Mississippi-Fahrten. Reisebilder aus dem amerikanischen Süden (1879-1880) [2 ed.]

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^ssissippi-Palirten.

Reisebilder aus

dem

amerikanischen Süden

(1879— 1880).

Von

Ernst von Hesse- Wartegg.

Zweite Augabe.

Mit zahlreicben Abtnldimgen.

Ldpeig

Verlag von Carl Reissner 1882.

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t

Vorwort ie Literatur

über die im Stromgnebiet des Mississippi

renen Südstaaten

war

seit

der

der neueren Zeit kein einziges die durch

Werk

und hat

Union

speziell in

aufzuweisen, welches

den Sklavenkrieg so schwer heimgesuchten Lander,

die Schauplätze der blutii,'-sten in

amerikanischen

jeher sehr mangelhaft

Wort und

Kämpfe und Verwüstungen, Zudem hat der ameri-

Bild schildern würde.

kanische Süden durch die gänzliche Umgestaltung der dortigen sorialen, ackerbaulichen

ungemein an

Interesse

und industriellen Verhaltnisse

gewonnen.

Die Einwanderung nach Arkansas, Louisiana und Ala-

bama von

Seiten deutscher Elemente,

Neger von dort nach den* Präriestaaten, rungenschaften

der

einstigen

Sklaven,

der Exodus

der

die sozialen Er*, die

Stellung

Baumwollkönige und des Creolenthums, endlich der

der

Eintritt

des Mississippi in den Weltverkehr sind Fragen, die ungeachtet ihrer hohen Bedeutung noch harren.

immer der Beantwortung

Hiezu gelangen noch viele andere Punkte von

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IV

.

von denen nur

die

Regulirung

des „Vaters der Ströme", die OefFnung seiner

Mündungen

allgemeinstem Interesse,

und endlich den

'

die

grasslicfaen Gelbfieber-Epidemien,

amerikanischen Süden

heerten, hervorgehoben

Es waren zumeist

welche

zu wiederholten Malen ver-

werden mögen.

diese Fragen, welche

veranlassten, innerhalb eines Zeitraumes

den Verfasser

von

vier Jahren

zwei Reisen von mehrmonatlicher Dauer durch die Mississippiländer zu unternehmen die neueste Zeit ergänzt

Werke

vorli^gfenden

Dasselbe

ist

und

und deren Ergebnisse,

auf

bis

vervollständigt, niuimehr in

dem

der Oeffentlichkeit zu übergeben.



das erste und einzige Werk, welches jene hoch-

interessanten Länder, gleichsam

das Herz der Vereinigten

Staaten, ausschliesslich behandelt,

und der Verfasser hat es

bei voller Berücksichtigimg der sich darbietenden wissenschaftlichen

Fragen doch für zweckmässig gehalten, die Fassung zu

Scliilderungen in derselben feuilletonistibclien

geben, welche

dem

Urtheil der Kritik zufolge seinen vor-

herg^angenen Werken über Amerika zu

^em

so uner-

wartet grossen Erfolg verholfen.

Nizza, im Januar

1881.

Ernst

T.

Hosse-Wartegg.

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Inhalt I.

Band: Die Baumwoll-Region. Seite

Kapitel

I.

St.

Louis

3



IL



in.

Nach



rV.

Cairo und der Ohiostrom

?o

,t

V.

Strombilder

38

Memphis

49

,f

VI.



Vn.

Die Mississippi-Flotte Sfiden!

24

Yellow Jack

63

H Vin.

Grenada und das Yazooland

y6



IX.

Durch den Staat Mississippi



X.

,y

XI.



XIL

90

Ku-KJux'Klan und Richter Lynch

103

Mississippifahrten

115

Der Exodus der Neger

132

„ XTTT.

King Cotton!

145

„ XVI.

Arkansas!

159 II.

Kapitel

1.

n. ,p

Band: Louisiana.

Louisiana!

169

Die Rc^ilining des Mississippi

180

m.

Im Hafen von New-Orleans

191

IV.

Die MetroDole des Südens

Seile

Kapitel V.

VI.



VII.

Vin. „ „ „

^

K8L

X. XI.

Xn.

Eine schwarze Regierung

222

Kamevalstage

227

Ein Hahnenkam]>f

239

Meine Dampferfahrt nach dem Zuckerdistrikt

249

Plantagenbilder aus

dem

südlichen Louisiana

Eine Zuckerplantage

226 281

Eine Reispflanzung

289

Franenleben im Lande der Creolen

299

Die Mundnngen des Mississippi

314



XUI.



XIV.

New'Orleans

XV.

Nach Mobile

337

Schlusswort

346

M

XVI.

als

Welthafen

324

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Ii:.

L TheiL

Hach Südenl

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L St.

Lovüs.

Schnee und Eis. Das ganze Land in dner Ausdehnung von anderthalb Millionen Quadratmeilen

eberall

]iegt

seit

Wochen

unter der weissen, blendenden,

festgefrorenen Schneedecke. Tagelang können wir in gerader

Richtung von New-York nach Westen fahren, und in)mer

im rasenden Fluge durcheilen Ocean von Schnee.

bleibt die Scenerie, die wir

—r

die gleiche.

Wir

sind auf einem

Die im Sommer so wunderbar schönen, üppig grünenden Prairien sind lange Zeit während des Winters mit einer hohen. Alles nivellirenden Schneeschichte bekleidet. bleiben wir

am Wege

in

den

losen,

stecken und können unsere Locomotive .

stündiger harter Arbeit hindurchbekommen. det die Sonne

\h!re

Häufig

weichen flockenbergen erst

nach

Zu Zeiten

viel-

sen--

klaren lichten vStrahlen herab auf die

Tausende und Abertausende von Meilen umfassende Schneefläche, dass sie glitzert imd selbst leuchtet und uns für Stunden das Sehvermögen raubt.

Dann wieder

durch-

fahren wir dichte, massige Schneewolken, die uns den Tag* in

Dämmerung

sein bleiches

verklärt.

Licht

Dann kommt der Mond imd

verklärt

die

Nacht zum hellen Tag,

dass wir vergeblich in den breiten Waggonbetten Schlaf

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4

Dann wieder konunt der Tag und brmgt uns

suchen.

selben Scenen.

— UeberaU das Gleiche — Schnee und

dieEis.

Abhänge geebnet, die Wälder als hätte irgend Jemand ein grosses weiches ^v^pchneit "^1 über die ganze Gegend ausgebreitet. Die Städte, an denen wir vorüberffi^en, sind die einzige Abwechslung auf der Fahrt, die einzigen Oasen in der Schneewuste. Endlich bringt uns der schnelle Zug an den Afississippi. Wir haben der Reihe nach die Staatei) New-York, NewDie Gräben

verschüttet, die



^

' ^

Ohio, Indiana und Illinois durchund fahren nun auf der grossen, majestätischen Eisenbahnbrücke über den „Vater der Ströme". Jersey, Pennsylvanien

,

flogen

Jenseits liegt St. Louis, die Hauptstadt des Missis^ppithales.

Zu unsem Füssen

liegt

der Strom

— nicht wie

ein

mit Eis bedeckter See, sondern wie eine riesige gefrorene

Die weite Fläche ist an Stellen schwarz, Schmutzlache. an andern schmutzig gelb und grau, undurchsichtig und trocken, wie gefrorenes Land. Wir sind im Monat Februar und schon siät vi^en Wodien schmachtet St. Louis, die Metropole des ganzen, eine Million Quadratmeilen um&ssenden Mississippithaies unter der Eisdecke des Stromes. Die grossen Dampfer der „Anchor"- und der „Kountz"-Linie

Hegen unthätig

in ihren

Docks, imd die Kapitäne und Pi-

loten halten ihren Winterschlaf.

zugefroren

Loms zu

ist,

So lange

.der Mississippi

von St. waren die Quellen ver-

sdieint auch der Handelsverkehr

stocken.

Dann

ist es, als

si^^, der Strom vertrocknet, als besasse die Halbmillionenstadt

ihren Mississippi nicht mehr.

Hafenstadt

ist

ein

trockener

Aus

der Fluss- und

Inlandort geworden, dessen

Verkehr mit der übrigen Welt einfach durch Eisenbahnen besorgt wird. Das währte diesmal bis Anfang Februar, Da kamen endlich die langersehnten Depeschen aus der Umgegend, die den Bruch der Eisdecke verkünden. t,Tke ^t'gorge begins to move" so läuft es den Fluss entlang auf

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&

den Telegraphendrähten und

tickt laut in jeder Station

und

klappert die Beamten und Flussbewohner aus ihrem Winterschlaf, damit sie sich rüsten mögen. Die Dampfer in den Hafen werden mit starken eisemeQi mannsdicken Ketten' aneinander und an die Ufer crefesselt, die Fahrboote und* Jugs'' und „towboafs*\ die irgendwo im Flusse festgefroren, werden durch das Eis naher an die Ufer gebracht, und

erwartet die Ankunft der Eisberge aus

edles

dem Norden.

Decke gesprungen, die den Fluss bedeckte; der Wasserspiegel ist frei und die kaSeegelben

In der Nacht

ist

die

Schmutzfluthen wilzen sich langsam gegen Süden.

man

sieht

Endlich

densFluss oberhalb der Brücke durch eine niedere

Eismauer abgesperrt, die immer näher und näher rückt. Dumpfer Donner, wie von Kanonenschüssen herrührend, Dazu ein lasst sich in der bew^lichen Masse vernehmen. Krachen und Scharren, ein Auf- und Niedergehen gewaltiger,

klafterdicker Eisfelder, die sich

wie Mühlsteine an-

einander reiben und aufeinander stauen und untertauchen,

und

zwischen den hohen steilen Ufern des Strandes

sich

gewaltsam hindurchpressen gleichsam wie Menschengewühl. Endlich erreichen,diese ung^euren» losen, tanzenden Massen die Brücke von St. Louis tmd stauen sich an den machtigen

Steinpfeüem, und schieben sich übereinander und

bahnen

sich

Aber

langsam den

Weg

thtm diesmal keinen Schaden. lagen ja

durch die Bögen.

so gross auch diese Eiskolosse sein m{")gen,

seit

Sie sind zu alt dazu.

Weihnachten im Wasser und die

sie

Sie

Warme

hat

ihnen zugesetzt, dass sie mürbe und altersschwach geworden

and, und an den harten, glatten Flanken der Dampfer zerbröckeln,

statt

ihnen Schaden anzuthun.

Eisgreise den Hafen

von

St.

So ziehen

diese

Louis entlang und an Caron-

und weiter nach Süden in den offenen, warDie Wellen spielen mit ihnen und belecken und tauchen sie unter und rollen sie an den harten

delet vorbei,.

men sie

Strom.

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6

Die mächtigen Blöcke schwinden unter

Felsuiern entlang.

ihrem Spiel dahin und werden kleiner und kleiner, und dort, wo den Fluss die ersten Magnolien und Orangen begrüssen, da sind die stummen, starren, schmutziggelben

dem Norden verschwunden,

Gesellen aus

zerschellt, zer-.

flössen.

Der

Mississippi

ist frei.

Die Schifffahrt aut der Haupt-

Westens b^[innt. In den Annoncenspalten der grossen Tagesblatter erscheinen wied^ die kleinen Dampf: boot-Vignetten mit der Anzeige, dass die Dampfer X, Y und Z an diesem und jenem Tage nach Catro und Cincinnati, nach Memphis, Vicksburg und New-Orleans, nach Ost und West, nach Nord und Süd, auf viele Hunderte Meilen in der Runde, abfahren werden. Mag auch das Fluss- und arterie des

Hafenleben der grossen Stadt

seit der Vollendung der Brücke vid von seiner Lebhaftigkeit eingebüsst haben, fOr den Europaer ist es doch jetzt noch

stolzen, majestätischen

ein fremdartiges,

nie gesehenes, höchst anziehendes Bild.

Diese Dutzende von blendend weissen, palastartigen

Dam-

„Tugs" und schwerialligen Ferryjenboote in ihrer sonderbaren» nie gesehenen Bauart seits des Stromes die acht bis zehn Stockwerke hohen pfern, die vielen kleinen



Getreidesp^cher; hier an das holperige Steinpflaster des

Ufers verankert die schwarzen

,

schmutzigen

„ lV7iar/doa/s'%

darüber der breite Hafenquai, an seinem oberen Rande die meilenlange

Reihe von

kolossalen

Magazinsbauten

Speichern in ihrer nüchternen Architektur vereiniget sich

zu

dnw



und

das Alles

seltsamen Panorama, dessen Staf-

fage Tausende von Lastwagen, Arbeiter, Reisende und Gaffer bilden. eine der ältesten Städte Amerikas, und Gründung durch die Franzosen gar manchen Unbillen ausgesetzt. Die Osage-Indianer waren für viele Jahre in bestandiger Fehde mit den jungen Ansiedlem; man St.

war

Louis

ist

seit seiner

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»^jOOgle

konnte sich kaum über das Weichbild der Stadt hinaus.

wagen, ohne mit ihnen in Konflikt zu kommen. Jeder Feldbau war durch die wilden Horden der Rothhäute unmöglich gemacht, und der Mangel an Getreide und Lebensmitteln

den

war

Noch als

so fühlbar, dass die Franzosen der Ansiedlung

Namen „Patn

Court** beilegten.

1788 besass

St.

Louis

kaum

tausend Einwohner;

es 1804 unter amerikanische Herrschaft

kam, war

die

i

St.

Lonis: „The

CourtlioiiBe,"

grösstentheils französische Bevölkerung auf anderhalbtausend

Seelen angewachsen.

Heute,

wo kaum

zwei Generationen

dahingegangen, zählt es an viermalhunderttausend Einwohner,

und

ist

die reichste,

grösste und industriellste Stadt

des ganzen, eine Million engl. Quadratmeilen umfassenden Mississippithaies.

Wenn

wir das Weichbild der Stadt heute von

hohen Thurm der Kathedrale betrachten, dann

dem

erscheint es

uns unglaublich, dass dieses Häusfermeer mit seinen kohlen-

^

8



rauch geschw&rzten Mauern, seinen zahllosen Schomstdnen

und Kirchthürmen

erst

von den Vätern der gegenwärtigen

Einwohnerschaft erbaut worden sein

sollte!

streckt sich heute über zwölf Meilen weit '

Die Stadt

er-

an den zwischen

dem Missouri, Merimac und Mississippi gelegenen fiöhenzügen entlang, vielfach von Parks und Gärten unterbrochen; dreissig Eisenbahnlinien haben ihren Endpunkt in den kolossalen Bahnhöfen der Stadt; ihr Hafen dehnt sich über anderthalV) englische Meilen längs des Stromes aus, und ihre Dampferiinien durchfahren den Continent auf Flusslaufen von Tausenden Meilen Langel Dort, wo einstens die alte französische Stadt gestanden, befinden siqh heute die ersten Greschaftsstrassen, mit vier- imd sechsstockigen Mammuthsgebäuden grossen Hotels, stattlichen Kirchen; von dem französischen Element ist sehr wenig zurückgeblieben, und das deutsche trat an seine Stelle. St. Louis ,



an 150000 Deutsche, die einen verhältnissmassig sehr bedeutenden Theil des Handds und der Industrie, wie des Kapitals in Händen haben; wohl in keiner Grossstadt Amerikas ist das deutsche Element so sehr ausgeprägt wie hier; und die Geselligkeit, die unter den Deutbesitzt heute gewiss

schen herrscht, das Vereinsleben, die Pflege von Kunst und

Musik, die tüchtige, energische Presse werden dieses kraf-

emporstrebende Deutschthum auch unter dem es umimgenden angloamerikanischen Element zu wahren wissen. Man kann indessen nicht behaupten, St. Louis sei eine schöne Stadt; in seinem Aussehen, wie in seiner Anlage erinnert es imter allen Städten, die ich kenne, an London am meisten, und ich könnte es auch in andern Beziehungen nicht besser charakterisiren, als dass ich es das London des amerikanischen Westens nenne. Handel und Industrie haben in St. Louis eine ganz unglaubliche Ausdehnimg erreicht. Nicht weniger als 40000 Personenzüge und 3000 Dampfer laufen jährlich hier ein; die Stadt erhält pro Jahr tige,

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— von den

Prairien

9



und den Plantagen des Südens

ca.

loo

Millionen Centner Waaren, von denen etwa ein Fünftel allein

Steinkohle

ist;

durch die Getreidespeicher an den Ufern

des Mississippi passieren jährlich

ca.

30 Millionen Bushel



denn St. Louis besitzt wie Chicago, Memphis und Neu-Orleans das Recht der direkten betragen jährlich an 2 bis 3 Einfuhren vom Auslande Getreide; die ZoUeinnahmen



St.

Louis: Die Kathedrale.

Millionen Dollars; die Durchfuhr von Vieh beläuft sich auf 3

— 400000

pro pro

Stück, jene der Schweine auf

i

Million Stück

Jahr; die Stadt erhält 80 bis 100000 Ballen

Baumwolle

und per Bahn nach New- York versandt wird. Von dem Getreide, das nach St. Louis gelangt, werden ca. 1^/2 Millionen Fass Mehl gemahlen; und ausserdem empfangt die Stadt nahezu ebensoviel aus andern Orten; das Holz, welches auf Flössen von Wisconsin und Jahr, die hier gepresst

. ,j

i

y

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den vStrömen des obern Mississippithaies herabkommt, steigt in die

Hunderte von Millionen Fuss!

Aber

Louis

St.

ist nicht

Zentrum des ganzen Strombeckens,

auch das

industrielle

und wird

sich in Zukunft

entwickeln.

immer

m^

Die Metalle sind hier

der Stadt imd



nur das kommerzielle, sondern

in un^^laublichen

zur Industriestadt

NShe

in unmittelbarer

Quantitäten vorhanden, wäh-

und Indiana Das etwa zehn l^fillionen Dollars betragende Kapital, das St Louis gegenwärtig in der Erzeugung von "Eisen und Gmssstahl angelegt hat, wird in wenigen Jahren verzehnfacht sein, und dieser Aufschwung wäre gar nicht so märchenhaft; 1870 belief rend die benachbarten Gebiete von

Illinois

ebenso rdche Braunkohlenlager besitzen.

sich die Eisenproduktion auf

54000 Tonnen; drei Jahre dar-

auf war dieses Quantum in der Vorstadt Carondelet allein

schon auf das

Werth

Dr^ache



Wenn St. Louis den von 27 Millionen Dollars in

gestiegen!

seiner Lidustrieprodukte

1860 trotz der Kriegsjahre auf 100 Millionen in 1870 brin-

gen konnte, so kann man schon .

daraius auf die Zukunft der

Stadt und des Staates Missouri schliessen!

Der

grosse,

neoerworbene Reichthum der Bewohner Von St. Louis prägt sich auch in dem Austen ihrer ausserhalb der Stadt auf den Anhohen gelegenen Wohnungen, den Parks und öffentlichen Grebauden aus. Die Stadt ist nach allen Richtungen hin von Pferdebahnen durchzogen, die uns innerhalb kurzer Zeit aus

den rauchgeschwärzten, schmutzigen Geschäfts-

strassen in die fashionablen Quartiers hier wird



man

von

St.

Louis führen;

überrascht von der Grossartigkeit und der

Eleganz, aber me(hr noch von der grossen häuser, die sich Strassen auf Strassen hinein erstrecken.

Menge der

ab bis weit

Privat-

ins

Land

Eine Unzahl von Vergnügungslokalen,

Theatern, deutschen Versammlungshäusem und Biergärten präsentiren sich in den dahinfiihrenden Avenuen.

Aber

St.

Louis besitzt auch sein Pöbelquartier, und gerade dieses

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ist leider das erste,

das der

von

St.

sehen Ein

Fremde Louis zu

bekommt oder

Strassen

zwei

tief

an

denUfemdesStro-

mes

strotzt

alles

von Schmutz und Unrath;dieHäuser sind verwahrlost, eine würdige Stätte für die Orgien,

die hier gefeiert

werden. •ist

St.

Louis

eben nicht nur

der bedeutendste Inlandhafen

des

Continents,

son-

dern auch die den Prairien,

den Mi-

nendistricten von

Colorado und den

Grenzsteppen von

Neu-Mexico und Texas nächstgelegeneGrossstadt, in

welcher

sich

von^Zeit zu Zeit all'

das Gesindel

ablagert,

um

das

schwer erworbne Geld wieder an

Mann

zu bringen,

12

um

sich

nach seiner Art zu amüsiren und dann wieder das

rohe Grenzerleben zu beginnen.

Und

für diese Classe

von

Menschen, wie für die Matrosen, a

^

^ /

Er braucht zwanzig bis dreissig Meilen, um eine Strecke von kaum einer Meile zurückzulegen. Auf der Flussfahrt brennt uns die Sonne innerhalb einer Stunde bald in's Gesicht, bald auf den Rücken, bald rechts, bald links, obschon wir stets in der Mitte des Stromes blieben. Mit der Zudringlichkeit einer Fliege quält sie uns, verschwindet und nur dass sich

erscheint wieder, nicht

um

in

diesem Falle die Fliege

um die Fliege herumtummeln. man von dem Strome mehr, als eine

uns, sondern wir uns

Niemals sieht

Wasserfläche von fünf Meilen Lange Breite, ringsum mit dichtem

das Wasser

fliessen,

und zwei Meilen Urwald umgeben.. Man sieht

und wundert

sich,

wohin?

Immer bleibt

der Horizont nach» allen Richtungen hin abgesperrt. ein Zauberkreis,

Wie

so verfolgt uns dieser fünf Meilen weite,

vollständig geschlossene Urwaldring auf der ganzen Reise.

Wir

fahren zwölf

und

sitzen

Tage lang mit Dampfeigeschwiadigkeit Tage anschdnend in der Mitte desselben waldbekränzten Schlammsees, in dem wir am ersten Tage sassen. Wie unser eigener Schatten, so bleibt

am

zwolfiten

uns der Waldkranz auf der ganzen zwölfhundert Meilen weiten Reise immer auf den Fersen. ,

würde

dem

Nur

ein

Mensch

sich dabei glücklich föhlen: Peter Schlemihl.

Mit

wenden wir uns nach rechts und links, aber ob wir nun sdmeller &hren oder langsam, ob wir auf dem Flusse

L^iyiu^uü

L/y

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-



Verdeck stehen oder uns auf dem Dach des Pilotenhauschens auf die Zehen stellen, immer bleibt uns dasselbe Bild: die dichte, undurchdringlichste, eneaimgrenzte Urwalds-

mauer xmd Wasser in der Mitte Wir sind, auf dem Mississippi, wie etwa der Haft entsprungene Ge&ngene, die sich trotz ihrer wilden Flucht von "h^uiderten von Meilen ^ noch immer in der Mitte ihrer engen Zelle befinden. Sie !

wollen

sie

Vom

durchbrechen, aber die Zelle

Wechsel der Scenerie

keine Rede, und deshalb langweilig, sie

ist

ist

ist

eilt

auf

dem

Mississippi

die Dampferfahrt nicht nur

sogar unheinüichl Der Mississippi

Russ der Welt,

unheimlichste, hinterlistigste


esonders längs des Mississippistromes

eine Misere zur Folge, von der sich Uneingeweihte

kaum

machen können, (rrossartige Pflanzungen, die vor Jahren fabelhafte Revenuen eintrugen, sind heute ganz verwahrlost, die Felder sind unbebaut, die Landhäuser und Pflanzerwohnungen in Ruinen, und die ehemals reichen Pflanzer und Landeigenthümer ns^fen am Hungertuche. Wenn es in den Mississippistaaten den Weissen so geht, in welchem Zustande mussten sich erst die Neger befinden? Unter hundert einstigen Sklaven finden sich im Staate Mississippi und im nördlichen Louisiana nicht fünf, die Maulthiere, Wagen und Ackergeratfae genug haben, nm den Boden und die übr^fen funfundneunmit Erfolg zu bearbeiten eine Vorstellung

zig?





Sie sind in vollständiger Degeneration.

Sie sind

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135

Fetzen gehüllt, obdachlos, brodlos, eine Bürde für ihre Mitmenschen und eine Last für die Behörden. Und dabei

in

zum

l^Iindesten nothdürf-

tigen Lebensunterhalt bringen könnte.

Sie lungern in den

scheuen

sie die Arbeit, die

ihnen

kleinen Landstadtchen des Südens umher, stehlen sich ihre Lebensmittel, schlafen unter freiem

Dinge, die da

kommen

sollen.

ihnen war noch ärger daran.

Himmel und warten der

Die tirbeitende Klasse unter Ein Theil der letzteren war

von den Pflanzern gegen Lohn angeworben.

'

Als jedoch

Ernten ausblieben und die Pflanzer selbst in

die

Klemmen findlichen

geriethen,

wurden

Neger zu Hunderten

der Farbigen besass je bearbeiteten.

Aber

ein

finanzielle

die auf ihren Pflanzungen be-

Ein anderer Theil

entlassen.

Stück Land

in

Pacht, das

sie

natürlich blieb auch bei ihnen die Ernte

Sie konnten weder ihren Pachtzins bezahlen» noch

aus.

ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten.

So gaben denn

auch sie hoffiiungslos die Arbeit auf und lebten entweder

Kosten Anderer, oder sahen

auf

sich

nach besserem Er-

werb um.

Da war

es nun nicht zu wundem, wenn die von KanArkansas und anderen Staaten au3gehende Agitation zur Auswanderung bei ihnen auf den fruchtbarsten Boden fiel. Allgemein horten sie jene Staaten, und insbesondere Kansas, als das Paradies des Ackerbaues schüdern, und sas,

dies

mit Recht.

Allgemein hörten

sie

von dem raschen

Aufblühen der Prairiestaaten, von den reichen Ernten, von

und dem Rechtsschutz, den gemessen würden. Dazu wirkte die von den politischen Agenten ausgesprengte Mähr von den vierzig Acker Land und dem Maulthier, das sie von der Vereinigten der Gleichstellung der Rassen sie

dort

Staaten Regierung auf den goldenen

bekommen würden. ihre letzte

Habe,

Da war

es

denn

Berg noch obendrein begreiflich, dass sie

ihre äussersten Hüfequellen erschöpfl:en

und dem Ruf nach dem „gelobten Lande" Folge gaben.

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— Der grösste

136



Thoil der fünf Millionen Neg"er in den Ver-

emigten Staaten blieb nach der Sklavenemanzipation auf

dem Lande;

so lange sie Sklaven waren, wurden sie vor-

gepflegt

trefflich

und

gefuttert,

sahen niemals oder doch

nur höchst selten Geld und lebten gedankenlos in den

da

hinein,

wurden.

erhalten

Tag

ihrem Alter noch von den Pflanzern Mit der Freiheit konnte man ihnon

sie selbst in



jedoch nicht ciuch gleichzeitig Sparsamkeit, Arbeitsliebe und

Sinn für Häuslichkeit und Familienleben eintrichtern. Freiheit sippi,

wurde ihnen, wenigstens

zum

wilderten

oder

in

Fluch.

in Louisiana

und

Ihre

Missis-

Viele gingen zu Grunde, andere ver-

ganz und vagabundiren heute auf

dem Lande

den Städten umher; ein verhältnissmässig kleinerj

energischer Theil zog nach

dem Norden und

verbesserte

Massen der befreiten Neger blieben auf den Plantagen, entweder im Dienste der weissen Pflanzer, oder sie mietheten sich ein paar Acker Land und pflanzten selber Baumwolle und Mais. Für diese' Ländereien mussten sie jedoch so hohe Pachtzinsen zahlen, und ihre Lebensmittel bei den Pflanzern oder jüdischen Krämern um so hohe Preise erkaufen, dass sie selbst b^ der fleis»gsten Arbeit und bei den gunstigsten Ernten ihre wahrend des Jahres aufgelaufenen Schulden nicht zahlen konnten und jahraus jahrein bei Pflanzer und Krämer im Rückstände blieben. Die Erzählungen jener Tausende, welche St. Louis oder die Städte von Kansas glücklich erreichten, geben eingehenden Aufschluss ü'ber die Lebensweise der unabhängigen Neger im Süden. Sie gingen in die amerikanischen Blätter über, und ein Beispiel davon, der vorzüglichen geographischen Zeitschrift „Aus allen Welttheilen" entnommen, mög'e auch an dieser Stelle Platz finden: „Unter den zu Tausenden in St. Louis mittellos angelangten, auf Weiterbeforderung um Gottes Lohn harrenden seine Verhaltnisse; die grossen

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— N^ern befand der

und



137

sich ein Mulatte,

Namens Orange Puck et,

aus Tensas Parish im Staate Louisiana mit seinem Weibe

zwd

Kindern

und das Loos der

war,

entflohen

Schwarzen dort im Wesentlichen also schilderte: „Wir haben uns

mit schwerem Herzen von unsrer Heimath

Vierzehn Jahre lang- habe ich nun für eigene gearbeitet

fleissig

und bin trotzdem nicht aus den Schulden herausIch hatte von

gekommen.

dem

Land gepachtet Hier

Acres*)

losgerissefti.

Rechnung

ist

alten „Mas*r*' Jones . 25 der Kontrakt; er lautet:

Orange Pucket soll die ihm verpachteten 25 Acres mit Baumwolle und Mais bestellen, und zwar soll er auf 22 Acres Baumwolle und auf 3 Acres Mais ziehen, seine Frau und Kinder sollen mit

ihm Feldarbeit

thun,

und er

soll als

Pachtzins abgeben: 5

Ballen Baumwolle als Landpacht für 25 Acres,

„für

In 2



I



die

Benutzung zweier Maulesel,

für das Futter für zwei Maulesel,



für die

Benutzung des Geräths.

Ausserdem sollen dem PächK^r für jeden Ballen Baumwolle, den er durch die Gin Mill (eine Mühle, worin die Baumwolle von den Hülsen und Kernen gereinigt wird) laufen lässt, 5 Dollars**)

Somit

belief

sich

berechnet werden."

also

der

dem

Pflanzer

zufallende

Werthe von etwa 400 Dollars 25 Acres, die im Verkauf nicht 300

Emteantheil auf 10 Ballen im als

jährliche

Pacht für

Dollars einbringen in

der

Gia

Mühle kostet reinigt für

würden.

