Mären von dem Stricker [1. Auflage]
 9783110483154, 9783110483147

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die drei Wünsche
2. Der begrabene Ehemann
3. Das heiße Eisen
4. Das Bloch
5. Die Wette
6. Ehe im Leben und im Tode
7. Das Schneekind
8. Der bloße Ritter
9. Der nackte Bote
10. Der kluge Knecht
11. Die Martinsnacht
12. Der Weinschlund
13. Der durstige Einsiedel

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MÄREN VON DEM STRICKER VON

GUSTAV ROSENHAGEN

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MAX N I E M E Y E R VERLAG / HALLE/SAALE 1934

Alle Rechte, auch das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Copyright by Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale), 1934 Printed in Germany

Altdeutsche Textbibliothek, begründet von Η. Ρ a u 1 f , herausgegeben von G. B a e s e c k e nr. 35 Draek von C. Sohulze & Co., G. m. b. H., üräfeohainichen

Inhaltsverzeichnis. 1. Die drei Wünsche 2. Der begrabene Ehemann

Seite

1 8

3. Das heiße Eisen 4. Das Bloch

16 22

ß. Die Wette 6. Ehe im Leben und im Tode

40 45

7. Das Schneekind

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8. 9. 10. 11.

Der Der Der Die

bloße Ritter nackte Bote kluge Knecht Martinsnacht

55 58 66 76

12. Der Weinschlund

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13. Der durstige Einsiedel

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Einleitung. In diesem Bändchen werden aus der großen Zahl der kleinen Gedichte des S t r i c k e r s diejenigen zusammengestellt, die man schlechthin als die Mären bezeichnen kann, d. h. solche, in denen die Erzählung die Hauptsache ist und die moralische Lehre nur als lose angefügte Schlußbemerkung gegeben wird. Dafür wird in der mhd. Überlieferung wie auch in den Texten selbst das Wort maere gebraucht. Die maeren unterscheiden sich deutlich von denen, in denen die Erläuterung mit genauer wörtlicher Beziehung die zugehörige Geschichte aufnimmt. Dabei ist es gleichgültig, ob sie auf geistliche und kirchliche Dinge sich richtet, oder auf die Dinge, die nach der mittelalterlichen Unterscheidung als andere, in der Welt liegen. Schon die Zeit, in der der Stricker auftrat, hatte für solche Gedichte den Namen „Welt" gefunden, jedenfalls hat man ihn in einer Zeit, die seinen Lebtagen nicht so fern stand, als Titel für eine Sammlung solcher Gedichte gebraucht. In lebenslangem Bemühen hat K. Z w i e r z i n a sich den Beispielreden und Spruchgedichten des Strickers gewidmet. Er hat den gesamten Stoff für die endgültige Ausgabe vorbereitet. In der 2. Auflage des mhd. Übungsbuches von C. v. K r a u s , S. 279ff., hat er einen ausführlichen Bericht über die handschriftliche Überlieferung beigesteuert, auf den wir ein für allemal verweisen. Ich nenne zuerst die

VI Hss., die für unseren Text in Betracht kommen, der sich auf die wichtigsten Zeugen stützt, ohne eine umfassende Darstellung der verwickelten Einzelfragen anzustreben. A. Nationalbibliothek zu Wien 2705. Pergam. B. Nationalbibliothek Wien 2885, Papier. E. München, Universitätsbibliothek, ein Teil der Handschrift des Michael de Monleone. Mitte des 14. Jahrh. Perg. H. Universitätsbibliothek Heidelberg Cod. Pal. germ 341. Anf. 14. Jahrh. Perg. Von A sind es, nach der Zählung in der Handschr., 35, 36, 37; 62, 63, 64; 93, 94; 152, 154; 207; 227, in H die Nummern 134—139 und 180—185 (nach meinem Verzeichnis zu der Ausgabe der Heidelberger Handschr. 341, S. XL und XLI). Der Nr. 185 fehlt das Gegenstück in A, wie das Gegenstück der Nr. 237 von A in der Handschr. H, das Schneekind, Nr. 7 dieser Ausgabe. Wenn wir die Nummern in den Handschriften mit der von mir aus inneren Gründen gewählten Ordnung vergleichen, so läßt sich nicht verkennen, daß die Gruppen in den Handschriften teilweise in näheren Beziehungen stehen, inhaltlichen wie formalen. Sie sind offenbar schon mit deutlichen Beziehungen zueinander bekannt gegeben. Das zeigt sich besonders bei den Stücken 2 und 3. In einigen älteren Handschriften lassen sich auch aus den Varianten Stellen finden, wo wir auf ein Nebeneinander von gleichberechtigten Lesungen kommen. Es sind das Fälle, wie sie auch am Karl und am Pfaffen Amis des Strickers beobachtet werden (vgl. Zwierzina, Mittelhochd. Lesebuch von C. v. Kraus, 2. Aufl. S. 279 ff.). Die Handschriften A und H habe ich im Sommer 1932 in Hamburg auf der Staats- und Universitätsbibliothek benutzen können, wofür ich den Leitungen der Wiener Staatsbibliothek und der Heidelberger Universitätsbibliothek meinen herzlichsten Dank sage.

VII Es war für mich ein Wiedersehen eigener Art. Vor zweimal zwölf Jahren habe ich dieselben Handschriften an derselben Stelle benutzen können, s. die Heidelberger Handschrift Cod. Pal. Germ. 341, Deutsche Texte des Mittelalters 17, Berlin 1909. Die Wiener Handschrift 2705 hatte ihr altes Aussehen, das wie vor Hunderten von Jahren noch heute im 20. Jahrhundert die Leser, die sie zu lesen wissen, erfreuen kann. Der Palatinus prangt in einem neuen, pergamentenen Mantel, in dem auch die alten Fehler der Anordnung verbessert sind, während allerdings am Schluß des mächtigen Codex durch die Abschneidung einer leeren Blatthälfte die eigentümlichen Fehlerquellen verwischt sind, durch die man auf unrichtige Auffassimg über das Gedicht vom Michelsberg gekommen ist (s. Zwierzma, Festschrift Jellinek, S. 210). Außerdem verdanke ich der Freundschaft von Prof. Dr. Hartl in München seine sorgsame Vergleichung der Stücke in der Handschrift E, die mir für die Herstellung des Textes und die Nachweisungen dazu von großem Nutzen gewesen ist. Allen voran steht die Wiener Handschrift, die seit einem Jahrhundert die Fabeln und Erzählungen des Stricker hat bekannt gemacht und gehalten. Sie ist in Österreich geschrieben und hat auch veranlaßt, des Dichters Heimat dahin zu legen, während sie nur ein Zeugnis für seinen Aufenthalt und die Bewahrung seines Nachlasses dort ist. Sie beruht auf Vorlagen, die auf den Dichter selbst zurückgehen. Für die sprachliche Form des Textes kann sie nicht ohne weiteres in Frage kommen, weil dessen durch die Heimat bedingte Gestalt nicht unmittelbar darin zutage tritt. Dafür müssen die durch die Untersuchung der Reime gewonnenen Ergebnisse gelten. Vgl. meine Untersuchungen, die durch Zwierzina verfeinert worden sind Zeitschr. f. d. Altertum 44 u. 45. Der Text hat dadurch etwas gewollt Mittelhochdeutsches bekommen, etwas Gleichmäßeriges als es

Vili gewesen wäre, wenn eine ursprüngliche Handschrift vorgelegen hätte, was leider nicht der Fall ist. Auf eine Kleinigkeit sei hier nur gewiesen: wir haben den Imperativ ginc eingesetzt, der an zwei Stellen durch die Übereinstimmung der Hss. bezeugt ist, obwohl Reime nicht zur Seite stehen. Jedenfalls erhalten wir eine Sprachform, wie sie Anfang des 13. Jahrh. als gut und gültig vorgetragen wurde. Die zweite, etwas frühere Uberlieferung gibt uns H. Sie ist etwas jünger, aus dem Anfang des 14. Jahrh., sprachlich zwar, aber im Texte wenig verändert. Die beiden anderen, Β und B, stimmen mehrfach in Abweichungen, die auf eine ältere Zusammengehörigkeit hinweisen. Sie zeugen von jenen neben einander geltenden Fassungen, die wir vorher erwähnten, die auf den Dichter selber zurückgehen. In dem Apparat, den wir den Texten beigeben, ist allemal der Text unseres Druckes zugrunde gelegt, und die Abweichungen davon mit den zugehörigen Zeugen gegeben. Die dem Stricker eigene und von ihm geschaffene Form liegt am klarsten in diesen Mären vor uns. Ihre Art und ihr Ziel zeigt sich wohl am besten in dem vom heißen Eisen, wenn man zuzugeben geneigt ist, daß sein Inhalt auf Gottfrieds Tristan, V. 15 304 ff. beruht. Während Gottfried an Hand des ihm von Thomas Vorerzählten sein Yersgewebe ausspinnt, so schüttelt der nüchterne, die menschliche Art, wie sie eben ist, fassende S t r i c k e r die Erinnerung an die Gebundenheit seines Stoffes in den deutschwelschen Zusammenhang von sich und führt seine Geschichte unmittelbar in das für ihn wirkliche Leben hinein. Überall tritt uns in seinen Mären und in den lehrhaften Beispielreden derselbe Mann entgegen, der seine Weise zu denken und seine Art sie auszusprechen hat. Zu dieser und in dieser hat er sich ausgebildet mindestens von der Zeit ab,

IX als er seine Fähigkeiten in größeren Werken, dem Karl und dem Daniel, gezeigt hatte. Bis zu dieser Zeit hat er sich die Inhalte des Wissens und des bewußten Glaubens .seiner Zeit zu eigen gemacht. Über den Umfang seiner Studien auf diesen Gebieten wird man erst urteilen können, wenn der Inhalt und die Quellen der „kleineren Gedichte" genau bekamt geworden sind. Für seine Betrachtung des menschlichen Tuns steht ihm der Gegensatz zwischen der wîsheit und der tumpheit in der Mitte. Die nicht wissen und darum falsch handeln, sind die wisen, und die es nicht sind, das sind die tòren oder tumben. Diese Wörter, deren sprachlicher Sinn auf den Verstand gerichtet ist, braucht er der Psychologie seiner Zeit folgend, in erster Linie für die Dinge, die den Willen und die von ihm bestimmten seelischen Vorgängen meinen. Dadurch verschiebt sich der Ausdruck für solche Dinge, die man anders nennen könnte, wenn man es nur gelernt hätte. Er braucht die Ausdrücke, die seinerzeit wißbar und darum ausdrückbar waren. Die tumpheit macht den Hörern Spaß, die Kinder sie hören es gerne. Der Spaß ist aber oft von einer besonderen Art. Hoeret waz einem manne geschach, beginnt sein Märe von dem kündigen Knecht. Dies Märe will nicht etwa die Torheit des Mannes zeigen, dem sein Weib die Ehe brach, sondern die Klugheit seines Knechtes, der es versteht, den Fall seinem Herrn handgreiflich klar vor die Augen zu führen und dadurch die schuldigen Sünder zu entlarven. Noch weiter geht die Geschichte von dem begrabenen Ehemann (2). Als Schwank in dem gangbaren Sinn würde sie an den Gipfel der Rohheit streifen. Da wird mit Behagen erzählt, wie der betrogene Mann von der eigenen buhlerischen Gatttin in Krankheit und Tod geführt, gegen seinen Willen begraben und im Grabe zugeschüttet wird, wobei kein Schreien und kein Rufen hilft. Die Darstellung lebt nicht und fühlt nicht mit ihrem Gegenstand, sie steht ihm

χ höhnisch gegenüber. Sie sieht nur diesen Fall einer besonderen Torheit und regt sich eben so wenig darüber auf, wie der Erzähler eines Märchens, wenn er die böse Frau in einem mit Nägeln bespickten Faß zu Tode rollen läßt. Diese grelle Art ist auch nur durch die begriffliche Absonderimg des Einzelfalles möglich, die man nicht ohne Mühe gelernt hat, durch die schulmäßige Einpaukung des ursprünglich lateinisch erdachten Wissens. Man fand so auch den Weg, solche Fälle als erheiternd festzuhalten. Es waren nicht Geschichten „zum Lachen", wofür so manche ähnliche Geschichten der Franzosen das Vorbild geben konnten (vgl. Bédier, Les fabliaux, passim). Die Mären des Strickers sind im Grunde durchaus ernsthaft. Sie wollen das, was für alle Menschen gilt und in der Lehre der Kirche sicher befestigt schien, lebendig und auch mit Behagen darstellen. Auf diese begrifflich geschulte und darum mitteilbare Denkweise weisen auch die allgemeinen, weise gemeinten Betrachtungen, die an einzelne Erzählungen angeknüpft sind, s. 1, 193 —298 ; 8, 8 9 - 9 8 ; 9, 220 - 2 2 4 ; 10, 311-348; 11, 209-210, und in engerem Anschluß an das Märe 4, 645 ff. Die Ernsthaftigkeit führte den Dichter zu dem entschiedenen Zugriff auf die Wirklichkeit, die ihm unmittelbar naheliegt. Damit ist der Schritt getan, der ihn von der als vornehm gedachten Welt der höfischen Dichtung auf ein anderes Gebiet brachte. So ist die Wirklichkeit auch gesehen ζ. B. in dem Mären vom Tursen (DTM. XVII, Nr. 154), mit dem zu vergleichen wäre das spätere Lied Konrads von Würzburg 32, 121 ff.) und weiter die Geschichte vom Kirchtag (DTM XVII Nr. 156). Damit verbindet sich aber unweigerlich die Wirkung des Komischen. Das Wirkliche ist an sich komisch, es gehört eben zu dem von Gott im Ganzen beherrschten Dasein. Der Dichter will weder die Sachlichkeit an sich, noch den Spaß an sich. Es ist das nicht so leicht für

XI uns zu sehen, die wir um 700 Jahre jünger sind. Der Humor, der ohne Zweifel in diesem Dichter tief inne sitzt, ist kaum die Absicht seiner Dichtung, sondern etwas, das in ihm als wirklich lebt, das seine Art von Natur wegen zeigt, eine Art, die nicht die einer bewußten und gelernten Darstellung ist. Oktober 1933. G.

ftosenhagen.

1. Die drei Wünsche.

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Ein man sprach ze sînem wîbe: „an unser zweier lîbe tuot Got groz ungenâde schîn daz er uns sus lât arme sin. sold ich unz an mînen tôt von armuot lîden solche nôt, ich wolde mich selben tceten ê. mir tuot diu armuot sô wê daz" ich enweiz wie ich gebären sol. ich bin zornes und leides vol, ich enkan des niht versinnen mich daz ich mich iender wider dich verworht habe oder wider Got. hastu iender Gotes gebot zebrochen daz solt du mir sagen, ich hilfe dir die buoze tragen unz ich dich ûz diner schulde bringe an Gotes hulde." Si sprach: „swaz ich begangen hân, daz ist gar mit dir getân." E r sprach: „so ist mir niht bekant, warumbe Got uns habe gepfant êren und grôzes guotes.

1. Die drei Wünsche. Bl. 24a B, E, Bl. 87 a, H Nr. Ditz ist ein mere zehalden 2 zweier AH, beider BE

GA Nr. 37 A Nr. X X X V , 137, Bl. 265a. Überschr.·. Von drin wunschgewalden 3 grozer vngenaden A

Altdt. Textbibliothek Bd. 86. Bosenhagen.

