sich überhaupt nicht um Glaubens- und Moralfragen zu kümmern (ἐπεὶ - τρόπον; s. hist. Komm.). Darauf folgt mit τοὐναντίον μὲν οὖν κτλ. die Selbstkorrektur, daß er vielmehr sogar Angst habe, mit solchen Themen bei seinen paganen Lesern Ärger zu erregen; zu dieser Funktion des μὲν οὖν vgl. Denniston 475 f. 478 f., z. B. Greg. Nyss. Eun. 1,1: Unheilbar Kranken Medikamente zu verabreichen ist nicht der Mühe wert; τοὐναντίον μὲν οὖν (= vielmehr

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Bei Cassius Dio ist an Stellen gedacht wie 37,15-17; 65 (66),4-7; 69,12-14 (vgl. Amidon, Philostorgius 7 Anm. 3). S. auch den hist. Komm. zu 1,1a. 2 Im Text steht bei ihm statt ὅϲον ein ὅταν, für das er indes keine Übersetzung versucht hat (176). 3 V Wahrscheinlichkeit“; A. v. Gutschmid, Kleine Schriften 4, Leipzig 1893, 349 nennt die Änderung sogar eine „brilliante Emendation“; dagegen spricht sich Rajak 365 f. mit guten Gründen (s. unten) für Ἰώϲηπον aus. 4 Vgl. Rajak 366: „And, indeed, why is Josephus introduced at all?“

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im Gegenteil) καὶ τοῦ χείρονοϲ πολλάκιϲ ἀφορμὴ τὸ τοιοῦτον καθίϲταται. Über diesen Eingriff hinaus sind keine Textänderungen – Tilgung des ὡϲ Z. 1 (Valesius), zusätzlich dazu Einfügung eines περὶ vor dem τούτου (Kusterus 1) oder Ersetzung des ὡϲ durch μνημονεύων (Bernhardy 2) – erforderlich, wenn man Gutschmids Deutung a. a. O. folgt, daß der erste Teil in indirekter Rede gehalten ist (in die das ὥϲ φηϲι Φιλοϲτόργιοϲ eingeschoben ist), worauf – spätestens mit dem ἐπεί-Satz 3 – ein Referat in direkter Rede folgt. 4 Daß allein Phlegons Name bei dem Vergleich am Anfang erwähnt wird, dürfte daran liegen, daß die Suda bzw. ihre Quelle sich in diesem Artikel speziell mit ihm befaßt. ἐπεί Die im Nebensatz selbst liegende Begründung betrifft nur einen Teilaspekt der Beziehung der drei Historiker zueinander: die Gleichartigkeit ihrer jeweiligen Einstellung zur Religion, d. h. ihr Desinteresse daran. Dies bildet einen Gegensatz zu den vorangehenden Worten über die unterschiedliche Ausführlichkeit in der Darstellung der jüdischen Geschichte. Daraus resultiert in der Zusammenschau beider Sätze der konzessive Sinn des ἐπεί (vgl. K.-G. 2,461 f. Anm. 1). τῶν γε εἰϲ εὐϲέβειαν καὶ τὴν ἄλλην ἀρετὴν ἑλκόντων An Themen, die zu religiös oder moralisch sind (s. hist. Komm.), zeigen die drei Autoren kein Interesse; zu intr. ἕλκειν εἰϲ im Sinne von „tendieren zu“ vgl. Phot. Philost. 3,11,9 (über die Sphinx) τό τε πρόϲωπον ἐνεϲτρογγύλωται μᾶλλον καὶ εἰϲ γυναικείαν ἕλκει μορφήν. Im Vergleich zu diesem … die Heiden zu beleidigen Dass dieser Teil des Suda-Artikels über Phlegon von Tralleis eine Kritik Philostorgs an Josephus Flavius enthält, hat bereits Valois vermutet, vgl. dazu den Apparat bei Bidez, Philostorgius, 5. Philost. verglich diesen mit Profanschriftstellern, die die Geschichte des Judentums en passant behandelten, nämlich Cassius Dio und Phlegon von Tralleis. Diese Autoren stellten die Geschichte des Judentums selbstverständlich nur kursorisch dar, so dass sie 1

Im 3. Bd. seiner Suda-Ausgabe 1705 (619 Anm. 7); er nahm Valesius’ Ἰοῦϲτον auf und stellte das überlieferte φηϲι Φιλοϲτόργιοϲ um. 2 Im 2. Bd. seiner Suda-Ausgabe 1853 (1513 f. app. crit. z. St.); wie Valesius, Annot. 158 überließ er dem Leser die Wahl zwischen Ἰοῦϲτον und Ἰώϲηπον. 3 Der Übergang erfolgt wohl im gen. abs. a. a. O.). 4 FGrHist 257 F 34 hat Jacoby sowohl vor ὥϲ als auch vor ὅϲον eine crux gesetzt, FGrHist 737 F 3 nur noch vor letzteres, vermutlich unter dem Eindruck von Gutschmids Ausführungen, auf die er im app. crit. zu Z. 19 f. hinweist.

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die für die Christen wichtige heilsgeschichtliche und moralische Dimension nicht berücksichtigten. Phlegon von Tralleis (FGrHist 257. Das SudaZitat ist das fr. 34) verfasste in der Zeit Hadrians ein chronographisches Werk „Olympiaden“, vgl. P. L. Schmidt, Art. Phlegon, DNP 9 (2000) 906. Philost. wirft nun dem Josephus Flavius vor, die Geschichte des Judentums nach einem rein profangeschichtlichen Muster zu behandeln und damit den „Heiden“ einen Gefallen zu erweisen. Die Kritik am historiographischen Oeuvre des Josephus komplettierte die Kritik am ebenfalls dem Josephus zugewiesenen vierten Makkabäerbuch. Das vierte Buch ist nach Philost. eher ein Enkomion als wirkliche Geschichte, während beim „Jüdischen Krieg“ das religiöse Element zu kurz komme. Vermutlich ging es im Proömium Philostorgs also nicht allgemein um Werke, die vor Eusebios die Heilsgeschichte behandelten, sondern konkret um das richtige Verhältnis zwischen ἱϲτορία und ἐγκώμιον, ferner zwischen den Gesetzen der Profangeschichte und denen der Kirchengeschichte. Diese Ausführungen standen in engem Bezug zu den Ausführungen über Eusebios, der wegen seiner Verschmelzung von Geschichte und Lobrede, die er insbesondere in der Vita Constantini vorgenommen hatte, von Autoren wie Sokrates (s. nächstes Lemma) kritisiert wurde. Eine andere Deutung dieser Passage schlägt Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 320 f. vor. Er sieht eine Parallele mit der Polemik des Hieronymus gegen Porphyrios. Hieronymus erkenne zwar an, dass die klassischen Historiker ihren Wert hätten, werfe aber dem Porphyrios vor, Josephus Flavius für die jüdische Geschichte zu ignorieren (vgl. Hier. in Dan. [CCSL 75 A,775; ferner 829; 941-943]): „La juxtaposition par Philostorge de Phlégon et Dion Cassius d’une part et de Josèphe d’autre part, insistant sur la plus grande ampleur du récit sur les juifs de ce dernier, peut avoir servi un but semblable.“ Es ist zwar richtig, dass Philost. anscheinend die gegenüber Phlegon größere Ausführlichkeit des Josephus Flavius betont. Die Reste seiner Polemik weisen aber darauf hin, dass er bei Josephus die zu große Annäherung an profangeschichtliche Autoren und die Vernachlässigung der moralischen und theologischen Dimension monierte, während Bezüge zu Porphyrios nicht greifbar sind.

1,2-5 2. τὸν Παμφίλου Εὐϲέβιον S. zu test. 6,1.

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ἄγνωϲτον τὸ θεῖον καὶ ἀκατάληπτον Vgl. 2,3,1 ἄγνωϲτόν τε τὸν θεὸν καὶ ἀκατάληπτον. Der Passus zeigt zudem, daß τὸ θεῖον inhaltlich als Synonym zu ὁ θεόϲ dient, vgl. 2,1a,3; 2,5,5; 5,2; 7,13,2; 8,3; 12,10,2; Lampe s. v. θεῖοϲ A 6 b. ἀλλὰ Leichtes Anakoluth, bedingt durch den vorangehenden Nebensatz. Wenn man es nicht hinnehmen möchte, ließe es sich durch Tilgung des ἀλλὰ oder durch Änderung des διηγούμενοϲ in διηγεῖται beseitigen; eine Verwechslung von finiter und infiniter Form liegt auch in 3 bei καταπράξαϲθαι vor (s. z. St.). καταπαῦϲαι ... μέχρι Vgl. Thdr. Mops. (?) resp. Chrys. 3,54 (SC 117,236) μεχρὶ ... τούτου καταπαύϲω τὸν λόγον u. hier 1,5a,4 ὁ ἆθλοϲ ... εἰϲ τέρψιν τινὰ καὶ ἡδονὴν μᾶλλον ἢ τραύματα λαμβάνῃ τὸ τέλοϲ. Philostorgios lobt … Geschichtsschreibung erstreckt Philost. bekennt sich also in der programmatischen Einleitung seines Geschichtswerks ausdrücklich zum historiographischen Ansatz des Eusebios, der, wie es dessen eigener Selbstbezeichnung entspricht, als Eusebios Pamphilu bezeichnet wird, womit „geistiger Sohn des Pamphilos“ gemeint ist, vgl. F. Winkelmann, Euseb von Kaisareia. Der Vater der Kirchengeschichte, Berlin 1991, 27 f. Wie die übrigen Kirchengeschichtswerke des 4. und 5. Jh. (anonymer Homöer, Gelasios von Kaisareia, Rufinus, Sokrates, Sozomenos, Theodoretos) ist auch sein Werk als Fortsetzung der Kirchengeschichte Eusebs konzipiert, vgl. zum Einsetzen nach dem Ende der eusebianischen Kirchengeschichte explizit Socr. 1,1,1-3; Soz. prooem. 19 und 1,1,12 f. sowie Thdt. h.e. 1,1,4. Mit der Wendung „alles, was sich auf die Art und Weise der Geschichtsschreibung erstreckt“, dürfte Photios nicht nur das Urteil des Philost. über die Kirchengeschichte, sondern vor allem über die als historiographisches Werk aufgefasste und von Philost. explizit gelobte Vita Constantini meinen. Gegenüber diesem umstrittenen Werk ist nämlich in den Geschichtswerken des Sokrates und des Sozomenos eine deutliche Distanzierung zu erkennen, die man auch für andere orthodoxe Historiker, die Philost. gekannt hat, annehmen darf. Sozomenos ignoriert es, obgleich es sich mit seiner Darstellung sachlich überschneidet, völlig und wohl absichtsvoll, während Socr. 1,1,2 explizit Kritik wegen der panegyrischen Einfärbung der Vita äußert, die eine genaue Darstellung des Aria 13 versucht zwar bei Sokrates das „Moment kritischer Abgrenzung“ zu relativieren. Die von Sokrates angemahnte Genauigkeit ist aber in der Spätantike weiterhin eines der zentralen Kriterien „wahrheitsgetreuer“ Ge-

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schichtsschreibung, vgl. Amm. 15,5,1, vgl. auch Kritik an der mangelnden Genauigkeit bei Socr. 1,22,2 f. sowie an Lücken und Auslassungen bei Socr. 1,10,5. Philost. hat gegenüber Sokrates ein völlig abweichendes Verhältnis zur Vita Constantini des Eusebios. Der Umfang, in dem die Anlehnung an die Vita Constantini den Bericht Philostorgs strukturiert, wird erst in der Rekonstruktion der anonymen Konstantin-Vita BHG 365 aus der Zusammenfügung des Cod. Sabaiticus gr. 366 und des Cod. Angel. 22 deutlich, vgl. Einleitung, S. 31-33. Die Parallelen zwischen der Vita Constantini Eusebs und den Stücken aus BHG 365 erklären sich nämlich nicht daraus, dass der Kompilator der Vita BHG 365 selbst unmittelbar Eusebs Vita Constantini benutzt hat, sondern daraus, dass die Quelle der Vita, nämlich Philost., sich im großen Stil an Eusebs Darstellung des Lebens Konstantins angelehnt hat. Im Lob des Philost. sind weiter wohl Schriften wie die Praeparatio evangelica gemeint, vgl. zur Verehrung des Sozomenos für diese Schrift Winkelmann, 13 f. Der Gottlose … wie er sagt Eusebios von Kaisareia ist der Auffassung Philostorgs nach zwar als Historiker zu loben, war aber ein „Anhänger des Areios“ (10,3,1) und teilte die (aus eunomianischer Perspektive verurteilten) dogmatischen Irrtümer des Areios. Der Gedanke des aufgrund seiner Unendlichkeit unerfassbaren Gottes ist vor allem Anliegen der kappadokischen Theologen, besonders des Gregorios von Nyssa, gewesen, vgl. zum Denken Gregors von Nyssa E. Mühlenberg, Die Unendlichkeit Gottes bei Gregor von Nyssa. Gregors Kritik am Gottesbegriff der klassischen Metaphysik, Göttingen 1966. Die Eunomianer gingen dagegen in optimistischer Weise von der völligen Erkennbarkeit Gottes aus, vgl. Socr. 4,7,13 f. = Eun. fr. 2 Vaggione. Die provokanten Formulierungen des Eunomios richteten sich dabei möglicherweise bereits gegen die Theologie der Kappadokier, vgl. Wiles, Eunomius, 162 sowie ausführlich zu diesem Aspekt der Schrift des Eunomios gegen Basileios K.-H. Uthemann, Die Sprache der Theologie nach Eunomius von Cyzicus, in: ders., Christus, Kosmos, Diatribe. Themen der frühen Kirche als Beiträge zu einer historischen Theologie, Berlin 2005, 421-456, hier 435-451. Allerdings hat in der Sache bereits Aetios stark die Erfassbarkeit und Erkennbarkeit Gottes betont, vgl. Aetios bei Epiph. haer. 76,4,2 (GCS 37,344,18-21): „Ich verstehe Gott mit Grade, dass ich mich nicht selbst besser kenne als ich Gott verstehe.“ Bei Eunomios geht es darum, dass der Mensch die gleiche Erkenntnis der Substanz Gottes wie Gott selbst erlangen kann, vgl. zu den Unterschieden zwi-

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schen Aetios und dem bei Thdt. haer. 4,3 (PG 83,421 A) referierten Eunomios-Zitat Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 253. Tatsächlich muss jede Theologie, wenn sie von Gott spricht, davon ausgehen, mit ihren Begriffen in irgendeiner Form Wirklichkeit abzubilden. Die Eunomianer haben aufgrund ihrer platonisierenden Vorstellung den mit der Gottesbeschreibung verbundenen Begriffen eine die Realität bindende Eigenexistenz zugeschrieben. Sie stellen damit den Gegenpol zur negativen Theologie dar. Dagegen bricht Gregorios von Nyssa mit seiner Vorstellung von der Unerfassbarkeit Gottes mit der platonischen Philosophie. Eusebios von Kaisareia wird letztlich von Philost. in anachronistischer und tendenziöser Weise zu theologischen Problemen, die zwischen den Anhomöern und den kappadokischen Kirchenvätern umstritten waren, in Beziehung gesetzt. Auf das Problem der begrifflichen Erfassbarkeit Gottes kommt Philost. in 2,3 und 10,2 erneut zu sprechen. Vermutlich sind mit diesem Problem und seinen Nuancen die „anderen Fehler dieser“ der Arianer erfasst, die Eusebios geteilt haben soll. Zudem bezeugt er … der Kinder Konstantins des Großen beendet habe Es ist nicht zu entscheiden, ob Philost. nach einer Digression über die dogmatischen Irrtümer des Eusebios zur Darstellung des historischen Oeuvres des Eusebios zurückkehrte oder ob Photios hier ein ungeordnetes Exzerpt mit Nachträgen vorlegt. Mit den „historischen Aufzeichnungen“ ist hier die als Teil der kirchengeschichtlichen Arbeit des Eusebios betrachtete Vita Constantini gemeint, die die Regierungsübernahme durch die Söhne erfasste, vgl. 1,1,3 und 4,72. 3. καταπράξαϲθαι Allein diese Korrektur des Valesius (Annot. 129) stellt die Syntax wieder her, nicht sein anderer Vorschlag, αὐτὸν ... προτιμήϲαντα in den nom. zu ändern, weil dadurch mit οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβήϲ ebenfalls Areios gemeint sein müßte gegen den Zusammenhang und Photios’ übliche Beschimpfung des Philostorg (vgl. 1,2; Bidez, Philostorgius 307). Dieser Gottlose behauptet, … diesen sich selbst vorzog Philost. beschrieb zunächst die Anfänge des Arianerstreits, bevor er dann im Zusammenhang mit dem Eingreifen Konstantins ab 324 auf den Weg Konstantins zwischen 305 und 324 einging. Die ἔριϲ, als die Philost. den Arianer andros und dem Presbyter Areios ein (vgl. test. 4,2), für deren Vorgeschichte Philost. bis zur Geschichte der Wahl des Alexandros zurückgriff. Diese Wahl erfolgte nach dem Märtyrertod des Petros (November

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311) und der nur einige Monate dauernden Amtszeit des Achillas im Frühjahr 312. Auf die Situation des Areios in dieser Zeit verweist auch Sozomenos (besonders 1,15,2 f.). Nach dessen Darstellung soll allerdings Areios noch als Diakon Widerstand gegen Petros geleistet, dann den Achillas um Verzeihung gebeten haben und zum Priester ordiniert worden sein, als den ihn dann auch Alexandros respektierte. Von einer bedeutenden Stellung, die ihn zum potentiellen Gegenkandidaten des Alexandros macht, ist bei Sozomenos nichts zu erkennen, während Philost. auch im nächsten Kapitel (1,4) noch einmal darauf hinweisen wird, dass Areios in der Kirche von Alexandreia als Priester den ersten Rang innegehabt habe. Eine Nachricht wie bei Soz. 1,15,3, Alexandros habe den Areios in Ehren gehalten, könnte dabei der Anknüpfungspunkt für die Version Philostorgs gewesen sein. Gegen die Version, Areios sei schon früh exkommuniziert gewesen, vgl. Löhr, Arius, 530 f. Die große Harmonie suggerierende Angabe des Philost. ist aber gleichwohl möglicherweise erfunden worden, um der Annahme entgegenzuarbeiten, die Bewegung des Areios habe ihren Ursprung in der Enttäuschung seines persönlichen Ehrgeizes gehabt, vgl. Williams, Arius, 40 f. und Löhr, 526. Für die Chronologie des Arianerstreits, ob nämlich dieser Streit erst unmittelbar vor der Ankunft Konstantins im Osten ausbrach oder schon über Jahre schwelte, geben die Notizen Philostorgs keinen Aufschluss, da offen bleibt, wie viele Jahre nach der Wahl des Alexandros der Konflikt zwischen Areios und seinem Bischof einsetzte. Zur Debatte um die Chronologie und zur wahrscheinlicheren frühen Chronologie vgl. Opitz, Zeitfolge, 142-146 und zuletzt (im Anschluss an Opitz) Hanson, Search for the Christian Doctrine, 133-138. S. jetzt den Forschungsbericht von Löhr, 524-560. 4. διὰ – ϲχῆμα Bidez, app. crit. z. St. dachte, daß es sich bei dem ϲαρκὸϲ ὑπερτραφοῦϲ ὄγκοϲ um ein Fibrom oder Lipom gehandelt habe. 1 Doch solche Hautgeschwulste, selbst das Liposarkom, können nicht so groß werden, daß die Figur des davon Betroffenen mit einer βαύκαλιϲ 2, die „ein bauchiges Gefäss mit engem Halse“ war 3, verglichen werden konnte. Nun ist ὑπερτραφήϲ ein in Anlehnung an εὐτραφήϲ gebildetes Hapax legomenon, so daß die ganze Formulierung offenbar eine – viel1

Vgl. Bidez, Philostorgius 261 s. v. Ἀ Das Wort ist nach Arcad. p. 31,10 Barker = p. 33,17 Schmidt (vgl. Gramm. Graec. 3,90,34) ein Proparoxytonon, wie es auch in B akzentuiert ist. 3 Vgl. A. Mau, Art. Βαύκαλιϲ, RE 3,1 (1897) 153,18; dazu L. Frankenstein, Erg. zum Art. Baukalion, RE Suppl. 3 (1918) 200 f. 2

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leicht ironische – Umschreibung für ein durch übermäßiges Essen entstandenes weit ausladendes Gesäß ist (vgl. im Dt. die scherzhafte Bezeichnung „verlängerter Rücken“). 1 Textänderungen wie ὑπὲρ statt ὑπὸ (Valesius sowie Bidez, app. crit. z. St. u. Einl. XXXVIII) oder τῷ μεταφρένῳ statt τῶν μεταφρένων (Bidez, app. crit. z. St.; der pl. bei einer einzelnen Person ist verschiedentlich belegt, z. B. Eunap. vit. soph. 5,2,5) erübrigen sich damit. ἅπερ οὖν Zum neutr. pl. des Relativpronomens vgl. K.-G. 1,75; offenbar dachte der Verfasser verallgemeinernd an mehrere ἄγγη. Das οὖν unterstreicht die „objective reality“ des τὸ ... ἄγγουϲ ὀϲτρακίνου ἐκμιμεῖϲθαι ϲχῆμα (Denniston 421 [4 ii]), vgl. ebd. 421 f.; Philost. 3,8,3; 7,8a,8. Obwohl die βαύκαλιϲ nach Athen. 11,28. 784 b (III p. 24,12 Kaibel) (vgl. Sopater fr. 24 K.-A.) ein in Alexandria verbreitetes Trinkgefäß war, gab es unserem Passus zufolge im einheimischen Sprachgebrauch (ἐπιχωρίωϲ) 2 das davon leicht abgewandelte Wort βαυκάλη. Ein Priester Alexandros … den zweiten Rang nach Areios Nach Socr. 1,5 soll eine Predigt nicht des Priesters, sondern des Bischofs Alexandros den Streit ausgelöst haben. Ein Priester Alexandros ist aber in Athanasius Werke 3,1 Urk. 4b p. 10, Z. 21 (Dok. 4b p. 80 § 21) belegt. Areios war Priester der vielleicht am Hafen von Alexandreia gelegenen Kirche Baukalis (Epiph. haer. 69,1,2 und 2,4 f. [GCS 37,152-154]), vgl. Barnes, Athanasius and Constantius, 14 und Martin, Athanase d’Alexandrie, 147 f. (zur Frage der Lokalisierung s. allerdings Philost. 2,2). Zum Beinamen Baukalis s. den phil. Komm. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 48 Anm. 99 vermutet, dass die Karikatur des Alexandros Baukalis (eine Masse Fleisch mit engem Ausgang) eine metaphorische Abbildung des von Alexandros gepflegten homousischen Glaubens darstellt. Zum Versuch von Ch. Haas, Alexandria in Late Antiquity. Topography and Social Conflict, Baltimore 1997, 269-271 Baukalis als Korruptel des Viertels ta Bukolu zu erweisen und aus dieser Lokalisierung Folgerungen für eine Verankerung von Areios im Hirtenmilieu zu ziehen, vgl. die notwendigen Klarstellungen von J. Gascou, Rez. Haas, Alexandria in Late Antiquity, Topoi 8 (1998) 389-395, s. gegen diese bereits alte Identifizierung auch Martin, 65 Anm. 148 und 147 mit Anm. 136, zur Frage s. auch Löhr, Arius, 525. Baukalis als Personennam 1

Vgl. Mau a. a. O. 153,14 f.: „wo ein beleibter Mann spottweise Β(αύκαλιϲ) genannt wird“. 2 Zur Frage eines alexandrinischen Griechisch vgl. Schwyzer 1,126.

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eine aus dem Toponym geschöpfte Erfindung des Philost. oder seiner Quelle sein. Überhaupt scheinen die Kenntnisse des Philost. sich nicht mit dem zu decken, was man sonst von der Kirchenverfassung in Alexandreia weiß. Dort gab es neben dem Bischof eine größere Zahl von Priestern, die in den einzelnen Kirchen, die mit späteren Pfarrkirchen oder den römischen Titularkirchen vergleichbar sind, zwar nicht die Messe, aber einen Wortgottesdienst abhalten konnten, vgl. zur Struktur der alexandrinischen Kirche, mit den aus Epiph. haer. 69,2,1-7 (GCS 37,153 f.); Socr. 5,22,4346; Anonyme Kirchengeschichte („Gelasios von Kyzikos“) 2,3,21 p. 28 f. Hansen gebotenen Aufschlüssen insbesondere H.-I. Marrou, L’arianisme comme phénomène alexandrin, CRAI (1973) 533-542 und den Überblick über den Klerus von Alexandreia bei Martin, 205-214 sowie über die Stadtkirchen von Alexandreia ebd., 144-153. Bei Philost. hat man dagegen eher den Eindruck, Areios habe den ersten Rang in ganz Alexandreia eingenommen, also den Rang eines Erzpriesters wie er aus der späten Zeit bekannt ist (etwa für Proterios unter Dioskoros, vgl. Liberat. 14 p. 123 Schwartz), während der möglicherweise erfundene Presbyter Alexandros den zweiten Rang innegehabt haben soll. Einen ähnlichen hohen Rang in der Diözese (nach dem Bischof Meletios) sollen nach Thdt. h. rel. 8,7 (SC 234,388; PG 82,1372 C) Flavianus und Diodoros in Antiocheia bekleidet haben, vgl. hierzu Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 271 f. Die Angaben des Epiph. haer. 69,3,2 (GCS 37,154) über den Anhang des Areios (7 Priester, 12 Diakone, 700 Jungfrauen) illustrieren vielleicht die Verhältnisse nach dem offenen Ausbruch des Konflikts zwischen Areios und Alexandros. Zu der auch in der Wahl von 312 angeblich wichtigen Position des Areios s. bereits den Komm. zu Philost. 1,3. die Verkündigung des „Wesensgleich“ … ausgeklügelt worden Zu ὁμοούϲιον und ἑτεροούϲιον vgl. Einleitung, S. 117. Zum Zwist vgl. Soz. 2,27,2 und Thdt. h.e. 1,2. Die theologische Problematik wird im Philost.Exzerpt des Photios nicht beschrieben, dürfte aber von Philost. natürlich ausführlich dargestellt worden sein. Mit „Verkündigung des Wesensgleich“ scheint Philost. zu suggerieren, dass auch der Begriff „Homousion“ bereits in dieser Frühphase der dogmatischen Auseinandersetzung geprägt wurde. ἐπιτεχναϲθῆναι kann nur eine von Photios unabsichtlich über rismus ihrer Begrifflichkeit vorwarf. Die eigene Wahrheit erscheint immer als einfach und klar, die Position der Gegenseite als „erkünstelt“.

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5. τὴν Ἀλουΐωνοϲ καλουμένην Vgl. fr. 1,5a,9; Ptol. geogr. 7,5,11 ἡ Ἀλουΐωνοϲ (sc. νῆϲοϲ), vgl. ebd. 8,29,1; E. Hübner, Art. Britanni, RE 3,1 (1897) 859 f. Constantius, der Vater Konstantins … nennt man heute Gallien Nach der Darlegung der Anfänge des Arianerstreits ging Philost. auf die Karriere Konstantins ein und musste dazu in einer zeitlichen Rückblende Constantius, der hier nicht als Oberkaiser, sondern lediglich als Regionalkaiser Galliens aufgefasst wird, und die Anfänge der Regierung Konstantins behandeln. In detaillierter Form legte Philost. hier im Zusammenhang mit dem von Constantius beherrschten Gebiet, der späteren gallischen Großpräfektur, die Geographie des Nordwestens des Imperium Romanum dar. In einem Exkurs wurde die strategische Bedeutung der Westalpen erläutert, die die gallische Großpräfektur von Italien trennten, vgl. die analogen Ausführungen des Philost. zur Bedeutung der Julischen Alpen (BHG 365 p. 554,3-9 Opitz; Philost. 3,24 und 12,2). S. Bleckmann, Vita BHG 365, 13 f. in Britannien ab, welches man Albion nennt Durch den Hinweis auf Britannien-Albion zeigt Philost. seine geographische Gelehrsamkeit, vgl. Ptol. geog. 7,5,11 oder Avien. Ora 112. Philost. spricht an anderer Stelle von den britannischen Inseln, vgl. Philost. 3,1a (= M. Artem. 8) p. 29 Bidez und Theophyl. Bulg. pass. XV mart. (PG 126,160 B) p. 29 Bidez. Albion war für seine Quelle eine der Inseln des Archipels. Vielleicht ist hier auch das biblische Interesse des Philost. angesprochen worden. Die britannischen Inseln gelten in der Demonstratio Evangelica als Inseln des Jesaja (Jes 49,1), vgl. Eus. d.e. 1,6,54 und 3,3,45 mit Schwartz, Eusebios, 528. wider Erwarten Diokletians ... Kaiserherrschaft eingesetzt Mit dem Hinweis auf das „unerwartete“ Entkommen spielt Photios auf die von Philost. offenkundig breit dargelegte Geschichte der Flucht Konstantins an, der seine Verfolger durch eine List abschütteln kann, vgl. dazu u. Philost. 1,5a. Aus der Parallele mit 1,5a ist ersichtlich, dass Konstantin nach seiner Ankunft in Britannien angeblich noch von Constantius I. zum Kaiser eingesetzt wurde.

1,5a Im Folgenden sind nach Philost. 1,5, dem Bericht über Constantius I. und Konstantin d. Gr., und nach Philost. 1,6, dem Bericht über die Vision Kon-

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stantins und den Kampf gegen Maxentius, als zusätzliche Philost.-Fragmente (1,5a und 1,6b) jeweils die neuen Fragmente eingefügt, die von Bidez, Fragments nouveaux nach der Entdeckung des fehlenden Anfangsstückes von BHG 365 publiziert und besprochen worden sind. Die Trennung des Philost.-Stoffes von anderem Quellenmaterial – verwendet worden ist etwa auch die Guidi-Vita (BHG 364) und Zosimos – fällt für diese Abschnitte der Vita BHG 365 nicht ganz leicht. Die minimalistische Lösung, nur die mit dem Philost.-Exzerpt des Photios wörtlich übereinstimmenden Angaben dem Philost. zuzuschreiben, wurde nicht gewählt, weil im Kontext zumindest viele Anlehnungen an Philost. vermutet werden dürfen, deren Herkunft allerdings im Einzelfall zu eruieren ist, vgl. dazu auch Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs; ders., Vita BHG 365. [B. B.] (1) ϲκηψάμενοϲ Von Bidez, Fragments nouveaux 427 Anm. 3 mit Verweis auf die Korrektur in 6 statt des überlieferten ϲκεψάμενοϲ, das müßig ist, erwogen. Ein Vorwand war gegenüber der Ehefrau nötig, da Constantius ja von ihrer Seite Gefahr für Konstantin befürchtete. Bestanden haben könnte er darin, daß der Sohn als vertrauenswürdiger Briefbote (μετὰ γραμμάτων) ausgegeben wurde. Daß ϲκεψάμενοϲ auch in der z. T. bis in den Wortlaut hinein parallelen Vita BHG 364 p. 312,11 Guidi steht 1, zeigt nur, daß der Fehler auf eine beiden Texten gemeinsame Zwischenquelle zurückgeht. διαγόντων Statt des gen. abs. würde man διάγονταϲ erwarten, doch vgl. fr. 1,6b,3 ϲυνταττομένων (Bidez, Fragments nouveaux 427 Anm. 5), 1,6e,3 πάντων - ὑπιϲχνουμένων u. 11 ὑποϲχομένων; 1,6a οὐρανόθεν ἐκείνου καλέϲαντοϲ. ὁμηρείαϲ λόγῳ Vgl. LSJ s. v. λόγοϲ I 2. ἡ γάρ τοι – ἀϲφαλεϲτέρουϲ Zu Philostorgs Neigung zu Gnomen s. test. 3b,2 mit Komm. z. St. ⟨ 〉 Weil in der Überlieferung die dieselben Personen bezeichnenden Wörter καθιϲταμένων und εὐτολμοτέρουϲ unmittelbar hintereinanderstehen, ist es besser, den fehlenden inf. zwischen beiden einzusetzen, nicht mit Bidez, Fragments nouveaux 427 Anm. 7 vor εἰωθυῖα, vgl. die weite und umfassende Sperrung in 4 εἰωθὼϲ ... προϲαγωνίζεϲθαι. Als Ergänzung ist neben Bidez’ ἀϲκεῖν belegte ῥυθμίζειν möglich, vgl. 3,4,3 τὸν ... Θεόφιλον ... τά τε ἤθη πρὸϲ 1

Vgl. Bidez, Fragments nouveaux 427 Anm. 3 u. 6; Halkin, L’empereur Constantin 11 Anm. 4.

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ἀρετὴν εἰϲ τὸ ἀκρότατον ῥυθμίϲαι καὶ τὴν δόξαν πρὸϲ εὐϲέβειαν, oder wegen des gleichen Wortbeginns καταρυθμίζειν, vgl. 2,5,5 ταῦτα ... ϲεβάϲμιά τε μάλιϲτα νομιζόμενα καὶ πρὸϲ τὴν τοῦ θείου θεραπείαν τοὺϲ πειθομένουϲ καταρυθμίζοντα. Da Constantius … Herrschaft nützen werde Die Passagen über die Begründung der Entsendung Konstantins, insbesondere seine Gefährdung durch die angebliche Eifersucht der Theodora auf Helena, stammen aus der legendarischen Tradition, vgl. die Guidi-Vita (BHG 364 p. 312). Die Erläuterung der Gründe, warum sich der junge Konstantin am Kaiserhof in Nikomedeia aufhielt, kann daher schon partiell aus Philost. geschöpft worden sein. Der Doppelcharakter des Aufenthalts des ältesten Sohnes des Constantius I., der einerseits als Stabsoffizier am Hof von Nikomedeia militärisch-administrative Erfahrungen sammeln, andererseits als Geisel für die Loyalität des Constantius I. in der Tetrarchie haften sollte, bezeugt auch die profangeschichtliche Tradition, vgl. Anon. Vales. 2: Constantinus (...) obses apud Diocletianum et Galerium sub iisdem fortiter in Asia militavit. Vgl. Aur. Vict. caes. 40,2 und Epit. Caes. 41,2 (wo irrtümlich Rom statt Nikomedeia genannt wird): dum iuvenculus a Galerio in urbe Roma religionis specie vice obsidis teneretur. Zur Vergeiselung als Mittel der Loyalitätssicherung in der Tetrarchie: Die historiographische Tradition berichtet über die gleiche Praxis bei hochgestellten Amtsträgern in der Epoche der Tetrarchie. Maxentius fordert von Domitius Alexander seinen Sohn als Geisel, um dessen Loyalität als vicarius Africae zu garantieren: Zos. 2,12,2 f. (2) μεγάλην ἐπὶ τούτοιϲ τὴν ἰϲχὺν ἐπιφαίνων Vgl. 1,6e,11 τὴν εἰϲ τὰ ἔργα φαίνειν τῆϲ ἰϲχύοϲ ἀκμήν. Konstantin … die von den Römern domestici genannt werden Konstantin gehörte zum Stab in der Umgebung Diokletians, also zu den mit den protectores identischen domestici. Die Mitgliedschaft bei den protectores entspricht der auch für Constantius I. oder Maximinus Daia belegten Karriere, vgl. Anon. Vales. 1,1 sowie Lact. mort. pers. 19,6: Daia vero sublatus nuper a pecoribus et silvis, statim scutarius, continuo protector, mox tribunus. (3) ἔμπλεωϲ Zu Philostorgs Vorliebe für „die Formen der sogenannten attischen Declination“ vgl. Bi ὡϲ ὅτι μάλιϲτα ἀφανῶϲ Vgl. 6,5a,6 ὡϲ ὅτι τάχιϲτα; K.-G. 1,28. Als nun im Laufe … zu vernichten 305 war Diokletian zurückgetreten und hatte sich nach Split zurückgezogen. Historisch kann das Folgende

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nur auf Galerius passen, was auch in einem Teil der Tradition so beschrieben wird, vgl. Lact. mort. pers. 24,4; Praxag. (FGrHist 219) 2; Anon. Val. 2 f.; Zonar. 12,33 p. 167,26-29 Dindorf. Diokletian war anscheinend aber in einer breiteren, vielleicht auf Gelasios von Kaisareia zurückgehenden Tradition für die Attentate gegen Konstantin verantwortlich, vgl. die Belege bei Bidez, Fragments nouveaux, 428. Bei Eus. v.C. 1,20 scheinen allerdings Diokletian und Galerius („die damaligen Herrscher“) als gemeinsam verantwortlich. (4) τὴν ϲτρατείαν ταύτην, ὁποίαν ~ τὴν ϲτρατείαν ἣν, vgl. Iustinian. Nov. 44,1,1 ταύτην ἐφέξει τὴν τάξιν ἐν τῇ ϲτατίονι, ὁποίαν ὁ κατ’ αὐτὴν πρωτεύων εἶχεν (vgl. das neugriech. Rel.-pron. ὁ ὁποῖοϲ: Schwyzer 1,615 Zus. 3; 617 Zus. 4; 2,643 [8]); zu ϲτρατεία = Heer vgl. 1,6b,13; Bidez, Philostorgius 334 s. v.; ders., Fragments nouveaux 435 Anm. 41; Theodoridis zu Phot. lex. ϲ 608. ⟨προϲτάττειν〉 προϲαγωνίζεϲθαι Um den acc. τὴν ϲτρατείαν ταύτην zu erklären, nahm Bidez, Fragments nouveaux 428 Anm. 11 an, daß das Verb προϲαγωνίζεϲθαι kausativ benutzt sei. Doch eine solche Verwendung des Mediums zieht nicht eine Änderung der Kasusgebrauchs nach sich, vgl. die K.-G. 1,108 u. Schwyzer 2,220. 232 angeführten Belege. 1 Es fehlt also für den acc. ein übergeordnetes Verb, weshalb R. Kassel ⟨προϲτάττειν〉 προϲαγωνίζεϲθαι vorschlägt unter Verweis auf Κωνϲταντῖνον προϲέταττε κατιέναι kurz danach (mit derselben Reihenfolge der Verben). εἰϲ τέρψιν ... λαμβάνῃ τὸ τέλοϲ Vgl. zu 1,2 καταπαῦϲαι ... μέχρι. Diokletian selbst … Konstantin selbst sich in diesen zu begeben Die Erzählung über den Kampf, den Konstantin auf Veranlassung des tückischen Diokletian oder des Galerius führen muss, gehört zu den Grundelementen bereits der zeitgenössisch-panegyrischen Versionen über die Bewährung des jugendlichen Konstantin am Tetrarchenhof, vgl. Lact. mort. pers. 24,4: sub obtentu exercitii ac lusus feris illum obiecerat. Vom Löwenkampf Konstantins berichtet Praxag. 2: „Den Konstantin schickte nun der Vater zu Diokletian nach Nikomedeia zur Erziehung. Der dort anwesende Maximianus, der Herrscher Kleinasiens, plante, so sagt Praxagoras, einen Anschlag auf den jungen Mann, und schickte ihn in einen Kampf gees.“ Der Löwenkampf Konstantins – in der panegyrischen Tradition letzt1

Das Simplex ist Philost. 3,1a,2 ὃϲ (sc. Constantius II) ἦν ... πρὸϲ τοὺϲ Πέρϲαϲ ἀγωνιζόμενοϲ u. 11,3,2 (mit inf.) intransitiv benutzt.

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lich als Königsprivileg aufgefasst, vgl. auch Gr. Naz. or. 4,80 (SC 309, 205) – begegnet auch bei Zonar. 12,33 p. 168,5 f. Dindorf. Zonaras ordnet diesen Löwenkampf nach einem Sarmatenkampf ein, vgl. allgemein zu den heroischen Einzelkämpfen Konstantins, Paneg. 6(7),3,3 und Anon. Vales. 3. Das Detail dürfte bei Zonaras also aus profangeschichtlicher Tradition stammen, vgl. dazu B. Bleckmann, Pagane Visionen Konstantins in der Chronik des Johannes Zonaras, in: G. Bonamente / F. Fasco (Hgg.), Costantino il Grande dall’antichità all’umanesimo, vol. 1, Macerata 1992, 151-170, hier 165 f. (5) δεινόν τι θηρὸϲ χρῆμα καὶ μέγα Vgl. 7,10,6 ϲκωλήκων ἀδιήγητον χρῆμα; vgl. auch Hdt. 1,36,1 ὑὸϲ χρῆμα ... μέγα u. Soph. fr. 401 Radt ϲυὸϲ μέγιϲτον χρῆμ(α) (Hinweis von R. Kassel). ἐπιδήλωϲ Hinweis auf das sichtbare Eingreifen der göttlichen Vorsehung auch in 9 ϲαφῶϲ. τῆϲ παρὰ θεοῦ βοηθείαϲ ... τὸ μέλλον προορωμένηϲ Vgl. 9 τῆϲ ἀοράτου καὶ θείαϲ προνοίαϲ ... ϲυϲταθμιϲαμένηϲ. ἔργῳ θεοῦ δεξιᾶϲ ἢ οἰκείαϲ ἰϲχύοϲ Zu ἤ im Sinne eines μᾶλλον ἤ s. zu 7,8a,22 αὐτὸν - ἰϲχύειν; hier resultiert der Vergleich aus dem Nebeneinander von göttlicher und menschlicher Kraft. (6) ἐϲκήπτετο Die Änderung ist wegen des folgenden ἐπλάττετο καὶ αὐτὸϲ zwingend (Bidez, Fragments nouveaux 428 Anm. 14). δῆθεν Vgl. Denniston 265 (4). (7) καὶ λαθὼν Das καὶ verknüpft das δι᾽ ὅλου ϲυϲκευαϲάμενοϲ und λαθὼν sc. ϲυϲκευαϲάμενοϲ, sei es daß man es als rein explizierend faßt (s. zu 1,6b,4) oder mit „a sense of climax“ (vgl. Denniston 291 f. [6]). Hervorgehoben wird jedenfalls, daß es Konstantin gelungen ist, seine umfassende Fluchtvorbereitung (δι᾽ ὅλου ϲυϲκευαϲάμενοϲ) verborgen zu halten. καὶ τὴν – γενέϲθαι Das καὶ zu Beginn des Hauptsatzes erscheint überschüssig (vgl. 1,7a,5), doch läßt es sich halten, wenn es zum Ausdruck bringen sollte, daß im Folgenden eine weitere Finte Konstantins berichtet wird: Nach seiner Verstellung gegenüber Diokletian (6 ἐπλάττετο - κίνδυνον) und den geheimen Fluchtvorbereitungen (καὶ ὡϲ - ὑπεξῆλθε) wendet er auch auf dem Fluchtweg (καὶ τὴν ἐπὶ τὰϲ δυϲμάϲ τε καὶ τὸν πατέρα φυγὴν ἐποιεῖτο) einen Trick an, der seine Verfolger abschütteln soll, ἐπὶ τὰϲ δυϲμάϲ τε καὶ τὸν πατέρα Zu explizierendem τε καὶ vgl. W. J. Verdenius, Mn 94 (1956) 252; vgl. explizierendes καὶ 1,6b,4 (s. z. St.).

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Sobald er … um nicht verfolgt zu werden Zum Terminus δημόϲιοϲ δρόμοϲ („öffentliche Bahn“) für cursus publicus vgl. A. Kolb, Transport und Nachrichtentransfer im Römischen Reich, Berlin 2000, 51. Im Unterschied zur Parallelerzählung bei Zos. 2,8,3 gebraucht Philost. den technischen Ausdruck. Vgl. zu den Unterschieden zwischen dieser Passage und Zos. 2,8,3 Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 197 f. Mit „dazwischen liegend“ ist die Strecke zwischen dem Reichsteil des Diokletian (bzw. historisch richtiger des Galerius) und dem Reichsteil des Constantius I. gemeint. Konkret ist an den Reichsteil des Severus zu denken, vgl. Anon. Vales. 4: ut Severum per Italiam transiens vitaret (sc. Constantinus). Die Anekdote über die Art und Weise, in der Konstantin seine Verfolger abschüttelte, war weit verbreitet, vgl. Lact. mort. pers. 24,5-8; Anon. Vales. 4; Epit. Caes. 41,2; Aur. Vict. caes. 40,2. (8) τούτουϲ δέ, οἷϲ χρήϲαιτο, ... τὸν ὅμοιον ὑπέκοπτε τρόπον Das Verb ὑποκόπτειν ist nicht häufig belegt. Üblicherweise steht im acc. das betroffene Körperteil, vgl. Dion. Hal. ant. 6,33,3 τένονταϲ ... ὑποκόπτοντεϲ ποδῶν; Plut. Eum. 7,10 τὴν ἰγνύαν ὑπέκοψεν; App. Hann. 26 τὰ νεῦρα ὑπέκοπτον. Die passive Konstruktion Jos. bell. Jud. 6,398 ὑποκεκομμένοι τὰ νεῦρα läßt aber vermuten, daß im act. auch die Person selbst das acc.-Objekt bilden kann, wie es zumindest bei einem Baumstamm vorkommt, vgl. Strabo 16,4,10 τὸ ϲτέλεχοϲ ὑποκόπτουϲιν 1. Jedenfalls paßt der überlieferte dat. τούτοιϲ nicht zu ὑπέκοπτε, so daß in den acc. zu ändern ist (Vorschlag von R. Kassel). Die Annahme eines Influenzfehlers ist erheblich leichter als die einer attractio inversa in den dat. (vgl. die Belege bei K.-G. 2,413 f.; Schwyzer 2,641 [3]). τοῖϲ διώξειν βουλομένοιϲ S. zu 1,10 ϯδι᾿ – ἀπαγόμενον. ἐν οὐ πολλῷ Vgl. 1,6d ἐν οὐ πολλῷ χρόνῳ; 1,6e,4 ἐν οὐκ ὀλίγῳ χρόνῳ; 1,6e,1 οὐ πρὸ πολλοῦ. den Maultieren … auf diese Weise unbrauchbar zurück Das Detail über die Maultiere findet sich in der Parallelerzählung bei Zos. 2,8,3 nicht. Maultiere wurden im kaiserlichen Postdienst häufiger als Pferde verwendet, vgl. A. Kolb, Kaiser Julians Innenpolitik. Grundlegende Reformen oder traditionelle Verwaltung? Das Beispiel des cursus publicus, Historia 47 (1998) 342-359, hier 357. (9-10) A Konstantin und seinem Vater soll also unmittelbar vor dem Ableben des Constantius in Britannien stattgefunden haben, ein Irrtum, der in zahlreich1

Zur Funktion des Präverbs ὑπο- hier vgl. Radt z. St. (8,357 f.).

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en Dynastie-freundlichen Quellen begegnet, vgl. Aur. Vict. caes. 40,3. In Wirklichkeit traf er in Boulogne mit Constantius zusammen und bekämpfte eine Zeitlang gemeinsam mit diesem die Picten, vgl. Anon. Vales. 4 und Paneg. 6(7),7,5. Die Wendung „Britannien, das Albion genannt wird“ findet sich im Philost.-Exzerpt des Photios wieder und beweist eindeutig, dass BHG 365 hier aus Philost. geschöpft hat, vgl. zur Erklärung den Komm. zu Philost. 1,5. Zu der Ankunft Konstantins unmittelbar vor dem Tod des Vaters, Lact. mort. pers. 24,8: pervenit ad patrem iam deficientem. Zum exakten, von der Vorsehung zusammengefügten Zusammenfall des Ablebens des Constantius und der Ankunft Konstantins, vgl. Eus. v.C. 1,20,2: „Insgesamt aber handelte Gott mit ihm zusammen, indem er dafür sorgte, dass er zur Nachfolge seines Vaters anwesend war.“ (Übers. Dräger) Die artifiziell-raffinierte Art und Weise, mit der in BHG 365 dieser Gedankengang des Eusebios variiert wird, ist wieder ein Indiz für die Provenienz aus Philost., vgl. Bidez, Fragments nouveaux, 407. Theoretisch kann Constantius als übergeordneter Augustus im Herrschaftskollegium tatsächlich ohne Rücksprache mit den übrigen Herrschern seinen Sohn als Mitkaiser eingesetzt haben, so jetzt gegen die verbreitete Usurpationsthese Barnes, Constantine: Dynasty, Religion and Power, 63. (9) ⟨ 〉 „Il semble qu’un verbe manque dans la phrase“, bemerkt Bidez, Fragments nouveaux 429 Anm. 18 zu Recht, denn es fehlt zumindest das Prädikat, aber auch der Zusammenhang mit den folgenden Worten (εἰϲ τοῦτο κτλ.) ist unklar. Zu berücksichtigen ist hierbei, daß zum einen das Demonstrativpronomen in εἰϲ τοῦτο ... τοῦ καιροῦ einen Bezugspunkt benötigt und daß zum anderen in dem anschließenden ὥϲτε-Satz (10) Konstantin mit ὁ μὲν erneut als Subjekt eingeführt wird. Nimmt man mit Bidez a. a. O. an, daß ein einziges Wort ausgefallen ist, könnte man an ein ἀφίκετο hinter ὡϲ αὐτὸν denken (vgl. im selben Zusammenhang Eus. vit. Const. 1,21,1 τῶν ἐπιβούλων τὰϲ μηχανὰϲ διαδρὰϲ ϲπεύδων ἀφίκετο πρὸϲ τὸν πατέρα). Das ϲυμφθάϲαι, im Sinne von „eintreffen“ 1, wäre dabei als ein final-konsekutiver inf. aufzufassen (K.-G. 2,16 f.), der sich syntaktisch aus den Worten des folgenden gen. abs. τῆϲ - ϲυϲταθμιϲαμένηϲ ergäbe und deswegen vorangestellt wäre, um Konstantin als logisches Subjekt kenntlich zu machen. Das εἰϲ τοῦτο ... τοῦ καιροῦ w 1

Vgl. Lampe s. v. 2, z. B. Bas. reg. br. 136 (PG 31,1172 D) (über den zu spät zum Frühstück kommenden Mönch) εἰ δὲ δυνάμενοϲ ϲυμφθάϲαι οὐκ ἐϲπούδαϲε γνωρίϲαϲ τὸ ἔγκλημα τῆϲ ἀμελείαϲ, ἄϲιτοϲ μεινάτω μέχρι τῆϲ τετυπωμένηϲ ὥραϲ ἐν τῇ ἐπιούϲῃ.

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πλεύϲαϲ τὴν ταχίϲτην ὡϲ αὐτὸν ⟨ἀφίκετο〉) zurückweisen, und vor dem ὥϲτε müßte schwerer interpungiert werden (Bidez, Fragments nouveaux 422 setzt einen Hochpunkt; Amidon, Philostorgius 242 und Beetham 177 lassen einen neuen Satz beginnen). Dieser Lösungsversuch weist aber, vor allem bezüglich des inf. ϲυμφθάϲαι, eine komplizierte grammatikalische Struktur auf. Diese Schwierigkeit entfällt, wenn, wie häufiger der Fall, das Demonstrativpronomen in εἰϲ τοῦτο ... τοῦ καιροῦ auf den ὥϲτε-Satz vorbereitet, zwischen welche beiden Glieder der gen. abs. ϲαφῶϲ τῆϲ - ϲυϲταθμιϲαμένηϲ gestellt ist (Vorschlag von G. Staab). Das Subjekt zu ϲυμφθάϲαι könnte jetzt aber wegen des ὁ μὲν im ὥϲτε-Satz (s. oben) nicht mehr Konstantin sein. Es müßte vor dem εἰϲ τοῦτο erwähnt worden sein, weshalb dort eine – nunmehr größere – Lücke anzusetzen wäre, die neben jenem Subjekt auch einen den inf. ϲυμφθάϲαι bedingenden Ausdruck und das Prädikat des Satzes enthalten würde. Der Sinn könnte gewesen sein, daß beider Männer Lebensbahn durch das Wirken der Vorsehung (ϲαφῶϲ τῆϲ - ϲυϲταθμιϲαμένηϲ) auf den Zeitpunkt (εἰϲ τοῦτο ... τοῦ καιροῦ) zulief (ϲυμφθάϲαι) 1, daß der eine eintraf und der andere kurzfristig gesundete (ὥϲτε κτλ.). Bidez, Fragments nouveaux 407 hat mit Verweis auf Eus. vit. Const. 1,21,1 (Fortsetzung der obigen Stelle), ὁμοῦ μὲν αὐτὸϲ χρόνιοϲ παρῆν, κατὰ τὸ αὐτὸ δὲ τῷ πατρὶ τὰ τῆϲ τοῦ βίου τελευτῆϲ ἐπὶ ξυροῦ ἵϲτατο, das τοῦτο in ταὐτὸ geändert 2; doch solange Ausmaß und Inhalt der Lücke unklar sind, verbietet sich dies. εἰϲ τοῦτο ... τοῦ καιροῦ Vgl. κατ’ ἐκεῖνο καιροῦ 2,3,2; 3,15,6; 7,14,6; 9,6,2; K.-G. 1,278 f. (10) ὁ δὲ φλαύρωϲ καὶ ἀϲθενῶϲ ἔχων καὶ ὅϲον οὐκ εὐθὺϲ τὴν ψυχὴν ἀπολείψειν μέλλων ἐπειδὴ Das umfangreiche Subjekt ὁ ... μέλλων, das 1

Bei der Kombination eines Verbs mit εἰϲ τοῦτο + gen. und folgendem ὥϲτε-Satz ist das Verb nicht losgelöst vom Aspekt der Richtung, sondern darin eingebunden, vgl. die Belege K.-G. 2,512, auch Eus. dem. ev. 8,2,72 f. (über das 1. Makk.-Buch) εἰϲ τοῦτο τοῦ χρόνου καταλύϲαϲα (zur Konstruktion s. o. zu 1,2 καταπαῦϲαι ... μέχρι) τὴν ἱϲτορίαν, ὥϲτε ϲυνάγεϲθαι ἀπὸ πρώτου ἔτουϲ Κύρου ... ἐπὶ τὸ τέλοϲ τῆϲ τῶν Μακκαβαίων γραφῆϲ ... ἔτη τετρακόϲια εἴκοϲι πέντε; Cyr. Alex. in Jes. comm. 2,5 (PG 70,529 D) ἐκείνῳ ... τῷ καιρῷ καταλειφθήϲεται, τοῦτ’ κένανδροϲ καὶ εἰϲ τοῦτο παρατενεῖ χρόνου μῆκοϲ, ὥϲτε καὶ δοκεῖν χρόνον εἶναι ζωῆϲ ἀνθρώπου ἤγουν βαϲιλείαϲ, τοῦτ’ ἔϲτιν ἔτοϲ ἑβδομηκοϲτόν. 2 Offenbar läßt er, wie in dem oben angeführten ersten Lösungsvorschlag der Fall, das ϲυμφθάϲαι von den Worten des folgenden gen. abs. τῆϲ - ϲυϲταθμιϲαμένηϲ abhängen.

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dem folgenden Neben- und Hauptsatz gemein ist, steht vor der Konjunktion ἐπειδὴ, um Vater und Sohn direkt hintereinander zu plazieren; vgl. 1,6e,10 ὁ δὲ τὴν ἐκείνου πραότητα καὶ ἀπραγμοϲύνην εἰϲ ὕλην οἰκείου θράϲουϲ μεταβαλὼν ἐπειδὴ; 1,6b,16 ὁ δὲ Μαξέντιοϲ ἐπειδὴ; vgl. die Zurückziehung des Relativpronomens in 1,6e,12 παρὰ τούτων ὁπόϲουϲ. παραγενόμενον Bidez’ Überlegung, dies in περιγενόμενον zu ändern (Fragments nouveaux 429 Anm. 20), würde voraussetzen, daß der Vater vom Anschlag auf seinen Sohn wußte, worauf nichts im Text hindeutet; Vit. Const. BHG 364 p. 314,1-8 Guidi erfährt er es erst von ihm selbst. τοῦτο ... ἔφερον ϲύνθημα βαϲιλείαϲ Vgl. 1,6e,19 ϲτέφανον ... ἐπιτίθεται ... ϲύνθεμα μοναρχίαϲ. ὑποδηϲάμενοϲ Man würde ὑποδήϲαϲθαι oder ὑποδηϲάμενον (mit steigerndem καὶ) erwarten. Vielleicht schwebte aber dem Autor statt des ἐξιϲτοροῦϲι das λέγεται als übergeordnetes Verb vor. Konstantin soll als erster … Schuhe mit Perlenschmuck angezogen haben Diese vom Kontext überhaupt nicht passenden Notizen über den ϲτέφανοϲ (hier als Diadem zu verstehen) sowie über den Ornat Diokletians stammen aus der Chronistik, vgl. dazu Bidez, Fragments nouveaux, 429 Anm. 22. (11) καταλιπὼν αὐτίκα τελευτᾷ τὸν βίον Rhetorisch überspitzte Formulierung statt καταϲτήϲαϲ αὐτίκα τελευτᾷ. τούϲ τε ἀδελφοὺϲ Das τε korrespondiert mit dem καὶ, wodurch die beiden Prädikate δίδωϲι und ἦν ... φαίνων verbunden werden. τὸν δ᾽ ἕτερον ⟨ὃν〉 οἱ μὲν ῥῆγά φαϲι νωβελλίϲιμον, οἱ δὲ πατρίκιον Bidez, Fragments nouveaux 430 Anm. 24 erwog eine Ellipse von ἀποδείξαϲ ὃν, aber auf das Relativpronomen kann dabei nicht verzichtet werden. Ein Konstruktionswechsel vom Partizip ἀποδείξαϲ zum finiten Verb φαϲὶ (sc. γενέϲθαι) ist wegen der Vorzeitigkeit jenes anzunehmenden γενέϲθαι schwer vorstellbar. Mit Kassels Einfügung des ὃν hinter ἕτερον ergibt sich ein eleganter Parallelismus zu dem vorangehenden τὸν μὲν Δαλμάτιον ὃν καλοῦϲι Ῥωμαῖοι Καίϲαρα ἀποδείξαϲ. μετὰ τοῦ πρᾶόϲ τε εἶναι καὶ ἥμεροϲ Vgl. 1,6d νηφάλιόϲ τε τὴν γνώμην ὢν καὶ ἥμεροϲ τοὺϲ τρόπουϲ. πολὺ τὸ δραϲτήριον φαίνων Vgl. 3 τὸ δραϲτήριον Κωνϲταντίνου u. 1,6b,4 ἦν γὰρ πρὸϲ τὰϲ τοιαύταϲ δραϲ Als dieser das Szepter … patricius erhob Gemeint ist wohl die Ehrung der Brüder Dalmatius und Iulius Constantius, wobei auch die Söhne des letzteren, Dalmatius Caesar und Hannibalianus der Ältere erwähnt wa-

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ren. Diese ganzen Angaben sind von BHG 365 oder von einer Zwischenquelle gründlich verwirrt worden. Dalmatius, der Bruder Konstantins, bekleidete die Position eines censor (PLRE 1,240 f. Dalmatius 6), für den älteren Hannibalianus, den anscheinend früh verstorbenen Bruder, ist kein Amt belegt. Als vir nobilissimus und später rex regum wurde Hannibalianus der Jüngere an der Herrschaftsordnung beteiligt. Den von BHG 365 erwähnten Titel eines patricius hatte nur der jüngste Halbbruder Konstantins, Iulius Constantius (PLRE 1,226 Constantius 7), der Vater Julians. Die komplizierte Geschichte des Verhältnisses zwischen Konstantin und seinen Brüdern stand seit Julian im Mittelpunkt der Darlegungen zur konstantinischen Dynastie. Philost. berichtet nicht nur als einzige Quelle über die angebliche Ermordung Konstantins durch seine Brüder (s. dazu 2,16). Die Reste in BHG 365 verraten auch weiter, dass Philost., um die Verleumdungen, Konstantin habe seinen Halbbrüdern geschadet, zu bekämpfen, relativ ausführlich über die Förderung der Brüder berichtet haben muss. Zum (vermeintlich) schwierigen Verhältnis zwischen Konstantin und seinen Brüdern H.-U. Wiemer, Libanios und Zosimos über den Rom-Besuch Konstantins I. im Jahre 326, Historia 43 (1994) 469-494. Wiemer geht davon aus, dass die in Lib. or. 19,19 geschilderte Anekdote, in der zwei Brüder Konstantins als Ratgeber in Rom auftauchen, in das Jahr 326 zu datieren ist. Es handelt sich hier um den ersten Beleg für das Wirken der zuvor ferngehaltenen Brüder Konstantins, vgl. zur „Verfolgung“ des Iulius Constantius Lib. or. 14,30, vgl. dazu Wiemer, 477.

1,6 τῆϲ ... μεταβολῆϲ ist Bidez’ Änderungsvorschlag (app. crit. z. St.) statt des überlieferten acc., der sich nur halten läßt, wenn man ein verbum dicendi ergänzt, z. B. διηγούμενοϲ vor (vgl. 8,18) oder hinter dem Kolon τὴν - Χριϲτιανιϲμὸν. ⟨ϲυμ〉φθεγγόμενοϲ Bidez, app. crit. verweist für die Verwendung des Kompositums auf test. 3,6; zur Verbindung mit dem dat. vgl. Phot. ep. 284,230 ἡ τετάρτη ... Νεϲτορίῳ ϲυμφθέγγεται ϲύνοδοϲ (vgl. ebd. 245); bibl. cod. 230 p. 280 b 15 f. τῇ ἱερολογί sius, Annot. 129 vorgeschlagene ⟨ὁμοίωϲ〉 τοῖϲ ἄλ. φθ. würde die Sprechweise bezeichnen; zudem dient ὁμοίωϲ an der einzigen in Phot. Philost.

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überlieferten Stelle, 4,3,1, der Satzverbindung. Zur Auslassung von Präfixen (wie hier ϲυμ-) in B vgl. Bidez, Philostorgius XLI. καταπληττούϲηϲ διατυπουμένηϲ Ersteres, absolut verwandt (vgl. Phot. hom. 11,7 p. 120,1 f. Laurd. ἀγγέλων ἦϲαν ὑπὲρ τῆϲ φάτνηϲ ᾠδαὶ μουϲουργούμεναι, ἀγγέλων δὲ καὶ τῷ τάφῳ παρουϲίαι καταπλήττουϲαι), ist Attribut zu αἴγληϲ. Im Parallelbericht 1,6b,9 sowie in dem inhaltlich ähnlichen 3,26,1 stehen die Adjektive πληκτικωτάτηϲ bzw. καταπληκτικωτάταιϲ. Damit erledigt sich Valesius’ Konjektur καταπληκτικῶϲ, der an den zwei hintereinander stehenden Partizipien Anstoß genommen hatte (Annot. 129); dazu vgl. Phot. bibl. cod. 245 p. 396 a 13 f. Βαρϲίνηϲ ἀνδρὸϲ οὔϲηϲ κεχηρωμένηϲ. Zum Medium διατυποῦϲθαι mit acc.-Obj. vgl. Phot. Amph. 43,610-12 (τὸ βάπτιϲμα) διὰ τῆϲ τριττῆϲ καταδύϲεώϲ τε καὶ ἀναδύϲεωϲ τὴν τριήμερον αὐτοῦ ταφὴν καὶ ἀνάϲταϲιν εἰκονίζον τε καὶ διατυπούμενον; ebd. 36,77 f. μορφοῦϲθαί τε καὶ διατυποῦϲθαι τὴν καλλίϲτην τε καὶ ὡραιοτάτην μορφήν. ἐν τούτῳ ~ dat. instr., Blass / Debrunner § 195,1; vgl. 1,6e,13 und Eus. vit. Const. 1,28,2: τούτῳ νίκα. Auch dieser beschreibt … „Dadurch siege.“ Der Kontext des Visionsberichts ist aus BHG 365 zu erschließen (s. Philost. 1,6a). Marasco, Filostorgio, 47 geht davon aus, dass Philost. genau wie die anderen christlichen Autoren über die Kreuzerscheinung von 312 berichtete. Photios konstatiert zwar in der Tat eine Ähnlichkeit des Bekehrungsberichts des Philost. im Verhältnis zu den übrigen Autoren, womit wohl am ehesten die von ihm gleichfalls konsultierten Kirchenhistoriker gemeint sind (vgl. auch Philost. 1,2 und 7,8,1). Diese Ähnlichkeit bezieht sich bei ihm aber nur auf den Mechanismus der Wende, bei der Vision lassen sich Unterschiede feststellen. In der Vita Constantini Eusebs wird das Kreuz gesehen, als es Mittag war und sich der Tag bereits neigte, also eher im Süden bzw. im Westen. Im Philost.-Exzerpt des Photios ist vor allem aus der Erwähnung von Sternen erkennbar, dass Philost. eine nächtliche Vision Konstantins beschreibt. Die Erscheinung ist im Osten zu sehen. Von einer solchen nächtlichen Vision eines im Osten gelegenen Kreuzes weiß indes auch Rufinus, mit dem Philost. in seiner Darstellung zur Geschichte des Kampfes gegen Maxentius ohnehin v Sieg Philost. 1,6a,14). Vgl. Rufin. hist. 9,9,1 (GCS 9,827): videt per soporem ad orientis partem in caelo signum crucis igneo fulgore rutilare. Der nächtliche Charakter der Vision Konstantins wird in BHG 365 noch offen-

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kundiger als im Philost.-Exzerpt: Hier wird nämlich beschrieben, wie Konstantin nachts das feindliche Lager beobachtet und wie mitten in der Nacht im Schlaf dann die Vision Konstantins Ängste auflöst. Rufinus gibt an, Konstantin habe seine Vision im Schlaf, per soporem, erblickt. Die Traumvision dürfte die ursprüngliche Version des Berichtes über die Vision in der Nacht sein, die astrologische Vision bei Philost. ist eine Weiterung.

1,6a οὐρανόθεν ἐκείνου καλέϲαντοϲ S. zu 1,5a,1 διαγόντων. δείξαϲ Anakoluth, als ob das Subjekt zu διηγωνίϲατο nicht Konstantin, sondern Christus wäre. τὸ ϲημεῖον ἐθεαϲάμεθα Vgl. 1,6b,13 ἐκ τῆϲ περιφανείαϲ τοῦ δειχθέντοϲ τέρατοϲ πᾶϲι περιόπτου γενομένου. Aufgrund dieser Parallele hat Bidez, Fragments nouveaux 435 Anm. 42 seine in der Ausgabe angemeldeten Bedenken am Philostorgianischen Ursprung der Worte ἡμεῖϲ τε γὰρ - θελήϲειαϲ (p. 7,23) revidiert. τεθέατο Zum augmentlosen plqupf. vgl. Schwyzer 1,652 mit Anm. 4; Psaltes 207 f.; hier noch 1,6b,3 διαλέλυντο; mit Augment 1,6b,12 προϲετέτακτο u. 1,6e,6 ἐκεχωρήκει. Damals, als er … vom Himmel her ihn rief Der Autor der Artemii Passio hat hier den Gehalt der Kirchengeschichte Philostorgs verkürzt wiedergegeben. Denn Philost. berichtete wohl überhaupt nicht über einen heftigen Kampf, sondern bot das Szenario eines unblutigen Bürgerkriegssieges (1,6b,14). Gemeint ist wohl, dass Konstantin einen schweren Kampf erwartete, was der in BHG 365 beschriebenen Situation entsprechen würde. zur Mittagszeit Der Hinweis auf die Mittagszeit erklärt sich wohl dadurch, dass der Autor der Artemii Passio neben Philost., der eine nächtliche Vision und Buchstaben formende Sterne kannte, einen von Eusebs Vita Constantini, die die Vision in der Mittagszeit stattfinden lässt (vgl. Eus. v.C. 1,28,2), abhängigen kirchengeschichtlichen Autor nutzte.

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1,6b (1) Als aber nach des Severus und Maximinus … des Vaters auszeichnete Diese Angaben sind in mehrfacher Hinsicht irrig, so dass sich die Frage nach der Verfasserschaft Philostorgs stellt: Konstantin arrangierte sich zwar bei seiner Heirat mit Fausta 307 mit Maximianus, aber das Heiratsbündnis war gegen Maxentius gerichtet. Maxentius übernahm nicht nach dem Tod des immerhin erwähnten Severus und des Maximianus (in BHG 365 „Maximinus“) die Herrschaft, sondern bereits im Oktober 305, zunächst zusammen mit seinem Vater Maximianus. Crispus war nicht Sohn der Fausta, sondern entstammte einer früheren Verbindung Konstantins mit Minervina. Das Heiratsbündnis zwischen Konstantin und Licinius wurde erst im Frühjahr 313 geschlossen, nur die Verlobung zwischen Constantia und Licinius fand zu einem früheren Zeitpunkt statt, vgl. Zos. 2,17,2 und Lact. mort. pers. 43,1. Zumindest die Angabe über Crispus kann der Kompilator auf keinen Fall aus Philost. haben, da dieser sehr genau wusste, dass Fausta nur die Stiefmutter des Crispus war, vgl. Bidez, Fragments nouveaux, 431 Anm. 28. Sie ist daher in der Übersetzung in Petitdruck gesetzt. Ein antiker Ursprung dieser irrigen Notiz ist gleichwohl möglich, vgl. Jul. or. 1,19 c-d. Dagegen dürfte die die Friedensliebe Konstantins ausmalende, aber in der Sache irrige Angabe über einen anfänglichen, durch die Heirat zwischen Konstantin und Fausta besiegelten Friedenspakt zwischen Konstantin und Maxentius tatsächlich bereits bei Philost. zu finden gewesen sein, vgl. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 206 Anm. 74. (2) ἔϲ τε τοὺϲ ἀρχομένουϲ Der Aufbau des Satzes ist insoweit klar, als dem Prädikat ἔφαινε die beiden Partizipialkola τάϲ τε γυναῖκαϲ ἀφαιρούμενοϲ - καὶ διαφθείρων (mit dem Anhang καὶ - εἶχον) und καὶ τῶν ὄντων - ἀπογυμνῶν, τιϲὶ δὲ - τιμῶν untergeordnet sind. Aber das τε (hinter ἔϲ) hat syntaktisch keine Entsprechung. Möglicherweise geht es auf eine ursprüngliche Absicht des Autors zurück, ein weiteres durch καὶ angeschlossenes Prädikat folgen zu lassen, doch veränderte er im Laufe des Satzes die Konstruktion, indem er den vorgesehenen Gedanken in einen Partizipialausdruck gefaßt hat. Im Sinn gehabt haben könnte er eine Bemerkung, daß Maxentius sogar vor höchstrangigen Persönlichkeiten nicht zurückschreckte (vgl. Eus. h. e. 8,14,3 οἱ πάντεϲ ... αὐτὸν ὑποπεπτηχότεϲ, δῆμοι καὶ ἄρχοντεϲ, ἔνδοξοί τε καὶ ἄδοξοι, δεινῇ κατετρύχοντο τυραννίδι), aber er verdeutlichte dies in der Schriftfassung am Geschick ihrer Ehefrauen (καὶ - εἶχον), indem er es an seine Worte über dessen Un-

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taten an Frauen allgemein mittels des ὧν ἐνίων κτλ. anhängte und damit sein Konzept verließ. τοὺϲ ἀρχομένουϲ ὑφ᾽ ἑαυτὸν Zum acc. vgl. 13 τῆϲ ὑφ᾽ ἑαυτὸν ϲτρατείαϲ. ὧν ἐνίων ~ ἐνίαϲ (sc. γυναῖκαϲ διαφθείρων) ὧν; vgl. Bidez, Fragments nouveaux 431 Anm. 29, der auf Dem. or. 27,23 verweist. οὓϲ αἴϲθοιτο πλούτῳ προήκειν Bidez’ Änderung des überlieferten προϲήκειν ist unumgänglich. Zu αἴϲθοιτο ... προήκειν ist ein acc. erforderlich; ὧν ist offenbar ein Influenzfehler durch τῶν ὄντων davor. Zu dem in S auf τιμῶν folgenden Exzerpt aus Eus. h. e. 8,14,14. 16 f. vgl. Bidez, Fragments nouveaux 431 Anm. 30 und Halkin, L’empereur Constantin 13. Maxentius … sogar die Todesstrafe zu Zu Maxentius’ angeblichen Vergehen, auch an den Ehefrauen hochgestellter Persönlichkeiten und an diesen selbst, vgl. Eus. h.e. 8,14,2-6. 16 f.; v.C. 1,33-36 mit Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 194 f. Anm. 31. Zur Tyrannentopik im überlieferten Bild des Maxentius s. J. W. Drijvers, Eusebius’ Vita Constantini and the construction of the image of Maxentius, in: H. Amirav / B. ter Haar Romeny (Hgg.), From Rome to Constantinople, Studies in Honour of Averil Cameron, Leuven 2007, 11-27. (3) τὰ πρόϲω χωρῶν τῆϲ κτλ. Bidez, Fragments nouveaux 431 Anm. 31 weist auf ähnliche für Philost. typische Formulierungen hin, vgl. ders., Philostorgius 333 s. v. πρόϲω. ἀπρόϲωπον Vgl. Aristid. or. 11,9 Lenz / Behr (οἱ Θηβαῖοι) τὴν ἀγνωμοϲύνην ἀπρόϲωπον ἔχουϲι (LSJ s. v. II). διαλέλυντο S. o. zu 1,6a τεθέατο. ⟨αἱ〉 ϲπονδαί Gemeint sind nicht irgendwelche ϲπονδαί, sondern die in 1 erwähnten, vgl. 16 διαλύϲαϲ τὰϲ ϲπονδὰϲ. πρὸϲ τὴν μάχην ἤδη ϲυνταττομένων S. o. zu 1,5a,1 διαγόντων. mit offenem Krieg drohte Zu πόλεμον ἀπρόϲωπον: Bidez, Fragments nouveaux, 432 verweist auf die parallele Wendung εὐπρώϲοποϲ in Philost. 9,3. Hier handelt es sich allerdings um ein angebliches Zitat des Eudoxios. Zur angeblichen offenen Kriegserklärung des Maxentius vgl. auch Lact. mort. pers. 43,4. Besondere räuberische Rücksichtslosigkeit wir der nach den Angaben der Epitome de Caesaribus (41,16) dementsprechend angeblich den Spitznamen latro gehabt haben soll. Dass tatsächlich Konstantin mit dem Angriff gegen Maxentius begonnen hat, geht nicht nur

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aus der konstantinfeindlichen Literatur hervor (vgl. Zos. 2,15,1, auch wenn in 2,14,1 von vagen Angriffsplänen des Maxentius die Rede ist), sondern vor allem aus dem Zeugnis der für Konstantin eingenommenen Quellen, die diesen Angriff allerdings als Maßnahme der besonderen Fürsorge Konstantins für die Römer darstellen, vgl. Eus. v.C. 1,26; Paneg. 12(9),2,4 f.; Praxag. (FGrHist 219) 4; Lib. or. 59,19. Für die Übersetzung dieser Passagen s. den Komm. zu Philost. 1,6d. (4) ἐν τούτῳ δὴ Mehrfach findet sich in den Philostorgzeugen zu Beginn des Hauptsatzes bzw. nach einem Partizipialgefüge ein δέ, was zu der Frage führt, ob es sich um apodotisches δέ (vgl. Denniston 177-82 1) oder um eine Verschreibung (statt δή) handelt. Auf der einen Seite steht 6,4,2; 7,1a,1; 8,4,4; 8,12a,2; 9,14a,5 das ὁ δὲ, das das (neu) einsetzende Subjekt kennzeichnet (vgl. K.-G. 1,657 f.; Bidez, Philostorgius 328 s. v.). Hierzu läßt sich auch 3,15,12 zählen (ὅϲον τοῦ χρυϲίου τεχνικωτέραϲ ἐδεῖτο χειρόϲ, τοῦτο δὲ ἄρα ἐξεργαζόμενοϲ θᾶττον), wo τοῦτο δὲ das ὅϲον aufgreift (vgl. Denniston 178 [i]), so daß man nicht unbedingt mit Valesius, Annot. 138 in δὴ zu ändern braucht. Auf der anderen Seite stehen die eindeutig überlieferten Fälle mit ἐνταῦθα δὴ (nach Nebensatz: 1,6e,3; 3,8,3; 4,1,3; 4,1a,3; nach Partizip: 1,5a,6; 1,6b,14), οὕτω δὴ und τότε δὴ (1,6b,7 bzw. 7,1a,2, jeweils nach Nebensatz). Wegen der Ähnlichkeit damit empfiehlt sich an der vorliegenden Stelle (ἐν τούτῳ δὲ [S]) und 9,6,3 (οὕτωϲ δὲ [B] οὗτοϲ) die von Bidez vorgenommene bzw. erwogene Änderung in δὴ (Fragments nouveaux 423 bzw. Philostorgius XL u. app. crit. z. St.). Gleiches gilt für 1,6b,16 (λογιϲάμενοϲ δὴ [Bidez, Fragments nouveaux 426 : δὲ S]) und 2,9a,2 (ἱδρύθη δὴ [Franchi de᾽ Cavalieri, Di un frammento 97 Anm. 3 : δὲ Α]), weil ein besonderes Gewicht auf den Verben ruht, vgl. 2,4a,6 die durch δὴ betonte Angabe περὶ δὴ τὴν θεραπείαν (vgl. Denniston 215 f.). (ἦν γὰρ – ἐπινοίαϲ) Die Parenthese gehört zum Folgenden, indem sie vorweg die Begründung für Konstantins dort beschriebene Spionageaktion gibt; zu dieser Verwendung von γὰρ vgl. Denniston 68 f. Zu Konstantins Tatendrang s. zu 1,5a,11. λαθὼν ... καὶ ... ὑπεκδύϲ Zu explizierendem καὶ vgl. W. J. Verdenius, Mn 94 (1956) 249; vgl. explizierendes τε καὶ 1,5a,7. παρ᾽ αὐτοὺϲ ἀφικόμενοϲ S. zu 3,15,12

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Es findet sich häufig bei Herodot, vgl. H. Stein zu Hdt. 1,112,2 (Z. 9); zu weiteren Hdt.-Anklängen bei Philost. s. zu test. 1.

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πῖλον Konstantin mit der Filzkappe der einfachen Leute gehört zu den „détails d’un récit romancé“ (Bidez, Fragments nouveaux 432 Anm. 33). (5) Zu dem in S auf ἐκπεπληγμένοϲ folgenden fiktiven Dialog zwischen Konstantin und dem Eunuchen Euphratas, der sicher nicht aus Philostorg stammt, vgl. Bidez, Fragments nouveaux 432 f. Anm. 34 und Halkin, L’empereur Constantin 5-10. (6) καὶ ... γε Nach Konstantins Gebet am Ende des Dialoges mit Euphratas geht der Verfasser der Vit. Const. wieder zu des ersteren Verhalten angesichts der Übermacht der Feinde über. Wenn die Anfangsworte von ihm stammen, spricht wegen ihres hinzufügenden Charakters nichts gegen die Partikelkombination καὶ ... γε (vgl. Denniston 157 f.). Sollten sie aus Philostorg geschöpft sein (die Abgrenzung ist unklar, vgl. Bidez, Fragments nouveaux 433 Anm. 35), ist Bidez’ Vermutung, τε statt γε zu lesen, wodurch die beiden Partizipien enger verknüpft würden, nicht auszuschließen. ἐπιβρυχηϲάμενοϲ Das Verb ist ebenso wie sein Simplex gebräuchlich für das Brüllen des Löwen; bei einem Menschen z. B. Mart. Iul. et Bas. 23 (ed. F. Halkin, AB 98 [1980] 265) (vor Wut und Schrecken, daß einer der Folterknechte bei der Marter des Iulianus ein Auge verliert) ταῦτα ὁρῶν ὁ Μαρκιανὸϲ ἐπεβρυχήϲατο λέγων κτλ. πρὸϲ ἑτέραιϲ ϲπουδαῖϲ ἦν Vgl. 1,6e,6 ἦν ταῖϲ περὶ ταῦτα καὶ τὰ τοιαῦτα ϲπουδαῖϲ ἐγκείμενοϲ. (7) Sobald er aber … den Schlachtgesang anstimmten Die Situation stimmt nicht mit den für die Vorgeschichte der Schlacht an der Milvischen Brücke sonst bekannten Begebenheiten überein, da Maxentius vor der Schlacht kein Lager in der Nähe der Truppen Konstantins hatte, sondern erst im letzten Augenblick das zur Festung ausgebaute Rom verließ. Allerdings berichtet auch Aurelius Victor von einer regelrechten Feldschlacht bei den Saxa Rubra, die mit dem Gegenüberliegen von zwei Lagern vereinbar wäre. Die Niederlage bei der Milvischen Brücke wäre dann nur der letzte Akt eines umfangreicheren Geschehens, vgl. Aur. Vict. caes. 40,23: Maxentius atrocior in dies tandem urbe in Saxa rubra milia ferme novem aegerrime progressus, cum caesa acie fugiens semet Romam reciperet, insidiis quas hosti apud pontem Milvium locaverat, in transgressu Tiberis interceptus est tyrannidis anno sexto. man seine Darstellung genau liest, einen solchen Verlauf der militärischen Aktionen voraus. Bei Lact. mort. pers. 44,6 stehen sich zunächst die Aufgebote des Maxentius (ohne dass der Kaiser selbst an der ersten Schlacht

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teilnimmt) und des Konstantin gegenüber. Die Truppen des Maxentius erleiden, während Maxentius in Rom bleibt, eine erste Niederlage (m. E. bei Saxa Rubra) und Maxentius wird Ziel der öffentlichen Kritik (Lact. mort. pers. 44,7). Erst nach dieser ersten Niederlage zieht Maxentius zur eigentlichen Schlacht an der Milvischen Brücke aus (Lact. mort. pers. 44,9). Der an der Milvischen Brücke vorbereitete Hinterhalt, der die militärischen Aktionen des Maxentius abschloss, wurde offenkundig auch von Philost. beschrieben, auch wenn der Autor von BHG 365 bei der genauen Schilderung des Brückenmechanismus letztlich zu Zosimos (2,15,3) wechselt und Philost. nicht mehr benutzt hat, vgl. Bidez, Fragments nouveaux, 436. Es lässt sich gleichwohl noch erkennen, dass der Bericht des Philost. über die militärischen Auseinandersetzungen parallel zu Aurelius Victor und Lactantius erst über eine Feldschlacht (in der Konstantin in unblutiger Weise durch die sofortige Kapitulation der Armee des Maxentius siegt), dann über den Tod des Maxentius in der eigenen Falle berichtete. Literatur zum militärischen Verlauf der Schlacht an der Milvischen Brücke bei W. Kuhoff, Ein Mythos in der römischen Geschichte. Der Sieg Konstantins des Großen über Maxentius vor den Toren Roms am 28. Oktober 312 n. Chr., Chiron 21 (1991) 127-174. Vgl. dens., Die Schlacht an der Milvischen Brücke. Ein Ereignis von weltgeschichtlicher Tragweite, in: Ehling / Weber (Hgg.), Konstantin der Große, 10-20. (8) προϲτηϲαμένῳ Vgl. 1,6e,1 ἕνα ... προϲτήϲαμενοϲ τὸν Χριϲτὸν. (9) Die Gestalt des Kreuzes … „Dadurch siege“ Diese Passagen stimmen mit dem Philost.-Exzerpt des Photios sprachlich völlig überein, vgl. Philost. 1,6 und die parallelen Spalten bei BHG 365 p. 424 Bidez. (10) προϲκυνήϲαϲ τὸν Χριϲτὸν Vgl. Lampe s. v. προϲκυνέω 6 f; E. v. Severus, Art. Gebet I, RAC 8 (1972) 1228 f. καὶ αὐτίκα τοῦ φανέντοϲ ϲταυροῦ ἴνδαλμα ποιηϲάμενοϲ Konstantins Zuversicht (vgl. 11 νίκηϲ ὡϲ ἀναποτεύκτωϲ γενηϲομένηϲ) zeigt sich in dem für die paganen Zeitgenossen ungewöhnlichen Schritt, jenes fremdartige Kreuzessymbol im Heer öffentlich auszustellen. Philostorg stellt hier – durch καὶ αὐτίκα betont – die Ereignisse anders dar als seine Quelle Eus. vit. Const. 1,29 f., nach der Konstantin erst aufgrund der Traumerscheinung Christi das Labarum hat anfertigen lassen (zu Philoder Gestalt Konstantins“ vgl. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs 195 u. 204-8). Das καὶ dient der Steigerung („even“) oder der Betonung („actually“; vgl. Denniston 316-21, bes. 317).

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(11-12) Mittels einer Vorlage … in der Feldschlacht zu tragen Exakt wie bei Eusebios erteilt Konstantin genaue Anweisungen zur Anfertigung des neuen Feldzeichens, des Labarum, vgl. Eus. v.C. 1,30-31,2. Zur besonderen Abteilung von fünfzig Mann, die als Garde des neuen Feldzeichens dient, vgl. Eus. v.C. 1,30-31,2; 2,6,2-8. Diese Parallelen könnten entweder durch direkte Anleihe von BHG 365 aus Eusebios erklärt werden oder aber – wofür mehr spricht – als Ergebnis einer Benutzung des Eusebios durch Philost., vgl. zur Problematik die Einleitung, S. 31-33. (11) διά τινοϲ ... παραδείγματοϲ Worin das παράδειγμα genau bestand, wird nicht klar. Man kann sich eigentlich nur vorstellen, daß Konstantin ein sehr einfaches Modell, das sich ohne Aufwand zusammensetzen ließ, benutzt hat, wenn es nicht bloß eine Skizze war. Eus. vit. Const. 1,30 und Vit. Const. BHG 364 p. 322,25-27 Guidi reicht eine mündliche Beschreibung. (12) οἷϲ προϲετέτακτο κατὰ διαδοχὴν αὐτὸ φέρειν Vgl. 1,6e,7 τοῖϲ ἐκ διαδοχῆϲ ἄγειν αὐτὸν ἐπιταχθεῖϲιν (Bidez, Fragments nouveaux 434 Anm. 38). ἐν ἐπικρατείᾳ τοϲαύτῃ πολυθεΐαϲ Vgl. 1,6e,19 ἐκ τῆϲ Ἑλληνικῆϲ ἐπικρατείαϲ. τινῶν μὲν ταγμάτων ... πάντων γε μὴν Das Indefinitivpronomen bewußt vorangestellt wegen des Gegensatzes zu πάντων; zur Partikelkombination vgl. Denniston 348 f. Während einige Truppenteile ... Herakles Herculius) Mit der Erwähnung der Elitedoppeltruppe der Ioviani und Herculiani fügt Philost. gegenüber der Darstellung in Eusebs Vita Constantini ein neues Element ein, das er aus der profangeschichtlichen Literatur geschöpft hat. Diese aus einer illyrischen Spezialtruppe, die bleibeschwerte Wurfpfeile benutzte, hervorgegangene Doppellegion ist eine der ältesten Einheiten des neuen Bewegungsheers gewesen, s. im Einzelnen Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer I, 312-321. Richtiger wäre bei einer Ableitung von Jupiter die Bezeichnung als Iovii, im Exzerpt ist der Zwischenschritt Iovis – Iovius (Diokletian) – Ioviani verlorengegangen, vgl. dagegen Aur. Vict. caes. 39,18: Huic postea cultu numinis Herculio cognomentum accessit, uti Valerio Iovium; unde etiam militaribus auxiliis longe in exercitum praestantibus nomen impositum. Herculiani. Es fällt auf, dass in der parallelen Notiz aus der Suda (Philost. 1,6c) die Truppen als Iovii und Herculii bezeichnet werden, also hier eine andere Verkürzung bei dieser komplexen Namensoperation vorgenommen

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wurde. Zur Umbenenung der illyrischen Spezialtruppe in der Zeit der Tetrarchie s. Veg. mil. 1,17. Die Annahme von D. Woods, Julian, Arbogastes, and the Signa of the Ioviani and Herculiani, JRMES 6 (1995) 61-68, hier 65 f., die Erklärung über die Diasier und Herakleier und der Hinweis auf die lateinischen Entsprechungen sei eine Glosse des Autors der Vita, ist abzulehnen, schon deshalb, weil in mittelbyzantinischer Zeit die Entdeckung von lateinisch-griechischen Entsprechungen bei römischen Truppennamen wenig wahrscheinlich ist. Die Truppe wurde in der historiographischen Literatur wiederholt erwähnt, vgl. z. B. Zos. 2,30,2; 2,42; Amm. 22,3,2 etc. Aus dieser Tradition ist sie auch Philost. bekannt. (13) τὸ μὲν ... ἀδεὲϲ ἔχων Vgl. 1,6e,15 τὸ ἀκίνδυνον ἔχειν. ἐκ τῆϲ περιφανείαϲ τοῦ δειχθέντοϲ τέρατοϲ πᾶϲι περιόπτου γενομένου Vgl. 1,6a τὸ ϲημεῖον ἐθεαϲάμεθα; Bidez, Fragments nouveaux 435 Anm. 42. ἐπ᾽ ἐλπίϲι φέρων ἀκμαιοτάταιϲ Vgl. 15 θερμὰϲ καὶ ἀνεϲτηκυίαϲ οὕτω τὰϲ ἐλπίδαϲ κτηϲάμενοϲ. Trotzdem Bidez, Fragments nouveaux, 435 Anm. 40 erklärt den konzessiven Sinn damit, dass im vorangehenden Satz das Kreuz als Sinnbild des Leidens hervorgehoben wird und dass dadurch das Siegversprechen an sich problematisch sei: „malgré le caractère de la croix‚ ,symbole d’une passion‘“. Übernommen von Amidon, Philostorgius, 247 Anm. 30. Philost. hat aber, wie die Ausführungen von BHG 365 zeigen, die Besonderheit geboten, dass alle übrigen Truppenteile im Heere Konstantins weiterhin die heidnischen Symbole gebrauchten, dass aber Konstantin mit seiner persönlich-individuellen Kreuzstandarte den Sieg davon trägt. „Trotzdem“ ist also dahingehend zu verstehen, dass Konstantin, obgleich er gegenüber den sonstigen paganen Feldzeichen völlig allein dasteht, dennoch zum einen (τὸ μὲν) trotz seines Glaubensumschwungs volles Vertrauen zu seinen Truppen hatte, zum anderen (τὴν δὲ) den Kämpfen mit den Feinden zuversichtlich entgegenblickte. (14) τὴν αἰχμὴν μηδὲ χεῖραϲ ~ μὴ τὴν αἰχμὴν μηδὲ χεῖραϲ, vgl. K.-G. 2,291 (l), Denniston 194 (iii a). μέγα καὶ κοινὸν τοῖϲ ἀρχομένοιϲ Bidez hat hier aufgrund einer unzureichenden Aufnahme („au manque des deux derniers tiers de la ligne, que le photographe a laissés austen Zeile auf fol. 12 verso lesen können (Fragments nouveaux 435 Anm. 44), aber ziemlich treffend ergänzt, μέγ[ιϲτον παρὰ πᾶϲι τοῖϲ ἀρχομέ-

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νοιϲ], wie eine Kontrolle der Hs. zeigt (vgl. Halkin, L’empereur Constantin 8 f. Anm. 8). das ganze Heer des Maxentius ging, ohne dass Blut vergossen wurde Philost. benutzte also die Darstellung des berühmten Sieges Konstantins über Maxentius, um das in der theodosianischen Epoche vertraute Thema vom „unblutigen“ Sieg zu illustrieren. Vgl. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 268 Anm. 77 und 78. weder die Lanze noch die Hände gegen ihn erhoben Das Zeichen der Kapitulation bei den Römern war das Senken, nicht etwa das Heben der Lanze, vgl. die Missverständnisse, die das Verhalten kapitulationswilliger, die Lanze hebender Makedonen bei der Schlacht von Kynoskephalai auf römischer Seite hervorrufen (Liv. 33,10,3 f.) sowie die Anekdote bei Zonar. 143,22 f. (Senken der Feldzeichen), ferner die unblutige Beendigung des Krieges gegen Gildo bei Oros. hist. 7,36,9 f., nachdem der signifer das vexillum senkt, s. ferner zu den Feldzeichen Hist. Aug. Sept. Severus 7,1 und Amm. 26,9,7 (Feldzeichen und Schilde nach unten gesenkt, allerdings gleichzeitig mit Schwingen der Lanzen und Schwerter: iam pila quatientes et gladios ad imperatorem transeunt cum vexillis scuta perversa gestantes, quod defectionis signum est apertissimum). Im griechischen Raum war dagegen das Heben der Lanze Zeichen friedlicher Gesinnung, vgl. Plut. mor. 229 c und J. K. Anderson, Military theory and practice in the age of Xenophon, Berkeley 1970, 88 f. (15) ὃν ἐγὼ διηγήϲομαι τρόπον Von Bidez, Fragments nouveaux 436 Anm. 46 als für den Verfasser der Vit. Const. typische Bemerkung in der 1. Pers. dem Philostorg abgesprochen. οὕτω Bezieht sich auf die Kreuzeserscheinung. οὐκ ἐδικαίου προεπιχειρεῖν Vgl. 1,6e,4 προεπιχειρεῖν ... οὐκ ἀξιῶν u. 5 διὰ τὸ μὴ βούλεϲθαι μάχηϲ ἄρχειν. (16) λογιϲάμενοϲ δὴ S. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. τά τε ἄλλα Einerseits sind damit die restlichen Rüstungen im Vergleich zu denen außerhalb der Stadt (τὰϲ πρὸϲ τὴν μάχην ἐξαρτῦϲαι παραϲκευάϲ) gemeint, andererseits benötigt das τε ein korrespondierendes Glied, was offenbar der folgende Satz über die Konstruktion der Tiberbrücke ist (zur Kombination τε ... δὲ vgl. Denniston 513 f.). Diesen hat der Ver kleinerer Veränderungen anzupassen versucht (vgl. Bidez, Fragments nouveaux 436 f. Anm. 48; Halkin, L’empereur Constantin 13 f.). Dabei ist γέφυραν ungeschickt mit einem Artikel versehen worden, was bei Zosimos

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nicht der Fall ist (τοϲαύτῃ παραϲκευαϲαμένων ἀμφοτέρων ϲτρατιᾷ Μαξέντιοϲ γέφυραν ἐπὶ τοῦ Θύμβριδοϲ ἐπήγνυτο μὴ ϲυνάψαϲ ἅπαϲαν ἀπὸ τῆϲ ὄχθηϲ τῆϲ πρὸϲ τῇ πόλει μέχρι τῆϲ ἄλληϲ κτλ.). in der Stadt Rom abwartend, die übrigen Vorbereitungen Anschließend berichtet der Autor der BHG 365 über die Vorbereitung der Schlacht an der Milvischen Brücke durch eine Kriegslist: „Die Brücke über den Tiberfluss aber baute er zusammen, wobei er sie nicht als Ganze zusammenfügte.“ Diese Informationen hat er, wie die wörtlichen Übereinstimmungen zeigen, ausschließlich aus Zosimos (2,15,3) geschöpft, vgl. Bidez, Fragments nouveaux, 436 Anm. 48.

1,6c Zur Zuweisung an Philost. wegen der Ähnlichkeit mit 1,6b,12 vgl. Bidez, Fragments nouveaux 434 f. Anm. 39; Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 201; s. Einleitung, S. 29 mit Anm. 1 und 72. 1 δαίμονοϲ Bidez a. a. O. hält bei der Wahl zwischen dem gen. sg. und dat. pl. ersteres für die ursprünglich von Philostorg stammende Lesart, da sie in der besten Suda-Hs. A (vgl. A. Adler a. a. O. 1,XIII f. u. 5,275) überliefert ist und weil ἐπώνυμον Phot. Philost. 3,4,3 und 3,7,1 mit dem gen. verbunden ist. Da jedoch das Wort dort beidemal substantiviert benutzt (τὸ ἐπώνυμον) 2 und in 1,6b,12 der dat. pl. überliefert ist, können wir aus der Qualität von A allenfalls einen Schluß für den Suda-Text ziehen, nicht für Philostorg.

1,6d Wegen der Ähnlichkeiten mit 1,5a,2 (μεγάλην ... τὴν ἰϲχὺν ἐπιφαίνων) und 1,6b,14 (πόϲον ἐϲτὶ τῷ ἄρχοντι κακὸν μὴ δι᾽ ἡμερότητοϲ καὶ τοῦ εὐεργετεῖν, ἀλλὰ δι᾽ ἀπονοίαϲ καὶ τοῦ βιάζεϲθαι κατέχειν τὸ ὑπήκοον 1

Ada Adler hat sich in den Add. et z. St.). Das im Text stehende Ἐρκούλιοϲ mit Spiritus lenis (Ἑρκούλειοι im Lemma dagegen mit Spiritus asper; so auch 1,6b,12 [= Vit. Const.] die Hs. S) ist offensichtlich ein Druckfehler, vgl. 5,141 s. v. Ἑρκούλιοϲ. 2 Bezüglich des dat. in 2,12a s. z. St.

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ἐθέλειν, οὐκ ἐπιϲτάμενοϲ, ὅϲον εὔνοια φόβου μεῖζον ἀρχῆϲ βάθρον καὶ ἀϲφαλέϲτερον) hat Bidez, Fragments nouveaux 427 f. Anm. 9 u. 435 Anm. 45 angenommen, daß dieser Passus auf Philostorg zurückgehe. 1 Die lange Periode entspricht dem üblichen Stil. Wegen seiner Position Vit. Const. 9 ist das fr. an dieser Stelle eingeordnet. Bidez a. a. O. verweist als inhaltliche Parallelen auf Joh. Ant. fr. 254 Rob. = 196 Mar. (δόξαϲ ἄριϲτοϲ εἶναι βαϲιλεὺϲ καὶ τοῖϲ ἐπαινετοῖϲ τῶν αὐτοκρατόρων ἄξιοϲ παραβάλλεϲθαι ... τῆϲ φύϲεωϲ αὐτὸν καὶ τῶν, ὅϲα παρὰ τοῦ δαιμονίου φοιτᾶν ἀνθρώποιϲ εἴωθεν, ἄριϲτον ἀναμφιβόλωϲ ἀποφαινόντων κτλ.) und Eutr. 10,5 (vir ingens et omnia efficere nitens, quae animo praeparasset) sowie 10,7,2 (adfectator iusti amoris, quem ⟨ab〉 omnibus sibi et liberalitate et docilitate quaesivit). [M. St.] Die von Bidez hervorgehobenen Gemeinsamkeiten dieser Passage mit Eutr. 10,7,2, aus dem auch Johannes Antiochenus über die Übersetzung des Kapiton Lykios geschöpft hat (s. den phil. Komm.), legen nahe, dass Philost. eine Kurzcharakterisierung Konstantins bot, die allerdings über mehrere Passagen seiner Darstellung verteilt war, vgl. auch 1,5a,2 mit der Parallele zu Eutr. 10,5. Die Zugänglichkeit Konstantins wird bei Eusebios gerühmt, vgl. Eus. v.C. 13,2. Dagegen behauptet die Epitome de Caesaribus (41,16) vom Charakter Konstantins das Gegenteil: Irrisor potius quam blandus. Die weiter in BHG 365 hervorgehobene Beliebtheit Konstantins bei den Untertanen ist Ergebnis der kaiserlichen philanthropia, die seine Herrschaft gegenüber der gesetzlosen Herrschaft seiner tyrannischen Konkurrenten vorteilhaft abhebt und die dazu führt, dass die Untertanen nicht aus Furcht, sondern aus Wohlwollen gehorchen und seiner gesetzmäßigen Herrschaft den Vorzug geben, vgl. neben den Ausführungen in 1,6a,14 insbesondere Praxag. (FGrHist 219) 4-6. Der Hinweis, dass Konstantin kein Unrecht duldete, greift ein Grundthema der konstantinischen Propaganda auf, in der der Kampf Konstantins um die Alleinherrschaft stets als Kampf gegen tyrannisches Unrecht beschrieben wird, vgl. neben der Andeutung in der Inschrift des Konstantinsbogens (ILS 694,5-7: tam de tyranno quam de omni eius factione uno tempore iustis rem publicam ultus est armis) z. B. Praxag. 4: „Als er aber hörte, dass Maxentius ausschweifend und bedrückum ihn für die Widergesetzlichkeiten gegen die Beherrschten zu bestra1

Er schreibt zwar nur die Worte Vit. Const. 9 p. 552,11-15 Opitz aus, hat aber möglicherweise auch den Rest des Satzes noch einbezogen.

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fen.“ (Übers. Bleckmann) S. weiter Praxag. 5: „Als dieser aber erfahren hatte, dass auch Licinius grausam und unmenschlich gegen seine Untertanen wütete (…), ertrug er es nicht, dass die Misshandlung der Mitbürger ungeahndet blieb, und zog gegen ihn zu Felde, um ihn dazu zu bewegen, die Tyrannis gegen eine (gute) monarchische Herrschaftsform auszutauschen“; Eus. v.C. 1,26,1: „Als er (…) das Haupt des Ganzen, die Kaiserstadt der Römerherrschaft, durch eine Tyrannis unterjocht sah, überließ er zunächst die Vergeltung denen, die über die übrigen Reichsteile herrschten (…). Als aber von diesen niemand in der Lage war zu helfen (…), da sagte er, das Leben sei für ihn nicht lebenswert, wenn er die Kaiserstadt so leiden sehe.“ (Übers. nach Schneider) S. auch Lib. or. 59,19. Die „Veränderung der Verhältnisse“ spielt auf die von der konstantinischen Propaganda proklamierte Erneuerung an, vgl. zum Wandel durch die militärischen Erfolge, die Gesetze und durch das „milde Regiment“ etwa Aur. Vict. caes. 41,17: cuius armis, legibus, clementi imperio quasi novatam urbem Romam arbitraretur. [B. B.] περιδεείαϲ Nur noch 1,6e,9 u. Suda π 1093 belegt, das Adjektiv allerdings schon seit Hdt. (vgl. Bidez, Philostorgius XCV).

1,6e Photios hat den Bericht über den Krieg zwischen Konstantin und Licinius übersprungen und geht sofort von den Ereignissen von 312 zu denjenigen von 325 über. Der Bericht Philostorgs kann wieder aus der anonymen Konstantin-Vita (BHG 365) rekonstruiert werden, diesmal aus den Teilen des Cod. Angel. 22, der Bidez schon bei der Erstellung seiner Ausgabe vorlag und den er als Anhang V herausgegeben hat, vgl. die vollständige Edition der Vita bei Opitz. Da durch die (ungefähr gleichzeitig mit der Neuausgabe von Opitz bekannt gewordene) Ergänzung der anonymen Konstantin-Vita durch die neu entdeckte Handschrift im Cod. Sabaiticus gr. 366 zahlreiche Charakteristika der durch den Cod. Angel. 22 bereits bekannten Teile besser gewürdigt werden können, sind die aus Philost. stammenden Eigenarten des Berichts von Anhang V inzwischen deutlicher zu er nicht mehr nur an die Konstatierung von für Philost. typischen stilistischen Eigentümlichkeiten halten. Vielmehr erkennt man nun Übereinstimmungen in der Darstellung des Kampfes zwischen Maxentius und Konstantin

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einerseits (im Cod. Sab. gr. 366) und des Kampfes zwischen Maxentius und Licinius andererseits (in Bidez, Anhang V bzw. in der Edition von Cod. Angel. 22 bei Opitz). Da in BHG 365 diese Darstellung des Kampfes zwischen Maxentius und Konstantin durch die Übereinstimmungen mit dem Philost.-Exzerpt des Photios eindeutig Philost. zugewiesen werden kann, sind auch die Indizien für die Zuweisung der Darstellung des Kampfes zwischen Konstantin und Licinius, die in der anonymen Vita zu finden ist, an Philost. wesentlich gewichtiger geworden, vgl. dazu den Einzelnachweis bei Bleckmann, Vita BHG 365. Das 1,6e,1 unmittelbar vorangehende Zwischenstück (Halkin, L’empereur Constantin, 14 f.) aus dem Cod. Sab. gr. 366 ist nicht als Passage des Philost. übernommen. Es handelt sich um ein Stück, das eine wörtliche Abhängigkeit von der Vita Constantini Eusebs aufweist. Philost. hätte die Formulierung überarbeitet. Parallele direkte Anleihen aus der Vita Constantini lassen sich auch sonst in BHG 365 finden. Der Stoff könnte über Gelasios von Kaisareia vermittelt worden sein, s. F. Winkelmann, Eusebius Werke I/1. Über das Leben des Kaisers Konstantin, Berlin 21991, XXIV. [B. B.] (1) ἕνα ... προϲτήϲαμενοϲ τὸν Χριϲτὸν S. zu 1,6b,8. ἐπ᾽ αὐτῷ τε Was verbindet das τε? Man kann vermuten, daß ursprünglich ein zweiter Partizipialausdruck, parallel zu ἐπ᾽ αὐτῷ ... τιθέμενοϲ, folgen sollte. Da die letztgenannte Formulierung jedoch inhaltlich ein großes Gewicht hat, ist auch denkbar, daß mit dem τε ein weiteres Prädikat angeschlossen wurde, so daß zu τιθέμενοϲ ein εἴη hinzuzufügen wäre, das leicht hinter βαϲιλείαϲ ausgefallen sein kann, wodurch sich ein Trikolon mit wachsenden Gliedern ergäbe (zur Periphrase vgl. kurz vorher ἀπολελοιπὼϲ καὶ ϲυμπατήϲαϲ εἴη, 1,5a,11 ἦν ... φαίνων u. K.-G. 1,38 f. Anm. 3; zu alleinstehendem τε am Ende einer Reihe vgl. Denniston 500 [a, β u. γ]). Andererseits sind die ersten beiden Verben (ἐκτιμῴη u. θεραπεύοι) von anderer Art als das dritte, insofern diese ein bestimmtes Verhalten bezeichnen, jenes aber den von Licinius vermuteten Grund, so daß eine Änderung des τε in γε das Ärgernis der Hinwendung zu Christus betonen würde (Vorschlag von J. Hammerstaedt). τὰϲ τῆϲ ϲωτηρίαϲ ἐλπίδαϲ ἑαυτῷ τε καὶ τῆϲ ὅληϲ βαϲιλείαϲ τιθέμενοϲ Das τε καὶ verbindet die beiden zu τὰϲ ... ἐλπίδαϲ gehörigen Attribute τῆϲ ϲωτηρίαϲ ... ἑαυτῷ und τῆϲ ὅ es sich um einen gen. obj., und ἑαυτῷ ist adnominaler dat. zu τῆϲ ϲωτηρίαϲ (vgl. K.-G. 1,427 f.; Schwyzer 2,153). Licinius vermutete also, daß

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Konstantin sich Hoffnungen auf die Gesamtherrschaft mache 1 (τῆϲ ὅληϲ βαϲιλείαϲ, vgl. mit der gleichen Stellung des Artikels 19 τὸ πᾶν τῆϲ Ῥωμαίων βαϲιλείαϲ κράτοϲ), nicht etwa, daß dieser seine und des ganzen Reiches Hoffnung auf Christus setze (so verstehen es Amidon, Philostorgius 187 u. Beetham 192, indem sie τῆϲ ὅληϲ βαϲιλείαϲ als gen. subj. fassen), denn in diesem Falle müßte es eher ὅληϲ τῆϲ βαϲιλείαϲ heißen, und der machtpolitische Charakter dieser Bemerkung würde verkannt. Die in S überlieferte Lesart ἑαυτοῦ 2 ist aus dem sprachlichen Grund ausgeschlossen, daß das possessiv verwandte Reflexivpronomen bei unserem Autor, wie auch sonst üblich, mit dem Artikel verbunden wird, vgl. wenige Zeilen später ταῖϲ ἑαυτοῦ παροινίαιϲ sowie 7. 10. 13; 1,5a,9. 11; 1,6b,1. 4. Vermutlich ist es verursacht durch den nachfolgenden gen. τῆϲ ὅληϲ βαϲιλείαϲ. Zur Junktur ἐπ᾽ αὐτῷ ... τὰϲ ... ἐλπίδαϲ ... τιθέμενοϲ vgl. 20 ταῖϲ αὐτῶν εὐχαῖϲ ἀνατιθεὶϲ τῶν κατορθουμένων τὰ τέλη. μὴ ἂν ... γενήϲεϲθαί ποτε Zum umstrittenen ἂν beim fut. vgl. Kannicht zu Eur. Hel. 448, z. B. Philost. 6,5a,7 ᾔϲθετο φαύλωϲ ἔχων ἤδη καὶ οὐκ ἂν βιωϲόμενοϲ. Mit Blick auf 7,14,6 ἐδήλου ... μὴ ἄν ποτε διαπεϲεῖν τὴν δεϲποτικὴν ἀπόφαϲιν ist aber eine Änderung in γενέϲθαι nicht auszuschließen. ἕνα τε ὄντα ... τοϲούτων τε ὄντων καὶ τὸ ἀνέκαθεν Bidez, app. crit. z. St. verweist auf die ähnlichen Formulierungen in der Rede des Licinius Eus. vit. Const. 2,5,2 f.; s. Einl. S. 32. οὐ πρὸ πολλοῦ ἀναφανέντα Vgl. Mart. Artem. 32,19-21 τὸν ... Χριϲτὸν χθὲϲ τὸ εἶναι ἀρξάμενον καὶ οὐ πρὸ πολλοῦ τῆϲ ἡμετέραϲ γενεᾶϲ, ähnlich 26,2 f. (Bidez, app. crit. z. St.). ἐπὶ μεγάλοιϲ ἔργοιϲ γνωριζομένων Vgl. 11 ἑτέρουϲ ... ξένουϲ (sc. θεοὺϲ) ἀναζητεῖ παρ᾽ ἄλλοιϲ ἔθνεϲιν ἐπί τιϲι λαμπροῖϲ ἔργοιϲ φημιζομένουϲ. οὐδέν τι τῶν κατὰ τὸν Μαξέντιον ἐθελήϲαϲ ἐπὶ νοῦν βαλέϲθαι Vgl. 8,4,5 τούτων οὐδὲν ἐπὶ νοῦν ἐλάμβανεν (Bidez, app. crit. z. St.); LSJ s. v. βάλλω B I 1. in seinen trunkenen Zuständen Die Tetrarchen werden in der historiographischen Literatur oft als notorische Trunkenbolde beschrieben, vgl.

1

Zu solchen Bestrebungen vgl. J. Vogt, Art. Constantinus der Große, RAC 3 (1955) 318 u. 336-38. 2 Koetschau 267 hatte dies 1914 bereits konjiziert.

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Anon. Vales. 9 (zu Severus) und 11 (zu Galerius); Epit. Caes. 40,19; Eus. h.e. 8,14,11. (2) αἱ γὰρ ... κεκρατημένουϲ Zu den Gnomen s. zu 1,5a,1. τοῦ ϲυνοίϲειν μέλλοντοϲ Vgl. 1,5a,1 τὸ τῇ ἀρχῇ λυϲιτελήϲειν μέλλον. (3) οἱ αὐτοῦ θεοὶ Bidez, dem nur A (αὐτοὶ) vorlag, hat bereits das αὐτοῦ vermutet unter Verweis auf die Parallele in 5 τοὺϲ αὐτοῦ θεοὺϲ, und er wurde durch S bestätigt. Das Pronomen αὐτοῦ ist hier betont (zur Stellung vgl. K.-G. 1,564 Anm. 3), indem es die von Licinius angebeteten Götter im Unterschied zu dem von Konstantin verehrten Christus bezeichnet. πάντων ... ὑπιϲχνουμένων Vgl. 11; s. zu 1,5a,1 διαγόντων. ἀδήριτον „ein etwas gesuchtes Wort“ (Bidez, Philostorgius XCV); in S steht am rechten Rand, mit einem Obelos periestigmenos 1 versehen, zur Erläuterung ἄμαχον. Als diese aber … einen unumstrittenen Sieg zu gewähren Philost. erläutert im Rahmen seiner heidenapologetischen Ausrichtung immer wieder Fälle, in denen sich Protagonisten durch betrügerische Orakel täuschen lassen, vgl. Einleitung, S. 101 Anm. 2. (4) τῷ ϲτρατῷ Vgl. K.-G. 1,434 (5); Schwyzer 2,162 (β). ἐν οὐκ ὀλίγῳ χρόνῳ Vgl. 1,5a,8 ἐν οὐ πολλῷ, was aber nicht ausreicht, um die Frage zu entscheiden, ob χρόνῳ mit A beibehalten oder mit S gestrichen werden sollte. Für ersteres könnte sprechen, daß neben der Flächenangabe δι᾽ ὅληϲ ... βαϲιλείαϲ ein eigenes Wort für die Zeit gut paßt. προεπιχειρεῖν ... οὐκ ἀξιῶν S. zu 1,6b,15. ἐπὶ τοῖϲ ὅρκοιϲ Vgl. App. civ. 4,289 ϲπονδὰϲ ἐπὶ τοῖϲ ὅρκοιϲ ἐϲπένδετε καὶ δεξιὰϲ ἐτίθεϲθε. Der in A überlieferte acc. würde den Zweck bezeichnen, vgl. Dem. or. 6,29; 19,17; Aeschin. or. 2,96. um durch die Alpen in Konstantins Herrschaftsbereich einzufallen Die Teilreiche (βαϲιλεῖαι) und Großpräfekturen sind in der Raumkonzeption des Philost. jeweils durch Gebirge und Pässe voneinander getrennt, nämlich Italien von Illyrikum durch die Claustra Julia, Illyrikum von Thrakien durch die Pässe von Succi, vgl. hierzu den Komm. zu Philost. 1,5; Julia gemeint. Zum Ausbau der Befestigungen der Claustra Julia im frühen 1

Vgl. M. Stein, Art. Kritische Zeichen, RAC 22 (2007) 139; ebd. 153 zur Abwandlung der Funktionen.

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4. Jh. vgl. Th. Ulbert (Hg.), Ad Pirum (Hrušica). Spätrömische Passbefestigung in den Julischen Alpen, München 1981. Auf die Bedeutung der Claustra Julia in der Auseinandersetzung zwischen Konstantin und Licinius ist möglicherweise auch der Hinweis auf den Umsturz der Konstantinbilder unmittelbar vor dem Pass, in dem administrativ eigentlich noch zu Italien gehörenden, aber dem Reichsteil des Licinius zugeschlagenen Emona zu sehen, vgl. Anon. Vales. 15: additis etiam causis, quod apud Emonam Constantini imagines statuasque deiecerat (sc. Licinius). Daher zog er ihm schnell … bis nach Makedonien Zum raschen Vorrücken Konstantins im Bellum Cibalense vgl. auch Eutrop. 10,5,1: Ac primo eum in Pannonia secunda ingenti apparatu bellum apud Cibalas instruentem repentinus oppressit omnique Dardania, Moesia, Macedonia potitus numerosas provincias occupavit. Die erste in Illyrikum (Pannonien) geschlagene Schlacht ist die von Cibalae. Die zweite Schlacht dieses Krieges wird bei Philost. im Unterschied zu Eutropius deutlicher herausgestellt. Es handelt sich um die Schlacht auf dem campus Ardiensis, nämlich der Ebene des Arda-Flusses, vgl. hierzu H. Grégoire, Deux champs de bataille: „Campus Ergenus“ et „Campus Ardiensis“, Byzantion 13 (1938) 585 f. Diese Lokalisierung des Schlachtfelds zwischen Philippopolis und Adrianopel beruht allerdings auf einer Konjektur. Nach dem Text des Anonymus Valesianus hält sich Konstantin unmittelbar vor der Schlacht bei Philippi, das zur Provinz Makedonien gehörte, und nicht bei Philippopolis, auf, vgl. Anon. Vales. 1,17: inde apud Hadrianopolim Thraciae civitatem per Valentem collecta ingenti multitudine, legatos ad Constantinum de pace misit apud Philippos constitutum. quibus frustra remissis, iterum reparato bello, in campum Ardiensem ab utroque ⟨con⟩curritur. Der Anonymus Valesianus bietet gleichwohl keine Bestätigung der Angabe von BHG 365, wo suggeriert wird, dass die Schlacht zwischen Licinius und Konstantin in Makedonien stattfindet. Vielmehr ist mit Sicherheit im ursprünglichen Text Philippopolis zu lesen. Auf Philippopolis verweist nämlich neben der mutmaßlichen Identifizierung des campus Ardiensis als Ebene der Arda die in der Erzählung des Anonymus Valesianus folgende Angabe, dass sich Licinius nach der Schlacht nach Beroea zurückzog, womit nur das thrakische Beroia gemeint sein kann: Philippopolis wird für diesen Krieg auch in der Ps.-Symeon 88 p. 107,12 f. Wahlgren. Die Vorlage von BHG 365 wird nicht von einer Schlacht in Makedonien gesprochen haben, sondern davon, dass Konstantin sich in den Besitz von Illyrikum (einschließlich ganz Ma-

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kedoniens) gebracht hat, bevor es in Thrakien (und nicht in Makedonien) zum zweiten Schlagabtausch mit Licinius kam. (5) τοῖϲ οἰκείοιϲ ἐκάϲτῳ θύμαϲιν Vgl. 12 τοὺϲ πατρίουϲ ἑκάϲτοιϲ νόμουϲ. τοὺϲ αὐτοῦ θεοὺϲ Diese Lesart von A hat gegenüber dem dat. von S (vermutlich ein Influenzfehler) den Vorteil, daß sie gleich das direkte Objekt zu ἱλαϲκόμενοϲ liefert, das anderenfalls erst aus dem dat. herausgezogen werden müßte. 1 Zu ϲφαγιάζεϲθαι ohne direktes und indirektes Objekt vgl. Xen. Hell. 7,4,30 οἱ Ἠλεῖοι τἀπὶ θάτερα τοῦ ποταμοῦ παρετάξαντο, ϲφαγιαϲάμενοι δὲ εὐθὺϲ ἐχώρουν. Licinius aber … das Schicksal zu erkunden Philost. versucht die Absurdität der heidnischen Kulte deutlich zu machen, indem er für Julian eine Reihe von Priesterkategorien aufzählt, vgl. Philost. 7,4c. In gleicher Weise wird die Absurdität der Orakel durch eine Serie der verschiedenen Wahrsagetypen, die sich sämtlich als wirkungslos erweisen, deutlich gemacht. Philost. zählt die Haruspizin, die Vogelschau und die Beobachtung der Sterne auf. Für die heidnische Geschichtsschreibung besteht kein Zweifel daran, dass Konstantin ähnliche Weissagungsmethoden benutzt und dieser seinen Sieg über Licinius zu verdanken hat, vgl. Zos. 2,29,1. Zur Haruspizin unter Konstantin vgl. Cod. Theod. 16,10,1 und 9,16,1-6. Das spätere Verbot der Weissagungen durch Constantius II. beruht weniger auf religiösen Überzeugungen als auf politischen Motiven, vgl. zu den Verboten in der Spätantike Funke, Majestäts- und Magieprozesse, 145-167 und M. Th. Fögen, Die Enteignung der Wahrsager, Frankfurt a. M. 1993. (6) ἀνεϲτηκότοϲ Vgl. LSJ s. v. B I 6, z. B. Dion. Hal. ant. 3,23,7 εἴ τιϲ αὐτοῖϲ ἀναϲταίη πόλεμοϲ ἐκ τῶν πληϲιοχώρων πόλεων; das in S überlieferte ἑϲτηκότοϲ ist nicht auszuschließen, vgl. LSJ s. v. B III 3. δι᾽ εὐχῆϲ εἶχεν Vgl. 6,4,3 δι᾿ ὑπονοίαϲ ... τὸν Ἀκάκιον ἔϲχεν; 1,5a,3 τὸ δραϲτήριον Κωνϲταντίνου δι’ ὑποψίαϲ λαβὼν; 1,6e,18 διὰ τῆϲ πρεπούϲηϲ ἦγε τιμῆϲ; Bidez, Philostorgius 316 s. v. διά. (7) ὡϲ διὰ ταχέων Vgl. Vit. Const. 56 p. 582,12 = p. 194,1 f. Bidez (Bidez, app. crit. z. St.); Mart. Artem. 15,6 = Philost. 4,1a,5 (ohne ὡϲ). τὸν τοῦ ϲταυροῦ προὔϲτηϲε τύπον ... λάμποντα Vgl. 13 τὸν τοῦ ϲταυροῦ προλάμπειν ἔδωκε τύπον. τοῖϲ ἐκ διαδοχῆϲ ἄγειν αὐτὸν ἐ

1

τοὺϲ αὐτοῦ θεοὺϲ kann nicht Obj. zu ἐϲφαγιάζετο sein, wie es anscheinend Bidez, Philostorgius 336 s. v. versteht.

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(8) ἔνθα ... ἂν ... βρίϲειαν ... καί τιϲ πονοίη Zu ἂν beim Optativ des Iterativs der Vergangenheit vgl. 10,9,5 καθ’ οὓϲ ἂν γίνοιτο πορευόμενοϲ; 11,1,2 οὐδὲν ὧν ἂν βούλοιτο (kann auch opt. obl. sein); ebenso beim opt. obl., vgl. 2,4a,6 ἔϲτ᾽ ἂν ὑπὸ τοῦ πνίγουϲ λιποθυμήϲειεν ἡ γυνή; 2,11,6 ἕωϲ ἂν αὐτὸν τοῦ ζῆν ἀπελάϲοι; 3,15,1 ὡϲ ἂν ἀμωϲγέπωϲ αὐτόϲ τε καὶ ἡ γεννηϲαμένη διαβιῴη; 3,15,11 ὡϲ ἂν μὴ μόνον ψυχῶν, ἀλλὰ καὶ ϲωμάτων ἔχοι τὰϲ νόϲουϲ ἰᾶϲθαι; 4,1a,5 πρὶν ἂν πύθοιτο τὸν Γάλλον ἀνῃρημένον; 7,15a,4 ὡϲ ἂν διαφθαρεῖεν ὑπ’ αὐτοῦ καὶ μὴ τὴν ἑαυτοῦ πατρίδα πορθουμένην ὑπὸ τῶν ἐχθίϲτων θεάϲοιτο. Während in klassischer Zeit der Optativ in beiden Fällen nicht mit ἂν verbunden wird (vgl. K.-G. 2,444 [4] u. 549 f.), zeigt die aus den vorliegenden Stellen ersichtliche „Verwirrung im Gebrauch des Optativs ..., daß er dem Sprachgefühl fremd geworden ist“ (Schwyzer 2,338). ἀλλήλουϲ διαδεχόμενοι καὶ διαναπαύοντεϲ Der in S überlieferte (und von Bidez, app. crit. z. St. vermutete) acc. ἀλλήλουϲ paßt zu beiden Verben (vgl. Plb. 18,3,6 1 [über die Diadochen] τοὺϲ τούτουϲ [d. h. die direkten Nachfolger Alexanders] διαδεξαμένουϲ μέχρι Πύρρου; Vit. Const. 36 p. 566,12 = Philost. 2,4a,6 [τοὺϲ εὐνούχουϲ] κατὰ διαδοχὴν ἀλλήλουϲ διαναπαύονταϲ), während beim dat. von A ein Zeugma anzunehmen wäre. μηδεμιᾶϲ ἀλκῆϲ ἔτι μιμνηϲκομένουϲ Umkehrung der homerischen Formel μνήϲαϲθε δὲ θούριδοϲ ἀλκῆϲ (z. B. Il. 6,112; 8,174); Beetham 194 Anm. 26 verweist auf Hdt. 9,70,4 2 οὔτε (οὐδέ H. Stein) τιϲ αὐτῶν ἀλκῆϲ ἐμέμνητο; mehrfach bei Prokop, z. B. Pers. 1,14,50 ἀλκῆϲ ... οὐκέτι ἐμέμνηντο u. Goth. 2,14,21 οὐδεμιᾶϲ ἀλκῆϲ μεμνημένοι. Infolgedessen fiel … Gemetzel an einem römischen Heere Es geht um die Verluste in der Schlacht vom campus Ardiensis, wobei hier möglicherweise eine Verschmelzung mit der vermutlich verlustreicheren Schlacht von Cibalae vorgenommen worden ist. In der Schlacht von Cibalae fielen 20.000 Soldaten des Licinius, vgl. Anon. Vales. 16. Die Schlacht vom campus Ardiensis war in Wirklichkeit kein eindeutiger Erfolg Konstantins, vgl. Anon. Vales. 1,17: in campum Ardiensem ab utroque ⟨con⟩curritur et post dubium ac diuturnum proelium Licini partibus inclinatis profuit noctis auxilium. Vgl. Zos. 2,19,3. Die hohen Verluste der Bürgerkriegs 1

Die Angabe 28,3,6 LSJ s. v. διαδέχομαι II 1 a ist ein Druckfehler. Die Angabe 9,10 bei Beetham ist offenbar ein Druckfehler. Bereits Bidez, Philostorgius XCV notiert: „ἀλκή 180,8 (mit einem Ausdruck Herodots)“. 2

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kreten Verlustzahlen, vgl. zur Schlacht von Mursa Eutr. 10,12,1 und Zonar. 13,8,18. In BHG 365 werden allerdings nur die Verluste auf Seiten des Licinius betont. Die historische Realität der Auseinandersetzungen zwischen Konstantin und Licinius wird so zumindest in Ansätzen deutlich. Philost. hat hier im Unterschied zur Schlacht an der Milvischen Brücke keinen unblutigen Bürgerkriegssieg Konstantins erfunden. Zum Bedauern Konstantins über die hohen Verluste auf der Gegenseite vgl. Const. or. s.c. 25 (GCS 7,191,23 f.). (9) ⟨ϲὺν〉 ὀλίγοιϲ τοῖϲ περὶ αὐτὸν Der bloße dat. läßt sich kaum mit Blick auf 4 τῷ ϲτρατῷ verteidigen, denn bei der vorliegenden Begleitung fehlt jeder Aspekt eines Mittels. Mit Koetschau 267 ist also ⟨ϲὺν〉 ὀλίγοιϲ zu schreiben. τὴν Νικομήδουϲ sc. πόλιν = Nikomedeia, vgl. Bidez, Philostorgius 296 s. v. Νικομήδεια u. Νικομήδηϲ. περιδεείαϲ S. zu 1,6d. ἀποπέμπει sc. τὸν τῆϲ βαϲιλείαϲ κόϲμον, vgl. 10 ἀποπέμπει ... αὐτῷ τὴν ἁλουργίδα. καθημένῳ Vgl. LSJ s. v. 3. Licinius aber ... ruhig dazusitzen Die Flucht bis zur Kaiserresidenz Nikomedeia beendet in der Darstellung des Philost. anscheinend den ersten Krieg zwischen Konstantin und Licinius, wie aus der Darstellung über die Aufrüstungen im folgenden Paragraphen hervorgeht. Eusebios von Nikomedeia tritt damit in der Erzählung des Philost. bereits im ersten Krieg, also 316, in Erscheinung. Das genaue Datum seines Wechsels von Berytos nach Nikomedeia ist allerdings unbekannt. Spätestens ca. 318 aber war Eusebios in Nikomedeia Bischof, als Areios sich bittstellend an ihn wandte, vgl. Thdt. 1,4,63 mit 1,5,1-5 (= Athanasius Werke 3,1 Urk. 1 [Dok. 15]) und Epiph. haer. 69,6-8 (GCS 37,110). Sein Vorgänger Eustolos nahm aber noch am Konzil von Ankyra (314) teil. Zur Überhöhung des Eusebios und zu seiner diplomatischen Vermittlungstätigkeit zwischen den Kaisern, die mit derjenigen des Theophilos vergleichbar ist, passte jedenfalls der erste Krieg wesentlich besser als der zweite. Eusebios trat als Vermittler eines Ausgleichs auf, der auch für Konstantin akzeptabel und erwünscht war. Ob dieser Auftritt wirklich mit den historischen Fakten übereinstimmt oder ob Philost. in einer für ihn typisc Einleitung, S. 91 f.) die Aktivitäten des Eusebios während der Kapitulation des Licinius 324, die in Nikomedeia stattfand, willkürlich in den ersten Krieg verschoben hat, ist nicht erkennbar.

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(10) τὸ ἐπὶ τῇ ἀδελφῇ κῆδοϲ Zum Inhalt vgl. 1,6b,1, zur Formulierung 12,2,2 γαμβρὸν αὐτὸν εἶχεν ἐπὶ θυγατρὶ. ϲωφρονιϲτήριον Vgl. Gel. Cyz. 1 h. e. 2,7,6 φόβοϲ ... θεῖοϲ πρόϲειϲι τῇ ἐνίων ἐννοίᾳ ϲωφρονιϲτήριον. Der aber bemitleidete ihn … Folgezeit sein werde Beim Anonymus Valesianus vermittelt die Schwester Konstantins, Constantia, 324 eine Vereinbarung zwischen Licinius und Konstantin, durch die dem Licinius das Leben zugesichert wird, vgl. Anon. Vales. 28: sequenti autem die Constantia soror Constantini, uxor Licini, venit ad castra fratris et marito vitam poposcit et impetravit. Damit hat die hier beschriebene Vereinbarung, durch die Licinius wieder Mitregent Konstantins wird, freilich nichts zu tun. (11-12) Was nun die Götter betraf … bat sie, Mitkämpfer zu werden Eine andere Begründung bietet Eusebios: Der neuen barbarischen Armee entsprechen auch neue barbarische Schutzgötter, vgl. Eus. v.C. 2,15: „Heimlich aber ließ er (...) Barbaren als Bundesgenossen zusammenrufen, während er auf der Suche nach anderen Göttern umherzog, da er doch von den früheren seiner Meinung nach getäuscht worden war.“ (Übers. Schneider) Bei Philost. wird das Motiv der barbarischen Bundesgenossen erst später ins Spiel gebracht. In der Sache ist aus dem Quellenmaterial nicht zu belegen, dass Licinius sich vor seinem zweiten Krieg an fremde Schutzgötter gewandt haben soll. Man kann für diesen Zeithorizont allenfalls bemerken, dass Maximinus Daia den (keineswegs besonders exotischen und schon im Tetrarchenrelief von Thessalonike dargestellten) Sarapis privilegierte, vgl. im Einzelnen K. Ehling, Sarapis contra Christum – Zur Religionspolitik des Maximinus Daia, Konstantins Gegenspieler im Osten, in: Ehling / Weber (Hgg.), Konstantin der Große, 33-41. Das Motiv der letzten Reserve fremdartiger Götter ist vermutlich aus der Bürgerkriegstopik entstanden, in Anlehnung an den Einsatz ägyptischer Götter für Antonius und Kleopatra. Vgl. Prop. 3,11,41 (an Kleopatra): ausa Iovi nostro es latrantem opponere Anubin. (11) μάλα καὶ τοῦτο ὑποϲχομένων Vgl. 3. τὴν γνώμην ὄντων ἀπατηλῶν καὶ κιβδήλων Vgl. 3 ἀποπειρᾶϲθαι τῶν χρηϲτηρίων, ἥντινα περὶ τούτου φαίνοιεν οἱ αὐτοῦ θεοὶ γνώμην.

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Der Name beruht auf einem Irrtum, in Wirklichkeit handelt es sich um eine anonyme Kirchengeschichte, die um 480 entstanden ist (vgl. G. Ch. Hansen in seiner Einleitung zu GCS N. F. 9,IX-XI).

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παρὰ φαῦλον θέμενοϲ Vgl. Euphratas in dem fiktiven Dialog mit Konstantin (s. o. zu 1,6b,5), Vit. Const. p. 7 Halkin, L’empereur Constantin (Beginn des 2. Abs.): τοὺϲ ... πολλοὺϲ ... θεοὺϲ ... ἐξουθενήϲειϲ παρὰ φαῦλον ... ποιηϲάμενοϲ. διὰ τὸ ξένον καὶ νεαρὸν ἀνηυρῆϲθαι, διὰ τοῦτο μάλιϲτα Koetschaus 267 ⟨καὶ〉 διὰ τοῦτο würde dazu führen, daß ἀνηυρῆϲθαι nicht mehr substantivierter inf. wäre, sondern von ὑπελάμβανεν abhinge, wodurch sich der merkwürdige Sinn ergäbe, daß Christus wegen seiner Fremd- und Neuheit entdeckt wurde. Gemeint ist jedoch, daß er nach Licinius’ Meinung aufgrund dieser Charakteristika seine überragende Wirkung entfalte, und um dies zu betonen, setzt der Verfasser hinter διὰ - ἀνηυρῆϲθαι leicht anakoluthisch das διὰ τοῦτο μάλιϲτα. (12) παρὰ τούτων ὁπόϲουϲ Zur Wortstellung s. zu 1,5a,10. ὀνομαζομένουϲ Vgl. Lampe s. v.; s. o. 11 φημιζομένουϲ. (13) τῶν φραζόντων περὶ τὸ δειχθὲν ϲημεῖον γραμμάτων Die Präposition περὶ kann hier sowohl übertragen gemeint sein („bezüglich“, vgl. 1,6b,12; 1,6e, 6. 14. 20) als auch örtlich (vgl. 1,6e,9 τοῖϲ περὶ αὐτὸν). Für letzteres könnte sprechen, daß die Sterne nach 1,6 u. 1,6b,9 kreisförmig um das Kreuz angeordnet waren. Zur attributiven Stellung des Partizips φραζόντων vgl. K.-G. 1,623 (c). τούτῳ νίκα S. zu 1,6 ἐν τούτῳ. nahm er Barbaren in großer Zahl in Sold Zur Anwerbung barbarischer Hilfstruppen vgl. Eus. v.C. 2,15. Zur Bedeutung des Engagements gotischer Hilfstruppen durch Licinius vgl. Anon. Vales. 1,27: deinde apud Chrysopolim Licinius ⟨pugnavit⟩ maxime auxiliantibus Gothis, quos Alica regalis deduxerat. (14) τὸν ⟨τοῦ〉 ϲταυροῦ τύπον Bidez, app. crit. z. St. verweist für seine Ergänzung auf τὸ τοῦ ϲταυροῦ ϲημεῖον zwei Zeilen später sowie 1,6e,7. 13; vgl. auch 1,6; 1,6a; 1,6b,9 f.; der Passus 1,6b,12 ist, da allgemein gehalten, nicht vergleichbar. (15) τὸ ἀκίνδυνον ἔχειν Vgl. 1,6b,13 τὸ ... ἀδεὲϲ ἔχων. (16-17) Konstantin aber dehnte … Rest des Heers Angespielt ist hier auf die letzte Phase des zweiten Krieges Konstantins gegen Licinius, nämlich auf die Schlacht von Chrysopolis und die anschließenden Operationen, in denen d den und Licinius selbst gefangengenommen wurde, vgl. zur Gefangennahme des Licinius in Nikomedeia Zos. 2,28,1. Bei Zosimos erfolgt dabei die Gefangennahme des Licinius erst nach der Kapitulation der Restarmee.

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Ein ähnliches Bild bietet der Anonymus Valesianus. Licinius entkommt mit Resttruppen aus Chrysopolis, vgl. Anon. Vales. 27: tum Constantini pars vincens XXV milia armatorum fudit partis adversae, ceteris fugientibus. Als die entflohenen Truppen des Licinius die Übermacht des Konstantin, der weitere Legionen mit dem Schiff überführen lässt, erkennen, kapitulieren sie. Erst am nächsten Tag ergibt sich Licinius. (16) ἑκατέρῳ κέρατι Ohne Artikel, wie üblich bei Philost., vgl. 2,9a,3 ἐπί τε ἑκατέραν θάλατταν καὶ τὴν μεϲόγειον; 7,4,4 ἑκατέρᾳ μοίρᾳ; 11,6,2 ἀγκαλιϲαμένη τὰ παιδία διὰ χειρὸϲ ἑκατέραϲ. (17) ὥϲτε – ἀνῃρημένων Eine breit angelegte Periode: Der erste Teil nennt die Voraussetzung für alles Folgende, den Sieg in der Feldschlacht (τὸ μὲν πλεῖϲτον ἐϲτόρηϲεν τῆϲ ϲτρατείαϲ). Der zweite schildert ausführlich die danach ergriffenen Maßnahmen, die gegen die Flüchtenden gerichtet sind (ἐπὶ δὲ τοὺϲ τὸ παραυτίκα δυνηθένταϲ διαφυγεῖν), die ihrerseits in zwei Gruppierungen zerfallen: einerseits die Masse, die niedergemetzelt wird (τούτων τε τοὺϲ πολλοὺϲ ἑλὼν διέφθειρεν), andererseits Licinius und der ihm verbliebene Rest des Heeres (καὶ τὸν Λικίννιον - χειρωϲάμενοϲ), die gefangen bzw. überwältigt werden. Dabei spielt für das Folgende nur noch Licinius eine Rolle, so daß das Prädikat zu dem ganzen Kolon καὶ τὸν Λικίννιον - χειρωϲάμενοϲ das inhaltlich nur ihm geltende ἐξέπεμψεν ist. Der Gedanke der ihm gewährten Schonung (ἅτε μὲν ἔτι φειδοῦϲ ἀξιῶν) findet sein Gegenstück in dem des Schreckens, den der nach dem endgültigen Sieg über Licinius wieder nach Westen ziehende Konstantin (s. hist. Komm. zu 1,6e,17 er selbst - Fähigkeit zu sein) bei den umliegenden Barbaren dadurch schon verbreitete, daß sie sich der gewaltigen, das sonst in Kriegen übliche Maß übersteigenden Menschenverluste bewußt wurden, die sie erlitten hatten (τοῖϲ δὲ περιοικοῦϲι - ἀνῃρημένων), da sie das Hauptkontingent in Licinius’ Truppen gestellt hatten (vgl. 13 βάρβαρον πολὺ μιϲθωϲάμενοϲ u. 16 τοὺϲ βαρβάρουϲ). In der komprimierten Fassung der Vit. Const. werden freilich nicht mehr alle Einzelheiten klar erwähnt, weder Konstantins Zug in den Westen noch die beiden Siege in Hadrianopolis und Chrysopolis, die vielmehr mit dem sg. τῆϲ νίκηϲ in einem einzigen zusammengefaßt werden. Da die beiden Glieder ἅτε μὲν κτλ. und τοῖϲ δὲ κτλ. miteinander korrespondieren, muß αὐτὸϲ γὰρ - ἦν ἀφ er selbst aber war … göttlicher Kraft und menschlicher Fähigkeit zu sein Chronologisch sind diese Ausführungen zum Aufenthalt in Moesien und Thrakien und zu den Barbarenerfolgen Konstantins, wenn man

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den Ausführungen von BHG 365 folgt, zwischen den Sieg Konstantins 324 und der Ermordung des Licinius 325 (vgl. §18) einzuordnen. Diese Ausführungen sind nicht ganz genau. Vgl. zu den Aufenthaltsorten Konstantins T. D. Barnes, The New Empire of Diocletian and Constantine, Cambridge, Mass. 1982, 76 f. Ab dem Winter 325/326 hielt sich Konstantin in Herakleia (Thrakien) auf. Mit Mysia ist wohl Moesia prima gemeint, wo ein Aufenthalt für Ende 326 wahrscheinlich ist (auf dem Weg nach Sirmium). Ihren Höhepunkt fanden die Kampagnen Konstantins auf dem Balkan mit dem großen Brückenbau zwischen Sucidava und Oescus im Jahre 328. Die Barbarensiege Konstantins scheinen demnach in der Vita BHG 365 zu früh datiert, nämlich noch vor der Beseitigung des Licinius. Vermutlich war das aber bereits bei Philost. nicht anders. Eine gewisse Parallele bietet Thphn. p. 27,31-28,2 de Boor, bei dem der große Sieg über Germanen, Sarmaten und Goten relativ bald nach dem Sieg über Licinius (angeblich im Jahre 327) mithilfe des Kreuzes errungen worden sein soll. Mango / Scott, Chronicle of Theophanes, 44 Anm. 1 schreiben diese Nachricht einer Art Kaisergeschichte zu, ich vermute eher eine kirchengeschichtliche Quelle. Der Sieg über die Barbaren im Heer des Licinius wurde anscheinend von Philost. als außenpolitischer Erfolg Konstantins dargestellt. Dieses Thema ist letztlich konstantinisch, vgl. Bleckmann, Vita BHG 365. (18) ὑπὸ τῆϲ δίκηϲ Zum Walten der göttlichen δίκη vgl. 2,4a,6 u. 3,1a,6. ἀγωγῆϲ Vgl. LSJ s. v. II 4; Lampe s. v. 1. τὴν ἀδελφὴν ἀναλαβὼν Vgl. 1,6b,1 u. 1,6e,10. διὰ τῆϲ πρεπούϲηϲ ἦγε τιμῆϲ S. zu 6 δι᾽ εὐχῆϲ εἶχεν. (19) ϲτέφανον ... ἐπιτίθεται ... ϲύνθεμα μοναρχίαϲ Vgl. 1,5a,10 τοῦτο ... ἔφερον ϲύνθημα βαϲιλείαϲ. ϲύνθεμα „later Gr(eek) for ϲύνθημα“ (LSJ s. v.; vgl. Lampe s. v. 1); sowohl 1,5a,10 als auch Phot. Philost. 11,3,6 ist letztere Form überliefert, vielleicht hier also zu ändern. γράμματα ἁπανταχόϲε διαπέμπει – πᾶϲαν ... ἄδειαν Vgl. die Schilderung von Julians Verhalten mit ähnlichen Worten, aber unter umgekehrten Vorzeichen 7,1 u. 7,1b. ἁπανταχόϲε Zu Bidez’ Korrektur des ἀπανταχόθε in A (mit fehlerhaftem spiritus lenis, wie gelegentlich) v ... διαπεμπομένων. προϲαπατωμένουϲ Das Kompositum könnte vielleicht bezeichnen, daß die Betroffenen zusätzlich zum paganen Glauben (τὸν Ἑλληνιϲμὸν)

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durch den Götzenkult getäuscht werden (zu Philostorgs Vorliebe für Komposita „mit einem sehr feinen Gefühl für die Nüancen“ vgl. Bidez, Philostorgius CXLI). Allerdings hängt beides eng zusammen, so daß ein Influenzfehler durch πρὸϲ θεοϲέβειαν kurz vorher nicht auszuschließen ist, zumal in A mit Worttrennung πρὸϲ ἀπατωμένουϲ steht. ταῖϲ ἐκκληϲίαιϲ Gemeint sind die Ortskirchen als Institutionen (vgl. 4,3,2), nicht die Gebäude. ἐκ τῆϲ Ἑλληνικῆϲ ἐπικρατείαϲ S. zu 1,6b,12. Da er jetzt ganz allein … des Sieges über die Widersacher Die Vita BHG 365 bietet aus Philost. die einzige antike Erklärung zur Bedeutung der neuen Insignie Konstantins. Die Feier der Sieghaftigkeit Konstantins nahm ganz explizit auf die Bürgerkriegserfolge gegen rivalisierende Prätendenten und auf die Erringung der Alleinherrschaft Bezug. Auf die Richtigkeit der Erklärung bei Philost. verweist die Geschichte des Diadems selbst, das in den ersten Prägungen nach der Annahme des Insigne noch eindeutig als einfache hellenistische Siegerbinde charakterisiert wird, wobei Konstantin zusätzlich auf diesen Münzen alexanderhaft nach oben und in die Ferne blickt, vgl. Kolb, Herrscherideologie in der Spätantike, 78 und 202. Trotz der ikonographischen Anlehnung an Alexander den Großen ist mit dem Himmelsblick vor allem an christlich-neuplatonische Vorstellungen angeknüpft. Dazu passt auch die Lichtsymbolik der Edelsteine. Die Edelsteinausschmückung ist daher vielleicht schon parallel zum einfachen Banddiadem von Anfang an für die neue Insignie vorgesehen gewesen. Bei Philost. verweist jedenfalls der superlativische Ausdruck περικαλλήϲ auf das Edelsteindekor. Außerdem schickte er … völlige Freiheit eröffnete Anspielung auf die großen Rundschreiben des Jahres 324 (Eus. v.C. 2,24-42 und 48-60), in denen Konstantin die Wunden der Verfolgung durch Regelungen zur Rückgabe des Kirchenbesitzes zu lindern suchte, aber darüberhinaus seine besondere Nähe zur christlichen Religion deutlich machte. Trotz verächtlicher Formulierungen zum heidnischen Polytheismus wurde allerdings kein Verbot der heidnischen Kulte verfügt, wie Eus. v.C. 2,44 behauptet. Vielmehr wurde de facto die Duldung verkündet, vgl. Eus. v.C. 2,45,11; 2,56,2 und 2,60,1. Zur Deutung von Cod. Theod. 16,10,2 und Eus. v.C. 2,45 in Verbindung mit 2,48-6 GRBS 29 (1988) 309-318; S. Bradbury, Constantine and the Problem of Anti-Pagan Legislation in the Fourth Century, CPh 89 (1994) 120-139; T. D. Barnes, Constantine’s Prohibition of Pagan Sacrifice, AJPh 105 (1984)

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69-72; R. Delmaire, La législation sur les sacrifices au IVe siècle, RD 82 (2004) 319-332; Barnes, Constantine: Dynasty, Religion and Power, 109111, der von der Historizität eines Opferverbots ausgeht. (20) ταύτην ⟨τὴν〉 Wenn man die Überlieferung hält, ist innerhalb des doppelten acc. (vgl. 3,4,5 τοῦ ... Θεοφίλου παραδόξοιϲ ἔργοιϲ καὶ ἅπαξ καὶ δὶϲ τὴν εἰϲ Χριϲτὸν πίϲτιν ἄμαχον ἐπιδειξαμένου) das Pronomen ταύτην das direkte Objekt zu ἐπιδεικνύμενοϲ und πολλὴν καὶ θαυμαϲτὴν ... προθυμίαν die prädikative Ergänzung. Gemeint wäre mit ταύτην die zuvor erwähnte Gewährung völliger Freizügigkeit für die Christen und ihre Glaubensverkündung (zur Kongruenz vgl. 1,6b,10 πίϲτιν ταύτην ὀχυρωτάτην τοῦ θεὸν αὐτὸν εἶναι λαβὼν; K.-G. 1,74). Bedenklich ist hierbei, daß dieser Gedanke in den Worten περὶ τὸ ϲυναύξειν ταύταϲ noch einmal erscheint; hinzu kommt die weite Trennung des Substantivs προθυμίαν von seinen Attributen πολλὴν καὶ θαυμαϲτὴν. Bidez (app. crit. z. St.) hat ταύτῃ statt des ταύτην erwogen (im Sinne von οὕτωϲ, vgl. 3,9,6. 28,1; 8,13), zu dessen Gunsten sich immerhin anführen ließe, daß in der ähnlichen Formulierung 7,4c,2 (über Iulian) πολλὴν ὑπὲρ τοῦ Ἑλληνιϲμοῦ προθυμίαν ἐπιδεικνύμενον die Wörter πολλὴν ... προθυμίαν das direkte Objekt darstellen (vgl. auch 1,6b,2 ὠμὴν ἔφαινε τυραννίδα). Doch wäre mit diesen Worten nur besagt, daß die Gewährung der Freizügigkeit für die Christen Konstantins großen Eifer für ihre Sache beweise, was über die Aussage des vorhergehenden Satzes kaum hinausgeht. Anders verhält es sich, wenn man hinter ταύτην ein τὴν einfügt, das sehr leicht ausgefallen sein kann. Jetzt ist gemeint, daß der Kaiser seiner Absicht Taten folgen läßt, so daß sich in den beiden Sätzen ein Gedankenfortschritt ergibt. Zudem bildet ταύτην ⟨τὴν〉 - προθυμίαν einen geschlossenen Ausdruck. Vor dieser die allgemeine Lage bezeichnenden Folie folgen mit καὶ τοὺϲ ἐπιϲκόπουϲ κτλ. die speziellen Nachrichten über Konstantins Umgang mit den Bischöfen. καὶ τοὺϲ ἐπιϲκόπουϲ – τὰ τέλη Folgt man der Überlieferung, enthält der Hauptsatz nach dem Partizipialausdruck drei Prädikate, die durch mehrere καὶ miteinander verbunden sind: τοὺϲ ἐπιϲκόπουϲ 1 ... ἐποιεῖτο ..., καὶ Ὅϲιόν ... ἡγεμονίαν ἦγε ..., καὶ ἐπ Satzteile in diesen Gliedern sind erweitert: im ersten τοὺϲ ἐπιϲκόπουϲ 1

Das καὶ davor ist am leichtesten als ein „auch“ zu fassen in Hinblick auf die vorgenannten Kirchen.

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durch καὶ διαφερόντωϲ γε τοὺϲ Ἑϲπερίουϲ (dazu der gen. abs. ὡϲ παραινέϲεωϲ), im zweiten Ὅϲιόν τε τὸν Ϲπάνον (wozu zwei part. coniuncta gehören [s. u.]) durch καὶ ἄλλουϲ ϲὺν αὐτῷ τῶν ἐκεῖθεν γνωριμωτάτων und im dritten ἐπί τε τοῦ ϲτρατοπέδου durch καὶ ὅπη γένοιτο (zudem die beiden part. θεραπεύων ... καὶ ... ἀνατιθεὶϲ). Bidez hat jedoch das erste ἦγε getilgt, weil es „ersichtlich Anfang einer Dittographie“ (nach ἡγεμονίαν) sei (app. crit. z. St.). 1 In der Tat überrascht die Wiederholung des ἦγε wenige Zeilen später, und während es dort leicht verständlich ist durch die nebenstehenden Ortsangaben ἐπί ... τοῦ ϲτρατοπέδου und ὅπη γένοιτο, erschließt sich sein Sinn im ersten Passus nicht direkt. Allerdings schafft eine Streichung keine Abhilfe, weil sich dann in dem Kolon καὶ ἐπί - τὰ τέλη das τούτουϲ, mit dem die vorgenannten acc.-Objekte Ὅϲιόν und ἄλλουϲ aufgegriffen werden, und das καὶ (vor ἐπί) 2 als überschüssig erweisen. Ersteres könnte man vielleicht noch als eine Redundanz rechtfertigen, aber letzteres ergibt weder als ein „auch“ noch als „sogar“ einen glatten Sinn (eine Steigerung liegt erst im zweiten Teil, ὅπη γένοιτο, vor). Hinzu kommt, daß zwischen den beiden langen part. coniuncta πόλεωϲ - ἡγεμονίαν und διὰ χρόνον - ἐπειλημμένον ein sie trennender Ausdruck – wie jetzt das verdächtige ἦγε – geschickt stünde, da sie unterschiedliche Funktionen besitzen: das erste dient der reinen Kennzeichnung der Person, das zweite liefert die Begründung für Konstantins Verhalten. Zu erwägen ist daher, daß in jenem ἦγε ein oder mehrere andere Wörter verlorengegangen sind. Die gesuchte Formulierung müßte sich einerseits von dem διὰ πλείϲτηϲ ἐποιεῖτο τιμῆϲ des ersten Gliedes des Hauptsatzes abheben, andererseits zum Aspekt des Mitnehmens im dritten hinführen. Denkbar wäre eine Angabe, daß Konstantin den Hosius und dessen Begleiter in seiner Umgebung hatte (z. B. ἀμφ᾿ ἑαυτὸν εἶχε, vgl. Eus. vit. Const. 2,63) oder zum Kreis seiner Freunde bzw. Ratgeber zählte (z. B. ἐν φίλοιϲ bzw. ϲυμβούλοιϲ εἶχε). πόλεωϲ ... Κουδρούβηϲ οὕτω καλουμένηϲ Vgl. 6,5a,3 ἀμφοτέρουϲ τοὺϲ ὑπάρχουϲ ..., τόν τε τῶν Ἰταλιῶν Ταῦρον οὕτω καλούμενον καὶ τὸν τῶν Ἰλλυριῶν Φλορέντιον; Vit. Const. p. 6 f. Halkin, L’empereur Constantin τὶϲ τῶν εὐνούχων ... Εὐφράταϲ οὕτω καλούμενοϲ.

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Er erwähnt es nicht einmal im Text, sondern verbannt es gleich in den app. crit., ebenso Opitz p. 557,33. 2 Oder das τε hinter ἐπί.

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πόλεωϲ τῶν ἐν τῇ Ϲπανίᾳ Zum gen. part. vgl. K.-G. 1,337 f.; Diggle 242 zu Theophr. char. 5,9. χρόνον Vgl. LSJ s. v. II, z. B. Arist. pol. 8,7. 1342 b 20-23 ἔϲτι ... ταῦτα ὡριϲμένα ταῖϲ ἡλικίαιϲ, οἷον τοῖϲ ἀπειρηκόϲι διὰ χρόνον οὐ ῥᾴδιον ᾄδειν τὰϲ ϲυντόνουϲ ἁρμονίαϲ, ἀλλὰ τὰϲ ἀνειμέναϲ ἡ φύϲιϲ ὑποβάλλει τοῖϲ τηλικούτοιϲ; Apophth. Patr. 5,4 (SC 387,242) καλόν ἐϲτι μὴ ἀποκρύπτειν τοὺϲ λογιϲμούϲ, ἀλλὰ γέρουϲι πνευματικοῖϲ καὶ διακριτικοῖϲ ἐξαγγέλλειν αὐτούϲ, οὐχὶ τοῖϲ διὰ χρόνον μόνον πεπολιωμένοιϲ. τὴν ἄλλην ... δόξαν Vgl. K.-G. 1,275 Anm. 1 (b). ἦγε Vgl. LSJ s. v. A I 2; Bauer / Aland s. v. 1 b. τοῦ ϲτρατοπέδου Vgl. LSJ s. v. III; Lampe s. v. 2. εἰϲ δύναμιν Vgl. 7,8a,12 φάϲκων εἰϲ δύναμιν μὴ περιόψεϲθαι λύκον τῷ ποιμνίῳ ἐπειϲερχόμενον. den Spanier Hosius … einen nicht geringen Namen erlangt hatte Es bleibt offen, ob Philost. wirklich die besondere Nähe des von ihm bewunderten Konstantin zu Ossius gerühmt haben kann, da letzterer nach Ansicht von Philost. für die Erfindung der verwerflichen Homousios-Formel mitverantwortlich war, vgl. Philost. 1,7. Auf der anderen Seite unterschreibt Ossius nach Philost. 4,3 in Sirmium freiwillig eine Erklärung gegen das Homousion und kehrt schließlich nach Cordoba zurück, so dass eine differenziertere Charakterisierung des Ossius durch Philost. nicht ausgeschlossen werden kann. Die eigentliche Verantwortung für die Erfindung einer „häretischen“ Formel trug nach der Auffassung des Philost. wohl Alexandros von Alexandreia, während Ossius vielleicht eher als Opfer einer Täuschung galt. Dementsprechend könnten die Anfänge der Zusammenarbeit zwischen Ossius und Konstantin bei Philost. durchaus positiv geschildert worden sein. Dafür könnte sprechen, dass sprachliche Anklänge zu anderen auf Philost. zurückzuführende Passagen für diesen Passus aus BHG 365 nachgewiesen werden können, vgl. den phil. Komm. Bischöfe … ganz besonders die im Osten Zur besonderen Nähe zwischen Konstantin und den gallischen Bischöfen vgl. W. Eck, Eine historische Zeitenwende: Kaiser Constantins Hinwendung zum Christentum und die gallischen Bischöfe, in: Schuller / Wolff (Hgg.), Konstantin der Große, 69-94. Auf Bischöfe in der Zeit nach 324 – mit der Ausnahme von Ossius von Cordoba – nichts zu bemerken.

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(21) ἱδρύνθη Vgl. 2,9a,2 (= Vit. Const. 37 p. 567,2 f.) (über Konstantins Entdeckung von Byzanz) ἱδρύθη δὴ ἐνταῦθα. die größte und berühmteste aller Städte dort Nikomedeia büßte seine Bedeutung als Kaiserresidenz, die es unter Diokletian und Licinius erlangt hatte, nicht sofort ein, nachdem Konstantin den Osten übernommen hatte, vgl. Bleckmann, Ein Kaiser als Prediger, 196 f.

1,7 καταλαβόντα = „ankommen“, vgl. Bidez, Philostorgius 324 s. v. ἀνομολογῆϲαι = „anerkennen“, vgl. 4,12,11 περιείχετο ... τῷ τόμῳ ὅμοιον τῷ πατρὶ κατὰ τὰϲ γραφὰϲ ἀνομολογεῖν τὸν υἱόν (Bidez, Philostorgius 312 s. v.); Lampe s. v.; LSJ s. v. II. Noch vor der Synode … den ihn begleitenden Bischöfen zusammen Von einer Reise des Alexandros von Alexandreia nach Nikomedeia ist sonst nichts bekannt. Sie ist möglicherweise eine Gegenerfindung zu den Verhandlungen und Reisen des Ossius im Vorfeld der Synode von Nikaia, die in der Darstellung Philostorgs anscheinend ausgeklammert ist: Ossius von Cordoba reiste zunächst als Gesandter Konstantins nach Ägypten und übergab dort den Brief Konstantins an die streitenden Parteien, vgl. De Clercq, Ossius of Cordova, 199 mit Anm. 251 zu Eus. v.C. 2,63 mit Socr. 1,7 und Soz. 1,16, der allerdings die Entsendung des Briefs an Areios und Alexandros von der persönlichen Mission des Ossius trennen will. Ossius traf ferner im November 324 in Alexandreia ein, wo er übrigens auch Athanasios begegnete, vgl. zur Bezeichnung des Ossius als „Freund“ Ath. h. Ar. 45. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde ferner die Synode von Antiocheia, die in die Vorgeschichte der Synode von Nikaia gehört, von Ossius geleitet, vgl. De Clercq, 208-217. und wirkte auf sie ein … Areios zu exkommunizieren Die Einberufung eines allgemeinen Konzils ist bei Philost. die (im Prinzip durchaus zu begrüßende) Idee Konstantins des Großen (vgl. Philost. 1,8). Durch die Intrigen des Alexandros und Ossius, die sich in Nikomedeia treffen, wird aber das Ergebnis verfälscht und von vornherein das Homousion und die Verurteilung des Areio Philost. nimmt M. Edwards, Alexander of Alexandria and the Homoousion, VChr 66 (2012) 482-502 an, dass Alexandros von Alexandreia der Erfinder des Homousion gewesen sein soll und betont dabei (496 Anm.

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

41) die „minute veracity in Philostorgius“. Andere Quellen legen dagegen nahe, dass die Einführung des Begriffs „Wesensgleich“ für die Bestimmung des Verhältnisses von Gottsohn zu Gottvater möglicherweise erst unter aktiver Beteiligung Konstantins erfolgte, vgl. den Brief des Eusebios (Athanasius Werke 3,1 Urk. 22, bes. p. 43,26-44,4 [Dok. 24 §7]) mit C. Luibhéid, The Council of Nicaea, Galway 1982, 85-88; Brennecke, Art. Nicäa, 433; Ch. Stead, Art. Homousios, RAC 16 (1994) 364-433, hier 409. Vgl. ferner Athanasius Werke 3,1 Urk. 34 §14 (Dok. 27 §14): Insistieren auf Einheit der οὐϲία. In der Epistula ad Afros des Athanasios, der den maßgeblichen Einsatz des Kaisers vielleicht bewusst ignorierte, wird dagegen die Homousios-Formel bereits während der Diskussion der Bischöfe entwickelt (vgl. Luibhéid, 85-88), zur Epistula ad Afros Stockhausen, Athanasius von Alexandrien, 27-32, die die Authentizität gegen Ch. Kannengiesser, (Ps.-)Athanasius, Ad Afros examined, in: Brennecke u. a. (Hgg.), Logos. Festschrift für L. Abramowski, 264-280 verteidigt. Der Begriff mag, bevor er von der Gegenseite benutzt wurde, von Areios selbst in abgrenzender Form in die Diskussion eingeführt worden sein, vgl. Athanasius Werke 3,1 Urk. 6 Z. 11 und Urk. 5 (Dok. 1 §3 u. 3); Ath. syn. 3 (Fragment der Thalia), oder auch von Eusebios von Nikomedeia, vgl. Ambr. fid. 3,15,15-21 (CSEL 78,151). In der Erzählung des orthodoxen antiochenischen Bischofs Eustathios, und zwar in einem nur bei Theodoretos erhaltenen Fragment (vgl. Eust. fr. 32 Spanneut [CPG 3354] = fr. 79, CCG 51, 149 f. = Thdt. h.e. 1,8,1-5), hat ein Eusebios, wahrscheinlich Eusebios von Nikomedeia, bereits ein Schreiben vorbereitet, dass dann als der Tradition widersprechend zerrissen wird, worauf einige, die sich untereinander schon vorher verabredet haben (vielleicht Ossius und Alexandros), Schweigen gebieten und den Frieden durchzusetzen versuchen. Vgl. zum Auftauchen des Begriffs in der östlichen Diskussion vor dem Konzil von Nikaia (und gegen die These Zahns von einem westlichen Ursprung des Begriffs) A. M. Ritter, Zum Homoousios von Nizäa und Konstantinopel. Kritische Nachlese zu einigen neueren Diskussionen, in: ders. (Hg.), Kerygma und Logos. Beiträge zu den geistesgeschichtlichen Beziehungen zwischen Antike und Christentum, Göttingen 1979, 404-423, hier 405. Eine Verwendung dieses in der zeitgenössischen griechischen Philosophie (bei Porphyrios, Iamblichos oder Plotin) verbreiteten Begriffs lag nahe. Zusammenfassend kann also bemerkt werden, dass Philost. durchaus darin recht haben könnte, dass der Begriff in der Diskussion unter den Bischöfen entstand. Dass aber der Vorgänger des

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Athanasios Alexandros und Ossius von Cordoba gemeinsam die Durchsetzung des Homousios auf dem Konzil von Nikaia in einem Vortreffen vorbereitet und dann im Konzil durchgesetzt haben sollen, ist letztlich eine auffallend „athanasianische“ Perspektive, die sich Philost. hier zu eigen gemacht hat, vgl. zur Mitwirkung des Ossius Ath. h. Ar. 42,3: „Er (Ossius) lenkt die Synoden und wenn er (Briefe) schreibt, wird ihm überall Folge geleistet. Er hat auch den Glauben in Nikaia dargelegt und überall verkündet, dass die Arianer Häretiker seien.“ (Übers. Portmann) In den (konstruierten) Unterschriftenlisten des Konzils von Nikaia wird dementsprechend Ossius als erster genannt. Nach den römischen Presbytern (in Vertretung des römischen Bischofs) folgt als zweiter unterzeichnender Bischof Alexandros.

1,7a (1) ἐθνῶν Vgl. LSJ s. v. I 2 c. προποδὼν Vgl. Hesych. π 3639; Suda π 2568 (getrennt geschrieben). τούτουϲ 1 ... πάνταϲ ἐπιπαριέναι κύκλῳ Zu Bidez’ ἐπιπαριέναι (statt des sonst nicht belegten ἐπιπεριέναι) vgl. App. civ. 5,31 ἐπιπαριὼν ... Φρυγίαν τε καὶ Μυϲίαν καὶ Γαλάταϲ τοὺϲ ἐν Ἀϲίᾳ Καππαδοκίαν τε καὶ Κιλικίαν καὶ Ϲυρίαν τὴν κοίλην καὶ Παλαιϲτίνην καὶ τὴν Ἰτουραίαν καὶ ὅϲα ἄλλα γένη Ϲύρων, ἅπαϲιν ἐϲφορὰϲ ἐπέβαλλε βαρείαϲ. (1-2) Areios und seine Gefolgsleute … unmerklich dazu brachte Philost. berichtete sehr ausführlich über die Vorgeschichte des Konzils von Nikaia, indem er nicht nur, wie bei Photios bezeugt, das Treffen zwischen Alexandros und Ossius darstellte (s. hierzu 1,7), sondern vor allem bereits über die Kontakte des Areios mit den Kirchen des Ostens erzählte. Sein Bericht ist den anderen ausführlichen Darlegungen über Reise und Kontaktaufnahme des Areios zur Seite zu stellen. Bei Soz. 1,15,8-10 appellieren die Anhänger des Areios an Bischöfe außerhalb von Alexandreia, diese schreiben an Alexandros und am Ende wird eine Synode in Bithynien einberufen. Im Unterschied zu Philost., der über Verzögerungen bei den Besuchen berichtet, ist bei Sozomenos Areios mit seinen Anhängern also 37,155) flieht Areios nach Palästina und tritt mit den dortigen Bischöfen in 1

τούτοιϲ p. 559,5 Opitz ist ein Druckfehler.

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Kontakt, was ungefähr mit der Darstellung des Philost. übereinstimmt. Dann aber gelangt in seiner Erzählung Areios bereits deutlich vor dem Konzil nach Nikomedeia, vgl. Epiph. haer. 69,5 und 7,1 (GCS 37,156 f.). Die Historizität der Reise des Areios über Palästina nach Nikomedeia vor dem Konzil von Nikaia wird von Williams, Arius, 54 und Löhr, Arius, 542 in Frage gestellt. Löhr geht allerdings nicht auf die Reise des Areios in der Darstellung des Philost. ein. Löhr, 642 f. stellt aber zutreffend fest, dass die Berichte über die Vorgeschichte des Konzils von Nikaia, was Areios betrifft (Sozomenos und Epiphanios), keine Berichte aus erster Hand sind, sondern vielmehr willkürliche Konstruktionen. Das gilt mit Sicherheit auch für die Darstellung des Philost. (2) τοῖϲ περὶ τὸν Ὅϲιον Κουδρούβηϲ Die Junktur οἱ / αἱ περὶ + acc. nominis proprii wird von Philostorg in beiden von St. Radt erörterten Formen (ZPE 38 [1980] 47-56; 71 [1988] 35-40; 74 [1988] 108) benutzt: a) zur Bezeichnung der Person und ihrer Umgebung, vgl. den vorliegenden Passus, wie sich aus αὐτοὺϲ kurz danach ergibt; 1,9a,4 οἱ δὲ περὶ τὸν Ἄρειον παρῆϲαν μὲν αὐτόθι καὶ αὐτοὶ ξύμπαντεϲ; 2,1,1 τῶν περὶ τὸν Εὐϲέβιον (vgl. τούτουϲ dahinter); b) als Periphrase für die Person allein, vgl. 1,9a,1 οἱ δὲ περὶ τὸν Ὅϲιον Κουδρούβηϲ καὶ Ἀλέξανδρον 1; 5,1,4 ὁ δὲ Ἀκάκιοϲ τοὺϲ περὶ Βαϲίλειον δι’ ἰδίαν ἔχθραν καὶ τὸν Ἀέτιον διὰ τὸ ἑτεροδοξεῖν καθελὼν καὶ ὑπερορίουϲ ποιηϲάμενοϲ; 8,4,2 κατὰ ... τοῦ Ἀετίου καὶ τῶν περὶ Κάνδιδον ϲυϲκευάζονται; 8,6 οἱ περὶ Κάνδιδον καὶ Ἀρριανὸν προϲγενεῖϲ ὄντεϲ τῷ βαϲιλεῖ πρὸϲ αὐτὸν ἐν Ἐδέϲῃ παραγίνονται; 12,14,1 ϲυμπλοκῆϲ αὐτοῦ (sc. Ἀετίου) τε καὶ τῶν περὶ τὸν Ἄϲπαρα γεγενημένηϲ. τῇ αὐτοῦ ϲυνεφίϲταϲθαι γνώμῃ Das überlieferte τῆϲ αὐτοῦ ϲυνεπίϲταϲθαι γνώμηϲ ist unverständlich, weshalb Bidez (app. crit. z. St.) eine Änderung des gen. in den acc. erwogen hat, was jedoch auch nicht viel weiterhilft. Βei seinem zweiten Vorschlag (ebd.), ϲυνεφίϲταϲθαι, macht er zwar keine Angaben zum Kasus, doch ist anzunehmen, daß ihm klar war, daß dieses Verb den dat. nach sich zieht – wie auch Koetschau 267, bei dem es eindeutig τῇ αὐτοῦ ϲυνεφίϲταϲθαι γνώμῃ heißt. Ähnlich ist in einer solchen Formulierung das Verb der Bewegung μετατάξαϲθαι be1

D De Alex. fort. 2,2. 334 e, wo die Worte γεγόναϲι ... κατ᾿ αὐτὸν (sc. Alexander) τραγῳδοὶ ... οἱ περὶ Θετταλὸν καὶ Ἀθηνόδωρον aufgenommen werden durch ἐβουλόμην ἂν ... μᾶλλον ἀπολωλεκέναι μέροϲ τῆϲ βαϲιλείαϲ ἢ Θετταλὸν ἐπιδεῖν ἡττημένον (sc. im Schauspielerwettstreit).

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nutzt, 9,9 (über Philostorgs Vater): πείθει τὴν γυναῖκα πρὸϲ τὴν αὐτοῦ μετατάξαϲθαι γνώμην. λόγοιϲ δικαιοτάτοιϲ αὐτοὺϲ ὑπαγόμενοϲ Vgl. Bidez, Philostorgius XC (über den Verfasser der Vit. Const.): „Hier und da sind ... Ausdrücke retuschiert (s. z. B. 8,17, wo ὑπαγόμενοϲ, das bei Philostorgius einen tadelnden Beigeschmack hat, ungeschickterweise beibehalten ist unter Hinzufügung des Adjectivs δικαιοτάτοιϲ).“ (3) τὴν γνώμην ἁπλῶϲ ἅπαϲαν ἀνεῖϲθαι τοῖϲ πέλαϲ Zum Passiv ἀνεῖϲθαι vgl. LSJ s. v. ἀνίημι II 7 b, z. B. Thuc. 5,9,6 ἐν τῷ ἀνειμένῳ αὐτῶν τῆϲ γνώμηϲ. Alexander macht sich selbst Vorwürfe, bei der Einschätzung des Areios, den er zu seinen engen Vertrauten zählte (zu beider ursprünglichem Verhältnis vgl. 1,3), zu gelassen und nachlässig gewesen zu sein. οὐκ ... μᾶλλον ἢ S. zu test. 3b,1. (3-5) Schlimm, Freunde, … aus dieser Heiligen Kirche vertrieben hat Heftige Anklagen gegen Areios soll Alexandros bereits auf einer Synode in Alexandreia formuliert haben, vgl. zur Synode Socr. 1,6,3 sowie das Denunziationsschreiben Alexanders an die Bischöfe bei Socr. 1,6,4-30. S. zur Erzählung des Sokrates Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 315-319. (4) καὶ ταῦτα μὲν ἔτι Die Worte erwecken den Eindruck, daß Alexander – mit viel frommer Demut (vgl. τὸ γὰρ - παρεϲκεύαζεν) – das vorgenannte Verhalten des Areios (ταῦτα μὲν) noch (ἔτι) für einigermaßen erträglich gehalten habe, daß aber in einem nach dem μὲν zu erwartenden δὲTeil seiner Rede das erwähnt werden sollte, was seiner Geduld ein Ende bereitet habe. Doch nachdem er in dem gen. abs. ὡϲ ἂν - ἀφικομένηϲ seine anfängliche Entscheidung bitter-ironisch kommentiert hat und damit bereits auf das seine Geduld beendende ἅπαν τὸ οἰκεῖον ἄκρον τῆϲ πονηρίαϲ zu sprechen gekommen ist, zieht er im folgenden Satz die Schlußfolgerung. οὔτι καταπροΐξεται Vgl. Hdt. 3,156,3 οὐ γὰρ δὴ ἐμέ γε ὧδε λωβηϲάμενοϲ καταπροΐξεται; 3,36,6; 5,105,1; 7,17,2. (5) ἀνάθεμα κείϲθω καὶ ἀποτρόπαιον Vgl. Lampe s. vv. 2/3 u. B ὁ κοινὸϲ δαίμων Vgl. Lampe s. v. κοινόϲ 3. Gemeint sein kann der Teu (6) eine Synode aller Bischöfe Die Idee für diese allgemeine Versammlung soll nach De Clercq, Ossius of Cordova, 205 Ossius gehabt haben. In Übereinstimmung mit Eus. v.C. 3,6 weist Philost. dem Konstantin

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diese Initiative zu. Die ökumenische, alle Bischöfe der Welt vereinende Synode sollte ein Abbild der durch die Siege des Kaisers errungenen Weltherrschaft Konstantins sein.

1,8 Nach nicht langer Zeit trat die Synode in Nikaia auch zusammen Die Einberufung der Synode von Nikaia wird, wie die Übereinstimmung von Philost. 1,8 und 1,7a,6 zeigt, von Philost. historisch richtig Konstantin zugewiesen. Diese Aktion wurde von ihm durchaus positiv beurteilt, wobei Konstantin in seinen guten Absichten für das Ergebnis nicht verantwortlich gemacht werden kann. Es gehört in der Vorstellung der frühbyzantinischen Kirchenhistoriker zu den Aufgaben und Charakteristika guter Kaiser, Synoden einzuberufen, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 178. Basileios ... Meletios, der von Sebastupolis Warum Photios gerade diese beiden pontischen Bischöfe hervorgehoben hat, bleibt offen. Sie beide werden in der langen Liste, die bei Niketas (Philost. 1,8a) zu finden ist, erst relativ am Ende erwähnt. Die Übereinstimmungen zwischen Photios und Niketas genügen jedenfalls, um die Bischofsliste bei Niketas sicher der Quelle Philostorgs zuzuweisen.

1,8a Ἀρειανόφρονεϲ Dies ist die übliche Form (z. B. Eus. ep. Caes. tit. = Athan. decr. 33 tit. [II p. 28 Opitz] Εὐϲεβίου Καιϲαρέωϲ τοῦ Ἀρειανόφρονοϲ; Thdr. Lect. h. e. 2 epit. 70; Joh. Ant. fr. 276 f. Rob. = 208 f. Mar.; Bidez, Philostorgius 264 s. v.), nicht Ἀρειόφρονεϲ aus RV, das Bidez vermutlich deswegen vorgezogen hat, weil die Handschrift V (R kannte er nicht) ihm als „die interessanteste unter den dreien“ erschien, wobei er „bei dem geringen Umfange der untersuchten Auszüge ... eine genauere Classificierung“ nicht unternommen hat (Philostorgius XCIX).

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καλούμενοϲ Vgl. test. 6,1 Εὐϲέβιοϲ ... ὁ Παμφίλου ὀνομαζόμενοϲ; Georg. Sync. chron. p. 59,14 Mossh. (Manetho FGrHist 609 F 2 p. 12) Εὐϲεβίου τοῦ Παμφίλου καλουμένου; das in V überlieferte ἐπικαλούμενοϲ (von Bidez aufgenommen) war offenbar nicht üblich. ὁ μέγαϲ ἔλαβε τὴν ἐπωνυμίαν Zur Konstruktion vgl. 2,5,6 ὡϲ καὶ πολλάκιϲ „ὁ ἐφ᾽ ἡμῶν Μωϲῆϲ“ λέγειν περὶ αὐτοῦ; 2,9a,8 κατὰ τὴν τῶν Ἰταλῶν γλῶτταν Ἄλμα Ῥώμα τὴν προϲηγορίαν αὐτῇ θέμενοϲ; 12,5,2 λιχανὸϲ ἔχει τὴν κλῆϲιν; K.-G. 1,45. Ähnliche Formulierung wie hier 11,2,2 Ψυχρὸν ὕδωρ αὐτῷ τὴν ἐπωνυμίαν ποιοῦνται. arianisch gesonnen waren Gemeint sind nicht nur, wie in der Sekundärliteratur zu finden ist, allgemein diejenigen, die in dieser Zeit arianisch gesonnen waren, sondern diejenigen, die sowohl arianisch gesonnen waren als auch an der Synode von Nikaia teilnahmen, vgl. die explizite Darstellung bei Photios (Philost. 1,9). Eine vergleichbare Reihung von Opponenten zeigt sich bei den von Thdt. h.e. 1,5,5 erwähnten Anhängern des Areios, deren Reihung in h.e. 1,7,14 vervollständigt wird. Zusammen ergeben beide Reihen bei Theodoretos eine Liste der Opponenten in Nikaia, die einige Überschneidungen mit derjenigen Philostorgs aufweist: Eusebios von Kaisareia, Theodotos von Laodikeia, Paulinos von Tyros, Athanasios von Anazarbos, Gregorios von Berytos, Aetios von Lydda-Diospolis, Menophantos von Ephesos, Patrophilos von Skythopolis, Theognis von Nikaia, Narkissos von Neronias-Eirenupolis, Theonas von Marmarike, Sekundos von Ptolemais (fälschlich in Ägypten, statt in Libya lokalisiert). Von siebzehn Opponenten spricht Soz. 1,20,1. Philost., der immerhin zweiundzwanzig Opponenten aufzählt, benutzt anscheinend eine Liste der Konzilsteilnehmer, die nach Provinzen geordnet und die mit der bekannten Liste der Konzilsväter (CPG 8516) mit mehr als 200 Namen vergleichbar ist, vgl. zu den in verschiedenen Sprachen erhaltenen Versionen dieser Liste die weiterhin maßgebliche Ausgabe von Gelzer / Hilgenfeld / Cuntz, Patrum Nicaenorum nomina sowie zur Rekonstruktion des Originals Honigmann, La liste originale des pères de Nicée; ders., The original list of the members of the Council of Nicaea, the Robber-Synod and the Council of Chalcedon, Byzantion 16 (1942/1943) 20-80, ferner die Beobachtungen von Schwartz, der alle diese Listen auf einen griechischen Archetyp zurückf Chalkedon, Nicaea und Konstantinopel, München 1937; Brennecke, Art. Nicäa, 431. Zur Integration einer solchen Liste in eine Kirchengeschichte vgl. das Beispiel bei Socr. 1,13,2, der im Übrigen seine Liste ausdrücklich

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als Liste von Teilnehmern des Konzils, nicht von Unterzeichnern des Nicaenum darstellt. Zur Gruppierung der Teilnehmer des Konzils nach Provinzen vgl. auch Eus. v.C. 3,7-9 = Socr. 1,8,5-8. Nach Philost. 1,9 haben die meisten der von ihm aufgeführten Bischöfe trotz ihrer Sympathie für Areios letztlich dem Nicaenum zugestimmt, mit Ausnahme des Sekundos (von Ptolemais) und des Theonas. Die Unterschiede in der Liste der Väter von Nikaia und bei Philost. erklären sich also nicht ausschließlich damit, dass Philost. die Teilnehmer, die Liste dagegen Unterzeichner nennt, sondern sind damit zu erklären, dass verschiedene kirchengeschichtliche Traditionsbildungen vorliegen (die Liste der Väter von Nikaia ist bekanntlich kein Aktenstück, sondern erst in der zweiten Hälfte des 4. Jh. zusammengestellt worden, vgl. H. Gelzer, Geographische Bemerkungen zu dem Verzeichnis der Väter von Nikaea, in: Beiträge zur alten Geschichte, Festschrift für Heinrich Kiepert, Berlin 1898, 47-61, sie gehört in die Rezeptionsgeschichte des Nicaenum, vgl. Brennecke, Nicäa, 431, der eine Entstehungszeit um 360 annimmt). Der kontrastierende Vergleich mit Philost. ist vielleicht noch nicht ausreichend betrieben worden. Er würde es erlauben, die Liste der Väter von Nikaia traditionsgeschichtlich besser zu verorten. Dass eine solche Liste auch im verlorenen Oeuvre des Athanasios enthalten gewesen sein könnte, legt eine Notiz in Handschriften des Kirchenhistorikers Sokrates nahe, die auf ein ϲυνοδικόν des Athanasios verweist, vgl. den Apparat der Sokrates-Ausgabe von G. Ch. Hansen (GCS N. F. 1,46). aus Libya superior Sentianos von Boreion Der Bischof von Boreion wird nur bei Philost., nicht in der Liste der Väter von Nikaia, erwähnt. Zur Lage von Boreion (heute Brega) am Westrand der Kyrenaika vgl. Ptol. geog. 4,4,2 (als „nördliches Kap“ aufzufassen); Soz. 2,3,5. Das Kap bezeichnete die Grenze zwischen Libyen und Afrika, vgl. Roques, Synésios de Cyrène, 60. Roques zählt Boreion in seiner Liste zu den „bourgades“, die einen Bischof hatten. Der einzige Beleg für einen Bischof von Boreion ist allerdings bei Philost. zu finden. In justinianischer Zeit wurde das als Stadt beschriebene Boreion dann befestigt, vgl. Procop. aed. 6,2,13. Berenike Das ehemalige Euhesperides, das nach der Gemahlin Ptolemaios III. umbenannt wurde (heute Benghasi). Philost. gebraucht die Variante Beronike, s. dazu CIL II 32 und IX Sekundos von Taucheira Sekundos von Taucheira (heute Tokra), der in der Liste der Väter von Nikaia auftaucht, obgleich er einer der Anhänger des Areios war, ist nach Ansicht von Honigmann, La liste originale des

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pères de Nicée, 32 erst später hinzugefügt worden. Allerdings ist er schon in der Version der Liste bei Socr. 1,13,12 (die nur bei Theodoros Anagnostes und nicht in den Sokrates-Handschriften selbst erhalten geblieben und in den Patrum Nicaenorum Nomina als griechische Liste ediert worden ist) genannt (mit einer unkorrekten Form für Taucheira). Sekundos von Taucheira unterschrieb im Unterschied zu Sekundos von Ptolemais tatsächlich das Glaubensbekenntnis von Nikaia, vgl. Philost. 1,9c. Da aber selbst Sekundos von Ptolemais in der Liste auftaucht, ist es wahrscheinlich, dass die Liste alle potentiellen Teilnehmer genannt und zu Unterzeichnern gemacht hat, mit Ausnahme des Theonas von Marmarike. Zopyros von Barka Zu Sentianos, Dachios und Zopyros vgl. auch Patr. Nicaen. Nom., p. 8 f. Nr. 16, 17 und 19 (latein. Version), vgl. bei den übrigen Versionen z. B. p. 80 Nr. 20, 21 und 23 (kopt. Version). Die Liste bei Socr. 1,13,12 nennt die Bischöfe der Pentapolis Dakes, Zopyros, Sarapio und Sekundos, nicht aber Sentianos. ein zweiter Sekundos, von Ptolemais Sekundos von Ptolemais wird bei Philost. korrekterweise den Bischöfen der Libya superior zugeordnet. In den meisten Versionen der Liste der Väter von Nikaia wird dagegen Ptolemais irrig mit dem ägyptischen Ptolemais gleichgesetzt, vgl. auch Thdt. h.e. 1,7,14. Nur die koptische Version dieser Liste hat hier ebenfalls das Richtige, s. Patr. Nicaen. Nom., p. 80,22, vgl. auch Honigmann, La liste originale des pères de Nicée, 30. Theonas aus Marmarike Die Marmarike ist ein Gebiet zwischen Ägypten und der Kyrenaika, das nicht zur Libya superior (Libya Pentapolis), sondern zur Libya inferior gehörte. Eine eigene Stadt Marmarike wurde im 4. Jh. im Landesinnern geschaffen, neben Darnis und Antipyrgos, dazu A. H. M. Jones, The Cities of the Eastern Roman Provinces, Oxford 21971, 361. Vielleicht ist der Irrtum hinsichtlich der Geographie ein Hinweis darauf, dass Theonas, der das Nicaenum nicht unterschrieb, auf der von Philost. benutzten Liste nicht vorkam und dass Philost. dann in seiner nach Provinzen zusammengestellten Liste der Sympathisanten für Areios auf der Synode den Theonas der falschen Provinz Libya zugewiesen hat. aus Theben in Ägypten Melitios Ein Melitios aus Theben in Südägypge, ob „Melitios von Theben“ mit dem Initiator des meletianischen Schismas identisch sein kann. Der bekannte Bischof war Bischof von Lykopolis-Assiut, nicht von Theben. Gleichwohl könnte sich Meletios eine

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Vollmacht über die Thebais und den zweiten Rang in Ägypten hinter dem Bischof von Alexandreia angemaßt haben, vgl. Epiph. haer. 68,1,1 (GCS 37,140): „Bischof der katholischen Kirche in der Thebais“ und 68,1,5 und 6. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 113 geht davon aus, die Thebais sei vorübergehend wegen der Verfolgung vom alexandrinischen Bischof Petros dem Meletios anvertraut worden. Ausführlich zur Frage Martin, Athanase d’Alexandrie, 262-267. Ein weiteres Problem bei der Identifizierung stellt die dogmatische Orientierung des Melitios/Meletios dar, dessen „Orthodoxie“ meist außer Frage steht und der sogar der erste gewesen sein soll, der die Irrlehren des Areios denunzierte (Epiph. haer. 68,4,1 und 69,3,3 f. [GCS 37,144 u. 154 f.]), was allerdings möglicherweise eine apologetische Erfindung ist, vgl. Martin, 261-285 und Löhr, Arius, 526. Dagegen rechnet Philost. „Melitios von Theben“ zu den Freunden des Areios. Akzeptiert man die Identifizierung mit dem bekannten Meletios, erklärt sich die Angabe Philostorgs möglicherweise durch die scharfe spätere Gegnerschaft zwischen Athanasios und Meletios, vgl. zu einer ähnlichen anachronistischen Rückprojektion Socr. 1,6,39, ferner Soz. 1,15,2 f., wo Arianer und Meletianer nicht voneinander unterschieden sind. Der Fall zeigt, wenn man von der wahrscheinlichen Identität des Melitios von Theben mit dem Melitios/Meletios von Lykopolis, „Oberhirte“ der Thebais, ausgeht, wie grob und schematisch Philost. bei der Zuweisung von Bischöfen zu dogmatischen Parteiungen vorging. Patrophilos von Skythopolis Er wurde 359 im Konzil von Seleukeia abgesetzt. aus Phoenice Paulinos von Tyros Zu Paulinos als Bischof von Tyros zur Zeit des Konzils von Nikaia, vgl. Eus. Marcell. 1,4 (GCS 14,18,2-5). In der Liste der Väter von Nikaia wird stattdessen allerdings Zenon als Bischof von Tyros aufgeführt, vgl. Patr. Nicaen. Nom., p. 12 Nr. 40 und 41; p. 13 Nr. 40 und 37; p. 63 Nr. 41; p. 73 Nr. 91. Zur Diskussion des Problems Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 17 Anm. 31, der von einem Nebeneinander zweier rivalisierender Bischöfe ausgeht. Wie auch immer man das Problem löst, deutlich wird, dass Philost. in seiner Bischofsliste auf eine unabhängige und vermutlich tendenziös arianische Überlieferung zurückgriff. Amphion von Sidon begegnet nur ein Amphion aus Epiphanias in Kilikien, vgl. auch Socr. 1,13,12, der als Bischöfe aus Phönikien Zenon von Tyros (statt Paulinos)

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und Theodoros von Sidon (statt Amphion) nennt, die auch in den übrigen Listen der Väter von Nikaia begegnen. aus Kilikien Narkissos von Eirenupolis In den Versionen der Liste ebenfalls angeführt, vgl. den Index bei Patr. Nicaen. Nom. ed. Gelzer/Hilgenfeld/Cuntz, 225. Eirenupolis ist mit Neronias identisch, vgl. Robert, Villes d’Asie Mineure, 320 f., der insbesondere aufgrund der Gegenüberstellung der Münzprägungen (Eirenupolis) und der Erwähnung im Tatenbericht Schapurs (Neronias) davon ausgeht, dass im mündlichen Verkehr beide Namen nebeneinander gebraucht wurden. Tatsächlich begegnet – was die These von Robert bestätigt – Narkissos von Eirenupolis abweichend von Philost. sonst meist als Narkissos von Neronias. Er wird bereits mit Eusebios von Kaisareia und dem bei Philost. nicht erwähnten Theodotos von Laodikeia unter den Verteidigern des Areios genannt, die den Beschluss der Vorgängersynode von Antiocheia nicht unterzeichneten, vgl. Athanasius Werke 3,1 Urk. 18 §14 (Dok. 20 §14) ; s. ferner den Brief des Narkissos an Chrestos, Euphronios und Eusebios bei Eus. Marcell. 1,4,39 (GCS 14,26). Athanasios von Anazarbos Er begegnet in den Versionen der Liste der Väter von Nikaia nicht, vgl. Bardy, Recherches sur Saint Lucien d’Antioche, 204 f. Dabei gehörte er wie andere kilikische Bischöfe durchaus zu den Unterzeichnern des Nicaenum und „zur übrigen Schlachtreihe“, wie auch aus Philost. 1,9 deutlich hervorgeht. Dass er in der Liste der Konzilsväter gleichwohl nicht auftaucht, erklärt sich damit, dass er als Vordenker des Arianismus zu prominent war und das Bild der orthodoxen Versammlung gestört hätte. S. im Einzelnen dazu den Komm. zu Philost. 3,15. Tarkondimatos von Aigai Tarkondimatos ist ein für die Region völlig typischer Name, vgl. insbesondere die in Hierapolis-Kastabala herrschende kilikische Räuberdynastie des Tarkodimotos. Als Tarcundimantos oder Tarkodemantos wird der Bischof in der Liste der Väter von Nikaia geführt, vgl. den Index bei Patr. Nicaen. Nomina ed. Gelzer/Hilgenfeld/Cuntz, 229. Leontios, Longianos und Eulalios Die Zusammenfassung der drei Provinzen Cappadocia, Armenia Minor und Pontus Polemoniacus zu einer Einheit „Kappadokien“ beweist, dass Philost. von einem Ehrenvorrang des Bischofs von Kaisareia in dieser Reichsregion ausging. Alle drei Bischöfe Longinos (statt Longianos) aus Neokaisareia (aus der Provinz Pontus Polemoniacus); Eulalios aus Sebasteia (Armenia Minor).

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aus Pontos Basileus von Amaseia und Melitios von Sebastupolis Bischof von Amaseia in der Provinz Diospontus ist nach der Liste der Väter von Nikaia Eutychianos, vgl. den Index bei Patr. Nicaen. Nom. ed. Gelzer/ Hilgenfeld/Cuntz, 221. Sebastupolis und Basileus finden in der Liste keine Erwähnung. Die kappadokischen Bischöfe Leontios und Longinos sowie die pontischen Bischöfe Basileios und Melitios werden von Philost. als Sympathisanten des Areios vorgestellt, vgl. dagegen Ath. ep. Aeg. Lib. 8 (Athanasius Werke 1,1), bei dem sie als „orthodox“ hingestellt werden, vgl. zu den Unterschieden Kopecek, History of Neo-Arianism, 49 Anm. 6, der sie damit erklärt, dass diese Bischöfe von ihren anfänglichen Überzeugungen abgerückt seien. Vielleicht liegt hier aber wieder ein Beispiel dafür vor, wie willkürlich Philost. die Zuweisung an eine Glaubenspartei vornehmen konnte. aus Bithynien Theognis von Nikaia Theognis von Nikaia war ein enger Parteigänger des Nachbarbischofs Eusebios von Nikomedeia, wurde wie dieser nach dem Konzil von Nikaia ins Exil geschickt, wirkte später bei der Absetzung des Eustathios (Thdt. h.e. 1,21,3) mit und war als Abgesandter des Konzils von Tyros-Jerusalem tätig. Wie den Eusebios von Nikomedeia zählt Philost. (2,14) ihn zu den Lukianosschülern, vgl. auch Bardy, Recherches sur Saint Lucien d’Antioche et son école, 210-216. Zu den wenigen Überresten seines Oeuvres, vgl. D. De Bruyne, Deux lettres inconnues de Theognius, ZNTW 271 (1928) 106-110; Hanson, Search for the Christian Doctrine, 43 f. Die subordinationistische Position wird in den zwei kurzen, in einem lateinischen Palimpsest erhaltenen Fragmenten eines ersten Briefes sehr deutlich, vgl. die Edition bei De Bruyne, 110. Im zweiten Brief betonte Theognis die Schwierigkeiten, das genaue Verhältnis zwischen Vater und Sohn zu beschreiben: Dies erklärt, warum Theognis für Philost., der als Eunomianer die These von der Erkennbarkeit Gottes vertrat, nicht zu den völlig reinen Vertretern der Lehre des Lukianos gehören konnte. Eusebios von Nikomedeia … „der Große“ erhielt Der explizite und ausführliche Hinweis auf die Gründe des Ansehens des Eusebios von Nikomedeia erklärt sich, wenn man ihn mit der Aussage des Socr. 1,6,33 vergleicht, dem zufolge Eusebios seine große Anhängerschaft nur dadurch gewon denz war. In der Würdigung des Eusebios wird dabei zum ersten Mal im Exzerpt Lukianos erwähnt, der bei Philost. zu einem Gründungsvater des Arianismus und insbesondere des eunomianischen Glaubens gemacht

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wird. Das Zusammenleben mit Lukianos, das Eusebios von Nikomedeia in besonderer Weise legitimiert, wird bereits an dieser Stelle hervorgehoben. Aus den diversen voneinander unabhängigen Textzeugen (Philost. 1,8 und 9; 9a und 9b) geht deutlich hervor, dass Philost. die Größe und Bedeutung des Eusebios deutlich betont, vgl. zu dieser zentralen Figur die Zusammenstellung der Zeugnisse bei Bardy, Recherches sur Saint Lucien d’Antioche et son école, 296-315, ferner Lichtenstein, Eusebius von Nikomedien. Der Beiname „der Große“ war für bedeutende Bischöfe allerdings im Sprachgebrauch der Kirchenhistoriker häufig, vgl. z. B. die entsprechende Charakterisierung des Meletios von Antiocheia durch Thdt. h. rel. 2,15 (SC 234,228; PG 82,1317 B), des Akakios durch Thdt. h. rel. 2,9 und 18 (SC 234,216 u. 238; PG 82,1313 B u. 1321 B), ferner des Eustathios von Antiocheia bei Thdt. h.e. 1,7,20. In seinem Philost.-Exzerpt bezeichnet Photios auch Athanasios (Philost. 2,11) und Basileios (Philost. 8,11 und 12) als „groß“, was mit Sicherheit nicht der Einschätzung des Philost. entspricht.

1,9 ἐφόρων = Bischöfe, vgl. Bidez, Philostorgius 322 s. v. καὶ τὸ ὁμοιούϲιον – ὑποκλέψαντεϲ Zu explizierendem καὶ s. zu 1,6b,4. ἐν τῇ τοῦ ὁμοουϲίου φωνῇ Vgl. 4,12,9 τῆϲ ... τοῦ ἀπαραλλάκτου φωνῆϲ. πλήν γε ϲυμφρονεῖν Leitet den Gegensatz zu dem ἐν-δόλῳ-μέν-Glied ein samt einer Betonung des ϲυμφρονεῖν, vgl. 12,8,5: zusätzlich zu den Erdbeben brach ein Feuer über die Menschen hinein und drohte ihnen jegliche Hoffnung auf Rettung zu nehmen; πλήν γε φθορὰν ἀνθρώπων οὐκ ἐνειργάϲατο, ἀλλ’ ἡ θεία εὐμένεια πνεῦμα ϲφοδρὸν καθιεῖϲα καὶ τὸ πῦρ πανταχόθεν περιελάϲαϲα κατὰ τῆϲ θαλάϲϲηϲ ἀπέρριψεν. Κωνϲταντίαϲ Das überlieferte Κωνϲταντίναϲ ist zum einen sachlich unzutreffend, doch wäre ein solcher Fehler bei Photios wohl noch denkbar, vgl. bibl. cod. 88 p. 66 b 10 f. ἡ τοῦ βαϲιλέωϲ ἀδελφὴ Κωνϲταντῖνα (richtig jedoch cod. 256 p. 472 b 8 Κωνϲταντία ἡ τοῦ εὐϲεβοῦϲ Κωνϲταντίνου ἀδελφή u. 15 τοῖϲ τῆϲ Κωνϲ ren aber ist die falsche Form des gen. sg. auffällig (zumindest in dieser Hinsicht richtig Synax. eccl. Cpol. 26. Apr., 1 [col. 629,31 u. 630,29 Delehaye]: Κωνϲταντίνῃ u. Κωνϲταντίνηϲ), welche Bildung für Photios

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nicht anzunehmen ist, sondern sich leicht als Versehen aufgrund des nachfolgenden Κωνϲταντίνου erklärt. Die Namensformen werden auch sonst verwechselt, z. B. Hs. A in Thdr. Lect. h. e. 3 epit. 124 (GCS N. F. 3,57,6 app. crit.) oder Socr. h. e. 1,25,1. 3 im Ven. Marc. 344 des Thdr. Lect. h. e. (GCS N. F. 1,72,4. 11. 13 app. crit.). εἰϲηγηϲαμένηϲ αὐτοῖϲ τὴν εἰϲ τοῦτο παραίνεϲιν Vgl. 8,8,4 τὴν βουλὴν γράμμαϲιν εἰϲηγηϲαμένου. Offenbar hat Constantia den Bischöfen zu jener Finte geraten. Er gibt selbst zu … Theonas, der Bischof von Marmarika, anschloss Der von Photios für einen Sympathisanten des Areios gehaltene Philost. gibt – gewissermaßen der eigenen Tendenz widersprechend – zu, dass so gut wie alle der Definition von Nikaia zustimmten. Solche offen zugegebenen Konzessionen des Philost. verzeichnet Photios auch an anderer Stelle, vgl. etwas weiter unten im hier kommentierten Kapitel 1,9 sowie Philost. 4,12b. Philost. hat die Dissidenten eines besonderen Interesses gewürdigt. Die libyschen Bischöfe Sekundos von Ptolemais und Theonas von Marmarika waren von erster Stunde an Anhänger des ebenfalls aus Libyen stammenden Areios. Der Bischof Alexandros von Alexandreia nennt sie als einzige Bischöfe in einer Liste von Apostaten, also der Anhänger des Areios, neben Priestern und Diakonen, vgl. Socr. 1,6,8. Zur besonders großen Anhängerschaft des Areios in Libyen vgl. H. Chadwick, Faith and Order at the Council of Nicaea: a Note on the Background of the Sixth Canon, HThR 53 (1960) 171-195, hier 171-179 mit Verweis auf Konstantins Brief an Areios (Athanasius Werke 3,1 Urk. 34 p. 71, Z. 22 ff. [Dok. 27 § 19 f.]) und Synes. ep. 66 Garzya. Die übrige Schar der arianischen Bischöfe … heimlich unterbrachten Die Charakterisierung der opponierenden Bischöfe als „arianisch“ ist ohnehin ein Anachronismus, für den Photios selbst verantwortlich ist, ebenso wie für die Charakterisierung des taktischen Wechsels des Eusebios als „betrügerisch“. Philost. kann bei seiner Konzession allenfalls auf den taktischen Charakter des Vorgehens des Eusebios Wert gelegt und darauf hingewiesen haben, dass die Zustimmung unter Vorbehalt und eigener Interpretation erfolgte. Hierzu s. den Komm. zu Philost. 1,9c. ihnen den Hinweis dazu gegeben hatte Dass Constantia (zur Namensform in Licinius, wegen ihrer besonderen Verbindungen mit Eusebios von Nikomedeia als Ratgeberin gewirkt hat, kann eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen. Zur kirchenpolitischen Rolle der Constantia s. die

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von H. Pohlsander, Constantia, AncSoc 24 (1993) 151-167 zusammengetragenen Zeugnisse.

1,9a (1) Ἀλέξανδρον In A ist das zweite ν 1 zu einem ϲ korrigiert worden. Doch dagegen, daß der nom. auf den Verfasser zurückgehen könnte, spricht dann das Fehlen des anaphorischen Artikels (Vit. Const. p. 559,7 = Philost. 1,7a,1 ist er gesetzt). Nebeneinander stehen Periphrase (s. zu 1,7a,2) und einfache Namensnennung auch 8,4,2 κατὰ ... τοῦ Ἀετίου καὶ τῶν περὶ Κάνδιδον ϲυϲκευάζονται und 12,14,1 ϲυμπλοκῆϲ αὐτοῦ (sc. Ἀετίου) τε καὶ τῶν περὶ τὸν Ἄϲπαρα γεγενημένηϲ, allerdings befindet sich beidemal die Periphrase an zweiter Stelle. Hosius von Cordoba und Alexandros … Schriftstück vorbereitet war Der Hinweis auf die Absprache zwischen Ossius und Alexandros verbindet dieses Stück von BHG 365 mit Philost., vgl. Philost. 1,7 und 7a. Der Großteil von 1,9a stammt aber wohl aus anderen Quellen. Insbesondere ist nicht zu erkennen, dass das diplomatische Einlenken des Eusebios von Nikomedeia, das Philost. 1,9 und 9c beschreibt, in BHG 365 ein Thema war. (2) Sein Inhalt … in wörtlicher Wiedergabe folgendermaßen Zum Problem der wenigen bei Philost. eingelegten Dokumente vgl. Einleitung, S. 51 f. Dass nur in der anonymen Vita Constantini BHG 365 dieses Dokument zu finden ist, kann entweder bedeuten, dass die anonyme Vita Constantini neben Philost. zusätzliche Quellen benutzt hat, oder umgekehrt, dass sie besser als das Exzerpt des Photios Details aus Philost. wiedergibt, in ähnlicher Weise, in der Photios die lange Liste der für Areios eingenommenen Bischöfe, die bei Philost. zu finden war, im Unterschied zu Niketas Choniates auf nur noch zwei Namen zusammengestrichen hat. Es ist aber wahrscheinlicher, dass Philost. diesen Text nicht wörtlich einfügte, sondern der Verfasser von BHG 365 ihn aus einer anderen kirchengeschichtlichen Quelle oder kirchenrechtlichen Sammlung entnahm. Der Text des Glaubensbekenntnisses ist zunächst im Brief des Eusebios von Kaisa 1

Der Aufstrich des ν links unten ist sorgfältig eradiert, so daß es mit einem υ zu verwechseln ist.

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nasius Werke 2,1 p. 30); Socr. 1,8,29 f.; Athanasius Werke 3,1 Urk. 22 (Dok. 24). Zu weiteren Textzeugen vgl. G. L. Dossetti, Il simbolo di Nicea e di Costantinopoli. Edizione critica, Rom 1967, 31-90. Die Passage aus der späten Vita Constantini BHG 365 ist bei Dossetti nicht mehr berücksichtigt worden. (3) πιϲτεύομεν – ἐκκληϲία Entspricht mit geringen Abweichungen Athan. decr. 33,8 p. 30 Opitz; s. hist. Komm. zu (2) Sein Inhalt - folgendermaßen. καὶ τὰ ἑξῆϲ Die für den Personenwechsel (im Folgenden ist Christus gemeint) entscheidenden Worte (Athan. a. a. O. καὶ εἰϲ ἕνα κύριον Ἰηϲοῦν Χριϲτόν, τὸν υἱὸν τοῦ θεοῦ, γεννηθέντα ἐκ τοῦ πατρὸϲ, μονογενῆ, τουτέϲτιν ἐκ τῆϲ οὐϲίαϲ τοῦ πατρόϲ, θεὸν ἐκ θεοῦ, φῶϲ ἐκ φωτόϲ, θεὸν ἀληθινὸν ἐκ θεοῦ ἀληθινοῦ, γεννηθέντα οὐ ποιηθέντα, ὁμοούϲιον τῷ πατρί) übergeht der Verfasser als selbstverständlich. (4) ἐβεβαιώϲαντο Subjekt ist ein aus dem vorhergehenden πάνταϲ und ἕκαϲτον zu verstehendes allgemeines „man“, zu dem die nachfolgenden οἱ δὲ περὶ τὸν Ἄρειον den Gegensatz bilden. Zum med. vgl. 4,12,6 χειρὶ οἰκείᾳ τὴν ὁμολογίαν ... βεβαιώϲαϲθαι. οὐ μὴν δὲ κτλ. Bildet mit den vorhergehenden Worten eine Einheit (Bidez und Opitz setzen davor einen Punkt), weil hier der eigentliche Gegensatz zu dem τοῦτο-ἐβεβαιώϲαντο-Satz folgt; zur Junktur vgl. Epiph. haer. 76,54,26 (über den Blinden, der Farben, hell und dunkel nur vom Namen her kennt) ὧν μὲν τὰ ὀνόματα ἐνηχεῖται, οὐ μὴν δὲ γινώϲκει, τί τὸ εἶδοϲ, οὐδ’ ὅλωϲ δύναται αὐτὸ ἑρμηνεῦϲαι. (6) Es war Philumenus … wie es ihrer würdig war Zu Philumenus vgl. PLRE 1,699 Philumenus; Clauss, magister officiorum, 80-82. Philumenus ist bereits für 314 am Hofe des Kaisers bezeugt, und zwar im Zusammenhang mit dem Donatistenstreit (Optat. 1,26). 331 wurde Athanasios beschuldigt ihn bestochen zu haben, vgl. Ath. apol. sec. 60; Socr. 1,27,9 f.; Soz. 2,22,8. Vermutlich war Philumenus einer der ersten, später wiederholt mit Kirchenangelegenheiten befassten magistri officiorum. Die einfache Transkription weist auf das Amt des magister officiorum, nicht des magister militum hin. Zu den Verbannten gehörten vor allem Sekundos und Theonas, vgl. zum Widerstand Philost. 1,9 sowie die dann in 1,10 wieder Philost. verweisende Notiz bei Niketas Choniates = Philost. 1,9c (Verbannung des Sekundos und Theonas nach Illyrikum).

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1,9c ταῖϲ ἑαυτῶν ὑπογραφαῖϲ ἐνετίθεϲαν u. ἐνέγραψαν Sie unterzeichneten nicht nur mit ihren Namen, sondern schrieben eigenhändig auch die wichtigsten Aussagen nieder, wie es z. B. der Manichäer Felix nach der Disputation mit Augustinus tat (Aug. c. Fel. 2,22 [CSEL 25,852]); vgl. auch Amidon, Philostorgius 11 f. Anm. 19. Eusebios … das „Wesensähnlich“ hineinzuschreiben Dass Niketas bei der Beschreibung der Uminterpretation vom Begriff ὁμοούϲιοϲ in den Begriff ὁμοιούϲιοϲ das Original von Philost. richtig wiedergegeben hat, macht die Parallele mit dem Philost.-Exzerpt (Philost. 1,9) deutlich. Philost. versuchte hier durch den Hinweis auf die Manipulation den unbequemen Befund zu beschönigen, dass Eusebios und seine Mitstreiter zunächst tatsächlich die Homousios-Formel durch ihre ausführlich gestaltete (s. den phil. Komm.) Unterschrift billigten. Er gibt aber dann in seiner weiteren, nicht widerspruchsfreien Erzählung durchaus zu, dass Eusebios wegen seiner (wie auch immer relativierten) Unterschrift Reue empfand. Bardy, Recherches sur Saint Lucien d’Antioche et son école, 216 Anm. 65 beurteilt wegen der Widersprüche die Historizität dieser Angabe des Philost. sehr kritisch. Es handele sich nur um eine „légende, contredite d’ailleurs par la suite du récit de l’historien“, vgl. auch Bardy, 307. Auf jeden Fall ist diese Umdeutung der Homousios-Formel zur Homoiusios-Formel anachronistisch und reflektiert den Diskussionsstand einige Jahrzehnte nach dem Nicaenum, vgl. zur Position der „Arianer“ in den 50er Jahren Sulp. Sev. chron. 2,40,1-3 (CSEL 1,93). Nach anderen Versionen soll Eusebios seine Vorbehalte nicht durch die trickreiche Hinzufügung eines Iota, sondern dadurch zum Ausdruck gebracht haben, dass er zwar das Homousion unterschrieb, aber das Anathema gegen Areios und seine Parteigänger nicht billigte, vgl. Soz. 1,21,3. Zu dieser offenkundig erfundenen Version, s. Luibhéid, Arianism of Eusebius of Nicomedia. Bei Socr. 1,8,32 verwerfen Eusebios, Theognis und Maris zusammen mit Theonas und Sekundos den Begriff ὁμοούϲιοϲ ganz, und zwar mit dem Argument, dass durch den Begriff ein Verhältnis angegeben werde, das das Hervorgehen des Sohnes aus dem Vater falsch präzisiere, und sie stimmen dementsprechend auch der Verurteilung des Areios nicht zu. Erst aus dem Exil lenken sie ein. Schließlich ist noch die Version von Soz. 2,21,6 zu erwähnen, derzufolge Eusebios und Theognis ihre Unterschriften nachträglich beseitigt hätten. Bei Eustathios legt Eusebios (wahrscheinlich Eusebios von Nikomedeia) selbst ein Schreiben während des Konzils vor, das dann zerrissen wird

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(Eust. fr. 32 Spanneut [CPG 3354] = fr. 79, CCG 51, p. 149 f. = Thdt. h.e. 1,8,1-5), s. o. S. 377. Man hat hier wieder den Fall vor sich, dass zu ein und derselben Grundtatsache eine Fülle von Varianten vorliegt, wobei die ursprüngliche und richtige Version nicht mehr zu erkennen ist. nach Illyrikum verbannt wurden Diese in der Kirchengeschichtsschreibung singuläre Angabe (Verbannung nach Illyrikum) könnte durch Ath. ep. Aeg. Lib. 7 (Athanasius Werke 1,1) bestätigt werden, vgl. Martin, Le fil d’Arius, 303 Anm. 1. Vgl. dagegen Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 203 Anm. 1: „Der Nachricht ist nicht zu trauen.“

1,10 ὑπέγραψαϲ – ἀπαγόμενον Die beiden Sätze bilden einen Gegensatz: Auf der einen Seite steht Eusebios, der sich mit der Unterschrift vor der Verbannung gerettet, gleichzeitig aber (trotz der Trickserei: 1,9 u. 1,9c) seine Glaubensüberzeugung verraten hat. Auf der anderen Seite befindet sich Sekundos, der nicht nachgegeben hat und dafür bestraft worden ist: Er baut nicht auf menschliche Mittel, sondern auf Gott, der, wie er dem Eusebios vorhersagt (προεῖπεν), dafür sorgen wird, daß dieser die gerechte Strafe für seinen Treuebruch gegenüber den eigenen Glaubensbrüdern erhalten wird. πιϲτεύω τῷ θεῷ Ähnlich Konstantin zu Areios nach Epiph. haer. 69,9,2 πεπίϲτευκα τῷ θεῷ· εἰ δολίωϲ ἔχειϲ τι κεκρυμμένον καὶ ἀρνῆϲαι 1, τάχιον ὁ πάντων δεϲπότηϲ ἐλέγξαι ϲε ἔχει (Gothofredus, Diss. 42). ϯδι᾿ – ἀπαγόμενον Bidez, Philostorgius XLIII hat bereits auf die Auffälligkeiten in diesem Passus hingewiesen, die sich zum Teil erklären lassen und, wie er annimmt, „vielleicht Wendungen der Vulgärsprache“ sind: Der Pleonasmus ἀχθήϲεϲθαι ἀπαγόμενον ist erträglich (vgl. K.-G. 2,585), eine (von Bidez sogleich verworfene) Änderung des inf. in ἀχθέϲεϲθαι würde nicht viel weiterhelfen, eher sogar eine gewisse Gehässigkeit in Sekundos’ Worte hineintragen, der bisher als aufrechter Charakter dargestellt worden ist.

1

Die Form (2. sg. ind. praes.) auch Epiph. haer. 66,79,3; vgl. K.-B. 2,69 Anm. 5; Schwyzer 1,668 f.

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Für die seltene Verbindung des δεῖ mit einem inf. fut. (vgl. Schwyzer 2,295) verweist Bidez a. a. O. auf Philost. 12,2,3 (über Stilicho) ἐν τῷ ϲπουδάζειν τὸν υἱὸν Εὐχέριον ἀνακηρύξειν παρανόμωϲ βαϲιλέα; vgl. auch 1,5a,8 τοῖϲ διώξειν βουλομένοιϲ. Angesichts des πιϲτεύω ist das δεῖ durchaus entbehrlich 1, aber es soll wohl die aus der göttlichen Vorsehung resultierende Notwendigkeit zum Ausdruck bringen (1,6e,8 ist hierfür ἀναγκαῖον ἦν benutzt). In δι᾿ ἐμοῦ steckt eine Korruptel, denn als Bischof von Ptolemaïs (vgl. 1,8a u. 1,9) kann Sekundos schwerlich behauptet haben, durch ihn werde Eusebios aus Nikomedeia ins Exil abgeführt werden. Gothofredus 8 hat daher das δι᾿ ἐμοῦ in δι᾽ ἐνιαυτοῦ im Sinne von „intra annum“ geändert, vgl. zu dieser Bedeutung der Junktur Philo gigant. 52 ὁρᾷϲ, ὅτι οὐδὲ ὁ ἀρχιερεὺϲ λόγοϲ 2 ἐνδιατρίβειν ἀεὶ καὶ ἐνϲχολάζειν τοῖϲ ἁγίοιϲ δόγμαϲι δυνάμενοϲ ἄδειαν ἔϲχηκεν ἀνὰ πάντα καιρὸν πρὸϲ αὐτὰ φοιτᾶν, ἀλλ᾿ ἅπαξ δι᾿ ἐνιαυτοῦ μόλιϲ (vgl. im Bezugstext Lev. 16,34 ἅπαξ τοῦ ἐνιαυτοῦ); und Joh. Chrys. in 1. Tim. hom. 5,3 (PG 62,529) καὶ πῶϲ, φηϲίν, ὅταν ἅπαξ δι᾿ ἐνιαυτοῦ προϲερχώμεθα (sc. zur Kommunion); Die damit formulierte Vorhersage, daß Eusebios innert eines Jahres verbannt werden werde, fände ihre Bestätigung in der nachfolgenden Bemerkung, daß ihn dieses Geschick drei Monate später ereilte. 3 Konterkariert würde sie durch die Konjektur δίμηνον von Loofs (Bidez, app. crit. 4), weshalb diese nicht weiter berücksichtigt zu werden braucht. Anders steht es mit dem von Bidez im app. crit. erwogenen ἀντ᾽ ἐμοῦ 5, zu dessen Stützung er auf die Nachricht in 2,1 und 2,1b hinweist, daß Eusebios samt Anhängern ins Exil geschickt und Sekundos mit den Seinen zurückgeholt wurden. Hieraus ergibt sich aber auch ein gewisses Gravamen. Denn das erste Buch endet – zumindest nach Photios’ Epitome – eben nicht mit der Angabe vom Verbanntentausch, sondern mit der vom Zeitpunkt der Exilierung des Eusebios, was besser zu Gothofredus’ Konjektur paßt. Freilich ist nicht auszuschließen, daß Photios bei seiner Arbeit 1

Auch hier hat sich Bidez a. a. O. „der Versuchung zu kunstreichen Conjecturen ... enthalten“, d. h. einer Änderung in δή. 2 Zur allegorischen Deutung des Hohepriesters als λόγοϲ vgl. Philo somn. 1,215. 3 Das καθὰ – προεῖπεν b ἱϲτορεῖ u. 4,2 ἔριδοϲ. 4 Offenbar in den Beobachtungen, die er Bidez mitgeteilt hat (vgl. Bidez, Philostorgius CLXV f.). 5 Das ϲε dahinter würde dann einen Akzent erhalten.

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den Schluß des ersten Buches stärker verkürzt hat, da er wenige Zeilen später (2,1) die Ereignisse ausführlicher darstellen würde. καθὰ καὶ Vgl. Denniston 296 (iv). ἀναϲτρέψαντι Erstmals PG 65,465 B statt des überlieferten ἀνατρέψαντι konjiziert, vgl. 7,14,3 ἀναϲτρέφων δὲ καὶ κατὰ τὸ μέϲον γεγονώϲ (vgl. Bidez, Philostorgius XL [4]). Er sagt auch, dass Sekundos, als er verbannt wurde Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 203 mit Anm. 1 nimmt an, dass Sekundos gemeinsam mit Theonas und Areios nach Nikomedeia verbannt worden sei, und verweist auf den Brief Konstantins an die Gemeinde von Nikomedeia (Athanasius Werke 3,1 Urk. 27 [Dok. 31] = Gel. h.e. 3 Anhang 1 [GCS 28, 192-199]) und den Brief an Areios (Socr. 1,25). Sekundos sei im Unterschied zu Areios von Philost. genannt worden, weil dieser allein Bischof war. „Eusebios, du hast … damit du nicht verbannt wirst. Die Tatsache der Verbannung deutet Konstantin in seinem Schreiben an die Alexandriner an (Athanasius Werke 3,1 Urk. 23 [Dok. 25] = Ath. decr. 36; Socr. 1,9, 1-14), wenn er darauf hinweist, dass Sekundos und Theonas das gleiche Los erlitten haben wie Areios (Socr. 1,9,4). Es scheint, dass Philost. nicht prinzipiell die Legitimität kaiserlicher Verbannungsurteile bestritten hat (die abschätzigen Kommentare über die Richtigkeit der Verbannung in 1,9a verraten aber nur die Wertung des Verfassers der anonymen Vita BHG 365). Seine Position gleicht damit der der orthodoxen Kirchenhistoriker, die das kaiserliche Recht, Verbannungen zu verhängen, ebenfalls nicht in Frage stellen, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 181. Die Problematik der Ausübung von Zwang auf religiöse Entscheidungen wird lediglich bei Theodoretos bewusster reflektiert, s. z. B. die von Theodoretos wiedergegebene Argumentation von Liberius, der kaiserliche Zwangsmaßnahmen ablehnt, vgl. dazu Leppin, 180. Drei Monate … zu seiner eigenen Gottlosigkeit zurückgekehrt war In der Erzählung des Sokrates (1,8,31-33) wird stark vereinfachend berichtet, dass Eusebios, Theognis und Maris gemeinsam mit Sekundos und Theonas wegen der Verweigerung der Unterschrift verbannt wurden. Philost. berücksichtigt dagegen die komplexere Tradition, dass die drei bithyni

2. Buch Das zweite Buch des Philost. behandelte die letzten Regierungsjahre Konstantins nach dem Konzil von Nikaia bis zu dessen Tod. Die erhaltenen Reste zeigen, dass unter anderem folgende Themen dargestellt wurden: Revision der Entscheidungen des Konzils von Nikaia (1), Details zu Areios und Kritik an dessen Theologie (2-3), Verwandtenmorde Konstantins (4), Mission bei den Goten und Indern (5 und 6), angebliches Konzil von Nikomedeia (7), Wunder des Agapetos von Synnada (8), Gründung Konstantinopels und Übernahme des Bischofsstuhls von Konstantinopel durch Eusebios von Nikomedeia (9-10), erzwungene Wahl des Athanasios und Korrektur dieser Entscheidung (11). Sehr breiten Raum nahm die Darstellung der Verehrung des Lukianos von Antiocheia, seines Martyriums und seiner Schule ein (12-15). Der Tod Konstantins, dessen posthume Verehrung und die unmittelbaren Folgen waren ebenfalls Gegenstand umfangreicher Darlegungen mit zahlreichen Sonderinformationen (16-18). [B. B.]

2,1 (1) ἀνθ᾽ ὧν ἄλλα φρονοῦντεϲ τῷ ὁμοουϲίῳ ὑπεϲημήναντο Vgl. 2,7,1 ἀνθ᾽ ὧν ἐπὶ τὸ ὁμοούϲιον παλιντραπέλωϲ ἐπανέϲτρεφεν; 3,10,1 ἐξ ὧν τὰ πρὸϲ μεϲημβρίαν δῆλά ἐϲτι πάντα οἰκούμενα; 6,4,1 ἐφ᾽ ᾧ; 7,12,2 ἐξ ὧν. Dieser Lügenfreund … unterschrieben hatten Die Version Philostorgs bietet eine absichtlich komplizierte und sicher tendenziöse Verkettung der Fakten. In Wirklichkeit wurden Eusebios von Nikomedeia und seine Anhänger verbannt, weil sie mit den Ergebnissen des Nicaenum nicht einverstanden waren und den Kontakt mit Areios fortführten, dessen Verfluchung sie abgelehnt hatten, vgl. A. M. Ritter, Art. Arianismus, TRE 3 (1978) 692-719, hier 706. Das geht aus einem Brief Konstantins selbst hervor (Athanasius Werke 3,1 Urk. 27 [Dok. 31] = Gel. h.e. 3 Anhang 1 [GCS 28,192-199]); die entscheidende Passage auch bei Thdt. h.e. 1,20,8 f.). Konstanti Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 203 Sekundos, Theonas und Areios) wegen ihrer unzuverlässigen Haltung unter Beobachtung gestellt und die Bischöfe seien mit ihrer Beaufsichtigung beauftragt gewesen, hät-

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ten aber dann mit diesen gemeinsame Sache gemacht, vgl. zur Kontaktaufnahme mit den Verbannten als eigentliche Ursache des kaiserlichen Zornes Soz. 2,21,8. Philost. behauptet dagegen, die Bischöfe seien nicht wegen ihrer Vorbehalte gegen die Synode verbannt worden, sondern weil sie, gegen ihre Überzeugung, die Unterschrift geleistet hätten. Sie werden also nicht dafür bestraft, sich aus dem Konsens von Nikaia zurückgezogen zu haben, sondern umgekehrt dafür, dass sie sich durch ihre erzwungene Unterschrift dem Konsens gefügt haben. Das Verhalten Konstantins war in der Darstellung Philostorgs freilich nicht ganz konsequent gestaltet. Auf der einen Seite ist deutlich, dass Eusebios und seine Anhänger nur deshalb einlenkten, weil sie dem kaiserlichen Druck gehorchten (vgl. vor allem die sicher aus dem Original zutreffend übernommene Äußerung in 2,1b, ferner 1,9a), auf der anderen Seite ist Konstantin darüber empört, dass Bischöfe nicht ihren Glaubensüberzeugungen folgen. Vermutlich wurde im Original Philostorgs deutlich zwischen dem kaiserlichen Hof, etwa der Schwester Constantia oder hohen Amtsträgern einerseits, und dem Kaiser selbst andererseits unterschieden. Auch Constantius II. wird bei Philost. in einer Episode um Leontios von Tripolis (Philost. 7,6a) zum verständnisvollen Befürworter der bischöflichen Freiheit gemacht. Der „Hofbischof“ Eusebios ist in der Darstellung Philostorgs nur solange opportunistisch, wie er dem homousischen Bekenntnis zugestimmt hat, wird aber wenige Monate später zu einem mutigen Verfechter seiner abweichenden theologischen Überzeugung, vgl. auch Martin, Le fil d’Arius, 313. Sekundos … habe er zurückrufen lassen Die Rückberufung der engsten Anhänger des Areios, der libyschen Bischöfe Sekundos und Theonas, wird von Philost. chronologisch sehr früh angesetzt. Martin, Le fil d’Arius, 318 f. mit Anm. 1 nimmt an, die beiden Bischöfe seien die Verfasser des sogenannten βιβλίον μετανοίαϲ gewesen (Athanasius Werke 3,1 Urk. 31 [Dok. 36], vgl. zum Titel Socr. 1,14,1). Deren Rückberufung sei allerdings viel später, nämlich erst 335, zu datieren. Sekundos taucht in der Tat um 337 als derjenige auf, der den Pistos zum Bischof von Alexandreia weiht (vgl. den Brief des Julius an die Orientalen bei Ath. apol. sec. 24,1 f.), während Theonas anscheinend im Exil verstorben ist. Die These von Martin (vgl. bereits L. Duchesne, Histoire ancienne de l’Église 2, Paris 51911, 165 Anm ben Philostοrgs über die Rückberufung des Sekundos durch Konstantin stützen kann, gleichzeitig aber dessen Chronologie und den gesamten Kontext („contradictoire et bien difficile à admettre“) verwerfen muss.

Kommentar zum 2. Buch

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(2) Brief geschickt, der das … „Wesensverschieden“ bestätigte Eine solche offene Ungültigkeitserklärung der dogmatischen Entscheidung des Konzils von Nikaia und eine – völlig anachronistische – allgemeine Erklärung der Verbindlichkeit des „Heterousion“ ist völlig ausgeschlossen. Formal ist die religionspolitische Kursänderung Konstantins ab 327 immer als Modifikation und vollständigere Erfüllung des Konzils von Nikaia ausgegeben worden. Areios wieder zusammen Von einer solchen Wiederaufnahme des Areios recht bald nach dem Konzil von Nikaia ist sonst nichts bekannt. Allenfalls im zeitlichen Zusammenhang mit der Vorsynode von Antiocheia ist eine solche Wiederaufnahme vermutet worden, vgl. O. Seeck, Untersuchungen zur Geschichte des Nicänischen Konzils (Fortsetzung und Schluss), ZKG 17 (1896) 319-362, hier 319 f. und De Clercq, Ossius of Cordova, 206. Später erging ein energisches Schreiben Konstantins an einen Alexandros mit der Aufforderung, Areios wieder in die Gemeinschaft aufzunehmen. Dieses Schreiben (Athanasius Werke 3,1 Urk. 32 [Dok. 37] = Anonyme Kirchengeschichte [„Gelasios von Kyzikos“] 3,15) gehört aber in die Zeit um 327 und ist vermutlich gar nicht an Alexandros von Alexandreia, sondern an Alexandros von Konstantinopel gerichtet (vgl. Socr. 1,38,5) oder vielleicht sogar an die Gesamtheit der in Jerusalem zu einer neuerlichen Synode versammelten Bischöfe, so Martin, Le fil d’Arius, 307. Vermutlich liegt bei Philost. entweder eine völlig freie Erfindung oder aber zumindest eine absichtliche chronologische Verschiebung vor, durch die die Kausalitätsbeziehungen in dem von ihm gesponnenen historiographischen Geflecht völlig verzerrt werden.

2,1a (1) κατεϲχημένοϲ Von Bidez, Philostorgius XCI zögernd erwogen, trifft bestens den Sinn (vgl. LSJ s. v. A II 10; Lampe s. v. A 3), während das von ihm in den Text gesetzte κατιϲχυμένοϲ als Entlastung mißverstanden werden könnte (vgl. test. 3b,4); ähnlich unten in 3 ϲυνεϲχέθη. μετὰ καὶ Θεόγνιδοϲ κοινῇ ϲυνῆλθεν Zu μετὰ καὶ Θεόγνιδοϲ vgl. 7,3,1 φηϲιν ἀνεϲτηλῶϲθαι ... ταύτην ἡμῶν) ... μετὰ καὶ ἑτέρων ἀγαλμάτων. Sie trafen sich auch mit Maris Die Beteiligung des anschließend ebenfalls verbannten Maris von Chalkedon findet sich in anderen Quellen

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nicht. Nach Soz. 2,21,8 werden sogar nur Eusebios und Theognis verbannt. Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 215 geht von einem Irrtum Philostorgs aus. Da sich aber die ganze von Philost. erzählte Anekdote und das Erdbeben gerade in Chalkedon, am Bischofssitz des Maris, ereignen, handelt es sich eher um eine bewusst konstruierte Variante. (2) ϲειϲμόϲ τε γίνεται μέγαϲ περὶ αὐτοὺϲ καὶ μόνον ⟨περὶ αὐτούϲ〉 Vgl. zur Lücke Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 94 Anm. 5, der auch erwog, das καὶ μόνον zu tilgen, während Bidez, app. crit. z. St. an eine Änderung des καὶ μόνον in μόνουϲ dachte. Einfacher ist die Annahme, daß ein zweites περὶ αὐτούϲ ausgefallen ist. Ausführlich wird der Gedanke auch in 3 formuliert: τὸ γὰρ περὶ μηδένα μὲν τῶν ἄλλων τὸ πάθοϲ γενέϲθαι, αὐτοὺϲ δὲ μόνουϲ, οὓϲ εἶχεν ἡ τῆϲ δυϲφημίαϲ μελέτη, περιλαβεῖν. Erdbeben Naturwunder greifen direkt in die dogmatischen Auseinandersetzungen ein und erklären sich mit dem göttlichen Zorn über häretische Bedrohungen. Parallel liegt etwa der Fall der Tötung des Kekropios von Nikomedeia durch ein Erdbeben am Vorabend der Synode von Seleukeia vor, vgl. dazu Philost. 4,9. Der dogmatisch gegen Philost. eingestellte Verfasser von BHG 365 hat nun im Erdbeben von Chalkedon eine Äußerung des göttlichen Zornes über die „Heterousiasten“ gesehen. Im Original des Philost. richtete sich aber der göttliche Zorn gegen die Tatsache, dass Eusebios von Nikomedeia und seine Gefährten formal das Nicaenum unterschrieben hatten. Das Erdbeben bestätigte sie darin, umzukehren und sich dem Kaiser zu erklären, vgl. Philost. 2,1b. Marasco, Filostorgio, 58 will die Passage ganz Philost. absprechen, was mir aufgrund der obigen Erklärung nicht notwendig erscheint. (3) διανέϲτηϲαν + inf. vgl. 8,2,1. μετεβουλεύοντο ist entgegen Opitz app. crit. z. St. 1 nicht in μετεβούλοντο korrigiert, sondern die Tinte bei ευ ist lediglich etwas abgeblättert; zur Position des Akuts vor dem ε vgl. μελέτη kurz danach.

2,1b aus Furcht vor dir als Erfinder der Homousios-Formel erscheinen, ist in der Erzählung Philo1

Das μεταβουλεύοντο dort ist ein Druckfehler.

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storgs durchaus deutlich, dass der Kaiser erheblichen Druck ausübte, damit diese Formel unterschrieben wurde (vgl. auch den Hinweis auf die Bearbeitung von Bischöfen durch Constantia in Philost. 1,9). Dass der kaiserliche Druck zugunsten der Homousios-Formel noch Jahrzehnte nach dem Konzil von Nikaia als Grund empfunden wurde, die dortige Festlegung nicht als verpflichtend zu empfinden, zeigt Hil. syn. 81, vgl. dazu H. Ch. Brennecke, Bischofsversammlung und Reichssynode, in: F. von Lilienfeld / A. M. Ritter (Hgg.), Einheit der Kirche in vorkonstantinischer Zeit, Erlangen 1989, 35-53, hier 52. Brennecke verweist zuvor implizit auf die parallele Perspektive bei Hilarius und Philost., wenn in der Darstellung der anonymen Vita Constantini BHG 365 die Unterschrift unter das nizänische Bekenntnis mit Zwang eingetrieben wird.

2,2 Nachdem Areios … zu seiner eigenen Gottlosigkeit zu verleiten Die von Areios gedichteten Gesänge sind oft als Teil seines Hauptwerks, der Thalia, verstanden worden, vgl. O. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur 3: Das vierte Jahrhundert mit Ausschluss der Schriftsteller syrischer Zunge, Freiburg 1912, 42. Dagegen s. aber Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 248. Athanasios (decr. 16) unterscheidet aber deutlich die Gesänge (ἐν ᾀϲματίοιϲ) von der Θάλια („Bankett, Tischgesang“), die auch in metrischer Form, allerdings nicht, wie von Athanasios in polemischer Absicht behauptet, in (zügellosen) Sotadeen, sondern wohl in ähnlichen akatalektischen ionischen Tetrametern verfasst waren, vgl. P. Maas, Die Metrik der Thaleia des Areios, ByzZ 18 (1909) 511-515, hier 515 = ders., Kleine Schriften, München 1973, 143-48, hier 147 f.; M. L. West, The Metre of Arius’ Thalia, JThS 33 (1982) 98-105.

