Musterstücke zum Übersetzen ins Französische für die oberen Klassen höherer Lehranstalten, Teil 1 [[Mehr nicht erschienen], Reprint 2021 ed.] 9783112509104, 9783112509098

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Musterstücke zum Übersetzen ins Französische für die oberen Klassen höherer Lehranstalten, Teil 1 [[Mehr nicht erschienen], Reprint 2021 ed.]
 9783112509104, 9783112509098

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Musterstücke zum

Übersetzen ins Französische für die

oberen Klassen höherer Lehranstalten ausgewählt von

Dr. E. E. F. Weyhe, Gymnasiallehrer,

Erster Teil.

Bonn, Eduard Weber's Verlag (Julius Flittner). 1883.

Vorwort. Der Versuch, Originalstiicke aus deutschen Schriftstellern in die französischen Übungsbücher aufzunehmen, ist bis jetzt, soviel bekannt, ohne rechten Erfolg gemacht worden. Und doch hat es für den Schüler einen besonderen Reiz, Schriftsteller der Muttersprache in eine fremde zu tibertragen.

Die Schwierigkeiten sind in den hier ausge-

wählten Abschnitten nicht zu grofs, und sind erst einige Seiten bei gewissenhafter Präparation

übersetzt worden,

so wiederholen sich manche Ausdrücke und Wendungen, sodafs

geläufiges Übersetzen

dieser

Stücke

dem

Pri-

maner und Obersekundaner des Realgymnasiums wie des Gymnasiums nicht schwer fallen kann.

Nach der seit

kurzem eingeführten Reform wird sich in den Gymnasien ein gröfserer Wortschatz, bessere Einbürgerung in die französische Synonymik als bisher erzielen lassen. die französische Synonymik

und Grammatik

Dafs aber vorzügliche

Bildungsmittel sind, werden heute nur noch wenige bestreiten. Schräder seine

Nach in

den wesentlichen

Seiten

seiner Erziehungslehre

Auseinandersetzungen

hin hat dies

deutlich

bilden einen

gezeigt;

wohlthuenden



4



Gegensatz gegen N ä g e l s b a c h s Geringschätzung des Französischen. Der hier gemachte Versuch ist gewifs der Verbesserung fähig, und bittet der Verfasser erfahrene Schulmänner, etwaige Ausstellungen, welche dankbar berücksichtigt werden sollen, ihm zukommen zu lassen.

Inhalt. Seite

Komulus. Aus Mebuhr, römische Geschichte, I, S. 223 ff. (Zweite Ausgabe.) Die Sage von Koriolanus. Niebuhr II, S. 265 ff. . . Die Einnahme ßoms durch die Gallier. Niebuhr II, 610 ff. Der erste samnitische Krieg. Niebuhr III, 122 ff. . . Die Schlacht bei Heraklea. Niebuhr III, 553 ff. . . . Der Hannibalische Krieg von Kannä bis zur Eroberung von Syrakus. Aus Mommsen, römische Geschichte, I, S. 588 ff. (Zweite Auflage.) Spanien unter römischer Herrschaft. Mommsen I, S. 658 Aegypten. Mommsen I, S. 664 Hannibals Tod. Mommsen I, S. 727 Scipios Tod. Mommsen I, S. 728 König Perseus. Mommsen I, S. 733 Bürgerkrieg in den Niederlanden. (Aus Schiller, Abfall der Niederlande Buch IV, Kap. 2.)

7 16 22 27 39

45 62 63 65 67 69 71

I.

Romulus. 1. 1

Also lautete die römische alte Dichtung: Prokas, König der Albaner, hinterliefs 2 zwei Söhne; Numitor, der ältere, schwach und mutlos, duldete 3 , dafs Amulius die Herrschaft an sich rifs 4 und ihm des Vaters Privatgüter 5 anwies. In ihrem Besitz lebte er reich und, weil er nichts weiter begehrte6, ungefährdet ; doch fürchtete der Usurpator die Ansprüche anders gesinnter 7 Erben. Daher liefs er Numitors Sohn ermorden und wählte 8 Silvia, seine Tochter, unter die Jungfrauen der Vesta. Amulius war kinderlos oder hatte doch nur eine einzige Tochter; und so schien es, dafs das Geschlecht 9 des Anchises und der Aphrodite aussterben 10 werde, als die Liebe eines Gottes ihm gegen die menschlichen Satzungen Fortdauer gab. Silvia vertauschte 11 im Anio das irdische 12 Leben mit Vergötterung 13 : auch konnte jener Flufs die Mulde oder Wiege, worin die Kinder lagen, in die Tiber führen, welche damals, weit und breit 14 ausgetreten, bis an die waldigen Hügel stand. An der Wurzel eines wilden Feigenbaums, des Ficus Ruminalis, der viele Jahrhunderte am Fufs des Palatinus erhalten 15 und heilig blieb 16 , stürzte 1

voici. 2 laisser. 3 souffrir. 4 s'emparer de. 5 domaines. 6 vouloir. 7 qui pourraient penser différemment. 8 9 10 11 mettre au nombre. race. s'éteindre. échanger. 12 13 14 = menschlich. contre la divinité. au loin. 15 Mit se conserver zu übers. 16 fut regardé comme.

-

8



sie um 1 . Eine Wölfin war durstig an das Stromgewässer gekommen, sie vernahm der Kinder Gewimmer, trug sie in ihre nahe Höhle, bettete sie, leckte und säugte 2 sie: als Milch nicht mehr genügte, trug der Specht, Mars heiliger Vogel, andere Nahrung herbei: andere Vögel, die den Augurien geweiht waren, schwebten über den Säuglingen, das Geschmeifs 3 zu verscheuchen 4 . Dies wundervolle Schauspiel erblickte Faustulus, Hirt der königlichen Herden; die Wölfin wich 5 ihm und überliefs 6 die Kinder menschlicher Zucht 7 . Acca Larentia, des Hirten Weib, ward ihre Pflegemutter, sie erwuchsen 8 auf dem palatinischen Berge in Strohhütten, die sie selbst bauten 9 : die des Eomulus ward bis auf Neros Zeit immer ergänzt 10 erhalten 11 als ein Heiligtum 12 . Sie waren die rüstigsten 13 der Hirtenknaben, tapfer gegen Raubtiere 14 und gegen Räuber, ihr Recht gegen jeden mit ihrer Stärke handhabend 15 , auch die Stärke zum Recht verwandelnd 16 . Was sie erbeuteten 17 , teilten sie mit den Gesellen 18 ; Quinktilier nannten sich, die Romulus anhingen 19 , welche Remus folgten 19 , Fabier; und Spaltung 20 bereitete sich unter ihnen. Ihr Ubermut erregte ihnen Händel mit den Hirten des reichen Numitor, die auf dem Aventinus ihre Hürden hatten: so hadern Palatinus und Aventinus von den Märchen der fernsten Zeiten her, wie Euander und Kakus feindselig lebten 21 . Remus ward von diesen Nachbarn durch List gefangen und als Räuber nach Alba geschleppt. Eine Ahnung 22 , dasAn1

se renverser. 2 nourrir. 3 les insectes. 4 éloigner mit hinzugefügtem en. 5 se retirer devant qn. 6 Partie. 7 les soins des hommes. 8 grandir. 9 Partie. e»baut von 10 11 ihren Händen. réparer. conserver. 12 religieuse18 14 ment. actif. animaux féroces. 15 soutenant. 16 fai18 sant de la force le droit. 17 ihre Beute. compagnon. 19 20 21 die des R. division. vivre en état d'hostilité. 22 pressentiment secret.



9



denken an seine Enkel, welches die Erzählung 1 des Schicksals beider Brüder erweckte 2 , hielt Numitor von einem raschen U r t e i l 3 zurück 4 . Der Pflegevater des Angeklagten eilte mit Romulus herbei, entdeckte dem Greise und den Jünglingen, wer sie wären. Diese unternahmen es, ihr eigenes 5 Unrecht 6 und das ihres Hauses zu rächen: mit 7 ihren treuen Gesellen, die ßemus Gefahr in die Stadt gerufen hatte, erschlugen 8 sie den König, und das Volk von Alba kehrte unter Numitors Herrschaft zurück 9 .

2. D i e Liebe zur Heimat, welche ihnen das Schicksal angewiesen 10 , rief die Jünglinge an das U f e r der Tiber zurück, dort eine Stadt zu gründen. Die Hirten, ihre alten 11 Gefährten, waren ihre ersten Bürger; von Albanern, so sich zu ihnen gesellt, sogar troischem Adel, hat sicher die alte Sage 1 2 nichts gewufst 1 3 : die Julier und ähnliche Geschlechter kommen nach Albas Zerstörung 14 . Mit gleicher Macht 15 gebietend und sich selbst überlassen 16 , stritten 17 nun die Brüder, wem die Ehre zukomme 17 , Stifter 1 8 der Stadt zu werden, sie nach seinem Namen Roma oder Remoria zu benennen 19 ; ob sie auf dem palatinischen oder dem aventinischen Berge, — nach einer anderen Uberlieferung — ob sie auf dem Palatium oder vier Millien weiter hinab 2 0 am Flufs erbaut werden solle. Jeder beobachtete den Himmel von dem Gipfel seines Lieblingshügels 2 1 : der sollte 1

récit.

2

Partie, joint à.

3

prononcer hinzuzufügen.

6 injustice. 7 aidé de. empêcher. fait à eux-mêmes. 8 tuer. 9 être replacé. 10 assigner. 11 ancien. 12 la vieille tradition. 13 ignorer q. ch. 14 destruction. 15 autorité. 16 abandonner. 17 machten sich die Ehre streitig se disputer q. ch. 18 du titre de fondateur. 19 übers. : es handelte sich darum, 4

6-

zu wissen, ob sie . . . genannt werden würde. 21

colline favorite.

20

plus bas.

-

1

0

-

als König entscheiden, dem das Augurium günstig sein würde. W e r 1 Auspicien suchte, erhob sich in der Stille 2 tiefer Nacht, bestimmte 3 in seinem Gemüt die Grenzen 4 des Himmelstempels, dann harrte 5 er weissagender Erscheinungen. Der ganze Tag verging 0 und die folgende Nacht: endlich erblickte zuerst Remus sechs Geier 7 , die von Nord nach Süd hinflogen; aber mit dem Aufgang der Sonne, als diese Botschaft Komulus angekündigt ward, flog ihm vorüber 8 ein Zug 9 von zwölf Geiern. Das Recht entschied für jenen: aber Romulus trotzte 10 auf die doppelte Zahl seines Auguriums als offenbares Zeichen der Gunst der Götter; und sein stärkerer Anhang 11 entschied zum Vorteil 12 der Anmafsung. Der Stiftungstag 1 3 Roms ward 1 4 am Tage des Fests der Pales, dem 21. April, gefeiert 1 5 , an dem 1 6 das Landvolk, Roms älteste Bewohner, die Hirtengöttin um Schutz und Gedeihen für ihre Herden, um Verzeihung für absichtslose 17 Verletzung 18 geheiligter Stätten anrief und sich durch angezündete Strohfeuer reinigte 1 9 , wie unsere Vorfahren Maifeuer anzündeten. Nun schickte sich Romulus an, das Pomörium zu bestimmen: er fügte eine eherne Schar 2 0 an den Pflug, bespannte ihn mit einem Stier und einer Färse und zog 2 1 die Furche 2 2 um den Fufs des Palatinus, sodafs 23 ein bedeutender Umfang unter dem Berge davon eingeschlossen ward. Im Komitium ward ein Gewölbe unter der Erde gemauert 24 und mit Erstlingen von allen Naturgaben, die der Menschen Leben erhalten, und Erde, die jeder fremde Ankömm1

3 quiconque. 2 silence. = und bestimmend, déter4 5 minant. limite, f. attendre. 6 s'écouler. 7 vautour. 8 9 10 passer devant qn. troupe. se prévaloir. "suite. 12 13 14 en faveur. fondation. Tempus? 15 = man feierte. 17 18 19 "Hauptsatz. involontaire. violation. purifier. 20 21 22 23 24 soc. tracer. sillón, m. Inf. construiré.



I l -

ling 1 aus seiner Heimat brachte, gefüllt: dieser Ort ward Mundus genannt, und war an drei verschiedenen Tagen des Jahres das geöffnete Thor der Unterwelt für die abgeschiedenen Geister 2 . Auf der Linie 3 des Pomörium ward die Stadt mit Wall und Graben eingeschlossen. Remus, der über das erlittene Unrecht 4 noch zürnte 5 , sprang 6 verspottend über die armselige 7 Wehr : darum erschlug ihn Celer, oder Romulus selbst, und das Omen 8 stand fest, dafs niemand aufser zum eigenen Verderben 9 die Mauern übersteigen 6 werde. Doch versank 1 0 Romulus in Gram, verwarf Trost und Speise, bis Remus Geist 11 , den Pflegeeltern erschienen, seine Versöhnung zusagte und nur ein Fest bedang für die abgeschiedenen Seelen. Zu bleibender Ehre ward ein zweiter Thron und Scepter, Krone und Insignien neben den des Königs gestellt.

3. In der neuen Stadt fand jeder Wildfang Aufnahme: Verbannte und wegen Totschlags Landflüchtige 12 , die sonst 13 nur als Beisassen in der Fremde 1 4 Duldung erlangen 1 5 konnten, sogar entronnene Sklaven und Missethäter waren willkommen. Doch fehlten die Weiber; Romulus suchte bei den benachbarten Völkern Verträge 16 , wovon in Italien wie in Griechenland die Rechtmäfsigkeit 17 der Ehen mit Fremden abhing: aber die wilden Freier mifsfielen nicht 1

2 chacun des étrangers. = die Seelen der Toten. 4 en suivant la trace de. l'injustice qu'il avait soufferte. 5 Partie. 6 franchir. 7 misérable. 8 présage. 9 autrement, qu'à sa perte. 10 = wurde verzehrt von Gr. 11 = die Manen. 12 14 meurtrier fugitif. 13 partout ailleurs. bleibt unüber15 16 setzt. être toléré. = mit den benachbarten Völkern Verträge zu schliefsen. 17 légitimité. 3



12



weniger 1 , als die gefährliche Herde, zu der sie gehörten, beunruhigte. Die Verweigerung ward mit Hohn ausgesprochen: die es thaten, wähnten 2 wie alle sich vornehm Dünkenden s , der Gedemütigte werde sich verdient für seine Anmafsung zurecht gewiesen fühlen. Also argwöhnten 4 sie nichts, als Romulus festliche Aufzüge und Wettkämpfe zur Feier der Konsualien (fêtes consuales) ausrufen 5 und die Nachbarn einladen liefs, Latiner und Sabiner; denn Rom lag in der Gegend, wo beide Völker in gemischten Marken wohnten 6 . Es kamen viele wie zu einem Markt 7 ; auch waren solche Feste immer Märkte, und in Italien wie in Griechenland und im Orient durch die Religion geschützt ; doch weder Religion noch Gastrecht schützten die Betrogenen 8 , und ihre Jungfrauen wurden geraubt. Die nächsten 9 unter den beleidigten Städten, drei latinische oder sikulische, Antemnä, Cänina und Krustumerium, ergriffen die Waffen ohne Einstimmigkeit, während die Sabiner zögerten, bis alle drei, eine nach der anderen, gefallen waren, und Romulus die Königsspolien von Akron von Cänina gewonnen hatte, dessen unitalischer Name darthut 10 , wie spät pelasgische Erinnerungen in jenen Sagen fortlebten. Endlich führte Titus Tatius ein mächtiges Heer gegen Rom. Romulus, unfähig im Felde zu widerstehen, wich in die Stadt zurück, welcher gegenüber der saturnische Berg, nachmals 1 1 der kapitolinische, befestigt und besetzt war : ein sumpfiges Thal, später 1 2 das Forum, trennte beide Berge. Das Gold, womit die Sabiner an Armgeschmeide 13 und Halsketten geschmückt waren, blendete Tarpeja: um 1

2 3 autant. s'imaginer. qui se croient supérieurs 4 aux autres. = sie schöpften (concevoir) keinen Argwohn. 5 annoncer. 0 habiter mêlés les uns avec les autres, ''marché public. 8 les hôtes déçus. 9 nahe voisin. 10 faire voir. 11 12 13 dans la suite. qui fut depuis. womit das Armgeschmeide geschmückt war.

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solchen Preis öffnete sie ein Thor der Festung, die dem Befehle ihres Vaters anvertraut war: erdrückt 1 von 2 der Last 8 des auf sie geschleuderten Schmuckes, büfste 4 sie ihr Verbrechen mit dem Tode. Die Sabiner bestürmten die Stadt selbst: sie stand am Untergang; die Götter stritten über ihr Schicksal 5 und das der Welt: Juno, zu Kures auszeichnend 8 verehrt, war ihnen hold 7 , dem Geschlechte des Aeneas feind; sie hatte ein Thor geöffnet, keine menschliche Kraft, konnte es schliefsen, aber Janus liefs einen siedenden 8 Quell hervorbrechen 9 , der die Andringenden zurücktrieb. Am nächsten Morgen stürmte hingegen Romulus ebenso vergebens die verlorne Burg: doch gelobte er nicht umsonst dem fluchthemmenden 10 Jupiter ein Heiligtum, als seine zurückgeschlagene Schar a n 1 1 das Thor unter dem Palatium geflohen war. Den ganzen T a g hindurch wandte sich der Sieg von einem Heere zum andern, und keines verzweifelte ihn zu behaupten, als die Sabinerinnen nicht mehr allzuspäte Rache 1 2 , sondern Aussöhnung der Väter ihrer Kinder mit den ihrigen wünschend, sich zwischen die streitenden Heere stürzten und Frieden stifteten 1 3 . Beide Völker sollten geschieden, aber unzertrennlich, jedes unter seinem Könige, zu einem Staat der Römer und Quiriten vereinigt sein 1 4 , die Heiligtümer beiden gemeinschaftlich.

4. Die Frauen hatten Rom gerettet; Romulus lohnte 1 5 ihnen mit Ehren für sie selbst und den Stand 1 6 der Ma1

2 3 accablé. sous. poids. 4 expier. 5 destinée. 7 avec des honneurs particuliers. favoriser. 8 = von 9 10 siedendem Wasser. jaillir. Umschreibung. 1 1 vers. 12 13 une vengeance tardive. rétablir. 1 4 = einen einzigen 15 16 Staat bilden. accorder. l'ordre. 6

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tronen. Die Namen der Sabinerinnen wurden den Kurien gegeben; ihnen und allen Ehefrauen auf immer Freiheit 1 von jedem Hausdienst 2 aufser Spinnen und Weben verbürgt. Die Sabiner gründeten eine neue Stadt auf dem eroberten kapitolinischen und auf dem quirinalischen Berge; auf jenem wohnte Tatius und weihte seinen einheimischen 3 Göttern dort Tempel. Die Könige und ihre Senate, vermutlich auch beiderseits die Geschlechter, traten zwischen Kapitol undPalatium zu 4 wichtigen Beratschlagungen zusammen 5 ; daher kam der Name des Komitium. Selbst die alte Sage war wohl 6 nicht mit sich einig, ob Tatius König aller Sabiner blieb oder die Gemeinherrschaft 7 auf die Bürger der Doppelstadt beschränkt war. Sie bestand nicht lange: Tatius war von Laurentinern, denen er Blutrache 8 an seinen Angehörigen verweigert hatte, bei 9 dem Volksopfer zu Lavinium erschlagen: sein Grab ward auf dem Aventinus gezeigt. Von nun an beherrschte Romulus beide Völker. Seine Säumigkeit 1 0 , die dargebotene Blutsühne 1 1 für den Tod seines Mitfürsten 12 anzunehmen, brachte 1 3 über Römer und Laurentier eine Pestilenz, die erst aufhörte, als die schuldigen Opfer gewechselt waren. Die alte Sage, aus Ennius am reinsten in Cicero und Livius erhalten, weifs nichts 1 4 von der Ausartung seiner ruhmvollen 15 , wenn auch nicht 1 8 fleckenlosen Herrschaft in Gewalt 1 7 und Tyrannei. Tatius schalt 18 sie einen Tyrannen: eben 1 9 nach seinem Tode sei 20 Romulus Herrschaft gesetzmäfsiger und milder geworden; er habe für 1

dispense, f. 2 travaux domestiques. 3 indigène. 4 pour. se réunir. 0 = es ist wahrscheinlich. 7 domination com8 mune. satisfaction reclamée au sujet d'un meurtre. 9 10 11 12 pendant. négligence. expiation. collègue. 13 14 15 amener. = spricht nicht von. ein Satz. 16 ein Satz. 17 violence. 18 traiter de. 19 précisément. 20 = sie sagte, dafs. 5

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alles 1 den Rat des Senats erfragt und die Widerspenstigen nicht mit Leibesstrafen 2 , sondern mit Bufse an Vieh 3 gezüchtigt. Jene Celeres, den Späteren 4 seine Leibwache, waren keine anderen als die Ritter; und die alte Zeit hat nimmermehr etwas davon gewufst 5 , dafs er 6 dem Senat verhafst gewesen sei. Es scheint, dafs Ennius gesungen, wie Mars einst für Ilia und seine Kinder um Rettung bei dem Vater der Götter und Menschen flehte, und dieser, ihn über das unabwendbare Schicksal zu trösten, verhiefs, Rornulus in den Himmel zu führen. Die Zeit war erfüllt; Juno, wie mit Herakles, mit dem troischen Geschlecht 7 versöhnt. An den 8 Nonen des Quinktilis oder an den Quirinalien, als 9 der König das Volk musterte 10 , verfinsterte sich die Sonne; und während die Erde in Nacht lag 11 ) fuhr Mars in Orkan und Wetter 1 2 herab 1 8 , führte auf feurigem 1 4 Wagen 1 5 den vollendeten 10 Sohn mit sich von hienieden gen Himmel. Das Volk war voll Entsetzen entflohen: als das Tageslicht 17 wiedergekehrt war 1 8 , suchte es voll Bekümmernis seinen Vater, den Göttersohn, der sie in die Gefilde 19 des Lichts geführt hatte; die Klagen aber wandelten sich in Anbetung, als der Verklärte 2 0 dem Prokulus Julius erschienen w a r 2 1 und durch seinen Mund verkünden liefs, er werde als 2 2 Gott Quirinus Uber sein Volk walten 23 . 1

2 en tout. peine corporelle. 3 amende payable en 4 5 6 bétail. ein Satz. ignorer absolument. ein Subst. 7 8 9 10 race. le jour des. Partie. passer la revue de. 11 = während Nacht (ténèbres) die Erde bedeckte. 12 au 18 14 milieu de la tempête. descendre. de feu. 15 char. 16 17 bleibt unttbersetzt. clarté du jour. 18 Partie. 19 ré20 21 gion. déifié (Romulus hinzufügen). apparaître. 22 23 en qualité de. veiller sur.



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II. Die Sage von Koriolanus. 1. Gnaeus Marcius war mit dem Lager vor Korioli (Corioles), als dieVolsker von Antium kamen, die Stadt zu entsetzen 1 . Während sie mit den römischen Völkern stritten, machten die Belagerten einen Ausfall 2 aus der Stadt : Marcius widerstand diesen, und da sie sich wandten, drang 3 er mit ihnen durch das Thor und gewann den Ort. Das Jammergeschrei der Wehrlosen 4 und die auflodernde Flamme verkündeten den Heeren die Entscheidung 5 , und die Antiater w i c h e n 6 von der zwecklosen Schlacht. Beide Siege des nämlichen T a g e s verdankte Rom dem Koriolanus, welchen Beinamen die Meinung der Nachkommen von jener Eroberung ableitete 7 : von der Zeit an w a r sein Ansehen grofs vor dem Senate und den Bürgern, aber sein Hochmut beleidigte die Gemeinde. Als einst die Tribunen den Konsuln gewehrt hatten, Kriegsvolk auszuheben 8 , bot er seine eigenen Hörigen auf und lud Freiwillige e i n 9 ; mit diesen machte er einen Einfall in die Landschaft der Antiater, gewann grofse Beute und teilte sie unter sein Gefolge 1 0 . So fürchteten ihn die Plebejer und verweigerten ihm das Konsulat : darüber zürnte er unversöhnlich. Darnach 1 1 begab es sich 1 2 , dafs Hungersnot herrschte 1 3 ; 2 faire une sortie. 3 pénétrer. 4 une podégager. 5 6 pulation sans défense. = événement. = verliefsen das Schlachtfeld ; zwecklos bleibt untibersetzt. 7 übersetze : in der Meinung der Nachkommen erhielt (prendre) er von 8 faire une levée. dieser Eroberung den Namen Koriolan. 9 = enrôler. 10 la troupe. 1 1 peu après. 12 bleibt unüber1

setzt.

13

=

survenir.

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viele von der Gemeinde 1 verkauften sieb mit ihren Kindern, andere stürzten sich in den Flufs, manche wanderten in die Fremde; die Geschlechter litten nicht und versorgten auch ihre Hörigen. Endlich kam Getreide über das Meer aus Sizilien, ein Teil gekauft, ein Teil Gabe 2 des griechischen Königs : da ratschlagten sie im Senat, ob es der Gemeinde umsonst 3 gereicht oder verkauft werden solle: Koriolanus riet die Vorräte verschlossen zu halten 4 , wofern sie nicht demTribunat entsagten 5 . Das 6 ward laut 7 , und der Grimm des Volkes entbrannte: der Schuldige wäre zerrissen worden, wenn die Tribunen ihn nicht vor das Gericht der Tribus geladen hätten 8 ; so war er frei unter dem geraeinen Frieden bis zum dritten Markttag. Er selbst trotzte und höhnte: Vettern 9 und Blutsfreunde 9 flehten um seine Begnadigung: mancher liefs sein Herz erweichen, manchen jammerten 1 0 die ritterliehen Thaten : neun Tribus erliefsen 11 die Strafe, zwölf sprachen die Verurteilung aus. 2. Koriolanus wandte sich 1 2 nach Antium, zu seinem Gastfreunde 1 3 Attius Tullius, dem König der Volsker, um dort als Municeps im Exilium zu leben. Er verhiefs 14 ihnen seinen Arm gegen die Römer, und sie verliehen ihm die höchsten Bürgerrechte 15 , Sitz 1 6 im Rat jeder Stadt und ernannten ihn zum Feldherrn. Zuerst erschien er vor Circeji: die Tyrrhener öffneten ihre Thore, die römischen Kolonen mufsten weichen 1 7 : Volsker nahmen ihre Stellen 1

2 3 4 = Plebejer. Partie. gratuitement. retenir. 6 7 8 renoncer à. cet avis. se répandre. citer au tribunal. 9 ses parents. 10 = man erinnerte sich. 11 faire remise de. 12 13 14 se diriger. hôte. offrir. 15 la bourgeoisie au su16 17 prême degré. séance. se retirer. 5

W o y lie, MusterstûcliO.

