Meine Reise nach Siam 1888-1889. Aufzeichnungen des k. und k. Legationsrathes Dr. J. Camille Samson [1 ed.]

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Meine Reise nach Siam 1888-1889. Aufzeichnungen des k. und k. Legationsrathes Dr. J. Camille Samson [1 ed.]

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.MEINE

NACH SIAM

REISE

1888

— 1889.

AUFZEICHNUNGEN DES

K.

D^-

UND J. (f

K.

LEGATIONSRATHES

CAMILLE SAMSON 9.

SEPTEMBER

1896).

ILLUSTRIRT VON LUDWIG HANS FISCHER.

ALS MANUSCRIPT

GEDRUCKT.

Adolf Holzhausen in Wien.

Jü.'^

^

^

Um

y^J

strömendem Regen erhalten im Queens Hotel nach vielem Schimpfen meinerseits zwei annehmbare Zimmer, eine in der erwähnten Yacht angekommene ameri^I^j

Uhr erreichen wir

die alte Königsstadt

in

Kandy und



kanische Cookgesellschaft minderer Qualität

überschwemmt. Das war eine nette Nacht! Durch

hat eben Alles 23.

December.

die na-

türlich offenen Fenster (Glasscheiben gibt es in

ganz Ostasien nicht) tropft der Regen

fort-

Zimmer, wo Sapieha und ich mit Mosquitos, mit Ameisen, mit der Hitze und

während

ins

der Feuchtigkeit Verzweiflungskämpfe füh-

Auch der Gesandte

ren!

scheint

kaum

besser

geruht zu haben, denn er bezeichnet seinen grossen nach vorne gelegenen Salon ,,

als

einen

Zoologischen Garten", voll neuer ihm^ un-

bekannter Thiere, darunter auch die berühmten

,,

Fiederfüchse".

in die



Die Anderen gehen

zum Buddhadem wir begegnen, wo uns

Messe, dann wir Alle

Tempel, der

erste,

Bonzen in die Bibliothek Daghoba führen, uns mit Jasminblüthen bekränzen und einen vom die gelbgekleideten

und

in die eigentliche

52

früheren englischen Gouverneur gespendeten

goldenen Teller mit langer Pahli -Weihinschrift, leider aber nicht den bekannten Zahn zeigen.



Buddha's,

Letzterer, die heiligste Reliquie

die Aussicht see", der

übrigens falsch.

ist

vom Tempel

— Dafür

wie ein glitzernder Brillant

Mitte der Stadt

liegt,

liegenden Höhen,

ist

auf den ,,Kandyin der

sowie auf die rings um-

den sogenannten Lady

Hortons Walk, bezaubernd.



Noch einen

Blick auf den aus Holz geschnitzten Festsaal

der alten Könige, und wir fahren nach Pe-

radenia,

dem

grossartigsten

Garten der Welt.

botanischen

Eine breite Chaussee, zu

beiden Seiten eine Reihe riesiger kerzengerader

Gummibäume,

Ficus elastica, da-

Bananen, an zahllosen Häusern vorbei, die in Cocosnusspalmen, Brotfrucht- und Kafteebäumen fast verzwischen

wilde

schwinden, davor nackte Singhalesen, Kinder, Tamils, ganze Schaaren von Hunden, welche den hinter unserem Wagen galoppirenden Neptun kläffend anfallen und ihm fast den

Garaus

machen;



4

Meilen

tropischer

Schönheiten bis

zum Eingang,

trotz des

Re-

gens wohl der herrlichste Blick auf unserer Reise: Dattelpalmen, Cocospalmen, Taliput-

ADAMS TIC

palmen, Arecapalmen, Toddypalmen, Palmettopalmen, Fächerpalmen, Gemüsepalmen (cabbagepalms)

„Fernpalms",

dann

Brot-

Gummi-, Cacao-, Jackfrucht-, Nutmegbäume! Der berühmte Coco-de-Mer der frucht-,

Seychellen, die riesenhaftesten Guttapercha-

bäume, zahllose Ipomäas, Bignonien, Orchideen, Banhinien u. s. w. Es ist erdrückend!

Zu Mittag nach

dem

Kandy, und und einigen hastigen Ein-

sind wir wieder in Tiffin

käufen fahren war den grossartigen Gebirgs-

weg nach Colombo zurück. ImRestaurationswagen

sind zwei nette Engländer, einer der

Bruder des im Sudan gefallenen Generals Earl,



bei

einer

Biegung der Bahn und

gleichzeitiger Lichtung

der

Wolken

zeigen

mir dieselben den einen Augenblick sichtbaren spitzen Kegel des eile sofort

Adams Peak; ich um ihnen

zu meinen Begleitern,

den heiligen Berg vorzuführen, ein seltenes Glück, da Capitän Mersa ihn bei allen seinen 54

.



Fahrten nur dreimal zu Gesicht bekam. Jetzt erscheinen wieder die Theeplantagen, Reisfelder, Cocosnusswälder, Jungle

und un-

übersehbare Sümpfe, und um 5 Uhr empfängt uns Harrison mit Bompa am Colombaner Bahnhof. Noch einen Sprung zu de Silva in High-Street, noch einiges Feilschen und Handeln um Curios und Photographien, und dann führt uns des Captains Gig mit den Der schmucken Dalmatinern an Bord. Gerent des Honorarconsulates Patterson und der Commandant der neben uns verankerten „Medea", dem ich Grüsse für seinen Schiffsarzt Dr. Merk auftrage, sowie der gefällige



Lloydagent G. A. Marinich verabschieden noch in aller Eile, und um 8 Uhr dam-

sich

pfen wir schon hinaus in volle See.

Es regnet die

dumpfe,

Gegen

g

in

Strömen,

es giesst, es schüttet,

14.

Dccember.

heisse, nasse Luft ist unerträglich

Uhr Abends entdecke

ich Biegeleben

mit einem sehr tragischen Gesicht und Pertile

neben ihm im höchsten Affect perorirend in Ecke des Rauchzimmers, er erzählt



einer jetzt

ihm

die Affaire mit :;::

Brandt

I

5

^'^M^t.^^^'^ '

y^BRoorRucHT

25.

December,

Christmas day.

Weihnachtstag! aber tig

fest,

im

Mitten

Occan, es regnet wacker

fort,

indischen

dafür blast es

und der alte „Poseidon" fängt an

zu stampfen, die Fastenspeisen

schwimmend nicht verfehlt,



hef-

Oel haben auch ihre Wirkung und wir Alle ohne Ausnahme,



in

vom Commandanten bis zum letzten Matrosen erfreuen uns der schönsten Dysenterie!

Ich

wackle missmuthig und etwas trübsinnig

in

meine Cabine und finde dort nebst einer Christmas Card eine prächtige getriebene silberne Schale, altbirmanische Arbeit aus Schatze des Königs Thebaw,

als

dem

Weihnachts-

geschenk des Gesandten; der Eindruck kolossal,



alle

Wehmuthsgedanken

ist

ver-

einem Zauberschlage und wir stürzen zu Biegeleben, um ihm gerührt und dankbar die Hand zu schütteln; denn auch Sapieha hat eine Kashmeri Coupe erhalten, blaue und

schwinden

wie

mit

(leider nicht die Dysenterie),

grüne Emaille auf Silber, und Mersa

ist

gleich-

falls betheilt! 26.

Deccmber.

Alles

im Gleichen:

56

JILBLRStHALF,

ist noch Regen, ebenso die

die Dysenterie

unerbittlich, ebenso der

feuchte Hitze. .Das Schlafen bei Nacht hat seine Schwierigkeiten: in der Cabine

ist's

zu



ich lege meine warm, auf Deck zu nass, Matratze in eine Ecke des Claviersalons und

trachte dort in Gesellschaft beider Collegen



Heute sollen M. Corvette Fasana" mit dem Erzherzog Leopold an Bord gekreuzt haben, ich selbst konnte bei diesem Regen nichts sehen. Neptun hat meine ihm am Wege nach Peradenia erwiesene Wohlthat nicht vergessen: ich rettete ihn dort von den singhalesischen Kötern, deren er sich, vom Laufen ganz erschöpft, nicht mehr erwehren konnte,

die Miseren zu vergessen.

wir

S.

,,



indem

ich

unseren

auf

ihn

Wagen

aufhob und seine Gegner vertrieb.

dem kennt

er

mich und

bar die Hände.



leckt

Die Hündin

hin-



mir dank-

Bompa

von der Hitze sehr angegriffen und nicht mehr, Ich

lese

fanten",

hoffentlich

Bock's

um

,,Land

übertaucht des

Seit-

sie

weissen

lerne

aber

für

verteufelt

5*

57

es.

Ele-

doch einige Vorkenntnisse

Slam zu erwerben, wenig daraus.

ist

frisst

!

27.

Das Wetter

December.

ist

schon grauslich; was

und

anrührt, klebt

pickt, in

man

den Cabinen

ist

es schier unerträglich, auf Deck tropft es über-

durch, dazu die unerhörte Schwüle; die

all

Luft die

ist

zum

Ersticken



der Teufel hole

Tropen!

Biegeleben spricht von einer Spritzfahrt

nach Java, wenigstens

bis Batavia, die

Singapore aus unternehmen sollen.

wir von

Wenn

es

nur dazu kommt! Heute fahren wir gegen Mitternacht an der Nordspitze von Sumatra

wenige Meilen von Atchin, das wie in hellem Aufruhr gegen die HolEin Jammer, dass wir länder sich befindet. davon nichts sehen, da Mersa von der prachtvollen Vegetation und den Farben dieser letzteren schwärmt; der „Poseidon" kommt halt nicht von der Stelle, die in Aden eingenomvorbei, nur

gewöhnlich



mene Kohle schine

ist

zufinden.

ist

December.

— wo,

ist

!

Ma-

hier nicht heraus-

Wir machen kaum 9

vollem Dampfe 28.

sehr schlecht und die

verletzt,

^/2

Und wir sind noch

Knoten mit alle

Noch immer krank! Doch dürften

krank einige

energische Dosen Ricinusöl bald helfen, be58

sonders da die mehrere Tage hindurch ver-

^-^^

—^

schwundene Sonne wieder sichtbar wird. Abends ist der ganze Horizont in Flammen: hunderte von Blitzen zucken fort und fort auf,

besonders

Die

Luft

ist

in

der Richtung nach Sumatra.

von

Elektricität

übersättigt;

manchmal scheinen förmliche Vulcane zuschiessen

Um alle

I

^"'^"'^"^^^^mpan

auf-

— ein grandioses Schauspiel. —

Uhr weckt mich Mersa:

Raaen, überhaupt

Vorsprünge des

alle

alten „Poseidon" stehen in

die Mastspitzen,

Flammen! Ueber-

all

brennt gleichsam eine senkrechte Kerze,

Es

ist



das Feuer von Sant Elmo! Nach einer

halben Stunde hat Alles aufgehört die Kerzen :

und Vulcane verschwunden, das Schiff ist wieder im Finsteren, nur von der Maschine und den wenigen Laternen erhellt. Ich krieche auf meine Matratze zurück und sehe zu meinem Bedauern, dass die Anderen dies herrliche Naturspiel versind verlöscht, die Blitze

schlafen haben!

Pulo Pcnang. gengrauen lich die

in einer



Wir ankern

Mor-

seit

entzückenden Bucht west-

dunkelgrüne

:

Insel,

59

ganz mit dichtem

29.

December.

Laub bewachsen, sehr

gebirgig, hie

und da

weiss getünchte Häuschen, welche aus den

Bäumen

und

Sträuchern

hervorleuchten;

gleich neben uns ein Theil der Stadt (George-

town) mit grossen Warenlagern (Go-downs),

dem

Gefängnis, der Signalstation, an deren

Mastbaum flattern,

bereits unsere (die Lloyd-)

Farben

— östlich die kaum zwei Seemeilen

entfernte Küste des Festlandes, der Halbinsel

Malacca, des „goldenen Chersonnes", hier der englischen Provinz Wellesley, nichts wie

endlose Reihen schlanker Cocospalmen; im fernen Norden ein hoher kegelförmiger Berg,

der schon zu Siam gehört,



das Endziel

meiner Fahrt rückt schon sehr nahe!