2,2a {οἱ} ἐν ταῖϲ ὁδοιπορίαιϲ οἱ τοὺϲ ὄνουϲ ἐλαύνοντεϲ Da es sich bei den vorgenannten beiden Liederarten (ᾄϲματα) um solche von Berufsgruppen handelt (Seemanns- und Müllerlieder), ist bei der dritten ähnliches zu erwarten, zumal dies zu Areios’ Absichten paßt, der mit seinen Melodien auf τοὺϲ ἀμαθεϲτέρουϲ τῶν ἀνθρώπων zielte (2,2). Mit den überlie-

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ferten οἱ ἐν ταῖϲ ὁδοιπορίαιϲ οἱ τοὺϲ ὄνουϲ ἐλαύνοντεϲ wären jedoch berittene Reisende gemeint. Durch die Tilgung des ersten οἱ (Vorschlag von R. Kassel) erhalten wir die gesuchten professionellen Eseltreiber (zu ihrer Tätigkeit als Transportunternehmer vgl. E. Ziebarth, Art. Ὀνηλάτηϲ, RE 18,1 [1939] 459). Photios hat in seiner Epitome deren Lieder nur zu ὁδοιπορικά verkürzt (2,2). Durch das von Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 94 (mit Anm. 6) vor dem τοὺϲ ergänzte τε würde dagegen eine weitere Gruppe zu den dreien hinzukommen. Mit den Massen Verbindung aufzunehmen Bereits vor dem Konzil von Nikaia sollen die ungebildeten Volksmassen aktiviert worden sein, vgl. Eus. v.C. 2,61,5. Matrosen- und Müllerlieder Es scheint kühn, allein aufgrund einer angeblichen Anhängerschaft von Matrosen und Müllern die Kirche des Areios im populären Hafenviertel von Alexandreia zu lokalisieren, vgl. jedoch Martin, Athanase d’Alexandrie, 147 f., die auf die Popularität der Kyniker auch bei Seeleuten und Hafenarbeitern (D. Chr. 32,9) hinweist. Die Kirche des Areios soll sich in einer kleinen Gasse des Emporions befunden haben, „car Arius qui en fut le prêtre, faisait chanter des cantiques de son crû aux marins, aux dockers et aux meuniers.“ Dass in der Darstellung des Philost. Areios populäre Lieder für Matrosen, Müller oder professionelle Eseltreiber (s. den phil. Komm.) schreibt, bedeutet wohl nur, dass er sich angeblich dem Geschmack des Pöbels angepasst habe, nicht aber, dass Philost. an bestimmte Anhängergruppen im Proletariat dachte.

2,3 f. 3. (1) Bei seinem Gotteskampf … für den einzig geborenen Sohn Gottes Areios wird aus eunomianischer Perspektive dafür gelobt, dass er im Prinzip für eine Wahrheit, nämlich die Verschiedenheit von Vater und Sohn, steht und dafür ungerecht verurteilt wird, vgl. auch zum Folgenden Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 48. Ansonsten stimmt aber nach Ansicht Philostorgs seine dogmatische Position nicht, nämlich hinsichtlich der von den Eunomianern bestrittenen Unerkennbarkeit Gottes. Zur diesbezüglichen Position des Areios (Athanasius Werke 3,1 Urk. 4b [Dok. 2.2]); Mar. Victorin. adv. Arium 1,3,28 f. (SC 68,112). Die Kritik an Areios ähnelt derjenigen, die Philost. schon gegenüber Eusebios von Kaisareia geäußert hat, vgl. 1,2. Sie ist aber

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insofern präziser, als sie nicht nur die Nichterkennbarkeit Gott-Vaters durch die Menschen (vgl. hierzu auch die Polemik bei Philost. 10,2), sondern auch die durch Gott-Sohn kritisiert, vgl. Ath. Ar. 1,6 (Athanasius Werke 1,1 p. 115). Nach Ansicht der Eunomianer konnte Gott durch den Intellekt erfasst werden, und zwar sowohl vom Menschen wie von Christus. Zur Abgrenzung der Eunomianer von den Arianern s. den Komm. zu test. 3b,1. (2) τοὺϲ πλείουϲ αὐτῶν Gemeint sind Areios’ Anhänger, d. h. die ὁμόφρονεϲ aus 2,1,2 bzw. das hier im folgenden genannte τῆϲ ἀϲεβείαϲ ϲύνταγμα. Das von Valesius, Annot. 130 vorgeschlagene αὐτῷ ist möglich, aber nicht nötig. Mit Ausnahme … Glaubenssatz Die libyschen Bischöfe Sekundos und Theonas werden als eine Gruppe, die die Glaubensposition des Areios bezüglich der Unerkennbarkeit Gottes ablehnen, einer weiteren Gruppe, nämlich den bei der wahren Lehre bleibenden Schülern des Lukianos, zugesellt. Beide Gruppen teilen dagegen die Kritik des Areios an der Homousie, also den Aspekt, der von Philost. an Areios gelobt wird. Ob Philost. hier wirklich die Position der Bischöfe richtig wiedergegeben hat, muss fraglich bleiben. Immerhin weiß später Philost. 3,19, dass Sekundos zwischenzeitlich Kontakt zu Anhängern der Homousie (zu denen für Philost. alle Nicht-Anhomöer gehören) gehabt habe. Sekundos ist aber dann, nach einer Abmahnung durch Aetios und in Verbindung mit Eunomios (Philost. 3,19 f.), angeblich weiterhin dem richtigen Glauben verpflichtet (einschließlich der These von der Erkennbarkeit Gottes). Die Behauptung, Eusebios von Nikomedeia habe die These von der Erfassbarkeit des Göttlichen vertreten, dient dazu, diesen Bischof als Gründervater der Anhomöer in Anspruch zu nehmen. Sie widerspricht aber diametral dem, was durch Selbstzeugnisse des Bischofs bekannt ist, vgl. den Hinweis von Kopecek, History of Neo-Arianism, 72 auf Eus. Nic. ep. Paulin. (Athanasius Werke 3,1 Urk. 8 [Dok. 4]). Zur theologischen Position des Eusebios von Nikomedeia vgl. Luibhéid, Arianism of Eusebius of Nicomedia, 13 (Für Eusebios kann die Frage, in welcher Form der Sohn aus dem Vater hervorgegangen ist, nicht nur begrifflich keine Antwort finden, sondern bleibt dem Verständnis von Menschen und jedem höheren Wesen verschlossen). Luibhéid, 7 führt allerdings zu Unrec dass für Philost. Eusebios ein Anhänger des Areios war. Die angeblich besondere Beziehung zwischen Lukianos und dem Bischof von Nikomedeia erklärt sich nicht nur aus dem angeblichen Schülerverhältnis, sondern

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auch damit, dass Lukianos in Nikomedeia, also der späteren Bischofsresidenz des Eusebios, das Martyrium erfahren hatte. Diese Bedeutung des Kultes des Lukianos in Nikomedeia wurde vermutlich von Philost. deutlich beschrieben. Aus Philost. könnte die Legende stammen, dass die von Lukianos eigenhändig redigierte Übersetzung der heiligen Schrift angeblich in Nikomedeia während der Regierungszeit Konstantins in einer Mauer entdeckt wurde, vgl. Synax. eccl. Const. col. 139,23-31;140,27-141,8 (bei Bidez, Philostorgius, 187,29-43). Solche vergrabenen und wundersam wiederentdeckten Bibeltexte werden bei Philost. als Wunderzeichen zur Bestätigung der eigenen Glaubensposition aufgefasst, vgl. Philost. 7,14. 4. Κρίϲπον Da Photios den Namen bibl. cod. 30 p. 6 a 38 (über den Beginn von Soz. h. e.) korrekt wiedergibt, wird der Fehler (Πρίϲκον) hier nicht auf ihn, sondern die handschriftliche Überlieferung zurückgehen. διδοῦντα Ist in B überliefert und nicht, wie Koetschau 267 annahm, ein Druckfehler statt διδόντα; die kontrahierte Form läßt sich halten, vgl. Schwyzer 1,688; bei Phot. z. B. bibl. cod. 238 p. 316 a 19. Konstantin tötete … von seinen Brüdern durch Gift ermordet wurde Zu den Verwandtenmorden Konstantins gibt es eine reichhaltige Sekundärliteratur, die allerdings nicht immer die Verästelungen der Tradition und besonders das eigentümliche Zeugnis der aus Philost. schöpfenden hagiographischen Quellen (Artemii Passio und die anonyme Vita Constantini BHG 365) ausreichend berücksichtigt, vgl. zuletzt den m. E. problematischen Aufsatz von D. Woods, On the Death of the Empress Fausta, G&R 45 (1998) 70-86. Die Geschichte der Familienmorde wurde von Philost. in sehr detaillierter Form erzählt. In der älteren Forschung geht man davon aus, es sei Philost. darum gegangen, ein negatives Bild der Alleinherrschaft Konstantins nach der Synode von Nikaia zu entwerfen, für deren dogmatische Fehlentscheidung alsbald die göttliche Rache gefolgt sei, vgl. das Zitat von Bidez in der Einleitung, S. 97 Anm. 1. Diese Erklärung kann aber schon deshalb nicht zutreffend sein, weil in der Erzählung Philostorgs die dogmatische Kehrtwende Konstantins und die Rehabilitierung der engsten Anhänger des Areios bereits wenige Monate nach dem Konzil von Nikaia (und vor den Familienmorden) erfolgt sein soll, vgl. hierzu Philost. 2,1 und 1a. Das schließt m. E. auch die Annahme von Marasco, Filostorgleiche vorübergehende Trübung des Geistes Konstantins sowohl zur Stützung der dogmatischen Fehlentscheidungen von Nikaia als auch zur Ermordung des Crispus geführt habe. Aus den Parallelzeugnissen in der ano-

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nymen Vita Constantini (BHG 365) und der Verteidigungsrede des Artemius in der Artemii Passio (Philost. 2,4a und 4b) ist vielmehr zu erkennen, dass die detaillierte Aufbereitung der Erzählung über die Verwandtenmorde dazu dienen sollte, die bekannten und in Konstantinopel zum Allgemeingut gewordenen paganen Erzählungen über den mythischen Stadtgründer Konstantin durch eine detailreichere „Information“ zu übertreffen. Der Verteidigungsmechanismus wurde zumindest für die Artemii Passio bereits von Baronius korrekt beschrieben, vgl. A. Torino, Bernardino Stefonio, difensore di Costantino nel Crispus e sue postille all’Historia nova di Zosimo, RAL 9,14 (2003) 325-347, besonders 334-339 (Der Autor Stefonio folgte dann in seinem Theaterstück der Argumentation des Baronius, hatte aber auch die lateinische Übersetzung des Zosimos gelesen). Da Philost. die Details der paganen Historiographie in seine Darstellung übernahm, um sich auf der Höhe der historischen Diskussion um die Bedeutung Konstantins zu halten, kam eine völlige Ignorierung dieser für das pagane Konstantinbild so zentralen Familienmorde nicht in Frage. Möglich war dagegen eine völlige Uminterpretation ihrer Bedeutung. Die Faktizität der Verwandtenmorde wird von Philost. nicht bestritten. Es wird aber versucht, durch die ausführliche und scheinbar wohlinformierte Erzählung, die sich der Informationen Eunaps bedient, die Verantwortung Konstantins zu relativieren. Eine andere Verteidigungsstrategie gegen die „Hellenen“ wählte Soz. 1,5, der zwar die heidnische Version ebenfalls nicht ignoriert (1,5,1), mit chronologischen und juristischen Argumenten aber ihre Historizität zu widerlegen versucht (1,5,2-4). Die abschließende Erzählung über die Ermordung Konstantins durch seine Brüder diente wiederum der Rechtfertigung der Verwandtenmorde des Constantius. Zur angeblichen Ermordung Konstantins durch seine Brüder, vgl. Philost. 2,16. Die Angabe, dass Konstantin für die Ermordung seines Sohnes „nach nicht langer Zeit“ durch seinen eigenen Tod büßte, muss ein Missverständnis des Photios sein. Aus der Artemii Passio und der Vita Constantini BHG 365 geht eindeutig hervor, dass bei Philost. die Tötung der Familienmitglieder durch Konstantin gerechtfertigt wurde, so dass Konstantin nach Ansicht dieses Autors kaum dafür „büßen“ musste. Vielmehr fallen in der Erzählung des Philost. eine Reihe von Erfolgen Konstantins zwischen die FamilientragöMarasco, Filostorgio, 22, demzufolge Philost. das Bild einer dynastischen Tragödie mit einer Verkettung fataler Handlungen gezeichnet habe.

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cursores Eine protokollarisch dem Kaiser gleichrangige Augusta verfügte über eigene Schnelläufer, cursores, vgl. zu Cod. Iust. 12,59,10,5 Clauss, magister officiorum, 21. Das von Clauss zitierte Gesetz stammt allerdings aus der Regierungszeit Kaiser Leos (457-471). Die cursores der Augusta Fausta sind bei Philost. daher vielleicht eine anachronistische, durch die Verhältnisse der theodosianischen Zeit geprägte Erfindung.

2,4a (1) κατὰ τοὺϲ πολέμουϲ Das überlieferte κατὰ τοὺϲ πολεμίουϲ paßt nicht recht zu λαμπρὰ ... ἔργα ἀποδεικνύμενοϲ, so daß Bidez, app. crit. z. St. angemerkt hat: „man erwartet πολέμουϲ“. Dies entspricht der üblichen Ausdrucksweise in den Philostorgzeugen, vgl. 11,7,2 τὸ μάχιμον ... κατὰ τοὺϲ ἔμπροϲθεν πολέμουϲ ἀπανηλώθη und mehrfach κατὰ τοὺϲ χρόνουϲ mit Gen.-Attribut, z. B. 7,3,5 u. 9,15,1. Zudem ist das λαμπρὰ ... ἔργα ἀποδεικνύμενοϲ eine Hdt.-Reminiszenz, vgl. 6,15,1 τῶν ... παραμεινάντων ἐν τῇ ναυμαχίῃ περιέφθηϲαν τρηχύτατα Χῖοι ὡϲ ἀποδεικνύμενοί τε ἔργα λαμπρὰ καὶ οὐκ ἐθελοκακέοντεϲ, und so findet sich bei diesem nun auch κατὰ τοὺϲ πολέμουϲ: 1,204,2 ἡ εὐτυχίη ἡ κατὰ τοὺϲ πολέμουϲ 1 γενομένη. Gegenüber diesem minimalen Eingriff wäre die Änderung der Überlieferung in κατὰ τῶν πολεμίων (vgl. 1,1,1 τό τε κατὰ τῶν πολεμίων ἐπανείλοντο κράτοϲ κτλ.) mit größerem Aufwand verbunden. Tochter des Maxentius geboren war Gemeint ist die Tochter Maximians Fausta, die aber gerade nicht Mutter des Crispus, sondern der übrigen Halbbrüder war. Der Irrtum ist erst durch den Autor von BHG 365 eingefügt worden. herausragende Taten vollbracht Die Erinnerung an die besonderen Kriegstaten des Crispus im Krieg gegen Licinius sind in einer breiten Tradition durchaus festgehalten worden. Vgl. Petr. Patr. exc. sent. p. 270 Nr. 188 Boissevain; Anon. Vales. 23-27; Zonar. 13,2,37. Vgl. dazu B. Bleckmann, Späte historiographische Quellen zu Konstantin dem Großen. Überblick und Fragestellungen, in: Demandt / Engemann (Hgg.), Konstantin der Große, 21-30, im Zusammenhang mit der damnatio memoriae des Kaisersohns. In der in 1

Ein kleiner Teil der Überlieferung hat fälschlich πολεμίουϲ.

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BHG 365 erhaltenen Erzählung über den Kampf Konstantins gegen Licinius (Bidez, Anhang V, vgl. hier Philost. 1,6e) ist kein Hinweis auf Crispus mehr zu entdecken. Die Beteiligung des Crispus am Sieg gegen Licinius kam aber in der nacheusebianischen Geschichtsschreibung durchaus zur Sprache, vgl. zum mutmaßlichen Fragment des Philippos von Side = Anonyme Kirchengeschichte („Gelasios von Kyzikos“) 1,11,19-21 und 12,1 (GCS N. F. 9,18,18-19,2 und 21,1-9) Heyden, Christliche Geschichte des Philippos von Side, 227. Nach diesem Fragment soll Konstantin den Krieg in Europa, Crispus dagegen den in Asien geführt haben. Das mag man darauf beziehen, dass Crispus das Flottenkommando innehatte. (2) τῷ μετὰ χεῖραϲ λόγῳ Vgl. 7,8a,6 ἑϲτῶτί ... μετὰ χεῖραϲ ἦν ἡ κιθάρα; vgl. μετὰ χεῖραϲ ἔχειν Hdt. 7,16,β,2; Thuc. 1,138,3. die voll der Häresie und der Gottlosigkeit sind Die anonyme Vita Constantini BHG 365 meint hier den Eunomianer Philost. und geht davon aus, seine Version sei dem Konstantin feindlich gesonnen gewesen. Die folgende historiographische Rechtfertigung, warum diese Version dennoch übernommen worden sei, ist für eine hagiographische Quelle eigenartig, passt dagegen zur programmatischen Erklärung eines Geschichtsschreibers. Die feindliche Version wird aufgenommen, weil diese Tradition dokumentiert und gleichzeitig widerlegt werden soll. Es handelt sich also gewissermaßen um eine Variatio herodoteischer Prinzipien. Aufgrund der engen Beziehungen Philostorgs zur profangeschichtlichen Geschichtsschreibung kann man annehmen, dass Philost. selbst in ähnlicher Weise die ausgiebige Berücksichtigung und Widerlegung der Erzählung über das Ende des Crispus begründet hat, auch wenn der Autor der anonymen Vita Constantini diese Wendungen benutzt hat, um seiner eigenen Abscheu vor Philost. Ausdruck zu geben, den er gleichwohl in extenso zitiert. (3) οὐκ ἔχουϲα, ἥτιϲ γένηται Zum Konjunktiv vgl. K.-G. 1,222 u. 2,537 (γ). (4) das Verlangen durch den Mord zu befriedigen Zu den poetischen Wendungen und zur „psychologisierenden“ Analyse vgl. Marasco, Filostorgio, 21. (5) ἐπιταραχθεὶϲ τὸ δικαϲτικὸν τῆϲ ψυχῆϲ καὶ μηδὲ λόγου μηδενὸϲ αὐτῷ μεταδούϲ Der erste Teil bezieht sich auf Vorgänge in Konstantins In den Verstand hinter den Zorn zurücktreten Eine grundsätzliche Kritik ist in der Darstellung dieses Charakterzugs Konstantins nicht zu erkennen. Der kaiserliche Zorn gehört zu den Grundkonstanten, die auch bei po-

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sitiv charakterisierten Kaisern hingenommen werden müssen, vgl. zum Bild Valentinians I. und des Theodosius I. in der orthodoxen Geschichtsschreibung, Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 164, s. weiter Einleitung, S. 49. Amazone Hippolyte geboren worden war Philost. glänzt hier mit Detailkenntnissen zum griechischen Mythos, vgl. die ursprünglich vielleicht ausführlicheren Informationen zu Daphne bei Philost. 7,8a,4 (M. Artem. 51). Zur mythologischen Bildung des Sozomenos vgl. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 227 Anm. 150. Zur ebenfalls positiven Einstellung des Kirchenhistorikers Sokrates zur hellenischen Bildung, s. Socr. 3,16,1-26 mit Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 91 mit Anm. 303. Die Analogiebildung Fausta-Phädra hat Philost. benutzt, um eine psychologisierende Erklärung dafür anzubieten, warum Konstantin wie Theseus gegen seine Frau vorgehen musste, vgl. die unabhängig voneinander gewonnenen Schlussfolgerungen von Bleckmann, 228 f. und Marasco, Filostorgio, 19 f. Dieser Annahme, Philost. habe die Analogie mit dem Phädramythos eingeführt, um Konstantin zu rechtfertigen, widerspricht Paschoud, Fausta en nouvelle Phèdre. Paschoud geht davon aus, dass bereits Eunapios diese (für Konstantin keineswegs günstige) Analogiebildung gekannt habe. Er verweist hierfür auf Zos. 2,29,2: „In der Tat ließ er seinen Sohn Crispus, der der Ehre des Caesartitels gewürdigt worden war, wie ich es oben gesagt habe, und der in den Verdacht geraten war, eine Verbindung mit seiner Stiefmutter Fausta zu haben, ohne jede Beachtung der Gesetze der Natur umbringen. Als aber die Mutter Konstantins Helena über eine so große Gewalttat empört war und den Mord am jungen Mann nicht ertragen konnte, heilte Konstantin, gleichsam um sie zu trösten, dieses Übel durch ein größeres Übel. Nachdem er nämlich angeordnet hatte, ein Bad überaus stark zu beheizen, und Fausta dort hinein gesetzt hatte, ließ er sie heraustragen, als sie bereits tot war.“ In dieser Passage finde sich zwar explizit, so Paschoud, kein Hinweis auf Fausta, in der verklausulierten Angabe, Crispus sei „verdächtigt worden, eine Beziehung mit seiner Stiefmutter Fausta zu haben“, sei aber in Wirklichkeit Fausta als Denunziantin vorausgesetzt. Hierbei verweist Paschoud auf die Analogie zum parallelen Bericht in der Epitome de Caesaribus (41,11 f.), mit dem Zosimos mehrere auffälli die Beteiligung Helenas): at Constantinus, obtento totius Romani imperii mira bellorum felicitate regimine, Fausta coniuge ut putant suggerente, Crispum filium necari iubet, dehinc uxorem suam Faustam in balneas ar-

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dentes coniectam interemit, cum eum mater Helena dolore nimio nepotis increparet. In diesem Bericht ist es Fausta, die den Kaiser zur Bestrafung anregt. Ob sie allerdings in der Rolle der neuen Phädra zu sehen ist, ist aus dem Kontext der Epitome de Caesaribus nicht zu erkennen. Die Anregung der Fausta, Crispus töten zu lassen, erklärt sich nämlich in der Epitome nicht zwingend daraus, dass eine Geschichte, wie sie von Philost. erzählt worden ist, vorauszusetzen ist. Es ist daran zu erinnern, dass die Epitome de Caesaribus (41,4) ausdrücklich und mit Nennung des Namens Minervina darauf hinweist, dass Crispus nur der Sohn einer Konkubine Konstantins war, vgl. auch Zos. 2,20,2. Crispus war darüberhinaus nicht purpurgeboren. Fausta regte also in der Vorlage der Epitome de Caesaribus vielleicht nur aus diesen dynastischen Gründen Konstantin dazu an, Crispus zu beseitigen. Wenn weiter in der Epitome de Caesaribus Helena aus Empörung über den Tod des Crispus Rache gegen Fausta forderte, muss dies ebenfalls nicht mit dem unsittlichen Lebenswandel oder der falschen Beschuldigung durch ihre Schwiegertochter zu tun gehabt haben, sondern einfach damit, dass ihr ältester Enkel von ihrer Schwiegertochter beseitigt worden war. In der Version des Zosimos kommt im Vergleich zur Epitome de Caesaribus das Motiv der angeblichen Verbindung zwischen Fausta und Crispus hinzu. Aber auch hier empört sich Helena lediglich über die Gewalttätigkeit Konstantins und über die Ermordung ihres Enkels. Die Verbindung zwischen Fausta und Crispus wird nur als unbestätigtes Gerücht genannt, vgl. auch den konfusen Bericht bei Zos. 2,39,1 (über eine angeblich nicht mit Fausta identische Frau Konstantins, die dieser umbringen lässt, „nachdem er den Vorwurf des Ehebruchs herangetragen hatte“). Es könnte also sein, dass Fausta auch in der Version des Eunapios (die Vorlage des Zosimos) oder in anderen paganen Versionen noch nicht des Ehebruchs schuldig war. Als Opfer der mörderischen Raserei Konstantins erscheint Fausta m. E. etwa auch bei Eutr. 10,6,3: verum insolentia rerum secundarum aliquantum Constantinus ex illa favorabili animi docilitate mutavit. Primum necessitudines persecutus egregium virum filium et sororis filium, commodae indolis iuvenem, interfecit, mox uxorem, post numerosos amicos. Konstantin trug also wohl in der Version Eunaps die Hauptverantwortung, indem er erst falschen Gerüchten und Anklagen gegen Crispus Übel durch ein noch größeres Übel, die Hinrichtung der Fausta, zu „heilen“ suchte. In dieser Version hätte dann der Phädramythos noch keine Rolle gespielt, aber ein Autor wie Philost., der sich des Eunapios-Stoffes

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bediente und mit ihm spielte, konnte die Analogie zu Phädra leicht aus dem Grundbericht des Eunapios (wie er bei Zosimos zu erkennen ist) ableiten, und zwar wegen der Angabe über die Gerüchte einer Verbindung zwischen Crispus und Fausta. Warum gerade bei Philost. Fausta in einem besonders negativen Licht erscheint, muss allerdings offen bleiben. Denn sie ist immerhin die Mutter des von ihm verehrten Constantius II. Marasco, Filostorgio, 20 erklärt dies damit, dass Fausta als Heidin von Philost. abgelehnt wurde. Aber es ist wahrscheinlich, dass auch ohne detaillierte Ausgestaltung der Ehebruchgeschichte bereits Eunapios kein günstiges Bild von der Kaisergattin gezeichnet hat. Denn die rätselhafte Version bei Zos. 2,39,1, Fausta sei gar nicht die Mutter der missratenen und für den Staat verderblichen Erben Konstantins gewesen, weist kaum darauf hin, dass es Eunapios darum ging, Fausta zu exkulpieren, vgl. aber G. Marasco, Costantino e le uccisioni di Crispo e Fausta (326 d.C.), RFIC 121 (1993) 297317, hier 303 f. Vielmehr scheint mir eine manifeste Verwirrung des Zosimos weiterhin die wahrscheinlichere Erklärung dieser Passage zu sein. (6) ἁλοῦϲα τῇ πράξει Vgl. Dem. 25,76 ἤδη τοίνυν τινὰϲ εἶδον τῶν ἀγωνιζομένων, οἳ τοῖϲ πράγμαϲιν αὐτοῖϲ ἁλιϲκόμενοι καὶ οὐκ ἔχοντεϲ ὡϲ οὐκ ἀδικοῦϲι δεῖξαι κτλ. ἐκ τἀφανοῦϲ Gehört nicht zu ἐντειλαμένου (wie von Amidon, Philostorgius 18 und Beetham 204 übersetzt), wo es müßig wäre, sondern zum Inhalt des Auftrags (vgl. mit gleicher Stellung 3,28,1 ἐντειλάμενοϲ αὐτῷ κατὰ τὸ ἀφανὲϲ τὰϲ τοῦ Γάλλου περικόπτειν ἀπὸ τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἐξόδουϲ) 1: Fausta soll nicht durch rohe Gewalt zu Tode kommen, sondern möglichst lange Zeit, während sie im Bad ruht, nicht merken, daß der Sauerstoff knapp wird, bis es zu spät für sie ist. Dies wird dadurch erreicht, daß man ihr allerlei Dienstbarkeiten angedeihen läßt (περὶ ... τὴν θεραπείαν αὐτῆϲ), auch wenn sie dies eigentlich nicht möchte (καὶ ἀναινομένηϲ). πλείω διελκύϲαι χρόνον Vgl. 7,4c,4 Ἰουλιανὸϲ ἔτι κατὰ τὴν Κωνϲταντινούπολιν διεῖλκέ τινα χρόνον. ἔϲτ᾽ ἂν ... λιποθυμήϲειεν S. zu 1,6e,8. κατὰ διαδοχὴν ἀλλήλουϲ διαναπαύονταϲ S. zu 1,6e,8 ἀλλήλουϲ διαδεχόμενοι καὶ διαναπαύοντεϲ. ἡ γυνή Distanziert wie in 3.

Wegen des auf den ersten Blick unklaren Bezugs von ἐκ τἀφανοῦϲ nahm Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 96 Anm. 3 f. an, daß hinter τὴν θεραπείαν αὐτῆϲ ein ἀποκλεῖϲαι o. ä. und hinter διαναπαύονταϲ ein Wort wie φυλάξαι ausgefallen sei. 1

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Aber die Gerechtigkeit … über die Ursache aufkommen ließ Durch die Entdeckung ihres sittenlosen Lebenswandels erfährt Konstantin der Große die Wahrheit über seine Gattin. Damit setzt der zweite Teil des Dramas ein. Statt durch die Klage der Helena (wie in der Epitome de Caesaribus und bei Zosimos) wird das Vorgehen gegen Fausta durch ihre eigene Schuld ausgelöst. Der cursor ersetzt in der Erzählung Philostorgs, die für Fausta viel ungünstiger ausfällt als in den paganen Traditionen, also gewissermaßen Helena, vgl. Paschoud, Fausta en nouvelle Phèdre, 468 f. Die Hinrichtung der Fausta durch einen vorgetäuschten Badeunfall ist hier nicht der Versuch, ein Übel durch ein größeres Übel auszulöschen, sondern ein Akt, durch den die allein für die Tragödie verantwortliche Kaiserin ihrer völlig gerechtfertigten Strafe zugeführt wird, vgl. besonders auch Philost. 2,4b (Artemii Passio: Antwort des Artemius). Die Artemii Passio verweist freilich nur allgemein darauf, dass Konstantin die „Wahrheit erfuhr“. Die detailreiche Schilderung, wie die Kaiserin in flagranti mit einem cursor erwischt wird, hat nur die anonyme Vita Constantini erhalten. Dass echte Badeunfälle in den Thermen durchaus vorkamen, zeigt etwa Thdt. h.e. 4,26,1-6 und h. rel. 1373 a-b, vgl. Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 272 f. Barnes, Constantine: Dynasty, Religion and Power, 148 hält den Badeunfall für einen vorgetäuschten Selbstmord.

2,4b (1) ἔμπλεων Zur attischen Deklination bei Philostorg s. zu 1,5a,3; sie ist auch bei ἀνάπλεων in 3 verwandt. Konstantin … mit Verwandtenblut besudelt war Philost. muss – selbstverständlich nicht in einem Dialog zwischen Artemius und Julian, wie ihn die Artemii Passio, aus Philost. schöpfend, gestaltet hat – aus Eunapios über die gegen Konstantin erhobenen Vorwürfe berichtet haben. Denn gerade die sehr spezifische Angabe, Konstantin habe (auf religiösem Gebiet) die Gesetze der Römer verletzt, gehörte zu den Grundthemen des Eunapios, vgl. Zos. 2,7 (Vernachlässigung der Säkularspiele durch Konstantin) und 2,29,5 (Verletzung der Feier auf dem Kapitol). Vgl. auch die ex 21,10,8, der hier den bekannten Vorwurf Julians wiedergibt. Während bei Zos. 2,29,3 die heidnischen Priester gegenüber Konstantin wegen der Verwandtenmorde die Sühne (vgl. Soz. 1,5,1) verweigern und Konstantin sich

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dann den christlichen Priestern zuwendet, sind es in der Vorlage der Artemii Passio die Götter selbst, die Konstantin verstoßen und an ihrer Verehrung hindern. (2) seine Brüder getötet Bei Philost. ist es, wie aus dem Exzerpt des Photios (Philost. 2,16) zu erkennen ist, vielmehr Konstantin, der von seinen Brüdern getötet wird, vgl. auch Philost. 2,16a (aus der Artemii Passio). Als Mörder der Brüder Konstantins galt – was natürlich gerade Julian wusste – Constantius II. Der Autor der Artemii Passio hat für die Anklagerede Julians die ihm durch Philost. bekannten Elemente benutzt, ohne auf die historischen Zusammenhänge zu achten. (3) μηδὲν πρὸϲ αὐτοῦ πεπονθότεϲ ἄδικον Nach Bidez, Philostorgius CXLIII „Hinzufügung des Hagiographen“ wegen des Verstoßes gegen den cursus Byzantinus bei πεπονθότεϲ ἄδικον. Abgesehen davon, daß aufgrund der Überlieferungslage nur festgestellt werden kann, daß dieses Gesetz „bis zu einem gewissen Grade wirksam gewesen zu scheint“ (Bidez a. a. O.), würde eine Umstellung der beiden Wörter den Anstoß, sofern man hier einen solchen erkennen möchte, beseitigen. (4) gemäß den Gesetzen der Natur Hier ist deutlich zu erkennen, dass die Erzählung bei Philost. als eine Gegenversion zur Erzählung des Eunapios ausgesponnen worden ist. Denn nach Eunapios-Zosimos verstößt Konstantin mit der Hinrichtung seines Sohnes gerade gegen das Gesetz der Natur, vgl. Zos. 2,29,2. das allergerechteste Urteil Zur Übernahme dieser Version durch Baronius s. den Komm. zu Philost. 2,4. Baronius hat die Artemii Passio so ins Lateinische übersetzt und ergänzt, dass der Rechtscharakter der Hinrichtung der Fausta besonders deutlich wird, vgl. Annales Ecclesiastici auctore Caesare Baronio Sorano Congregationis Oratorii presbytero, Tomus tertius, Rom 1592, 215 C: „Ille autem (inquit) uxorem Faustam iuste admodum interfecit, ut quae priscam Phaedram esset imitata eiusque filium Crispum calumniata, quod eius amore captus esset et vim ei conatus esset afferre, sicut etiam illa Hippolytum Thesei filium. Atque primum quidem qui sic in matrem insanierat (ut volebant eius verba), ille cum esset maritus, punivit. Postea autem cum scivisset esse mentitam, ipsam quoque occidit, in eam ferens sententiam omnium iustissimam.“

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**2,4c Zur Zuweisung des Passus an Philost. vgl. Bidez, Fragments nouveaux 413 f.; s. Einl. S. 72 mit Anm. 1; an eine Zwischenquelle, einen „späteren Schriftsteller ..., der das Werk des Eunapios benutzte“, dachte bereits C. de Boor, ByzZ 23 (1914/19) 31. Wegen der Güte der Hss. A und F (vgl. Adler 5,275 f.; s. Einl. S. 111) ist das dort überlieferte Vergangenheitstempus dem praes. (GMV) vorzuziehen. Bidez, Fragments nouveaux 427 Anm. 2 entschied sich für letzteres, weil Philost. Eunap noch vor Augen hatte, doch das spricht nicht gegen den aor.

2,5 f. 5. (1) Οὐρφίλαν Zur Namensform mit ρ vgl. K. Schäferdiek, Die Überlieferung des Namens Ulfila, in: ders., Schwellenzeit, Beiträge zur Geschichte des Christentums in Spätantike und Frühmittelalter, Berlin 1996, 41-50, bes. 44 f. 47 f. ἐκ τῶν οἰκείων ἠθῶν Vgl. 12,14,2 εἰϲ τὰ οἰκεῖα ἤθη. Ulfila Zur ausufernden Forschung zu Ulfila/Wulfila vgl. eine erste Orientierung bei K. Schäferdiek, Art. Wulfila, RGA 34 (2007) 318-321. Philost. ist eine der beiden Hauptquellen zum Leben Ulfilas, vgl. daneben den Brief des Auxentius im Kommentar des Maximinus (SC 267,236-251), weitere vereinzelte Nachrichten finden sich bei Socr. 4,33; Isid. chron. II p. 469,350; Iord. Get. 267. Der Kommentar des Maximinus zerfällt in einen ersten dogmatischen Teil und in einen zweiten Teil mit einer Biographie des Bischofs Ulfila. Quellenkritische Spekulationen, dass der zweite Teil dieser Darstellung mit der bei Philost. vorliegenden Tradition verwandt sein könnte, hat W. Luft, Die arianischen Quellen über Wulfila, ZfdA 42 (1898) 291-308 vorgebracht: Der zweite, angeblich unabhängig entstandene und von Maximinus überarbeitete Teil des Auxentius-Briefs sei aus einer biographischen, vom dogmatischen Teil unabhängigen Notiz entstanden und dann auch von Philost. benutzt worden. Zu dieser Konstruk schung verbundene Bemerkung bei J. Zeiller, Les origines chrétiennes dans les provinces danubiennes de l’Empire romain, Paris 1918, 443 Anm. 1: Der Aufsatz von Luft zähle zu einer „littérature d’imagination dont les

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philologues germaniques ont singulièrement abusé.“ Vgl. zur Forschungsgeschichte die instruktive Einführung von Gryson, Scolies ariennes, 59-62. um diese Zeit Die zeitliche Anknüpfung mit „um diese Zeit“ ist hier außergewöhnlich unklar, weil das in Kapitel 5 behandelte Hauptthema eigentlich in die Zeit des Constantius II. fällt und der zeitliche Bezug zu Konstantin nur für eine der beiden Rückblenden im Kapitel richtig ist. Zur komplizierten Struktur des Ulfila gewidmeten Kapitels vgl. vor allem Schäferdiek, Wulfila, 3: Hauptthema des fünften Kapitels ist die „Rolle, die Wulfila als Leiter einer auf römisches Gebiet übersiedelnden Schar gotischer Christen“ spielt. Diesem Hauptthema werden zwei informierende Rückblenden untergeordnet, nämlich 1.) der Bericht über die Verschleppung galatischer und kappadokischer Christen und ihrer Missionsarbeit unter den Goten, und dann nach kurzer Wiederaufnahme des Hauptthemas („Dieser Ulfila nun führte den Auszug der Gläubigen an“), 2.) ein Bericht über Ereignisse zur Zeit Konstantins, nämlich über die Gesandtschaft, in der Ulfila das erste Mal nach Konstantinopel kam. Gotengesandtschaft und Erhebung des Ulfila finden zum gleichen Zeitpunkt statt, eine Trennung von Gesandtschaft und Bischofserhebung kann sich nicht auf Philost. stützen. Plausibel scheint die Datierung der Gesandtschaft in eines der letzten Regierungsjahre Konstantins, auf jeden Fall deutlich nach dem Friedensvertrag zwischen Goten und Römern im Jahre 332, vgl. auch Socr. 1,18,4 und den Hinweis auf die Überwindung der Goten durch Konstantin bei Philost. selbst. Allerdings passt dazu auf den ersten Blick nicht die Angabe des Auxentius, dass Ulfila nach vierzig Jahren der Ausübung seines Bischofsamtes während der konstantinopolitaner Synode vom Juni 383 (zu dieser Synode mit ihrer Glaubensdebatte Socr. 5,10) gestorben sein soll (Maximin. c. Ambros. 61 [SC 267,248]), was eher eine Verbindung der Bischofsweihe mit der antiochener Synode von 341 nahelegen würde. Nun sind die vierzig Jahre des Bischofsamtes (sieben im Barbaricum, dreiunddreißig auf römischem Boden), den vierzig Jahren Davids nachempfunden, der sieben Jahre in Hebron und dreiundreißig in Jerusalem regiert haben soll, vgl. zu diesen Analogien die Einführung von Gryson, Scolies ariennes, 161 mit Anm. 2 und die explizite Angabe im Brief des Auxentius (Maximin. c. Ambros. 60 [SC 267,248]). Nach Gryson habe sich AuxentiJahre zu reduzieren. Im Auxentius-Brief ist aber das Ende der Bischofszeit überhaupt nicht klar festgelegt. Zu completis quadraginta annis passt jeder Zeitpunkt, der nach der Vollendung dieses vierzigjährigen Jubiläums liegt.

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Angesichts der extrem vagen chronologischen Angaben ist hier auch ein Zeitpunkt nicht auszuschließen, der siebenundvierzig Jahre nach der Weihung durch Eusebios von Nikomedeia liegt. Vgl. auch Schäferdiek, Wulfila, 5 mit der Vermutung, dass Auxentius statt 40 plus 7 Jahre, 7 + (40-7) Jahre gerechnet hat. Da Ulfila zwei zu unterscheidende Bischofsämter innegehabt habe, sei eine solche Konfusion leicht erklärlich. Auch T. D. Barnes, The Consecration of Ulfila, JThS 41 (1990) 541-545 bevorzugt Philost. gegenüber der typologisch inspirierten Darstellung bei Auxentius und geht davon aus, dass Ulfila unter Konstantin zum Bischof geweiht wurde, und zwar während der Tricennalienfeierlichkeiten von 336. Das gilt auch für den Ansatz von Sivan, Ulfila’s Own Conversion, 379-382, die die Gesandtschaft und Bischofserhebung ins Jahr 337 kurz nach dem Tode Konstantins datiert und von einer der Anarchie dieses Jahres geschuldeten Konfusion von Konstantin und Constantius II. bei Philost. ausgeht. Dass Philost. allerdings eher eine problematische Datierung von Gesandtschaft und Konsekration in die 20er Jahre nahelegt, wird von Barnes und Sivan nicht diskutiert. Philost. hat nicht nur die Ulfila-Gesandtschaft, sondern auch in 2,6 die Theophilos-Gesandtschaft sehr früh datiert. Dabei gehört die Theophilos-Mission sogar in die Zeit des Constantius II., und die Anknüpfung zu Konstantin ist nur dadurch herzustellen, dass Theophilos in seiner Jugend unter Konstantin als Geisel in das römische Reich gelangt war. Dass die mit zahlreichen Vor- und Rückverweisen versehenen langen außenpolitischen Erfolge bei den Goten und den „Indern“ von Philost. aber gerade in die Zeit nach den Verwandtenmorden und nach einer ersten Korrektur des Konzils von Nikaia (vgl. Philost. 2,1) eingefügt wird, kann nur mit den ideologischen Auseinandersetzungen um die Erfolge Konstantins unmittelbar nach der Erringung der Alleinherrschaft zu tun haben. Die Einordnung der Ulfila-Gesandtschaft zur „Zeit Konstantins“, und zwar in die 20er Jahre, ist damit nicht das Ergebnis einer Unaufmerksamkeit oder eines Irrtums, wie Schäferdiek, Wulfila, 3 f. vermutet. Deshalb erledigt sich Bessells Vorschlag (den Bidez im app. crit. zu p. 17,20 noch erwähnt), in § 4 unseres Textes Κωνϲταντίνου in Κωνϲταντίου zu ändern. (2) großen Teil Europas heim Da in der Darstellung Philostorgs im Folgenden Europa Asien gegenübergestellt wird, ist an Europa im Sinne Das gilt auch für Philost. 10,6: „Mysien“ (= Moesien) in Europa, das auf diese Weise von Mysien in Kleinasien unterschieden werden soll; ferner für 11,7 und 11,8, wo es um die apokalyptische Heimsuchung aller Welt-

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teile geht, sowie für 6,5a (Julian möchte Europa unterwerfen). Es ist fraglich, ob in spätantiken Quellen überhaupt eine weite Verbreitung eines nur auf den Balkan begrenzten Europakonzepts zu erkennen ist, anders G. Zecchini, L’idea di Europa nella cultura del tardo impero, in: Sordi (Hg.), L’Europa nel mondo antico, 160-173. Eine balkanische Konzeption von Europa erkennt etwa für Marcellinus Comes P. Grattarola, Il concetto di Europa alla fine del mondo antico, in: Sordi, 174-191, hier 181. In der Angabe über eine Plünderung Europas durch die Hunnen (Marcell. chron. II p. 82,447,2) geht es wohl weniger um den Balkan als darum, dass in übertriebener Form die Plünderung eines gesamten Erdteils dramatisch ausgemalt wird. Von dieser summarischen Europa-Verwendung ist (vor allem wegen der Opposition zu Asien) auch beim Bild, das Philost. von der Plünderung Europas durch die Goten im 3. Jh. bietet, auszugehen. Es sind keine Reminiszenzen an einen Bericht zu erkennen, der in der Art des Dexippos noch ein aus der klassischen Historiographie vertrautes balkanisches Europa kennt, wie man sie in einigen Passagen der Historia Augusta finden kann, vgl. J. A. Schlumberger, „Europa“ in der Historia Augusta, in: Bonamente / Rosen (Hgg.), Historiae Augustae Colloquium Bonnense, 229-240. Zu den Goteneinfällen während der 50er und 60er Jahre des 3. Jh. vgl. A. Goltz, Die Völker an der mittleren und nordöstlichen Reichsgrenze (Mittlere und untere Donau sowie Schwarzmeergebiet), in: Johne (Hg.), Die Zeit der Soldatenkaiser, 449-464. Vermutlich wurden die Vorfahren des Ulfila während des Gotenzugs von 262 aus Kappadokien entführt, vgl. Goltz, 458 f. sowie A. Goltz / U. Hartmann, Valerianus und Gallienus, in: Johne, 223-296, hier 277 mit Anm. 247. Zu Sadagolthina vgl. P. Heather / J. Matthews, The Goths in the Fourth Century, Liverpool 1991, 134 Anm. 21, die auf S. Salaville, Un ancien bourg de Cappadoce: Sadagolthina, Echos d’Orient 15 (1912) 61-63 verweisen. (4) ὑπὸ Εὐϲεβίου καὶ τῶν ϲὺν αὐτῷ ἐπιϲκόπων χειροτονεῖται τῶν ἐν τῇ Γετικῇ Χριϲτιανιζόντων Zur Junktur ϲὺν αὐτῷ ἐπίϲκοποι vgl. 1,7 Ὁϲίῳ τε τῷ Κουδρούβηϲ ... καὶ τοῖϲ ϲὺν αὐτῷ ἐπιϲκόποιϲ; zu χειροτονεῖν ohne ἐπίϲκοπον, das sich aus dem Zusammenhang ergibt, vgl. 5,1,7 u. 7,6,2 (jeweils act.) u. 9,13,2 (pass.); dies, verbunden mit dem gen., auch 8,2,2 ἐν δὲ Κωνϲταντινουπόλει ... ἑαυτοὺϲ ἐκκληϲίαϲ Ποιμένιον ὄνομα. Bidez’ Vorschlag, ἐπιϲκόπων in ἐπίϲκοποϲ zu ändern (app. crit.), ist also nicht nötig, wenn auch nicht aus-

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zuschließen (vgl. 5,3 τῆϲ Κυζίκου τὸν Εὐνόμιον ἐπίϲκοπον χειροτονοῦϲιν). Dieser Ulfila … Bischof der Christen des getischen Gebietes erhoben Ulfila ist damit zunächst Bischof des gotischen Gebiets, der Gothia, gewesen und bekleidete wohl die Position, die vor ihm ein Bischof Theophilos innehatte, der sich unter den Unterzeichnern des Bekenntnisses von Nikaia befindet, vgl. Gelzer / Hilgenfeld / Cuntz, Patrum Nicaenorum nomina, LXIV; Schäferdiek, Wulfila, 35-37. Dementsprechend gibt Socr. 2,41,23 den Ulfila als Schüler des Theophilos, Bischof der Goten, aus. Nun spricht allerdings Philost. davon, dass Ulfila als „erster“ zum Bischof eingesetzt worden sei. Ferner wird das Gothien des Theophilos in der Sekundärliteratur immer wieder nicht mit dem Gebiet der Terwingen nördlich der Donau, sondern mit dem Gebiet der Krimgoten identifiziert. Gegen diese Identifizierung s. aber Schäferdiek, 13. Es ist daher zu vermuten, dass die Angabe des Philost. unzutreffend ist und dass mit einiger Wahrscheinlichkeit Ulfila nicht der erste Bischof bei den Terwingen war, sondern als Nachfolger des Theophilos geweiht wurde. Dabei könnte der Tod des Theophilos vielleicht der Anlass der Gotengesandtschaft nach Konstantinopel gewesen sein, vgl. Schäferdiek, 17. M. E. handelt es sich um eine tendenziöse Verformung, nicht um einen bloßen Irrtum. Philost. konnte auf diese Weise die Bedeutung des angeblich der eigenen anhomöischen Glaubensrichtung zugehörigen Bischofs unterstreichen, so auch Marasco, Filostorgio, 117. (5) τὰϲ γραφὰϲ ἁπάϲαϲ Zum pl. γραφαί als Bücher der Hl. Schrift vgl. 4,10,3; es ist also nicht nötig, mit Jeep, Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern 150 hinter dem Artikel ein θείαϲ einzufügen. ὅπερ ἰϲχὺν ἔχει ταῦτα ποιεῖν Die zusammengehörigen Wörter ὅπερ ... ποιεῖν rahmen den sie grammatisch bedingenden Rest ein, vgl. 2,9a,8 ἔνδοξον αὐτὴν ἐκάλεϲε Ῥώμην. ταῦτα Greift entweder das vorangegangene τὰϲ γραφὰϲ ἁπάϲαϲ auf (zum Genuswechsel vgl. K.-G. 1,61 Anm. 1), oder der Verfasser dachte an γράμματα bzw. βιβλία. καταρυθμίζοντα Ohne Verdoppelung des ρ in B auch 6,3,1 und 3,5,2 (μεταρυθμίϲαϲ), Threatte 1,519-21. Neben den anderen Dingen … göttlichen Kult anleitet Iord. Get. 267 hebt den unkriegerischen Charakter der Gothi minores hervor: gens multa,

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sed pauper et imbellis. Insofern hätte die Übersetzung tatsächlich den beschriebenen Erfolg gehabt. Wie weit Ulfila das Alte Testament übersetzt hat, muss aber ohnehin offen bleiben, da nur drei Palimpsestblätter zu Nehemia erhalten geblieben sind, vgl. Schäferdiek, Wulfila, 23. Ob beim göttlichen Kult an den besonderen homöischen Kult gedacht ist, ist unsicher. Immerhin gab es eine besondere gotische Liturgie, die dann auch von den anderen ostgermanischen Völkern benutzt worden ist, wie dies etwa für das gotische Kyrie eleison = frōja armēs gilt, s. hierzu G. Eis, Der wandalische Gebetsruf frōja armēs, Forschungen und Fortschritte 34 (1960) 183-185. (6) „ὁ ἐφ᾽ ἡμῶν Μωϲῆϲ“ S. zu 1,8a ὁ μέγαϲ ἔλαβε τὴν ἐπωνυμίαν. in den Gegenden Moesiens, wie es einem jeden recht war Vgl. zum Siedlungsgebiet der Gothi minores Iord. Get. 267: hodieque sunt in Moesia regionem incolentes Nicopolitanam, ad pedes Haemi montis gens multa (...). Nach Auxentius (Maximin. c. Ambros. 59 [SC 267,248]) erfolgte die Ansiedlung „in den Bergen“. „Wie es einem jedem recht war“ scheint zu suggerieren, dass die Goten Ulfilas sich nicht in einem streng abgeschlossenen Gebiet ansiedelten. Archäologisch scheinen einige Spuren der Kleingoten im Vit-Tal nachweisbar, vgl. dazu H. Vetters, Dacia Ripensis, Wien 1950, 49-55. (Der Vit/Utus liegt an der Grenze von Dacia Ripensis und Moesia Secunda, allerdings in einiger Entfernung von Nicopolis ad Istrum, die Lage würde aber zur Angabe Philostorgs passen.) Schäferdiek nimmt plausibel an, dass dann im Zusammenhang mit dieser Ansiedlung Ulfilas Rolle neu definiert wurde und aus einem Bischof der Gothia nun ein für den Personalverband der Goten zuständiger Gotenbischof wurde, vgl. zu Socr. 2,41,23 und 4,33 sowie Soz. 4,24,1 Schäferdiek, Wulfila, 18 f. Eine Erklärung der neuen Position Ulfilas als die eines Bischof von Nikopolis (K. K. Klein, Gotenprimas Wulfila als Bischof und Missionar, in: F. C. Fry [Hg.], Geschichtswirklichkeit und Glaubensbewährung. Festschrift Bischof F. Müller, Stuttgart 1967, 84-107, hier 87 f.) entfällt damit. „Moses unserer Zeit“ Es ist kaum anzunehmen, dass Konstantin, der selbst von Eusebios von Kaisareia als neuer Moses gesehen wird (vgl. M. J. Hollerich, The Comparison of Moses and Constantine in Eusebius of Caesarea’s Life of Constantine, in: E. A. Livingstone [Hg.], Studia patristica 19. Studies. Part I: Historica, Theologica, Gnostica, Biblica et Apocrypha, Leuven 1989, 80-85), den jungen, erst in seinen letzten Regierungsjahren zum Bischof gewordenen Ulfila „wiederholt“ als den „Moses“ seiner Zeit

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bezeichnet haben soll. Da ohnehin die von Philost. beschriebene Übersiedlung der Kleingoten nur in der Zeit des Constantius II. stattgefunden haben kann, könnte ursprünglich von einem Ausspruch dieses Kaisers die Rede gewesen sein. Der Vergleich zu Gestalten des Alten Testaments strukturiert auch den zweiten, den biographischen Teil des Auxentius-Briefs im Kommentar des Maximinus: Ulfila wird, nämlich mit David (Brief des Auxentius: Maximin. c. Ambros. 56 [SC 267,244]), Joseph (57 [SC 267, 246]), Moses (59 [SC 267,246-248]), Elisaeus bzw. Elias (61 [SC 267, 248]) verglichen. Der Mosesvergleich im Auxentius-Brief bezieht sich darauf, dass Ulfila sein Volk nach einer Verfolgung aus dem Barbaricum in die neuen mösischen Siedlungsplätze südlich der Donau geführt hat: ut sicuti Deus per Moysem de potentia et violentia Faraonis et Egyptiorum populum suum liberavit et per mare transire fecit et sibi servire providit, ita et per saepe dictum Deus confessores sancti Fili sui unigeniti de barbarico liberavit et per Danubium transire fecit et in montibus secundum sanctorum imitationem sibi servire dedit (Maximin. c. Ambros. 59 [SC 267,246248]). Anhängern seines eigenen häretischen Glaubens Die Frage, welche dogmatische Orientierung Ulfila hatte, ist Gegenstand einer erbitterten Debatte, vgl. zuletzt Chauvot, Ulfila. Die besseren Argumente sprechen dafür, dass Ulfila zur Mehrheitsrichtung der unter Constantius II. dominierenden Homöer gehörte und kaum als Anhomöer bezeichnet werden kann, anders M. Simonetti, L’arianesimo di Ulfila, RomBarb 1 (1976) 297-323, vgl. dagegen W. A. Sumruld, Augustine and the Arians: The Bishop of Hippo’s Encounters with Ulfilan Arianism, Selinsgrave 1994, 95; Schäferdiek, Wulfila, 26-35 und Chauvot, 303 f. Philost. ist allerdings sehr frei in der Zuweisung der jeweiligen dogmatischen Orientierungen, indem er etwa alle Homöusier zu den Homousiern zählt oder indem er in Eusebios von Nikomedeia einen Anhomöer sieht, der eine Erkennbarkeit Gottes behauptet haben soll. So könnte sich erklären, dass Ulfila zum Anhomöer gemacht wird, während er bei dem nicht minder tendenziösen Theodoretos (h.e. 4,38) ein de facto orthodoxer Bischof ist, der zwar von Valens dazu überredet wird, mit (dem zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen) Eudoxios in Kommunion zu treten, dabei aber dessen Glauben verwirft, vgl. S las. S. zur Divergenz Sivan, Ulfila’s Own Conversion, 373-386. Allerdings gibt es neben der großen Freiheit, die sich Philost. nehmen kann, konkrete Anhaltspunkte, die dessen dogmatische Zuordnung des Ulfila erklären.

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Neben der Kommunion mit dem von Philost. den Radikalarianern zugeordneten Eudoxios bietet der Auxentius-Brief in der scharfen, dem Ulfila eigentümlichen Abgrenzung gegenüber Homöusiern und Homousiern einen weiteren Erklärungsansatz, vgl. den Brief des Auxentius im Kommentar des Maximinus (47 [SC 267,238]): quapropter homousianorum sectam destruebat, quia non confusas et concretas personas, sed discretas et distinctas credebat. Omoeusion autem dissipabat, quia non comparatas res, sed differentes adfectus defendebat. Vgl. ferner Maximin. c. Ambros. 46 (SC 267,238) und 49 (SC 267,240). Zu dem in der Situation um 360 aggressiven Bekenntnis des Ulfila, Schäferdiek, Wulfila, 27-29. Das Bekenntnis war gleichwohl deutlich von dem anhomöischen Bekenntnis verschieden, weil Ulfila keine Unterschiede in der ousia zwischen Gott-Sohn und GottVater feststellte, sondern nur eine differentia der divinitas, indem der Vater ingenitus (also ungeschaffen), der Sohn unigenitus sei. Ferner war für Ulfila Gott incapabilis, also im Unterschied zum Aetios und Eunomios nicht erkennbar, vgl. zum Brief des Auxentius (Maximin. c. Ambros. 42 [SC 267,236]) und zum Kommentar des Maximinus (62 [SC 267,248-250]) Chauvot, Ulfila, 295-297. Gemeinsam mit den Anhomöern verwarf Ulfila aber die Göttlichkeit des heiligen Geistes. Für Philost. genügte schon die dezidierte Abkehr von den Homousiern und Homöusiern, um Ulfila zum Anhänger der Heterousie zu machen. Ein weiterer Grund für diese Zuordnung dürfte in der dogmatischen Entwicklung in der „Schule“ des Ulfila liegen. Diese Entwicklung führte zu radikalen Formulierungen, die denen des Philost. nahe waren, vgl. Serm. Arian. 27 (AOW 48,54): ergo haec trium substantiarum, patris et filii, et spiritus sancti, distinctio. In Konstantinopel kann sich Philost. durchaus über die Entwicklungen innerhalb der gotischen Kirche informiert haben und sich aufgrund dieser Informationen eine unzutreffende Ansicht über die dogmatische Orientierung des Ulfila gebildet haben, etwa aus dem Umkreis des Selinas (Soz. 7,17,12), vgl. auch zur Präsenz von „Arianern“ in Konstantinopel im 5. Jh. P. Nautin, L’„Opus imperfectum in Matthaeum“ et les Ariens de Constantinople, RHE 67 (1972) 381-408 und 745-766, s. ferner R. Snee, Gregory Nazianzen’s Anastasia Church: Arianism, the Goths, and Hagiography, DOP 52 (1998) 157-186. 6. τὴν αὐτῶν ἐκδιηγεῖϲθαι δόξαν ηγεῖϲθαι könnte für Bidez’ Vermutung sprechen, daß Theophilos eine „Schrift über die Homeriten“ verfaßt hat (Philostorgius 281 s. v. 1).

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Ϲαβαί⟨ουϲ〉 Bidez verweist app. crit. z. St. selbst auf die Parallelen Phot. Philost. 3,4,1. 5, so daß Koetschau 266 zu Recht auf der Änderung bestanden hat (ebenso 3,4a,2); zu Fehlern bei den Wortenden in der Hs. B vgl. Bidez, Philostorgius XXXVIII. Der Gottlose … und jetzt Homeriten Man könnte annehmen, dass Philost. als zweites Beispiel der Erfolge der außerhalb der Reichsgrenzen reichenden Universalmission unter Konstantin Erfolge in „Indien“ hervorgehoben hat. Die Mission des Theophilos erfolgte zwar eindeutig erst in der Zeit des Constantius II., wie aus der ausführlichen Erzählung Philostorgs in 3,4-6 hervorgeht. Aber die Anfänge dieser Mission gehören in Konstantins Zeit, weil Theophilos mit einer Gesandtschaft bereits während dessen Regierung in Konstantinopel eingetroffen war. Hier sind Ähnlichkeiten zum Aufbau der Erzählung des Rufinus (hist. 10,9 [GCS 9,972]) über die Missionierung der Axumiten durch Frumentius zu beobachten. Letztere gehört ebenfalls in die Zeit des Constantius II. Es werden aber, beginnend mit den Reisen des Metrodorus und des Meropius, die ersten Grundlagen temporibus Constantini gelegt, vgl. zur geradezu heilsgeschichtlichen Bedeutung dieser Zeitangabe Thelamon, Païens et chrétiens, 35 und 60-62. Rufinus (hist. 10,11 [GCS 9,973-976]) legt auch die Bekehrung Georgiens in diese Zeit. Die Mission unter Konstantin komplettiert das Werk der Apostel. Wie Rufinus hat Philost. auf die Gebiete hingewiesen, die bereits durch die Apostel in einer Art Aufgabenverteilung außerhalb des römischen Reiches missioniert wurden, vgl. Rufin. hist. 10,9 (GCS 9,971): in ea divisione orbis terrae, quae ad praedicandum verbum dei sorte per apostolos celebrata est, cum aliae aliis provinciae obvenissent, Thomae Parthia et Matthaeo Aethiopia eique adhaerens citerior India Bartholomaeo dicitur sorti decreta, vgl. zu der hier vorgenommenen Ergänzung der Kirchengeschichte Eusebs (h.e. 3,1,1-3) Thelamon, 33, vgl. auch Eus. h.e. 5,10,3 mit weiteren Angaben über Bartholomäus und Pantainos. Als Quelle könnte Philost. dabei eine Apostelliste aus arianischer Tradition gedient haben, vgl. die in einem Codex mit arianischen Werken des Maximinus aufgefundene Apostelliste (D. H. Turner, A Primitive Edition of the Apostolic Constitutions and Canons. An Early List of Apostles and Disciples, JThS 15 [1913] 53-65, bes. 63-65). Zu Bartholomäus s. dort 63,13-15: Bart dedit. Vgl. zur Liste M. Meslin, Les Ariens d’Occident, Paris 1967, 108 und 144. Wie Rufinus geht dabei auch Philost. davon aus, dass der Apostel Bartholomäus einen Teil Indiens missioniert hatte (bei Rufinus die citerior

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India), dass aber ein weiterer noch nicht christianisiert war (bei Rufinus: India ulterior). Sokrates (1,19,2) übersetzt die India ulterior bei Rufinus mit den „inneren Indern“. Philostorgs „innerste Inder“, die seit Bartholomäus christlich sind, müssten der citerior India des Rufinus entsprechen, vgl. auch Thelamon, 53 Anm. 45. Klarheit zur Definition des „inneren“ und „innersten“ Indiens gewähren die Parallelquellen nicht. Die „innersten“, bereits christianisierten Inder bei Philost. gehören anscheinend ins wirkliche Indien, vgl. auch den Sprachgebrauch bei Kosmas Indikopleustes zu 2,30; 2,45; 2,49: „über das Meer und Adulis, nach dem Himyaritenland, nach dem inneren Indien und nach Persien“ (wo also Südarabien und inneres Indien unterschieden werden), vgl. auch 3,65. Zur Identifizierung dieses inneren (ἐϲώτερα) Indien: Pigulewskaja, Byzanz auf den Wegen nach Indien, 110 und 140 („Hindustan“), Wolska-Conus, Cosmas Indicopleustès 1, 17: „Inde d’Asie“. Philost. unterschied jedenfalls, so lässt sich die Diskussion schließen, mit Sicherheit die „innersten Inder“, die bereits christlich waren, von den Homeriten, die noch nicht christlich waren. von ihrem Glauben Falsch verstanden bei Shahîd, Byzantium and the Arabs, 87, der davon ausgeht, dass die Mission des Bartholomäus bzw. des Pantainos (Eus. h.e. 5,10) nicht erfolgreich war: „His account clearly indicates that the country had not been converted when Theophilus arrived. This implies that the mission of Pantaenus a century and a half before had not produced any appreciable or permanent results for Christianity.“ Homeriten Zu den Homeriten/Himyariten s. den Komm. zu Philost. 3,4 f. Sie gehören, wie Photios wohl richtig wiedergegeben hat, für Philost. eindeutig zu den Indern. Man hat auf den ersten Blick den Eindruck, dass Philost. das „indische“ Volk der Himyariten mit den von Bartholomäus missionierten Indern für identisch hält, vgl. in diesem Sinne Thelamon, Païens et chrétiens, 53 Anm. 45 sowie 57 und J.-M. Prieur, Les voyages de Théophile l’Indien, 421 f., der deshalb einen Widerspruch zwischen der Erzählung des Philost. in 2,6 und der in 3,5 sieht, wo das von Bartholomäus missionierte Indien gerade nicht im arabischen Raum liegt. Aber dieser Widerspruch bestand wohl in der Originalerzählung nicht, sondern Photios fasst eine Bemerkung des Philost. über die Inder des Bartholomäus und über die nicht-christianisierten sabäischen Inder so zusammen, dass der Ein immer noch deutlich, dass hier die besonderen sabäisch-homeritischen Inder von anderen Indern unterschieden werden. Vgl. auch Dihle, Umstrittene Daten, 50 f., der davon ausgeht, dass zwei Exzerpte in ungeschickter

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Weise zusammengearbeitet sind. Das erste Exzerpt ist nach dem Bericht über den angeblichen „Arianismus der indischen Christen“ zu Ende. „Im folgenden ist von den Sabäern als Indern die Rede, auf die sich das Vorhergehende unmöglich beziehen kann, weil Theophilos und nicht der Apostel Bartholomäus nach Philostorgios’ eigenem Bericht der erste Glaubensbote in Südarabien war.“ Ob aber Philost. selbst wusste, wo das von ihm postulierte christliche Indien lag, scheint mir freilich ungewiss. Er stand vor der Herausforderung auf der einen Seite Theophilos als erfolgreichen Indienmissionar zu zeichnen, auf der anderen Seite aber die auch bei Rufin. hist. 10,9 (GCS 9,971) zu findende Tradition zu respektieren, derzufolge Bartholomäus in der citerior India missioniert hatte und Pantainos bereits in Indien Christen vorfand (vgl. Eus. h.e. 5,10). Diese apostolische Mission war für seine Darstellungszwecke sehr wichtig, weil an der indischen Peripherie die ursprüngliche Identität des apostolischen Glaubens mit dem „Wesensverschieden“ nachgewiesen werden soll. Das „Wesensverschieden“ entspricht damit der apostolischen Tradition, aus der die weiteren Glaubensaussagen des Eunomios angeblich nur durch streng logisch ableitbare Schlüsse gewonnen worden sind. Das Problem, dass einerseits Theophilos den Ruhm eines erfolgreichen Indienmissionars innehat, andererseits aber an der indischen Peripherie der richtige Glaube noch unverändert herrscht, wird von Philost. dadurch gelöst, dass der Indienmissionar Theophilos die Himyariten christlich unterweist, dagegen die „inneren“, bereits christlichen Inder nur in Fehlgriffen in der Liturgie korrigiert.

2,6a Die Handschrift (Laur. plut. 10,18) ist einzusehen unter http://teca.bml online.it/TecaViewer/index.jsp?RisIdr=TECA0000151368&keyworks=Plu t.10.18 (aufgerufen am 27. 6. 2015).

2,7 (1) ἀνθ᾽ ὧν – ἐπανέϲτρεφεν S. zu 2,1,1. φυγὴν – ποιηϲάμενοϲ Valesius, Annot. 130 wollte hinter φυγὴν ein δὲ einfügen, doch da zusätzlich zur fehlenden Partikel die Konstruktion

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wechselt und sich die Perspektive ändert (statt von den Bischöfen ist vom Kaiser die Rede), ist die Annahme einer Parenthese leichter. φυγὴν Üblich ist der gen., vgl. LSJ s. v. τιμάω III, z. B. Dion. Hal. ant. Rom. 4,11,3 φυγῆϲ ἑαυτοῖϲ τιμηϲαμένουϲ; so auch Photios selbst zumindest beim act.: bibl. cod. 248 p. 435 a 15-17 τοῦτό φαμεν δήπουθεν ἁμαρτεῖν Ἀθηναίουϲ τιμήϲανταϲ ἐκείνοιϲ φυγῆϲ ἢ χρημάτων ἢ ὁτουδήποτε ἐτίμηϲαν ἑκάϲτῳ. Vielleicht hat er es aber beim med. für möglich gehalten, dies wie mit δίκην so mit φυγήν zu verbinden. Als nach drei ganzen Jahren Das Konzil von Nikomedeia, das von Philost. beschrieben wird, hat nach seiner Darstellung im Frühjahr 328 stattgefunden, vgl. Bleckmann, Ein Kaiser als Prediger, 197 f.: „Der Zeitpunkt dieser Synode ist nur durch die aus Philostorg abgeleiteten Angaben zu rekonstruieren. Im verlorenen Original des Kirchenhistorikers ist von drei ganzen Jahren die Rede.“ Diese Auffassung von der Datierung der Synode (bzw. der mit dieser Synode verknüpften Wiederholung der Synode von Nikaia) ist im Übrigen bereits bei Opitz, Zeitfolge des arianischen Streits, 158 f. (März 328) zu finden und geht auf Tillemont, Mémoires, 269 zurück: „C’est par la même raison que nous suivons encore ce qu’il dit (gemeint ist Philost.) qu’Eusebe & Theognis furent rappelez d’exil trois ans après leur bannissement [c’est à dire à la fin de 328, ou au commencement de 329].“ Vgl. ebend. 811 und auch Schwartz, Eusebios, 563. Gegen diese also von prominenter Seite vorgenommene Deutung der Philost.-Passage wendet T. D. Barnes, Constantine’s Speech to the Assembly of the Saints, JThS 52 (2001) 26-36, hier 33 ein: „Unfortunately, his (d. h. Bleckmanns) central argument rests on a simple misunderstanding of late Greek.“ Philost. verwende „a late Greek idiom, probably colloquial in origin“ und meine nur „after a total of three years“, womit „significantly less than that number of full calendar years“ gemeint sein könnten. Dass ὅλοϲ in Kombination mit Zahlen als „insgesamt“ übersetzt werden kann, ist im Griechischen üblich, vgl. Socr. 1,1 (Eusebios schreibt Kirchengeschichte „in insgesamt zehn Büchern“). Gemeint ist in dieser Wendung aber sicher nicht, dass es „significantly less“ als zehn Bücher gegeben haben kann. Die von Barnes angeführten Parallelen aus R. Goulet, Le système chronologique de la Vie de Plotin, in: L. Brisson (Hg.), Porphyre, La Vie de Plotin 1, Paris 1982, 189können gewiss „en tout“ oder „pris en bloc“ übersetzt werden. Aber es ist doch auffällig, daß es sich bei ihnen um höhere Zahlen handelt (zehn [3,34 f.], elf [3,20 f.], 24 und 26 Jahre [3,41 f. u. 9,20], während es an der vorlie-

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genden Stelle die sehr viel kleinere Größe von drei Jahren ist, so daß man sich fragt, ob es hier für den Verfasser nötig war, jedes einzelne Kalenderjahr zu zählen (wie es bei höheren Jahresangaben sinnvoll war, vgl. Goulet a. a. O. 1,206; vgl. K.-G. 1,632 f. [das Ganze im Gegensatz zu den einzelnen Teilen]). Außerdem bezeichnet ὅλοϲ an den zwei anderen Stellen, wo es in Zeitangaben bei Philost. erscheint, gerade die Vollständigkeit, vgl. 3,26,5 οὐδ’ ὅλα τέϲϲαρα τυραννήϲαϲ ἔτη und 7,10,3 ἐπὶ τεϲϲαράκοντα τὰϲ ὅλαϲ ἡμέραϲ ἀποτάδην ἔκειτο. Völlig parallel mit Philostοrgs Wendung ist die von Barnes nicht diskutierte Passage Eus. h. e. 6,34, wo offenkundig die vollen sechs Herrschaftsjahre Gordians III., nämlich vom März 238, gerechnet ab der Caesarerhebung, bis zum März 244 gemeint sind. Beim angeblichen „colloquial example“ aus P.Oxy. 903,4 klagt eine Frau gegen den Ehemann, der sie und Sklaven im Keller eingesperrt hat „for seven whole days“. Auch hier sind bestimmt, was die Klage effizienter erscheinen lässt, ganze Tage und nicht „mehr oder weniger“ sieben Tage gemeint. Konzil von Nikaia zu annullieren Bereits in Philost. 2,1,2 wird durch ein Dokument die Ungültigkeit der Beschlüsse von Nikaia festgelegt. Es folgt nunmehr angeblich ein Rundschreiben, in dem die drei rehabilitierten Bischöfe ihre Korrektur vorlegen dürfen. Dieses Rundschreiben, das vermutlich von Philost. in anachronistischer Weise mit einem angeblichen antinizänischen Glaubensbekenntnis gleichgesetzt wird, könnte mit dem Rundschreiben des Eusebios und Theognis, dem βιβλίον μετανοίαϲ (Athanasius Werke 3,1 Urk. 31 [Dok. 36] = Socr. 1,14,2-6; Soz. 2,16,3-7; „Gelasios von Kyzikos“ 3,13,1), in Verbindung gebracht werden, vgl. Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 309 und Bleckmann, Ein Kaiser als Prediger, 198 f. Dieses βιβλίον μετανοίαϲ ist allerdings von A. Martin den drei Bischöfen völlig abgesprochen und Sekundos von Ptolemais und Theonas von Marmarike zugewiesen worden, vgl. Martin, Le fil d’Arius. S. den Komm. zu Philost. 2,1,1. den Alexandros … zurückgewandt hatte Von einer Absetzung und Exkommunikation des ungefähr zum Zeitpunkt des Konzils (am 17. April 328) verstorbenen Bischofs von Alexandreia ist sonst nichts bekannt. Der Absetzungsgrund passt zur angeblichen zwischenzeitlichen Wiederaufnahme des anschließend angeblich zu einer Position (nämlich zum Homousion) zurück, die er in Wirklichkeit niemals verlassen hatte. Die Angabe über die angebliche Exkommunikation des Alexandros und seiner Anhänger wird

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bei Niketas (= Philost. 2,7a) bestätigt. Opitz, Zeitfolge des arianischen Streits, 158 geht davon aus, dass der „Ausdruck etwas stark“ ausgefallen ist und dass in Wirklichkeit Alexandros aufgefordert wurde, Areios in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen. Das verharmlost allerdings die Tendenz Philostorgs, der nicht davor zurückschreckte, ein großes Konzil, das die Fehlentscheidungen von Nikaia korrigierte, zu konstruieren. Die chronologische Unmöglichkeit der Angabe von Philost. betont Marasco, Filostorgio, 98: Drei volle Jahre nach Nikaia ist Alexandros nach dem Originalbericht von Philost. in Wirklichkeit bereits verstorben. Das Problem könnte allenfalls durch die Deutung des Ausdrucks, wie ihn Barnes vorgeschlagen hat, gelöst werden, s. aber vorletztes Lemma. ebenso den Eustathios … beschuldigten Eustathios soll also gleichzeitig mit der angeblichen Exkommunikation des Alexandros wegen seines Lebenswandels abgesetzt worden sein. Disziplinarer Grund (wenn auch mit zusätzlichen pikanten Details) und Verbannung durch den Kaiser könnten von Philost. richtig beschrieben worden sein, vgl. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 173 (andere Bewertung aber durch Schwartz, Eusebios, 564). Auf diesen Absetzungsgrund verweisen nämlich auch Socr. 1,24,1 (Sokrates bekämpft eine Tradition, derzufolge Eustathios „wegen anderer nicht guter Gründe“ abgesetzt worden sei); Soz. 2,19,1 sowie die Stellungnahme der orientalischen Bischöfe in Serdica, vgl. Hil. coll. antiar. 4,1,27 (CSEL 65,66), s. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 172 f. Diesen Vorwurf der Unzucht stellt Thdt. h.e. 1,21,3-9 und 22,3 (in dessen Darstellung Schwartz, 173 einen „albernen Roman“ sieht) als eingefädelte Intrige dar, indem das Kind eines Schmiedes Eustathios als Kind des Bischofs ausgibt, vgl. Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 248 Anm. 2. Bei Theodoretos wird Eustathios zu einem mit Athanasios gleichrangigen Vorkämpfer der Orthodoxie stilisiert. Gegen Athanasios wird dementsprechend analog ein ähnlicher, allerdings glorreich widerlegter ehrenrühriger Vorwurf erhoben (1,30,3-5), vgl. zur Intrige und zur Parallele Eustathios-Athanasios Cavallera, Le Schisme d’Antioche, 60 f.; A. Martin, L’Église d’Antioche dans l’Histoire ecclésiastique de Théodoret, in: Cabouret u. a. (Hgg.), Antioche de Syrie, 487-489. Entsprechend seiner Tendenz hält Philost. den Vorwurf gegen Eustathios für begründet, zumal eine falsche Einstellung in Glau entsprechend unzüchtigen Lebenswandel einhergeht, vgl. weiter unten zu einer ähnlichen Intrige während des Konzils von Tyros den Kommentar zu 2,11,3-5. Einen anderen Grund für die Absetzung nennt Ath. h. Ar. 4,1:

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Eustathios sei wegen Beleidigung der Kaisermutter Helena verbannt worden. Opitz, Zeitfolge des arianischen Streits, 158 nimmt an, dass erst Photios die Geschichte der Absetzung des Eustathios zu Unrecht in das Konzil von Nikomedeia eingefügt habe. Denn Philost. sei sonst richtig über die Ereignisse in der Kirche von Antiocheia informiert, insbesondere auch über Paulinos als Nachfolger des Eustathios (s. Philost. 2,7b). Für diese Annahme gibt es aber keine ausreichenden Anhaltspunkte. Es spricht sehr viel mehr dafür, dass Philost. das Konzil von Nikomedeia als großen Wendepunkt darstellt, bei dem durch die Absetzung des Eustathios und des Alexandros die Rechtgläubigkeit (im antihomousischen Sinn) in beiden Hauptsitzen der östlichen Kirche wiederhergestellt wurde. Schwartz, Eusebios, 564 verwirft die Angabe, dass Eustathios in Nikomedeia abgesetzt wurde, nicht völlig, sondern schreibt die verbreitete Version über die Absetzung in Antiocheia der „vulgären Tradition“ zu. (2) τὴν Νικομήδειαν – ποιήϲαϲθαι ἐργαϲτήριον Seit Gothofredus 14 wird dieser Satz unter Beibehaltung des handschriftlich überlieferten αὐτοῖϲ wiedergegeben mit „Nicomediam ipsis illegitime factorum officinam fuisse“ o. ä., doch dies erfordert entweder statt des ποιήϲαϲθαι ein γενέϲθαι oder einfacher die im Text vorgenommene Änderung in αὐτοὺϲ. Zu ποιεῖϲθαι mit zwei Substantiven im acc. vgl. 3,1a,2 τό τε Βυζάντιον ... ποιεῖται βαϲίλειον und speziell mit ἐργαϲτήριον Liban. or. 64,80 οὐ Ϲπάρτην ἐργαϲτήριον ἐποιήϲω τῆϲ τέχνηϲ (sc. ῥητορικῆϲ). zweihundertundfünfzig Durch diese hohe Teilnehmerzahl soll suggeriert werden, dass das Konzil, das die Entscheidungen von Nikaia wieder aufhebt, die Autorität eines ökumenischen Konzils hat, vgl. auch zu der durch die hohe Teilnehmerzahl hergestellten höheren Autorität bei den Absetzungen des Eustathios und des Alexandros, Marasco, Filostorgio, 99. Die gleiche Technik wendet Athanasios an, der die dreihundert Teilnehmer des Rumpfkonzils von Serdica als Vertreter einer ihn entlastenden ökumenischen Synode ansieht, vgl. Ath. h. Ar. 66,3, ferner 66,2 und 67,3. Zur Diskussion um die Teilnehmerzahl beim Konzil von Rimini s. den Komm. zu Philost. 4,10,3. Die Zahl von 250 Teilnehmern am Konzil von Nikomedeia reflektiert die Zahl der Teilnehmer, die bei Eus. v.C. 3,8 für das Konzil von Nikaia zu finden ist und die erst später ab Hil. syn. 86 oder Ath. ep. Afr. 2,1 p. 101 Stockhau angeblichen 318 Teilnehmer ersetzt worden ist (übertreibend spricht aber schon Konstantin von dreihundert und mehr Teilnehmern: Athanasius Werke 3,1 Urk. 25,5 und 8 [Dok. 29,5 u. 8]), vgl. dazu insgesamt Stock-

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hausen, Athanasius von Alexandrien, 101-109. Da Philost. sich an Eusebios anlehnt, hat er die erhöhten und fiktiven Teilnehmerzahlen zum Konzil von Nikaia bei der Erfindung der Zahlen des Gegenkonzils von Nikomedeia nicht zur Kenntnis genommen oder absichtlich ignoriert. Nikomedeia zur Werkstätte der Gesetzlosigkeiten machten Die Historizität dieses Konzils muss insgesamt umstritten bleiben. Philostorgs Darstellung der kirchengeschichtlichen Ereignisse nach dem Konzil von Nikaia macht insgesamt einen konstruierten Eindruck. Das gilt auch für die angeblich unmittelbar nach dem Konzil, also anscheinend bereits 325 erfolgende Kurskorrektur Konstantins, der sich vorübergehend selbst Alexandros von Alexandreia gefügt haben soll. Insofern mag auch ein Konzil, das diese angebliche Kurskorrektur nach der Rückkehr des Eusebios und seiner Gefährten absegnet, eine reine Erfindung sein. Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 312 Anm. 49 charakterisiert die Ausführungen Philostorgs zum angeblichen Konzil von Nikomedeia als das Ergebnis einer „inextricable confusion“, vgl. Bardy, 312 Anm. 49. Mir scheint es wahrscheinlicher, von einer völlig freien Konstruktion der kirchengeschichtlichen Ereigniszusammenhänge auszugehen. Grundlage der Darlegungen Philostorgs könnte gleichwohl das Faktum einer zweiten korrigierenden Synode gewesen sein, die Konstantin abhalten ließ. Immerhin gibt es für die Existenz eines solchen modifizierenden Konzils oder einer „Nachsynode“ deutliche Indizien, vgl. Ath. apol. sec. 59 (Verhandlung über die Meletianer fünf Monate vor dem Tode des Alexandros); Eus. v.C. 3,23; Hier. c. Lucif. 19 f. (CCSL 79 B,50 f.). Zum Problem der Nachsynode Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 206-208; Opitz, Zeitfolge des arianischen Streits, 154-159; R. Lorenz, Das Problem der Nachsynode von Nicäa (327), ZKG 90 (1979) 22-40; C. Luibhéid, The Alleged Second Session of the Council of Nicaea, JEH 34 (1983) 165-174; Ch. Markschies, Theologische Diskussionen zur Zeit Konstantins. Arius, der „arianische Streit“ und das Konzil von Nicaea. Die nachnizänischen Auseinandersetzungen bis 337, in: ders., Alta Trinità Beata. Gesammelte Schriften zur altkirchlichen Trinitätstheologie, Tübingen 2000, 99-195, hier 174-177.

2,7a τῶν Γαλλιῶν ἐπανελθόντεϲ Zum bloßen gen. vgl. beim referierenden Autor Niketas von Chonai or. 10 p. 101,20 f. van Dieten τῶν κοινῶν κα-

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μάτων ἐπανιόντοϲ (vgl. ebd. S. 243 s. v. genetivus originis); doch ist nicht auszuschließen, daß ein ἐκ ausgefallen ist, vgl. Philost. 3,15,12 ὁ Θεόφιλοϲ ἐκ τῶν Ἰνδῶν ἐπανελθὼν διῆγεν ἐν Ἀντιοχείᾳ u. 2,18 Ἀθανάϲιόν φηϲιν ἐκ τῶν Γαλλιῶν εἰϲ τὴν Ἀλεξάνδρειαν παραγεγονότα sowie Nicet. Chon. hist. p. 280,43 v. D. τὸν δὲ Βρανᾶν Ἀλέξιον ἐκ τῶν κατὰ Βρανίτζοβαν ἐπανεληλυθότα μερῶν. Nach drei ganzen Jahren … los Vgl. den Komm. zu Philost. 2,7,1.

2,7b ὁ Μοψουεϲτίαϲ In den Hss. L und R steht hinter φηϲίν der Name Θεόδωροϲ, wobei er in L über dem folgenden οὐ μὴν ἀλλὰ übergeschrieben ist. Das könnte darauf hindeuten, daß dies auf eine erklärende Randnotiz einer L und R gemeinsamen Vorlage zurückgeht. Kurz vorher ist im vorliegenden Passus bei Nicet. Chon. der volle Name bereits zweimal genannt worden, Thes. 5,7 (PG 139,1367 CD), Theodoros allein ebd. 1368 B, so daß der Verfasser sich mit dem bekannten Beinamen ὁ Μοψουεϲτίαϲ (vgl. Phot. bibl. cod. 38 p. 8 a 22) begnügt haben könnte. So verfährt er zumindest Thes. 5,30 (1389 AB), wo ὁ Μοψουεϲτίαϲ Θεόδωροϲ dem ὁ Μοψουεϲτίαϲ vorangeht (vgl. L fol. 94v u. 95r; R fol. 224r). Paulinos von Tyros nach Antiocheia Die Angabe bei Niketas über Paulinos als Nachfolger des Eustathios ist, wie explizit von Niketas bezeugt, aus dem zweiten Buch Philostorgs entnommen. Die vorangehenden Ausführungen des Niketas (Philost. 2,7a) lassen es als sehr wahrscheinlich erscheinen, dass die Angabe über Eustathios in gleicher Form wie bei Photios aus dem Bericht über die Ereignisse des Konzils von Nikomedeia 328 stammt und damit auf den ursprünglichen Bericht von Philost. hinweist. Dies ist ein weiteres Argument gegen die oben im Komm. zu Philost. 2,7,1 diskutierte These von Opitz, Zeitfolge des arianischen Streites, 158. Zu den Wirren in Antiocheia vgl. Socr. 1,24,5-8 und Soz. 2,19,1-7, die aber den Eulalios nicht nennen, ferner Thdt. h.e. 1,22,1, der den Paulinos auslässt. Hier. chron. 232c nennt die Sukzession Paulinos-Eustathios-Eulalios. Zu diesen verwirrenden Varianten vgl. Schwartz, Zur Geschichte des Atha

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2,8 Über Agapetos ... Christentum überzutreten Neben dem Philost.-Exzerpt des Photios und der Suda berichten auch zwei hagiographische Texte über die Wundertaten des Agapetos, nämlich eine Vita des Agapetos (BHG 35) und eine Passage aus dem konstantinopolitaner Synaxarium. Details zur Vita, vgl. Bidez, Philostorgius, LXX mit Hinweis auf A. Papadopoulos-Kerameus, Varia Graeca Sacra, St. Petersburg 1909, 114-129, dem die etwas jüngere Ausgabe von B. Latyschew, Menologii anonymi Byzantini saeculi X quae supersunt (…) e cod. Mosquensi 376 Vlad., St. Petersburg 1911, 93-106 (ND Leipzig 1970) hinzuzufügen ist, vgl. ferner Synax. eccl. Const. col. 473,25 ff. (zum 18. Februar). Zu den in der Vita bezeugten Wundern gehört die Beilegung eines Sturms (Kap. 15), die Befreiung des Sees von Synaos von Mücken (Kap. 28), die Bändigung eines Flusses (Kap. 39), die Bekehrung von Heiden durch Naturwunder (Kap. 40). Die „arianische“ Orientierung des Agapetos wird in den genannten hagiographischen Quellen darin deutlich, dass er etwa für die Wahl des Germinios, des späteren Bischofs von Sirmium, zum Bischof von Kyzikos verantwortlich ist oder dass er als Freund des Parthenios von Lampsakos ausgegeben wird. Seine Überhöhung bei Philost. verdankt er vermutlich der Tatsache, dass er wie dieser selbst aus Kappadokien stammte, und Philost. mit ihm seine Liste ruhmreicher kappadokischer Kirchenmänner erweitern konnte. Das Lob des Eusebios von Kaisareia, das wohl in einem verlorenen Werk des Kirchenhistorikers zu finden war, vgl. zum Zeugnis der Suda (s. Philost. 2,8a) Bidez, LXXII, trug zusätzlich dazu bei, dass Philost. als Nachahmer Eusebs die Bedeutung dieser Persönlichkeit hervorheben musste. Die gewaltigen Wunder, insbesondere die Versetzung von Bergen und die Wiederbelebung von Toten, findet man auch in der erwähnten hagiographischen Tradition zu Agapetos. Die Erweckung von Toten würde bei Heiden als verwerfliche Nekromantie gelten, bei christlichen Heiligen ist sie dagegen Ausdruck eines besonderen Charismas, das die Nachahmung der Erweckung des Lazarus, des Töchterleins des Jairus oder des Jünglings von Nain ermöglicht, vgl. zu Berichten über die Auferweckung von Toten durch Spyridon, Makarios oder Patermuthios die Beispielsammlung bei Thelamon, Païens et chrétiens, 414 aus der Historia Monachorum Rufins und aus der griechischen Vorlage Historia monachorum in Aegypto (ed. Festugière), 10,10 f. Vgl. zur Totenerweckung auch Apophth. Patr. Makar. 7 (SC 498,146). Zu ähnlichen Wundertaten des Theo-

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philos des Inders vgl. Philost. 3,6a und generell zu Wundertaten anhomöischer Heroen Philost. 9,1.

2,8a Zur Zuweisung an Philostorg vgl. Bidez, Philostorgius LXX-LXXII; ebd. LXXII auch zu Valesius’, Annot. 130 These, daß in der Suda anstelle des Philostorg irrtümlich Eusebios erwähnt worden sei. Bischof von Synada … überaus bewunderten Die Suda weist nicht explizit darauf hin, dass ihre Informationen aus Philost. geschöpft sind, so dass man annehmen könnte, hier sei die oben im Komm. zu Philost. 2,8 erwähnte hagiographische Tradition benutzt worden. Gleichwohl ist die Benutzung Philostorgs ziemlich sicher. Denn nur in der Suda und im Philost.Exzerpt des Photios ist Maximinus Daia und nicht (wie in den Heiligenviten) Licinius der Verfolger. Ferner ist Agapetos in der hagiographischen Alternativtradition Bischof von Synaos, nur bei Photios und in der Suda dagegen Bischof von Synada. Den Hinweis auf die Bewunderung durch Eusebios von Kaisareia dürfte die Suda nicht selbst aus Eusebios gewonnen haben, sondern aus Philost. Das weist erneut auf die bereits im Proömium bemerkbare Auseinandersetzung und Beschäftigung Philostorgs mit Eusebios hin. Allerdings begegnet Apapetos im erhaltenen Oeuvre des Eusebios nicht, sondern Philost. kann sich nur auf ein verlorenes Werk beziehen, vgl. Bidez, Philostorgius LXXII.

2,9 (1) πέμπτῳ καὶ εἰκοϲτῷ Die überlieferte Zahl ὀκτὼ καὶ εἰκοϲτῷ ist sowohl sachlich (s. hist. Komm. zu Mit dem Speer in der Hand ab) als auch vor allem sprachlich korrupt, denn unter den Ordinalzahlen können nur die von elf bis 19 sowie 21, 31, 41 usw. in der Weise gebildet werden, daß an der Einerstelle die Kardinalzahl statt der – zumindest in der attischen Prosa üblichen – Ordinalzahl steht (vgl. K.-B. 1,626 f. u. 626 Anm. 3; Threatte 2,437. 439-41; Gignac 2,204; Psaltes 193). So finden sich auch in den Philostorgzeugen und bei Photios allein die drei Möglichkeiten πέμπτοϲ καὶ εἰκοϲτόϲ, εἰκοϲτὸϲ καὶ πέμπτοϲ und εἰκοϲτὸϲ πέμπτοϲ. Bereits Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 97 Anm. 1 hat als Ursache

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des Fehlers neben Unachtsamkeit auf Photios’ Seite (was angesichts der sprachlichen Korruptel ausgeschlossen ist) eine „incuria ... degli amanuensi“ vermutet, wobei er fälschlich annahm, daß bei Photios ὀγδόῳ stehe. 1 Statt dessen ist aufgrund von 2,9a,1 πέμπτῳ zu schreiben; der Fehler kann leicht entstanden sein durch die Verwechslung der Zahlzeichen ε und η. βάδην τε περιιέναι ⟨καὶ〉 τὸ δόρυ τῇ χειρὶ φέροντα Das von Bidez, app. crit. mit Blick auf 2,9a,4 (ᾔει τὸ πρόϲω βάδην τε χωρῶν καὶ τὸ δόρυ τῇ χειρὶ φέρων) erwogene ⟨καὶ〉 verbindet gemeinsam mit dem τε die die näheren Begleitumstände des περιιέναι bezeichnenden Ausdrücke βάδην und τὸ δόρυ τῇ χειρὶ φέροντα. Mit dem Speer in der Hand ab Der im Exzerpt des Photios und in BHG 365 erhaltene Bericht Philostorgs gehört zu den ausführlichsten und wertvollsten antiken Berichten über die Gründung Konstantinopels. Wie die Übereinstimmung mit BHG 365 zeigt, wurde diese Maßnahme Konstantins präzise datiert. Gemeint ist im Original allerdings nicht, wie oft vermutet, das achtundzwanzigste Jahr (was auf einem fehlerhaften Text beruht, s. den phil. Komm.), sondern – wie in BHG 365 richtig festgehalten – das fünfundzwanzigste Jahr der Herrschaft Konstantins, in dem Gallicanus und Symmachus Konsuln waren, also das Jahr 330, vgl. zu diesem Gründungsdatum auch Chron. Pasch. p. 529,11 f. Bonn; Thphn. p. 28,23 de Boor. Zu den Unterschieden zwischen der Datierung bei Photios und bei BHG 365 Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 209; Ph. Bruggisser, Romulus aux anges. En passant par le récit de Philostorge sur la fondation de Constantinople, in: P.-A. Deproost / A. Meurant (Hgg.), Images d’origines. Origines d’une image. Louvain-laNeuve 2004, 335-367, hier 366 f.; ders., Constantin à la lance, 160. Dass die Zeitangabe bei Photios durch das Parallelzeugnis zu korrigieren ist, wird bei Dagron, Naissance d’une capitale, 33 übersehen: „Philostorge, qui place la fondation de Constantinople dans la vingt-huitième année du règne (= 334), indiquerait ainsi (s’il ne s’agit pas d’une simple erreur) qu’alors seulement Constantinople ,remplaça‘ Rome.“ Auch Marasco, Filostorgio, 136 f. geht für Philost. von diesem Datum 333/334 aus und erklärt dann diese ausgesprochen späte zeitliche Einordnung damit, dass Philost. die Gründung Konstantinopels in eine Zeit einordnen wollte, in der Konstantin beson sen sei. Zu unterscheiden sind bei der Gründung Konstantinopels die Entscheidung der Umbenennung von Byzanz in Konstantinopel, die bereits in 1

Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 97 Anm. 7 (vgl. ebd. Anm. 1).

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den November 324 fiel, und der eigentliche Gründungsakt mit Grenzziehung (limitatio) und Einweihung. Hier sind verschiedene Deutungen möglich. Die (allerdings wenig zeitnahen) Quellen legen nahe, dass die Grenzziehungszeremonie in das Jahr 328, die Einweihung in das Jahr 330 fällt, s. E. La Rocca, La fondazione di Costantinopoli, in: G. Bonamente / F. Fusco (Hgg.), Costantino il Grande dall’antichità all’umanesimo 2, Macerata 1993, 552-582, hier 565 f.; A. Berger, Art. Konstantinopel (stadtgeschichtlich), RAC 21 (2006) 435-483, hier 441 f. Vermutlich hat schon Philost. beide Daten und Akte nicht sorgfältig voneinander unterschieden. Zur Bedeutung der Lanze s. Philost. 2,9a,7. Als es denen, die ihm folgten, … Lehrerin dessen, was er tat Die ausgedehnten und außergewöhnlichen Dimensionen der Stadt Konstantinopel hat Philost. ausführlich beschrieben, anscheinend mit topographischen Details zum Verhältnis zwischen dem alten Byzantion und der neuen von Konstantin gegründeten und am Forum beginnenden Stadt, vgl. Philost. 1,9a (BHG 365). Das bereits in der konstantinischen Propaganda wirksame Motiv der Beteiligung des göttlichen Willens an der Stadtgründung (vgl. Cod. Theod. 12,5,7) wird bei den orthodoxen Kirchenhistorikern in den Erzählungen über die sukzessiven Gründungsversuche in Ilion und anderswo angedeutet, bei denen schließlich Gott durch entsprechende Zeichen auf die Wahl des richtigen Gründungsorts Einfluss nimmt, vgl. im Einzelnen Dagron, Naissance d’une capitale, 29-31. Bei Philost. geht es dagegen nicht um das Finden des richtigen Gründungsorts, sondern um die richtigen Dimensionen der Neugründung, über die Konstantin während der Gründungszeremonie durch einen ihm voranschreitenden Engel bzw. einer voranschreitenden und nicht weiter spezifizierten δύναμιϲ belehrt wird. Die Vorgabe der Maße der Stadt durch den göttlichen Willen macht aus Konstantinopel in gleicher Weise wie aus Jerusalem eine heilige Stadt, vgl. Philost. 2,9a,6 (BHG 365). In der Polemik des 5. Jh. um die Sinnhaftigkeit des Hauptstadtwechsels und um die Dimensionen der Gründung (vgl. vor allem die Kritik bei Zos. 2,35) betont Philost. deutlich, dass Konstantin das Aufstiegspotential der neuen Stadt schon in ihrer Dimensionierung richtig eingeschätzt habe und dass er dabei von Gott geleitet worden sei, vgl. G. Marasco, La fondation et les débuts de Constantinople: éloge et psogos graphie du monde gréco-romain, Wrocław 2002, 79-96. Vgl. zur Gegenerfindung, derzufolge der demographische Aufstieg Konstantinopels bereits

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von heidnischen Orakeln vorausgesagt worden sei, Kaegi, Byzantium and the Decline of Rome, 127-139; Paschoud, Zosime I, 255. (2) Ῥώμα Bidez’ nur im app. crit. erwogene Korrektur des überlieferten Ῥώμαν ist nicht nur in Hinblick auf die Parallele 2,9a,8 unumgänglich, sondern auch weil Photios stets die acc.-Form Ῥώμην benutzt; zu solchen Fehlern in B vgl. Bidez, Philostorgius XXXVIII (einschließlich dieser Stelle). Zum nom. s. zu 2,5,6. die Ehrwürdige bedeutet Zur Umbenennung Konstantinopels in „Rom“, vgl. Lib. or. 20,24; Them. or. 3,42 a-b; 14,184 a; Socr. 1,16,1. Konstantinopel als altera Roma schon zu Lebzeiten Konstantins bei Opt. Porf. carm. 4,6. Zum Beinamen Ἄνθουϲα, vgl. Jo. Mal. 13,7 p. 320 Bonn = p. 246 Thurn. Getreideversorgung verteilen Getreidesubventionen sind ab 332 sicher bezeugt, vgl. Chron. Pasch. p. 531,4 f. Bonn; Dagron, Naissance d’une capitale, 530. Zur Ausstattung der städtischen Infrastruktur mit Brotbäckereien, Brotverteilungsstationen und Getreidespeichern in den einzelnen Regionen, vgl. die Notitia urbis Constantinopolitanae mit dem Kommentar von A. Berger, Regionen und Straßen im frühen Konstantinopel, IstMitt 47 (1997) 349-414, besonders 384 f. Vgl. auch P. Herz, Studien zur römischen Wirtschaftsgesetzgebung, Wiesbaden 1988, 302-324. Die Hälfte der annona von 80.000 Broten wurde von Constantius II. Konstantinopel vorübergehend wieder entzogen, vgl. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 322; Herz, 304. Neben der allgemeinen Brotverteilung gab es in Konstantinopel eine besondere Versorgungszulage für die Hausbesitzer, den panis aedium. Dadurch sollte Bau und Unterhalt eines Wohngebäudes gefördert werden. J. Carrié, Les distributions alimentaires dans les cités de l’empire romain tardif, MEFRA 87 (1975) 995-1101 bezieht die Notiz des Chronicon Paschale auf diesen panis aedium. Dagegen nimmt Herz, 315 f. Stellung. Allerdings könnte der Hinweis des Philost. auf die „Siedler“ durchaus im exklusiven Sinne von „Hausbesitzern“ verstanden werden. übrige Ausstattung des Gemeindelebens Mit Ausstattung ist etwa der Ausbau des Hippodroms, des Gegenstücks zum Circus Maximus, des Kaiserpalastes, der Häfen gemeint. Auch die ersten Wasserleitungen in Konstantinopel stammen aus der Zeit Konstantins, nicht etwa des Valens, vgl. zu Them. or. 4,85 b-c of Byzantine Constantinople, London 2008, 9.

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2,9a (1) Der Passus p. 566,27-32 Opitz stammt aus der sog. Kirchengeschichtlichen Epitome, 27 (GCS N. F. 3 [= Theod. Lect.] 13,25-28) (vgl. Hansen, ebd. XXXII), die Anfang des 7. Jh. entstanden ist (ebd. XXII u. XXXIX). Denkmal seiner Kaiserherrschaft und seines Ruhmes für die nachfolgenden Generationen Auf die Bedeutung dieser oft ignorierten Passage für die Erschließung der Intentionen Konstantins bei der Gründung Konstantinopels habe ich wiederholt hingewiesen. Sie fügt sich zur Angabe bei Praxag. 7 (Konstantinopel als Monument der Sieghaftigkeit Konstantins), vgl. B. Bleckmann, Zwischen Panegyrik und Geschichtsschreibung: Praxagoras und seine Vorgänger, in: M. Zimmermann (Hg.), Geschichtsschreibung und politischer Wandel im 3. Jh. n. Chr., Stuttgart 1999, 203-228, hier 228 und vor allem zu Anon. Vales. 30: Constantinus autem ex se Byzantium Constantinopolim nuncupavit ob insigne victoriae. Zur Textgestalt des Anonymus vgl. Excerpta Valesiana, rec. Moreau / Velkov, 8 (Apparat) mit Bleckmann, Constantin und die Donaubarbaren. Ideologische Auseinandersetzungen um die Sieghaftigkeit Constantins, JbAC 38 (1995) 38-66, hier 54 und Anm. 98. Das dynastisch-monarchische Moment, bei dem es Konstantin darum ging, den eigenen Ruhm in einer neuen, ausschließlich auf ihn ausgerichteten Hauptstadt des römischen Reiches zu feiern, ist damit als Gründungsintention eindeutig bereits in zeitnahen Quellen belegt. Dazu passt durchaus auch das Bild der archäologischen und numismatischen Quellen, vgl. zuletzt R.-Alföldi, Phönix aus der Asche: Die Münzbilder, die Victoria mit zwei Kränzen auf einem Schiff zeigen, sind mit dem in der Notitia urbis Constantinopolitanae genannten Monument in Verbindung zu bringen, vgl. Not. urb. Const. 5: continet in se (nämlich die regio IV) liburnam marmoream, navalis victoriae monumentum. Angespielt ist auf den großen Seesieg bei Byzanz im Verlauf des Krieges von 324. Das angebliche Bestreben des Kaisers (Zos. 2,30,1), der Kritik des Senats in Rom zu entfliehen, ist nur eine negative Umformung dieses Motivs, während Eus. v.C. 3,48 zwar ein angebliches rein christliches Bauprogramm, aber kein christliches Motiv des Kaisers belegt. Sozomenos hat das Motiv, dass Konstantinopel ein Monument der Siege Konstantins sein sollte, auf die Siege des Kaisers über die Barbaren bezogen, vgl. zur Deutung von Soz. 2,3,2 Bleckmann, Constantin und die Donaubarbaren (wie oben), 55 f. Damit hat Sozomenos eine wichtige Facette in der Selbstdarstellung Konstantins berücksichtigt, bei dem das Thema des Bür-

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gerkriegssieges mit dem des Barbarensieges verknüpft war und bei dem in den letzten Regierungsjahren vor allem die universale Sieghaftigkeit (beispielsweise im Titel victor et triumphator) hervorgehoben wurde. Mit der strategisch günstigen Position von Konstantinopel hat diese Siegesthematik aber nur indirekt zu tun, anders J. Engemann, Konstantinopel: Warum gründete Konstantin eine zweite Hauptstadt?, in: Schuller / Wolff (Hgg.), Konstantin der Große, 150-175, für den die Gründung Konstantinopels vor allem militärisch-strategisch motiviert war und der sich dabei auf das Zeugnis des Sozomenos beruft. (2) καταλαβὼν = erreichen, ankommen, vgl. Bidez, Philostorgius 324 s. v. ἱδρύθη δὴ S. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. διὰ πλάτουϲ περιβολὴν Gehört zusammen, vgl. Bidez, Philostorgius 331 s. v. περιβολή. Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 97 mit Anm. 5 hat περιβολὴν in den gen. geändert, der vermutlich von dem folgenden μοῖραν abhängen sollte; doch dann würde διὰ πλάτουϲ nicht passen, das üblicherweise im Sinne von „ausführlich“ benutzt wird, z. B. Epiph. haer. 69,57,7 πάντη γὰρ διὰ πλάτουϲ περὶ τούτου εἰρήκαμεν. Als Konstantin … von Meer zu Meer befestigen ließ Die Angaben über die geographische Lage von Konstantinopel und die Abtrennung der neugegründeten Stadt durch eine von Meer zu Meer führende Mauer wird hier in großer sachlicher Übereinstimmung mit Zosimos beschrieben, vgl. Zos. 2,30,2 und 30,4. Das ist vermutlich weniger ein Hinweis auf die gemeinsame Grundquelle Eunapios als auf die Tatsache, dass beide Zeitgenossen das Stadtbild des 5. Jh. vor Augen haben. Zosimos spricht von einem ἰϲθμόϲ, die anonyme Vita Constantini BHG 365 von αὐχήν, was gleichbedeutend ist. Die Parallele zwischen Zosimos und BHG 365 ist bei Paschoud, Zosime I, 242 nicht ausreichend berücksichtigt, wenn er kritisiert: „Le terme d’isthme n’est pas très heureux pour définir le site de Constantinople.“ Dass die Quelle von Philost. und Zosimos von einem Isthmos spricht, erklärt sich daraus, dass die heutige Küstenlinie Istanbuls erst durch Aufschüttungen entstanden ist und dass es ursprünglich durchaus eine isthmosartige Verengung der Halbinsel gegeben hat, vgl. hierzu C. Mango, Le développement urbain de Constantinople (IV-VIIe siècles), Paris (3) ⟨ 〉 Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 97 mit Anm. 6 hat erkannt, daß ein konkreter Ausdruck fehlt, damit der Satz die Begründung (γὰρ) für die vorangegangene Feststellung liefert. Er erwog als Hinzufü-

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gung περιτειχίϲαϲ; möglich ist auch τείχει περιβαλὼν, vgl. Zos. 2,30,4 πολλῷ ... μείζονα τὴν πόλιν ἀποφῆναι βουλόμενοϲ τοῦ πάλαι τείχουϲ ἐπέκεινα ϲταδίοιϲ πεντεκαίδεκα τείχει περιέβαλε τὴν πόλιν ἀπολαμβάνοντι πάντα τὸν ἰϲθμὸν ἀπὸ θαλάϲϲηϲ εἰϲ θάλαϲϲαν. Wo nämlich jetzt … seiner Fähigkeit und Kraft vollendete Die Neugründung setzte also am Konstantinsforum ein, vgl. Zos. 2,30,4. Das Gleiche schreibt auch Thphn. p. 28,25-27 de Boor, vgl. die Übersetzung von Mango / Scott, Chronicle of Theophanes, 46: „He set up a porphyry column with a statue of himself on top of it at the place where he began to build the city in the western part, by the gate leading out towards Rome (...).“ Burgess, Eusebian and Post-Eusebian Chronography, 208 versteht Theophanes anders. Konstantin soll die Stadt von dem Ort, wo er mit der Gründung begonnen hat, bis zum westlichen Teil des nach Rom hinausführenden Tors ausgeschmückt haben. Diese Deutung ist aber irrig. Gemeint ist bei Theophanes das gleiche wie bei Philost. (BHG 365) und bei Zosimos. Die Neustadt Konstantins begann im Westen der alten Stadtmauer des Severus und damit auch an der Westseite des vom alten Byzanz aus nach Rom führenden Tors. An diesem Punkt ließ Konstantin sein Säulenmonument errichten, vgl. Zos. 2,30,4, der ausdrücklich auf die Lage des Forums am Tor, d. h. am Haupttor zur Via Egnatia, hinweist. (4) ἀφ᾽ οὗ μέτρου Zu prägnantem μέτρον als einem örtlichen Punkt, der durch das Maß festgelegt wird, vgl. LSJ s. v. I 3 a, z. B. Hdt. 2,121,α,2 ϲαφέωϲ ... αὐτοῖϲι πάντα ἐξηγηϲάμενον τὰ περὶ τὴν ἐξαίρεϲιν τοῦ λίθου δοῦναι τὰ μέτρα αὐτοῦ mit H. Stein z. St.; Plut. Sol. 23,7 ὥριϲε ... καὶ φυτειῶν μέτρα μάλ᾿ ἐμπείρωϲ τοὺϲ μὲν ἄλλο τι φυτεύονταϲ ἐν ἀγρῷ πέντε πόδαϲ ἀπέχειν τοῦ γείτονοϲ κελεύϲαϲ, τοὺϲ δὲ ϲυκῆν ἢ ἐλαίαν ἐννέα; Plat. leg. 8. 843 e ἐὰν φυτεύων μὴ ἀπολείπῃ τὸ μέτρον τῶν τοῦ γείτονοϲ χωρίων. In diese Richtung geht auch in 6 das τὰ μέτρα παραδώϲων. Die von Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 98 Anm. 1 erwogene Tilgung ist also nicht nötig, zumal ἀφ᾽ οὗ statt der üblichen temporalen Verwendungsweise schwerlich lokal aufgefaßt werden kann und dann vielmehr ὅθεν zu erwarten wäre (vgl. 3,9,1; 9,19,2). von dem an der Mauerring ausgeführt werden sollte Die konstantinische Mauer befand sich 3 km vom alten Westtor von Byzanz entfernt. Vgl. zur Lage, die allein durch das Esekapı kann, Kuban, Konstantins neue Polis, 223. Nach der Darstellung Philostorgs hat Konstantin bereits einen auf der Höhe des späteren Mauerrings

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liegenden Messpunkt erreicht und schreitet von dort aus den Mauerumfang ab. (5) ἔτι τὸ πρόϲω Vgl. 6,5a,7 οὐχ οἷόϲ τε ἦν ἔτι τὸ πρόϲω χωρεῖν (Bidez app. crit. z. St.) (6) einer von den Engeln Im Unterschied zur Version des Photios, der das Original des Philost. besser wiedergibt, wird die „göttliche Macht“, die Konstantin voranschreitet, christlich spezifiziert. Bei Ps.-Kodinos (Patria 3,10 p. 217,9-18 Preger) wird dieses Motiv vom vorangehenden Engel weiter ausgeschmückt, indem der Engel selbst nun ein Schwert in den Boden steckt. Durch die zusätzlichen Details hat sich Ps.-Kodinos schon sehr weit vom Original des Philost. entfernt und zeigt mehr Übereinstimmungen mit der überarbeiteten Version von BHG 365. Vgl. zur Beseitigung der in der Erzählung Philost. noch vorhandenen heidnischen Züge Bruggisser, Constantin à la lance, 161 f. Die Verehrung der göttlichen Dynamis ist mit der ebenfalls neuplatonisch interpretierbaren Verehrung der Heiligen Weisheit (Hagia Sophia) in Verbindung zu bringen, s. dazu die Literatur im Komm. zu Philost. 3,2. (7) ἔνθα καὶ Zum καὶ vgl. Denniston 295 (ii). heftete die Lanze fest Nur der Bericht von BHG 365 erlaubt es zu erkennen, wozu die Lanze benutzt wird: Konstantin steckt sie in den Boden. Bruggisser, Constantin à la lance, 147 f. verweist auf die Analogie mit der Gründung Roms, bei der Romulus eine Lanze vom Aventin zum Palatin geworfen hat (Serv. Aen. 3,46). Ob diese Analogie wirklich vorhanden ist, scheint mir zweifelhaft, da Konstantin bei der Gründung Konstantinopels die Lanze nicht wirft, sondern nur feststeckt. (8) ἔνδοξον αὐτὴν ἐκάλεϲε Ῥώμην Zur Rahmenstellung des ἔνδοξον ... Ῥώμην vgl. 2,5,5 ὅπερ ἰϲχὺν ἔχει ταῦτα ποιεῖν. Ἄλμα Ῥώμα S. zu 1,8a ὁ μέγαϲ ἔλαβε τὴν ἐπωνυμίαν. (9) konkurrieren konnte Der letzte Abschnitt stimmt fast wörtlich mit dem letzten Abschnitt bei Philost. 2,9 (aus Photios) überein.

2,10 f. 10. ἀρχιερέωϲ V iereus, RAC 1 (1941-50) 602-4, bes. 603. μεταϲτῆναι Die Korrektur des überlieferten μεταϲτῆϲαι ist von Bidez innerhalb des Textteils nur im app. crit. erwogen worden, im Vorwort war

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er aber überzeugt, daß solche „Correcturen ... durchaus angebracht waren“, wobei er auf 3,14,2 καταϲτῆϲαι / καταϲτῆναι und 11,4 φῦναι 1 verwies (Philostorgius XXXIX f.); 11,5 wird μεταϲτῆϲαι gerade im Aktiv und transitiv benutzt; s. auch zu 6,1,3. auf den Bischofssitz der neugegründeten Stadt Entsprechend der Bedeutung der neugegründeten Stadt wechselte Eusebios von Nikomedeia nach Konstantinopel. Der wegen der Anstößigkeit und schließlich sogar wegen des Verbots von Translationen problematische Weg des Eusebios von Berytos nach Nikomedeia (vor 318) und von Nikomedeia nach Konstantinopel (nach 337) ist von Philost. nicht kritisiert worden. Vielmehr ist die Translation nach Konstantinopel als Zeichen der Bedeutung dieses Bischofs registriert worden. Offenkundig hat Philost. dieses Ereignis in einem Vorausgriff auf die Zeit ab 337 bereits an dieser Stelle behandelt, im unmittelbaren Anschluss an die Erzählung über die Neugründung Konstantinopels und vor der Wahl des Athanasios von Alexandreia 328. In der Schilderung des Todes Konstantins durch Philost. 2,16 ist dagegen Eusebios durchaus noch Bischof von Nikomedeia. Der Vorwurf von Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 274 ist daher zu relativieren: „Philostorgius berichtet 2,10 den Tod Alexanders unmittelbar nach den Enkaenien von Konstantinopel (11. Mai 330); darauf ist nicht viel zu geben, da er die verkehrte auch bei Thdt. h.e. 1,19 sich findende Angabe daran knüpft, Eusebios von Nikomedia sei sein Nachfahre gewesen.“ Anzunehmen ist, dass der Tod Alexanders von Philost. zwar ungefähr richtig datiert wurde, also in den Ausgang der 20er Jahre (anscheinend, wie das folgende Kapitel zeigt, noch vor der Wahl des Athanasios), dass er dann aber von einem gewissermaßen bischofslosen Interregnum ausging, da er Paulos von Konstantinopel (der mit Sicherheit spätestens Anfang 332 im Amt war, vgl. Ath. h. Ar. 7) nicht als legitimen Bischof anerkennen konnte. Aus diesem Grund entsteht in der verkürzenden Darstellung des Photios der Eindruck, bei Philost. sei Eusebios direkt auf Alexandros gefolgt, und zwar noch zu Lebzeiten Konstantins. Die bewusste Verunklärung der Sukzessionsabfolge in Byzanz/Konstantinopel von arianisch-homöischer Seite erklärt den Irrtum bei Thdt. h.e. 1,19,1 f. Sie führte dazu, dass bereits Theophanes (p. 32,2533,4 de Boor) sehr ausführlich erläutern muss, dass die Translation des Euse stattgefunden hat. Zu den Verwirrungen um die erste Amtsphase des Paulos von Konstantinopel s. Dagron, Naissance d’une capitale, 432 f. In sei1

Dies ist besser nicht zu ändern, s. z. St.

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nen Ausführungen zu den „distorsioni chronologiche“ im Verhältnis zwischen Alexandros und Eusebios geht Marasco, Filostorgio, 138 f. davon aus, Alexandros sei erst 337 gestorben, Paulos dann sein Nachfolger gewesen, bevor Eusebios 339 gefolgt sei. 11. (1) ὅτι τὸ δυϲϲεβὲϲ οὗτοϲ τοῦ ψεύδουϲ ὄργανον Die Apposition schließt das οὗτοϲ ein; zu einem anderen Fall von Rahmenstellung vgl. zu 2,5,5, und zu οὗτοϲ als Bezeichnung Philostorgs vgl. 1,3 οὗτοϲ ὁ δυϲϲεβήϲ. ἐπὶ τούτῳ Valesius’, Annot. 131 Vorschlag ist unumgänglich, denn ἐπὶ τοῦτο paßt nicht zu χρόνου τινὸϲ ... παρατεινομένου. Die Übersetzungen von Gothofredus 16 („aliquanto tempore in id absumpto“) und Amidon, Philostorgius 26 („a certain amount of time being spent on this“) werden der Bedeutung von παρατεινομένου nicht gerecht. Als … dieser Zustand eine Zeitlang andauerte Zwischen dem Tod des Alexandros von Alexandreia und der Erhebung des Athanasios vergingen nachweislich ungefähr zwei Monate (17. April bis 8. Juni 328: zu den Daten vgl. Martin, Athanase d’Alexandrie, 325). Dieser lange Zeitraum ist nicht nur mit der möglichen Abwesenheit des Athanasios, sondern vor allem mit Konflikten zwischen Meletianern und Anhängern des Alexandros von Alexandreia um den Wahlmodus zu erklären. Epiphanios weiß sogar von ephemeren Bischöfen, die in dieser Zwischenzeit amtierten, nämlich vom Meletianer Theonas bzw. vom Arianer Achilleus, vgl. Epiph. haer. 68,7,3 (GCS 37,147) und 69,11,6 (GCS 37,161) mit Martin, 324. Unklar war insbesondere, ob die meletianischen Bischöfe, an deren Sitz nach Doppelbesetzungen auch ein Bischof von der Gegenpartei tätig war, aufgrund der Regelung ihrer Rechte im Konzil von Nikaia das Wahlrecht hatten oder nicht, vgl. zur Frage Martin, 332 sowie die explizite Angabe bei Philost. 2,11 (Ende), Athanasios habe die Feindschaft der Meletianer beim Konzil von Tyros damit erklärt, dass diese (also unterschiedslos alle meletianischen Bischöfe) von ihm bei der Erhebung von 328 ausgeschlossen worden seien. Wenn Athanasios ohne die Beteiligung der meletianischen Bischöfe gewählt worden war, konnte dies von seinen Gegnern ohne weiteres als eine ungesetzliche, nur von einer Minderheit vorgenommene Wahl dargestellt werden, während für die Partei des Athanasios die Wahl nicht als Bischöfe und damit auch nicht als wahlberechtigt galten. die nach Dionysios benannte Kirche Die Nachricht über die Weihe des Athanasios in der Dionysios-Kirche findet sich nur bei Philost. Später

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ist die Kirche Residenz des Georgios von Kappadokien (357/358) und des Athanasios, vgl. Hist. aceph. 2,3 (SC 317,146) sowie 5,4 und 7 (SC 317,162). Zu den Verwirrungen bei Socr. 2,1,6 und generell zur Kirche, die eventuell in der Zeit des Dionysios (247-265) errichtet wurde, vgl. Martin, Athanase d’Alexandrie, 144. Sehr skeptisch zum Zeugnis des Philost., der möglicherweise aus der Liste alexandrinischer Kirchen bei Epiph. haer. 69,2,4 (GCS 37,153) schöpfen könnte, Arnold, Early Episcopal Career of Athanasius, 47. fand dort … Gewalt zufügte, die ihren Willen und ihre Kraft überstieg Die genauen Angaben Philostorgs sind von W. G. Rusch, A la recherche de l’Athanase historique, in: Ch. Kannengiesser (Hg.), Politique et théologie chez Athanase d’Alexandrie, Paris 1974, 161-177 als wertvolle Sonderüberlieferung sehr hoch eingeschätzt worden. Philost. bietet aber, ausgehend von den Vorwürfen, die gegen die irreguläre Wahl des Athanasios seit der Synode von Tyros geäußert wurden (Referat bei Ath. apol. sec. 6,4 p. 92, vgl. auch Soz. 2,17,4) geradezu die Karikatur einer irregulären Bischofswahl. Eine kanonisch richtige Wahl erfordert, dass die Wähler alle präsent sind, dass sie frei und öffentlich agieren. Bei der Wahl des Athanasios agieren im Bericht des Philost. nicht – wie sogar in anderen athanasiosfeindlichen Darstellungen – zumindest sechs oder sieben Bischöfe (von insgesamt über fünfzig ägyptischen Bischöfen, vgl. Ath. apol. sec. 6,4 p. 92 und Soz. 2,17,4), sondern gerade einmal zwei. Im vierten Kanon von Nikaia wurde festgelegt, dass bei einer Bischofserhebung mindestens drei Bischöfe der gleichen Provinz anwesend sein sollten und dass mit den übrigen Bischöfen der Provinz zumindest eine schriftliche Korrespondenz zu erfolgen hatte. Schon in der Synode von Arles, Canon 20 (SC 241,56) war festgesetzt worden, dass in der Regel sieben, mindestens aber drei weitere Bischöfe bei der Ordination eines neuen Bischofs anwesend sein sollten. Die Annahme, dass diese Angabe über nur zwei Bischöfe nicht Ergebnis einer gehaltvollen Information, sondern nichts anderes als ein „exercise in slander, made in light of the provisions of the fourth canon of Nicaea“ ist, liegt nahe, vgl. Arnold, Early Episcopal Career of Athanasius, 46 sowie bereits W. Telfer, Episcopal succession in Egypt, JEH 3 (1952) 1-13, hier 10 und L. W. Barnard, Two notes on Athanasius, OCP 41 (1975) 344stics, Thessaloniki 1978, 329-340. Diese zwei Bischöfe müssen hinter verschlossenen Türen wählen, weigern sich aber, die Wahl vorzunehmen, und werden dann durch Gewalt dazu gezwungen. Die Wahl ist also die Wahl

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einer Minderheit, sie ist nicht öffentlich und nicht frei, vgl. Marasco, Filostorgio, 100. In der proathanasianischen Darstellung dieser Vorgänge ist die Wahl selbstverständlich völlig regulär und öffentlich, vgl. neben Ath. apol. sec. 6,5 f. p. 92 vor allem die koptische Lobrede auf Athanasios bei T. Orlandi, Testi copti. 1. Encomio di Atanasio, 2. Vita di Atanasio, ed. critica, trad. e comm., Mailand 1968, 24 f.: Nach dieser Quelle ruft das Volk mit einer Stimme: „Würdig, würdig, würdig“, es gibt keinen Widerstand und Volk und Bischöfe erfüllen lediglich den Wunsch des Vorgängers Alexandros, der bei seiner Designation des Athanasios auf Geheiß Gottes gehandelt habe. Vgl. auch Gr. Naz. or. 21 (SC 270,124), wo Athanasios durch die Stimme des gesamten Volkes gewählt wird. Zum tendenziösen Bericht des Athanasios über seine Wahl vgl. Barnard, 349. Insgesamt besteht kein Anlass von der Gesamtwürdigung des Berichtes abzurücken, zu der Arnold, 61 gelangt. Philost. ist sowohl in den angegebenen Details als auch in der allgemeinen Verknüpfung der Details unglaubwürdig, er spiegelt gegen Rusch keine „genuine historical tradition“ wider. Es mag sein, dass es durch die Umstellung von dem früheren Modus der Wahl des Bischofs durch die Presbyter zum neuen, durch das Konzil von Nikaia eingeführten Verfahren der Wahl durch Bischöfe zu Missverständnissen über den Ablauf der richtigen Wahl gekommen ist, vgl. dazu Telfer (wie oben). Telfer weist auf späte Quellen hin, die Ausnahmetatbestände in Alexandreia nahezulegen scheinen, wie etwa Ambrosiast. quaest. test. 101 (CSEL 50,193-198), demzufolge in Alexandreia und in Ägypten beim Fehlen eines Bischofs auch Presbyter konsekrieren durften. Die Umstellung des Wahlmodus in Alexandreia fand aber in Wirklichkeit wohl bereits im 3. Jh. statt, als immer mehr ägyptische Bischöfe zu den Presbytern traten, vgl. die plausible Hypothese von Martin, Athanase d’Alexandrie, 338. Die Angaben bei Philost. sind aber kaum verwertbar, um die Probleme bei dieser Umstellung zu illustrieren, da sich die Indizien verdichten, dass alle Details ihre Existenz nur tendenziöser Erfindung zu verdanken haben und nicht authentischer Information über die Ereignisse von 328. (2) ὁ παρὼν τῶν ἐπιϲκόπων ἄλλοϲ ὅμιλοϲ Das παρὼν bezieht sich auf die Teilnahme an der Bischofswahl in Alexandria allgemein, vgl. 4,12,11 ὁ ... Κωνϲτάντιοϲ τὸν τῶν ἑϲπερίων τόμον προκομιϲάμενοϲ τούτῳ καὶ τῶν παρόντων τοὺϲ ἄ διεκελεύϲατο. καὶ ὡϲ ... παρεπέμψαντο, ⟨ 〉. τὸν δὲ Ἀθανάϲιον ... γράψαι Der Passus ist in zweierlei Hinsicht auffällig: Zum einen wird nicht mitgeteilt, wie

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es zu dem überraschenden Ausgang kam, daß Athanasios trotz der Exkommunikation seine Position behaupten konnte. Zum anderen ist merkwürdig, daß der größte Teil von Kapitel 11 (bis 11,6 Mitte) gestaltet ist als indirekte Rede im a. c. i., während der ὡϲ-παρεπέμψαντο-Satz davon abweicht; er könnte allenfalls als Aussagesatz, ebenfalls von φηϲι (1) abhängig, aufgefaßt werden. Üblicherweise aber geht Photios von der indirekten Rede im inf. gern in die direkte über (vgl. 2,11,6; Hägg 103). Eine unzureichende Lösung wäre es, diesen Satz mit dem folgenden unter Streichung des δὲ in τὸν δὲ Ἀθανάϲιον zu verbinden, weil das erste Bedenken damit nicht beseitigt wäre. Offenbar sind hinter παρεπέμψαντο einige Wörter verlorengegangen. Ihr Inhalt muß dergestalt gewesen sein, daß der folgende Satz mit τὸν δὲ Ἀθανάϲιον κρατυνάμενον τὰ καθ᾽ ἑαυτὸν daran anschließen konnte. Denkbar wäre die Aussage (im a. c. i.), daß die Volksmassen protestierend zusammenliefen und dadurch die Bischöfe eingeschüchtert wurden (zur Beliebtheit des Athanasios bei den Alexandrinern vgl. 7,2,2; Amidon, Philostorgius 26 f. Anm. 32). Dazu passen würde der folgende Gedanke von dem angeblichen Beschluß der Gesamtgemeinde der Stadt, den Athanasios dem Kaiser mitgeteilt habe (ὡϲ ἀπὸ τοῦ κοινοῦ τῆϲ πόλεωϲ κτλ.). restliche Versammlung der Bischöfe, die zugegen war Das sind vor allem die von Athanasios nicht als Bischöfe anerkannten Meletianer. Zur Anwesenheit der Bischöfe in Alexandreia vgl. die Erzählung der „Arianer“ bei Soz. 2,17,4: „Die Arianer aber behaupten, nach Alexanders Tod hätten die Anhänger des Alexander und des Meletius Gemeinschaft miteinander gehalten, und 54 Bischöfe, die aus der Thebais und dem übrigen Ägypten zusammengekommen seien, hätten unter Eid vereinbart, in gemeinsamer Abstimmung den zu wählen, der die Kirche von Alexandrien leiten sollte. Sieben der Bischöfe aber hätten unter Verletzung des Eides gegen den Beschluss aller heimlich Athanasius geweiht.“ (Übers. Hansen) Athanasios behauptete seine Position … bestätigte er die Besetzung des Thrones In der Zeit des Athanasios scheint das Wahlrecht von den Presbytern von Alexandreia auf die ägyptischen Bischöfe übergegangen zu sein, die allerdings nur einen Kleriker aus Alexandreia wählen durften. Neben der Tatsache, dass die Wahl öffentlich erfolgen musste, war aber auch ei len der Polis-Gemeinde deutlich machen sollte. Athanasios versuchte zu suggerieren, es habe eine solche Gesamtzustimmung gegeben, woraufhin Konstantin zustimmte. G. Fernández Hernández, La elección episcopal de

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Atanasio de Alejandría según Filostorgio, Gerión 3 (1985) 211-229 nimmt an, der Kaiser habe die unkanonische Wahl lediglich deshalb erlaubt, weil er befürchtet habe, dass das meletianisches Schisma soziale Unruhe provozieren und die Getreideversorgung von Konstantinopel bedrohen könnte. Für diese Annahme bietet Philost. allerdings keinen ausreichenden Anhaltspunkt. Aus seinem tendenziösen Bericht geht deutlich hervor, dass Konstantin der Erhebung des Athanasios nur deshalb zustimmt, weil er getäuscht wurde. Von Philost. wird es für selbstverständlich gehalten, dass der Kaiser ein Bestätigungsrecht bei Bischofswahlen hatte. (3) ταῖϲ βαϲιλείοιϲ ἀπειλαῖϲ Die korrekte Form des Artikels findet sich erst in Mignes 2. Aufl. von PG 65, ebd. 473 B. τὴν ... δίκην ... εἰϲέρχεϲθαι Ohne εἰϲ, vgl. Wankel zu Dem. 18,103 (S. 560). Nachdem er aber später erfahren hatte … kaiserlichen Drohungen Drohungen und Zornausbrüche gehören bei Philost. zur Manifestation kaiserlicher Autorität, vgl. Einleitung, S. 49. Wie auch aus den folgenden Ausführungen hervorgeht, wurde nach Philost. in der Synode von Tyros der Vorwurf der illegalen Wahl des Athanasios behandelt, wozu am Ende der Synode noch die Anklage der „abscheulichen Verleumdung“ hinzukam. Die angeblich dubiose Wahl des Athanasios war auf jeden Fall ein Anklagepunkt in der Synode von Tyros (vgl. Soz. 2,25,5), allerdings nicht der ausschließliche. Philost. kommt es darauf an zu zeigen, wie energisch Konstantin, der den Befehl zur Einberufung der Synode von Tyros gegeben hat, gegen Athanasios einschritt. Möglicherweise ist dies gegen orthodoxe Autoren gerichtet, die die Verantwortung für das Konzil von Tyros durch chronologische Verschiebungen auf Constantius II. übertrugen, vgl. Rufin. hist. 10,16 f. (GCS 9,982 f.), ferner Phot. bibl. cod. 258,480 a,14; Socr. 2,1,1-7 (mit Polemik gegen die Chronologie des Rufinus), vgl. Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 163 ff.; Marasco, Filostorgio, 103. (3-5) Prostituierte … Intrige enthüllt Die gleichen Vorwürfe unmoralischer Lebensführung mit der problematischen Zeugenschaft einer Prostituierten werden in der orthodoxen Geschichtsschreibung von den Gegnern des Athanasios ersonnen, vgl. Soz. 2,25,8 f.: Eine von den Gegnern des Athanasios engagierte Prostituierte wird im Konzil von Tyros durch einen 10,18 (GCS 9,984). Bereits der Bischof Eustathios von Antiocheia wurde angeblich durch eine solche List wegen angeblicher sexueller Verfehlungen abgesetzt, s. o. den Komm. zu Philost. 2,7,1. Athanasios (h. Ar. 20,3-

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5) beschreibt eine identische Intrige, die vom antiochenischen Bischof Stephanos gegen den Bischof Euphrates von Köln betrieben worden sei. Die dort geschilderte Version ähnelt am meisten derjenigen des Philost., weil nämlich die Prostituierte selbst die bischöfliche Ehrbarkeit in Schutz nimmt, vgl. Ath. h. Ar. 20,3 f.:„Sie (die Häretiker) bestachen nun gerade während der heiligen Ostertage eine Prostituierte und schickten sie nachts entblößt zu Bischof Euphrates. Die Dirne nahm zunächst an, dass der, der sie bestellt hatte, noch jung sei und leistete ihren Begleitern willig Folge. Als sie aber von jenen (zum Bett) hingestoßen worden war, sah sie, wie der Mensch schlief und vom Geschehen nichts wusste. Sobald sie nun das Gesicht eines Greises und die Gestalt eines Bischofs bemerkte, schrie sie sofort auf und klagte die ihr angetane Gewalt an. Jene aber forderten sie auf zu schweigen und den Bischof zu verleumden.“ (Übers. Portmann) Photios sind beim Abgleich mit der „Aussage der Frommen“ (Philost. 2,11,4), also mit den orthodoxen Kirchenhistorikern und eventuell mit Athanasios, diese Varianten der Prostituierten-Anekdoten aufgefallen. (5) μὴ ... ἀνάϲχοιτο ... ὑποϲτῆναι Vgl. LSJ s. v. ἀνέχω C II 5 c; Bidez, Philostorgius 311 s. v. (6) ἐνδηϲάμενον Das überlieferte ἐνδυϲάμενον (sc. Καλλίνικον) paßt nicht zu den πέδαιϲ ϲιδηραῖϲ. Valesius hat bereits das Richtige gefunden, indem er Annot. 131 kurz notierte: „lego ἐνδηϲάμενον“ (sc. Ἀθανάϲιον), vgl. 7,8a,15 (= Mart. Artem. 54,16-18 u. Suda β 10) προϲέταξεν (d. h. der Kaiser) αὐτὸν (d. h. den Babylas) ἁλύϲεϲι καὶ πέδαιϲ ἐνδηϲαμένουϲ (ein Teil der Suda-Hss. hat fälschlich ἐνδυϲαμένουϲ) τὴν ἐπὶ θανάτῳ ἄγειν τῆϲ κεφαλῆϲ ἀφαιρήϲονταϲ. 1 προπηλακίζοντα Βezeichnet nicht direkt physische Folter (dafür 7,1 u. 7,13,2 αἰκίαι u. βάϲανοι), sondern alles, was dazu dient, jemanden in den Schmutz zu ziehen, zu erniedrigen und zu demütigen (vgl. Phot. lex. π 1285 u. Suda π 2562), vgl. 3,28,4 ἡ Γάλλου γυνὴ Κωνϲταντία περιαλγὴϲ γενομένη, εἰ οὕτωϲ ὁ Γάλλοϲ Καῖϲάρ τε ὢν καὶ Αὐγούϲτηϲ ἀνὴρ ... προπηλακίζοιτο. Angesichts des tödlichen Ausgangs der Behandlung durch Athanasios (ἕωϲ - ἀπελάϲοι) und der Nachricht von erlittenen αἰκιϲμοί Soz. h. e. 2,25,4 wird es sich beim προπηλακίζειν hier um ein Ausmaß an Erniedrigungen gehandelt haben, das psychischer Folter entsprach. ἕωϲ ἂν ... ἀπελάϲοι S. zu 1,6e,8.

Merkwürdigerweise haben die nachfolgenden Editoren die Korrektur nicht aufgegriffen; bei Bidez erscheint sie nicht einmal im app. crit. 1

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ὁ Μαρεώτηϲ καὶ ὁ Ἰϲχύραϲ καὶ τὸ μυϲτικὸν ποτήριον Zur Nebeneinanderstellung der drei Begriffe, die eine einzige Anklage betreffen (s. hist. Komm. Mareotis - Gottesdienstkelch), vgl. Phot. bibl. cod. 258 p. 478 a 31-35 ἡ τρίτη (sc. κατηγορία) Ἰϲχύραν καὶ τὴν ἀνατραπεῖϲαν τράπεζαν καὶ τὸ κατεαγὸϲ μυϲτικὸν ποτήριον καὶ τὸν Μαρεώτην καὶ Μακάριον τὸν πρεϲβύτερον καὶ τὴν λῃϲτρικὴν αὐτοῦ ἔφοδον καὶ τὸ ἀνὰ πᾶϲαν τὴν οἰκουμένην θεατριϲθὲν δρᾶμα ϲκηνοποιεῖ. Die von Loofs (Bidez, app. crit. z. St.) und Koetschau 267 vorgeschlagene Tilgung des καὶ bzw. καὶ ὁ hinter Μαρεώτηϲ berücksichtigt nicht, daß Μαρεώτηϲ nicht nur als Ethnikon benutzt wurde (z. B. Eus. h. e. 7,11,22 τινὲϲ τῶν Μαρεωτῶν u. Steph. Byz. α 139, ε 150, κ 97, μ 67), sondern auch als Ortsname (z. B. Athan. apol. sec. 63,2 Μαρεώτηϲ χώρα τῆϲ Ἀλεξανδρείαϲ ἐϲτίν; Phot. bibl. cod. 258 p. 481 b 37 ὁ Μαρεώτου Ἰϲχύραϲ). τερατεύεται S. zu test. 3b,4. eine andere Synode damit, die Athanasios betreffenden Angelegenheiten zu prüfen Philost. verteilt den Prozess gegen Athanasios auf zwei hintereinander stattfindende Synoden, indem auf der Synode von Tyros nur zwei Anklagepunkte (illegale Wahl und angebliche Verleumdung) behandelt wurden, in einer zweiten Synode dann die übrigen Anklagepunkte. Vielleicht ist als zweite Synode diejenige von Jerusalem gemeint, die im unmittelbaren Anschluss an die Synode von Tyros stattfand, allerdings als Festversammlung keine dogmatischen Fragen behandelte. Dafür ignoriert Philost. auf der anderen Seite eine Synode, die schon vor Tyros stattgefunden hat und in der Anklagen gegen den abwesenden Athanasios behandelt wurden, vgl. zu dieser Synode von Kaisareia im Jahre 333 Soz. 2,25,1 und 17; Thdt. h.e. 1,28,2. Es ist zu vermuten, dass die Doppelung der Synode von Kaisareia und Tyros oder die Doppelung der Synode von Tyros und Jerusalem für Philost. das Muster für die Doppelung der Synode von Tyros und einer zweiten Anklagesynode gebildet hat, in Verbindung mit der Kenntnis von der Existenz der Synode von Jerusalem. Bidez, Philostorgius, CXXXV lässt diese zweite Synode in Konstantinopel stattfinden und identifiziert sie offenkundig mit dem Treffen von 336, zu diesen Techniken, s. Einleitung, S. 90-92. noch weitere Vorwürfe zusammen Bereits 331/332 musste sich Athanasios vor dem Kaiser wegen gepunkte verteidigen, nämlich Erpressung („extortion“), der Zerstörung des Kelches des Kolluthianers Ischyras durch Makarios, seiner illegalen, das kanonische Alter nicht respektierenden Bischofswahl und der Beste-

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chung des magister officiorum Philumenos, vgl. hierzu Barnes, Athanasius and Constantius, 21. Kallinikos … Arsenios Zur Affäre um die Absetzung des Kallinikos von Pelusion, der die Kommunion mit Athanasios für den Fall verweigerte, dass die Affäre um den Kelch des Ischyras nicht aufgeklärt würde, und der als Bekenner über großes Prestige verfügte, vgl. Soz. 2,25,3 f. Dass Kallinikos nach Sozomenos selbst in Tyros auftrat, passt kaum zur Angabe des Philost., er sei von Athanasios getötet worden. Kallinikos äußert aber genau die Vorwürfe, die dann von Philost. in seinen Bericht aufgenommen werden, wobei Kallinikos zusätzlich angeblich den Tod findet. Athanasios wurde ferner die Ermordung des Bischofs Arsenios von Hypsele vorgeworfen, vgl. Ath. apol. sec. 63,4 p. 143. Arsenios war nicht auf den Kompromiss eingegangen, der für meletianische und orthodoxe Bischöfe nach Kanon 8 von Nikaia vorgesehen war. Der athanasianische Bischof Plusianos hatte daraufhin das Haus des Arsenios angesteckt und diesen in eine Kammer eingesperrt. Die Anklage wurde von Dalmatius, dem Bruder Konstantins untersucht, vgl. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 197 f. Zur vermeintlich abgeschnittenen Hand des Arsenios, die als Beweis für dessen Ermordung gezeigt wurde, vgl. Epiph. haer. 68,7,9 (GCS 37,148) und Rufin. hist. 10,16 (GCS 9,982): brachium loculo delatum imperatori ostendunt ... ab Athanasio excisum magicae artis gratia. S. ferner Socr. 1,27 und Soz. 2,23,1 und 25,8. Die angeblich einbalsamierte Hand (Thdt. h.e. 1,30) wurde im Konzil von Tyros gezeigt (Rufin. hist. 10,18 [GCS 9, 984]). Vgl. hierzu und zu den weiteren angeblich in diesem Zusammenhang dem Athanasios vorgeworfenen magischen Praktiken (z. B. Thphn. p. 31,4-6 de Boor) die Zusammenstellung bei Martin, Athanase d’Alexandrie, 352 Anm. 43. Mareotis, Ischyras und der Gottesdienstkelch Diese drei Stichworte bezeichnen in Wirklichkeit einen einzigen Anklagepunkt. Der Presbyter Makarios hatte im Auftrag des Athanasios in der Kirche der Mareotis, die als von Alexandreia abhängig betrachtet wurde, aber in der Hand der Meletianer war, den Presbyter Ischyras angegriffen, den Bischofsstuhl zerstört, den Altar umgeworfen und dabei den Gottesdienstkelch zerstört. Vgl. zur Sache Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 196 mit den weiteren Quellen.

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2,11a τὴν δύναμιν ταύτην Vgl. Preisigke, Wb. griech. Papyrusurk. 1 s. v. δύναμιϲ 2: „Rechtskraft, Wirkungskraft“. Nachdem … Abstimmung gewählt habt Die brutal durchgesetzte, völlig unkanonische Wahl wurde, so Philost., nur deshalb von Konstantin anerkannt, weil Athanasios ihm einen Brief übersenden ließ, der als Brief des alexandrinischen Gemeinwesens ausgegeben wurde. Auf diese Mitteilung des Athanasios und die Reaktion des getäuschten Konstantin verweist auch Photios in seinem Exzerpt, vgl. Philost. 2,11,2. Im Glauben, dass die Alexandriner im Konsens den Athanasios erhoben hatten, schickte, wie aus der ausführlicheren Version der Vita Constantini BHG 365 hervorgeht, Konstantin ihnen ein besonderes Schreiben, das das Psephisma der Alexandriner bestätigte. Dieses Schreiben ist vom orthodoxen Autor der Vita BHG 365 als für Athanasios ruhmreiches Dokument missverstanden und daher – anders als bei Photios – aus dem Philost.-Original wörtlich zitiert worden.

2,12 Helena … nannte sie Helenopolis Dass die „Gründung“ genauer in der Umbenennung des Ortes Drepanon/Drepana und dessen Erhebung zur Stadt bestand (Socr. 1,17,1), wird in Philost. 2,12 und 2,12a nicht deutlich. In der Darstellung des Philost.-Exzerpts des Photios soll Helena selbst Helenopolis gegründet haben. Dagegen unterstreicht die ebenfalls aus Philost. schöpfende Vita Constantini BHG 365 p. 579,6-8 Opitz = Philost. 2,12a (in einer unmittelbar Bidez, Anhang VI vorangehenden Passage), dass die Gründung von Konstantin zur Ehrung seiner Mutter unternommen wurde, anders dann freilich BHG 365 p. 585,1-10 Opitz (Bidez, Anhang VII, p. 201). Dass Helenopolis von Konstantin gegründet worden ist, bezeugen auch die vom anonymen homöischen Historiographen abhängigen Zeugnisse bei Bidez, Anhang VII, 4a, 4b, 4c p. 205 sowie Socr. 1,17,1 und Soz. 2,2,5. Vgl. ferner J. W. Drijvers, Helena Augusta. The Mother of Constan1992, 9 f. Zur Diskussion darüber, welches Quellenmodell für die Beziehungen zwischen der Lukianos-Vita und Philost. anzunehmen ist, vgl. Einleitung, S. 66-68. Die Lukianos-Vita (Bidez, Anhang VI, 20, p. 201,4-10)

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hat auch am ausführlichsten über Baumaßnahmen der Helena in Drepanon berichtet: „Später aber ehrte Helena den Ort wegen des Märtyrers und gründete ihre Stadt und benannte sie Helenopolis, wobei sie die Siedler an Ort und Stelle von denen in der Umgebung nahm, sowie von überall her, wo sie es vermochte. Und sie legte rundherum eine starke Mauer an und dem Märtyrer errichtete sie eine sehr große Kirche, welche nun für diejenigen, die zu Lande und zu Wasser fahren oder segeln, überaus sichtbar ist.“ Zur Bedeutung von Drepanon C. Mango, The Empress Helena, Helenopolis, Pylae, Travaux et Mémoires 12 (1994) 143-158, hier 146-150; S. Mitchell, The Cities of Asia Minor in the Age of Constantine, in: S. N. C. Lieu / D. Montserrat (Hgg.), Constantine. History, Historiography and Legend, London 1998, 52-73, hier 52. Das Zeugnis der Vita widerspricht der Darstellung Prokops (aed. 5,2 p. 152 Haury-Wirth), demzufolge die angebliche Geburtsstadt der Helena unter Konstantin, von der Umbenennung abgesehen, nicht ausgeschmückt worden sei und erst das umfangreiche Bauprogramm Justinians (vgl. 5,3-14) eine Wende zum Besseren eingeleitet habe. Dass es überhaupt keine Baumaßnahmen Konstantins gegeben haben sollte, ist schon wegen seines Aufenthalts im dortigen „Bethaus der Märtyrer“ (Eus. v.C. 4,61,1), also der Grabstätte Lukians, unmittelbar vor seinem Tod ausgeschlossen. aus keinem anderen Grund als deswegen … gebracht worden war Die dezidierte Stellungnahme von Philost. (im Wortlaut aus den Übereinstimmungen des Photios mit BHG 365 deutlich erkennbar) zeigt, dass andere Nachrichten über die Gründe für die Umbenennung der Stadt zirkulierten, besonders wohl die spät belegte Angabe, Drepanon sei der Geburtsort der Helena gewesen, vgl. dazu D. Stiernon, Art. Hélénopolis, DHGE 23 (1990) 877-884, hier 878: „Les sources hagiographiques (S. Lucien d’Antioche, ci-dessous), en critiquant indirectement cette tradition, en consacrent d’une certaine manière l’antiquité.“ Die genaue Übereinstimmung zwischen dem Philost.-Exzerpt des Photios und der Vita BHG 365 in der Formulierung des ausschließlich für Helena maßgeblichen Grundes zeigt aber, dass diese dezidierte Stellungnahme nicht von den „sources hagiographiques“, sondern wohl von Philost. selbst vertreten wurde. Die Lukianos-Vita verweist nur darauf, dass Helena die Stadt gründete, um den Mär hauptungen, vgl. Bidez, Anhang VI, p. 201. Die besondere Verehrung des Lukianos wurde auch von Konstantin selbst aufrechterhalten. Im Zusammenhang mit der Nachricht über die Gründung von Drepanon/Helenopolis

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war es daher für Philost. sinnvoll, zu einem Exkurs über das Martyrium des Lukianos von Antiocheia auszuholen. Dessen Martyrium wurde im 4. Jh. in einem umfangreichen Schrifttum behandelt, vgl. neben den Resten einer Lukianos-Vita in der Suda, bei Symeon Metaphrastes und in der Vita Constantini BHG 365 (s. hierzu Einleitung, S. 66-68) die in einem anonymen Job-Kommentar benutzte Lukianos-Vita (s. den Komm. zu Philost. 2,13,1 f.) oder die am 7. Januar 387 gehaltene Predigt des Johannes Chrysostomos (pan. Lucn. [PG 50,525]). Warum Lukianos das Martyrium in Nikomedeia erduldete, aber in Drepanon verehrt wurde, ist erklärungsbedürftig. Eine Translation der Reliquien von Nikomedeia nach Drepanon/Helenopolis ist für diese Zeit eigentlich ausgeschlossen, vgl. Delehaye, Les origines du culte des martyrs, 151. Um die Lokalisierung der Heiligenverehrung in Drepanon zu erklären, berichtete die Lukianos-Vita daher sehr ausführlich darüber, wie der Leichnam des Lukianos bei Nikomedeia ins Wasser geworfen wurde und wie dann ein Delphin am fünfzehnten Tag den Leichnam in Drepanon ans Land brachte, allerdings zunächst ohne die rechte Hand, mit der der Leichnam an einen Stein fixiert worden war, vgl. zu den Parallelen, in denen der Leichnam von Märtyrern ins Meer geworfen wird, Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 73 Anm. 72. Die Andeutungen bei Photios setzen jedenfalls voraus, dass die Erzählung vom Transport durch den Delphin ebenfalls schon bei Philost. vorhanden war, vgl. Bardy, 72. Eine Erklärung dafür, warum das Motiv des Delphins in der hagiographischen Tradition zu Lukianos von Bedeutung war, könnte sein, dass der Sarkophag des Märtyrers mit dem in der altchristlichen Ikonographie geläufigen Delphin geschmückt war, so im Anschluss an Batiffol Bardy, 75 f., der zu Recht die komplizierten Spekulationen von H. Usener, Die Sintflutsagen, Bonn 1899, 168-180 ablehnt. Gegen diese Sarkophaghypothese s. allerdings Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento, 125. Das Delphinmotiv resultiert nach seinen Darlegungen aus der Ausschmückung einer Version, die darüber berichtete, wie der Leichnam ins Meer geworfen und dann auf wunderbare Weise wieder aufgefunden wurde, vgl. das Martyrium Hieronymianum (zitiert bei Franchi de’ Cavalieri, 126): in mare missus, alia die integer est inventus. Der Transport durch Delphine gehört in das Repertoire antiker Wundererzählungen (Hesiod, Me Märtyrererzählungen niedergeschlagen, vgl. die Parallelen (z. B. Kallistratos in AASS Septembris tom. 7,177) bei Bardy, 74. Die Variatio eines ursprünglich knappen Berichts über das wunderbare Auftauchen der Leiche

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am Ufer des Meeres zeigt sich m. E. auch in dem Detail zur körperlichen Unversehrtheit, das dahingehend differenziert wird, dass die mit dem Delphin verbundene rechte Hand zunächst fehlte. Man sollte auch hervorheben, dass nach der detaillierten Beschreibung der Lukianos-Vita der Delphin selbst den Transport nicht überlebt.

2,12a πόλιν αὐτῇ κτίϲαι ἐπώνυμον Der dat. αὐτῇ ist zum einen ein dat. comm., da Konstantin die Stadt zu Ehren seiner Mutter gründet (2,12 errichtet sie sie selbst [s. hist. Komm. ebd. zu Helena - Helenopolis]), zum anderen gehört er auch zu ἐπώνυμον; zur Verwendung von ἐπώνυμοϲ s. zu 1,6c δαίμονοϲ. des berühmten Märtyrers Christi Lukianos Angeblich sollen die Eunomianer den Märtyrerkult abgelehnt haben, vgl. Ast. Am. hom. 10,7 f. und 18. Philost. steht freilich, wie seine Ausführungen über Babylas (7,8 und 8a) zeigen, dem Märtyrerkult positiv gegenüber, so dass dieses Abgrenzungskriterium zumindest nicht für alle Eunomianer gegolten haben kann. Möglicherweise ist aber Asterios einfach unzureichend informiert und Eunomios distanziert sich nicht vom Reliquienkult, sondern von den Feiern der orthodoxen Mehrheit, s. zu allem Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 312. Ähnlich erklärt sich wohl die Polemik des Hieronymus gegen die Eunomianer und ihre angebliche Feindschaft gegen Reliquien, vgl. Hier. c. Vigil. 8 (CCSL 79 C,18-20), mit B. Jeanjean, Saint Jérôme et l’hérésie, Paris 1999, 55-62; Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 359 Anm. 382.

2,13-16 13. (1) ἀλλὰ μηδὲ Vgl. Denniston 21 f. (9); fortführendes ἀλλὰ auch 9,8,2 u. 9,17,4. αὐτῷ κινεῖϲθαι Von Valesius, Annot. 131 konjiziert aufgrund des verlorengegangenen (von B abhängigen) cod. Bochartianus (vgl. Bidez, Philostorgius XXX f.), der αὐτῆϲ κινεῖϲθαι hatte (was ein Fortschritt gegenüber Gothofredus’ 20 ἀντικινεῖϲθαι war). Statt des dat. αὐτῷ ist auch αὐτὸν

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möglich, vgl. 11,5 οὐδὲ τὸν νεκρὸν αὐτοῦ ταφῆϲ τυχεῖν τῆϲ μετὰ τοῦ διδαϲκάλου ϲυνεχώρει. ἐν τῷ οἰκείῳ ϲτέρνῳ ἀνακείμενον τὴν φρικτὴν θυϲίαν τελεϲάμενον Mithilfe der Darstellung in der Lukianos-Vita (bezüglich ihres Verhältnisses zu Philost. s. Einl. S. 66-68) 14, bes. p. 195,24 f. u. 196,9 f. Bidez, wird der verkürzte Text bei Phot. Philost. verständlich (vgl. Bidez, Philostorgius XCIII): Lukianos liegt auf dem Rücken (ἀνακείμενον), weil er durch die Fesseln in dieser Lage festgehalten wird (vgl. in unserem Passus μηδὲ αὐτῷ κινεῖϲθαι τῶν δεϲμῶν καὶ πληγῶν ϲυγχωρούντων u. LukianosVita 12 p. 194,13-16 Bid.), und stellt seinen Brustkorb als Altarersatz zur Verfügung. Zu ἀνακεῖϲθαι vgl. Phot. bibl. cod. 242 p. 345 a 39 ἐπὶ τῆϲ κλίνηϲ ἀνακειμένῳ; 346 a 4 f. ἐπὶ τοῦδε τοῦ ϲκίμποδοϲ ἀνακειμένῳ; Amidons Änderung in ἀνακειμένην (Philostorgius 30 Anm. 40) ist also nicht erforderlich, würde zudem die Angabe, daß Lukianos liegt, beseitigen. (1-2) Als der Märtyrer Lukianos … Gottlosen gesehen wurden Philost. holte also in seiner Darstellung der religiösen Vorlieben Konstantins und seiner Mutter zu einer Erzählung über das Martyrium des Lukianos aus, und zwar im Zusammenhang mit der Gründung von Helenopolis. Im Philost.-Exzerpt des Photios sind nur Andeutungen zur Geschichte des Martyriums erhalten. die Tyrannengewalt Lukianos wurde in einem zweiten Verhör vom in Nikomedeia residierenden Kaiser selbst vernommen und zur Gefangenschaft verurteilt. Dabei sind in der Lukianos-Vita richtige Details zum Kaiserzeremoniell selbst (nämlich die Tatsache, dass der Kaiser hinter einem velum verbleibt) erhalten, wenn auch tendenziös interpretiert worden, vgl. Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento, 121. Für die in jüngster Zeit umstrittene Datierung des Martyriums des Lukianos trägt Philost. nichts bei, da nur allgemein auf die „tyrannische Gewalt“ hingewiesen wird, also auf einen Christenverfolger. Gegen die Annahme von M. Slusser, The martyrdom of Lucian of Antioch, ZAC 7 (2003) 329-337, demzufolge der Christenverfolger Galerius gewesen sein soll (Martyrium am 7. Januar 311) tritt T. D. Barnes, The Date of the Martyrdom of Lucian of Antioch, ZAC 8 (2005), 350-353 wieder für das traditionelle Datum (7. Januar 312) ein. Be des Maximinus Daia eingeordnet. Die zusätzliche Einordung in das achte Buch (8,13,2 mit teilweise den gleichen Formulierungen) erklärt sich aus einer späteren systematisierenden Zusammenstellung eines Katalogs aller

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Märtyrer der großen Verfolgung, vgl. zur Prominenz des Martyriums des Lukianos unter Maximinus Daia Hier. vir. ill. 77,3, der auch auf die Bestattung in Bithynien verweist. Die Bedeutung des Lukianos, der argumentativ gegen Maximinus Daia die Richtigkeit der christlichen Religion demonstrierte, dürfte Philost. nicht nur in der Nachfolge des Eusebios, sondern auch wegen seines heidenapologetischen Anliegens unterstrichen haben. noch einen Altar Mit „Altar“ ist θυϲιαϲτήριον übersetzt, vgl. Mt. 23,18, Lampe s. v. 2. Auf Unterschiede macht Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento, 123 aufmerksam. In der Lukianos-Vita ist nur von τράπεζα (Tisch) die Rede, was im religiösen Kontext im klassischen Griechisch nicht für Altar, sondern nur für den Gabentisch belegt sei (vgl. in der Tat LSJ s. v.; s. aber Lampe s. v. 4). Auch in der Beschreibung der Ungläubigen bringe Philost. mit der Bezeichnung als ἀϲεβοῦντεϲ einen besseren griechischen Ausdruck als die Lukianos-Vita (die von ἄθεοι spricht, vgl. Lampe s. v. 4a). Quellenkritisch können diese Befunde nicht verwertet werden, da unklar ist, was auf den Sprachgebrauch des guten Stilisten Photios zurückgehen könnte. nicht einmal erlaubten, sich zu bewegen Die Tatsache, dass nach dem Exzerpt des Photios Lukianos trotz seiner Folter in Rückenlage verbleiben muss und völlig bewegungsunfähig ist, als er seine letzte Eucharistie feiert, setzt voraus, dass Photios bei seiner Philost.-Lektüre eine relativ genaue Darstellung der Folter vorfand, die im Großen und Ganzen mit der Beschreibung in der Lukianos-Vita des Symeon Metaphrastes und in den damit übereinstimmenden Passagen der anonymen Vita Constantini BHG 365 (Bidez, Anhang VI, p. 194,8-16) übereinstimmt: Lukianos wird in die Podokake eingespannt, ein Folterinstrument, das bis zum vierten Loch, also bis zum Maximum, ausgedehnt wird, „was das Schwerere dieser Folter ist, da die Gesäßhälften ihm gewaltsam von beiden Seiten aus den Gelenken gerissen wurden.“ Zusätzlich werden ihm spitze Tonscherben in den Rücken gebohrt und die Hände an einem Gestell über den Kopf gefesselt. Diese Details scheinen auch in der Darstellung des Lukianos-Martyriums im arianischen Job-Kommentar (Ps. Orig. in Iob 2,31) eine Rolle zu spielen: zu den rätselhaften testae pollinae (PG 17,470 D; 471 A, vgl. ed. Steinhauser CSEL 96,296: †testi polline†) Saint Lucien, 66 Anm. 6. Zur Praxis der Folterung durch Scherben vgl. Paul. Nol. carm. 15,185 f. (CSEL 30,59); Prud. perist. 5,257-260 (CSEL 61,643). Solche Tonscherben konnten beim peinlichen Verhör die sonst

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übliche eiserne Kralle ersetzen, vgl. Eus. h.e. 8,9,1. Der Job-Kommentar berichtete in Analogie zur Lukianos-Vita und wohl auch zu Philost. ebenfalls über die lange Dauer der Qualen (zwölf Tage). Eine von Philost. und den arianischen Parallelquellen abweichende Tradition berichtet über die Hinrichtung des Lukianos durch Verbrennung im Ofen (Chron. Pasch. p. 520,1 Bonn: διὰ καμίνου), keine Spezifizierung über die Art des Martyriums bei Eus. h.e. 8,13,2. Deutlich ist bei Philost., dass die Todesursache letztlich die Gefangenschaft und die Folter war, die den Lukianos schwächte. Welche Rolle der Hungertod infolge der Verweigerung der Annahme von Nahrungsmitteln, die den Göttern geweiht waren (vgl. Chrys. pan. Lucn. [PG 50,523]) bei Philost. spielte, ist nicht zu erkennen. (2) ἐκκληϲίαϲ ϲχῆμα καὶ ἀϲφάλειαν τοῦ μὴ καθορᾶϲθαι ... ἀναπληροῦντοϲ Es liegt ein Zeugma vor, denn gut zusammen paßt nur ἐκκληϲίαϲ ϲχῆμα ... ἀναπληροῦντοϲ (vgl. 3,15,5 τὴν τοῦ πρεϲβυτέρου τάξιν πληροῦντι; 9,16,2 πατρὸϲ αὐτῷ τάξιν ἀποπληροῦν; 12,3,5 ϲτρατηγοῦ ϲχῆμα πληρῶν αὐτῷ; ähnlich 4,12,2 ἐπίϲκοποι ... δευτεραγωνιϲτῶν χορὸν ἐκπληροῦντεϲ), nicht dagegen ἀϲφάλειαν ... ἀναπληροῦντοϲ, weil das treffende Verb zu ἀϲφάλειαν ein διδόναι oder παρέχειν wäre; freilich läßt sich dieser Anstoß überwinden, wenn man mit einer gewissen Prägnanz rechnet („Anforderungen der Sicherheit“) ähnlich wie Gal. 6,2 ἀλλήλων τὰ βάρη βαϲτάζετε καὶ οὕτωϲ ἀναπληρώϲετε τὸν νόμον τοῦ Χριϲτοῦ. In der Lukianos-Vita (s. oben) stehen beide Angaben getrennt voneinander: zum einen p. 195,21-24 Bid. ἐδόκει ... ἄπορον εἶναι, πῶϲ ἂν ἢ τράπεζαν εἰϲ τὴν εἱρκτὴν εἰϲκομίϲειαν (sc. Lukianos’ Jünger) ἢ τοὺϲ τῶν ἀθέων ... λάθοιεν ὀφθαλμούϲ u. p. 196,7-9 πάνταϲ ... ὁ μάρτυϲ κύκλῳ αὐτοὺϲ περιϲτηϲάμενοϲ, ὡϲ ἂν βύζην αὐτὸν καὶ παρ᾿ ἀλλήλουϲ ἀϲφαλῶϲ εὖ μάλα ϲυγκλείϲειαν; zum anderen p. 196,1 f. (Worte des Lukianos) νεὼϲ ... ἅγιοϲ ὑμεῖϲ μοι γενήϲεϲθε πανταχόθεν με περιϲτοιχιϲάμενοι. Photios hat sie in einem Satz zusammengedrängt und das Zeugma in Kauf genommen. Diese Schwierigkeit erklärt auch, warum Nikephoros den Passus mit verschiedenen Hinzufügungen wiedergegeben hat (h. e. 8,31 [PG 146,120 BC]): τὰ δὲ τῆϲ ἱερουργίαϲ ἐτελεῖτο ἐν τῇ εἱρκτῇ. καὶ ἐκκληϲίαϲ ϲχῆμα ὁ κυκλώϲαϲ ἐκεῖνον ἱερὸϲ ἐτύπου χορ τε καὶ τοῦ μὴ καθορᾶϲθαι τὰ δρώμενα παρὰ τῶν εὐϲεβῶν τοῖϲ ἄλλωϲ ἔχουϲι δόξηϲ οὕτωϲ ἐτέλουν (vgl. Bidez, Philostorgius XXXIV).

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Zu ἀϲφάλειαν τοῦ μὴ καθορᾶϲθαι vgl. 2,16,1 δέει τοῦ μή τι κἀκείνουϲ ὑπ’ αὐτῶν ὅμοιον ὑποϲτῆναι; K.-G. 2,219 Anm. 10. παρὰ τῶν ἀϲεβούντων Holstes Änderung des überlieferten εὐϲεβούντων (vgl. Valesius, Annot. 131) ist unumgänglich, da klar werden muß, wer das Geschehen nicht sehen darf: die heidnischen Aufseher. Philostorgs typischer Ausdruck für das Heidentum und seine Anhänger ist ἀϲέβεια mit Ableitungen (vgl. Bidez, Philostorgius 313 s. v.), während δυϲϲεβήϲ (Franchi de’ Cavalieri, Di un frammento 124 mit Anm. 3 wollte in δυϲϲεβούντων ändern) für die Arianer (vgl. 2,11,4; 6,5a,6) oder einen Renegaten wie Julian (vgl. 7,4c,1) benutzt wird. 1 Der Gottesdienst … Gottlosen gesehen wurden Nikephoros Kallistos weicht (PG 146,120, vgl. auch den Apparat bei Bidez, Philostorgius, 25) teilweise vom Exzerpt des Photios ab und betont, dass die Messe so stattfand, dass das, „was von den Frommen durchgeführt wurde, von denen, die anderen Glaubens waren, nicht gesehen wurde.“ Nikephoros Kallistos hat allerdings nur die bekannte Handschrift B des Exzerpts des Photios (im Baroccianus 142) vor Augen gehabt (s. Einleitung, S. 16 f.). Die besonderen Modalitäten dieser letzten Gottesdienstfeier des Lukianos werden in der Lukianos-Vita (bei Symeon Metaphrastes und in Stücken der Vita Constantini BHG 365) in den gleichen Details beschrieben. Zusätzlich erfährt man, dass die Gottesdienstfeier anlässlich der Theophanie (im Sinne von „Epiphanie“) stattfand, vgl. zum sicher bezeugten dies natalis des Lukianos, der am 7. Januar, ein Tag nach dem Fest, verstarb, Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 78. Der liturgische Anlass (die zu dieser Zeit noch nicht klar voneinander abgegrenzten Feiern der Epiphanie bzw. des Weihnachtsfests) steht natürlich in Verbindung mit den von der arianisch orientierten Vita vorausgesetzten theologischen Aussagen des Lukianos. Man kann sich daher schwer vorstellen, dass Philost. hier nicht die Gelegenheit genutzt hat, auf die besondere Theologie des Lukianos hinzuweisen. Philost. ließ vielleicht aus diesem Grunde nach der Beschreibung des wahren, durch einen Märtyrer mit besonderer Autorität versehenen Glaubens die Darstellung der diversen Schüler des Lukianos folgen. 14. Schüler dieses Märtyrers Philost. bietet nach Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 193 die älteste bekannte Liste der Schüler des Lukianos. Aller dass Eusebios, Leontios und ἄλλοι τινέϲ zu einer gemeinsamen Faktion Mit ἀϲέβεια wird 2,1,1 u. 2,15 auch der Arianismus bezeichnet, und Photios beschimpft Philostorg ständig als δυϲϲεβήϲ (z. B. 2,6). 1

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gehören, möglicherweise ebenfalls Rudimente einer solchen Liste zu erkennen, auch wenn hier Lukianos nicht als geistiger Stammvater genannt ist, vgl. dazu Löhr, Arius, 533. Es ist anzunehmen, dass Photios die Liste nicht komplett zitiert, wie die nachträgliche Erwähnung des Lukianosschülers Athanasios von Anazarbos (3,15) zeigt. Zu berücksichtigen ist auch die Liste in der Lukianos-Vita (Bidez, Anhang VI, p. 192,15-22), wo allerdings neben Antonios/Antoninos die übrigen Männer nur kollektiv bezeichnet sind, während noch die Frauen Eustolia, Dorothea, Severa und Pelagia genannt sind, die allerdings mit Ausnahme des Antonios/ Antoninos alle beim Martyrium abwesend sind. Philost. ist die wichtigste Quelle, die eine „Schule“ des Lukianos in der Art, in der es eine Schule des Origenes (über Pamphilos bis zu Eusebios von Kaisareia) gibt, bezeugt. Vgl. daneben das zeitgenössische Zeugnis des Areios, der den Eusebios von Nikomedeia als „Syllukianisten“ bezeichnet (Athanasius Werke 3,1 Urk. 1 [Dok. 15] = Thdt. h.e. 1,5,4), ferner die tendenziöse Darstellung des Alexandros von Alexandreia, der Areios in die Nachfolge des Paulos von Samosata und des Lukianos von Antiocheia stellt (Athanasius Werke 3,1 Urk. 14 [Dok. 17]), die Polemik des Mar. Victorin. adv. Arium 1,43 gegen Eusebianer und Lukianisten oder die Notiz des Epiphanios über das Zusammenleben von Eusebios von Nikomedeia und Lukianos, vgl. Epiph. haer. 65,5 (GCS 37,156). Der Name „Lukianisten“ bzw. (in der Ansprache) „Syllukianisten“ erinnert an die Selbstbezeichnung von Philosophenschulen, etwa der Diogenisten, Antipartisten oder Panaitiasten (Athen. 5,185 c-186 a), vgl. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 157 Anm. 3. Die Erklärung von Schwartz ist überzeugender als die von Williams, Arius, 31 (ein Versuch der captatio benevolentiae), während Brennecke, Lukian von Antiochien in der Geschichte des Arianischen Streites, 177 Anm. 29 die Frage offen lässt. Wenig spricht jedenfalls – trotz des Erklärungsansatzes von Schwartz – dafür, dass eine theologische, über den ganzen Osten wirksame „Schule“ Lukians wirklich existierte, vgl. gegen die Konstrukte der modernen theologischen Forschung, die aus Lukianos einen „Arius vor Arius“ (Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 2, 187) machte, H. Ch. Brennecke, Art. Lucian von Antiochien, TRE 21 (1991) 474-479; Brennecke, Lukian von Antiochien in der Geschichte des Arianischen Streites, 170theologisches Profil dieser Schule auszumachen, was übrigens von Philost. selbst de facto eingeräumt wird, indem er feststellt, dass nur die wenigsten Schüler bei der reinen Lehre des Lukianos verblieben sein sollen. Vgl. zum

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fehlenden theologischen Profil der Lukianos-Schüler auch den Komm. zu Philost. 2,15, besonders zur Figur des Asterios. Areios, der den Eusebios, als Syllukianisten ansprach, fehlt unter den von Philost. aufgeführten Schülern des Lukianos, seine Positionen sind bei Philost. nicht mit denen des (angeblichen Syllukianisten) Eusebios identisch. Vgl. zur Frage des Verhältnisses zwischen Areios und Lukianos Löhr, Arius, 531-533, mit dem plausiblen Hinweis, dass die (von Philost. postulierten) dogmatischen Abweichungen erklären, dass Areios bei Philost. kein Schüler des Lukianos sein kann. Antonios, den Bischof von Tarsos in Kilikien Antonios ist der einzige und besondere Schüler, der unter den Gefährten der letzten Stunde auch in der Lukianos-Vita (Bidez, Anhang VI, p. 196,12-17) genannt wird, während die Anwesenheit der übrigen Schüler nur allgemein erwähnt wird. Die wie auch immer „arianisch“-subordinationistisch orientierte gemeinsame Vorlage des Symeon Metaphrastes und der anonymen Vita Constantini BHG 365 hat wohl auch andere, prominentere Namen genannt. Weil Antonios völlig unbekannt war und keinen Anstoß erregte, hat sein Name in orthodoxen Überarbeitungen der Vita überlebt, vgl. Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 199. Asterios … ihnen bezüglich der Reue beistand Als einer, der geopfert hatte, und als Nicht-Kleriker verfügte Asterios auch nach seiner Rehabilitation über keine große Autorität, blieb aber als „Asterios, der Sophist“ in den theologischen Debatten gleichwohl einflussreich. Das Opfer des Asterios muss während der diokletianischen Verfolgung stattgefunden haben, vgl. Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 62 f. Ath. syn. 18 geht davon aus, die Verfolgung habe unter einem Vorfahren des Constantius II. stattgefunden. Damit ist entweder gemeint, dass Maximianus Herculius, der Großvater des Constantius II., auch im Osten als Koregent Diokletians auftrat; oder aber der Großvater des Constantius II. Maximianus wird (beabsichtigt oder unbeabsichtigt) mit dem Christenverfolger Galerius Maximianus verwechselt. 15. ἀϲέβειαν Trotz Bidez’ Versicherung (Philostorgius XXX) ist festzustellen, daß B eindeutig ἀϲέβειαν hat und nicht εὐϲέβειαν, das sich im cod. Bochart. (s. zu 2,13,1) findet. Gothofredus (Restituenda zu ἀϲέβειαν der Bewertung des Photios entspricht, εὐϲέβειαν dagegen der des Philostorg (vgl. 2,1,1 u. Bidez, app. crit. zu p. 12,4).

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ἀνενεχθῆναι ... τῆϲ μεταβολῆϲ Der bloße gen. ließe sich zwar allgemein erklären, ist aber auffällig (vgl. K.-G. 1,394 f.). Hinter dem δὲ kann leicht ein ἐκ ausgefallen sein, vgl. Phot. bibl. cod. 250 p. 459 b 29 f. ὁ ἥλιοϲ ἀναφερόμενοϲ φαίνεται ἐκ μέϲου τοῦ πελάγουϲ. Auf jeden Fall ist nicht mit Koetschau 267 in den dat. zu ändern, denn, wie das folgende τὸν ... Μάριν ἐκεῖθεν ἀνενεχθέντα zeigt, kommt es auf die Korrektur des in Nizäa erfolgten Positionswechsels an. Irrglauben in unveränderter Weise Dieser feste Standpunkt im Glauben – in der Sprache des orthodoxen Byzantiners Photios im „Irrglauben“ – wird von Philost. deshalb so hervorgehoben, weil beide später die Lehrer des Aetios sind und so zu den Gründungsvätern des anhomöischen Glaubens gehören. Zu Leontios vgl. W. Ensslin, Art. Leontius 39, RE Suppl. 8 (1956) 942-944. Loofs, Bekenntnis Lucians des Märtyrers, 601 betont, dass Philost. die wirkliche Einstellung Lukians nicht kannte. Das trifft vermutlich zu, aber er schreibt in anachronistischer Weise dem Lukianos anhomöische Ideen zu, indem nämlich die Lehrer des Aetios angeblich die Ideen des Lukianos vertreten sollen, während gemäßigtere Vertreter von der reinen Lehre abweichen. Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 195 hebt zu Recht hervor: „Ce n’est pas selon la doctrine historiquement enseigné par Lucien qu’il juge ses disciples, mais selon l’idée qu’il se fait de l’orthodoxie.“ Problematisch ist nur, dass die „doctrine historiquement enseigné par Lucien“ überhaupt nicht mehr rekonstruiert werden kann. Theognis … Zeugens habe Zur Theologie des Theognis s. den Komm. zu Philost. 1,8a. Überzeugung Vgl. zum Verständnis der Stelle Loofs, Bekenntnis Lucians des Märtyrers, 601. φρόνημα ist gegen F. Kattenbusch, Das apostolische Symbol 1, Leipzig 1894, 258 nicht mit τοῦ Λουκιανοῦ zu ergänzen. Abbild des Wesens des Vaters sei Zu Asterios dem Sophisten vgl. neben Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 316-357 die neuere Fragmentsammlung von Vinzent, Asterius. Die theologischen Fragmente sowie M. F. Wiles (in Zusammenarbeit mit R. C. Gregg), Asterius: A New Chapter in the History of Arianism?, in: R. C. Gregg (Hg.), Arianism. Historical and Theological Reassessments, Cambridge/Mass. 1985, 111-151, wo allerdings die Homilien mit zum Oeuvre des Asterios gezählt werden. Zu dessen Vita s. den Komm. z lost. dem Asterios zugeschriebenen Position tatsächlich Übereinstimmungen mit den Meinungen festzustellen, die durch die Angriffe des Markellos von Ankyra bekannt geblieben sind und die letztlich Eingang in die gegen

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Markellos gerichtete Schrift Eusebs gefunden haben, vgl. fr. 21 = fr. 10 Vinzent bei Eus. Marcell. 1,4,33, s. auch die zitierte Arbeit von Wiles, 113 f. sowie M. Vinzent, Gottes Wesen, Logos, Weisheit und Kraft bei Asterius von Kappadokien und Markell von Ankyra, VChr 47 (1993) 170-191. Mit seiner Formel über den besonderen und von den übrigen Geschöpfen ganz verschiedenen Abbildcharakter des Sohnes soll sich also Asterios nach Auffassung Philostorgs ganz ausdrücklich von der Lehre des Lukianos unterschieden haben. Die Formel in der Kirchweihsynode von Antiocheia (341) ist aber genau mit dieser Definition des Asterios identisch gewesen und wohl auch hauptsächlich von Asterios, dem „Sophisten“ inspiriert worden, vgl. zur Ekthesis von 341 Soz. 3,5,9 und zur antiochenischen Kirchweihsynode als Grundlage des homöusischen Bekenntnisses Soz. 6,12,4. Diese Formel wird in Soz. 6,12,4 nun ausdrücklich auf Lukianos zurückgeführt, während sie nach der Angabe des Philost. ja gerade von Lukianos abwich. Lukianos wurde also sowohl von den Homöusiern als auch von den Eunomianern als theologischer Vorläufer in Anspruch genommen. 16. (1) τοῦ τριακοϲτοῦ δευτέρου ἔτουϲ Der überlieferte acc. ist seltsam, denn in Verbindung mit Jahren oder Zeitangaben regiert ἐπιβαίνειν üblicherweise den gen., auch in den Philost.-Zeugen, vgl. 2,9a,1 ὁ Κωνϲταντῖνοϲ ἤδη πέμπτου καὶ εἰκοϲτοῦ τῆϲ αὐτοῦ βαϲιλείαϲ ἐπιβὰϲ ἔτουϲ; 2,16a,1 (s. unten); 9,5,1 τρίτου τῆϲ βαϲιλείαϲ ἔτουϲ Οὐάληϲ ἐπιβάϲ; 12,8,1 Θεοδοϲίου τῆϲ τῶν μειρακίων ἡλικίαϲ ἐπιβεβηκότοϲ. 1 Da in der Parallelüberlieferung unseres Passus, 2,16a,1, der gen. benutzt ist (τοῦ δευτέρου [sc. καὶ τριακοϲτοῦ ἔτουϲ] ἐπιβάϲ), ist dieser hier ebenfalls einzusetzen. ἐπιβαίνοντοϲ ... Κωνϲταντίνου Bezüglich des gen. abs. s. zu 1,5a,1. προκαταλαβόντα Vgl. Bidez, Philostorgius 333 s. v.; der Gedanke wird in 3 mit προφθάϲαντι aufgenommen. durch Gift von Hand seiner Brüder Von einer Ermordung Konstantins durch seine Brüder berichtet sonst keine Quelle, vgl. zur Erzählung des Philost. I. Tantillo, Filostorgio e la tradizione sul testamento di Costantino, Athenaeum 88 (2000) 559-564. Es handelt sich offenkundig um eine Erfindung, die Constantius II., der die Brüder Konstantins beseitigen ließ, rechtfertigen sollte, vgl. Marasco, Filostorgio, 23 Anm. 55. Diese Erfineine tragische dynastische Gesamtintrige, die die Ereignisse von 326 direkt Zum acc. bei ἐπιβαίνειν, in anderer Bedeutung, vgl. LSJ s. v. A III, H. Stein zu Hdt. 7,50,4 und Finglass zu Soph. Aias 137-40 (S. 180). 1

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mit dem Tod Konstantins verbinde, so Marasco, 23: „collegando strettamente la pretesa uccisione di Costantino alla morte di Crispo e di Fausta, egli ha infatti creato una vera e propria tragedia dinastica.“ M. E. besteht allerdings bei Philost. gerade keine kausale Verbindung zwischen der Tragödie von 326 und dem Tod Konstantins 337, vgl. den Komm. zu Philost. 2,4. Zur nicht zu leugnenden Verantwortung des Constantius II. für die Verwandtenmorde im konstantinischen Haus, s. die detaillierte Studie von R. W. Burgess, The Summer of Blood. The „Great Massacre“ of 337 and the Promotion of the Sons of Constantine, DOP 62 (2008) 5-51 (wieder abgedruckt in ders., Chronicles, Consuls, and Coins, Farnham 2011). Die Technik des Umgangs mit dieser Information paganer Quellen zu den Verwandtenmorden von 337 gleicht derjenigen des Berichts über die Familienmorde von 326 (Philost. 2,4; 2,4a; 2,4b). Die Morde werden nicht geleugnet, aber als Akte der Gerechtigkeit erklärt. ein Testament … Eusebios von Nikomedeia Die Morde an den Brüdern Konstantins durch Constantius II. sind also angeblich vom vergifteten Konstantin testamentarisch angeordnet worden und nur eine Maßnahme der Gerechtigkeit. Auf ein Testament Konstantins mit angeblichen Nachfolgeregelungen verweist Socr. 1,39,3 f. Diese Nachricht haben spätere Autoren übernommen, vgl. Thdr. Lect. h.e. 51 (GCS N. F. 3,27); Thphn. p. 33,23-25 und 30-32 de Boor. Das Testament soll bei einem anonymen arianischen Priester hinterlegt worden sein, der es exklusiv an Constantius II. übergeben sollte. Dass Philost. Eusebios nennt, entspricht der besonderen Rolle, die Eusebios von Nikomedeia in der dynastischen Politik gespielt haben soll, vgl. Philost. 1,6d,9.

2,16a (1) Komet seinen Tod angekündigt Die Artemii Passio könnte dieses Detail über welche Zwischenquellen auch immer aus der Tradition der auch in den kirchengeschichtlichen Darstellungen benutzten Enmannschen Kaisergeschichte gewonnen haben, vgl. Eutr. 10,8,2 f. und Aur. Vict. caes. 41,16. Angesichts des Interesses Philostorgs für astronomische Phänomene vorgefunden haben, vgl. auch Marasco, Filostorgio, 47. (2) οὓϲ καὶ Καίϲαραϲ ὁ Κωνϲταντῖνοϲ καὶ νοβελληϲίμουϲ ἐτίμηϲε Vgl. 1,5a,11 τούϲ τε ἀδελφοὺϲ τοὺϲ ἑαυτοῦ τιμήϲαϲ ὑποβαϲιλεύειν

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ἑαυτῷ δίδωϲι τὸν μὲν Δαλμάτιον ὃν καλοῦϲι Ῥωμαῖοι Καίϲαρα ἀποδείξαϲ, τὸν δ᾽ ἕτερον ⟨ὃν〉 οἱ μὲν ῥῆγά φαϲι νωβελλίϲιμον, οἱ δὲ πατρίκιον. Zum doppelten acc. bei τιμᾶν vergleicht Bidez, Philostorgius 337 s. v. Sym. Met. mart. Artem. 39 (PG 115,1204 A) Ἀλύπιόν τινα, ἄνδρα δειϲιδαιμονέϲτατον, κόμητα τιμήϲαϲ ἀποϲτέλλει. (2-3) Konstantin … heidnischen Glauben abgefallen war Barnes, Constantine: Dynasty, Religion and Power, 41 betont, dass die Artemii Passio (Philost. 2,16a) die Reihenfolge der Kinder des Constantius II. richtig nach dem Alter anführt. Ansonsten ist allerdings festzustellen, dass die Artemii Passio irrige Angaben zur konstantinischen Dynastie bietet. Der Irrtum, der den (Halb-)Brüdern und nicht den (gleichnamigen) Neffen Konstantins Hannibalianus und Dalmatius die Titel Caesar bzw. nobilissimus (zu Hannibalianus als nobilissimus vgl. Zos. 2,39,2) zuweist, findet sich auch in der Vita Constantini BHG 365. Da sowohl die Artemii Passio als auch die Vita Constantini von Philost. abhängen, liegt die Vermutung nahe, dass bereits Philost. die Verhältnisse in der konstantinischen Dynastie so darstellte, dass die für Constantius II. problematische Beteiligung auch der Neffen Konstantins an der Herrschaft und ihre Einbindung in das Herrscherkollegium einfach ignoriert wurde. Ein weiterer Irrtum besteht darin, dass Gallus angeblich die gleiche Mutter wie Julian hatte, während in Wirklichkeit dieser von Galla, jener von Basilina abstammte. (4-5) dass die Kaiserherrschaft … widerrechtlich meinen Vater und seine beiden Brüder Dass der Autor der Artemii Passio in der Rede Julians Philost. benutzt hat, ist wahrscheinlich; durch den Einbau in den argumentativen Schlagabtausch zwischen Artemius und Julian sind aber Verkürzungen eingetreten. Zu den detaillierten, aber falschen Angaben zu den Verhältnissen in der konstantinischen Dynastie s. zu 2,16a,2 f. Der Vater Konstantins wird (mit Sicherheit erst vom Verfasser der Artemii Passio) fälschlich Constans genannt. Die Passage suggeriert außerdem, Konstantin habe unmittelbar nach Regierungsantritt seine Halbbrüder umgebracht. Das ist ein Missverständnis der Angabe Philostorgs über den Befehl, den Konstantin testamentarisch erteilte, seine Brüder zu töten. In der Erzählung des Philost. förderte Konstantin vielmehr zu seinen Lebzeiten seine Brüder, s. Philost. 1,5a.

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2,16b Konstantin … zugewiesen Philost. wies also auf die noch von Konstantin selbst vorgenommene Aufgabenverteilung unter seine Söhne nach der Caesarerhebung des Constans im Jahr 333 hin, weshalb dieses Stück nicht dem dritten, sondern dem zweiten, die Regierung Konstantins behandelnden Buch zuzuordnen ist. In der Darstellung Philostorgs sind wie bei Eusebios (v.C. 1,1,3 und 4,68,1 f.) die zusätzlich an der Herrschaft beteiligten Neffen Dalmatius Caesar und Hannibalianus ignoriert worden. Der Umfang der den drei Söhnen als Caesares zugewiesenen Aufgaben entspricht der Beschreibung in Anon. Vales. 35: ita ut Gallias Constantius minor regebat, Orientem Constantius Caesar, Illyricum et Italiam Constans, ripam Gothicam Dalmatius tuebatur. Die Angaben über die Zeitpunkte der Caesarerhebung (317 für Crispus, 324 für Constantius, 333 für Constans) sind korrekt.

2,17 f. 17. Standbild Konstantins, welches auf der Porphyrsäule aufgestellt war Philost. erwähnt die Porphyrsäule als zentrales Monument und macht auch ihre Rolle in der zentral auf den Kult Konstantins zugeschnittenen Stadtanlage von Konstantinopel durchaus deutlich. Als deutlicher christlich und weniger auf Konstantin zugeschnittener Kultort erscheint dagegen das Monument auf der Porphyrsäule bei Socr. 1,17,8: Die Statue auf der Säule soll Kreuzreliquien enthalten haben. Zur Porphyrsäule vgl. Bauer, Stadt, Platz und Denkmal in der Spätantike, 185; Kuban, Konstantins neue Polis, 228 f. mit Opfergaben … darbrachten In der Regel wird angenommen, Philost. selbst habe tatsächlich heftige Kritik an diesen Formen von Verehrung geübt, vgl. z. B. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 360 oder Winkelmann, Heiden und Christen in den Werken der oströmischen Historiker des 5. Jh., 156: „Die von Christen dem Standbild Konstantins I. erwiesene Verehrung verteidigte er nicht. In ihr sah er das Fortleben heidnischer Bräuc Anklage und Verleumdung missverstanden und den Argumentationszusammenhang verkannt haben. Mit seinem Hinweis auf die im Rahmen des spätantiken Kaiserkults nachvollziehbare Verehrung Konstantins durch die

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Bevölkerung versuchte Philost. sein Modell Eusebios zu übertreffen, der ebenfalls Konstantin zu einem von den Untertanen demütig verehrten Halbgott stilisiert hat. Auf die noch in seiner Gegenwart praktizierte Heiligenverehrung Konstantins im Mausoleum an der Apostelkirche und an der Statue auf dem Forum weist auch Theodoretos (h.e. 1,34,3) ohne jede Kritik hin. Zur postumen Verehrung Konstantins durch die Soldaten, vgl. Jul. or. 1,8 a. Prozessionen mit der Konstantinsstatue in Konstantinopel sind noch für das 6. Jh. belegt (Jo. Mal. p. 322,5-16 Bonn = p. 247,20-29 Thurn). Zu diesen Feiern s. auch F. A. Bauer, Stadtverkehr in Konstantinopel. Die Zeremonialisierung des Alltags, in: D. Mertens (Hg.), Stadtverkehr in der antiken Welt, Wiesbaden 2008, 193-211, hier 192-194, der allerdings, A. Berger folgend, davon ausgeht, die Zeremonie sei unter Theodosius I. bereits eingestellt worden. Zur Verehrung der Wundertätigkeit eines Konstantinbildes in der Provinz, vgl. A. Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites, Berlin 1999, 49. Zur Darstellung der Ansicht Philostorgs durch Photios, die stark durch die zeitgenössische Problematik des Bilderstreits geprägt ist, s. Einleitung, S. 12 f. 18. ὅτι ... φηϲὶ ... φηϲιν κτλ. Zu wiederholtem φηϲι im selben Satz vgl. 10,3,2 τούτουϲ δέ φηϲι μετὰ τὸ κατατμηθῆναι ταῖϲ δόξαιϲ καὶ εἰϲ πολλὴν ἄλλην ἀϲχημοϲύνην ἐκδιαιτηθῆναί φηϲι χρημάτων τε τὰϲ ἱερωϲύναϲ καὶ διδόνταϲ καὶ λαμβάνονταϲ καὶ τὰϲ ὑπευθύνουϲ καὶ ϲωματικὰϲ ἡδονὰϲ μεταδιώκονταϲ. ὡϲ εἶχεν Vgl. 5,2a,5 ἄϲμενοϲ ἐξεχώρηϲεν, ὡϲ εἶχε, τῶν βαϲιλείων; 11,6,2 ὡϲ εἶχεν ἀγκαλιϲαμένη τὰ παιδία διὰ χειρὸϲ ἑκατέραϲ προϲέρχεται τῷ ἀνδρί. die Erlaubnis zur Rückkehr erhielten Diese Amnestie war, was Philost. jedenfalls nach dem Exzerpt des Photios nicht erwähnt hat, einseitig von Constantinus II. verkündet worden, vgl. hierzu Ath. h. Ar. 8 und Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 273. Nach Schwartz, 276 ist diese Amnestie von Athanasios selbst inspiriert worden. Aber Constantinus II. hatte natürlich auch ein eigenes politisches Interesse daran, sich durch die Amnestie und durch den Eingriff in östliche Angelegenheiten als Gesamtherrscher des römischen Reiches zu profilieren und Constantius II. zu destabilisieren. von Gallien nach Alexandreia Kontaktaufnahmen während dieser ersten Rückreise. Vgl. zur Formung einer Partei gegen Eusebios von Nikomedeia Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 276 mit Verweis auf Hil. coll. antiar. 4,1,8 (CSEL 65,54):

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etenim per omnem viam reditus sui ecclesiam subvertebat, damnatos episcopos aliquos restaurabat. Athanasios traf bei der Rückreise auch mit Constantius II. in Viminacium zusammen, vgl. Ath. apol. Const. 5. Was Philost. genau über das Verhältnis zwischen Constantius II. und Athanasios in den ausgehenden 30er Jahren geschrieben hat, muss offen bleiben. Die Rückkehr nach Alexandreia wird allerdings bei Philost. nicht mit der Erlaubnis durch Constantinus II. oder Constantius II., sondern allein mit dem (historisch falsch eingeordneten) Tod des Gregorios von Kappadokien erklärt. Da Philost. 3,3 angibt, Constantius II. habe, sobald er von der vollendeten Tatsache der Wiedereinnahme Alexandreias durch Athanasios erfahren habe, diesen sofort abgesetzt, hat man eher den Eindruck, dass Athanasios ohne Wissen des Constantius II. nach Alexandreia zurückgekehrt war. Damit ist eine Begegnung zwischen dem Kaiser und Athanasios mit relativ großer Sicherheit nicht beschrieben worden. Gregorios verstorben war Athanasios hat also nach der Version Philostorgs noch zu Lebzeiten Konstantins einen Nachfolger erhalten, der ihn ersetzen sollte. Die athanasianische Tradition, der auch Barnes, Athanasius and Constantius, 25 folgt, geht dagegen davon aus, dass die Stelle des Athanasios vakant bleibt, vgl. Martin, Athanase d’Alexandrie, 386, während wohl in Wirklichkeit 337 der Gegenbischof Pistos amtierte, vgl. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 278-280. Die Chronologie der Gegenbischöfe des Athanasios ist allerdings bei Philost. völlig verwirrt: Gregorios von Kappadokien amtiert bereits zu Lebzeiten Konstantins, Georgios von Kappadokien dann spätestens ab 340, vgl. Philost. 3,3. In Wirklichkeit war Athanasios selbst de facto der von Constantius II. anerkannte Nachfolger des erst 346 verstorbenen Gregorios. Georgios von Kappadokien amtierte dann erst ab 357. Wer für die völlige Verwirrung der Chronologie und die offenkundige Verschiebung der Amtszeiten von Gregorios und Georgios von Kappadokien verantwortlich zu machen ist, muss offen bleiben. Philost. 3,3 könnte in ähnlich flüchtiger Form vom Exzerptor verformt worden sein wie das bei Philost. 12,1 mit seinen Angaben über Olympiodoros/Olympios oder über die angeblichen Kriegstaten des Gallus Caesar (Philost. 3,28) der Fall ist. Wahrscheinlicher ist aber, dass bereits Philost. hier in tiefgreifender Form neue historische Zusammenhänge komStörungen in der Darstellung der verschiedenen Exilzeiten des Athanasios aufwies, vgl. zu den dann auch in den erhaltenen Kirchengeschichten durchscheinenden Varianten Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété,

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347-351. Rufinus (hist. 10,17-20 [GCS 9,982-987]) verlegt etwa das erste Exil des Athanasios tendenziös in die Regierungszeit des Constantius II. Zur rekonstruierbaren „version vulgate“, die die Zahl der Exile des Athanasios reduzierte, vgl. Van Nuffelen, 347. Ähnliche Ungereimtheiten fallen bei Paulos von Konstantinopel auf, dessen Erhebung in der Regierungszeit Konstantins bei Philost. offenkundig ganz ignoriert worden ist, vgl. den Komm. zu Philost. 2,10. Ein Kristallisationskern für erfundene Zusammenhänge könnte gewesen sein, dass bei Athanasios Gregorios ganz deutlich als Geschöpf des Eusebios und seiner Anhänger charakterisiert wird, vgl. Ath. h. Ar. 9,3, wo die Eusebianer den Constantius II. auffordern: „Schick auch Gregor als Bischof nach Alexandrien! Auch er kann unsere Häresie unterstützen.“ (Übers. Portmann) Das erklärt vielleicht, warum bei Philost., bei dem Eusebios von Nikomedeia seinen Einfluss bereits in der Zeit Konstantins und nicht erst in der Zeit des Constantius ausübt, Gregorios dann auch bereits unter Konstantin eingesetzt wird.

3. Buch Mit dem dritten Buch begann die umfangreiche Darstellung kirchlicher und politischer Ereignisse in der Zeit des Constantius II. (337-361). Dabei behandelte das dritte Buch die Ereignisse bis zur Entzweiung zwischen Constantius II. und Gallus (354). Im Rahmen der Darstellung der politischen Geschichte wurden der Kampf zwischen Constantinus II. und Constans (1), die Baumaßnahmen des Constantius II. in Konstantinopel (2) sowie – mit großer Ausführlichkeit – die Ereignisse von 350 bis 354, nämlich die Usurpation des Vetranio und des Magnentius und die Entzweiung des Constantius II. und Gallus, beschrieben (22-26; 28). Die Darstellung der kirchlichen Ereignisse ist nach Ausweis der erhaltenen Reste auf Athanasios (3 und 12) sowie Theophilos (4-6), Aetios und Eunomios (14-17; 19-21; 27) fokussiert gewesen sowie auf die Darstellung der kirchlichen Rahmenbedingungen, auf die Aetios in Antiocheia traf (13; 18). Die Darstellung der Indienmission des Theophilos bot Philostorgios hinreichenden Anlass, in exkursartigen Ausführungen auf die Weltflüsse, die Lokalisierung des Paradieses und die indische Fauna einzugehen (7-11). [B. B.]

3,1 Κωνϲταντῖνόν ... Κώνϲταντι Die Korrekturen stammen von L. de Tillemont, Histoire des empereurs, Paris 17042, 4,669 rechte Sp.: „Je ne sçay mesme s’il n’y a point de faute dans son texte. Car sa construction demanderoit naturellement qu’on lust Κωνϲταντῖνον φηϲὶν ... ἐπιβουλεῦϲαι Κώνϲταντι.“ Bereits Gothofredus, Diss. 95 f. hat die historischen Verhältnisse richtig erkannt, allerdings angenommen, daß Philostorg diese falsch dargestellt habe. Zu solchen Verschreibungen der Namen in B vgl. Bidez, Philostorgius XL. ⟨ὁ〉 πρεϲβύτεροϲ Zum Komparativ statt des Superlativs vgl. Phot. bibl. cod. 224 p. 228 a 30-32 (= Memnon v. Herakleia FGrHist 434 F 12,6) (Ζιποίτηϲ) καταλείπει παῖδαϲ δ´. τοῦτον ὁ πρεϲβύτεροϲ τῶν παίδων Νικομήδηϲ διαδέχεται τοῖϲ ἀδελφοῖϲ οὐ νώϲ; Zos. 2,39,2 Κωνϲταντῖνοϲ ... ὁ πρεϲβύτεροϲ ἅμα τῷ νεωτάτῳ Κώνϲταντι (zuvor [1] werden ausdrücklich drei Söhne erwähnt); Schwyzer 2,185 (e); Blass / Debrunner § 60. Da es sich bei dem Prädikatsnomen

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in diesem Fall um „etwas Bestimmtes“ handelt (K.-G. 1,592 Anm. 4), zumal der Unterschied zum echten Komparativ deutlich werden muß, ist der Artikel nötig (Vorschlag von R. Kassel). Anderenorts wird in den Philostorgzeugen der Superlativ benutzt, vgl. 2,4a,1 Κρίϲποϲ ... ὁ πρεϲβύτατοϲ τῶν Κωνϲταντίνου υἱῶν; 2,16b τὸν ... πρεϲβύτατον ἑαυτοῦ παῖδα Κωνϲταντῖνον; 3,22,2 ἡ πρεϲβυτάτη τούτων ἀδελφὴ Κωνϲταντῖνα. Constantinus … Anschlag auf seinen Bruder Constans Gemeint ist die Aggression des Constantinus II. gegen Constans, die mit dem Tod Constantins bei Aquileia endete. Zur Geschichte des Bürgerkriegs von 340 vgl. Bleckmann, Bürgerkrieg zwischen Constantin II. und Constans, passim. Schlacht mit dessen Generälen An der Schlacht an der Alsa in der Nähe von Aquileia (340 n. Chr.) nahm Constans selbst nicht teil, sondern er hatte seine Generäle vorausgeschickt, vgl. die genauere Darstellung bei Zonar. 13,5,8-10 und u. zu Philost. 3,1a,4. Vermutlich dürfte auch die unmittelbare Vorlage des Philost., der anonyme homöische Historiker, das Gleiche berichtet haben. Vgl. Thphn. p. 35,30-32 de Boor. Die Übersetzung bei Mango / Scott, Chronicle of Theophanes, 58 ist etwas ungenau: „Constantine, after … meeting him (gemeint ist Constans) in battle, was killed by the troops“. Bei Theophanes ist nämlich nur allgemein von einem Zusammenprall im Kampf die Rede, nicht von einer Begegnung mit Constans. der Anteil … des Constans vereinigt Die Zusammenfassung bei Photios macht trotz ihrer Kürze immerhin deutlich, dass der detaillierte Bericht der Artemii Passio (Philost. 3,1a) über die Gründe des Kampfes zwischen Constantinus II. und Constans Philost. entnommen war. Dessen Hauptelemente sind jedenfalls auch bei Photios vorhanden: 1.) Der Angriff ging von Constantinus aus und die Verteidigung (Oberitaliens) wurde von den Generälen des Constans übernommen. 2.) Nach dem Sieg erfolgte die Vereinigung der beiden Reichsteile des Constantinus und des Constans (s. die redundanten Ausführungen bei Philost. 3,1a,7), deren Zuschnitt Philost. (3,1a) im Bericht über die Teilung von 337 genau beschrieben hatte. Vgl. auch Thphn. p. 35,31 f. de Boor: Constans herrscht (nach dem Kampf von von 340 ist also anscheinend bereits beim anonymen homöischen Historiker in der gleichen Art und Weise wie bei Philost. geschildert worden, bei Philost. allerdings mit der für ihn charakteristischen Konzeption von Ein-

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zelteilen des Reiches, die als Reichsdrittel den drei Söhnen Konstantins zugeordnet sind.

3,1a (1-2) Kaum war der große Konstantin … Kaiserherrschaft und Verwaltung untertan Bei der Reichsteilung ist die Aufteilung nach dem Tode Konstantins (337) von der 335 getroffenen Aufteilungsregelung zu unterscheiden. Auf letztere bezieht sich die Liste bei Anon. Vales. 35 und partiell auch Epit. Caes. 41,19 f. und Zos. 2,39,3 (wo in beiden Fällen Regelungen von 335 mit solchen von 337 verschmolzen sind), vgl. auch Zonar. 13,5,1-4. Zur Frage der Aufteilung des Reiches von 337 und der Listen in der historiographischen Überlieferung, s. vor allem Bleckmann, Bürgerkrieg zwischen Constantin II. und Constans, 226-236, ferner die (allerdings ohne Auseinandersetzung mit meiner Quellenanalyse vorgenommene und teilweise zu abweichenden Ergebnissen gelangende) Musterung bei Festy, Philostorge, 66-69. Die Liste des Zonaras (13,5,1-4) fällt folgendermaßen aus: „Dem Constans wurde Italien, Rom selbst, Afrika, Sizilien und die übrigen der Inseln zugewiesen, aber auch Illyrikum, Makedonien und die Peloponnes zusammen mit Hellas. Dem Constantinus wurden die Cottischen Alpen zusammen mit den gallischen Provinzen zugeteilt (sie wurden Cottische Alpen genannt nach Cottius, der König dieser Gebiete gewesen war) und das Pyrenäengebirge bis zu den Mauren, die durch die Meerenge des Okeanos getrennt sind. Anteil des Constantius waren alle Gebiete, die in östlicher Richtung den Römern untertan waren, und dazu Thrakien mit der väterlichen Stadt.“ In der Epitome de Caesaribus (unter Abtrennung der Angaben für 335) heißt es (41,19 f.): Constantinus iunior cuncta trans Alpes, Constantius a freto Propontidis Asiam atque Orientem, Constans Illyricum Italiamque et Africam. Zosimos (2,39,2) hat die Anteile des Constans und des Constantinus II. zusammenaddiert, was zu falschen Schlussfolgerungen über eine Unterordnung des Constans geführt hat, vgl. weiter den Komm. zu Philost. 3,1,3. Das, was in den Ausführungen des Zosimos auf 337 zu beziehen ist, lautet: „Constantinus der Ältere, er pen sowie dazu Italien und Illyrikum, ferner die Provinzen rund um den Pontos und Libyen, das von Karthago abhängt, dem Constantius fielen dagegen die Gebiete um Asien, ferner der Orient und Ägypten zu.“ In allen

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Traditionen werden also in möglicherweise anachronistischer Form die großen Regionalpräfekturen Gallien und Oriens beschrieben, sowie die Mittelpräfektur Italien, Illyrikum und Afrika. Diese Aufteilung der drei Lose nach den drei großen Präfekturen bestimmt auch die Darstellung der Artemii Passio. Oberbegriff für die Präfektur Gallien ist in der Artemii Passio die Wendung „Gegenden jenseits der Alpen“, vgl. Epit. Caes. 41,20: cuncta trans Alpes und die gleiche Wendung bei Zosimos, während Zonaras eine Umschreibung von Galliae gebraucht, daneben aber darauf verweist, dass auch Mauretanien zur gallischen Großpräfektur gehörte. Die Alpes Cottiae sind bei Zonaras deshalb besonders hervorgehoben worden, weil sie an sich nicht zur gallischen Großpräfektur gehörten, sondern zur norditalischen Diözese, vgl. die Karte bei F. Wiblé, Deux procurateurs du Valais et l’organisation de deux districts alpins, AntTard 6 (1998), 181191, hier 186. Bei der Darstellung des Umfangs der mittleren Präfektur ist die Artemii Passio unvollständig, weil Illyrikum und Afrika fehlen, während „untere gallische Provinzen“ genannt sind, bei denen es sich sicher um eine anachronistische Verwechslung mit Gallia Cisalpina und um eine falsche Gegensatzbildung zu den „oberen Gallien“ (also den oberen gallischen Provinzen) handelt, s. u. zu Philost. 3,1,1. Oder die „unteren Gallien“ sind als südgallische Diözese aufzufassen, die dem nördlichen Gallien gegenübergestellt und irrtümlich dem Constans zugeordnet werden. Der Paralleltext in der Passio XV Martyrum des Theophylakt von Achrida (s. Philost. 3,1b) lässt erkennen, dass zumindest Afrika auf jeden Fall bei Philost. als Teil des Anteils des Constans erwähnt war. Artemii Passio und Theophylaktos von Achrida lassen weiter aber auch erkennen, dass der Reichsteil des Constantius, der die Hauptperson im Bericht des Philost. war, besonders detailliert beschrieben wurde. Immerhin nennt Theophylaktos noch Libyen und Ägypten, während die Artemii Passio sogar eine imposantere Liste von Provinzen des Reichsteils des Constantius erhalten hat. Die Artemii Passio erweckt dabei den Eindruck, als würde Illyrikum zum Reichsteil des Constantius gehören (Gebiete von Illyrikum bis zur Propontis). Aus der Passio XV Martyrum wird indes deutlich, dass Constans die Gebiete „bis nach Illyrikum“ besessen hat und dass dies auch bei Philost. selbst so beschrieben gewesen sein muss. Die Missverständlichkeit des Ausdrucks erklärt sich vielleicht nen über die Reichsteilung von 337 hier aus Eunapios geschöpft haben könnte. Gegen Festy halte ich Eunapios zwar nicht für die Grundquelle aller Reichsteilungsberichte, weil sein Bericht gewisse Einseitigkeiten auf-

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gewiesen haben dürfte, die sich nur in einem Teil der späteren Quellen wiederfinden. Aber gewisse Gemeinsamkeiten mit Philost. fallen auf. Wie Eunapios sich zur Verteilung von 337 geäußert hat, lässt sich nämlich aus einem (bei Festy und auch in der übrigen Literatur nicht berücksichtigten) Rückverweis zum Schicksal des Ablabius in seiner Vita des Sopatros erkennen. Für diese Vita hat er nach eigener Auskunft Material aus seinem großen historischen Werk benutzt, vgl. Eunap. VS 6,3,8 f., p. 22 Giangrande (nur die direkten Verweise sind bei Blockley fr. 9,2 und 20,2 berücksichtigt): „Konstantin, der auch den Ablabius ehrte, wurde bestraft, und wie er starb, ist in den ihn betreffenden Abschnitten (sc. meines Geschichtswerks) verzeichnet. Dem Ablabius vertraute er Constantius an, der gemeinsam mit ihm herrschte, später aber die väterliche Herrschaft zusammen mit seinen Brüdern Constantinus und Constans übernehmen sollte. Im Bericht (sc. meines Geschichtwerks) über den vollkommen göttlichen Julian ist dies festgehalten. Nachdem nun Constantius die Kaiserherrschaft übernommen hatte und ihm zugewiesen worden war, was er erlost hatte – es handelte sich nämlich um das Gebiet, das jenseits von Illyrikum bis in den Orient reichte –, löste er den Ablabius sofort von seinem Amt ab usw.“ In genau der gleichen Weise wie bei Philost. wird bei Eunapios das eigentlich nicht zum Los des Constantius II. gehörende Illyrikum für die westliche Begrenzung erwähnt, vgl. zur Stelle Becker, Eunapios aus Sardes, 267. Weiteres im Komm. zu Philost. 3,1b und 3,1c. (1) καὶ ἕωϲ τοῦ ἑϲπερίου Ὠκεανοῦ Hinter αἵ τε Βρεττανικαὶ νῆϲοι könnte damit nur ein Gebiet westlich der britischen Inseln gemeint sein, vgl. 3,1b u. 3,1c, wo zu ἄχρι καὶ τοῦ Ἰλλυρικοῦ sowie καὶ ἕωϲ Κυρήνηϲ αὐτῆϲ u. καὶ ἕωϲ Ἑλληϲπόντου die jeweils vorgenannten Orte als Ausgangspunkte zu verstehen sind. Die Zufügung eines τὰ vor ἕωϲ würde nicht viel weiterhelfen, denn ohne Angabe eines solchen Ausgangspunktes wäre unklar, welches Gebiet gemeint sein soll (6,5a,4 τήν τε Ἰλλυρίδα πᾶϲαν ὑφ᾿ ἑαυτῷ γῆν εἶχε καὶ τὰϲ Ἰταλίαϲ καὶ τὰ μέχρι τοῦ ἑϲπερίου Ὠκεανοῦ ϲύμπαντα ἔθνη ergibt sich dies aus dem Zusammenhang). Das τὰ ἐπέκεινα Ἄλπεων ἕωϲ τοῦ ἑϲπερίου Ὠκεανοῦ in 3,1c spricht dafür, hier unter Tilgung des καὶ das ἕωϲ τοῦ ἑϲπερίου Ὠκεανοῦ hinter Ἄλπεων umzustellen, doch ist nicht auszuschließen, daß der Verfasser des Mart. Ar wiedergegeben hat. obere Gallien In Übereinstimmung mit dem deutschen Sprachgebrauch wird der Plural „Gallien“ ebenso wie der Plural „Italien“ als Singular wie-

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dergegeben. Der Plural für die Mehrzahl der gallischen Provinzen hat eine lange Tradition (Tres Galliae) und bezeichnet in der Spätantike die Mehrzahl der beiden gallischen Diözesen bzw. der gallischen Kleinprovinzen. Für „Italien“ ist die Mehrzahl ebenfalls auf die Diözesen Italia annonaria und Italia suburbicaria oder auf die italischen Kleinprovinzen zu beziehen. Philost. folgt dem Sprachgebrauch lateinischer Vorlagen. Gallien bzw. Italien Die alternative Benennung Gallien bzw. (ἤγουν) Italien trifft historisch nur für die Zeit zu, in der Oberitalien, in etwa der spätantiken Italia annonaria entsprechend, als Gallia citerior aufgefasst wurde, also für die Römische Republik. Man könnte sich hier die Übernahme einer Glosse in den Text vorstellen. Die Vorlage bot nur Italia, was dann durch Konsultation lexikalischer Notizen mit Gallia citerior gleichgesetzt wurde. Daraus ist dann in der Reihung der Provinzen der Artemii Passio ein unzutreffender Gegensatz zwischen den „oberen gallischen Provinzen“, die ja nur von Galatien unterschieden werden sollen, und den „unteren gallischen Provinzen“ konstruiert worden. (2) ἀϲπάζεται Vgl. 2,12 ἀϲπάϲαϲθαι ... τὸ χωρίον. Byzanz, das … Neues Rom umbenannt wurde Die Benennung von Byzanz als „Neues Rom“ fand in der Sicht der Autoren des 5. Jh. schon vor dem Konzil von Konstantinopel (mit dem dritten Kanon, der die Vorrangstellung von Konstantinopel, dem Neuen Rom, festlegt) statt, vgl. Soz. 7,9,3. (3) πρὸϲ τὴν ... κληροδοϲίαν ἐπελθὼν Zu dem von Bidez (app. crit. z. St.) vermuteten und später durch A bestätigten ἐπελθὼν vgl. Mart. Artem. 48,8 f. ψυχὴν (sc. Julians) αὐτομόλῳ διανοίᾳ πρὸϲ ἀπώλειαν ἐπερχομένην (MU : ἀπερχ. A : ἐρχ. R 1) καὶ ἐπιϲπεύδουϲαν; Bidez a. a. O. verweist auf die Parallelüberlieferung Zonar. 13,5,8 ὅπλα κατ᾿ αὐτοῦ ἦρεν ὁ Κωνϲταντῖνοϲ καὶ ἐπῆλθε τῷ λάχει τοῦ Κώνϲταντοϲ u. Cedr. I p. 521,18 f. Κωνϲταντῖνοϲ ἐπελθὼν τοῖϲ Κώνϲταντοϲ τοῦ ἰδίου ἀδελφοῦ μέρεϲιν. ἐπεχείρει ... καὶ ... διέβαλλεν Zu explizierendem καὶ s. zu 1,6b,4. jüngsten Bruders, als dieser nach Rom abgereist war Der Angriff auf den Reichsteil des Constans erfolgte, als Constans in Illyrikum residierte. Die Angabe über Rom muss ein Irrtum des Verfassers der Artemii Passio sein, anders T. D. Barnes Phoenix 34 (1980) 160-166, hier 165, der hier eine Erwähnung eines Rombesuchs im Juni 340, nach dem Sieg über Constantinus II., sehen möchte; 1

Die Angaben allein nach Kotter, weil der Passus nicht auf Philostorg zurückgeht.

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vgl. auch Barnes, Athanasius and Constantius, 225 mit Anm. 47. Aus Zonar. 13,5,9 erfährt man, dass Constans zum Zeitpunkt des Angriffs des Constantinus in Dakien (also Dacia mediterranea) abwesend war, vgl. zum Aufenthalt des Constans in Naissus im Januar-Februar 340 Cod. Theod. 12,1,29 und 10,10,5. S. bereits Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 295. Vorwurf, dass … Herrschaftsgebietes angeeignet habe Motiv des Angriffs des Constantinus II. auf das Gebiet des Constans war also die Unzufriedenheit mit dem Ergebnis der Verteilung von 337. Die in der Forschung grassierende Vorstellung, dass Constantinus eine Art Vormundschaftsstellung gegenüber Constans innegehabt und dass er die größere Selbständigkeit des jüngeren Bruders nicht akzeptiert habe (die These geht zurück auf J. R. Palanque, Collégialité et partages dans l’empire romain aux IVe et Ve siècles, REA 46 [1944] 47-64 und 280-298), wird von den Quellen nicht gestützt, vgl. zur grundsätzlichen Auseinandersetzung mit diesen Thesen Bleckmann, Bürgerkrieg zwischen Constantin II. und Constans, 225-241. S. jetzt aber wieder Festy, Philostorge, 67. Vgl. bereits zur richtigen Interpretation der numismatischen Zeugnisse besonders von RIC VIII 350,18 und 18 A sowie 352,41 H. R. Baldus, Ein Sonderfall höfischer Repräsentation der spätconstantinischen Zeit, in: R. Günther / S. Rebenich (Hgg.), E fontibus haurire. Beiträge zur römischen Geschichte und zu ihren Hilfswissenschaften, Paderborn 1994, 255-262; Kolb, Herrscherideologie in der Spätantike, 243-249. Die Zwistigkeiten über den Zuschnitt der jeweiligen Territorien beschreibt die Epitome de Caesaribus (41,21) folgendermaßen: interim ob Italiae Africaeque ius dissentire statim Constantinus et Constans. Vgl. Zos. 2,41,1: „Nachdem sich ein Streit zwischen Constantinus und Constans über das von Karthago abhängige Libyen und Italien entwickelt hatte, wollte Constans (gemeint ist Constantinus II.) seinen Bruder, wenn er nicht bewacht war, angreifen, wartete aber drei Jahre, indem er seinen Hass versteckte.“ Am deutlichsten formuliert die Vorlage des Zonaras, wie die Aggression Constantins mit der Forderung nach einer Revision der Territorialverteilung von 337 verbunden war: „Constantinus griff den Constans an, indem er die Verteilung der Länder in Frage stellte und bald verlangte, ihm einen Teil der Herrschaft abzutreten, bald forderte, henen Verteilung festhielt, sich nicht von den ihm zugelosten Gebieten trennen konnte und auch nicht das kleinste Stück dem Bruder abtrat, da er-

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griff Constantinus die Waffen gegen ihn und fiel in den Reichsteil des Constans ein“ (Zonar. 13,5,7 f.). (4) Aber die Generäle … nämlich frevelhaft Der Austausch zwischen Constantinus II. und den Generälen des Constans vor dem Ausbruch von offenen Feindseligkeiten wird in dieser Form nur von der Artemii Passio erzählt. Einen anderen Verlauf der Ereignisse bietet Zonar. 13,5,8-10, bei dem Constantinus II. zunächst problemlos der Einmarsch nach Oberitalien gelingt und dann erst Generäle von Constans entsandt werden. Ähnlich Zos. 2,41,1, demzufolge Constans (gemeint ist Constantinus II.) zunächst in eine ihm wohlgesonnene, d. h. widerstandsfreie Gegend einfällt. Diese Version ist wohl zutreffend. Denn Constantinus war im Besitz aller Pässe der westlichen Alpen, da er nicht nur die gallischen Alpenprovinzen, sondern auch, wie bei Zonaras explizit belegt, die zur oberitalischen Diözese gehörenden Cottischen Alpen beherrschte. Wie entscheidend die Kontrolle der Cottischen Alpen für das leichte Eindringen nach Italien war, geht etwa aus Amm. 15,5,29 hervor, wo die Soldaten des Magnentius den raschen Einfall nach Italien fordern: circumfrequentia undique murmura causantis inopiam militis et rapida celeritate ardentis angustias Alpium perrumpere Cottiarum. Die Gewinnung der Cottischen Alpen erlaubte es dann später dem Usurpator Maximus rasch nach Oberitalien einzufallen, vgl. Zos. 4,42,5 und Paneg. 2(12),30,2, vgl. insgesamt Bleckmann, Bürgerkrieg zwischen Constantin II. und Constans, 247 f. Constantinus dürfte also, ohne dass ihm Widerstand geleistet wurde, bis nach Aquileia gelangt sein. Erst dort traf er auf von Constans entsandte Generäle. (6) μὴ κίνει – αὔλακοϲ Eine Mischung aus Dt. 19,14 οὐ μετακινήϲειϲ ὅρια τοῦ πληϲίον ϲου, ἃ ἔϲτηϲαν οἱ πατέρεϲ ϲου ἐν τῇ κληρονομίᾳ ϲου und Sir. 7,3 υἱέ, μὴ ϲπεῖρε ἐπ᾿ αὔλακαϲ ἀδικίαϲ. ϲυνειϲάγει Vgl. Bidez, Philostorgius 336 s. v. Dessen Untertanen … Gottes Urteil auf sich zieht Zur Übernahme des Reichsteils des Constantinus II. durch Constans vgl. das Philost.-Exzerpt des Photios (Philost. 3,1). Das Schicksal des Constantinus wird biblizistisch mit dem Wirken der göttlichen Gerechtigkeit erklärt und belegt, dass Gott direkt in den Verlauf der Geschichte eingreift, vgl. auch Marasco, Filostorgio, 234 Anm. 224. Zum Wirken der göttlichen Gerechtigkeit hatte, verlor er auch den eigenen Anteil der Herrschaft. Und die Herrschaft über den westlichen Teil wurde nun allein vom Kaiser Constans ausgeübt“. Der identische Gedankengang – die Erklärung, dass derjenige, der mit dem

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Unrecht anfängt, durch göttliche Gerechtigkeit dann alles verliert sowie der anschließende Hinweis darauf, dass Constans über den Westen herrscht – spricht dafür, dass diese Passage bei Zonaras der Zwillingsquelle entlehnt ist und so mittelbar aus Philost. stammt. Aus der Leoquelle hat dagegen Zonaras die zuvor geschilderten Details über das Ende des Constantinus (Zonar. 13,5,10-13). Die Leoquelle wies dabei ebenfalls auf die Bestrafung des Constantinus hin (Zonar. 13,10,13): „Er wurde, nachdem er zahlreiche Verletzungen empfangen hatte, getötet, indem er selbst sein gewünschtes Ziel nicht erreichte und darüber hinaus an Leib und Leben bestraft wurde.“ Dass Constantinus moralisch verwerflich agierte, indem er fremdes Land begehrte, war Tenor auch der profangeschichtlichen Perspektive, vgl. Epit. Caes. 41,21: dum incautus foedeque temulentus in aliena irruit. Zonaras hat also Angaben über die Bestrafung des Constantinus aus der Leoquelle mit Angaben über die (göttliche) Bestrafung aus der Zwillingsquelle zusammengefügt. Denn wer … Gottes Urteil auf sich zieht Zu den von Philost. eingefügten Maximen s. test. 3b,2. (7) da er die zwei Anteile …. Herrschaftsgebiet gemacht hatte Hier ist wieder das Konzept der Aufteilung des Reiches in drei Teile zu erkennen, s. dazu weiter Philost. 8,8.

3,1b Von seinen … ganze Orient, Libyen und Ägypten Im Unterschied zum knappen Exzerpt des Photios hat die Artemii Passio den ausführlichen Bericht des Philost. über die Verteilung der Provinzen unter die Söhne Konstantins in ausführlicherer Form erhalten. Unabhängig von der Artemii Passio hat auch die Passio XV Martyrum aus Philost. geschöpft. Zu den Gemeinsamkeiten s. teilweise bereits oben den Komm. zu Philost. 3,1-2. Die Erwähnung von „britannischen Inseln“ in der Artemii Passio und in der Passio XV Martyrum erklärt sich damit, dass Philost. den britannischen Archipel im Blick hatte, vgl. Philost. 1,5 (Albion als Hauptinsel von den übrigen Inseln, insbesondere Irland, unterschieden). Wegen der Übereinst 3,1b im Gegensatz zu Bidez (der den Petitdruck gewählt hat) als gleichwertigen Zeugen. Eine Bemerkung zum Apparat zu Philost. 3,1a bei Bidez: Neben Theophylaktos von Achrida fügt Bidez auch Zonar. 13,5,1-4

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ein, weil er eine Provenienz von der mit Philost. verwandten Zwillingsquelle annimmt. M. E. sind die Unterschiede zwischen Philost. und Zonaras im Falle der Reichsteilungsliste so groß, dass man die gesamte Passage nicht der Zwillingsquelle, sondern der aus einer paganen Tradition des 4. Jh. schöpfenden Leoquelle zuweisen sollte. Dafür gibt es sogar ein Indiz. Nach den Forschungen Patzigs sind Übereinstimmungen, die sich allein zwischen Zonaras und Kedrenos feststellen lassen, in der Regel auf die Zwillingsquelle zurückzuführen. Ein anderer Fall liegt vor, wenn Kedrenos und die Logothetenchronik („Leon Grammatikos“) übereinstimmen und diese beiden gemeinsamen Abschnitte eine Kurzversion dessen bieten, was bei Zonaras zu finden ist. In diesen Fällen greift Zonaras mit Sicherheit auf die Leoquelle zurück, die in der so genannten „Epitome“, dann auch den gemeinsamen Stücken von Kedrenos und der Logothetenchronik zugrunde lag. Genau dies ist für den Bericht über die Reichsteilung zu konstatieren. Sym. Log. 88 p. 109 Wahlgren und Cedr. p. 519,24-520,4 Bonn berichten übereinstimmend, dass Constantius Thrakien und den Osten erhält, Constantinus den Westen bis zum Ozean und Constans Kreta, Afrika und Illyrikum. Das entspricht durchaus der auch von Zonaras benutzten Vorlage. Zunächst wird Thrakien in diesen Versionen eindeutig dem Constantius zugewiesen. Dann fällt auf, dass Zonaras sehr genau die Grenze zwischen Illyrikum und der Präfektur Oriens beschrieben hat, indem er klar macht, dass Makedonien und die Peloponnes noch zum Reichsteil des Constans gehören, vgl. die Übersetzung von Zon. 13,5,1-4 im Komm. zu Philost. 3,1a,1 f. Dazu passt, dass in der Version der Logothetenchronik richtigerweise auch das südlich sich an die Peloponnes anschließende Kreta ebenfalls noch dem Constans zugewiesen wird, während die übrigen Inseln als Provinz Insulae bereits zur Präfektur Oriens und zum Reichsteil des Constantius gehörten, was wiederum aus der Darstellung des Zonaras ersichtlich wird. Der Name Kreta verweist also genau wie die „westlichen Gebiete bis zum Okeanos“ (vgl. die Bemerkungen des Zonaras zu Mauretanien) auf eine ursprünglich sehr detaillierte Liste.

3,1c Zur Urheberschaft des Textes s. zu **9,12a (Einl.). αὐτὴν πόλιν τὴν Κάνταβριν Vgl. im Folgenden αὐτὴν Ϲικελίαν, Κυρήνηϲ αὐτῆϲ, αὐτὸ τὸ Ἰλλυρικὸν, αὐτὴν Αἴγυπτον: Das Pronomen

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αὐτόϲ scheint an diesen und anderen Stellen des Werkes (z. B. 1,6 p. 71,11 f. 15. 17 f. Pertusi αὐτοῦ τοῦ φρουρίου τοῦ καλουμένου Ϲανιάνα, αὐτὸν τὸν Πόντον, αὐτὴν τὴν Τίον, αὐτὴν Κλαυδιούπολιν, αὐτὸ τὸ Βαϲίλαιον) abundant zu sein. Zu Κάνταβριν vgl. F. Dölger, Rez. Pertusi, ByzZ 45 (1952) 391. Folgendermaßen … die alte und erste Aufteilung des römischen Herrschaftsgebietes Ein weiterer Textzeuge für den Bericht, den Philost. über die Territorienaufteilung von 337 bot, ist möglicherweise auch diese lange Liste, die bei Const. Porphyr. them. p. 93 Pertusi zu finden ist. Die genaue Bestimmung der Beziehungen zwischen dieser Liste und Philost. muss zwar unklar bleiben, aber es können „Brocken aus der KG des Philostorgius enthalten“ sein, vgl. Bidez, Philostorgius, LXXXIII. Der Kommentar von Pertusi, 158 ist zur Frage wenig erhellend. Zweifelsohne verfügten die Verfertiger der Exzerpte, die für Konstantinos Porphyrogennetos arbeiteten, über ausreichende lexikalische Informationen administrativen Charakters. Die Annahme von Bidez, dass der Großteil der Passage aus Philost. stammen könnte, scheint mir gleichwohl richtig. Viele Ausdrücke und Eigenarten, die sich in der Artemii Passio finden, sind identisch. Man findet auch die Unterscheidung eines „oberen“ und „unteren“ Gallien, wobei letztere hier allerdings nur implizit mit Italien in Verbindung stehen, nämlich durch den italienischen Kontext. Diese problematische Unterscheidung von „oberem“ und „unterem“ Gallien ist vielleicht ein Indiz dafür, dass bei Konstantinos Porphyrogennetos und in der Artemii Passio eine gemeinsame von Philost. abgeleitete Zwischenquelle benutzt worden ist. Zusätzliche Indizien für eine wie auch immer vermittelte Provenienz aus Philost. können angeführt werden: 1.) Konstantinos Porphyrogennetos weist sehr eingehend auf Afrika und Karthago hin. Man vergleiche damit „Libyen, das von Karthago abhängt“ bei Zos. 2,39,2. Nach P. Salama, Bornes milliaires d’Afrique proconsulaire. Un panorama historique du Bas-Empire romain, Rom 1987, 116 bedeute der Ausdruck bei Zosimos „simplement le Diocèse d’Afrique rattaché à l’Italie depuis la suppression de la Préfecture du prétoire d’Afrique vers la fin de l’année 337 ou au début de 338.“ An sich erklärt sich der spezifische Hinweis auf Karthago wohl nicht durch die Diözese und ihre Hauptstadt, sondern ei scheiden, vgl. Aug. serm. 46,41 (CCSL 41,570): Libya enim duobus modis dicitur, vel ista quae proprie Africa est, vel illa Orientis pars, quae contigua est Africae, et omnino collimitanea. Vgl. K. Zimmermann, Libyen.

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Das Land südlich des Mittelmeers im Weltbild der Griechen, München 1999, 166 Anm. 688, bei dem die Zosimos-Passage nachzutragen wäre. Dass Zosimos, der Eunapios als Hauptquelle benutzt, und Konstantinos Porphyrogennetos hier einen gemeinsamen Ausdruck enthalten, erklärt sich m. E. mit der bereits oben nachgewiesenen Benutzung Eunaps durch Philost. 2.) Wie in der Artemii Passio (Philost. 3,1a) wird Illyrikum dem Constantius II. zugewiesen. Hier ist in gleicher Weise ein komplizierter Ausdruck missverstanden worden, dass Illyrikum gerade nicht zum Herrschaftsbereich des Constantius II. gehörte.

3,2 (1) δομήϲαϲθαι Während das med. von δέμω mehrfach in den Philostorgzeugen erscheint (vgl. Bidez, Philostorgius 315 s. v.), gilt dies nicht für δομᾶϲθαι, doch ist das Verb sonst in der Spätantike gut belegt, vgl. Vit. Const. 50 p. 577,14 Opitz ναὸν ἐδομήϲατο; Thdt. h. e. 1,2,3 δομᾶϲθαι ... τὰϲ ἐκκληϲίαϲ; 3,7,8 τὸν ϲηκὸν τὸν καταλυθέντα δομήϲαϲθαι; Joh. Dam. comm. in El. 1 (5,406,18 Kotter) ναὸν δομηϲάμενοϲ. So wird man den Text hier nicht antasten. Gleichwohl ist Koetschaus 267 Vorschlag, in ⟨ἀνοικο〉δομήϲαϲθαι zu ändern (er verweist auf 3,4,2 ἐκκληϲίαν ... ἀνοικοδομήϲαϲθαι), nicht auszuschließen; denkbar wäre auch ⟨ἐξοικο〉δομήϲαϲθαι (vgl. im Folgenden ἐξῳκοδομήϲατο). τὸν ναόν ... ἐξῳκοδομήϲατο Vgl. Hdt. 2,176,2 τὸ ἐν Μέμφι ἱρὸν Ἄμαϲίϲ ἐϲτι ὁ ἐξοικοδομήϲαϲ ἐὸν μέγα τε καὶ ἀξιοθεητότατον (wie an unserer Stelle mit part. coniunct. hinter dem Prädikat) u. 5,62,2 τὸν νηὸν μιϲθοῦνται τὸν ἐν Δελφοῖϲι, τὸν νῦν ἐόντα, τότε δὲ οὔκω, τοῦτον ἐξοικοδομῆϲαι. ὃν οὗτοϲ ἐξῳκοδομήϲατο Das οὗτοϲ verwundert, weil es sich um dasselbe Subjekt handelt wie im vorangegangenen μετακομίϲαι. Wenn man nicht annehmen will, daß Photios hier ein wenig überdeutlich – und damit leicht mißverständlich – formuliert hat, wäre eine Änderung in αὐτὸϲ zu erwägen, da Philostorg sich mit der Zuweisung des Baus der Apostelkirche an Constantius von den Berichten des Eusebios und der orthodoxen Historiker absetzte (s. hist. Komm. τὸ κοινὸν τῶν ἀποϲτόλων ἐπιφερόμενον ὄνομα Zu ὄνομα ἐπιφέρεϲθαι (med.) im Sinne von ὄνομα ἔχειν vgl. Ps.-Joh. Chrys. hom. ieiun. 5

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(PG 60,717) οὐδὲν ὄφελοϲ τοῖϲ ἀνθρώποιϲ ὄνομα μόνον Χριϲτιανῶν ἐπιφέρεϲθαι ἔργα δὲ (an delend.?) ἀγαθὰ μὴ κεκτημένοιϲ. überhäuft den Constantius mit Lob Im zweiten Kapitel wurde, nach der Geschichte der unwürdigen und sich streitenden Brüder Constantinus und Constans, Constantius II. als wahrer Erbe des großen Konstantin dargestellt. Im Zusammenhang mit dem Lob des Constantius gehörten vor allem die nun folgenden Ausführungen zu Baumaßnahmen in Konstantinopel, wie die Errichtung der Hagia Sophia im Kaiserpalast Konstantins, oder aber auch der Ausbau der Apostelkirche, die nicht nur das Thema der Imitatio Constantini, sondern auch der besonderen pietas illustrierten. Die Imitatio Constantini behandeln dann auch weitere Kapitel des dritten Buches: Kapitel 3,3 (Neuvertreibung des bereits durch Konstantin verurteilten Athanasios); 3,4-11 (Fortsetzung des Missionsauftrags, der dann durch detaillierte kosmographische Angaben illustriert wird); 3,22-26 (Erringung der Alleinherrschaft nach der Ausschaltung des häretischen Constans und des heidnischen Magnentius nach einer Kreuzvision). Im Zusammenhang der Bewährung des Constantius als wahren Erbes Konstantins dürften sofort am Anfang des dritten Buches auch die lobenden Ausführungen gestanden haben, von denen in der Artemii Passio ausführlichere Elemente erhalten geblieben sind, vgl. Philost. 3,2a (= M. Artem. 17). In der Artemii Passio ist allerdings dieses Lob vor die Erzählung von Gallus’ Ermordung verschoben worden, vgl. Bidez, Philostorgius, LVI. er die Kirche ... die Große genannt wird Die Angabe über den Zeitpunkt der Errichtung der großen Kirche, also der Hagia Sophia, unter Constantius II. ist bei Philost. richtig. Vgl. zur Bezeichnung der Hagia Sophia als ecclesia magna im Unterschied zur alten Bischofskirche Not. urb. Const. 2. Region (ed. Seeck) und allgemein zur Benennung als Μεγάλη Ἐκκληϲία als ursprüngliche und älteste Benennung der Kirche z. B. W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls, Tübingen 1977, 84. Die Behauptung, dass der Bau der Hagia Sophia bereits von Konstantin begonnen worden sei, findet sich nur in späten Quellen, vgl. Dagron, Naissance d’une capitale, 397-399. Zeitnah ist lediglich belegt, dass die Hagia Sophia durch Constantius II. errichtet wurde, neben der vom Vater errichteten Hagia Eirene (Socr. 2,16,16), vgl. auch Socr. 2,43,11. Allerdings dürfte es einen, noch nicht ein lastanlage Konstantins gegeben haben, vgl. zur Baugeschichte den Komm. zur Parallelpassage aus der Artemii Passio (= Philost. 3,2a).