2



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-

ein 1 , die Einheimischen blieben unbeeinträchtigt 2 . Im nächsten Feldzug überzog 3 er die latinischen Orte zwischen der See und der nachmaligen appischen Strafse: Satrikum, Longula, Poluska, Korioli, Mugilla: jede Stadt, vor der er erschien, ward Uberwältigt oder ergab sich: auch Lavinium, die heilige Stadt der Latiner. Dann führte er sein Heer gegen die Städte an der Latina, auf den Querwegen 4 , welche sie nachher mit der Appia verbanden und das latinische Land durchschneiden 5 . Dort fielen Korbio, Vitellia, Trebia, Lavici, Pedum vor seinen Waffen 6 . Das gesamte Latium schlofs sich ihm an. Da waren die Römer ohne Genossen in der weiten Welt und unter 7 sich voll Argwohn und Zorn, neben 8 dem alten Hader; die Patres warfen den Plebejern vor, dafs sie Koriolanus gezwungen hätten, dem Vaterlande feind zu werden, die Plebejer jenen, dafs sie ihm Vorschub thäten. Er nahm sein Lager, fünf Millien von der Porta Kapena, w o 9 die Horatier mit den Kuriatiern gekämpft hatten, wo der Umgang 1 0 der Ambarvalien gehalten ward 1 1 . Innerhalb dieser alten Grenze von Rom und Alba lag das Landeigentum 1 2 seiner Standesgenossen: jenseits derselben hatte er die Höfe 1 8 der Plebejerniederbrennen lassen, die patricisch en geschützt. Dem Populus hatte er noch nicht abgesagt 1 4 . Es war unmöglich ein Heer gegen ihn zu bilden: die Plebejer schrieen laut, man wolle sie nur dem Landesfeinde überliefern: ebensowenig hielten redliche Bürger den weitläufigen Umfang der Stadt gegen treulose Öffnung einer Pforte sicher. Der Senat beschlofs 15 , die Kurien be-

1

= sie wurden ersetzt (remplacer) durch die Volsker. = man that den E. kein Unrecht. 3 investir. 4 traverse, f. 5 6 7 8 couper. bleibt unübersetzt. chez. sans compter. 9 10 11 12 à l'endroit où. procession. passer. territoire. 13 14 15 ferme, f. se déclarer l'ennemi de. décréter.

2

-

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stätigten seine Herstellung 1 als 2 römischer Bürger: die Zustimmung der Gemeinde fehlte nicht: wie streng immer das erwartete 8 Gericht 4 sein mochte, die meisten von der Menge konnten hoffen, ihm zu entgehen; aber das Schicksal einer mit dem Schwerte gewonnenen Stadt drohte auch dem Geringsten. Fünf Konsulare überbrachten den Beschluis. Doch Koriolanus dachte nicht an sich allein. Er forderte 5 für die Volsker Zurückgabe der ihnen entrissenen, Landschaften und Abrufung 6 der dort angesiedelten Kolonen, Bündnis und Municipium. Sich zu entschliefsen, gestattete 7 er den Römern die fetialischen Fristen von dreifsig und drei Tagen: waren diese verlaufen, ohne dafs die Forderung gewährt war, so hing es von ihm ab, sich zu entscheiden; wie 8 , wenn ein Staat Fetialen ausgesandt hatte, alsdann die Alten im Senat Rat pflogen, ob sie das Unrecht sofort ahnden oder noch Langmut tiben wollten. 3. Die Forderung ist, wie die Folge zeigen 9 wird, nichts anders als eben das Opfer, wodurch Rom im Jahre 295 den Frieden mit den Volskern zu erkaufen die Weisheit hatte : es ist unmöglich sich des Unwillens gegen Dionysius und ähnliche Rhetoren zu erwehren 10 , welche, überzeugt, dafs Rom nur diese Bedingungen durch erniedrigendes Betteln 1 1 abzuwenden 12 gestrebt habe, in der Hartnäckigkeit, Eroberungen nicht aufzugeben 13 , sogar Grofsàrtigkeit sehen, die ein verständiger 1 4 Beurteiler 15 nicht einmal dann darin finden würde, wenn sie mit dem Entschlufs, lieber umzukommen, verbunden wäre. Ebensowenig hätte Koriolanus 1

réintégration. 2 dans sa qualité de. 3 Relativsatz. 5 6 7 8 décision. réclamer. rappel. concéder. ainsi. 9 10 11 prouver. se garantir. d'humiliantes prières. 12 se soustraire. 18 garder. 14 sensé. 15 juge.

4



20



von der Nachwelt als gerechter und heiliger Mann gefeiert werden können, weil er sich bewegen lassen, an dem Volke, welches ihn aufgenommen 1 , untreu zu werden, indem er die Römer mit Erfüllung einer billigen Forderung verschonte; sie hätten allenfalls dem guten Glücke 2 der Stadt danken mögen. Allein es war ein ganz anderes Unglück, welches drohte: ein solches, dafs die Republik ohne Schmach dem verfeindeten Sohne fufsfällig flehen3 konnte, es nicht über sie zu bringen 4 : die Geschichte hat es, geflissentlich 5 oder zufällig, verschwiegen 6 . Das gröfste, nach feindlicher gewaltsamer Einnahme, war die siegende Rückkehr der aus einer freien Stadt Verbannten, welche ihr veräufsertes 7 Eigentum 8 und Rache als ein gebührendes Recht forderten. Ihn zu Erbarmen zu bewegen 9 , kamen die zehn Ersten des Senats, als die dreifsigtägige 1 0 Frist um war, vor sein Tribunal. Sie wurden mit Bedrohungen fortgesandt 11 , wenn sie wiederkämen, ohne unbedingte 1 2 Unterwerfung zubringen. Am folgenden Tage erschienen die Flamines, die Pontifices, die Augurn, alle andern Priesterkollegien, im Ornat 1 3 ihrer Amter 1 4 : auch sie flehten vergebens im Namen von allem, was ihnen und ihm heilig war. Wenn nun am dritten Tage die Sonne unterging, ohne dafs eisernen Sinn geändert 1 5 hatte, so führte 1 0 er am folgenden Morgen 17 sein Heer über die noch nicht betretene 18 Grenze gegen die hülflose und verratene Stadt. Da ward Rom zum zweitenmal durch die Frauen ge1

accueillir. 2 la bonne fortune. 3 se mettre aux pieds de qn. pour le supplier. 4 mit épargner, q. ch. à qn. 5 à dessein. 6 garder le silence sur q. ch. 7 vendu. 8 les biens. 9 10 pour essayer de l'attendrir. le délai de trente jours. 11 12 13 14 renvoyer. absolu. les insignes. dignité. 15 16 17 changer d'intention. Condit. le lendemain matin. 18 encore respecté.



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rettet. Als die letzte Gesandtschaft der Republik zogen die edelsten Matronen, geführt von Koriolanus' betagter Mutter Veturia und seinem Ehegemahl Volumnia, ihre Kindlein an der Hand, in sein Lager. Ihre Wehklagen, der Mutter gedrohter Fluch beugten seinen S i n n 1 : er entsagte der Heimkehr, die er den Genossen nicht gewähren konnte. „Mutter", sprach er unter 2 heifsen Thränen, „du hast gewählt 3 zwischen Rom und dem eigenen S o h n : mich siehst du nimmer wieder: mögen sie es dir dank e n 4 ! " — Als die Frauen geschieden waren, brach er a u f 5 und entliefs 8 das Heer. E r lebte unter den Volskern bis zu einem hohen 7 Alter; man hat ihn oft klagen hören, erst 8 der Greis fühle, wie 9 elend das Leben in der Fremde sei. Als ihn der Tod erlöst 1 0 hatte, haben die Matronen ein ganzes J a h r um ihn Leid g e t r a g e n n , wie um Brutus und Publikola: die Nachwelt hat ihn als einen heiligen und gerechten Mann geehrt, und mit Grund: er hat die Schuld seiner Jugend tausendfach gesühnt 1 2 . Dafs Koriolanus unter den Volskern in Frieden lebte und starb, befremdete 1 3 keinen, solange der Glaube 1 4 herrschte, sie hätten ihm den ruhmvollen Frieden verdankt, durch den Antium ihnen zurückgegeben ward, eben wie die Eroberung der latinischen Städte. Erst sehr s p ä t 1 5 , als der Friede von 295 in Vergessenheit gebracht war 1 6 , konnte der Wahn aufkommen 1 7 , dafs Koriolanus dem Flehen der Frauen die Forderung für die Volsker 1 8 auf-

1 briser la résolution de qn. 2 en répandant. 3 choisir oder élire? 4 = dankbar sein. 5 lever son camp. 6 ren7 avancé. 8 plus 9 = voyer. que tout autre. fühle das 1 0 délivrer. 1 1 porter Unglück, in der Fremde zu leben. 1 4 opinion. 1 5 ce le deuil de qn. 1 2 expier. 1 3 étonner. ne fut que fort tard que. l e tomber dans l'oubli. 1 7 qu'on 1 8 les prétentions des Volsques. a pu rêver.



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geopfert 1 habe; und nun hielt man es für unmöglich, dafs er unter den erzürnten Fremden das Leben geborgen hätte; man erdichtete auf verschiedene Weise, wie er umgekommeil sei. Andern fiel es auf, dafs die Folgsamkeit der Volsker für den Fremden, der ihnen den K r i e g aufzugeben geboten, völlig ebenso unglaublich sei: da übertrug 2 man auf ihn die F a b e l 3 von Themistokles' freiwilligem Tode, w i e herodoteische 4 in die von den tarquinischen Zeiten gemischt sind.

III. Die Einnahme Roms durch die Gallier. l. Als die Gallier durch das kollinische Thor in die Stadt eingebrochen waren, fanden sie alles öde und ausgestorben: das Grausen 5 , welches einen Fremden ergreift 6 , der im Sommer in einer Stadt des hohen Nordens 7 um Mitternacht Tageshelle und kein Leben auf den Gassen sieht, kam über sie 8 . Alle Häuser waren verschlossen, man 9 zog immer vorwärts bis auf das Forum. Hier erblickten sie in der Höhe die Bewaffneten 10 auf der Burg 1 1 : auf dem Komitium die kurulischen Greise, welche Wesen einer andern W e l t zu sein schienen. Zweifelhaft, ob nicht die Götter herabgestiegen w ä r e n , um Rom zu retten immoler oder sacrifier? 2 transporter. 3 récit. 4 des fables d'Hérodote. 5 frisson, m. 6 s'emparer. 7 les extrémités 8 mit éprouver. 9 les Gaulois. septentrionales de la terre. 10 des hommes armés. 11 citadelle. 1



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geopfert 1 habe; und nun hielt man es für unmöglich, dafs er unter den erzürnten Fremden das Leben geborgen hätte; man erdichtete auf verschiedene Weise, wie er umgekommeil sei. Andern fiel es auf, dafs die Folgsamkeit der Volsker für den Fremden, der ihnen den K r i e g aufzugeben geboten, völlig ebenso unglaublich sei: da übertrug 2 man auf ihn die F a b e l 3 von Themistokles' freiwilligem Tode, w i e herodoteische 4 in die von den tarquinischen Zeiten gemischt sind.

III. Die Einnahme Roms durch die Gallier. l. Als die Gallier durch das kollinische Thor in die Stadt eingebrochen waren, fanden sie alles öde und ausgestorben: das Grausen 5 , welches einen Fremden ergreift 6 , der im Sommer in einer Stadt des hohen Nordens 7 um Mitternacht Tageshelle und kein Leben auf den Gassen sieht, kam über sie 8 . Alle Häuser waren verschlossen, man 9 zog immer vorwärts bis auf das Forum. Hier erblickten sie in der Höhe die Bewaffneten 10 auf der Burg 1 1 : auf dem Komitium die kurulischen Greise, welche Wesen einer andern W e l t zu sein schienen. Zweifelhaft, ob nicht die Götter herabgestiegen w ä r e n , um Rom zu retten immoler oder sacrifier? 2 transporter. 3 récit. 4 des fables d'Hérodote. 5 frisson, m. 6 s'emparer. 7 les extrémités 8 mit éprouver. 9 les Gaulois. septentrionales de la terre. 10 des hommes armés. 11 citadelle. 1

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oder zu rächen, näherte sich ein Gallier einem der Priester, M. Papirius, und berührte seinen weifsen Bart: der Greis schlug ihn zornig mit dem elfenbeinernen Scepter über den Kopf: der Barbar hieb ihn nieder 1 , und alle wurden umgebracht 2 . Dann begann die Plünderung im ganzen Umfang 3 der Stadt, und bald brach hier und dort 4 Feuer aus. Tag für Tag 5 , so lange verborgenes Gut entdeckt ward, erneuerten sich diese Auftritte 6 ; die Feuersbrünste vermehrten 7 und verbreiteten 7 sich, und bis a u f 8 wenige Häuser auf dem Palatium, welche die Heerführer zur Wohnung für sich erhalten 9 liefsen, ward die ganze Stadt eingeäschert. Auf dem Kapitol und der Burg waren an tausend Bewaffnete versammelt: unter ihnen die überlebenden Konsulartribunen und jüngeren Senatoren. Uneinnehmbar 1 0 war der Ort nicht: Appius Herdonius hatte den Römern unterliegen müssen: wiederholt 1 1 liefen auch die Gallier Sturm gegen den Clivus, wurden aber durch verzweifelten Widerstand zurückgeworfen. Darnach rechneten sie auf den Hunger, da an keinen Entsatz zu denken war. Allein als die Eingeschlossenen 12 ausdauerten, mit Wasser aus dem Brunnen, der bis auf diesen Tag im Innern des tarpejischen Berges ein gleichzeitiges 13 Denkmal der Belagerung ist, versorgt, mit Nahrung zur Notdurft 1 4 für ihre kleine Zahl, da rächte 1 5 sich die wilde Verwüstung: die Gallier selbst begannen auf den Brandstätten grofses Ungemach zu leiden. Schon die Hundstage, dann der September, zu Rom von jeher wie diesen Tag seuchenvoll 16 ,

1

tuer. 2 immoler. 3 étendue. 4 = an mehreren Stellen. tous les jours. 6 scène. 7 se propager. 8 à l'excep9 10 11 tion de. réserver. imprenable. à plusieurs re12 13 prises. les assiégés. contemporain. 14 mit suffire à. 15 = wurde verderblich (funeste). 16 malsain. 5

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erzeugten Fieber, welche die Fremden bei Tausenden 1 wegrafften 2 , wie Kaiser Friedrichs nordisches Heer in denselben Monaten unter den Mauern der Stadt hinstarb 3 . Die Gegend, wo die Leichen verbrannt wurden, behielt, solange das alte Rom bestand 4 , den Namen der gallischen Scheiterhaufen. Der gröfste Teil der Gallier scheint, als die Beute erschöpft war, weiter vorwärts und bis nach Apulien gezogen zu sein: aber auch die Zurückbleibenden 5 hätten bald aufbrechen müssen, wenn nicht Latium durch Brandschatzung oder Plünderung sie ernährt hätte: damals mag 6 mancher Ort, von dem später die Rede nicht mehr ist, untergegangen sein. Ardea lag so nahe, und nichts lautet wahrscheinlicher, als dafs Kamillus, wenn er dort als Inquilinus lebte, die Ardeaten, durch seinen grofsen Namen ermutigt, gegen die Plünderer führte und sie besiegte : allein diese Erzählung, welche in den Annalen sowenig als die Drangsale der andern latinischen Städte gemeldet sein konnte, mag wohl als reine Erfindung der S a g e 7 angehören. Man mufs annehmen, wie unbegreiflich es auch ist, dafs das rechte Ufer des Flusses, seitdem die Brücke abgebrochen worden 8 , gegen sie 9 gesichert 1 0 gewesen sei. 2. Zu Veji waren viele aus der Schlacht Entkommene 1 1 und die Flüchtlinge aus Rom versammelt: aber es fehlten Waifen und ein Anführer: als solchen erwählten sie M. Cädicius. Dieser, dessen Name neben denen der Feld1

par milliers. 2 enlever. 3 périr. 4 durer. 5 = die, 6 welche geblieben waren. = il est probable que. 7 lé8 gende. depuis la rupture du pont. 9 contre les invasions 11 des Gaulois. 10 garantir. échappé (Soldaten ist hinzuzufügen).

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herrn genannt werden sollte, welchen Rom am meisten verdankte, führte sie gegen die benachbarten Etrusker, die, ermuntert 1 durch der Römer Schwäche, sich aufgemacht hatten und das vejentische Gebiet plünderten, wohin der römische Landmann die Trümmer seiner Habe gerettet hatte. Cädicius überraschte 2 und schlug die unedeln Feinde, befreite die Gefangenen, gewann den Raub 3 wieder und rüstete seine wehrlosen Leute mit den Waffen der Gefangenen oder Flüchtigen. Die gute Botschaft, Ermunterung auszudauern, weil man den Entsatz auszuführen hoffe, ward den auf dem Kapitol Eingeschlossenen durch einen kühnen Jüngling, Pontius Kominius, überbracht, der die Tiber hinabschwamm 4 , nahe am Kapitol das Ufer betrat und unbemerkt durch die Posten der Feinde den Berg hinaufkam und zurückkehrte. Am folgenden Morgen 5 bemerkten die Gallier, dafs auf der Bergwand unter Ara Celi Gebüsch in den Ritzen, woran sich der kühne Abenteurer gehalten, losgerissen 6 , und Grasbüschel von Fufstritten herabgestofsen 7 wären. Dort also liefs sich die Burg erklimmen 8 . Sie näherten sich in der Mitternachtstunde in tiefer Stille; unbemerkt von den Schildwachen und den Hunden hatte ein Gallier schon die Höhe des Felsens erstiegen, als das Geschrei der Gänse, welche, wie sehr auch der Hunger nagte 9 , als der Juno geweiht geschont wurden, den Altkonsul M. Manlius weckte, dessen Haus auf der Höhe lag. Von jeher ward er als der Held jenes Zeitalters neben Kamillus anerkannt: wenigstens die Späteren 10 haben ihm Roms Errettung nicht allein in jener Nacht zugeschrieben; auf seinen Antrag und von ihm geführt, hätten sich die Wehr1

encouragé. 2 surprendre. 3 butin. 4 descendre à la nage. 5 le lendemain matin. 6 arracher. 7 céder sous les 9 pas de qn. 8 escalader. malgré la famine. 10 les Romains des derniers temps.



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haften 1 auf das Kapitol begeben. Er stürzte 2 den Emporgeklommenen 3 zurück 2 , sein F a l l 4 w a r f 5 die Nachsteigenden 6 hinab; der Anschlag 7 war vereitelt. Der achtlose Hauptmann, der die AVache gehabt 8 , ward mit gebundenen Händen hinabgestürzt: dem Retter zum Dank 9 brachte jeder, der sich in der Burg befand, ein halbes Pfund Korn und einen Viertelschoppen W e i n : die kostbarste Gabe in einer Hungersnot. Diese war so hoch gestiegen 1 0 , dafs die Belagerten das Leder der Schilde und Sohlen verzehrten, als die Gallier dem Antrag, einen Loskauf 1 1 für die Räumung der Stadt zu nehmen, Gehör gaben. Solange sie hofften mit Ausharren alle Schätze zu bekommen, welche sich auf dem Kapitol befanden, und vornehme Gefangene, die von geflüchteten Angehörigen oder von Gastfreunden gelöst 1 2 worden wären, hatten sie jeden Vorschlag, sich mit einem T e i l zu begnügen, verlacht. Aber ihre Scharen 13 schmolzen, sie vernahmen, dafs die Veneter, des Kriegsvolks Abwesenheit benutzend, in ihr Land eingefallen waren; und wenn Brennus einen T e i l seiner Leute zurück an den P o gesandt hätte, so konnten die zu V e j i Versammelten leicht den Entsatz ausführen 14 W i e die Romanze von den Mohren erzählt, dafs sie, als der Ritter ihnen das letzte, nach jahrelanger 1 5 Belagerung im Schlosse übrige Brot zuwarf, ihr Unternehmen aufgaben 1 6 und aufbrachen, so dichteten 17 die römischen Lieder, Jupiter habe den Bedrängten durch ein Traumgesicht eingegeben 1 8 , alles vorrätige 1 9 Mehl zu

les braves. 2 renverser. entraîner. 6 durch einen Satz. 1

5

3

durch einen Satz. 7 coup de main.

chute. chargé

4 8

de la garde. 9 pour récompenser le sauveur. 10 venu à ce point. 11 = Lösegeld. 12 = losgekauft. 13 bande. 14 faire lever le siège. 15 de longues années. 16 renoncer à. poser. 18 inspirer l'idée. 19 zu umschreiben.

17

sup-

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27 —

verbacken 1 und die Brote gleich Steinen auf die Angreifenden zu schleudern: sie hätten ihm vertraut 2 , und die Gallier sich einbilden lassen 3 , dafs jene im Überflusse safsen. Man ward einig 4 , dafs sie tausend Pfund Gold empfangen sollten, um Rom und die Landschaft zu räumen. Als es dargewogen 5 ward, liefs der gallische Heerführer falsches Gewicht bringen, und da Q. Sulpicius gegen die Ungerechtigkeit ausrief 6 , legte 7 er obendrein 8 Schwert und Wehrgehenk auf die Schale; daher die Worte: wehe 9 den Besiegten! im Andenken 1 0 geblieben sind.

IV. Der erste samnitische Krieg. I. Die Samniter waren in der Fülle 1 1 ihrer Macht: an 1 2 Ausdehnung des Gebiets, auch an Volksmenge 13 sicher Rom und seinen Genossen 14 weit überlegen. Von dem untern Meer, wo sie Kampanien von Lukanien trennten, wohnten ihre Völkerschaften bis an das obere: gegen den Liris, in dem Gebirge Lukaniens, und in die Fläche Apuliens hinab umfafsten ihre Grenzen weit mehr als den Raum, welcher auf den Landkarten den Namen Samnium trägt : doch waren Kampaner und Lukaner dem Muttervolk fremd geworden. Es war aber Samnium selbst kein 1

faire du pain de. 2 übers.: sie gehorchten. 3 übers.: die Gallier bildeten sich ein. 4 convenir. 5 peser. 8 se 8 récrier. 7 jeter. encore. 9 malheur. 10 hinzuzufügen: 11 der Menschen. plénitude. 12 pour. 13 l'importance de 14 la population. allié.

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verbacken 1 und die Brote gleich Steinen auf die Angreifenden zu schleudern: sie hätten ihm vertraut 2 , und die Gallier sich einbilden lassen 3 , dafs jene im Überflusse safsen. Man ward einig 4 , dafs sie tausend Pfund Gold empfangen sollten, um Rom und die Landschaft zu räumen. Als es dargewogen 5 ward, liefs der gallische Heerführer falsches Gewicht bringen, und da Q. Sulpicius gegen die Ungerechtigkeit ausrief 6 , legte 7 er obendrein 8 Schwert und Wehrgehenk auf die Schale; daher die Worte: wehe 9 den Besiegten! im Andenken 1 0 geblieben sind.

IV. Der erste samnitische Krieg. I. Die Samniter waren in der Fülle 1 1 ihrer Macht: an 1 2 Ausdehnung des Gebiets, auch an Volksmenge 13 sicher Rom und seinen Genossen 14 weit überlegen. Von dem untern Meer, wo sie Kampanien von Lukanien trennten, wohnten ihre Völkerschaften bis an das obere: gegen den Liris, in dem Gebirge Lukaniens, und in die Fläche Apuliens hinab umfafsten ihre Grenzen weit mehr als den Raum, welcher auf den Landkarten den Namen Samnium trägt : doch waren Kampaner und Lukaner dem Muttervolk fremd geworden. Es war aber Samnium selbst kein 1

faire du pain de. 2 übers.: sie gehorchten. 3 übers.: die Gallier bildeten sich ein. 4 convenir. 5 peser. 8 se 8 récrier. 7 jeter. encore. 9 malheur. 10 hinzuzufügen: 11 der Menschen. plénitude. 12 pour. 13 l'importance de 14 la population. allié.