Um

uns und die zahlreichen anderen Schiffe wimmelt es von Sampans, kleinen hochbordigen Booten, deren Ruderer theils splitternackte

braune Malayen mit grossen Palmenhüten, theils gelbebezopfte

Chinesen, durch Schreien

und Winken Passagiere zu gewinnen trachten. Einige kräftige Ruderschläge des Captains Gig, und wir landen an der „Bethelnussinsel". 60



dem

kleinen Pier

Ein ostindischer

Policeman

den üblichen gedeckten

versctjafft

Wagen, und hinaus geht

es lustig

dem

Innern

zu: derselbe dunkelrothe feuchte, vollkomglatte Boden wie in Ceylon, auf dem Räder des ,,Gharry" geräuschlos rollen; dieselbe schwere, regengeschwängerte Luft; doch die Dysdieselbe drückende Hitze enterie ist geschwunden; wie wir die Stadt

men

die



hinter uns haben,

kommen

die prächtigsten

Palmen- und Banianenwälder zum Vorschein,

kaum

dass die sauber gehaltenen

Bungalows

mit den breiten Verandas die Existenz einer Strasse verrathen,

— die

vereinigen sich über die

wie Duft und roth, braun,

mung

tiefe

Wipfel der

Bäume

Chaussee,

nichts

gesättigte Farbe: grün,

— die Trauer, die düstere Stim-

der letzten

Woche

ist

geschwunden,

fröhlich und lustig langen wir

am

Victoria-

park an, w^o trotz Schimpfens und Fluchens der malayische

Autemedon das Weiterfahren

energisch verweigert. ist

— Eine Verständigung

nicht möglich, eine

am Eingang

des Gar-

tens angebrachte englische Tafel spricht von

„den

dem Schutze

des Publicums anvertrau-

V\'.

PuLO PlNANC,

CüORCE fÖwN

ten Anlagen, etc." (ganz wie

Stadtpark), aber

vom Fahren

im Wiener

kein Wort,



da erscheint zu unserer Freude unter lautem Jubel Freund Mersa in Mufti, weiss mit gros-

sem Sonnenhut:

er will

auch die Kühle des

Wasserfalles geniessen, hat, wie bei jeder Reise, die Geschäfte des Aus-

und Einladens

dem Secondo überlassen und steigt, nachdem er uns das Benehmen des Kutschers erklärt, durch den nett gehaltenen Park links einen ziemlich steilen

Weg hinauf, — üppige Vege-

tation, Schlingpflanzen

von

Baum

zu Baum,

dunkelblaue Riesenschmetterlinge, — an den

Felswänden schnattern und grinsen die für uns ersten braunen Affen uns entgegen! Noch wenige Schritte und der kleine Wasserfall ist

vor uns, links eine buddhistische, leider

verschlossene Pagode aus grauem Stein, Alles



wundervolle, für die im tiefsten Schatten, der leise SprühTropen fast kalte Luft, regen der Cascade erhöht noch die Labsal; doch nichts dauert ewig etc., eine Stunde



der Erholung, unterbrochen durch vergebliche

Versuche Baron Rüdiger's und von mir, 62



;

einen Stammesgenossen in

Form

eines Affen

herunterzuschiessen, und dann heisst's im Laufschritt die zwei Kilometer wieder hinab in

beim dem nahe ge-

Schweiss gebadet finden sich

Parkeingang und kehren legenen Alexandrahotel telst einer

(?)

in

ein

alle

— zwei

mit-

Wandelbahn verbundene hölzerne

Häuser, von denen eines nur für Chinesen, das andere auch für Weisse bestimmt

ist,

-

der Khitmatgar, mit einem langen Zopfe behaftet, spricht

nur seine einsilbige Mutter-

sprache, doch erhalten wir Thee, Conserven

und Albertkuchen, während der Chef mit einem ganz kleinen zahmen Aefflein Freundschaft schliesst. Eine Jinrickshaw fährt heran,

darinnen Mr. Harrison im tadellosen Sommer-



der Mann anzuge und braunen steifen Hut, dabei Sonnenstich, den noch sicher kriegt dass Sapieha ist er so elegant und sauber,

und ich längst jede Concurrenz mit diesem Musterkammerdiener als vergeblich aufgegeben haben, Wasserfall!

Wege

— —

er will natürlich

Eine

auch

Stunde zurück;

zum am

wird ein im Baue begriffener grosser 63

Tempel

besichtigt; durch viele breite, lange

Strassen mit langweiligen Miethskasernen aus ;

den oberen Stockwerken lachen recht mittelmässige Chinesenmädeln auf uns herab; eine Razzia beim Photographen, der sehr dürftig versehen starre

ist

ist,

wenig erfolgreich;

— noch

Bewunderung und namenloses

nen: einige Engländer, die in voller

ungezählten Wärmegraden

bei

nachmittags Cricket spielen

I

um

Für

Stau-

Sonne 2

Uhr

die

vom

Schatten eines Banianenbaumes aus zusehen-

wohl

des Natives

ein

schwer erklärliches

Schauspiel!

Am

„Poseidon"

Morstadt,

wartet

unser

Consul

ein liebenswürdiger, intelligenter

Schweizer Kaufmann, zu machen und sein

um

tiefes

Aufwartung Bedauern darüber seine

auszudrücken, dass wir ihn in seinem schön

am

Penang-Hill gelegenen Bungalow nicht

aufgesucht,



er erzählt

vom

Aufenthalte

des Grafen Zaluski und der kürzlich hier

zur Jagd gewesenen Grafen Wallis und Herberstein.

Wir haben

viele

Chinesen 64

am

Bord, gegen

200, Coolies, die in ihre Heimat zurück-

kehren und schon

eifrig beschäftigt sind, ihr

schwer erworbenes Geld im Hazardspiel wie-

Manche kehren

der zu verlieren.

bereits in



Das ganze Vorderdeck um. wimmelt und duftet von ihnen, auch hat Singapore

Commandant,

der

gegen

hat,

sie

mit

bine

Um

der

eine

Idiosynkrasie

Zugänge zu

die

Brettern

seiner Ca-

einplanken

Sonnenuntergang

werden

lassen.

die



Anker

gelichtet.

am Vorderdeck

Die ,,Celestials"

spielen

und essen den ganzen Tag; ein landsmännischer Unternehmer theilt fortwährend riesige

Mengen Reis

nach dem anderen abholt.

Bank

in

Dabei

ist

aus,

welche ein Chinese

in einer

hölzernen Schale

die schon gestern etablirte

vollem Gange, silberne Mexicanos,

auch grössere Banknoten fliegen umher, der

Croupier

machen.

scheint

— Letzter

gute

Geschäfte

Tag an Bord

— zu

des alten

Meeresgottes, den wir sehr lieb gewonnen;

besonders der

wenn

er

alte

Mersa

ist

ein Prachtmensch,

noch so sehr über die „maledetti 65

3o.

December.

Cinesi" schimpft. bald vorbei,



in

— Die lange Ruhe Singapore,

wo

ist

nun

wir einige

Zeit bleiben sollen, werden Jagen, Segeln, Besuchemachen uns wohl ganz in Anspruch nehmen. Wir fahren die Küste des „goldenen Chersonnes" entlang, leider ohne viel nur die Gebirgsketten davon zu sehen, und gegen Abend auch schwache Spuren von Sumatra erinnern daran, dass wir in einer schmalen Meerenge sind. wir steuern Schon um 5 Uhr auf Deck, durch eine Unzahl kleiner, niedriger Inseln





3i.

Decemher.



hindurch,

mit reichster Vegetation

über-

wachsen, die Aeste der Bäume, die Lianen, fallen fast ins

Wasser,

— rechts

ist

auf einem

solchen Eilande ein Bungalow versteckt: ein alter

Lloydcapitan hat sich dort zur Ruhe

gesetzt,

läufiges

— links auf einer Anhöhe

ein weit-

Gebäude mit hoher Flaggenstange,

von der die französische Tricolore weht, ist die Residenz des Messagerieagenten.

es



Seegelboote, Frachtdampfer in jeder Grösse

und von

jeder Nationalität,

ihren braunen Ruderern, 66

Sampans mit

kommen

uns ent-

immer neue

gegen, rechts ecscheinen

Insel-

chen, links die Wharfs und Quais des neuen

Hafens; wir halten vor einem grossartigen

„Go-down" rasselnd

pore.

fällt

&

Firma D, Brand

der

der Anker ins Wasser,

—S

Co., i

n g a-

— Der Consul und gleichzeitig Lloyd-

agent Brand, der mit seinem

Robert

einem

Engler,

Compagnon fröhlichen

dicken,

jungen Frankfurter sofort an Bord

eilt,

über-

bringt mit einem grossen Postpacket recht

Der König von Siam,

traurige Nachrichten:

dem Biegeleben soll, reist

nach

am

4.

seine Creditive überreichen

Januar mit grossem Gefolge

dem Norden

zwei Monate

seines

fort, so

Landes und

bleibt

dass wir entweder den

ganzen Zweck der Mission, zu der ich entsendet, aufgeben oder in Singapore bis zum

März warten können!

Das

ist

speciell für

mich ein harter Schlag, da der Gesandte bald beschliesst, nach Bangkok um kurzen Aufschub der königlichen Expedition zu

tele-

graphiren, im Verweigerungsfalle aber mit

dem „Poseidon" nach Hongkong

weiter zu

fahren, von dort sofort nach Tokio. 67



Ich,

der ich nur

zur Creditiveüberreichung

Bangkog mitgeschickt in

bin, wüsste nicht,

diesem Falle beginnen, doch

in

was

bitte ich

um

Mitnahme nach Japan, wenn auch meine



Diensteseigenschaft erlischt.

Hiemit

ist

und nun Biegeleben ganz heisst es alle Vorkehrungen treffen, denn heute Nachts fahrt ein Dampfer der „Ocean Line" nach Siam morgen der „Poseidon" also für beid« Eventuanach Hongkong, Unser ganzes litäten muss gesorgt werden. Gepäck wird Harrison überlassen, der daseinverstanden,

,





selbe in die Stadt bringen wird; wir fahren

schleunigst die drei Meilen von

gar ins Consulat,

wo

Tangong Pa-

zahlreiche Briefe und

Zeitungen, mittelst der englischen Post früher eingelangt, unser harren, darunter ein Cigar-

Mutter.

Neujahrsgruss

mit

retenetui

Zu Johnston

&

von

meiner

Co., deren Director,

Engländer Namens Hooper, mir meinen Creditbrief sowohl nach Bangkok an ein junger

Sigg

&

Co.

Hongkong

als

an die Mercantile Bank in

ausstellt.

sichergestellt.



— Der Nervus rerum

ist

Sapieha muss, da in den 68

Ländern

Sr.

S^naesischen Majestät kein Pa-

piergeld coursirt, sein ganzes Gerstel in Mexi-

canern mitschleppen, so dass er der silbernen Last

fast erliegt.

— Dann

zum „Singapoream alten

Club", einem schönen, grossen,

Hafen gelegenen Hause mit hohen kühlen Sälen und Säulengängen. Hier wird ein üppiges Tiffin mit vorzüglichen Banana-Fritters



dann wieder an die Arbeit, eingenommen, zu John Little am Raffles Square um Cigarren, Conserven, Briefpapier etc. Zurück ins Consulat, wo aus den in einem niedrigen Räume aufgespeicherten Koffern alle Utensilien für

„evening dress" ausgepackt werden müssen, denn Brand hat uns zum Essen geladen und wir können in unserer leinenen Montur doch unmöglich erscheinen. Da versagt mir fast der Muth die Hitze ist in dem schwülen „Go-down" so ungeheuer, das Aus- und Ein-



:

packen aus den verschiedensten Koffern so entsetzlich heiss, dass Sapieha

und

ich,

in

Schweiss schwimmend und ganz übermannt, die Partie

aufgeben wollen (der Gesandte

war mit Brand und Frau 69

in

den botanischen

Garten gefahren, er hatte diener, wir leider nicht). 5

ja

einen

Kammer-

— Da erscheint um

Uhr Herr Engler mit einem Telegramm,

das ich zitternd aufreisse: ,,Der König von

Siam, Tschulalonkorn, hat seine Abreise aus

Bangkok

um einen Tag

verschoben, wird den

Gesandten daher noch empfangen können"



so depeschirt unser dortiger Consulatsgerent

Masius.

und

um

— 6

Hurrah, das gibt frische Kräfte,

Uhr

rollen Sapieha

und

ich in

einem geschlossenen Gharry zum Brand'schen Bungalow, dem sogenannten MaharadschaBungalow, an der Siranganstrasse hinaus. Das Haus heisst auch „Bidadare", Engelhügel; früher, als Brand,

der Daniel heisst, noch

unvermählt war, die „Löwengrube". Doch hinausfahren

und

zweierlei: wir rollen es ist

ganz

richtig

alle

ist

wohl über eine Stunde,

finster, der

Kutscher versteht nur

malayisch und kennt den



ankommen

Weg offenbar nicht

Augenblicke wird angehalten,

schliess-

einem grossen Garten eingekehrt und vor einem schönen am Hügel gelegenen Hause gehalten, kein Mensch zu sehen! Wir treten lich in

70

ein,

besichtigen die Zimmer,



leuchtet, aber l^er sind.

die

alle

be-

Ein chinesischer

Wort Da bemerken wir im

Boy, der endlich erscheint, spricht kein

— was thun?

englisch,

Speisesaal sechs Plätze gedeckt (also für uns

Hausleute und Engler), das stimmt;

drei, die

auf einem Kasten



gravirt

sicher

vom

am

das

ist

als

Monogramm

benimmt jeden

D. B.

Zweifel,

und

richtigen Orte zu sein, lassen wir

„Celestial" unsere Reisesäcke in die be-

reiten

Fremdenzimmer

tragen;

es

ist

eben

eine ganz verfluchte Geschichte, sich absolut

gar nicht verständigen zu können



beschämend für unser Menschthum!