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Außerdem ließ er … Apostel erbaute Zur Verehrung von Andreas und Timotheos s. den Komm. zu Philost. 3,2,2. Viel diskutiert sind die Angaben des Philost. (gemäß der Darstellung des Photios) über das Verhältnis zwischen Apostelkirche und Mausoleum sowie über den Zeitpunkt der jeweiligen Baumaßnahmen. Für die sprachlich ungeschickte Formulierung zur Angabe über den Erbauer der Apostelkirche ist Photios verantwortlich. Mit „dieser“ ist aber wegen der Parallele mit Philost. 3,2a,2 eher Constantius II. als Errichter der Apostelkirche gemeint. Die Angabe des Philost. steht damit im Gegensatz zu den Aussagen von Eusebios (v.C. 4,58-60 und 4,70 f.) und der orthodoxen Historiker (Socr. 1,16; Soz. 2,34, vgl. ferner die (übernächstes Lemma) zitierten Verse des Paulinus von Nola (carm. 19,329-342), die Konstantin als Errichter der Apostelkirche sehen. Philost. wird durch das Zeugnis anderer Quellen wie Procop. aed. 1,4,19; Konstantinos Rhodios 477 (ed. Legrand, REG 9 [1896] 32-65); Nicol. Mes. 1 und 39 (p. 897 und 915 Downey) bestätigt, vgl. für eine ausführliche Diskussion der divergierenden Versionen Downey, Builder of the Original Church, 53-56, ferner 66-69. Downey zieht die Version des Philost. und der parallelen Quellen (Errichtung unter Constantius) dem Bericht des Eusebios vor, den er für stark interpoliert hält. Diese in den 50er Jahren des 20. Jh. sehr verbreitete Skepsis gegenüber dem Bericht Eusebs wird heute nicht mehr aufrecht erhalten. Die Angaben des Philost. über die Errichtung der Apostelkirche unter Constantius können daher m. E. nur im Sinne von Umdispositionen schon vorher existierender Baulichkeiten verstanden werden. Grab des Vaters errichten Konstantins Grab, das unter Constantius II. allenfalls baulich verändert, nicht aber errichtet wurde (s. hierzu die parallele Darstellung in der Artemii Passio [= Philost. 3,2a] mit dem Komm.) liegt also nach der Darstellung von Philost. neben dem Heiligtum für die Apostel. Dass der Philost.-Text nur so verstanden werden kann, räumt auch P. Speck, Konstantins Mausoleum. Zur Geschichte der Apostelkirche in Konstantinopel, in: ders., Varia VII. Beiträge von P. Speck sowie zwei Nachträge von A. Berger und O. Kresten, Bonn 2000, 113-156, hier 137 ein, der gleichwohl davon ausgeht, dass im gestörten Philost.-Text eine unpassende Randnotiz integriert worden sei und dass Philost. nur gemeint haben der Apostelkirche befunden habe. Wenn man von der überlieferten Textgestalt ausgeht, dann hatte Philost. einfach die seit Constantius bestehende Gestalt der Apostelkirche vor Augen, in der das Mausoleum der

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Kaiser mit einer Basilika kombiniert war. In der Tat wurde der von Konstantin zunächst nur als Mausoleum errichtete Rundbau wohl erst unter Constantius durch die Hinzufügung eines kreuzförmigen Kirchengebäudes grundsätzlich umgestaltet. Vgl. zu der nach wie vor wahrscheinlichsten Rekonstruktion der Baugeschichte A. Effenberger, Konstantinsmausoleum, Apostelkirche – und kein Ende?, in: B. Borkopp / Th. Steppan (Hgg.), Lithostroton. Studien zur byzantinischen Kunst und Geschichte. Festschrift für M. Restle, Stuttgart 2000, 67-78. Vgl. auch Heisenberg, Grabeskirche und Apostelkirche; Dagron, Naissance d’une capitale, 401-408; Mango, Constantine’s mausoleum, 51-61. Völlig abweichend Speck, 156: „Ein separates Mausoleum im Osten der Apostelkirche hat es nie gegeben.“ (2) in das gleiche berühmte und verehrungswürdige Gebäude bringen In die Apostelkirche wurden also neben den Reliquien des Apostels Andreas die Reliquien des Apostelschülers Timotheos und des Evangelisten Lukas überführt. Der Apostel Andreas wurde nach der späten Überlieferung in Achaia, nämlich in Patras, hingerichtet und im 4. Jh. auch dort verehrt. Timotheos, Begleiter des Apostels Paulus, wird in einer altkirchlichen Tradition selbst auch als Apostel und als erster Bischof der Kirche von Ephesos gesehen, vgl. Eus. h.e. 3,4,5. Die genaue Datierung dieser Überführungen wird ebenso diskutiert wie (mit der offenen Datierungsfrage zusammenhängend) die damit verbundenen Intentionen. Bidez, Philostorgius, LVI nimmt an, dass der ursprüngliche Kontext der Angaben über den Transfer der Apostelreliquien von der Artemii Passio bewahrt worden ist, was von D. Woods, The Date of the Translation of the Relics of SS Luke and Andrew to Constantinople, VChr 45 (1991) 286-292 ohne Würdigung der Argumentation von Bidez wiederentdeckt worden ist. Die Artemii Passio erwähnt die Geschichte der angeblich vom Dux Artemius organisierten Überführung im Zusammenhang mit einer Reise des Constantius II. ins Gebiet der Odrysen, wo er bei Adrianopel unter anderen den Bischof von Patras trifft (vgl. M. Artem. 16, Bidez, Anhang I, p. 156). Diese Begegnung findet nach einer Kampagne gegen die Sarmaten und Quaden (vgl. Philost. 4,3a = M. Artem. 15) und dem Aufenthalt in Sirmium statt, was am besten zum Itinerar des Constantius im Jahre 359 passt, vgl. zu den Daten Barnes, Athanasius and Constantius, 223; Woods, 287 mit Verweis auf Amm. 19,11,1torgius, LVI plädiert nun dafür, in dieser Thrakienreise des Constantius auch den Kontext zu sehen, den Philost. in der Originalfassung zur Geschichte der Reliquienüberführung geboten hat. Dafür könnte sprechen,

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dass in einem Teil der chronistischen Tradition diese Überführung ebenfalls in die 50er Jahre datiert wird, allerdings bereits 356 bzw. 357, vgl. Cons. Const. 356: introierunt Constantinopolim reliquiae apostoli Timothei die k. Iun. sowie Cons. Const. 357,1: introierunt Constantinopolim reliquiae sanctorum apostolorum Andreae et Lucae die V non. Mar. Vgl. Hier. c. Vigil. 5 (PL 23,358 B). Ferner sieht Bidez in den Angaben über die Gründung von Adrianopel oder die Art und Weise, wie das Bischofsamt umschrieben wird, ein Indiz dafür, dass die Artemii Passio auch in ihren Passagen über den Thrakienaufenthalt des Constantius aus Philost. geschöpft hat. Vermutlich dürfte aber Philost. zwar über den Sarmatenkrieg der 50er Jahre und über die Sirmiumaufenthalte berichtet haben (Philost. 4,3), nicht aber über die Begegnungen mit dem Bischof von Patras und mit Artemius, die erst hagiographische Erfindungen sind, vgl. auch R. W. Burgess, The Passio S. Artemii, Philostorgius, and the Dates of the Invention and Translations of the Relics of Sts Andrew and Luke, AB 121 (2003) 5-36. Nach Burgess gab es zwei Überführungen der Apostelreliquien. Die erste fand statt am 22. Juni 336 (Fast. Vind. I und II chron. I p. 293,447 sowie Exc. barb. chron. I p. 293,241), nämlich die des Andreas und Lukas. Die des Timotheos soll dagegen im Jahre 356 stattgefunden haben (die auf 357 hinweisenden Notizen sollen aus einer Dublette zu Angaben für das Jahr 357 hervorgegangen sein). Jedenfalls gibt es eine chronistische Tradition, die die Überführung der Reliquien bereits mit der Spätzeit Konstantins in Verbindung bringt. Meist wird die Überführung der Gebeine des heiligen Babylas nach Daphne unter Gallus als das früheste Beispiel einer solchen Reliquienüberführung dargestellt, vgl. Delehaye, Les origines du culte des martyrs, 54 (mit Verweis auf Soz. 5,19); Franchi de’ Cavalieri, Note agiografiche VII, 147 f. Der ursprüngliche Kontext der Angaben des Philost. über die Überführung der Apostelreliquien, den man nur aus der Epitome des Photios rekonstruieren kann, passt besser zu dem Ansatz einer Frühdatierung der ersten Reliquienüberführung. Die Angaben gehören nämlich zum Anfang des dritten Buches, in dem der Übergang des konstantinischen Erbes auf Constantius II. beschrieben wurde. Es sollte deutlich gemacht werden, dass die Ausstattung der Apostelkirche mit den Reliquien des Andreas und des Timotheos zum pietätvollen Programm der Imitatio Constantini beim Ausbau der Kai hörte. Philost. liefert damit eine Variante zu den Quellen, die die Reliquienüberführung in die 30er Jahre datieren. Um in Konstantinopel eine (etwas rangniedrigere) Analogie zu den prestigeträchtigen Apostelgräbern

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in Rom zu besitzen, fiel die Wahl auf Andreas, den Bruder des Petros, und auf Timotheos, den Lieblingsmitarbeiter des Paulus, ferner auf Lukas, den Begleiter in der Apostelgeschichte, wobei Lukas etwas untergeordnet ist und seine Überführung möglicherweise nicht zum ursprünglichen Programm gehörte. Mango, Constantine’s mausoleum, 59 f. vertritt dagegen die Ansicht, die „extreme caution in producing three lots of obscure relics“ erkläre sich damit, dass berühmtere, bereits in der Tradition fest verankerte Apostelreliquien wie die des Thomas in Edessa oder des Johannes in Ephesos nicht in Frage gekommen seien. Die zahlreichen Predigtäußerungen des Johannes Chrysostomos zu „Timotheos, dem neuen Paulos, und zu Andreas, dem anderen Petros“ (vgl. die Zusammenstellung bei F. Dvornik, The Idea of Apostolicity in Byzantium and the Legend of the Apostle Andrew, Cambridge, Mass. 1958, 139-145) können aber auch ein Indiz dafür sein, dass ein anderes Motiv für die Auswahl dieser Reliquien den Ausschlag gab. Es ging um die zusätzliche Sakralisierung der Grablege der Kaiser, die in einen räumlichen Zusammenhang mit Reliquien gebracht wird, die letztlich für die Präsenz von Petrus und Paulus selbst stehen, auch wenn diese nur durch Andreas und Timotheos vertreten sind. Dvornik stellt bei der Überführung der Reliquien die Idee einer Überhöhung des priesterlichen Charakters der Basileia in den Vordergrund. Die von ihm zusammengetragenen Passagen zeigen aber vor allem, dass die Überführung der Apostelreliquien nach Konstantinopel eine neue Variante des Programm Konstantins, Konstantinopel als zweites Rom auszubauen, darstellte, indem nun auch die Kaiserstadt über Apostelgräber verfügte. Besonders deutlich in diesem Sinne ist hier das Zeugnis des Paulinus von Nola, carm. 19,329-342 (CSEL 30,129 f.): nam Constantinus proprii cum conderet urbem / nominis et primus Romano in nomine regum / christicolam gereret, divinum mente recepit / consilium, ut quoniam Romanae moenibus urbis / aemula magnificis strueret tunc moenia coeptis/ his quoque Romuleam sequeretur dotibus urbem,/ ut sua apostolicis muniret moenia laetus / corporibus. tunc Andream devexit Achivis / Timotheumque Asia, geminis ita turribus extat/ Constantinopolis, magnae caput aemula Romae / verius hoc similis Romanis culmine muris,/ quod Petrum Paulumque pari deus ambitione / compensavit ei, meruit quae sumere Pauli / discipulum cum fratre Petri te und als erster der römischen Herrscher als Christ auftrat, in seinem Geist den göttlichen Rat empfangen, da er ja damals den Mauern der römischen Stadt im großartigen Plan rivalisierende Mauern gegenüberstellte, auch

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durch diese Gaben der Romulischen Stadt zu folgen, dass er nämlich froh seine Mauern mit apostolischen Körpern bewehre. Damals brachte er den Andreas von den Achivern herbei und den Timotheus aus Asien, und so beruht Konstantinopel, die mit dem großen Rom rivalisierende Kapitale, auf diesen beiden Türmen und ähnelt in diesem Höhepunkt ziemlich wahrhaftig den römischen Mauern, dass Gott dieser mit gleichem Ehrgeiz ein Gegengewicht zu Petrus und Paulus schuf, ihr, die es verdiente, den Schüler des Paulus zusammen mit dem Bruder des Petrus aufzunehmen.) Die Stelle könnte belegen, dass bereits Konstantin ein Gegengewicht zu den Apostelgräbern schaffen wollte, und wäre mit der Frühdatierung der Reliquienüberführung in die 30er Jahre in Übereinstimmung zu bringen. Dass Paulinus, der ganz explizit davon ausgeht, dass unter Konstantin zum ersten Mal überhaupt eine Translation stattfand, vgl. Paul. Nol. carm. 19, 317-324 (CSEL 30, 129) mit Delehaye, Les origines du culte des martyrs, 55, eine bloße Verwechslung von Constantius und Konstantin unterlaufen ist, ist m. E. gegen Mango, Constantine’s mausoleum, 53 auszuschließen. Wie dieses Konzept von der Kopie der römischen Apostelgräber mit dem Zwölfapostelkonzept in Eus. v.C. 4,58-60 in Übereinstimmung zu bringen ist, bleibt offen. Es ist allerdings festzustellen, dass die Pläne Konstantins für seine eigene Bestattung ohnehin in der Öffentlichkeit nicht bekannt waren und dass hier vielleicht mehrere Modelle nebeneinander existierten.

3,2a 1 (1) wenn er auch zur arianischen Häresie hinneigte Die einräumenden Bemerkungen über die Verführung des Constantius II. zur arianischen Häresie stammen offenkundig aus einer orthodoxen Quelle, vgl. auch Philost. 8,8a (Konzil von Lampsakos) mit dem Komm. zur Passage. Die gleichen kritischen Bemerkungen macht die hier mit der Artemii Passio übereinstimmende Zwillingsquelle, vgl. Zonar. 13,11,14: Constantius wird hier

Winkelmanns 347 Nachträge zu p. 31,15 Bidez οὐ μόνον, 19 καὶ – ἐπειλημμένοϲ u. 19 ἐπιμελούμενοϲ beiden Stellen scheint ein om. ausgefallen zu sein, was zumindest für p. 31,15 Bidez (= hier Z. 3) durch Kotters Angabe gesichert ist. Winkelmanns dritter Eintrag bezieht sich wahrscheinlich auf das eigentlich vor seinem zweiten zu erwartende ἐπιμελούμενοϲ und nicht auf ἐπειλημμένοϲ. In diesen beiden Fällen hilft Kotter nicht weiter. 1

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jedoch vom Eunuchen Eusebius, nicht vom gleichnamigen Bischof zu den Arianern abgelenkt. (2) ϲωφροϲύνηϲ ἄκρωϲ ἐπειλημμένοϲ Das Adverb ἄκρωϲ steht parallel zu ἐϲ τὰ μάλιϲτα in dem vorangehenden εὐϲχημοϲύνηϲ ἐϲ τὰ μάλιϲτα ἐπιμελούμενοϲ, ist also nicht mit Mendelssohn in ἄκραϲ zu ändern (Bidez, app. crit. z. St. 1). Zum Ausdruck insgesamt vgl. Mart. Artem. 34,5 f. (= p. 162,12 f. Bidez) τῆϲ Ἑλληνικῆϲ τε καὶ Ῥωμαϊκῆϲ παιδείαϲ ἄκρωϲ (Bidez [mit Verweis auf unseren Passus] : ἄκρον BCEMPRUV : εἰϲ ἄκρον A : ἄκροϲ T) ἐπειλημμένοϲ. völlig auf Besonnenheit bedacht Trotz des Einschubs aus einer orthodoxen Quelle (s. voriges Lemma) bietet der Autor der Artemii Passio insgesamt ein sehr positives, in der Häufung umständlicher Partizipialkonstruktionen und ähnlicher Ausdrücke sprachlich ganz zu Philost. passendes Urteil über Constantius II. Das Maßhalten und die Contenance in der Lebensführung des Constantius werden in zahlreichen profangeschichtlichen Quellen hervorgehoben, mit zahlreichen konkreten Details, von denen das eine oder andere vielleicht auch in der vollständigen Darstellung Philostorgs zu finden war. Vgl. Epit. Caes. 42,18: a cibo vinoque et somno multum temperans; ferner 42,19; Amm. 21,16,5: in vita parca et sobria edendi potandique moderatione valetudinem ita retinuit firmam, ut raros colligeret morbos, sed eos non procul a vitae periculis. S. auch die Leoquelle bei Zonar. 13,11,13 („in der Lebensweise enthaltsam“). (3) In der Stadt … mit der Arbeit begann Gegenüber dem Philost.Exzerpt des Photios bietet die Artemii Passio hier zusätzliche, Philost. entnomme, Angaben über die Bauaktivitäten Constantius’ II. in Konstantinopel. Es wird zunächst explizit ausgesagt, dass die „größte“ Kirche, also die Hagia Sophia, von Grund auf errichtet wurde, dass also keine Vorarbeiten aus der Zeit Konstantins angetroffen wurden. Möglicherweise war aber die Palastaula, in der dann auch sakrale Handlungen stattfanden, der Vorgängerbau, vgl. P. Speck, Urbs quam Deo donavimus. Konstantins des Großen Konzept für Konstantinopel, Boreas 18 (1995) 143-173, hier 145 f.; M. Wallraff, Gab es eine Konstantinische Hagia Sophia in Konstantinopel? in: R. Harreither u. a. (Hgg.), Frühes Christentum zwischen Rom und Konstantinopel. Akten des XIV. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie, Wien 2006, 767des Senatsgebäudes. Gemeint ist damit das Senatsgebäude im Palast (ein Aus Mendelssohns Notizen, die ihm zur Verfügung standen (vgl. Bidez, Philostorgius XI u. LXVII f.). 1

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zweites befand sich am Forum), vgl. dazu C. Mango, The brazen house. A study of the vestibule of the Imperial Palace of Constantinople, Kopenhagen 1959, 56-60; A. Berger, Die Senate von Konstantinopel, Boreas 18 (1995) 131-142; Bauer, Stadt, Platz und Denkmal in der Spätantike, 149151. Die Lokalisierung des Senatsgebäudes am Augusteion und der Großen Kirche erklärt die Erzählungen über den Brand von 404 bei Socr. 6,19 und Zos. 5,24,5-8. Mango nimmt allerdings an, dass dieses in den spätantiken Quellen gut belegte Senatsgebäude erst aus der Zeit Julians stammt und dass unter Konstantin nur das erste Gebäude am Forum errichtet wurde, vgl. nämlich Jo. Lyd. mag. 3,70 p. 162 (die unklare Angabe bei Zos. 3,11,3 bezieht sich eher darauf, dass Julian die Rangerhöhung des Konstantinopolitaner Senats durch Constantius II. bestätigte). Eine spätere Datierung bevorzugen auch P. Speck, „Die Beiträge stehen zur weiteren klärenden Diskussion“, RJ 3 (1984) 28-31; Berger, 131, die den Senatsbau dann gewissermaßen als einen Ersatz für die zur Kirche umfunktionierte Palastaula betrachten; Bauer, 149. Nun ist aber das Senatsgebäude am Augusteion das eigentliche, schlicht als Senat bezeichnete Gebäude gewesen, vgl. Not. urb. Const. (ed. Seeck) zur 2. und 6. Region. Hesychios von Milet (fr. 4,41 FHG 4,154 = 46 p. 139 Preger) bezeugt explizit, dass Konstantin zwei Senatsgebäude errichten ließ, vgl. auch Jo. Mal. 13,8 p. 321 Bonn (Errichtung des Senatsgebäudes am Augusteion durch Konstantin). Diese Nachricht über die Errichtung des Senats am Augusteion von Konstantin wird durch die Erzählung Philostorgs bestätigt, da bei ihm ja das Senatsgebäude, bei dem Constantius die Kirche errichtet, bereits steht. Zur Doppelung der Gebäude an Forum und am Palast vgl. Dagron, Naissance d’une capitale, 98 und 138 f. Eine solche Mehrzahl von Senatsgebäuden entsprach dem stadtrömischen Vorbild mit dem Nebeneinander etwa der Curia auf dem Forum und der Curia Pompeia. Die Deutung von Bauer, 258, dass die Lage des konstantinischen Senats am Forum „Ausdruck der schwindenden Bedeutung dieser Instanz, die gegenüber dem auf dem Forum verherrlichten Kaiser deutlich zurücktrat“, sei, wäre bei der doppelten Präsenz von Senatsgebäuden in der konstantinischen Gründungsphase durchaus zu relativieren. (3) riesige Kirche als Gebetsstätte Die Apostelkirche wird erst von Con text Philostorgs ist hier wohl nicht besser als beim Philost.-Exzerpt des Photios, bei dem man den Eindruck hat, dass Constantius auch das Grab Konstantins errichten lässt. Für die Version bei Photios gibt es wenige

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Parallelen in der literarischen Überlieferung, vgl. Zonar. 13,4,28 Da aber Zonaras hier über die Zwillingsquelle aus Philost. abgeleitet ist, muss die Errichtung des Grabs unter Constantius im Originaltext ähnlich beschrieben worden sein. Angesichts der Angaben Eusebs (v.C. 4,60,2), demzufolge Konstantin schon zu seinen Lebzeiten die Errichtung seines Grabmals in Angriff nahm, kann dies aber nur in dem Sinne richtig sein, dass die völlige Neugestaltung der Grablege Konstantins wie bei Julian in seiner Lobrede auf Constantius dann einfach als Ausbau des Grabes dargestellt worden ist. Was die Errichtung der Apostelkirche betrifft, so gehörte Philost., wie die Ausführungen in der Artemii Passio bestätigen, zu den Quellen, die die Errichtung der Apostelkirche als gesonderten Neubau neben dem Grab Konstantins dem Constantius zuweisen. Vgl. ferner Procop. aed. 1,4,19; Konstantinos Rhodios 477 (ed. E. Legrand, REG 9 [1896] 32-65); Nicol. Mes. 1 und 39 (p. 897 und 915 Downey); Sym. Metaphr. Vita Tim. 3,11 f. (PG 114,772 b-c); Synax. eccl. Const. 22. Januar (p. 412,16-33). Zum Problem vgl. Downey, Builder of the Original Church, 55 f. (4) Zudem ließ er … Timotheos umbestatten Aus der Artemii Passio wird in gleicher Form wie aus dem Philost.-Exzerpt des Photios deutlich, dass die Gottesfurcht des Constantius II. sich in der Verehrung von Reliquien zeigt. Es war für einen Historiker der theodosianischen Epoche selbstverständlich, dass eine gute Kaiserregierung sich in Reliquienfunden und in Reliquienpflege manifestierte, vgl. zu der in dieser Hinsicht besonders überhöhten Regierung des Theodosius II. und der Pulcheria Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 200.

3,3 f. 3. Georgios von Kappadokien an dessen Stelle eingesetzt werde Zu den grundsätzlichen Verwirrungen in der Chronologie der alexandrinischen Bischofsgeschichte vgl. den Komm. zu Philost. 2,18. Gregorios von Kappadokien (bei Philost. „Georgios“) wurde im Winter 338/339 von einer Synode in Antiocheia zum neuen Bischof von Alexandreia bestimmt, ein Edikt zu seiner Einsetzung, vgl. Ath. ep. encycl. 2 p. 112 b (vgl. Athanasius Werke 2,170). Erst anschließend wurde Athanasios am 18. März 339 aus dem bischöflichen Palast vertrieben. Damit ist also die umgekehrte

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Reihenfolge anzunehmen als die, die von Philost. (für Georgios statt für Gregorios) genannt wird. Die Plazierung des Kapitels über die zweite Vertreibung des Athanasios im Philost.-Exzerpt des Photios erweckt den Eindruck, dass diese Vertreibung erst nach dem Bürgerkrieg zwischen Constantinus II. und Constans (340) stattfand. Zumindest gelangt jedenfalls Athanasios erst nach dem Ende des Bürgerkriegs in den westlichen Reichsteil. Zur Herkunft des Georgios aus Kappadokien, die Philost. hier annimmt, s. Ath. syn. 37; Gr. Nyss. Eun. 1,48; Gr. Naz. or. 21,16, wo das „Monster aus Kappadokien“ allerdings aus dem entferntesten Grenzgebiet, stammt, vgl. auch Soz. 3,7,9. Vgl. dagegen Amm. 22,11,4, der Georgios aus Epiphaneia in Kilikien stammen lässt und ihm eine niedrige Herkunft zuweist: in fullonio natus. Die hier mögliche Kontrastierung mit abweichenden Quellen zeigt m. E. gut, wie verdächtig detaillierte prosopographische Angaben bei Ammianus Marcellinus sein können, der diese Präzisionen im Falle des Georgios übrigens selbst relativiert. kehrte zum Kaiser des Westens zurück Das Philost.-Exzerpt des Photios erweckt den Eindruck, Athanasios sei sofort an den westlichen Kaiserhof gereist, wobei das Bild der „Rückkehr“ zum Kaiser des Westens insofern wenig zutrifft, als dass Athanasios nun nicht mehr auf Constantinus II., sondern auf Constans traf. In Wirklichkeit gelangte Athanasios zunächst nach Rom und erst später an das Hoflager in Mailand und schließlich nach Trier, vgl. Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius, 292 und 325. 4. (1) τῶν ἐκ Χεττούραϲ τῷ Ἀβραὰμ γενομένων Zur Änderung des überlieferten γεννωμένων in γενομένων vgl. den Parallelpassus in 3,4a,2 (vgl. Bidez, app. crit. z. St.) und 2,4a,1 Κρίϲποϲ ... ὁ πρεϲβύτατοϲ τῶν Κωνϲταντίνου υἱῶν ἐκ τῆϲ Μαξεντίου γενόμενοϲ αὐτῷ θυγατρὸϲ. μεγάλην ... Ἀραβίαν ... καὶ εὐδαίμονα Vgl. 3,11,14; D. H. Müller, Art. Arabia, RE 2,1 (1895) 345. τὸν ἐξωτάτω Ὠκεανόν Vgl. 3,6,3; 3,10,1; 3,11,15; W. Wolska-Conus, Art. Geographie, RAC 10 (1978) 156. 158. 163. 172. 175-78. 180 f. 184-92. 197. 199-201. παραγεγόνει Zum augmentlosen plqupf. s. zu 1,6a τεθέατο. κατὰ τὴν ὀγδόην περιτεμνόμενον ἡμέραν Die Zahl der Tage wie im jü Phil. 3,5; F. Stummer, Art. Beschneidung, RAC 2 (1954) 161. 164. Homeriten ... dem Abraham Geborenen Die Homeriten sind die Himyariten, vgl. Müller, Art. Himyar, 303 zu den Belegen (vgl. etwa Plin.

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nat. 32,158). Das im heutigen Jemen gelegene himyaritische Königreich hatte von Zafar aus auch das alte Saba in Besitz genommen, vgl. zu dieser bereits im Peripl. mar. Erythr. vollzogenen Vereinigung der beiden Reiche 23 p. 7,27-30 Frisk mit Müller, 303 f. Ein späteres Datum der Annexion nimmt Gajda, Le royaume de Ḥimyar à l’époque monothéiste, 38 an (um 275). Um ca. 300 n. Chr. kam vielleicht auch Hadramaut im Osten dazu. Die Erläuterung zu den Homeriten verknüpft in einer für Philost. typischen Weise geographisch-ethnographische und bibelkundliche Gelehrsamkeit, vgl. die Verweise in der Übersetzung. Metropole ist Saba Da etwas weiter unten richtig angegeben wird, dass Zafar die Hauptstadt der Himyariten ist, muss hier eine Flüchtigkeit des Exzerptors vorliegen. Philost. wies in seinem Kurzexkurs über die Geschichte der Sabäer-Homeriten darauf hin, dass Saba einmal Hauptstadt war. Mit dieser Metropole „Saba“ ist Marib gemeint, vgl. Müller, Art. Himyar, 307. Oder es liegt ein Irrtum Philostorgs vor, vgl. Shahîd, Byzantium and the Arabs, 87 Anm. 45: „His view that Saba is the capital of the region is mistaken, since Saba is the gentilic term, the tribe, never a city“; dagegen L. Jeep, Beiträge zur Quellenkunde des Orients im Alterthum, RhM 52 (1897), 213-236, hier 220. In einer äthiopischen Inschrift des Königs Kaleb wird die Zerstörung eines Palastes von Marib als Zerstörung des Palastes Saba bezeichnet, vgl. Schiettecatte, D’Aden à Zafar, 108 mit Anm. 69 und Hinweis auf RIEth 195-II bzw. W. W. Müller, Zwei weitere Bruchstücke der äthiopischen Inschrift aus Marib, NESE 1 (1972) 59-74. der Sonne, dem Mond und den einheimischen Göttern Zum generellen astralen Charakter der altarabischen Religion, vgl. T. Fahd, Le Panthéon de l’Arabie centrale à la veille de l’Hégire, Paris 1968, 18-24. Zu den einzelnen Gottheiten (Venus, Mondgott, Sonnengöttin) in den verschiedenen arabischen Stämmen, vgl. J. Ryckmans, Les religions arabes préislamiques, Leuven ²1951, 40-49. Zahl an Juden Zur jüdischen Präsenz in Himyar vgl. Müller, Art. Himyar, 307; Gajda, Le royaume de Ḥimyar à l’époque monothéiste, 39 f. Philost. belegt auf jeden Fall, dass man diese Präsenz bereits für die Zeit vor dem 6. Jh. vermuten kann, entweder für die Zeit, in der Philost. selbst schreibt, oder bereits fürs 4. Jh. (2) δώροιϲ τε ... μεγαλοπρεπέϲι καὶ heil ist, als Hendiadyoin zu fassen, allerdings zweier ungleichgewichtiger Glieder. Offenbar deshalb wollte Valesius, Annot. 134 das πλήθει in πειθοῖ („blanda verborum persuasione“ in seiner Übers. [477]) ändern.

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Sein Vorschlag ist auf den ersten Blick verführerisch, doch es ist fraglich, ob die πειθώ wirklich ein probates Mittel zum τὸν καθηγούμενον τοῦ ἔθνουϲ οἰκειώϲαϲθαι ist oder ob diesem Zweck nicht gerade die prächtigen Geschenke dienten (Hinweis von J. Hammerstaedt). Die πειθώ paßt eher zu den geplanten bzw. nachfolgenden Bemühungen des Theophilos, den Herrscher zum christlichen Glauben zu bekehren (κἀκεῖθεν αὐτῷ καὶ τὰ τῆϲ εὐϲεβείαϲ ϲπέρματα χώραν εὑρεῖν ἐναποθέϲθαι; vgl. 3,4,5 πείθειν ἐπεχείρει τὸν ἐθνάρχην κτλ.). Nun werden 3,4,4 auch große Mengen an Gaben erwähnt (vgl. ἵππουϲ εἰϲ διακοϲίουϲ u. πολλὰϲ ἄλλαϲ δωρεὰϲ), die jedoch alle Teil der μεγαλοπρέπεια sind (vgl. μεγαλοπρεπῶϲ καὶ εἰϲ τὸ μάλιϲτα κεχαριϲμένον τὴν πρεϲβείαν ϲτέλλων). 1 Ähnliches ist an unserer Stelle denkbar, indem z. B. vor καὶ πλήθει ein καὶ κάλλει ausgefallen sein könnte (Vorschlag von R. Kassel). κἀκεῖθεν – ἐναποθέϲθαι Zu αὐτῷ ... τὰ τῆϲ εὐϲεβείαϲ ϲπέρματα ... ἐναποθέϲθαι vgl. 12,10,1 πνευμάτων ἐναπολαμβανομένων τοῖϲ κόλποιϲ τῆϲ γῆϲ (Koetschau 267). Zu übertragen gemeintem χώραν εὑρεῖν mit inf. vgl. Phot. bibl. cod. 227 p. 244 a 36 f. ἡ οἰκονομία περί τι τῶν ἔξωθεν αὐτοῦ (sc. τοῦ δόγματοϲ) χώραν εὑρίϲκει ϲυνίϲταϲθαι u. 228 p. 245 b 18 f. λέγει ... οὐδετέραν (sc. μοῖραν) χώραν εὑρίϲκειν ὑπὸ μῶμον ποιεῖν τὴν ἑτέραν. Zur Rahmenstellung der von χώραν εὑρεῖν abhängigen Wörter vgl. davor ἐπὶ τὴν εὐϲέβειαν ϲκοπὸν ποιούμενοϲ αὐτοὺϲ μεταθέϲθαι u. s. zu 2,9a,8 ἔνδοξον αὐτὴν ἐκάλεϲε Ῥώμην. παραϲχεῖν sc. τὸν καθηγούμενον τοῦ ἔθνουϲ. εἴ τι ἄλλο τῶν αὐτοχθόνων ἐπὶ τὴν εὐϲέβειαν ἀποκλίνοιεν Zum verallgemeinernden Neutrum, das sich hier auf einzelne Personen wie auf ganze Gruppen beziehen kann, vgl. 3,11,15 ὁ δὲ Παράδειϲοϲ ἁπάϲηϲ τῆϲ ἑῴαϲ τὸ κράτιϲτόν τε καὶ καθαρώτατον ὑπάρχων. ἐδίδου ... φέρειν φιλοτίμωϲ τοὺϲ πρέϲβειϲ καὶ τῆϲ οἰκοδομῆϲ τὸ ἀνάλωμα Zu δίδωμι mit a. c. i. vgl. Phot. bibl. cod. 235 p. 303 a 20 f. (= Meth. creat. 5,1 [GCS 27,496]) εἰ ... γέγονεν, ὑπὸ αἰτίου τινὸϲ δίδωϲ αὐτὸ γεγονέναι; c. Man. 1,138 κἀκεῖθεν κραταιούμενον τὸ κακὸν ... τοὺϲ ἀπ’ ἀρχῆϲ θεραπευτὰϲ ἀδεῶϲ ἐδίδου τὴν ἀϲέβειαν θρηϲκεύειν. Der Sinn ist also, daß Constantius die Genehmigung erteilte, daß die Gesandten Gelder aus dem kaiserlichen Vermögen mitnahmen (vgl. 5 ἐξ ὧν οἱ πρέϲβειϲ ἔφερον βαϲιλικῶν ἀν Bidez, app. crit. z. St. führt den Passus als Einwand gegen Valesius’ Konjektur an; Philostorgius XVII schwankt er zwischen der „Arbeitsmethode des Photius“ und einem „Copistenirrtum“. 1

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mitgab (wozu der dat. τοῖϲ πρέϲβεϲι nötig wäre), obwohl beides letztlich auf dasselbe hinausläuft. Gesandtschaft … zum wahren Glauben zu bewegen Wie aus den weiteren Angaben über die Gesandtschaft, insbesondere aus der Natur der Geschenke (Pferde aus Kappadokien), deutlich wird, hatte diese Gesandtschaft auch machtpolitische, also nicht-religiöse Zwecke, nämlich die Festigung des römischen Einflusses auf der arabischen Halbinsel gegen die Sasaniden und die Aufrechterhaltung von Verbindungen nach Indien, die das Sasanidenreich umgingen. Auf diplomatische Beziehungen zwischen Rom und indischen Völkern in der Zeit des Constantius II. weist die vom Autor natürlich zum höheren Ruhm Julians ausgelegte Nachricht bei Amm. 22,7,10 hin: inde nationibus Indicis certatim cum donis optimates mittentibus ante tempus ab usque Divis et Serendivis. Die bei Julian ante tempus ankommenden Gesandtschaften galten nämlich in Wirklichkeit noch Constantius, vgl. Zonar. 13,12,10. Wie wichtig diese römisch-indischen Kontakte waren, geht daraus hervor, dass der Ausbruch der römischsasanidischen Konflikte am Vorabend des Todes Konstantins in der profangeschichtlichen spätantiken Historiographie (Ammianus und Leoquellentradition) mit der Gesandtschaft Metrodors nach Indien und deren angeblicher Behinderung durch den Sasanidenherrscher erklärt wird, vgl. dazu B. Bleckmann, Die Chronik des Johannes Zonaras und eine pagane Quelle zur Geschichte Konstantins, Historia 40 (1991) 343-365, hier 358363. Eine fast schon vorhandene Routine der Gesandtschaften zu den (immer wieder zu Indien gerechneten, s. o.) Auxumiten und Homeriten beweist Cod. Theod. 12,12,2 (vom 15. Januar 356): Nullus ad gentem Axumitarum et Homeritarum ire praeceptus ultra annui temporis spatia debet Alexandriae de cetero demorari nec post annum percipere alimonias annonarias. (3) τοῦ πάλαι ⟨βαϲιλέωϲ〉 βαϲιλεύοντοϲ Zu attributivem πάλαι in Philostorgzeugen vgl. 2,4b,4 μιμηϲαμένην τὴν πάλαι Φαίδραν. Der Ausfall von βαϲιλέωϲ ist leichter zu erklären als die Verderbnis eines ursprünglichen πάνυ (vgl. LSJ s. v. II) in πάλαι, wie von Bidez, app. crit. z. St. erwogen. Διβοῦϲ S. zu 3,5,1. τὸν μέντοι Θεόφιλον ... ῥυθμίϲαι ον καὶ δὴ καὶ εἰϲ βαθμὸν διακόνων παραγγεῖλαι κτλ. Ein Trikolon, dessen letztes Glied den Endpunkt der Klimax bildet (zu καὶ δὴ καὶ hierbei

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vgl. Denniston 256). Das folgende ἀλλὰ ταῦτα μὲν πρότερον bezieht sich vor allem auf den Eintritt in den Diakonenstand. Zu τὸν μοναύλιον ... βίον vgl. Vit. Const. 52 p. 579,16-18 Opitz (p. 185,1 f. Bidez) (über Lukian v. Ant.) πρόϲ τε τὸν μοναύλιον ἀπέκλινε βίον καὶ εἰϲ ἅπαν ἀρετῆϲ ἀνθρωπείαϲ ἀφίκετο μέτρον. Theophilos der Inder Zur Mission des Theophilos von „Indien“ und zur ersten Christianisierung Südarabiens ist die Literatur unerschöpflich, vgl. Ryckmans, Le christianisme en Arabie; C. D. G. Müller, Kirche und Mission unter den Arabern in vorislamischer Zeit, Tübingen 1967 (knapper Überblick); Dihle, L’ambassade de Théophile; A. Dihle, Die Sendung des Inders Theophilos, in: Politeia und Res Publica. Beiträge zum Verständnis von Politik, Recht und Staat in der Antike, Wiesbaden 1969, 350352; Trimingham, Christianity among the Arabs, 290-293; I. Shahîd, Byzantium in South Arabia, DOP 33 (1979) 23-94; ders., Byzantium and the Arabs, 86-106; G. Fiaccadori, Teofilo Indiano, SCO 33 (1983) 295-331; G. Fiaccadori, Teofilo indiano, Ravenna 1992; J.-M. Prieur, Les voyages de Théophile l’Indien; Hainthaler, Christliche Araber, 116-118. als Geisel von den sogenannten Dibenern … geschickt worden war Die Stellung von Geiseln ist ein Ausdruck der Anerkennung der Oberhoheit Roms. Von Gesandtschaften mit Ergebenheitsadressen aus „Indien“ in der Zeit Konstantins berichtet Eusebios mehrfach, vgl. Eus. v.C. 1,8,4; 4,7 und vor allem 4,50: „(...) wobei sie klar machten, daß seine Herrschaft bis zum Oceanus selbst reiche und daß die Herrscher des Landes der Inder bekannten, indem sie ihn durch Porträtbilder und das Aufstellen von Statuen ehrten, daß sie ihn als Imperator und Kaiser anerkannten.“ (Übers. Schneider) Die Tatsache, dass diese Inder dann auch Edelsteine bringen, schließt eine Verbindung mit Südarabien nicht aus, weil auch von dort angeblich „durchsichtige und glänzende Steine“ importiert wurden, vgl. Strab. 16,3,7. Die Gesandtschaft der „Inder“ von Dibus gehört auf jeden Fall in diesen Kontext der Ausweitung der Universalherrschaft Konstantins, auf die Philost. in seinen Ausführungen über Konstantins Herrschaft gewiss eingegangen ist, vgl. zu Konstantin und Indien vor allem Philost. 2,6. Dibus Meistens wird Dibus mit der heute zu Jemen gehörenden und vor dem Horn von Afrika gelegenen Insel Soqotra identifiziert, deren Wasserreichtum sie – wichtigen Ankerplatz auf dem Weg nach Indien machte. Die Insel hatte in der Kaiserzeit eine aus Arabern und Indern sowie wenigen Griechen gemischte Bevölkerung, vgl. Peripl. mar. Erythr. 30 p. 10,16-18 Frisk mit

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Kommentar bei Casson, The Periplus Maris Erythraei, 168. Die griechische Bevölkerung wurde angeblich von den Ptolemäern angesiedelt, so Cosm. Ind. 3,65 (SC 141,503). Soqotra heißt allerdings in der antiken Literatur sonst nicht Dibus, sondern νῆϲοϲ Διοϲκουρίδου, also DioskuridesInsel, (Peripl. mar. Erythr. 30, aber auch Plin. nat. 6,153), vgl. D. Woelk, Agatharchides von Knidos über das Rote Meer, Bamberg 1966, 250-252. Soqotra ist, da die Hauptinsel zusammen mit kleineren Inseln ein Archipel bildet, aufgrund der Angaben zur Lage vermutlich mit der bei Agatharchides 103 Müller (D.S. 3,47,9) erwähnten Gruppe der „Glücklichen Inseln“ identisch, vgl. S. M. Burstein (Hg.), Agatharchides, On the Erythrean Sea, London 1989, 169. Da der Name „Dibus“ sonst nicht begegnet, verwirft Z. Biedermann, Soqotra: Geschichte einer christlichen Insel im Indischen Ozean vom Altertum bis zur frühen Neuzeit, Wiesbaden 2006, 41 Anm. 14 die Identifizierung mit Soqotra. Denn die verbreitete Erklärung, dass Dibus mit dem Sanskrit-Wort für Insel in Verbindung zu bringen und von Dvība Sukhādāra abgeleitet sei (vgl. z. B. Trimingham, Christianity among the Arabs, 291), ist von W. W. Müller, Antike und mittelalterliche Quellen als Zeugnisse über Soqotra, eine einstmals christliche Insel, OC 85 (2001) 139-161 und ders., Zeugnisse über Sokotra aus antiken Quellen, in: W. Wramik (Hg.), Sokotra. Mensch und Natur, Wiesbaden 1999, 183-191, widerlegt worden, anders noch ders. Art. Himyar, 307. Die Identifikation von Dibus mit Soqotra beruht aber nicht ausschließlich auf Ähnlichkeiten mit einem zu konstruierenden Sanskritnamen, sondern etwa darauf, dass in der Erzählung des Philost. Theophilos die Insel Dibus unmittelbar nach seiner Abfahrt aus Südarabien erreicht. Auf den ostafrikanisch-südarabischen Raum als Herkunftsgebiet des Theophilos verweist vielleicht auch die Tatsache, dass Gr. Nyss. Eun. 1,47 den Theophilos als Blemmyer bezeichnet.Viele der zu erwägenden Alternativen zur Identifikation von Dibus sind jedenfalls problematisch. Die Annahme, dass es sich um eine Insel in der Maledivengruppe handelt, scheint mir wenig plausibel, so Fiaccadori, Teofilo indiano, XI, XVI, 20-34 und 38-40. Pigulewskaja, Byzanz auf den Wegen nach Indien, 72 identifiziert Dibus ohne weiteres mit Diva, das als Diva oder Sielediva als weit verbreiteter Name für Sri Lanka begegne und möglicherweise mit der Heimat des Theophilos identisch sei, gegen diese Argumentatio hinweist, dass nur Serendīb für Sri Lanka belegt ist. Die Verbindung von Dibus mit der in der Expositio mundi 15 (SC 124,150) erwähnten Diva gens (neben India maior) ist gleichwohl zu erwägen, auch wenn die geo-

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graphischen Angaben zu diesem in der Nähe von Indien lebenden Volk bei der Expositio nicht zur Insellage von Dibus passen, vgl. auch die bisweilen als reine Erfindung erklärten Divi bei Amm. 22,7,10, bei denen es sich um eine natio Indica handelt. In einer entlegenen Passage der Literatur zu den Divi/Serendivi findet sich die (in der umfangreichen Sekundärliteratur zur Theophilos-Mission meines Wissens noch nicht ausreichend beachtete) Form „Dibener“, die Philost. bietet, nämlich bei Epiph. gemm. 243 f. (für den in lateinischer Übersetzung erhaltenen ersten Teil mit naturkundlicher Beschreibung der zwölf Edelsteine auf dem Brustschmuck des Hohepriesters s. Avell. 244,19 [CSEL 35,748 f.]): est enim introrsus in mari rubro, quod sic appellatur, in ipso ingressu regionis Indorum. quarum gentium differentiae quam plurimae sunt, olim quippe Indi in novem regna fuerant disparati, sicuti fama celebratum est, id est Alabastrorum, Homeritarum, Azomitorum, cum Adulitibus, Bugaeorum, Taianorum, Isabenorum, Libenorum, Dibenorum cum Ichthyophagis, et Sirindibenorum cum Evilaeis, sed nunc multo plures sunt, quippe divisi a societate, quam inter se prius habuerant, Dibeni ab Ichthyophagis, et Sirindibeni ab Evilaeis. In der Reihung sind die Dibeni in diesem Text zugegebenermaßen sehr weit von den zu den Indern gerechneten Homeriten und Axumiten entfernt. Zur Charakterisierung von Dibos/Dibus als „indisch“ im Sinne von Philost. würde allerdings auch die von Shahîd, Byzantium and the Arabs, 98 f. vorgeschlagene Identifizierung der Insel mit einer Insel im Persischen Golf passen, wo es verwandte Toponyme gibt (vgl. z. B. Dubai). Eine Identifizierung mit einer Insel im Persischen Golf (z. B. Bahrein) würde auch die von Philost. für Theophilos gezeichnete Route erklären. auch sie heißen Inder Die Dibener gehörten also nach der Auffassung des Philost. ebenso wie die südarabischen Homeriten zu den Indern. Anders Dihle, Art. Indien, 47: „Die von Philostorgios verwendete Terminologie schließt es aus, daß etwa I. u. Südarabien oder Axum miteinander verwechselt wären“. Die Begründung bei Dihle, Umstrittene Daten, 38: „Philostorgios’ Sprachgebrauch kann aber zeigen, daß zu seiner Zeit dieser Name nicht mehr als selbstverständlich empfunden wurde.“ Philost. stelle nämlich fest, dass die Dibener und Himyariten „den Indernamen als Beinamen“ tragen, ohne doch Inder zu sein, s. zu den Dibenern voriges Lemma. an der Deutung von ἐπώνυμον, das aber hier einfach nur auf die Benennung (nicht Zusatzbenennung) bzw. Definition als Inder zielt (vgl. Philost. 2,12a; 3,6,2; 3,7,1; 3,11,13; LSJ s. v. ἐπώνυμοϲ I 3). Philost. stellt m. E.

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gerade keinen Gegensatz zur „orthodoxen Kirchengeschichtsschreibung“ und zur „vulgärsprachlichen griechischen Chronographie dar“, wo bis „tief in die byzantinische Zeit hinein Südaraber und Abessinier, auch wo sie daneben als Aksumiten, Aethiopen oder Homeriten bezeichnet sind, weiter den alten zusammenfassenden Indernamen tragen“, vgl. Dihle, Umstrittene Daten, 65. Bei der Identifizierung der Heimat des Theophilos mit Soqotra, von der hier in Übereinstimmung mit der communis opinio ausgegangen wird, könnte sich der Beiname „Inder“ für Theophilos theoretisch auch dadurch erklären, dass Theophilos dem indischen Bevölkerungsteil von Soqotra entstammte. Allerdings wird Soqotra in den Quellen ohnehin durchaus zu Indien gezählt. So gehört zu den von Peripl. mar. Erythr. 30 aufgeführten Produkten von Soqotra das als „indisch“ bezeichnete Kinnabar (Zinnober), der rot färbende Saft des für Soqotra typischen Drachenblutbaumes, vgl. dazu auch Plin. nat. 33,115 f. Die Erklärung von Casson, The Periplus Maris Erythraei, 169 für die Bezeichnung des Kinnabar als „indisch“ scheint mir jedenfalls extrem kompliziert: Ein ähnliches Produkt stamme von einer Palme, Calamus draco, aus Malaysia und Ostindien und sei durch indische Händler in den Westen gebracht worden, so dass der Name dann auch für den Drachenblutbaumsaft habe benutzt werden können. er wählte den Zölibat Die zölibatär-mönchische Existenz erwählt anscheinend Theophilos also noch vor seiner Weihe zum Diakon. Marasco, Filostorgio, 186 f. deutet die Passsage jedenfalls in diesem Sinne und sieht darin die implizite Kritik an ansonsten im Osten gültigen laschen Zölibatsregelungen, wie sie in der Intervention des Paphnutios im Konzil von Nikaia vertreten wurden (Socr. 1,11 und Soz. 1,23). Allerdings übersieht Marasco, dass die Aufzählung nicht chronologisch zu sein braucht, sondern eher nach Bedeutung der Schritte erfolgt; am wichtigsten wäre dabei die zuletzt genannte Entscheidung für den Diakonat, die gleichzeitig mit der zum Zölibat gefallen sein könnte. (4) πολλὰϲ ἄλλαϲ δωρεὰϲ εἰϲ τὸ πολυτελέϲτατον ⟨ 〉 θαῦμα παραϲχεῖν καὶ θελκτηρίουϲ Es fehlt ein Wort, denn πολυτελέϲτατον paßt inhaltlich nicht zu θαῦμα 1, so daß der inf. παραϲχεῖν syntaktisch nicht eingeordnet werden kann. Amidon, Philostorgius 41 gibt den Passus mit „ma der, doch dazu müßte es εἰϲ τὴν πολυτέλειαν heißen und nicht εἰϲ τὸ ποGothofredus’ 27 Übersetzung „quae praetiosissimum spectaculum praeberent“ verdeckt diese Schwierigkeit. 1

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λυτελέϲτατον. Die bei Philostorg häufig begegnende Junktur „εἰϲ τό mit einem Adjectiv, st. eines Adverbs“ (Bidez, Philostorgius 318 s. v.; vgl. kurz zuvor εἰϲ τὸ μάλιϲτα κεχαριϲμένον; 3,4,3 εἰϲ τὸ ἀκρότατον) zeigt vielmehr, daß ein zu δωρεὰϲ passendes Adjektiv oder Partizip ausgefallen ist, z. B. ἐξηϲκημέναϲ, vgl. 7,8a,3 οἰκοδομαῖϲ λαμπραῖϲ καταλύϲεων καὶ λουτρῶν καὶ τῶν ἄλλων καταϲκευῶν εἴϲ τε χρείαν καὶ κόϲμον 1 εὖ μάλα πολυτελῶϲ ἐξήϲκηται τὸ χωρίον. Hiervon hängt das θαῦμα παραϲχεῖν ab, sei es der bloße inf. (vgl. 3,11,6 ταριχεύϲαντεϲ αὐτὸ ... θεάματοϲ παραϲχεῖν ἀϲυνήθουϲ εἰκόνα; 12,8,5 ἤρξαντο ϲειϲμοὶ οὐ ῥᾴουϲ ὄντεϲ τοῖϲ προλαβοῦϲι παραβαλεῖν; K.-G. 2,16 f.) oder (Vorschlag von R. Kassel) vorbereitet durch ein ὥϲτε bzw. ὡϲ (s. zu 3,11,6). Man könnte zwar auch erwägen, das Wort θαῦμα in θέαμα zu ändern (vgl. 3,11,6 [s. oben]; 7,3,1 τερπνότητόϲ τι παρέχειν ... θέαμα), aber dann würde sich der Gesichtspunkt der Kostbarkeit der Geschenke nur indirekt ergeben, aus dem Staunen der späteren Empfänger bei deren Betrachtung. Pferde aus Kappadokien Zu den kaiserlichen Gestüten in Kappadokien vgl. Expos. mundi 40 (SC 124,176) mit der Betonung der Schönheit der Tiere im kaiserlichen Besitz: illorum divinorum animalium formositatem, ferner Cod. Theod. 6,30,2 und 10,6. Vgl. auch S. Mitchell, HorseBreeding for the cursus publicus in the Later Roman Empire, in: A. Kolb (Hg.), Infrastruktur und Herrschaftsorganisation im Imperium Romanum, Berlin 2014, 246-261, hier 257 f. Als comes sacri stabuli hatte Stilicho am Anfang seiner Karriere die Kontrolle des kaiserlichen Gestüts mit kappadokischen Pferden zur Aufgabe, vgl. Claud. carm. min. 30,190-193: dilectus equorum,/ quos Phrygiae matres Argaeaque gramina pastae/ semine Cappadocum sacris praesepibus edunt,/ primus honos. Generell zur Schönheit kappadokischer Pferde Opp. cyn. 1,171 und 197 f.; Nemes. cyn. 240-250; Lib. ep. 1222. (5) ἐπίνοια ⟨ 〉, τοῦ δὲ Θεοφίλου κτλ. Während in den früheren Ausgaben seit Gothofredus 27 das δὲ vor Θεοφίλου fehlt (vermutlich aufgrund der ihnen vorliegenden Hss.) und sie diesen Text irgendwie zu verstehen suchten, hat Bidez erkannt, daß hinter ἐπίνοια etwas ausgefallen sein muß, und wegen der Parallelüberlieferung 3,4a,3 τῶν ᾽Ιουδαίων ἀνθιϲταμένων ein ἐπειρᾶτο ἀντιϲτῆναι als

Das entspräche dem vorgenannten εἰϲ τὴν πολυτέλειαν, wenn es denn an unserer Stelle überliefert wäre. 1

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indes ein einfaches ἀνθίϲτατο. Die 3,4a,3 berichtete Maßnahme der Juden hat Photios in dem ἡ ... τῶν Ἰουδαίων οἰκεία ἐπίνοια zusammengefaßt. καὶ ἅπαξ καὶ δὶϲ Vgl. Phil. 4,16; 1. Thess. 2,18. καὶ ἆκον Vgl. 8,11,1 ὅτι καὶ ἄκων ὁ δυϲϲεβὴϲ Βαϲίλειόν τε τὸν μέγαν καὶ τὸν θεολόγον Γρηγόριον ἐπὶ ϲοφίᾳ θαυμάζει. καθαρότητι γνώμηϲ Gehört, folgt man dem Satzduktus, zum vorangehenden τὰ δὲ τῆϲ πρεϲβείαϲ τὸ πέραϲ ἐδέχετο; die beiden Partizipien ἀποκλίναντοϲ und ἀναϲτήϲαντοϲ dienen hierbei der Einzelerläuterung. In der Hs. B ist jedoch vor καθαρότητι interpungiert (ihr folgen alle Ausgaben und Übersetzungen): Nach dieser Deutung wird καθαρότητι γνώμηϲ mit dem folgenden, nunmehr als gen. abs. zu fassenden, τοῦ – ἀποκλίναντοϲ κτλ. verbunden und beschreibt die Art und Weise des Verhaltens des Herrschers, vgl. 2,16a,5 ὁ τοίνυν Κωνϲταντῖνοϲ θραϲύτητι γνώμηϲ τὴν βαϲιλείαν ἀφήρπαϲε κτλ. Dadurch verliert es aber die Bedeutung, die es bei der ersten Alternative hat, wo es den Kontrapunkt zur τῶν Ἰουδαίων οἰκεία ἐπίνοια des vorigen Satzes bildet, wie schon das μὲν – δὲ in εἰϲ ϲιγὴν μὲν βαθεῖαν καὶ ἆκον τὸ ἀντιπνέον κατέδυ, τὰ δὲ τῆϲ πρεϲβείαϲ τὸ πέραϲ ἐδέχετο zeigt. Außerdem hätte sich bei der zweiten Möglichkeit ein Mißverständnis leicht vermeiden lassen durch die Stellung des καθαρότητι γνώμηϲ hinter ἔθνουϲ. durch übernatürliche Werke Das griechische παράδοξοϲ bedeutet, dass die üblichen Naturgesetze außer Kraft gesetzt und damit das Eingreifen Gottes in die Welt bewiesen wird. Zu παράδοξοϲ als zentralem Begriff bei Sozomenos, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 213. wohingegen … bereitwillig zur Verfügung stellte Nach Ryckmans, Le christianisme en Arabie, 416-420 soll sich der Erfolg dieser ersten Christianisierungsbemühungen auch epigraphisch niedergeschlagen haben, indem das Formular himyaritischer Inschriften ab Malkīkarib (spätes 4. Jh.) auf einen christlichen „Gott des Universums“ (RES 3383) hinweist, das später wieder durch eine Entchristianisierung und die (von den Sasaniden geförderte) Judaisierung verdrängt werde. Gegen diese Identifizierung des Ethnarchen mit Malkīkarib (oder eher dessen Vater) s. A. F. L. Beeston, Himyarite Monotheism, in: Proceedings of the Second International Symposium on Preand the Arabs, 100 f.); C. Robin, Judaïsme et christianisme en Arabie du Sud d’après les sources épigraphiques et archéologiques, Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 10 (1980) 85-96, besonders 89-94; J.

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Beaucamp / C. Robin, Le christianisme dans la péninsule arabique d’après l’épigraphie et l’archéologie, T&MByz 8 (1981) 45-61. Vgl. dagegen wieder Shahîd, Byzantium and the Arabs, 100-104, der dezidiert für die Identifizierung des bei Philost. erwähnten Ethnarchen mit Malkīkarib eintritt. Mit Tha᾽rān Yuhan’im wird der Herrscher von C. Robin, Himyar au IVe siècle de l’ère chrétien, ABADY 10 (2005) 133-152 identifiziert, vgl. Gajda, Le royaume de Ḥimyar à l’époque monothéiste, 41; Schiettecatte, D’Aden à Zafar, 237 Anm. 82. (6) ἐν ᾧ Die Junktur wird üblicherweise temporal verwandt (vgl. 3,25), aber zumindest bei Photios finden sich einige Belege für den lokalen Gebrauch, unabhängig vom Genus des Bezugswortes (statt οὗ), vgl. bibl. cod. 186 p. 131 b 15-17 (= Konon FGrHist 26 F 1,3) ἔχρηϲε φάϲματι φανεὶϲ τῷ λαῷ πόλιν οἰκίζειν ἐπ᾿ Ἰταλίαϲ, ἐν ᾧ ἦν τὸ ϲῆμα τοῦ Λοκροῦ; 134 a 29 (= F 1,21) πόλιν, ἐν ᾧ τῆϲ ϲχεδίαϲ ἀπέβη, κτίζει Δαρδανίαν; 136 a 3 (= F 1,29,4) ἐκεῖθεν ἀφικνοῦνται, ἐν ᾧ νῦν εἰϲι; 138 b 36-38 (= F 1,40,2) ἁρπάζεται ἀπό τινοϲ νηϲῖδοϲ ἐρήμου ἡ Ἀνδρομέδα, ἐν ᾧ εἰώθει ἀπιοῦϲα θυϲίαϲ τῇ Ἀφροδίτῃ θύειν; 224 p. 238 b 15 f. προϲῆγε τὸν ϲτρατὸν τῇ πόλει, ἐν ᾧ τὰϲ ... Τιγράνου παλλακίδαϲ φυλάττεϲθαι μεμαθήκει u. 21 f. περὶ τὴν πόλιν, ἐν ᾧ τὰϲ παλλακίδαϲ ἔθετο (= Memnon FGrHist 434 F 1,38,2 u. 3, wo Jacoby, Bekker folgend, beidemal ἐν ᾗ schreibt). πρὸϲ τὸν ἔξω Ὠκεανὸν Vgl. 3,4,1 τὸν ἐξωτάτω Ὠκεανόν; 3,6,3 τὸν ἐξωτάτω ... Ὠκεανόν; 3,10,1 τῆϲ ἔξω θαλάττηϲ; 3,11,15 τῆϲ ἔξωθεν θαλάϲϲηϲ; s. zu 3,4,1. Valesius 478 hat bereits richtig übersetzt: „ad exteriorem Oceanum vergens“, ohne den Text jedoch zu ändern. Tapharon Heute Zafar (Jemen). Die Form Tapharon ist mit Ptol. geog. 6,7,25 (Ταπφαρίται [auch Ϲαπφαρίται ist überliefert]) oder Amm. 23,6,47 (Tafra) zu vergleichen. Leicht verändert als ⟨Ϲ⟩αφαὰρ μητρόπολιϲ im Peripl. mar. Erythr. 23; Sapphar bei Plin. nat. 6,104; Ϲάπφαρα μητρόπολιϲ bei Ptol. 6,7,41; vgl. insgesamt A. Grohmann, Art. Tapharon, RE 4 A 2 (1932) 2253. Die von P. Yule geleiteten jüngsten Grabungen in Zafar ergeben keinen Hinweis auf die von Philost. beschriebene Kirche, vgl. P. Yule u. a., Ẓafār, Capital of Ḥimyar, Ibb Province, Yemen. Preliminary Reports 1-4, 1998-2004, ABADY 11 (2007) 479-547, Taf. 1-47; P. Yule, Ẓafār, Capital of Ḥimyar, Fifth Preliminary Report, Beiträge zur Archä a., Ẓafār, Capital of Ḥimyar, Sixth Preliminary Report, February-March 2006, ZOrA 1 (2008) 208-245. Der Hinweis von südarabischen Inschriften (Ry 507 und 508 sowie JA 1028), die in das Jahr 523 zu datieren sind, auf

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die Zerstörung einer Kirche in Zafar ist wohl eher auf eine in die Zeit der axumitischen Vorherrschaft Anfang des 6. Jh. zu datierende Kirche zu beziehen, vgl. Schiettecatte, D’Aden à Zafar, 281. Ebenso wenig hält Schiettecatte, 281 die Angaben im Martyrium des heiligen Arethas und in der Vita sancti Gregentii (9,150-155 p. 394 Berger) über eine Wiedererrichtung von Kirchen in Zafar um 530 für verwendbar. Adane … gewöhnlich ankerten Also Aden, das im Peripl. mar. Erythr. 26 p. 8,21-32 Frisk als sonst nicht bekannter Ort Εὐδαίμων Ἀραβία (ähnlich bei Ptol. 6,7,9: Ἀραβία(ϲ) ἐμπόριον) auftaucht, vgl. dazu den Kommentar von Casson, The Periplus Maris Erythraei, 158 f. Der Name Aden/Adane ist in der Antike vor Philost. in literarischen Quellen nicht belegt, vgl. aber die Belege aus der Zeit Neros und Vespasians für einen Händler Hermeros aus Adane (Ἀδανείτηϲ) am Roten Meer, vgl. Schiettecatte, D’Aden à Zafar, 237 mit Anm. 79 (G. Wagner, Une dédicace à Isis et à Héra de la part d’un négociant d’Aden, BIFAO 76 [1976] 277-281). persische Handelsplatz … Meers liegt Der Ort der dritten Kirche ist nicht genau zu ermitteln. Einige Forscher fassen die Angabe über den „persischen Handelsplatz“ so auf, dass hier an Gebiete östlich der Straße von Hormus zu denken ist, etwa an das an der Mündung des Persischen Golfes gelegene Hormus selbst, zur Identifikation mit einem Persepoliscon, das mit der Angabe mercium Persarum versehen ist, auf der Tabula Peutingeriana, vgl. Pigulewskaja, Byzanz auf den Wegen nach Indien, 74. Es ist aber ausgeschlossen, dass die Sasaniden einen letztlich von Constantius II. angeregten Kirchenbau eines Araberfürsten auf ihrem Territorium geduldet hätten, vgl. auch (mit weiteren Einwänden) gegen Fiaccadori, Teofilo Indiano, 298 Anm. 8 D. T. Potts, The Arabian Gulf in Antiquity II. From Alexander the Great to the Coming of Islam, Oxford 1990, 330-332. Potts hält einen Ort an der omanischen Küste für wahrscheinlicher, etwa Sohar, ohne sich aber genau festzulegen, vgl. bereits Shahîd, Byzantium and the Arabs, 89 mit Anm. 59 (möglicherweise Dibā). Potts verweist auf die Parallelen zwischen Peripl. mar. Erythr. 36 p. 12,3 f. Frisk (Omana, Emporion der Persis am ϲτόμα τοῦ κόλποῦ) und Philost. Die Parallelen sind zwar nicht ausreichend, um die Existenz einer gemeinsamen Quelle zu beweisen. Die Fährte scheint mir gleichwohl eine richtige Einschätzung der Angaben Philostor bildet worden sind. Während die beiden Kirchen von Aden und Zafar relativ nahe am Kernbereich der himyaritischen Macht liegen, wäre der Bau einer dritten Kirche am Ausgang des Persischen Golfes von diesem Kern-

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bereich über 1000 km entfernt organisiert worden. Möglicherweise ist dabei in einer freien Erfindung folgender Befund umgedeutet worden: Der Hafen von Aden, der bei Philost. als Landungsplatz der Römer bezeichnet wurde, diente offenkundig als Umschlagplatz: Schiffe aus dem Roten Meer beendeten dort ihre Fahrt, Schiffe, die in Richtung Iran und Indien fuhren, nahmen dort ihre Fahrt auf, vgl. die entsprechenden Erläuterungen zum mit Aden zu identifizierenden Ort Εὐδαίμων Ἀραβία in Peripl. mar. Erythr. 26 p. 8 Frisk, in der Übersetzung von Casson, The Periplus Maris Erythraei, 65: „Since vessels from India did not go on to Egypt and those from Egypt did not dare sail to the places further on but came only this far, it used to receive the cargoes of both.“ Diese Funktion hat Aden allerdings verloren, nachdem man die direkt nach Indien führende Monsunschiffahrt entdeckt hatte, vgl. dazu L. Casson, South Arabia’s maritime trade in the first century A.D., in: Fahd (Hg.), L’Arabie préislamique, 190. Aus einem Hafen, der zwischen den Römern und den Persern vermittelte, hat Philost. nach Konsultation der Periplus-Literatur zwei Häfen gemacht, den einen, der Umschlagplatz der Römer ist, den anderen, eine gewaltige Distanz davon entfernt gelegen, der Umschlagplatz der Perser gewesen sein soll. Shahîd, Byzantium and the Arabs, 95 nimmt an, der dritte Platz sei von den Römern (durch Theophilos) aus strategischen Gründen gegen die Sasaniden an der omanischen Küste angelegt worden: „The strategic location of the locality, situated near the mouth of the Persian Gulf, where Theophilus built his third church, emerges clearly as a potential outlying Byzantine post, especially when it is realized that Shāpūr evinced unusual interest in developing Persian naval power and must have used a fleet when he transported his troops across the Persian Gulf for his Arabian campaign.“ Die Kirchen werden aber in der Darstellung des Philost. vom Himyaritenherrscher – und ausdrücklich gerade nicht mit kaiserlichen Mitteln – errichtet.

3,4a Auch wenn nicht entschieden werden kann, ob sich Symeon Metaphrastes direkt auf Philostorg oder Photios stützt (vgl. Bidez, Philostorgius CI), Theophilos (3,4a,3), daß er hier nicht aus der Photios-Hs. B schöpft, da in 3,4,5 eine Lücke hinter ἐπίνοια anzusetzen ist.

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Bidez verfügte zusätzlich zum Text von PG 115 über Kollationen der drei aus dem 11. Jh. stammenden Parisini 789 (= A), 1480 (= B) und 1486 (= C), die Henri Lebègue für ihn angefertigt hat (vgl. Bidez, app. crit. z. St.). Merkwürdigerweise verzeichnet er die drei Varianten des PG-Textes nicht im app. crit., vielleicht weil er (wie später Ehrhard 2,388 Anm. 1) bemerkt hat, daß die Angabe in PG 115,1249 f., der PG-Text beruhe auf dem Paris. gr. 1483, nicht stimmt. Nach Ehrhard a. a. O. handelt es sich vielmehr um den Paris. gr. 1480 (= B) oder 1484. Es hätte im Rahmen dieser Edition zu weit geführt, dieser Frage im einzelnen nachzugehen, weshalb die Lesarten des PG-Textes hier im app. crit. unter der Sigle D angeführt werden. [M. St.] (1) θύονταϲ – ἐτίμων Wegen der Bemerkung, daß dieses Verhalten epichorisch sei (κατὰ τὸν ἐπιχώριον τρόπον), besser auf alle Bewohner (τοὺϲ ὑπὸ χεῖρα πάνταϲ ἐμπεριτόμουϲ) zu beziehen als allein auf die paganen (οὓϲ δὲ καὶ ἀκριβῶϲ ἑλληνίζονταϲ). In der Phot.-Epitome (3,4,1) werden die Juden stärker abgesetzt und nicht direkt mit dem Götzendienst in Verbindung gebracht. Wenn Sym. Metaphr. darauf fußt, hat er seine Quelle unglücklich wiedergegeben. Dunaan, ein Hebräer Das Martyrium des Arethas (im Rahmen der Verfolgung der Christen von Nadschran s. u.) fand in der Zeit Kaiser Justins (518-527) statt, nach der Eroberung der christlichen Stadt durch den dem jüdischen Glauben ergebenen Himyaritenherrscher Masrûq. Das Martyrium kann in den Herbst 523 datiert werden, vgl. F. de Blois, The date of the „martyrs of Nagran“, AAE 1 (1990) 110-128; R. Tardy, Najrân, chrétiens d’Arabie avant l’islam, Beirut 1999. Zum Namen, der dem Himyaritenherrscher hier gegeben wird (Dunaan), vgl. Dû-Nuwâs (arab.), Dimiôn (syr.) und Dunaas mit der Deutung von Shahîd, Martyrs of Nâjran, 264266. Die Darstellung des Martyriums des Arethas führte dazu, dass BHG 167 Passagen aus Philost. einfügte, um über den historischen Hintergrund der Christianisierung Südarabiens zu informieren. Das Verfahren der Erweiterung ist mit demjenigen vergleichbar, das in der Kontrastierung der vormetaphrastischen Artemii Passio mit derjenigen des Johannes Monachos erkennbar wird. (2) Negran Nadschran, eine Oase im Norden des Königreichs der Himyariten, die im Philost.-E gara bei Amm. 23,6,47. In Nadschran wurde arabisch, nicht himyaritisch gesprochen, und es gehörte nicht zu den Kernregionen des himyaritischen Königreichs, vgl. Shahîd, Martyrs of Nâjran, 242-250.

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seitdem nämlich Constantius … Glauben anschlossen, vorstehen Die Behauptung von BHG 167, dass Theophilos auch für die Christianisierung von Nadschran verantwortlich gewesen sein soll, lässt sich sonst nicht bestätigen. Die griechische vormetaphrastische Version (BHG 166) gibt an, Nadschran habe seit Urzeiten die „wesensgleiche und heilige Trinität“ (2 p. 187 Detoraki) verehrt. Das ist ebenso erfunden wie die Angaben über eine frühere Christianisierung der Himyariten in den arabischen Versionen des Martyriums des Arethas, nämlich in apostolischer Zeit durch die Predigt des Simeon des Kanaaniten, vgl. zu diesen Versionen Shahîd, Martyrs of Nâjran, 204; Detoraki (ed.), La martyre de Saint Aréthas, 171 f. Die übrige Tradition erlaubt es dagegen, die Christianisierung von Nadschran ins späte 5. Jh. zu setzen, vgl. den Überblick bei Ryckmans, Le christianisme en Arabie, 421; Trimingham, Christianity among the Arabs, 294-296; Hainthaler, Christliche Araber, 121-124. Dazu fügen sich die Nachrichten in der syrischen Version des Martyriums (Übersetzung bei Shahîd, 46), demzufolge ein Paul I. erster Bischof in Nadschran war, der von Philoxenos von Mabbug-Hierapolis geweiht wurde. (3) ὅτε καὶ Zum relativischen Satzanschluß vgl. 3,22/26a,4 ὅτε καὶ τὸ τοῦ ϲταυροῦ ϲημεῖον ... ἐπὶ τῶν Ἱεροϲολύμων ὤφθη. οἷα δὴ πολλὰ τούτοιϲ ὡϲ ἀπίϲτοιϲ ἀπαιτεῖν ἔθοϲ Vgl. 1. Cor. 1,22 καὶ Ἰουδαῖοι ϲημεῖα αἰτοῦϲιν καὶ Ἕλληνεϲ ϲοφίαν ζητοῦϲιν. ϲημεῖα τοῖϲ πιϲτεύϲαϲι παρακολουθήϲει Vgl. Mc. 16,17 ϲημεῖα δὲ τοῖϲ πιϲτεύϲαϲιν ταῦτα παρακολουθήϲει.

3,4c Laurdas hat in seinem Quellen- bzw. Similienapparat z. St. neben Phot. bibl. cod. 40 p. 8 b (= 3,4b) und Suda θ 197 (= 3,6a) auf Philost. 2-9 hingewiesen, an den Photios bei den αἱρετίζοντεϲ aufgrund seiner übrigen Beschäftigung in der Tat nur gedacht haben kann. αἱ πράξειϲ = die Apostelgeschichte, vgl. Lampe s. v. 6 a.

3,5 f. 5. (1) ἐνῆν δυνατόν Vgl. Eus. dem. ev. 4,15,10; Phot. ep. 284,2582 f. 2611.

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Διβοῦ Zum Akzent vgl. K.-B. 1,495 (f) u. 2,583; richtig in 3,4,3, darum hier mit Valesius 478 gegen δίβου in B zu schreiben. ἐπηνωρθώϲατο Vgl. K.-B. 2,35 (1). Von dort gelangte er in das andere Indien Indien war über die seit dem 1. Jh. v. Chr. bekannte Monsunroute (vgl. zur Entdeckung durch Hippalos Peripl. mar. Erythr. 57) durchaus leicht erreichbar, so dass eine Fahrt des Theophilos dorthin nicht ausgeschlossen werden kann, vgl. R. Böker, Art. Monsunschiffahrt nach Indien, RE Suppl. 9 (1962) 403-412. Wenn in Dibus Soqotra und nicht eine Malediveninsel zu sehen ist, kann das „andere“ Indien durchaus auch eine weitere von Soqotra aus erreichbare Gegend der arabischen Halbinsel sein, vgl. etwa Trimingham, Christianity among the Arabs, 292, der eine Identifizierung der „other districts of India“ mit Hadramaut andeutet. Als „anderes“ Indien wird diese Gegend dann von den bisher genannten, im Sinne der spätantiken Geographie aufgefassten südarabischen Gegenden bzw. von der ebenfalls zu „Indien“ gehörenden Gegend Soqotra abgegrenzt. Mit einer solchen Deutung ließe sich auch erklären, warum in Philost. 3,6 Theophilos dann von „Großarabien“ (einem Teil „Indiens“) nach Axum in Ostafrika aufbricht. Da aber aus Philost. 2,6 hervorgeht, dass nach der Erzählung des Philostorgios Theophilos bis in das bereits von Bartholomäus missionierte echte Indien gelangte, ist davon auszugehen, dass im Photios-Exzerpt ein Hinweis darauf, dass Theophilos vom echten Indien wieder nach Großarabien zurückkehrte, unterschlagen worden ist. Allerdings ist auch in Philost. 2,6 nicht ganz klar, ob Philost. präzise Kenntnisse darüber hatte, wo das christianisierte Indien des Bartholomäus eigentlich lag, s. den phil. Komm. zu Philost. 3,6,1. (2) ἄλλα τινά, ὧν μὴ θεῖοϲ θεϲμὸϲ ἐπεϲτάτει Zur Bedeutung von ἐπιϲτατεῖν, die sich der von ἐπιτάττειν nähert, bei einem abstrakten Substantiv vgl. Greg. Nyss. c. Eun. 2,254 (über Gottes Verhalten nach Entwicklung verschiedener Sprachen bei den Menschen) οὔτε εἰϲ ποικίλαϲ γλωϲϲῶν διαφορὰϲ διατμηθέντων (sc. ῥημάτων), ὅπωϲ ἂν ἕκαϲτοϲ φθέγγοιτο, θεῖοϲ ἐπεϲτάτηϲε νόμοϲ; ähnlich das Substantiv, vgl. Dio Chrys. 75,1 ἔϲτι δὲ ὁ νόμοϲ τοῦ βίου μὲν ἡγεμών, τῶν πόλεων δὲ ἐπιϲτάτηϲ κοινόϲ. Zum gen. vgl. 8,17,1 τῆϲ ... κατὰ Ϲυρίαν Λαοδικείαϲ ἐπιϲτατῶν. Das ἐπιτάττει, gen. part.), ist also nicht nötig. im Sitzen den Lesungen der Evangelien zu Evangelien im Sitzen zu hören galt als ein befremdliches Privileg des Bischofs von Alexandreia,

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vgl. Soz. 7,19,6: „Bei der Verlesung des Evangeliums erhebt sich der Bischof nicht, was ich bei anderen weder erlebt noch gehört habe.“ (Übers. Hansen) Zu den geschuldeten Respektbezeugungen dem im Stehen zu hörenden Evangelium gegenüber, vgl. O. Michel, Art. Evangelium, RAC 6 (1966) 1107-1160, hier 1152. Vielleicht ist der Hinweis auf die Verfehlungen in der Liturgie als eine indirekte Attacke des Eunomianers auf den alexandrinischen Bischof Athanasios zu verstehen. Aber das gestaltete er … „Wesensverschieden“ vertraten Dihle, Art. Indien, 47 betont, dass man den Eindruck hat, dass Theophilos gewissermassen eine Kirchenprovinz visitiert, „die er bzw. sein Auftraggeber zur Reichskirche rechnete, die jedoch seit einiger Zeit ohne Verbindung mit dieser gewesen war.“ Vgl. bereits Dihle, Umstrittene Daten, 51: „Die große Reise des Theophilos diente (...) fraglos dem Zweck das unter Constantius zur Staatsreligion gewordene arianische Bekenntnis durchzusetzen. Nur so ist Photios’ Mitteilung zu verstehen, Philostorgios [2,6] behaupte, die Inder der Bartholomaios-Kirche hielten sich an das ‘heteroousion’“. Letzeres ist vielleicht weniger überzeugend. Es geht Philost. eher darum zu zeigen, dass an der Peripherie sich der richtige, apostolische Glauben gehalten hat und dass in der Zeit Konstantins es zu Kontakten mit der Reichskirche kam. Vgl. zu Aposteln als Gewährsmännern des wahren Glaubens die ähnliche Funktion, die Johannes und Paulus für Eunomios innehaben, vgl. dazu Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 43 Anm. 66. Ein anderes Bild zur angeblichen Konfession des seit langem christianisierten Indien bietet die Anonyme Kirchengeschichte („Gelasios von Kyzikos“). In ihr ist Indien von den Beschlüssen Nikaias erfasst, da ein Johannes diese Konzilsbeschlüsse in Persien und im Großen Indien promulgiert, vgl. anonymer Kirchenhistoriker („Gelasios von Kyzikos“) h.e. 2,38,5. Diese Version wurde von Athanasios geprägt, vgl. Ath. ep. Afr. 2,2 p. 111 Stockhausen. Stockhausen, Athanasius von Alexandrien. Epistula ad Afros, 114 erwägt, dass bei Athanasios eine Gegenerfindung zu der Nachricht vorliegt, die dann letztlich in die Version des Philost. eingeflossen ist. Aufgrund der vielfach zu beobachtenden Verzerrung athanasischer Perspektiven durch Philost. würde ich eher annehmen, dass Philost. die Version einer homousisch-orthodoxen Quelle bewusst in ihr Gegenteil verkehrt hat. 6. (1) ταύτηϲ τῆϲ μεγάληϲ Ἀραβίαϲ D en gewesen ist (s. hist. Komm. zu Von dort - Indien), wäre zu erwägen, daß die Reise nach Arabien ausgefallen ist, sei es bei Photios’ Epitomierung oder in der handschriftlichen Überlieferung (vgl. Amidon,

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Philostorgius 43 Anm. 16). Doch fragt man sich, warum Theophilos noch einmal dahin zurückgekehrt sein sollte, nachdem er seine Mission beendet hatte (vgl. 3,5,1). Gegen die Erwähnung einer bloßen Zwischenstation spricht deren Nebensächlichkeit; der Aufenthalt in Dibus 3,5,1 wird nämlich damit begründet, daß es des Theophilos Heimat war. Denkbar ist, daß es ursprünglich Ἰνδίαϲ statt Ἀραβίαϲ hieß und dieses unter dem Eindruck von 3,4,1 (μεγάλην ... Ἀραβίαν ... καὶ εὐδαίμονα) und wegen der geographischen Nähe zum folgenden Axum geändert wurde, sei es von Photios oder einem Kopisten. Zu μεγάλη Ἰνδία für das eigentliche Indien vgl. Gelas. Cyz. h. e. 3,9,2 Ματθαῖοϲ Πάρθοιϲ ἐκήρυξε καὶ Βαρθολομαῖοϲ Αἰθίοψι καὶ Θωμᾶϲ τοῖϲ τῆϲ μεγάληϲ Ἰνδίαϲ Ἰνδοῖϲ; ebenso 2,28,4 u. 38,5; außerdem Expos. mundi 16-18 (SC 124,150/152) und das Parallelitinerar in den Ὁδοιπορίαι ἀπὸ Ἐδὲμ τοῦ παραδείϲου ἄχρι τῶν Ῥωμαίων 1 ebd. p. 352,29 f. 34, wo India maior bzw. Ἰνδία ἡ μεγάλη und India minor bzw. Ἰνδία ἡ μικρά (= Südarabien) einander gegenüberstehen; vgl. Dihle, Art. Indien 43. 47. 50. Auch Expos. mundi 16 f. und Ὁδοιπορίαι p. 352,31 führt die Route von Indien direkt nach Axum. Von diesem großen Arabien Zum Itinerar des Theophilos s. den hist. Komm. zu Philost. 3,5,1 sowie den phil. Komm. zu 3,6,1. Auxumiten genannten Äthiopiern Axum/Aksum liegt im heutigen Äthiopien. Das Äthiopien der antiken Geographie ist aber der Sudan. Dass die Axumiten zu den Äthiopiern gezählt werden, ist zum ersten Mal bei Philost. bezeugt, vgl. Dihle, Umstrittene Daten, 65 f.; Brakmann, Art. Axomis, 720. Dihle, L’Ambassade de Théophile, 465 stellt zum Toponym „Äthiopien“ fest: „Ce toponyme ne désignait jamais le royaume axoumite en Grec ou en Latin“. Ezana habe den Titel eines Königs von Äthiopien erst nach seinen Eroberungen am Nil, also des eigentlich als äthiopisch betrachteten Sudan, angenommen. Kosmas Indikopleustes gibt in der christlichen Topographie 2,62 f. (SC 141,377-379) die Inschrift eines Herrschers wieder, der die Eroberung von Äthiopien und weiterer Gebiete bis zu den Sabäern betrieben hat, zur Datierung dieser Inschrift in die zweite Hälfte des 4. Jh. Thelamon, Païens et chrétiens, 67. In diesem Falle könnte man den neuartigen Sprachgebrauch des Philost. vielleicht damit erklären, dass

Wie ich anderer Stellen darzulegen beabsichtige, führen die Gemeinsamkeiten zwischen der paganen Expositio und den christlichen Ὁδοιπορίαι zu dem Schluß, daß die Quelle, aus der beide schöpften, ein christlich geprägtes Itinerar war. 1

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seine Quelle das neue Großreich Axum (einschließlich von „Äthiopien“) vor Augen hatte. Küsten des Roten Meeres ... zwei Buchten auf Philost. gebraucht den Begriff des Roten Meeres wie Agatharchides (fr. 79 Müller, sowie 80103), also im modernen Sinn, vgl. zu Agatharchides Woelk, Agatharchides von Knidos, 90. Er weicht vom weiteren Gebrauch, der etwa beim Periplus maris Erythraei zu finden ist (nördlicher Teil des Indischen Ozeans mit Persischem Golf), deutlich ab. Vgl. hierzu BMP, 253 Anm. 3. (2) τὸ μὲν αὐτῆϲ ἐπ᾽ Αἰγύπτου χωρεῖ ⟨κατὰ〉 Κλύϲμα Vgl. kurz danach τὸ δὲ ἕτερον μέροϲ ἐπὶ Παλαιϲτίνηϲ ἔρχεται κατὰ πόλιν Ἀειλὰ (Koetschau 267). Zu κατά mit acc. bei Verben der Bewegung vgl. 4,1,3 (τὸν Γάλλον) ὑπερόριον ... κατά τινα νῆϲον τῆϲ Δαλματίαϲ ποιήϲαϲθαι; 4,1,5 τὸν ... Γάλλον εἰϲ ἰδιώτην ἀπογυμνωθέντα φρουρηϲόμενον ἐκπέμπεϲθαι κατὰ τὴν νῆϲον; 7,8,3 τὸν ... τοῦ θεοῦ ἀρχιερέα κατὰ τὰ προπύλαια ϲτάντα τοῦ νεὼ τὴν εἴϲοδον ἀποτειχίζειν; 9,8,2 κατὰ Μοῦρϲαν ... τῆϲ Ἰλλυρίδοϲ φθάϲαϲ; LSJ s. v. B I 2 (mit Verweis auf Zos. 3,1,1). in Richtung Ägypten ⟨bis nach〉 Klysma … durchquerten Zu Klysma-Suez vgl. Ph. Mayerson, The port of Clysma (Suez) in transition from Roman to Arab rule, JNES 55 (1996) 119-126; S. E. Sidebotham, Roman economic policy in the Erythra Thalassa 30 B.C. –A.D. 217, Leiden 1986, 48-71 (zu den Häfen am Roten Meer), vgl. ders., Ports of the Red Sea and the Arabia-India trade, in: Fahd (Hg.), L’Arabie préislamique, 195-223, hier 198-201: Der Hafen von Klysma war wegen der Windverhältnisse nicht immer gut zu nutzen, doch befand sich der Necho-Kanal in dessen Nähe. Zur Verknüpfung mit der Geschichte des Exodus (Ex 14) vgl. Eus. onomast. p. 44,3; Cosm. Ind. 5,8 (SC 159,21). Aeila Ela, Aïla etc. Heute Akaba am gleichnamigen Golf. Vgl. dazu Pigulewskaja, Byzanz auf den Wegen nach Indien, 103. (3) ἀλλὰ γὰρ ⟨τὰ〉 ταύτηϲ τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ ἐν ἀριϲτερῷ τοῖϲ ἔξωθεν Αὐξουμῖται κατέχουϲιν Das Verb κατέχειν kann zwar mit dem gen. verbunden werden (vgl. LSJ s. v. A I 2, z. B. Diod. Sic. 12,82,4 τῆϲ παραποταμίαϲ βίᾳ κατέϲχον), doch in den Philostorgzeugen steht es regelmäßig mit dem acc., vgl. 1,6b,14; 3,15,8; 7,8a,9; 10,8,1. Zudem wür Sicht der Außenstehenden 1 – linke Seite des Roten Meeres kontrollierten; Zum dat. vgl. K.-G. 1,421; Koetschaus 267 Einfügung eines εἰϲπλέουϲιν dahinter ist nicht unbedingt erforderlich. 1

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der entsprechende Landstrich wäre damit noch nicht zum Ausdruck gebracht, allenfalls wenn man dies für eine prägnante Formulierung hielte. Bidez ersetzte deshalb das γὰρ durch ein τὰ. Allerdings paßt das ἀλλὰ γὰρ sehr gut in den Zusammenhang, weil es das Ende der Digression über die Geographie des Roten Meeres bezeichnet (vgl. Denniston 103 [3 ii]). Am einfachsten ist die Einfügung eines τὰ vor ταύτηϲ, das dort sehr leicht ausgefallen sein kann. Das Demonstrativpronomen ist deswegen offenbar zu τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ hinzugefügt worden, um an die letzte namentliche Erwähnung in 1 (ἡ μέντοι Ἐρυθρὰ) anzuknüpfen; ähnlich greift in 3 das τούτων τῶν Αὐξουμιτῶν über den Einschub Αὔξουμιϲ γὰρ αὐτοῖϲ ἡ μητρόπολιϲ auf Αὐξουμῖται zurück. Nicht auszuschließen ist, daß dieses ταύτηϲ aus einem ursprünglichen τὰ τῆϲ hervorgegangen ist, was als Folgefehler die Einfügung des Artikels τῆϲ nach sich gezogen hätte (Vorschlag von J. Hammerstaedt). Auxumis ist … ihre Hauptstadt Axum war durch Frumentius, Bischof von Adulis, im Auftrage des Athanasios missioniert worden. Vgl. Rufin. hist. 10,9 f. (GCS 9,971-973); Socr. 1,19,3 f.; Thdt. h.e. 1,23; Anonyme Kirchengeschichte („Gelasios von Kyzikos“) 3,9,3-17. Die Datierung dieser Mission ist umstritten, ein sehr spätes Datum (nach 346) bei Klein, Constantius und die christliche Kirche, 240 f.; Brakmann, Art. Axomis, 745. Umstritten ist neben der Datierung auch die Frage, in welchem Umfang missioniert wurde und ob letztlich nur in Axum siedelnde Reichsangehörige dem Bischof von Adulis unterstellt waren. A. Dihle, L’ambassade de Théophile, 463-466 hält die einzige Inschrift, in der der äthiopische König dieser Zeit Ezana überhaupt als Christ zu erkennen ist, für ein später angefertigtes Monument. Die Tatsache, dass nur die Reichsangehörigen in Adulis Christen waren, würde erklären, warum Philost. nichts über eine Christianisierung der Axumiten berichtet, sondern nur darauf verweist, dass Theophilos dort offenkundig ordnend eingriff. In einem Brief appellierte Constantius II. an die axumitischen Herrscher Aizanas (= Ezana) und Sazanas, Frumentius nach Ägypten zu Georgios zu schicken, damit er in die neue homöische Hierarchie aufgenommen wurde, und zeigte sich auch überzeugt, dass sich Frumentius der allgemein im Reiche gültigen Doktrin anpassen würde, vgl. zu diesem Brief Ath. apol. Const. 31 (SC 56 bis,158-1 philos Maßnahmen gegen Dispositionen des Athanasios beinhaltete und ob das auch von Philost. explizit gesagt wurde, kann man nicht erkennen.

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(4) γὰρ τούτουϲ Zu Valesius’ Änderung (Annot. 135) vgl. Niceph. h. e. 9,18 (PG 146,296 D) ταύτῃ δὲ τῇ κλήϲει καὶ παρ᾿ αὐτοῖϲ ὄνομα φέρουϲιν· οὓϲ Ἀλέξανδροϲ ὁ Μακεδὼν ἐκ Ϲυρίαϲ ἀναϲτήϲαϲ ἐκεῖ κατῴκιϲεν; möglicherweise ist dies hier ein Influenzfehler durch das παρὰ τούτοιϲ kurz danach. ὀξείαϲ αὐτῶν τῆϲ ἀκτῖνοϲ τοῦ ἡλίου καθαπτομένηϲ Der dat. αὐτοῖϲ in B ist ungewöhnlich und nur in Pindar beim Simplex belegt (Pyth. 10,28; Isthm. 3/4,30; vgl. LSJ s. v. ἅπτω A III 6; K.-G. 1,349 Anm. 7); zu solchen Fehlern bei den Kasusendungen in B vgl. Bidez, Philostorgius XXXVIII f. Alexander der Makedone … ansiedeln lassen Diese Nachricht wird mit dem Projekt Alexanders des Großen, mit der Seefahrt vertraute Syrer und Phöniker am Persischen Golf anzusiedeln (Arr. an. 7,19,5), in Verbindung gebracht, vgl. Marasco, Filostorgio, 79 und Amidon, Philostorgius, 43 Anm. 19. Zum Projekt P. Högemann, Alexander der Große und Arabien, München 1985, 156. Von einer Vertreibung von Syrern in die Gegend südlich von Axum ist allerdings nichts bekannt, auch das Ansiedlungsprojekt am Golf ist nur Absicht geblieben. Die Umsetzung des Plans Alexanders bei Philost. ist offenkundig frei erfunden. Sie beruht wohl darauf, dass in den ethnographischen Konstruktionen vermutet wurde, dass es Verbindungen zwischen Phönikern und der Bevölkerung am Persischen Golf gab, vgl. die Spekulationen bei Strab. 16,4,27. Bei Homer (Od. 4,84) ist von Äthiopern, Sidoniern und Erembern die Rede, was dann von Ethnographen (Strabo nennt im Kontext Poseidonios), als Äthiopier, Sidonier und Araber/Aramber gedeutet wurde. Xylokassia … Kinnamon Die Aufzählung von Gewürz oder Zimtsorten gehört in die Topik ethnographischer Darstellungen Südarabiens oder Indiens. Vgl. etwa die Aufzählung bei D.S. 2,49,3 (angeblich aus Arabia Felix): κόϲτοϲ, καϲία, κινάμωμον. Die Unterscheidung der verschiedenen Zimtsorten bei Philost. entspricht ungefähr Dig. 39,4,16,7, wo drei von den vier bei Philost. genannten und mit Zoll zu belegenden Sorten sich wiederfinden: cinnamomum, cassia (turiana) und xylocassia. Diese Sorten sind wohl nicht mit den Unterschieden zwischen den heute unterschiedenen Arten wie echtem Zimt (Ceylon-Zimtbaum), Cassia-Zimt, Kampfer zeichnen diverse Qualitäten. Die nach Rom importierten Gewächse gehören jedenfalls alle zur Gattung Cinnamomum aus der Familie der Lorbeergewächse, die wegen der Trockenzeiten in Ostafrika nicht dort wachsen

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können. Die irrtümliche Herkunftsangabe findet sich nicht nur bei Philost., sondern auch bei Plin. nat. 12,86 und Peripl. mar. Erythr. 8-10 und 12 f. und in der ausgehenden Spätantike noch bei Cosm. Ind. 2,49 (SC 141, 359). Daneben nennen andere Quellen Südarabien als Ursprungsgebiet der Zimtsorten, nur wenige (Gewährsleute bei Strab. 16,782 und 15,695) schließlich Indien (Malabarküste) bzw. Sri Lanka, wo eine systematische Gewinnung der Zimtrinden aber erst ab dem Mittelalter belegt ist. Die Annahme, dass das von Plinius erwähnte Äthiopien = Sudan (und also auch die von Philost. genannte ostafrikanische Herkunftsregion) in Wirklichkeit Sri Lanka sein soll (vgl. J. Filliozat, Les échanges de l’Inde et de l’empire romain, RH 201 [1949] 1-29, hier 6-8) kann das Problem also nicht lösen. Die Ignoranz der antiken Autoren über die Herkunft des Zimts erklärt sich damit, dass Zimt im Altertum in Wirklichkeit über verschlungene Wege aus China importiert wurde, wo auch die von Theophrastos beschriebene Kultivierung in gestutzten Büschen erfunden worden ist. Vgl. hierzu insgesamt L. Casson, Cinnamon and cassia in the ancient world, in: ders., Ancient trade and society, Detroit 1984, 225-246, der vor allem darauf hinweist, dass die Lösung des Problems der Herkunft des nach Rom importierten Zimts C. Schumann, Kritische Untersuchungen über die Zimtländer, Gotha 1883, besonders 52 zu verdanken ist. (5) ἐφορᾶν Vgl. Bidez, Philostorgius 322 s. vv. ἐφοράω u. ἐφορεύω bei den Auxumiten … die dortigen Angelegenheiten Eine solche Tätigkeit in Axum macht aus Theophilos den Gegenspieler zu dem kurze Zeit später von Athanasios ausgeschickten Frumentius. Vgl. den Komm. zu Philost. 3,6,3. öffentliches Denkmal betrachtet Einfluss und Erfolg des Theophilos des Inders werden schon für die Missionierung in Indien bzw. Südarabien bei Philost. völlig übertrieben dargestellt. Vielleicht geht Dihle, L’ambassade de Théophile zu weit, wenn er für das 4. Jh. die Christianisierung Südarabiens letztlich für ebenso phantomatisch hält wie diejenige von Axum. Tatsache ist gewiss, dass nach der Niederlage Julians, also ab 363, die Sasaniden in Südarabien größeren Einfluss hatten und Soqotra dementsprechend unter der Aufsicht des Metropoliten von Charax in Südmesopotamien stand. Aber das schließt nicht aus, dass in der Regierung des Constan dass der Erfolg des Theophilos nicht nachhaltig war und dass die nichtkirchlichen Motive der Arabienmission bei Philost. zwar nicht völlig ausgeblendet werden, gleichwohl in antijüdischer und antiheidnischer Pole-

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mik stark in den Hintergrund gestellt werden. Für die Zeit nach seiner Rückkehr aus Südarabien hat Theophilos nach der Darstellung des Philost. den Status eines apostelgleichen „heiligen Mannes“. Dazu gehört neben der Einhaltung des Zölibats (vgl. Philost. 3,4), und den Wundertaten auch eine über den lokalen Einzelbischöfen schwebende bischöfliche Stellung, die derjenigen des Aetios (zu dessen abschließender Bischöfsweihe s. Philost. 7,6) und des Eunomios nach seiner Vertreibung aus Kyzikos gleicht. Zum Status des Theophilos als „Heiliger Mann“ vgl. auch Vaggione, Eunomios of Cyzicus, 193.

3,6a (1) κοινὸϲ ... ὢν καὶ ... ἐπιφοιτᾶν ... ἐξὸν S. zu 12,13,1. (2) γέ τοί Vgl. Denniston 550 f. (4 i). κατὰ ⟨τὸν〉 αὐτὸν αὐτῷ γενομένων χρόνον So Valesius 545 (ohne die Klammern, möglicherweise, weil seine Hs. dies bot), weder bei Bidez noch in Adlers Suda-Ed. zu finden, die dem κατ᾽ der Hss. folgen, doch ist der Artikel unerläßlich; er kann (samt dem Ende von κατὰ) bei scriptura continua leicht verlorengegangen sein: ΚΑΤΑΤΟΝΑΥΤΟΝ. den Leichnam einer Jüdin wiederbelebt haben Zu diesen Wundertaten vgl. die Bemerkungen zu Agapetos im Komm. zu Philost. 2,8 und 8a. Das behauptet Thalassios … Zeugen hat Thalassios muss als Gefährte des Theophilos eine Art Heiligenvita verfasst haben, und ist hier als eine der seltenen christlichen Quellen des Philost. genannt.

3,7-15 7. (1) εἰϲέχων Herodoteisch, vgl. LSJ s. v. I. κάτωθεν Vgl. LSJ s. v. κάτω II c; s. zu 12,2,1 τὰ τῆϲ Θρᾴκηϲ ἄνω μέρη. φαϲιν S. zu 12,11. im Gebiet der Kordyaier seinen sichtbaren Ursprungsort Die Gordyene liegt südlich des Thospitis-Sees (Van-See) und nördlich von Adiabene. Mit dem dort beschriebenen Quellfluss kann nur der Kentrites (Botan) gemeint sein, der bei Xenophon (an. 4,3,1) als Grenzfluss zwischen Armenien und dem Land der Karduchen genannt wird, vgl. auch D.S.

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14,27,7. Der Kentrites ist auch bei den Autoren als Hauptquellfluss gemeint, die den Tigris unweit des Van-Sees entspringen lassen, vgl. etwa Plin. nat. 6,127 f., bei dem zwei verschiedene Berichte über zwei Quellarme unglücklich miteinander verbunden sind, dazu J. Marquart, Südarmenien und die Tigrisquellen nach griechischen und arabischen Geographen, Wien 1930, 20 f., ferner zur Quelle beim Niphates östlich der Gordyene, vgl. Strab. 11,12,4; Ptol. geog. 5,13,20; St. Βyz., s. v. Γορδυαία, mit BMP, 256 Anm. 5. Die meisten Quellen lassen den Tigris weiter westlich entspringen und identifizieren den Quellfluss mit dem Nymphios oder dem westlichsten Quellarm des Tigris, der in der Sophene entspringt, vgl. Iust. 42,3,9. Das Kaspische Meer ist von der Gordyene viel zu weit entfernt, als dass seine Erwähnung eine präzise Information bereitstellen könnte. Vielleicht liegt eine Verwechslung von Van-See und Kaspischem Meer vor. Jedenfalls ist die fehlende geographische Präzision kaum auf den Exzerptor Photios zurückzuführen, sondern muss bereits dem Philost. zugeschrieben werden. an Syrien vorbei Diese Angabe kann selbst bei einer erweiterten Auffassung von Syrien mit Einschluss der Euphratesia nicht zutreffen. Statt „Syrien“ könnte im Original „Assyrien“ zu lesen gewesen sein. Oder aber es liegt wieder ein geographischer Irrtum des Philost. vor. Meyer, Die unsichtbaren Flüsse, 99 Anm. 46 weist auf die Bibelstelle Gen. 2,3 hin; Th. Nöldeke, Ἀϲϲύριοϲ Ϲύριοϲ Ϲύροϲ, Hermes 5 (1871) 443-68, bes. 452-54 u. 459-62, hat einige Beispiele für solche Verwechslungen, die wohl auf Unkenntnis der Autoren beruhen; bereits Gothofredus 126 schreibt: „Syriam pro Assyria dixit“. vermischt sich mit ihm die Strömung des Euphrat Euphrat und Tigris waren durch ein System von Kanälen miteinander verbunden, von denen der Königskanal der bedeutendste war. Der Naarmalcha wird dabei oft als Hauptlauf des Euphrat aufgefasst, vgl. Cass. Dio 68,28,1 und Ruf. Fest. 28, vgl. L. Dillemann, Ammian Marcellin et les pays de l’Euphrate et du Tigre, Syria 38 (1961) 87-158; F. Paschoud, Le Naarmalcha: à propos du tracé d’un canal en Mésopotamie moyenne, Syria 55 (1978) 345-359. Dieser Kanal mündete im Großraum Seleukeia-Babylon in den Tigris, mit Opis als Einmündungsort. Philost. meint offenkundig einen anderen Kanal, den Tigris, wenig anzufangen. Susa in der Elymais liegt weit östlich vom Tigris entfernt. Die Angabe wird von Philost. im Kapitel über den Euphrat (3,8) präzisiert: Der Euphrat verliert – was richtig beschrieben ist – durch

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das Kanalsystem einen Teil seines Wassers an den Tigris, der Hauptarm mündet allerdings dann angeblich bei Susa mit dem Tigris zusammen. Raubtiers Tiger erhalten Eus. onomast. p. 164,9 f. Vgl. den Apparat von Bidez und BMP, 258 Anm. 4. Strabo und Plinius leiten den Namen vom medischen Wort für Pfeil ab (BMP loc. cit.); vgl. Strab. 11,14,8; Plin. nat. 6,127 und Sol. 37,5. Anders wieder Jos. ant. Jud. 1,1,39 (1,1,3). (2) Bevor er ins Meer mündet … Mesenier bewohnt Die Angaben Philostorgs über das Mündungsgebiet des Tigris sind angesichts der zwischenzeitlich völlig veränderten geographischen Verhältnisse im Schwemmland schwer nachprüfbar, vgl. jedoch die skeptische Einschätzung der Darstellung durch E. Honigmann, Art. Tigris, RE 6 A 1 (1958) 1008-1022, hier 1018, demzufolge die bei Philost. beschriebene Flussinsel im Altertum nicht die von Philost. beschriebenen Dimensionen erreicht haben kann. Irrig ist nach der Darstellung Honigmanns vor allem die Angabe, dass die Tigrisarme getrennt in den Golf münden. Zu Mesene, das etymologisch falsch mit μέϲοϲ in Verbindung gebracht wird, als „Insel“ vgl. J. Tubach, Die Insel Mesene, WO 24 (1993) 112-126 (der allerdings die geographischen Darlegungen des Philost. als Auffassung des Theophilos des Inders versteht); M. Schuol, Die Charakene. Ein mesopotamisches Königreich in parthisch-römischer Zeit, Stuttgart 2000, 285. 8. (1) φαϲιν S. zu 12,11. Überreste an Holzteilen und Nägeln Vgl. Eus. p.e. 9,11; onomast. p. 2,23 f. Vgl. BMP, 260 Anm. 1; Fr. Schmidtke, Art. Arche, RAC 1 (194150) 600. (2) Euphratesia Die spätantike Provinz Euphratensis (Amm. 14,8,7), die der Syria Coele gegenübergestellt wird. Allerdings fließt der Euphrat nur zwischen der Euphratensis und Osrhoene. Er zerschneidet also die Euphratensis nicht, sondern bildet deren Grenze nach Osten. Eine weitere syrische Provinz durchfließt er nicht; mit dem „anderen Syrien“ könnte wieder Assyrien gemeint sein (s. den Komm. zu Philost. 3,7,1). (3) ἕλικα ϯδιαϲπῶν ὧν δίειϲι ποικιλωτάτην κλαϲθείϲ „Vetustissima est hujus loci depravatio“, bemerkt Valesius, Annot. 135. Weder ist der Bezug des Relativsatzes klar noch die Bedeutung des διαϲπῶν, überdies neben κλαϲθείϲ. Bidez, Philostorgius 316 f. s. v. διαϲπάω versucht zwar den Worten ἕλικα διαϲπῶν ὧν δίειϲι winnen: „indem er eine Schraube (= einen schrauben- oder spiralförmigen Lauf) durchbricht (= durch Durchbruch bildet), die mannigfaltigste derer, die er durchläuft“, doch läßt sich dies nicht mit der Bedeutung von δια-

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ϲπάω vereinbaren, zumal der Sinn des κλαϲθείϲ unklar bleibt. Valesius hat daher einst vorgeschlagen, ⟨εἰϲ〉 ἕλικα διὰ τόπων ὧν δίειϲι ποικιλωτάτην κλαϲθείϲ zu schreiben (ebd.), „per regiones, quas permeat, in variam ac multiplicem helicem fractus“ (Valesius 480), was einen guten Sinn ergäbe und hinsichtlich des διαϲπῶν / διὰ τόπων eine leichte Änderung wäre. Zu κλάω bezüglich der Biegungen von Flußläufen und Wegen vgl. LSJ s. v. 2, z. B. Plut. quaest. conv. 9,15,2. 747 D τὰ κλώμενα τῶν ῥευμάτων und sollert. anim. 11. 968 B καμπαῖϲ καὶ ϲτρεβλότηϲι κεκλαϲμέναϲ ὑποπορεύϲειϲ. πελάϲει Das fut. könnte ein Anklang an dessen Verwendung durch Herodot bei der Schilderung von Gebräuchen oder bei Reiseangaben sein (vgl. K.-G. 1,172 Anm. 1). Bidez’ (app. crit. z. St.) πελάζει ist also nicht unbedingt nötig (für das ebenfalls erwogene πελάϲῃ fehlt das ἄν). (4) κατὰ Ϲούϲαϲ μάλιϲτα Vgl. 3,26,1; K.-G. 1,315 Anm. 15; LSJ s. v. μάλα III 5. 9. (1) ὑπὲρ γῆν Vgl. Amph. hom. 5,1 (CCG 3,133,5) (vorher war von Jesu Abstieg zu den Toten und deren Auferweckung die Rede) ἡμεῖϲ δὲ χορεύομεν ὑπὲρ γῆν τὴν ἀνάϲταϲιν φανταζόμενοι. Die Verbindung von ὑπέρ mit acc. sogar ohne einen Ausdruck der Bewegung findet sich 3,10,2 ἡ ὑπὲρ αὐτοὺϲ γῆ. Der acc. braucht an unserer Stelle also nicht mit der Hs. M in den gen. geändert zu werden, auch wenn es 3,10,3 ὁ ποταμὸϲ ὑπὲρ (Niceph. : ὑπὸ B) γῆϲ ἅπαϲ ῥεῖ heißt, der Autor also variiert. berichtet damit die volle Wahrheit Damit nimmt Philost. Stellung gegen eine rein spirituelle Deutung des Origines, was die Informationen über die Verbindung zwischen Paradies und Weltströmen betrifft, vgl. M. Alexandre, Entre ciel et terre: Les premiers débats sur le site du paradis (Gen 2, 8-15), in: F. Jouan / B. Deforge (Hgg.), Peuples et pays mythiques, Actes du Ve colloque du Centre de recherches mythologiques de l’université de Paris X, Paris 1988, 187-224, hier 202-207. Der Paradiesstrom nährt die vier Weltströme Geon, Pheison, Tigris und Euphrat, vgl. die Descriptio totius mundi (eine Version der Expositio) 4 (SC 124,142) und die Ὁδοιπορίαι ἀπὸ Ἑδὲμ τοῦ παραδείϲου (SC 124,350). Vgl. insgesamt Meyer, Médecine et théologie, 442-447. (2) ἵϲτανται τῆϲ ... φορᾶϲ Der Gebrauch des Simplex mit dem gen. separat. ist poetisch, vgl. K.-G. Jebb z. St.; in den Philostorgzeugen sind sonst die Komposita ἀφίϲταϲθαι und ἐξίϲταϲθαι benutzt: 3,15,3 u. 4,1a,2; doch wird ἐλαύνειν gelegentlich mit dem bloßen gen. verbunden: 3,3 u. 3,12,5 ; s. auch zu 2,7a.

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πρὶν ... καταντήϲωϲι Ohne ἄν, möglicherweise in Anlehnung an Herodoteischen Sprachgebrauch, vgl. K.-G. 2,455 Anm. 1; H. Stein zu Hdt. 1,19,3. (3) kleiner und schwächer sind Die Vorstellung, dass der Tigris, bevor er an die Oberfläche tritt, bereits einen Tunnel durchlaufen hat, findet sich auch in der geographischen Quelle des Plinius, der in nat. 6,127 f. eine komplizierte Darstellung zum Phänomen der Tigrisquellen bietet. Demnach entspringt der Tigris in Großarmenien, fließt unter dem Taurusgebirge, um in Zoaranda wieder an die Oberfläche zu gelangen. Er durchströmt dann den Thospites, fließt dann ein Stück unterirdisch und gelangt bei Nymphaion wieder an die Oberfläche. Vgl. ferner Strab. 6,275 über das Versickern des Tigris „ein wenig vor den Quellen“ sowie Iust. 42,3,9 und Sen. nat. 3,26,3. Diese Vorstellung macht sich die christliche Geographie zunutze, um zu „beweisen“, dass Euphrat und Tigris aus dem Paradiesfluss entspringen, vgl. Sever. creat. 5,5 (PG 56,478). Der Grund für den unterirdischen Verlauf der aus dem Paradies entspringenden Flüsse liegt darin, dass die Menschen das Paradies nicht finden sollen, vgl. Epiph. anc. 58,4 f. (GCS 25,68). (5) τῆϲ ἀπηντηκυίαϲ ... πλακὸϲ ... ἐπ᾽ ὀλίγον Vgl. 7,3,2 (von der verschmutzten Christusstatue in Paneas) ἐν ὑπαίθρῳ ... καὶ γυμνὸϲ ἑϲτὼϲ ἐπ᾿ οὐκ ὀλίγον ϲυνεχώϲθη τοῦ ϲώματοϲ. ὑφ᾽ ἣν τὸ ῥεῖθρον ἤδη καχλάζον τὴν ἐπὶ τὸ ἄνω φορὰν βιαζόμενον Zur Umschreibung des finiten Verbums (hier ἐβιάζετο) durch part. und eine Form von εἰμί vgl. K.-G. 1,38 f. Anm. 3, wobei hier, wenn der Text heil ist, eine Ellipse von ἦν vorliegt (vgl. Diggle zu Theophr. char. 20,6 [S. 398 f.]; zur Ellipse im Rel.-Satz vgl. 3,11,1 ὅϲα γῆ καὶ θάλαττα δυνατὴ τρέφειν). Dieses ἦν kann aber auch leicht hinter dem ἣν ausgefallen sein, zumindest eher als ein ᾔει vor ἤδη, wie Bidez, app. crit. z. St. annahm. Zu ὑπό mit acc. zum Ausdruck der Erstreckung vgl. K.-G. 1,525 (1 b) u. P. T. Stevens, CQ 30 (1936) 205, zumal hier durch das nebenstehende τὸ ῥεῖθρον der Aspekt der Bewegung naheliegt, vgl. 3,10,6 ὑπὸ πᾶϲαν τὴν ἐν μέϲῳ γῆν ἐνεχθεὶϲ μέχρι τῆϲ Ἐρυθρᾶϲ θαλάϲϲηϲ. Doch könnte das ὑφ᾽ ἣν auch aus einem ὑφ᾽ ⟨ᾗ〉 ἦν entstanden sein (Vorschlag von J. Hammerstaedt), vgl. 3,11,15 τῆϲ ὑφ᾽ ἡλίῳ πάϲηϲ (sc. γῆϲ). τὸ ῥεῖθρον ἐφομαρτῆϲαν der Betrachter zuerst sieht, daß der über der Erdöffnung Stehende beinahe weggerissen wird, und danach die Ursache, das mitkommende Wasser, bemerkt.

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mit Mühe und Not … zurückgehalten werden Meyer, Die unsichtbaren Flüsse, 102-106 zur Grundwassertheorie des Philost., die im Unterschied zu den Kappadokiern Basileios von Kaisareia und Gregorios von Nyssa der Grundwasserdiskussion der aristotelischen Meteorologie entgegengesetzt ist. Zum Beispiel des Brunnenbohrens und den dort sichtbaren Beziehungen zu den kappadokischen Kirchenvätern, vgl. BMP, 263 Anm. 2 und BMP, 84-87. (6) Δαυΐδ Zur Abkürzung δᾱδ in B vgl. Traube 104 f. mit dem Notwendigen versorgen Zu den Flüssen als Zeichen der Fürsorge Gottes s. auch die Diskussion um die von der göttlichen Vorsehung vorgesehene Nilschwemme, vgl. Socr. 1,18,1-3. Zur Vorsehung bei Sokrates, vgl. Wallraff, Der Kirchenhistoriker Sokrates, 263-266. Prophet David Als mutmaßlicher Autor der Psalmen und wegen seiner Verkündung des Messias wird David den Propheten angeglichen. 10. (1) ἐξ ὧν S. zu 2,1,1 ἀνθ᾽ ὧν - ὑπεϲημήναντο. Tag- und Nachtgleiche des Ostens Gemeint ist, dass das Paradies am östlichen Horizont dort liegt, wo zur Tag- und Nachtgleiche die Sonne aufgeht. Dass das Paradies im (astronomisch umständlich geschilderten) Osten gelegen ist, zeigt wieder die Prägung des Philost. durch die Bibel, vgl. Gen. 2,8. und BMP, 264, Anm. 2. dass das Gebiet … mittleren Zone Philost. ist hier noch dem Weltbild der hellenistischen Zeit bzw. des Aristoteles verpflichtet. Die Welt ist als Kugelgestalt gedacht (vgl. Meyer, Die unsichtbaren Flüsse, 92 mit Anm. 16) und in fünf Zonen eingeteilt, nämlich die Äquatorialzone, die arktischen Zonen im Süden und Norden und die beiden gemäßigten Zonen dazwischen. Als „mittlere Zone“ gelten bald die gemäßigten Zonen, bald aber auch die durch die Wendekreise nach Norden und Süden abgegrenzte Äquatorialzone, vgl. hierzu W. Hübner, Geographischer und astrologischer Zonenbegriff in der Antike, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 24 (2006) 13-28, besonders 14; ders., Art. Zone, DNP 12 (2002) 832-834; Meyer, Die unsichtbaren Flüsse, 92. Die Polarzonen und die Äquatorialzone galten nach Aristoteles als unbewohnbar, was allmählich durch die besseren Kenntnisse der nördlichen Hemisphäre korrigiert wurde, vgl. Hübner, 833. Der Philost.-Text wäre demnach an sich im aristotelischen Sinne Lokalisierung des Paradieses in dieser Zone ausschließen soll, so dass sich eine Korrektur in „unbewohnt“ empfiehlt, vgl. die Interpretation bei Meyer, 92 Anm. 18. [B. B.] Behält man den Text bei, so ergibt sich eine Vari-

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ante. Offenkundig ist Philost. der Ansicht, daß der Süden zu sehr besiedelt ist, so daß dort nicht das Paradies liegen kann (dieses bewohnte Gebiet geht fast bis [ϲχεδὸν μέχρι] zum völlig von der Sonne verbrannten und damit wirklich unbewohnbaren äußeren Meer). Ferner ist daraus, daß der aus dem Paradies entspringende Hyphasis eher vom Norden kommt und in den Süden fließt (ἐκ τῶν ἀρκτῴων μᾶλλον τῆϲ Ἀνατολῆϲ μερῶν) zu schließen, daß das Paradies weiter nördlich von der mittleren Zone liegt. [M. St.] Okeanos einmünden lässt Zum Pheison s. Eus. onomast. p. 166,7-11; Jos. ant. Jud. 1,37-39 (1,1,3), der den Pheison mit dem Ganges identifiziert, vgl. auch Cosm. Ind. 2,81 (SC 141,399-401). Philost. ist bei der Identifizierung des Pheison mit dem Hyphasis noch dieser Tradition relativ nahe, während bei Sever. creat. 5,5 (PG 56,478) der Pheison mit der Donau identifiziert wird. Dass Philost. den Hyphasis als Nebenfluss des Indus gegenüber von Taprobane-Sri Lanka und damit in den Golf von Bengalen münden lässt, zeigt, dass in der Vorlage des Philost. der Ganges gemeint sein muss. Der Hyphasis ist aber phonetisch dem Pheison näher, so dass Philost. oder seine geographische Quelle, die in gleicher phonetischer Assoziation Tigris und Tiger in Verbindung bringt (Philost. 3,7,1), sich zu dieser Variante berechtigt glaubten. Angesichts der irrigen Vorstellungen über die Größe von Taprobane (vgl. A. Herrmann, Art. Taprobane, RE 4 A 2 [1932] 2260-2272), ist möglich, dass in antiken geographischen Vorstellungen die Insel sowohl gegenüber dem Golf von Bengalen als auch gegenüber der Indusmündung lag. Marasco, Filostorgio, 85 erklärt die irrige Erwähnung des Golf von Bengalen damit, dass das nach Philost. auf dem Fluss transportierte Karyophyll aus Taprobane-Sri Lanka stammen soll, vgl. Cosm. Ind. 11,15 (SC 197,345). (2) οὗ παρὰ τὰϲ ὄχθαϲ τοῦ ποταμοῦ Gothofredus 37 u. a. verstehen das οὗ als Ortsadverb („ubi ad ripas fluminis“), was jedoch darauf hinausliefe, daß das Karyophyll nur im Mündungsbereich des Hyphasis gefunden würde, wozu das παρὰ τὰϲ ὄχθαϲ nicht paßt. Amidon, Philostorgius 46 betrachtet es als Attribut zu τοῦ ποταμοῦ („Along the banks of this river“), was den Inhalt richtig trifft. Das zum οὗ hinzugefügte τοῦ ποταμοῦ dient zur Erläuterung des im relativischen Anschluß liegenden Begriffes, vgl. bei Rel.Anm. 1; K.-A. zu Cratin. fr. 323; z. B. Plat. Theaet. 167 b ἕτερα τοιαῦτα, ἃ δή τινεϲ τὰ φαντάϲματα ὑπὸ ἀπειρίαϲ ἀληθῆ καλοῦϲιν; Soph. Ant.

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404 f. ταύτην γ᾿ ἰδὼν θάπτουϲαν ὃν ϲὺ τὸν νεκρὸν / ἀπεῖπαϲ (mit Jebb z. St.). καὶ ἡ ὑπὲρ αὐτοὺϲ γῆ – ἀκαρποτάτη Eine wie auch immer geartete und übermittelte Kenntnis des Himalaja schlägt sich hier nieder, der den Weg zum Paradies versperrt. Das καὶ steht mit Blick auf die in 1 erwähnten klimatischen Bedingungen der mittleren Zone. Frucht oder Blüte sein Karyophyll ist die Gewürznelke, deren Knospen verwendet werden (was das Schwanken erklärt, ob es sich um eine Blüte oder eine Frucht handelt), vgl. die genaue Beschreibung bei Plin. nat. 12,30. Mit der Angabe, dass der Fluss die Gewürznelken trägt, kann man vielleicht wieder die Angabe des Plinius, dass das Karyophyll angeblich auf dem indischen Lotus wächst, verbinden, auch wenn bei Philost. das Karyophyll von einem Baum (und nicht von einer Wasserpflanze) stammt. (4) καὶ ἄλλο ϲύμβολον τῆϲ ϯπαρὰ τὸν Παράδειϲον γεηρᾶϲ ἐπιμιξίαϲ Meyer, Die unsichtbaren Flüsse 107 gibt, ebenso wie Bidez des Nikephoros περὶ aufgreifend, die Worte wieder mit „noch ein anderes Zeichen für seine irdische Beimischung in der Gegend des Paradieses“, wobei sie bezüglich der Heilwirkung von Erdbeimischungen im Wasser auf entsprechende Berichte in der antiken medizinischen und naturkundlichen Literatur hinweist. 1 In unserem Fall würde es sich natürlich um Erde aus dem Paradies handeln, die, weil der Hyphasis beständig überirdisch fließt, ebensowenig wie das Karyophyllon verlorengeht, während Tigris, Euphrat und Nil dadurch, daß sie streckenweise im Untergrund verschwinden, οὐδὲν ἐκεῖθεν δύνανται κομίζειν (3,10,5) 2. Statt περὶ τὸν Παράδειϲον wäre aber ἐν τῷ Παραδείϲῳ oder ἐκ τοῦ Παραδείϲου zu schreiben; nachdem das παρὰ erst einmal – möglicherweise unter dem Einfluß des folgenden Παράδειϲον – eingedrungen wäre, wäre die Kasusänderung als Folgefehler denkbar. Schwierig bei dieser Deutung ist jedoch, daß die Worte als ein weiterer Beleg (καὶ ἄλλο ϲύμβολον) für die erdige Beimischung eingeführt werden. Dies ließe sich allenfalls so erklären, daß das auf dem Hyphasis mitgeführte Karyophyllon in irgendeiner Form mit Erde in Verbindung gebracht wurde – was freilich eine ziemlich voraussetzungsreiche Art der Formulierung wäre.

Meyer a. a. O.; vgl. dies., Médecine et théologie 440 f. Zugrunde liegen dürfte die Vorstellung der Filterfunktion des Erdreichs, vgl. F. Olck, Art. Filter, RE 6,2 (1909) 2318,48-63; A. W. Van Buren, Art. Wasserleitungen, RE 8 A 1 (1955) 477. 1 2

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Einen anderen Weg haben die alten Übersetzungen beschritten, die den Satz – unter Beibehaltung des παρὰ – z. B. wiedergaben mit „Habet vero et aliud terreni in Paradiso commercii argumentum“ (Gothofredus 37). Die übertragene Bedeutung von ἐπιμιξία findet sich 3,19 τὴν ἐπιμιξίαν πρὸϲ τοὺϲ τὸ ὁμοούϲιον θρηϲκεύονταϲ 1; vgl. Lampe s. v. Hieraus ergibt sich zudem, daß dann die richtige Präposition πρὸϲ statt παρὰ wäre, vgl. auch 10,3,1 τὴν πρὸϲ τὸν πατέρα τοῦ μονογενοῦϲ ὁμοιότητα. Das καὶ ἄλλο ϲύμβολον würde sich so erklären, daß hier nach dem Hinweis auf das Karyophyllon der zweite Beleg für die Verbindung des Hyphasis mit dem Paradies angekündigt würde. Allerdings könnte man gut auf das γεηρᾶϲ verzichten. Die im nachfolgenden Satz erwähnte Heilkraft des Wassers läge in seiner unbeeinträchtigten Herkunft aus dem Paradies, ohne daß dies mit einer bestimmten Substanz in Zusammenhang gebracht würde. Doch kann man sich eine Interpolation des γεηρᾶϲ schwer vorstellen. Faßt man nun das Adjektiv als „irdisch“ im Gegensatz zum Himmlischen bzw. Göttlichen auf (vgl. Greg. Nyss. or. dom. 4 [GNO 7,2 p. 49,6-8] τῆϲ ... γεηρᾶϲ ταύτηϲ ϲαρκὸϲ ἐν τῇ ἀποκαταϲτάϲει τῶν πάντων εἰϲ τὸν οὐράνιον χῶρον τῇ ψυχῇ ϲυμμετοικιζομένηϲ), ergibt der Satz keinen befriedigenden Sinn. Versteht man es als „erdig“ (wie Meyer, Die unsichtbaren Flüsse 107 [s. oben]) und den ganzen Ausdruck ϲύμβολον τῆϲ πρὸϲ τὸν Παράδειϲον γεηρᾶϲ ἐπιμιξίαϲ als „Indiz für die erdige (d. h. in Erde bestehende) Verbindung zum Paradies“, stünden die konkrete Interpretation des γεηρᾶϲ und die übertragene von ἐπιμιξίαϲ direkt nebeneinander – was ebenfalls eine ziemlich voraussetzungsreiche Art der Formulierung wäre. So dürfte der Passus noch einer überzeugenden Erklärung harren. φαϲὶ S. zu 12,11. (5) ὁ δὲ Τίγρηϲ καὶ Εὐφράτηϲ Bezüglich der Einfügung des Artikels vor Εὐφράτηϲ verweist Bidez, app. crit. auf 3,9,1. Αἴγυπτον In Hinblick auf Philostorgs umfassende, auch literarische Bildung (zu ihr Bidez, Philostorgius CXI) darf es als sicher gelten, daß er, wenn er sich bemüßigt sah, bei der Erörterung über die verschiedenen Namen des Nils auch den bei Homer (an ihn ist letztlich bei οἱ παρ᾽ Ἕλληϲιν 2 gedacht) anzuführen, die richtige Namensform verwandt hat, ebenso wie es der eine Generation ältere Ammianus Marcellinus getan hat Überliefert ist zwar τὴν ἐπιμιξίαν τῶν πρὸϲ τὸ ὁμοούϲιον θρηϲκευόντων, doch Valesius’ Korrektur ist zwingend. 2 Zu prägnantem Ἕλληνεϲ, verstanden als Griechen weit zurückliegender Zeiten, vgl. 3,11,7. 11. 1

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(22,15,3 flumine Nilo, quem Aegyptum Homerus appellat). Die in B überlieferte Form Αἰγύπτιον geht nicht auf Photios zurück, da er es besser wußte, vgl. lex. α 517 Αἴγυπτοϲ· ὁ Νεῖλοϲ ποταμόϲ, ἀφ’ οὗ καὶ ἡ χώρα ὑπὸ τῶν νεωτέρων Αἴγυπτοϲ ἐκλήθη. Der gleiche Fehler findet sich Strabo 1,2,22 p. 29,35 Cas. (richtig dagegen ebd. 15,1,16). Insgesamt vgl. R. Pietschmann, Art. Aigyptos 2, RE 1,1 (1893) 1005; Radts StraboKomm. 5,111. (6) ὡϲ εἰκάϲαι Vgl. Hdt. 1,34,1 μετὰ δὲ Ϲόλωνα οἰχόμενον ἔλαβε ἐκ θεοῦ νέμεϲιϲ μεγάλη Κροῖϲον, ὡϲ εἰκάϲαι, ὅτι ἐνόμιϲε ἑωυτὸν εἶναι ἀνθρώπων ἁπάντων ὀλβιώτατον; K.-G. 2,508 f. Mondgebirges Zum Mondgebirge als Ort der Nilquellen vgl. Ptol. 4,8,2. Vgl. dazu C. Fischer, Ϲελήνηϲ ὄροϲ, RE 2 A 1 (1921) 1144. Philost. geht nicht von einer südlichen Festlandverbindung zwischen Afrika und Asien aus, vgl. Pol. 3,71, mit E. Honigmann, Art. Nil, RE 17,1 (1936) 557 f.; bei ihm fließt der Nil unter dem Roten Meer, bevor er nach Afrika gelangt. 11. (1) τῶν ὅϲα Vgl. 10,12 τῶν δι᾽ ὧν; K.-G. 1,583 f. (2) ἥ τε γῆ – γράφω Dies ist, wie Bidez, Philostorgius LXXXI gezeigt hat, offenbar die Quelle, aus der Const. Porphyr. De nat. anim. 2,132 (Suppl. Arist. I 1 p. 71,28-72,2 ed. Lambros) geschöpft ist (= Const.), dessen handschriftliche Grundlage der cod. Athous 3714 (Dionys. 180) (= cod.) ist: ὅτι ἡ τῶν Ἰνδῶν γῆ τοὺϲ ἐλέφανταϲ ἔχει τοὺϲ μεγίϲτουϲ καὶ ὑπερφυεϲτάτουϲ, ὡϲ ἐκ τῶν ὀδόντων δῆλον τῶν ἐκεῖθεν κομιζομένων, καὶ δὴ καὶ τοὺϲ ταυρελέφανταϲ λεγομένουϲ. ἔϲτι δὲ τὰ μὲν ἄλλα πάντα βοῦϲ μέγιϲτοϲ, τὴν δὲ βύρϲαν καὶ τὸ χρῶμα ἐλέφαντοϲ ἔχει καὶ ϲχεδὸν εἰπεῖν καὶ τὸ μέγεθοϲ. αὐτὸ γὰρ εἰϲ Ῥωμαίουϲ κομιϲθὲν τὸ ζῷον θεαϲάμενοϲ γράφω. Dabei ist Const. im Gegensatz zu Nikephoros Kallistos (s. Einl. S. 112) unabhängig von B, wie die in Const. zusätzlichen Worte ὡϲ ἐκ τῶν ὀδόντων δῆλον τῶν ἐκεῖθεν κομιζομένων zeigen, die also in B ausgefallen sind (sie fehlen ebenso Niceph. h. e. 9,19 [PG 146,301 D]), vgl. zur Art der Angabe kurz danach Phot. Philost. 3,11,2 καὶ γὰρ εἰϲ Ῥωμαίουϲ κομιϲθὲν τὸ ζῷον ἐθεαϲάμην u. καὶ γὰρ καὶ τούτων τὰϲ δορὰϲ εἰϲ Ῥωμαίουϲ ἀποκομιϲθείϲαϲ εἶδον. Gleich dahinter hat Niceph. a. a. O. aus dem ταρελέφανταϲ in B mit παρελέφανταϲ einen Sinn z tet. 1 Nicht in den app. crit. aufgenommen worden sind die durch das Exzerpieren bedingten Unterschiede gegenüber dem Text in B. 1

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παρατεινόμενοι Bezüglich der Änderung (statt des überlieferten παρατεινόμενον) vgl. 12,3,3 μέγιϲτον δὴ οὗτοϲ (sc. ὁ Πόρτοϲ) νεώριον Ῥώμηϲ λιμέϲι τριϲὶ περιγραφόμενοϲ καὶ εἰϲ πόλεωϲ μικρᾶϲ παρατεινόμενοϲ μέγεθοϲ. 2,11,1 χρόνου τινὸϲ ἐπὶ τούτῳ παρατεινομένου ist anders geartet. ὀργυιάϲ Zum Akzent vgl. K.-B. 1,392 f. Anm. 3; Bidez druckt, B folgend, ὀργυίαϲ. Taurelephanten Zu Taurelephanten vgl. D.S. 3,35,7-9; Ael. VH 17,45. Zur Aufstellung eines Standbildes eines Taurelephanten in Konstantinopel vgl. Cedr. I p. 564 Bonn. Neben dem Taurelephanten gibt es den Taurelaphos, vgl. zur entsprechenden Korrektur von Taurelephas in Taurelaphos bei Cosm. Ind. 11,3 (SC 197,319) L. Bodson, Naming the exotic animals in ancient Greek and Latin, in: A. Minelli u. a. (Hgg.), Animal Names, Venedig 2005, 453-480, hier 469 Anm. 95. Die Ausführungen über die Größe des Elephanten zeigen aber, dass bei Philost. wirklich ein elephantenartiger Stier gemeint ist. Vgl. ausführlicher BMP, 268 Anm. 2. Möglicherweise ist das Rhinozeros gemeint. und beschreibe diesen Anblick Wie die folgenden Autopsieversicherungen in der ersten Person stammen diese Zeugnisse von Philost., nicht etwa von Photios. Sie belegen, dass Photios hier ausführliche wörtlich übernommene Exzerpte bietet, zumindest über einige Strecken, wobei wir nicht genau bestimmen können, wo Anfang und Ende liegen, weshalb auch hier Kursivdruck angewandt worden ist. Schlangen, … bis zu fünfzehn Klafter erstrecken Vgl. zu diesen 30 m langen Schlangen BMP, 269 Anm. 4. (3) ὅ τε μονόκερωϲ, τὸ ζῷον, παρ᾽ αὐτοῖϲ ἐϲτι Die Apposition ist hinzugefügt, um das Tier μονόκερωϲ von den typologischen Verwendungen, z. B. als Typos für Christus oder einen Gottgläubigen, zu unterscheiden, vgl. Lampe s. v. 2-5; H. Brandenburg, Art. Einhorn, RAC 4 (1959) 846-51, z. B. Olymp. Job 39,9-12 (PTS 24,348,6-11). Sein Abbild ist in Konstantinopel zu sehen BMP, 269 Anm. 5; M. Piani, Un unicorno cinese a Costantinopoli, PP 64 (2009) 226-234. (4) καὶ δὴ καὶ – ὀπίϲω Dies ist offenbar die Quelle, aus der Const. Porphyr. De nat. anim. 2,278 (Suppl. Arist. I 1 p. 96,1-6) stammt (s. zu 2 ἥ τε γῆ – γράφω): ἡ καμηλοπάρδαλιϲ παρ᾿ Ἰ ἔϲτι δὲ τὰ μὲν ἄλλα ἔλαφοϲ μεγίϲτη ⟨εἰϲ〉 (add. Lambr.) καμήλου ὕψοϲ

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ἀφικνουμένη, διαφέρει δὲ τῷ τε ἄκεροϲ 1 εἶναι καὶ τὸν αὐχένα μήκιϲτον καὶ ὑπὲρ τὴν ἀναλογίαν τοῦ λοιποῦ ϲώματοϲ ἔχειν εἰϲ ὕψοϲ ἀνορθούμενον (Lambr. : -μένην cod.) καὶ τὴν δορὰν ἅπαϲαν ἀπὸ κεφαλῆϲ ἄκραϲ ἕωϲ ποδῶν ἐϲχάτων παρδάλει μάλιϲτα τῇ ποικιλίᾳ παρεμφερεϲτάτην (Lambr. : -ϲτάτη cod.) καὶ τοὺϲ ἔμπροϲθεν πόδαϲ τῶν ὀπιϲθίων ὑψηλοτέρουϲ. Der Satz ἔϲτι – ὑψηλοτέρουϲ weist gegenüber dem in B überlieferten Text des Phot. einige Änderungen auf, die teils durch eine bessere Vorlage, teils durch das Exzerpieren zu erklären sind. Letzteres dürfte für die Einbettung des zweiten Teils (διαφέρει – ὑψηλοτέρουϲ) in eine von διαφέρει abhängige Infinitivkonstruktion gelten. In diesem Abschnitt findet sich nun gerade der Zusatz (διαφέρει δὲ) τῷ τε ἄκεροϲ εἶναι. Dieser könnte vom Kompilator von De nat. anim. stammen, wenn dieser etwa darauf hinweisen wollte, daß die vollständig behaarten Giraffenhörner sich von denen des vorgenannten Hirsches unterscheiden. Umgekehrt könnte man aus dem Umstand, daß dort kurz vorher berichtet worden ist, daß die Giraffen Hörner haben (2,271 p. 94,19 τὰ κέρατα τοῖϲ τῶν δορκάδων ἀφομοιοῦντα), den Schluß ziehen, daß der Verfasser seiner Vorlage, der Epitome des Photios, inhaltlich getreu gefolgt ist und daß diese Angabe in B ausgefallen ist. Sollte dies der Fall sein, bleibt man bezüglich des hinter μιμεῖϲθαι zu ergänzenden Wortlauts wegen der freieren Wiedergabe des Passus bei Const. auf Vermutungen angewiesen; z. B. würde ein einfaches ἄκερωϲ 2 δέ ἐϲτιν reichen. καμήλου δὲ τὸ ὕψοϲ ἐνέδωκε τὸ ϲῶμα μιμεῖϲθαι καμήλου ... τὸ ὕψοϲ, das Objekt zu μιμεῖϲθαι, ist an die Spitze des Satzabschnitts gestellt, um den einen der Namensbestandteile hervorzuheben. Mit τὸ ϲῶμα ist der Rumpf ohne die Extremitäten gemeint, die im folgenden näher beschrieben werden. Kamelopardalis Zur Beschreibung der Kamelopardalis, also der Giraffe, vgl. D.S. 2,51,1, der diese als Mischung von Kamelen (im Körperbau, nur dass der Hals angeblich kürzer ist!) und Leoparden (Fell, Kopf, Augen) beschreibt. Details bei BMP, 270 Anm. 1. (5) ἀρκοπίθηκοι Zur Form ἄρκοϲ statt ἄρκτοϲ vgl. LSJ s. v. ἄρκοϲ (A) I, z. B. apoc. 13,2; ähnlich ἀρκόχοιροϲ Ps.-Basil. Sel. vit. Thecl. p.

Lambros änderte in ἄκερωϲ, doch vgl. 2,507 p. 131,12 ἄκεροι ... αὐτῶν (sc. τῶν ἐλάφων) αἱ θήλειαι. 2 Zur att. Form bei Philost. bzw. Phot. s. zu 1,5a,3 ἔμπλεωϲ. 1

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410,24 f. Dagron; die Änderung in ἀρκτοπίθηκοι bei Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,304 B) ist also nicht nötig. ἄλλοι Statt des überlieferten ἄλλαιϲ, bei dessen Beibehaltung das καὶ davor ohne Bezug wäre. Valesius, Annot. 136 wollte deshalb vor dem καὶ ein weiteres ἄλλαιϲ einfügen, doch wäre dies zusätzlich zu dem πολλῶν überflüssig (dies spricht auch gegen ⟨ἄλλοι〉 ἄλλαιϲ); bezeichnenderweise fehlt πολλῶν in seiner Übersetzung: „aliis atque aliis animalium formis permiscente se simiarum forma“ (483 B). Das ἄλλαιϲ wird ein Influenzfehler infolge des εἰδέαιϲ sein. (6) δῆλον, ⟨ὡϲ〉 ταῦτα ἔϲτιν Wegen der mangelnden Kongruenz (richtig dagegen 3,10,1) kann die Überlieferung nicht gehalten werden; zu ἐπίδηλοϲ bzw. δῆλοϲ mit ὡϲ vgl. 2,9,1 und bes. 3,11,15. Dem Verfasser geht es um die Existenz all der vorgenannten Affenarten, ähnlich wie er danach betont, daß ὁ πὰν ἐπικληθεὶϲ ὑπάρχει. ταριχεύϲαντεϲ αὐτὸ οἱ κομίζοντεϲ θεάματοϲ παραϲχεῖν ἀϲυνήθουϲ εἰκόνα Der inf. (dessen logisches Subjekt das αὐτὸ ist) bezeichnet die von dem ταριχεύειν erwünschte Folge, vgl. zu solchen prägnanten Formulierungen K.-G. 2,17, z. B. hier 7,3,1 περὶ τῆϲ εἰκόνοϲ τοῦ ϲωτῆροϲ ἡμῶν ... ἱϲτορῶν φηϲιν ἀνεϲτηλῶϲθαι ... ταύτην κατὰ τὴν πηγὴν τὴν ἔνδον τῆϲ πόλεωϲ μετὰ καὶ ἑτέρων ἀγαλμάτων τερπνότητόϲ τι παρέχειν τοῖϲ φοιτῶϲι θέαμα. Die von Bidez (app. crit. z. St.) erwogene Einfügung eines εἰϲ τὸ vor θεάματοϲ ist also nicht nötig, zumal die angeführte Parallele 3,4,4 unsicher ist (s. ebd. zu εἰϲ τὸ πολυτελέϲτατον ⟨ 〉 θαῦμα παραϲχεῖν). Eher noch könnte man an ein ⟨ὡϲ〉 denken, vgl. 2,9,2 u. 2,9a,9. König der Inder … Constantius geschickt Vgl. zur Herkunft des vom König der Inder geschickten Affen Shahîd, Byzantium and the Arabs, 104106. Shahîd bietet folgende Überlegungen: 1.) Ein Seetransport eines Affen über den Ozean ist schwer anzunehmen, und der als besonders wild beschriebene Affe kann nur ein Schimpanse oder Gorilla gewesen sein (hierzu ist allerdings anzumerken, dass das Tier unterwegs gestorben und nur im ausgestopften Zustand nach Konstantinopel gelangt ist). 2.) Die Gesandtschaft der Diver, die mit Geschenken zu Constantius II. geschickt wurde (Amm. 22,7,10, vgl. zu exotischen Gesandtschaften mit exotischen Geschenken Eus. v.C. 4,7,2; 4,50 und 1,8,4), ist mit der nach Auffassung bringen. Eines der Geschenke könnte der Pan-Affe gewesen sein, der von Philost. beschrieben wird. 3.) Der von Philost. erwähnte „König der Inder“ war entweder der Herrscher Äthiopiens oder Südarabiens. Für beide könn-

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te die Beschaffung von Wildtieren aus Ostafrika möglich gewesen sein. Wildtiere gelangten auch unter der Herrschaft Konstantins nach Konstantinopel, vgl. Eus. v.C. 4,50. Es besteht aber deshalb nicht mit Bidez, Philostorgius, 291 s. v. Κωνϲτάντιοϲ (3) die Notwendigkeit, die Episode bei Philost. unter Konstantin zu datieren, da Beziehungen zu Indien auch unter Constantius bestanden, vgl. die gerade zitierte Passage Amm. 22,7,10. (7) Dieses Tier … auch den Satyr Zu dieser Kritik der Vergöttlichung von Affen als Element etwa bei Palladios von Helenopolis vgl. BMP, 95 f.; 272 Anm. 1. (8) εἰϲ πολλήν τινα εὐπρέπειαν ἀνθρωποφανεῖ ὄντι τῷ ἐν μέϲῳ χρώματι ϲυναρμοζομένου Vgl. 7,8a,5 (wo Bidez auf unseren Passus verweist) χρυϲῷ ... πᾶϲ ὁ περικείμενοϲ πέπλοϲ ἀμφιεννύμενοϲ τοῖϲ παραγεγυμνωμένοιϲ καὶ ἀχρύϲοιϲ τοῦ ϲώματοϲ εἰϲ ἄφραϲτόν τι ϲυνεφθέγγετο κάλλοϲ. aus eigener Anschauung Wieder ein Hinweis auf die Autopsie, vgl. den Komm. zu Philost. 3,11,2. (9) βαρυτέρα τε μᾶλλόν ἐϲτιν ⟨ἢ〉 ὀξυνομένη Valesius’ (Annot. 136) Einfügung des ἢ vor ὀξυνομένη ist unumgänglich, denn βαρυτέρα und ὀξυνομένη verhalten sich zueinander wie προϲῳδία βαρεῖα und ὀξεῖα bzw. accentus gravis und acutus (Hinweis von R. Kassel). Zur Verstärkung des Komparativs durch μᾶλλον vgl. K.-G. 1,26 (c). (10) ἐϲ Θήβαϲ ... τὰϲ Βοιωτίαϲ Vgl. Hdt. 5,67,2 ἐϲ Θήβαϲ τὰϲ Βοιωτίαϲ; Diod. Sic. 3,64,3 ἐν Θήβαιϲ ταῖϲ Βοιωτίαιϲ; beim ägyptischen Theben setzt Philost. αἱ Αἰγύπτιαι hinzu (vgl. Bidez, Philostorgius 281 s. v. Θῆβαι [1]). Es ist also nicht mit Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,304 D) in τῆϲ Βοιωτίαϲ zu ändern. μοι δοκῶ ... ποιηϲάμενοϲ ὁ Οἰδίπουϲ ... καταφονεῦϲαι ... καὶ ... λαβεῖν Entweder leichtes Anakoluth, als ob δοκεῖ stünde, oder Wechsel von der direkten Rede in den a. c. i. (vgl. 3,12,1 u. 3; ebd. 4 u. 5) mit eingeschobenem μοι δοκῶ wie 11,2,4 (neben finitem Verb). Auf jeden Fall greifen wir wieder Philostorgs eigenen Wortlaut, sind ihm zumindest sehr nahe. (12) wilde Esel ... Geflecht ergeben Die einzige antike Beschreibung des Zebras, Equus zebra. Vgl. Cass. Dio 75,14,3 (tigerartiges Pferd); 77,6,2 mit W. Richter, Art. Suppl. 15 (1978) 991-994; M. Błaśkiewicz, Zebras in Greek and Roman Antiquity, Eos 101 (2014) 91-102. Das von Philost. beschriebene Zebra ist

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Błaśkiewicz zufolge nicht Equus zebra, sondern Equus grevyi. Diese Equidenart ist in Ostafrika beheimatet und besonders groß (μέγιϲτοϲ). (13) ἀπὸ τοῦ ἔθνουϲ, οὗ ~ ἀπὸ τοῦ ἔθνουϲ, ἀφ᾽ οὗ, vgl. K.-G. 1,550 f. Papagei Vgl. F. Wotke, Art. Papagei, RE 18,3 (1949) 926-932; W. Richter, Art. Papagei, KlP 4 (1975) 483 f. Als βίττακοϲ bereits Teil der von Ktesias geschilderten exotischen Vogelwelt Indiens, vgl. Ctes. Ind. fr. 57,3 = Phot. bibl. cod. 72, 44 a 35-40. Photios hat aus Ktesias ebenfalls die Details über die Nachahmung der menschlichen Stimme eingefügt: „Er spricht indisch so wie ein Mensch indisch, wenn er es aber in Griechisch lernt, auch griechisch.“ Garamanten Vgl. BMP, 275 Anm. 4: erste und einzige antike Erwähnung von Garamanten als Vögeln. Zum Volksstamm Hdt. 4,183 und Plin. nat. 5,36. (14) ὧν γνώριμα καὶ τὰ κάρυα Von den allgemein bekannten Früchten werden nur die κάρυα genannt, womit nach Gothofredus, Diss. 138 die nußartigen Früchte der Karyota, einer Palmenart (vgl. F. Orth, Art. Karyota, RE 10,2 [1919] 2253 f.), gemeint sind, nach M. Siede, Art. Nuss, RAC 25 (2013) 1237 1 die Walnüsse aus Cant. 6,11. (15) τῆϲ ὑφ᾽ ἡλίῳ πάϲηϲ sc. γῆϲ, vgl. K.-G. 1,265 f. τῆϲ ἔξωθεν θαλάϲϲηϲ – παρακλυζομένηϲ Die Angabe erinnert daran, daß das im Osten gelegene irdische Paradies (vgl. 3,10,1) seinerseits dort durch den Okeanos begrenzt ist. αὐτῷ παρακλυζομένηϲ Das selten belegte Verb παρακλύζειν ist (wie auch das bekanntere κλύζειν) üblicherweise transitiv und wird im act. oder pass. benutzt, vgl. Orac. Sib. 13,132 (GCS Orac. Sib. 209) u. ebd. 12,135 (195); Joh. Chrys. exp. in Ps. 123,2 (PG 55,355); Joh. Lyd. ost. 43 (p. 92,17 W.); hier jedoch steht es ausnahmsweise im med. mit einem dat.-Objekt. Da die Fluten nur gegen die Ostseite des Paradieses branden können, paßt das περικλυζομένηϲ bei Niceph. h. e. 9,19 (PG 146,305 D) nicht. 12. (1) Eustathios … Vertrauen genoss PLRE 1,310 f. Eustathius 2. Als comes rei privatae (bei Philost. als Transkription von comes rerum privatarum wiedergegeben, vgl. dazu mit weiteren Parallelen R. Delmaire, Largesses sacrées et res privata, 21 f.) ist Eustathios Adressat einer kaiserlic Denunziationen im Zusammenhang mit Belangen, die die res privata beEbd. 1242 auch zur mittelalterlichen Ikonographie des Nußbaums als Anzeichen für das Paradies. 1

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treffen und die im Mai 345 datiert ist. Die Annahme, dass Athanasios einen Würdenträger für die Beeinflussung der Religionspolitik bestochen hat, ist auch für Philumenos belegt, vgl. Ath. apol. sec. 60; Socr. 1,27,9 f.; Soz. 2,22,8. Kyrillos schickte am Vorabend des Konzils von Ephesos Geschenke an Hofbeamte, vgl. Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt 6, 230 f. (2) Athanasios … durch meine Waffen wiederbekommen wird Die Ereignisse um die zweite Rückkehr des Athanasios in den 40er Jahren sind bei Philost. in einer von der nizänischen Geschichtsschreibung völlig abweichenden Art und Weise beschrieben worden. Wie weit Philost. auf die Synode von Serdica eingegangen ist, bleibt offen. Das Philost.-Exzerpt des Photios macht den Eindruck, als sei diese Synode, in der sich der konfessionelle Konflikt zwischen den Reichsteilen des Constans und des Constantius II. zuspitzte, nicht erwähnt worden. Auch sonst ist die Geschichte des Athanasios verkürzt worden. Die Verhandlungen zwischen Constans, Athanasios und Constantius werden bei Philost. in einer stark veränderten Form wiedergegeben. In der Darstellung der nizänischen Kirchenhistoriker schickt Constans zwei Briefe aus, um die Rückführung des Athanasios zu fordern. Erst der zweite, vom hochrangigen magister militum Salia überbrachte Brief enthält die Kriegsdrohung des Constans, vgl. Thdt. h.e. 2,8,54 (zum Überbringer „Salianus“); Socr. 2,22,3 f.; Soz. 3,20,1. Athanasios muss sich aber danach lange von Constantius bitten lassen, der ihm insgesamt drei Briefe schickt (Socr. 2,23,10; Thdt. h.e. 2,10,2), die den Athanasios in Aquileia erreichen (Socr. 2,23,13). Bei Philost. sind alle diese verschiedenen Phasen nicht beachtet, sondern Athanasios selbst gelangt sofort zu Constantius und überbringt ihm in eigener Person einen einzigen Brief des Constans, der dann auch sofort die Kriegsdrohung enthält. Schwartz, Zur Kirchengeschichte des vierten Jahrhunderts, 13 unterstreicht die für Athanasius eingenommene Färbung der Erzählung von der Kriegsdrohung: „Die Legende, die alles auf ihren Helden Athanasius abstellt, behauptet, daß Konstans durch eine Drohung mit Krieg den jüngeren Bruder gezwungen habe, Athanasius zurückzurufen.“ In diesem Falle wäre wieder die eigenartig athanasianische Perspektive des Philost. deutlich, der eine für Athanasios eingestellte Erzählung in ihrer Tendenz lediglich umgedrohung reichenden Krise in der Beziehung zwischen den beiden kaiserlichen Brüdern wohl nicht zu zweifeln, vgl. W. Portmann, Die politische

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Krise zwischen den Kaisern Constantius II. und Constans, Historia 48 (1999) 301-329. (3) {μετ᾽} δι᾽ ἐπιϲτολῆϲ Vgl. 6,6/7a,5 τούτουϲ ... διὰ γραμμάτων ἐκόλαϲεν; Socr. h. e. 1,18,6 (daraus Vit. Const. 68 p. 587,17 Opitz) μέμφεται ... δι᾽ ἐπιϲτολῆϲ; ein μετ᾽ ἐπιϲτολῆϲ wäre sinnlos, vgl. 1,5a,1 μετὰ γραμμάτων. Als Constantius ... der Last des Athanasios zu befreien In der Antiochener Synode von 344, in der die ἔκθεϲιϲ μακρόϲτιχοϲ formuliert wurde, wurde das Problem der Rückkehr des Athanasios nach Alexandreia behandelt, vgl. Socr. 3,23,2. In der orthodoxen Version der Ereignisse spricht nicht die Synode irgendeine Empfehlung aus, den Bürgerkrieg zu vermeiden, sondern es ist umgekehrt der Kaiser Constantius II., der den Bürgerkrieg vermeiden möchte und aus diesem Grund sich nach dem zweiten Brief des Constans mit der Synode berät, die sich dann einige Zeit verzögert, vgl. Soz. 3,20,2: „Darüber (sc. über die Kriegsdrohung) beriet sich Constantius mit den orientalischen Bischöfen. Er hielt es für unsinnig, deswegen einen Bürgerkrieg zu entfesseln, und ließ Athanasius aus Italien zu sich kommen, wozu er ihm für die Rückfahrt staatliche Reisewagen zur Verfügung stellte und ihn brieflich mehrfach zu schleuniger Rückkehr aufforderte.“ (Übers. Hansen) (4) κἀκεῖ διῆγεν τὰ καθ᾽ ἑαυτὸν ἐπιϲκοπούμενοϲ Vgl. Phot. ep. 288,16 f. βιωτικῶν πραγμάτων καὶ θορύβων ἀπηλλαγμένον ἡϲυχῇ καὶ τὰ καθ᾿ ἑαυτὸν ἐπιϲκοποῦντα διατελεῖν. Der zurückgezogen lebende Georgios dient als Folie zum umtriebigen Athanasios. um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte Georgios von Kappadokien trat in Wirklichkeit erst 357 sein Bischofsamt an, zu den chronologischen Verschiebungen und Vertauschungen s. Philost. 3,3 mit Komm. Georgios entstammt entgegen der Angaben über die niedrige Herkunft bei Amm. 22,11,4 (in fullonio natus) und anderen, in Wirklichkeit ebenfalls aus relativ wohlhabendem kurialem Milieu. Die Angaben Philostorgs sind – neben den im phil. Komm. erläuterten Nuancen – wohl am ehesten so zu verstehen, dass sich Georgios auf seine Landgüter in Kappadokien zurückzieht. Julian konsultierte in Kappadokien dessen Bibliothek (Jul. ep. 107 Bidez, vgl. ad Ath. 271 c), deren Existenz bereits beweist, dass Georgios δέκτηϲ (= susceptor), also als Inhaber eines Amtes in der Reichsverwaltung, das er ohne eine literarische Ausbildung kaum erhalten hätte, bei Gr.

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Naz. or. 21,16 und Ath. h. Ar. 25,1 mit Gilliard, Social origins of bishops, 27 zum sozialen Hintergrund. (5) ϲκώληκαϲ βρύϲαντοϲ Vgl. Joh. Chrys. exp. in Ps. 5,6 (PG 55,69) ὁ μακάριοϲ Ἰὼβ καὶ ἐν κοπρίᾳ καθήμενοϲ καὶ τῷ ἰχῶρι τῶν τραυμάτων ἡλκωμένοϲ καὶ μυρίαϲ βρύων πηγὰϲ ϲκωλήκων; in Phil. hom. 8,3 (PG 62,242) ἐκεῖνοϲ ἐπὶ πολὺν χρόνον ϲκώληκαϲ βρύων. καὶ οὕτω τοῦ ζῆν ἐλαθέντα Das καὶ verbindet die beiden gen. abs. mit dem part. coniunct.; s. zu 12,13,1. von Würmern überquoll ... aus dem Leben getrieben wurde Dem beschriebenen Wurmbefall des Unterleibs und alsbald eintretenden Tod liegt ein literarischer Topos zu Grunde, wonach eine frevelhafte Tat durch einen schmerzhaften, durch Würmer verursachten Tod bestraft wird, vgl. R. Steinacher, Von Würmern bei lebendigem Leib zerfressen … und die Läusesucht Phtheiriasis. Ein antikes Strafmotiv und seine Rezeptionsgeschichte, Tyche 18 (2003) 145-166 (allerdings ohne Belege aus Philost.), ferner W. Nestle, Legenden vom Tod der Gottesverächter, ARW 33 (1936) 246-269 = Griechische Studien, Aalen 1968, 567-596 sowie E. Heck, ΜΗ ΘΕΟΜΑΧΕΙΝ oder: die Bestrafung des Gottesverächters, Frankfurt 1987. Ungewöhnlich ist allerdings, dass hier nicht ein Herrscher, sondern ein Bischof betroffen ist. Vgl. auch Philost. 7,13 mit dem Komm. (6) καὶ τὸν ἕτερον ... διορωρυγμένον Zu explizierendem καὶ s. zu 1,6b,4; die von Bidez, app. crit. z. St. erwogene Tilgung ist also nicht nötig. Aber auch Maximos … ausgestochenes Auge Maximos hatte sich schon im Konzil von Serdica auf die Seite des Athanasios geschlagen. Zur Kommunion mit dem durchreisenden Athanasios Socr. 2,23,1 ff.; Soz. 3,21,5. Zum Verlust des Auges während der Christenverfolgung Thdt. h.e. 2,26,6. und Thphn. p. 27,5-9 de Boor (präzisiert, dass es sich um das rechte Auge handelt). Später wurde Maximos auf Betreiben des Akakios und Patrophilos abgesetzt. An seine Stelle wurde Kyrillos eingesetzt, vgl. Socr. 2,38,2; Soz. 4,20,1. Thphn. p. 41, 30-32 de Boor gibt, Sokrates erweiternd, ausdrücklich an, dass Akakios und Patrophilos der Meinung waren, dass Kyrillos den gleichen arianischen Glauben hatte wie sie. Zur Einsetzung durch Akakios und Patrophilos vgl. E. Bihain, La source d’un texte de bon, La position de saint Cyrille de Jérusalem dans les luttes provoquées par l’arianisme, RHE 20 (1924) 181-210 und 357-386. Die Fiktion von der regulären Übernahme des Amtes durch Kyrillos nach dem Tode des Maxi-

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mos soll eine reguläre Sukzession orthodoxer Bischöfe vortäuschen und über die nichtorthodoxen Anfänge Kyrills hinwegtäuschen, vgl. zu dieser Version Thdt. h.e. 2,26,6 und 5,40,7. Der vermeintliche Gegensatz zwischen der Standhaftigkeit während der Christenverfolgung und dem falschen, weil athanasischen, Bekenntnis besteht natürlich nur für Philost., nicht für Photios. Photios hat hier unbeabsichtigt die Wertung des Philost. übernommen. (6) Noch viele … allmählich zu seinem Glauben hinüber Nachdem Athanasios in Antiocheia auf Constantius II. getroffen war, reiste er über Palästina nach Ägypten. Vgl. zu dem von Philost. nicht erwähnten Konzil, das auf Veranlassung des Maximos von Jerusalem stattfand, Ath. apol. sec. 57,2-7, ferner Soz. 3,21,5-22,6. Philost. behauptet einerseits, dass die Bischöfe in Palästina nicht auf die Aufforderung des Athanasios, sich zum „Wesensgleich“ zu bekennen, eingehen, gibt aber dann andererseits zu, dass Athanasios Bischöfe für sich gewinnen konnte. Philost. bietet damit gewissermaßen die differenzierte Gegenversion zu Soz. 3,21,4: „Auch viele Bischöfe rückten von der Feindschaft gegen ihn ab und hielten Gemeinschaft mit ihm, so die in Palästina. Als er damals durch ihre Provinz kam, nahmen sie ihn freundschaftlich auf.“ Das geht letztlich auf Athanasios zurück, der in gleicher Form wie Sozomenos und Philost. auf den Gesinnungswandel der Bischöfe von Palästina hinweist, vgl. Ath. h. Ar. 25,2: „Alle Bischöfe Palästinas – außer zweien oder dreien, denen gegenüber Misstrauen angebracht war – nahmen Athanasius in Empfang und freuten sich so sehr über die Gemeinschaft mit ihm, dass sie sich in Briefen verteidigten: Was sie früher geschrieben hätten, hätten sie unter Druck, nicht aus Überzeugung getan.“ (Übers. Portmann) Die abgeleitete Darstellung des Philost. weist auf den Tenor der ursprünglichen Version hin. Zunächst empfängt nur eine Minderheit von fragwürdiger Orientierung den Athanasios, während die meisten die Position des Athanasios ablehnen. Dann ist aber davon die Rede, dass Athanasius „viele andere“ allmählich dann doch zu seinem Glauben hinüberziehen konnte. Im zeitlichen Ablauf variiert also Philost. seine vorliegende Quelle, im Resultat läuft es auf dasselbe hinaus. 13. dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist Philost. beschäftigte sich hier ausführlich mit der Doxologie, also der Formel des Rühmens (im Gloria), RAC 4 (1959) 210-226. Der Kontext der Ausführungen des Philost., die unmittelbar der Darstellung der Rückkehr des Athanasios nach Alexandrien folgen, lässt sich durch den Vergleich mit Sozomenos rekonstruieren.

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Bei Soz. 3,20,7-9 geht es um die Darstellung der Haltung der Kirche von Antiocheia zum Zeitpunkt der Durchreise des Athanasios. Auf der einen Seite gibt es die Partei des Eustathios, auf der anderen Seite stehen die Gegner, zu denen auch der Bischof Leontios zu zählen ist. Die Gemeinde ist geteilt, nimmt aber gleichwohl an den gleichen Gottesdiensten teil, gebraucht dabei aber verschiedene Formen der Doxologie, was Leontios duldet, vgl. Soz. 3,20,8: „Denn sogar unter ihrer Herrschaft über die dortigen Kirchen stimmte keineswegs der gesamte Klerus und die Laien ihren Ansichten zu, sondern wenn sie, wie es beim Lobpreis Gottes üblich ist, in Chören zusammentraten, beweisen sie am Ende der Lieder ihre eigene Einstellung: Die einen priesen ‚Vater und Sohn‘ als gleichrangig, die anderen ‚den Vater in dem Sohn‘, wobei sie durch die Einfügung der Präposition den Sohn als zweitrangig darstellen wollten“. (Übers. Hansen) Bei Sozomenos geht es also um die Auseinandersetzung um zwei noch nicht trinitarische Formeln. Vgl. dagegen zur Einführung des Heiligen Geistes in die Auseinandersetzungen Thdt. h.e. 2,24,3, bei dem Leontios als listenreicher Arianer keine deutliche Stellung zwischen den von gleich starken Gruppen praktizierten Formeln „Vater und Sohn“ sowie „Vater durch den Sohn im Heiligen Geist“ bezieht, sondern in den Zeremonien schweigt und erst bei den Worten „von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ seine Stimme erhebt. Bei Philost. hat unter Leontios die Gruppe, die die trinitarische Formel „Ehre dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist“ gebraucht, die Dominanz. Diese Formel wird bei Philost. im Sinne des Eunomios als hierarchische Staffelung von Vater, Sohn und Heiliger Geist (das größte Geschöpf des Sohnes) verstanden, vgl. Eun. apol. 28 p. 74 Vaggione (zur Erschaffung des Heiligen Geistes durch den Sohn auf Befehl des Vaters), s. ferner Eun. fr. 4 (Vaggione, Eunomios. The Extant Works, 178 f.) und zur Verwendung bei den Eunomianern Pseudo-Didymos, Trin. 1,34 (PG 39,436 b-c), vgl. Trin. 1,32 (PG 32,428 b). Diese anfänglich in Antiocheia dominierende Formel ist für Philost. auch die einzige rechtgläubige Formel. Die Verantwortung für die (häretische) Neuerung der Doxologie weist Philost. ausdrücklich den orthodoxen Gegenspielern des Leontios zu, zumindest was die Gleichordnung des Heiligen Geistes betrifft. Dagegen soll nach Theodoretos, wie aus seiner Häretikergeschichte (CPG 6223) 4,1 (PG 83,414) herv wortlich gewesen sein. Areios selbst habe die ursprünglichen „Gesetze der Doxologie verlassen“ und „eine andere Form des Rühmens eingeführt.“ Philost. dürfte insofern recht haben, als die Formel „durch Christus im

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Heiligen Geist“ tatsächlich einen älteren, allerdings durchaus nicht dogmatisch zu deutenden Typ der Doxologie darstellte, der sich auch in der lateinischen Kirche durchgesetzt hat. Ähnlich wie Philost. zur Neuerung des Flavian auch Thdr. Mops., fr. 2, (Vaggione, Some Neglected Fragments, 413): „Und wie Theodoros von Mopsuestia sagt, übersetzten sie die Gestalt der Wechselgesänge der Psalmodie aus der Sprache der Syrer in die griechische Sprache, und sie erschienen für alle in der Oikumene fast als die einzigen von allen als Urheber dieses wunderbaren Werkes. Fürwahr die Heterousiasten sagten: ‘Ehre dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist.’ Flavian aber sagte als erster: ‘Ehre dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.’“ Die präzisierende Gleichstellung der drei Personen hat zum einen in Eigentümlichkeiten der syrischen Sprache ihre Grundlagen und ist wohl von daher dem Flavian und Diodoros nahegelegt worden. Zum anderen ist diese neue Formel von Antiocheia dann gerade in der Auseinandersetzung mit den Eunomianern von Basileios von Kaisareia verteidigt und präzisiert worden, vgl. die Belege bei Stuiber (wie oben), 221-223. Allenfalls ist die konsequente Dreigliedrigkeit gerade aller drei debattierten Formeln, wie sie bei Philost. vorgestellt wird, möglicherweise vor dem Hintergrund der Debatte zwischen Eunomios und Basileios ein Anachronismus, der nicht zur Situation der 40er Jahre passt. Es kann vermutet werden, dass bei Photios das eigene Interesse an trinitarischen Fragen, insbesondere das Verhältnis des Heiligen Geistes zu Vater und Sohn, dazu geführt hat, dass er dieses Thema in sein Philost.-Exzerpt aufgenommen hat, auch wenn das Exzerpt wohl eher – wie die Bibliothek – vor der Erhebung zum Patriarchen und vor dem Filioque-Streit entstanden ist. 14. (1-2) Die Anhänger des Areios ... Seite zu treten Unklar ist, inwiefern Philost. tatsächlich darüber berichtet haben kann, dass die Anhänger des Aetios sich von den Anhängern des Areios abgespalten haben. Zum Verhältnis „Anhänger des Areios“ („Homöer“) und Eunomianer s. Philost. 10,3. Die Bezeichnung von Homöern als Anhänger des bereits um 336 verstorbenen und ansonsten eigentlich nicht mehr in den Debatten besonders präsenten Areios war, wie diese Passagen beweisen könnten, keineswegs nur auf die nizänische Polemik beschränkt. Vgl. zur Bezeichung der Homöer als arianische Kirche auch Jul. ep. 115 Bidez (Brief an die Edesse von „arianisch“ nicht zu gewinnen). (1) οἱ ἐξ Ἀρείου Vgl. 10,3,1; LSJ s. v. ἐκ A III 3 u. 4; Areios ist zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben.

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(2) ἐπιγενομένου ... τοῦ Ἀετίου καὶ ... ἄρξαντοϲ ... παραϲκευάϲαι Das logische Subjekt zu παραϲκευάϲαι ist der im vorangegangenen gen. abs. genannte Aetios, was ein wenig hart ist. Immerhin finden sich in den Philostorgzeugen mehrfach Beispiele eines gen. abs. – allerdings an zweiter Stelle – statt eines part. coniunct. (s. zu 1,5a,1 διαγόντων). Mit einer Streichung des παραϲκευάϲαι liefe der Text zwar glatter (freilich müßte weiterhin das überlieferte καταϲτῆϲαι mit Niceph. h. e. 9,17 [PG 146,292 C] korrigiert werden), doch der Gesichtspunkt des Aetios als treibender Kraft ginge verloren. τὴν ὁμόδοξον ϲυναγωγὴν ... διαρρήξανταϲ constructio ad sensum. 15. (1) πατρὶϲ Ἀετίῳ ⟨Ἀντιόχεια〉 ἡ ἐν Κοίλῃ γέγονεν Ϲυρίᾳ Wie bereits Valesius, Annot. 136 f. erkannt hat, zeigt der Artikel ἡ, daß etwas fehlt, und zwar der Name der Stadt. Statt dessen mit Niceph. h. e. 9,17 (PG 146,289 B) unter Weglassen des ἐν den nom. Κοίλη Ϲυρία zu schreiben führt nicht weiter, da das Eindringen der Präposition rätselhaft wäre. Gesichert ist die Einfügung von Ἀντιόχεια durch die Parallele 3,15b,1. τῶν ἐν ϲτρατείᾳ δυϲπραγέϲτερον ἐνηνεγμένων ⟨γενομένου〉 Zur Ergänzung vgl. 3,15b,1. Heimat … ⟨Antiocheia〉 in Koilesyrien πατρίϲ („Heimat“) ist in der Regel die eigene Polis, nicht die Provinz. In der Spätantike ändert sich dies bisweilen, so dass etwa die Pentapolis als Heimat des Synesios ausgegeben wird, vgl. Roques, Synésios de Cyrène, 6. Vgl. auch Philost. 3,12,4 und 6,3 (Kappadokien, Heimat des Georgios bzw. des Eunomios); ferner Epiph. haer. (GCS 37,321,20) zu Kilikien als angeblicher Heimat des Aetios. Im Text des Photios muss Antiocheia, nicht Koilesyrien als πατρίϲ ausgewiesen gewesen sein, vgl. den phil. Komm. Nachdem sein Vater … weniger gut erging Die Wendung ist mit Bedacht verklausuliert worden, um das Faktum des Scheiterns des Vaters und die Umstände seines Endes zu verschleiern. Amidon, Philostorgius, 52 übersetzt ähnlich (in Anlehnung an das Register von Bidez, Philostorgius, 334): „His father was one of those whose life in the service went rather badly“. Des Places, BMP, 283 dagegen: „son père se trouva pris dans une expédition malheureuse“. Zu ϲτρατεία im Sinne der für spätantike Beamte typischen militia, vgl. auch Philost. 5,2a. Belege müssen an sich nicht angef (zur Karriere des Siderius im Dienst des Valens); Soz. 7,21,8; Jo. Mal. 14 p. 361 Bonn = 281 Thurn. Interessant ist, dass, wie im Folgenden zu erfahren ist, die Karriere vom „damaligen Herrscher“, m. E. wohl eher vom

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Kaiser als vom Statthalter vor Ort – was theoretisch als Übersetzung angesichts der spätantiken Bedeutung von ἄρχων möglich wäre –, beendet wurde. Dabei könnte an einen Majestätsprozess oder Regierungswechsel zu denken sein, zumal der Vater des Aetios offenkundig unmittelbar im Zusammenhang mit dem Karriereende auch sein Leben beendet. Dass dem Vater Unterschlagung oder ein anderes Vergehen im Amt zum Vorwurf gemacht wurde, ist dagegen nicht sicher, zu konkret Kopecek, History of Neo-Arianism, 62: „According to the Neo-Arian, the father was employed in the office of a provincial governor when he misconducted himself and was punished by having his property confiscated.“ Erst später sei der Vater gestorben und habe seine Familie mittellos hinterlassen. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 14 f. versteht Philost. anders: Philost. „tells us that Aetius’ father was a petty supplier for the Roman army.“ Sein Tod könnte dann mit den Maßnahmen zusammenhängen, die Diokletian in den 90er Jahren des 3. Jh. gegen zu habgierige Heereslieferanten angeordnet habe, vgl. Jo. Mal. 38 p. 307 Bonn = 236 Thurn. In Wirklichkeit geht es in der Passage bei Malalas aber um das Maximaledikt, das eigentümlich damit erklärt wird, dass die Händler vor den Soldaten geschützt werden sollen. Vermögen konfiszieren Philost. hat die Geschichte des Vaters des Aetios und der Verarmung seiner Familie vielleicht deshalb erzählt, um die von Gr. Nyss. Eun. 1,38-44 verbreiteten und bereits von Georgios von Laodikeia und Athanasios von Ankyra (bei Gr. Nyss. Eun. 1,37) unterstrichenen Gerüchte, Aetios sei von niedrigster Herkunft gewesen (Gr. Nyss. Eun. 1,38 suggeriert sogar, dass Aetios Sklave einer Ampelis war, was aber vielleicht nur im übertragenen erotischen Sinne zu verstehen ist, vgl. Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 188), zu korrigieren und auf seine kuriale Abstammung hinzuweisen, vgl. die entsprechend niedrige Herkunft des Eunomios, dessen Großvater Priskos angeblich Sklave war und das Gerberhandwerk ausübte (Gr. Nyss. Eun. 1,33 f.) und dessen Vater angeblich bäuerlicher Elementarlehrer war (Gr. Nyss. Eun. 1,49 f.). Beiden wirft Gregor in einem „piece of thick sarcasm“ (Kopecek, History of Neo-Arianism, 506) nicht nur die niedrige Herkunft („die große Vornehmheit, mit der jeder in seinem Leben begann“ [Übers. Röder]) vor, sondern eben auch den entsprechend der starren spätantiken Sozialordnung erer schöfe in der Regel aus den kurialen Eliten stammten, musste eine Handwerkerherkunft ehrenrührig wirken, vgl. zur Herkunft aus den (meist unteren) Kurialrängen Gilliard, Social origins of bishops, 8-66 und 77-86 und

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T. A. Kopecek, The Social Class of the Cappadocian Fathers, ChHist 42 (1973) 453-466. Nach Theodoros war zwar der Vater von Aetios frei geboren, musste aber als Goldschmied arbeiten und brachte seinem Sohn die niedrige Goldschmiedekunst bei, vgl. dazu Kopecek, History of Neo-Arianism, 62. S. zur Rekonstruktion der Fragmente des Theodoros von Mopsuestia aus Niketas und der nestorianischen Kirchengeschichte des Barhadbeschabba ‘Arbaia Vaggione, Some Neglected Fragments, 408-411. Die Passage des Fragments I über die Herkunft des Aetios lässt sich etwa folgendermaßen übertragen, wenn man den neusprachlichen Übersetzungen aus dem Syrischen folgt: „Wie der aus Mopsuestia sagt, stammte er von einem freien Vater, der gleichwohl ein Goldschmied im Handel war, ein puleonarius (das ist einer, der kein Haus hat, aber ein lumpiges παπυλεών, beziehungsweise ein billiges Zelt umherträgt). Er machte gewöhnlich die Runde der Festversammlungen und verschaffte sich seine tägliche Nahrung durch kleinste Arbeiten“ (Z. 1-11). Παπυλεών ist vom lateinischen papilio abgeleitet, zur griechischen Form vgl. Procop. Pers. 2,21,3. Die unter Philost. 3,15b edierte Version der Suda, derzufolge Aetios von armen und einfachen Eltern abstammte, kann nicht ganz der Originalversion des Philost. entsprochen haben. Philost. hat höchstens diese Version vorgebracht, um sie anschließend zu widerlegen. Denn die folgenden Angaben des Philost. über die Konfiszierung des Vermögens auf Veranlassung des Kaisers passen nur zu einer Version, in der auf die hohe soziale Stellung der Eltern hingewiesen wurde. Die Annahme von Gilliard (wie oben), 9, Aetios sei im Besitz eines Weingartens gewesen, beruht allerdings wohl auf einer irrigen Auffassung von Ampelis in Gr. Nyss. Eun. 1,38. Bei der Datierung der Geburt des Aetios kann man sich darauf stützen, dass Aetios zuerst von Paulinos von Tyros während seiner sehr kurzen, aber nicht präzise zu datierenden Tätigkeit in Antiocheia (irgendwann zwischen 326 und 331) unterwiesen wurde, vgl. zum Argument Kopecek, History of Neo-Arianism, 61, der aufgrund dieses Arguments 313 als Geburtsdatum ermittelt, anders Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 14 f., der die Geburt bereits in die 90er Jahre des 3. Jh. datiert. Das Geburtsdatum 313 ist zu spät, wenn Aetios schon zwischen 327-329, wegen seiner Debattierkunst aus Antiocheia vertrieben, nach Anazarbos gegangen sein soll. Als höchste kaum gewonnen haben. Mit einem Geburtsdatum am Anfang des 4. Jh. lässt sich durchaus ein Vorgang rekonstruieren, der zu dem von Philost. angedeuteten Szenario des sozialen Sturzes der Familie des Aetios passt.

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Der Vater des Aetios, ein Mitglied der antiochenischen Kurialenschicht, ist m. E. Parteigänger des von Antiocheia aus herrschenden Maximinus Daia gewesen. Der Bericht des Eusebios (h.e. 9,11,3-6) beschreibt, wie Licinius gegen die Anhänger des Maximinus in Antiocheia vorging, wobei namentlich Peucetius, Culcianus und Theotecnus genannt werden. Deutlich wird, dass alle Anhänger Maximins getötet wurden (10,11,3). Ihr Vermögen wurde konfisziert. Da Aetios noch jung … überleben konnten Dagegen übt in der feindlichen Version des Theodoros von Mopsuestia Aetios das Goldschmiedehandwerk als ererbten Beruf aus, vgl. Thdr. Mops. fr. 1, Z. 12 f. (Vaggione, Some Neglected Fragments, 408): „Der (d. h. der Vater des Aetios) hatte nun den Sohn, der ihm folgte, und er lehrte ihn seine Kleinkunst.“ Auch die Anfänge seiner Bildung hat Aetios der handwerklichen Ausbildung durch den Vater zu verdanken, vgl. fr. 1, Z. 14-17 (Vaggione, Some Neglected Fragments, 408): „Er bemühte sich aber auch, dass dieser die ersten Buchstaben lernte, damit er die Aufzeichnungen der Verträge niederschreiben konnte.“ (2) τὸν βίον λιπούϲηϲ Vgl. 8,12 λιπεῖν τὸν βίον: Das Kompositum, das Koetschau 267 vorgeschlagen hat (ἀπολιπούϲηϲ) mit Verweis auf τὸν βίον ... ἀπολιπόντοϲ in 1, ist also nicht nötig. Dagegen ist der aor. λιπούϲηϲ, den bereits Bidez, app. crit. z. St. erwogen hat, nicht zu umgehen, denn es kommt auf die Feststellung des Faktums an, daß die Mutter verschieden ist, wie auch das ἐκεῖθεν zeigt. δι᾽ ἣν μᾶλλον καὶ Zum καὶ vgl. Denniston 294 f. (B I i). ἐν λόγων ἁμίλλαιϲ Die überlieferte Präposition περὶ ergibt keinen Sinn, sie wird auch in den Philostorgzeugen sonst nur zweimal mit dem dat. verbunden, und zwar bei einem Verb des Fürchtens, vgl. 1,6e,9 περὶ αὐτῷ τῷ ϲώματι δείϲαϲ u. 4,2a περὶ τοῖϲ πράγμαϲι δείϲαϲ (vgl. LSJ s. v. B II 2). Mit Valesius’ 486 ἐπὶ hätte die Junktur eine finale Färbung, vgl. Liban. descr. 5,8 (VIII p. 474,10 Foerster) οἱ τοὺϲ ἵππουϲ ἐπὶ ταῖϲ ἁμίλλαιϲ τρέφοντεϲ. 1 Zu ἐν ... ἁμίλλαιϲ vgl. Plut. Lyc. 16,9 κατεμάνθανον, ὁποῖόϲ ἐϲτι τὴν φύϲιν ἕκαϲτοϲ αὐτῶν πρὸϲ τὸ τολμᾶν καὶ μὴ φυγομαχεῖν ἐν ταῖϲ ἁμίλλαιϲ; ähnlich hier 3,15,8 ἐν ϲυμπλοκαῖϲ ... λόγων. Logikstudien Kopecek, History of Neo-Arianism, 63 hält die „logical studies“ für eine Umschre Polycrat. FGrHist 588 F 1 (bei Athen. 4. 139 F) αἳ δ᾿ (sc. παρθένοι) ἐφ᾿ ἁμίλλαιϲ ἁρμάτων ἐζευγμένων πομπεύουϲιν ist der Text korrupt, vgl. Jacoby u. Kaibel, app. crit. z. St. 1

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schen Theologie. An sich sind aber die λογικαὶ μαθήϲειϲ die Wissenschaften, die zur Disputationskunst führen. Aetios betrieb Logikstudien (vgl. LSJ s. v. II 2 „dialectical, argumentative“), und das Resultat waren seine danach geschilderten Erfolge bei Disputationen, weil er die Argumentation seiner Gegenspieler auseinandernehmen konnte. Paulinos … gewechselt hatte Aetios wird in der Folgezeit unter anderem von einer Reihe von Bischöfen und Priestern unterrichtet, empfängt aber dazwischen auch weltliche Bildung. Für die Mischung von weltlicher und geistlicher Bildung im 4. Jh. ist der Bildungsweg des Johannes Chrysostomos symptomatisch, der unter anderen bei Libanios und Andragathios hört. Zum Bischofspalast (ἐπιϲκοπεῖον) als Schul- und Bildungszentrum vgl. Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 280. Dass spätere Bischöfe (im Bildungskursus des Aetios sind es Antonios von Tarsos und Leontios von Antiocheia) zuvor als Lehrer tätig sind, ist nicht untypisch, vgl. die Unterrichtstätigkeit des Diodoros von Tarsos vor seinem Aufstieg zum Bischof, s. Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 181-192 mit weiteren Ausführungen zum Bildungswesen. Zur Karriere des Paulinos, bei dem sowohl für sein Episkopat in Tyros als auch in Antiocheia erhebliche chronologische Unsicherheiten festzustellen sind, s. Philost. 1,8a und 2,7b mit dem Komm. Philost. lässt keinen Zweifel daran, dass Paulinos, als er den Aetios unterrichtet, bereits Bischof von Antiocheia ist. Anders Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 16: „Aetius’ instructor in this difficult art was the sometime bishop of Tyre, Paulinus, later bishop of Antioch.“ Als die Mutter verschieden … die meisten besiegte Die Abwendung vom Goldschmiedeberuf hätte Aetios also, wenn es nach ihm gegangen war, schon vorher vornehmen können, war aber aus Elternliebe noch verpflichtet gewesen, ihn weiter auszuüben. Ganz anders erklärt Theodoros von Mopsuestia die Abwendung von der Goldschmiedekunst hin zur christlichen Theologie, vgl. Thdr. Mops. fr. 1, Z. 26-58 (Vaggione, Some Neglected Fragments, 403-470). Das Christentum und das Leben eines scheinbar christlichen Philosophen bietet ihm die Möglichkeit, seiner kläglichen Existenz zu entkommen. Ähnlich Gr. Nyss. Eun. 1,38-46. (3) Ἀνάζαρβον Da die Stadt 1,8a und 3,15b,4 korrekt Anazarbos genannt wird und da Photios bibl. cod. 178 p. 124 a 12 f. zweimal die Herkunftsbezeichnung Ἀναζαρβεύϲ nicht weiter erwähnt), wird die Buchstabenvertauschung -ζαρβ- / -βαρζ(hier und in 5) im Laufe der Überlieferung eingetreten sein. Bereits zu

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Zonaras’ Zeit war die Metathese der beiden Konsonanten verbreitet, vgl. 14,5,28 ἡ ... πόλιϲ Ἀνάζαρβοϲ ἢ Ἀνάβαρζα. Anazarbos in Kilikien Der Aufenthalt in Anazarbos, der Metropole von Cilicia secunda, ist möglicherweise mit der Nachricht des Epiphanios von Salamis, dass Aetios aus Kilikien stammte (s. den Komm. zu Philost. 3,15,1), in Verbindung zu bringen. übte für den Lebensunterhalt wieder seine Handwerkskunst aus Hier bietet Philost. eine Variante zu der Version, die man bei Theodoros von Mopsuestia findet. Dem fr. 1, Z. 26-58 (Vaggione, Some Neglected Fragments, 409-411) kann entnommen werden, dass in der Version des Theodoros Aetios auch noch nach seiner Zuwendung zu den christlichen Studien – so jedenfalls in der Version, die Barhadbeschabba bietet, während Niketas die entsprechenden Informationen umgestellt hat – seine niedrige Handwerkskunst ausübte, die er darüberhinaus zu Betrügereien nutzt. Eine Variante des Betrugsvorwurfs findet sich bei Gr. Nyss. Eun. 1,40 f., wo nach dem Versuch, die Frau eines Soldaten mit feuervergoldetem Kupferschmuck zu betrügen, Aetios sogar ein Gewerbeverbot erhält, vgl. hierzu Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 192. (4) Verweis aus dem ihm gegenüber wohltätigen Haus Philost. bietet also eine positive Geschichte zur Vertreibung des rednerisch zu begabten Aetios. Damit bietet er eine Variante zu der Version, die im Contra Eunomium des Theodoros von Mopsuestia zu lesen war, vgl. Thdr. Mops. fr. 1, 26-58 (Vaggione, Some Neglected Fragments, 409-411). Demnach wurde Aetios bei Betrügereien im Zusammenhang mit seiner Goldschmiedekunst von einem Marinus erwischt, geschlagen und durch Drohungen aus dem Hause des „Steward of the Church“ (so die Übersetzung aus dem Syrischen) und sogar aus der Stadt geworfen. (5) τῆϲ Ἀναζάρβου δ᾽ ἐπεϲκόπει Das überlieferte τὴν Ἀναβαρζὸν διεϲκόπει ist unverständlich, denn das Verb ergibt in diesem Zusammenhang keinen Sinn. Da dieser Athanasios Bischof von Anazarbos war (vgl. 1,8a), wird das entsprechende Verb ἐπιϲκοπεῖν benötigt, nicht bloß, wie Holste (bei Valesius, Annot. 137) annahm, das Simplex. Doch mit Valesius’ (ebd.) δ᾽ ἐπεϲκόπει ist der Text noch nicht völlig geheilt. Denn ἐπιϲκοπεῖν kann in dieser Bedeutung zwar sonst durchaus mit dem acc. verbunden wer storgzeugen steht es durchgäng mit dem gen.: 4,12,2; 4,12a (= test. 3b,4); 8,2,2; 9,18. Das τὴν Ἀναβαρζὸν dürfte daher ein Folgefehler sein. Zur korrekten Namensform mit -ζαρβ-, die Niceph. h. e. 9,17 (PG 146,289 D)

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in seiner Paraphrase (τῷ τὴν Ἀναζαρβὸν διοικοῦντι) bereits hergestellt hat, s. zu 3. τοῖϲ καθ᾽ ἕκαϲτον αὐτῶν ἐπιϲτήϲαϲ Statt des überlieferten αὐτὸν hat Bidez, app. crit. z. St. αὑτὸν oder αὐτῶν erwogen, vgl. zu beidem Arist. top. 5,5. 135 a 25 f. ἐνίοτε μὲν ἐπὶ τὸ ϲύμπαν βλέψαϲ, ἐνίοτε δ᾿ ἐπὶ τὸ κατὰ μέροϲ λεγόμενον αὐτὸϲ αὑτὸν ἐπιϲτήϲαϲ bzw. Ps.-Arist. mund. 1. 391 a 26 f. οὐδέποτε ... ἂν τούτοιϲ γνηϲίωϲ ἐπιϲτήϲαντεϲ ἐθαύμαζόν τι τῶν ἄλλων; Plb. 1,14,1 u. 65,5; 15,9,3; LSJ s. v. A VI 1. Für letzteres spricht, daß dadurch der Bezug zu den Evangelisten deutlicher wird. Bischof von Anazarbos Gemeint ist Athanasios von Anazarbos, der nach Philost. 1,8a am Konzil von Nikaia teilgenommen hat. In der Liste der Lukianos-Schüler (Philost. 2,14) fehlt sein Name, vermutlich aufgrund der Unachtsamkeit des Photios. Zu seiner Exegese der Evangelien vgl. Ath. syn. 17 f.; Brief an Alexandros von Alexandreia = (Athanasius Werke 3,1 Urk. 11 [Dok. 11]). Seine Syllogismen zu Gottsohn als Geschöpf waren aus der Parabel der hundert Schafe bei Lk 15,4 abgeleitet, vgl. hierzu M. Tetz, Eine arianische Homilie unter dem Namen des Athanasius von Alexandria, ZKG 64 (1957) 299-307; Kopecek, History of Neo-Arianism, 26 und 69; Hanson, The Search for the Christian Doctrine of God, 41-43; Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 21 Anm. 50. Freunden des Lukianos Vgl. den hist. Komm. zu Philost. 2,14. in den Briefen des Apostels unterwiesen In Tarsos lag die Beschäftigung mit Briefen des Paulos aus Gründen der Lokaltradition nahe, vgl. hierzu Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 21. (6) πάλιν ... ἐπάνειϲιν Weit verbreiteter Pleonasmus, z. B. Dem. 18,42; vgl. hier 2,7,1 παλιντραπέλωϲ ἐπανέϲτρεφεν; das statt πάλιν von Bidez, app. crit. z. St. erwogene πόλιν ist also, wenn auch verführerisch, nicht nötig (zur Ellipse vgl. Bidez, Philostorgius 263 s. v. Ἀντιόχεια; s. zu 1,6e,9 τὴν Νικομήδουϲ). Dieser ... besonders den Ezechiel Die Unterweisung des Aetios scheint einem pädagogischen Plan zu folgen und eine von der einfachen Exegese der Evangelien zur komplexeren Exegese der Epistulae und schließlich der Propheten voranschreitende Ausbildung zu reflektieren. Bardy, Recherches sur Saint Lucien, 197 f. führt diese pädagogische Systemati Athanasios von Anazarbos, Antonios und Leontios verpflichtet gewesen seien. Eine andere Reihenfolge der Unterweisung findet sich bei Hieronymus, der z. B. in ep. 128 (an Gaudentius) folgende Reihung vorschlägt: 1.

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Psalmen und Salomon, 2. Evangelien und Apostelgeschichte, 3. Propheten. Deutlich ist jedenfalls, dass es tatsächlich eine Systematisierung des exegetischen Unterrichts gab. Bardy, 187 f. nimmt wie andere an, dass die Schule des Lukianos einer strengeren exegetischen Methode verpflichtet war als die Schule des Origenes und sie stärker historisch und weniger allegorisch vorging. Zu Leontios s. Philost. 3,17,1. (7) vertrieb ihn wiederum der Neid Vielleicht musste Aetios 341 Antiocheia verlassen, nachdem mit dem Antiochener Konzil dieses Jahres eine Annäherung der subordinationistischen Positionen an die homousische Richtung stattfand, vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 73. Bei Photios ist überschlagen, dass Aetios dann wieder nach Antiocheia zurückkehrt, um von dort aus nach Ägypten aufzubrechen, vgl. BMP, 286 Anm. 3. Die Verkürzung eines zu kompliziert gewordenen Itinerars scheint mir eine parallele Erklärung zum Weg des Theophilos von Indien anzubieten, vgl. zum Problem den Komm. zu Philost. 3,6,1. Borborianer Die Borborianer oder Borboriten sind eine noch in der Zeit Justinians existierende gnostische Sekte, vgl. zu den Maßnahmen Justinians H. Leppin, Justinian. Das christliche Experiment, Stuttgart 2011, 97. Die Gruppierung ist mit der von Epiphanios von Salamis vorgestellten Gruppe der Barbelo-Gnostiker in Verbindung zu bringen. Weiteres bei BMP, 286 Anm. 2. (8) ϲυμβόλοιϲ παρεχομένη τὸ ἀνανταγώνιϲτον τῆϲ ἤδη παρεχομένηϲ αὐτῷ ϲοφίαϲ Die Schau der Zeichen verleiht Aetios die Kraft, die in ihm bereits vorhandene Disputationskunst (vgl. 3,15,2. 4. 7) zur Vollkommenheit zu führen; es ist also nicht mit Holste (bei Valesius, Annot. 137) in παρεϲομένηϲ zu ändern. Die Wortwiederholung ist nicht ungewöhnlich bei Phot. Philost., vgl. 3,4,3 u. 3,16 (Bidez, app. crit. z. St.). περιγεγόνει Vgl. LSJ s. v. II 3, z. B. Dem. 8,53 ἐκ ... τούτων περιγίγνεται ὑμῖν ... ἡ ϲχολὴ καὶ τὸ μηδὲν ἤδη ποιεῖν. eine Erscheinung … schon gewährt wurde, vermittelte Das Leben des „heiligen Mannes“ Aetios wird von Wundern begleitet. Zur ὀπταϲία, die den Aetios durch weiter nicht erläuterte Zeichen zu einem neuen Weg führt, vgl. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 23 Anm. 66. Vgl. Or. Cels. 2,1 mit Apg 10,9-17 (Vision des Petrus); Apg 9,3 f. (Vision des Paulus). Eine ein tet. (9) τῆϲ Μανιχαίων λύϲϲηϲ Der Vorwurf des Wahnsinns gehört zum Standardrepertoire der Kirchenväter bei der Bekämpfung von Heiden, Hä-

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retikern und anderen Gegnern (vgl. I. Opelt, Die Polemik in der christlichen lateinischen Literatur von Tertullian bis Augustin, Heidelberg 1980, 240 f.). Im Falle Manis bot die Ähnlichkeit, die die griechische Namensform Μάνηϲ mit dem Partizip μανείϲ (obendrein angesichts des Itazismus) hat, der Polemik überdies einen Ausgangspunkt (vgl. Opelt a. a. O. 145), und z. B. Augustinus war sich des Umstandes bewußt, vgl. haer. 46,1 (CCL 46,312,1-4) Manichaei a quodam Persa extiterunt, qui vocabatur Manis, quamvis et ipsum, cum eius insana doctrina coepisset in Graecia praedicari, Manichaeum discipuli eius appellare maluerunt devitantes nomen insaniae; ebenso c. Faust. 19,22 (CSEL 25,520,22-521,11) u. Epiph. haer. 66,1,4 f. 1 Aphthonios S. BMP, 287 Anm. 3; M. Tardieu, Les manichéens en Égypte, BSFE 94 (1982) 5-19, besonders 14 f. unterstreicht die Bedeutung des Zeugnisses des Philost.: Philost. liefert den einzigen Namen eines ägyptischen Manichäers, obgleich die Bedeutung der manichäischen Bewegung im spätantiken Ägypten hinreichend belegt ist (von direkten Zeugnissen wie dem Mani-Codex über Nachrichten zu seiner Ausbreitung bis hin zur antimanichäischen Polemik des heidnischen Philosophen Alexandros von Lykopolis). Dieser Manichäer ist Oberhaupt einer ganzen Gemeinschaft und kann trotz scharf antimanichäischer Sanktionen in Alexandreia „au nez et à la barbe des autorités civiles“ tätig sein (in der gleichen Art, wie die Manichäer in der Provinz Africa, aber auch in Syrien, wie der an den mutmaßlichen consularis Syriae Priscianus gerichtete Brief des Libanios 1253 Förster zeigt) und hat den Ruf großer Eloquenz. Einen prominenten Vordenker der Manichäer namens Aphthonios (unter den angeblichen zwölf Schülern des Mani) bezeugt auch Phot. c. Man. 1,50. Zu dieser gegen die Paulikianer gerichteten Schrift vgl. W. Conus-Wolska / J. Paramelle, Photius. Récit de la réapparition des Manichéens, T&MByz 4 (1970) 99-183. Die antimanichäische Rhetorik des Aetios steht in der Tradition arianischer Polemik, in der es darum geht, die wirklichen (von den Orthodoxen angeblich vernachlässigten) Häretiker zu überführen, vgl. bereits den Brief des Areios an Alexandros (ca. 318/320) mit seiner Attacke gegen Manichäer (Athanasius Werke 3,1 Urk. 6 p. 12,11 [Dok. 1 § 3]), aber auch den Angriff des Manichäers Agapios gegen Eunomios (vermutlic Henry) und den Angriff des Homöers Georgios von Laodikeia bei Phot. bibl. cod. 85 (65 a 8-10, p. 9 Henry). 1

M. Stein, Manichaica Latina 1. epistula ad Menoch, Opladen 1998, 47.

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(10) διελέγξεωϲ Selten belegtes Wort (vgl. Thdr. Stud. catech. magn. 2,29 p. 204,9 Papadopoulos-Kerameus; Cedr. I p. 69,8), das erst Bidez aus dem überlieferten διελέξεωϲ hergestellt hat, während die vorangegangenen Editionen διαλέξεωϲ hatten (wie die Hs. M) und πολλοῖϲ statt πολλῆϲ. Ἀέτιοϲ ... διὰ πάντων ἐχώρει Übertragen gemeint: der die Gegner besiegende Aetios ging durch alle Reihen, d. h. war bei allen bekannt (vgl. LSJ s. v. χωρέω II 4). vollkommen niederwerfe und glänzende Siege erringe Zur Auseinandersetzung zwischen Aphthonios und Aetios s. ferner S. N. C. Lieu, Manichaeism in the Later Roman Empire and Medieval China, Tübingen 2 1992, 194; Lim, Public disputation, 87 f. und 115. Die Forschung neigt dazu, von der Historizität der Debatte zwischen Aphthonios und Aetios auszugehen. Allerdings kommt es Philost. gerade in der Beschreibung des Todes des Aphthonios mehr darauf an, hier einen Präzedenzfall zur Debatte zwischen Eunomios und Basileios zu konstruieren, in der auch der besiegte Basileios aufgrund der Schmach seiner Niederlage verstirbt, vgl. Philost. 8,12. Der Redewettstreit, der von Philost. mit militärischen Vokabeln von Ruhm und Sieg geschildert wird, erinnert an die vor großem Publikum ausgetragenen Wettkämpfe der zweiten Sophistik, an die sich durchaus auch philosophische Auseinandersetzungen angleichen konnten, vgl. dazu Th. Schmitz, Bildung und Macht. Zur sozialen und politischen Funktion der zweiten Sophistik in der griechischen Welt der Kaiserzeit, München 1997; M. Korenjak, Publikum und Redner. Ihre Interaktion in der sophistischen Rhetorik der Kaiserzeit, München 2000. (11) Damals … Körpers zu heilen Zu Aetios als Arzt und Dialektiker vgl. auch Soz. 3,15,8, der allerdings zwar den Studienaufenthalt des Aetios in Alexandreia bezeugt, ihn aber nicht mit dem Erlernen der Heilkunst in Verbindung bringt. Zur Reputation der Medizinstudien in Alexandreia vgl. Amm. 22,16,18: medicinae autem ... ita studia augentur in dies, ut, licet opus ipsum redoleat, pro omni tamen experimento sufficiat medico ad commendandam artis auctoritatem, Alexandriae si se dixerit eruditum. S. auch V. Nutton, Ammianus and Alexandria, CM 7 (1972) 165-176. Zur Bedeutung der Medizinunterweisung in Alexandreia vgl. F. Schemmel, Die Jahrbücher für das klassische Altertum 24 (1909) 438-457 sowie K. Vössing, Alexandria und die Suche nach antiken Universitäten, in: F. Bellandi / R. Ferri (Hgg.), Aspetti della scuola nel mondo romano, Amsterdam

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2008, 221-251 (zu archäologisch nachgewiesenen medizinischen Hörsälen kurz vor der arabischen Eroberung). Die Unterweisung in der Medizin war in Alexandreia eng mit der aristotelischen Schule verbunden, vgl. die Hinweise bei Lim, Public disputation, 116 sowie F. Kudlien, Dialektik und Medizin in der Antike, MHJ 9 (1974) 187-200. Zur dialektischen Medizin in Alexandreia vgl. das Beispiel des Arztes Thessalos von Tralles, s. H.-V. Friedrich, Thessalos von Tralles, Meisenheim 1968; G. Fowden, The Egyptian Hermes: A Historical Approach to the Late Pagan Mind, Cambridge 1986, 161-165. Zur Auffassung der Medizin als einer Vorstufe der Philosophie vgl. Stenger, Hellenische Identität in der Spätantike, 54-69, mit Verweis auf Orib. inc. 39,7 für die Einordnung der Medizin in den Bildungsweg. Dass der Aufenthalt des Aetios in Alexandreia mit einer weiteren Unterweisung in der Dialektik einherging, ist allerdings aus der Darstellung des Philost. (im Exzerpt des Photios) nicht zu erkennen, vgl. dagegen Soz. 3,15,8 (bei dem der Erwerb der Arztkunst nicht in einen unmittelbar Bezug zur dialektischen Unterweisung steht, der aber explizit die Unterweisung in die Lehren des Aristoteles in Alexandreia bezeugt): „Es wurde auch berichtet, er habe die Lehrinhalte des Aristoteles durchgearbeitet und in Alexandrien bei deren Lehrern studiert.“ Vgl. auch Epiph. haer. 76,2,2 (GCS 37,341). Der von Epiphanios erwähnte „aristotelische Philosoph und Sophist“, bei dem Aetios studiert und die Dialektik lernt, könnte der von Philost. erwähnte Sopolis gewesen sein. Als reinen Autodidakten in der Dialektik des Aristoteles stellt dagegen Socr. 2,35 den Aetios dar. Dass bei Philost. jeder Bezug zwischen Arztkunst einerseits und Dialektik andererseits ausgeklammert ist, muss als Gegendarstellung zur aetiusfeindlichen Tradition gesehen werden. Nach Gr. Nyss. Eun. führt nämlich die Teilnahme an Ärzteversammlungen (1,44) und der Aufenthalt in den ϲχολαί der ἰατρεῖα (1,45) dazu, dass Aetios der Aufstieg in die Dialektik möglich ist. Zu den αἱ τῶν ἰατρείων ϲχολαί, den Warteräumen in den Arztpraxen und ihre Bedeutung für die Diskussionskultur, vgl. Röder, Contra Eunomium, 197 mit Verweis auf H. J. Frings, Medizin und Arzt bei den griechischen Kirchenvätern bis Chrysostomus, Bonn 1959; G. Harig, Zum Problem Krankenhaus in der Antike, Klio 53 (1971) 174-195, hier 185. Die Übung, die Aetios dabei erhält, ist die in der Dialektik des Aristoteles rierten Problem der Verbindung zwischen der Medizin und dem spätantiken Heidentum s. den Komm. zu Philost. 8,10,1.

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Sopolis … in dieser Kunst zurückstand In der feindlichen Tradition ist dagegen Aetios nur der Gehilfe eines selbst schon unbedeutenden wandernden Arztes, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,42. ohne Lohn zu nehmen Nach Philost. übte Aetios also die Arztkunst bei Bedürftigen unentgeltlich und als Maßnahme christlicher Nächstenliebe aus. Gleichzeitig war er hierbei dem durch Galen festgelegten ärztlichen Ethos verpflichtet, vgl. Cracco Ruggini, Iatrosofistica pagana, 199; K. Deichgräber, Medicus gratiosus, in: Abh. Akad. Mainz (1970) 4-87. Anders Gr. Nyss. Eun. 1,42 f. (12) παρά τινι τῶν ὁμοτέχνων νύκτωρ φοιτῶν Die bisherigen Übersetzungen verbinden das φοιτῶν mit dem παρά τινι, während Phot. bibl. cod. 96 p. 79 a 7-9 die übliche Konstruktion mit dem acc. (παρά τινα) verwandt ist: ἐν Ἀντιοχείᾳ τὰ μὲν γραμματικὰ καὶ ῥητορικὰ παρὰ Λιβάνιον φοιτῶν ἐπαιδεύετο (d. h. Joh. Chrys.), παρὰ Ἀνδραγάθιον δὲ τὰ φιλόϲοφα. Mit παρὰ + dat. findet sich das Verb auch cod. 28 p. 6 a 16-18 ὁ ... ϲυγγραφεὺϲ (d. h. der Kirchenhistoriker Sokrates) παρὰ Ἀμμωνίῳ καὶ Ἑλλαδίῳ τοῖϲ Ἀλεξανδρεῦϲι γραμματικοῖϲ φοιτῶν ἔτι παῖϲ ὢν τὰ τῆϲ γραμματικῆϲ ἐδιδάϲκετο. An beiden Stellen könnte man sich zwar damit behelfen, den präpositionalen Ausdruck nicht mit φοιτῶν, sondern mit ἐξεργαζόμενοϲ bzw. ἐδιδάϲκετο zu verbinden und νύκτωρ φοιτῶν - ϲπουδαιοτέρων bzw. φοιτῶν - ὢν als Einschub zu betrachten, doch zumindest an unserem Passus wären dann παρά τινι τῶν ὁμοτέχνων und ἐξεργαζόμενοϲ nicht nur durch das Partizip, sondern auch durch den Finalsatz und den Relativsatz weit voneinander getrennt. Hinzu kommt, daß in der Epitome des Photios und überhaupt in den Philostorgzeugen bei Verben der Bewegung gelegentlich ein ἐν steht, vgl. 6,4,1 μετάπεμπτον ἐν Ἀντιοχείᾳ ποιήϲαϲθαι; 7,8,2 εἰϲελθεῖν ἐν αὐτῇ; 7,4c,3 εἰϲφοιτᾶν ἐν αὐταῖϲ; 7,4c,6 ἦλθεν ἐν Ταρϲῷ τῇ πόλει; 8,1,2 ἐν Κιλικίᾳ κομίϲαντεϲ; 8,8a,2 ἐλθόντεϲ ἐν Νικαίᾳ (Bidez, Philostorgius 319 s. v. ἐν). So empfiehlt es sich, das παρά τινι τῶν ὁμοτέχνων wie bisher zu φοιτῶν zu ziehen. Ebenso gehört demnach 7,4c,3 ὁ δὲ ἀφικόμενοϲ ἐν Ἀντιοχείᾳ zusammen, doch kann das unmittelbar folgende ἐπειρᾶτο - φαίνεϲθαι auch einen gewissen Einfluß auf die Konstruktion gehabt haben. ικνεῖϲθαι in den Philostorgzeugen und auch sonst in der Vit. Const. (z. B. 38 p. 568,13 f.; 42 p. 571,11 f.; 52 p. 579,17. 21 f.) regelmäßig mit εἰϲ, ἐπί, παρά, πρόϲ, ὑπό, ὡϲ + acc. verbunden wird, ist es 1,6b,4 (aus der Vit.

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Const.) besser, das überlieferte παρ᾽ αὐτοῖϲ ἀφικόμενοϲ entsprechend zu korrigieren (s. app. crit. z. St.). ὅϲον ..., τοῦτο δὲ S. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. Wenn er aber … so seinen Lebensunterhalt sicherte Diese detaillierten Angaben über die Art und Weise, in der Aetios seinen Lebensunterhalt gewann, erfolgen deshalb, weil der ehrenrührige Vorwurf im Raume stand, Aetios sei der Diener des Sopolis gewesen, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,37. Vielleicht kommt es der anhomöischen Tradition auch darauf an nachzuweisen, dass Aetios gleichzeitig als Goldschmied, Arzt und Dialektiker tätig war, während die Lernstufen in der feindlichen Tradition deutlich unterschieden werden – bei Gregor von Nyssa steigt Aetios vom Handwerker zum Hilfsarzt, Arzt und Theologen auf, weil er nach immer sorgenfreieren Einkünften strebt. Auch andere Heilige der eunomianischen Richtung leben von ihrem Handwerk und tragen damit auch zum Wohl ihrer Mitmenschen bei, vgl. etwa zu Lukianos die Lukianos-Vita 4 (Bidez, Anhang VI, p. 186,16-19). (13) in Antiocheia weilte Durch den Verweis auf Theophilos werden die Erzählungen über Theophilos und Aetios miteinander verbunden. Es handelt sich um Ereignisse, die auf jeden Fall vor der Erhebung des Leontios zum Bischof (Philost. 3,17,1) liegen, also vor 344 oder 346.

3,15a Jedenfalls widmete … Handwerker des Goldes Aus dem direkten Philost.-Zitat (vgl. Bidez, Philostorgius, XCVIII: darum auch nicht kursiv, sondern normal gedruckt) bei Niketas wird deutlich, dass Philost. sehr deutlich die technische Kunstfertigkeit des Aetios betont hat. Unter den Handwerksarten galt die Goldschmiedekunst, in der Aetios technisch besonders brillierte, ohnehin als besonders hochstehend und künstlerisch, vgl. F. Tinnefeld, Die frühbyzantinische Gesellschaft. Struktur – Gegensätze – Spannungen, München 1977, 125 f.; H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künstler bei den Griechen und Römern IV, Leipzig 1887, 302 f. und 322. Gregor von Nyssa beschreibt im Unterschmutzige Seite des Schmiedehandwerks und stellt Aetios den Grobschmieden gleich, vgl. dazu Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 188.

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3,15b (1-4) Aus Antiocheia … lebte, wie es sich traf. Enge Entsprechungen zum Philost.-Exzerpt des Photios, auf dessen Kommentierung für alle Einzelpunkte zu verweisen ist. Einige zusätzliche Details, die Philost. zur Lernfähigkeit und zur Philosophenexistenz des Aetios, etwa zur schlichten Kleidung, brachte, fallen auf. (4) τοὺϲ μὲν διελέγχων, τοὺϲ δὲ παντοίωϲ θεραπεύων, φαύλωϲ δὲ ἀμπιϲχόμενοϲ Vgl. 3,15,4 u. 10 f., woraus klar wird, daß das in T befindliche Kolon τοὺϲ δὲ παντοίωϲ θεραπεύων in diesem Fall kein Zusatz ist, der auf eine Konjektur des Schreibers zurückginge (wie von Adler 5,245 angenommen 1), zumal die Worte φαύλωϲ δὲ ἀμπιϲχόμενοϲ nicht das passende Pendant zu τοὺϲ μὲν διελέγχων sind.

3,16-20 16. Basileios von Ankyra Basileios von Ankyra gilt in der Dogmengeschichte des 19. und frühen 20. Jh. als der eigentliche Vater der Neunizänischen Theologie, vgl. vor allem das bekannte Statement von A. von Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte, 2. Bd. Die Entwickelung des kirchlichen Dogmas I, Tübingen 51931, 278: „Der Vater der officiellen Trinitätslehre, wie sie die Kirche festhielt, ist nicht Athanasius, auch nicht Basilius von Cäsarea, sondern Basilius von Ancyra.“ Diese angebliche Abhängigkeit der Theologie der Kappadokier von der der Homöusier ist allerdings in den letzten Jahrzehnten stark angezweifelt worden, vgl. bereits J. Lebon, Le sort du „consubstantiel“ nicéen, RHE 47 (1982) 485-529. Die Anfänge des Basileios sind jedenfalls deutlich mit Eusebios von Nikomedeia verbunden, von dem er als Nachfolger des Markellos zum Bischof von Ankyra eingesetzt wurde, vgl. Soz. 2,33. Er gehört zu den in der „orthodoxen“ Synode von Serdica abgesetzten Bischöfen, vgl. Soz. 3,12,2; Socr. 2,20,12. Für eine nuancierende Betrachtungsweise, die die Verbindungen zwischen Eusebios von Nikomedeia und Basileios aufzeigen würde, gibt es bei Philost. keinen Raum: Basileios ist von Anfang an ein Vertreter des homousisch-nizänischen Glaubens. Sie reagiert hier auf J. Bidez, La tradition manuscrite du Lexique de Suidas, SPAW 1912, 859 f., der auf die Bedeutung des Passus für die Bewertung von T hingewiesen und dementsprechend die Worte in den Philost.-Text aufgenommen hat. 1

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Eustathios von Sebasteia Eustathios von Sebaste/Sebasteia wird bei Philost. wiederholt gemeinsam mit Basileios von Ankyra genannt. Basileios von Kaisareia lebte anfangs in seiner Umgebung, vgl. im Einzelnen den Komm. zu Philost. 4,12. Eustathios zählt mit Basileios von Kaisareia zu den Begründern des Mönchtums in Kleinasien, vgl. C. A. Frazee, Anatolian Asceticism in the Fourth Century: Eustathios of Sebastea and Basil of Caesarea, CHR 66 (1980) 16-33. Seinen homöusischen Standpunkt konnte er vor allem im Konzil von Lampsakos durchsetzen, s. dazu Philost. 8,8a. führte sie vor … unversöhnlichen Hass zuzog Diese Debatte mit Basileios von Ankyra und Eustathios von Sebasteia ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine anachronistische Rückprojektion der Debatte, die zwischen diesen drei Männern im Winter 359/360 (vgl. Philost. 4,12) stattfand, vgl. Schladebach, Basilius von Ancyra, 14 f. und Kopecek, History of Neo-Arianism, 166-168. Allerdings ist ein Einwand von Schladebach, 15 problematisch: „Man kann dies kaum glauben, da Basilius doch aus der Disputation mit dem gewiss sehr redegewandten Photin als Sieger hervorgegangen war.“ Die Bewertung des Ergebnisses der Disputationen erfolgt ja nicht nach objektiven Qualitätskriterien, sondern nach der Einstellung derer, die über die Disputation berichten. Der Hass des Basileios auf Aetios hat wegen der problematischen Dublette bei Philost. wahrscheinlich nichts mit einem ersten Duell zu tun. Er kann sich einfach als Reaktion auf den Erfolg des Aetios unter Gallus ergeben haben, ferner dadurch, dass Aetios durch seine Agitation in Ägypten (350/351) prominent war. Entscheidend dürfte aber vor allem gewesen sein, dass Aetios vom Haupt des gegnerischen bischöflichen Netzwerks, von Leontios von Antiocheia, des Feindes des Georgios von Laodikeia, unterstützt wurde, vgl. auch Kopecek, 111 f. Gegen die Dublettenhypothese (ohne detaillierte Argumentation) Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 159 Anm. 47. 17. (1) Leontios … Priester und Lehrer des Aetios Philost. ist anscheinend nicht darauf eingegangen, dass Leontios angeblich Eunuch war, vgl. zur Selbstkastration Ath. fr. 26 (Athanasius Werke 2,85,27-86,3); Socr. 2,26,9; Thdt. h.e. 2,24,1 f. Es könnte sich angesichts seiner Herkunft aus Phrygien um eine von dort stammende extrem rigoristische Praxis handeln, vgl. zur Herkunft des Leontios Thdt. h.e. 2,10,2. Zum anfänglichen Zusammenleben 10 (Bidez, Anhang VI, p. 192,18-20), s. dazu den Komm. zu Philost. 2,14. ernannte daraufhin seinen Schüler … übernahm es aber zu lehren Bei Thdt. h.e. 2,24,8 wird Aetios durch Leontios vom Diakonat abgesetzt,

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aber nur wegen der Furcht um seine eigene Stellung. Socr. 2,37,7 stellt den Leontios als Förderer des Aetios dar, auch wenn dann aus Socr. 2,37,19 hervorgeht, dass Aetios vom Diakonat abgesetzt wurde. Philost. wandelt diese Grunderzählung so um, dass Aetios freiwillig auf das Diakonat verzichtet. Dadurch erscheint sein Verhältnis zu Leontios noch enger als in den orthodoxen Quellen. Gegen die communis opinio (vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 105 und 112) behauptet Woods, Aspects of the Arian Controversy, 607 f., Leontios sei kein Freund des Aetios gewesen, sondern er habe seinen radikalen Schüler absichtlich nach Alexandreia weggeschickt. Woods konstruiert weiter eine Feindschaft des Leontios mit Gallus Caesar und mit Aetios sowie Theophilos, der den Aetios nach Antiocheia zurückgeführt und bei Gallus eingeführt habe. Diese Konstellation habe zu einer Teilung der arianischen Partei geführt, in der auf der einen Seite der Gallus-Feind Leontios und auf der anderen Seite die Gallus-Freunde Theophilos und Aetios gestanden hätten. Philost. 3,27 zeigt aber eindeutig, dass Leontios gute Verbindungen zu Gallus hatte. Philost. 3,28a (Bestattung des Montius und Domitianus durch Leontios) genügt nicht zur Bestätigung der Thesen von Woods. (2) ἐνόμιζεν Zeitlich vor der Handlung des praes. hist. παραγίνεται gelegen, weil sonst der inf. fut. ἐξαρκέϲειν keinen Sinn ergibt; vgl. 5,1,5 ἐγκαθιδρύει ... ἐπέβαινεν; 8,8,6 ἀποπέμπει ... ἐγχειρίϲαϲ, ... ἐπῆρχεν; 12,3,5 ὑπελείπετο ... ἐφίηϲιν u. 12,11 ἐπῆρχεν ... ἀντικαθίϲταται; neben Vergangenheitstempus 6,6 προεπόμπευε ... ἐπεϲτράτευεν; 9,3,3 ὑπερήϲπιζεν, ἀπετρέπετο; 12,8,3 διεμέτρει ... ἦν. πολὺϲ ἦν ὑπὲρ τοῦ ὁμοουϲίου ῥέων Vgl. 9,14,2 κατὰ ... τῶν λεγομένων Εὐνομιανῶν πολὺϲ ἔρρει ταῖϲ κακώϲεϲιν ὁ Δημόφιλοϲ; LSJ s. v. ῥέω I 1 b u. 2. Nachdem … notwendig, dass jemand dagegen anging. Zum Problem der Chronologie des Alexandreia-Aufenthalts des Aetios (wohl zum Zeitpunkt ab der Rückkehr des Athanasios 346) vgl. J.-M. Prieur, Aèce selon l’Histoire ecclésiastique de Philostorge, RHPhR 85 (2005) 529-552, hier 537; BMP, 292 f. Anm. 1. 18. (οὗτοι δὲ – ἀπαγομένῳ), ὃϲ Zur Einleitung der Parenthese (die Gothofredus 54 u. Diss. 165 f. erkannt hat) mit δὲ vgl. 3,4,6 καλοῦϲι δὲ – καθορμίζεϲθαι u. 3,22,2 Ἀναβαλλιανοῦ δὲ bezieht sich über den Einschub hinweg auf Leontios; zur kausalen Färbung des Rel.-Satzes vgl. K.-G. 2,421 f.

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τοῖϲ καιροῖϲ ϲυγκαπηλεύϲαϲθαι Das Verb ist ein hapax legomenon; bezüglich des med. vgl. das Simplex Phot. hom. 15 p. 141,23 f. Laurd. ϲυγγνώμην εὑρεῖν ἀνθ᾿ οὗ τῶν δογμάτων ἐκαπηλεύϲαντο τὴν ὀρθότητα. Zur Verbindung mit τοῖϲ καιροῖϲ vgl. 5,1,3 τῶν δὲ (sc. ἐπιϲκόπων) τοῖϲ καιροῖϲ ἐνδόντων καὶ τὴν τοῦ βαϲιλέωϲ γνώμην κρείττω τῆϲ παρὰ ϲφίϲιν ἀληθείαϲ ποιηϲαμένων. Flavianus und Paulinos Flavianus war 381 von einer Synode in Antiocheia zum Nachfolger des in Konstantinopel verstorbenen Meletios gewählt worden. Zu dieser Zeit amtierte jedoch bereits Paulinos, der als Vertreter der Eustathianer 362 von Lucifer von Cagliari zum Bischof von Antiocheia geweiht worden war. Beide Bischöfe amtierten nunmehr nebeneinander – oder besser gegeneinander – von 381 bis 388, vgl. dazu Cavallera, Le schisme d’Antioche, 245-262. Diese Konstellation hat Philost. veranlasst, in einer anachronistischen Rückprojektion die beiden auch zu (in den 40er Jahren noch geeinten) Führern der homousischen Opposition im antiochenischen Klerus zu machen. Der angeblich abgesetzte Flavianus war aber zu dieser Zeit noch kein Priester, zur Frage vgl. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 154 Anm. 25 gegen Kopecek, History of Neo-Arianism, 104 f. Anm. 6, der in der Philost.-Passage einen Beweis für das angebliche Priestertum des Flavianus in dieser Zeit sieht. Flavianus und Paulinos sollen, wie Philost. weiter behauptet, bereits dem Eustathios ins Exil gefolgt sein. Ath. h. Ar. 4 weist nur allgemein darauf hin, dass eine große Anzahl von Priestern und Diakonen den Eustathios begleiteten. Aber dass Flavianus und Paulinos zu diesen Begleitern gehörten, ist völlig unwahrscheinlich, vgl. Cavallera, 40 Anm. 3: Flavianus verstarb 404, kann also frühestens um 310 geboren sein, während Eustathios schon 327 ins Exil ging. Paulinos war zwar älter als Flavianus und bereits Priester des Eustathios (Hier. chron. 242e [a. 362]). Cavallera hält es aber für wahrscheinlicher, dass er von Anfang an bei den sofort abgespaltenen Orthodoxen in Antiocheia verblieb. Die Angabe über die Absetzung Flavians und des Paulinos durch Leontios ist damit insgesamt sehr verdächtig. Paulinos ist willkürlich an die Stelle des zweiten Führers der antiochenischen Orthodoxen in den 40er Jahren gesetzt worden, nämlich des damals ebenfalls dem Laienstand zugehörenden Diodoros von Tarsos. Flavianus und Diodoros wurden dann von Meletios zu Priestern erho Exils, vgl. Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 250 Anm. 1; Cavallera, 126.

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dass diese … der erwähnte Leontios absetzte Es handelt sich hier um die Retourkutsche wegen der von Flavianus und Paulinos ausgegangenen und in der neuen Doxologie sichtbaren Opposition gegen Leontios, vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 103. hatten Eustathios … begleitet Zu dieser Passage s. den Komm. zu Philost. 2,7. da er nicht bereit war … dem Zeitgeist preiszugeben Diese Notiz wird auch in der Übersetzung von Amidon, Philostorgius, 56 Anm. 63 auf Leontios bezogen. In diesem Fall hätte Photios wieder unbeabsichtigt eine positive Wertung eines heterodoxen Autors übernommen. Vermutlich ist dies aus Flüchtigkeit erfolgt, weil er diese Wendung auf den orthodoxen Eustathios bezog. Damit erübrigt sich auch das Problem, dass Photios Philost. 2,7 ohne Kommentar hinnahm, dass Eustathios als Lüstling dargestellt wird, und erst hier, an der harmloseren Stelle, eine positive Bewertung abgibt. Die Abweichung von der ursprünglichen Glaubenswahrheit wird nach einem vertrauten Modell durch das Wirken der Zeitläufe erklärt, vgl. Philost. 5,1. Für die Geschichte der Gemeinde von Antiocheia, des Endes des Diakonats von Aetios und der Verbannung des Homousiers Flavianus, die in Philost. 3,13-18 behandelt wird, fallen enge Übereinstimmungen vor allem mit der Erzählung Theodorets (h.e. 2,24,3-14) auf. Die Ähnlichkeit der Erzählung ist von Kopecek, History of Neo-Arianism, 100 f. richtig beschrieben worden: „What is most striking about the narratives of Philostorgius and Theodoret is that they followed the same general sequence of events. Both began by reporting the dissension in the Antiochene church over what form of the doxology ought to be used, both then turned to the contention caused by Aetius’ ordination, and both ended by speaking about the relationship between Leontius and Flavian subsequent to the ordination.“ Kopecek folgert allerdings aus diesen Übereinstimmungen, dass die Ereignisverknüpfung den historischen Tatsachen entspreche. Die Unterschiede beider Zeugen würden sich dagegen daraus erklären, dass Leontios als „Häretiker“ stärker im Mittelpunkt der kritischen Darlegungen des Theodoretos stehe. An Varianten innerhalb dieser gleichen Grunderzählung sind mit Kopecek zu diskutieren: 1.) Die Aufgabe des Diakonats des Aetios: Philost. gibt an, dass Aetios sein Diakonat freiwillig aufgibt (s. den Komm. z er durch die Attacken des Flavianus und des Diodoros zu Fall gebracht worden ist, die Philost. ausklammert, auch wenn er Flavianus unmittelbar danach erwähnt. Philost. betont, dass Aetios dann zwar nicht als Diakon,

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wohl aber als erfolgreicher Lehrer wirkt, „a fact that Theodoret dismissed with the remark that Leontius ‘deemed him worth of other service’“ (vgl. Thdt. h.e. 2,24,8). 2.) Unterschiede in der Darstellung der Innovationen des Flavianus und Diodoros. Nach Philost. führt Flavianus als erster die neue Doxologie „Ehre dem Vater etc.“ ein, was zum Zerwürfnis mit Aetios führt. Theodoretos erwähnt dagegen nicht, dass die Doxologie eine Innovation ist. Vielmehr führt Flavianus zusammen mit Diodoros „not a new doxology but a new form of singing psalms“ ein (Thdt. h.e. 2,24,9), vgl. zur Frage den Komm. zu Philost. 3,13. 3.) Stellung des Flavianus: Bei Thdt. h.e. 2,24,8 sind Flavianus und Diodoros während des Episkopats des Leontios noch keine Kleriker, während bei Philost. Flavianus ein Kleriker ist, der von Leontios gemeinsam mit Paulinos abgesetzt wird, s. zu diesen sehr weitreichenden Unterschieden den Komm. zu Philost. 3,18. Aus den beiden ähnlichen, dann aber doch variierenden Erzählungen rekonstruiert dann Kopecek, 101 die historische „Wirklichkeit“. Ein solches harmonisierendes Verfahren ist aber problematisch. Der Vergleich zwischen Theodoretos und Philost. zeigt vielmehr nur, dass es für die Kirchengeschichte im Antiocheia der 340er Jahre eine gemeinsame Quelle gab. Am ehesten kommt hier der (von Philost. und Theodoretos dann jeweils sehr stark überarbeitete) anonyme homöische Kirchenhistoriker in Frage, der vermutlich den heiligmäßig überzeichneten Leontios stark in den Vordergrund seiner Darstellung gerückt hat. 19. τὴν ἐπιμιξίαν πρὸϲ τοὺϲ S. zu 3,10,4. Sekundos und Serras Zu Sekundos von Ptolemais vgl. den Komm. zu Philost. 1,9 und 10, zu Serras, dem Bischof von Paraitonion, vgl. Philost. 7,6 und 8,2. Er gehörte zu den Aetios-Anhängern der ersten Stunde. Später weigert er sich, den Aetios zu verurteilen, vgl. Thdt. h.e. 2,29(28),3. da lehnte er selbst … nicht in reiner Weise aus Diese Nachricht zur Ablehnung der Bischofswürde durch Aetios wird von Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 27 akzeptiert. Es stellt sich aber die Frage, welches Bischofsamt Aetios in Ägypten oder Libyen hätte bekleiden können. Vermutlich handelt es sich um eine Erfindung, in der davon ausgegangen wird, dass Aetios prinzipiell die gleiche Dignität hätte haben können wie die Bischöfe, gegen die er Stellung nimmt, vgl. zum Problem vor allem Philost. 4,12. matischer Eindeutigkeit illustrieren, vgl. Philost. 4,5. Diese Kompromisslosigkeit demonstriert er gerade gegenüber Bischöfen aus dem befreunde-

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ten Lager, die zwar selbst nicht Homousier sind, aber Kontakte zu Homousiern haben und damit schon vom rechten Weg abweichen. 20. Eunomios … aus Kappadokien Eunomios stammte angeblich aus dem Dorf Oltiseris aus einem entlegenen Winkel zwischen Kappadokien und Galatien, womit Gr. Nyss. Eun. 1,57 f. suggerieren möchte, dass er kein echter Kappadokier war, sondern nur ein „Kelte“, d. h. ein Galater, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,33 f. Dagegen gibt es für Philost., der wie Gregor von Nyssa und Basileios der Große der kappadokischen Provinzialelite entstammte, keinen Zweifel an der genuinen kappadokischen Herkunft des Eunomios. brachte ihn … zusammen Eine Alternativtradition bot Theodoros von Mopsuestia, demzufolge Eunomios von Eudoxios dem Aetios empfohlen wurde, vgl. zu dieser Tradition Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 27 Anm. 86. übte sich in den heiligen Wissenschaften Zum Alexandreia-Aufenthalt des Aetios und des Eunomios bietet Gr. Nyss. Eun. 1,47-51 eine unklare Erzählung, die chronologisch vielleicht nicht zu derjenigen des Philost. passt. Aetios flieht nach der Hinrichtung des Gallus nach Alexandreia, um sich selbst der Strafe zu entziehen. Er wirkt in Alexandreia, als bereits Georgios der Tharbasthenit (d. h. Georgios von Kappadokien) dort tätig ist. Erst später lernt er den Eunomios kennen. Zur Ankunft des Aetios und des Eunomios in Alexandreia 356, vgl. auch Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 199. Eunomios war als ταχυγράφοϲ, also als Sekretär mit Kurzschriftkompetenz, des Aetios tätig, vgl. Socr. 2,35,14 und 4,7,4 mit Vaggione Eunomius of Cyzicus, 29. Philost. ordnet das Treffen um Eunomios und Aetios zeitlich vor die Herrschaft des Gallus (350-353) an. Bei Gregorios von Nyssa findet es anscheinend erst später statt. 21. Enkomion auf Eunomios Da sich Philost. in seinem historiographischen Programm bewusst vom Enkomion distanziert (Philost. 1,1,3), ist kaum anzunehmen, dass das Enkomion auf Eunomios Teil von Philostorgs Geschichtswerk war, anders allerdings Ferguson, Past is Prologue, 162. Vielmehr dürfte er in einer programmatischen Erklärung in seinem Geschichtswerk in Zusammenhang mit der Erwähnung der ersten Tätigkeit des Eunomios darauf hingewiesen haben, an anderer Stelle ein Enkomion ver scherenkomien, Märtyrerenkomien und später auch Heiligenenkomien ausgebildet, und zwar gerade etwa bei Gregorios von Nazianz mit seinen Lobreden auf Basileios, Ephraim, Gregorios Thaumaturgos oder bei Gregorios

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von Nyssa auf Meletios, Makrina oder Placilla, vgl. hierzu Th. Payr, Art. Enkomion, RAC 5 (1962) 332-342, hier 342. Damit gab es also im orthodoxen literarischen Milieu Kappadokiens, das Philost. genau kannte, unmittelbare Vorbilder, gegen die Philost. das Enkomion seines „Heiligen“, nämlich Eunomios, gestellt haben könnte.