Dec^ Preis für das Reinigen

Mill ist auch zehnmal zu hoch, fix

und

fertig-

acht bis zehn Ballen täglich; somit wären 50 Cents

den Ballen schon ein recht guter Preis.

nun aber 22 Acres?

*)

'**

denn solch eine

höchstens 300 Dollars und

I

I

— Der

Acre =: 0,405 ha. (ztt 100 Cents) =s 4,23

Dollar

Was

ergeben

gute Durcfaschnittsertrag be-

^

läuft sich

-

im Tieflande auf einen halben und im hoher ge-

legenen Boden auf einen

wohl

wird

13«

drittel Ballen; ein

Ballen pro Acre

Ausnahmsfällen

seltenen

äusserst

in

erzielt,

doch können sich gar wenige auch nur einmal eines solchen überreichen &ntes^en& rühmen. Orange Pucket zog also in guten Durchschnittsjahren

ii

Ballen,

wovon

er selbst

nur einen behalten durfte, den ihm der Pflanzer nach Ab-

zug von fünf Dollars

Von

für „gtnnin^g** mit 2 7 Dollars bezahlte.

diesen 27 Dollars sollte nun der Pächter mit seiner



Aber Orange Pucket verstand den Baumwelchem er voUe 40 Jahre obgelegen hatte, gründlich und rang seinem Felde durch rastlose Pflege und sauerste Arbeit mehr als eine Durchschnittsemte ab; im vorigen Herbste erzielte er sogar 15 Ballen, und doch langte selbst Familie lebenl wollbau,

dieser sehr reiche Ertrag nicht einmal zur Bestreitung des

Hier

Nöthigsten.

ist

Abrechnung: für Provisionen»

die

als

gesalzenes Schweinefleisch, Mehl, Molasse, Zucker, grobes

Baumwollzeug (donics/icj, Tabak, Hut, und 20 Yards*) Kaliko 159,50 Dollars; wirklicher Ladenwerth höchstens 45 Dollars. Nun erhielt der arme Schlucker aber nur iio Dollars für die ihm von dieser ausnahmsweise reichen Ernte zuwenden fünf Ballen und blieb somit nach einem „segensreichen" Jahre voll Eotsagung und Arbeit noch mit fast 50 Dollars beschuldet. ungebleichtes

1

3 Paar Schuhe

Das

Neg^

ist

jedoch nur eine Seite des Elends,

entrinnen,

indem

Leben eingerechnet

dem

diese

das

sie buchstäblich alles riskiren,

Dieser Orange Pucket, dessen hier

kurz mitgetheilte Greschichte wirklich ein getreues Spiegelbild

der allgemeinen Zustände in den durch den

entv^ölkerten

Gegenden

ist,

Exodus

wusste auch von den „politischen

Rechten" des „Freedman'' ein seltsam klingendes und doch vollständig wahres Histörchen zu erzählen, das der

)

1

Yard =; 3

engl. Fuss

=

Haupt-

0,914 m.

^

.d by

Google

— Sache nach also lautet:

139

„Ausserdem waren wir Neger auch

unsres Lebens nicht sicher. wir die

politischen



Die Pflanzer verlangten, dass

Versammlungen

ihrer Partei besuchten

und für ihre Kandidaten stimmten; in

dem

Falle wollten

uns gegen alle Mishandlungen schützen. Ich beschloss mit meinen beiden Brüdern, nicht zu stimmen, arbeitete fleissig und verhielt mich sehr ruhig. Da ritten bald nach sie

Wahl Weisse von New Hill vor meine Hütte, nannten uns „verdammte Yankee-Niggers", weU wir nicht unsere Wahlstimmen abg^^ben, und feuerten auf uns Wehrlose. Meine beiden Brüder stürzten todt nieder» und ich entfloh in den nahen Wald, wo ich mich vierzehn Tage lang verbarg; dann aber drängte die Arbeit auf meinem Felde, und so schaffte ich denn dort am Tage, wobei ich stets ein wachsames Auge auf die Strasse hatte, und schlief Nachts im der

Das geschah in der Grelbfieberzeit; Mas'r John war mit den übrigen Pflanzern nach dem Norden geflüchtet. Noch eine gute Weile harrte ich aus, weil ich mich von der alten Heimath nicht trennen mochte, dann aber gab ich den Bitten meiner Frau nach, die mich in steter Todesge-

Dickicht.

&hr glaubte, und machte mich mit den Meinigeh so gerauschlos als möglich aus

dem

Staube."

Natürlich werden die Pflanzer und Grundbesitzer des

Südens durch die Auswanderung der Neger auf das Empfindlichste geschädigt.

Sie wissen sehr gut,

dass sie der

N^erarbeiter auf ihren Pflanzungen unmöglich entbehren können. Sind sie auch in den Baumwollpflanzungen durch weisse Arbeiter zu ersetzen, auf den Zuckerplantagen in

den Reissümpfen nimmermehr.

auch

aus

politischen

Gründen widersetzten

£jLodus auf jede mögliche Weise.

und

Deshalb, und vielleicht

Dem

sie

sich

dem

Dampfschiffkapitän

wurde unter allerhand Androhungen die Annahme schwarzer Passagiere verboten; auf den Landungsplätzen erschienen Pflanzer mit Gew^en und vertrieben die Neger;

,

140

auf den Eisenbahnstationen wurden die letzteren an Besteigen der Züge verhindert.

So

dem

erzählte unter anderen

auch ein gewisser George Holiday*) der gleichfalls aus Tensas Parish in Louiaana entflohen war, die dortigen Weissen hätten geschworen, jeden „Nigger", der Miene

zum

Fortziehen machte, auf

dem Fleck

niederschiessen zu

wollen, und er habe seine Schwester und seinen Bruder in

der Nacht zwei Meilen weit stromauf nach einer Dampf-

bootlandung send^ müssen, während er selber mit zwei

von ihm angezogenen und ihm gehörigen Mauleseln eine gezogen

Meile stromab

kommen, da

alle

sei,

um

auf das t>ampfboot zu

benachbarten Landungsplätze von bewaff-

neten Weissen, die keinen Neger an Bord Hessen, besetzt

gewesen

seien.

Weissen,

als

entging ^

Die Maulesel wurden ihm jedoch von

er das

Baumwollenballen flüchtige

Dampfboot

bestieg, geraubt,

dem ihm angedrohten Tode, indem Neger

in

ein

Versteck

fand.

und er

6r zwischen

Ueberall

lagerten

Haufen auf dem Ufer und baten flehent-

lich, man möge sie mitnehmen. Bei Ghreenville Hess der Kapitän anlegen, wurde aber sofort von einer Horde wüthender Weissen mit vorgehaltenen Revolvern gezwungen, die

Laufplanke einziehen zu lassen und die Fahrt fortzusetzen.

Es entstehen nun die Fragen: Werden die Neger aus Auswanderung Nutzen ziehen? Ist es ftir die bis-

dieser

herigen Ansiedler der Prairiestaaten vortheilhalt, einen so

massenhaften Zuwachs von Schwarzen zu erhalten? endlich,

der

Und

welche Consequenzen wird diese Auswanderung

N^er

für

den Süden haben?

Erwägt man diese drei Fragen, dann wird man zur Ueberzeugung kommen müssen, dass der £xodus der N^ger in keiner Weise weder für sie selbst, noch für die Wessen

)

Siehe

„Aus

allen Welttheilen" 5. Hefk.

^ kju,^

cd by

Google

^



141

von Vortheil sein kann, und dass es für

wenn sie zu Hause schön, wenn nordliche

wäre, sehr

sie

besser

viel

Es klingt allerdings Blatter von der endlichen blieben.

langfung der verheissenen Frdheit unter fr^en Menschen**

und

,JEnianzipation

sprechen.

Man muss

staaten selber sehen

von dem

alten Sklavenjoche" u.

s.

w.

die Verhältnisse drunten in den Grolf-

und kennen lernen, dann

spricht

man

anders.

Für jene Staaten, von welchen die Auswanderung erdiese letztere von -der grössten BMeutung. Wer wird den Neger auf den Zuckerplantagen, in den Baumwoll- und Reisfeldern ersetzen, wenn die Auswanderung noch grössere Dimensionen annehmen sollte? Wohl ist der Süden elend unter den gegenwärtigen Verhältnissen, aber dieses Elend würde sich noch steigern, sobald der

folgt, ist

'

&rbige Arbeiter schieden

fehlt.

Die gegenwärtige Mis^e

ist

nur vorübergehender Natur und entstand

enttheil-

weise durch den äusserst empfindlichen Mangel an BetriebsKapital, theüweise aber durch ungünstige Zufälle, wie

z.

B.

magere Ernte der letzten Jahre. Zwei oder drei gute Ernten können die in's Stocken gelangte Maschine wieder in Gang bringen. Dann giebt es wieder hinreichend Greld und Arbeit für Weisse und Neger. Dazu kommt der constante Zufluss Von nördlichem Kapital und nördlichem Einfluss, dem geordnete Zustände auf dem Fusse folgen. Allerdings die

wird dies noch Jahre nehmen, aber dann wird sich auch der Neger sowohl als Pächter wie als Arbeiter gerade in den Golfstaaten besser befinden als zuvor.

Würde

fortgedauert haben, dann wäre unter allen Verlust eines so

der Exodus Umständen der

bedeutenden und höchst wichtigen Theiles

der Bevölkerung für den

Süden

für lange Zeit sehr verder-

Unter den gegenwärtigen Verhälter jedoch nur eine Lehre für die weisse Bevölke-

benbringend gewesen. nissen ist

rung des

Südens und eine Warnung

für

die Pflanzer.

— Mögen

sie in

Pächter

Ob

in

,42



der Behandlung der schwarzen Arbeiter und

Zukunft gerechter und nachsichtiger sein!

die

ausgewanderten Neger aus der Wahl ihrer

neuen Wohnsitze Vortheil ziehen werden, würdeich, nachdem ich monatelang in den Prairiestaaten gerdst wid die ersteren selbst

folge

an der Arbeit gesehen, sehr in Frage steUen. Verdie Neger auf ihrem Wege nach Kansas:

man doch

Mit den nothdürftigsten Geldmitteln versehen, ihre

treten

sie

Reise an und bleiben entweder schon irgendwo

am

Wege liegen

kommen nach Bestreitung der Reisekosten Kansas an. Sie haben weder Lust zu arbeiten, noch verstehen sie die Arbeit, die sie dort zu verSie haben ihr Leben lang Baumwolle gerichten haben. pflückt und Süllen nun Ackerbauer werden! Sie erhalten eine gewisse Strecke Landes ausserhalb aller Zivilisation und weit in der einsamen Prairie gelten zum Anbau, und nun sollen sie allem, ohne Nachbarn, ohne Hülfsmittel, ohne Kenntniss aus diesem Urboden ihre Nahrung gewinnen! Dass diese Methode den sicheren und raschen Untergang dieser Armen zur Folge hätte, wird wohl jeder Mensch begreifen. Im best^ Falle würden die emigermAssen Bemittelten durchkommen und sich als Farmer erhalten. Die andern können sich nur und ausschliesstich als Arbeiter und Taglöhner verdingen, aber sind dazu nicht Tausende und Abertausende von weissen Arbeitern vorhanden? Tausende von Emigranten, die sich in der ersten Zeit selber Und gewiss wird als Taglöhner herumschlagen müssen? der Ackerbauer in Kansas und Arkansas dem intelligenteni fleissigen weissen Arbeiter den Vorzug vor dem schwarzen geben. Möge also auch ein Theil dieser schwarzen Immigranten auf diese Weise untergebracht werden, was geEs würde in den Prairiestaaten schieht mit dem Rest? ein ähnlicher ttfoor colored trash** entst^en, wie er gegenwärtig in sämmtlichen Südstaaten zu finden ist Die Rasse oder

pfenniglos in

*





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— wurde dort

zersplittert

Mögen

143



werden, und allmaKch

— verschwm-

Einwände» in Acht nehmen, welche Klasse von Einwanderern ihnen zu Gute kommt, und mögen sie sich stets vor Augen halten, welche Folgen die Ansammlung verarmter Volksmassen in jungen Ländern zur Folge haben kann! Texas hat im letzten Jahre allein über 200,000, Kansas 140,000, Nebraska 100,000» Arkansas 60,000 neue Einwanderer erhalten. Es ist leicht den.

die Prairiestaaten ihre Netze nach

rem nicht zu weit auswerfen! mögfen

zu verschlingen, aber

wohl

sie sich

schwer zu verdauen.

In den Oststaaten und in Europa gab

man

bezüg*

sich

Neger -Auswanderung ganz irrigen Anschauungen und Hoffhungen hin. AU' das von ihnen Vorgebrachte war Die Zustände im Süden waren unleidlich gerecht schön. worden demnach fort. Aber wohin? In den Prairiea und den vielgepriesenen Ackerbaustaaten geht es durchaus, nicht so glänzend her, als es Auswanderungsagenten Hch der



schildern.

j^rünen mittel-

Wo

tüchtige weisse Arbeiter häufig auf keinen

Zweig kommen, da werden beschrankte, geist-, und willenlose. Schwarze erst recht abseits vom

Wege — liegen bleiben. Den Negern im Süden

fehlte es

auch nicht an Rath-

gebem imd warnenden Stimmen. Alle Farbigen von Verstand *md Intelligenz, darunter Senator Pinchback, thaten ihr

möglichstes,

um

ihre

Rassengenossen

in

ihrer

alten

Heimath zurückzuhalten und der wilden Flucht nach Kansas

ein

Ende zü jnachen.

Massr^eln,

Gleichzeitig traf die

Regierung

um die systematische Aussaugung der Neger im

Süden zu verhindern und die Arbeiterverhaltnisse so zu gedaäs die „Plantagenhande" nicht mehr auf Theilung

stalten,

der Ernten Ländereien pachten, sondern sich

dem

weissen

gegen baare Zahlung verdingen. Mittlerweile sind auch die Ernten besser geworden, Kapital vom Norden fliesst unaufhörlich zu, und endlich sahen auch die Neger Pflanzer

L.iyiii^cü

Uy

Liooale

— ein,



144

dass sie in Kansas gerade so

beiten

müssen,

wie

hier,

um

wenn

nicht ärger ar-

leben zu können.

hörte auch der Negerexodus, von

dem man

sich in

Darum Europa

so gTOSsartige Erwartungen gemacht, allmählich wieder auf; in diesem Jahre

fiel

es den Wenigsten ein, nach

lobten Lande" zu wandern, und Pflanzer wie

dem

„ge-

N^er scheinen

aus der Episode des vergangenen Jahres Lehren gezogen zu haben,

die

auf das künftige bessere Zusammenleben

beider Rassen schliessen lassen.

m King Cotton! fe^^Südlich von Memphis

^^jj

um

wollzone ein, graden, nämlich

am

Mündung des Red

die



man

in

den sogenannten

lässt,

sie «rst

wieder nach vier Breiteder

31. Ghrad, beiläufig- in

Höhe der

Obschon die Baumdurch scharfgezogene Grenzen bezeich-

River, zu verlassen.

wollkultur sich nicht

nen

tritt

„CottonbeW* der Vereinigten Staaten, in die Baiim-

so giebt es doch natürliche Bedingungen, welche

Baumwollstaude auf die angegebene Zone beschränken eine Zone, die sich der ganzen Breite des Kontinents

endang zieht und

den Hochplateaus am Fusse der NördHch des 35 V2 Grades können

erst in

Felsengebirge endigt. kurze

bommer und

zeitweihge Fröste das Reifen der Baiun-

wollkapsehi verhindern.

nannten Zone aber

An

kommt

der südlichen Grenze

die

d^

ge-

Baumwolle mit dem nächst-

wichtigen Bodenprodukt der Südstaaten, mit

dem

Zucker-

rohr in Konflikt, bis sie endlich in Westindien ganz aufhört und

erst

wieder

in der

korrespondirenden Zone der

südlichen Erdhälfte mit derselben Ueppigkeit auftritt.

Unter den sogenannten Cottm SUUes ist Mississippi d^ BaumwoUstaat par excellence. Seine Produktion übersteigt jährlich eine halbe MiDion Ballen; ihm zunächst kommen 10

y u,^ cd by Google

von den Grol&taaten Alabama und Louisiana, obschon das Tcm Texas übeiliolt werden dürfte. Das gewohnliche Leben auf einer Baumwollptianzung, wenn auch bewegt und aufgeregt genug, entspricht kaum den Träumen, denen sich der Uneingeweihte hierüber gerne hingiebt. Der Reisende besieht sich in der Regel irgend dne, in der Nahe von Städten gelegene Musterplantage der letztere bald

„guten alten" Sklaven zeit mit den prächtigen, romantisch gelegenen Pflanzer\vühnungen, umgeben von tropisch üppigen Gärten, wohlgepflegten, nach der Stadt führenden Strassen

und bequemem Leben. £s giebt atlantischen Südstaaten, genug.

ihrer noch, besonders in

So manches der

den

Pflanzer-

hauser gleicht seiner Grosse und Einrichtung nach den

viel-

gerühmten französischen oder englischen Landsitzen, aber sie

stammen

aus einer vergangenen

alle

Baumwollpflanzer sind

Wohnungen zu

kaum mehr im

bauen.

Zeit.

Die heutigen

Stande, sich derartigfe

Die Mehrzahl von ihnen wohi\t umgeben von weiten, hölzernen

in dnfacfaen Blockhäusern,

Veranden.

Daran

schliesst sich in der ivoj^el ein

geräumi-

ger eingehegter Hofraum mit offenen Flugdächem für die

BaumwoUballen, Stallungen, Räucherhaus, Speicher und Einzäunungen für die edleren Hausthiere. Die „Quarters", d. h. die Blockhäuser der Plantagenarbeiter und des Dienstpersonals, liegpen auch gewohnlich nahe dem Pflanzerhaus, an welches sich nach der andern vSeite noch Obst- und Gemüsegärtchen oder Orangenhaine anschliessen, so dass

den Mittelpunkt einer ziemlich ausgedehnten Anlage Der 'Pflanzer ist auf semer Plantage recht vereinsamt. Wenn er des Morgens und Abends mit seinem „Oz'crseer" (Aufseher) konferirt und seinem Nachbar einen Besuch abgestattet hat, so sind damit die Ressourcen seiner es

bildet.

Unterhaltung erschöpft; denn die Neger bleiben ihm ungeachtet ihres köstlichen fälle in

der

Humors und

R^el doch fremd.

Ist

ihrer drolligen Ein-

der Pflanzer verheirathet.



147





dann öffnet sich ihm allerdings noch „das Gebiet des häuslichen

Glücks

dieselbe

lisation

entfernt

Aussenwelt zer,

und

in der

Wildniss des Lebens" und macht ihm

angenehm imd

ist

erträglich.

So weit von

aller Zivi-

und häufig ohne alle Verbindung mit der Frau ein doppelter Segen für den Pflan-

die

glücklich diejenigen, die eine solche besitzen.

Aber

10*

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148



Mit den Eisenbahnen und ist nicht vielen beschieden. den Reisen zogen Luxus, Wohlleben und Putzsucht bis in die kleinsten Landstädte des Südens, und heute findet sich nicht mehr so leicht wie ehedem eine Frau, welche all' das es

aufgiebt,

um dem

Pflanzer in die Einsamkeit seiner

Baum-

wolldistrikte zu folgen. In diesen kleineren, älteren Landstädt-

chen hat die Freude

am

ländlichen

Leben und der Boden-

kultur vielfach aufgehört; die jungen Burschen zeigen für

das leichte Leben der Grrossstadt ebenso viel Vorliebe wie die Madchen; Alles gravitirt nach den Städten,

Wenige hieben, durch

und nur

dem

Verhältnisse gezwungen, auf

Lande zurück. „Lieber Ladenmädchen in einer Grossstadt, als die Frau eines Plantagenbesitzers" ist bei Vielen das Losungswort, und die Pflanzer kehren von ihren Brautwerbungen selten beglückt nach Hause zurück. Für sie ist es ein wahres Glück, dass die Plantagenarbeiten den grössten Theil ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Auf den meisten Feldern sieht man Mais und Baumwolle gepflanzt; manche zeigen Roggen und Gerste, die im September gesaet, im Dezember gewöhnlich von Pferden imd Maulthieren abgeweidet werden, um im Frühjahr ebenso üppig wieder emporzuschiessen. Auch Klee trifft man an, aber Mais und Baumwolle sind doch die weitaus wichtigsten Produkte und wechseln einander alle Jahre auf den Feldern ab die einzige „Rotation" der Ernten, die man



hier kennt. In neuerer Zeit bleiben die Negerarbeiter nicht in den Quarters in der

Nähe des Pflanzerhauses basammen,

sondern bauen sich ihre Hütten auf der Plantage, in der Nähe der ihnen zugewiesenen Felder. Sie sind ein wenig selbstständiger geworden, sind glücklich, ihr eigenes

und

ihren Garten zu besitzen

und Sonntags

Haus

auf ihrem Maulthier nach der Stadt reiten kennen. Ihre Zahlung erfolgt nach zweierlei Systemen, entweder mit Baargeld in monatlichen Raten, oder nach dem sogenannten

^

vielleicht



Digii,^uü uy

Google

— uSharesysiem*\ nach die Hälfte



149

welchem der Neger für seine ArbMt

der Ernte erhält.

Diese letztere

ist

nun

aller-'

Neger hat dabei doch stets viel weniger zu verlieren, als der Pflanzer. Einmal mmmt es der Neger mit dem ,Jifem mid Dein" zur&ntezeit nicht so genau; der Pflanzer kann bdm Pflücken die oft nach Hunderten zählenden Neger nicht überwachen; was sie von den Feldern weg bei Seite schaffen, bleibt ihm unbekannt er erhält doch nur die Hälfte von dem, was sie ihm vorzeigen; die andere Hälfte bleibt den Negern als Arbeitslohn für das ganze Jahr. Aber selbst wenn die Ernte so schlecht wie nur möglich ausgefallen, kann der Schwarze nicht viel verlieren. Da er in der Regel nicht die dings sehr problematisch, aber der



geringsten Baarmittel besitzt, so muss ihn der Pflanzer oder

der „Storekeefter"' (der Lieferant) schon

Rechnung der

erst

am Ende

vom Jahresbeginn auf

des Jahres zu erwartenden Kleidung,

Ernte mit allem Versehen, dessen er bedarf:

Tabak, Werkzeuge

Schuhe, Lebensmittel,

Leben

ist

also

gesichert,

Dann haben

ausbleibt.

Nachsehen, und es

ist

selbst

wenn

die

u.

.s.

sein

w.,

erhoflPte

Ernte

Pflanzer und Lieferant das leere

deshalb eigentUch nicht

Wunder zu

nehmen, dass sie sich hohe Gewinne aufrechnen und dem Neger selbst im besten Jahre kaum etwas von sdner Ernte übrig bleibt.

Ausser der halben Lrnte geniesst der „Darkey'' (Bezeichnung für Ne^er) noch eine

mn

Menge anderer Privilegien,

mancher weisse intelligente Arbeiter beneiden würde. Vor Allem erhält er sein Hauschen, dessen die ihn so

Fenster nagelt

er

bei

und nur

der Okkupation

sofort

mit Brettern ver-

die Thüröfinung freilässt;

die

Waldungen

des Pflanzers versehen ihn mit so viel Holz, als er

Bau

seiner

Scheunen und »zum Verbrennen braucht

zum Er

kann auf den Weiden des Pflanzers seine eigenen Schweine, Kuhe und Maulthiere mästen, ohne ihm hierfür vergüten zu

*

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müssen; er kann nach Belieben schiessen und ja^en und sich seinen Mittagstisch mit Wildpret versehen.

Obschon er

die

Hälfte der Bruttoemte erhält, braucht er doch zur Aussaat

Er

nichts beizusteuern.

der

i'^?//^;)?

richt der

ist

von

allen

Taxen, mit Ausnahme

(Schultaxe) befreit, die ausschliesslicfa

zum Unter-

Negerkinder verwendet, aber dennoch nicht ent-

richtet wurd.

Hut Bei

all'

Bsu&woUpflaiuraag: 91» StMie.

diesen weitgehenden Privilegien steht es

überdies noch

ihm

nach der Einbringung seiner eigenen Ernte auf hinderen Pflanzungen gegen Tagelohn Baumwolle frei,

zu püücken, womit er sich pro

Tag

anderthalb bis zwei

Dollars verdienen kann. In derselben Zeit

muss der Pflan-

zer für ihn sorgen, die Ernte auf den Markt, bringen und allerhand Arbeiten verrichten,, die

gute

kommen

wie seinem Herrn.

dem Neger geradeso zu Und dennoch kommt



der Neger zu keinen pekuniären ürfolgen; die wenigsten

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4 .

151

zu Ende des Jahres im Stande, „to spätre accaunfy", üire Rechnung beim Kaufinann zu begleich«i oder

sind d. h.

gar einige Dollars Ersparnisse zurückzulegen! teren

sind,

wenn überhaupt vorhanden,

Diese

letz-

zunächst für eine

ausgiebige Ferienzeit bestimmt und werden ebenso rasch

langsam gewonnen wurden.

verjubelt, als sie

Das

Shares3rstem

sicht günstiger,

für den Pflanzer in mancher EBnZahlung von Monatslohn, aber im

ist

als die

Ganzen genommen hat es doch beschränken sich bei

viele Nachtheile.

Die Neger

dem Sharesystem eben nur

auf die

nothigsten Arbeiten, die mit ihrer Ernte zusammenhangen.

Sein „Sptad**t d. h. sein Feld, ist ihm hdlig. Weidet das Vieh auf seinem Squad, so treibt er es in das seines Nachbars, übschon das letztere ebenso gut dem Pflanzer gehört, wie das seine. Häuser, Einzäunungen, Material der Plantage rings niclit alle

um

kümmern

Werkzeuge und das und alles könnte

ihn nicht,

ihn zusammenstärzen, so lange nur seine Felder

davon berührt werden. Der Pflanzer muss deshalb Reparaturen auf seine eigene Rechnimg besorgen

lassen.

In neuerer Zeit scheinen beide Theile das System der Baarzahlung von Monatslöhnen

dem Sharesystem

vorzu-

Au&eher unterstützen dabei den Pflanzer in der Ueberwachung der Arbeit. Ueberhaupt erscheint die Verwendung einiger weisser Arbeitskräfte auf jeder Plan-

ziehen; weisse

tage als sehr nothwendig, theils zur Beaufsichtigung der

Neger,

theils

arbeiten u.

s.

zu Reparaturen, Schmiede- und Tischlerw.,

und weisse Emigranten finden heute

in

den Plantagen des Südens viel und gut bezahlte Beschäftigung. die

Sie bietet ihnen gleichzeitig die beste Gelegenheit,

Arbeiten auf

eiiK^r

Baumwollpflanzung kennen zu lernen,

und dann seinerzeit selbst eine Pflanzung zu übernehmen,

was unter allen Agrikultur&chem Amerikas das lohnendste sein dürfte.

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»

152



.

Ebenso unerlassUch wie die Neger sind auf den BaumwoUpflanzungen die

— Maulthiere.

Kein anderes Hausthier

hat dieselbe Kraft und Ausdauer in der druckenden Hitze des Sommers; Pferde werden nur auf gfrossen Plantagfen

zum Reiten

gehalten, und an Rindvieh giebt es nur einige

Milchkühe; Schafe und Ziegen fehlen ebenfalls, aber dafür

bedtzen die Baiunwoll- und auch die Zuckerpflanzungen das Schwdn.

ein Haustfaier, das hier prächtig gedeiht:

Man

begegnet den

liehen .und

wohlschmeckenden Animals

ganzen Plantage,

um

^ahkeichen Familien dieses nütz»

fetten,

in Feld,

die Neger-Quarters

überall

Wiese und Wald;

auf der

sie gallopiren

umher, spielen mit den schwarzen

&n walires VerDie Peitsche irgend eines winzigen Negertreibt sie des Nachmittags aus den entferntesten

Kindern, schreien und grunzen, dass es

gnügen knaben

ist.

Theilen der Plantage nach

nach welcher

Dafür sind ihr

sie

dem Gehöfte

zur Maisfütterung,

sie sich befriedigt sofort zur

Ruhe begeben.

am frühesten wieder wach und bringen durch

Geschr^ die ganze Plantage auf die Beine. Sie bilden

das beliebteste Nahrungsmittel für die Neger wie far den Pflanzer. Im Winter, wenn ein paar kalte Tage angebro-

Ende zum mindesten

chen, wird den niedlichen Thierchen ein schlimmes bereitet.

Die alten

feisten Negerinnen, jede

zwei Zentner schwer, gruppiren sich

um den Secirtisch,

Pfeifchen zwischen den schwülstigen Lippen,

Messer

in

den Händen, und dann beginnt das

die Schlächterei, die sie für

das

das grosse

„JIo^" kt'Utn^"^

den ganzen Winter mit Tieisch

versieht.

So weit die Leute, welche die Baumwollplantagen bewohnen. Nim zu den letzteren selbst. Die Arb^en, welche sie erfordern, umfassen das ganze Jahr, mit Ausnahme einiger Wochen nach Weihnachten. Das Wetter ist hier selbst

*

im Winter sehr mild und der Arbeit im Freien

sehr günstig, so dass der Pflanzer und ein paar seiner

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— älteren



153

bewährten ^tHands^*

in

den Feldern tagsüber die

Einzäunungen ausbessern, die Abzug^^gräben rdnigen und die alten

Stauden entfernen können.

Pflügen begonnen, und

ist

Im Marz wird mit dem

der Boden gehörig- gelockert

und gedüngt, so werden die Furchen

für

die

neue Saat

gezogen. Guano- und gewöhnlicher Dünger sind den

Baum-

woUpflanzungen sehr zuträglich, so dass manche Pflanzer, statt

w^te Flachen zu

pflügen sich auf die sorgfältige

Vorbereitung kleinerer Felder beschranken,

den Dünger

schon nach Weihnachten auflegen, ihn mehrere Zoll hoch mit Erde bedecken, und im Frühjahr sorgfältig säen.