Zimmern befinden

sich

recht

In den

unter den Divans,

deren Decken aufklappen, schmale Treppen,

welche

in

führen,

wo

darunter gelegene Badecabinets Je

ein irdener

Dimensionen, mit Wasser

Topf von gefüllt,

riesigen

zum Baden

Kaum sind wir im Frack, als Brand's und der Gesandte auftauchen; sie haben sich einladet.

Herren wechseln rasch Toilette, und um 8 Uhr sitzen wir an einem mit Blumen reizend geschmückten Tische und verzehren verspätet, die

71

6

ein wahrhaft lucullisches Mahl,



nur die

Temperatur ist trotz ununterbrochener Punkah etwas niederschmetternd. Nach Tisch verlassen wir das gastliche, mit vielem Geschmack eingerichtete Bungalow und fahren in den am anderen Ende der Stadt gelegenen deutschen Club ,,Teutonia", wo weit über hundert Reichsdeutsche und Schweizer zur Sylvesterfeier versammelt sind. Festtafeln, sehr viel Sect, sehr viele Reden, Biegeleben hält einen famosen Speech (man sieht, dass er Bonner Corpsstudent gewesen), viel Musik und Männergesang: „Deutschland, Deutschland über Alles", „Aennchen von Tharau"



u.

s.

w.

Zum

Schlüsse epatantes Feuerwerk,

um das Clubhaus versammelten Natives mit wahrem Geheul begrüsst. Gegen i Uhr Nachts führen uns die freundlichen Brand's zum Hafen und in ein Sampan, und in wenigen Minuten kraxeln von den zu Tausenden

wir die Schiffsleiter der ,,Hecuba" hinauf, eines kleinen,

schmalen,

ganz mit Cocos-

nüssen gefüllten Dampfers der „Ocean Line".



Der

bereits

anwesende 72

Musterdiener

!

Harrison empfängt uns mit der frohen Botschaft, die vier

Cabinen seien

alle

von

mesischen Prinzen besetzt, der Capitan

noch

— da

am ist

siasei

Land, also keine Abhilfe möglich, nichfs zu machen als ruhig zuzu-



ich schreibe noch einige Zeilen nach Wien, welche ein chinesischer Schitfsw^arten,

junge für einen Dollar Trinkgeld in einen singaporischen Briefkasten zu werfen verspricht, ein schottischer Maschinist versucht,

mich zu einem Whisky und Soda zu bewegen, ich endlich seinem total besoffenen Zu-

was

stande zu Liebe hinunterwürge, schliesslich

hüllen wir, noch immer in ,,evening dress",

uns

in Plaids, strecken

uns

am Oberdeck

auf

chinesische Liegesessel und schlummern^ bis

zum Tode mein

ist

Um

6

lichten

ermattet, erstes

4

Uhr Früh

Neujahr"

in

Das den Tropen ein

:

Uhr kommt der Commandant, wir Anker und dampfen langsam

Golf von Siam Die weiss

ihrem

,,

um

in

den

— wir schlafen ruhig weiter! angestrichene

hellblauen

,,Hecuba"

mit

(daher

die

Schornstein

Ocean-Line von Hold 73

&

Co. in Liverpool 6*

Dienstag i.

Jänner 1889.

„Blue Funnel Line" genannt wird)

ist

wohl

eines der ungemüthlichsten Fahrzeuge, die

im Meere geschwommen: Cabinen gibt es im Ganzen vier, eine erhält der Gesandte, eine zweite wird Sapieha und mir angewiesen, doch ist sie so schmutzig und ekelhaft und wimmelt dermassen von Ameisen und Schwaje

ben, dass wir sie nur als Repositorium fürs

Handgepäck benützen können,

— die

dritte

hat ein siamesischer Prinz inne, königliche

Hoheit Chowfa

Krom Khun

Narisranuwatti-

wongsa, der mit einem etwas englisch sprechenden Secretär und zwei anderen Begleitern

von einer Tour nach Mandalay, der alten Hauptstadt Burmas, zurückkehrt; er ist ein Bruder des Königs (der deren achtzig haben soll) und schreibt den ganzen Tag an einem Reisebericht. — Die vierte Cabine bewohnt ein amerikanisches Ehepaar, Mr. und Mrs. Nead aus Philadelphia, die wahren „Globetrotters", die in drei Jahren bereits zweimal um die Erde gefahren, von Slam noch nach Indien, nach Korea und Australien wollen; dabei sind die guten Leute schon an die Sechzig! 74

Die Badehütte Msst an Einfachheit und Unreinlichkeit nichts zu

Oberdeck,

wo

Liegesesseln

wir uns

wünschen übrig; am alle in leidlich

guten

haben

eine

niedergelassen,

Menge scheusslicher kleiner Köter, Eigenthum des sonst gutmüthigen Capitäns, ihren Wohnort aufgeschlagen und zeichnen sich durch einen merkwürdigen Grad von Zudringlichkeit

um

und dadurch

aus, dass sie rings

uns kleine Tümpel und Häufchen zurück-

Boys höchst selten wegzukehren belieben. — Die Kost ist elend, das Getränk noch mehr so, unsere Koffer sind unter einer vollen Schiffsladung von Cocosnüssen ganz unnahbar, dabei schaukelt und stampft das liebe Schiff wie besessen. „Was ist uns Hecuba?" frage ich den traurig und blass hingestreckten Chef. „Ein Greuel!" wird prompt geantwortet. Die chinesische Südsee, auf der wir lassen, die die chinesischen -



uns

seit

gestern befinden,



ist

nichts weniger

angenehm, kurze Wellen von Nordost heben und senken die verflixte ,, Hecuba" ununterbrochen, die Passagiere schimpfen und

als

75

Mittwoch 2.

Jänner.

fluchen,

und

die Cocosnüsse rollen

überall

umher. Durch energisches Auftreten wurde

Ladung gehoben und unsere Koffer auf Deck gebracht wurden: so können wir uns wenigstens umziehen.

veranlasst, dass ein Theil der



An

der Küste der Halbinsel haben wir eine

Reihe romantisch aussehender Inselchen passirt,



noch vor Kurzem von Piraten be-

wohnt, die

erst

lich vertrieben

der

durch die Engländer gänz-

wurden.

erblicken. Die Hitze Donnerstag 3,

Jänner.

Jetzt dürften

Menam-Mündung wohl ist

Auf dem Vorderdeck

wir vor

Land mehr wie immer horrend! kein

lagert

eine

Schar

siamesischer Bonzen, hagere, knochige Kerle,

das Kopfhaar vollständig

rasirt,

in safran-

gelben Mänteln drapirt, ganz togaartig, sie

kommen

auch aus Mandalay,



wo ihnen wo ihnen

das Reisegeld ausgegangen war, und

Prinz Naris unter die

— Mit letzterem

und

Arme

greifen musste.

seiner Suite suche ich

nähere Bekanntschaft anzuknüpfen; leider happert es sehr mit der Sprache, da ihr Englisch

recht mangelhaft ausfällt.

ich, dass der

König

BUm.HA

lerne

alle Winter eine grössere

76

^

Doch

Reise macht, immer mit kolossalem Gefolge, dass er dadurch sein ganzes Reich nach und

nach genau kennen

lernt,

mit den Provinzial-

Fühlung kommt, überall Fahrstrassen baut etc. Diesmal geht seine Tour nach Chayok, einem District im Nordwesten Siams, an der burmanischen Grenze, und behörden

in



dürfte er nicht vor 6

— 7 Wochen

Hauptstadt wieder eintreffen.

in seiner

— Prinz Naris

scheint Höllenangst vor seinem

erlauchten

Bruder zu haben, schmiert

an seinem

Berichte und rechtzeitig

ist

in grosser

fort

Aufregung, noch

anzukommen. Er und

seine Leute

sind klein, gut genährt, von hellgelber Haut-

Augen, entschieden monsie tragen die neue Hoftracht: weisser leinener Waffenrock mit goldenen Knöpfen und ebensolchen Achselschnüren; anstatt der Hosen ein weites buntes Tuch (Sarong), welches um und zwischen die Beine geschlungen bis zu den Knien farbe, geschlitzten

golischem Typus;

reicht

dazu

und an der weisse

Seite eingeschlagen wird;

Strümpfe

Schnallenschuhe und

und

schwarze

ein weisser, mit 77

Gold-

spitze verzierter

indischer Sonnenhelm.



Bei Tisch servire ich californische Pfirsiche,

Singapore von mir eingekauft sind, und lache über ihre erstaunten Gesichter; so was haben sie nie gegessen! Heute fahren wir im Golf von Siam, das chinesische Meer ist hinter uns und die ,,He-

die in

cuba" geberdet sich etwas weniger lebhaft.

— Wunderbar — wir liegen

schön sind hier die Nächte,

in unseren Stühlen in den kühlen Pujahmas (Nachtanzüge aus dünner Baumwolle oder chinesischer Rohseide) und

bewundern

den

glorreichen

Sternenhimmel, der licher leuchtet als

das

ist

im

viel

alten

tropischen

und deutEuropa dabei

heller

Thermometer auf 26



**

C. gesunken.

(Siam hat sechs Millionen Einwohner, theils Siamesen, theils

Laoten, theils

Chinesen,

und 21. Grad nördl. Breite und 96 106 Grad Östl. von Greenwich. Silberwährung: I Tikal 2 shill. 6pence, 5 Tikals

zwischen

4.



= Freitag 4. Jänner.



=

3 Mexic.)

Heute geht unsere Reise zu Ende nach 44tägiger Fahrt seit Triest! Die „Hecuba" 78

dampft schon Montag Abends wieder nach Singapore und berührt unterwegs Bang-tahphan an der Westküste; auch wollen die Neads mit ihr fahren, um die dortigen Goldminen anzusehen, Das Wasser wird be-



reits trübe;

grosse Strecken sind mit Seetang

bedeckt, die Maschine arbeitet mit halber



sich einige ganz von denen der König eine zum Sommeraufenthalte ausgewählt;

Kraft,

zeigen

östlich

kleine Felseninseln,

bald sollen die Arbeiten zur Errichtung eines Palais dort beginnen.

— Im Norden erscheint

schon ganz deutlich die flache Küste von Slam. Der Capitän

Wird zieht,

ist in grosser Aufregung: „Hecuba", die 14 Fuss Wasser im Stande sein, über die Barre zu

die

gleiten?

Um n

wasser, und es

schauen wir

Uhr ist

alle

ist

hier heute

Hoch-

bereits Mittag: ängstlich

mit Fernrohren und Feld-

stechern auf eine hölzerne Hütte, welche auf

einem winzigen Eilande dient,



dort

wohnt

als

Leuchtthurm

seit vielen

Jahren ein

Deutscher, der durch Flaggensignale die an-

laufenden Schiffe von der Passirbarkeit der 79

Barre in Kenntniss

setzt,

hier höchst

die

merkwürdigen, täglich sprungweise

sich än-

dernden Ebbe- und Fluthverhältnisse studirt hat und ziemlich genaue Tabellen über dieselben alle Monate verkauft, und zwar

den Spottpreis von der Hütte eine

— Hurrah! alle

i

Dollar.