3,22-26 22. (1) Constans … Usurpation des Magnentius Der Einsatz des Constans für Athanasios, der bis zur Kriegsdrohung gegen Constantius II. ging, wurde ausführlich in Philost. 3,12 beschrieben. Bidez, Philostorgius, LIX nimmt an, dass die Version zum Ende des Constans bei Photios durch ihre Verknappung „lächerlich parteiisch“ erscheint und dass nur durch die Kombination mit der Artemii Passio (Philost. 3,22a) das Richtige gesehen werden kann. Constans ging demzufolge nicht direkt durch seine Parteinahme für Athanasios zugrunde, sondern erst durch seine „ausschweifende Lebensweise und durch seine Abkehr von den Staatsgeschäften“. Zweifelsohne sind im Original des Philost. beide Dinge angeführt worden. An der extremen Tendenz des Berichtes ändert sich aber nicht viel, im Gegenteil. Philost. stellte dar, dass ein Unterstützer des Athanasios selbstverständlich moralisch verwerflich und verdammt war. Verfehlungen im Glauben gehen in seiner Darstellung immer mit Verfehlungen im Lebenswandel einher. (2) τοῦ μὲν Κωνϲταντίου Das μὲν läßt darauf schließen, daß es ursprünglich mit einem τῆϲ δὲ πρεϲβυτάτηϲ τούτων ἀδελφῆϲ Κωνϲταντίνηϲ weitergehen sollte, der Verfasser aber die Konstruktion geändert hat. älteste Schwester Constantina Zur korrekten Namensform der Constantina s. CIL VI 40790 und bereits J. Česka, Die Gattin des Caesars Gallus – hieß sie Constantina oder Constantia? AArchHung 28 (1977) 428435. Bidez hat sich für die Form Κωνϲταντία entschieden, die lange als der richtige Name der Kaiserschwester galt. Der Schreiber der Handschrift B hat aber seine Abschrift grundsätzlich mit dem Original sorgfältig abgeglichen. Daher erlaubt die Tatsache, dass er an dieser Stelle ganz bewußt Consta lost. die als korrekt erkannte Form Κωνϲταντῖνα kannte. Die Existenz einer weiteren Schwester des Constantius II. (neben Constantina und Helena) nimmt F. Chausson, Stemmata aurea, Rom 2007, 114 aufgrund der Be-

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merkung des Philost. an, dass die Witwe des Hannibalianus und spätere Gemahlin des Gallus die „älteste“ Schwester gewesen sei. Dieser Superlativ ist aber auch verständlich, wenn Constantina die älteste unter den um 350 lebenden Kindern Konstantins insgesamt gewesen ist. Ein Geburtsdatum vor 317 ist durchaus denkbar, da Fausta schon seit 307 mit Konstantin verheiratet und Constantina bereits 337 verwitwet war. Gegen die Existenz einer dritten Schwester, deren Name Constantia gewesen sein soll, vgl. auch die Argumente von Barnes, Constantine: Dynasty, Religion and Power, 150-152. Hannibalianus PLRE 1,407 Hannibalianus 2. Neffe Konstantins und rex regum et Ponticarum gentium, vgl. Anon. Vales. 35; Epit. Caes. 41,20. Eheschließung mit Constantina: Anon. Vales. 35. Vetranio … zum Caesar ein Zu Vetranios Erhebung zum Caesar (statt in Wirklichkeit zum Augustus) vgl. Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, 59 Anm. 158; Drinkwater, Revolt and Ethnic Origin, 153 f. Marcell. chron. II p. 97,507,2; 508; 511 etc. bezeichnet den Anastasius lediglich als Caesar, womit allerdings nur eine Variante zu den sonst gebrauchten Ausdrücken imperator und princeps zu sehen ist. Zu den Ungenauigkeiten der Darstellung des Philost. gehört auch die vielleicht als Anspielung auf das hohe Alter des Vetranio zu verstehende und wohl auf Philostorgs Quelle zurückgehende Schreibung Veteranio, vgl. Cons. Const. 351,2: depositus Veteranio (sic) VIII kal. Ian. S. auch Amm. 15,1,2; Iul. or. 1,32 d-33 a. Trotz dieser Ungenauigkeiten ist der Bericht des Philost. aber insgesamt für die Erklärung der Usurpation des Vetranio von großem Wert, vgl. dazu die teilweise kontroversen Aufsätze von Bleckmann und Drinkwater (a. a. O.). Nach Drinkwater, 148 f. ist die Erklärung, Vetranio sei eingesetzt worden, um Magnentius im Balkan zuvorzukommen, unzutreffend. Vetranio wird erst am 1. März erhoben, während Magnentius bereits am 18. Januar 350 zum Augustus ausgerufen wurde. Magnentius habe zunächst nicht geplant, den gesamten Reichsteil des Constans zu übernehmen, und den Balkan gewissermaßen für Constantius II. reserviert. Die Usurpation Vetranios sei dementsprechend eher gegen Constantius als gegen Magnentius gerichtet gewesen. (3) Sie schien die Vollmacht … mit dem Diadem geschmückt und Augusta genannt hatte P tung der Constantina und ihre staatsrechliche Kompetenz besonders zu betonen und zu begründen. Die Angaben über die Diademkrönung habe ich zwar in meinem Aufsatz, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar noch

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für authentisch gehalten, sehe hier aber inzwischen wie Holum, Theodosian Empresses, 33 f. eine anachronistische Rückprojektion aus Verhältnissen der theodosianischen Zeit. Constantina wurde nicht mit dem Diadem einer Augusta ausgestattet und trug auch nicht den Augustatitel (vgl. Holum, Theodosian Empresses, 31 Anm. 90), spielte aber nichtsdestotrotz eine herausragende Rolle in der konstantinischen Nachfolgeordnung und sah sich zumindest selbst als Teilhaberin des konstantinischen Erbes, vgl. dazu im einzelnen auch Bleckmann, Gallus, César de l’Orient?, mit Verweis auf CIL VI 40790. Drinkwater, Revolt and Ethnic Origin, 151 f. wendet gegen meine angebliche Überbetonung der Rolle der Constantina ein, dass sie den Vetranio gerade nicht heiratete. Sie war nach Ansicht von Drinkwater, 152 damit nicht die Initiatorin der Erhebung des Vetranio, sondern griff erst später, von Konstantinopel aus kommend, in Illyrikum ein (gegen Bleckmann, Gallus, César de l’Orient?, 43, nach dessen Annahme Constantina sich im Reichsteil des Constans aufgehalten hatte: Daran würde ich auch weiterhin festhalten). (4) in Freundschaft mit Vetranio treffen Vgl. Chron. Pasch. p. 536,15-17 Bonn (Bidez, Anhang VII, 24 p. 215,22-24): „Constantius Augustus hielt sich in den östlichen Teilen wegen des Perserkrieges auf. Als er das, was mit Magnentius geschehen war, vernommen hatte, zog er von Antiocheia nach Italien.“ Vgl. auch Thphn. p. 44,4 de Boor. Die Version des aus Theophanes rekonstruierbaren anonymen homöischen Historikers weist hier zwar gewisse Gemeinsamkeiten mit Philost. auf (Constantius II. erfährt von der Usurpation, zieht nach Westen), aber der anonyme Homöer ist hier nicht sicher als Quelle des Philost. nachweisbar. Denn Constantius zieht nach dieser Erzählung sofort in Richtung Italien, während ein geplantes Treffen mit Vetranio keine Rolle spielt. Die Geschichte vom Plan des Constantius, sich mit Vetranio zu treffen, sieht die Rolle des Vetranio lediglich als die eines Platzhalters des Constantius. Diese besondere Loyalität gegenüber Constantius II. sieht A. Dearn, The Coinage of Vetranio: Imperial Representation and the Money of Constantine the Great, NC 163 (2003) 169-191 auch in den Prägungen des Vetranio verwirklicht, in denen dieser an die Vision Konstantins erinnert. Die Loyalität kann aber auch nur Constantina gegolten haben, bzw. die Münzen können an die illyrische Armee Licinius und gegen die Donaubarbaren aufrecht erhalten haben. Im Übrigen versuchen sich auch Usurpatoren als loyale Mitregenten der Herrscher

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auszugeben, von denen sie Anerkennung und Aufnahme in das Herrscherkollegium erhoffen. Verdacht auf eine Erhebung … entkleidete ihn seines kaiserlichen Gewandes Der Verdacht, den Vetranio bei Constantius II. erweckte, bestand darin, dass dieser Illyrikum als seinen Reichsteil betrachtete und daher den Pass von Succi verschloss, vgl. hierzu den Komm. zu Philost. 3,24. Die Überrumpelung des Vetranio wurde vorbereitet, indem die Wachmannschaft dem Constantius den Pass öffnete. Der Bericht über den angeblichen Verrat des Vetranio und das Eingreifen des Constantius fällt bei Philost. völlig anders aus als bei Zos. 2,44. Zosimos zufolge sollte es zwar auch zu einem freundschaftlichen Treffen kommen, das der Absprache des Kampfes gegen Magnentius dienen sollte, doch wurde Vetranio dann durch die Ansprache des Constantius vor den Soldaten überrumpelt. Vetranio hat sich in dieser Darstellung nichts zuschulden kommen lassen, sondern unterliegt der List des Constantius. (5) Er vollstreckte … Privatleute handelt, gedeiht Zur Behandlung des Vetranio bietet Zos. 2,44,4 wieder einen gegenüber Constantius II. deutlich weniger lobenden Bericht, weshalb m. E. Eunapios als gemeinsame Grundquelle des Philost. und des Zosimos hier entfällt. Bei Zosimos wird Vetranio verschont und erhält eine lediglich auskömmliche Versorgung in Bithynien, bevor er nach einer gewissen Zeit verstirbt. Das Detail der kaiserlichen Tafel und der üppigen Versorgung findet sich bei Zosimos nicht, war aber in einer reichen zeitgenössischen Tradition bekannt. Philost. hat es aus dem anonymen homöischen Historiker, vgl. Chron. Pasch. p. 539,21-540,3 Bonn; Thphn. p. 44,28-45,3 de Boor. Zum Aufenthalt Vetranios in Prusa vgl. Socr. 2,28,19 f.; Zonar. 13,7,26-28. 23. εἰϲηγουμένου καὶ ... ὑπερμαχεϲαμένου Zum Nebeneinander beider Tempora vgl. Bidez, Philostorgius XLII f. die Stadt kämpfte Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 180 Anm. 163 nimmt wegen dieses Hinweises auf die παρρηϲία des Jakob von Nisibis an, dass er für Philost. zu den Glaubensheroen heterousischen Bekenntnisses gehörte. Die knappen Angaben des Photios erlauben aber kein genaues Bild darüber, ob Jakob etwa in der Art anderer Wundertäter von der Art des Agapetos oder des Theophilos diese Belagerung zurückschlug oder ob die isolierten Informationen des Photios historisch einzuordnen. Es gibt in der Regierungszeit des Constantius II. drei Belagerungen von Nisibis, das seit dem Friedensschluss des Galerius 298 zum römischen Reich gehört,

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die erste unter dem Bischof Jakob (337/338), die zweite unter Babū (346) und die dritte unter Vologeses (350). Zu den Quellen zur ersten Belagerung von Nisibis, während derer Jakob verstarb, vgl. R. W. Burgess, The dates of the first siege of Nisibis and the death of James of Nisibis, Byzantion 69 (1999) 7-17. Die berühmte dritte Belagerung von 350 ist auch aus nicht-christlichen Quellen bekannt, etwa aus der allerdings an einen Romantext angelehnten Darstellung Julians oder auch derjenigen des aus profaner Tradition schöpfenden Zonaras, vgl. hierzu C. S. Lightfoot, Facts and fiction: the third siege of Nisibis (AD 350), Historia 37 (1988) 105-125. Was Philost. hier sachlich berichtet, lässt sich mit den Quellen über die erste Belagerung von 337/338 durchaus in Übereinstimmung bringen, vgl. Hier. chron. 234d und f (a. 338); Chron. Pasch. p. 533,18-20 Bonn; Thphn. p. 34,33-35,10 de Boor. Da Photios allerdings die Nachricht über das Wirken Jakobs in die Zeit der Usurpation des Vetranio einordnet, könnte man auch vermuten, dass sich die Philost.-Passage auf die berühmte Belagerung von 350 bezieht. In diesem Falle müsste man annehmen, dass Philost. den schon längst verstorbenen Jakob in wundersamer Weise mitkämpfen ließ. Eine solche Version findet sich nun in der Tat bei Theodoretos, und es kann, da Theodoretos und Philost. beide den anonymen homöischen Historiker benutzt haben (vgl. den Komm. zu Philost. 7,10,1), nicht völlig ausgeschlossen werden, dass Philost. eine weitere Variante der auch Theodoretos bekannten Version des anonymen Homöers bot. Zur hagiographischen Darstellung der Verteidigung von Nisibis durch Jakob bei Theodoretos (Kirchengeschichte und Mönchsgeschichte), der letztlich Quelle syrischer Darstellungen ist, P. Peeters, La légende de Saint Jacques de Nisibe, AB 38 (1920) 285-373; M. Debié, Nisibe sauvée des eaux: Les sources de Théodoret et la place des versions syriaques, in: B. Caseau u. a. (Hgg.), Pèlerinages et lieux saints dans l’Antiquité et le Moyen Âge. Mélanges offerts à P. Maraval, Paris 2006, 135-151. Vgl. ferner J.-M. Fiey, Les évêques de Nisibe au temps de saint Éphrem, POr 4 (1973) 123-135; D. Bundy, Jacob of Nisibis as a model for the episcopacy, Muséon 104 (1991) 235-249. Festzuhalten ist gegen M. Dodgeon / S. N. C. Lieu (Hgg.), The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226-363), London 1991, 165-168, dass die Version der Mönchsgeschichte aufgrund der Beschrei durch den Mygdonios) genauso auf diese zu beziehen ist wie die der Kirchengeschichte (Thdt. h.e. 2,31[30]). In letzterer hat Schapur II. unmittelbar vor dem finalen Angriff die Vision eines Mannes, der glänzend geklei-

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det ist und auf den Mauern erscheint. Es handelt sich um ein Abbild des Constantius II. (Thdt. h.e. 2,31[30],9), der selbst nicht anwesend ist. Weiter erscheint Jakob auf der Stadtmauer und betet, dass eine Mückenplage die Kriegselephanten Schapurs heimsucht, die daraufhin die eigenen Reihen zerstören. Die Version der Mönchsgeschichte (Thdt. h. rel. 1,11 f., SC 234,184-188) bietet die Variante, dass Schapur den Jakob für den Kaiser hält, da er ihn auf der Mauer, von Purpur bekleidet, sieht. Es ist durchaus möglich, dass Philost. ebenfalls solche Legenden zum Eingreifen Jakobs von Nisibis in der Belagerung von 350 enthalten hat, dass er aber in einem Rückblick zunächst auf die Belagerung von 337/8 einging. Das würde erklären, warum Photios für das Jahr 350 Details erwähnt, die eher zur ersten Belagerung passen. Bei Theophanes (p. 39,13-40,13 de Boor) und dem Chronicon Paschale (p. 536,18-539,3 Bonn), die auf den anonymen Homöer zurückgreifen, ist Jakob von Nisibis für die Belagerung von 350 nicht erwähnt: Vielmehr werden die Mauern von Nisibis von den Persern durch die Umleitung des Flusses zum Einsturz gebracht, durch eine Wundererscheinung in der Gestalt des Constantius II. in der Bresche wird der Angriff aber abgewehrt. Die Erzählung ist offenkundig mit derjenigen des Theodoretos verwandt. Es lässt sich nicht feststellen, ob bereits beim anonymen Homöer analog zur Darstellung Theodorets auch Jakob von Nisibis 350 eine übernatürliche Rolle spielte, was dann bei Theophanes und im Chronicon Paschale verdrängt worden sein könnte. 24. αἱ Ἄλπειϲ αἵ τε Ϲούκειϲ καλούμεναι καὶ αἱ Ἰουλίαι δίοδοί εἰϲι ϲτεναὶ Vgl. Soz. h. e. 7,22,6 τὰϲ πρὸϲ τῇ Ἰταλίᾳ πύλαϲ, ἃϲ Ἰουλίαϲ Ἄλπειϲ Ῥωμαῖοι καλοῦϲι. Hintergrund ist, daß „den Römern nur die bewohnbaren Thäler im Schosse des Gebirges und die Pässe (wichtig waren). ... Deshalb bildeten in der Regel Pässe und Thäler den Kern der antiken Namen für einzelne Abschnitte des Gebirges, während die Gegenwart die Haupterhebungen zum Kern der unterschiedenen Gebirgsgruppen wählt.“ (J. Partsch, Art. Alpes, RE 1,2 [1894] 1601,42-50; vgl. 1609 f. zur Alpis Iulia). ἀλλ᾽ Entweder leicht adversativ wegen des Gegensatzes zu den Thermopylen oder nur fortführend (s. zu 2,13,1 ἀλλὰ μηδὲ). Sowohl die Alpen ... den Verdacht erregte, sich erheben zu wollen seliger Akt empfunden. Dass ihm dann durch Bestechungen und andere Massnahmen die Überrumpelung der Wachen von Succi gelang, sicherte ihm den kampflosen Einmarsch in den Reichsteil des Vetranio, vgl. Bleck-

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mann, Constantius, Vetranio und Gallus Caesar, 52 f. Eine ähnliche Situation, in der die diesmal erfolgreiche Absperrung der Pässe in einem Bürgerkriegsgeschehen von Bedeutung war, entstand im Jahre 365. Durch das rechtzeitige Absperren der Pässe an den Straßen, die vom Orient in die „nördlichen“ Provinzen von Illyrikum führen, darunter des bekanntesten, nämlich des von Succi, dämmte Equitius die Gefahr des Übergreifens des Prokop-Aufstandes ein, vgl. Amm. 26,7,12: obstruxit tres aditus angustissimos, per quos provinciae temptantur arctoae, unum per ripensem Daciam, alterum per Succos notissimum, tertium per Macedonas, quem appellant Acontisma. hacque cautela vana persuasione rapiendi Illyrici destitutus usurpator indebitae potestatis magna perdidit instrumenta bellorum. 25. ἀνεψιὸϲ δὲ ἦν ὁ Γάλλοϲ Mit Blick auf 3,22/26a,6 vermutete Loofs (Bidez, app. crit. z. St.), daß auch hier hinter ἦν ein αὐτῷ gestanden habe; zwingend ist es nicht. Während Constantius … Brüder gezeugt hatte Gallus wurde am 15. März 351 zum Caesar erhoben (Cons. Const. 351,3), aber wohl erst nach der Schlacht von Mursa, im Herbst, nach Antiocheia geschickt. Gegen die auch in anderen Quellen (Zos. 2,45,1; Zonar. 13,8,3 f.) dargelegte Version, dass er von Anfang an als für den Osten zuständiger Caesar erhoben wurde, vgl. Bleckmann, Constantin, Vetranio und Gallus Caesar, 58; ders., Gallus César de l’Orient? 26. (1) μάλιϲτα S. zu 3,8,4. (2) wobei ein großer Regenbogen … nach Art eines Kranzes umwand Am ehesten werden die hier evozierten bildlichen Vorstellungen im Apsismosaik von Hosios David in Thessaloniki zum Ausdruck gebracht, vgl. zum Mosaik R. Wisskirchen, Zum Apsismosaik der Kirche Hosios David, Thessalonike, in: G. Schöllgen / C. Scholten (Hgg.), Stimuli. Exegese und ihre Hermeneutik in Antike und Christentum, Münster 1996, 582-594. Es zeigt Christus mit einem Kreuznimbus, der auf einem Regenbogen sitzt und von einem Lichtkranz und von Strahlen umgeben ist. Die Apsis ist geostet, so dass Christus als Träger des Lichtkreuzes als eine Art übergeordnete Sonne erscheint, vgl. zur Interpretation Wallraff, Christus Verus Sol, 150, der allerdings nicht auf die Bezüge zu Philost. hinweist. Philost. und die spätantiken Bilddarstellungen gehen dabei letztlich von ei (Regenbogenhalo). Regenbogen offenbarte das Wohlwollen … in den Himmel Aufgenommenen Statt des überlieferten ἶριϲ (Z. 50) „Regenbogen“ schlägt

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Wallraff, Christus Verus Sol, 142 Anm. 77 die Konjektur ϲταυρόϲ vor. Philost. hätte demnach die Bedeutung des „Kreuzes“ (ϲταυρόϲ) und seiner Erscheinung erklären wollen. Die Lesart „Regenbogen“ ergebe wenig Sinn. Vermutlich handelt es sich aber bei dem Hinweis auf das symbolisierte Wohlwollen um eine Anspielung auf Gen. 9,13-16, nämlich auf den nach der Sintflut als Zeichen göttlichen Wohlwollens gesetzten Regenbogen. Dies würde auch zur biblizistisch alttestamentarischen Inspiration des Philost. passen. der Kranz aber den Sieg des Kaisers Zur Verbindung von Kaiser Constantius II und der Kreuzerscheinung ist folgendes zu bemerken. Die Erscheinung des Kreuzes über Jerusalem am 7. Mai 351, also innerhalb der in der alten Kirche als Freudenzeit gefeierten fünfzig Tage zwischen Ostern und dem Pfingstfest, der Pentekoste, hat der Bischof von Jerusalem in einem Brief an Kaiser Constantius II. ausführlich beschrieben, nämlich in BHG 413, vgl. hierzu die Edition von E. Bihain. Der Bericht Kyrills ist Grundlage aller späteren historiographischen Berichte über diese Kreuzerscheinung, die die Erscheinung – so wie Philost. – alle in das Jahr 351 datieren. H. Grégoire / P. Orgels, S. Gallicanus, consul et martyr dans la passion des SS. Jean et Paul, 596-599 datieren allerdings die von Kyrillos beschriebene Erscheinung ins Jahr 350; J. Vogt, Berichte über Kreuzeserscheinungen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., AIPhO 9 (1949) 601-604 in das Jahr 353. Zur richtigen Datierung s. H. Chantraine, Die Kreuzesvision von 351. Fakten und Probleme, ByzZ 86/87 (1993/1994) 430-441. Die ausführliche Beschreibung Kyrills ist auch in den Details deutlich Modell der Darstellung Philostorgs, vgl. BHG 413 4,17-20: „In diesen heiligen Tagen der heiligen Pentekoste, an den Nonen des Mai, um die dritte Stunde, da erschien in überaus großer Form das Kreuz, das aus Licht gebildet war, und zwar im Himmel, indem es sich über den heiligen Golgatha hinaus bis zum heiligen Ölberg erstreckte. Und es erschien nicht nur einem oder zwei, sondern es wurde der gesamten Menge der Stadt auf das deutlichste gezeigt. Und auch nicht so, wie man glauben könnte, indem es schnell in der Vorstellung, sondern indem es über mehrere Stunden über der Erde augenscheinlich betrachtet wurde, und indem es mit seinen abgestrahlten Glanzlichtern die Sonnenstrahlen besiegte (fürwahr es wäre von ihnen besie als die Sonne geboten hätte).“ Ähnlich wie bei Philost. fällt die Beschreibung des vom Golgatha-Felsen zum Ölberg reichenden und von einem Regenbogenkranz umgebenen Lichtkreuz bei Thphn. p. 41,33-42,1 de Boor

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aus. Bereits in der Darstellung Kyrills selbst wird dieses Wunderzeichen durchaus auf Constantius bezogen, bei dem die Jerusalemer Lichterscheinung bekanntlich den höheren Grad an Frömmigkeit anzeigt, durch den Constantius seinen Vater Konstantin übertrifft, der nur der Wiederentdeckung des heiligen Kreuzes, aber nicht einer himmlischen Erscheinung gewürdigt wird. Beim Jerusalemer Bischof geht es allerdings letztlich nur um ein Wunder, das die Beziehungen zwischen Constantius und Jerusalem offenlegt, durch die er die Beziehungen, die zwischen Konstantin und Jerusalem bestehen, übertrifft. Bei Philost. ist dagegen bereits in der Beschreibung der Vision ein Bezug auf das Reichsganze vorhanden, indem das Kreuz von Zeichen begleitet wird, die auf kaiserliche Sieghaftigkeit hinweisen, nämlich von einem Regenbogen und einem (vom Regenbogen nicht klar unterschiedenen) Siegeskranz. Die Erzählung Kyrills über die Kreuzerscheinung in Jerusalem ist Philost. über den anonymen homöischen Historiker vermittelt worden, vgl. Thphn. p. 41,33-37 de Boor und Chron. Pasch. p. 540,13-23 Bonn (Bidez, Anhang VII, 25 und 25a p. 221), wie nicht nur das gemeinsame Detail über den Regenbogenkranz, sondern auch über die pannonische Vision der Armee des Constantius im folgenden zeigt, s. dazu das folgende Lemma. Abweichend der Bericht des Sokrates, in dem nur allgemein von einer Erscheinung im Osten die Rede ist, vgl. zu Socr. 2,28,2 Bleckmann, Schlacht von Mursa, 59. Dessen Nachrichten stammen aus einer Fastenquelle, vgl. die Cons. Const. 351,4: apparuit in Oriente signum Salvatoris die III. kal. Feb. luna XXVIII n. Mai. Bei Sokrates ist die Kreuzerscheinung im Osten mit der Ankunft des Gallus in Antiocheia irrig verbunden. (3) Jener lichtbringende … Verehrung der Götzen ergeben waren Der religiöse Gegensatz zwischen den Armeen wird hier überzeichnet, um Constantius II. zum Vorkämpfer des Christentums zu machen in einer ähnlichen Form, in der Konstantin gegen die „Heiden“ Maxentius und Licinius kämpfte. Dass auch in der Armee des Constantius das heidnische Element überwog, legt Ephr. hym. adv. Iulian. 3,9-11 nahe (Übers. Beck, CSCO 175,78), während Thdt. h.e. 3,3,7 von rein christlichen Truppen des Constantius ausgeht. Dass Magnentius zwar wenig christianisierte fränkische oder sächsische Truppen engagierte, selbst aber Christ war, legen weise mit P. Bastien, Le monnayage de Magnence (350-353), Wetteren ²1983 als Ausdruck für die Einbindung des Usurpators in die nizänische Orthodoxie auszulegen sind, vgl. Z. Rubin, Pagan Propaganda during the

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Usurpation of Magnentius (350-353), SCI 17 (1998) 124-141, hier 140. Um allerdings heidnische Anhänger, insbesondere in der Senatsaristokratie, zu gewinnen, ließ Magnentius nächtliche Opfer wieder zu (Cod. Theod. 16,10,5), weshalb ihn Athanasios (apol. Const. 7) als Betreiber von magisch-heidnischen Praktiken dargestellt hat. Julian stellt dagegen deutlich heraus, dass diesen heidnischen Praktiken keine wirkliche Überzeugung des Usurpators entsprach, vgl. hierzu Rubin, 132 Anm. 43 mit Hinweis auf Jul. Caes. 316 d. Was Zonaras über die für Magnentius arbeitende Hexe erzählt (13,8,12), reflektiert m. E. nicht aktuelle christliche Propaganda, sondern gehört zu einer Quelle, die den Konflikt zwischen Magnentius und Constantius in der Art der Pharsalia Lukans zeichnete und für die der skrupellose Magnentius in der Art des Sextus Pompeius die Mächte der Unterwelt beschwor, vgl. Bleckmann, Schlacht von Mursa, 78. Constantius … zu unüberwindlichem Kampfesmut Es gibt demnach zwei Orte der Vision, denjenigen in Jerusalem und denjenigen in Pannonien, wo das Zeichen sowohl von den Soldaten des Constantius II. als auch von denen des Magnentius gesehen wurde. Da die Schlacht von Mursa erst im September stattfand, die Vision von Jerusalem dagegen zur Pfingstzeit, ist eine echte Simultanität nicht möglich, aber es ist nicht erkennbar, wie Philost. mit diesem chronologischen Problem umgegangen ist. Die Vision des Constantius wurde bereits vom anonymen homöischen Historiker bezeugt, vgl. Thphn. p. 41,37-42,1 de Boor (bei Theophanes angeblich am gleichen Tag wie die Vision in Jerusalem, also am 7. Mai 351): „Und am selben Tag wurde es (sc. das Kreuzzeichen) von Constantius gesehen.“ Die arianisierende Tendenz der gesamten Visionserzählung ist von Thphn. p. 42,1-6 de Boor in der Diskussion des Briefes Kyrills richtig erkannt worden, geht er doch auf den Vorwurf ein, dass die Darstellung der Vision durch Kyrillos als Indiz für dessen Arianismus habe missverstanden werden können. (4) πρὸϲ τὴν Λουγδούνων ... πόλιν Vgl. Synax. eccl. Cpol. 23. Aug., 3 (col. 917,18 f. Delehaye): ἐπιϲκοπήϲαϲ ἐν πόλει Λουγδούνων τῆϲ Γαλλίαϲ; man braucht also nicht mit Niceph. h. e. 9,32 (PG 146,353 B) in Λουγδοῦνoν zu ändern. (5) δῆθεν „Expressing, not incredulity, but contempt or indignation“ (Denniston 265 f. [5]). Zunächst metzelte er … der zugegen war Eine Parallele über die Tötung von Verwandten vor dem eigenen Selbstmord bietet Zonar. 13,9,4 f. (zur quellenkritischen Beurteilung der Passage vgl. Bleckmann, Schlacht

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von Mursa, 98-101): „Als aber Magnentius bemerkt hatte, was sie beabsichtigten und dass er selbst in einer unentrinnbaren Situation gefangen war, da verrichtete er aus Verzweiflung, wie es heißt, das Werk eines Rasenden, indem er alle Verwandten und Freunde ermordete, die bei ihm waren. Dann fügte er auch seinem Bruder Desiderius viele Wunden mit dem Schwert zu, von denen freilich keine tödlich war. Und nachdem er dies verrichtet hatte, brachte er auch sich selbst um, damit er nicht von seinen Bewachern dem Kaiser Constantius ausgeliefert und allzu lange bestraft werde.“ Vom Wohlwollen, das Magnentius seinem Bruder erweist, ist in dieser Version im Gegensatz zu Philost. keine Rede, vielmehr wird Desiderius später Objekt der kaiserlichen Clementia des Constantius II., der diesen, nachdem er dem Tod durch die Hand seines Bruders entkommen ist, gütig aufnimmt, vgl. Zonar. 13,9,7. Beide Traditionen, nämlich Philost. und die Leoquelle des Zonaras, wissen jedenfalls, dass Magnentius einen weiteren Bruder hatte, der sich zuletzt bei Magnentius befand, im Unterschied zum Caesar Decentius, der in der Ferne, nämlich in Sens, vom Ende seines Bruders erfährt und sich erst nach dieser Nachricht erhängt, vgl. Zonar. 13,9,6 und Epit. Caes. 42,8 mit Cons. Const. 353,2; Eutr. 10,12,2. Philost. verdankt diese Nachricht dem anonymen homöischen Historiker, vgl. Chron. Pasch. p. 541,10-13 Bonn (Bidez, Anhang VII, 27 p. 222). Es ist eher unwahrscheinlich, dass die gut bezeugte und bei Zonaras auf jeden Fall unabhängig und nicht über die Zwillingsquelle überlieferte Nachricht über die Tötung des eigenen Bruders aus einer Kontamination der Nachrichten über das fast gleichzeitige Ende des Magnentius in Lyon und des Decentius in Sens entstanden ist. Desiderius kann wegen der Parallele zwischen Philost. und Zonaras nicht ohne weiteres für fiktiv erklärt werden, anders PLRE 1,249 Desiderius 3 und (mit Rückgriff auf ältere Literatur) Drinkwater, Revolt and Ethnic Origin, 139 Anm. 41. am Rücken durchdrang Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 206 verweist als Parallele zu Philost. auf die dramatische Schilderung des Selbstmordes des Magnentius bei Jul. or. 1,32 (40 b): Magnentius stößt sich das Schwert durch die Brust. Hier ist aber vor allem auf die Parallele mit der historiographischen Tradition in der Epitome de Caesaribus (42,6) zu verweisen: apud Lugdunum coangustatus, gladio occulte proviso ictum pul busque et ore cruorem effundens (...) exspiravit. Beide Quellen, Epitome und Philost., beschreiben, in welcher Weise Magnentius durch sein Schwert völlig durchbohrt werden kann.

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nicht ganz vier Jahre usurpatorisch geherrscht hatte Vom 18. Januar 350 bis zum August 353, also ungefähr drei Jahre und sieben Monate, vgl. die präzisen Angaben der Parallelquellen Eutr. 10,12,2 (imperii anno tertio, mense septimo); Zos. 2,54,1; Epit. Caes. 42,6. – Im Sprachgebrauch der Spätantike werden „Tyrann“ und die davon abgeleiteten Wörter im Sinne von „usurpatorischer Herrschaft“ verwendet. Gleichwohl ist auch der ursprüngliche Wortsinn nicht auszuschließen, vgl. dazu Szidat, Usurpator tanti nominis, 27 f. Möglicherweise erläuterte Philost. im Original die Morde des Magnentius an Senatoren und Stadtrömern, vgl. Socr. 2,32,1 und Soz. 4,7,1.

3,22/26a (1) οὐ πολὺϲ ἐν μέϲῳ καιρὸϲ καὶ Vgl. Socr. h. e. 4,22,4 οὐ πολὺϲ δὲ ἐν μέϲῳ χρόνοϲ ἐγίνετο καὶ βαϲιλέωϲ ἐκέλευε πρόϲταγμα κτλ.; Vit. Const. 50 p. 578,2 f. Opitz οὐ πολὺ δὲ τὸ ἐν μέϲῳ καὶ κτλ. Es verging … Größe des Kaisertums lächerlich machte Diese äußerst negative Darstellung des Constans muss die Artemii Passio korrekt aus Philost. übernommen haben, der die Gerüchte um die Homosexualität des Constans gerne wiedergab, um damit den verwerflichen Lebenswandel dieses Sympathisanten der Orthodoxie zu illustrieren. In der Erzählung bei Epit. Caes. 41,22-24 über Ende und Charakter des Constans fehlt dagegen dieses Element. Vielmehr erklärt sich die Flucht des Constans in die Wälder ausschließlich mit dessen Jagdleidenschaft (41,22), während die homosexuellen Motive dieser Leidenschaft wiederum bei Zos. 2,42,1 beschrieben werden. Zonar. 13,5,15 (vgl. den Apparat bei Bidez, Philostorgius, 49) zeigt wörtliche Übereinstimmungen mit der Artemii Passio und hat aus der Zwillingsquelle geschöpft. Anders der detaillierte, aus der Leoquelle entnommene Bericht über die Leidenschaften des Constans bei Zonar. 13,6,79, besonders 8: „Unter dem Vorwand der Jagd versteckte er sich in den Wäldern mit den Knaben und Jünglingen seiner Umgebung, welche von jenem wegen ihrer Schönheit versammelt und zu Vertrauten gemacht worden waren, und sie wurden ziemlich aufwändig herausgeputzt, waren Fac gesagt wird, seine Geliebten“. Die Verbindung der Elemente „germanische Geiseln“, „Jagdleidenschaft“ und „Homosexualität“, die die Besonderheit der spätantiken Berichte über die Lebensführung des Constans ausmacht

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(besonders bei Zosimos und in der sehr ausführlichen Leoquelle des Zonaras), fehlt allerdings bei Philost. (in der Version der Artemii Passio), bei dem es in eher stereotyper Weise um Trinkgelage, Feste und sexuelle Dekadenz geht. Die Anspielung auf die sexuellen Neigungen des Constans, die in einer breiteren spätantiken Tradition bezeugt sind, können allein kein Indiz dafür bieten, dass Eunapios Quelle des Philost. war. Schon lange vor Eunapios und ungefähr ein Jahrzehnt nach dem Tode des Constans moniert Aur. Vict. Caes. 41,24 lustvolle Neigungen des Constans zu ausgesuchten germanischen Geiseln: quarum (nämlich externarum gentium) obsides pretio quaesitos pueros venustiores quod cultius habuerat, libidine huiuscemodi arsisse pro certo habetur. Vgl. bereits das auf das Konsulat des Fl. Philippus von 348 bzw. die Regierungszeit des Constans bezogene Portentum bei Aur. Vict. Caes. 28,2-5 mit der entsprechenden Gesetzgebung des Kaisers Philippus Arabs, der hundert Jahre vor Constans den Lauf des Schicksals verhindern möchte und deshalb die männliche Prostitution verbietet (28,6). S. schließlich die versteckten Hinweise bei Eutr. 10,9,3 (gravia vitia) und Amm. 16,7,5 (wenn Constans auf Eutherius gehört hätte, nulla vel venia certe digna peccasset). Die allgemeine Bekanntheit dieser Sache erklärt möglicherweise die Anspielung in der Lobrede des Libanios auf Constantius II. und Constans, dass sich Constans äußerst beherrscht gegenüber der Schönheit von Frauen zeige (or. 59,146), vgl. Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 207. S. auch die Anspielung des Kaisers Julian im Brief an Nilus (ep. 82 Bidez) mit P. L. Malosse, Rhétorique, philosophie et prostitution: la lettre de Julien au sénateur Nilus (Ep. 82 Bidez), in: D. Auger / E. Wolff (Hgg.), Culture classique et christianisme. Mélanges offerts à J. Bouffartigue, Paris 2008, 57-70. (2) Magnentius, einem der Feldherren Andere Auffassung im Index von Bidez, Philostorgius, 292 zu Magnentius: „einer seiner Strategen tötet den Constans.“ Diese Auffassung ist sachkritisch nicht möglich, da Magnentius den Posten eines Kommandeurs der Ioviani und Herculiani (Zos. 2,42,2) innehatte, aber nicht der Vorgesetzte von Feldherrn (Strategen) war. Strenggenommen war allerdings auch Magnentius kein Stratege, sondern nur ein höherer Offizier. mit der Kaiserherrschaft verlor er zusätzlich auch sein Leben In Wirklic tung des Constans voraus, der nach Verlust seiner Herrschaft zunächst bis zu den Pyrenäen fliehen konnte. Vielleicht ist gemeint, dass sich Magnentius nach dem Tod das Territorium der Kaiserherrschaft aneignen konnte,

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vgl. zu diesem territorialen Verständnis von βαϲιλεία auch Philost. 1,6a; 4,2; 10,8. Nepotianus Zur Usurpation Nepotians vgl. K. Ehling, Die Erhebung des Nepotianus in Rom im Juni 350 n. Chr. und sein Programm der urbs Roma christiana, GFA 4 (2001) 141-158. Die Artemii Passio erweckt den irrigen Eindruck, als hätten Nepotianus und Vetranio (im Text Brettanion) auf der Seite des Magnentius gestanden, wie dann vor allem die Nachricht über den Abfall des Vetranio zeigt. In der Tat vertritt Philost. eine Tradition, die die Usurpation des Nepotianus in das Jahr 350 und in die Zeit der Anfänge des Magnentius setzt. Das passt zur konventionellen, durch Hieronymus vorgegebenen Datierung der Erhebung am 3. Juni 350, vgl. zu dieser Szidat, Usurpator tanti nominis, 217. Festy, Philostorge, 69-77 bevorzugt demgegenüber die chronologische Einordnung durch die lateinischen Autoren (Epit. Caes. 42,3; Eutr. 10,11,2), die darauf hinweisen, dass sich Nepotianus erst 351 zum Kaiser hat erheben lassen (nach der Absetzung Vetranios). Sein von den Leuten des Magnentius umgebrachter, nur kurze Zeit amtierender Präfekt sei der ab Juni 351 tätige Clodius Adelfius gewesen, vgl. zu dessen Amtszeit Chastagnol, Les fastes de la préfecture de Rome, 131-133 (7. Juni-18. Dez.). Die in der Artemii Passio zu greifende chronologische Verschiebung erkläre sich letztlich damit, dass Philost. Eunapios benutze, dessen chronologischen Ungenauigkeiten von diesem sogar systematisch begründet werden. Wegen Aur. Vict. Caes. 42,5 f. (Erhebung fällt in den Winter, aber noch vor der Erhebung des Gallus und Magnentius) scheint mir eine Erhebung Nepotians im Winter 350/ 351 erwägenswert, vgl. hierzu Bleckmann, Gallus, César de l’Orient?, 46 Anm. 7. (4) es erstreckte sich von … Aufnahme in den Himmel vollzogen hatte Zur Ausdehnung der Erscheinung vgl. bereits die Beschreibung Kyrills (BHG 413), ferner des anonymen homöischen Historikers beim Chron. Pasch. 540,8-23 (Bidez, Anhang VII, 24 p. 221). Vom GolgathaHügel zum Ölberg reicht nach der Darstellung des anonymen Homöers auch die Kreuzerscheinung von 363, die sogar größer als diejenige von 351 gewesen sein soll, vgl. Chron. Pasch. (Bidez, Anhang VII, 36 p. 236). (5) ὡϲ ἅτε Vgl. Mart. Artem. 9,2 ὡϲ ἅτε φίλοϲ ἄριϲτοϲ u. 59,5 f. ὡϲ ἅτε παρὰ τοῦ θεοῦ ϲου ἐκδίκηϲίν τινα in A ausgelassen); Mendelssohns Änderungsvorschlag δεινῶϲ ἅτε (Bidez, app. crit. z. St.) ist also unnötig. Ebensowenig zwingend ist seine weitere Erwägung, ἄνθρωποϲ durch μόνοϲ zu ersetzen (ebd. mit Verweis auf 4,2

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τὸ ... βάροϲ τῆϲ ἀρχῆϲ ὑπολογιζόμενοϲ ὁ Κωνϲτάντιοϲ καὶ ὡϲ οὐχ οἷόϲ τε εἴη μόνοϲ φέρειν). (7) Κωνϲταντίαν ist einhellig hier überliefert, während 4,1a,1 die weit überwiegende Zahl der Hss. die richtige Namensform Κωνϲταντῖνα hat (s. zu 3,28,4). Allerdings ist bezüglich unseres Passus eine Unaufmerksamkeit des Kompilators des Mart. Artem. nicht ganz auszuschließen. ἐπὶ τῶν βαϲιλικῶν πραγμάτων ... κοιαίϲτωραϲ Zum quaestor sacri palatii vgl. G. Wesener, Art. quaestor, RE 24 (1963) 820-23; G. de Bonfils, Il comes et quaestor nell’età della dinastia costantiniana, Neapel 1981. Thalassius als Prätorianerpräfekten … Patrikios ernannte Zu Thalassius vgl. PLRE 1,886 Thalassius 1. Zum Patriziat des Montius vgl. PLRE 1,535 Montius Magnus 11; P. Weiss, Consistoriani und Comites Consistoriani. Untersuchungen zur Hofbeamtenschaft des 4. Jahrhunderts n. Chr. auf prosopographischer Grundlage, Diss. Würzburg 1975, 43 f.; Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, 60 Anm. 162.

3,27 f. 27. (1-2) Er sagt … wurde als Freund eingeschätzt Zu den Anfängen der Beziehung zwischen Aetios und Gallus Caesar, vgl. die viel allgemeineren und wesentlich undramatischeren Ausführungen bei Soz. 3,15,8: „Man sagt, er sei zunächst Arzt im syrischen Antiocheia gewesen und als eifriger Kirchenbesucher und Disputant über die heilige Schrift dem damaligen Caesar Gallus bekannt geworden, dem die Religion sehr wichtig war und der seine besondere Freude an Leuten hatte, die sich um die Frömmigkeit bemühten.“ (Übers. Hansen) Die dramatische Intrige, die Eustathios von Sebasteia und Basileios von Ankyra gegen Aetios am Hofe des Caesar anzetteln, folgt ihrer Niederlage in der Disputation, die Philost. 3,16 geschildert hat. Dabei spricht alles dafür, dass diese Disputation nur eine Rückprojektion ist. Auch die anschließende Verleumdung des Aetios bei Gallus ist nur eine Rückprojektion der angeblichen Verleumdung bei Constantius II. durch Basileios und Eustathios, infolge derer Aetios, Eunomios und Theophilos der Inder exiliert wurden, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,30 f. und Philost. 4,8,1. schildert wird und das die ersten Kontakte zwischen Aetios und Gallus erklären soll, vermutlich eine bloße Konstruktion des eunomianischen Kirchenhistorikers. Einzelne Details der genau gezeichneten Beziehungen

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zwischen Aetios und Gallus könnten dabei aus der langen historiographischen Erzählung stammen, die Eunomios im ersten Buch seiner Apologie der Apologie den Ereignissen zwischen 350 und 360 und der besonderen Rolle, die Aetios und er selbst angeblich spielten, in einem „Geschichtsüberblick“ widmete, vgl. zu dieser Erzählung Kopecek, History of NeoArianism, 445 und zu ihrer Charakterisierung als „Geschichtsüberblick“ (ἱϲτορία) Gr. Nyss. Eun. 1,29 mit den Erläuterungen von Röder, Gregor von Nyssa, Contra Eunomium, 177. In dieser Erzählung wurde gezeigt, wie Aetios, Eunomios und auch Theophilos der Inder sich in den höchsten Kreisen bewegten, vgl. Kopecek, 177. Eine zentrale Rolle spielte ihre prominente (aber in der Sicht des Eunomios selbstverständlich unschuldige) Verwicklung in die Ereignisse, die zum Ende des Gallus führten, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,28 mit Einleitung, S. 69 f. Auch Gr. Nyss. Eun. 1,47 könnte aus Eunomios geschöpft haben, wenn er auch die Tendenz des Berichts in ihr Gegenteil gekehrt hat: „Nachdem er (sc. Aetius) also durch solche Reden die auf Neues begierigen Ohren der daran Erkrankten gekitzelt hatte, lernte dieses leere Gerede auch der Blemmyer Theophilos kennen, und, da er schon vorher über eine gewisse Vertrautheit mit Gallus verfügte, hielt auch Aetios durch ihn in den Kaiserpalast Einzug. Als aber dann das Verbrechen an dem Präfekten Domitianus und an Montius von Gallus begangen worden war, hatten alle an der Schandtat Beteiligten, wie es zu erwarten stand, auch an dessen Untergang teil. Doch er (sc. Aetios) entzog sich der Bestrafung, da er nicht einmal für wert befunden wurde, etwas Schlechtes gemeinsam mit den Mitschuldigen des Verbrechens zu erleiden.“ (Übers. Röder) Die Verwicklung des Theophilos in die Gallus-Affäre wird von Philost. 4,1,3-5 ausführlich erläutert. (1) διαβολὰϲ ἀτόπουϲ ϲυρράψαι S. zu test. 2 γράψαϲ. (2) φίλοϲ ἐκρίθη Zum Subjektswechsel vgl. 3,28,2 f. ὁ δὲ Δομετιανὸϲ ... κατεδέξατο. ἐξ ἧϲ αἰτίαϲ ... τὸν ὑβριϲτὴν μετελθεῖν ἐβουλεύετο (sc. ὁ Γάλλοϲ); 5,5 κατεϲχηματίζετο (sc. ὁ Μελέτιοϲ). μεταπέμπεται (sc. ὁ Κωνϲτάντιοϲ); 6,4,1 f. πείθει (sc. ὁ Ἀκάκιοϲ) ... κελεύει (sc. ὁ Κωνϲτάντιοϲ). (3) vor der Gottlosigkeit zu retten Besondere, zum Zeitpunkt der Regierung Julians schon lange existierende Beziehungen zwischen Julian und Aetios sind durch Jul. ep. Philost. im Zusammenhang mit einer Schenkung Julians an Aetios auch ausführlich behandelt, vgl. dazu den Komm. zu Philost. 6,7. Gefälscht ist

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dagegen der Brief des Gallus bei Bidez / Cumont (Hgg.), 1922, 287 f., vgl. auch Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 209 Anm. 32. 28. (1) ἔπαρχον τῶν καλουμένων πραιτωρίων Vgl. Iustinian. nov. 51 tit. (CIC III p. 295,6 f.) Ἰωάννῃ ἐπάρχῳ πραιτωρίων τῆϲ ἕω bzw. 61 tit. (p. 329,21 f.) u. 70 tit. (p. 355,9 f.) Ἰωάννῃ τῷ ἐνδοξοτάτῳ ἐπάρχῳ τῶν ἀνατολικῶν πραιτωρίων, wo der Amtsbezeichnung in der lateinischen Fassung ein bloßes p(raefecto) p(raetorio) bzw. p(raefecto) p(raetorio) orientis entspricht. κατὰ τὸ ἀφανὲϲ ... περικόπτειν S. zu 2,4a,6 ἐκ τἀφανοῦϲ. Als Gallus … den Kaiser zum Neid an Das Motiv des Neides des Constantius II. auf die Erfolge seines Vetters Julian ist, von Julian selbst inspiriert, in der historiographischen Literatur reich entwickelt worden. Man kann vermuten, dass in Analogie dazu auch für die Beseitigung und Tötung des Gallus dem Constantius ein solches Motiv unterstellt worden ist. Dazu mussten dann auch Erfolge des Gallus erfunden werden, die es in Wirklichkeit überhaupt nicht gab. Es kann also vermutet werden, dass bei der inhaltlichen Divergenz, die zwischen Photios und Artemii Passio (Philost. 3,28 und 3,28a) auffällt, tatsächlich eher Photios und nicht der Verfasser der Artemii Passio, der lediglich von einer Abschreckung der Perser berichtet, Philost. besser wiedergibt. Während ich also in Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, 34 noch die Version der Artemii Passio für die bessere Wiedergabe der Version des Philost. gehalten habe, würde ich wegen des auffälligen und sicher Eunapios entnommenen Motivs des Neids des Constantius auf Gallus Leppin, Das Bild der Gallus bei Philostorg, 198 f. folgen und in der Version des Photios den Tenor des Geschichtswerks des Philost. erkennen, während die Artemii Passio ihre abgeschwächte Version vielleicht aus der Konsultation zusätzlicher Quellen, die die vermeintlichen Heldentaten des Gallus nicht kannten, entwickelt hat. Man hätte also hier erneut ein Indiz für die geringe Glaubwürdigkeit des Philost. gerade auch in Details zur profanen Ereignisgeschichte. Möglicherweise war aber auch schon in der Quelle des Philost. durchaus von großen Erfolgen des Gallus an der Persergrenze die Rede. Bei Thphn. p. 40,16 f. de Boor wird Gallus in den Osten geschickt „als die Perser noch angriffen“, was weiter geht als in der Parallelangabe bei Socr. 2,28,1, wo Gallus Provenienz aus dem anonymen homöischen Historiker ist hier sicher, vgl. Bidez, Anhang VII, 25 und 25a p. 220 f. Gegenüber Socr. 2,34,1-4, vgl. Soz. 4,7,6 hat Thphn. p. 41,13 de Boor trotz weitgehender Parallelen doch

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das zusätzliche Motiv, dass die zum überheblichen Handeln verleitende εὐτυχία, in der sich Gallus befindet, sich nicht nur auf den Erfolg gegen den jüdischen Aufstand bezieht, sondern dass er ἐν πολέμοιϲ ἀριϲτεύων, τὴν εὐπραγίαν μὴ ἐνεγκὼν. Ganz offenkundig ist also, wie die Ähnlichkeit der Formulierung mit Philost. zeigt, bei Theophanes neben Sokrates Material aus dem mit Philost. verwandten anonymen Homöer in einem höheren Umfang benutzt worden, als etwa von Bidez angenommen, der diese Passage nicht diskutiert, vgl. zum Ende des Gallus Bidez, Anhang VII, 28, 28b und 28d p. 223. Ziemlich spekulativ sind die Überlegungen von H. Grégoire / P. Orgels, Saint Gallicanus et Saint Hilarianus, in: Silloge bizantina in onore di Silvio Giuseppe Mercati, Rom 1957, 171-175, hier 174, denen zufolge der Perserfeldzug des heiligen, mit der konstantinischen Familie verwandten Gallicanus mit dem Perserfeldzug des Gallus, des Gemahls der in Gallicanus verstorbenen Constantina, in enger Verbindung stehen soll; zur Gallicanus-Legende s. auch diess., S. Gallicanus, consul et martyr dans la Passion de SS. Jean et Paul. entsandte Constantius … zu verringern Nach Amm. 14,7,9 und Zonar. 13,9,11 hatte Domitianus, der Nachfolger des verstorbenen Thalassius, dagegen die Aufgabe, die Abberufung des Caesars in die Wege zu leiten. Die Version des Philost. ist darauf angelegt, die Verantwortung für die Spannung zwischen Gallus und Constantius II. stärker auf die Beamten des Constantius einerseits und die Kaiserschwester andererseits zu verlagern. Domitianus greift über seinen Auftrag, dem Caesar die Möglichkeiten für die aufwändige Fortbewegung des Hofs zu beschneiden, hinaus, indem er den Caesar nicht einmal besucht. (2-3) κατεδέξατο ... ἐβουλεύετο Zum Subjektswechsel s. zu 3,27,2 φίλοϲ ἐκρίθη. (3) Prätorianerpräfekten töten können Zu den Konflikten zwischen Gallus und den von Constantius II. eingesetzten Amtsträgern Domitianus und Montius, vgl. Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, 62 f. mit einem Vergleich zwischen Philost. 3,28 und Amm. 14,7,9-12. Domitianus verweigert Gallus den schuldigen Respekt, indem er am Palast vorbeifährt und sich auch später nicht zeigt, vgl. Amm. 14,7,10. Später erfolgt die Konfrontation des Domitianus, der dem Gallus unhöflich die Abreis nem regelrechten Prozess gegen Domitianus ist bei Ammianus im Unterschied zu Philost. keine Rede. Auch einen direkten Wortwechsel zwischen Gallus und Montius gibt es bei Ammianus nicht, vielmehr beruft Montius

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die Offiziere der Palastscholen zu sich, die den Domitianus in Gewahrsam genommen hatten. In der Darstellung des Philost. bringt Montius stärker die Kompetenzlosigkeit des Gallus zur Sprache, der nicht einmal einen untergeordneten, für die Ordnung von Stadtfinanzen zuständigen curator erheben und erst recht nicht gegen den von Constantius eingesetzten Prätorianerpräfekten vorgehen dürfe. (4) Κωνϲταντῖνα Nachdem Photios 3,22,2 die richtige Namensform verwandt hat (s. hist. Komm. z. St.), zudem wie hier mit dem Hinweis auf Constantinas Augusta-Würde (ebd. 3), sollte man nun den in B fehlerhaften Namen Κωνϲταντία nicht ihm zuschreiben. Der Schreiber der Hs. hat 3,22,2 seinen Irrtum bemerkt und korrigiert, während er ihm an der vorliegenden Stelle entgangen ist. περιαλγὴϲ γενομένη, εἰ Vgl. K.-G. 2,369 f. ὥϲτε ... ἀπολέϲαι Mit finalem Nebensinn, vgl. K.-G. 2,504 (d). κακοὺϲ κακῶϲ Vgl. 4,1,6; B. Gygli-Wyss, Das nominale Polyptoton im älteren Griechisch, Göttingen 1966, 80-82; Wankel zu Dem. 18,267. ϲχοίνουϲ τῶν ποδῶν ἐξαψαμένουϲ Ebenso dazwischengesetzt 3,28a,5 ϲχοίνουϲ τοῖϲ ϲτρατιώταιϲ τῶν ποδῶν αὐτῶν ἐξάψαϲθαι παρακελευϲάμενοϲ; zum acc. ϲχοίνουϲ vgl. auch 7,3a κἀκ τῶν ποδῶν ϲχοίνουϲ ἐξάψαντεϲ (Bidez, app. crit. z. St.). vom Vater erhalten Zur Augusta-Würde der Constantina vgl. Philost. 3,22,3. Daher … zugrunderichteten Zum Tod des Montius und Domitianus vgl. Amm. 14,7,15 f. mit den Details über die Fesselung mit Stricken an den Beinen. Beide sind bei diesem während der Schleifung durch die Stadt aneinander gebunden. Vgl. auch die Anspielung bei Lib. or. 19,6 (gegen Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 210 keineswegs allein auf Theophilos zu beziehen. So auch A. F. Norman, Libanius, Selected works, Cambridge/Mass. 1969, 271 Anm. d: „with the lynchings of Theophilus, Montius and Domitianus“). Constantina befiehlt persönlich die Ermordung der beiden Beamten, mit zusätzlicher Zustimmung des Gallus. Dieser Zug findet sich auch bei Zonar. 13,9,14 f., der ansonsten der Leoquelle verpflichtet ist, vgl. Bleckmann, Reichskrise des III. Jahrhunderts, 337 f.

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3,28a (1-5) Gallus … erhaben waren Der Bericht der Artemii Passio weicht hier sehr deutlich von dem des Photios ab. Zu den Unterschieden in der Darstellung der Erfolge des Gallus, s. den Komm. zu Philost. 3,28. In der Erzählung der Passio trägt Gallus, der letztlich nach der Oberkaiserwürde strebt und durch Zornattacken gegen die maßvoll agierenden Beamten Domitianus und Montius auffällt, die alleinige Verantwortung für die Verschlechterung des Verhältnisses zu Constantius II., während Constantina überhaupt nicht auftaucht. Sie ist dementsprechend auch nicht für die Ermordung der beiden Beamten mitverantwortlich. Die Details über das Festbinden und Schleifen entsprechen dann wieder ganz der Darstellung aus Philost. Das Detail über die Agora als Ziel muss auch bei Philost. gestanden haben. Es findet sich in der Darstellung des Zonaras (13,9,15: aus der Zwillingsquelle), nicht dagegen bei Ammianus Marcellinus, der nur allgemein über die spatia civitatis berichtet (14,7,16). (5) ἔπαρχον S. Einl. S. 105. τὸν ἐπὶ ⟨τῶν〉 τοῦ κοιαίϲτωροϲ Μόντιον Vgl. 3,22/26a,7 Μόντιον δὲ ἐπὶ τῶν βαϲιλικῶν πραγμάτων, οὓϲ κοιαίϲτωραϲ αὐτοῖϲ ὀνομάζειν φίλον; eher dürfte der Artikel τῶν ausgefallen sein, als daß, wie Bidez, app. crit. z. St. vermutete, aus einem κοιαιϲτωρίου ein κοιαίϲτωροϲ wurde. (6) Aus Respekt ... aufbahren und bestatten Bei Amm. 14,7,16 und Zonaras (13,9,15: in diesem Detail aus der Leoquelle) werden die Leichen der beiden Amtsträger in den Fluss geworfen, so dass eine Aufbahrung und Bestattung in der von der Artemii Passio geschilderten Form kaum möglich sein dürfte. Leontios, der Bischof von Antiocheia, tritt in dieser Version als mäßigender und gegenüber Constantius II. und seinen Beamten loyaler Würdenträger auf. Woods, Aspects of the Arian Controversy, 604 f. geht von dieser Erzählung aus, um einen Bruch zwischen Leontios auf der einen Seite, Gallus, Aetios, Theophilos auf der anderen Seite zu konstruieren.

4. Buch Die Epitome des vierten Buchs behandelt im ersten Kapitel ausführlich die Geschichte vom Sturz des Gallus, mit dem die vorübergehende Ungnade des Aetios und des Theophilos bei Constantius II. verbunden war. Auch auf die Erhebung Julians zum Caesar muss Philost. relativ ausführlich eingegangen sein. Die übrigen Kapitel der Epitome (3-12) stellen die Kirchenpolitik des Constantius II. von 355 bis 360 dar. Damit wird die äußerst detaillierte Beschreibung der Verselbständigung der eunomianischen Kirche eingeleitet, die Hauptinhalt des fünften und sechsten Buches ist. Die minutiöse Beschreibung erklärt sich damit, dass Philost. hier die geschichtsähnlichen Aufzeichnungen in der Apologie des Eunomios zur Verfügung standen, zu dieser Quelle s. den Komm. zu Philost. 8,12. Mit der Doppelsynode von Rimini und Seleukeia (359) und der sich anschließenden beiden Treffen in Konstantinopel (Winter 359/360), deren Darstellung den Höhepunkt des vierten Buches (Kap. 10-12) bietet, ist die Kirche in „nunmehr eigentlich fünf Gruppen und Parteien“ aufgeteilt (vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 6), darunter die von nun an selbständigen Eunomianer. [B. B.]

4,1 (1) τοῦ προϲτάγματοϲ γίνεται Vgl. 2 τοῦ δέουϲ γενόμενοϲ (Valesius, Annot. 139). Kriegsausbruch Vgl. den Komm. zu Philost. 4,1a,1 (2) Κωνϲταντῖνα Bezüglich der Änderung (Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar 43 Anm. 69) s. zu 3,28,4; diese Namensform steht auch in der weit überwiegenden Zahl der Hss. der Parallelüberlieferung 4,1a,2. αἰδέϲαϲθαι αὐτὸν ὑπὲρ τοῦ ἀνδρόϲ Constantinas Respektbezeugungen vor dem eigenen Bruder sollten also Constantius’ Stimmung zugunsten ihres Ehemannes verbessern. Vor ihm ... z Amm. 14,11,6. S. dazu den Komm. zu Philost. 4,1a.

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(3) Νωρικοὺϲ Das in B über dem ω notierte α zeigt, daß beide Buchstaben in der Vorlage sehr ähnlich waren und der Schreiber sich bezüglich der Namensform nicht sicher war (vgl. Bidez, Philostorgius XL). die Noriker Vgl. den Komm. zu Philost. 4,1a,3. aus Mailand, wo sich Constantius aufhielt Zum Aufenthalt des Constantius II. in Mailand 352-353 vgl. Barnes, Athanasius and Constantius, 221. Barbatio Zu Barbatio vgl. den Komm. zur Parallele im M. Artem. 14 (= Philost. 4,1a,3). eine Insel Dalmatiens Die Zeugnisse über den Verbanungs- und späteren Todesort von Gallus sind widersprüchlich. Nach Amm. 14,11,20 fand Gallus in der Nähe von Pola sein Ende. Cons. Const. 354; Socr. 2,34,4; Soz. 4,7,7 sprechen vom Ende des Gallus auf einer „Insel“ namens Flanona/Flavona. Die Konfusion in der Fastentradition erklärt sich damit, dass Gallus ursprünglich auf eine dalmatische Insel verbannt werden sollte, wie aus dieser Philost.-Passage hervorgeht. Als sich Constantius II. durch innerhöfische Intrigen schließlich dazu bestimmen ließ, den Befehl zur Hinrichtung zu geben, wurde Gallus auf dem Weg zu seinem Exilort im istrischen Hafen Flanona (Plomin) von Spezialemissären hingerichtet. Nach Philost. 4,1,7 geschieht das auf der Verbannungsinsel, nicht mehr im Hafen. (4) παρὼν Vgl. LSJ s. v. I 4. der zwischen jenem und Constantius ausgetauschten Eide Der dynastische Kompromiss von 351 war nach der Darstellung von Philost. also von gegenseitigen, durch Theophilos vermittelten Eiden zwischen Constantius II. und Gallus besiegelt worden. In der Zusammenfassung bei Philost. 3,25 ist dieser Punkt nicht zur Sprache gebracht worden, obwohl er vermutlich im Original bereits für 351 erwähnt war. Das zeigt auch der Hinweis (Philost. 3,28a,3 f.) auf die von Gallus dem Constantius versprochene Treue und auf die „Vereinbarungen, die er mit Constantius geschlossen hatte.“ Eidleistungen und gegenseitige Treueversprechen sind in Mehrherrschaftssystemen wohl tatsächlich ein Versuch gewesen, die Harmonie unter Mitregenten aufrecht zu erhalten, was Philost. öfter festgehalten hat: So respektiert Konstantin besondere gegenüber Licinius geleistete Treueschwüre, Hinweis auf Treueschwüre Julians gegenüber Constantius findet sich ferner in Philost. 4,2a,2 (= M. Artem. 15).

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(6) δεδιότεϲ, μὴ ... ἀνήϲει ... καὶ ... ἀπολέϲει Vgl. 7,11 ἐδεδίει ... αὐτῶν τὸ θερμουργὸν καὶ ῥιψοκίνδυνον, μὴ ... πράγματα Ῥωμαίοιϲ παρέξουϲιν (παρέξωϲιν B : corr. Bidez mit Verweis auf unsere Stelle); K.-G. 2,394 f. (5a u. 6a). ϲφᾶϲ Vgl. Schwyzer 1,603; Bidez druckt wie die Hs. mit Gravis (vgl. ders., Philostorgius XLI). κακοὺϲ κακῶϲ S. zu 3,28,4. περιδρομῇ Zu Valesius’ (Annot. 139) Emendation vgl. LSJ s. v. III; Lampe s. v. 2; Phot. bibl. cod. 224 p. 225 b 7 (= Memnon FGrHist 434 F 1,5,6); zur Verwechslung beider Präpositionen bzw. Präfixe vgl. Bidez, Philostorgius XXXVII. (8) Deswegen ließ Julian ... an seinem Bruder aburteilen Zur angeblichen Verantwortung des Eusebius für die Hinrichtung des Gallus vgl. Jul. ad Ath. 5,4, 272 d; Amm. 14,11,2; Lib. or. 18,152. Der Hof des Constantius II. galt generell als durch den Willen von Eunuchen gelenkt, vgl. etwa Ath. h. Ar. 37,2: „Viele, eigentlich alle, in der Umgebung des Constantius sind Eunuchen und sie erreichen bei ihm alles. Ohne sie geschieht dort nichts.“ (Übers. Portmann) Dass die Eunuchen dabei angeblich bei Constantius die homöischen, weil den Vater schwächenden Positionen vertreten mussten, machen die im Wortsinne unter die Gürtellinie reichenden Bemerkungen des Ath. h. Ar. 38,3 (Athanasius Werke 2,204,22-25) deutlich, vgl. dazu den Kommentar von Brennecke, Hilarius von Poitiers, 267 Anm. 102. Zum Einfluss von Eunuchen auf Constantius s. auch Gr. Naz. or. 21,21 (SC 270,152-154), ferner Amm. 21,16,16: uxoribus et spadonum gracilentis vocibus et palatinis quibusdam nimium quantum addictus sowie Epit. Caes. 42,19 (bei Eutr. 10,15,2 werden nur die amici, familiares und uxores genannt). Philost. hat über die allgemein bedrückende Präsenz von Eunuchen nicht berichtet, sondern lediglich die politisch relevante Figur des Eusebius behandelt, auf den er nur im Zusammenhang mit der Hinrichtung des Gallus und mit dem Prozess von Chalkedon am Anfang der Regierungszeit Julians zu sprechen kommt, vgl. Philost. 6,6a-7a. Aufgrund der prinzipiell positiven Bewertung des Constantius verzichtet Philost. darauf, dessen Regierung als völlig von Eunuchen bzw. Eusebius (vgl. Amm. 18,5,4) dominiert erscheinen zu lassen. Vielme Gallus gezeigt, wie der Eunuch Eusebius die Entscheidungen des eigentlich gutwilligen Constantius hintertreibt. Diese Darstellung steht in scharfem Kontrast zu Amm. 14,11,21-23: Gallus wird von Eusebius, Pentadius

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und Mallobaudes verhört. Das Ergebnis dieses Verhörs, in dem Gallus seiner Gattin Constantina die Schuld zugeschoben hat, führt bei Constantius zu so großem Zorn, dass er nun Serenianus, Pentadius und Apodemius ausschickt, damit diese die Todesstrafe vollziehen. Einige Details der Erzählung des Philost., die den Eusebius zum Hauptverantwortlichen macht und Constantius entlastet, könnten aus den Verhandlungen im Prozess von Chalkedon (in dem Julian die Amtsträger des Constantius aburteilen ließ) stammen. Dass dabei Philost. am Ende des Abschnitts ausdrücklich auf den Prozess von Chalkedon verweist, auf den er später (6,7a,4 f.) erneut zu sprechen kommen wird, ist ein Beispiel für die von ihm gepflegte Technik der Verschränkung durch Vorwegnahmen und Rückverweise.

4,1a (1) Krieg führen und ... Waffen gegen Constantius erheben müsse Das Motiv der Angst vor dem Bürgerkrieg wird in der Artemii Passio etwas genauer erläutert als im Philost.-Exzerpt des Photios (Philost. 4,1,1). Gallus möchte nicht in die Lage versetzt werden, diesen Krieg sofort durchführen zu müssen. In der Tat hatte Constantius II. dem Gallus planmäßig alle militärischen Hilfsmittel entzogen, vgl. Amm. 14,7,9. Die Chancen, im Bürgerkrieg zu gewinnen, waren für Gallus minimal. (2) παρὰ δόξαν ... ϲυμβὰν Vgl. 3,23 παρὰ δόξαν κατῃϲχυμμένον Während sie die Reise mit großem Eifer betrieb ... Gallikanos Die Nachricht über den Todesort stimmt in diesem mit Ammianus Marcellinus’ im Großem und Ganzem streng parallelen Bericht (vgl. auch die folgenden Lemmata) überein, vgl. Amm. 14,11,6: in statione, quae Caenos Gallicanos appellatur. Gallicanos ist bei Ammianus in gleicher Weise wie bei Philost. als griechischer Nominativ zu verstehen, vgl. Itin. Anton. Aug. 141,5 = p. 20 Cuntz (Straße von Ankyra nach Nikaia): Cenon Gallicanon (Akkusativ). Zur Form s. E. Norden, Alt-Germanien, Leipzig 1934, 97 Anm. 1. Was die Todesursache betrifft, fallen Varianten auf, die es verbieten, den Philost.-Bericht von Ammianus abzuleiten. Bei Amm. 14,11,6 lockt Constantius II. mit erheuchelten Freundlichkeiten Constantina herbei, Philost. hingegen reist Constantina aus eigener Veranlassung, um Constantius milde zu stimmen. Sie stirbt, weil sie das Reisetempo zu sehr forciert (s. die mit der Artemii Passio parallele Angabe im Philost.-Exzerpt des

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Photios = Philost. 4,1). Zur Beschreibung der Unterschiede s. Bleckmann, Constantina, Vetranio und Gallus Caesar, 64. Obwohl … nicht von seinem Entschluss ab Vgl. Amm. 14,11,6: cuius post obitum maritus contemplans cecidisse fiduciam, qua se fultum existimabat, anxia cogitatione, quid moliretur, haerebat. Die psychische Befindlichkeit des Gallus nach dem Tode der Constantina wird also sowohl bei Ammianus Marcellinus als auch bei Philost. erläutert. Diese Gemeinsamkeit, die sich nicht auf der reinen Faktenebene verorten lässt, ist ein Indiz für die Provenienz aus einer gemeinsamen Quelle. Allerdings ist bei Philost. Gallus von vornherein weiter entschlossen, zu Constantius II. zu reisen, während umgekehrt er bei Ammianus mit Mühe dazu überredet werden muss, seinen Weg zu Constantius fortzusetzen. (3) Als er bei den Norikern ... die Poetovio heißt Philostorgs Bericht stimmt exakt überein mit der Darstellung Ammians. Bei diesem werden ebenfalls nicht bloß die Ankunft in Poetovio, sondern auch die Noriker erwähnt und das Eintreffen Barbatios hervorgehoben, vgl. Amm. 14,11,19: venit Poetovionem oppidum Noricorum, ubi reseratae sunt insidiarum latebrae omnes; et Barbatio repente apparuit comes. Auch hier liegt folglich wieder ein Indiz für die Existenz einer gemeinsamen Quelle von Ammianus und Philost. vor. da wurde der General Barbatio hergeschickt Die Bezeichnung des Barbatio als ϲτρατηγόϲ stimmt mit der Angabe bei Photios (Philost. 4,1,3) überein und weist darauf hin, dass im Original des Philost. Barbatio magister militum war und nicht, wie bei Amm. 14,11,19 nur comes. Aber Philost. irrt bzw. bietet eine willkürliche Variante: Barbatio war in Wirklichkeit zunächst comes domesticorum des Gallus gewesen und dann zu Constantius II. abberufen worden. Erst nach dem Tod des Gallus, ab 355, war er als magister peditum nach Gallien entsandt worden, wo er mit Julian in Konflikt geriet, vgl. PLRE 1,146 Barbatio. Ein umgekehrter Fall ist weiter unten zu beobachten. Philost. 8,8,4 hat aus dem magister equitum Dagalaifus einen comes domesticorum gemacht. Die Entkleidung des Gallus vom Purpur wird bei Amm. 14,11,20 ausführlich beschrieben. (4) Als aber Gallus zur Insel abgeführt war Unklar bleibt, dass Gallus nicht mehr auf die Insel gelangte, sondern vorher schon hingerichtet sein, vgl. 4,1,7. (5) magistrianus Die spätantiken Geheimagenten, die agentes in rebus, unterstanden dem magister officiorum und werden daher oft als ma-

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gistriani bezeichnet, vgl. F. Paschoud, Frumentarii, agentes in rebus, magistriani, curiosi, veredarii: problèmes de terminologie, in: J. Straub (Hg.), Bonner Historia Augusta-Colloquium 1979/1981, Bonn 1983, 215-243.

4,2 τῆϲ Ἰωνίαϲ μεταπεμψάμενοϲ Vgl. 5,1,5 Μελέτιον ... τῆϲ Ϲεβαϲτείαϲ τῶν Ἀρμενίων μεταπεμψάμενοϲ; 4,7,1 τῆϲ ὑπερορίαϲ ἀνακαλέϲαϲθαι. Denn die Verhältnisse ... in Unordnung geraten Die Unordnung in Gallien, das den Barbaren offen stand, war vor allem das Ergebnis der Usurpation des Magnentius. Zu den Verwüstungen in Gallien und zur Besorgnis, die dadurch bei Constantius II. ausgelöst wurde, vgl. Amm. 15,8,1: Constantium vero exagitabant assidui nuntii deploratas iam Gallias indicantes nullo renitente ad internecionem barbaris vastantibus universa. Vgl. auch die Rede des Constantius bei Amm. 15,8,8. Diese Verwüstungen sind tatsächlich numismatisch nachweisbar, vgl. D. G. Wigg, Münzumlauf in Nordgallien um die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr.: Numismatische Zeugnisse für die Usurpation des Magnentius und die damit verbundenen Germaneneinfälle, Berlin 1991. Mit dem expliziten Verweis auf die anarchischen Verhältnisse in Gallien gibt Philost. wie andere Kirchenhistoriker politische Gründe an, die zur Entsendung Julians zwangen. Soz. 5,2,20 gibt dabei Constantius die Schuld an den Verwüstungen und zeigt sich darin von der heidnischen Historiographie beeinflusst: „Constantius schickte ihn in das westliche Galatien (also nach Gallien). Denn die Barbaren, die er selbst zuvor gegen Magnentius als Verbündete für Sold angeworben hatte, hatten für diesen Zweck nichts genutzt und verheerten nun Gallien.“ (Übers. nach Hansen) Socr. 2,34,4 nennt nur die Tatsache der Entsendung Julians gegen die Barbaren in Gallien.

4,2a (1) ὡϲ ... εἶναι Falls richtig überliefert, vgl. zur Konstruktion Diggle zu Theophr. char. 21,11 (S. 417). Da sie aber nicht weiter im Mart. Artem. vorkommt, ist es wahrscheinlicher, daß es ursprünglich ἐϲτι (Bidez, app. crit. z. St.) oder εἴη hieß. Für die Beibehaltung des ὡϲ spricht die Parallelüberlieferung 4,2 ὑπολογιζόμενοϲ ... ὡϲ.

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vor allem da sich die Gallier ... leichtsinnigen Einstellung Die Vorstellung, dass die Gallier besonders zu Usurpationen neigen, wird vor allem in den spätantiken lateinischen Quellen mit großer Regelmäßigkeit wiederholt (HA Tyr. trig. 3,7; Quadr. Tyr. 7,1 und 13,1; Expos. mundi 58; Amm. 30,10,1), vgl. zu diesem Topos J. Straub, Studien zur Historia Augusta, Bern 1952, 117-119; D. Liebs, Das Gallierbild der Historia Augusta, in: G. Bonamente / K. Rosen (Hgg.), Historiae Augustae Colloquium Bonnense, Bari 1997, 161-170; R. Urban, Gallia Rebellis. Erhebungen in Gallien im Spiegel antiker Zeugnisse, Stuttgart 1999, 125-127. Der Hinweis auf die besondere Körperkraft der Gallier speist sich aus den Topoi der Ethnographie der Kelten, wie sie bereits bei Poseidonios zu finden sind. Ähnliches wird auch bei Ammianus im Zusammenhang mit der Entsendung Julians in seinem Exkurs beschrieben, vgl. 15,12,1-4. Die Artemii Passio lässt vermuten, dass die Entsendung Julians im Jahre 355 von Philost. mit reichen Anleihen aus der Profangeschichte beschrieben wurde, die im knappen Philost.-Exzerpt des Photios verloren gegangen sind. (2) Wächter der dortigen Kaiserherrschaft βαϲιλεία ist hier wieder als regionales Teilkaisertum zu verstehen, das hier mit der gallischen Prätorianerpräfektur identisch ist. Zur Bevorzugung der Verwandten vgl. die Argumentation von Eusebia bei Amm. 15,8,3. Zur Aufmerksamkeit von Philost. gegenüber Treuebündnissen und Verträgen zwischen Kaiserkollegen vgl. Philost. 1,6b,1; 1,6b,15 f.; 1,6e,4; 3,28a,4; 4,1,4. Zum angeblichen Aufenthalt Julians in Ionien gibt es keine Paralleltradition. Julian weilte unmittelbar vor seiner Erhebung in Athen, vgl. Amm. 15,8,1 (Achaia).

4,3 Philost. verrät in diesem Kapitel eine gewisse Übereinstimmung mit Athanasios, indem er – wie dieser – den Blick auf die Geschicke des Liberius und des Ossius lenkt, vgl. zu deren Geschicken Ath. h. Ar. 40-45. Dabei richtet er, entsprechend seiner Tendenz, seine Aufmerksamkeit nicht so sehr auf den anfänglichen Widerstand der beiden gegen die Religionspolitik des Constantius II., sondern auf ihr von Athanasios letztlich als Tatsache nicht bestrittenes Einlenke schriften beider Kirchenführer mit der angeblichen Gewalt des Kaisers: Liberius habe nur aus Furcht vor dem angedrohten Tod nach zwei Exiljahren unterschrieben (h. Ar. 41,3, vgl. apol. sec. 89,3), Ossius habe der Verurtei-

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lung des Athanasios überhaupt nicht zugestimmt, sondern lediglich die Gemeinschaft mit Valens und Ursacius akzeptiert, aber nur durch den äußersten Druck, bevor er dann hundertjährig verstirbt, nachdem er noch einmal die Arianer verurteilt hat. Bei Philost. wird dagegen der Eindruck eines undramatischen und freiwilligen Einlenkens hergestellt. Beide Bischöfe können ohne Probleme auf ihre Sitze zurückkehren. Bei Ossius deutet in der Darstellung des Philost. nichts darauf hin, dass er überhaupt im Exil war, vgl. J. Ulrich, Einige Bemerkungen zum angeblichen Exil des Ossius, ZKG 105 (1994) 143-155, besonders 148: „Der Homöer (sic) Philostorgios weiß zwar im Zusammenhang mit Sirmium von einer vorangegangenen Exilierung des Liberius, nicht aber von einem Exil des Ossius.“ [B. B.] (1) Ϲερμίῳ So lautet der Name stets in der Photios-Epitome (auch 8,8,6 u. 9,19,1), in der Parallelüberlieferung findet sich jedoch die übliche Form mit Ϲιρ- (vgl. 3,22/26a,7 u. 4,3a) 1. Da letztere ebenfalls sonst bei Photios begegnet (bibl. cod. 65 p. 27 a 37 u. hom. 16,8 p. 159,25 Laurd.), geht die mit ε vielleicht auf die handschriftliche Überlieferung zurück, sicherlich nicht auf Philostorg (vgl. Bidez, Philostorgius XVI); s. auch zu 4,10,1. ἐν ᾧ Kann sowohl temporal (vgl. 3,25; so Valesius 493) als auch lokal – sei es als auf Ϲερμίῳ bezogenes Rel.-Pron. (vgl. 3,10,7; 4,10,2) oder im Sinne eines οὗ (s. zu 3,4,6; so Gothofredus 65) – verstanden werden. Für letzteres könnte sprechen, daß im Folgesatz mit einem bloßen ἐνταῦθα auf die Örtlichkeit abgehoben wird. Auch Soz. h. e. 4,15,1 wird die Rückführung des Liberius ausdrücklich als in Sirmium erfolgt berichtet. Sirmium Der Aufenthalt des Constantius II. in Sirmium dauerte – mit immer neuen Unterbrechungen, aber mit zwei Überwinterungen – vom Oktober 357 bis zum Frühjahr 359, vgl. Barnes, Athanasius and Constantius, 222 f. Die Stadt ist der Schauplatz bedeutender religionspolitischer Entscheidungen auf dem Weg zur homöischen „Reichskirche“. Liberius, nach dem die Römer heftig verlangten Die Popularität des Liberius hatte bereits dazu geführt, dass der praefectus urbi Leontius den Liberius hatte nachts wegbringen lassen, wie Amm. 15,7,10 behauptet: Liberius aegre populi metu, qui eius amore flagrabat, cum magna difficultate noctis medio potuit asportari. Der triumphale Wiedereinzug wird von Hieronymus (chron. 237b) betont: Romam quasi victor intraverat. Vgl. z Thphn. p. 41,4 f. de Boor. Zu verweisen ist schließlich auf eine historische Notiz in Avell. 1,3 (CSEL 35/1,2,3-7), derzufolge Constantius II. selbst 1

Zu den Namensformen vgl. M. Fluß, Art. Sirmium, RE 3 A 1 (1927) 351 f.

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während seines Rombesuchs vom Volk um die Rücksendung des Liberius gebeten worden sein soll: post annos duos venit Romam Constantius imperator; pro Liberio rogatur a populo, qui mox annuens ait: „habetis Liberium (...).“ aus dem Exil zurück Sein Exil in Thrakien (Soz. 4,11,3) beginnt wohl erst in der zweiten Hälfte 356, vgl. Brennecke, Hilarius von Poitiers, 266 Anm. 99. Zur Datierungsfrage s. S. Diefenbach, Constantius II. und die „Reichskirche“ – ein Beitrag zum Verhältnis von kaiserlicher Kirchenpolitik und politischer Integration im 4. Jh., Millenium 9 (2012) 59-121, hier 79 Anm. 60. dort … hatte sie schließlich zur Zustimmung gebracht Liberius stand an seinem Exilort Beroia unter dem Einfluss des späteren Bischofs von Konstantinopel Demophilos, eines führenden Homöers. Schon im Protokoll der Gegenüberstellung zwischen Liberius und dem Kaiser war Liberius nur auf die juristische, nicht aber auf die dogmatische Problematik eingegangen und hatte für Athanasios Gehör gefordert, vgl. neben Thdt. h.e. 2,16 (ein aus bekannten Elementen komponierter Dialog, vgl. Piétri, Roma Christiana I, 248 Anm. 5) Soz. 4,11,7 sowie Amm. 15,7,9 f., für den Liberius in der Sache schon immer ein Gegner des Athanasios war, aber die Absetzung des Athanasios ohne Anhörung des Betroffenen kritisierte. Das Einverständnis des Liberius mit homöischen Positionen ist durch seine eigenen Briefe belegt. Vgl. zum Kontext und zur Kritik der vier LiberiusBriefe (CSEL 65,155;168-170;170-172;172 f.), die in den ersten Teil der libri adversus Valentem et Ursacium des Hilarius gehören, vor allem Piétri, 252-259; Brennecke, Hilarius von Poitiers, 265-301. Grundlegend hierzu A. L. Feder, Studien zu Hilarius von Poitiers I. Die sogenannten „fragmenta historica“ und der sogenannte „Liber I ad Constantium Imperatorem“ nach ihrer Überlieferung, inhaltlichen Bedeutung und Entstehung, Wien 1910 (mit Brennecke, Hilarius von Poitiers, 271-275 zur forschungsgeschichtlichen Bedeutung der Kontroverse um die Echtheit nach dem Ersten Vaticanum). Diese Briefe belegen auf jeden Fall, dass Liberius nun auch zur dogmatischen Verurteilung des Athanasios bereit war. Von Sirmium aus rief Constantius den Liberius wieder aus seinem Exil in Beroia zurück und veranlasste ihn zur Unterschrift unter eine neue Formel, nach Soz. 4,15,1-4 schen Fraktion um Basileios von Ankyra, der dagegen in der Darstellung des Philost. zum Zeitpunkt der Unterschrift des Liberius noch keine dominierende Position innehatte und ohnehin von diesem zu den Homousiern

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gerechnet wurde. Liberius unterschrieb wohl, worauf auch die chronologische Einordnung und dogmatische Einschätzung bei Philost. hinweist, bereits die zweite sirmische Formel im Jahre 357, vgl. hierzu Brennecke, Hilarius von Poitiers, 273-297. Neben Philost., der von Brennecke, 288 als Kronzeuge für seine Position angeführt wird, spricht auch eine ganze Reihe von weiteren Zeugnissen dafür, dass Liberius eine deutlich als häretisch empfundene subordinierende Formel unterschrieben hat, vgl. Hil. c. Const. 11 (die Rücksendung des Liberius beruht auf impietas), Ath. apol. sec. 89,3 und apol. fug. 4, ferner Hier. chron. 237b (Z. 23 f.); de vir. ill. 97. Bei Sozomenos ist, wie Brennecke, 289-291 meint, ein Bericht, der mit demjenigen des Philost. große Ähnlichkeit gehabt hat, verändert und damit aus Liberius ein Vertreter der moderaten dritten sirmischen Formel (Andeutungen bei Soz. 4,15,1-4) gemacht worden. Zur Frage, welche Formel Liberius unterschrieben hat (meist wird von der ersten sirmischen Formel ausgegangen), vgl. auch Hanson, Search for the Christian Doctrine, 360-362. Dass dagegen Ossius von Cordoba auf jeden Fall die zweite sirmische Formel unterschrieben hat, unterliegt keiner Diskussion. (2) εἰϲ ἑαυτὸν ἀπῄει Das εἰϲ ἑαυτὸν ist nicht im übertragenen Sinne zu verstehen (wie sonst häufig mit Verben der Bewegung, z. B. Luc. 15,17), sondern konkret gemeint, vgl. 3,12,3 τὸν Γεώργιον {μετ᾽} δι᾽ ἐπιϲτολῆϲ εἰϲ ἑαυτὸν μεταπέμψαϲθαι; 4,8,2 διαμένειν οἴκοι. Felix ... aber keiner Kirche mehr vorstand Felix II. verlässt Rom und kehrt nie wieder zurück, vgl. Thphn. p. 41,5 f. de Boor. Suggeriert wird bei Philost. ein friedlicher Ausgang der Auseinandersetzung zwischen Liberius und Felix. Das weicht von anderen Nachrichten über den Gegenbischof ab. Zu seiner Vertreibung vgl. Avell. 1,3 (CSEL 35/1,2,8 f.), ferner Lib. pontif. 37,5, wo Felix als Privatmann auf seinem eigenen Gut an der Via Portuensis leben muss (vgl. die Angabe des Philost. εἰϲ ἑαυτὸν / „in seine Heimstätte“). Nach dem sehr realistischen Szenario Soz. 4,15,5 f. kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Liberius und des Felix. Liberius überlebt aber den Felix, der am 22. November 365 starb. Zur Aufnahme der Felicianer durch Liberius s. Avell. 1,4 (CSEL 35/1,2,15 f.) und Piétri, Roma Christiana I, 407 f. Zu diesem Konflikt und seine Verknüpfung mit der Doppelwahl des Damasus und Ur (3.-6. Jh.). Doppelwahlen und Absetzungen in ihrer herrschaftssoziologischen Bedeutung, Klio 76 (1994) 388-437, hier 424-430; S. Diefenbach, Römische Erinnerungsräume. Heiligenmemoria und kollektive Identitäten

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im Rom des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr., Berlin 2007, 447-481. Zum Rückzug des Liberius: E. Wirbelauer, Exil für den römischen Bischof?, Saeculum 59 (2008) 29-46, hier 33-42.

4,3a ἀπάραϲ ἀπὸ τοῦ Ϲιρμίου πρὸϲ τὸν Ἴϲτρον So ist mit Koetschau 267 zu interpungieren, nicht mit Bidez hinter Ϲιρμίου, so daß sich die von Mendelssohn vorgeschlagene Tilgung des πρὸϲ (Bidez, app. crit. z. St.) erledigt; zur Verbindung des ἀπάραϲ mit zwei Ortsangaben vgl. 3,6,1. χρόνον οὐκ ὀλίγον ποιήϲαϲ Vgl. Bauer / Aland s. v. ποιέω I 1 e δ, z. B. act. 15,33 ποιήϲαντεϲ δὲ χρόνον ἀπελύθηϲαν μετ’ εἰρήνηϲ ἀπὸ τῶν ἀδελφῶν πρὸϲ τοὺϲ ἀποϲτείλανταϲ αὐτούϲ u. 18,23 καὶ ποιήϲαϲ χρόνον τινὰ ἐξῆλθεν. Er selbst ... nach Thrakien Hier ist die Rede von den Aktionen des Constantius II. an der mittleren Donau von 358 bis 359, die insbesondere von Amm. 17,12 f. beschrieben werden und die zur Befriedung von „Gruppierungen der Barbaren“, nämlich von sarmatischen und quadischen Königreiche führten. 358 eröffnete Constantius den Angriff auf die Sarmaten und überschritt die Donau auf einer Schiffsbrücke (Amm. 17,12,4). Auf feindlichem Territorium verhandelte er mit Häuptlingen sarmatischer und quadischer Gruppen und setzte einen neuen Sarmatenherrscher ein. Anschließend verlegte er sein Lager nach Brigetio und traf in der Nähe des Donauknies auf weitere Barbaren. Nach der Befriedung des pannonischen Grenzabschnitts wandte sich Constantius noch im gleichen Jahr auf der Höhe des Abschnittes der Moesia prima bei Viminacium gegen die Sarmatae Limigantes. Besiegt wurden nacheinander die Untergruppen der Amicenser und Picenser, die im Mündungsgebiet der Theiss bzw. leicht östlich davon siedelten. Die übrigen Limiganten kapitulierten und sollten in neue Siedlungsgebiete ziehen, damit sie weiter von der römischen Grenze entfernt waren. Gegen diese umgesiedelten Limiganten kam es 359 auf der Höhe von Aquincum – diesmal auf römischem Boden – zu neuen Kämpfen, die angeblich zur ihrer Vernichtung führten. Dann zog Constantius des Constantius im Donauraum vgl. den Überblick bei P. Barceló, Constantius II. und seine Zeit. Die Anfänge des Staatskirchentums, Stuttgart 2004, 146-180. Für die beiden Kampagnen des Constantius vgl. C. Patsch,

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Beiträge zur Völkerkunde von Südosteuropa III. Die Völkerbewegung an der unteren Donau in der Zeit von Diokletian bis Heraklius. 1. Teil: Bis zur Abwanderung der Goten und Taifalen aus Transdanuvien. SB Akad. Wien 208,2, Wien 1928; N. Vulić, Konstantius’ Sarmatenkrieg im J. 358 und 359, ByzZ 30 (1929/30) 374-376; U. B. Dittrich, Die Beziehungen Roms zu den Sarmaten und Quaden im vierten Jahrhundert n. Chr. (nach der Darstellung des Ammianus Marcellinus), Bonn 1984, 53-85. Für die Kampagne von 358 (Amm. 17, 12 f.) vgl. J. Szidat, Der Feldzug Constantius’ II. an der mittleren Donau im Jahre 358 n. Chr., Historia 21 (1972) 712720.

4,3b Der Passus ist bei Bidez nach dem cod. Cairensis 86, jetzt Alexandrinus 60, gegeben, der eine Abschrift des Laur. plut. 69,05 (F) ist (vgl. Hansen in der Einl. der Socr.-Ed., GCS N. F. 1,IX-XII). Letzterer ist einzusehen unter http://teca.bmlonline.it/TecaViewer/index.jsp?RisIdr=TECA0000819131& keyworks=Plut.69.05., ebd. fol. 63 verso (aufgerufen am 27. 6. 2015). Es ist nicht auszuschließen, daß der Schreiber sein Wissen aus der Photios-Epitome geschöpft hat (vgl. Bidez, Philostorgius XXXII), denn das ὑποϲπαϲαμένηϲ 4,3,1 zeigt, daß ein gewisser – wie auch immer gearteter – Widerstand überwunden werden mußte. Das Gleiche sagt über Hosius ... Schlägen hinzufügt Zur Unterschrift des Ossius von Cordoba s. Philost. 4,3,1. Das Scholion bestätigt – sofern es unabhängig ist –, dass Philost. die Freiwilligkeit der Konzessionen des Liberius und des Ossius bei der Übernahme der Beschlüsse von Sirmium in den Vordergrund stellte.

4,4 (1) Als Leontios, der Bischof von Antiocheia, gestorben war Leontios starb 357 oder 358, vgl. R. Aubert, Art. Leonce 17, DHGE 31 (2012) 705 f., auf jeden Fall aber vor dem Konzil von Ankyra (358). da holten ... setzten ihn auf den Thron Die Einsetzung des Bischofs von Germanikeia als neuer Bischof von Antiocheia erscheint hier als völlig reibungslos. Von Widerständen des Constantius II. ist keine Rede, viel-

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mehr passt die Darstellung des Philost. zu der von Sozomenos als Gerücht wiedergegebenen Version, dass Constantius selbst für die Einsetzung verantwortlich war und dass damit seine Nähe zu den Anhomöern deutlich wurde, vgl. Soz. 4,12,4: „Mit dieser Genehmigung (des Constantius) begibt er sich eilig nach Antiocheia und eignet sich die dortige Kirche an, ohne dass Georgios, der Bischof von Laodikeia, und Markos von Arethusa, die damals unter den Bischöfen in Syrien hervorragten, und die anderen, denen die Wahl zugestanden hätte, zustimmten. Ein Gerücht besagte, er habe das im Sinne des Herrschers unter Mitwirkung der Palasteunuchen durchgesetzt, die zusammen mit Eudoxios dem Dogma des Aetios anhingen und den Sohn für ungleich mit dem Vater hielten.“ (Übers. nach Hansen) Das Gerücht, dass die Hofleute die Einsetzung des Eudoxios durchsetzen, findet sich in etwas umgewandelter Form auch bei Socr. 2,37,7-10, bei dem aber insgesamt der ahnungslose Constantius überlistet wird, der nicht zur Erhebung des Eudoxios als Bischof von Antiocheia seinen Segen gibt, sondern diesem nur die Rückkehr nach Germanikeia erlaubt, was aber dann missbraucht wird. In der Version des Thdt. h.e. 2,25,1 reisst Eudoxios die Bischofswürde illegal an sich, was dann Constantius dazu veranlasst, ausdrücklich festzustellen, diese Erhebung sei gegen seinen Willen erfolgt (2,26,1). Die Illegalität der Aneignung der Bischofswürde (vgl. Socr. 2,37,9 zu den von den Eunuchen unterstützen Intrigen) bestand vielleicht vor allem darin, dass bei der Weihe angeblich keine Bischöfe anwesend waren, vgl. Barhadbeschabba ‘Arbaia p. 240 Nau (aus Theodoros von Mopsuestia ?): „Les Ariens le firent venir et quoi qu’aucun évêque fut présent, les clercs l’intronisèrent d’eux-mêmes sur le siège d’Antioche.“ Er hing dem … gebracht worden war Philost. gibt hier detaillierte Informationen zur dogmatischen Einstellung des Eudoxios. Der Bischof von Germanikeia dürfte mit dem gleichnamigen, in Philost. 2,14 erwähnten Syllukianisten identisch sein. Er wurde vom „orthodoxen“ Bischof von Antiocheia Eustathios aus dem Klerus geworfen, vgl. Ath. h. Ar. 4. Zur anfänglich (noch in Sirmium 351 und 355 zu greifenden) homöusischen Phase des Eudoxios, seiner „instabilité dogmatique“ und seiner Neigung, in kalauerartiger Form zu argumentieren, vgl. M. Spanneut, Art. Eudoxe, DHGE 15 (1963) 1337-1340. Die Lust am Paradox legte Eudoxios später nicht ab, sie v (ab 360) am 15. Februar 360 eine Predigt über die „Unfrömmigkeit“ Gottvaters zu halten (vgl. Socr. 2,43,11-15 und Soz. 4,26,1). Zu den wenigen Resten des Schrifttums des Eudoxios vgl. die ernüchternde Musterung der

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schriftlichen Äußerungen des Eudoxios bei Tetz, Eudoxius-Fragmente, 317-324. Sicher von Eudoxios ist wohl nur das Bekenntnis-Fragment bei C. P. Caspari, Alte und neue Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel, Christiania 1879, 176-185, während weitere Fragmente aus dem Codex Vindob. theol. gr. 40 nicht von Eudoxios stammen (zu einem möglichen Scholion zu Daniel s. den Komm. zu Philost. 12,4. führten ihn zum „Wesensverschieden“ zurück Zum radikalen Anhomöer und offenen Befürworter des Aetios wurde Eudoxios ab dem Zeitpunkt, ab dem er in Antiocheia amtierte (ab 357), vgl. Socr. 2,37,10 (Versuch, Aetios einzusetzen); Soz. 4,12,5 („Als er nun die Kirche von Antiocheia an sich gebracht hatte, vertrat er offen und schon ganz freimütig diese Häresie“); Thdt. h.e. 2,25,2 (Abkehr von der „apostolischen“ Lehre). Das ist auch bei Philost. ausgesagt, wenn aus dem Exzerpt des Photios deutlich wird, dass er von den „Mithäretikern“ zum „Wesensverschieden“ geführt wurde. Aetios und Eunomios waren nämlich nach der Nachricht von der Erhebung des Eudoxios aus Alexandreia nach Antiocheia zurückgekehrt, so Thdt. h.e. 2,28(27),9. (2) διαβάλλει S. zu 10,2,1. Arabissos, eine Stadt Kleinarmeniens Arabissos (heute Afşin) in der Provinz Armenia Minor lag in der antiken Landschaft Kappadokien. Kränze für den siegreichen Kampf Zum Vokabular und metaphorischen Gebrauch der Agonistik in der christlichen Literatur vgl. S. Remijsen, The End of Greek Athletics in Late Antiquity, Cambridge 2015, 284288.

4,4a (2) ἥλουϲ ... μεγάλουϲ ἑκατέρου τῶν ποδῶν ... αὐτῷ διαπερονήϲαντεϲ Zur ungewöhnlichen Konstruktion des Verbs vgl. Ps.-Caes. quaest. resp. 185,23 f. (GCS Ps.-Kais. 159) „ὤρυξαν χεῖράϲ μου καὶ πόδαϲ μου, ἐξηρίθμηϲαν πάντα τὰ ὀϲτᾶ μου“ (Ps. 21,17 f.), ποῦ τοὺϲ ἥλουϲ μοι διαπερονήϲωϲιν, der jedoch „griechisch als Fremdsprache schreibt“ mit mancherlei Fehlern (Riedinger, GCS Ps.-Kais. VII f.), so daß Bidez’ Vermutung ἥλοιϲ γὰρ μεγάλοιϲ ἑκάτερον (a 267 als „das Richtige“ bezeichnet) zu bedenken bleibt. αὐτίκα πρὸϲ τὴν φλόγα χανὼν ἀπέθανεν Vgl. Lucian. Peregr. 21 ἅπαξ χανόντα πρὸϲ τὴν φλόγα ἐν ἀκαρεῖ τεθνάναι samt der nachfol-

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genden Erklärung: οἱ πολλοί μοι λέγουϲιν, ὡϲ οὐδεὶϲ ὀξύτεροϲ ἄλλοϲ θανάτου τρόποϲ τοῦ διὰ πυρόϲ· ἀνοῖξαι γὰρ δεῖν μόνον τὸ ϲτόμα καὶ αὐτίκα τεθνάναι; Weiteres bei F. J. Dölger, Der Flammentod des Martyrers Porphyrios in Caesarea Maritima. Die Verkürzung der Qualen durch Einatmung des Rauches, in: ders., Antike u. Christentum 1 (1929) 243-53 sowie J. Linderski, Glotta 65 (1987) 137-46, bes. 145 f. mit Anm. 34.

4,5-12 5. προχειρίζεται ... δέχεται Erst 4,8,4 ist er bereit. τὸ ἀκριβέϲτατον Vgl. Lampe s. v. 2. Eudoxios ... Eunomios ... zurückgekehrt sei Vgl. zur eindeutigen Hinwendung des Eudoxios zur anhomöischen Position nach einer ersten, noch uneindeutigen dogmatischen Phase Philost. 4,4,1. Im Konzil von Antiocheia 359 sorgte Eudoxios dafür, dass den illyrischen Bischöfen Ursacius, Valens und Germinius mit ihrer deutlich subordinationistischen Position ein Dankesschreiben zugeschickt wurde. Zum Versuch des Eudoxios, Aetios in einer Bischofsversammlung zum Diakon zu machen, vgl. Socr. 2,37,10. Bei Sokrates scheitert der Versuch am allgemeinen Hass gegen Aetios, also aus von Philost. völlig abweichenden Gründen. Zur Erhebung des Eunomios zum Diakon, s. Abramowski, Art. Eunomios, 937. Vgl. die Anspielung im Brief des Georgios von Laodikeia (Anhänger des Aetios werden von Eudoxios zu Klerikern gemacht) bei Soz. 4,13,2 f. Betont wird die unbeugsame Haltung des Eunomios auch gegenüber den eigenen Freunden, vgl. ähnlich für Aetios Philost. 3,19. 6. τὸ βλέμμα τῆϲ γνώμηϲ Da wegen des acc. in ἐπ᾽ αὐτὴν das ϲτηριζόμενον mit εἶχεν zusammenzunehmen ist (vgl. Ezech. 6,2 ϲτήριϲον τὸ πρόϲωπόν ϲου ἐπὶ τὰ ὄρη) 1 und der überlieferte dat. τῇ γνώμῃ danach wenig sinnvoll ist, hat Bidez (app. crit. z. St.) mit dem gen. τῆϲ γνώμηϲ das Richtige getroffen; zur Junktur vgl. Lampe s. v. βλέμμα 3 b, z. B. Basil. Caes. hom. 3,4 (p. 30,6 f. Rudberg) ὡϲ ἀγαθὸϲ πύκτηϲ ἀμετεώριϲτον ἔχε τὸ τῆϲ ψυχῆϲ βλέμμα; Gelas. Cyz. h. e. 2,19,22 ὅρα τῷ τῆϲ διανοίαϲ βλέμματι τὴν τῶν ἀποϲτολικῶν δογμάτων ἀκρίβειαν; P. Wilpert / (S. Zenker), Art. A Somit entfallen Übersetzungen wie die des Valesius 494: „Ipse enim ad eam sedem cupiditatis oculos adjecerat, ejusque amorem penitus in animo defixum circumferebat.“ 1

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Als, so sagt er ... sein Augenmerk darauf gerichtet Photios verweist in seinem Referat sehr knapp auf die von Philost. wohl ausführlich wiedergegebene Vorgeschichte des Konzils von Ankyra (kurz vor Ostern 358). In dieser relativ kleinen Synode (vgl. Epiph. haer. 73,11,11 [GCS 37,284]) wurde Eudoxios abgesetzt. Damit endete eine Entwicklung, in der Georgios von Laodikeia an der Spitze der Gegner des Eudoxios seine Unzufriedenheit im Namen der syrischen Bischöfe mit der Wahl geäußert hatte, gemeinsam mit Markos von Arethusa, vgl. Soz. 4,12,4. Philost. kam es darauf an darzulegen, dass Eudoxios nicht aus dogmatischen Gründen und auch nicht deshalb, weil er sich den Sitz Antiocheia illegal angeeignet hatte, abgesetzt wurde. Vielmehr wurde Basileios von Ankyra bei seiner Aktion gegen Eudoxios angeblich allein von seiner gekränkten Eitelkeit geleitet. Vgl. dagegen zum dogmatisch motivierten Widerstand des Basileios dem Großen und des Eustathios Thdt. h.e. 2,25,3: Einschreiten gegen die „Widergesetzlichkeit und den Wahnsinn des Eudoxios“. Ferner Soz. 4,13,1-3: Denunziation der anhomöischen Positionen des Eudoxios in einem Brief des Georgios von Laodikeia, der von Basileios der Synode in Ankyra vorgetragen wird. 7. (1) Als ... aus der Verbannung zurückzurufen Zu den ehelichen Problemen des Constantius II. bietet Zonaras (13,11,29: vermutlich aus der Leoquelle) eine Variante, derzufolge Constantius „durch Natur und Krankheit“ an körperlicher Liebe desinteressiert war und aus diesem Grunde Eusebia erkrankte und kinderlos blieb. Der Tod der Eusebia durch Hysterie, über den er mit ausdrücklichem Hinweis auf einen Quellenwechsel am Ende berichtet, dürfte dagegen der Zwillingsquelle entnommen worden sein, vgl. Cedr. 1,529. Theophilos war wegen seiner Fürsprache für Gallus verbannt worden, vgl. Philost. 4,1,5. Die Rückberufung fällt in die Zeit, in der Eudoxios als Bischof in Antiocheia wirkte. Nachdem Constantius vorübergehend den Kritikern des Eudoxios nachgegeben hatte, verteidigte er – wiederum vorübergehend – die Positionen des Eudoxios und damit auch der (zunächst mit Eudoxios verbundenen) „heterousischen“ Partei des Aetios. Über eine solche temporäre Annäherung, die vielleicht parallel mit der Rehabilitierung des Theophilos am Hofe des Constantius einherging, berichtet Sozomenos für die Zeit während des Konzils von Ankyra, das war es gelungen, dem Kaiser ein Schreiben zugunsten der Anhomöer zu entlocken, vgl. Soz. 4,13,6, ferner 4,14,7 (im gestörten Kontext und auf Asphalios zu beziehen): „Aus diesem Anlass drohte auf diese Weise bei-

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nahe die Häresie zu siegen, die man die der Anhomöer nennt.“ (Übers. Hansen) (2) von dem Leiden befreit Dass die Heilung von Familienmitgliedern zu einem Wechsel in der religiösen Orientierung führt, ist an sich ein Topos, der zur Darstellung der Beziehung zwischen Kaisern und einzelnen Kirchenvertretern gehört. Vgl. zur Beziehung zwischen Basileios und dem Kaiser Valens Hauser-Meury, Prosopographie, 42: Die Heilung des todkranken Sohns des Kaisers durch Basileios, für den schon der Wagen bereitstand, der ihn in die Verbannung bringen sollte, führt dazu, dass Valens seine Einstellung gegenüber Basileios ändert, vgl. Gr. Naz. or. 43,54 (SC 384,236-240). Ähnliches gilt für die Beziehung zwischen Eudoxia und Johannes Chrysostomos. Constantius II. bleibt allerdings nicht lange bei der von Theophilos vorgegebenen Orientierung. Vielmehr lässt er sich recht bald wieder von Basileios anders beeinflussen, vgl. Philost. 4,8,2. 8. (1) auch Theophilos einbezogen Zur Delegation nach dem Konzil von Ankyra, die den Kaiser in Sirmium aufsuchte, und zur Verleumdung des Theophilos vgl. BMP, 324 Anm. 1. (2) τὴν ἑαυτοῦ γνώμην Braucht nicht mit Bidez, app. crit. z. St. in ἑαυτῶν geändert zu werden, denn die Periphrase οἱ περὶ Βαϲίλειον kann sich allein auf Basileios beziehen (s. zu 1,7a,2), der ausgereicht haben wird, um die einflußreichen Damen des Hofes zu „bearbeiten“. Bei dem von Bidez angeführten Passus εἰϲ τὴν ἑαυτῶν ὅμωϲ ἐπεϲπάϲαντο δόξαν (4,9) sind wirklich Basileios und seine Anhänger gemeint. unter dem Einfluss der Frauen Zur Beeinflussung des Constantius II. durch Frauen und Eunuchen vgl. den Komm. zu Philost. 4,1,8. διαμένειν οἴκοι Vgl. 5 zur Umsetzung in die Tat; s. auch zu 4,3,2 εἰϲ ἑαυτὸν ἀπῄει. Eudoxios ... in seiner Heimat bleiben sollte Das bedeutet, dass Eudoxios ein privilegiertes Exil erhielt, nämlich in seinem Heimatort Arabissos. In der übrigen Tradition wird Eudoxios wegen seiner falschen Glaubensüberzeugungen nach dem Konzil von Ankyra nun auch von Constantius II. in Sirmium verurteilt: Soz. 4,13,6, vgl. Thdt. h.e. 2,26,1. Trotz der Absetzung taucht Eudoxios allerdings beim Konzil von Seleukeia 359 wieder auf, und zwar als Unterzeichner des von Akakios vorgeschlagenen Bekenntnisses, vgl. Epi ἐπίϲκοποϲ bezeichnet, allerdings ohne dass ihm ein Sitz zugewiesen wird, vgl. dazu Loofs, Art. Eudoxius von Germanicia, RE für prot. Theol. u. Kir-

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che 5 (1898) 577-580; Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 42 Anm. 11. (3) Basileios ... durch Unterschriften bestätigen zu lassen Die Abordnung der Synode von Ankyra (unter Leitung des Basileios) setzte es durch, dass die stärker unterordnende zweite sirmische Formel für ungültig erklärt und an ihrer Stelle, durch eine neue Synode in Sirmium, die so genannte dritte sirmische Formel festgelegt wurde, vgl. Schladebach, Basilius von Ancyra, 25. Bereits die Synode von Ankyra hatte durch neunzehn Anathematismen vorangehende Formeln verworfen und dadurch eine homöusische Formel festgelegt. In der dritten sirmischen Formel war allerdings ausdrücklich festgelegt, dass Gottsohn „in der οὐϲία und in allem dem Vater ähnlich“ sei (Hanson, Search for the Christian Doctrine, 358). Die von Basileios angeblich 358 vertretene homöusische Formel, wie sie von Philost. wiedergegeben wird, zeigt deutlich Anklänge an das datierte Credo vom Mai 359, also die deutlicher unterordnende vierte sirmische Formel, in der wie bereits in der zweiten Formel der Begriff οὐϲία explizit (als nicht-biblisch) verworfen wurde (Hanson, 362-365). Philost. kontaminiert also entweder die Vorgänge von 358 und 359 oder es unterläuft ihm ein Fehler, vgl. dazu Sabbah, Sozomène et Philostorge, 123. Da Basileios später tatsächlich gezwungenermaßen die homöische Formel von Nike unterschrieb (vgl. Epiph. haer. 73,22,7 [GCS 37,295] s. u.), in der ebenfalls der Begriff der οὐϲία verworfen wurde, handelt es sich hier m. E. wieder um eine tendenziöse chronologische Verschiebung, wie sie für Philost. typisch ist. Basileios erscheint als Intrigant, der gegenüber dem Kaiser eine deutlicher homöische und für diesen akzeptable unterordnende Formel unterschreibt, dann aber eine angeblich homousische Position gewaltsam durchsetzt. (4) Μιδάειον Zu Namensform und Stadt vgl. W. Ruge, Art. Midaion, RE 15,2 (1932) 1524-26. nach Midaion verbannt, einer Stadt Phrygiens Zur Verbannung nach Phrygien und den entsprechenden Klagen des Eunomios, vgl. die Anspielungen bei Gr. Nyss. Eun. 1,33: „Und auch deswegen zürnt er, weil sie nicht nach Belieben an allen Orten, an denen sie wollten, verweilen konnten, sondern ihnen nach der Anordnung des damaligen Herrschers Phrygigang Schaden nähmen. Und darüber verärgert, schreibt er folgendes: ‘... und die große Schwere der Plagen und die schwer zu tragenden Leiden

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und die edle Geduld in den Leiden’, daß sie ‘Phrygien mit dem Vaterlande vertauschten’.“ (Übers. Röder) Ferner Gr. Nyss. Eun. 1,62. (5) insgesamt auf siebzig Zur hohen Zahl der Verbannten s. Schladebach, Basilius von Ancyra, 27 f. Betroffen waren Kleriker aus Antiocheia, aus der Euphratensis und Kilikien und der Diözese Asiana (Soz. 4,24,4). Vermutlich dürfte Philost. im Original die zahlreichen Gewalttaten des Basileios und sein „tyrannisches Auftreten“ (Schladebach, Basilius von Ancyra, 29) ausführlicher charakterisiert haben, vgl. zur Formulierung von Anklagegründen im Konzil von Konstantinopel Philost. 5,1,1. Die Angabe über gleich siebzig Verbannte findet sich nur beim zweifelsohne übertreibenden Philost., vgl. auch Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 12; ferner dens., Hilarius von Poitiers, 343: „Merkwürdigerweise vermerken die orthodoxen Kirchenhistoriker diese Verfolgungswelle nur am Rande oder gar nicht.“ Das hängt mit der ambivalenten Haltung gegenüber den antihomöischen Maßnahmen zusammen, die von Athanasios oder Hilarius an sich keineswegs abgelehnt wurden, vgl. Brennecke, Hilarius von Poitiers, 344 zu Hil. syn. 78 (PL X,530 c-531 b). Die Befürwortung dieser Maßnahmen von orthodoxer Seite lässt einen weiteren Aspekt deutlich werden, der die Charakterisierung des Basileios als „Homousier“ durch Philost. erklärt. Nicht deutlich wird bei Philost., wer juristisch die Exilierung durchgesetzt hat. Diefenbach, Constantius II. und die Reichskirche, 87, nimmt an, dass die Absetzungs- und Exilierungsmaßnahmen „in direkter Zusammenarbeit mit den römischen Behörden und ohne eine unmittelbare Beteiligung des Kaisers stattfanden“. Die Erzählung des Philost., wie sie von Photios wiedergegeben wird, verschleiert jedenfalls sowohl die Beteiligung des Constantius als auch die der römischen Amtsträger. 9. ϲυνεκρότουν Vgl. Lampe s. v. 5 d. Nachdem Basileios ... etablierten das „Wesensgleich“ Zum Triumph des Basileios von Ankyra 358 nach der Synode von Sirmium vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 177. Die Position des Basileios wird von Philost. wieder seinem Schema gemäß, das die dogmatische Wahrheit des Heterousion dem Homousion gegenüberstellt, das alle dogmatisch unrichtigen Spielarten zusammenfasst, vereinfachend wiedergegeben. In Wirklichkeit lehnte Basileios von Ankyra (gemeinsam mit Georgios von Laodilem dem späteren „neunizänischen“ Glauben entspricht, gerade den Begriff ὁμοούϲιοϲ (bzw. das ὁμοούϲιον ἢ ταυτούϲιον) ab, vgl. Epiph. haer. 73,10 f. (GCS 37,280-284) mit Schladebach, Basilius von Ancyra, 67. Al-

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lerdings ist das Urteil des Philost. vielleicht nicht völlig unbegründet, weil auch für Hilarius ὁμοιούϲιοϲ im Grunde für das gleiche antiarianische Programm stand wie ὁμοούϲιοϲ, vgl. dazu Brennecke, Hilarius von Poitiers, 350. Makedonios, den ... zu ihrem Glauben hinüberzogen Makedonios, Bischof von Konstantinopel, war führender Homöusier. Aufgrund seiner Fortführung der Spekulationen zum Heiligen Geist galt er aber später als Begründer der Pneumatomachen, die nach ihm auch Makedonianer heißen. Sabbah, Sozomène et Philostorge, 123 hält es zu Recht für unglaubwürdig, dass der prominente Homöusier, der auch in der Synode von Seleukeia zu den Wortführern seiner Richtung gehörte, eine Vergangenheit als Parteigänger des Eunomios gehabt haben soll. Wie weit im Original des Philost. von einer Gefolgschaft des Eunomios die Rede war, ist m. E. offen, weil für diese Zeit eher von einer Anhängerschaft zu Aetios die Rede sein müsste. Die tendenziöse Verzerrung, dass Makedonios ursprünglich der anhomöischen Richtung zuneigte, lässt sich leicht erklären: Makedonios war der Gegner des orthodoxen Paulos. Zur Chronologie der Auseinandersetzungen zwischen Paulos und Makedonios s. Dagron, Naissance d’une capitale, 436 f. Aufgrund des Schwarz-Weiß-Schemas, das Philost. zugrunde liegt, muss jeder Gegner eines Homousiers ein Heterousier und somit ein Eunomianer sein. Eine angebliche Nähe des Makedonios zu den Homöern bei Socr. 2,12,2 und Soz. 4,20,2 f. 10. (1) Ϲιγγηδόνι Diese von Bidez hergestellte Namensform findet sich bei Photios auch cod. 65 p. 27 b 5 Ϲιγγηδών; weitere Varianten bei M. Fluß, Art. Singidunum, RE 3 A 1 (1927) 234. καὶ τὸν Vgl. K.-G. 1,585 (e). Er sagt ... unterrichteten Die Klagen gegen Basileios von Ankyra gehören in Wirklichkeit wohl erst in die Zeit, in der sich Constantius II. bereits für die Einberufung einer Synode entschieden hatte (vgl. auch Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 12), sie sind nicht der Anlass für die Synode gewesen. Philost. hat also hier wieder durch die Verschiebung innerhalb der relativen Chronologie für die Herstellung eines irrigen Motivationsgeflechts gesorgt. Übersprungen ist in dem Exzerpt des Photios der Kompromiss zwischen den illyrischen Bischöfen Valens und Ursaci Christian Doctrine, 362 f. Dieser Kompromiss bestand im so genannten „datierten Credo“ (vgl. Ath. syn. 3 f.; Socr. 2,37,31-49; Soz. 4,17,10), also in der vierten sirmischen Formel (Text bei Ath. syn. 8,3-7; Socr. 2,37,18-

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24). Sie wurde am Hof in Sirmium formuliert, als der Entschluss zur Synode in Seleukeia bereits gefallen war (vgl. Soz. 4,16,20). Aber die illyrischen „Hofbischöfe“ spielen im gesamten erhaltenen Bericht Philostorgs ohnehin keine Rolle, vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 178 f. Die Verhandlungen zwischen ihnen und Basileios, die in die Vorgeschichte der Doppelsynode von Rimini und Seleukeia gehören, sind bei Photios übersprungen worden. Ob Philost. von ihnen sprach, muss offen bleiben. Allenfalls könnte man darin, dass von Singidunum die Rede ist, einen Hinweis darauf sehen, dass bei Philost. in welchem Zusammenhang auch immer von Ursacius von Singidunum, dem Gesinnungsgenossen des Valens von Mursa, die Rede war, s. in diesem Sinn M. Mircović / S. Dušanić, Inscriptions de la Mésie supérieure I. Singidunum et le Nord-Ouest de la Province, Belgrad 1976, 27. Richtig ist bei Philost. die Einordnung von Singidunum in die Moesia prima. Zu Singidunum als Aufenthaltsort des Constantius im Juni 359 vgl. Cod. Theod. 11,30,28 mit Barnes, Athanasius and Constantius, 223, der den Beleg bei Philost. nicht hat. Das Konzil von Rimini fand im Juli 359 statt, das Erdbeben von Nikomedeia, das nach Philost. das parallel zu Rimini geplante Konzil verhindert, allerdings bereits 358. anordnete, dass zwei Synoden stattfinden sollten Die spätere Doppelsynode von Seleukeia-Rimini ist bei Philost. von Anfang an als Doppelsynode geplant. Bei Soz. 4,16,2 ist dagegen zuerst eine Gesamtsynode geplant, deren Aufteilung dann das Werk von Intrigen um Ursacius, Germinius und Valens einerseits, Eudoxios und Akakios andererseits ist, vgl. Soz. 4,16,21 f. S. auch Socr. 2,37,1 und Thdt. h.e. 2,18,1. Die Behauptung, dass die Aufteilung der Synode das Ergebnis von Intrigen war, geht auf Athanasios (syn. 2) zurück, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 10 f. Sabbah, Sozomène et Philostorge, 124, der Sozomenos und Philost. vergleicht, äußert die Annahme, dass Philost. diese Intrigen absichtlich verschweigen wollte: „Ou Philostorge a-t-il, de lui même, préféré ne rien dire des calculs intéressés visant à la division du concile, parce que ces calculs n’étaient pas à l’honneur des adversaires de ceux qu’il appelle homoousiens?“ Ein weiterer Unterschied zwischen Philost. und der orthodoxen Historiographie besteht darin, dass nach Philost. das Konzil ansc necke, Studien zur Geschichte der Homöer 10: „Die Planung der Synode scheint in erster Linie in der Hand des Basilius von Ankyra gelegen zu ha-

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ben.“ Zum Problem der Varianten über die Vorgeschichte des Konzils von Seleukeia-Rimini s. Einleitung, S. 90-92. die eine in Rimini ... in Nikomedeia Hier liegt eine deutliche Verkürzung der Vorgeschichte von Seleukeia und Rimini vor, wie sie von Sozomenos bezeugt wird: Der Vorschlag für getrennte Synoden musste, nachdem das Projekt einer Synode in Nikomedeia gescheitert war, dem Kaiser erst schmackhaft gemacht werden, vgl. Soz. 4,16,20-22 und 17,1. (2) ἅμα τοῦ ... ἐπιϲκόπου Κεκροπίου Der ungewöhnliche gen. geht auf Photios zurück, vgl. bibl. cod. 63 p. 24 a 4 f.; 80 p. 58 b 23 (an beiden Stellen korrigiert M in den dat.); 222 p. 191 b 24 f. u. 200 a 37; 238 p. 314 a 15; Passow / Crönert s. v. II B (Sp. 327,38-43). Philostorg selbst mag μετὰ geschrieben haben, wie Koetschau 267 es hier herstellen möchte, doch wissen wir bekanntlich nicht, wie wortgetreu Photios seine Vorlage wiedergibt; möglich wäre ja auch ἅμα τῷ ... ἐπιϲκόπῳ Κεκροπίῳ. Aber diejenige in Nikomedeia ... sie zugrunderichtete Erdbeben sind für Philost. wie für andere Kirchenschriftsteller Beweis für das direkte Eingreifen Gottes in dogmatische Kontroversen, vgl. den Komm. zu Philost. 2,1a und 12,10. Vgl. Evagr. h.e. 4,5. Das Erdbeben von Nikomedeia fand gemäß Amm. 17,7,2 und Cons. Const. 358,2 am 24. August 358 statt, nach Socr. 2,39,3 am 28. August, vgl. auch Hier. chron. 241a (ohne Tagesdatum). Bei Sokrates (2,39,2) verhindert das Erdbeben das Treffen in Nikomedeia völlig, Kekropios und sein Los finden keine Erwähnung. Bei Theodoretos (h.e. 2,26,2 f.) verhindert das Erdbeben, dass sich diejenigen, die das Konzil von Nikaia revidieren wollen, in Nikaia versammeln, und zerstreut sie, bevor sie sich überhaupt getroffen haben. Bei Sozomenos (4,16,2-4) findet das Erdbeben vor dem geplanten Treffen in Nikomedeia statt. Opfer sind nur Kekropios und ein weiterer Bischof, und zwar nicht in der Kirche, sondern außerhalb der Kirche (4,16,4 f.): „Das Ereignis machte den Nachdenklichen unter den Bischöfen nicht geringen Kummer, weil auch eine prächtig gebaute Kirche vom Erdbeben zerstört war, was die Feinde der Religion zum willkommenen Anlass nahmen, dem Kaiser zu melden, eine große Anzahl von Bischöfen, Männern, Kindern und Frauen sei umgekommen, die in der Hoffnung, sich dort retten zu können, ihre Zuflucht zu der Kirche genommen hätten. Doch traf das gar nicht zu, denn An Bischöfen fiel ihm nur Kekropios, der Bischof von Nikomedeia selbst, und ein anderer vom Bosporos zum Opfer, und zwar außerhalb der Kirche.“ (Übers. Hansen) Zu den Unterschieden zwischen der Darstellung von

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Philost. und Theodoretos s. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 213 Anm. 77, zu denen zwischen Philost. und Sozomenos Sabbah, Sozomène et Philostorge, 125 f. Die offenkundig existierenden Beziehungen zwischen der Darstellung der drei Kirchenhistoriker erklärt Marasco, Filostorgio, 55 f. damit, dass Sozomenos gegen eine auch von Philost. benutzte arianische Version polemisiere, während Theodoretos wiederum gegen Philost. polemisiere. Direkte Beziehungen zwischen Theodoretos und Philost. sind aber m. E. unwahrscheinlich. Bei der Version des Sozomenos ergibt sich in der Sache eine Identität mit der Version des Philost. dadurch, dass das Erdbeben das Projekt einer Synode in Nikomedeia verhindert, s. dazu auch Einleitung, S. 90-92. Ferner nimmt Sozomenos Stellung gegen eine zeitgenössische Version vom Erdbebentod vieler Bischöfe, die dem Kaiser gemeldet wird und die mit der Version des Philost. Berührungspunkte zeigt. Die dogmatische Orientierung des Kekropios wird aber von Sozomenos nicht thematisiert. Die Sozomenos-Stelle berichtet nur von der Deutung der Feinde des Glaubens, die die Effizienz des Schutzes durch ein Kirchengebäude in Frage stellen. (3) κατὰ τὰϲ γραφὰϲ Vgl. 4,12,11; 6,1,3; Lampe s. v. A 1 b. c; 5 b. an die dreihundert Mann stark Die große Zahl der in der Synode von Rimini versammelten Bischöfe wird für die im Westen verbliebenen Homöer ein Argument für ihre Autorität bleiben, vgl. Aug. coll. Max. 2 (AOW 48,156,4-6), wo Maximinus auf die a trecentis et triginta episcopis abgehaltene Synode verweist. Noch größere Zahlen (um die vierhundert) bei Ath. syn. 8,1, allerdings nur für die erste als rechtgläubig betrachtete Phase, vgl. hierzu U. Heil, in: P. Gemeinhardt (Hg.), Athanasius-Handbuch, Tübingen 2011, 223. S. zu dieser Perspektive auch Sulp. Sev. chron. 2,41,2; Soz. 4,17,2 und 23,7 (Constantius II. respektiert die hohe Anzahl der in Rimini Versammelten). Die Argumentation mit der größeren Teilnehmerzahl akzeptiert Athanasios, wenn er die gesamte Synode von Rimini in ihrem wirklichen Ablauf vor Augen hat, selbstverständlich nicht. So wendet er sich in Ath. ep. Afr. 2,4 gegen diese Argumentation mit der Behauptung, dass die Synode in Nikaia vollständiger und repräsentativer war, vgl. Stockhausen, Athanasius von Alexandrien, 124 f. verwarf den Begriff der Substanz voll und ganz Zum völligen Verwerfen des Begriffs der οὐϲία Stockhausen gegen die in Rimini getroffene und der vierten sirmischen Formel folgenden Entscheidung, „dass man nicht sagen dürfe, dass Gott eine ‚Usia‘ oder eine ‚Hypostasis‘ habe“.

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der Sohn dem Vater gemäß der Schrift ähnlich Die von Philost. zitierte Formel „ähnlich gemäß der Schrift“ entspricht dem „datierten Credo“ (der vierten sirmischen Formel). Die Synode von Ankyra hatte dagegen, was gegen Aetios gerichtet war, die homöusische Formel „ähnlich gemäß der Substanz“ festgelegt, vgl. dazu Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 19-23. was sie durch ihre eigene Unterschrift bestätigten Philost. verweist also mit dem Detail zur schriftlichen Schlussabstimmung nur auf das definitive Ergebnis der Entscheidungen des Konzils von Rimini (Mai 359), dem, nachdem zunächst ganz klar im nizänischen Sinn abgestimmt wurde, erst in der zweiten Session ein homöisches Bekenntnis in der Art des „datierten Credos“ abgepresst wurde, vgl. dazu Ayres, Nicaea and its legacy, 261 f. Das Ignorieren der ersten „nizänischen“ Phase des Konzils durch Philost. muss als tendenziös gewertet werden. Allerdings wird auch bei Ath. ep. Afr. die erste Session der Synode von Rimini völlig ignoriert, nachdem einmal das häretische Gesamtresultat feststand. Vgl. Stockhausen, Athanasius von Alexandrien, 131. Vielleicht verdankt Philost. auch hier seine Grundinformationen einer nizänisch-athanasianischen Quelle, die er nur in ihrer Tendenz völlig verkehrte. In Ath. syn. 8,1 wird umgekehrt nur die erste nizänische Phase der Synode zur Kenntnis genommen, vermutlich weil die Geschichte der zweiten Phase noch nicht bekannt war. 11. (1) Nikomedeia durch ein Beben ... zerstört worden war Zum Erdbeben vom 24. August 358 (s. den Komm. zu Philost. 4,10,2) vgl. die Beschreibung bei Lib. or. 61. Bei Libanios wird der Tsunami vor dem Feuer eingeordnet. Eine enge Parallelbeziehung zwischen Philost. und Libanios nimmt hier Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 207 an. Synode in Seleukeia Durch die Wahl von Seestädten, nämlich dem verkehrsgünstig gelegenen Seleukeia am Kalykadnos im Osten und Rimini im Westen, waren bei einem ökumenischen Konzil wesentliche Ersparnisse im kaiserlichen Postwesen möglich. Vgl. die Antwort des Liberius bei Thdt. h.e. 2,16,18, man benötige keine Staatspost, da die Kirchen ihre Bischöfe immer bis zum Meer schicken könnten. Tarsos nicht akzeptiert S. hierzu die Einleitung, S. 90-92. (2) Basileios und die Seinen spalteten … tagten für sich Die Synode versammelte ungefähr 160 Bischöfe, von denen die Mehrheit Homöusianer waren, vgl. Hil. c. Const. 12, der 105 Homöusier nennt, während der Rest aus 19 Anhomöern und Homousiern bestand. Die Behauptung Philostorgs,

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dass die Homöusier, die ohnehin in der Mehrheit waren, für die Spaltung der Synode verantwortlich waren und eine eigene Versammlung für sich bildeten, beschreibt daher den Verlauf der Synode in tendenziöser Weise. Philost. verschweigt auch, dass die Synode staatlicherseits gelenkt war, nämlich vom comes und späteren quaestor sacri palatii Leonas und vom Statthalter von Isauria Lauricius, und dass es großenteils an dieser staatlichen Autorität lag, dass die geteilte Synode dann ohne eine für alle verbindliche Entscheidung schloss. „ähnlich gemäß der Substanz“ In Seleukeia wurde zunächst durch Leonas ein der vierten sirmischen Formel vergleichbares homöisches Bekenntnis des Akakios verlesen (vgl. Socr. 2,40,6 f., s. zum Text Epiph. haer. 73,25 f. [GCS 37,298-301] und Socr. 2,40,8-17, vgl. zum Text Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 244-246), das dann verworfen wurde, zugunsten einer Formel, die gegenüber der einschränkenden Formel des Akakios (Ähnlichkeit nur im Willen, nicht in der Substanz) festlegte, dass der Sohn auch „ähnlich gemäß der Substanz sei“. Philost. interpretiert dann in 5,12 diese Formel der Gruppe um Basileios von Ankyra als „Wesensgleich“. Die Bewertung der dogmatischen Positionen von Seleukeia fällt also mit dem ebenfalls anachronistischen Zeugnis des Theodoretos zusammen, bei dem die Gruppe um Basileios von Ankyra letztlich als Vertreter der homousischen Orthodoxie dargestellt wird (vgl. Thdt. h.e. 2,27,6 und 28[27]). Zur Kritik an dieser rückprojizierenden Vereinfachung bei Theodoretos vgl. Schladebach, Basilius von Ancyra, 53 f. erhoben ... Anianos zum Bischof von Antiocheia Der unter ein privilegiertes Exil gestellte, aber von Constantius II. anscheinend nicht definitiv abgesetzte (s. den Komm. zu Philost. 4,8,2) Bischof Eudoxios, der mit Aetios sympathisierte, wurde von der homöusischen Mehrheit von Seleukeia durch Anianos ersetzt, der wiederum von den Amtsträgern des Constantius Leonas und Lauricius sofort abgesetzt und ins Exil geschickt wurde, vgl. Socr. 2,40,46. Dagegen bekräftigten Eudoxios und Aetios ihrerseits … überall hin Zur Zusammenarbeit zwischen Aetios und Eudoxios innerhalb der in Seleukeia unterlegenen Minderheit s. Ath. syn. 38,4 (Athanasius Werke 2,265,2-6). Aus der Erzählung Philostorgs gewinnt man den Eindruck, dass nicht der Gegensat theologische Differenz zwischen Eudoxios und Aetios einerseits und dem angeblich insgesamt homöusischen (mit der Formel „ähnlich gemäß der Substanz“, die für Philost. de facto auf das homousische Bekenntnis hin-

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ausläuft) Rest der Synode andererseits die Debatte von Seleukeia dominierte. Das hängt damit zusammen, dass die Bedeutung des Akakios in der Synode von Seleukeia ganz ausgeblendet wird. Vgl. dagegen zur Rolle des Akakios Soz. 4,22,8 und zu den Unterschieden zu Philost. die Beobachtungen von Sabbah, Sozomène et Philostorge, 128. Bei dem verschickten Schriftstück handelt es sich wohl um die bei Thdt. h.e. 2,28(27) erwähnte Ekthesis, vgl. BMP, 331 Anm. 4. 12. (1) πρεϲβευόντων Vgl. Lampe s. v. E. Als der Kaiser das erfuhr ... aus Libyen Die kirchenpolitischen Ereignisse, die sich zwischen Oktober/November 359 bis zum Februar 360 in Konstantinopel abspielten und die in diesem Kapitel des vierten Buches behandelt werden, sind wegen der durch die Tendenz bedingten großen inhaltlichen Unterschiede in den erzählenden Quellen nur sehr schwer zu rekonstruieren, vgl. zur undurchsichtigen Quellenlage Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 48 f. Ergebnis der gescheiterten Synode von Seleukeia war nach Sokrates, dass die Delegationen der Mehrheitspartei um Basileios (Socr. 2,40,48) und der Minderheitspartei um Akakios (2,41,2) nach Konstantinopel kamen und sich im Dezember 359 eine Debatte vor dem Kaiser lieferten. Eine leichte Variante bietet Sozomenos, bei dem alle Akakianer, zehn Delegierte der homöusischen Mehrheit von Seleukeia und zehn Delegierte der Synode von Rimini beim Kaiser zusammentrafen (Soz. 4,23,1). Neben den Delegierten der Synoden von Seleukeia und Rimini mag es noch weitere Bischöfe gegeben haben, die nach Konstantinopel reisten, wie die Anwesenheit des Hilarius von Poitiers verrät, der zuvor auch an der Synode von Seleukeia teilgenommen hatte, vgl. Sulp. Sev. chron. 2,45,3. Die Angabe Philostorgs, dass „alle“ nach Konstantinopel kommen sollten, könnte sich daraus erklären, dass neben dem Osten auch der Westen durch Delegierte der Synode von Rimini vertreten war, die sich mit Akakios zusammenschlossen und schließlich durchsetzten, dass dann auch Basileios und seine Anhänger der in Nike diktierten homöischen Formel zustimmten. Dass das Treffen nur auf die Delegationen beschränkt war und die Einberufung eines größeren Kreises bewusst unterlassen wurde (vgl. auch Thdt. h.e. 2,28[27],3 f.), hat Philost. offenkundig absichtlich unterschlagen und in vielem die Bedeutung des Trefgione, Eunomius of Cyzicus, 224 Anm. 146 annimmt). Bei ihm versammeln sich fast alle Bischöfe aus den drei Weltteilen in Konstantinopel, um die Bühne der Debatte, in der Aetios sich bewährte, größer und bedeuten-

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der zu machen. Philost. unterscheidet auch nicht zwischen dem Treffen der Delegationen Ende 359 in Konstantinopel und einem zweiten Konzil von Anfang 360, dessen Einberufung von Akakios aktiv betrieben wurde, vgl. zu diesem Konzil Ayres, Nicaea and its legacy, 165. Zur Debatte vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 448 und Lim, Public disputation, 119 f. Anführer ... Basileios und Eustathios Zur Gesandtschaft der Homöusier, die bei Philost. wieder als Homousier ausgegeben werden, vgl. Thdt. h.e. 2,28(27),3 f.: Die Delegation bestand aus zehn Personen, darunter Eustathios von Sebasteia, Basileios von Ankyra, Silvanos von Tarsos, Eleusios von Kyzikos. Das Verfahren einer Entsendung von Gesandtschaften von zehn Legaten war von Constantius II. bereits im Anschreiben für die Einberufung des Doppelkonzils festgelegt worden, vgl. Hil. coll. antiar. p. 93,22-94,4, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 23 f. Die Homöusier konnten dabei für sich in Anspruch nehmen, die offizielle Gesandtschaft des Konzils von Seleukeia darzustellen. denen unter anderem ein weiterer Basileios … vor öffentlichen Auseinandersetzungen Basileios von Ankyra und Eustathios von Sebasteia waren die Führer der Gruppe, die das „Wesensähnlich“ verteidigten. Eustathios, der Bischof des kappadokischen Sebasteia, war der Mentor des jungen Basileios und bis zum spektakulären Bruch von 372/373 mit diesem befreundet. Für Basileios war er vor allem ein Vorbild im Asketentum. Vgl. zu den Anfängen der Verbindung vor allem die allgemein akzeptierte Identifikation mit dem in Bas. ep. 1 (Y. Courtonne, Saint Basile. Lettres. Tome 1, Paris 1957, 3-5) genannten Philosophen Eustathios J. Gribomont, Eustathe le Philosophe et les voyages du jeune Basile de Césarée, RHE 54 (1959) 115-124; Pouchet, Basile le Grand et son univers d’amis, 87-93; Rousseau, Basil of Caesarea, 73-75. Die Begleitung des Eustathios durch den jungen Basileios ist vermutlich historisch, vgl. bereits F. Loofs, Eustathius von Sebaste und die Chronologie der Basiliusbriefe, Halle 1898, 56 = F. Loofs, Patristica. Ausgewählte Aufsätze zur Alten Kirche, 283: „Selbst wenn wir nicht die ausdrückliche Nachricht des Philostorgius hätten, dass B. damals ein Spiessgeselle der homöusianischen Führer, des Basilius von Ankyra und des Eustathius gewesen sei, würden wir dies bei seiner Stellung zu Eustathius dennoch annehmen müssen.“ Vgl. Hauschild, Art. Basilius von Cae Rolle, die Athanasios in Nikaia für Alexandros gespielt haben soll, vgl. Socr. 1,15,3; Rufin. hist. 10,15 (GCS 9,980 f.). Auf der Gegenseite stand Eunomios dem Aetios als Hilfe bei, vgl. zur symmetrischen Konstruktion

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der debattierenden Paare Lim, Public disputation, 119: „Philostorgius, whose History stands as our main source for this encounter, placed Basil and Eunomius in the auxiliary role (ὁ ϲυναϲπίζων).“ Zwar kritisiert Basileios das Konzil von Konstantinopel von 360 in schärfster Form, vgl. S. Giet, Saint Basile et le concile de Constantinople de 360, JThS 6 (1955) 94-99. Seine vorübergehende Anwesenheit scheint mir aber gegen Drecoll, Entwicklung der Trinitätslehre des Basilius von Cäsarea, 3 f. gleichwohl sicher. Gegen die bisherige Interpretation von Philost. wendet Drecoll ein, der „andere“ Basileios, ein Diakon, werde von Philost. keineswegs als der bekannte Basileios vorgestellt. Gregor von Nyssa nenne „bei der Darstellung des kirchlichen Aufstiegs des Basilius das Diakonenamt überhaupt nicht“ und erwähne „mit keiner Silbe, daß Basilius 360 in Konstantinopel eine bedeutende Rolle gespielt hat“. Der Name Basileios war weit verbreitet (vgl. zu einem Basileios in der Umgebung des Basileios Bas. ep. 119,12-14 mit Drecoll, 199, s. auch den Presbyter Basileios bei Soz. 5,11,7 und 9-11, BHG 242 und 243 mit Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 149 f.). Allerdings wird der Begleiter des Basileios von Ankyra und vor allem des Eustathios von Sebasteia als rhetorisch hochbegabt beschrieben, auch wenn er seine Redekunst 360 nicht zur Anwendung gebracht habe. Angesichts der weiteren Äußerungen des Philost. zur rhetorischen Begabung des Basileios und zu seiner Auseinandersetzung mit Eunomios ist m. E. nicht daran zu zweifeln, dass die Konfrontation in Konstantinopel von 360 zum Präzedenzfall späterer Auseinandersetzungen gemacht wird. Die Technik ist ähnlich wie bei der Dublette der Konfrontation zwischen Basileios von Ankyra und Aetios, s. den Komm. zu Philost. 3,16. Schließlich finden sich – entsprechend der von Philost. beschriebenen Schüchternheit – durchaus Hinweise bei Gregor von Nyssa, die auf einen vorzeitigen Rückzug des Basileios aus der Debatte von 360 schließen lassen, vgl. Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 22 f. Ganz deutlich ist das Zeugnis der (nach Jaeger auf jeden Fall authentischen) Kephalaia im Contra Eunomium, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1, Keph. 9: „Wie es sich erweist, dass er, während er Basileios beschuldigt, zu dem Zeitpunkt der Auseinandersetzungen seine Sache nicht vertreten zu haben, auch selbst von dem Vorwurf nicht unbetroffen ist.“ (Übers. Röder, 119) Vgl. ferner die Anspielungen Selbstzeugnis des Basileios über das Versagen beim aktiven Bekennen (ep. 240,2) ist dagegen so vage, dass mir der Bezug auf die Synode von Konstantinopel nicht als evident erscheint, anders Rousseau, Basil of Caesarea,

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100 mit Anm. 14. Die Unterzeichnung des homöischen Dogmas von NikeKonstantinopel durch Dianios lehnte Basileios später ab (vgl. ep. 51,2), ohne sich dazu zu äußern, dass führende Homöusier zu guter Letzt auch dieses neue Bekenntnis unterschrieben hatten. (2) τῶν δὲ τὸ ἑτεροούϲιον sc. πρεϲβευόντων. οἱ τὴν δύναμιν ἄκροι Ist, wie Valesius 496 richtig erkannt hat, Prädikatsnomen zu Ἀέτιοϲ ... καὶ Εὐνόμιοϲ (ohne Artikel wie zuvor Βαϲίλειόϲ τε καὶ Εὐϲτάθιοϲ), ebenso wie dahinter δευτεραγωνιϲτῶν χορὸν ἐκπληροῦντεϲ zu ἐπίϲκοποι (woran sich die Apposition Μάριϲ – ἔφερον anschließt); beide Teile sind durch μὲν - δὲ verknüpft: Ἀέτιοϲ μὲν καὶ Εὐνόμιοϲ ... ἐπίϲκοποι δὲ. Das Prädikatsnomen ist hier mit dem Artikel versehen (vgl. K.-G. 1,592 Anm. 4; s. o. zu 3,1), weil auf die führende Rolle des Aetios und Eunomios als ein feststehendes Faktum abgehoben wird, das sich aus dem über sie bereits Gesagten (vgl. 3,15-17. 19. 27; 4,8; 4,11 bzw. 3,20 f.; 4,5; 4,8,4; 4,9) ergab. Zu ὑπάρχειν mit Prädikatsnomen vgl. LSJ s. v. B I 4, z. B. hier 3,2a,1. διακόνων ἑκάτεροϲ βαθμὸν ἀνέχων Apposition zu Ἀέτιοϲ ... καὶ Εὐνόμιοϲ. Das ἀνέχων ist sonderbar, denn man erwartet ein einfaches ἔχων (wie es in M steht), vgl. 4,12,1 (διακόνων ... τάξιν ἔχων) u. 1,4. Möglicherweise ist aber gemeint, daß beide ihre Diakonenwürde als Bürde empfanden und ertrugen (vgl. Phot. ep. 292,4 f. πολυπλάϲιον βάροϲ ἀνέχειν ὀχλήϲεων), denn Aetios scheute anfangs davor zurück (3,17), und auch Eunomios war nicht sofort dazu bereit (4,5; 4,8,4). Akakios … eine gleiche Glaubensgesinnung vorheuchelte Aetios wird von Athanasios bereits für die Synode von Seleukeia als Gefährte des Akakios hingestellt, vgl. syn. 38,4 (Athanasius Werke 2,265,2-6). Philost. behauptet letztlich hier für 359/360 nichts anderes: Akakios steht auf der Seite des Aetios und bekleidet wie Maris und Eudoxios eine Nebenrolle in dieser Parteiung. Allerdings stellt Philost. dies als nur vorgetäuschte Position des wendigen Akakios dar, der in Wirklichkeit Anhänger der Homousie gewesen sei (und dies dann bald wieder zeigen wird, vgl. Philost. 12,10 f.). Vgl. zur Wende des Akakios auch Soz. 4,22,8: „Akakios aber wurde verdächtigt, absichtlich von den anderen im Dogma abzuweichen und unter diesem Vorwand die Untersuchungen gegen sich abzubrechen, weil stantinopel, bekannt hatte, der Sohn sei dem Vater in allem gleich und von gleichem Wesen, jetzt aber hartnäckig seine früheren Bekenntnisse abstritt.“ (modifizierte Übers. Hansen)

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in der Absicht, Basileios … in Ehren hielten Die Gründe, aufgrund derer Akakios zum Gegner des Homöusiers Basileios von Ankyra wird und sich der radikaleren, homöischen Richtung des Eudoxios annähert, werden bei Philost. vielleicht nicht ganz unzutreffend in der Kirchenpolitik ausgemacht. Akakios habe seine deutlicher subordinationistische Glaubensüberzeugung vorgeheuchelt, weil sein Konkurrent Kyrillos von Jerusalem, der von ihm abgesetzt worden war, von Basileios und seinen Leuten weiterhin als Bischof anerkannt wurde. In der Tat wurde Kyrillos durch die Synode von Seleukeia wieder in sein Amt eingesetzt und diese Entscheidung trug wesentlich zu den aggressiven Aktionen des Akakios bei, vgl. auch Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 42 Anm. 11. Die Darstellung Philostorgs hat große Gemeinsamkeiten mit derjenigen Theodorets, die ebenfalls den Konflikt zwischen Akakios und Kyrillos in den Vordergrund stellt und den Kyrillos in die Gruppierung um Basileios von Ankyra einbindet, vgl. Thdt. h.e. 2,27,2-8 (nach Thdt. h.e. 2,26 ist die Absetzung des Kyrillos sogar das eigentliche Thema der Synode von Seleukeia gewesen, vgl. Brennecke, 42 Anm. 11). Allerdings ist bei Theodoretos Akakios schon von Anfang an dogmatisch auf der falschen Linie, wie seine Verurteilung durch das Konzil von Serdica zeigt (Thdt. h.e. 2,27,2). Etwas anders zu den Differenzen zwischen der Gruppe um Akakios und der um Basileios Soz. 4,24,4, wo der dogmatische Unterschied nicht nur eine Funktion sonstiger Auseinandersetzungen ist, sondern neben den kirchenpolitischen Verwerfungen und Anklagegründen steht, die allerdings dann dominieren: „In dogmatischen Fragen unterschiedlicher Meinung, kritisierten sie bei deren Absetzung nicht ihren Glauben, vielmehr erhoben sie gegen alle gemeinsam den Vorwurf, sie hätten die Kirchen in Verwirrung gestürzt und gegen die kirchlichen Gesetze verstoßen.“ (Übers. Hansen) In Soz. 4,25,2-4 werden dann die kirchenpolitischen Anklagegründe des Akakios gegen Kyrillos erörtert, der zur großen mit Basileios vertriebenen Bischofgruppe gehört und ein zweites Mal abgesetzt wird. Dabei wird auch die erste Absetzung durch eine palästinische Provinzialsynode zur Sprache gebracht, die sich an der Frage der Metropolitanrechte von Kaisareia entzündete und dann zu dogmatischen Auseinandersetzungen führte, vgl. Bihain, Le „Contre Eunome“ de Théodore de Mopsueste, 334orthodoxer Anhänger der nizänischen Homousie, was offenkundig schon in der Theodoretos’ und Sozomenos’ gemeinsamen Quelle zu finden war, nämlich im Contra Eunomium des Theodoros von Mopsuestia (vgl. Bi-

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hain, 347), der im fünften Buch seines auf 25 Bände angelegten Contra Eunomium die Auseinandersetzung zwischen Kyrillos und Akakios sehr detailliert behandelt hat, vgl. das von Bihain, 348 f. publizierte Fragment aus cod. Athos, Vatopedi gr. 286. Der Eindruck des dogmatischen Opportunismus bei Philost. ist aber wohl nicht ganz aus der Luft gegriffen. Bevor Akakios neue Allianzen schloss, gehörte er in der Tat zur gemäßigten Mehrheitsströmung, wie seine Teilnahme an den Konzilien von Antiocheia 341, von Philippopolis 342/3, von Mailand 355 und von Antiocheia 358 nahelegt, vgl. dazu Kopecek, History of Neo-Arianism, 182. (3) ὁ Ἀκάκιοϲ μὲν Da nicht ersichtlich ist, welche Person in einem δέGlied behandelt werden sollte und da θαρϲαλέοϲ gleich dahinter schon mit einem μὲν versehen ist, spricht viel für die Tilgung des μὲν, vgl. Gothofredus 72. θαρϲαλέοϲ μὲν ... διανοηθῆναί τε ... ὀξὺϲ Vgl. Denniston 374-76. Akakios … in Worte zu fassen Zu den intellektuellen Fähigkeiten des Akakios vgl. Soz. 4,23,2: „Akakios stellte sich ja keineswegs als ein Durchschnittmensch dar: Er war von Natur zum Denken und Reden begabt, konnte seine Pläne auch in die Tat umsetzen, stand an der Spitze einer bedeutenden Kirche, rühmte sich seines Lehrers Eusebios, des Schülers des Pamphilus, dessen Bischofsamt er fortführte, und erhob den Anspruch, durch das Ansehen der von ihm ererbten Bücher mehr als die anderen zu wissen. Ein solcher Mann erreichte leicht, was er wollte.“ (Übers. Hansen) Vgl. dazu Drijvers, Cyril of Jerusalem, 37; Bihain, Le „Contre Eunome“ de Théodore de Mopsueste, 332 Anm. 5. Auch der bei Gr. Naz. or. 21,21 (SC 270,154) beschriebene eloquente und streitsüchtige Prälat, der ein Theologe war, der „eher in Leidenschaft für den Streit und die persönlichen Rachefeldzüge entbrannt, als dass er den gottlosen Dogmen verpflichtet war, die er verteidigte“, könnte mit Akakios zu identifizieren sein, so jedenfalls Tillemont, Mémoires, 466. weshalb er auch als einziger ... arrangiert hat Die als umfangreich beschriebene Aktensammlung des Akakios könnte dementsprechend eine der Hauptquellen für die Kirchenhistoriker gewesen sein, die über die Kirchenpolitik von Ende 359 bis Anfang 360 berichteten, vgl. W. Hauschild, Die antinizänische Synodalsammlung des Sabinos von Herakleia, VChr 24 (1970) 105-1 chenparteien, 153 und 244 Anm. 459. Hauschild geht also gegen die ältere Sekundärliteratur davon aus, dass für die Kirchenhistoriker nicht Sabinos von Herakleia die Hauptquelle für die Ereignisse in Konstantinopel war.

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Allerdings bleibt bei der Annahme der gemeinsamen Grundquelle Akakios dann als Problem, wie die beträchtlichen Abweichungen zu erklären sind, die für diese Ereignisse zwischen Sokrates und Sozomenos einerseits und Philost. andererseits auffallen, vgl. auch Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 49 Anm. 51. (4) δοξαζόντων Vgl. Lampe s. v. A. sprach Basileios ... die das „Wesensgleich“ vertraten Basileios von Ankyra ist im Bericht des Sozomenos (4,23,3 f.) dagegen ausgeklammert, in dem allein Honoratus und Constantius II. den Aetios befragen. Akakios soll nach der Erzählung des Sozomenos mit diesem Verfahrensweg die Hoffnung verbunden haben, dass Aetios den Sieg davontrage und der (arianischen) Häresie zum Durchbruch verholfen wäre. Erst in einem zweiten Schritt, nach der Niederlage des Aetios, setzten dann Akakios und seine Freunde die Formel von Rimini durch (Soz. 4,23,5-8). während die Anhänger des „Wesensverschieden“ ... sekundierte In Konstantinopel standen die Homöusier der Mehrheit des Konzils von Seleukeia dem Akakios und seinen Verbündeten gegenüber. Aetios und seine Anhänger spielten keine zentrale Rolle. Die vom Stadtpräfekten Honoratus geleitete Untersuchung gegen Aetios eröffnete allerdings das Treffen, vgl. zu Honoratus PLRE 1,438 f. Honoratus 2. Die Theologie des Aetios, die in Seleukeia noch kein eigener Beratungsgegenstand war, wurde wegen seiner Unterstützung durch Eudoxios und Akakios tatsächlich diskutiert, vgl. Soz. 4,23,3-5. Gleichwohl hat erst Philost. „daraus unter Verschiebungen der Gewichte eine große Auseinandersetzung zwischen Basilius und Aetius gemacht, aus der natürlich Aetius als Sieger hervorgeht“, s. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 51 Anm. 63. Vgl. auch Löhr, Entstehung der homöischen und homöusianischen Kirchenparteien, 244 Anm. 466: „Philostorgios will den Aetius zum Helden stilisieren, aber es fehlt ihm sichtlich an Material. So erfindet er eine vor einem großen Forum abgehaltene Disputation zwischen Aetius und Basilius von Ankyra, in welchem der Homöousier natürlich den Kürzeren zieht.“ Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 222 Anm. 236 nimmt an, dass Philost. eine Begegnung im Rahmen des Konzils von Seleukeia, auf dem die Konfrontation zwischen Aetios und Basileios von Bedeutung gewesen sei, mit dem Treffen vor (5) δέχονται μὲν Der Gegensatz liegt im folgenden καὶ ἄκοντεϲ, vgl. Denniston 380 f. (i).

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(6) durch die Redekraft des Aetios völlig besiegt Der freie, vom Kaiser noch nicht beeinflusste Austausch der Argumente endet also mit dem triumphalen Sieg des Aetios, und die anfängliche Angst des Basileios von Ankyra vor der Dynamis des Aetios erweist sich als berechtigt. die Substanz des Gezeugten ... gemein habe Zur Verschiedenheit der Substanz von Vater und Sohn in der Lehre des Aetios vgl. L. R. Wickham, The Syntagmation of Aetius the Anomean, JThS 19 (1968) 532-569, sowie das Zeugnis des Basileios von Kaisareia Eun. 1,1,26-28 (SC 299,144); Spir. 2,4. S. auch Hist. aceph. 14. (7) Als der Kaiser ... seinen Zorn zu befriedigen Zum Umschwung während eines nun größeren Treffens in Konstantinopel im Januar 360 vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 449. In diesem Konzil wurde dann Aetios auch von seinen früheren Unterstützern abgesetzt, was von Philost. breit beschrieben worden ist. Aetios war schon früher durch Basileios von Ankyra angeblich verleumdet worden, worauf hier zurückverwiesen wird, vgl. Philost. 4,8,1. (8) Darauf entgegnete Aetios ... ähnlich erkläre Diese Aussage scheint nicht recht vereinbar mit dem, was von den Lehren des Aetios bekannt ist. Doch vertrat Aetios, auch wenn die Gegenseite seine Auffassung als „anhomöisch“ abgestempelt hat und er vielleicht sogar den Begriff ἀνόμοιοϲ gebraucht hat (Bas. Spir. = Athanasius Werke 3,1,4 p. 519 f. Dok. 61.2), in Wirklichkeit keineswegs die These von der völligen Unähnlichkeit von Vater und Sohn. In seiner Lehre sind vielmehr Vater und Sohn κατὰ βούληϲιν καὶ ἐνέργειαν durchaus gleich, aber κατ’ οὐϲίαν verschieden, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 19 und 21; Abramowski, Art. Eunomios, 942-946, sowie die Ausführungen Prieurs in BMP, 335 f. Anm. 4. Vgl. ferner die Argumentation des Eunomios, wie sie von Philost. 6,1 wiedergegeben wird. Diese Argumentation war derjenigen des Basileios von Ankyra entgegengesetzt, der seine Unterschrift unter die vierte Formel von Sirmium damit rechtfertigte, dass Gottsohn dem Vater „in allem“, also nach der Substanz, der Existenz und dem Sein und nicht nur nach dem Willen ähnlich sei, vgl. Epiph. haer. 73,22,7 (GCS 37,295) mit Martin, Athanase et les néo-ariens, 285. (9) Constantius ... ließ er Aetios aus dem Palast werfen Als im Dienheterousischen Glaubensbekenntnisses überzeugt ist (s. dazu auch Philost. 5,1,6; 6,5; 6,5a,6; vgl. Einleitung, S. 97), ist Constantius II. also über die scheinbare Konzession des Aetios in Richtung auf die Wesensgleichheit

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hochempört. Parallel, aber aus einem genau entgegengesetzen Grund erfolgt die Reaktion des Constantius bei Thdt. h.e. 2,28(27),6 f. Hier ist der Kaiser über das offene Bekenntnis des Eudoxios bzw. Aetios zur Wesensverschiedenheit empört. Zur persönlichen Erregung des Constantius über die Theologie des Aetios vgl. auch Soz. 4,23,4 und 24,2; Thdt. h.e. 2,28(27),12 f. (10) οἰκονομίαϲ Vgl. Lampe s. v. D 6. die anderen bemäntelten ihr unfreiwilliges Handeln Der Umstand, dass viele derer, die den Aetios verurteilen, gegen ihre wirkliche Überzeugung agierten, findet man auch in einer Quelle des Sozomenos, auf deren häufige Übereinstimmung mit Philost. wiederholt hingewiesen worden ist, vgl. Soz. 4,24,2. Diplomatie οἰκονομία hat eine Fülle von Bedeutungen etwa „Heilsordnung“. Aufgrund des Kontextes kann es hier aber, wie auch in Philost. 6,3, nur im durchaus belegten und für den Umgang mit innerkirchlichen Gegnern angewandten Sinne von „klugen Entgegenkommen“ gebraucht worden sein, vgl. G. Richter, Oikonomia. Der Gebrauch des Wortes Oikonomia im Neuen Testament, bei den Kirchenvätern und in der theologischen Literatur bis ins 20. Jahrhundert, Berlin 2005, 238 mit Verweis auf den Sprachgebrauch bei Asterios Sophistes. Richter, der die Parallelen bei Philost. nicht bemerkt, äußert 240 Anm. 97 die Vermutung, οἰκονομία habe diese spezielle Bedeutung vielleicht im arianischen Sprachgebrauch gewonnen. Das ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil es sich bei den Psalmenhomilien des Asterios nicht um Werke des bekannten Sophisten und Inspirators des Areios handelt, vgl. W. Kinzig, In Search of Asterius. Studies on the Authorship of the Homilies on the Psalms, Göttingen 1990. Jedenfalls ist der Terminus dann ab dem 4. Jh. auch bei orthodoxen Autoren weitverbreitet, vgl. dazu J. Reumann, Οἰκονομία as „Ethical Accommodation“ in the Fathers, and its Pagan Backgrounds, StPatr 3 (1961) 370379; H. Ohme, Oikonomia im monergetisch-monotheletischen Streit, ZAC 12 (2008) 308-343. So erbittet Basileios (?) bei Gr. Naz. or. 43, In laudem Basilii (SC 384,278) Verständnis dafür, aus Gründen der οἰκονομία nicht auf den Begriff ὁμοούϲιοϲ bestanden zu haben. Vgl. die vom alexandrinischen Patriarchen Eulogios (581-607) in der Schrift περὶ οἰκονομίαϲ ( nern) gegebenen Erläuterungen (Phot. bibl. cod. 227, 244 b): „Wenn die Dogmen der Kirche unverrückt stehen und durch andere Aussagen verkündet werden, kann man sich darauf einlassen, Worte zu verschweigen, wenn

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diese Ausdrücke für die, die von aufrichtigen Absichten geleitet sind, keine begründeten Anlässe zum Ärgernis geben.“ (Übers. Ohme, 327) οἰκονομία kann dabei sowohl in der Definition von Glaubensinhalten als auch im Verhältnis zu kirchlichen Führern der Gegenpartei an den Tag gelegt werden. Der Begriff war auch im ungefähren Zeithorizont des Photios aktuell. Konstantinos Porphyrogennetos, der Sohn Leons VI. wurde, obwohl aus einer ungültigen Verbindung mit Zoe Karbonopsina hervorgegangen, in einer οἰκονομία-Vereinbarung von Nikolaos Mystikos getauft, nachdem die Mutter den Palast verlassen hatte und damit eine kanonisch unerlaubte vierte Ehe des Kaisers fürs erste verhindert worden war, vgl. G. Dagron, Kirche und Staat – Von der Mitte des 9. bis zum Ende des 10. Jahrhunderts, in: E. Boshof (Hg.), Die Geschichte des Christentums. Bd. 4: Bischöfe, Mönche und Kaiser (642-1054), Freiburg 1994, 176-255, hier 201. (11) τούτῳ ... ὑποϲημήναϲθαι Das Verb ὑποϲημαίνεϲθαι wird bei Philostorg (d. h. in der Epitome des Photios) sowohl mit dem dat. (vgl. 2,1,1 u. 4,12,10) als auch mit dem acc. (vgl. 5,1,2 u. 6,3,1) verbunden, und zwar beliebig, denn dasselbe Wort καθαίρεϲιϲ steht 4,12,10 im dat. und 6,3,1 im acc. (dort samt dem weiteren Objekt ἔκθεϲιν). Zugunsten von Bidez’ τούτῳ (statt Valesius’ 497 τοῦτον) ließe sich anführen, daß mit dem Kasuswechsel die Abgrenzung zu dem vorangehenden Kolon τὸν τῶν ἑϲπερίων τόμον προκομιϲάμενοϲ deutlicher wird. Der gleiche Überlieferungsfehler (gen.) liegt 7,2,1 vor. περιείχετο ... τῷ τόμῳ Vgl. Phot. bibl. cod. 96 p. 81 a 15 περιείχετο ... τοῖϲ βιβλίοιϲ ἐγκλήματα ἑπτά. ἀνομολογεῖν = „anerkennen“, s. zu 1,7. das Schriftstück derer aus dem Westen Also das in Rimini 359 zum Schluss unterschriebene homöische Dokument, vgl. Philost. 4,10 und 7,6. Enthalten … der Sohn als dem Vater ähnlich gemäß der Schrift anerkannt wurde Diese Formel wird von Gr. Naz. or. 21,22 (SC 270,156) als „Köder, der für die intellektuell Minderbegabten den Bronzehaken der Gottlosigkeit umkleidete“, oder als „Kothurn, der genauso zum linken wie zum rechten Fuß passt“, attackiert. Von Philost. wird diese Formel offenkundig (ebenso wie von Eunomios, s. Philost. 6,1) als rechtgläubig angesehen. Die Eunomianer sahen sich eher nicht als Anhomöer (s. den Komm. zu Philost. 4,12,8), sondern akzeptier Schrift“. Indem Akakios als Anhänger des Homousion auf der einen Seite den rechtgläubigen Aetios verurteilen, auf der anderen Seite aber, um Constantius II. zu gefallen, eine zwar unvollständige, aber rechtgläubige

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Formel unterschreiben lässt, erweist er sich in der vereinfachenden Sicht des Philost. als besonderer Opportunist. Photios hat hier möglicherweise die Argumentation des Philost. nicht völlig verstanden, da man den Eindruck hat, dass die Unterschrift derer, „die zuvor das ‘Wesensverschieden’ verkündet hatten“, eine radikale Meinungsänderung voraussetzt. So unterschrieben ... „Wesensverschieden“ hochgehalten hatten Zur Verschlagenheit des Akakios s. Philost. 4,12,2. Unter denen, die den Aetios verurteilten und damit ihre frühere Position verrieten, gehörte vor allem Eudoxios, der allerdings hier ebensowenig explizit erwähnt wird wie in der kleinen Epitome (bibl. cod. 40). Der Seitenwechsel des Eudoxios spielte auch im Schrifttum gegen Eunomios eine zentrale Rolle. Vgl. auch Thdt. h.e. 2,28(27),13-16. Löhr, Entstehung der homöischen und homöusianischen Kirchenparteien, 245 Anm. 266: „Bei der Szene vor dem Kaiser bleibt der Fall des Eudoxius völlig aus dem Blick.“ Das ist insofern richtig, als der Name des Eudoxios nicht genannt wird. Es wird aber eine Personengruppe erwähnt, deren Verhalten demjenigen des Eudoxios entspricht. Die Frage stellt sich, ob Photios den Namen verschwiegen hat oder ob Philost. hier zwar eine Quelle benutzt hat, die das Verhalten des Eudoxios beschrieb, dann aber eine Variante eingefügt hat, indem er den Namen des Eudoxios ausgeklammert und dessen Verhalten einer anonymen Gruppe zugeschrieben hat. Indiz für das Vorliegen einer solchen Konstruktion ist die Tatsache, dass Eudoxios in Philost. 5,1 bei seiner Erhebung zum Bischof von Konstantinopel aus Antiocheia herbeigeholt werden muss, also nicht vorher an den dogmatischen Beratungen teilgenommen haben kann.

5. Buch Vom fünften Buch des Philost. sind nur wenige Reste erhalten, die so gut wie ausschließlich das Konzil von Konstantinopel von 360 und seine unmittelbaren Folgen bis zur Absetzung des Meletios behandeln (1-5). Kapitel 4 der Epitome geht darüber hinaus in allgemeiner Form auf die Niederlagen des Constantius II. im Perserkrieg ein. [B. B.]

5,1 f. 1. (1) ἐξ Ἀντιοχείαϲ Leicht prägnant, insofern in ἀντικαθιδρύεται das Moment der Entfernung nicht so bedeutsam ist, anders als in μεθίϲταϲθαι 9,14,1 ὁ Δωρόθεοϲ ἐξ Ἡρακλείαϲ τῆϲ Θρᾴκηϲ πρὸϲ τὸν ἐκείνου (d. h. des Euzoios v. Antiocheia) μεθίϲταται θρόνον. Nicht auszuschließen ist der Ausfall eines ὁ vor dem ἐξ, vgl. 3,3 Γεώργιον τὸν ἐκ Καππαδοκίαϲ. Danach … unterstellte ihnen jeweils eine andere Schuld Zu den Anschuldigungen gegen Basileios von Ankyra s. vor allem Soz. 4,24,4-8, wesentlich knapper Socr. 2,42,5. Eine Musterung der bei Sozomenos angeführten neun Anklagegründe, von denen drei weltlicher Natur sind und die die gesteigerte institutionelle Macht der Bischöfe seit der konstantinischen Wende illustrieren, bei T. D. Barnes, The Crimes of Basil of Ancyra, JThS 47 (1996) 550-554. Auch bei den übrigen abgesetzten Bischöfen (Eleusios von Kyzikos, Drakontios von Pergamon, Silvanus von Tarsos, Kyrillos von Jerusalem etc.) wurden (von den Kirchenhistorikern detailliert beschriebene) Gründe der Kirchendisziplin oder des Strafrechts angeführt, s. Socr. 2,42,1-6; Soz. 4,24,9-25,4. Basileios hatte zwar noch die Formel von Nike unterschrieben, vgl. auch Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 52, und die homöusischen Bischöfe fügten sich auch der kaiserlichen Autorität, so dass das Schisma von Seleukeia beseitigt wurde. Gleichwohl wurden sie aber durch ein weiteres Konzil (bithynischer Bischöfe) in Konstantinopel im Januar 360, in dem die Akakianer dominierten und die Formel von Nike bestätigt wurde, abgesetzt. Im Rückverweis (Philost. 5,3) wir minenter Parteigänger des Basileios genannt, vgl. zu Eustathios von Sebasteia Philost. 3,16 u. 8,17,2, zu Eleusios 8,17,2.

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Er setzte auch Makedonios … Eudoxios auf den Stuhl gesetzt Zur Absetzung des Makedonios an der Wende von 359 zu 360 Dagron, Naissance d’une capitale, 440 f. Formal wurde die Absetzung im Rahmen der Absetzung homöusischer Bischöfe (s. voriges Lemma) damit begründet, dass Makedonios für Morde verantwortlich war und einen der Unzucht überführten Diakon zur Kommunion zugelassen hatte, vgl. Socr. 2,42,3. Eudoxios zog am 27. Januar 360 in Konstantinopel ein und weihte am 15. Februar die Hagia Sophia ein, vgl. Dagron, 441. Die Tatsache, dass Eudoxios aus Antiocheia geholt wird, erklärt sich in der Erzählung des Philost. folgendermaßen: Eudoxios hatte zwar zwischenzeitlich den Bischofsstuhl von Antiocheia verloren. Er gehörte aber zu den vor dem Konzil von Seleukeia offiziell wieder zurückgerufenen Bischöfen und amtierte damit tatsächlich (vgl. Philost. 4,10,1). Obwohl die Einsetzung des Annianos auf dem Konzil beweist, dass der Sitz von Antiocheia in Wirklichkeit als vakant betrachtet wurde, hat in der Darstellung des Philost. Eudoxios für seine Partei den Bischofsstuhl von Antiocheia inne, vgl. 4,11,2 und 4,12,2. Selbst wenn daher die hist. Lage anders gewesen sein sollte, war dies die letzte Information, die zumindest Photios im Kopf hatte. (2) τὸ ὁμοιοούϲιον Vgl. Bidez, Philostorgius 329 s. v. ὁμοιούϲιον: „Parteischlagwort neben τὸ ὁμοιούϲιον (um 360)“. Die längere Form ist hier vermutlich der Deutlichkeit halber verwandt worden, während 1,9 u. 1,9c die kürzere vonnöten war, um den Betrug zu verbergen. „Wesensähnlich“ s. BMP, 341 Anm. 3. (3) Aetios, der abgesetzt worden war … verbannt Die Synode in Konstantinopel vom Januar 360 setzte Aetios von seinem Diakonsamt ab (Soz. 4,24,2). Die Begründung zeigt, dass Constantius II., der sich am Ende dieser Kontroversen bei Philost. als aufrechter Verfechter der heterousischen Formel erweisen wird, den theologischen Gedankengang des Aetios nicht begriffen hat und dass er ähnlich wie schon Konstantin bei der Verbannung von Eusebios von Nikomedeia vor allem gegen vermeintliche Doppelbödigkeit vorgeht. Es wird nicht ausdrücklich der häretische Charakter, sondern nur die Widersprüchlichkeit der Lehren des Aetios festgestellt. Dazu passt Gr. Naz. or. 21,23 (SC 270,156-158), der den Vorwurf formuliert, die Häretiker (also Aetios) seien in Konstantinopel „nicht Schrift“ angeklagt worden. Zu den Schriften des Aetios vgl. CPG 3445 f. und 3450 f., vgl. BMP, 341 Anm. 4. Als Exilort für Aetios wird bei Thdt. h.e. 2,28,12 ein verlorener Ort Phrygiens angegeben. Nach Philost. ist

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Mopsuestia das erste Exil. Aetios gelangt erst später nach Phrygien, vgl. Philost. 5,2. Entweder hatte Philost. hier detailliertere Kenntnisse und Theodoretos berichtete nur grob über das Endergebnis oder aber es liegt wieder ein Beleg für eine Variantentechnik vor, in der durch die Verschiebung von Phasen oder die Erfindung zusätzlicher Orte eine historiographische Variante erfunden worden ist, vgl. zum Problem Einleitung, S. 90-92. (4) ἀρχιερεῖϲ S. zu 2,10. θρηϲκεύονταϲ Vgl. Lampe s. v. 4. Nachdem Akakios den Basileios … zu Exulanten gemacht hatte Hier wird wieder auf das Doppelspiel des Akakios, eines angeblichen Anhängers der homousischen Glaubensrichtung, hingewiesen. Mit Basileios gibt es keine Glaubensdifferenzen (in Wirklichkeit ist Akakios Homöer und Basileios Homöusier), sondern angeblich nur persönliche Rivalitäten. Der wirkliche Antipode in Glaubensdingen ist Aetios. für Basileios in Ankyra den Athanasios Zur Einsetzung des Athanasios von Ankyra vgl. Soz. 4,25,6. Seine Ausführungen gegen Aetios dienten Gregorios von Nyssa als Grundlage für seine Polemik, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,37: „Ich hörte nämlich einmal Athanasios, den Bischof der Galater, die Lebensumstände dieses Aëtios schildern, einen Mann, der doch wohl nichts der Wahrheit vorzog, sondern sogar als Zeugnis für die meisten Punkte der Rede einen Brief Georgs von Laodikeia vorzeigte.“ (Übers. Röder) Zur Verbindung des Athanasios von Ankyra mit den kappadokischen Kirchenvätern s. auch Bas. ep. 29 (Trauerbrief an die Kirche von Ankyra). Insofern erscheint erklärlich, dass bei Philost. Athanasios von Ankyra, wie in der zusammenfassenden Bemerkung am Ende des Kapitels sichtbar wird, zu den radikalen Verfechtern des homousischen Glaubens gerechnet wird. für Silvanus einen anderen Akakios Silvanus, Bischof von Tarsos, hatte sich als Gegner des Akakios hervorgetan, indem er Kyrillos von Jerusalem nach seiner ersten Absetzung bereits Unterschlupf gewährt hatte, vgl. das von Bihain, Le „Contre Eunome“ de Théodore de Mopsueste, publizierte Fragment aus dem Contra Eunomium des Theodoros von Mopsuestia, § 1: „Kyrillos von Jerusalem und Akakios von Kaisareia rivalisierten um den ersten Rang und rüsteten gewaltig gegeneinander, so dass Kyril nach Tarsos zu dem damaligen Bischof Silvanus und weilte bei jenem.“ Silvanus wird von Theodoros von Mopsuestia dann sogar neben Eustathios von Sebasteia noch vor Basileios von Ankyra als Hauptkämpfer für den

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richtigen Glauben aufgefasst. Vgl. Thdt. h.e. 2,28(27),17-19, wo Silvanus als Hauptwortführer der Homousie in der Auseinandersetzung vor Constantius II. erscheint. Zur (mit dem Wirken des Silvanus zu erklärenden) Opposition des Aetios und des Eunomios gegen die Wahl von Tarsos als Ort für die Definition des Glaubens durch eine Synode s. Philost. 4,11,1. (5) τοῖϲ ... τολμηθεῖϲιν Vgl. 12,3,7 τὸν δίκαϲ ὀφείλοντα τῶν τολμηθέντων. ἐρήμην ἠλαύνοντο Vgl. 9,11 ἐρήμην αὐτοῦ κατεδικάϲατο; LSJ s. v. ἐρῆμοϲ III 1, z. B. Cass. Dio 54,3,5 καί (οὐ γὰρ ὑπέμειναν τὸ δικαϲτήριον) 1 ἐρήμην μὲν ὡϲ καὶ φευξόμενοι ἥλωϲαν, ἀπεϲφάγηϲαν δὲ οὐ πολλῷ ὕϲτερον u. Lucian. Anach. 40 μὴ ἐρήμην, ὦ γενναῖε, μηδὲ τῶν ἀνδρῶν ἀπόντων μόνοϲ αὐτὸϲ λέγων οἴου κρατεῖν. Diese Maßnahme des Akakios richtete sich nicht mehr gegen die Bischöfe, die im Januar 360 auf einem zweiten Konzil in Konstantinopel verurteilt worden waren (s. hist. Komm. zu 5,1 Danach – Schuld), sondern gegen einfache Kleriker, gegen die er jetzt selbst vorging. Koetschaus 267 Einfügung eines εἰϲ vor ἐρήμην ἠλαύνοντο ist nicht nur unnötig, sondern führt auch zu der Frage, in welche Einöde denn Akakios die Leute getrieben haben sollte und warum der Autor sich dann nicht mit einem bloßem ἠλαύνοντο begnügt hätte. ἐπέβαινεν Vgl. 5,1,1; bzgl. des impf. s. zu 3,17,2 ἐνόμιζεν. Den Meletios ließ er aus Sebasteia in Armenien holen Philostorgs Aussage wird durch die Übereinstimmung mit Soz. 4,28,3 bestätigt. Dagegen nennt Socr. 2,44,2 irrig Beroia (Aleppo) als vorangehenden Bischofssitz des Meletios, nach Sebasteia (Siwas) in Kleinarmenien als erstem Bischofssitz. Zustimmend allerdings zur Angabe des Sokrates Devreesse, Le patriarcat d’Antioche, 163. Im kleinarmenischen Sebasteia war Meletios als Nachfolger des Eustathios eingesetzt worden (so explizit Socr. 2,44,1). Meletios selbst stammte aus der Großregion, nämlich aus Melitene (Philost. 5,5) heute Malatya, s. Karmann, Meletius von Antiochien, 50 Anm. 1. Die wahrscheinlichste Erklärung der Angabe des Sokrates ist die von Loofs, Art. Meletius von Antiochien, 553 gebotene: Meletios hatte das Bistum Sebaste (= Sebasteia) aufgegeben und sich nach Beroia zurückgezogen. Vgl. auch mit weiterer Literatur Karmann, 55 Anm. 15. und se kios, s. auch Amidon, Philostorgius, 76. Unklar Karmann, Meletius von 1

So ist am besten zu interpungieren.

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Antiochien, 67 Anm. 50: „Der Bischof von Cäsarea wird zwar in Bezug auf die Einsetzung des Meletius nicht direkt genannt“, sei aber gemeint. Die Einsetzung des Meletios in Antiocheia durch Akakios wird von der orthodoxen Mehrheitsströmung, bei den so genannten „Jungnizänern“ gerne verschwiegen (s. allerdings zu Socr. 2,44,2 das folgende Lemma), auch wenn die anfänglich geringe Prononcierung in Glaubensdingen hervorgehoben wird und die Anhänglichkeit für Nikaia zunächst nur als Gerücht erscheint, vgl. Soz. 4,28,4 f. Dagegen wird die Patronage des Akakios von den Anhängern des Paulinos, des Anführers der von Rom anerkannten orthodoxen Minderheit, besonders betont, um Zweifel hinsichtlich der wirklichen Orthodoxie des Meletios zu säen, vgl. Hier. chron. 241l: Meletius ... ab Acacio et Georgio episcopis Arrianis Antiochiam transfertur; Epiph. haer. 73,28,1 (GCS 37,302 f.): „Als Meletios von den Anhängern des Akakios selbst eingesetzt worden war, wurde von ihnen geglaubt, er sei von ihrer Glaubensauffassung.“ Die Einsetzung des Meletios durch Akakios fällt dagegen für Philost. bereits mit dem Glaubenswechsel des Meletios zusammen: Meletios wird bei Philost. nicht erst zu einem Anhänger des „Wesensgleich“, nachdem er eine Zeit zuvor vom „Arianer“ Akakios eingesetzt wurde. Vielmehr ist die Einsetzung durch den angeblich homousisch ausgerichteten Akakios mit dem Abfall des Meletios von der Formel von Rimini identisch. Meletios gehört also seit seiner Einsetzung durch Akakios für Philost. zu denen, die „das ,Wesensgleich‘ in rücksichtslosester Weise pflegten“. Zum angeblich anfänglich heterousischen Bekenntnis des Meletios (das er angeblich anfangs dem Kaiser vorgeheuchelt hat) s. auch Karmann, 59 Anm. 26. (6) τὴν τοῦ βαϲιλέωϲ ῥοπὴν θεραπεύων τὸ ἑτεροούϲιον ὑπεκρίνετο Das überlieferte τῆ ... ῥοπῆ hat Gothofredus 78 als dat. verstanden (ι-subscriptum fehlt in B [s. zu 1,1,1 μοχθηρίᾳ u. ἀρετῇ]) und den Text wiedergegeben mit: „Imperatoris nutui serviens ἑτεροούϲιον simulavit“. Aber θεραπεύειν wird nicht mit dem dat. verbunden (vgl. 1,6e,1 u. 3,15b,4). Daher schlug Valesius, Annot. 140 vor, ὑπεκρίνετο in ὑπεκλίνετο zu ändern, wobei er auf 4,9 Μακεδόνιον ... τοῖϲ περὶ Εὐνόμιον προαποκεκλιμένον verwies, Bidez, app. crit. z. St. (der dies guthieß: „wohl richtig“) auf 2,5,4 τὰ τῇδε βάρβαρα ἔθνη ὑπεκέκλιτο τῷ βαϲιλεῖ. Doch das Verb ὑποκρίνεϲθαι paßt genau zum Verhal πρεϲβεύων ἐκτόπωϲ, τὸ ἑτεροούϲιον κατεϲχηματίζετο; zum Sprachgebrauch vgl. 4,12,2 Ἀκάκιοϲ ... τὴν πρὸϲ ἐκείνουϲ ὑποκρινόμενοϲ ὁμοδο-

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ξίαν. Deshalb ist in τὴν ... ῥοπὴν zu korrigieren, vgl. LSJ s. v. θεραπεύω II 2, z. B. Thuc. 1,9,2 τὸ πλῆθοϲ τεθεραπευκότα. Meletios hatte … ein heißer Verfechter des „Wesensgleich“ Zu den Veränderungen der Bekenntnisse des Meletios s. unten Philost. 5,5. Als besonders orthodoxer Bischof ist Meletios bereits bei Chrys. pan. Melet. (PG 50,515-520) gezeichnet, vgl. auch J.-N. Guinot, L’histoire du siège d’Antioche relue par Jean Chrysostome: idéalisation ou déformation intentionnelle?, in: Cabouret u. a. (Hgg.), Antioche de Syrie, 459-479. Meletios, der 360 nach der Translation des Eudoxios nach Konstantinopel Bischof von Antiocheia wurde, amtierte nur 30 Tage, vgl. Hihn, Election and Deposition of Meletius, 357-359, besonders 357. Seine Bekenntnisse in einem Streitgespräch führten zu seiner Absetzung und dazu, dass er durch Euzoios ersetzt wurde, vgl. Thdt. h.e. 2,32(31),5-10. (7) ἔνθα ἂν ἡ δύναμιϲ εἵπετο sc. αὐτῷ ἐπὶ τὴν Καιϲάρειαν ἀνατρέχοντι. ἐξελαϲθέντων Zur Form mit ϲ vgl. K.-B. 2,416, z. B. Hdt. 1,168; 1,173,3; 5,42,3. Das Simplex erscheint in der Phot.-Epitome stets ohne ϲ, vgl. 2,5,1; 3,12,5; 3,15,5, so daß dessen Tilgung in M naheliegt. Andererseits findet sich der aor. pass. von ἐξελαύνειν in den Philostorgzeugen nur hier. Des weiteren … in Laodikeia den Pelagios Bischof von Laodikeia war in dieser Zeit Georgios. Er wurde jedoch, wie P. Nautin, Art. Georges 64, DHGE 20 (1984), 629 f., hier 630 annimmt, im Konzil von Konstantinopel 360 auf Betreiben des Akakios abgesetzt. Zu Georgios von Laodikeia s. den Komm. zu Philost. 8,18. Zu Pelagios Thdt. h.e. 4,13,2 f. (Absetzung durch Valens). 2. (1) befahl er, dass jener nach Amblada … aus dem Leben zu scheiden Die heutige Ruinenstätte von Amblada in Pisidien liegt 22 km nordwestlich von Seydişehir (Provinz Konya). Unter den barbarischen „Einheimischen“ sind vielleicht die Isaurier zu verstehen. Auf die Verschärfung des Exils des Aetios könnte die Anspielung bei Gr. Nyss. Eun. 1,72 bezogen werden: „Er (Aetios?) sei ‚einer Untersuchung unterworfen‘ worden, so sagt er (Eunomios), und sei ‚auf unrechtmäßige Richter getroffen‘ und habe, ‚über Land und Meer hin getrieben, unter Sonnenglut und von Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 218. Röder begründet dies damit, dass Gregorios den Kontext nicht beachtet und die Passagen fälschlich auf Eunomios bezieht, der jedoch 360 noch gar nicht abgesetzt

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worden ist. Die „Sonnenglut“ soll mit der Dürrekatastrophe von Amblada (s. die weiteren Ausführungen bei Philost.) zusammenhängen. Für wirklich überzeugend halte ich diese Deutungen nicht. (2) Als aber eine unerträgliche Dürre … beendet haben Philost. berichtet als Faktum, dass Aetios das Wetter beeinflussen konnte. Durch diese Wundertaten zeichnet sich Aetios wie Theophilos der Inder oder Agapetos als θεῖοϲ ἀνήρ aus, vgl. dazu den Komm. zu Philost. 2,8.

5,2a Die in dem Suda-Artikel hinter κληρωϲάμενοϲ folgenden Worte ὁ γὰρ – δυνατώτεροϲ beziehen sich auf Aetios und Eunomios (vgl. 8,18) und haben mit Auxentios nichts zu tun. Entweder ist zwischen beiden Teilen eine Lücke anzusetzen (so Bidez, Philostorgius LXXII u. LXXIX sowie app. crit. zu p. 68,22), oder in einer Quelle der Suda sind zwei verschiedene Stücke, eines über Auxentios und ein anderes über Aetios bzw. Eunomios, versehentlich zusammengefügt worden (zu den Vorlagen der Suda s. Einl. S. 28 f.). In der vorliegenden Ausgabe wird der zweite Teil nicht hier wiedergegeben, sondern neu als 8,18a. [M. St.] (1) Bischof von Mopsuestia … notarii nennen Über Auxentios, den „arien zélé“, ist sonst kaum etwas bekannt, vgl. G. Bardy, Art. Auxence 9, DHGE 5 (1931) 938. Er wird in den Diptychen einer Synode von 550 aufgeführt, vgl. Devreesse, Le patriarcat d’Antioche, 158 f. Da es unter Kaiser Licinius keine zentrale Wiederaufnahme der Verfolgungen in der Art der diokletianischen Ära gegeben hat, sind unmittelbar vom Kaiser angeregte Martyrien mit Sicherheit nicht historisch. Anderes gilt für den Ausschluss besonders überzeugter Christen aus der unmittelbaren Umgebung des Kaisers, die dann als Homologeten verehrt worden sind, vgl. zur Säuberung des Hofs und der Armee durch Licinius Eus. h.e. 10,8,10. Nach Bardy begegnet Auxentios noch in den Akten des heiligen Niketas (Sym. Metaph. [PG 115,712]) als Erbauer einer Kirche für Tachios, Probos und Andronikos, aber selbst das ist nicht sicher, vgl. nämlich H. Delehaye, Saints de Thrace et de Mésie, AB 31 (1912) 161-300, hier 285 f. (die vormetaphrastischen Niketas-A sind 209-215 publiziert): Der Bischof Auxentios, der daran gehindert wird, Teile der Reliquien des Niketas an die Stadt Anazarbos abzugeben, ist

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wohl eher der erst nach dem Konzil von Chalkedon amtierende Bischof dieses Namens. (3) κατὰ πρόφαϲιν ἀπαγωγῆϲ Vgl. 7,11 ἐδεδίει ... αὐτῶν τὸ θερμουργὸν καὶ ῥιψοκίνδυνον, μὴ ϲυναγειρόμενοι κατὰ πρόφαϲιν ἐν τῇ πόλει λατρείαϲ πράγματα Ῥωμαίοιϲ παρέξουϲιν. Zu ἀπαγωγή führt Lampe s. v. 2 d („distraction, diversion of mind“) neben unserem Passus Joh. Mosch. prat. 171 (PG 87,3040 A) an: ὁ ἀββᾶϲ Θεόδωροϲ ὁ φιλόϲοφοϲ ἀνυπόδετοϲ, ἐν ἀϲθενείᾳ πολλῇ τῶν ὀφθαλμῶν, τὴν παλαιὰν καὶ νέαν ἐξέμαθεν· πλὴν ἔϲχεν παραμυθίαν τὴν τῶν ἀδελφῶν ϲυνδιαίτηϲιν καὶ τῶν φίλων ἔντευξιν καὶ ἀπαγωγὴν πολλήν, ὅτε ἔπραττεν καὶ ὅτε ἐξηγεῖτο. Doch dort ist damit die Ablenkung von all den genannten Mühseligkeiten gemeint, was zwar auch hier nicht gänzlich auszuschließen ist (Ablenkung von den Mühen des Regierens), aber eher denkt man bei der geschilderten Situation an eine Pause, ein Entspannen, was zu διαγωγῆϲ führen würde (Vorschlag von R. Kassel). In einem Hof des kaiserlichen Palastes … Schatten spendete Der Mysterienkult des Dionysos-Sabazios war im 3. Jh. in den illyrischen Provinzen, denen die Tetrarchen und auch Licinius entstammten, besonders beliebt, vgl. R. Egger, Der Grabstein von Čekančevo, Wien 1950. Im Rückzugspalast des Galerius in Gamzigrad (Dacia Ripensis) spielen dionysische Motive (Weinlaubdekor, Mosaikdarstellung des Dionysos Sabazios, Ariadne) eine herausragende Rolle, vgl. zur Dionysos-Ideologie in Gamzigrad M. Vasić, Felix Romuliana (Gamzigrad) – Palast und Gedenkmonument des Kaisers Galerius, in: U. Brandl / M. Vasić (Hgg.), Roms Erbe auf dem Balkan. Spätantike Kaiservillen und Stadtanlagen in Serbien, Mainz 2007, 33-54, hier 52 f. (4) οὔκουν ἐκ ποδῶν οἰχήϲῃ τῆϲ ϲτρατείαϲ ἀποπαυϲάμενοϲ; Zur in Frageform gekleideten Aufforderung vgl. K.-G. 1,176 f.; zu οὔκουν statt οὐκοῦν (wie bisher in den Edd.) ebd. 2,167 u. Denniston 431. (5) ὡϲ εἶχε S. zu 2,18. ἔφοροι = Bischöfe, s. zu 1,9.

5,3-5 3. Eustathios Gemeint ist der wiederholt als Begleiter des Basileios von Ankyra genannte Eustathios von Sebasteia, vgl. weiter den Komm. zu Philost. 3,16.

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Eusebios Weiter nicht bekannt. Eleusios Vgl. den Komm. zu Philost. 9,13,1 und 2. wobei dieser die Erhebung …. Zeitraum von drei Monaten festgelegt Eunomios gelang es beim Konzil von 360 sich von Aetios zu distanzieren und nicht in dessen Untergang hineingezogen zu werden. Im Gegenteil, er wurde als Nachfolger des abgesetzten Eleusios zum Bischof von Kyzikos erhoben, vgl. auch Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 226. Philost. versucht diese Distanzierung dadurch zu mildern, dass Eunomios die Wiedereinsetzung des Aetios zur Bedingung gemacht und für die Erfüllung der Forderung sogar eine Frist gesetzt habe. Möglicherweise stammt diese Angabe von Eunomios selbst. In die Geschichte dieses zweiten Treffens von Konstantinopel, also der Synode von 360, könnte nun auch die erste, in Konstantinopel gehaltene Apologie des Eunomios verortet werden, vgl. zum Problem der Datierung der Apologie weiter den Komm. zu Philost. 6,1. 4. Nachdem er aber seine Rechte … eine Niederlage hinnehmen Philost. bietet also eine sehr besondere Variante zum Verhältnis zwischen felicitas und pietas des Constantius II. Wie viele christliche Autoren betont er – abweichend von Amm. 21,16,15 und Eutr. 10,15,2 –, dass Constantius in äußeren Kriegen Erfolge hatte. Vgl. Gr. Naz. or. 4,34 (SC 309,132-134) zu den großen, der Frömmigkeit verdankten Erfolgen des Constantius, eine Beurteilung, die der Kirchenvater erst später revidiert haben wird. Zum positiven Constantius-Bild beim frühen Gregorios von Nazianz, aber auch bei Ephraim von Nisibis, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 93 und vor allem 84 mit Anm. 121. Bei Philost. bricht die Erfolgsserie des Constantius nach der Hinrichtung des Gallus, besonders aber aufgrund der Begünstigung des Basileios von Ankyra ab. Zur persischen Offensive von 359 mit der Einnahme von Amida und Singara Amm. 19,1-6 und 20,6,1-9. 5. Μελιτινὴν S. zu 11,8,2. ἐπιορκίαιϲ ἁλόντα Vgl. 11,6,4 αἰτίαιϲ ὁ Εὐτρόπιοϲ ἁλοὺϲ τὴν κεφαλὴν ἀφαιρεῖται; Can. App. 47,25 = Const. App. 8,47,25 (SC 336,280) ἐπίϲκοποϲ ἢ πρεϲβύτεροϲ ἢ διάκονοϲ ὁ πορνείᾳ ἢ ἐπιορκίᾳ ἢ κλοπῇ ἁλοὺϲ καθαιρείϲθω καὶ μὴ ἀφοριζέϲθω; bereits Antipho 5,11 οὔτ’ ἂν κακὰ πολλὰ εἰργαϲμένοϲ ἡλιϲκόμην ἄ ἂν πολλὰ ἀγαθὰ εἰργαϲμένοϲ τούτοιϲ ἂν ἐϲῳζόμην τοῖϲ ἀγαθοῖϲ. Es ist also nicht mit Loofs, Art. Meletius von Antiochien 554,39 f. in ἐπιορκίαϲ oder ⟨ἐπ᾿〉 ἐπιορκίαιϲ zu ändern.

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τὸ ὁμοούϲιον πρεϲβεύων ἐκτόπωϲ Vgl. 5,1,6 θερμὸϲ ἦν τοῦ ὁμοουϲίου ὑπέρμαχοϲ. in seine Heimat Melitene verbannt Zur Heimat des Meletios s. oben Philost. 5,1. Auch Chrys. pan. Melet. (PG 50,516) berichtet von einer Verbannung nach Armenien, s. Hihn, Election and Deposition of Meletius, 364 Anm. 26. da er bei Meineiden überführt … das „Wesensverschieden“ aber vorgab Mit dem Eidbruch ist das vermeintliche Abrücken von der heterousischen wahren Lehre gemeint. Vgl. den analogen Vorwurf (hier auf das Abrücken von der homöischen Lehre bezogen) des vermutlich aus dem anonymen Homöer schöpfenden Chron. Pasch. p. 547,23 Bonn „wegen seiner Gottlosigkeit und anderer Übeltaten“, dazu Loofs, Art. Meletius von Antiochien, 551. Zur Absetzung des Meletios vgl. mit weiterer Literatur F. Dünzl, Die Absetzung des Bischofs Meletius von Antiochien 361 n. Chr., JbAC 43 (2000) 71-93; A. Martin, Les témoignages d’Épiphane de Salamine et de Théodoret à propos de Mélèce d’Antioche, in: E. Oudot / F. Poli (Hgg.), Epiphania. Études orientales, grecques et latines offertes à A. Pourkier, Nancy 2008, 147-171; Karmann, Meletius von Antiochien, 135149. Die ursprüngliche Nähe des Meletios zu den Homöern beweist eine Feinanalyse seiner bei Epiph. haer. 73,29-33 (GCS 37,303-308) erhaltenen Rede. Nach Thdt. h.e. 2,32(31),6-8 muss es sich um die in Gegenwart des Kaisers gehaltene Rede zu Spr 8,22 handeln. Zu dieser Rede neben Dünzl auch K. McCarthy Spoerl, The Schism at Antioch since Cavallera, in: Barnes / Williams (Hgg.), Arianism after Arius, 101-126, hier 125, die allerdings diese Nähe nur für äußerlich hält, während Meletios von seiner wirklichen Einstellung eher Homöusier gewesen sei. Zu Meletios als Homöer bereits Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 90 Anm. 14. Eine andere Nuance im Ergebnis der Analyse von Karmann, 75-134, besonders 133 f.: die Predigt mache aus Meletios theologisch den Anhänger einer Mittelpartei, einen Akakianer, auch wenn er kirchenpolitisch zur homöischen Partei gehöre. Für die homöische Seite erklärt sich die Asebie des Meletios m. E. wohl dadurch, dass seine Predigt zwar der homöischen Formel verpflichtet war, aber im versöhnenden Ton den Weg zur Homousie offen ließ, vgl. z. B. Brennecke, 93 f. Philost., der den homöischen Historiker als Quelle benut delt, indem dem Meletios das Vorgeben einer anfangs nicht homöischen, sondern anhomöischen Gesinnung zur Last gelegt wird. Auf diese Doppelbödigkeit verweist auch Epiph. haer. 73,28 (GCS 37,302 f.), bei dem Me-

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letios den (zumindest kirchenpolitisch homöischen oder als Mittelgruppe aufzufassenden) Akakianern den Eindruck gibt, ihre Lehrmeinung zu teilen, ein Eindruck, der sich dann aufgrund seiner Predigttätigkeit, die die angeblich orthodoxe Gesinnung erwiesen habe, als falsch erweist, vgl. Rufin. hist. 10,25; Thdt. h.e. 2,32(31),7 f.; Socr. 2,44,1; Soz. 4,28,6 f. Auf diese Doppelbödigkeit zielt schließlich auch Hier. chron. 241l (iustissimam causam subita fidei mutatione delusit). Das kann nur bedeuten, dass als Homöer Meletios der Verbannung würdig war, dass er aber diesem „höchst gerechten Anklagegrund“ durch seinen Wechsel zum homousischen Glauben ein Schnippchen schlug. McCarthy Spoerl versucht die von Philost. kritisierte Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit mit den übrigen Nachrichten aus den Kirchenvätern in Übereinstimmung zu bringen. Sie kommt zum Ergebnis, dass bei Philost. Meletios zwar zunächst für das ἑτεροούϲιον eingetreten sei, sich aber dann den Wünschen des Kaisers gefügt und das homöische Minderheitsbekenntnis von Seleukeia unterschrieben habe, um schließlich Homousianer zu werden. Philost. hält aber sowohl den Akakios wie auch den Meletios für Bischöfe, die nur vor dem Kaiser ihre eindeutig homousische Einstellung zu verbergen suchen. Die Debatte über die wahre Einstellung des Meletios entstand wegen des tatsächlichen Wechsels der Position des Meletios, die vor allem damit zusammenhängt, dass er später mit Euzoios einem prominenten Vordenker des homöischen Glaubens als Gegenbischof begegnete, von dem er sich abgrenzen musste, vgl. zu dieser Erklärung Loofs, Art. Meletius von Antiochien, 554 f. Euzoios, den Mithäretiker des Areios Mit „Mithäretiker des Areios“ hat Photios vermutlich eine Wendung Philostorgs umschrieben, in der dieser den Euzoios nicht nur als Parteigänger, sondern als engen Weggefährten darstellte. In der Tat ist der Presbyter Euzoios bereits zusammen mit Areios als Mitverfasser eines Briefes an Konstantin d. Gr. bezeugt, vgl. Socr. 1,25,10 mit 1,26 und Soz. 2,27,6.

6. Buch Das sechste Buch behandelte, wie die Reste erkennen lassen, die kurze Zeit des Eunomios als Bischof von Kyzikos und die gegen ihn gesponnenen Intrigen (1-4), den Aufmarsch Julians gegen Constantius II., dessen letzten kirchenpolitischen Verfügungen, dessen Tod und Bestattung und den Regierungsantritt Julians (5-6). Es endete mit der Darstellung der Rückberufung der Verbannten durch Julian (7). [B. B.]

6,1-5 1. (1) τὸν Εὐνόμιόν ... διαβάλλουϲιν ὡϲ ... εἰϲηγούμενον ..., καὶ ... δὲ μετακινεῖν ... καὶ ... διαϲκευάζειν Ein ähnlicher Wechsel von der Partizipial- zur Infinitivkonstruktion auch 10,2,1 ὅτι τὸν ἀρχηγὸν αὐτῶν τῆϲ ἀϲεβείαϲ Ἄρειον ὁ ϲυγγραφεὺϲ διαβάλλει ὡϲ πολυμερῆ καὶ πολυϲύνθετον λέγοντα τὸν θεὸν τῶν ὅλων· οὐ γὰρ ὅϲον ἐϲτὶν ὁ θεόϲ, καταλαμβάνεϲθαι κηρύϲϲειν, ἀλλ’ ὅϲον ἡ ἑκάϲτου δύναμιϲ πρὸϲ κατάληψιν ἔρρωται. Zu διαβάλλειν mit ὡϲ + part. vgl. 2,4b,4, mit inf. vgl. 9,6,2 u. 12,3,6. διαϲκευάζειν Die seit Gothofredus 80 verbreiteten Erklärungen des διαϲκευάζειν als ein „Entfernen“ oder „Hinauswerfen“ passen nicht zu der Grundbedeutung des Verbs (vgl. LSJ s. v. „get ready, set in order“). Wenn die Überlieferung heil ist, ergibt sich das Ziel des διαϲκευάζειν aus dem Zusammenhang: es ist die Umkehrung des μὴ ϲυναϲεβεῖν ἐθέλειν (zur Verbindung mit einem persönlichen Objekt vgl. Oenom. fr. 1,61-63 Hammerst. Εὐριπίδηϲ, ἀνὴρ ἐπὶ τῷ διαϲκευάϲαι αὐτοὺϲ [d. h. Tragödiengestalten wie Thyestes, Ödipus und Phineus] γενόμενοϲ θεοφιλήϲ). 1 Freilich ist damit nichts über die genaue Vorgehensweise des Eunomios gegenüber den Unwilligen gesagt: War eine gewisse Unbestimmtheit seitens des Photios beabsichtigt, damit seine Leser sich die Maßnahmen möglichst finster ausmalten?

In eine ähnliche Richtung ging Gothofredus’ Übersetzungskorrektur „perverteret“ (Restituenda zu p. 80), vgl. seine Erklärung (Diss. 255): „διαϲκευάζειν est quoque dolose instruere et sic pervertere“. 1

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Gothofredus, Diss. 255 hat διαϲκεδάζειν erwogen „idque pro διαϲκεδάζειν τὴν φήμην, famam alicuius discerpere, lacerare“, was eine ungewöhnliche Ellipse wäre. Für sich allein genommen, paßt das Verb nur dann gut zu τοὺϲ μὴ ϲυναϲεβεῖν ἐθέλονταϲ, wenn diese einen regelrechten Verbund, eine Fraktion innerhalb der Gemeinde von Kyzikos, darstellten – was sich aus den Worten nicht unbedingt ergibt. Den Eunomios verleumdeten einige … mit dem Sohn verwandelten Eunomios akzeptierte in Wirklichkeit die „Gleichheit gemäß der Schrift“, nicht aber die „Gleichheit gemäß der Substanz“. Für Philost. ist daher die gegen Eunomios formulierte „Anklage der Ungleichheit des Vaters mit dem Sohn“ eine Verleumdung, die vergleichbar ist mit der irreführenden Anklage gegen Aetios beim Konzil von Konstantinopel und dem unaufgeklärten Missverständnis des Kaisers Constantius II, vgl. Philost. 4,12,8 f. Gegen die „Verleumdung“ seiner Gegner wendet sich Eun. apol. 1 p. 34 Vaggione. Soz. 6,26,5 geht wie Philost. davon aus, dass die Kleriker von Kyzikos die Glaubenslehren des Eunomios nicht hinnehmen konnten, charakterisiert diese Glaubenslehren aber natürlich als häretisch. Bei Socr. 4,7,10 f. ist das Kirchenvolk durch die rabulistische Dialektik des Eunomios verwirrt und vertreibt ihn. Eine besonders ausführliche Erzählung, die in einigen Aspekten durchaus mit derjenigen des Philost. Berührungspunkte aufweist, bietet schließlich Thdt. h.e. 2,30(29),2-10: Eunomios, der seine wahre Gesinnung in der Öffentlichkeit zu verbergen weiß, wird von Klerikern (die anscheinend alte Anhänger des Eleusios sind) überlistet und dazu verleitet, er solle seine wahren Ansichten äußern. Aufgrund dieser Äußerungen wird dann Anklage gegen ihn erhoben und der Kaiser zwingt schließlich Eudoxios dazu, den Eunomios abzusetzen. Vgl. Thdt. haer. 5,3 (PG 83,417 und 420). stürze er die alten Gebräuche um Dieser Vorwurf ist bezüglich des Taufrituals auch Soz. 6,26,2 bekannt, doch hält der Kirchenhistoriker ihn für unzutreffend und verweist (6,26,4 f.) darauf, dass das neue Taufritual erst nach Eunomios bei den Anhomöern eingeführt worden sei, vgl. dazu die Diskussion in Philost. 10,4. (2) περὶ τούτων ... ὑπεκρίνατο μὴ ἂν ἀμελῆϲαι Zu ὑποκρίνεϲθαι mit inf. s. zu 11,1,2 ἐπερωτήϲαντι - ὑπεκρίνατο. Für das folgende Kolon δεῖν - ϲτάϲιν läßt sich aus dem ὑ cendi ziehen. Das ἂν in μὴ ἂν ἀμελῆϲαι könnte darauf hinweisen, daß bei Philostorg selbst eine direkte Rede in urbanem Tonfall vorlag (vgl. K.-G. 1,233).

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Hesychios Vielleicht identisch mit dem „orthodoxen“ Priester Hesychios von Konstantinopel, der ein Werk „Über die Bronzeschlange“ (Phot. bibl. cod. 51) verfasst haben soll, vgl. BMP, 354 Anm. 4. warf er Eudoxios … der Versprechen vor Rückgriff auf Philost. 5,3: Eunomios nimmt das Amt als Bischof von Kyzikos nur unter der Bedingung an, dass Eudoxios und Maris die Rückführung des Aetios versprechen. Zum Spannungsverhältnis zwischen Eudoxios und Eunomios vgl. Socr. 4,13,1 f. und 5,24,1. Socr. 4,13,1 hebt wie Philost. hervor, dass der Grund für diese Entzweiung die Empörung des Eunomios über die Nichtrückführung des Aetios durch Eudoxios war. Dass Eudoxios dabei eine alte Versprechung nicht einlöste, bietet Philost. als Präzision. Er berichtet auch im Detail über das vorübergehende Zusammenwirken zwischen Eunomios und Eudoxios, das schließlich von Eunomios aufgekündigt wird (vgl. Philost. 6,3). (3) μεταϲτῆναι Mit der Änderung des überlieferten Aktivs μεταϲτῆϲαι (s. zu 2,10 zum gleichen Fehler) erhält das erste Glied des ὡϲ-Satzes das passende logische Subjekt (τοὺϲ πρὶν θορυβοῦνταϲ), und dessen Wechsel im zweiten Teil wird vermieden. Zu μεταϲτῆναι beim Bistumswechsel vgl. 3,15,2 u. 9,4,3. ἐδημηγόρηϲε Vgl. 6,2,1 Εὐνόμιον ... δημηγορῆϲαι τῷ πλήθει λέγει (Bidez, app. crit. z. St.). Daraufhin verteidigte sich Eunomios vor dem Klerus von Konstantinopel Es scheint nahe zu liegen, die Apologie des Eunomios mit dieser Klerikerversammlung von Konstantinopel in Verbindung zu bringen, so Diekamp, Literargeschichtliches zu der Eunomianischen Kontroverse. Dagegen aber L. R. Wickham, The Date of Eunomius’ Apology. A Reconsideration, JThS 20 (1969) 231-240; Vaggione, Eunomius. The Extant Works, 6 f. Die erhaltene Apologie (SC 305,179-299) geht weder auf die bei Philost. konkretisierten Vorwürfe ein noch auf den Ankläger Hesychios. Vor allem aber ist Bas. Eun. 1,2,72 f. (vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,111) zu entnehmen, dass Eunomios das Bistum Kyzikos erst als „Kampfpreis“ für seine erfolgreiche Apologie erhielt, vgl. zur Wendung „Kampfpreis“ auch Gr. Nyss. Eun. 1,112. Die Apologie muss damit unmittelbar vor die Bischofserhebung des Eunomios gehören. Dabei kommt das Konzil von Seleukeia nicht in Frage, vgl. Bas. Eun. 1,2,54 Schweigen des Eunomios. Die Erhebung gehört also in die Kirchenversammlungen der Jahreswende 359/360. Dass dabei nur das zweite Treffen, die von Akakios dominierte Synode vom Januar 360, in Frage kommen

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kann, hat gegen Kopecek, History of Neo-Arianism, 305 f. überzeugend Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 49-54 nachgewiesen. Zur Datierungsproblematik vgl. ferner Drecoll, Entwicklung der Trinitätslehre des Basilius von Cäsarea, 47 mit Anm. 17. Ähnlichkeit gemäß den Schriften Ähnlichkeit des Sohnes mit dem Vater gemäß der Schrift, nicht aber gemäß der Substanz (s. im folgenden Philost. 6,1,3 f.). Die „Ähnlichkeit gemäß den Schriften“ entspricht der vierten Formel von Sirmium und den Definitionen von Rimini und Nike, vgl. Vaggione, Eunomius. The Extant Works, 9, der überdies eine nützliche Zusammenfassung der Argumentation des Eunomios bietet. Vgl. auch den Komm. zu Philost. 4,8,3; 4,10,3 und 4,12,8. (4) Die Ähnlichkeit … ihn nicht als völlig ähnlich aufzufassen Bereits Aetios trat für einen differenzierten Gebrauch der (völligen) „Ähnlichkeit“ und der gleichwohl deutlich zu betonenden „Wesensverschiedenheit“ ein. Diese Unterscheidung erlaubt es nicht, seine dogmatische Richtung als „anhomöisch“ zu charakterisieren, s. dazu den Komm. zu Philost. 4,12,8. Mit der Betonung des „völlig Ähnlichen“ durch Eunomios ist die Formel „unveränderbar ähnlich“ vergleichbar, vgl. zu dieser Formel des Asterios und des Eudoxios, auf die Aetios offenkundig eingegangen ist, Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 28. Am Anfang seiner Karriere war Eudoxios allerdings von der Ähnlichkeit auch der Substanz ausgegangen, wurde aber auf den „rechten Weg“ zurückgeführt, s. Philost. 4,4,1 und 4,5. gemäß den Begriffen … Affekt gezeugt habe, bezögen Zur Behandlung der Problematik in der Synode von Sirmium von 359 vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 18. Vgl. zur Paraphrase der Passage Philostorgs auch Diekamp, Literargeschichtliches zu der Eunomianischen Kontroverse, 5: „Daß Eunomios weder die ,Unähnlichkeit‘ des Sohnes mit dem Vater noch die ,Wesensähnlichkeit‘, vielmehr die ,Ähnlichkeit gemäß den Schriften‘ behauptet und daß er erklärt habe, das Bekenntnis, der Sohn sei wesensähnlich, enthalte dieselbe Blasphemie, als wenn man ihn nicht als vollkommen ähnlich betrachte gemäß den Beziehungen, die zwischen dem eingeborenen Gott und dem Vater, der ihn ohne Affekt (ἀπαθῶς) gezeugt habe, bestehen.“ Diekamp verweist auf die Entsprechungen in der Apologie, in der der Begriff „wesensunähnlich“ nicht verwendet wird, währe drücklicher Bezugnahme auf Schrifttexte eine Ähnlichkeit im eigentlichen Sinne behauptet“ wird, „und zwar so, daß jede Vorstellung des Leidens von der göttlichen Tätigkeit fernzuhalten sei“. Vgl. Eun. apol. 22 p. 62

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Vaggione mit der Übersetzung p. 63. Zu ähnlichen, offenkundig zeittypischen Vorstellungen des Kaisers Julian über die Affektlosigkeit des Göttlichen, vgl. Jul. or. 8,159-166a-b. Julian gebraucht das Argument allerdings im antichristlichen Sinn (in Bezug auf den Zorn Jahwes), vgl. G. Castelli, Lo theòs zelotés ebraico nel „Contra Galileos“ di Giuliano, in: I. Lana (Hg.), Il „Giuliano l’Apostata“ di Augusto Rostagni, Turin 1983, 85-91; Ch. Riedweg, Mit Stoa und Platon gegen die Christen, in: Th. Fuhrer / M. Erler (Hgg.), Zur Rezeption der hellenistischen Philosophie in der Spätantike, Stuttgart 1999, 55-81, hier 74-77. Vgl. auch H. Frohnhofen, Apatheia tou theou: Über die Affektlosigkeit Gottes in der griechischen Antike und bei den griechischsprachigen Kirchenvätern bis zu Gregorios Thaumaturgos, Frankfurt a. M. 1987, 61-95: Tugenden des stoischen Helden werden auf die positive Gottesvorstellung übertragen. (5) πάνδημον ὅλην ἐκκληϲίαν Der Artikel fehlt, weil ἐκκληϲίαν wie ein Lokalname für die Kirchengemeinde von Konstantinopel benutzt ist, vgl. K.-G. 1,602 (b) u. 632 (a). „ἡ ἐμὴ ἀπολογία τοῖϲ ἐμὲ ἀνακρίνουϲιν αὕτη ἐϲτίν“ Die Verwendung von 1. Cor. 9,3 zum Abschluß der Untersuchung zeigt, daß Eudoxios den Satz im Korintherbrief selbst auf die vorangehenden Worte 9,1 f. und nicht auf das Folgende bezog. κρότον ἐγεῖραι τῷ πλήθει Vgl. Liban. or. 1,17 ὁ ... κρότοϲ πολὺϲ εἰϲ ἀπάτην τῶν τότε πρῶτον γευομένων ἐγειρόμενοϲ; decl. 30,68 μὴ παύϲῃ μιϲθούμενοϲ αὐλητρίδαϲ καὶ μίμουϲ γελοίων καὶ κρότον ἐγείρων καὶ τῇ γαϲτρὶ χαριζόμενοϲ (die Mehrheit der Hss. hat ἀγείρων); Socr. h. e. 7,13,7 περὶ τὸ κρότουϲ ἐν ταῖϲ διδαϲκαλίαιϲ αὐτοῦ ἐγείρειν ἦν ϲπουδαιότατοϲ; Phot. ep. 156,7 f. δι’ ὧν (d. h. rhetorische Künste) τινεϲ τὰ τῶν μειρακίων ὑπογαργαλίζουϲιν ὦτα καὶ κρότον ἑαυτοῖϲ ἐγείρουϲιν ἐκεῖθεν; Gorgias VS 82 B 5a τὴν ... τρίτην ῥητορικὴν περὶ γελοιώδη τινὰ τῶν μειρακίων τὸν κρότον ἀνεγείρουϲαν καὶ κολακείαν ὑπάρχουϲαν ἀναιδῆ. Damit wird die Konjektur bestätigt, die Bidez 309 s. v. ἀγείρω („ἐγεῖραι wohl nicht zu vermuten“) zwar erwogen, aber nicht einmal in den app. crit. aufgenommen hat. 2. (1) ϲυνάπτειν Das Aktiv ist eine Spitze, die auf Photios zurückgeht wie auch die ganze Stilkritik in 2. als das Fest der Theophania stattfand θεοφάνεια, sondern τὰ θεοφάνια sc. ἱερά. Die Theophania sind ein Frühlingsfest in Delphi, ebenfalls als adjektivisches Neutrum im Plural, vgl. LSJ s. v. θεοφάνια. Im christlichen Kontext kann, wie auch der Inhalt der

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Predigt zeigt, nur das Weihnachtsfest bzw. die Epiphanie gemeint sein, vgl. die Lukianos-Vita (vgl. Bidez, Anhang VI, p. 195), die entweder aus Philost. geschöpft hat oder Quelle Lukians war. In der orthodoxen Kirche wird das Dreikönigsfest als Theophanie-Fest zusammen mit der „Großen Wasserweihe“ gefeiert. Vgl. Lampe s. v. θεοφάνια, τὰ, bes. 3. Diese Verfluchten scheuten nämlich nicht … mit der Jungfrau zu vereinigen Philost. scheint einige Ausdrücke der Predigten des Eunomios direkt zitiert zu haben. Vgl. zur Negierung der ewigen Jungfräulichkeit Marias durch Eunomios Ps.-Chrys. in Matth. hom. 1 (PG 56,635 f.) (vgl. BMP, 356 Anm. 2): Joseph hat Kinder mit Maria, was die Bezeichnung Jesu als „erstgeboren“ erkläre. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Bedeutung Marias als Theotokos und ἀειπάρθενοϲ (ewige Jungfrau, nämlich auch post partum) musste Philost., der zwischen dem Konzil von Ephesos (431) und dem von Chalkedon (451) schrieb, ein besonderes Interesse an dieser bereits von Origenes erläuterten Frage haben. Zur Zeit des Photios hatte sich schon längst die Lehre von der immerwährenden Jungfrauenschaft Marias durchgesetzt, was die harte Verurteilung der in der Alten Kirche durchaus weitverbreiteten Auffassung des Philost. erklärt. Photios selbst hat Zeugnisse der Marienfrömmigkeit hinterlassen, vgl. die 10. Homilie mit Mango, The Homilies of Photius, 177-190. Ein Beispiel, wie diese noch zur offiziellen Lehre der katholischen Kirche gehörenden Definitionen unterschiedlicher Jungfräulichkeitsstufungen in einer Wissenschaftsdiziplin der Mariologie systematisiert werden, bieten A. Müller / D. Sattler, Mariologie, in: Th. Schneider (Hg.), Handbuch der Dogmatik, Band 2, Düsseldorf ²1995, 155-187. (2) αὐτοῖϲ S. zu test. 3b,2 αὐτῷ. 3. (1) εἰϲ τὸ τῆϲ οἰκονομίαϲ πρόϲχημα τὸ ἔκθεϲμον αὐτοῖϲ καταρυθμίζων καὶ ἀθέλητον Vgl. 4,12,10 τῶν δὲ τὴν ἀκούϲιον πρᾶξιν οἰκονομίαϲ ῥήματι καταϲχηματιζόντων (vgl. Valesius, Annot. 141 f.). Das αὐτοῖϲ ist adnominaler dat. zu τὸ ἔκθεϲμον ... καὶ ἀθέλητον (s. zu 1,6e,1 τὰϲ τῆϲ ϲωτηρίαϲ - τιθέμενοϲ); gemeint sind damit Eudoxios und die anderen, die sich im Januar 360 auf der Synode von Konstantinopel Akakios und dem Kaiser gefügt haben (vgl. Amidon, Philostorgius 80 Anm. 5). Anschein der Diplomatie Zur Bedeutung von οἰκονομία s. den Komm. zu Philost. 4,12,10. (2) überließ er ihnen obendrein sogar Kyzikos … seine Heimat Kappadokien Die Amtszeit des Eunomios blieb also denkbar kurz. Die Behauptung von Ph. Rousseau, Basil of Caesarea. Contra Eunomium: The

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Main Preoccupations, Prudentia Suppl. 17 (1988) 77-94, man müsse Eunomios vor allem als Bischof und „churchman“ sehen, erscheint angesichts der Leichtigkeit, mit der er das Amt aufgab, als problematisch, so jedenfalls Lim, Public disputation, 128 mit Verweis auf Socr. 4,7. Eleusios wurde nach der Absetzung des Eunomios wieder zurückgeholt, s. im Einzelnen den Komm. zu Philost. 9,13. 4. (1) ἐφ᾽ ᾧ S. zu 2,1,1 ἀνθ᾽ ὧν - ὑπεϲημήναντο. (2) εἰϲ ἀπολογίαν ... καταϲτῆναι ϲυνοδικῇ διαίτῃ Vgl. 1,7a,2 τοῖϲ περὶ τὸν Ὅϲιον Κουδρούβηϲ εἰϲ λόγουϲ καταϲτὰϲ; 3,15,10 εἰϲ ἅμιλλαν ἀλλήλοιϲ κατέϲτηϲαν; 3,16 τοῖϲ περὶ Βαϲίλειον τὸν Ἀγκύραϲ καὶ Εὐϲτάθιον τὸν Ϲεβαϲτείαϲ εἰϲ τοὺϲ περὶ τοῦ ὁμοουϲίου λόγουϲ καταϲτὰϲ; 6,1,3 εἰϲ ἀπολογίαν ὁ Εὐνόμιοϲ τῷ Κωνϲταντινουπόλεωϲ κλήρῳ καταϲτὰϲ. Zur kirchlichen Gerichtsbarkeit vgl. P. E. Pieler, Art. Gerichtsbarkeit, RAC 10 (1977) 485-88. ἐπεὶ ... ἐζήτει, ὁ δὲ Apodotisches δέ (Hinweis von R. Kassel), s. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ; das von Loofs (bei Bidez, app. crit. z. St.) vorgeschlagene ὅδε statt ὁ δὲ erübrigt sich damit. τὸν κατήγορον Gemeint ist nicht Akakios (wie εἷϲ ἦν τῶν εἰϲ τὸ βαθύτατον ϲιγώντων zeigt, war er ja anwesend), sondern der in dem Verfahren erforderliche Vertreter der offiziellen Seite gegenüber Eunomios. ἦν οὐδαμοῦ sc. κατήγοροϲ Vgl. LSJ s. v. οὐδαμοῦ II 2; Dodds zu Plat. Gorg. 456 b 8. Als aber die Synode nach dem Ankläger … tiefstes Schweigen hüllten In unklarer Form geht aus Socr. 2,45,9-11 hervor, dass in Antiocheia eine Synode vorbereitet und dann auch durchgeführt wurde, die im Jahre 361 letztlich die Positionen des Aetios bestätigte. Zur Identifizierung der von Philost. erwähnten Synode mit dieser Synode von Antiocheia s. Kopecek, History of Neo-Arianism, 407-410. Dabei wird bei Sokrates – im exakten Gegensatz zu Philost. – behauptet, dass dieser Positionswechsel vor allem durch Akakios inspiriert worden sein soll, dem auch die Formel von Rimini zu uneindeutig war, weil sie die Verschiedenheit von Vater und Sohn, die nicht nur eine Verschiedenheit in der Substanz, sondern auch im Willen sei, noch nicht ausreichend deutlich machte. Vaggione, Eunomius krates aus. Vermutlich hat aber vor allem Philost. seine Grunderzählung manipuliert. Die Darstellung der Synode durch Philost. bleibt merkwürdig ambivalent. Bei Philost. schließt die Synode von Antiocheia nicht mit dem

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definitiven Erfolg der Heterousier. Eunomios will sich zwar verteidigen, kommt aber mangels der Formulierung der Anklage in Antiocheia nicht zu Wort, seine Apologie kann somit nicht mit der Synode vom Frühjahr 361 in Verbindung gebracht werden, vgl. Diekamp, Literargeschichtliches zu der Eunomianischen Kontroverse, 6. Der endgültige Triumph der heterousischen Bewegung (zu dem es dann nicht mehr kommt) wird einer künftigen, von Constantius angekündigten größeren Synode vorbehalten (vgl. 6,4,3). Zum Problem der Zahl der Synoden in Antiocheia vgl. auch Ath. ep. Afr. 10 p. 287 Stockhausen. Zum Verlauf der Synode von Antiocheia Ath. syn. 31 (Athanasius Werke 2,259 f.); Socr. 2,45,9-15 und Soz. 4,28,929,4 (Beteiligung des Constantius II. und des Euzoios von Antiocheia). S. Kopecek, History of Neo-Arianism, 405-413. 5. τὴν ἐπὶ Κωνϲταντινούπολιν sc. ὁδόν, vgl. K.-G. 1,266 f.; 2,558 f.; mit ὁδόν in 6,5a,1. Dies hatte Constantius im Sinn … das „Wesensverschieden“ in Nikaia eine Synode abgehalten werden sollte Der zunächst durch Basileios, dann durch Akakios irregeführte Constantius II. ist also am Ende seines Lebens bereit, endgültig im Sinne des Aetios und Eunomios zu entscheiden, und zwar in einer Synode, die ausgerechnet in Nikaia stattfinden soll. Anders Gr. Naz. or. 21,26 (SC 270,164-166), demzufolge Constantius am Ende seines Lebens unter anderem seine Neuerungen im Glauben bereut und zum Schluss den homousischen Opfern seiner Verfolgung völlige Freiheit des Ausdrucks gewährt. Die Wende des Constantius zum heterousischen Glauben wird nach Philost. durch den Tod knapp verhindert. Chronologisch sind die Angaben des Photios sehr ungenau: Julian hatte sich bereits im Frühjahr 360 zum Kaiser erheben lassen. Constantius machte sich aber erst Ende 361 auf den Weg in den Westen. Die Nachricht von der Usurpation Julians kann also nicht Constantius veranlasst haben, Hals über Kopf Antiocheia zu verlassen und damit die Beschäftigung mit Glaubensangelegenheiten aufzugeben. Vielleicht ist aber gemeint, dass die Nachricht vom raschen Vormarsch Julians in den Osten, den er erst 361 nach einer langen Verhandlungsphase angetreten hatte, Constantius veranlasste, Antiocheia zu verlassen. Quellen des Mopsos Constantius II. starb am 3. November 361 in Mop schen Tarsos und der Kilikischen Pforte, vgl. Amm. 21,15,2 f.; Socr. 3,1,1; Soz. 5,1,6; Cons. Const. 361,1.

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nachdem er sich vorher noch von Euzoios hatte taufen lassen Die Taufe durch Euzoios bedeutet nicht, dass Constantius II. nach den Angaben von Philost. wieder auf eine gemäßigtere homöische Parteilinie eingeschwenkt wäre. Vielmehr ist Euzoios angeblich um diese Zeit noch ein Anhänger des Aetios und des Eunomios. Der Bruch erfolgt erst später, vgl. Philost. 9,3.

6,5a (1) φθάϲαϲ τὴν μεγαλόπολιν Ἀντιόχειαν Vgl. 8,8a,1 φθάϲαντοϲ ... αὐτοῦ τὴν Γαλατικὴν ἐπαρχίαν. (2) ἀναδειχθείϲ Ist, obwohl es allein in P überliefert ist (die restlichen Hss. haben ἀποδειχθείϲ), deshalb in den Text gesetzt worden, weil es in der vom Autor selbst erwähnten Stelle 4,2a,1 benutzt ist (ohne divergierende Lesarten). Daß er variiert haben könnte, ist freilich nicht gänzlich auszuschließen. Das Kompositum ἀποδεικνύναι ist in den Philostorgzeugen bei Amtsernennungen noch 1,5 u. 1,5a,11 (Vit. Const., hier allein in S vorhanden) belegt sowie 2,16b (Vit. Const.) in der Hs. A, ἀναδεικνύναι ebenda in der Hs. S (selbst innerhalb einer Hs. ist also ein Wechsel möglich, wie S in 1,5a,11 u. 2,16b zeigt). das Diadem anlegte … höheren Kaiserwürde langte Die Besonderheit der Usurpation Julians besteht darin, dass er bereits Caesar war und nun die höhere Augustus-Würde für sich beanspruchte. Der Anspruch auf die Oberkaiserwürde und das Greifen nach dem Diadem ist identisch: Allein dem Augustus in einer Mehrherrschaftsregierung kam in dieser Zeit das Diadem zu. (3) οὐκέτι μικρὸν οὐδὲν ἐνενόει Bezieht sich auf die anstehenden Maßnahmen, während mit τῆϲ μείζονοϲ ἀνθάπτεται βαϲιλείαϲ (2) das Fernziel gemeint ist. τῷ ϲτρατῷ ϲυνταξάμενοϲ Wird seit Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius 269 („instructo exercitu“) von den Übersetzern stets so verstanden, als ob der acc. überliefert wäre. Mit dem dat. ist jedoch gemeint, daß sich Julian mit seinem Heer über die anstehenden Schritte verständigt hat, vgl. LSJ s. v. ϲυντ dem dat. vgl. Diod. Sic. 8 fr. 21,1 ϲυνταξαμένων τῶν ἐπευνακτῶν τῷ Φαλάνθῳ τότε ἥκειν πρὸϲ τὴν ϲτάϲιν κατὰ τὴν ἀγοράν, ὅταν αὐτὸϲ ἐπὶ τὸ μέτωπον ἐφελκύϲῃ τὴν κυνῆν. Dies bezieht sich auf Julians Rede

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vor der Heeresversammlung und deren begeisterte Reaktion, vgl. Amm. 21,5,2-10. τῆϲ πέραν ὄχθηϲ λαβόμενοϲ Vgl. LSJ s. v. λαμβάνω B 4, z. B. Thuc. 3,24,2 λαβόμενοι τῶν ὀρῶν διαφεύγουϲιν ἐϲ τὰϲ Ἀθήναϲ mit Classen / Steup z. St. Gemeint ist damit, da aus Sicht des Römischen Reiches gesprochen, das Nordufer der Donau, vgl. Greg. Naz. or. 4,47 τάχει πολλῷ τήν τε οἰκείαν καὶ τῆϲ βαρβαρικῆϲ ὄχθηϲ ὅϲη ἐϲτι διαδραμὼν καὶ τῷ λαθεῖν μᾶλλον ἢ τῷ κρατεῖν τὴν πάροδον ἁρπάϲαϲ πληϲίον τῶν βαϲιλείων γίνεται. διὰ τῶν ἐκείνηϲ (sc. τῆϲ πέραν ὄχθηϲ) χωρίων ἤλαυνεν Er zog durch die am Nordufer der Donau gelegenen Gebiete, um möglichst lange unbemerkt zu bleiben (s. Greg. Naz. im letzten Lemma). Es ist also nicht mit Mendelssohn (Bidez, app. crit. z. St.) in ἐκείνῃ zu ändern. stimmte er sich mit dem Heer ab ... dort gelegenen Gebiete Die Nachrichten der Artemii Passio entsprechen den besten Informationen über das Itinerar Julians im Jahre 361. Die Aussprache Julians mit seiner Armee findet unmittelbar vor dem Abmarsch, also in Kaiseraugst, statt (s. den phil. Komm.), womit die Artemii Passio mit Amm. 21,1,6 gegen Zonar. 13,11,3 übereinstimmt (zum Problem Bleckmann, Die Reichskrise des III. Jahrhunderts, 359 f.). Julian begibt sich von der Reichsgrenze durch Teile des Alamannengebiets (des Herkynischen bzw. Marcianischen Waldes) zum Oberlauf der Donau, vgl. im Einzelnen zum Itinerar B. Bleckmann, Fragmente heidnischer Historiographie zum Wirken Julians, in: A. Goltz u. a. (Hgg.), Jenseits der Grenzen. Beiträge zur spätantiken und frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung, Berlin 2009, 61-77, hier 67-71. Bidez, Philostorgius, CXXXVI f. sieht Parallelen mit Gr. Naz. or. 4,47: „Hier wie dort wird z. B., stellenweise mit ganz gleichen Ausdrücken, erwähnt, daß Julian, als er von Gallien nach Thracien kam, in einem gegebenen Augenblicke ans andere Ufer der Donau übersetzte.“ Gregorios geht in allgemeiner Form und ohne präzise geographische Angaben auf die bekannte Tatsache ein, dass Julian entlang der Donau und der Grenze zu den Barbaren bis in die Nähe von Konstantinopel vorrückte: „In aller Eile marschierte er durch sein eigenes Gebiet, fuhr einen Teil des barbarischen Ufers entlang und legte mehr inkognito denn als Eroberer die ganze Strecke zurück und ge Text im phil. Komm.) In Wirklichkeit sind also keine sehr engen Beziehungen gegeben, da Gregorios den Julian sofort bis nach Konstantinopel gelangen lässt und Donau, Germanen, Illyrikum nicht erwähnt, während

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Philost. präzise aus historischen Quellen schöpft, die den Weg Julians durch das Gebiet der Germanen, also den Südschwarzwald bzw. die Gegend zwischen Bodensee und Donau, und die anschließende Donauüberquerung (6,5a,4) beschreiben. Die Passage zeigt im Übrigen, dass in vielen Quellen des 4. und 5. Jh. der Germanenname (statt des Alamannennamens) durchaus auch im nicht-historisierenden Gebrauch begegnen kann, entgegen einer weit verbreiteten Ansicht in der Germanenforschung. Präfekten, dem Italiens, namens Taurus, und dem Illyriens, Florentius Die prosopographisch richtigen Angaben zu Flavius Taurus, praefectus praetorio von Italia und Africa, und Flavius Florentius, praefectus praetorio von Illyricum, zeigen, dass in der ausgehenden Regierungszeit des Constantius II. die Präfektur Italia, Illyricum, Africa aufgeteilt war. Zu Flavius Taurus vgl. PLRE 1,879 f. Taurus 3. Zu Florentius s. PLRE 1,365 Florentius 10. Beide Parteigänger des Constantius, die 361 gemeinsam Konsuln waren, wurden in Chalkedon unter Julian abgeurteilt. Sie werden aber in den Fragmenten des Philost. nicht mehr erwähnt, auch nicht in seinem ausführlichen Bericht über den Prozess von Chalkedon (vgl. den Komm. zu Philost. 6,6a-7a). Die Flucht der beiden wird von Amm. 21,9,4 und Zos. 3,10,4 erwähnt. PLRE 1,880 Taurus 3 erwähnt unzutreffend auch die Artemii Passio (diese Passage) als Beleg. Gemeint ist, dass nacheinander der Präfekt von Italien, zu dessen Amtsbereich auch Rätien gehörte, und der Präfekt von Illyrikum (mit den übrigen Provinzen an der Donau) überlistet wurden. (4) setzte er über auf die andere Seite des Stroms Gemeint wäre dann, dass Julian nach dem Marsch am Nordufer der Donau erst in Pannonien (Pannonia superior?) wieder über die Donau setzte und ans Südufer gelangte. Der Bericht der Artemii Passio ist hier mit den Alternativerzählungen, bei denen Julian ab der Höhe von Ulm mit Schiffen die Donau abwärts fährt, nicht völlig vereinbar. Diese Schiffe findet Julian entweder zufällig vor oder muss sie bauen lassen: Vgl. Amm. 21,9,2 versus Jo. Ant. fr. 265 Roberto; Zos. 3,10,2 und letztlich auch schon Lib. or. 13,40. Möglicherweise sind in der Version vom Vormarsch am Fluss hier auch Missverständnisse der Quellenvorlage zu berücksichtigen. und hatte … Herrschaftsbereich der Römer gehörten Damit ist deut Reichsteil des Constans und späteren Reichsteil Valentinians, d. h. die Präfektur Galliae und die Präfektur Italia, Illyricum, Africa aneignete. Genau dieses Ziel äußert er auch in einer Rede an seine Soldaten, vgl. Amm.

