Optimismus und Pessimismus: Der Gang der christlichen Welt- und Lebensansicht [Reprint 2019 ed.] 9783111642208, 9783111259345

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Optimismus und Pessimismus: Der Gang der christlichen Welt- und Lebensansicht [Reprint 2019 ed.]
 9783111642208, 9783111259345

Table of contents :
Vorwort
Uebersicht des Inhalts
I. Vorbemerkungen
II. Biblische Anschauungen
III. Gemeinde und Kirche ausserhalb der Welt
IV. Die Kirche verbunden mit Welt
V. Die Kirche über der Welt. Pessimismus des Mittelalters
VI. Reformation und Weltversöhnung. Reformatoren und Confessionen
VII. Der neuere Optimismus. Leibnitz
VIII. Die Aufklärung als Philosophie und Theologie
IX. Die ästhetische Glückseligkeit. Ein pessimistischer Gegendruck
X. Das XIX. Jahrhundert. Der moderne Pessimismus
XI. Fortsetzung. Schopenhauer und Hartmann
XII. Zusammenfassung und Schlusssätze
Berichtigungen

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Optimismus und Pessimismus, D e r Gfrang* der

christlichen Welt- und Lebensansicht

von

Dr. W. Gass.

B e r l i n . Druck und Verlag von G e o r g Reimer.

1876.

Welt- und Lebensansicht sind Lieblingsworte unserer Zeit; die Wissenschaft überlässt sie dem Tagesgespräch und den Zeitungen, aber sie wird zuweilen genöthigt, auch diese weitschichtigen Namen in ihrem eigenen Interesse strenger und gründlicher zu handhaben. Für mich ist es ergreifend gewesen, unter dem Eindruck des neuesten pessimistischen Streits die Weltanschauung der Vergangenheit wieder lebendig werden zu sehen. Ich versuchte es, ihr und ihren Wandelungen nachzugehen, und habe erfahren, dass es nichts Anregenderes giebt, als von einem Gesichtspunkt der Gegenwart aus die Reihe der Jahrhunderte zu durchwandeln. Denn dabei ergeben sich immer eigenthümliche Zusammenhänge, und selbst allbekannte Erscheinungen gestatten eine neue Beleuchtung. So ist diese Schrift entstanden. Ihre Absicht geht dahin, den erwähnten Verhandlungen einen historischen Hintergrund zu geben, um sie dadurch fruchtbarer zu machen, als sie durch blosse Vergleichung oder Entgegensetzung allgemeiner Gedanken werden können-

IV

Der grösste Theil der folgenden Blätter gleicht daher einer religions- und

culturgeschichtlichen

Uebersicht

innerhalb der durch das T h e m a bezeichneten Grenzen. Nur die letzten Abschnitte sind der P r ü f u n g des modernen Pessimismus gewidmet, denn diese durfte nicht unterlassen jener

werden,

obgleich

andere Z w e c k

sie m i c h ,

hinzugekommen,

wäre nicht

für sich allein

noch nicht zum Schreiben würde bewogen haben. Nach dieser Seite spreche ich hiermit mein Verständniss des christlichen Wesens und zugleich mein eigenes Lebensgefühl

aus

und füge kein

Wort zur

Vertheidigung hinzu. Dagegen will ich zwei andere Bemerkungen nicht zurückhalten.

Ein Gegenstand wie dieser fordert eine

möglichst weite Umschau und verdient unstreitig auch vom umfassendsten

welthistorischen

Standpunkt

aus

in's A u g e gefasst zu werden, und in gewissem Grade mag

dies schon jetzt möglich

sein.

Ich selbst bin

im Wesentlichen innerhalb der Christenheit stehen geblieben, durch

mein Studium

schränkung auferlegt.

sah ich mir diese Be-

Die Universalität,

deren ich

bedurfte, suchte ich auf dem christlichen Boden, der ohnehin, wie ich zu meinem Tröste sagen darf, auch für eine andere A r t der Behandlung immer der wichtigste bleiben wird.

Sodann wolle der Leser beden-

ken, welche A r t der Bearbeitung die

allein

geeignete

war.

für meine A u f g a b e

Dogmen

haben

in

der

Schäl fe ihrer Formen eine Selbständigkeit, welche es erlaubt, sie wie eine Sache für sich historisch fortzuleiten ; auch Cultus und Verfassung lassen sich noch

V

mit Sicherheit herausheben.

Hier dagegen war nicht

Ausscheidung, sondern Anknüpfung und Combinätion erforderlich.

E s handelte sich um einen viel weiche-

ren Stoff, der Lehre und Leben, Literatur und Sitte berührt,

um Stimmungen, welche zwar in

charaktervollen

Zügen

an's

Licht treten,

dadurch Bedeutung gewinnen, aus

einem

sind.

Ganzen

Es

schien

und

daher

einzelnen aber

erst

dass sie

nachweislich

Gemeinsamen

entsprungen

nöthig,

einiges

Material herbeizuziehen, nicht zu viel,

historische

um nicht den

W e g zu verlieren, nicht zu wenig, um des allgemeineren Verbandes gewiss zu bleiben. und dogmatische Entscheidungen

Auch Theorieen

mussten einige Mal

benutzt werden, aber lediglich soweit in ihnen religiöse

und

kommt.

Nur auf diese Weise konnte

sittliche

das christliche Gottesstehen, liches auf

wie

es

sich

Bewusstsein

Ausdruck

es

gelingen,

und Selbstgefühl so zu anfänglich

als ein

schwierigen einer

Pfaden

in

die

Welt und für sie einzudringen. der Zusammenschau, Maassbestimmung, mir

Mittel

bildenden Wirksamkeit

ver-

ausserwelt-

und überweltliches ausgeprägt hat, um

gungen

was

zum

das

und

dann Bedin-

innerhalb

der

E s war eine Arbeit

aber auch der Gestaltung und

die Mühe gekostet h a t , und eben

schwer geworden,

Liebsten vor der Kritik

darin

bestehen.

möchte

ich

am

Die Eigenart

des

christlichen Geistes verleugnet sich auch nach dieser Richtung

nicht; um so wichtiger ist

dessen ganze Beweglichkeit mit

dessen

Fähigkeit,

den

es,

dass

auch

offenbar werde, und sogrossartigen

Gang

der

VI

Menschengeschichte mitbestimmend zu begleiten und dem fortschreitenden Wechsel der Zustände und Bildungsformen sich förderlich anzuschliessen. Auf diese Erkenntniss gründet sich das Vertrauen, ihm auch fernerhin anzugehören. Heidelberg im November 1875.

Dr. W. G a s s .

U e b e r s i c h t des I n h a l t s .

Seite.

I.

Vorbemerkungen.

E r k l ä r u n g der beiden

und A n w e n d u n g auf den G e g e n s t a n d .

Namen

Genauere Bestimmung

der A u f g a b e II.

'•

Biblische

hältniss

Anschauungen.

zum Hellenismus

und

Z u n ä c h s t im

Orientalismus.

*—

7

Ver-

Standpunkt

des Alten T e s t a m e n t s , die L e b e n s a n s i c h t e n der B ü c h e r H i o b 7

und K o h e l e t h

~

1 5

Der G r u n d t o n des Evangeliums, friedlicher Charakter und eintretender Gegensatz.

Das Gottesreich im Vergleich

W e i t . — W i e stellen sich die Briefe? den

Begriffen AVeit, Fleisch,

Paulus

Natur

und in den übrigen Briefen.

zur

Die Amphibolie in und

Schöpfung

nach

E s ergeben sich A n -

knüpfungen für die historische Entwicklung III. Die

15—39

Gemeinde und Kirche a u s s e r h a l b der Welt.

Weltreligion

als

weltverachtend.

Die

Gemeinde

und

die Anschauungen der Apologeten. I d e a l i s m u s und Optimismus im B e k e n n t n i s s . tische mus.

Tendenz.

Daneben

Gnostlcismus,

die asketische Montanismus

und antitheund

Chilia-

Die altkatholische K i r c h e . Die Materialien der T h e o -

dicee und Origenes

39—61

VIII Seite.

IV.

Die Kirche

verbunden

mit

der Welt.

Ein-

führung d e r s e l b e n in die W e l t durch A u f h e b u n g der F e i n d schaft.

V e r b r e i t u n g , L i t e r a t u r und T h e i l n a h m e an den Cul-

turaufgaben. keiten.

Die

weltlichen

Bande

und

deren

Schwierig-

D e r vorhandenen U n l a u t e r k e i t s t e l l t sich das M ö n c h -

thum e n t g e g e n . D i e e r w e i t e r t e W e l t a n s i c h t wirkt v e r s c h ä r f e n d auf das

Sündenbewusstsein,

und O p t i m i s t z u g l e i c h . V.

Die

Kirche

des Mittelalters.

daher Augustin

als

Pessimist

D e r G o t t e s s t a a t und die T h e o d i c e e über

der

Welt.

61—82

Pessimismus

A l l g e m e i n e s ü b e r den G e i s t d e s Z e i t -

a l t e r s u n d der K i r c h e n h e r r s c h a f t . V ö l l i g e S p a l t u n g des K l e r u s und L a i e n t h u m s . lichen

D i e S c h o l a s t i k als G e g e n s a t z zu den wirk-

Zuständen

wird

ersichtlich

aus

den

Theorieen

der

V e r s ö h n u n g und T h e o d i c e e

82—92

A u s der s i t t l i c h e n N i e d r i g k e i t und Z e r r i s s e n h e i t d e s Zustandes

entspringen

die S c h m e r z e n s l a u t e .

T h r ä n e n t h a l , I n n o c e n z I I I . und

n ä c h s t e n J a h r h u n d e r t e schaffen Milderung. wird zur G e l d f r a g e .

Das L e b e n

der c o n t e m p t u s mundi.

als Die

Die Kirchenfrage

L e b e n s a n s i c h t des T h o m a s von K e m p e n

und S a v o n a r o l a VI.

92 — 1 1 6

D i e R e f o r m a t i o n a l s W e l t v e r s öh nu n g .

formatoren

und O o n f e s s i o n e n .

und v e r t i e f e n d e T e n d e n z

Re-

Reinigende, erweiternde

der R e f o r m a t i o n .

Der Werth

der

A d i a p h o r a , die B e r e c h t i g u n g des Creatürlichen und das neue V e r h ä l t n i s s zum S t a a t und zur W e l t

116 — 121

L u t h e r s B e k e n n t n i s s e ü b e r W e l t - und L e b e n s g ü t e r n e b e n der v e r s c h ä r f t e n S ü n d e n l e h r e , s e i n e H e i t e r k e i t und T r a u r i g keit.

Calvin, M e l a n c h t h o n , Zwingli als P e r s ö n l i c h k e i t e n .

D e n k a r t und Differenz der O o n f e s s i o n e n .

Die

D e r P i e t i s m u s und

die H e r r n l i u t e r VII.

Der

nehmende

121 — 135 neuere

Friedlichkeit,

Optimismus. Duldsamkeit

Leibnitz. und

Zu-

Glückseligkeit.

L e i b n i t z als EröfFner d e s neuen Optimismus und s e i n e L e h r e , gegen Bayle

135 — 146

IX Stile.

Aehnliche Gegensätze in a n d e r e n L ä n d e r n . r e i c h Montaigne und Charron als P e s s i m i s t e n

In F r a n k dann

Male-

branche als Optimist. P a s c a l . U e b e r g a n g zur Weltlichkeit und V o l t a i r e ' s Candid. — In E n g l a n d die beginnende H e r r s c h a f t d e s Empirismus.

Der P l a t o n i k e r Cudworth.

S h a f t e s b u r y als

V e r t h e i d i g e r der Fröhlichkeit in d e r Religion verglichen mit Hurae

146—156

V I I I . D i e A u f k l ä r u n g a l s P Iii l o s o p h i e u n d T h e o logic.

Welt,

Natur,

Leben

im L i c h t e

der Befriedigung.

Wolf und seine N a c h f o l g e r , die A u f k l ä r u n g als E r h e i t e r u n g n a c h g e w i e s e n au der P o p u l a r p h i l o s o p h i e eines Gottsched und Weishaupt.

Der

Intellectualismus

der

Glückseligkeit

zu-

rückgewiesen von Katit, dessen Abhandlungen zur T h e o d i c c e H i s t o r i s c h e Vertiefung des H u m a n i s m u s durch H e r d e r

Da-

zu a u f k l ä r e n d e V e r ä n d e r u n g e n in der Theologie, S a t a n , E r b s ü n d e und ewige V e r d a m m n i s s IX.

mistischer Gegendruck. d e r n e r sei? nimmt

156—173

Die ästhetische Glückseligkeit. Die Ideen

die P o e s i e

Ein pessi-

Ob der N a t u r g e n u s s

der Naturphilosophie.

die F ü h r u n g

zum Guten

und

S t i m m u n g und Geist der klassischen D i c h t e r , G ö t h e und die Romantiker.

ein mo-

Jetzt

über-

Wahren

Schiller

und

Der ästhetische Eudämonismus

wird überspannt, daher nöthige Z u g e s t ä n d n i s s e an den P e s s i mismus X.

173—188 Das

XIX.

Pessimismus.

Jahrhundert

und

Allgemeiner C h a r a k t e r

Verhältuiss zum vorigen.

der

moderne

deB Zeitalters und

Das W a c h s t h u m der p r a k t i s c h e n

Interessen und zunehmender Realismus. Die ßliithe der historischen

und naturwissenschaftlichen Studien.

Die W e n d u n -

gen der Philosophie, F i c h t e , Schölling und Hegel.

Die theo-

1 ogische Weltansicht nach Schleiermacher, ihr g e g e n ü b e r die neueste

der N a t u r w i s s e n s c h a f t .

D a s P r i n c i p des Monismus

und dessen A u s b e u t u n g , G e f a h r e n des E m p i r i s m u s und Materialismus. — W e l c h e s

sind

modernen P e s s i m i s m u s ? Gass,

Ujitiniismu.s mxl I'essiinisinus.

die A n k n ü p f u n g s p u n k t e

des 188—208

X Seite.

XI.

Portsetzung.

und T a u b e r t .

Schopenhauer,

Harttnann

Die pessimistische W e l t a n s c h a u u n g

Schopenhauer begründet,

von Harttnann

durch

systematisch

aus-

geführt XII blick

auf

2 0 9 - 242 Z u s a i n m e n f a s s u n g und Sch l u s s s ä t z e . den

bisherigen Gang.

Rück-

Nochmalige Analyse

des

P r o b l e m s u n d G r ü n d e für d a s höhere R e c h t des Optimismus. Schlussthesen

242—254

Optimismus und Pessimismus,

T.

Vorbemerkungen. Der N a m e O p t i m i s m u s , d u r c h L e i b n i t z

in die L i t e r a t u r

g e f ü h r t , b e z i e h t sich n a c h dem jetzigen S p r a c h g e b r a u c h

ein-

nicht mehr

a u f ein einzelnes p h i l o s o p h i s c h e s o d e r t h e o l o g i s c h e s S y s t e m u n d die in d e m s e l b e n d u r c h g e f ü h r t e L e h r e von d e r G ü t e d e r W e l t u n d

von

ihren heilsamen Zwecken, sondern dient auch häufig n u r zur Bezeichn u n g einer vorwiegend heiteren und hoffnungsvollen Lebensansicht, w e l c h e r e i n e a n d e r e h a r t e u n d d ü s t e r e als P e s s i m i s m u s

gegenüber-

s t e h t . Soviel ich finden k a n n , ist der l e t z t e r e A u s d r u c k e r s t in u n s e r e m J a h r h u n d e r t gebräuchlich geworden. ist es n i c h t g e r a d e nötliig, die

angegebenen

denken;

Bei d i e s e r

Verallgemeinerung

sich b e i d e D e n k a r t e n , d a m i t sie u n t e r

Katcgorieen fallen,

in

äussersler Steigerung

d e r S u p e r l a t i v der B e n e n n u n g , d e r mit d e m

zu

historischen

U r s p r u n g z u s a m m e n h ä n g t , h a t in u n s e r e r R e d e oft n u r den W e r t h eines Comparaliv

und Positiv,

da wir

bei d e r A n w e n d u n g

dieser

Namen nicht immer extreme Standpunkte vor Augen h a b e n ,

son-

dern nur solche,

ein-

ander

entfernen

d a s sie sich schieden

die sich können,

nach

auch gradweise

nähern

oder von

die a b e r doch d u r c h d a s

entgegengesetzten

Seiten

Uebergewicht,

geben,

deutlich

ge-

bleiben.

Das geistige A u g e theilt mit d e m

leiblichen

die

Gradverhält-

n i s s e d e r S c h ä r f e u n d T r a g f ä h i g k e i t , a b e r i n d e m es sich die Dinge verdeutlichen will,

e n t s i e h t zugleich d a s B e s t r e b e n ,

sie i h r e r

n a c h zu v e r s t e h e n , zweckvoll zu b e t r a c h t e n u n d n a c h d i e s e r

Art oder

j e n e r R i c h t u n g zu v e r w e r l h e n ; d a r a u s e r g i e b t sich e i n e B e l e u c h t u n g , die n i c h t e b e n s o gewiss ist wie d e r G e g e n s t a n d s e l b s t . demselben Individuum

kann

diese A u f f a s s u n g d u r c h

Gass, OpUiui-smus und P^i^iiiii.^uiud.

Schon den

1

T

bei

W echsel

2 der Stimmungen modificirt w e r d e n ,

noch m e h r bei

verschiedenen

vermöge der Ungleichheit der Anlage und des subjectiven Interesse's. Hell u n d dunkel, Licht und Schatten, Gunst und Ungunst, F r e u d e u n d Leid, H e m m u n g und F ö r d e r u n g sind Gegensätze, nach welchen ein Angeschautes sich in uns abspiegelt, aber die Veranschlagung u n d Vertheilung derselben wird auch durch unsere eigene Empfindungsweise mitbestimmt. trüben

Farbengebung

Je n a c h d e m

uns

wir unserer E i g e n t ü m l i c h k e i t nach neigen,

werden

finden.

Zwar die ganz einfachen

zwingend

und

sich

nicht

zuwenden,

je

zur E u k o l i e o d e r

auch j e n e a n d e r e n lassen

wir der heileren oder d e r

bereitwilliger

Namen

auf u n s

nachdem Dyskolie

Anwendung

u n d starken Eindrücke umdeuten,

so

wirken

wenig

als

ein

schriller Welieruf für einzelne Ohren den Klang einer Segensstimme annehmen kann;

aber diese durchschlagenden

Laute haben

Menge von weniger grellen Mitteltönen zwischen die ungleich

in der Menschenbrust wiederhallen

eine

u n d neben

sich,

und darum

auch

den Eindruck d e r Harmonie oder Disharmonie des Ganzen f ü r sie beeinflussen.

Man s a g t ,

der Barometer sei im Steigen begriffen,

sobald die Oberfläche des Quecksilbers sich wölbe; Wölbung

bereits

eingetreten

sei

oder noch

schwer zu s a g e n , und d e r W u n s c h kann

nicht,

aber ob diese ist

zuweilen

dabei in's Auge

treten.

Noch weit m e h r unterliegen die kleineren u n d doch nicht

gleich-

gültigen Uebergänge einer geistigen Bewegung dein Schicksal, ungleicher Himmel

Weise

erregt

nur

abgeschätzt ungewisse

zu

werden.

Aussichten

Ein für

in

halbbewölk ler

das Morgen,

der

Name Lauf der Welt verbindet sich mit u n g e f ä h r e n Vorstellungen; da n u n j e d e r grossen Anschauung weltlicher Veränderungen

und

menschlicher Zustände Einiges von dieser unbestimmten und d a r u m sehr d e u t b a r e n Grösse beigemischt i s t : so werden d a d u r c h

auch

die im Einzelnen sicheren Ziige allgemeiner Lebensbilder einer a b weichenden B e u r t e i l u n g

ausgesetzt.

Niemand bestreitet, dass diese Abstufungen wirklich auf eine qualitative Verschiedenheit der Neigung u n d des geistigen Sehverm ö g e n s zurückweisen, u n d zwar ist die Differenz eine naturartige, die durch Bildung u n d Gesinnung zwar gemildert, aber nicht a u s -

3 gelöscht

wird.

menschliche

Wir

sind

längst

Nothwendigkeit

g e w ö h n t und s u c h e n

an

einer

die

Berechtigung,

solchen

j a an

doppelten

von ihr V o r t h e i l zu z i e h e n .

die

Spiegelung

Wenn

eine

be-

d e u t e n d e A n g e l e g e n h e i t von zwei G e s i c h t s p u n k t e n

aus und

gleich-

sam

uns

Augen

durch

tritt:

so

welches mögen

die sie

finden. und

zweierlei

Perspective

wiedergegeben

s c h e i n t dies den Nutzen Gestalten

dann sie

lebensvoller

auch

Nun g i c b t

Leben,

eines Stereoskops

erst

in

es a b e r

sind

der

und

uns

vor

zu

plastischer

selber

ihre

gewähren, hervorhebt,

letzte

Erklärung

keine breitere Angelegenheit unerschöpfliche

Gegenstand

als des

d e n k e n s , und i h r e r e a l e und ideale W a h r h e i t d a r z u s t e l l e n , endliche A u f g a b e

der Historiker,

Denker

und D i c h t e r .

die

Und

farblos sollen sie i h r e B i l d e r e n t r o l l e n , l i e b e r wird ihnen ihr eigenes Lieht z u v e r s i c h t l i c h

voranzutragen,

Dichter,

der geistigen W e l t , und diese b e w e i s t n u r i h r e n sie

einer

umfassenden

nicht

sei es a u c h ein

metscher

wenn

und

un-

gestattet,

seitiges.