Ertrag solcher Felder steigt pro

Acker auf 1^2

Der 2Y2

während er auf gewöhnlichen Feldern durchschnittlich V2 Anfangs April wird der ^4 Ballen beträgt. Samen von Negern gesaet und mit Erde zugedeckt. Vorher lässt man die Saatkörner einige Stunden im Wasser liegen. Der Bedarf an Aussaat beläuft sich auf ca. 10 Zentner für 4 Acker. Nach der Saat herrscht wieder einige Zeit Ruhe auf den Plantagen, bis die kleinen grünen Sprosslinge aus dem Boden hervorkommen. Aber dann beginnen schwierigere Feldarbeiten, denn die Baumwolle bedarf mehr Pflege als irgend ein anderes Nutzgewächs, Nur durch die grosste Sorgfalt kann man die Ernte ergiebig machen. Die Furchen um die einzelnen Stauden müssen gerdnigt und von Unkraut befreit werden. Im Juni gelangen die Baumwollstauden zur Blüthe; dann bieten die Plantagen einen äusserst lieblichen Anblick dar und sehen eher wie wohlgepflegte Blumenbeete, denn wie Felder aus. Die schwachen zarten Stauden stehen in schnurgeraden, durch, tiefe Furchen getrennten Reihra neben einander imd Ballen,

erreichen durchschnittlich drei bis vier Fuss Höhe.

den grossen, bandförmigen,

man

weisse,

jedoch nur

Zwischen

dunkelgrünen Blättern sieht

schneeige Blumen mit offenem Kelch,

am

ersten

Tage

.

die

ihres Daseins diese Frische 4

uiyiiized by

Google

— und Weisse



Morgen zdgen

blendend

Mittag

angehaucht

röthlich

Am

behalten.

am

gelblich,

154

und

ganz rosafarben geworden.

weiss,

etwas Nachmittag

sie sich

am

am nächsten Morgen sind sie Man kann sich den Anblick

den verschiedensten Farben prangenden Mit der Zeit geben die Blüthen einer kleinen grünen Kapsel Raum, die bis 2ur Grosse einer Walnuss heranwächst. Diese Nuss enthält die Baumwolle. vSobald sie reif geworden und eine gelbe Färbung angenommen, springt sie auf und zeigt ein kleines Büscheldieser weiten, in

Felder

kaum

vorstellen.

dien Wolle von schneeigem Weiss.

Damit

halt

der ärgste Feind der Baumwollpflanzungen,

aber auch

der Cotton-

wurm, seinen Einzug.

Er vermehrt sich sehr rasch und kann binnen einer AVoche die ganze Ernte vernichten, da sich sein Appetit nur auf die in den Kapseln eingeschlossene

Baumwolle Brut des

erstreckt.

Glücklicherweise« erscheint die erste

Wurmes manchmal

zeitlich

genug, dass der Pflan-

zer auf die Motten, die daraus entstehen, durch Feuer

und

Fackeln zur Nachtzeit Jagd machen und damit die zweite Der Verbünund dritte Brut der Saison zerstören kann.



dete des Cottonwurmes

ist

der „BoHwurm".

In

den Sommer-

monaten sieht man auf den Feldern häufig kl^e, zierliche Motten umherflattern, die von Blume zu Blume eilend, in* jeder ein Ei hinterlegen. Innerhalb drei bis vier Tagen ist der Wurm ausgekrochen und frisst sich nun mit staunenswerthemHeibshunger durch dieBlüthenkapsel in den Stengel

der Pflanze hinein, dieselbe gänzlich zerstörend.

Sind diese Gefahren

glficklich

kldnen weissen Bartchen aus den

gekommen, so beginnt schnittlich

vorübergezogen und die offisnen

Kapseln hervor-

die Ernte. Jede Staude tragt durch-

zwölf bis fünfzehn, manchmal jedoch auch bis

Der Pflanzer wirbt eine Anzahl der umherwandemden Neger und Negerinnen zum Pflücken an, die nun zwei bis drei Monate, so lange eben Arbeit vorsechzig Kapseln.

Digii,^uü uy

Google

— banden

ist



auf der Pflanzung bleiben und dann zur nächsten

Pflanzung- ziehen Schnitter.

155



in

ähnlicher

Weise wie

bei uns die

Eine Leinenhose oder ein Unterrock und allen-

&Us ein grosser Strohhut bilden ihr einziges Kostüm. Ausserdem tragt jeder Arbeiter einen um die Lenden gebundenen Ldnensadc, der zur Aufnahme der gepflückten Baumwolle dient. Mit bewundemswerther Geschicklichkeit rupfen sie die weissen Bärte von den Kapseln ab,

ohne

dabei ihre lustigen oder wehmüthigen fJ^lantoHan Songs**

zu unterbrechen, deren einfiu^e Melodien einen ganz sonder-

Der gewohnliche Ertrag an BaumTag und Mann beläuft sich durchschnittlich auf

baren Reiz besitzen. wolle pro

loo bis 150 Pfiind, obschon es geschickte Feldarbc^iter auf

das Doppelte

der (1

Menge der

M.

der

Ihre Bezahlung richtet sich nach

bringen.

gezupften Baumwolle, in der Kogel 30 Cents

Die Neger bedürfen stets denn die Arbeit und nicht selten sieht man im

20) für hundert Pfund.

Anspomung und

eifrigen

geht nur langsam vor sich,

Süden noch im f'ebruar

Aufeicht,

die weissen

Baumwollbüschel der

voijährigen Saat auf den Stauden, der

£mte

Da

harrend.

Kapseln zu verschiedenen Zeiten reifen und sofort abgenommen werden sollen, sobald sie aufspringen, so werden die Felder im Herbste vier bis fünfmal abgegangen. Sobald die Säcke gefüllt sind, werden sie in grosse die

runde

Körbe oder auf Karren

wolle

nach den auf der Planta^^

Hausest gebracht wird.

denen die Baum-

selbst befindlichen

Diese „Cottan Gtns**

nGin

— das Wort (Maschine) ~

Neger-Abkürzung von „Engine" in welchen die Baumwollbüschel von

Gin

ist

'sind

grosse Schuppen,

eine

geleert, in

den Saatkörnern an denen

Dazu sind im Süden

sie festhaften,

dreierlei „Gins**

befreit

werden.

im Gebrauch:

die

und ,Jii(ic Cärthys Gin**. IMe itSaw Gin**, die älteste, 1797 von Eli Withney erfundene, besteht aus kleinen Sägeblättern, welche die Wolle von den

»5ii» Gin** die .JiolUr Gin**

— Körnern

losreisst;

Gm,

die Roller

sie ist

-

156

.

jedoch nicht so vortheilhaft wie

die aus zwei gegeneinander rotirenden Cilin-

dern besteht, welche die Wolle erfassen und zwischen sich

Kömer

hindurchziehen,

während

zurückbleiben.

Gewöhnlich werden diese

die

oberhalb derselben „Gins*'

durdi

Auf

grösse-

Wasserkraft oder durch Maulthiere gfetrieben. ren Plantagen

gelangt auch in neuerer Zeit Damptlvraft

Anwendung. Die Samenkörner werden theilweise für die nächste Saat aufbewahrt, der Rest jedoch zur Bereitung eines schmackhaften Öls verwendet, während die ausgepressten.

ziiT

Hüllen ein vortreffliches Viehfutter bUden.

Die

so

gewonnene Baumwolle wird nun in grosse deren Volumen durch Pressen möglichst

Ballen gepackt,

verkleinert wird, bevor sie zur Versdiifiung konmien.

In

den Seehafen oder den grossen Stapelplatzen wie Memphis und St. Louis erhalten diese Ballen noch durch hydraulische Pressen eine letzte Pressung, die

ihr

Volumen um das

drei-

fache vermindert, so dass 5 bis 600 Pfund ca. 12 Kubikfuss

Raum

einnehmen. Es wäre für die Pflanzer ein ganz enor-

mer Gewinn, wenn

sie diese Pressung und Verpackung der Wolle in Sackleinwand schon auf der Plantage vornehmen und noch besser, wenn sie die Wolle auf der Plantage

Zwei grosse kostspielige Arbeiten, den Häfen oder gar erst in den Spinnereien

selbst reinigen könnten.

die jetzt in

geschehen müssen, würden dadurch ganz wegfallen und

dem

Pflanzer vielleicht den doppelten Preis für seuie

Das Öflhen und SchÜessen der

wolle emtragen. die Transporte

nach und von den Pressen

u.

s.

BaumBallen,

w. würde

vermieden, und hauptsächlich der Eisenbahntransport auf die Hälfte

Dazu

der gegenwärtigen Kosten, gebracht werden.

sind allerdings ein paar wenig kostspielige Maschinen

erforderlich,

Emigranten

aber die

sie

ihr

würden

sich bald bezahlt

Augenmerk darauf

richten

machen. würden,

^

.d by

Google

— konnten

157

den Plantag^en

in

leicht ihr

obschon die Baumwollkultur dert in

den Südstaaten



jetzt

liorirt,

sind die technischen Fort-

nur sehr gering gewesen.

schritte darin

Und nun zum

Schlüsse noch einige Bemerkungen über

Umfang der Baumwollernten.

den

1880 war die grösste, die noch je in

imd behef

Man

sich auf 5,757,000 Ballen.

wurden; indessen

in

den Ver. Staaten verarbmtet

Angabe nicht .ganz zuverlässig. Zunahme der Baumwollernte während

diese

Reihe von Jahren zu beobachten.

wurden

nahm 1831

ist

interessant, die

ist

einer

Jene von 1879 auf Amerika erzieh wurde,

hat berechnet, dass von der 1878 er Ernte im

Ganzen 1,561,873 Ballen Es

Glück machen, denn

schon über ein Jahrhun-

mehr

nicht

als

Im Jahre 1821

430,000 Ballen producirt.

Dann

die Ernte Jahr für Jahr stetig zu, bis sie un Jahre

über eine Million Ballen

erreichte.

Für

die nachst-

iblgenden Jahre ergiebt sich wieder mit wenigen Ausnah-

men

eine stetige

Ernte schon über

mehr

die Ernte auf

Jahr 1860

Zunahme, und im Jahr 1840 betrug die Millionen Ballen. Im Jahr 1852 wuchs

2

als 3 Millionen Ballen an, uixd für

finden wir

zum

ersten

Mal über 4

das

Millionen,

nämlich 4,669,770 Ballen verzeichnet. Vom Jahr 1862 an, dessen Ertrag beiläufig 4,800,000 Ballen betrug, nimmt die Ernte in Folge des Krieges ab und sinkt im Jahre 1865

Aber schon im Jahre 1866 haben und von da an nimmt die Ernte &st Jahr für Jahr zu, bis de in 1878 über 5 Millionen, auf 300,000 Ballen herab.

wir wieder 2,154,476 Ballen,

1879 gar 5^4 Millionen Ballen erreicht!

Dabei war noch das durchschnittliche Gewicht

der

von Jahr zu Jahr ändert, im letzten Jahre jemals und übertraf beispielswdse den Ballen

Ballen, das sich

grosser als

des Vorjahres

um

8 Pfund.

Die höchsten Preise auf dem Newyorker Markte betrugen

1879

13^/^

Cents pr. Pfund, die niedrigsten etwas

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weniger

als g Cents;

rigsten Preise 25'

1874 waren die höchsten bezw. nied-

und

schwankungen fänden

158.-

in

13^/.,

Cents.

— Die

den Kxiegsyahren

grössten Preisstatt.

Im

Jahr

1864 betrug der höchste Preis 190 und der niederste 72 Cents; im Jahre 1865 der höchste 122 und der niederste 33 Cents.

Die niedersten Preise wurden im Jahre 1848 und 5 Cents.

bezahlt, nämlich bezw. 8

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XIV.

Arkansas. iben

dem

Staate Mississippi

sas unter den Südstaaten

und von der Immigration

ist

entschieden Arkan-

am wenigsten besiedelt am spärlichsten bedacht.

Die beiden Staaten, Ost- und Westufer des Mississippistronies

ähneln

beiläufig in

einander

denselben Breitegraden einnehmend,

überhaupt

in

vielen

Beziehungen,

und

was die sozialen und die Bodenverhältnisse anlangt» güt das von dem einen Gresagte auch vom andern. Beide speziell

sind in ihren

an den Mississippi angrenzenden Theilen das

Gebiet der berüchtigten, viele Tausendc Ouadratmeilen um-

fassenden alljährlichen Überschwemmungen, das den tJbottom land** fuhrt

und zu den

Namen

fruchtbarsten, üppigsten,

aber auch, der vorderhand unmöglichen Wasserableitung

w^gen zu den gebort.

unbesiedelsten Landereien der Ver. Staaten

Beide Staaten

werden,

wie kein andcn

r,

von

schiffbaren Flüssen nach allen Richtungen durchzogen;

beiden sind die Bodenprodukte die gleichen.

Aber

in

leider

gehört auch die Bevölkerung in Arkansas wie in Mississippi zu der ungebildetsten und rohesten. Mit

Ausnahme dniger

grösserer Städte sind die sozialen Zustande nichts weniger

. kju,^

cd by

Google

und der Einwanderer, der den Anpreisungen der Land- und Eisenbahn-Agenten folgt, wird als vertrauenerweckend,

inmitten der eigenthü milchen excessiven Landbevölkerung

schwer zu kämpfen haben.

Das

ist

Amerika wohl

in

durch die Zeitungsberichte aus jenen Gegenden sattsam

Recht und Gesetz können in den entlegeneren Gegenden schwer gehandhabt werden. Die Regierung, die

bekannt.

aus der Bevölkerung heraus gewählt wird,

ist

der Diener

und statt sich ihres Berufs als Wächterin der Rechte und Frdheiten dngedenk zu sein, denkt sie nur an die Mittel, ^ch durch Milde und Nachsicht gegenüber den politischen Vagabunden und „ IVirepuller*'*) die Wiederwahl zu sichern. Bis zum Jahre 1812 bildete der über 52,000 derselben,

engl.

Quadratmeilen

umfassende

Staat

einen

Territoriums Louisiana**). Sieben Jahre nach

Theil

des

dem Ankauf

des letzteren durch die Ver. Staaten wurde Arkansas zu

einem Territorium organisirt und 1836 endlich die Union zugelassen.

als

Staat in

Die westliche Hälfte des Staates wird von dem Massere Gebirge durchzogen,

das sich im nordwestlichen Theile

an das' ausgedehntere Park (jebii]ge anschliesst. Kein Staat der Union und kaum irgend ein Land der anderen Welttheile wird von so vielen schifFbaren Flüssen durchzogen, denn von den 73 Counties (Landschaften) des Staates

werden ist

51

von solchen bewässert.

Der Arkansas Strom von Nord-

die vorzüglichste Wasserstrasse, den Staat

west nach Südost der Diagonale nach durchziehend; sein

^

WirtpuiUr ss

deijenige, der in Marionettendieateni mittelst

die Figuren bewegt; ein in

DiÜHen

Amerika auf die toinang4)enden Politiker iber-

gegangener Name.

*)

Die Bevölkerungzahl belief sich

122,000 Neger ^

1870 auf 482,000 Seelen,

wovon

i33o ergab die Zählung 751,000 Seelen, also nahezu das

Doppelte.

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— grosser Nebenfluss, der gleichfalls

schiffbaren

i6i



White River, durchströmt mit seinen Nebentlüssen

die

ganze

nördliche

und Red River, dessen südliche Hälfte. Dazu kommt noch der St. Francisfluss, welcher den JhOs^säppi bottom" von Nord nach Süd durchschneidet. Air diese Ströme werden von New- Orleans, Memphis, St. Louis und andern Häfen mit Dampfern befahren, so dass die entferntesten Gegenden des Staates Hälfte des Staates; der Ouatschita

,

mit

den grossen Seehäfen, mit den Industriestädten imd

Kohlendistrikten der Union in direkter Schilßdu-tsverbindung* stehen, ein Vorzug, der erst mit

dem

blühen des Staates zur rechten Würdigung

Und dass Arkansas

eine

steht, unterliegt nicht

dem

künftigen Auf-

kommen

wird.

derartige grosse Zukunft bevor-

geringsten Zweifel, ja ich würde

und Arkansas in Südens und des „grossen Westens" verhältnissmässig überflügelt haben werden. Heute und für die nächsten Jahre sind indessen bezüglich Arkansas keine derartigen Aussichten vorhanden. Es gab, wie uns Edward King in seinem Werk „T/te Great South** erzahlt, Zeiten, wo die Reise den Arkansas- Strom aufwärts nicht ohne gefährliche Abenteuer ablief. Die Passagiere, die in der Hauptstadt Little Rock ausstiegen, waren gewöhnt, in den Hotels selbst bei Tisch neben Messer und Gabel auch Revolver und Bowiemesser zu legen; eme Unzahl von Gesetzflüchtigen und Verbrechern kamen in früheren Zeiten hierher, und es gefiel ihnen in den herrlichen Berg-

behaupten,

dass

die Staaten Missouri

einigen Dezennien alle andern Staaten des

landschaften des westlichen Theiles so gut, dass sie in Ar-

kansas verblieben. Viele davon wurden allerdings ehrsame tüchtige Bürger, andere setzten ihre verbrecherische Lebens-

von Raub und Mord, bis sie endlich vor kgeud einer Revolver- oder Gewehrmündung starben. Heute noch ist ein grosser Theil der Bevölkerung kaum besser. Ueber Vernachlässigung des Ackerbaues, rohes weise fort, lebten

II

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102

Leben, Trunk und Händelsucht, endlich vollständige Unempfänglichkeit für bildende und veredelnde Einflüsse, wie

Schulen, Kirchen, Familienleben

u.

s.

w. wird allgemein

geklagt, ohne dass jedoch von Seiten der Regierung da>

gegen Massregeln Bis

getroffian

würden.

wenigen Jahren

vor

und

Eisenbahnen

Heute

an

war auch der Mangel an

DampfechifF- Verbindungen

daran

Die Eisenbahn, dieser grosse eiserne Kultivator, hat ihren Einzug in Ar* Icansas gehalten, und das wilde Buschklepperleben an die Grenzen des Staates zurückgedrängt. Die erste und wichtigste Bahn war die St. Louis Southern & Iron Mountain Schuld.

ist

es besser geworden.

Bahn, die von St. Louis aus die Thäler des Black- und

White-Rivers abwärts bis zur Staats^Hauptstadt durchfahrt,

ostspitze des Staates sie bei

1

Little

Rock

und von da der Diagonale folgend an der Südden Red River überschreitet. Dort findet

exarkana Anschluss an das grosse texanische Eisen-

bahnnetz und bildet so die erste kontinentale Verkehrszwischen den atlantischen Staaten und Texas.

linie

hat Arkansas einen grossen Theil seines

danken.

An

Ländereien sind bei

billig.

Ihr

zu

der Bahn entstanden Farmen und Plantagen,

Ansiedelungen und Städte, wie ton.

Au^hwunges

all'

z.

B. Arkadelphia und Ful-

ihrer Vorzüglichkeit

ungemein

In den Grebirgen giebt es unermessliche Fichtenwal-

Red River Thal

dungen; weiter gegen das

zu sind Eichen-,

Eschen- und Nussbaumholz in Massen voihanden; dazwischen die besten Baumwollländer.

— Eine andere Bahn führt heute

von Memplüs

Richtung an

in westlicher

Little

Rock

vorbei,

quer durch den Staat bis an die Gebirge des Indianerter-

und kleinere Bahnen verbinden das den Baumwolldistrikten des „Bottom-

ritoriums (Fort Smith), Mississippi Ufer mit landes**.

Wie

gross die Fruchtbarkeit dieses letzteren

ist,

geht aus den Ernten hervor, die speziell auf den Ländereien

«

Digii,^uü uy

Google

des White River 1^2 Ballen Baumwolle oder 75 Büschel Mais oder 25 Büschel Weizen per Acker ergabenl

Wie

ich schon in

daigethan,

ist

meinen

»JPtairiefahrten"*) ausführlich

die HsenbahnpoUtik der Verein. Staaten in

Bezug aui die Besiedelung der Ländereien die denkbar beste. Der Congress machte der Eisenbahn zur Erleichterung ihrer grossen Ausgaben eine Konzession von 2 Millionen Acker des angrenzenden Landes. Diese müssen mm von der Eisenbalmkompagnie versteuert werden, ob sie bebaut sind oder nicht. Es ist nun Sache der Eisenbahn in ihrem eigenen Lebensinteresse das Land zu bevölkern und an gute Farmer und Ackerbauer zu verkaufen; je schneller sie dies thut desto

eher entfallt für

sie

die drückende Steuerlast der

Ländereien und desto mehr Grewinn zieht sie aus grösseren Personen-

auch hier

in

dem

und Frachtenvefkehr. So helfen denn

Arkansas die Eisenbahnen zur raschen Besiede-

lung des Landes, wie sie in den letzten Jahren hier zu be-

merken war.

Ldder fuhren aber die Eisenbahnen noch Besonders and es die westlichen an das

nicht überall hin.

Indianerterritorium grenzenden Gebiete, in

denen es sehr

böse zugeht. Whiskey, Bowie-knife und Revolver sind die

Leben sbedürihisse der dort hausenden ,,Bordcr ru/ßans'' und wenn sie einander nicht selbst ausrotten» der Staat wird und kann es vorderhand nicht thun. drei

(Grenz-Gesindel),

Wohl

besteht hier schon seit vielen Jahren ein bekanntes

grosses Grenzfort, „Fort Smith**, in

deren



man

welchem

alle Übellhäter,

habhaft werden kann, ohne viel Federlesens auf-

geknüpft werden, und unter dessen

Kanonen

sich die ord-

nungsliebenden Kaufleute und „Traders** angesiedelt haben.

Aber dieses dne Fort ist nicht hinreichend. Die Bevölkerung wird hier in dem halbbarbarischen Zustand verbleiben müssen, so lange das Lidianerterritorium, auf das sich die

^

Ldpsig, Gnstay

Wdgel

1878. 3 Mark.

II*

Digitiztxi

by

Google



i64



Übelthäter gewöhnlich flüchten, nicht mit unter die Gerichtsbarkeit der Verein. Staaten

kommt imd

vogelfireies

.

unab-

Mngiges Territoriimi bleibt. In diesen Grenzdistrikten und den G«birgsländereien von Arkansas giebt es nur wenigfe Schulen und Kirchen, dafür desto mehr Branntweinschenken und Boardinghäuser. Die Staatshauptstadt Littie Rock hat heute an 25 bis 50000 Einwohner. Ihren Namen erhielt sie von einem kleinen an der Westseite des Arkansas im Strome liegenden



Felsen

(Littie

Rock),

dem

ersten,

dem man

auf der ganzen

Reise von der Mississippimündung den Arkansas aufwärts

b^egnete des



ein

drastischer

Umstand zur Kennzeichnung Mississippithaies. £twas

ebenen Alluvialbodens des

weiter aufwärts werden die Felsen allerdings schon grosser. Dort steht auch der „Big Rock", im Gegensatz zu dem die sich an seinem Littie", nur die Stadt fehlt ihm, ,,

kleineren Gefährten längs des breiten, imposanten Stromes Seit die Eisenbahn hierher kam und die gewal* Brücke über den Strom gebaut wurde, war das Waclis-

hinzieht.

tige

thum der Stadt sehr bedeutend. Littie

Rock

Plateau

liegt auf

Der

Geschaftstheil

dort befindet sich das hübsche, von hohen

;

von

einem hohen, den Muss begrenzenden

Bäumen

beschattete Staatskapitol, die staatlichen Kranken-Institute

und

die Schulen, gleichzeitig auch die hübschesten Grebaude

Mehrere Strassen sind mit schattigen Alleen und in den zahlreichen Gärten sieht man Azaleen, Japonicas, Magnolien und Orangen. Weiter entfernt von der Stadt. bepflanzt,

der Stadt Hegen ein Verein. Staaten- Arsenal und eine

Ka^

Hügel auch das gewaltig grosse Das Neger-Element ist in Arkansas stark Gefangenhaus. vertreten und macht hier entschieden bessere Fortschritte als in den anderen Südstaaten, wenn man Arkansas, durch seme, auf einem

felsigen



welches solchen

die

Nordgrenze

bezeichnen kann.

der Baumwollregion

führt,

als

Viele der ersten Stellen des

L.iyui^üd by

Google

-

i65

-

Staates sind mit Negern besetzt, ja sogar der Superinten-

des

dent

Schulwesens

und

öffentlichen

mehrere Richter sind Neger.

Unterrichts

und

Viele Farbige besitzen in

Rock eigene Hauser und haben sich sogar Vermögen von lo bis 15,000 Dollars erworben. Desto schlimmer steht es um die Neger im „Back Country", im Hinterlande, wo die Weissen sie nicht an der staatlichen „Krippe" mitessen lassen. In den Schulen herrscht immer noch eine strenge Scheidung zwischen weissen und schwarzen Kindern. Beide haben ihre dgenen Schulen, und selbst die höheren Lehranstalten und „Universitäten'* sind getrennt. little

Nach den berühmten „Hot des Staates liegen, und

Badeort entstanden

ist,

um

Springst* die

welche

dn

im Zentrum

hübscher vornehmer

fuhrt heute ebenfells schon die £Ssen-

Tausende ziehen jährlich aus allen Theilen der Union nach diesem Teplitz von Amerika, und nicht lange

bahn.

wird es dauern, bis es an nFashion** und Reichthum

dem

eleganten Saratoga gleichstehen wird.

Die europaischen Auswanderer brauchen vorlaufig nicht od^ in den Pnuriestaaten überhaupt kein Land zur Beaedelung übrig bliebe.

zu besorgen, dass ihnen in Arkansas

Allerdings sind die besten. Ländereien schon vergriffen, aber

man denke

nur; tüntundzwanzigtausend Quadratmeilen der

Regierungsdomänen wurden in dem einzigen Jahre 1879 auf 1880 den Händen von Ansiedlem übergeben eine Flache, welche xaai dn Dritttheil Iddner als das Königreich Baiem und um ein Drittheil grösser als das alte Königreich Hannover ist! Und dennoch bilden diese 25,000



Quadratmeilen, inunzähligekleineFarmen vertheilt, eine merkliche Lücke in dem Areal der noch zu verkaufenden unbesiedelten Domänen. An un-

kaum

be^edelten Regierungsländereien besitzen die Verein. Staaten trotz der massenhaften

Einwanderung und Besiedelung

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i66



noch eintausend und einige sechzig Millionen Acker, beiläufig siebenmal den Flächeninhalt des ganzen

Deutschen Reiches!*) *)

Wovon

freiUch

^ gpmer

Theil unbrauchbar.

IL Theü.

Loaijsiana.

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L Louisiana. e

wdter wir gegen Süden kommen, desto mehr ändern sich auch die Strombüder des Mississippi.

Der

Urwald zu beiden vSeiten des Stromes ist geschwunDie Sonne des Südens scheint wärmer auf die breite

den.

hochgelbe Wasserfläche herab.

Die niedrigen Ufer sind

nur hie und da mit Weiden, hohen Magnolien und fachen bedeckt, an denen das lange graue Mississippimoos herunterhangt.

Dazwischen irgend eine grosse,

kriege in Ruinen liegende Zuckerfabrik ein

seit

dem

paar reizende traumhafte Ptianzerhäuschen

prachtiger

schattiger Gärten,

Sklaven-

oder Mühle oder ,

inmitten

deren Gewächse trotz des

dem wir uns befinden, doch schon im vollsten Blüthenschmuck prangen. Dahinter, zwischen den Baumen Februars, in

„(>ie

Inseln,

königliche Flotte berührte gestern die Azoren-

und es

stät rechtzeitig

steht

demnach zu erwarten, dass

zum Karneval

hier

Se. Maje-

^treffen wird.

Mit

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— dem

Königf

kommt

edle Edith

reiche,



233

der schöne Bereng-aria und der gei st-

Pkmtagenet, der tapfere Saladin, der

Keneth und eine Menge anderer historischer Wort und Gesang. Alle Grerüchte, dass die Mississippi-Mündung versandet sei und die schwerbeladenen königlichen Schiffe nicht in den Fluss einfahren ritterliche

Helden

I

gefeiert durch

können, sind vollständig aus der Luft Ein anderer, den

gegriflFen."

„New -Orleans Times" entnommener

Bericht lautet: „Das königliche Schiff hat einen ganz un-

messbaren Tiefgang, und es mussten deshalb neue Baggermaschmen gebaut werden, um der Mississippi-Mündung die erforderliche

Tiefe zu geben.

Es wurde von Seite des

Staat s-(fouverneurs und der Regierung Alles aufgeboten,

um

Sr. Majestät

den Durchzug nach dem Hafen zu

er-

leichtem.'*

Unter den auswärtigen Telegrammen, welche die taglichen Zeitungen enthalten, befindet sich stets ein Bulletin

über den Fortgang der Seereise.

Endlich heisst es:

,,Se.

Majestät hat die Sandbänke an der Missis.sippi- Mündung glücklich

überschritten,

und

die

königliche Flotte dürfte -

moigen Nachmittag eintreffen/' Morgen Nachmittag! Jetzt hat die Erwartung Höhepunkt erreicht, und die Selbsttäuschung geht so dass

man

in

ihren weit,

der That den Karneval mit der Ankunft der

Person des Königs

in

New-Orleans

gleichstellt.

Schon zur

Vorfeier des Karnevals werden in den französischen und

spanischen Quartieren der internationalen Stadt

Hahnen

und Bulldogg-Kämpfe abgehalten, die das Publikum Aus allen Städten der Union, stets massenhaft anziehen. von St. Louis, Louisville, Memphis, Galveston, ja selbst von dem 1500 Meilen weit entfernten New -York gehen grosse Vetgnügungsdampfer nach New-Orleans ab, gefüllt mit Passagieren, die während des Karnevals auf den Schiffen wohnen bleiben. Die Stadt ist in echt amerika-

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234



nischer Grossartigkeit mit Flaggen und Festons und Fahnen

geschmückt, unter denen die königlichen Farben

am meisten

hervorstechen.