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einiger Staat 1 , sondern eine Eidgenossenschaft geschiedener 2 , unabhängiger, folglich auf ihre Selbständigkeit und gegen ihre Verbündeten eifersüchtiger Länder. Eines von ihnen, die Pentrer, nahm mitten im Kriege gegen die Kömer keinen Teil an einem Feldzug: ein Teil der Samniter empfing das römische Municipium: nämlich die Kaudiner, deren Municeps Sp. Postumius war. Allem Ansehen nach 3 waren diese samnitischen Völker vier, nach der sabellischen Grundzahl, wie die der marsischen Eidgenossenschaft: Kaudiner, Hirpiner, Pentrer, Frentaner, welche letzte 4 , wie sie damals von dem Fremden ausdrücklich zu den Samnitern gerechnet werden, sich wohl gewifs 5 noch nicht von ihnen getrennt hatten. Der Diktator des gesamten Samnium führte 6 den Namen eines Imperators: sei es nun, dafs die höchste Obrigkeit in jedem Volke so genannt ward, oder dafs der Prätor, dem solche Würde nach der Ordnung seines Volkes zu teil ward, dann die Ehre dieses Namens erhielt. Die Samniter waren gemischt aus Oskern und Sabinern; vielleicht die verschiedenen Völker in verschiedenen Verhältnissen: es ist klar, dafs die Einwanderer einst herrschten: aber sie hatten sich mit den alten Bewohnern zu einer Nation vereinigt, waren nicht gesondert 7 geblieben wie die Lukaner; durch diese redliche 8 Vereinigung war die Nation so stark. Sitten und Charakter waren sabellisch, die Sprache oskisch. Nebeneinander 9 fafste Italien Rom und Samnium nicht. Hätten die Samniter wie die Italiker des siebenten Jahrhunderts ihre Souveränität in einer Hauptstadt zusammengezogen, so gehörte die Oberherrschaft ihrer Nation. Es läfst 1 0 sich nicht verkennen 1 1 , dafs sie und alle gröfseren Völker Italiens durch die Thorheit fielen, um Sieg und 1

2 un État unique. séparé. 3 selon toute apparence. 5 Hauptsatz. sans doute. 6 porter. 7 séparé. 8 loyal. 9 l'un à côté de l'autre. 10 = man kann. 11 méconnaître.

4

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Erhaltung nur mit den Mitteln und Einrichtungen zu ringen, welche im ersten Kampf versagt hatten, während 1 die Römer, unablässig den Zwecken nachdenkend und ihnen angemessen rüstend 2 , sich unter den feindlichen Siegen bildeten 3 , wie der kräftige Jüngling unter einem harten Lehrer. Seit dem Jahre 331 herrschten Samniter zu Kapua: aber die grofse Zahl der Einwohner bestand aus Oskern und den aus ihnen gemachten Nachkommen der alten Tusker: und die Milde der sabellischen Sinnesart, obwohl die herrschenden Sabeller sich als Kampaner, eben wie die Lukaner, einen gesonderten Populus bildeten, war ihnen förderlich, die Freiheiten einer günstig behandelten Plebes zu behalten oder zu gewinnen. 2. Der Name Kampaner bedeutet Bürger von Kapua: aber auf die Stadt ist er nicht eingeschränkt. Eine Landschaft Kampanien hatte schon das damalige 4 Italien, freilich von engeren 5 Grenzen als die von Augustus bis an den Liris erweiterte Region. Kapua war kriegerisch gewesen, und es befand sich nach dem italischen Völkerrecht im Besitze 6 weitläufiger 7 Landschaften. Aufser der eigentlichen kampanischen Feldmark, den phlegräischen Feldern, gehörten der Stadt, was wir namentlich kennen 8 , der Falerner Distrikt, das Stellatische Feld und die Bezirke 9 der nachmaligen Kolonie Vulturnum, Liternum und des altgriechischen 10 Dikäarchia. Aber neben diesem eigentümlichen Besitze Kapuas gehören zu Kampanien die freien 1

ein Hauptsatz : les Romains au contraire. 2 se préparer. 3 se former. 4 de cette époque. 5 étroit. 8 = besafs. 7 assez étendu. 8 — wir wissen, dafs. 9 territoire. 10 l'antique ville grecque.



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Städte, welche,' in einem Halbkreis um ihr Haupt gelegen 1 , zu Kapua in einem ähnlichen Verhältnisse standen 2 , wie die latinischen Städte zu Rom. Die souveränen Bürgerschaften zu Kumä, Atella, Acerrä, Kalatia, Suessula, Kasilinum waren von den sabellischen Eroberern Kapuas ausgegangen 3 . Die Samniter breiteten sich damals erobernd 4 vom obera 5 Vulturnus gegen den Liris aus 6 , über eine Landschaft, wo alte ausonische Stämme sich behauptet hatten. Unter diesen waren die Sidiciner das bedeutendste Volk, ihre Stadt Teanum hiefs, selbst unter den weitläufigen Städten Italiens, grofs, und ihr Gebiet erstreckte sich einst bis Fragellä. Doch als die Samniter sie angriffen, verzagten 7 sie an ihrer eigenen Kraft und suchten Hülfe bei den Kampanern. Dazumal und schon im vierten Jahrhundert waren kampanische Legionen unter den fremden Scharen, welche in Sicilien ihre Dienste verkauften, sehr bedeutend, weder ihr Mut noch ihr Kriegsdienst werden getadelt, wohl aber ihre Treue. Denn wie die wildesten 8 Barbaren folgten sie frevelhaft dem Meistbietenden, ohne den mindesten Sinn für Kriegsehre; furchtbar waren sie den Städten, wo sie in Quartier lagen, unaufhörlich versuchten sie sich ihrer zu bemeistern 9 , und wenn es ihnen gelang, so verfuhren sie wie Strafsenräuber. So anlockend war der Dienst in Sicilien für das lose 1 0 Gesindel 1 1 dieser Gegenden, dafs wir lesen, es sei zu Piatos Zeit Gefahr gewesen 1 2 , dafs die Griechen der Insel ausgerottet 13 , und ihre Städte panisch oder oskisch würden. So hatten sie sich schon zu 1

groupé autour d'elle. 2 = dieselben Beziehungen zu 3 4 5 descendre. als Eroberer. supérieur. K. hatten. 6 7 8 9 s'avancer. désespérer. les moins civilisés. s'em11 12 parer. "débauché. race. = man fürchtete, ^exterminer.



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Herren von Puntella gemacht und bewohnten auch Ätna. Jenen wilden Scharen waren die Milizen des reichen Kapua nur durch den Namen ähnlich. S i e wurden von den Samnitern im ersten Treffen bei Teanum geschlagen und wichen nach ihrer Hauptstadt zurück. Die Sieger folgten, den Krieg gegen die Sidiciner verschiebend, gingen über den Vulturnus und lagerten sich 1 auf dem Berge Tifata, der K a p u a überschaut 2 . Von hier verheerten 3 sie die reiche Ebene rings um die Stadt, bis die Flammen der H ö f e 4 und Landhäuser die Kampaner in das Feld lockten 5 und den Samnitern eine gewünschte neue Schlacht gewährten 6 . Ein zweiter leichter Sieg, Beute und Verheerung scheinen ihnen genügt zu haben: der Zusammenhang 7 der Erzählung 8 zeigt 9 , dafs sie sogar das Gebiet Kapuas gänzlich verliefsen. Wahrscheinlich diente ihre Mannschaft als Aufgebot, ohne Sold, für die Beute: daher ihre Feldzüge nie den Zusammenhang und die Dauer der römischen hatten. 3. K a p u a - hatte von einer Belagerung wohl wenig zu besorgen; aber sein Gebiet l a g 1 0 ohne Schutz 1 1 jährlichen Einbrüchen der Samniter offen 1 2 . Nur das Bündnis eines mächtigen Stammes konnte es von diesem Unglück oder einem Frieden, wie ihn der Sieger vorschrieb, befreien 1 8 . Im Jahre 407 (412) erschienen kampanische Gesandte auf dem T a g 1 4 der Römer und Bundesgenossen, um ange* nommen zu werden und Schutz gegen die Samniter zu erhalten. K a p u a bot den Beitritt der reichsten Stadt Italiens camper. 2 dominer. 3 ravager. 4 ferme, f. 5 faire sortir. 6 fournir l'occasion. 7 suite. 8 histoire. 9 prouver. 10 — war. 1 1 défense. 1 2 exposé. 13 = bewahren. 14 assemblée. 1



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und ihrer Angehörigen dar und alles, was Ehrsucht locken 1 konnte. Als Zugewandte 2 wurden mit ihnen wahrscheinlich die Sidiciner aufgenommen. Der Senat Roms, welches in jenem Jahre Vorort war, liefs den Samnitern das abgeschlossene Bündnis anzeigen und forderte, dafs alle Feindseligkeiten gegen die Kampaner und Sidiciner eingestellt 3 würden. Die Samniter aber 4 erkannten 5 in der Verbindung mit ihren erklärten Feinden einen Friedensbruch ; stolz 6 nehmen sie den Krieg an 7 , und die Befehlshaber ihrer Kohorten empfingen Befehl in Kampanien einzufallen. Beide Konsuln führten Heere dorthin, eines bestimmt, die Feinde aus dem Lande der Bundesgenossen zu vertreiben, unter M. Valerius Korvus: das zweite sollte durch Einnahme der Gebirgspässe die Gegend von Kapua decken und die Not 8 des Kriegs nach Samnium selbst tragen. Valerius fand die Feinde zwischen dem Vulturnus und dem Meerbusen ausgebreitet 9 , wo die Griechen von Parthenope, bedroht von den Kampanern, den Verwüstern ihres Matterstaates, mit Samnium im Bündnis standen, wie immer der nächste 1 0 Furchtbare zur Verbindung 1 1 mit seinem Feinde treibt. Er nahm sein Lager 1 2 über 1 3 14 Kumä, an dem damals fruchtbaren und rebenreichen 15 , jetzt seit der Saracenen Zeit nackten und öden Berge Gaurus. Die Schlacht am Gaurus 1 6 , wie selten sie auch genannt wird 1 7 , gehört zu den denkwürdigsten der Weltgeschichte: sie entschied über den grofsen Kampf 1 8 , der 1

tenter. 2 allié. 3 cesser; übers. : dafs man einstellte. au contraire. 5 = sahen. 6 avec fierté. 7 accepter. 8 les désastres. 9 répandu. 10 = Nachbar.. "Infinitiv. 12 camper. 13 au dessus de. 14 au pied de. 15 couvert de fertiles vignobles. 16 du Gaurus. 17 = obgleich man selten spricht. 18 lutte. 4



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jetzt zwischen Sabellern und Latinern über der Welt Herrschaft angehoben hatte. An Mut und Bewaffnung waren die Samniter den Römern gleich 1 : diese hatten von ihnen 2 die ausgezeichneten 3 ihrer Waffen entlehnt 4 : auch Kriegskunst entschied an diesem T a g e nicht, nur A u s d a u e r 5 und wahrscheinlich die Verzweiflung des Heeres, welches siegen mufste, um nicht vertilgt zu werden. Die Samniter, die Männer vom Gebirge, hatten ihre ganze Stärke in der Infanterie. Die Reiterei der Römer, immer ihre schlechteste Waffe, versuchte vergebens die eisernen Reihen zu durchbrechen. Valerius zog sie zurück 6 und verteilte sie auf die Flanken 7 . Tausende 8 waren b e i d e n samnitischen Fahnen gefallen, welche die Römer mit unaufhörlich 9 erneuerter Anstrengung 1 0 stürmten: beide Heere waren, nach Livius schönem Ausdruck, entschlossen, sich nur vom Tode besiegen zu lassen: der T a g war weit vorgerückt 1 1 : da entschied 1 2 ein letzter verzweiflungsvoller Angriff. Die Samniter wichen; Unordnung und Flucht verbreitete, sich, ehe ihr verschanztes Lager sie aufnahm. Dieses räumten 1 3 sie in der Nacht. Die samnitischen Soldaten dieser Schlacht haben nachher gesagt: es habe ihnen gedäucht, die Augen der Römer brennten 1 4 : ihre Mienen 1 5 hätten Wahnsinn geredet 1 6 : vor diesem Anblick wären sie geflohen. 4. Vom Gaurus zogen sie sich auf Suessula zurück, am Fufs der Hügel gelegen, auf der Strafse 1 7 , die von Kapua 2 Dativ. 3 = ihre besten. 4 emles égaux de. 5 6 7 8 prunter. constance. retirer. aile. des milliers d'hommes. 9 mit dem Verbum zu verbinden. 10 avec une 1 1 fort avancé. 1 2 = war entscheidend ardeur nouvelle. 13 14 1 5 physio(décisif.). abandonner. être enflammé. 16 17 nomie. exprimer. route. 1

W e y h e , Mueterstücke.

3

-

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nach Nola führt. Valerius war als Sieger von den frohlockenden Kampanern empfangen worden; aber es erwartete ihn noch ein zweiter Kampf, ehe das Land vom Feinde befreit war. Während er am Gaurus siegte 1 , war das Heer seines Kollegen A. Kornelius Kossus am Eande des Unterganges in denselben oder benachbarten Bergpässen, wo die Kaudinische Schmach 2 einundzwanzig Jahre später Rom betraf 3 . Samniums Grenze lag nahe an Kapua: die erste Stadt war Satikula: von dort führte 4 der Weg über 5 die Gebirge nach Beneventum, in fruchtreiche und lachende Thäler. Die Bergreihen 6 des Apenninus laufen hier parallel 7 von Norden in einer südlichen Richtung 8 : zwischen ihnen liegen wohlgewässerte Gefilde, die Strafse übersteigt die Bergrücken und durchschneidet 9 die von ihnen eingeschlossenen Thäler. Auf diesem Wege führte der Konsul sein Heer sorglos 10 , weil, .was ihn hätte beunruhigen sollen, kein Feind sichtbar war 11 . Als aber die Spitze der Kolonne schon das Thal erreicht hatte, erblickte man die Saraniter auf der Höhe des Bergrückens, von dem sie herabstieg, seitwärts im Walde, der das ganze Gebirg und seine Söhne deckte. Es war ein ganzes Heer, und schon bewegte sich 12 dieses, um den Nachzug anzugreifen: der Weg Uber die gegenüberstehenden Berge war gesperrt 13 . In dieser entsetzlichen Gefahr erbot sich 14 der Tribun P. Decius, einen Gipfel einzunehmen, der über dem Wege, woher die Samniter ankamen, hervorragte15. Es gelang ihm, sie zu er1

2 = Sieger ward. l'affront des Fourches caudines. 4 5 subir (Rom Subjekt). = k a m man. en passant les 7 montagnes, "chaîne. übersetze: sind parallel und laufen. 8 = nach Süden. 9 traverser. 10 sans défiance. 11 =-- sich zeigte. 12 setzte sich in Bewegung. 13 fermé. 14 offrir de mit Infinitiv. 15 dominer q. ch. 3



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reichen. Von dem kleinen Haufen aus der Höhe mit jeglichem Geschofs angegriffen, suchten die Feinde zuerst ihn zu vertreiben. Der heftigste 1 Widerstand und freiwillige Angriffe der beiden Kohorten hielten sie auf, bis der unwiederbringliche Augenblick verloren war, und die römische Armee den Berglücken wiedergewonnen hatte, von dem sie in sichrer 2 Ordnung in eine bessere Stellung zurückkehrte. Indessen behauptete sich Decius mit den Seinigen in unaufhörlichem Gefecht. Als die Nacht angebrochen war, lagerten sich die Samniter um die Höbe und überliefsen sich 3 dem Schlafe: nach der zweiten Nachtwache stiegen die Römer herab, um sich einen Weg zum Heere des Konsuls zu bahnen. Sie waren schon in der Samniter Mitte, wie sie entdeckt wurden: ihr Mut 4 führte sie glücklich an das Ziel. In der Nähe des Lagers liefs Decius sie Halt machen, bis es tage: es gezieme 5 sich nicht, dafs solche Männer unter dem Schatten 6 der Nacht einrückten. Auf die Botschaft 7 , dafs die, welche sich für Aller Heil dem Tode dargeboten, erhalten 8 und nahe wären, eilte ihnen alles 9 entgegen: der Tribun zog im Glänze 10 eines freiwilligen Triumphes in das Lager ein, und der Konsul begrüfste ihn mit öffentlichem 11 Dank. Aber Decius unterbrach die müfsige 12 Lobrede: es sei 1 8 Zeit, der Feinde Bestürzung ob ihrer zwiefachen Täuschung zu benutzen. Ungesäumt sollen 14 die Legionen gegen die Berge geführt, viele Feinde zerstreut niedergemacht, viele entflohen sein. 1

opiniâtre. 2 = guter. 3 se livrer. 4 valeur. 5 être convenable. 0 les ténèbres. 7 = als man erfuhr. 8 sauver. 9 = alle. 10 splendeur. 11 = indem er ihm im Namen des Heeres dankte (en mit dem Participium). 12 inutile. 13 „er sagte" ist hinzuzufügen. 14 on ajoute.

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5. Erfreulich ist es 1 , die Belohnungen, welche Decius und die Seinigen empfingen, nach dem römischen Geschichtsschreiber zu erzählen. Der Tribun erhielt aufser andern gewöhnlichen Ehrenzeichen einen goldenen Kranz, hundert Rinder und einen ausgezeichneten 2 weifsen Stier mit vergoldeten Hörnern, j e n e 3 Belohnung, die einst L. Minucius verliehen 4 war. Die Soldaten empfingen auf immer doppelte Portionen 5 , jeder zwei Kleider und einen Ochsen. Die Armee, das Geschenk des Konsuls mit lautem Rufen® billigend, tiberreichte7 Decius einen von Gras gewundenen 8 Kranz, den Ehrenlohn 9 desjenigen, der eine Schar 1 0 aus Feindes Gewalt und Belagerung befreite: einen gleichen weihten ihm seine Gefährten. Er brachte den Opferstier 1 1 dem Kriegsgott dar 1 2 , die hundert Rinder schenkte 1 3 er seinen Soldaten; und um ihr Fest zu vollenden 14 , gab jeder Soldat des übrigen Heeres ihnen ein Pfund Korn und einen Schoppen Wein. Gegen Suessula mögen 15 beide römische Heere unter Valerius Oberbefehl vereinigt gewesen sein: wenigstens liefs dieser, den Feind von dort verfolgend, zwei Legionen zurück: u n d 1 8 mehr, aufser den Hülfstruppen, zählte ein konsularisches Heer nicht. Dort hatte sich das am Gaurus geschlagene Heer gesetzt, zahlreiche Verstärkungen aufgenommen und erneuerte 1 7 die Verwüstung 18 Kampaniens. So 1 9 vorsichtig 1

3 II y a quelque plaisir. 2 magnifique. = das ist 4 5 die Belohnung. mit obtenir. double ration. 8 acclamation (Plur.). 7 offrir. 8 bleibt unübersetzt. 9 signe d'honneur. 10 corps d'armée. 11 Ubers, den weifsen Stier. 12 immoler. 18 distribuer. 14 = damit nichts fehlte. 15 mit probablement. 16 or. 17 recommencer. 18 Infinitiv. 19 aussi.

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als entschlossen, wagte es Valerius nicht, das feste 1 Lager anzugreifen: er schickte allen Trofs 2 fort 3 , welcher in Kapua's Nähe um so leichter entbehrlich 4 war, und bezog 5 ein enges Lager, welches nur die Bewaffneten 6 , vermutlich, wie das Lager der Konsuln C. Klaudius und M. Livius, beide Armeeen fafste. Bald genötigt, das Land nach 7 Lebensmitteln zu durchstreifen 8, wurden die Samniter durch die Unthätigkeit des Konsuls ermuntert 9 , solche Züge in weiterem Umfange zu wagen : dies war sein Zweck. Er bemächtigte sich nun des schwach 1 0 verteidigten Lagers: zwei Legionen blieben zur Besatzung zurlick; das übrige Heer teilte sich, die zerstreuten Haufen anzugreifen und ihnen Vereinigung 1 1 oder Rückzug abzuschneiden 12 . Alles gelang: die, welche in Schlachtordnung am Gaurus bis auf den Tod gekämpft hatten, flüchteten bestürzt oder streckten 1 3 die Waffen. Vierzigtausend Schilde von Toten und Flüchtlingen und hundertundsiebenzig Fahnen sollen 14 vor dem Konsul aufgehäuft worden sein: freilich sind die römischen Angaben erbeuteter Siegeszeichen und erschlagener Feinde selten frei vom Verdachte grofser Ubertreibung. 6. M. Valerius war der erste Feldherr seines Zeitalters 15 , und nicht weniger mächtig im Lager durch Liebenswürdigkeit als durch Bewunderung und Vertrauen. Er war die Zuversicht 1 6 seiner Nation im Krieg und im Staat 1 7 , er 1

retranché. 2 les bagages. 3 renvoyer. 4 durch ein 5 6 7 Verbum. occuper. les guerriers. pour chercher. 8 9 10 11 parcourir. encourager. mal. übersetze : um sie zu hindern, sich zu vereinigen. 12 couper. 13 rendre. 14 on 15 16 17 dit que. temps. Ubers, le principal appui. au forum.



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vermittelte 1 den endlichen Frieden der Stände 2 . Im neunundzwanzigsten Jahre siegte er über die Samniter, im dreiundzwanzigsten war er zu seinem ersten Konsulate erwählt worden; sechsundvierzig Jahre nachher bekleidete er das sechste; nicht a l s 3 ein blofses Geschenk der Volksliebe, sondern weil die Republik in sehr schwieriger Zeit 4 den alten Helden anrief 5 . Einundzwanzigmal hat er den kurulischen Thron 6 eingenommen 7 und das hundertste Lebensjahr erreicht. Er hat noch den Sieg über Pyrrhus und Italiens Unterwerfung erlebt, welche er begründet hatte: freilich sah er sich nicht mehr umgeben von grofsen Naturen 8 und in der seligen 9 Zeit 1 0 des Werdens. Den Frieden herzustellen, nicht länger die besten Kräfte an einer sehr entlegenen Grenze zu verbluten 11 , war dringend notwendig, sobald Gefahr da war 12 , dafs die Früchte teuer erkaufter Siege für Andere gewonnen würden, und die Republik sich im zwiefachen Verhältnis schwäche und in Gefahr bringe. Nach den Siegen der ersten Feldzüge konnte die völlige Bezwingung Samniums nahe scheinen, und dann hätte Rom sich selbst des Gegengewichts wider die gewaltige 1 3 Macht der Verbindung von Latium und Kampanien beraubt. Der Friede ward leicht geschlossen: für Roms Ehre genügte es, dafs die Samniter den Betrag 1 4 eines jährlichen Solds zahlten und eine dreimonatliche 15 Getreideverpflegling 16 für die Armee ablieferten 1 7 ; aber sie verloren keinen Zollbreit Landes, und die Römer versprachen, sie nicht zu hindern, sich die Sidiciner zu unterwerfen, Uber welche der Krieg entstanden war, deren Land, mit Samnium vereinigt, Latium und Kam1

rétablir. 2 ordre. 3 ein Satz. 4 circonstance (Plur.). rappeler. 6 chaise. 7 occuper. 8 caractère. 0 heureux. 10 époque. 11 zu umschreiben. 12 übers.: es war zu fürchten. 13 formidable. 14 bleibt unübersetzt. 15 = für 8 Mon. 18 des approvisionnements de grains. 17 fournir. 5



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panien trennte. Es folgte dem Frieden oder war in ihm enthalten ein förmliches Verteidigungsbündnis beider Staaten. Dieses konnte nur gegen diejenigen gerichtet 1 sein, an deren Seite 2 noch eben vorher die römischen Soldaten gefochten hatten: deren 3 wachsende Macht aber jetzt Unruhe und Abgunst 4 erregte 5 .

V. Die Schlacht bei Heraklea. (Héraclée.) l. Als die Truppen und die von Tarent gekommenen Transportschiffe versammelt waren, eilte 6 der König sich einzuschiffen, obwohl die Jahreszeit der Ungewitter noch nicht vergangen war: und kaum befand sich die Flotte auf dem Meer, als ein Sturm von Norden ausbrach, welcher die meisten Schiffe in die weite See verschlug, viele auf den Strand 7 trieb, manche versenkte. Pyrrhus selbst rettete das Leben k a u m 8 aus dem Schiffbruch und kam nach Tarent mit einem unbedeutenden 9 Haufen 10. Bis nun die Schiffe, welche der Sturm verschont hatte, bei Tarent versammelt waren, liefs 1 1 der König die Tarentiner gewähren 1 1 , als aber seine Truppen zusammengekommen waren, machte er die Ansprüche auf diktatorische Gewalt 1

diriger. 2 à côté desquels. 3 Hauptsatz: denn ihre 4 wachsende Macht. la méfiance et le mécontentement. 5 6 exciter. se hâter de. 7 la plage. 8 „kaum" zu übers, mit 9 10 avoir peine à mit dem Inf. très petit. la troupe. 11 laisser faire.



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panien trennte. Es folgte dem Frieden oder war in ihm enthalten ein förmliches Verteidigungsbündnis beider Staaten. Dieses konnte nur gegen diejenigen gerichtet 1 sein, an deren Seite 2 noch eben vorher die römischen Soldaten gefochten hatten: deren 3 wachsende Macht aber jetzt Unruhe und Abgunst 4 erregte 5 .

V. Die Schlacht bei Heraklea. (Héraclée.) l. Als die Truppen und die von Tarent gekommenen Transportschiffe versammelt waren, eilte 6 der König sich einzuschiffen, obwohl die Jahreszeit der Ungewitter noch nicht vergangen war: und kaum befand sich die Flotte auf dem Meer, als ein Sturm von Norden ausbrach, welcher die meisten Schiffe in die weite See verschlug, viele auf den Strand 7 trieb, manche versenkte. Pyrrhus selbst rettete das Leben k a u m 8 aus dem Schiffbruch und kam nach Tarent mit einem unbedeutenden 9 Haufen 10. Bis nun die Schiffe, welche der Sturm verschont hatte, bei Tarent versammelt waren, liefs 1 1 der König die Tarentiner gewähren 1 1 , als aber seine Truppen zusammengekommen waren, machte er die Ansprüche auf diktatorische Gewalt 1

diriger. 2 à côté desquels. 3 Hauptsatz: denn ihre 4 wachsende Macht. la méfiance et le mécontentement. 5 6 exciter. se hâter de. 7 la plage. 8 „kaum" zu übers, mit 9 10 avoir peine à mit dem Inf. très petit. la troupe. 11 laisser faire.