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21,5,2-8. Dementsprechend machte Julian bewusst am Pass von Succi Halt, um dieses Programm zu erfüllen, vgl. Amm. 22,1,3: velut fixa tamen firmitate consistens intra terminos Daciae se continebat. Das Einhalten an der Grenze hat, jedenfalls wenn man dem Bericht Ammians folgen möchte, nichts oder zumindest nicht primär damit zu tun, dass in der Zwischenzeit die Truppen des Constantius II. in Thrakien mobilisiert worden waren, anders J. Matthews, The Roman Empire of Ammianus, Baltimore 1989, 105. Das Einhalten könnte sich eher damit erklären lassen, dass Julian eine Samtherrschaft nach dem Modell von Constans und Constantius plante, die einerseits seine Legitimität durch die Zustimmung des Constantius garantiert hätte, andererseits aber durch den Besitz von zwei Dritteln des Reiches ihm die Überlegenheit sicherte, vgl. dazu K. Rosen, Beobachtungen zur Erhebung Julians 360-361 n. Chr. (1969), in: R. Klein (Hg.), Julian Apostata, Darmstadt 1978, 409-447. Zonar. 13,11,8 lässt einen anderen Grund für die vorläufige Beschränkung auf den Westteil des Römischen Reiches (mit den zwei Großpräfekturen) erkennen: „Er sagte, dass er nicht gegen Constantius ziehe, sondern dass er vielmehr vorhabe, dass die östlichen und die westlichen Armeen an einem Punkt zusammenkämen, damit sie vereint den auswählten, der über sie herrschen solle.“ Vgl. dazu Bleckmann, Reichskrise des III. Jahrhunderts, 364 f. (5) οὖν in apodosi, vgl. Denniston 428 (3). (6) ὡϲ ὅτι τάχιϲτα S. zu 1,5a,3; das ὡϲ ist also nicht mit Mendelssohn (Bidez, app. crit. z. St.) vor αὐτὸν umzustellen, das vielmehr von φθῆναι abhängt und das προαφικομένουϲ verstärkt. Er beabsichtigte … gegen das „Wesensgleich“ angestachelt wurde Diese Angabe (Philost. 6,5 a) über eine große, definitiv Nikaia korrigierende Synode, die ihrerseits in Nikaia stattfinden sollte, stimmt mit dem Philost.-Exzerpt des Photios (Philost. 6,5) und seinen Angaben über die letzten Synodenprojekte des Constantius II. überein. (7) οὐκ ἂν βιωϲόμενοϲ S. zu 1,6e,1 μὴ ἂν ... γενήϲεϲθαί ποτε. Als er merkte … damit, ihn zu taufen Die besonderen Umstände, unter denen der kranke Constantius II. den Euzoios aus Antiocheia herbeirufen ließ, wurden von Philost. sehr ausführlich dargestellt. Constantius blieb ausreichend Zeit, um explizit nach Euzoios zu schicken. Dieses Detail dürfte p. 545,9-11 Bonn (Bidez, Anhang VII, 32 p. 226): „Er empfing die heilige Taufe von Euzoios, dem Bischof von Antiocheia, der zur besagten Station (Mopsukrenai) vom besagten Constantius geholt worden war.“

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insgesamt vierzig Jahre geherrscht ... übrigen allein Constantius II. war von 337 bis 361 Augustus, von 324 bis 337 Caesar. Wie die ungenauen Angaben zustande gekommen sind, bleibt offen. Vielleicht spielt die Praxis der Vorwegnahme der Vota – das vierzigste Kaiserjubiläum wurde seit den Tricennalien des Constantius in der Münzprägung gefeiert (VOT XXX/MVLT XXXX, vgl. RIC VIII, p. 51-53) – hier eine Rolle. Da Euzoios nicht der für den Todesort des Constantius zuständige Lokalbischof war, kann man darin, dass er zur Taufe herbeigerufen wurde, ein Bekenntnis des Kaisers zum homöischen Glauben sehen.

**6,5b Diese Passage der Artemii Passio wird von Bidez wegen inhaltlicher Berührungen mit 6,5a dem Philost. zugewiesen und wegen Ähnlichkeiten mit Zonaras bzw. seiner Zwischenquelle. Das ist aber nicht zwingend.

6,6 f. 6. Während Constantius zur Bestattung gebracht wurde Zur Bestattung des Constantius II. Paneg. 3(11),27,5; Lib. or. 13,36 und vor allem 18,120; Gr. Naz. or. 5,16 f.; Amm. 21,16,20; Socr. 3,1,50 (sehr knapp: erwähnt werden nur die kaiserlichen Ehrungen); Zonar. 13,12,4 f. traf Julian ein Die Ankunft Julians in Konstantinopel fand am 11. Dezember 361 statt, vgl. Amm. 22,2,2-5. Vgl. zum Datum Socr. 3,1,2; Cons. Const. 361,2. ging im Leichenzug … er ausgezogen war Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 211 setzt die Beschreibung bei Philost. mit der relativ ausführlichen Darstellung bei Lib. or. 18,120 in Beziehung. Libanios schildert die vornehme Haltung Julians bei der Bestattung des Constantius II. folgendermaßen: „So rechtschaffen war er hinsichtlich dessen, der ihm gegenüber wohl die Rolle Kreons nachgeahmt hätte. Und er ließ da nicht die Angelegenheiten gegen den Verstorbenen ruhen, sondern er ging in den Hafen der großen Stadt hinab, indem er die ganze Schar versammelte, und wehklagte, als dieser noch durch das Meer getragen wurde. Er berührte mit beiden Händen den Sarg, nachdem er, mit Ausnahme des Mantels, alle Abzeichen der Kaiserwürde abgelegt hatte, indem er es ablehnte, dem Leich-

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nam die vom Lebenden ausgeheckten Anschläge vorzuwerfen.“ Libanios und Philost. bieten eine Ekphrasis zur Beerdigung des Constantius und versuchen die Szene sichtbar zu machen. Beide haben, so Malosse, eine ähnliche Pointe, die variiert wird, einmal zugunsten von Julian, das andere Mal gegen ihn (die finale Antithese). Wegen dieser rhetorischen Technik müsse in Philost. vor allem ein Redekünstler und Vertreter der von L. Pernot so genannten „dritten“ Sophistik gesehen werden. Dieses Urteil enthält eine richtige Einschätzung des Charakters des Geschichtswerks des Philost. Ob allerdings eine direkte Abhängigkeit des Philost. von Libanios besteht, muss offen bleiben. 7. ἅτε δὴ Ἀέτιον διὰ Γάλλον δῆθεν κινδυνεύοντα Die Position des ἅτε δὴ ist verdächtig, weshalb Valesius, Annot. 142 es hinter Ἀέτιον versetzen wollte (zu Umstellungen in B vgl. Bidez, Philostorgius XLI). Denkbar ist aber auch, daß hinter ἅτε δὴ ein εἰδὼϲ (vgl. Phot. bibl. cod. 230 p. 277 b 14-16 ἅτε δὴ ϲύνδρομα εἰδὼϲ τὰ εἰρημένα τῇ καθ’ ὑπόϲταϲιν ἑνώϲει φωνῇ) oder μαθὼν (vgl. 2,18 Γρηγόριον ἐμεμαθήκει τετελευτηκότα) ausgefallen ist. Zu den Ereignissen vgl. 4,8,1 f. 5; 4,12,7-10; 5,1,3 u. bes. 5,2,1 εἰϲ Ἄμβλαδα τοῦτον μεθοριϲθῆναι παρακελεύεται ἐκεῖ κακῶϲ ἀπορρῆξαι τὸν βίον διὰ τὸ βάρβαρον καὶ μιϲάνθρωπον τῶν ἐνοικούντων. Das δῆθεν hinter διὰ Γάλλον hat offenbar die Funktion, den Namen hervorzuheben, vgl. Phot. bibl. cod. 170 p. 117 a 2-8 ἀνεγνώϲθη βιβλίον πολύϲτιχον, μᾶλλον δὲ πολύβιβλον, ἐν λόγοιϲ μὲν ιε´, τεύχεϲι δὲ ε´. ἐν οἷϲ μαρτυρίαι δῆθεν καὶ χρήϲειϲ ὁλοκλήρων λόγων ... κατεϲτρώθηϲαν; ebd. 179 p. 124 a 19; 223 p. 218 b 39. Es nähert sich also der Ursprungsbedeutung von δή, vgl. Denniston 204 u. 266 (6); O. Navarre, REA 6 (1904) 322 spricht von „une idée d’évidence“. ⟨ὑπὲρ〉 δογμάτων ἐκκληϲιαϲτικῶν ὑπερορίαν ὑπέϲτηϲαν Seit Gothofredus 85 („propter Ecclesiastica dogmata“) wird der Passus zwar richtig verstanden, aber erst Bidez hat – zumindest im app. crit. – für den Text Konsequenzen gezogen und die Ergänzung eines ἕνεκεν hinter δογμάτων erwogen, wobei er auf Theophyl. Bulg. pass. XV mart. 10 (PG 1262,165 B) verwies (über die zu Constantius’ Zeit verbannten Bischöfe): τῶν ἐκκληϲιῶν διὰ τὴν πίϲτιν ἐξεδιώχθηϲαν. Leichter vorstellbar ist wegen des kurz darauf folgenden ὑπερορίαν wendung vgl. 3,12,6 τὸν ἕτερον τῶν ὀφθαλμῶν ὑπὲρ τῆϲ εὐϲεβείαϲ φέροντα διορωρυγμένον u. 3,22,1 διὰ τὴν ὑπὲρ Ἀθαναϲίου ϲπουδὴν.

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Zu ὑπερορίαν ὑπέϲτηϲαν vgl. 2,16,1 μή τι κἀκείνουϲ ὑπ᾽ αὐτῶν ὅμοιον (d. h. einen tödlichen Anschlag) ὑποϲτῆναι; zu δογμάτων ἐκκληϲιαϲτικῶν vgl. 9,14,1 διαϲύρει (sc. Philost.) ... τὸν ... Δημόφιλον φύρειν τε πάντα καὶ ϲυγχεῖν ἀκρατέϲτατον καὶ μάλιϲτά γε τὰ ἐκκληϲιαϲτικὰ δόγματα. rief er den Aetios … Glaubensgrundsätze das Exil hatten erdulden müssen Zur Rückkehrerlaubnis für alle unter Constantius II. aus religiösen Gründen Exilierten vgl. Jul. ep. 46,110 und 114 Bidez; Hist. aceph. 3,2 (SC 317,150); Amm. 22,5,3; Socr. 3,1,48; Soz. 5,5,1 und 6; Rufin. hist. 10,28 (GCS 9,990 f.); Thdt. h.e. 3,4,1. Im Brief an Aetios (ep. 46 Bidez) erteilt Julian Aetios nicht nur die Genehmigung aus dem Exil zurückzukehren, sondern fordert ihn als persönlichen Bekannten auf, mit der Reichspost an den Hof zu gelangen. Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 209 hält Julian ep. 46 für eine Quelle von Philost. 6,7. Entsprechend der Darstellung bei Philost. soll auch in ep. 46 von „wegen des Wahnsinns des Gallus Exilierten“ die Rede gewesen sein. Statt ἥνεκα τῆϲ τῶν Γαλιλαίων ἀπονοίαϲ sei also τοῦ Γάλλου zu lesen. Diese Konjektur würde ein gewisses Verständnis gegenüber Constantius und eine deutliche Distanzierung Julians vom nicht nur aufbrausenden und unvernünftigen, sondern geradeheraus wahnsinnigen Halbbruder voraussetzen, die wenig wahrscheinlich sein dürfte. Zur besonderen Beziehung zwischen Julian und Aetios s. auch den Komm. zu Philost. 6,7b. Die mit der Rückkehrerlaubnis verbundene Absicht Julians, die inneren Konflikte in der christlichen Kirche anzuheizen, wird im Exzerpt des Photios hier nicht explizit zur Sprache gebracht, s. jedoch Philost. 7,4,4.

6,6/7a (2) οὗτοι μὲν ... καὶ ὁ Ἰουλιανὸϲ Das μὲν-Kolon schildert die Situation, in die das mit καὶ ὁ Ἰουλιανὸϲ beginnende Ereignis fällt; zu dem καὶ vgl. Denniston 293 (10); zu μὲν ... καὶ vgl. Denniston 374. τὴν Κωνϲταντινούπολιν εἶχον Falls heil überliefert, ist gemeint, daß die heimkehrenden Truppen Konstantinopel in ihrer Obhut hatten bzw. kontrollierten (vgl. LSJ s. v. ἔχω [ recht das ἄγοντεϲ τὸν νεκρὸν, das eher auf die Situation der Ankunft schließen läßt, wie es auch Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius 271 verstanden hat: „Constantinopolim venerunt“ (so auch

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Amidon, Philostorgius 84; Lampe s. v. ἔχω A 5 [unsere Stelle als einziger Beleg]). Das kann ἔχω jedoch schwerlich bedeuten. Möglicherweise ist vor ἄγοντεϲ ein ⟨καταλαβόντεϲ〉 ausgefallen; zum Verb vgl. 7,15a,1 (= Mart. Artem. 69,2 f.) τὴν Κτηϲιφῶντα πόλιν καταλαβὼν; s. zu 1,7; zu ἔχω mit part. aor. vgl. K.-G. 2,61 f. Das statt des δὴ in MRU überlieferte διὰ (das Kotter in den Text aufgenommen hat) hilft nicht weiter, denn um es mit ἄγοντεϲ zusammennehmen zu können, wäre statt τὴν Κωνϲταντινούπολιν der gen. erforderlich (vgl. 6,5a,3 διὰ Γερμανῶν u. διὰ τῶν ἐκείνηϲ χωρίων), der jedoch inhaltlich nicht recht paßt. Diese nun waren (?) … ihm Widerstand zu leisten Artemii Passio und das Philost.-Exzerpt des Photios erwecken den Eindruck, dass der Leichnam des Constantius II. unmittelbar vor der Ankunft Julians in Konstantinopel eintraf. Das ist, wenn Julian am 11. Dezember 361 in Konstantinopel ankam, schwierig, da Constantius am 3. November 361 in Kilikien verstorben war, sein Leichnam einbalsamiert wurde und ein feierlicher Leichenzug nicht in zu großer Hast geschehen sein kann. Vgl. zur Rekonstruktion der Ereignisse Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt 4, 303. Andererseits beschreibt der Konsul von 362 Claudius Mamertinus in seiner Neujahrsansprache die persönliche Beteiligung Julians an der Bestattung des Constantius (Paneg. 3[11],27,5), zum Zeitpunkt der Rede vgl. C. E. Nixon / B. S. Rodgers, In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini, Berkeley 1994, 389. Dass der Leichenzug und Julian ungefähr gleichzeitig im Dezember in Konstantinopel eintrafen, erklärt sich daraus, dass Julian an einer Simultanität interessiert war, um auf diese Weise den Eindruck einer geregelten Sukzession zu erwecken. Als der Verstorbene … neben seinem Vater bestattet werden sollte Das Thema der Grablege des Vaters an der Apostelkirche, mit dem die Darlegung zur Regierungszeit des Constantius II. als wirklicher Erbe Konstantins d. Gr. im dritten Buch begonnen hatte, wird von Philost. im Zusammenhang mit der Bestattung des Constantius wieder aufgenommen. Der wahren pietas des Constantius folgt nun die geheuchelte pietas Julians. (4) τὴν ἀρχήν τε Das τε fehlt in A, sei es weil die Hs. gegenüber allen an die Konjunktion in der jetzigen Fassung des Satzes überflüssig ist. Doch fragt man sich, wie sie hineingeraten sein soll. Nun zeigen die Ausführungen in 4,1,6 f. u. 4,1a,4 f., daß sich das Komplott des Eusebios und seiner

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Umgebung über mindestens zwei Stufen erstreckte: Zum einen stachelten sie Constantius dazu an, Gallus töten zu lassen, zum anderen verhinderten sie, daß der das Todesurteil wieder aufhebende Beschluß sein Ziel erreichte. Möglicherweise wollte der Verfasser unseren Passus ähnlich gliedern, hat aber nach der Einleitung des ersten Teils (τὴν ἀρχήν) spätestens mit den Worten τὸν ἅπαντα τῷ Γάλλῳ φόνον das ganze Komplott erfaßt und darüber den Rest fahren lassen. Als nun Constantius … Mordkomplott gegen Gallus geschmiedet hatte Neben Amm. 22,3 bietet Philost. einen der ausführlichsten Berichte zu der – nach Kaiserwechseln sehr typischen – Aburteilung der engsten Anhänger des verstorbenen Vorgängerkaisers Constantius II. durch Julian im Prozess von Chalkedon und in parallelen Maßnahmen. Sokrates erwähnt hier nur die Aburteilung des Eusebius, andere sind noch knapper oder schweigen (so auch Zosimos, der in 3,11,2 f. nur sehr summarisch die Regierungsanfänge Julians in Konstantinopel behandelt). Amm. 22,3,3-7 und 10-12 führt eine lange Liste von verurteilten Personen an: Palladius, Taurus, Pentadius, Euagrius, Florentius, der magister officiorum, Florentius, der praefectus praetorio, Ursulus, ferner Apodemius, Paulus und Eusebius. Neben den von Secundus Salutius in Chalkedon abgeurteilten Personen werden in Amm. 22,11,1 f. weitere, offenkundig in der Provinz abgeurteilte Fälle genannt, nämlich Gaudentius, der gewesene Vikar Iulianus (vgl. aber 22,3,6) und der dux Aegypti Artemius. Die Unterscheidung zwischen den in Chalkedon abgeurteilten und den dann in der Ferne durch briefliche Verfügung verhafteten und hingerichteten Personen ist bei Ammianus Marcellinus und in der Artemii Passio (6,6/7a,6) ähnlich vorgenommen worden. Aus Ammianus ist zu erkennen, dass das Fehlverhalten gegen Gallus nicht der einzige Grund der Verurteilungen war, es aber im Prozess eine wichtige Rolle spielte, vgl. 22,3,3 (Palladius intrigiert als magister officiorum gegen Gallus); 22,3,5. Die Schuld der Angeklagten, was ihr Verhalten gegenüber Gallus betrifft, wird dabei von Ammianus stark relativiert. Für Palladius hat es „lediglich“ zum Verdacht wegen der Intrige gegen Gallus gereicht (22,3,3), Pentadius wird ganz freigesprochen. Eusebius und Paulus werden bei Ammianus (22,3,11 f.) im Gegensatz zu Philost. (4 f.) ohne Bezug auf ihre Verstrickung in die Ermordung des Gallus genannt, während beim ebenfalls Apodemius in einem Rückblick immerhin auf die Katastrophe des Gallus hingewiesen wird (22,3,11). Nach Philost. wütet Julian zwar gegen weitere Anhänger des Constantius, zunächst und vorrangig aber gegen die in den

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Sturz des Gallus verwickelten Amtsträger. Namentlich genannt gewesen sind in seiner Erzählung, folgt man den erhaltenen Textzeugen des Philost., von den in Chalkedon abgeurteilten Personen Eusebius (vgl. Amm. 22,3,12) und der Notar Paulus (vgl. Amm. 22,3,11). Sofort enthaupten ließ er den praepositus … geschmiedet hatte Vgl. Socr. 3,1,49: Der Eunuch Eusebius, der als einziges Opfer der Säuberungsmaßnahmen Julians genannt wird, wird wegen sonstiger Verfehlungen und wegen seines Unrechts gegenüber Gallus bestraft. Zur Rolle des Eusebius bei der Beseitigung des Gallus vgl. Philost. 4,1 und 1a. (5) Den Spanier Paulus … widerwärtig gegenüber Gallus verhalten hatte Zu Paulus mit dem Beinamen Catena PLRE 1,683 f. Paulus 4. Wie Philost. bezeugt auch Ammianus seine spanische Herkunft (Amm. 14,5,6). Amm. 15,3,4 erwähnt die Beteiligung des Paulus an Prozessen gegen Anhänger des Gallus, während er von Intrigen gegen Gallus selbst nichts erwähnt. Ohne dass Paulus namentlich genannt wird, bemerkt Lib. or. 18,152, dass seine Aburteilung wegen der vorangehenden Denunziation zahlreicher Menschen in Europa und Asien gerechtfertigt gewesen sei. nach Chalkedon und ließ ihnen dort jeweils den Prozess machen Ammianus Marcellinus berichtet, dass hohe Amtsträger und Militärs in Chalkedon den Prozess unter dem Vorsitz des Secundus (22,3,1 f.) führen und die Urteile festlegen. Gleichwohl ist Ammianus klar, dass dieser Prozess aus der Ferne von Julian gesteuert wurde, der dementsprechend auch wegen ungerechter Verurteilungen kritisiert wird. Die fadenscheinige Entschuldigung Julians, dass er im Falle der ungerechten Aburteilung des comes sacrarum largitionum Ursulus nichts gewusst habe, lehnt Ammianus (22,3,7 f.) ab. Auch Gaudentius … welche sich alle beleidigend gegen ihn selbst verhalten hatten Mit ἀνεῖλεν δὲ καὶ setzt der Verfasser neu ein und nennt diejenigen, an denen Julian nicht wegen ihrer Rolle in der Gallus-Affäre, sondern wegen des beleidigenden Verhaltens gegen seine eigene Person Rache nimmt. Namentlich erwähnt wird allein Gaudentius, vgl. PLRE 1,386 Gaudentius 3. Gaudentius war von Constantius nach Afrika geschickt worden, um mit Cretio Verteidigungsmaßnahmen im Bürgerkrieg gegen Julian durchzuführen. Die Bezeichnung als ϲτρατηγὸϲ τῆϲ Ἀφρικῆϲ chen Generalsrang handelt. Als eng mit dem Regime des Constantius verbunden erwies sich Gaudentius bereits als agens in rebus, durch seine Denunziationen des Africanus, Marinus und Felix, vgl. Amm. 15,3,8 f.;

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16,8,3.Er war dem Julian als „Sykophant“ verhasst, vgl. Jul. ad Ath. 273cd. Florentius und Taurus sind von Philost. auf jeden Fall als Parteigänger des Constantius II. genannt worden (vgl. 6,5a); sie erscheinen in seinem Bericht über den Prozess von Chalkedon nicht namentlich, gehören aber in die Gruppe derer, die den Julian durch ihre Parteinahme für Constantius und durch ihr vorheriges Verhalten gegenüber Julian als Caesar diesen gewissermaßen persönlich beleidigt hatten. (6) mittels brieflicher Verfügungen Bei den in der Ferne betroffenen Amtsträgern sind Gaudentius, weitere anonyme Personen sowie mit Sicherheit auch Artemius genannt worden, was dann für den Autor der Artemii Passio der Grund war, bei seiner Darstellung auf Philost. zurückzugreifen. Aus diesem Grund ist M. Artem. 22,1-5 noch in den Text aufgenommen, allerdings nur im Petitdruck, da Philost. zwar von der brieflichen Anweisung Julians zur Hinrichtung, kaum von einer unhistorischen Begegnung zwischen Artemius und Julian in Antiocheia berichtet haben wird (vgl. zur sofortigen Hinrichtung des Artemius Amm. 22,11,2).

7. Buch Das siebte Buch ist ausschließlich der kurzen Geschichte der Alleinherrschaft Kaiser Julians gewidmet (361-363). Im Besitz der Alleinherrschaft bekennt sich Julian offen zum Heidentum und unternimmt, die Kulte wieder zu beleben (1). Der religionspolitische Wechsel ermuntert die Heiden zu Übergriffen, wie der Lynchmord an Georgios von Alexandreia (2), die Zerstörung der Christusstatue von Paneas (3) und die Schändung der Gebeine des Johannes des Täufers (4,4a) zeigen. Julian selbst reformiert von Konstantinopel aus die Kulte, verbietet Christen die heidnische Bildung (4b) und macht sich dann, um die Christenverfolgung zu generalisieren, auf den detailliert geschilderten Weg nach Antiocheia (4 und 4c). Kurz wird im Photiosexzerpt auf die innerkirchlichen Verhältnisse im Osten eingegangen, nämlich auf das Verhältnis zwischen Eudoxios und Euzoios einerseits und Aetios, Eunomios und ihren Anhängern andererseits (5 und 6). Während des Aufenthalts Julians in Antiocheia spitzt sich die Auseinandersetzung mit den Christen zu. Der Kaiser enthebt christliche Offiziere wie Valentinian ihres Kommandos (7). Als seine Bemühungen, das Orakel des Apollon von Daphne wegen der Präsenz der Gebeine des heiligen Babylas – dessen Martyrium in einem langen Exkurs beschrieben wird – vergeblich bleiben und das Heiligtum von Daphne schließlich durch Gottes Wirken in Flammen aufgeht, vertreibt er die Christen aus der Großen Kirche von Antiocheia (8 und 8a). Vergeblich bleiben auch die Bemühungen, den Tempel von Jerusalem im Bunde mit den Juden wiederzuerrichten, die durch ein Erdbeben zunichte gemacht werden (9). Die göttliche Rache ereilt auch diejenigen, die sich im Bunde mit Julian an Apostasie und Freveln beteiligt haben (10 und 13). Die Vergeblichkeit belegt die Richtigkeit der Prophezeiung Jesu zum Schicksal des Tempels und Jerusalems (11; 12; 14). Julian selbst ereilt dann in einem kopflos unternommenen Perserfeldzug die verdiente göttliche Rache (15). [B. B.]

7,1 πανταχοῦ Gehört, wie in der Hs. B interpungiert, zum folgenden gen. abs., vgl. 7,4,1 τῶν Ἑλληνιϲτῶν τὰ ἀτοπώτατα κατὰ τῶν Χριϲτιανῶν πανταχοῦ παλαμωμένων.

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grausigste Todesarten zufügten Das Bild Julians als Verfolgerkaiser unterscheidet sich bei Philost. nicht von dem bei anderen Kirchenhistorikern. Auf diese Gemeinsamkeiten weist Photios in einem Fall hin (s. weiter unten Philost. 7,8,1). Zur Konformität mit den sonstigen Berichten s. Leppin, Heretical Historiography, 118 f.; Marasco, Filostorgio, 149.

7,1a (1) ὁ δὲ S. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. die er in Ionien mit Maximos und seinem Kreis geführt hatte Neben Maximos selbst, der der wichtigste philosophische Ratgeber des Kaisers war, führte Julian auch Gespräche mit Chrysanthios, vgl. Eunap. VS 7,2,1, ferner mit Eusebios und Aidesios, vgl. Eunap. VS 7,1,5-14. Zum (heimlichen) Abfall vom Christentum während des Aufenthalts in Ionien s. Jul. ep. 111. Nach außen musste sich der Kaiser als Christ geben, vgl. Lib. or. 18,19 irgendetwas davon zu enthüllen Die historischen Zusammenhänge sind im Großen und Ganzen richtig erfasst. Der Halbbruder Gallus starb schon 354, sein Cousin Constantius II. 361, im Jahr nach der Usurpation Julians. In der Tat besuchte Julian als Usurpator noch den Weihnachtsgottesdienst von 360/361, vgl. Amm. 21,2,5. (2) ἐπεὶ δὲ οὗτοι ἐξ ἀνθρώπων ἦϲαν Vgl. Philostr. vit. Ap. 8,31 τοῦ δὲ Ἀπολλωνίου ἐξ ἀνθρώπων ... ὄντοϲ (Hinweis von R. Kassel).

7,1b entschlossen aufzurichten Zum Restitutionsedikt Amm. 22,5,2; Lib. or. 12,69; 18,114 und 126. Inschriftliche Belege zusammengestellt bei A. N. Oikonomides, Ancient Inscriptions Recording the Restoration of GrecoRoman Shrines by the Emperor Flavius Claudius Julianus (361-363 A.D.), AncW 15 (1987) 37-52. Socr. 3,1,39 und 48; Soz. 5,1,2 und 5,3,1 erwekken den Eindruck, diese Restitution habe unmittelbar nach der Usurpation und noch vor dem Tod Constantius’ II. stattgefunden. Philost. stellt die Restitution dagegen in einen richtigen Kontext.

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7,1c Ὀριβάϲιοϲ Welche Namensform dem Verfasser des Mart. Artem. geläufig war, Ὀριβάϲιοϲ oder Ὀρειβάϲιοϲ, läßt sich angesichts der Divergenzen in den Hss. und der bekannten Lautentwicklung nicht sicher entscheiden (in der Epitome des Photios, 7,15,5, bietet B erstere Form). Julians Arzt selbst aber ist angesichts seiner „im ganzen so konservativen Haltung“ wahrscheinlich der „historischen Schreibung nach den Regeln der gelehrten Grammatik“ gefolgt (H. O. Schröder, Art. Oreibasios, RE Suppl. 7 [1940] 797 f., bes. 798,13-27) (Hinweis von R. Kassel). εἴπατε - ὕδωρ Alles Entscheidende zu Verständnis und historischer Situierung der Orakelverse 1 haben Bowra und Guida in ihren Untersuchungen vorgetragen: Es handelt sich um eine christliche Fälschung, entstanden vor Philostorgs Kirchengeschichte (die wohl in die fortgeschrittenen 30er Jahre des 5. Jh. gehört [s. Einl. S. 41-44]); erfunden zu dem Zweck, Julians Glauben an die alten Götter und ihre Orakel zu verspotten; Oribasios deshalb untergeschoben, weil er weit weg zu den Barbaren verbannt worden war 2, wenn er damals überhaupt noch lebte; in den Formulierungen angeregt durch Greg. Naz. or. 5,32 (SC 309,356/58) οὐκέτι Πυθία πληροῦται οὐκ οἶδ᾿ ὧντινων πλὴν μύθων καὶ ληρημάτων· πάλιν ἡ Καϲταλία ϲεϲίγηται καὶ ϲιγᾷ καὶ ὕδωρ ἐϲτὶν οὐ μαντευόμενον, ἀλλὰ γελώμενον· πάλιν ἀνδριὰϲ ἄφωνοϲ ὁ Ἀπόλλων, πάλιν ἡ Δάφνη φυτόν ἐϲτιν μύθῳ θρηνούμενον. βαϲιλῆι Guida 412 f. hat darauf hingewiesen, daß sich die metrisch korrekte Form (statt des überlieferten βαϲιλεῖ) schon bei Salmasius fin-

Vgl. Parke / Wormell 2,194 f. Nr. 476 bzw. Fontenrose 353 Nr. Q263. Vgl. Eunap. vit. soph. 21,1,6-2,3; unter den dort genannten βάρβαροι werden in der Regel die Goten verstanden, vgl. M. Becker, Eunapios aus Sardes. Biographien über Philosophen u. Sophisten, Einl., Übers., Komm., Stuttgart 2013, 528 f.; Bowra 434 bzw. 243 f. Dagegen vermutet U. Hartmann, Oreibasios in Persien, in: Altertum und Mittelmeerraum, Festschr. P. W. Haider, Stuttgart 2006, 343-64, daß Oribasios nicht zu den Goten verbannt wor Exil nach Persien gegangen sei. Bedenklich an dieser These ist indes, daß „es Eunap offenbar nicht wesentlich (war), das Exil konkret zu verorten“, er „vielleicht ... nicht einmal so genau (wußte), wohin Oreibasios in die Verbannung ging“, obwohl er doch „mit Oreibasios sehr eng befreundet“ war (Hartmann a. a. O. 352). 1 2

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det 1; unabhängig von diesem hat die Änderung Bekker in seiner Ausgabe des Kedrenos erwogen (I p. 532, app. crit. z. St.). Gegen die Korrektur spricht nicht, daß in der Parallelüberlieferung der Zwillingsquelle, d. h. hier Cedr. I p. 532 (bzw. in dessen Vorlage, der Weltchronik des Ps.-Symeon, cod. Paris. gr. 1712 fol. 91v-92r [vgl. A. Markopoulos, GRBS 26 (1985) 208]), der gleiche Fehler begegnet, denn selbst wenn die Zwillingsquelle (bzw. Ps.-Symeon) von Philostorg unabhängig ist, indem sie auf die gleiche Quelle zurückgeht wie dieser (s. Einl. S. 34 f.), ist zu bedenken, daß eine derartige Verschreibung so einfach war, daß sie mehrfach sich einstellen konnte. Hineingespielt haben mag auch, daß die Schreiber dadurch beeinflußt worden sein können, daß Jerem. 13,18 mit den Worten εἴπατε τῷ βαϲιλεῖ anhebt (zu dieser und zahlreichen weiteren Stellen mit ähnlich lautenden Aufforderungen im AT und NT, die den Verfasser des Orakels angeregt haben dürften, vgl. Guida 40810). χαμαὶ πέϲε δαίδαλοϲ αὐλά Zwar ist entgegen Bowra 432 f. bzw. 241 f. eine Zerstörung der Bauten in Delphi Ende des 4. bzw. Anfang des 5. Jh. nicht zu beweisen (vgl. T. E. Gregory, GRBS 24 [1983] 362; Guida 403), doch wenn man die Worte nicht bloß „als poetische Metapher dafür, daß das delphische Orakel nicht mehr tätig sei, verstehen“ 2 will – wogegen der sonstige recht konkrete Wortlaut spricht –, ist zumindest mit einem gewissen Maß an Vernachlässigung der Orakelstätte zu rechnen, vgl. Gregory a. a. O. 363 (bezüglich des Zeitraums 361-426): „when the temple and the apparatus of the oracular cult can be said to have fallen on bad times“. καλύβαν Gemeint ist das Innere des Heiligtums, wie bereits Salmasius a. a. O. 493 (linke Sp.) ausgeführt hat mit Verweis z. B. auf Anth. Pal. 7,222,3 (= Gow-Page, Garl. Phil. 3322) u. Hesych. κ 524 (vgl. Guida 412 f.); s. auch Lampe s. v. οὐ παγὰν λαλέουϲαν, ἀπέϲβετο καὶ λάλον ὕδωρ Nach Bowra sind damit zum einen die beiden Quellen Kastalia und Kassotis gemeint (433 f. bzw. 242 f.), zum anderen liege in den Worten wenn nicht „a hint of contempt“, so doch „a hint of irony“ (ebd. 430 bzw. 238). Doch die Kassotis spielt in der öffentlichen Wahrnehmung der Antike keine Rolle, sie wird allein Paus. 10,24,7-25,1 erwähnt und ist vermutlich Plut. Pyth. or. 17. 402 C (περιελθόντεϲ ... ἐπὶ τῶν μεϲημβριν Historiae Augustae Scriptores VI, Claudius Salmasius ... recensuit ..., Paris 1620, S. 493 der emendationes et notae (rechte col., A). 2 Vgl. G. Fatouros, ΕΙΠΑΤΕ ΤΩΙ ΒΑϹΙΛΗΙ, Hermes 124 (1996) 367-74, bes. 370. 1

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νεὼ πρὸϲ τὸ τῆϲ Γῆϲ ἱερὸν τό θ᾿ ὕδωρ ⟨ ca. 12 litt. 〉 ἀποβλέποντεϲ) mit Paton in der Lücke, die die Hs. gelassen hat, einzufügen. 1 Allgemein bekannt war nur die Kastalia (vgl. Amandry 137 f.). Sie wird auch allein in der Quelle dieser Verse, Greg. Naz. or. 5,32 (s. oben), erwähnt, ebenso Nonn. Dion. 4,309 f. ὀμφήεντι ῥεέθρῳ / Καϲταλίηϲ πάφλαζε νοήμονοϲ ἔνθεον ὕδωρ u. 13,133 f. ἀϲιγήτοιο δὲ πηγῆϲ / Καϲταλίηϲ λάλον οἶδμα ϲοφῷ πάφλαζε ῥεέθρῳ (vgl. auch Guida 401 Anm. 40). Gegen Bowras Annahme eines verächtlichen oder ironischen Tonfalls ist bereits mehrfach eingewandt worden, daß die Wörter λαλεῖν und λάλοϲ neutral benutzt werden können (vgl. LSJ s. v. λαλέω I 3; Lampe s. v. A) und auch in Zusammenhang mit Orakeln keinen negativen Klang zu haben brauchen, vgl. Nonn. Dion. 13,133 f. (s. oben); 41,222 Πύθιον Ἀπόλλωνι λάλον πεφυλαγμένον ὕδωρ; Porph. 322F,16 Smith Πυθῷον δ᾿ οὐκ ἔϲτιν ἀναρρῶϲαι λάλον ὀμφήν 2; Anacreont. 12,6 f. West δαφνηφόροιο Φοίβου / λάλον πιόντεϲ ὕδωρ, ähnlich die loquaces lymphae Hor. carm. 3,13,15 f. (vgl. insgesamt Guida 401 f.). Der von Bowra 430 bzw. 238 bemerkten Wiederholung der Silbe λαλ- auf kurzer Distanz 3 liegt schwerlich Verachtung oder Ironie zugrunde, weil der christliche Verfasser damit seine Fälschungsabsicht konterkariert hätte. Er wird sie vermutlich als verbindendes Element zwischen der Quelle (παγὰν λαλέουϲαν) und ihrem Wasser (λάλον ὕδωρ) benutzt haben. ἀπέϲβετο Vgl. Guida 413 mit Anm. 71. Oribasios, der Arzt Zu Oribasios vgl. PLRE 1,653 f. Oribasius. Nicht richtig dort: „The statement in Suid. s.v. Oribasius that Julian made him quaestor at Constantinople is not supported elsewhere.“ Die vielleicht auch in der Suda aus Philost. stammende Information ist jedenfalls auch in der Artemii Passio und (aus der Zwillingsquelle) bei Cedr. I p. 532 Bonn zu finden. Der quaestor sacri palatii war ein mit einer engen Vertrauensstellung zum regierenden Kaiser verbundenes Amt. Regulärer quaestor war allerdings in dieser Zeit Iovius, vgl. PLRE 1,1061 und 464 Iovius 2. Zu den Ärzten, die in der kaiserlichen Bürokratie Karriere machten, gehör-

Vgl. St. Schröder, Plutarchs Schrift De Pythiae oraculis. Text, Einl. u. Komm., Stuttgart 1990, 310, der Patons Vorschlag, lich“ bezeichnet. 2 Vgl. Parke / Wormell 2,194 Nr. 475 bzw. Fontenrose 427 Nr. 41. 3 Die Laute λαλέ- und λάλον stehen zudem jeweils zwei Silben vor der Zäsur κατὰ τρίτον τροχαῖον bzw. vor dem Versende. 1

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te der Bruder des Gregorios von Nazianz, Caesarius, der zunächst archiatrus und später comes thesaurorum war, vgl. PLRE 1,169 f. Caesarius 2. Sagt dem Kaiser … schwatzende Wasser Zum Orakel T. E. Gregory, Julian and the Last Oracle at Delphi, GRBS 24 (1983) 355-366; A. Markopoulos, Kedrenos, Pseudo-Symeon and the Last Oracle at Delphi, GRBS 26 (1984) 207-210 sowie die im phil. Komm. genannte Literatur. Es gehört in eine lange Reihe von Orakeln, in denen die paganen Götter, allen voran der Seher Apollon, selbst den Sieg des Christentums und ihr Ende erklären, vgl. A. Busin, Paroles d’Apollon. Pratiques et traditions oraculaires dans l’Antiquité tardive (IIe-VIe siècles), Leiden 2009, 418-431 (Kapitel: „Apollon, messager de la victoire du christianisme“). Fatouros sucht plausibel zu machen, dass der in der Artemii Passio zitierte Dreizeiler ursprünglich nicht ein Orakel war, das aus christlicher Perspektive dem Delphischen Apollon zugeschrieben worden ist, sondern ein Gedicht, das Oribasios dem Julian zugeschickt habe. Nach der Vermutung von Fatouros soll erst Philost. den Dreizeiler, der von seiner Struktur her überhaupt nicht mit den bekannten Orakeln übereinstimme, als Orakel ausgegeben haben, in dem der heidnische Gott gewissermaßen selbst sein Ende bekannt gibt. Eine solche Erfindung würde zwar genau zur antiheidnischen Polemik des Philost. passen, etwa zu seinen Angaben über die Verleugnung der heidnischen Götter durch den sterbenden Julian (Philost. 7,15,6). Die weite Verbreitung dieses Gedankens lässt aber durchaus die Annahme zu, dass die angebliche Entsendung des Oribasios hier frei erfunden ist und dass dem Oribasios dann ein gut zu einem allgemein bekannten Motiv passendes Orakel in einem vermeintlich feierlichen Metrum zugesprochen worden ist, vgl. den phil. Komm.

7,2 (1) Γεώργιον τὸν Ἀλεξανδρείαϲ ... προκαθεζόμενον καὶ ... βιαζόμενον εἰϲπηδήϲαντεϲ ... καὶ ϲυλλαβόντεϲ αὐτὸν πολλά τε εἰϲ τὸ ϲῶμα ἐνυβρίϲαντεϲ εἶτα πυρὶ παρέδοϲαν Die acc. Γεώργιον - βιαζόμενον hängen ein wenig in der Luft, weil das intransitive εἰϲπηδήϲαντεϲ (vgl. 2,11,1 τὸν θεῖον Ἀθανάϲιον ... εἰϲ τὴ εἰϲπηδήϲαντα) dazwischentritt; erst das diesem durch das καὶ gleichgeordnete ϲυλλαβόντεϲ greift mit αὐτὸν die acc. auf. Doch das leichte Ana-

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koluth ist erträglich und eine Änderung in den gen. abs. Γεωργίου τοῦ Ἀλεξ. ... προκαθεζομένου καὶ ... βιαζομένου nicht nötig. τῷ ... τόμῳ ὑποϲημήναϲθαι S. zu 4,12,11. einem Konzil vorsaß Diese homöische Synode unter der Leitung des alexandrinischen Bischofs Georgios von Kappadokien – zu seiner Ernennung s. Philost. 3,3 –, die angeblich gegen Aetios gerichtet war, wird nur von Philost. erwähnt, vgl. Martin, Athanase et les néoariens, 292 f. Dafür ignoriert Philost. die von Athanasios geleitete Synode von 362, vgl. C. Yeum, Die Synode von Alexandrien (362). Die dogmengeschichtliche und kirchenpolitische Bedeutung für die Kirche im 4. Jahrhundert, Münster 2005; Karmann, Meletius von Antiochien, 168-305. stürzte das Heidenvolk … dann dem Feuer Philost. erweckt – zumindest, wenn man das Exzerpt des Photios betrachtet – den Eindruck, dass die Ermordung des Georgios von Kappadokien durch die Heiden eine verdiente Folge seiner Entscheidung gegen Aetios war. In der homöischen Tradition wurde dagegen das Ende des Georgios am 24. Dezember als Martyrium geschildert, vgl. zur Tradition, von der anscheinend auch Amm. 22,11,3-11 abhängt, auch Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 116-119. Brennecke, 117 geht davon aus, dass Philost. an dieser Stelle den anonymen Homöer relativ frei benutzt hat. (2) Tat durch die Planung des Athanasios gesteuert Die Heiden sollen also auf Wink des Athanasios die Ermordung des Georgios von Kappadokien betrieben haben. Zum Vergleich mit den Versionen bei Socr. 3,2 und Soz. 4,10,12 und 30,1 f. sowie 5,7,2-9 (Gerüchte der Arianer über Beteiligung der Anhänger des Athanasios) M. Caltabiano, L’assassinio di Giorgio di Cappadocia, QC 7 (1985) 17-59, hier 52-59. Athanasios kehrt unmittelbar nach der Ermordung des Georgios zurück, von der er natürlich indirekt profitierte, was die Version von Philost. erklärt, vgl. auch Socr. 3,3,1 (Verbreitung des Gerüchts, dass die wegen Athanasios dem Georgios feindlich Gesonnenen die Mörder gewesen seien). Was die Rückkehr des Athanasios und seine Beliebtheit bei den Alexandrinern betrifft, trifft das Bild völlig mit dem Zeugnis Julians zusammen (ep. 111-112), der aber (ep. 60) auch deutlich den Eindruck bestätigt, dass Georgios wegen seiner antiheidnischen Aktivitäten vom nicht-christlichen alexandrinischen Pöbel ermordet wurde, s. auch Amm. 22,11,3270,166) ist es dagegen der christliche Pöbel, der nach dem Tod des Constantius II. wieder die Freiheit erlangt, seinen Glauben zum Ausdruck zu bringen und der seiner Erbitterung über die Unverschämtheiten Georgs

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freien Lauf lässt. Teilweise andere Bewertungen der divergierenden Berichte bei Hahn, Gewalt und religiöser Konflikt, 67.

7,2a (1) das Kommando über Ägypten Zur Bestellung von Artemius zum dux Aegypti s. Amm. 22,11,2; Socr. 3,3,10; Thdt. h.e. 3,18,1. Die Bitte der Bischöfe zielt vermutlich auf die Zusammenarbeit zwischen Georgios von Kappadokien und dem dux Aegypti. Amm. 22,11,2 bringt den Tod von Artemius mit dem von Georgios in zeitliche Verbindung. Das wird meistens abgelehnt, könnte aber die Version des auch von Ammianus benutzten homöischen Historikers gewesen sein, der auch zu den Quellen des Philost. gehörte. Die Einordnung der von der Artemii Passio aus dem Kontext gerissenen Passage in einen weiteren Zusammenhang, der die Ereignisse nach dem Regierungswechsel von 361 und den Tod des Georgios von Kappadokien behandelte, erscheint als eine begründbare Hypothese. (2) ὁ τὴν ἱϲτορίαν ϲυνάγων Vgl. 3,2a,1 ὁ ... τὴν ἱϲτορίαν γράφων (vgl. Bidez, app. crit. zu p. 157,8 u. 9 ff.). καὶ πρὸ τῶν τῆϲ μαρτυρίαϲ ἀγώνων – ἀρετήν Vgl. test. 6,2 u. Komm. ebd. zu ἐκ – ἐφάψαϲθαι. der Geschichtsschreiber Nämlich vermutlich Philost., s. Einleitung, S. 26 f. und test. 6. Aus diesem Grund ist die Passage als zusätzliches Philost.-Fragment (7,2a) hier aufgenommen worden.

7,3 (1) ἡ τῆϲ αἱμόρρου πίϲτιϲ Die Ähnlichkeit mit 7,3a τῆϲ αἱμορροηϲάϲηϲ und Mt. 9,22 ἡ πίϲτιϲ ϲου ϲέϲωκέν ϲε spricht dafür, daß wir hier Philostorgs eigenem Wortlaut nahekommen. κατὰ τὴν πηγὴν τὴν ἔνδον τῆϲ πόλεωϲ Gemeint ist die Quelle neben der Pan-Grotte (zur Lage des Heiligtums in der Stadt vgl. J. F. Wilson, Caesarea Philippi. Banias, the lost city of Pan, London 2004, 52 u. 92 f.; ders., The „Statue of Christ“ at Banias, Aram Periodical 18 [2006] 1-11, bes. 5 f.). Von den steilen Abhängen daneben stammte demnach das Erdreich, das bei Regen auf die Statue fiel und sie ständig verschüttete.

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τερπνότητόϲ τι παρέχειν τοῖϲ φοιτῶϲι θέαμα Zum final-konsekutiven inf. s. zu 3,4,4 u. 3,11,6 (ταριχεύϲαντεϲ αὐτὸ οἱ κομίζοντεϲ θεάματοϲ παραϲχεῖν ἀϲυνήθουϲ εἰκόνα); er bezieht sich auf alle an der Quelle aufgestellten Kunstwerke. Die Absicht ist hier offenbar erwähnt in Hinblick auf die im folgenden (2) berichtete Heilwirkung der Statue. Nikephoros Kallistos jedoch hat die Worte so verstanden, als ob der Eindruck auf die Besucher beschrieben würde: παρὰ ταύτῃ δὴ τῇ πηγῇ αἱμόρρουϲ ἐκείνη ἐπίϲημόν τι ἄγαλμα χαλκοῦ πεποιημένον ἀνίϲτη Χριϲτῷ ἀμειβομένη τὸν εὐεργέτην τῇ τοῦ πάθουϲ ἀπαλλαγῇ· χάριν δὲ πλείϲτην τερπνότητοϲ τοῖϲ ἐκεῖϲε φοιτῶϲι παρεῖχε θεώμενον (h. e. 10,30 [PG 146,532 D / 533 A]). Denselben Sinn hat nun Gothofredus, Diss. 272 unseren Worten abzugewinnen versucht durch Änderung des τι in τε (so auch Valesius, Annot. 143; zu alleinstehendem τε vgl. Denniston 499 [b]). Dem steht aber das praes. in παρέχειν entgegen, denn die Annahme, daß dieser inf. im Sinne eines ind. impf. benutzt sei (vgl. K.-G. 1,194 Anm. 5; Gothofredus a. a. O.: „praebebat“), scheitert an dem ἀνεϲτηλῶϲθαι davor (zum pf. als Erzähltempus vergangener Ereignisse vgl. Schwyzer 2,287 f. [2]). Standbild unseres Heilands … Anblick zu bieten Vgl. Eus. h.e. 7,18,2-4, der das Christusbild von Kaisareia-Philippu (Caesarea Philippi) aufgrund von Autopsie beschreibt, dabei wie Philost. eine Statuengruppe aus Bronze erwähnt, während Soz. 5,21,1 zumindest keine weiteren Statuen nennt. Vgl. von Dobschütz, Christusbilder, 197-205. Die Zerstörung der Statue durch den heidnischen Pöbel wird auch bei Soz. 5,21,1 f. bezeugt, ferner bei Thphn. p. 49,9-14 de Boor, die darüber hinaus das Detail erwähnen, dass an die Stelle der Statue Christi ein Bild Julians errichtet wurde. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 141 geht davon aus, dass alle Traditionen über die Zerstörung des Christusbildes zwar deutlich wieder homöisch geprägt sind (nämlich in dem Sinne, dass die Verfolgung der Reichskirche des Constantius II. dargestellt wird), aber nicht aus dem homöischen Historiker stammen. (2-3) τῆϲ δὲ – ἀλλαχόθι Der ganze Passus ist durch die lange Parenthese aus den Fugen geraten, so daß der Autor hinter ihr mit τῆϲ οὖν ζητήϲεωϲ ταύτηϲ ἐπιϲτάϲηϲ (3) neu anhebt. (2) ἴαμα Leichtes Anakoluth (statt ἰά sich ein wenig verselbständigt in Richtung einer Parenthese. Nach Koetschau 267 „scheint ein Infinitiv zu fehlen, etwa ⟨ὑπάρχειν〉 ἴαμα· καὶ“, 1

Die Kopula fehlt auch in der Apposition 4,4,2 Καιϲάριοϲ ὄνομα αὐτῷ.

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doch würde durch die damit verbundene Änderung der Satzstruktur der Gesichtspunkt des Heilmittels ein zu großes Eigengewicht erhalten. Die vorliegende Inkongruenz dürfte zu den Unachtsamkeiten gehören, die Photios beim eiligen Exzerpieren gelegentlich unterlaufen sind (vgl. Hägg 113). So läßt er bibl. cod. 241 p. 329 b 3-6 (πλεονεκτήϲαϲα δὲ ἡ φλὸξ ὥϲπερ τὸ ὕδωρ ἀπορρεῖ τῶν ὀρῶν καὶ ἐϲ τὰ πεδία προχεῖται χωρεῖ τε ἐπὶ θάλαϲϲαν ἐκβολὰϲ ποιούμενον, οἷαι τῶν ποταμῶν εἰϲιν) in der aus Philostr. vit. Ap. 5,17 (πλεονεκτήϲαϲα δὲ ἡ φλὸξ ὥϲπερ τὸ ὕδωρ ἀπορρεῖ τῶν ὀρῶν καὶ ἐϲ τὰ πεδία ἐκχεῖται χωρεῖ τε ἐπὶ θάλατταν πῦρ ἀθρόον ἐκβολὰϲ ποιούμενον, οἷαι τῶν ποταμῶν εἰϲι) stammenden Vulkanbeschreibung die Wörter πῦρ ἀθρόον aus, ohne das Neutrum ποιούμενον zu ändern. 1 Darauf, daß er in diesem Abschnitt möglicherweise ein wenig flüchtig seine Vorlage exzerpiert hat, könnte auch der Umstand hinweisen, daß er den Ort der Begebenheit nicht zu Beginn des Kapitels, sondern erst später (7,3,5) verzeichnet (vgl. Bidez, Philostorgius XVI 2). οὗτινοϲ ἔφερε μορφὴν Vgl. Phot. bibl. cod. 237 p. 313 a 30 f. οὗ (d. h. Gottes) εἰκόνα φέρειν ὁ ἄνθρωποϲ λέγεται. In der Regel wird jedoch in den Philostorgzeugen und bei Photios der acc. des Substantivs, das ein indirektes Fragepronomen oder Relativpronomen im gen. regiert, mit dem Artikel verbunden, vgl. 7,8a,4 ἧϲ (sc. Δάφνηϲ) ... φέρειν ἔτι δοκεῖ τὴν ἐπωνυμίαν ὁ τόποϲ; 2,4a,2 ὧν καὶ τοὺϲ λόγουϲ; 3,11,13 ὧν τὸ πλῆθοϲ; 6,6 οὗ τὴν ζωὴν; 11,1,1 οὗ τὸ ξίφοϲ und Phot. Amph. 45,25 f. τί δὲ ϲχῆμα περιέδυ, οὗ τὴν μορφὴν ὕβριν ἐνόμιζεν; Daher spricht einiges für die Ergänzung des Artikels τὴν vor μορφὴν durch Niceph. h. e. 10,30 (PG 146,533 A). γυμνὸϲ ἑϲτὼϲ sc. ὁ ϲωτήρ als der durch das Standbild Dargestellte, ebenso kurz danach bei τοῦ ϲώματοϲ und ἐπ᾿ αὐτὸν. ἐπ᾽ οὐκ ὀλίγον ... τοῦ ϲώματοϲ S. zu 3,9,5. ἡ τῶν γραμμάτων τῶν ἕκαϲτα δηλούντων ἠφάνιϲτο γνῶϲιϲ Die Inschrift stand auf der Basis der Statue. Pflanze …. Heilmittel gegen alle Krankheiten Zu dieser heilenden Pflanze vgl. Eus. h.e. 7,18,23; Soz. 5,21,3: Heilmittel gegen alle möglichen Krankheiten. S. auch Parastaseis syntomoi chronikai 48 p. 53 Preger. In Denkbar ist zwar, daß Photios ähnlich an unserer Stelle z. B. vor νοϲημάτων ein ἣ ἦν ausgespart haben könnte, ohne den Kasus von ἴαμα zu ändern, aber es ist nicht zwingend. 2 Koetschau 266 hält Bidez vor, er hätte mit der Möglichkeit eines Überlieferungsfehlers rechnen müssen, d. h. des Ausfalls von ἐν Πανεάδι τῇ πόλει hinter ἣν (1). 1

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dem reich ausgeschmückten Bericht der Parastaseis, dessen Grundversion mit derjenigen von Philost. verwandt gewesen sein muss, heilt diese Pflanze neben Krankheiten aller Art vor allem die Blindgeborenen. Als Quelle für diese Ausführungen werden Eusebios von Kaisareia und Johannes Diakrinomenos genannt. Letzterer, ein monophysitischer Kirchenhistoriker des 6. Jh. kann dieses Thema in Anlehnung an Sozomenos oder Philost. behandelt haben. (3) τῆϲ ... ζητήϲεωϲ ταύτηϲ ἐπιϲτάϲηϲ Vgl. Phot. bibl. cod. 244 p. 387 a 5 ὡϲ δὲ καὶ ταύτηϲ (sc. τῆϲ προθεϲμίαϲ λ´ ἡμερῶν) ἐπιϲτάϲηϲ; ep. 1,1118 οἶδα πράξειϲ ἀθρόον ἐπιϲτάϲαϲ; Amph. 49,169-73 τηνικαῦτα οὔπω τῆϲ ἀναϲτάϲεωϲ ἐπιϲτάϲηϲ οὐδὲ τῆϲ εἰϲ οὐρανοὺϲ ἀναλήψεωϲ ἐπιδεδειγμένηϲ ..., οὔπω τούτων τῶν ὑπερφυεϲτάτων ἐπιϲτάντων; LSJ s. v. B III 3. (4) τὸ ἀρχέτυπον Vgl. Lampe s. v. 5 b u. c; zum neutr. vgl. LSJ s. v. II. Es bildet hier das Pendant zu τὸ εἶδοϲ; gemeint ist Christus. Diakonikon Das Diakonikon ist in Kirchen des Ostens ein mit der Sakristei vergleichbarer Raum. Da das Diakonikon sowohl im Exzerpt des Photios als auch in der Artemii Passio (Philost. 7,3a) erwähnt wird, muss es im Original des Philost. bereits genannt worden sein. Diakonikon und der zweite Vorbereitungsraum, die Prothesis, lassen sich bereits in altchristlichen Kirchen des 4. Jh. nachweisen. Frevel gewesen … Liebe zum Urbild Eusebios erklärt die befremdliche Bilderverehrung noch damit, dass hier ein Wohltäter von der Bevölkerung auf heidnische Weise geehrt wird (die blutflüssige Frau stammt selbst auch aus Caesarea Philippi: Eus. h.e. 7,18,1), vgl. h.e. 7,18,4 (Übers. Häuser): „Man braucht sich nicht darüber zu wundern, daß die Heiden, denen unser Erlöser seinerzeit Wohltaten erwiesen hat, ihm solche Denkmäler errichteten“. Nach Ausführungen über Gemälde mit Bildern des Paulos, Petros und Christus setzt er fort: „War es doch zu erwarten, daß die Alten sie als ihre Retter ohne Überlegung gemäß ihrer heidnischen Gewohnheit auf solche Weise zu ehren pflegten.“ Bei Philost. ist dagegen die Bilderverehrung, die in der Kirche fortgesetzt wird, deutlich christianisiert worden. Diese Verehrung ist für ihn ausdrücklich nicht mit der Anbetung identisch. Dieser Aspekt hat Photios beim Exzerpieren des Philost. vor dem Hinter CXII nimmt an, dass Philost. in heidenapologetischer Absicht an dieser Stelle und in 2,17 (Verehrung des Standbilds Konstantins) seine Kritik an der heidnischen Bilderverehrung zur Sprache gebracht habe.

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(5) τοῦτο τὸ ἄγαλμα ... τῶν βάθρων ἀναϲπαϲάμενοι Vgl. Hdt. 5,86,3 ἀναϲπάϲαι ἐκ τῶν βάθρων αὐτὰ (sc. τὰ ἀγάλματα). διεϲκέδαϲαν Dies hat der Schreiber in roter Farbe am Rand der Hs. notiert, versehen mit einem γρ, das sowohl, als γρ(άφεται) aufgelöst, ein Hinweis auf eine Variante sein könnte, sei es in der direkten Vorlage von B oder in einer anderen Hs., als auch, als γρ(άφε) verstanden, auf eine Konjektur des Kopisten hinweisen könnte. 1 Im Text selbst steht κατέκλαϲαν. Beides ist sprachlich und inhaltlich möglich. Für ersteres dürfte sprechen, daß zum einen der Gesichtspunkt der Zerstreuung dem Verschwinden durch das kleinteilige Zerbrechen entspricht, von dem 7,3a berichtet wird (κατὰ μικρὸν ἀποθραυόμενοϲ ἠφανίϲθη μόνηϲ τῆϲ κεφαλῆϲ καταλειφθείϲηϲ), und daß zum anderen sich die allgemeine Aussage κατέκλαϲαν eher als Fehler einstellen konnte als die spezielle des διεϲκέδαϲαν. Nicht auszuschließen ist, daß es ursprünglich κατέκλαϲαν ⟨καὶ〉 διεϲκέδαϲαν hieß und daß z. B. im Laufe der Überlieferung ein Schreiber durch den Ausfall des καὶ den Eindruck gewann, διεϲκέδαϲαν sei eine Variante (Vorschlag von G. Staab). selbst gesehen zu haben Vermutlich im Rahmen einer Pilgerfahrt, s. Bidez, Philostorgius, CIX (6) τῶν ταύτην οἰκούντων Vgl. 5 οἱ τὴν Πανεάδα οἰκοῦντεϲ und 7,14,7 τῶν τῆϲ Βενιαμίτιδοϲ φυλῆϲ ταύτην ἐνοικούντων. Es gibt also sprachlich keinen Grund, mit Gothofredus 89 ταύτῃ zu schreiben, und der von Bidez, app. crit. z. St. angeführte Passus 7,3b,1 τὰ ταύτῃ καταϲχόντεϲ χωρία ist anders geartet. αὐτῇ καθιδρυϲάντων Vgl. 9,8,3 ἐπίϲκοπον αὐτῇ (sc. τῇ Νικαίᾳ) καθιδρῦϲαι; Phot. hom. 16 p. 157,9 f. Παῦλον ... τῷ οἰκείῳ θρόνῳ καθιδρύουϲιν; Nil. epp. 3,261 (PG 79,516 A) τῆϲ ... τοῦ θεοῦ μνήμηϲ τῇ καρδίᾳ καθιδρυμένηϲ. änderte sich der Name in Paneas Zur Problematik der angeblichen Umbenennung von Dan in Paneas und Caesarea Philippi s. den Komm. zum parallelen Textzeugnis bei Philost. 7,3b. In beiden Quellen hat man den Eindruck, dass der Name Caesarea Philippi älter ist als der Name Paneas. Dem liegt zugrunde, dass der Name Paneas, der sich bis heute in Banyas gehalten hat, zwar älter war, sich aber länger hielt.

Vgl. zu den beiden Deutungen von γρ N. G. Wilson, SIFC 20 (2002) 242 f. u. ders., AAntHung 48 (2008) 79-81. 1

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7,3a λαλούντων αὐτῶν S. zu 1,5a,1 διαγόντων. kein Mensch jemals gehört hatte Die Artemii Passio ergänzt das Textzeugnis aus Photios zu den Freveln von Paneas nur unwesentlich, etwa um das Detail des Ausstoßes von Gotteslästerungen. In der Artemii Passio wird das Standbild auf der Agora misshandelt, im Exzerpt des Photios auf der Hauptstraße, dem Leophoros.

7,3b Der früher fälschlich Johannes von Antiochia zugewiesene Passus (z. B. FHG 4,546 fr. 10; vgl. Joh. Ant. fr. 19 Roberto app. test.) findet sich am Rand des cod. Vaticanus gr. 96 1 (fol. 102 recto u. verso), vgl. C. de Boor, Hermes 34 (1899) 298-304. 480, bes. 302 f. (dort auch Weiteres zu den codd. descripti) und Bidez, Philostorgius CI f. Während nach de Boor a. a. O. 302 dieses Stück (ebenso wie die anderen) jüngeren Datums sei, „rührt es“ nach G. Mercati, der die Stelle für Bidez in V kontrolliert hat, „von erster Hand“ (Bidez, Philostorgius CII; ebenso urteilt A. Biedl, Zur Textgeschichte des Laertios Diogenes. Das große Exzerpt Φ, Città del Vaticano 1955, 52 [mit Anm. 1] u. 99). [M. St.] Zum Exkurs über die Quellen des Jordan vgl. Meyer, Philostorg, Aristoteles und Josephus, 30-36. Der historische Stoff stammt (mit Veränderungen) aus Josephus Flavius, vgl. bell. Jud. 1,404-406; 3,509-515; ant. Jud. 1,177,3. Josephus wiederum hat aus Strabon geschöpft, vgl. Meyer, 31 mit Verweis auf J. Shahar, Josephus Geographicus: The classical context of geography in Josephus, Tübingen 2004, 4 u. 190-267. [B. B.] (1) τοῦ παντὸϲ ἔθνουϲ sc. τῶν Ἑβραίων, vgl. 7,14,7. μόγιϲ = endlich, schließlich, vgl. G. Staab / G. Petzl, ZPE 174 (2010) 6 (zu V. 5). Stadt, die früher Dan hieß In seinen Angaben über Dan und Paneas weicht Philost. deutlich von den Angaben bei Eus. onomast., s. v. Dan (p. 75 Notley-Safrai) ab, bei dem Dan ein vier Meilen von Paneas entfernter

Die Hs. wird von N. G. Wilson, Scholarly hands of the middle Byzantine period, in: La paléographie grecque et byzantine, Actes du Coll. intern. CNRS (1974), Paris 1977, 235, in die Mitte des 12. Jh. datiert. 1

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ein so genanntes Dorf, das entlang des nach Tyros führenden Wegs am vierten Meilenstein liegt, welche auch die Grenze von Iudäa bildet. Von dort entspringt auch der Jordan.“ Nach Ansicht von Dobschütz’, Christusbilder, 258*-259* ist die Identifizierung von Paneas nicht von Philost. vorgenommen, sondern erst vom Epitomator, also von Photios, eingefügt worden. Dies ist aber keineswegs sicher, da zeitlich vor Philost. bereits auch Hier. in Ezech. 8,27 diese Identifizierung vornimmt: ex nomine patriarchae Dan et tribus et locus, in quo abitavit tribus, nomen accepit, ubi hodie Paneas, quae quondam Caesarea Philippi vocabatur. Vgl. auch Soz. 5,21,1. Wie Eusebios verweist Philost. darauf, dass Dan an der Provinzgrenze liegt, wobei zunächst die modernere Benennung Palästina anstelle von Judäa getreten ist, während dann weiter unten wieder von Judäa die Rede ist. (2) Caesarea Philippi … Paneas Die besonderen Informationen, mit denen Philost. konkurrierend zu Eusebios aufwartet, führt Marasco, Filostorgio, 28 neben dem gelehrten Interesse für Umbenennungen (vgl. auch Zecchini, Filostorgio, 592 f.) auf das Interesse für lokale Traditionen zurück, das auch für orthodoxe Kirchenhistoriker ausgemacht werden könne, vgl. L. Cracco Ruggini, The Ecclesiastical Histories and the Pagan Historiography. Providence and Miracles, Athenaeum 55 (1977) 107-126, hier 126. (3) Dan … Ior Zur Zerlegung des Namens in Ior und Dan vgl. J. B. Bauer, Art. Jordan, RAC 18 (1998) 699-715; BMP, 378, Anm. 1. des gleichen Gebirges Gemeint ist der Hermon. (4) ihre Fluten und ihre Namen mischen Die Gedankengänge, in welcher Weise die Namen und die sich mischenden oder trennenden Wassermengen identifiziert werden können, finden sich mit teilweise identischer Wortwahl bei Philost. auch im Zusammenhang mit seiner Beschreibung des Euphrat, vgl. zu den Parallelen mit Philost. 3,8 Meyer, Philostorg, Aristoteles und Josephus, 31. (5) unverändert und gleich bleibt Für das Naturwunder des Seedurchflusses verweist Meyer, Philostorg, Aristoteles und Josephus, 32 auf die Parallele bei Strab. 11,14,8 und 16,1,21 (Tigris durchfließt den ThospitisSee). Ein ähnliches angeblich konstatierbares Phänomen beschreibt aber a ludi sese ingurgitat nomine Lemanno eamque intermeans nusquam aquis miscetur externis, sed altrinsecus summitates undae praeterlabens segnioris quaeritans exitus viam sibi impetu veloci molitur. Dass es schon vor

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Philost. eine feste etablierte Tradition über die wundersame Nichtvermischung von Jordan und See Genezareth gegeben haben muss, zeigen Parallelen in der jüdischen Tradition, vgl. den Kommentar zu Gen 1,6 (Midrasch Genesis Rabba) mit Meyer, 33.

7,4 (1) Gebeine des Propheten Elischa und Johannes’ des Täufers ... aus den Grablegen Johannes der Täufer wurde nach seiner Enthauptung durch Herodes Antipas in Macherous bei Madaba angeblich von seinen Jüngern bestattet, s. Mt 14,12 und Mk 6,29. vermischten sie mit Knochen vernunftloser Tiere Zur Vermischung mit Tierknochen, um die Verehrung zu unterbinden, vgl. Soz. 5,9 (über die Märtyrer von Gaza). Vermischung der Asche des Georgios von Kappadokien mit Tierknochen: Chron. Pasch. p. 546,8-11 Bonn. Nach Amm. 22, 11,10 wurden dagegen die Überreste des Georgios von Kappadokien verbrannt und ins Meer geworfen, allerdings ebenfalls in der Absicht, einen Märtyrerkult zu verhindern, vgl. zur Behandlung der Leiche des Georgios den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXII, 211. verbrannten das alles zu Asche In einer späten Tradition, die die Schändung der Gebeine in Jerusalem stattfinden lässt, sollen während des vergeblichen Versuches, den Tempel wieder zu errichten, die Gebeine auf Rat der Juden verbrannt werden, doch mißlingt der Versuch, weil die Gebeine vom Feuer verschont bleiben, vgl. Vit. Athan. arab. (PG 25,CCL); ähnlich die koptische Geschichte der Kirche Alexandreias 10 (Orlandi, Storia della chiesa di Alessandria, 44 und 66, vgl. auch den Kommentar Orlandis, 94). Die ursprüngliche Version, die dieser Legende zugrundeliegt, muss inhaltlich mit Philost. übereingestimmt haben. verstreuten es in der Luft Bei Philost. ist somit eine spätere Bergung der Reliquien des Johannes ausgeschlossen, vgl. die parallele Erzählung zur Schändung des Johannesgrabs von Sebaste (ohne anschließende Bergung) bei Thdt. h.e. 3,7,2. Gemeinsame Quelle von Philost. und Theodoretos ist wieder der anonyme Kirchenhistoriker, vgl. zur Ableitung aller Berichte Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 119 f. mit Verweis auf Chron. Pasch. p. 546,12 f. Bonn (Bidez, Anhang VII, p. 228). Gegenüber der wuchernden Legendenbildung der späteren Zeit ist bei Philost. über die

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anschließenden Schicksale der Reliquien des Johannes oder des Grabes in Sebaste nichts ausgesagt, die Verbrennung und Vermischung mit Tierknochen schließt eine weitere Verehrung aus. Zur Multiplikation der Orte, an denen später Johannesreliquien verehrt wurden, vgl. die klassischen Ausführungen von Delehaye, L’origine du culte des martyrs, 82 f.: In Sebaste selbst wurde die Verehrung der Reliquien des Johannes zusammen mit denen des Elischa und Abdias fortgesetzt und war von einer Zerstreuung der Gebeine unter Julian nichts bekannt, vgl. dazu Hier. epist. 46,13 und 108,13: ibi siti sunt Elisaeus et Abdias prophetae et, quo maior inter natos mulierum non fuit, baptista Iohannes. Vgl. Hier. in Mich. 1,1,6 (CCL 76,427): ubi nunc Sebaste est, in qua et sancti Ioannis Baptistae ossa sunt condita. Eine andere Tradition erklärt, wie die kostbaren Reliquien des Johannes ihren Weg nach Alexandreia finden. Zur Bergung der Gebeine durch den Mönchsvorsteher Philippos aus Jerusalem und zum weiteren Schicksal der Reliquie vgl. Rufin. hist. 11,28 (GCS 9,1034), vgl. dazu Thelamon, Païens et chrétiens au IVe siècle, 290-294. Diese Erzählung über die Rettung der Gebeine des Johannes und ihrer Bergung in Alexandreia findet sich noch in einer späten koptischen Quelle, vgl. dazu Orlandi, Storia della chiesa di Alessandria, 44 und 46 (koptisches Original) und 66 (moderne lateinische Übers.). Orlandi, 97 nimmt an, dass die explizite Behauptung des Hieronymus über den Verbleib der Gebeine in Palästina eine bewusste Stellungnahme gegen die von Rufinus kolportierte Version ist. Die im fortgeschrittenen 5. Jh. vorherrschende Version war dann die, dass der Kopf Johannes des Täufers von einem unbekannten Ort nach Konstantinopel gelangte, vgl. Soz. 7,21 und Chron. Pasch. p. 564,13-19 Bonn (im Februar 391). Theodosius I. trug den vermeintlichen Kopf des Johannes mit eigenen Händen und deponierte ihn in der Hebdomon-Kirche, vgl. Delehaye, L’origine du culte des martyrs, 56. Da der in Konstantinopel schreibende Philost. diese Reliquie hätte kennen müssen, ist die von ihm unverändert aus dem anonymen Kirchenhistoriker des 4. Jh. übernommene Aussage, dass die Reliquien völlig verstreut wurden, durchaus relevant. Die Johannes-Reliquie wurde implizit für unecht erklärt. Das kann wieder als eine Form der Distanzierung von der theodosianischen Dynastie mit ihrer vermeintlichen Frömmigkeit aufgefaßt werden. Die theodosianische Dy Ausdruck der besonderen Gnade Gottes aufgefunden wurden. Eine prinzipielle Ablehnung des Reliquienkultes durch die Eunomianer hat es dagegen nicht gegeben, s. dazu den Komm. zu Philost. 2,12a.

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(2) seine Absicht aber durch deren Taten erreicht wurde Zur Taktik Julians, zu gewaltsamen Übergriffen zumindest stillschweigend zu ermuntern, ohne sich selbst oder die kaiserliche Verwaltung zu implizieren, vgl. Gr. Naz. or. 4,61 (SC 309,168). S. zur Mobilisierung von Anhängergruppen bei der Christenverfolgung Rufin. hist. 10,33 (GCS 9,994): callidior ceteris persecutor non vi neque tormentis, sed praemiis, honoribus, blanditiis persuasionibus maiorem paene populi partem quam si atrociter pulsasset, elisit. Im Folgenden ist diese „indirekte“ Christenverfolgung (die offene wurde dann für die Zeit nach dem Perserfeldzug angedroht) das Hauptsujet der Darlegungen des Philost. gewesen, der sich darin von anderen Kirchenhistorikern offenkundig, soweit man dies aus den Resten schließen kann, nicht unterschied, vgl. R. Penella, Julian the Persecutor in Fifth Century Church Historians, AncW 24 (1993) 31-43. In einigen Einzelfällen wird aber Julian als direkter Verfolger charakterisiert, s. Penella, 40-42. (3) τὸ Χριϲτιανῶν πολιορκούμενον ... φρόνημα Zu metaphorischem πολιορκεῖν in Zusammenhang mit Christenverfolgungen vgl. Lampe s. v. 2. Zur Verbindung mit φρόνημα ist zwar auf Porph. Christ. fr. 28 Harn. zu verweisen (über den, der sich eine falsche Identität zulegt: πολιορκῶν τῆϲ ψυχῆϲ τὸ φρόνημα), aber an unserer Stelle handelt es sich um den Gegensatz von äußeren Verhältnissen (der Verfolgung der Christen, wie sie im Vorhergehenden beschrieben wird) und innerer Verfaßtheit der Betroffenen, so daß Valesius’ Änderung in πολιορκουμένων (Annot. 143) zumindest höchst erwägenswert ist. Zu Χριϲτιανῶν ohne den Artikel 1 vgl. 2,5,3 τὰ Χριϲτιανῶν φρονεῖν ἀντὶ τῆϲ Ἑλληνίδοϲ δόξηϲ; 7,4b,1 τὸ Χριϲτιανῶν ἀθεώτατον ... γένοϲ; 7,15a,5 ὁ Χριϲτιανῶν λόγοϲ ὁ ἀληθὴϲ καὶ ἡμέτεροϲ (vgl. K.-G. 1,607 f.). τοὺϲ ἐν αἰτίαιϲ ἐκβεβλημένουϲ Zu dem ἐν vgl. K.-G. 1,465, z. B. Lys. 13,12 (mit Frohberger / Gebauer z. St.) ἐκείνῳ ... δικαϲτήριον παραϲκευάϲαντεϲ καὶ εἰϲελθόντεϲ οἱ βουλόμενοι ὀλιγαρχίαν καταϲτήϲαϲθαι ἀπέκτειναν ἐν 2 τῇ προφάϲει ταύτῃ; Antipho 5,59 ϲὺ δ᾿ ἐμὲ ἐν ἀφανεῖ λόγῳ ζητεῖϲ ἀπολέϲαι. Die von Valesius, Annot. 143 erwogene Änderung in ἐπ᾽ ist also nicht nötig. Gedacht ist z. B. an die 5,1,1 berichteten Vorgänge: Ἀκάκιοϲ τοὺϲ περὶ Βαϲίλειον καὶ Εὐϲτάθιον βαϲιλέα πείϲαϲ καὶ αἰτίαιϲ ἄλλουϲ ἄλλαιϲ ὑποβαλὼν καθαιρεῖ τῶν θρόνων. Der von B aus χριϲτιανὸν hergestellte gen. χριϲτιανῶν verdient vor ersterem den Vorzug, da in den Philostorgzeugen χριϲτιανόϲ nicht als Adjektiv erscheint. 2 Reiske wollte dies tilgen oder in ἐπὶ ändern. 1

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Bischöfe ... in einen Krieg zu hetzen Zur Anheizung innerkirchlicher Konflikte, die Julian mit der Rückberufung der unter Constantius verbannten Bischöfe intendierte, s. Amm. 22,5,3 f. und Soz. 5,5,6 f. (4) εἰϲ τὴν οἰκείαν ϲύϲταϲίν τε καὶ ὠφέλειαν Zu ϲύϲταϲιϲ im Sinne von Existenz / Bestand vgl. Lampe s. v. II B 2, z. B. Phot. bibl. cod. 223 p. 209 a 20 f. τὸ ... ἀγένητον (sc. im Gegensatz zum Menschen) οὐ δεῖταί τινοϲ ἀλλοτρίου πρὸϲ τὴν ἰδίαν ϲύϲταϲιν. Danach bringt ὠφέλειαν einen neuen Gesichtspunkt, nicht so sehr jedoch das daraus in B hergestellte ἀϲφάλειαν (zu irrtümlichen Korrekturen in B vgl. Bidez, Philostorgius XLII; vgl. auch ebd. XXXV). (5) πάντα πράττων οὐκ ἐνεδίδου Mit dem inf. verbunden bedeutet οὐκ ἐνδίδωμι „nicht erlauben zu“, vgl. Phot. ep. 289,61-64 τὰ ... νῦν ἐπιϲυμβάντα πολλῆϲ μὲν ἐπιδεόμενα τῆϲ διηγήϲεωϲ, τῆϲ μνήμηϲ δὲ τῶν λυπηρῶν ἐπὶ πολὺ διατρίβειν τούτοιϲ οὐκ ἐνδιδούϲηϲ, ὡϲ οἷόν τέ ἐϲτι, ταῦτα διηγούμενοϲ βραχυλογίᾳ ἀποχρήϲομαι. In dem hier geforderten Sinne „nicht nachlassen zu“ (vgl. Bidez, Philostorgius 319 s. v.) zieht es bei Photios regelmäßig das part. nach sich, vgl. bibl. cod. 244 p. 390 b 21 f. Ἀκύλλιοϲ οὐκ ἐνεδίδου πάντα πράττων, ἕωϲ αὐτοὺϲ ἐκπολιορκήϲαϲ ἐχειρώϲατο; ep. 50,15-17 μέχρι τίνοϲ οὐκ ἐνδίδωϲ ἀναιδευόμενοϲ καὶ εἰϲ οὐρανοὺϲ τὰ τῆϲ ἀπονοίαϲ βέλη μετὰ πολλῆϲ τῆϲ ἀναιϲθηϲίαϲ ἀφιείϲ; in 2. Cor. 12,11 (p. 602,19 Staab) οὐκ ἐνέδωκα πάντα πράττων χάριν ὑμῶν. Das überlieferte πράττειν ist daher zu ändern. ἀκμάϲῃ Der bloße Konjunktiv in dem Rel.-Satz ist auffällig (vgl. K.-G. 2,426 Anm. 1; Schwyzer 2,312); vergleichbar in den Philost.-Zeugen ist allenfalls 3,9,2 πρὶν ... καταντήϲωϲι, doch s. Komm. z. St. Aufgrund des folgenden ϲυνελαθείη ist daher zu erwägen, mit Niceph. h. e. 10,13 (PG 146,477 A) ἀκμάϲαι zu schreiben. Denkbar wäre auch die Einfügung eines ἂν hinter ἐξ ὧν (zum coniunct. statt des üblichen opt. obl. vgl. K.-G. 1,253 f. [4], z. B. hier 2,4a,3 ἡ γυνὴ ... οὐκ ἔχουϲα, ἥτιϲ γένηται, πρὸϲ ἐπιβουλὴν ἐχώρει). Den Angehörigen des Klerus … Götzendienern zu Den Versuch, sich den Belastungen des Dekurionenstandes zu entziehen, versuchten alle spätantiken Kaiser nach Möglichkeit zu bekämpfen. Auch der Klerus war, was den persönlichen Besitz betrifft, keineswegs von allen Lasten befreit, son wendung für kirchliche Aufgaben, nicht jedoch bei größeren privaten Vermögenswerten, vgl. Cod. Theod. 16,2,15 (Constantius II.), der hier die großzügigere Politik Konstantins d. Gr. korrigierte. Im Einzelnen ist lokal

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verschieden verfahren worden, im Album von Timgad werden die Kleriker nach den Kurialen als besondere Kategorie angeführt, vgl. A. Chastagnol, L’Album municipal de Timgad, Bonn 1978; H. J. Horstkotte, Die Datierung des Dekurionenverzeichnisses von Timgad und die spätantike Klerikergesetzgebung, Historia 33 (1984) 238-247. Unter Julian bekamen diese Bemühungen um die Reduzierung von Steuerprivilegien eine deutlich antichristliche Note, vgl. Cod. Theod. 12,1,50,1 = 13,1,4 (vom 13. März 362): Decuriones, qui ut Christiani declinant munia, revocentur, vgl. detailliert E. Pack, Städte und Steuern in der Politik Julians. Untersuchungen zu den Quellen eines Kaiserbildes, Brüssel 1986, 229-238 und allgemeiner Smith, Julian’s gods, 211. Philost. ist in seiner Formulierung, die Kleriker seien zur Liturgie zurückgerufen worden, relativ nahe am Text des Gesetzes. Soz. 5,5,2 berichtet in sehr viel allgemeineren Ausführungen, dass Julian den Klerikern jede Abgabefreiheit, Ehre und Getreideversorgung nahm, alle privilegierenden Gesetze widerruft, sie wieder den Kurien zuweist und auch Witwen und Waisen ähnliche Vergünstigungen entzieht. Thdt. h.e. 3,6,5 und 4,4,1 weist auf die Rücknahme der unter Konstantin dem Klerus gewährten Privilegien und die Wegnahme der Getreideversorgung hin. Alle drei Kirchenhistoriker zeigen also eine gewisse Verwandtschaft in der Darstellung der Maßnahmen Julians auf, bei Philost. fällt aber nicht nur auf, dass die Maßnahmen Julians nicht explizit als Rücknahme der Maßnahmen Konstantins dargestellt werden. Auch der Hinweis auf die Hinführung zur Liturgie ist ebenso eine Besonderheit wie die Erwähnung des Sachverhalts, dass die Getreidezuwendungen nun den paganen Priestern zukamen. Darin dürfte ein Aspekt der Bemühungen Julians zu erkennen sein, eine mit der christlichen Hierarchie konkurrierende Priesterschicht zu schaffen, vgl. zu den Selbstzeugnissen Julians W. Koch, Comment l’empereur Julien tâcha de fonder une église païenne, RBPh 6 (1927) 123-146, und 7 (1928) 511-550, 1363-1385. Philost. hat im Unterschied zu Sozomenos oder Theodoretos seine Informationen möglicherweise aus der direkten Kenntnis der Gesetzestexte Julians gewonnen.

7,4a Sebaste Der Ort des Johannesgrabes ist also, wie die Angabe in der Artemii Passio zeigt, mit Sicherheit bei Philost. genannt worden, auch wenn er im Exzerpt des Photios fehlt. Diese Tradition vom Johannesgrab in Se-

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baste-Samaria ist erst beim anonymen Homöer (Chron. Pasch. p. 546,12 f. Bonn = Bidez, Anhang VII, p. 228) bekannt, während Eus. onomat., s. v. Samareia (p. 152 Notley-Safrai) diese Tradition anscheinend noch ignoriert und nur von der Umbenennung von Samaria unter Herodes berichtet. Auch hier „übertrifft“ also Philost., indem er dem anonymen Homöer folgt, gewissermaßen die topographisch-historischen Kenntnisse des Eusebios von Kaisareia.

7,4b (1) οὐκέτι ἀνέξομαι ... ἐκπαιδεύεϲθαι S. zu 2,11,5. in den Wissenschaften der Hellenen ausgebildet wird Das in der Rede, die die Artemii Passio Julian in den Mund legt, verwendete Material zeigt, dass Philost. das Rhetorenedikt Julians behandelt haben muss. Zur Rekonstruktion und zur reichhaltigen Bibliographie zum Rhetorenedikt s. K. Bringmann, Kaiser Julian, Darmstadt 2004, 123-128; K. Rosen, Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser, Stuttgart 2006, 270 f.; S. Elm, Sons of Hellenism, Fathers of the Church, Berkeley 2012, 139-143. (2) ἐπ᾿ εὐθείαϲ καὶ ὁμαλοῦ Zu ἐπ᾽ εὐθείαϲ vgl. LSJ s. v. A 1 u. 3 a; zu ἐπ᾿ ... ὁμαλοῦ vgl. Arist. phys. 5,4. 228 b 20 f. (über die Bewegung) φέροιτο ἐφ᾿ ὁμαλοῦ οἷον κύκλου ἢ εὐθείαϲ; Iambl. vit. Pyth. 196 = VS 58 D 6 (I p. 471,2 f. D.-K.) (über die Pythagoreer) οὐχ ὁτὲ μὲν ἱλαροί, ὁτὲ δὲ κατηφεῖϲ, ἀλλὰ ἐφ᾿ ὁμαλοῦ πράωϲ χαίροντεϲ. Merkwürdig ist der Genuswechsel; hinzu kommt, daß Sym. Metaphr. mart. Artem. 19 (PG 115,1181 A) bei der Wiedergabe dieses Passus ὁμαλῆϲ schreibt, was Bidez, app. crit. z. St. zu der Vermutung eines ὁμαλοῦϲ an unserer Stelle geführt hat, das in der Tat zu erwägen ist, vgl. Simpl. in Arist. phys. 5,4 (CAG 10,896,11), der die Worte bei Arist. a. a. O. mit ἐπὶ ὁμαλοῦϲ wiedergibt, und (allerdings örtlich gemeint) Galen. plac. Hippocr. et Plat. 4,2,44 (CMG 5,4,1,2,246) τῶν ἐφ᾿ ὁμαλοῦϲ (sc. θεόντων) εἰ πρόϲω ῥέποιεν. πολλήν τινα καὶ ἀτερπῆ περὶ τὴν ἱϲτορίαν μωρολογίαν κατέχεεν τῶν ἱερῶν ἐκείνων καὶ φιλοϲόφων ἀνδρῶν Bezieht sich auf Artemius’ Äußer 30.

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7,4c (1) ἀντ᾽ ἐπιϲκόπων – προϲωνυμίαϲ Bezieht sich auf die Besetzung neu geschaffener bzw. wiederbelebter Ämter in den paganen Kulten; es ist nicht gemeint, daß die christlichen Kleriker entlassen worden wären (wie es z. B. bei Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius 273 das „substituit“ nahelegt). ἕτερα διεπράττετο Zu den Zusätzen in den Hss. AP s. Einl. S. 104 f. u. 109. Zakoren …. Kanephoren Zakoren und Neokoren sind Tempelwärter, zu den Zakoren vgl. Plut. Cam. 30 und Plut. Sull. 7 (weitere Belege im LSJ). Ein Rhantes nimmt Besprengungen mit Wasser vor, ein Thytes ist ein Opferdiener (vgl. Diod. 17,17), ein (bzw. eine) Kanephoros überbringt heilige Körbe. Zur Wiederbelebung des paganen Kults durch Julian vgl. Smith, Julian’s gods; S. Olszaniec, Julian Apostata und seine Reform der heidnischen Priesterschaft, Eos 86 (1999) 217-241. (2) μητρὸϲ αὐτοῦ ἀδελφὸν ἔχων ... ἀπαρνηϲάμενον ... καὶ ... ἐπιδεικνύμενον Zu ἔχειν mit doppeltem acc. vgl. 3,11,15 (τοὺϲ ἀέραϲ ἀκραιφνεϲτάτουϲ καὶ καλλίϲτουϲ ἔχων); 8,8a,3 (ταῦτα οὖν εἴρηκεν ἔτι ὀρθὸν ἔχων τὸ φρόνημα καὶ μήπω διαφθαρέν). comes Iulianus wurde 362 zum comes Orientis ernannt, vgl. PLRE 1,470 f., Julianus 12. (3) ὁ δὲ ἀφικόμενοϲ ἐν Ἀντιοχείᾳ ἐπειρᾶτο S. zu 3,15,12 παρά τινι φοιτῶν. μείζων Bei der Wahl zwischen μείζων und μείζω ist ersteres vorzuziehen, weil mediales φαίνεϲθαι außer Soph. Phil. 944 nicht transitiv verwandt wird (vgl. Jebb z. St.) und weil anderenfalls weder das τοῖϲ ἔργοιϲ einen rechten Sinn ergibt noch das ἐπειρᾶτο (vgl. demgegenüber 3,28,2 ὁ δὲ Δομετιανὸϲ οὐδὲν τῶν προϲταχθέντων μετριώτερον, ἀλλὰ καὶ θραϲύτερον καὶ φρονῶν καὶ πράττων). in Antiocheia der Verwalter des Orients Zur Kirchenplünderung in Antiocheia vgl. das Zeugnis bei Gr. Naz. or. 4,86 (SC 309,216). Möglicherweise gehört diese Passage, die der Verfasser der Artemii Passio vor seinen Bericht über Kaiser Julian und seinen Besuch von Antiocheia eingefügt hat, in Wirklichkeit zu der Darstellung der Plünderung der Großen Kirche, die erst der Erzählung über Daphne folgte. Wahrscheinlich ist allerdings, dass die Aktivitäten des comes Orientis vor der Ankunft Julians in Antiocheia von Philost. ausführlich geschildert wurden.

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(5) τὴν ἐπὶ τῆϲ Ϲυρίαϲ Mit Verweis auf 6,5a,1 hat Bidez, allein der Hs. P folgend, den Artikel τῆϲ weggelassen (vgl. app. crit. z. St.), doch spricht nichts dagegen, daß der Autor variiert hat (zu Bidez’ Bevorzugung von P s. Einl. S. 104 f.). Weg nach Syrien Die wahrscheinlich korrekte Reiseroute beschreibt Amm. 22,9,2-13. Ihm zufolge nimmt Julian die Hauptroute durch Kleinasien, also über Nikomedeia, Nikaia, Galatien (mit Pessinus und Ankyra) und Tyana nach Pylai an der kilikisch-kappadokischen Grenze, vgl. Amm. 22,9,13 zu Pylai und Itin. Burdig. p. 578,5-579,1. Zum Ausbau der Passstraße bei Pylai unter Caracalla und zur militärischen Bedeutung F. Hild, Das byzantinische Straßensystem in Kappadokien, Wien 1977, 58. Vgl. zum Itinerar Julians Lib. or. 18,159 (Begrüßung durch den Statthalter an der Kilikischen Pforte) und 18,161 sowie 12,87. Das Itinerar in der Artemii Passio weicht davon ab, weil Julian nicht über Kappadokien (Tyana) nach Kilikien gelangt, sondern von der Hauptroute abbiegt und über Ikonion (Lykaonien) am Gebiet der Isaurier vorbei reist. Damit kann er nach dieser Darstellung Kilikien nur über die Kalykadnos-Route und über Seleukeia am Kalykadnos, nicht über Pylai erreicht haben. Ein Aufenthalt Julians in Kaisareia, der ebenfalls gegenüber der Angabe Ammians einen Umweg bedeuten würde, ist nur aus Gr. Naz. or. 18,34 zu erschließen, vgl. dazu S. Métivier, La Cappadoce (IVe-VIe siècle): une histoire provinciale de l’Empire romain d’Orient, Paris 2005, 393. Die von Julian gegen Kaisareia verhängten Strafmaßnahmen lassen sich aber auch begreifen, wenn der Kaiser sich selbst nicht in dieser Stadt aufgehalten hat, anders z. B. W. Hauschild, Art. Basilius von Caesarea, TRE 5 (1980) 301-313, hier 303. (6) τὰϲ πόλειϲ τῆϲ Κιλικίαϲ Wegen der davor und danach im einzelnen bezeichneten Orte und Landschaften verwundert die summarische Angabe τὰϲ πόλειϲ τῆϲ Κιλικίαϲ, so daß viel dafür spricht, daß zumindest bei Philostorg selbst, wie von Bleckmann, Ammian und Philostorg 84 vermutet, τὰϲ Πύλαϲ τῆϲ Κιλικίαϲ (d. h. diejenigen zwischen Kappadokien und Kilikien) stand und daß der Verfasser des Mart. Artem. einiges verwirrt hat. Ob er bei πόλειϲ überhaupt an bestimmte Städte gedacht hat (im vormetaphrastischen Mart. Artem. p. 167,2 f. Winkelmann werden als Stationen in Kilikien Tarsos und Aig[i]ai genannt), ist unklar. τὸ τούτων εἰϲ ἅπαν ἐξαλείφειν 1 ὄ ανῶν ἐξαλείφειν εἰϲ ἅπαν γένοϲ καὶ ὄνομα. 1

Den Druckfehler ἐξαλείφεν (sic) in Bidez’ Text hat Koetschau 267 bereits korrigiert.

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lagerte er dort in Nachahmung Alexanders Das Thema der Imitatio Alexandri erklärt die Varianten im Itinerar, die Julian bei Philost. – abweichend von Ammianus Marcellinus – an Issos vorbeiführen, vgl. dazu ausführlich Bleckmann, Ammian und Philostorg, 82-88. Die Betonung der Imitatio Alexandri findet man einerseits in panegyrischen Darstellungen wie derjenigen des Libanios oder auch sehr bald nach dem Tode Julians in feindlichen christlichen Quellen, die Julian als wahnsinnigen und scheiternden Nachahmer Alexanders des Großen charakterisieren, der zum Schluss sein Scheitern wie Alexander durch einen betrügerischen, Apotheose vortäuschenden Selbstmord (vgl. Arr. an. 7,27,3) zu verbergen sucht, vgl. hierzu Gr. Naz. or. 5,14 (SC 309,318 f.) mit J. Bernardi, Un réquisitoire. Les invectives contre Julien de Grégoire de Nazianze, in: R. Braun / J. Richer (Hgg.), L’empereur Julien. De l’histoire à la légende: 331-1715, Paris 1978, 89-98. Issos … Tarsos … Antiocheia Der Golf von Issos liegt östlich von Tarsos. Haupthafen für die Überquerung des Golfes, die Julian ohne sein Heer vorgenommen haben dürfte, war Aigeai, das in der vormetaphrastischen Artemii Passio (BHG 169 y. z Winkelmann [Bidez, Anhang III, p. 167]) erwähnt wird: „Nachdem er in Tarsos und in Aigeai viele Übeltaten den Christen zugefügt hatte, überquerte er von dort den Golf von Kilikien und stieg nach Antiocheia hinauf.“ Zu den Details s. Bleckmann, Ammian und Philostorg, 82 f. Bei Zonar. 13,12,31-34 (aus der Zwillingsquelle?) trifft Julian mit dem Priester des Asklepios-Tempels zusammen, der die vom Bischof entwendeten Säulen seines Tempels zurückfordert. Diese Geschichte ist eher begreiflich, wenn laut der bekanntlich mit Philost. verwandten Zwillingsquelle Julian sich auch in Aigeai aufhielt und nicht nur in Tarsos.

7,5 f. 5. (1) die Angelegenheiten Nämlich die christenfeindliche Politik. 6. (1) Leontios Zu Leontios von Tripolis s. den Komm. zu Philost. 7,6a. Theodulos Zu Theodulos s. Philost. 8,2. den beiden libyschen Provinzen Die beiden libyschen Provinzen sind die Libya inferior und superior bzw. Libya sicca und Pentapolis. Serras war Bischof von Paraitonion, vgl. Philost. 3,19 mit Komm. Heliodoros,

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Bischof von Sozousa, hatte in Seleukeia die Erklärung des Akakios unterzeichnet, vgl. Epiph. haer. 73,26,7 (GCS 37,301,4), gehörte also anfangs zum dezidiert homöischen Flügel, der allerdings für diese Zeit auch für Philost. – mit Ausnahme der problematischen Figur des Akakios selbst – noch durchaus eine rechtgläubige Position vertrat. dem Schriftstück derer aus dem Westen S. den Komm. zu Philost. 4,12,11 das Schriftstück derer aus dem Westen. (2) ψήφουϲ πολλάκιϲ ὑπὲρ τῶν μελλόντων (sc. ἐπιϲκόπων) χειροτονεῖϲθαι τοῖϲ περὶ Ἀέτιον προϲκομίζοντοϲ Die Änderung des überlieferten ὑπὸ in ὑπὲρ durch Valesius, Annot. 143 ist unumgänglich. Doch auch προκομίζοντοϲ ergibt keinen rechten Sinn, denn ‚hervorzuholen‘ (vgl. 2,11,6; 4,12,11) gibt es hier nichts, zumal der Bezug des dat. τοῖϲ περὶ Ἀέτιον unklar bleibt, wie schon die unterschiedlichen Übersetzungsversuche zeigen: „but also giving his vote in favour of those who were to be ordained even more readily than the partisans of Aetius“ (Walford 478), „but repeatedly signifying his approval of those to be ordained by Aetius and company“ (Amidon, Philostorgius 96), „mais devança souvent les partisans d’Aèce pour voter en faveur des futurs ordinands“ (Des Places 387). Daher erwog Valesius a. a. O. προϲκομίζοντοϲ, wodurch über die Abhängigkeit des dat. kein Zweifel mehr besteht. 1 Zu übertragen gebrauchtem προϲκομίζειν mit acc. und dat. vgl. Basil. Sel. or. 4,2 (PG 85,68 B) (ἄτιμον ὡϲ Κάϊν τῷ δημιουργῷ τὴν τιμὴν προϲκομίζειϲ), Ps.-Athan. occurs. 7 (PG 28,981 B) (τίϲ ἂν ἀξιώτερον ἔπαινον τῶν βραχυτάτων τούτων ῥημάτων τῷ ἀνδρὶ προϲκομίϲειε;), Cyr. Alex. in Joh. comm. 6,1 (II p. 202 f. Pusey) (διαλογιζόμεθα ... φρονοῦντεϲ ὀρθῶϲ τούτῳ διαπρέπειν τῷ τρόπῳ καὶ τοὺϲ ἁγίουϲ ἀγγέλουϲ καὶ ὥϲπερ τινὰ δορυφορίαν πνευματικὴν προϲκομίζειν θεῷ τὴν προϲκύνηϲιν) u. 11,2 (II p. 646 Pusey) (ᾗ ... μεϲίτηϲ καὶ ἀρχιερεὺϲ καὶ παράκλητοϲ ὀνομάζεται, προϲκομίζει τῷ πατρὶ τὰϲ ὑπὲρ ἡμῶν ἱκετείαϲ), Ps.-Macar. Aeg. ep. magn. 13,6 (διὰ τριῶν τρόπων τὸ μέγιϲτον βλάβοϲ καὶ ζημίαν τῇ ψυχῇ προϲκομίζουϲι), Evagr. h. e. 3,4 p. 101,2527 (aus dem Enkyklion des Basiliscus) (ἀπαρχὴν τῆϲ ἡμετέραϲ βαϲιλείαϲ τῷ θεῷ καὶ ϲωτῆρι ἡμῶν Ἰηϲοῦ Χριϲτῷ τὴν τῆϲ ἁγίαϲ ἐκκληϲίαϲ ἕνωϲιν προϲκομίζοντεϲ), Plut. Arat. 25,1 (φιλοτιμούμενοϲ [d. h. Aratos] Valesius 504 gibt dies wieder mit „suffragium suum pro iis qui ordinandi erant ad Aetium deferente“; gegen eine Übertragung an Aetios allein (sprachlich wäre dies möglich, s. zu 1,7a,2 τοῖϲ περὶ τὸν Ὅϲιον Κουδρούβηϲ) spricht aber der Zusammenhang und die Bemerkung über die gleichermaßen hohe Wertschätzung des Eunomios (Hinweis von B. B.). 1

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... τοῖϲ Ἀχαιοῖϲ προϲκομίϲαι τὴν πόλιν [d. h. Argos]), ähnlich Agis et Cleom. 27,7. Unserem Passus am nächsten kommen die erstgenannten drei Stellen, in denen der acc. ein Ausdruck der Ehre oder Ehrbezeugung ist, dem hier die den Aetianern eingeräumte Wahlmöglichkeit entspricht. Philostorgs Bemerkung zielt nicht nur auf die damalige Synode, sondern auf Eudoxios’ Verhalten gegenüber den Aetianern allgemein, das dem Wunsch nach friedlicher Einigkeit entsprang und erst in entschiedenen Widerstand umschlug, als jene sogar in Konstantinopel einen Gegenbischof zu etablieren suchten (vgl. 8,2,2 f.). Aetios zum Bischof Aetios hat kein bestimmtes Bistum erhalten. Seine Rolle ist identisch mit derjenigen des Theophilos, als eine Art κοινὸϲ ἐπίϲκοποϲ, vgl. den Komm. zu Philost. 3,6a mit Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 277. (3) τῷ ἑϲπερίῳ τόμῳ „Melius scriberetur Ἑϲπερίων“ merkte Valesius, Annot. 143 an, doch da „die Westlichen“ gerade erst erwähnt worden sind (7,6,1 τῷ τόμῳ τῶν ἑϲπερίων) und sie auch sonst im Zusammenhang mit jenem Schriftstück den Artikel bei sich haben (vgl. 4,12,11 τὸν τῶν ἑϲπερίων τόμον, 5,1,6 τῷ τόμῳ τῶν ἑϲπερίων), wäre zumindest ein τῷ ⟨τῶν〉 ἑϲπερίων τόμῳ zu erwarten. Offensichtlich ist aber das überlieferte τῷ ἑϲπερίῳ τόμῳ eine Kurzform dafür, weil der Sinn aus dem Vorhergehenden klar war. τῆϲ ἱερωϲύνηϲ Vgl. Lampe s. v. 2 c. Maßnahmen für ungültig erklären Euzoios sah sich also auf Bitte des Eudoxios gezwungen, den Aetios zu rehabilitieren, s. die Ausführungen in Philost. 7,5 und Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 276. Vaggione erklärt diese Bitte des Eudoxios mit der privilegierten Position, die Aetios zwischenzeitlich bei Julian erreicht hatte. Mit Sicherheit war aber die Verknüpfung der Ereignisse bei Philost. so gestaltet, dass Aetios durch die Nähe zu Julian nicht diskrediert wurde. Es lässt sich nämlich erkennen, dass nach Philost. Aetios lediglich zu einem Zeitpunkt vom Kaiser begünstigt wurde, als dieser formal noch Christ war, sich noch nicht als Christenverfolger gezeigt hatte und die Anhänger seines Stiefbruders Gallus belohnen wollte, s. dazu Philost. 6,7 und 7b mit dem Komm. Der Wandel Julians zum Christenhasser erfolgte erst nach der Begünstigung des Aetios, länge Philost. 7,1). Wegen der Begünstigung des Heidentums (Philost. 7,4) und der offenen Drohungen gegen das Christentum, die Julian auf dem Weg nach Antiocheia ausstößt (vgl. Philost. 7,4a Ende), kam dann auch Eudoxi-

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os zur Besinnung und erinnerte sich der diversen Eide und Versprechungen gegenüber Aetios (Philost. 7,5: mit der zeitlichen Bestimmung „als die Angelegenheiten diesen Gang nahmen“). Das heißt, Eudoxios und Euzoios rehabilitieren Aetios gerade nicht wegen seiner Nähe zu Julian, sondern zu einem Zeitpunkt, als die Christenverfolgung als Drohung bevorsteht, werden aber an der völligen Umsetzung dieser Rehabilitation durch den offenen Ausbruch der Verfolgung gehindert.

7,6a Zur Zuweisung dieses Stückes an Philost. vgl. Bidez, Philostorgius LXXIII f.; s. Einl. S. 28 f. (1) Leontios Zu Leontios von Tripolis vgl. Woods, Aspects of the Arian Controversy, 610-616. Er wird in der übrigen Kirchengeschichtsschreibung kaum erwähnt, vgl. zu seiner Absetzung in Seleukeia Socr. 2,40 und Sulp. Sev. chron. 2,42. Moesiern stammte, die Homer Nahkämpfer nennt Bei Homer sind natürlich die kleinasiatischen Mysier genannt, die von Philost. (oder erst von Photios) mit den Moesiern an der Donau gleichgesetzt werden. arianischen Boshaftigkeit Die Gleichsetzung der Arianer mit den Eunomianern entspricht der Interpretation des Photios, s. den Komm. zu test. 3b,1. (3) frei in seiner Gesinnung und offen in seinen Worten Die Freimütigkeit des Leontios wird im Folgenden anhand von zwei Anekdoten erläutert. Weitere Beispiele bischöflicher Parrhesia in der Kirchengeschichtsschreibung bei Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 188-190 (Liberius versus Constantius; Basileios versus Valens; Ambrosius und Makedonios versus Theodosius). In der ersten Anekdote wird bei Philost. das Moment persönlicher Anspruchslosigkeit, das den Leontios über die Angebote der Kaiserin besonders erhaben erscheinen lässt, deutlich betont. Leontios erscheint dadurch – als Zwischenglied sind die christlichen Märtyrer anzusehen – als ferner Nachfolger kynischer Philosophen, die in der Konfrontation mit den Herrschern ihre innere Freiheit zeigen. Das bekannteste Beispiel ist Dioge Großen, aber es gibt eine ganze Serie ähnlicher Begebenheiten, die von anderen kynischen Philosophen bei Diogenes Laertios erzählt werden, vgl. Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 274. In dieser philosophischen

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Tradition werden auch auf heidnischer Seite Beispiele von Parrhesia aufgeführt, vgl. zu den Acta Appiani H. A. Musurillo, The Acts of the Pagan Martyrs, Oxford 1954, 65-70. Johannes Chrysostomos erklärt die philosophisch-pagane Parrhesia gegenüber der christlichen für wertlos und stellt der echten Parrhesia des Märtyrerbischofs Babylas die falsche Parrhesia des Diogenes gegenüber, vgl. Festugière, 275. (4) bei einer Synode Es dürfte sich um die Synode von Sirmium 358 handeln. Vgl. Woods, Aspects of the Arian Controversy, 612 f. fußfällig verehrt wurde Eine Augusta war im Zeremoniell dem Kaiser gleichgestellt und ihr gegenüber musste daher ebenfalls die adoratio (προϲκύνηϲιϲ) vollzogen werden. Allerdings hat Eusebia den Augusta-Titel nicht getragen, so dass die Angaben über die entschiedene Einforderung der Proskynese vielleicht anachronistisch aus Verhältnissen der theodosianischen Zeit rückprojiziert sind. Eusebia übte starken Einfluss auf die Religionspolitik des Constantius II. aus, vgl. den Hinweis auf die Frauen der Entourage des Constantius bei Philost. 4,8. Epit. Caes. 42,20 nennt einige Namen der einflussreichen Dienerinnen der Eusebia. Soz. 3,1,4 bezeichnet Eusebia schablonenhaft als Arianerin, aber sie war eher Anhängerin des Basileios von Ankyra. (6) βουληθείηϲ u. θελήϲειαϲ Zur verschiedenartigen Verwendung beider Verben vgl. LSJ s. v. βούλομαι I. θελήϲειαϲ – φυλαχθηϲομένηϲ Der Passus bereitet in dreierlei Hinsicht Schwierigkeiten, die allesamt letztlich um das ὡϲ hinter θελήϲειαϲ kreisen: Zum einen besitzt die Verbindung θελήϲειαϲ ὡϲ allenfalls in Eur. Hipp. 1327 Κύπριϲ γὰρ ἤθελ᾿ ὥϲτε γίγνεϲθαι τάδε eine Parallele (vgl. Barrett z. St.; K.-G. 2,8 f. Anm. 6; 11 f. Anm. 9; Philost. 7,8a,28 δέδωκε ... ἄδειαν, ὥϲτε u. 7,15a,3 ἀπατηθείϲ, ὥϲτε sind kaum vergleichbar). Zum anderen vermißt man ein logisches Subjekt zu ἀφικέϲθαι. Schließlich ist die Funktion des ὡϲ vor dem gen. abs. mit part. fut. nicht ohne weiteres ersichtlich. Dem ersten und letzten Gravamen wird Bidez’ οὕτωϲ (für das ὡϲ hinter θελήϲειαϲ) gerecht (app. crit. z. St.), das dazu dient, das ὡϲ des gen. abs. vorzubereiten (der damit vergleichbar wäre einem ὡϲ-ὅτε-Satz, vgl. K.-G. 2,492 [1]); zu der Abfolge vgl. Plut. Pyrrh. 27,3 τοῦ ... Κλεωνύμου τὴν οἰκίαν οἵ τε φίλοι καὶ εἵλωτεϲ οὕτωϲ ἐκόϲμηϲαν καὶ παρεϲκεύαϲαν ὡϲ δειπνήϲοντοϲ τοῦ Πύρρου gische Subjekt zu ἀφικέϲθαι läßt sich unter Umständen aus dem ἐμοὶ im

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Satz davor ziehen, zumal Leontios mit ἀφικέϲθαι πρόϲ ϲε 1 die Formulierung der Eusebia (εἰ ἀφίκοιο πρόϲ με) aufgreift (ähnlich wenige Zeilen später mit ἀφικοίμην παρὰ ϲέ). Denkbar ist auch, daß in dem korrupten ὡϲ nicht nur ein οὕτωϲ, sondern ein με οὕτωϲ oder ἡμᾶϲ οὕτωϲ verlorengegangen ist. Diese Schwierigkeit würde zwar durch das von Loofs (Bidez, app. crit. z. St.) statt des ὡϲ erwogene ἡμᾶϲ ausgeräumt (zum Wechsel in den pl. vgl. 7 ὡϲ ἡμᾶϲ ... καθυφιεμένουϲ), nicht aber die Bedeutung des ὡϲ vor dem gen. abs. geklärt. Gleiches gilt für Bidez’ weiteren Vorschlag κἀμ᾿, und keine Verbesserung stellt sein καὶ dar bzw. die Tilgung des ὡϲ durch die ed. princ. der Suda (nach Adlers app. crit.; gleichlautend der Text bei Valesius 545). ἵν᾽ εἰϲέλθοιμι κτλ. Das ἵνα dient zur Einleitung einer beabsichtigten Folge; allgemein zu ἵνα in Folgesätzen vgl. K.-G. 2,379 f. Anm. 3; Blass / Debrunner § 388,2a u. 391,5; Bauer / Aland s. v. ἵνα II, z. B. Plut. adv. Colot. 14. 1115 a (= Heracl. Pont. fr. 68 Wehrli) ποῦ γὰρ ὢν τῆϲ ἀοικήτου τὸ βιβλίον ἔγραφεϲ, ἵνα ταῦτα ϲυντιθεὶϲ τὰ ἐγκλήματα μὴ τοῖϲ ἐκείνων ϲυντάγμαϲιν ἐντύχῃϲ μηδ᾿ ἀναλάβῃϲ εἰϲ χεῖραϲ Ἀριϲτοτέλουϲ τὰ περὶ οὐρανοῦ κτλ.; (9) καί ποτε μεταξὺ προκαθημένου ... καὶ ἄρχειν καὶ τῶν ἐκκληϲιῶν ἐθέλοντοϲ Das μεταξὺ kann sinnvollerweise nur das zeitliche Verhältnis der beiden Partizipien zueinander bestimmen: Während einer Sitzung mit den Bischöfen meinte der Kaiser, auch in deren Bereich hineinregieren zu können. Das καὶ vor ἄρχειν wirkt daher wie eine Interpolation 2 (dagegen steht das von GVM ausgelassene καὶ vor τῶν ἐκκληϲιῶν am rechten Platz); aber die Doppelung könnte beabsichtigt sein, um das Ungehörige des Verhaltens zu unterstreichen – wenn man nicht doch eine gewisse Unachtsamkeit des Autors für denkbar hält, als ob das μεταξὺ nicht stünde (zur Aneinanderreihung von Partizipien s. zu 12,3,4 ἑλὼν - αἱρεῖ). während er den Bischöfen vorsaß Offenkundig handelt es sich hier um eine zweite Synode. Woods, Aspects of the Arian Controversy, 614 f. vermutet, dass Leontios gegen die Verurteilung des Aetios während der Zum Akzent hier (Z. 20), bei παρὰ ϲέ (Z. 26) und bei πρόϲ με (Z. 17) vgl. K.-B. 1,347 (b). Die Hss. haben Z. 17 πρόϲ με, Z. 20 crit. z. St.). Adler druckt πρόϲ με, πρὸϲ ϲέ, παρὰ ϲέ, Bidez πρόϲ με, πρόϲ ϲε, παρά ϲε. 2 Vgl. dagegen 7,6a,2 u. 4, wo ἐϲχηκώϲ und ϲυνόδου γενομένηϲ die Situationen angeben, innerhalb deren die mit εὐξάμενοϲ und Εὐϲεβίαϲ ... ἀρθείϲηϲ bezeichneten Geschehnisse erfolgten. 1

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Synode von Konstantinopel 359 aufgetreten ist. Die Stelle bietet einen Beleg dafür, dass der Kaiser bei Anwesenheit selbstverständlich den Vorsitz in der Synode hatte. (10) ὅπωϲ Adler schreibt mit A ὅτι εἰϲ (zur Güte der Hs. s. Einl. S. 111). Doch bei einer Präposition ist der substantivierte inf. ohne Artikel ganz ungewöhnlich (vgl. K.-G. 2,45 f.; Schwyzer 2,366 [7]). Diese Schwierigkeit entfällt mit ὅπωϲ in GVM 1, das zudem im Tonfall höflicher ist. „Ich wundere mich … Bischöfen zukommen.“ Das Ideal der kirchlichen Freiheit, das von der bischöflichen Parrhesia hochgehalten wird, ist zeittypisch von divergierenden dogmatischen Strömungen eingefordert worden. Leontios von Tripolis unterscheidet sich hierin in nichts von Athanasios oder Ambrosius. Ath. h. Ar. 44,7 schreibt dem Ossius von Cordoba eine völlig vergleichbare Äußerung zu: „Mische dich nicht in kirchliche Angelegenheiten ein! Gebiete uns nicht in diesen Dingen, sondern eher sollst du dies von uns lernen: Dir hat Gott die (weltliche) Herrschaft übergeben, uns die Angelegenheiten der Kirche anvertraut etc.“ (Übers. Portmann). Vgl. auch Ath. h. Ar. 52,3, wo behauptet wird, dass Constantius II. einen Sonderfall darstelle und sonst Kaiser „sich nie mit Kirchenangelegenheiten befasst“ hätten, was den Präzedenzfall Konstantin ausklammert. Bei Thdt. h.e. 2,28,20 f. vertreten Eleusios von Kyzikos und Silvanus von Tarsos vor Constantius ebenfalls Prinzipien der kirchlichen Freiheit, werden aber von Constantius in ihrer Parrhesia gerade nicht bewundert, sondern vielmehr von ihren Sitzen vertrieben.

7,7 f. 7. (1) φαϲιν S. zu 12,11. ἐβαϲίλευϲεν Da der ἡνίκα-Satz die Situation beschreibt, in deren Verlauf das ἰδεῖν erfolgte, und da sonst in den Philostorgzeugen das bei ἡνίκα benutzte Vergangenheitstempus des ind. das impf. ist (vgl. 3,27,3; 6,5a,2; 12,4,2; 2,9a,4 [ὁπηνίκα]; lediglich 7,6a,6 steht der opt. aor.), hat das von Bidez, app. crit. z. St. erwogene ἐβαϲίλευεν einiges für sich. Nach Bidez, Philostorgius LXXXV und app. crit. z. St. (Adler macht keine weiteren Angaben) scheint dies auch die ursprüngliche Lesart in A gewesen zu sein, ὅπ ̣ϲ, die zu dem mißlungenen Korrekturversuch ὅτι εἰϲ führte. 1

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(ἰδεῖν δὲ κατὰ τὸ δειλινόν, ἡνίκα μετὰ τροφὴν τὸν ὕπνον αἱρούμεθα) Wenn man die Worte als Parenthese auffaßt (zur Einleitung mit δὲ s. zu 3,18), erklären sich die Wiederholung des ἰδεῖν am Satzanfang und das Demonstrativpronomen ταῦτα (vor ϲημῆναι). Entscheidend für die Darstellung der Ereignisse ist lediglich die Nachricht, daß Valentinians Mund eine Flamme entströmte. Dies führt zu der Frage nach der Bedeutung der Parenthese. Assunta Nagl spricht bezüglich unseres Passus von „einem etwas phantastischen Berichte des Philostorgius“ (Art. Valentinianus I, RE 7 A 2 [1948] 2159,63 f.): Hat dieser möglicherweise selbst entsprechende Zweifel gehabt und vermutet, daß es sich um Phantasien des Silentiariers in der mittäglichen Hitze 1 oder um Träumereien beim Mittagsschlaf gehandelt haben könnte? Von Eunus, dem Anführer des 1. Sizilischen Sklavenkrieges, wird sogar berichtet, daß er διά τινοϲ μηχανῆϲ πῦρ μετά τινοϲ ἐνθουϲιαϲμοῦ καὶ φλόγα διὰ τοῦ ϲτόματοϲ ἠφίει καὶ οὕτω τὰ μέλλοντα ἀπεφοίβαζεν (Diod. Sic. 34,2 bei Phot. bibl. cod. 244 p. 384 b 25-28; aus Posidon. F 136b,6 Theiler). κατὰ τὸ δειλινόν, ἡνίκα μετὰ τροφὴν τὸν ὕπνον αἱρούμεθα Zum Mittagsschlaf vgl. J. Marquardt / A. Mau, Das Privatleben der Römer, Leipzig 18862, 1,268 f. Zu den Formulierungen vgl. Gen. 3,8 ἤκουϲαν τὴν φωνὴν κυρίου τοῦ θεοῦ περιπατοῦντοϲ ἐν τῷ παραδείϲῳ τὸ δειλινόν und Procop. Vand. 1,2,17 ἀμφὶ ἡμέραν μάλιϲτα μέϲην ἁπάντων ... ὕπνον, ὡϲ τὸ εἰκόϲ, μετὰ τὰ ϲιτία αἱρουμένων. comes der sogenannten Cornuti Die Cornuti waren eine aus germanischen „Bockskämpfern“ hervorgegangene Elitetruppe des spätrömischen Bewegungsheers. Bei Philost. ist Valentinian comes (eigentlich tribunus) der Cornuti (in der Quelle des Philost., dem homöischen Historiker, stand tribunus, vgl. Chron. Pasch. p. 549,6 f. Bonn mit Bidez, Anhang VII, 36 p. 233 f.). Bei Thdt. h.e. 3,16 ist Valentinian dagegen Tribun der Lanciarii, bei Soz. 6,6,3 Tribun der Ioviani, im Chron. Pasch. p. 555,12-14 Bonn (bzw. beim homöischen Historiker, vgl. Bidez, Anhang VII, 36 p. 233 f.) Tribun eines nicht genannten Regiments in Salambria/Selymbria (vgl. Jo. Mal. 13,28 p. 337 Bonn = p. 260 Thurn), bei Oros. hist. 7,32,2 Tribun der Scutarii. Amm. 16,11,6 f. bezeichnet den Valentinian (in der Zeit während der Quellen über die Karriere Valentinians I. vor seiner Erhebung zum Zu Mittagsgespenstern vgl. E. Rohde, Psyche, Tübingen 19105/6, 2,410 f., z. B. Tac. ann. 11,21,1 u. Plin. ep. 7,27,2 mit Sherwin-White z. St. 1

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Kaiser vgl. Tomlin, The Emperor Valentinian, 13-18; D. Woods, A note concerning the early career of Valentinian I, AncSoc 26 (1995) 273-288; C. E. V. Nixon, The Early Career of Valentinian I, in: T. W. Hillard u. a. (Hgg.), Ancient History in a Modern University, vol. 2. Early Christianity, Late Antiquity and Beyond, Grand Rapids 1998, 294-304. Tomlin, 13 bemerkt bereits richtig zu den verschiedenen Versionen über den Dienst Valentinians und sein Exil unter Julian: „The cloud of witnesses prompts scepticism. Valentinian is given command of four different regiments, and assigned at least three different places of exile.“ (Zu letzterem s. die folgenden Lemmata) Vgl. zum gleichen kritischen Ansatz Lenski, Were Valentinian, Valens and Jovian Confessors before Julian the Apostate?, 253276 und bereits Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer II, 134 f. Anm. 76. Dagegen werden in PLRE 1,933 f. Valentinianus 7 die verschiedenen Offizierstellungen verschiedenen Schritten der Karriere Valentinians zugewiesen. Kommandeur der Ioviani soll Valentinian in Gallien gewesen sein, während er nach seiner Rückkehr in den Militärdienst unter Jovian als tribunus Scutariorum agierte (vgl. zu letzterem von Orosius offenkundig in der Karriere Valentinians zeitlich zu früh, nämlich unter Julian, eingeordneten Posten Amm. 25,10,8 f. und 26,1,5). Harmonisierend auch D. Woods, Valens, Valentinian I., and the Ioviani Cornuti, Studies in Latin Literature and Roman History 9, Brüssel 1998, 462-486, s. bereits dens., A Note Concerning the Early Career of Valentinian (wie oben). Im zuerst genannten Aufsatz versucht Woods darzulegen, dass die Harmonisierung der divergierenden Versionen auch epigraphisch gestützt werden kann. Er verweist auf T. Drew-Bear, A Fourth-Century Latin Soldier’s Epitaph at Nakolea, HSPh 81 (1977) 257-274, wo Flavius Aemilianus als Soldat der Io[viani] Corn[uti] Sen[iores] nachgewiesen ist. Eine solche Truppe ist allerdings in der Notitia Dignitatum nicht belegt. Möglicherweise ist in der Inschrift eher von Iovii Cornuti die Rede gewesen, vgl. Lenski, 259 mit Verweis auf M. Speidel, Raising New Units for the Late Roman Army Auxilia Palatina, DOP 50 (1996) 163-170, hier 167 f. und den Verweis auf Aur. Vict. Caes. 39,18. von seiner Ehrenstellung ab Christen konnten unter Julian angeblich ihren Dienst nicht beginnen, vgl. Rufin. hist. 10,33 (GCS 9,994): militiae cingulum non dari nisi immolantibus iubet den Dienst quittieren, so etwa Martin unter Julian als Caesar, vgl. Sulp. Sev. Mart. 4,2-6. Zu diesem Thema der Verfolgung christlicher Offiziere gehörten dann auch das beim anonymen homöischen Historiker bereits

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behandelte Martyrium des Artemius (vgl. Thdt. h.e. 3,18, wo Artemius nur als Märtyrer und nicht als Vollstrecker der Kirchenpolitik des Constantius II. auftritt, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 128), ferner das Martyrium des Juventinos und Maximinos, zweier Angehöriger der Leibgarde, vgl. dazu Chrys. pan. Juv., PG 50,571-578; Thdt. h.e. 3,15,4-9; Jo. Mal. 13,19 p. 327 Bonn = p. 251 Thurn; Synax. eccl. Const. col. 121,28-122,33 (ed. Delehaye) etc. P. Peeters, La date de la fête des SS Juventin et Maximin, AB 42 (1924) 77-82; P. Franchi de’ Cavalieri, Dei SS. Gioventino e Massimino, in: ders., Note Agiografiche 9, 167-200. S. zu diesen Heiligen auch H. Delehaye, Les légendes grecques des saints militaires, Paris 1909. Theodoretos betont sehr stark, dass die Soldaten im Bewußtsein einer höheren Loyalität gegen den illegitimen Feind des Christentums kämpfen mussten, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 159. Von einer allgemeinen Verfolgung christlicher Offiziere kann zwar in Wirklichkeit keine Rede sein. In der späteren kirchengeschichtlichen Tradition wurde aber gleichwohl davon ausgegangen, dass die späteren Kaiser Jovian, Valentinian und Valens unter Julian ihren militärischen Rang verloren haben, vgl. dazu auch die instruktive quellenkritische Studie von Lenski, Were Valentinian, Valens and Jovian Confessors before Julian the Apostate?, 253-276. Diese Erzählung muss schon beim anonymen Homöer zu finden gewesen sein. Bei Philost. wird Valentinian entlassen, nachdem es Julian nicht gelungen ist, ihn vom Christentum abzubringen, vgl. Rufin. hist. 11,2 (GCS 9,1002): Valentinianus (…) qui pro fide nostra a Iuliano militia fuerat expulsus. Bei Sokrates (4,1,8-10), der aus dem anonymen Homöer schöpft (zum Bestand der homöischen Quelle bei Sokrates vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 126 Anm. 64), quittieren Jovian, Valentinian und Valens den Dienst, nachdem Julian den Dienst von Christen an seinem Hof verboten hat, doch entließ sie Julian dann doch nicht. Bei Theodoretos (h.e. 3,16,1-3) wird Valentinian von Julian verbannt, nachdem er sich die Besprengung mit Wasser durch einen Opferdiener verbeten hat. Bei Sozomenos (6,6,2-6) wird Valentinian unter dem Vorwand der Unfähigkeit vor dem Feind entlassen, in Wirklichkeit aber wiederum, weil er gegen die Besprengung mit heiligem Wasser durch einen Opferdiener protestiert hat. Bei Orosius (7, 32,2) zieht sich Valentinian aus dem Dienst zur Philost. weicht dabei in den Details offenkundig besonders deutlich von den übrigen christlichen Quellen ab. Dass seine Version aber deshalb in irgendeiner Form authentischere Informationen als die anderen Quellen

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aufweist, lässt sich nicht behaupten. Denn die scheinpräzisen oder zumindest chronologisch deplazierten Angaben über den Truppenkörper, den Valentinian kommandiert haben soll (s. vorangehenden Komm. zum Anfang des Kapitels), zeigen, dass alle kirchenhistorischen Versionen Konstruktionen sind, die aus der allgemeinen Angabe gesponnen worden sind, Valentinian habe als Christ seine Karriere unter Julian beenden müssen. Die Version des Rückzugs Valentinians unter Julian aus Glaubensgründen wird zum ersten Mal von Ambrosius im Jahre 386 bezeugt. Er wiederholt das in obit. Valent. 55: qui militiam sub Iuliano et tribunatus honores fidei amore contempsit. Die heidnischen Quellen müssen – in polemischer Attitüde gegenüber diesen christlichen Angaben – sehr stark betont haben, dass die Entlassung Valentinians keine religiösen Gründe hatte, sondern in Pflichtwidrigkeiten begründet waren, vgl. Soz. 6,6,3, eine Passage, der Lenski, 266 Eunapios als mutmaßliche Quelle zuweist. nach Theben in Ägypten Als Exilort nach seiner Entfernung aus dem Dienst gibt nur Philost. Theben an, während Sozomenos (6,6,3-7) die armenische Stadt Melitene nennt und Theodoretos eine entfernte Festung. Wie für den angeblich von Valentinian befehligten Truppenkörper entstehen auch für den Exilort scheinbare Traditionsunterschiede durch die Angabe diverser Varianten, entsprechend der von mir wiederholt beschriebenen rhetorischen Technik, die von Theopompos über die römische Annalistik bis zu Herodian oder zur Historia Augusta immer wieder in der Historiographie angewendet worden ist, vgl. zuletzt B. Bleckmann, Fiktion als Geschichte. Neue Studien zum Autor der Hellenika Oxyrhynchia und zur Historiographie des vierten vorchristlichen Jahrhunderts, Göttingen 2006. Feuer aus dem Mund ausspie Philost. erklärt die Tatsache, dass Valentinian unter Constantius in Ungnade fiel, mit einem Omen, das auf die künftige Herrscherstellung Valentinians hinwies, vgl. zu einem ähnlichen Grund dafür, dass Valentinian dieses Schicksal unter Julian erlitt, Chron. Pasch. p. 555,14 f. Bonn; Jo. Mal. 13,28 p. 337 Bonn = p. 260 Thurn. Verbindungen zur lateinischen Historiographie scheinen bei der Philost.-Passage wahrscheinlich: Ein ähnliches Omen wie der feuerspuckende Valentinian wird bei Liv. 25,39,16 beschrieben, wo eine Flamme aus dem Kopf des Marcius lodert, vgl. Liv. 1,39,1Servius Tullius); Verg. Aen. 2,680-686 (Iulus Ascanius). (2) ἐϲόμενον καὶ ... ἀναϲτέλλοντα S. zu 3,23 εἰϲηγουμένου καὶ ... ὑπερμαχεϲαμένου.

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die Angriffe der Perser zurückzuwerfen Der Anekdote über eine erste Quasi-Verbannung Valentinians unter Constantius II. entspricht die einzig historische Entlassung, nämlich diejenige Valentinians in der Zeit, in der Julian als Caesar agierte. Denn Valentinian musste gemeinsam mit dem Tribun Bainobaudes seinen Dienst als Offizier in den 50er Jahren nach (durch fremde Schuld) erfolglos verlaufenden Aktionen in Gallien und aufgrund der Verleumdungen des Barbatio quittieren, vgl. zur Episode aus dem Jahre 357 Amm. 16,11,6 f. Da Gratian am 18. April 359 in Sirmium geboren wurde, vermutet Tomlin, The Emperor Valentinian, 14: „He (Valentinian) returned home, not to Cibalae where the family property was lost, but to Sirmium, where his son Gratianus was born on April 18, 359“. Valentinian sei in dieser Zeit Privatmann in Illyrikum gewesen. Er übersieht, dass sich Constantius gerade im Frühjahr 359 bis zum Mai in Sirmium aufhielt, vgl. Amm. 19,11,17; Cod. Theod. 6,4,14 und 15 etc., vgl. zu den Belegen Barnes, Athanasius and Constantius, 223. Damit ist es möglich, dass Valentinian zur Zeit des Sturzes Barbatios seinen Dienst wieder aufgenommen hat; etwas anders – ohne Diskussion des Sirmium-Aufenthalts von 359 – PLRE 1,933 (nach dem Sturz Barbatios). Er muss jedenfalls spätestens unter Jovian in den Dienst zurückgekehrt sein. Argumente, dass Valentinian während der Alleinherrschaft Julians kein Offizier war, bei Lenski, Were Valentinian, Valens and Jovian Confessors before Julian the Apostate?, 258 mit Verweis auf Amm. 25,8,7-10 und 10,6-8 (Valentinian gehört zu den Vertrauten, die der reaktivierte Lucillianus für seine Mission in Italien auswählen soll), ferner 30,5,10 (Vertrautheit mit pannonischem Lokaladel soll auf langen Aufenthalt in dieser Region verweisen). Die Entsendung Valentinians nach Mesopotamien, die zu einer Reaktivierung um 359 passt, dürfte, wenn sie historisch ist, nicht mit der kaiserlichen Ungnade, sondern damit zu erklären sein, dass die angespannte Sicherheitslage die Entsendung eines bewährten Offiziers erforderte. Diese Aspekte werden von Philost. selbst deutlich hervorgehoben. 8. (1) οὐκ ... παραλλάττοντα τοῖϲ ἄλλοιϲ ~ ἀπαράλλακτοϲ + dat., vgl. Diod. Sic. 2,50,3 (αἱ ϲτρουθοκάμηλοι) ἔχουϲι ... τοὺϲ ... ὀφθαλμοὺϲ ... ἀπαραλλάκτουϲ κατὰ τὸν τύπον καὶ τὸ χρῶμα τοῖϲ τῶν καμήλων. ohne große Abweichungen von den anderen Zu den Traditionen über die Babylas-Le gleicht, s. die Einführung von M. Schatkin / C. Blanc / B. Grillet, Jean Chrysostome. Discours sur Babylas, Paris 1990 (SC 362); J. Rist, Chrysostomus, Libanius und Kaiser Julian: Überlegungen zu Inhalt und Umfeld

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der Schrift De Sancto Babyla, contra Iulianum et Gentiles (CPG 4348), in: Giovanni Crisostomo. Oriente e Occidente tra IV e V secolo, Rom 2005, 863-882. (2) φαϲὶ S. zu 12,11. drei Kindern, die noch sehr jung und Brüder waren Die drei Kinder werden in der Predigt des Johannes Chrysostomus De Sancto Babyla nicht erwähnt, wohl aber in der Rede auf die heiligen Juventinus und Maximinus (BHG 975), und zwar in der Einleitung, vgl. PG 50,572. Gregor von Tours nennt in Franc. 1,30 deren Namen, nämlich Urbanus, Prilidan und Epolon. Die richtigen Namen sind in syrischen Quellen erkennbar, nämlich Urbanos, Barbaros und Apollonios, vgl. dazu Delehaye, Les origines du culte des martyrs, 195. Zu den drei Kindern in der Babylas-Legende vgl. weiter BHG 205-208 und BHL 889 sowie die georgische Passion des Basileios P. Peeters, La passio de S. Basile d’Épiphanie, AB 48 (1930) 302-323. Numerianus oder nach einigen Decius In die Zeit des Decius datierte Leontios von Antiocheia den Episkopat des heiligen Babylas. Aus der von Leontios verfassten Vita zitiert nämlich der anonyme homöische Historiker, vgl. Chron. Pasch. p. 503,18-504,6 Bonn (Bidez, Anhang VII, 1 p. 203). Der homöische Historiker nannte einen präzisen Grund, warum Decius den Babylas verfolgt: Decius habe sich dafür gerächt, dass dem Philippus Arabs von Babylas der Zutritt zur Kirche verweigert worden sei, und zwar wegen dessen παρανομία, die darin bestand, dass er nach dem Tode des Gordianus dessen ihm anvertrauten Sohn getötet habe. Der anonyme homöische Historiker hat hier anscheinend die Erzählung des Eus. h.e. 6,34 weiterentwickelt, derzufolge Philippus Arabs von einem anonymen Bischof von Antiocheia zur Kirchenbuße aufgefordert wurde, bevor er die Kirche betreten durfte. Daneben sind aber in der Wiedergabe dieses Berichts, der kaum mit der Ereignisgeschichte des 3. Jh. (und der Feindschaft zwischen Philippus Arabs und Decius) in Übereinstimmung zu bringen ist, beim Chronicon Paschale schwere Verformungen anzunehmen, so dass der genaue Inhalt der hagiographischen Darstellung des Leontios nicht zu erkennen ist, mit Ausnahme der Tatsache, dass das Martyrium des Babylas in die Zeit des Decius datiert wurde, vgl. auch Ch. Körner, Philippus Ara Prinzipats, Berlin 2002, 261 f. (der allerdings die Bezüge des Chronicon Paschale zum anonymen homöischen Kirchenhistoriker nicht kennt). Man kann sich die ursprüngliche Tradition nur so denken, dass Philippus Arabs

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als ein treuer, die Kirchendisziplin respektierender Christenfreund gezeigt wurde und dass dann Decius Babylas, dem Philippus Arabs nahen Bischof, den Prozess machte. Diese beiden Fakten sind dann so kontrahiert worden, als habe Decius die Verhängung der Kirchenzucht über Philippus Arabs nicht geduldet und aus diesem Grund den Babylas verfolgt. Der Hinweis auf Numerianus, eine offenkundig spätere Erfindung zur Datierung des Martyriums des Babylas, findet sich sowohl in der Artemii Passio (Philost. 7,8a) als auch im Bericht der Suda s.v. Babylas (Philost. 7,8a und größtenteils mit der Erzählung der Artemii Passio übereinstimmend). In der Suda werden wie beim Philost.-Exzerpt des Photios die Datierungen unter Decius bzw. Numerianus als Alternativen gegenübergestellt, ein Hinweis darauf, dass bereits Philost. wohl beide Namen genannt hat, vgl. auch die hypothetische Wiederherstellung des Textes von Philost. im Apparat von Bidez, Philostorgius, 89. Dieser sehr kurz herrschende Kaiser (282-283 Caesar, 283-284 Augustus) hatte sich – anders als Decius – auf dem Weg in den Perserkrieg und auf dem Rückweg tatsächlich in Antiocheia aufgehalten. Aber Babylas war in dieser Zeit nicht mehr Bischof, s. K. Altmayer, Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie, Stuttgart 2014, 242 f. (3) ἀρχιερέα S. zu 2,10. ὑπειδόμενον Zur Form vgl. LSJ s. v. (4-5) τὸν ⟨δ᾽〉 ἐπίϲκοπον – ϲτέφανον Die für das Verständnis wichtige Nachricht, daß sich dies nach der Rückkehr des Kaisers in dessen Residenz abspielte, ist Photios’ Kürzungen zum Opfer gefallen, vgl. 7,8a,13. (4) τὸν ⟨δ᾽〉 ἐπίϲκοπον Bevor man mit Bidez, Philostorgius LXIX so weit geht anzunehmen, daß das in 3 „in der Luft hängende καὶ τὸν μὲν, dem kein zweiter correspondierender Ausdruck folgt“, auf Photios’ Eingriff zurückgehe, der, „ohne sich den geringsten Scrupel daraus zu machen, die Perioden seines Autors“ verrenke, sollte man mit Niceph. h. e. 10,28 (PG 146,524 A) die minimale Ergänzung vornehmen. Photios selbst gliedert immer wieder in solcher Weise seine Sätze (vgl. dahinter πρῶτα μὲν ..., ἔπειτα δὲ), und wie der Parallelbericht 7,8a,13 (τὸν δὲ παραυτίκα μὲν ἀνακρουϲθῆναι ... . ἐν χαλεπῷ μέντοι τὴν ἀντίϲταϲιν τοῦ ἐπιϲκόπου ποιηϲάμενον κτλ.) nahelegt, brachte seine Vorlage den Gegensatz zum Ausdruck. μόνην – πρόξενον Vgl. Bidez, Philostorgius LXX (über den Verfasser des Mart. Artem.): „Und am Ende der Abschnitte scheut er sich nicht vor Erweiterungen: er schaltet in die Reden des Verfolgers an den Märtyrer

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Ehrenverheißungen ein (μόνην ... εἶναι τὴν ἐξοϲίωϲιν ταύτην ... τῆϲ μετὰ ταῦτα τιμῆϲ τε καὶ δόξηϲ πρόξενον), die einen Gemeinplatz der hagiographischen Literatur bilden.“ Aber hindert dies wirklich daran, daß die Nachricht auf Philostorg zurückgehen könnte?

7,8a (1) δέξαϲθαι Der aor. läßt sich wohl mit K.-G. 1,196 f., z. B. Andoc. 3,27 Κόρινθον ἑλεῖν προϲδοκῶϲι, verteidigen (s. auch zu 7,15a,2 νέον γενέϲθαι Ἀλέξανδρον), doch kann er sehr leicht aus dem fut. verschrieben worden (vgl. Mart. Artem. 61,13 f. προϲδοκῶν αὐτὸν διερρωγότα καὶ ϲυντεθραυϲμένον καὶ νεκρὸν εὑρεθήϲεϲθαι) oder daneben ein ἄν ausgefallen sein. (2) ἐν ὀλίγαιϲ ... ἐνυδροτάτη Vgl. K.-G. 1,29 Anm. 5, hier mit dem Elativ verbunden. Pracht an Bäumen aller Art, vor allem an Zypressen Der Ausdruck, den Lib. or. 11,236 für die Darstellung der Zypressen wählt, ist, trotz gewisser Ähnlichkeiten mit Philost. bzw. der Artemii Passio, anders: Es wird in einer Reihung von Substantiven unter anderem die Menge, Dicke und Höhe der Zypressen gerühmt. Die Artemii Passio hebt dagegen zunächst generell die Menge von Bäumen hervor. Es wird dann im Einzelnen die Schönheit der Zypressen hervorgehoben, ferner die Höhe und Größe. Zur Bedeutung der Zypressen von Daphne s. Jo. Mal. 8,19 p. 204 Bonn = p. 154 Thurn. Wie Philost. hat auch Soz. 5,19,4-7 teilweise in ähnlichen Wendungen die Schönheiten von Daphne beschrieben. Verwiesen sei etwa auf die Ähnlichkeit seiner Unterscheidung von Bäumen im allgemeinen und Zypressen im besonderen (5,19,5): „Daphne, die berühmte Vorstadt von Antiochien, ist mit einem Park von vielen Zypressen bedeckt, auch wird sie durch andere Bäume zwischen den Zypressen verschönt.“ (Übers. Hansen) wasserreich zu sein scheint wie nur wenige Das Wasser wurde von der Quelle in fünf Kanäle verteilt, vgl. zu Jo. Mal. 11,14 p. 278 Bonn = p. 210 Thurn R. Martin bei Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 55. Z auf die sprichwörtlichen Zypressen und Quellen genügt bei Chrys. pan. Jul. 4 (PG 50,672), um den Gegensatz zwischen Daphne und dem Ort der neuen Meletios-Basilika hervorzuheben: „Dort sind die Quellen der Ge-

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wässer, hier die Quellen der Märtyrer; dort die Zypressen, (...) hier die Reliquien der Heiligen“. (3) hinsichtlich Nutzen und Zierde ausgestattet Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 214 Anm. 62 nimmt an, dass Philost., der hier ausführlich von der Artemii Passio wiedergegeben wird, für die Beschreibung von Daphne aus dem Antiochikos (or. 11) des Libanios geschöpft hat. Malosse entdeckt „les mêmes mots, les mêmes détails descriptifs“. Man kann zwar nicht ausschließen, dass Philost. (oder der von Philost. benutzte Autor) in seinem Lob der Annehmlichkeiten von Daphne den Antiochikos des Libanios benutzt hat, aber ein Vergleich der griechischen Ausdrücke lässt diese Annahme keineswegs als zwingend erscheinen, zumal das Lob von Daphne immer wieder angestimmt wurde, vgl. neben den oben bereits diskutierten Beschreibungen des Baumbestands die Charakterisierung von Daphne als besonders lieblichen Ort bei Amm. 19,12,19 (amoenum illud et ambitiosum Antiochiae suburbanum). Libanios und die Artemii Passio greifen also beide auf vertraute Formeln des Städtelobs für Daphne zurück. Wie die Artemii Passio hebt zwar Lib. or. 11,236 die Luxusbebauung von Daphne hervor, aber mit zusätzlichen Elementen, wie etwa der Erwähnung von Bankettsälen. Die griechischen Ausdrücke für die Luxusresidenzen fallen völlig verschieden aus. Libanios spricht von καταγωγαὶ ϲεμναί, Philost. (Μ. Artem.) von οἰκοδομαῖϲ λαμπραῖϲ καταλύϲεων. Die Bäder werden bei Lib. or. 11,244-246 erst viel später beschrieben, zu den archäologischen Nachweisen, vgl. R. Martin bei Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 55. Für die Zypressen s. o. den Komm. zu (2). (4) ὁ Ἑλληνικὸϲ ἔπλαϲε μῦθοϲ Vgl. 3,11,11 πολλὰ γὰρ καὶ ἄλλα ϲύνηθεϲ τοῖϲ Ἕλληϲι πρὸϲ τὸ μυθῶδεϲ διαπλάττειν. Tempel … anderer Götzen Zu erwähnen ist insbesondere der Zeustempel, vgl. Lib. or. 60,13 (Chrys. pan. Bab. 2,112 [SC 362,246-248]). deren Namen ... der Ort noch zu tragen scheint Hier soll also der Vergewaltigungsversuch des Apollon und die Verwandlung Daphnes in einen Lorbeerbaum stattgefunden haben. Diese natürlich erst ab der hellenistischen Zeit möglich gewordene Lokalisierung des Mythos in Syrien wird bereits bei Paus. 8,20,2 erwähnt. Vielleicht war die Darstellung des Mythos durch Philost. ähnlich detailliert wie die des Soz. 5,19,6. Vgl. Chrys. pan. Bab. 2,68 f. (SC 362,180(5) χρυϲῷ ... πέπλοϲ ἀμφιεννύμενοϲ Vgl. 1,6e,7 ταύτηϲ (sc. τῆϲ κάμακοϲ) χρυϲῷ κατημφιεϲμένηϲ.

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Statue Apollons Die Abbildungen des Kolossalbildes des Apollon (nach Amm. 22,13,1 so groß wie das Zeusbild in Olympia) zeigen ihn stehend im langen Chiton des Musagetes mit Leier und Libationsschale, vgl. zu den 167 bis 164 v. Chr. ausgebrachten Tetradrachmen des Antiochos IV. mit der Darstellung des Apollon von Daphne M. Bieber, The Sculpture of the Hellenistic Age, New York 1955, 84; G. Downey, Ancient Antioch, Princeton 1963, Fig. 17; O. Palagia, s. v. Apollon Nr. 411, LIMC II,1, 1984, 237, s. auch II,2, 215 für die Abbildung. Zur (inzwischen nicht mehr ohne weiteres akzeptierten) Zuweisung der Urheberschaft für das Kultbild an Bryaxis den Jüngeren, vgl. Cedr. I p. 536,11 Bonn. Die nach 301 v. Chr. angefertigte akrolithische Statue wird in einer Fülle von spätantiken Quellen erwähnt, vgl. O. Palagia, s. v. Apollon Nr. 417, LIMC II,1, 238, mit Verweis auf Amm. 22,13,1; Iul. Mis. 361; Jo. Mal. 10,9 p. 234 Bonn = p. 178 Thurn (goldene Statue Apollons, die aber nicht zwingend mit dem bekannten Monument identisch ist); Thdt. h.e. 3,11,4 (aus mit Gold überzogenem Holz). Auf die besonders ausführliche Beschreibung der Artemii Passio geht der LIMC-Artikel nicht ein. Eine eingehende Beschreibung der Statue bietet die auch von Johannes Chrysostomus zitierte Monodie des Libanios auf den Brand des Heiligtums von Daphne, besonders or. 60,11. Dort ist, wie bei Philost., die Gewandpartie vergoldet, dafür sind allerdings die freien Partien des Körpers offenkundig aus Stein: „Männer, ich werde in meiner Seele zum Bild des Gottes weggezogen und mir stellt der Verstand das Abbild vor Augen, die Anmut der Form, die Zartheit des Halses im Stein, den Gürtel, der rund um die Brust den goldenen Chiton zusammenführt, indem er sich in die einen Partien hineinsetzt und die anderen ein wenig freigibt.“ Ferner wird in der Monodie die bei Philost. nicht erwähnte Libationsschale zur Sprache gebracht. Dass die Monodie Quelle der Ausführungen des Philost. war, würde ich gegen Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 214 Anm. 62 daher ausschließen. (6) μετὰ χεῖραϲ S. zu 2,4a,2. τὸν χρυϲὸν ... ἐπήνθουν Zu transitivem ἐπανθεῖν vgl. Psell. or. forens. 3,449 f. ὁ μὲν νομοφύλαξ πρὸ τῆϲ πολιᾶϲ τὴν γνῶϲιν τῶν νόμων ἐπήνθηϲεν und Cedr. II p. 504,14 f. Νικήταϲ εἶχε ... τὰ παιδογόνα καὶ τὸν πρῶτον ἤδη ἐπήνθει ἴουλον. ἔμελλε Mart. Artem. ist nur die impf.mit ἠ-, vgl. 20,5 (= Philost. 6,5a,6), 21,6 (= 6,6/7a,2) u. 64,11; ἤμελλε findet sich in den Philost.-Zeugen allein 2,9a,6 (Vit. Const.).

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θεαϲομένοιϲ Das von Bidez und Kotter in den Text gesetzte θεηϲομένοιϲ der Hss. PRU wäre zwar eine Hdt.-Reminiszenz (s. zu test. 1), doch erscheint sonst in den Philost.-Zeugen die Form mit -α-, z. B. 7,3,4. (7) ὑακίνθ⟨ιν〉οί τε αὐτῷ δύο λίθοι μεγάλοι Da das Substantiv ὑάκινθοι 1 nicht als Attribut zu λίθοι dienen kann (zu den entsprechenden Fällen vgl. K.-G. 1,271-73; Schwyzer 2,176, z. B. Philost. 7,8a,14 ψευδωνύμοιϲ ὀλετῆρϲι δαίμοϲι) 2, ließe sich die Überlieferung nur halten, wenn man δύο λίθοι μεγάλοι als Apposition ansähe, wofür jedoch kein rechter Anlaß zu sehen ist und was den Fluß der Beschreibung unterbrechen würde. Das zweite ιν kann dagegen leicht durch Haplographie ausgefallen sein (Vorschlag von R. Kassel), vgl. Iul. Afric. Cest. T 7,45 (GCS N. F. 18,14) (bei Psell. phil. min. I opusc. 32,42 f.) πλάττει δὲ καὶ ὑακινθίνουϲ λίθουϲ καὶ ϲμαραγδίνουϲ καὶ ϲαρδώνυχαϲ. 3 τὸν τῶν ὀφθαλμῶν ... τύπον Vgl. LSJ s. v. τύποϲ II 2. τοῦ Ἀμυκλαίου παιδὸϲ Ὑακίνθου Vgl. S. Eitrem, Art. Hyakinthos 2, RE 9,1 (1914) 7-16; üblicherweise wird Hyakinthos mit der Blume in Verbindung gebracht, die nach dem Mythos aus seinem Blut entstand (ebd. 9). τὸ τῶν λίθων κάλλοϲ καὶ μέγεθοϲ – κόϲμον Gemeint sind nicht nur die beiden Hyazinth-Steine, sondern allgemein die Edelsteine, mit denen die Kultstatue ausgestattet war; zum Schmuck von Götterbildnissen durch Edelsteine vgl. A. Hermann, Art. Edelsteine, RAC 4 (1958) 524-26. (8) ganze Tausendopfer von jeder Tierart Vgl. zu den in Daphne dargebotenen Massenopfern Chrys. pan. Bab. 2,80 (SC 362,200). Ein Tausendopfer überbietet noch die Hundertopfer, für die Julian sonst bekannt war, vgl. Amm. 22,12,6 sowie (zu den Hundertopfern in Daphne) Zonar. 13,12,38 und (Hundertopfer für Zeus Kasios) Jo. Mal. 13,19 p. 327 Bonn = p. 251 Thurn. Die Opfer werden der Artemii Passio zufolge als „Ganzopfer“ (Holokaust) dargebracht. Vgl. zur übertriebenen und bisweilen selbst von heidnischer Seite kritisierten Opfertätigkeit Julians Amm. 22,12,6 und

Ζum Plural beim Namen des Edelsteins vgl. Lucian. adv. ind. 9 περιλαμπόμενοϲ τῷ χρυϲῷ καὶ τοῖϲ ϲμαράγδοιϲ καὶ βηρύλλοιϲ καὶ ὑακίνθοιϲ; Syr. dea 32 ὄνυχεϲ οἱ Ϲαρδῷοι πολλοὶ καὶ ὑάκινθοι καὶ ϲμάραγδοι. 2 Wenn sonst beide Wörter zusammengestellt sind, geht (ὁ) λίθοϲ voran, und (ὁ) ὑάκινθοϲ folgt als Apposition, vgl. Ps.-Gal θου λίθοϲ βηρύλλιοϲ u. Cosm. Ind. 11,13 Ταπροβάνη, ἐν ᾗ εὑρίϲκεται ὁ λίθοϲ ὁ ὑάκινθοϲ. 3 Der LSJ s. v. ὑακίνθινοϲ für die Verbindung mit λίθοι angeführte Passus PSI 183,5 ist ein Irrtum, da dort neben dem ergänzten ὑακ[ινθί]νων ein διάλιθον bzw. διὰ λίθον steht. 1

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25,4,17; Lib. or. 18,127 und 24,35 sowie Gr. Naz. or. 4,77 (SC 309,198); Socr. 3,17,5. (9) ἐπίπνουν ὅτι μάλιϲτα καὶ ἐνεργὸν sc. τὸ ἄγαλμα, was sich aus τοῦτό τε καὶ τὰ λοιπὰ αὐτόθι ϲύμπαντα ἀγάλματα wenige Zeilen zuvor ergibt; es mit T einzufügen ist nicht nötig (zu den zahlreichen Änderungen in T vgl. Bidez, Philostorgius LXV). Maßnahmen und Bemühungen darum, dass das Standbild ein Orakel gebe Die Opferaktivitäten dienen also allein der Aktivierung des Orakels, das durch das Sprechen der Statue erteilt worden sein soll. Dagegen nimmt E. Soler, D’Apollonios de Tyane à l’Empereur Julien: L’importance d’Antioche comme lieu de pèlerinage et centre philosophique grecs, in: B. Cabouret u. a. (Hgg.), Antioche de Syrie, Lyon 2004, 381-399 an, bei der Bevorzugung des Apollonkults und den Opfern sei es auch um theurgische Praktiken gegangen, wie aus der Beschreibung der Tätigkeit des Iamblichos, bei Eunap. Vit. soph. 458-459 hervorgeht. In der theurgischen Praxis sei die Leiche des Babylas als eine Beschmutzung der Sonnenstrahlen (der Strahlen Apollons) und damit als eine Behinderung des Aufstiegs der Seele empfunden worden. einen gewissen Eusebios In Frage käme von den Lebensdaten nur der Neuplatoniker Eusebios von Myndos, vgl. Eun. Hist. Soph. 7,1,10 und 2,111. Ob aber gerade dieser Neuplatoniker eine besondere Nähe zu Julian hatte, ist offen, da er beispielsweise den Maximos besonders stark kritisierte und an die Vernunft appellierte, vgl. zu den Lehrdifferenzen Becker, Eunapios aus Sardes, 364 f. Marasco, Filostorgio, 151 f., geht daher davon aus, dass an dieser Stelle Eusebios und Maximos miteinander verwechselt worden sind. Philost. sei es in seiner heidenapologetischen Mission darum gegangen zu zeigen, wie die neuplatonische Hierourgie des Maximos offenkundig scheiterte. Die Beobachtungen von Marasco treffen zu. Gleichwohl dürfte der Name Eusebios schon bei Philost. selbst zu finden gewesen sein, der sich hier durch eine besondere, sachlich aber vielleicht nicht zutreffende, Information zur Umgebung Julians hervorheben wollte. (10) die Götter seinen Leichnam verabscheuten Im parallelen Bericht des Rufin. hist. 10,36 (GCS 9,996) erteilen mehrere Priester diese Auskunft, bei Zonar. 13,12,39 sind es mehrere Neokoren. Anspielung auf den stören Malosse, Philostorge, Libanios et Julien, 213. Dass bisweilen von mehreren Leichnamen (Zonar. 13,12,39; Amm. 22,12,8) die Rede ist, kann durchaus mit dem Martyrium des Babylas verbunden werden, der dieses ja

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gemeinsam mit den drei kindlichen Brüdern erlitt. Bei Soz. 5,19,17 stört unter den vielen in Daphne bestatteten Toten allein Babylas. (11) dass er nicht antworten könne wegen Babylas Auch bei Chrys. pan. Bab. 2,80 f. (SC 362,200-202) und Soz. 5,19,16 erklärt der Dämon selbst, wenn auch nicht völlig ehrlich, den Grund, weshalb er schweigt. (12-17) Mart. Artem. und Suda bieten den gleichen Wortlaut, so daß wir hier eines der wenigen sicher wörtlichen Fragmente aus Philostorg greifen. Abweichungen sind in der Regel auf ungeschickte Eingriffe des ersteren zurückzuführen (vgl. Bidez, Philostorgius LXI u. LXIX). Diese werden daher hier wie bei Bidez im app. crit. als Varianten angeführt. Der Anfangsteil könnte aufgrund der drei Fassungen nach Bidez, app. crit. zu p. 89,21 folgendermaßen bei Philostorg gelautet haben: ὁ γὰρ δὴ Βαβύλαϲ οὗτοϲ λέγεται ἐπίϲκοποϲ μὲν γενέϲθαι τῆϲ Ἀντιοχείαϲ· Νουμεριανῷ δὲ τῷ Ῥωμαίων βαϲιλεῖ (ἤ, ὡϲ ἔνιοί φαϲι, Δεκίῳ) κατὰ δή τινα δαίμονα εἰϲελθεῖν εἰϲ πληθύουϲαν τὴν ἐκκληϲίαν προθυμουμένῳ ϲτὰϲ πρὸ τῶν θυρῶν ἀντιϲχεῖν φάϲκων κτλ. (12) Νουμεριανῷ δὲ τῷ βαϲιλεῖ ... βουλομένῳ ... ϲτὰϲ ... διεκώλυϲεν εἰϲελθεῖν Zum dat. incomm. vgl. K.-G. 1,417 f.; die Suda hat Philostorgs Worte geschickter wiedergegeben als der Verfasser des Mart. Artem. (vgl. Bidez, Philostorgius LXI). κατὰ δή τινα ἑορτὴν Eine „naive Correctur der Artemii Passio“ am ursprünglichen Text κατὰ δή τινα δαίμονα, wie er in der Epitome des Photios (7,8,2) und in der Suda (7,8a,12) greifbar ist (Bidez, Philostorgius XVI). (14) μὴ ἂν ἑλέϲθαι S. zu 7,14,6 μὴ ἄν ποτε διαπεϲεῖν. ψευδωνύμοιϲ ὀλετῆρϲι δαίμοϲι Da ὀλετήρ Substantiv ist (vgl. 7,15,4), ist δαίμοϲι entweder als Apposition zu fassen oder ὀλετῆρϲι als zweites Attribut (vgl. K.-G. 1,271-73), wie es offenbar Symeon Metaphrastes verstand, der davor ein καὶ einschob (mart. Artem. 35 [PG 115,1200 B]). (15) ἀναλαβὼν Vgl. Num. 14,1 καὶ ἀναλαβοῦϲα πᾶϲα ἡ ϲυναγωγὴ ἔδωκεν φωνὴν καὶ ἔκλαιεν ὁ λαὸϲ ὅλην τὴν νύκτα ἐκείνην. (17) ἀναλεξομένοιϲ Vgl. Diod. Sic. 19,49,4 ἔνιοι ... τῶν βαρβάρων ... ἐϲαρκοφάγουν ἀναλεγόμενοι τὰ ϲώματα τῶν ἀποθνηϲκόντων, während das in der Suda überlieferte ϲ ren Zahl an Teilen paßt, vgl. Niceph. h. e. 10,30 (PG 146,533 C) (über die Einzelteile der zerstörten Christusstatue in Paneas; vgl. Philost. 7,3,5) τἄλλα τοῦ ϲώματοϲ ϲυλλεξάμενοι τῇ ἐκκληϲίᾳ ἀνέθεντο.

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(18) τι τοῦτο Dies erwog Koetschau 267 in τὸ τοιοῦτο zu ändern, doch das τι bringt die Beliebigkeit der Interessenten zum Ausdruck, die Julian im Sinn hatte. ἵνα καὶ ᾗ βούλονται Mit Batiffols Umstellung des ᾗ (Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius 280) wird Julian eine weitere Bosheit unterstellt; dessen Auslassung in AU nimmt dem Satz also einiges an Brisanz (zu ᾗ vgl. LSJ s. v. II 1, z. B. Thuc. 8,71,1 [ebenfalls verschrieben]) 1. Zum praes. βούλονται vgl. 28 ὅϲα καὶ βούλονται. μεταϲτηϲαμένουϲ Zum part. aor. bei koinzidenter Auffassung neben einem übergeordneten Verb im praes. vgl. 27 (über Julians Maßnahmen gegen die Christen) προϲτάττει τῆϲ μεγάληϲ αὐτοὺϲ ἐξωθεῖν ἐκκληϲίαϲ καὶ ταύτην ... ἄβατον αὐτοῖϲ παντελῶϲ ἀποφαίνειν ὡϲ ὅτι ἀϲφαλέϲτατα αὐτὴν ἀποκλειϲαμένουϲ: Mit dem part. aor. wird beidemal die einmalige Handlung bezeichnet, der inf. praes. schließt das dauerhafte Ergebnis ein. Das von Bidez, app. crit. z. St. erwogene μεταϲτηϲομένουϲ ist denkbar, aber nicht zwingend. (19) die städtischen Massen … zogen an ihm Vermutlich berichtete Philost. in gleicher Weise wie M. Artem. 55 von einer Prozession, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 138 Anm. 137. Zur Prozession mit Psalmengesängen (Ps 96,7) s. Thdt. h.e. 3,10; Rufin. hist. 10,36 (GCS 9,996); Socr. 3,18,1; Soz. 5,19,18 f. Diese Prozession muss von Euzoios, dem homöischen Bischof von Antiocheia, geführt worden sein, der nach Leontios den Babylas-Kult weiter ausbaute. von einer stärkeren Kraft bewegt würde Anders zum Rücktransport der Larnax Chrys. pan. Bab. 2,90 (SC 362,212), der nichts von einer übernatürlichen Kraft weiß. S. BMP, 404, Anm. 1. (20) nach einer Strecke ... in der sogenannten Ruhestätte Von einer Prozession über sechs Meilen, die in etwa den fünfzig Stadien entsprechen, berichtet Rufin. hist. 10,36 (GCS 9,996). Der Friedhof befand sich im Süden der Stadt, vor dem Tor der von Antiocheia nach Daphne führenden Straße, vgl. zum christlichen Friedhof G. Downey, A History of Antioch in Syria, Princeton 1961, Plate 11. Das Coemeterium ist die größte der Grabkapellen innerhalb des christlichen Friedhofes gewesen und hatte im 4. Jh. die Gestalt einer Kirche angenommen. Es ist erwähnt bei Chrys. coemet. genfeld, Berlin 1902, p. 42). Neben Babylas wurden dort die Märtyrer IgKurioserweise gibt Batiffol selbst die Worte nur mit „ubicumque voluissent“ wieder (a. a. O. 281). 1

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natios, Domnina mit ihren Töchtern Berenike und Prosdoke, sowie Drosis und die Soldaten Juventinus und Maximinus bestattet, vgl. auch Matter, Antioche dans l’Histoire ecclésiastique de Philostorge, 174-177. Philost. bezeichnet noch nicht eine Vielzahl der im Friedhof bestatteten Toten als Märtyrer, sondern unterscheidet ausdrücklich zwischen Märtyrern (besonders verdienten Heiligen) und „gewöhnlichen“ Toten, vgl. dazu Eltester, Die Kirchen Antiochias im IV. Jahrhundert, 280. Zur Besonderheit einer besonders abgegrenzten area sanctorum innerhalb der Friedhöfe vgl. Y. Duval, Auprès du Saint. Corps et Ame. L’inhumation „ad sanctos“ dans la chrétienté d’Orient et d’Occident du IIIe au VIIe siècle, Paris 1988, 55-57. Der Babylas-Kult war zunächst eine Angelegenheit der homöischen Kirche, an der Eustathianer und Meletios keinen Anteil hatten (vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 137). 378 ließ allerdings Meletios eine große Memorialanlage für (den aus dem Coemeterium überführten) Babylas errichten und eignete sich dessen Kult an, vgl. zu Chrys. pan. Bab. 1,10 (SC 362,310) Eltester, 282. Zur Babylaskirche des Meletios s. Euagr. h.e. 1,16. Meletios und Babylas ruhten in dieser Kirche in einem Doppelgrab. Zu den archäologischen Überresten s. J. Lassus, L’église cruciforme d’Antioche-Kaussié, in: Antioch-on-the-Orontes. The excavations, Bd. 2, Princeton 1938, 5-44. (22) αὐτὸν ἔν γε τῷ οἰκείῳ τόπῳ εἰκότωϲ ἢ τῶν ἄλλων ἄν τινα δαιμόνων ἰϲχύειν Zu γε (von Bidez aus dem τε der Mehrheit der Hss. hergestellt) direkt hinter der Präposition vgl. Denniston 146 (IV 1). Bidez’ zweite Änderung, die Einfügung eines πλέον (denkbar wäre auch ein μᾶλλον 1) vor ἢ, ist zum einen sprachlich nicht zwingend, da gelegentlich ἤ im Sinne eines μᾶλλον ἤ belegt ist, vgl. St. Radt, Mn 68 (2015) 649 f., z. B. Diod. Sic. 11,11,5 δικαίωϲ δ’ ἄν τιϲ τούτουϲ καὶ τῆϲ κοινῆϲ τῶν Ἑλλήνων ἐλευθερίαϲ αἰτίουϲ ἡγήϲαιτο ἢ τοὺϲ ὕϲτερον ἐν ταῖϲ πρὸϲ Ξέρξην μάχαιϲ νικήϲανταϲ; Hdt. 9,26,7 δίκαιον ἡμέαϲ ἔχειν τὸ ἕτερον κέραϲ ἤ περ Ἀθηναίουϲ; And. 1,125 ἡ δὲ τοῦ Ἰϲχομάχου θυγάτηρ τεθνάναι νομίϲαϲα λυϲιτελεῖν ἢ ζῆν ὁρῶϲα τὰ γιγνόμενα: die dortigen Ausdrücke der Billigkeit und des Nützens entsprechen dem hiesigen εἰκότωϲ. 2 Zum anderen würde ein πλέον implizieren, daß an Apollons Orakelstätte auch andere Gottheiten Macht hätten. Die Worte sollen aber begründen, warum 1

τεϲ.

Vgl. Plut. Demetr. 46,2 μᾶλλον ἢ προϲεδόκηϲαν ἰϲχύοντα τὸν Δημήτριον ὁρῶν-

Vgl. auch 1,5a,5 ἔργῳ θεοῦ δεξιᾶϲ ἢ οἰκείαϲ ἰϲχύοϲ u. 12,3,4 τῇ ϲιτοδείᾳ ἢ ταῖϲ ἄλλαιϲ μηχαναῖϲ πολιορκήϲαϲ τὴν Ῥώμην κατὰ κράτοϲ αἱρεῖ. 2

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Julian seine Bemühungen in Daphne vollkommen auf Apollon konzentrierte. (23) φθεγξαμένου Bidez setzt, S allein folgend, φθεγξομένου in den Text, wobei er auf 21 τοῦ γε Ἀπόλλωνοϲ τεύξεϲθαι ἀποκριθηϲομένου verweist (app. crit. z. St.; vgl. ders., Philostorgius XLIII). Doch dort steht auch das übergeordnete Verb im fut. (τεύξεϲθαι), während es hier der aor. ist. αὐτῷ = Eusebios, vgl. 10 f. (24) βοὴ μὲν ... καὶ θόρυβοϲ Vgl. Denniston 374 (2 i). (25) ἕϲταϲαν 1 ὑπ᾽ ἐκπλήξεωϲ Vgl. Hdt. 8,137,5 οἱ πρεϲβύτεροι ἕϲταϲαν ἐκπεπληγμένοι. (26) ὅτι μὴ Vgl. K.-G. 2,184 (b). ἃ καὶ νῦν ἔτι δείκνυϲι ϲαφέϲτερον τὸ δεῖμα τοῦ θεηλάτου πυρόϲ Bidez, app. crit. z. St. hatte bereits das δείκνυϲι vermutet und wurde durch die Hs. A bestätigt 2; das pass. δείκνυται läßt sich mit ϲαφέϲτερον nicht in einen sinnvollen Zusammenhang bringen. Für seine zweite Konjektur (δεῖμα) hat Bidez (ebd.) auf die δείματα ... θεήλατα verwiesen (7,9,2), die Julians Jerusalempläne beendeten. Der Gedanke, daß die Ruinen die Nachwelt an den Schrecken des Blitzschlags und damit an die göttliche Strafe erinnern sollen, findet sich auch Joh. Chrys. pan. Bab. 2,114 (SC 362,250252): Danach hat Gott deshalb den Tempel als Ziel gewählt, weil dies klarer (ϲαφέϲτερον 3), als jeder Bote es vermochte, von seinem Zorn kündete; jeder Besucher der Stätte fühle sich so, als ob der Blitz gerade erst eingeschlagen sei, und Schauder (φρίκη τιϲ) befalle ihn angesichts der Macht Gottes. Feuer erfasste nichts von den übrigen Dingen Die eingehende Beschreibung des Waldes von Daphne diente also dazu, auch das besondere Wunder der Einengung des Feuerbrandes auf die Tempelstätte allein zu erklären. Der Verursacher des Brandes ist, wie durch das Wunder verdeutlicht und am Ende des Kapitels betont wird, Gott selbst, der nach der zeittypischen Überzeugung von Philost. gerade durch Naturkatastrophen aller Art direkt in das Weltgeschehen interveniert. Amm. 22,13,3 geht von einem unglücklichen Unfall aus. Julian fand eine seinem System entsprechSeit der ed. princ. (Mai 384) se wozu uns nichts zwingt; s. Einl. S. 115 Anm. 5. 2 Das gleiche hat Sym. Metaphr. mart. Artem. 37 (PG 115,1201 C). 3 Als Parallele für diese Formulierung weist Bidez, app. crit. z. St. auf den Passus bei Joh. Chrys. hin. 1

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ende theologische Erklärung, um den Brand von Daphne zu erklären. Apollon habe sich aufgrund der religiösen Nachlässigkeit der Antiochener vom Heiligtum zurückgezogen, vgl. zu Mis. 361 c J. Bouffartigue, Les villes saintes dans la vision religieuse de l’empereur Julien, in: B. Caseau u. a. (Hgg.), Pèlerinages et lieux saints dans l’Antiquité et le Moyen Age, Paris 2006, 85-99, hier 89. Unmittelbar schuldig sind aber dann die Christen, die den schutzlosen Tempel anzünden. Libanios nennt keine Ursache, vgl. Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 83. geringe Fundamentreste Anders die von der Intention her mit der Darstellung des Philost. zusammenfallende (s. den. phil. Komm.) Zustandsbeschreibung (aus den frühen achtziger Jahren) bei Chrys. pan. Bab. 2,94 (SC 362,218-220): Beim Tempel fehlt nach der Katastrophe nur das Dach, während die Säulen noch stehen geblieben sind, mit Ausnahme einer im Opisthodom. Vgl. 117 (SC 362,254-256): Die an die Mauer angelehnte Säule im Opisthodom wird durch Winde und Erdbeben nicht umgestürzt, sondern bleibt stehen, um die Nachwelt von den Vorgängen zu unterrichten. Julian, der durch diese und andere Wunder gewarnt wird, ist allerdings verstockt und bleibt unbelehrbar: 118 (SC 362,254-256). Aus Johannes Chrysostomos abgeleitet ist Soz. 5,20,5. (27) von Zorn erfüllt Dieser Zorn führt bei Chrys. pan. Bab. 2,95 (SC 362,220) zu einer Strafaktion Julians gegen den verantwortlichen Priester. Bei Thdt. h.e. 3,11,5 werden die Tempelwächter gefoltert. Zum Prozess wegen des Brandes von Daphne: Amm. 22,13,2; Lib. ep. 1376. vgl. P. Petit, Libanius et la vie municipale à Antioche au IVe siècle après J.-C., Paris 1955, 206 f. sie aus der Großen Kirche hinauszuwerfen Parallelberichte über die Schließung der „Großen Kirche“ von Antiocheia bei Thdt. h.e. 3,11,413,9; Soz. 5,20,5 f. (mit Lücken); Thphn. p. 50,14-16 de Boor. Die Verknüpfung zwischen dem Zorn über den Tempelbrand, scharfen Untersuchungen und der Schließung der Großen Kirche von Antiocheia findet sich auch bei Amm. 22,13,2: quo tam atroci casu repente consumpto ad id usque imperatorem ira provexit, ut quaestiones agitaret iuberet solito acriores et maiorem ecclesiam Antiochiae claudi. Auch hier dürfte eine Anleihe des Profanhistorikers aus dem auch sonst als Quelle erkannten homöischen Kir ser Quelle durch Ammianus Brennecke, Christliche Quellen des Ammianus Marcellinus. Die „Große Kirche“, also die zur Zeit Konstantins errichtete oktogonale Kirche von Antiocheia, wurde auf jeden Fall auch im Ori-

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ginal von Philost. erwähnt, vgl. nämlich 7,10,5 gegen Matter, Antioche dans l’Histoire ecclésiastique de Philostorge, 178. Es ist nicht zu erkennen, ob bei Philost. der Bericht über die Schließung der Großen Kirche mit einer Erzählung über den Widerstand des Euzoius als Bekenner verbunden war. Die homöische Version, derzufolge es der Bischof Euzoios ist, der Julian, Felix und Elpidius entgegentrat, hat sich nur bei Theodoretos erhalten, vgl. hierzu Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 140 Anm. 139. (28) ⟨ὑπὸ〉 τῶν ... λαλούντων ... καὶ βλαϲφημούντων Ohne das von R. Kassel ergänzte ὑπὸ wäre λαλούντων ein substantiviertes part. und das καὶ vor βλαϲφημούντων als „auch“ bzw. „sogar“ zu fassen. Aber das λαλεῖν τὰ ἄρρητα κατὰ τῆϲ τῶν Χριϲτιανῶν πίϲτεωϲ und das βλαϲφημεῖν εἰϲ τὸν κύριον καὶ θεὸν ἡμῶν Ἰηϲοῦν Χριϲτὸν stehen gleichberechtigt nebeneinander. Die Hs. A versuchte den Fehler durch die Einfügung eines Ἑλλήνων hinter dem τῶν zu beheben. Doch nach τοῖϲ Ἕλληϲιν wenige Zeilen vorher brauchen diese nicht mehr eigens genannt zu werden, ja dadurch würden generell alle Heiden dieses Verhaltens bezichtigt werden. Symeon Metaphrastes wiederum schrieb πάντων statt τῶν (mart. Artem. 38 [PG 115,1201 D]), was ebenfalls zu allgemein ist, gerade in Hinblick auf ἐν πάϲαιϲ ταῖϲ πόλεϲιν am Satzende. Amidon, Philostorgius 103 schließlich zog in seiner Übersetzung dieses ἐν πάϲαιϲ ταῖϲ πόλεϲιν zu τῶν („people in every city“), aber der Abstand ist zu groß.

7,9 Die von Photios (Philost. 7,8,1) betonte Ähnlichkeit der Erzählung des Philost. über Julian mit den anderen Kirchenhistorikern fällt nicht nur für die Episode um Daphne und Babylas auf. Sie zeigt sich auch darin, dass er die Episode des gescheiterten Projekts einer Wiedererrichtung des Tempels zur Sprache bringt, vgl. die parallelen Erzählungen bei Socr. 3,20; Soz. 5,22; Thdt. h.e. 3,20. Als Thema der Polemik gegen Julian vgl. bereits Gr. Naz. or. 5,4 (SC 309,298-302); Chrys. Jud. 5,11 (PG 48,900-901), pan. Bab. 2,119 (SC 362,258-260 errichten, wird im Philost.-Exzerpt des Photios an drei verschiedenen Stellen zur Sprache gebracht, nämlich hier in 9, sowie 11 (kurzer Rückblick auf die Geschichte Jerusalems) und 14. Aus der Perspektive des Philost.

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erscheint das Projekt als ein Unternehmen mit apologetischer Ausrichtung: Julian sei es darum gegangen, die Prophezeiung Christi (und Daniels) über das Ende des Tempels zu widerlegen, vgl. Thelamon, Païens et chrétiens au IVe siècle, 294 zur entsprechenden Argumentation Rufins 10,38 (CGS 9,997 f.), s. auch Thdt. h.e. 3,20,1 f.; Socr. 3,20,7 (nach Rufin.); Soz. 5,22,4 ff. und zum Motiv Ephr. hym. adv. Iulian. 4,19-25, besonders 20 und 23 zum Buch Daniel (Übers. Beck, CSCO 175,84 f.); Chrys. Jud. 5,11 (PG 48,900-901). Trotz seiner Einbindung in die antichristliche Polemik ist aber eine solche Intention Julians aus dem übrigen Quellenmaterial, insbesondere aus den allerdings teils fragmentarischen, teils in ihrer Echtheit umstrittenen Selbstzeugnissen Julians zum Verhältnis zu den Juden (Iul. Imp. ep 89 b Bidez-Cumont 295 c-d und ep. 134), nicht zu belegen. Amm. 23,1,2 leugnet den religionspolitischen Kontext der Tempelerrichtung Julians überhaupt, indem es nach ihm Julian nur darum geht, die Erinnerung an die Kaiserherrschaft durch monumentale Bautätigkeit aufrechtzuerhalten. Dabei fällt auf, dass die Juden bei ihm nicht einmal erwähnt sind, vgl. J. W. Drijvers, Ammianus Marcellinus 23.1.2-3: The Rebuilding of the Temple in Jerusalem, in: J. den Boeft u. a. (Hgg.), Cognitio Gestorum. The Historiographic Art of Ammianus Marcellinus, Amsterdam 1992, 19-26, besonders 22. Es sind angesichts der Tatsache, dass gerade für das Verhältnis zu den Juden viele Selbstzeugnisse Julians unter Fälschungsverdacht stehen, nur Mutmaßungen über das Motiv Julians möglich. Vielleicht wollte er durch die Stärkung des Judentums und der konfessionellen Vielfalt die Sache der Christen in Palästina schwächen, vgl. Soz. 5,22,2. Wahrscheinlich scheint eine Erklärung im Rahmen der neuplatonischen Auffassung der regionalen Religionen als Facette eines gemeinsamen Kultes der Gottheit (als Ethnarchen-Götter vgl. Iamb. Myst. 5,24 f., s. zum jüdischen Gott auch Cels. 4,6 p. 332), vgl. dazu Lewy, Julian, 76 f., bzw. im Rahmen der Schaffung eines neuen corpus paganum, zu dem der jüdische Gott als besondere Manifestation des Helios gerechnet wird (Lewy, 81-83), ähnlich Hahn, Kaiser Julian und ein dritter Tempel?, 255 f. zur „Eingliederung des jüdischen Gottes in das Pantheon und die Hierarchie der heidnischen Gottheiten des Imperiums“ und zur Auffassung des Gottes der Juden als „Erscheinungsform eines obersten Reichsgottes“. Durch den Einschluss der Ju ler der eigenen Identität entzogen, so dass auch bei dieser Erklärung die antichristliche Stoßrichtung des Tempelbaus letztlich Ergebnis der christenfeindlichen Politik Julians ist, vgl. Lewy, 86. Weniger wahrscheinlich

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ist, dass Julian durch Tempelbau und Werbung um die Juden seinen Feldzug gegen das Sasanidenreich, wo es eine große jüdische Minderheit gab, vorbereiten wollte. Vgl. meine Ausführungen in BMP, 408, Anm. 1. [B. B.] (1) ἀνατετράφθαι „Emphatisches“ bzw. „antizipatorisches“ pf. (vgl. K.-G. 1,150; Schwyzer 2,287), um das οὐ μὴ mit Konj. (K.-G. 2,221 f.) aus Mc. 13,2 parr. (οὐ μὴ ἀφεθῇ ὧδε λίθοϲ ἐπὶ λίθον, ὃϲ οὐ μὴ καταλυθῇ) in der indirekten Rede wiederzugeben. Prophezeiungen des Heilands … als unveränderlich Prophezeiungen, vgl. Mt 24,2; Lk 21,6; Lk 19,44; Mk 13,2. Vgl. ferner die von den Christen auf das Schicksal des Tempels bezogene Prophezeiung bei Dan 9,27 („Greuel der Verwüstung“). Zur Erfüllung der Prophezeiung Eus. h.e. 3,7,1 und (weitere Verwüstung unter Hadrian) Eus. h.e. 4,6. S. auch Eus. d.e. 8,2,124-126, wo in apologetischer Absicht mit großem Aufwand die Erfüllung der Prophezeiung Daniels und Jesu aufgezeigt wurde. Zur heilsgeschichtlichen Aufladung der Tempelzerstörung, vgl. H.-M. Döpp, Die Deutung der Zerstörung und des zweiten Tempels im Jahre 70 in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr., Tübingen 1998, 247-275. Bei Johannes Chrysostomos wird die Erfüllung der Prophezeiung Christi sogar zum Beweis dafür, dass Christus wahrhaft Gott ist, vgl. J. N. D. Kelly, Golden Mouth. The Story of John Chrysostom, London 1996, 65. Dass die Juden nicht mehr zu ihrer früheren Situation zurückfinden würden, galt als ausgemacht, vgl. Or. Cels. 4,22 (SC 136,237), M. Simon, Verus Israël. Étude sur les relations entre Chrétiens et Juifs dans l’Empire romain (135-425), Paris 1948, 59 und 87. Vgl. dagegen Porphyrios’ Argumente gegen die Tempelprophezeiung bei A. Harnack, Porphyrios gegen die Christen, Kap. 44 und 47. (2) διήγηϲιν ὑπερβαίνοντα Vgl. 7,1 ἄρρητά τε καὶ ἀδιήγητα πάθη u. 7,10,6 ϲκωλήκων ἀδιήγητον χρῆμα. die überall befindlichen Juden Der Tempelneubau soll gewissermaßen die durch die Zerstörung besiegelte Zerstreuung der Juden in alle Welt rückgängig machen, vgl. zur Zusammenkunft von Juden aus allen Gegenden des Reiches Rufin. hist. 10,38 (GCS 9,997): ex omnibus locis atque provinciis convenire Iudaei. Nach Hahn, Kaiser Julian und ein dritter Tem sen Zentrum die eigentliche Zielvorstellung Julians zu erkennen, vgl. zu den im Zusammenhang mit dem Tempelneubau zurückgerufenen Neusiedlern Iul. Imp. ep. 25 (Hertlein) = ep. 51 Wright. Zur Ansiedlung von Juden

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s. auch M. Artem. (= Philost. 7,9a): „Er (Julian) gab sie (die Stadt) den Juden zur Ansiedlung.“ Vgl. zur Aufforderung an die Juden, nach Jerusalem zurückzukehren, Lib. or. 18,156 und Gr. Naz. or. 5,3 (SC 309,298), vgl. Lewy, Julian, 74 f. (3) τοῦτο μὲν ... τοῦτο δὲ Vgl. 11,3,3; K.-G. 2,264 (3a): „besonders bei Herodot“; s. zu test. 1 ἱϲτορίην – ὑφηνάμενοϲ.

7,9a (1) gab er auch den Befehl, den Tempel der Juden … aufzurichten Die Initiative zum Tempelbau geht, wenn man der Artemii Passio folgt (etwas undeutlicher ist Photios, vgl. Philost. 7,9,2), also von Julian aus, der das Unternehmen ja für die Widerlegung der Wahrheit des Christentums benötigte. Das ist auch die Perspektive bei Gr. Naz. or. 5,3-5. In der antijüdischen Argumentation bei Chys. Jud. 5,11 (PG 48,900) geht dagegen die Initiative von den Juden aus. Alypius Nach PLRE 1,46 f., Alypius 4 wird der Vertraute Julians Alypius unter den Kirchenhistorikern nur bei Philost. namentlich erwähnt, vgl. dagegen für die Profangeschichte Amm. 23,1,2. Rufin. 10,38 (GCS 9,997) spricht ohne Namensnennung von einem comes. Julian kannte ihn aus seiner Zeit als vicarius Britanniarum (358). Übersehen ist allerdings in PLRE 1,46 f., dass auch der homöische Kirchenhistoriker den Alypius kennt, vgl. Thphn. p. 51,29 de Boor (Bidez, Anhang VII, 36 p. 235). (2-3) ἐπεὶ δὲ ἀνωτέρω εἰρήκαμεν, ὡϲ ...· θέλων οὖν κτλ. Nach einer kurzen Erwähnung der Jerusalem betreffenden Pläne Julians (Mart. Artem. 58,1-6 = Philost. 7,9a,1) berichtet der Verfasser des Mart. Artem. ausführlich von Artemius’ Verhör durch den Kaiser, seinem Leiden, Sterben und Begräbnis (ebd. 58,7-67,20). Mit ἐπεὶ δὲ ἀνωτέρω εἰρήκαμεν – ἀνοικοδομήϲαϲθαι (2) nimmt er den verlassenen Faden wieder auf, offenbar in der Absicht, jetzt die Einzelheiten zu bieten (vgl. 3 θέλων οὖν κτλ.), doch der Hauptsatz mit der entsprechenden einleitenden Bemerkung fehlt, sei es daß der Autor ihn bewußt ausgespart hat oder daß er ihn nach der Folge von Nebensätzen, die er hinter ἀνοικοδομήϲαϲθαι eingefügt hat (ὃν – ἐνεπύριϲαν, καθὼϲ – μαθητάϲ, ὅτι „οὐ – der ganze Satz unvollständig ist, wird auch durch die von Bidez, app. crit. z. St. erwogene Umstellung des ὡϲ vor ἀνωτέρω nicht behoben.

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(4) τῶν Ἰουδαίων Zu Zusätzen wie θεοκτόνων in einem Teil der Überlieferung des Mart. Artem. s. Einl. S. 104 f. 108 f. die Juden … für die Fundamente aushoben Deutlicher als im Philost.-Exzerpt des Photios wird in der Artemii Passio, die hier aber wohl zuverlässig das Original Philostorgs wiedergibt, die jüdische Begeisterung bei der Wiederaufnahme des Tempelbaus in ritueller Form (mit silbernen Geräten) betont, vgl. zur Anfertigung der rituellen silbernen Geräte Thdt. h.e. 3,20,3. Die Schilderung der (enttäuschten) Begeisterung der Juden für den Wiederaufbau gehört gewiss bereits zur unmittelbar nachjulianischen christlichen Polemik, vgl. die Andeutung bei Gr. Naz. or. 5,4 (SC 309, 298). Möglicherweise hatte Philost. freilich als Zeitgenosse aber auch ein in theodosianischer Zeit noch existierendes Bestreben jüdischer Gruppen, nach Jerusalem zurückzukehren, im Blick. Nach einer Legende um Barsauma (gestorben 448?), soll um 438 ein von der Kaiserin Eudokia erlaubter Versuch der Juden, die Tempelruine zu besichtigen, durch göttliche Intervention, nämlich durch vom Himmel fallende Steine, verhindert worden sein, zur Historizität dieser Episode F. Nau, Deux épisodes de l’Histoire juive sous Théodose II (423-438) d’après la vie de Barsauma le Syrien, REJ 83 (1927) 184-206, vgl. Holum, Theodosian Empresses, 217 f.; R. L. Wilken, The Land called Holy, New Haven 1992, 140-142; C. Dauphin, La Palestine Byzantine. Peuplement et populations 1, Oxford 1998, 313 f. Skeptisch zur Historizität dieser Darstellung Stemberger, Juden und Christen, 247-250, der eher eine Rückprojektion von Problemen des 6. Jh. vermutet. Theodoretos verweist aber wegen dieser im 5. Jh. aktuellen Tendenzen sehr explizit auf die Ruinen des Tempels und bekräftigt gegen wörtliche Interpretationen alttestamentarischer Passagen zum Wiederaufbau des Tempels und gegen aktuelle, nach Abschaffung des Patriarchats kursierenden jüdische Hoffnungen die Gültigkeit der Prophezeiung Jesu (Mt 24) bzw. der christlichen Interpretation von Dan 9, vgl. dazu Wilken, 143-150 und G. W. Ashby, Theodoret of Cyrrus as Exegete of the Old Testament, Grahamtown 1972. S. auch R. L. Wilken, The Restoration of Israel in Biblical Prophecy. Christian and Jewish responses in the Early Byzantine period, in: J. Neusner / E. S. Frerichs (Hgg.), „To see ourselves as others see us“. Christians, Jews, „Others“ in Late Antiquity, Chico 1985, 443-471. (5) καὶ πῦρ – κατέφλεξεν Aus Theo homöischen Historiker p. 235,23-236,2 Bidez ergibt sich, daß das Feuer tagsüber bei der Arbeit ausbrach.

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Blitze und Donnerschläge … Erdbeben … Feuer Der Tempelbau wird also durch drei Wunder verhindert, nämlich die Verschüttung der Fundamente durch einen Sturm und ein Gewitter (am Vorabend und in der Nacht), ein Erdbeben am nächsten Tag und schließlich ein Feuer in den Fundamenten, vgl. mit leichten Varianten Thdt. h.e. 3,20,4 f. Die Nähe zu Theodoretos bei der Beschreibung der genauen Abfolge der drei Wunder erklärt sich aus den hier wiederholt dargelegten engen Beziehungen, die sich zwischen Philost., Theodoretos und dem anonymen homöischen Historiker für die Geschichte des Constantius II. und besonders Julians ausmachen lassen, vgl. die Reste des homöischen Historikers in Bidez, Anhang VII 36, p. 235 f. (aus Thphn. p. 51,27-52,4 de Boor): Sturm und Feuer in den Fundamenten. Auch das Erdbeben wurde vom homöischen Historiker mit Sicherheit erwähnt, vgl. Bidez, Anhang VII, 36e p. 235,31 f. und den Apparat zu 31 f. (Agapius von Menbidj in der französischen Übersetzung von Vasilief, PO VII, 4,581: „Pendant la nuit un vent violent s’éleva et détruisit tout ce qu’ils avaient construit, ensuite survint un grand tremblement de terre et 22 villes furent englouties.“) Der anonyme Homöer schöpft dabei aus unmittelbar zeitgenössischen Berichten. Denn unmittelbar nach dem Tode Julians erwähnt bereits Ephr. hym. adv. Iulian. 4,20 (Übers. Beck, CSCO 175,84) Winde, Erdbeben, Blitze, eine Verfinsterung der Luft. Ferner beschreibt Gr. Naz. or. 5,4 und 5,7 (SC 309,298 und 304) neben Sturm, Erdbeben und Feuer aus dem Tempel auch ein Lichtkreuz am Himmel sowie die Abbildung von Kreuzen an den Gewändern der Juden, vgl. zu Letzterem Socr. 3,20,14 und Thdt. h.e. 3,20,8. (6) Städte wurden zerstört Zu den zerstörten Städten Palästinas s. den Komm. zu Philost. 7,9a,7. Säulenhalle in Aelia Der Zusammenbruch einer porticus publica in der Nähe des Jerusalemer Tempels wird auch bei Rufin. hist. 10,39 und 40 (GCS 9,998) geschildert. Sehr vage zur Lokalisierung der Porticus auch Thdt. h.e. 3,20,6. Der Zusammenhang der Darlegungen der Artemii Passio (aus Philost.) erschließt sich in vollem Umfang erst aus dem Vergleich mit dem erst seit jüngerer Zeit bekannt gewordenen, in syrischer Übersetzung erhaltenen und Kyrillos von Jerusalem zugeschriebenen Brief über den gescheiterten Tempelbauversuch, vgl. Brock, A letter attributed to Cyril; s. ders. The Rebuilding of the Temple 108 (1976) 103-107, zur Forschungsdiskussion s. Drijvers, Cyril of Jerusalem, 137-149. Die angebliche Authentizität des Briefes hat Ph. Wainwright, The Authenticity of the Recently Discovered Letter Attributed to

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Cyril of Jerusalem, VChr 40 (1986) 286-293 verfochten. Ein Argument von Wainwright berührt das Problem des Verhältnisses der kirchenhistorischen Traditionen untereinander. Wainwright weist auf die zahlreichen Übereinstimmungen hin, die es zwischen dem dem Kyrillos zugewiesenen Brief und der Kirchengeschichte des Rufinus gibt. Diese erklären sich nach Wainwright damit, dass Rufinus aus Gelasios von Kaisareia schöpft, der wiederum Kyrillos von Jerusalem benutzt habe. Aber es sind viele, von Wainwright nicht diskutierte Gemeinsamkeiten Ps.-Kyrills zu Philost. zu konstatieren, so dass das Problem des Verhältnisses zu den kirchenhistorischen Traditionen auf einer breiteren Grundlage zu bearbeiten ist. Ps.-Kyrillos hebt etwa deutlich hervor, wie sich die Juden während der Ereignisse um den Tempelbau vor der Synagoge versammeln, aus der dann ein Feuer hervorbricht, das die meisten verbrennt, vgl. zur genauen Entsprechung zwischen Ps.-Kyrillos und der Artemii Passio, die diese Synagoge und das Feuer nennt (und dabei aus Philost. schöpft), Brock, A letter attributed to Cyril, 278. Gr. Naz. or. 5,3 f. (SC 309,298) spricht nur vage von einem νεώϲ bzw. ἱερόν. Die Existenz einer Synagoge in Aelia-Jerusalem, die auf eine gewisse Aufweichung des Rückkehrverbots für die Juden hinweist und vielleicht erst unter Julian eingerichtet wurde, ist für die Spätantike sicher belegt, vgl. Itin. Burdig. 592,6-593,1 = p. 96 Cuntz: et septem synagogae, quae illic fuerunt, una tantum remansit, reliquae autem arantur et seminantur, sicut Isaias propheta dixit. (7) zahlreiche Zerstörungen in vielen Städten Durch die ungeschickte Redaktion wird erneut auf die zuvor bereits erwähnte Zerstörung der Städte Palästinas hingewiesen. Auch dieses Detail findet sich im Brief Ps.Kyrills, der eine lange Liste der zerstörten Städte anführt. Hier hat Levenson, Julian’s attempt to rebuild the Temple, 271, die Gemeinsamkeiten mit Philost. bemerkt. Er nimmt an, dass der syrische Verfasser des angeblichen Kyrillos-Briefs Gregorios von Nazianz und Philost. kombiniert habe. Philost. sei auch vom arabischen Autor Agapius benutzt worden, der die Zerstörung der palästinensischen Städte in seiner Chronik festgehalten hat, vgl. A. Vasiliev (Übers.), Histoire universelle, écrite par Agapius (Mahboub) de Menbidj (PO 7,1910), 580 f. Traditionsgeschichtlich ist allerdings die Annahme von Bidez, dass die Angabe über die Zerstörung der palästinensisc sen Rezeption im syrisch-arabischen Raum belegt ist und der auch sonst für Katastrophen in Palästina großes Interesse zeigt, wesentlich wahrscheinlicher, vgl. Bidez, Anhang VII 36a (Michael Syrus mit der Parallele

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bei Agapius von Menbidj). Eine wohl auf Palästina zu beziehende Andeutung über die Zerstörung der Städte bei Ephr. hym. adv. Iulian. 4,18 (Übers. Beck, CSCO 175,84). Brock, A letter attributed to Cyril, 279 verweist bereits auf die Übereinstimmungen zwischen dem dem Kyrillos zugewiesenen Brief, der Artemii Passio, der Chronik von 724 und Agapius von Menbidj hin, folgert aber daraus nur, dass die Bezüge nicht zufällig seien: „accordingly we have a terminus ante quem of 724 for this part of our letter“.

7,10-15 10. (1) ἐπιφανεῖϲ Vor das überlieferte ἐπιφανὴϲ hat Niceph. h. e. 10,29 (PG 146,528 C) den Artikel ὁ gesetzt (εἰϲ τὸ προφανέϲτατον δὲ καὶ ὁ ἐπιφανὴϲ Ἰουλιανὸϲ ὁ τηνικαῦτα τῆϲ ἕω πάϲηϲ ἄρχων). Doch zum einen steht der Titel üblicherweise im Superlativ (vgl. 8,8,1 u. 12,12,1), zum anderen wird dadurch im Phot.-Text die Funktion des καὶ hinter εἰϲ τὸ περιφανέϲτατον δὲ unklar (bezeichnenderweise streicht Niceph. das τε hinter Ἰουλιανόϲ). Eine andere Möglichkeit wäre, in ἐπιφανῶϲ (vgl. 5,2a,1) zu ändern, was bestens zu dem vorangehenden adverbialen Ausdruck εἰϲ τὸ περιφανέϲτατον (s. zu 3,4,4) passen würde. Andererseits verwundert die Antiklimax in der Länge der beiden Glieder, die sich bei der ähnlichen Junktur 3,4,4 eben nicht findet: μεγαλοπρεπῶϲ καὶ εἰϲ τὸ μάλιϲτα κεχαριϲμένον. Allenfalls könnte man auf ebd. πολλὰϲ ἄλλαϲ δωρεὰϲ εἰϲ τὸ πολυτελέϲτατον ⟨ 〉 θαῦμα παραϲχεῖν καὶ θελκτηρίουϲ ϲυνεξέπεμψεν verweisen, wo freilich die Wortbedeutung von θελκτηρίουϲ den Ausgleich schaffen könnte. Valesius 506 hat ἐπιφανεῖϲ in den Text gesetzt, was Bidez übernommen hat (im app. crit. mit Verweis auf die letztgenannte Stelle 3,4,4). Ein wenig störend ist zwar auf den ersten Blick der Wechsel von adverbialem Ausdruck (εἰϲ τὸ περιφανέϲτατον) und Attribut zu δίκαϲ, aber gerade dadurch könnte sich der Eindruck der Antiklimax verringern. Inhaltlich sind damit vor allem die beiden Strafen gemeint, die Felix und Iulianus ereilten (7,10,2 f.). τῶν ἐξαρνηϲαμένων ... εἰϲ τὸ βαϲιλεῖ κεχαριϲμένον Vgl. 7,4c,2. Zu εἰϲ τὸ βαϲιλεῖ κεχαριϲμένον s. jektiv im Positiv vgl. 4,10,3 εἰϲ τὸ παντελὲϲ, 7,1a,2 εἰϲ τὸ φανερὸν und 9,13,1 εἰϲ τὸ ἀμετάθετον. Zu βαϲιλεῖ ohne Artikel vgl. 2,7,1 φυγὴν αὐτῷ βαϲιλεὺϲ ἐτιμήϲατο.

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büßten Strafen Die Topik der Bestrafung von Kirchenfrevlern ist bei Ath. h. Ar. 57,2-4 in ähnlicher Form zu greifen, wenn er über die Strafen der Amtsträger berichtet, die gegen die Bischofskirche von Alexandreia gefrevelt haben. Zweifelsohne waren der Tod des comes Iulianus und des comes sacrarum largitionum Felix Ereignisse, die in der Antiochener Stadtöffentlichkeit, besonders bei den Christen, große Beachtung gefunden hatten, vgl. Amm. 23,1,5 und Chrys. pan. Bab. 2,92 (SC 362,214-218), der direkt aus lokalantiochenischen Traditionen schöpft. Philost. ist die Beschreibung des Frevels gegen die Große Kirche durch eine historiographische Vorlage vermittelt worden, nämlich durch den anonymen homöischen Historiker. Nur so lassen sich auffällige Gemeinsamkeiten mit Thphn. p. 50,14-24 de Boor und der Erzählung bei Thdt. h.e. 3,13 erklären. Die Benutzung eines Kirchengeschichtswerks homöischer Provenienz ist bei Theodoretos wegen dessen rühmender Tendenz für den Bekennerbischof Euzoios, der vom comes Iulianus geohrfeigt wird, offenkundig (Thdt. h.e. 3,13,3). Auch die Tatsache, dass Constantius II. als Stifter kostbarer Kirchengefäße in einem Atemzug mit dem Stifter Konstantin dem Großen genannt wird (Thdt. h.e. 3,14,4), ist ein Indiz für dessen homöische Tendenz. Zur Tendenz in der Erzählung Theodorets vgl. auch Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 140 f. Mit Theodorets Bericht hat Philost. etwa die Erwähnung von drei Verfolgern (neben Iulianus und Felix auch Helpidius) gemeinsam. Parallel mit Theophanes fallen dagegen bei Philost. etwa die Schilderung der Todesumstände des Felix oder die Tatsache, dass Iulianus und Felix als Apostaten gelten, aus. Iulianus Iulius Iulianus war comes Orientis, vgl. PLRE 1,470 Iulianus 12. Der Titel comes wird beim anonymen Homöer genannt, indem Iulianus und Felix als comites bezeichnet werden. Bei Theodoretos (h.e. 3,12,2) begegnet der Ausdruck ‘Εῴαϲ ὕπαρχοϲ, was anscheinend den praefectus praetorio meint. Die Umschreibung des Amtes bei Philost. lässt sich dagegen durchaus auf den Posten des comes Orientis beziehen. Felix Felix war comes sacrarum largitionum, vgl. PLRE 1,332 Felix 3. Thdt. h.e. 3,12,2 bezeichnet ihn – ganz parallel mit Philost. – als ταμίαϲ ὢν τῶν βαϲιλικῶν θηϲαυρῶν. Helpidius Zu Helpidius vgl. PLRE 1,415 Helpidius 6. Sein Amt wird von Thdt. h.e. 3,12,2 in besonders umstä Ἐλπίδιοϲ δέ, τῶν ἰδίων τοῦ βαϲιλέωϲ χρημάτων τε καὶ κτημάτων τὴν ἡγεμονίαν πεπιϲτευμένοϲ κόμητα δὲ πριβάτων τὸν τοιοῦτον ‘Ρωμαῖοι προϲαγορεύειν εἰώθαϲιν. Völlig parallel wird bei Philost. zunächst

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die Funktion beschrieben und dann auf die Bezeichnung des Amtes durch die Römer hingewiesen. Die (ab dem 5. Jh. dann häufigere) Bezeichnung als comes rerum privatarum statt als comes rei privatae ist in beiden Fällen identisch, s. dazu die weiteren Belege bei Delmaire, Largesses sacrées et res privata, 21-23. dem wahren Glauben abgeschworen hatten P.-L. Malosse, Noblesse, sottise et tragédie: le regard porté par Julien sur sa propre famille, QS 54 (2001) 41-67, hier 53-55 vertritt die Auffassung, dass der Onkel Julians immer Heide geblieben ist und dass er im Unterschied zu den beiden anderen von Philost. genannten Amtsträgern nicht vom Christentum abgefallen ist. Die Aussagen über den Abfall des Onkels Julians vom christlichen Glauben finden sich allerdings nicht nur bei Philost. bzw. in der Artemii Passio, sondern beispielsweise auch bei Thphn. p. 50,16 f. de Boor, wo die beiden comites Felix und Iulianus (comes sacrarum largitionum bzw. Orientis) als Apostaten bezeichnet werden. Diese Nachricht war somit, wie die Übereinstimmungen zwischen Philost. und Theophanes beweisen, bereits dem über antiochenische Angelegenheiten gut informierten anonymen Homöer bekannt. In Thdt. h.e. 3,13,2 f. muss die christliche Gattin des comes Iulianus ihn im Zusammenhang mit seiner Krankheit daran erinnern, dass es sich um eine Strafe Christi handelt, was nach Malosse eher gegen ein ursprüngliches Christentum des comes Iulianus sprechen soll. Angesichts der engen Verbindungen zwischen Theodoretos und dem anonymen Homöer gerade für die Erzählung über die Verfolgungen des Kaisers Julian in Antiocheia ist diese Interpretation allerdings zu diskutieren. (2) αἵματοϲ ... αὐλὸν Vgl. Od. 22,18 f. αὐλὸϲ ἀνὰ ῥῖναϲ παχὺϲ ἦλθεν / αἵματοϲ ἀνδρομέοιο. Schwall an Blut ausspie Zum Blutsturz des Felix vgl. Gr. Naz. or. 5,2 (SC 309,294-296); Amm. 23,1,5. Vgl. Hauser-Meury, Prosopographie, 81. (3) τὴν γαϲτέρα ϲπαϲθεὶϲ Vgl. LSJ s. v. ϲπάω II 6, z. B. Hipp. aphor. 5,5 (IV p. 534,1 f. L. = IV p. 158 Jones) ἢν μεθύων ἐξαίφνηϲ ἄφωνόϲ τιϲ γένηται, ϲπαϲθεὶϲ ἀποθνήϲκει; morb. sacr. 1,33 (p. 64 Grensem.) τὰ δεξιὰ ϲπᾶται; int. 54 (VII p. 300,20 L.) (vom Tetanuskranken) ϲπᾶται ὅλον τὸ ϲῶμα; mul. 1,43 (VIII p. 100,21) τὴν καρδίην ϲπᾶται. zugleich auch die Seele Zur Todesart des comes Iulianus s. unten. Iulianus starb zwischen dem 7. De before the end of January 363“, T. D. Barnes, New Year 363 in Ammianus Marcellinus. Annalistic technique and historical apologetics, in: den Boeft u. a. (Hgg.), Cognitio Gestorum, 6.

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(4) der Opferer Helpidius genannt Die Beteiligung des Helpidius an den Maßnahmen gegen die Große Kirche wird auch bei Thdt. h.e. 3,12,2 f. erwähnt und gehörte wohl zur Erzählung des homöischen Historikers. Über das weitere Los des Helpidius schweigt sich Theodoretos aus. Es ist möglich, dass der homöische Historiker hierüber nichts berichtet hat und dass Philost. hier seine Vorlage ergänzte, und zwar aus seinen Kenntnissen über profangeschichtliche Vorgänge. Helpidius war nach dem Tode Julians unter Valens proconsul von Asia, schloss sich aber der Erhebung Prokops an, zu der Philost. 9,5-8 zahlreiche, im Einzelnen aber deutlich von der übrigen Tradition divergierende Details bietet. Im Vorausgriff auf diese detaillierte Darstellung der Erhebung Prokops wurde bereits an dieser Stelle das Schicksal des Helpidius geschildert, um die göttliche Vergeltung glaubhaft zu illustrieren. Zugleich dient der vorausgreifende Exkurs der von Philost. besonders gepflegten Verschränkung der historiographischen Erzählung durch Vorverweise und Rückgriffe, s. dazu Einleitung, S. 52. Zur Benennung des Helpidius als „Opferer“ s. etwa den Beinamen des Asterios (im Komm. zu Philost. 2,14 Asterios). (5) der in ihnen verehrt wurde Gemeint ist vor allem der Ausspruch des Felix bei Thphn. p. 50,19 f. de Boor: „Siehe, in welchen Gefäßen der Sohn der Maria bedient wird.“ Vgl. Thdt. h.e. 3,12,4. büßte er dies mit schwerer und scharfer Strafe Dies wird bei Chrys. pan. Bab. 2,92 (SC 362,216) als Los des Iulianus beschrieben (der als Onkel väterlicherseits des Kaisers bezeichnet wird: ein Irrtum, da Iulianus der Bruder der Basilina, der Mutter des Kaisers, war). Ähnlich zum Los des Iulianus Ephr. hym. adv. Iulian. 4,3 f. (Übers. Beck CSCO 175,81) sowie Thdt. h.e. 3,12,3 und 13,1. Die Version von Philost. muss aber die ursprüngliche, von Theodoretos variierte Tradition wiedergeben. In dieser ursprünglichen Fassung uriniert der comes Iulianus selbstverständlich nicht persönlich auf den Altar. Dass diese Version auch Theodoretos vorlag, ergibt sich aus folgender Beobachtung: Theodoretos erläutert, dass Iulianus an dem Körperteil heimgesucht wird, mit dem er gefrevelt hat. Das ist jedoch – was nicht zu seiner eigenen Frevelversion passt – der Mund, vgl. 3,13,1: „Seine Eingeweide verfaulten und zersetzten sich. Er sonderte den Kot nicht mehr durch die ausscheidenden Körperteile aus, sondern sein abscheu zum Ausscheidungskörperteil.“ Theodoretos hat diese ihm aus dem homöischen Historiker bekannte Version mit der Version (Sitzen auf den heiligen Gefäßen), die ihm aus lokalantiochenischer Tradition bekannt war

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(Chrys. pan. Bab. 2,92 [SC 362,216]), verbunden. Dieser Frevel, den Iulianus mit seinem Mund begeht, besteht – was Theodoretos nicht schreibt, aber aus dem anonymen Homöer zu erkennen ist – in Aussprüchen gegen Jesus beim Plündern der Kirche von Antiocheia. Vgl. zum Tod des Iulianus nach seinen Freveln in der Großen Kirche von Antiocheia auch Thphn. p. 50,21-24 de Boor: „Der comes Iulianus fiel an genau dem gleichen Tag in eine überaus schwere Krankheit, so dass das Innere von ihm verdarb und er den Kot durch den Mund spuckte, und gefoltert verstarb er.“ (6) ϲκωλήκων ἀδιήγητον χρῆμα S. zu 1,5a,5 δεινόν τι θηρὸϲ χρῆμα καὶ μέγα u. 3,12,5 von Würmern überquoll und aus dem Leben getrieben wurde. 11. ϲυναγειρόμενοι κατὰ πρόφαϲιν ἐν τῇ πόλει λατρείαϲ Zu κατὰ πρόφαϲιν ... λατρείαϲ s. zu 5,2a,3. Das ἐν τῇ πόλει gehört zu ϲυναγειρόμενοι; zur verschränkten Wortstellung vgl. z. B. kurz vorher die Position des αὐτῆϲ in τὸ Ἰουδαίων αὐτῆϲ ἔθνοϲ ἀποϲτήϲῃ (s. auch zu 7,15,3 μηδ᾽ ὅθεν ἰδεῖν ἠνέχθη), und zur Verbindung von ϲυναγειρόμενοι mit ἐν statt εἰϲ (K.-G. 1,469 [a]) vgl. 7,10,5 ϲυνειϲελθὼν τοῖϲ εἰρημένοιϲ ἐν τῇ ἐκκληϲίᾳ u. 8,8a,4 ϲυναχθέντεϲ ... οἱ ἐπίϲκοποι ἐν Λαμψάκῳ. In Verkennung dieser Eigenart gab Niceph. h. e. 10,32 (PG 146,537 C) den Passus wieder mit κατὰ πρόφαϲιν τῆϲ ἐν τῇ πόλει νενομιϲμένηϲ λατρείαϲ. παρέξουϲιν S. zu 4,1,6 δεδιότεϲ, μὴ ... ἀνήϲει ... καὶ ... ἀπολέϲει. Hadrian … in Aelia um Der Zusammenhang, in dem Philost. seinen Exkurs über Hadrian und Aelia Capitolina einfügte, lässt sich erahnen. Als eigentliche Katastrophe und Zäsur für die Geschichte des Judentums wurde schon in der Antike neben der Zerstörung des Tempels vor allem das Ende des Bar-Kochba-Aufstands und die Gründung von Aelia Capitolina angesehen, durch die die biblischen Prophezeiungen zum Ende von Tempel und Stadt erfüllt waren. Die im Tempelareal aufgestellte Statue Hadrians, des Gründers von Aelia, wurde als das angekündigte „Greuel der Verwüstung“ gedeutet, vgl. Or. comm. in Mt. fr. 469 (GCS 12,1,194); Hier. in Matth. 4,24,15 (CCL 77, 226): de Adriani equestri statua quae in ipso sancto sanctorum loco usque in praesentem diem stetit. Abominatio quoque secundum veterem scripturam idolum nuncupatur et idcirco additur delationis, quod in desolato templo sit atque destructo idolum positum; Georg. Mon. 2,451,1-3 de Boor-W Beweis für die Richtigkeit der Heiligen Schrift, vgl. Hier. in Is. 1,2,9 (CCL 73,33,1-3): ubi quondam erat templum et religio Dei, ibi Adriani statua et Iovis idolum collocatum est. Quod multi super illo testimonio interpretan-

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tur, quod in evangelio legimus. Neben der Errichtung der Statue wurde auch die Auslöschung des Namens Jerusalem und die Umbenennung in Aelia Capitolina, auf die Philost. im erhaltenen Exzerpt eingeht, in der spätantik-christlichen Deutung als Teil der göttlichen Strafe gegen die Juden verstanden, vgl. Chrys. Jud. 5,11 (PG 48,900). Warum Philost. in seinen Darlegungen zum gescheiterten Tempelbauversuch Julians rückgreifend auf Hadrian und Jerusalem einging, erklärt sich möglicherweise durch den dem Kyrillos zugeschriebenen Brief (veröffentlicht bei Brock, A letter attributed to Cyril). Dort wird darauf hingewiesen, dass Aelia Capitolina gewissermaßen wieder hergestellt wurde, indem die Menschenmenge die Statue des Hadrian (im Brief, § 9 [Übers. Brock, 275] zu Herodes verschrieben) wieder errichtete und damit die Gültigkeit von Mt 24,2 bewiesen wurde. Die Statue stand im 4. Jh. noch in Jerusalem, vgl. das Zeugnis des Itinerarium Burdigalense (p. 591,4) und des gerade zitierten Hieronymus. S. auch Brock, A letter attributed to Cyril, 279; J. Wilkinson, Christian Pilgrims in Jerusalem during the Byzantine period, PalEQ 108 (1976) 75-101; Wagner-Lux, Art. Jerusalem, 631. Ob Philost. auf andere Monumente Hadrians hinwies, die die Umbenennung der Stadt zum Inhalt hatten, bleibt offen. In sehr späten Traditionen ist von einer Säule mit einer Inschrift die Rede, vgl. Petr. ibn Rahib chron. orient. 120 (CSCO 46, SAr 2,19-23): Aelius Adrianus Caesar, imperavit viginti et uno anno. Hic columnam seu titulum erexit super portam Ierusalem, cum hac inscriptione: „Urbs Aelia“. Columna autem illa nunc dicitur „Sacellum David“. Zu der auf der Madaba-Karte noch sichtbaren Säule und zu den übrigen Texten, die diese Säule mit Hadrian in Verbindung bringen, vgl. Heid, Kreuz – Jerusalem – Kosmos, 102 f. Es lassen sich mindestens zwei Inschriftenreste mit Bogenmonumenten für Hadrian in Verbindung bringen, vgl. W. Eck, Rom und Judaea. Fünf Vorträge zur römischen Herrschaft in Palaestina, Tübingen 2007, 69-74; Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae 1,71516 und 721. Anspruch auf sie als ihre Heimat zu erheben Die Umbenennung soll also den Juden das Gefühl nehmen, dass Jerusalem ihre Heimat ist. Philost. versucht auf diese Weise eine logische Verbindung zwischen der Neugründung der römischen Kolonie und dem Besuchsverbot herzustellen. Bei E ausgegangen ist, ist es genau umgekehrt. Die Vertreibung der Juden und die völlige Entvölkerung erklären die Umbenennung zu Aelia: „Nachdem auf solche Weise die Stadt vom jüdischen Volke entblößt und der alten

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Einwohner vollständig beraubt worden war und Fremde sie bevölkert hatten, änderte die nun erstandene römische Stadt ihren Namen und nannte sich zu Ehren des Kaisers Aelius Hadrianus Aelia.“ (Übers. Häuser) Zum gegen die Juden verhängten Verbot Hadrians, die Stadt zu betreten, vgl. Eus. h.e. 4,6,3; Cass. Dio 69,12,1 f. und Just. apol. 1,47. Vgl. weiter R. Harris, Hadrian’s decree of expulsion of the Jews from Jerusalem, HThR 19 (1926) 199-206 und Wagner-Lux, Art. Jerusalem, 670. Wegen der Baumaßnahmen unter Konstantin wurde in der christlichen Epoche vermutlich wesentlich schärfer auf das Besuchsverbot geachtet, was den Ölberg als Ziel jüdischen Pilgerwesens attraktiver machte, sofern dieser nicht auch noch abgesperrt wurde. Dieses Rückkehrverbot wurde möglicherweise in der Zeit des Theodosius II. außer Kraft gesetzt, s. zur Episode um Eudokia und Barsauma den Komm. zu Philost. 7,9a,4. Damit hatte die Erwähnung des Rückkehrverbots für Philost. einen Aktualitätsbezug. Hitzköpfigkeit und Gefahrenliebe Was den vermeintlich heißblütigen Charakter der Juden betrifft, greift Philost. auf Stereotype des römischen Antijudaismus zurück, wie sie etwa bei der Beschreibung von Auseinandersetzungen innerhalb Alexandreias angewandt wurden, vgl. die dem Hadrian zugeschriebenen Ansichten in Hist. Aug. quattr. tyr. 8,5: genus hominum seditiosissimum, vanissimum, iniuriosissimum. Vgl. auch den Judenexkurs bei Tacitus mit R. S. Bloch, Antike Vorstellungen vom Judentum. Der Judenexkurs des Tacitus im Rahmen der griechisch-römischen Ethnographie, Stuttgart 2002. Es ist wegen der Knappheit des Exzerpts nicht zu erkennen, ob die Umbenennung von Aelia-Capitolina und das Besuchsverbot für die Juden bei Philost. wie bei Cassius Dio vor oder wie bei Eusebios (s. vorheriges Lemma) nach dem Krieg von 135 zu datieren ist. Die Tatsache, dass als Motiv Hadrians aber nicht der gerade beendete Krieg, sondern nur der angebliche aufrührerische Charakter genannt ist, spricht eher dafür, einen mit Cassius Dio übereinstimmenden Bericht anzunehmen. Anders Marasco, Filostorgio, 183. 12. (1) αὐτοῖϲ ὁρῶϲι Gemeint sind die Priester der Orakelstätten und ihre Unterstützer auf heidnischer Seite. wobei die göttliche Vorsehung … Beschämung verwandelte Diese Aussage über die trügerischen, von Gott selbst dann widerlegten Aussagen der Orakel steht ei Hoffnungen Julians, von Apollon überhaupt eine Äußerung zu erhalten, betrogen wurden (vgl. Philost. 7,8a bzw. M. Artem. 56). Marasco, Filostorgio, 153 f. verweist auf den weiteren Widerspruch, dass die Apollon-

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statue nach dem Brand von Daphne zerstört ist, dass dann aber gleichwohl Daphne nach Philost. Orakel von sich gibt. Diesen Widerspruch sehe ich nicht, da diese Prophezeiungen teilweise zeitlich zwischen der Verlegung der Gebeine des Babylas und dem Brand von Daphne eingeordnet werden könnten, ferner neben der Konsultierung der sprechenden Statue weitere Möglichkeiten der Orakeleinholung an der ja keineswegs völlig zerstörten Stätte vorhanden gewesen sein können. Die Artemii Passio gibt hier eine Passage mit einem für Philost. typischen Rückgriff wieder. Dass die göttliche Vorsehung ständig in das Weltgeschehen eingreift, ist eine Überzeugung, die Philost. mit anderen Kirchenhistorikern teilt, vgl. zur Rolle der göttlichen Vorsehung bei Sokrates Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 210 f., beim anonymen Homöer Bidez, Anhang VII, 24 p. 217. Der Begriff πρόνοια begegnet bei Philost. in 1,5a,9 und 6,5b,1, ferner in der Vita Luciani p. 189 Bidez, wobei die Parallele ein Argument dafür sein könnte, dass die Vita Luciani aus Philost. geschöpft hat. (2) ἐξ ὧν S. zu 2,1,1 ἀνθ᾽ ὧν - ὑπεϲημήναντο. lügnerisch und unvollkommen waren Die heidnischen Orakel sind für Philost. entweder trügerisch (vgl. auch Philost. 7,15) oder unwirksam. (3) αὐταῖϲ ταῖϲ τῶν χρηϲμῶν ἀναγνώϲεϲιν Leser können nur der Betroffene und Angehörige gewesen sein; Gothofredus, Diss. 303 f. verweist auf Cod. Theod. 16,10,1, wonach bestimmte das Kaiserhaus betreffende Anfragen schriftlich einzuholen und zu übermitteln waren (vgl. Th. Mommsen, Römisches Strafrecht, Leipzig 1899, 584 f. mit Anm. 5; zu schriftlichen Orakeln offiziellen Charakters aus Delphi vgl. Amandry 149 f. 168). 13. (1) ἐπέλαβεν ist das typische Wort für den Befall durch eine Krankheit (vgl. LSJ s. v. II 1 a), so daß man es, Niceph. h. e. 10,29 (PG 146,532 AB) folgend, getrost statt des überlieferten ἀπέλαβεν in den Text setzen kann, da solche Verwechslungen häufiger in B vorkommen (vgl. Bidez, Philostorgius XXXVIII). (2) παρεπέμφθη Vgl. Lampe s. v. 2: „consign to hell or eternal punishment“. Theoteknos Wie in der Erzählung über den Frevel in der Großen Kirche verrät sich in dieser Erzählung über das Ende des antiochenischen Kleri aus der Thebais lokalantiochenisches Kolorit. Die Erzählung stammt aus dem homöischen Historiker, auch wenn bei Philost. die Elemente der Erzählung gegenüber dem Anonymus vertauscht sind. S. dazu insgesamt

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wieder die erschöpfende Analyse von Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 125 Anm. 57. ἀναίδην Vgl. 8,13,1 τῶν εἰρημένων ἁγίων ἀνδρῶν, Βαϲιλείου καὶ Γρηγορίου, περιφανῶϲ καὶ ἀναίδην καταψεύδεται; Phot. lex. α 1489 ἀναίδην· ἀθρόωϲ, ϲφοδρῶϲ, ἀπηρυθριαϲμένωϲ. 14. (1) τῶν θεμελίων εὐτρεπιζομένων εἷϲ τῶν λίθων τῶν εἰϲ τὴν ἐϲχάτην κρηπῖδα τεταγμένων Wie das part. pf. τεταγμένων zeigt, handelt es sich um einen Stein aus der untersten Lage der ursprünglichen Fundamente, die man beim Wiederaufbau freizulegen begann (vgl. Heid, Kreuz – Jerusalem – Kosmos 132 f.). Jerusalem wieder aufzubauen Gemeint ist der Tempel von Jerusalem. Levenson, Julian’s Attempt to Rebuild the Temple, 268 f. hält diese Erzählung für eine Dublette der Erzählung in Philost. 7,9. Vermutlich wurde Photios durch die komplizierten Rück- und Vorverweistechniken des Philost. gezwungen, einen Teil von 7,9 zu wiederholen. Es folgt vor allem ein weiteres, von der übrigen Tradition ignoriertes Wunderzeichen in einer Höhle unter dem Tempelberg. Höhle …, die in den Felsen gearbeitet war Heid, Kreuz – Jerusalem – Kosmos, 74 nimmt an, dass Philost. bei seiner Palästina-Reise eine lokale Legende zur Tempelhöhle aufgegriffen hat. In dieser habe sich eine „Erinnerung an die jüdische Sage erhalten, wonach der Grundstein auf Zion die Urfluten unter der Erde verschließt“. Zu dieser Legende im Zusammenhang mit der Schilderung des Traum Jakobs, vgl. die Belege bei Heid, 73 f. Jakob, dessen Traum in der jüdischen Legende auf den Tempelberg verlegt wird, errichtet nach dem Traum, in dem er die Herrlichkeit des Tempels und seine anschließende Zerstörung sieht, eine Säule, die Gott in die Unterwelt versenkt, wo sie Zentrum der Welt und Grundstein des Tempels ist. Vgl. L. Ginzberg, The legends of the Jews 1, Philadelphia 121968, 352. Zur Verbindung von Tempelhöhle und Heiliger Schrift vgl. die Hinweise bei Heid, 74 Anm. 99: Nach Chron. ad a. 1234 (CSCO 109, SSyr 56,79 f.) findet Esra die heiligen Schriften in einem Brunnen am Tempel, wo später die Schriften aufbewahrt sind, vgl. Aug. civ. 15,23 (CCL 48,491,112-114). Zur Lokalisierung der von Philost. erwähnten Höhle vgl. Heid, 75 f. Er vermutet, dass es sich um den Heiligen Felsen mit der Doppelhöhle hanbefindet. Zum Schriftenfund in Jerusalem vgl. auch M. Chaîne, Catéchèse attribuée à Saint Basile de Césarée. Une lettre apocryphe de Saint Luc, ROC 23 (1922-1923) 150-159 und 271-392.

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(4) μάλιϲτα δ᾽ ὅτι Vgl. 4,8,2 ὁ δὲ πειϲθείϲ, μάλιϲτα δὲ διὰ τῶν γυναικῶν; man braucht also nicht mit Bidez, app. crit. z. St. eine Änderung in διότι oder γ᾿ ὅτι zu erwägen. τόδε ἄρα Mit Bidez’ Zusammenschreibung des überlieferten τὸ δὲ (app. crit. z. St.) wird ohne Aufwand (anders als bei seinem weiteren Vorschlag, der Tilgung des zweiten τὸ) die merkwürdige Doppelung des Artikels in τὸ δὲ ἄρα τὸ βιβλίον behoben. Zu ἄρα am Satzanfang hinter einem Demonstrativpronomen vgl. 3,9,6 ταύτῃ ἄρα; an unserer Stelle hebt es den überraschenden Umstand hervor, daß in den Ruinen des alten Tempels das Exemplar ausgerechnet einer Schrift des NT gefunden wurde, vgl. davor ὡϲ ἐν ἐκείνῳ ἀνευρεθὲν τῷ χωρίῳ. (5) ἐν ἀρχῇ – ὁ λόγοϲ Zu Julian und Joh.-Ev. vgl. A. Meredith, Art. Johannes-Evangelium, RAC 18 (1998) 668. παρθένου Vgl. Lampe s. v. II. gottkündende Zunge des Jüngers und Jungfräulichen Philost. spricht also von einem Buchexemplar, das nur das Johannesevangelium enthielt. Gleichwohl bestätigt der Anfang des Johannesevangeliums nach der Vorstellung von Philost. bestimmte Aussagen aus dem Matthäusevangelium, anders BMP, 420, Anm. 1. (6) μὴ ἄν ποτε διαπεϲεῖν Das ἄν dient nur der Urbanität des Tons (vgl. K.-G. 1,233 f.), keinesfalls soll die Aussage relativiert werden, vgl. 6,1,2 περὶ τούτων ... ὑπεκρίνατο μὴ ἂν ἀμελῆϲαι; 7,8a,14 τὴν δὲ μὴ ἂν ἑλέϲθαι; 12,3,7 μὴ ἂν ἄξιον εἶναι. (7) Jerusalem … Metropole des gesamten Volks der Hebräer Zweiter Exkurs über die Geschichte Jerusalems (vgl. Philost. 7,11); Jerusalem wurde im Gebiet der kanaanäischen Jebusiter errichtet. Zu den zahlreichen Anspielungen auf Zusammenhänge im Alten Testament vgl. den Apparat von Bidez und Amidon, Philostorgius, 108 Anm. 64. Zum anachronistischen Begriff der Metropolis als „Hauptstadt“ (zu den Nuancen aber R. Haensch, Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit, Mainz 1997, Stichwort Metropolis im Index; B. Bleckmann, Arelate metropolis: Überlegungen zur Datierung des Konzils von Turin und zur Geschichte Galliens im 5. Jahrhundert, RQ 98 [2003] 162-173, hier 168) ist Philost. 3,4 zu vergleichen (Saba als Metropole der Himyariten). 15. (1) τῶν παρὰ Πέρϲαιϲ τῆϲ ϲτρατείαϲ ἀφειμένων ἤδη Vgl. Arist. pol. 3,1. 1275 a 15 τοὺϲ γέρονταϲ τοὺϲ ἀφειμένουϲ; zur Stellung von

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ἤδη hinter dem part. vgl. 6,5a,7 ᾔϲθετο φαύλωϲ ἔχων ἤδη καὶ οὐκ ἂν βιωϲόμενοϲ. ἀπάτῃ μετέρχεται Das überlieferte ἀπέϲτη ist korrupt, wie sowohl das folgende Asyndeton zeigt als auch die Tatsache, daß die beiden anderen Prädikate des Hauptsatzes (μετέρχεται u. παρέχεται) im praes. stehen. Bidez’ ἀπάτῃ (app. crit. z. St.; aufbauend auf Valesius’, Annot. 144 ἀπιϲτίᾳ) ist die richtige Lösung, vgl. 7,15a,3 γέροντι γὰρ ἐντυχὼν Πέρϲῃ καὶ παρ᾽ αὐτοῦ ἀπατηθείϲ; zur Junktur vgl. 3,28,3 θανάτῳ τὸν ὑβριϲτὴν μετελθεῖν ἐβουλεύετο; Phot. bibl. cod. 72 p. 42 a 37 f. (= Ktesias FGrHist 688 F 15,50 [48]) μετέρχεται ἀπάτῃ καὶ ὅρκοιϲ ... τὸν Ϲεκυδιανόν; ep. 1,936 μηδὲ τοὺϲ πιϲτεύοντάϲ ϲοι πολεμίουϲ ἀπάτῃ μετέρχου; Amph. 47,14 ἀπάτῃ μετερχόμενοϲ ἀδελφόν; LSJ s. v. μετέρχομαι IV. Gegen Bidez’ zweiten Vorschlag (ὡϲ δὴ ἀποϲτὰϲ statt ἤδη ἀπέϲτη) spricht, daß zum einen mit τῶν παρὰ Πέρϲαιϲ τῆϲ ϲτρατείαϲ ἀφειμένων schon ein Grund genannt ist, warum sich der Alte nicht im persischen Heer befand, und daß zum anderen auch im Parallelbericht 7,15a,3 nicht ausdrücklich von einer Desertion die Rede ist. Anscheinend ist Philostorg an dieser Stelle seiner Darlegung nicht darauf eingegangen. Koetschau 267 wollte ἀπέϲτη in ἐπιϲτή⟨μῃ〉 ändern, was jedoch auch nicht überzeugt. ϲυγκλείϲαϲ Die gleiche Vorstellung, daß der einzelne alte Perser durch sein Wirken die ganzen römischen Truppen in größte Bedrängnis brachte, findet sich 7,15a,4 bei πιέϲαϲ und ἐναποκτείναϲ. ἐν οἷϲ Zum Rel.-pron. im neutr. nach den beiden Substantiven im fem. vgl. K.-G. 1,78 (β). Orakeln der Heiden überzeugt worden war … gegen die Perser Zur Irreführung Julians durch Orakel und Prophezeiungen vgl. bereits den Zeitgenossen Ephraim der Syrer. (hym. adv. Iulian. 4,26. Übers. Beck, CSCO 175, 85 f.): „Wer wird noch einmal Glauben schenken dem Schicksal und dem Horoskop? Wer wird noch einmal vertrauen den Weissagern und Beschwörern?“ etc. Die Aussage, dass von irreführenden Orakeln der Sieg im Krieg gegen die Perser verkündet worden war, steht im diametralen Gegensatz zum Zeugnis paganer Autoren, demzufolge Julian auf die Warnungen der Orakel nicht hörte, vgl. Amm. 23,1,7 mit D. Conduché, Ammien Marcellin et la mort de Julien, Latomus 24 (1965) 359-380. Es ist allerdings übertrieben, deshal Augen der heidnischen Historiker ein „guerrier impie“ gewesen sein soll, so allerdings M. Meulder, Julien l’Apostat contre les Parthes: un guerrier impie, Byzantion 61 (1991) 458-495. Malosse, Philostorge, Libanios et

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Julien, 215 hält den Redner Libanios (über eventuelle Zwischeninstanzen) für die Quelle des Philost.: „Philostorge et Libanios expliquent par le même motif la décision prise par Julien de se lancer dans une expédition dans l’empire perse (...): l’empereur y aurait été incité par de nombreux oracles.“ Davon kann allerdings m. E. in der zitierten Libanios-Stelle, in der es um die direkten Kontakte zwischen Julian und der Gottheit geht (Lib. or. 18,172 f.), keine Rede sein. alter Mann … in trügerischer Absicht auf Die Geschichte von der Überlistung durch einen falschen Überläufer ist in einem großen Teil der Traditionen zum Perserfeldzug Julians zu finden. Vgl. Gr. Naz. or. 5,11 (SC 309,312-314): Ein Perser, der in der Art des Zopyros verstümmelt ist, gibt Julian den Rat, die Flotte aufzugeben. Eine Andeutung beim Zeitgenossen Ephraim der Syrer (hym. adv. Iulian. 2,18. Übers. Beck, CSCO 175,73): „Der Wahnwitzige war von Sinnen und verbrannte seine Schiffe am Tigris. Die Bärtigen überlisteten ihn, ohne dass er es merkte.“ Dieser Version folgt letztlich auch Ammianus Marcellinus (24,7,5), wenngleich bei ihm die Entlarvung der Überläufer schon unmittelbar nach der Verbrennung der Flotte und vor dem Marsch ins Landesinnere erfolgt, vgl. die Analyse des partiell lückenhaft überlieferten Berichts bei Sabbah, Ammien Marcellin 24,7: L’incendie de la flotte. Zum Bericht der Leoquelle des Zonaras (Zonar. 13,13,1-15), bei dem parallel zu Ammianus die Überläufer unmittelbar nach der Verbrennung der Flotte überführt werden, vgl. Bleckmann, Reichskrise des III. Jahrhunderts, 375-383. Die Angabe des Philost., dass Julian von einem Überläufer auf eine falsche Landroute in die Irre geführt wird, entspricht vor allem der Erzählung des Ruf. Fest. 28,3. Mit Festus teilt Philost. dabei vor allem die sonst nur noch bei Gr. Naz. or. 5,11 bekannte Angabe, dass ein einziger Überläufer Julian in die Irre führt, vgl. die Beobachtung von Bidez, Philostorgius, CXXXVII. (2) ἐν ἰϲχύι = „valide“ (Gothofredus 104), vgl. LXX Jes. 58,1 ἀναβόηϲον ἐν ἰϲχύι καὶ μὴ φείϲῃ, ὡϲ ϲάλπιγγα ὕψωϲον τὴν φωνήν ϲου. Valesius, Annot. 144 wollte in ἐν ἰϲχίῳ, „id est, in lumbis“, ändern, was Bidez, app. crit. z. St. bereits als „wenig wahrscheinlich“ abgewiesen hat, denn dann wären hier zwei verschiedene Körperstellen genannt. τὸν ... Ϲαρακηνὸν εἷϲ ... ἐπελθὼν τῆϲ κεφαλῆϲ ἀποτέμνει Vgl. 11,8,10 καί τινεϲ τῶν Οὔννων ... ἐπε s. v. ἐπέρχομαι 2. richtete seinen Speer auf Julian Da die Sarazenen κοντοφόροι sind, muss dieser Speer der typische pikenähnliche Reiterspeer, der contus, sein,

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vgl. zur Verletzung Julians durch einen contus Ruf. Fest. 28,3; Epit. Caes. 43,3. Mit dieser Angabe über die Lanze stimmen letztlich zahlreiche andere Zeugnisse überein (zusammengestellt bei Paschoud, Zosime II 1, 204: Gr. Naz. or. 5,13; Socr. 3,21; Lib. or. 17,23 und Jo. Mal. 13,23 p. 332,21 Bonn = p. 256 Thurn). Dagegen berichtet Zosimos (3,29,1), Julian sei von einem Schwert getroffen worden, vgl. Thdt. h.e. 3,25,7. Hier eine Übereinstimmung zwischen Zosimos und Philost. festzustellen, fällt trotz eines gemeinsam benutzten Verbes schwer, vgl. gegen Bowersock, Julian the Apostate, 209 f., der Zosimos und Philost. auf Eunapios zurückführen möchte, die ausführlichen Argumente von Paschoud, 204. Darüber, wer Julian im Gefecht verwundete, gab es schon kurze Zeit nach seinem Tod eine Fülle von Versionen. Die Version Philostorgs wird bereits unter den vier von Gr. Naz. or. 5,13 (SC 309,316-318) vorgetragenen Versionen genannt. Gregorios nennt als Versionen: 1.) Verwundung durch eine persische Lanze, 2.) Verwundung durch einen empörten römischen Soldaten, 3.) Verwundung durch einen scurra, 4.) Verwundung durch einen Sarazenen, also einen Araber aus der Grenzregion. Letztere mit Philost. übereinstimmende Version kennt auch Lib. or. 24,6 (Ταϊηνόϲ τιϲ). Zu den Übereinstimmungen zwischen Libanios und Philost. vgl. Bowersock, Julian the Apostate, 117. Gerade diese Version ist aber ohnehin weit verbreitet, vgl. Lyd. mens. 4, p. 118 Wünsch; Soz. 6,1,13; Thdt. h.e. 3,25,6. Die weiter unten folgende Nachricht über die sofortige Tötung des Sarazenen durch Köpfung findet sich allerdings nur in der Artemii Passio (aus Philost.). Bei der vertraglichen Verbindung mit den Persern ist an ein Unterordnungsverhältnis zu denken, dass dem der Lachmiden entspricht, die in einem völkerrechtlich lockeren Verhältnis zum Sasanidenreich standen, aber auch Subsidien von Justinian erhielten. Jedenfalls waren die Wüstenaraber keine bloßen Untertanen der Sasaniden. Bauchfell … Exkremente Für die Art der Verwundung, die Julian zugefügt wurde, gibt es zwei Versionen. Nach der einen Version wurde Julian an der Seite unter dem Arm verwundet, vgl. die vagen Angaben bei Lib. or. 18,268 und 24,6 und vor allem die sehr viel genaueren Ausführungen bei Amm. 25,3,6: costis perfossis haesit in ima iecoris fibra, vgl. hierzu den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXV, 71 und C. F. Salazar, The Treatment of War-W 2005, 93. S. auch die weitere Entwicklung der Verletzung bei Amm. 25,3,23. Dieser Tradition ist auch die Leoquelle des Zonaras verpflichtet, vgl. Zonar. 13,13,18. Philost. folgt dagegen einer zweiten Tradition, die

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über eine Verwundung im Unterleib berichtete, vgl. Ruf. Fest. 28,3: per ilia ictus inguinum tenus. Die medizinisch genaue Darstellung bei Ammianus ist oft auf den Leibarzt Julians Oreibasios zurückgeführt worden, dessen Hypomnema als Vorlage für viele Berichte über den Perserkrieg gedient hat, vgl. Büttner-Wobst, Tod des Kaisers Julian, 563 Anm. 6: „Die Beschreibung der Wunde zeugt von solcher Sachkenntniß, daß fast von selbst sich die Vermuthung aufdrängt Oribasius, der behandelnde Arzt, habe dem Ammian jene Mittheilungen gemacht.“ Allerdings ist zum einen festzustellen, dass Ammianus auch sonst präzise oder scheinbar präzise über die medizinischen Gründe kaiserlicher Todesarten berichtet, vgl. z. B. Amm. 30,6,3-6. Zum anderen fällt auf, dass der Beistand des Oreibasios bei Philost. explizit erwähnt wird, dessen Darstellung der Wunde aber von derjenigen Ammians abweicht. Die Version, die Philost. bietet, könnte also, zumal sie in neutraler Form auch bei Rufius Festus bezeugt wird, durchaus diejenige des Oreibasios gewesen sein. Sie wurde indes deshalb von Philost. gewählt, weil man durch die Erwähnung der Vermischung von Blut und Kot eine besonders scheußliche Todesversion gestalten konnte. den Sarazenen ... attackiert und ihm den Kopf abgeschlagen Diese Nachricht findet sich, wie gerade bemerkt, nur bei Philost. Vielleicht ist sie frei erfunden, um eine Sonderinformation zur weitverbreiteten Version von der Tötung Julians durch einen Sarazenen zu bieten. Im Parallelbericht der Artemii Passio (7,15a,5) wird auch der Perser, der Julian in die Irre führt, Glied für Glied zerstückelt. (3) καιρίαν sc. πληγήν, vgl. LSJ s. v. καίριοϲ I. μηδ᾽ ὅθεν ἰδεῖν ἠνέχθη Zur verschränkten Wortstellung vgl. 7,3,2 τῆϲ δὲ τοῦ ϲωτῆροϲ εἰκόνοϲ βοτάνηϲ κατὰ τοὺϲ πόδαϲ ἀναφυείϲηϲ; 7,8a,9 Εὐϲέβιόν τινα μέγιϲτον ἐπὶ τῷ ταῦτα δύναϲθαι κεκτημένον ἐν Ἕλληϲι κλέοϲ; 7,15a,2 τὸ τῶν Χριϲτιανῶν ἐξαλείφειν εἰϲ ἅπαν γένοϲ καὶ ὄνομα (s. auch zu 7,11). Das ὅθεν braucht also nicht umgestellt zu werden, wie Koetschau 267 vorschlägt. seine Vertrauten In den οἰκεῖοι sind die domestici zu sehen, vgl. Büttner-Wobst, Tod des Kaisers Julian, 572, s. ferner zu Kallistos als Angehörigen der οἰκεῖοι/domestici Julians bei Socr. 2,3,21 Büttner-Wobst, Tod des Kai missing link. Greek pagan historiography in the second half of the third century and in the fourth century A. D., Warschau 2006, 391.Vgl. zum Gebrauch von οἰκεῖοι auch Socr. 4,1,8.