Fahne mit

Da

flattert

um von

einer grossen 15

ruft der Capitän,

Hurrah! rufen

Passagiere: Volldampf voraus,



die

„Hecuba" schraubt sich ordentlich durch die Wellen; einen Augenblick knarrt es unter uns, die 15 Fuss müssen nicht ganz richtig sein, noch eine Anstrengung, und wir sind

Immer näher rückt das Festland; wir bewundern die dichten Wälder, die fast bis ans Meer herabreichen, um 3 Uhr fahren wir

drüben

in die

!

Mündung

des

Menam,

des „grossen

Flusses", ein und halten bald vor

Pak-nam,



einige ver-

rechts eine

Menge Hütten und

altete Befestigungen, links eine reizende Pa-

gode oder Wat, wie die Buddhistentempel heissen,

immer spitzer Thurm, blendend weiss

ein schlanker,

laufender

obere Theil feurig roth, 80



aus-

der

— dazu der dunkel-

grüne Hintergrund der Palmenwaldungen,

Um

es ist herrlich.



uns schiessen zahlreiche

Boote umher, Sampans Jeglicher Form mit halbnackten gelben Ruderern bemannt.

Pak-nam wurde jetzt

genügt eine kurze Visitation der

papiere,

In

der Zoll erhoben;

früher

Schiffs-

und wir dampfen wieder weiter

stromaufwärts.

— Eine weisse Dampf barkasse

mit der königlichen Flagge, blau mit einem

gelben Elephanten,

kommt uns entgegen, und ist zum Empfang der

wir glauben zuerst, es Gesandtschaft.



Doch

nein, die Barkasse

hat zwar gewendet, holt uns aber nicht ein.

— Der

Menam

wie die Donau

wird immer enger, bei

Budapest,



— etwa

es

wird

dunkel; der dichte Jungle der Ufer wird unsichtbar; da tauchen zu beiden Seiten

Tau-

sende und aber Tausende von Lichtern auf,

— Lärmen, Schreien, Gongs, Singen, Trom—

die Kette fällt in meln erfüllen die Luft, den Fluss, wir sind in Bangkok, dem Venedig Ostasiens 8 Uhr Abends. Unser



Consulatsgerent Herr M., ein

Compagnon

des leider in Europa abwesenden tüchtigen 8i

Honorarconsuls Kurtzhalss, und ein

riesig

dicker Siaraese, der „Introducteur des

bassadeurs",

kommen

Am-

an Bord und führen

uns in einer Dampfbarkasse ins OrientalHotel, einem erst kürzlich errichteten grossen

Gasthof,

wo im

ersten Stock ein Louis

XV.-

Salon nebst Schlafzimmer für den Gesandten

und zwei Zimmer tium

Hall",

wo

minorum gen-

für uns dii

hergerichtet sind.

— Die ,,Ambassadors

fremden Gesandten wohnen, v. Hofer und Graf

alle

auch Baron Schäffer, Herr

wegen weisser Ameisen, Terwir müssen unbewohnbar sein, daher, natürlich auf Kosten des Königs, im Zaluski, soll



miten, jetzt

Hotel absteigen,

wo mehrere

die

einige

Wagen

noch

und

mit rothlivrirten Kutschern zu

unserer Verfügung stehen. fährt

dienstbare Chi-

erwähnte Dampf barkasse

nesen,

zum



Der Gesandte

Minister des Aeussern,

dem

Prinzen (Krom Luang) Devawongse, Varoprakar, einem Bruder des Königs,

um



die

ich morgige Ceremonie zu besprechen, bewundere die ungezählten Bewohner meines Zimmers, Mosquitos gross wie Elephanten 82

Die Königin von Siam.

Der Koni" von Siam.

schwirren in der Luft,

— am Boden huschen

mehrere herzige Mause und eine Monstre-



herum, im Bette ruhen ein halbes Dutzend Riesenschwaben, an den Wänden laufen fusslange grüne Eidechsen und pfeifen sanft, sie heissen Tokh-Keh und fressen die Mosquitos. Letztere bringen sogar den phlegmatischen Harrison aus seiner Ruhe, er klopft leise an meine Thüre und fragt: ratte







„Beg pardon,

Sir, are

mals with a long dangerous, Sir?"

tail

those fourfooted ani-

hanging on the walls

— „No", — brülle

ich zu-

rück, „they are peculiar to, and the pride

of this lovely country!"

Mitternacht



33*^

Celsius!!

Vom

frühen Morgen an werden die Vor-

bereitungen für das grosse Ereigniss getroffen.

— Die verlötheten Blechkoffer werden mühsam aufgeschnitten, darin ruhenden Uniformen geputzt und gebürstet, — die

sorgfältig

Sapieha, der keine mitgebracht, verbreitet die Nachricht, die seinige sei unterw^egs in

Verlust gerathen.

Ein langes Schreiben an

den Prinzen Devaw'ongse wird auf Englisch 83

Samstag 5-

Jänner.

(die hiesige diplomatische Sprache) concipirt

und abgeschrieben, auch an der Ansprache des Gesandten noch gebessert und gefeilt.



Gegen 4 Uhr sind wir fertig und rücken feierlich und schwitzend ab. Im erstenWagen, an dem die rückwärts hängenden Hoflakaien in rothen Röcken, weissen Handschuhen und barfuss vornehm aussehen, sitzt Baron Rüdiger in Diplomatenuniform, mit Orden beihm gegenüber der Oberceremoniendeckt, meister und unser Introducteur des Ambassadeurs Phya Smud Buranurahse, Gouverneur von Paknam, beide in Gala, d. h. in



goldbrocatenen Gehröcken, blauen Sarongs,

den gelben und rosa Bändern des Elephanten-

und Kronenordens, den indischen Helm auf

dem

Kopfe.



Im zweiten Wagen

bin ich,

auch in Uniform, die kaiserliche Accreditive haltend, neben mir Sapieha im Frack, gegen-

über Herr M. mit gesticktem Hemde,

sil-

berner Uhrkette und schwarzem Melonhute!

Nach halbstündiger Fahrt durch

staubige

Strassen passiren wir die die königliche Re-

sidenz

umgebenden Mauern und

steigen vor

tmW-

.111 i!-;;ii| |,j, ,1

Haupteingang

ins königliche

Palais.

einem prächtigen, mit dem vergoldeten

sia-

mesischen

Wappen

Zu beiden

Seiten Hunderte von Zuschauern,

verzierten

Thore

aus.

die nach der hiesigen guten alten Sitte flach

am Bauche wir sind

in

liegen.



Einige Schritte und

einem Riesenhofe, ringsum grosse in Renaissance, halb im chine-

Gebäude halb

sischen Pagodenstile,

vorne das imposante

Palais mit schöner Einfahrt

und zwei präch-

tigen Bronzeelephanten als Wächter.

— Alles

weiss angestrichen und die zahllosen

Thürme

und Thürmchen vergoldet und geschnitzt, rechts und links salutiren die ganz europäisch ausgerüsteten Truppen, theils ,, Garde du Corps", theils Linie, theils Marine-Infanterie, in rothen, weissen, die letzten in

formen,

— nur

für

blauen Uni-

Schuhwerk muss das

sia-

mesische Aerar keine grossen Auslagen haben.

— Die

aufgestellten Militärcapellen spielen

Volkshymne, und zwar sehr gut und correct. Der feierliche Aufmarsch durch eine Allee mit sonderbar zu-

die

österreichische

gestutzten

Bäumchen zum Hauptportal

zu,

zwischen die präsentirenden Ehrenwachen

hindurch, hinter diesen überall das Volk auf

dem Bauche

liegend,



ist

überwältigend

wohl werth. In der Eingangshalle, deren Wände mit Waffen geziert sind, empfangen uns Prinz Dewang, wie Devawongse von den Europäern genannt wird, der Kriegsminister und ein Schwärm von Kämmerlingen und Hof beamten, alle in prachtvollen gold- und silberbrocatenen Röcken, weissen Strümpfen und Schnallenschuhen. An einem langen Tische wird uns deliciöser hellgelber Thee und Cigarren gereicht, wir müssen Namen und Titel in ein schön gebundenes Album eintragen, dann und

die lange Reise



geht's einige Stufen links hinauf,

den Seiten

teln gekleidete

waffnete

wo

zu bei-

Mänund mit langen Lanzen be-

kleine, schwarze, in rothen

Buben Wache

halten, durch einen

prächtigen, ganz mit Oflicieren und Höflingen gefüllten Saal hindurch in ein geschmackvoll

eingerichtetes Boudoir,

stehend erwartet. sant, intelligent

Er

ist

wo

uns der König

eine höchst interes-

und sympathisch aussehende

Erscheinung, mittelgross, schlank, mit sehr 86

Königlicher Palast in Banokok.

unnsaal im

kiuiiuliclicn

l'alastt,-.

gewinnenden Zügen. Das kurz geschnittene Haar und der kleine schwarze Schnurrbart die Zähne im Gegensind sehr gepflegt,



satze

zu allen seinen Unterthanen blendend

weiss, dabei in seinem blauseidenen anliegenden Waffenrock, dessen Kragen und Manschetten mit Gold gestickt sind, dem blauseidenen Sarong und ebensolchen Strümpfen,

mit fesch

dem Bande und

elegant.

des St. Stephans-Ordens,

An

der Brust des ungefähr

34 jährigen Chulalonkorn haften einige Sterne seiner eigenen Orden, darunter jener der ,,Neun Edelsteine" mit ganz kolossalen Ca-

bochonrubinen und einem immensen Diamanten.

Biegeleben hält seinen englischen

Speech und überreicht ihm sein Creditiv, das der König selbst (dies

ist

der erste Fall) per-

übernimmt und dann an Dewang Mit klangvoller, lauter Stimme weitergibt. antwortet der König auf siamesisch, obwohl er englisch geläufig sprechen soll, und Devawongse verdolmetscht: „Er freue sich dieses neuen Beweises der Freundschaft Seiner Apostolischen Majestät und hoffe, Baron Biegesönlich



87

7

leben werde die

guten Beziehungen noch

mehr

befestigen.

heit

pflegen

und

Die Anwesen-

des Erzherzogs Leopold, der ihn vor

Kurzem auf

der Fasana' besucht, habe ,

ihm

sehr geschmeichelt, er sei der erste Habs-

ihm gekommen. Auch habe den auf der Reise nach Europa befind-

burger, der zu er

lichen Prinzen Sai Sani

Dhwongse

beauftragt,

Seiner Majestät zu seinem Jubiläum nach-

und ihm den höchsten an Nichtbuddhisten verleihbaren Orden, den Nun Mahadakrki-Orden,zu überbringen." wurden wir vorgestellt, über unsere Reisen u. s. w. befragt, und nach etwa 20 Minuten hatte die feierliche Audienz ihr Ende. Drei tiefe Verbeugungen, der König reicht uns allen die Hand, wieder durch das Spalier von brocatenen Kämmerern, wieder über den Riesenhof, die Wachen präsentiren, die Musik spielt „Gott erhalte", und wir sitzen wieder im Wagen und wischen den Schweiss von der Stirne. Es war grossartig, an bunter Pracht wohl sonst nirgends erreichbar! Aber träglich zu gratuliren







heiss!



88

Wir speisen

in

einem

kleinen für uns reser-

Zimmer,

virten

zwar

reclit

Menü

ist

und

gut, das

französisch,

und der chinesische Koch muss von einem europäischen in seine

worden

weiht

Auch

die

reichlich, Eine Frau des Königs.

Creme de Cacao. Zimmer

das ganze

Meister

Künste einge-

Weine

sein.

sind

Rheinwein,

Bordeaux und Sect, dazu eine vorzügliche

— Mit sich

dem

langen, durch

hinziehenden Fächer,

ist die Hitze erträglich; wehe aber, wenn der vor der Thür sitzende chinesische Punkah -Wallah, der mit einer Schnur den Fächer in Bewegung hält, einschläft Das wird dann fürchterlich! Der uns zugetheilte Phya

Punkah,

!

Smud

ist

ein sehr geriebener, gescheidter,

wenn auch etwas der sich

einfältig

aussehender Kerl,

vom niedersten Ursprung zu grossem

Reichthum und Ansehen emporgearbeitet;



der erste Fall einer Adelserhebung, besitzt

in

Compagnie

dem

mit

er

Prinzen

Dewang bedeutende Reisschälfabriken und exportirt riesige Mengen Teakholz, seine lächerliche Körperfülle

in

ist

ganz Slam be-

rühmt. Sonntag 6.