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geltend 1 , ohne die so wenig die Zwecke jener Griechen erreicht werden konnten, als er selbst mit seiner Ehre und seinem Heere bestehen. Nicht die Tarentiner allein, sondern alle griechischen Städter verweigerten sich damals dem Kriegsdienst, welcher schon seit mehr als hundert Jahren der B e r u f 2 der Soldaten 2 geworden war, und wenn einmal 3 städtische Milizen gebraucht wurden, so ging e s 4 kläglich, aber in der Phalanx war j e d e r 5 brauchbar 6 , der starke 7 Gliedmafsen 7 hatte; wenn Pyrrhus die Bevölkerung von Tarent für das Fufsvolk irgend benutzen sollte, so mufste er sie ausheben und in seine Infanterie einordnen 8 lassen, und zunächst mufste er schon die Lücken füllen, welche durch den Schiffbruch entstanden waren. D a s war unerwartet, ein reiches freies Volk möchte den Krieg durch Bezahlung abmachen; kann das sein und berührt er sein Gebiet nicht, so scheint die Gemütsbewegung nicht teurer erkauft, als ein anderes doch weniger erregendes Schauspiel. Als die epirotischen Offiziere ohne andere Rücksicht als der körperlichen 9 Tüchtigkeit® aushoben, suchte die unkriegerische Jugend aus den Mauern zu entfliehen, aber der König liefs die Thorwachen 1 0 von den seinigen besetzen 1 0 . Gegründeten 1 1 Unmut 1 2 verursachte die rohe Zügellosigkeit der einquartirten 1 3 Soldaten, besonders der Garden, welcher damals auch im Freundeslande keine Kriegszucht abhelfen konnte 1 4 und wo die Bürger zusammenkamen, ergossen sie sich 1 5 in Klagen und Murren. Die réclamer un pouvoir dictorial. 2 le partage des mercenaires. 3 par exception. 4 ging es : imFranz. bestimmter : le résultat de la mesure était pitoyable. 5 j e d e r , der: quiconque. 6 brauchbar = konnte man gebrauchen. 7 solide 8 incorporer. 9 force corporelle. 10 die Thormembre. wachen besetzen: occuper les portes, " f o n d é . 1 2 plainte. 13 logé chez les citoyens. 1 4 „welcher abhelfen konnte" zu übers, mit: welche keine Kraft zurückhielt. 1 5 se répandre en. 1

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lakedämonische Kolonie hatte wenigstens noch den Namen der Syssiten erhalten. Diese Gesellschaften, alle Gelage wurden verboten, das Theater ward geschlossen, mithin die Volksversammlungen abgestellt 1 , dagegen 2 der Jugend befohlen, statt mlifsiger 3 Leibesspiele Waffenübungen 4 in den Gymnasien zu treiben 5 . Und damit, während er im Felde stehe, keine Verschwörung ausbreche, fand er manchen Vorwand, um die Häupter des Volkes nach Epirus zu senden; offene Gewalt wandte 6 er nicht an.

2. Pyrrhus suchte eine Schlacht zu vermeiden, bis er die Bundesgenossen herangezogen 7 . Er schrieb dem Konsul, forderte als Schiedsrichter liber die Beschwerden Rom's gegen die Tarentiner angenommen zu werden, sich rühmend, dafs er diese zu zwingen wissen werde, den Römern genug zu thun. Zehn T a g e wolle 8 er der Antwort warten. L ä vinus erwiderte, zuerst 9 müsse der König selbst sühnen 1 0 , dafs er nach Italien gekommen n , aber Worte 1 2 wären überflüssig, da der Vater Mars zwischen ihnen richten werde. Einen gefangenen Kundschafter liefs er durch sein aufgestelltes Heer fuhren, hiefs ihn frei gehen 1 3 und 1 4 Pyrrhus einladen, selbst zu kommen und zu sehen. Der nämliche Zweck leitete beider Feldherren Bewegungen. Die Heere begegneten sich am Siris zwischen Pandosia (Pandosie) und Heraklea. Hunger würde die Römer genötigt haben, aufzubrechen, wenn die Schlacht sich verzögerte 1 5 , deshalb suchte der Konsul sie zu er1 empêcher. 2 dagegen = 3 inutile. andererseits 5 zu des exercices militaires. übers, mit remplacer. 6 avoir recours à. 7 übers, bis zur Ankunft der Bundesgenossen. 8 il offrait de. 9 d'abord. 10 expier. 1 1 Ubers, das Unrecht gekommen zu sein. 1 2 les paroles. 13 rendre la liberté. 1 4 hinzuzufügen: befahl ihm. 1 5 être différé. 4

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zwingen. Er ermunterte 1 die Seinen, welche Pyrrhus Ruhm und der Schrecken der Elefanten niederschlug, der Flufs trennte beide Heere ; das epirotische Korps, dem römischen Lager gegenüber 2 verwehrte 3 den Ubergang, bis die römische Reiterei, welche unbemerkt höher hinauf 4 durch den Strom gesetzt, ihm in den Rücken fiel, und dem Fufsvolk freies Feld gewann 5 , um auf das feindliche Ufer hinüberzugehen. Jetzt 6 nahm 7 Pyrrhus selbst seine Reiterei gegen die römische, welche das Gefecht gegen 8 eine weit vorzüglichere rühmlich bestand, ein verwegener frentanischer Rittmeister bedrohte des Königs Leben und zahlte mit dem seinigen. Da nun die Reiterei keinen Erfolg hatte, führte der König die Phalanx v o r 9 ; wer ihn tötete, hätte den Krieg entschieden, der Helm und der Kriegsmantel des Äakiden ward Megakles, einem seiner Befehlshaber, tötlich; die Epiroten teilten 1 0 den Irrtum der Römer, als sie die königlichen Spolien 11 in den feindlichen Reihen 1 2 erblickten und wären vom Schlachtfelde entflohen, wenn Pyrrhus sich nicht kenntlich gemacht 1 3 hätte. Die Schlacht dauerte unermüdlich fort 14 , siebenmal ward abwechselnd vorgedrungen und wieder gewichen, der Konsul hoffte vom Rücken her mit der Reiterei einzubrechen 15 , aber die thessalischen Reiter hatten sich wieder gesammelt 16 und die Elefanten, bis dahin aufser dem Gefecht gehalten, öffneten ihnen den Weg. Rofs und Mann entflohen entsetzt vor dem Anblick, der Wut und der gewöhnten Unwiderstehlichkeit 17 der nie gesehenen Ungeheuer; die Thes1

exhorter. 2 opposé. 3 défendre. 4 plus haut. 5 donner la faculté de mit d. Inf. 6 alors. 7 nahm = stellte 8 sich an die Spitze. gegen: ein Verbum hinzuzufügen. 9 „führte vor" mit : faire marcher. 10 partager. 11 les dépouilles royales. 12 rang. 13 zu übers, mit faire reconnaître, 15 "continuer. prendre l'ennemi en queue. 1 6 se rallier. 17 zu umschreiben.



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salier rächten die am Vormittag erlittene Demütigung 1 die Flucht der Reiterei rifs auch die Legionen fort, und vielleicht wäre niemand entkommen, wenn nicht die gegen die Seinigen gewandte Wut eines Elefanten die Verfolgung gehemmt hätte. 3. Die Uberreste des römischen Heeres flohen liber den Siris zurück 2 , die eingebrochene Nacht rettete sie, die Sieger nahmen 3 das Lager ohne Verteidigung, entschiedener kann keine Schlacht verloren sein 4 . Als Lävinus die Flüchtlinge gesammelt hatte, führte er sie nach einer apulischen Stadt, Zonaras nennt sie nicht, aber es kann diese keine andere als Venusia gewesen sein, deren unvergleichliche Lage 5 zu Angriffs- und Verteidigungkriegen in diesen Ländern sich hier ganz bewährte 6 . Ohne eine solche Festung, mit einer treuen und mächtigen 7 Bürgerschaft war das geschlagene Heer ganz vertilgt; jetzt mochte es sich mit der Armee, die nach Samnium kam, vereinigen, freilich hinderte jetzt nichts mehr, dafs Samniter und Lukaner zum Sieger stiefsen 8 . Am folgenden Tage besuchte der König den Wahlplatz 0 . Obgleich sein Leben in Krieg auf Krieg verging, hatte er doch sehr wenig Feldschlachten 1 0 gesehen, und vielleicht war selbst der Tag 1 1 von Ipsus nicht so blutig gewesen; er bewunderte die römischen Reihen, welche im ungleichen Kampf gegen die Sarissen auch wo sie wichen, 1

humiliation du matin. 2 „flohen . . . . zurück" zu übers, mit franchir. 3 s'emparer de. 4 übers. : keine Niederlage war entsch. 5 admirablement situé. 8 bleibt unübersetzt. 7 übers, ohne die Treue, ohne die Macht der Bürgerschaft. 8 9 10 se joindre. champ de bataille. bataille rangée. 11 journée.



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nicht umgewandt gefallen waren 1 , — „mit 2 solchen Soldaten", rief er aus, „wäre die Welt mein, und sie gehörte den Römern, wenn ich ihr Feldherr wäre." Von seinem Heere war die Blüte 3 der Befehlshaber und Kriegsleute gefallen 4 . „Noch ein solcher Krieg", antwortete er den GlUckwtinschenden, „und ich kehre allein heim nach Epirus". Er trug den gefangenen Römern a n , unter ihm Dienst zu nehmen, noch erinnerte er sich zu sehr der macedonischen und griechischen Kriegssitte, wo gewöhnlich, wie im dreissigjährigen Kriege der gröfsere Teil der Gefangenen, geworbene Söldner 5 unter die Fahnen des Siegers trat. Keiner tliat es 6 . Pyrrhus ehrte sie und liefs sie frei von Fesseln. Er befahl, die römischen Leichen, ohne den demütigenden Antrag des Besiegten zu erwarten, wie seine eigenen 7 , zu verbrennen und zu bestatten, daher könnte Hieronymus, welcher des Königs Denkschriften 8 vorsieh 9 hatte, gerade hier die Zahlen wissen, indem er der Römer Verlust auf siebentausend, den der Sieger auf weniger als viertausend angab. Die Folgen 1 0 des Sieges waren ausserordentlich 1 1 . Die Italiker vereinigten ihre Heere mit dem epirotischen, und viele römische Unterthanen fielen von ihrem Eid ab. Dahin gehören die Apuler (les Apuliens), für die Pyrrhus als 1 2 seine Verbündete unterhandelte 13 , wenn auch einige Städte treu geblieben sein mögen. Die Lokrer (les Locriens) verrieten die römische Besatzung 14 , und sie werden nicht die einzigen gewesen sein, die sich bethören 1 5 liefsen. 1

umgewandt gefallen waren = nicht den Rücken gewendet hatten. 2 mit = wenn ich hätte. 3 fleur. 4 périr. 5 soldats mercenaires. 6 that es = nahm es an (accepter). 7 seine eigenen = die seines eigenen Heeres. 8 mémoires. 9 sous les yeux. 10 conséquence. 11 immense. 12 comme. 13 négocier. 14 garnison. 15 égarer.

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VI. Der hannibalische Krieg von Kannä bis zur Eroberung von Syrakus. l. Hannibals Ziel bei seinem Zug nach Italien war die Sprengung 1 der italischen Eidgenossenschaft gewesen; nach drei Feldzügen war dasselbe 2 erreicht, soweit es Uberhaupt erreichbar war. Dafs die griechischen und die latinischen oder latinisierten Gemeinden 8 Italiens, nachdem 4 sie durch den Tag von Kannä nicht irre 5 geworden waren, überhaupt 6 nicht dem Schreck, sondern nur der Gewalt weichen würden, lag am Tage 7 , und der verzweifelte Mut, mit dem selbst in Süditalien einzelne kleine und rettungslos verlorene Landstädte wie das brettische Petelea (P. dans le Bruttium) gegen den Phönikier sich wehrten, zeigte sehr klar, was seiner 8 bei den Marsern und Latinern warte. Wenn Hannibal gemeint hatte, auf diesem Wege mehr erreichen 9 und auch die Latiner gegen Rom führen zu können, so hatten diese Hoffnungen sich als eitel erwiesen. Aber es scheint, als habe auch sonst die italische Koalition keineswegs die gehoiften Resultate für Hannibal geliefert 10 . Kapua hatte sofort sich ausbedungen 11 , dafs Hannibal das Recht nicht haben solle, kampanische Bürger zwangsweise unter die Waffen zu 1

2 de briser. wiederhole: dieses Ziel war erreicht 3 worden. communauté, f. 4 -—da j a (puisque). über6 setze: erschüttert in ihrer Treue. wird nicht übersetzt. 7 9 = es war klar. 8 übers.: sie (die Phönikier). = zu 10 11 gröfseren Resultaten zu gelangen. produire. stipuler.

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rufen 1 : die Städter 2 hatten nicht vergessen, wie Pyrrhus in Tarent aufgetreten 3 war, und meinten thörichter 4 Weise zugleich der römischen und der phönikischen Herrschaft sich entziehen zu können. Samnium und Lukanien waren nicht mehr, was sie gewesen, als König Pyrrhos gedacht hatte an der Spitze der sabellischen Jugend in Rom einzuziehen. Nicht blos zerschnitt das römische Festungsnetz 5 überall den Landschaften Sehnen 6 und Nerven 6 , sondern es hatte auch die vieljährige römische Herrschaft die Einwohner der Waffen entwöhnt — nur mäfsiger Zuzug k a m 7 von hierher zu den römischen Heeren—, den alten H a f s 8 beschwichtigt, überall eine Menge einzelner in das Interesse der herrschenden Gemeinde gezogen 9 . Man schlofs sich wohl dem Uberwinder der Römer an, nachdem Roms Sache einmal verloren schien ; allein man fühlte doch, dafs es jetzt nicht mehr um die Freiheit sich handle, sondern um die Vertauschung 10 des italischen mit dem phönikischen Herrn, und nicht Begeisterung 1 1 sondern Kleinmut warf die sabellischen Gemeinden dem Sieger in die Arme. Unter solchen Umständen stockte in Italien der Krieg. Hannibal, der den südlichen Teil der Halbinsel beherrschte 1 2 bis hinauf zum Volturnus und zum Garganus und diese Landschaften nicht wie das Keltenland einfach wieder aufgeben 1 3 konnte, hatte jetzt gleichfalls eine Grenze zu decken 14 , die nicht ungestraft 1 5 entblöfst ward; Und um die gewonnenen Landschaften 1 6 1

= zu zwingen, die Waffen zu ergreifen. 2 = die Städte. 3 agir. 4 follement. 6 la chaîne des forteresses. 6 7 8 les nerfs du pays. sie lieferten. les ressentiments übers.: der alte Hafs hatte sich beruhigt (se calmer), "libers.: die Römer hatten gezogen. 10 = dafs man vertauschte (échanger). 11 es war nicht Beg., welche. 12 oc13 14 15 cuper. abandonner. protéger. = ohne Gefahr. 16 les districts.



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gegen die überall ihm trotzenden Festungen und die von Norden her anrückenden Heere zu verteidigen und gleichzeitig die schwierige Offensive gegen Mittelitalien zu ergreifen, reichten seine Streitkräfte, ein Heer von etwa 40000 Mann, ohne die italischen Zuzüge 1 zu rechnen, bei weitem nicht aus 2 . Vor allen Dingen 3 aber fand er andere Gegner sich gegenüber. 2. Durch furchtbare Erfahrungen belehrt 4 gingen die Römer über zu einem verständigeren System 5 der Kriegführung, stellte nur erprobte Offiziere an die Spitze ihrer Armeeen und Helsen 6 dieselben, wenigstens wo es not that, auf längere Zeit bei dem Kommando 7 . Diese Feldherrn sahen weder den feindlichen Bewegungen von den Bergen herab zu, noch warfen sie sich auf den Gegner, wo sie eben 8 ihn fanden, hielten die rechte Mitte zwischen Zauderei und Vorschnelligkeit und, in verschanzten Lagern unter den Mauern der Festungen sich aufstellend, nahmen sie den Kampf da an, wo der Sieg zu Resultaten, die Niederlage nicht zur Vernichtung führte. Die Seele dieser neuen Kriegführung war Markus Klaudius Marcellus Mit richtigem Instinkt hatten nach dem unheilvollen Tag von Kannä Senat und Volk auf diesen tapfern und krieggewohnten Mann die Blicke gewandt und ihm zunächst den faktischen 9 Oberbefehl übertragen. Er hatte in dem schwierigen sizilischen Kriege gegen Hamilkar seine Schule 1 0 gemacht und in den letzten Feldzügen gegen die Kelten 1

contingent. 2 était loin d'être suffisante (armée). 3 surtout. = furchtbare Erf. hatten die Römer bestimmt. 5 anzunehmen = à adopter ist hinzuzufügen. 6 Part. 7 dans leurs commandements. 8 partout où. 9 en fait. 10 faire ses premières armes. 4

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sein Fuhrertalent wie seine persönliche Tapferkeit glänzend bewährt. Obwohl ein hoher Fünfziger brannte er doch vom jugendlichsten Soldatenfeuer 1 und hatte erst wenige Jahre zuvor als Feldherr den feindlichen Feldherrn vom Pferde gehauen, der erste und einzige römische Konsul, dem eine solche Waffenthat 2 gelang. Vom Schlachtfeld hatte Hannibal sich nach Kampanien gewandt 3 . Er kannte Rom besser als die naiven Leute, die in alter und neuer Zeit gemeint haben 4 , dafs er mit einem Marsch auf die feindliche Hauptstadt den Kampf hätte entscheiden können. Die heutige Kriegskunst zwar entscheidet den Krieg auf dem Schlachtfeld; allein in der alten Zeit, wo der Angriffskrieg gegen die Festungen weit minder entwickelt war als das Verteidigungssystem, ist unzählige Male der vollständigste Erfolg im Felde an den Mauern der Hauptstädte zerschellt. Rat und Bürgerschaft in Karthago waren weitaus nicht zu vergleichen mit Senat und Volk in Rom, Karthagos Gefahr nach Regulus erstem Feldzuge unendlich dringender 5 als die Roms nach der Schlacht bei Kannä; und Karthago hatte Stand gehalten und vollständig gesiegt. 3. Mit welchem Schein konnte man meinen, dafs Rom jetzt dem Sieger die Schlüssel entgegentragen oder auch nur einen billigen 6 Frieden annehmen 7 werde? Statt also über solchen leeren Demonstrationen mögliche und wichtige Erfolge zu verscherzen 8 oder die Zeit zu verlieren mit der Belagerung 9 der .paar Tausend römischen Flüchtlinge in den Mauern von Kanusium, hatte sich Hannibal 1

2 3 ardeur juvenile. un fait d'armes. se diriger. 5 0 7 s'imaginer. imminent. équitable. accepter. 8 sacrifier. 9 à mit d. Inf. 4



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sofort nach Kapua begeben, bevor die Römer Besatzung hinein werfen konnten, und hatte durch sein Anrücken 1 diese zweite Stadt Italiens nach langem Schwanken zum Ubertritt2 bestimmt. Er durfte hoffen von Kapua aus sich eines der kampanischen Häfen bemächtigen zu können, um dort die Verstärkungen an sich zu ziehen, welche seine grofsartigen Siege der Opposition daheim 3 abgerungen 4 hatten. Als die Römer erfuhren, wohin Hannibal sich gewendet habe, verliefsen auch sie Apulien, wo nur eine schwache Abteilung zurückblieb, und sammelten die ihnen gebliebenen Streitkräfte auf dem rechten Ufer des Volturnus. Mit den zwei kannensischen 5 Legionen marschierte Markus Marcellus nach Teanum Sidicinum, wo er von Rom und Ostia die zunächst disponiblen Truppen an sich zog, und ging, während der Diktator Markus Junius mit der schleunigst 6 neu gebildeten 7 Hauptarmee langsam nachfolgte, bis an den Volturnus nach Kasilinum vor, um, wo möglich, Kapua zu retten. Dies zwar fand er schon in der Gewalt des Feindes; dagegen waren dessen Versuche 8 auf Neapel an dem mutigen Widerstand der Bürgerschaft gescheitert, und die Römer konnten noch rechtzeitig in den wichtigen Hafenplatz 9 eine Besatzung werfen. Ebenso treu hielten zu Rom die beiden anderen gröfseren Küstenstädte, Kumä und Nuceria. In Nola schwankte 10 der Kampf zwischen der Volks- und der Senatspartei wegen des Anschlusses an die Karthager oder an die Römer. Benachrichtigt, dafs die erstere die Oberhand g e w i n n e u , ging Marcellus bei Caiatia über den Flufs und an den Höhen von Suessula hin 12 um die feindliche Armee herum mar1

marche. 2 übers, „sich mit ihm zu verbinden". 3 = i n seinem Vaterlande. 4 arracher. 5 échappé au désastre de 8 9 Cannes. 6 à la hâte. 7 organisé. tentative, f. port. 11 12 io = blieb unentschieden. prendre le dessus. = entlang. "Weyhe, Musterstücke.

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schierend, erreichte 1 er Nola früh genug, um es gegen die äufseren und inneren Feinde zu behaupten, j a 2 bei einem Ausfall schlug er Hannibal selber 3 mit namhaftem Verlust zurück 4 ; ein Erfolg, der als 5 die erste Niederlage, die Hannibal erlitt, moralisch 6 von weit gröfserer Bedeutung war als durch seine materiellen Resultate. 4. Zwar wurden in Kampanien Nuceria, Acerrä und nach einer hartnäckigen bis ins folgende Jahr (539) sich hinziehenden 7 Belagerung auch der Schlüssel der Volturnuslinie, Kasilinum, von Hannibal erobert und über die Senate dieser Städte, die zu Rom gehalten hatten, die schwersten Blutgerichte verhängt 8 . Aber das Entsetzen macht schlechte Propaganda ; es gelang 9 den Römern mit verhältnismäfsig geringer Einbufse den gefährlichen Moment der ersten Schwäche zu überwinden. Der Krieg kam in Kampanien zum Stehen 10 , bis der Winter einbrach und Hannibal in Kapua Quartier nahm, durch dessen Üppigkeit seine seit drei Jahren nicht unter Dach gekommenen Truppen keineswegs gewannen. Im nächsten Jahre (539) erhielt 1 1 der Krieg schon ein anderes Aussehen 12 . Der bewährte Feldherr Markus Marcellus und Tiberius Sempronius Gracchus, der sich im vorjährigen Feldzug als Reiterführer des Diktators ausgezeichnet hatte, ferner der alte Quintus Fabius Maximus traten 13 , Marcellus als Prokonsul, die beiden andern als Konsuln, an die Spitze 1 3 der drei römischen Heere, welche bestimmt waren Kapua und Hannibal zu umringen; 1

2 3 4 atteindre. même. en personne. repousser. 6 7 étant. par son effet moral. qui se prolongea. 8 mit exercer une vengeance sanglante. 9 réussir. 10 subir un temps d'arrêt. 11 prendre. 12 aspect. 13 prendre le commandement. 5

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Marcellus auf Nola und Suessula gestützt, Maximus am rechten Ufer des Volturnus bei Kales sich aufstellend, Gracchus an der Küste, wo er Neapel und Kurnä deckend hei Liternuni Stellung nahm. Die Kampaner, welche nach Hamä, drei Millien von Kumä, ausrückten, um die Kumaner zu überrumpeln 1 , wurden von Gracchus nachdrücklich geschlagen; Hannibal, der, um die Scharte auszuwetzen 2 , vor Kumä erschienen war, zog selbst in einem Gefecht den Kürzern und kehrte, da die von ihm angebotene Hauptschlacht verweigert ward, unmutig nach Kapua zurück. 5.

Während so die Römer in Kampanien nicht blos behaupteten, was sie besafsen, sondern auch Kombulteria und andere kleinere Plätze wieder gewannen, erschollen von Hannibals östlichen Verbündeten laute 3 Klagen. Ein römisches Heer unter dem Prätor Markus Valerius hatte bei Luceria sich aufgestellt, teils um in Gemeinschaft mit der römischen Flotte die Ostküste und die Bewegungen der Makedonier zu beobachten 4 , teils um in Verbindung mit der Armee von Nola die aufständischen Samniter, Lukaner undHirpiner zu brandschatzen. Um diesen L u f t 5 zu machen 5 , wandte Hannibal zunächst sich gegen seinen thätigsten Gegner Markus Marcellus; allein derselbe erfocht unter den Mauern von Nola einen nicht unbedeutenden Sieg Uber die phönikische Armee, und diese mufste, ohne die Scharte wieder ausgewetzt zu haben 6 , um den Fortschritten des feindlichen Heeres in Apulien unmittelbar zu steuern 7 , von Kampanien nach Arpi aufbrechen. Ihr folgte Tiberius Gracchus mit seinem Korps, während die beiden andern römischen Heere in Kampanien sich an1

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2 3 surprendre. pour laver cette tache. violent. 5 6 7 surveiller. soulager. réparer un échec. arrêter.