Reichthum,

Geschichtschreiber

Welt Nach-

Philosophen

ein-

sind

Dol-

eigenen

Gebirgsaussicht

ähnlich,

die sich erst vollständig entfaltet, indem sie am Morgen und A b e n d , bei vollem und bei g e b r o c h e n e m S o n n e n l i c h t z u m B e s u c h —

ebenso ihre B e w o h n e r

Umstünden

begleiteter Untersuchung

Handelt es sich

nur d a r u m ,

auffordert.

diese D i v e r g e n z e n

wiederkehrende Thatsache nachzuweisen

Seienden von

diesem

sprochen.

festgehalten.

handelten, Historiker

Tacitus, o b sie

Sphäre

o d e r des W i r k e n d e n

Gibbon

Menschengeschichte kuräer,

die P l a t o

und B y r o n

Ilerodot,

oder

und

Lebensgefühl

Thucydides,

wohl danach in

Leibnitz

Livius,

unterscheiden,

und die

und K a n t ,

gruppirt w e r d e n ;

es

sie

ausge-

ähnlicher

und

die S t o i k e r

des

indem

leisten,

Spinoza,

verglichen

Verkündiger haben,

Beurtheilung

Vorschub

erund

niederschlagenden

und A r i s t o t e l e s ,

die H u m e ,

grossen

eigenstes

u. A. lassen sich

einer erhebenden

könnten

ihr

eine stets

d e r individuellen

und G e s c h e h e n e n

auch wie

Alle

als

und mit B e i s p i e l e n zu

läutern : so w e r d e n wir d u r c h a u s i n n e r h a l b subjeeliven

einladet,

zu o f t m a l i g e r u n d von e n t g e g e n g e s e t z t e n

wäre

der

Weise Epi-

die G ö t h e eine

psy-

c h o l o g i s c h - i n t e r e s s a n t e Mühe, o b g l e i c h für sich allein eine u n f r u c h t 1*

4 bare, welche der Skepticismus f ü r sich ausbeuten w ü r d e .

Unsere

Aufgabe k a n n

voraus,

dabei

nicht

dass Optimismus und

stehen

bleiben.

Pessimismus auch

Wir

setzen

ein o b j e c t i v e s

Recht

haben, dass sie sich gegenseitig b e s c h r ä n k e n d , ablösend und steigernd als allgemeine Wahrheiten und Wirkungen die J a h r h u n d e r t e durchwalten und in das Gesammlbewusstsein e i n d r i n g e n , in den Weltmächten

selber Gestalt gewonnen h a b e n .

es aber keine

grössere Weltmacht als die Religion,

christliche,

welche

keine blosse W e l t m a c h t

allen berufen, ihr Zeugniss a b z u g e b e n , Frage h e r a n , einnimmt.

welche Stellung sie

Aufschluss g e b e n , diese schon sein,

die

ziehen.

ist;

erwähnten

darüber

religiösen

und

sittlichen

giebt die

sie ist

vor

keinen

Denkweisen

hinreichenden

auch nicht allein sittliche G r u n d s ä t z e ,

eher in Betracht k o m m e n ,

Christenthums,

Nun für uns

an sie treten wir mit der

zu den

Blosse Dogmen können

dass sie

sondern

Motive

obgleich

es wird

und

nöthig

Maassstäbe

des

die sein Weltleben b e d i n g e n , in U n t e r s u c h u n g zu

Die B e a n t w o r t u n g selber kann natürlich auch in systema-

tischer

Weise

unternommen

werden,

und

dazu bietet theils

die

Ethik theils die Darstellung vom Wesen des Christenthums Gelegenheit 1 ).

Wir haben der Form einer historischen E r ö r t e r u n g deshalb

den Vorzug g e g e b e n , weil uns d a r u m des c h r i s t l i c h e n staltungen

nach

Geistes

und

der Folge

zu thun

war,

den

Gang

dessen f o r t s c h r e i t e n d e

der Zeitalter zum

Verständniss

Gezu

bringen. Zunächst wäre nochmals zu s a g e n , Namen

für

uns

bedeuten.

Einfache

was die

und

vorangestellten

feststehende

Grössen

werden nach ihrem Inhalt, bewegliche und zusammengesetzte nach ihren

summarischen

Verhältnissen

beurtheilt.

Durch

Vor-

und

Rückschau wird eine Uebersicht e r r e i c h t , und wer das Bediirfniss h a t , diese mit Hinweisung auf ein glückliches Resullat, also

ver-

trauensvoll abzuschliessen, m a g er dabei an Hoffnung o d e r Besitz oder an Widerpart ' ) Unter

Beides d e n k e n ,

muss O p t i m i s t

erklärt sich alsdann den

neueren

interessanten

Moraltheologen

Abschnitt gewidmet.

genannt

von selbst. hat

Martensen

werden,

sein

Der Eine m a g

sich

unserem

Thema

C h r i s t l i c h e E t h i k , I, S. 2 3 0 f f .

einen

5 d u r c h seine Auffassung bis zur oberflächlichen Schönmalerei

und

zum

und

Leichtsinn,

der. Andere

Verkleinerungssuchl

hinreissen

zur k r a n k h a f t e n Düsterseherei lassen.

Beide halten sich,

ihr Urlheil ü b e r h a u p t einen bestimmten Ausdruck e r l a n g t ,

soweit an die

Beschaffenheit des Weltlichen, an Zustände, Erfolge und Aussichten, u n d wir haben zu e r w ä g e n , nach welcher Seite ihnen dabei die christliche Religion

in der Gestalt einer

Lebensansicht entgegenkommt.

allgemeinen Welt-

und

Verhält sie sich zu diesen Einseitig-

keiten der Beleuchtung etwa neutral,

oder wenn dies nicht

Kall sein k a n n , welchem Standpunkt rückt sie n ä h e r ? Licht oder welchen Schatten verbreitet sie ü b e r die

der

Welchcs

menschlichen

Angelegenheiten, welches natürliche und sittliche Lebensgefühl hat sie in

sich g e n ä h r t oder aus sich erzeugt und

durch

den Gang

ihrer Entwicklung begünstigt, und wenn wirklich beide Richtungen in ihr Spielraum gewonnen h a b e n , wie vertheilen sie sich, welche erscheint als die vorzugsweise berechtigte und gebende?

Damit sei die Frage formulirt,

stehende Untersuchung anzuknüpfen h a t ?

an

und

ausschlag-

welche die

nach-

Nicht der Ursprung des

Christenthunis allein, auch dessen Gcschichte als die reichste Auslegerin seines Wesens möge darüber Aufschluss geben. Optimistischen Zweck nur

und

eine

dessen

Gegentlieil

kann

daher

gewisse Art der Schätzung uud

für

Mit dein unseren

Nichlsehälzung

des Irdischen genieint sein, folglich etwas ganz Allgemeines Qualitatives,

und

womit nicht geleugnet wird, dass noch eine a n d e r e

und speeiellere Beziehung möglich ist.

Denn auch die B e u r t e i -

lung des persönlichen Handelns unterliegt oft genug den Einflüssen einer vorauswirkenden

Gunst oder U n g u n s t ,

und

wer

von

vorn

herein gestimmt ist, einer ihm fremden Handlungsweise schlechtere oder bessere Motive unterzulegen, kann ebenfalls Pessimist Optimist g e n a n n t werden.

Dasselbe gilt von

Parteien,

uud

oder wir

werden Gelegenheit h a b e n , auch diese zweite A n w e n d u n g zu berücksichtigen. Uebrigens sei erinnert, dass die erste Ueberschrilt dieser Abhandlung d u r c h die zweite ergänzt wird; d u r c h j e n e Namen

soll

keineswegs der ganze Inhalt des Folgenden umgrenzt werden, wir

6 bedienen welche

uns die

derselben

zu

gebende

nur

als

-wichtiger

Charakteristik

Gesichtspunkte,

abschnittsweise

auf

zurück-

weisen wird. Ihrem Wesen nach kann die Religion niemals schlechtweg den Erfahrungen der Traurigkeit zugehören, sonst würde sie gar nicht als menschliches Bedürfniss ergriffen, noch als theures Eigenthum überliefert sein.

Immer behauptet sie von sich, aus der Höhe zu

stammen und Kunde zu geben von einer Region, aus welcher die Macht und Entscheidung, aber auch die Hülfe kommt.

Von Furcht

und Resignation allein lebt sie nicht, denn das Göttliche, mittheilt oder darstellt,

das sie

kündigt sich als ein Vollkommneres

an

gegenüber dem Irdischen, aber sie kann nicht umhin, auch dieses Letztere zu sich selber in eine Beziehung zu setzen, die ihm einen Werth verleiht.

Natur und Welt und menschliche Erlebnisse lässt

keine Religion von der in ihr selbst enthaltenen Causalität ganz unabhängig sein, sie ist jederzeit genöthigt, unter die Wirkungen, die von dieser auf jene übergehen, auch wohlthätige aufzunehmen. Unter dieser Voraussetzung wird das Göttliche geglaubt, der Antheil an ihm soll unter Bedingungen auch befriedigen und beglücken, und dazu eben liefern irdische Stoffe das Medium ').

Mögen ein-

zelne Religionen sich meist aus schreckhaften Eindrücken zusammensetzen, an Einer Stelle müssen Segen denn

für diesen

hat

und Trost

jede Religionssprache

durchbrechen,

einen

Wortvorrath.

Ebenso wenig kann das Christenthum in einen allgemeinen Pessimismus auslaufen, seine Signatur ist längst darin gefunden worden, dass es sich über die sehnsuchtsvolle Düsterkeit des Orientalismus erhebt, aber auch über die leichtsinnige Heiterkeit des Hellenismus und den Tugendstolz des Römerthums.

Christliche Gedanken um-

spannen und überfliegen das Universum, um nach der Richtung des Aufgangs und des Niedergangs eine freie Aussicht zu eröffnen. Die Frage nach dem Woher und Wohin fordert die gleiche Auskunft, die Eine Macht des Ursprungs soll auch als das wahre Ziel ') R o s e n k r a n z , m u s bei E r s c h der Welt.

n o c h w e i t e r g e h e n d , b e h a u p t e t s o g a r in d e m Artikel O p t i m i s und G r u b e r ,

k e i n e Religion

bezweifle

die

Vollkommenheit

7 a n e r k a n n t w e r d e n , in welchem zuletzt alles Zeitliche endet.

Zwischen

diesen äussersten Punkten d e h n t sich eine unendliche Fläche aus, und auf ihr r u h e n allerdings die schwersten, a u s Welt- u n d Naturund

Willensstoff

aufgehäuften

Wolken;

aber

eine

offenbarende

Thatsache hat sie gelichtet, und wie sie nicht aus s t a m m e n : so können sie auch f ü r die Religion, und Liebe nicht undurchdringlich wollen ja hier

keine Antwort

Reihenfolge der Abschnitte, theilt h a b e n ,

sein.

Doch g e n u g !

vorwegnehmen.

u n t e r welche

dein

wir

keiner Rechtfertigung, sie ergiebt

Ewigen

d. h. f ü r Glaube denn

wir

Auch bedarf

die

unseren Stoff v e r sich aus der von

uns gewählten historischen F o r m von selbst.

II.

Biblische Anschauungen. Das vorchristliche Alterthum bildet einen Kreis f ü r sich, aber es hat die B e s t r e b u n g e n , poetisch

deren es Uberhaupt fähig w a r ,

und philosophisch

in

fast

erschöpfender

religiös,

Vollständigkeit

dargelegt als Hoffnung u n d F u r c h t oder Verzichtleistung, als Leichtsinn u n d Sinuenlust wie als unerschütterliche Ruhe, als Sehnsucht nach der höheren Stufe der Gottähnlichkeit wie als oberflächliche Hingebung an die E r s c h e i n u n g e n , als Idealismus und

Empirismus,

Stoicismus u n d Epikuräismus, endlich als ernstes Interesse an dem Wirklichen im Sinne des A r i s t o t e l e s , der das Leben w e d e r verschmähen noch zu einer e r t r ä u m t e n Vollkommenheit e m p o r s c h r a u b e n , s o n d e r n gelten lassen will als das was es ist, ohne einen u n a u s f ü h r b a r e n Maassstab mitzubringen.

Die Bestimmung des

Lebenszwecks fällt entgegengesetzt a u s ,

hiernach

höchsten

vertheilen

sich

die griechischen Philosophenschulen in zwei Gruppen, auf der einen Seite

die E p i k u r ä e r

und

Skeptiker,

auf

der

anderen

die

Pla-

toniker, Stoiker, Neuplatoniker, in einer gewissen Mitte, doch den Letzteren a n g e n ä h e r t Aristoteles; von j e n e n wird die schwache u n d f u r c h t s a m e , von diesen die starke Gesinnung vertreten.

Der Epi-

8 k u r ä e r hält sich an die Lust u n d v e r w e n d e t alle Mühe darauf, sie mit einiger Tugend

zu v e r k n ü p f e n ; der Stoiker

e r h e b t sich ü b e r

F r e u d e und Schmerz zu einer leidenschaftslosen F a s s u n g ,

er will

n u r sich selbst und seiner Pflicht a n g e h ö r e n , m a g auch Alles u m ihn her u n t r e u w e r d e n , und da ihm seine Standhaftigkeit Entsagungen a u f n ö t h i g t : so scheint er sich statt des W o h l g e f ü h l s gerade die Härte

des Menschenlooses

Stellung die besser gesicherte. Gefahr, dem Uebel,

das er

aufzuerlegen.

Dennoch

ist

seine

Denn j e n e r Andere bleibt ewig in

flieht,

selbst anheimzufallen; was er

sucht, erreicht er n i c h t , seine Moral wird zur klugen

Berechnung

der Umstände, und abhängig von dem Zufall der Genüsse wird er durch keinen Glauben an eine h ö h e r e Leitung der Dinge aufrecht erhalten, w ä h r e n d der Stoiker sein eigenes Pflichtprincip schon in den Einrichtungen d e r Natur vorgezeichnet findet u n d alle Schicksale aus einem göttlichen Walten innerhalb des Universums herzuleiten

bereit

ist.

Dem

ersteren S t a n d p u n k t

unmittelbar n a h e , der sich freilich, auch dem a n d e r e n zugesellen k a n n . satz- nicht genau d e m j e n i g e n ,

liegt der

wie reichlich

Egoismus

geschehen

ist,

Auch entspricht dieser Gegen-

der uns hier beschäftigt.

Aber

es

erklärt sich doch leicht, dass und w a r u m man später die Epikuräer, weil sie in u n f r o m m e r Selbstgenügsamkeit ihre Lehre auf die Hochschätzung der Lust g r ü n d e t e n ,

dem Pessimismus zugewiesen,

die

Stoiker dagegen vermöge ihrer sittlich-religiösen A n e r k e n n u n g einer erhabenen, Vertheidiger

wenn auch

pantheistisch

des Optimismus

vorgestellten

bezeichnet

hat.

Weltmacht

Optimisten

als

sollten

sie deshalb gewesen sein, weil sie gross dachten von dem Ganzen, statt es in vergängliche Glücksgüter zu zerstückeln.

Die n e u e r e n

Verhandlungen über L e i b n i t z ' s Thcodicee haben deshalb bis auf die Grundgedanken des Stoicismus zurückgeleitet, und es liess sich a n f ü h r e n , dass selbst von S e n e c a versums gepriesen worden

die Vollkommenheit des Uni-

Nicht m i n d e r ergab sich, dass nach

der Lehre des P l o t i n und der Neuplatoniker in dem stufenmässigen Antheil der Welt am Göttlichen, ')

M. H. H e i n b a r i ) , tonlia, Torg.

1738.

zu

welchem

sich Jeder

durch

C o m m e n t . de m u n d o o p t i m o p r a e s e r t i m ex S t o i c o r u m

scn-

9 Reinigung und Tugend von der Materie aus erheben soll, zugleich deren Rechtfertigung enthalten

sei.

Das Religionsbevvusstsein der Hellenen spricht sich am Eigenthünilichsten in dem Gebet der alten Spartaner aus, dass die Götter ihnen zu dem Guten auch das Schöne geben möchten.

Das Schöne

wollten sie nicht entbehren, j a es war ihnen gewisser als das Gute selber, dem j e n e s nur als Zugabe dienen sollte. Spruch: auch

svdaifiovss

olai

als religiöses

machen.

In

xaxcov

ayevavog

Motto anwenden,

der That

aber

ist

er

Der Sophokleische alwv1),

die Religion nur

lässt

sich

ihn

wahr

soll

ein identisches

dessen Prädicat nicht viel mehr besagt als das S u b j e c t . nun die Glückseligen,

Urtheil, Wer sind

worin besteht das llebel, worin das Gute?

Der sittliche Gehalt beider Vorstellungen blieb schwankend,

ebenso

schwackend wie der religiöse Standpunkt selber. Nur die alttestamentliche Religion als die der heiligen, sittlich begründeten und gesetzlich niedergelegten dem

alleinigen Gott besitzt

und Festigkeit.

bleibt

entwickeln,

ja

dem Menschen

Wehe,

Schranken

Einheit

Auch unter ihrer Herrschaft kann sich das Lebens-

gefühl als Hoffnung, Sorge und F u r c h t , allseitig

Bundesgenieinschaft mit

in ihren positiven

als Stolz und

bis zur Entartung

unverwehrt,

Leid

Verzagtheit

ausschweifen,

und

Freude,

und

Wohl

es und

Gewinn und Verlust als solche naturgemäss zu empfinden;

aber alle diese Wechsel erhalten aus dein Verhältniss zu Gott ihr entscheidendes Gegensätze

Regulativ.

der

Erfahrung

Alles kommt giebt

es

von

nur

Gott,

Eine

und für

letzte

Erklärung.

Gottesfurcht und Rechtschaffenheit, Frömmigkeit und Gewissen binden

sich

Anfang

ist

Lohnes, aber

in

demselben

Ganzen

die Gottesfurcht,

sie

des Dekalogs. empfängt

wie auf Ungehorsam und Untreue

nicht

nach

gleichen

sondern

mit

einem

Segens,

der sich unendlich

Maassen

trostreichen

sollen

rechten ')

kennt

Sophocl.

Antig.

vs.

583.

lässt

ver-

Weisheit

die Verheissung sich

beide

des

Den

verbreiten,

Uebergewicht

viel reichlicher vererben

der Herr und

Der

auch die Strafe folgt;

optimistischen

strafende Heimsuchung ( 2 Mos. 2 0 , 5 . 6 ) .

die

des

wird als die

Wandel

sie selber gedeihen

der Gewie

den

10 Baum an Wasserbächen, aber der W e g der Frevler führt zum Verderben.

Mit

dieser Ueberzeugung

eröffnet

sich

das

Psalmbuch,

und im Ganzen drückt es den zur Ruhe gekommenen

Standpunkt

des hebräischen Glaubens a u s , welcher nicht davon ablassen will, den

Verband

zwischen

Frömmigkeit

und

Glückseligkeit,

auch

irdisches Wohlsein mit eingerechnet, sowie den gegentheiligen Zusammenhang

als gesichert anzusehen.

Uebel und Böses

werden

als Thatsachen hingestellt, aber es giebt keine Naturordnung,

welche

dem freien und gnädigen oder auch dem richterlichen Gotteswillen widersprechen könnte.

Auch würden einzelne persönliche Geschicke

schwerlich ausgereicht haben, den Vergeltungsglauben zu erschüttern. Als aber das ganze Volk durch die schwersten Erfahrungen selbst über ihr d a m a l i g e s

Verschulden hinaus gebeugt w u r d e ,

als die

Propheten, die Ausleger der höchsten Rathschlüsse, wohl die erste, aber nicht die zweite Hälfte ihrer Verheissung erfüllt sahen, ihnen selbst aber der Segen

ihrer Arbeit bitter vorenthalten

schien:

da

tauchte aus der frommen Zuversicht der Zweifel auf und mit ihm das P r o b l e m , haben.

an

dessen

Lösung

ganze Generationen

gearbeitet

Und jetzt kam es dahin, dass sich den Zeitgenossen auch

an hervorragenden

Persönlichkeiten

Glück und Verdienst,

ein

greller Widerspruch

von Tugend und Lohn

nach

von

beiden Seiten

hin unverschleiert und herausfordernd für das herrschende Urtheil vor Augen stellte.