Nun

der ersehnte Nachmittag gekpmmen. Obschon

ist

vnr erst in der zweiten Hälfte des Februar in

New -Orleans

Blüte.

sind, steht

aUes

im üppigsten Grün und in voller Den vielen Fremden, die sich auf dem Hafen-Quai bereits

um der Ankunft dn warmer Sommer-

des breiten Mississippi versammelt haben,

des Königs beizuwohnen, scheint es

Nachmittag zu Der Quai

sein.



von den Louisianern „Levee" genannt,

gewährt schon an gewöhnlichen Tagen einen sehr essanten

Anblick

und

ist

heute

noch

viel

inter-

grossartiger.

Himderte von grossen See- und Flussdampfem liegen hier Die schwarzen in unabsehbarer Reihe neben einander. See£ahrzeuge mit ihren Masten, die schneeweissen, imponirenden Mammuthspaläste, aus welchen die MississippiDampfer bestehen, ihre hohen schwarzen Rauchfangpaare

und die zahllosen Flaggen und Wimpel, welche alle Masten und die ganze Takelage bedecken, dazu endlich das Leben auf dem Quai, wo zwischen Tausenden mächtiger Baumwollballen und Zuckerfässem die Garden und Wi^en der all' das Stadt zum Empfang des Königs aufgestellt sind ist für jeden Fremden von besonderem Reiz. Endlich kommt der prachtvolle Dampfer, welcher den König und seinen Staat an Bord hat, in Sicht, und damit beginnt der eigentliche Karneval. Die Dampfer lauten ihre Glocken und schiessen ihre Böller ab und lassen ihre



*

heulenden Dampfpfeifen ertönen; dazu das Geschrei

Menschen

von

Klänge von einem. Dutzend Musikbanden. Aus der Feme, von der Stadt herüber, schallen die Kirchengiocken, welche den König* begrüssen, der Dampfer landet, und der feierliche Einzug* hunderttausend

beginnt.

An

und

die

der Spitze marschiren die Milizen der Stadt,

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— •

die ihren

Uniformen nach

235 fast



sämmtUche Armeen reprasen-

Die Einwohnerschaft von New-Orleans enthält nämrausser den abgestammten Franzosen, Deutschen und

tiren. •

lieh

Amerikanern viele Tausende von Spaniern, Italienern, Mexikanern, Schweden, Japanesen u. s. w. Jede Nation besitzt ihr eigenes Milizbataillon, und so barg" denn auch der königliche Zug ausser den Vereinigten Staaten-Truppen noch spanische Infanterie, mexikanische Artillerie, ein deutsches Landwehrbataillon, Zuaven, Bersaglieri, Cazap dores u. s. w., alle in der Uniform der Originaltruppen und jede Abtheilung mit ihrer eigenen Musik.

Ihnen zunächst

kam

die „Centennial Giiard'' in

dem

Soldatenkostüm des vorigen Jahrhunderts und endlich der Zug des Koni^ Voran die Herolde, die Hofchargen und

und

Minister, sämmtlich auf prachtigen Pferden

in gold-

strotzenden Unäbrmen, dann die Marschalle, endlich der

König und

hinter

Garde, an welche

ihm seine berittene, reich kostümirte Bagagewagen anschlössen. Der

sich die

Zug nahm seinen Weg durch die majestätische Canalstrasse und zu dem Stadtfaause, wo der Mayor dem König die Schlüssel der Stadt überreichte und selbst zum Gre&ngenen gemacht wurde. Hierauf nahm Rex von den defilirenden Truppen Abschied und verfugte sich in sein Absteigequartier, das St. Charles-Hotel, wo Abends in grosser Reception die ofBziellen Würdenträger der Regierung empfan-

gen wurden. Der eigentliche Kamevalszug ßmd jedoch wie ain

Mardi ^ras-Tsige

einem Reichthum, der Stellt.

Etwa

statt

und

alljährlich

dies in einer Pracht

viele Städte

Europas

in

ein halbes Hundert vierspänniger

und

den Schatten

Wagen bergen

mythologische und historische Darstellungen der Szenerie

und Kostüme, die sämmtlich in Paris angefertigt wurden und wohl aus früheren Jahren stammen. Diesem Mummenschanz ziehen die oben erwähnten Truppen und der könig-

Digitized

by

Google

— liehe

Zug

voraus.

236



„Rex" war diesmal

in

der Person des

Richard Löwenherz an der Spitze der Kreuzfahrer erschienen,

und die Rüstungen und Kostüme erweckten allgemeine Bewunderung. Der Zug hatte &ne Lange von einer Stunde. Merkwürdigerweise war jedoch in diesem Jahre die Betheiligung des Publikums an dem Karneval keine starke. Allerdings waren die prächtigen Veranden und Ralkone, mit



welchen nahezu jedes Haus von New-Orleans in allen seinen Stockwerken geschmückt ist, mit den herrlichsten Madchengestalten besetzt, wohl wogte das Volk in den Strassen und freute steh tmd bereitete dem Kamevalszuge gastfraen

Empfang.

Aber der Karneval

Blute. Ausser den nach

steckte diesmal nicht im Hunderten zälilenden reichen Masken

giebt es in der Stadt nur einen Verein, welcher den Kar-

Rom und Venedig. Er fuhrt den sonderbaren Namen „MysHk tCrewe 0/ Camuf* imd ist der eigentliche Sitz der New-Orleanser Narrheit. neval in jenei} Grenzen begeht, wie

Seine Mitglieder



etw:i

Hundert an der Zahl

Publikum unbekannt. Unabhängig von hängern, fuhrt dieser

der Spitze Gestalt

alljährlich

Mystik Krewel' seinen



Rex und

mit

sind

seinen

dem An-

Konig Momus an

eigenen Mummenschanz

dnes nächtlichen Maskenzuges

auf,

dem

in

in

der

Regel der glänzendste Ball des Karnevals, gegeben im Opemhause, folgt. In diesem Jahre hatte sich

französischen

der „Mystik Krewe'' von der Bptheiligung an

dem Karne-

val losgesagt, da dessen Abhaltung schon in Folge der

furchtbaren Grelbfieber-Epidemie, die vor wenigen Monaten*)

noch

in

New-Orleans herrschte, ohnedies eine nicht gelinde war, welche Mausende von trauernden Fa-

Taktlusii^^kf'it

milien der Stadt tief empfanden.

Im

französischen Stadtviertel,

ist

der Karneval eher zu

Hause, aber im anglo-amerikanischen wird er etwa wie ein

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237

fremder Kunstreiterzug angesehen, dem das Publikum ferne steht.

unter

Man sieht dem Volk,

ausserhalb

d(^s

Zuges nur wenige Masken

das durch die Strassen wogt. Die Haupt-

attraktion üben hier die prachtigen Frauengestalten, welche im Schatten der spanisch-südlichen Veranden dahinschweben. Die einst so reichen alten Pflanzerfamilien, die Zucker- und

Baumwollplantagen- Besitzer sind

in

Folge des Sklaven-

kneges verarmt, und die Toiletten sind nicht mehr so reich und der Schmuck nicht mehr so brillant wie'ehedem! Aber die Schönheit ist den Creolinnen geblieben, und sie wurde noch bedeutend erhöht durch den Ausdruck des Ernstes und des Stolzes, welche der grausame Krieg und seine Folgen in jedem Gemüthe hervorgerufen. Hier, in der

dem Corso vsenwälder hindurch,

man

sieht

auch das weite Meer

den Blicken ausdehnen und am Horizont verschwinden, aber man sucht vergeblich ihre B^g^^gnungssich vor

Umjlen

stelle. I



Fluss

herum jst Alles

Zivilisation, Kultur,

auf der Meeresseite Alles Wildniss, jungfräulicher Ur-

Am

Fluss Leben, Bewegung, überall prächtige Wohnim alten spanischen Kolonialstyl gebaut, von Rosengärten umgeben, von Magnolien beschattet, von jetzt no!ch stolzen Menschen bewohnt, kaum und am Meere, hausen Tausende ein paar Stdnwurf davon entfernt, wald.

häuser,



von Alligatoren

in

kröten, Moccasin-





den Sümpfen, gehörnte Frösche, Schild-

und Klapperschlangen.

Und

zwischen

diesen beiden so grossartigen Kontrasten, zwischen hoher

Kultur und der tiefeten Wildniss, ruhen die Plantagen, werden Zucker, Orangen und Reis ge|jflanzt. Ein paar kleine Dampfer vermitteln den Verkehr zwischen der Grossstadt des Südens und ihren kleinen Dependenzen am unteren Mississippi. Täglich geht einer oder der andere von den Levees in New -Orleans ab und bildet für die Pflanzer der Plaquemine xmd St. Charles Parishes die ^nzige Transport-Crelegenheit, den einzigen Postboten, das einzige Milchmädchen.

Es sind kleine, ge-

brechliche Dingerchen, diese Dampfer, sozusagen Taschen-

Ausgaben jener gewaltigen Mississippi -Riesen, die den Strom von St. Louis und Cincinnati aus bis New- Orleans befahren.

Dort drüben, *

verankert,

Regienmgspaläste

am

^

»

fc^{ur

'W;.

am

anderen Theile der Levee, liegen

diese (Treat Eastern Sr. Maj.

der Flussschilffahrt;

des Königs Cotton.

Und

sie

diese hier,

untq-ea £nde der Levee, ruhen die kleinen Lokal-

Dampfer, die den Strom bis zu semer Mündung befiidiren, die Bayous imd Kanäle hinaufdringen und den peiif Com" merce des südlichen Louisiana besorgen.

Hier sind auch

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— wir schon



seit



251

fünf Stunden zur Abfahrt bereit.

ich meine die Passagiere, nicht das Schi£P.

„Wir**,

Allerdings

lautete die. Anzdge in der ,JNfew-Orleans Deutschen Zeitung*'

folgenderaiassen

„Steamboat Jenny Lawrence

wird heute Vormittag tine-Station

und

allen

um Uhr präzis nach QuaranWay-Landings ab&hren. 1

Appfy

1

etc. eU,**

Der Kapitän hatte vergessen anzuführen, dass er mit Uhr Vormittags wahrscheinlich die Zeitrechnung der 1 Fidschi -Inseln gemeint, zu welcher Stunde man in NewOrleans eigentlich mindestens 6 Uhr Abends haben musste. 1

Ich eilte, fünf Minuten vor ii Uhr, schweisstriefend nach

dem Dampfer, um

ihn ja nicht zu versäumen.

langte ich an ttnd wartete auf

dem Verdeck, ohne

machte, abzufahren.

geheizt

zum mindesten noch

dass er auch nur die leiseste Miene

Ja, die

Maschine war noch gar nicht

Mittag schlug's, und der Dampfer schien sich

wirklich zu strecken.

Da kam

von Canal-Street herüber

eine dicke, alte iranzoasche Negerin gelaufen. arre/ez, je sie

mit

Erschopfit

eine Stunde

pars avec votis! Arrctcz!"'

dem grünen Regenschirm

in

,,Arriiez,

Und dabei machte ihrer Hand alle mög-

Der Kapitän Hess den Dampfer mit echter Creolen-Galanterie wieder an den Landungsplatz zurückßihren, und die schwarze Dame wurde an Bord genommen. Aufs Neue ging es los. Da kam, abermals lichen

optischen Signale.

von der vorerwähnten Canal-Street aus, langsam ein Neger-

Der Negerkdnen grünen Sonnenschirm, gab kerne optischen Signale, und doch fuhr der Dampfer abermals zurück, mn die geistreiche Ladung aufzunehmen. Aber jetzt geht es doch los? Es war zwölf ein halb Uhr, folglich musste es jetzt elf Uhr in Mexiko sein. Wieder kam eine Wagenladung. Dieses Mal waren es Bretter. karren mit einem Fass Whiskey angefahren.

kutscher hatte



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— Auch

sie

wurden

Mittlerweile, Inseln,



in

elf

252



dem Bauch des Schiffes untergebracht. Uhr war es jetzt auf den Sandwichs-

— kamen noch andere Wagen mit allerhand Gütern

angfefohren,

und der Dampfer

Ich

blieb natürlich liegen.

sprach über diese Rücksichtslosigkeit gegenüber den zahlreichen Passagieren mit meinem Reisegefährten und bat üm» beim Kapitän zu interveniren. IMeser Reisegefährte war der ehemalige, und gieicfaz^tig auch wahrscheinlich

der zukünftige, Grouvemeur des Staates, einer der einfluss» reichsten

Männer von

Ich verstand ihn. ja hier,

Louisiana.

Er lächelte achselzuckend.

Se. Exzellenz der Staats-Gouverneur ist

wie in allen Staaten der Union und wie

„Wahlreich'S von

dem

einfachsten Schiffekapitan

hangig als dieser von ihm. Doch zurück zu tmserm

Schiff!

Elf

in jedem mehr ab*

Uhr war

es

auf den Fidschi -Inseln, und noch immer sassen wir

nun fest.

Was

meinte der Kapitän nur mit „ii Uhr Abfahrtszeit**? Die schwarzen, zerlumpten Neger arbeiteten noch immer an dem Beladen des kldnen Dampfers. Wir standen auf dem Hurrican-Deck*) und betrachteten ^e Kerle. Zwanzig Cents per Sttmde Arbeitszeit ist ihr Lohn. Sie könnten im Tage leicht acht bis zehn Stunden arbeiten und sich

zwei Dollars verdienen. Aber dazu sind sie zu faul. Zwei Stunden tragen ihnen vierzig Cents ein, und diese genügen ihnen für den ganzen Tag, und wenn es sein muss, für zwei Tage. Sie schlafen unter den grossen Flugdächern auf den Levees oder in irgend einem unbewohnten Hause, deren es ja gegenwärtig in New-Orleans so viele giebt. Und ihre Mahlzeiten? Die Bananen und Orangen sind ja so billig» und dazu bekommen sie die Ueberreste von den Schififsmahlzriten und trinken Mississippi-Wasser. £s ist ergötzlich, diese Kerle zeitweilig mit ihren Hüten, bis

*) Huirican-Deck, «L

i.

das

Dach über den Funffa-Catiiaen,

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— und

— 253 — Hüten! — das Wasser

welchen



aus

dem

schmutzi-

gen, schlammigen Strom schöpfen und trinken zu sehen.

Hüte, die ein praktischer l^ndwirth mit Vortheil

als

Dünger

anf Semen Feldern verwenden konnte .... und doch« hat je ein

König

alten Apostelwein aus goldenen Pokalen mit

grosserem Wohlbehagen getrunken

als jene feisten, kraftigen

Und

Aethiopier das gelbe Mississippi -Wasser?

Nektar den Göttern besser bekommen Nektar, den sie selber aus

als

dem Strom

ist

jemals

den Negern jener

schöpfen?

Endlich, nach weiterem mehrstündigen

Warten

in der

Hitze ones Marztages (man darf nicht vergessen, dass wir

den Tropen nahe wheeler***)

sind),

fahren wir auf unserem „Sterne

den breiten Strom hinab und haben bald das

Weichbild der eigentlichen Stadt verlassen. Die niedrigen,

kaum zwei

bis drei Fuss über den gewaltigen Wasseremporrs^enden Ufer sind, so weit das Auge reicht, mit den lieblichsten Häuschen bedeckt, hinter denen sich

^^el die

Plantagen

ausdehnen.

tropische Vegetation.

Hier

beginnt

Ueberall sieht

man

eigentlich

die

hohe, himmel-

anstrebende Magnolien- und schattige Orangenhaine, unter-

brochen von den schönsten BlumengSrten.

In der Mitte

stehen die mit Recht so berühmten Pflüizerwohnungen,



und breiten von der blendendsten Weisse und

hölzerne, niedrige Häuschen, mit Säulengängen

Veranden ringsum, Alles

so wohlgepflegt, so reinlich,

dass

man

sich in

einem süd-

muss es schön sein, zu wohnenl Den breiten, belebten Strom vor sich, die Stadt so nahe tmd doch in ehier tropischen Idylle, wie lichen Holland glauben könnte. Ja, hier

man uns

sie St.

*)

schöner nicht auf jenem Eiland finden kann, das Pierre in „Paul und Virginie" verherrUcht.

SUrfmheeler: wörtlich „Hinterradler",

— Dampfboote,

die an Stelle

der Sdianföliider su beiden Seiten, ein dnsiges grosses Schanfidrul limter

Steoemider haben.

Die

in

Qncinnad und Pfttsboig gebauten

dem

Danq[»fer sind

mdsteui SCeniwIieeler.

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— Und

254



HoUand

ist dieser angeschwemmte Der Fluss ist hoch über das umliegende Terrain erhoben, und nur schwache, niedrige Erddamme, die Levees, halten die Wassermassen in ihrem breiten und doch häufig zu engen Bett Die reinlichen» weis^geacheuerten Ansiedlungen, das tiefe, ebene Land und

ein südliches

MississippigTund in der That.

die klare, reine Luft!

Aber an der

Stelle

der mageren Kanäle

fliesst

hier

der grösste Strom der Welt, und an der Stelle der lang-

samen, tragen, ruhigen „Treckschuiten** pusten hier die

imd transatlantischen Dampfer Hoch über alle Bäume sieht man ihre

gewaltigsten Ostindienfahrer

über den Fluss

Masten

1

empurragen,

und

manchmal,

starken

bei

Fluss-

krümmungen, bekommt man ringsum am Horizont, hinter Land und Wald, noch Mastspitzen zu sehen. Unterhalb New-Orleans giebt es keine Städte, keine Dörfer mehr. Der Dampfer landet an den einzelnen Plantagen und Landhäusern, und da es deren auf der ganzen Strecke zwischen New-Orleans und Quarantine Station (der

Mündung

so kann die

man

des Mississippi) mindestens hundert giebt,

sich leicht vorstellen,

iio Meilen lange Strecke

wie lange es währt,

zwischen

um

den genannten

Orten zurückzulegen. Und dennoch hat eine derartige Fahrt für denjenigen,

dem an

der Zeit nichts gelegen, unendlichen Reiz.

Gerade

auf diesen Dampfern und in diesem Theile des Südens

kann man das

alte,

romantische Pflaqzerleben, allerdings

nur mehr in seinen Ruinen, kennen lernen. Hier pulsirt noch kein nördliches Leben, und wenn auch grosse Linien des Weltverkehrs mitten hindurch nach der Hafenstadt ziehen, sie lassen das lokale

Leben

seitwärts

am Wege.

Die Kajüte unseres gebrechlichen Dampfers zeigte ein wundersames Gemisch von Passagieren. Das hintere Ende des langen, sdunalen Raumes war für die Ladies reservirt

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255

Aber nur weisse Ladies, zumeist junge, schöngewachsene Madchengestalten, mit dunklem Haar und blassem Teint,

während

ruhten hier auf Fauteuils»

Damen wohl

Ende derselben

gfesetzten

Körbe und Packete um waren

die schwarzen

sich

am en^egen-

in derselben Kajüte, jedoch

eingenistet sich

und

ihre Bfindel,

aufgeschichtet hatten.

die köstlichsten (xestalten, die

man

von ihnen

sich

Es

nur denken

Kegel ebenso imd eben diese Fettleibigkeit zwingt ihnen eme so komische Art des Gehens und Sitzens auf, dass man unwillkührlich über sie lächeln muss. Dabei sind sie mit den Toilettegeheimnissen kann. Die Fettleibigkeit

ist

in der

unzertrennlich wie die Schwärze ihres Teints,

der weissen Rasse hinlänglich vertraut,

um

sich eine dicke

weissen Puders auf die Wangen zu schmieren, Glacäiandschuhe und grüne Sonnenschirme zu tragen.

Schicht lichte

Würden

sie

doch endlich einsehen lernen, um wie viel die natürliche Druckerschwärze auf den

schöner

ihnen

Wangen

steht!

den jüngeren Negerinnen sahen wir einzelne

Unter

juiionische Grestalten.

Wudis, üppig Wesen, bflden

Schön von Gesicht, schlank von und sinnlich in ihrem

in ihrer Weiblidikeit sie die plausibelste

von Mulattinnen,

die heute auf

halb Sklavinnen sind.

Erklärung für die Menge

den Plantagen halb Herrinnen,

Kältere Herzen als jene der aus-

sterbenden Pflanzerrasse könnten da Feuer fangen!

Draussen auf

dem Säulengange

sitzen

mehrere

alte,

im Mxmde, die Flasche am Herzen, und rauchen und trinken und schnattern. Aber

verwit terte Negerinnen, die Pfeife

Es

klingt, als

ob eine Schaar

schwarze Gränse ihren Theeklatsch führte.

Hie und da

welche Sprache sprechen

kann

man

ein

Wort

sie?

verstehen oder wenigstens ahnen, ohne

jedoch herauszubekommen, welcher Sprache es angdidrt Ich fragte den Kapitän.

„Es

ist

Französisch," sagte

er.

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— VJ

„Aber ich verstehe

256



ja nichts davoni'

erwiderte ich

überrascht. »J)as wundert mich jiicht,"

war

die Antwort.

tagen-Französisch verlangt schwarze Ohren,

um

„Plan-

verstanden

zu werden!** Vielleicht die

Louisiana versteht

ist

kaum

HSUte der Negier

in

diesem Theile von

nur der französischen Sprache mächtig und einige

Worte

Englisch.

Es

ist

eine kuriose

Sprachinsel, welche durch die vollkommene Abschliessung

gegen die Aussenwelt die Aehnlichkeit mit der Originalsprache ganz verloren hat Versuchen wir \ms mit den Leuten zu verstandigen. Es ist wohl verzeihlich, dass uns der Sprachforschungstrieb gerade die schönste

all'

dieser schwarzen Schönheiten aus-

walzen Hess. Ihre grossen Augen sprühten südliches Feuer. Ihr voller, halhgeoffiieter

reizenden Ausdruck.

Mund

hatte einen eigenthümlich

Ein hellgrüner Turban bedeckte ihr

Haar.

Lange Glasohrgehänge baimielten an den Seiten

herab.

Ein scharlachrothes, knappes Mieder schloss ihre

ein. Ihre Arme waren nackt und mit billigen und Armbänndem bedeckt. Ihr Name war Calypso. Das war das Ganze, was wir ausfindig machen konnten. Ein Dutzend Fragen im Pariser Französisch wurde immer nur durch Lächeln und Achselzucken beantwortet. Ich gab es denn bald aiif, in die Mysterien der Negersprache eindringen zu wollen. Nicht so mein Freund. Er hatte offenbar grösseres Talent, sich verstandlich zu machen, obwohl er kein Wort Französisch sprach. Er

üppige Brust

Glasperlen

musste eine Sprache gefunden haben, welche er sowohl

wie die schwarze, heissblütige Calypso besser verstand dieses Französisch.

als

Sie standen draussen im Dunkeln bei-

sammen, wodurch natürlich alle Beide schwarz aussahen. Aber welche Sprache es war, die sie sprachen? Pariser mag's gewesen sdn, aber Französisch war es nicht!

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257

Die vielen dicht neben einander liegenden Landungsden Dampfer, anstatt den Strom hinabzufahren, etwa wie Bander von Schnürschuhen eine Zickzacklinie zu beschreiben, deren plätze auf beiden Flussufern nöthigen

direkt

einzelne Theile allerdings ein Ins

zwd

Meilen lang emd.

Umhertaumeln und Drehen und Wenden, Stehenbleiben und SchncUfahren, dass es selbst den, doch sicherlich an den allerärgsten Schwindel gewöhnten Carpetbaggem des Südens manchmal schwindlig wird. Man würde wohl, Im Ganzen genommen, nicht viel dagegen haben, wenn der Dampfer an jedem Landungsplatz auch eine des Anhaltens würdige Ladung abzugeben oder aufzunehmen hätte. Aber dies ist nur in den ersten Winter-

Es

ist

ein fortwährendes

monaten, also in der Zuckerzeit, der

Ladung

Fall.

Auf

unserer

den meisten Fällen nur aus einer grossen, mit Stroh überzogenen Whiakyflasche (deren das Boot eine unglaubliche Menge mit sich führte), dann einigen Säcken mit Welschkom und endlich frischem Fleisch und Präserv^en. Glücklicherweise dauert das Anlegen kaum eine Minute. Der Dampfer zeigt den Plantagen schon lange voraus durch Pfeifen sein Kommen an, und die. Leute sind stets zu seinem Empfange an den Levees bereit. Sobald er sich dem Ufer nähert, werden die wenigen Waaren vön Negern bereits auf das oberste Ende der am SchiiFsbug herumbaumelnden Landungsbrücken gebracht, und es ist Fluss£ahrt bestand die ganze

in

erstaunlich, mit welcher Geschicklichkeit diese

Seiltänzer die Arbeit voHfohren. Allerdings viel zu riskiren,

denn

schwarzen haben sie nicht

kann ihnen, bekommen.

ein Flussbad

Kartoffelfeld-Schmutz, nur wohl

Endlich legt der Dampfer so nahe

am

bei ihrem

Ufer, als es die

Wassertiefe erlaubt, an. Die Landungsbrücke wird mittelst eines Dampfaufeuges, „Nigger" genannt, rasch an's Ufer

herabgelassen, die Fässer und

Waaren auf der Levee

auf-

17

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258



schnell fährt der Dampfer auch wieder wenn auch Xieinand zum Empfang der Waaren zu-

und ebenso

gestellt,

ab, selbst

gegen wäre.

Bei Poststationen werden überdies noch die*

beiden Postbeutel mit den ankommenden und abgehenden Ifierzu ist auf

Briefen ausgetauscht

jedem Postdampfer

ein eigener Postmeister der Vereinigten Staaten angestellt.

Auch

wir hatten einen derartigen Mercurius an Bord, einen

Witz und Humor, bekannt mit jeder Baum und Haus in der ganzen GeWir sahen ihn stets nur m Hemdärmeln was uns

komischen Kauz,

voll

Menschenseele, jedem gend.

«

bei der herrschenden Februarhitze allerdings nicht wunderte.

Aber Rock

die

Nacht kam,

imd noch immer hatte er keinen

angezogen.

„HaUoh, Postmeister,

ist

es

Euch denn

nicht zu kalt?"

hagteaa wir.

„O nem, Sir,'* war die Antwort, „ich hatte seit fünf Tagen keinen Rock mehr an." Das war gewiss ein schöner Beweis für die Milde des Klimas, denn wahrhaftig, schwere Arbeit war es nicht, die Die grossen ledernen Postbeutel, an den kleinen Poststationen ausgetauscht wurden, waren, schlapp yne zusammengesunkene lifiniatur-Ballons und enthielten vielleicht ein oder zwei Briefe und irgend ihn schwitzen machte. die



eine Zeitung,

den

Louisiana County Visitor", die

„New-

Orleans Deutsche Zeitung" oder die „Abeille".

So

schlichen wir stundenlang

sissippi hinab,

im Zickzack den Mis-

mitten durch das Treibholz und die SdbifEs-

trummer, die den gewaltigen, über 150 Fuss tiefen Strom entlang trieben und sich in den Einbuchtungen am Ufer ansammelten.

Hie und da winkte uns ein Pflanzer mit

seinem Taschentuche oder mit einem kleinen, primitiv hergestellten

Fahnchen herbei, und sofort steuerte der gefallige zu. Landuqgsbrudcen giebt es auf

Kapitän auf die Stelle

dem ganzen

unteren Mississippi nur zwei, und die Dampfer

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259

halten deswegen überall an,

wo

ihnen

es

eben

gefällt.

Ldder war der Strom diesmal so hoch, dass die Levees kaum einea Fuss über dem Wasserspi^fel emporsahen. Wehe! wenn irgend eine Crevasse entstünde! Wehel wenn einer der vielen« einhertreibenden Wurzelstöcke sich in den

Damm ist

hineinwühlte und ihn durchbräche!

Wir sahen

dann unabsehbar.

artiger Durchbrüche. Die Levees landeiniprarts in einer

durch einen

Enden an



waren an solchen

.

Damm

dngefasst,

Hauptlevee anschloss.

In

wo das Land im Abnehmen

dort,

gar auch

in

em

welcher

diesem zweiten dritter

Stellen

Entfernung von etwa zwanzig Schritten

zweiten

die

Das Unglück

häufig die Spuren der-

Damm

.Verstopfen der Crevassen

Damm

ist

der mit seinen

manchen



eine Crevasse, hinter

angelegt worden war.

ist

Fällen,

sahen wir so-

An

ein

nämlich nur in den wenigsten

Fällen zu denken, und es muss sofort zur Anlage eines

Hinterdammes geschritten werden, wenn man das Land dem Untergang schützen will. New -Orleans wiirde

vor

einst

vor einer Ss^gedln-Katastrophe nur dadurch bewahrt,

dass dessen AClitar- Kommandant

em

grosses SchifF in der

entstandenen Crevasse versenken Uess.

Der Raum zwischen der ersten und zweiten Levee ist Bergen von Treibholz angefüllt, das durch die Aktion des Wassers und die vielleicht 3000 Meilen lange stets mit

Flussreise ganz eigenthümlidi lungeformt wird. Cypressen-

wurzeln

sind,

Theilen

des

wenn

vermöge

ihrer Porosität,*

Mississippiwassers

abgehobelt, in

ganz mit den erdigen

imprägnirt

New -Orleans

häufitr

und

werden,

zum Abziehen

von Rasirmessem verwendet. Kleinere Holzstückchen werden, ebenso wie Flusskiesel, vollständig al^erundet und erhalten das Aussehen von schwammigen Kugeln, die sich mit der Hand wie Brei zerdrücken lassen und getrocknet leichter sind als Schwämme. 17*

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26o



Diese Holzwüsten sind gewöhnlich die Anfänge und

Ankerplätze für das sich neu bildende Land. Der Mississippi



hier ganze Acker Landes in fortwährender Thätiglceit, von den Ufern rdssend und sie an andern Stellen, wie z. B. an diesen Holz-Eddies, wieder anschwemmend. Die „Magnolia"- Plantage gewann auf diese Weise innerhalb eines Jahrzehnts etwa zwölf Acker Land. Ist es so hoch geworden, dass es etwa einem Sumpfe gleicht, dann wird es mit Faschinen, Baldie Haupt-Ursache ken und Steinen des Wegspülens der gegen den Fluss zu FhissdSmme, da der abgesperrt, und bald ruhige Strom haupt-

ist

entwickelt

sich

sächlich durch diesen

in

diesem Sumpfe eine

den

Verkehr

Tropenlandem

eigenthümliche,

^

%

üp-

in Wellen-

schlag versetzt wird.