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Got ist so gerelites muotes, gerten wirs als wir solden, er werte uns swes wir wolden. wir suln wachen über maht und bitten in tac und naht daz er uns gebe michel guot. ersiht er unsern stseten muot und die grôzen arbeit darzuo, die wir späte unde vruo mit der bete lîden rnüezen, er beginnet sie uns lîhte büezen." „Daz tuon ich gerne," sprach daz wîp „sol ichs Verliesen danne den lîp, sô tuot mir baz ein kurzer tôt, denne daz ich ein lange nôt vor armuot müeze lîden: die wil ich gerne miden." Sine sûmten sich niht mère, si bäten Got vil sère umbe werltlîche rîcheit und liten michel arbeit, mit wachen und mit vasten, enliezen si ir lîp niht rasten mit venje und mit gebete. swaz ieman mit gebete tete, des liezen sie niht under wegen. des begunden sie so lange pflegen unz Got ir tumpheit schände und in sînen engel sande. der quam, dà er den man vant, zuo dem sprach er zehant: „dû ensolt niht biten umbe guot. Got hât sô gensedigen muot, soldestû guot gehabet hân, er hete dir daz rehte getan,

24 rehtes AH, gerehtes m. E 58 rehte get. H

46 Sinen liezen H

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als er den andern allen tuot, die er laet haben michel guot. ich bin der engel der din pfliget: daz dir din tumpheit angesiget, des verliuse ich mîn arbeit, daz ist mir inneclîche leit." E r sprach: „daz ich niht guotes hân, dà tuot mir Got gewalt an. ich waere als wol guotes wert, als alle die er guotes hat gewert, gaebe er mirz, so solde ichz hân, er müeze genâde an mir begân. ich bite in iemer umbe guot, unz daz er minen willen tuot." Dô sprach der himelische bote: ,,sît du dem oberisten Gote niht gelouben wilt noch mir, sô wil ich guotes geben dir noch mère denne ein michel teil, daz du versuochest din heil, wirstu danne ein armer man, dâ bistû selbe schuldic an. habe drier wünsche gewalt: swie din wünsche sin gestalt, die ersten drî die werdent wâr. soldestu leben tûsent jâr, du hâst mère denne vil, ob guot mit dir wesen wil." E r sprach: ,,sô bin ich rîche." E r gie vil vrôlîche hin heim ze sînem wîbe. er sprach: „unser zweier libe

SO andern rehte H 62 din t. A 65 gvt HH, guotes BE 66 da hat mir g. gewalt get. H 68 Als alle die der ABE Sam H 69 solde ich ABE, sol H 71 dich ABE, in H 86 ob guot ABE, ob das g. H 90 er spr. / . A 1*

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hât Got ir nôt erwendet, er hât uns guot gesendet mère denne wir gebeten hân. wir mugen in wol mit vride lân und mugen wol mit vröuden leben, er hat drî wünsche mir gegeben, die werdent wâr alle drî: nû rät waz uns daz beste sì. dunket dich daz wol bewant, so wil ich wünschen zehant von golde einen grozen bere und darumbe ein sô vestez were von einer hohen mûre guot, daz uns daz vihe niht entuot. daz wünsche ich ze einem mâle wol oder ich wünsche einen schrîn vol swie guoter pfenninge ich wil, der iemer sî gelîche vil, swie vil ich darûz genemen kan und swem ichz darûz ze nemen gan, daz er doch sî gelîche vol." dô sprach daz wîp: „ich hœre wol, wir haben mère denne vil. nû tuo des ich dich biten wil. dû solt mir einen Wunsch geben und solt dâwider niht enstreben, dû hâst genuoe an den ζ wein, du weist wol daz ich mîniu bein sô vil darnâch gebogen han, ez hat Got alsô wol getân durch min gebete sam durch daz dîn: ein wünsch ist billìche min." er sprach: „habe dir einen, ich engibe dir mê deheinen,

91 erwendet ABE wol mit H

vorendet H

99 ge want AH,

golde BE, vol goldes H

94 wol in mit A, in bewant BE

101 Von

105 zu einem w. BEH,

male A

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nû sich daz dû in bestatest sô daz sin al diu werlt werde vrô." „nû wolde Got," sprach sie zehant, „haet ich daz beste gewant iezuo an mînem lîbe daz an deheinem wîbe ze dir re werlt ie wart gesehen!" als der wünsch was geschehen, dô hete sie daz gewant an. ,,wê mir wê!" sprach der man, „dû vil unsaeligez wîp, dû möhtest aller wîbe lîp vil wol ze dir gekleidet hân, und hetest dannoch baz getan, waerstu ieman holt gewesen. dîn sêle ist iemer ungenesen, daz dû niemans vriunt gewesen bist, daz wolde der heilige Krist, sît dû triuwen bist sô laere, daz ez dir in dem bûche waere, daz dû gewandes wurdest sat!" daz wart wâr an der stat, daz gewant was in dem wîbe, daz hete si in dem lîbe vil nach gezerret enzwei. vil ungevuoge sie schrei, wan ir was wirs denne wê. sie schrei ie mê unde mê. dô man gehörte disen schal, die gebûren quâmen überal und vrâgeten waz ir waere. dô sagete sie in daz maere daz ez ir von ir manne geschach. daz was ir vriunden ungemach,

126 sin A, ez H 135 uns. ABE, 126 Nu A, Vñ H vil seligez H 141 nimens vriunt AH, nieman holt EB Isere HH, so 1. BE 154 bürgern A, gebouren H, liute BE

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die dröuten im mit schalle und sprächen alle: „Loeset ir uns niht daz wîp, wir nemen iu iezuo den lîp." sie zuckten ir mezzer und ir swert und drungen vaste darwert. dô er wol hörte unde sach beide des wibes ungemach und sîner vînde drô, dô machte er si alle samet vrô, daz sie sanfte wsere erlöst. er sprach: „daz Wolde Got, unser trôst, daz sie gesunt waere als ê." dô enwart ir aber niht wê mê, sie was ir ungenâden vrî und heten die wünsche alle drî ein schentlich ende genomen und wären sie des ze ende komen daz sie niht guotes solden hân. sie heten beide missetân; doch wart dem man der schult verjehen, in was beiden misseschehen. des wart im wol vergolden, er wart so vil gescholden und wart so gar der Werlte spot daz er unsern herren Got niht anders bat wan umbe den tôt, sin schände was ein grôze nôt. dô wart sin unwerdikeit vil volleclich ein herzeleit. sin laster und sin schände die fulten allen in dem lande beide naht und tac ir ôren. er wart vor allen tôren

170 wurde A, were H 159 ir A, im H er sprach f . H 178 sie f . A 186 schände A, schaden H 190 Die fulten allen in den landen A, Die solten ff

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mit und daz und

worten ungeschônet wart sô gar verhônet, er vor leide verdarp durch daz leit vor leide starp.

Swer sô vil guotes noch verlür, swie grôze klage er drumbe erkür, er möhte ez doch vol klagen niht, als uns des tôren site vergiht. unrehtiu gir, unrehte bejagen, und nach vluste unrehtez klagen, daz ist wan der tôren ahte. der tôren sint drier slahte: die niht sinne hânt gewunnen, die enwizzen noch enkunnen; die andern wellent wizzen niht, die sint noch vürbaz enwiht; sô sint die dritten sinne vol. die kunnen unde wizzen wol und tuont daz Sœhste dabî swie ez in allen kunt sì. manic tôre ist des muotes, ob er vil vröude und vil guotes gewinnen und behalten kan, so dunket er sich ein wise man. swaz vröude er hât, swie riche er ist, und ist der vil heilige Krist sin vriunt niht alters eine, sô hilfet ez allez kleine, swaz er vriunde und guotes hât. swenne er vriunde und guot lât, ist im diu sêle danne ungenesen, sô ist er ie ein tôre gewesen.

196 Swer noch A 198 kür AB, erkür E, vchvr H 199 doch f. A 200 vergiht A, giht H 203 wan der t. a. AH 212 allez A, allen H 214 freunde A 217 friunde ABE 218 = A 219 aleine A, alters eine H

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swer die sêle niht ernert, der ist ein tôre, swie er vert, ez enhât nieman wîsen muot, wan der Gotes willen tuot.

2. Der begrabene Ehemann.

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Ein man sprach wider sîn wîp: „dû bist mir liep also der lîp, ze wäre waerest dû mir sô rehte holt als ich dir, daz naeme ich für der Kriechen golt. dûn möhtest mir niemer sô holt werden als ich dir bin. mir ist daz herze und der sin sô rehte sere an dich geslagen daz ich dir ζ niemer kan gesagen." si sprach: „daz là werden schîn. ich tet durch den willen din swes du mich ie gebsete und bin daran iemer steste. tuo ein dine des ich dich bite, deiswar dâ wirbestû mite, sîn sì wênic oder vil, daz ich iemer allez daz tuon wil des dû gesinnest ane mich und wil des inne bringen dich daz dû noch lieber bist mir tûsent stunt denne ich dir." er sprach: ,,nû sage, waz ist daz?

2. Der b e g r a b e n e E h e m a n n (ΘΑ Nr. 45). A X X X V I , Bl. 25a H Nr. 138, Bl. 226c. Übersehr.: Ditz mere ist wie ein wip iren man Lebendich begrvb ysan 9 sere A, rechte sere H 10 ich dirs A, ich es dir H 17 Sin si A, ez si H 18 ich iemer alles daz A, ich es immer allez H 19 Des A, Swes H

Nr.

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daz tuon ich michel viirbaz denne dû sin iemer gegerest. darumbe daz dû mich gewerest daz dû also sère minnest mich mit triuwen als ich minne dich." si sprach: ,,dâ geloube mir, min trût, swaz ich gesage dir. ez müet ein iegelich wîp und gât ir rehte an den lîp, swaz si geseit ir man daz er des niht gelouben kan, uns entuot dehein dine so wê." er sprach: ,,enist des niht mê, des du mich bitest?" si sprach: „nein." er sprach: ,,daz wser ein mort und ein mein, enwaere ich dir des vil bereit. ich wil dir swern einen eit wan dû mir so wol behagest, swaz sô dû iemer mir gesagest, daz ich daz alles gelouben wil. sin sì wenic ode vil, sô dû mich minnest als ich dich, daz dû niemer betriugest mich." als er der rede vollevuor, und er ir den eit geswuor, zehant gedâhte si daran: „wie versuoche ich ob min man gelouben welle daz ich im sage?" Ez was an einem mittem tage, si sprach: „geselle, ez ist naht.

24 Daz tvn ich A, Ich tun ez H 28 als ich minne d. A, immer als ich d. m. H 29 da gel. A des H 31 iegelich A, ietelich H 34 er A, si H des AH 41 Wan A, Durch daz H 42 Swaz so A, swaz H 43 daz alles A, des a. H 44 sin si wenic ode vil A, diner trewen ist so v. H 46 betriugest A, getrevgest H 48 Vñ A, Daz H 49 zehant g. A, Da g. H 51 im / . H 52 mittê A, mittem H

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60 75 w. 79

ich hân uns ze ezzen gemacht, wir suln ezzen und slâfen gân." er sprach: „wie hâst dû sô getân 1 ez ist noch kûme mitter tac." „daz ich dîn ie sô wol gepflac", sprach daz wîp, „daz ist mir leit. nû hœre ich des die wârheit daz der manne triuwe bœse ist, sît du meineide worden bist in so kurzer wîle wider mich, ich wolde hân versuochet dich ob dîn triuwe und dîn eit hœten dehein stœtikeit ; nû sihe ich unde hœre wol daz ich dich iemer haben sol vür ein triuwelosez vaz. waz hete dir geworren daz, doch ich dir seit ez wsere naht, hetestu dich wârhaft gemacht und hetest gesprochen ,ez ist war?' ich han mê danne ein halp jâr noch baz gehandelt dînen lîp denne ie noch dehein wîp ir manne getsete. nû ist din triuwe unstsete. des scheidet sich diu vriuntschaft nû. ich sach ez als wol als dû daz ez kûme mitte tac ist, wan daz ich ez tete durch den list daz ich dich damit ervuor." vii sére si bî ir liebe swuor, er engewiinne ir hulde niemer mê.

54 macht A, gemacht H des die w. A, die w. H gehandelt A, getrevtet H H 77 ir manne me H diu f . A 81 mitte AH

57 mitter A, mitte H 64 = A, wolt νΠ H 76 = A, noch dehein 78 diu A, din H 84 = AH

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diu drô diu tet im also wê daz er vil kûme genas, wan im daz wìp so liep was. daz wort er trûreclichen sprach: „owe daz ez mir ie geschach daz leit und daz unheil. davon Ilde ich grozen meil an allem mînem libe, daz ich mînem wîbe niht gevolget hân sô vil an ir tugenthaftem spil, daz ist mir leit vii sere und klage ez vrouwen Ère und müeze Got erbarmen. des was mir werltarmen vergezzen, sam mir mîn lîp." do kniete er nider viir daz wîp und sprach: „liebiu vrouwe süeze giinne mir daz ich ez büeze und daz ich ez niemer mê getuo. ich wil dir geloben darzuo geschsehe ez mir iht mê, daz ez iemer ungesüenet stê." si sprach: ,,so wil ichz varn lân. dû soit daz vil gewis hân ez miiet mich nû so sere getuost dûz iemermêre, sô ist diu vriuntschaft dahin und kumest niemer dà ich bin." dô was er vrô daz si den zorn sô schiere hete verkorn. Darnach wol in zwelf tagen dô begunde si im aber sagen

87 diu tet H 9 1 - 9 8 fehlen A 96 an ir ein t. sp. H 99 Daz müeze A, Vñ muz ouch daz g. H 100 Des A, Ez H 105 niemer A, immer H 108 vngesvnt A, unversunet H 115 daa der A, daz si H

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ein gelogen msere umbe daz daz si in wolde versuochen baz. si dûlite an disem msere daz si sîn meister wsere, des wart si stolz unde bait, si macht ein volbat, daz was kalt, und sprach: „ginc in, ez ist warm." dò was er des muotes so arm daz er dâwider niht ensprach, wan er sich des versach daz er ir hulde verlür. swie sere in in dem bade vriir, er sprach: „doch^ez ist warm genuoc." wan er daz sô wol vertruoc, des wart ir herze vröuden vol. sît erbôt si imz zwir als wol sam si dâvor ê tœte, und beleip daran sô staete daz si in machte sô holt, hete si gesprochen: „diu erde ist golt". er hete gesprochen: ,,ez ist wâr". daz tete si aber ein halp jâr. Nu was ein pfaffe in der stat, der si des lîbes dicke bat, swenne erz gevüegen künde, daz treip er unz an die stunde daz si in minnen began. eines tages sach si ir man von im ûz ir stadel gân, er sprach: „daz ist missetân daz dû dem pfaffen so heimlich bist." si sprach: „du liugest, wizze Krist,

120 wolde vers. H 128 sich des A, sich aber des H 130 sere in dem A, sere in H 131 doch A, f . H 133 ir h. A, in h. H 135 e tœte A, e getete H 134 si imz A, siz im H 137 mahste A 140 aber ein A, ouch wol ein H 141 Nu H, Do H 144 unz / . H

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daz ich dir so holt bin, ez miiet aber dìnen sin. ez enwart nie wîp, geloube mir, ir manne holder danne ich dir. wil du des gelouben niht und sprichest dû dâwider iht, ich tuon dir solhen zorn schîn daz wir gescheiden iemer sin. swaz ich gespriche und begân, wil dû daz niht vür guot hân, daz soit dû balde sagen mir, so wil ich scheiden von dir." er sprach: „ez ist alles guot, swaz din reiner lîp getuot. dîniu wort diu sint alle wâr. soldestû leben tûsent jâr, ich engezîhe dich niemer nihtes mê." dô tet si im aber baz danne ê. si bôt ez im wol und dennoch baz. sô lange bezzerte si daz, unz si in darzuo brâhte daz er ze allen zîten dâhte: „ich hân daz aller beste wîp diu ie gewan wîbes lîp." Doch wart ez sô geschaffen daz si denselben pfaffen sô sere minnen began daz ir erleidet der rehte man. daz tete si schîn, ich sage iu wie. eines tages dô er von acker gie, dô begunde si in ane sehen, si sprach: ,,waz ist dir geschehen? daz ich mîn leben ie gewan!"

1δ5 du des A, du mir des Η 162 scheiden A, mich scheiden Η 167 niemer nihtes me A, nihtes me H 178 der rehte man A, ir man H 180 do er / . A 182 gesehen A, geschehen H 183 ie) wie A

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„waz meinst du, liebe?" sprach der man. si sprach: ,,dâ bistu garwe tôt an dîner varwe. dir wil des tôdes smerze iezuo gân an dîn herze, dà enist leider niht wider ginc an dîn bette und lege dich nider. wê mir, du wilt sterben là mich dir den pfaffen erwerben daz er dir die sêle bewar." dô brahte si den pfaffen dar und hiez in sprechen sîn bîhte. des erbat si in vil lîhte, er wolde an allen dingen ir willen Volbringen, des twanc in zweierhande nôt, daz si imz sô wol erbôt und ouch daz nie dehein man ein wîp sô rehte liep gewan. dô si sîn bîhte vernâmen und er Gotes lichnâmen zuo dem tôde dâ genam und der pfaffe dannen quam, dô gap sie im an sîn hant ein kerzen, diu was schöne enbrant, und tet im diu ougen zuo. si sprach: „lieber man, nû tuo sam die ouch sint in dirre nôt. wan, lieber man, dû bist tôt, dû ensolt dich niemer mê geregen." Si begunden in uf die bâre legen, die brâhte, si vil schiere dar. dô quâmen ir gebûren gar, die naht sì im wachte,

190 ginch AH 198 vol br. A, vollen br. H 200 eie imz A, sie im H 212 Wan lieber man A, Wan leider mir H 216 ir geb. A, die geb. H

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unz sich der tac ûf machte, ze der kirchen man in truoc. dô roufte si sich unde sluoc si gienc im weinunde mite und hete klegelîche site, die sêlemisse man im sane, die wart iedoch niht zelane, darnach truoc man in ze grabe, si quâmen sin beide gerne abe daz wîp und ouch der pfaffe. dannoch wände der äffe si versuochte in aber also und wolde in darnâch machen vrô, daz wolde er vil gewis hân. sô lange het er den wân unz man in in daz grap huop und in vii balde begruop. dô ez im an die rehten nôt gie, dô rief er an alle die, die dà umbe daz grap wären, und begunde also gebären als den dà twinget der tôt. der pfaffe in allen dô gebôt daz si einen segen vür sich taeten und Got vil tiure baeten daz er den tîvel dà vertribe, daz er niht lenger belibe bî dem armen lichnâmen. si sprach: „daz werde wâr." „àmen!" sprach dô man unde wîp. alsô verlos er sînen lîp. swaz er gerief und geschrei, dô sprachen doch disiu zwei,

224 Dir wart iedoch 223 selemisse A, selemesse H niht zelanch A, Die werte idoch vil vnlanc H 238 also /. H 244 da / . A 246 si. spr. / . A 248 einen I. A, dem 1. H

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diu dà Westen diu maere, daz ez der tivel waere, und liezen in niht ûzgraben. den schaden muos er des haben daz er sazte ein tumbez wîp ze meister über sinen lîp.