Der

allgemeine

Weltgott

bleibt

unangetastet,

aber an den Gott des Menschenlebens richtet sich die schmerzliche Klage über

eine ungerechte,

weil

der

göttlichen

Zusage

selber

widersprechende Verwaltung der Geschicke. Das Buch Iliob als das grossartigste

diesem Problem

gewid-

mete Schriftstück des A. T. hat bekanntlich nicht die Absicht, überlieferte Vergeltungsichre überhaupt aus den Fugen zu

die

bringen

oder mit einer anderen zu vertauschen, welche j e d e Schwierigkeit überwindet.

Es lässt sie b e s t e h e n ,

Schärfe,

mit

sondern

ergänzt

aber nicht in der doctrinaren

welcher sie von Iiiobs und

veredelt

durch

Freunden

wiederholt

Erwägungen,

welche

wird, die

Stellung des Betroffenen zu dein ihm auferlegten Leiden verändern. Der Dichter,

wie er in diesem Werke so

oft den blossen Denker

11 vergessen m a c h t , keiner

verfährt um so poetischer, da er seine Antwort

abschliessenden

Formel

anvertraut,

die

der

Hoheit

des

Gegenstandes nicht entsprechen w ü r d e , s o n d e r n sie mehr aus der Gedanken folge seiner Darstellung erschliessen lassen will. ist es Sünde, was sich durch Leiden s t r a f t , durch

göttliche Wohlthaten

Gedichtes

giebt Anleitung,

läuternden

Einwirkung,

Selbst der Gute kann

belohnt

wird,

die Trübsal

Wirklich

wie die Gerechtigkeit aber d e r Verlauf

auch

in ihrer

folglich als heilsame P r ü f u n g

des

sittlich anzusehen.

Uber das Maass seiner Verschuldung

dem

Uebel unterworfen werden, aber er erhält d a d u r c h zur B e w ä h r u n g eines a u s h a r r e n d e n Gottvertrauens Gelegenheit;

f ü r i h n , der auch

in der bittersten Noth nicht wanken noch abweichen will von der alten T r e u e , s o n d e r n

vielmehr im Aufblick zu Gott sich an

menschliche Kurzsichtigkeil m a h n e n lüssl,

eine endliche W i e d e r k e h r des Segens dennoch stehen. liche Auffassung wird also durch weitert und

vertieft.

Nehmen

die

bleibt die Hoffnung auf Die richter-

eine ethische und religiöse

er-

wir den Schluss h i n z u , so scheint

sich folgender Sinn zu e r g e b e n :

Wenn

der Gerechte leidet,

so

soll auch dies zu seinem Heil gereichen und schliesslich vielleicht zum guten Ende ausschlagen.

Die E r f a h r u n g , —

d e n n auf

ein

jenseitiges Leben wird nicht gerechnet, — vermag allein ü b e r die Zweifel

und

Widersprüche,

wieder zu e r h e b e n ;

die

aus

ihr

selber

stammen,

auch

wir aber haben uns d u r c h ü e m u t h , f r o m m e n

Gehorsam und Geduld

in den Stand

zu setzen, dem letzten E r -

folge mit Hoffnung entgegen zu gehen '). Mit diesem Gedicht b e r ü h r t sich in m a n c h e n

Punkten

auch

die zweite Schrift, die in unserem vorchristlichen H i n t e r g r u n d nicht fehlen

d a r f , das weit j ü n g e r e Buch K o h e l e t h ,

in welchem

die

F r a g e nach der Vergeltung gleichfalls hingeworfen und summarisch erledigt wird ( P r e d . Sal. 8, 14. 16. 11, 9. 12, 13).

Betrachtet m a n

dieses Buch n u r als lose S p r u c h r e i h e : so bietet es zahlreiche u n d z. Th. höchst sinnvolle

sittliche u n d religiöse Beherzigungen

und

praktische B e o b a c h t u n g e n , die sich jedoch nicht immer gegenseitig ' ) Vgl. H i o b ,

b e a r b e i t e t von D i l l m a n n ,

Alttestam. Theologie,

II, S. 1 2 2 ff.

S. 16 d e r E i n l e i t u n g .

H.

Schultz,

12 bestätigen, sonder» einigemal zurücknehmen oder beschränken. Als Ganzes angesehen hat es dagegen seine eigene und von der des Hiob weit abweichende Tendenz, und wer sich von dessen E r gebniss unbefriedigt abwendet, w i l d doch nicht umhin können, dein Verfasser seine volle Theilnahine zu schenken. Der Schriftsteller wird uns im Lesen ganz gegenwärtig als heller Kopf und lebhaftes ja inniges und tiefes Gemiith; in keinem gewöhnlichen Menschen werden solche Eindrücke so stark nachklingen, von Keinem so unumwunden wiedergegeben werden. Er hat Vieles bedacht, vielleicht versucht und gewagt, jetzt will er eine Summe menschlicher Existenz ziehen als Niederschlag seiner Erfahrungen. Aber nicht was der Einzelne l e i d e t , beschäftigt ihn, sondern was er erreicht oder nicht erreicht; daher werden die menschlichen B e s t r e b u n g e n mit ihren Erfolgen verglichen, und siehe da, j e hochlliegender sie sind, desto mehr erweisen sie sich als fruchtlos, denn die 'Welt nimmt sie auf in ihren stets wieder zum Anfang zurücklenkenden und jede Mühe vereitelnden Kreislauf, und der Zeitenwechsel weist allem Thun und Lassen seine Stelle an, aber nur damit es vom Nächsten verdrängt und verschlungen werde. Das Menschenloos scheint sich dem thicrisehen gleichzustellen, derselbe Lebenshauch, der Allen Dasein giebt, derselbe Staub, in den Alle vergehen (3, 19. 20). Auf diesen Refrain von der Menge der Arbeilen und der Nichtigkeit des Ertrages und von dem Gesetz der Wiederkehr des Gewesenen, der Erneuerung und Verallung, der Erinnerung und Vergessenheit, lenkt der Schriftsteller mehrmals wieder um. Alle Tage des Menschen sind schmerzvoll, Kummer ist sein Theil, selbst des Nachts ruhet sein llerz nicht (2, 23). Alles menschliche Streben droht unter der Gewalt dieser Eitelkeiten zu erliegen, und doch sollen wir nicht ganz ohne Trost bleiben. Eine W e i l e blickt der Beschauer gleichsam über diesen trüben Alles verschlingenden Strom hin, bis ihm einige grüne Gipfel und einladende Ufer auftauchen, welche beweisen, dass die W e l t dennoch kein leeres Gewirr von täuschenden W e g e n und entrückten Zielen sei. Zwar die grossen Unternehmungen gewähren keine Aussicht, sie sind nur Haschen-nach W i n d , deshalb werden geflissentlich alle Höhe-

13 punkte lichen

herabgesetzt, Kühnheiten

Lebensraum,

die

Fernsichten

eingedämmt;

welcher

immer

verkürzt

dafür

noch

eröffnet

ausreicht,

und

die

mensch-

sich

ein

mittlerer

kleine

Ansiede-

um

l u n g e n m e n s c h l i c h e r G l ü c k s e l i g k e i t zu g e s t a t t e n . W e r a l s o , statt nach h o h e n Dingen zu t r a c h t e n , wer Jugend und

das zu

(Vgl.

Pred.

die

beherrschen Sal.

Zuflucht

Wünsche an

und S o n n e n s c h e i n ,

Gesetz d e r Zeit

fiihls

dein

finden.

das Gute j e d e s T a g e s d a n k b a r a n n i m m t ,

G,

versteht,

17.

8,

eine

kurzen

engere Dasein

Dorthin

als

Gottesfurcht 13.

und

10,

nach

ihn

bleiben.

9. die

auch

Gehorsam

geniesst

nicht

7.

ff.).

Und dies ist

Irrfahrten es

allein

noch

seine

das

unbefriedigt

11,

vielen

Heimalh,

fröhlich

Wohlge-

des M e n s c h e n

begleitet

(12,

und L i e b e

eines bescheidenen

wird

15.

des P r e d i g e r s ,

in

Wein

zu G u n s t e n

weist

möglich

einiges

er

Gefallen

Frömmigkeit,

Ende

aller

alle

mache, zu

welche

Lehre

bildet

14).

Um den Geist b e i d e r S c h r i f t e n

zu v e r d e u t l i c h e n , s c h e i n t

kurze Vergleichung angemessen.

Die e r s t e r e ist

voll im g r o s s e n S t i l ,

kunstlos retlectirend,

die

andere

eine

religiös-sehwungsententiös,

m o d e r n , a b e r auch weit tiefer e i n g e t a u c h t in das W e l t g e f ü h l .

Im

K o h e l e t h k o m m t d a s religiöse P r i n c i p n i c h t zu s e i n e m R e c h t ,

der

Verfasser

lässt

es wohl

stellenweise

d u r c h g r e i f e n d ! n Gi b r a u c h von n i c h t die F r a g e auf, w i e sich gegnet Noch

ist,

zu

weniger

den wird

ihm zu m a c h e n , Anstalten

christliche

ohne

d a h e r wirft e r g a r denen er

und Absichten

Ansicht

einen be-

verhalten. denn

der

an

dem

sich

e r e r g e h t sich in E i n z e l h e i t e n

und

ver-

P r e d i g e r stellt nichts Ganzes und Viele b e t h e i l i g e n , s o n d e r n

aber

die vielen E i t e l k e i t e n ,

göttlichen die

mitreden,

befriedigt,

Gemeinsames hin,

folgt das T r a c h t e n des E i n z e l n e n , w e l c h e s , da es stets h i n t e r s e i n e m Ziele z u r ü c k b l e i b t , der Eitelkeiten

ihm i m m e r n e u e V e r a n l a s s u n g g i e b t , die S u m m e

aufzuhäufen;

damit

schleicht

sich

ein

Zug in s e i n e Auffassung, ein e g o i s t i s c h e s V e r h a r r e n bei sich s e l b s t , d e s s e n für den W e r t h allgemeiner fertigen

soll.

der

Vereitelung Aber

persönliches Interesse

Bestrebungen bis

auch

auf

den

selbstischer

des

Menschen

den M a a s s s t a b

bildet

ü b e r h a u p t und d a h e r das Urtheil einen

bescheidenen

eigenthümlichen

Rest

Vorzug

und

rechtReiz

14 dieser Schrift wolle man nicht v e r k e n n e n .

Das Gedicht Hiob v e r -

herrlicht Gott als den e r h a b e n e n Weltschöpfer und gerechten L e n k e r der Dinge zu dem Zweck, um auch den Menschen mit den ihm oft unerforschlichen

von Oben verhängten Schickungen

hier empfangen w i r also n u r Lebensansicht,

auszusöhnen;

eine religiös-sittliche N a t u r -

dagegen im Koheleth schon eine

im engeren Sinn.

und

Weltansicht

Offenbar steht dem letzteren Schriftsteller die

Welt schon in i h r e r relativen Selbständigkeit vor Augen, nicht bloss als Schauplatz göttlich als

Zeitlichkeit

und

Wiederholungen Macht, an einer

und

welcher

mehr

in's

veranlasster V e r ä n d e r u n g e n , Kreislauf, als Inbegriff in ihrer

tausend

Grosse

von

er denkt Wechseln

Vergänglichkeit zugleich

A n s t r e n g u n g e n scheitern.

gehenden

Welterkenntniss

S t a n d p u n k t nicht füglich ausbleiben

konnte:

sie und

als

eine

W e n n bei ein

solcher

so enthielt

derselbe

doch eine n e u e P r ü f u n g f ü r die Stärke des religiösen Glaubens. Wie sich die genannten Schriften innerlich zu einander stellen u n d wie ungleich sie w i r k e n ,

d a r ü b e r kann kein

Zweifel sein.

Der

Leser des Hiob wird durch den Schlusssegen des Drama's getröstet und erheitert, also auch angeleitet, seinerseits den Blick v o r w ä r t s und aufwärts zu w e n d e n , w ä h r e n d der des Koheleth in der blossen Umschau v e r h a r r e n

soll, die ihm

schlagende E i n d r ü c k e zuführt.

gleichartige und

meist n i e d e r -

W e r das Leben m e h r als V o r b e -

w e g u n g b e t r a c h t e t , wird länger in d e r Hoffnung a u s h a r r e n , wer n u r als K r e i s b e w e g u n g ,

wie im Koheleth geschieht, wird leichter

h e r a b g e s t i m m t ; ihm bleibt der Trost des socios h a b e r e m a l o r u m , doch will

er

gegen T ä u s c h u n g e n

sichergestellt

n u r ein bescheidenes Gut in der Hand

behalten.

Seite ist daher die aus der Demüthigung

sein

und

daher

Auf d e r einen

entspringende Hebung,

auf der a n d e r e n die deprimirende W i r k u n g die v o r w i e g e n d e ,

was

denn auch von j e h e r e m p f u n d e n worden ist. Innerhalb der Christenheit h a b e n beide Schriften eine b e d e u t e n d e Mission e r l a n g t , eine d a u e r n d , die a n d e r e wie der Jakobusbrief zeitweise. greifenden Reden Keiner

und Vorhaltungen

verschliessen

wollen,

im Hiob h a t sich

die

Den ereigentlich

wie es j a stets das Vorrecht

Dichters gewesen, dass er bei Allen Gehör e r w a r t e n darf;

des

diesem

15 aber

haben

die dcmiithig

Hoffenden und

für

jede

Empfänglichen sich besonders willig angeschlossen. den

trüber

und

nüchterner

Gestimmten

Begeisterung Dagegen u n t e r

hat Koheleth

Partei

ge-

macht, die Düsterseher führten das Buch im Munde, und fiir den kirchlichen Pessimismus ist es zur Autorität geworden.

Und wer

damit noch nicht genug halle, m o c h t e auch an viele Psalmstellen, an

die Klagelieder Jeremiii und

dessen

mancherlei

Aussprüche

endlich

an Jesus Sirach

denken,

stellenweise wieder auf den alten

Vergeltungskanon zurückweisen, der es aber 40, 1 gerade h e r a u s s a g t : „es sei ein elend jämmerlich Ding um aller Menschen Leben, von Mntterleibe an bis sie in die Erde b e g r a b e n w e r d e n , die u n s e r Aller Muller i s t . " ' )

Es werden

daher

auch

iheils hoffnungsvolle

theils geknickte und rcsignirende oder ganz abgewendete Gesinnungen gewesen s e i n , in welche n a c h h e r gung e i n d r a n g . Gesichtspunkte

die evangelische Verkündi-

Schon hiermit sind u n s e r e r U n t e r s u c h u n g gewisse gegeben.

Dein harten

Spruche

des Jesus

Sirach

und den verwandten Urtheilen des Koheleth stellt sich der einfache Segen der S c h ö p f u n g g e g e n ü b e r : „ l i n d Gott sah Alles was er gemacht, und siehe es w a r sehr g n l " (1. Mos. 1, 31).

Hier also eine s c h ö n e

herrliche S c h ö p f u n g und dort ein j ä m m e r l i c h e s L e b e n ! Gehören sie aber

nicht zusammen

Muss

und

nicht der Mensch in

w a r u m widersprechen Beklemmung g c r a t h e n ,

zwischen tretend inne wird beiden

sie sich

doch?

indem er da-

anzugehören?

Wie tritt uns aber nach solchen Vorbereitungen das Evangelium

selber e n t g e g e n ?

dass wir

Die gestellte Aufgabe bringt es mit

gleichsam von Aussen

sich,

herein in den nculestamenllichen

G e d a n k e n r a u m eingehen, um bei denjenigen S.tellen zu verweilen, die nachfolgende Entwicklung

abhängt.

Der allgemeine Geist des Wortes Jesu ist b e g l ü c k e n d .

von

deren

Versländniss

Freude

tönt schon im Namen des Evangeliums, dann in den Seligpreisungen, in der Bezeichnung des Ileilszwecks der S e n d u n g Christi, in der Erfüllung des Verlieissenen ')

Freudiger

tauten

andere

Stellen:

u n d in allen e r h e b e n d e n Sir. 1, 1 2 .

18.

Schluss-

2 , 1 4 . 1 5. 4 , 1 2 . 1 3 . 2 8 , 2 0 .

16 punkten der Rede des Herrn.

Schon die Kindheitsgeschichte stellt

diese schöne Heberschrift- voran (Luc. 1, 1 4 . 2 , 1 0 ) . digung

des

Himmelreichs

soll

ein

höchstes,

Die Ankün-

unter

Bedingungen

erreichbares, unsichtbares aber schon gegenwärtiges Gut darbieten und zu dessen Aneignung auffordern,



ein Gut,

den sonstigen Lebensbedarf nicht ausschliesst, und zweite Gabe hoffen lässt (Matth. 6 , 3 3 ) . dessen, was F r e u d e , Rettung, Beseligung sich Spruchreihen und Parabeln.

dessen Besitz

sondern als Zuthat In der Hervorhebung

schaffen soll,

begegnen

Auch entspricht dem Worte die

That, von heilenden errettenden Erfolgen, die immer den gleichen Segen

seiner

begleitet;

Gegenwart

Beglückungen

auffrischen,

macht beglaubigen (Matth. 1 1 , 5 ) . und Weckstimmen

aufzählen!

neutestamentlichen

Schriften,

wie ayaXXiäv,

ist der Wandel

aller Art sollen

/.taxagl^eiv.

Wer möchte

Das Wort x Q®

Herrn

alle diese T r o s t klingt durch

a

stärkere

des

seine messianische Voll-

Ausdrücke

kommen

alle hinzu

Die Ermahnung zum Bitten, Suchen,

Anklopfen dient zur Ermulhigung, und das „volle, geschüttelte, gerüttelte und

übei fliessende Maass" (Luc. 6, 3 8 ) richtet den Blick

empor zu einem unendlichen Gabenreichthuin im Gottesreich.

Aber

auch den irdischen Schranken soll sicli der Sinn nicht entfremden; die Empfindung

menschlicher

Bedürftigkeit

bleibt s t e h e n ,

die Erinnerung an die jedem Tag anhaftende Matth. 6 , 3 4 , xonog,

Luc. 1 1 , 7 ) ,

ebenso

Beschwerde ( x a x t ' a ,

und die letztere Stelle

besagt

deutlich genug, dass. die Umständlichkeiten und die kleinen Aergernisse, die Zeit und Stunde, Tag und Nacht bringen, lich ignorirt werden sollen.

nicht

künst-

Der irdische Stoff mit seiner Lästig-

keit und Unentbehilichkeit wird also anerkannt,

aber

wenn

die

menschliche Beschränktheit Unmögliches ausschliesst (Matth. 6 , 2 7 ) : so nöthigt sie doch, nicht,

das Gewöhnliche,

was Jeder braucht,

wie eine hochwichtige Angelegenheit zu betreiben. Uber weiten

ängstliche

Sorgen

([i£Qi[iva)

Haushalt der S c h ö p f u n g ,

Nahrung giebt (Matth. 6 , 2 6 ) .

erhebt

der

der

selbst

Im Gegentheil, Einblick

den

in

den

Nichtsorgenden

Damit wird eine fromme und ver-

trauensvolle Naturbetrachtung anbefohlen,

weit entfernt von einer

zaghaft berechnenden Vergleichung der Mittel und Zwecke.

Gerade

17 a u f diesen R e d e g r u p p e n wohllhuendsten

r u h t der Duft des h ö c h s t e n

H a r m o n i e , wie sie dieser ö r t l i c h e S c h a u p l a t z

als m a n c h e a n d e r e G e g e n d e n

veranschaulichte.

A c k e r und S a a t , W e i n b e r g und W e i n s t o c k , der

Parabel

sagen, so

ihre

wo

leicht

lichen

reinsten

sinnvollsten

der U c b e r g a n g

Vorgängen.

Denn

von

auch

B a u m und und

Scenen

am

der Anblick der I i r n d t e laden

wandtes aus geistigen Gebieten lium

iiiesst

schon

crzählungcn Buchstaben. des

Eines

stellt sich

in's

vor

dem

ist

zu

beginnt,

zu den die

wirkUeber-

der G a n g z u r

u n w i l l k ü r l i c h dazu ein,

Ver-

h e r b e i z u z i e h e n ; im vierten E v a n g e Andere.

Auch in einigen

eine D e u t u n g

ungezwungen

Der a p o s t o l i s c h e A u s s p r u c h

Zorns

kaum

See,

l'ahrtcn, F i s c h z ü g e und S e e s t ü r m e , die W a n d e r u n g e n , Quelle,

mehr

Frucht,

das T h a t s ä c h l i c h e

den p a r a b o l i s c h e n die

der

Hirt und H e e r d e leihen

Züge,

das Gleichniss a u f h ö r t und

ist

Friedens,

Sonnenuntergang,

von

Wunder-

neben

den

der B e s c h w i c h t i g u n g

um ihn h i e r

einzuschalten

(F.ph. y , 2 6 , vgl. ¡Matth. 5 , 2 5 ) , wirkt sittlich desto e r g r e i f e n d e r , er landschaftlich bel u m s c h i n e l z e n .