Jänner,

Vor

5

Uhr Früh fahren wir

kleinen Dampfbarkasse den

in

Menam

unserer hinauf;

von allen Seiten schiessen lange sogenannte Hausboote hervor, mit einer geräumigen Ca20 auf venezianibine versehen und mit 8 sche Art stehenden Ruderern bemannt, hunderte und aberhunderte solcher Boote sammeln sich vor dem königlichen Landungsplatze, wo die Hofboote warten mit reicher die NaVergoldung und 40 Ruderern, tionalflagge, weisser Elephant im rothen







Felde,

und

Elephant

in

die

königliche Flagge,

blauem Felde,

Masten und Stangen. lässt

man uns

flattern

gelber

von

allen

— In unserer Barkasse

nicht bleiben, führt uns durch

verschiedene Paläste

hindurch,

wachen vorbei zu einem 90

an Ehren-

riesigen Pavillon,

Könisliche Boote

am Menam.

der mit Honoratioren, Prinz Spitze, gefüllt

goldet,

werden

Dewang an

der

Monstresänften, ganz ver-

ist.

mit rothen sammtenen Vorhängen,

darinnen

vorbeigetragen,

Prinzlein und Weiblein,



hocken Soldaten

die

präsentiren, ein schwindsüchtig aussehender

schwedischer Officier ruft unverständliche

Commandolaute,

Bande spielt eine Art Kanonen donnern, und pfeilschnell fahren die 40 Ruderer des königlichen Bootes den Strom hinauf, alle die

siamesischer Volkshymne,

anderen nach,



das

Gefolge

über

soll

10.000 Personen betragen. Durch geschicktes

Arrangement hat man uns gehindert, König und Königin zu sehen. Dewang und Phya Smud überströmen von Entschuldigungen; den Grund hiezu können wir aber nicht er-



rathen.

— Bei

der Rückfahrt ins Hotel

fin-

den wir den Fluss aufs Neue und auf ganz andere Art belebt,



es

wird der Markt ab-

gehalten. Tausende von Kähnen sind mit Waaren, Fleisch, Gemüsen, Obst,

mit feilschenden Hausfrauen gefüllt,

schwimmt,

ein grosser Theil der 91

theils theils

— Alles

Häuser

ist

auf Flössen gebaut, die zu beiden Seiten des

Menam

verankert liegen; die Seitenstrassen

bilden Canäle,die sich nach allen Richtungen

verzweigen

und von unzähligen Brücken

überspannt werden. Ueberall wimmelt es von Booten, von Kähnen, von Barkassen, da der ganze Verkehr auf In

Seelentränkern

fast

dem Wasser stattfindet.

huschen gelbgekleidete

Bonzen herum, ihre tägliche Nahrung zu erbetteln; zu Hunderten sehen wir diese ehrIm Wasser würdigen Buddhapriester. selbst baden und schwimmen Kinder jeder Grösse und jeden Alters und scheinen sich wenig vor den Krokodilen zu fürchten, deren schwarze, gepanzerte Köpfe hie und da emDabei blitzen und glitzern portauchen.





die bunten, mit Majolica verzierten

Thürme

der zahllosen Tempel, und die üppigen Aeste der dunklen

Wasser soll

ein.

Bangkok

Tropenbäume tauchen tief ins Gegen 600.000 Einwohner



enthalten, nach anderen Quellen

sogar eine Million,

wovon über 100.000 Ein-

wanderer aus dem Reiche der Mitte, deren gelbe,

magere, bezopfte Gestalten überall 92

MÜNZEN AUi

zwischen den kleineren bräunlichen Siamesen mit ihren kurzgeschnittenen schwarzen Kopf-

haaren nicht gerade vortheilhaft auftauchen.

Kinder beiderlei Geschlechtes tragen neunten oder zehnten Jahre

dung

bis

zum

als einzige Klei-

Form

eine kleine Metallplatte in

eines

Feigenblattes mit seidener Schnur oder Silber-

kettchen

um

die Hüften gehängt,

— bei Rei-

cheren sind die Plättchen aus Silber mit ein-



gehämmerten Goldornamenten.

Strassen

sind hier eine Erfindung der neuesten Zeit,

da

erst der jetzige

König solche nach

allen

Richtungen angelegt und sogar mit Tramways versehen hat, die aber ausschliesslich

Volke benützt werden. ziehen wir den

lich,

Wenn

irgend

Wasserweg

dadurch dem kolossalen Staube nose"



entgehen.

wie Phya

Smud

— Chulalonkorn

vor, da wir („dirt in the

täglich ist

hältnisse ein sehr aufgeklärter

vom mög-

erklärt)

für seine Ver-

Monarch, wohl

der Tüchtigste seiner Landsleute: er hat zu-

von allen siamesischen Königen sein verlassen und Singapore, wo er einen bronzenen Elephanten stiftete, sowie Cal-

erst

Land

93

und Bombay besucht, wo er europäische kennen lernte. Sein ganzes Land wurde mit Posten versehen, und er zahlt cutta



Civilisation

jährlich über 36.ooo Tikals darauf,



die

Telegraphenlinien gehen bis Laos, und mo-

mentan ist Sir Andrew Clarke, der frühere Gouverneur der Straits Settlements, mit der Tracirung einer Eisenbahn bis Tseng Mai (500 englische Meilen nach Norden) beauftragt, wobei der vom Könige selbst aufgesetzte Vertrag

diesem völlig

freie

Hand

bei

der Vertheilung der Arbeiten vorbehält. Das flach auf

dem Bauche

liegen bei

dem

Er-

scheinen der Majestät, das bisher de rigueur

war, hat Chulalonkorn aufgehoben, und wird

Chawfas gegenüber nach und abgePhyas nach und schafft. Es herrscht allgemeine Wehrpflicht, diese früher allgemeine Sitte den

doch

in der

die stehende

Form Armee

einer Art Miliz,

während

ziemlich schwach

ist.



Die Truppen sind nach englischem Muster uniformirt und disciplinirt und werden von

europäischen Officieren unter Leitung des

Majors Walker

vom Bombay-Contingent 94

be-



den nächsten Tagen erwartet die Ankunft von 280 Walers, Pferden ausNew-South Wales, welche für die Garde-

fehligt.

In

man

cavallerie bestimmt sind, da die hiesigen stämmigen und sehr flinken Ponies (meist Falben) zwar sehr resistenzfähig, aber allzu klein sind. Eine hässliche Sitte ist das Betelkauen, das von allen Siamesen ohne Ausnahme betrieben wird. Etwas geriebene Betelnuss, etwas Kalk, noch einige





Ingredienzien sauber in ein Blatt der Areca-

palme gewickelt, das wird den ganzen Tag in den Mund gesteckt, sogar die Königin kaut, und als kürzlich die längere Zeit in Europa gewesene Frau des Gesandten Prinzen Prisdang zurückkehrte, wurde sie förmlich gezwungen, diese siamesische Unsitte wieder aufzunehmen. (Uebrigens wurde auch Seine Hoheit auf sechs Monate in ein feuchtes, un-



gesundes

Europa zu ist

Gefängniss gesteckt, viel

weil

er

in

Geld ausgegeben hätte! Jetzt

der frühere Botschafter Postmeister von

Bangkok!)

Mund

Ekelhaft

der

ist

dunkelbraune

jedes Siamesen, aus dessen 95

.

Winkeln

Sauce

scheussliche

die

herabsickert,

und

überall auf den Strassen erinnern grosse röthliche Patzen

und Flecke an

diese übrigens

auch bei allen Malayen übliche Gewohnheit.

Der uns zugetheilte Phya Smud kaut merkwürdigerweise nicht, dafür raucht er von früh bis nachts starke Cigarren und trinkt fortwährend Thee, den ihm sein Leibsclave grossen Kanne nachträgt. — Auch der König hatte beim Empfang einen Nachmittags fahren wir zum reinen Mund. Wat-Sakhet, einem der höchsten Tempel stets in einer



Bangkoks; nicht ausgebaut, macht der

Form

eines babylonischen

in der

Thurmes geplante

Wat, der schon theilweise

zerfällt,

einen

— Herrlich dafür der Blick auf die Stadt, — soweit das Auge reicht wüsten Eindruck.

ist

Häuser und Tempel, theilweise

in dunkles

Grün

der Sonne

verhüllt,

überall

die

in

blitzenden Canäle, und mitten hindurch, wie eine silberne Schlange, der

um

den

Wat

nungen der

Menam.

— Rings

liegen die ausgedehnten Priester,

die

in

ihren

Wohgelben

Mänteln recht würdevoll herumhocken. An96 ELTHURM

WHATiEKHET

stossend

ist

der Begräbnissplatz,

wo

nach

den verschiedenen Classen unserer Pompe funebre die Leichen mit

mehr oder weniger

Luxus verbrannt werden.

— Das\'erbrennen

eines Grossen kostet viele

Tausende von Ti-

kals, die

nigs

Cremation des letzten zweiten Kö-

(diese

Institution

ist

seitdem

einge-

gangen) erforderte vor zwei Jahren sechs

Monate Vorbereitung und mehrere Millionen Tikals



ein Prachtbau aus edlen Hölzern,

^

vergoldet und versilbert, mit den schönsten

Schnitzereien und Bronzearbeiten wurde in Gegenwart der ganzen Bevölkerung und des Hofes, sowie des zufällig anwesenden Ge-

sandten Grafen Zaluski angezündet.

— Alle

Monate schickt der König Holz, um die Armen zu verbrennen; doch reicht das nicht hin, und in einem reservirten Räume sehen wir die Leiche eines Bettlers von Dutzenden riesiger Geier zerreissen, einige Bonzen bilden die Wache, und auf allen Bäumen, sowie auf den Mauern sitzen und warten die scheusslichen Vögel auf frische Nahrung,





der Anblick, wie zwei solcher Bestien ein 97

E 2 m STEfAPfL

Knie des armen Teufels auseinanderrissen und heissgierig verschlangen, wird wohl nicht so bald von uns vergessen werden! Abends Diner um 8 Uhr bei Consul M.,



wir erscheinen

,,in

dress"

und finden

die

Gesellschaft (den Herrn Consulatsgerenten

mit seinem Commis, den Apotheker

Frau

u.

Jacken

!

s.

w.)

in

Es war zu komisch

bei mörderischer Hitze!

Montag 7.

Jänner.

!

Dann

und

leinenen

ihren weissen

ein

Whist





wir sitzen und schmieren, dass Posttag, dasWasser herunterläuft, Berichte ansWiener Ministerium des Aeussern, Noten an das hieMein sige auswärtige Amt, Privatbriefe.



und das

Bombay

Zimmer

ist

leider in

ungenügender Masse gekaufte blaue in ganz Bangkok ist kein

die Kanzlei,

Papier geht aus, ähnliches

Um

2

in



aufzutreiben!

Uhr dampft unsere

Hol's der Teufel! geliebte

„Hecuba"

nach Süden und auf ihr die Philadelphier Nead und ein rothhaariger amerikanischer Zeitungsscribbler, Frank G. Carpenter.

Nachmittags Besichtigung des gelegenen Wat-Tschong,



am Menam

wohl einer der

W'hat-Pra-Kaow (Bangkok).

schönsten Tempel Slams die Hofe, die Thore, ;

monumentalen Gänge, besonders der in der Mitte befindliche Hauptthurm (Pratschedi), sowie die letzteren umgebenden Dutzende von kleinen Thürmen, Alles ist in den buntesten Farben und Mustern mit glasirten Ziegeln, Majolicatellern und gebrochenen chinesischen Tassen belegt. Das blitzt und glänzt in der Abendsonne ^vie ein Auf halber Hohe des Pratschedi Märchen. bewundern wir die dunkelrothe Sonnenscheibe, die plötzlich, wie immer in den Tropen, verschwindet und die Stadt ohne Unten, in Zwielicht im Dunkeln lässt. die





einem Tempelvorhof, spielen eine Menge junger Buben Ball, aber mit den Füssen

I

Unglaublich geschickt wird der Ball mit

dem

nackten Fusse aufgefangen und an den nächsten

Spieler

Gigerln von

immer

weitergeworfen.

Siamesische

hohem Range gehen

nie allein

Heer von BegleiHeute abends tern, Dienern, Sclaven. Dewangs im ,,Orienspielt ein junger Secretär tal"" Billard, und die Treppen, Hallen und

aus,

folgt ihnen ein



99

Veranden des Hotels sind auch von einem

Schwärm

seiner Leute überfüllt, die an allen Orten liegend oder sitzend ihren Herrn erDer junge Herr ist übrigens ein warten.