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auf einem Schild und brachten ihn in sein Zelt Zum Abtransport des schwerverwundeten Julian in sein Zelt vgl. Amm. 25,3,10; Epit. Caes. 43,4. Das Detail über den Transport auf einem Schild findet sich auch bei Zos. 3,29,1, auf dessen Ähnlichkeit mit Philost. Paschoud, Zosime II 1, 206 verweist. Allerdings ist das Detail weniger spezifisch, als man zunächst annehmen könnte, und beweist auf keinen Fall, dass Eunapios als hier gemeinsam von Zosimos und Philost. benutzte Grundquelle anzusehen ist. Denn bereits der Zeitgenosse Libanios (or. 17,24) berichtet über die Bergung auf dem Schild. glaubten die meisten Hier wurde also auch im Bericht des Philost. auf die Divergenz der Gerüchte zur Tötung Julians verwiesen. Die zusätzlich genannte Version entspricht am ehesten der im Komm. oben zu Philost. 7,15,2 diskutierten zweiten, von Gregorios von Nazianz (or. 5,13) genannten Version, allerdings mit dem Unterschied, dass nach diesem Gerücht die Ermordung Julians nicht allgemein einem Soldaten, sondern dem Stab Julians, den οἰκεῖοι, zugewiesen wurde. Zum Gerücht von der Ermordung Julians durch Christen aus den eigenen Reihen vgl. Lib. or. 18,274 und 24,21. (4) auch die anderen Götter … Verderber „Die anderen Götter“ sind vielleicht auf die Nachrichten von der Entzweiung Julians mit Mars zu beziehen, vgl. Amm. 24,6,16: quibus visis exclamavit indignatus acriter Iulianus Iovemque testatus est nulla Marti iam sacra facturum. Vgl. zum „défi blasphématoire“ gegen Mars, der vor Ktesiphon ein Opfer Julians nicht annimmt, Sabbah, Ammien Marcellin 24,7: L’incendie de la flotte, 627. Zum angeblichen Zerwürfnis Julians mit Bellona, das die Verbrennung der Flotte erklärt, die wichtigen Erläuterungen von Sabbah, 637-642. (5) Oribasios aus Sardes Die angebliche Abstammung aus Sardes ist möglicherweise ein Indiz dafür, dass Eunapios, der selbst aus Sardes stammte und es besser wissen musste, hier nicht Quelle Philostorgs gewesen sein kann. Eunap. VS 103-106 gibt richtig an, dass Oreibasios aus Pergamon stammte, vgl. H. O. Schröder, Art. Oreibasius aus Pergamon, RE Suppl. VII (1940) 798. Der gleiche Fehler wie bei Philost. (im Exzerpt des Photios) findet sich in der Suda, s. v. Oreibasios, die Philost. zu ihren Quellen zählt. innerhalb von drei Tagen V Ammianus Marcellinus nichts. Er berichtet nur im Kontext der Darstellung des Todes Julians, dass Truppen, die im Gefecht, in dem Julian verletzt wurde, nach drei Tagen wieder beim Hauptheer eintrafen (25,3,14), vgl.

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Zos. 3,29,4 (Gefecht eines Korps von 60 Soldaten über drei Tage). Julian ist in der Nacht, nachdem er verletzt worden ist, gestorben, vgl. Zos. 3,29,1. im Kaiserdiadem ... zweieinhalb Jahre Die Zählung der Regierungsjahre Julians ist eigenartig. Julian war von September 355 bis November 361 Caesar, von November 361, nach dem Tode des Constantius II., bis zum Juni 363 Augustus. Das Diadem eines Augustus hat Julian nur dann zweieinhalb Jahre getragen, wenn man nicht die Zeit ab dem Tode des Constantius, sondern die Zeit ab der Erhebung gegen Constantius II. rechnet, wofür auch die Zählung von fünf Jahren als Caesar (355-360) spricht. Wenn nicht generell die Überlieferung von Zahlen so unsicher wäre, könnte man diese Zahlenangabe mit der Benutzung einer julianfreundlichen Version erklären, die den Julian von Beginn seiner Erhebung an als legitimen Augustus auffasst, also möglicherweise mit der Version des Eunapios. (6) ἀπορραίνειν ... καὶ ... κακολογεῖν, ... δὲ ... ἐναπορρίψαι Das logische Subjekt dazu, Julian, ergibt sich aus dem Vorhergehenden, vgl. 7,10,1 κόμηταϲ πριουάτων ἡ Ῥωμαίων γλῶττα καλεῖ, wo das direkte Objekt zu (dem generalisierenden pl.) κόμηταϲ ... καλεῖ der vor dieser Parenthese genannte Helpidius ist. Dieser sagt … gegen die Sonne gespritzt Für die heidnische Seite war die Erklärung, warum der Feldzug Julians scheiterte, ein grundsätzliches Problem, s. den Komm. zu Philost. 7,15,1. Es musste gezeigt werden, dass die Orakel in zutreffender Weise Julian gewarnt hatten. In diesen Kontext gehört ursprünglich auch die Geschichte vom letzten Ausruf Julians, in der er den Helios anklagt. Die Erzählung ist (aus der Leoquelle) bei Zonar. 13,13,29 f. enthalten, wobei zusätzlich die Parallele bei Jo. Mal. 13,19 p. 327,8-10 Bonn = p. 251 Thurn und 13,23 p. 332,18-333,6 Bonn = p. 256 Thurn hinzu zu ziehen ist: Julian soll nach dem Bericht des Zonaras in Antiocheia einen Traum gehabt haben, in dem ihm ein Jüngling mit blonden Haaren erscheint, der ihm erklärt: „In Phrygien musst du sterben.“ Als der sterbende Julian von seiner Umgebung dann den Namen seines Aufenthaltsorts erfährt (vgl. auch Amm. 25,3,9), ruft er aus: „Oh Helios, du hast den Julian zugrundegerichtet.“ Zur historiographischen Einordnung der Erzählung des Zonaras und zur Erklärung der Parallelen bei Malalas vgl. Bleckma Version formulierte Julian nicht so sehr eine Anklage, als eine Feststellung zur Richtigkeit der übersehenen und verkannten Traumwarnung des Helios. Dass ein Dämon Julian zugrundegerichtet habe, war auch beim paga-

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nen Epiker Kallistos zu lesen, vgl. Socr. 3,21,14. Philost. hat im Rahmen seiner Heidenapologetik dagegen die Erzählung so umgestaltet, dass Julian auf dem Totenbett seine eigenen Götter und besonders Helios schmäht, der in der julianischen Propaganda als Ἥλιοϲ ἀνίκητοϲ (s. Lewy, Julian, 86), als Garant des Sieges ausgegeben worden war und unter dessen besonderer Protektion der Kaiser stand, vgl. Eunap. fr. 28,4 f. Blockley; Jul. ep. 156 mit P. Van Nuffelen, Zur Rezeption des Kaiserkultes in der Spätantike, AncSoc 32 (2002) 263-282, hier 270 f. Dazu fügte er auch die Version vom Schleudern des Blutes hinzu, durch die die Sonnenstrahlen gewissermaßen verunreinigt wurden. Die Version des Philost. kennt auch Soz. 6,2,11: „Andere behaupten, er habe dem Helios gezürnt, daß er den Persern beistand oder ihn nicht beschützte, obwohl er nach einer entsprechenden astrologischen Lehre der Schutzgott seiner Nativität war, und ihm mit der Hand sein Blut gezeigt und in die Luft geschleudert.“ (Übers. Hansen) Die Übereinstimmungen reichen aber nicht aus, um zu beweisen, dass Sozomenos hier Philost. selbst benutzt hat. Eher erlauben sie einen Verweis darauf, dass das Thema des Fluchs gegen Helios nicht von Philost. erfunden worden ist. In diese Richtung führt m. E. auch die Beobachtung, dass der Zeitgenosse Ephraim der Syrer (hym. adv. Iulian. 4,8-14. Übers. Beck, CSCO 175,82 f.) genau die vermeintliche Schizophrenie Julians in seinem Verhältnis zu Helios zum Thema macht. Angeblich greift Julian als Verehrer der Sonne die Diener der Sonne an und besiegt sich auf diese Weise selbst. Die Partei Satans ist nach den Ausführungen Ephraims in sich selbst uneins. Um dieses Thema der inneren Zerrissenheit der Sonnenverehrer muss es auch der Vorlage von Philost. und Sozomenos gegangen sein, indem Julian in seiner Todesstunde selbst sich vom Sonnenkult abwendet. die meisten Historiker … gegen unseren Herrn Jesus Christus Eine von Photios als majoritär betrachtete kirchengeschichtliche Tradition behauptet, Julian habe auf dem Totenbett Christus verflucht, vgl. Thdt. h.e. 3,25,7 und noch die koptische Geschichte der Kirche von Alexandreia, vgl. Orlandi, Storia della chiesa di Alessandria, p. 48,13-20 (koptischer Text) und p. 67,355-358 (moderne lateinische Übers.). Diese Version steht in einem engen Zusammenhang damit, dass in einer sich immer weiter entwikkel gesorgt haben soll. Bereits bei Zeitgenossen wird greifbar, dass nicht bekannt war, woher die für Julian tödliche Waffe kam, vgl. etwa Amm. 25,3,6; Magnus von Karrhai bei Jo. Mal. 13,21 p. 332 Bonn = p. 256

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Thurn; Chrys. pan. Bab. 2,123 (SC 362,268), Rufin. hist. 10,36 (GCS 9,997); Socr. 3,21,13. Diese Ungewissheit führt dazu, dass die Christen verantwortlich gemacht wurden, vgl. Lib. ep. 1189; or. 18,275; or. 24,21. Das nimmt die Kirchengeschichtsschreibung auf (Soz. 6,2,1 f. und Thdt h.e. 3,25,7), für die eine Tötung als Tyrannenmord gerechtfertigt ist, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 159. Oder aber man nimmt darüberhinaus sogar Wirken überirdischer Mächte oder Gottes selbst an, vgl. Soz. 6,2,8-15 (mit abschließenden Erörterungen über den Zorn Gottes); Thdt. h.e. 3,25,7 (bei dem die Entscheidung zwischen der Hypothese Tötung durch einen Christen oder der durch einen Engel offen gelassen wird). Ihren Höhepunkt findet diese Erzählung im syrischen Julian-Roman und in der Merkurios-Legende (BHG 1274; 1275; 1276), vgl. Büttner-Wobst, Tod des Kaisers Julian, 573-580; S. Binon, Essai sur le cycle de S. Mercure, Paris 1937; R. Teja / S. Acerbi, Una nota sobre San Mercurio el Capadocio y la muerte di Juliano, AntTard 17 (2009) 185-190; P. Boulhol, La geste des saints et l’histoire du monde. A propos des sources hagiographiques de Malalas, in: J. Beaucamp (Hg.), Recherches sur la Chronique de Jean Malalas I, Paris 2004, 103-116, hier 111-115.

7,15a (1) Ktesiphon eingenommen hatte Julian gelangte zwar bis nach Ktesiphon, musste es aber unterlassen, die Belagerung aufzunehmen, vgl. Amm. 24,7,1. Vgl. Gr. Naz. or. 5,8 (SC 309,310). (2) νέον γενέϲθαι Ἀλέξανδρον Zum in den Hss. außer in A überlieferten a. c. i. statt des n. c. i. vgl. K.-G. 2,30-32; Bidez, Philostorgius LXI 1; zum inf. aor. vgl. Schwyzer 2,296 (β). τὸ τῶν Χριϲτιανῶν ἐξαλείφειν εἰϲ ἅπαν 2 γένοϲ καὶ ὄνομα Vgl. 7,4c,6 τὸ τούτων εἰϲ ἅπαν ἐξαλείφειν ὄνομα. neuer Alexander Zum Problem der Imitatio Alexandri Julians generell s. oben den Komm. zu Philost. 7,4c,6. Julian selbst hat dieses Thema während seiner Regierung nicht in den Vordergrund gestellt. Bei Ammianus Dort ist p. 100,34 f. statt p. 101,34 f. gemeint. In Kotters app. crit. zu Mart. Artem. 69,7 f. scheint in „ἐξαλείφειν – εἰϲ] ἐξαλεῖψαι D“ ein Irrtum vorzuliegen, wenn man dies mit der der von Winkelmann 352 (zu p. 101,21) für A (= D bei Kotter) notierten Lesart, wonach dort εἰϲ ἅπαν fehlt, vergleicht: Hinter dem Bindestrich muß bei Kotter statt des εἰϲ, wo jener überflüssig wäre, ἅπαν stehen. 1 2

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Marcellinus spielt es bekanntlich keine große Rolle. Amm. 24,4,27 bedient ein bloßes rhetorisches Exempel, in dem Alexander und Scipio Africanus gleichgeordnet sind: Julian verzichtet auf die Berührung und den Anblick schöner persischer Frauen: nec contrectare aliquam voluit nec videre Alexandrum imitatus et Africanum, qui haec declinabant. Eher kritisch wird die Pothos-Thematik in Amm. 24,7,3 ausgeführt. Dagegen spielt das Sujet der Imitatio Alexandri bei Libanios eine herausragende Rolle, vgl. Lib. or. 17,17; or. 18,260 f. und 282. Sokrates hat Libanios zwar benutzt, das Thema der Imitatio Alexandri aber als Ausdruck des Wahns Julians umgedeutet, vgl. Socr. 3,21,8. Dieses Thema kannte Gr. Naz. or. 5,8 (SC 309, 308) noch nicht, bei dem Traian und Hadrian (der in Wirklichkeit die orientalischen Eroberungen Traians aufgab) die expliziten Vorbilder der Orientpolitik Julians sind. das Christengeschlecht … für alle Zeit austilgen werde Zum Plan, nach der Rückkehr aus dem Perserfeldzug die christliche Religion zu verfolgen, vgl. Oros. hist. 7,30,5: nam et amphitheatrum Hierosolymis extrui iussit, in quo reversus a Parthis episcopos monachos omnesque eius loci sanctos bestiis etiam arte saevioribus obiceret spectaretque laniandos. S. den Bericht über die Drohungen Julians bei Gr. Naz. or. 5,9 (SC 309,308310), ferner Soz. 6,2,9 (Drohungen für die Zeit nach dem Krieg). Besonders groß die Parallelen zu Rufin. hist. 10,37 (GCS 9,997): comminatus igitur imperator post victoriam Persicam melius se Christianos debellaturum profectus quidem est, sed nullus redit. (3) ἀπατηθείϲ, ὥϲτε Vgl. 7,8a,28 δέδωκε ... τοῖϲ Ἕλληϲιν ἄδειαν, ὥϲτε εἰϲέρχεϲθαι αὐτοὺϲ εἰϲ τὰϲ τῶν Χριϲτιανῶν ἐκκληϲίαϲ; zu ὥϲτε mit inf. fut. vgl. K.-G. 2,506 (f). ἐνέβαλεν ⟨ 〉 αὐτὸν Die Überlieferung versucht man seit Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius 287 so zu verstehen, daß das Subjekt wechsele und somit der alte Perser Julian und die römischen Truppen nach Karmanien führe (s. hist. Komm.). Zwar kann Bidez, app. crit. zu p. 101,22 u. p. 107,32 für ersteres auf eine Parallele im Mart. Artem. verweisen, 70,6 f. (= Philost. 8,6a) ἐλθόντι δὲ αὐτῷ (d. h. Jovian) ἐπὶ τῆϲ τῶν Ῥωμαίων γῆϲ, τῇ τῶν Ἀνομοιητῶν αἱρέϲει προϲετέθη ἤγουν Εὐνομιανῶν; aber dies ist nicht der einzige Anstoß hier: Zum einen ist transitives ἐμβάλλειν in der an nicht belegt; es bezeichnet konkret ein Hineinwerfen oder wird in der übertragenen Verwendung mit Ausdrücken wie ϲυμφορά, ἔχθρα oder auch γραφαί als Objekt verbunden (vgl. LSJ s. v. I 1). Zum anderen wird ἐμ-

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βάλλειν bei Richtungsangaben nicht mit ἐπί, sondern mit εἰϲ oder dem bloßen dat. (z. B. Mart. Artem. 63,17 f. οἵαν [sc. ἀπόφαϲιν] ὁ ϲατανᾶϲ ὁ κατοικῶν ἐν τῇ ψυχῇ ϲου ἐμβάλῃ ϲοι) verbunden. 1 Angesichts all dieser Bedenken empfiehlt es sich nicht, hierin mit Bidez, Philostorgius LXI nur Ungeschicklichkeiten des Verfassers des Mart. Artem. zu sehen, sondern einen Überlieferungsschaden anzunehmen. Nun sind die beiden Wörter ἐνέβαλεν αὐτὸν jeweils für sich betrachtet unverdächtig: Ersteres paßt, intransitiv benutzt (LSJ s. v. II), gut in den Zusammenhang und kommt so auch häufig in den Philostorgzeugen vor, vgl. 3,7,1; 3,8,2; 10,9,5; 11,8,3. Letzteres bildet, wenn damit Julian gemeint ist, zusammen mit dem μετὰ παντὸϲ τοῦ ϲτρατεύματοϲ eine Klammer, die die Ortsangaben umfaßt. Zwischen beiden scheint aber Text ausgefallen zu sein, der berichtete, wie Julian und das Heer nach Karmanien gelangten: weil der alte Perser sie dorthin führte 2, z. B. ἄγοντοϲ ἐκείνου. Dabei gehört zu dem konjizierten gen. abs. die Ortsangabe ἐπὶ τὴν Καρμανίτην ἔρημον, während sich auf ἐνέβαλεν das εἰϲ ἀνοδίαϲ καὶ βάραθρα καὶ εἰϲ ἐρήμουϲ καὶ ἀνύδρουϲ τόπουϲ bezieht 3, das somit, weit ans Ende gerückt, den Kontrast bildet zu dem verheißenen τὰ βαϲίλεια τῶν Περϲῶν καὶ πάντα τὸν πλοῦτον αὐτῶν ἀμογητὶ παραλήψεϲθαι. Denkbar wäre auch, neben dem eingefügten ἄγοντοϲ das überlieferte αὐτὸν in αὐτοῦ zu ändern (Vorschlag von G. Staab). Durch einen gen. abs. mit dem Perser als logischem Subjekt wäre am Anfang des nächsten Satzes schneller klar, wer der πιέϲαϲ ist. Karmanitischen Einöde Ob hier die Korduene, in der Julian sein Ende (Amm. 24,8,4) fand, gemeint ist und eine Verschreibung vorliegt, bleibt offen. Ruf. Fest. 28,3 nennt die Madene, aus der eine Verschreibung sich ebenfalls ergeben könnte. Vermutlich ist aber Karmanien zu halten, vgl. meine Bemerkung in BMP, 435 Anm. 6. Im Zusammenhang mit der Alexanderhaftigkeit Julians beschrieb die Vorlage der Artemii Passio (also wohl Philost.), wie Julian tief ins Innere des persischen Reiches gelangte. Dazu gehörte gerade Karmanien, das Alexander nach dem Zug durch die

Eine Ausnahme ist Niceph. h. e. 12,37 (PG 146,876 D) (über einen auffälligen Stern) ἐπὶ τὴν μεγάλην ἄρκτον ἐνέβαλε τὴν μεγάλην ἄρκτον ἐνέβαλεν lautet. 2 Genauer gesagt, gab der Perser, Julians Alexanderimitation ausnutzend (s. hist. Komm. zu Karmanitischen Einöde), vor, sie dorthin zu führen. 3 Bidez, app. crit. z. St. verweist auf Soz. h. e. 6,1,12 ἐρημοτέροιϲ ἐνέβαλον τόποιϲ. 1

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Wüste Gedrosien erreicht hatte, vgl. dazu H.-U. Wiemer, Alexander der Große, München 2005, 152-154. (4) πιέϲαϲ ... ἐναποκτείναϲ S. zu 7,15,1 ϲυγκλείϲαϲ. πᾶϲαν τὴν ἵππον Vgl. Lampe s. v. ἵπποϲ II A. (5) τοῦτον μὲν οὖν ... εὐθέωϲ δὲ Die Erwartung, mit der Tötung des alten Persers weiteres Unheil zu verhindern, wird enttäuscht durch die ungewollte Begegnung mit dem feindlichen Heer. Die beiden Glieder gehören also eng zusammen (Bidez setzt hinter παρέπεμψαν nur einen Hochpunkt, während Kotter sogar einen neuen Absatz beginnen läßt). Mit καὶ ϲυμβολῆϲ fängt die Schilderung der Details der Schlacht an, weshalb hier stärker zu interpungieren ist. lief hierhin und dorthin Das Detail des Hin und Herlaufens wird auch bei Amm. 25,3,5 bezeugt, vgl. zudem Zos. 3,28,4: Der Kaiser stachelt die einzelnen Einheiten zum Kampf an. Wenn man die in der Artemii Passio und bei Photios erhaltenen Punkte zusammenzieht, entsteht in der Rekonstruktion das Bild eines Berichts, in dem Philost. eine auffällig genaue und in vielen Punkten mit Ammianus übereinstimmende Darstellung des Todes Julians bot. Selbstverständlich fehlten jedoch die Details über das Philosophieren auf dem Sterbebett. Im Gegenteil: Es ging um die Darstellung eines besonders unwürdigen und unphilosophischen Todes. Speerwurf zum Opfer Die Version des Philost. (vgl. 7,15,2) wird im Folgenden mit einer anderen Version, der vom göttlichen Pfeilschuss, verbunden. Die geschilderte Verwundung in der oberen Bauchdecke (6) ist eine Verbindung der beiden Verwundungsversionen (Unterbauch versus Flanke), s. dazu den Komm. zu Philost. 7,15,2. (6) ὡϲ ἐπὶ ϲκοπὸν Vgl. K.-G. 2,494 (5). ὁρμῆϲαν Transitiv, wie Bidez, Philostorgius 329 s. v. erkannt hat, vgl. LSJ s. v. A I. (8) heftigen Schmähungen seiner Götter Hier kehrt die Artemii Passio, nachdem sie die abweichende Version von dem gegen Christus und nicht gegen die Sonne geschleuderten Blut übernommen hat, wieder zur Version des Philost. zurück, vgl. den Komm. zu Philost. 7,15,6.

8. Buch Das achte Buch behandelt in seinen erhaltenen Resten die Regierungszeit Jovians und die Anfänge der Regierung des Valentinian I. und des Valens und einige in diese Regierungszeiten fallende religionspolitische Entwicklungen, insbesondere die Herausbildung einer gesonderten Hierarchie der Heterousier. In 8,1 und 1a geht es um die Ausrufung Jovians, den Friedensschluss mit den Persern und um die Bestattung Julians. In 8,2-4 wird der Aufbau einer heterousischen Sonderkirche in Kleinasien, der Levante und Syrien geschildert, wobei einige Querelen von Rivalen wie Theodoros und Phobos geschildert werden. Als Kaiser Jovian – so fährt Philost. 8,5 fort – sich darum bemüht, die vorjulianische Ordnung in der Kirche wiederherzustellen, versucht Athanasios ihn für die Homousie zu gewinnen, wird aber von Kandidos und Arrianos daran gehindert (8,6). Der Kaiser, der seine dogmatische Entscheidung zunächst offen lässt, wird später für die Sache der Heterousie gewonnen (8,6a). Der antiochenische Bischof Euzoios unterstützt weiter die Sache des Aetios und Eunomios gegen Eudoxios von Konstantinopel (8,7). Als Kaiser Jovian in Dadastana verstirbt, erhebt das Heer unter Beteiligung prominenter Amtsträger Valentinian, der anschließend seinen Bruder Valens zum Mitherrscher erhebt und mit ihm die Ressourcen teilt (8,8 und 8a). Die folgenden Kapitel behandeln diverse Aspekte der Theologie- und Bildungsgeschichte in den 60er Jahren des 4. Jh., nämlich die philosophische und medizinische Forschung in Alexandreia (8,9 f.), die wissenschaftliche und theologische Bedeutung von Basileios, Gregorios und Apollinaris (8,11-15), um abschließend die bedeutendsten Köpfe unter den Anhängern der homousischen und der heterousischen Lehre zu beurteilen (8,17-18). [B. B.]

8,1 (1) τῆϲ τε Νιϲίβεωϲ αὐτῷ ὑπεκϲτὰϲ καὶ τῶν φρουρίων Vgl. Zos. 3,31,1 ϲυνεδόκει ... Ῥωμαίουϲ ... ἐκϲτῆναι τοῖϲ Πέρϲαιϲ ... τῶν ... φρουρίων u. Zonar. 13,14,5 (III p. 70,12 f. B. αὐτοῖϲ, die Bidez, app. crit. z. St. zur Stützung seiner Änderung des überlieferten αὐτ(οῦ) anführt; durch das bei Gothofredus 106 gedruckte αὐτῆϲ

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erhielte Nisibis zudem ein im Vergleich zu den Festungen unverhältnismäßig großes Gewicht. Am Tag ... Jovian zum Kaiser Die Erhebung erfolgte einen Tag nach dem Tod Julians, am 27. Juni 363, vgl. Amm. 25,5,1. Philost. folgt hier der Tradition, dass Jovian einmütig durch das Heer erhoben wurde. Diese Einmütigkeit wird in den christlichen Quellen zweifelsohne übertrieben, vgl. Lenski, Election of Jovian, 496 andererseits wird auf die Erhebung durch das Gesamtheer durchaus auch in der profangeschichtlichen Tradition hingewiesen, vgl. Zos. 3,30,1 und Zonar. 13,14,1. Die tendenziöse Verzerrung dürfte also eher beim Jovian feindlich gesonnenen Bericht Ammians zu finden sein, der diesen relativ klaren Befund, der ihm bekannt war, durch die Darstellung verbiegt, dass nur eine kleine Gruppe (tumultuantes pauci, 25,5,4) einfacher Soldaten Jovian erhoben habe, vgl. hierzu A. Solari, La elezione di Gioviano, Klio 26 (1933) 330-335, hier 331 Anm. 5. Auch die übrigen Quellen, die von einer tumultuarischen Erhebung durch eine kleine Gruppe erzählen, sind mindestens so tendenziös wie diejenigen, die die Einmütigkeit übertrieben hervorheben. Them. or. 9,124 d–125 a muss die Erhebung Jovians als tumultuarisch darstellen, um sie von der harmonischen des Valentinian I. abzusetzen. Die mit Ammianus parallele Erzählung von Magnus von Karrhai (bei Jo. Mal. 13,24 p. 333 Bonn = p. 257 Thurn), die über die Abwesenheit des Heeres bei der Erhebung Jovians berichtet, verrät die gleiche julianfreundliche Tendenz wie Ammianus. Sie gehört in den Zusammenhang einer für Julian eingenommenen Grunderzählung, die man auf Oreibasios zurückführen könnte, vgl. zu dieser Grunderzählung Paschoud, Zosime I, LXIII mit weiterer Literatur. Zu Oreibasios als Quelle für die Erzählungen über den Perserkrieg Julians bereits H. Sudhaus, De ratione quae intercedat inter Zosimi et Ammiani de bello a Iuliano imperatore cum Persis gesto relationes, Diss. Bonn 1870. dreißigjährigen Vertrag Zum Frieden von dreißig Jahren, vgl. Amm. 25,7,14: foederata itaque pace annorum triginta. Vgl. Zos. 2,31,1. S. auch Rufin. hist. 11,1 (GCS 9,1002): 29 Jahre. Von dieser anscheinend historischen zeitlichen Begrenzung des Friedens ist die problematische Angabe, Nisibis sei für einhundertzwanzig Jahre abgetreten worden, zu trennen, vgl. zu letzterem A. Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites, Berlin 1997, 38. eine andere Rettungsmöglichkeit gab es nämlich nicht Philost. gehört also zu den Quellen, die die Notwendigkeit des Friedensschlusses betonten, vgl. Eutr. 10,17,1: qui iam turbatis rebus exercitu quoque inopia

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

laborante uno a Persis atque altero proelio victus pacem cum Sapore necessariam quidem sed ignobilem fecit. Bei Eutropius wird aber diese Notwendigkeit erst durch Niederlagen herbeigeführt, die nach dem Tod Julians stattfinden, vgl. zur angeblich völligen Umkehrung der militärischen Situation nach dem Tode Julians Zos. 3,29,1 (Perserreich wäre fast erobert worden) und Zos. 3,29,4 (nur wenige Soldaten denken nach dem Tode Julians überhaupt daran, die Ehre der Römer hochzuhalten). Zu der angeblich erst nach dem Tod Julians ausbrechenden Versorgungskatastrophe im römischen Heer und der (zum Frieden führenden) Zwangslage, vgl. Amm. 25,7,4 und Lib. or. 18,277 f. Bei Philost. ist wie bei den orthodoxen Kirchenhistorikern die Situation bereits durch die Kriegführung Julians hoffnungslos und der Friedensschluss aus diesem Grunde notwendig, s. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 86-89; Marasco, Filostorgio, 209. Dass der Friedensschluss in der schwierigen Situation der römischen Armee unabdingbar war, wird von Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt IV, 361-363 bestritten, im Anschluss an pagane Quellen, vgl. bereits zu Amm. 25,7,6-13 und Zos. 3,33 f. R. Turcan, L’abandon de Nisibe et l’opinion publique 363 ap. J.-C., in: R. Chevallier (Hg.), Mélanges Piganiol 2, Paris 1966, 875-890. Gegen diese Illusion s. jedoch G. Wirth, Jovian. Kaiser und Karikatur, in: Vivarium. FS Th. Klauser, (JbAC-Ergbd. 11) Münster 1984, 353-384. auf ein Zehntel geschrumpft war Die Nachricht, dass angeblich nur noch ein Zehntel des Bestands der Expeditionsarmee gerettet wurde, verwirft Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer I, 307 entschieden: „Eine solch hohe Ausfallsquote, die die Verluste bei der totalen Niederlage von Adrianopel 378 bei weitem überstiegen hätte, ist völlig unglaubwürdig.“ Zu verweisen ist immerhin auf die Parallele bei Jo. Lyd. men. 4,118 p. 156 sq. Wünsch, der von einer Reduktion des Perserfeldzugsheers von 170 000 auf 20 000 Mann berichtet. Bei schlecht versorgten und geplanten Feldzügen sind solche Zahlen an sich vermutlich nicht unrealistisch, wie die Parallele zum Schicksal der Grande Armée im Russlandfeldzug zeigt. Gleichwohl ist die gegen Julian gerichtete übertriebene Gesamttendenz zu berücksichtigen. Nisibis abtrat Die förmliche Abtretung von Reichsterritorien (zur dram des in der heidnischen Publizistik kritisierten Friedens von 363 dar. Philost. hat diese förmliche Abtretung nicht geleugnet.

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Festungen … gegen die Perser gedient hatten Nach Amm. 25,7,9 wurden fünfzehn Kastelle im Grenzgebiet abgetreten: petebat (der Perserkönig) (....) quinque regiones Transtigritanas: Arzanenam et Moxoenam et Zabdicenam itidemque Rehimenam et Corduenam cum castellis quindecim (...). Vgl. Zos. 3,31,1. Dieses Grenzgebiet besteht, wie die Reihung bei Ammianus zeigt, aus jenseits des Tigris, teilweise aber auch diesseits des Oberlaufs des Tigris gelegenen Kleinsatrapien. Sie entsprechen in etwa den Gebieten, die Rom im Frieden von 298 an sich gerissen hatte (auch wenn Sophanene und Ingilene anscheinend 363 bei Rom verblieben sind), vgl. dazu die Karte bei E. Winter / B. Dignas, Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koeexistenz, Berlin 2001, 150. Mit den von ihm genannten Festungen meint Philost. die großenteils namentlich nicht mehr bekannten Kastelle am Tigrisufer und in Ostmesopotamien (Kiphas, Bezabde etc.). Dazu s. E. Chrysos, Räumung und Aufgabe von Reichsterritorien. Der Vertrag von 363, BJ 193 (1993) 165-202, hier 177: „Wir werden daher die Vertragsbestimmungen so zu deuten haben, wie sie von Philostorgius verstanden wurden. Es wurden den Persern jene Kastelle überlassen, die wie eine Mauer gegen die Perser bis nach Armenien hin errichtet waren.“ Ein großer Teil dieser Burgen befand sich dabei in den bereits erwähnten armenischen Kleinsatrapien jenseits des Tigris, die als Teil eines Limessystems galten, vgl. Fest. 14,5 zum Frieden von 298: pace facta Mesopotamia est restituta et supra ripam Tigridis limes est reformatus, ita ut quinque gentium trans Tigridem constitutarum dicionem adsequeremur. Die Kontrolle der Kleinsatrapien jenseits des Tigris garantierte für Rom den Zugriff auf Armenien, das von 298 bis 363 zur römischen Hegemonialsphäre gehörte. Die meisten der Kleinkastelle waren nicht gegen Persien ausgerichtet, sondern befanden sich im Grenzgebiet zu Großarmenien. Es ist zu vermuten, dass Philost. nicht nur die Kastelle meint, die direkt dem sasanidischen Territorium gegenüberstanden, sondern „bis nach Armenien“ inklusiv gemeint ist und auch die Kastelle im Grenzgebiet zu (dem bis 363 zur römischen Einflusssphäre gehörenden) Armenien einschließt. Dann geht er in seiner Darstellung der Friedensbedingungen antizipierend von den Territorialverhältnissen aus, wie sie erst nach 363 bestanden. (2) περιφορὰν Vgl. Lampe s. v. 5. Merobaudes Aus profangeschichtlicher Tradition kann Philost. mit Merobaudes sogar den Leiter des Leichenzugs nennen. Die Rolle des Merobaudes ist nur bei Philost. belegt, während Amm. 25,9,12 für diese

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Funktion den späteren Usurpator Prokop nennt. Zu Merobaudes, der später magister militum (Zos. 4,17,1) und zweimal Konsul war (377, 383, das dritte Konsulat von 388 vermutlich unter Maximus, fand keine reichsweite Anerkennung) vgl. T. D. Barnes, Patricii under Valentinian III, Phoenix 29 (1975) 155-170, hier 159-161. sondern durch einen Zufall K. Ehling, Der Tetrarch Maximinus Daia, sein Grab bei Tarsos und Kaiser Julian, Historia 59 (2010) 252-255 hält die Bestattung Julians neben dem Grab des Maximinus Daia anders als Philost. nicht für Zufall. Vielmehr habe Julian selbst die Errichtung des Grabs des Maximinus Daia wegen der Nähe zu seiner eigenen Religionspolitik in Auftrag gegeben. Als Bestätigung für diese These könnte man vielleicht anführen, dass Zos. 3,34,4 im Zusammenhang mit der Bestattung Julians in einem Vorort von Tarsos erwähnt, Julian sei einer βαϲιλικὴ ταφή übergeben worden, was vielleicht als Hinweis auf eine schon existierende Grablege ausgedeutet werden kann. Bei Amm. 25,10,5 baut Jovian das Grab Julians in Tarsos aus, wobei er einer Anweisung Julians folgt (vgl. 23,2,5). Bei Gr. Naz. or. 21,33 (SC 270,180) verhindert ein Erdbeben eine geordnete Bestattung Julians in seinem Grab in Tarsos, vgl. auch or. 5,18 (SC 309,328). Das Grab lag, wie die Formulierung Philostorgs zeigt, an einer Ausfallstraße, vgl. zur Bestattung „knapp außerhalb“ von Tarsos Lib. or. 18,306; Amm. 25,9,12 (in suburbano Tarsensi) sowie 25,10,5; Zos. 3,34,4; Sym. Log. 90 (CFHB 44,114); Zonar. 13,13,23. Die Überführung nach Konstantinopel fand erst viel später statt, vgl. Zonar. 13,13,25. Marasco, Filostorgio, 155 f. erkennt im expliziten und exklusiven Hinweis des Philost., dass Julian nur aus Zufall neben Maximinus Daia ruhte, wieder die besondere Geschichtsdeutung des Autors, für den Zufälle letztlich auf einen höheren Wink Gottes beruhen, der hier demonstriert, wie es Christenverfolgern ergeht. Diese Deutung hat viel für sich.

8,1a ἐν τῷ μεταιχμίῳ τοῦ ϲτρατοπέδου Wenn richtig überliefert, ist τοῦ ϲτρατοπέδου als kollektiver Sg. für das Heeresaufkommen sowohl der röm De admin. imp. 21,85-87 M.-J. εἰϲελθόντων τῶν δύο γερόντων ἀναμέϲον τῆϲ παρεμβολῆϲ τοῦ πολέμου τῶν δύο μερῶν καὶ ϲταθέντων ἐν τῷ μεταιχμίῳ τοῦ ϲτρατοπέδου ἀντιπροϲώπων. Allerdings könnte

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τοῦ ϲτρατοπέδου ein durch das folgende ὑπὸ τοῦ ϲτρατοπέδου bedingter Influenzfehler sein, so daß es zu streichen (so Batiffol, Fragmente der Kirchengeschichte des Philostorgius 288) oder in den pl. zu ändern wäre. Nisibis ohne seine Bewohner … Hunger und Seuche Die Artemii Passio zeigt, dass in der Originalversion des Philost. die dramatische Evakuierung von Nisibis erwähnt war, die bei Photios nicht gesondert zur Sprache gebracht wird. In der Originalversion wurde auch, in Entsprechung zu anderen Quellen, die Notwendigkeit des Friedensschlusses vor dem Hintergrund der hohen Verluste des Heers hervorgehoben. Im Philost.-Exzerpt des Photios wird diese Dezimierung betont (in übertriebener Weise). In der Artemii Passio werden dagegen die Gründe genannt: Hunger und Seuche.

8,2-6 1 2. (1) διανέϲτηϲαν S. zu 2,1a,3; vgl. 4 ἀναϲτῆϲαι εἰϲ τέλοϲ ἀγαγεῖν. καθίϲταϲαν Leichtes Anakoluth (statt καθίϲταντεϲ), bedingt wohl durch das pointierte καὶ δὴ καὶ. das Schreiben zu Aetios Zu diesem Schreiben (τόμοϲ) aus der Zeit Julians s. Philost. 7,6. (2) Kandidos und Arrianos Die beiden waren Verwandte des Kaisers Jovian, wie in Philost. 8,6 deutlich wird. Neben ihrer moralischen Reinheit war dies nach Ansicht von Kopecek, History of Neo-Arianism, 419 f. ein wichtiger Grund, sie zu Metropoliten von Lydien und Ionien zu machen. Theodulos Theodulos beginnt seine Karriere als Bischof von Keretapa in Phrygien. Zu Keretapa, das, wie bei Philost., oft in pseudoetymologischer Weise verschrieben wird, vgl. Robert, Villes d’Asie Mineure, 105121. Es befand sich in der Nähe von Kolossai und trug den zusätzlichen Namen Diokaisareia, der sich im modernen Ortsnamen Kayser-Yeşilova erhalten hat. Theodulos wurde im Konzil von Seleukeia als führender Akakianer abgesetzt, vgl. Socr. 2,40,43. Er gehörte nur nach der Erzählung des Philost. zu den Anhängern des Aetios. Welchen Bischofssitz er in Palästina eingenommen haben soll, wird nicht gesagt, anscheinend hatte er wie vie Provinz, für die er eine Gesamtzuständigkeit beanspruchte. 1

Κωϲταντινουπόλει p. 105,3 Bidez, Philostorgius (hier 8,2,1) ist ein Druckfehler.

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

Poimenios Die Erhebung des Poimenios in Konstantinopel erfolgt zu Lebzeiten des Aetios und noch vor der Usurpation des Prokop im Herbst 365. Dagron, Naissance d’une capitale, 445 Anm. 8 datiert diese Ordination des Poimenios bereits in die Zeit Julians. (3) zu entschiedener Gegnerschaft veranlasste Letztlich ist damit also Eudoxios trotz der Poimenios-Affäre, die auch in der Erzählung des Philost. durchaus als Provokation der Gegenpartei erscheint, für die Trennung verantwortlich, während bei den orthodoxen Kirchenhistorikern die Spaltung der bis dahin noch geschlossenen homöischen Gruppierung von Eunomios ausgeht. Nach Socr. 4,13,1 f. trennt sich Eunomios von Eudoxios, weil dieser den Aetios nicht zurückruft. Eunomios wird dabei vom unzutreffenden Glauben geleitet, Eudoxios habe eine andere Meinung als er selbst. Eine deutlich andere Version bietet Soz. 6,26,5-7: Eunomios bricht die Beziehungen ab, angeblich, weil Eudoxios auf die Verleumdungen der Kleriker von Kyzikos eingegangen sei, in Wirklichkeit aber wegen der Nichtwiedereinsetzung des Aetios; ähnlich die lange Erzählung bei Thdt. h.e. 2,30(29),2-11. Der tendenziöse Charakter der Darstellung des Philost. und gleichzeitig deren Verbindung mit der Mehrheitsversion zeigt sich darin, dass Philost. durchaus weiß, dass die Nichtumsetzung der Restitution des Aetios den Ausschlag dafür gibt, dass Aetios und Eunomios von sich aus eine eigene Kirchenorganisation bilden. Gleichwohl ist es dann Eudoxios, der für den letzten Schritt der Entzweiung verantwortlich gemacht wird, deren Anfänge er ebenfalls zu verantworten hat (s. auch Philost. 8,4,5). (4) ἀναϲτῆϲαι + inf. s. zu 1 διανέϲτηϲαν. Koetschaus 267 Vorschlag, hinter ἀναϲτῆϲαι ein καὶ einzufügen, scheitert an der Fortsetzung des Satzes: εἰ δὲ μή, αὐτόϲ γε καθηγήϲεϲθαι τοῦ ἐκεῖϲε πλήθουϲ, ὅϲον τὴν ἐκείνου γνώμην ἠϲπάζετο. (5) Serras, Stephanos und Heliodoros Diese Bischöfe wurden, wie auch die griechische Formulierung letztlich zeigt, nicht neu eingesetzt, sondern übernahmen nur offen die Verteidigung der Angelegenheiten der Eunomianer. Vgl. Woods, Aspects of the Arian Controversy, 615. (6) und ihr Leben vergöttert Philost. sparte mit Sicherheit nicht an Details, um die „heiligen Männer“ der heterousischen Richtung zu idealisiere fen der Mehrheitskirche gegenüberzustellen. Zur Überhöhung vgl. Philost. 9,1 und die Einleitung, S. 50 f. Damit stellt die neue aufgebaute Hierarchie eine Kirche der Heiligen dar, die der korrupten Großkirche gegenüberge-

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stellt wird. Nach Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 278-280 soll die Gründung der neuen Hierarchie nur eine Aushilfe gewesen sein, um „the failure to restore Aetius“ zu bewältigen. Die Gründung einer „parallel hierarchy was thus an attempt to respond to a specific theological and pastoral need.“ Die heterousischen Bischöfe seien nur ein Mittel zum Zweck gewesen, angestrebt sei weiterhin ein Arrangement mit der übrigen Hierarchie. Wegen der starken Idealisierung und Überhöhung der neuen heiligmäßig agierenden Bischöfe ist dies zumindest nicht die Sicht des Philost. gewesen, der schon von der Gründung einer Gegenkirche der Heiligen ausging, die er in einen scharfen Kontrast zur Amtskirche brachte. Zur neuen Kirche gehörten allerdings auch Angehörige der früheren Hierarchie, wie z. B. Serras, Stephanos und Heliodoros. 3. ⟨πρὸϲ〉 τὰϲ διὰ τῶν γυναικῶν ἡδονὰϲ ἀποκλῖναι Valesius, Annot. 145 f. verweist für seine Einfügung auf die folgenden Nachrichten über Theodosios (8,4,1 f.). ὡϲ ... ἀνυψωθῆναι S. zu 4,2a,1, wenn richtig überliefert; man erwartet ἀνυψώθη oder ἀνυψωθείη (nach Bidez, Philostorgius XVI einer der Sätze, in denen sich die Eile des Photios verrate). ἂν ... ϲυμπλαϲθήϲονται S. zu 1,6e,1 μὴ ἂν ... γενήϲεϲθαί ποτε. χεῖρεϲ Läßt sich als Pendant zu φθέγγοιτο allenfalls durch die im Mittelmeerraum vorhandene große Bedeutung der Gestik beim Reden erklären (vgl. C. Sittl, Die Gebärden der Griechen und Römer, Leipzig 1890, 4854). Insofern sind Amidons Zweifel nicht unbegründet, denn das eigentliche Sprechwerkzeug ist der Mund bzw. die Lippen, weshalb seine Konjektur χείλη erwägenswert ist (Philostorgius 113 Anm. 9). 4. (2) κοινωϲάμενοϲ (εἷϲ - ἀπαράλλακτον) οὗτοι Leichtes Anakoluth, bedingt durch die lange Parenthese. Phoibos Für Phobos ist die Form Phoibos einzusetzen, vgl. Epiph. haer. 73,26,5 (GCS 37,300,23) und Socr. 2,40,45. Aus Epiphanios weiß man, dass Phoibos Bischof von Polychalandos-Polykalana in Lydien war. (3) veranstalteten eine Synode Von dieser Synode ist sonst nichts bekannt. Maris Zu Maris von Chalkedon als Mitanführer der Homöer s. Philost. 5,3. (4) ὡϲ παρὰ (ὥϲπερ B) θεϲμὸν ροτονίαϲ ... ὡϲ παρὰ τὴν κοινὴν νεωτεριϲθείϲαϲ γνώμην (Gothofredus, Diss. 328).

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(E 7) Philostorgios, Kirchengeschichte

μάλιϲτά γε καὶ Zur Einleitung eines neuen, betonten Kolons, vgl. Phot. Amph. 180,69-74 καὶ ἄλλων δ’ ὥϲπερ ἰνδαλμάτων τινῶν καὶ εἰκαϲμάτων ... δυναμένων ἀπὸ τῶν ὑϲτέρων παραληφθῆναι, δι’ ὧν ἔϲτιν εἰϲ τὸ ἀμήχανον ἐκεῖνο καὶ ἀνέκφραϲτον κάλλοϲ τῆϲ ὑπερουϲίου καὶ ὑπερφυοῦϲ θεότητοϲ ἐνατενίζειν, μάλιϲτά γε καὶ ὅτι μηδὲ χαλεπὸν διὰ τῆϲ προειρημένηϲ μεθόδου τοιαῦτα ϲυλλέγειν und hom. 9,11 p. 98,1316 Laurd. ἡδέωϲ ἄν, εὖ ἴϲτε, καὶ πολλῷ ῥέων ὑμῖν ἐπέϲτην, εἰ καὶ ἀχρήϲτῳ, τοῦ λόγου τῷ ῥεύματι τῶν παρθενικῶν θαυμάτων ἐλλιμνάζειν ἐμοὶ καὶ πλημμυρεῖν παρεχομένων, μάλιϲτά γε καὶ ὑμᾶϲ ὁρῶν προθύμωϲ ... τὰϲ ἀκοὰϲ ἀναπεταννύνταϲ. Vergleichbar ist die fortführende Funktion des γε in ἔπειτά γε, vgl. Denniston 145 f. Es bezieht sich hier auf das τε in τήν τε χειροτονίαν. ὁ δὲ 1 καθελκόμενοϲ Zu δὲ nach Partizip s. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. τὰϲ περὶ Κάνδιδον ⟨καὶ Ἀρριανὸν〉 χειροτονίαϲ In den Philostorgzeugen wird bei der Wahl einzelner Personen stets der sg. von χειροτονία benutzt, nicht der pl., der nur hier und in der verallgemeinernden Bemerkung 8,4,5 κατὰ τῶν παραϲχόντων ἢ τῶν δεξαμένων τὰϲ χειροτονίαϲ erscheint. Außerdem werden 8,2,2, 8,4,1, 8,6 u. 8,7 Kandidos und Arrianos zusammen erwähnt. Daher ist mit Loofs (bei Bidez, app. crit. z. St.) der zweite Name zu ergänzen. ἀλλὰ γὰρ Vgl. 8,17,2 u. Denniston 105 f. („progressive“). 5. versetzte die Kirchen in ihren alten geordneten Zustand Philost. ist in seiner Darstellung der Korrekturen der Religionspolitik Julians durch Jovian im Verhältnis zu anderen Kirchenhistorikern relativ zurückhaltend. Zu Jovian als Anti-Julian bei Rufin. hist. 11,1 (GCS 9,1001) vgl. Thelamon, Païens et chrétiens au IVe siècle, 309. Bei Rufinus und in der übrigen orthodoxen Tradition (Socr. 3,22,4; Soz. 6,3,1; Thdt. h.e. 4,1,4-6) macht Jovian bereits die Annahme seiner Wahl zum Kaiser davon abhängig, dass sich das Heer zum Christentum bekennt. Zur Wiederherstellung der Stellung des Christentums durch Jovian vgl. Hist. aceph. 4,1-4 (SC 317,152), und (in Richtung einer Exklusivität des Christentums) übertreibend Soz. 6,3,3. Zur Rückberufung aller unter Julian verbannten Bischöfe durch Jovian vgl. Gr. Naz. or. 21,33 (SC 270,180). Theben Vgl. Philost. 7,7,1 mit Komm. Die Schreibweise ὁ δὲ` mit doppeltem Gravis in B, die eine der recc. als ὁ δεὸν gedeutet hat, woraus Valesius, Annot. 146 ein ὃ δέον gemacht hat (vgl. Bidez, app. crit. z. St.), findet sich bei δὲ z. B. auch 9,6,1 (ὁ δὲ ὑπελθὼν) u. 9,18 (τοῦ δὲ θᾶττον τελειωθέντοϲ) sowie 8,8,6 bei μὲν (τὸν μὲν εἰϲ Κωνϲταντινούπολιν). 1

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6. κοινὴν Vgl. Diggle zu Theophr. char. 5,3 (S. 227). zu ihm nach Edessa Zum Aufenthalt Jovians in Edessa vgl. Cod. Theod. 7,4,9 vom 27. September 363 = Cod. Just. 12,37,2. Zu Kandidos und Arrianos s. Philost. 8,2 und 4. traten Athanasios … in den Weg Die Anhomöer wollten also verhindern, dass Athanasios beim Werben um Jovian erfolgreich war, womit sie, wie aus der Kombination des Photios-Exzerpts mit 8,6a hervorgeht, nach dem Bericht des Philost. durchaus erfolgreich waren. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 169 Anm. 73 nimmt an, dass Photios hier den ursprünglichen Text geändert habe. Denn es sei kaum glaubhaft, dass Kandidos und Arrianos dem Athanasios zuvorkommen wollten. Vielmehr sei ihre Aktion gegen den antiochenischen Bischof Euzoios gerichtet gewesen: „Vermutlich hat Photios oder ein anderer orthodoxer Leser den Text des Philostorgius hier geändert oder kommentierend ergänzt.“ M. E. handelt es sich aber hier um die bewusste tendenziöse Korrektur der athanasianischen Geschichtsperspektive durch Philost. Das Werben des Athanasios um Jovian wird in der athanasianischen Tradition ausführlich gewürdigt. In dieser Tradition wird zutreffend davon berichtet, dass Jovian den Athanasios auf den Stuhl von Alexandreia zurückberief. Dabei wird aber stark überzeichnet und Jovian in einen nicht existierenden Kontrast zu Constantius II. gebracht, vgl. Rufin. hist. 11,1 (GCS 9,1002): nec tamen incaute ut Constantius egerat, sed lapsu prodecessoris admonitus honorificis et officiosissimis litteris Athanasium requirit. Vor allem aber wird der Kontakt Jovians mit Athanasios sofort mit einem kaiserlichen Bekenntnis zur nizänischen Orthodoxie gleichgesetzt. Athanasios soll um Belehrung gebeten worden sein und die Lenkung der kaiserlichen Kirchenpolitik übernommen haben, vgl. dazu Hist. aceph. 4,4 (SC 317,152); Rufin. hist. 11,1 (GCS 9,1002) Soz. 6,5,1. In der wohl unechten Epistula Ioviani (vgl. hierzu Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 171 Anm. 82; anders zuletzt Karmann, Meletios, 334 Anm. 14) hat sich diese Sicht niedergeschlagen, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 180. Der Brief des Athanasios an Jovian, den einige Bischöfe aus der Delegation einer alexandrinischen Synode mit unterschrieben haben, ist zwar echt und es kann wohl weiterhin davon ausgegangen werden, dass Jovian sich tatsächlic Stockhausen, Athanasius in Antiochien, 95 f. Dagegen sind die Apologien des Athanasios De incarnatione und Contra gentes nicht, wie lange angenommen, für Jovian verfasst worden, vgl. Ch. Kannengiesser, La date de

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l’apologie d’Athanase „Contre les païens“ et „Sur l’incarnation du verbe“, RSR 58 (1970) 383-428. Es ist auf jeden Fall unzutreffend, wenn H. Nordberg, Athanasius and the Emperor, Helsinki 1963, 60 f. die Aussage formuliert, Athanasios sei in gleicher Form der Hauptratgeber Jovians gewesen wie Eusebios von Nikomedeia bzw. Valens von Mursa unter Konstantin und Constantius II. Gerade im entscheidenden Punkt, der Frage der Lösung des antiochenischen Schismas, ist Jovian auf die Empfehlungen des Athanasios nicht eingegangen. Die Tatsache mindestens eines Treffens zwischen Athanasios und Jovian ist nicht zu leugnen, und wird auch von Philost. eindeutig bezeugt. Dies geht daraus hervor, dass der Kaiser offenkundig das Votum beider Parteien angehört hat. Athanasios traf allerdings nicht in Edessa, sondern (in der zweiten Septemberhälfte 363) in Hierapolis auf Jovian, vgl. zu Hist. aceph. 4,4 (SC 317,152) v. Stockhausen, Athanasius in Antiochien, 87. Im fortgeschrittenen Herbst könnte es zu einem zweiten Treffen in Antiocheia gekommen sein, bei dem dann die Epistula ad Iovianum übergeben wurde. keiner Seite gegenüber eine klare Entscheidung Philost. reduziert den Wettbewerb der Parteien auf die Homousier um Athanasios einerseits und die Anhomöer andererseits. Zum Streit der christlichen Gruppierungen, insbesondere der Homöusier gegen die Homöer, vgl. Socr. 3,24,1-4 und 25,1; Soz. 6,4,3 f. mit Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 168 f. Athanasios berichtet von einer homöischen Gegengesandtschaft des Lucius, die im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Besetzung des Stuhls von Alexandreia stand, vgl. die offenkundig von Athanasios bearbeiteten Protokolle der Petitiones Arianorum in Athanasius Werke 2,8 p. 358-361 (vgl. zur homöischen Gesandtschaft Hist. aceph. 5,7 [SC 317,158] sowie Soz. 6,5,2-4), zur Neubewertung der Petitiones s. v. Stockhausen, Athanasius in Antiochien, 97-100. Im Umgang mit dem Bittgesuch des Basileios, der unter Julian nach Ankyra zurückgekehrt war, und den übrigen als Makedonianern charakterisierten Homöusiern (Socr. 3,25,4 f. und 19) zeigte Jovian überhaupt keine Absicht, sich für eine kirchliche Position zu entscheiden. Vielmehr soll er sich – so Sokrates – zum Feind aller innerkirchlichen Auseinandersetzungen erklärt und nur angekündigt haben, diejenigen zu bevorzugen, die die Einheit der Kirche erhalten. De facto hat aber Jovian die Wieder Constantius II., also die Wiederherstellung der homöischen Positionen, beabsichtigt, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 167 f. mit Anm. 65; von Stockhausen, Athanasius in Antiochien, 87.

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8,6a ἐλθόντι δὲ αὐτῷ ... προϲετέθη Zum Anakoluth vgl. 8,8a,1 und s. zu 7,15a,3 ἐνέβαλεν ⟨ 〉 αὐτὸν. zum Gebiet der Römer gekommen war Die dogmatische Entscheidung des Jovian findet angeblich statt, sobald Jovian auf römisches Territorium gelangt ist. Dazu passen die Nachrichten bei Photios, der die Debatte in Edessa lokalisiert, in gewisser Weise. Denn nach den im Friedensvertrag von 363 geregelten Abtretungen war Ostmesopotamien verloren, so dass das noch östlich des Euphrat gelegene Edessa (Urfa), wenn man vom Osten kam, einer der ersten Orte auf dem nunmehr reduzierten römischen Gebiet war. Aber aus Photios erfährt man gerade, dass in Edessa die Entscheidung noch offengelassen wurde. Vermutlich verkürzt hier die Artemii Passio: In Edessa, auf römisches Gebiet gelangt, hielt Jovian die Sache noch offen. Als er weiter in das Innere des Römischen Reiches vorrückte, fiel die Entscheidung. schloss er sich der Häresie … an Die Artemii Passio bezeichnet damit das eine Extrem in der Bandbreite, was die religionspolitische Entscheidung Jovians betrifft. Das andere Extrem ist die angeblich radikale Parteinahme Jovians für die Orthodoxie und für Athanasios als deren Vorkämpfer bei Theodoretos, während bei Sozomenos das Engagement für das Nicaenum gemäßigter ausfällt und bei Sokrates die duldsame Vermittlung zwischen den Positionen im Vordergrund steht, vgl. zu den Unterschieden in der Bewertung Jovians bei den orthodoxen Kirchenhistorikern, Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 172 f. Es stellt sich die Frage, wie die Differenzen zwischen der Artemii Passio und dem Philost.Exzerpt des Photios zu erklären sind und wie im Original des Philost. die religionspolitische Entscheidung Jovians aussah. Im Philost.-Exzerpt lässt Jovian nämlich die dogmatische Entscheidung noch offen, indem er nach einer Debatte zwischen Athanasios und den eunomianischen Bischöfen, von der die übrige Tradition nichts weiß, die Sache an ein Schiedsgericht verschiebt. Man könnte also annehmen, dass Philost. die religionspolitische Entscheidungsfindung Jovians in der Art von Gr. Naz. or. 21,33 (SC 270,180-182) geschildert hat, vgl. die Paraphrase von Hauser-Meury, Prosopographie, 101: „Er suchte nach der wahren christlichen Lehre, um eine Einigung der gesamten Kirche zu erzielen, oder wenn das nicht gelänge, sich selbst zum besten Teil zu schlagen.“ Wenn in der Artemii Passio dagegen die Entscheidung zugunsten der Eunomianer ausfällt (die als Antihomousier die eigentlichen Gegner des Athanasios sind), ist durchaus zu

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vermuten, dass die Artemii Passio hier den Inhalt des Originals zutreffend wiedergibt. Jovian, der den Glaubensheroen Valentinian wieder aufgenommen und die Maßnahmen Julians rückgängig gemacht hat, entscheidet sich für die angeblich richtige Religionspolitik, allerdings, wie aus dem Philost.-Exzerpt des Photios hervorgeht, erst nach sorgfältiger Prüfung der Positionen, bei der sich, entsprechend der Tendenz des Philost., selbstverständlich die anhomöische Position als die wahrheitsgemäße herausstellt. Philost. kann daher, auch wenn die Nachricht über die Aufschiebung der religionspolitischen Entscheidung Jovians im Philost.-Exzerpt zunächst diesen Eindruck erwecken könnte, nur eingeschränkt als Beleg für die besonders von heidnischen Autoren betonten Toleranz Jovians (vgl. Lib. ep. 1119 [Bitte des Strategius um Toleranz]; Them. or. 5,67 b und 69 a-b; s. auch Socr. 3,25,20) bzw. für die auf Ausgleich und Frieden bedachte Vermittlungspolitik (Socr. 3,24,4; 25,4 und19) gelten.

8,7 f. 7. unter Hinzuziehung des Elpidios Als Eudoxios in Konstantinopel inthronisiert wurde, war auch ein Bischof Elpidios anwesend. Die Identität mit dem Beistand des Euzoios ist unsicher, s. den Index bei Bidez, Philostorgius, s. v. Elpidios (2) und (3). getroffenen Vereinbarungen Euzoios blieb also der Darstellung Philostorgs zufolge sehr lange bei der Partei des Aetios, vgl. den Komm. zu Philost. 6,5. Die eingehende Charakterisierung des Inhalts der Briefe des Euzoios könnte ein Beleg dafür sein, dass Philost. Briefe vorlagen, vgl. Bidez, Philostorgius, CXXXIV f. 8. (1) den einen seiner beiden Söhne Der Passage bei Philost. ist zu entnehmen, dass Jovian zwei Söhne gehabt haben muss, von denen der eine anonym geblieben ist, vgl. auch PLRE 1,461 Iovianus 3. Varronianus (PLRE 1,946 Varronianus 2), der Sohn des Kaisers und der Charito, war auch sein Kollege im Konsulat im darauf folgenden Jahr 364, vgl. Amm. 25,10,11 und 17. Die von Ammianus beschriebene Szene, in der das Kleinkind sich weigert auf dem kurulischen Sessel gefahren zu werden, fand nach dem Adventus in Ankyra beim suln statt, vgl. hierzu L. Sguaitamatti, Der spätantike Konsulat, Freiburg 2012, 144. Die Ernennung zum nobilissimus muss im Zusammenhang mit diesen Adventusfeierlichkeiten stattgefunden haben. An der Feier von An-

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kyra nahm auch Themistios mit einer Ansprache teil, vgl. Them. or. 5,70 c-d mit R. Errington, Themistius and his Emperors, Chiron 30 (2000) 861904, hier 874-878. (2) gingen unterwegs zugrunde Philost. ist der einzige, der solche dramatischen Umstände beim Vormarsch der Armee des Jovian nennt. Die Eile, Konstantinopel zu erreichen, mag einen solchen Vormarsch im Winter erklären. Dadastana In einer großen Zahl von Quellen als Todesort Jovians belegt, vgl. Kienast, Kaisertabelle, 326; PLRE 1,461 Iovianus 3. (3) ὥϲτε Bei beabsichtigter Folge, vgl. K.-G. 2,502 (β); Blass / Debrunner § 391,3. τῶν νεοχρίϲτων τοίχων ἀνεδίδοτο Zum gen. vgl. 3,11,14 χρυϲιτίδων οἱονεὶ τριχῶν αὐτοφυῶν τῆϲ ἐκείνῃ γῆϲ ἀναδιδομένων. τοὺϲ ἀναπνευϲτικοὺϲ πόρουϲ Vgl. Meyer, Médecine et théologie 437 mit Anm. 35. durch Ersticken den Kaiser Eine große Zahl profangeschichtlicher Quellen beschreibt detailliert den Unfalltod Jovians, bei dem in verschiedenen Varianten folgende Elemente kombiniert werden: frisch gekalkte Wände, (reichliches bzw. vergiftetes) Essen (bei Philost. nicht erwähnt), Schlaf und Kohlebecken, vgl. Eutr. 10,18,1; Amm. 25,10,12 f.; Zonar. 13,14,11 f. Für eine Darstellung der Varianten vgl. Bleckmann, Reichskrise des III. Jahrhunderts, 393-395. Bei Ammianus Marcellinus ist vielleicht ein kohärenter Gesamtbericht in drei Versionen aufgelöst worden, nämlich Tod durch die Ausdünstungen einer frisch gekalkten Wand, Tod durch Kohleausdünstungen, Tod durch unmäßiges Essen, vgl. Eutr. 10,18,1: multi exanimatum opinantur nimia cruditate (inter cenandum enim epulis indulserat), alii odore cubiculi, quod ex recenti tectorio calcis grave quiescentibus erat, quidam nimietate prunarum, quas gravi frigore adoleri multas iusserat. Die Berührungen zwischen Eutropius und Ammianus sprechen dafür, dass diese Faktoren zunächst voneinander unabhängige Varianten darstellten. Vgl. auch Hier. epist. 60,15,3, der nur eine der drei Todesursachen erwähnt (fetore prunarum suffocatus interiit). S. auch Soz. 6,6,1, der in der Sache eng mit Eutropius übereinstimmt. Philost. hat einige dieser Faktoren dann zu einer Gesamterzählung verbunden. (In gleic strang, die Leoquelle, zu gelten.) In einigen Punkten stellt sich Philost. gegen die ihm vorliegende Grunderzählung, indem nicht auf die Maßlosigkeit des Alkohol- und Nahrungskonsums hingewiesen, sondern im Gegen-

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teil betont wird, dass Jovian nur „etwas Nahrung“ zu sich genommen hatte. Zonaras hat diese (ihm aus der Zwillingsquelle bekannte) Nachricht, mit der letztlich aus Eunapios stammenden Nachricht verbunden, Jovian sei an einem vergifteten Pilzgericht gestorben. Marasco, Filostorgio, 212 sieht insgesamt in der Darstellung des Todes Jovians bei Philost. eine positive Tendenz, in der es durch die genaue Beschreibung des Unfalltodes darum gegangen sei, Jovian vom Vorwurf der „intemperanza alimentaria“ zu befreien. Theodoretos (h.e. 4,5,1) hat den Unfalltod an sich schon als unvereinbar mit seinem positiven Jovianbild empfunden und lässt den Kaiser vielmehr vorbereitet nach Empfang der Sakramente versterben, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 206. Auch die anderen kirchenhistorischen Berichte sind, mit Ausnahme von Sozomenos, was Details zum Tod Jovians betrifft, sparsam, vgl. Ruf. hist. 11,1 (GCS 9, 1002); Socr. 3,26,4 f. (nur Verweis auf Krankheit). Die Fülle an Varianten zum Tod Jovians bietet ein Paradebeispiel dafür, wie sich die historische Erfindung schon wenige Jahre nach einem historischen Ereignis verselbständigte. Die ungeklärten Todesumstände von Kaisern regten in besonderer Weise die Phantasiebildung an, wie sich auch an den zahlreichen Alternativberichten zum Tod Valentinians II. zeigt, s. den Komm. zu Philost. 11,1,5. Bei Jovian musste darüber hinaus erklärt werden, warum ein guter und christlicher Kaiser nach nur wenigen Monaten der Regierung verstarb, ein Problem, das Augustinus im Zusammenhang mit Gratian behandelt hat. (4) ϲυνεφαψαμένου ... τῇ πράξει Man erwartet den gen. (vgl. Bidez, app. crit. z. St.), doch vgl. Phot. ep. 234,188 f. εἴη δέ μοι καὶ τὸ θεῖον τῇ τε ψήφῳ καὶ τῇ ἐλπίδι ϲυνεφαπτόμενον und Amph. 77,29-31 τοιαύταιϲ αἱ Πλατωνικαὶ ἰδέαι περινοίαιϲ ἐξητάζοντο πολλῶν ὄντων καὶ παλαιοτέρων λόγων ϲυνεφαπτομένων ἡμῶν τῷ βουλήματι. Γλαίφου Der falsche Name (statt Δαγαλαίφου, was Gothofredus, Diss. 335 erkannt hat) geht möglicherweise bereits auf einen Fehler des Photios zurück und nicht erst der Hs. als inzwischen zwölf Tage vergangen waren Jovian verstarb am 17. Februar, Valentinian wurde am 25. Februar 364 erhoben. Valentinian hatte die Ausrufung für den unglücksbringenden (und als dies imperii ungeeigneten) 24. Februar verweigert und deshalb die Vakanz um einen Tag verlängert, vgl. zum dies bissextus Zum Problem, das dieses Datum für den im spätantiken Rom üblichen Schalttag bereitet, s. Tomlin, 467 f. Die Angabe Philostorgs über die Dauer des Interregnum bereitet damit Probleme, vgl. Tomlin, 470: „Philostorgi-

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us’ twelve days (HE VIII 6) seems to be an error.“ Auch wenn der 24. Februar 364 als Schalttag doppelt gezählt wurde und der 17. und 25. Februar mitgerechnet werden, kommt man nur auf zehn Tage, vgl. Amm. 26,1,5 mit den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXVI, 22: „period between Jovian’s death in the early hours of 17 February and Valentinian’s official accessio to the throne.“ Ob Philost. sich geirrt, eine von Ammianus abweichende Quelle benutzt oder aber durch eine Variante den Anschein selbständiger Informationsbeschaffung geben wollte, ist nicht zu eruieren. patricius Datianus Der Bericht Philostorgs bietet die meisten prosopographischen Details über die Personen, die an der Erhebung Valentinians beteiligt waren. Die Würdenträger, die an der Erhebung beteiligt sind, spielten teils am Hofe des Constantius II., teils an dem Julians (seit seiner Zeit als Caesar in Gallien) eine herausragende Rolle und beide Fraktionen hatten sich bereits bei der Erhebung Jovians geeinigt. Zu den verschiedenen Wählergruppen vgl. Amm. 25,5,2, der die Parteiung Arintheus et Victor et e palatio Constanti residui von einer gallischen Spitzengruppe (Nevitta et Dagalaifus proceresque Gallorum) unterscheidet, s. dazu Tomlin, The Emperor Valentinian, 23-28; Lenski, Election of Jovian, 493 f. Datianus, Konsul des Jahres 358, hatte, wie auch der ihm durch Constantius verliehene patricius-Titel zeigt (vgl. zu dessen Bedeutung die Ausführungen zu Montius im Komm. zu Philost. 3,26a), herausragenden Einfluss als Berater des Constantius, zu seiner Eigenschaft als „Nestor“ und Ratgeber des Constantius vgl. Lib. ep. 114; 490; 1184 etc., vgl. PLRE 1,243 f. Datianus 1; C. Olariu, Datianus, Valentinian and the Rise of the Pannonian Faction, Historia 54 (2005) 351-354 (unergiebig). Der patricius-Titel des Datianus ist außer bei Philost. noch im Cod. Theod. 11,1,1 (vom 18. Jan. 360) belegt. Zum Brief des Datianus vgl. auch Lib. ep. 1446. Valentinian selbst weilte zum Zeitpunkt seiner Erhebung wie Datianus in Ankyra und brauchte höchstens acht Tage, um nach Nikaia zu gelangen, s. Lenski, Failure of Empire, 22; Szidat, Usurpator tanti nominis, 89 mit Anm. 205. Präfekt Secundus Secundus Salutius, praefectus praetorio Orientis von 361bis 365 und 365 bis 367, war bereits am gallischen Hof Julian Caesars bis 358 wichtigster Ratgeber und vielleicht quaestor sacri palatii, vgl. PLRE 1,814-817 Secundus 3. 361 war er als praefectus praetorio mit den Prozesse eigene Kaiserkandidatur des Secundus Salutius spielt in der Erzählung Philostorgs weder für die Vakanz nach dem Tode Julians (wo sie von Amm. 25,5,3 bezeugt ist) noch nach dem Tode Jovians (wo sie von Zos. 3,36,1 f.

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plaziert wird; das Zeugnis bei Zonar. 13,14,14-18 hängt über die Synopsisquelle letztlich von Zosimos ab) eine Rolle. Zur ausführlichen Diskussion des Problems Lenski, The Election of Jovian, 492-515; den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXV, 173-176 mit einer eingehenden Kritik insbesondere des Aufsatzes von R. von Haehling, Ammians Darstellung der Thronbesteigung Jovians im Lichte der heidnisch-christlichen Auseinandersetzung, in: A. Lippold / N. Himmelmann (Hgg.), Bonner Festgabe Johannes Straub, Bonn 1977, 347-358. Die niederländischen Kommentatoren entscheiden sich für das Modell, dass Secundus Salutius vermutlich sowohl 363 als auch 364 Kandidat war. Da aber Philost. zumindest die Wahl Valentinians relativ ausführlich beschreibt, spricht die Tatsache, dass er für die Vakanz 364 die Kandidatur des Secundus Salutius nicht nennt, sondern nur die aktive Beteiligung des Salutius an der Wahl selbst, eher dafür, die Version Ammians vorzuziehen. Dass Secundus Salutius auf jeden Fall aktiv an der Wahl Valentinians beteiligt war, kann man auch der Erzählung Ammians durchaus entnehmen, bei dem allerdings Secundus Salutius erst am nächsten Tag, gegen potentielle Rivalen des neuen Kaisers einschreitet, vgl. Amm. 26,2,1. S. auch Eunap. fr. 30 Müller (die Zuweisung an Eunapios ist aber nicht sicher). Arinthaeus Zu seiner Person vgl. PLRE 1,102 f. Arinthaeus. Glaiphos … Kommandeur der domestici Der im Philost.-Exzerpt des Photios als „Glaiphos“ wiedergegebene Offizier ist ohne weiteres als Dagalaiphos/Dagalaifus auszumachen. Dagalaifus war allerdings zum Zeitpunkt der Wahl Valentinians nicht comes domesticorum, sondern magister equitum, vgl. Amm. 26,1,6 und 26,4,1. Zusammen mit Nevitta vertrat er die Gruppe der in Gallien am Hofe des Caesar Julian einflussreich gewordenen Militärs. Die Aufzählung einer Reihe von Würdenträger ersten Ranges von Secundus Salutius über Datianus bis zu Dagalaifus verleiht der Wahl des Valentinian einen würdigen und erwartbaren Charakter und steht damit in einem gewissen Kontrast zur Darstellung Ammians, bei dem nur wenige und stärker untergeordnete Würdenträger eine wirklich aktive Rolle spielen und beispielsweise Secundus Salutius im Hintergrund verbleibt, so jedenfalls die plausible Interpretation von Leppin, Reflex der Selbstdarstellung der valentinianischen Dynastie, 45. ( sehenen Sitte der Schilderhebung (vgl. Schilderhebung des Brinno 69 n. Chr. bei Tac. hist. 4,15,2, dagegen s. allerdings M. Hardt, Art. Schilderhebung, RGA 27 [2005] 106-108), vgl. W. Ensslin, Zur Torqueskrönung

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und Schilderhebung bei der Kaiserwahl, Klio 35 (1942) 268-298, hier 293298 (mit Belegen bis zu Phokas). Präzedenzfall muss die Erhebung Julians gewesen sein (Amm. 20,4,17; Zos. 3,9,2; Lib. or. 13,34). Bei der Usurpation Julians ersetzt nach der Darstellung Ammians, der den germanischen Ursprung der Sitte ignoriert, die Schilderhebung das nicht vorhandene Tribunal, vgl. Amm. 20,4,17 mit J. Szidat, Historischer Kommentar zu Ammianus Marcellinus, Buch XX-XXI. Teil 1: Die Erhebung Iulians, Wiesbaden 1977, 152. Diese Alternative Tribunal / Schilderhebung erklärt, dass in der Paralleldarstellung Ammians Valentinian I. von einem Tribunal zu den Soldaten spricht. Es ist zu vermuten, dass Ammianus hier tendenziös ein Detail ändert, um nicht zugeben zu müssen, dass die Formen der Erhebung Julians keineswegs einen spontanen, unzeremoniösen Charakter hatten, sondern sich bei anderen Kaiserhebungen wiederholten. steht die Entscheidung zu Zu dieser ersten Demonstration kaiserlicher Autorität vgl. die von Amm. 26,2,4-11 beschriebene Szene, in der teilweise mit Philost. wörtlich übereinstimmende Parallelen auffallen. Unmittelbar nach seiner Erhebung verlangen die Soldaten tumultuarisch von dem erhöht (auf einem Tribunal, nicht, wie bei Philost., auf einem Schild, s. den Komm. zum vorangehenden Lemma) stehenden Kaiser, einen Mitregenten zu erheben. Valentinian erhebt die rechte Hand und zeigt in seiner Rede die Kraft eines von Selbstvertrauen erfüllten Kaisers, vgl. Amm. 26,2,5: quod Valentinianus magis prae cunctis ne fieret extimescens, elata propere dextra vi principis fiducia pleni ausus increpare quosdam ut seditiosos et pertinaces cogitata nullis interpellantibus absolvebat. S. auch den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXVI, 48. Das Motiv der Ruhe und der Unbewegtheit, das man bei Philost. findet, gehört zum Ideal eines autoritären kaiserlichen Verhaltens, vgl. Amm. 16,10,9 f., wo Constantius II. wegen seiner Unbewegtheit beim Einzug in Rom gerühmt wird. Wie bei Philost. folgt nun bei Ammianus eine direkte Rede des Kaisers, die allerdings sich inhaltlich nur teilweise mit derjenigen bei Philost. deckt. Der erste Teil der Rede bei Ammianus verweist – wie bei Philost. – darauf, dass die Soldaten Valentinian von einem Privatmann zum Kaiser gemacht haben. Dieser Teil endet mit der Betonung der eigenen kaiserlichen Autorität. Bis dahin ist die Rede Ammians parallel mit derjenigen Philostorgs wandes, der ohne Zweifel als Eigenleistung Ammians angesehen werden kann. In einem zweiten Teil geht Valentinian dann doch auf das Anliegen der Soldaten ein und stellt die Erhebung eines Mitregenten in Aussicht, be-

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vor er sich hoheitsvoll vom Schauplatz entfernt. Es fällt auf, dass der erste Teil der Rede bei Ammianus nicht nur mit derjenigen bei Philost. in der Sache identisch ist, sondern auch mit Soz. 6,6,8: „Die Wahl dessen, der euch regieren soll, Soldaten, lag in euren Händen. Nach vollzogener Wahl obliegt eure jetzige Forderung nicht euch, sondern mir. Ihr, die Untertanen, habt stillzuhalten, ich als Kaiser muß beurteilen, was zu tun ist.“ (Übers. Hansen) Vgl. auch Thdt. h.e. 4,6,2. Den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXVI, 49 billigen der ausführlicheren Redeversion Ammians gegenüber den Kirchenhistorikern höhere Wahrscheinlichkeit „in view of the circumstances“ zu. V. Neri, Ammiano Marcellino e l’elezione di Valentiniano, RSA 15 (1985) 153-182, hier 171-174 erklärt den Unterschied zwischen Ammianus und den Kirchenhistorikern durch einen Unterschied der Perspektive. Die Kirchenhistoriker hätten deutlicher als Ammianus die staatsrechtliche Grundsatzfrage, die bei letzterem nur angedeutet werde, herausgearbeitet, vgl. in diesem Sinne auch Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 154 Anm. 61. Nach Marasco, Filostorgio, 214 macht die Rede bei Philost. einen rigideren und arroganteren Eindruck als bei Ammianus. Nach den plausiblen Darlegungen von Leppin, Reflex der Selbstdarstellung der valentinianischen Dynastie, 39 f. ist es aber eher umgekehrt Ammianus Marcellinus, der in subtiler Weise ein ungünstiges Bild Valentinians I. zeichnet, indem er scheinbar einlenkt und den Soldaten die Erhebung eines geeigneten Regenten in Aussicht stellt, eine Erwartung, die dann durch die Erhebung des Valens enttäuscht wird. Man kann die Argumentation Leppins dahingehend erwietern, dass Ammianus für seine Darstellungsabsicht dabei seine Quelle tendenziös verändert. Die Originalversion, die die staatsrechtliche Selbstverständlichkeit erläuterte, dass ausschließlich der regierende Kaiser über den Mitregenten zu befinden hat, ist bei den kirchlichen Autoren besser wiedergegeben, als bei Ammianus. Ammianus hat dieses Element als ersten Teil seiner Rede übernommen, dann aber seine Rede um einen zweiten Teil erweitert, nämlich aufgrund seines Wissens heraus, dass Valentinian sehr bald nach der Rede tatsächlich einen Mitregenten erhob. Das Beispiel bietet wieder einen guten Beleg für die historiographische Technik Ammians, der den Inhalt schriftlicher Quellen mit eigenen Erfindungen und Erweiterungen kombiniert hat. (6) μοίραϲ Dies hat B selbst aus μοῖ sich seit Gothofredus in den Ausgaben. Bezüglich des – in gewisser Hinsicht problematischen (s. unten) – Sinns unterscheiden sich beide Versionen nicht, so daß der Korrektur in B wie in der Regel auch sonst der Vor-

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zug zu geben ist (trotz Bidez, Philostorgius XLII). Der gen. τῆϲ ἑῴαϲ μοίραϲ hängt von einem nicht eigens ausgedrückten τοϲοῦτον ab, das sich auf ein ὅϲου bezieht bzw. an unserer Stelle, bedingt durch die Genusattraktion (vgl. K.-G. 1,279 f., z. B. Plat. rep. 10. 595 a τὸ μηδαμῇ παραδέχεϲθαι αὐτῆϲ [sc. τῆϲ ποιήϲεωϲ], ὅϲη μιμητική), auf das ὅϲηϲ. 1 Die erwähnte inhaltliche Schwierigkeit beider Fassungen der Überlieferung betrifft den gen. part. τῆϲ ἑῴαϲ bzw. τῆϲ ἑῴαϲ μοίραϲ, der den falschen Eindruck erweckt, Valens und Constantius hätten nur über einen Teil der Prätorianerpräfektur Oriens geherrscht. Dies hat Bidez, app. crit. z. St. zu dem Vorschlag veranlaßt, unter Beibehaltung des ursprünglichen μοῖραν den gen. τῆϲ ἑῴαϲ in den acc. zu ändern, was bestens zum folgenden τὰϲ λοιπὰϲ δύο τὰϲ κατὰ δύϲιν ἀποκληρωϲάμενοϲ passen würde und z. B. zu Zonar. 13,15,7 (II p. 73,17 B.-W.) τὴν ἑῴαν μοῖραν αὐτῷ πιϲτεύϲαϲ (vgl. Bidez a. a. O.). Doch fragt man sich, wie diese einfache und klare Fassung so entstellt werden konnte (etwa durch das vorangehende ἀποπέμπει?). Bevor man daher des Photios Wortlaut ändert, sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, daß er eine ausführlichere Darstellung der Verteilung der einzelnen Gebiete bei Philost. (in der z. B. erwähnt wurde, daß Valentinian seinem Bruder nicht das Illyricum gab, über das Constantius seit 351 geherrscht hatte) ungeschickt verkürzt hat. Konstantinopel Die Proklamation des Valens wurde nicht innerhalb der Stadt vollzogen, sondern im Hebdomon, sieben Meilen außerhalb der Stadt (s. den Komm. zu Philost. 11,3). Vgl. Cons. Const. 364,3 (in miliario VII); Chron. Pasch. p. 556,6-8 Bonn sowie Amm. 26,4,3 und Them. or. 6,82 a. In Sirmium teilte er … zählte Sozomenos, der insgesamt einen mit Philost. ziemlich parallelen Bericht (6,6,7-9) bietet, erwähnt wie Philost. und Thdt. h.e. 4,6, aber im Unterschied zu Sokrates, die Punkte: Wahl des Valentinian durch Heer und hohe Beamte, Ansprache an die Soldaten mit Zurückweisung ihrer Forderung nach einem Mitregenten, Erhebung des Valens in Konstantinopel, die Reichsteilung zwischen Valentinian und Valens. In diesem insgesamt mit Philost. erstaunlich parallelen Bericht wird Gegen die Annahme einer attractio inversa (vgl. K.-G. 2,413 f.; Schwyzer 2,641 [3]) spre zugswort allein dem Relativsatz voran. Zum anderen steht dies unmittelbar vor dem Relativpronomen (hier ist es durch ἐγχειρίϲαϲ davon getrennt). Schließlich handelt es sich bei dem Bezugswort stets nur um ein einzelnes Wort, allenfalls mit Artikel versehen; gern ist es ein Pronomen allein, aber nicht wie hier ein Substantiv mit Attribut. 1

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allerdings die Durchführung der Teilung der Ressourcen des Reiches irrig in Konstantinopel lokalisiert, wie im Übrigen auch bei Theodoretos, wie implizit aus h.e. 4,6,3 f. zu entnehmen ist. Philost. weiss dagegen, dass Valens seinen Bruder bis nach Illyrikum begleitete und dass erst dort die Ressourcen verteilt wurden. Dabei wird die Verteilung der zivilen und der militärischen Ressourcen in Sirmium vorgenommen, während bei Ammianus die Aufteilung der Offiziersstellen des Bewegungsheers und der militärischen Einheiten in Mediana, in der unmittelbaren Nähe von Naissus, erfolgt (26,5,1: partiti sunt comites und 26,5,3: militares partiti sunt numeri), die Aufteilung des Hofes dann aber erst in Sirmium stattfindet, vgl. Amm. 26,5,4: et post haec cum ambo fratres Sirmium introissent, diviso palatio, ut potiori placuerat, Valentinianus Mediolanum, Constantinopolim Valens discessit. Dass palatio hier nur im übertragenen Sinn wie in Amm. 25,5,2, nämlich als „court personnel“ zu verstehen ist, haben den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXVI, 105 geklärt. Hier könnte auch auf die Parallele bei Philost. verwiesen werden („das übrige Gefolge“). Vielleicht sind auch die Unterschiede zwischen Ammianus und Philost., was den Ort, an dem die Aufteilung vorgenommen wurde, betrifft, zu relativieren. Die feierliche Teilung nach einem adventus fand in der Palastanlage von Sirmium statt, die Verteilung der militärischen Ressourcen in Mediana in der Nähe von Naissus bereitete diesen bereits geplanten feierlichen Akt vor, vgl. Amm. 26,5,1: ubi in suburbano, quod appellatum Mediana a civitate tertio lapide disparatur, quasi mox separandi partiti sunt comites. Zum Villenkomplex von Mediana, der sich für eine solche informelle Vorbesprechung bestens eignete, vgl. N. Duval, Les résidences impériales: leur rapports avec les problèmes de légitimité, les partages de l’empire et la chronologie des combinaisons dynastiques, in: F. Paschoud / J. Szidat (Hgg.), Usurpationen in der Spätantike, Stuttgart 1987, 127-153, hier 131 f.; P. Petrović, Mediana, rezidencija rimskih careva, Belgrad 1992; M. Mirković, Moesia Superior. Eine Provinz an der mittleren Donau, Mainz 2007, 74 f. Wichtigste Maßnahme bei der Aufteilung der Armee, die von Philost. immerhin erwähnt, wenn auch in Sirmium (statt in Mediana) lokalisiert wird, war die Aufteilung der Einheiten des Bewegungsheers, vgl. dazu Tomlin, The Emperor Valentinian, 62 und ders., Seniores–Iuniores i Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer I, 117-130. Tomlin und Hoffmann argumentieren damit, dass die auffällige Verteilung von seniores im Westen und iuniores im Osten erst ab 364 belegt ist, vgl. etwa Tom-

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lin, 259 f.: „Crack regiments like the Ioviani are divided with seniores in the west, iuniores in the east; the reverse is almost unknown. This surely reflects the division of the Empire between Valentinian, the senior Augustus of the west, and his junior colleague in the east.“ Die Belege zu den iuniores im Osten bei Tomlin, 260. Die Erklärung, dass die iuniores und seniores des spätantiken Bewegungsheers ihre Existenz der Teilung von 364 verdanken, ist allerdings von Th. Drew-Bear, A Fourth-Century Latin Soldier’s Epitaph at Nakoleia, HSPh 81 (1977) 257-274 bestritten worden. Unabhängig von der Frage, wie diese Heeresteilung in der Notitia Dignitatum dokumentiert ist, ist jedenfalls festzustellen, dass die organisatorische Durchführung der Teilung nachweislich zu umfangreichen Bewegungen in der Armee führte, von denen dann auch Prokop bei seiner Erhebung profitieren sollte, vgl. Zos. 4,6,3. was Constantius regiert hatte Gemeint ist trotz aller sprachlichen Unklarheiten (s. den phil. Komm.) eindeutig der Reichsteil des Constantius II. in der Zeit zwischen 337 und 350. Wegen seiner Beschäftigung mit den Teilungen des Römischen Reiches war Philost. dies aufgrund seiner bisherigen Darstellung durchaus präsent. Die Annahme der Benutzung einer für Constantius eingenommenen homöischen Quelle (so Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 184 Anm. 22) scheint mir daher an dieser Stelle nicht notwendig zu sein. die beiden übrigen Teile im Okzident Zu der bei Philost. erkennbaren Raumkonzeption, derzufolge das Reich in drei, den Großpräfekturen entsprechende Drittel aufgeteilt ist, vgl. B. Bleckmann, Bemerkungen zum Scheitern des Mehrherrschaftssystems, 74-95. Vgl. vor allem die aufschlußreichen Ausführungen von Iul. or. 1,19 a–20 a. Es hätte durchaus nahegelegen, lediglich vom Osten und vom Westen zu schreiben, vgl. Thphn. p. 54,25-26 de Boor: „Er (d. h. Valentinian) wies ihm die östlichen Teile zu, er selbst aber hielt die westlichen Teile.“ (7) beförderte er seinen Sohn Gratian Dies geschah am 24. August 367 in Gallien (vgl. Cons. Const. 367,2). Da Philost. erst im neunten Buch die Usurpation des Prokop von 365 behandelt, handelt es sich um eine vielleicht nicht unbeabsichtigte chronologische Verzerrung. schulte ihn auf seine eigene Art und Weise Zur Erziehung Gratians programmatische Rede Valentinians im Zusammenhang mit der Erhebung seines Sohnes bei Amm. 27,6,6-9, besonders 27,6,8: „Nicht wie wir hat er von klein auf eine harte Erziehung genossen, ist nicht herangewachsen im

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Ertragen von Strapazen und, wie ihr seht, noch nicht imstande, am Kriegsgetümmel teilzunehmen, aber im Einklang mit dem Ruhm seiner Familie und den hervorragenden Taten seiner Vorfahren wird er – ich sage es bescheiden aus Furcht vor Missgunst – stetig weiter heranreifen.“ (Übers. Seyfarth) Das Thema des Modells der väterlichen Lebensleistung und der entsprechenden Übung des jungen Mit-Augustus muss in der valentinianischen Selbstdarstellung eine große Rolle gespielt haben, vgl. zum Leistungsprinzip Leppin, Reflex der Selbstdarstellung der valentinianischen Dynastie, 46-51, der die Rede bei Ammianus vor dem Hintergrund zeitgenössischer Zeugnisse (insbesondere Themistios) erklärt. Die Rede des Themistios auf Valentinian Galates, den Sohn des Valens, vgl. Them. or. 9,121 a-b, erläutert Erziehungsprinzipien, die genau zu der Nachricht Philostorgs passen: „Obwohl du noch in den Armen getragen wirst, bist du mit deinem Vater Soldat und Feldherr. Er zieht dich nicht groß, indem er dich in Frauengemächern Schlaf halten läßt, nicht beim Fett und Mark der Schafe, sondern indem du an der Donau und bei den skythischen Wintern dasselbe ißt und dasselbe trinkst wie dein Vater und die Soldaten.“ (Übers. Leppin)

8,8a (2) ἐλθόντεϲ ... ἀνηγόρευϲαν sc. οἱ ϲτρατιῶται, was sich aus dem vorausgehenden λαὸϲ – jetzt im Sinn von Heeresvolk (vgl. LSJ s. v. I 1) – ergibt. τῇ πρὸ πέντε Καλανδῶν Μαρτίων ~ a. d. V Kal. Mart. vierzig Tage ... am 25. Februar, nach zweiundreißig Tagen Die vierzig Tage, die fälschlich als vakantes Interregnum beschrieben werden, ergeben sich aus der Addition der acht Tage zwischen dem 17. Februar und der Erhebung des Valentinian am 25. Februar sowie der 32 Tage zwischen dem Antritt Valentinians und dem des Valens. Wenn die Vorlage der Artemii Passio sich in dieser Weise rekonstruieren lässt, ignoriert sie offenkundig die von Philost. 8,8 genannten zwölf Tage. Die Erhebung des Valens erfolgte nicht am 25. Februar, sondern am 28. März, vgl. Amm. 26,4,3 (quintum kalendas Apriles); Socr. 4,1,4; Cons. Const. 364,3 (29. März) etc. hebung Valentinians, die Ende Februar (das Datum ante diem quintum kalendas Martias ist in der Artemii Passio transkribiert) erfolgte, erhoben wurde. Die Konfusion ist dem Verfasser der Artemii Passio geschuldet,

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der hier das Datum der Erhebung Valentinians vorfand, das in griechischen chronistischen Quellen angegeben wird, nämlich der 25. Februar, vgl. Socr. 4,1,1; Chron. Pasch. p. 555,18 f. Bonn = Cons. Const. 364,2. Damit erledigen sich die von Bidez, app. crit. zu p. 108,19 erwogenen starken Eingriffe in den Text des M. Artem. (3-5) Der Passus enthält zwei sachliche Fehler: zum einen den Häresievorwurf gegenüber Valentinian in späterer Zeit, was eine Verwechslung mit seinem Bruder Valens ist, zum anderen die Behauptung der nizänischen Ausrichtung des Konzils von Lampsakos, das vielmehr homöusische Positionen verfocht (s. hist. Komm.). Beides wird auf den Verfasser des Mart. Artem. und seine Unkenntnis der verschiedenen doxologischen Strömungen zurückgehen. Daher empfiehlt es sich nicht, diesbezüglich den Text mit Bidez, app. crit. zu p. 110,6. 9. 11 zu ändern. (3) ἐντυχόντεϲ Vgl. LSJ s. v. II 3; zur Situation vgl. Soz. h. e. 6,7,1 f. ταῦτα sc. ἀπεκρίθη, vgl. 8,12a,2 καὶ περὶ ... Εὐνομίου τοϲαῦτα. noch nicht verdorbene Gesinnung Valentinian wird hier für seine späte Regierungszeit zum Häretiker erklärt, entweder vom anhomöischen Standpunkt des Philost. aus oder aber vom orthodoxen Standpunkt des Verfassers der Artemii Passio, der Valentinian und Valens verwechselt, worauf auch 8,8a (5) zu verweisen scheint, wo ohne Übergang von Valens die Rede ist. Das Konzil von Lampsakos tritt zusammen, während Valentinian offenkundig noch im Osten weilt, so dass die Artemii Passio hier mit der Datierung und Darstellung von Soz. 6,7,1 (Sommer/Herbst 364: Valentinian ist auf dem Weg von Konstantinopel nach Rom und befindet sich noch in der thrakischen Diözese; kurz danach versammelt sich die Synode von Lampsakos) übereinstimmt. Die Datierung und Darstellung der Synode durch Socr. 4,4,2-6 (in das Jahr 365/366 zur Zeit der Prokop-Usurpation) weicht von Sozomenos völlig ab, vgl. hierzu Drecoll, Die Entwicklung der Trinitätslehre des Basilius von Cäsarea, 143 f., der bei Bas. ep. 223,5 eine Bestätigung der Darstellung des Sozomenos sieht. (4) παραθέντεϲ Das Verb ist bisher immer im Sinne von "darlegen" (vgl. LSJ s. v. A 4, z. B. Xen. Cyrop. 1,6,14) und der Passus als eine „Anerkennung der πίϲτιϲ Λουκιανοῦ durch die Synode“ (Loofs, Das Bekenntnis Lucians, des Märtyrers 158 [590]) verstanden worden. Doch der Dukkos versammelten orthodoxen Bischöfe (vgl. 3 οἱ ἐπίϲκοποι τῆϲ καθαρᾶϲ καὶ ὀρθῆϲ πίϲτεωϲ u. 4 die Approbation des Nicaenum) faßten die rechten Glaubenssätze zusammen. Die im folgenden Satz zu lesende Abfolge

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der Aussagen παραθέντεϲ τὴν πίϲτιν Λουκιανοῦ τοῦ μάρτυροϲ und ἀνεθεμάτιϲαν ... τὸ ἀνόμοιον zeigt, daß beide in einem engen inhaltlichen Zusammenhang stehen müssen. Nachdem nun zuvor laut Mart. Artem. die ὀρθὰ δόγματα festgehalten worden sind, ist innerhalb dieses Gedankenganges die Anathematisierung des ἀνόμοιον nur verständlich, wenn das Glaubensbekenntnis des Lukianos den Anlaß dazu gab, d. h. eine solche Lehre enthielt. 1 Den daraus sich ergebenden Gegensatz zwischen den ὀρθὰ δόγματα und der πίϲτιϲ Λουκιανοῦ bringt παραθέντεϲ im Sinne von "zur Seite stellen, vergleichen" zum Ausdruck (vgl. LSJ s. v. A 5 a u. Lampe s. v. 3, z. B. Ps.-Demad. fr. 87,6 de Falco οὐκ ἀγνοεῖτε ..., ὅτι πολλοὶ πολλάκιϲ ἤδη τῶν ἐγκαλούντων ἀπὸ μὲν τῆϲ κατηγορίαϲ ἔδοξαν δίκαια λέγειν, παρατεθείϲηϲ δὲ τῆϲ ἀπολογίαϲ εὑρέθηϲαν αὐτοὶ ϲυκοφαντοῦντεϲ). So ergibt sich im Mart. Artem. folgender Gedankengang: Nach der Zusammenfassung der orthodoxen Glaubenssätze verglichen die Bischöfe damit die Lukians und kamen zum Ergebnis, daß dies anhomöisches Gedankengut sei, woraufhin sie das ἀνόμοιον verurteilten. Dieser Bericht deckt sich kaum mit unseren sonstigen Nachrichten über jene Synode, so daß nur schwer zu klären sein wird, wie Philost. die Ereignisse dargestellt hat. ἀνεθεμάτιϲαν μὲν Wird durch das ὑπαχθέντοϲ δὲ in 5 aufgegriffen: Die Bischöfe verkündeten den rechten Glauben, der Kaiser aber hing dem falschen an. Als die Bischöfe ... an alle Kirchen verschickten Die wohl ins Frühjahr 364 zu datierende Synode von Lampsakos wurde von den Makedonianern angeregt. Wie die Artemii Passio bezeugt auch Sozomenos (6,7,2), dass diese Synode im Verantwortungsbereich des Valentinian organisiert wurde, während Sokrates den Valens nennt (4,2,2 f.). Die gegen die Homöer gerichtete Synode, deren Beschlüsse dann von Valens abgelehnt werden (Soz. 6,7,9), gilt zumindest bei Sozomenos de facto als orthodox. Auch die Artemii Passio bezeugt eindeutig die homöusische Orientierung dieses Konzils. Zu παραθέντεϲ s. den phil. Komm. Nach bisherigem Verständnis wurden in Lampsakos Glaubenssätze des Lukianos dargelegt, die in der Tat bereits in der antiochenischen Synode von 341 für eine eher auf Das paßt zu der Nachricht Philost. 2,14, daß Lukianos ein Verfechter der Wesensverschiedenheit war (s. hist. Komm. zu 2,15 Irrglauben in unveränderter Weise). Auch Soz. h. e. 3,5,8 f. u. 6,12,4 klingt an, daß das Glaubensbekenntnis des Lukianos nicht dem Nicaenum entsprochen habe. 1

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die Wesensähnlichkeit hinauslaufende Position in Anspruch genommen wurden, vgl. zur Wiederaufnahme der zweiten antiochenischen Formel der „Kirchweihsynode“ im Konzil von Lampsakos und zur Verwerfung der Formel von Nike Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 45 f. und 34-37; Drecoll, Die Entwicklung der Trinitätslehre des Basilius von Cäsarea, 144, s. Soz. 6,12,4 (Synode von Antiocheia in Karien nimmt als Folgesynode von Lampsakos Bezug auf Antiocheia 341, die homöusische Synode von Seleukeia 359 und auf Lukianos). Nach Philost. ist aber Lukianos gerade ein Verfechter der Wesensverschiedenheit gewesen. Die Ausführungen der Artemii Passio über das Konzil von Lampsakos können unmöglich aus Philost. stammen, wenn das Konzil wirklich Positionen Lukians folgte, so Loofs, Das Bekenntnis Lucians des Märtyrers, gegen Bidez. Geht man davon aus, dass das Konzil die Thesen Lukians verwarf und deshalb das „Heterousion“ verurteilte, wäre dagegen eine philostorgianische Perspektive konstruierbar, die vom Autor der Artemii Passio in der Tendenz umgekehrt worden wäre. Philost. hätte dann das Konzil von Lampsakos als einen weiteren Schritt in die falsche dogmatische Richtung dargestellt und „homöusisch“ ohne weiteres als „homousisch“ identifiziert. ἀνόμοιον gebraucht Philost. im Übrigen für die Definition der Eunomianer nicht, da er von der Ähnlichkeit gemäß der Schrift ausgeht. Eine Beeinflussung der Artemii Passio durch Sozomenos nimmt Marasco, Filostorgio, 215 an. (5) organisiert von Eudoxios Zur besonderen Verbindung zwischen Eudoxios und Valens s. Philost. 9,3 mit dem Komm. Deutlicher zur Führungsstellung des Eudoxios Soz. 6,7,9. Mit Eudoxios begegnet somit das dann für Theodosius I. bekannte Phänomen des „Normbischofs“ (nämlich in Cunctos populos, Cod. Theod. 16,1,2: Damasus von Rom und Petros von Alexandreia), dessen Bekenntnis für verbindlich erklärt wird, vgl. Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 208. Eudoxios ist in der tendenziös orthodoxen Darstellung der Artemii Passio Anhomöer und Bundesgenosse des Aetios und Eunomios, während der Bericht des Philost. (8,2,3) deutlich macht, dass Eudoxios und Eunomios in Wirklichkeit zu diesem Zeitpunkt voneinander getrennt waren. Auch waren Aetios und Eunomios kaum Vertreter der von Valens bevorzugten kirchlichen Richt stammen. Der ursprüngliche Bericht des Philost. könnte darauf hingewiesen haben, dass Valens sich durch Eudoxios in die Richtung auf das „We-

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sensgleich“ lenken ließ und die Verfolgung der Gruppe des Aetios und Eunomios betrieb.

**8,8b Georgios Monachos, der seine Weltchronik im ausgehenden 9. Jh. verfasst hat, bringt eine lange Erzählung zum Tsunami von 365. Diese Erzählung wurde, wenn sie überhaupt Beachtung fand, als freie Ausschmückung anderer Chroniken oder als Ergebnis von „imagination“ ausgegeben, vgl. F. Jacques / B. Bousquet, Le raz de marée du 21 juillet 365, MEFRA 96 (1984) 423-461. Zu einer solchen literarischen Technik war aber der Chronist nicht in der Lage, sondern seine Chronik ist nachweislich beständig aus Vorlagen kompiliert. Der sonst benutzte Theophanes ist hier als Vorlage nicht auszumachen. Vielmehr handelt es sich m. E. mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein bisher noch nicht entdecktes Fragment des Philost., vgl. Bleckmann, Vom Tsunami von 365 zum Mimas-Orakel, 15-19. Folgende Argumente lassen sich anführen: 1.) Das Verhältnis zwischen dem Bericht des Georgios Monachos und den Berichten, die sich dem anonymen homöischen Historiker zuweisen lassen (Thphn. p. 56,9-21 de Boor; Michael Syrus bei Bidez, Anhang VII, 43a, p. 239), ist ganz ähnlich dem zwischen anderen Fragmenten des Philost. einerseits und dem zu rekonstruierenden anonymen homöischen Historiker andererseits. Der anonyme homöische Historiker wird in beiden Fällen variiert und erweitert. 2.) Ähnlich wie bei Ammianus (26,10,15-19) ist der Tsunami gerade bei Georgios Monachos als ein kosmisches, die gesamte Oikumene umfassendes Ereignis beschrieben worden, was mit detaillierten geographischen Angaben illustriert wird. Unter den aufgeführten Gebieten befinden sich auch die Βρεταννικαὶ νῆϲοι, dazu vgl. Philost. 3,1a. Ein mittelbyzantinischer Autor kann nicht ohne Quellengrundlage vom britannischen Archipel berichtet haben. 3.) Die Anspielung auf das Alte Testament entspricht dem Biblizismus des Philost., vgl. das folgende Lemma. 4.) Das naturwissenschaftliche Phänomen des Tsunami wird von Georgios ausführlich und in einer Philost. entsprechenden Art und Weise beschrieben, mit Beschreibungen über phisch-geologischen Beobachtungen über die angebliche Öffnung von Spalten auf dem Festland, die man mit den Erläuterungen über das unterirdische Fließen des Tigris vergleichen könnte, vgl. Philost. 3,9. 5.) Geor-

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gios Monachos hat nachweislich in einem Teil seiner Erzählung Sokrates benutzt. Das spricht dafür, dass auch der nicht Sokrates zuzuweisende Teil über den Tsunami ebenfalls aus einer Vorlage stammt. Vermutlich hat er den aus einer Vorlage geschöpft, die ähnlich wie die kirchengeschichtliche Epitome, Nikephoros Xanthopoulos etc. hier die Berichte diverser Kirchenhistoriker miteinander zusammenfügte. Das Fragment, das ein Ereignis des Jahres 365 behandelt, könnte in der Erzählung des Philost. im Zusammenhang mit der Erhebung Gratians zum Mitherrscher einzuordnen sein, die bei Philost. anscheinend chronologisch unrichtig noch vor die Erhebung Prokops datiert wird (s. dazu Philost. 8,8 mit dem Komm.). Denn diese Verbindung mit der Erhebung Gratians findet sich auch bei Georgios Monachos, der den Tsunami in die Regierung Gratians datiert, vgl. Cedr. 1 p. 543,21-544,3 Bonn. Kedrenos benutzt hier entweder Georgios Monachos oder die Zwillingsquelle, die wieder aus Philost. geschöpft hat. Das erklärt auch, warum er den Gratian (1, p. 550,11 Bonn) als Häretiker bezeichnet, vgl. Philost. 10,5. Es gibt also gute Gründe für die Vermutung, dass Philost. die Erhebung Gratians zum mitregierenden Augustus mit den entsprechenden fatalen Prodigien zusammenfallen ließ und aus diesem Grund die Tsunami-Katastrophe mit der Erhebung Gratians in Zusammenhang brachte. [B. B.] Das Chronikon des Georgios Monachos ist in zwei Fassungen überliefert, deren eine durch den cod. Paris. Coisl. 305 (P) vertreten ist 1, während die andere sich in den übrigen Hss. findet. Nach de Boor I p. LX-LXXI, bes. LXVIII f., stammen beide von Georgios, indem letztere eine Überarbeitung der ersteren darstellt: Diese zweite Version hat de Boor ediert. Nach Afinogenov 246 indes ist nur die durch P repräsentierte Fassung von Georgios verfaßt worden, da in ihr der am 15. 1. 846 verstorbene Michael Synkellos als μακάριοϲ bezeichnet werde (Georg. Mon. p. 699 app. crit. zu Z. 11), nicht dagegen in der zweiten Version der am 14. 6. 847 verschiedene Patriarch Methodios I, „dont Georges fait véritablement l’éloge. ... Il est impossible de croire qu’un auteur qui admirait Méthode aurait omis de mentionner la sainteté de celui-ci quelques dizaines d’années plus tard“ (Afinogenov 246). Das ist denkbar: aber ist es auch zwingend? Da die Unterschiede zwischen beiden Versionen in unserem Passus nicht gravierend si

Hinzu kommt mit einem Blatt der Vindob. Theol. gr. 121 (Q), den de Boor noch nicht kannte, vgl. Afinogenov 239. 241. 246. 1

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scheidung dieser Frage einem künftigen Editor des Georg. Mon. überlassen. 1 [M. St.] (4) ⟨ἃ〉 Erst durch diese Einfügung (Vorschlag von R. Kassel) wird deutlich, daß es sichtbare Zeugnisse für die Ereignisse auf hoher See gab, die Überreste der wieder aufgetauchten Schiffe; ähnlich, mit umgekehrter Gewichtung von Partizip und Prädikat, die erste, in der Hs. P überlieferte Fassung: εὑρεθέντα ... ἀνήχθηϲαν. trockene Grund kam zutage Vgl. Ex 14,22: „Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand.“ Eine so deutliche Annäherung an die Formulierung der biblischen Darstellung des Exodus findet sich in den übrigen Beschreibungen der Trockenlegung des Meeresbodens nicht, vgl. Thphn. p. 56 de Boor: „Als aber das Meer zurückgewichen war, blieben sie auf dem Trockenen.“; Michael Syrus (latein. Übers. von M. Kugener bei Bidez, Anhang VII 43a, p. 239): „Und das Meer ließ seinen Ort zurück und das Trockene kam zu Tage und die Schiffe blieben losgelöst.“ wieder nach oben befördert Ein kleines Stück der Darstellung des Georgios Monachos dürfte aus Sokrates stammen und ist hier nicht in den Text aufgenommen: „Da es ununterbrochene und schnell aufeinanderfolgende Erdbeben gab, fiel die eine Stadt Bithyniens ganz zusammen sowie die im Umkreis angeordneten Teile der Vorstädte, die Landgebiete und die meisten Bauwerke. Die Germe benannte Stadt des Hellesponts rutschte insgesamt ganz von den Fundamenten.“ Vgl. Socr. 4,11,4 f.: „(...) ein sehr großes Erdbeben, das in Bithynien ausbrach, zerstörte die Stadt Nikaia (...). Kurz nach diesem Erdbeben wurde auch Germe im Hellespont großenteils von einem anderen Erdbeben weggerissen.“

8,9 Ὑπατίαν – τοῦ διδαϲκάλου Vgl. Suda υ 166 (IV p. 644,13-15) τὴν ... φύϲιν γενναιοτέρα τοῦ πατρὸϲ οὖϲα οὐκ ἠρκέϲθη τοῖϲ διὰ τῶν μαθημάτων παιδεύμαϲιν ὑπὸ τῷ πατρί, ἀλλὰ καὶ φιλοϲοφίαϲ ἥψατο τῆϲ ἄλληϲ οὐκ ἀγεννῶϲ (Bidez, app. crit. z. St.).

Vgl. zur Zurückhaltung in dieser Frage auch W. Treadgold, The Middle Byzantine Historians, Basingstoke 2013, 114 Anm. 120. 1

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παρὰ ... τοῦ πατρὸϲ ἐξαϲκῆϲαι Vgl. Phot. bibl. cod. 265 p. 493 b 6-8 ὁ δὲ (d. h. Demosthenes) παραδίδωϲί τε ἑαυτὸν τῷ Ἀνδρονίκῳ καὶ τὴν τῆϲ ὑποκρίϲεωϲ τέχνην ἐκεῖθεν ἐξήϲκηϲε. Man braucht also nicht mit Bidez, app. crit. z. St. in τῷ πατρὶ oder ἐξηϲκῆϲθαι zu ändern. Tochter des Theon Theon ist als Herausgeber Euklids sowie als Verfasser astronomischer und mathematischer Werke, etwa eines Kommentars zum Almagest und zu den astronomischen Tafeln des Ptolemaios bekannt. Zum Oeuvre Theons vgl. Dzielska, Hypatia of Alexandreia, 69. in Stücke gerissen Zu Ermordung der Hypatia im Jahre 415 vgl. Hahn, Gewalt und religiöser Konflikt, 110-120. In einem deutlichen zeitlichen Vorgriff dürfte Philost. im Zusammenhang mit seiner Darstellung der Blüte der Wissenschaften in Alexandreia ab der Zeit des Valens bereits auch auf das Ende der Philosophin verwiesen haben, vgl. das Folgekapitel zu den Wissenschaften in Alexandreia in der Zeit des Valentinian und Valens. Wie die anderen Hauptquellen (vgl. Socr. 7,15,1-7; Damas. Isid. fr. 102105; Jo. Mal. 14,12 p. 359 Bonn = p. 280 Thurn) sieht Philost. in Kyrillos (seit 412 Bischof von Alexandreia) den Hauptverantwortlichen für die Ermordung. Philost. hat den Kyrillos dabei als Anhänger des ὁμοούϲιοϲ charakterisiert, was der Anknüpfung Kyrills an Athanasios entspricht, vgl. Thesaurus de sancta et consubstantiali trinitate (PG 75,9-656) und die Dialoge De sancta et consubstantiali trinitate (SC 231; 234 und 246).

**8,9a Die Zuweisung dieses Suda-Artikels an Philost. ergibt sich aus inhaltlichen Übereinstimmungen mit Philost. 8,9, etwa in der Betonung der Weisheit im Bereich der Astronomie und der Hauptverantwortung Kyrills (= der Homousianer). Vgl. zum Problem die Einleitung, S. 28 f.

8,10 f. 10. (1) beste unter den Ärzten Philost. setzt also seinen Exkurs über die Blüte der Wissenschaften im Alexandreia des 4. Jh. fort, indem er auf die Medizin eingeht. Im Unterschied zu frühchristlichen Schriftstellern, für die die Medizin wegen ihrer Verbindung mit der heidnischen Ideologie und dem Asklepioskult problematisch war (vgl. D. W. Amundsen, Tatian’s

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„Rejection“ of Medicine in the Second Century, in: ders., Medicine, Society, and Faith in the Ancient and Medieval Worlds, Baltimore 1996, 158174; O. Temkin, Hippocrates in a World of Pagans and Christians, Baltimore 1991; V. Nutton, From Galen to Alexander. Aspects of Medicine and Medical Practice in Late Antiquity, DOP 38 [1984] 1-14), hatte Philost. ein sehr positives Verhältnis zu dieser Wissenschaft, die ihn auch in einigen historiographischen Konzeptionen beeinflusst hat. Philost. hat nicht nur die Rolle der Medizin im Bildungsgang des Aetios beschrieben, sondern auch stärker als die Parallelquellen die Bedeutung des Oreibasios in der Regierungszeit Julians hervorgehoben, ohne dass er direkt für dessen Verfolgungspolitik verantwortlich gemacht wird. Vielmehr überbringt er im Gegenteil ein Orakel, in dem das Ende der heidnischen Wahrsagerei angekündigt wird, vgl. zu Philost. 7,1c. Eine Annäherung an die Medizin findet sich durchaus auch bei orthodoxen Kirchenvätern, vgl. zur Problematik H. J. Frings, Medizin und Arzt bei den griechischen Kirchenvätern bis Chrysostomos. Diss. Bonn 1959; C. Schulze, Medizin und Christentum in Spätantike und frühem Mittelalter, Tübingen 2005. habe beobachtet Dies dürfte ein Hinweis darauf sein, dass Philost. selbst nach Alexandreia gekommen ist, vgl. Bidez, Philostorgius, CIX. S. ferner Marasco, Filostorgio, 34 Anm. 100. Ob Philost. selbst ausgedehnte medizinische Studien betrieben hat und selbst gewissermaßen als Fachmann urteilt, muss offen bleiben. Marasco sieht die besondere Qualifizierung des Philost. im medizinischen Bereich etwa in der detaillierten Beschreibung der Todesarten des Jovian und des comes Iulianus, der Anhänger Kaiser Julians in Antiocheia, der Krankheit der Eusebia etc. Zumindest was die Todesart Jovians und den Tod des Iulianus und des Felix betrifft, ist aber Philost. Quellen verpflichtet, die diese Details bereits enthielten. Eine besondere medizinische Qualifikation setzen diese detaillierten, aber gleichzeitig auch partiell fiktiven Beschreibungen dramatischer Todesarten nicht voraus. (2) μηδὲ γὰρ – ἐπηρεάζουϲαν Gehört noch zur Meinungswiedergabe des Poseidonios (vgl. Gothofredus 115) und ist nicht etwa die Begründung Philostorgs (die zumindest im Exzerpt des Photios fehlt), denn aus 1,7a,5; 7,8,2; 7,8a,11. 12 (Sud.). 14. 22; 9,15,1 ergibt sich, daß unser Autor vom schädlic die Natur der Menschen angreife Philost. zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit der Haltung des Basileios des Großen (ep. 189), für den die Heilung nicht gänzlich rational durch die Medizin, sondern trotz ihrer

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erlaubten Anwendung immer durch die Gnade Gottes erfolgt. Die Polemik gegen die rationale Erklärung des Wahnsinns durch Poseidonios erklärt sich dadurch, dass für christliche Autoren gerade die Dämonenvertreibung ein zentrales Feld ist, auf dem sich die magische Wirksamkeit Gottes zeigt. Magnos Zu Magnos von Nisibis und seiner Schule in Alexandreia Eunap. VS 20, p. 86 f. Giangrande; Lib. ep. 843 und 1208; AP 11,281. Vgl. R. J. Penella, Greek Philosophers and Sophists in the Fourth Century A. D. Studies in Eunapius of Sardis, Leeds 1990, 111 f. und 115 f.; Lim, Public disputation, 116 f.; Becker, Eunapios aus Sardes, 522-524 (524 zur Passage bei Philost.). Magnos beherrschte vor allem die Kunst der Befragung der Patienten durch die aristotelische Dialektik, während seine praktischen therapeutischen Fähigkeiten als geringer galten. Immerhin kann seine Abhandlung über den Urin (Thphl. Protosp. urin. Pr. 1) keinen rein theoretischen Charakter gehabt haben. Zur Einordnung in die Reihe der Iatrosophisten vgl. Cracco Ruggini, Iatrosofistica pagana, „Filosofia“ cristiana e medicina, 198 f. Vgl. zu den im Grenzbereich von Rhetorik, neuplatonisch-heidnischer Ideologie und Medizin agierenden Iatrosophisten auch G. W. Bowersock, Iatrosophists, in: L. Galli Milić / N. Hecquet-Noti (Hgg.), Historiae Augustae Colloquium Genevense in honorem F. Paschoud septuagenarii, Bari 2010, 83-91. 11. (1) Ναδιανδὸν Zur Namensform vgl. W. Ruge, Art. Nazianzos, RE 16,2 (1935) 2099 f. mit Verweis auf P. Kretschmer, Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache, Göttingen 1896 (ND 1970), 196; Schwyzer 1,330 f. Basileios den Großen Der Höhepunkt der Auseinandersetzungen und des intellektuellen Duells zwischen Eunomios und seinen Rivalen bestand im schriftlichen Austausch der Argumente in den Apologien. Philost. unterstrich die geistige und rednerische Bedeutung des Basileios und des Gregor von Nazianz aber nur deshalb, weil dann der Triumph des Eunomios über Basileios als noch glänzender erscheinen musste. Dabei ist er vermutlich weit über seine Quellen hinausgegangen. Von einer Bewunderung für Basileios ist in den Resten der Apologie der Apologie des Eunomios, wie sie in der Darstellung Gregors von Nyssa zu greifen ist, dagegen wenig zu erkennen, vgl. zu den Schmähungen Gr. Nyss. Eun. 1,74-77; 91; 94kurrieren und legt Wert darauf, genau wie dieser Kappadokier zu sein, vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,105.

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(2) λαμπρότεροϲ sc. πανηγυρίϲαι (vgl. 8,11a,4 u. 8,11b πανηγυρίϲαι λαμπρότατοϲ ἦν; zur Verbindung des Komparativs mit dem inf. vgl. im folgenden καὶ ἦν εἰπεῖν Ἀπολιναρίου μὲν ἁδρότεροϲ, Βαϲιλείου δὲ ϲταθερώτεροϲ). Es läßt sich nicht entscheiden, ob die Auslassung auf Photios selbst zurückgeht, wie Valesius, Annot. 147 annimmt, oder ob sie erst im Laufe der nachfolgenden Überlieferung eingetreten ist. Immerhin erwähnt Photios des Basileios Fähigkeit zu feierlichen Reden im Philost.Bericht der bibl. (cod. 40), vgl. test. 3b,6 τὴν ... ἰϲχὺν καὶ τὸ κάλλοϲ τῆϲ ἐν ταῖϲ πανηγύρεϲιν ὁμιλίαϲ ὑπ᾽ αὐτῆϲ τῆϲ τῶν πραγμάτων ἐναργείαϲ ἐβιάϲθη ϲυμφθέγξαϲθαι (unmittelbar davor auch der Komparativ λαμπρότερον). τῷ δὲ Γρηγορίῳ – λόγοϲ S. zu 8,11a,5. ἀμφοτέρουϲ Zur bereits von Asmus 33 vorgenommenen Korrektur s. zu 8,11a,2 παρ᾽ αὐτοὺϲ. ἁδρότεροϲ S. zu 8,11a,5. ϲταθερώτεροϲ S. zu 8,11a,5.

8,11a Der Parallelpassus zu 8,11 ist nicht nur in den drei Viten der Suda zu Apollinarios (α 3397), Basileios (β 150) und Gregor v. Naz. (γ 450) erhalten, sondern auch, nachgetragen im 12. Jh., auf einem der Schutzblätter des cod. 64 Sabbas = 142 Vladimir der Moskauer Synodalbibliothek (fol. 2 recto), wo die gegenüber Suda γ 450 leicht gekürzte Gregor-Vita (im folgenden mit Mosq. bezeichnet) ausdrücklich dem Hesychios von Milet als Verfasser der Βίοι τῶν ϲοφῶν ἁπάντων, d. h. des Ὀνοματολόγοϲ, zugewiesen wird; da dieser nur pagane Schriftsteller enthielt, muß damit eine spätere Bearbeitung gemeint sein. Suda γ 450 (samt den beiden größtenteils gleichlautenden Artikeln α 3397 u. β 150) und Mosq. gehen unabhängig voneinander auf dieselbe Quelle, ein Exzerpt des Philost., zurück (vgl. Bidez, Philostorgius LXXVI-LXXXIV; A. Kaldellis, GRBS 45 [2005] 385-88; s. Einl. S. 28 f. Anm. 5). Da die vier Zeugen über weite Strecken einen identischen Wortlaut bieten, folgen wir Bidez’ Vorgehensweise, indem wir den längsten, α der anderen drei im app. crit. notieren (vgl. auch Asmus 34). Zum Text von Mosq. vgl. Ch. F. Matthaei, S. Gregorii Nazianzeni binae orationes Graece et Latine, Moskau 1780, 106 f. und G. Wentzel, Die griechische

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Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus (TU 13,3), Leipzig 1895, 57; weitere Angaben zu dortigen Lesarten bei Bidez, Philostorgius LXXVI f. Anm. 1. [M. St.] (1) – (6) Ἀπολινάριοϲ γὰρ – ἔγραψεν Die einleitende und die abschließende Formulierung (καί φηϲιν bzw. τοϲαῦτα - ἔγραψεν), das γὰρ zu Beginn des angeführten Passus und die weitgehenden wörtlichen Übereinstimmungen mit 8,11 und 8,11b zeigen, daß hier ein wörtliches Zitat aus Philost. vorliegt; mit ἐμοῦ (2) ist also Philost. selbst gemeint. (1) (ϲταθμὸϲ δὲ - Καππαδοκίαϲ) Zur Einleitung der Parenthese mit δὲ s. zu 3,18. (2) παρ᾿ αὐτοὺϲ Der hier und in (5) παρ᾽ ἀμφοτέρουϲ jeweils in allen vier Zeugen 1 (vgl. auch 8,11,2) überlieferte dat. ist im geforderten Sinne von „im Vergleich mit“ nicht belegt; den richtigen acc. (vgl. LSJ s. v. C I 7; z. B. Phot. bibl. cod. 22 p. 200 a 23-25 οὐδὲν κωλύει καὶ τοὺϲ ἀνθρώπουϲ ἰϲαγγέλουϲ ὄνταϲ ἢ βραχύ τι παρ’ αὐτοὺϲ ἠλαττωμένουϲ μείζονοϲ ἀπολαύειν δώρου) hat dagegen Niketas Choniates (8,11b). Der Fehler kann in dem Philostorgexzerpt, auf das Suda α 3397, β 150, γ 450 und Mosq. zurückgehen (s. oben), und in der Photiosüberlieferung (8,11,2 παρ᾽ ἀμφοτέροιϲ statt παρ᾽ ἀμφοτέρουϲ) unabhängig voneinander entstanden sein (8,11a,2 wäre bei παῖδα παρ᾽ αὐτοῖϲ κριθῆναι τὸν Ἀθανάϲιον auch ein Mißverständnis denkbar, vgl. Suda ν 450 bzw. υ 701 ὁ μὴ ἔχων ἐκεῖϲε [sc. bei den Nomaden bzw. Skythen] ἅμαξαν ἄτιμοϲ παρ’ αὐτοῖϲ κρίνεται). Anderenfalls müßte man annehmen, daß zumindest das παρ᾽ ἀμφοτέροιϲ bereits in dem Philostorg-Exemplar stand, das letztlich die Vorlage für jenes Philostorgexzerpt und Photios war, und daß dies letzterem (in der Eile? [s. zu 7,3,2 ἴαμα]) nicht aufgefallen wäre, wiewohl er bibl. cod. 22 p. 200 a 24 den acc. benutzt (s. oben). Das αὐτοὺϲ und ἀμφοτέρουϲ hat erstmals Matthaei (s. oben) in den Text des Mosq. gesetzt, offenbar in der Annahme, daß beides in der Hs. stehe, was jedoch nach Bidez, Philostorgius LXXVII Anm. 0 nicht zutrifft. Bezüglich des ersteren Passus hat Bernhardy αὐτοὺϲ zwar im app. crit. zu Suda α 3397 erwogen (I p. 615 Bernh.), aber wegen des letzteren Abstand davon genommen. ὡϲ παῖδα παρ᾽ αὐτοὺϲ κριθῆναι τὸν Ἀθανάϲιον Vgl. Xen. Ages. 1,17 (über Agesilaos) παῖδα ἀπέδειξε τ

Bidez, Philostorgius LXXVI f. Anm. 1 hat bezüglich Mosq. die Angaben seines app. crit. korrigiert. 1

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Lucian. Peregr. 11 (über Peregrinos bei den Christen in Palästina) ἐν βραχεῖ παῖδαϲ αὐτοὺϲ ἀπέφηνε. (3) τῆϲ ... ἔξωθεν καλουμένηϲ παιδεύϲεωϲ Vgl. Lampe s. v. ἔξωθεν B 2. (4) τὸ ὑπομνηματικὸν εἶδοϲ τῆϲ λέξεωϲ Da dieses Lob sich nicht auf bloße, im äußersten Fall allein dem Urheber verständliche Notizen beziehen kann 1, ist offenbar der schmucklose – aber ausformulierte – Stil von Kommentaren gemeint, die ja verschiedentlich als ὑπόμνημα bzw. ὑπομνήματα bezeichnet (vgl. Lampe s. v. 3; L. Fladerer, Art. Kommentar, RAC 21 [2005] 276 f.) oder mit dem Attribut ὑπομνηματικόϲ versehen werden, vgl. Orig. in Joh. comm. 20,1 (GCS Orig. 4,327) (über seine Arbeit am Kommentar zum Joh.-Ev.): ⟨ἵνα〉 τὸ εὐαγγέλιον κατὰ ⟨τὰ〉 ἐξεταζόμενα ἡμῖν ἀποκαλυφθῇ {καὶ} μήτε παραλειπόντων τι ἡμῶν τῶν δεόντων ἐξετάζεϲθαι καὶ ὑπομνηματικοῖϲ γράμμαϲιν πιϲτεύεϲθαι μήτε, ὡϲ οὐ χρή, πλεοναζόντων und Epiph. haer. 42,11,16 (GCS Epiph. 2,124) (über seine Zusammenstellung von Partien bei Markion, deren Aussagen mit der offiziellen kath. Lehre übereinstimmten) αὕτη ... τῆϲ προειρημένηϲ ἡμῶν ὑποθέϲεωϲ ἡ ϲχολιοποιηθεῖϲα ϲύντομοϲ ὑπομνηματικὴ ἐξ ἀντιγράφων τοῦ Μαρκίωνοϲ ϲύνταξιϲ πρὸϲ ἔποϲ ὡϲ ἐδάφιον ἡμῖν γεγραμμένη mit T. Dorandi, ZPE 87 (1991) 11-33, bes. 27-29 (ebd. 27 Anm. 104 zum Epiph.-Passus). Βαϲίλειοϲ δὲ πανηγυρίϲαι λαμπρότατοϲ ἦν Vgl. test. 3b,6. (5) τῷ ... Γρηγορίῳ ... μείζω βάϲιν εἰϲ ϲυγγραφὴν εἶχεν ὁ λόγοϲ Da vorher festgestellt worden ist, daß jeder der drei Autoren in seiner Art des Schreibens herausragend gewesen sei (ϲυγγράφειν ἕκαϲτοϲ αὐτῶν ἐϲ τὸν ἑαυτοῦ τρόπον ἦν ἱκανώτατοϲ), erwartet man nach den Angaben zum Kommentarstil des Apollinarios und zum epideiktischen des Basileios eine weitere zum Stil Gregors v. Naz. Diese könnte in μείζω βάϲιν liegen, denn βάϲιϲ dient auch zur Bezeichnung des „mouvement métrique“ in einem Satz oder Kolon (nicht nur als Klausel an dessen Ende), vgl. M. Patillon, La théorie du discours chez Hermogène le rhéteur, Paris 1988, 203 mit Anm. 8, z. B. Hermog. id. 1,1 p. 219,17 Rabe; 1,6 p. 253,14 f. u. 254,5; 2,3 p. 329,14. 18; vgl. auch Ps.-Longin. subl. 39,2 u. Lucian. Dem. Das war anscheinend der Fall bei S dem. Rhod. fr. 140 p. 59,24-27 Wehrli ἐκθήϲομαι ... τὰ ὑπὸ τοῦ Εὐδήμου κατὰ λέξιν λεγόμενα, ὀλίγα τινὰ προϲτιθεὶϲ ⟨εἰϲ〉 ϲαφήνειαν ἀπὸ τῆϲ τῶν Εὐκλείδου Ϲτοιχείων ἀναμνήϲεωϲ διὰ τὸν ὑπομνηματικὸν τρόπον τοῦ Εὐδήμου κατὰ τὸ ἀρχαϊκὸν ἔθοϲ ϲυντόμουϲ ἐκθεμένου τὰϲ ἀποδόϲειϲ. 1

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enc. 8. 1 Zu Gregors ‚gemäßigtem Asianismus‘ mit den zahlreichen Kommata und der Rhythmisierung vgl. E. Norden, Die antike Kunstprosa, Leipzig 1915/183, 562-69, bes. 564. 566 f., und B. Wyß, Art. Gregor II (Greg. v. Naz.), RAC 12 (1983) 799 f. Mit ϲυγγραφή scheint der Vorgang des Verfassens gemeint zu sein (vgl. LSJ s. v. I, z. B. Hdt. 1,93,1). ἁδρότεροϲ Erinnert an die eine der drei Stilarten, τὸ ἁδρόν, neben dem ἰϲχνόν und μέϲον (vgl. Hillgruber zu Ps.-Plut. Hom. 2,72 [S. 184 f.]). ϲταθερώτεροϲ Vgl. LSJ s. v. 4 mit Verweis auf Dion. Hal. comp. 170. (6) οἷϲ ὡρῶντο καὶ οἷϲ ἔλεγον καὶ ὁπόϲα γράφοντεϲ διεδίδοϲαν, διὰ πάντων ~ τούτοιϲ, οἳ ὡρῶντο καὶ ἃ ἔλεγον καὶ ὁπόϲα γράφοντεϲ διεδίδοϲαν, διὰ πάντων (vgl. Asmus 35). Zu ὁρᾶϲθαι im pass. vgl. Lampe s. v. 6; mit prädikativer Ergänzung vgl. Cyr. ador. 5 (PG 68,368 A) χρὴ τοὺϲ ἁγίουϲ πανταχῆ μονοτρόπουϲ ὁρᾶϲθαι.

{8,11c} Der Passus bietet trotz Mayer 83 f. nichts, was über Photios in 8,11,2 und 8,12b (= test. 3b,6) hinausgeht (vgl. N. G. Wilson, Scholars of Byzantium, London 1983, 170). Auch die Formulierung ἐν τοῖϲ κρείττοϲι τοῦτον ἠρίθμηϲε ist so allgemein, daß man dafür noch nicht einmal die Worte der Suda in 8,11a,2 (τρεῖϲ - προϲτάνταϲ) als Vorlage zu vermuten braucht, geschweige denn „eine gewisse Möglichkeit, daß Psellos mehr als die Epitome gekannt hat“ (Mayer 84), in Erwägung ziehen sollte (Zweifel schon bei Bidez, Philostorgius XXXVI u. 246 s. v. Psellus; vgl. auch Levy 74). [M. St.] γέγηθα Vgl. Mayer 75: „die Nichtachtung Gregors durch den Heiden Eunapios (ist) zu tadeln; freilich macht es Psellos auch keine rechte Freude, ihn beim Arianer Philost. lobend erwähnt zu finden“. Psellos enthält sich nicht persönlicher Formulierungen (vgl. davor bezüglich des Eunapios und paganer Autoren allgemein ein θαυμάζω), so daß das γέγηθα unan-

Ähnlich bereits Valesius 514: „G wobei mit der ‚magis fundata oratio‘ eine ‚magis periodica oratio‘ gemeint sei (ders., Annot. 147); Amidon, Philostorgius 118: „the rhythm of Gregory’s discourse(s) was better suited to composition“; Des Places 447. 449: „Chez Grégoire ... le discours présentait un meilleur rythme pour la rédaction“. 1

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stößig ist und nicht mit Amidon, Philostorgius 119 Anm. 30 eine Änderung in γέγηθε zu erwägen ist.

8,12 τῷ πρώτῳ Wegen der Unstimmigkeit mit 8,12a,2 τοὺϲ δύο τοὺϲ προεκδοθένταϲ erwog Asmus 43 die Änderung in den pl., doch abgesehen davon, daß dann eher τοῖϲ πρώτοιϲ δυϲίν zu erwarten wäre, sollte man mit einer Ungenauigkeit des Photios rechnen (s. hist. Komm. zu 8,12a,2 Schrift „Über den Sohn“). αὐτῷ Gemeint ist nicht Philostorg, sondern Basileios, vgl. Bidez, app. crit. z. St. und Philostorgius CXXXI (u. a. mit Verweis auf 3,15,8); der Satz liefert – aus eunomianischer Sicht, was Photios entgangen zu sein scheint – die Begründung für Niedergeschlagenheit und Tod des Basileios. ἐπὶ πολλῷ τῆϲ ἀληθείαϲ ⟨προ〉τετίμηται Für seine im app. crit. z. St. erwogene Korrektur verweist Bidez auf 1,3 αὐτὸν μᾶλλον Ἀλέξανδρον προτιμήϲαντα ἑαυτοῦ (zum Ausfall des Präfixes vgl. Bidez, Philostorgius XLI). Seine weitere Änderung, ἐπὶ πολὺ statt ἐπὶ πολλῷ, ist nicht nötig, vgl. Phot. ep. 283,402-4 ἐγὼ δὲ φαίην ἂν ἐπὶ πολλῷ κρατεῖν τὸν διὰ τοῦ πεϲεῖν καὶ παθεῖν τὸ γενναῖον ἐνδειξάμενον τοῦ διότι μόνον πρὸϲ τὸ πεϲεῖν ἀντέϲχε ϲεμνυνομένου. Sein anderer Vorschlag, unter Beibehaltung des τετίμηται aus dem πολλῷ ein πλεῖον zu machen (zu ἐπὶ πλεῖον vgl. 6,5a,2, dort aber temporal), ist nicht so einfach. in fünf Büchern mit Basileios auseinandergesetzt Gemeint ist hier die Apologie der Apologie, die vermutlich auf dem Höhepunkt der durch die Niederlage von Adrianopel verursachten Krise geschrieben wurde, vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 441. Die Angabe Philostorgs, dass diese Apologie der Apologie fünf Bücher umfasste, ist vermutlich der Angabe von Photios bibl. cod. 138, der nur von drei Büchern der Apologie der Apologie weiß, vorzuziehen, s. Kopecek, 443. Die ersten beiden Bücher waren gegen Buch 1 der Schrift des Basileios gerichtet, das dritte Buch gegen Buch 2.

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8,12a (1) Schriften gegen die Apologie Hier wird nur ein Teil der gegen Eunomios gerichteten Literatur erwähnt, nämlich neben der erhaltenen Schrift des Basileios die Schrift des Apollinarios von Laodikeia (310-390) gegen Eunomios, vgl. Hier. vir. ill. 120; Hier. epist. 98,5. Diodoros von Tarsos, der von Philost. generell ignoriert wird (auch als Begleiter des Flavianus, wo sein Name, durch den des Paulinos ersetzt worden ist, s. den Komm. zu Philost. 3,18), verfasste eine Schrift „Gegen die Eunomianer“, ferner Theodoros von Mopsuestia (ed. Vaggione, Some neglected fragments of Theodore of Mopsuestia’s Contra Eunomium) und schließlich Gelasios von Kaisareia (Phot. bibl. cod. 45). Weiter sind neben der erhaltenen Schrift Gregors von Nyssa noch Schriften des Theodoretos (erwähnt in Thdt. haer. 5,2 [PG 83,449 c; ep. 113 [SC 111,64); ep. 116 [SC 111,70]; ep. 146 [SC 111,176] und des Sophronios (Phot. bibl. cod. 5 und 138) zu erwähnen. Vgl. zur Wichtigkeit der gegen Eunomios gerichteten Literatur Vaggione, Eunomius. The Extant Works, XIII. (2) ὡϲ ἐν εἴδει τῆϲ πρὸϲ Ἀνομοίουϲ ἀντιρρήϲεωϲ Zu ἐν εἴδει + gen. vgl. LSJ s. v. εἶδοϲ II und zu ὡϲ bei Präpositionen vgl. K.-G. 2,494 (5), z. B. Plat. rep. 3. 389 b θεοῖϲι μὲν ἄχρηϲτον ψεῦδοϲ, ἀνθρώποιϲ δὲ χρήϲιμον ὡϲ ἐν φαρμάκου εἴδει. ὁ δὲ Εὐνόμιοϲ Zum δὲ s. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. Schrift „Über den Sohn“ Die Schrift „Über den Sohn“ wird von Bidez im Apparat, p. 114 auf or. 29 und 30 des Gregorios von Nazianz bezogen, vgl. auch Vaggione, Eunomius. The Extant Works, 171 und Amidon, Philostorgius, 119 Anm. 32. Es gab allerdings auch eine Schrift des Eunomios „Über den Sohn“, in der in thesenartiger, dem Syntagmation des Aetios vergleichbarer Form die Hauptpunkte des Eunomios zusammengefasst waren. Ein Werk des Eunomios mit diesem Titel zitiert nämlich Anastasios Sinaita (in seiner Schrift gegen die Monophysiten PG 89,1180 C-1189 D; das Testimonium in 1181 BC), der auch Zitate aus Aetios bringt, vgl. G. Bardy, L’héritage littérare d’Aétius, RHE 24 (1928) 809-827, hier 826 f. Vgl. dazu Vaggione, Eunomius. The Extant Works, 172. Offen ist allerdings die Frage, inwiefern Anastasios in seiner antimiaphysitischen Polemik korrekt Aetios oder Eunomios zitierte. Zum Werk s. K. H. Uthemann, Antimonophysitische Aporien des Anastasios Sinaites, ByzZ 74 (1981) 1126. die zwei, die zunächst herausgegeben worden waren Von zwei Büchern, die zuerst herausgegeben waren, berichtet auch Gregor von Nyssa in

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einem Brief an Petros, vgl. GNO 8²,87. Die Version des Niketas dürfte damit in diesem Punkt das Original Philostorgs getreuer wiedergeben als Photios. verlor er vor Verzweiflung das Leben Basileios der Große verstarb vielleicht nicht, wie in der älteren Literatur angenommen, im Januar 379, sondern bereits 377, vgl. P. Maraval, La date de la mort de Basile de Césarée, REA 34 (1988) 25-38; anders wieder J.-R. Pouchet, La date de l’élection épiscopale de saint Basile et celle de sa mort, RHE 87 (1992) 5-33; P. Maraval, Retour sur quelques dates concernant Basile de Césarée et Grégoire de Nysse, RHE 99 (2004) 153-157. Zur Frage Barnes, Collapse of the Homoeans, 7-13 (bleibt beim traditionellen Datum 1. Jan. 379). Der Tod des Basileios kann als Anhaltspunkt für die Datierung der ersten Bücher der Apologie gelten, da hier die tendenziösen Angaben des Philost. wohl wenigstens in der Chronologie stimmen dürften, vgl. Diekamp, Literaturgeschichtliches zu der Eunomianischen Kontroverse, 9 f. (Datierung auf 378, kurz vor dem Tod des Basileios) und Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 65 (Datierung entsprechend der Forschungen Maravals 377). Die Schande der Niederlage im Wettbewerb um rhetorische Exzellenz hat bei Basileios die gleichen tödlichen Auswirkungen wie bei dem von Aetios besiegten Manichäer Aphthonios, vgl. Philost. 3,15,10. Das vorangehende Lob des Basileios dient dazu, den Triumph des Eunomios als umso größer erscheinen zu lassen. Niketas hat hier unfreiwillig die nicht-orthodoxe Perspektive seiner Quelle übernommen.

8,13-18 13. (1) behaupteten sie ... von deren Partei erfolgt Natürlich haben Basileios und Gregorios die Menschwerdung Christi nicht geleugnet. Hier ist vermutlich in polemischer Absicht die (aus der späteren Perspektive als noch unklar empfundene) christologische Position der Kappadokier diskreditiert worden, vgl. zu dieser A. Grillmeier, Jesus der Christus. Von der Apostolischen Zeit bis zum Konzil von Chalcedon (451), Freiburg 1979, 535-547. Die besondere Stellung des Apollinaris in der Inkarnationslehre, mit der Sarx-Logos-L dem göttlichen Anteil die Seele), bzw. der Variante, dass der menschliche Teil Christi aus Leib und Seele, der göttliche Teil aus dem Nus besteht und dass beide zusammen eine einzige Natur, einen himmlischen Menschen,

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bilden, wird nicht beschrieben. Philost. zeigte jedenfalls, wie sich die Neunizäner erneut aufteilten, entsprechend der verbreiteten Vorstellung der dauernden Spaltung von Häresien. Ein ähnliches Bild scheint Sokrates im Zusammenhang mit der Aufteilung der Eunomianer vorgeschwebt zu haben, vgl. Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 202. (2) καταϲύρειν Seit Gothofredus 116 von den Erklärern intransitiv verstanden, wobei Lampe s. v. 3 nur auf unseren Passus verweist, während üblich das pass. zu sein scheint, vgl. Greg. Nyss. Eun. 3,2,72 πρόκειται ... ἢ Χριϲτιανοὺϲ εἶναι μὴ ϲυμπαρενεχθένταϲ ὑπὸ τῆϲ αἱρετικῆϲ ἀπωλείαϲ ἢ πάντωϲ πρὸϲ Ἰουδαϊκάϲ τε καὶ Ἑλληνικὰϲ ὑπολήψειϲ καταϲυρῆναι. Doch wird man dies wohl hinnehmen müssen (vgl. 8,9 ἐξαϲκῆϲαι) und besser nicht in καταϲυρῆναι ändern. Zum inf. praes., der sich auf die Vergangenheit bezieht, vgl. in 15 εἶναι u. ὁρμᾶϲθαι; 11,7,1 ϲημαίνειν. εἰϲάγει Vgl. 2,6 τὸν Θεόφιλον εἰϲάγει τὸν Ἰνδὸν ... εἰϲ αὐτοὺϲ (sc. τοὺϲ Ἰνδοὺϲ) παραγενέϲθαι und 8,3. μετὰ τῶν ἄλλων = „inter alia“ (Gothofredus 116), nicht masc. (z. B. Amidon, Philostorgius 120), vgl. Plut. Alc. 13,3 φέρεται ... λόγοϲ τιϲ κατ᾿ Ἀλκιβιάδου Φαίακοϲ ἐπιγεγραμμένοϲ, ἐν ᾧ μετὰ τῶν ἄλλων γέγραπται καὶ ὅτι τῆϲ πόλεωϲ πολλὰ πομπεῖα χρυϲᾶ καὶ ἀργυρᾶ κεκτημένηϲ ὁ Ἀλκιβιάδηϲ ἐχρῆτο πᾶϲιν αὐτοῖϲ ὥϲπερ ἰδίοιϲ πρὸϲ τὴν καθ’ ἡμέραν δίαιταν. Der λέγει-δὲ-Satz gibt also ein Beispiel für die ἑτέρα ϲπουδή des Apollinarios. Auferstehung der Körper Nach Apollinaris ist die Seele unsterblich, aber es findet am Ende der Zeiten keine Auferstehung des Fleisches statt. Vermutlich ähnelte sein Denken dem der Gnostiker, die eine konkretfleischliche Auferstehung ebenfalls ablehnten, vgl. hierzu B. Stubenrauch, Auferstehung des Fleisches? Zum Proprium christlichen Glaubens in Motiven patristischer Theologie, RQ 101 (2006) 147-156. Die „Auferstehung des Fleisches“ gehört zu den bis in die 1950er Jahre offensiv vertretenen Dogmen der katholischen Lehre, vgl. etwa J. Ratzinger, Art. „Auferstehung des Fleisches“ und „Auferstehungsleib“, in: LThK 1 (21957) 10421053, vgl. besonders 1053: „Der auferstandene Leib bleibt trotz der grundlegenden Verwandlung, die er erfährt, ein wahrer Menschenleib, auch der Unterschied der Geschlechter bleibt bestehen.“ Allerdings fügt Ratzinger immerhin hinzu: „ sen jedoch als nutzlos abgelehnt werden.“ Diese leibliche vollständige Auferstehung wurde von Apollinaris fr. 138 geleugnet, für den der Tod mit der Trennung von Körper und Seele einhergeht, vgl. Lietzmann, Apollina-

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ris von Laodicea, 240 und die Erläuterungen von Mühlenberg, Apollinaris von Laodicea, 166. Dagegen hat Eunomios ganz explizit den Glauben an die vollständige Auferstehung vertreten, vgl. dessen exp. fid. 5, p. 158 Vaggione: „(...) die zukünftige Auferstehung durch den Heiland, selbst der aufgelösten Körper zusammen mit ihren eigenen Teilen und Gliedern, wobei nichts fehlen noch ausgetauscht sein wird von den Dingen, die den Körper eines jeden im gegenwärtigen Leben vollständig machen.“ 14. Schrift gegen Porphyrios Philost. konnte die Polemik des Apollinaris gegen Porphyrios fachkundig beurteilen, da er selbst der Verfasser einer gegen Porphyrios gerichteten Schrift war, s. Philost. 10,10. Die Schrift des Apollinaris ist von Hieronymus benutzt worden, vgl. Hier. in Dan. 3,428-458; in Dan. prol. 10. f; in Matth. 4,472-474; in Is. 11 prol. 11. Dazu s. Mühlenberg, Art. Apollinaris, 365. Die Qualität der immerhin dreißig Bücher dieser Schrift wird dabei vom lateinischen Kirchenvater ausdrücklich gerühmt und wie bei Philost. mit den übrigen Werken des Apollinaris kontrastiert, vgl. Hier. vir. ill. 104,2: extant eius adversum Porphyrium triginta libri qui inter cetera opera eius vel maxime probantur. Eusebios … Methodios Vgl. zu den Werken des Methodios und des Eusebios von Kaisareia Hier. vir. ill. 83 und 81. 15. Apollinarios Bischof Apollinaris war Bischof von Laodikeia in Syrien, vermutlich nach der Absetzung des prominenten Gegners des Aetios, Georgios (s. den Komm. zu Philost. 8,17,1). Dass Philost. mit seiner Aussage zum Bischofsamt zum Vertreter einer angeblich von der Überlieferung abweichenden gesonderten Ansicht gemacht wird, hängt damit zusammen, dass Photios wieder die parallelen Darstellungen der orthodoxen Kirchenhistoriker eingesehen hat, die im Unterschied zur sonstigen breiten Bezeugung über das Bischofsamt des Apollinaris schweigen, vgl. zum Bischofsamt auch Lietzmann, Apollinaris von Laodicea, 3-5, Mühlenberg, Art. Apollinaris, 362. Novatus aus dem Volk der Phryger Zu Novatus/Novatian: Die Herstellung des Philost.-Textes (aus dem unverständlichen und unvollständigen Namen, der in B erhalten ist) durch Gothofredus kann hohe Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen, auch wenn Novatian (zur Form Novatus vgl. Eus. h.e. 6,43,1 und Socr. 2,15,5) nach den erhaltenen Quelin den gegen Novatian formulierten zeitgenössischen Zeugnissen nicht ignoriert worden. Photios sammelt ja hier gerade Aussagen, in denen sich Philost. von der communis opinio und der sonstigen Tradition abhob. Bei

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der angeblich phrygischen Herkunft ging es darum, eine Verbindung zwischen Novatian und den montanistischen Häretikern festzustellen, s. H. J. Vogt, Coetus Sanctorum. Der Kirchenbegriff des Novatian und die Geschichte seiner Sonderkirche, Bonn 1968, 17. Zur Sekte der Phryger (= Montanisten) und ihrer Chakterisierung durch Eusebios vgl. Schwartz, Eusebios, 537. Vielleicht ist die Angabe auch aus einem Missverständnis über die Verbreitung des Novatianismus in Phrygien entstanden. Socr. 4,28,1-15 führt aus, warum Phryger und Paphlagonier überwiegend Novatianer sind, vgl. Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 233. 16. Heimat ... Kibalis Der Kontext dieser Notiz bleibt völlig offen. Vielleicht wurde im Kontrast zu den in den vorangegangenen und folgenden Kapiteln beschriebenen Bildungsgrößen die niedrige Herkunft und die bäuerliche Art der Pannonier Valentinian und Valens beschrieben, vgl. Epit. Caes. 40,10 zu Maximianus Herculius: Aurelius Maximianus, cognomento Herculius, ferus natura, ardens libidine, consiliis stolidus, ortu agresti Pannonioque. Diese Herkunft ist in der Selbstdarstellung insbesondere des Valens deutlich betont und ins Positive gewendet worden. Vgl. zur Interpretation einer Rede des Valens im Referat des Themistios (or. 6,81 b) und zum Selbstbewusstsein des pannonischen Aufsteigers Valens Leppin, Reflex der Selbstdarstellung der valentinianischen Dynastie, 46 f. Folgt man jedenfalls Themistios, muss Valens selbst die Bedeutung seiner bäuerlichen und militärischen Ursprünge betont haben: „Zum Nutzen der Untertanen sei es (...) erforderlich, dass die Herrscher zuvor selbst gearbeitet hätten, (...), daß sie Landbau betrieben, daß sie öffentliche Pflichten erfüllt, unter freiem Himmel gelebt, daß sie Kriegsdienst getan hätten.“ (Übers. Leppin) 17. In diesem Kapitel gibt Philost. einen Rückblick und zählt einige Kirchenmänner auf, die in besonderer Weise sich als Vorkämpfer der homousischen Doktrin ausgezeichnet haben sollen, wobei zwischen Prominenten und zweitrangigen Akteuren unterschieden wird. Wie Amidon, Philostorgius, 120 Anm. 36 hervorhebt, befinden sich darunter Personen, die gerade besonders deutlich gegen die Wesensgleichheit aufgetreten sind. (1) Theodoros, der Bischof von Herakleia Dieser Bischof war von den 30er bis in die 50er Jahre des 4. Jh. aktiv, vgl. K. Schäferdiek, Theodor von Herakleia (328/34– und Exeget des 4. Jhs., in: G. Wirth / K. H. Schwarte / J. Heinrichs (Hgg.), Romanitas – Christianitas. Untersuchungen zur Geschichte und Literatur der römische Kaiserzeit, Berlin 1982, 393-410: Philost. bietet also einen

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Rückblick. Amidon, Philostorgius 120 Anm. 36 verweist zu Recht darauf, dass Theodoros wegen seiner Rolle in der Kommission von Mareotis und im Konzil von Serdica von Athanasios als Hauptgegner denunziert wurde. Daher erstaunt seine Einordnung unter die Homousier. Allerdings wurde Theodoros in späterer Zeit durchaus auch von orthodoxer Seite geschätzt, vgl. neben Hier. vir. ill. 90 vor allem Zeugnisse aus dem 5. Jh., s. M. R. Crawford, On the diversity and influence of the Eusebian alliance: the case of Theodore of Heraclea, JEH 64 (2013) 227-257, hier 252 (Benutzung des Johanneskommentars dieses Autors durch Johannes Chrysostomos und Ammonios von Alexandreia). Einige seiner Äußerungen waren auch vom nizänischen Standpunkt aus akzeptabel. Georgios … aus Alexandreia stammte Zur Herkunft des Georgios von Laodikeia aus Alexandreia vgl. die Nachricht, dass er vom alexandrinischen Bischof Alexandros exkommuniziert wurde bei Ath. fug. 26 und decr. 17. Er gehörte bereits in den ausgehenden Regierungsjahren Konstantins zu den prominentesten Kirchenmännern Syriens. Bei Eus. v.C. 3,62 zählt er zu den für den Bischofsstuhl von Antiocheia ins Auge gefassten Kandidaten. Seine Einstellung war scharf gegen Athanasios gerichtet. Vgl. Soz. 6,25,7 f.: Athanasios freundete sich 346 bei seiner (zweiten) Rückkehr in Laodikeia mit Apollinarios an, der daraufhin von Georgios exkommuniziert wurde. Trotz der Feindschaft zu Athanasios macht Philost. aus Georgios einen Anhänger des „Wesensgleich“. Das erklärt sich daraus, dass Georgios zu den Führern der Homöusier gehörte (vor allem in Seleukeia: Socr. 2,39,17 und Soz. 4,22,7) und scharfer Gegner nicht nur des Eudoxios war, der von Philost. zumindest für einige Phasen als Anhomöer gilt, sondern vor allem des Aetios, vgl. den Anklagebrief des Georgios bei Soz. 4,13,2 f., ferner den Verweis auf Georgios von Laodikeia als (über Athanasios von Ankyra vermittelte) Quelle für ungünstige Details zum Leben des Aetios, s. Gr. Nyss. Eun. 1,37. (2) ἀλλὰ γὰρ S. zu 8,4,4. Basileios Basileios den Großen in den zweiten Rang und den nicht ganz unbedeutenden, aber im 5. Jh. doch vergessenen Theodoros von Herakleia in den ersten Rang zu setzen ist möglicherweise eine intendierte Bosheit. Marathonios Marathonios war als Nachfolger des Kekropios später Bischof von N Büro des praefectus praetorio in Konstantinopel tätig, vgl. Gilliard, Social origins of bishops, 33. Details über seine Tätigkeit in Konstantinopel (als Anführer einer Mönchsgemeinschaft und in der Armenfürsorge) bietet

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Soz. 4,27,4 f. Wegen seiner Aktivitäten erhielten die Makedonianer auch den Beinamen der Marathonianer. 18. Beim Vergleich des Eunomios mit Aetios Die literaturgeschichtlichen Urteile des Philost., die auch unabhängig von Photios – nämlich im Fall von Eunomios und Aetios in der Suda – erhalten geblieben sind, interessierten den Photios sowohl generell, besonders aber auch wegen seiner Beschäftigung mit den kappadokischen Kirchenvätern, vgl. zu den Urteilen des Photios über Eunomios und Basileios C. Bevegni, Fozio, Eunomio, i Padri Cappadoci. I „codici“ 137 e 138 della Bibliotheca di Fozio, in: G. Menestrina (Hg.), L. Canfora - N. G. Wilson - C. Bevegni, Fozio tra crisi ecclesiale e magistero letterario, Brescia 2000, 45-74.

8,18a Zur Einordnung dieses Passus als 8,18a s. Einl. zu 5,2a. Εὐδόξιον Valesius 544 (Übers.) u. Annot. 158 wollte dies in Εὐνόμιον ändern, da nicht Aetios, sondern Lukian v. Ant. bzw. Asterios v. Kappadokien des Eudoxios Lehrer war (vgl. 2,14 u. 4,4,1). Bidez (app. crit. zu p. 68,22) hat dies abgelehnt mit Verweis auf Beziehungen zwischen Aetios und Eudoxios bei Soz. h. e. 4,13,2 f., Theodrt. h. e. 2,27,9. 13, Athan. syn. 38,4 und Philost. 4,4 f., wobei in dem Athanasios-Passus ausdrücklich ein Lehrer-Schüler-Verhältnis erwähnt wird: πῶϲ τὸν Ἀρειανὸν Ἀέτιον ὡϲ αἱρετικὸν ἐκβάλλετε καίτοι τὰ αὐτὰ ἐκείνῳ λέγοντεϲ; καὶ γὰρ ϲοῦ μέν, ὦ Ἀκάκιε, ἑταῖρόϲ ἐϲτιν, Εὐδοξίου δὲ διδάϲκαλοϲ εἰϲ τὴν τοιαύτην ἀϲέβειαν γέγονεν. Freilich erhielte mit Valesius’ Vorschlag das dahinter stehende αὐτὸν einen eindrücklichen Sinn: Eunomios, der eben noch selbst (αὐτὸν) die Schulbank bei Aetios gedrückt hat, wird von diesem zum Lehrer bestellt. Doch wissen wir aufgrund der problematischen Überlieferungslage (s. Einl. zu 5,2a) nicht, in welchem Zusammenhang dieser erste Satz urspünglich stand. μάλιϲτα τοὺϲ τελεωτέραϲ μαθήϲεωϲ δεομένουϲ Die (seit Valesius 544 in den Übersetzungen vorausgesetzte) Umstellung (statt τοὺϲ μάλιϲτα) ist nötig, denn hier wird eine Gruppe ausgesondert neben den ἄλλοι.

9. Buch Das neunte Buch behandelte die Zeit von den Anfangsjahren der Regierung des Valens bis zu den ersten Erfolgen der Regierung des Theodosius I. Es setzte mit einem Bericht über Wunder prominenter Vertreter des heterousischen Glaubens ein (9,1), wozu vielleicht ein Strafwunder in der Art, in der es Moses gegen Iannes und Iambres bewirkte, gehörte (9,2). Beschrieben wurde das Verhältnis zwischen Heterousiern und der unter Valens wieder dominierenden Homöern (9,3-4) sowie der Rückzug des Aetios und des Eunomios auf ihre jeweiligen Güter. Infolge der unfreiwilligen Verwicklung in die Usurpation des Prokop mussten, wie in 9,5-8 ausgeführt wird, Aetios, der dann in Konstantinopel stirbt (9,6,4), und Eunomios Verleumdungen ihrer Rivalen hinnehmen. Eunomios kann aus der Verbannung zurückkehren. Zu seinen Anhängern gehört Karterios aus Borissos, der Vater des Philost., der auch seine Frau zum Übertritt zu seinem Glauben überreden kann (9,9). In Konstantinopel wird Demophilos eingesetzt (9,10). Eunomios wird erneut verbannt, diesmal nach Naxos (9,11). Keinen erkennbaren Kontext hat die anschließende Nachricht des Philost. über Mazaka-Kaisareia (9,12). Der Versuch des Demophilos und seiner Freunde einen homöischen Bischof als Nachfolger des Eunomios in Kyzikos einzusetzen, scheitert an dem Parteieifer der für das „Wesensgleich“ eintretenden Bevölkerung (9,13). In ursprünglich wohl sehr breiten Ausführungen behandelte Philost. dann die Absurditäten der Glaubensüberzeugungen des Demophilos (9,14), die letzten Jahre der Herrschaft des Valentinian I. und Valens, mit Theodorus-Orakel (9,15), dem Tod des Valentinian, der Erhebung Valentinians II. (9,16), der Katastrophe von Adrianopel einschließlich ihrer Vorgeschichte und Folgen, nämlich der Erhebung des Theodosius I. (9,17,5). Nach ersten Erfolgen gegen die Barbaren privilegiert Theodosius I., unter dem sich ein Generationswechsel in der heterousischen Kirchenorganisation vollzieht (9,18), die Anhänger des nizänischen Glaubens und vertreibt prominente Homöer aus Konstantinopel und aus anderen Städten (9,19). [B. B.]

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9,1-12 1. Das neunte Buch … Abhilfe gesorgt hätte Das neunte Buch behandelte vermutlich in viel größerem Umfang kirchenhistorischen Stoff, als es im Exzerpt des Photios deutlich wird. In ähnlicher Weise wie in der Kirchengeschichte Theodorets spielten die Aktionen von „heiligen Männern“, von christlichen Heroen, bei Philost. sogar wohl eine dominierende Rolle, die ein Gegengewicht zu den Intrigen der Bischöfe bildete. Diese langen Berichte sind aber durch Photios, der sie für irrelevant hielt, auf einige dürftige Angaben zusammengestrichen worden. Philost. behandle die „übernatürlichen Werke“ der anhomöischen Heiligen Aetios, Eunomios und Leontios (hier kann nur Leontios von Tripolis gemeint sein, vgl. Philost. 7,6). Letzterem sowie anderen Eunomianern (Kandidos, Euagrios, Arrianos, Phlorentios/Florentius, dem Gegenbischof von Konstantinopel und Theophilos dem Inder) werden zu Beginn des Buchs Wundertaten zugewiesen, bei denen offenkundig ein Vergleich mit Aktionen des Moses eingefügt wird. Auf Wundertaten von „heiligen“, den „richtigen“ anhomöischen Glauben predigenden Männern verwies Philost. bereits in vorangehenden Büchern, vgl. den Komm. zu Philost. 2,8 und 3,4,5. 2. Iannes und Iambres Iannes und Iambres waren angeblich ägyptische Magier, die Moses Widerstand leisteten und in der apokryphen Literatur sogar fast die Stelle des Pharao einnehmen. Eine Andeutung auf diese apokryphe Tradition findet sich bereits in 2 Tim 3,8. A. Pietersma, The Apocryphon of Jannes and Jambres the Magicians. P. Chester Beatty XVI (with New Editions of Papyrus Vindobonensis Greek inv. 29456 + 29828 verso and British Library Cotton Tiberius B. v. f. 87), Leiden 1994, 26-32 gibt eine komplette Liste der Passagen später, teilweise reich variierender Traditionen, aus denen sich die Geschichte der beiden Magier rekonstruieren lässt, worunter auch S. 29, Nr. 20 die Philost.-Passage fällt. Pietersma versteht allerdings den griechischen Ausdruck οἱ περὶ κτλ. dahingehend, dass die „adherents of Jannes and Jambres“ mit Geschwüren bestraft wurden, aber zu οἱ / αἱ περὶ + acc. nominis proprii s. den phil. Komm. zu Philost. 1,7a,2, und inhaltlich s. Ambrosiasters Kommentar zum zweiten Brief an Timotheos (3,9, CSEL 81/3,313): exemplum hoc de apocryfis est: Iamnes enim et Mambres fratres erant magi vel venefici Aegyptiorum, qui arte magiae suae virtuti dei, quae per Moysen agebat, aemulatione conmentitia resistere se putabant. sed cum in Moysi virtus in operibus cresceret, humiles facti confessi sunt cum dolore ulcerum (vulnerum recens. post.) deum in Moyse operatum.

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Durch papyrologische Entdeckungen, insbesondere im 20. Jh., die Teile des Originals der apokryphen Erzählung von Iannes und Iambres erschlossen haben, sind die Möglichkeiten des Vergleichs mit Philost. erweitert worden, vgl. neben den von Pietersma publizierten Papyri auch ein weiteres Fragment, L. Koenen, Notes on Papyri, BASP 16 (1979) 109-116. Pietersma, 49 geht für Philost. nicht von einer direkten Benutzung des Apokryphon aus, weil nämlich Iannes und Iambres bei Philost. verschiedene Mütter haben, was dem Text von P. Chester Beatty XVI direkt widerspricht. Immerhin wird bei Philost. wie im Papyrus überhaupt eine Mutter und nicht wie in anderen Texten der Vater (Balaam) genannt, vgl. auch Pietersma, 60 und 108. Aus Philost. ist auch nicht zu entnehmen, dass einer der beiden Brüder, nämlich Iannes, verstarb und dass die Handlung dann bis zur nekromantischen Wiederbelebung durch Iambres führte. Dass die Mutter stirbt, ist auch Aussage des Apokryphon, aber es wird nicht explizit dargelegt, dass Moses direkt dafür verantwortlich war. Schließlich ist aus der kombinierten Version der Papyri zwar deutlich, dass Iannes an einem Geschwür leidet, aber nichts über die Geschwüre des Iambres gesagt, vgl. die Inhaltsangabe bei Pietersma, 52 f. und den Text, 151 f. Offenkundig ist bei Philost. (oder bei Photios) die Legende über Iannes und Iambres nicht völlig dem Original entsprechend wiedergegeben worden. Es ist auch unklar, in welchem Kontext und in welchem Umfang Philost. über die in der Spätantike verbreitete Iannes-Iambres-Geschichte berichtete. Wegen des vorangehenden Kapitels kann man die Vermutung hegen, dass die Bestrafung innerkirchlicher Rivalen durch Eunomios-Moses geschildert wurde, ein weiterer Aspekt der von Philost. gerühmten „übernatürlichen Werke“. In diesem Fall hätte bereits Philost. die breite Geschichte über Iannes und Iambres nur auf den Aspekt ihrer Bestrafung durch Moses reduziert. Dass Photios sich für die von Philost. berichteten Elemente aus der Geschichte des Iannes und Iambres interessierte, ist möglicherweise vor dem Hintergrund seiner Gesandtschaftsreise nach Bagdad verständlich. Einige Jahrzehnte zuvor hatte Leo IV. (776-781) dem damaligen Kalifen, einem Freund der Magie, ein Buch mit dem Titel „Iannes und Iambres“ zugeschickt, das geeignet war, die negativen Aspekte der Magie zu illustrieren, vgl. zur Nachricht des syrischen Chronisten Michael (12,1) Pietersma, 44. Auch in der ikonophilen Polemik beg Grammatikos mit Iannes, vgl. Eine unbekannte Konzilssynopse aus dem Ende des 9. Jahrhunderts. Ediert, übersetzt und kommentiert von L. M. Hoffmann und W. Brandes, Frankfurt 2013, 307.

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3. (1) πέραϲ ἐπιθεῖναι Vgl. 9,8,3. hielt er Eudoxios in Ehren Valens wurde dann auch von Eudoxios getauft, vgl. Hier. chron. 245a (zum Jahr 366); Rufin. hist. 11,2 (GCS 9,1003); Socr. 4,1,6; Soz. 6,6,10; Thdt. h.e. 4,12; Zur Stellung des Eudoxios als Normbischof s. den Komm. zu Philost. 8,8a,5. Die Gattin des Valens soll eine glühende Anhängerin des Eudoxios gewesen sein, s. Thdt. h.e. 4,12,4. (2) παρῆν ὁ αὐτὸϲ καιρὸϲ ἄδειαν διδοὺϲ πράττειν Vgl. 3,5,1 ὡϲ ... δυνατὸν ἦν καὶ ὁ καιρὸϲ ἐδίδου und 11,1,4 ὁ γὰρ καιρὸϲ αὐτοὺϲ ἀριϲτᾶν μετεπέμπετο: Euzoios hatte dieselbe günstige Gelegenheit (ὁ αὐτὸϲ καιρὸϲ) wie Eudoxios; das ὁ αὐτὸϲ ist also nicht mit Valesius, Annot. 147 in ὡϲαύτωϲ zu ändern. Euzoios Zu Euzoios vgl. Philost. 5,5. Zur Angelegenheit des Aetios s. Philost. 7,5 f. mit dem Komm. (3) ὑπερήϲπιζεν S. zu 3,17,2 u. 9,5,1. οὐρανοβάταϲ 1 Von Gothofredus, Diss. 363 erwogen und verworfen (zugunsten von οὐρανοβόϲκαϲ, weil er in seiner Hs. οὐ(ρα)νοβόϲταϲ las), von Valesius, Annot. 147 befürwortet; vgl. das dazugehörige Verb οὐρανοβατέω, Lampe s. v. 2 Ähnliche Vorwürfe gegen Aetios und seine Anhänger finden sich 10,1,3 μετεωρολέϲχαϲ, Bas. Eun. 1,13 (SC 299,218) οἱ περιφρονοῦντεϲ μὲν πάντα τὰ ἐν ποϲί, διαβαίνοντεϲ δὲ τὸν οὐρανὸν καὶ πάϲαϲ τὰϲ ὑπερκοϲμίουϲ δυνάμειϲ, Greg. Naz. or. 27,9 (SC 250,92) (gerichtet an Eunomios und seine Anhänger) ὑψηλὸϲ ϲὺ καὶ ὑψηλῶν πέρα καὶ ὑπὲρ τὰϲ νεφέλαϲ und Epiph. haer. 76,17,2 (Worte der Rechtgläubigen zu Aetios mit Jes. 14,13) ϲὺ γὰρ εἶπαϲ ταῦτα ἐν τῇ διανοίᾳ ϲου· ἀναβήϲομαι εἰϲ τὸν οὐρανὸν καὶ ἐπάνω τῶν ἀϲτέρων τοῦ οὐρανοῦ θήϲομαι τὸν θρόνον μου. Αἰθίοπά τε τὸν Θεόφιλον ἐξυβρίζων Das von Bidez aus αἰθιόπόν in B (mit diesen Akzenten) gewonnene Αἰθιόπιόν (vgl. ders., Philostorgius XL) wird nicht bei Personen benutzt 3, sondern allenfalls bei Örtlichkeiten, z. B. Niceph. Blemm. consp. geogr. (GGM 2,458 Sp. 1,16-18) (über den Zur Abbreviatur οὐ(ρα)νο- vgl. Traube 99 f. Die ähnliche Wortbildung οὐρανοβάμων (Suda ο 938) ist gleichfalls negativ konnotiert, vgl. Tzetzes prooem. I (Proleg. de comoed κομψοῖϲ καὶ οὐρανοβάμοϲι (Hinweis von R. Kassel). 3 Cyr. Alex. Ps. 71,10 (PG 69,1181 C) Θαρϲεῖϲ ἐθνῶν Αἰθιοπίουϲ ἐϲτί ist korrupt und wohl mit dem gleichlautenden Eintrag bei Orig. sel. in Ps. 71,9 (PG 12,1524 C) in ἔθνοϲ Αἰθιοπικόν zu ändern. 1 2

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Okeanos) ὅπου ἡ γῆ κεκαυμένη ἐϲτὶν ὑπὸ τῆϲ τοῦ ἡλίου θερμότητοϲ, Ἐρυθραῖοϲ καὶ Αἰθιόπιοϲ καλεῖται (zu Dion. Perieg. orb. descr. 38). Die reguläre Form dagegen ist Αἰθίοψ, die sich auch 3,6,1 findet. Daher ist mit Valesius, Annot. 147 Αἰθίοπά zu schreiben. Der Vorwurf rekurrierte zum einen auf die in der Antike häufig anzutreffende Verwechslung der Inder und Äthiopen (vgl. A. Dihle, Art. Indien, RAC 18 [1996] 9 f. 52), zum anderen appellierte er an eine im antiken Volksglauben allgemein vorhandene Tendenz, die schwarze Farbe – und damit auch die dunkle Hautfarbe – mit dem Bösen, d. h. im Christentum mit dem Teufel, zu assoziieren, vgl. F. J. Dölger, Die Sonne der Gerechtigkeit und der Schwarze, Münster 1918, 49-75; G. Lanczkowski, Art. Aethiopia, RAC Suppl. 1 (1958) 95; A. Dihle, Zur hellenistischen Ethnographie, Entr. Fond. Hardt 8 (1962) 214 f.; A. Hermann, Art. Farbe, RAC 7 (1967) 419 f.; F. M. Snowden, Before color prejudice, Cambridge, Mass. 1983, 100 f. 1 Dies erklärt auch, warum bei den negativen körperlichen Charakteristika des Arcadius 11,3,4 dessen dunkler Teint hinzugefügt ist: ὁ δὲ Ἀρκάδιοϲ βραχὺϲ τῷ μεγέθει καὶ λεπτὸϲ τὴν ἕξιν καὶ ἀδρανὴϲ τὴν ἰϲχὺν καὶ τὸ χρῶμα μέλαϲ. Ähnlich despektierlich wie Euzoios mag Gregor v. Nyssa seine Bezeichnung des Theophilos als Blemmyer gemeint haben: ἐπειδὴ τοίνυν διὰ τῶν τοιούτων λόγων τὰϲ φιλοκαίνουϲ τῶν ταῦτα νοϲούντων ἀκοὰϲ ἐγαργάλιζε, γινώϲκει τὴν κενοφωνίαν ταύτην καὶ ὁ Βλέμμυϲ Θεόφιλοϲ, ᾧ ϲυνηθείαϲ τινὸϲ περὶ τὸν Γάλλον προϋπαρχούϲηϲ καὶ ὁ Ἀέτιοϲ εἰϲ τὰ βαϲίλεια δι᾿ αὐτοῦ παρεδύετο (Eun. 1,47 [GNO 1,38]). (4) λέγω Zum überschüssigen ν am Wortende in B (λέγων) verweist Bidez, app. crit. z. St. auf 8,11,2 μείζω{ν} und 9,4,2 ἐλάττω{ν}. Valesius’ Korrektur (516) ist daher so einfach, daß man nicht mit Bidez das part. im Text belassen sollte, das hinsichtlich des μέντοι, das durch das μὲν (hinter ἀϲεβεῖϲ) vorbereitet ist, zu einem Anakoluth in der Satzstruktur führen würde. λοιμοὺϲ Vgl. Bauer / Aland s. v. (2).

Gebildete wie Agatharchides ( (orig. 17,7,36) bezeichneten diese Angst vor der μελανία der Aethiopen bzw. vor der Schwärze als typisch für das Kindesalter (vgl. Call. hymn. 3,69, wo Hermes als Kinderschreck den „schwarzen Mann“ spielt [Hinweis von R. Kassel]) und lehnten sie ab (vgl. Dihle a. a. O.) – aber nicht jeder Gebildete vermag seine Vorurteile abzulegen. 1

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4. (1) seiner Gesinnung ihm gegenüber Das Geschenk wurde in einer Zeit gemacht, in der Julian noch nicht seine offene Feindschaft zum Christentum erklärt hatte, vgl. dazu Philost. 6,7 und 7b. (3) οὐδέτεροϲ – ἡγεμόναϲ Zum Gedanken vgl. 3,6a,1 (über Theophilos) ἐν Ἀντιοχείᾳ διῆγεν ἐκκληϲίαν μὲν ἀφωριϲμένωϲ οὐδεμίαν ἔχων αὐτόϲ, κοινὸϲ δέ τιϲ ὤν. Zu Bidez’ ἀποτεταγμένωϲ vgl. ebd. ἀφωριϲμένωϲ. οὐμενοῦν εἰϲ ὅϲον ἐνεβίω χρόνον Wie Valesius, Annot. 148 (und vorher bereits Holste [ebd.]) erkannt hat, erhält das ἐνεβίω erst seinen vollen Sinn, wenn es sich auf die Lebenszeit in Kyzikos bezieht; dem dient auch die in οὐμενοῦν 1 liegende Korrektur (vgl. LSJ s. v.; Denniston 478 f.). seitdem er aus Kyzikos weggegangen war Zum Weggang des Eunomios aus Kyzikos vgl. Philost. 6,3. Die Kapitel 1 sowie 3 und 4 des neunten Buches illustrieren die Neigung des Philost. zu umfangreichen Rückgriffen. 5. (1) ὁ δὲ Προκόπιοϲ – διέφερον Der Passus behandelt die Vorgeschichte der Usurpation des Prokop. Das impf. ἀνεφέρετο, das sich auf die zeit seines Lebens bestehende Verwandtschaft mit Julian bezieht, leitet über zu den impf. ἀνεκινοῦντο und διέφερον, die chronologisch vor der Usurpation liegen. Sie sind offensichtlich gewählt, um das andauernde Brodeln der Gerüchte nach Julians Tod zu veranschaulichen, und dienen als Folie, vor der die nachfolgenden Ereignisse dargestellt werden. Vergleichbar ist das impf. in 9,3,3 (ὑπερήϲπιζεν) u. 9,18 (ἐπεϲκόπει); s. zu 3,17,2. zog er gegen die Perser zu Felde Das bedeutet, dass der Friedensvertrag von 364 sehr bald gebrochen worden wäre, nämlich bereits im Jahre 366. Der (Schapur II.) zugeschriebene Bruch des römisch-persischen Friedens (Amm. 27,12,1) ist aber erst in die späten 60er Jahre zu datieren, vgl. zur komplizierten Chronologie N. Lenski, The Chronology of Valens’ Dealings with Persia and Armenia, 364-378 CE, in: den Boeft u.a. (Hgg.), Ammianus after Julian, 95-127. Vermutlich geht Philost. oder seine Quelle aber davon aus, dass die historisch allein nachweisbare Reise des Kaisers in den Osten schon mit einer Vorbereitung des Feldzugs gegen die Perser identisch ist. Mit einer ähnlichen frühen chronologischen Einordnung berichtet Bidez hat, der Hs. B folgend (also nicht ein Druckfehler, wie Koetschau 276 annahm), οὔμενουν in den Text gesetzt; üblicher ist die Endbetonung (vgl. auch 1,7a,5 τοιγαροῦν). Vor Bidez haben die Philost.-Edd. die drei Wörter getrennt geschrieben. 1

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durch die Perser, so dass Eunapios als gemeinsame Quelle zum frühen Termin des Perserkriegs vermutet werden kann. Bei Sokrates (4,2,4) wird nur angegeben, dass Valens Angst vor einem Bruch des Friedensvertrags hatte, ohne dass deshalb von irgendeinem realen Angriff des Valens oder der Perser berichtet wird. Valens reiste Ende 365 (also bereits im zweiten Regierungsjahr) nach Antiocheia, vgl. Amm. 26,6,11 (nach dem Ende des Winters: consumpta hieme); Zos. 4,4,1; Socr. 4,2,4; Soz. 6,7,10. Um diese Zeit Prokop ergriff am 28. September 365 die Macht (Cons. Const. 365,2). „Um diese Zeit“ ist, wenn man davon ausgeht, dass Valens ab Frühjahr 365 auf dem Weg nach Antiocheia war, um Aktionen gegen die Perser vorzubereiten, und Philost. auf die Vorbereitungen für die Usurpation hinweist, ungefähr richtig. Allerdings ist das „dritte Jahr“ des Valens erst 366 anzusetzen. Insgesamt fallen für die Frühzeit des Valens bei Philost. noch weitere, vielleicht nicht unbeabsichtigte chronologische Verwirrungen auf, s. vorangehendes Lemma. Julians Familie Die Verbindungen mit der konstantinischen Dynastie werden auch bei Amm. 26,7,10 betont: Prokop trägt die kleine Tochter des Constantius II. auf dem Arm. Er macht den Anspruch auf Verwandtschaft mit Constantius und Julian geltend. In Anwesenheit der Kaiserin Faustina sind ihm Abzeichen der Kaiserwürde in die Hände gefallen. Vgl. ferner Amm. 26,9,3: Faustina und die kleine Tochter des Constantius begleiten den Prokop. Ammianus leugnet zumindest die Verbindungen zwischen Julian und Prokop, indem er die Gerüchte, dass Julian die Herrschaft an Prokop übergeben haben soll, als falsch bezeichnet. S. auch Zos. 4,4,2. Die Verwandtschaft zwischen Julian und Prokop ergab sich vermutlich durch die mütterliche Linie Julians, also über Basilina, vgl. Lenski, Failure of Empire, 69. Eine Verwandtschaft mit Constantius II. wäre dann ganz auszuschließen. (2) τὸν ἔϲχατον, φηϲίν, ἀναρρίπτει κύβον Zur sprichwörtlichen Wendung vgl. K.-A. zu Ar. fr. 929 u. Men. fr. 64,4; V. Hinz, Falsche Prägungen im Umlauf. Umformungen antiker Sprichwörter im heutigen Sprichwortschatz, in: M. Korenjak / St. Tilg (Hgg.), Pontes IV. Die Antike in der Alltagskultur der Gegenwart, Innsbruck 2007, 357-67, bes. 359 f. Das φηϲίν ist nicht als ein „ut aiunt“ (z. B. Gothofredus 122) zu verstezieht, was zu den gleichartigen Formulierungen bei Amm. Marc. 26,6,12 und Liban. or. 24,13 (ἀνέρριψε τὸν κύβον) paßt. Auch sonst läßt Photios

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die Wendung ohne einen Hinweis in seine Rede einfließen, z. B. ep. 1,710 f. τοὺϲ περὶ τοῦ ζῆν ἐϲχάτουϲ ἀναρρίψαϲα κύβουϲ. war dieser, als Jovian Kaiser wurde, aus Mesopotamien geflohen Hier stimmt Philost. nicht mit der bei Zosimos zu greifenden Version des Eunapios überein. Nach Zosimos (4,4,2) soll nämlich Prokop den ihm von Julian überlassenen Kaisermantel dem Jovian übergeben haben, bevor er sich nach Kaisareia in Kappadokien zurückzog (4,4,3). Die Flucht beginnt dann erst in der Regierungszeit des Valentinian und Valens (4,5, f.). Diese Version hält Koehler, Geschichte des Kaisers Valens, 20 Anm. 1 für richtig, während er die Nachricht Ammians (26,6,4), die Flucht habe schon unter Jovian begonnen, verwirft. Ebenso seien auch die ähnlichen Angaben bei Philost. zu verwerfen, weil „diese Übereinstimmungen“ nur „seine enge Beziehung zu Ammian“ beweisen. Zu diesen in der Tat auffälligen Übereinstimmungen im Gesamtbericht über die Usurpation Prokops vgl. Bleckmann, Ammian und Philostorg, 88-90. Nicht nachvollziehbar ist für mich Lenski, Failure of Empire, 71, Philost. sei zu vage, um eine präzise Angabe über den Zeitpunkt seines Abtauchens zu ermitteln. Zosimos mag in seiner Angabe über das Datum der Flucht eventuell größeres Vertrauen verdienen, für die in der Flucht von Prokop aufgesuchten Gegenden, nämlich der Taurische Chersones, gilt das wohl nicht. Die Angabe bei Philost., Prokop sei aus „Mesopotamien“ entkommen, bezieht sich auf das zwischen den Oberläufen von Euphrat und Tigris gelegene Gebiet, die Provinz Mesopotamien, die großenteils im Frieden von 363 geräumt worden war, s. zum Friedensvertrag Philost. 8,1 und 8,1a sowie Ruf. Fest. 29,2 (pars Mesopotamiae). Mit seinem Armeekorps hatte Prokop dort auf die Armee Julians gewartet. Über den Aufenthaltsort des Usurpators verrät sie nichts. mit seiner Frau auf der Flucht Zum Detail der Begleitung Prokops durch seine Frau vgl. Zos. 4,5,2, wo Prokop mit seiner ganzen Familie flieht. den letzten Würfel geworfen Zu dieser Wendung vgl. Amm. 26,6,12: aleam periculorum omnium iecit abrupte. Etwas weniger ausgeprägt ist die Parallele mit Lib. or. 24,13. Von Wiebe, Kaiser Valens, 299 Anm. 175 wird vor allem auf diese Parallele zwischen Philost. und Ammianus Marcellinus hingewiesen. Daneben fallen weitere Gemeinsamkeiten auf, die nen beide die Verwandtschaft zwischen Prokop und Julian, beide Quellen datieren die Flucht Prokops in die Zeit Jovians, beide Quellen berichten als einzige über den Aufenthalt Prokops in Kalchedon, beide betonen den un-

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blutigen Charakter der Herrschaft Prokops und berichten schließlich identisch über seine Enthauptung. Vgl. die detaillierte Analyse in der nachfolgenden Kommentierung der einzelnen Kapitelteile der Erzählung Philostorgs. (3) auf dem Grundstück des Eunomios Dieses an den Mauern von Kalchedon liegende Grundstück des Eunomios wird von Philost. mehrfach erwähnt (vgl. 9,4 und 9,8). Eine Variante dieser Version findet sich bei Ammianus, bei dem Prokop bei einem sicheren Freund namens Strategius in Kalchedon übernachtet, um von dort aus mehrfach nach Konstantinopel überzusetzen und die Usurpation vorzubereiten (vgl. Amm. 26,6,4 f.). Eunomios hielt sich zum Zeitpunkt der Usurpation des Prokop angeblich in Kyzikos auf, vgl. Philost. 9,13. Durch den Hinweis auf die Abwesenheit des Besitzers soll deutlich werden, dass Eunomios mit dem Usurpator nichts zu tun hatte. ohne Blutvergießen Vgl. Amm. 26,9,11, bei dem Prokops gesamte Regierung angeblich ohne Blutvergießen bleibt: et, quod est mirandum, quoad vixerat, incruentus. S. dazu Köhler, Geschichte des Kaisers Valens, 22. Diese relativ positive Schlussfolgerung stellt lediglich einen Kontrast zu Valens dar (vgl. Amm. 31,14,5), soll aber nicht an sich die Regierung Prokops in positiver Weise würdigen. Möglicherweise hat Ammianus, um diesen Kontrast zu Valens schaffen zu können, absichtlich das Motiv des unblutigen Regierungsantritts, wie es bei Philost. zu finden ist, auf die gesamte Regierung Prokops übertragen. (4) Οὐάλην Sonst Οὐάλεντα, vgl. 8,8,6; 8,10,1; 8,16 (Bidez, Philostorgius 298 s. v.); zum Wechsel der Deklinationsklasse vgl. K.-B. 1,51214. zum Krieg mit Valens kam, unterlag er Gemeint ist die Niederlage in der Schlacht von Nakoleia, vgl. Amm. 26,9,7. Diese fand am 27. Mai 366 statt, vgl. Cons. Const. 366,2 sowie Socr. 4,9,8 mit Koehler, Geschichte des Kaisers Valens, 29. Die übrigen militärischen Ereignisse im Bürgerkrieg gegen Prokop sind bei Philost. vielleicht behandelt worden, werden aber zumindest im Philost.-Exzerpt des Photios verschwiegen, vgl. zur Schlacht bei Thyateira Zos. 4,8,1 und die Andeutung bei Amm. 26,9,1 f. Gomoar und Agilo Bei Photios sind die Namensformen Gomarios und A in Gallien unter Constantius II. (360-361), Agilo magister peditum des Constantius und des Julian. Prokop war es gelungen beide Generäle zu reaktivieren, vgl. Amm. 26,7,4 und zu ihrer Position PLRE 1,397 f. Gomoa-

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rius; PLRE 1,28 f. Agilo; Demandt, Art. magister militum, 703. Vor und während der Schlacht von Nakoleia ließen beide Generäle nacheinander die Sache Prokops im Stich und traten auf die Seite des Valens, vgl. Amm. 26,9,6 f.; Zos. 4,8,3. Gomoar hatte schon Vetranio verraten, vgl. Amm. 21,8,1. Thphn. p. 55,34-56,1 de Boor erzählt von einer mit Sicherheit nicht historischen Bestrafung der beiden Generäle, die auf Befehl des Valens zersägt werden; zum Zersägen als einer typisch tyrannischen Hinrichtungsmethode vgl. Suet. Cal. 27,3 und zu den Bezügen auf die Hinrichtung des Jesaja Hil. c. Const. 4 (PL 10,581 A). floh nach Nikaia. Am folgenden Tag Die Hinrichtung des Prokop fand am Tag nach der Schlacht statt, wenn man der Darstellung Ammians folgt, vgl. den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXVI, 252. Bei Ammianus wird Prokop nämlich nach seiner Flucht von seinen eigenen Leuten Florentius und Barchalba, die ihm gefolgt sind, ausgeliefert und anschließend sofort hingerichtet (26,9,8 f.). Dagegen berichtet Philost. von einer Flucht nach Nikaia, wo Prokop nach seinem Eintreffen „am nächsten Tag“ ausgeliefert und hingerichtet wird. In den Cons. Const. 366,2 finden Schlacht und Hinrichtung anscheinend am gleichen Tag (dem 27. Mai 366) statt (oppressus atque extinctus est). Von Lenski, Failure of Empire, 81 Anm. 82 nur auf die Terminierung der Hinrichtung bezogen, während die Schlacht am 26. Mai stattgefunden habe. (5) wurde enthauptet Zur Enthauptung vgl. Amm. 26,9,9: statimque abscisa cervice. Vgl. dazu den Boeft, Commentary on Ammianus Marcellinus XXVI, 257; Koehler, Geschichte des Kaisers Valens, 30. Diese Gemeinsamkeit ist vor dem Hintergrund der Tatsache hervorzuheben, dass in der kirchengeschichtlichen Tradition sonst von einer wenig wahrscheinlichen Hinrichtungsmethode zu lesen ist, bei der Prokop durch auseinanderschnellende Bäume zerrissen wird, vgl. Socr. 4,5,4; Soz. 6,8,3; Thphn. p. 55,32-34 de Boor. Zur Hinrichtungsmethode vgl. auch Hist. Aug. Aurel. 7,4. sechs Monate … Position des Usurpators Prokop herrschte länger als sechs Monate, nämlich vom 28. September 365 bis über die Schlacht von Nakoleia (27. Mai 366) hinaus, also etwas über acht Monate. Florentius … Stadkommandant von Nikaia Der Stadtkommandant spätere Usurpator Marcellus Kommandant von Nikaia (agens apud Nicaeam praesidium) gewesen sein soll, vgl. PLRE 1,551 Marcellus 5.

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6. (1) Προκοπίῳ ἔτι τῆϲ τυραννίδοϲ ἐποχουμένῳ Wenn richtig überliefert, sollte sich der dat. ursprünglich auf das παραγίνεται beziehen (zum dat. vgl. 3,6,5), doch fügte Photios das πρὸϲ αὐτὸν ἐν Κυζίκῳ διάγοντα 1 ein, ohne die Satzkonstruktion dem noch anzugleichen. Anderenfalls ist Bidez’ Vorschlag Προκοπίου ... ἐποχουμένου (app. crit. z. St.) die leichteste Änderung (zum gen. abs. trotz des folgenden πρὸϲ αὐτὸν verweist er bereits auf 7,6,1 ἐν Κωνϲταντινουπόλει διατρίβοντοϲ τοῦ Ἀετίου καὶ Εὐνομίου παραγίνεται Λεόντιοϲ ὁ τῆϲ Τριπόλεωϲ πρὸϲ αὐτοὺϲ). Der gesamte Abschnitt weist Spuren einer flüchtigen Arbeitsweise auf, vgl. in 3 das mißverständliche ὁ καταπεμφθεὶϲ ἐκ Προκοπίου (s. z. St.) sowie ebd. und in Kapitel 7 die zweimalige Verwechslung der Namen des Aetios und Eunomios (vgl. Bidez, Philostorgius XVII). Zur Formulierung τῆϲ τυραννίδοϲ ἐποχουμένῳ vgl. 9,15,2 τυραννίδοϲ ἐπιβαίνειν ἀρξάμενοϲ und 3,28a,3 τῶν πρώτων τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀρξάμενοϲ ἐπιβαίνειν ἀναβαθμῶν. So wie dort der beginnende Aufstieg zur Machtposition gemeint ist, bezieht sich unser Passus auf die Bewegung auf ihr, das Verweilen in ihr. zu ihm nach Kyzikos Kyzikos war von Marcellus nach einer regelrechten Seeschlacht für Prokop gewonnen worden, so jedenfalls Zos. 4,6,5. Die Einnahme von Kyzikos wird auch von Amm. 26,8,6-11 bezeugt, wenn auch die Details, wie diese Einnahme zustande kam, völlig verschieden ausfallen. Der nahm sie auf sich … wieder zurück Fürsprache für Gefangene, Gefangenenbefreiung und Lösegeldzahlungen gehörten zu den Pflichten eines Christen. Eunomios nimmt laut Philost. also nur im Rahmen seiner Pflichterfüllung den Kontakt mit dem Usurpator Prokop auf und nimmt die Strapazen einer Gesandtschaftsreise auf sich. Die aufwendige Übernahme von Gesandtschaftsreisen ist die typische Leistung eines Euergeten. Eunomios zeigt seine Loyalität gegenüber dem herrschenden Kaiser Valens dadurch, dass er Parteigänger des Valens zu befreien suchte. Zum Aufenthalt des Prokop in Kyzikos vgl. Amm. 26,8,11. (2) τῆϲ νήϲου = Lesbos, vgl. 9,4,1. τοῦ ξίφουϲ ἁρπάζει Am Ende des irrealen Bedingungssatzes (ἂν ... διεδέξατο ..., εἰ μή τιϲ ἀφικόμενοϲ) bezeichnet der Verfasser die realen Ereignisse im historischen Präsens. Zur Verbindung mit dem bloßen gen. vgl. Phot. hom. 1,5 p. 9,19-21 Laurd. αὕτη (sc. die ἡδυπάθεια im Einhalten der göttlichen Gebote) ... ἀν1

Das διάγοντι in B wird durch den davor stehenden dat. bedingt sein.

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άγει πρὸϲ θεοειδεϲτέραν ὄρεξίν τε καὶ ἀπόλαυϲιν ἁρπάζουϲα ... τὴν ψυχὴν τῶν δελεαϲμάτων τῶν ϲαρκικῶν; 12,1 p. 122,24-26 διὰ τοῦτο ϲταυροῦται καὶ θνῄϲκει καὶ θάπτεται, ἵνα τῆϲ τοῦ δράκοντοϲ τυραννίδοϲ τὸ ἀνθρώπειον ἁρπαϲάμενοϲ καὶ τῶν τοῦ θανάτου βόθρων ἀνελκύϲαϲ ἑαυτῷ ϲυναναϲτήϲῃ. (3) ὁ καταπεμφθεὶϲ ἐκ Προκοπίου Damit ist trotz der ähnlichen Formulierung (ὁ τῆϲ νήϲου παρὰ τοῦ Προκοπίου ϲταλεὶϲ ἄρχειν) nicht der am Anfang des Satzes genannte Verwalter von Lesbos gemeint, sondern der Ankömmling aus dem engeren Umkreis des Prokopios (τιϲ ἀφικόμενοϲ ... τῶν παραδυναϲτευόντων Προκοπίῳ). οὕτωϲ δὴ οὗτοϲ S. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. Herennianus und Gerresianus Dieses Brüderpaar ist sonst nicht bekannt. Bezüge zu Serenianus, einen in den Kämpfen mit Prokop verwickelten comes domesticorum des Valens (PLRE 1,825 Serenianus 2), sind nicht erkennbar. Beide Brüder sind vermutlich mit Aetios, nicht mit Eunomios befreundet gewesen, da der Kontext von Verleumdung und Befreiung angeblicher Parteigänger des Valens auf Lesbos nur auf ersteren verweisen kann. Photios hat hier eine von Philost. eingehend geschilderte komplizierte Intrige bis zur Unkenntlichkeit verkürzt. (4) brach … nach Konstantinopel auf Brennecke, Studien zur Geschichte der Homöer, 215 interpretiert Philost. 9,6,4 im Anschluss an Kopecek dahingehend, dass es Eunomios bei Prokop nicht nur gelang, den Aetios zu befreien, sondern dass Eunomios mit seinem Lehrer unter dem Schutz des Prokop nach Konstantinopel zurückkehrte. Das Verhältnis zwischen Eunomios und Aetios einerseits und Prokop andererseits ist aber, wenn man der Darstellung des Philost. folgt, gerade nicht sehr eng gewesen. Vielmehr erweisen sich beide als loyale Untertanen des Valens. Aetios wird als Anhänger des Valens nur knapp gerettet. Eunomios setzt sich bei Prokop dafür ein, dass Anhänger des Valens befreit werden (9,6,1). Von einem Schutz der beiden anhomöischen Heroen durch Prokop kann somit nicht die Rede sein. Ferner ist nicht sicher, wann Aetios nach Konstantinopel kam und ob das überhaupt in der Zeit des Prokop stattfand. Marasco, Filostorgio, 108 will bei Philost. ein positives Prokop-Bild erkennen, durch das er sich nicht nur von der übrigen Tradition abhebt, sonUsurpatoren. Da die vermeintlichen Nahbeziehungen zwischen Prokop einerseits und Aetios im Bericht bei Philost. stark relativiert wurden, ist dies wenig wahrscheinlich. Marasco, 110 bemerkt denn auch richtig, dass

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es Philost. darum ging, das Gerücht einer Zusammenarbeit von Aetios oder Eunomios mit dem Usurpator zu entkräften. 7. οὐκ ἀπεϲτράφη τοῖϲ γεγραμμένοιϲ Die bisherigen Erklärungen, daß Eunomios von der Nachricht nicht erschüttert war (so Gothofredus 119 [richtig 125] u. Valesius 518) oder sich nicht von seinem Kurs abbringen ließ (so Amidon, Philostorgius 126 u. Des Places 469), lassen sich nicht mit der Wortbedeutung von ἀποϲτρέφεϲθαι vereinbaren. Vielmehr ist τοῖϲ γεγραμμένοιϲ das indirekte Objekt zu ἀπεϲτράφη, wofür man aber eigentlich ἐπεϲτράφη erwartet, wie Valesius, Annot. 148 erkannt hat, vgl. Phot. ep. 132,25 οὐκ ἐπεϲτράφη (ἀπ- in einer der jüngeren Hss.) τῇ κλήϲει οὐδὲ ὑπήκουϲεν u. hom. 2,11 p. 25,25 Laurd. ϲὺ ... οὐδενὶ τούτων ἐπιϲτρέφῃ; mit Präpositionen Philost. 3,15,2 ἐπὶ τὰϲ λογικὰϲ ἐπιϲτραφῆναι μαθήϲειϲ; 4,1,7 εἰϲ μετάνοιαν ἐπιϲτραφεὶϲ; 7,5,2 πρὸϲ τὴν ἀξίωϲιν ἐπεϲτράφη. Da aber ἀποϲτρέφεϲθαι mit Präposition gut belegt ist (vgl. Plut. Cam. 31,2 πρὸϲ τοὺϲ Βηίουϲ ... ἀποϲτρεφόμενοι, πόλιν ἅπαϲι κατεϲκευαϲμένην καὶ διαμένουϲαν; Lucian. dom. 21 ἐϲ τὴν ὀροφὴν ἀπεβλέπετε καὶ τοὺϲ τοίχουϲ ἐθαυμάζετε καὶ τὰϲ γραφὰϲ ἐξητάζετε πρὸϲ ἑκάϲτην ἀποϲτρεφόμενοι), ist auch die hiesige Konstruktion mit dem dat. nicht völlig auszuschließen. Sie findet sich nun zwar bei Photios in ep. 211,58-61. 69-73, ergibt sich dort aber daraus, daß der dunkle Wortlaut von Gen. 4,7 (πρὸϲ ϲὲ ἡ ἀποϲτροφὴ αὐτοῦ) erklärt wird: τὸ δὲ „πρὸϲ ϲὲ (d. h. Kain) ἡ ἀποϲτροφὴ αὐτοῦ καὶ ϲὺ αὐτοῦ ἄρξειϲ“ (Gen. 4,7) ... περὶ αὐτοῦ τοῦ προϲενεχθέντοϲ εἴρηται οἷον „ἀνάξιον“, φηϲίν, „τῆϲ ἐμῆϲ ἐϲτι προϲφορᾶϲ, διὸ ἀποϲτρέφεταί ϲοι καὶ αὐτὸϲ αὐτοῦ ὥϲπερ καὶ πρὶν ἢ προϲενεχθῆναι κύριοϲ ἔϲῃ“· ... ὡϲ ἂν εἴποι φιλόϲτοργοϲ πατὴρ πρὸϲ ἡμαρτηκότα παῖδα „μὴ ϲυμπέϲῃϲ μηδὲ καταποθῇϲ τῇ λύπῃ, τοῖϲ δώροιϲ ϲε παρευδοκιμήϲαντοϲ τοῦ ἀδελφοῦ (d. h. Abel). εἰ γὰρ καὶ ἐξ ὧν αὐτὸϲ ὁϲίωϲ ἔπραξεν, δικαιοπρεπῶϲ προτετίμηται, ἀλλ᾿ οὖν ἀποϲτραφήϲεταί ϲοι πάλιν καὶ ὑπὸ ϲὲ ἔϲται καὶ τῷ προνομίῳ τῶν πρωτοτοκίων αὐτὸϲ πάλιν τὸ πρεϲβεῖον ἕξειϲ“. So spricht viel für Valesius’ Änderungsvorschlag. Markianopolis Valens weilte, um die Kämpfe gegen die Goten zu koordinieren, von 367 bis 370 in Markianopolis, vgl. zu den Belegen und zur Chronologie Seeck, Regesten, 231-239. Zur besonderen Verbindung zwischen Eudoxios und Valens s. Philost. 9,3 die christliche Taufe des Valens in Markianopolis vorgenommen wurde (Thdt. h.e. 4,12,4), was aber vielleicht von Philost. durchaus hervorgehoben worden ist.

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Aetios Es kann sich in Wirklichkeit hier nur um Eunomios handeln, vgl. gegen Kopecek, History of Neo-Arianism, 428 f. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 298 Anm. 225. 8. (1) Prokop versteckt zu haben Erneut wird auf die Verbindung zwischen Eunomios und der großen Politik hingewiesen, und zwar in einem Rückgriff auf Philost. 9,5,3 (Versteck des Prokop auf dem Grundstück des Eunomios in Kalchedon). Die Beschuldigung einer Implikation in die Usurpation Prokops ist nach Ansicht Philostorgs verfehlt. Nach Mauretanien verbannt Die Verbannung des Eunomios in den weit entfernten, von Valentinian I. kontrollierten Westteil würde eine Kooperation zwischen Valentinian und Valens in religiösen Fragen voraussetzen, die man nicht von vornherein ausschließen kann. Ebenso kann aber der Verbannungsort frei erfunden sein. Statt einer Verbannung nach Mauretanien konstruiert Woods, Aspects of the Arian Controversy, 616-619 eine Verbannung nach Mursa, das von Photios mit Μαυρουϲὶϲ γῆ verwechselt worden sei bzw. erst von S. A. Morelli, Africa Christiana, Tom. II, Brixen 1817, 273 fälschlich mit Mauretanien identifiziert worden sei. Stockhausen, Athanasius von Alexandrien: Epistula ad Afros, 20 f. stimmt der These von Woods zu. Die Ausgabe von Bidez zeigt, dass der Text auf jeden Fall Μαυρουϲίδα γῆν bot. Durch die Hinzufügung von γῆ ist eine Verballhornung aus Mursa mit Sicherheit auszuschließen. Außerdem lag Mursa genauso im Reichsteil des Valentinian wie Mauretanien, so dass sich von daher keine Präferenz für einen der beiden Lokalitäten ergeben kann. Die Angabe im Philost.-Exzerpt des Photios, dass Mursa auf der Reisestrecke des Eunomios lag, die weiter nach Mauretanien führende Reise dort unterbrochen wurde, ist sachlich völlig nachvollziehbar. Einen hagiographischen Beleg für Mauretanien als Verbannungsgegend führt Bidez, Philostorgius CLXII Anm. 1 an. Auxonius Er war von 367 bis 369/370 Prätorianerpräfekt der Präfektur Oriens, vgl. PLRE 1,142 f., Auxonius 1 mit Schmidt-Hofner, Regesten der Kaiser Valentinian und Valens, 601. Auxonius wird auch bei Zos. 4,10,4 im Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Valens in Markianopolis erwähnt, allerdings nur, um dessen Leistung bei der Versorgung der Donauarmee hervorzuheben. Vgl. ferner Eunap. VS 7,5,9 p. 53 f. Giangrande. Die durch Philost., da der Prätorianerpräfekt für die Geschichte der Eunomianer von Bedeutung war und deshalb in Erinnerung blieb. (2) ἀλλ᾽ S. zu 2,13,1 ἀλλὰ μηδὲ.

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ἀπήγετο Zu ἀπάγειν für das Abführen in die Verbannung vgl. Bidez, Philostorgius 312 s. v.; die gleiche Verwechslung des Präfixes in 3,15,12 (vgl. Bidez, app. crit. z. St. u. ders., Philostorgius XXXVIII). Koetschaus 267 ἠπείγετο (weil B ursprünglich statt des η ein ει hatte) paßt nicht. ein gewisser Valens war Vermutlich hat Philost. die beherrschende Rolle des Bischofs Valens von Mursa in der Zeit des Constantius II. nicht erwähnt. Den Einfluss des Valens auf den gleichnamigen Kaiser erklärt Lenski, Failure of Empire, 245 damit, dass der Bischof dem aus Pannonien stammenden Kaiser aus früherer Zeit bekannt war und er auch mit dem Hauptratgeber des Kaisers Eudoxios befreundet war. (3) αὐτῇ καθιδρῦϲαι S. zu 7,3,6 αὐτῇ καθιδρυϲάντων. ϲυνοδικὴν ὑποκριναμένου ψῆφον Wurde von L. de Tillemont, Mémoires pour servir à l’Histoire ecclésiastique des six premiers siècles 6, Venedig 1732, 795 (Note LXXXIX) gegen das von Valesius, Annot. 148 vorgeschlagene ἐπικριναμένου (im Sinne des Bestätigens) verteidigt, indem er auf die Nachricht bei Theodt. h. e. 5,40,8 hinwies, daß Demophilos sich eigenmächtig nach Konstantinopel begeben habe. Eine Entscheidung der arianischen Bischöfe war es nach Socr. h. e. 4,14,3 u. 5,3,4 sowie Soz. h. e. 6,13,1. Philostorg fügt eine weitere Variante hinzu. Zu ὑποκρίνεϲθαι mit acc. vgl. 4,12,2 τὴν πρὸϲ ἐκείνουϲ ὑποκρινόμενοϲ ὁμοδοξίαν; 5,1,6 τὸ ἑτεροούϲιον ὑπεκρίνετο; 7,8a,11 τοῦ δαίμονοϲ ... τοῦ τὸν Ἀπόλλωνα ὑποκρινομένου. Eudoxios zögerte durch Ränke die Begegnung hinaus Wieder sind es kirchliche Rivalen, die eine Verständigung des Kaisers mit den Heterousiern verhindern, vgl. Philost. 6,4 oder 8,6. Nikaia, um dort einen Bischof einzusetzen Vgl. Philost. 9,19,2: Hypatios von Nikaia. Demophilos Vgl. Philost. 9,10; 9,14 und 14a. Die Versetzung des Demophilos fand 370 statt (Socr.4, 14,2 f.). Die Nizäner setzten einen Gegenkandidaten zum Bischof ein, nämlich Euagrios. 9. (1) Εὐλαμπία Philostorgs Mutter kann unmöglich den verbreiteten männlichen Personennamen Eulampios, der in B überliefert ist, getragen haben. Gothofredus 126 schrieb in seiner Übersetzung „Eulampia“ (so auch O. Seeck, RE 6,1 [1907] 1064), was an das Geschwisterpaar Eulampios (was den Fehler er in Nikomedia das Martyrium erlitten haben soll (vgl. H. R. Seeliger, Art. Eulampios u. Eulampia, LThK3 3 [1995] 987; zur Namengebung nach Märtyrern vgl. H. Solin, Art. Name, RAC 25 [2013] 787 f.). Valesius, An-

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not. 148 (vgl. Bidez, app. crit. z. St.) plädierte für Εὐλάμπιον (nach dem Muster von Eustochium), doch ist dieser Name bisher nicht belegt. Dorf in der Cappodocia Secunda Kappadokien wurde erst in der Zeit des Valens administrativ geteilt. Hauptstadt der Cappadocia secunda war Tyana, die der Cappadocia prima dagegen Kaisareia. Aus der Darstellung von Philost. wird nicht deutlich, auf welchem städtischen Territorium Borissos lag. Borissos (Sorsovu ?) lag vermutlich in der Nähe von Nazianz, vgl. H. Grégoire, Géographie byzantine, ByzZ 19 (1910), 59-62, hier 61; Bidez, Philostorgius, CVI; F. Hild / M. Restle, Kappadokien, Wien 1981, 159. Im Map-by-map Directory zu Karte 64 bei J. A. Talbert (Hg.), Barrington Atlas of the Greek and Roman World, Princeton 2000, 992 unter die nicht-lokalisierbaren Orte aufgenommen. Zur administrativen Teilung mit ihren kirchenpolitischen Folgen s. den Komm. zu Philost. 9,12. (2) Karterios Karterios dürfte der ephemere Nachfolger des in Palästina wirkenden eunomianischen Bischofs Theodulos von Keretapa gewesen sein, s. Philost. 9,18 mit Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 318. Er überredete seine Frau … die übrigen Verwandten Das Problem der konfessionellen Spaltung von Familien behandelt auch Johannes Chrysostomus in seinen gegen die Eunomianer gerichteten Predigten, vgl. A.M. Malingrey / R. Flacelière (Hgg.), Jean Chysostome, Sur l’incompréhensibilité de Dieu, Paris 1970, Bd. 1, 360-362 mit der Empfehlung, mit häretischen Freunden und Verwandten zu brechen. 10. Θεοδώρου Bereits Gothofredus, Diss. 382 bemerkte hierzu: “hunc Theodorum sive Dorotheum (nam ita promiscue vocatur“), wobei er freilich den hier offenbar gemeinten Dorotheos v. Herakleia von 9,13,1; 9,14,1; 9,19,2 mit dem „Homousier“ Theodoros von 8,17,1 zusammenwarf, wie Valesius, Annot. 148 f. aufstach. Dieser selbst hielt den Namen Theodoros für einen Fehler (ebd. 148, zu 9,13,1), hat den Wortlaut jedoch nur im Lemma geändert (Annot. 148), nicht im Textteil (ebd. 519), vermutlich in der nicht unbegründeten Annahme, daß das Versehen auf Photios zurückgehen könnte. Bidez hat Δωροθέου mit Verweis auf Valesius im app. crit. vorgeschlagen. liturgische Tätigkeit zu haben Demophilos war von 370 bis 380 Bischof von Konstantinopel. Das Vorrecht des Theodoros von Herakleia erMetropolitansitz war. Dagron, Naissance d’une capitale, 446 will dagegen in der Darstellung von Philost. ein Indiz dafür sehen, dass im ausgehenden 4. Jh. und schon vor der Synode von 381 Konstantinopel eine besondere

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Ehrenstellung innehatte, so dass Theodoros die Einsetzung des Bischofs von Konstantinopel als besonderes Privileg ansehen konnte. Nach Bidez (Apparat) ist mit guten Gründen statt Theodoros (Bischof von Herakleia unter Konstantin und Constantius II., vgl. z. B. Socr. 2,18,1, s. den Komm. zu Philost. 8,17) hier Dorotheos von Herakleia, der später als Parteigänger des Demophilos auftaucht, zu erkennen (s. den phil. Komm.). „unwürdig“ statt „würdig“ Eine starke innerkirchliche Opposition blieb nach der Erhebung des Demophilos zum Bischof von Konstantinopel erhalten. Socr. 4,14 und Soz. 6,13 wissen von der Erhebung eines Gegenbischofs Euagrios. Zur Geschichte einer gegen Demophilos agierenden Delegation des Konstantinopolitaner Klerus, die von Urbasos, Theodoros und Meinedemos geleitet wurde und angeblich dann das Martyrium erlitt, Socr. 4,16; Soz. 6,14 und Thdt. h.e. 4,24, mit Dagron, Naissance d’une capitale, 447 Anm. 1. Die Opposition muss nicht zwingend nur aus Homousiern bestanden haben, sondern es waren auch die ehemaligen Anhänger des 359 exilierten Makedonios, also homöusische „Pneumatomachen“ dabei. Zur Bestätigung der Bischofswahl durch die einstimmige Akklamation des Volkes vgl. L. Piétri, Das Hineinwachsen des Klerus in die antike Gesellschaft, in: Th. Böhm u.a. (Hgg.) Das Entstehen der einen Christenheit (250-430), Freiburg 1996, 633-666, hier 640. Das Fehlen der notwendigen Einstimmigkeit bedeutet, dass Demophilos kein rechtmäßig amtierender Bischof war. Dass der mit den Homöern im November 380 aus Konstantinopel vertriebene Demophilos allerdings – anders als es Philost. darlegt – in Wirklichkeit über einen erdrückend großen Anhang in Konstantinopel verfügte, musste Gregorios von Nazianz erfahren, vgl. zu Gr. Naz. carm. 1074 und 652 ff. Hauser-Meury, Prosopographie, 59. 11. Ναοξίαν ... τὴν νῆϲον Die Form ist nirgends sonst belegt. Gothofredus, Diss. 384 erwog, ausgehend von der Lesart ἀξίαν des cod. Bernensis, der ihm allein vorlag (vgl. Bidez, Philostorgius XXV), Ναξίαν; doch möglicherweise liegt hier eine späte Nebenform des Namens Naxos vor, vgl. 12,5,3 Λίπαρα. Modestus … verbannte ihn auf die Insel Naxos Die von Valens korrigierte Verbannungsentscheidung des Auxonius wurde also, nachdem Eunomios wieder nach Kleinasien zurückgekehrt war, vom Nachfolger des zwisc 1,605-608 Modestus 2 mit Schmidt-Hofner, Regesten der Kaiser Valentinian und Valens, 602; vgl. Hauser-Meury, Prosopographie, 124 f.), der 369/ 370-377 als praefectus praetorio der Präfektur Oriens agierte, erneut ver-

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fügt. Zu Modestus als Nachfolger des Auxonius s. auch Zos. 4,11,4. Philost. lässt Modestus anscheinend unabhängig von Valens agieren. Die Zeugnisse der Parallelquellen ergeben ein uneinheitliches Bild. Modestus setzte einerseits die homöische Religionspolitik des Valens durch, vgl. Thdt. h.e. 4,19,5 f. (Maßnahmen des Modestus gegen Basileios), vgl. Gr. Nyss. Eun. 1,127; 131-136; 140; Gr. Naz. or. 43,48-53; Rufin. hist. 11,5 (GCS 9,1008); Socr. 4,26,17-19 sowie zu Modestus als besonders ergebenem „Schmeichler“ des Valens Amm. 29,1,10. Bei Gr. Naz. or. 43,48-51 agiert Modestus dann nicht nur auf Anweisung des Valens, sondern auch auf eigene Faust. Höhepunkt dieser Verfolgungspolitik ist die angebliche Verbrennung von achtzig antiarianischen Klerikern auf hoher See (Socr. 4,16 und Soz. 6,14). Dass man Modestus gleichwohl auch wie Philost. als Förderer der Homousie sehen konnte, hängt mit dem von Gr. Naz. or. 43,55 bezeugten Gesinnungswechsel zusammen. Modestus soll schließlich in Edessa die Orthodoxen vor der Verfolgungswut des Kaisers geschützt haben, vgl. Soz. 6,18,3 und 7; Rufin. hist. 11,5 (GCS 9,1009 f.); Socr. 4,18,9, anders Thdt. h.e. 4,17 f. 12. Μάζακα τὸ πρῶτον ἐκαλεῖτο ἡ Καιϲάρεια ἀπὸ Μοϲὸχ ... ἑλκυϲαμένη τὸ ὄνομα Wie Valesius, Annot. 148 erkannt hat, kann diese erste Namensform Μάζακα mit Blick auf die zweite, die im Laufe der Zeit durch Veränderung entstanden sei, nicht richtig sein. Dieser Schwierigkeit kann man auch nicht dadurch entgehen, daß man παρέγκλιϲιν metaphorisch als „a reversion to an earlier name“ (Lampe s. v.) versteht, denn dies hieße, das Bedeutungsspektrum des Wortes zu überdehnen; es bezeichnet hier nichts anderes als „Veränderung“, vgl. LSJ s. v. 3, z. B. Philost. 12,10,1 γῆϲ τινοϲ ... παρεγκλίϲει. Valesius vermutete daher, daß an unserer Stelle ein – nicht weiter belegtes – Μόζοκα zu schreiben sei, offenbar, um einen Namen zu gewinnen, der eine Mittelstellung zwischen dem des Gründers Μοϲόχ und der späteren Bezeichnung der Stadt (Μάζακα) einnimmt. Damit ergibt sich in der Tat ein stimmiger Gedankengang. Denkbar ist unter dieser Maßgabe auch die Form Μόζακα. Ob der Fehler auf die hsl. Überlieferung oder Photios zurückgeht, muß offen bleiben. Philostorgs Interesse an Namensetymologien, das sich auch 1,4 und 7,3,6 u. 7,3b zeigt (vgl. Marasco, Filostorgio 30 f.), führt hier dazu, daß er dem er eine Vorstufe (Μόζοκα o. ä.) vor dem allgemein bekannten Μάζακα angesetzt hat.

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Kaisareia … Mazaka Wieder ein Beispiel der geographisch-ethnographischen Gelehrsamkeit des Philost. Mousoch-Mozok galt als Gründer Kappadokiens, vgl. Const. Porphyr. them. 2,2,20 p. 65 Pertusi. Jos. ant. Jud. 1,125 bietet, anders als Marasco, Filostorgio, 31 Anm. 89 annimmt, hier keine abweichende Variante. Josephus Flavius führt vielmehr aus, dass die von Mesches (?) / Mesek begründeten Meschener (Μεϲχῆνοι) jetzt Kappadokier heißen. Als Beweis dafür bringt er den Namen der Stadt Mazaka vor: πόλιϲ γάρ ἐϲτι παρ’ αὐτοῖϲ ἔτι καὶ νῦν Μάζακα δηλοῦϲα τοῖϲ ϲυνιέναι δυναμένοιϲ οὕτωϲ ποτὲ προϲαγορευθὲν πᾶν τὸ ἔθνοϲ. Mit dem οὕτωϲ bezieht er sich auf die Μεϲχῆνοι, weil sonst sein Beweis nicht aufgeht; er sagt nicht, wie Marasco meint, dass das Volk Μάζακα heißt (Hinweis von M. Stein). Gothofredus, Diss. 384 nimmt zu Recht an, dass Philost. seine Kenntnisse aus Josephus geschöpft hat. Der Name Mosoch stammt aus Gen 10,2, wobei Philost. die LXX-Form genommen hat und Josephus mit Mesches (?) / Mesek die hebräische. Der Kontext, in den dieser Exkurs eingefügt war, muss offen bleiben. Vielleicht berichtete Philost. über die Begegnung zwischen dem Kaiser und Basileios dem Großen in Kaisareia. Zur sehr unklaren Stellung des Valens im Verhältnis zu Basileios von Kaisareia, vgl. G. May, Die großen Kappadokier und die staatliche Kirchenpolitik von Valens bis Theodosius, in: G. Ruhbach (Hg.), Die Kirche angesichts der konstantinischen Wende, Darmstadt 1976, 322-336, hier 324-327. Oder aber er erläuterte die Aufteilung Kappadokiens unter Valens. Diese Aufteilung führte dazu, dass Basileios seine Stellung als Metropolit von Kaisareia gegen den neuen Metropoliten von Tyana verteidigen musste, vgl. hierzu R. Van Dam, Emperor, Bishops, and Friends in Late Antique Cappadocia, JThS 37 (1986) 53-76.

**9,12a Nachdem G. Ostrogorsky (Byzantion 23 [1953] 31-66, bes. 31-38) und H. Hunger (Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner, München 1978, 1,533) die von Pertusi 18-49 verfochtene These, daß das nur in der Hs. C überlieferte zweite Buch von De thematibus und die Abweichungen wiesen und den einheitlichen Ursprung bekräftigt haben, spricht nichts dagegen, die beiden Handschriften als gleichwertig zu betrachten. [M. St.]

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ὠνομαϲμένη Vgl. themat. 1,2 p. 64,14 Pert. τὴν ἀπὸ τοῦ Ταύρου Ταυρικὴν ὠνομαϲμένην; ebd. praef. p. 59,7 ἄλλη ἄλλωϲ ὠνομαϲμένη; das part. aor. pass. des Simplex ὀνομαϲθεῖϲα, das C bietet, erscheint sonst nicht. Μοϲὼχ Diese Form in C kommt der seit der LXX (z. B. Gen. 10,2) üblichen (Μοϲὸχ) näher als Μουϲὼχ in R.

9,13 f. 13. (1) τὴν δόξαν κρατύνονταϲ Vgl. 2,1,2 κρατύνοντα ... τὸ ἑτεροούϲιον; 3,5,2 τὸ τῆϲ ἐκκληϲίαϲ δόγμα ἐκρατύνατο; 4,11,2 τὸ ἑτεροούϲιον ἐγγράφωϲ κρατυνάμενοι: Hier wie dort ist das κρατύνειν ein nach außen sichtbarer Akt. Eine Änderung in κρατύναντοϲ (Valesius, Annot. 149) oder κρατύνοντοϲ (Bidez, app. crit. z. St.) ist daher nicht nötig. Eunomios Kyzikos .. unverrückbarer Weise vertraten Eunomios verließ Kyzikos zunächst in der Regierungszeit des Constantius II., vgl. Philost. 6,3. Er kehrte dann nach Kappadokien zurück, reiste von dort nach Antiocheia, vgl. Philost. 6,4. In der Zeit Julians weilte Eunomios in Kalchedon (Philost. 9,4). Unter Prokop trifft man Eunomios wieder in Kyzikos an (vgl. Philost. 9,6), wo er vielleicht seine Wiedereinsetzung betrieb. Zur komplizierten Geschichte vgl. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 293 f. Der Rivale des Eunomios, sein Vorgänger Eleusios, war vermutlich unter Julian erneut zurückgekehrt, wurde dann aber wegen seiner Maßnahmen gegen den heidnischen Kult verbannt (Soz. 5,15,5 und 10). Unter Valens blieb es zunächst bei der Vakanz, weil die Einwohner von Kyzikos angeblich am von Eleusios propagierten Homöusion („ähnlich hinsichtlich des Wesens“) festhielten (was hier differenziert, nämlich vom Homousion unterschieden, von Philost. wiedergegeben wird). Zur Zuneigung der Einwohner von Kyzikos zu Eleusios, vgl. Socr. 9,6,7. (2) Ἀνόμοιόν Die Konjektur Ἀνόμιόν, die der Schreiber des cod. Bochart. am Rande notiert und an der Valesius Gefallen gefunden hat: „est enim elegans paronomasia, ut Anomius dicatur pro Eunomio“ (Annot. 149) 1, paßt zwar zu einer Streitschrift, aber nicht zu den öffentlichen Verlautbarungen (δημοϲίοιϲ καὶ λόγοιϲ καὶ Bidez hat sie im app. crit. erwähnt, doch anscheinend Bedenken gehabt, wie sein „aber s. Register Ἀνόμοιοϲ“ zeigt (dort neben der vorliegenden Stelle 8,6a u. 8,12a,2). 1

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denen jedoch gerade die Bezeichnung als Anhomöer ihren Zweck bestens erfüllte. ⟨ὑπ〉ελθεῖν Vgl. 2,11,1 τὴν χειροτονίαν ὑπελθεῖν (Bidez, app. crit. z. St.). für einen Anhomöer Da Philost. an der Gleichheit von Vater und Sohn gemäß der Schrift festhält (vgl. die Antwort des Aetios an Constantius Philost. 4,12,8), fasste er die Bezeichnung „Anhomöer“ als Verleumdung auf. Gewöhnlich wird die Lehre des Aetios und des Eunomios von Philost. als „Heterousion“ bezeichnet. Die Fremdbezeichnung Anhomöer dürfte er nur bei der Darstellung einer unzutreffenden Fremdmeinung benutzt haben. Auch Photios benutzt den Begriff in seinem Philost.-Referat generell nicht, vgl. dagegen Niketas in Philost. 8,12a, ferner die Artemii Passio in Philost. 8,6a; 8,8a,5. deutlich das „Wesensgleich“. Der von Philost. nicht namentlich bezeichnete Nachfolger bekannte sich, obgleich von prominenten Homöern, Demophilos, Dorotheos und anderen, eingesetzt, sich angeblich zum „Wesensgleich“. Nach anderen kirchengeschichtlichen Darstellungen ist aber Eleusios, den Philost. in seiner Schwarz-Weiß-Technik den Homousiern (Philost. 8,17) zurechnete, selbst durchaus wieder Bischof von Kyzikos gewesen, vgl. zur Rückkehr des Eleusios unter Valens Socr. 4,6. Eleusios spielte in den religiösen Auseinandersetzungen bis in die 380er Jahre eine bedeutende Rolle in den Reihen der (aus den Homöusiern hervorgegangenen) Makedonianer (Pneumatomachen), vgl. seine Rolle im Konzil von Konstantinopel (Socr. 5,8,5-10 und Soz. 7,7,4 f., ferner sein Auftreten im Religionsgespräch von 383 (Socr. 5,10,24 und Soz. 7,12,9). Die Erzählungen des Sokrates (4,6) und Philost. (9,13,1) schließen sich gegenseitig aus: Bei Sokrates halten die Kyzikener an ihren Bischof Eleusios fest, auch wenn er vorübergehend ein arianisierendes Bekenntnis angenommen hat, sie selbst aber bei ihrem homousischen Glauben bleiben. Bei Philost. akzeptieren sie einen anderen Bischof, der dann aber den homousischen Glauben des Eleusios und seiner früheren Gemeinde übernimmt. Wie diese Variante zu erklären ist, muss offen bleiben. Jedenfalls geht es Philost. wieder darum zu zeigen, dass die homöische Gruppe um Demophilos de facto mit den Homousiern paktierte. 14. (1) τὸ ϲῶμα τοῦ κυρίου ἀνακραθὲ τον κεχωρηκέναι Das Hauptgewicht liegt nicht so sehr auf dem Verb χωρεῖν als vielmehr auf dem Partizip, was an die Verbindung von ἀπέρχεϲθαι mit Partizip im Sinne von ‚wegkommen‘ in einem bestimmten Zu-

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stand (z. B. gut oder schlecht) erinnert (dazu R. Kassel, Kleine Schriften, Berlin 1991, 355); zu χωρεῖν mit adverbiellen oder präpositionalen Ausdrücken des Zustands vgl. LSJ s. v. II 3. ξέϲτηϲ Als Flüssigkeitsmaß betrug der hier offenbar gemeinte weit verbreitete römische ξέϲτηϲ (sextarius) 0,546 l (vgl. H. Chantraine, Art. ξέϲτηϲ, RE 9 A 2 [1967] 2102-29, bes. 2114,65), was ungefähr einem Schoppen entspricht. Dorotheos … auf dessen Thron versetzt Euzoios starb 376, während des dritten Exils seines Rivalen Meletios. Zu Dorotheos als Nachfolger des Euzoios vgl. Socr. 4,35,4 und 5,3,2 (ohne Erwähnung der Translation aus Herakleia). Neben dem (von den Homöern kommenden, aber sich den Homousiern annähernden) Bischof Meletios und dem Bischof Dorotheos gab es in dieser Zeit noch zwei weitere Bischöfe von Antiocheia, nämlich den Homousier Paulinos und den Apollinaristen Vitalis (vgl. zu diesem Soz. 6,25,2). hineingeschütteter Schoppen Milch Prieur, in: BMP, 475 Anm. 4 weist darauf hin, dass ähnliche Gedanken auch von Gregor von Nyssa geäußert werden (Vereinigung der beiden Naturen gleicht der Mischung eines Wassertropfens mit dem Meer). Zu anderen Bildern, in denen über die Vereinigung der menschlichen und der göttlichen Natur reflektiert wird, (Öl und Wasser, tierische und menschliche Hälfte des Kentaurs) etc., vgl. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 115 Anm. 233. Philost. hat die Gedankenwelt des Demophilos ausführlicher behandelt und kritisiert, wie die Parallele mit dem Demophilos-Artikel der Suda (= Philost. 9,14a) zeigt, der teilweise mit den gleichen Worten wie das Exzerpt des Photios die Neigung des Demophilos zur Begriffsverwirrung tadelt. (2) πολὺϲ ἔρρει S. zu 3,17,2 πολὺϲ ἦν ὑπὲρ τοῦ ὁμοουϲίου ῥέων.