3. Das heiße Eisen.

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Ein wîp sprach wider ir man: „daz ich din künde ie gewan, des wil ich iemer wesen vrô. Got hât dich gezieret sô an schœne und an vrümekeit und hât sô gar an dich geleit swaz einem manne wol gezimt, daz mir diu sorge den lîp benimt, die ich dîn vor andern wîben hân. wser dîn muot nû sô getân daz dû mich des gewis tsetest daz dû niht andriu wîp hsetest, daz wolde ich iemer mère gedienen also sere daz dû des selbe jaehest, sô dû die wârheit saehest, daz nie dehein wîp ir man von herzen also liep gewan." er sprach: ,,vil liebiu minne mîn, ich enger deheines wîbes wan dîn, dû bist mir lieber denne liep. ich sì ein ungetriuwer diep,

3. Das heiße Eisen (OA Nr. 46) A XXXVII (Bl. 26c), H Nr. 139, Bl. 268a. Überschr.: Ditz ist ein mere gvt genvc Wie ein wip daz heiße ysen trvc 1. wida A, zv H 6. und / . A. 8 nimt A 11 des f . A 1 selbe A 20 wan A, den H 22 = A, ungemer H

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hân ich deheine wan dich, sô dir Got! niht enzîhe mich daz ich solhez iht tuo, dà bist dû mir ze liep zuo. ich bin dir gerne bereit aller der gewisheit der dû an mich geruochest daz dû wol versuochest daz ich dînen lieben lîp minnen wil viir elliu wîp." sie sprach: „und getuost dû daz, sô wart nie dehein man baz gehandelt von sinem wîbe denne dû von mînem lîbe gehandelt iemer werden muost, ob du mir ein gerihte tuost, des wil ich dich bewîsen: trac mir daz heize îsen, als liep ich dir ze vriunde sì. dà wil ich rehte kennen bî weihe liebe dû ze mir hast, und ob dû âne schulde bestäst, des enwil ich von dir niht enbern. wildû mich des niht gewern, daz ist ein ewiger haz, sô tuost dûz niwan umbe daz daz du minnest anderiu wîp und enahtest niht uf mînen lîp." er sprach: „diu rede ist âne nôt. mir wsere lieber der tôt denn ich erwürbe dînen haz. ich tuon vil gerne allez daz

23 wan H 27 din H beit A 33 tustu H 39 wil ich dich H 42 chennen A, sehen H 44 beetast A, stast H 46 vnd wilt aber du dez H 48 so tvstvz 49 anderiu A niwan A, So lest du ez niht wan H andre H Altdt Textbibliothek Bd. 36. Boeenhagen. 2

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damit ich dir gedienen mac, ich enwil weder naht noch tac dir dînen willen versagen, ich wil daz îsen iezuo tragen darumbe daz Got bescheine daz dich alterseine mit triuwen minnet min lip und anders an dehein wîp nie gewan deheinen muot." daz îsen wart zehant gegluot, zwêne steine wären dà bereit, dà wart daz îsen uf geleit, daz ez nach sînem rehte lac. si sprach: „heb uf und trac, daz ich dînetriuwe ervar." der man neigte sich dar: dà het er einen gevüegen spân vor in den ermel getan, den liez er vallen in die hant daz sîn daz wîp niht bevant: daruf nam er daz îsen. er sprach: ,,nû sol Got wîsen daz dir mîn lîp noch mîn gedanc noch nie getete deheinen wane und dir was ie mit triuwen mite." er truoe ez mê dan sehs schrite. als schiere daz was getan, so bare er aber sînen spân unde lie sie die hant sehen, si sprach: ,,ich wil dir iemer jehen daz du dich wol behalten hâst und alles valsches âne stâst. diu hant ist schcene als ein golt,

58 Dir dinen willen v. A, Dines willen niht ν. H 67 Da ez H 74 sin A, ez H 79 ie was A, was ie H 80 me denne A, danne me H 81 als das A, Do daz H 85 behalten A, bewart H

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ich wil dir iemer wesen holt." er sprach: „des Iòne dir Got! nû ist min bete und min gebot daz ouch dû mir das îsen treist. ich enstate niht daz dû mirz verseist, ez muoz hie zehant geschehen, ich wil auch dîni triuwe sehen." si sprach: „trütgeselle min, darzuo wil ich dir ze liep sin daz ez iemer quam in dînen gedanc daz ich dir ie getete deheinen wane, dû weist doch wol wie mir ist, daz dû mir tûsentstunt bist lieber denne diu sêle min." er sprach: „lä die rede sin! dû enwoldest mich sîn niht erlân, zewâre also wirt ouch dir getân. dû enkanst dich des niht entsagen, dû mûezest daz îsen iezuo tragen." zehant erz in daz viuwer truoc und gluotez vaste genuoc und leitez ouch dâ ez ê lac. er sprach: „nu heb uf unde trac die wîle und ez die hitze h a t ! " si sprach: „ist des dehein r ä t ? " „nein sîn, entriuwen," sprach er, „dû hebest dich waer liehe her, und muost ez tragen, als ich." si sprach: „geselle, so bite ich dich einer vil wenigen gebe, daz gediene ich iemer unz ich lebe, swaz ich dir liebes ie getete,

91. 92 treist: verseist A 93 gesehen H 97 ez H, f . A 105 des A, sin H 108 vaste gen. A, sere gen. H 109 ouch da ez e lac A, da ez ouch ini lac H 110 vS h. H 112 des A, iz H. 113 nein sin A, nein iz H

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gewerstu mich derselben bete, des gedenke hiemite und tuo des ich dich bite, du weist wol daz sich ein man genuoger dinge enthalten kan, er hat starken muot und starken lîp, sô sì wir swach und brœdiu wîp und enmugen uns niht enthaben sô wol. die man sint grôzer krefte vol, des mugen si tuon unde lân und mugen dem dinge widerstân. daz wir der krefte niht enhân, daz hat got an uns getân, des sol uns nieman verdenken ob wir etewenne wenken. dâvon là mir vor einen man, wand ich nie deheinen mê gewan âne dich, des wil ich Gote verjehen, daz solt du an dem gerihte sehen." „daz wil ich tuon" sprach er, „nü hebe dich zuo dem îsen her." si sprach: „trüt geselle, tuo, des ich dich bite darzuo, daz gediene ich also daz dû muost iemer wesen vrô, daz dûz ie getsete. sô ist ouch iemer stsete diu herzenliebe vriuntschaft mit micheler triuwen kraft und diu liebe die ich zuo dir hân. dû hâst sô wol an mir getân daz dû mir noch zwêne vor lâst.

122 = A, vn tv ην H 124 enthalten A, enthaben H 127 enthaben so w. H 135 davor H 137 verjehen A, jehen H 148 micheler A, inneclicher H 150 = A, so hast du wol ze mir get. H

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132 an vollen H 166 noch 171 zwar nutze w.

sît dû wol an mir getân hâst, nû tuo wol vollen wider mich, daz diene ich iemer umbe dich." er sprach: „daz sî getân! dû muost balde ze dem îsen gân." „lieber geselle," sprach siu „ich han noch guoter pfunde driu, der dû einen pfenninc niht enweist, nû tuoz durch Got allermeist und nim diu selben driu pfunt, ob dir ie ze deheiner stunt von mir sì dehein liep geschehen, daran soltû hiute sehen, als liep sô dir dîn sêle sì, und là mir noch vor dri." er sprach: „die wil ich dir vorlân. dû hast der rede genuoc getân. gesprichestu tâlanc wort mê, du entragest mir daz ìsen e, zewâre, ich tuon dir den tôt." dô muose si swîgen durch nôt, daz îsen nam si uf die hant und wart alsô sere verbrant daz si schrei mit grôzer ungehabe. „owê, mir ist diu hant abe!" ein wahs het er gebreitet und ein tuoch darzuo bereitet und wolde si verbinden. des bat si in erwinden, si sprach: „waz hilfet daz bant ? mir ist diu hant so gar verbrant daz si mir nû niemer mê ze nutze mac werden alsam ê". mir get. A, ze mir H 153 vollen / . A, wol 163 kein liep sei H 165 dir so H so f. A uzen H 167 verlan H 169 kein w. H A, deewar H 180 bat A, hies H 184 ze A, ze vrumen mac w. H

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als er daz hörte unde each, ûz grozem zorne er dô sprach: „hie ist din triuwe worden schîn. nû soit dû des vil gewis sîn daz mir hiute dehein wîp unmœrer ist denne dîn lîp, und allez daz dir leit ist, daz wil ich tuon nâch dirre vrist. nû hâst dû uf dich geladen beidiu laster unde schaden. diu wil ich dir helfen mêren. rehte als dû dîner êren unz her hâst geschônet; alsô wirt dir von mir gelônet."

4. Das Bloch.

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Ez was hie vor ein gebûre, den dûhte bitter und sûre bî sînem wîbe daz wesen. er entrûte bî ir niht genesen an der sêle noch an dem lîbe. ez enwart deheinem wîbe ir man niemêr sô gram, daz er ir den lîp niht ennam, daz liez er durch die liute mê denne durch die geistlichen ê. er enmohte ir niht zuogesprechen, im wände sîn herze brechen

186 = A, vz einem gr. ζ. H 188 du des vil gw. A, du ouch dee g. s. H 193 Nv h. du h. A, Nv hast ην H 196 der diner H. 198 dir von mir A, ouch dir H 4. Das Bloch. Lambel 8. 1 1 0 - 1 2 9 ; QA Nr. 32 A Nr. 154, Bl. 117c. H Nr. 134, Bl. 258c. Überschr.: Ditz mere ist wie ein bloch wart begraben von der kundigen gevatern hart, berücksichtigt werden nur die von Lambda Text abweichenden Stetten. 5 An der s. A, Wedir an H

daz er si horte unde each. swaz si tet oder sprach, daz dûhte in allez bcese. „daz mich got von ir erloese!" daz sprach er zallen zîten, „wie sol ich des erbiten daz uns der tôt scheide? der doner slahe uns beide! der tîvel brâhte mich ze dir und dich sin muoter her ze mir." swenn er si roufte unde sluoc, des endûht in niemêr genuoc unz er si für tôt ligen liez. er trat si sère unde stiez, des genuocte in vil selten. sîn fluochen und sin schelten diu wären âne maze gar, er nam der fuoge niender war. er swuor vil ernstliche, alle die liute uf ertrîche, beide man, kint und wîp, ob si alle slüegen uf ir lîp, si würde niemer volslagen, und künde doch nieman gesagen waz gebresten an ir waere, und was im doch unmœre. daz wîp diu weinde sère, si muote daz noch mère daz er ir missetât nie gewuoc, denne allez daz er si gesluoc. er tet ir wirs denne wê und zêch si dâ bî nihtes mê wan daz er ir vînt was. sô si vil kûme genas, sô sluoc er si aber nider und habte danne niht wider unz er si brâhte in die nôt daz ir lieber der tôt

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und ouch bezzer waer gewesen denne also kumberlich genesen. Dô sich ir nôt solde enden und si got wolde wenden, dô quam ein ir gevater dar, diu wart ir leides wol gewar. diu sprach: „gevater, saget mir durch got warumbe trûret ir? ist iu mîn gevater gram, ich mache in iu sô gehörsam daz er iu niemer niht getuot wan allez daz iu dunket guot." si sprach: „er ist mir gehaz, ern weiz niht selbe umbe waz. ich was im holt mit triuwen ie, ich übergie sin gebot nie. sin wille und sin ère, die wären mir also sère bevolhen sô mîn sêle. der got der Daniele von dem lewen löste sînen lîp, der lose mich vil armez wîp. ich enkunde iu niemer volsagen waz er mich gerouft hat und geslagen und getreten und gestôzen. under allen sînen genôzen wart nie tiurer man geborn, swenne er lieze sînen zorn,. ich engerte niht vürbaz, wan möhtet ir geviiegen daz, daz er sîn slahen wolde lân. des hât er mir so vil getan, tuot er mir mêr deheinen slac, daz ich niht langer leben m a c . " dô sprach diu ander zehant: ,,mîn triuwe diu sì iuwer pfant,·'

7 9 - 8 4 fehlen H

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tuot ir als ich iuch 1ère, ern gesieht iuch niemer mère und wirt iu darzuo sô holt, h sete er des keisers golt, daz gsebe er iuwerm lîbe ê denne deheinem wîbe." si sprach: „des enger ich niht. gewinne ich oder hân ich iht des ir ze Iòne darumbe gert, des sìt ir alles gewert, daz ir mirz bringet darzuo daz er sich slahens abe tuo." si sprach: ,,sît ringes muotes, ich enger niht iuwers guotes, ich wil iu mine meisterschaft erzeigen durch der liebe kraft die ich iu lange hân getragen, ir ensuit an mir niht verzagen, swaz ich iuch heize, daz tuot, ich mache iu vröuderichen muot. so ir in von acker varn sehet, so leget iuch nider und jehet iu tuo daz herze vil wê. ich wil in ouch gesprechen ê und wil im wserfiche sagen daz ir in disen zwein tagen vil gewislîche sterbet und niht lange serbet. iu hât der s seiden tac betaget der al der werlde wol behaget daz ich iu zuokomen bin." mit der rede gie si hin dà si in ze acker varn sach. si gruozt in weinende'unde sprach: „ouwê, trût gevater min, lât iuwer ze acker varn sin.

114 unde niht lange serbet A H

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mîn trût gevater, iuwer wîp, diu wil verwandeln den lîp, si ist der tôt anekomen." als er daz hete vernomen, er sprach: ,,ez ist iuwer spot." si sprach: „so helfe mir got! ir engâhet danne vil sere, ir gesehet si niemer mère weder lebende noch gesunt." er sprach: „het ich zehen pfunt, diu wolde ich iu ze Iòne geben, sol ich siben tage leben, gelît mir daz wîp tôt, ich gibe iu gerne ein botenbrôt. swie mir ze vasten geschiht, ich enwil ê dar heim niht, mich enlustet niht daz ich si sehe,. ez renÎ3Î daz mir sô wol geschehe daz si verwandel daz leben, swaz ich dem pfaffen sol geben, dafür setze ich im ein pfant daz er mir helfe zehant daz si begraben werde, verslünde si diu erde, sô wolde ich vrô dar heim varn, daz wil ich ê vil wol bewarn, die wil ich si' unbegraben weiz, sô switze' ich bluotigen sweiz. swaz ir welt, das gebet dar abe, daz man ir balde ein grap grabe, swenne ir diu sêle ûzgê. begrabet ir si ein liitzel ê, si stirbet in dem grabe wol. swaz ez mich danne kosten sol, daz ich si vinde begraben, den schaden wil ich gerne haben."

154 ir si ein lutzel e A, irz ein wenic H

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sô gie si balde von dan und gedâhte vaste daran wie si ir gevatern beide löste von ir leide, si muote ir beider ungemach. zuo dem wîbe si dò sprach, dô si hin wider heim quam: ,,mîn gevater ist iu vil gram, nû sît ein herzehaftez wîp, ir werdet im liep sam sîn lîp. nû suochet herfür zehant iuwer beste lîngewant und darzuo allez iuwer guot daz ir dem wirte habet behuot, silber, kleider, pfenninge. deiswar ich mache iu ringe mit einander iuwer leben oder ich wil iu mînen lîp geben. Dô si ir guot allez brâhte, diu meisterinne gâhte daz siz in secke stiez. ir gevateren si liiez vil balde mit ir heim gân. daz wart schiere getan, si quâmen tougenliche dar und truogen mit in daz guot gar des ir gevater also wielt daz siz dem wirte vor behielt, dô was diu meisterinne ein wîp vol richer sinne, si was lange âne man genesen und wolde ouch iemer also wesen und was vil wârhaft erkant, davon geloubten ir zehant ir gevatern beide deste baz,

167 herzehaftez AH schiere H

179 da siz A

182 vil sch A,

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sie warp ouch niender umb ir haz. si hete ein schônez slâfgaden, daz was geworht mit guoten laden, dà tet si ir gevatern in und gie vil balde wider hin. Nu merket wes si dô pflac: in ir gevatern hove lac ein bloch alsô swsere als ez ein mensche waere, ez was ouch in der mâze grôz. vil balde si den hof beslôz. daz bloch si in daz hûs truoc daz si des niemen zuo gewuoc, sie enwart ouch niemen gewar. dò kleidete si daz bloch gar und machtez alsô gestalt daz ez weder june noch alt, nieman het angesehen ern müese ez zeinem töten jehen; also machte si ez geschaffen, dò gienc si zuo dem pfaffen und sagete im daz msere daz ir gevater tòt wsere nähten vor der hankrât. ,,nû enwil der wirt deheinen rât von sînem zorne des haben sine werde hînaht begraben, ern wil ouch ir ze grabe niht. swaz im ze gebene geschiht, daviir setze ich iu ein pfant, daz ir si leget sâ zehant." der pfarrer sprach: „wie ist daz komen? ich solde ir bîhte hân vernomen und sold ir rehte hân getan und solde ir ouch geliutet hân darnach zehant dô si starp."

195 schönes H

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„daz ir daz hie nieman warp" sô sprach diu meisterinne, „daz schuof diu grôze unminne die ir der wirt nû lange truoc, der endûht in dannoch niht genuoc, dâ hât er si niht wol behuot. dâviir nemet sin guot, ich setze iu pfant für swaz ir welt, daz ir langer niht entweit ir enleget si dà si ligen sol. ir habet an ir bîhte wol dicke und ofte vernomen, si ist mit triuwen her komen. nû ist si des gsehen tôdes beliben. sît an den buochen ist geschriben, swie der rehte mensche stirbet, daz diu sêle niht verdirbet, dâ von suit ir gewis wesen daz ir diu sêle ist wol genesen." ,,nû gêt hin balde", sprach er „und bringet mir ein pfant her daz zweier pfunde wert sì." sîn knehte stuonden dâbî die sander nach dem töten, dem bloch wart geschrôten ein grap darin si ez huoben und ez vil wol begruoben. swie dem pfaffen was gelogen, er enwas iedoch niht gar betrogen, er het ein pfant für zwei pfunt. daz tet diu meisterinne kunt ir gevatern vil schiere, der ohsen waren viere damit er hin ze acker gie. er sprach: „gevater, nemet hie dise ohsen mit dem pfluoge.