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schickten 1 , mit dem nächsten Frühjahr zum Angriff auf Kapua überzugehen. Hannibals klaren Blick hatten die Siege nicht geblendet. Es ward immer deutlicher 2 , dafs er so nicht zum Ziele kam. Jene raschen Märsche, jenes fast abenteuerliche Hin- und Herwerfen 8 des Krieges 4 , denen Hannibal im wesentlichen 5 seine Erfolge verdankte, waren zu Ende, der Feind gewitzigt 6 , weitere Unternehmungen durch die Unumgängliche Verteidigung des Gewonnenen selbst fast unmöglich gemacht. An die Offensive liefs sich nicht denken, die Defensive war schwierig und drohte jährlich 7 es mehr7 zu werden; er konnte es sich nicht verleugnen, dafs die zweite Hälfte seines grofsen Tagewerks 8 , die Unterwerfung der Latiner und die Erorberung Roms, nicht mit seinen und der italischen Bundesgenossen Kräften allein beendigt werden konnte. Die Vollendung stand 9 bei dem Rat von Karthago, bei dem Hauptquartier in Karthagena, bei den Höfen von Pella und Syrakus. Wenn in Afrika, Spanien, Sizilien, Makedonien jetzt alle Kräfte 10 gemeinschaftlich 11 angestrengt 11 wurden gegen den gemeinschaftlichen Feind: wenn Unteritalien der grofse Sammelplatz ward für die Heere und Flotten von Westen, Süden und Osten, so konnte er hoffen glücklich zu Ende zu führen, was die Vorhut 12 unter seiner Leitung so glänzend begonnen hatte. Das Natürlichste und Leichteste 13 wäre gewesen, ihm von daheim 14 genügende Unterstützung zuzusenden; und der karthagische Staat, der vom Kriege fast unberührt15 geblieben und von einer auf eigene Rechnung 1

se préparer. 2 évident. 3 déplacement. 4 théâtre de la guerre. 5 principalement. 6 plus prudent. 7 de plus en plus. 8 tâche, f. 9 dépendre de. 10 ressources, "concentrer. 12 avant-garde. 13 „Mittel" hinzuzufügen. 14 von Karthago. 15 étranger à.

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und Gefahr 1 handelnden 1 kleinen Zahl entschlossener Patrioten aus tiefem Verfall 2 dem vollen Sieg so nahe geführt war, hätte dies ohne Zweifel vermocht. 6. Dafs es möglich gewesen wäre, eine phönikische Flotte von jeder beliebigen Stärke bei Lokri oder Kroton landen zu lassen, zumal so lange als der Hafen von Syrakus den Karthagern offen stand und durch Makedonieh die brundisische Flotte in Schach 3 gehalten ward, beweist die ungehinderte 4 Ausschiffung 5 von 4000 Afrikanern, die Bomilkar dem Hannibal um diese Zeit von Karthago zuführte 6 , in Lokri, und mehr noch Hannibals ungestörte Uberfahrt, als schon jenes 7 alles verloren gegangen war. Allein nachdem der erste Eindruck des Sieges von Kannä sich verwischt 8 hatte, wies die karthagische Friedenspartei, die zu allen Zeiten bereit war den Sturz der politischen Gegner mit dem des Vaterlandes zu erkaufen und die in der Kurzsichtigkeit und Lässigkeit der Bürgerschaft treue Verbündete 9 fand, die Bitten des Feldherrn um nachdrücklichere Unterstützung ab mit der halb einfältigen, halb perfiden Antwort, dafs er j a keine Hülfe brauche, wofern er wirklich Sieger sei, und half 1 0 so nicht viel weniger, als der römische Senat, Rom erretten. Hannibal, im Lager erzogen und dem städtischen Parteigetriebe 1 1 fremd, fand keinen Volksführer 12 , auf den er sich hätte stützen können wie sein Vater auf Hasdrubal, und mufste die Mittel zur Ret1

2 agissant d'après leur propre inspiration. abais3 4 5 sement. tenir en échec. durch einen Satz. débarquement. 6 amené par. 7 bleibt unttbersetzt. 8 übers, nach dem ersten Eindrucke. 9 un appui fidèle. 10 contribuer à 11 mit d. Inf. les machinations des factions politiques. 12 chef populaire.

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tung der Heimat, die diese selbst in reicher Fülle besafs, im Ausland suchen. — Hier durfte er, und wenigstens mit mehr Aussicht 1 auf Erfolg, rechnen auf die Führer des spanischen Patriotenheers 2 , auf die in Syrakus angeknüpften Verbindungen und auf Philippos Intervention. Es kam alles darauf an 3 von Spanien, Syrakus oder Makedonien neue Streitkräfte gegen Rom auf den italischen Kampfplatz zu führen; und um dies zu erreichen oder zu hindern, sind die Kriege in Spanien, Sizilien und Griechenland geführt worden. Sie sind alle nur Mittel zum Zweck, und sehr mit Unrecht hat man oft sie höher angeschlagen 4 . Für die Römer sind es wesentlich Defensivkriege, deren eigentliche Aufgabe ist, die Pyrenäenpässe zu behaupten, die makedonische Armee in Griechenland festzuhalten, Messana zu verteidigen und die Verbindung 5 zwischen Italien und Sizilien zu sperren 6 ; es versteht sich, dafs diese Defensive wo möglich offensiv geführt wird und im günstigsten Fall sich entwickelt 7 zur Verdrängung der Phönikier aus Spanien und Sizilien und zur Sprengung 8 der Bündnisse Hannibals mit Syrakus und mit Philippos. Der italische Krieg an sich zwar tritt zunächst in den Hintergrund und löst 9 sich auf in Festungskämpfe und Razzias, die in der Hauptsache 1 0 nicht entscheiden 10 . Allein Italien bleibt dennoch, so lange die Phönikier überhaupt 1 1 die Offensive festhalten, stets das Ziel der Operationen und alle Anstrengung wie alles Interesse knüpft sich 12 daran 13 , die Landung Hannibals im .südlichen Italien aufzuheben 1 4 oder zu verewigen 1 5 . 1

chance. 2 l'armée patriote d'Espagne. 3 il ne s'agissait que de. 4 = ihnen eine gröfsere Wichtigkeit beigelegt (attribuer). 5 les communications. 6 empêcher. 7 aller 8 jusqu'à. dissolution. 9 s'éparpiller. 10 décider la que11 12 stion principale. bleibt uniibersetzt. se concentrer. 13 sur le problème hinzuzufügen. 14 faire cesser. 15 continuer.



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7. Wäre es möglich gewesen, unmittelbar nach der kannensischen Schlacht alle die Hülfsmittel heranzuziehen, auf die Hannibal sich Rechnung machen durfte, so konnte er des Erfolges ziemlich 1 gewifs sein. Allein in Spanien war Hasdrubals Lage 2 eben damals nach der Schlacht am Ebro so bedenklich 3 , dafs die Leistungen 4 von 5 Geld und Mannschaft gröfstenteils für Spanien verwendet wurden, ohne dafs doch die Lage der Dinge dadurch besser geworden wäre. Die Scipionen verlegten den Kriegsschauplatz im folgenden Feldzug (539) vom Ebro an den Guadalquivir und erfochten in Andalusien, mitten im eigentlich 6 karthagischen Gebiet, bei Illiturgi und Intibili zwei glänzende Siege. In Sardinien mit den Eingebornen angeknüpfte Verbindungen liefsen die Karthager hoffen, dafs sie sich der Insel würden bemächtigen können, die als Zwischenstation 7 zwischen Spanien und Italien von Wichtigkeit gewesen wäre. Indefs Titus Manlius Torquatus, der mit einem römischen Heer nach Sardinien gesendet ward, vernichtete die karthagische Landungsarmee vollständig und sicherte den Römern aufs neue den unbestrittenen Besitz der Insel (539). Die nach Sizilien geschickten kannensischen Legionen behaupteten im Norden und Osten der Insel sich mutig und glücklich gegen die Karthager und Hieronymus, welcher letztere schon gegen Ende des Jahres 539 durch Mörderhand seinen Tod fand. Selbst mit Makedonien verzögerte sich die Ratifikation des Bündnisses, hauptsächlich weil die makedonischen an Hannibal gesendeten Boten auf der Rückreise von den römischen Kriegsschiffen aufgefangen 8 wurden. So unterblieb 9 vorläufig 1

6 9

à peu près. proprement dit. mit suspendre.

2

position. 3 critique. 4 renfort. 5 en. 8 station intermédiaire. prendre.

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die ge fürchtete Invasion an der Ostküste und die Römer gewannen Zeit, die wichtigste Station Brundisium zuerst mit der Flotte, alsdann auch mit vor der Ankunft des Gracchus zur Deckung 1 von Apulien verwendetem Landheer zu sichern 2 und für den Fall der Kriegserklärung selbst einen Einfall in Makedonien vorzubereiten.

8. Während also in Italien der Kampf zum Stehen 3 und Stocken 3 kam, war aufserhalb Italiens karthagischerseits nichts geschehen, was neue Heere oder Flotten rasch nach Italien gefördert hätte. Römischerseits hatte man sich dagegen mit der gröfsten Energie überall in Verteidigungszustand gesetzt und in dieser Abwehr da, wo Hannibals Genie fehlte, gröfstenteils mit Erfolg gefochten. Darüber verrauchte der kurzlebige 4 Patriotismus, den der kannensische K r i e g in Karthago erweckt hatte ; die nicht unbedeutenden Streitkräfte, welche man dort disponibel gemacht 5 hatte, waren, sei es durch faktiöse Opposition, sei es blos durch ungeschickte Ausgleichung 6 der verschiedenen im Rat laut gewordenen 7 Meinungen, so zersplittert worden, dafs sie nirgends wesentlich förderten und da, wo sie am nützlichsten gewesen wären, eben der kleinste T e i l hinkam. A m Ende des Jahres 539 durfte auch der besonnene römische Staatsmann sich sagen, dafs die dringende Gefahr vorüber 8 sei, und es nur darauf ankomme, mit Anspannung aller Kräfte auf sämtlichen Punkten auszuharren, um die heldenmütig begonnene Gegenwehr 9 zum glücklichen Ende zu führen. protection. d'arrêt. 4 éphémère. 1

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manifesté.

8

passé.

2

s'assurer de. 5 organiser. 9

résistance.

arriver à un temps tentative de concilier. 3

6



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9. Am ersten ging der Krieg in Sizilien zu Ende. Es hatte nicht zunächst in Hannibals Plan gelegen, auf der Insel einen Kampf anzuspinnen, sondern halb zufällig, hauptsächlich durch die knabenhafte Eitelkeit des unverständigen Hieronymos war hier ein Landkrieg ausgebrochen, dessen, ohne Zweifel eben aus diesem Grunde, der karthagische Rat mit besonderem 1 Eifer 1 sich annahm 1 . Nachdem Hieronymos zu Ende 539 getötet war, schien es mehr als zweifelhaft, ob die Bürgerschaft bei der von ihm befolgten 2 Politik verbleiben 3 werde. Wenn irgend eine Stadt, hatte Syrakus alle Ursache an Rom festzuhalten, da der Sieg der Karthager über die Römer unzweifelhaft jenen wenigstens die Herrschaft über ganz Sizilien geben mufste und an eine wirkliche Einhaltung der von Karthago den Sj r rakusanern gemachten Zusagen kein ernsthafter Mann glauben konnte. Teils hierdurch bewogen 4 , teils geschreckt durch die drohenden Anstalten 5 der Römer, die alles aufboten, um die wichtige Insel, die Brücke zwischen Italien und Afrika, wieder vollständig in ihre Gewalt zu bringen, und jetzt für den Feldzug (540) ihren besten Feldherrn, den Markus Marcellus nach Sizilien gesandt hatten, zeigte die syrakusanisclie Bürgerschaft sich geneigt, durch rechtzeitige Rückkehr zum römischen Bündnis das Geschehene vergessen zu machen. Allein bei der entsetzlichen Verwirrung in der Stadt, wo nach Hieronymos Tode die Versuche zur Wiederherstellung der alten Volksfreiheit und die Handstreiche der zahlreichen Prätendenten auf den erledigten 6 Thron wild durcheinander wogten, die fremden Hauptleute der Söldnerscharen aber die eigentlichen 7 Herren der Stadt 1

4

s'attacher spécialement. 2 inaugurer. poussé. 5 préparatif. 6 vacant. 7 réel.

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rester fidèle.

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waren, fanden Hannibals gewandte Emissäre Hippokrates und Epikydes Gelegenheit, die Friedensversuche zu vereiteln. Durch den Namen der Freiheit regten sie die Masse auf; mafslos 1 übertriebene 2 Schilderungen von der fürchterlichen Bestrafung, die den soeben wieder unterworfenen Leontinern von den Römern zu teil geworden sein sollte, erweckten auch in dem bessern Teil 3 der Bürgerschaft den Zweifel, ob es nicht zu spät sei, das alte Verhältnis 4 mit Rom wiederherzustellen; unter den Söldnern endlich wurden die zahlreichen römischen Überläufer, meistens durchgegangene 5 Ruderer von der Flotte, leicht überzeugt, dafs der Friede der Bürgerschaft mit Rom ihr Todesurteil sei. 10. So wurden die Vorsteher der Bürgerschaft erschlagen, der Waffenstillstand gebrochen, und Hippokrates und Epikydes übernahmen das Regiment der Stadt. Es blieb dem Konsul nichts übrig, als zur Belagerung zu schreiten ; indefs die geschickte Leitung der Verteidigung, wo der als gelehrter Mathematiker berühmte 6 syrakusanische Ingenieur Archimedes sich besonders hervorthat, zwang die Römer nach achtmonatlicher Belagerung dieselbe in eine Blockade zu Wasser und zu Lande umzuwandeln 7 . Mittlerweile war von Karthago aus, das bisher nur mit seinen Flotten die Syrakusaner unterstützt 8 hatte, auf die Nachricht von der abermaligen Schilderhebung 9 derselben gegen die Römer ein starkes Landheer unter Himilko nach Sizilien gesendet worden, das ungehindert bei Herakleia Minoa landete und sofort die wichtige Stadt Akragas besetzte. Um dem Hi1

contre mesure. 2 exagéré. 3 — unter den bessern 5 Bürgern. 4 les relations. échappé. 6 renommé comme 7 mathématicien. convertir. 8 aider. 9 soulèvement.



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milko die Hand zu reichen 1 , rückte der kühne und fähige Hippokrates aus Syrakus mit einer Armee aus; Marcellus Lage zwischen der Besatzung von Syrakus und den beiden feindlichen Heeren fing an bedenklich zu werden. Indefs mit Hülfe einiger Verstärkungen, die von Italien eintrafen, behauptete 2 er seine Stellung 2 auf der Insel und setzte die Blockade von Syrakus fort. Dagegen 3 trieb 4 mehr noch als die feindlichen Armeeen die fürchterliche Strenge, mit der die Römer auf der Insel verfuhren, namentlich die Niedermetzelung der des Abfalls verdächtigen Bürgerschaft von Enna durch die römische Besatzung daselbst, den gröfsten Teil der kleinen Landstädte den Karthagern in die Arme. Im Jahre 542 gelang es den Belagerern während eines Festes in der Stadt einen von den Wachen 5 verlassenen Teil der weitläufigen Aufsenmauern 6 zu ersteigen 7 und in die syrakusanischen Vorstädte einzudringen, die von der Insel und der eigentlichen Stadt am Strande (Achradina) sich gegen das innere Land hin erstreckten 8 . Die Festung Euryalos, die, am äufsersten 9 westlichen Ende 9 der Vorstädte gelegen, diese und die vom Binnenland nach Syrakus führende Hauptstrafse deckte, war hiermit abgeschnitten und fiel nicht 10 lange 1 0 nachher 1 0 . 11. Als so die Belagerung der Stadt eine den Römern günstige Wendung 1 1 zu nehmen 1 1 begann, rückten die beiden Heere unter Himilko und Hippokrates zum Ersatz heran und versuchten einen gleichzeitigeil 12 überdies noch 1

effectuer sa jonction avec. 2 maintenir son terrain. d'autre part. 4 jeter dans les bras de qn. 5 les défenseurs. 8 8 muraille d'enceinte extérieure. 7 escalader. s'étendre. 8 10 11 extrémité. peu après. prendre un tour favorable. 12 attaque simultanée. 3

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mit einem Landungsversuch der karthagischen Flotte und einem Ausfall 1 der syrakusanischen Besatzung kombinierten Angriff auf die römischen Stellungen; allein er ward allerseits abgeschlagen 2 und die beiden Entsatzheere mufsten sich begnügen, vor der Stadt ihr Lager 3 aufzuschlagen 8 in den sumpfigen Niederungen des Anapos, die im Hochsommer und im Herbst den darin Verweilenden tötliche 4 Seuchen erzeugen. Oft hatten diese die Stadt gerettet, öfter als die Tapferkeit der Bürger; zwei phönikische Heere, damals die Stadt belagernd, waren unter ihren Mauern zu den Zeiten des ersten Dionys durch diese Seuchen vernichtet worden. Jetzt wendete das Schicksal der Stadt die eigene Schutzwehr 5 zum Verderben; während Marcellus' Heer in den Vorstädten einquartiert nur wenig litt, verödeten 6 die Fieber die phönikischen und syrakusanischen Bivouacs. Hippokrates starb, desgleichen Himilko und die meisten Afrikaner; die Überbleibsel 7 der beiden Heere, gröfstenteils eingeborne Sikuler, verliefen 8 sich in die benachbarten Städte. Noch machten die Karthager einen Versuch, die Stadt von der Seeseite zu retten; allein der Admirai Bomilkar entwich, als die römische Flotte ihm die Schlacht anbot. Jetzt gab selbst Epikydes, der in der Stadt befehligte, dieselbe verloren und entrann nach Akragas. Gern hätte Syrakus sich den Römern ergeben; die Verhandlungen hatten schon begonnen. Allein zum zweiten Mal scheiterten sie an den Überläufern; in einer abermaligen Meuterei 9 der Soldaten wurden die Vorsteher der Bürgerschaft und eine Anzahl angesehener 10 Bürger erschlagen und 1 1 das Regiment und die Verteidigung der Stadt von den fremden Truppen ihren Hauptleuten übertragen. Nun knüpfte Marcellus mit einem von diesen eine 1

sortie. 2 repousser. 3 camper. 4 fatal. 5 la sauve6 7 8 garde. décimer. les survivants. se disperser. 9 10 11 insurrection. distingué. ainsi que.



Unterhandlung an, freien Stadtteile, die die Bürgerschaft ihm dina aufthat (Herbst

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die ihm den einen der beiden noch Insel, in die Hände lieferte; worauf freiwillig auch die Thore von Achra542). 12.

Wenn irgendwo 1 , hätte gegen diese Stadt, die offenbar nicht in ihrer eigenen Gewalt gewesen war und mehrfach die ernstlichsten Versuche gemacht hatte, sich der Tyrannei des fremden Militärs zu entziehen, selbst nach den nicht löblichen 2 Grundsätzen des römischen Staatsrechts liber 3 die Behandlung bundbrüchiger Gemeinden Gnade eintreten können. Allein nicht blos befleckte Marcellus seine Kriegerehre 4 durch die Gestattung 5 einer allgemeinen Plünderung der reichen Kaufstadt, bei 6 der mit zahlreichen anderen Bürgern auch Archiinedes den Tod fand, sondern es hatte auch der römische Senat kein Ohr 7 für die verspäteten Beschwerden 8 der Syrakusaner über den gefeierten Feldherrn und gab weder den Einzelnen 9 die Beute zurück noch der Stadt ihre Freiheit. Syrakus trat nebst den früher von ihm abhängigen Städten unter die den Römern steuerpflichtigen Gemeinden ein — nur Tauromenion erhielt 1 0 das Recht 1 1 von Messana, während die leontinische Mark 1 2 römische Domäne und die bisherigen 1 3 Eigentümer römische Pächter wurden — und in dem den Hafen beherrschenden 14 Stadtteil, der „Insel", durfte fortan kein syrakusanischer Bürger wohnen. 1

jamais. 2 fort peu recommandable. 3 à l'égard de. honneur militaire. 5 en permettant. 6 dans. 7 = wollte nicht das Ohr leihen. 8 plainte. 9 les individus. 10 obtenir, ii = Vorrecht. 12 territoire. 13 ancien. 14 dominer.

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VII. Spanien unter römischer Herrschaft. Das Verwaltungssystem 1 der beiden spanischen Provinzen war dem sizilisch-sardinischen 2 ähnlich, aber nicht gleich. Die Oberverwaltung 3 ward wie hier so dort in die Hände zweier Nebenkonsuln 4 gelegt 5 , die zuerst im Jahr 557/197 ernannt wurden, in welches J a h r 6 auch die Grenzregulierung 7 und die definitive Organisierung der neuen Provinzen fällt. Die abhängigen Gemeinden wurden durchgängig 8 zinspflichtig; allein statt der sizilischen und sardinischen Zehnten und Zölle wurden in Spanien vielmehr, eben wie in der karthagischen Zeit den einzelnen 9 Städten und Stämmen feste 1 0 Abgaben 1 1 an Geld 12 oder sonstigen Leistungen 1 8 auferlegt, welche 1 4 auf militairischem Wege 1 5 beizutreiben infolge der Beschwerdeflihrung 16 der spanischen Gemeinden im Jahr 583 durch einen Senatsbeschlufs untersagt ward. Getreidelieferungen wurden hier nicht anders als gegen Entschädigung geleistet und auch hierbei 17 durfte der Statthalter nicht mehr als das zwanzigste Korn 1 8 erheben und überdies 19 gemäfs der eben erwähnten Vor1

2 système d'administration. à celui de la Sicile et 3 de la Sardaigne. surintendance. 4 proconsul. 5 = war in den Händen (entre les mains). 6 in welches Jahr = (ein) Jahr, welches zusammenfällt (coïncide) mit dem der 7 régularisation des frontières. 8 universellement. 9 différent. 10 régulier. 11 payements. 12 en argent. 13 en nature. 1 4 welche: Hauptsatz. 1 5 par des réquisitions militaires. 10 par suite des plaintes. 17 et alors même. 18 plus du vingtième. 19 en outre.

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schrift 1 . der Oberbehörde 2 den Taxpreis nicht einseitig 3 feststellen. Dagegen 4 hatte die Verpflichtung der spanischen Unterthanen, den römischen Heeren Zuzug 5 zu leisten 6 , hier eine ganz andere Bedeutung als wenigstens in dem feindlichen Sicilien, und es ward dieselbe auch in den einzelnen Verträgen genau 7 geordnet. Auch das Recht der Prägung 8 von Silbermünzen 9 scheint den spanischen Städten sehr häufig zugestanden 10 und das Münzmonopol 11 hier keineswegs mit derselben Strenge wie in Sizilien von der römischen Regierung in Anspruch genommen worden zu sein. Zu 1 2 den besonders 13 von Rom begünstigten Gemeinden zählten 14 namentlich 1 5 die grofsen Küstenplätze griechischer, phönikischer oder römischer Gründung, wie Saguntum, Gades, Tarraco, die als die natürlichen Pfeiler 1 8 der römischen Herrschaft auf der Halbinsel zum Bündnis mit Rom zugelassen wurden.

VIII. Ä g y p t e n . Im entschiedensten Gegensatz 17 gegen Asien war Ägypten ein festgeschlossener Einheitsstaat 1 8 , in dem die intelligente Staatskunst der ersten Lagiden eine vollkommen 1

l'ordonnance. 2 l'autorité suprême. 3 équitablement. d'autre part. 5 des contingents. 6 fournir. 7 strictement. 8 11 Inf. 9 monnaie d'argent. 10 accorder. monopole des 12 13 14 monnaies. parmi. spécialement. zählten = waren 15 unübersetzt. 16 Pfeiler = Säulen. 17 contrairement à. 18 festgeschlossener Einheitsstaat = État consolidé et uni.

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schrift 1 . der Oberbehörde 2 den Taxpreis nicht einseitig 3 feststellen. Dagegen 4 hatte die Verpflichtung der spanischen Unterthanen, den römischen Heeren Zuzug 5 zu leisten 6 , hier eine ganz andere Bedeutung als wenigstens in dem feindlichen Sicilien, und es ward dieselbe auch in den einzelnen Verträgen genau 7 geordnet. Auch das Recht der Prägung 8 von Silbermünzen 9 scheint den spanischen Städten sehr häufig zugestanden 10 und das Münzmonopol 11 hier keineswegs mit derselben Strenge wie in Sizilien von der römischen Regierung in Anspruch genommen worden zu sein. Zu 1 2 den besonders 13 von Rom begünstigten Gemeinden zählten 14 namentlich 1 5 die grofsen Küstenplätze griechischer, phönikischer oder römischer Gründung, wie Saguntum, Gades, Tarraco, die als die natürlichen Pfeiler 1 8 der römischen Herrschaft auf der Halbinsel zum Bündnis mit Rom zugelassen wurden.

VIII. Ä g y p t e n . Im entschiedensten Gegensatz 17 gegen Asien war Ägypten ein festgeschlossener Einheitsstaat 1 8 , in dem die intelligente Staatskunst der ersten Lagiden eine vollkommen 1

l'ordonnance. 2 l'autorité suprême. 3 équitablement. d'autre part. 5 des contingents. 6 fournir. 7 strictement. 8 11 Inf. 9 monnaie d'argent. 10 accorder. monopole des 12 13 14 monnaies. parmi. spécialement. zählten = waren 15 unübersetzt. 16 Pfeiler = Säulen. 17 contrairement à. 18 festgeschlossener Einheitsstaat = État consolidé et uni.