9,14a (2) ὡϲ ἐγγράφοιϲ μνήμαιϲ ἀναλαμβανομένων τῶν λεγομένων Zum, teils heimlichen, Protokollieren von Predigten durch Schnellschreiber vgl. H. C. Teitler, Art. Kurzschrift, RAC 22 (2008) 518-45, bes. 533. 539 f. ἐν τοῖϲ περὶ πατρὸϲ καὶ υἱοῦ λόγοιϲ Wenn denn, wie es naheliegt, ἐν τούτοιϲ am Satzanfang das vorangehende τῶν λεγομένων aufgreift, womit die in den Unterlagen vorhandene δημηγορία des Demophilos ge-

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meint ist, kann mit ἐν τοῖϲ περὶ πατρὸϲ καὶ υἱοῦ λόγοιϲ nur ein Passus innerhalb dieser δημηγορία bezeichnet werden (vgl. Valesius 546: „de Patre ac Filio loquens“) und nicht eine Rede, die den Titel Περὶ πατρὸϲ καὶ υἱοῦ trug (so Bidez im Text, anders ders., Philostorgius 272 s. v. Δημόφιλοϲ). (3) διάκονοϲ ... καὶ ὑπηρέτηϲ τῶν βουλημάτων τοῦ πατρόϲ Vgl. Asteriοs v. Kappadokien fr. 27 Vinzent (bei Ath. decr. 8,1) ὅτι μὴ ἐδύνατο τὰ λοιπὰ κτίϲματα τῆϲ ἀκράτου (vgl. Lampe s. v. 3 ~ hier ἀκρατήτου) χειρὸϲ τοῦ ἀγενήτου τὴν ἐργαϲίαν βαϲτάξαι, μόνοϲ ὁ υἱὸϲ ὑπὸ μόνου τοῦ θεοῦ γέγονε, τὰ δ’ ἄλλα ὡϲ δι’ ὑπουργοῦ καὶ βοηθοῦ τοῦ υἱοῦ γέγονε (vgl. Bidez, subs. interpr. z. St.). (4) ἐπειδὴ – μέλλοντα Der ganze Passus hat bereits den spätantiken bzw. byzantinischen Lesern Schwierigkeiten bereitet, wie die Randnotiz in den Hss. AIM (in T hinter τυγχάνει [Z. 31] eingefügt) zeigt: οὐκ ἀϲεβῆ ταῦτα μόνον, ἀλλὰ καὶ ἀϲύντακτα. Wenn man nicht annehmen will, daß Philostorg aus den – möglicherweise stichpunktartigen – Unterlagen des Demophilos einen syntaktisch unvollständigen Satz in sein Geschichtswerk übernommen hat, statt ihn zwecks Verständlichkeit für die Leser auszuformulieren, dann liegen an mehreren Stellen Korruptelen vor: So verwundert die Position des ὁ vor dem προγινώϲκων, denn da der Satz von Gottes Verhalten angesichts seines Vorherwissens handelt, erwartet man den Artikel dahinter (zu ὁ θεόϲ vgl. 7,8a,17; 8,8a,3; 10,2,1). Die finite Form ἦν erfordert eine Konjunktion, z. B. ein ὡϲ hinter θεόϲ. 1 Da sowohl der gen. τῆϲ ἀκρατήτου τάξεωϲ als auch das μέλλοντα syntaktisch nicht zu erklären sind, würde die Einfügung eines μετέχειν vor letzterem weiterhelfen (von Bidez, app. crit. z. St. erwogen im Anschluß an Loofs’ Vorschlag ebd., das μέλλοντα in μετέχοντα zu ändern); zu erwägen wäre ⟨μεταϲχεῖν〉, um den ingressiven Aspekt hervorzuheben (vgl. K.-G. 1,179 Anm.; s. u. Ath. Ar. 2,24,5), oder auch ⟨τυχεῖν〉 (vgl. 5 ὅπωϲ μὴ ταύτηϲ αὐτῷ τύχῃ τὰ γενηϲόμενα τῆϲ ἀξίαϲ). Der Sinn des solchermaßen hergestellten Passus wäre: Gott sah vorher, daß das, was er schaffen wollte, unmöglich war (ἀδύνατα ἦν sc. πράττειν bzw. πράττεϲθαι), weil dies beim Werden Anteil erhalten würde (⟨μεταϲχεῖν〉 μέλλοντα) an der unbezwingbaren Stellung Gottes, der es zu tun vorhatte. 2 S. auch unten, drittnächste Anmerkung. Ähnlich scheint Valesius 547 den Passus verstanden zu haben: „Nam cum videret Deus ea, quae facturus erat, non posse consistere, quippe quae puri atque impermixti ordinis futura essent perinde ac Deus, qui ipsa fecerat“, wobei seine Deutung des τῆϲ ἀκρατήτου 1 2

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Wie auch immer dieser Passus im einzelnen zu konstituieren sein wird, die nachfolgende Parenthese (ἢ γὰρ – προϲαγόμενον) liefert jedenfalls die Begründung für die Unmöglichkeit des Unterfangens, indem sie die Konsequenzen benennt, die aus der Teilhabe an der göttlichen Macht erwachsen: Entweder werden diese Schöpfungen zwangsläufig Götter, oder sie lösen sich wegen der zu großen Nähe zu Gott auf, was durch den Vergleich mit Wachs verdeutlicht wird, das, zu nahe am Feuer, dahinschmilzt. Die Erklärer (z. B. Bidez, subs. interpr. z. St.) haben bereits auf die inhaltliche Parallele zu Asteriοs fr. 26 Vinzent (bei Ath. Ar. 2,24,5) hingewiesen: θέλων 1 ὁ τῶν ὅλων θεὸϲ τὴν γενητὴν κτίϲαι φύϲιν, ἐπειδὴ ἑώρα μὴ δυναμένην αὐτὴν μεταϲχεῖν τῆϲ τοῦ θεοῦ ἀκράτου ⟨χειρὸϲ〉 καὶ τῆϲ παρ’ αὐτοῦ δημιουργίαϲ, ποιεῖ καὶ κτίζει πρῶτον μόνοϲ μόνον ἕνα καὶ καλεῖ τοῦτον υἱὸν καὶ λόγον, ἵνα τούτου μέϲου γενομένου οὕτωϲ λοιπὸν καὶ τὰ πάντα δι’ αὐτοῦ γενέϲθαι δυνηθῇ. Dort sind in μὴ δυναμένην αὐτὴν μεταϲχεῖν τῆϲ τοῦ θεοῦ ἀκράτου ⟨χειρὸϲ〉 die Worte ἀδύνατα ἦν (sc. πράττειν bzw. πράττεϲθαι) τῆϲ ἀκρατήτου τάξεωϲ τοῦ μέλλοντοϲ αὐτὰ ποιεῖν θεοῦ ... ⟨μεταϲχεῖν〉 μέλλοντα unseres Passus zusammengezogen. Durch die lange Parenthese bedingt, folgt nicht, wie zu erwarten, der Hauptsatz 2, sondern mit γέγονε μὲν οὖν ein Neueinsatz (zur Übergangsfunktion des μὲν οὖν vgl. Denniston 471 f.). ὥϲπερ κηρὸν πυρὶ θερμῷ προϲαγόμενον Der Vergleich der Auswirkungen der Macht Gottes mit denen des Feuers auf Wachs schon Ps. 67,3 ὡϲ τήκεται κηρὸϲ ἀπὸ προϲώπου πυρόϲ, οὕτωϲ ἀπόλοιντο οἱ ἁμαρτωλοὶ ἀπὸ προϲώπου τοῦ θεοῦ u. 96,5 τὰ ὄρη ἐτάκηϲαν ὡϲεὶ κηρὸϲ ἀπὸ προϲώπου κυρίου (vgl. Bidez, subs. interpr. z. St.). μεϲίτηϲ γεγένηται τοῦ θεοῦ καὶ ἡμῶν τῶν δι᾽ αὐτοῦ γενομένων Verbindung von 1. Tim. 2,5 εἷϲ καὶ μεϲίτηϲ θεοῦ καὶ ἀνθρώπων und Joh. 1,3 πάντα δι’ αὐτοῦ ἐγένετο. ϲυγκαταβαίνων Vgl. Lampe s. v. 3. τάξεωϲ als gen. qual. zu μέλλοντα nicht möglich ist, ebenso seine Wiedergabe von τοῦ μέλλοντοϲ αὐτὰ ποιεῖν θεοῦ ἐν τῷ γενέϲθαι. 1 Das ἕθέλων (sic) im Text von Metzler / Savvidis ist ein Druckfehler für ›θέλων. 2 Auch das Prädikat zu ἐπειδὴ fehlt bei der oben vorgeschlagenen Textfassung (vgl. das προγινώϲκων folgen, den Überblick verloren haben. Das ändert sich, wenn man ἐπειδὴ γάρ, ὃ προὐγίνωϲκε θεόϲ, ἃ ἔμελλε πράττειν, ἀδύνατα ἦν κτλ. (wie oben) schreibt (Vorschlag von C. Scardino), wobei freilich Gottes Voraussicht in einen Nebensatz abgeschoben wird.

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(5) ἐξὸν ... ὁ δὲ S. zu 1,6b,4 ἐν τούτῳ δὴ. ταύτηϲ ... τῆϲ ἀξίαϲ Bezieht sich auf ἐξὸν αὐτῷ θεοὺϲ τὰ πάντα ποιεῖν davor; das Demonstrativpronomen ist also nicht mit Bernhardy (app. crit. z. St. seiner Suda-Ed.) in τῆϲ αὐτῆϲ zu ändern, zumal vor ἀξίαϲ bereits der Artikel steht. Zum dat. „sympatheticus“ αὐτῷ s. zu test. 3b,2 αὐτῷ (vgl. K.-G. 1,423: „um die gemütliche Teilnahme des Redenden oder Angeredeten an der Handlung anzudeuten“); er ist hier benutzt, um Gottes Eifersucht zu unterstreichen. (6) viel anderen Unsinn hat er geäußert. Die Zuweisung des gesamten Suda-Fragments einschließlich der langen Rede des Demophilos an Philost. belegt, dass Philost. in seiner Kirchengeschichte ausführlich aus theologischen Texten zitierte. Das dürfte, auch wenn die Kirchengeschichte Philostorgs meist nicht in der Tradition des Eusebios unverändert übernommene Materialien präsentiert, zu polemischen Zwecken geschehen, vgl. Bidez, Philostorgios, CXXXIV f. Eher ausgeschlossen ist, dass Teile des Suda-Artikels bzw. der Vorlage der Suda (z. B. eine verlorene Rubrik der konstantinischen Exzerpte) aus anderen Quellen stammen und als weitere Belege für die Charakterisierung des Demophilos durch Philost. hinzugefügt wurden. Die rahmende Polemik in 9,14a,1 f. und 4-6 ist kohärent mit dem Zitat in 9,14 a,3 f., s. den phil. Komm. Offenkundig untersuchte Philost. nach der Position des Demophilos zu den beiden Naturen Christi (vgl. Philost. 9,14), einer in seiner eigenen Zeit besonders aktuellen Frage, weiter die Stellung des Demophilos zur Frage des Verhältnisses von Gottvater und Gottsohn. Im wörtlich zitierten Redenfragment wird die Verwandtschaft des Denkens des Demophilos mit demjenigen des Asterios und des Areios selbst deutlich. Demophilos geht davon aus, dass der allmächtige Gott nur über eine vermittelnde Ebene mit der materiellen und geschaffenen Welt in Verbindung treten kann, vgl. R. P. C. Hanson, The Arian doctrine of the hermetism, in: R. C. Grigg (Hg.), Arianism, Historical and Theological Reassessments, Philadelphia 1985, 181-211, bes. 181 f. Demophilos muss in Wirklichkeit, was in der Karikatur des Philost. nicht deutlich wird, ein bedeutender theologischer Vordenker gewesen sein, vgl. zu seiner Leistung als Verteidiger der zweiten sirmischen Formel, die er dem Liberius darlegte, als dieser an seinem ersten Bischofsitz Ber (CSEL 65,169,5-10): dominus et frater meus Demofilus quia dignatus est pro sua benivolentia fidem vestram ut catholicam exponere, quae Sirmio a

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pluribus fratribus et coepiscopis nostris tractata, exposita et suscepta est ab omnibus, qui in praesenti fuerunt.

9,15-19 15. (1) Besuchern der heidnischen Orakel Die Episode über das Theodorus-Orakel ist in einer breiten Tradition bezeugt, vgl. hierzu PLRE 1,898 Theodorus 13 sowie Amm. 29,1,5-35; Zos. 4,13,3 f. und 4,15; Epit. Caes. 48,3 f. und Soz. 6,35,4-6.Wie bei Sozomenos wird bei Philost. die Theodorus-Episode allerdings nicht in den Kontext höfischer Intrigen verortet, sondern ist eine Episode im Kampf zwischen christlichem Kaiser und den letzten Heiden. Bei Soz. 6,35,2 planen heidnische Philosophen aus Verärgerung über die Fortschritte des Christentums in Erfahrung zu bringen, wer der Nachfolger des antiheidnischen Kaisers Valens sein könnte. Bei Philost. ist in der Zusammenfassung des Photios immerhin zu erkennen, dass die Betreiber heidnischer Orakel dafür sorgen, dass Namen, die mit Theod(...) einsetzten, genannt wurden. Allerdings hat Photios unterlassen zu erwähnen, warum diese Namen genannt wurden, so dass seine Ausführungen ohne die Parallelquellen kaum verständlich sind. Im Original muss Philost. wie Sozomenos betont haben, dass es den Heiden darum ging, den Nachfolger des Valens zu eruieren. Steine, in die Buchstaben eingraviert waren Nur Philost. kennt die den heidnischen Orakelbesuchern ausgehändigten Stimmsteine, während die übrigen Quellen andere Arten des Orakels kennen. Bei Amm. 29,1,2932 wird die Zukunft durch einen über einem Ring mit 24 Buchstaben pendelnden Ring prophezeit, der an einem Dreifuss hängt, ähnlich zum Lorbeerdreifuß Soz. 6,35,3. Bei Zonar. 13,16,37-46 picken dagegen Hühner Körner aus einem Buchstabenfeld auf. (2) ein gewisser Theodoros Die Position des Theodorus als secundicerius notariorum (Amm. 29,1,8, weniger genau Zos. 4,13,3) ist im Exzerpt des Photios nicht mehr erkennbar, war aber vielleicht bei Philost. beschrieben worden. durch die Täuschung mitreißen Theodorus wird überhaupt erst durch gen. Diese Darstellung des Orakeltrugs und seiner fatalen Auswirkungen war ohne Zweifel gegen die heidnische Perspektive gerichtet, für die das Theodorus-Orakel, das nur bis zum Buchstaben Δ vorangeschritten war,

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auf den richtigen Nachfolger hingewiesen hat. Diese Perspektive verrät sich etwa bei Ammianus. Nicht das Orakel irrte, sondern diejenigen, die das Orakel befragten, waren zu ungeduldig. Hätte man weiter abgewartet, wäre richtig auf Theodosius hingewiesen worden. Vgl. in diesem Sinne die Vorwürfe Ammians (29,1,32) mit C. Kelly, Crossing the Frontiers: Imperial Power in the Last Books of Ammianus, in: den Boeft u. a. (Hgg.), Ammianus after Julian, 271-292, hier 288. Ammian (29,1,33) fügt zusätzlich noch Verse ein, die auf den Tod des Valens beim Vorgebirge Mimas hinweisen, womit die Ereignisse von 378 und 379 sicher prophezeit werden. Auch wenn die Exekution des Theodorus wegen Hochverrats ein historisches Faktum ist, so sind das Theodorus/Theodosius-Orakel und das Mimas-Orakel (wieder aufgegriffen und ausführlicher in Amm. 31,14,8 f.), die angeblich um diese Zeit auf das Ende des Valens und den Regierungsantritt des Theodosius hingewiesen haben sollen, zweifelsohne erst nach der Katastrophe des Valens entstanden, vgl. zu diesen Orakeln als vaticinia ex eventu die Beobachtungen zu Ammianus und zu den byzantinischen Parallelquellen bei Bleckmann, Vom Tsunami von 365 zum Mimas-Orakel: Ammianus Marcellinus als Zeithistoriker und die spätgriechische Tradition, in: den Boeft u. a. (Hgg.), Ammianus after Julian, 7-31, hier 24-28. Auf die Nachträglichkeit der Erfindung beim Theodorus/Theodosius-Orakel (s. hierzu auch den Beweisgang von Wiebe, Kaiser Valens, 100-106) weist auch die große Bandbreite von Varianten hin, die für das Orakel gegeben werden. Ahistorisch ist die Vorstellung, Valens habe in systematischer Weise Unschuldige verfolgt, deren Namen mit Θεοδ begannen, vgl. ähnlich Soz. 6,35,9 und Socr. 4,19 (4,19,7 sogar mit der Behauptung, dass Personen deshalb ihren Namen wechselten). Die Kirchenhistoriker haben hier eine Nachricht über die Angabe, dass Valens Wahrsager, die über seine Nachfolger spekulierten (vgl. Lib. or. 1,171-175), verfolgte, unzutreffend in dem Sinne verstanden, dass von den Wahrsagern auch schon ein Θεοδ... als Nachfolger ausgegeben wurde. Ammianus erwähnt zwar auch Massenverfolgungen im Zusammenhang mit der Theodorus-Episode, allerdings richten sich diese Exekutionen gegen Philosophen, s. neben Amm. 29,1,36-44 auch Zos. 4,15,1; Eunap. fr. 40 Müller (= 39,4-6 Blockley). Bei Philost. gehören die Ausführungen zu Theodorus zu dem von ihm bevorzugten Thema der Polemik gegen he 7,12 und 15. Im Unterschied zu anderen Berichten taucht bei Philost. die (unzutreffende, aber zur allgemeinen Polemik gegen die Orakel passende)

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Information auf, dass die Prophezeiung allen Besuchern einer nicht weiter lokalisierten Orakelstätte gegeben wird. 16. (1) vier Jahre alten Valentinian Valentinian II. wurde 371 geboren. Vgl. zu dem bei Philost. (im Unterschied zu Socr. 4,10 und Soz. 6,10,1) richtig bestimmten Alter auch Amm. 30,10,4; Epit. Caes. 45,10; Zos. 4,19,1. sofort Valentinian II. wurde vielleicht nicht „sofort“, aber doch fünf Tage nach dem Tod des Valentinian I. (in Brigetio am 17. Nov.) am 22. November 375 in Aquincum zum Kaiser erhoben (Cons. Const. 375,2 f.). Gründe für die Erhebung werden im Philost.-Exzerpt nicht genannt. Bei Zosimos ist es die Angst vor der Invasion von Goten jenseits der Donau, bei Amm. 30,10,3 die Angst des Merobaudes vor der Intervention der gallischen Armee um Gratian, bei Rufin. hist. 11,12 (GCS 9,1019) die Befürchtung vor Usurpationen. Iustina und das in Pannonien stehende Heer Eine aktive Mitwirkung der Iustina an der Erhebung, die einstimmig von den engsten Beratern Valentinians beschlossen wurde, ist bei Ammianus ausgeschlossen, da sie zunächst hundert Meilen von Aquincum entfernt mit ihrem Sohn auf dem Gut Murocincta wohnt (30,10,4). Dagegen ist bei Philost., der wie schon für Constantina hier die Aktivitäten von Kaiserinnen deutlich betont, Iustina die wichtigste Akteurin gemeinsam mit dem gesamten pannonischen Heer (Zweifel an Iustinas Mitwirkung hegt G. Kelly, The political crisis of AD 375-376, Chiron 43 (2013) 357-409, hier 362 f.). Diese Version begegnet auch bei Thphn. p. 62,2-10 de Boor, der ebenfalls deutlich auf die Abwesenheit Gratians und des Valens hinweist. Der Bericht des Zos. 4,19,1 ist demjenigen Ammians sehr nahe: Der junge Valentinian muss erst herbeigeholt werden. Die Erhebung wird von Equitius und Merobaudes gesteuert (vgl. auch Epit. Caes. 45,10), Iustina spielt keine zentrale Rolle. Rufin. hist. 11,12 (GCS 9,1019) nennt als Hauptakteur den um das Staatswohl besorgten praefectus praetorio von Italien, Illyrikum, Afrika Petronius Probus. (2) τῶν ⟨κατ᾽〉 αὐτοῦ νεωτεριϲάντων Zu Valesius’ Einfügung (Annot. 149) vgl. Phot. bibl. cod. 79 p. 56 a 14 f. (= Candid. fr. 1,80 Bl.) πολλοὶ νεωτερίϲαντεϲ κατ’ αὐτοῦ. Sein zweiter Vorschlag, das αὐτοῦ als Ortsadverb („illic“) zu vers nur eine Nebensächlichkeit ins Spiel; außerdem greift es sonst eine unmittelbar davor oder dahinter explizit genannte Örtlichkeit auf, vgl. 6,5a,1; 7,4c,6; 7,8a,10; 10,9,5.

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βαϲιλεύοντα Für Valesius’ ⟨ϲυμ〉βαϲιλεύοντα (Annot. 149) spricht zumindest die von Bidez (Parallelenapparat z. St.) angeführte Parallele im anonymen homöischen Historiker (s. Einl. S. 56-61), p. 240,12-15 Bidez τοῦτο μαθὼν Γρατιανὸϲ τὸν μὲν ἀδελφὸν αὐτοῦ εἶχε ϲυμβαϲιλεύοντα μεθ’ ἑαυτοῦ, τοὺϲ δὲ ἀναγορεύϲανταϲ διαφόροιϲ τρόποιϲ ἐτιμωρήϲατο διὰ τὸ παρὰ γνώμην αὐτοῦ τοῦτο γενέϲθαι. billigte er sie nicht Die Erhebung des jungen Valentinian zum Augustus zu einem Zeitpunkt, an dem bereits zwei weitere Augusti herrschten (Valens und Gratian), kam einer Usurpation gleich, da weder Gratian noch Valens konsultiert worden waren, vgl. zur Qualifikation als Usurpation z. B. R. M. Errington, The Accession of Theodosius I., Klio 78 (1996) 438453, hier 440 f.; J. Szidat, Imperator legitime declaratus (Ammian 30,10,5), in: M. Piérart / O. Curty (Hgg.), Historia testis. Mélanges d’épigraphie, d’histoire ancienne et de philologie offerts à T. Zawadski, Fribourg 1989, 175-187; ders., Usurpator tanti nominis, 111. Tatsächlich figurieren in vielen offiziellen Dokumenten an der Jahreswende von 375 zu 376 nur die beiden Kaiser Valens und Gratian, was man als eine Verzögerung der Anerkennung verstehen kann, vgl. dazu Girardet, Die Erhebung Kaiser Valentinians II., 362-366. Der Bericht Ammians (30,10,4-6) verharmlost die Umstände der Anfangserhebung und lässt Valentinian II. als legitim erklärten Kaiser erscheinen: imperator legitime declaratus Augustus nuncupatur more sollemni. bestrafte er ... revoltiert hatten Von Strafmaßnahmen gegen die für die Erhebung Valentinians Verantwortlichen berichtet nur Philost. und die mit ihm verwandten bzw. von ihm abgeleiteten Quellen (Thphn. p. 62,9-10 de Boor; Zonar. 13,17 aus der Zwillingsquelle), gemeint ist möglicherweise die Hinrichtung Theodosius des Älteren, der allerdings zum Zeitpunkt der Erhebung in Nordafrika weilte. Die für die Erhebung verantwortlichen Akteure haben aber in Wirklichkeit ihre Macht weiter ausbauen können, vgl. Szidat, Usurpator tanti nominis, 111. Socr. 4,31,7-9 und Soz. 6,36,5 betonen den Affront gegen Valens und Gratian, die zunächst wütend auf die Soldaten sind, aber dann beide die Erhebung ratifizieren. Auffällig ist, dass bei Philost. das Verhältnis des jungen Valentinian zu Gratian im Vordergrund steht, das Verhältnis zu Valens dagegen nicht interessiert. Diese Per mianus z. B. Rufin. hist. 11,12 (GCS 9,1019): quem (den Valentinian) tamen necessitas eorum, qui tamquam vacuum imperii locum conabantur in-

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vadere, conpulit etiam absente fratre (abwesend ist in Wirklichkeit auch Valens) purpura indui, Probo tunc praefecto fideliter rem gerente. Rolle des Vaters einzunehmen Bei Philost. erkennt Gratian schließlich seinen jüngeren Bruder einerseits als Augustus an, übernimmt aber andererseits die Rolle des Vaters. Damit ist ausgesagt, dass der unmündige Augustus Valentinian über keinen eigenen Reichsteil verfügte, sondern der Reichsteil des Valentinian zu dem Gratians geschlagen wurden, vgl. zur Formel auch Them. or. 13,6 163 d; Auson. grat. actio 2,7: instar filii ad imperium frater adscitus; Amm. 30,10,6. Zu diesem Arrangement vgl. Pabst, Divisio regni, 98; Lenski, Failure of Empire, 360. Bei Eunapios wurde dagegen beschrieben, wie Valentinian II. einen eigenen Reichsteil erhält, vgl. Zos. 4,19,2 (Gratian erhält Gallien, Spanien, Britannien; Valentinian II. Italien, Illyrikum, Afrika) und Eunap. fr. 42 Müller. 17. (1) Νεβροὺϲ Vgl. Hdt. 4,17,2 u. 4,105 Νευροί; A. Herrmann, Art. Neuroi, RE 17,1 (1936) 158-61: die unterschiedliche Schreibweise (auch B scheint zuerst ευ geschrieben und dies in εβ geändert zu haben) beruht auf der in späterer Zeit gleichen Aussprache des ευ und εβ. τὰ Ῥιπαῖα ... ὄρη Vgl. M. Kiessling, Art. Ῥίπαια ὄρη, RE 1 A 1 (1914) 846-916. ὁ Τάναϊϲ ~ Don, vgl. A. Herrmann, Art. Tanais 1, RE 4 A 2 (1932) 2162-66. τὴν Μαιώτιδα λίμνην ~ Asowsches Meer, vgl. A. Herrmann, Art. Maiotis, RE 14,1 (1928) 590-92. Skythen jenseits der Donau … zum Gebiet der Römer über Der Bericht Philostorgs über die Vorgeschichte der Schlacht von Adrianopel gleicht sehr demjenigen Ammians (31,3 f.) und des Jordanes (Get. 121133), auch wenn er allein schon durch die Exzerpierung des Photios stark vereinfacht ist. Die Skythen jenseits der Donau sind die Terwingen, auf die die Reste der Greuthungen, die ihrerseits zuvor von den Hunnen und Alanen vertrieben worden waren, Druck ausübten. Die Terwingen erbaten unter dem Kommando von Fritigern und Alaviv die Erlaubnis, die Donau zu überqueren und von den römischen Behörden aufgenommen zu werden, vgl. Amm. 31,4. Da die Modalitäten des Übergangs vertraglich geregelt waren und die Goten entwaffnet werden sollten (Zos. 4,20,6), kann Philost. bei P. Heather, Goths and Romans 332-489, Oxford 1991, 122-156. Hunnen … Nebrer … Ripäischen Bergen Nach Ammianus bilden die Nervi dagegen einen Teil der Alanen, während es die Hunnen schon lange

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gegeben habe, vgl. Amm. 31,2,14 (die Form Nervi ist anscheinend nur hier belegt, weswegen Lindenbrog [s. Seyfarth, app. crit. z. St.] Nevri konjiziert). Nach Eunapios-Zosimos sind dagegen die Königskythen Vorfahren der Hunnen (Zos. 4,20,3), wobei allerdings weitere Theorien vertreten werden, wie die Identifizierung mit einem „stumpfnasigen und unfähigem“ Volk an der unteren Donau, das angeblich bei Hdt. 5,9,2 erwähnt wird, richtig dazu Maenchen-Helfen, Welt der Hunnen, 7 und (noch ohne Kenntnis des 1978 in der deutschen erweiterten Fassung erschienen Werks von Maenchen-Helfen) Paschoud, Zosime II 2, 374 f. Zecchini, Filostorgio, 593 Anm. 70 geht von einer bewussten Korrektur des Eunapios und Ammians durch Philost. aus, vgl. auch Zecchini, Filostorgio e gli Unni, 223. E. A. Thompson, A History of Attila and the Huns, Oxford 1948, 21 f. nimmt dagegen an, dass Eunapios mehrere Varianten bot, von denen die eine bei Zosimos, die andere bei Philost. erhalten geblieben ist. Mit Maenchen-Helfen, 6 würde ich bei Philost. eine von Eunapios unabhängige Version über die Herkunft der Skythen erkennen, die die besonders nördliche Abstammung hervorheben wollte. Dies geschah durch einen Rückgriff auf die aus Herodot bekannte Völkerwelt, vgl. zu den nördlichen Wohnsitzen der Neuroi Hdt. 4,100,2. Die angebliche Verwandlung der Neuroi in Werwölfe (Hdt. 4,105,2), ihre Verbindung mit Zauberei zeigt, dass diese Abstammungsdiskussion Vorurteile freilegt, die denen Ammians und anderer Autoren ähneln, die aber in der Situation, in der Philost. schrieb, vielleicht besonders verständlich waren. – Zu den von Philost. genannten Ripäischen Bergen als Heimat der Hunnen: Bei Orosius (7,33,10) waren die Urhunnen sogar von Bergen eingeschlossen. Bei Ammianus (31,2,14) wohnen die (zu den Alanen gehörenden) Nerver „in der Nachbarschaft hoher Gebirgszüge, die, schroff abfallend und von Kälte starrend, den Nordwinden ausgesetzt sind“. (Übers. Seyfarth) Die explizite Verbindung von Hunnen, Ripäischen Bergen, Tanais findet man ungefähr zeitgleich mit Philost. aber vor allem in den für Aetios verfassten panegyrischen Versen des Merobaudes (poet. 1. 38. 60. 75 f.). Prinzipiell stehen Tanais und Ripäische Berge für die extreme nördliche Welt, aus der die Hunnen kommen, vgl. für eine Analyse der Merobaudes-Verse Maenchen-Helfen, Welt der Hunnen, 74 f. (2) von anfangs maßvollem Verhalten … dem Plündern Das bedeuund dann erst die Feindseligkeiten gesteigert werden, ohne dass die Römer für die Eskalation verantwortlich sind. Abweichend davon beginnen bei

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Zos. 4,20,7 die Feindseligkeiten unmittelbar nach dem Übertritt über die Donau. Antiocheia … Konstantinopel … Thrakien Vgl. Amm. 31,7,1: ipse Antiochia protinus egressurus, ut Constantinopolim interim peteret. Amm. 31,11,1: Vormarsch von Antiocheia nach Konstantinopel, wo der Kaiser einige Tage bleibt, dann aber weiter nach Adrianopel zieht. (3) ἀνὰ κράτοϲ φεύγει Vgl. Xen. an. 1,8,1 Πατηγύαϲ ... προφαίνεται ἐλαύνων ἀνὰ κράτοϲ ἱδροῦντι τῷ ἵππῳ. πυρὸϲ δαπάνην Vgl. Lampe s. v. δαπάνη 2. hinsichtlich des Kaisers schöpften Eine der immer die gleichen Elemente enthaltenden Varianten vom Tod des Valens. Ammianus Marcellinus bringt zwei Versionen zum Tod des Valens, nämlich 31,13,12 (Valens fällt unter den einfachen Soldaten, durch Pfeilschuss verwundet) und 31,13,14 f. (Valens flieht in zweistöckiges Landhaus, wo sich Soldaten barrikadieren. Verfolger, die von oben beschossen werden, tragen Bündel von Stroh und Reisig, legen Feuer an und verbrennen das Haus). Bei Zos. 4,24,2 wird der Kaiser im Dorf eingeschlossen, das Dorf in Brand gesteckt, von Barbaren, die natürlich wissen, dass sich der Kaiser im Dorf befindet. Damit ist Rufin. hist. 11,13 (GCS 9,1020) verwandt, wo Valens von den Feinden in praedio, quo ex bello trepidus confugerat, eingeschlossen und dem Feuer ausgeliefert wird. Soz. 6,40: Valens wird verfolgt, flüchtet in einen Turm (vgl. die zweistöckige Anlage bei Ammianus), die Barbaren folgen und ahnen nichts vom Versteck, so dass sie am Turm vorbeigehen (vgl. Verfolgungsmotiv bei Philost.), endlich machen sie kehrt und schließen den Turm ein, den sie dann in Brand setzen. Socr. 4,38 kennt zwei Versionen: 1. Valens verbrennt im Dorf (Version des Zosimos). 2. Er stirbt inmitten der Infanterie (Version, die auch bei Amm. 31,13,12 bekannt ist). (4) ἀλλ᾽ „progressive“, vgl. Denniston 21 f. (9), s. zu 2,13,1. ruinierte ... größten und stärksten Teil der römischen Herrschaft Nicht im Sinne eines räumlich abgrenzbaren Gebietes gemeint, sondern so, dass die stärkste Komponente ruiniert wurde. Vgl. vor allem die Varianten zum Thema des Ruins des römischen Staates, die Ammianus anbietet, 31,4,5: ne qui Romanam rem eversurus relinqueretur; 31,4,6: ita turbido instantium studio orbis Romani pernicies ducebatur (ex eventu von den Maß tragen wird). Dann aber vor allem Amm. 31,13,11: diremit haec numquam pensabilia damna, quae magno rebus stetere Romanis. Insgesamt ist die Bilanz des Philost. zur Herrschaft des Valens kaum günstiger als in den

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Parallelquellen. Als Grund für die kritische Beurteilung ist sicher die Tatsache anzuführen, dass Valens die homöische, definitiv von den Eunomianern abgespaltene Partei um Eudoxios und Euzoios gefördert hat, vgl. hierzu auch Marasco, Filostorgio, 216. Letztlich mussten aber vor allem Niederlage und Tod auf dem Schlachtfeld den Kaiser disqualifizieren, so dass Philost. sich ohne weiteres dem Urteil profangeschichtlicher Quellen anschließen konnte, die die Katastrophe für die römische Sache betonen. Fritiger … ganz Thrakien plündern Vgl. Zos. 4,24,3: Verwüstung von Thrakien, Moesien, Pannonien; Thrakien bleibt besetzt. Zur Führung der Goten durch Fritigern nach dem Tode des Valens Iord. Get. 140 (Fritigern zieht zur Plünderung von Thessalien durch Epirus und Achaia); Zos. 4,34,2 (mit großen Irrtümern). Die übrigen Kirchenhistoriker nennen den Fritigern nur in seiner Rolle als christlich-arianischer Rivale des Athanarich, vgl. Socr. 4,33,1-4; Soz. 6,37,6 f. und 12. Philost. beachtet hier also deutlicher die profangeschichtlichen Zusammenhänge. Zu Fritigern vgl. H. Wolfram, Art. Fritigern, § 2 (Historisches), RGA 10 (1998) 84-87. betrauerte seinen Onkel Genau das Gegenteil bei Zos. 4,24,4: „Dieser war über den Tod seines Onkels nicht heftig betrübt (es herrschte nämlich ein gewisses gegenseitiges Misstrauen zwischen den beiden), …“. Die Version des Zosimos ist vermutlich richtig, wenn man sieht, wie sehr die Entscheidung, bei Adrianopel zu schlagen, von der Missgunst des Valens gegenüber den Erfolgen Gratians beeinflusst war, so jedenfalls Eunap. fr. 42 Müller = 42 Blockley. Gegen diese etwa auch von Pabst, Divisio regni, 99 f. vertretene Ansicht allerdings Girardet, Die Erhebung Kaiser Valentinians II., 375. Unglück der Römer Wieder ein Hinweis auf die mit Adrianopel verbundene Katastrophe für das Römertum. In Epit. Caes. 47,3 heißt es, Gratian habe nach der Niederlage des Valens bemerkt, dass extremum periculum instare nomini Romano. Die Darstellung Philostorgs, dass es sich um eine Katastrophe des Römertums handelt, würde jedenfalls diese Lesart bei der Epitome de Caesaribus eher bestätigen. Möglich ist allerdings auch, dass in der Epitome von der von Gratian befürchteten Bedrohung des Reiches die Rede war (vgl. den Apparat in der Ausgabe von Festy zur Version des Landolfus Sagax): imperio omni periculum instare. Herrschaftsgebiet des Onkels Theodosius I. nur den Reichsteil des Valens übernimmt, vgl. Rufin. hist. 11,14 (GCS 9,1020): Gratian übernimmt zunächst mit seinem Bruder auch die Herrschaft über den Orient, begnügt sich aber nach Erhebung des

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Theodosius, dem er den Orient überlässt, gemeinsam mit seinem Bruder Valentinian mit den partes occiduae. S. auch Oros. hist. 7,34,2; Iord. Get. 139; Thdt. h.e. 5,6,3. Vgl. dagegen Soz. 7,4,1, wo Theodosius zusätzlich Illyrikum erhält. Als vorübergehende Erweiterung des Herrschaftsbereichs, die nicht auf Dauer gemeint sei, gedeutet von A. Lippold, Art. Theodosius I., RE Suppl. 13 (1973) 837-961, hier 842. (5) πατρίδα Vgl. Phot. bibl. cod. 77 p. 54 a 5 (= Eunap. test. 1,10 f. Bl.) τὰϲ ... ἐν Λυδίᾳ Ϲάρδειϲ ἔϲχε πατρίδα; ep. 103,3 f. 42. 46 f. Ταρϲοὺϲ ἔχειν πατρίδα: Valesius 521 hat das überlieferte πατρίδαϲ zu Recht korrigiert. Hispaniae Die Quelle Philostorgs hatte Hispaniae im Plural, was auf den Begriff für die Diözese hindeutet. Im Unterschied zu seiner mit den Verhältnissen im Westen gut vertrauten Quelle war Philost. (oder Photios?) offenkundig hier überfordert, indem er die Bezeichnung Iberien gegenüber Hispaniae für eine neuere Entwicklung hält. Richtig ist, dass auch andere frühbyzantinische Quellen auf diese Bezeichnung zurückgreifen, vgl. Zos. 1,1,1 und 2,53,2, der die Iberer des Westens von denen des Ostens unterscheidet, vgl. ferner Paschoud, Zosime II 2, 146 f. 18. kamen von Konstantinopel … in den Orient Eunomios war 378 zunächst nach Konstantinopel zurückgekehrt, aufgrund des Toleranzedikts Gratians, durch das kirchenpolitisch bedingte Verbannungen beendet worden waren, vgl. Kopecek, Neo-Arianism, 441 Anm. 3. Von Konstantinopel ging er nach Antiocheia. Das dort stattfindende Konzil der eunomianischen Gruppierung wurde als Antwort auf die von Meletios im September 379 abgehaltene antiochenische Synode von 153 Bischöfen (vgl. Socr. 5,5; Soz. 7,3; Thdt. h.e. 5,3,9-16, s. weitere Belege und Literatur bei Karmann, Meletius von Antiochien, 458 Anm. 19) einberufen, vgl. Kopecek, NeoArianism: „It is likely that Eunomius’ decision to meet with his metropolitans in Antioch, as Philostorgius noted, ‚to regulate affairs in the entire East‘, was in response to Meletius’ activities.“ Zur Restauration der Schattenhierarchie s. auch Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 318. Zu Theodulos, Euphronios und Iulianos, vgl. Philost. 8,2. Iulianos aus Kilikien Iulianos wurde vielleicht als Nachfolger des schon betagten Theophilos ausgeschickt, vgl. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 315 19. (1) αὐτίκα τοῦ λαβεῖν Vgl. Phot. bibl. cod. 158 p. 101 a 32 f. φηϲιν αὐτίκα τοῦ ἀνακύψαι τῆϲ νόϲου ποιήϲαϲθαι τὴν πρὸϲ αὐτὸν γραφήν und Amph. 140,84-86 τὸ ... μανὸν καὶ τὸ πυκνὸν καὶ τὸ τραχὺ καὶ

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τὸ λεῖον καμπύλον τε καὶ τὸ εὐθὺ καὶ εἴ τι ὅμοιον, αὐτίκα τοῦ μεταϲχεῖν τῆϲ παρωνύμου ποιότητοϲ καὶ τὴν θέϲιν μεταβέβληκε τῶν μορίων; Gow zu Theocr. 2,119. λαμπρῶϲ ἐπὶ τὴν Κωνϲταντινούπολιν ἄνειϲιν Vgl. Zos. 4,33,1 ὁ δὲ βαϲιλεὺϲ Θεοδόϲιοϲ λαμπρὸϲ καὶ ὥϲπερ ἐπὶ νίκῃ ϲεμνῇ θρίαμβον ἐκτελῶν εἰϲ τὴν Κωνϲταντινούπολιν εἰϲῄει (vgl. Gothofredus, Diss. 395). ruhmreich nach Konstantinopel zurück Theodosius I. wurde Anfang 379 in Sirmium erhoben. Wenig später wurden von dort aus Siege errungen, die schließlich Anfang 380 in Konstantinopel verkündet wurden, wo Theodosius dann im November 380 feierlich einzog, vgl. die verschiedenen Fastennachrichten in den Cons. Const. 379-380. Die Barbaren sind zwar nach der Schlacht von Adrianopel bis vor Konstantinopel gelangt, aber ein Vorstoß nach Sirmium wird nur bei Philost. bezeugt, wobei bei diesem Sieg von Sirmium eine Verwechslung mit dem Ort der Ernennung des Theodosius nicht ausgeschlossen ist. Zos. 4,31,2 nennt einen bis nach Makedonien führenden Angriff der Barbaren. Die Bilanz des eben erst ernannten Theodosius im Kampf gegen die Barbaren wird bei Philost. wesentlich günstiger und im Großen und Ganzen den Linien der offiziellen Chronistik folgend dargestellt als bei Zosimos. Dieser betont (4,24,4-33,1) vielmehr deutlich die Misserfolge, bzw. schreibt Erfolge nur den Untergenerälen zu. Das Thema der Tryphe des Theodosius wird von Zosimos bereits im Kapitel 4,27 f. (Veränderungen im Oberkommando, Verschwendung am Hofe) behandelt. Es ist offenkundig, dass für die Anfänge des Theodosius Eunapios, dessen Darstellung bei Zosimos durchscheint, nicht zu den Quellen des Philost. gehören kann. vertrieb er aus der Stadt Vgl. das berühmte, die Orthodoxen bevorzugende Edikt Cunctos Populos von 27. Februar 380 (Cod. Theod. 16,1,2) und die Attacke auf die Arianer in Cod. Theod. 16,5,6 vom 10. Januar 381. Sachlich identisch, wenn auch in der Tendenz Philost. entgegengesetzt und nur auf die Homöer eingehend, Marcell. chron. II, p. 61,380: Theodosius Magnus postquam de Scythicis gentibus triumphavit, expulsis continuo de orthodoxorum ecclesia Arrianis … nostris catholicis orthodoxus restituit imperator. Die Vertreibung der Eunomianer aus Konstantinopel hat Philost. vielleicht in apokalyptischen Farben als Erfüllung einer Prophezeiung apocalypse, 321, der auf Dan 11,31 und der zeitlichen Aktualisierung dieser Prophezeiung zum Jahr 439 bei Hyd. chron. II p. 23,118 (SC 218,136,118) hinweist: Gaisericus elatus inpie episcopum clerumque Car-

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thaginis depellit ex ea et iuxta prophetiam Danihelis demutatis ministeriis sanctorum ecclesias catholicas tradit Arrianis. Die Annahme, dass Philost. in gleicher Weise wie Hydatius bei der Behandlung der Vertreibung der Eunomianer Buch Daniel aktualisiert hat, ist allerdings hypothetisch. Wichtig bleibt aber in der Tat, dass das neunte Buch durch eine dramatische, von kirchengeschichtlichen Ereignissen und nicht etwa durch die Kaisergeschichte bestimmte Zäsur beendet wurde. (2) τὴν γεννηϲαμένην Κύρον τὴν ἐν Ϲυρίᾳ Vgl. Lucian. patr. enc. 1 ὅϲα ... θεῖα νομίζουϲιν ἄνθρωποι, τούτων πατρὶϲ αἰτία καὶ διδάϲκαλοϲ γεννηϲαμένη καὶ ἀναθρεψαμένη καὶ παιδευϲαμένη; zur Schreibweise Κύροϲ der Stadt Kyrrhos vgl. E. Honigmann, Art. Κύρροϲ, RE 12,1 (1924) 200,2-11 mit Verweis auf H. Gelzer zu Georg. Cypr. descr. orb. Rom. 873 (S. 148 f. zu 874). Noch andere wurden über verschiedene Orte verstreut Zur Vertreibung des Demophilos aus Konstantinopel vgl. Socr. 5,7 und Soz. 7,5,5-7. Neuer Bischof wurde Gregor von Nazianz. Philost. nennt eine Auswahl weiterer homöischer Bischöfe, die vertrieben wurden, nämlich den sonst nicht bekannten Hypatios von Nikaia und Dorotheos, den Nachfolger des Euzoios von Antiocheia, so dass der mit Cunctos Populos markierte Wechsel keineswegs nur als rein auf die Kirche von Konstantinopel bezogen erscheint. Die Verjagung des Bischofs der Arianer bedurfte auch in Antiocheia der staatlichen Gewalt, in diesem Fall des magister militum Sapor vgl. Thdt. h.e. 5,2,3 und 5,3,9-16; Schwartz, Zur Kirchengeschichte des vierten Jahrhunderts, 91 mit Anm. 1; Eltester, Die Kirchen Antiochias im IV. Jahrhundert, 277.

10. Buch In den erhaltenen Resten des zehnten Buches geht es anfangs um die definitive Abspaltung der Eunomianer von der homöischen Richtung. Behandelt wird zunächst das Zerwürfnis zwischen Eunomios und der nach der Vertreibung des Dorotheos in Antiocheia verbliebenen homöischen Gemeinde (1). Allgemein werden die Irrtümer der in der Nachfolge des Areios eingeordneten Homöer charakterisiert, indem zunächst Missverständnisse des Areios selbst, dann die Spaltungen innerhalb seiner Anhänger beschrieben werden (3). Die Abspaltung der Eunomianer von der homöischen Seite vollzieht sich, indem Eunomios Taufe und Weihe der Gegenseite für ungültig erklärt (4). Die folgenden Kapitel behandeln die Erhebung des Arcadius und die Ermordung des Gratian (5), die Verbannung des Eunomios und dessen Rückkehr auf sein kappadokisches Heimatgut, ferner die Begegnung zwischen Philost. und dem ausführlich dann gewürdigten Eunomios (6). Die durch die Ermordung Gratians ausgelöste dynastische Krise und die Unterstützung des Valentinian II. durch Theodosius I. bis zur Überwältigung des Maximus wird in den Kapiteln 7 und 8 dargestellt. Genau beschrieben werden unheilvolle Prodigien nach dem Sieg über Maximus, nämlich ein großer, sich wandelnder Komet sowie monströse menschliche Erscheinungen (9 und 11). Knapp verweist Philost. auf seine literarische Betätigung gegen Porphyrios (10). Das unvollständige Kapitel 12 behandelte die rigorose eunomianische Fastenpraxis. [B. B.]

10,1-12 1. (1) ἐρρέθη Bei Photios findet sich sowohl diese Form (vgl. bibl. cod. 222 p. 183 a 28; 273 p. 509 a 12 ; Amph. 153,39; lex. α 2356 u. δ 656) als auch ἐρρήθη (z. B. bibl. cod. 59 p. 19 b 13; 71 p. 35 b 18). Priester ... sowie die übrige Menge Die antiochenische Gemeinde, die unter der Leitung des Euzoios und dann des Dorotheos gestanden hatte, spaltete of Neo-Arianism, 512. Sie behielt eine gewisse zahlenmäßige Stärke, vgl. Chrys. incomprehens. 1,336-340 (SC 28bis,130) mit Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 343.

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(2) παραδέξαϲθαι ... ἀποψηφίϲονται Zur umstrittenen Frage, ob nach Verben des Sagens und Meinens ein inf. aor. mit futurischer Bedeutung benutzt werden kann, vgl. K.-G. 1,196 f. (s. auch zu 7,8a,1 δέξαϲθαι); solche Stellen finden sich z. B. auch Soz. h. e. 3,6,3 (ᾤετο ... αὐτὸν ... ῥᾳδίωϲ μεταϲτῆϲαι τοὺϲ Αἰγυπτίουϲ τῆϲ περὶ Ἀθανάϲιον εὐνοίαϲ); 4,26,3 (ὧδε ... ϲφίϲιν ἐϲπούδαϲτο λογιζομένοιϲ ἀκονιτὶ τῆϲ ϲπουδῆϲ ἐπιτεύξαϲθαι); 6,8,7 (ᾤετο ... αὐτὸν ... ῥᾳδίωϲ πρὸϲ τὸ οἰκεῖον δόγμα τοὺϲ Κυζικηνοὺϲ ἐφελκύϲαϲθαι): Häufig bräuchte wie in unserem Passus nur ein Buchstabe geändert zu werden (wie von Bidez, app. crit. z. St. erwogen), um das nach der Schulgrammatik erwartete fut. zu erhalten, so daß letztlich keine Sicherheit zu erzielen ist. Zugunsten einer Korrektur könnte jedoch sprechen, daß 7,5,1 (ϲύνοδον ἐπιϲτέλλει τῷ Ἀντιοχείαϲ Εὐζωίῳ ϲυναθροῖϲαι) der inf. aor. nach dem mit unserem ἀντεπιϲτέλλουϲι verwandten ἐπιϲτέλλει ein Begehren ausdrückt. Erschwerend kommt nun aber hinzu, daß das ἀποψηφίϲονται, das einen futurisch zu deutenden aor. παραδέξαϲθαι insofern stützen könnte, als es in die Zukunft weist, ebenfalls nicht über jeden Zweifel erhaben ist, wie Migne in der 1. Aufl. erkannt hat, da er ἀποψηφίϲωνται in den Text gesetzt hat (PG 65,584 B). Photios wendet nämlich in der Regel die attische Futurbildung bei ψηφίζεϲθαι an, vgl. bibl. cod. 241 p. 334 b 12 (ψηφιεῖται), ep. 84,10 (ψηφιούμεθα) u. 228,174 (καταψηφιεῖται); an den beiden Stellen, an denen die Form mit ϲ erscheint, ep. 56,21 f. (ὁποτέρῳ τῶν δύο τὴν νικῶϲαν ἐπιψηφίϲονται) und hom. 18,3 p. 175,19 f. Laurd. (ὁποτέρῳ τῶν ὁρωμένων τὴν νικῶϲαν ἐπιψηφίϲονται), ist entweder der conj. ἐπιψηφίϲωνται zum Teil überliefert oder leicht zu konjizieren (zum generalisierenden conj. ohne ἄν vgl. Westerinks index grammaticus zu Phot. ep. et Amph., VI 2 p. 148; s. auch zu 7,4,5 ἀκμάϲῃ). Zur Verbreitung der Futurformen mit ϲ vgl. Blass / Debrunner § 74,1 mit Anm. 3 f. u. Schwyzer 1,785, z. B. Soz. 4,16,21 καταψηφίϲονται. (3) εἰϲ τὸ κακίζειν ἐπ᾽ ἐκκληϲίαϲ ... μετεωρολέϲχαϲ ... καλοῦντεϲ ... ϲκαιότητοϲ Vgl. 9,3,3. ἀνθ᾽ ὧν S. zu 2,1,1. 2. (1) διαβάλλει Ohne die Nuance der falschen Bezichtigung, aber durchaus mit der, den anderen in Mißkredit zu bringen, vgl. 4,4,2 τὸν Εὐδόξιον ὁ Φιλοϲτόργιοϲ καὶ κόϲμιον τὰ γράφων εἰϲ δειλίαν ἐκτόπωϲ διαβάλλει. λέγοντα ... κηρύϲϲειν Zum Übergang vom part. zum inf. s. zu 6,1,1.

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οὐ γὰρ ὅϲον ἐϲτὶν ὁ θεόϲ, καταλαμβάνεϲθαι ~ οὐ γὰρ τοϲοῦτον, ὅϲοϲ ἐϲτὶν ὁ θεόϲ, καταλαμβάνεϲθαι. Es handelt sich nicht um einen indirekten Fragesatz, sondern wie beim folgenden ὅϲον ἡ ἑκάϲτου δύναμιϲ πρὸϲ κατάληψιν ἔρρωται um einen Relativsatz. Die beiden ὅϲον-Glieder korrespondieren also miteinander, weshalb man das erste ὅϲον nicht, wie von Bidez, app. crit. z. St. erwogen, in ὅϲοϲ ändern sollte. Der Sinn der Worte ist, daß der Mensch nicht das ganze Ausmaß der Größe Gottes erfassen kann, sondern dies von seinem jeweiligen intellektuellen Vermögen abhängt und damit begrenzt ist. αὐτὸν (sc. τὸν θεὸν) ... δογματίζειν (sc. τὸν Ἄρειον) οὐϲίαν ... ὑπόϲταϲιν ... ἄλλο μηδέν, ὧν ὀνομάζεται Vgl. J. Hammerstaedt, Art. Hypostasis, RAC 16 (1993) 986-1035, bes. 999-1035; bei den anderen Begriffen könnte an πρόϲωπα und πράγματα gedacht sein (vgl. ebd. 1015). Allgott Diese Formulierung begegnet in Philost. 9,14a,4 und ist daher als philostorgianisches Gut von Bidez gesperrt gesetzt worden. vielteilig und vielfach zusammengesetzt Philost. distanziert sich im Folgenden aufgrund seiner von Eunomios geprägten Überzeugungen von den Positionen des Areios und der von diesem abhängigen kirchlichen Richtung, also von den Homöern, deren Vorstellungen sich in der zweiten Session von Rimini und in Konstantinopel durchgesetzt hatten. Nach Überzeugung des Eunomios sind Ungezeugtsein und Einfachheit Wesensmerkmale des Göttlichen. Daraus folgt im Prinzip auch, dass Gott durch den Begriff des Ungezeugtseins erkannt werden kann. Vgl. zur Einfachheit und zum Ungezeugtsein Gottes Eunomios bei Gr. Nyss. Eun. 2,23 die Übersetzung bei Mühlenberg, Die philosophische Bildung Gregors, 150: „Sie nennen Gott ungezeugt und sagen, das Göttliche sei seiner Natur nach einfach, das Einfache aber schließe das Zusammengesetzte aus. Wenn nun Gott seinem Wesen nach unzusammengesetzt ist und ihm der Begriff des Ungezeugtseins zukommt, so ist das Ungezeugtsein der Begriff seines Wesens, und das Wesen ist nichts anderes als die Ungezeugtheit.“ S. ferner Eun. exp. fid. 2, p. 150 Vaggione zur Einheitlichkeit Gottes. in der Lage sei Für Areios ergibt sich gemäß dem Referat des Philost. aufgrund des zusammengesetzten Charakters der Natur Gottes, dass die Er zelnen Teile voranschreitet (zum zusammengesetzten Charakter verweist Amidon, Philostorgius, 135 Anm. 1 auf Ambr. fid. 1,6). Bei den Eunomianern ist Gottes Wirksamkeit dagegen nicht Ausfluss seines Wesens, son-

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dern Akt seines Willens. Durch die von ihm geschaffenen Begriffe hat er auch seine vollständige und sofortige Erkennbarkeit möglich gemacht, vgl. Mühlenberg, Die philosophische Bildung Gregors, 152 f., vgl. auch 151: „Insofern ist der Gottesbegriff weder von Menschen irgendwann erfunden noch gründet sein Inhalt auf einer negativen oder vergleichenden Relation zum geschaffenen Sein.“ Genau dies wurde aber von Areios nach der Auffassung des Philost. behauptet. Angeblich erfolge das Verständnis Gottes erst in Korrelation zu den geistigen Fähigkeiten des Einzelnen. Diese Aussage ist von der Frage nach der Erkennbarkeit des Vaters durch den Sohn zu trennen, anders zu Ath. Ar. 1,6,3 in Verbindung mit Philost. 10,2 Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 63 Anm. 171; Athanasios porträtiere Areios „saying that the Son both sees and knows the Father in proportion to his own capacities.“ (2) τῶν γινομένων ϯμον τὴν γνῶϲιν αὐτῆϲ περιϲτείλαϲα Abgesehen von der unsicheren Auflösung des μον (wobei das ν übergeschrieben ist 1), das Gothofredus 135 oder seine Hs. als μόνην gedeutet hat und Bidez als μόνον 2, bereitet der Passus noch andere Schwierigkeiten. Amidon, Philostorgius 135 versuchte ihm folgenden Sinn abzugewinnen (mit Bidez’ μόνον): „restricting knowledge of generation to that only of things that come to be“. 3 In der Tat kann περιϲτέλλειν als „einschränken“ verstanden werden (vgl. Lampe s. v. 1, z. B. Theophyl. Simoc. hist. 1,15,10 ἱκανὴ ... ἡ ἔκτιϲιϲ καὶ Περϲικὸν κατευνάϲαι θυμὸν καὶ θράϲοϲ περιϲτεῖλαι Ῥωμαίων πολεμικῆϲ ὀρεγόμενον ϲάλπιγγοϲ). Doch ist die angenommene Konstruktion nicht gerade leicht, denn der gen. τῶν γινομένων würde von einem prädikativen acc. γνῶϲιν abhängen, der aus dem nachfolgenden τὴν γνῶϲιν zu ziehen wäre. Nur zum Teil vergleichbar ist hierfür 10,9,4 (über den Kometen von 389) τὴν ... ἀρχήν, ὅθεν εἴρηται φανῆναι, καὶ τῆϲ κινήϲεωϲ ποιηϲάμενοϲ ϲυνανίϲχετο μὲν τὰ πρῶτα τῷ Ἑωϲφόρῳ καὶ ϲυγκατεδύετο, denn dort geht das Bezugswort voraus. Der Das hinter dem ο zu sehende Komma in B (fol. 256 verso, 17. Zeile von unten) dient wie das kurz davor hinter γέννηϲιν stehende der Abgrenzung auch kleinerer syntaktischer Einheiten bzw. Wortgruppen, wie häufig in B der Fall. 2 Nach V. Gardthausen, Griechische Palaeographie 2, Leipzig 19132, 349 wird diese Suspension für μονή verwandt. Für ein μόνον fehlen hinter μον nur der Abkürzungssstrich, 1

schon der Schreiber von B seine Vorlage nicht mehr verstanden. 3 Genaugenommen schränkt die Synode die Erkenntnis nicht ein, sondern sie konstatiert nur, daß diese eingeschränkt sei. Das περιϲτείλαϲα ist also – in welcher Bedeutung auch immer – prägnant benutzt.

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doppelte acc. ließe sich immerhin mit Verweis auf die gleiche Konstruktion bei τρέφειν und αὔξειν verteidigen (vgl. Plat. rep. 8. 565 c οὐκοῦν ἕνα τινὰ ἀεὶ δῆμοϲ εἴωθεν διαφερόντωϲ προΐϲταϲθαι ἑαυτοῦ καὶ τοῦτον τρέφειν τε καὶ αὔξειν μέγαν; K.-G. 1,318 f.). Eine weitere Schwierigkeit liegt in dem αὐτῆϲ. Nach dem vorausgehenden geschlossenen Ausdruck τὴν τοῦ μονογενοῦϲ γέννηϲιν sollte man nämlich erwarten, daß dieser mit αὐτῆϲ aufgegriffen wird. Doch wegen τῶν γινομένων kann sich αὐτῆϲ allein auf die beiden Worte τὴν γέννηϲιν beziehen. Das viel größere Hindernis aber stellt die Formulierung des Symbolons von Rimini bzw. Konstantinopel dar, das uns bei Athanasios und Sokrates erhalten ist. Dort lautet nämlich der Passus, den Philost. im Sinn gehabt zu haben scheint, folgendermaßen: οὗ (d. h. des Sohnes) τὴν γέννηϲιν (γένεϲιν Athan.) οὐδεὶϲ οἶδεν (γινώϲκει Athan. [vgl. hier τὴν γνῶϲιν]) εἰ μὴ μόνοϲ ὁ γεννήϲαϲ αὐτὸν πατήρ (Athan. syn. 30,3 u. Socr. h. e. 2,41,9; vgl. Theodt. h. e. 2,21,3). Daher hat Valesius, Annot. 150 vorgeschlagen, die Worte τῶν γινομένων μόνην in τῷ γειναμένῳ μόνῳ zu ändern (ausgehend von Gothofredus’ Text und Holstes Konjektur τῷ γεννήϲαντι μόνῳ [bei Valesius, Annot. 150]), und dies 522 wiedergegeben mit: „ei soli, qui generavit, cognitionem eius generationis attribuens“; zu τῷ γειναμένῳ als Bezeichnung Gottvaters vgl. 4,12,6 παρηλλάχθαι τὴν τοῦ γεννηθέντοϲ οὐϲίαν πρὸϲ τὴν τοῦ γειναμένου (Bidez, app. crit. z. St.). Die einzige Schwierigkeit hierbei stellt περιϲτείλαϲα dar, das weder ein „attribuens“ ist noch im act. mit einem dat. des indirekten Objekts verbunden wird 1, sondern üblicherweise mit einem dat. instrumentalis, z. B. Phot. Amph. 44,130-32 ὁ μετὰ τὸ καθάρϲιον βάπτιϲμα τῇ λαμπρότητι τῶν ἀρετῶν περιϲτέλλων ἑαυτὸν καὶ τὸν τῆϲ ἁμαρτίαϲ ζόφον παντελῶϲ ἀπελαύνων. Das würde für unsere Stelle bedeuten: τὸν γεινάμενον μόνον τῇ γνώϲει αὐτῆϲ 2 περιϲτείλαϲα, was angesichts der spätantiken und byzantinischen Aussprache dem überlieferten Wortlaut sogar noch näher kommen dürfte als Valesius’ Konjektur. 3 Die Metapher des „Umhüllens“ (περιϲτείλαϲα) resultiert, wenn diese Herstellung zutreffen sollte, aus der 1

Letzteres ließe sich nur halten mit einer Änderung des περιϲτείλαϲα in περιϲτήϲαϲα

(zum metaphorischen Gebrauch vgl. LSJ s. v. A I 1) (Vorschlag von C. Scardino). Dies bezieht sich jetzt auf τ Von einem bestimmten Zeitpunkt an werden τῶν γινομένων und τὸν γεινάμενον bis auf den Betonungsakzent und das ο/α gleich geklungen haben. Zum Hiat bei γνώϲει αὐτῆϲ vgl. 2,11,4 γινώϲκει αὐτῆϲ, 3,24 δίοδοί εἰϲι u. δίοδοι αὗται und 8,17,2 πλήθει αἰδοῖόϲ. 2 3

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Bemerkung, daß es den Menschen unmöglich ist, das Faktum der Zeugung des Gottessohnes geistig zu erfassen (τὴν τοῦ μονογενοῦϲ γέννηϲιν ἀγνωϲτοτάτην πᾶϲιν). Synode von Rimini Bei der Formel von Rimini wird aber sonst die dort definierte „Ähnlichkeit gemäß der Schrift“ von Philost. als durchaus rechtgläubig angesehen, vgl. Philost. 4,10,3 und 4,12,8 (mit der Darstellung des Missverständnisses der Aussage des Aetios durch Constantius II.). Es stellt sich die Frage, wie genau Photios hier die Nuancen der Darstellung des Philost. wiedergegeben hat. Der eigentliche Abfall zur homousianischen Häresie findet nach Einschätzung des Philost. mit der Verurteilung des Aetios im Konzil von Konstantinopel an der Jahreswende 359/ 360 statt, wobei Constantius noch die Intention gehabt haben soll, die Ergebnisse dieses Konzils zu korrigieren (Philost. 6,4,3 und 5). Konstantinopel … Aetios verurteilt. Gemeint ist die gleiche Synode von Konstantinopel, die in den Augen von Philost. aufgrund der Ränke des Akakios für die Verurteilung des Aetios verantwortlich war (Philost. 4,12,10). Dass Philost. in diesem und im folgenden Kapitel ein allgemeines, von Photios allerdings unklar zusammengefasstes Résumé der dogmatischen Entwicklung seit Areios gab, erklärt sich damit, dass die antiochenischen Homöer auch nach der Absetzung des Dorotheos sich nicht mit Eunomios einigten und damit der vorübergehend gemeinsame Weg (unter Eudoxios und Euzoios) endgültig der Vergangenheit angehörte. Eunomios machte den Bruch mit den übrigen kirchlichen Richtungen durch ein besonderes Taufritual deutlich, s. unten Philost. 10,4. Philost. stellte zweifelsohne fest, dass die Zahl der Rechtgläubigen auf einen kleinen Rest geschrumpft war. Dies bedeutet aber keineswegs, dass er sich als Mitglied einer zum Untergang verurteilten Sekte fühlte. Vielmehr ist das Bewusstsein, zu einer kleinen Elite und nicht etwa zur breiten Mehrheit zu gehören, für die Selbsteinschätzung religiöser Gruppen nicht untypisch und findet sich Ähnliches durchaus bei der dann siegreichen „orthodoxen“ Glaubensrichtung, vgl. die Selbststilisierung der Rechtgläubigen als einsame Streiter bei Gr. Naz. or. 21,24 (SC 270,158-160), ferner Gr. Naz. or. 21,26 (SC 270,164), wo Athanasios als einziger Rechtgläubiger übrig geblieben ist. 3. (1) οἱ ἐξ Ἀρείου S. zu 3,14,1. ὁμοούϲιον S. zu 4,9 Nachdem Basileios ... schmiedeten das „Wesensgleich“.

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die Anhänger des Areios Dafür, dass die Bezeichnung der Homöer als einer von Areios begründeten Kirche weit verbreitet war, bietet Julians Brief an die Edesser einen Beleg, vgl. Jul. ep. 115 Bidez: οἱ δὲ τῆϲ Ἀρειανικῆϲ ἐκκληϲίαϲ. Bei Philost. sind mit den οἱ ἐξ Ἀρείου diejenigen gemeint, die den Lehren des Areios über die zusammengesetzte Natur und die Unerkennbarkeit Gottes folgen. Der Ausdruck ist m. E. vom Kirchenhistoriker selbst geprägt, da Photios einfach von Arianern gesprochen hätte. In den vorangehenden, in 10,2 zusammenfassten Darlegungen scheint Philost. letztlich die homöische Mehrheitsströmung, die sich in den großen Synoden der 350er und 360er Jahre durchgesetzt hat, auf Areios zurückgeführt zu haben. Damit ist er nicht weit von der athanasianischen Perspektive entfernt, in der eine Fülle dogmatischer Varianten auf Areios zurückgeführt werden und Areios eine Bedeutung als Vordenker erhält, die er in Wirklichkeit nicht gehabt hat. Zur Entstehung dieser Konzeption bei Athanasios vgl. Wiles, Attitudes to Arius in the Arian Controversy, 31-43. Nach seiner Rückkehr aus dem ersten Exil (338) lösen bei Athanasios die „Areiomaniten“ den Meletios und seine Gefolgschaft als Hauptgegner ab und sind für ihn Gegenbischöfe wie Pistos oder Gregorios von Kappadokien Arianer. Die Charakterisierung der Anhänger des Eusebios von Nikomedeia und später der Homöer als „Arianer“ hat dann bis in die Gegenwart die kirchen- und dogmengeschichtlichen Grundvorstellungen geprägt, vgl. zur Entwicklung M. Slusser, Traditional views of late Arianism, in: Barnes / Williams, Arianism after Arius, 3-30. In der tendenziösen Kontrastdarstellung zu diesem durch Athanasios geprägtem Modell dogmengeschichtlicher Entwicklungen werden bei Philost. alle Nuancen der subordinationistischen Richtungen darauf reduziert, dass sie im Grunde auf die Zustimmung zum „Wesensgleich“ hinauslaufen. (2) φηϲι ... φηϲι S. zu 2,18 (Bidez, app. crit. z. St.). kirchliche Weiheämter für Geld vergaben … Lüsten nachjagten Nur in der späteren orthodoxen Tradition werden Arianer und Eunomianer zusammengeworfen, etwa bei Photios selbst, und zwar sowohl in der großen Philost.-Epitome wie in der Homilie 16,8 p. 160 Laurd., wo Aetios als Nachfolger des Areios vorgestellt wird. Wie in der orthodoxen Geschichtsschreibung sind dagegen auch für Philost. Eunomianer von Arianern deutlich unterschieden, vgl. Soz. 7,17,1-8 ver klärt sich dies damit, dass die sich auf Areios berufenden Homöer nach ihrem vorübergehend gemeinsamen Weg mit Aetios letztlich zur Fraktion der Homousier übergetreten sind. Theologisch respektable Gründe für die-

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sen Weg werden von Philost. nicht anerkannt. Trotz der zahlreichen, für das häretische Denken typischen Varianten sind für Philost. alle Abweichungen von Eunomios und Aetios, den vermeintlichen Vertretern des wahren und apostolischen Glaubens, nur durch Irrtum und durch Sünde zu erklären. Dementsprechend sind die von Eunomios abgespaltenen Kirchenvertreter wie Häretiker generell moralisch deviant und Simonisten, die Priesterstellungen kaufen und verkaufen. Der Häretikerdiskurs wird also auch von denjenigen gepflegt, die wie die Eunomianer in der Mehrheitskirche als besonders große Häretiker gelten. 4. ἐβάπτιζον ... οἱ περὶ Εὐνόμιον οὐκ εἰϲ τρεῖϲ καταδύϲειϲ, ἀλλ᾽ εἰϲ μίαν Vgl. CCP (381) Ps.-can. 7 p. 87,12 Lauchert = J. Wohlmuth (Hg.), Conciliorum oecumenicorum decreta 1, Paderborn 19982, 34 Εὐνομιανοὺϲ ... τοὺϲ εἰϲ μίαν κατάδυϲιν βαπτιζομένουϲ. εἰϲ τὸν θάνατον, ὡϲ ἔφαϲκον, τοῦ κυρίου βαπτίζοντεϲ Vgl. Rom. 6,3 ἀγνοεῖτε, ὅτι ὅϲοι ἐβαπτίϲθημεν εἰϲ Χριϲτὸν Ἰηϲοῦν, εἰϲ τὸν θάνατον αὐτοῦ ἐβαπτίϲθημεν; Didym. trin. 2,15 (PG 39,720 A) οἱ ... Εὐνομιανοὶ ... διὰ τὸ μίαν κατάδυϲιν ποιεῖϲθαι λέγοντεϲ μόνον εἰϲ τὸν θάνατον τοῦ κυρίου βαπτίζεϲθαι. noch Weihe akzeptierten Die Entwicklung von besonderen Kultformen trug zur Absonderung der Eunomianer als Sekte bei. Diese Absonderung war in den Augen der Eunomianer wegen der Ungenauigkeit in der Glaubenslehre bei den übrigen Christen notwendig, die de facto auf die homousische Lehre und damit auf Häresie hinauslief, vgl. zur Bedeutung der Akribeia und der Aufrechterhaltung des wahren Glaubens Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 330 mit Anm. 111; zur Notwendigkeit des Bruches mit einer korrupt gewordenen Tradition und zur Notwendigkeit der Klärung der Rituale vgl. mit Verweis auf die Apologie der Apologie (bei Gr. Nyss. Eun. 3,10,54 [Jaeger II 284,20-25]) Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 338. Eunomios pflegte am Ende seiner Karriere nur noch mit Angehörigen seiner Sekte zusammen zu beten, die sich durch besondere Empfehlungsbriefe ausweisen konnten, vgl. Soz. 7,17,6. Neben der Taufe wird die Priesterweihe der übrigen Christen nicht mehr anerkannt, wodurch eine Versöhnung der Hierarchien unmöglich wird. Ein anderes Unterscheidungskriterium soll in der Ablehnung des Märtyrerkults gelegen haben, vgl. allerdings den Komm. z Eunomianer auch in der Fastenpraxis von ihrer Umgebung ab, s. dazu Philost. 10,12.

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zwei- oder dreimal ... auf sich nahm Philost. berichtet hier einerseits über das neue Taufritual und (implizit) über die neue Taufformel. Das besondere Taufritual der Eunomianer ist von Theodoros von Mopsuestia in seiner Schrift Contra Eunomium ausführlich beschrieben worden, vgl. fr. 6 bei Vaggione, Some Neglected Fragments, 437 (nur in der syrischen Kirchengeschichte des Barhadbeschabba bekannt), allerdings in Verbindung mit einer extrem tendenziösen Beschreibung von Abendmahlhandlungen, in denen blutige Opfer auftauchen. Im eunomianischen Taufritual wird, so viel lässt Barhadbeschabba noch erkennen, nach der Darstellung des Theodoros nur der Kopf getauft, während die übrigen Teile des Körpers verhüllt bleiben sollten. Die ausführliche Beschreibung des Taufrituals des Eunomios bei Theodoretos verdankt einige Elemente dem Theodoros von Mopsuestia, vgl. zu Thdt. haer. 4,3 (PG 83,420 B-421 A) und zu den Beziehungen zu Theodoros und zu anderen Quellen über die eunomianische Taufe Vaggione, Some Neglected Fragments, 445-448. Eunomios habe verkündet, es „sei weder nötig, den Täufling dreimal unterzutauchen noch eine Anrufung der Dreifaltigkeit zu machen, sondern man müsse nur ein einziges Mal taufen im Namen des Todes Christi“. Philost. hat nur über diese einzige Benetzung mit Wasser berichtet, während zumindest im Exzerpt des Photios die übrigen, bei Theodoretos sehr ausführlich geschilderten Details über die Verhüllung bei der Taufe nicht auftauchen. Das mag damit zusammenhängen, dass die Details über die Taufe für die Eunomianer als geschütztes Mysterium gelten und bei Theodoretos die Informationen angeblich nur durch „Überläufer“ gesammelt worden sind. Im Unterschied zu den tendenziösen orthodoxen Darstellungen der eunomianischen Taufe bietet Philost. hingegen eine vordergründig plausible theologische Begründung für die Einmaligkeit des Taufaktes, die sich auf Röm 6,3 stützte, während die Taufe im Namen des Vaters, des Sohns und des Heiligen Geistes sich aus Mt 28,19 ergibt. So wie Eunomios die Taufe der „Orthodoxen“ (bzw. der vermeintlichen Anhänger aller Schattierungen des Homousion) als nicht gültig anerkennt, so haben umgekehrt diese die einmalige Taufe nicht anerkannt. In beiden Fällen ergab sich für die in das jeweilige andere Lager übergehenden Christen die Notwendigkeit einer Erneuerung der Taufe. Vgl. Epiph. haer. 76,54,33-35 (GCS 37,414), Eunomios ta 7 des Konzils von Konstantinopel die Wiedertaufe derer, die „nur mit einer Tauchung getauft worden sind“, vorgesehen ist, und zwar der Eunomianer, Montanisten und Sabellianer. Vgl. zur Frage weiter R. Williams, Baptism

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and the Arian Controversy, in: Barnes / Williams (Hgg.), Arianism after Arius, 171-180; F. Wiles, Triple and single immersion: Baptism in the Arian Controvery, StPatr 30 (1997) 337-349. Philost. bringt die Einführung des neuen Taufrituals eindeutig mit Eunomios in Verbindung, während bei Socr. 5,24,6 und Soz. 6,26,4 für die neue eunomianische Taufe Theophronios und Eutychios verantwortlich gemacht werden. Für die Version von Philost. spricht eine Anspielung auf die angeblich skandalösen Auffassungen und Praktiken der Leidensgenossen des noch aktiven Eunomios bei Gr. Nyss. Eun.1,54 (Übers. Röder): „Und was sie im geheimen lehren und was sie aussprechen und an die Öffentlichkeit bringen, die aufgrund einer Täuschung die Befleckung auf sich genommen haben, und jene geheime Einführung in die Mysterien und was von dem ehrwürdigen Hierophanten der Mysterien gelehrt wird, die Art und Weise der Taufen, die Verteidigung der Natur und alles derartige – wenn jemand die Muße dazu hat, das genau kennenzulernen, dann soll er diejenigen danach fragen, die sich nicht dafür verantworten müssen, daß sie etwas Unziemliches im Munde führen.“ Auf die Bedeutung dieser Passage in der Auseinandersetzung um die Datierung des neuen Taufritus im Sinne von Kopecek, History of Neo-Arianism, 397-400 (der diese neuen Riten mit den in Philost. 6,1 beschriebenen Maßnahmen des Eunomios während seiner Zeit als Bischof in Kyzikos erklärt) verweist Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 207. Zur Einführung zumindest des Ritus’ der einmaligen Tauchung in den 360er Jahren vgl. Williams, 172 f. Vermutlich lässt sich dies mit der abweichenden Nachricht bei Sokrates und Sozomenos über die Einführung durch Theophronios in dem Sinne in Übereinstimmung bringen, dass der neue Ritus der einmaligen Tauchung von Eunomios eingeführt wurde, die triadische Formel (Mt 28,19) erst später dann durch eine neue Formel (aus Röm 6,3) ersetzt wurde. Der Ritus der dreifachen Tauchung gab den verschiedenen Personen der Trinität ein jeweils zu großes Eigengewicht, während eine Modifikation der traditionellen Formel zunächst noch nicht als notwendig erschien. Die einmalige Tauchung ist auch in den sogenannten apostolischen Konstitutionen, die wohl zwischen 375 und 400 in Antiocheia entstanden sind, vgl. M. Metzger (SC 320,58-60), vorgesehen. Erst später, als man immer mehr die Notwendigkeit empfand, Übereinstimmung zu bringen, wurde dann nach dem Ritus nun auch die althergebrachte Taufformel ersetzt. Aus einem ähnlichen Grund haben Flavianus und Diodoros die althergebrachte und auch von den Nizänern ak-

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zeptierte Doxologie, in der anscheinend der Sohn als Werkzeug des Vaters erschien, durch eine neue, die drei Personen gleich behandelnde Doxologie ersetzt. S. zur Doxologie den Komm. zu Philost. 3,13; zur Frage der Änderung von Taufritus und Taufformel Williams, 173. 5. Ἀρκάδιον τὸν υἱὸν νέον ὄντα κομιδῇ τὸ τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀξίωμα περιτίθεται Bereits im cod. Bochart. findet sich zu dem überlieferten παρατίθεται der Vorschlag περιτίθεται (vgl. Valesius, Annot. 150), was in der Tat das passende Verb ist, vgl. 1,5a,10 τὴν ἁλουργίδα αὐτῷ περιτίθηϲι u. 2,16b τῷ ... Κωνϲταντίῳ ... τὴν τοῦ Καίϲαροϲ τιμὴν περιθείϲ; im med. wie hier Phot. bibl. cod. 63 p. 23 a 8 f. Θεοδοϲίου πόλεωϲ αὐτῇ ἀξίωμα ἀντὶ κώμηϲ περιθεμένου; 244 p. 382 b 34 f. περιέθετο τῷ παιδὶ διάδημα; hom. 19,1 p. 182,7 f. Laurd. ὁ ϲτεφοδότηϲ τὴν χεῖρα προτείνει τῇ τροπαιοφόρῳ κεφαλῇ τὸ ϲτέφοϲ περιτιθέμενοϲ. 1 Üblicherweise steht aber der solchermaßen Ausgestattete im dat., wie schon die vorangehenden Parallelen zeigen (vgl. LSJ s. v. περιτίθημι II 1). Entweder sollte also nach dem acc.-Objekt Ἀρκάδιον τὸν υἱὸν νέον ὄντα κομιδῇ der Satz ursprünglich anders fortgesetzt werden, z. B. mit βαϲιλέα ἀναγορεύει (vgl. 12,13,7 βαϲιλέα ὁ Θεοδόϲιοϲ τὸν Οὐαλεντινιανὸν ... ἀναγορεύει) oder τῷ τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀξιώματι κοϲμεῖ (vgl. 2,16b τὸν ... Κωνϲταντῖνον ... τῷ τοῦ Καίϲαροϲ ϲχήματι κοϲμήϲαϲ), oder der Verfasser hat das Verb hier ausnahmsweise mit dem doppelten acc. konstruiert (vgl. K.-G. 1,326 [e], z. B. Hdt. 1,163,3 τεῖχοϲ περιβαλέϲθαι τὴν πόλιν), oder dieser acc. ist in den dat. zu ändern. ἤρεϲκεν Das in B überlieferte ἤρκεϲεν bezeichnet auch bei Photios nicht das hier vom Zusammenhang geforderte „gefallen“ (vgl. lex. η 251 ἤρκεϲεν· ἐβοήθηϲεν; Philost. 9,5,5 Φλωρεντίῳ δὲ οὐδὲ ἤρκεϲεν εἰϲ ϲωτηρίαν ἡ προδοϲία), so daß der von Bochart am Rand seiner Hs. notierte Vorschlag (vgl. Valesius, Annot. 150) in den Text zu setzen ist, vgl. 7,6,1 ὅϲοιϲ ἄλλοιϲ γε ἡ αὐτὴ ϲυνήρεϲκε δόξα (zum Fehlertyp vgl. Bidez, Philostorgius XL [5]). die Kaiserwürde Die Erhebung des Arcadius zum Mitaugustus fand am 19. Januar 383 statt, also in der Tat nicht lange vor der Ermordung Gratians (25. August 383), die im Anschluss erwähnt wird. Die Information hat Philost. aus offiziösen konstantinopolitanischen Chronikaufzeichnun 383,3 (Ermordung des Gratian).

1

Dieselbe Verwechslung von παρα- und περι- auch 11,2,1 und 12,13,2.

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oberen Gallien Vgl. Philost. 1,5; 2,16b; 3,1a. Gratian wurde in Lyon umgebracht. Nachstellungen des Usurpators Maximus umgebracht Die Wendung stammt aus der Chronistik, vgl. Marcell. 383,3: Maximi tyranni dolo … occisus est. mit Nero vergleicht Bei den übrigen griechischen Kirchenhistorikern spielt die besondere Rechtgläubigkeit Gratians auffälligerweise nur eine geringe Rolle, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 103. Vgl. auch zur vagen Charakterisierung des Christentums Gratians Aug. civ. 5,25. S. dagegen Rufin. hist. 11,13 (GCS 9,1020: is pietate et religione omnes paene, qui ante fuerant principes, superabat.) Weiteres bei M. Fortina, L’imperatore Graziano, Turin 1953; G. Gottlieb, Art. Gratianus, RAC 12 (1983) 718-732. Im Zusammenhang mit den von Philost. ständig vorgestellten Bildern der einbrechenden Endzeit dürfte der Vergleich zwischen Gratian und Nero mehr dargestellt haben, als eine einfache Formel für die Verfolgung von Rechtgläubigen, vgl. dazu Bleckmann, Apokalypse und kosmische Katastrophen, 35-38. In das Repertoire der Apokalyptik gehörte die Vorstellung der Wiederkehr Neros am Vorabend der Ankunft des Antichrist, vgl. Lact. mort. pers. 2,7-9 und besonders Sulp. Sev. chron. 2,28,1. S. ferner zu weiteren Passagen E. Lohmeyer, Art. Antichrist, RAC 1 (1950) 450-457, hier 455. Dabei findet sich in der zeitnahen apokalyptischen Literatur, nämlich bei Sulpicius Severus (und auch beim möglicherweise zeitnahen Commodianus) durchaus die Vorstellung, der wiederkehrende Nero werde allein den Westen beherrschen, was natürlich bestens zu Gratian passt, vgl. J. Vaesen, Sulpice Sévère et la fin des temps, in: W. Verbeke u. a. (Hgg.), The Use and Abuse of Eschatology in the Middle Ages, Leuven 1988, 49-70, hier 63 f. Sulp. Sev. dial. 2,14,1 f.: Neronem in occidentali plaga subactis decem regibus imperaturum, persecutionem ab eo eatenus exercendam, ut idola gentium coli cogat. ab Antichristo vero primum Orientis imperium esse capiendum, qui quidem sedem et caput regni Hierosolymam esset habiturus. In der apokalyptischen Interpretation des Zeithorizonts durch Philost. ist also möglicherweise als Gegenstück zum neuen Nero Gratian der neue, im Osten herrschende Antichrist Theodosius I. zu sehen. Dazu passt, dass Konstantinopel von Philost. aufgefasst wird, s. dazu Philost. 2,9. Zur Polemik gegen Gratian s. auch Barnes, The Collapse of the Homoeans, 3-16, (die Wendung zur orthodoxen Religionspolitik fällt möglicherweise schon in die kurze Zeit der Al-

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leinherrschaft Gratians 378/379). Allgemein zu Nero-Vergleichen vgl. M. Frenschkowski, Art. Nero, RAC 25 (2013) 873 f. 6. (1) (τὸ δὲ χωρίον ... διακείμενον) Zur Einleitung der Parenthese (durch die Annahme einer solchen schließt der ἀλλ᾽ ἡ μὲν Ἁλμυρίϲ-Satz glatt an das Vorangegangene an) mit δὲ s. zu 3,18. Kämmerer Die am spätantiken Kaiserhof tätigen Kämmerer waren Eunuchen. Bei den Eunuchen bzw. spadones der Gesetzestexte, die Theodosus I. vom Hof vertrieb, handelt es sich um keine verächtliche Umschreibung für Eunomianer am Hofe, sondern Theodosius vertrieb wirkliche Eunuchen, die Anhänger des Eunomios waren, vgl. zur Klarstellung Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 354 f. Anm. 250; Van Nuffelen, Philostorge et les eunomiens, 309 f. Eudoxios, der Vorgänger des Lukianos in der Leitung der Eunomianer, war Eunuch, vgl. zur Person Philost. 10,12 und 12,11. Bereits unter Constantius II. hatten Eunuchen Partei für Eunomios genommen, vgl. Soz. 4,12,4 mit Van Nuffelen, 309. Am 19. Juli 381 wurde als Ergebnis des Konzils von Konstantinopel den Eunomianern verboten, eigene Gotteshäuser zu besitzen (Cod. Theod. 16,5,8). Gleichwohl sind die Eunomianer in der (nach Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 383-387 allerdings vermutlich fiktiven) Religionsdebatte von 383 zugelassen worden, vgl. Socr. 5,10,24 und Soz. 7,12,9. Diese Debatte könnte von Personen am Hof des Theodosius angeregt worden sein, vgl. Kopecek, History of Neo-Arianism, 516. Zur relativen Stärke der Gemeinde des Eunomios in Konstantinopel vgl. Soz. 7,6,2; ferner 7,17,1 mit Kopecek, 512 f. Zur Versammlung von Eunomianern s. auch Socr. 5,20,2-4. Gerade die feste Verankerung der Eunomianer am Hofe und in der Stadt Konstantinopel erforderte Gesetze, die vor allem das Vermögen gut situierter Personen antasteten, vgl. zu den gesetzlichen Maßnahmen (Cod. Theod. 16,7,1.2 und 7) zuletzt Stachura, Eunomian rights. aus Kalchedon fortschaffen sollten Eunomios war aus seinem Exil in Naxos (Philost. 9,11) nach Konstantinopel zurückgekehrt, war von dort nach Antiocheia gereist und residierte nunmehr in Kalchedon, von wo er Einfluss in Konstantinopel ausüben konnte, vgl. Philost. 9,18; Soz. 7,6,2. Die Rückberufung aus dem Exil könnte man zwar mit dem Toleranzedikt Gratians erklären, vgl. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 311. Allerdings sc aus, vgl. Socr. 5,2,1; Soz. 7,1,3; Thdt. h.e. 5,2,1 (letzterer im falschen Kontext).

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Mysien in Europa Im Unterschied zu dem im nordwestlichen Kleinasien gelegenen Mysien. Gemeint ist damit Mösien, das in der Spätantike von Dacia geteilt wurde. Die beiden mösischen Provinzen waren Moesia prima und Moesia secunda. Halmyris lag zwar vor der spätantiken Provinzialordnung in der Provinz Moesia inferior, in der Zeit des Philost. lag das Donaudelta, wo Halmyris (heute Murighiol) an einer großen Lagune, dem gleichnamigen Halmyris-See, lokalisiert werden kann, allerdings in der Provinz Scythia. Offenkundig benutzt Philost. also eine veraltete Angabe. Zu Halmyris Procop. aed. 4,7; Const. Porphyr. them. 2 (CSHB p. 47,1316). Weitere Belege bei C. Partsch, Art. Halmyris (Nachtrag), RE 7 (1912) 2878 f. Archäologische Befunde bei M. Zahariade / M. K. Phelps, Halmyris, a settlement and fort near the mouth of the Danube: interim report, JRA (2002) 230-246. (3) Δακοροηνοὶ δὲ τοῖϲ ἀγροῖϲ τὸ ὄνομα Vgl. 11,5. Benannt sind die Ländereien nach dem Dorf, bei dem sie lagen, vgl. Soz. h. e. 7,17,1 (über Eunomios’ Heimat) κώμη δὲ αὕτη Καππαδοκῶν (Δάκορα ἦν δ’ ὀνομαζομένη) νομοῦ τῆϲ πρὸϲ τῷ Ἀργαίῳ Καιϲαρείαϲ; W. Ruge, Art. Dakora, RE 4,2 (1901) 2017. Dakoroenoi Das Treffen zwischen dem jungen Philost. und Eunomios fand eindeutig bei Dakora statt, vgl. dazu Bidez, Philostorgius, CVII. Die Annahme von Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 350, das Treffen habe stattgefunden, als Eunomios noch vor den Toren Konstantinopels wirkte, hat zwar viel für sich, setzt allerdings voraus, dass die Aussagen von Philost. im Exzerpt von Photios nicht richtig wiedergegeben worden sind. Dakora, ein auf dem Territorium von Kaisareia gelegenes Dorf, ist nach Soz. 7,17,1 der Ursprungsort des Eunomios gewesen, während Gr. Nyss. Eun. 1,34 (Jaeger I 33,17) und Eun. 3,10,50 (Jaeger II 309,15) Oltiseris angibt. Dakora ist möglicherweise mit dem Sadakora bei Strabo (14,2,29) identisch, das ebenfalls in der Nähe von Kaisareia liegt, vgl. W. Ruge, Art. Dakora, RE 4,2 (1901) 2017. Der Versuch von Röder, Gregor von Nyssa. Contra Eunomium, 242 die Angaben bei Gregor von Nyssa und Sozomenos dadurch zu harmonisieren, dass Sozomenos nicht von Dakora, sondern von Kappadokien als πατρίϲ des Eunomios ausgeht, dies aber unzweckmäßig ausgedrückt hat, ist m. E. zu sehr vom Willen geleitet, die Auseina Auf das Problem Dakora/Oltiseris geht Pouchet, Basile le Grand et son univers d’ami d’après sa correspondance, 142 nicht ein. Plausibel scheint die Annahme, dass zwar das Gut Dakoroenoi des Eunomios bei Dakora

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lag, dass Dakora aber von Sozomenos mit dem Geburtsort verwechselt worden ist, vgl. Vaggione, Eunomius. The Extant Works, XIV Anm. 10. Dass Eunomios ein Gut besaß und zu den honestiores gehörte, ist von der feindlichen Polemik bewusst in Abrede gestellt worden. Nach Angaben bei Barhadbeschaba (PO 23, p. 278), die mit Sicherheit aus der polemischen Literatur des 4. oder 5 Jh. geschöpft sind, soll Eunomios Leibeigener auf einem Gut der Familie des Basileios gewesen sein. (4) ἐνταῦθα – θεάϲαϲθαι Bidez, Philostorgius CVI mit Anm. 3 beharrt zu Recht darauf, daß sich ἐνταῦθα auf die zuvor genannten Ländereien des Eunomios bei Dakora bezieht und nicht etwa Konstantinopel damit gemeint sei. Gleichwohl fragt man sich, in welchem Verhältnis zueinander die beiden part. ἄγων und παραγεγονώϲ stehen und welchen Sinn sie haben. Seit Gothofredus, Diss. 415 werden sie häufig so verstanden, daß Philostorg „im Alter von 20 Jahren nach Constantinopel gekommen“ sei (Bidez, Philostorgius CVI) und den Eunomios entweder auf dem Wege dahin aufgesucht habe (so Gothofredus a. a. O.) oder nach seiner Ankunft in der Hauptstadt (z. B. Amidon, Philostorgius 137: „when he ... was twenty years old and had gone to Constantinople“). Ersteres ist sprachlich nicht mit ἐν Κωνϲταντινουπόλει παραγεγονώϲ zu vereinbaren. Letzteres wiederum, das die zeitliche Trennung von Ankunft in Konstantinopel und Besuch in Dakora zum Ausdruck bringt, führt zu der Frage nach dem Zweck der Worte ἐν Κωνϲταντινουπόλει παραγεγονώϲ. Nun sind wir nicht gezwungen, beide part. in eine enge Beziehung zueinander zu setzen. Vielmehr steht jedes von ihnen für sich. Das εἰκοϲτὸν ἔτοϲ ἄγων gehört mit ἐνταῦθα ... αὐτόν φηϲι ... Φιλοϲτόργιοϲ ... θεάϲαϲθαι zusammen und unterstreicht Philostorgs Bemühen, Eunomios kennenzulernen: Dieses war so groß, daß er in jugendlichem Alter den mehrfach Verbannten aufsuchen wollte. Dazu mußte er die weite Reise von Konstantinopel nach Dakora (gut 700 km 1) auf sich nehmen. Der zweite Partizipialausdruck dient demnach als Hintergrundinformation (darum auch im pf.), denn der Leser weiß aus 9,9,1 nur, daß Philostorg in Borissos (Kappadokien) geboren wurde. Für Philostorgs Lebenslauf bedeutet dies, daß dem vorliegenden Passus nur zu entnehmen ist, daß er sich als 20jähriger bereits in Konstantinopel auf Fast 700 km Luftlinie beträgt die Strecke von Konstantinopel zum in der Nähe von Dakora gelegenen Kaisareia in Kappadokien, vgl. B. Gain, Art. Kaisareia I, RAC 19 (2001) 994. 1

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εἰκοϲτὸν ἔτοϲ ἄγων Vgl. Phot. bibl. cod. 99 p. 85 b 14-16 Γορδιανὸν ἀνθύπατον γεγονότα καὶ ὀγδοηκοϲτὸν ἄγοντα ἔτοϲ χειροτονοῦϲι ... βαϲιλέα; 238 p. 316 a 14 f. u. 317 a 4 ιζ´ ἔτοϲ ἄγοντα. ὑπερθειάζει Das Asyndeton läßt sich durch die Einfügung eines δὲ (Gothofredus, Restituenda zu p. 138,7) oder καὶ (z. B. 5; 10,9,3) vermeiden. Valesius’ 523 ὑπερθειάζων verknüpft diesen Satz zu stark mit dem vorhergehenden. vergöttert Eunomios Im Zusammenhang mit der Darstellung des Todes des Eunomios im Jahre 394 könnte Philost. einen ausführlichen Nachruf eingefügt haben, es sei denn, er habe im Zusammenhang mit der Schilderung seines Treffens mit Eunomios in Dakoroenoi eine ausführliche Würdigung geboten. Zum Todesdatum des Eunomios vgl. M. Albertz, Zur Geschichte der jung-arianischen Kirchengemeinschaft, ThStKr 82 (1909) 205-278, hier 265 Anm. 7. (5) dass seine Zunge anstieß ... aufzuwerten Das Lispeln oder Stammeln des Eunomios entsprach vielleicht dem kappadokischen Dialekt und wurde deshalb vom Kappadokier Philost. als besonders elegant empfunden, vgl. Vaggione, Eunomius. The Extant Works, XIV f. Anm. 12, vgl. auch Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 3 Anm. 20, mit Verweis auf Gr. Naz. or. 33,8 und Gr. Nyss. Eun. 3,10,54 (Jaeger II 310,25-28). Zur schlechten kappadokischen Aussprache des Griechischen vgl. Philostr. VS 2,13 p. 594 (II p. 97 f. Kayser); Philostr. VA 1,7. Weiße Raben und fliegende Schildkröten sind nach Anth. Pal. 11,436 (vielleicht Lukian, vgl. ep. sat. 59 MacLeod) leichter zu finden als ein kappadokischer Rhetor mit gutem Ruf. (6) Ekzeme Amidon, Philostorgius, 138 übersetzt τοὺϲ ἀλφούϲ mit „leprous patches“. Nach Rufin. hist. 10,26 (GCS 9,989) ist Eunomios nicht nur mit Lepra, sondern auch mit Gelbsucht geschlagen, worin sich seine innerliche, häretische Verfassung widerspiegelt: vir corpore et anima leprosus et interior exteriorque morbo regio corruptus. die Briefe Von Photios selbst (Phot. bibl. cod. 138) werden dagegen die literarischen Qualitäten der Briefe äußerst negativ beurteilt. Vgl. dazu Bevegni, Fozio, Eunomio e i Padri Cappadoci, 60 Anm. 54. Offenkundig ist Photios auch in der großen Epitome von den literarischen Qualitäten der Br nicht. Die Urteile in der Bibliotheke und in der Philost.-Epitome sind hier parallel. Zum Œuvre des Eunomios vgl. auch Socr. 4,7,7. 7. τοῦ νεωτέρου Οὐαλεντινιανοῦ S. zu test. 3b,5.

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τοῦ μεγάλου Vgl. LSJ s. v. A I 1 b. Placidia Die Verwechslung von Aelia Flacilla mit Placidia findet sich auch bei Jo. Mal. 15,36 f. p. 343 f. Bonn = p. 265 f. Thurn, der sie noch mit Galla, der Mutter der Galla Placidia, kontaminiert. Sie erklärt sich aus der in der griechischen Tradition (Soz. 7,6,3) zu findenden Schreibweise Placilla, vgl. zum Problem A. Güldenpenning, Geschichte des oströmischen Reiches unter den Kaisern Arcadius und Theodosius, 23 Anm. Bidez, app. crit. z. St. rechnet mit der Möglichkeit, dass ein Kopist den Fehler begangen hat. Galla, eine Schwester des jüngeren Valentinian Galla war auch (Halb-)Schwester Gratians. Ihre Verbindung mit Theodosius I. führte dazu, dass dieser den Rachefeldzug für Gratian gegen Maximus gewissermaßen als persönliche Angelegenheit durchführte, vgl. hierzu Zos. 4,43,1-44,4. Die Ereignisverknüpfung und Chronologie des Philost. weicht anscheinend von derjenigen des Zosimos ab. Denn die Heirat findet bei Philost. vor dem Treffen des Theodosius mit Valentinian II. in Thessalonike statt, anscheinend in Konstantinopel. Wie so oft, lässt sich auch hier wieder beobachten, dass die Übereinstimmungen zwischen Philost. und der Konstantinopolitaner Chronistik stärker sind als die zwischen Philost. und der Eunapios-Tradition. Nach Marcellinus Comes (386,2) gelangt Galla, die altera uxor des Theodosius, bereits 386 nach Konstantinopel, so dass die Hochzeit vor dem Thessalonikeaufenthalt stattfindet. Die Darstellung des Zosimos, in der Valentinian II. erst nach Thessalonike gelangt und in der Theodosius erst dort Galla heiratet, legt eine Eheschließung zum Jahresende 387 nahe, für das der Thessalonikeaufenthalt des Theodosius belegt werden kann. Dieser Zeitpunkt der Eheschließung wird von Holum, Theodosian Empresses, 45 ohne Diskussion der Alternativmöglichkeiten festgelegt. Paschoud, Zosime II 2, 437 wendet indes gegen die Chronologie bei Marcellinus Comes Folgendes ein: Aelia Flacilla lebt am 1. Januar 386 und ist spätestens Anfang 387 verstorben (vgl. Thdt. h.e. 5,19,6; 5,20,1). Eine Eheschließung bereits 386 sei damit unmöglich, weil zwischen dem Tod der ersten Frau und der Wiederverheiratung nach Anordnung des Kaisers selbst (Cod. Theod. 3,8,1 vom 30. Mai 381) mindestens ein Jahr gelegen haben müsse. Diese Regelung, mit dem präzisierenden Hinweis auf ralische als erbtechnische Gründe. Für Witwer galten solche Befristungen aus guten Gründen nicht. Insofern können zwischen dem Tod der Aelia Flacilla und der Hochzeit mit Galla durchaus nur wenige Monate gelegen

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haben und die Chronologie des Marcellinus Comes (und des Philost.) könnte damit zutreffen. Holum, 45-47 erklärt die Heirat mit Galla mit einem strategischen Optionswechsel des Kaisers. Während er zunächst die Erhebung des Maximus akzeptiert habe, habe er dann die Verschwägerung mit Valentinian als plausible Rechtfertigung dafür benutzt, nun für die Sache seines Schwagers zu kämpfen. Gerade in diesem Falle wäre es aber plausibler, dass Theodosius erst Galla in Konstantinopel heiratete und sich dann mit Valentinian in Thessalonike traf. Die politischen Notwendigkeiten bieten möglicherweise eine weitere Erklärung dafür, dass Theodosius sich nicht an eine Mindestfrist zwischen dem Tod der ersten und der Heirat mit der zweiten Frau gebunden fühlte. Tochter des älteren Valentinian I. wird im griechischen Text als μέγαϲ bezeichnet. Der Kontext, in dem es darum geht, eine Verwechslung mit Valentinian II. auszuschließen, verbietet es m. E. hier irgendeine Wertung der Gestalt Valentinians durch Philost. zu erkennen. Anders dagegen Marasco, Filostorgio, 214, der annimmt Valentinian I. sei von Philost. in ähnlicher Form wie von heidnischen Autoren wegen seiner Toleranz gerühmt worden. Zur „toleranten“ Religionspolitik Valentinians s. J. Rougé, Valentinien et la religion: 364-365, Ktema 12 (1987) 286-297. In der kleinen Philost.-Epitome der Bibliotheke des Photios (vgl. Philost. test. 3b,5 = Philost. 12,13a) ist mit „Valentinian dem Jüngeren“ Valentinian III. gemeint, der in der großen Epitome als der „dritte Valentinian“ bezeichnet wird, s. im Einzelnen dazu den Komm. zu Philost. 12,13,2. Glaubensansichten des Areios Nach Marasco, Filostorgio, 200 f. soll hier von Justina die Rede sein, die in der Tat als Verteidigerin des homöischen Glaubens bekannt ist. Thdt. h.e. 5,15,1-4 bietet ein angebliches Schreiben des Theodosius I. an Valentinian II., in dem dessen politische Erfolglosigkeit mit seiner falschen Glaubensoption erklärt wird, was auf seine Beeinflussung durch Justina zielt. In welcher Form allerdings Philost., der selbst ja die Homöer für verkappte Homousier hält, gleichzeitig aber die Streitigkeiten zwischen Homöern und „Orthodoxen“ beschreibt, die Glaubensdifferenzen zwischen den Vertretern der Dynastie thematisiert hat, muss offen bleiben. Wenn in seiner Darstellung wirklich die Gemahlin des Kaisers zu einer Arianerin erklärt wurde, ging es ihm vielleicht darum, die angebliche Orthodoxie des auch die Tochter Placidia geboren Zwischen 388 und 392 geboren, vgl. H. Sivan, Galla Placidia, Oxford 2011, 12 Anm. 13. Die weiteren aus dieser Ehe hervorgegangenen und früh verstorbenen Kinder Gratian und

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Johannes werden anscheinend nicht ganz ignoriert, wie das καὶ vor ἡ θυγάτηρ zeigt. Philost. nennt nur die Wichtigste namentlich, nicht die beiden früh Verstorbenen. Zu diesen Kindern vgl. S. Rebenich, Gratian, a Son of Theodosius, and the Birth of Galla Placidia, Historia 34 (1985) 372-385. 8. (1) Ἀρβαγάϲτην Die hier u. 11,2,1 mit Vertauschung des γ und β überlieferte Form ist in Hinblick auf die sonst bei Philost. korrekte mit Gothofredus 139 zu verbessern, vgl. Bidez, Philostorgius 264 s. v. Herrschaftsgebiet Gratians ... des Valentinian Zur Vorstellung von ἀρχή oder βαϲιλεία als territorialer, von einem Kaiser beherrschten Untereinheit des römischen Reiches, vgl. Praxag. FGrHist 219; Lib. or. 18,37, s. Philost. 1,6e,1 und 4 (mit Komm.). Philost. geht davon aus, dass Gratian wie Maximus über die gallische Großpräfektur herrschte. Die Ausdehnung des Reichsteils Valentinians II. wird nicht genau beschrieben (Italien und Illyrikum). Timasius, Richomer, Promotus und Arbogast Timasius (PLRE 1, 914) und Promotus (PLRE 1,750) wurden im folgenden Jahr (389) mit dem Konsulat belohnt, Timasius kommandierte als magister peditum die Fusssoldaten, Promotus die Reiterei, vgl. Zos. 4,45,2. Richomer (PLRE 1,765 f.) soll nach Jo. Ant. fr. 187 Müller = 280 Roberto Onkel des Arbogast gewesen sein, wobei in dieser Quelle Arbogast (fälschlich) auch Sohn des Bauto ist. Philost. lässt davon nichts erkennen, sondern schiebt Promotus zwischen Richomer und Arbogast, ohne Beziehungen zwischen den beiden zu beschreiben. Der Einsatz Arbogasts in der Auseinandersetzung mit Maximus bei Aquileia wird auch bei Oros. 7,35,12 hervorgehoben, und zwar in einem Rückblick: qui et tunc, cum Theodosio paruit, tantis instructum praesidiis Maximum ipse minimus cepit (…), vgl. Demandt, Art. magister militum, 605. In der eigentlichen Darstellung des Kampfes zwischen Theodosius I. und Maximus wird dagegen die Gefangennahme des Maximus als ein unblutiger, ausschließlich von Theodosius erkämpfter Bürgerkriegssieg beschrieben, vgl. Oros. 7,35,4: sine dolo et sine controversia clausit, cepit, occidit. Dieser Sieg ist für Orosius, neben dem Selbstmord des Andragathius, ein Beleg dafür, wie Bürgerkriege temporibus et regibus Christianis (7,33,16) beendet werden. Die Häufung von Generälen in der Erzählung des Philost. illustriert möglicherweise eine gegenteilige Tendenz, in der die Vera zentrierten Kraft des Militärs und überhaupt nicht dem frommen Kaiser zugewiesen wird. Für die genaue Rekonstruktion der Karriere des Arbogast trägt das Philost.-Exzerpt des Photios nur wenig bei, insbesondere ist

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nicht erkennbar, dass die Karriere Arbogasts im Reichsteil Valentinians II. begann, wo Arbogast nach dem Tod Bautos (vor 388), dem er zunächst in untergeordneter Stellung gefolgt war (Zos. 4,33,1), dessen Kommando übernahm. Gemeinsam mit Valentinian II. gelangte er dann 387 aus Mailand nach Thessalonike. Arbogast führte weiter als General den Kampf gegen den Mitregenten des Maximus Victor in Gallien, vgl. Zos. 4,47,1 und Cons. Const. 388,3, wo comes nicht als comes rei militaris, sondern als Ehrentitel aufzufassen ist, vgl. ILS 790; Paul. Med. vita Ambr. 50; Oros. 7,35,10 etc. Im Jahre 389 führte er seinen ersten Feldzug gegen die Franken, vgl. insgesamt die stimmige Rekonstruktion der Karriere des Arbogast bei Demandt, Art. magister militum, 608-610. (2) οἱ δὲ περιϲτάντεϲ αὐτὸν ἐξαπιναίωϲ Das überlieferte παραϲτάντεϲ könnte nur etwas wie „auftreten, in Erscheinung treten“ bedeuten (vgl. LSJ s. v. παρίϲτημι B I 1 u. II 1, z. B. Phot. bibl. cod. 247 p. 417 a 31 f. ὥϲπερ ἂν εἰ καὶ παραϲτὰϲ αὐτὸϲ ἐμαρτύρει τῇ ἑαυτοῦ φωνῇ u. 250 p. 454 b 23 f. παραϲτὰϲ ὁ θέλων ἄφνω), doch wäre dies hier nicht sonderlich aussagekräftig. Bidez, app. crit. z. St. scheint die Worte ganz anders verstanden zu haben, denn bei seiner Ablehnung von Valesius’, Annot. 151 Konjektur ἐπιϲτάντεϲ αὐτῷ verweist er auf die Berichte bei Socr. h. e. 5,14,1 (τοῦ ... βαϲιλέωϲ ἐπιόντοϲ τῷ τυράννῳ πυνθανόμενοι τὴν παραϲκευὴν οἱ ὑπὸ Μαξίμῳ ταττόμενοι οὔτε [οὐδὲ Castellanus 1] τὴν ἐκ τῆϲ φήμηϲ προϲβολὴν ἐνεγκεῖν ἠδυνήθηϲαν, ἀλλὰ καταπτήξαντεϲ δέϲμιον αὐτῷ τὸν τύραννον ἐνεχείριϲαν) und Soz. h. e. 7,14,6 (οἱ ... ὑπὸ Μαξίμῳ ϲτρατιῶται ἢ φόβῳ τῆϲ ἐπ’ αὐτοὺϲ παραϲκευῆϲ ἢ προδοϲίᾳ ϲυλλαβόμενοι τὸν τύραννον δέϲμιον αὐτῷ προϲήγαγον). Er deutete also οἱ ... παραϲτάντεϲ offenbar als „his attendants“ (Amidon, Philostorgius 138). Sachlich würde dies zwar in Philostorgs Darstellung passen, doch sprachlich ergibt sich das Bedenken, daß οἱ ... παραϲτάντεϲ in der angenommenen Bedeutung nicht zu belegen ist; vor allem der aor. stört (zur Verwendung im pf. vgl. Lampe s. v. B 1). 12,3,1 wird dafür οἱ ϲυνόντεϲ benutzt und 12,13,7 οἱ ἀμφ᾽ αὐτόν. Nun werden in B παρα und περι häufig verwechselt, so daß περιϲτάντεϲ (vgl. LSJ s. v. B I 2) eine leichte Änderung ist, die eine weiterführende Aus Aquileiam inprovisus adveniens hostem illum magnum Maximum … clau-

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Aber vgl. Hansen im Gramm. Register seiner Ed., S. 501.

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sit (sc. Theodosius). Auch Zos. 4,46,2 wird in diesem Zusammenhang kein Verrat durch die eigenen Leute erwähnt. Die ausführliche Schilderung der Maßnahmen, die die vier Generäle danach gegen Maximus ergriffen haben, dient dazu, das Ausmaß seiner Degradierung zu betonen. Diese umstellten ihn unerwartet Maximus wurde bei Aquileia überrascht, so dass es nicht zu einem Kampf kam, vgl. Oros. 7,35,4: vacuas transmisit Alpes atque Aquileiam inprovisus adveniens hostem illum magnum Maximum ... sine dolo et sine controversia clausit, cepit, occidit (sc. Theodosius). S. ferner den phil. Komm. zogen ihn vom Thron Hinweise auf den kaiserlichen Thron sind in spätantiken Quellen selten, da der Kaiser zuvor die sella curulis benutzte. Der Kaiserthron ist eine Erfindung des spätantiken Kaiserzeremoniells. Kolb, Herrscherideologie in der Spätantike, 79 f. führt diesen auf Konstantin zurück. Diese Annahme ist allerdings eventuell durch den Fund von Fragmenten einer tetrarchischen Porphyrstatue auf einem Thron in Šarkamen überholt, bei der es sich wahrscheinlich um eine Darstellung des Maximinus Daia handelt, vgl. I. Popović, Šarkamen. Eine Residenz- und Begräbnisstätte aus der Zeit des Maximinus Daia, Mainz 2007, 80-95. Philost. nennt in 7,6a den Thron der Kaiserin Eusebia. In der Regel wird – so auch bei Philost. – mit „Thron“ ein Bischofssitz bezeichnet, so etwa ausnahmslos bei Sokrates (vgl. den Index in der GCS-Ausgabe von Hansen). 9. 1 (1) πληϲίον τοῦ Ἑωϲφόρου κατ᾽ αὐτὸν δὴ τὸν καλούμενον ζῳδιακὸν κύκλον Zu πληϲίον τοῦ Ἑωϲφόρου vgl. 4 ϲυνανίϲχετο ... τὰ πρῶτα τῷ Ἑωϲφόρῳ καὶ ϲυγκατεδύετο; die zweite Angabe (κατ᾽ αὐτὸν δὴ τὸν καλούμενον ζῳδιακὸν κύκλον) ist vermutlich deswegen hinzugefügt, weil der Komet im Laufe der Zeit den Zodiakos verläßt und am Ende im Sternbild des Großen Bären verschwinden wird (5). Es gibt also keinen Grund, wegen Marcell. chron. 389,3 (Chron. min. 2,62) (stella a septentrione gallicinio surgens et in modum Luciferi ardens potius quam splendens 2 apparuit) mit Amidon, Philostorgius 139 Anm. 18 das πληϲίον in παραπλήϲιον zu ändern, zumal die Ähnlichkeit zwischen Komet und Venus in οὐ πολλῷ τοῦ Ἑωϲφόρου λειπόμενοϲ zum Ausdruck kommt. ἐκφεγγήϲ Neben unserem Passus und dem darauf zurückgehenden Nice Für hilfreiche Hinweise in diesem Kapitel danken wir Stephan Heilen (Osnabrück). Vgl. Gundel, Art. Kometen 1189,62 f.: „Nach Art des Morgensterns war er mehr feurig als funkelnd“. 1 2

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die Formen ἐκφεγγίζων, ἐκφέγγιϲμα und ἐκφέγγω belegt (vgl. LBG s. vv.). Das einst von Gothofredus 140 am Rand seines Textes notierte εὐφεγγήϲ ist daher sehr erwägenswert (vgl. LSJ s. v. 1). die Stadt wieder verlassen wollte Die Ankunft in Rom am 13. Juni 389 ist datiert durch Cons. Const. 389: his conss (sc. Timasius und Promotus) introivit Theodosius Aug. in urbem Romam cum Honorio filio suo die iduum Iuniarum et dedit congiarium Romanis. Zum Rombesuch von 389 mit Honorius vgl. Claud. 28 (VI cos. Hon.),53-76. Vermutlich sind mit dem Rombesuch auch die Inschriften CIL 6,3791a = 31413; 3791b = 31413 und 36959 in Verbindung zu bringen, vgl. J. Matthews, Western Aristocracies and Imperial Court, Oxford 1975, 227 und Ch. Witschel, Alte und neue Erinnerungsmodi in den spätantiken Inschriften Roms, in: R. Behrwald / Ch. Witschel, Rom in der Spätantike, Stuttgart 2012, 357-406, hier 360. Der Kaiser verließ die Stadt am 1. September (Marcell. chron. II p. 62,389,1). Die von Philost. beschriebene Erscheinung gehört folglich in den Frühherbst 389. Nach Marcell. chron. II p. 62,389,3 wurden diese Erscheinungen erst nach dem Weggang des Theodosius I. in Rom erblickt, bei Philost. hält sich dagegen Theodosius noch in Rom auf, wodurch die Verbindungen zwischen schlechten Vorzeichen und theodosianischer Dynastie offenkundiger sind, vgl. Bleckmann, Apokalypse und kosmische Katastrophen, 24. Nach Amidon, Philostorgius, 139 Anm. 19 wollte Philost. hier durch die Einfügung des schlechten Vorzeichens im Zusammenhang mit dem Triumph gegen Maximus den Bericht des Rufinus über den großen Erfolg des Theodosius im Kampf gegen Maximus relativieren und deutlich machen, dass Gott den antieunomianischen Maßnahmen des Theodosius trotz des Siegs über Maximus nicht seine Zustimmung schenkte. Wichtiger als die (hypothetische) Polemik gegen einen historiographischen Vorgänger ist hier aber sicher die generelle Kritik an der theodosianischen Dynastie. hinter dem Morgenstern zurückbleibend Eine Paraphrase der Darstellung des Kometen aus dem Jahre 389 bei Gundel, Art. Kometen, 1181 und 1189. Wie Philost. hebt auch Marcell. chron. II p. 62,389,3 (vgl. Zitat oben im phil. Komm.) hervor, dass der Stern durch seinen Glanz mit der Venus vergleichbar war. Bei Philost. erscheint allerdings das Gestirn nicht Greco-Roman comets, 178 f. Die Beschreibung könnte auch zu einer Supernova passen, ist aber in der bisherigen astronomiegeschichtlichen Forschung wenig beachtet. Eine Supernova beschreiben die chinesischen

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Quellen für 393, vgl. D. H. Clark / F. R. Stephenson, The Historical Supernovae, Oxford 1977, 102-113; S. van den Bergh, The Supernova (?) of +393, Publications of the Astronomical Society of the Pacific, 90 (1978) 669. Eine weitere Supernova scheint für 386 belegt. Das Auftauchen eines neuen Gestirns im Tierkreis spielte in der auf babylonisch-ägyptische Quellen zurückgreifenden antiken Sterndeutung eine große Rolle, allerdings kam es hierbei vor allem auf die präzise Angabe an, in welchem Sternbild der neue Stern aufgetaucht war (Schlange, Fisch etc.). Diese astronomischen Präzisionen bleibt der Bericht von Philost. anscheinend schuldig. Dabei sind Kürzungen dieser entscheidenden Details durch Photios nicht auszuschließen. Immerhin wird zwar nicht über das Sternbild, in dem das Gestirn auftaucht, wohl aber über das Sternbild, in dem der Komet verschwindet (Großer Wagen), berichtet. Marcellinus Comes beschreibt zwei verschiedene Erscheinungen, einen Stern für das Jahr 389 (chron. II p. 62,389,3) und eine Art hängende Säule für das Jahr 390: signum in caelo quasi columna pendens ardensque per dies triginta apparuit (chron. II p. 62,390,1). Vgl. auch Fasti Vind. I chron. I p. 289,514. Philost. hat beide Vorzeichen in einer Art großen astronomischen Erzählung, in der das eine Phänomen aus dem anderen hervorgeht, miteinander verbunden (anders Gundel, Art. Kometen, 1189 f.): Aus dem Stern (10,9,1) entwickelt sich eine große Zusammenballung in Schwertform (10,9,2 f.). Das beschriebene Zeichen dauert nicht wie bei Marcellinus Comes dreißig, sondern vierzig Tage (10,9,5). (2) τὸν ἡγούμενον Zum masc. vgl. F. Olck, Art. Biene, RE 3,1 (1897) 433,40-50. ϲυνθλίψεωϲ Diese Korrektur des überlieferten ϲυμελίψεωϲ paßt besser zu βιαϲαμένηϲ als das von Bidez, app. crit. z. St. erwogene ϲυνελίξεωϲ. (3) μαχαίραϲ ... εἶδοϲ Zur Kometenform ξιφίαϲ vgl. Gundel, Art. Kometen 1177. εἰϲ τοῦτο ... τῆϲ θέαϲ Damit ist die vorgenannte Schwertform, genaugenommen die doppelseitige Schneide, gemeint. Das τοῦτο ist also nicht, wie von Bidez, app. crit. z. St. erwogen, in ταὐτὸ zu ändern, denn die einzelnen Sterne mußten ja zu verschiedenen Stellen wandern, damit sich das Bild einer Schwertschneide ergab. ἐν τάξει ῥίζηϲ τινὸϲ ἢ λαβῆϲ 1 Metapher der Wurzel an und danach erst den zu der Beschreibung des BilIn B liegt mit ἡ λαβὶϲ ein itazistischer Fehler vor, wie mehrfach in diesem Abschnitt, vgl. 10,8,2 ἐξαπηναίωϲ u. τυραννίϲαϲ, 10,9,2 ϲμήνη u. 10,11,2 πενταπήχηϲ. 1

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des passenden Schwertgriff, weil er darauf mit dem nachfolgenden τῷ παντὶ ϲχήματι Bezug nimmt. Die Wörter sind also nicht umzustellen, wie Bidez, app. crit. z. St. im Anschluß an Valesius’ 525 Übersetzung erwägt. 1 ὡϲ ἂν ἐκ λύχνου τινὸϲ θρυαλλίδοϲ τῆϲ φλογὸϲ πρὸϲ ὕψοϲ ἐξαιρομένηϲ Vgl. 12,8,2. zweischneidigen Schwerts an Die Erwähnung der Zweischneidigkeit ist an sich nicht notwendig, da sowohl Gladius wie spätere in der Armee verwendeten Langschwerter alle zweischneidig waren. Die explizite Betonung der Zweischneidigkeit dürfte Philost. der biblisch-apokalyptischen Inspiration verdanken, da bei Offb 2,12 das strafende zweischneidige Schwert Jesu Christi (Spatha als Schwert des Henkers: Tert. cult. fem. 2,13) gegen die Nikolaiten gerichtet ist. Der strafende, zweischneidige Schwertstern richtet sich gegen die von Theodosius I. definitiv etablierte, von Philost. als häretisch betrachtete homousische Mehrheitsströmung. (4) ἐγκαρϲίωϲ ὡϲ ἐπ᾽ ἀριϲτερᾶϲ Das ἐπ᾽ ἀριϲτερᾶϲ ist Apposition zu ἐγκαρϲίωϲ, eingeleitet durch ὡϲ (vgl. K.-G. 2,494): Durch die vorgenannte Bewegung nach Norden (ἐπὶ τὰϲ ἄρκτουϲ ἀνῄει) und die hiesige nach links ergibt sich die Schräge. πρὸϲ τοὺϲ θεωμένουϲ Zu πρὸϲ ~ „in Hinblick auf“ vgl. K.-G. 1,519 f. (3 b), z. B. 4,12,1 πρὸϲ τοὺϲ κοινοὺϲ ὑποϲτελλόμενοϲ ἀγῶναϲ; 6,1,4 κατὰ τοὺϲ μονογενεῖ θεῷ πρὸϲ τὸν ἀπαθῶϲ γεγεννηκότα πατέρα προϲήκονταϲ λόγουϲ. εἰπεῖν Zum absoluten inf. vgl. K.-G. 2,17-19. 508 f. u. Schwyzer 2,378 f., z. B. 1,6b,12 ὡϲ καθ᾽ Ἑλλήνων φωνὴν εἰπεῖν; 2,4a,2 ἀθρόωϲ εἰπεῖν; 3,10,6 ὡϲ εἰκάϲαι; 3,11,2 ϲχεδὸν εἰπεῖν; Phot. Amph. 1,736 ὡϲ ἐπὶ παραδείγματοϲ εἰπεῖν u. 149,450 γραφικῶϲ εἰπεῖν. τὴν ἰδίαν πορείαν Gemeint ist die Wanderung des täglichen Auf- und Untergangsortes (ϲυνανίϲχετο ... καὶ ϲυγκατεδύετο) des Kometen, ebenso in 5 bei πορευόμενοϲ und τῆϲ ἰδίαϲ αὐτοῦ πορείαϲ sowie bei der Angabe zum Großen Bären; vgl. Gundel, Art. Kometen 1189,7-13. wich es allmählich ab Weitreichende Folgerungen über die Beschreibung des Abirrens von der gewöhnlichen Bahn bei Bidez, Philostorgius, CXXVIII f. Die Beschreibung sei gegen menschliche Berechnungen und menschlichen wissenschaftlichen Hochmut gerichtet. Es geht aber eher dar Valesius war darauf verfallen, weil er die folgenden Worte (καὶ οἷον κτλ.) damit verbunden hat: „ unus vero ille, qui primus apparuerat, instar scapuli supraedictae figurae videbatur aut instar radicis cuiusdam, quae universam apparentis astri lucem ex se gignebat.“ 1

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zu erfassen, vgl. auch die Beschreibung in Philost. 12,8,2-4. Die Beschreibung des am Sternenhimmel wandernden und sich verändernden Bildes am Himmel passt hier genau zu der eines Kometen. Dieser Komet ist offenkundig ein nicht-periodischer, sondern extrem langperiodischer oder einmalig auftretender Komet vom Typus Hale-Bopp gewesen. Das Jahr 389/ 390 passt beispielsweise nicht in den Zyklus des Halleyschen Kometen. (5) τὴν ... κοινὴν περίοδον Bezeichnet die tägliche Umlaufbahn zwischen Auf- und Untergang des Kometen oder der Planeten, also den (scheinbaren) täglichen Himmelsumschwung. δίειϲιν Das Verb wird auch Phot. bibl. cod. 209 p. 166 b 24 u. 224 p. 229 a 39 benutzt, so daß die anscheinend von Bidez, app. crit. z. St. (nicht Valesius, Annot. 151) erwogene Änderung in διέξειϲιν nicht nötig ist. schwertförmige Gestirn Zur Bedeutung von Kometen in Schwertform, vgl. Plin. nat. 2,89; Apuleius bei Lyd. ostent. p. 31. Diese Kometen kündigen bekanntlich Krieg und Unglück an, vgl. die von Gundel, Art. Kometen genannte hochkomplexe Literatur, wo insbesondere die Kombination des Schwertsterns mit unglücksverheißenden Planeten (Mars oder Merkur) hervorgehoben wird, s. Cat. cod. astr. 8,3 p. 175; Schol. Lucan. 1,529; Lyd. ostent. 40,4-41,3, woraus Johannes Kamateros, Eisagoge astronomias Verse 3272-79 geschöpft hat (vgl. Johannes Kamateros, Eisagoge astronomias. Ein Kompendium griechischer Astronomie und Astrologie, Meteorologie und Ethnographie in politischen Versen. II. Teil. Programm des Kgl. Progymnasiums Frankenthal 1908, Würzburg 1908, 111). Zur Deutung und Beschreibung vgl. auch Philost. 10,11,1 und 11,7,1-3. Das Himmelsschwert ist Philost., der hier wieder biblische und traditionelle pagane Vorstellungen mühelos miteinander verbunden hat, aus der biblischen Eschatologie vertraut, vgl. Jes 34,5 – wobei dort allerdings die astronomische Detailpräzision bei der Beschreibung dieser Phänomene fehlt – und die bereits weiter oben kommentierten Bezüge zu Offb 2,12. Die der theodosianischen Dynastie günstig gesonnene Literatur hat im Unterschied zu der apokalyptisch-geschichtspessimistischen Deutung des Sterns als Schwertstern eine positive Deutung des als Säulenabbild aufgefassten Kometen gefunden, vgl. in der Gallischen Chronik von 452 (Chron. Gall. chron. I p. 648,26) die Beschreibung des Kometen von 390 (der auch bei Marcell. chron. II p. 62,390,1 und der Gallisc chron. I p. 649,528 beschriebenen hängenden Säule): terribile in caelo signum columnae per omnia simile apparuit. Die Deutung gibt es dann in Chron. Gall. chron. I p. 650,28: apud Alexandriam templa destructa, in

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quis Serapis antiquissimum et notissimum templum, quod quasi quaedam columna ruentem sustentabat idolatriam. Zur Zerstörung des Sarapistempels als besondere Ruhmesleistung in der theodosianischen Dynastie vgl. Rufin. hist. 11,23-24 (GCS 9,1026-31). Zur Deutung der protheodosianischen Gallischen Chronik von 452 Muhlberger, The Fifth-Century Chroniclers, 168 f. 10. ἀγῶναϲ καταθέϲθαι Vgl. LSJ s. v. κατατίθημι II 7 b u. Lampe s. v. B 7. gegen Porphyrios Kämpfe bestritten habe Philost. hatte also möglicherweise eine selbständige Schrift gegen Porphyrios verfasst, s. aber Harnack z. St., der auch Disputationen für denkbar hält. Im Kontext der Anspielungen auf Apokalypse und Endzeit dürfte der Verweis auf Porphyrios auf die Auseinandersetzung mit dessen Kritik des Buches Daniel zu beziehen sein. Zur Behandlung Daniels im zehnten Buch des gegen die Christen gerichteten Werks des Porphyrios vgl. J. Daniélou, Art. Daniel, RAC 3 (1957) 575-585. Vgl. den gegen Porphyrios gerichteten Danielkommentar des Hieronymus und die Charakterisierung der Argumentation des Porphyrios im Prooemium (Hier. in Dan. prol., CCSL 75A,771 f.). Der Auseinandersetzung mit Porphyrios war anscheinend auch ein Danielkommentar des Eudoxios von Antiocheia gewidmet, s. zur Zuweisung eines Fragments in einer von Angelo Mai publizierten Daniel-Katene Tetz, EudoxiusFragmente, 317-322. 11. (1) ϲώματα ἀνθρώπων Zur Periphrase vgl. LSJ s. v. ϲῶμα II 1. (2) πεντάπηχυϲ Da Photios auch sonst die reguläre Form benutzt (vgl. bibl. cod. 241 p. 326 a 10 τριακοντάπηχυ; 242 p. 342 b 25 πεντάπηχυϲ; Amph. 137,123 δίπηχυ, τρίπηχυ) ist diese statt des in B überlieferten πενταπήχηϲ in den Text zu setzen, wie schon bei Gothofredus 143 der Fall. τὸ ὕψοϲ acc. lim. wie davor τὸ μέγεθοϲ (so richtig Des Places 505, während die Übersetzungen es sonst mit τὸ ἄλλο zusammennehmen, was wegen des dann doppelten Artikels nicht geht). Mit τῶν ποδῶν sind die Füße samt den Beinen gemeint (vgl. 3,11,4 [über die Giraffe] ἔχει ... τοὺϲ ἔμπροϲθεν πόδαϲ ὑψηλοτέρουϲ τῶν ὀπίϲω; LSJ s. v. I 1). Ihre Höhe wurde also dadurch, daß sie einwärts gebogen waren (demnach hatte der Mann X-Beine), beeinträchtigt. (3) τοὺϲ ἐν τοῖϲ κλουβοῖϲ πέρδικαϲ ἐκμιμεῖϲθαι καὶ ϲυναθύρειν αὐτῷ πρὸϲ ἔριν ἐκείνουϲ Zur Vogelart vgl. H. Gossen, Art. Rebhuhn, RE

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1 A 1 (1914) 348 f. u. Dunbar zu Ar. av. 297, zu ihren Stimmen und zur Käfighaltung vgl. Gossen a. a. O. 351-53. Der Mann war sicherlich nicht „perdice minor“ (Gothofredus, Diss. 422), sondern die geringe Größe führte zusammen mit seiner Fähigkeit, die Vogelstimmen zu imitieren, dazu, daß die Tiere keine Scheu vor ihm hatten. Die sich aus dem οὕτω κατεβραχύνετο ergebende Folge bezieht sich also nicht so sehr auf den ersten Teil des ὥϲτε-Satzes als vielmehr auf den zweiten (ϲυναθύρειν αὐτῷ πρὸϲ ἔριν ἐκείνουϲ). (4) μετῆλθον τὸν βίον Vgl. Soz. h. e. 5,11,7 λόγοϲ ... κατὰ τοῦτον τὸν χρόνον μαρτυρίᾳ τὸν βίον μετελθεῖν Βαϲίλειον πρεϲβύτερον τῆϲ ἐν Ἀγκύρᾳ ἐκκληϲίαϲ καὶ Εὐψύχιον Καιϲαρέα Καππαδόκην; Lampe s. v. μετέρχομαι 1. οὐκ ὀλίγῳ καὶ τούτων λειπόμενοϲ Anders, als bei ihrer nach damaligem Empfinden monströsen Gestalt (vgl. 1 τὴν ἀνθρωπίνην φύϲιν εἰϲ μέγεθοϲ ἐκβαῖνον bzw. εἰϲ ἄπιϲτον βραχύτητα καταλῆγον u. 5 τέρατα) zu erwarten, sind die beiden Männer nicht früh gestorben (οὐ θᾶττον μετῆλθον τὸν βίον), sondern haben zumindest das Erwachsenenalter erreicht (ἐνήκμαϲαν). Der Kleinwüchsige blieb sogar noch mehr hinter dieser Erwartung zurück, insofern er länger lebte als selbst der Großwüchsige, der doch erst mit 25 Jahren verstarb. Diese Interpretation wird sowohl dem οὐκ ὀλίγῳ gerecht (das von den Übersetzern häufig wie ein οὐ πολλῷ wiedergegeben wird, z. B. Valesius 526 1) als auch dem καὶ vor τούτων (das gegen Marascos, Filostorgio 258 Deutung spricht, er sei ein wenig vor [„poco prima“] Vollendung des 25. Lebensjahres gestorben); zu λειπόμενοϲ mit gen. vgl. LSJ s. v. B II 4, z. B. hier 10,9,1. nicht wenigen Jahren Sehr weitgehende Schlüsse zieht Marasco, Filostorgio, 259 aus diesen Angaben über das Alter, das diese beiden extremgestaltigen Menschen angeblich erreichten. Diese Angaben erlaubten die Vermutung, dass der eine 423, der andere 422 gestorben sei. Diese Todesdaten fielen aber mit den Erfolgen des Theodosius II. zusammen, der in dieser Zeit einen Persersieg und schließlich auch den Sieg über den Usurpator Johannes davongetragen habe. Philost. gebe damit den Hinweis darauf, dass die mit den 90er Jahren des 4. Jh. einsetzende Katastrophenperiode in der Geschichte des römischen Reiches nunmehr beendet sei. Diese net hat (zwischen 389/390 und 423 liegen ca. 35, nicht 25 Jahre), vgl. Van Auch Niceph. h. e. 12,37 (PG 146,877 A) hat die Formulierung mißverstanden, indem er sie mit οὐ παραπολὺ τούτων λειπόμενοϲ paraphrasiert hat. 1

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Nuffelen, Isolement et apocalypse, 324 Anm. 103. Hinzu kommt, dass ὤφθη erst einmal nur besagt, dass die beiden erblickt wurden, in Erscheinung getreten sind; von der Geburt ist nicht direkt die Rede. Wenn die beiden doch erst ein gewisses Alter erreichen mussten, um sie als auffallend betrachten zu können, wäre auch ein weit früheres Todesdatum möglich, etwa um 410. Der Hinweis auf die Prodigien stammt wohl aus einer heidnischen Quelle, für die die lange Lebensdauer der beiden anstößig und deshalb besonders zu vermelden war. Vgl. die Klage des Ammianus Marcellinus (19,12,19 f.) über die Nichtbeachtung von Prodigien, die, wie er zwischen den Zeilen andeutet, für den Staat verderblich ist: „Damals wurde bei Daphne (...) ein Monster geboren, ein Säugling mit doppeltem Gesicht, mit je zwei Zahnreihen, einem Bart, vier Augen und zwei sehr kleinen Ohren. Diese so verformte Geburt zeigte warnend voraus, dass der Staat in einen entstellten Zustand gestürzt werde. Solche Wunderzeichen, die den Ausgang verschiedener Dinge anzeigen, werden oft geboren. Da sie nicht wie bei den Alten öffentlich gesühnt werden, gehen sie vorbei, ohne dass man davon hört oder weiß.“ Philost. übernimmt diese paganen tendenziösen „Informationen“ über unglücksverheißende Prodigien, um seine Kritik an der theodosianischen Dynastie zu vervollständigen. (5) ⟨ἐν〉 ταῖϲ ἱϲτορίαιϲ αὐτοῦ καταϲτρώννυϲιν Der bloße dat. läßt sich syntaktisch nicht mit καταϲτρωννύναι vereinen, es ist ein ἐν erforderlich, wie sonst bei Photios der Fall, vgl. bibl. cod. 127 p. 95 b 16-18 καταϲτρώννυϲι ... ἐν ταύτῃ αὑτοῦ τῇ τετραβίβλῳ πάμπολλα χωρία ἐξ ὁλοκλήρου τῆϲ ἐκκληϲιαϲτικῆϲ αὑτοῦ δεκαλόγου ἱϲτορίαϲ u. 170 p. 117 a 3-8 ἐν οἷϲ (sc. λόγοιϲ) μαρτυρίαι ... καὶ χρήϲειϲ ὁλοκλήρων λόγων ... κατεϲτρώθηϲαν. viele andere Wunderzeichen Vielleicht waren dort auch die siamesischen Zwillinge von Emmaus aus dem Jahre 385/386 erwähnt, vgl. Thphn. p. 70,12-19 de Boor. 12. τῆϲ τετράδοϲ καὶ παραϲκευῆϲ Vgl. Lampe s. vv. τετράϲ 4 und παραϲκευή 3 d. πρεϲβυτέρου δὲ τὴν τάξιν, ἐψιλωμένου δὲ τῶν δι᾽ ὧν ἡ διαδοχὴ τοῦ γένουϲ Ob Eudoxios impotent oder kastriert war, ist anhand der Formulierung nicht zu entscheiden, vgl. R. Muth, Art. Kastration, RAC 20 ( s. zu 3,11,1 τῶν ὅϲα.

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νηϲτευτικόϲ – φερούϲαϲ [ Da der Text abbricht 1, läßt sich zum einen nicht entscheiden, ob das οὗτοϲ richtig überliefert oder mit Reading 537 zur Verstärkung in οὕτωϲ zu ändern ist (Valesius 526 übersetzte bereits: „adeo ... ieiunandi studiosus fuit“). Jedenfalls zeigt die einführende Bemerkung des Photios, daß das ὡϲ einen Konsekutivsatz einleitet. Zum anderen ist nicht mit Sicherheit zu erschließen, wie der weitere Gedankengang und Wortlaut war. Gothofredus, Diss. 426 vermutete: „Hunc ... Eudoxium ait (sc. Philostorgius) non modo per dies (daher Bidez’ Annahme, daß hinter φερούϲαϲ ein ἡμέραϲ verlorengegangen sei [app. crit. z. St.]) memoriam Dominicae passionis praeferentes iuxta praeceptum, κατὰ διάταξιν, ieiunasse, verum etiam reliquo omni tempore idem ieiunium observasse.“ Nun zielen aber die vorbereitenden Worte in Photios’ Epitome nicht auf die Zahl der Fasttage, sondern auf die Art des wöchentlichen Fastens am Mittwoch und Freitag, d. h. auf die bei den Eunomianern geübte Fastenverschärfung durch völlige Nahrungsenthaltung bis zum Abend. Dazu paßt als Ergänzung nicht ἡμέραϲ, sondern νηϲτείαϲ, das nicht nur die Handlung bezeichnet, sondern durch das Attribut τὰϲ κατὰ διάταξιν τὴν μνήμην τοῦ κυριακοῦ πάθουϲ φερούϲαϲ die beiden regulären Termine impliziert. 2 Das zugehörige Verb könnte z. B. τηρεῖν gelautet haben. Im verlorengegangenen ἀλλὰ-Teil kann dann eine Formulierung wie μηδὲ τροφῆϲ ὅλωϲ ἅπτεϲθαι μέχρι τῆϲ ἑϲπέραϲ gestanden haben. Daß der Satz damit noch nicht endete, zeigt das μὲν hinter dem ὅλον; und das τε hinter νηϲτευτικόϲ 3 diente im besten Fall der Satzverbindung (vgl. Denniston 499, z. B. hier 3,11,3. 9), im schlimmsten stand noch einiges davor: sicherlich ist in der Lücke ein langer Satz – wie wir sie so häufig bei Philostorg antreffen – verschwunden. παρ᾽ ὅλον ... τὸν χρόνον Vermutlich seine Zeit als Eunomianer. Fasten am vierten Tag und am Rüsttag Es geht hier um die schon lange im Christentum verbreitete Praxis des Fastens am Mittwoch (am Nach dem Wort φερούϲαϲ hat der Kopist die folgenden 25-26 Zeilen (von 41-42) der Seite (fol. 257 verso) freigelassen, sei es, daß seine Vorlage unleserlich war oder ein bzw. mehrere Blätter verloren hatte (vgl. Bidez, Philostorgius XXI). Auf dem recto des folgenden Blattes (fol. 258) setzt der Schreiber mit dem 11. Buch ein, dessen Anfang wiederum nicht erhalten ist. 1

2

εἰώθαμεν τὰϲ νηϲτείαϲ καταλύειν, ἀλλ’ ἢ ... περὶ ἀλεκτόρων βοὰϲ ἢ ἀμφὶ τὸν ὄρθρον und Socr. h. e. 2,43,5 τὰϲ μὲν ὡριϲμέναϲ νηϲτείαϲ ἐκτρέπεϲθαι, τὰϲ κυριακὰϲ δὲ νηϲτεύειν ἐδίδαϲκεν. 3 Vgl. Lampe u. LBG s. v.

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Abend vor der Gefangennahme Christi und am Tag des Verrats durch Judas) und am Rüsttag, dem Freitag, vgl. R. Arbesmann, Artt. Fasten, Fastenspeisen, Fasttage, RAC 7 (1969) 447-524, hier 509 f.; BMP, 506 f., Anm. 1. Das von den Rigoristen vertretene Extrem besteht darin, dass bis zum Abend keinerlei Speise eingenommen werden sollte, während die „gemäßigtere“ Richtung Enthaltsamkeit bis zur neunten Stunde forderte, vgl. Aug. mor. eccl. 70 (CSEL 90,75). Zur Radikalaskese des Eunomios vgl. Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 186. Eudoxios, einen Mithäretiker Zu Eudoxios, dem Vorsteher der eunomianischen Gemeinde in Konstantinopel, s. Philost. 12,11. Er wird hier als Eunuch charakterisiert. Eudoxios hält, wie das direkte Zitat des Philost. zeigt, nicht nur die vorgeschriebenen, an die Leiden des Erlösers erinnernde Fastentage Mittwoch und Freitag ein, sondern ist bei dieser Fastenpraxis besonders streng, s. den phil. Komm. Im Folgenden weist das Manuskript des Philost.-Exzerpts eine Lücke auf, die die Jahre vom Sieg über Maximus bis zur Ermordung des Valentinian II. umfasst. Gothofredus nimmt an, dass in dieser Lücke der Tod des Eunomios behandelt gewesen sein muß, und weist auf die Erzählung des Sozomenos 7,17,1 zum Tod und zur Bestattung des Eunomios hin. Der Tod des Eunomios und die dann eintretende Spaltung der Eunomianer (Theophronios) erklären zusätzlich, allerdings m. E. nicht ausschließlich, warum Philost. im zehnten Buch so ausführlich auf Unheil verkündende Vorzeichen einging. Zur Geschichte der Spaltung der Eunomianer, die in den erhaltenen Teilen des Philost. keine Rolle spielt, vgl. vor allem den Exkurs bei Socr. 5,24,1-6. Sie führte zur Bildung der Eunomiotheophronianer und der Eunomioeutychianer. Letztere könnten zwar auch Schöpfungen des Sokrates sein, „der sich über Kirchenspaltungen und Kleinstgruppierungen lustig machen möchte“, so (als Hypothese) Wallraff, Kirchenhistoriker Sokrates, 202. Gleichwohl ist unabhängig von der Benennung der Gruppierungen die Spaltung als solche historisch.

11. Buch Aus dem elften Buch des Philost. hat Photios so gut wie ausschließlich Inhalte profangeschichtlicher Natur wiedergegeben. Behandelt wird der Zeitraum vom Tode Valentinians II. (392) bis zum Sieg über Gainas (400). Dabei werden beleuchtet: Die Ermordung des Valentinian II. (1), der Tod des Theodosius I. nach dem Sieg über Eugenius (2), die Hochverratsversuche der illoyalen Tutoren des Arcadius und des Honorius, Rufinus und Stilicho, und das schimpfliche Ende des Rufinus (3), der Aufstieg des Eutropius (4), seine Anordnung, die Gebeine des Eunomios zu verlegen (5) und sein Ende (6). Philost. zeichnet anschließend ein dramatisches Panorama von Katastrophen, die er in seiner eigenen Zeit erlebt hat (7). Zu diesen Katastrophen gehören auch die Einfälle von Hunnen, die Episoden um Tribigild und Gainas sowie die Einfälle der Isaurier (8). [B. B.]

11,1-8 1. (1) ] ἄρκτων καὶ λεόντων χρήϲαϲθαι Gehört zu einer eigenen syntaktischen Einheit, sei es einem Nebensatz, einer Partizipialkonjunktion oder einem substantivierten inf.; sie muß sich auf Valentinians II gleich danach genannte Leidenschaft für Schaukämpfe mit wilden Tieren bezogen haben, die neben der für die Jagd auch Ambrosius in seiner Leichenrede erwähnt: ferebatur primo ludis circensibus delectari: sic istud abstersit, ut ne sollemnibus quidem principum natalibus vel imperialis honoris gratia circenses putaret celebrandos. aiebant aliqui ferarum eum venationibus occupari atque ab actibus publicis intentionem eius abduci: omnes feras uno momento iussit interfici (ob. Val. 15 [CSEL 73,338]). Zu solchen Schaukämpfen, ebenfalls mit Bären und Löwen, vgl. 1,5a,4 f. Der Inhalt eines Teils der verlorengegangenen Worte könnte gewesen sein, daß das Verhältnis zwischen Arbogast und dem jungen Kaiser sehr schlecht gewesen sei, unter anderem weil dieser jenem vorgeworfen habe, in großem Umfang öffentliche Mittel und Gelder für die genannten Schaukämpfe zu verwen μαϲί τε καὶ χρήμαϲιν ἀφθόνωϲ πρὸϲ ἀγῶναϲ τοὺϲ κατὰ] ἄρκτων καὶ

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λεόντων χρήϲαϲθαι 1). Jedenfalls muß in dem nicht mehr erhaltenen Anfang des Satzes etwas zu lesen gewesen sein, das mit dem Tod Valentinians in Beziehung stand. Der folgende Satz (ἦν δὲ καὶ – ἐξεδίϲκευϲεν) fügt dem nur eine weitere Facette hinzu 2, bildet aber keinen neuen Einsatz, denn danach beginnt mit διαλεγόμενοϲ γάρ ποτε die Schilderung des zu jenem Tod führenden Tathergangs; das γάρ bezieht sich also nicht nur auf ἦν δὲ καὶ – ἐξεδίϲκευϲεν, sondern auch auf αὐτοῦ τε τοῦ ζῆν – ἀπεφθάρη. Kämpfe mit wilden Tieren Die Jagdleidenschaft Valentinians II. (anscheinend auch in Venationes-Schaukämpfen) wurde anscheinend negativ bewertet, während die Fähigkeiten Konstantins d. Gr. im Tierkampf noch positiv herausgehoben wurden, vgl. Philost. 1,5a,4 f. Vielleicht lässt sich die Kritik an der Jagdleidenschaft Valentinians II. auch als Seitenhieb auf den zur Zeit des Philost. regierenden Theodosius II. verstehen, dessen Reit- und Sportleidenschaft (womit nur Jagdübungen gemeint sein können) bekannt war, vgl. Soz. prooem. 8 und 9,1,6. Weiteres zur Deutung im phil. Komm. in Rage brachten Vgl. zum unbeherrschten, pubertären Temperament Valentinians II. Rufin. hist. 11,31 (GCS 9,1036): Valentinianus in occiduis partibus animis, quantum aetas patiebatur, ardentibus rem publicam gerens. S. ferner die dort wiedergegebene Argumentation derjenigen, die an der Unschuld des Arbogast festhalten: (alii dicebant) causas praestitisse, quibus in hoc adulescens animi indignatione cogeretur, quod minus ei tamquam per aetatem nondum valido libera de omnibus indulgeret imperia. (2) ἐπερωτήϲαντι τῆϲ τοϲαύτηϲ ὁρμῆϲ τὴν αἰτίαν ἑαυτὸν διαχρήϲαϲθαι Οὐαλεντινιανὸϲ ὑπεκρίνατο Wenn der Text in Ordnung ist, handelt es sich um eine verkürzte Formulierung, bei der aus dem vorausgehenden τῆϲ τοϲαύτηϲ ὁρμῆϲ τὴν αἰτίαν ein αἰτίαν γενέϲθαι (bzw. vorzeitiges εἶναι) zu ziehen ist als Prädikat zu ἑαυτὸν διαχρήϲαϲθαι. Die direkte Rede würde διαχρήϲαϲθαι ἐμαυτὸν αἰτία ἦν lauten. Allerdings passen τῆϲ τοϲαύτηϲ ὁρμῆϲ τὴν αἰτίαν und ἑαυτὸν διαχρήϲαϲθαι nicht genau zueinander, denn letzteres war nicht so sehr der Grund (αἰτία) als vielmehr Zur Fomulierung vgl. 7,9a,3 ἐκ τῶν δημοϲίων Phot. bibl. cod. 246 p. 402 a 32 χρήμαϲιν ἀφθόνωϲ χρήϲαϲθαι; zum Wechsel von ἀγῶνεϲ und ἆθλοι vgl. 1,5a,4 f. ὁ ἆθλοϲ ... εἰϲ τὸν τοιοῦτον ἀγῶνα ... πρὸϲ τὸν ἀγῶνα. 2 Der Satz ist also nicht so sehr eine Parenthese, da im anschließenden Satz der Gesichtspunkt des Jähzorns die entscheidende Rolle spielt. 1

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das Ziel (τέλοϲ) des Ausbruchs. Entweder liegt also eine unglückliche Formulierung durch Photios vor, oder es ist ein Ausdruck der Absicht verlorengegangen – wie es Gothofredus 144 f. („sibi ipsi manus inferre sese voluisse“) und Des Places 509 („qu’il avait voulu se tuer“) verstehen (ohne in den Text einzugreifen) –, z. B. ein μελλῆϲαι oder (Vorschlag von R. Kassel) hinter διαχρήϲαϲθαι ein διανοηθῆναι, das aufgrund des gleichen Wortanfangs leicht übersehen werden konnte. 1 Zu ὑποκρίνεϲθαι mit inf.-Konstruktion vgl. 6,1,2 παραγεγονὼϲ δὲ ὁ μὲν (sc. Εὐνόμιοϲ) τῆϲ βραδυτῆτοϲ καὶ ὀλιγωρίαϲ τῶν ὑπεϲχημένων τὸν Εὐδόξιον ᾐτιᾶτο, ὁ δὲ περὶ τούτων μὲν ὑπεκρίνατο μὴ ἂν ἀμελῆϲαι, δεῖν δὲ πρὶν τὴν περὶ αὐτοῦ γεγενημένην διαλῦϲαι ϲτάϲιν. An beiden Stellen ist es als verbum dicendi benutzt, mindestens im Sinne von „erwidern, antworten“ (vgl. LSJ s. v. B I 1). 2 Hinzukommen könnte aufgrund des Zusammenhangs 3 der Aspekt des Vortäuschens, denn so ist das Wort, mit substantivischem acc.-Objekt verbunden, sonst in den Philostorgzeugen verwandt (s. zu 9,8,3). Der Sprachgebrauch bei Photios, aus dem ja beide Stellen stammen, ist nicht ganz klar: Einerseits bezeichnet er ὑποκρίνεϲθαι im Sinne von ἀποκρίνεϲθαι als veraltet und ionisch (vgl. lex. υ 217 ὑποκρίνεϲθαι· τὸ ἀποκρίνεϲθαι οἱ παλαιοί· ... καὶ οἱ Ἴωνεϲ οὕτωϲ), andererseits heißt es Phot. Amph. 1,313 f. ὑποκριναμένων ... τῶν μαθητῶν, ὡϲ μάχαιραι δύο εἰϲίν (mit Bezug auf Luc. 22,38 οἱ δὲ [sc. μαθηταί] εἶπαν) und c. Man. 1,75 ὁ δὲ ἀποϲτάτηϲ τὸν ἀρνηϲάμενον τὴν ὀρθόδοξον πίϲτιν ἀνάθεμα εἶναι ὑπεκρίνατο, ὀρθόδοξον καλῶν τὸ οἰκεῖον ἀϲέβημα. Doch beidemal bietet ein, wenn auch geringerer Teil der Überlieferung ἀποκριναμένων bzw. ἀπεκρίνατο; in letzterem Passus ist zudem wie in den zweien aus Philostorg die Nuance des Vortäuschens möglich. Nachdem Valentinian in Gegenwart zumindest eines Leibwächters von einer Suizidabsicht seinerseits gesprochen hatte (auch wenn sie sicherlich nur vorgeschoben war, unabhängig davon, welche Bedeutung das ὑπεκρίνατο genau hat), brauchte Arbogast diese nach Philostorgs Darstellung Nach Valesius 526 und Amidon, Philostorgius 143 bezieht sich Valentinians Antwort auf die Zukunft: „manus sibimetipsi illaturum se esse“ bzw. „that he would do away with himself“; doch abgesehen von der problematischen futurischen Deutung des inf. aor. (s. zu 1

war. Es ist also weder 6,1,2 noch 11,1,2 nötig, mit Valesius, Annot. 141 bzw. Niceph. h. e. 12,38 (PG 146,877 D) in ἀπεκρίνατο zu ändern. 3 6,1,2 ergibt sich dies inhaltlich aus 6,3,1. 2

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nur noch in die Tat umzusetzen (zur umstrittenen Frage, wie Valentinian zu Tode gekommen ist, s. hist. Komm. zu 5 als ob er sich selbst … erhängt habe): darum sein Schweigen (οὐδὲν πλέον τότε πολυπραγμονήϲαϲ). 1 nach dem Grund für den so heftigen Ausbruch Eine Streitszene zwischen Arbogast und Valentinian II. wird auch bei Zos. 4,53,2 f. beschrieben. Demandt, Art. magister militum, 610 geht von der Darstellung des Zosimos aus, um den Standpunkt Arbogasts zu charakterisieren: „Damit berief sich Arbogast auf seine Wahl durch das Heer, eine für römische Rechtsbegriffe ganz undenkbare Argumentation, die zeigt, wie mit den barbarischen Inhabern der magisteria auch fremde Vorstellungen über die Rechtsgrundlage Einzug hielten.“ Dass Arbogast auf die Wahl durch das Heer verwiesen haben soll, ist freilich eine keineswegs zwingende Erklärung dafür, dass bei Zosimos Arbogast dem Valentinian erklärt „Du hast mir nicht das Kommando gegeben und kannst es mir auch nicht wegnehmen“. Auch die Ausführungen des Zosimos über den Aufstieg des Arbogast als Nachfolger Bautos (4,53,1) bezeugen nicht mit Eindeutigkeit eine Erhebung Arbogasts durch das Heer. Bei Johannes Antiochenus ist Valentinian von Arbogast gezwungen worden, ihn zum Heermeister und Nachfolger Bautos zu erheben, vgl. Jo. Ant. fr. 187 p. 609,23-25 Müller = 280 Roberto p. 470,17 f. Meines Erachtens erklärt sich das Selbstbewusstsein des Arbogast in Wirklichkeit damit, dass er von Gnaden des Theodosius I. und nur formal von Valentinian eingesetzt war. Vielleicht fand sich in der Lücke bei Philost. zwischen dem zehnten und elften Buch ein Hinweis darauf. Immerhin wird bei Philost. 10,8,1 Arbogast vom Augenblick seiner Entsendung gegen Maximus als Heermeister bezeichnet, vgl. den Komm. zur Stelle. Wenn Zosimos auf die Kühnheit und Arroganz des Arbogast verweist, so ist die negative Darstellung des Charakters des Arbogast kein exklusiver Grundzug der Geschichtsdarstellung des Eunapios gewesen, sondern fand sich in einer breiteren Tradition, vgl. Oros. hist. 7,35,11: vir barbarus, animo, consilio, manu, audacia potentiaque nimius; Jo. Ant. fr. 187 p. 609,23 Müller = 280 Roberto p. 470,17: „einer Flamme ähnlich und barbarisch hinsichtlich seiner seelischen Verfassung“.

D die Satzkonstruktion so faßt, daß innerhalb eines a. c. i. das logische Subjekt zu διαχρήϲαϲθαι der als Aussagesatz gedeutete διότι-πράττει-Satz ist (zu dieser Verwendung von διότι vgl. K.-G. 2,355; LSJ s. v. II, z. B. Philost. 1,2 [über Eus.] τὸ ἁμάρτημα ... διηγούμενοϲ, διότι ἄγνωϲτον τὸ θεῖον καὶ ἀκατάληπτον ἡγοῖτο). 1

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(3) ἐπὶ τοῦ ποταμοῦ τὸ χεῖλοϲ Zu ἐπί + acc. zur Bezeichnung der räumlichen Erstreckung vgl. LSJ s. v. C I 5, z. B. Iudic. 7,12 (Rezension des cod. Alex.) ταῖϲ καμήλοιϲ αὐτῶν οὐκ ἦν ἀριθμόϲ, ἀλλ’ ἦϲαν ὥϲπερ ἡ ἄμμοϲ ἡ ἐπὶ τὸ χεῖλοϲ 1 τῆϲ θαλάϲϲηϲ εἰϲ πλῆθοϲ; zur Wortstellung vgl. Liban. or. 1,100 ὁ δὲ ἐκ μέϲων τῶν ἱππέων ἐπὶ τῆϲ τάφρου τὸ χεῖλοϲ, οὗπερ εἱϲτήκειν, τὸν ἵππον ἐξελάϲαϲ. mit seinen Spielereien verbrachte Philost. malt offenkundig hier das Bild des princeps puer aus, der mit Kindereien beschäftigt ist, während Zosimos (Eunapios) immerhin von Beschäftigungen mit Militärübungen schreibt (4,54,3). Zum Problem des Kinderkaisers in der Spätantike vgl. nur W. Hartke, Römische Kinderkaiser. Eine Strukturanalyse römischen Denkens und Daseins, Berlin 1959, relativierend zur Bedeutung in der Spätantike allerdings A. Lippold, Principes pueri – parens principum. Timesitheus = Stilicho?, Constantius?, Aetius?, in: ders. / G. Waldherr, Die Historia Augusta: eine Sammlung römischer Kaiserbiographien aus der Zeit Konstantins, Stuttgart 1998, 145-159. Obwohl Valentinian II. bei Philost. durchaus als Opfer dargestellt wird, werden von ihm eher ungünstige Charakterzüge bezeugt. Das Negativbild soll nach Marasco, Filostorgio, 238 f. damit zusammenhängen, dass Valentinian trotz seines arianischen Bekenntnisses nicht von Philost. gewürdigt wurde, weil die homöischen Arianer des Westens von Philost. nicht als rechtgläubig aufgefasst worden seien. Die besonders negative Sicht des Valentinian ist jedenfalls auffällig, s. auch Stickler, Die spätrömischen Heermeister, 250. In der Regel wird Arbogast in der historiographischen Tradition negativ eingeschätzt, doch geht dies mit einer Aufwertung des unschuldigen Valentinian einher, vgl. Rufin. hist. 11,31 (GCS 9,1036); Soz. 7,22,2-7. (4) ἀγριότηϲιν Der pl. mit dem Attribut im sg. γνώμηϲ neben dem sg. ἰϲχύι mit dem Attribut im pl. χειρῶν ist möglicherweise eine bewußte Variation. Ebenso wie Loofs, der ἀγριότητι vorgeschlagen hat (bei Bidez, app. crit. z. St.), scheint sich aber auch Nikephoros gewundert zu haben, der bei der Zusammenfassung des ganzen Ausdrucks mit χειρῶν ἀγριότητι den sg. gewählt hat (h. e. 12,38 [PG 146,877 D]). Die Endung -ϲιν kann sich leicht nach dem vorhergehenden ἀποπνίγουϲιν eingeschlichen haben. Auswegslosigkeit und Isolierung des princeps clausus am Hofe von Vienne einschließlich der Unzuverlässigkeit der Leibwächter betrifft, ist 1

Die Rezension des cod. Vat. hat stattdessen ἐπὶ χείλουϲ.

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Philost. von einer Tradition beeinflusst, die derjenigen des Sulpicius Alexander ähnlich ist, vgl. Greg. Tur. Franc. 2,9 zu den necessitates des Valentinian II.: clauso apud Viennam palatii aedibus principe Valentiniano paene infra privati modum redacto, militaris rei cura Francis satellitibus tradita, civilia quoque officia transgressa in coniurationem Arbogastis; nullusque ex omnibus sacramentis militiae obstrictis repperiebatur, qui familiari principis sermoni aut iussis obsequi auderet. Vgl. zum Fragment des Sulpicius Alexander F. Paschoud, Les descendants d’Ammien Marcellin: (Sulpicius Alexander et Renatus Profuturus Frigeridus), in: D. Knoepfler (Hg.), Nomen Latinum: Mélanges A. Schneider, Neuchâtel 1997, 141-147, hier 143. S. auch Stickler, Die spätrömischen Heermeister, 250. (5) τὸ ἡμιτύβιον αὐτοῦ Mit ἡμιτύβιον können verschiedene Arten von Tüchern, vorzugsweise aus Leinen, bezeichnet werden, vgl. LSJ s. v.; F. Olck, Art. Flachs, RE 6,2 (1909) 2447,33-52; Philost. 7,14,3 ist darin ein Kodex eingewickelt. Das hiesige Leinentuch muß so lang gewesen sein, daß man jemanden damit erhängen konnte. Vielleicht war es ein Badetuch, denn Valentinian hielt sich bei seinen Spielereien am Flußufer auf; zu Schwimmspielen vgl. E. Mehl, Art. Schwimmen, RE Suppl. 5 (1931) 859 f. δι᾽ αὑτοῦ γε Seit Gothofredus 145 („a semetipso“) bezieht man das überlieferte δι᾽ αὐτοῦ auf Valentinian (αὐτοῦ hinter τὸ ἡμιτύβιον) und nicht auf das ἡμιτύβιον als Strick – zu Recht, denn die Meuchelmörder beabsichtigten ja den Anschein zu erwecken, daß jener sich eigenhändig erhängt habe: deswegen auch das γε dahinter und zur Bekräftigung das τῇ οἰκείᾳ γνώμῃ. Nun lauten in den Philostorgzeugen die Reflexivpronomina in der Regel mit ἑ- an (z. B. 3,28,4 αὐτὴ δι᾽ ἑαυτῆϲ ἐπιϲπαϲαμένη τὸν Μόντιον τοῖϲ δορυφόροιϲ ἐκδίδωϲιν), wie seit der Koine üblich (vgl. Schwyzer 2,193; Blass / Debrunner § 64,1 mit Anm. 2). Doch erscheinen bei Photios gelegentlich die kontrahierten Formen, so auch δι᾽ αὑτοῦ, vgl. bibl. cod. 222 p. 184 b 42; 280 p. 536 b 8; ep. 174,290; lex. α 3226 u. 3234, wobei mitunter hier ebenfalls die Überlieferung zwischen αὑτοῦ und αὐτοῦ schwankt. sein Leinentuch Die Annahme, es handle sich um ein Badetuch (s. den phil. Komm.) ist wohl nachvollziehbarer als die Identifizierung mit der dem Kaiser beigegebenen mappa, Zu ihrer Bedeutung als kaiserliches Insigne, vgl. Kolb, Herrscherideologie in der Spätantike, 79; G. Dagron, From the mappa to the akakia: symbolic drift, in: H. Amirav / B. ter Haar Romeny (Hgg.), From Rome to Constan-

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tinople, Studies in Honour of Averil Cameron, Leuven 2007, 203-219. Hofmann, Suizid in der Spätantike, 176 bringt ein „Halstuch“ in Erwägung, das aber für die Kaiserkleidung meines Wissens nicht belegt ist. als ob er sich selbst … erhängt habe Für das Ende des Valentinian II. und die Erhebung des Eugenius gibt es eine Fülle divergierender Berichte, vgl. H. Klee, De exitu Valentiniani et de Eugenii imperii initiis, Diss. phil. Münster 1902; A. Solari, La versione ufficiale della morte di Valentiniano II, AC 1 (1932) 273-276; J. Szidat, Die Usurpation des Eugenius, Historia 28 (1979) 487-508. Verschieden behandelt werden die Frage, ob Valentinian durch Mord oder Selbstmord umkam, und die Frage, ob Valentinian vor oder nach dem Putsch des Eugenius ermordet wurde. Philost. spart – in ähnlicher Form wie für den Tod der Fausta, für den er sehr genaue Informationen über das, was hinter den Palastmauern geschah, zu besitzen vorgibt – auch für den Tod Valentinians nicht an Details, den er eindeutig der Erhebung des Eugenius vorausgehen lässt. Die Frage, ob Mord oder Selbstmord, spielt in der reichhaltigen Tradition zu den Ereignissen von 392 eine zentrale Rolle, vgl. zuletzt J. Szidat, Historische Fiktion bei Zosimus: Der Tod Valentinians II., Historia 61 (2012) 368-382, hier 368-374. Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt 5, 242 geht aufgrund einer Interpretation diverser Passagen bei Ambrosius von Selbstmord aus. Für diese Selbstmordabsicht spreche etwa der Wunsch Valentinians, die Taufe zu empfangen, ferner die Tatsache, dass Theodosius I. nur als Rächer Gratians, nicht dagegen als Rächer Valentinians, der die Seligkeit verwirkt habe, hingestellt werde, vgl. allerdings zu den durchaus zu differenzierenden Passagen aus De obitu Valentiniani und De obitu Theodosii Paschoud, Zosime II,2, 456 f.; s. auch M. Biermann, Die Leichenreden des Ambrosius von Mailand. Rhetorik, Predigt, Politik, Stuttgart 1995, 156. Der Aufstieg des Valentinian in den Himmel, von dem Ambrosius in De obitu Valentiniani ausgeht, schließt eigentlich die Anerkennung der Selbstmordthese gerade aus, vgl. aber Hofmann, Suizid in der Spätantike, 172-4, die Belege zusammengetragen hat, dass das Suizidverbot noch nicht kanonisiert war. Soz. 7,22,1-3 bietet neben der Mordversion als erster explizit die Selbstmordversion, einschließlich der Motive, die den Valentinian zu diesem Schritt bewegt haben könnten. Die Selbstmordversion ist aber auf je von der These des Selbstmords aus, zeigt aber durch angeblich präzise Informationen, dass dieser Selbstmord von den Mördern vorgetäuscht worden ist. Die Angaben kommen anscheinend aus einer zeitgenössischen

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westlichen Quelle, vgl. ähnlich Oros. hist. 7,35,10: apud Viennam dolo Arbogastis comitis sui, ut ferunt, strangulatus atque, ut voluntariam sibi conscivisse mortem putaretur, laqueo suspensus est. S. bereits Hier. epist. 60,15,4: haut procul ab urbe fraternae mortis conscia necatus est, et cadaver exanimis infamatum suspendio (Gratian stirbt in Lyon, sein Bruder in Vienne). Das Schwanken zwischen Mord und Selbstmordversion erklärt Ausführungen bei Rufin. hist. 11,31 (GCS 9,1036): Valentinian beendet causis etiam nunc latentibus sein Leben. (Vgl. auch Aug. civ. 5,26,1: Valentinian stirbt sive per insidias sive quo alio pacto.) In einer Gesandtschaft von Bischöfen, die im Auftrag von Eugenius zu Theodosius I. unterwegs sind und von der Rufin. hist. 11,31 (GCS 9,1036) berichtet, wird die Unschuld des Arbogast beteuert: immunem esse ducem a mortis scelere. Daher kann man vermuten, dass die Selbstmordthese direkt auf ArbogastEugenius zurückgeht (vgl. auch Marasco, Filostorgio, 238) und dass die These vom fingierten Selbstmord dann eine Weiterentwicklung dieser Grundversion ist. Ein gewisses Interesse daran, Arbogast vom Mord freizusprechen, hätte die spätere Tradition dann, wenn Arbogast der Bruder der Eudoxia, der Gemahlin des Arcadius und Mutter des Theodosius II., war, wie aus Jo. Ant. fr. 187 Müller = 280 Roberto geschlossen werden könnte, zur Passage vgl. K. F. Stroheker, Zur Rolle der Heermeister fränkischer Abstammung im späten vierten Jahrhundert, Historia 4 (1955) 314330, hier 323 f. Anm. 4. Diese Tradition ist aber wohl mit Stroheker als unhistorisch auszuklammern. Mit der Frage, ob Mord oder Selbstmord, hängt letztlich auch die zweite Frage, nämlich die nach dem chronologischen Verhältnis zwischen dem Tod Valentinians und der Erhebung des Eugenius, zusammen. B. Croke, Arbogast and the Death of Valentinian II., Historia 25 (1976) 235-244 zieht die Selbstmordversion deshalb vor, weil der überraschte Arbogast nach dem Tod Valentinians keine Pläne gehabt und offenkundig erst einige Monate auf Instruktionen des Theodosius gewartet habe, bevor er den Eugenius erhob (vgl. Fast. Vind. I. chron. I p. 298,517: 22. August 391). Diese in der Chronistik verbreitete relative Chronologie bietet auch Oros. hist. 7,35,11: mortuo Valentiniano Augusto, Arbogastes Eugenium tyrannum mox creare ausus est. Im ausführlichen Bericht des Zosimos (4,54,2-4) ist Eugenius dagegen von Anfang an der Kan Sokrates (5,25,1-6): Eugenius und Arbogast führen gemeinsam die Ermordung Valentininians in einem Komplott durch. Die Version des Johannes Antiochenus (fr. 280 Roberto) wird zwar gewöhnlich dem Eunapios zu-

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geschrieben (vgl. fr. 58,2 Blockley, mit Paschoud, Zosime II 1, 454 und Marasco, Filostorgio, 237), unterscheidet sich aber doch markant, insbesondere in Details zu Arbogast, aber auch in der Chronologie der Erhebung des Eugenius (der erst nach der Ermordung Valentinians von Richomer vorgeschlagen wird) von der Erzählung des Zosimos, s. dazu Szidat, Historische Fiktion bei Zosimus (wie oben), 376-381 und bereits U. Roberto, Il barbaro e il potere. Storiografia ed ideologia nel frammento 187 die Giovanni d’Antiochia, in: M. Rotili (Hg.), Memoria del passato, urgenza del futuro. Il mondo romano fra il V e VII secolo, Neapel 1999, 157165. Darin dass sich Philost. auf jeden Fall sehr deutlich von der Version des Zosimos abhebt, kann man wieder ein Indiz dafür sehen, dass Eunapios nicht die Hauptquelle des Philost. für profangeschichtliche Ereignisse war. Kompliziert wird die Sachlage allerdings dadurch, dass Szidat im Bericht des Zosimos zur Ermordung Valentinians II. eine Rückprojektion der Erzählung zur Tötung Valentinians III. (Jo. Ant. fr. 201,5 Müller = 293.1 Roberto) sieht und damit seiner Ansicht nach der Bericht des Zosimos nicht auf Eunapios zurückgehen kann. Gemeinsam sind den Erzählungen des Zosimos und des Johannes Antiochenus nämlich drei Elemente, wie Szidat, 375 ausführt: „Der ahnungslose Kaiser wird bei militärischen Übungen vor der Stadt überraschend angegriffen und getötet. Seine Mörder sind Barbaren. Die Anwesenden greifen nicht ein.“ Diese Gemeinsamkeiten sind die einzigen Belege für die weitreichende These, dass bei Zosimos eine Rückprojektion der Ereignisse von 455 vorliegen soll. Mit leichten Varianten findet man diese drei Elemente nun aber auch in der Erzählung des Philost. Der Kaiser wird bei Spielen fern vom Palastzentrum angegriffen; seine Mörder sind Barbaren; die eigentlich zuständigen Leibwächter sind gerade beim Frühstücken. Diese Ähnlichkeiten zeigen auf jeden Fall, dass die Grundversion der Erzählung des Zosimos nicht aus einer bloßen Rückprojektion der Ereignisse von 455 hervorgegangen sein kann. Die Szene der Auseinandersetzung zwischen Arbogast und Valentinian ist bei Philost. und Zosimos ähnlich und geht auf die gleiche Grundquelle zurück. Zosimos hat dann, seine Quellenvorlage missverstehend, Arbogast bei der Auseinandersetzung gleich erstechen lassen, während bei Philost. Valentinian erst später, in einer zweiten Episode, umkommt. Man kann gegen Arbogast zieht (Philost.), bei Zosimos missverstanden worden ist und nun Arbogast das Schwert gegen Valentinian zieht. Ich sehe die Quellenbeziehungen wie folgt: Zosimos hat Eunapios missverstanden, der sei-

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nerseits einen Grundbericht benutzt hat, der über welche Vermittlungswege auch immer auch dem Philost. vorlag. 2. (1) αὐτὸν βαϲιλέα ⟨ἀποδειχθῆναι〉 ἀπεκώλυϲεν In B ist nur ein syntaktisch unzulängliches βαϲιλέα überliefert, aus dem Holste ein βαϲιλεύειν gemacht hat (vgl. Valesius, Annot. 152 u. Bidez, Philostorgius XXVII) und Bidez ein ⟨τῆϲ〉 βαϲιλείαϲ (Philostorgius XL; app. crit. z. St.), während Loofs hinter βαϲιλέα ein εἶναι ergänzen wollte (vgl. Bidez, app. crit. z. St.), was zumindest gegenüber Bidez’ Vorschlag einen geringeren Eingriff darstellt. Sollte in der Endung von βαϲιλέα der Fehler liegen, wäre gegenüber Holste ein βαϲιλεῦϲαι vorzuziehen, um den ingressiven Aspekt hervorzuheben (vgl. 9,5,2 Ἰωβιανοῦ βαϲιλεύϲαντοϲ), da es im engeren Umfeld dieses Passus vorrangig um die Erhebung von Prätendenten bzw. Kaisern geht (Eugenius und Honorius). Das spricht auch gegen die Einfügung eines einfachen εἶναι (Loofs). Von den verschiedenen Verben nun, die in den Philostorgzeugen für die Einsetzung benutzt werden (ἀποδεικνύναι [1,5], ἀναγορεύειν [8,1a; 8,8,4 ~ 8,8a,2; 12,3,4; 12,13,7]; ἀνιϲτάναι [8,1,1], ποιεῖν [8,8,5; 9,16,1], χειροτονεῖν [9,17,4], αἱρεῖϲθαι [11,3,4], ἀνακηρύττειν [12,2,3]), erscheinen die beiden ersten (auch) im pass., vgl. 1,5 Κωνϲτάντιοϲ ... βαϲιλεὺϲ ἀπεδείχθη und 8,1a Ἰοβιανὸϲ ἀναγορεύεται βαϲιλεὺϲ ὑπὸ τοῦ ϲτρατοπέδου. An unserer Stelle wäre daher als Ergänzung an ein ἀποδείκνυϲθαι bzw. ἀποδειχθῆναι oder ἀναγορεύεϲθαι bzw. ἀναγορευθῆναι zu denken, wobei ersteres wegen des gleichen Wortanfangs leichter vor ἀπεκώλυϲεν ausgefallen sein kann. Zu ἀποκωλύειν mit a. c. i. bzw. inf. vgl. Phot. Amph. 27,24-26 οὐδὲ τὸν ἄνθρωπον δὲ ζῷον ἢ οὐϲίαν καλεῖϲθαι τὸ ἑτερογενὲϲ τῆϲ φωνῆϲ ἀπεκώλυϲεν u. 36,146 f. τὸν πρωτόπλαϲτον Ἀδὰμ δημιουργηθῆναι καὶ φρονεῖν καὶ λέγειν ὁ ὀρθὸϲ ἂν οὐδὲν ἀποκωλύϲειε λόγοϲ. Denkbar ist aber auch, daß das βαϲιλέα unter dem Einfluß des zwei Zeilen später folgenden fälschlich hierhin geraten ist (Vorschlag von J. Hammerstaedt). περιτίθηϲι S. zu 10,5 Ἀρκάδιον - περιτίθεται mit Anm. 1. da ihn seine Abstammung … Kaiser ⟨ernannt zu werden〉 Als Beleg für die Disqualifikation von Barbaren für die Kaiserwürde gilt der Ausspruch Aspars beim Angebot der Kaiserwürde nach dem Tode Marcians (Acta quando Aspari a senatu dicebatur, ut ipse fieret imperator: qui tale refertur dedisse responsum: „timeo, ne per me consuetudo in regno nascatur.“ Zum Kontext des Anagnosticum vgl. W. Ensslin, Zu dem Anagnosticum

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des Königs Theoderich des Großen, in: Mélanges H. Grégoire 1, Brüssel 1949, 233-245, hier 237; R. von Haehling, Timeo ne per me consuetudo in regno nascatur. Die Germanen und der römische Kaiserthron, in: M. Wissemann (Hg.), Roma Renascens. Beiträge zur Spätantike und Rezeptionsgeschichte, Frankfurt 1988, 88-113. Silvanus oder Magnentius waren freilich Kaiser germanischer Herkunft, so dass ein prinzipieller Ausschluss von der Kaiserwürde aus ethnischen Gründen wenig wahrscheinlich ist. Zur barbarischen Herkunft des Magnentius s. aber jetzt Drinkwater, Revolt and Ethnic Origin, 138-145, der vermutet, dass die durchaus gut bezeugten Angaben über eine partiell fränkische Herkunft des Magnentius in ähnlicher Weise eine historiographisch-propagandistische Erfindung sind wie die für Maximinus Thrax. Zum Problem der barbarischen Kaisermacher, als dessen Prototyp Arbogast erscheinen kann, A. Goltz, Das Bild der barbarischen „Kaisermacher“ in der Kirchengeschichtsschreibung des 5. Jahrhunderts, MediterrAnt 5 (2002) 547-572. Goltz weist zu Recht darauf hin, dass die Funktion des Eugenius als Strohmann für den durch sein Barbarentum disqualifizierten Kaiser der Darstellung des Orosius entspricht, vgl. Oros. hist. 7,35,11: Arbogastes Eugenium tyrannum mox creare ausus est legitque hominem cui titulum imperatoris inponeret. Hier liegt wieder einer der vielen Berührungspunkte zwischen der Darstellung des Orosius und der des Philost. vor. magister Magister scrinii, vgl. R. Delmaire, Les institutions du BasEmpire romain de Constantin à Justinien. Les institutions civiles et palatines, Paris 1995, 67 f. mit Anm. 10. Genaue Beschreibung der Karriere des Eugenius (PLRE 1,293 Eugenius 6) bei Socr. 5,25,1: Eugenios war Rhetoriklehrer, ging dann in den Palastdienst und wurde ἀντιγραφεὺϲ τοῦ βαϲιλέωϲ (also magister scrinii). bezüglich des Glaubens Heide Zos. 4,54,1 f. verweist in penetranter Weise auf die Bildung des Eugenius, was für ihn gleichbedeutend mit einem Bekenntnis zur traditionellen, also zur heidnischen Religion ist, vgl. Paschoud, Zosime II 2, 455. In Wirklichkeit war Eugenius Christ (Ambr. epist. 57,6-8). Philost. hat ihn aufgrund seiner Sympathien mit heidnischen Bildungsidealen und der Unterstützung durch heidnische Senatoren zum Heiden gemacht, weil auf diese Weise der Sieg des Theodosius I. über Euge werden kann. Soz. 7,22,5 unterstellt sogar deutlicher als Philost., dass der angebliche Heide Eugenius die Christianisierung des römischen Reiches rückgängig machen wollte und sich aus diesem Grund mit Nicomachus

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Flavianus zusammenschloss. Eine solche plastische Ausmalung der „paganen Reaktion“ hat es bei Philost. auch in der ausführlichen Originalversion wahrscheinlich nicht gegeben. Vermutlich sollte der Erfolg des Theodosius gegen Eugenius nicht zu sehr herausgestellt werden. Als Theodosius ... Diadem auf Die Augustus-Erhebung des Honorius im Januar 393 (vgl. Fast. Vind. I chron. I p. 298,521; Socr. 5,25,8) erfolgte ungefähr fünf Monate nach derjenigen des Eugenius am 22. August 392 (Fast. Vind. I chron. I p. 298,517). (2) Ψυχρὸν ὕδωρ αὐτῷ τὴν ἐπωνυμίαν ποιοῦνται Vgl. 1,8a ὁ μέγαϲ ἔλαβε τὴν ἐπωνυμίαν. ἡ νίκη ... μυϲαχθεῖϲα ... ϲυνδιεκόϲμει Zu ähnlichen „Personifizierungen“ vgl. 12,3,8 ἀλλόφυλον πῦρ καὶ ξίφοϲ πολέμιον καὶ αἰχμαλωϲία κατεμερίζετο βάρβαροϲ u. 12,12,3 ἐπιϲτὰϲ ὁ θάνατοϲ τὴν ἀπαλλαγὴν παρέχει. fiel in die Alpen ein Die Bedeutung der Alpenpässe bei Bürgerkriegshandlungen hebt Philost. wiederholt hervor. Dass die Auslieferung der Alpenpässe dem Verrat eines sonst nicht bekannten comes Arbitio (vgl. PLRE 1,94 Arbitio 1) zu verdanken ist, findet man bei Oros. hist. 7,35,16. Dieses wichtige Detail könnte damit, wie die Übereinstimmung mit Orosius nahelegen könnte, wieder aus einer westlichen Quelle stammen. Dieser erste Erfolg des Theodosius I. wird bei Socr. 5,25 nicht erwähnt, bei Soz. 7,24,3 ohne Hinweise auf den Verrat angespochen („Als er auf die Alpen traf, nahm er die ersten Wachen.“). Deutlicher vielleicht Zos. 4,58,1: „Er bemächtigte sich des Übergangs durch die Alpen und erschien völlig wider Erwarten vor den Feinden.“ Eine Andeutung auf den Verrat macht möglicherweise Claud. 1 (Olybr. Prob.),103-108, wenn er auf die vermeintliche Zuverlässigkeit der Sperre gegen die Aufrührer Eugenius und Arbogast und die leichte Überwindung durch den Kaiser hinweist: nec traxere moras, sed lapsu protinus uno, / quem poscunt, tetigere locum, qua fine sub imo / angustant aditum curvis anfractibus Alpes / claustraque congestis scopulis durissima tendunt, / non alia reseranda manu, sed pervia tantum / Augusto geminisque fidem mentita tyrannis. („Nichts hielt ihren Lauf auf, sondern unverzüglich erreichten sie den Ort, den sie anstrebten, wo am äußersten Ende die Alpen mit gebogenen Krümmungen den Zugang einendie nicht durch eine andere Hand geöffnet werden können, sondern nur dem Augustus durchlässig sind und die den zwei Usurpatoren Treue vorgelogen haben.“)

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Kaltes Wasser Also Frigidus, d. h. entweder der Hubelj, ein Nebenfluss der Vipava, die wiederum in den Isonzo fließt, oder die Vipava (Wippach) selbst, vgl. bereits J. Weiss, Art. Frigidus fluvius, RE 7 (1910) 104. Socr. 5,25,11 bietet die direkte Transkription. Der Name „Schlacht am Frigidus“ ist ansonsten im antiken Quellenmaterial kaum belegt, nämlich nur noch bei Claud. 7 (III cos. Hon.),99. Zosimos und vermutlich schon Eunapios haben diese Angabe nicht geboten, vgl. Paschoud, Zosime II 2, 467. Philost. dürfte hier eine westliche, chronikartige Quelle benutzt haben, s. Einleitung, S. 81-84. gingen viele zugrunde Zu den Erzählungen über die Schlacht vom Frigidus und zur Bibliographie, vgl. zuletzt F. Paschoud, Pour un mille six centième anniversaire: Le Frigidus en ébullition, AntTard 5 (1997) 275280 (= ders., Eunape, Olympiodore, Zosime. Scripta Minora, Bari 2006, 353-366). Die Schlacht am Frigidus wird von Philost. im Unterschied zu den übrigen christlichen Quellen ohne die Betonung überirdischer Wunder und Einwirkungen beschrieben, vgl. Marasco, Filostorgio, 240 mit Anm. 41. Ein weiterer Unterschied besteht in der Abgrenzung von der Erzählung vom unblutigen Sieg. Zwar kann Theodosius I. bei Philost. einen Sieg für das Prinzip der kaiserlichen Legitimität davontragen, aber gerade nicht in unblutiger Weise, sondern erst nach einem harten und für beide Seiten verlustreichen Kampf. Davon weicht die Darstellung des Orosius zumindest auf den ersten Blick deutlich ab. Oros. hist. 7,35,15: Theodosius steht völlig allein, betet aber zu Gott; 7,35,16: der Verrat des Arbitio erleichtert den unblutigen Sieg; 7,35,17-19: das Windwunder entscheidet den Kampf, der nur zwei Leben kostet, nämlich das des Arbogast und das des Eugenius, sieht man einmal von 10 000 Goten aus der Vorhut ab quos utique perdidisse lucrum et vinci vincere fuit. Trotz ihrer entgegengesetzten Tendenz fallen allerdings gewisse Gemeinsamkeiten zwischen Philost. und Orosius auf: Auch bei Orosius spielt der Verrat der Pässe eine entscheidende Rolle und er nennt sogar den Namen des Verräters. Er gibt indirekt durch den Hinweis auf die Goten, deren Beseitigung angeblich kein großer Schaden war, durchaus zu, dass es auf Seiten des Theodosius hohe Verluste gab. rechtmäßige Kaisertum Zum Legitimismus des Philost. vgl. 12,6 mit Kommentar. (3) ins Schwert stürzte 7,35,19. ließ er seinen Sohn Honorius kommen Nach der Erzählung des Philost. war also Honorius zunächst in Konstantinopel verblieben und hatte

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seinen Vater Theodosius I. nicht begleitet. Diese Nachricht stimmt mit Rufin. hist. 11,34 (GCS 9, 1039 f.) und mit Socr. 5,26,2 überein, weicht aber von Zos. 4,58,1 (d. h. von der Erzählung des Eunapios) ab. Auch hier kann also Eunapios nicht die Quelle des Philost. sein. (4) ἐν ὅλοιϲ (sc. τοῖϲ ἔτεϲι) δὴ βαϲιλεύων εἰϲ ὑψηλοὺϲ τοῦ βίου καταλήξαϲ τέρμοναϲ Das δὴ verbindet die beiden Partizipien βαϲιλεύϲαϲ und καταλήξαϲ, vgl. Denniston 237 f. δυοῖν βαϲιλέων Zur Mischung der beiden Numeri vgl. Phot. bibl. cod. 244 p. 389 a 7 f. δυοῖν ἀδελφῶν μεγαλοπλούτων; 279 p. 534 a 20 ὑπὸ δυοῖν πελαγῶν u. Amph. 42,124 δυοῖν ... τῶν ἡμετέρων, auch wenn er δυοῖν häufiger mit dem Dual verbindet, den Niceph. h. e. 12,50 (PG 146,920 B) hier eingesetzt hat. ἐπιδὼν Vgl. LSJ s. v. ἐπεῖδον 3. γέραϲ Vgl. Lampe s. v. 2. Denn nach glänzenden Siegen … Kampf gegen die Götzenbilder Ein ausgewiesenes Originalzitat, das es wieder erlaubt, den rhetorischen Stil des Philost. zu erkennen. (5) Ausschweifungen … Wassersucht Auf die Ähnlichkeit mit Zos. 4,50 verweist Jeep, Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern, 57. Darin sieht er ein Indiz dafür, dass Philost. für die Profangeschichte aus Eunapios geschöpft hat. Die Tryphe als Ursache für den Tod des Theodosius I. durch Wassersucht wird an dieser Stelle explizit erwähnt. Zum Negativbild des Theodosius, das durch die Verbindung mit den besonderen Todesumständen erzeugt wird Leppin, Heretical Historiography, 121 f.; Zecchini, Filostorgio, 584 f.; Marasco, Filostorgio, 217. Zu Theodosius und der Tryphe in der paganen Tradition s. M. V. Escribano, Tryphé y cristianismo en Zósimo: la representación tiránica di Teodosio, Athenaeum 86 (1998) 526-534. Dass der Tod durch Krankheit Ergebnis göttlicher Strafe ist, stellt der Historiker Malchos ausdrücklich für den Thronfolger Zenon, den Sohn Zenons, fest, vgl. Malch. fr. 9 Müller = 8 Blockley. Die Wassersucht (was einem sehr breiten Spektrum von Ödemen und anderen Krankheiten, in denen sich Körperflüssigkeit aufstaut, entspricht) schreibt Philost. auch dem Honorius als Todesursache zu, s. dazu den Komm. zu Philost. 12,13,1. Sie wird ferner unter den römischen Kaiser Müller = 301 Roberto. 3. (1) Rufinus … Stilicho Zur Karriere des Rufinus (PLRE 1,778-781 Rufinus 18), der es bis zur Prätorianerpräfektur brachte, vgl. K. Fitschen,

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Der Praefectus praetorio Flavius Rufinus. Ein hoher Reichsbeamter als Gestalt der Kirchengeschichte zur Zeit der „Theodosianischen Wende“, ZAC 5 (2001) 86-103. Zu Stilicho (PLRE 1,853-858) vgl. zuletzt Janßen, Stilicho. Kaiserherrschaft über den Kaiser Rufinus nutzte das Amt des Prätorianerpräfekten, Stilicho dasjenige des magister militum, um de facto als eine Art „Hausmeier“ die Herrschaft auszuüben. Letzterer wurde zum Prototyp des germanischen Heermeisters und Regenten (vgl. generell J. M. O’Flynn, Generalissimos of the Western Roman Empire, Edmonton 1983). Davon, dass Stilicho offiziell mit der Vormundschaft für beide Söhne beauftragt wurde (Zos. 5,34,6, anders 4,59,1), ist bei Philost. keine Rede. Die Ausübung der Vollmachten erscheint usurpatorisch. (2) οὐδέτεροϲ δ᾽ αὐτῶν, οἷϲ ὑπῆρχεν τῶν βαϲιλέων, ἔϲτεργεν Der Satz ist verschieden gedeutet worden: Nikephoros paraphrasierte ihn mit ἀλλ’ οὐδέ τιϲ τούτων, ἐν οἷϲ μένειν ἔλαχε, ϲτέργειν ἠγάπα (h. e. 13,1 [PG 146,924 A]), ähnlich Valesius 528: „neuter porro illorum eo loco, quem apud principes suos obtinebat, contentus fuit“, und Bidez hat, um diesen Sinn den Worten überhaupt entnehmen zu können, erwogen, ein παρὰ vor τῶν βαϲιλέων einzufügen (app. crit. z. St.). Bezüglich des Gedankens, daß Rufinus und Stilicho mit ihrer jeweiligen Position unzufrieden waren, verweist Bidez a. a. O. auf die kurz danach (11,4) geschilderte Reaktion Eutrops: τοῖϲ παροῦϲιν οὐκ ἠγάπηϲεν. Doch die Überlieferung läßt sich mit Des Places 515 halten: „Aucun d’eux, cependant, n’aimait les empereurs dont ils étaient les sujets.“ In diesem Fall hat ὑπῆρχεν eine andere Bedeutung, als von seinen Vorgängern angenommen: „to be ὕπαρχοϲ or subordinate colleague“, LSJ s. v. C I, vgl. Lampe s. v. 7, z. B. Cass. Dio 72/71,34,5 τῷ ... Ἀντωνίνῳ ϲυχνὸν χρόνον ὑπάρξαϲ καὶ αὐτὸϲ ἐννέα καὶ δέκα ἔτη καὶ ἕνδεκα ἡμέραϲ αὐταρχήϲαϲ, und die Worte schließen an die vorangegangene Nachricht an, daß Rufinus und Stilicho ἐν ὑπάρχου προϲηγορίᾳ agierten. Der Plural οἷϲ erklärt sich als constructio ad sensum, indem bedingt durch das οὐδέτεροϲ mit ὑπῆρχεν beide Regenten gemeint sind und sie jeweils ihrem eigenen Kaiser untergeordnet sind, dies aber bei den Objekten οἷϲ und τῶν βαϲιλέων im pl. zusammengefaßt wird (zumindest statt οἷϲ würde man eigentlich ein ᾧ erwarte ϲτέργω 2, z. B. Malch. fr. 20,19 Blockley τὸν ϲτρατηγὸν ἔϲτεργον) zeigt sich auch 11,3,4 (über die irrige Ansicht Rufins): ἐξ αὐτῆϲ μόνηϲ τῆϲ ὄψεωϲ ὁ ϲτρατὸϲ αὐτὸν μὲν αἱρήϲεται χαίρων βαϲιλέα, ἀποϲκευ-

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άϲεται δὲ τὸν Ἀρκάδιον, und 12,2,2: ἐπιβουλὰϲ πάϲαϲ τὸν Ϲτελίχωνα κατὰ βαϲιλέωϲ παλαμᾶϲθαι καὶ μηδ’ ὅτι γαμβρὸν αὐτὸν εἶχεν ἐπὶ θυγατρὶ δυϲωπεῖϲθαι, ἀλλὰ καὶ φάρμακον αὐτῷ ἀγονίαϲ ἐγκεράϲαϲθαι. Kaisertitel auf sich selbst zu ziehen Nach Zos. 5,1,4 erstrebte Rufinus für sich selbst die Kaiserherrschaft, plante aber weiter, auch durch die Eheverbindung seiner Tochter mit Arcadius Einfluss in der kaiserlichen Familie auszuüben. Der Vorwurf gegen Rufinus, er habe die Kaiserherrschaft angestrebt, begründete dessen Beseitigung und ist dementsprechend in der zeitgenössischen Literatur weit verbreitet gewesen. Eine spezifische Abhängigkeit zwischen Eunapios und Philost. lässt sich hierdurch nicht begründen. seinem Sohn Eucherius zu verleihen Diese Notiz erscheint zunächst als anachronistisch, weil der Plan, Eucherius zum Kaiser zu erheben, wenn überhaupt nur kurz vor dem Tode des Stilicho gefasst worden sein kann. S. zu diesen Intrigen Philost. 12,2,2 f. Philost. geht allerdings davon aus, dass Stilicho von Beginn seiner Regentschaft an illoyale Pläne hatte. Die Gegenüberstellung von Rufinus und Stilicho, die beide mit ihren Ambitionen das Interesse des Reiches verraten, findet sich zwar ähnlich bei Zos. 5,1, der allerdings nicht auf die Tatsache der Vernachlässigung der Interessen der Kinderkaiser eingeht, sondern zunächst die Käuflichkeit der beiden bei Gerichtsentscheidungen (Zos. 5,1,1), dann die sonstige Bereicherung (5,1,2 f.) der beiden behandelt, bevor dann die Ambitionen des Rufinus erörtert werden (5,1,4). Diese Parallelen mit Zosimos sind nicht ausreichend, um die einführende Gegenüberstellung von Rufinus und Stilicho bei Philost. auf die Quelle Eunapios zurückführen. Viel deutlicher ist dagegen die Parallele mit Oros. hist. 7,37,1: interea cum a Theodosio imperatore seniore singulis potentissimis infantum cura et disciplina utriusque palatii commissa esset, hoc est Rufino orientalis aulae, Stiliconi occidentalis imperii, quid uterque egerit, quidve agere conatus sit, exitus utriusque docuit, cum alius sibi, alius filio suo affectans regale fastigium etc. Marasco, Filostorgio, 202 f. hält dagegen die Beziehungen des Philost. zu Eunapios/Zosimos für überaus eng und relativiert die Verbindungen zu Orosius, da dieser die angeblichen Ambitionen Stilichos für Erfindungen seiner Gegner halte. Eine solche Relativierung der Stilichofeindlichen Aussagen ist aber bei Orosius nicht zu entdecken. (3) τὸν μὲν Ῥουφῖνον ... (6) ὁ μὲν Ῥουφίνου τῆϲ βαϲιλείαϲ ἔρωϲ ... καὶ τὸν Ϲτελίχωνα δέ; zu μέν mit korrespondierendem δέ oder ohne ein solches bei Philost. vgl. Bidez, Philostorgius CXLII.

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τοῦτο μὲν ..., τοῦτο δὲ S. zu 7,9,3. οἱ ϲτρατολόγοι Nicht direkt dilectatores 1, aber wohl Stabsoffiziere mit entsprechenden Aufgaben, s. hist. Komm. zu Rekrutierungsoffiziere. Bidez, app. crit. z. St. verweist auf Rufins Worte vor seinen Gefolgsleuten am Tag vor der Truppenparade, Claud. 5 (in Rufin. 2),311 f.: nunc epulas tempus, socii, nunc larga parare / munera donandumque novis legionibus aurum. das aus Rom zurückkehrende Heer Rufinus wurde nach Philost. während einer Parade des aus dem Westen zurückkehrenden Heers getötet, mit dem Theodosius I. nach Italien gegen Eugenius gezogen war. Die Rolle des Gainas bleibt unerwähnt. Nach Zos. 5,7,4 standen dagegen die Truppen, die Stilicho schickte, um den Provinzen Ostroms zuhilfe zu kommen, unter dem Kommando des Gainas, vgl. in der Sache identisch Marcell. chron. II p. 64,395,5 (= Iord. Rom. 319): porro detectus dolo suo Rufinus ab Italicis militibus cum Gaina comite Arcadio missis ante portas urbis merito trucidatus est. Zur Rolle des Gainas bei der Ermordung des Rufinus, vgl. auch Jo. Ant. fr. 190 p. 610 Müller = 282 Roberto. Der entscheidende Abschnitt des Johannes Antiochenus (bei dem man allerdings den Eindruck hat, dass das aus Italien zurückkehrende Heer nicht mit demjenigen des Gainas identisch ist), lautet: „Und als er (sc. Stilicho) den Gainas herbeigerufen hatte, der damals der Kommandeur der westlichen Truppen war, bereitete er den Anschlag gegen Rufinus vor, als damals auch das Heer des Arcadius von der Tötung des Eugenius und der Verfolgung der Barbaren bis nach Illyrikum in die Stadt Konstantins zurückkehrte. Der Kaiser ging gemäß den alten Bräuchen aus der Stadt heraus, um die Heere zu empfangen. Und Gainas bewachte ihn, und es bestand völliger Zwang, dass auch der Prätorianerpräfekt mit hinausging. Das war aber Rufinus. Und in einem Zug wurde der Kaiser vom Heer Augustus genannt und Rufinus in Stücke geschnitten.“ Möglicherweise hat Johannes Antiochenus hier zumindest partiell aus einer Quelle geschöpft, die das aus Italien zurückkehrende Heer in ähnlicher Weise wie Philost. als eine nicht von Gainas kommandierte Armee beschrieb. Zum Verhältnis zwischen der Bürgerkriegsarmee des Theodosius (im Kampf gegen Eugenius) und der Armee, die Rufinus umbringt, s. die hier zuverlässige Darstellung des Claudianus 5 (in Rufin. 2),101-1 Balkan aktiv war, besteht aus den alten gallischen Truppen des Eugenius Zu ihnen vgl. W. Liebenam, Art. Dilectus, RE 5,1 (1903) 618 f.; E. Kießling, Art. Ϲτρατολογία, RE 4 A 1 (1931) 272. 1

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und der östlichen, gegen Eugenius operierenden und siegreichen Armee. Auf Geheiß des Rufinus wird die östliche Armee dem Stilicho genommen und nach Konstantinopel kommandiert, vgl. Claud. 5 (in Rufin. 2),130170; 195-219. Bei Philost. befindet sich das Heer in verkürzender Form schlicht auf dem Rückweg von der Expedition gegen Eugenius, vgl. auch die allerdings differenzierteren (weil auch über Illyrikum berichtenden) Ausführungen bei Johannes Antiochenus in der übersetzten Passage sowie Socr. 6,1,4. Chronologisch ist die Ermordung des Rufinus bei Philost. richtig ziemlich bald nach dem Tode des Theodosius I. eingeordnet. Bei Zosimos (5,7,3-5) findet dagegen die Ermordung des Rufinus erst nach dem zweiten Einfall Alarichs in den Balkan (mit der Aktion in Griechenland) statt: Stilicho schickt erst nach der Rückkehr nach Italien Gainas mit dem entsprechenden Auftrag aus. Zum chronologischen Irrtum des Zosimos vgl. Paschoud, Zosime III 1, 99. Insgesamt sind die Berichte des Zosimos und des Philost. wieder zu verschieden, um sie beide auf eine gemeinsame Grundquelle (Eunapios) zurückzuführen, auch wenn die Möglichkeit besteht, dass Zosimos hier Eunapios gar nicht richtig reflektiert; anders zum Verhältnis Eunapios-Philost. Cameron, Claudian, 474-477. Die Gemeinsamkeiten mit Socr. 6,1,4 werden von Cameron als Indiz der Eunapios-Benutzung durch Philost. gewertet, sie beweisen aber, da Sokrates an dieser Stelle, wie die genaue Konsulndatierung mit Tagesdatum beweist, aus einer offiziösen Consularia-Quelle (Fastennachrichten) geschöpft hat, aber eher das Gegenteil. Das Tribunal, von dem bei Philost. die Rede ist, ist das feste Tribunal (das Tribunal des campus), d. h. dem am siebten Meilenstein (Hebdomon) vor den Toren Konstantinopels gelegenen Aufmarschplatz, vgl. R. Demangel, Contribution à la topographie de l’Hebdomon, Paris 1945; L. Brubaker, Topography and creation of public space in Constantinople, in: M. de Jong / F. Theuws (Hgg.), Topographies of power in the early Middle Ages, Leiden 2001, 31-43, hier 41; G. Siebigs, Kaiser Leo I., Berlin 2010, 202 mit Anm. 38 sowie 729-734. Rekrutierungsoffiziere Offen bleibt, wer die ϲτρατολόγοι sein können, da es in der Spätantike keine dilectatores gibt. Bei Claud. 5 (in Rufin. 2),311-316 (Ansprache des Rufinus an Truppenoffiziere und Terminierung der Verschwörung auf den nächsten Tag) sind es die Offiziere, die das Heer versammeln des Rufinus gewinnen sollen (s. den phil. Komm. zu οἱ ϲτρατολόγοι). Das Szenario passt zu dem Bericht bei Philost.: Das aus dem Westen kommende Heer bleibt, obwohl es durch ϲτρατολόγοι für Rufinus gewonnen

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werden sollte, gegenüber Arcadius loyal. Zur Rekrutierung von Soldaten durch protectores und tribuni, die den Ausdruck ϲτρατολόγοι für Stabsoffiziere erklären dürfte, vgl. Jones, Later Roman Empire, 1254. Valesius hat für ϲτρατολόγοι die Konjektur ἀϲτρολόγοι vorgeschlagen, von der implizit auch Marasco, Filostorgio, 45 f. und 204 bei seiner Deutung der Passage ausgeht. Philost. hätte in dem Fall wieder eine Polemik gegen pagane Weissagungstechniken in seinen Bericht eingearbeitet. Rufinus wäre dann genau an dem Tag ermordet worden, den die Astrologen für seine Kaisererhebung prognostiziert hatten. Alle diese Annahmen entfallen, wenn man mit Bidez am überlieferten Text festhält. (4) τὸ χρῶμα μέλαϲ S. zu 9,3,3 Αἰθίοπά - ἐξυβρίζων. ἠπάτα, ὡϲ ... αἱρήϲεται ..., ἀποϲκευάϲεται Vgl. Plat. Prot. 323 a ἵνα δὲ μὴ οἴῃ ἀπατᾶϲθαι, ὡϲ τῷ ὄντι ἡγοῦνται πάντεϲ ἄνθρωποι πάντα ἄνδρα μετέχειν δικαιοϲύνηϲ; mit Konsekutivsatz hier 7,15a,3 ἀπατηθείϲ, ὥϲτε ... παραλήψεϲθαι. Rufinus … männlich Der Gegensatz zwischen dem Auftreten des Arcadius und des Rufinus wird bei Zosimos nicht beschrieben. Baldini, Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio, 47 hält die Darstellung dieses Gegensatzes für einen polemischen Zusatz des Philost., und andere sehen darin das Ergebnis der eigenen Erinnerung des Philost., die mit in den Bericht eingeflossen sei, vgl. Cameron / Long, Barbarians and Politics, 201 mit Anm. 9. Auch wenn das Motiv bei Eunapios (Zosimos) nicht nachweisbar ist, ist es m. E. von Philost. im zeitgeschichtlichen Quellenmaterial gefunden worden. Denn der Gegensatz zwischen der Erscheinung des Arcadius und dem ambitionierten Rufinus dürfte bereits in zeitgenössischen Quellen durchaus dargestellt worden sein, denen zufolge Rufinus sich kaiserlicher geriert habe als Arcadius selbst, vgl. Claud. 5 (in Rufin. 2),344: iam regale tumens et principe celsior ibat. Arcadius … dunkle Hautfarbe Zur Charakterisierung des Arcadius vgl. die von Bidez, Philostorgius, 135 im Apparat angeführten Parallelen: Zos. 5,14,1; 22,3 und 24,2; Procop. Pers. 1,2,1-10. Zum völlig abweichenden Arcadiusbild bei den orthodoxen Kirchenhistorikern Sokrates, Sozomenos und Theodoretos vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 122-129 und dessen Bilanz (129): „Allen drei gemeinsam ist, daß schwachen Kaiser ruhmvolle Leistungen zuzusprechen.“ (6) περιέκοψεν Intransitives περικόπτειν, das hier den Gedanken der Peripetie des Rufinus verdeutlichen würde, scheint nicht belegt zu sein; es

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ist aber vielleicht besser, es als Besonderheit zu halten (Lampe s. v. 9 vermutet als Bedeutung „come to an end, terminate“, was an LSJ s. v. περιέρχομαι II 1 erinnert). Das im cod. Bochart. (bei Valesius, Annot. 153) vorgeschlagene παρέκοψεν bezieht sich als Intransitivum auf mentale „Fehlschläge“ (vgl. LSJ s. v. II 2; Lampe B). Das von Valesius, Annot. 153 erwogene προέκοψεν bietet nicht solche Anstöße; zur Verbindung mit einem negativen Begriff vgl. Phot. ep. 1,745 ὅϲον ... τοῦ ἐπὶ κακίαν προκόπτειν τὸ ἀρετὴν ἀϲκεῖν διενήνοχεν. Ähnlich bereits Niceph. h. e. 13,1 (PG 146,924 C): τῷ ... Ῥουφίνῳ εἰϲ τοῦτο τέλουϲ ὁ τῆϲ ἀρχῆϲ ἔρωϲ προέβη. schnitten sie die rechte Hand ab Marasco, Filostorgio, 202 f. geht wegen der wörtlichen Übereinstimmungen mit Zos. 5,7,6, wie andere vor ihm, wieder von Eunapios als gemeinsamer Quelle aus. Im Verhältnis zu allen anderen Quellen zeige Zosimos die größeren Übereinstimmungen mit Philost. Der Parallelbericht des Zosimos enthält in der Tat eine Fülle von Details, die sich auch bei Philost. finden. So heißt es etwa: „Der eine schnitt ihm die Rechte ab, der andere die andere Hand, dieser wiederum trennte den Kopf vom Hals und ging weg, indem er Triumphgesänge sang.“ Eine Hand wird anschließend in der ganzen Stadt umhergetragen, und es wird die Forderung erhoben, „Geld dem Unersättlichen“ zu geben. Diese frappierenden Ähnlichkeiten der Darstellung wären dann ein Indiz für Eunapios als Quelle des Philost., wenn nicht genau in diesem Fall eine breite, von Eunapios sicher unabhängige zeitgenössische Tradition über die Schändung der Leiche des Rufinus letztlich mit den gleichen Details berichten würde. Vgl. z. B. Hier. epist. 60,16,1: Rufini caput pilo Constantinopolim gestatum est, et abscissa manus dextera ad dedecus insatiabilis avaritiae ostiatim stipes mendicavit. Hier finden sich viele exakte Übereinstimmungen gerade mit Philost., die so nicht im Vergleich mit Zosimos begegnen: Es ist der Kopf und die Rechte, die umhergetragen werden (bei Zosimos, bei dem beide Hände abgeschnitten werden, ist offen, welche der beiden Hände umhergetragen wird). Die Hand wird weiter bei Hieronymus ostiatim, also von Haus zu Haus, umhergeführt (vgl. die Läden bei Philost.). Das Detail der bettelnden Rechten auch bei Claud. 5 (in Rufin. 2), 436 f.: dextera quin etiam ludo concessa vagatur / aera petens fraudesque animi persolvit avari. D über die rechte Hand berichtet, erklärt sich daraus, dass das Abschneiden gerade der rechten Hand wegen des kaiserlichen Redegestus’ von größter Bedeutung war, vgl. die ähnliche Behandlung des Phokas im Chron.

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Pasch. p. 700,19 f. Bonn mit Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 132. Auch beim Usurpator Johannes wird nur eine Hand abgeschlagen, wohl die Rechte, s. den Komm. zu Philost. 12,13,7. Der Unterschied zwischen Zosimos und Philost. über die Anzahl der abgeschlagenen Hände ist also relevant und zeigt, dass Eunapios als gemeinsame Quelle ausfällt. (6) vom Heer abgeschlachtet Die Ermordung des Stilicho fällt erst in das Jahr 408 und ist von Philost. zweifelsohne erst im Zusammenhang mit der Darstellung dieses Jahres ausführlicher behandelt worden (vgl. Philost. 12,2 f.). Im Vorgriff hat Philost. allerdings aus Symmetriegründen bereits im Zusammenhang mit dem Ende Rufins darauf hingewiesen, weil es ihm darauf ankam zu zeigen, dass die jeweiligen Tutoren der unmündigen Kaiser nicht loyal waren und ein schlimmes Ende fanden. Die Behauptung, Stilicho habe ein Komplott gegen Honorius eingefädelt, rechtfertigte in der zeitgenössischen Propaganda dessen Ermordung. Das gesamte Kapitel bei Philost. wird von Jeep, Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern, 57-59 Eunapios zugewiesen, aufgrund der Parallelen mit Eunap. fr. 62 Müller = 62,1 Blockley (vgl. Zos. 5,1,1); Jo. Ant. fr. 188 Müller = fr. 281 Roberto; Zos. 5,1,6; 5,32,2; 5,77 sowie Zos. 5,32 und 5,34,4 (zum Tod des Stilicho). Vgl. auch Jeep, 59: „Es kann an einem Abhängigkeitsverhältniss vom Eunapios, den theils Zosimos ausschreibend erhalten hat, theils Joannes von Antiochia (cf. excerpta de virt. p. 849) an dieser Stelle benutzt hat, nicht gezweifelt werden, zumal das Fragment des letztgenannten Autors darthut, dass auch Eunapios gleich nach Nennung des Stilicho und Rufinus als der eigentlichen Gewalthaber im Reiche auch beider Streben nach der Kaiserwürde angegeben hat und dies nicht erst, wie jetzt bei Zosimos, für den Stilicho allein weiter unten geschah.“ Eine neue Untersuchung der Frage der Abhängigkeit Philostorgs von Eunapios für die Geschichte des Rufinus, des Stilicho und des Eutropius unternimmt Baldini, Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio, besonders 46-56. Er stellt dabei die Verzerrungen durch das Referat von Photios in den Vordergrund. (Auf die Argumente von Jeep geht Baldini nicht ein.) Die Varianten und Besonderheiten bei Philost. seien vor allem den redaktionellen Eingriffen des Patriarchen geschuldet, der überall seine Lesefrüchte und Kenntnisse eingebracht habe. So setzten die Sonderinformationen über Eucherius im Philost.voraus, die Photios in einen vorausgreifenden Exkurs eingebracht habe. Auch ein weiterer Unterschied zwischen Zosimos und dem Philost.-Exzerpt sei dem redaktionellen Eingriff des Photios geschuldet: Bei Zos. sind

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die Eutropius- und Gainas-Episoden eng miteinander verklammert. So fordert etwa Gainas, dass auf die Forderung des Tribigild, der die Erhebung des Eutropius zum Konsul und patricius nicht tolerieren kann, eingegangen wird, vgl. Zos. 5,17,5 und 18,1. Im Photios-Exzerpt werden dagegen beide Episoden monographisch nacheinander abgehandelt. Die „Monographie“ über Rufinus wird mit zusätzlichen Informationen, etwa dem gegensätzlichen Auftreten von Rufinus und Arcadius und Angaben über den Tod des Stilicho angereichert. Der explizite Hinweis des Photios auf Philost. („wie dieser berichtet“) soll, so Baldini, zeigen, dass Photios sich bei seiner Lektüre an eine anderweitige Stelle der Erzählung des Philost. erinnert und den Verweis auf diese im Vorgriff seine Erzählung eingefügt hat. Das von Photios gebotene Bild der Erzählung Philostorgs hätte, folgt man der Darlegung Baldinis, was die Organisation der Erzählzusammenhänge betrifft, nicht viel mit dem Original zu tun. Ich halte es dagegen für wahrscheinlicher, dass Photios die Grundzüge der Erzählung des Philost. in einer dem Original entsprechenden Reihenfolge wiedergibt. Philost. bot eben eine Erzählung, die in ihrer Organisation völlig von derjenigen des Eunapios verschieden war. 4. μετὰ Ῥουφῖνον Bezieht sich allein auf das Prädikat, nicht auf die beiden Partizipien, denn Eutropius war schon zu Theodosius’ Zeit Eunuch am Kaiserhof und ein Vertrauter des Kaisers, vgl. Soz. 7,22,7. εἰϲ τὰ βαϲίλεια παραδὺϲ καὶ τὴν τοῦ πραιποϲίτου τιμὴν ἀναβὰϲ Wenn richtig überliefert, bezieht sich das εἰϲ auch auf τὴν ... τιμὴν, zumal das neue Verb erst dahinter steht. Aber natürlich kann ein Monosyllabon wie ἐϲ (Valesius, Annot. 153) oder εἰϲ (Bidez, app. crit. z. St.) leicht ausgefallen sein. φῦναι Auch wenn man in Hinblick auf 8,10,1 versucht ist, dies mit Migne 598 Anm. 79 (vgl. Bidez, app. crit. z. St.) in φῦϲαι zu ändern (s. zu 2,10 μεταϲτῆναι), sollte man den Text besser nicht antasten, da in späterer Zeit gerade beim Wurzelaorist ἔφυν mit mancherlei Konfusion zu rechnen ist, vgl. St. Radt, ὁ φύϲ ‚der Vater‘ / οἱ φύντεϲ ‚die Eltern‘, Mn 68 (2015) 130, u. a. mit Verweis auf Phot. bibl. cod. 223 p. 214 b 10 f. μῖϲοϲ ἡ γένεϲιϲ βιάζεται τοὺϲ φύνταϲ (Eltern) εἰϲ τοὺϲ φυομένουϲ (Kinder) ἀντὶ τῆϲ ϲτοργῆϲ ἔχειν. Zudem ist auch in 11,2,1 mit ὁ φυϲάμενοϲ variiert. in den Rang eines praepositus culi s. bereits Philost. 4,1 und 4a zur Position des Eunuchen Eusebius, s. J. E. Dunlop, The Office of the Great Chamberlain in the Late Roman and Byzantine Empire, in: ders: Two Studies in Later Roman and Byzantine

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Administration, New York 1924, 161-324; H. Scholten, Der Eunuch in Kaisernähe. Zur politischen und sozialen Bedeutung des praepositus sacri cubiculi im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr., Frankfurt 1995. Zum Aufstieg aus dem Sklavenstand s. die Information Claudians, Eutropius habe im Haushalt des Arintheus seine Karriere begonnen, vgl. Claud. 18 (in Eutr. 1),478 f. Vater des Kaisers Die Erläuterungen des Philost. sind von Photios partiell verkürzt wiedergegeben. Eutropius war nicht „Vater des Kaisers“, weil er patricius (vgl. neben der Philost.-Passage Zos. 5,17,4; Soz. 8,7,1 mit W. Ensslin, Der konstantinische Patriziat und seine Bedeutung im 4. Jahrhundert, in: Mélanges Bidez, Brüssel 1934, 361-378, hier 375) wurde, sondern, weil er im engen Nahverhältnis zum Kaiser stehend und mit zahlreichen Würden wie dem Patriziat und dem Konsulat bekleidet, auch die Würde eines parens principum (nämlich der beiden Kaiser Arcadius und Honorius), innehatte, vgl. zum Titel F. Kolb, Politische Terminologie und historisches Milieu: Kinderkaiser und Parens principis in der Historia Augusta, in: G. Bonamente / K. Rosen (Hgg.), Historiae Augustae Colloquium Bonnense, Bari 1997, 153-160, bes. 160. Die Ansprache als parens ist wohl auch bei Zon. 13,7 (Constantius bezeichnet den Vetranio als „Vater“) gedacht. Der Kontrast zwischen dem Titel als parens einerseits und der Zeugungsunfähigkeit des Eunuchen andererseits wird in der zeitgenössischen Publizistik breit ausgetreten, vgl. Claud. 19 (in Eutr. 2, praef.),50: non aliter poteras principis esse pater. S. ferner Claud. 20 (in Eutr. 2),68 f.: praesidium legum genitorque vocatur / principis et famulum dignatur regia patrem. 5. ἐκ τῶν Δακοροηνῶν S. zu 10,6,3. Caesarius … übernommen hatte Caesarius war Christ. 386-387 war er magister officiorum, 397 Konsul, 395-397 und, als Nachfolger des Rufinus, 400-403 praefectus praetorio Orientis, vgl. PLRE 1,171 Caesarius 6. Zu einer von ihm durchgeführten Stiftung, vgl. Soz. 9,2,4-13. Mönchen bewacht werde Zu den Maßnahmen des Caesarius gegen die Eunomianer vom April 396, nämlich der Vertreibung der auctores doctoresque der Eunomianer aus den Städten, vgl. Cod. Theod. 16,5,31 f. Die Überführung der Leiche des Eunomios ist vielleicht zeitlich nach diesen Maß nichtung und damit der Tilgung der Erinnerung an Eunomios, s. folgendes Lemma. Nur an dieser Stelle behandelt das von Photios erstellte Philost.Exzerpt das Mönchtum, zum asketisch-eremitisch lebenden Theophilos s.

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dagegen den Komm. zu Philost. 3,4,3. Es ist zu vermuten, dass Philost. das Phänomen des Mönchtums in nicht besonders positiver Form behandelte. Möglicherweise war er wie Sokrates und Theodoretos und abweichend von Sozomenos der Ansicht, dass das Mönchtum nicht zur Gattung der Kirchengeschichte gehörte, vgl. Wallraff, Kirchengeschichte des Sokrates, 121. viele … baten Aetios starb in Konstantinopel (Philost. 9,6,4) und wurde wohl dort auch bestattet. Die Überführung der Leiche des Eunomios nach Konstantinopel hätte den dortigen Kult der Eunomianer gestärkt. Eine gewisse Analogie in der Forderung nach Überführung besteht zu der erst in den 430er Jahren vollzogenen Überführung des lange umstrittenen Johannes Chrysostomos. Die Aufbewahrung der Leiche in einem Kloster in Tyana, sollte eine mögliche Heiligenverehrung in Konstantinopel unterbinden. Theodoros, der Bischof von Tyana, war ein Freund des Johannes Chrysostomos, der als Inspirator antieunomianischer Anordnungen gelten kann. Bücher zu vernichten Vgl. das kaiserliche, wohl von Eutropius inspirierte Reskript an den Prätorianerpräfekten Eutychianus vom 4. März 398, das die Verbrennung der Bücher der Eunomianer anordnet, vgl. Cod. Theod. 16,5,34. Eutychianus war allerdings der von 397-399 amtierende Nachfolger des praefectus praetorio Orientis Caesarius, vgl. PLRE 1,319321 Eutychianus 5, während man bei Philost. den Eindruck hat, dass auch die Büchervernichtung unter die Verantwortung des Caesarius fiel. Eutropius, der diese antieunomianischen Anordnungen an den praefectus praetorio weitergegeben hat, stand vielleicht bei dieser Maßnahme unter dem Einfluss des Johannes Chrysostomos, vgl. Vaggione, Eunomius. The Extant Works, XIV. Die extreme Feindschaft gegen Eutropius, die sich bei Philost. zeigt, erklärt Marasco, Filostorgio, 196 mit diesen Verbotsmaßnahmen. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die gesamte späte Tradition zu Eutropius extrem feindlich ist. 6. (1) θυγατέρα Βαύδωνοϲ Das Fehlen des Artikels deutet darauf hin, daß unbestimmt von einer Tochter die Rede ist, was vermuten läßt, daß Philostorg bzw. Photios von weiteren Töchtern wußten bzw. dies nicht ausschließen wollten. In den Philostorgzeugen steht sonst entweder der Arti Fehlen ist dadurch zu erklären, daß es sich um die eigene Tochter handelt (9,16,1; 12,2,2; hierzu vgl. K.-G. 1,604 [d]) bzw. der Name und weitere Verwandtschaftsangaben hinzugefügt sind (10,7).

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Baudos Tochter Baudo oder Bauto, magister militum unter Gratian und Theodosius, der vor allem den Feldzug gegen Maximus durchführte (zwischen 380 und 385): PLRE 1,159 Flavius Bauto. Zur barbarisch-fränkischen Abstammung s. Zos. 4,33,2; Ambr. epist. 24,8 Maur. (30,8 CSEL). Aus dem Exzerpt des Photios ist nicht zu erkennen, ob Philost. darauf einging, dass die Eheschließung zwischen Arcadius und Eudoxia das Ergebnis einer von Eutropius gesponnenen Intrige war, die den Einfluss des Rufinus vermindern sollte, indem das Projekt einer Eheverbindung zwischen der Tochter des Rufinus und Arcadius verhindert wurde, vgl. Zos. 5,3. Da Philost. aber Rufinus unterstellt, direkt nach der Kaiserwürde greifen zu wollen (und nicht etwa durch Heiratsverbindungen in die Kaiserfamilie zu gelangen), ist das eher ausgeschlossen. Die Eheschließung fand am 27. April 395 statt, vgl. Chron. Pasch. p. 565,19 f. Bonn. Philost. ist der einzige Autor, der beim Sturz des Eutropius die Eudoxia dominieren lässt, wenn man von einer eher kurzen Anspielung bei Soz. 8,7,3 absieht, vgl. S. Döpp, Zeitgeschichte in den Dichtungen Claudians, Wiesbaden 1980, 160. barbarischen Kühnheit Zur Arroganz der Eudoxia s. Zos. 5,24,2. Dass dieser Charakterzug mit der barbarischen Herkunft der Eudoxia erklärt wird, findet sich bei Zosimos allerdings nicht. Vgl. zum Topos A. Chauvot, Opinions romaines face aux barbares au IVe siècle ap. J.-C., Paris 1998. Pulcheria … Theodosius In Wirklichkeit handelt es sich bei den ersten beiden Töchtern um Flacilla und Pulcheria. Flacilla wurde am 17. Juni 397 geboren, Pulcheria am 19. Januar 399. Arcadia wurde am 3. April 400, Theodosius am 10. April 401 und Marina am 16. Februar 403 geboren. Vgl. zu den Nachweisen Holum, Theodosian Empresses, 53. (2) ὡϲ εἶχεν Vgl. 2,18 ὡϲ εἶχεν εὐθὺϲ ἀπὸ τῆϲ νεὼϲ εἰϲ τὴν ἐκκληϲίαν χωρῆϲαι καὶ τὸν θρόνον ἀναλαβεῖν. ὅϲοιϲ Überliefert ist ὅϲα, doch die Attraktion des eigentlich im dat. zu erwartenden Relativpronomens an das übergeordnete Substantiv bzw. Pronomen findet sich nur „sehr selten“ (K.-G. 2,409 Anm. 4) und dann bei kurzen Relativsätzen, was zum Wesen dieses Phänomens paßt, „auch dem Adjektivsatze den Charakter eines mit seinem Substantive kongruierenden Adjektivs zu geben“ (ebd. 406). Um den acc. zu halten, müßte man ein ποιοῦϲα sus wieder), das dann zu dem φλεγμαίνουϲα hinzukäme. Leichter erkläIn der Paraphrase des Niceph. h. e. 13,4 (PG 146,941 B) ist die Konstruktion geändert: καὶ τἆλλα ἐποίει ὅϲα εἰκὸϲ (sc. ποιεῖν bzw. ποιῆϲαι) γυναῖκα φλεγμαίνουϲαν πρὸϲ τὸ 1

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ren läßt sich die Kasusänderung: als Influenzfehler durch das τἆλλα. Zu τἆλλα ὅϲοιϲ vgl. Phot. bibl. cod. 223 p. 218 b 3 f. τὰ ἄλλα, ὅϲοιϲ τὰ διάφορα τῶν ἐθνῶν ... ἐξήλλαττε ... ἀλλήλων. von Eutropius heftig beleidigt Philost. bietet, auch wenn man über die Anfänge der Beziehungen zwischen Eudoxia und Eutropius nichts erfährt (s. den Komm. zu 11,6,1), doch eine sehr detaillierte Darstellung des Zerwürfnisses, während bei Socr. 6,5,2-7 und Soz. 8,7,3 allenfalls vage Andeutungen zu erkennen sind. Es bleibt aber offen, was Philost. über die Beziehungen zwischen Johannes Chrysostomos und Eudoxia und überhaupt über Johannes Chrysostomos berichtet hat. Hier besteht ein deutlicher Unterschied zu Sokrates, der neutral bis feindlich über Johannes berichtet, und zu Sozomenos, der als Johannit gelten muss, vgl. zur Behandlung der Geschichte des Johannes Chrysostomos bei den zuletzt genannten Kirchenhistorikern Van Nuffelen, Un héritage de paix et de piété, 20-29 sowie 71-77. (3) βραυκανωμένων Vgl. Hesych. β 1060 βραυκανᾶϲθαι ἐπὶ τῶν κλαιόντων παιδίων λέγεται, ὡϲ μίμημα φωνῆϲ u. Phot. lex. β 262 βραυκανᾶϲθαι· βοᾶν ὡϲ τὰ παιδία; das überlieferte βραυκανομένων ist daher viel wahrscheinlicher ein Kopistenfehler als dem Photios anzulasten. konfiszierte seine Güter Zur Konfiskation der Güter des Eutropius vgl. Cod. Theod. 9,40,17. Insel Zypern Philost. erweckt also den Eindruck, dass Eutropius bis nach Zypern gelangt ist. Keine Rolle spielt im Philost.-Exzerpt des Photios die Verletzung des Kirchenasyls, vgl. dazu die beiden Predigten des Johannes Chrysostomos gegen Eutropius (Eutrop. 1 f.). Auch die Verknüpfung des Sturzes des Eutropius mit der Tribigild-Gainas-Affäre ist im Exzerpt des Photios nicht von Bedeutung, vgl. dagegen Zos. 5,17,5-18,4. Es ist ausgeschlossen, dass Gainas-Affäre und Kirchenasylverletzung in der vollständigeren Originalversion des Philost. behandelt wurden, da diese Themen einerseits durch die ausführliche Behandlung der Rache der Eudoxia verdrängt worden sind, andererseits das Gainas-Thema als eine chronologisch gesondert berichtete Episode erst für einen späteren Zeitpunkt berührt wird. (4) ὁπόταν ὕπατοϲ ἐγεγόνει Zum Modus vgl. Schwyzer 2,650 mit Anm. 1, z. B. Phot. Amph. 149,574 f. περὶ ὁπόταν αὐτὸϲ τὰϲ ἑαυτοῦ ἡμέραϲ μικρὰϲ καὶ πονηρὰϲ ἀπεκάλεϲεν; ϲυμπαθὲϲ ἐφελκύϲαι (offenbar als finaler inf. abhängig von ποιεῖν bzw. ποιῆϲαι) τὸν ἄνδρα.