Bei

diesem v e r t r a u e n s v o l l e n

Natürlichen findet das A l l t a g s l e b e n Stellung, mag selbst

wird

es

zwar

zur

stetigen

aufspricssen

gabe nach Soweit

salzlos d a h i n ,

bringt,

denn

dann

Dornen

und

Rede

Christi

friedlich

und b e i n a h e

leibliche

dann

Lebensbedingungen Hinlergrund liasN,

auf

gegeben

Optimismus

einen

Bedarf;

uml

ihr a n c r s c h a f f e n e s dem

Naturboden

wenn

das

gegen-

Seelenheil

Zu-

die

als

Angelegencreatiirlicheii

Piccht, und das H i m m e l r e i c h der

Schöpfung,

ist, den k e i n e s p ä t e r e k i r c h l i c h e IVssiniisimi*.

ruht

die Heilung, z u e r s t das

heit v o r a n s t e h t (Matth. 1 6 , 2 6 ) : d a n n b e h a u p t e n einträchtig

Unkraut

sie l e h r t n u r E r h e b u n g u n d V e r t r a u e n . der

da

die sittliche Auf-

h ö c h s t e und mit k e i n e m i r d i s c h e n B e s i t z v e r g l e i c h b a r e

ruht

diese

vollziehen.

erst der T r o s t der S ü n d e n v e r g e b u n g , Gottcsrcicli,

da

Um so l i e b e r m a g sich a u c h die

denn

und V o r s i c h t g e b i e t e n ,

und statt des F l u c h e s (Mos. 3 , 1 9 )

dieser A e h n l i c h k e i t tliesst

dem seine

(Matth. 1 3 , 6 . 2 5 . 2 0 , 1 2 u. a . ) , a b e r

E r t r a g verlieisst sie d o c h , ein S e g e n a u f ihr.

mit

von s e l b e r

aufgemuntert;

kosten

Gefahr

Verkehr

des M e n s c h e n

Arbeit

Mühe und S e h w e i s s

der S o n n e n s c h e i n

ungesehen

da

eingekleidet ist, e r liesse sich a u c h in eine P a r a -

womit

ein

Entwieklun 2

18 zu zerstören

vermag.

Aus jenem Aufschwung des Gemüllis folgt

weiterhin Unabhängigkeit Freiheit von

von

den

Naturschranken

als solchen?

äusserer Beobachtung (Luc. 17, 2 0 ) , Verinnerlichung

des Glaubens, Anbetung im Geist u n d in der Wahrheit (Job. 4, 2 3 ) . Aber mit jedem weiteren Schritt befinden wir uns sofort in antithetischen

Verhältnissen.

Schon

das

Gleiehniss

vom Schatz im

Acker (Matth. 13, 4 4 ) h a t einen solchen Nebensinn, d e r Finder, um den Schatz zu erkaufen, verbirgt ihn, d e n n — das liegt dahinter — die W e l t weiss nichts von ihm. Bergpredigt,

indem sie die h e r r s c h e n d e n Begriffe theils

theils u m s t ö s s t , zu entwerfen. dass

erweitert

um ein Bild des neuen Lebens in idealen Zügen Man denke nochmals an den Sophokleischen Satz,

diejenigen

haben;

In schärfere Contraste führt die

glücklich

hier vernehmen

sind,

die

vom Unheil

nicht

wir die volle U m k e h r u n g

gekostet

desselben 1 ).

Die A r m e n ,

Verfolgten, Geschmähten werden selig gepriesen, das

Evangelium

dringt tief in das Leiden und

den Schmerz

hinein,

nicht um ihn auszulöschen, s o n d e r n um von ihm a u s seinen Beruf der Beseligung zu erfüllen. die heitere V e r k ü n d i g u n g , Ausweitung und

Ein tragischer Zug mischt sich in

der sittliche Menschengeist bedarf

B e f r e i u n g , er besitzt sich noch

W a h r h e i t , s o n d e r n soll von Unten

herauf

natürlichen und weltlichen Schwierigkeiten

nicht in

aus dem und

der

seiner

Kampfe mit

aus der Nachbar-

schaft der Trübsal und des Todes erst zu seinem Gehalt

empor-

kommen. Diese F o r d e r u n g e n

werden

deutlicher,

wenn

wir

zweite Hauptstück der Rede Christi in Betracht ziehen. reich ist nichts ohne seine G e r e c h t i g k e i t , endeten

Gesetzeserfüllung

gleichkommt

auch

das

Das Gottes-

deren Inhalt der voll-

(Matth. 5, 17).

Gerecht

oder g u t sein heisst frei sein f ü r das Gute und schöpfen aus ihm allein, vollkommen sein wie Gott (Matth. 5, 4 8 ) ; hinweg also mit j e d e r Halbheit, hinweg mit der Herabsetzung Schcintugend

und auf das Maass der

' ) Damit soll nicht geleugnet werden, Gedanken einer bessernden W i r k u n g im

Agamemnon.

dass

auf die pharisäische

blossen

schon

Wiedervergeltung,

die antike Tragödie

des Leidens hindeutet,

z. U.

auf d c n Acsehyluä

19 die zwar stehen bleibt, Liebe überboten

aber nach

der Seite des Guten

werden soll (Matth. 5, 3 8 ff. 7, 1 2 ) .

und

der

An dieser

Stelle geht die Verkündigung in gebieterische und auf den innersten Lebensnerv eindringende Mahnung über. Entscheidung,

damit

Es gilt volle u n g e t e i l t e

nicht das Herz doch noch an dem vergäng-

lichen Schatz haften bleibe (Matth. 6, 2 1 . 2 4 ) . nur wer geopfert hat, und nur das höchsten

Gewinn

(Matth. 10,

38.

Luc. 17, 3 3 ) .

fachen Gebot der S i n n e s ä n d e r u n g Verfolg Selbstverleugnung

Empfangen kann

grösste Opfer entspricht dem (¡.lezävoia)

Aus

dem

ein-

ergeben sich im

(Matth. 16, 2 4 , Parall.),

Umkehr

ohne

Rückblick auf den verlassenen Weg (Luc. 9, 6 2 ) , Wegwerfung des ärgerlichen Gliedes (Matth. 5, 2 9 ff.), Zerreissung

der

Rande (Luc. 14, 2 6 ) , Wiedergeburt (Job. 3, 3), — derselben

Kette

und

Folgerungen

des Einen

theuersten

lauter Glieder

sittlichen

l'rincips,

welches zugleich die persönliche Nachfolge Christi in sich schlicsst mit der Aufforderung,

dessen

Kreuz zu tragen und seinen Kelch

zu H inken (Matth. 10, 3 8 . 16, 2 4 . 2 0 , 2 2 . 2 3 . Marc." S, 3 4 ) .

Mit

Recht ist in diesen Steigerungen eine Analogie des Sterbens wahrgenommen worden, welches eben das Aufgeben des Allen und den Durchbruch neuer Kräfte bezeichnet.

Aber

nicht weniger bemer-

kenswerth ist es, dass in dieser Stätte der stärksten sittlichen und religiösen Zumulluingen und ernstesten Relierzigungen der freudige Ton, von dem Alles ausgegangen, wieder aufgenommen wird.

Die

Aufgabe der Hingebung ist schwer (Matth. 7, 13. 14) und grenzt an's Unmögliche

(ebend. 19, 2 3 . 2 4 ) ,

(ebend. 11, 3 0 ) , Jedes in seinem lingen,

aber

Sinne.

sie

ist auch

leicht

Es ist ein grosses Ge-

ein herrlicher Sieg des Lebens über

den T o d , wenn

der

Sünder Busse thul, das Verlorene gefunden wird, der untreu gewordene S o h n ,

der

schon

„gestorben"

den Weg zum Vaterhause einzuschlagen.

war, wieder autlebt, um Daher doppelte Freude,

die sich verbreitet und die im Himmel vviederklingt, über die Rettung

des

Verlorenen

(Luc. 15, 10 ff. bis V. 3 2 .

19,

10);

abermals stellt sich hier auf dem natürlichen Gebiet der terndste Uebergang

der

kennt (Job. 16, 2 0 .

21).

Gefühle zur Seite,

welchen

2*

das

und

erschütLeben

20 Wunderbar

verschlingen

sich die inneren

Kreise der

Reden

Jesu, aber sie lösen sich auch wieder, wenn zwei G e d a n k e n r e i h e n unterschieden w e r d e n , die eine von darbietendem und eröffnendem, die a n d e r e von

antreibendem

G e h a l t , jene von

von überwiegend ethischer Herkunft.

religiöser, diese

Beide z u s a m m e n bilden den

ewigen Tonfall des Evangeliums, aus ihnen erhellt der Aufschwung aus d e r Tiefe zu Gott und mit ihm der innerste Wille des Christenthums.

Christus aber steht dazwischen, e r ,

als das alte metaphysisch-kosmische wohl aber als das Geschichtswunder

den wir zwar nicht

W u n d e r von zwei

Naturen,

der Religion a n e r k e n n e n ,



er ist d e r alleinige Erzeuger der B e w e g u n g , als in welchem sowohl

die ganze ideale

glaubt,

wie auch

Wahrheit

des

Gottesreichs,

die Kraft der E r n e u e r u n g ,

welche

ge-

die d u r c h Wollen

und T h u n v o l l b r a c h t werden soll, offenbar geworden ist. Christus und sein Wort b e d e n k t ,

Wer

dem müssen sich sofort F r e u d e

und Betriibniss und W e h m u t h bis zur tiefsten Traurigkeit vergegenwärtigen; und

dennoch wird

belebenden

e r sich von dem frischen,

Ilauch der Begeisterung und

erweckenden

d e r L i e b e , die ja

selber schon eine F r e u d e in sich trägt, in weit höherem Grade a n geweht fühlen.

Aeusserungen

der

Wehmuth

finden

sich

wohl,

aber f ü r das T r ü b e als Sorge oder Stimmung ist Christus zu e r haben,

den

allgemeinen

Druck

des Daseins empfindet er

und die Pessimisten haben kein Recht, den Heiland

nicht,

an die Spitze

i h r e r Schaar zu stellen. Dieses Umwegs b e d u r f t e n

wir,

um zu zeigen,

wie und an

welcher Stelle der Gegensatz zur W e l t in der Rede Christi auftritt.

Denn von vornherein ist derselbe noch nicht g e g e b e n ,

in m e h r e r e n

und

Gleichnissen wie vom Sauerteig u n d vom Senfkorn

stellt sich das Gottesreich

einfach dem Lebensstoff g e g e n ü b e r ,

den es eindringen oder innerhalb dessen es W a c h s t h u m

in

gewinnen

soll, ohne dass diesem eine feindliche Beziehung zu j e n e m beigelegt w ü r d e .

Aber es ist höchst i n t e r e s s a n t ,

wie allmählich

die

Begriffe F l e i s c h , W e l t und selbst N a t u r mit einer b e d e u t u n g s vollen

Amphibolie behaftet w e r d e n .

Der

Gegensatz zürn

Geiste

und zum Göitlichen giebt dem Fleische ( a a p § ) den C h a r a k t e r des

'21 Schwachen,

Niedrigen,

Beschränkten,

für

sich

Unberechtigten

(Malth. 1(3, 17. 20, -11. Joh. 3, 6. 18, 15), a n d e r w ä r t s ist es das Medium aller Erscheinung, der sichtbare Factor der Mcnsclienualur, ja das Band

der innigsten Gemeinschaft (Matth. 19, 5. 6).

Lud

wenn in dem Gleichniss vom S ä e m a n n der Acker, der den Samen aufnimmt, die Welt g e n a n n t wird (Matth. 13, 3 8 ) : unter

diesem xoö/iog

liehen Lebensboden. des

Reichthums

nichts Anderes verstehen

so kann

man

als den creatür-

Dagegen die Welt der glänzenden Reiche und

erscheint

nicht m e h r

indifferent,

sondern

sich

selbst und ihrer Eitelkeit verfallen; ihr dernialiger Zustand hat sie ihrem

Urquell

suchungen i'cicli.

entfremdet,

und zum

das macht sie zur Quelle

Gegenpol des Trachtens

der

nach dem

Ver-

Gollcs-

Alle W a r n u n g e n vor dem Reichlhuni gehören hierher, denn

im Mammon

und

seinem

Dienst

steigern sich

die Gefahren

der

Weltgiiler auf's Höchste (Malth. 6, 24. Luc. 16, 9. 11. 13 u . a . ) . Schon

die Synoptiker

bezeugen

also

diese

doppelte

Auffassung,

(Matth. 1, 8. IG, 26. Luc. 12, 30), das Johannes-Evangelium geht weiter, es f ü h r t beide Bedeutungen in ihrer principiellen Verschiedenheit durch alle Kapitel neben

einander

fort.

Die

Aussagen

d r ä n g e n sich förmlich, sie gelten zunächst der gesummten

Wohn-

ställe,

wo Jeder geboren w i r d , in welche Ghrislus als der Kom-

mende

eintritt

und wo die W i r k u n g e n

des Geistes sich realisireu

(Joh. 1, 9. 3, 16. 17. 16, 8. u. a . ) ; dies Alles ist Welt, und wie sie von Gott s t a m m t : so bleibt sie auch der Gegenstand der gülllichen

Liebe

(3, 16).

Die

Liebe

Goltes

war

Sohn s e n d e t e , damit er das w a h r e Leben bringe Licht der Well werde (Joh. 8, 42). schöne Stelle: „Ich bitte dich n i c h t ,

es, und

welche

den

selbst das

Und wer denkt nicht an die dass du sie aus der Well

nehmest, s o n d e r n dass du sie bewahrest vor dem Bösen" (Joh. 17, 15)! womit gesagt ist, dass sich die sittliche Aufgabe gerade

auf

diesem irdischen Schauplatze, nicht ausserhalb desselben zu vollziehen habe. Auf der a n d e r n Seile aber stellt sich derselbe Kosmos dar als die Region eines u n t e r g e o r d n e t e n Sinnes und Friedens (15, 18. 19. 17, 14), als die Ileimalh vergänglicher F r e u d e n , habsüchtiger

Ge-

lüste und selbstischer Neigungen, die des wahren Lebens e n t b e h r e n

22 (6, 33. 1 r>, 1 9 ) ; diu Sünden der Menschen sind daher Sünden der Welt und der Satan ist ihr A n f ü h r e r (1, 29, 14, 31). 16, 11), sie selbst

aber

(1(5, 3 3 ) .

wird

von

Christus

und

seinem

Reich

überwunden

Auch die Aeusserungen über die Wahl der J ü n g e r und

Einiges aus der lnstructionsrede der Synoptiker Hesse sieh hierherziehen.

Bei

dieser grell contrastirenden

F ä r b u n g treffen jedoch

beide Auflassungen in Einem Moment z u s a m m e u , in dem der Allgemeinheit, Stück

weil

immer u n t e r

der Welt

eines solchen verstanden

die an sich seiende neutrale

wird.

ein G a n z e s ,

nicht

das

Auch stellt sieh zwischen

u n d die Gott entfremdete Welt

der

ausgleichende Mittelbegritt'der J e t z t w e l t als einer historisch gewordenen, O xoo/.IOT;

(18, 3 6 ) , entsprechend

OVTOQ

im Unterschiede vom aubv

fislhov,

dein alwv

oviog

der a b n o r m e Charakter geht

alsdann auf einen bestimmten Zcitlauf über, und es wird Gelegenheit gegeben, den contemptus m u n d i in einen contemptus saeculi zu verwandeln. und

Bestrebungen,

Geringschätzung; und Befehdung derselben erhalten

Abwendung

vermöge ihres

Zusammenhangs

Gedankenkreis

der

Evangelien

von den

weltlichen

Dingen

eine unentbehrliche Stelle in dem und

behaupten

sie.

Aber wie sehr w ü r d e

Unrecht t h u n , wollte man das christliche Religionsprincip, doch

immer

nur in der W i e d e r g e b u r t ,

man

welches

Gotteskindschaft und Hei-

ligung gesucht werden kann, in die blosse Weltverachtung verlegen. Nein,

diese ist vielmehr n u r das i N ' o t h w e n d i g e

des A n d e r e n ,

und

machen

nimmermehr

mag,

zur A u s f ü h r u n g

so einseitig dieses Moment sich auch darf es

die positiven

geltend

Bildungskräfle

v e r d u n k e l n , welche dazu dienen, den Gegensatz zur Welt im Laufe der

Zeiten

zu m i l d e r n ,

damit

er einst immer

mehr

entbehrlich

werde. Zweitens

haben

wir auch

in

die

apostolischen

unserem Gesichtspunkt aus einen Blick zu w e r f e n ;

Briefe

von

von ihnen ist

bekannt, dass sie das Thema der Evangelien in eigenthümlich verä n d e r t e r Form r e p r o d u c i r e n . statt n u r

das W o r t

Denn

Christi vom

dass die apostolischen Briefe, Gottesreich

und seinem Wesen

als das ideale Gesetz evangelischer Vollkommenheit zu wiederholen

23 und auszulegen, wie höchstens im Jakobusbrief geschieht, vielmehr im Rlückblick auf das Ganze der Erscheinung schichtsglauben

Christi einen

Ge-

entwerfen und d u r c h ihren Lehrzweck zu einer

m e h r systematischen Fassung der evangelischen Gegrift'e, also auch zu fortschreitenden Schlussfolgerungen

hingelcitet

werden,

eine der wichtigsten Thatsachen der biblischen Theologie. als d e r alleinige historische Ileilsgrund

tritt an

bleibt Christus

die Spitze

aller

G l a u b e n s e r f a h r u n g e n , von ihm fällt eiu Licht a u f w ä r t s in die Gottheit

und

herab in die menschlichen Z u s t ä n d e ,

und

zwar

ist es

nicht der dunkle und schwierige biographische Christus, von dem Alles ausgesagt wird, sondern im allgemeineren Sinne der historische mit d e r Herrlichkeit und Kraft der von ihm giösen Eindrücke.

ausgegangenen

Dieser Christus ist eine o f f e n b a r e n d e

reliThat-

s a c h e , aber auch ein persönlich verwirklichtes P r i n c i p , — Unterscheidung,

eine

welche beiläufig gesagt, obgleich sie biblisch n u r

angedeutet ist, die Doginatik schwerlich wird entbehren

können.

Als Offenbarung des göttlichen Rathschlusses, d. h. als der in das L e b e n u n d den Tod Gesendete, hat Christus das christliche Gnadenverhiillniss zu Gott unwiederholbar aufgerichtet und mit dem Tode besiegelt, er ist nach dieser Seile ein Einmaliges,

Abschliessendes

und Grundlegendes, w ä h r e n d er als persönlich dargestelltes Princip sein heiliges Leben in der Gemeinschaft

fortsetzt und

Die eine Wirkung vollzieht sieh

gläubigen

in dem

verewigt.

ßewusslsein,

welches losgesprochen von dein Druck des Gesetzes und der Schuld und über die Täuschungen

einer vermeintlichen Gerechligkeil e r -

hoben den sittlichen Makel nicht mehr als verdannnlich empfindet, sondern

in der Gewissheit der Gnade u n d des Friedens mit Golt

und der Golteskindschaft a u s r u h e n - d a r f ;

das a n d e r e

Verhältnis»

f ü h r t weiter, denn es treibt zum neuen W a n d e l mit Christus und in

ihm u n d zu den Früchten der Heiligung aus

heiligen Geistes.

So entsteht die Idee

der Kraft des

der Versöhnung

als

der

Befreiung von den Mächten, welche die Menschheit gehindert haben, die Religion als höchste Gottesgabe zu gemessen, dann aber auch die der Rechtfertigung, sofern diese schon den L'ebergang zu einer gottgefälligen menschlichen Lebensrichtung ausdrücken soll.

24 Der Leser wolle sich durch

diese Andeutungen

sofort in die

Mitte der Paulinischen Theologie mit ihren scharfen Umrissen und grossarlig.cn Wendungen

versetzen

lassen.

Auf P a u l u s ,

wir hier die meiste Aufmerksamkeit schuldig s i n d , Meisten A n w e n d u n g

finden,

wenn

welchem

m ö c h t e es am

das Christenthum die

d e s L e i d e n s genannt w i r d , weil er bei derartigen

Religion

Vorstellungen

mit einseitiger Vorliebe verweilt, weil er eine Fülle von Motiven von dem Mittelpunkt des Todes Christi herleitet, neuester Zeit nachgesagt w i r d , dem irdisch

thätigen und l e h r e n d e n

Christus alles Heil aus

Hand des Gekreuzigten h a b e empfangen wollen. in den

Paulinischen

weshalb ihm

in

dass er aus Unbekanntscliafl mit

Briefen Dreierlei:

Der Tod

der

besagt

er ist erstens Strafe der

Sünde und begleitet deren Herrschaft von Anbeginn vor und unter dem Gesetz, und er ist zweitens Opfer und hat als freie Darbriug u n g des sündlosen Lebens Christi in Mitten der S ü n d e r s ü h n e n d gewirkt ihren

und

den alten

Fluchverband

F o l g e n , also dein göttlichen

gelöst').