234 si niht gen. AH

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ob iu des niht genuoge, daz suit ir mich wizzen lân. ich gaebe iu halbez des ich hân ê ich mich der mœre verzige. nû hât min vröude den sige an mînem herzenleide erstriten. der s seiden hân ich kûme erbiten." dô sprach diu meisterinne: „gevater, ich gewinne iuwer guot wol swenne ich wil. ez sî wênic oder vil, swaz iu ze liebe sì geschehen, der gnâden suit ir gote jehen, des bin ich âne schulde. doch wil ich iuwer hulde ze botenbrôte gerne han und wil iuch des niht erlân ir engebet mir iuwer triuwe und leistetz âne riuwe, swenne iuwer muot ze minnen stê, daz ir ein wîp ze iuwer ê nach mînem râte kieset, swaz ir daran verlieset, deiswar, des wirt vil kleine. ich enrâte iu an deheine ir enmiiezet mir des iemer jehen ez enwurde niemer bezzer wîp gesehen." er sprach: „des wil ich iu swern, die wolve miiezen mich verzernt ich weiz iuch wol sô reine, genseme ich iemer deheine wan die mir zeiget iuwer rät. daz ir mir sô vil guotes hât beidiu getân und noch tuot, des gibe ich lîp und guot vil gar in iuwer gebot: ir sît mir lieber denne got." sin hôchgemiiete daz nam zuo

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mit vröuden späte unde vruo. swaz im leides ie gewar, des vergaz er vil gar, daz er kûme âne wîp beleip unz er fünf wochen vertreip. dô sprach er: ,,trût gevater min, ich enmac niht âne wîp sin. nû machet aber niuwe die gevaterlîchen triuwe und helfet mir daz ich iuwer kunst und iuwer vriuntlîche gunst daran geniezen müeze. diu msere sind sô siieze diu man saget von wîbes giiete daz ich niemer min gemüete vürbaz getwingen mac. sol ich mere deheinen tac eines wîbes enbern, sô enmac ich langer niht gewern." si sprach: „gevater, nû sît vrô: ich wil ez füegen alsô daz ich iu zeigen wil ein wîp diu einen wunneclîchen lîp von gotes meisterschefte hât, der allez daz ze wünsche stât daz man an frouwen loben sol. si ist der tugende sô vol, ist ez an iuwerm heile daz si iu wirt ze teile, sô geschach nie mannes lîbe sô wol an einem wîbe. si ist ouch also staete

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daz si nieman des erbaete daz si iemer wurde mannes wîp, si entuo ez danne durch mînen lîp. nû enthabet iuch dise wochen unz ich si hân gesprochen,

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340 unz A, unz daz H

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ich sol in disen sets tagen daz zesamene hân getragen daz ir einander muget sehen, daz muoz ir halp geschehen von grôzer miner arbeit sît ich von iu hân geseit, ich wäge guot unde lîp si miieze werden iuwer wîp." er neic ir unde sprach also: „gevater, ich bin iuwer vrô, ir suit gebieten über mich, swie ir welt, sô wil ich mit Worten und mit muote, mit libe und mit guote dien ich nâch iuwern hulden. ich bin von iuwern schulden ein vröudenriche saelic man:" er schiet mit urloube dan und pflac wol sînes libes. dô pflac ouch si des wîbes sô rehte meisterliche wol daz man si darumbe loben sol, sine lie si niender für daz gaden. ezzen, slâfen unde baden, daz was ein leben des si pflac. ir bette da si ûfe lac, daz was senfte unde hôch, daruf enmohte ein sneller vlôch mit springen niht gelangen. daz was vil wol behangen al umbe und umbe für den stoup. schœnez gras und grüenez loup, des lac der estrich vol. dillen und wende wären wol mit bluomen gar bedecket; der was daran gestecket

372 beide kraut graz vn loup H

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daz nieman dà wan bluomen sach. ir was so wol daz si jach si waere in dem paradise. der allerbesten spîse diu an den market veile quam, ez waere wild oder zam, des koufte diu meisterinne genuoc, wan si den biutel vol truoc ir gevatern pfenninge, die dûhten si vil ringe, si künde ouch vil wol kochen und machte in den sehs wochen ir gevatern ein so schœnen lîp daz man ein so schœne wîp in der gegende niender vant, si hete ouch bezzer gewant denne dehein gebûrinne dà; einen niuwen mantel der was blâ, der was gênât ze vlize, ein snœde kiirsen wîze, di sie dar under truoc, die stuonden beidiu wol genuoc, ein sîdîn houbetlachen guot und einen wolstênden huot und guot lînîn gewant. dem si ê was wol bekant, dem wart si nû vremede. ir rockelin und ir hemede diu wären kleine unde wîz, si hete michelen vlîz an kleine valden geleit. ir gürtel was ze mâze breit, daz was ein borte wol beslagen. dar ane muose si tragen einen schcenen biutel würzen vol. ir schuohe stuonden harte wol

386 irre g. H Altdt. Textbibliothek Bd. 36.

Rosenhagen.

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und ir wizen schepelinge. si was ouch aller dinge volkomen an dem lîbe zeinem biderben wîbe. Dô diu sehste woche ende nam, der man vil vrôlîche quam, dô emphienc in sin gevater wol. „ich enweiz waz ichs geniezen sol", sô sprach diu meisterinne, „ich hân umb iuwer minne erliten michel arbeit und hân von iuwer vrümekeit iuch vii vaste vermaeret. ist daz irz niht bewseret, sô hân ich mine ère verlorn. ich hân vil sere gesworn ir sît biderbe und gewsere, getriuwe und êrbaere, geviiege, milte und guot, bescheiden, stœte und wolgemuot: dâz hân ich her ze mir genomen. nû wil diu vrouwe her komen und wil iuch hiute gesehen, daz sol sô stille geschehen daz ez niemen wizze wan wir. si wil hie enbîzen mit mir, sô suit ouch ir hie ezzen und suit des niht vergezzen, sô ir die messe habet vemomen, ir suit so heimliche komen daz nieman wizze wâ ir sît. wir suln ez hein an die zît daz wir tougen gesehen wes wir offenlîche wellen jehen." dô muose er ze der kirchen gân daz hete er gerne verlân,

416 zeinem vil biderbem w. H

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in dûhte diu wîle vil lane unz man die messe gesanc. dò entsagte er sich den liuten gar und quam vil heimliche dar. dô liez in sin gevater in und wîste in in daz gadem hin daz also wol gebliiemet was; niuwez loup und schcenez gras daz machte darinne küele. dà hete si die stiiele mit vêhen küssen bedaht und het ouch alle die naht bereitet wol ze prise ein Wirtschaft guoter spîse. dô er hin in daz gadem gie, daz wip in minnecliche empfie, daz galt er ir mit witzen. si hiez in zuo ir sitzen, des dûhte er sich ein saelic man. er sach si vrolîche an, dô dûhte si in ein sô schœne wîp daz in dûhte sin lip wœr iemer mêr vor aller nôt gevrîet unz an sînen tôt. wurde si im zeteile, daz wsere vor allem heile sin beste saelde iemer mê. het er si ie gesehen ê, daz was im nû vil unbekant. dô gap im wazzer zehant ir gevater diu wise und gap im guoter spise eine Wirtschaft vollecliche. der man was vröuden riche durch die schœne des wibes, in duhte, ob er ir libes

456 Newe loub kraut und gras H

460 Vn het auch H 3*

gewaltic wesen solde, daz er niemer werden wolde unsselic, arm noch unvrô. er wolde ouch danken also sîner gevatern und Gote, er wolde ir zweier geböte leisten mit grozer stsete denne ie dehein man getaete. dô daz ezzen ergie, sin gevatern er gevie vrôlîche bî der hende. hin an des gadems ende wîste er si von dem wibe. er sprach: „mit mînem libe, und mit allem mînem guote tuot swes iu sx ze muote und samnet mich und daz wxp. daz bîten benimet mir den lîp:" dô sprach si: „ich entsitze daz daz mîn gevater grôzen haz von iu ie muose dulden, ich enweiz von welchen schulden, tuot ir nû disem wîbe alsam, daz wirt ein houbethaftiu schäm in der ich danne miieze bestân, wände ich für iuch gelobet hân, ir sît der beste wìbes man den diu werlt ie gewan." „davür nemet minen eit und alle die gewisheit der ir gedenket", sprach er. si sprach: „nu gêt ze naht her und liget ir tougenlîche bî. wie si iu danne morgen sì, dar nâch sul wir uns kêren. wir sîn von unsern êren beidiu samet gescheiden, beginnet si iu leiden,

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daz sint gar iuwer schulde, sô versage ich in min hulde. si ist sô genzlîche guot( wolde ein herre sînen muot an ein wîp durch tugende kêren, der nœme si ze allen êren. nû lât sehen, ob ir darzuo tuget daz ir guot für guot genemen muget", „jä ich," sprach er, „ob got wil, wirt miner s seiden sô vil daz si mir holt mac gewesen, sô möhte ein pfaffe niht erlesen die manicvalden ère die ich iemer an si kêre." si sprach : „get hin verholne und komt her wider verstolne hin ze naht sô man slâfen sol. ich hœre morgen vruo wol welch geist iuch danne viieret, swaz ir mir nu geswüeret, ich geloube iu danne ân eide baz. nû sprechent ouch die wîsen daz, würde dem tôren goldes iht, ez enmohte in doch gehelfen niht. swer sich der êren niht erwert, dem ist ir deste mê beschert." dô gie er dannen über mäht und quam hin wider zenaht. dô wart er wol empfangen, dô was diu naht ergangen ê denne im liep waere. „diz ist daz bceste msere" sprach er, „daz ich ie vernam:" dô sin gevater dar quam und sprach: „stêt uf, ez ist tac:" er sprach: „gevater, ich enmac.

528 de nœme A

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swaz mir darumbe geschäht, ich enkome von dem wîbe niht. ich enweiz waz got genâden habe, er hât mir rehte herabe ein himelrîche gegeben, lieze er mich sô lange leben daz ich es wol geniete, sô waere reht daz ich in miete mit dem guote und mit dem lîbe." sus lac er bi dem wîbe vil lange naht und den tac. swie vil er bí ir gelac, des endûhte in alles niht genuoc. er lie den wagen und den pfluoc sô lange darumbe stille stên daz im zuo begunden gên sine vriunde alle unde jähen, dô si in ligen sähen, er wolde gar verderben und hiezen in werben als einen andern sînen genôz. er sprach: „diu liebe ist grôz diu mich ze dem wîbe twinget. swer mich von ir bringet, daz muoz mit zouber geschehen, ich hân allererste gesehen waz genâden an guoten wîben ist." sus lac er stille unz an die frist daz die fremeden und die künden sîn leben gar bevunden in der gegende liberal, wände er sich nieman des enhal im hsete got an ir gegeben hie enerde ein himelriches leben, also verzerte der man allez daz er ie gewan. dô sprach er ze dem wîbe: „ich muoz bî dînem lîbe

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vor hunger Ilgen tot. uns enwil nieman ein brot weder lihen noch geben. sol ich Verliesen min leben, daz muoz hie bì dir geschehen, ich stirbe, sol ich dich niht sehen." Dô si wol hâte vernomen daz er von ir niht mohte komen sô verre unz er gewünne ein brôt, dô newolde si sô grôze nôt mit der liebe niht erwerben daz si hungers wolde sterben, „durch got, nû saget," sprach daz wîp, „von weihen schulden ist min lîp nû so guot wider ê, dô ir mir tätet sô wê mit siegen naht unde tac? ich weiz wol als ich ê lac, alsô hân ich sît bî iu gelegen." dô tete er für sich einen segen und sprach: „hâstû mir war geseit?" si sprach: ,,ez ist diu wârheit. ich enstarp niht, ich lebe noch und hân dich underwîset doch daz du ein vil tumber man bist und enweist waz übel oder guot ist." er sprach: ,,nû swîge durch got, ich muoz der lantliute spot lîden unz an mînen tôt. si tuont mir so grôze nôt, gevreischent si daz maere, daz ich gerner tôt waere." swie wol si ez verdageten und es nieman ensageten, daz maere wart in zwelf tagen durch die gegende getragen allenthalben in daz lant. dò man die wârheit bevant,

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dô wart er sô ze schalle daz die lantliute alle mit im unmiiezic wären, in allen sînen jâren moht er den spot niht über streben. solde er tûsent jâr leben, ez wsere der liute spot gewesen, sît liez er daz wîp genesen, die entorste er scheiden noch loben, man nant iewederz für ein toben. sus was sin tumpheit erkant und was sîn wîsheit geschant. wan daz manz niht versuochen sol, man vünde noch den man wol den man also wol betrüge, der im so kündeclíche lüge.

5. Die Wette.

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Ein man sprach ze sînem wîbe: „wœnestû daz ich bî dir belîbe iemer allez mîn leben? ich wil dir urloup geben von hiute über ein jâr. wir müezen uns scheiden, daz ist wâr, von hiute über vierzic Wochen, ich hân missesprochen, ir werdent niuwan drîzic. ich bin des gerne vlîzic daz ez in zweinzigen erge, ez geschiht weiz got michels ê, wand ich ez in sechzehen tuon wil. dannoch wirt ir niht so vil,

644 Mail nant ieweders A

649 wol also A, wol H.

5. Die W e t t e (GA Nr. 34). A Nr. CCV, El. 152b. H Nr. 136, El. 264a, Überschr.: Ditz mere ist von man vñ von wibe die bie ein ander woldë niht belibe

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ez muoz in zwelfen geschehen, ich wil dich selbe lâzen sehen daz ez in zehen wochen geschiht. dannoch wirt ir so vil niht, ez muoz in ahten ergân. ez wirt noch michele ê getân, ez wirt mit sehsen geendet, sô wirde aber ich geschendet, ir müezen niuwan vier sin,., und behalt ich den lîp mîn, ez wirt über vierzehen naht. und wirt noch näher gemacht, ez geschiht in disen siben tagen, in wirt noch mère abe gestagen, der tage werdent niuwan drî. dû bist mir sô leide bî daz wir uns scheiden morgen, ich bin in grozen sorgen wie ich bî dir belîbe disen tac, des ich getuon niht enmac, dû muost iezuo von mir. den tîvel sach ich an dir daz ich ie sô lange bî dir beleip daz ich dich von mir niht entreip. dû bist bcese und arc, übel geschaffen und vil karc, dû bist gerumpfen unde swarz, din âtem smecket als ein harz, dû bist aller wîbe unêre, du schadest der werlde sère.

18 dannoch wirt ir A, Ir en wirt iedoch H 20 ez A' va H 23 ensuln H, muzen A 25 geschiht H, wirt A 28 noch A, noch me H 30 also s were H, so leide A 31 daz wir uns sch. m. A, wir m. uns sch. H 34 des A, daz H 35 du m. A, Wan du m. H 36 s. i. d. t. H 37 ie /. H 40 geschaffen H, gestalt A 42 din arme smeckent A, din athem smecket H arz H 43—50 / . A

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die liute engeltent alle din, daz si alle unsaelic miiezen sin! mir enwart nie bœser wîp kunt. der mir gaebe drîzic pfunt daz ich unz morgen bì dir waere, diu waeren mir unmsere. mir grûset swanne ich dich sehen sol. het ich pfenninge einen sac vol, die gaebe ich âne swaere, daz ich ein mîle von dir waere. waer ich von den ougen dîn, waer allez ertrîche min, daz wolde ich allez darumbe geben, wan ich behalt anders min leben." Do sprach aber daz wîp: ,,ez miieze sam mir min lîp, an ein scheiden iezuo gân, wan daz ich mich bedâht hân wir suln unz morgen ensamet wesen. entrûwestu sin niemer genesen, wir sîn noch ensamet siben tage. dû gihst wie übel ich dir behage, daz wirt an dir gerochen: wir sin noch ensamet zwo wochen. der wochen werdent noch drî. diu Vierde woche ist ouch dâbî und diu fümfte darzuo. swie wê ez dînem lîbe tuo, diu sehste woche muoz her. swie dir din herze darumbe swer, ich wil dich siben wochen hân. die ahten wil ich dich niht slân

57 allez A, 51 grulet daz H 54 wile A, mile H gerne H 58 ich beh. H 59 do spr. aber das w. H Do wider sprach d. w. H 63 samet H 64 vn troustu sin A, sold aber dvs H 69 deswar ir werdent wol noch dri H 71 u. dannoch d. f. H 73 mvz ouch h. H

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und darzuo die niunden. mit allen dinen vriunden maht du des niht werden vrî ich ensì dir zehen wochen bi. di einleiten enlâz ich dich niht. ob man dich tôt vor leide siht, ich wil din zwelf wochen pflegen, dir enmöhte ein keiser niht gewegen, du ensîst drîzehen wochen min. diu vierzehende muoz damite sin und diu vünfzehende alsô wol. diniu ougen sint mîn niht sô vol, dû enmiiezest mich sehzehen wochen sehen. ir muoz noch michel mê geschehen, diu sibenzehende woche muoz dar und diu ahtzehende also gar, darzuo diu niunzehende, wirde ich der wârheit jehende. sô gesagete ich dir rehte nie, dû bist noch zweinzic wochen hie und zweinzic wochen darnâch. dir ist von mir nie sô gâch, dû nekumest niemer von mir. der tôt enscheide mich von dir, dû muost leisten mîn gebot, ez enmac der tîvel noch Got noch al diu werlt wider tuon. ich zebriche dich reht als ein huon, sprichestu ein wort dawider." Do neigte er sich da nider und suocht ir hulde umbe daz

80 siben H 82 toten ligen H 89 und m. A, du m. H 90 ir mvz noch michel me g. A, deswar ez muz noch me g. H 91 woche A, f . H ouch dar H 93 Darzuo A, Vn darzuo H 98 = A, dir ensi von mir ninder H 99 nimmer von mir A, ich bin immer mit dir H 103 Ez A, Da H

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daz er genaese deste baz. er sprach: „du soit dînen zorn lân. ich enweiz waz ich gesprochen hân. wand ich bin so trunken disen tac daz ich mich niht ver sinnen mac. ich enweiz waz ich dir biiezen sol. sprach ich iht anders denne wol, daz geschach allez von dem wîne, des enpfâh die triuwe mine, sô helfe mir unser herre Krist, dû wsere mir ie und iemer bist reht als mîn selbes lîp. ichn gesach nie dehein wîp bezzer noch baz geschaffen, ezn möhten alle pfaffen dîn tugent niht volschrîben. dû bist vor allen wîben sam diu sunne vor den sternen. die vrouwen solden lernen dîn tugent alle gemeine, ich gesach nie wîp sô reine, dîn name swebet vor Gote obe allen wîben mit lobe die man iender künde vinden under allen Adâmes kinden. dîn vil minneclîcher lîp der machet sselic elliu wîp, diu werlt solde elliu wesen dîn. du enmohtest niemer bezzer sîn. Got enwart nie bezzer wîp kunt. du soldest june und gesunt iemer eweclîche leben!"