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absolute Herrschaft begründet hatte. Makedonien, die Heimat Alexanders, Asien, das Land, in dem Alexander seinen Thron gegründet hatte, hörten nicht auf, sich als unmittelbare Fortsetzungen 1 der alexandrischen Monarchie zu betrachten und den Anspruch zu erheben 2 , dieselbe, wenn nicht her- 3 so doch wenigstens darzustellen4. Die Lagiden haben nie eine Weltmonarchie 5 zu gründen versucht und nie von Indiens Eroberung geträumt 6 , dafür aber zogen sie den ganzen Verkehr 7 zwischen Indien und dem Mittelmeere von den phoenikischen Häfen nach Alexandreia und machten Ägypten 8 ziu dem ersten Handels- und Seestaat dieser Epoche und zum Herrn9 des östlichen Mittelmeeres und seiner Küsten und Inseln. Es ist bezeichnend 10 , dafs Ptolemaeos III Euergetes (Evergète) alle seine Eroberungen freiwillig an Seleukos Kallinikos zurückgab bis auf 1 1 die Hafenstadt 12 von Antiochia (Antioche.) Teils 1 3 hierdurch14, teils durch die günstige 15 geographische Lage kam 16 Ägypten den beiden Kontinentalmächten gegenüber in eine vortreffliche militärische Stellung zur Verteidigung wie zum Angriff. Während 17 der Gegner selbst nach glücklichen Erfolgen kaum imstande war, das ringsum für Landheere 18 fast unzugängliche 19 Ägypten ernstlich zu bedrohen, konnten die Ägypter von der See aus nicht blos inKyrene, sich festsetzen 20 , sondern auch aufKypros (Chypre) und den Kykladenauf der phoenikisch-syrischen 21

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2 des continuations directes. affirmer leur droit. 4 5 réclamer. représenter. monarchie universelle. 6 rêver 7 8 9 qch. trafic. übers.: machten aus Ägypten. la 10 souveraine. c'est un fait significatif. 11 à l'exception de. 12 Hafenstadt = Hafen. 13 en partie. 14 par ces moyens. 15 heureux. 16 atteindre qch. 17 tandis que. 18 l'armée de terre. 19 inaccessible. 20 s'établir. 21 phönikischsyrische Küste la côte phénico-syrienne. 3

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und auf der ganzen Süd- und Westküste 1 von Kleinasien, ja sogar in Europa auf dem thrakischen (de Thrace) Chersonesos. Durch die beispiellose Ausbeutung 2 des fruchtbaren Nilthals zum unmittelbaren Besten 3 der Staatskasse und durch eine ebenso einsichtige als rücksichtslose 4 Finanzwirtschaft 5 , welche die materiellen Interessen ernstlich und geschickt förderte, war der alexandrinische (d'Alexandre) Hof seinen Gegnern auch als Geldmacht 6 beständig überlegen. Wäre Alexander's Reich stehen geblieben 7 , so hätte die griechische Wissenschaft und Kunst einen Staat gefunden, würdig und fähig sie zu fassen 8 ; jetzt, wo 9 die Nation in Trümmer gefallen war, wucherte 10 in ihr 11 der gelehrte 12 Kosmopolitismus und sehr bald war dessen Magnet Alexandria, wo die wissenschaftlichen Mittel und Sammlungen unerschöpflich waren.

IX. Hannibals Tod. Die Klientel 13 der römischen Gemeinde 14 umfafste jetzt die sämtlichen Staaten von ^ dem östlichen zu dem westlichen Ende 16 des Mittelmeeres; nirgends bestand 17 ein Staat, den man der Mühe wert 18 gehalten hätte zu 1

durch Adjectiva. 2 habilité à exploiter. 3 dans l'intérêt exclusif. 4 sans scrupule. 5 système financier. 6 puis8 sance financière. 7 mit continuer d'exister. recevoir. 9 10 11 12 alors que. mit naître. in ihr = y. savant. 13 15 16 protectorat. 14 république. depuis. l'extrémité. 17 exister. 18 = von dem die Römer glaubten etwas (rien) zu fürchten zu haben. Weyhe, Mueterstücke.

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und auf der ganzen Süd- und Westküste 1 von Kleinasien, ja sogar in Europa auf dem thrakischen (de Thrace) Chersonesos. Durch die beispiellose Ausbeutung 2 des fruchtbaren Nilthals zum unmittelbaren Besten 3 der Staatskasse und durch eine ebenso einsichtige als rücksichtslose 4 Finanzwirtschaft 5 , welche die materiellen Interessen ernstlich und geschickt förderte, war der alexandrinische (d'Alexandre) Hof seinen Gegnern auch als Geldmacht 6 beständig überlegen. Wäre Alexander's Reich stehen geblieben 7 , so hätte die griechische Wissenschaft und Kunst einen Staat gefunden, würdig und fähig sie zu fassen 8 ; jetzt, wo 9 die Nation in Trümmer gefallen war, wucherte 10 in ihr 11 der gelehrte 12 Kosmopolitismus und sehr bald war dessen Magnet Alexandria, wo die wissenschaftlichen Mittel und Sammlungen unerschöpflich waren.

IX. Hannibals Tod. Die Klientel 13 der römischen Gemeinde 14 umfafste jetzt die sämtlichen Staaten von ^ dem östlichen zu dem westlichen Ende 16 des Mittelmeeres; nirgends bestand 17 ein Staat, den man der Mühe wert 18 gehalten hätte zu 1

durch Adjectiva. 2 habilité à exploiter. 3 dans l'intérêt exclusif. 4 sans scrupule. 5 système financier. 6 puis8 sance financière. 7 mit continuer d'exister. recevoir. 9 10 11 12 alors que. mit naître. in ihr = y. savant. 13 15 16 protectorat. 14 république. depuis. l'extrémité. 17 exister. 18 = von dem die Römer glaubten etwas (rien) zu fürchten zu haben. Weyhe, Mueterstücke.

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fürchten. Aber noch lebte ein Mann, dem Rom diese seltene Ehre erwies 1 : der heimatlose 2 Karthager, der erst den ganzen Westen, alsdann den ganzen Osten gegen Rom in Waffçn gebracht hatte 3 . Antiochos hatte sich im Frieden 4 verpflichten müssen 5 , den Hannibal auszuliefern 6 ; allein derselbe war zuerst nach Kreta, dann nach Bithynien entronnen und lebte jetzt am Hofe des Königs Prusias, beschäftigt diesen in seinen Kriegen gegen Eumenes (Eumène) zu unterstützen und wie immer siegreich zu Wasser und zu Lande. Es wird behauptet 7 , dafs er auch den Prusias zum Kriege 8 gegen Rom habe reizen wollen; eine Thorheit 9 , die so, wie sie erzählt wird, sehr wenig glaublich klingt. Gewisser ist es, dafs Flaminius, der in seiner 10 unruhigen Eitelkeit nach neuen Zielen 11 für 12 grofse Thaten suchte, auf seine eigene Hand 13 es unternahm, wie 1 4 die Griechen von ihren Ketten, so Rom von Hannibal zu befreien. Prusias, der jämmerlichste 15 unter den Fürsten Asiens, war bereit, dem römischen Gesandten die Gunst zu erweisen, die derselbe mit halben Worten 16 erbat, und da 17 Hannibal sein Haus von Mördern umstellt 18 sah, nahm er Gift. Sein Todesjahr ist nicht gewifs; wahrscheinlich starb er in der zweiten Hälfte 19 des Jahres 571, sieben und sechzig Jahre alt. Als er geboren ward, stritt 20 Rom mit zweifelhaftem Erfolg 21 um 22 den Besitz von Sizilien ; er hatte gerade genug gelebt, um den Westen «vollständig unterworfen zu sehen, um noch selber seine letzte Römerschlacht gegen die Schiffe 1

2 3 4 faire. sans asile. soulever. par son traité. 6 7 avait été obligé de s'engager. livrer. on affirme. 8 9 10 Inf. eine Thorheit = c'est une folie. dfer in seiner 11 = dessen unruhige Eitelkeit. occasion ; Plur. 12 de 13 14 faire. de sa propre autorité. ein Satz : wie er be16 freit hatte. 15 pitoyable. en termes ambigus. 17 Partic. 18 entouré. 19 dernière partie. 20 lutter. 21 avec des succès inégaux. 22 pour. 5



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seiner römisch gewordenen 1 Vaterstadt zu schlagen 2 , um dann 8 zuschauen 4 zu müssen, w i e 5 Rom auch den Osten überwand, gleich wie der Sturm das führerlose 6 Schiff, und zu fühlen, dafs er allein imstande war, es zu lenken.

X, Scipios Tod. Um dieselbe Zeit, wahrscheinlich in demselben Jahre starb,auch der Mann, den die Römer seinen Uberwinder zu nennen pflegten, Publius Scipio. Ihn hatte das Glück mit allen den Erfolgen überschüttet 7 , die seinem Gegner 8 versagt geblieben 9 , mit Erfolgen, die ihm gehörten und nicht gehörten. Spanien, A f r i k a , Asien hatte er zum Reiche gebracht 1 0 und Rom, das er als die erste Gemeinde Italien's gefunden, war bei seinem Tode die Gebieterin 1 1 der civilisierten Welt. Er selbst hatte der Siegestitel so viele, dafs deren übrig blieben für seinen Bruder und seinen Vetter. Und doch verzehrte 1 2 auch er seine letzten Jahre in bitterem Gram und starb w e n i g über fünfzig Jahre alt in einer freiwilligen Verbannung m i t 1 3 dem Befehl an die Seinigen 1 4 , in der Vaterstadt, für die er gelebt

gewordenen: ein Satz. 2 livrer. 3 u n d er war end4 demeurer simple spectateur. 5 tandis lich gezwungen. 6 7 que. qui n'a personne pour le conduire. prodiguer qu. 9 übers, welche ch. ä quelqu'un. 8 antagoniste. es (das 10 ajouter ä. 1 1 maitresse. 12 verGlück) versagt hatte. 13 1 4 zehrte mit: passer. laissant. ses parents. 1



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seiner römisch gewordenen 1 Vaterstadt zu schlagen 2 , um dann 8 zuschauen 4 zu müssen, w i e 5 Rom auch den Osten überwand, gleich wie der Sturm das führerlose 6 Schiff, und zu fühlen, dafs er allein imstande war, es zu lenken.

X, Scipios Tod. Um dieselbe Zeit, wahrscheinlich in demselben Jahre starb,auch der Mann, den die Römer seinen Uberwinder zu nennen pflegten, Publius Scipio. Ihn hatte das Glück mit allen den Erfolgen überschüttet 7 , die seinem Gegner 8 versagt geblieben 9 , mit Erfolgen, die ihm gehörten und nicht gehörten. Spanien, A f r i k a , Asien hatte er zum Reiche gebracht 1 0 und Rom, das er als die erste Gemeinde Italien's gefunden, war bei seinem Tode die Gebieterin 1 1 der civilisierten Welt. Er selbst hatte der Siegestitel so viele, dafs deren übrig blieben für seinen Bruder und seinen Vetter. Und doch verzehrte 1 2 auch er seine letzten Jahre in bitterem Gram und starb w e n i g über fünfzig Jahre alt in einer freiwilligen Verbannung m i t 1 3 dem Befehl an die Seinigen 1 4 , in der Vaterstadt, für die er gelebt

gewordenen: ein Satz. 2 livrer. 3 u n d er war end4 demeurer simple spectateur. 5 tandis lich gezwungen. 6 7 que. qui n'a personne pour le conduire. prodiguer qu. 9 übers, welche ch. ä quelqu'un. 8 antagoniste. es (das 10 ajouter ä. 1 1 maitresse. 12 verGlück) versagt hatte. 13 1 4 zehrte mit: passer. laissant. ses parents. 1



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hatte lind in der seine Ahnen ruhten 1 , seine Leiche 2 nicht beizusetzen. Es ist nicht genau bekannt 3 , was ihn aus der Stadt trieb. Die Anschuldigungen wegen 4 Bestechung und unterschlagener Gelder, die gegen ihn und mehr noch 5 gegen seinen Bruder Lucius gerichtet wurden, waren ohne Zweifel nichtige 6 Verläumdungen, die solche Verbitterungen nicht hinreichend 7 erklären, obwohl es charakteristisch für den Mann ist, dafs er seine Rechnungsbücher 8 , statt sich einfach aus ihnen zu rechtfertigen, im Angesicht 9 des Volkes und der Ankläger zerrifs und die Römer aufforderte 10 , ihn zum Tempel des Jupiter zu begleiten und den Jahrestag 1 1 seines Sieges bei Zama zu feiern. Das Volk liefs den Ankläger stehen 1 2 und folgte dem Scipio auf das Kapitol: aber es war dies der letzte schöne 13 Tag des hohen 1 4 Mannes. Sein stolzer Sinn 1 5 , seine Meinung 10 ein anderer 1 7 und besserer zu sein, als die übrigen Menschen, seine sehr entschiedene Familienpolitik 1 8 verletzten viele und nicht ohne Grund. Wie der echte 19 Stolz das Herz beschirmt, so legt es die Hoffart 20 jedem Schlag und jedem Nadelstich 2 1 blofs 22 und zerfrifst 2 3 auch den ursprünglich hochherzigen Sinn. 1

2 reposer. restes. 8 nicht bekannt = man weifs 4 6 nicht. de. surtout. 8 nichtige = reine. 7 „hinreichend" mit: suffire à c. inf. 8 livres de compte. 9 en présence de. 10 11 12 sommer. l'anniversaire. stehen lassen = laisser 13 14 15 16 là. glorieux. illustre. Sinn = Geist. idée. 17 18 anderer = überlegen. politique de népotisme. 19 bien 21 22 placé. 2 0 l'arrogance. sarcasme. legt blofs: laisse 23 exposé. corrompre.

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XI. König Perseus. Perseus trat die Regierung an ohne in Makedonien oder 2 bei 8 dem römischen Senat Widerspruch 4 zu finden. Er war ein stattlicher Mann, (un homme d'une stature majestueuse) in allen Leibesübungen 5 wohl erfahren 6 , im Lager aufgewachsen 7 und des Befehlens gewohnt, gleich seinem Vater herrisch 8 und nicht bedenklich 9 in der Wahl seiner Mittel. Philippos, schon als Knabe 1 0 König und in den ersten zwanzig Jahren seiner Herrschaft vom Glücke begleitet, war vom Schicksal verwöhnt 1 1 und verdorben worden; Perseus bestieg den Thron in seinem ein und dreifsigsten Jahr, und wie er schon als Knabe mitgenommen 1 2 worden war in den unglücklichen römischen 13 Krieg, wie er aufgewachsen 1 4 war im Druck 1 5 der Erniedrigung und in dem Gedanken 1 6 einer 17 nahen Wiedergeburt des Staates, so erbte er von seinem Vater mit dem Reich seine Drangsale, seine Erbitterung und seine Hoffnungen. In der That griff er 1 8 mit aller Entschlossenheit die Fortsetzung des väterlichen Werkes an und rüstete eifriger, als es vorher geschehen 19 war, zum Kriege gegen Rom; 1

2 3 4 prendre. soit . . . soit. dans. opposition. 6 7 8 exercices (m.) du corps. habile. élevé. im9 10 11 périeux. indifférent. étant encore enfant. gâté. 12 13 „mitgenommen" durch : participer à. = mit Rom. 14 15 16 grandir. bleibt unübers. conviction. 17 übers, dafs eine Wiedergeburt des Staates möglich wäre. 18 griff an: se dévouer à (mit aller Entschlossenheit: avec une détermination inflexible). 19 que jamais. 5



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für ihn kam noch 1 hinzu 2 , dafs es wahrlich nicht die Schuld 3 der Römer war, wenn er das makedonische Diadem 4 trug. Mit Stolz sah 5 die stolze makedonische Nation auf den Prinzen, den sie an der Spitze ihrer Jugend stehen 6 und fechten zu sehen gewohnt war; seine Landsleute und viele Hellenen aller Stämme meinten in ihm den rechten7 Feldherrn für den nahen 8 Befreiungskrieg gefunden zu haben. Aber er war nicht, was er schien; ihm fehlte 9 Philipps Genialität 10 und Philipps Spannkraft, die wahrhaft königlichen Eigenschaften, die das Glück verdunkelt, aber die reinigende 11 Macht12 der Not wieder zu Ehren 13 gebracht hatte. Philippos liefs die Dinge gehen 14 , aber wenn es galt 15 , fand er in sich die Kraft zu raschem und ernstlichem Handeln. Perseus spann 16 weite und feine 17 Pläne und verfolgte sie mit unermüdlicher Beharrlichkeit; aber wenn die Stunde 18 schlug 19 , erschrak 20 er vor seinem eigenen Werke. Wie es beschränkten 21 Naturen 22 eigen ist, ward ihm das Mittel zum Zweck; er häufte Schätze auf Schätze für den Römerkrieg, und als die Römer im Lande standen, vermochte er nicht von seinen Goldstücken sich zu trennen. Es ist bezeichnend, dafs nach der Niederlage der Vater zuerst eilte 23 , die kompromittierenden 24 Papiere in seinem Kabinet zu vernichten, 1

de plus. 2 kam hinzu : il était stimulé. 3 = dafs er 4 5 nicht verdankte. trône de Macédoine. regarder qn. 6 7 8 marcher. rechten = welchen sie bedurften. im9 10 11 minent. = er hatte nicht. génie. purifiant. 12 Macht = Einflufs. 13 gebracht: mit recouvrer tout son (leur) éclat = welche unter dem reinigenden Einflufs der 14 Not ihren Glanz wieder erlangt hatten. suivre leur 15 16 17 cours. il y a une occasion. imaginer. subtil. 18 19 20 Stunde = Augenblick. ankam. être effrayé. 21 étroit. 22 esprit. 23 se hâter. 24 qui auraient pu le compromettre.



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der Sohn dagegen seine Kassen nahm und sich einschiffte. Er war nicht geschaffen, ein Unternehmen zu leiten, das von Haus aus verloren 1 war, wenn nicht ein aufserordentlicher Mann es beseelte 2 .

XII. Bürgerkrieg in den Niederlanden, l. Unter allen niederländischen Städten, welche sich des bilderstürmerischen Aufruhrs 3 teilhaftig machten 4 , hatte die Regentin für die Stadt Yalenciennes in Hennegau (Hainaut) am meisten gezittert. In keiner von allen war die Partei der Calvinisten so mächtig, als in dieser, und der Geist des Aufruhrs, durch den sich die Provinz Hennegau v o r allen übrigen stets ausgezeichnet hatte, schien hier einheimisch zu wohnen 5. Die Nähe Frankreichs, dem es sowohl durch Sprache als durch Sitten noch weit näher 6 als den Niederlanden angehörte, w a r Ursache gewesen, dafs man diese Stadt von jeher mit gröfserer Gelindigkeit 7 , aber auch mit mehr Vorsicht regierte, wodurch sie nur desto mehr ihre Wichtigkeit fühlen lernte. Daher war unter allen niederländischen Städten Valenciennes die erste, welcher die Regentin eine verstärkte Besatzung zu1 désespéré. 2 = die Seele 3 la desselben wurde. 4 prendre 5 élire domicile. révolte iconoclaste. part à. 6 noch weit näher = beaucoup plus. 7 douceur.



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der Sohn dagegen seine Kassen nahm und sich einschiffte. Er war nicht geschaffen, ein Unternehmen zu leiten, das von Haus aus verloren 1 war, wenn nicht ein aufserordentlicher Mann es beseelte 2 .

XII. Bürgerkrieg in den Niederlanden, l. Unter allen niederländischen Städten, welche sich des bilderstürmerischen Aufruhrs 3 teilhaftig machten 4 , hatte die Regentin für die Stadt Yalenciennes in Hennegau (Hainaut) am meisten gezittert. In keiner von allen war die Partei der Calvinisten so mächtig, als in dieser, und der Geist des Aufruhrs, durch den sich die Provinz Hennegau v o r allen übrigen stets ausgezeichnet hatte, schien hier einheimisch zu wohnen 5. Die Nähe Frankreichs, dem es sowohl durch Sprache als durch Sitten noch weit näher 6 als den Niederlanden angehörte, w a r Ursache gewesen, dafs man diese Stadt von jeher mit gröfserer Gelindigkeit 7 , aber auch mit mehr Vorsicht regierte, wodurch sie nur desto mehr ihre Wichtigkeit fühlen lernte. Daher war unter allen niederländischen Städten Valenciennes die erste, welcher die Regentin eine verstärkte Besatzung zu1 désespéré. 2 = die Seele 3 la desselben wurde. 4 prendre 5 élire domicile. révolte iconoclaste. part à. 6 noch weit näher = beaucoup plus. 7 douceur.



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dachte 1 , sobald sie in die Verfassung gesetzt war 2, sie ihr zu geben. Philipp von Noirearmes, Herr von St. Aldegonde, Statthalter von Hennegau an der Stelle des abwesenden Marquis von Bergen, hatte diesen Auftrag erhalten und erschien an der Spitze eines Kriegsheeres vor ihren Mauern. Aus der Stadt kamen ihm von Seiten des Magistrats Deputierte entgegen, sich die Besatzung zu verbitten 3 , weil die protestantische Bürgerschaft, als der überlegene 4 Teil, sich dawider erklärt habe. Noirearmes machte ihnen den Willen der Regentin kund 5 und liefs sie zwischen Besatzung und Belagerung wählen. Mehr als vier Schwadronen Reiter und sechs Kompagnien Fufsvolk sollten der Stadt nicht aufgedrungen werden; darüber 6 wolle er ihr seinen eigenen Sohn als Geisel geben. Als diese Bedingungen dem Magistrate 7 vorgelegt wurden, der für sich sehr geneigt war, sie anzunehmen, erschien der Prediger Peregrine le Grange an der Spitze seines Anhangs, der Apostel und Abgott 8 seines Volks, dem es darum zu thun 9 sein mufste, eine Unterwerfung zu verhindern, von der er das Opfer werden würde, und überredete das Volk die Bedingungen auszuschlagen. Als man Noirearmes diese Antwort zurückbringt 10 , läfst er die Gesandten, gegen alle Gesetze des Völkerrechts 11 , in Fesseln schlagen 12 und führt sie gefangen mit sich fort 13 , doch mufs er sie, auf der Regentin Geheifs, bald wieder frei geben 14 . Die Regentin, durch geheime Befehle aus Madrid zu möglichster 15 Schonung 16 angehalten, läfst sie noch mehrmals auffordern 17 , die ihr zugedachte Garnison einzu1

destiner. 2 se trouver en mesure. 3 s'excuser de recevoir. 4 fort. 5 notifier. 6 pour garantir sa parole. 7 les magistrats. 8 l'idole. 9 zu übers, mit nécessairement intéressé. 10 rapporter. 11 droit des gens. 12 mettre aux fers. 13 emmener. 14 relâcher. 15 = grösfter. 16 ménagement im Plur. 17 sommer.

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nehmen; da sie aber hartnäckig auf ihrer Weigerung besteht 1 , so wird sie durch eine öffentliche Akte für eine Rebellin erklärt und Noircarmes erhält Befehl, sie förmlich zu belagern. Allen übrigen Provinzen wird verboten, dieser aufrührerischen Stadt mit Rat, Geld oder Waffen beizustehen. Alle ihre Güter sind dem Fiscus zugesprochen 2 . Um ihr den Krieg zu zeigen, ehe er ihn wirklich anfing, und zu vernünftigem 3 Nachdenken 4 Zeit zulassen, zog Noircarmes aus ganz Hennegau und Cambrai Truppen zusammen, nahm St. Amand in Besitz 5 und legte Garnison® in alle nächstliegenden Plätze. Das Verfahren gegen Valenciennes liefs alle übrigen Städte, die in gleichem Falle waren, auf das Schicksal schliefsen, welches ihnen selbst zugedacht 7 war, und setzte sogleich den ganzen Bund in Bewegung. Ein geusisches Heer zwischen d r e i - u n d 8 viertausend Mann, das aus landflüchtigem Gesindel 9 und den übrig gebliebenen Rotten der Bilderstürmer in der Eile zusammengerafft 1 0 worden, erscheint in dem Gebiete von Tournai und Lille, um sich dieser beiden Städte zu versichern und den Feind vor Valenciennes zu beunruhigen. Der Gouverneur von Lille hat das Glück ein Detachement davon, das im Einverständnis mit den Protestanten dieser Stadt einen Anschlag gemacht hat, sich ihrer zu bemächtigen, in die Flucht zu schlagen und seine Stadt zu behaupten 11 . Zu der nämlichen Zeit wird das geusische Heer, das bei Launoy unnütz die Zeit verdirbt, von Noircarmes überfallen und beinahe ganz aufgerieben. Die Wenigen, die sich mit verzweifelter Tapferkeit durchgeschlagen 12 , werfen sich in die Stadt Tournai, die von dem Sieger sogleich aufgefordert wird, ihre Thore zu öffnen und Besatzung einzu1

2 3 4 persister. adjuger. sage. réflexion; Plur. 6 7 prendre possession de. mettre garnison. réserver. 8 9 10 de trois à quatre. populace fugitive. ramasser. 11 sauver, übers, und er behauptete. 12 se frayer un passage.

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nehmen. Ihr schneller Gehorsam bereitet 1 ihr ein leichteres 2 Schicksal. Noircarmes begnügt sich, das protestantische Consistorium darin aufzuheben 3 , die Prediger zu verweisen, die Aufrührer der Rebellen zur Strafe zu ziehen und den katholischen Gottesdienst 4 , den er beinahe ganz unterdrückt findet, wiederherzustellen. Nachdem er ihr einen sicheren Katholiken zum Gouverneur gegeben und eine hinreichende Besatzung darin zurückgelassen, rückt er mit seinem siegenden Heer wieder vor Valenciennes, um die Belagerung fortzusetzen.