Aber

dann im Innern

auch

zwischen

der

Sünde

drittens ist es etwas Todesähnliehcs,

des Menschen

und

Z o r n e u n d der Verurtheilung

vor sich g e h t , wenn

was

derselbe im

Anschluss an Christi Vorgang den alten fleischlich gesinnten Charakter in sich ersterben lässt,

damit d e r neue vom Geist erfüllte

und Christus nachgebildete e m p o r k o m m e (Rom. 6, 1 ff. 8, 5 ; —11). Zuerst also der Tod als Strafe gedacht, dann als Werkzeug einer göttlichen

Veranstaltung,

zu einein neuen

endlieh

Geistesleben.

als Uebergang und

So verfolgt der Apostel

Durehbruch gleichsam

die Mission des Todes durch alle Stadien, immer b e m ü h t , sie für dessen Gegentheil zu benutzen und aus dem starren Gedanken des lindes die kräftigsten Lebensimpulse herauszuschlagen, freilich von der Voraussetzung aus, dass der Mensch den Tod nicht als allgemeines Gesetz der Vergänglichkeit, s o n d e r n stets in Beziehung auf sein eigenes höheres Wesen und Sollen erfahre.

Auch Beschwer-

den, Leiden und Anfechtungen aller Art befinden sich im Gefolge dieses vergeistigten Todesweges.

P a u l u s kehrt zuweilen seine per-

- f ) Die g e n a u e r e A u s e i n a n d e r s e t z u n g g e h ö r t n k h t [¡¡bl. Theologie des N . T .

zu u n s e r e m Z w e c k , s.

S , 3 1 9 IT., P f l e i d e r e r ,

der Paulinismus,

Weiss, S . 9 2 ff.

25 sönlieheu dass

er

Erfahrungen eine

recht

Abtödlung

geflissentlich

oder

heraus,

Erstorbenheit

in

wenn sieli

er

sagt,

umhertrage

(2. K o r . 4, 1 0 ) u n d d a s s s e i n e L e i d e n z u r E r g ä n z u n g d e r T r ü b s a l Chrisli d i e n e n (Kol. 1, 2 4 ) ; die A u f z ä h l u n g 2 . Kor. 11, 2311'. Meiert gleichsam Aber

ein C o t n p e n d i u m

künftiger christlicher Leidensgeschichte.

diese E r l e b n i s s e sollen e r h e b e n ,

statt niederzubeugen,

in d e r S c h w ä c h e o f f e n b a r t sich die K r a f t : Q Svva/.ttg teXsaai

( 2 . K o r . 1 2 , 9. 10. R o m . 8, 3 5 ) .

EV

denn

ao&sveicc

W o es d a r a u f a n k o m m t ,

g e g e n s ä t z l i c h e V e r h ä l t n i s s e zu b e h e r r s c h e n , e n t w i c k e l t e r sein g a n z e s dialektisches Sünde

und

Feuer.

Er

Gesetz,

rechnet

Fleisch

und

stets

mit

Geist,

Tod

Gnade und Gerechtigkeit sind Mächte,

allgemeinen und

Grössen;

Leben,

Glaube,

d i e sich g e g e n s e i t i g

auszu-

löschen d r o h e n , a b e r w o die v e r d e r b l i c h e G e w a l t o b z u s i e g e n s c h e i n t , da e b e n liegt die i n n e r e B ü r g s c h a f t d e r Um

genauer

ansieht zu

das

ermitteln,

xöo[ios,

xziaig

apostels

kann

haben

wir

auf

in

dieser

J a k o b u s b r i e f h ä l t sieh s t e t s b e s c h r e i b t die W e l t ,

der die

nochmals einzugehen. sich

l'eberwindung.

Unterscheidende

Paulinischen

Lebens-

Begriffe aag^,

rpvoig,

Der S t a n d p u n k t d e s W e l t -

Beziehung

an dasselbe

nicht

verleugnen.

Der

feindliche Verhällniss,

w i e sie n a c h i h r e m d e r n i a l i g e n Z u s t a n d e

er mit

i h r e n R e i c h t h ü m e r n , i h r e r I l o f f a h r t , P r u n k e r e i u n d K ä l t e n u r sich s e l b e r d i e n t , i h r e F r e u n d s c h a f t s c h l i e s s t die w a h r e G o t t g e n i e i n s c h a f t a u s (Jak. 1, 2 7 . 4 , 4 ) .

Nicht so P a u l u s .

G e b r a u c h s w e i s e n des W o r t e s xooftog, 1. Kor. 4, 9. 5, 1 0 ) ,

Denn er k e n n t

beiderlei

t h e i l s die n e u t r a l e (llöni. 1, 8 .

theils d i e a n d e r e s p c c i f i s c h e

und

aus

einein

sittlichen U n h e i l h e r v o r g e g a n g e n e , d e r e n e r sich a l l e r d i n g s h ä u t i g e r bedient.

Die

Jetztwell

Welt,

h e i s s t es n a c h d r u c k s v o l l ,

hat ihre

e i g e n e n Begriffe von

auch ihre Sorgen und G e w ö h n u n g e n

oder

Weisheit

genauer und

(1. K o r . 1, 2 0 ff. 7,

2. Kor. 7, 10 u. a.), l a u t e r Dinge, die als A b z e i c h e n e i n e s (iemdeten können.

Sinnes Gott

vor

hat

der Norm

ihre

des

Ansprüche

Evangeliums zu

Schanden

nicht

die

Thorheil, 31—31. gottentbestehen

gemacht,

ihre

Weisheit z u r T h o r h e i t h e r a b g e s e t z t u n d zu E h r e n g e b r a c h t , w a s in ihren Augen anstössig war. zugleich

der

weile

Aber eben

Schauplatz

der

d i e s e W e l t ist f ü r P a u l u s

Versöhnung,

wo

die

grossen

26 RathschlUsse Gottes sich -verwirklichen und Menschheit endlich

zusainnienfliessen

die beiden Arme d e r

werden (Köm. 11, 12. 15),

und, was besonders m e r k w ü r d i g , Gesetz und Satzung werden von ihm Gal. 4, 3 dem Weltgange organisch eingeordnet.

Wenn diese

als otoi%£iin L ü g e n b ä c h e , S a n d zu f ü h r e n .

Selbst

um

uns

geschätzt nach

werden;

allen

bei d e r B e u r t h e i l u n g

er

Seiten

der

Familienglücks nimmt er das Kernhafte und nahezu

Ehe

ver-

auf den und

des

Unzerstörbare

wie n a m e n t l i c h den täglichen Antheil an d e r M e n s c h e n b i l d u n g , d e n sie gewährt,

viel

allgemeinen

zu l e i c h t ,

Bedeutung

geistiger C i r c u l a t i o n ,

und des

welches

soll e t w a d e r A u s t a u s c h zuzählenden halb

er weiss w e n i g

socialen durch

geachtet

werden,

weil

als

alle Schichten

des G e m ü t h s s a m m t

Wohlthatcn und Erquickungen

gering

zu s a g e n von

Verkehrs

sie

den

des

reicht. gar

der

Mediums Oder

nicht a u f -

des G e s p r ä c h s

des-

auch

und

Geschwätz

Klatscherei im Gefolge h a b e n , ähnlich wie d e r Dilettantismus sich an

die K u n s t ,

die P f u s c h e r e i a n

die

Wissenschaft hängt?

Dann

die C a r r i c a t u r e n e r m ä c h t i g t , alle W a h r h e i t zu v e r d u n k e l n 2 ) .

werden

Freilich setzen w i r in u n s e r e n E n t g e g n u n g e n als den sittlich t h ä t i g e n ,

ja

als den

den Menschen

arbeitenden

eben d a r i n sieht H a r t m a n n ein n e u e s E l e n d .

stets

voraus,

und

„ N i e m a n d " , sagt

er,

„ a r b e i t e t , d e r n i c h t m u s s " , d e r nicht d u r c h B e d ü r f n i s s e des U n t e r h a l t s u n d d e r ä u s s e r e n Existenz tung,

die selbst

genöthigt w i r d , — 3

w i r ü b r i g e n s k e i n e r W i d e r l e g u n g werth h a l t e n ) . über

das blosse

schichtiges Ding. biete

du

eine Behaup-

f ü r die „ A r b e i t e r f r a g e " n i c h t a u s r e i c h t und Belieben

die

Alle Arbeit f ü h r t

h i n a u s , a b e r ihr Müssen

ist ein

weit-

Der Dichter a n t w o r t e t an b e k a n n t e r S t e l l e : „ v e r -

dem Seidenwurm

zu

s p i n n e n " u. s. w. I

Künste

und

W i s s e n s c h a f t e n , w o sie nicht völlig d e m B r o d e r w e r b verfallen sind, folgen e i n e r i n n e r e n N ö t h i g u n g , u n d i h r e J ü n g e r wollen leben,

um

zu a r b e i t e n ,

Ge-

nicht

umgekehrt.

Selbst im Handel und j e d e m

s c h ä f t w e r d e n Arbeit u n d E r w e r b z w a r n a t u r g e m ä s s u n d rechtlich

Preuss. Jahrbb. 1 8 7 3 , S. 2 7 0 . ) W e r erinnert sich nicht gern a u s dem bekannten Mährchen an die F r a g e : „ W a s ist erquicklicher als G o l d ? " „ D a s G e s p r ä c h " antwortet die grüne Schlange, und diesmal wahrlich w a r sie keine Verführerin. 3 ) H a r t m a n n , S. 6fif>ff. 4 9 4 . 3

229 wie U r s a c h e und W i r k u n g , a b e r d a r u m n o c h n i c h t m o r a l i s c h Mittel

u n d Zweck

verbunden.

Wer

aber jenen

der

wie

Menschheit

u n w ü r d i g e n Salz in den Mund n i m m t , sollte d a n n w e n i g s t e n s nicht vor d e m

gähnenden Abgrund,

der

die Müssigen

d r o h t , d. h. d e r „ L a n g e n w e i l e "

erschrecken1).

s c h o n Pascal ü b e r

obwohl

diese k l a g t e ,

man

zu

verschlingen

Merkwürdig

dass

ernstlich nicht b e -

greift, wo sie h e r k o m m e n soll a u s s e r f ü r d i e j e n i g e n , die z w i s c h e n Anstrengung

und

völligem

Mittelglieder k e n n e n .

Ausruhen

Die Alten

oder

scheinen

an

Genuss

noch

keine

diesem

Uebel

nicht

gelitten zu h a b e n , w e n i g s t e n s h a b e n , soweit m e i n e K e n n t n i s s reicht, w e d e r Griechen noch R ö m e r ein Eine d r i t t e

entsprechendes Wort dafür.

kritische E r w ä g u n g betrifft die Art d e r

z i e h u n g des christlichen Princips.

In d e n

äussersten

Herbei-

Lebensüber-

d r u s s d e r alten Well ist einst d e r z ü n d e n d e Blitz d e r „ c h r i s t l i c h e n I d e e " eingeschlagen.

Christus l e h r t die G e r i n g s c h ä t z u n g des Irdi-

s c h e n ; die W e l t giebl keine Befriedigung,

wohl a b e r

das Jenseits

mit seiner himmlischen Seligkeit, dorthin w e n d e d e r F r o m m e

sei-

nen Blick, d o r t e r w a r t e er den L o h n , w e l c h e n die Zeit

ge-

währen

kann.

Diese V e r k ü n d i g u n g

findet

nicht

„gierige" Aufnahme un-

t e r den Völkern, u n g e a c h t e t die griechische P h i l o s o p h i e ü b e r kindlichen w a r (?!).

evangelischen

Standpunkt

„längst

diesen

hinausgeschritten"

Die siegreiche V e r b r e i t u n g der christlichen K u n d e e r k l ä r t

sich d a h e r a b e r m a l s a u s dem

egoistischen V e r l a n g e n

der

Menge,

welche e r m ü d e t von ihrer eigenen L u s t u n d u m i r d i s c h e H o f f n u n g e n b e t r o g e n die A n w a r t s c h a f t auf jenseitigen Gewinn u n d G e n u s s d e s t o

') Von Schopenhauer weiden gelegentlich Arbeit und Anstrengung als unentbehrliche B e s t a n d t e i l e alles Menschenlebens hoch gepriesen. „ S i c h zu m ü h e n " , äussert er einmal, „und mit dem Widerstande zu kämpfen, ist d e m Menschen Bedürfniss wie dem Maulwurf das G r a b e n " . Dazu macht S t r a u s s im Anschluss an das Wort Lessings, dass das Suchen nach Wahrheit f ü r den Menschen wichtiger sei als das fertige Haben derselben, die treffende Bemerk u n g : „Denn liegt darin nicht die beste Antwort auf die grobe S c h o p e n hauer'sche Rede von dem ü b e l b e r a t e n e n Gott, d e r nichts Besseres zu t h u n gewusst, als in diese elende Welt einzugehen? W e n n nämlich d e r Schöpfer selbst auch der Meinung Lessings gewesen wäre, das Bingen d e m ruhigen Besitze vorzuziehen"? S. Der alte und neue Glaube, S. 2 2 4 .

230 begeisterter ergreifen musste 1 ).

So Hartmann, und hier berühi't

er sich mit Strauss, der in seiner letzten Schrift an der christlichen Religiosität

ebenfalls nichts

Anderes

als wesenhaft übrig

lassen will als eine Weltfhicht aus idealistischem Dualismus. Allein auch

diese Folgerung

wird

durch Unterschlagung

erreicht,

die

Thatsachen widersprechen ihr, und wäre sie richtig: so würde das Christenthum schon hinter uns liegen, ja es würde gar nicht SQ weit gelangt sein 2 ).

Man mag den Gedanken der Weltverachtung

in seiner ganzen Wichtigkeit und

Tragweite

würdigen:

dennoch

ist er für sich allein nur antithetisch, nicht schöpferisch. das Christenthum sei und wolle, lässt sich nur aus

dem

Was Wesen

des Guten und Göttlichen in seinem Gegensatz zum Schlechten verstehen,

nicht

aus

dem

relativen Verhältniss

des Irdischen zum

Ueberirdischen; wo also diese letzteren Begriffe nothwendig an die Spitze treten, sollen sie doch erst aus jenen anderen ihr Licht empfangen.

Ethische Geistesgüter sind es, um deren willen die

Abwendung

vom

Irdischen

oder

Erhebung

Uber

dasselbe

zur

Pflicht gemacht wird; so viel wird sich hoffentlich aus unseren ersten Abschnitten ergeben haben. thum

ohne Christus und

Was wäre auch ein Christen-

ohne die Mächte der Liebe

und

der

Gnade, der Wiedergeburt und Gotteskindschaft, des Geistes und der Freiheit! Eben darum ist es auch nicht erlaubt, den Glauben an das Jenseitige auf ein vertauschendes Auskunftsmittel und noch dazu ein illusorisches zu reduciren, durch welches einein lohnsüchtigen Egoismus, nachdem ihm die eine Heimath abgesprochen, die andere in Aussicht gestellt wird; das heisst ihn auf den Nothbedarf der geringen Seelen herabsetzen. lichkeit der Egoisten,

Nicht die sinnliche Begehr-

die sie selbstisch auszubeuten oder senti-

mental auszumalen wussten, hat -die Hoffnung der Unsterblichkeit gefristet, denn mit den frommen und hochgestimmten Gemüthern sind ihr auch die ernsten Denker der Jahrhunderte aus Ueberzeugung zugefallen.

Gewiss ist dieselbe, —

inniger

wir haben es

nachgewiesen, — vielfach und sogar zum Nachtheil der Thatkraft ') H a r t m a n n , a. a. 0 . S. 715BF. ,J

) S t r a u s s , Der alte u n d neue Glaube, S . 61 — 7 6 .

231 Überspannt worden; dass

wir

wollen

daher

nicht m e h r

nachsprechen,

d e r Mensch ü b e r h a u p t nicht für dieses L e b e n b e s t i m m t , s o n -

d e r n n u r gastweise in dasselbe eingetreten sei, d a s j e n i g e zu k u r z k o m m e n , w a s u n s in d e n

d e n n dabei w ü r d e

geweihtesten

Augen-

blicken als das Höchste u n d Tiefste ergreift, d a s Verlangen

gerade

im Zeitlichen ein L'nzeitliches u n s a n z u e i g n e n . j e n e r G l a u b e eng v e r b u n d e n

mit

D e n n o c h a b e r bleibt

der christlichen

Religion

als A n w a r t s c h a f t des p e r s ö n l i c h e n Geistes auf das Ewige, v e r s i e h t d e r V e r k l ä r u n g des L e b e n s u n d des Sieges ü b e r

selber als

Zu-

den^Tod,

v o r Allem a b e r als sittliche F o r d e r u n g e i n e r V o l l k o m m e n h e i t , , h ö h e r als

sie das

f r a g m e n t a r i s c h e irdische

Dasein

diesem S i n n e ist er a u c h d e r unsrige.

gewährt; — und

in

Quos p u t a s perisse, p r a e -

missi s u n t ' ) . Viertens

endlich m u s s g e f r a g t w e r d e n ,

wie sich d e r G a n g

d e r Menschengeschichte, hier also der christlichen, zu d e n a n g e f ü h r ten E r k l ä r u n g e n veiliiilt.

Der Philosoph

bedient

sich

d e r Mittel, die er sich selbst z u r V e r f ü g u n g gestellt.

folgerichtig

Die historische

E n t w i c k l u n g k a n n kein a n d e r e s Ziel h a b e n als B e f r e i u n g des B e w u s s t seins v o n nöthigt

der Last,

worden,

welche

Heilung

ihm aus dem

d e r Individuen

Willensprincip von

dem

aufge-

Wahne

der

Glückseligkeit, an w e l c h e m sie zehren m u s s t e n , u n d d e r i h n e n n u n schrittweise

abgenommen

werden

soll;

vertheilen sich die grossen E p o c h e n . ein

durch

directe Eingriffe

hiernach

bestimmen

und

Das C h r i s t e n t h u m selber w a r

des U n b e w u s s t e n

in d a s

Genie

der

G r ü n d e r h e r v o r g e b r a c h t e s I n t c r i m i s t i c u m ; z w a r d i e n t e es gleichfalls d e r T ä u s c h u n g , a b e r es enthielt doch einen b e d e u t u n g s v o l l e n F o r t schritt in d e r d u r c h

seine K u n d g e b u n g e n

gewonnenen

g u n g , d a s s das Glück nicht in der G e g e n w a r t zu s u c h e n sei.

Nachdem

und

T r o s t einer

selbst

der

nun

diese E r k e n n t n i s s

Schadloshaltung

des

UeberzeuProcesses

durchgedrungen

im J e n s e i t s ' p r e i s g e -

') Uebrigens wird in der Hartmann'scben Lehre deD Atomen schon ein „individuelles continuirliches Dasein von Anfang bis E n d e d e r W e l t " beigelegt; d a m i t ist aber die Leugnung individueller Kortexistenz sehr erschwert, u n d der Verfasser weiss sie n u r noch künstlich durchzusetzen. Vgl. W e y g o l d t , S. 1 1 8 ff.

232 geben, das Christenthiim

also von

weiteren Leistungen

ist, muss auch der letzte Vorhang

fallen

dispensirt

und mit ihm das

Ver-

trauen gleichsam auf einen bevorstehenden Chiliasmus oder auf eine irdische Zukunft, welche mehr Wohlsein und Befriedigung schaffen werde.

Auch

die Vorschau

muss sich verdüstern

wie die R ü c k -

s c h a u ; mit der Intelligenz wächst die Kritik, welche die Uebel nur vollständiger offenbar werden lässt,

folglich

auch

das Missgefühl.

F ü r individuelle Wünsche giebt es keine Erfüllung mehr, dem Einzelnen bleibt nichts übrig als mit völligem Absehen von sich selbst zur Förderung und zum Abschluss

des Processes

seine

Schuldig-

keit zu thun, und für solche Aufopferung des individuellen Daseins an das Ganze bietet die L e h r e des Buddhismus, den auch Schopenhauer und Strauss mit Vorliebe herbeigezogen haben, eine bedeutende Analogie 1 ). —

Gegen

eine

Anschauung

wie

diese

mit

Gründen

allgemeiner Denkbarkeit und Wahrscheinlichkeit aufzukommen, scheint vergeblich. keit des

Lieber möge die Geschichte selber über

ihr aufgenöthigten

die Haltbar-

Rahmens Rechenschaft a b l e g e n ;

wer

nicht glauben will, dass das menschliche Leben von einem lebendigen Gott

verwaltet

wird,

soll

wenigstens

die

Schicksale

und

Thatsachen gelten lassen als das, was sie sind und wofür sie sich geben.

Nach

Hartmann's

Construction

sollen

wir

annehmen,

dass sich an die altchristliche Weltverachtung nach und nach eine Anerkennung

des

irdischen Bestandes

und

später

Weltliebe angeschlossen habe, und das lassen standen

gefallen.

Nun aber soll

das letzte

eine

richtige

wir uns wohl verStadium

wieder nur

einem verkappten Fortschritt gleichen, indem es in den Standpunkt des Pessimismus zurückgreift,

um der Welt den letzten Stoss

zu

geben und sie aus dem Princip individueller Resignation zur Selbstauflösung zu zwingen.

Eine solche Wendung lässt sich aber nir-

gends nachweisen, man müsste sie denn in die Gegenwart und in das Hartmann'sche Werk selber v e r l e g e n , , wobei aber das Fleisch der

vorangegangenen

würde.