Es wäre deshalb vieldoch

pige Vegetation, die

leicht

das Land bald, ver-

Ordnung, wenn

mittelst der Wurzeln,

einigten Staaten

armten

und überhaupt

der ganze kolossale

dem

Pflanzer

in

Stand gehalten würIm

Schifffahrts - Verkehr

auf

und

nicht durch die ver-

ist

das Landen der Dampfer

die

Leveesdurch die Ver-

^!

Zusammenhalt« Unzweifelhaft

der

in

ZuekarUstrikt!

den.

VoUntypan.

Mississippi



An manchen Stellen,

wo

die erwähn-

ten Sümpfe gerade den Levees vorlagen, war das Landen ziemlich schwierig,

welche Weise

man

und es war ergötzlich anzusehen, auf die

Passagiere an's

Ufer beforderte.

Zuerst wurden die Landungsbrücken mittelst des Niggers in

das Wasser hinabgelassen. Ein paar „Roustabouts'* laufen mit einigen Brettern bis an das im Wasser befindliche Ende der Brücke und schieben die Bretter gegen das Land zu in

den Fluss, dabei Baimistämme, Sträucher

,

kurz Alles

*

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— was ihnen dne

benutzend,

Waren

201

diese Bretter

— geben konnte.

solide Unterlage

h^ilbwegs gesichert,

so balancirten

die Aethiopier mit andern Brettern in den Fluss hinaus

und bauten so eine Brücke nach dem Lande hin, auf der sie nun die volle Whiskyflasche und den leeren Postbeutel (wie schon war" es umgekehrt!) an's Land trugen. Allerdings konnten

sie

dabei das fortwährende Ausgleiten nicht

vermeiden, aber mit katzenartiger Geschicklichkeit hatten sie sofort

wieder die Balance gewonnen.

Mit ihnen ging

es also noch halb-

gen, dachten wir,

wegs

und

nun

aber

gut,

erst die F'as-

sagiere! dicke,

sollten

hier an's

Land

geschafft

und

auch jene, die uns in New-Orleans so lange auf-

dem Dampfer, als diesen dem Lande

Rache Im

fest.

nähern

können,

denn wir sassen

Also nur heraus mit der schwarzen Dame, denn

wir müssen wdterl bis an's

ZndBMdlitrikfc: VqUeiIjpiib«

auf Zuckerplanta-

ohnehin

mit

Dampfer näher an's Land fahren. Aber man hätte das Land eher

unter befand sich

besonders

keifte

dem Kapitän, er möge mit dem

werden, und dar-

gehalten.

dem

Die Nege-

hatte Furcht

rin

Negerinnen

ist süss,

auf

Fuss.

Zwei alte

Strafe

die

folgte

Zögernd

schritt die

Ende der Landungsbruke^

schwarze

Wucht

die unter ihr knarrend

Die zweite Schone hatte gleichfalls schon die Brücke betreten. „Samy" stand am „Xigger" und sah sich

nachgab.

Hand am Hebel Madame Noir eben

die beiden Dicken lächelnd an. Er hatte die

der Maschine.

In

dem Moment,

zu einem recht grossen errdchen,

zuckte

als

Schritt ausholte,

um

die Bretter zu

etwas wie Teufidslacheln über

Sams

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— Ein Druck mit

Gesldit.



202

dem

Finger,

hob

der „Nigger**

und mit einer Grazie, die eines Baumwollballens würdig gewesen wäre, flogen die beiden Damen in das zum Glück ganz seichte Uferwasser. die Brücke,

Das

Grelacfater

möglich. Eine Art fallen.

ten

hatte

all*

Kommando Moment gab es das

sich in der tollsten

des Kapitäns

ist

un-

die Roustabouts über-

Die Cabine dröhnte vor Lachen, und

und wanden

ScfaifiFe,

der Schwarzen zu beschreiben

Krampf

alle

Weise, ohne

zu kümmern.

krümmsich

Im

um

ersten

aber überhaupt keinen Menschen auf

dem

der nicht mitlachte, bis ihm die Thranen in den

Augen standen. iMittlerweüe hatten sich die Dicken aus dem trüben Wasser emporgearbeitet und hielten sich schnaufend an der Brücke fest, die Samy ganz sachte wieder herabgelassen hatte.

Vergeblich suchten

dem grünen Sonnenschirm und

isie

nach

der Pfeife zu haschen, die

langsam den Strom hinabtrieben. Ihre Kleider, klebten an ihren KörjDem und brachten die Ueppigkeit der bis in's Fürchterliche treibenden

Formen zum

Vorschein.

Die tro-

war nun in der anschaulichsten Weise dargethan. Endlich gewann Madame Noir ihre Sprache wieder. Sie, die bisher nur im franzopische Ueberschwänglichkeit Louisianas

sischen Jargon parlirt hatte, ergoss sich jetzt in einer Fluth von Schimpfworten über die Roustabouts: „O you d d



O

you dirty Niggers! Oh! Oh! Oh!'' So wollte sie ächzend und stöhnend wieder auf's Schiff zurück. Aber dazu war keine Zeit vorhanden. Auf einen Wink des trepädoneisters sprangen ein Paar Schwarze auf die b^den Damen zu, fassten sie, trotz ihres Sträubens, an Händen imd Füssen an, und trugen sie balancirend, unter erschütterndem Lachen, an's Ufer. Mit ein Paar Sätzen Niggers!

waren sie wieder zurück, die Bretter wurden aufgenommen, und mit einem Ruck war der Dampfer wieder los und

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203 setzte

seinen

Weg

fort,

ohne

sich weiter

um

Louisianas

schwarze Töchter zu kümmern.

Noch lange nachher sahen wir die jungen, schwarzen dem Dampfer zusammen kichern und in lautes Lachen ausbrechen, sobald em Wasser ihnen Beifall zulächelte. £iner von ihnen kam zum Gouverneur (gleichzeitig

Burschen auf

Besitzer

einer

der

grössten

Plantagen

Louisianas)

fragte ihn, ob er nicht seiner Arbeit bedürfe.

und

„Ich will

im Sommer auf Eure Plantage, Massa," sagte er. „Ich verdiene dort mehr als auf dem Steamer» und ich hab* es satt,

Lansabut (Roustabout) zu

sein.'*



d^d Nigger!**

ihm ein Anderer sachte in die Rippen, ,4o *s do Govana Lana" (das ist ja der Gouverneur von Louisiana)! .yDat 's al same to niet* ewiderte der Erstere. »,1 dono / dono ke!** ke, if Hü Gavana o no, is maney Fs vont stiess





Und

damit zuckte er die Achsebi, drehte sich auf dem Absatz herum imd schritt mit so vornehmer Nonchalance, mit so aristokratischer Flegelhaftigkeit von dannen, dass

wir staunen mussten.

Aber

so sind sie Alle, diese Herren

Negros, diese coloured GenÜetnen of the South t Hie imd da begegneten wir grossen Dreimastern und transatlantischen Dampfern auf dem Strome, die nach NewOrleans hinauffuhren. treten,

und

und

grösste

alle

Alle Flaggen waren darunter ver-

Gattungen von

Schiflfen;

von ihnen war jedoch

ein

das stattlichste

Dampfer mit der

deutschen Flagge, ein Schiff des „Norddeutschen Lloyd**,

welcher die einzige dirdcte Passagierlinie zwischen dem europäischen Kontinent und dem amerikanischen Süden resp.

New-Orleans unterhält, und an Comfort, Grösse und

Sicherheit der Schiffe von keiner anderen nach den Süd-

Staaten

laufenden Linie,

grenommen,

erreicht wird.

auch die englischen nicht aus*

Die Segelschiffe waren zumeist

im Schlepptau von winzig klemen, aber dafür desto kraftigeren Dampfboot^ und zogen deshalb mit doppelter

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— Schnelligkeit

an

uns

264

— Ob

vorüber.

schnelle Fahrt beneideten?

wir

sie

Ich glaube, nicht.

um

diese

Auf dem

Hudson oder im Long -Island Sound hätten wir unsere Greduld gewiss schon in der ersten Stunde verloren.

hatten vielleicht das Schiff verlassen

Ssenbahn

weitergefehren.

Aber

auf dnem subtropiWärme und Ruhe wird

hier,

schen Flusse, bei dieser südlichen

man von dem

Wir

und wären mit der

holden Dolce far niente bald

angesteckt

und befindet sich viel wohler. Alles ruht und schweigt auf dem Dampfer, und nur die Roustabouts balgen sich unten im Maschinenraum umher. Wir ruhen auf der äusseren Gralerie des Dampfers im kühlen Schatten und rauchen unsere Partagas, die uns der Kapitän angeboten. Endlich gegen Mittemacht näherten wir uns der ,,Magnolia Plantation",

um

hatte,

unserem Reiseziel. Wohl war diese letzentfernt, doch der Grouvemeur

etwa zwölf Meilen

tere noch

den grossen Bogen zu vermeiden, den der Mis-

dssippi hier bildet, einen

Wagen

bestdDlt,

der uns auf einer

Plantage oberhalb aufnehmen und quer durch's Land nach Alagnolia bringen sollte, wodurch wir ein Stück Fahrt ers|>arten.

Wir

landeten.

Herkules, der schwarze Leibkut-

scher des Grouvemeurs, stand mit seinem

Wagen

schon

nnd rasch ging es nun auf der holperigen, mit Wasserpfützen und tiefen Lochern bedeckten Landstrasse

bereit,

nach Magnolia, der grössten Zucker- Plantage Louisianas. passirten im Mondschein kleinere Pflanzerhäuser und N^ger- Quarters und ein kleines, hölzernes Kirchlein mit einem Miniatur-Friedhof, dessen Gräber, ahnlich jenen von New-Orleans, des nassen, sumpfigen Bodens wegen, überirdisch angelegt waren und ausgemauerte, backofenartige

Wir

Mausoleen

bildeten.

auf diese Gräber,



Grosse Eichen warfen ihre Schatten Eichen, denen das lang herabfallende

Mississippimoos das Aussehen von gewaltige

gab.

Das MöndHcht, welches

Xrauerwdden wdssen

einzelne der blendend

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265

Gräber mit seinem gespenstigen Schlder umhüllte, andere wdeder in tiefem Schatten

um

hielt,

trug das Seinige dazu bei,

Romantik ^eses entlegenen Erdenstückchens zu erhöhen. Ueber uns hörten wir das leise Flüstern der Magnolien und Orangen, und zu unserer Seite rollte der gewaltige Strom» nur durch dnen Erdwall von uns getrennt. die

Sein Spiegel

Höhe mit unseren Köpfen, ganze weite Fläche bis zum jen-

lag in gleicher

und wir konnten

die

Ein halbstündiges Graben mit einem Spazierstöckchen konnte den Strom aus sdnem Bett in das Land lenken, auf dem wir uns befanden Ein kleines, rieselndes "BSuchiem wäre es anfänglich, aber ehe der Tag nocH angebrochen, wäre das Land in einen See verwandelt, der Tausende von Menschen, Millionen von Gütern verseitigen Ufer überblicken.

I

schlungen haben würde. So sein des

liegt hier

das Sein und Nicht-

ganzen Landes in der Hand jedes Bewohners!

Endlidi rollte unser

Wagen

auf

dem

festen Kies des

Gartenweges, der zu unserem Pflanzerhaus führte. schwarze Wächter

lies

sprangen wedelnd die

Der Hunde umEquipage. Da war das Haus selbst,

uns

stumm

passiren, die



von himmelhohen Magnolien beschattet. Die Jalousien waren geschlossen, nur der grosse Speisesaal strahlte im hellen Lichte.

an

dem

alten,

Man hatte uns erwartet. Bald sassen wir hohen Kamin, in welchem ein paar gewaltige

Holzscheite glühten.

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IX.

Plantagenbilder aus dem südlichen Louisiana. f^^^^^ir haben bis jetzt nur das Stromleben auf dem Vater

der Strome kennen gelernt.

Um das Plantagenleben

'^^^^^^ selbst zu sehen,

müssen wir auf einer der zahlreichen Pflanzirngfen Gz^tfreundschaft suchen, denn dasselbe spielt sich innerhalb eines engnimgrenzteii Rahmens ab. Die Plantagenhäuser stehen

dem Fremden

offen.

Auf dem gan-

zen Missis^ppi-Delta finden wir auf vielen Quadratmeilen

.

Landes keine Stadt, kein Dorf, keinHotd. Das ganze Land ist von Sümpfen, Flüssen und Nebenarmen des einzigen Stromes durchzogen. ist

Alles trockene Land, das zwischen ilinen liegt,

mit Orangenhainen und grossen Gärten und Zuckerplan-

tagen bedeckt.

Alles sumpfige

Land

ist

mit Reis bebaut.

Ausser den Negerhütten und ein paar kleinen Kirchen sind die Pflanzerhauser die dnzigen Gebäude, und wer zu

Lande durch

diese

Gegenden

reist, ist

gezwungen, die Gast-

freundschaft der Kreolen in Anspruch zu nehmen.

Und stets in

sie

wird

dem Fremden,

besonders

dem Europäer,

ausgedehntestem Massstabe zu Theil. Die Plantagen

ruhen ja hier ia

dem

stillen,

entl^enen Erdenwinkel so Welt da, ^e werden so

ruhig und abgeschlossen von aller

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s^teD von dem Reisenden besucht, Besuch von der Pflanzerfamilie fast eigniss begrüsst wird. aufhält, desto lieber

Man

Je länger

ist

es

dem

dass ein derartiger als

man

ein freudiges Er-

sich auf der

Plantage

Pflanzer und seiner Familie.

wird wie ein Glied derselben betrachtet und nur mit

schwerem Herzen wieder

fortgelassen.

Jede dieser Plantagen bildet in der That eine eigene Welt für sich. Die Barrieren, welche ihre Landereien umgeben, sind wie ihre Säulen des Herkules. Das Völkchen, das

sie

welt

bewohnt, lebt ein eigenthümliches, von

abgeschiedenes

Leben.

aller

Aussen-

Die grossen Ereignisse in

Politik und im Greistesleben der Menschheit, die Kri^e imd Revolutionen erreichen sie kaum, imd ihr ganzes Trachten und Streben sind den paar hundert Acker Zuckerrohr, die sich zwischen ihrem Wohnhaus und den „swamps'' (den

Sümpfen) des Mississippi erstrecken, gewidmet. Sommer und Winter umschwebt wonniger Friede die Plantage. ist

Das

schone, geräumige

Wohnhaus des Pflanzers dem Damm zurückge-

nur eine kurze Strecke hinter

zogen, der das Land vor den Fluthen des gewaltigen Mississippi

schützt.

'

dem Damm den man die Plantage

Eine Strasse führt auf

fluss entlang und von ihr aus kann

kaum

durch .das subtropische Baumdiddcht. wahrnehmen, das die Garten erfüllt« Auf weichem, blumenbedecktem das uns Rasenteppich schreiten wir dem Pflanzerhaus aus der Ferne wie eine echte Idylle entgegen winkt. Mit seinen

alten,

dicken

Mauern,

den

hohen Fenstern

mit

grünen, geschlossenen Jalousien tmd den breiten Veranden, die es auf allen Seiten umgeben, erscheint es ims eher wie ein kleines Schlosschen aus der französischen Feudalzeit.

Hohe, himmelanstrebende Magnolien überschatten es ganz und gar; herrliche Pidmen strecken ihre schlanken Stämme aus dem dichten Gebüsch der Mandarin - Orange hervor; Aloen, mit ^wältigen, zentnerschweren Blättern, fassen die

.

kju.^cd by

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26i



besandete Terrasse vor dem Hause eih. Die HeHogshead"

wörtlich



Schweinskopf,

ein

ca.

1300 Pfund be-

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282



wasserreichen Uferstaaten des Mississippi, in einer Ausdehnung von 50 engL Meilen ober- und unterhalb der Hauptstadt New-Orleans» bis zu einer Tiefe von ein und mehreren Meilen landeinwärts bilden das Haupl^biet des Zuckerrohrs. Die Stadt Baton Rouge ist vorderhand noch der nördlichste Punkt des Zuckerdistrikts, und von hier aus wie von New -Orleans fahren kleine Zweigbahnen nach einzelnen Theilen des letzteren. Es sind dies mehr „DampfOmnibusse", denn man steigt auf diesen Bahnen ein und aus» wo und wann es Einem gefallt. Will &n Pflanzer von semer Plantage aus nach der Stadt fahren, so stellt er sidi zu der beiläufigen Fahrzeit der Züge an die Geleise und winkt dem herankommenden Zug mit dem Taschen tuche oder zieht auf dem Dache seines Hauses eine Fahne auf. Der Zug halt an, bis er eingesäten, und fährt dann weiter, um bei der nächsten Gelegenheit dasselbe Manöver

zu wiederholen. Besuchen wir nun eine

«

in der

Nähe von Baton Rouge



gelegene Zuckerplantage, deren Besitzer mich auf mehrere

Tage zu Gast geladen. Die Pflanzung umfasste etwa 2500 Acker (i 40,5 Are) Landes, allein nur 800 davon standen in Kultur. Ihr Werth war seit dem Kri^e um em Bedeutendes herabgesunken imd betrug auch heute kaum mehr als 100000 Dollars. Das Wohnhaus des Pflanzers war ein einstöckiges, blendend weisses Grebäude, im Viereck erbaut und mit jenen weiten, epheuumsdüungenen Veranden umgeben, die den Wohnstätten des Sfidens so charakteristisch sind. hier das

Wie

überall, so schlössen sich auch

Zuckerhaus" und die „Quarters",

d. h.

die Neger-

wohnungen, an den das Pflanzerhaus umgebenden Garten.

Dann kam

die Pflanzung

und

schliesslich der

Urwaldsumpf,

das Gebiet unzahliger Alligatoren, Klapperschlangen, Schildkröten und vor Allem der sehr giftigen und starke^ Moocastnschlangen.

Aber

diese ungebetenen Gäste suchen den

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— Menschen

nicht auf;

dann an, wenn .

sie

sie selber

283



fürchten ihn und Reifen ihn nur angegriffen werden. Die Pflanzer

konnten sich jedoch glücklicher schätzen, wenn sie dasselbe audi von den ^Mcsquitos*' und den „Jiggers" sagen könn-

welche das Leben in diesen sumpfen Niederungen im Sommer für den Menschen unerträglich machen. Man sagt, die Schöpfung sei für den Menschen geschaffen worden; das ist in Bezug auf die Mosquitos entschieden unten,

richtig,

denn

viel

eher sind die Menschen für

sie, als sie

für

die Menschen vorhanden!



Das Zuckerrohr ist eine schilfähnliche, zwei bis vier Meter hohe Pflanze mit dickem, schwerem Rohr und dichten, schon grünen Blättern; das Rohr zeigt in Entfernungen von sieben bis zehn Centimetem Knoten, die allmählich vom Boden angefangen reifen und dann ebenso wie das Rohr eine schonrothe Färbung annehmen. Die einzelnen Pflanzen stehen auf den Feldern dicht beisammen und be-

um

dürfen,

zu gedeihen, sorgfältiger Pflege, obschon die

Arbeiten nicht so schwierig sind wie bei der Baumwolle.

Für den gewohnlichen, an europäischen Feldbau gewöhnten Landmann dürfte die Besorgung einer Zuckerpflanzung anfänglich,

besonders

schwerlich sein,

Vpr Allem rung

.der

sorbirt

in

der drückenden Maihitze,

zu be-

doch kann er sich bald daran gewöhnen.

ist ein

System ven Wasserkanälen zur Draini-

Felder erforderlich, und deren Reinhaltung ab-

viel

Arbeitskräfte.

In den Monaten Januar und

Februar, auch Im IM^z, wird das Zuckerrohr gepflanzt und

während der folgenden Monate sorgfältig gepflegt. Erst im Jimi überlässt man es sich selbst. Im Monat Oktober ist es zum Schnitt reif, und dann beginnt auch die Fabrikation des Zuckers, die bis auf die neueste Zeit auf den einzelnen Plantagen sdbst geschah und in der Regel 2 Monate, also bis in den Monat Dezember, dauert. bis 2

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Dazu wird das Rohr nach dem Siedehaus gebracht und dort auf mechanischem Wege unter die Pressrollen geführt, welche früher meistens durch Maulthiere getrieben

wurden,

jetzt

aber

grosstentheils

Dampfkrafit

besitze^.

Unter diesen Rollen sondert sich der Saft von der ,3egrosse" (so wird das ausgepresste Zuckerrohr genannt) und läuft

ein Reservoir ab,

in

von Siedepfannen

geleitet

von wo er durch ein System und bis zu einem gewissen Grade

Hat der Zuckersaft diese Siedekessel pasund dann in Tonnen mit siebartigen Boden gegossen, in welchen sich die Mdasse von dem reinen krystallinischen Zucker absondert und in ein eigenes Gefäss abläuft; auch werden zu dieser Sonderung neuerdings Zentrifugalsiebe angewendet. Ist diese Prozedur beendet, so wird der Zucker in Fasser gepackt und nach New -Orleans oder New -York gesandt, wo er noch in den grossen Ra£Snerien dner vollständigen Reinigung unterworfen wird, bevor er in den Handel gelangt. gereinigt wird. sirt,

so wird er erkalten gelassen

man eines Negers Acker (2,8 Hektar), dessen -Arbeitsleistung mit nicht mehr als 18 Dollar per Monat und freier Wohnung* bezahlt wird. Zwei Britttheile dieses Lohnes, in Raten getheilt, erhalten die Neger am Ende eines jeden Monats, das letzte Dritttheil am Ende des Jahres. Die Arbeitszeit Zur Bearbeitung der Plantagen bedarf

für je

7

beträgt 12 Stunden per Tag, die sich jedoch in der

Fehode

der schweren Fabriksarbeit auf 872 Stunden verringert; kommt Nachtarbeit hinzu, so ehalten die N^er noch 50

Cents mehr. Die N^ierinnen, welche dieselben Feldarbeiten

wie der Mann, mit Ausnahme des Kanalgrabens, zu besorgen

haben,

erhalten

per

Tag nur

50

Cents.

.

Der

Neger geniesst überdies hau£g noch die Benutzung eines Grartens und eines Stückchens Feld, auf welchem er Mais und Gemüse anbauen kann.

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285



Diese Bezüge wären für das Leben des Negers

kommen

ausreichend,

voll-

wenn ihm Sparsamkeit und Ordnung

-

nur einigermassen bekannt wären. Allein er huldigt »noblen Passionen", unter denen der Whisky die Hauptrolle spielt. Nachdem die Pflanzungen häufig weit von jeder Städteansiedelung entfernt Hegen, so befindet sich in jedem Neger„Camp^* ein „Store*' (Kaufladen), welcher die Arbeiter der

Plantage mit Werkzeugen, Kleidern, Lebensmittehi, Sardinen,

Stores

Whisky

^d Brandy

Weissen, und nicht selten

neben

mit inb^grifEen, versorgt. Diese

sind natürlich ausschliesslich !n den

seiner Pflanzung

Händen der

es der Plianzer selber,

ist

der

auch das Storegeschäft versieht

imd daraus ganz bedeutenden Vortheil zieht. Der Neger erhielt bisher in vielen Fällen den ihm zukommenden Lohn nicht baar ausbezahlt, sondern an dessen Stelle ein „Arbeits- 7>'6'Xv/", auf

Summe

welchem

die

Anzahl seiner

zukommenden Lohnes verzeichnet sind. Dieses Ticket tauscht der Neger nun in dem Store gegen eine Anzahl von Geldmarken von je I Dollar, 50, 25 und selbst 10 Cents' um, welche während der Woche beim Ankaufe der Lebensmittel in dem Store wieder als Münze dienen. Die nicht ausgegebenen Marken werden in dem Store, wie oben erwähnt, theils am Ende eines jeden Monats, theils am Ende des Jahres gegen Arbeitstage und die

des ihm dafür

baares Greld umgetauscht Die Ersparnisse betragen in der

Regel

nicht viel,

denn mehr

sammtverdienstes wandern

in

als

die

zwei Dritttheile des Ge-

Kasse des Stores, des

Kramladens. Dieses in England unter

dem Namen

t^truck system''

bekannte Verfahren ist in den gesammten Südstaaten weniger in den Zuckerplantagen, als in den BaumwoU- und Reispflanzungen vielfach eingeführt und verhilft den Plantagenbesitzern nicht selten zu grossen Reich-

tbümem, während

es gleichzeitig ihr Betriebskapital auf

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V

— ein

Minimum

Wohl

reduzirt.



286

wird unter diesem System

wo diese Stores dem R^en in die die Hände, und man darf niclit

der Neger gewaltig ausgesaugt, allein dort, nicht vorhanden smd,

Traufe: er

fallt

kommt

den Juden in

er aus

glauben» dass der Jude in den amerikanischen Südstaaten weichherziger und edler geworden

als er es in

sei,

Polen

und Russland war.

Dem

europäischen Ansiedler bietet Louisiana unter

gegenwärtigen Verhaltnissen besondere VortheOe dar,

den und

einige Tausend Dollars Kapital verkann binnen wenigen Jahren ein reicher Mann werden. Bei Zuckerrohrplantagen braucht man nicht Jahre hinaus auf den Ertrag zu warten, sond^n er ist unmittelbar und so bedeutend, dass er dem europäischen Landwirth geradezu fabelhaft erscheinen muss. Grossere Zucker-

derjenige, der über fügt,

z. B. solche über 1000 Acker (400 Hektar) liefern einen Ertrag von .Zucker und Melasse im Werthe von ca.

plantagen,

100000 Dollars, wovon die Hälfte gut trachten

Nun

als

Gewinn zu be-

ist.-

beträgt jedoch der Marktpreis einer solchen Plan-

tage etwa 200000 Dollars, und

man

sieht also,

dass

man

das verwendete Kapital in drei bis vier Jahren vollständig hereinbringen kann, vorausgesetzt, die Ernten sind gfünstig.

Ueberdies

ist

es ja oft nur erforderlich,

kaum em

Zehntel

des Kau^reises baar zu erlegen.

per Acker

fruchtbaren Landes ergiebt bei mittlerer

Ernte ein Hogshead (1300 Pfund) Zucker und zwei Fasser Melasse, welches Ertragniss sich jedoch bei guten Ernten beträchtlich höher

stellt.

Die Zucketplantagen waren

em

Jahrzehnt nach

dem

Sklavenkriege zu wahren Spottpreisen zu haben, und Alle,

lidh

swd>

bis dieimalhunderttausend Fisser Reis snr Ausfuhr.

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xn.

Frauenleben im Lande der Creolen. Mas Land der Creolen

ist

noch weniger in bestimmte»

Von

klare Grenzen zu fassen als der Orient.

letz-

terem weiss man, dass er beiläufig dort anfängt,

und

die europäische Cultur aufhört,

wo

Afrika finden sein





Man kann sie

und doch



darzulegen.

An

Aber welcher Nation gehören

anfängt

Indien

Orientalen an?

ist

können

sie

in

wo

beiläufig dort aiifhört,

die

Europa, in Asien, in

Christen,

Mohamedaner, Juden

der Begriff Orientale nicht ^anz klar

Mit den Creolen

ist

es

noch

viel

ungewisser.

der Ostküste Afrikas wie an der Westküste von Süd-

amerika, in Westindien wie in Mexiko und Nordamerika giebt es Creolen. Räthsel.

Aber

doch ein ethnologisches wären Franzosen, in Westwären Spanier. Die Dritten

sie bleiben

Die Einen sagen,

sie

indien geboren, die Anderen, es

endlich behaupten, sie wären geborene Amerikaner, deren

Vater oder Mutter in Europa gebürtig war. nennt kunft.

man

Die deutschen Journale

mexikanischen deutsche,

In

Amerika Ab-

Creolen alle Louisianer von lateinischer

wie

Golfes

in

behaupten,

französische

den Küstenländern des es

i^äbe

ebenso

und spanische Creolen.

Franzosen auf Mauritius und Bourbon und die

N^er

gut

Die auf

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— San Domingo nennen

300



So kann denn und Rassen» aus Weissen und Mestizen und Quadronen und Negern

eme

sich

auch Creolen.

Creolengesellschaft aus allen Nationen

zusammengesetzt

sein.

de

Sie sprechen alle Sprachen,

Die

verstehen einander nicht und sind doch Alle Creolen.

Einen sprechen französisch, aber der Franzose versteht nicht



die

Anderen

sie

spanisch, aber der Spanier versteht

sie nicht;

.

Alan kann also die Creolen weder nach Rasse, noch Sprache und Abstammung definiren, ohne aufWiderspruch zu stüssen. Es g\eht nur ein Kennzeichen, woran man sie Alle erkennen kann.

nehmen.

Cuba, in Ghiadeloupe

wurd

Ihr

Wesen,

ihr

Charakter, ihr Be-

Diese Zeichen sind untrüglich. In Louisiana, auf

man den

— wohin man auch gehen mag, überall

Creolen aus Hunderten herausfinden.

Ausländer, der nach jenen Ländern kommt,

um

Der

dort zu

wohnen, kann niemals zum Creolen werden und niemals Er wird Creolen wörter gebrauchen, aber creolisch wäre es doch nicht. Sein Teint wurd von

ihre Sprache erlernen.

der Sonne des Südens gebräunt werden, er wird theilwdse das nachlässige Wesen der Creolen annehmen, aber die vornehme Nonchalance, das Sichgehenlassen, die Ruhe, die äusserlich das Feuer im Innern verschleiert, wird er niemals lernen. Er kann vornehm, liberal, gastfreundschaftlich

werden, aber nie wird er die Grrazie und Eleganz erlernen» mit welcher der Creole die Vornehmheit äussert und die Gastfreundschaft anbietet.

durchweg" Souveräne,

Aber um

vom

Man

sagft,

die

Amerikaner seien

Präsidenten bis

zum Lohndiener.

ein kleines Beispiel anzuführen: der letztere weist

man ihm

und b^iift Der schwarze Creolensklave hingegen, der uns auf Cuba die Schuhe reinigt, nimmt die das Trinkgeld, das

anbietet, zurück

sich auf sein freies Bürgerthum.

wenigen Sous, die wir ihm

reichen, mit grösserer

gegen, als der Amerikaner zeigt, indem er

sie

Würde

ent-

zurückweist.