Flegel,

— beim

Empfang bot

er

mir seine

gehorsamsten Dienste an, jetzt grüsst er nicht einmal,

warum?!

Ins Hotel zurückgekehrt, rauche ich ge-

mächlich auf der Veranda eine Cigarre,

als

mir der Wirth die Mittheilung macht, die

Schwalbe" vom Norddeutschen Lloyd sei ,,Ja, aber ,, Freut mich!" ein Oesterreicher ist darauf gewesen!" „Freut mich !" „Der Österreichische Baron ,,

angekommen.











kennt Sie aber, er Excellenz!"

ist

jetzt

oben bei der

Da weicht mein Phlegma,

ich

und finde bei Biegeleben meinen alten Bekannten Baron Richard Poche, den ich zuletzt bei einem Diner bei Hofrath laufe hinauf

V.

Winterstein in

Wien

vor seiner Weltreise

gesprochen! Ein zufälliges Zusammentreffen

Bangkok kommt kaum alle Tage vor! Poche war über Amerika, Yellow Stone, Yosemite u. s. w. nach Japan, dann über in

100

Shangai nach Peki-ng und zur grossen Mauer hatte hierauf

gereist,

von Canton aus die

Philippinen, Singapore und einen Theil Javas

gekehrt,

wieder

zurück-

sein Erstaunen gross,

im dor-

Singapore

nach

besucht;

war

tigen Singaporeclub

meine Visitkarte an der

Tafel zu finden, — und lieh folgte er

so schnell als

mög-

/

^^v.,

>

|tVj,

U—V^^^^

uns in der „Schwalbe" und

bedauerte nur lebhaft, den König nicht mehr erreicht zu haben.

wenn auch

neuen, fährten.

— Er

ist

So haben wir denn einen leider etwas tauben Geein seelensguter Kerl und

ganz unempfindlich für die grossen Hitzen. Zu seinem grossen Aerger wird Sapieha

von mir zum Besuchmachen gepresst; auf der Barkasse suchen wir die fremden Vertreter

heim, die ausnahmslos

schöne, grosse

genannt, besitzen. die ihnen

am

Flussufer

Compounds, auch Campongs Es sind dies Reservate,

vom Könige angewiesen

Europäer sonst

in

sind, da

der Stadt keine Häuser

bauen dürfen. Das bei Weitem beste Bungalow mit grossem Amtsgebäude hat der englische Charge d'affaires E. B.

Gould

(der

iNDb

FRAU

—^~

Dienstag S.Jänner,



-

^^

neue Resident Jones

ist

aus Philippopel noch

und dessen Viceconsul E. H. French. Der Franzose Graf Kergaradec, von seinen Forschungsreisen den Mekong hinauf berühmt, ist mit seiner hübschen Frau leider auf Urlaub und wird nur schwach durch die Herren E, Lorgeon, F. Chalant und Charles Hardouin vertreten. Auch der nicht eingetroffen)





amerikanische Generalconsul Jakob ist verreist,

und

sein Neffe, C.

J.

Child

J.

Child, der

hier die Advocatie ausübt, leitet das

Dafür

ist

Amt.

der Portugiese, Fregattencapitän

Frederico Antonio Pereira, ein charmanter

Mensch, der uns in

als einzige

Merkwürdigkeit

— Glas-

seinem netten und kühlen Hause

fenster zeigt!

Auch

Wohl

ein

Unicum

die Deutschen haben

Siam!

in

noch einen

etfec-

tiven Repräsentanten, den liebenswürdigen

Ministerresidenten

Kempermann, nebst dem

Referendar Friedrich Flügge und

dem

Diatär

Premierleutnant E. Meissen, einem Bruder

meines alten Arztes

in Falkenstein a.

Taunus.

Alle anderen Mächte haben hier nur Honorar-

consuln, so Italien, dessen Ministerresident 102

in

Shanghai wohnt, den Kaufmann H. Sigg

(bei

dem

Herrn

ich accreditirt bin),

Holland einen

Schweden den Holzhändler Chr. Brockmann, und wir selbst J.

C. T. Reelfs,

Herrn M. Nachmittags fährt Phya Smud den Gesandten und mich zum Wat Po, einem weitläufigen, mit vielen Höfen versehenen Tempel gegenüber demWatTschong. Die prächtigen

Thürflügel des

Hauptgebäudes, aus

Ebenholz, mit der ganzen Buddhalegende aus Perlmutter eingelegt, übertreffen an Schönheit der

Zeichnung und Präcision der Aus-

führung

ähnlichen

alle

europäischen



Ar-

wahre Meisterwerke. Auch der berühmte liegende Buddha, der i6o Fuss lang, schwer vergoldet ist und Unsummen gekostet haben soll, hat die riesigen Fuss-

beiten; es sind

sohlen mit ähnlicher Arbeit verziert, die auch prächtig,

wenn auch

wie die Thüren,



nicht so vollendet sind

einem grossen, mit

In

Felsblöcken umgebenen Teiche, mitten im

Tempelgarten, Krokodil



ist

ein

ein

etwa

Wächter io3

15

Fuss langes

holt

Stück

ein 8

Schweinefleisch als Köder und einen festen

und bald hat der Gesandte das Unund zieht mit unserer Hilfe das Biest halb aus dem Wasser, wobei er fast selbst in den weitgeöffneten Rachen fällt. Ein Krokodil an der Angel zu haben ist Strick,

thier gefangen

jedenfalls

originell,

ebenso die zolllangen

rothen Ameisen, die einen combinirten Angriff

auf uns ausführen und uns sofort in die

schmählichste

Flucht

jagen.

beissen auch wie verrückt.

Die Thiere

— Während dieser

Episode hat Sapieha mit Poche den katholischen Bischof besucht und kehrt lieblichen

jeder

um

3o Tikals ärmer zu uns zurück.

Besonders Poche kann diese milde Spende nicht verschmerzen!

Abends

fährt Biegeleben zu Prinz

der seine Empfangsstunde von g hat(!); wir drei

Dewang, lo Uhr



überfallen ein japanisches

Theehaus, wo einige nette herzige Musmehs guten Thee serviren und originelle Lieder mit Guitarrebegleitung singen

— leider ver-

Wort der lebhaft geführten Conversation; die Mädchen sind propre, gestehen wir kein

104

schmackvoU

gekleidet,

lachen

über Alles,

auch über uns, und halten uns offenbar Besten.



besteht,

ist

Worin

zum

die Frozzelei eigentlich

aber für uns unergründlich!

Frühe fahren wir zu Wagen den wohlbekannten Weg ins Palais, ein

In aller bereits

mit grossen Mauern und Gräben umgebenes Stadtviertel, in

welchem nebst dem königund KaserHunderte von Häuser und

lichen Palaste, den Ministerien

nen noch

Läden links,

viele

stehen.



Die Theehauser bleiben

ebenso verschiedene Spielhäuser,

Tag und Nacht

hazardirt

wird,



wo

rechts

passiren wir einige schöne, in umfangreichen

Gärten gelegene Bauten, darunter die für uns sagenhafte ,,Ambassadors Hall",

wo

alle

unsere Vorgänger, zuletzt Erzherzog Leo-

pold mit den Officieren der bergt wurden. ist

,,

Fasana", beher-

Ausserhalb des Schlosshofes

das siamesische Nationalmuseum, das viel

Interessantes

enthält,

alte

Waffen, schöne

Bronzearbeiten, Modelle von landesüblichen

Häusern und Booten, Modelle der grossen Galagondeln, auf denen der König die Wats

Mittwoch 9-

Jänner,

besucht, schwarzes Porzellan, mit rothen und

gelben sitzenden Buddhas geziert, zahlreiche

Bäume

dünnem Gold

aus

oder Silber, Tribut-



spenden der Laosvölker, die 6 8 Fuss hoch sind, dann Mineralien und einige schlecht



ausgestopfte Thiere. Hierauf werden die weltberühmten weissen Elephanten vorgeführt, die aber schmutzig drap, also bräunlich,

nicht weiss

12 Fuss hoch



sind,

und

der

grösste

ist

ein schon recht ehrwür-

diger Geselle, da er nach Aussage seines

hout über 120 Jahre

alt

sein soll.



MaNett

zusammengeknüpfte Grasbündel werden als Futter vorgeworfen und anstandsvoll geöffnet und verzehrt. Von der angeblichen göttlichen Verehrung der weissen Elephanten war nichts zu bemerken. Anstossend an das ist

der

königliche

Hoftempel,

Tempelbezirk derW^elt.

reichste

Pra-Kao

ist

Museum

wohl der Im Wat-



eben buchstäblich Alles vergoldet

— wo man hinsieht erheben

sich Pratschedis

und Dagoben und Wandelbahnen, die in der Sonne glitzern und blenden, der Haupt-



tempel

ist

von oben

bis 106

E.UFANT

unten vergoldet, der

Fussboden auf

dem

aus^

goldähnlichem Cuivre

poli,

sehr überladenen Hauptaltar,

wo

zahlreiche Petroleumlampen inmitten dieser

Pracht unliebsam auffallen, der smaragdene

Buddha, wohl aus Smaragdwurzel oder Jade.

— In vielen Pavillons sind Meisterwerke der aus

Wat-Po bekannten Ebenholz-Perlmutter-

technik,

überall

Marmorstatuen,

stehen



an

Bronzeelephanten,

alle Pratschedis

sind

Hunderte von kleinen Glocken gehängt, die Ein im Winde unausgesetzt spielen.



grosses Steinmodell des

Angkor Wat

(an der

Grenze von Cambodia) erfüllt uns mit Bewunderung. Ein Jammer, dass die drei-



wöchentliche Elephantenreise dahin für dies-

mal wenigstens unmöglich

ist.

Graf und

Gräfin Bardi v^aren voriges Jahr dort; auch

Baron Brenner hat die Strapazen nicht gescheut.

Wir

bliothek,

besichtigen die etwas leere Bi-

dann

die

Prunkgemächer des Pa-

Trotz der präsentirenden Wache (etwa 50 Mann) sieht der grosse Schlosshof recht einsam aus im Vergleiche zur Pracht und

lastes.

zum Prunke

des Empfangstages. 107



Der

rie-

sige

Thronsaal mit prächtigen Lustern,

chem vergoldeten Thronsessel und

rei-

vielen

Goldbäumen, der Salon mit den Bronzebüsten aller europäischen Souveräne und den Oelbildern siamesischer Könige, das hübsche

Boudoir mit Emaux, Porzellan und Boulearbeiten, sowie der imposante Berathungs-

dem Prachtporträt des Oberbonzen von Siam sind im reichen Renaissancestile, der siamesische Thronsaal aber in Roth und saal mit

Gold halb siamesisch, halb chinesisch. Weiter stromaufwärts liegen die weitläufigen Paläste des letzten zweiten Königs, die ganz zerfallen

gen

für

die

und nur mehr

als Stallun-

schwarzen Kriegselephanten

dienen; einer von diesen erreicht die respectable

Höhe von

i3 Fuss.

— An

den seligen

zweiten König erinnert auch noch die Flotte, welche, aus einer Anzahl schön weisser Ka-

nonenboote bestehend, im liegt.

Seine

Majestät

Nr.

Menam II

verankert

war oberster

Marinechef, dessen sehnlichster

Wunsch

es

war, mit der siamesischen Escadre eine Fahrt

nach Singapore zu unternehmen. io8



Doch

ist

Wunsch

dieser

gegangen; so

oft

nie

leider

auch

er

zu

Straits- Settlements

in

Erfüllung

auslief,

um

die

immer

erreichen,

kehrte er unverrichteter Dinge heim, eine

Havarie, Kesselbruch stets,

u.

s.

w. verhinderten

an das heissersehnte Ziel zu gelangen!

Dies erinnert übrigens an den ägyptischen

Admiral, den

Mehemed

Ali mit

Depeschen

nach Malta schickte, und der, nachdem er eine

Woche im

Meldung

Mittelmeer gekreuzt, mit der

erschien:

,,

Malta Mafisch!"



Er

hatte trotz emsigen Suchens die Insel nicht

finden können.



Scheusslich

ist

hier das

Wasser; Quellen gibt es keine, die Bevölkerung ist auf das schmutzige Menamwasser, das übrigens alle Siamesen trinken, oder auf



nun hat es drei Monate nicht geregnet, und einige Schiffe führen in Fässern Wasser aus Hongkong ein! Wir rühren natürlich nur SodaRegenwasser angewiesen,

volle

wasser an, das auch nicht brillant schmeckt.