2. Diese Stadt, auf ihre Befestigung trotzig, schickte sich lebhaft zur Verteidigung an 5 , fest entschlossen, es a u f s Äufserste kommen zu lassen. Man hatte nicht versäumt 6 , sich mit Kriegsmunition und Lebensmitteln auf eine lange Belagerung zu versehen; alles, was nur die Waffen tragen konnte, die Handwerker selbst nicht ausgeschlossen 7 , wurde Soldat ; die Häuser vor der Stadt, und vorzüglich die Klöster, rifs man nieder, damit der Belagerer sich ihrer nicht gegen die Stadt bediente. Die wenigen 8 Anhänger der Krone schwiegen von der Menge unterdrückt. Kein Katholik durfte es wagen, sich zu rühren. Anarchie und Aufruhr waren an die Stelle 9 der guten Ordnung getreten 9 , und der Fanatismus eines tollkühnen Priesters gab Gesetze. Die Mannschaft 1 0 war zahlreich, ihr Mut verzweifelt, fest ihr Vertrauen auf Entsatz 1 1 und ihr Hafs gegen die katholische Religion a u f s Äufserste gestiegen 12 . Viele hatten keine Gnade zu erwarten, alle verabscheuten das gemein1

préparer. 2 doux. 3 abolir. 4 culte. 5 se préparer. 7 négliger. sans excepter. 8 le petit nombre. 9 rempla10 cer. les combattants. 1 1 secours. 1 2 porté à l'extrême. 6



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schaftliche Joch einer befehlshaberischen 1 Besatzung. Noch einmal versuchte es Noircarmes, dessen Heer durch die Hilfsvölker, welche 2 ihm von allen Orten her zuströmten 2 , furchtbar gewachsen und mit allen Erfordernissen 3 einer langen Blockade reichlich versehen war, die Stadt durch Güte z u b e w e g e n 4 , aber vergebens. Er liefs also die Laufgräben eröffnen 5 und schickte sich an, die Stadt einzuschliefsen. Die Lage der Protestanten hatte sich unterdessen in eben dem Grade verschlimmert, als die Regentin zu Kräften gekommen war. Der Bund des Adels war allmählich bis auf den dritten T e i l 8 geschmolzen 7 . Einige seiner wichtigsten Beschützer, wie der Graf von Egmont, waren wieder zu dem Könige übergegangen 8 , die Geldbeiträge 9 , worauf man so sicher gerechnet hatte, fielen sehr sparsam aus 10 . Der Eifer der Partei fing an merklich zu erkalten, und mit der gelinden 1 1 Jahreszeit mufsten nun auch die öffentlichen Predigten aufhören 12 , die ihn bis jetzt in Übung erhalten 13 hatten. Alles dies zusammen bewog die unterliegende Partei, ihre Forderungen mäfsiger einzurichten 14 und, ehe sie das Äufserste wagte 1 5 , alle unschuldigen Mittel vorher zu versuchen. In einer Generalsynode der Protestanten, die zu dem Ende in Antwerpen gehalten wird, und welcher auch einige von den Verbündeten beiwohnen, wird beschlossen, an die Regentin zu deputieren, ihr dieser Wortbrüchigkeit 16 wegen Vorstellungen zu thun und sie an ihren Vertrag zu erinnern. Brederode übernimmt diesen Auftrag 17 , mufs sich aber auf eine harte und schimpfliche Art abgewiesen und von Brüssel 1

impérieux. 2 affluant. 3 Erfordernisse = nötige Dinge. 5 gagner. ouvrir la tranchée. 8 le tiers. 7 se réduire. 8 9 10 revenir. contribution. produire fort peu. 11 beau. 12 13 14 finir. entretenir. modérer. 15 risquer des mesures 16 extrêmes. manque de foi. 17 commission. 4

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selbst ausgeschlossen sehen. Er nimmt seine Zuflucht zu einem schriftlichen Aufsatze, worin er sich im Namen des ganzen Bundes beklagt, dafs ihn die Herzogin im Angesicht aller Protestanten, die auf des Bundes Bürgschaft die Waffen niedergelegt 1 , durch ihre Wortbrüchigkeit Lügen strafe, und alles, was die Verbündeten gutes gestiftet, durch Zurücknahme 2 ihrer Bewilligungen 3 wieder zunichte mache, dafs sie den Bund in den Augen des Volkes herabzuwürdigen 4 gesucht, Zwietracht unter seinen Gliedern erregt und viele von ihnen als Verbrecher habe verfolgen lassen. Er lag ihr an, ihre neuen Verordnungen zu widerrufen, durch welche den Protestanten ihre freie Eeligionsübung benommen sei, vor allen Dingen aber die Belagerung von Valenciennes aufzuheben 5 , die neugeworbenen Truppen abzudanken, unter welcher Bedingung allein ihr der Bund für die allgemeine Ruhe Sicherheit leisten 6 könne.

3. Hierauf antwortete die Regentin in einem Tone, der von ihrer bisherigen 7 Mäfsigung sehr verschieden w a r : „Wer diese Verbündeten sind, die sich in dieser Schrift an mich wenden, ist mir in der That ein Geheimnis. Die Verbündeten, mit denen ich zu thun hatte 8 , sind, wie ich nicht anders weifs, aus einander gegangen. Alle wenigstens können an dieser Klageschrift nicht teil haben, denn ich selbst kenne viele, die in allen ihren Forderungen befriedigt 9 , zu ihren Pflichten zurückgetreten sind 1 0 . Wer es aber auch sei, der sich hier ohne F u g und Recht und ohne Namen an mich wendet, so hat er meinen Worten wenigstens eine sehr falsche Auslegung gegeben, wenn er daraus folgert, dafs ich den Protestanten Religionsfreiheit zugesichert habe. poser. 2 en révoquant. 3 concession. 4 déshonorer. lever. 6 garantir. 7 précédent. 8 avoir affaire. 9 satisfait sur. 10 rentrer dans le devoir. 1

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Niemand kann es unbekannt 1 sein, wie schwer es mir schon geworden 2 ist, die Predigten an den Orten zuzugeben, wo sie sich selbst eingeführt haben, und dieses kann doch wohl 3 nicht für eine bewilligte Glaubensfreiheit gelten 4 ? Mir hätte es einfallen sollen, diese gesetzwidrigen Consistorien in Schutz 5 zu nehmen, diesen Staat im Staate zu dulden? Ich hätte mich soweit 6 vergessen können, einer verwerflichen 7 Sekte diese gesetzliche Würde einzuräumen, alle Ordnung in der Kirche und in der Republik umzukehren 8 und meine heilige Religion so abscheulich zu lästern? Haltet euch an den, der euch diese Erlaubnis gegeben hat, mit mir aber müfst ihr nicht rechten 0 . Ihr beschuldigt mich, dafs ich den Vertrag verletzt habe, der euch Straflosigkeit und Sicherheit gewährte? Das Vergangene hab ich euch erlassen, nicht aber, was ihr künftig begehen würdet. Eure Bittschrift vom vorigen April sollte keinem von euch Nachteil bringen 10 , und das hat sie meines Wissens auch nicht gethan; aber wer 1 1 sich neuerdings gegen die Majestät des Königs vergangen, mag die Folgen seines Frevels tragen. Endlich, wie könnt ihr euch unterstehen 12 , mir einen Vertrag in Erinnerung zu bringen, den ihr zuerst gebrochen habt? Auf wessen Anstiften wurden die Kirchen geplündert, die Bilder der Heiligen gestürzt 13 und die Städte zur Rebellion hingerissen? Wer hat Bündnisse mit fremden Mächten errichtet, unerlaubte Werbungen angestellt 14 und von den Unterthanen des Königs gesetzwidrige Steuern eingetrieben? Deswegen habe ich Truppen zusammengezogen 15 , deswegen die Edikte geschärft. Wer mir anliegt 16 , die Waffen wieder 1

ignoré de. 2 être pénible. 3 doch wohl — sicherlich. passer pour. 5 übers, unter meinen Schutz. 6 au point de mit d. Inf. 7 abominable. 8 bouleverser. 9 contester 10 11 12 avec. nuire. quiconque. übers, wie wagt ihr. 13 14 15 renverser. ordonner. rassembler. 16 presser.

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niederzulegen, kann es nimmermehr gut mit seinem Vaterlande und dem Könige meinen und, wenn ihr euch selbst liebt, so sehet zu 1 , dafs ihr eure eigenen Handlungen entschuldigt, anstatt die meinigen zu richten" 2 . Alle Hoffnung der Verbündeten zu einer gütlichen Beilegung sank mit dieser hochtönenden 3 Erklärung. Ohne sich eines mächtigen Rückhalts 4 bewufst zu sein, konnte die Regentin eine solche Sprache nicht führen. Eine Armee stand im Felde, der Feind vor Valenciennes, der Kern des Bundes war abgefallen 5 , und die Regentin forderte eine unbedingte Unterwerfung. Ihre Sache war jetzt so schlimm 6 , dafs eine offenbare Widersetzung sie nicht schlimmer machen konnte. Lieferten sie sich ihrem aufgebrachten Herrn 7 wehrlos 8 in die Hände, so war ihr Untergang gewifs; aber der Weg der Waffen 9 konnte ihn wenigstens noch zweifelhaft machen, also wählten sie das Letzte 1 0 und fingen mit Ernst 1 1 an, zu ihrer Verteidigung zu schreiten 12 . Um sich ein Recht auf den Beistand der deutschen Protestanten zu erwerben, wollte Ludwig von Nassau die Städte Amsterdam, Antwerpen, Tournai und Valenciennes bereden, der Augsburgischen Confession beizutreten 13 und sich auf diese Weise enger an ihre Religion anzuschliefsen. Der Graf von Bergen befestigte seine Schlösser, Brederode warf sich mit einem kleinen Heer in seine feste Stadt 1 4 Viane an dem Leck, über welche er sich Souveränitätsrechte anmafste 1 5 und die er eilig in Verteidigungsstand setzte, um hier eine Verstärkung von dem Bunde und den Ausgang 1 6 von Nassau's Unterhandlungen abzuwarten. Die Fahne 1 7 des Krieges war nun 1

prendre soin de mit dem Inf. 2 juger. 3 übers, stolz. soutien. 5 se détacher. 6 aller mal. 7 souverain. 8 sans défense. 9 la voie des armes. 10 ce dernier parti. 11 ein Wort. 12 s'occuper de. 13 accéder. 14 place forte. 15 s'attribuer. 16 l'issue. 17 l'étendard.

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aufgesteckt, überall rührte man die Trommel; aller Orten sah man Truppen marschieren, wurde Geld eingetrieben 1 , wurden Soldaten geworben. Die Unterhändler 2 beider Teile begegneten sich oft in demselben Platze, und kaum hatten die Einnehmer und Werber der Regentin eine Stadt geräumt, so muíste sie von den Mäklern des Bundes dieselbe Gewaltthätigkeit leiden. 4.

Von Valenciennes richtete 8 die Regentin ihre Aufmerksamkeit auf Herzogenbusch (Bois-le-Duc), in welcher Stadt die Bilderstürmer neue Excesse begangen hatten, und die Partei der Protestanten zu einer starken Überlegenheit gelangt war. Um die Bürgerschaft auf einem friedlichen Wege 4 zur Annahme 5 einer Besatzung zu vermögen, schickte 6 sie den Kanzler Scheiff von Brabant mit einem Ratsherrn Merode von Petersheim, den sie zum Gouverneur der Stadt bestimmt hatte, als Gesandte dahin, welche sich auf eine gute Art 7 derselben versichern und der Bürgerschaft einen neuen Eid des Gehorsams abfordern sollten. Zugleich wurde der Graf von Megen, der in der Nähe mit einem Korps stand, befehligt, gegen die Stadt anzurücken 8 , um den Auftrag 9 beider Gesandten zu unterstützen 10 und sogleich Besatzung darein werfen 1 1 zu können. Aber Brederode, der in Viane Nachricht davon bekam, schickte eine seiner Kreaturen, einen gewissen Anton von Bomberg, der für einen braven Soldaten bekannt war, dahin, um den Mut seiner Partei in dieser Stadt aufzurichten 1 2 und die Anschläge der Regentin zu hintertreiben. Diesem 1

recueillir. 2 agent. 3 porter. 4 par des voies pacifiques. 5 árecevoir. 6 députer. 7 äl'amiable. 8 approcher de. 9 l a mission. 10 soutenir. 11 jeter. 1 2 relever.

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Bomberg gelang es 1 , die Briefe, welche der Kanzler von der Herzogin mitgebracht, in seine Gewalt zu bekommen 2 und falsche unterzuschieben 3 , die durch ihre harte und gebieterische 4 Sprache die Bürgerschaft aufbrachten. Zugleich wufste er die beiden Gesandten der Herzogin in Verdacht zu bringen 5 , als ob sie schlimme Anschläge auf die Stadt hätten, welches ihm so gut bei dem Pöbel glückte, dafs dieser sich in toller Wut an den Gesandten selbst vergriff und sie gefangen setzte 6 . Er selbst stellte sich an der Spitze von achthundert Mann, die ihn zu ihrem Anführer gemacht, dem Grafen von Megen entgegen, der in Schlachtordnung gegen die Stadt anrückte, und empfing ihn mit grobem Geschütz 7 so übel, dafs Megen unverricbteter Dinge 8 zurückweichen 9 mufste. Die Regentin liefs nachher ihre Gesandten durch einen Gerichtsdiener zurückfordern 10 und im Weigerungsfall 11 mit einer Belagerung drohen, aber Bomberg besetzte mit seinem Anhang das Bathaus und zwang den .Magistrat12, ihm die Schlüssel der Stadt auszuliefern. Der Gerichtsdiener wurde mit Spott abgewiesen 13 und der Regentin durch ihn geantwortet, dafs man es auf Brederode's Befehl würde ankommen lassen, was mit den Gefangenen zu verfügen 14 sei. Der Herold, der aufsen vor der Stadt hielt, erschien nunmehr, ihr den Krieg anzukündigen, welches aber der Kanzler noch hintertrieb 15 . Nach dem vereitelten Versuche auf Herzogenbusch, warf sich der Graf von Megen in Utrecht, um einem Anschlag zuvorzukommen, den Graf Brederode auf eben diese Stadt ausführen wollte. Diese, welche von dem Heere der 1

parvenir. 2 s'emparer. 3 substituer. 4 impérieux. rendre suspects. 6 retenir prisonnier. 7 la grosse artillerie, s — ohne etwas (rien) gethan zuhaben. 9 se retirer, " r é clamer. 11 en cas de refus. 12 les magistrats. 13 renvoyer. 14 = machen. 15 empêcher. 5



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Verbündeten, das nicht weit davon bei Viane kampierte, viel zu leiden hatte, nahm ihn mit offenen Armen 1 als ihren Beschützer auf und bequemte sich 2 zu allen Veränderungen, die er in ihrem Gottesdienste machte. Er liefs dann sogleich an dem Ufer des Leck eine Schanze 3 aufwerfen 4 , von wo aus er Viane bestreichen konnte. Brederode, der nicht Lust hatte 5 ihn in dieser Stadt zu erwarten, verliefs mit dem besten Teil seines Heeres diesen Waffenplatz und eilte 6 nach Amsterdam. 5. So unnütz auch 7 der Prinz von Oranien während dieser Bewegungen in Antwerpen seine Zeit zu verlieren schien, so 8 geschäftig war er in dieser anscheinenden Ruhe. Auf sein Angeben 9 hatte der Bund geworben 10 und Brederode seine Schlösser befestigt, wozu er ihm selbst drei Kanonen schenkte, die er zu Utrecht hatte giefsen lassen. Sein Auge wachte über alle Bewegungen des Hofes, und der Bund wurde durch ihn vor jedem Anschlag gewarnt 11 , der auf diese oder jene 1 2 Stadt gemacht wurde. Aber seine Hauptangelegenheit schien zu sein, die vornehmsten Plätze seiner Statthalterschaft 13 in seine Gewalt zu bekommen14,* zu welchem Ende 15 er Brederode's Anschlag 16 auf Utrecht und Amsterdam im Stillen nach allen Kräften zu befördern 17 gesucht hatte. Der wichtigste Platz 18 war die seeländische Insel Walchern, wo man eine Landung des Königs vermutete, 1

à bras ouverts. 2 s'accommoder. 3 la redoute. 4 élever. avoir envie. 6 courir. 7 bien que. 8 übers, er war darum nicht weniger geschäftig. 9 sur ses avis. 10 faire 11 12 13 des levées. avertir. tel ou tel. gouvernement. 14 15 16 17 avoir. à cet effet. entreprise. favoriser. 18 le poste. Weyhe, Musterstücke. 6 5



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und diese zu überrumpeln 1 wurde jetzt ein Anschlag von ihm entworfen (mit dem Activum), dessen Ausführung 2 einer aus dem verbündeten Adel, ein vertrauter 3 Freund des Prinzen von Oranien, Johann von Marnix, Herr 4 von Thoulouse, Philipp's von St. Aldegonde Bruder, über sich nahm 5 . Thoulouse unterhielt mit dem gewesenen Amtmann von Middelburg, Peter Haak, ein geheimes Verständnis 6, welches ihm Gelegenheit verschaffen sollte, in Middelburg und Yliefsingen (Flissingue) Besatzung zu werfen, aber die Werbung, welche für dieses Unternehmen in Antwerpen angestellt wurde, konnte so still nicht vor sich gehen, dafs der Magistrat nicht Verdacht schöpfte. Um nun diesen zu beruhigen und seinen Anschlag zugleich zu befördern 7 , liefs der Prinz allen fremden Soldaten und anderen Ausländern 8 , die nicht in Diensten des Staates wären, oder sonst Geschäfte trieben, öffentlich durch den Herold verkündigen, dafs sie ungesäumt die Stadt räumen sollten. Er hätte sich, sagen seine Gegner, durch Schliefsung der Thore aller dieser verdächtigen Soldaten leicht bemächtigen können, aber e r j a g t e sie aus der Stadt, um sie desto schneller an den Ort ihrer Bestimmung 9 zu treiben 10 . Sie wurden dann sogleich auf der Scheide eingeschifft und bis vor Rammekens gefahren 11 , da man aber durch das Marktschiff von Antwerpen, welches kurz vor ihnen einlief, in Vliefsingen schon vor ihrem Anschlage gewarnt 1 2 war, so versagte man ihnen hier den Eingang in den Hafen. Die nämliche Schwierigkeit fanden sie bei Arnemuiden, unweit Middelburg, in welcher Stadt sich die Unkatholischen vergebens bemühten, zu ihrem Vorteil 13 einen Aufstand zu erregen. Thoulouse liefs also unverrichteter Dinge seine 1

2 surprendre. Inf. 3 fidèle. 4 wie zu übersetzen? 6 7 entreprendre. des intelligences secrètes. favoriser. 8 übers, allen Fremden, Soldaten und anderen, «destination. 10 pousser. 11 transporter. 12 prévenir. 13 en leur faveur 5

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Schiffe drehen und segelte wieder rückwärts die Scheide bis nach Osterweel, eine Viertelmeile von Antwerpen hinunter, wo er sein Volk 1 aussetzte 2 und am Ufer ein Lager schlug, des Vorsatzes, sich hier von Antwerpen aus zu verstärken, und den Mut seiner Partei, die von dem Magistrat unterdrückt wurde, durch seine Nähe 3 frisch zu erhalten 4 . Durch Vorschub 5 der reformierten Geistlichen, die in der Stadt Werbersdienste für ihn verrichteten, wuchs mit jedem Tage 6 sein kleines Heer, so dafs er zuletzt anfing 7 den Autwerpern fürchterlich zu werden, deren ganzes Gebiet er verwüstete. Der aufgebrachte Magistrat wollte ihn hier mit der Stadtmiliz Uberfallen lassen, welches aber der Prinz von Oranien unter dem Vorwande, dafs man die Stadt jetzt nicht von Soldaten entblöfsen dürfe, zu verhindern wufste.

6. Unterdessen hatte die Regentin in der Eile ein kleines Heer gegen ihn aufgebracht 8 , welches unter Anführung 9 Philipp's von Launoy in starken Märschen von Brüssel aus gegen ihn anrückte. Zugleich wufste der Graf von Megen das geusische Heer bei Viane so gut einzuschliefsen 10 und zu beschäftigen, dafs es weder von diesen Bewegungen hören noch seinen Bundesverwandten zu Hilfe eilen konnte. Launoy überfiel die zerstreuten 11 Haufen 12 , welche auf Plünderung ausgegangen 1 3 waren, unversehens und richtete sie in einem schrecklichen Blutbade zu Grunde. Thoulouse warf sich mit dem Uberrest seiner Truppen in ein Landhaus, das ihm zum Hauptquartier gedient hatte, und 1

monde. 2 débarquer. 3 voisinage. 4 soutenir/ 5 avec l'assistance. 6 de jour en jour. 7 finir par. 8 rassembler. 9 10 11 12 sous les ordres. envelopper. dispersé. bande. 13 sortir pour.



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wehrte sich lange mit dem Mute eines Verzweifelnden, bis Launoy, der ihn auf keine andere Art herauszutreiben vermochte, Feuer in das Haus werfen liefs. Die Wenigen, welche dem Feuer entkamen, stürzten in das Schwert des Feindes oder fanden in der Scheide ihren Tod. Thoulouse selbst wollte lieber in den Flammen sterben, als in die Hände des Siegers fallen. Dieser Sieg, der über tausend von den Feinden aufrieb, war für den Uberwinder wohlfeil 1 genug erkauft, denn ervermifste 2 nicht mehr als zwei Mann in seinem ganzen Heere. Dreihundert, welche sich lebendig ergaben, wurden, weil man von Antwerpen aus einen Ausfall befürchtete, ohne Barmherzigkeit sogleich niedergestochen. Ehe die Schlacht anging, ahnte 3 man in Antwerpen nichts von dem Angriffe. Der Prinz von Oranien, welcher frühzeitig davon benachrichtigt worden war, hatte die Vorsicht gebraucht 4 , die Brücke, welche die Stadt mit Osterweel verbindet, den Tag zuvor abbrechen zu lassen 5 , damit, wie er vorgab 6 , die Calvinisten der Stadt nicht versucht werden möchten, sich zu dem Heere des Thoulouse zu schlagen, wahrscheinlicher aber, damit die Katholiken dem geusischen Feldherrn nicht [in den Kücken fielen7, oder auch Launoy, wenn er Sieger würde 8 , nicht in die Stadt eindränge 9 . Aus eben diesem Grunde wurden auf seinen Befehl auch die Thore verschlossen, und die Einwohner, welche von allen diesen Anstalten 1 0 nichts begriffen, schwebten ungewifs zwischen Neugierde und Furcht, bis der Schall 1 1 des Geschützes 12 vonOsterweel her ihnen ankündigte, was dort vorgehen mochte. Mit lärmendem Gedränge 1 3 rennt jetzt alles nach den Wällen und auf die 1

coûter cher mit der Negation. 2 perdre. 3 se douter. avoir. 5 faire rompre. 6 disait-il. 7 tomber sur les derrières. 8 être. 9 se jeter. 10 à toutes ces mesures. 11 bruit. 12 artillerie. 13 en tumulte. 4



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Mauern, wo sieb ihnen, als der Wind den Pulvergeruch von den schlagenden Heeren zerteilte, das ganze Schauspiel einer Schlacht darbietet. Beide Heere waren der Stadt so nahe, dafs man ihre Fahnen unterscheiden und die Stimme der Überwinder wie der Überwundenen deutlich erkennen konnte. Schrecklicher als selbst die Schlacht war der Anblick 1 , den diese Stadt jetzt gab 2 . Jedes von den schlagenden Heeren hatte seinen Anhang 8 und seinen Feind auf den Mauern. Alles, was unten 4 vorging, erweckte hier oben Frohlocken 5 und Entsetzen; der Ausgang des Treffens schien das Schicksal jedes Zuschauers zu entscheiden. Jede Bewegung auf dem Schlachtfelde konnte man in den Gesichtern der Antwerper abgemalt lesen; Niederlage und Triumph, das Schrecken der Unterliegenden, die Wuth der Sieger. Hier ein schmerzhaftes, eitles Bestreben 6 , den Sinkenden zu halten, den Fliehenden zum Stehen zu bewegen; dort eine gleich 7 vergebliche Begier, ihn einzuholen8, ihn aufzureiben, zu vertilgen. Jetzt fliehen die Geusen und zehntausend glückliche Menschen sind gemacht; Thoulouse's letzter Zufluchtsort 9 steht in Flammen, und zwanzigtausend Bürger von Antwerpen sterben den Feuertod mit ihm.