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%

Von dem amerikanischen Norden auf dem Mississippi herabkommend, betritt man zuerst in New-Orleans Creolengebiet, und nicht nur das, sondern sogar die Hauptstadt des letzteren. Seit seinem Bestände wurde New-Orleans, von Louisiana,

die Königin des Mississippi, die Hau])tstadt

auch

als die

Metropole des Creolenthums angesehen. Doch

Die Ursache davon war der

hat es damit bald ein Ende.

der den Sklaven,

Secessionskri^,

diesem werthvollsten

Besitzthum der Creolen, die Fessehi sprengte und die Pflanzer dadurch ihres Reichthums beraubte.

ohne Sklaven

Werthes herab, und

ihres

Die Landereien

.

auf ein Dritttheil oder ein Viertheil

fielen

die vielen Millionäre, die es unter

den Creolen gab, wurden zu nicht viel mehr als zu Bettlern. Darum hat sich das Creolenthum auch aus den vornehmen

Es wohnt noch im französischen Viertel der Stadt, es vegetirt noch in einzelnen Gegenden von Louisiana. Einstens war Louisiana Theilen von New-Orleans zurückgezogen.

eine Hölle

für

Nun

Weissen.

die

Sklaven,

aber

ein

Paradies

für

die

die Hölle verschwunden, aber sie hat

ist

auch das Paradies mit sich gerissen. In den Strassen, in sucht

.

man

dem

Aussenleben' von New-Orleans

deshalb die Creolin vergebens.



*

Die stolzen

Damen, die einst auf ihren Plantagen wie Fürstinnen thronten imd während der Kamevalszeit nach der Hauptstadt kamen, sie sind entthront und zeigen sich wenig mehr in der Gesellschaft. Mit ihren Sklaven haben sie ihr Alles verloren. Die Sklaven waren es, welche die Pflanzersfrau zur Fürstin machten, die nur regieren und über Leben und

Tod

ihrer

Unterthanen gebieten, aber nicht arbeiten konnte.

Die Republik hat

sie

Dennoch wollte au&uchen.

entthront

ich das Creolenleben in

In den Strassen fand ich wenig.

New-Orleans

WoM

sah ich

manchmal in den französischen Märkten oder an Sonnabenden auf dem Korso der Stadt, der Kanalstrasse, ein-

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302 zelne junonische Gestalten.



vielleicht

schien, nachlässig angelegt, frische,

Ihre

leichte

und

Stoff, aber,

ich glaubte

wie es mir

an ihnen jene

Eleganz zu vermissen, welche die Fran-

zosen mit' „ Chic" so treffend bezeichnen.

wohlgeformt

zart,

waren dunkel

Toiletten

von feinem Schnitt und

,

klein,

mit

kokettem

ihre

Schuhe nach französischem Schnitt

und den



Ihre Füsschen,

hohen Rist





ebenso kokett

der

K^el

schon längst

Reiz der Neuheit eingebüsst.

Aber

die Grestalten

zart.

Allein

sie

hatten

in

Hoch, üppig, wohlgeformt, mit Büsten einer VeEs war offenbar: sie hatten Alles verioren, aber das Beste war ihnen doch g"eblieben: ihre Schönheit. Ein unsagbarer Reiz, eine gewisse Trauer war über ihr ganzes Wesen ausgebreitet Sie schienen den Gedanken an ihre verlorene Sache ebenso wenig wie diese selbst au%egeben oder im zu haben. Ob auf der Promenade oder im Park der Musik lauschend, bleiben sie stumm und meiden selbst!

nus.

CM

mit einer gewissen stolzen Zurückhaltung die Amerikaner,



die

Yankees und Carpetbaggers.

Ihr ganzes

Grade.

Wesen erweckte mein

Interesse in

hoh^

Ich bat meinen Grastfreund, mich in die Creolen-

gesellschaft einzuführen.

Die Gelegenheit war gunstig, denn

wir waren mitten im Karne\'al. Sonderbarer Karneval bei

drückender Februarhitze! Die

Bäume prangten im

vollsten

.

Blüthenschmuck, imd die vornehmen Hauser der Rampart-

und Esplanade- Street waren schon ganz zwischen dem Grün der Baume verborgen. Das ist der Februar des Südens. Ich hatte die Bitte

um

Einführung

in die Creolenkreise

schon vorher an mehrere mir bekannte Persönlichkeiten



allein die Emen, insbesondere die der Stadt gerichtet Anglo - Amerikaner , hatten mir ausweichend geantwortet, und die Deutschen lachten mir in's Gresidit und sagten, es gäbe keine Creolen mehr! Erst nachher erfuhr ich, dass

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Amerikaner (wie man karzweg die aus dem Norden, dem Westen Eingewanderten bezeichnet) von den Creolen wie das Feuer gemieden werden, und dass sich selbst die Besten unter ihnen vergeblich bemühen, in ihre Gesellschaft zu gelangen. Ich erhielt endlich die gewünschte Einladung zu dem vornehmsten Creolenball der Stadt Man hatte mir von vornherein alle Bhisionen geraubt, denn kurz vorher hatte die

aus New-York, Pennsylvanien und

ja

die

Gelbfieber-Epidemie hier gewüthet,

schrecklichste

und viele Tausende von New -Orleans waren in Trauer. Dennoch gab es einen Karneval. Im Sommer der Würgengel, im Winter Prinz Karneval, im Sommer Tod, im Winter Leben Das ist der Lauf der Dinge im Süden ob nun in Europa oder Amerika. Der Ballabend kam. In geborgten Equipagen kam die selten in eigenen t







Comit^-

französische Colonialgrandezza herangerollt.

alte

Bändern und Kokarden, empfingen die Ballgaste an der Thür und machten die Honneurs in einer Weise wie man sie an europaischen Höfen, nicht aber in einer amerikanischen Stadt erwartet hätte. Und noch übermitglieder, mit

j

raschender war

Man

empfing.

Familien

der

der Eindruck, sah,

den man im Saal

selbst

dass die alte Noblesse, welche die

einstigen Colonial-Würdentrager

mit nach

Louisiana gebracht, wohl viel an Glanz, aber nichts an

ihrem

Wesen

verloren hatte.

Zeremonienmeister versahen

den Dienst des Vorstellens und der Anordnung der Tänze.

Es war der erste Ball liehe

Herren

Amerika, bei welchem ich sämmtAbendanzug sah. Die Damen waren reichen und schonen Toiletten, so modern in

in vollem

in so aufiGUlend

imd geschmackvoll

gekleidet, dass

man den

sprung der letzteren nicht verkennen konnte. leicht

die

einzige

Gelegenheit,

wo man

sich

Pariser Ur-

Es

ist

viel-

noch einen

gewissen Glanz erlaubt, die einzige Nacht im Jahre, an der

man das

alte

Regime mit

seiner Herrlichkeit in die

Gegen-

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304



wart zurückruft, wo man das Creolenthum sehen kann, wie es war. Hier konnte man auch kennen lernen, warum die

Creolinnen

der

Schönheit

Vergeblich würde

geworden.

sprichwörtlich

man anderswo

auf so kleinem

so viele Schönhdten versammelt suchen.

Räume

Sie waren nur

um zu tanzen und sich dem Vergnügen hinzuDie schmachtenden, ernsten Grestalten, als die ich sie am Morgen gesehen, hatten sich in wahre Löwinnen der Gesellschaft verwandelt. Das Blut war in Wallung gekommen, sie waren in das Extrem ihrer gewöhnlichen äusseren Ruhe verfollen. Jung und üppig, ze^g^ten sie gdEommen, geben.

im

sich hier

Kaum,

vollsten Glänze ihrer junonischen Schönheit.

^e

dass

sich

Rast gönnten.

Sie hatten nur Sinn

für

den Tanz, und ihre leidenschaftliche Aufregung machte

sie

noch schöner.

Die Ruhepause kam. den

Erschöpft warfen sie sich nach

Klängen des Orchesters auf

letzten

Ruhebänke,

die

umringt von ihren Tänzern.

Die Konversation

aber Alles, was

war der Tanz,

sie

sprachen,

gnügen, Unterhaltung.

begann,

Ball,

Ver-

Anspielungen auf Literatur, auf

irgend einen europäischen oder amerikanischen Autor oder

Roman schien

Die Aussenwelt

gingen spurlus an ihnen vorüber. sie

fiir

Und

Aussenwelt.

wie

ebenso wenig zu leben,

sie

für

die

diese Unwissenheit trugen sie mit einer

Anmuth und wussten sie so angenehm zu machen und zu man schliesslich denken musste, es sei doch eine rechte Dummheit, wenn Frauen Bücher lasen

beschönigen, dass

oder irgend welche Wissenschaften lernten hier im Süden.

Bei den Frauen im Allgemeinen Gelehrtheit Geistes,

doch auch nur Toilette

ist



Belesenheit

und

Toilette

des

die

wie die Kleider die Toüette des Körpers sind.

Unschöne Frauen bedürfen beider Creolinnen keiner von beiden.



Frauen,

wie die



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305



Ich erhielt von mehreren Familien Einladungen,

mir hochwillkommen waren.

dem

„Rouge

die

Ende

Ball ging seinem

Die Herren spielten in den anstossenden SSlen

entgegen.

an

Der

für Creolen unvermeidlichen Roulettetisch oder ei nair**

und das berüchtigte „Poker".

grosse Zahl der New-Orleanser Creolen einziger

Lebensunterhalt,

ihr

einziger

ist

Für eine

das Spiel ihr Ich

Zeitvertreib.

glaube, in keiner Stadt Ameril^as wird so viel gespielt, wie

Es

ist

Meister ihrer Sklaven



in New-Orleans.

Sklaven

Sie

fort.

sind

begreiflich.

Früher waren de

das war Alles.

Heute sind die

Herren, „Grentlemen", geblieben

und verabscheuen die Arbeit.

Die Liebe und das Spiel

Auf den Plantagen wurden sie grossgezogen. In der Wiege schon waren sie Meister und geboten so zu sagen über Leben und Tod ihrer Sklaven. sind ihr Zeitvertreib.

Die Creolinnen sind gute, schwache, liebende Mütter, welche an ihren Kindern mit einer Inbrunst hängen, die an Anbetung grenzt. Der leiseste Wunsch wurde erfüllt. Ein Wink, und ein Dutzend Sklaven lagen dem kleinen Herrn zu Füssen. So wurden de als Müssigganger auferzogen.

Kaum

dass sie lesen lernten.

Manchem von

Und

in der That,

ihnen noch heute schwer.

das Versäumte noch nachholen?

sie jetzt

sie

Selbst

tbäten es nicht, denn Arbeit

Abscheu. Ihre Unwissenheit

hielt sie

von der

ist

ihnen

Konnten

der Krieg ihre einzige Stütze, ihren Reichthum.

könnten,

es wird

Nun nahm

wenn

sie

ihnen em.

Politik ferne.

Fremde Yankee -Spekulanten kamen aus dem Norden, machten unter den schwarzen Sklaven für sich Propaganda mid schlichen sich in alle Aemter, bis hinauf zum Staats Grouverneur, ein. Die Creolen wurden in den Hintergrund gedrängt.

zusterben?

Was

bleibt dieser Greneration übrig, als

— Ihre Kinder werden besser sdn.



aus-

Ich präsentirte mich an einem Nachmittage bei der

Familie

M

. .

y.

Die zwei Töchter waren auf dem Balle die 20

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Schönsten der Schonen gewesen.

Ihr „Palais" stand in

dem sogenannten französischen Quartier von New-Orleans. Armes Quartier St. Loiiisl Seine schönen Tage sind dahin!

Die Strassen sind wie ausgestorben



— ganze. Häuser—

Bewohner das Pflaster angerissen Düngerhaufen und Mist mitten am Wege. Viele Hauser werden ohne Bezahlung an Bewohner vermiethet, nur damit

reihen ohne

sie

ganz verfallen!

nicht

Strassen findet

man noch

Hie und da

in

den besseren

Ueberreste des alten Glanzes,

es ist dennoch das Faubourg St Gennain von Amerika. Ein schwarzer Diener offiiete mir die Pforte. Als er den fremden Besucher sah, holte er rasch ein Paar geflickte allein

weisse Handschuhe aus der Rocktasche und zog sie über seine schmutzigen Hände.

Nachdem

er

gegeben» führte er mich in den Salon.

meine karte abIch hörte Thüren

offiien und schliessen, Tritte und Stimmen, keifend schreiend, dann wieder flüsternd. Der Salon war einstens entschieden sehr reich und geschmackvoll mobürt gewesen. Aber gar

viele Jahre

mussten über diese Roccocomöbel, diese Gar-

dinen und Teppiche hinweggegangen meist Porträts,

sein.

hingen an den Wanden.

Alte Bilder,

Tapeten waren alt, hie und da zerrissen. Auf dem Tisch stand noch Tafelgeschirr aus schwerem Silber, aber die Linnen warn nicht sauber. Auf einem alten Sofa lag ein Mieder und an der Thür stand ein Paar Damenschuhe. Kleider hingen auf den Stühlen. UeberaU herrschte eme gewisse Unordnung und Nachlässigkeit, die mir unter anderen Umstanden gewiss ganz charmant und verführerisch vorge-

kommen

IDie

wäre, die ich jedoch an dieser Stelle leider mit

ganz anderen Augen, betrachten musste.

dne der Damen. Im Ballsaal war sie Blume des ganzen Bouquets von Schönheiten

Endlich erschien die schönste

gewesen. Ich vermuthete mit Alphonse Karr, dass

sie bei

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— sich zu

Hause

selbst ein

307



Bouquet

sein

Dieselbe Nachlässig"keit

enttäuscht.

wurde im Hause

würde. die

,

Ich

sich

auch an ihr. Die Haustoilette war wohl für intime Verwaadte, nicht aber für Fremde hinreichend, zumal ein wx^tiges Kleidungsstück es lag, wie bemerkt, auf dem Sofa ganz fehlte. Die zweite Dame war sorgfältig-er gekleidet. Sie trat später ein und hatte sich offenbar mehr zeigte,





Zeit gelassen.

Ich blieb nicht lange.

Schönheit kann unbehaglich werden,

Selbst die grösste

wenn

sie



sich im-

schön zeigt Ich hörte allgemein, die Creolinnen besässen ein zänki-

Wesen und waren

sches

zu Hause unausstehUch und wahre

HausteufeL Ich kann naturlich davon nichts erzählen.

man

in Louisiana behauptet, ist der Creole die

seiner Frau.

Er

steht ganz unter ihrem

Wie

Gemahlin

„Pantoflfelchen**

AndeVorüebe der Creolen für Mulattinnen bekannt, und die Creolinnen sind im Ehestand in Bezug auf diesen Punkt eigentlich zu bedauern. Sind doch die Creolen die Stammväter einer neuen Menschenrasse: der Mulatten, der Quadronen und Oktronen.

und

spielt

im Ehestand eine sehr klägliche Rolle.

rerseits ist die

Mit dem Aussterben der angestammten Pflanzerkaste werden auch diese ÄfischHnge seltener werden. Die Ehen zwischen Weissen imd Negern sind im Süden verpönt, ja,

werden sogar gerichtUch untersagt. Die Mulatten hingegen werden von beiden Rassen, von den Weissen sowohl, wie von den Negern, gehasst und gemieden. Selbst die schwarzen Plantagen-Neger sind stolz auf ihr ,,pure Sang** und zahlen ihre

Ahnen ebenso gut wie die Creolen. Sie wenn auch von anderer Farbe. Auch

Creolen,

in New-Orleans, sobald sie dort



Deutschen nennen sich ihrem Charakter wenig

geboren

gerne Creolen, ähndn jedoch in ihren firanzosisdien

sind ja selbst die

sind,

und spanischen Landsleuten. Sie büden 20*

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ioS



das wohlhabendste Element der Stadt, nur sind

jetzt

sie

nicht so zahlreich wie die Creolen des Quartier St. Louis.

Von New-Orleans

aus durchstreifte ich zu wiederholten

Malen die Plantagen-Regionen Louisianas» die abseits von den grossen Verkehrslinien gelegenen, von der Aussenwdt noch wenig berührten Bayous. In welchem Zauber, wacher Romantik erschienen mir diese Gegenden, als ich zum ersten Male die Werke eines Bernardin St. Pierre, Sealsfield und Grerstäcker las! Sie werden so selten besucht und so selten geschildert, dass jede Erzählung aus jenen Landen in Europa mit grossem Interesse

stets

sind die Plantagen ihrer sich die

angenommen wird. Auch heute nicht baar. Nur hat

Romantik

grausame Nüchternheit auch hier schon ein wenig

eingemengt. «

Unter dem Schatten zweier die Creolenherrin

kleid

fällt

in einer

alter

hoher Magnolien ruht

Hängematte.

über diese herab.

Ihr langes Haus-

Sie raucht

eine

Cigarette,

und die leichten Wölkchen verschwinden in dem dunklen Laub der Bäume. Ein Neger lauft, um ihr die Ankunft der Fremden zu ipelden. „Haho Diana! Ceres!" Die gerufenen Negerinnen kommen aus dem Hause gesprungen und helfen der Herrin aus dem „Hamoc". Lang-

sam

schleppend, schreitet sie in das Haus und bewillkommnet

Die Hitze ist drückend, und man fühlt sich nur in den schattigen Räumen der alten Salons des Pflanzerhauses behaglich. Ueberall hohe Kamine, grosse Räume, alte Bilder, alte Möbel, wie in den Schlössern des französischen uns..

Feudal-Adels.

Sommers,

die

Das beständige

Alieinsein,

Ruhe der ganzen Umgebung,

die Hitze



hat die Creolinnen melancholisch gemacht Sie leben



sie vegetiren,

des

das Alles xdcfat,

und nur ^fahrend der kurzen Saison

in

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309

der Stadt, währeiid des Camevals, leben sie auf. Sie lieben

daher Besuche von Fremden» die ihnen Etwas von der

Aussenwelt erzählen und ihre Traume -von Paris, von der grossen, eleganten

Welt Europa's nähren. den Feldern,

ihr Gremahl, ist draussen in

lind



Der

Pflanzer,

sie sind allein

sehnen sich nach Gesellschaft, nach Zerstreuung und

Aufinerksamkeiten, die lich vermissen.

auf lange Zeit ausgedehnt wird, gehen,

^e

Männern schmerz-

sie ja bei ihren

Was Wunder, wenn

die Gastfreundschaft

wenn Tage, Wochen



der Gast wieder fortgdassen wird?!

Die Jugend der Creolinnen verblüht nicht so

man

es

glauben

würde.

Sie reifen

früh,

ver-

wie

rasch,

aber bleiben

lange Jahre im Vollbesitz ihrer Reize. Das einzige Zeichen

Zunahme der Körperfülle. er kümmert Gemahl ist ihnen häufig sehr gleichgültig, dch nicht um sie und lauft eher den jungen Negerinnen der Plantage nach. In der ersten Zeit ihrer Ehe sind sie ihrer üherreifen Blüthe ist die



Ihr

eifersüchtig auf ihn, wie Löwinnen, aber das legt sich bajd,

und

sie vergelten

Auf

ihre

ihm

ihre Vernachlässigung in ihrer Weise.

Kinder verwenden

sie

hingegen ihre ganze Zart-

lichkdt.

Selten

kommt Besuch von den benachbarten

Städte, Dörfer, Hotels

Haus des offen.

Pflanzers

u.

und

s.

Plantagen.

Das

w. giebt es hier nicht.

seine Tafel sind

Fremden

stets,

In alten, verschossenen Staatskarossen mit reichem

(jesdurr,

kommen



Ueberbleibsel aus der Kolonialperiode,

die Nachbarn angefahren.

beobachtet ein gewisses Zeremoniell,

Bei der Tafel wird

man von Negern

Die ganze eint'

in



Gresellschaft

gewisse Grandezza.

weissen Handschuhen

bedient, allein ihre Livree zeigt häufig grosse



Blossen.

Alles athmet Sinnlichkeit und Verfall.

Auf Cuba, im Reiche der

spanischen Creolen, wieder-

holen dch dieselben Verhältnisse, nur ins Spanische übertragen.

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3IO

Der Sommer brennt uns hier noch heisser auf den Rücken, die Mosquitos stechen noch ärger, die Hotelwirthe noch grossere Rauber als in New-Orleans. Havanna lebt auf den Hausem, und die vornehmsten Wohnungen Marmor -Fussboden ohne Teppiche, sind unter'm Dach. Schaukelstühle, Möbel aus Rohrgeflecht und ein paar Tische bilden die Einrichtung der havannesischen Salons, in

denen die Creolinnen hausen.

Sie sind nicht so schön,

wie ihre franzosischen Nachbarinnen, aber veignügungslustiger, offener und freier. Am Tage leben sie in den Häusern, am Abend aüf der Strasse und in den Gärten

imd Promenaden. schlürfen

Dort rauchen Sie

„Jicarra".

ihre

sie

ihre

essen

Cigaretten und

nur

wenig

und

scheinen blos von Chokolade, „Narat^ada** und anderen Süssigkeiten zu leben. Auf der Promenade und im Salon kann man eine eigenthümliche äussere Kälte zwischen ihnen und den Männern wahrnehmen, als wären sie Alle auf einanjier böse.

Die spanische Etiquette hat sich eben aus der

Zeit der Conquistadores bis auf

de

vererbt.

Bei der Kon-

versation schehit ein unsichtbares eisernes Ghtter zwisdien

Mann und Frau über

zu schweben, und nur

dem Fremden gegen-

zeigen sich die Creolinnen Cuba's offener,

und koketter.

und

ihre

Der Fächer

ist

eigentliche Zunge.

ihre

Wer

die Sprache

welche der Fächer spricht, der hat gewonnen. schickUcbkeit übertroffen.

Nachbarinnen nicht

darin

heiterer

Waffe, ihr Spielzeug versteht,

Ihre Gre-

wird selbst von der Spanierin nicht

Sie sind, wie gesagt, nicht so schon wie ihre in Louisiana.

so stattlich,

Ihr Teint

und dazu haben

ist

sie

dunkler, ihr

Körper

noch die hässliche

Gewohnheit, Gresicht und Schultern in der abscheulichsten Weise mit einem aus Herschalen praparirten Puder, „Cat' carük^ genannt, zu pudern. Man kann sich kaum vorstellen,



wie

z.

B. eui Tänzer nach einer „Criollaf* oder „Lanza*\

das sind die beUebtesten Camevals - Tänze in Havanna,

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— —

aussieht!



311

Der weisse Puder, welcher

dem

Europäerinnen

mit

gleichen

nimmt

liesse,

Blüthenstaub

sich auf

sich bei

einer

schönea

Blume

vcr-

den dunklen Gesichtern der

Creolinnen abscheulich aus.

Auf Cuba sind Rasse wie

dieCreolen ebensowenig^ die dominirende

in Louisiana.

Sie

waren es niemals. Die Cuba-

ner und ihre Herren, die Spanier, hassen und meiden sich g^fenseitig. stellen.

Noch

Stets

nie gelangten Creolen zu Regierungs-

waren die »fremden**, die spanischen Ein-

wanderer, dazu ausersehen.

"Wie in Louisiana, so

nahm

auch hier der Bürgerkrieg den Reichthum der Creolen weg und verwüstete die Plantagen. Etwas liess er ihnen aber: die Sklaven!

Das

Schicksal der französischen Creolen

ist

entschieden.

Sie werden von den Angelsachsen verdräng^. In Louisiana

g^en

dem

sozialen

Untergange entgegen. Die

gegenwärtige Generation war die

letzte der echten aristokra-

sie zweifellos

Stammbewohner des Landes. Auf Cuba sind sie die Abkömmlinge der Eroberer Neu -Spaniens imd haben mitunter das -beste Blut Alt-Spaniens in ihren Adern. Aber tischen

sie

werden, wie bereits erwähnt, in ihrer sozialen Stellung

Aemtem. Sie müssen dem spanischen General -Kapitän und der Regienmg schweren Tribut zu zahlen, der ihnen ihren Reichthum raubt. Der Bürgerkrieg und die Au&tande der Neger zerstörten grossentheils ihre Plantagen, und die „Perle der Antillen**, wie Cuba genannt

unterdrückt und gelangen niemals zu also Pflanzer bleiben

und haben

als solche

wird, befindet sich in keinem beneidenswerthen Zustande.

Trotzdem

erhält sich

dasCreolenthum noch auf den Plantagen

imverfälscht und unbeeinflusst durch die Neger, welche hier

noch Sklaven sind. Ueberau dort, wo die Neger befreit wurden, haben sie der Creolengesellschaft ein rasches Ende bereitet. San Domingo, Haity und die französischen Kolonien Guadeloupe und Martinique sind hievon gute Beispiele. In den zwei erstgenannten Republiken wurden die Creolen

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312

von den Negern ganz vertrieben, und in Martinique gehen sie gleichfalls ihrem Untergange entgegen. Die Ursache davon sind die Mulattinnen. Die Existenz



derselben allein spricht deutlich genug von der Schwäche,

welche die Creölen für die N^ermadchen» ihre einstigen Die Frucht davon waren dunkelSklavinnen, besassen. häutige Schönen, welche mit der Körperfülle und Wärme ihrer Mütter

doch Etwas von der Eleganz und der höheren

geistigen Entwickelung

ihres

europaischen Vaters geerbt

Erwiesen sich schon die schwarzen Mütter für die

hatten.

Creolen so verführerisch, so musste dies in Folge der in der That sehr bedeutenden Schönheit der Mulattinnen bei

noch mehr der Fall

diesen

Letzteren

diese

das

So verdrängten denn

sein.

eigentliche

aristokratische

Creolen-

Element aus den Kolonien. Die weissen Damen bilden dort allerdings die erste, aber nur winzig kldne Gesellschaft, wahrend die grosse Masse des weiblichen Geschlechts



dunkelfarbige Creolinnen sind.

die Letzteren

Geburt

vermöge

ihrer höheren

für viel besser als die niederen

und verschmähen daher auch

die

Nun

halten sich

(wenn auch Bastard-)

Ehe mit

schwarzen Neger ihnen.

Sie blicken

nur sehnsüchtig zu den weissen Creolen empor, die das gebildete,

es jedoch *

wohlhabende Element der Inseln büden, denen ihre

gesellschaftliche

Stellung niemals erlaubt,

mit Mulattinnen legitime Ehen einzugehen. sie

Dabei werden

aber von den verführerischen Reizen dieser braunen

Evastöchter hingezogen, sie suchen ihre Gesellschaft,

man kann

und

Art das Frauenleben auf diesen Creolen -Insehi sem muss.*) Die Ehe ist unter diesen Geschöpfen eine Seltenheit. Sie büden

Von je 400 Kmdero Ehe g^boven.

*)

in

4itx

sich deshalb leicht vorstellen, welcher

auf Martinique werden nur je eins oder cwei

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4

— eine Gesellschaft für sich.



313

Stets lustig, stets zufrieden, sehr

genügsam, sehr massig" in Nahrung und Getränk, fuhren sie ein nachihrenBegriffenparadiesischesLeben,

— nur derKoketterie

und der Liebe gewidmet. Martinique ist ein Paradies voller Apfelbäume und Evastochter, in dem aber der Erzengel mit

dem flammenden Schwert und

niemals intervenirt. Die Weissen

meiden Privatleben und begegnen die Mulatten

wie im

sich in der Gesellschaft sich

nur in den Gieschaften. Die

Mulattinnen dahing^en sind die Parasiten der Weissen. Ich könnte hier viel von

auch

tinique erzählen, ist

St.

ergötzlichen, aber gldchz^tig

wäre hier der Ort

das soziale Leben auf

Thomas,

dem

Beziehimg sehr traurigen Leben auf Mar-

in sittlicher

wo

dem

dafür.

kleinen,

Bedeutend besser

den Dänen gehörigen

sich die beiden Menschenrassen zu ihrem

bdderseitigen Glücke

voneinander

fem

hielten.

Ebenso

auch auf der englischen Insel Jamaica, die in dieser Beziehung- als

Muster gelten kann.

Ueberall,

wo

sich

die

Weissen mit den Negern und Indianern mischten, wie in Mexiko, Peru und Centrai-Amerika, neigten sich die Weissen den Sitten der niederen Rassen zu, ohne diese Letzteren um &n Bedeutendes auf ihre dgene Bildungsstufe emporzuheben. Leider gilt dies hauptsachlich in Bezug auf das Frauenleben, welches in jenen Ländern der Creolen auf sehr niedriger Stufe steht.

Wohl

tragen hierzu das heisse,

tropische Klima sowie die Trägheit und absolute Abwesenheit jeder eigentlichen ThStigkeit



und jedes Geisteslebens in den

Haup^fnmd davon liegt Mulattinnen und Quadronen. Würde der Creole die sehr viel bei,

aber der

besitzen, sie zu meiden, sein, als jetzt,

wo

sie

Stärke

dann würden seine Aussichten besser

den



Verfall bedeuten.

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xm. Die Mündungen des Mississippi. |^^|uf

sechzig bis siebzig Meilen unterhalb New-Orleans

sind die beiderseitigen Ufer des grossen Stromes

fBälaa beinahe ohne Unterbrechung mit üppigen Gärten

und Orangenhainen, mit Zucker- und Reisplantagen bedeckt. Nachher aber gelangt man

in jenes

ausgedehnte Delta-Gebiet,

das selbst für die Reiskultur zu niedrig liegt und nicht

Der Strom erweitert sich za mdirere Meilen breiten See» und dieser ist auch das eigentliche Ende des Mississippi. Hier theilt sich derselbe nämlich in mehrere Arme, von denen sich der ostlichste mehr benutzt werden kann.

dnem

einige Meilen

Arme

spaltet.

dungen des

unterhalb dieser Theilung abermals in zwei

Von Nordost beginnend, „Pass k

führen die

Mün-

Reihe nach folgende Namen:

Mississippidelta der

Foutre*',

Nordost-Pass, Südost-Pass,

Süd-Pass und Südwest-Pass.