109, 110 lehn weis was ich geredet han frowe du solt den zorn lan A, Er sprach du solt den z. 1. Ich en w. w. s. i. g. h H 111 Wan ich bin A, Ich bin H 114aprach ich ubel oder wol H 115 das was alles H 119 min selbes b. H 120 ez wart vrouwe noch w. H

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si sprach: ,,nû sì dir vergeben swaz du ie getaete wider mich." iesâ kusten si sich, dô nam der zorn ein ende, er vie sie bî der hende und wîste si an ein bette hin, dô ergie ein suone under in diu grôze vröude machte, ir ietwederz lachte dô si schieden von dem bette. si kusten sich ze wette und sungen ein liet ze prise in einer vil höhen wise.

6. Ehe im Leben und im Tode.

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Ein man sprach ze sînem wîbe: ,,nû wis nach mînem libe durch minen willen âne man. dà gewinnest dû vil dinges an, dich lobet diu werlt gelîche und verdienst ouch Gotes riche, darzuo wil ich ez verschulden sô wol gegen dinen hulden daz man nie dienst baz vergalt. ich wil dirz gelten hundertvalt." „ I r muget wol grâwen," sprach daz wîp, „sich mac wol r impfen iuwer lîp daz ir swsere borget und ir darumbe sorget wie ez nâch iuwerm tôde erge, ob ez iu bî leben wol stê,

6. E h e i m L e b e n u n d i m T o d e (OA Nr. 33). A Nr C H , Bl. 115a. B, E Bl. 9 4 v b , H Nr. 135, Bl. 262c, Überschr. : Ditz ist ein seltsenes mere wie ein Man sin wip bat daz si nach sine tode ane man were 15 libe E

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des lobet Got vil sère, umb mich bitet niht mère wan daz ich bî iuwerm lîbe âne andern man belîbe und nemet daz von mir vür guot, swaz ir nach mînen tôde tuot, dà sorge ich liitzel umbe. waeret ir niht ein tumbe, ir tsetet mir vil rehte alsam. daz ich mich der rede vür iu schäm und ir iuch selben niht enschamt, dà habet ir rehte der tôren a m t . " er sprach: ,,nû là die rede stân. des ich dich dà gebeten hân, desn wil ich von dir niht enbern. wil dû mich sin niht gern gewern, dêswar, ich nime dir den lîp. dû bist ein unkristen wîp. daz dû dich setzest wider mich, des wil ouch ich mich wider dich mit alle setzen zehant. nû gip mir ein gewissez pfant, ob dû mich überlebest, daz dû die werlt ûfgebest. des enwil ich dich erlâzen niht. sprichest dû dà wider iht, swie ez mir darnâch ergê, dûne sprichest wort niemer m ê . " Si sprach: „ich wände, weiz Got, ez wsere ein schimpf und ein spot, sît dir der rede ernest ist, sô gip mir drî tage vrist unz daz wil ich bedenken mich. sô soit ouch dû bedenken dich waz pfandes sich gevüege des dich von mir genüege."

18 vñ bitent BE

32 η. vil gern Η

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„Daz tuon ich gerne", sprach er, „ich wil des tages bringen her beide min vriunt und die din, daz si der rede geziuge sin." Dô si die vrist von im gewan, damit gie si von dan, dà si ein ir gevatern vant. der tet si schiere bekant daz ir man darnach strebete, ob si in überlebete, daz si alle man verbsere und als ein nunne wsere. des wil er haben gewisheit, ez sì mir liep oder leit, rehte an dem Vierden tage vruo. durch Got, nû râtet mir darzuo,: muget ir ez iemer understân, ich gibe iu allez daz ich hân." ir gevater lachete unde sprach: „wurde iuwer sselde sô swach daz er iuch des überquseme, daz iu diu werlt vernaeme, sô woldez danne ein ieglîch man. daz wil ich wenden, ob ich kan. sît vrôlich unde wolgemuot, habet iu allez iuwer guot. ich 1ère iuch vergebene daz er iu bî sînem lebene ein andern man erloubet. daz habet uf min houbet." si hiez si zuo ir sitzen und lêrte si mit witzen wie si ir man solde überreden swes si wolde. si lêrte si vil schiere alsô daz si wart geil unde vrô

64 mute A

74 So daz d. w. AH, Daz ν die wlt E

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und gar von ungemüete schiet. si sane vor vröuden manic liet. Des Vierden tages quâmen dar ir vriunde und ouch des mannes gar. dô huop si selbe ir rede an, si sprach: „mich bitet min man daz ich nach sînem libe ân ander man belîbe. nû suit ir alle hœren daz, ob er daz tuo durch minen haz oder erz durch mine liebe tuo. mir ist dester lieber darzuo, ob erz durch rehte liebe tuo." er sprach: ,,mîn lip und min guot müeze ich Verliesen als ein diep, dû ensîst mir also rehte liep daz ichz durch ganze minne ger. und weste ich hiute," sprach er, daz du niemer man genœmest mê, ich stürbe zehen jâr dester ê." si sprach: ,,nû tuo des ich dich bite, dà bewarest die liebe mite. vermît dû nâch mir elliu wîp, so vermide ich aller manne lip, und gewer mich des ich dà beger." „daz tuon ich gerne," sprach er, „daz habe uf minem übe. ich gewinne ze deheinem wibe niemer mê deheinen muot." si sprach: „diu rede ist vil guot. der gip mir ein gewissez pfant, daz selbe gib ich dir zehant." er sprach: „swaz pfandes du gerst, daz ouch dû mich desselben werst, des pfandes bin ich dir bereit." si sprach: „des swer mir einen eit!" den eit swuor er sä zestunt. si sprach: „nü setze drizic pfunt

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ze widerwette vür den eit, ob dû brechest dîne warheit, daz dû diu mînen vriunden gebest und dà wider niht enstrebest." diu drîzic pfunt sazte er dar und tet ir willen vil gar. dô wart si vröuden riche und sprach vil vrôliche: „ich enweiz dehein gewisser pfant, sô daz wir uns scheiden zehant mit lîbe und mit guote und mit vil guotem muote durch Got in zwei klôster varn. wir enmugen uns niemer baz bewarn, sô lerne ich unz an dînen tôt daz ich wol danne âne nôt ân ander man belîbe. sô entwonest dû ouch der wîbe uns hin an mines tôdes vrist, daz dû rinclich âne wîp bist, des pfandes wil ich niht enbern, des sul wir beide einander gewern." „owe!" sprach er, „vTOuwe min, sol ich din selbe âne sin, sô stirbe ich aber hie zehant. het ich dir umbe daz pfant tûsent eide gesworn, si würden alle verlorn." ir mâge sprächen sâ zestunt: „ir müezet uns geben drîzic pfunt, welt ir den eit niht stsete lân." er sprach: „so nemet swaz ich hân. der eit enmac niht stsete sin."

146 rinklich BEH, gewislich A 150 Solde ich danne lebender (leben) an dich sin BE, Sol ich din selbe an sin AH vor 150 VB daz (des ich daz) niht erliden kan daz du nach mir nemest man BE 151 stürbe BE Altdt. Textbibliothek Bd. 36.

Hoeenhagen.

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si sprach: „daz guot ist halbez min. dà wil ich pfrüende koufen mite und leben nach der nunnen site, ir suit ouch als ein münch leben, ir müezet drîzic pfunt geben und brechet ir darzuo iuwern eit, daz würde ein grôze unwerdekeit. so verlürt ir guot und ère und wseret danne iemer mère aller der werlde ungenasme und ouch mir so widerzseme, daz ich ez mit iu niht enwâge." dô kniete er viir ir mâge und bat si, swie er künde, daz si in der drîzic pfunde durch den riehen Got erliezen und daz wìp ir zornes hiezen vergezzen durch die namen drî und in des eides liezen vrî." dô sprächen si algemeine: „sine lâze den eit aleine und lâze darzuo ir zorn, diu drîzic pfunt sint gar verlorn." des swuoren ai) bî ir lîbe. dô gienc er zuo dem wîbe und viel ir an ir viieze und bat si durch die siieze diu an ir tugende wsere und durch ir schepfaere, daz si) ir zorn lieze, er taste swaz si in hieze. der bete nam si niender war. dô rief er sînen mâgen dar, daz si ir mâge bseten und ez danne alle tseten durch Got und durch Gotes tôt,

171 umgest. A

185 viel an A

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daz si im hülfen von der nôt. des schämten sich sîne mâge. sumelicher tet ez träge, dô was ouch der ez gerne tete. dôch quâmens alle zuo der bete und bäten sie umb ir hulde. si sprach: „ich enwil die schulde niht lâzen, dû enbüezest mir." er sprach: „vrouwe, ich biieze dir. dâ nezwîvel niemer an." si sprach: „du muost mir einen man erlouben, des bedenke dich, und muost daz lâzen ane mich, daz ich den neme, swanne ich wil. dû maht mir lîhte sô vil gedienen daz ich es lâze. dich dûhte daz ein unmâze, ob ich nâch dir naeme einen, nû wil ich dir deheinen verloben bî dînem lebene." er sprach: daz lît vil ebene, là niht wan dînen zorn varn. dû kanst din ère wol bewarn, tuo allez daz dich dunket guot." dô liez si slîfen ir muot sie huop in ûf und kuste in. dô was diu ungenâde hin, des genâdete er in allen, er sprach: mir ist gevallen ein saelde von iuwern schulden, daz ich bin komen ze hulden. nû wil ich brûtlouft machen." des begundens alle lachen, daz im diu schände geschach und er doch sselden daran jach.

225 Ein eele E, Ein teil AH iach E.

230 Vn er doch selten

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er machet® einehôchzît und hete die hûsvrouwen sît an allen dingen deste baz, daz si ir zornes vergaz und ander man verbaere, die wîle er lebende wsere. des dûhte in gar ze liitzel ê. nû gerte er von ir nihtes mê. si lebeten vrolîche sît und enhâten nie deheinen strît. er tet allez daz si wolde. dô tet si swaz si solde, si beswaerten einander nie. dô er si leides erlie, dô erliez' si· in aller swsere. sus endet sich daz maere.

7. Das Schneekind.

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Ez het ein koufman ein wîp, diu was im liep als der lîp. er wser ir liep, des jach ouch sie, ie doch gewan ir herze nie die wârheit darinne. daz wären valsche minne. ez geschach bî einen zîten, niht langer wolde er bîten, von sînem hûse vuor er mit koufe durch gewinnes ger. er huop sich uf des meres fluot, als noch manic koufman tuot. dà quam er in ein fremdez lant da er guoten kouf inne vant. er beleip durch gewinne

7. Das Schneekind (Zschr. f . d. Altertum, VII, 237, a A 2, A CCXXVII, Bl. 161 d B, nicht in H, die Überlieferung ist durchaus einhellig. Daz mer von ainem (dem) snepallen

BI.

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driu jâr darinne daz er nie wider heim quam unz daz vierde jâr ein ende nam. sîn wîp in minnecliche empfienc, ein kindelîn mit samt ir gienc. dô vrâgt er der msere wes daz kint waere. si sprach: „herre, mich gelüste din. dô gienc ich in min gärtelin, des snêwes warf ich in den munt. dô wurden mir din minne kunt, dô gewan ich ditze kindelîn: ze mînen triuwen, ez ist din." ,,Jâ, mahtû vil wol wâr hân, wir suln ez ziehen!" sprach der man. ern brâhte si des niht inne daz er valscher minne an ir was worden gewar unz darnâch über zehen jâr. er lêrte daz kint under stunden mit habechen und mit hunden, mit schâchzabel und mit vederspil, maniger hant freuden vil, mit zuhte sprechen und swigen, harpfen, rotten und gigen und aller hande seitenspil und ander kurzwîle vil. er gebôt aber daz sin knehte diu schef bereiten rehte mit spîse nach dem alten site, des snêwes sun fuort er mite, er huop sich uf daz wilde mer. die iinden flugen in entwer, sie sluogen in in ein schcene lant dà er einen riehen koufman vant, der vrâgt in sä der maere wâ sin koufschätz waere. des snêwes sun wart dà für gestalt,

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mit drin hundert marken er in galt, daz was ein grôzer rîchtuom, ouch het er des vil grôzen ruom daz er daran niht was betrogen daz er daz gouchelîn het gelogen, der schätz brâht im in sînen gewalt daz im zwir als vil galt. NÛ beleip er niht langer dà, mit freuden fuor er heim iesâ. sin hûsfrouwe gegen im gienc, minneclìche sin emphienc. si frâgte in: ,,wâ ist daz kint?" er sprach: „mich sluoc der wint beidiu hin unde her, uf dem wilden mer entwer. des wart daz kint naz al dà und wart ze wazzer iesâ. wände ich het von dir vernomen daz er von dem snêwe wsere bekomen. ist aber daz wâr, daz ich hœre sagen, sône darft dû in niemer geclagen; dehein wazzer vlieze sô sère ez enhabe die widerkêre innerhalbe jâres frist ze dem urspringe dannen ez komen ist. sô soit ouch dû gelouben mir ez vliuzet schiere wider in ze dir." Sus het er widerniillet daz er was betrüllet. swelh man sich des bedenket ob in sin wip bekrenket daz er den schaden widerstürzet und mit listen liste liirzet, daz ist ein michel wîsheit, wan diu wîp hânt mit karkheit vil manegen man iiberkomen als ir ê dicke habet vernomen. sine A. 61 sa Α.

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8. Der bloße Ritter.

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Ein ritter quam an eine vart so verre daz er gast wart eines wirtes der in wol enpfienc. ich sage iu wie daz ergienc, er enhet in niemêre gesehen und hörte im grôzer wirde jehen, des bôt erz im deste baz. der gast was kalt unde naz, davon was er des wirtes vrô. ouch was der wirt des gastes sô, daz liez er in wol schouwen. sine tohter und sine vrouwen hiez er zuo im sitzen zehant. der koch wart sère gemant umb guote spîse ze naht, in wart ein schœnez viur gemacht, dâ sâzen sie in der stuben bî. er hete schcener tohter drî, die sazten den gast under sich und wurden alsô vrôlich ze liebe dem gaste, nu bran daz viuer vii vaste,· dô ez guote wîle bran, seht wâ dâ diu hitze gewan

8. Der blosze R i t t e r (GA Nr. 59). A Nr. L X X X I I I I , Bl. 66c, Β Vo eime ritter, Ε. Η Nr. 181, Bl. 318a. Überseht. : Ditz ist ein seltzen vart wie ein ritter entnakket wart. 1 an einer f . Η 7 er imz Η 9 eines ritters A 9 des /. A 13 im chussen H 15 zeder A, ze η. H, gein der BE 17 in der stuben ABE, mit vrövden H 20 also A, alle E, 19 under ABE, zwischen H ellev H 22 Und A, Nu bran BE, Daz fewer br. H 23 do ez guote wile ABE, unz ez so lange H bran AH, gebran BE 24 Seht wa ABE, und daz da, daz da

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in der stuben die oberhant, sô daz diu keltin verswant. des wart in allen so heiz daz in vor hitze der sweiz von dem houbete niderran. dô tet der wirt als ein man der daheime wil gemach hân, und hiez einen kneht dar gân und ziehen sînen rock im abe. „ich enwil daz hie ieman habe nahtlanc ungemach." ze dem gaste er ouch sprach: „lät abe ziehen iu den rock, ir enhabet niender einen lock, sie nehangen alle sweizes vol." do sprach der gast: „daz tuot mir wol, ich wil doch den rock ane hân." „ir suit in abe ziehen lân," sprach der wirt: „weiz Got, ez ist min bete und mîn gebot daz ir hie habet guoten gemach." der gast ze dem wirte sprach: „als rehte liep so ich iu sì und iuwer tohter alle drî, sô erlât mich dirre unziihte. ich lsege gerner an einer sühte denne ich den rock abe taete, ob ich noch heizer haete." dô sprach der wirt: ,,nû lät den strît, ich weiz wol daz ir hövesch sît. sô lœge ich zwô sühte,

25 die ober h. AB, die öbern h. E, die uberh. H 26 So daz die keltin A, und daz die ehelten H 28 vor hitze A, von h. H, vor der hitze Β 29 dem houpte A, der stirn B E , den Stirnen Η 32 dar an H. 33 im den A Daz er im s. r. ziige abe BE 35 η. 1. sprach er Η 37 ewern r. Η 39 er hang allz A, sinen hangen alle Η

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ê ich iuch iuwer ziihte sô sere liez engelden. ir soldet mich drumbe scheiden, liez ich iuch hie haben ungemach." heimlich er ze den knehten sprach daz sie alle dar giengen und im den rock geviengen und zuckten in im über daz houbet. dô wart der gast beroubet durch die grôzen minne der êren und der sinne, er saz, dô er wart âne rock, als ein beschelter stock, âne bruoch und âne hemde, diu wären im beide vremde. als in dô die vrouwen sô blôz begunden schouwen, dô erschräken sie sère vür den gast, wand er der hövescheite last getragen hete manegen tac. der wirt vor schänden ouch erschrak, der gast erschrak sô sère, er entrûwetes an sin ère niemer wider komen mê. im tet sin schände sô wê daz er den wirt het erslagen, trûwete er daz in getragen, daz ros dannen möhte lân. des enhet er aber niht getân, er zôch den rock wider an und schiet sô zornliche dan

63 in in H, im A 64 was H 65 vü gr. H 68 reht als H 71 Als in do ABE 73 erkomen A 75 getr. her A, vil f . H 78 getruwets A, entrowet es B, getruwet ez E 80 die schäm so we A, die schäm we H 82 in ABE, hin H 83 ros ABE, recht H 86 vn rait zehant von dan A

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daz er dem wirte niemer mê sô holt wart als er was ê. Da mane ich alle liute bî. swaz liebes gastes wille sì, dâ vlîze sich ein wirt zuo, daz er darüber niht entuo. sô er im dienest oder guot wider des gastes willen tuot, daz ist vil lîhte gar verlorn, des wsere ez bezzer verborn. swelh dienst niht ze danke kumt, der schadet noch mère denne er vrumt.