Aber bald macht die Erstarrung 1 0 des ersten Schreckens der wütenden Begierde zu helfen, der Rache Platz 1 1 . Laut schreiend 12 , die Hände ringend und mit aufgelöstem Haar 1 3 stürzt die Witwe des geschlagenen Feldherrn durch die Haufen, um Rache, um Erbarmen zu flehen14. Aufgereizt spectacle. 2 présenter. 3 partisans. 4 là-bas. 5 l'allégresse. 6 effort. 7 également. 8 atteindre. 9 le refuge. 10 stupeur. 11 place. 12 poussant de grands cris. 13 Accus. 14 implorer. 1



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von Hermann, ihrem Apostel, greifen die Calvinisten zu den Waffen, entschlossen ihre Brüder zu rächen oder mit ihnen umzukommen ; gedankenlos \ ohne Plan, ohne Führer, durch nichts als 2 ihren Schmerz, ihren Wahnsinn geleitet, stürzen sie dem roten Thore zu, das zum Schlachtfelde hinausführt, aber kein Ausweg, das Thor ist gesperrt 3 , und die vordersten 4 Haufen werfen sich auf die hintersten 5 zurück. Tausend sammeln sich zu Tausenden, auf der Meerbrücke entsteht 6 ein schreckliches Gedränge 7 . Wir sind verraten, wir sind gefangen, schreien alle. Ein dumpfes aufruhrverkündendes Murmeln durchläuft den ganzen Haufen. Jetzt glaubt man über das Vergangene Licht zu haben 8 und fürchtet etwas noch Schlimmeres im Hinterhalte; ein schreckliches Mifstrauen bemächtigt sich aller Gemüter. Jede Partei fürchtet von der anderen 9 , jeder sieht in seinem Nachbar seinen Feind; das Geheimnis 10 vermehrt diese Furcht, dieses Entsetzen, ein schrecklicher Zustand 1 1 für eine so menschenreiche Stadt, wo jeder zufällige Zusammenlauf sogleich zum Tumulte, jeder hingeworfene 1 2 Einfall 1 8 zum Gerüchte, jeder kleine Funken zur lohen 14 Flamme 1 4 wird, und durch die starke 1 5 Reibung 1 5 sich alle Leidenschaften heftiger entzünden. Alles, was reformiert heifst, kommt auf dieses Gerücht in Bewegung. Fünfzehntausend von dieser Partei setzen sich in den Besitz der Meerbrücke und pflanzen schweres Geschütz auf dieselbe, das gewaltsam aus dem Zeughause genommen 16 wird; auf einer anderen Brücke geschieht dasselbe; ihre Menge macht sie furchtbar, die Stadt ist in ihren Händen; 1

2 sans réflexion. uniquement. 3 fermé. 4 avancé. 6 les derniers venus. se presse. 7 — Menge. 8 être éclairé. 9 10 11 Accus. mystère. situation. 12 jeté au hasard. 13 pa14 15 role. l'incendie. durch zwei Substantive zu übers. 16 enlever. 5

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um einer eingebildeten 1 Gefahr zu entgehen, führen 2 sie ganz Antwerpen an den Rand des Verderbens 3 . Gleich beim Anfange des Tumultes war der Prinz von Oranien der Meerbrücke zugeeilt, wo er sich herzhaft durch 4 die wütenden Haufen schlug 5 , Friede gebot und um Gehör flehte. Auf der anderen Brücke versuchte der Graf von Hoogstraaten, von dem Bürgermeister Strahlen begleitet, dasselbe; weil es ihm aber sowohl an Ansehen als an Beredsamkeit mangelte, so wies® er den tollen Haufen, der ihm selbst zu mächtig wurde, an den Prinzen, auf welchen jetzt ganz Antwerpen heranstürmte. Das Thor, suchte er ihnen begreiflich zu machen 7 , wäre aus keiner 8 anderen Ursache geschlossen worden, als um den Sieger, wer er auch sei, von der Stadt abzuhalten, die sonst 9 ein Raub 1 0 der Soldaten würde geworden sein. Umsonst, die rasenden Rotten hören ihn nicht, und einer der verwegensten darunter wagt es sogar, sein Feuergewehr auf ihn anzuschlagen und ihn einen Verräter zu schelten. Mit turnultuarischem Geschrei fordern sie ihm die Schlüssel zum roten Thore ab, die er sich endlich gezwungen sieht, in die Hand des Predigers Hermann zu geben. Aber, setzte er mit glücklicher Geistesgegenwart hinzu, sie sollten zusehen 11 , was sie thäten, in der Vorstadt warteten 1 2 sechshundert feindliche Reiter, sie zu empfangen. Diese Erfindung, welche Not und Angst ihm eingaben 1 3 , war von der Wahrheit nicht so sehr entfernt, als er vielleicht selbst glauben mochte; denn der siegende Feldherr hatte nicht sobald den Tumult in Antwerpen vernommen, als er seine ganze Reiterei aufsitzen liefs 14 , um unter Vergünstigung 1

3 imaginaire. 2 entraîner. übers. Abgrundes. 4 à 5 6 7 travers. se jeter. adresser. faire comprendre. 8 zu 9 übers, mit: uniquement.. sans cela. 10 la proie. 11 pren12 13 dre garde, Imperat. sont postés. inspirer. 14 faire monter à cheval.



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desselben in die Stadt einzubrechen. Ich wenigstens, fuhr der Prinz von Oranien fort, werde mich bei Zeiten in Sicherheit bringen und Reue wird sich derjenige ersparen, der meinem Beispiel folgt. Diese Worte, zu ihrer Z e i t 1 gesagt und zugleich von frischer That begleitet, waren von Wirkung 2 . Die ihm zunächst 3 standen, folgten, und so die Nächsten an diesen wieder, dafs endlich die Wenigen, die schon vorausgeeilt, als sie niemand nachkommen 4 sahen, die L u s t 5 verloren, es mit den sechshundert Reitern allein aufzunehmen 8 .

8. Der Stadt Antwerpen drohte 7 jetzt das schrecklichste Blutbad und eine gänzliche Plünderung. In dieser dringenden N o t 8 versammelt Oranien einen aufserordentlichen Senat, wozu die rechtschaffensten Bürger aus den vier Nationen gezogen werden 9 . Wenn man den Ubermut der Calvinisten niederschlagen 1 0 wolle, sagte er, so müsse man ebenfalls ein Heer gegen sie aufstellen, das bereit sei, sie zu empfangen. Es wurde also beschlossen, die katholischen Einwohner der Stadt, Inländer, Italiener und Spanier eilig unter die Waffen zu bringen und womöglich auch die Lutheraner noch z u 1 1 der Partei zu ziehen 1 2 . Die Herrschsucht 1 3 der Calvinisten, die, auf ihren Reichtum stolz und trotzig auf ihre überwiegende Anzahl, jeder anderen Religionspartei mit Verachtung begegneten 1 4 , hatte schon längst die Lutheraner zu ihren Feinden gemacht. Von dieser gegenseitigen Eifer-

propos. 2 übers, hatten ihre Wirkung. 3 les plus 6 combattre. près de lui. 4 übers, nach ihnen. 5 l'envie. 7 übers, war bedroht von. 8 danger. 9 appeler. 10 abattre. 1 1 dans. 12 attirer. 13 l'esprit 14 traiter dominateur. avec mépris.

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sucht hatte der Magistrat den wesentlichen 1 Nutzen 2 gezogen, eine Partei durch die andere, vorzüglich aber die Reformierten, zu beschränken 3 , von deren Wachstum das meiste zu fürchten war. Aus diesem Grunde hatte er die Lutheraner, als den schwächern Teil und die Friedfertigsten von beiden, stillschweigend 4 in seinen Schutz genommen und ihnen sogar geistliche 5 Lehrer 8 aus Deutschland verschrieben 7 , die jenen wechselseitigen Hafs durch Controverspredigten 8 in steter Übung erhalten 9 mufsten. Die Lutheraner liefs er in dem Wahn, dafs der König von ihrem Religionsbekenntnis billiger 10 denke 1 1 und ermahnte sie, j a ihre gute Sache nicht durch ein Verständnis 1 2 mit den Reformierten zu beflecken 13 . Es hielt also nicht gar schwer, zwischen den Katholiken und Lutheranern eine Vereinigung für den Augenblick zu stände zu bringen 14 , da es darauf ankam, so verhafste Nebenbuhler zu unterdrücken. Mit Anbruch des Tages stellte sich den Calvinisten. ein Heer entgegen, das dem ihrigen weit überlegen war. An der Spitze dieses Heeres fing die Beredsamkeit Oraniens an, eine weit gröfsere Kraft zu gewinnen und einen weit leichteren Eingang zu finden. Die Calvinisten, obgleich im Besitze der Waffen und des Geschützes, durch die überlegene Anzahl ihrer Feinde in Schrecken gesetzt, machten den Anfang, Gesandte zu schicken und einen friedlichen Vergleich anzutragen, der durch Oraniens Kunst 1 5 zu allgemeiner Zufriedenheit geschlossen ward. Sogleich nach Bekanntmachung desselben 16 legten die Spanier und Italiener in der Stadt ihre Waffen nieder. Ihnen

1

2 3 4 essentiel. l'avantage. contenir. sans bruit. 6 7 ecclésiastique. docteur. = kommen lassen. 8 sermon polémique. 9 tenir en haleine. 10 favorablement. 11 juger. 12 intelligence. 13 gâter. 14 opérer. 15 l'adresse. 16 durch einen Satz. 5

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folgten die Reformierten, und diesen die Katholiken; am allerletzten thaten es die Lutheraner. Zwei Tage und zwei Nächte hatte Antwerpen in diesem fürchterlichen Zustande verharrt 1 . Schon waren von den Katholiken Pulvertonnen unter die Meerbrücke gebracht, um das ganze Heer der Reformierten, das sie besetzt hatte, in die Luft zu sprengen; eben das war an anderen Orten von den letzteren gegen die Katholiken geschehen. Der Untergang der Stadt hing an einem einzigen Augenblick und Oraniens Besonnenheit 2 war es, was ihn verhütete 3. Noch lag Noircarmes mit seinem Heere Wallonen vor Valenciennes, das in festem Vertrauen 4 auf geusischen Schutz gegen alle Vorstellungen der Regentin fortfuhr, unbeweglich 3 zu bleiben und jeden Gedanken 6 von Übergabe zu verwerfen. Ein ausdrücklicher Befehl des Hofes verbot dem feindlichen Feldherrn mit Nachdruck 7 zu handeln, ehe er sich mit frischen Truppen aus Deutschland verstärkt haben würde. Der König, sei es aus Schonung oder Furcht, verabscheute den gewaltsamen W e g 8 eines Sturmes, wobei nicht vermieden werden könnte, den Unschuldigen in das Schicksal des Schuldigen zu verflechten 9 und den treugesinnten Unterthan wie einen Feind zu behandeln. Da aber mit jedem Tage der Trotz 1 0 der Belagerten stieg, die, durch die Unthätigkeit des Feindes kühner gemacht, sich sogar vermafsen, ihn durch öftere Ausfälle zu beunruhigen, einige Klöster vor der Stadt in Brand zu stecken und mit Beute 1 1 heimzukehren; da die Zeit, die man unnütz 1 2 vor dieser Stadt verlor, von den Rebellen und ihren Bundesgenossen besser benutzt werden 1 3 1

demeurer. 2 la prudence. 3 übers, sie rettete. 4 Part. inébranlable. 6 idée. 7 rigueur. 8 moyen. 9 confondre. 10 11 12 l'insolence. butin. bleibt unübersetzt. 13 mettre à profit. 5

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konnte, so lag Noircarmes der Herzogin a n i h m die Erlaubnis zur Stürmung dieser Stadt bei 2 dem Könige auszuwirken 3. Schneller, als man es je von ihm gewohnt war, kam die Antwort zurück: noch möchte man sich begnügen, blofs die Maschinen zu dem Sturme zuzurichten, und ehe man ihn wirklich anfinge, erst eine Zeit lang den Schrecken davon wirken zu lassen 4 , wenn auch dann 5 die Ubergabe nicht erfolgte, so erlaube er den Sturm, doch mit möglichster Schonung 6 jedes Lebens.

9. Ehe die Regentin zu diesem äufsersten Mittel schritt 7 , bevollmächtigte sie den Grafen von Egmont nebst dem Herzog von Arschot, mit den Rebellen noch einmal in Güte zu verhandeln. Beide besprechen sich mit den Deputierten der Stadt und unterlassen 8 nichts, sie aus ihrer bisherigen Verblendung zu reifsen 9 . Sie entdeckten 10 ihnen, dafs Thoulouse geschlagen und mit ihm die ganze Stütze der Belagerten gefallen sei, dafs der Graf von Megen das geusische Heer von der Stadt abgeschnitten und dafs sie sich allein durch die Nachsicht des Königs so lange gehalten. Sie bieten ihnen eine gänzliche Vergebung des Vergangenen an. Jedem soll es freistehen, seine Unschuld, vor welchem Tribunal er wolle, zu verteidigen; jedem, der es nicht wolle, vergönnt sein, innerhalb vierzehn Tagen mit allen seinen Habseligkeiten die Stadt zu verlassen. Man verlange nichts, als dafs sie Besatzung einnähmen 11 . Diesen Vorschlag zu Uberdenken 12 wurde ihnen auf drei Tage Waffenstillstand bewilligt. Als die Deputierten nach der 1

solliciter. 2 de. 3 obtenir. 4 laisser agir. 5 même alors. '6 en ménageant. 7 übers, die Zuflucht nahm. 8 né9 10 11 gliger. arracher. apprendre. recevoir garnison. 12 réfléchir à.



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Stadt zurückkehrten, fanden sie ihre Mitbürger weniger als jemals zu einem Vergleiche geneigt 1 , weil sich unterdessen falsche Gerüchte von einer neuen Truppenwerbung der Geusen darin verbreitet 2 hatten. Thoulouse, behauptete man, habe obgesiegt, und ein mächtiges Heer sei im Anzüge, die Stadt zu entsetzen 3 . Diese Zuversicht ging sogar so weit, dafs man sich erlaubte, den Stillstand zu brechen und Feuer auf die Belagerer zu geben 4 . Endlich brachte es der Magistrat mit vieler Mühe noch dahin 5 , dafs man zwölf von den Ratsherren mit folgenden Bedingungen in das Lager schickte. Das Edikt, durch welches Valenciennes des Verbrechens der beleidigten Majestät angeklagt und zum Feinde erklärt worden, sollte widerrufen 6 , die gerichtlich 7 eingezogenen Güter zurückgegeben und die Gefangenen von beiden Teilen 8 wieder auf freien Ful's gestellt werden. Die Besatzung sollte die Stadt nicht eher betreten 9 , als bis jeder, der es für gut fände, sich und seine Güter erst in Sicherheit gebracht ; sie sollte sich verbindlich machen 10 , die Einwohner in keinem Stücke zu belästigen, und der König die Unkosten davon tragen. Noircarmes antwortete auf diese Bedingungen mit Entrüstung 1 1 und war im Begriff, die Abgeordneten zu mifshandeln. Wenn sie nicht gekommen wären, redete 1 2 er die Abgeordneten an, ihm die Stadt zu übergeben, so sollten sie auf der Stelle znrückwandern 1 3 oder gewärtig sein, dafs er sie, die Hände auf den Rücken gebunden, wieder heimschickte. Sie wälzten 14 die Schuld 15 auf die Halsstarrigkeit der Reformierten und baten ihn flehentlich16, sie im 1

disposé. 2 répandre. 3 délivrer. 4 faire feu. 5 obtenir. 6 révoquer. 7 juridiquement. 8 de part et d'autre. 9 entrer dans. 10 s'engager. 11 emportement. 12 = sagte er ihnen. 13 se retirer. 14 rejeter. 15 la faute. 16 ein Wort.

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Lager zu behalten 1 , weil sie mit ihren rebellischen Mitbürgern nichts mehr zu thun haben und in ihr Schicksal nicht mit vermengt 2 sein wollten. Sie umfafsten sogar Egmont's Knie, sich seine Fürsprache zu erwerben, aber Noircarmes blieb gegen ihre Bitten taub, und der Anblick der Ketten, die man herbeibrachte, trieb 3 sie ungern 4 nach Valenciennes zurück. Die Notwendigkeit war es, nicht Härte, was dem feindlichen Feldherrn dieses strenge Betragen auferlegte. Das Zurückhalten 5 der Gesandten hatte ihm schon ehemals einen Verweis von der Herzogin zugezogen; ihr jetziges Ausbleiben 6 würde man in der Stadt nicht ermangelt haben, der nämlichen Ursache, wie das erstere, zuzuschreiben. Auch durfte er die Stadt nicht von dem Überreste gutdenkender Bürger entblöfsen, noch zugeben, dafs ein blinder, tollkühner Haufe Herr ihres Schicksals würde. Egmont war über den schlechten Erfolg seiner Gesandschaft so sehr entrüstet, dafs er in der folgenden Nacht selbst die Stadt umritt 7 , ihre Festungswerke recognoscierte 8 und sehr zufrieden heimkehrte, als er sich überzeugt hatte, dafs sie nicht länger haltbar 9 sei. Valenciennes erstreckt sich 1 0 von einer sanften 1 1 Erhöhung in einer geraden und gleichen Ebene hin, und geniefst einer eben so festen als lieblichen 1 1 Lage. Auf der einen Seite von der Scheide und einem kleineren Flusse umfangen, auf der anderen durch tiefe Gräben, starke Mauern und Türme beschützt, scheint es jedem Angriffe trotzen zu können. Aber Noircarmes hatte einige Stellen im Stadtgraben bemerkt, die man nachlässigerweise 13 mit dem übrigen Boden hatte gleich werden lassen, und diese be1

retenir. 2 envelopper. 3 übers, zwang sie, zurückzukehren. 4 malgré eux. 5 l'arrestation. 6 Ubers, wenn er sie auch dieses Mal zurückgehalten hätte. 7 zu umschreiben. 8 reconnaître. 9 tenir. 10 s'étendre. 11 doucement incliné. 12 agréable. 13 par négligence.



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nutzte er. Er zieht alle zerstreuten Korps, wodurch er die Stadt bisher eingeschlossen gehalten 1 , zusammen und erobert in einer stürmischen Nacht die Bergische Vorstadt ohne einen Mann zu verlieren. 10. Darauf verteilt er die Stadt 2 unter den Grafen von Bossu, den jungen Grafen Karl von Mansfeld und den jüngeren 3 Barlaimont; einer von seinen Obersten nähert sich mit möglichster Schnelligkeit ihren .Mauern, von welchen der Feind durch ein fürchterliches Feuer vertrieben wird. Dicht vor der Stadt und dem Thore gegenüber wird unter den Augen der Belagerten und mit sehr wenigem Verlust, in gleicher Höhe mit 4 den Festungswerken, eine Batterie aufgeworfen 5 , von welcher ein und zwanzig Geschütze die Stadt vier Stunden lang mit ununterbrochener 6 Kanonade bestürmen. Der Nicolausturm, auf welchen die Belagerten einiges Geschütz gepflanzt 7 , ist von den ersten, welche stürzen, und viele finden unter seinen Trümmern ihren Tod. Auf alle hervorragenden 8 Gebäude wird Geschütz gerichtet und eine schreckliche Niederlage unter den Einwohnern gemacht. In wenigen Stunden sind ihre wichtigsten Werke zerstört und an dem Thore selbst eine so starke 9 Bresche geschossen 10 , dafs die Belagerten, an ihrer Rettung verzweifelnd, eilig zwei Trompeter absenden, um Gehör anzusuchen 11 . Dieses wird bewilligt, mit dem Sturme 1 2 aber ununterbrochen fortgefahren. Desto mehr fördern sich 13 die Gesandten, den Vergleich abzuschliefsen, um die Stadt auf eben die Bedingungen zu Ubergeben, welche sie zwei Tage 1

ein Wort. 2 distribuer l'attaque de la ville. 3 le cadet des. 4 au niveau de. 6 établir. 6 übers, ohne Unterbrechung. 7 placer. 8 qui dominent. 9 considérable. 10 pratiquer. 11 demander une audience. 12 übers, „der Angriff wird fortgesetzt". 13 = beeilen sich.



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vorher verworfen 1 hat; aber die Umstände hatten sich jetzt verändert und von Bedingungen wollte der Sieger nichts mehr hören. Das unausgesetzte Feuer liefs ihnen keine Zeit die Mauern auszubessern 2 , die den ganzen Stadtgraben mit ihren Trümmern anfüllten und dem Feind überall Wege bahnten 3 , durch die Bresche einzudringen. Ihres gänzlichen Untergangs gewifs, übergeben sie mit Tagesanbruch die Stadt auf Gnade oder Ungnade 4 , nachdem der Sturm ohne Unterbrechung sechs und dreifsig Stunden gedauert und dreitausend Bomben in die Stadt geworfen worden. Unter strenger Mannszucht führt Noircarmes sein siegendes Heer ein, von einer Schar Weiber und kleiner Kinder empfangen, welche ihm grüne Zweige entgegentragen und seine Barmherzigkeit anflehen. Sogleich werden alle Bürger entwaffnet, der Gouverneur der Stadt und sein Sohn enthauptet, sechs und dreifsig der schlimmsten 5 Rebellen, unter denen auch la Grange und Guido de Bresse, ein anderer reformierter Priester, sich befinden, büfsen ihre Halsstarrigkeit mit dem Strange, alle obrigkeitlichen Personen verlieren ihre Ämter und die Stadt alle ihre Privilegien. Der katholische Gottesdienst 6 wird sogleich in seiner ganzen Würde wiederhergestellt und der protestantische vernichtet, der Bischof von Arras mufs 7 seine Residenz in die Stadt verlegen 8 , und für den künftigen Gehorsam derselben haftet 9 eine starke Besatzung. 11. Der Übergang 1 0 von Valenciennes, auf welchen Platz aller Augen gerichtet gewesen, war allen übrigen Städten, die sich auf eine ähnliche Weise vergangen 11 , eine Schreckenspost und brachte die Waffen der Regentin nicht wenig 1

refuser. 2 réparer. 3 ouvrir. 4 à discrétion. 5 wie zu übersetzen? 6 culte. 7 übers, „erhält den Befehl". 8 transférer. 9 être garantie. 10 reddition. 11 se rendre coupable.



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in Ansehen Noircarmes verfolgte seinen Sieg und rückte sogleich vor Mastricht, das sich ihm ohne Schwertstreich 2 ergab und Besatzung empfing. Von da marschierte er nach Tornhut, die Städte Herzogenbusch und Antwerpen durch seine Nähe in Furcht zu setzen 3 . Seine Ankunft erschreckte die geusische Partei, welche unter Bomberg's Anführung den Magistrat noch immer unter ihrem Zwange gehalten 4 , so sehr, dafs sie mit ihrem Anführer eilig die Stadt räumte. Noircarmes wurde ohne Widerstand aufgenommen, die Gesandten der Herzogin sogleich in Freiheit gesetzt und eine starke Besatzung darein geworfen. Auch Cambray öffnete seinem Erzbischof, den die herrschende Partei der Reformierten aus seinem Sitze 5 vertrieben gehabt, unter freudigem Zuruf die Thore wieder, und er verdiente diesenTriumph, weil er seinen Einzug nicht mit Blut befleckte. Auch die Städte Gent (Gand), Ypern (Upres) und Oudenaarde unterwarfen sich und empfingen Besatzung. Geldern (Gueldre) hatte der Graf von Megen beinahe ganz von den Rebellen gereinigt 8 und zum Gehorsam zurückgebracht 7 , das nämliche 8 war dem Grafen von Aremberg in Friesland und Groningen gelungen, jedoch etwas später und mit gröfserer Schwierigkeit, weil seinem Betragen Gleichheit 9 und Beharrlichkeit 1 0 fehlte, weil diese streitbaren Republikaner strenger 1 1 auf ihre Previlegien hielten 11 und auf ihre Befestigung trotzten. Aus allen Provinzen, Holland ausgenommen, wird der Anhang der Rebellen vertrieben, alles weicht den siegreichen Fahnen der Herzogin. Der Mut der Aufrührer sank dahin 1 2 , und nichts blieb ihnen mehr übrig, als Flucht 1 3 oder unbedingte Unterwerfung 1 3 . 1

mettre en crédit. la loi à. 5 résidence. 9 égalité. 10 constance. abattu. 13 Inf.

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sans coup férir. 3 intimider. 4 faire purger. 7 ramener. 8 aussi bien. 11 être fermement attaché. 12 être

Universitäts-Buchdruckerei von Carl Georgi.

Eduard Weber s Verlag (Julius Flittner) in Bonn. In meinem Verlage erschienen folgende Werke: Carigiet, P . Basilius, Raetoromanisches Wörterbuch, SurselvischDeutsch. 1882. kl. 8. (VIII u. 400 S.) M. 6,—. Diez, F r i e d r . , Grammatik der Romanischen Sprachen. Drei Theile in einem Bande. 5. Auflage. 1882. gr. 8. (XIV u. 1136 S.) geheftet JK/- 21,—, stark gebunden in Halb-Saffian M. 24,—. ®njfeI6c. im^attg. 91. u. b. ^tomanir^e gSotifdjäpfutifl. Jt. 2,25. D r e n k e , Dr. Ad., Direktor der Realschule I. 0 . zu Trier. Leitfaden f ü r den Unterricht in der Geographie an höheren Lehranstalten. Theil I. Propädeutischer Kursus. Zweite, mehrfach geänderte Auflage. Mit 6 Kartenskizzen. 1882. gr. 8. (IV u. 58 S.). in Leinwand gebunden M . 0,80. Klostermann, Marie, Vorsteherin einer höheren Mädchenschule in Kreuznach. Engiish Reader. Ein Lesebuch für Anfänger, mit Fragen und Wörterverzeichnis. 1883. gr. 8. (VI u. 189 S.) in Leinwand gebunden M< 1,80. Mann, El., A Short Sketch of Engiish Literature from Chaucer to the Present Time compiled from Engiish Sources. 1883. 8. (VI u. 204 S.) in Leinwand gebunden , tt. 3, — . , Schneider, D r . 0 . , Ein Lehrplan f ü r den deutschen Unterricht in der Prima.höherer Lehranstalten. 1881. gr. 8. (64 S.). JO. 1,50. Stf)tt)ett?cU, Dr. ©. Qniu&jüge »et flaute«su n i g>Utcnte(ire f ü r Den tt>anflcfifd)en Siel'ifllousitniwidjt au ¿e^ranM f e n . 1881. gr. 8. (82 ©.). M . 1,20. Simrotf, fiari, POehtfagen aus Dem ^itunbe bes Morßes »ut» beutföet Püfiter. Siiv ©djulc, £aitS unb SBnnbcvfrfjaft. 1883. 9. Hufiagc flr. 8. (XII u, 469 ©.). ©ebunben J i 6,—. Wallach, P r o f . Otto, Tabellen zur chemischen Analyse. 2 Theile. qu. gr. 8. 1880. In Ganzleinwand geb. M. 4,—. I n h a l t : I. Verhalten der Elemente und' ihrer Verbindungen. (16 Bl. in gr. 8. und gr. 4.) Geh. J U 2,20.

II.

Methoden zur Auffindung und Trennung der Elemente. 2. Aufl. von ,,Hülfstabellen für den chemisch-analytischen Unterricht". (18 Bl. in gr. 8. und gr. 4.) Geh. M 1,80. Wilinanns, Willi., Leben und Dichten Walthers von der Vogelweide. 1882. gr. 8. (XIV u. 456 S.). Jt-, 9,—. SBJitHrI)cn, (L, ¿«feGnd) f ü r 6cn etmngeiifdjen Stitigionsuntmicfit. 1878. 3 Ifjciti' in «ineni 58b. gel). M. 2,75. I. Sfjcil. 90ianntfifaltigc§. (IV u. 64 ©.) cavt. M< 0,60. II. „ SBi&liidjc 0icfd)td)tcri. (IV u. 164 ©.). cart. Jt. 1,25. III. „ SBiibcr a. b. ©efci)icf)te b. 6()viffctiti)um§ (III. u. 178 ©.). cart. M . 1,25. Universitäts-Biichdruckersi von Carl Georgi in Bonn.