Quer vor den Mündungen liefen jene berüchtigten, aus

dieser „Pässe" in

dem

den

Grolf

Mississtppiscfalamm ent-

standenen Bänke oder ,3ars'S welche das zu beseitigende

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315



Hindemiss bilden. Da mit dem Austritt in die See der Strom seinen Fall und damit auch seine Schnelligkeit verliert»

so

ist

mehr im Stande,

er nicht

die erdigen Bestand-

thdle, die er enthalt, weiter zu tragen, sein

Wasser

in

xmd während

sich

Folge des Trägheitsmomentes noch langsam

über den Spiegel des schweren salzigen Meerw^assers dahinwälzt und ausbreitet, sinken die Sand- und Erdtheilchen zu

Boden imd häufen gefahrlichen

den der

sich daselbst zu

^nken

Schiffiahrt so

an.

Dieses auf solche Art

filtrirte

Flusswasser des Missis-

nach seiner ISnmündung in den Golf noch' auf eine weite Strecke hinaus tmvermischt mit dem Meerwasser, und nur in dem durch die Schrauben oder Scliaufelräder der Dampfer aufgewülilten Fahrwasser bekommt das ursippi bleibt

sprüngliche Meergrün die Oberhand.

Ebenso dringen die

Fluthwellen -des Meeres vermöge ihres grosseren spezifischen

Gewichtes auch unterhalb des Flusswassers im

lifississippi-

bett aufwärts bis nach New-Orleans.

Die Zunahme der Bars

am

ist zur Zdt des Hochwassers da der Fluss dann auch am meisten

bedeutendsten,

Die Bars sind überdiess durch

feste Stoffe der

See

die y,Mudlutnps"'

(Kothklumpen) der

fen.

Es sind

diess

zuführt.

kegelförnüge

innerhalb weniger Stunden

vom

\'

eränderung unterwor-

Hügel,

welche häufig

Grrunde emporsteigen und

ein Haupthindemiss der ScliifiB^dut bilden.

Dort

wo

Pilot heute hinreichend Tiefe für das schwerste Schiff

der

&nd,

morgen selbst mit kleinen Schiffen auf den Grund. Uebermorgen ist der Schlammkegel vielleicht wieder in Stücke geborsten und verschwunden, während an andern Orten andere Mudlumps emporkommen und allmählich zu Inseln anwachsen. Man nimmt an, dass die langen, schmalen fährt er

Landzungen, welche die Mississippiufer bilden, auf diese

Weise entstanden

sind.

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3i6



Die Bildung dieser Mudlumps wird auf folgende Weise

Ebenso wie etwa Lava und Wasserdämpfe im

erklärt:

Innern der Erde, so suchen auch die unterhalb des Flussbettes durch die Fäulniss der organischen Substanzen sich

bildenden Gase ihren

Ausweg

dadurch, dass

werfen und dann entweichen. Doch dass

der Druck,

Stromes

sie

Kegel

auf-

es wahrscheinlicher,

den die gewaltigen Wassermassen des

speziell bei

Im

ist

Hochwasser auf das lockere Erdgebilde

Delta: Der

Leuchtthurm im Sndwest-Fass.

des Strombettes ausüben, die unter dem letzteren befindlichen

dünnen Schlammansammlungen zwingt,

sich einen

Abfluss

zu suchen. Dieser Abfluss erfolgt nun durch die Mudlumps,

welche

in

der That nach Art der Schlammvulkane jenen

Schlamm aussondern. Wasser werden diese Schlammkegel bald wieder weggespült, während sie in ruhigem Wasser durch das Ansetzen von Schlamm imd Sand immer vergrössert werden und so zu sagen die Vorposten für das dünnflüssigen grauen In

fliessendem

1

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3i8

-

hinter

und zwischen Ihnen entstehende Land

Folge

dieser

grossen

Veränderlichkeit

und der Unsicherheit der Einfahrt

in

die Schiffe bei den fahrbaren Passen,

Nordost -Pass

seit

der

bilden.

In

Wassertiefen

den Strom mussten

dem Südwest und dem

Jahrhunderten bis auf die jüngste Zeit

zu Piloten ihre* Zuflucht nehmen,- und es entstanden auf

dem sumpfigen, chen

schilfigen,

mit Pilütenbooten

unsichem Lande kleine Hafenstädtund Rettungsfahrzeugen in den

Bayous imd ein paar Leuchtthürmen an den Mündungen. „The JSalüe", die kleine Ansiedlung am Nordost Pass, war sogar in vergangenen Tagen ein ganz bedeutender Ort, der eigentliche Hafen von New -Orleans, wo Schi£fe wochenlang liegen bleiben mussten, bevor

nicht selten

über die „Bar" gelangen konnten.

sie

Die Franzosen hatten

den Ort befestigt und ein Arsenal erbaut.

Alles

wurde

jedoch durch die grossen ,fl/urrüans** im September 1870

und in alle Winde gefuhrt Heute hat der Bedeutung verloren, und „Ptlof tofwr^, das

total zerstört alte

Hafen

Städtchen

Rolle

alle

am

vSouth-West-Pass hat seine einstige wichtige

übernommen.

Toutre unterhalt die

Am

Südwestpass und dem Pass ä

amer. Regierung zwei Zollstationen

für die einlaufenden Schiffe.

Es kann

die Leser nicht besonders interesstren, die

Verangewendet

vielen nutzlosen Mittel zu erfahren, welche bisher zur

tiefung

der

Flussmündungen

im

Mississippi

wurden. Das letzte, und gleichzeitig wirksamste, Mittel, zu welchem man Zuflucht nahm, war die künstliche Verlängerung der Stromufer ins Meer hinaus vermittelst y^yetties** (Flussdamme), ein Project, welches durch den Ingenieur, Kapitän James B. Eads aus St. Louis nach langen, an den Donaumündungen und anderwärts gemachten Studien in Vorschlag gebracht und auch angenommen wurde.

Ein Blick auf die vorstdiende ELarte der Missis^ppimün-

dungen wird zeigen, dass

jdie

Weite des Stromes im South-

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— Pas8 von seiner atis



319

dem ^Head of

Theiluiigsstelle^

the J^tsses**,

bis auf die letzten dreiundeinhalb Meilen vor seiner

Mündung

überall

sich der Strom,

die

gleiche

Von

ist.

dort an erweitert

und während den angestellten Beobachtungen

zufolge die Ufer

oberhalb

dieser Erweiterung sich stets

hieben und keiner wesentlichen Veranderuqg mehr unterworfen sind, kann man in den letzten drdunddnhalb Meilen ein stete Zunahme von Sediment imd eine constante Fortbildung der Ufer wahrnehmen, die sich pro Tag durchschnittlich auf 8 Zoll beläuft. gleich

"Wie

man

sieht,

bilden also die beiden, den Strom nim-

mehr schon auf loo Meilen in Landzungen so zu sagen seine selbst

au%eworfen.

die

See hinaus begleitenden

natürlichen Jetties,

von ihm

Sobald er nämlich die einengenden

Ufer passirt hat und sidi schwindigkeit geringer.

erweatesj^^t,

Damit

wird auch seine

verliert

Gre-

er aber auch in

demselben Massstabe an Tragfähigkeit für seine erdigen Bestandtheile.

Sie schlagen

in der Mitte des

stillen

merkt, die

zu Boden und werden nur die grössere Flussge-

während sie sich in Wasser an den Ufern ansammeln und, wie beletzteren mit etwa. 8 Zoll pro Tag in's Meer

schwindigkeit noch

dem

sich

Stromes durch weiter gefuhrt,

hinaus weiterbauen.

Nmi entsteht die Frage: Wie weit werden die iii der Mitte des Stromes schwimme nden Erdtheilchen fortgetragen?

An

der eigentlichen

Mündung des Stromes

hört sein

und es ist nur das Trägheitsmoment, das die Wassermassen weiter fliessen lässt. Allmählich hört jedoch auch die Strömung im Meer selbst auf und das Wasser ist nicht mehr im Stande, die Sedimente zu tragen. Sie fallen zu Boden und bilden dort die Bänke oder „Bars" des Gefalle auf

lifississippi.

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320

Den gemachten genauen Beobachtungen von General zufolge ist der Strom im Stande, die Sedimente noch drei Meilen (engl.) über die Mündung hinaus in die See zu tragen, und drei Meilen von der Humphreys

Wenn

ersteren befindet sich auch thatsächlich ein „Bar".

man nun

die

natürlichen

durch künstliche Mittel

werden

in

die

See hinaus verlängert, so

dadurch die Wassermassen des Stromes

um

die

Lange der künstlichen Ufer hinaus zusammen-

betreffende

gehalten.

unfertigen Ufer der Mündung

Sie behalten dadurch ihre Geschwindigkeit

und

mit dieser auch ihre Tragfähigkeit bei und statt die „Bar" drei Meilen

thun

sie

vor der natürlichen Mündung abzusetzen,

dies drei Meilen vor der künstlichen

Mün-

künstliche Mündung auf etwa 7 Meilen in die See hinaus geführt, so entsteht die „Bar" lo Meilen von der eigentlichen gegen-

dung.

Wird nun

diese

wärtigen Flussmündung. Auf

lo Meilen Entfernung ist

jedoch die See von einer derartigen Tiefe, dass es Hunderte

Google

— -

von Jahren

bedürfte,

um

321



dort eine Bar entsteh)en zu lassen.

Diese künstliche Verlängerung der Plussufer wird nun dürch eine Art von

die „Jetties" hergestellt,

dem Flussgrunde

unter

Wasser

in

Dämmen,

die

auf

See hinausgebaut

die

werden.

Auf Grund dieser vielfach bewährten Theorie wurden dem Congress der Vereinigten Staäten von Seiten des Ka^ pitän

Bank

Eads Entwürfe zur Beseitigung der gegenwärtigen vor

den Mississippimündun^en vorgelegt.

Die zu

diesem Zweck von Capitän Eads geforderte Mündung war der Südwestpass.

Da

jedoch dieser letztere der bis dahin

einzig für schwere Schiffe zugängliche

war und man den-

selben nicht einem ungewissen Versuch aussetzen wollte, so wurde

dem Ingenieur der Sü dpass angewiesen,

(1875) nur

7

—9

der damals

Fuss Wassertiefe besass.

Betrachten wir nun die Construction dieser „Jetties".

Das

einzige Material, 'mit

welchem

sie hergestellt

werden

konnten und auch hergestellt wurden, waren Faschinen und Weidengeflechte. Der schlammige Boden besitzt für gemauerte Steindämme nicht die erforderliche Festigkeit, und für

gezimmerte

aus Holz

„Jetties"

wäre

oder

aus

Piloten

die grosse Gefahr vorhanden,

hergestellte

von den Holz-

würmern, den „Tenedos", zerstört zu werden. Diese'letzteren haben ihr Zerstorungswerk sogar schon an dem Weidengeflecht der gegenwärtigen „Jetties" begonnen, und es dürfte desshalb nothwendig werden, ihre

Wände

mit Cement zu

bekleiden.

Die beiden „Jetties" wurden parallel in einer JEAtfemung von etwa 1000 Fuss von einander in der Verlängerung der natürlichen Flussufer angel^^ Vor Allem trieb man in der Richtung der zu erbauenden Dämme Piloten in den Hierauf wurden die bereits vorher construirten Grund. etwa 70 Fuss langen und 40 Fuss breiten Matratzen aus Weidengeflecht

durch

em

*Towboot an die betreffende

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— geschwemmt und

Stelle

dort

mit grossen Steinblocken

gleichmässig so lange beschwert, bis sie zu

Auf diese Grundmatratze wurde Matratze

placirt,

auf diese eine dritte

u.

Höhe des Wasserspiegels

beiläufig die

Boden sanken.

eine zweite, jedoch schmälere s.

w., bis der

Damm

erreicht hatte. Jede

Matratze wurde an die andere, wie auch an den Grund mit Pflocken

Dammes Aber

nicht

durch

eine

und

und Steinen verankert und diem Fuss des

durch Felsblocke grossere Festigtet gegeben.

genug damit.

gleichzeitig

auch

Es galt ausserdem, die zu

Erdschichte

beiden iSeiten

dem von

Dämme

zu verstärken

ihnen eingeschlossenen Strom

Dies wurde durch die Erden Fluss springenden Querdammen sogenannten „Spornen", in überraschender Weise erreicht; denn während einerseits die Zwischraume zwischen je zwei Spornen und der Jetty, an welche sie angebaut waren, sich rasch mit Sediment ausfüllten, wurde dem Stromi in der Mitte eine grossere Schnelligkeit gegeben, welche auch eane eine grosser Tiefe zu geben.

bauung von kurzen,

in

allmähliche Vertiefung des Bettes zur Folge hatte.

Es handelt sich jetzt noch darum, die dem Meere zugewendeten Enden der Dämme durch breite, sich allmählich verflachende Köpfe derart zu verstarken, dass sie den Ozean-

wellen hinreichenden Widerstand bieten.

Der Hauptzweck der „Jetties", die Beseitigung der „Bar** und ein 200 300 Fuss breites Fahrwasser von 30 Euss konstanter Wassertiefe ist jedoch den zuletzt eingetroffenen amerikanischen Nachrichten zufolge bereits erreicht und New-Orleans dadurch den schwersten Seeschiffen zugänglich gemacht und in seinen Lebensinteressen gesichert. Die Kosten der



Herstellung der

„Jetties''

beliefen sich bisher auf 4 Millio-

nen Dollars.

Ob werden,

sich ist

die

„Jetties"

eine andere Frage.

auf die Dauer bewähren

Das

leichte

Weidengefiecht

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— wird die Strömung

3^3

nicht lange

Seitendruck des Flusses, sowie

— im Zaume halten und dem

dem

hier sehr stürmischen

Vor Allem ist dem W^dengeflecht und dem Hdzwerk mit dem Holzwurm ein äusserst gefahrlicher Feind erstanden, dessen Thätigkeit sich den bisher gemachten Wahrnehmungen zufolge auf eine bedeutende Strecke in den „Jetties" bemerkbar macht.

Meere

Man

nicht lange widerstehen können.

fand einzelne Stellen

Frage

ist

Werk

baufällig

gänzlich

zerfressen,

und

die

nun, wie lange wird es dauern, bis sie das ganze

Ebenso

ist

gemacht haben werden?

auch die grössere Tiefe zwischen den „Jetties"

Es kann vorkommon, dass die letzteren in Stücke gehen,

diesen gefährlich.

von den Fluthen unterwaschen werden und

oder aber, dass- das leichte Flechtwerk den Winterstürmen des Oceans nicht lange Widerstand leisten kann und

mählich weggerissen wird. Desshalb kann

all-

man den betref-

fenden Autoritäten nur eine ausgiebige Verstärkung der „Jetties" dringend anempfehlen.

Sonst

kann man

sie

und

New -Orleans

nur zu

dem

Resultat, zur Oeffiiung der Mississippimündungen, beglück-

wünschen.

Kommt

eine weise

und

thaies hinzu,

so

bedingungen

des

Werk noch

dürften

damit nicht nur eine der Haupt-

Wiederaufblühens

des

amerikanischen

es

würde auch unendlich

Hebung des Westens und der

Präriestaaten beitragen.

Südens zur

zu diesem so vortrefiOichen

S3rstematische Kanalisirung des Mississippi-

erfüllt

sein,

sondern

21*

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XIV.

New- Orleans enn

man

als

Wellhafen.

das kplossale Wachsthum der atlantischen

Seestädte,

der grossen Metropolen des Westens

und der Agrikulturstaaten zwischen dem MSssissipi und den Felseng-ebirgfen in Betracht zieht und es mit jenem von New-Orle£ins vergleicht, so wird man bald zur Ueberzeugxing kommen, dass diese Stadt, welche vermöge ihrer Lage von vornherein dazu berufen erschien, der Haupthandelsplatz der Union, und zum Mindesten des Mississippibeckens zu werden, eigentlich bedeutend hinter allen Hauptstädten des Landes zurückgeblieben ist. Dort, wo NewOrleans liegt, müsste nach den untrüglichen und klar vorgezeichneten Naturgesetzen des Welthandels eine der

wenn

nicht die erste Handelsstadt der Union entund man wundert sich, dass New -York, Boston, Baltimore, Philadelphia und selbst Chicago und St. Louis ersten,

stehen,

die Metropole des Mississippi überflügelt haben konnten. Keine der genannten Städte kann sich einer so günstigen geographischen Lage rühmen wie New- Orleans. Zwei

Westindien und Südamerika mit ihren kolossalen Quantitäten subtropischer Naturprodukte, mit ihrer starken Bevölkerung und ihren Kontinente reichen sich hier die Hand.

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325

grossen Bedürfnissen im Süden, die Vereinigten Staaten

im Norden, Mexiko und Centraiamerika im Westen. Dazu '

die grossartigen, von der Natur selbst geschaffenen Ver-

kehrswege aus

allen Theilen der beiden amerikanischen

Kontinente, das Meer, Ströme, die bis ersteren

eingreifen,

für

tief in's

Herz der

grosse Schiffe fahrbar,

Alles scheint von

ausmünden. als

und

hier

Haus aus auf New-Orleans

den Mittelpunkt des ganzen amerikanischen Handelsist New-Orwas man sich davon erAndere Städte haben New-Orleans selbst

verkehrs hinzuweisen, und dessen ungeachtet leans doch nicht das geworden,

wartet hatte. in

dem Verkehr

aus den

mit jenen Ländern geschlagen, die doch

triftigsten

Gründen

Orleans aufrecht erhalten

kommen,

ihre

sollten.

dass Kaffee, Zucker,

Beziehungen mit New-

Ja es

Tabak

ist

so weit ge-

u. s. w.,

also die

wichtigsten Produkte für den Westen, statt direkt auf der billigen Wasserstrasse

sippi

Meilen längeren und

weg

über New-Orleans und den Missis-

hinauf nach St. Loiüs, auf

um

dem um mindestens

das Doppelte kostspieligeren

looo

Um-

über New-York und auf Eisenbahnen dahin befordert

werden, und axd Kosten der nach vielen Millionen zahlenden Westlicheft Bevölkerung, die zum grossen Theil aus Deutschen besteht, New-York und die Eisenbahnkoterien bereichem.

So unnatürliche Verhältnisse müssen natürlich und wir wollen sie denn auch

sehr triftige Gründe haben,

naher untersuchen.

Die erste und wichtigste Ursache des Zurückbleibens von New-Orleans war unzweifelhaft der Krieg und die damit verbundene Niederlage des Südens, dessen Hauptstadt

New-Orleans doch zunächst

ist.

Nirgends

fühlt

sich der

Pulsschlag der Südstaaten und speziell der westlichen Südstaaten so stark, wie in New-Orleans. verliert

New-Orleans doppelt, imd

die Hauptstadt doppelter Gewinn.

Was

sie verlieren,

ihr Grewtnn ist

auch für

Mit diesen durch den

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326

Krieg entstandenen unglücklichen Zuständen kamen noch politischen Umtriebe und Wirren, Krankheiten und

die

Epidemien, die gleichfalls auf den Handel und den Credit der Stadt nachtheiligen Einfluss übten. Fieber wurde

Mit

dem

gelben

auch im New-Orleanser Hafen

alljährlich

sechs bis sieben Monate lang die Quarantaine eingeführt,

imd der Hafen somit gerade gegen diejenigen Handelsplätze Westindiens

und Südamerikas gesperrt, mit denen

der lohnendste Verkehr herrschen musste.

sonst

würdigerweise werden jedoch Baltimore»

Merk-

New -York

und

Boston, ja selbst die südlichen Häfen Norfolk und Savannah, die alle schon

und

vom

sich für dasselbe

gelben Fieber heimgesucht worden

empfänglich gezeigt haben, von Seite

der Staatsregierung für den westindischen und südamerikanischen Verkehr nicht gesperrt, so dass sich der letztere

von dem Stiefkinde New-Orleans begreiflicherweise immer

mehr abwenden musste. Die Quarantaine wäre leicht wendig, wenn es nicht durch

erklärlich die

und sogar noth-

Ihatsachen

erwiesen

wäre, dass das gelbe Fieber in New-Orleans gerade so

gut von selbst entsteht, wie in Havannah und anderen

Und

Hafen.

selbst

abgesehen davon, scheint diese

seitige Abschliessung eines einzigen

ein-

und dabei des grosaten

Hafens bei gleichzeitiger OfFenhaltung anderer, nicht nur eine Ungerechtigkeit gegen New-Orleans, sondern ein äusserst

Westen, zeitig

empfindlicher

dem

für

den

ganzen

grossen

der ganze Mississippi, also seine Hauptverkehrslinie,

man konnte Durch

Schlag

mit der Absperrung von New-Orleans gleich-

sagen seine Lebensader, abgeschnitten wird.

diese QuarcuiUiine

wurde

sondern auch der Westen

also nicht nur New-Orleans,

in seinen wichtigsten Greschäfts-

interessen auf das Empfindlichste geschädigt

und der

letz-

tere gezwungen, seine Bedürfiiisse statt auf der naturlichen,

nächsten und billigsten Route, auf dem kolossalen

Umwege •

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327

über die atlantischen Seehäfen per Eisenbahn zu beziehen

Das Mississippibecken wird von zwanzig Millionen Menschen, also der

HaUte der ganzen Bevölkerung der Vereinigten '

Staaten bewohnt', die also auch die Hälfte der aus der Nachbarschaft von New-Orleans

Doch

Produkte verbrauchen.

kommenden

statt

Prozent über New-Orleans erhalten,

zehn

Prozent auf diesem

Wege

subtropischen

dass sie diese fünfzig"

kommen

nach

St.

beiläufig nur

Louis und

dem

Westen wahrend vierzig Prozent den Wejg über Boston und New- York nehmen. Von den Waaren, welche die Vereinigten Staaten jährlich aus Mexiko einführen und die einen Werth von fünfzehn Millionen JJollars besitzen, finden

Weg

nur drei Millionen den

über New-Orleans nach den

grossen westlichen Städten, obschon der Orleans als jener

um

Weg

über New-

mindestens fünfzehnhundert Meilen naher

ist,

über New-York!

Ein weiterer Grund für das Zurückbleiben von

New-

Orleans als Hafenstadt war die schwere Zugänglichkeit der

Mississippimündungen und die Schwierigkeiten, mit denen transatlantische

Dampfer an der Ein&hrt

in

den Southwest

Pass gewöhnlich zu kampfien hatten. Oft niussten dieselben

wochenlang

auf den

sitzen bleiben,

Schlammbänken

an

der

Mündung

ehe eine starke Fluth oder das Steigen des

Flusses ihnen die Einfahrt gestattete.

.

Das

ist

nun, wie

wir im vorigen Kapitel gesehen haben, glücklich beseitigt,

und die grossten Dampfer köiqien unbehindert und ohne Gefahr nach New-Orleans gelangen. Ein ferneres Hinderniss

der Entwickelung der Stadt

war der Mangel genügender Eisenbahnverbindungen mit jenen neu eröffneten Ländergebieten, deren Handel und Industrie

es

eigentlich

hatte kontroliren sollen,

nämlich

Arkansas, Texas und der eigene Staat Louisiana

selbst,

fismer Verbindimgen mit den grossen Baumwolldistrikten.

Auch

dieses Hinderniss

ist

nun

beseitigt.

Die allgemein

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für so nothwendig erachtete direkte Eisenbahn nach

Texas

nach langjährigem Zuwarten, während welchem St. Louis sdne Fangarme über jenes Grebiet gemächlich ausdehnte,

ist

endlich fertig geworden,

und heute braust das Dampfross bis tief nach Texas hinab,

von New- Orleans unbehindert bei

Houston

auf das

texanische

Bahnnetz

übertretend.

Ein grosser Theil des Verkehrs jenes Riesenstaates, der

wegen mangelnder Konmiunikationen den Weg nach St Louis nehmen musste, wird nun ii\ seine naturlichen Bahnen zurückkehren, und es wird an den Geschäftsbisher

leuten von New-Orleans liefen, die noch im

We^e

stehen-

den Hindernisse fiir die Kontrole des texanischen Marktes zu besdtigen. Die Bahnverbindung zeigt bereits ihre wohlthatigen Wirkungen,

denn die aus Texas eintreffenden

Bestellungen hauptsächlich für Agrikulturmaschinen übertreffen der

tungen.

N. O. „Deutschen Zeitung** zufolge

Doch noch

fernere Vt^rbindungren mit

alle

Erwar-

Texas stehen

bevor; Die Morgan-Eisenbahn -Kompagnie baut bereits an

Zweigbahn von Vermillionville nach den louisianischen eine Bahn, welche noch innerhalb des Jahres 1881 bis nach der am Red einer

Städten Opelousas und Washington,

River, nahe der texanischen Grenze belegenen Stadt Shreveport verlängert wird, womit der schönste und fruchtbarste

Theü Louisianas

in direkte

Verbindung mit New-Orleans

gelangt.

So haben

sich

denn die Verkefarsverhältnisse in Newist frei, neue

Oileans bedeutend gebessert; der Mississippi

Ländergebiete sind durch Eisenbahnen eröffnet, der sanitäre

Zustand der Stadt hat sich gehoben übrig,

um



New-Orleans gleichberechtigt

es bleibt nur eines in die

Konkurrenz

Das Monopol der ostlichen Städte und Eisenbahnen zu mit den grossen atlantischen Hafen treten zu lassen:

.

brechen, die heute noch den Verkehr zwischen Eiu-opa und dem Westen, ja auch wie wir gesehen haben, den

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329



Verkehr zwischen Südamerika und Westindien mit dem

Westen beherrschen. Diese Koterie von reichen Eisenbahnund Grossindustriellen sind die wahren Herren des Landes, beeinflussen die Gedirektoren, Importeuren, Kaufleuten

dem

setzgebung und den Kongress, kaufen mit

kolossalen,

nach Milliarden zählenden Kapital die Nebenbahnen

auf,

und unerlaubte Weise in ihrer künstlich herbeigeführten H^femonie, wohl wissend, dass bei einem Erschlaffen ihrer Thatigkeit und schlauen Hsenbahnpolitik der Handel die ihm au%ezwungenen W^[e verlassen und in seine natürlichen Bahnen zurückkehren würde. Diese natürlichen Bahnen führen gewiss nicht über New-York und Boston. Je mehr sich nun die gewaltigen Landerstrecken westlich des Sfississippi bevölkern, desto grosser werden die Bedürfnisse wie die Produktion dieser Lander, und die vorhandenen kostspieligen Verkehrslinien nach den zweitausend Meüen entfernten atlantischen Häfen können nicht mehr genügen. Der ferne Westen liegt ausser dem Bereich der neuenglischen Greld- und Industrie-Barone und muss sich und erhalten

sich auf jede erlaubte

naturgemäss der grossen Verkehrsstrasse des Mississippi Die Prairiestaaten bis hinauf an die canadische

zuwenden.

Grenze und an die Felsengebirge, haben sicht

dieselben Interessen wie

Wenn

sissippistaaten.

sie

in

New -Orleans

dieser Hin-

und

die Mis-

doch nur einsehen würden, dass

diese Interessengemeinschaft sie verbinden sollte,

um

die

neuenglischen Monopole zu brechen I

Indessen

ist

auch trotz der unnatürlichen Verkehrs-

zustände, wie bemerkt, eine entschiedene Besserung eingetreten, die aus allen eintreffenden Berichten

meidungen hervorgeht.*)

*) Leider

schränkt.

An

Gretreide

und Zeitungs-t

kamen

in

New-

war das dem Verfasser zu Gebote stehende Material sehr be-

Während

die westlichen

Städte,

Behörden und Staatsr^erungen

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Orleiins 1878

Millionen Bushel zur Ausfuhr, aber

1

New -York

noch nimmt

immer

Getreidequantitat von

bei einer

1247] Millionen Bushel den ersten

Rang

unter den See-

häfen Amerikas esnl Folgfende Tabelle zeigt die Getreidezufuhr der bedeu-

densten sieben Hafenplatze: 1876

New-York

.

.

Baltimore

.

.

Philadelphia

Boston

.

.

....

Montreal

.

.

New-Orleans

.

.

Portland

.

.

.

.

124 661 000

29552000

23537000

31272 000 13 244 000

2

39 672 000 38 203 000

000

234 ODO

13207000 5450000 2 569000

13428000 8 226000 I 212000

858000 II 189000 2 607000 247 424000

Total 167

Wie man

1878

1877

202000

71

.

820000

1

14

81

1

1

502 000

3 49 1

000 162 598 000

12

bemerkt hierzu der »»Anzeiger des

sieht,

Westens", nimmt New- Orleans noch immer erst die sechste Stelle ein, aber es ist bemerkenswert!!, dass es unter allen

in der Liste aufgeführten

S^dten im VerhSltniss

bedeutendsten Fortschritte gemacht Fiebers hat es verdoppelt.

seit

Man

hat.

1876 seinen Getreideexport

mehr

vier volle

dem

unteren

Monate hemmte, schon im

letzten

Jahre Montreal und vielleicht Boston überholt hätte. dieses Jahr die

als

darf wohl annehmen, dass es ohne die

schreckliche Seuche, welche allen Verkehr auf Mississippi

die be-

Trotz des gelben

Seuche nicht wiederum

auftritt,

Wenn

so wird

New-Orleans noch in diesem Jahre die vierte Stelle unter den genannten, Getreide ausführenden Hafenplätzen ein-

den in

schriftlichen Bitten des

der ausgedehntesten

VoAnen um

Weise

statistisches Material, Behelfe u. a.

irillfthrten,

w.

blieben seine an die Regieningen,

Städte -Verwaltungen und Zeitungen des Südens, speziell Louisianas, gerichteten

Briefe

vollständig

unbeantwortet.

Auf

solche

Weise kann die so sehr

begehrte Einwanderung wahrlich nicht gefördert werden.