— Abends

im Club neben dem Hotel, das

ganz verödet scheint. Wir sind die einzigen Gäste. 109

Donnerstag 10. Jänner,

Zeitlich geht's wieder in die innere Stadt,

wo

die ganze Populace aufgeboten scheint;

von

allen Seiten strömen Processionen mit

Hüten aus rothem Glanzpapier und hölzernen Schwertern zu einer Art Festplatz zusammen, wo die sogenannte Theep-Ching-Chah-Ceremonie (Swing Ceremony) stattfindet. An einem gegen 50 Fuss hohen Gerüste schaukeln an langen Stricken Männer und Knaben und suchen hiebei mit dem Munde angebundene Früchte zu erreichen. Es ist dies eine Art

hindu-brahmanischen

Erntefest,

Ur-

sprunges, wobei die Leute früher an eisernen

Haken, die

sie sich ins Fleisch stiessen,

kelten. Viele

sehen

dem

Würdenträger

in

schau-

Galacostümen

Schauspiele zu, darunter eine An-

zahl mit der altsiamesischen dreifachen Krone

geschmückt. Festes

bleibt

Smud trotz



Der eigentliche Zweck des

uns dunkel, trotzdem

ihn zu erklären sucht. seines

Phya

Herr M. hat

langjährigen hiesigen Aufent-



davon keine Ahnung. seine kaufmänni-

haltes

natürlich

Dieser

Ehrenmann kennt

schen Pflichten, aber weiter nichts. 110

Von

Pfeffer, Reis, Lack,

von Teakholz, von den

Saphir- und Rubinminen kann er interessant

vom Lande und

erzählen,

seinen Einrich-

tungen und Gebräuchen weiss er nichts. Nachmittags Besuch des etwas vernachlässigten

königlichen Gartens:

er

europäisch gehalten, mit Alleen und

ist

ganz

Sommer-

häuschen, auch einem grossen maurischen Eisenpavillon.

Sammlung

Uns zieht besonders

die kleine

Thiere an, darunter einige weisse

Affen (Albinos wie die sogenannten weissen

Elephanten) und ein prächtiger schwarzer Panther, der

leben

fast

dem zu nahe

den

Arm

getretenen Biege-

oder mindestens den



Während der Chef mit Aermel zerreisst. Poche ins Auswärtige Amt geht, fahren Sapieha und ich in die deutsche Ministerresidentschaft, wo uns Herr Kempermann höchst merkwürdige Facten über hiesige Liebenswürdigkeit Fremden

gegenüber mittheilt. Der voriges Jahr hier anwesende japanische Prinz und Frau wohnten in einem Flügel des königlichen Palastes, wurden aber trotz eines

Schwarmes siamesischer Diener

so schlecht

bedient, dass die kaiserliche Hoheit sich das

Wasch wasser höchsteigenhändig am Brunnen holen musste.

Auch

bei seiner

Ankunft

sei

die ,,Ambassador's Hall" unter allerlei Vor-

wänden verschlossen gewesen, und nur mit

Mühe habe er den Campong für sein Bungalow zugetheilt erhalten. Als seine Frau mit einer Freundin von einer Spazierfahrt zurückkehrte, auf welcher sie durch ihren Diener einige Lotosblumen pflücken Hess, \vurde sie plötzlich von einem Haufen sia-

mesischer Polizisten aus ihrem in einen grossen

ein

Wagen und wo

Garten hineingezerrt,

am Boden hockender

nackter Siamese

mit Schimpfworten überhäufte und

sie

sie

erst

nach längerer Zeit nach Hause fahren Hess. Grund hiefür war das Blumenpflücken,



welches der Betreffende, Justizminister und

Bruder Prinz Dewangs, einige Tage vorher verboten hatte. Die Protestschreiben Kemper-

mann's ans Auswärtige Amt, worin energisch Genugthuung gefordert wurde, blieben unbeantwortet, und erst als der Gesandte Phya

Damrong in Berlin täglich telegraphirte, Fürst

Bismarck drohte Bangkok schiessen,

man

solle

um

in

Flammen

zu

jeden Preis die Sache

ausgleichen, erst dann (nach sechs Monaten)

entschuldigte sich der König selbst (bei Gelegenheit der Notificirung der Thronbestei-

gung Wilhelm haben

es bis

IL).

— Die zwei Prinzen aber

heute nicht gethan!

Auch hat

Kempermann Jeden persönlichen Verkehr mit dem Minister des Aeussern eingestellt. Wäre ihm

um

nicht

seine Carriere leid, er hätte

längst seine Flagge einziehen

und Slam

ver-

lassen müssen.

Vollmond, Fahrt auf dem Flusse, kühle, Luft, von allen Seiten ertönt aus den beleuchteten schaukelnden Häusern Mu-

angenehme



Singen und Lachen es ist prachtvoll! Durch mein mehr als energisches Auftreten hat Phya Smud den Ausflug nach Ayuthia,

sik,

der früheren Hauptstadt des Reiches, nach

vielem Zögern arrangirt; früh 6 Uhr wurden

wir

flott



ein

sogenanntes „Houseboat"

enthält alles Gepäck, die Vorrathe (für eine

Woche

genügend), den Weinkeller, Eis, f dazu den chinesischen Koch und drei andere ii3

Celestials,

sowie acht Matrosen,

iiasse führt

uns

vier,

und Steuermann, sehen

in

possirlich

die

weissen

ihren aus.





— die Bar-

Phya Smud, den Heizer Siamesen

kleinen

Uniformen recht

Langsam dampfen wir

stromauf, nach etwa einer Stunde verschwinden die letzten Häuser, darunter das grosse französische Missionsgebäude.



Niedriger

Wald, hauptsächlich Jungle, vereinzelt eine Hütte, hie und da ein Rasthaus (Sala), ein offenes, auf vier Holzpfeilern

chen mit Matten, die

als

ruhendes Häus-

Schlafstellen für

Reisende dienen. Ein junges Krokodil taucht dicht neben uns auf, begleitet uns ein Stück, zieht sich aber bei

dem beginnenden

feuer rasch zurück.

beladene Boote

kommen entgegen

die Ernte aus Laos in die fabriken.

am

Schnell-

Mehrere grosse mit Reis ;

sie

führen

Bangkoker Schäl-

— Zahlreiche Adler umkreisen uns,

Ufer hocken schone weisse Edelreiher,

prächtige blaue Eisvögel, Strandläufer, zahlPfaue, merkwürdige Goldfasane in Farben des Regenbogens. Der Chef und ich schiessen von allen mehrere Exem-

reiche allen

114

Pavillon in Bank-Pa-In. Sommerpalais des Königs.

plare, besonders pfeffern wir in einen

Schwärm Wildenten fallen,

(Teals),

ganzen

von denen i3

auf meinen ersten Schuss allein vier

Gegen Mittag gerathen wir auf eine Sandbank und kommen nur nach angeStück.

strengter Arbeit wieder los.

Hitze hier unter

dem

Dabei

ist

die

einfachen Leinenzelte

und in DampfSogar Neptun

der Mouche, im vollen Sonnenbrande

Nähe

unmittelbarer

der

kleinen

maschine, ganz unerträglich. ist

schlapp geworden und weigert sich ans

Ufer zu gehen,

um

das geschossene

Wild zu

holen (seine Begleiterin, die gute Hündin

Bompa,ist

seit

Singapore krank und hat ganz

aufgehört zu fressen

— sie

ist

unter Harri-

sons Pflege im Hotel zurückgeblieben).



Nach neunstündiger Fahrt biegen wir rechts in einen schmalen Canal ein und halten in Bang-Pa-In, dem Sommerpalais des Königs.



Ein grosser Park mit zahlreichen

ganz europäischen Baulichkeiten, sowie ein

im reinsten Zwei australische Strausse (Casuare) wandern im Garten um-

reizender

hölzerner

siamesischen

Stile.

Pavillon



115

Ein Renaissancetempel mit dorischen

her.

Ordnung

gebracht, in

einem geräumigen Saale stehen mit Netzen, in einem zweiten

vier Betten

Säulen wird für uns

chinesische

Koch

in

Wir

unter die Wildenten! Kaffee

servirt

der

ein exquisites Mahl, dar-

und Creme de Cacao

sind mit

dem

beschäftigt, da

tönt eine Glocke aus nächster

Nähe

— der

„Angelus" im Innern Slams! Wir laufen hinaus und entdecken auf einer benachbarten Insel eine perfecte gothische Kirche, d. h. ein

Wat im

gothischen

Schiffe, Kreuzfenster

Stile.

mit



Thurm,

drei

dem eingebrannten

Bilde des Königs und der lateinischen Inschrift

„Chulalonkorn,

Hochaltar, auf sitzt,



dem

ein

Rex

Siamensis",

goldener Buddha

— Seitenaltäre mit kleineren Buddhas, — und im Thurme die schöne

Sacristei

Glocke, die, nach Sonnenuntergang geläutet,

uns im Geiste nach Europa versetzt hatte. Als ich gegen

3

Uhr Früh vor den Mos-

quitos ins Freie flüchtete, da leuchtete vor

mir das südliche Kreuz lichkeit.

in nie

— Alles liegt noch ii6

geahnter Herr-

in tiefem Schlafe.

Nach Besichtigung

der

Pruatgemacher

Seiner Majestät, die in ziemhch

z.\^

eitelhattem

Geschmacke mit Pariser und deutschen Möbeln gefüllt sind, dampfen wir weiter nordwärts, den nun bedeutend engeren Menam Am linken Ufer werden einige alte hinan. Tempel besichtigt, darunter einer mit einem riesigen Buddha, vor welchem unser Koch rasch einige Feuerwerke abbrennt und das



Orakel fragt.

ein

um

das Befinden seiner Familie be-

— Um Mittag Ankunft in Ayuthia —

verfallenes

schwinden

fast

Bangkok, die Häuser verunter Bäumen, die Canäle

sind ganz überdacht von der üppigen Vegetation,

— an der Landungsbrücke wartet der

Gouverneur,

ein

Phya Chaivechit, runder Kerl, der

Schwager

in seiner

opulentes Tiffin servirt, siamesisch,

Phya Smuds,

ein kleiner, gutmüthiger,

und sind

Amtswohnung

— das Menü

ist

ein

rein

einige der Speisen, be-

sonders die Süssigkeiten, ganz vortrefflich.



Auf

einer

Anzahl

Ponnies (das des Chefs

ist

kleiner

stämmiger

ganz mit silbernen

Zieraten behängt) galoppiren wir mit grosser 117

Escorte zur alten Stadt, wobei verschiedene

komische Zwischenfälle laute Heiterkeit

er-

regen, darunter besonders die Reiterkünste

Poche's, welcher wiederholt zu

Boden

fallt.

Zuerst wird sein Gaul durch einen grossen

Elephanten rebellisch, eine Stute bespringen,

Bemühungen



dann will derselbe und unseres Freundes

sind ganz vergeblich!

— Stun-

denlang dehnen sich die von den üppigsten

— —

überwachsenen Ruinen aus überall tauchen riesige Buddhastatuen aus Bronze oder Stein aus dem Jungle auf. Als vor hundert Jahren die Birmanen die damalige Hauptstadt Slams eroberten, muss die Zerstörung eine recht gründliche gewesen Pflanzen

sein.



Nach Ayuthia zurückgekehrt,

be-

sehen wir noch die modernen Königszimmer, lassen uns in der steinernen „Sala" aus

sil-

bernem Geschirre Betel und vortrefflichen Thee serviren und dampfen gegen Abend nach Bank-Pa-In.

Rührender Abschied von unseren zwei vom schönen Gartenpavillon und der gothischen Kirche, dann eine heisse. Straussen,



1^

f"^

sehr heisse Fahrt nach Bangkok,

geschossene Adler,

am



einige

Boote aufgehängt,

sind bereits nach einer halben Stunde voller

Der Sect und das Eis gehen Zungen hängen aus dem Munde, es

Ameisen. aus, die ist

höchste Zeit, bei Sonnenuntergang wieder

im „Oriental" einzutreffen, wo die Militärcapelle Wiener Walzer im Clubcampong aufspielt.