Culturentwicklung

unverstanden

bleiben

Wissenschaft, Bildung und Nationalität dieses Jahrhunderts

liefern keine Vorstufe zu diesem Extrem, sie haben das Vertrauen ' ) H a r t m a n n , S, 717. 23. 25.

233 a u f die Zukunft auch vielfach erweitert.

belebt und die p e r s ö n l i c h e n

F e r n e r wird b e h a u p t e t ,

die Unseligkeit z u n e h m e ;

dass

mit

Rechte

d e r Intelligenz

auch

das liessc sich k a u m n o c h a u f das Mittel-

a l t e r u n d dessen gesteigerte S c h m e r z e n s l a u t e a n w e n d e n , viel w e n i g e r a u f den

A u f s c h w u n g der R e f o r m a t i o n ,

Z e i t a l t e r des Leibnitz

und

der Aufklärung,

e r h ö h t e n E i n s i c h t seinen w e n n danken wollte, entsagen. stetigen an

noch

ohne jedoch

auch

das j a

seichten

der Hoffnung

w e n i g e r a u f das gerade

seiner

Eudämonismus

ver-

der U n s t e r b l i c h k e i t

Die E r k e n n t n i s s hat also n i c h t in der Unseligkeit

zu

ihren

B e g l e i t e r g e h a b t ; wir entadeln sie, w e n n wir nichts w e i t e r

ihr h a b e n wollen als eine z e r s t ü c k e l n d e und t a d e l s ü c h t i g e K r i t i k .

Mit E i n e m W o r t , der S c h l ü s s e l reicht n i c h t aus, um in das I n n e r e des B i l d u n g s g a n g e s

zu

trala n scha uung

und

der nackten gen

leiten; zwar

eine

fordert

religiös-sittliche,

eine

Cen-

die sich

aus

W e l t f r a g e s a m m t den mit i h r v e r b u n d e n e n T ä u s c h u n -

und E n t t ä u s c h u n g e n

nimmer mehr gewinnen

s c h i c h t l i c h e L e b e n s e l b e r ist Schranken

die G e s c h i c h t e

zu

reich

und

zu

lässt. frei,

um

Das

ge-

in

die

e i n e r solchen A b f o l g e g e z w ä n g t zu w e r d e n , und w e r es

einen P r o c e s s n e n n e n will, m u s s doch g e i s t i g e r e und g r o s s a r t i g e r e V e r h ä l t n i s s e in) Auge h a b e n , als sie uns in diesem W e r k e n a c h d e m e i n seitigsten M a a s s s t a b e d a r g e b o t e n werden.

Nur in d e m W e n d e p u n k t

d e r R e f o r m a t i o n trifft u n s e r e o b i g e Skizze mit I l a r t m a n n ' s A n d e u t u n g e n z u s a m m e n ' ) . — W o l l t e n wir

uns j e d o c h

diese g a n z e

Construction

mit i h r e r D e u t u n g gefallen l a s s e n : Eins würde, i m m e r n o c h zweifelhaft

sein,

wirklich

ob

sie

zur

Gewinnung

des

beabsichtigten

Ergebnisses

a u s r e i c h t , und ob sie nicht v i e l m e h r den P h i l o s o p h e n

Unbewusstcn

in Gefahr s e t z t ,

Ende zurückzunehmen.

was

er

am

Anfang

behauptet,

des am

Denken wir n ä m l i c h die A b t h e i l u n g e n des

P r o c e s s c s in der v o r g e s c h r i e b e n e n W T eise e i n a n d e r f o l g e n d und j e d e so w i r k s a m ,

dass sie leistet, was ihr zugewiesen i s t : so w ä r e darin

i m m e r n o c h ein Aufgebot g r o s s e r , w e n n a u c h n u r Kräfte

zur

Darstellung

versellen

über

Verfasser

könnte

den

selbstischen

also

' ) A. a. 0 . S. 727.

gelangt von

und

zugleich

Widerstand

seinem

intellectueller

ein

Sieg

des

der Individuen;

Standpunkte

aus

immer

Unider noch

234 s a g e n : nicht umsonst hat der blinde Wille das Endliche in's Dasein gesetzt, die Welt ist besser als die Nichtweit. Unsere E n d m e i n u n g geht dahin, dass die dargestellte Begründung dieser Ansicht n u r durch

u n s t a t t h a f t e Methode u n d Willkür

in der A u s f ü h r u n g zu Stande k o m m t ,

namentlich

aber an

Fehler einer verwerflichen Zurückstellung der e t h i s c h e n e s s e n gegen die n u r eudämonologischen keine Beweiskraft, am Wenigsten stellten Principien erheischen.

Inter-

Darum

hat

diejenige, welche die

sie

vorange-

Das aufgestellte Lebensgemälde geizt

mit den F a r b e n der einen Art, schwendet.

leidet.

dem

w ä h r e n d es die der a n d e r e n v e r -

Bei aller Vollständigkeit fehlt ihm die Unbefangenheit

und d a r u m auch die Wahrheit und die Treue.

Es ist keine Hel-

denthat, die menschlichen Z u s t ä n d e sittlich herabzusetzen,

uui sie

dem Heer der Uebel, die dann allein das Feld behalten, z u m R a u b e werden zu lassen. Ein dritter Vertheidiger

desselben

S t a n d p u n k t s , A.

Taubert,

ist f r ü h e r schon erwähnt worden, doch verdient er hier noch eine besondere

Berücksichtigung.

T a u b e r t erscheint

als

der

Marcion

dieser Gnosis, er hält sich zwar streng an Hartmann's G r u n d g e d a n k e n und bestreitet

die E n t g e g n u n g e n Havm's und Bona-Meyer's,

ohne viel Aufhebens zu machen von dein metaphysischen

aber

Hinter-

g r ü n d e des S y s t e m s , d. h. von der unvordenklichen Entzweiung zwischen dem Unbewussten u n d dem blinden Willen und von d e r nachträglichen

Theilnahme

jenes

dem

an

Werke

des

letzteren.

Alles Gewicht seiner Schrift r u h t auf den empirischen Eiuzelunters u c h u n g e n l ) . . Seine Abschnitte

lauten:

und seine Beurtheilung, die privativen Liebe, das Mitleid, der N a t u r g e n u s s , ' ) A. T a u b e r t ,

der

Werth

des

Lebens

Güter und die Arbeit,

die Glückseligkeit

D e r P e s s i m i s m u s u n d seine G e g n e r , Berl. 1 8 7 3 .

die

als ästheS. 2 wer J e n

n o c h m e h r e r e e i n s c h l ä g i g e S c h r i f t e n a u f g e f ü h r t : Ein Apostel des P e s s i m i s m u s von O t t o H e n n e — Am R b y n , d e u t s c h e W a r t e , H. 2 . 3. 1 8 7 3 . D r . L . Antimatprialismus, 1872.

G. K n a u e r ,

bewussten, Rede

3 . B d . , Kritik aller Das F a c i t

Berl. 1 8 7 3 .

gegen

Jahrbb. 1873.

Sch.'s H.

und

1—3.

Philosophie

Weis,

des U n b e w u s s t e n ,

Un-

J. B o n a - M e y e r , W e l t e l e n d u n d W e l t s c h m e r z ,

eine

Pess:,

J-. V o l k e l t ,

Bonn,

1872.

Philosophie

Berl.

des

H.'s

a u s E. v. H a r t m a n n ' s

R. H a y m ,

a . a. 0 . Pr.

Die E n t w i c k l u n g des m o d e r n e n P e s s . ,

•235 tische Anschauung,

als Tugend,

im Jenseits

und

als historische

Zukunftsperspective, endlich der Pessimismus und das Leben.

Im

Ganzen wird der Gedankengang des Vorgängers innegehalten, aber die Frage nach

der Glückseligkeit noch

bestimmter

vorangestellt.

F ü r das Individuum, sagt Taubert, steht d e r sittliche Gesichtspunkt unzweifelhaft h ö h e r , für die Gesammtheit

der

eudämonologische;

die Glückseligkeit des Ganzen ist der einzig mögliche Selbstzweck des „ P r o c e s s e s " .

Als unbedingte F o r d e r u n g

kann

das

Postulat

der Sittlichkeit sich nicht b e h a u p t e n , oder, wie sich Taubevt selbst für diese „ e l e n d e W e l t " allzuschlecht ausdrückt, — es darf nicht „ v e r a b s o l u t i r t " werden (S. 14).

Da es n u n trotz aller

Einreden

von Haym d u r c h vorurtheilsloses Denken u n d Abstraction möglich wird, das Sein der Dinge mit ihrem Nichtsein zu vergleichen vom S t a n d p u n k t so kleidet

sich

der

Existenz

und

für die Nichtexistenz zu s t i m m e n :

das Problem in den Satz:

„steht

das Leben an

eudämonologischem Werth über oder unter dem Nichtsein, ist das Sein der Welt ihrem Nichtsein vorzuziehen " o d e r umgekehrt (S. 2 3 ) ? W a h r scheinlich w ü r d e Haym auch gegen diese Fragestellung protestiren. Logisch ist der Gedanke einer nichtseienden Welt wohl vollziehbar; wer aber versucht, ihm einen vergleichbaren Inhalt zu geben, muss streng genommen wieder ein denkendes Subject voraussetzen und mit ihm die Welt selber, die er gerade hinwegdenken soll, oder er m u s s diese Abwägung

auf

dessen k a n n

einen

ausserweltlichen

Standpunkt

verlegen').

dieser erste Skrupel hier füglich auf

In-

sich b e r u h e n .

Der Verfasser tritt n u n m e h r den Beweis d e r Negative an, er setzt das Seiende, wie es ist, unter das Nichtseiende

herab,

geht

aber

dabei vorsichtiger als Hartmann zu W e r k e , denn er empfindet die Schwierigkeit.

Es

wird

Gesundheit u n d Freiheit

nochmals

ausgesprochen,

nichts weiter

als

dass

Jugend,

eine Abwesenheit

des

Uebelbefindens b e d e u t e n ; er denkt sie also wieder als blosse Zu-

Im n e u e n

lteich, 1 8 7 2 ,

N. 2 5 .

des U n b e w . , ( k a t h o l i s c h e s ) die

Taubert'sche

Schrift

K.-Z. 1 8 7 4 . S. 1 0 . 4 1 . ' ) S. H a y m ,

a. a . 0 . S. 2 3 8 .

F. A. H a r t s e n ' s

Theolog. s.

den

Literaturblatt, Aufsatz

von

A.

Kritik

der

1872,

N. 7. —

Schweizer,

Philosophie Ueber l'rotest.

236 stände, w ä h r e n d sie doch zugleich etwas Dynamisches in sich t r a gen.

Wo eine aufstrebende Kraft der Bewegung lebendig ist und

sich u n t e r Wechseln und sogar unter Hemmungen erhält, da entsteht auch im Bewusstsein ein Niederschlag des Wohlgefühls; d a her ist nicht zu fürchten, dass sich eine frische Jugcndlust diesem pessimistischen

Edict

unterwerfen

wird.

Ferner

giebt

sich

Verfasser alle Mühe, die Arbeit zu entseligen, von ihren tigen W i r k u n g e n

macht er eine Reihe von

trauriges Geschäft der S u b t r a c t i o n ,

der

wohltä-

Abzügen; es ist

ein

das aber nicht ausreicht, um

die F r e u d e am Gelingen zu zerstören, und in diese wächst J e d e r schon aus dem Spiel der Kindheit h i n e i n , ehe Mühen gekostet h a t ' ) .

er noch

schwere

Zur Steigerung dieses Leidwesens soll auch

die jetzt h e r r s c h e n d e Arbeitstheilung dienen, — gewiss ein s c h w e r e r l'ebelstand, den Jeder eingestehen wird, der aber doch nicht dem ganzen Universum zur Last fallen kann, sondern n u r unserer Zeit, welcher es. obliegt, ihn zu mildern.

Wie j e d e r Tag seine

Plage h a t : so auch jedes J a h r h u n d e r t die seinige.

eigene

Iin Folgenden

hat T a u b e r l die H a r t m a n n ' s c h e Erklärung des Mitleids

verbessert,

die „illusorische" Beschaffenheit der Geschlechtsliebe aber bei bestem Willen nicht vollständig a u f r c c h t erhalten k ö n n e n ' ) .

Kunst

und

Wissenschaft behaupten sich natürlich auch f ü r ihn in ihrer h e r vorragenden E h r e n s t e l l u n g ,

aber was hilft uns dies,

eine sehr kleine Gemeinde

haben?

da sie n u r

Hierauf lässt sich

antworten,

dass, so lange menschliche Begabung und Beschäftigung so ungleich bleiben, wie es zum Heil des Ganzen erforderlich ist, das Forschen wie das künstlerische Bilden sich immer n u r in den Händen einer Minderheit befinden w i r d ; a b e r

f ü r deren m i t t e l b a r e n

giebt es eigentlich keine G r e n z e , und

Einfluss

an diesen kann sich eine

a n d e r e Art geistiger H a n d r e i c h u n g anschliessen, wie sie bei gleichmassiger Vertheilung der intellectuellen Geistesgüter den würde.

DaS Wissen ist es n u n einmal nicht,

nicht stattfinsondern

das

sittliche und religiöse Band, welches den Untergrund der Gemeinschaft bilden soll. ') 3

Eine

a n d e r e Entgegnung

T a u b e r t , a. a. 0 . S. 33 IT.

) Taubert,

S. 37£f. 51 ff.

fällt stärker in's

Gewicht.

237 Schon Schopenhauer und Hartmann bieten Alles auf, um Wissenschaft u n d Kunst zu preisen,

während Welt und Leben von ihnen wie

von Taubert auf alle Weise entwcrthet aber ein unleidlicher Widerspruch; ihren Reiz e m p f a n g e n , wenn den

Regungen

der

werden.

denn

Daraus

entsteht

w o h e r sollen denn j e n e

nicht aus dem Aether, welcher von

lebendigen

Schöpfung

emporsteigt,

nicht aus den Eindrücken der E r s c h e i n u n g ,

wenn

aus der Gemüthswelt

und den Schätzen der Vergangenheit? Das eine Urtheil m u s s also nothwendig ermässigt w e r d e n , wenn das a n d e r e fortbestehen soll. Am Wenigsten sind diejenigen zu h ö r e n , welche als F r e u n d e der Kunst,

die

sie

sogar

zum

Ersatzmittel

der

Religion

machen,

immer wieder auf die „flüchtigen Momente" ihrer Gaben mit d e m selben Bedauern

zurückkommen ').

ren, sollte nicht nöthig sein.

Darüber ein Wort zu verlie-

Was die Kunst ü b e r h a u p t leistet, —

denn zu der Lösung der höchsten Aufgaben verhält sie sich immer n u r begleitend, niemals hervorbringend, — ist nicht flüchtig, wir kennen sie

schlecht,

ihren

wenn

wir

ihrem Wesen,

dass

unter

Pausen

langen

sie

Brust

positive

Glückseligkeit

Befriedigung

der

Phänomen

die

— sich

empfinden,

Tugend sondern

diese schon

ihres

soll

also damit,

welcher

Es gehört zu

nothwendigen

Zeugen

und

mit-

Waltens

ebenfalls

nur

eine

doch,

„gewisse



dass

in

keine

und

das

die

Leben

ist und daher keine anderen Hoffnungen übrig

seines eigenen A u f h ö r e n s ,

des Ich in den

endlich

Die

schaffen,

Seele",

erledigt

selbst ein Uebel

Wer

nicht

ihrer

stillen

zurücklässt.

Unsterblichkeit als

während einen

unserer

Uisst

den Nachhall

unmittelbaren Wohllaut zehnfach überdauert.

noch

Frieden

womit das

der Alleinheit

leidensvolle

zurückkehrt').

die Perspective der Zukunft zu Rathe

will, dem bietet auch sie keine andere Hülfe als die

ziehen

Verbreitung

der „pessimistischen Doctrin", d. h. die Verkündigung des Allleidens der Menschheit zur Bändigung

des Missbehagens

der Unter-

drückten, damit sie erkennen, „ d a s s ihr Leidensloos n u r das a l l g e m e i n e Daseinsloos der Menschheit ist, und dass ihr grimmiger ') T a u b e r t ,

S. 1 7 8 .

2

S. 8 3 . 9 9 .

)

Taubert,

Strauss,

Der alte und n e u e Glaube, S. 3 6 8 .

238 Neid auf die scheinbar bevorzugten Hoch- und

Gutgestellten

nur

ermöglicht wird durch ein vollständiges Verkennen des eudämonologischen Seelenzustandes, d e r sich hinter den äusseren Glücksgütern birgt,

weil

das Leid

allerorten,

w o h n t ; — eine L e h r e ,

im Palast wie in der

sich schliesst,

die aber f ü r s i c h

sondern

der Erschlaffung wie

eher

Hütte

die zwar einen sehr w a h r e n Gedanken in genommen der

keineswegs trösten,

Lieblosigkeit

Vorschub

leisten w ü r d e 1 ) . Anfang u n d E n d e dieser Doctrin verlieren sich im Dunkel und w e r d e n durch die dazwischen gehellt.

liegenden

Erörterungen

nicht

w ü r d e sich immer noch ein Anstand der ernstesten Art gen.

auf-

Aber selbst w e r ihnen vollen Beifall schenken wollte, dem aufdrän-

F ü r das Individuum, wird gesagt, steht-der sittliche Gesichts-

p u n k t höher, in Bezug auf das Universum dagegen hat H a r t m a n n mit Becht den Endzweck

eudämonologischen als

aufgerichtet*).

So

lautet

den allein das Urtheil

maassgebenden im Namen

des

„ W e l t p r o c e s s e s " , dieser erlaubt oder befiehlt also seinen Unterthanen, auf eigene Hand u n b e d i n g t g u t u n d sittlich zu sein, doch mit dem Vorbehalt, dass seine eigene letzte Glückseligkeit keinen

Abbruch

dadurch

mir

aus

seine eigene Gültigkeit

auf-

erleiden

dürfe.

Ich b e k e n n e

einem individuellen Moralismus,

der

offen,

dass

ich

giebt, um sich einem universellen E u d ä m o n i s m u s zu keinen Vers zu m a c h e n

weiss.

unterwerfen,

Wie k a n n das Sittliche auch

nur

individuell gedeihen, wenn es diesen Nebengedanken mitbringt, u n d an welcher Stelle soll der Einzelne aus dem einen Gesetz, also aus der individuellen

Sittlichkeit in das a n d e r e der Dienstbarkcit f ü r

das Ganze hinübertreten, o d e r auch wie entsteht ein Allgefühl der Seligkeit, wenn das Individuum es vorziehen sollte, bei seinem individuell sittlichen

Rechte zu

beharren?

überhaupt halten,

an das Allleiden

Woran

sollen

wir uns

der Menschheit oder

an

die

Glückseligkeit als den alleinigen Endzweck des Processes? Auch die ')

Vgl. dagegen l a s s u n g von

F. A. v. H a r t s e n ,

Die

u r t e i l u n g des m o d e r n e n N a t u r g e n u s s e s ") T a u b e r t ,

Moral

des

Pessimismus

T n u b e r t ' s S c h r i f t , N o r d h . 1 8 7 4 , S. 3 1 ff. — S.

12-14.

ist

nach

Veran-

Auf T a u b e r l ' s

oben schon geantwortet

Be-

worden.

239 Religion kennt einen Eudämonismus, j a ihrer W i r k u n g nach

will

sie selbst ein solcher sein, aber ein ethisch b e g r ü n d e t e r und der schon im Individuum ansetzt, statt erst für das Ganze in Kraft zu treten.

In enger Verbindung hiermit steht ein Zweites, dass n ä m -

lich von Taubert und Hartmann die S e l b s t p f l i c h t e n

gestrichen

werden, und zwar mit der Erklärung, dass die Vorschriften, welche gewöhnlich

unter

diesem Namen zusammengefasst w e r d e n ,

aller-

dings den Charakter der Pflicht haben, aber n u r deshalb, weil sie die Mittel schaffen sollen, um den Pflichten gegen Andere zu geniigen, womit sie sich also in indirectc Nächstenpflichten deln ').

verwan-

Zurückgewiesen wird dafür auf S c h o p e n h a u e r und

selbst

auf Fichte; und es würde sehr weit abführen, wenn die so anger e g t e Untersuchung

an

dieser Stelle durchgeführt werden

sollte.