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τὸ καλούμενον Παντείχιον Der Name des nicht häufig erwähnten Ortes (vgl. F. K. Dörner, Art. Pantichion 1, RE 18,3 [1949] 779 f.) schwankt in den Hss., doch die Form Παντείχιον erscheint immer wieder (vgl. app. crit. zu Soz. 7,21,2; Theod. Lect. epit. 268; Procop. Goth. 3,35,4). Daher hat Nikephoros sie zu Recht hergestellt (h. e. 13,4 [PG146,941 B]), als er in B auf παντι⟦χ⟧|χῖον traf 1; die Namensform war ihm aus h. e. 12,49 (916 D) bekannt. Zu Itazismen in B im näheren Umfeld vgl. kurz dahinter αὐριλιανὸϲ / Αὐρηλιανὸϲ sowie 11,7,2 ὅϲοι / ὅϲη u. 11,7,4 πριϲτῆρεϲ / πρηϲτῆρέϲ; s. auch zu 10,9,3 ἐν τάξει ῥίζηϲ τινὸϲ ἢ λαβῆϲ. αἰτίαιϲ ... ἁλοὺϲ S. zu 5,5. Panteichion Philost. berichtet hier relativ ausführlich über den Prozess gegen Eutropius, der vom Prätorianerpräfekten Aurelianus und anderen Würdenträgern 399 betrieben wurde. Zum Ort des Prozesses bemerkt Paschoud, Zosime III 1, 143: „Seul Zosime nous apprend que l’exécution eut lieu à Chalcédoine.“ Das von Philost. erwähnte Panteichion (wahrscheinlich Pendik), lag aber auf dem Territorium von Chalkedon, vgl. Soz. 7,21,2. Pantichion war ein Fort auf der Straße nach Nikomedeia, vgl. F. K. Dörner, Art. Pantichion 1, RE 18,3 (1949) 779 f. (5) ἀνιϲτοροῦϲιν Vgl. 11,8,2 ἀνιϲτόρητον; Lampe s. v. 1. andere berichten von anderen Gründen … seinen Tod Vgl. die abweichenden Berichte bei Socr. 6,5,2-7; ferner Soz. 8,7,3-5 (vgl. Zos. 5,18,3), der, in tendenziöser Weise von den Umständen der Verhaftung des Eutropius ausgehend, dem Eutropius die Verletzung des Kirchenasyls zum Vorwurf macht. Zu den verschiedenen Berichten über das Ende des Eutropius vgl. die Analyse bei Paschoud, Zosime III 1, 140-143. Photios hat hier wieder Philost. mit anderen Kirchenhistorikern verglichen, vgl. Philost. 1,2 und 6; 7,8,1. Baldini, Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio, 55 führt den Bericht des Philost. auf Eunapios zurück. Es fallen aber deutliche Unterschiede zwischen der Erzählung des Zosimos und Philost. auf. So spielt bei Zosimos der Konflikt zwischen (der angeblich von Eunuchen abhängigen!) Eudoxia und Eutropius für die Amtsenthebung des praepositus sacri cubiculi keine Rolle. Vielmehr ist es Gainas, der Auslieferung und später die Hinrichtung des Eunuchen verlangt. Baldini erklärt diese Unterschiede im Anschluss an Paschoud, Zosime III 1, 139 f. damit, dass Philost. und Zosim Das χ am Zeilenende ist anscheinend getilgt worden, indem sowohl der Versuch unternommen wurde, es auszuradieren, als auch dessen rechte Haste oben zweimal durchgestrichen wurde (Auskunft von N. Wilson). 1

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vgl. auch Marasco, Filostorgio, 197. Bei Zos. 5,18,1 findet sich eine Wendung, die der Formulierung des Philost. (παραλυθῆναι τῆϲ ἀρχῆϲ) verwandt ist. Für Baldini, 55 Anm. 54 ist dies wieder ein Beleg für die Provenienz aus Eunapios. Allerdings ist darauf zu verweisen, dass die Wendung bei Photios nicht für den Hauptstrang der Erzählung begegnet, sondern für den (gerade nicht Philost. entnommenen) Verweis auf die Alternativerzählungen zum Ende des Eutropius. 7. (1) ταύτην ἄρα καὶ τὸν ξιφίαν ϲημαίνειν ἀϲτέρα Zur Schwertform des Kometen s. zu 10,9,3; zum inf. praes., der sich auf die Vergangenheit bezieht, s. zu 8,13,2; zum καὶ zur Betonung der Realität vgl. Denniston 322 f. zu meinen Zeiten … gekannt hat Schmitt, Die Bekehrung des Synesios von Kyrene, 566-569 bezieht das im Folgenden entwickelte Katastrophenszenario, das das Universalsterben erklärt, auf den Eunuchen Eutropius. Die von Philost. geschilderten Katastrophen sind seiner Ansicht nach die göttliche Vergeltung für das widernatürliche Eunuchenregiment. Eine solche Perspektive, wie sie in der heftigen Parteinahme des Poeten Claudianus gegen Eutropius zu finden ist, ist m. E. für Philost. auszuschließen. Schmitt, 566 f. zieht, um diese Perspektive zu gewinnen, Philost. 11,6 und 11,8 zusammen, wie aus seiner Übersetzung in 567 Anm. 5 hervorgeht. M. E. ist aber der letzte Abschnitt von Philost. 11,6 nicht als Überleitung des Photios zum direkten Philost.-Zitat in 11,7 und 8 aufzufassen. Das ὅτι zu Beginn von 7,1 und 8,1 zeigt an, daß neue Exzerptstücke beginnen. dieses habe der Schwertstern in der Tat auch angekündigt Hier ist schon aufgrund des Artikels ein Rückbezug auf den in Philost. 10,9 als Schwertstern geschilderten Kometen anzunehmen, s. auch Niceph. h.e. 13,36 (PG 146, 1048 A): ὃ δὴ καὶ τὸν ξιφίαν ἐκεῖνον ἀϲτέρα αἰνίττεϲθαι. Gundel, Art. Kometen, 1190 bringt dagegen diesen Kometen mit der bei Socr. 6,6,15 und Soz. 8,4,10 beschriebenen astronomischen Erscheinung in Verbindung, die 400 in Konstantinopel als gewaltige Lichtsäule zu sehen war und als Andeutung der Ereignisse um Gainas interpretiert wurde. Auf die Kometenerscheinung von 400 (nicht auf eine gesonderte Kometenerscheinung 402) ist wohl auch Claud. 26 (bell. Get.),243-248 zu beziehen. Allerdings beschreibt Claudianus einen Schwertstern, der zum Großen Bäre scheinung überein. Vgl. auch Ramsey, Greco-Roman comets, 185-189. (2) ganz Europa Das allgemeine Sterben sucht alle drei Erdteile, Europa, Asien und Afrika heim. Die Stelle beweist eindeutig, dass Europa auch

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in der Spätantike den Gesamterdteil bezeichnen kann, s. weiter zum Europabegriff bei Philost. den Komm. zu Philost. 2,5,2. (3) εἰϲ τὸ ἀφυκτότατον τὸν ὄλεθρον ἐναφίεϲαν sc. αὐταῖϲ (d. h. den vorgenannten Städten und Häusern); zu adverbialem εἰϲ τὸ mit Adjektiv s. zu 3,4,4. Der Kasuswechsel ließe sich durch die Streichung des τὸ vermeiden, wodurch ἀφυκτότατον prädikativ gestelltes Attribut zu τὸν ὄλεθρον würde. Seuchen und Herden wilder Tiere Hier hat der bibelfeste Philost. bewußt Beziehungen zu Offb 6,8; Ez 5,12 und 14,21 hergestellt, vgl. Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 323. (4) τάφοϲ ... αὐτοϲχέδιοϲ Vgl. Phot. Amph. 33,61-63 (über den Untergang der Ägypter im Roten Meer) τερατείᾳ καὶ μαγγανείᾳ τίϲ ἂν διατέμοι θάλαϲϲαν, καὶ τοῖϲ μὲν ὑπηκόοιϲ ὁδὸν μηδὲ νοτίδοϲ ἴχνη φέρουϲαν καταϲκευάϲει, τοῖϲ ἐχθροῖϲ δὲ τάφον αὐτοϲχέδιον ἀποδείξει; (5) ἄχρι ... ὀκτὼ τῶν λεγομένων λιτρῶν ἕλκουϲα βάροϲ 1 λίτρα ~ 1 libra ~ 327,45 gr., vgl. H. Chantraine, Art. uncia, RE 9 A 1 (1961) 61720; ebd. 625-27 zur Verbreitung im Osten. Zum Hagel als göttlicher Strafe vgl. W. Speyer, Art. Hagel, RAC 13 (1984/85) 314-28, bes. 322 f. ἃ καθ᾽ ἕκαϲτον ἐπεξελθεῖν Das von Valesius, Annot. 153 statt des überlieferten οὗ erwogene ἃ ist ein geringerer Eingriff als sein ὧν ⟨τὸ〉, doch fragt man sich, was zu der Kasusänderung geführt haben mag. Denkbar wäre vor οὗ der Ausfall der Präposition περὶ, die (auch in B) gern abgekürzt wird (πε); zur Formulierung vgl. Phot. bibl. cod. 221 p. 180 b 3638 ἐν οἷϲ (im 16. Buch des Aetius v. Amida) περί τε φιμώϲεωϲ μήτραϲ καὶ ἀτρήτου ὑϲτέραϲ καὶ τῶν παραπληϲίων ἐπεξιὼν γράφει τούτων θεραπείαϲ. Hagelkörner Vgl. wieder Marcell. chron. II p. 62,389,2 (zum Jahr 389): grando crepitans per biduum continuum pro pluvia cecidit, pecudum arborumque pernicies. Philost., der in dieser Passage die Katastrophen von 389 bis zur Eroberung Roms 410 n. Chr. vor Augen hat, könnte hier an die Hagelschläge von 404 denken, vgl. Socr. 6,19,5 f. (aus der Fastenquelle KFHist G 2 fr. 58); Chron. Pasch. p. 569,1-3 Bonn, bzw. von 401, vgl. Claud. 26 (bell. Get.),240. Er geht dabei, wenn er den Hagel unter die Katastrophen einreiht, von der Tötung von Menschen aus, vgl. Hier. chron. 245c (367 n. Chr.): tanta Cons magnitudinis decidens grando nonnullos hominum interfecerit.

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übermäßigem Frost Vgl. Marcell. chron. II. p. 67,401,2 und Chron. Pasch. 568,1 f. Bonn (zum Jahr 401): Schwarzes Meer 30 bw. 20 Tage lang gefroren. 8. (1) εἰϲ τὴν Ῥωμαίων Angesichts der folgenden Worte wird man schwerlich annehmen können, daß das überlieferte Ῥώμην von Photios stammt. Zu dem von Gothofredus 154 konjizierten εἰϲ τὴν Ῥωμαίων sc. γῆν vgl. 2,5,1 f.; der Fehler könnte auf eine ungewöhnliche Abkürzung im Laufe der Überlieferung zurückgehen, vgl. 10,9,5 τελευτ(αῖα) u. 11,8,11 ἀφικόμεν(οι); Bidez, Philostorgius XXXIX. B. Bleckmann erwägt Ῥωμανίαν (s. hist. Komm. zu Gebiet der Römer), R. Kassel Ῥωμ⟨αίων γ〉ῆν (vgl. 8,6a u. 9,17,1). ἀναχυθέντεϲ Das überlieferte ἀναχθέντεϲ ergibt keinen Sinn. Seit Gothofredus 154 („diffusos“) verstehen alle Übersetzer die Worte so, daß sich die Hunnen über Thrakien ergossen hätten. Den notwendigen Schluß für die Textgestaltung hat aber erst der Latinist Paul Thomas, Bidez’ Kollege (vgl. Bidez, Philostorgius CLXV), gezogen, indem er einen einzigen Buchstaben einfügte (vgl. Bidez, app. crit. z. St.): ἀναχυθέντεϲ; zur Formulierung vgl. Phot. hom. 15,9 p. 147,5-7 πολλῆϲ ἀταξίαϲ ... κατὰ τὴν ἕω ταῖϲ πανταχῇ ἐκκληϲίαιϲ ... ἀναχυθείϲηϲ. Bidez’ eigener Vorschlag, ἐνεχθέντεϲ (ebd.), zeichnet ein viel schwächeres Bild. Großteil Skythiens … verwüstet Es gibt also einen ersten Einfall in die römische Provinz Scythia minor. Gebiet der Römer Vielleicht war im Text des Philost. von der Ῥωμανία (vgl. Lampe, s. v.) die Rede, die man für ähnliche Berichte über Einfälle in der spätantiken Chronistik, mit der der Autor zahlreiche Berührungen hat, findet, vgl. z. B. Cons. Const. 261 (zum Einfall von 261: hostes multi inruerunt in Romania) und 376 (victi et expulsi sunt Gothi a gente Unorum et suscepti sunt in Romania pro misericordia iussione Aug. Valentis). Europa Vgl. den Komm. zu Philost. 11,7,1. (2) Μελιτινὴν Die Form (statt Μελιτηνὴν) auch 5,5 sowie z. B. Phot. c. Man. 1,137 und Soz. 4,24,16 u. 4,25,1; daß der Itazismus sich erst im Laufe der Überlieferung eingeschlichen hat, ist freilich nicht auszuschließen. ἐπῄεϲαν Bidez’ Vorschlag (app. crit. z. St.) ist die einfachste Änderung des überlieferten ἐπέθεϲαν act. weder in den Philostorgzeugen noch sonst bei Photios intransitiv verwandt wird (üblich ist das med.; für das act. nennt das LBG s. v. überhaupt nur einen Beleg, wo es obendrein ohne Objekt steht: Synax. eccl. Const. 9.

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Nov. [col. 208,28 f. Delehaye] ~ 10. Nov. [col. 209,50 f.] νυκτὸϲ ἐπιθέντεϲ ξίφεϲι μεληδὸν αὐτὸν κατέκοψαν). 1 Zu ἐπιέναι bzw. ἐπελθεῖν mit acc. vgl. Philost. 2,5,2 τήν τε Γαλατίαν καὶ τὴν Καππαδοκίαν ἐπῆλθον, 11,8,5 τήν τε Πιϲιδίαν καὶ τὴν Παμφυλίαν ἐπιὼν, 12,2,1 ἐπῆλθε ... τὴν Ἰλλυρίδα; Phot. bibl. cod. 244 p. 387 a 17 f. ἐξοπλίϲαϲ ... τοὺϲ οἰκέταϲ ἐπῄει τὰϲ ϲύνεγγυϲ ἐπαύλειϲ. durch Großarmenien in die sogenannte Melitene Hier ist nicht die unweit des Euphrats gelegene kappadokische Stadt, sondern anscheinend die Landschaft, in der die Stadt liegt, gemeint. Großarmenien, also das zwischen Rom und den Persern changierende Königreich, war durch die Aufteilung Armeniens im Jahre 387 (vier Fünftel wurden zum sasanidischen Persarmenien) eigentlich nicht mehr existent. Vielleicht meint Philost. Persarmenien. In ähnlicher Form ist eine Landschaft Melitene Großarmenien bei Plin. nat. 6,9 gegenübergestellt: Cappadociae pars praetenta Armeniae Maiori Melitene vocatur. Massaker an den Menschen an Zu den Parallelquellen über die hunnischen Invasionen in dieser Zeit vgl. Maenchen-Helfen, Welt der Hunnen, 38-43. Nach Maenchen-Helfen, 38 f. ist allerdings nicht die gesamte Erzählung des Philost. auf die Invasion von 395 zu beziehen, sondern drängt Philost. für den ersten Teil seines Berichts „drei oder mehr Dekaden zusammen“. Das genaue geographische Szenario bei Philost. für die Invasion in Asien passt allerdings, wie von Maenchen-Helfen selbst betont, durchaus zu den Berichten zur Invasion von 395. Prisc. fr. 11,2,596-619 Blockley wird im Rückblick ein von der Maiotis über Kleinasien nach Medien reichender Überfall beschrieben (die Anspielung auf den Konflikt der Römer, der keine Reaktion erlaubt, bezieht sich m. E. auf den Krieg gegen Eugenius und seine Nachwirkungen, vgl. Hier. epist. 77,8,1 mit dem Verweis auf die in Italien weilende Bürgerkriegsarmee). Auf einen ausgreifenden Überfall von 395 verweist auch Thdt. Ezech. 38,10-12 (Einfall bis nach Galatien, Iberien, Persien, Äthiopien); Hier. epist. 60,16,4 f. (Hunneneinfall vom Kaukasus nach Kleinasien und Syrien; psychologischer Schrecken reicht bis nach Ägypten) und 77,8; Claud. 3 (in Ruf. 1), 320 f. Frei erfunden dagegen Claud. 18 (in Eutr. 1),249 f. (Einfall von Hunnen bis nach Syrien). Maenchen-Helfen bietet auch einen Überblick über die syrisc offenkundig aus griechisch-römischem Material schöpfend, Rufinus für Das spricht auch gegen die von Valesius, Annot. 153 befürwortete Änderung von Εὐφρατηϲίαν in den dat., die sich im cod. Bochart. findet. 1

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die Invasion verantwortlich machen. Philost. hat diese Nachrichten über Katastrophen bewusst nicht mit Rufinus oder Eutropius in Verbindung gebracht, sondern weist sie durch seine verallgemeinernde Technik generell der theodosianischen Dynastie zu. Zum Angriff der hunnischen Hephtaliten vgl. Jos. Styl. 9. S. ferner K. Hannestad, Les relations de Byzance avec la Transcaucasie et l’Asie centrale aux 5e et 6e siècles, Byzantion 25-27 (1955) 421-456, hier 436. (3) κατὰ μὲν ... Ἄφροιϲ τε Vgl. Denniston 374-76 (iii); s. zu 7,8a,24. Maziker und Auxorianer Die von Philost. gebotenen und beispielsweise mit Ammianus Marcellinus (26,4,5 und 28,6,2) übereinstimmenden geographischen Angaben über die Herkunft der Auxorianer/Ausurianer aus der Gegend zwischen dem römischen Afrika und Kyrene liefern auf jeden Fall zusätzliche Indizien dafür, dass die neuartige Bedrohung der Kyrenaika aus dem Westen kam und nicht, wie noch in der älteren französischen Forschung angenommen, eine große Völkerwanderung von Ägypten aus in Richtung Westen stattfand. Hier kann man Roques, Synésios de Cyrène, 267-270 folgen. Dessen Annahme, die bei Synesios greifbare Bedrohung sei mit dem Aufstand des Mauren Gildo, dem bellum Gildonicum, in den ersten Regierungsjahren des Honorius zu verbinden, ist damit aber noch nicht zu begründen, vgl. im Einzelnen B. Bleckmann, Historische Bemerkungen zu den Briefen an und über Johannes, in: Synesios von Kyrene. Polis - Freundschaft - Jenseitsstrafen, eingel. v. K. Luchner u. a., Tübingen 2010, 207-226. Am Aufstand Gildos mögen zwar die „Maziker“ teilgenommen haben, die bei Philost. als Angreifer gegen Libyen erwähnt werden. Das ist aber nicht spezifisch genug, weil „Maziker“ nicht viel mehr als „Mauren“ oder „Berber“ bedeutet, vgl. J. Desanges, Catalogue des tribus africaines de l’Antiquité classique, Dakar 1962, 34; 63; 112. (4) Ϲκύθηϲ μὲν γένοϲ Das δέ-Glied steckt vermutlich in der kurz darauf folgenden Nachricht, daß er den Römern ursprünglich freundschaftlich verbunden war und den Rang eines comes innehatte (κόμητοϲ ἔχων τιμὴν ἐκ φιλίαϲ ...). Denkbar wäre auch, daß bei Philostorg eine Angabe zur Glaubensangehörigkeit stand (vgl. 11,8,9 Φραυΐταϲ, Γότθοϲ μὲν τὸ γένοϲ, Ἕλλην δὲ τὴν δόξαν), die Photios nach der Parenthese vergessen hätte. den Rang eines comes Z einheiten, die nicht römisch, sondern, wie explizit hervorgehoben wird, Barbaren und in Phrygien stationiert sind. Im frühen 5. Jh. erscheint es nicht ausgeschlossen, dass ein solcher Foederatenführer gleichwohl den

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Titel eines regulären Offiziers, eines comes oder eines Tribuns (Socr. 6,6,5), innehat. von einem Freund … zu einem Feind der Römer Diese „Verwandlung“ ist für alle zwischen Kooperation und Konfrontation changierenden barbarischen Heerführer der Völkerwanderung typisch, etwa für Alarich. großes Blutbad Eine rhetorisch aufwändige Schilderung der Massaker findet sich bei Zos. 5,13,3. (5) τὰ ἴϲα ... Ῥωμαίοιϲ δρᾶϲαι Zum dat. vgl. K.-G. 1,324 Anm. 6. ὡϲ δῆθεν S. zu test. 3b,1. Gainas … gab den Sieg preis Die Beziehungen zwischen Gainas und Tribigild werden bei Zosimos ein wenig anders dargestellt, zumal sie im Unterschied zu Philost. mit der Geschichte des Eutropius verbunden sind. Bei Zos. 5,13,1 f. wird nämlich Tribigild von dem durch Eutropius erbitterten Gainas aufgestachelt, vgl. zum Einvernehmen zwischen Tribigild und Gainas auch Eunap. fr. 75,6 Müller (= 67,10 Blockley) mit Paschoud, Zosime III 1, 125. Nach den Verwüstungen Tribigilds in Asien schickt Eutropius im Auftrag des Arcadius Gainas und Leon als Generäle aus (Zos. 5,14,1). Tribigild wird von Gainas geschont (Zos. 5,14,5). Paschoud, Zosime III 1, 124 f. (mit einer ausführlichen Diskussion der verschiedenen Varianten zur Zusammenarbeit zwischen Gainas und Tribigild) hält die Darstellung der frühen Zusammenarbeit von Gainas und Tribigild, wie sie bei Zosimos begegnet, letztlich für plausibel, während Cameron / Long, Barbarians and Politics, 226-228 diese Version ablehnen und auf Gegenbelege bei Claudianus und Synesios verweisen. Die Tatsache, dass auch Philost. jedenfalls den Verrat erst später stattfinden lässt, könnte wieder belegen, dass Philost. unabhängig von Eunapios auf eine ältere und vielleicht plausiblere Version zurückgreift. (6) καὶ αὐτὸϲ In Hinblick auf die Verluste der vorgenannten Pisidier und Pamphylier. ἐν τῷ τοῦ ϲτρατηγοῦ ϲχήματι Das Wort ϲχῆμα mit dem gen. des Wortes einer Funktion bzw. eines Ranges bezeichnet in den Philostorgzeugen stets eine tatsächlich vorhandene Funktion bzw. Rang (vgl. 2,13,2 ἐκκληϲίαϲ ϲχῆμα; 2,16a,4 ἐν ἰδιώτου ... ϲχήματι; 2,16b τῷ τοῦ Καίϲαροϲ ϲχήματι; 6,5a,2 ἐν τῷ τοῦ Καίϲαροϲ ϲχήματι; 7,15,5 ἐν ... τῷ τοῦ Καίϲαροϲ ϲχήματι; 11,3,1 τὸ τῆϲ ϲχῆμα). Daß hier eigens Gainas’ Rang als ϲτρατηγόϲ erwähnt wird, spricht dafür, daß dieser sich von der Bezeichnung ϲτρατηγόϲ in 5 unterscheidet, wodurch die gelegentlich bezweifelte Nachricht bei Soz. 8,4,5

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(εἰϲ Κωνϲταντινούπολιν ἐπεραιοῦτο πεζῶν καὶ ἱππέων τὴν ἡγεμονίαν ἐκ βαϲιλέωϲ ἔχων) bestätigt wird (vgl. Paschoud, Zosime III 1, 123 f.; s. hist. Komm. zu Rang eines Heermeisters). παραϲτήϲαϲθαι Vgl. LSJ s. v. C II 1. schwierige Geländeverhältnisse … gerettet Einen ähnlichen, aber wieder nicht völlig identischen Bericht bietet Zosimos: Tribigild wirft sich, nachdem er Gainas entkommen ist, auf Phrygien und Pisidien und nach einer weiteren Konfrontation, in der Leon versagt, nach Pamphylien. In Pamphylien mit seinen für die Kavallerie schwierigen Wegeverhältnissen (auf die auch Philost. anspielt) wird er mit dem Selbstverteidigungskommando des Valentin aus Selge konfrontiert (vgl. Zos. 5,15,5 und 16,1). Die Kämpfe mit weiteren Selbstverteidigungskommandos führen dazu, dass Tribigild mit dreihundert Männern zwischen Melas und Eurymedon eingeschlossen wird, eine Bredouille, aus der er nur durch einen Kunstgriff des Gainas befreit werden kann. Bei Philost. ist der Kampf des Tribigild mit den Pamphylern durch den Kampf mit den Isaurern ersetzt. Ferner gibt Philost. an, dass sich Tribigild völlig geschwächt zum Hellespont begeben habe, während er bei Zosimos zwischenzeitlich wieder erfolgreich plündert und sein Marsch zum Hellespont zumindest von Gainas als Bedrohung hingestellt wird. Auch hier sind die Unterschiede zwischen Zosimos und Philost. bei näherer Betrachtung so groß, dass nicht ohne weiteres auf das Vorhandensein einer gemeinsamen Grundquelle, nämlich Eunapios, geschlossen werden kann. nach Thrakien … umgekommen Der weitaus ausführlichere Parallelbericht des Zosimos erwähnt hier nur die Ankunft des Tribigild am Hellespont (5,18,6) und die Tatsache, dass er nach Thrakien übersetzt (5,18,9), während über sein Ende nichts mehr ausgesagt wird. Bei Eunap. fr. 75,7 Müller = 67,11 Blockley (zur genauen sprachlichen Gestalt s. die Appendix bei Paschoud, Zosime III 1, 329) werden in einer sehr lückenhaften Passage Gainas und Tarbigild (statt Tribigild) genannt, von denen einer nicht einmal mehr bestattet wird. Die Angabe über die Nichtbestattung ist wohl mit Paschoud, Zosime III 1, 151 auf Tribigild zu beziehen. Rang eines Heermeisters Der genaue Zeitpunkt, an dem Gainas die Heermeisterwürde übernommen hat, ist wegen des Doppelsinns von ϲτρατηγόϲ Sinne nicht genau zu bestimmen. Zum Problem vgl. G. Albert, Goten in Konstantinopel. Untersuchungen zur oströmischen Geschichte um das Jahr 400 n. Chr., Paderborn 1984, 103-113; Demandt, Art. magister militum,

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733-736; Paschoud, Zosime II 1, 122 f. Bei Iord. Get. 176 und Rom. 319 wird Gainas erst spät Heermeister. Demgegenüber, so hält Paschoud, Zosime III 1, 122 f. fest, qualifiziere Philost. 11,8 Gainas „dès le début de l’affaire de Tribigild“ als ϲτρατηγόϲ. Es ist aber in der hier kommentierten Notiz über die arrogante Rückkehr des Gainas durchaus so etwas wie ein Karriereschritt zu erkennen, s. auch den phil. Komm. Auf eine Unterscheidung zwischen zwei Karrierestufen weist auch der ausführliche Bericht des Sozomenos hin, vgl. Soz. 8,4,1-3: Gainas bereits Feldherr gegen Tribigild (vgl. Socr. 6,6,2), sowie Soz. 8,4,5: Beförderung zum magister utriusque militiae. Zur raschen Karriere des Gainas vgl. schließlich Jo. Ant. fr. 190 Müller = fr. 284 Roberto. (7) himmlische Heerschar Zum Eingreifen der himmlischen Streitmacht, vgl. Socr. 6,6,18-21; Soz. 8,4,12-14. Philost. hat hier einen Teil des offiziösen Berichts über den Sieg über Gainas übernommen. Ein Engel, der Gainas zum Abzug von Konstantinopel zwang, ist gemeinsam mit einer übergroßen Gestalt auch auf der Arcadius-Säule dargestellt gewesen, vgl. Liebeschuetz, Barbarians and Bishops, 276. Auf der bildlichen Darstellung wird allerdings das Massaker unter den Goten ignoriert, s. Liebeschuetz, 277 f. Zur Überwältigung der Torwächter, die den Abzug aufhalten wollen, vgl. Socr. 6,6,25. Bei Sokrates findet das Morden unter den (in der Stadt verbliebenen) Goten erst nach der Überwältigung der Torwächter statt, und zwar auf Befehl des Kaisers Arcadius. Bei Philost. bringt Gainas dagegen die Wachen erst nach dem Massaker an den Goten um. (9) δ᾽ οὖν Vgl. Denniston 461 f. Fravittas gegen ihn als General aus Die Philost.-Passage erweckt den Eindruck, dass Fravitta erst für die Kampagne gegen Tribigild zum General / Heermeister, vgl. Bidez, Philostorgius, 335 im Index s. v. („sehr oft vom Magister militiae) erhoben wurde. Bei Zosimos ist Fravitta schon vorher im Osten im Kampf gegen Banditen tätig, vgl. Zos. 5,20,1. Möglicherweise kann daraus ein Argument dafür abgeleitet werden, dass er schon früh den Posten eines magister militum bekleidet habe, vgl. Cameron / Long, Barbarians and Politics, 225. Bei Eunap. fr. 80 Müller = 69,2 Blockley wird zunächst erwähnt, dass Fravitta magister per Orientem war, dann wird über seine Erfolge gegen Räuber berichtet. Gote und Heide Da gehörte, scheint vor allem die identische Angabe über Herkunft und Glauben des Fravittas zu belegen, vgl. neben Eunap. fr. 80 und 82 Müller = 69,2 und 69,4 Blockley vor allem Zos. 5,20,1. In der Tendenz ist natürlich

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eine Veränderung eingetreten, insofern bei Philost. abweichend von Eunapios/Zosimos kein Gegensatz zwischen der gotisch-barbarischen Herkunft und dem heidnischen – bei Eunapios den gebildeten Griechen auszeichnenden – Glauben, sondern vielmehr ein Gegensatz zwischen Barbarentum und Heidentum einerseits und der Treue gegenüber Rom andererseits festgestellt wird. auf den Flößen mitfuhren Der große Seesieg des Fravitta ist auf der Arcadius-Säule dargestellt worden, vgl. dazu Cameron / Long, Barbarians and Politics, 238, während die marmorne Liburne in Konstantinopel abweichend von Cameron / Long wohl nichts mit diesem Seesieg, sondern vielmehr mit den Erfolgen Konstantins zu tun hat, vgl. R.-Alföldi, Phönix aus der Asche. Der Bericht Philostorgs zum Sieg des Fravitta, ist von Cameron / Long, Barbarians and Politics, 237 übersehen worden. (10) τὰ τῆϲ Θρᾴκηϲ ἀνωτέρω S. zu 12,2,1. Gebiete Thrakiens Im Unterschied zu Philost. überschreitet Gainas, der nach Thrakien geflohen ist, bei Zos. 5,21,6 schließlich auch die Donau, vgl. zu diesen Unterschieden bereits Güldenpenning, Geschichte des Oströmischen Reiches, 128 mit Anm. 63. Bei Philost. muss der Bericht verkürzt sein, weil sonst vorauszusetzen sein würde, dass die Hunnen, die dann den Gainas töten, südlich der Donau in Thrakien tätig waren, was man für das frühe 5. Jh. wohl eher ausschließen kann. Vielleicht handelt es sich aber bei den von Philost. genannten Hunnen um römische Föderaten, vgl. Socr. 6,6,34, der von einer Überwältigung des Gainas durch eine andere römische Streitmacht spricht. Dieser Kampf in Thrakien als Finale der Gainas-Episode ist auf der Arcadius-Säule im Sinne eingehend dargestellt worden, vgl. Liebeschuetz, Barbarians and Bishops, 120 f.; 276 f. Kopf ... nach Konstantinopel gebracht: Zos. 5,22,3. Das Detail über die Einbalsamierung findet sich nur bei Philost. Der Kopf gelangte aber erst im Jahr 401 nach Konstantinopel, so dass in der Tat konservatorische Maßnahmen angebracht waren, vgl. Marcell. chron. II p. 66,401,1: caput Gainae hastili praefixum Constantinopolim allatum est. (11) τὴν ... Ϲυρίαν ... τὴν ἄλλην Die Provinz Syria Euphratensis, die an Persien angrenzte. Volk der Isaurier Philost. fasst mehrere Einfälle der Isaurier bis 408 zu rich, Tribigild und Gainas) ermöglichte ab 396 eine Reihe von isaurischen Überfällen, vgl. Zos. 5,25,1 f.; Soz. 8,25,1; Marcell. chron. II p. 68,405; Hier. epist. 114,1 (verfasst um 406) erwähnt einen Einfall der Isaurier nach

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Phönikien, Galiläa, Palästina, Jerusalem. Zu dieser Angriffswelle vgl. J. Rougé, L’Histoire Auguste et l’Isaurie au IVe siècle, REA 68 (1966) 282315; K. Feld, Barbarische Bürger. Die Isaurier und das Römische Reich, Berlin 2005, 169-173. Auf die Plünderungswelle von 396 könnte auch Amm. 27,9,7 anspielen, der über eine lange Ruhepause nach den Überfällen von 365 berichtet und damit implizit aussagt, dass diese Ruhepause nun ihr Ende gefunden hatte (das wäre ein Indiz für eine Spätdatierung der letzten Bücher des Ammianus Marcellinus). Die Überfälle, die bei Philost. als Eroberungszüge verzeichnet werden, führten an der Küste von Lykien bis nach Syrien zu einem Klima der Unsicherheit, vgl. zu Überfällen auf Klöster Festugière, Antioche païenne et chrétienne, 265 mit Verweis auf Thdt. h. rel. 10,5 (SC 234,444; PG 82,1392 A15-B3). Aber auch in weit entfernten Gegenden wie Armenien (also, wie Philost. aussagt, bis weit in die östliche Richtung) musste man die Permanenz isaurischer Überfälle befürchten, wie das Zeugnis des Johannes Chrysostomos zu den Verhältnissen in Kukusus zeigt, vgl. R. Delmaire, Jean Chrysostome et les brigands isauriens, in: Chausson / Wolff (Hgg.), Consuetudinis amor, 217-230. Die von Philost. geschilderte Brutalität der Gefangenbehandlung könnte die Höhe der Summe erklären, die die wenig zimperlichen Isaurier als Lösegeld verlangten. In der Erzählung Theodorets mussten für zwei gefangene Bischöfe 14 600 Solidi aufgewandt werden. Interessant ist, dass die Isaurier von Philost. eindeutig als geschlossener Stamm von Barbaren, nicht etwa als barbarisierte Römer oder Halbbarbaren bezeichnet werden. Die Stelle ist also in der Diskussion um die isaurische Ethnogenese und die Wahrnehmung der Isaurier als geschlossener Gruppe vor der isaurischen Dynastie auf jeden Fall zu berücksichtigen. Vgl. zum Problem M. Meier, Anastasios und die Geschichte der Isaurier, in: W. Pohl u. a. (Hgg.), Visions of Community in the Post-Roman World. The West, Byzantium and the Islamic World, 300-1100, Farnham 2012, 281-300. (12) ἰάπυγα ἄνεμον καὶ θραϲκίαν Beides Winde in nordwestlicher bzw. nordnordwestlicher Richtung, vgl. R. Böker, Art. Winde D. Windnamen, RE 8 A 2 (1958) 2299-2304; W. Capelle, Art. Thraskias, RE 6 A 1 (1936) 560-62.

12. Buch Das zwölfte Buch behandelte mit Ausnahme des Kapitels 11 ausschließlich die Profangeschichte des Römischen Reiches vom Ende Stilichos (409) bis zum Ende der Usurpation des Johannes und der Rücksendung der hunnischen Hilfstruppen des Aetius (425). Nach Erläuterungen zu den Umständen bei der Ermordung Stilichos und der Verantwortung des Olympius (1) sowie zu den hochverräterischen Machenschaften Stilichos, insbesondere zu seinen Verbindungen mit Alarich (2), geht die Photios-Epitome breit auf die Eroberung von Rom durch Alarich und deren Vorgeschichte ein (3). Das lückenhafte vierte Kapitel behandelt die Ehe des Athaulf mit Galla Placidia, das Ende des Athaulf und den Vertrag zwischen Westgoten und Honorius; das ebenfalls lückenhafte fünfte Kapitel die Wiederbesiedlung Roms und den Triumph des Honorius über Attalus. In einem Rückblick werden im lückenhaften sechsten Kapitel weitere Usurpationen gegen den legitimen Herrscher Honorius beschrieben. Nach einem kurzen Hinweis auf die Regentschaft der Pulcheria für den minderjährigen Theodosius II. (7) und dessen Erreichung des Jünglingsalters (8,1) geht die Photios-Epitome ausführlich auf die von Philost. geschilderten Vorzeichen von fataler Bedeutung ein, beschreibt einen Kometen und die Auswirkungen von Erdbeben (8,2-9). Dem schließt sich eine Erläuterung über die Unzulässigkeit naturwissenschaftlicher Erdbebenerklärungen an (10). Das einzige Kapitel kirchengeschichtlichen Inhalts, das sich im zwölften Buch befindet, beschreibt die Spaltung der Eunomianer (11). Nach der kurzen Regentschaft Constantius III.’ (12) stirbt, wie weiter dargelegt wird, Honorius selbst, worauf sich im Westteil des Reiches Johannes zum Usurpator aufschwingt, der dann vom Heer des Theodosius II. geschlagen wird (13). Die Photios-Epitome schließt mit der Schilderung der Zurücksendung der hunnischen Hilfstruppen des Aetius, die zu spät kommen, um Johannes von Nutzen sein, deren Bedrohungspotential aber dem Aetius eine starke Stellung für die Zukunft verschafft (14). [B. B.]

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12,1-13 1. (1) Ὀλύμπιόϲ τιϲ τῶν μαγίϲτρων Vgl. 8,3 Θεοδόϲιόν τινα τῶν ἐπιϲκόπων, θερμὸν ἐραϲτὴν τῆϲ αὐτοῦ αἱρέϲεωϲ; dagegen 3,22,2 Οὐετερανίωνά τινα, τῶν ϲτρατηγούντων ἕνα. φερόμενον κατὰ τοῦ βαϲιλέωϲ ... τὸ ξίφοϲ Vgl. Dion. Hal. ant. 13,8,1 τὸν ... πρῶτον ἀναβάντα ⟨καὶ〉 κατὰ τῆϲ κεφαλῆϲ αὐτοῦ τὸ ξίφοϲ φέροντα φθάϲαϲ παίει κατὰ τοῦ βραχίονοϲ καὶ ἀποκόπτει τὸν ἀγκῶνα; Jos. ant. Jud. 19,109 μεϲϲηγὺϲ ... τοῦ τε ὤμου καὶ τοῦ τραχήλου φερόμενον τὸ ξίφοϲ ἐπέϲχεν ἡ κλεὶϲ προϲωτέρω χωρεῖν. Entgegen Bidez’ Vermutung, daß die Stelle lückenhaft sei (app. crit. z. St.), ist das Passiv bewußt gewählt, um durch die vage Formulierung den Eindruck zu erwecken, daß Stilicho in den Anschlag verwickelt war (s. hist. Komm. zu jener der Usurpation schuldig gewesen sei). jener der Usurpation schuldig gewesen sei Nachdem Stilicho bereits durch diverse Intrigen die Thronübernahme seines Sohnes Eucherius vorbereitet und die Barbaren nach Italien herbeigeholt hat, soll er schließlich nach der Darstellung des Philost. selbst den Putsch gegen Honorius gewagt haben. Zu dieser allgemein verbreiteten Version mit einem Katalog von Missetaten, durch den die Ermordung Stilichos durch Honorius gerechtfertigt wurde, vgl. die partiell sich mit Oros. hist. 7,38 berührende Version des Marcellinus Comes, vgl. chron. II p. 69,408,1 (= Iord. Rom. 322): „Der comes Stilicho, dessen zwei Töchter Maria und Thermantia jeweils die Frauen des Kaisers Honorius waren, wobei beide jedoch als Jungfrau verschieden waren, verachtete Honorius und begehrte dessen Kaiserherrschaft. Er stachelte die Völker der Alanen, Sueben und Vandalen, die er durch Geschenke und Geld angelockt hatte, gegen die Herrschaft des Honorius an, und er wünschte, den Eucherius, der Heide war und der gegen die Christen einen Anschlag vorbereitete, zum Caesar zu erheben. Er wurde mit eben demselben Eucherius, nachdem seine Intrige aufgedeckt worden war, getötet.“ Die Feindseligkeit gegen Stilicho erklärt sich bei Orosius und der Quelle des Marcellinus Comes nicht nur mit der barbarischen Herkunft, sondern dessen relativ toleranter (als Christenverfolgung hingestellter) Heidenpolitik. Vgl. zur Religionspolitik S. Mazzarino, La politica religiosa di Stilicone, RIL 28 (1938) 235-262. Nach Zecchini, Filostorgio, 588 kommt in der Ablehnung Stilichos eine Distanzierung des Philost. gegenüber dem Westen zum Ausdruck. Es ist aber eher umgekehrt so, dass die beobachtbare Nähe des Philost. zu einer westlichen Quelle wie Orosius und zur vermutlich westlichen Vorlage des Marcellinus Comes deutlich

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macht, dass Philost. gerade in der Ablehnung Stilichos einem in der westlichen Reichshälfte selbst aktuellen Thema verpflichtet ist. magistri Die bloße Transkription des lateinischen magister weist in spätgriechischen Quellen in der Regel auf den magister officiorum hin. Zur Stellung des Olympiodor s. unten zu Philost. 12,1,2. den Kaiser aber gerettet Paschoud, Zosime III 1, 229 ordnet den angeblichen Attentatsversuch in die Geschichte der Tumulte von Ticinum ein, bei dem die Anhänger des Stilicho umgebracht wurden und bei dem der Kaiser selbst bedroht wurde (Zos. 5,32,5). Dass bei Zosimos in diesem Zusammenhang auch der Palast von Ticinum erwähnt wird, entspricht dem bei Philost. genannten παλάτιον. Honorius weilte im Frühjahr 408 noch in Rom (vgl. Zos. 5,30,1 und 5,31,1) und reiste dann nach Oberitalien. Das letzte Treffen zwischen dem Kaiser und Stilicho fand in Bologna statt. Bei diesem Treffen kam es zu Auseinandersetzungen über die Frage, ob Honorius nach dem Tode des Arcadius in den Osten gehen sollte (Zos. 5,31,36). Diese Auseinandersetzung hat mit den Tumulten von Ticinum nichts zu tun, aber der passivische Ausdruck bei Photios bringt Stilicho suggestiv mit dem Attentat in Verbindung, obwohl der in Ticinum angezettelte Truppenaufstand gegen Stilicho gerichtet war und obgleich Stilicho in Ticinum nicht präsent war. Erkennbar ist, dass Philost. einen ausführlichen Bericht der Vorgeschichte der Tötung Stilichos geboten hat, in der der Ablauf der Ereignisse deutlich von der übrigen Überlieferung abwich. als dieser sich in Ravenna aufhielt Stilicho wurde am 22. August 408 in Ravenna getötet, vgl. Exc. Sang. chron. I p. 300,539; Zos. 5,34,7. Die stark kürzenden und allgemeinen Ausführungen des Photios könnten den mißverständlichen Eindruck erwecken, der Kaiser sei persönlich an der Tötung Stilichos in Ravenna beteiligt gewesen. Weder Olympius noch Honorius waren in Ravenna anwesend, vgl. Zos. 5,37,6, wo Heraclianus in eigener Person den Stilicho umbringt, und Zos. 5,34, wo nur von der Entsendung der Soldaten durch Olympius die Rede ist. Die Verletzung des Kirchenasyls in Ravenna bei der (für Philost. durchaus zu billigenden) Ermordung Stilichos (vgl. Zos. 5,34,3 f.) wird im Philost.-Exzerpt des Photios nicht erwähnt, auch wenn das gleiche Delikt dann später für die Tötung des Sohnes Eucherius sehr wohl genannt wird. Die Loyalität des Olympius, der sonst eine eher ungünstige fährt (s. folgendes Lemma), wird hier besonders hervorgehoben. Nach Marasco, Filostorgio, 242 sei diese Hervorhebung der Grund, warum Philost.

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hier die Tatsache, dass Olympius der orthodoxen Homousie zuneigte, nicht negativ würdigt. (2) ἄλλοι – Ϲτελίχωνι Bereits Gothofredus, Diss. 460-62 hielt dies für einen Zusatz des Photios, der dann aus Olympiodor geschöpft wäre (zur Diskussion s. hist. Komm. zu Nach anderen - Buße gezahlt), vgl. fr. 5,1 Blockley (aus Phot. bibl. cod. 80 p. 56 b 39-41) ὅτι μιαιφόνῳ (vgl. hier τῆϲ μιαιφονίαϲ) καὶ ἀπανθρώπῳ ϲπουδῇ Ὀλυμπίου, ὃν αὐτὸϲ (sc. Stilicho) τῷ βαϲιλεῖ προϲῳκείωϲε (vgl. τῷ εὐεργέτῃ Ϲτελίχωνι), τὸν διὰ ξίφουϲ ὑπέμεινε θάνατον und fr. 8,2 Bl. (aus Phot. bibl. cod. 80 p. 57 a 30-35) ὅτι Ὀλύμπιοϲ ὁ ἐπιβουλεύϲαϲ Ϲτελίχωνα1 (vgl. ἐπιβουλεῦϲαι ... Ϲτελίχωνι) μάγιϲτροϲ τῶν ὀφφικίων γέγονεν, ... εἶτα ἐκπεϲὼν ῥοπάλοιϲ ὕϲτερον ὑπὸ Κωνϲταντίου ... παιόμενοϲ ἀναιρεῖται (vgl. ῥοπάλοιϲ ἀναιρεθέντα) τὰϲ ἀκοὰϲ πρότερον ἐκκοπείϲ· καὶ ἡ δίκη τὸν ἀνοϲιουργὸν εἰϲ τέλοϲ οὐκ ἀφῆκεν ἀτιμώρητον (vgl. hier τῆϲ μιαιφονίαϲ τὴν δίκην ἀποτῖϲαι). Diejenigen, die den Passus – zumindest im Kern – Philostorg zuweisen, nehmen an, daß er hier gegen Olympiodor polemisiert habe. Aber dagegen erheben sich die folgenden Bedenken: Zum einen verwundert, daß Photios aus Philostorgs Text nur die Darlegung der Positionen der Gegenseite exzerpiert hätte und nicht auch dessen Erwiderung darauf. Doch mag man dies noch als Ungeschicklichkeit erklären, so ist zum anderen zu fragen, was der Gegenstand der Polemik gewesen sein sollte: Aufgrund des ersten Satzes und des Vorwurfs der Usurpation (1) könnte es sich nur um die unterschiedliche Wertung Stilichos durch den christlichen und den paganen Historiker gehandelt haben. Indes wird in (2) zwar der verleumderische Vorwurf einer geplanten Usurpation erwähnt, aber im Vordergrund dieses ganzen Abschnitts stehen Olympius und sein Schicksal. Hier fällt nun besonders der Satz καὶ οὐδὲ μάγιϲτρον τηνικαῦτα εἶναι, ἀλλ᾽ ὕϲτερον, μετὰ τὸν ἄδικον τοῦ Ϲτελίχωνοϲ φόνον, ἔπαθλον τὴν ἀξίαν λαβεῖν auf: Wie hätte Philostorg gegen diese ein Detail der Ämterlaufbahn betreffende Tatsachenbehauptung, die seiner eigenen Darstellung (1) nicht nur widersprach, sondern auch sehr überzeugend klang, argumentieren bzw. polemisieren sollen? Schließlich sei noch auf die wertenden Bezeichnungen der Tötung Stilichos als μιαιφονία und als ἄδικοϲ hingewiesen, die besser zu Olympiodor als zu dem ständig über passen, es sei denn, man flüchtete sich zu der Annahme, daß dieser trotz1

ἐπιβουλεύειν mit acc. pers. mehrfach bei Phot., z. B. bibl. cod. 72 p. 43 a 5 f. Ἀρτοξάρηϲ ὁ εὐνοῦχοϲ ... ἐπιβουλεύει βαϲιλέα θέλων αὐτὸϲ βαϲιλεῦϲαι.

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dem die Art und Weise, wie Stilicho um das Kirchenasyl gebracht wurde (vgl. Zos. 5,34,4), als schändlich angesehen habe oder daß die Ausdrücke auf Photios zurückgingen. Vergleicht man nun die beiden Abschnitte, zeigt sich, daß (2) die Erwiderung auf (1) bildet, vgl. a) den Vorwurf der geplanten Usurpation (τυραννίδοϲ ἔνοχον γράφει) in (1) mit der Behauptung in (2), daß dies eine Verleumdung des Olympius (bzw. Olympiodoros) gewesen sei (εἰϲ τυραννίδα ϲυκοφαντῆϲαι αὐτόν); b) die Aussage in (1), daß Olympius der Gehilfe (ϲυνεργὸϲ) des Kaisers bei der Tötung Stilichos gewesen sei, mit der in (2), daß er gegen ihn intrigiert habe (ἐπιβουλεῦϲαι), also die treibende Kraft gewesen sei; c) die Angabe in (1), daß Olympius bei der Abwehr des Attentatsversuchs magister war (Ὀλύμπιόϲ τιϲ τῶν μαγίϲτρων), mit der in (2), daß er dieses Amt erst nach Stilichos Beseitigung als Belohnung erhalten habe (οὐδὲ μάγιϲτρον - λαβεῖν); d) die bei Philostorg (1) vorhandene Charakterisierung Stilichos als Übeltäter (ἐν ἄλλοιϲ πολλοῖϲ Ϲτελίχωνοϲ κατατρέχων samt den nachfolgenden Worten über das Attentat, die eine Verwicklung Stilichos insinuieren sollten) mit dessen Bezeichnung in (2) als Wohltäter (τῷ εὐεργέτῃ Ϲτελίχωνι). Vor diesem Hintergrund ist e) auch die Bemerkung οὐδ᾽ ἐπαμῦναι τῷ βαϲιλεῖ (2) zu betrachten. Aufgrund des Gegensatzes ἀλλ᾽ ἐπιβουλεῦϲαι τῷ εὐεργέτῃ Ϲτελίχωνι scheint damit gemeint zu sein, daß der angebliche Olympiodor dem Kaiser bei der Beseitigung Stilichos nicht etwa zu Hilfe gekommen sei (sc. gegen die Bevormundung durch Stilicho? [s. unten]), sondern eigene böswillige Absichten verfolgt habe. Der Satz οὐδ᾽ ἐπαμῦναι – Ϲτελίχωνι würde demnach das vorangehende ἄλλοι δὲ οὐκ Ὀλύμπιον, ἀλλ᾽ Ὀλυμπιόδωρόν φαϲιν (sc. τοῦτον εἶναι o. ä.) fortführen. Doch gerade das Verb ἐπαμῦναι erinnert an den zuvor erwähnten Attentatsversuch und kann leicht zu Mißverständnissen führen, zumal bei der soeben vorgetragenen Deutung die Angabe, weswegen der Kaiser der Hilfe bedurfte, sich nur aus Nachrichten wie der in 11,3,1 f. über den Einfluß Stilichos und Rufins ergäbe. So erhebt sich auch hier – wie davor bei dem absurden ἄλλοι δὲ οὐκ Ὀλύμπιον, ἀλλ᾽ Ὀλυμπιόδωρόν φαϲιν – der Verdacht einer Textstörung. Möglicherweise hat der Verfasser von (2) gleich zu Beginn seiner Erwiderung erklärt, daß nach anderen Quellen im Gegensatz zu der Behauptung in (1) O tat nicht zu Hilfe gekommen sei. Doch bleibt dies Spekulation. Festhalten können wird man aber, daß diese Worte (2) nicht von Philostorg stammen, sondern ein Zusatz des Photios sind. Auszunehmen davon

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ist freilich der Anfang – mindestens das ἄλλοι δὲ οὐκ Ὀλύμπιον, ἀλλ᾽ Ὀλυμπιόδωρόν φαϲιν –, denn wollte man ihm diesen Satz zuschreiben, würde dies, da er aufgrund seines Olympiodor-Exzerpts (bibl. cod. 80) den Namen des Olympius und die Ereignisse um ihn kannte, das Maß an Unachtsamkeit, das verschiedentlich bei ihm festzustellen ist (vgl. Bidez, Philostorgius XVI f.), beträchtlich übersteigen; selbst die zweimalige Verwechslung des Eunomios und Aetios in 9,6,3 u. 9,7 wäre damit nicht vergleichbar. Vielleicht ist beim Diktat durch Photios (s. zu test. 4,1 ἀπὸ φωνῆϲ; Hägg 64. 96; s. Einl. S. 8) und der Niederschrift durch den Sekretär der Komplex an Fehlern entstanden. Vielleicht war dort ursprünglich etwas zu lesen wie ἄλλοι δὲ οὔ φαϲιν Ὀλύμπιον ἐπαμῦναι τῷ βαϲιλεῖ· οὐδὲ ϲυνεργὸν αὐτῷ καταϲτῆναι, ἀλλ᾽ ἐπιβουλεῦϲαι τῷ εὐεργέτῃ Ϲτελίχωνι κτλ. oder (Vorschlag von G. Staab) ἄλλοι δὲ Ὀλύμπιόν φαϲιν οὐκ ἐπαμῦναι τῷ βαϲιλεῖ, ἀλλ᾽ ἐπιβουλεῦϲαι τῷ εὐεργέτῃ Ϲτελίχωνι κτλ.1, und der von wem auch immer am Rand oder über der Zeile hinzugesetzte Name Ὀλυμπιόδωροϲ, der als Kommentar oder Korrektur zu ἄλλοι gedacht war, hat danach eine Abfolge von fatalen Mißverständnissen und Texteingriffen ausgelöst. Die Fehlergenese wird sich letztlich nicht klären lassen. Nach anderen war es nicht Olympius … frevelhaften Mord Buße gezahlt Zur Karriere des Olympius vgl. Clauss, magister officiorum, 174 f. Die im Text genannte Alternativversion über die Rolle des Olympius fällt in ihren Fakten mit dem Bericht Olympiodors über die Bestrafung des Olympius (fr. 8 Müller = 8,1 Blockley) zusammen. Vor diesem Hintergrund ist die Behauptung, statt Olympius sei Olympiodor der Mörder gewesen, offenkundig aus einem Missverständnis bei der Zitierung Olympiodors entstanden, vgl. die ausführliche Diskussion bei Baldini, Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio, 56-62. Für das Missverständnis könnte entweder Philost. verantwortlich sein, der Olympiodor benutzte, oder aber Photios, der bei der Redaktion seines Philost.-Exzerpts auf die Alternativtradition bei Olympiodor, der in bibl. cod. 80 exzerpiert worden ist, hingewiesen hat, vielleicht in einer diktierten Randnotiz, die dann unglücklich in den Text eingegangen ist. Gegen die zweite Möglichkeit tritt Baldini, 63 ein, mit dem Argument, dass zur Zeit der Ab Philost. das Olympiodor-Exzerpt (cod. 80) möglicherweise noch gar nicht 1

Dieser Vorschlag kommt mit erheblich weniger Eingriffen aus, behält jedoch das Mißverständnis, das bezüglich des ἐπαμῦναι entstehen kann (s. oben), bei.

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verfasst war. Auch Marasco, Filostorgio, 205 f. und 241 geht eher davon aus, dass Philost. explizit gegen Olympiodor polemisierte. Mir scheint der unglückliche Einbau der Alternativerzählung des Olympiodor durch Photios bzw. durch einen Redakteur von Photios’ Exzerpt die wahrscheinlichste Lösung des Problems zu sein, s. auch die Einleitung, S. 81; Bleckmann, Krisen und Krisenbewältigung, 103 Anm. 26 sowie jetzt ausführlich der phil. Komm. Photios vergleicht auch sonst die Version des Philost. mit den Parallelquellen. Ein Vergleich mit dem Inhalt des in cod. 80 besonders ausführlich exzerpierten Autors lag nahe. Man könnte darin ein Indiz dafür sehen, dass Photios die große Philost.-Epitome frühestens nach der Abfassung von cod. 80 geschrieben hat. Auf einen späteren Lesereingriff in die handschriftliche Überlieferung des Photios oder auf einen Querverweis des Photios führt Wirbelauer, Eroberung Roms, 231 f. den Hinweis auf die Olympiodor-Tradition zurück. Die von ihm angedeutete Konsequenz, dass man diese Passage eigentlich aus dem Philost.-Text nehmen muss, ist an sich richtig. Da aber Photios explizit die Version des Olympiodor in ihrer Gegensätzlichkeit zu Philost. darstellt, sagt das Negativ dann als Testimonium doch auch einiges über die Originaldarstellung des Philost. aus und verbleibt daher in der hier vorgelegten Textausgabe. 2. (1) τὰ τῆϲ Θρᾴκηϲ ἄνω μέρη Vgl. 11,8,10 εἰϲ τὰ τῆϲ Θρᾴκηϲ ἀνωτέρω φεύγει; LSJ s. v. ἄνω (B) A II 1 e (s. zu 3,7,1 κάτωθεν); zur Bedeutung der nördlichen Ausrichtung vgl. A. Podossinov, Art. Himmelsrichtung (kultische), RAC 15 (1989) 254 f. ἐπῆλθε ... τὴν Ἰλλυρίδα S. zu 11,8,2 ἐπῄεϲαν. Zu den bereits erwähnten Zeiten Die Überleitung kann sich zeitlich gerade nicht auf die Ermordung des Stilicho 408 beziehen. Baldini, Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio, 58 nimmt an, dass es sich um eine Verlegenheitslösung des Epitomators handelt, und geht von einer tiefen Störung des Gesamtzusammenhangs in den ersten Kapiteln des zwölften Buchs aus. „Zu den bereits erwähnten Zeiten“ bedeutet aber wohl nur, dass Philost., was Photios nicht mehr vermerkt, einen Rückgriff auf eine bereits angedeutete Episode gemacht hat. Damit wäre deutlich, dass der Stoff seines Geschichtswerks auch hier nicht annalistisch angeordnet war, sondern dass er je nach behandeltem Zusammenhang weit vor- und zurückgreifen konnte. Hellas ... Makedonen … Dalmater Gemeint sind anscheinend die Provinzen Achaia, Macedonia und Macedonia salutaris, Dalmatia. (Allerdings grenzt Dalmatien nicht an eine der beiden makedonischen Provinzen

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und auch nicht an die Diözese Macedonia.) Philost. bot hier im Rückgriff eine Erzählung über die Geschichte des Alarich ab dem Tode des Theodosius I. Alarich kehrte nach dem Tode des Theodosius nach Thrakien zurück, wo die Versorgungssituation infolge hunnischer Übergriffe schwierig war. Den Ausgleich mit Arcadius erkannte Stilicho nicht an, was Alarich mit kriegerischen Aktionen in Griechenland konterte (bis hin zur Attacke auf Athen 397). Es folgten Siedlungsversuche und Übergriffe in Epirus. Vgl. den ungleich ausführlicheren Bericht bei Zos. 5,5,4-6,3; 26, 27; 29,1. Bei Zosimos wird Athen gerade nicht eingenommen, da es durch die Göttin Athena geschützt wird. Für die Richtigkeit der Version des Philost. vgl. Claud. 5 (in Rufin. 2),191; Hier. epist. 60,16. Weiteres bei Paschoud, Zosime III 1, 95, insbesondere zu den archäologischen Zeugnissen. überschritt die Alpen Zum Einbruch Alarichs durch die Alpen (über den Birnbaumpass) im Jahre 408 vgl. Zos. 5,29,4, mit einer Konfusion Alpen/Apennin. Vgl. zur Formulierung auch das Prooemium in der Kirchengeschichte Rufins (GCS 9,951): (...) tempore, quo diruptis Italiae claustris Alarico duce Gothorum se pestifer morbus infudit. Aus dem stark raffenden Exzerpt des Photios ist zwar nicht zu erkennen, welcher der Einfälle Alarichs gemeint ist, der Hinweis, dies sei noch zu Lebzeiten Stilichos geschehen, spricht allerdings dafür, hier an das Jahr 408 zu denken und den von Philost. beschriebenen Einfall mit dem bei Zos. 5,29,4 zu identifizieren. Die Datierung 408 für den bei Philost. beschriebenen Einfall vertritt auch H. Grassl, Der Südostalpenraum in der Militärgeographie des 4./5. Jahrhunderts, in: R. Bratož (Hg.), Westillyricum und Nordostitalien in der spätrömischen Zeit, Ljubljana 1996, 177-184. (2) γαμβρὸν αὐτὸν εἶχεν ἐπὶ θυγατρὶ S. zu 1,6e,10 τὸ ἐπὶ τῇ ἀδελφῇ κῆδοϲ. die Tore der Alpen öffnete Der Vorwurf, dass Stilicho die Barbaren habe eindringen lassen, wird bei Orosius in allgemeiner Form erhoben, vgl. Oros. hist. 7,37,1: ut rebus repente turbatis necessitas reipublicae scelus ambitus tegeret, barbaras gentes ille inmisit, hic fovit. Oros. hist. 7,38,2 konkretisiert die Vorwürfe: Alarich sei bewußt von Stilicho in Reserve gehalten worden. Weiter behauptet Orosius (7,38,3 f.), Stilicho habe Alanen, Sueben, Vandalen und Burgunder zum Einfall ins Reich verlockt, zu kommen. Ähnliche Vorwürfe in der Gallischen Chronik von 452, vgl. chron. I p. 652,55 allerdings mit einer Variante zum Motiv des Versuchs, dem Sohn zur Kaiserwürde zu verhelfen. Stilicho ist enttäuscht, dass seine

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Planungen fehlgeschlagen sind und lässt deshalb die Barbaren einfallen: diversarum gentium rabies Gallias dilacerare exorsa immissu quam maxime Stiliconis indigne ferentis filio suo regnum negatum. Bei Claudianus ist es (für den ersten Einfall des Alarich nach Italien) im Gegenteil gerade die Abwesenheit des Stilicho, die verräterisch genutzt wird, um die Öffnung der Alpen zu erreichen, vgl. dazu Cameron, Claudian, 179 f. zum Zwecke der Unfruchtbarkeit ein Gift untergemischt Eine Variante, in der es immer darum geht zu erklären, warum Maria keine Kinder hat (vgl. zum Tod der Maria und der Thermantia als Jungfrauen, Marcell. 408,1) bietet Zos. 5,28,1 f. (aus Eunapios). Serena möchte die noch nicht geschlechtsreife Maria schützen, indem sie dafür sorgt, dass Honorius die Ehe nicht vollziehen kann. Falsche Interpretation der Erzählung des Zosimos bei Janßen, Stilicho, 223 Anm. 1: Serena verabreicht gegen Janßen keineswegs eine Medizin, um Maria zum Verkehr mit Honorius zu befähigen, sondern beauftragt eine sachverständige Frau umgekehrt damit, diesen Verkehr wie auch immer zu verhindern. Unzutreffend zur Version des Philost. Janßen, ebd.: „Unglücklicherweise sei Honorius nach Einnahme der Medizin obendrein noch verblödet! s. Philost. XII 2“. (3) ἐν τῷ ϲπουδάζειν ... ἀνακηρύξειν Zum inf. fut. s. zu 1,10 ϯδι᾿ – ἀπαγόμενον. Eucherius widerrechtlich zum Kaiser zu erheben Gegen diese Gerüchte nimmt Zos. 5,34 (aus Olympiodor schöpfend) Stellung. Die Unschuld des unbestechlichen Stilicho wird hervorgehoben sowie das Fehlen von dynastischen Ambitionen: Der Sohn Eucherius sei nur bis zur Würde eines notarius et tribunus gelangt. Münzen habe schlagen lassen … Porträt gefehlt habe Der Vorwurf der usurpatorischen Prägung eigener Münzen zur Ausgabe von Donativen wird auch gegenüber Rufinus erhoben, vgl. Claud. 5 (in Rufin. 2),311 f. und vor allem 339-342: prosiluit stratis densaeque capacia turbae/ atria regifico iussit splendere paratu/ exceptura dapes et, quod post vota daretur/ insculpi propriis aurum fatale figuris. Rufinus rüstet zur Usurpation. Neben den Räumlichkeiten für eine große Versammlung von Menschen wird das Donativ mit dem eigenen Münzporträt und der Feier der ersten Vota für das Kaiserjubiläum vorbereitet. 3. (1) τι τῶν ἀϲύλων ἱερὸν Auch w Zeit verboten waren, bedeutet dies nicht, daß ihre Heiligtümer im allgemeinen Sprachgebrauch nicht doch als ἱερά bezeichnet werden konnten (zum gen. part. τῶν ἀϲύλων vgl. K.-G. 1,338). Gleichwohl ist nicht aus-

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zuschließen, daß ἱερὸν eine durch den lautlichen Gleichklang bedingte Verschreibung für ἱερῶν ist, wie von Bidez, app. crit. z. St. vermutet; zur Junktur vgl. Plb. 9,34,8 (τοῖϲ ἀϲύλοιϲ ἱεροῖϲ), Clem. Alex. protr. 4,63,5 (ἐξ ἱεροῦ τινοϲ ἀϲύλου) und Phot. hom. 4,5 p. 47,12 f. Laurd. Zur Unverletzlichkeit der Kirchen vgl. L. Wenger, Art. Asylrecht, RAC 1 (1941-50) 840 f.; zu τὸ ἱερόν als christlichem Heiligtum vgl. Lampe s. v. ἱερόϲ 3 a; Bidez, Philostorgius 323 s. v. Nachdem Stilicho … von Hunger bedrängt wurden Der Bericht des Philost. ist von Photios in einem langen Kapitel zusammengefasst worden, das die komplexen Ereignisse von 408 bis 410 behandelt, wobei drei Barbarenangriffe auf Rom aufgezählt werden. Der erste Angriff auf Rom durch die Männer des Stilicho soll bereits zu Plünderungen und Verwüstungen geführt haben. Er hat keine Parallelen im übrigen Quellenmaterial und muss als historiographische Erfindung betrachtet werden, die dazu diente, die romfeindliche Gesinnung Stilichos selbst zu beweisen. Diese Erzählung dürfte aus der Darstellung Olympiodors gesponnen sein, dass die Männer Stilichos sich aus Empörung über die Ermordung ihrer Angehörigen durch die Soldaten des Honorius dem Heer Alarichs anschlossen, vgl. Zos. 5,35,5-36,1 sowie die von Philost. selbst erzählte Vorgeschichte des zweiten Angriffs auf Rom. Paschoud, Zosime III 1, 256 hält es für schwierig, die von Zosimos und von Philost. erwähnten Barbarengruppen miteinander zu identifizieren, da bei Philost. diese Barbaren sich direkt von Ravenna, dem Ort der Ermordung des Stilicho, nach Rom begeben, während die von Zosimos genannten Barbaren sich bereits in Oberitalien mit Alarich vereinigen. Bei Philost. gibt es aber offenkundig eine Komplizierung der Abläufe, die partiell mit Mitteln der Dublette und der Zweiphasigkeit erreicht wird. Es gibt einerseits einen Angriff der Barbaren auf Rom unmittelbar nach der Ermordung des Stilicho. Zu diesem Zeitpunkt haben sie dafür gesorgt, dass Eucherius gerettet werden konnte. Ein zweiter Angriff auf Rom erfolgt, nachdem die Barbaren Nachricht von der Ermordung des Eucherius erhalten und sich aus Empörung über dieses Ereignis dem Alarich angeschlossen haben. Die chronologische Abfolge der Ereignisse (mit dem langen Abstand zwischen der Ermordung des Stilicho und der Tötung des Eucherius) ist bei Philost. offenkundig völlig frei gestaltet worden. (2) das Asylrecht außer Kraft setzte Die Betonung der Verletzung des Asylrechts soll wieder die theodosianische Dynastie in ein Zwielicht setzen, auch wenn Philost. wenig Sympathie für Stilicho und Eucherius

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hat. Oros. hist. 7,38,6 verschweigt bei seiner Darstellung der Tötung des Eucherius gerade diese Verletzung mit gutem Grund, behauptet aber stattdessen in einer tendenziösen Erfindung, Eucherius habe eine Christenverfolgung geplant, deren Verhinderung um jeden Preis erfolgen musste. Eine andere (m. E. aber nicht plausible) Deutung unserer Passage bietet Marasco, Filostorgio, 207 f., demzufolge Philost. ein positives Bild des Honorius zeichne. Die Verletzung des Kirchenasyls werde nur deshalb von Philost. nicht verschwiegen, weil die Kirche nicht eunomianisch und damit eigentlich auch nicht heilig oder schützenswert sei. vereinten sich die Barbaren … Krieg gegen die Römer an Zum Anschluss der Soldaten Stilichos an Alarich s. den Komm. zu Philost. 12,3,1. Mit dem „Krieg gegen die Römer“ ist vordergründig der Zug gegen Rom gemeint, gleichzeitig geht es aber um den Krieg gegen Honorius, dessen nach Philost. völlig gerechtfertigte Maßnahme gegen Eucherius ja die Barbaren provoziert. Deutlich wird damit, dass Honorius der legitime Repräsentant Roms ist. (3) μέγιϲτον δὴ Das δὴ läßt sich vielleicht insofern verteidigen, als der Gedanke hier von der Schilderung der Ereignisse zur Beschreibung der Örtlichkeit fortschreitet (vgl. Denniston 239 f.; beim Superlativ: ebd. 207 [3]), doch findet es sich so sonst nirgends in den Philostorgzeugen; üblich ist bei derartigen Hintergrundinformationen, gern auch in Form einer Parenthese, ein δὲ (s. zu 3,18), wie es Niceph. h. e. 13,35 (PG 146,1041 C) in seiner Paraphrase und Gothofredus 161 in seinem Text bietet. περιγραφόμενοϲ καὶ ... παρατεινόμενοϲ Aus dem überlieferten περιγραφόμενοϲ καὶ ... παρατεινόμενον läßt sich mit Niceph. h. e. 13,35 (PG 146,1041 C) ein περιγραφόμενον καὶ ... παρατεινόμενον und mit Valesius 533 ein περιγραφόμενοϲ καὶ ... παρατεινόμενοϲ herstellen: Für letzteres spricht, daß aus einem παρατεινόμενοϲ wegen des nebenstehenden μέγεθοϲ leichter das παρατεινόμενον werden konnte als aus einem περιγραφόμενον das περιγραφόμενοϲ. Portus Zu Portus-Porto in der Spätantike vgl. Soz. 9,6,2 und S. Coccia, Il Portus Romae alla fine dell’antichità nel quadro del sistema di approvvigionamento della città di Roma, in: A. Gallina Zevi / A. Claridge (Hgg.), „Roman Ostia“ revisited, London 1996, 293-307. In Porto selbst gab es zw den Titel des procurator portus utriusque erklärt, vgl. zur Deutung C. Bruun, L’amministrazione imperiale di Ostia e Portus, in: C. Bruun / A. Gallina Zevi (Hgg.), Ostia e Portus nelle loro relazioni con Roma, Rom 2002,

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161-192. Die Verbindung von Portus und Ostia ist etwa beim adiutor praefecti annonae ad horrea Ostiensia et Portuensia (Bruun, 167) nachgewiesen. Als dritten Hafen könnte Philost. das „Darsena“-Becken in der Einfahrt des Traianhafens hinzugerechnet haben, vgl. Wirbelauer, Eroberung Roms, 237 und S. Coccia, Il „Portus Romae“ fra tarda antichità ed altomedioevo, in: L. Paroli / P. Delogu (Hgg.), La Storia economica di Roma nell’alto Medioevo alla luce dei recenti scavi archeologici, Florenz 1992, 177-200. Allerdings sind in dem von der British School at Rome und der Universität Southampton vorangetriebenen Portus-Projekt vielleicht die Entdeckungen zusätzlicher Strukturen möglich, die auf weitere Hafenanlagen hinweisen könnten. Zur Größe von Portus als „kleiner Stadt“: Portus war als civitas Flavia Constantiniana Portuensis selbständige Stadtgemeinde, vgl. CIL 14,4449 (AE 1926,119) und Wirbelauer, Eroberung Roms, 237. In der Spätantike wurde in Portus Getreide aus Africa eingelagert, das von Philost. hier als öffentliches Getreide bezeichnet wird. Das Getreide aus Alexandreia, das in der Spätantike dann nach Konstantinopel transportiert wurde, scheint schon in der hohen Kaiserzeit für Rom eine geringere Rolle gespielt zu haben, vgl. S. Keay, Portus and the Alexandrian Grain Trade Revisited, in: M. Dalla Riva (Hg.), Meetings between Culture in the Ancient Mediterranean, Proc. of the 17th International Congress of Classical Archeology, Rom 22-26 Sept. 2008, Bolletino di Archeologia online, Volume speciale, 2010 (mit Literatur zur Rolle von Portus in der Getreideversorgung). (4) ἑλὼν ... τὸν Πόρτον καὶ ... πολιορκήϲαϲ τὴν Ῥώμην ... αἱρεῖ Das καὶ dient entweder dazu, die beiden Partizipien zu verbinden, obwohl deren zweites inhaltlich eher dem Prädikat nahesteht (vgl. zu solchen Reihungen 9,11 καταϲτὰϲ καὶ ... ἔχων ... κατεδικάϲατο; 9,15,2 παραϲυρεὶϲ ... καὶ ... ἀρξάμενοϲ ... ἀπώλετο; 12,3,5 λαβὼν καὶ ... πληρῶν ... ϲτρατεύει); oder es fügt an die Aussage über Portus (ἑλὼν - Πόρτον) die an, daß auch (καὶ) Rom das Schicksal der Eroberung traf (καὶ - αἱρεῖ); s. zu 12,13,1 ἀπράκτου - προϲετιμήθηϲαν. τῇ ϲιτοδείᾳ ἢ ταῖϲ ἄλλαιϲ μηχαναῖϲ πολιορκήϲαϲ τὴν Ῥώμην κατὰ κράτοϲ αἱρεῖ Das ἢ hat schon den Schreiber des cod. Bochart. gewundert, der drei Punkte darunter gesetzt und am Rand ἴϲωϲ καί notiert hat (vgl. Valesius, Annot. 154); so g wieder.1 Doch das ἢ ist hier im Sinne eines μᾶλλον ἢ benutzt (Hinweis 1

Das ἢ hätte demnach nicht ausschließende Funktion, sondern ließe wie das lat. vel beide Möglichkeiten zu (vgl. K.-G. 2,297 [2]).

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von C. Scardino; s. zu 7,8a,22 αὐτὸν - ἰϲχύειν), was zu den Berichten bei Soz. 9,6,2 u. Zos. 5,39 stimmt, wonach Alarich die Stadt ausgehungert hat (s. hist. Komm. zu belagerte er auch Rom und nahm es ... ein). belagerte er auch Rom und nahm es ... ein Von dieser angeblichen ersten Eroberung Roms ist sonst nichts bekannt. Vielmehr wird nach Zosimos die erste Belagerung abgebrochen, vgl. Zos. 5,42,1 f. und Soz. 9,6,7. Vgl. zu den Varianten Bleckmann, Krisen und Krisenbewältigung, 99; Wirbelauer, Eroberung Roms, 238. Zur ersten Belagerung Roms durch Alarich, vgl. Zos. 5,38-42. Bei dieser ersten Belagerung und Aushungerung Roms ist lediglich die Getreideversorgung von Portus nach Rom unterbunden worden, vgl. Soz. 9,6,2 und Zos. 5,39,1 u. 5,42,1 f. Die (nur einmal erfolgte) Einnahme von Portus findet im Rahmen einer zweiten Belagerung statt, infolge derer Alarich die Römer zwingt, den Attalus zu erheben, vgl. Soz. 9,8,1: „Als er zweimal darüber durch Vermittlung von Bischöfen Angebote gemacht und eine Abfuhr erhalten hatte, zog er vor Rom und belagerte die Stadt erneut. Nachdem er von der einen Seite Portus erobert hatte, zwingt er die Römer, Attalus, den damaligen Stadtpräfekten, zum Kaiser zu wählen.“ (Übers. nach Hansen) S. auch Zos. 6,6,1 f. Philost. hat also in seiner Erzählung zwei zu unterscheidende Belagerungen Roms durch Alarich, in deren Vorgeschichte Portus eine Rolle spielt, zu einer einzigen verwoben. Er hat ferner diese Belagerung dann mit einer ersten Einnahme Roms selbst enden lassen. Vorher gab es bereits eine Plünderung der Umgebung Roms. Solche Phasenverschiebungen, Dubletten und Phasenverschmelzungen gehören zu einer für die antike Historiographie typischen Variantentechnik, die Philost. auch in seinen Darstellungen über kirchengeschichtliche Vorgänge verwendet, vgl. Einleitung, S. 89-92. Von zwei historischen Eroberungen von Portus geht Wirbelauer, Eroberung Roms, 238 aus. Die zitierten Passagen aus Sozomenos und Zosimos stützen das aber m. E. nicht. die Römer abgestimmt hatten In der Olympiodor-Epitome des Photios (Olymp. fr. 3 Müller = 6 Blockley), aber auch in der von Olympiodor abgeleiteten Tradition wird der Eindruck erweckt, Alarich habe den Wahlakt und die Person des Kaisers selbst bestimmt, vgl. Zos. 6,7,1 und Soz. 9,8,1, während bei Philost. die Wahl offenkundig den Römern, d. h. dem Se rich bestätigt wird. Cesa, Il matrimonio di Placidia ed Ataulfo, 25, die auf die Unterschiede zwischen Philost. und der Paralleltradition aufmerksam macht, zieht die – allerdings kaum klar formulierte – Version Philostorgs

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von einer vorangehenden Wahl, die zur späteren Selbständigkeit des Attalus besser passt, vor. Allerdings sieht sie in der größeren sachlichen Richtigkeit anscheinend ein Indiz dafür, dass Philost. näher an Olympiodor ist als die Parallelquellen, ähnlich Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 110, der sogar von einem „fragment of Olympiodorus from Philostorgius“ spricht. Ich würde hierin eher ein weiteres Indiz dafür sehen, dass Philost. unabhängig von Olympiodor eine über die stadtrömischen Ereignisse gut informierte Quelle benutzt hat. Ionier Attalus war vermutlich der Sohn des aus Antiocheia stammenden Ampelius, Stadtpräfekt von 370 bis 372, vgl. Chastagnol, Les fastes de la préfecture de Rome, 267. Die Abstammung der Familie aus Ionien lässt sich nicht belegen. Sie kann nicht ohne weiteres – durch die Behauptung „Ionier“ sei als „Grieche aufzufassen –, mit der konkurrierenden Angabe einer Herkunft aus Antiocheia verbunden werden, richtig Wirbelauer, Eroberung Roms, 239. Vielleicht handelt es sich hier um eine freie, durch die Attaliden erklärbare Erfindung. O. Seeck, Symm. op. (MGH AA 6,1) p. CLXXI Anm. 865 vermutet allerdings, dass er in der Provinz Asia geboren wurde, als sein Vater dort Prokonsul war. Heide … und Präfekt Dass die Erhebung des seit Februar oder März als Stadtpräfekten amtierenden Attalus kein Ausdruck einer paganen Reaktion – vgl. G. Manganaro, La reazione pagana a Roma nel 408-409 d. C., GIF 12 (1960) 210-223 – gewesen sein kann, geht daraus hervor, dass Attalus nicht Heide blieb, sondern sich vom Bischof Sigesarius taufen ließ, vgl. Soz. 9,9,1. Im Sinne der Hypothese von Manganaro dagegen Oost, Galla Placidia Augusta, 93 Anm. 18. Die Taufe des Attalus wird zumindest im Philost.-Exzerpt des Photios nicht erwähnt. Auch in der Originalversion des Philost. war Attalos wahrscheinlich bis zuletzt Heide. (5) ὁ λιμὸϲ αὐτὸϲ Wenn richtig überliefert, liegt in dem αὐτὸϲ der nicht eigens ausgedrückte Zwischengedanke, daß allein schon (αὐτὸϲ) die in (4) erwähnte Hungersnot (τῇ ϲιτοδείᾳ ... πολιορκήϲαϲ τὴν Ῥώμην) ausgereicht hat, die Bevölkerung zu reduzieren.1 Erschwerend kam dann der dadurch bedingte Kannibalismus hinzu (s. hist. Komm. zu Kannibalismus). Das zuerst in der Hs. B geschriebene αὐτῶ, d. h. αὐτῷ, ergibt, da es sich nur auf Alarich beziehen könnte, keinen befriedigenden Sinn. Möglicherweise deutet dies aber auf ein u von R. Kassel), das als gen. part. zum Relativpronomen ὅπερ zu verstehen 1

Wie schwer dieses αὐτὸϲ zu fassen ist, erhellt daraus, daß die Übersetzungen außer Gothofredus 162 („fames ipsa“) es nicht wiedergeben.

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wäre (vgl. K.-G. 1,339) und eine Brücke zum folgenden αὐτοῖϲ (s. z. St.) schlagen würde (zur Rahmenstellung von ὅπερ u. αὐτῶν s. 2,5,5 ὅπερ ἰϲχὺν ἔχει ταῦτα ποιεῖν; 2,9a,8 ἔνδοξον αὐτὴν ἐκάλεϲε Ῥώμην; 2,11,1 ὅτι τὸ δυϲϲεβὲϲ οὗτοϲ τοῦ ψεύδουϲ ὄργανον). Freilich sind die damit bezeichneten Römer kurz vorher bereits mit τῶν Ῥωμαίων genannt worden. αὐτοῖϲ sc. τοῖϲ Ῥωμαίοιϲ, dem τὸ λείψανον τῶν Ῥωμαίων zu entnehmen, wenn nicht einfach αὑτοῖϲ oder ἑαυτοῖϲ zu schreiben ist. ἀκρωτηρίων Bidez hat das in B überlieferte ἀκρωτηριῶν1 in den Text gesetzt, weil er die Existenz des Substantivs ἀκρωτηρία für möglich hielt (vgl. Philostorgius 310 s. v.; im app. crit. z. St. aber „ἀκρωτηρίων Nic.“). τῇ περιτομῇ ... ὠνήϲαϲθαι Vgl. 12,14,2 χρυϲίῳ καταθέμενοι τὴν ὀργὴν καὶ τὰ ὅπλα; K.-G. 1,438 (10). Kannibalismus Vgl. zum Terminus ἀλληλοφαγία Olymp. fr. 1,4 Müller = 7,1 Blockley; Zos. 5,40,1 und (für die zweite Belagerung) Soz. 9,8,8, wo allerdings der Begriff nicht gebraucht wird. S. zum Begriff ferner Procop. Vand. 1,2,27. Belegt ist der Begriff bei Hdt. 3,25, vgl. Wirbelauer, Eroberung Roms, 240. Der Ausdruck gehört damit zu den zahlreichen Herodoteismen bei Philost. und ist hier möglicherweise unabhängig von Olympiodor gebraucht worden. Schon die vorangehenden Bemerkungen über die angebliche Einnahme von Rom vor der Erhebung des Attalus zeigen, dass nach Philost. die Aushungerung und die Versorgungskrise Roms angeblich schon vor der Erhebung des Attalus einsetzt. Olympiodor (Soz. 9,8,8 = Olymp. fr. 10,1 Blockley; Zos. 6,11,2) erklärt dagegen die Versorgungskrise damit, dass Attalus den Constans gegen Heraclianus ausschickt und dieser scheitert. So gelangt dann kein Korn mehr von Afrika nach Rom, vgl. Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 110: „As a result of Constans’ failed expedition, Heraclian cancelled the grain shipments to Rome, causing famine in the city.“ Hier ist ein weiteres Beispiel für eine tiefgreifende Umgestaltung der Erzählzusammenhänge durch Philost. mittels der Technik der Phasenverschiebung zu erkennen. den Rang eines Heermeisters Zur Ernennung des Alarich zum Heermeister des Attalus vgl. Zos. 6,7,2 und Soz. 9,8,2. Attalus … Extremitäten zu erkaufen schen Attalus und Honorius vgl. Cesa, Il matrimonio di Placidia ed Ataulfo, 29 mit einer Diskussion der Darstellung Olympiodors, die aus Olymp. 1

Wie andere unbedeutende Akzentfehler wird er nicht im app. crit. dieser Ed. notiert.

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fr. 1,13 Müller = 14 Blockley und Soz. 9,8,5 (aus Olympiodor) zu rekonstruieren ist. Marasco, Filostorgio, 247 geht davon aus, dass Philost. die Erzählung Olympiodors modifiziert habe. Jedenfalls zeigt sich, dass Philost. eine Version bietet, die mit derjenigen Olympiodors nicht völlig vereinbar ist. Bei Philost. geht die Initiative anscheinend, sofern die stark verkürzte Darstellung durch Photios hier eine Entscheidung erlaubt, von Attalus aus. In der Version Olympiodors hingegen schickt nämlich Honorius Gesandte, die dem Attalus eine Aufteilung der Herrschaft vorschlagen. Honorius möchte also den Attalus als Kollegen aufnehmen, vgl. Zos. 6,8,1, s. auch die Bezeichnung der Gesandtschaft bei Olympiodor als eine Gesandtschaft „von Kaiser zu Kaiser“. Attalus lehnt bei Soz. 9,8,5 explizit eine Verstümmelung des Honorius ab, fordert aber, dass sich der legitime Kaiser auf eine Insel zurückzieht. Dies entspricht der Originalversion des Olympiodor besser (Rückzug ohne Verstümmelung), während bei Zos. 6,8,1 (ebenfalls aus Olympiodor geschöpft) Attalus nicht nur den Rückzug ins Privatleben, sondern auch die Verstümmelung – gemeint ist ein Abschneiden der Finger – fordert. Vgl. zur Erklärung des Verstümmelungsdetails Paschoud, Zosime III 2, 49 f., der zu Recht davon ausgeht, dass die Version von der angeblichen Verstümmelungsforderung des Attalus bei Zosimos und Philost. nicht auf Olympiodor als Grundquelle hinweist, sondern bei beiden Quellen unabhängig voneinander entstanden ist: „Il est beaucoup plus facile d’admettre que Philostorge (ou Photios résumant Philostorge) et Zosime aient commis indépendamment à peu près les mêmes erreurs sur cette question de mutilation.“ Wegen der deutlichen Bezüge zu dem Schicksal, das Attalus selbst später hinnehmen musste (Verstümmelung und Verbannung nach Lipara), dürfte allerdings die Version des Philost. nicht bloß aus einem Irrtum hervorgegangen sein, sondern einer legitimistischen Erzählung, in der Überheblichkeit und Fall, maßlose Arroganz und das verdiente Schicksal eines gegen den legitimen Kaiser rebellierenden Usurpators aufeinander bezogen wurden. (6) ἀποδύει μὲν Korrespondiert mit (7) μετὰ τοῦτο, vergleichbar πρῶτον μὲν ... ἔπειτα (dazu Denniston 376 f. [3]). φαϲιν S. zu 12,11. Sarus … verjagte ihn von Ravenna Die Rettung des schon fast abgesetzten und in Ravenna von den in O Attalus belagerten Honorius erfolgt in der wesentlich besseren Alternativtradition Olympiodors nicht durch den Einsatz des Sarus, sondern vor allem durch die Ankunft von massiver Truppenunterstützung aus dem

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Osten (zur Wiederherstellung der Beziehungen mit dem Ostreich vgl. Cod. Theod. 7,16,1), ferner durch die Unterstützung durch Heraclianus, vgl. zu diesen Faktoren Zos. 6,8,2 f.; 10,2 und 11,1; Soz. 9,8,6 mit Cesa, Il matrimonio di Placidia ed Ataulfo, 30 f.; Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 111. Sarus war im Frühjahr 408 gegen Constantinus III. von Honorius ausgeschickt worden. Er war aber dann zum Rückzug gezwungen worden. Welche Position er nach der gescheiterten Kampagne gegen Constantinus III. bekleidete, ist unklar. Die Tradition Olympiodors weicht jedenfalls, was die Rolle des Sarus betrifft, deutlich von Philost. ab. Sarus ist bei Olympiodor ein Gotenhäuptling mit einer Truppe von wenigen hundert Mann, vgl. Olymp. fr. 1,3 Müller = 6 Blockley; Zos. 6,2,3 (Entsendung der Truppe des Sarus gegen Constantinus III. durch Stilicho) mit Paschoud, Zosime III 1, 222-224. Bei Zos. 6,13,2 muss sich der unabhängige Sarus zwischen Alarich und Honorius entscheiden, s. Oost, Galla Placidia Augusta, 96. Die Angabe bei Soz. 9,15,3, in der der unabhängige Sarus zu einem Usurpator gegen Honorius gemacht wird, muss auf einem Missverständnis einer ähnlichen Angabe beruhen. Baldini, Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio, 57 Anm. 69 nimmt an, dass Philost. mit seiner Angabe, Sarus sei Heermeister gewesen, eine Angabe aus Olympiodor (vgl. Zos. 5,36,2) missverstanden hat, nämlich diejenige, Honorius habe die Absicht gehabt, Sarus zum Heermeister zu erheben. Möglicherweise sei das Missverständnis auch erst auf Photios zurückzuführen. M. E. stellte aber bereits Philost. den Sarus, der angeblich Nachfolger Stilichos war, ganz bewusst als gleichrangigen kaisertreuen Rivalen des Alarich dar. Möglicherweise ist diese Behauptung daraus gesponnen, dass Sigerich, der Bruder des Sarus, nach der Ermordung des Athaulf die gotische Königswürde übernehmen sollte, vgl. Olymp. fr. 1,26 Müller = 26,2 Blockley mit Oost (wie oben), 136, ferner aus der Konfrontation zwischen Sarus und Alarich unmittelbar vor der Eroberung Roms, s. dazu den Komm. zu Philost. 12,3,7. Die Überbetonung der Rolle des Sarus fällt freilich auch bei Orosius (7,37,12) auf, der ihm gemeinsam mit Uldin die Verdienste des Stilicho gegen Radagaisus zuschreibt: conceduntur quidem adversus immanissimum illum hostem Radagaisum aliorum hostium cum copiis suis inclinati ad auxilium animi: adsunt Uldin et Sarus, Hunorum et Gothorum duces, praesidio Romanorum. Orosius und Philost. schöpfen also h meinsamen westlichen Tradition. entkleidete Attalus der Kaiserherrschaft In Wirklichkeit erfolgte die Entthronung des Attalus vor den Mauern seiner damaligen Residenz Rimi-

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ni, vgl. Zos. 6,12,3 mit Oost, Galla Placidia Augusta, 95 f.; Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 112; Chaffin, Olympiodorus of Thebes, 152 Anm. 35. Soz. 9,8,10 suggeriert ähnlich wie Philost. Rom oder die Umgebung von Rom als Ort der Absetzung. Bei Sozomenos ist die Verkürzung, was den Ort betrifft, anscheinend aus Unachtsamkeit geschehen, der Grund der Absetzung lässt sich dagegen durchaus mit der Version des Zosimos in Übereinstimmung bringen, was sich daraus erklärt, dass beide Versionen aus Olympiodor schöpfen. Olympiodor und Philost. haben also über den Ort der Absetzung vermutlich divergierend berichtet. Zur Eroberung von Portus: Philost. geht von zwei Angriffen Alarichs auf Portus aus, vgl. auch 12,3,8. Nach dem ersten Angriff wurde Attalus eingesetzt, nach dem zweiten wieder abgesetzt. Es gibt aber keine plausible Begründung dafür, warum Alarich und Attalus zwischenzeitlich Portus wieder verloren haben sollten. Die Absetzung des Attalus fand im Frühjahr 410 statt, zu den Quellen s. Paschoud, Zosime III 2, 63. nach Meinung der einen … im Wege zu stehen schien Das Referat des Photios erweckt den Eindruck, dass Philost. zwei Versionen über die Absetzung des Attalus durch Alarich enthielt. In dem sehr knappen Olympiodor-Referat bei Photios (bibl. cod. 82) wird Attalus aus einem anderen als dem von Philost. angegebenen Grund abgesetzt, nämlich, weil er dem Alarich nicht gehorcht, vgl. Olymp. fr. 1,13 Müller = 14 Blockley. Marasco, Filostorgio, 249 sieht in der ersten Version bei Philost. eine Analogie zu Olympiodor (vgl. Zos. 6,9,3 und 6,12,2) und postuliert dementsprechend Olympiodor als Quelle des Philost.. Die zweite Version des Philost. soll dagegen der Darstellung bei Soz. 9,8,9 f. entsprechen, in der Alarich nach dem Scheitern seiner Afrika-Unternehmung den Attalus absetzt, um sich mit Honorius zu verständigen. Ob zwei verschiedene Quellen benutzt worden sind, ist aber hier nicht nachzuweisen, da auch Sozomenos aus Olympiodor geschöpft und seine Version daher kaum einen anderen Ursprung haben kann als die Version aus Zosimos und den OlympiodorFragmenten bei Photios. Die Absetzung des Attalus, aus welchen Gründen auch immer, bildete in Wirklichkeit eine Voraussetzung dafür, überhaupt mit Honorius verhandeln zu können. Philost. lag also vermutlich eine differenzierte Erzählung in der Art Olympiodors vor, in der zuerst die Unzufriedenheit des Alarich mit Attalus und mächtigkeit erfolgte Absetzung beschrieben und in der dann die Verhandlungen mit Honorius als Folge der Absetzung des Attalus aufgefasst wurden. Diese Erzählung hat er in zwei Versionen aufgespalten, vgl. auch Pa-

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schoud, Zosime III 2, 63. Philost. hätte dann seine Vorlage manipuliert und in künstlicher Weise zwei Versionen gebildet, in gleicher Form, in der er für die Erzählung über den Tod Jovians mehrere Alternativversionen zu einer einzigen Erzählung verbunden hat. (7) μὴ ἂν ἄξιον εἶναι Die eindeutige Ablehnung wird mit einem urbanen Potentialis verbrämt (s. zu 7,14,6 μὴ ἄν ποτε διαπεϲεῖν), was den arroganten Tonfall verschärft. vom vorhin erwähnten Sarus Zur Rolle des Sarus in der unmittelbaren Vorgeschichte der Eroberung Roms 410 vgl. Cesa, Il matrimonio di Placidia ed Ataulfo, 31 f. Die von Philost. nicht erwähnte Begegnung zwischen Honorius und Alarich bei Ravenna wurde durch einen plötzlichen Angriff des Sarus gestört, vgl. Soz. 9,9,3 f. Das Scheitern einer Verständigung mit Honorius und dieser Angriff des Sarus waren es dann, die Alarich provozierten, gegen Rom zu marschieren. (8) ὡϲ πολέμιοϲ Reaktion auf die Bemerkung in (7), nicht würdig zu sein, zu den Freunden gerechnet zu werden. ein Jahr nach dem ersten Angriff auf Portus Zur chronologischen Angabe des Philost.: Da die Eroberung Roms bekanntlich am 24. August 410 stattfand, müsste der erste von angeblich zwei Angriffen gegen Portus, von denen Philost. weiß (s. oben), im Sommer 409 stattgefunden haben. Attalus, der nach dem ersten Angriff auf Portus erhoben worden sein soll, ist aber erst im Dezember 409 Kaiser geworden, vgl. Chastagnol, Les fastes de la Préfecture de Rome, 267. Die Chronologie von Philost. ist also problematisch. als Feind Die Attacke Alarichs gegen Rom ist nach der Darstellung von Philost. nicht rational bedacht, sondern ergab sich aus dem Zorn über die Tatsache, dass er nicht in den Kreis der „Freunde“ des Honorius gelangte. Auch bei Olympiodor sind es Emotionen, nämlich Wut und Angst, die nach der Attacke des Sarus und dem Scheitern eines Ausgleichs, den Alarich zu einem Angriff auf Rom treiben, vgl. Soz. 9,9,4. Anders hierzu Marasco, Filostorgio, 249. grandioser Ruf … niedergemetzelt wurden Philost. weist nicht darauf hin, dass die Stadt durch Verrat eingenommen wurde, vgl. Procop. Vand. 1,2,14-23; Soz. 9,9,4. Die Katastrophe Roms wird durch den pathetischen Wortfall besonders hervorgehoben, die apokalyptischen Himmelszeichen erinnern, die von Philost. im ausgehenden elften Buch beschrieben werden. Der Unterschied zwischen Philost. und den orthodoxen Kirchenhistorikern ist augenfällig. Für diese ist

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die Eroberung Roms entweder nur „lokal von Bedeutung“ oder sie wird, wie im Falle Theodorets, überhaupt nicht erwähnt, vgl. dazu Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 145. S. auch Marasco, Filostorgio, 246 und Bleckmann, Apokalypse und kosmische Katastrophen, 13-15. Die bei den übrigen Kirchenhistorikern greifbaren Erklärungen und Relativierungen finden sich alle bei Philost. nicht. Alarich ist nicht das Werkzeug göttlicher Gerechtigkeit, seine christliche Konfession wird nicht erwähnt, vgl. Bleckmann, Krisen und Krisenbewältigung, 103-105; M. Meier / S. Patzoldt, August 410: Ein Kampf um Rom, Stuttgart 2010, 8992. Zur Frage, inwiefern die Eroberung Roms aus einer apokalyptisch-pessimistischen Geschichtsperspektive von Philost. so pathetisch beschrieben wurde (s. z. B. Bidez, Philostogius, CXIV; Kaegi, Byzantium and the Decline of Rome, 10-15), s. die Erläuterungen in der Einleitung, S. 98 Anm. 4. In der Hauptsache geht es Philost. wohl darum, das Desaster der Herrschaft der theodosianischen Dynastie zu charakterisieren. Eine gewisse Gemeinsamkeit in der Bewertung der Katastrophe Roms findet man dabei in der der theodosianischen Dynastie gegenüber kritisch eingestellten „Narratio de imperatoribus domus Valentinianae et Theodosianae“, vgl. Chron. Gall. chron. I p. 630,5-7: multa in huius principatu gravia rei publicae vulnera contigerunt, sed illud acerbissimum fuit, quod urbs Roma per Alaricum Gothorum regem capta atque subversa est. Diese Perspektive teilt auch der gegenüber Theodosius zwar sehr positiv, gegen seine Nachfolger (besonders Theodosius II., der die haeresis nefaria a quodam archimandrite commota, also den Glauben des Eutyches, begünstigt, vgl. Chron. Gall. chron. I p. 662,135) aber sehr kritisch eingestellte Autor der Chronik von 452, vgl. chron. I p. 654,65: ipsa denique orbis caput Roma depraedationi Gothorum foedissime patuit. plünderte Alarich die Gebiete in Kampanien Nach der Verwüstung Roms zog Alarich in südliche Richtung, in der Absicht die Überfahrt nach Sizilien zu versuchen. Aus Philost. lernt man, dass sein Weg über Kampanien führte. Die Verwüstung Nolas durch die Barbaren und die Gefangennahme des Paulinus von Nola wird von Aug. civ. 1,10 geschildert. Sie ist auch Gegenstand einer aus dem Codex Neapolitanus VIII. B.3 zu rekonstruierenden inschriftlichen Danksagung des Paulinus, vgl. T. Lehmann, Z linus Nolanus, RQA 93 (1998) 181-199. Kampanien, das ohnehin schon stark durch Steuern belastet war und das dann auch hostium vastavit incursio, musste nach einer Verfügung des Honorius aus dem Jahre 418 für die

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zurückliegende Zeit nur ein Neuntel des üblichen Steuervolumens zahlen, vgl. Cod. Theod. 11,28,12. verstarb dort Der Irrtum (oder die absichtliche Variante) über den Todesort Alarichs dürfte wieder auf Philost. zurückgehen, vgl. zur Bestattung Alarichs in Cosenza Iord. Get. 157 f. Dass Alarich unmittelbar vor seinem Tod im Begriff war, nach Sizilien überzusetzen, bezeugt Olymp. fr. 1,15 Müller = 16 Blockley. 4.-6. Die Handschrift läßt fol. 260 recto an mehreren Stellen Platz frei, der von einzelnen Wörtern bis zu ein bzw. zwei Zeilen reicht, woraus in der Regel auf Schäden in der Vorlage geschlossen wird: „Offenbar hat unser Schreiber die Lücken genau nach der Länge der Stellen bemessen, die er nicht zu copieren vermochte“ (Bidez, Philostorgius XXI). Ob dies allerdings auch für die drei Partien gilt, an denen er ganze Zeilen unbeschrieben gelassen hat, ist nicht ganz sicher, denn danach setzt er jeweils wieder am Zeilenanfang neu ein, so daß die Lücken hier auch etwas größer oder kleiner gewesen sein könnten. Zudem ist nicht auszuschließen, daß nicht die Vorlage von B schadhaft war, sondern eine ihrer Vorgängerinnen, so daß B nur deren Lückenangaben weiterreichen würde, wie es auch bei den von B abhängigen Hss. der Fall ist (vgl. Bidez, Philostorgius XXII. XXVXXVIII) – was eine zusätzliche Fehlerquelle darstellen könnte. Die hiesigen Größenangaben der Lücken beziehen sich nur auf nebeneinander stehende Buchstaben; es können also mehr fehlen, wenn man bei den Ergänzungen mit Abbreviaturen und hochgestellten, etwas kleiner geschriebenen Wortenden rechnet, die sich in B häufig finden. 4. (1-2) Vgl. Dan. 2,41-43 (LXX) (Daniels Deutung der Statue in Nabuchodonosors Traum) ὡϲ ἑώρακαϲ τοὺϲ πόδαϲ αὐτῆϲ (sc. τῆϲ εἰκόνοϲ) μέροϲ μέν τι ὀϲτράκου (vgl. hier ὀϲτρακίνῳ) κεραμικοῦ, μέροϲ δέ τι ϲιδήρου (vgl. hier ἐκ ϲιδήρου), βαϲιλεία ἄλλη διμερὴϲ ἔϲται ἐν αὐτῇ, καθάπερ εἶδεϲ τὸν ϲίδηρον ἀναμεμειγμένον (vgl. hier ϲυναφθῆναι) ἅμα τῷ πηλίνῳ ὀϲτράκῳ· (42) καὶ οἱ δάκτυλοι τῶν ποδῶν μέροϲ μέν τι ϲιδηροῦν, μέροϲ δέ τι ὀϲτράκινον, μέροϲ τι τῆϲ βαϲιλείαϲ ἔϲται ἰϲχυρὸν καὶ μέροϲ τι ἔϲται ϲυντετριμμένον. (43) καὶ ὡϲ εἶδεϲ τὸν ϲίδηρον ἀναμεμειγμένον ἅμα τῷ πηλίνῳ ὀϲτράκῳ, ϲυμμειγεῖϲ ἔϲονται εἰϲ γένεϲιν ἀνθρώπων (vgl. hier γαμικαῖϲ ὁμιλίαιϲ ... ϲυνήπτετο), οὐκ ἔϲονται δὲ ὁμονοοῦντεϲ οὔτε εὐνοοῦντεϲ ἀλλήλοιϲ, ται ϲυγκραθῆναι τῷ ὀϲτράκῳ. (1) ὁ δὲ τῆϲ αὐτοῦ γυναικὸϲ ἀδελφὸϲ [ Zu Anfang der zwei Zeilen großen Lücke in B wird etwas verlorengegangen sein wie Ἀδαοῦλφοϲ

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καθίϲταται διάδοχοϲ, vgl. Olymp. fr. 11,4 Bl. ὅτι Ἀλαρίχου νόϲῳ τελευτήϲαντοϲ διάδοχοϲ αὐτοῦ Ἀδαοῦλφοϲ καθίϲταται ὁ τῆϲ γυναικὸϲ ἀδελφόϲ (vgl. Gothofredus, Diss. 475 f.; Jeep, Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern 77). ]. βαρβαρικοῦ γὰρ γένουϲ τοῦ Ϲαυροματῶν χρηματίζειν αὐτοὺϲ Da γάρ in den Philostorgzeugen an zweiter Stelle steht (vgl. 6,4,2 ὁ γὰρ Ἀκάκιοϲ; 10,9,4 τὴν γὰρ ἀρχήν; 11,1,1 διαλεγόμενοϲ γάρ ποτε u. ὁ γὰρ δορυφόροϲ; 12,4,2 τὴν γὰρ ὀϲτρακίνην φύϲιν)1, muß mit βαρβαρικοῦ ein neuer Satz beginnen. Der inf. dürfte von einem in der Lücke verlorengegangenen λέγει bzw. φηϲιν (sc. Philostorgius) abhängen; zu χρηματίζειν mit gen. poss. vgl. 3,15,6 ὁ Λεόντιοϲ ... τῶν μαθητῶν Λουκιανοῦ χρηματίϲαϲ. Mit αὐτοὺϲ müssen Athaulf und die Goten gemeint sein (vgl. Valesius, Annot. 155). Bruder seiner Frau Hier war offenkundig die Rede von Athaulf, dem Schwager des Alarich und Gemahl der Galla Placidia, auf die weiter unten im zerstörten Kapitel hingewiesen wird. Vermutlich wird Athaulf nur wegen dieser Verschwägerung als consanguineus und propinquus des Alarich bezeichnet, vgl. Iord. Get. 158 und Oros. hist. 7,40,2. zum Barbarenvolk der Sarmaten Eingegangen wurde hier wahrscheinlich auf den Ursprung der Goten bzw. der „Skythen“, vgl. zur Benennung der Goten als Skythen Philost. 2,5 und 9,17. Bei Procop. Got. 4,5,6 werden im Zusammenhang mit ethnographischen Ausführungen zum Ursprung der Goten allerdings Sarmaten von Skythen geschieden, vgl. dagegen Procop. Vand. 3,2,2, wo diverse ostgermanische Völkerschaft ursprünglich Sarmaten hießen. Vgl. zu diesen Bezügen bereits Valesius, Annot. 155: „De ipso Ataulfo et de Gothis quos origine Sarmatas fuisse scribit Philostorgius.“ (2) τὴν γὰρ ὀϲτρακίνην φύϲιν [ Mit Blick auf Dan. 2,43 (s. o. zu 12,4,1 f.) könnte die von Valesius 534 in der Übersetzung vorgetragene Ergänzung zumindest in Teilen das Richtige treffen: „tunc enim testacea natura coniuncta est ferreae. sed quoniam scriptura dicit non diu permansuram esse eam coniunctionem, idcirco Constantius, qui Placidiam adamabat, hanc spem animo conceperat se, si Adaulfum bello superasset, Placidiam sibi sponsam accepturum esse.“ νυμφεύϲαιτο Der inf. aor. nach ἐλ in den Philostorgzeugen und bei Photios gelegentlich belegt, vgl. 5,3 ὑπο1

Ausnahmen bilden wie üblich die Stellen, an denen eine weitere Partikel oder eine Präposition hinzukommt.

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ϲχέϲειϲ λάβοι ... ἀθωωθῆναι; 7,15a,2 ἐλπίϲαϲ ... ἕξειν καὶ ... γενέϲθαι ..., περιγενέϲθαι δὲ καὶ ... ἐξαλείφειν; Phot. bibl. cod. 223 p. 220 b 33-35 πρᾶγμα κεκινημένον ἢ κινηθηϲόμενον προϲδοκήϲαντεϲ, οἵαν ἠλπίϲαμεν ἀρχὴν λαβεῖν ἢ τέλοϲ, τοιοῦτον λαβεῖν κατελάβομεν; 238 p. 316 a 4-6 ἀφίεται εἰϲ τὴν πατρίδα πολλῶν ἐλπίϲαϲ παρὰ Ἡρώδῃ τυχεῖν (vgl. Schwyzer 2,296 [β]). Das könnte vielleicht auch – trotz K.-G. 1,188 f. – für den opt. aor. im Aussagesatz gelten. Doch kann hinter Πλακιδίαν leicht ein ἂν ausgefallen oder ein opt. fut. νυμφεύϲοιτο verfälscht worden sein. Denn die tönerne Natur Der fragmentarische Zustand des Exzerpts des Photios lässt nicht erkennen, in welcher Weise Philost., der sich in seiner Auseinandersetzung mit Porphyrios intensiv auch mit dem Buch Daniel beschäftigt hat, die Passage der Danielapokalypse über die Mischung von Ton und Eisen (Dan 2,32-35) interpretiert hat. Jedenfalls war eine endzeitliche, auf die dramatischen Zeitereignisse bezogene Interpretation bereits zu einer Zeit weit verbreitet, in der das römische Reich noch keinen wirklich kritischen Herausforderungen unterworfen worden war, vgl. zum Fragment eines wohl mit dem bekannten Eudoxios von Antiocheia-Konstantinopel zu identifizierenden Eudoxius philosophus Tetz, EudoxiusFragmente, 19: „Es (das Eisen) ist die Machthaberin über die Materie, wie es auch das Römerreich wurde, und es herrschte am Anfang über alle, aber in der Endzeit hört dies auf; am Ende läuft es in Ton aus, das sind hier die Fußzehen. So weit du nun die Herrschaft schwächer geworden siehst, so nahe erwarte das Ende vor der Tür.“ (Übers. Tetz) Die Danielapokalypse wurde nun auf die Hochzeit des Athaulf mit Galla Placidia im Jahre 414 bezogen, vgl. zu den Bezügen zwischen Dan 2,41-43 und der Hochzeit von 414 Hyd. chron. II p. 18,57 (SC 218,120,57); Sulp. Sev. chron. 2,3,5 f.; Hier. in Dan. 1,2,31-35 und in Is. 11, prol. In dem den Bemerkungen über die Hochzeit zwischen Athaulf und Galla Placidia vorangehenden Satz wird in der Regel eine Anspielung auf einen ersten Vertrag zwischen Westgoten und Honorius gesehen (um 412), vgl. G. Marasco, Filostorgio e i barbari, in: S. Bianchetti u. a. (Hgg.), Poikilma. Studi in onore di Michele R. Cataudella in occasione del 60. compleanno II, La Spezia 2001, 721735. Vgl. zur Instrumentalisierung dieser apokalyptischen Passagen als Kritik an der theodosianischen Dynastie das Bild der Verbindung zwischen der barbarischen Prinzessin Eudoxia und dem schwächlichen Arcadius bei Philost. 11,6) Bleckmann, Apokalypse und kosmische Katastrophen. Die Gefangenschaft der Galla Placidia

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und die Hochzeit mit dem Barbaren Athaulf wurden – unabhängig von der apokalyptischen Dimension dieser Hochzeit – als gewaltiger Prestigetiefpunkt in der Geschichte der theodosianischen Dynastie angesehen, vgl. die „Narratio de imperatoribus domus Valentinianae et Theodosianae“, Chron. Gall. chron. I p. 630,7: soror imperatoris Augusta Placidia primum captiva, deinde uxor regis quidem sed barbari statum temporum decolorat („Die Schwester des Kaisers, die Augusta Placidia, entstellt zunächst als Gefangene, dann als Gemahlin zwar eines Königs, aber doch eines Barbaren, den Zustand der Zeiten“). Placidia heiraten werde Zur Eheschließung zwischen Constantius und Galla Placidia s. Philost. 12,12,1. Philost. geht davon aus, dass Constantius den Plan der Eheschließung bereits zu Lebzeiten des Athaulf verfolgt hat. (3) πολλὰ δραματουργήϲαϲ Dies wird seit Valesius 534 in der Regel so verstanden, daß Athaulf viele Missetaten begangen habe; doch das liegt nicht in dem Verb (vgl. 4,10,1 u. 7,4,1), sondern ergibt sich aus dem engeren Zusammenhang.1 Auch das ἐξ ὀργῆϲ ist nicht mit Gothofredus 164 (Übers.) hierhin zu ziehen, sondern das Kolon lebt von dem Gegensatz zwischen οὐ πολὺ δὲ τὸ μέϲον und πολλὰ δραματουργήϲαϲ: Athaulf war in der kurzen Zeit sehr rege (vgl. O. Seeck, Art. Athaulfus, RE 2,2 [1896] 1939-41), ohne daß dies – sei es von Philostorg oder vom Exzerptor Photios – weiter ausgeführt wird. αὐτοὶ – ἀποκληρωϲάμενοι Gothofredus 164 und Blockley (Olymp. fr. 26,2) ziehen das αὐτοὶ nicht zum vorangehenden παρατίθενται (wie in B der Fall, wo hinter αὐτοὶ ein Hochpunkt steht, und in manchen Edd.), sondern zu Recht zum folgenden Partizipialgefüge, das zum Ausdruck bringt, was die Goten ihrerseits (αὐτοὶ) für die Übergabe der Placidia und des Attalus erhalten. Dabei sind die beiden nachgestellten part. aor. δεξιωθέντεϲ und ἀποκληρωϲάμενοι nicht vorzeitig (wie häufig angenommen), sondern sie enthalten die Begleithandlung neben dem praes. historicum παρατίθενται (vgl. 12,13,2 ἐγχειρίϲαϲ). Mit Placidia als Unterpfand hatten die Goten es nämlich trotz der Nahrungsmittelknappheit (s. hist. Komm. zu einen Teil des Lands der Galater) nicht nötig, in Vorleistung zu treten. aus Groll ermordet Zur Ermordung des Athaulf 415 in Barcelona vgl. Olymp. fr. 1,26 Müller = 26,1 Blockley. Zur Bedeutung von οἰκεῖοϲ s. den Komm. zu 7,15,3 1

Baldinis Übersetzung „molte cose avendo scritto in maniera drammatica“ (Cautele 25 und Eunapio, Olimpiodoro, Filostorgio 61) beruht auf einem Mißverständnis: Subjekt zu δραματουργήϲαϲ kann nur Athaulf, nicht Photios sein.

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nen protector/domesticus sehen. In der Umgebung eines germanischen Kriegerkönigs handelt es sich also um einen der Angehörigen der unmittelbaren und exklusiven Gefolgschaft. Bei Olympiodor wird Athaulf ebenfalls von einem eigenen Gefolgsmann (mit Namen Dubius) ermordet, der damit Rache für die Ermordung seines ersten Gefolgsherrn, Sarus, nimmt. Die Version des Philost., die einen von langer Hand geplanten Anschlag eher ausschließt, fügt sich zu der des Iord. Get. 163: Dort wird Athaulf von Eberwulf durchbohrt, weil er sich über dessen Körpergröße lustig gemacht habe. Das Bild des Barbaren Athaulf, der durch seine Heirat mit Galla Placidia die Ehre des theodosianischen Kaiserhauses befleckt und dann von einem Gefolgsmann in typischen Streitigkeiten umgebracht wird, ist bei Philost. eher negativ gezeichnet. Vom humanen Herrscher, der Goten und Römer zusammenbringen will, ist der Athaulf des Philost. sehr weit entfernt, während Olympiodor auf die römische Hochzeit und den Sohn Theodosius hinweist oder er bei Orosius sogar ein modellhafter, den Römern freundlicher Herrscher wird Placidiae uxoris suae, feminae sane ingenio acerrimae et religione satis probae, ad omnia bonarum ordinationum opera persuasu et consilio temperatus (7,43,7). einen Teil des Lands der Galater Die 410 gefangen genommene Galla Placidia wurde 416 infolge einer Vereinbarung zwischen Wallia und dem Heermeister Constantius zurückgegeben. Für den Einsatz im Kampf gegen andere Barbaren in Spanien wurden den ausgehungerten und in ihrer Existenz bedrohten Goten Getreidelieferungen zugesagt, vgl. zum Foedus von 416 Oros. hist. 7,42,12 f. und Olymp. fr. 1,31 Müller = 30 Blockley. Die Zuweisung eines Siedlungsgebiets in Gallien erfolgte allerdings erst 418, wird aber hier von Philost. in anachronistischer Weise vorweggenommen. 5. (1) χειρὶ καὶ γλώττῃ τὸν ϲυνοικιϲμὸν ἐπεκρότει Schon Valesius, Annot. 155 fragte sich nach dem genauen Sinn dieser Worte und erwog, ob mit ersterem Bestandteil (χειρὶ) eine Handbewegung gemeint sei, mit der Honorius seine Zustimmung zur instauratio urbis gegeben habe, oder der Akt des Unterschreibens eines kaiserlichen Gesetzes zur Wiederherstellung der Stadtmauer. Doch χειρὶ καὶ γλώττῃ ist, wie 11,3,1 ([über Rufin und Stilicho] ἑκάτεροϲ ... τὸ κράτοϲ τῆϲ ἀρχῆϲ διὰ χειρὸϲ καὶ γλώϲϲηϲ εἶχεν γεν κηρύϲϲων καὶ χειρὶ καὶ γλώϲϲῃ καὶ πάϲῃ μεθόδῳ τὸν οὐράνιον νυμφίον) zeigen, nicht ganz so konkret zu verstehen, sondern in einem allgemeineren Sinn: „in Wort und Tat“.

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Gleiches gilt für ἐπεκρότει, vgl. Phot. ep. 241,64 f. ([über die zweimalige Akklamation Davids zum König] τῶν ὑπολοίπων φυλῶν τὴν φθάϲαϲαν κρίϲιν ϲυμφώνοιϲ γνώμαιϲ ἐπικροτηϲάντων), Amph. 43,473-77 (εἰ ... καὶ μὴ δοκῇ [sc. Petrus] κατά γε τὴν τῶν ῥημάτων προφορὰν τῷ τῆϲ ἐκκληϲίαϲ ἔθει καὶ τῇ πράξει ϲυμφθέγγεϲθαι, ἀλλά γε φιλαλήθωϲ αὐτοῦ καὶ ἐπιμελῶϲ ὁ ϲκοπὸϲ ἀνερευνώμενοϲ οὐδὲν ἔλαττον, εἰ μὴ καὶ μᾶλλον, ταύτην ἐπικροτεῖ καὶ ϲυνίϲτηϲι) u. Amph. 66,18-21 ([über den, der einen gerechten Sinn nur vortäuscht] ὁ τοιοῦτοϲ ... δίκαιοϲ, κἂν πάντεϲ αὐτὸν ὑμνοῦϲι, κἂν πάντεϲ αὐτῷ τὸ δίκαιον ἐπικροτοῦϲιν, ἐν αὐτῷ τῷ ϲχήματι τῆϲ δικαιοϲύνηϲ αὐτοῦ καὶ τῷ ὀνόματι πρὸϲ τὴν ἐϲχάτην ἀδικίαν καὶ ἀπώλειαν καταφέρεται): Stets ist ein Applaudieren im übertragenen Sinne, ein Bestätigen, Bekräftigen gemeint. Aus unserem Passus ergibt sich also, daß Honorius der Wiederbesiedlung Roms in Wort und Tat seine Zustimmung erteilt hat, wobei die konkreten Maßnahmen (z. B. Zusage von Getreidelieferungen [vgl. Olymp. fr. 25 Bl. über die Versorgungsschwierigkeiten]) und Umstände (z. B. anläßlich seines Triumphzuges [vgl. Prosp. chron. 1263; s. hist. Komm. zu als er dort zugegen war]) – zumindest in Photios’ Exzerpt – nicht weiter benannt werden. als er dort zugegen war Vorausgesetzt wird, dass Honorius in Person in Rom weilte. Der Anlass wird aus Philost. 12,5,2 sichtbar: 417 feierte Honorius in Rom einen Triumph über den Usurpator Attalus, vgl. Prosp. chron. 1263: Honorius Romam cum triumpho ingreditur praeeunte currum eius Attalo, quem Liparae vivere exulem iussit. Attalus war nach einer zweiten Usurpation schließlich von den Goten in Stich gelassen und bereits 415 gefangen worden, als er auf dem Seeweg von Spanien aus unterwegs war, vgl. Oros. hist. 7,42,9. Der Triumph oder triumphale Adventus, der den Sieg über Attalus zum Gegenstand hatte, bezeichnet den Höhepunkt einer Entwicklung, in der entgegen der in der Republik und im Prinzipat noch herrschenden Konventionen ganz offen der Bürgerkriegssieg gefeiert wurde. Verknüpft war diese Feier mit dem Programm einer Wiederherstellung und Neugründung Roms nach der Katastrophe von 410, s. voriges Lemma. Dieser Feier entsprechen vielleicht die Erneuerungsfeste im östlichen Städtewesen nach dem Sieg Konstantins, vgl. Eus. h.e. 10,3,1. Gleichz (417) geehrt und als Architekt der Restaurationspolitik gefeiert. Auf die „Neugründung“ Roms ist vielleicht auch das (gewöhnlich auf die Neuerrichtung des ligurischen Albenga bezogene) neue Fragment B, besonders

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Z. 7, aus dem zweiten Buch des Rutilius Namatianus, zu beziehen (ed. E. Wolff, Rutilius Namatianus sur son retour. Nouv. éd., Paris 2007, 43). Wegen der Konvergenz der Triumph- und der Neugründungsfeier scheint 417 für den Triumph des Honorius zu passen. Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 122 datiert die Triumphfeier allerdings in das Jahr 416 und korrigiert Prosper Tiro. Einen Hinweis auf 416 kann man in dem parallel stattfindenden Theaterspiel und Wagenrennen von Konstantinopel erkennen, die den Sieg über Attalus feierten, vgl. Chron. Pasch. p. 573,15-19 Bonn (zum Jahr 416). seinen Beifall zu der Besiedlung Die Katastrophe der Plünderung Roms wird von Philost. mit pathetischen Worten hervorgehoben, gleichwohl von ihm wenig später relativiert, indem er auf die rasche Erholung der Stadt hinweist. ϲυνοικίζεται verweist sowohl auf die Neugründung wie auf die Neubevölkerung. Von Neugründungen ist dabei im Zusammenhang mit der Begünstigung durch einen kaiserlichen Ktistes sehr bereitwillig die Rede gewesen, vgl. z. B. Aur. Vict. Caes. 41,5 und 18. Im Folgenden könnte von dem ϲυνοικιϲμόϲ als einmaliger festlicher Akt die Rede sein, bei dem Honorius gratuliert und bei dem er sogar eine Rede hält. Eher ist aber, da einerseits der Beifall des Honorius wohl nicht als wirklicher Akt vorausgesetzt werden darf (s. den phil. Komm.), andererseits explizit von der Präsenz des Kaisers in Rom die Rede ist, ein triumphaler Adventus gemeint, bei dem Honorius als Neugründer der Stadt gefeiert wurde, s. auch nächstes Lemma. Die Neubevölkerung war Voraussetzung für diesen festlichen Adventus: Auf die rasche Erholung Roms nach der Katastrophe von 410 hat bereits Olympiodor hingewiesen, vgl. Olymp. fr. 1,25 Müller = 25 Blockley und Soz. 9,9,4 f. (aus Olympiodor). S. zur demographischen Erholung auch Oros. hist. 7,40,1: „Wenn irgend einer sowohl die Menge sieht als auch deren Äußerungen hört, wird er meinen, es sei nichts geschehen, wie auch jene selbst zugestehen“. Zu den „espoirs de l’an 417“, die bei Orosius oder Rutilius Namatianus deutlich werden und zu denen man m. E. auch die Quelle des Philost. als Zeugnis anführen muss, vgl. P. Courcelle, Histoire littéraire des grandes invasions germaniques, Paris 1948, 104-107. Marasco, Filostorgio, 252 sieht einen chronologischen Gegensatz zwischen der Darstellung des Olympiodor, bei dem die Wiederbevölkerung Roms schon 414/415 (unter der einsetzt, und derjenigen des Philost., bei dem die Wiederbevölkerung erst nach dem Tode Athaulfs und dem ersten Friedensvertrag mit den Goten (416) stattfindet. Diese chronologische Verzerrung erkläre sich durch das

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positive Bild des Honorius, dessen Erfolge erst die Wiederbelebung Roms möglich gemacht hätten. Ein wirklich positives Honorius-Bild findet sich bei Philost. allerdings nicht. Die Wiederaufrichtung Roms ist letztlich das Werk Gottes, der legitime Monarchen gegenüber Usurpatoren begünstigt, vgl. zum Legitimismus des Philost. den Komm. zu Philost. 11,2 und 12,6. Die chronologischen Unterschiede zu Olympiodor erklären sich daraus, dass Philost. nicht die Wiederbevölkerung an sich beschreibt, sondern den feierlichen, mit Triumphalfeierlichkeiten verbundenen Akt des Kaiserbesuchs anlässlich der Wiedererholung der Stadt. Ein sachlicher Gegensatz zwischen Olympiodor und Philost. lässt sich hier nicht konstruieren. (2) ὑπὲρ δὲ βήματοϲ ἀναβὰϲ Gemeint ist, daß er oben auf das Tribunal stieg, vgl. Plut. Ant. 20,4 (über Antonius’ Umgang mit Ciceros abgeschlagenem Haupt und rechter Hand) ἐκέλευϲεν ὑπὲρ τοῦ βήματοϲ ἐν ἀγορᾷ τεθῆναι und ebd. 12,1 (über Caesar bei den Lupercalia) καθήμενοϲ ὑπὲρ βήματοϲ ἐν ἀγορᾷ τοὺϲ διαθέονταϲ ἐθεᾶτο. Zur Situation vgl. 11,3,3, τὸν ... Ῥουφῖνον ὁ ... ϲτρατὸϲ ... ἐν τῷ λεγομένῳ τριβουναλίῳ πρὸϲ αὐτοῖϲ τοῖϲ τοῦ βαϲιλέωϲ ποϲὶ ταῖϲ μαχαίραιϲ κατεκόψατο. εἰϲ τὴν πρώτην αὐτῷ βαθμίδα τὸν Ἄτταλον διαβαίνειν ἐπετίθει [ Bereits Holste und Valesius nahmen zu Recht an dem ὃ (in ihrem Text ὁ) Anstoß und schlugen ὡϲ bzw. (passender) εἰϲ vor (Annot. 155 f.). Daß der Text in diesem Bereich für Korruptelen anfällig war, zeigen die von B eingetragenen Lücken. Holste und Valesius (ebd. 156) wollten auch das ἐπετίθει durch ὑπετίθει (im Sinne von „befehlen“, vgl. LSJ s. v. II 2) ersetzen, doch wird man ἐπετίθει in der Bedeutung „Strafe auferlegen“ (vgl. LSJ s. v. A V) halten können, wobei der acc. τὸν Ἄτταλον (statt des erwarteten dat.) gewählt worden sein dürfte, um eine Doppelung des dat. neben αὐτῷ zu vermeiden.1 Letztgenannter deutet die „gemütliche Teilnahme“ (s. zu 9,14a,5 ταύτηϲ ... τῆϲ ἀξίαϲ) des Honorius an, insofern er Attalus relativ glimpflich behandelte. Er ist also nicht mit Valesius, Annot. 156 in αὐτοῦ zu ändern, zumal man sich nach dessen Berechtigung kurz hinter βήματοϲ fragt. Wenn ἐπετίθει richtig ist, muß in der in B angezeigten Lücke von einer Zeile eine Strafmaßnahme bzw. D 1

Ein allgemeines τινα als logisches Subjekt zu dem von ἐπιθεὶϲ abhängigen inf. scheint Xen. Lac. 3,3 vorzuliegen: ἐπιθεὶϲ δὲ καὶ εἴ τιϲ ταῦτα (d. h. die der Jugend von Lykurg auferlegten Mühen und Arbeiten) φύγοι, μηδενὸϲ ἔτι τῶν καλῶν τυγχάνειν κτλ.

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Umgebung [s. zu 3 τούτουϲ]) verlorengegangen sein, die syntaktisch von ἐπετίθει abhing, bevor mit ἀπέτεμεν der Wechsel zur finiten Verbform erfolgte. ὧν ὁ μὲν [ vacant in cod. B ca. 12 litt. ] Wenn hier Bezug genommen wird, auf den neuen Redegestus, bei dem Zeige- und Mittelfinger erhoben wurden (s. hist. Komm. zu zwei Finger abschneiden), ist letzterer in der Lücke verlorengegangen.1 Ein μέϲοϲ ἐϲτίν könnte diese zwar füllen, auch wenn es nur zehn statt der angegebenen zwölf Buchstaben sind, denn zum einen ist nicht klar, wie genau der Schreiber – und womöglich seine Vorgänger (s. o. zu 4.-6.) – die Lücke berechnet haben, zum anderen schwankt in der Ausführung die Breite der Buchstaben und ihrer Zwischenräume. Aber es verwundert, daß beim Zeigefinger eigens die Benennung als λιχανόϲ erwähnt wird (ἔχει τὴν κλῆϲιν), da dies doch der übliche Begriff dafür war. Zu erwägen ist daher, daß Philostorg oder Photios für den Mittelfinger eine spezielle Bezeichnung gewählt hat, und zwar καταπύγων (vgl. Phot. lex. κ 341 καταπύγων· ὁ μέϲοϲ δάκτυλοϲ), um eine Erklärung dafür zu bieten, warum diese beiden Finger abgeschnitten wurden: der λιχανόϲ wegen seiner (bereits der Etymologie zugrundeliegenden2) „sündigen“ Verwendung (vgl. Lucian. Tim. 54 τὰ τρύβλια τῷ λιχανῷ ἀποϲμήχων) und der καταπύγων wegen der obszönen Geste (vgl. C. Sittl, Die Gebärden der Griechen und Römer, Leipzig 1890, 101 u. K.-A. zu adesp. com. fr. 616 καταδακτυλίζειν). λιχανὸϲ ἔχει τὴν κλῆϲιν S. zu 1,8a ὁ μέγαϲ ἔλαβε τὴν ἐπωνυμίαν. Attalus zur ersten Stufe Der unvollständige Text sagt nur aus, dass Attalus für die Szene seiner Demütigung die erste Stufe des Tribunals besteigen musste. Offen bleibt dagegen, ob im vollständigen Text ein physischer Fusstritt des Kaisers, nämlich die calcatio, beschrieben war, vgl. zur calcatio im Zusammenhang mit der triumphalen Selbstdarstellung McCormick, Eternal victory, 56-58, besonders Anm. 76 zur Frage, ob Philost. durch Nikephoros ergänzt und ersetzt werden kann, mit dem Verweis auf Gentz / Aland, Quellen der Kirchengeschichte des Nicephorus und ihre Bedeutung für die Konstituierung des Textes der älteren Kirchenhistoriker. Gentz / Aland vertreten mit guten Gründen die von Bidez begründete Annahme, dass Nikephoros Kallistos ausschließlich vom lückenhaften Text 1

In Unkenntnis des neuen Redegestus hatte Holste (bei Valesius, Annot. 156) die Ergänzung von ἀντίχειρ erwogen (vgl. Bidez, app. crit. z. St.). 2 Vgl. Suda λ 629 λιχανόϲ: ὁ μετὰ τὸν ἀντίχειρα δάκτυλοϲ· διὰ τοῦ ι. λείχω, λιχανόϲ· οἰκτείρω, οἰκτιρμόϲ· ϲείω, ϲῖτοϲ.

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der großen Philost.-Epitome des Photios im Codex Baroccianus 142 abhängt und zum Textverständnis keine Verbesserungen bringt. Vgl. PG 146,1044 D und den Apparat bei Bidez, Philostorgius, 144: „Attalos, der zu den Füßen des öffentlich aufgestellten Tribunals unter die Gewalt des Honorius geriet, büßte nur zwei Finger ein.“ (Ἄτταλοϲ δὲ ὑπὸ πόδαϲ βήματοϲ προτεθέντοϲ γεγονὼϲ Ὁνωρίου τοὺϲ δύο τῶν δακτύλων μόνουϲ ἀφαιρεῖται) Da Nikephoros bereits den lückenhaften Text von B benutzen musste, hält Bidez diese Nachricht zu Recht für eine eigene Ergänzung des Kirchenhistorikers, s. dazu auch Bidez, Philostorgius, XXXIV. Ein Beleg für die calcatio (s. dazu E. Dinkler / von Schubert, Fusstritt, LCI 2 (1970) 141) ist in dieser unklaren Angabe des Nikephoros nicht zu erkennen. Übernommen hat die These von der calcatio Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 125. Da die Verstümmelung bei Philost. mit der Feier der Neugründung und dem Triumph verbunden ist, muss sie bei ihm in Rom stattfinden. Lejdegård, 126 nimmt an, dass Philost. hier das Original des Olympiodor besser wiedergibt als die OlympiodorEpitome des Photios (fr. 1,13 Müller = 14 Blockley), bei dem die Verstümmelung in Ravenna stattfindet. Möglicherweise hat auch hier Philost. die Zusammenhänge bewusst variiert, indem er die Demütigung des Attalus, die bereits 416 in Ravenna stattfand, in die Neugründungsfeierlichkeiten Roms verschoben hat, um auf diese Weise die besondere Legitimität des Honorius zu unterstreichen. zwei Finger abschneiden Zur Symbolik der Verstümmelung der rechten, für den kaiserlichen Redegestus erhobenen Hand vgl. Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 141-156, der eine überzeugende Erklärung für die detaillierten diesbezüglichen Angaben des Philost. gefunden hat. In dem neuen Redegestus, wie er ab der Mitte des 4. Jh. von einem Medaillon aus Siscia bis zum Missorium des Theodosius und den Pantokrator-Darstellungen sichtbar ist, werden Zeigefinger und Mittelfinger erhoben. Die Verstümmelung wird bei Philost. als Retourkutsche dargestellt: Während Honorius an Attalus eine Verstümmelung vornehmen lässt, hatte umgekehrt laut Philost. Attalus auf dem Tiefpunkt der Macht des Honorius diesem das Angebot gemacht, zwar zurücktreten zu können, aber nur nach vorangehender Verstümmelung, vgl. Philost. 12,3 und Oost, Galla Placidia Augusta, 95. Die Verstümmelung und von Oros. hist. 7,42,9 hervorgehoben: imperatori Honorio exhibitus, truncata manu vitae relictus est. Attalus ist einer der ersten Usurpatoren, die in einem Triumphzug in die Stadt geführt wurden. Einen in seiner Historizität

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unklaren Fall stellt dagegen Tetricus dar, der das gleiche Schicksal unter Aurelianus erlitten haben soll, vgl. Eutr. 9,13,2 und Hist. Aug. Aurelian. 34,2. Die Verstümmelung beruht auf der Vorstellung, dass nur physisch Unversehrte für das Kaisertum geeignet waren, vgl. Eus. h.e. 7,10,8 (zur Lähmung des Macrianus). Der für den Usurpator Constantinus um diese Zeit gewählte Weg der Priesterweihe (Olymp. fr. 1,16 Müller = 17,1 Blockley; Soz. 9,15,1) als Möglichkeit der Disqualifizierung für das Kaiseramt hatte sich – auch wenn die Versetzung in den Mönchstand dann bis zur Geschichte der russischen Zaren im Osten ein erfolgreicher Weg der Unschädlichmachung darstellte – zur Zeit des Honorius noch nicht durchgesetzt. (3) εἰϲ Λίπαρα τὴν νῆϲον Die korrekte acc.-Form des Namens lautet Λιπάραν, denn das α am Schluß ist lang, wie Call. hymn. 3,47 (Λιπάρη) zeigt. So hat es Photios selbst, vgl. lex. λ 331 Λιπάρα· μία τῶν καλουμένων Αἰόλου νήϲων· περὶ τὴν Ϲικελίαν δὲ ἡ Λιπάρα. Allenfalls könnte man annehmen, daß Philostorg eine Nebenform benutzt hat, vgl. 9,11 Ναοξίαν. τούτουϲ Bereits Nikephoros hat an dem pl. Anstoß genommen und das Pronomen in seiner Paraphrase nicht berücksichtigt (vgl. h. e. 13,35 [PG 146,1044 D] Ἄτταλοϲ δὲ ὑπὸ πόδαϲ βήματοϲ προτεθέντοϲ γεγονὼϲ Ὁνωρίου τοὺϲ δύο τῶν δακτύλων μόνουϲ ἀφαιρεῖται καὶ εἰϲ Λίπαρα τὴν νῆϲον φυγαδεύεται); Holste (bei Valesius, Annot. 156) wollte es in den sg. ändern: „de solo enim Attalo hic loquitur“. Doch es ist nicht auszuschließen, daß in der Lücke hinter ἐπετίθει von den Vertrauten des Attalus die Rede war (s. zu 2 εἰϲ - ἐπετίθει [). παραϲχόμενοϲ [ vacant in cod. B ca. 15 litt. ] Der Satz könnte hinter dem παραϲχόμενοϲ gut schließen, doch es scheint noch etwas gefolgt zu sein. Er verbannte … fürs Leben Notwendige Es ist unklar, wer mit Attalus verbannt wird, s. Diskussion im phil. Komm. Bei der Gewährung von Überlebensmöglichkeiten für Attalus zeigt Honorius seine clementia für einen Angehörigen des Senats. Vorbild ist vielleicht die Schonung des Vetranio, vgl. Lejdegård, Honorius and the city of Rome, 130 f. 6. Ἰωβιανόϲ τε ἐπανέϲτη [ vacant in cod. B ca. 14 litt. ] εἰϲ φθορὰν ἀπέϲβη Der Schreiber des cod. Bochart. τῷ βαϲιλεῖ καὶ ταχὺ εἰϲ φθορὰν ἀπέϲβη (vgl. Valesius, Annot. 156). Doch ταχύ ist in den Philostorgzeugen nicht zu finden, sondern einmal ταχέωϲ (3,11,9) und sonst mehrfach θᾶττον (z. B. 12,3,3). Zudem fehlt

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eine Ortsangabe. So könnte man [ἐν ταῖϲ Γαλλίαιϲ καὶ] erwägen.1 Zu ταῖϲ Γαλλίαιϲ im pl. und mit Artikel vgl. 3,24 u. 4,2; zu absolut verwandtem ἐπανέϲτη vgl. LSJ s. v. II 2, z. B. Thuc. 3,39,2; zu εἰϲ φθορὰν ἀπέϲβη vgl. Greg. Nyss. Eun. 2,367 τό τε ἀεὶ ζῆν καὶ τὸ μηδέποτε εἰϲ φθορὰν διαλύεϲθαι. Bei der vorgeschlagenen Ergänzung korrespondiert das τε hinter Ἰωβιανόϲ anders, als zu erwarten, nicht mit dem folgenden καὶ in [ἐν ταῖϲ Γαλλίαιϲ καὶ] (dies dient vielmehr zur Verbindung der beiden Prädikate ἐπανέϲτη und ἀπέϲβη), sondern mit dem weiter entfernten καὶ vor Ϲεβαϲτιανὸϲ. Dieser Umstand zusammen mit der Feststellung, daß in den folgenden beiden Kola über das Schicksal des Sebastianus und des Heraclianus deren Handlungen durch ein Partizip (ἐποφθαλμήϲαϲ bzw. μιμηϲάμενοϲ ... καὶ ... ἐπιβὰϲ) und die Niederlagen jeweils durch ein Prädikat (ἔδωκε bzw. ἔϲχεν) ausgedrückt werden, könnte dafür sprechen, daß an unserer Stelle ursprünglich ein ἐπαναϲτὰϲ stand, dessen Endung so weit Teil des folgenden unleserlichen bzw. lückenhaften Zeilenabschnitts war, daß der Schreiber von B oder einer der Vorgänger-Hss. jenes ἐπανέϲτη mit Blick auf ἀπέϲβη konjiziert hat (Vorschlag von G. Staab).2 Ἰωβιανόϲ Ähnlicher Irrtum bei Soz. h. e. 9,15,3 (= Olymp. fr. 20,2 Bl.): Ἰοβιανόϲ. Zwar hat Photios in seinem Olympiodor-Exzerpt (bibl. cod. 80) mehrfach die richtige Namensform Ἰοβῖνοϲ (p. 58 b 19. 23. 26 u. 59 a 3. 9 = Olymp. fr. 18 u. 20,1 Bl.), doch ist ein Irrtum seinerseits in der Philost.-Epitome nicht auszuschließen. ϯπλόωϯ τῷ τῆϲ τύχηϲ ϯγέλῳ ἐπιβὰϲϯ Nicht nur das unklare erste Wort (s. unten) bereitet Schwierigkeiten, sondern auch das γέλῳ (wie üblich, ohne ι-subscriptum in B). Dies ist nämlich die poetische Form, während in der Prosa, auch bei Photios (z. B. bibl. cod. 186 p. 132 b 28), γέλωτι benutzt wird. Außerdem ist die Verbindung mit ἐπιβὰϲ nicht leicht verständlich, vgl. zur sonstigen metaphorischen Verwendung von ἐπιβαίνειν in den Philostorgzeugen 3,28a,3 (τῶν πρώτων τῆϲ βαϲιλείαϲ ἀρξάμενοϲ ἐπιβαίνειν ἀναβαθμῶν), 9,5,1 (τρίτου τῆϲ βαϲιλείαϲ ἔτουϲ Οὐάληϲ ἐπιβὰϲ), 9,15,2 (τυραννίδοϲ ἐπιβαίνειν ἀρξάμενοϲ), 12,8,1 (Θεοδοϲίου τῆϲ τῶν μειρακίων ἡλικίαϲ ἐπιβεβηκότοϲ). Allenfalls könn1

Der Platz reicht, da καὶ gern mit einem e des dritten Bruders, Sallustius (s. hist. Komm. zu [Heraclianus]), kann nicht in der Lücke gestanden haben, wie der sg. αὐτοῦ in Ϲεβαϲτιανὸϲ ὁ ἀδελφὸϲ αὐτοῦ zeigt. 2 Änderungen neben einer Lücke sind zwar immer bedenklich (vgl. R. Merkelbach, ZPE 142 [2003] 34), doch sind die Vorteile dieses Vorschlags nicht unerheblich.

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te man erwägen, daß die vorliegende Formulierung (mit γέλω⟨τι〉) einem τῇ τύχῃ γελώϲῃ ἐπιβὰϲ entspricht („er betrat den Pfad des lachenden Glücks“), und mit dieser Junktur ließe sich vielleicht vergleichen Od. 23,52 f. ἀλλ’ ἕπευ, ὄφρα ϲφῶιν ἐυφροϲύνηϲ ἐπιβῆτον / ἀμφοτέρω φίλον ἦτορ, ἐπεὶ κακὰ πολλὰ πέποϲθε. Der Gedanke, daß die Tyche freudig lacht1, findet sich z. B. Comp. Men. et Philist. II 19 f. Jäkel ὅταν ποτ’ ἀνθρώποιϲιν ἡ τύχη γελᾷ, / πάντων ἀφορμὴ τῶν καλῶν εὑρίϲκεται; Priscus fr. (dub.) 60 Carolla = fr. 8 Blockley (bei Joh. Mal. 14,16 p. 282,22 f. Thurn) οὐκ ἀρέϲκειϲ2 μοι, Τύχη, πολλὰ γελῶϲα; Theophyl. Sim. hist. 3,7,1 ἤρα ... Ῥωμαϊκῆϲ παρατάξεωϲ ἀεί πωϲ αὐτῷ γελᾶν τὴν τύχην οἰόμενοϲ. Gemeint wäre dann, daß Heraclianus das Glück hold war, was sich auf seine erfolgreiche Stellung als comes Africae (seit 408) und als Konsul für das Jahr 413 beziehen würde (zu seinem ruhmreicheren Ende s. hist. Komm. zu [Heraclianus]). In diesem Fall läge die Handlung des part. ἐπιβὰϲ zeitlich vor der des davorstehenden μιμηϲάμενοϲ. Doch letztlich bleibt das γέλω samt seiner Verbindung mit ἐπιβὰϲ problematisch. Selbst wenn man ersteres durch ϲάλῳ ersetzt (Vorschlag von J. Hammerstaedt u. G. Staab; zur Junktur vgl. Ps.-Themist. ep. 2,9 (ed. Cortassa) ϲυλλαμβανόμενοι τῷ ϲάλῳ τῆϲ τύχηϲ u. Niceph. Greg. Hist. Rom. 28,45 III p. 205,21 f. B. περιαντλεῖϲθαι ... βιαίοιϲ πραγμάτων κύμαϲι καὶ ϲάλῳ τύχηϲ), bleibt letzterer Anstoß bestehen. Vor dem τῷ sind in B die folgenden Buchstaben zu lesen: πλ, danach ein ο oder ε, das jeweils aus dem anderen Buchstaben hergestellt worden zu sein scheint, darüber schließlich ein ω mit nachfolgendem Akut. Bei Gothofredus 165 ist das als πλέῳ wiedergegeben, doch die Junktur γέλωϲ πλέωϲ ist nicht belegt. Bidez, Philostorgius XLIII hat in Hinblick auf Heraclianus’ Flottenoperation (Oros. hist. 7,42,12 f.; s. hist. Komm. zu [Heraclianus]) versucht, „mit der Lesart πλόῳ etwas anzufangen; aber schließlich mußte ich darauf verzichten.“ Valesius, Annot. 156 schlug πλέον vor und verstand dies als „longius quam illi, Iovinus scilicet ac Se1

Die Willkür des Schicksals (vgl. Valesius 535: „fortunae ludibrium“) wird mit dem Ausdruck „Lachen der Tyche“ nur Niceph. Greg. Hist. Rom. 28,57 (III p. 214,2-4 B.) τοιαῦτα ... τὰ τῶν χρονικῶν πραγμάτων ἐγκύκλια παίγνια καὶ οἱ τῆϲ τύχηϲ γέλωτεϲ bezeichnet. 2 Die Editoren ändern dies, Chilmeadus folgend, chen Überlieferung und der slawischen Übersetzung liegende Apostrophe an die Tyche paßt gut sowohl zum Ausruf des Kyros, dem die Begeisterung des Publikums in Gegenwart des Kaisers höchst unangenehm war, als auch zu dem danach von letzterem inszenierten Vorwurf des Heidentums.

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bastianus, progressus vel, si mavis, altius sublatus“. Dies hat Bidez aufgenommen, wenn auch nicht sonderlich überzeugt (a. a. O.). Man könnte statt des Adverbs ein πλείονι erwägen, vgl. Dion. Hal. ant. 19,5,3 ἔμαθεν ἔτι πλείονα γινόμενον ἐξ ἁπάντων ⟨τὸν〉 γέλωτα und Phot. ep. 283,252 f. πλείονι τῇ τε ἄλλῃ φιλοφροϲύνῃ καὶ πανδήμῳ τιμῇ τε καὶ δόξῃ. ἐπικηρυττούϲηϲ [ vacant in cod. B ca. 4 litt. ] οὐδὲ Wenn die Größe der Lücke richtig angezeigt ist, kann nur ein Wort fehlen oder mit entsprechenden Abkürzungen zwei. Letzteres ist nun unumgänglich, da zum einen das Verb ἐπικηρυττούϲηϲ einer Ergänzung bedarf, sei es in Form eines substantivischen Objekts, eines Infinitivs oder Nebensatzes. Zum anderen fehlt zu τῆϲ θείαϲ ein Substantiv: Unter den hier denkbaren (πρόνοια: 7,12,2; ψῆφοϲ: 7,14,6; ἀγανάκτηϲιϲ: 11,7,5 u. 12,9,3; γνώμη: 12,10,1; δίκη: Phot. bibl. cod. 88 p. 66 b 13; vgl. Philost. 3,1a,6 τὴν τοῦ θεοῦ δίκην) kommt nur das letztgenannte in Frage, was zu Valesius’ [δίκηϲ ὅτι]1 führt (Annot. 156) oder zu [δίκηϲ ὡϲ]. Freilich muß dabei das folgende οὐδὲ in οὐδὲν geändert werden, was neben einer Lücke immer bedenklich ist (s. o. zu 6 Ἰωβιανόϲ - ἀπέϲβη). Will man dies vermeiden, muß man annehmen, daß vor οὐδὲ noch mehr gestanden hat, sei es ein weiterer negativer Gliedsatz, an den οὐδὲ ... ἐᾷ anschloß (vgl. K.-G. 2,293 f.), oder zumindest ein Substantiv, mit dem ἀκόϲμητον kongruierte2 (das οὐδὲ wäre hierbei adverbial benutzt, vgl. K.-G. 2,294 f. [5 u. 7]). Auf jeden Fall wäre die Lücke größer, als in B veranschlagt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß der ganze Passus ] οὐδὲ - ϲυμπαρατάττεται vom Wirken der θεία [δίκη o. ä.] handelt, wie spätestens das αὐτὴ zeigt: so groß kann die Auslassung also nicht gewesen sein. ᾧ Wegen des überlieferten οἷϲ wollte Valesius ebenso wie der cod. Bochart. das folgende τούτῳ in den pl. setzen (Annot. 156). Doch οἷϲ kann sich leicht unter dem Einfluß des vorangehenden τοῖϲ τυραννοῦϲιν eingeschlichen haben, und der sg. verweist darauf, daß die göttliche Gerechtigkeit jeden einzelnen im Blick hat. Dabei folgt sie dem Urteil des Kaisers: ᾧ ὁ κατὰ θεϲμὸν βαϲιλεὺϲ ἁρμόζει, τούτῳ καὶ αὐτὴ ϲυμπαρατάττεται. Zur gleichen Zeit Diese Episode gehört bereits in das Jahr 412 oder 413. Offenkundig hat Photios hier die Reste eines die Leistungen des Ho-

1

Da das ηϲ in B häufig abgekürzt über der Zeile steht, würde der Platz wohl reichen. So wollte Bochart oder die ihm vorliegende Hs. ὅτι τὴν ἔννομον βαϲιλείαν] οὐδὲ κτλ. schreiben (vgl. Valesius, Annot. 156). 2

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Jovianus … Sebastianus Philost. zählt Jovinus und Sebastianus nacheinander auf und könnte damit den Eindruck erwecken, Sebastianus sei erst nach Jovinus Kaiser gewesen. In Wirklichkeit wurde, wenn man Olymp. fr. 1,19 Müller = 20,1 Blockley folgt, Sebastianus von Jovinus selbst erhoben, und zwar gegen den Willen des Athaulf. Die genauen Umstände des Todes des Jovinus, der von Dardanus umgebracht wird (Olymp. fr. 1,19 Müller = 20,1 Blockley; Greg. Tur. Franc. 2,9), spielten wohl auch in der ausführlichen Originaldarstellung Philostorgs keine Rolle. Es fallen wieder enge Verbindungen zwischen Philost. und der westlichen Chronistik auf, in der die Usurpationen des Jovinus und Sebastianus ebenfalls aufgereiht werden. Vgl. Prosp. chron. 1251: Iovinus et Sebastianus fratres in Gallia regno arrepto perempti und (mit einer ähnlichen Wendung für die Auslöschung der Kaiser) Hyd. chron. II p. 18,51 (SC 218,118,51); ferner die Additamenta ad Prosperum Hauniensia, chron. I p. 300,413 mit dem Zusatz: Iovinus et Sebastianus fratres in Gallia regno arrepto perempti. capita eorum Ravennam perlata. simulque frater eorum Sallustius occiditur. Die drei aufgespießten Köpfe sind in einer illustrierten Handschrift der Ravennater Annalen abgebildet, s. B. Bischoff / W. Koehler, Eine illustrierte Ausgabe der spätantiken Ravennater Annalen, in: W. Koehler (Hg.), Medieval Studies in Memory of A. Kingsley Porter 1, Cambridge/Mass. 1939, 125-138, hier 130 f.). S. schließlich Thphn. p. 81,25-27 de Boor: „In diesem Jahr wurden in Gallien Iovianus und Sebastianus, die hochglänzenden (illustrissimi, wegen der Herkunft aus dem gallischen Senatsadel, Anm. d. Verf.), getötet und ihre Köpfe kamen nach Rom, und nach fünfzehn Tagen wurden Salustius und Heraclianus getötet.“ Zur Entsendung der Köpfe der besiegten Usurpatoren nach Ravenna, vgl. Cesa, Il matrimonio di Placidia ed Ataulfo, 42. Die Darstellung einer ganzen Serie besiegter Usurpatoren, über die Honorius triumphiert, erfolgt auch bei Soz. 9,11-15 und 9,8,2-11, in ungewöhnlicher Breite, vgl. dazu Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 143. Funktion dieser Darlegungen bei Sozomenos ist nach Ansicht von Leppin letztlich zu zeigen, wie die Gegenkaiser sich oft gegenseitig zerfleischen und wie dann der Kaiser sich als der letztlich siegreiche Herrscher erweist. Bei Philost. herrscht allerdings eher das Prinzip, dass ein Usurpator nach dem anderen direkt von Honorius bezwungen wird. [Heraclianus]: der Text weist eine Lücke von ungefähr 12 Buchstaben auf. Die von Holste (Valesius, Annot. 156) und Gothofredus, Diss. 480 stammende Ergänzung ist von Bidez übernommen worden. Sie ist deshalb

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sinnvoll, weil auch Theophanes (p. 81,25-27 de Boor) die Erhebung des Heraclianus (aus dem Jahre 413) unmittelbar der Erhebung des Jovinus und des Sebastianus folgen lässt, s. auch Hyd. chron. II p. 18,51 (SC 218,118,51): Iovinus et Sebastianus fratres intra Galliam et in Africa Heraclianus pari tyrannidis inflantur insania. Bei Prosp. chron. 1249; 1251 fällt die Erhebung des Heraclianus dagegen vor der Niederschlagung der Usurpation des Jovinus und des Sebastianus. Man könnte daher erwägen, ob in die Lücke nicht der Name des nicht weiter bekannten Sallustius gehört. Dagegen könnte der sg. αὐτοῦ in Ϲεβαϲτιανὸϲ ὁ ἀδελφὸϲ αὐτοῦ sprechen, da Iovinus und Sallustius Brüder des Sebastianus waren, was aber Philost. in gleicher Weise wie Theophanes ignoriert haben kann. Für Heraclianus statt Sallustius spricht aber, dass Hydatius auf die Ähnlichkeit der Usurpation des Heraclianus mit den vorangehenden Usurpationen verweist und dies der Art und Weise entspricht, in der der Usurpator der Textlücke des Philost. mit den vorangehenden Usurpatoren verglichen wird. Die Angabe, dass das Ende des in der Lücke genannten Usurpators ruhmreicher war als das des Jovinus und des Sebastianus, passt sehr gut zum Schicksal des Heraclianus, der immerhin eine Flottenaktion von Africa nach Italien unternahm, militärisch besiegt wurde und dann nach seiner Rückkehr nach Karthago getötet wurde, vgl. Oros. hist. 7,42,11-14; Prosp. chron. 1249; Chron. Gall. chron. I p. 654,75; Marcell. 413. Den feinen Unterschied, dass Heraclianus eher ein ungehorsamer General als ein Usurpator war, hat Philost., wie andere zeitgenössische Quellen auch, nicht gemacht, anders dagegen Oros. hist. 7,42,10 mit Szidat, Usurpator tanti nominis, 27 Anm. 32. keine Freude an Usurpatoren …rechtmäßige Kaiser Diese wichtige Passage illustriert, welche Aura trotz aller Kritik das theodosianische Herrscherhaus auch für einen Eunomianer hatte, vgl. auch Philost. 11,2. Für die Verfestigung des Gefühles der besonderen Legitimation durch die teilweise langen Regierungszeiten und durch die Übertragung der Herrschaft über mehrere Generationen ist die Äußerung des Orosius (7,34,4) aus dem Jahre 417 symptomatisch: huius (des Theodosius) autem Orientis simul atque Occidentis per succiduas usque ad nunc generationes gloriosa propago dominatur. Diese besondere Legimitation durch die bloße Länge der Regierung wird in den 30er Jahren z sind bei Philost. (12,12) durchaus noch für den nur kooptierten Constantius III. zu erkennen, während Theodosius I., Arcadius und Theodosius II. zwar negativ charakterisiert werden, ihre Legitimität aber betont wird. Trotz

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seiner schwächlichen Erscheinung, die gegenüber Rufinus auffällt, bleibt Arcadius bei Philost. der legitime Kaiser. Die bei den orthodoxen Kirchenhistorikern so wichtige Rechtgläubigkeit der Kaiser der theodosianischen Dynastie (selbst für den entfernt wirkenden Kaiser Honorius wird dieser Punkt bei Thdt. h.e. 5,25,2 und Soz. 9,11,1 und 12,5 durchaus betont), spielt bei Philost., dessen Legitimitätskonzept gewissermaßen profan ist, keine Rolle. Eine solche Konzeption findet sich durchaus auch bei anderen Autoren dieser Zeit. So kritisiert zwar der Autor der Gallischen Chronik von 452 das Abgleiten des Theodosius II. in die (monophysitische) Häresie, der angeblich dafür auch sofort den Tod erleidet. Gleichzeitig ist er ein legitimer Kaiser. Der Autor der Chronik gebraucht (in ähnlicher Form wie Philost.) den Begriff der legitimi principes, vgl. chron. I p. 660,120: Theodosianus liber omnium legum legitimorum principum in unum conlatarum hoc primum anno editus. 448 stellt der Laterculus des Polemius Silvius den legitimen Herrschern in einer gesonderten Rubrik die Usurpatoren („Tyrannen“) gegenüber, die in deren Zeit herrschten, vgl. chron. I, p. 520523. Dieses Prinzip prägt auch die Historia Augusta mit ihrer Gegenüberstellung von Haupt- und Nebenviten, z. B. im Falle der „Tyranni Triginta“. Ammianus Marcellinus verwendet den Begriff legitimus princeps eher im Zusammenhang mit dem Akt der Einsetzung durch einen Wahlvorgang, vgl. Amm. 15,8,21; 19,12,17; 25,5,3; 26,9,10, vgl. hierzu Szidat, Usurpator tanti nominis, 35. Das Prinzip der Legimität (unabhängig von einem spezifisch christlichen Begründungszusammenhang) ist aber auch bei den orthodoxen Autoren durchaus anerkannt, vgl. dazu Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 152 f. Theodoretos gebraucht den Begriff der ἔννομοϲ βαϲιλεία (h.e. 5,25,16) und vertritt in der Nachfolge antiker Staatstheorien die Ansicht, dass die Herrschaft eines Kaisers von Untertanen gewollt ist, die eines Tyrannen gerade nicht, vgl. Thdt. epp. Paul. cap. 6 (PG 82,108 C). Das hier extrem betonte Eingreifen Gottes zugunsten der legitimen Kaiser spricht, wie Marasco, Filostorgio, 232 f. sehr richtig hervorhebt, dagegen, dass Philost. eine geschlossene pessimistischapokalyptische Geschichtsdeutung vertreten haben kann. 7. τὰϲ βαϲιλικὰϲ ϲημειώϲειϲ ὑπηρετουμένη Zu ϲημείωϲιϲ als Unterschrift bzw. dadurch beglaubigte Verlautbarung vgl. Lampe s. v. 3, z. B. Eus. h. e. 5,19,4 u. 20,2; zu med. ὑ cod. 222 p. 191 a 14 f. τῶν τὰ ἱερὰ (d. h. die Gaben auf dem Altar) ὑπηρετουμένων u. Amph. 329,2 ὁ ... κόραξ ... ὑπηρετεῖται τῷ προφήτῃ τροφήν.

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Über Pulcherias Wirken berichtet Zonaras (13,23,19-22): ἦν δὲ ἡ Πουλχερία ϲυνετωτάτη καὶ πολλὰ τῶν ἐλαττωμάτων τοῦ ἀδελφοῦ τὰ μὲν ἐπηνώρθου, τὰ δὲ ϲυνεκάλυπτε. λέγεται γοῦν ἀπροϲέκτωϲ τὸν βαϲιλέα τοῦτον ὑποϲημαίνεϲθαι τὰϲ γραφάϲ. ἡ δὲ παρῄνει αὐτῷ μὴ πᾶν τὸ προϲαγόμενον βεβαιοῦν, ἀλλὰ τὰ γεγραμμένα προεπιϲκέπτεϲθαι. ὁ δὲ διεβεβαιοῦτο μήτι παρά του κακουργεῖϲθαι· εἰδέναι γὰρ αὐτὸϲ τὰ γραφόμενα ἀπιϲχυρίζετο (vgl. Bidez, app. crit. z. St. u. Parallelenapp. mit weiteren Stellen). Schwester Pulcheria … regelte Ähnlich zur Vormundschaft Soz. 9,1,5-7, demzufolge Pulcheria die Geschäfte für den Bruder führt. Soz. 9,1,8 geht allerdings weiter, indem bei ihm Pulcheria auch die religiöse Erziehung gestaltet. Die theophileia der Pulcheria wird durch die Auffindung der Reliquien der 40 Märtyrer in ihrer Regentenzeit bewiesen. Bei Socr. 7,1,1 hat nicht Pulcheria, sondern der praefectus praetorio Orientis Anthemius diese Rolle einer Art von Vormund inne, vgl. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II., 141. Philost. und Sozomenos sind wohl dahingehend zu korrigieren, dass Pulcheria die Vormundschaftsrolle erst nach dem Tod des Anthemius (414) bekleidete. Die ab 414 halboffizielle Vormundschaft begründet wahrscheinlich, warum Pulcheria zum ersten Mal als Augusta einen praepositus sacri cubiculi hatte, vgl. Clauss, Die Frauen der theodosianischen Familie, 417 f. Ohne historische Grundlage ist die späte, von Prokopios und anderen byzantinischen Autoren verbreitete Legende, die aus Jezdegerd den Vormund des Theodosius II. macht, zu den Quellenbeziehungen vgl. P. Sauerbrei, König Jazdegerd, der Sünder, der Vormund des byzantinischen Kaisers Theodosius des Kleinen, in: Festschrift Albert von Bamberg zum 1. Oktober 1905, Gotha 1905, 90-108; H. Börm, Prokop und die Perser. Untersuchungen zu den römisch-sasanidischen Kontakten in der ausgehenden Spätantike, Stuttgart 2007, 308-311. Marasco, Filostorgio, 201 sieht in der Philost.-Passage eine Polemik gegen jugendliche Kaiser und gegen die Einmischung von Frauen in die große Politik. Man kann aber erkennen, dass für Philost. eine besonders beängstigende Phase der Regierung des Theodosius II. erst mit dessen Selbstständigkeit beginnt (Philost. 12,8). Daher ist anzunehmen, dass die Regentschaft der Pulcheria von ihm eher positiv gesehen wurde. Das ist, wenn man an den religionspolitischen G Frau Eudokia-Athenais und seiner Schwester Pulcheria ab den 430er Jahren denkt, für die Zeit, in der Philost. seine Kirchengeschichte wahrscheinlich geschrieben hat, keineswegs unerheblich.

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8. (1) Als Theodosius … übrigen Lebewesen verursachte Gemeint ist der 19. Juli des Jahres 418. Vgl. zur Sonnenfinsternis von 418 Marcell. 418,2: solis defectio facta est. Genau datiert im lückenhaften Text der Exc. Sang. chron. I p. 300,543: sol eclipsim fecit XIIII kl. Aug. Im Zusammenhang mit Philost. 12,7, der Quasi-Regentschaft der Pulcheria, lässt sich diese Passage nur so verstehen, dass der Schritt vom Kindesalter zum Alter der Jünglinge, also zur Volljährigkeit des Theodosius II., von Philost. als besondere Zäsur aufgefasst wird. Dieser Schritt wird von bedeutenden Unglückszeichen in ähnlicher Form begleitet, wie die Feierlichkeiten im Zusammenhang mit dem Sieg über Maximus (Philost. 10,9,1). Damit wird auf den unheilvollen Charakter der theodosianischen Dynastie hingewiesen. Gleichzeitig fällt auf, dass in gleichem Maße, wie der erste Katastrophenhorizont mit dem Tod des Eunomios und der ersten Aufspaltung der Eunomianer verbunden ist, auch der zweite Katastrophenhorizont von Spaltungen unter den Eunomianern begleitet wird (vgl. weiter unten Philost. 12,11). Es läßt sich zeigen, dass in den Antichrist-Vorstellungen der Epoche das dämonische Wirken mit der Übernahme des Imperiums bei dessen Volljährigkeit einsetzt, vgl. Sulp. Sev. dial. 1(2),14,4 (CSEL 1,197): non esse autem dubium, quin Antichristus malo spiritu conceptus iam natus esset et iam in annis puerilibus constitutus, aetate legitima sumpturus imperium. Die Bemühungen des Philost., Theodosius II. in die Nähe des Antichrist zu bringen, erklären sich durch die demonstrativen Erklärungen, in denen sich Theodosius für die „wahre“, also orthodox-homousische Religion stark machte, vgl. Novella Theodosii 3 prooemium mit Meier, Die Demut des Kaisers, in: A. Pečar / K. Trampedach (Hgg.), Die Bibel als politisches Argument, München 2007, 135-158, hier 151. (2) κώνου ϲχῆμα παραδυόμενον Zu transitivem παραδύεϲθαι vgl. Phot. Amph. 241,32 (vom Teufel) ὁ παραδὺϲ ... τὸν ὄφιν. Entgegen Bidez, Philostorgius 336 s. v. ist ϲχῆμα also nicht ein adverbialer acc. (s. u. zu μηδενὸϲ - ὑποτρέχοντοϲ). Wie 10,9,1-3 der Komet macht auch die hiesige Himmelserscheinung eine Veränderung durch, insofern sie die Kegelgestalt erst noch annimmt und diese in (4) variiert. ἐκεῖνοϲ Da das φέγγοϲ gemeint ist und dessen Bezeichnung als ἀϲτὴρ κομήτηϲ ausdrücklich zurückgewiesen wird, verwundert das masc. des Pronomens, das nur als Anlehnung an das zu erklären ist. Die ungenaue Formulierung ist auf Photios (oder Philost.?) selbst zurückzuführen, da in (3) ebenfalls die maskulinen Formen κινηθείϲ, πορευόμενοϲ und ἀφανὴϲ erscheinen.

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κομήτου παράϲημον Vgl. Lampe s. v. παράϲημοϲ 4. οἷον λύχνου τινὸϲ μεγάλη φλὸξ ὑπῆρχεν Vgl. 10,9,3 ὡϲ ἂν ἐκ λύχνου τινὸϲ θρυαλλίδοϲ τῆϲ φλογὸϲ πρὸϲ ὕψοϲ ἐξαιρομένηϲ und im folgenden θρυαλλίδοϲ ... τινοϲ, was für die Änderung des überlieferten τιϲ in τινὸϲ spricht, die bereits Niceph. h. e. 13,36 (PG 146,1048 C) vorgenommen hat.1 μηδενὸϲ ἀϲτέροϲ θρυαλλίδοϲ αὐτῷ (sc. τῷ φέγγει) τινοϲ μορφὴν ὑποτρέχοντοϲ Zu ὑποτρέχειν mit acc. = „usurp“ vgl. LSJ s. v. III 4, z. B. Sext. Emp. adv. math. 9,36 ἦν μὲν ... ἐξ ἀρχῆϲ ... Ἀλκαῖοϲ τοὔνομα, ὑπέδραμε δὲ τὴν Ἡρακλέουϲ προϲηγορίαν νομιζομένου παρὰ τοῖϲ τότε θεοῦ; ebd. 9,38 οἱ μὲν δὴ οὕτωϲ ὑποδραμόντεϲ τὴν τῶν θεῶν τιμὴν ἐκράτηϲάν πωϲ τῆϲ προθέϲεωϲ, οἱ δὲ αὐτόθεν αὑτοὺϲ ἀναγορεύϲαντεϲ θεοὺϲ κατεφρονήθηϲαν μᾶλλον; Phot. bibl. cod. 222 p. 182 b 23-26 οὐ γὰρ ἐπειδὰν λέγῃ διὰ τοῦ υἱοῦ γεγενῆϲθαι πάντα, αὐτὸν τὴν ἐκείνων φύϲιν ὑποδραμεῖν λέγοι ..., ἀλλ’ ὅτι αὐτοῦ δημιουργήματα γέγονεν. Bei μορφὴν handelt es sich also entgegen Bidez, Philostorgius 328 s. v. ebenfalls nicht um einen adverbialen acc. (s. o. zu κώνου ϲχῆμα παραδυόμενον). Zu den naturphilosophischen Hintergründen des Bildes vom Docht vgl. Meyer, Philostorg, Aristoteles und Josephus 27-29. aus Unwissenheit Als Polemik gegen eine „interprétation naturaliste“ gedeutet von Van Nuffelen, Isolement et apocalypse, 324: „l’étoile est un signe divin, et non pas une comète.“ Die Funktion dieser Polemik sei also ähnlich wie in der Polemik gegen die Annahme einer natürlichen Ursache von Erdbeben. Allerdings waren in der Auffassung des Philost. gerade auch Kometen mit Sicherheit Zeichen des göttlichen Zornes und nicht bloß Naturphänomene. Ursachenforschungen für Kometen waren, weil die Auffassung des Kometen als Wunderzeichen generalisiert war, ohnehin in der Antike so gut wie inexistent, vgl. Gundel, Art. Kometen, 1145. Die Polemik des Philost. zielt daher wohl eher darauf, die Einmaligkeit und Unvergleichbarkeit eines besonders unglückverheißenden Vorzeichens zu betonen, oder darauf, die Verwechslung zwischen Lampadias und dem Kometen im engeren Sinne zu bekämpfen (s. folgendes Lemma). wie bei einer Lampe Beschrieben wird letztlich die Kometenform als Lampe oder Fackel (Lampadias). Vgl. z schreibung der besonderen Form des Kometen von 418 als „zapfenförmiges Licht“ ohne Schaft und ohne „Kern, der die Stelle des Dochtes ver1

Er hat fälschlich noch das folgende μεγάλη in den gen. gesetzt.

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tritt.“ Gundel, Art. Kometen, 1190 f. Zur Kometenkategorie Lampadias bzw. cyparissia Gundel, 1191 und 1176 f. (3) κατὰ τῆϲ οὐρᾶϲ ἄρκτου τεταγμένον Wenn richtig überliefert, bezeichnet κατά + gen. hier wie Hdt. 7,6,3 (αἱ ἐπὶ Λήμνῳ ἐπικείμεναι νῆϲοι ἀφανιζοίατο κατὰ τῆϲ θαλάϲϲηϲ) u. Xen. Cyr. 4,6,5 (τὸν κατὰ γῆϲ) die abwärts gerichtete Bewegung bzw. Position (vgl. LSJ s. v. A II 2), insofern sich der Stern unten am Ende des Bärenschwanzes befindet. Doch eher würde man κατά + acc. erwarten, vgl. Eudox. Cnid. F 80 Lass. τὸν Περϲέα καὶ τὴν Καϲϲιέπειαν κεῖϲθαι κατὰ ἄκραν τὴν οὐρὰν τῆϲ Μικρᾶϲ Ἄρκτου. Merkwürdig ist auch das Fehlen des Artikels vor ἄρκτου (vgl. 10,9,5 εἰϲ μέϲην τὴν μεγάλην ἄρκτον), den Bidez, app. crit. z. St. einzufügen erwog. Oder sollte es ursprünglich κατὰ τὴν οὐρὰν ⟨τῆϲ〉 ἄρκτου τεταγμένον geheißen haben? bezüglich der Bewegung unterschied er sich Wie andere Kometen wird der Komet von 418 in der Beschreibung des Philost. als planetarischer Körper beschrieben. Die Kometenbahn durch den Fixsternhimmel wurde in der astronomischen Literatur (Avienus, Ptolemaios) mit der Ankündigung spezifischer Unglücksfälle verbunden. So bringt der Lauf von Westen nach Osten Unglück für Syrien und Persien, vgl. Gundel, Art. Kometen, 1159. Umgekehrt dürfte der Lauf von der Tag- und Nachtgleiche des Ostens (zu diesem Punkt, an dem sich Himmelsäquator und Ekliptik kreuzen und an dem zum Frühlings- und Herbstanfang die Sonne vom Standpunkt des Betrachters aus genau im Osten aufgeht, vgl. bereits Philost. 3,10,1) zum Westen Unglück in der westlichen Reichsregion anzeigen, vermutlich die kriegerische Auseinandersetzung im Zusammenhang mit der Usurpation des Johannes. (4) ἤρξατο – τελευτῆϲ Entweder ist dies eine verkürzte Formulierung für ἤρξατο δὲ ἀπὸ μέϲου θέρουϲ (sc. φανῆναι1 καὶ ἐφάνη) ϲχεδόν τι μέχρι τῆϲ τοῦ μετοπώρου τελευτῆϲ (zu ἤρξατο ohne inf. vgl. 12,8,5 ἤρξαντο ϲειϲμοὶ), oder zumindest ein φανῆναι ist ausgefallen, sei es hinter ἤρξατο δὲ oder θέρουϲ. fast bis zum Ende des Herbstes Zur Beschreibung des gleichzeitig mit der Sonnenfinsternis von 418 auftauchenden Kometen und zur Dauer der Erscheinung, vgl. Exc. Sang. chron. I p. 300,543: a parte Orientis apparuit stella ardens per dies XXX. geführten weiteren Zeugen, sowie Marcell. 418,3: stella ab oriente per 1

Vgl. 10,9,4 τὴν ... ἀρχήν, ὅθεν εἴρηται φανῆναι u. 10,11,1 καθ᾽ οὓϲ χρόνουϲ ὁ μαχαιροφόροϲ ἀϲτὴρ ἐφάνη.

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septem menses surgens ardensque apparuit. Marcellinus Comes verweist also auf eine Dauer vom Frühjahr bis in den Herbst. Die Consularia Italica geben dagegen eine Erscheinungszeit von lediglich dreißig Tagen (vom August bis zum September) an. Philost. passt eher zu Marcellinus Comes. (5) {τὸ} Valesius’ 536 Tilgung ist unumgänglich, da der Komet nur ein weiteres (καὶ τοῦτο) Zeichen für die bevorstehenden Katastrophen ist; ein überflüssiges το neben einem weiteren το findet sich auch 7,12,2 ἐϲπούδαζε{το} τὸ und 8,3 ἀκούοι{το} τὸ (vgl. Bidez, Philostorgius XLI, der allerdings im vorliegenden Fall Valesius’ Tilgung nur im app. crit. erwägt). περιέκοπτεν impf. conat., weil mit dem Eingreifen der θεία εὐμένεια doch noch Rettung kam. πλήν γε S. zu 1,9 πλήν γε ϲυμφρονεῖν. für große Kriege Philost. spielt auf die Kriege an, die Theodosius II. am Anfang der 420er Jahre durchführte. Es werden auf diese Weise Kriege als Katastrophen hingestellt, die in der kaiserlichen Propaganda als Erfolge dargestellt wurden. Zu diesen Kriegen gehört der Perserkrieg von 421/422 und der Krieg gegen den Usurpator Johannes 423-425. Zum kurzen, angeblich siegreichen (Chron. Pasch. a. 421 p. 579,19-20 Bonn) Krieg gegen die Perser, vgl. K. G. Holum, Pulcheria’s Crusade, A.D. 421-422 and the Ideology of Imperial Victory, GRBS 18 (1977) 153-172; R. C. Blockley, East Roman Foreign Policy, Leeds 1992, 52-59; G. Greatrex / S. N. C. Lieu, The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II. AD 363630, London 2002, 36-43. Zur triumphalen Propaganda im Zusammenhang mit Krieg des Theodosius gegen den Usurpator Johannes (423-425), vgl. Hoffmann, Bewegungsheer I, 56-58 (Inschrift am Goldenen Tor). S. dagegen F. Millar, A Greek Roman Empire. Power and Belief under Theodosius II (408-450), Berkeley 2006, 55 (bei dem nur die Demonstration der Frömmigkeit im Zusammenhang mit der Beendigung des Feldzugs gewürdigt wird, vgl. Socr. 7,23). Möglicherweise hatte Philost. unter den Kriegen auch die Verwüstung Afrikas durch die Vandalen im Auge, die sich nach dem Vertrag von 435 dauerhaft dort niederließen. Im folgenden Jahr setzten Erdbeben ein Auf diese Erdbeben von 419 verweist wieder die zeitgenössische Chronistik, vgl. Hyd. chron. II p. 19,66 (SC 218,124,71a); Marcell. 419,2, Erdbebengebiet erwähnt. Diese Beben werden auch von Aug. serm. 19,6 (CCSL 41,258) hervorgehoben: terrae motus magni de orientalibus nuntiantur. nonnullae magnae repentinis conlapsae sunt civitates. Im Vorder-

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grund stand – was auch die geographische Einschränkung bei Marcellinus Comes erklärt – dabei die Erschütterung der heiligen Stätten in Jerusalem. Diese waren Gegenstand des von Hydatius (s. o.) explizit zitierten Briefs des Praylios von Jerusalem (417-422): durante episcopo quo supra, gravissimo terrae motu sancta in Hierosolymis loca quassantur et cetera, de quibus ita gestis eiusdem episcopi scripta declarant. Vgl. auch den Hinweis auf den Brief bei Cons. Const. 419 (mit Verwechslung zwischen Praylios und seinem Vorgänger): sanctus Iohannes Hierosolimorum episcopus, qui supra, epistolam dirigit per ecclesias orbis terrarum, quae habetur, de signis terroribusque divinitus perpetratis, Aug. serm. 19,6 (CCSL 41,258) zum Brief: territi apud Hierosolimam qui inerant Iudaei, pagani, catechumeni, omnes sunt baptizati. dicuntur fortasse baptizati septem millia hominum. signum Christi in vestibus Iudaeorum baptizatorum apparuit. relatu fratrum fidelium constatissimo ista nuntiantur. Zum Hinweis auf die Wunderzeichen, die bei Praylios ausführlich beschrieben waren (Wolke auf dem Ölberg und Kleiderkreuze), s. vor allem Marcell. 419,3: Dominus noster Iesus Christus semper ubique praesens et super montem oliveti Hierosolymae vicinum sese de nube manifestavit. multae tunc utriusque sexus vicinarum gentium nationes tam visu quam auditu perterritae atque credulae sacro Christi fonte ablutae sunt omniumque baptizatorum in tunicis crux salvatoris divinitatis nutu extemplo inpressa refulsit. vom Himmel Feuer herab Marasco, Filostorgio, 225 geht von einem „fuoco prodigioso che sarebbe scaturito dal cielo nel 418 e che sarebbe stato estinto da un veto inviato di Dio“ aus. Er deutete es als Polarlicht und verweist auf Passagen, die über das Brennen des Himmels berichten, vgl. Marcell. 396,3: terrae motus per dies plurimos fuit caelumque ardere visum est; vgl. Chron. Gall. chron. I p. 650,33 (zum Jahr 395): igne super nube terribiliter fulgente. Zu dieser in Konstantinopel beobachteten Lichterscheinung vgl. Aug. exc. urb. 6,7 (CCSL 46,258 f). Trotz der gleichen Kombination von Himmelserscheinung und Erdbeben sind hier aber m. E. keine Verbindungen zu Philost. zu erkennen, der auch in anderen Quellen gut bezeugte Vorzeichen von 418/19 und eben nicht von 395/396 darstellt. (6) ἐπὶ πλεῖϲτον Valesius 536 u. Annot. 157 und Des Places 547 verste 1

Bidez, Philostorgius CXXXIV merkt richtig an, „daß die ... beschriebenen Phänomene von einem am Ufer des Meeres gelegenen Ort aus beobachtet zu sein scheinen“. Der Vergleich mit dem in Flammen stehenden Buschland zeugt ebenfalls von eigener Anschauung.

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tige räumliche Ausbreitung gewirkt haben; lokal ist der Ausdruck auch 3,6,1 ἡ ... Ἐρυθρὰ ἐπὶ πλεῖϲτον μηκυνομένη und (mit einer gewissen Metaphorik) 8,11a,3 τῆϲ ... ἔξωθεν καλουμένηϲ παιδεύϲεωϲ ἐπὶ πλεῖϲτον οὗτοι προεληλύθειϲαν verwandt. 9. (1) ὀροφαὶ οἰκιῶν ἀπ᾽ ἀλλήλων ... διαϲτᾶϲαι Aufgrund des Reziprokpronomens muß gemeint sein, daß die Dächer dort, wo die Häuser jeweils zusammenstießen, auseinander brachen (vgl. Philost. 8,1,2 λεωφόρου μόνηϲ ἀπ’ ἀλλήλων τὰϲ θήκαϲ αὐτῶν διατειχιζούϲηϲ; K.-G. 1,574 f. mit Anm. 12), was die beschriebenen Schäden an den einzelnen Dächern nach sich zog. Denkbar ist auch, daß Photios sich etwas unglücklich ausgedrückt hat. τῇ ὄψει τὸν οὐρανὸν ὑποβάλλειν Zur Junktur vgl. Joh. Chrys. in Gen. hom. 26,3 (PG 53,233 A) (über Noe) οὐδὲ αὐτοῖϲ ὀφθαλμοῖϲ εἶχεν ἰδεῖν τὰ γεγενημένα, ἀλλ’ ἐγκεκλειϲμένοϲ καὶ οὐ δυνάμενόϲ ποθεν τῇ ὄψει ὑποβαλεῖν τὰ κατειληφότα δεινὰ μείζονα τὴν ὀδύνην ὑπέμενε und Basil. ep. 243,1 (III p. 69 Court.) ἵν’ ὀφθαλμοῖϲ ὑποβάλωϲι τὰ πάθη τῆϲ ἀνατολῆϲ, ἅπερ ἀκοαῖϲ ἀδύνατον παραδέξαϲθαι. (2) ϲιτοβολῶνεϲ Zur von Valesius, Annot. 157 konjizierten Form vgl. Phot. bibl. cod. 258 p. 485 a 11 f. τοὺϲ δημοϲίουϲ ϲιτοβολῶναϲ. τοὺϲ κάτωθεν οἰκοῦνταϲ Um Befall durch Ungeziefer zu verhindern, lagerte das Korn in den Stockwerken; zu weiteren Maßnahmen vgl. F. Orth, Art. Granarium, RE 7,2 (1912) 1812 f. ἀπερρύη Wohin das Korn geflossen ist, ergibt sich aus den vorangegangenen Worten und braucht nicht durch ein ἐπερρύη ausgedrückt zu werden, das Bidez irrtümlich hier gelesen hat.1 Mit πρὸϲ + acc. ist das Verb 2,3,2; 7,13,2; 12,11 verbunden. (3) Ἑλλήνων παῖδεϲ Vgl. LSJ s. v. παῖϲ I 3. θείαϲ ἀγανακτήϲεωϲ μάϲτιγαϲ Vgl. 11,7,5 τὴν θείαν ... ἀγανάκτηϲιν; zur Metapher der Geißelung als Strafe Gottes vgl. W. Waldstein, Art. Geißelung, RAC 9 (1973) 489. wie die Heiden faseln Zu den im Folgenden angegriffenen Theorien der Heiden-Hellenen s. folgendes Lemma. Photios hat die Argumentation gegen wissenschaftliche Erdbebentheorien des Philost. mit großem Interesse am Detail wiedergegeben. Ihm selbst wurde, sicher zu Unrecht, vorgeworfen, an die aristotelische meon p. 673 Bonn G. Dagron, Quand la terre tremble, T&MByz 8 (1981) 87-103, hier 97 f. 1

Das ἀ am Wortanfang ist nach Auskunft von N. Wilson sicher.

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10. (1) ἀλλὰ μηδὲ S. zu 2,13,1. ταῦτά φηϲιν ἰϲχυριζόμενον λέγειν Man erwartet ἰϲχυριζόμενοϲ wie in 10,6,4 (ἐνταῦθα δὲ αὐτόν φηϲι καὶ Φιλοϲτόργιοϲ εἰκοϲτὸν ἔτοϲ ἄγων, ἐν Κωνϲταντινουπόλει παραγεγονώϲ, θεάϲαϲθαι), doch könnte der acc. gewählt sein, um die Verbindung mit λέγειν zu verdeutlichen (im übrigen vgl. K.-G. 2,31 f.). μηδέτερον τῶν εἰρημένων ϲτοιχείων Wasser und Wind. Er versucht … Katastrophen bewirken Philost. weist wissenschaftliche Theorien zur Erklärung von Erdbeben zurück, nachdem er sie kurz dargelegt hat. Es fällt eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erläuterung wissenschaftlicher Theorien zur Entstehung von Erdbeben auf, wie sie bei Amm. 17,7,9-12 gegeben wird, s. bereits Gell. 2,28,1. Ammianus Marcellinus nennt drei Theorien: Erdbeben können durch Winde oder durch Wassermassen entstehen, die in die Hohlräume der Erde eindringen, oder sie sind das Ergebnis von Spalten, die durch Hitze oder durch Aufschwemmung von Regengüssen entstehen (Theorie des Anaximander). Zwischen den ersten beiden Gelehrtenmeinungen schwankt, nach Ammianus, Aristoteles selbst, vgl. zum Wasserdruck Arist. Mete. 2,7 366a-369a, zu den eingeschlossenen Lüften (als Theorie des Anaxagoras ausgewiesen) Arist. Mete. 2,7 365a. Die erste von Philost. genannte Theorie passt sowohl zu der Wasserdrucktheorie des Aristoteles als auch zu der Aufschwemmungstheorie des Anaximander. Die zweite Theorie passt genau zu derjenigen des Anaxagoras. Die dritte Theorie will Marasco, Filostorgio, 51 f. mit astrologischen Theorien von der Parenklisis in Verbindung bringen. Wahrscheinlicher scheint aber hier eine Verbindung mit der Beschreibung einer Sorte von Erdbebenbewegungen bei Amm. 17,7,13, nämlich den climatiae: aut climatiae, qui limes ruentes et obliqui urbes, aedificia montesque complanant. Vgl. zur Polemik gegen wissenschaftliche Erdbebenerklärungen Agath. 5,6,1-8,6 mit A. Cameron, Agathias, Oxford 1970, 114; G. Traina, Un terremoto artificiale nel VI seclo d.C.: gli esperimenti di Antemio di Tralle a Costantinopoli, in: E. Guidoboni (Hg.), I terremoti prima del Mille in Italia e nell’area mediterranea, Bologna 1989, 186-191; M. Meier, Das andere Zeitalter Justinians. Kontingenzerfahrung und Kontingenzbewältigung im 6. Jahrhundert n. Chr., Göttingen 2003, 84-86. Zu Erdbeben als Manifestationen göttlichen Z ben, RAC 5 (1962) 1070-1113; J. Lössl, Teodoro di Mopsuestia e Giuliano di Eclano sulle cause naturali dei terremoti, in: A. V. Nazzaro (Hg.), Giuliano d’Eclano e l’Hirpinia Christiana. Atti del Convegno 4-6 giugno 2003,

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Neapel 2004, 103-111. Alle bei Philost. genannten Erdbeben, etwa das von Nikomedeia 358, das von Jerusalem 363 etc., haben heilsgeschichtliche Bedeutung. Zur Frage s. Meyer, Die unsichtbaren Flüsse, 89-91. (2) ἐπεὶ καὶ Vgl. Denniston 296 f. (3) τήν – διέϲτηϲεν Vgl. Ex. 14,21 ὑπήγαγεν κύριοϲ τὴν θάλαϲϲαν ἐν ἀνέμῳ νότῳ βιαίῳ ὅλην τὴν νύκτα καὶ ἐποίηϲεν τὴν θάλαϲϲαν ξηρὰν καὶ ἐϲχίϲθη τὸ ὕδωρ. Die Geißelung des Meeres könnte eine Hdt.Reminiszenz sein, vgl. Hdt. 7,35,1 τὸν Ἑλλήϲποντον ἐκέλευϲε τριηκοϲίαϲ ἐπικέϲθαι μάϲτιγι πληγάϲ u. 8,109,3 τὴν θάλαϲϲαν ἀπεμαϲτίγωϲε (s. zu test. 1 ἱϲτορίην - ὑφηνάμενοϲ). τῆϲ ἄνωθεν ῥοπῆϲ Vgl. Lampe s. v. ῥοπή 6. nach seinem Willen umzugestalten Bei der Widerlegung heidnischer Theorien zu den Naturkräften bedient sich Philost. bewußt biblischer Beispiele. (4) καὶ ῥάβδοϲ – λέπραν Vgl. Num. 20,11 ἐπάραϲ Μωυϲῆϲ τὴν χεῖρα αὐτοῦ ἐπάταξεν τὴν πέτραν τῇ ῥάβδῳ δὶϲ καὶ ἐξῆλθεν ὕδωρ πολύ und 4. Reg. 5,14 (über den leprösen Naeman) κατέβη Ναιμαν καὶ ἐβαπτίϲατο ἐν τῷ Ἰορδάνῃ ἑπτάκι κατὰ τὸ ῥῆμα Ελιϲαιε ... καὶ ἐκαθαρίϲθη. 11. τῆϲ ἐν Κωνϲταντινουπόλει Εὐνομιανῆϲ ϲυναγωγῆϲ ἐπῆρχεν Zum von Lowth (bei Reading 550) vorgeschlagenen ἐπῆρχε statt des unpassenden ὑπῆρχεν in B vgl. 5,1,6 τοῦ ... τῆϲ Ἀντιοχείαϲ ἐπάρξαϲ θρόνου (Bidez, Philostorgius 320 s. v.). φαϲιν Im Philostorgexzerpt des Photios findet sich der pl. an weiteren Stellen: 7,8,2 (Νουμεριανῷ δὲ τῷ Ῥωμαίων βαϲιλεῖ ἤ, ὡϲ ἔνιοι, Δεκίῳ φαϲὶ κατὰ δή τινα δαίμονα γνώμην ἐμπεϲεῖν πληθυούϲηϲ τῆϲ ἐκκληϲίαϲ εἰϲελθεῖν ἐν αὐτῇ), welcher Passus durch die fast identische Parallele 7,8a,12 (= Suda β 10) als Philostorgs Wortlaut erwiesen ist, wird die Begegnung des Babylas mit dem Kaiser samt der Wahl zwischen Numerianus und Decius als on dit ausgedrückt. Ähnlich verhält es sich 12,3,6 (über Alarich: ἀποδύει ... τῆϲ βαϲιλείαϲ τὸν Ἄτταλον, οἱ μέν φαϲιν μὴ εὔνουν εἶναι διαβληθέντα, οἱ δὲ διότι ϲπονδὰϲ διενοεῖτο πρὸϲ Ὀνώριον θέϲθαι κτλ.) bei den zwei Versionen über die Gründe für die Absetzung des Attalus. Auch an den folgenden drei Stellen, die allgemeine geographisch-antiquarische Nachrichten enthalten, gibt es keinen Anlaß zu der Annahme, daß Photios sein eigenes W (über den Tigris nach seiner Vereinigung mit dem Euphrat: ὅθεν αὐτόν φαϲιν καὶ τοῦ θηρίου τοῦ τίγρητοϲ λαβεῖν τὸ ἐπώνυμον); 3,8,1 (über die Reste der Arche Noes am Ararat: ἧϲ ἄχρι καὶ νῦν εἶναί φαϲιν οὐ μι-

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κρὰ λείψανα τῶν τε ξύλων καὶ τῶν ἥλων ἐκεῖϲε ϲωζόμενα); 3,10,4 (bezüglich der Verbindung des Hyphasis mit dem Paradies: φαϲὶ γάρ, ὡϲ ἐάν τιϲ τύχοι πυρετῷ λάβρῳ φλεγόμενοϲ, εἰϲ τὸν ποταμὸν βαπτιϲάμενοϲ παραυτίκα τοῦ νοϲήματοϲ ἀπαλλάττεται). Die Nachricht über den feuerspeienden Valentinian 7,7,1 (τοῦτόν φαϲιν, ἡνίκα Κωνϲτάντιοϲ ἐβαϲίλευϲεν, ἰδεῖν τινα τῶν λεγομένων ϲιλεντιαρίων πυρὸϲ φλόγα τοῦ ϲτόματοϲ ἀφιέντα – ἰδεῖν δὲ κατὰ τὸ δειλινόν, ἡνίκα μετὰ τροφὴν τὸν ὕπνον αἱρούμεθα – καὶ ταῦτα ϲημῆναι Κωνϲταντίῳ) scheint Philostorg nicht ganz geheuer gewesen zu sein (s. ebd. zu ἰδεῖν - αἱρούμεθα), weshalb er sie als on dit wiedergab. Gleiches trifft nun auf unseren Passus zu: Daß ausgerechnet der Neffe des von ihm verehrten Eunomios ein derartiges moralisches Fehlverhalten zeigte, war Philostorg offenbar so unangenehm, daß er sich lieber hinter einem φαϲιν verschanzte. Wie schwer er sich mit dem Versagen eunomianischer Würdenträger tat, hat Photios bei der Darstellung der Ereignisse auf dem Treffen in Konstantinopel 360 aufgestochen, als Aetios von seinen Glaubensbrüdern im Stich gelassen wurde (s. zu test. 3b,3 ὡϲ – ἱϲτορεῖ). Das φαϲιν ist also nicht, wie von Bidez, app. crit. z. St. erwogen, in φηϲιν zu ändern. Eudoxios Zu Eudoxios s. Philost. 10,12. Die von Bidez, Philostorgius, 275 geäußerte Identitätsannahme ist plausibel. eunomianische Gemeinde Um die von ihm bevorzugte dogmatische Richtung zu charakterisieren, hat Philost. selbst von „denen, die das ‚Wesensverschieden‘ verehren“ oder ähnlich gesprochen. Der Ausdruck Arianer oder Eunomianer ist in der Regel von Photios oder einem anderen Exzerptor hinzugefügt worden. Aber Philost. hat von Jüngern und Anhängern des Eunomios gesprochen, für die die Verwendung „eunomianisch“ sich einem Exzerptor geradezu angeboten hat. Lukianos Nach Vaggione, Eunomius of Cyzicus, 4 ist der Name Lukianos hier Zeichen der Verehrung, die dessen Onkel Eunomios dem Märtyrer Lukianos entgegenbrachte. vom übrigen Teil der Eunomianer abgespalten Die Spaltung der Eunomianer setzt nach der Erzählung Philostorgs offenkundig erst nach dem Tod des Eunomios im Jahr 394 ein. Es stellt sich die Frage, ob die Erzählung des Sozomenos über die Geschicke der Eunomianer als Korrektiv eingesetzt werden kann. Nach Sozomenos soll mios eine Abspaltung stattgefunden haben, und zwar unter der Führung der bei Philost. nicht erwähnten Kappadokier Theophronios und Eutychios, vgl. Socr. 5,24,6 und Soz. 6,26,4:„Die Meinung anderer kommt wohl

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der Wahrheit näher, daß nämlich der Kappadokier Theophronius und Eutychius, Anhänger dieser Häresie, sich unter der folgenden Kaiserherrschaft in anderen Fragen von den Ansichten des Eunomius abspalteten und die Neuerung bei der heiligen Taufe anregten, indem sie die Taufe nicht auf die Trinität, sondern auf den Tod Christi einführten.“ (Übers. Hansen) Die Nachricht über diese Abspaltung ist allerdings diskutabel, weil es von Philost. bis Theodoros von Mopsuestia Hinweise darauf gibt, dass die hier dem Theophronios vorgeworfene Neuerung in Wirklichkeit von Eunomios selbst eingeführt worden war, vgl. auch die Gegenversion, die bei Soz. 6,26,2 selbst zu finden ist, und die ausführliche Diskussion der Problematik im Komm. zu Philost. 10,4. 12. (1) καὶ παῖδα Οὐαλεντινιανὸν Vorher war die Tochter Honoria geboren, vgl. Olymp. fr. 33,1 Z. 7 f. Bl. ᾧ καὶ τὴν τοῦ ἐπιφανεϲτάτου περιῆψεν ὁ Ὀνώριοϲ ἀξίαν Gothofredus, Diss. 486, Valesius 537, Amidon, Philostorgius 161 und Des Places 551 fassen das ᾧ als einen relativischen Anschluß auf1 und deuten die Worte so, daß Valentinian III zur gleichen Zeit zum nobilissimus ernannt worden sei wie sein Vater Constantius zum Augustus (am 8. 2. 421). Nach W. Enßlin, Art. Valentinianus 4, RE 7 A 2 (1948) 2232,57-67 fand ersteres jedoch vorher statt, wobei er zum einen auf die Reihenfolge der Ereignisse in der Darstellung des Olympiodor verweist (fr. 33,1, bes. Z. 9-13 Bl. ὃϲ [sc. Οὐαλεντινιανόϲ] ζῶντοϲ μὲν Ὁνωρίου νοβελίϲϲιμοϲ γίνεται ..., μετὰ δὲ τὸν θάνατον τοῦ βαϲιλέωϲ ... Ῥώμηϲ βαϲιλεὺϲ ἀποδείκνυται. ὁ δὲ Κωνϲτάντιοϲ ϲυμβαϲιλεύει τῷ Ὁνωρίῳ), zum anderen auf die Ikonographie des Sardonyx des Romulus (mit Verweis auf R. Delbrueck, Spätantike Kaiserporträts, Berlin 1933, 211-14, bes. 2142). Dafür spricht an unserer Stelle die Wahl des aor. περιῆψεν neben dem praes. hist. προϲλαμβάνεται im Hauptsatz und ἀναπέμπονται im nachfolgenden Satz (ähnlich das impf. neben praes. hist., s. zu 3,17,2 ἐνόμιζεν). Zum καὶ in ᾧ καὶ vgl. Denniston 294 f. (i). τοῦ ἐπιφανεϲτάτου Vgl. 8,8,1. Heermeister Zur Übersetzung von magister militum (Heermeister) als ϲτρατηγόϲ in spätgriechischen Texten vgl. die Erläuterungen bei Paschoud, Zosime III 2, 204.

1

Bzw. der Relativsatz erhält bei ihnen ein so großes Eigengewicht, daß er einen Hauptsatz vertritt, vgl. K.-G. 2,435 f. 2 Vgl. J. Engemann, Art. Glyptik, RAC 11 (1979) 294 f. mit Abb. 12.

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in die Gemeinschaft des kaiserlichen Szepters Vgl. zur Erhebung des Heermeisters Constantius zum Mitregenten des Honorius Olymp. fr. 1,34 Müller = 33,1 Blockley. Blockley zählt das ganze Kapitel bei Philost. als fr. 33,2 Olympiodors. Details sind allerdings im Bericht von Philost. vermutlich anders als bei Olympiodor eingeordnet. So wird in dem von Photios direkt Olympiodor entnommenen Fragment (33,1 Bl.) die Erhebung Valentinians III. zum nobilissimus nur im Zusammenhang mit der Eheschließung zwischen Galla Placidia und Constantius und der Nennung der aus dieser Ehe hervorgegangenen Kinder erwähnt, während bei Philost. Valentinians Würde als nobilissimus im Zusammenhang mit der Erhebung des Constantius (III.) zum Mitkaiser des Honorius erwähnt wird. Andere Unterschiede sind auffälliger: Bei Philost. ist nicht erwähnt, dass Constantius infolge der Nichtanerkennung durch den Osten krank wurde. Die Art und Weise, in der der Osten die Anerkennung des Constantius verweigert, ist bei Philost. viel konkreter beschrieben als in dem Olympiodor-Exzerpt des Photios. Insgesamt fallen zwar sachlich keine großen Unterschiede zwischen Philost. und Olympiodor auf, gleichwohl sind die Übereinstimmungen zu allgemein, um die Philost.-Passage mit Sicherheit aus Olympiodor abzuleiten. Valentinian wurde am 2. Juli 419 geboren, vgl. Oost, Galla Placidia Augusta, 162. Es ist daher mit Oost 164 Anm. 78 ausgeschlossen, dass die Geburt Valentinians der unmittelbare Anlass für die Erhebung des Constantius war. Die Erhebung des Valentinian zum nobilissimus dürfte vor der Erhebung des Constantius auf den Kaiserthron erfolgt sein, vgl. Oost, 163 Anm. 76, was auch in der Philost.-Epitome erkannt werden kann, wenn der aor. περιῆψεν gegenüber dem praes. hist. προϲλαμβάνεται bewußt als Zeichen der Vorzeitigkeit gewählt worden ist. Für welchen Zeitpunkt Philost. die Erhebung der Placidia zur Augusta ansetzte, ist nicht bekannt. (2) ἀρεϲκόμενοϲ Vgl. Phot. Amph. 24,84-86 ὁ ... πατὴρ οὐκ ἀρεϲκόμενοϲ αὐτόθεν (d. h. durch den Teufel) τῇ τοῦ αἵματοϲ χύϲει ἠρέϲθη τε μάλιϲτα ϲυμπροϊὸν τὸ τέλοϲ ὁρῶν καὶ περιχαρῶϲ προϲεδέξατο; lex. π 1334 προϲίεται· ἀρέϲκεται, προϲδέχεται. Bilder des Constantius Zur Aufnahme des lorbeerumkränzten Bildes eines neu erhobenen Kaisers als Zeichen der Anerkennung der Mitherrlange, das Bild des neuerhobenen Konstantin anzunehmen. Vgl. ferner Const. Porphyr. cerem. p. 393-396 Bonn zur Übersendung des lorbeerumkränzten Bildes. Zur Gesamthematik s. P. Bruun, Notes on the transmis-

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sion of imperial images in late antiquity, in: K. Ascani u. a. (Hgg.) Studia Romana in honorem P. Krarup, Odense 1976, 122-131, hier 124. Nach den Regeln kollegialer Herrschaft hatte Honorius als ältester Augustus die höchste Autorität. Dass sein Neffe Theodosius II. die Erhebung des Constantius III. nicht akzeptierte, stellte einen Affront dar. Die Unterschiede in der Tendenz bei Olympiodor und bei Philost. sind deutlich: Bei Philost. erhebt Honorius aus freien Stücken den Constantius. Die Nicht-Anerkennung durch Theodosius ist daher problematisch. Bei Olymp. fr. 1,34 Müller = 33,1 Blockley ist Honorius selbst unwillig und Theodosius vollzieht im Grunde mit seiner Ablehnung der Erklärung des Constantius zum Kaiser den Willen seines Onkels. Bei Philost. stirbt Constantius, als er sich über die Beleidigung durch Theodosius grämt und einen Krieg vorbereitet. Bei Olympiodor wird Constantius selbst krank, weil er die von ihm forcierte Erhebung bitter bereut. Bei Philost. trägt Theodosius einen großen Teil der Mitschuld für einen neuen Bürgerkrieg, weil er den Constantius durch sein Verhalten provoziert hat. Bei Olympiodor wird durch den Tod des Constantius die von diesem ausgehende Bürgerkriegsgefahr beseitigt. (3) bereitete ihm den Abgang … Kaiser gewesen war Die Last, die die kaiserliche Herrschaft für Constantius III. darstellt, wird auch von Olymp. fr. 1,34 Müller = 33,1 Blockley thematisiert. Dort bedauert aber Constantius eher die mit der von ihm erzwungenen Kaisererhebung verloren gegangene Freiheit. Zum Constantiusporträt Olympiodors s. T. Stickler, Olympiodor und Constantius III., in: Blaudeau / Van Nuffelen (Hgg.), L’historiographie tardo-antique et la transmission des savoirs, 333-347, für den der negative Tenor des Porträts auf die Zeit vor 437, also vor der Eheschließung zwischen dem Sohn des Constantius, Valentinian III., und der Eudoxia verweist. Constantius war fast sieben Monate Kaiser, vom 8. Februar bis zum 2. September 421, vgl. Olympiodors Angabe. 13. (1) αὐτὸϲ Ὀνώριοϲ Das αὐτὸϲ zur Unterscheidung der Person vom Namen bei der Datierung (Ὀνωρίου τὸ τριϲκαιδέκατον). ἀπράκτου ... γεγενημένηϲ καὶ οἱ πρέϲβειϲ ὑβριϲθέντεϲ ... προϲετιμήθηϲαν Das καὶ verbindet entweder den gen. abs. und das part. coniunct. (vgl. 3,6a,1 κοινὸϲ δέ τιϲ ὢν καὶ πάϲαιϲ αὐτῷ μετ᾽ ἀδείαϲ ἐπιφοιτᾶν ὡϲ ἰδίαιϲ ἐξὸν u. 3,12,5 δοῦναι δ᾽ οὖν ὅμωϲ ὀξύτατα τὴν δίκην τοῦ θέντα) oder dient zum Ausdruck der Steigerung angesichts der Maßnahmen, die die erfolglosen Gesandten zu erleiden hatten (s. zu 12,3,4 ἑλὼν αἱρεῖ).

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Als Kaiser Theodosius … Konsul war Philost. bietet ein Konsuldatum (422), das zwar den Rückgriff auf Consularia nahelegen könnte (wobei aufgrund der konstantinopolitanischen Perspektive der dienstältere Honorius erst an zweiter Stelle genannt), das aber falsch ist. Honorius starb im Konsulat des Asclepiodotus und des Avitus Marinianus, vgl. Cons. Const. 423. Socr. 7,22,20 (= KFHist G 2 fr. 68) nennt den 15. August 423, vgl. für das Monatsdatum Olymp. fr. 1,41 Müller = 39,1 Blockley. Todesort war Ravenna (Cons. Const. 423), nicht Rom wie Thphn. p. 84,14 f. de Boor besagt. Zu den moralischen Implikationen der Todesart vgl. den Komm. zu Philost. 11,1,5. Die „Narratio de imperatoribus domus Valentinianae et Theodosianae“, Chron. Gall. chron. I p. 630,16 f. berichtet: ipse quoque non diu adfini superstes (nämlich Constantius III.) apud Ravennam morbo aquae intercutis est peremptus. Zur Wassersucht als Ursache des Todes des Honorius vgl. auch Olymp. fr. 1,41 Müller = fr. 39,1 Blockley und Joh. Mal. 13,49 p. 350 Bonn = p. 271 Thurn. Marasco, Filostorgio, 253 geht davon aus, dass die Benennung der Todesart des Honorius bei Philost. nicht mit einem negativen Werturteil verbunden war. Johannes … Usurpator auf Zu Johannes, der sich am 20. November 423 nach dem Tod des Honorius zum Kaiser ausrufen ließ vgl. PLRE 2,594 f. Ioannes 9; Pawlak, Usurpation de Jean. Der Feldzug des Theodosius II. gegen den Usurpator Johannes (423-425) erklärt, dass Socr. 7,42,4 die Erfolge des Theodosius gegen Barbaren und Usurpatoren besonders rühmt. Gerade dieser Erfolg fand seinen besonderen Niederschlag in der triumphalen Selbstdarstellung in Konstantinopel, s. zur Inschrift vom Goldenen Tor Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer I, 55-58. Dass bei Philost. wie auch sonst die politische und militärische Bedeutung des Theodosius II. gerade durch die Wiedergabe genauer Details zum Feldzugsverlauf stark reduziert wird, ist trotz der starken Kürzungen durch das Exzerpt des Photios durchaus noch erkennbar und soll in den folgenden Lemmata erläutert werden. Die Erzählung des Philost. über den Krieg zwischen Theodosius und dem Usurpator Johannes, der mit der Erhebung Valentinians III. endet, weist dabei insgesamt durchaus Parallelen mit der Erzählung Olympiodors (fr. 1,46 Müller = 43,1 Blockley) auf. Gleichwohl ist die ausschließliche Provenienz von Philost. 12,13 aus Olympiodor nicht gesichert und die, wenn auch nur tels als Olympiodorfragment (fr. 43,2 Blockley) nicht gerechtfertigt. Aber die Gesandtschaft … bestraft Die Gefangennahme und Bestrafung der Gesandtschaft des Johannes bedeutete, dass dessen Kaisererhe-

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bung nicht anerkannt wurde und dass seine Beauftragten als Rebellen galten, vgl. zur Gefangensetzung der Gesandten des Magnentius Petr. Patr. fr. 16. Die Gesandtschaft des Johannes nach Konstantinopel ist gut bezeugt vgl. Renatus Profuturus Frigeridus bei Greg. Tur. Franc. 2,8, ferner Socr. 7,23,3 f., Thphn. p. 84,18 f. de Boor. Zur Gefangennahme vgl. Thphn. 84,19, wobei Philost. die detaillierteren Angaben macht. Ein Teil der Gesandtschaft muss zu Johannes zurückgekehrt sein, vgl. Renatus Frigeridus bei Greg. Tur. Franc. 2,8: legati ad tyrannum reversi sunt, mandata atrociora reportantes. (2) περιτίθηϲιν S. zu 10,5 Ἀρκάδιον - περιτίθεται mit Anm.; zum kausativen Aktiv (s. hist. Komm. zu Caesarwürde) vgl. K.-G. 1,99 f. den dritten Valentinian Nicht im modernen Sinne als Valentinian III. aufzufassen, sondern als die dritte, in der Darstellung erwähnte Person dieses Namens. Aus diesem Grunde kann vom „dritten Valentinian“ auch vor seiner Kaisererhebung die Rede sein. Der Brauch, Herrscher mit Ordinalzahlen zu versehen, ist seit dem Mittelalter bezeugt, vgl. A. Wrackmeyer, Studien zu den Beinamen der abendländischen Könige, Diss. Marburg 1936, 45. Für Gordian III. gebraucht eine Überschrift in der Handschrift P (Hist. Aug. Gord. 22) die Bezeichnung „Gordianus tertius“, vgl. auch 23,1: Dexippus quidem adseverat ex filio Gordiani tertium Gordianum esse natum; 23,4. Auch hier geht es weniger um Herrscherzählung als um die Vermeidung der Konfusion mit gleichnamigen Personen. In Phot. bibl. cod. 40 (= Philost. test. 3b,5) wird Valentinian III. als „Valentinian der Jüngere“ bezeichnet. nach Byzanz zurückgekehrt Damit werden die Ereigniszusammenhänge stark verkürzt. Nach dem Tode des Constantius III. lebte Galla Placidia am Hofe des Honorius, der angeblich in Liebe zu ihr entbrannte, vgl. Olymp. fr. 1,40 Müller = 38 Blockley. Nach dem Zerwürfnis mit Honorius war sie erst in Rom im Exil, bevor sie schließlich 423 Konstantinopel aufsuchte, vgl. Chron. Gall. chron. I p. 658,90 und Prosp. chron. 1280. Caesarwürde Valentinian III. wurde am 23. Oktober 424 angeblich im fünften Lebensjahr (in Wirklichkeit im sechsten) in Thessalonike durch Helion im Auftrag des Theodosius II. zum Caesar erhoben, vgl. Olymp. fr. 1,46 Müller = 43,1 Blockley; Hyd. chron. II p. 20,84 (SC 218,127) mit Oost, Galla Placidia Augusta, 182. Galla gentlich spätestens seit dem 8. Februar 421 Augusta bzw. nobilissimus waren, waren diese Titel bereits bei der Entsendung von Konstantinopel aus zurückgegeben worden, vgl. Olymp. fr. 1,46 Müller = 43,1 Blockley. Zur

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gleichen Zeit erfolgte vermutlich die postume Anerkennung des Kaisertums des Constantius III. durch Theodosius II. so Pawlak, Usurpation de Jean, 129 Anm. 82 zu Cod. Theod. 3,16,2. Von der etwas ungewöhnlichen Zurücknahme und Wiedergabe der Titel weiss Philost. anscheinend nichts, vielleicht, weil er die jeweiligen Ernennungen in der Zeit der Macht des Constantius III. als weiterhin gültig betrachtete. In der folgenden Darstellung über die Ereignisse während der Usurpation des Johannes will Marasco, Filostorgio, 202 eine positive Stellungnahme des Philost. zugunsten Valentinians und der Galla Placidia erkennen, was mir angesichts der ausschließlich passiven Rolle der beiden nicht so evident erscheint. Von der noch aus der Tetrarchenzeit herrührenden Kaiserideologie her sollte der junge Caesar zweifelsohne die Aufträge des älteren Augustus ausführen, vgl. Hyd. chron. II p. 20,84 (SC 218,127): Theodosius Valentinianum (…) contra Iohannem mittit. Das belegt die Darstellung von Münzen, die den sitzenden Augustus Theodosius und den stehenden Auftragsempfänger Valentinian zeigen (RIC X Nr. 233-236), vgl. zu diesen SALVS REI PVBLICAE-Prägungen des Theodosius Kaegi, Byzantium and the Decline of Rome, 20 f.; Oost, Galla Placidia Augusta, 183 f. Als Kinderkaiser war Valentinian jedoch dazu nicht fähig, was bei Philost. insofern deutlich gemacht wird, als die Generäle explizit als die Führer des Feldzugs benannt worden sind.Vgl. auch Hyd. chron. II p. 20,84 (SC 218,127), wo von duces die Rede ist, qui cum eo per Theodosium missi fuerant. General Ardabur … anvertraute Die Beschreibung der Aktionen des Flavius Ardabur Aspar und seines Sohnes während der Kämpfe gegen Johannes wird den Rest des Kapitels ausmachen und ist offenkundig von Philost. mit besonderem Interesse behandelt worden. Dieses Interesse erklärt sich einerseits damit, dass Ardabur und sein gleichnamiger Sohn über Jahrzehnte (bis 471) das Geschehen in Konstantinopel bestimmten. Einen weiteren Grund lässt die ebenfalls auffällig ausführliche Darstellung der gleichen Vorgänge bei Socr. 7,23,4-10 (vgl. die partiell irrige Zusammenfassung bei Thphn. p. 84,16-28 de Boor) erahnen. Nach der Erzählung des Sokrates führt nach einem Gebet des Kaisers ein Engel im Gewand eines Schäfers den Aspar durch die Lagune von Ravenna auf unbekannten Wegen durch das Trockene in die Stadt, um den dort gefangenen Ardabur zu befreien. (Diese Erzählung findet sich auch 289 Roberto.) Zu den von Sokrates absichtlich hergestellten Bezügen zwischen Theodosius II. und Gestalten des Alten Testaments (in diesem Falle Moses Socr. 7,22,20 f. und 7,42,4), vgl. Leppin, Von Constantin dem Gro-

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ßen zu Theodosius II., 137. Das Geschehen wurde also in der von Sokrates überlieferten Erzählung als ein wunderbares Ereignis dargestellt, an dem der gottgeliebte Theodosius durch sein Gebet ganz wesentlich beteiligt war. Philost. bietet dagegen eine von wunderbaren Elementen völlig freie Erzählung, vgl. zu diesen Unterschieden Marasco, Filostorgio, 254 f. Sie ähnelt wieder (wie für viele Details der Geschichte der theodosianischen Dynastie, s. die Einleitung, S. 81-84) der Chronik des Marcellinus Comes, in der die Rolle der Hinterlist beim Sieg über Johannes betont wird, vgl. chron. II p. 76,425,1: suprafatus Iohannes dolo potius Ardaburis et Asparis magis quam virtute occiditur. Olymp. fr. 1,46 Müller = 43,1 Blockley kennt noch einen dritten Befehlshaber, nämlich Candidianus. Im Unterschied zu Philost. ist es bei Olympiodor dann Candidianus, der während der Gefangenschaft Ardaburs erfolgreich agiert, mehrere Städte erobert und das Blatt wendet. Die List Ardaburs spielt keine Rolle, gleichwohl entfällt in der Version Olympiodors ein Ruhmestitel des Gespanns Ardabur-Aspar, vgl. zur negativen Tendenz Marasco, 254. Bei Philost. wird zwar das listenreiche Vorgehen Ardaburs hervorgehoben, aber nicht, wie bei Marcellinus Comes, in einen Gegensatz zur virtus gebracht, sondern als Teil eines geschickt geführten Feldzugs hervorgehoben. (3) τὰϲ Ϲάλωναϲ ... αἱροῦϲι κατὰ κράτοϲ Zu Nikephoros’ (h. e. 14,7 [PG 146,1076 D]) Korrektur des überlieferten ἀναιροῦϲι vgl. 7,14,7; 11,8,4; 12,2,1; 12,3,4 u. bes. ebd. τὴν Ῥώμην κατὰ κράτοϲ αἱρεῖ. Pannonien … Salona Um den Einfall des Johannes nach Illyrikum zu verhindern, wurden rasch die an den Claustra Iulia angrenzenden Gebiete besetzt. Für die Flottenaktionen, die den Einmarsch nach Italien begleiten sollte, war Salona ein günstiger Ausgangspunkt. Oost, Galla Placidia Augusta, 179 ordnet die Einnahme von Salona bereits vor der Einsetzung des Valentinian III. zum Caesar ein. Er folgt in dieser zeitlichen Reihung Socr. 7,23,1 f., der allerdings dann auch den gesamten Feldzug gegen Johannes vor der Erhebung des Valentinian zum Caesar stattfinden lässt. Die Einnahme von Illyrikum, auch der westlichen Provinzen, findet somit noch während der Alleinherrschaft des Theodosius II. statt. Dagegen durcheilen bei Philost. die Generäle gemeinsam mit Valentinian die illyrischen Provinzen. In der Unterscheidung von kum (Ost-Illyrikum) ist möglicherweise eine Anspielung auf die um diese Zeit von Galla Placidia erzwungene Abtretung von Ost-Illyrikum an Ostrom zu erkennen, die der Preis für die Unterstützung durch Theodosius

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war, vgl. hierzu E. Stein, Der Verzicht der Galla Placidia auf die Präfektur Illyricum, WS 36 (1924) 344-347. (5) τὴν Ἀκυληίαν Das in B überlieferte τὴν μεγάλην ist, wie Bidez, app. crit. z. St. erkannt hat, ein Fehler, der dadurch entstanden ist, daß der Schreiber am Ende der Zeile irregeführt wurde durch das μεγάληϲ (aus τῆϲ Ἀκυληίαϲ μεγάληϲ πόλεωϲ) am darüberstehenden Zeilenende (fol. 236 recto 10 f.). Daher ist mit Bidez der Name der Stadt einzusetzen, nicht, wie er ebenfalls erwogen hat, hinter παρεϲτήϲατο ein πόλιν einzufügen. (6) τοὺϲ ἀποϲτρατήγουϲ – κατὰ τοῦ τυράννου Der Passus bereitet in zweierlei Hinsicht Schwierigkeiten: Zum einen sind die beiden acc. τοὺϲ ἀποϲτρατήγουϲ und τὴν ἐπιβουλὴν syntaktisch nicht vereinbar, zum anderen gibt es seit langem Zweifel an dem Begriff der ἀποϲτράτηγοι und die Vermutung, daß es sich um ὑποϲτράτηγοι gehandelt habe (als solcher erscheint Aetius 12,14,1). In der Tat fragt man sich, welche Rolle ehemalige Generäle in Ravenna, wo Johannes sich damals aufhielt (s. hist. Komm. zu Johannes … gefangen genommen), gespielt haben könnten, so daß sie ihm am Ende gefährlich wurden. Blockley 220 Anm. 84 (zu Olymp. fr. 43,2) erwog, daß Johannes einige Honorius loyal ergebene Offiziere abgesetzt habe, was „a good reason for the disaffection“ gewesen wäre. Da diese aber schwerlich identisch gewesen sein dürften mit den Verrätern in Johannes’ Umgebung (vgl. 7 τῇ τῶν ἀμφ᾽ αὐτὸν προδοϲίᾳ), müßte man annehmen, daß sie Einfluß auf Angehörige des Gefolges ausgeübt haben. Dies ist alles gut denkbar1 – unter der Bedingung freilich, daß Photios diese für das Verständnis der Abläufe wichtigen Vorgänge in seiner Epitome ausgelassen hätte. Leichter einzusehen ist jedoch das am Rand des cod. Bochart. als Vermutung notierte ὑποϲτρατήγουϲ, dem sich Valesius, Annot. 157 und Bidez, app. crit. z. St. angeschlossen haben; dazu paßt auch der gen. poss. τοῦ τυράννου, der bei τοὺϲ ἀποϲτρατήγουϲ, nach Blockley gedeutet (s. oben), deplaziert wirkt. William Lowth (bei Reading 551) hat zu dem Satz angemerkt: „deest vox ad sensum perficiendum“, woraufhin Bidez, app. crit. z. St. ὑποϲτρατήγουϲ ⟨ὑπαγόμενοϲ〉 vorgeschlagen hat. Wenn damit gemeint ist, daß Ardabar die Offiziere durch Gespräche verleitet hat, stellt sich die Frage, ob bei Personen, die bereits ὑποκεκινημένοι waren, ein ὑπάγεϲθαι (bzw. ὑπάγειν, vgl. Bidez, Philostorgius 337 s. v anders verhält es sich in dieser Hinsicht, wenn er sie bestochen hat, was z. 1

Johannes galt als milder Herrscher, der nicht dazu neigte, mißliebige Personen einfach beseitigen zu lassen, vgl. Procop. Vand. 1,3,6 f.; Stickler, Aëtius 31 f.

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B. zu ⟨ὑπάγων δώροιϲ〉 (vgl. 3,12,1 Ἀθανάϲιοϲ ... δώρων τοὺϲ αὐτῷ [sc. τῷ βαϲιλεῖ] παραδυναϲτεύονταϲ ὑπαγαγὼν ἀφθονίᾳ) oder ⟨δεκάζων〉 führen würde. Doch auch dann bleibt das Bedenken, ob τὴν ἐπιβουλὴν ... τὴν κατὰ τοῦ τυράννου im vorliegenden Zusammenhang wirklich das passende Objekt zu κρατύνει ist. Ist nicht vielmehr zu erwarten, daß er die Verschwörer in ihren Absichten bestärkte?1 Dazu braucht man nur ein einziges Wort vor τὴν ἐπιβουλὴν zu ergänzen: πρὸϲ; zur Junktur vgl. Philost. 3,9,6 (τὴν βάϲιν αὐτῆϲ [sc. τῆϲ γῆϲ] κρατυνάμενοϲ πρὸϲ τὸ ἀνέχεϲθαι τοϲοῦτον ὄγκον καὶ πλῆθοϲ τῶν ἐν αὐτῇ φερομένων); Cyr. Alex. in XII proph. (II p. 231,1-3 Pusey) (τοῦ Χριϲτοῦ ... εὐϲθενὲϲ μὲν ἀποτελοῦντοϲ εὖ μάλα τὸ ἄρρωϲτον, κρατύνοντοϲ δὲ πρὸϲ εὐϲέβειαν τὸ ταῖϲ ἁμαρτίαιϲ εὐάλωτον) und Eun. exp. fid. 4,1618 Vaggione (über den Hl. Geist) (ϲυνεργῶν τοῖϲ πιϲτοῖϲ πρὸϲ κατανόηϲιν καὶ θεωρίαν τῶν διατεταγμένων, ὑπηχῶν εὐχομένοιϲ, ὁδηγῶν πρὸϲ τὸ ϲυμφέρον, κρατύνων πρὸϲ εὐϲέβειαν).2 Zu ⟨πρὸϲ〉 τὴν ἐπιβουλὴν vgl. 2,4a,3 πρὸϲ ἐπιβουλὴν ἐχώρει τοῦ ποθουμένου. ὡϲ ἐφ᾽ ἑτοίμῳ τῷ κατορθώματι Vgl. Phot. bibl. cod. 224 p. 225 a 20 f. (= Memnon FGrHist 434 F 1,5,3) ἐν Ἡρακλείᾳ ... ὡϲ ἐπὶ τῷ τῶν δεχομένων ϲυνοίϲοντι παραγίνεται. die ehemaligen Generäle (oder Untergeneräle ?) Im Sprachgebrauch des Philost. ist der ϲτρατηγόϲ in der Regel der magister militum, vgl. 12,3,5. Unterfeldherren sind damit hierarchisch dem Heermeister untergeordnete Offiziere mit umfassendem Kommando. Zu denken wäre etwa an den comes rei militaris für Abteilungen des Bewegungsheers, an den als Stellvertreter des Heermeisters agierenden comes domesticorum, an duces für die limitanei etc. Der erst 423 zum Kaiser ausgerufene Johannes kann kaum über ihm loyale, in den Ruhestand versetzte Generäle verfügt haben, s. insgesamt den phil. Komm. zu τοὺϲ ἀποϲτρατήγουϲ – κατὰ τοῦ τυράννου. (7) ἀποϲτείλαϲ Gothofredus 174 gibt dies mit „missis quibusdam“ wieder, doch auch wenn ἀποϲτέλλειν absolut verwandt werden und das 1

Ähnlich hat es bereits Gothofredus 173 verstanden, ohne freilich Konsequenzen für die Textkonstitution zu ziehen: „exauctoratos ... de insidiis cogitantes adversus tyrannum animavit“. 2 Der Passus Philost. 7,4c,4 (ὁ δὲ βαϲιλεὺϲ Ἰουλιανὸϲ ἔτι κατὰ τὴν Κωνϲταντινούπολιν διεῖλκέ τινα χρόνον τὰ ἐν ταύτῃ κρατύναϲ, εἰϲ ὅπερ ἐνόμιζε μάλιϲτα τῇ βαϲιλείᾳ ϲυμφέρειν), der die Ergänzung eines εἰϲ nahelegen könnte, ist nicht ganz vergleichbar, weil dort zur Vorstellung des Ziels die einer Erstreckung hinzukommt.

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Übermitteln von Nachrichten bezeichnen kann (vgl. Phot. bibl. cod. 94 p. 76 a 34 f. ἀποϲτέλλει Ϲάκαϲ πρὸϲ Γάρμον, ὅτι Ῥοδάνηϲ ϲυνείληπται καὶ Ϲινωνὶϲ ϲυλληφθήϲεται), so steht hier der acc. τὸν Οὐαλεντινιανὸν viel zu nahe.1 Daher verbindet Valesius 538 in seiner Übersetzung beides miteinander, fügt aber bezeichnenderweise das Ziel hinzu: „tum vero Theodosius Valentinianum Romam missum imperatorem renuntiavit“. Ähnlich lautet die Formulierung 12,13,2: τὴν ... Πλακιδίαν καὶ τὸν τρίτον Οὐαλεντινιανὸν ... ἀποϲτέλλει πρὸϲ τὴν Θεϲϲαλονίκην Θεοδόϲιοϲ κἀκεῖ τὴν τοῦ Καίϲαροϲ ἀξίαν τῷ ἀνεψιῷ περιτίθηϲιν. Es stellt sich nun die Frage, ob an unserer Stelle eine Ortsangabe wie πρὸϲ (τὴν) Ῥώμην (vgl. 3,1a,3) oder ἐπὶ (τὴν) Ῥώμην (vgl. 10,9,1; 12,3,5) fehlt. Daß Rom in diesem Zusammenhang von Philostorg erwähnt wurde, ergibt sich aus 12,13a (= test. 3b,5 = Phot. cod. 40 p. 8 b 32 f.): Θεοδόϲιοϲ τὰ τῆϲ Ῥώμηϲ ϲκῆπτρα τῷ ἀδελφιδῷ ἐνεχείριϲεν. Das spricht dafür, daß ein πρὸϲ τὴν Ῥώμην o. ä. im Laufe der Überlieferung verlorengegangen ist oder von Photios (vermutlich aus Unachtsamkeit) weggelassen wurde. Zu erwägen wäre auch, daß der Name des Helion ausgefallen ist (z. B. ἀποϲτείλαϲ ⟨Ἡλίωνα〉), der wie zuvor in Thessalonike die Erhebung zum Caesar so jetzt in Rom die zum Augustus in Theodosius’ II Auftrag vornahm (vgl. Olymp. fr. 43,1 Bl. u. Socr. h. e. 7,24,5); doch dagegen spricht, daß er in der Philost.-Epitome des Photios schon bei ersterem Anlaß (12,13,2) nicht erwähnt wird. Johannes … gefangen genommen Aus den Parallelquellen (zitiert im Komm. zu 12,13,2) geht eindeutig hervor, dass Johannes in Ravenna gefangengenommen wurde, während bei Philost. nur deutlich ist, dass die Gefangennahme außerhalb von Aquileia stattfindet. Hand abgeschlagen Teilweise abweichende Details über die Hinrichtung des Johannes bei Procop. Vand. 1,3,10: „Valentinian nahm den Johannes lebend gefangen. Nachdem er angeordnet hatte, ihm eine Hand abzuschneiden, ließ er ihn in das Hippodrom von Aquileia führen, wo er ihn in einem Festzug auf einen Esel umherführte, ihn dann den Leuten des Theaters überließ, die ihn mißhandelten und reichlich Gewalt zufügten und ihn schließlich töteten.“ Es geht dort um ein Ritual, in dem Johannes gewissermaßen im Triumphzug einhergeführt wurde und das Schicksal besiegter Feinde erlitt, vgl. McCormick, Circus und Hippodrom als politischer Raum, Hildesheim 1994, 381; A. 1

Das spricht auch gegen eine Änderung in ἐπιϲτείλαϲ,vgl. LSJ s. v. 1, z. B. hier 10,1,2 οἱ δὲ ἀντεπιϲτέλλουϲι μὴ ἄλλωϲ αὐτοὺϲ παραδέξαϲθαι (-δέξεϲθαι dub. Bidez).

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Calderini, Aquileia Romana. Richerche di storia e di epigrafia, Mailand 1930, 84. Parallel wurde der Sieg über Johannes auch in Konstantinopel gefeiert, vgl. Socr. 7,23,11 f. Welche Details über die öffentliche Demütigung des Bürgerkriegsverlierers bei Philost. geschildert worden sind, ist aus dem kurzen Exzerpt des Photios nicht zu erkennen. Das Abschlagen der Hand, von dem Philost. berichtet, dürfte allerdings in gleicher Art öffentlich und sichtbar vollzogen worden sein, wie die Demütigung des Attalus durch Honorius, vgl. Philost. 12,5,2. ließ ihn zum Kaiser ernennen Die Erhebung des Valentinian III. zum Augustus fand nicht mehr in Aquileia, sondern am 23. Oktober 425 in Rom durch ein von Helion überbrachtes kaiserliches Schreiben statt, vgl. Olymp. fr. 1,46 Müller = 43,1 Blockley; Prosp. chron. 1289; Chron. Gall. chron. I p. 658,101; J. P. C. Kent, The Roman Imperial Coinage 10, London 1994, 161: „the numismatic evidence for Rome is decisive.“ Unzutreffend Marcell. 425,2: Valentinianus iunior apud Ravennam factus est imperator. Enßlin, RE 7 A 2 (1948) 2234,17-25 sieht dies in Zusammenhang mit der Begrüßung als Augustus durch das Heer. Vgl. zu den Quellen Oost, Galla Placidia Augusta, 193; Pawlak, Usurpation de Jean, 142.

12,14 (1) αὐτοῦ τε καὶ τῶν περὶ τὸν Ἄϲπαρα S. zu 1,7a,2 τοῖϲ περὶ τὸν Ὅϲιον Κουδρούβηϲ; hier stehen beide Heerführer für ihre Truppen. Untergeneral Diese Benennung passt insofern zum Posten des cura palatii, der von Frigeridus (bei Greg. Tur. Franc. 2,8) bezeugt wird, da der cura palatii weit mehr als ein einfacher Tribun war, vgl. die Belege bei Jones, Later Roman Empire, 1148, Anm. 16. sechzigtausend Barbarensöldnern Mit dem Kapitel 14 werden abschließend die Erfolge des Theodosius II. relativiert, vgl. Marasco, Filostorgio, 256. Chaffin, Olympiodorus of Thebes, 173 Anm. 19 nimmt an, dass Olympiodor die Episode von der Ankunft des Aetios mit seinen Söldnern auch enthalten habe, diese aber vor die Proklamation des Valentinian zum Augustus eingeordnet habe „because it is inconceivable that Ol. made Aetius’ arrival the climax of the work.“ These, dass alle Informationen des Philost. aus Olympiodor stammen und allenfalls verschoben und anders angeordnet sind. Philost. muss im Original berichtet haben, dass die Barbarensöldner hunnischer Provenienz wa-

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ren, vgl. Ren. Frig. Greg. Tur. Franc. 2,8. Zur Anwerbung der Hunnen durch Aetios vgl. Maenchen-Helfen, Welt der Hunnen, 56 f.; Stickler, Aetius, 32 f. und 88 f. Zusammenstoß zwischen ihm und Aspar In der Betonung der Bedeutung der Hunnen für die Unterstützung des Johannes im Kampf gegen Aspar könnte, wenn man an die Abfassungszeit der Kirchengeschichte des Philost. denkt, eine Anspielung auf die 434 n. Chr. virulent gewordene und den Kaiser Theodosius schwächende Hunnenproblematik gesehen werden. Aetius sollte mit den Hunnen dem nach Italien eingefallenen Feind in den Rücken fallen, vgl. Ren. Frig. Greg. Tur. Franc. 2,8: „Deshalb schickte er den Aetius, der damals cura palatii war, mit einer ungeheuren Summe Goldes zu den Hunnen, die ihm von der Zeit her, da er als Geisel bei ihnen weilte, bekannt und freundschaftlich verbunden waren, und gab ihm folgenden Befehl: sobald die Feinde in Italien eindringen würden, solle er ihnen in den Rücken fallen.“ (Übers. Giesebrecht/Buchner) Der Bericht des Philost. schließt passgenau an den Bericht des Frigeridus an: Aetius überfällt gemäß dem mit Johannes vereinbarten Plan die theodosianische Armee, die dabei – so Philost. in seiner gegen die propagierte Sieghaftigkeit des Theodosius gerichteten Spitze – große Verluste erleidet. Zur Mission des Aetius knapp, aber richtig die Chronik von 452 chron. I. p. 638. (2) εἰϲ τὰ οἰκεῖα ἤθη Vgl. 2,5,1 ἐκ τῶν οἰκείων ἠθῶν. erhielt die Würde eines comes Aetius kann seine Übernahme zum General (comes rei militaris) der siegreichen Machthaber erzwingen, vgl. Stickler, Aetius, 40 mit Anm. 191, und geht in neuer Mission nach Gallien. Dass die Darstellung des Philost. dies noch andeutet, erklärt sich vielleicht daraus, dass ihm bereits die Karriere des Aetius zum dominierenden Machthaber bekannt war und er Entwicklungen der 30er Jahre kannte.g gegen Gold ihren Zorn ab und ihre Waffen nieder Die Hunnen haben also zweimal Geld erhalten, für ihren Zuzug (Ren. Frig. [Zitat oben]) und für ihren Abzug (Philost.). Wie es für schwache Regierungen und insbesondere diejenige des Theodosius II. üblich ist, muss der Abzug der Feinde in schimpflicher Form durch Subsidienzahlungen bezahlt werden: Mit diesem Seitenhieb auf die schwache Außenpolitik des Theodosius endet das Geschichtswerk des Philost. in ihre angestammten Gebiete ab schen Philost. und Frigeridus (s. o.), sondern auch zwischen Philost. und der Darstellung des Prosper Tiro zu erkennen, bei dem aus westlicher Perspektive Placidia und Valentinian III. (Theodosius II. wird gar nicht erst

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erwähnt) den Aetius trotz seiner Unterstützung des Johannes begnadigen, weil er die Hunnen, die er erst herbeigeholt hat, nun wieder zurückschickt, vgl. Prosp. chron. 1288: Placidia Augusta et Valentinianus Caesar mira felicitate Iohannem tyrannum opprimunt et regnum victores recipiunt. data venia Aetio eo quod Chuni, quos per ipsum Iohannes acciverat, eiusdem studio ad propria reversi sunt. Parallel ist insbesondere auch der Hinweis auf die angebliche Rückkehr der Hunnen zu den eigenen Wohnsitzen. Welche Wohnsitze gemeint sind ist unklar. Maenchen-Helfen, Welt der Hunnen, 57 gibt einfach Philost. wieder: „ritten in ihr Land zurück.“ Chaffin, Olympiodorus of Thebes, 174 Anm. 22 vermutet im Anschluss an B. Croke, Evidence for the Hun invasion of Thrace in A.D. 422, GRBS 18 (1977) 347-367, hier 353 f., dass es sich um Pannonien handelt. Das hängt wiederum mit der schwierigen Interpretation der Angabe des Marcellinus Comes (427,1) über eine angebliche Vertreibung der Hunnen aus Pannonien im Jahre 427 zusammen. Vielleicht ist auch nur eine Verunsicherung durch die gegenüber von Sirmium siedelnden Hunnen der Donauebene gemeint, an einem Donauabschnitt, der durch Waldinseln jederzeit leicht überquerbar war. Die Hunnen der Donauebene gegenüber von Sirmium sind vermutlich mit den Hunnen des Charaton identisch, zu denen Olympiodor selbst in einer Mission geschickt worden war, vgl. zur Mission Olympiodors Maenchen-Helfen, 54; T. Stickler, Die Hunnen, München 2007, 57 f. Unklar ist, welche Beziehungen zwischen den Hunnen des Aetius und den Hunnen Rugas besteht, die 422 in Thrakien einfielen und ihre Wohnsitze nördlich der Donau gehabt haben dürften. Ob Philost. auch die Unterstützung eines weiteren Generals des Johannes, des Castinus, erwähnt hat, der 424 mit Hunnen gegen Bonifatius auszog, muss ebenfalls offen bleiben, vgl. zu diesen anscheinend in Italien stationierten Hunnen MaenchenHelfen, 56.