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Gc)



331



nehmen. Später muss es sich zeigen, ob es im Stande ist, mit den drei Städten New- York, Philadelphia und Baltimore, welche

jetzt

über vier Fünftel der gesammten Getreide-

ausfuhr der atlantischen Küste besorgen, in Konkurrenz zu

wie die Freunde des

treten,

Jettie -Systems es prophezeit

haben* und noch hoffen. Dass es mit den Erwartungen des „Anzeigers des Westens" seine Richtigkeit hatte, geht aus

den jüngsten Berichten hervor; denn im vergangenen Jahre 1880 war die Getreideausfuhr von New- Orleans in der

That schon auf 15V4 Millionen Bushel gesti^^!

Da

schon der grossere Theil des zur Ausfuhr

jetzt

gelangenden Weizens

kommt und Hälfte

vom

westlichen Ufer des Mississippi

der Flusstransport nach

billiger

transport nach

New -Orleans um

dem

Osten, so wird sich voraussichtlich ein

immer grosserer Theil des zur Ausfuhr bestimmten treides

die

besorgt werden kann, als der Eisenbahn-

nach New-Orleans wenden; vorausgesetzt

Gre-

natürlich,

dass sich die Jetties auf die Dauer bewähren. Alle anderen .

Einwände,

welche

man gegen

New-Orleans zu erheben

die

pflegte, vor

der, dass jenes

Getreide diurch die Hitze verderben würde,

Das

sind langst

Kaüfbmiens passirt zweimal die ehe es auf den europäischen Maikt kommt, und das

widerl^ft Linie,

über

Getreideausfuhr

Allem

Gretreide

Ostindiens passirt durch das rothe Meer, so ziemlich den

den es auf dem ganzen Erdboden giebt. So dürfen wir denn mit allem Rechte für den Getreidehandel von New-Orleans und auch von St. Louis eine heissesten Winkel,

glänzende Zukunft erwarten.*)

*)

Welche Wichtigkeit und Ausdehnung der Schifffahrtsverkehr in Newkann selbst der Fremde schon aus irgend einer beliebigen

Orleans besitzt,

Tageszeitung entnehmen. nachrichten in

gewidmet.

allen Blättern

einen Einblick

in

Vier bis fünf durchgehende Spalten sind den

Dabei

Amerikas so

ist

die

SchiflFs-

Eintheilung derselben, sowie überhaupt

vortroftlich

und übersichtlich, dass man

das ganze maritime Leben der Stadt erhält.

Die

drei

sofort

Haupt-

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«

— In

der That fühlen sich die Geldprotzen der nord-

wie New- York und Boston, dnrch die

atlantischen Häfen,

neue

Wendung

um

Alles auf,

Rubriken,

in

man

den Handel und Verkehr wie bisher erhalten.

hauptsächlichste

die

richten",

der Dinge sehr beunruhigt, und

Bahnen zu

unnatürlichen bisher



332

Der

bietet

in seinen

Eriekanal, welcher

Frachtverkehrslinie

zwischen

welche diese Nachrichten eingetheilt sind, heissen „Flussnach-

„Seenachrichten"

und

„Dampfer*'.

werden zunächst die anfjckommcnen genen Schiffe ^enieldcL

Schiffe,

Unter den

ucd die abj^epan-

die erwarteten

Hierauf werden die auf den Wasserstand

den

ein-

reinen Flusshiiten bezugnehmenden Depeschen, die täglich Nachmittags 3

Uhr

abgesandt

werden,

veruffentlicht.

Eine solche Tabelle



„Flussnachrichten"

in

beispielsweise die

ist

folgende

Ueber dem Häfen

Veifindemiig

nonnalen

seit

Wancntand Fuss

Nashville

.

New-Orleans Shrcveport

Zoll

1

ti

2

0

0

0

10

0

+0 0

0 0

2

.

.

,

8

3

+1

.

.

.

4

4

+0

2

0

0

0

.

.

Das Zeichen *

Nach

Fuss

Zoll

8

gestem

.

6

8

0

9

+0

2

II

-to

I

bedeutet Steigung; f

4

Atmahme.

diesen fSr die Dampfeiiriloten höchst wichtigen Nachrichten, die

indessen snmeist noch vide andere Ulfen der Nebenflflsse enthalten, die

allgemeinen

kommen

Neuigkeiten Aber den Schifflbhrtsveikdur auf den gansen,

Tausende Meilen um&ssenden FlnsslSnfen des Misgissq>pibeckens, und endlich der bisher so wichtige Abschnitt „Front ihe Passes",

d.

h.

von den Strom»

mündungen, mit der Meldung des Wasserstandes an der „Bar** und den von

m> und

ausländischen Häfen eingetroffenen Seeschiffen.

Unter „Marine Xews" werden die

Meldungen gebracht,

und

Dampfer, aus denen man kann.

In den

darauf

in

kommen

jedem Seehafen gebräuchlichen die

Annoncen der abfahrenden

die Grösse des Flussverkehrs allein schon ermessen

New - Orleanser

Blättern stehen täglich zwanzig bis fünfund-

svanzig derartige Annoncen.

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333



Xew-\ork und den Weststaaten

bildete,

soll

auf Staats-

kosten erweitert und vertieft und die öchiffiahrt auf diesem

Kanal abgabenfrei gemacht werden, um, wie

in

den Mo-

New-Yorker Ausfuhrgeschäft beeinträchtigenden Konkurrenz des Fracht-

tiven ausdrücklich hervorgehoben wird, der das

verkehrs auf dem Mississippi entgegenzutreten. Detroit,

Chicago,

dass das Getreide -Ausfuhrgeschäft des Nordwestens

sind,

in

Da

Cleveland und Buffalo gleichfalls dabei interessirt

der alten Bahn bleibt, und nicht in die Mississippiroute

hin^

abgelenkt wird, überdies auch die grossen Eisenbahn-

linien zwischen

den

New-York und dem Westen

eititräglichsten Theil ihres

so wird vermuthlich Alles, schäftlicher

werden,

und

um

zuschieben.

in Grefahr sind,

Frachtverkehrs zu verlieren,

was Geld, Energie, sowie ge-

politischer Einfluss

vermögen, aufgewendet

der Mississippi-Frachtroute einen Riegel vor-

Aber

die letztere hat schon einen gewaltigen

Vorsprung gewonnen. Sie erfreut sich grosser Popularität im ganzen Nordwesten, dessen „Granger'' in der neuen

Route

nicht nur ein vortreffliches Mittel

der Frachtpreise Z¥raschen

zum Herabdrücken

dem Westen und New-York,

sondern auch einen willkommenen Bundesgenossen gegen die ihiien verhassten Eisenbahn-Monopole erblicken.

was

die

Hauptsache

ist,

die

Und,

Frachten auf der südlichen

Linie sind so viel niedriger, als die Frachtpreise auf der östlichen Route, dass es

den bei der letzteren Interessirten

sehr schwer fallen wird, diese Differenz auszugleichen. Die

Rechnung ist an und für dch sehr einfach. Die MississippiBarken und -Schleppdampfer schaffen Weizen tmdWelschkom für 5 Cents den Bushel von St. Louis nach NewOrleans, und für 15 Cents den Bushel von St. Paul nach

New- Orleans.

Die Fracht von New- Orleans nach LiverNun sind zwar die Frachtpreise von New-York nach Liverpool niedriger, aber doch nur etwa 2^1^ Cents per Bushel. Dagegen kostet

I>ool

aber beträgt 12 Cents per BusheL

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der Transport

New -York

des Busheis Weizen von

20 Cents, und

von

St.

Louis nach

St.

New -York

Paul nach

33 Cents. Demnach liefert die Fluss- und Ücean-DampferTransportUnie den Bushel Weizen von St. Louis nach Liverpool für 17 Cents, während der Transport des Busheis Weizen von St Louis über New -York nach Liverpool Das macht eine Preisdifferenz von 29\\j Cents kostet.

Cents per Bushel zu Gunsten der südlichen Route!

12^/2

Für

St.

Paul

stellt sich

diese Differenz gar auf i5'/2 Cents

per Bushel heraus.*)

Der Frachtverkehr auf dem

Mississippi hat in Folge

dessen neuerdings auch reissend schnell zugenommen, und überall

am

Crosse,

Dubuque, Davenport, Keokuk

die Presse

oberen Stromlauf(\

und

südliche

seine

äussersten reiche

wdch' hohes

Metropole

Illinois

u. s.

La

w. beschäftigen

Interesse der

New -Orleans

Norden des Mississibeckens

und Aktionäre

Paul, Winona,

St.

die Kaufinaanschaft sich vorzugsweise mit

dieser Frage, ein Beweis,

und

in

einflösst.

Centraibahn -Gesellschaft, grösstentheils

Strom

sogar

dem

Selbst die

deren Verwalter

New -Yorker und

Chicagoer

an der von dort aus das Getreide-Verschifiungsgeschaft per Fluss den Missind, lässt jetzt grosse Getreide-Elevatoren in Cairo,

Mündung

des Ohio in den Mississippi bauen,

sissippi hinunter in

der

St.

um

grossem Massstabe zu betreiben.

Eine

Louiser Flussschifffahrts-Gesellschaften, die „MissiS'

sifpi VaUey

Transportatim Company*^

liess

kürzlich eine

von fun&ehn grossen Barken, beladen mit über 1 1 000 Tonnen Getreide (nahe an 400000 Bushel), eskorttrt von zwei grossen .Schleppdampfern, flussabwärts gehen. Gleichzeitig war eine andere Gesellschaft, die „American River Transportation Companys mit der Herstellung einer ähnlichen Flotte beschäftigt. So grosse Verschiffungen über-

Flotte

*)

Dem

Is.

Y. „Belletristischen Journal entnumnxen.

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— steigen freilich die Trag*-



335

und Zugkraft von Eisenbahnzüg-en.

Dreissig Lokomotiven und fünfhundert Frachtwagen hätten

kaum fortschaffen können. Das Hauptstapelprodukt für New-Orleans ist und bleibt jedoch die Baumwolle, von dessen Gesammtproduktion in jene Masse

'

den Vereinigten Staaten 44 Prozent ihren Weg über NewOrleans nehmen. Die dortige Baumwollbörse, die 1871 mit einer Liste von

deren 300.

100 Mitgliedern eröffnet wurde, zählt heute

Jährlich

werden 30000 Dollars

für

die rasche

Einholung von Nachrichten über den Stand des Baum-

woUmarktes Weitaus die

in allen Welttheilen Haifite

und Städten verausgabt!

der kolossalen Baumwollmenge geht

nach Liverpool, beiläufig

je

ein

Fünftel nach llavre

New- York; dann folgen Bremen, Boston, und lieh eine Menge anderer Häfen von Petersburg seille und Veracruz. Im Jahre 1872 liefen



und

schliess-

in

.

Mar-

bis

New-

^em

Gehalt von 2500 DampfechiffiB mit 3V2 Millionen Tonnen ein; der Werth der von diesen

Orleans über Schiffen

eingebrachten

Hauptartikel

belief

auf

sich

i6o

und der Werth der hiervon den Mississippi aufwärts gehenden Waaren 90 MiUionen Dollars; den Gresammtwerth des Handels von New-Orleans kann man auf beiläufig 400 Millionen Dollars jährlich schätzen. Die Millionen Dollars,

Einfuhr

vom Auslande

Dollars,

die

belief

auf

sich

auf

90 Millionen,

ca.

ig

Millionen

Fünf Dampfer-

verbinden New-Orleans direkt mit Europa; eine hier-

linien

von,

Ausfuhr

dem Norddeutschen Lloyd

und Havre, und

gehörig, fahrt nach

Bremen

nach Liverpool (die Liverpool Southern Line, die Mississippi und Dominion Line und die State Line). Was N(^w- Orleans jedoch noch fehlt und für den drei

weiteren Aufschwung der Stadt von grösster Wichtigkeit ist eine direkte Dampfschifflinie nach Südamerika und speziell Brasilien. Die grossen Industriezentren des Westens ebenso wie die Ackerbaustaaten sind in ihrem

wäre,

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336



Vefkehr mit Brasüien auf New-York angfewiesen. Die BrotStoffe, die dahin abg^ehen, kosten auf der Route bis NewYork per Fass 75 Cents, nach New -Orleans jedoch nur 30

bis 35 Cents!

Der Westen

resp. das Mississippibecken

und der ganze

westlich der Allc^hanygebirge gelegene Theil des Konti-

nents

entschieden auch der Hauptkonsument des aus

ist

kommenden

Brasilien

Kaffees.

Doch

statt dass die

enormen

Quantitäten, die im Jahre 1878

1834000 Säcke, im Gewicht von 23872 Million Pfund betrugen, den billigsten und kürzesten Weg nach ihretn Absatzgebiet nehmen würden, werden sie nach New-York gebracht, damit* die Stadt und die Eisenbahnen ihren Profit davon erhalten, bevor der Hauptkonsument dazu gelanj^^^^t. Aber all' dies sind nur Fragen der Zeit. Mit dem Westen wird imd muss auch der Haupthafen New -Orleans in gleichem Verhaltniss emporwachsen; der Handel wird seine natürlichen anschlagen, und fürwahr, es gfiebt heute keinen Hafen Nordamerikas, dem die Zukunft so viel bringen kann und wird, wie New- Orleans

W^e

1

I

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XV.

Nach Mobile. ijnter

den vielen Eisenbahnfahrten, die ich auf meinen

mehljährigen Streifsügen durch deii amerikanischen

f^i^^ Kontinent unternommen/

priigte sich

eine meiner Erinnerung tiefer ein als jene

kaum

iigend

von New-Orleans

nach Mobile, der Hauptst^idt des Staates Alabama*). hatte mich in

New -Orleans,

auf

dem an den

Ich

Mississippi-

levees gelegenen Bahnhof der Mobile -Eisenbahn mit

dem

Bewusstsein begeben, meine Mississippißdirten abgeschlossen zu haben, und wollte nun auf der nächsten Route nadi

New -York und von in

Amerika

raschungen

da nach Europa zurückkehren.

man

sollte

gefasst

eigentlich jeden

sein.

Man

Tag

Doch

auf neue Ueber-

durchfliegt hunderte

und

tausende Meilen Landes, aber hunderte oder tausende liegen

noch vor ims, unbekannt und unbesucht, so neu und fremdartig! dass man mit dem besten WUlen seme Reisemappe nicht geschlossen behalten kann und unwillkürlich wieder

^

Alabama,

aüid ihre

Wie

ein

indianisches

Wort,

heisst

im Deutschen „Hier wollen

Namen, und wie schön und sinnreich Bedentangen im Vergleich su den „SmifhsviUe*' und ,3nnnisvine'*

wir Tuhen!"

der Amerikaner!

poetisch klingen. diese



,

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338



das aufregende Leben* des Stadiums und der Beobachtung zurückfällt, das man monatelang geführt. Erst wenn

in

man sich wieder auf dem freien grossen Ozean befindet, dann überkommt den Amerikapilger die so schwer vermisste geistige Ruhe; erst dann ist er sicher, dass seinen Lauf keine Büffelheerde mehr kreuzen, keine Alligatoren mehr begleiten werden; dass kein brennender Baumwolldampfer einige

sein

Tage

Interesse

absoluter

wach

halten

werde,

Ruhe gemessen

und dass er

könne.

Das

ist,

solange er sich auf amerikanischem Boden befindet, unmöglich.

Ich fand dies abermals auf meiner Reise nach Mobile und von dort durch die atlantischen Südstaaten nach dem Norden bestätigt. Jede Station, jede neue Bahnmeile, über welche der Zug^ dahinrollte, gewährte neue Bilder, zeigte

neue Seiten dieses grossen Landes, das man so fälschlich das Land der Einheitlichkeit und der Wiederholungen nennt! Die Eisenbahn von Das Gegentheil davon ist wahr. New-Orleans nach Mobile ist eine der Sehenswürdigkeiten des Südens. Sie fährt auf ihrer ganzen 141 engl. Meilen betragenden Lange durch Cypressensümpfe und Urwälder,



kldne. reizende Seebadeorte, Negerdörfchen, deren

Namen

ihren indianisdien oder franzosischen Ursprung verrathen,

über grosse Strome hinweg und gar noch mitten durch meilenweite Meeres-Buchten Die ersten paar Meilen der Bahn liegen auf dem schmalen Landstreifen, welcher die beiden Salzseen

und Lac Boigne voneinander mit

dem

trennt.

Lac Pontchartrain

Hohe

luralte

Cjrpressen

charakteristischen grauen, lang herabhängenden

Mississippimoos auf den Aesten, stehen auf düsterem, ebenfalls

moosbedecktem Sumpfe,

aus welchem an einzelnen

Stellen hohes Schilf emporschiesst

und

Alligatoren, hie

und da

Schildkröten, Schlangen

ein paar

Wasservögel beleben

diese düstere Sumpflandsszenerie, die sich bis zu

d^ nR^O'

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~ lei^\ Ifier

dem

den

Ausfluss des Lac Pontcfaartram in's Meer, hinzieht

überspannt

Strom,

in



339

der

hölzerne meilenlange Brücke den

eine

Mitte

eine

loo Fuss

Schiffahrts verkehr freilassend,

Oeffhung

weite

fiir

ankommenden

die bei

Zügen geschlossen wird. Gegen Nordost ersehenen die dunklen, von .einer FU^fgenstange mit dem Sternenbanner überhöhten Mauern des Fort Pike. Aber selbst nach dem Ueberschreiten der Brücke sind wir im Zweifel, ob wir uns auf wasserdurchzog-enem Festland oder auf einem inselbe-

deckten See

befinden.

über welche der Zug lose Inseln zu sein

Selbst

die

hinw^ eilt,

grünen Landstrecken,

scheinen uns

schwimmende

— überall Urwald, Savannen und Wasser.

IMe Lagunen fuhren hier den Namen .^tremhling Prairi^*, zitternde Prärie, und in der That musste die Bahnstrecke auf der schwammigen, auf Wasser ruhenden Wiesendecke mit Pilo^n unterbaut werden, um das Einsinken der Züge zu



verhindern.

Zwischen den Waldlichtungen hindurch

und Savannen im Nesitzt,

disch-Amerikanische Linie".

Sehr gesucht und

viel

benuut wird

in letzter Zeit

«

Hamburg residirt. Die. von der Verlagshandlung angenommenen Anaeigen am Ende des Bandes geben 9bcr auch die „Anchor-Linie"

,

deren Vertreter in

die genanntai Linien genaueren AuftcUuss.

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349



zum grossen Thdl von der kostbaren und ung-ewJssen Verwendung der freigewordenen Neger unabhängig machte, .

und dass er mit der so sehr vertheuerten menschlichen Arbeit allein den Maschinen keine Konkurrenz bieten könne. Künstlicher Dünger,

Damp^flüge und Dampf-Cultivatoren,

Agrikulturmaschinen aller Arten, die früber im Süden ganz

unbekannt waren, werden nun schon in der ausgedehntesten Weise verwendet, ja auf mtnnen südlichen Fahrten begeg-

dem Norden kommenden Dampfer

nete ich keinem aus

oder Güterzuge, der nicht Ackerbau-Maschinen mit zu sdner Hauptfracht gezahlt hatte.. Dadurch wurdf auch, wie die

ganz unerwartet grossen Ernten klar bewiesen, die Produktionskraft des Südens um ein bedeutendes vergrössert, wenn nicht gar verdoppelt. Zudem beginnen die Pflanzer ihr Augenmerk auch anderen Produkten als Baumwolle zuzuwenden. Mais, Gemüsearten, Tabak, Kartoffd und Gretreide werden neben der Baumwolle gepflanzt und auch im *

Süden selbst verarbeitet, so dass sich der letztere allmählich zum mindesten in Bezug auf Lebensmittel vom Norden emandpirt.

Ob

die in vielen

Theüen des Südens versuchte Ver-

wendung von Chinesen-Arbeit auf den Plantagen Fuss und sich ausbreiten wird, mochte ich bezweifeln. Der Chinese ist gewiss intelligenter, flinker und fleissiger

fassen

als

der Neger, aber dafür unverlässlich und bei den Süd-

ländern, Weissen wie Schwarzen, sehr unbeliebt. sind ihrer zu

w^ige

ferneren Immigration schliesslich

auch

ist

den Vereinigten Staaten.

man

dort

sehr

Dabei Einer

abgeneigt und

— besitzt der Süden so viele weisse und schwarze

Arbeiter, dass er der sie

in

jetzt

Mongolen gewiss

nicht bedarf,

mögen

auf einem halben Dutzend Plantagen in Ver-

wendung stehen. Mehr noch als auf dem Grebiete der Bodenkultur beginnt der Süden auf industriellem Gebiete zu leisten, und

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350

schon heute stehen die Südstaaten, wenigstens die atlantischen,

vom Norden unabhängig da. Zunächst von der Baumwollen-Industrie gesagt werden,

in vieler Hinsicht

kann

dies

die in

den letzten Jahren überraschende Fortschritte machte.

Traum. gelten, wenn und nicht Grrossbrittannien wie auch die Neuin zu vielen Jahren Englandstaaten aus dem amerikanischen Markte verdrängt haben werden, aber die Zukunft wird es zeigen. Vor allem Andern ist es überhaupt gar nicht einzusehen, warum die Amerikaner ihre auf ureigenem Grund und Boden erzeugte Baumwolle erst nach Englaad zur Verarbeitung senden und nachher wieder um theures Geld zurückkaufen sollten? Die Amerikaner besitzen dieselben Maschinen, die Südländer

£s

dürfte gegenwärtig noch als vager

ich behaupte, dass die Südstaaten dereinst,





überdies die vorzüglichste und ausgiebigste Wasserkraft;

Baumaterial für die Fabriken

ist

hier billiger als in irgend

einem andern Lande; die Baumwolle

ist

im Süden

um

mindestens loo Dollars billiger als in England oder in den Nordstaaten, und zugleich auch besser, da das Pressen der Ballen,

der Transport und die Verladung stets von Nach-

theil für

die Qualität sind.

Die Arbeit

ist

im Süden

um

25 bis 30 Prozent wohlfeiler als im Norden, und zudem wird hier

das in der Baumwollen -Industrie liegende Kapital

nicht versteuert

Ein amerikanisches Blatt sagt hierüber:

Die Baumwoll-Spinnereien des Sudens werfen jetzt einen um 20 Prozent höheren Gewinn ab als die Spinnereien im Norden, da ihnen viele Ausgaben, wie

sie

jene haben, erspart bleiben, insofern, als sie nämlich weder für Verpackung,

Lagerraum und

Fracht zu zahlen haben.

Versicheirung,-

noch für

In Augfusta, Ga., sind 800,000

Dollars in Baumwollen -Fabriken angelegt, welche so gute

Geschäfte machen, dass im letzten Jahre eine Dividende von 28 Prozent ausgezahlt werden und ein neue Spinnerei, welche 500,000 Dollars kostete, errichtet werden konnte. Die

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— Spilmereien

m



351

Coliimbus, Ga., werfen einen Grewinn von

22 Prozent ab. Ueberall

im Süden hat man «ngfesehen, wie

gewinnreich die Baumwollen-Industrie halb,

wo

ist,

das nöthige Kapital vorhanden

von Spinnereien.^) Aber noch mehr. fiefen die

und beginnt des-

ist,

mit der Anlage

In den zwei letzten Jahren durch-

amerikanischen Zeitungen Notizen über eine von

W. Clement

in

Memphis erfundene Maschine, welche

gepflückte Baumwolle sofort auf

dem

die

Felde, oder doch in

nächster JMähe von der Plantage direkt verspönne! Für den ersten

Moment

scheint dies

kaum

glaublich, aber es hat

den Anschein, als wenn wir thatsSchlich vor einer jener weltumwälzenden Erfindungen stehen würden, wie es Eli Withney's ,Xotton Gin'' war.

Die

,^Freie

Presse für Texas" enthält folgende Beschrei-

bung der neuen Maschine: Sie

ist

die Verbindung

der

alten

„Gin" mit einer

Nach dem alten System werden die BaumwollFasem von dem Samen blitzschnell durch Haken abgerissen Spindel.

Folgendes

ist

eine Liste der südlichen Staaten mit der

Anzahl von

Spindeln in jedem:

Arkansas

1,700

Alabama

63,000

Georgia

137,000

Kentucky

1

70,000

Mississipi»

Maryland

1,264

6,200

Louisiaita

....*..,,

Missouri

Nord-Carolina Süd-Carolina

Texas

113,000 '

.

......

26,300

93,000

92,000 9i300

Tennessee Virginia

Total

^0,500 52,000 71 5.264

Die amerikaninchen Spinnereieik veiaibeiten gegenwärtig bereits sie noch 1875 mir i 225 000 Ballen vertmnidilen.

i

760 000

BaUcn, -wihKiid

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35«



in zerzaustem Zustand In Ballen gepresst. Bei dem neuen Prözess bewegt sich die „Gin" langsamer und zupft

und

die Faser ab,

anstatt sie abzureissen,

bringt sie auf einen

Zylinder und daran schliesst sich sofort das Spinnen derselben.

Die ganze Arbeit des Pressens der BaumwoU-Ballen und der spätem Oeffiiung derselben, sowie die ersten Vorberatungen zum Spinnen fallen weg, und damit ein grosser Theil der Kosten. An die Stelle von mehreren verschiedenen Maschinen tritt

Dazu aber kommt noch, dass diese letztere mehr Baumwolle zur Bearbeitung liefert als die alte

hier eine einzige. viel

„Gfin'S bei

Um

der sehr viel

(9 Prozent) verloren ging.

die Vorthdle der llasdune

bemerkt, dass das Pftmd Baumwolle •nur 8 Cents werth

ist;

wdter darzulegen» sei an Ort und Steile

jetzt

das von der Clement-Maschine ab-

erhält sofort einen Werth Nach dem alten Prozess mit der „CottonGin** ist ein Ballen Baumwolle gegenwärtig 50 Dollars Werth; durch den Qement-Prozess steigt der Werth jedoch

gesponnene Baumwollen-Garn aber

von

17 Cents.

sofort auf 100 Dollars.

von Raumwolle wird auf fünf würde nach dem alten Verfahren dem Süden 225 Millionen Dollars eintragen; das neue aber stdgert diese Einnahme auf 500 Millionen. IMes whrd als ein Reingewinn von 150 Millionen geschätzt Die

diesjährige Ernte

Millionen geschätzt und

Eine Clement-Spinnfabrik verrichtet ebenso drei Gins

und kostet nur

ein Drittel so viel

viel

Arbeit wie

wie

diese.

,

Eine

Baumwollen -Geschäfts ist im Anzug, wodurch der Süden den ersten grossen Schritt auf vollständige Revolution des

der Bahn der Ackerbau-Industrie untemhnmt

Der Baumwolle Holz.

.

zunächst

an Wichtigkeit

steht

das

Die ungeheuren Waldungen des Südens, von Ala-

bama, Mississippi, Georgien u. s. w., versehen heute den Norden wie das Ausland mit den prächtigsten Bauhölzern, tmd längs der Küsten des mexikanischen Golfes wie des

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353

von Sagemühlen in vollster Die zur Ausfuhr gelangenden Quantitäten von Brettern, Bsilken und Masten steigt in die Millionen. Leider ist diese Art Industrie, in so grossem Massstabe ausg"eüht, atlantischen Ozeans sind hunderte

Thatigkeit.

-

dem Süden eher schädlich als nützlich, denn mit dieser Wälderverwüstung muss es früher oder spater doch dn ^de nehmen, und wenn auch die Einen jetzt daraus direkten Nutzen nehea, so wird, der Schaden, den der gesammte Süden nachher erleiden wird, tmübersehbar sein. Auch die todten sonnverbrannten Wüstenstrecken der nördlichen Sahara waren noch vor wenigen hundert Jahren ebenso waldreich und üppig wie es heute das Mississappibecken ist Die Wälder verschwanden, und mit ihnen verschwand das Wasser, die Flüsse, die Cultur. Möge man in den Südstaaten rechtzeitig an die entsetzlichen Folgen dieser Waldverwüstung denken! Mögen die Blätter sich der Sache annehmen und nicht ruhen, bis der Congress endlich Gesetze

zum Schutz der Wälder

erlassen hatl



In dritter Linie steht der Bergbau, die Kohlen- und

Eisenproduktion.

Ganz abgesehen von den atlantischen

Staaten enthalten zunächst Alabama, Arkansas und Tennes-

dnen geradezu unerschöpflichen Reichthum an diesen so Das „Warrtor QmU fiekh in Alabama erstreckt ^ch Über 3000 Quadratmeilen mit Kohlenschichten von I bis 3 Fuss Dicke; die Cahawba Kohlen-

see

höchst wichtigen Produkten.

region, in der Mitte des genannten Staates umfasst 700

Quadr. Meilen, und die Kohlenlager sind hier 6 bis 8 Fuss dick.

Das gesammte Kohlenareal von Alabama

allein

um-

&sst 5500 Quadrm. mit vielen Distrikten, in weichen die Schichten 1 5 bis 20 Fuss stark sind. Geologen sprechen



von ebenso grossen Lagern vorzüglicher Eisenerze,

man

hat auch

in

der That schon in

Alabama

und

grossartige

Minen und Schmelzwerke angelegt ?3

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— Die Natur hat ihren

Gaben

fast

also,



354

wie

man

sieht,

den Süden mit

überreich bedacht, und es dürfte in den

l^nd geben, welches und Mineral - Reichthum besässe. Die-einstige Bevölkerung des Südens wusste dies nicht zu sdiatisen. Der Krieg hat sie eines Besseren belehrt. So gleichen Breitegraden kein anderes

Fruchtbarkeit

ahffitjfdie

traurig auch seine unmittelbaren Folgen waren, so segensreich

dürfte

er

die

für

kommende Generation werden.

Heute schon steht der Süden auf einer höheren Stufe der Cultur und des Wohlstandes als je zuvor. Der Reichthum nicht

ist

mehr sporadisch vorhanden, sondern liegt in der und wenn auch, wie wir gesehen

ganzen Bevolkenmg,

haben, die Verhältnisse im Süden noch sehr

übrig lassen, so net, traf .





ist

doch

jetzt

viel

zu wünschen

schon die Bahn vorgezeich-

welcher der wirthschaftliche und soziale Aufschwung

«

stetig fbrtsdireiten wird.

Druck von £nil Herrtnann

tenior in Leipzig.

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