9. Der nackte Bote.

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Ez geschach hier vor, sô man seit, daz ein herre uf eine strâze reit und sande einen sînen kneht vor im hin, daz was reht, dô ez âbenden began, und enbôt einem sînen man er wolde die naht mit im sin. dô tet der kneht sîn reht schîn, er reit dem herren verre vor

89 mane ABE, warne H, wirte H 90 liebes g. H, des lieben g. ABE 93 Ob H, So ABE 97 S welch ABE, Swez H 98 noch me A, am Ende Schreibervers in Β: Hie wil daz mer ain end han behüt vus got vor aller schäm. 9. Der n a c k t e B o t e (GA Nr. 60). A LXXXXVII, Bl. 65 a, Β Überschr. : Ain mer von des heren kneht Vnd von der padstuben, E 69 ra, Von eime heren, H Nr. 180, Bl. 316c. Überschr.: Hie ist wie ein kneht ane vie vn nacket vür vrowen in ein Stuben gie 1 ein strazze A, einer straze H 3 Do sant er BE 3 sinen f . A 4 vor im für BE 5 abengen A 6 Er enb. BE 7 pei im sin B, da sin E 8 kneht wol schin BE

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und quam hin ze des wirtes tor, daz sach er wîte uf getân. nû vant er in dem hove stân ein kint, daz vrâget er der mœre ob der wirt dà heime waere. „jä>" sprach daz kint wider in „get in die batstuben hin, dà ist er inne, diu ist warm." nû sach er wol daz kint was arm der sinne und des guotes, ouch was er tumbes muotes und envrâgete ez niht vürbaz. und wände der wirt umbe daz in der badstuben waere daz er sich badete und schaere. er gedâhte: „des ist mir ouch nôt. swaz min herre her enbôt, daz sage ich in der badstuben wol." sin herze was vröuden vol daz er daz bat bereit vant, er erbeizte nider sä zehant und enkleidete sich vil swinde. er sprach ze dem kinde: „sitz nider uf ditz gewant und nim den britel in die hant

11 Daz was wit uf get. H, Hohe, vn wit vf get. E, Daz was wit us getan Β 12 Nu vant AH, do vant BE, an d. h. BE 13 der m. ABE 18 Nu sach er w. BE, Nu sa her w. d. k. H, Do sach er d. k. A 19 ouch / . ABE 20 Der kneht was t. m. Β, Auch was d. kn. so t. m.E 21 = AH, Das er n. vr. fürb. BE 22 Und w. A, Er w. Η 24 = A, er darinne bad. BE 25 mir ouch ABE, ouch mir Η 26 Sw. m. herre enbot A, Sw. im min herre enb. H, Sw. min herre im enb B E 27 badstuben ABE, stuben Η 29 bat / . A, bereit A, bereitet Η 30 vñ enbeizte A, Er erbeizte Η 33 Sitz nider A, Sitz her ff 34 britel H, brittel A, zaum BE

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und hiiete mir, unz ich gebade daz mir hie nieman niht enschade. des wil ich dir gelônen wol." daz kint tet als ein kint sol, ez ensprach niht dà widere und saz iesâ dar nidere. daz was in der herbestzît, sô dikke der kalde rîfe lît und sich wandeint die winde, des heizte daz gesinde die batstuben alle tage. sie heten ouch, als ich iu sage, ein ander stuben, diu was guot. dô was der ritter sô gemuot, der da ze hûse wirt hiez, daz er sie stuben heizen niht enliez ê daz der sumer ende nam und der kalde winter quam, und daz die vliegen vervlugen und in die stuben niht enzugen. durch so getâne höveschheit schuof der wirt daz man vermeit die stuben und sie kalt lie und in die badstuben gie sin gesinde mit der vrouwen. man mohte darinne schouwen vil manigen wunneklichen lîp, die vrouwen, ir tohter und ir wîp, sie hetens vür ein werkgaden.

35 hvte A, hevte ff, hüete BE 38 Daz kint daz tet II 39 niht da widere A, da niht me w. H 39 iesa danidere A, vii balde darnider H 42 = A, 45 baistuben ff 47 ander st. ABE, ein rehte st. H 50 die heizen H 51 E daz A, vnz H 52 calt wind9 A 53 die vi. gar vervi. ff 57 Das man die stuben kalte lie ff 58 baystuben ff 59 Sin A, Daz H 62 iriu A 63 Si A, Die H

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dô quam er der dà wolde baden al nakket an der stubentiir. dà was oben geleit dävür guoter wedel ein michel teil daz dûhte in ouch ein guot heil, als er der einen genam, dô sach er daz dort her quam mit grimme ein übel hofwart, der wolde in hân gemachet schart, des wert er mit dem wadel sich, do was der hunt sô müelich daz er des den knappen twanc daz er âne sînen danc hinder sich in die stuben gienc und erbeite kûme daz er gevienc die tür daz er hin in quam und sich dem hunde benam. als in dô die vrouwen sô blôz begunden schouwen, dô erquâmen sie vor schänden und dahten mit den handen diu ougen algemeine unz an den wirt eine der erzeigte im schiere sînen haz. ,,ouwê!" sprach er, „wer ist daz? ouwê aller miner êren!" dô begunde sich umbe keren der knappe êrste und sach sîn laster al daz im geschach,

66 N v was oben gelit darfvr A 69 = A 66— 69 Do waz oben darfur Gvter wedel vil geleit Daz dvchte in ouch ein selikeit H 67 waetel A 69 Als A, Vntz ff 70 her qvam A, geloufen quam H 73 wadel A, wedel H 74 Doch A, Do H 75 des den chn. tw. A, den kn des betw. ff 78 vnz A, daz A 84 dahten A, verdackten ff 86 wir A 88 Owe A, owe mir ff 89 Owe / . ff 91 vñ alreste H 92 al daz im A, als daz im H

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und züchte er wider uf die tür. im wart noch gâher hin vür denne im hin in was gewesen, er entrûwete niender genesen wan daz er sin gewant nam und wider uf sin pfärt quam, des het er sich versûmet nâch. im wart hin wider sô gâch den wec den er her reit, daz ez daz pfert kûme erleit. dô der wirt gesach die unzuht und des tumben knehtes vluht, dô het er des wol gesworn er hete sin ere verlorn, ob er ζ niht wider tsete. swer ez getân h sete, der wolde im nemen sin ère. sînen knehten rief er sère daz sie vii balde gsehten und im sin ros brœhten unde selbe nâch im riten, des hiez er alle die biten den er getrûwen solde. dô man im dar geholde beidiu schilt unde sper, uf sín ros saz er, und reit nâch dem knehte die selben strâze rehte die er in hin sach riten, dô gesach in kurzen ziten der herre sînen kneht komen,

95 hin in A, darinne H 96 ninder A, anders niht H 97 Wan daz A, Vntz H 98 = A, und nakket uf das pf. q. H 103 do der ritters. H 104 des tvmbes A, des vil tumben H 105 do er des vil w. A, het f . A 108 in so gelästert H 117 — A, Harnasch sch. u. sp. H 122 geschach A, sach H 123 einem A

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der wolde diu mœre hân vernomen. er sprach: „vii balde sage mir: wie verstu sô? waz wirret dir? wen sihe ich dort her nâch jagen?" do engetorste der kneht niht sagen, er vorhte grcezern ungewin, er sweic undtfrande hin. dô quam der ritter gérant und hiez den herren zehant Gote willekomen sin. er sprach: „lieber herre min, lât den man niht hin komen er hât mir hiute benomen min vröude und min ère. ichn erhol mich sin niemer mere kumt er sin also genozzen hin." dô sprach der herre wider in: „den ir jagt, daz ist min kneht, der sol iu biiezen, daz ist reht. nû saget mir sin schulde, jâ, mac er iuwer hulde sô sere verlorn hân, ez muoz im an sin leben gân." „herre," sprach er „merket daz. er gie in die batstuben dà ich saz bî mînen tohtern und mînem wîbe, und enhet an sînem libe

126 = A, Wie kumest sust waz wirret dir H 128 gesagen A, sagen H 129 ungewin A, ungemach H 130 sweic A, sweige ot H 136 er hat mir hivte benomen A, der mir mit alle hat genvmen H 138 Ich erhol michs A, Ichn erkobere michz H 139 sin also genozzen A, sin geniezen H 141 jagt A, da iagt H 142 Er A, Der H, bezzern A 143 Sagt A, Nu saget H 143 Ir nach A, So mage er H, ja mage er BE 145 mit sölhen dingen verlorn han EB 146 an den lip H 148 Stuben H 149 minen w. A, vn bi m. w. H

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niht mère denne er iezuo hât, und tet doch mêrre missetât und kêrt daz hinderteil herviir, dô er in gie ze der tür." der herre sprach: „daz arnet er. gebt mir mín ros balde her," sprach er ze im der ez zôch. daz was snel unde hoch, darûf wart im vil gâch, und rande dem knehte nach. dô er hin ze dem knehte quam, bî dem hâr er in nam, also vuorte er in herwider und warf in zornliche nider. er wolde in bestümbelt hân, daz was ouch vil nâch getân. „herre," sprach der arme kneht lât mich, durch got und durch reht, sagen waz diu rede sì." dà was der ritter dâ bî, den man daz laster horte klagen, der sprach: „herre, lât iu sagen warumbe er ez tsete, waz ich im getân haste, wes er mich habe gezigen, ez wser mir leit wurdez verewigen, dô sprach der herre: ,,nû sage,

152 mener A, grôzer H 153 vñ kest H 157 im A, dem H 161 Als A, Do H, ze dem kn. A, zv im H 162 Bi A, Mit H 163 hin w. A, her w. H 164 zornchlichen A, zorniclich H 165 bestvmbelt A, bestumelt ff 165 Daz was ouch A, Daz het er ff 167 Grenade spr. d. Kn. BE, Herre sp. d. arme kn. AH 174 Waz ich getan im het E Β 175 oben auf 66b A, fehlen Η 175 Wes er mich habe gezigen A, Oder waz er mich het gezigen B E 176 Ez wser mir leit wrdez verzigen A, Daz wer mir nit liep verewigen B E

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dû muost doch von disem tage unz an din ende wesen blint." er sprach: ,,herre, ich vant ein kint in sînem hove, daz vrâgete ich wâ der wirt waere, dô wîste ez mich in eine badstuben hin, dà waer er gegangen in, diu waere warm; dô wände ich daz er darinne badete sich, und wolde ouch ich gebadet hân. dô ich in die stuben solde gân, do quam ein übel hofwart, der twanc mich daz ich gênde wart hinder mich, daz was mir leit, der schuof daz ich die zuht vermeit, und hete mich gebizzen nach, davon wart mir alsô gâch, daz ich niht hinder mich ensach, unz mir diu unzucht dà geschach." „entriuwen," sprach der ritter dô ,,sô wil ich iemer wesen vrô, daz ich iuch niht erslagen hân. sît ez darumbe ist getân, sô wil ich iuwer vriunt wesen, ir suit wol vor mir genesen, ez was min angest und mîn wân ez waere ze laster mir getan." Sus schuof er daz der kneht genas dem er ê sô vîent was, waere dem kneht ein leit geschehen, wir ensolden niemer gejehen

178 von disem selben t. H 179 den ende A, din ende H 180 für er sprach: Genade BE, vgl. 167 192 Vnd het mich erbizzen A, er het mich geb. H 196 Unz mir diu unzuht A, E mir das laster H 198 Er A, Do H 201 So wil ich A, Nu wil ich H Altdt. Textbibliothek Bd. 86.

Ro»enhagen.

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daz er unschuldic wœre. er solde diu rehten msere bedaehticliche ervarn hân, dò liez er sich an einen wân. der wân betriuget manigen man. swer daz niht wol bedenken kan, der mac sich lihte verlân sô sere an etelichen wân daz er von dem wâne wirdet siner êren âne oder gewinnet sô getânen schaden damit er sère wirt geladen. Swaz der man gelset an den wân, des er rät mohte hân, wirt er betrogen daran, dà ist er selbe schuldic an.

10. Der kluge Knecht.

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Hceret waz einem manne geschach an dem sîn êlich wîp zebrach beidiu ir triuwe vmd ir reht. der het einen gefüegen kneht. der wart des an ir innen

211 bedsehteclich erarn A, bedehtlich H 213 betriuget A, treuget H 210 η. bed. Η 219 so getanen A, sulohen Η 220 sere wirt A, immer ist Η 221 lœt A, gelet Η 222 Des er rat A, Da erz wol rat Η 223 davan A, da betr. an Η 224 selbe schuldich an A, selbe ein sch. man H. In diesem Stück ist die Selbständigkeit der in Β und E erhaltenen Überlieferung besonders deutlich in der Rechtfertigung des Knechtes, V. 167ff. 10. Der k l u g e K n e c h t (Hahn Nr. 4, GA Nr. 61, Meyer- Benfey, mittelhochd. Übungsstücke, S. 73//., vgl. die freie und grobe Umgestaltung in H, s. Rosenhagen, Heidelberger Handschr. Nr. 209). A Nr. LVII, Bl. 45d. Ü B , tra E nicht. Η Nr. 182, Bl. 318a. 4 er het A, Do het er Η

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daz si begunde minnen heimliche ir pfarrœre, daz was dem knehte swsere. er halz dem meister umbe daz er vorhte er wurde im gehaz, ob er im des verjœhe, ê er die wârheit sœhe. der wirt vuor ze acker und ze holz. Daz wîp was höfisch unde stolz, sô si in den hof sach rûmen, sô enwolde siz niht sûmen si enkoufte met unde win; swaz guoter spîse mohte sin, der briet si vil unde sôt. sô si dem pfaffen danne entbot daz der wirt was entwichen, sô quam er dar geslichen als ein mmnediep von rehte sol. sô si danne gâzen harte wol, sô begunden si an ein bette gân und begunden dà kurzwîle hân. also vertriben si manigen tac. ie nahtes sô der wirt lac bî dem wibe unckslief, sô phlac si daz si in ane rief unz er sîn slâfen muose lân; si hiez in balde ûfstân und hiez in hin ze holze varn. si sprach: „wil dû die vart sparn unz uns diu naht gerûmet, sô hâst dû dich versûmet. die tage sint zemâzen lane, daz nim in dînen gedanc und var enwec balde. ez ist verre hin ze walde

14 was / . A 22 nu dar H

21 entzwizchen A, entwichen H 25 danne an H

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ouch sint diu rinder harte laz. du solt dich vrüejen deste baz". „deiswâr", gedâhte der kneht, „ez waere billich und reht, wesse min meister iuwern muot waz ir untriuwen uns tuot. deiswar, mac ich ez gefiiegen, ich wil iu schiere riiegen sô rehte mit der wârheit daz ez iu wirt ein herzeleit." dô si zuo dem fiuwer quâmen, und ir gewant an sich genâmen, dô swuor der kneht dà viir er enquaeme tâlanc vür die tiir, er enwserç vil wol enbizzen ê, im tsete der hunger sô wê daz er enbîzen solde ê er iender varn wolde. daz was der vrouwen ungemach, iedoch dô si den ernst gesach dô brâht si einen kaes und brôt. si sprach: ,,nû iz den grimmen tôt! du entuost ez durch den hunger niht. maht dû daz werk gesûmen iht, des bist du bereit zallen zîten durch dîn grôze schalkheit." si âzen als si wolden und fuoren als si solden. dô si verre quâmen an die vart, „meister, nemet disen gart", sprach der kneht wider in, und vart ein wîle hin. ich muoz hin widere gân. ich hân dâheime verlân mine fiustelinge und minen huot."