Soviel aber ist uns gewiss und möge hier gesagt s e i n , dass wer an den Selbstwcrth der Individuen glaubt,

was sich f ü r den reli-

giösen Menschen von selbst ergiebt, auch nicht umhin kann, eine n o t h w e n d i g e Rückbezichung der Pflicht auf diesen und dessen W a h r heit und Fortbestand anzuerkennen. nicht das Erste, woran sich der

Zwar sind die Selbstpflichten

Pflichtbegriff, emporbildet,

denn

jede Erziehung geht von der Regelung des Verhältnisses zu Anderen

aus;

aber mit der Bildung des Selbstgefühls verbindet

sich

das Bestreben, die einzige Ställe, über welche der Einzelne volle Verfügung hat, zu einer sittlichen zu machen. auf dieses Interesse• ein, es kann

Das Gewissen geht

sich nicht in der Richtung auf

die Anderen erschöpfen; die hinzutretende Selbstpflicht aber liefen nicht allein M i t t e l

für die Socialpflicht, sondern

von j e n e r aus auch ihre Gestalt

und Schranke.

der Selbstpflicht scheint daher eine Verkürzung schliesscn,

was von Taubert ausdrücklich

diese e m p f ä n g t Die L e u g n u n g

dessen in sich zu

bejaht w i r d , die

volle

Gültigkeit des individuell Sittlichen. Hiermit w ü r d e n wir die Taubert'sche Schrift n u r als eine a b geschwächte WMederholung Hartmann'scher Gedanken aus der Hand legen, wenn sie nicht am Schluss eine achtungswerthe Seite d a r böte.

Der Verfasser erklärt die Idee der Glückseligkeit T a u b e r t , a. a. 0. S. 13.

f ü r den

240 eigentlichen Gegenstand sich

angelegen

sein,

der Frage,

m e h r als H a r t m a n n

d a s sittliche Moment a u s d e r

mit d e m e u d ä m o n o l o g i s c h e n h e r a u s z u z i e h e n .

lässt er

Vermischung

D a d u r c h g e w i n n t die

Schrift a n H a l t u n g u n d Recht, weil sie in den G e d a n k e n auslauft, dass w e n n a u c h d a s eine Gut a u f r i c h t i g in mann

Alles

Ehren nur

gehalten

versinken,

lässt, wird hier d o c h R a u m Besserung. auf d e n

werden

soll.

ermatten

und

d a s a n d e r e doch

Während

also

Hart-

verschlechtert

werden

geschafft f ü r die Möglichkeit

einiger

Der S c h l u s s a b s c h n i t t will den Beweis liefern, d a s s erst

Trümmern

Sittlichkeit

zusammenbricht,

sich

alles

erhebe.

ziehung werden verboten,

individuellen

Eudämonismus

Unthätigkeit

und

die

quietistische

n a c h Verzichtleistung

echte

Zurück-

auf j e d e s indivi-

duelle Glück gilt es, den Boden des irdischen W a n d e l s a u f ' s Neue u n d mit a n d e r e n S i n n e n zu b e t r e t e n ; d a s Leben

wieder

erträglich

so allein k a n n es gelingen,

zu m a c h e n ,

sogar

F r e u d e n zu s c h m ü c k e n u n d d u r c h H i n g e b u n g

m i t ungehofften

an die „Allgemein-

h e i t " (sie) die „ e d e l s t e n F r ü c h t e " zu erzielen. F r e u n d s c h a f t , W i s s e n s c h a f t , K u n s t l a s s e n sich a u s dem S c h i f f b r u c h vermeintlicher Güter retten, übrigens m u s s Entsagung zur herrschenden Gesinnung werden.

Und

dieser S t a n d p u n k t

ist nicht etwa u n f r u c h t b a r ,

u n d t r ä g e , nein er ist t a p f e r u n d e n t s c h i e d e n ;

blasirt

a u s dieser U e b e r -

z e u g u n g e r w a c h s e n l e b e n d i g e Kräfte, aus i h r e n t s p r i n g t

der kräf-

tige E n t s c h l u s s , e i n e r s c h w i n d c l h a f t e r r e g t e n Zeit n e u e

Spannung

zu verleihen, f ü r d e n E r n s t des L e b e n s hagen,

einzutreten,

U c b e r h e b u n ' g u n d eitle V e r t r a u e n s s e l i g k e i t ,

rationalistische

Selbstzufriedenheit und

sicheres Be-

v e r a l t e t e platt-

grobsinnliche

Genusssucht,

k u r z die i m m e r w e i t e r u m sich greifenden G e b r e c h e n d e r G e g e n w a r t mit selbstlosem Eifer zu b e k ä m p f e n ' ) . herrlich, Jeder

wird

mit dieser W e n d u n g

Nun w o h l , d a s klingt e i n v e r s t a n d e n sein, er

' ) Man lese die weitere Ausführung bei Taubert S. 1 2 9 132 IT. 1 3 7 , dazu N i e t z s c h e , l'nzeitgemässe Betrachtungen, III, S. 5011. Der Letztere ergeht sich zu dein T h e m a : Aufklärung über d a s Dasein und Weibe d e r Cultur in mancherlei anregenden, aber äusserst nebelhaften Gedanken, die darauf h i n auskommen, dass wer die „Verschrobenheit der jetzigen Menschennatur" eck a n n t habe, bestrebt sein müsse, die „Wiedererzeugung Schopenhauers, das heisst d e s philosophischen Genius vorzubereiten" ( S . 8 9 ) .

241 müsste

denn

unvernünftiger Weise einem ausschliesslichen

Opti-

mismus huldigen, der von dem Gegentheil nichts wissen noch lernen will. auf.

Leider n u r tritt auch diese Tendenz in unreiner Gestalt

Die Absicht ist g u t , a b e r wir wollen

sie nicht empfangen

aus den Händen einer Doctrin, welche sie nicht tragen kann, noch weniger f ü r sich allein in Anspruch n e h m e n

darf.

Man

braucht

die Welt nicht n i e d e r z u t r e t e n , um gerüstet Zu sein gegen T r ä u m e r e i und Leichtfertigkeit, noch auch das Leben

unter den Null-

p u n k t zu vei'setzen, um ihm dann doch wieder „ u n g e h o f f t e F r e u den"

u n d edelste Früchte abzugewinnen.

Verneinung

und

Ver-

zichtleistung sind noch keine S c h ö p f e r k r a f t , welche Hoffnung und Glauben zu ersetzen vermöchte.

Die „Allgemeinheit" welcher alle

Individuen ihr Wohlgefühl zu opfern h a b e n , wird uns zwar dringend an's Herz gelegt, aber worin sie bestehe, erfahren wir nicht. Die Selbstlosigkeit,

welche dieser Hingebung zum

soll, müsste mit der Selbstpflicht verbunden zu v e r d i e n e n ;

Grunde

sein, um

liegen

Vertrauen

von dieser aber hält Taubert viel zu wenig, wenn

er ü b e r den Selbstmord zu sagen sich e r d r e i s t e t : „Die Wahl stehe Jedem frei, und Jeder (?), der ernsthaft mit dem Leben rang, h a b e wohl einmal vor dieser dunkelsten aller Alternativen g e s t a n d e n " ] ) . Ich

kenne

doch Alternativen,

die weit dunkler s i n d ,

welcher nach aller Wahrscheinlichkeit

diese

aber,

die Mehrzahl der Menschen

nicht ausgesetzt g e w e s e n , ist die radicalste.

Wenn

Semler

von

sich erzählt, dass er in den Jahren seiner W a n d e l u n g oft innerlich gerufen h a b e : ach wäre ich doch wie dieser Stein! so lag auch darin ein Ringen mit dem Leben, ein schmerzliches Verlangen, ihm und seiner

Schwierigkeit zu entfliehen, aber doch

danken des Selbstmordes weit verschieden.

von dem Ge-

Was endlich Demutli

und Selbstverleugnung betrifft: so b r a u c h e n wir sie nicht aus dieser j ü n g s t e n Quelle zu b e z i e h e n , wie j a auch der Gemeinspruch, dass w e r wenig e r w a r t e t , m e h r zu finden hoffen darf, schon älteren Datums ist. Taubert ]

nennt

diesen

seinen

Pessimismus eine

) T a u b e r t , a. a. 0 . S. 1 2 8 .

Gnss,

Optimismus

und

Pessimismus.

16

„moderne

242 C u l t u r i d e e e r s t e n R a n g e s " ; allein wie derselbe vorliegt, v e r b ü r g t er keine W i r k u n g e n auf die Cultur, wir m e i n e n , er müsste ganz anders b e g r ü n d e t sein, u m statt eines merkwürdigen toms ein Heilmittel des mit sich selbst uneins

Symp-

gewordenen

Zeit-

geistes zu heissen.

XII.

Zusammenfassung und Sclilusssätze. Von den merksamkeit

neuesten nochmals

Verhandlungen dem

wendet sich unsere

allgemeinen

vielumfassenden

Auf-

Gegen-

s t a n d e dieser U n t e r s u c h u n g zu, der Leser wolle uns kürzlich d a hin folgen.

Der weite Weg von der Verachtung zur ü e b e r w i n d u n g

u n d Aneignung der W e l t , von der A b w e n d u n g zur A n e r k e n n u n g des irdischen Bodens oder auch vom ältesten zum jüngsten Pessimismus ist d u r c h m e s s e n ; was hat er uns gelehrt, welche gemeinsamen

Züge,

welche

Festigkeit

und

Beweglichkeit

des

Bildes

h a t sich ergeben, u n d welche Aufforderung an den Menschen, ihm gegenüber sich selbst, sein Wesen und Ziel zu bestimmen?

Die

Antwort muss möglich s e i n ,

ge-

oder unsere Arbeit ist umsonst

wesen. Im Vorstehenden Meinung

gehandelt

ist

von Welt-

worden,

u n d Lebensansicht

dass Beides

in innigster

in

der

Beziehung

stehe, aber doch nicht dasselbe bedeute, und diese Voraussetzung ist unwiderlegt geblieben, muss also auch in unser Ergcbniss Ubergehen.

Fiele Beides zusammen,

w ä r e das Welt- und Naturgefühl

n u r ein erweitertes menschliches Selbstgefühl oder dieses n u r ein bewusstes Naturleben, ohne sich qualitativ von diesem a b z u l ö s e n : so

läge

die F r a g e

schwierig u n d tief. zu v e r w i s c h e n ,

einfach,

erst

die Unterscheidung

Moderne Theorieen

suchen

macht

sie

diese Scheidelinie

aber sie stellt sich im Geiste wieder her.

Kein

243 Monismus, sei es des Princips oder der empirischen hat bis jetzt zum Schweigen g e b r a c h t , andern

zuraunt;

wir

verstehen

die

Beobachtung,

was ein J a h r h u n d e r t Rede

vergangener

eben d a r u m , weil sie in unserem Bewusstsein

dem

Zeitalter

wiederklingt,

weil

die S e l b s t ä n d i g k e i t des Menschenwesens in ihr Bestätigung findet. . Die Wahrheit des Geistesprincips ist die Bedingung und zugleich das Ergebniss alles Einverständnisses u n t e r den Ergieb dich allen Folgerungen

des Naturalismus,

gemeinheit",

wirf

dich

Ilartmann'scher

schmerzliche

oder

beseligende

nach

„Allgefühl",

Menschen.

diene der „All-

Vorschrift in lass

dich

von

das den

Fluthen des Processes selbstlos ergreifen: dennoch wirst du dich wieder an deinem

eigenen Ufer ausgesetzt und

geben sehen.

Aber auch

umgekehrt.

dir selbst

Entreisse

wiederge-

dich ganz

dem

Staube, steige in schwärmerischem Idealismus zu den reinsten inlelligibein Daseinsformen e m p o r :

immer wird dich die Natur wie-

der leiser o d e r . gewaltsamer auf ihren Boden ziehen und in ihren Schooss a u f n e h m e n . Beides gilt vom Individuum wie von der Gemeinschaft, sie besitzen der Naturbestimmtheit ganz zu entreissen.

eine relative F r e i h e i t ,

ablöst,

welche sie von

o h n e sie ihr und ihren S c h r a n k e n

Darüber hat die menschliche Rede jederzeit

geschwankt, ob sie die Materie als Fessel oder als Gehäuse,

als

Reiz- und Darstellungsmittel oder selbst als S c h w u n g f e d e r des Geistes bezeichnen

solle; ein Name diente dem a n d e r e n

oder zur Ergänzung,

damit das Mysterium

z u r Berichtigung

der S c h ö p f u n g

immer

vollständiger ausgesprochen w e r d e ; soviel aber war in j e d e r Vorstellung mit enthalten, dass das Materielle etwas Anderes sei, was wir als das U n s r i g e in sie hineinlegen.

als

Sich selbst und sei-

nen Zwecken folgen, heisst leben im menschlichen Sinn, von sich aus Stellung nehmen zu den Aussendingen,

heisst der Welt

und

Natur gehören. Es wird gefragt, ob dieses seinen F o l g e n , Schwierigkeiten

doppelte Verhältniss s a m m t und

Unendliche erreichbares sittliches Ziel in sich t r a g e , ausgedrückt,

ob w a s der Mensch

gestellt

aus Gewissen

und

allen

Aufgaben ein h ö c h s t e s , oder

in's

anders

als Lebensansicht in sich fest-

und Religion empfangen h a t , 16*

auch in

244 d e r S u m m e natürlicher Ordnungen und in der Reihenfolge der Erfahrungen

volle Unterstützung

und Bürgschaft

hat?

Wird

diese

Ueberzeugung g e w o n n e n : so enthält sie zugleich die Rechtfertigung der Welt und ihres G r u n d e s ,

die einzige, die als

unabweisliche

F o r d e r u n g dem menschlichen Gemüthe sich aufnöthigt, und neben welcher alle rein intellectuellen E r w ä g u n g e n immer n u r einen untergeordneten W e r t h behaupten w e r d e n .

Es erzeugt die höchste Be-

friedigung zu wissen oder zu glauben, dass die Welt nicht andere gemeint sei wie der Mensch, sie ist alsdann gut oder vollkommen für

ihn,

und

diese

endgültige Gewissheit

wird

durch

alle ihr

vorangehenden Bedenken, Hindernisse u n d Umwege nicht zu theuer erkauft.

Dagegen sind dem eben Gesagten gemäss die dahin füh-

renden E r k l ä r u n g e n nicht mit Einem Schlage gegeben, weil sie an ungleichartigen

Fäden

hängen.

und Güter scheiden s i c h , auch w i e d e r , indem

aber

Natürliche

und

sittliche Uebel

sie verknüpfen und

kreuzen sich

die Güter der einen Art zu den Uebeln der

a n d e r e n und u m g e k e h r t in Beziehung treten.

Ein Resultat

wird

durch E i n o r d n u n g und Unterbringung der einen Qualität innerhalb des Bereichs der a n d e r e n , nicht durch Gleichgewicht erzielt. also Schopenhauer u n d Hartmann Lichtpunkten a u s s t a t t e n , das

ihr düsteres Bild mit

weil es sonst nicht möglich sein würde,

v o r h e r r s c h e n d e Dunkel als solches nachzuweisen

einer

Wie

einigen

noch v o r h a n d e n e n

Helligkeit a u s :

ausser von

so muss auch der Opti-

mismus seine eigenen Gegengründe in sich selbst zum

Ausdruck

bringen, sonst w ü r d e er Antwort geben, ohne die F r a g e vollständig vernommen

zu

haben.

Spannung,

und

Alle,

Aber die

wollten, hatten die Absicht,

auf

eben

dies

diesem

versetzt

Gebiet

mit reinem Gemüth

mit lichten Augen um sich zu s c h a u e n ,

den

Zeugniss

Geist

in

ablegen

aufzufassen

und

um dann ihr Bestes zu

sagen. Die Theodicee, d. h. die religiös u n d sittlich motivirte darum

nicht ohne A n w e n d u n g des Z w e c k b e g r i f f s

ausführbare

WTelt- und L e b e n s a n s c h a u u n g stellt, wie wir sie kennen ein gewisses Unisono d a r ,

und

gelernt,

sie lebt s t e t s von denselben G r u n d g e -

d a n k e n ; doch wird sie d a d u r c h historisch veränderlich, dass ihre

245 Instanzen einer verschiedenen beslimmung

unterliegen.

subjectiven oder objectiven

Indem

sie

mehrere

Reihen

Maass-

von

Ein-

drücken u n d Aussagen ordnet und vergleicht, giebt sie sich selber das Ansehen einer Erkeimtniss; aber um als Ueberzeugung festzustehen u n d über zufällige Erschütterungen Herr zu werden, m u s s sie eine Kraft der Gesinnung und des Willens in sich a u f n e h m e n , weil der ganze Mensch betheiligt ist.

Soweit behält Kant Recht,

wenn er philosophische Beweismittel für unzureichend

erachtete.

Versuchen wir nochmals eine kurze Analyse: so stellen sich ähnliche Kategorieen wie die Leibnitzischen von selbst zu Gebote, und

nur

das

metaphysische Hebel b r a u c h t uns keine Sorge zu

machen, da

es,

empirisch

niemals mit Sicherheit

werden k a n n .

wenngleich

philosophisch

richtig

gedacht,

veranschlagt oder

doch

abgegrenzt

Wo beginnt und wo endet das Nothwendige an der

Endlichkeit, was gestattet sie und was schliesst sie schlechthin von sich a u s ,

um nicht diese ihre Schranke zu ü b e r s c h r e i t e n ?

exacte und auf den Bestand der Dinge a n w e n d b a r e dieser F r a g e kenne ich nicht.

Eine

Beantwortung

Wie aber Leibnitz von der

Har-

m o n i e des Universums ausging: so muss auch f ü r uns das allgemeine N a t u r g u t Hintergrund Worten

an

nebst seinem sittlichen Seitenstück der Spitze stehen.

Die Sonne geht nach Christi

ü b e r Gerechten und Ungerechten

Sternenhimmel,

von

als grosser

den gesetzmässigen

a u f , dasselbe gilt vom Wandelungen

des

Erd-

lebens u n d tausend Erscheinungen, welche, ohne nach d e r m e n s c h lichen S o r g e zu

fragen, an unseren Augen vorbeiziehen als

vergängliche Abbilder wissenschaftlich

des Friedens

erkennbar

und

und

der

künstlerisch

un-

Uebereinstimmung, darstellbar.

Eindrücke sind von Anbeginn dieselben g e w e s e n ,

Diese

erhebend u n d

ergreifend, weder die vermehrte Zahl der Planeten noch die W u n der des Spectrums können sie verringern, u n d n u r sinnige verschliesst sich i h n e n ; durch

Voranstellung

seines

der Stumpf-

der Religiöse aber verbindet sie

Princips.

Kein Tag geht

ohne

die

wohlthätige Empfindung der Einrichtungen

v o r ü b e r , welchen sich

alles Lebendige willig fügt.

grossartigen

Von diesem

Panorama

hebt sich zweitens der Vordergrund des u n h a r m o n i s c h e n ,

chaoti-

246 sehen und

widerspruchsvollen Menschenlebens

bedeutungsvoll

aber nicht ohne v e r w a n d t e Züge d a r z u b i e t e n , der Gedanke einer s i t t l i c h e n sein.

Weltordnung

denn sonst

ab,

könnte

gar nicht entstanden

Freilich ist diese Grösse weit weniger g r e i f b a r als jene ex-

acte der kosmischen Normalverhältnisse,

a b e r sie deutet doch auf

eine sich u n t e r Gegensätzen wiederherstellende Regel, auf eine dem Unheil ein „bis hierher u n d nicht w e i t e r " z u r u f e n d e V e r w a l t u n g ; Durchblicke

zu

dieser Höhe

fehlen

nirgends.

Natürliche

Uebel

k ö n n e n moralische F r ü c h t e bringen, aber niemals ist durch m o r a lische E n t a r t u n g die Naturkraft gesteigert worden, vielmehr war es immer eine S c h w ä c h u n g des Gleichgewichts,

womit die Natur auf

eine d a u e r n d e sittliche Abnormität geantwortet hat. Schranken,

weit

genug

für

das

Walten

des

So entstehen

Geistes

und

der

Freiheit, u n d f ü h l b a r genug, um stets d a r a n zu m a h n e n , dass die Schöpfung dem Guten dient. verloren,

Die Menschheit

um sie wieder zu finden.

h a t diese Leitmittel

Auf derselben Basis

erhebt

sich die positivere und idealere Gestalt des Gottesreichs als einer vom h. Geiste geleiteten Bürgerschaft u n d Bruderschaft, deren Mitglieder nicht nach Maassgabe d e s s e n , was sie heute und morgen leisten und sind, s o n d e r n was sie sein m ö c h t e n und wozu schon Hingebung, Hoffnung und Liebe in ihnen lebendig geworden, geschätzt werden, und f ü r welche es wohl einen Tod, aber kein Ersterben u n d keinen Untergang giebt. ' Dies n e n n e ich

die beiden

constituirenden Mächte

natürlich-

sittlicher Freudigkeit, die eine der Welt-, die a n d e r e der Lebensansicht zugewendet, und es b r a u c h t

nicht wiederholt zu

werden,

wie sie durch die Glücksgüter der Gemeinschaft und der Gattung, d u r c h Ehe, F r e u n d s c h a f t u n d Volksthum, durch und künstlerische Thätigkeit ergänzt werden.

wissenschaftliche

Emporzublicken zu

dem Inbegriff harmonischer Erscheinung und zu der

unsichtbaren,

allem Leben einwohnenden Satzung, ist das nicht zu v e r b r a u c h e n d e Stärkungsmittel, d u r c h welches auch die religiöse Zuversicht immer a u f ' s Neue angefrischt wird.

Allein das Bewusstsein, welches in

ihnen Befestigung sucht, stösst auf ein doppeltes Hinderniss,

zwei

Störungen dringen erschütternd in das kaum erlangte Wohlgefühl.

247 Zuerst also das s i t t l i c h e

Uebel;

teren meist einfach die Sünde sinnten

wirkt

es

noch

als

solches

vorgeführt, aber

niederschlagender,

haben

die

A ei-

auf den Ernstge-

wenn

eben

dieses

Schwache und Sündhafte in seiner Verbindung mit dem Starken, also mit deu menschlichcn Bestrebungen,

die doch f ü r das Beste

am Menschen gelten, in's Auge gefasst wird.

Das Schwerste

an

der Sünde ist nicht ihr vereinzeltes nacktes Auftreten, s o n d e r n ihr tiefes Verschlungensein mit dem sittlichen Process.

In dieser Rich-

tung ist oben S. 1 8 3 — 8 8 dem Pessimismus das W o r t geredet worden, zurücknehmen

lässt sich das dort Gesagte in keinem P u n k t .

ewigen W i d e r s p r ü c h e des Wollens und Vollbringens, der und Praxis, des Systems und

Die

Theorie

der begleitenden Zustände, die u n -

aufhörliche Zersplitterung des Wissenstriebes in einseitige o d e r entgegengesetzte Momente, l e b t , um

nur

die Inconsequenz, von welcher die Welt

von der Stelle zu k o m m e n ,

die in die guten Ab-

sichten einschleichende S ü n d e und Selbstsucht, der ewige U e b e r g a n g von der blossen Verkennung zum Aergerniss und zur Anfeindung, die alte u n d neue Schwierigkeit der Erziehung u n d Charakterbild u n g , welche Kräfte fordert, die sich gegenseitig beschränken oder ausschliessen, die unter dem Deckmantel der Wissenschaft u n d Kunst f o r t w u c h e r n d e Leidenschaft, die willkürliche Verkümmerung des Glücks: — auf blossen Irrthum lassen sich alle diese Schäden nicht z u r ü c k f ü h ren, weil sich überall auch etwas Moralisches einmischt.

Um so be-

t r ü b e n d e r erscheint das Gepräge des Menschenwandels, o h n e dass wir an die

schweren Unthaten

sonderlich

zu

denken

brauchen.

Die Menge der Täuschungen kommt hinzu, denn wie Mancher h a t erfahren,

dass

handelte und

redete;

vielleicht hörte ihn die Welt, aber sie machte gewöhnlich

etwas

Anderes

er

mit aller Aufrichtigkeit

als er nieinte

aus seinem Wort.

etwas Tröstliches h i n z u z u f ü g e n , verweilende

Blick

auf

diese

dass

Hier weiss ich

nämlich

vollgeschriebene

nuc

der zweite

länger

Leidenstafel

meist

günstiger ausfällt als der erste flüchtige, zumal in intellectuellen Angelegenheiten.

Gründliche Kenner

der

mals bezweifelt, dass das Verstehen unter

Geschichte den

haben

Menschen

nieweiter

reicht als das Missverstehen, denn es dringt ü b e r den Buchstaben

248 hinaus, das Gelingen weiter als das Misslingen, dass mitten unter Widersprüchen sich einigende Mächte regen, Entlegene

zusammenführt,

aus

starrer

dass der Geist

Ueberlieferung

das

lebendige

Quellen entspringen, aus unscheinbaren Trümmern eine neue Wölbung des Gedankens hervorgehen lässt.

Und selbst der Beschauer

des sittlichen Verlaufs, dem doch das weit härtere kritische Amt anheimfällt, — wie oft wird er durch das Emporkommen heilender Kräfte aus dem Schooss der Sünde überrascht und ergriffen!

Der

Historiker würde es längst müde geworden sein, immer wieder in den

Schachten

menschlicher

Greuel umherzuwandern, wenn

nicht hoffen dürfte, auch Erz zu Tage zu fördern.

er

Die allgemeine

Schwäche der menschlichen Angelegenheiten wird in der Bibel oft und stark betont;

aber

wer sind

denn diejenigen,

8 , 9 (Ps. 1 4 4 , 4 . 1 Chron. 3 0 , 1 5 .

die mit Hiob

Weish. 2 , 7 ) sprechen möchten:

wir sind von gestern und wir wissen nichts?

Ich glaube, es sind

nicht die Leichtsinnigen, durch die Alles nur noch

gebrechlicher

wird, sondern gerade Andere, die genug in sich tragen, um auch sagen zu können: wir sind n i c h t von gestern, wir wissen e t w a s , unser Leben

ist,

soll werden

ein Licht.

verhüllte Grösse der menschlichen

Die Demuth

ist die

Bestimmung.

Endlich taucht zwischen dem friedlichen Weltgesetz und freien sittlichen Bewegung

noch

ein Letztes und

der

Unbestimmbares

auf, welches von jeher empfunden worden, da es den Lebensboden in jedem Augenblick

unsicher

solchen rechnen

dahin nicht,

wir

den hohen Gedanken,

zu

machen

droht.

denn dieser

die er weckt, und

Den Tod

als

soll sich ja

mit

mit seinen mahnenden,

erhebenden und versöhnenden Wirkungen als ernster Begleiter in das Fortleben

der Gattung

und

der

Geschichte

verflechten, —

.wohl aber die tausend Eingriffe einer unberechenbaren Naturgewalt in das Handeln der Menschen und deren Existenz von den Widerwärtigkeiten des Wetters und den Kleinigkeiten der petites miseres an

bis

zu

den

verheerenden

Schicksalen jeder Art.

Unglücksfallen

und

schrecklichen

Welche Stelle dieses N a t u r ü b e l

in dem

Glauben an Vorsehung und Vergeltung eingenommen hat, wie sehr es dessen Folgen

die Frömmigkeit geweckt und

erschwert,

wie oft

249 den

Verstand

ihn

dann

zu

wieder

vermessenen zu

Schlüssen

beschämen

und

herausgefordert,

seine

Theorieen

um

zu

zer-

brechen, und wie sich an diesem Faden die Klage u n d der Trost des Hiob durch alle Zeitalter hinzieht, gen ohne Schwierigkeit.

ergiebt sich aus dem Obi-

Die alte Theologie wusste zur

Deutung

und Zweckbestimmung dieser Uebel noch Vieles zu s a g e n , und

nach

sind

die Erklärungen

immer

bescheidener

nach

geworden.

Der religiöse S t a n d p u n k t gestattet es nicht, die S u m m e dieser Unfälle aus dem Gedanken der göttlichen W e l t r e g i e r u n g als lästigen Ballast herauszuwerfen, aber er giebt auch Niemandem ein Recht, schärfere moralische oder richterliche F o l g e r u n g e n , Calvin wagte, an sie zu knüpfen. sein ist der Ausleger

wie sie

noch

Nur das individuelle Bewusst-

des individuellen

Geschicks.

Daher

bleibt

uns n u r die doppelte Mahnung in d e r H a n d : ertrage was als Unglück über dich kommt, aber a u c h : v e r m i n d e r e nach Kräften

das

Uebel; jenes Wort ist an die religiöse E r g e b u n g ,

dieses an

den

Verstand, den Willen und die Thatkral'l gerichtet.

Es liegt in der

Neigung unserer Zeit, auch diesen Factor des Plötzlichen, b a r Zufälligen

und Incominensurabeln

mag es Förderung

oder Zerstörung

in

dem Gang

schein-

der

b r i n g e n , — immer

Dinge, genauer

kennen zu lernen, weshalb beispielsweise versucht worden ist, durch Musterung Ausgang

vieler Beispiele der Schlachten

den Einfluss

empirisch

der W i t t e r u n g

festzustellen.

auf

Vor Zeiten

den hat

ein Voltaire dem zuversichtlichen Leibnitz das E r d b e b e n von Lissabon

e n t g e g e n g e h a l t e n ; jetzt w ü r d e er sich zwar nicht auf so e r -

schütternde, doch noch auf sehr zahlreiche Katastrophen dieser Art, — vermehrt freilich durch das immer keckere Vordringen licher Technik und Mechanik, — b e r u f e n können.

mensch-

Die Zeitungen

ü b e r n e h m e n das Amt eines L e h r b u c h s , sie berichten Grausen

Er-

regendes g e n u g , w o d u r c h der Leser a u s einer E r w ä g u n g

die

in

a n d e r e geworfen wird.

Aber selbst aus dieser dunkeln Region, die

durch

Wissenwollen

ein

müssiges

nur

noch

mehr

wird, scheint doch wieder Ein sicherer allgemeiner porzukommen. Krankheit

ganz

Das

Unglück

anders

als

im

engeren

das Aergerniss

Sinne der

verdunkelt

Gedanke emwirkt

wie

die

Sünde und

des

250 Hasses,

nicht

reizend,

sondern

stählend und anspornend.

demüthigend,

aber

auch übend,

Der Kampf mit der Natur umfasst von

Anbeginn einen beträchtlichen Theil der Menschenbildung,

und er

hat., so unzählbar auch die Opfer sein mögen, der Menschheit weit mehr verliehen Unseres

als

geraubt.

Erachtens

gemeingültigen

sind dies immer

Materialien

des

Streits,

noch

die sicheren

während

und

andere Gründe

mehr auf einzelne Zeitalter oder Verhältnisse Anwendung erleiden. Zwei

grosse Mächte

weisen

empor

und

Freudigkeit,

Quellen der Erhebung

als

allgemein zwei

zugängliche

andere

mit

ihren

hemmenden, verleidenden und vereitelnden Einflüssen ziehen herab, und aus ihrem Bereich heraustreten zu wollen, ist vergeblich. mit ist

die Möglichkeit,

aber

auch

setzten Entscheidung gegeben, — Allen

mehr

Stellung geben

oder

minder

nehmen,

selbst

der Ernst

entgegenge-

einer Entscheidung, die sich in

vollzieht; wenn

denn

er

innerlich muss

sich

keine

Jeder

Rechenschaft

mag.

Unsere

Antwort ist im Verlauf

hinreichend

braucht hier nur formulirt zu werden. det

einer

t)a-

die

erste Position

In beiden Fällen

kann sein.

der

von

dann

mässigkeit

das Resultat,

entschei-

immer nur der wieder aufgenommene und bestätigte Anfang gehen

über

sie.

das Ende

Die Schopenhauer

auch

vorbereitet,

und Hartmann sammt

der Behauptung als

Traurigkeit,

des

irdischen

eines

allgemeinen

Vergeblichkeit, Daseins

allen ihren

Unwerthes

Eitelkeit

bezeichnet

Vorgängern oder

aus,

Mittel-

werden k a n n ,

und

diesen trüben Grundcharakter lassen sie dann durch einige geistige und intellectuelle Lichter unvollständig erhellt sein. Meinung kehrt sich das Verhältniss um.

Nach unserer

Voran steht nothwendig

die Anerkennung eines wesentlichen, mit der Schöpfung selber gegebenen L e b e n s g u t e s an dieser «tets

von unbegrenzter Weite und F r u c h t b a r k e i t ;

im Flusse befindlichen Realität

haften

die Leiden

und Uebel, sie mögen mit positiver Kraft auf uns einstürmen, aber sie werden nicht für s i c h ,

sondern

im Zusammenhang mit einem

schon vorhandenen Glücksantheil erfahren Stelle von Verlusten,

Abzügen

und nehmen daher die

und Mängeln

ein.

Im

Grossen

251 wird das n e g a l i v e o d e r tiven überwogen. liegende.

privative G e w i c h t von dem

posi-

So zu denken ist f ü r die Mehrzahl das Nächst-

Denn nicht als Zweifler noch

tritt der Einzelne in das L e b e n ,

als a b w ä g e n d e r

Kritiker

er ist vielmehr Empfänger eines

Wohlbefindens, das er dem a n d r i n g e n d e n Schmerz entgegenstellt. Allein auf diesem Wege entsteht innner

n u r ein Besitz rela-

tiver Befriedigung, ein zuständlicher Genuss des Wohlgefühls, welches von Umständen abhängig und t a u s e n d S c h w a n k u n g e n worfen, durch sich allein noch keine endgültige b e g r ü n d e n vermag.

unter-

Lebensansicht

zu

Dass die W e l t in der Hervorbringung mensch-

licher Lustemplindung ihren E n d z w e c k

habe, kann nicht bewie-

sen

die S u m m e

w e i d e n , ja es ist ganz u n m ö g l i c h ,

vorhandener

Glückseligkeit aus den Zuständen zu destilliren, f ü r sich abzuwiegen u n d mit der g e g e n t e i l i g e n zu vergleichen;

eine Statistik der.

Glückseligkeit wird, wie schon b e m e r k t ,

darum

niemals gelingen,

weil

Haben eintragen niüsste.

sich Jeder selbst in das Soll und

Folglich gleicht die Eudäinonie n u r einer natürlichen U n t e r l a g e , sie bildet den obwohl u n e n t b e h r l i c h e n Boden creatiirlicher Gesundheit.

Auch Gleichheit des individuellen

Wohlseins verheisst

und

g e w ä h r t die Welt nicht, aber sie liegt wie die der Begabung auch nicht in

der F o r d e r u n g der Menschennatur.

Genug

wenn

diese

Unterschiede durch die Gemeinsamkeit der sittlichen Zwecke überb o t e n werden, genug wenn auf dem ethischen Gebiet die Weltanlage der menschlichen Bestimmung entgegenkommt.

Dadurch wird

d e r eudämonistische Maassstab die Vorstufe zu einem a n d e r e n ents c h e i d e n d e n , welchen der Wille statt des blossen Denkens sich anzueignen

hat.

Der n u r

rellectirende

oder

empfindende Mensch

u n t e r l i e g t dem Wechscl und der Unruhe, der wollende erst erreicht die Festigkeit der Ueberzeugung, indem er sich an die Mächte der h ö h e r e n O r d n u n g a n k l a m m e r t ; selbst sittlich ergriffen, erblickt er in ihnen das Gleiclibild des Guten.

diese stellen

statt des

ewigen Zwiespalts von Lust und Unlust einen heilvollen

Denn

Einklang

v o r Augen, welchem auch das Menschenleben in den F o r m e n Freiheit nicht gleich gemacht, aber verähnlicht werden soll.

der

Wenn

eine thätige F r e u d e ü b e r die Flüchtigkeit des sinnlichen Genusses

252 hinausstrebt,

das Uebel aber u n t e r

der bildenden

Menschenhand

seine u n f ü g s a m e Starrheit ablegt, dann n ä h e r n sich beide u n d eröffnen

die Stätte

Hülfsgeister

für

eine

sind Religion

sittlich und

getränkte

Thatkraft,

jene

Glückseligkeit.

indem

sie

auch

mitten in der Schwachheit und Trübsal einen Antheil am Höchsten dem Bewusstsein zueignet, diese w e n n sie niemals ablässt, an der Lieberwindung den

zu

des

Schlechten,

arbeiten.

Krankhaften

Das Universum

aber

und

Widerstreben-

erscheint im

Vollkommenheit, weil es zur F o r t f ü h r u n g dieser

Lichte

der

Laufbahn uner-

schöpfliche Stoffe und Anregungsmittel darbietet. Was wir somit vertreten w o l l e n , ist ein Glaube an die

un-

endliche u n d von der Weltordnung selber unterstützte intellectuelle und

sittliche

Ertragsfähigkeit

ein O p t i m i s m u s

der Gesinnung,

des

menschlichen

welcher,

Wandels,

indem er

sich

als p e r s ö n l i c h e T h a t s t a t t des b l o s s e n D e n k e n s u n d Abwägens

selbst

unter

Schwierigkeiten

und

ungelösten

R ä t h s e l n a u f r e c h t e r h ä l t , m e h r l e i s t e n will als die e n t gegengesetzte Richtung. mag er sie zu entkräften.

Und n u r

durch eigene Stärke ver-

Dass diese Ansicht allein aus

phischen Quellen geschöpft wird, behaupten aber

auch

die Philosophie

vermag

sie

philoso-

wir also keineswegs,

von sich

aus zu g e n e h -

migen '). Der Pessimismus n e n n t sich t a p f e r , er will den Dingen zu Leibe gehen u n d sie nehmen wie sie s i n d ; t h u t er d a s : so wird er immerhin dem Leichtsinn der Sanguiniker gewachsen sein. sitzt

er

in

seiner

Traurigkeit

noch keine

Aber d a r u m b e -

ausharrende

noch wird er die Fackel vorantragen, welche n u r

Kraft,

Liebe u n d

Be-

geisterung entflammen k ö n n e n . Von Kant ist oben Niemand Lust haben

der

Ausspruch a n g e f ü h r t w o r d e n ,

dass

werde,

das Spiel des L e b e n s , sei es

auch

auf jede beliebige Bedingung, — n u r nicht einer F e e n w e l t , s o n dern dieser irdischen, — von Neuem durchzuspielen. ')

Man v e r g l e i c h e n o c h tigung

einige S t e l l e n in K i t s c h l ' s

und V e r s ö h n u n g , b e s . III, S. 1 7 3 . 5 4 0 . 4 1 :

Lehre

von

Ich e r l a u b e der

Hechtfer-

„Weltverneinung

a m C h r i s t e n t h u m n u r so viel als z u r W e l t b e h e r r s c h u n g

gehört".

haftet

253 mir anderer Meinung zu sein. und geneigt sein, noch

Gewiss würden nicht. Alle bereit

einmal von vorn anzufangen;

wer aber

überhaupt einen solchen Wunsch hegt, wird schwerlich nach der Feenwelt greifen, er wird Zehn gegen Eins

gerechnet

der unsri-

gen sammt ihren Härten, Untiefen und Protuberanzen den Vorzug geben.

In dieser Uebersicht sind einige Momente, an denen uns gelegen war, noch

nicht hervorgehoben.

Mögen sie daher in den

nachfolgenden Schlusssätzen ihre Stelle finden. 1.

Das Christenthum beschreibt den Weg von der Verach-

tung der Welt zur Aussöhnung mit ihr und zur freien Bewegung innerhalb derselben, aber der Kampf gegen die moralische W e l t l i c h k ei t dauert fort. 2.

Jede Erweiterung der Weltansicht fordert Befestigung des

sittlichen Standpunkts. 3.

Angst als Grundempfindung der Geschöpfe ist nicht nach-

zuweisen, vielmehr fliesst ein unmittelbares Wohlgefühl durch die Schöpfung, knüpfen hat. 4.

an

welches

auch

der

ethische

Optimismus

anzu-

Die Lust ist produetiver als die Unlust.

Der Stimmung nach wird es jederzeit Pessimisten geben,

aber sie dürfen nicht die Mehrheit bilden, wenn nicht das Ganze leiden soll. 5.

Wer das Leben nur als Kreislauf betrachtet, wird

zum

Pessimisten, wer nur als Fortschritt, zum oberflächlichen Sanguiniker oder Progressisten werden.

Der

ernstere Optimismus

hat

die erste Auffassung in die zweite einzuschalten, muss also wissen, dass der Fortschritt durch die Schwierigkeiten des Kreislaufes hindurchgeht. 6.

Der Pessimismus

besitzt nicht

das Recht des Princips,

sondern nur das einer zeitweiligen R e a c t i o n gegen Täuschungen und Schlaffheiten,

womit jedoch der neueste eitele und forcirte Malis-

mus und Miserabilismus noch keineswegs gerechtfertigt wird. 7.

Der wahre Pessimismus ist die K r i t i k ,

die überall zu

254 bemängeln

und auszustellen

verbieten soll, aber auch 8.

Die Wahrheit

im umfassenden 9.

Beiden

findet, und der Niemand den

die

des

Selbstkritik.

Optimismus ist G l a u b e

und

durch

Liebe

Sinn. unentbehrlich

ist die A r b e i t ;

aber während sie

dem Pessimisten das Leben nur erträglich machen soll, Andere,

Mund

sie zu den

höchsten Freuden

hofft

des S u c h e n s

der und

Findens, des Gelingens und der Erfüllung erhoben zu werden. 10.

Die D o p p e l h e i t der Menschennatur, Uber welche Pascal

bitter klagte, ist zugleich ihr Segen, denn sie

gestattet auch eine

doppelte Hülfe. Für Krankheit, Verlust und körperlichen Schmerz giebt es kein

als welches die h ö h e r e

Mensch-

lichkeit darbietet.

anderes Gegengewicht,

Wenn aber der Geist leidet, muss selbst

der Leib

Beistand

leisten;

bei inneren Kämpfen,

entsteht

die Nöthigung,

betreten, wo Luft und Licht, schaffen.

Spannungen

die n i e d e r e Stufe

des

und

Sorgen

Creaturlebens zu

Schlaf und Sonnenschein

Linderung

Niemand gedeiht ohne diesen Wechsel.

Berichtigungen. S . 5 . Zeile 1 8 von Oben ist statt ? Punctum zu setzen. S . 6 1 lies in d e r Ueberschrift mit d e r Welt s t a t t mit Welt. Zu S . 4 9 von der allzu grossen Bewunderung der Natur vgl. Constitt. apost. V, cp. 1 2 . VIII, cp. 1 2 .