46 ir vus untr. H enbiezzen H men Ii alle zit H

62 grimigen A, grim-

des wart der meister ungemuot. doch sprach er: ,,nû louf balde!" und foor er hin ze walde. daz was dem knehte harte liep. er verstal sich tougen als ein diep hin in daz hûs an einen gemach dà man in enhôrte noch ensach. sin frouwe was vil wol gemeit. si greif an ir gewonheit und bereite vil guotô, spîse. dô wände diu unwise ez waere harte wol verholn und al der werlde vor verstoln, dà si sich selbe mit betrouc. ein schcene varh daz dannoch souc daz vulte si und briet ez wol; ein kannen guotes metes vol, die holte si dà si in veile vant, darzuo buoch si zehant ein vochenz wîz als ein snê und sande aber alsam ê heimliche nach dem pfaffen. doch enmohte si niht geschaffen daz si die spîse bereite unz si so lange gebeite, dô si ze tische wären gesezzen, ê si begunden ezzen, daz der wirt hin wider heim quam. dò man dà sin kunft vernam, dô wände der pfarraere daz ez der kneht waere. dâvon enquâmen si niht durch die niuwen geschiht, daz der kneht dâheime beleip und daz der meister selbe treip sîniu rinder von dem walde. si /. A

90 swin A, varch H

104 da /. A

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er lief zuo der tür balde und stiez daran mit grimme, dô schuof des wirtes stimme und ouch der zornlîche stôz daz si bî einander verdrôz beide den pfaffen und daz wîp. „vrouwe, hilf daz ich den lîp behalte", sprach der pfaffe. ,,ich wirde ein rehter äffe begrîfet mich der wirt hie. ich engewan so grôze angest nie, ich hcere wol, im ist zorn, ich wsen ich hân den lîp verlorn." dô gewan si manigen gedanc und hiez in under eine bank in einen winke 1 ligen gân,. daz si dâ gâz wolden hân, daz bare si allez von dem wege. daz nam der kneht in sine pflege daz er wol sach war si ez bare, er was der vrouwen ze karc. dô den wirt nieman in liez, mit grimme er aber an stiez und begunde daz wîp scheiden, noch gâher denne zelden lief si dô ze der tür. si sprach: „ob ich den lîp verliir, ich enmohte niht ê herkomen, ich het ein werk in die hant genomen daz enmoht ich darûz gewerfen niht. sag an wirret dir iht daz du sô vruo komen bist? waz meinet daz dir sô zorn i s t ? " unz diu rede wart vernomen, dô was der kneht hin umbe komen

116 Lief er H llôbedr. H 124 verlorn/. A 128 gazze Λ gezzen Η 131 wa Η 137 dahin Η 144 so ζ. Η

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und began zem tor in gân, dà er si ensamet sach stân. Dò sprach der meister wider in. „weih tîvel hât dich hiute hin daz dû niht quseme hin wider? dû leist daz werk vaste nider." dô machte er ein maere und sagete daz er wsere vil wundern unmüezic sît, dô liez der meister den strît. er was biderbe der kneht, dâvon was des meisters reht daz er einen kleinen zorn vil schiere hâte verkorn. j,vart enwec" sprach daz wîp, und enspart rinder noch den lîp und bringet holzes genuoc daz ir hin ze sumere den pfluoc niht ensûmet durch die holzvart. ir habet iuch übele bewart daz ir iuch alsô sûmen solt. unz ir zwei vuoder noch geholt, so ist ez weizgot vinster naht. davon gâhet über maht, ir tuot uns anders grôzen schaden," si half den wagen selbe entladen, und sprach: ,,lât iu wesen gâch, ir habet iuch versûmet nâch." Do sprach der kneht dem meister zuo: „ez ist benamen noch ze fruo daz ich zwei fuoder gehol. herre meister, tuot so wol und lat uns ein wênic ezzen. mich hât der hunger sô besezzen daz ich den lîp niht kan bewarn

167 ich iuch A frv A, so frv H

173 si sp. lat ot evch H 177 wol gehol H

178 ze

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sol ich sô hin ze holze varn daz ich des ezzens enbir: ezzet ein wênic mit mir! swes ir darnâch an mich gert, des sìt ir gar von mir gewert, ist aber daz des niht geschiht, so engeniezet ir min niemer niht." der meister sprach: „daz sì getan. wir suln entriuwen ezzen gân. swie lützel ich geezzen mac, ich aeze ê allen disen tac ê ich dich von hunger verlür." dò giengen si in dà zer tür. daz gie dem wîbe an den lîp. ez müet ein ieglich wîp diu einen zuoman hat ob man in bì ir begât. unz si die hende heten gedwagen, dô het si uf den tisch getragen brôt, ksese und ein tuoch. si tet im tougen manegen vluoch, doch sprach si: „ezzet vaste." über zwo und drîzic raste waeren si ir lieber beide denne an ir ougenweide. der wirt sprach ze dem knehte: „diu vrouwe tuot rehte hiute allen den tac sam si dich noch harter vürhte denne mich, ich weiz wol het ich ir nû ze ezzen geeischet alsam dû, si enwaer mir niemer sô gereht." „entriuwen, meister," sprach der kneht, „ich hân nû lange den sin mit swem ich her gewesen bin

187 Vñ ist A, Ist aber H 189 wirt get. H 192 allen einen t. H 193 dich/. H 202 in H 213 gevoderet A, meister/. H

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daz man Hiîn nie niht engalt, wan zeiner zît, dô was der wait mit loube wol behangen, dô quam ein wolf gegangen hin under mines meistere swîn. diu schult diu enwas niht elliu min wan daz ich leider niht ensach sô lange unz mir ein leit geschach daz er begreif ein wênigez swîn. daz was reht als daz värhelin daz dort ûf lit gebrâten. ich enkan des niht errâten wederz ir grcezer wsere." „sich bezzernt iuwer maere" sprach der meister wider in. er gie vil vrôlîche hin und nam daz varh dà erz gesach. der kneht aber dô sprach: „dö der wolf zuo den swinen quam und ich ir schrien vernam, dô quam ich dar geloufen sä. dô lägen breite steine dà. derselben wart mir einer der was grcezer noch kleiner wan als diu vochenz diu dort stât. ich enweiz wer si gemezzen hat, ich gesach ir nie niht sô gelich." „unser herre Got der gösegen dich" sô sprach der meister zehant, „diu maere diu sint wol bewant." er nam die vohenz herabe. dô sprach der kündige knabe: „dö ich den selben stein genam, ê daz der wolf von mir quam, dô warf ich in an daz houbet

225 jvngez sw. H 233 Β win A, varch Η

227 dart vffe H

232 vil vrol. H

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daz er wart sô betoubet daz er mir vil kûme entran und eine wunden gewan, diu bluote des ich swern wil vil volliclîche als vil, ê daz er qua me dannen, als des metes in der kannen die ir dort hinden sehet stân." dô begunde der meister dar gân und nam die kannen herfür. er sprach: entriuwen ich spür die sselde an dînen mseren wol daz ich siu iemer gerne hceren sol; „si sint beide guot und reht." „entriuwen, meister", sprach der kneht, dô ich den wolf also traf und im entgie sin bestez saf, dô mohte^er lützel fliehen. dô begunde ich mich ziehen, dô slouf er in eine veste, dà waren ronen und este sô vil zesamene geslagen daz ich in niht mere enmohte gejagen. darunder leit er sich nider und sach vil rehte herwider als jener pfaffe iezuo siht, der entrûwet ouch genesen niht, der dort stecket under jener bank." der meister zornliche ûfspranc und gevie den pfaffen bi dem hâre. er sprach: „ich bin zewâre dîner maere gar an ein ende komen und hân vil rehte vernomen

252 wart f . H 253 mir vil H 274 in mere niht A, niht me H 258 sam d. m. 282 Nv bin ich Η 281 har Η 281—283 E r sp. ich bin zeware Aller diner msere vil gar an ein ende chom A, gar / . Η

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wes mich dîn vrouwe ûzjaget ze allen zîten ê ez taget" Der pfaffe wart gebunden sô sère in kurzen stunden unz er dem wirte gehiez, daz er vil kûme wâr geliez, sînes guotes alsô vil daz im wsere ein kindes spil h sete er daz wîp nie gesehen, er muose des ze saelden jehen swaz er schaden an dem guote nam daz er mit dem lîbe dannen quam, daz wîp diu wart ouch geslagen daz si den lîp mohte klagen von schulden über manigen tac. swie wol si sît des wirtes pflac, er enwart ir darnach niemer mê sô rehte holt als er was ê. der kneht was dem meister liep daz er im zeigte sînen diep sô gefuoge ân bœsiu msere. ez waere ein michel swsere, het er im ez anders geseit. der vriuntlîche kündikeit mit rehter fuoge kan begân, der enhât daran niht missetân. Kündikeit hat grôzen sin. er erwirbet valschen gewin der sie mit valsche zeiget, der hat sîn lop geneiget. der dâ vriuntlîche wirbet mite, daz ist ein hovelicher site, man mac mit kündikeit begân daz vil hovelich ist getân. daz merket bi dem knehte.

286 β f . A 304 im f . H

295 Daz A, Swaz H 300 sit si mannes H 314 geveiget A, geneiget H

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het er gesprochen rehte: „der pfaffe minnet iuwer wîp, als tuot si sere sînen lîp", daz enhet der meister niht verewigen und hete si es zehant gezigen und hete si ouch lîhte geslagen. sô begunde siz dem pfaffen sagen, sô schliefen lîhte ir sinne daz der wirt ir minne niemer rehte erfiiere, und ze jungest wol geswiiere der kneht hete in betrogen und hete die vrouwen an gelogen durch sînen bœsen haz und würde im umbe daz gehaz. daz was allez hin geleit mit einer gefiiegen kündikeit. des enhazze ich kündikeit niht, dâ si mit fuoge noch geschiht.

11. Die Martinsnacht.

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Ez was ein richer bûman der sère schallen began an sande Martines naht, er trank vii vaste über maht, also tet daz gesinde sin, er hete harte guoten wîn. dô si des sô vil getrunken daz in die zungen hunken, dô quamen karge diebe dar

324 sis A, si sin H 326 ouch si A 334 = A, Ys wrde im vint vmbe daz H.

328 ir / . A

11. Die M a r t i n s n a c h t (ΘΑ Nr. 50, Hahn Nr. 5). A LXII, Bl. 47c. B, nicht in Ε. Η Nr. 183, Bl. 320d. Überschr. : Hie ist wie an sente Mertines naht Ein gebouwer so vaste trank vb 8 maht. 7 so f . A 9 karge / . Β

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und wurden des vil wol gewar an den Worten diu si täten daz si wol getrunken hâten. dô wurden si ze râte daz si brsechen vil drâte ein loch in sînen rinderstal. doch entsâzen si des wirtes schal daz ir ieglîcher hûze beleip und sînen gesellen dar in treip. dô was ein kiiener dar in, der vil vrävellichen sin ze diebes ambete truoc und was ouch kündic genuoc, der slouf des ersten darin, dô heten im den gewin ζ wen hovewarte nâch benomen, die begunden zornliche komen und bullen vaste in den stai, dô vernam der wirt disen schal und gie mit einem lieht e dar und wart des diebes gewar. dô des der diep wart innen, daz er niht mohte entrinnen dô gewan er gröze ungehabe und zuhte sin gewant abe daz in der wirt nacket vant, und tet mit sîner zeswen hant über den wirt und über sîniu kint und über ieglíchez sin rint das kriuze mère denne zehen stunt. darzuo ruort er den munt

13 Dv A, 12 getruchen A, Daz si niht sinne haten H Si wurdñ Β 17 hie vor A, dar vzze Η, hie auz Β 14 dar in A 19 küener Β 23 ζ ν jungest Η 24 Des heten A 26 zornclichen A, zorniclichen Η 36 vn tet im mit Η 38 iesliche sin A, ieslichez H, yegleichz sin Β 39 zehen A, zweinzick H, tawsent Β

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relite als er sprseche sînen segen. des begunde er vlîzeclîche pflegen, dô der wirt daz gesach, dô gestuont er daz er niht ensprach und nam et sîner gebaerde war. dô winkte im der diep dar. der wirt gienc hin naher baz. dô sprach der diep: „sihestu daz, wie ich dîn guot gesegent hân? ich wil dich niht Verliesen lân. ich bin ez sande Martín und wil dir gelten dînen wîn den dû getrunken hâst durch mich, din trinken ist sô grcezlich, daz dû durch minen willen tuost, daz du sîn wol geniezen muost. ez wären diebe her komen und wolden dir hân genomen dîniu rinder und din ander guot. durch daz hân ich mich her gemuot daz ich dîn guot unde dich behüeten wil, daz lâze an mich, des wil ich flîzeclîche pflegen, ich hân getân minen segen über dich und über allez daz dû hâst, swâ dû dîn guot ligen lâst daz dir nieman niht versteln kan. nû lesche daz lieht, lieber man, und ginc an dinen gemach hin. dannen ich her komen bin, dar wil ich ouch hin wider varn und wil dich iemer bewarn." Do weinde der wirt vor liebe und geloubte dem diebe

44 gestvnde A, stunt H 45 et A, ot H 56 vil wol H 61 vnd A 65 vnd' vber A AH ( = 132) 71 ouch ich H

51 ez f. H. 69 ginch

79 75

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daz er sande Martin waere. „wol mich armen sündsere", gedâhte er in dem muote sin, daz mich sande Martín hie heim hât gesuochet und der genâden ruochet daz er mich und min guot mit sînem segen hât behuot. er neic vil willeclîche dar und erlaschte daz lieht gar. er Wolde vil gewis sîn ez wsere sande Martin, daz quam von sîner trunkenheit. des wart der diep vil wol gemeit, er gie vrœlîche hin wider in. „wol mich, daz ich so sselic bin", sô sprach er zuo den sînen, „ich hân sande Martinen mit mînen ougen gesehen, mir mac nû niemer misseschehen. er hât mir des gesaget danc daz ich so volliclîche tranc durch sîne grôze liebe, er giht daz ich die diebe gefiirhte niemer mere. er hât mich alsô sère gesegenet und mîn guot daz mir deheiner niht entuot. die mir nû triuwen schuldic sin, die trinken hînaht mînen win durch sant Martines ère. ich wil nû niemer mère an sînem lobe gehinken, wolten míniu hüener trinken, den wolde ich schenken", sprach er.

75 ez A 84 erlaechte A /. A 103 Der mir A

87 Der q. H

90 so

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,échente vrœlîche her" sprach er ze sînem knehte ich hân vernomen rehte, swer die heiligen êret, daz ist vil wol bekêret. wir suln trinken mînen win sô sère daz sande Martín iemer mêr ein herre sì, und suln trinken dabî daz er uns sîn iemer danc sage. sît ich im so wol behage, daz er mich vor schaden wil bewarn, nû enwil ich niemer niht gesparn, swaz ich getrinke hinnen hin, daz wil ich trinken durch in. des hân ich rehte schulde, wie mohte ich sîn hulde iemer sanfter anekomen! sît ich von im hân vernomen daz er trinkennes gert, des wirt er von mir wol gewert." er sprach wider sîn wîp ,,nû ginc, sô dir dîn lîp, und trage einen alten kaese her. des sul wir ezzen" sprach er, dà ist daz trinken guot nâch." dô wart dem wîbe vil gâch, si brâht im swaz er vor sprach, waz dô trinkens geschach} des wart im vil michel teil. si trunken umbe diu zwei heil, der sêle und des lîbes. sine sinne und sînes wîbes und der andern al gemeine die wurden des nahtes kleine. er sprach „trinket vaste, liebiu kint!

112 befunden H

132 ginch AH

142 sine s. A

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ez ist rehte allez ein wint, swaz hie trinkens ist geschehen, man sol noch solchez trinken sehen daz wol mit eren muge sin. wol dir her, sande Martín, wer möhte dir geliehen! si miiezen dir alle entwichen die dâ ze himelrîche sint, hebet uf den becher, liebiu kint, und schenket in des kalten. sande Martin müeze sin walten daz wir getrinken sô daz sin diu sêle werde vrô. trinket vaste über maht. welch heilige hât ouch eine naht sô guote als sande Martín! möhte wir allen minen win noch hînaht getrinken ûz, daz wände ich niht umb ein grûz." sus trank er und die sine dem guoten sande Martine ze lobe und ze minnen, unz si quâmen von den sinnen und deheiner witze pflâgen und enwessen wâ si lägen. Daran geschach dem diebe des nahtes vil liebe, der treip ûz dem stalle die starken ohsen alle und darzu manic guot kuo. dô der wirt des morgens fruo erstuont von siner trunkenheit und hin ze sinem stalle schreit,

148 trinken AB, trvnke H 149 Daz AB, Die H, mage A, mvge H, mugen Β 152 mvzzen AH 155 schenken Η 155 mvzze sin A, Sein mvzze Β, mvz ez Η 157 sin / . H B 163 mit einer grvz A Àltdt. Textbibliothek Bd. 36. Boaenhagen.

g

82 180

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dò was er rinder lsere. nû saget er bcesiu msere, er sprach ze dem gesinde sîn: „ich wsene uns sande Martín diu rinder elliu hât genomen, ich enweiz war diu rindet sîn komen." dô enwart der morgen, dunket mich, dem âbende niender gelich. dem er des âbendes hete wol geschenket zweinzic becher vol, dem schenkte er nû niht einen. er begunde vaste weinen, also täten elliu sîniu kint. dô sprach sîn wîp, er waere ein rint an allen den witzen sînen, daz er sande Martinen mit sînen ougen wände sehen. des was im schade und schände geschehen, doch klagete er michel vaster den schaden denne daz laster. Da man ich mine vriunde bî, swie guot des diebes rede sì und sîn geheize dar zuo, daz man im doch sîn reht tuo und in für einen diep habe, er muoz die liute rihten abe mit sînen witzen swâ er mac. er enwerte niht einen halben tac, jsehe er selbe er waer ein diep. des ist im nôt unde liep swâ mit er sich gefristen kan. man ensol in für einen getriuwen man durch sîniu wort niht hân,

192 allen den w. AH 196 Des was A, Sus w. H 201 geheizze A, geberde H 204 rihten A, leiten H 205 Worten H

83 er enlâze diu werk darnâch gân. em triuget nieman so vil sô den der im gelouben wil.

12. Der Weinschlund.

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Ez was hie vor ein wînes slunt, der enwœre niht umb ein pfunt eines tages âne win gewesen; er entrûte ein wile niht genesen, swenn er niht trunken was. daz er von wîne genas, daz was ein wunder harte grôz. swie vil er in sich gôz, des endûhte in allez niht genuoc. sô man im des tages dar truoc swaz er getrinken mohte, daz enhalf niht noch entohte: als ez nahten began, sô viene er anderstunt an und tranc nach zuo dem tage. daz was sîn aller meistiu klage daz er sin trinken danne lie sô in der slâf anegie. Dô quam im ein sîn vriunt zuo eines morgens also vruo, dô er von dem slâfe ûfstuont. der tet als die getriuwen tuont, er sprach: „vil lieber min, daz ich mich muoz getrœsten din, daz miiet mich vii sère.

212 dernach H

214 getruwen A, geloben H.

12. D e r W e i n e c h l u n d Pfeiffer, Zschr. f . d. Altertum 1, 407//. A Nr. L I I I I , Bl. 48 d, H Nr. 184, Bl. 322 a. Vberschr.: Ditz ist von einem weinslunt Der vertrank manich pfunt. 1 wines slunt A, weinslunt H 15 vntz nach H 23 neve H 24 mich mvz A



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dû entralitest niht uf ère, ez ist aller dîner vriunde klage daz dû die naht zuo dem tage niemer nühter enwirst und niemer trinken verbirst die wîle und dich der slâf lât. daz dich der win gescheiden hât von aller dîner werdikeit, daz ist uns allen samet leit. sît dûz durch unser 1ère noch durch dîn selbes ère niht enlsezest noch durch Got, sô ist daz des tivels gebot daz dichs doch niht betraget. dû hast gar gewäget durch dinen meister den win die sêle und ouch den lîp dîn." Dô sprach der wîngîte: „ich enziirne noch enstrite umb iuwer zuht niht, daz ist reht: si ist getriu und ist sieht, iedoch enmac ich mîn leben durch iuwern rät niht ûfgegeben, min leben dunket mich vil guot sô ez allen mînen willen tuot. ez kürzet mir die stunde, ich enhân niht jagehunde, niht winde noch vederspil, ich enhân ouch rosse niht sô vil daz ich turnieren rite noch ze ritterlichem strîte. ich enweiz ouch niht der vrouwen die mich iht gerne schouwen ichn hân ouch niht sô guot gewant des ich ze füeren in daz lant

37 niht enlœzze A 41. 42 umgest. H 46 Vnd ist A 54 rosse so η. H

42 ouch f . H

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deheine fröude muge hân. sol ich ze tanze nacket gan? dà bin ich ouch der liute spot, neve, tuot ez durch Got, sît mir diu saelde hat gegeben nâch mînem willen ein leben und lât mich belîben dabî. swie érelos min leben sì, ich engaebez umb daz iuwer niht. daz man mich dicke trunken siht, daz ist diu beste vröude min: darumbe trinke ich den win daz er mir in daz houbet gê. ich enhân niht himelrîches mê wan trinken und trunkenheit. geschach mir ie dehein leit, daz ist mit vröuden dà hin die wîle ich vaste trunken bin. mir ist der win vor allen dingen, swenne ich mir sihe bringen in wizen bechern guoten win, daz nim ich für des meien schîn und für der vogelin gesanc. sagen, singen, seitenklanc, dafür sih ich den win komen. sô ich den becher hân genomen und er mir uf der hant etat und der win sprangende gât, sô lobe ich in âne lösen für die liljen und die rôsen, der win ist schœner tûsentstunt. swenn er mich rüeret an den munt, des wirt min vröude sô grôz daz ein künic min genôz an fröuden gerne möhte wesen.

63 ouch ich H 70 mich/. A 77 danne hin H 79 der w. A 83 gesanch A, sanck H 88 sprannende A, spränget H

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daz ich. vor fröuden mac genesen, dà ist michel wunder bî. mich dunket wie ich gewaltic sì und in des luftes hcehe swebe, und swaz in ertrîche lebe daz trage mir dienesthafte gunst. ich kan ouch alle die kunst der ie dehein man begunde. swenne er in dem munde mich an alle winkel rüeret, wie er mich denne füeret der wìsheit in ir ougen! sô weiz ich alle tougen, sô enmac man niht vor mir heln. swenne er mir klinget durch die kein sô minneclîche in den lîp, sô gên slâfen elliu wîp! alle werten gotinne die gewaltic sint der minne, die enbrsehten mit ir giiete mîn herze und τηΐη gemiiete sô höhe niemer sô der win. woldest dû, lieber neve mîn, daz ich die vröude verküre und sô vil êren verliire, sô wsere ich dir erbolgen. wildû dem wine volgen und mînem râte, so ich 1ère dich daz dû mir schiere wirdest gelich." dô zurnde der neve sère, er sprach: ,,dîn rät, dîn 1ère sint von mir unversuochet. din ère sì verfluochet! er ist verfluochet s wer ir gert.

98 manich w. H 106 mir d. A 113 elliv w. g. A, alle die w. g. H 127 vuversuchet A, vers, ff

109 verheln H 122 den wine A

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dîn ère ist aller schänden wert, ich sihe und hoere wol daζ ich mich dîn getrœsten sol. ich wil dich und den win bî einander lâzen sin: ich enahte niht mère uf dich." also schieden si sich.

13. Der durstige Einsiedel.

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Ez was ein luodersere, der wart vil wîten maere. er begie solhe unmâze mit trinken und mit vrâze und mit unstaeter minne daz er alle die gewinne ze jungest gar verzerte, die im got bescherte, dô er mit vollen dar quam dà elliu sin vröude ein ende nam, dô begunde in riuwen sère vriunde, guot und ère. er gedâhte in einem muote: „ich bin komen von dem guote. nû beginnent mich griiezen träge beide vriunt und mâge. è ich so lasterliche lebe, mir ist bezzer daz ich ûfgebe die werlt diu mich verleitet hât, daz mir der sêle werde rät."

130 ist] in A wil ich dich H

131 s. ot Β, f . A 136 Also A, Alsust H

133 = A, Nv

13. Der d u r s t i g e E i n s i e d e l (Der Luderer). OA Nr. 52. Nur in H, Nr. 185, Bl. 322, beginnend auf der ersten Zeile von 322 a, auch nicht in K. Überschr.: Diz ist von einem Lvderere Ein vil hvbschez mere. 10 elle H 12 beide vrunt g. u. ere H

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Sust wart er des ze râte, eines âbendes späte in einer grôzen trnnkenheit daz er des swuor einen eit vor sînen vriunden allen er wolde lâzen vallen beide hôchvart und iibermuot und tuon als ein man tuot der dem tivel wil enpfliehen, und wolde sich morgen ziehen in einen wait, der stuont dâ bî. „swer gerne in mînem gebete sì," sprach er in weinende zuo, „der kome her morgen vruo, sô wil ich urloup nemen hie." ,,nû beitet, neve," sprächen sie ,,iuwer dine stât nahtlanc wol, iu ist daz houbet wines vol, darambe lât iu niht sîn ze gâch. liget unde slâfet darnach und saget uns morgen iuwern muot." der rät endûhte in niht guot, er begunde zornliche swern, ez enmohte im lenger niht erwern der tîvel noch dehein sîn bote er enwolde kêren hin ze gote, diu naht dûhte in vii lane, sîn ernest und sîn gedanc diu schuofen daz er niht enslief. ze gote er weinende rief die naht unz an den den morgen, noch was da unverborgen sîn triigenlîchiu riuwe. diu was danhoch vil niuwe, dô in belûhte der tac,

32 bete H, s. 207 34 Do chom her (aus er H 37 stet H 38 Nv ist H 42 endvnket H

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durch daz er slâfes niht enpflac. Dô quâmen sîne vriunde dar, die wolden werden gewar waz nû sin wille waere. „ich wil ein riuwesaere vil gerne" sprach er ,,iemer sîn'," dô sprächen die vriunde sîn: „hie wil Got wunder schaffen." sô bäten sie den pfaffen daz er im ze volleiste von dem heiligen geiste ein messe sunge umbe daz daz im gelunge deste baz. der pfaffe sane; dô daz geschach, einen grôzen segen er dô sprach über den bekêrten man. dâmit schieden sie von dan. sîne vriunde wolden daz niht lân sie begunden mit alle gân und wolden sehen wâ er belibe, ob sie ir muot nâch im tribe, daz sie westen wâ in vinden. sine wolden niht erwinden sine giengen mit im in den wait der ze einer mile was gezalt. Er sprach: „hie wil ich belîben, mich enmac hie niht vertriben wan der gewaltige tôt. ir suit mir senden iuwer brôt in der wochen zeiner stunt. iu wirt hie solhe gnâde kunt von mînen schulden, sol ich leben, daz ir mirz gerne muget geben." dô kêrten sîne vriunde wider. nû leit er sich ouch dar nider,

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sîn unvröude was sô grôz daz in des weinens bedrôz, ernmohte ouch niht gewachen mê, diu ougen täten im beidesamet wê. dô er nâch slâfe ûfstuont, dô tet er, als die wîsen tuont, er begunde Got vil sère loben daz er von des tîvels kloben sô zîtlich was entrannen. „du hast mich wol gewunnen," sprach er „lieber herre Got. ich leiste gerne din gebot." swie ez im diu trunkenheit geriet, daz er sich von den liuten schiet und die werlt het versprochen, ez was wol zweinzic wochen daz er sîn niht wandele gerte; die wîle daz vleisch werte daz er dà an im truoc, dô was er kreftic genuoc, sîn muot was guot und ungeschart. dô aber des vleisches ende wart, dô gewan er solhe unkraft daz er mit zwîvel wart behaft. er begunde nach wîn denken, dô gie ez an ein wenken. er gedâhte: „ich vil tumber man wie vâhe ich nû mîn dine an? mohte ich hie wîn gewinnen, ich enquseme niht von hinnen. unz ich hie bin, sô bin ich wert, ich wirde daz mîn nieman gert, swenne ich zuo den liuten var." sus gedâhter her unde dar. man brâhte im für die hungernot

94 Die taten im beiden samt we H 107 wandel Η 114 wart] so Η

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bônen, arweiz und brôt. daz enmohte im nû niht vröuden bern, er begunde wìnes vaste gern. Darnach wol in zwelf tagen quam ein wîp durch war sagen, diu wolde im pfenninge geben, „söne het ich niht ein rehtez leben, ich sol behalten daz gebot: an den buochen stêt daz Got deheine miete niht genam, swem er ie ze helfe quam, wildû des die liute verdagen, ich wil dir gerne war sagen!" „ja, herre, gerne", sprach daz wîp, ,,dîn reine sêle und dîn lîp diu quâmen sseliclîche her." ,,nû ginc hin heim", sprach er, „und bringe mir des dînes einen köpf vol guotes wînes. den segen ich unz an die vrist daz er so wol gesegenet ist daz ich darinne sihe wol, swaz dir geschehen iemer sol an der sêle und an dem lîbe." sus schuof er mit dem wîbe daz sie vii balde heim gie und einen grozen köpf gevie und koufte in guotes wînes vol. ir tet der schade harte wol und ouch diu arbeit darzuo. des andern morgens vil vruo quam sie hin wider zehant, dà sie den einsidel vant. er enpfienc sie wol genuoc beide sie und der den köpf truoc,

127 bern H, lies wem? 142 ginch Η, β. 206 156 vil f . Η 159 ern enphieno Η

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daz was ein weniger kneht. er sprach: ,,swester, ez ist reht daz ich dir gelte disen ganc, er ist beide kurz und lane, er ist lane von dîner arbeit, und ist kurz von der sselikeit die ich dir darumbe hân erworben, dîn siinde sint erstorben, die hât dir Got durch mich verlân. doch soltu eine buoze hân die du benamen leisten muost daz du mir dîn bîhte tuost." dô ensatzte sie sich niht wider, sie hiez in sitzen dar nider und sagete im alle ir missetât. er sprach: ,,nû wirt dîn guot rät, dû hâst den antlâz von Gote, des bin ich ein gewisser botedû bist aller heiligen genôz. die sselde là dich dunken grôz, sît dir sô wol geschehen ist, und hüete dich nach dirre vrist, daz râte ich bî den triuwen mîn, dû maht vil gerne heilic sîn." den wîn sazte er für sich und tet rehte dem gelich mit der hant und mit dem munde ein vil lange stunde sam er einen segen tsete und Got vil sère bsete. dô begunde er in den wîn sehen, er sprach: „swester, dir wil vil geschehen beide sselden und êren. Got der >vil an dich kêren sîner genâden ein michel teil; dir wil ere und heil

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in kurzen zîten geschehen sô vil daz dû beginnest jehen daz under dînem künne nie wíp so vil gewiinne. des danke Gotes hulden! wirt ez von dinen hulden niht verworht und verlorn, dû bist ze saelden erkorn, des wirstu kurzlich innen. Got gesegen dich, ginc von hinnen! ich sol an min gebet gân," daz ensol ich lenger niht verlân." sie genâdet im vii sère. dô ensûmete er sich niht mère. als schiere daz wîp von dannen quam, den köpf er gîtlichen nam, den sazte er an sînen munt und tranc in einer kurzen stunt swaz er da wînes inne vant. „herre Got," sprach er zehant si ensulnt niht verlorn sin die gerne trinkent guoten win, nû dient man dir doch dâmite. dû weist wol, ob ich in vermite, sô enmöht ich lenger niht genesen und enmöhte ouch hie niht lenger wesen. sît ich hie gerne belîben wil, nû sende mir sin also vil daz ich den lip dâmit gelabe und ouch min ère also behabe daz ich hie stsete belibe." Nu vernemet von dem wîbe, ir wort, ir werk, ir gedank. sie dûhte sie het einen ganc ze disem guoten man getân,

215 innen H 219 dermite Beimschreibung zu vermite 222 ouch ze lenger H

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sie solde sîn iemer vrume hân an der sêle und an dem lîbe. dô quam sie zeinem wîbe, der was sie lange heimlich. sie sprach: „westest dû waz ich bevunden habe an disem tage, daz ich vil tougenlîche trage, dû nsemest ez vür zehen pfunt, dir enwart nie niht so guotes kunt." „dêswâr", sprach diu ander dô, „wir sîn her komen alsô, swaz unser einiu ie bevant, daz weste diu ander zehant, daz sol ouch iemer stsete sîn, dû nebrechest danne die triuwe dîn. swaz ich weiz, daz sage ich dir." sie sprach: „so gelobe mir daz dû ez mit triuwen verdagest und ez niht viirbaz eiîsagest." des tet si ir einen hantslac. „ich enkan dir," sprach sie, „noch enmac die sselde niemer volsagen waz du genâden maht bejagen an dem allerheiligestem man des ich ie künde gewan, der einsidel in dem walde. dar soltû gâhen balde mit einem köpf vol wînes, er ennimt niht mê des dînes, den segent er unz er dârinne siht, swaz dir iemer mê geschiht beide lebende und tôt." dô wart ir ernest und? nôt, sie gâhet alsô über maht daz sie dennoch vor der naht hin ze dem einsidel quam,

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und mê genâden dà vernam denne ie dehein wîp enpfienge, ob sie iemer ze Kôme gienge, daz ez niht bezzer mohte sîn. darnâch segent er den wîn und saget ir manic kiinftic heil, dô wart sie vrô und also geil, daz sie wände, unser herre Got der leistet allez ir gebot, sie quam vil vrô hin heim wider, ê sie gesseze darnider, dô sagete sie ir gespilen danc· daz in zwein dâ sô wol gelane daz heten in kurzen stunden gar elliu diu wîp bevunden die in der gegende wären, dô begunde iegelîchiu vâren daz sie ssehe disen wîssagen. sus wart dar wînes getragen daz er sin wol genuoc gewan. darnâch wurden ouch die man dar gênde mit den wîben. daz begunden sie also trîben, unz sie der arbeit bedrôz, darumbe daz sich hâres grôz diu gnâde niender sehen liez die er den liuten gehiez. davon zegie diu betevart, daz er aber âne wîn wart, dô gedâhte er in dem muote sîn: ,,owê, wie gewinne ich wîn? daz man mich nû so selten siht, ich weiz wol wâvon das geschiht, ich bin von in ze verre, ê mir daz so sere werre,

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ich hûse ê näher hin ze in. ez was ein michel unsin daz ich in so verre ie gesaz, weiz Got, ich muoz hin näher baz. 1 E r gie von dannen balde, unz er ûz dem walde eine halbe mile gegie, er gedâhte: „ich wil ez versuochen hie. sint sie noch dà her ze laz, ich hûse in aber näher baz." die im dar brâhten daz brôt, die vrâgten in durch welche nôt er dort hete gerûmet. er sprach: ,,dâ wären sie versûmet, die ich ze Gote sol bekêren und rehte leben lêren. den wil ich kürzen den ganc, nû was der wec dâhin ze lane, sît ich ein lêrasre bin, ez wsere Gote ein grôz gewin daz ich bî den liuten wsere. ein ieslich lêrœre, der ist den liuten nütze bî. waeren mîn drîzic unde dri, wir enwseren hie so nütze niht, sô ich dà bin, dà man mich siht und min 1ère vernimi. ich kan daz Gote wol gezimt." Dô enquam im aber wines niht. er gedâhte: „ez ist sus enwiht, ich muoz hin ze dem velde, swie man mich drumbe scheide, ich muoz benamen wîn hân. ich wolde ê diz leben lân, denne ich den win verbsere. ich bin ein mordsere

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noch ein roubsere niht gewesen, sie wellent alle genesen die bî den liuten bestânt und wînes wol ir teil hânt, di sint michel wiser denne ich. der sie dà neme, der neme ouch mich! hie ensolden niht wan wolve sin, dà liute sint und guoter wîn, dà bin ich baz denne hie." her viir den wait er dà gie. dà schuof er aber sin wesen. das enmohte er niht genesen, die liute wurden im so gram, durch daz er ûz dem walde quam, daz man im niht ensande. nû sehet wâ er genande und huop sich selbe in die stat. swer in dâ ze hûse bat, dem dankete er vii sère, dô wart er und sin 1ère ze jungest ungenseme und den wîsen widerzseme, die sähen in alle ungerne, swâ denne ein taberne vol trunkener liute saz, dar gie er hin und schuof daz in einer kurzen stunde, sô er predigen begunde, daz sie alle ir sünde weinden und sich mit riuwen reinden und buten alle ir becher dar. sie sprachen: „trinket ez ûz gar, trinket, lieber meister mîn; waere ez bezzer denne win, wir gaeben iu ez vil gerne, disiu edel taberne

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Altdt. Textbibliothek Bi. 36. Boseohagen.

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hât iuwer siiezen 1ère und des guoten wînes ère. wol iu in iuwern munt! iu ist allez daz kunt, daz diu wîsheit gebiutet." sus wart er sô getriutet mit lobe und mit trinken, unz er begunde sinken slâfende uf eine banc, darnâcli enwart niht vil lane, unz daz sin werdikeit verdarp und niht wan tôren lop erwarp. Dô er als ein tôre begunde leben, dô begunden sie im alle geben tôren leben und tôren namen. dô begunde er sich ouch verschamen und lie sich, als sie solden, haben vür swaz sie wolden.

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