Die ,, Schwalbe" vom Norddeutschen Lloyd, das einzige gute Schiff, das uns hier mit der

Aussenwelt verbindet, ist gestern ausgelaufen,

— wir

müssen daher Mittwoch mit einem

Schwesterboot der ,,Hecuba" absegeln: das dürfte hübsch werden!

Doch

hat längeres

Verweilen wenig Zweck: der König und der

Hof

sind fort, Prinz

Dewang

könnte, so viel

wir davon merken, auch verreist sein, Festlichkeiten

werden keine gegeben, Sehens-

würdigkeiten haben wir so ziemlich alle ge-

Smud erzählt von Reisfeldern bei Paknam, wo allnächtlich Dutzende von wilden Elephanten zur Tränke kommen nossen; Phya

sollen, wir

glauben ihm nicht 119

— auch wäre 9

Montag i4- Jänner.

mangels an Shikarries eine Jagd sehr schwer durchzuführen, da hier Niemand jagt, nicht einmal der König.

— Verschiedene Schreiben

ans Auswärtige Amt, Spaziergänge durch die

Bazars und Besuche füllen den Tag, langer

schmaler

Weg, vom

Palais



ein

(dem

Kraton) auslaufend, zu beiden Seiten mit chinesischen Läden, die europäische Export-

waare scheusslicher Qualität zum Verkaufe anbieten, zuweilen ein siamesisches Thee-



haus,

wo

ohrenzerreissende Musik die Pas-

Dazu ein Gewühl von und ganz nackten Leuten, an den Ecken

santen verscheucht. halb-

viele Aussätzige mit

sichtern.



ganz zerfressenen Ge-

Angenehmer

menden Verkaufsläden;

in

sind die

schwim-

einem solchen ver-

sehen wir uns mitPhotographien, mit Palmenhüten, mit vergoldeten Buddhas, während

wir im eigentlichen Palaisviertel

einem englischen Uhrmacher,

theils

bei

theils bei einer

chinesischen Pfandleihanstalt einige Silber-

schmucksachen und kleine Modelle von Häusern und Booten erschachern. Mittags werden Sapieha und ich durch einen alten birmani120

:

sehen Bonzen kunstgerecht tätowirt, erhalten wir am'rechten

— beide

Arm den Ratschaschi,

das räthselhafte Thier der siamesischen Ur-

dessen

wälder,

Schrei

noch kein Mensch

überlebt hat, schon blau eingeritzt.



Als

von einem Besuche bei Kempermann nach Hause kehren will, verfehle ich den Weg beim „Celestial Club" (OpiumhÖhle) und gerathe in ein Labyrinth von eine Schar von EdelStegen und Wegen, leuten in Hoftracht erwidern meine Anfrage mit Hohngelächter! Die guten Manieren sind doch überall gleich angenehm! Der deutsche Resident erzählte wieder viel Anziehendes wenn junge Europäer sich hier niederich später



lassen, kaufen sie für die Zeit ihres Aufent-

ein

haltes

14

— 17 jähriges

Siamesenmädel



und zahlen den Eltern 200 3oo Dollars. (In Britisch-Indien kostet ein Hindumädchen, 14 Jahre, hübsch und mit ärztlichem Atteste, 15 Rupien! Die Erhaltung monatlich 25 Rupien!) Während des Zusammenlebens



dürfen

wenn

die

sie

Kleinen kein Betel kauen,

momentan unwohl 121



sind, stellen sie

T

umsonst eine Stellvertreterin, die sie aus den schönsten und jüngsten ihrer Freundinnen aussuchen,

— kaum

die eigentliche

ist

Donna

wieder hergestellt, so muss die Repräsentantin

unbarmherzig

verschwinden!

fahren wir wieder auf

dem



Abends

Flusse,



das

Treiben der Tausende von Gondeln in der milden Luft und dem vollen Mondschein ist herrlich.

— Komisch sind die kleinen nackten

Kinder, die

vom Kopf

eingerieben

werden,

Fuss mit Safran

bis



es

gegen

scheint

Fliegen und sonstiges Ungeziefer gesund, die kleinen hochgelben Kerle sehen aber gar zu spassig aus.

— Spät

geht's

noch zu unseren

Japanischen P'reundinnen, wir werden aber

durch

einen

dort

eingedrungenen betrun-

kenen Deutschen bald verscheucht. Dienstag 15. Jänner,

Eine englische Meile stromabwärts

am

Ufer des

Menam

natürlich, das

liegt,

ausge-

dehnte weitläufige Haus Phya Smud's mit

schönen Gärten und Blumenbeeten;



in

einer langen Halle empfängt uns der Haus-

herr mit

Thee und Kuchen und, was noch

angenehmer,

er hat eine 122

Anzahl Silbergefässe

uns

zum Kaufe -aufstellen

lassen, Theekessel,

Betelschalen, Kannen, aus oxydirtem Silber

mit eingeschlagenen Goldornamenten. Nach wenigen Minuten ist derVorrath ausverkauft. Interessant sind Phya Smud's Teakholzlagen, menamaufwärts der Mission gegenüber, wo tausende und aber tausende Pflöcke der Verfrachtung harren.

Teak

soll

das resistenz-

Holz sein und im Schiffbau unübertroffen. Erzherzog Leopold nahm auf der „Fasana" viele Bretter zum Bootsbau mit. Abends um 8^/2 Uhr siamesisches Theafähigste



Nur wenn der Mond voll ist, können Aufführungen stattfinden, und wir ter! (,,Lakon").

kommen

gerade vor Thorschluss dazu,



geräumiges hölzernes Gebäude mit Bänken und Logen und einer ziemlich grossen Bühne mit der englischen Aufschrift „Prince's Theatre", alle Plätze mit Weibern und Kindern besetzt, erstere insgesammt bis zur ein



Taille unbekleidet,

um

die Beine

letztere alle splitternackt.

den Sarong,

In zwei ,,Avant-

Scenes" scheinen sich reich bekleidete Chinesen gütlich zu thun, in unserer „Hofloge" 123

kommen

wir

in

Fracks mit den steifen Steh-



fast um, so was habe ich noch nie gefühlt! Die Aufführung ist ein historisches Drama, in welchem eine Menge Hanuhmans, Jacks, Ratschaschis und andere Teufel auftreten, Costüme prachtvoll, Musik merkwürdiger Höllenlärm im Zweivierteldas Verdrehen aller Finger und aller tact,

kragen vor Hitze



Zehen

ist

die auf die Spitze getriebene Schau-

spielkunst!



Als

uns

die

um

Barkasse

Mitternacht heimbringt, fühlt sich die freie

Luft eisig an, so schauderhaft war die

im Lakon. muss mich gestern

Tem-

peratur Mittwoch l6. Jänner.

Ich

erkältet haben,



mein Gesicht ist ganz angeschwollen, Zahnschmerzen und Fieber, dazu wahnsinniger Doch es heisst Einpacken, Koffer Husten. verlöthen (gegen Termiten), aus einem



grossen Sack silberner Tikals Trinkgelder an

-Karten an

alle

Bedienstete vertheilen, p.

die

Bekannten schicken und noch

p.

c.

Eile in die innere Stadt fahren,

in

um



aller

einige

als wir verschobene Einkäufe zu besorgen; schon das Hotel verlassen wollen, er-

scheint ein altes

und

Weib

mit weiteren Silber-



Goldgefässen,

auf

dem

Boden

sitzend handeln wir ihr den ganzen

Kram

ab; erst jetzt fangen die Leute an, Sachen

zum Verkaufe zu Curios nicht, und

und

Geschick,

bringen; Laden gibt es für

man

um

braucht Zeit, Geduld

Baron

wie

Joachim

Brenner siamesische Kunstproducte sammeln zu können.

Um 4 Uhr kate" und

sind wir Alle an Bord der ,,He-

fahren, die Österreichisch-unga-

am Hauptmaste, mit vollem Dampfe, nun zum letzten Male, den Menam hinab, noch grüssen die schwimmenden rische Flagge



Häuser, der Spectakel, der

Lärm der Gross-

dann die Öde Stille des Jungles, und 8 Uhr werfen wir südlich von Paknäm,

stadt,

um

aber innerhalb der Barre, Anker, da morgen hier Reis

eingenommen werden

soll.

— Nun

entdecken wir den ganzen Jammer unserer

Lage; die „Hekate"

ist

noch

viel

viel vernachlässigter als ihre

cuba".

schmutziger,

Schwester „He-

Die einzige Cabine auf Deck erhält

der Chef, während

man uns J25

dreien ein paar

Löcher schauderhaftester Art anweist, Kaker-

Ameisen sind noch das beste Monaten scheinen die Leintücher nicht gewaschen zu sein! AmVordertheile befinden sich 3oo Zebuochsen, die erbärmlich stinken, doch suchen es ihnen hierin etwa 200 am Stern zusammengepferchte Chinesen zuvorzuthun! Beim Diner stellt sich heraus, dass der gesammte Weinvorrath laken, Ratten, dabei,



seit



des Schiffes eine halbe, sage eine halbe Flasche

Rothwein

beträgt!

rend vier Tagen!

Für

vier

Well,

Menschen, wäh-

ä la guerre,

comme

mal die lange Sessel auf Deck und

ä la guerre, wir legen tant bien que

müden

Glieder in

trachten

wehren,

Milliarden

die die,

entzückt,

Mosquitos

abzu-

über den Aufenthalt des Schiffes

von

allen

Seiten

herbeifluthen!

Felicissima notte! Donnerstag 17. Jänner.

Während Biegeleben Land gehen, gänzlich

um

verlassene

forschen (im

und Sapieha ans

das zur jetzigen Jahreszeit

Städtchen

Sommer gebrauchen

zu durchviele

Bang-

koker hier die Seebäder), rudert unser Capitän

zu einem

in

der Nähe 126

verankerten

Engländer, d^r, soeben aus Hongkong an-

gekommen, ihm seinen ganzen Weinkeller, nämlich 17 Flaschen verschiedensten Rebensaftes, überlässt, dadurch sind wir gerettet,





denn das Wasser, welches der Capitän, ist, wie bekannt, schon drei Monate alt, Soda ist keines vorhanden, die Bedienung ist elend, ein junger Deutscher, selbst trinkt,



chinesischen

die

Boys,

ordinäre

Arbeiter-

jungen, die niemals Europäer bedient haben,

sprechen kein

Wort

sich gar nicht

um

dem

englisch

uns.

und kümmern

— Das Essen

bei alle-

ungeniessbar! Für 3o Tikals, den Preis

man schon

der Ueberfahrt, hätte liefern

können.

etwas mehr

— Mittags kommen die beiden

Touristen ganz ermattet und erschöpft zurück; sie sind vier Stunden bei dieser Brat-

sonne im Jungle umhergelaufen, ohne ein menschliches Wesen anzutreffen. Der Reis



ist

eingeladen,

um

Barre und in See,

3

Uhr

geht's über die

— Mosquitos auf Nimmer-

wiedersehen!

Es stürmt, es rollt, es stampft, alle paar Minuten geht ein Platzregen nieder, die



127

Freitag 18. Jänner.

!

Zebus stinken, die Chinesen schwollene

Singapore liegt

Wange

ist

thut höllisch



keine Hilfe möglich. Biegeleben

regungslos in seiner Deckcabine und



klagt,

Sapieha

nur Poche fügt sich

flucht,

Unvermeidliche.

ins

meine geweh, vor

ditto,

— Nochmals:

,,Hor der

Teufel die Tropen!" Alles

im Gleichen, Rollen, Regen, Wind,

Gestank, Schmerzen.

Der

Wind

hat nachgelassen, die Chinasee

zeigt sich gnädig, dafür verdoppeln die Zebus,

denen gestern mehrere ins Wasser und die lieben Celestials ihre Düfte. Spiro Mersa hatte recht: mit Chinesen zu

von

stürzten,



reisen

ist

eine Tortur.



Ganz hinten

ent-

decke ich eine Colonie Klings, britisch-indische Schneider, die

vom

zurückgeschickt werden. nackt

am Hinterdeck und

Mein Fieber

ist

siamesischen Hofe

— Sie sitzen

splitter-

sind sehr seekrank

in schönster Blüthe!

Gleich einer Schiffsladung Schwerverwun-

wurden wir heute früh von der „Hekate" ans Land in Singapore gebracht, deter

blass, schlotternd,

abgemagert; besonders ich i?8

mit meinem Kürbisgesicht sehe reizend aus.



Auch schlage mit

Brand's,

wohnen,

ich deshalb die

Biegeleben

aus, überlasse

stimmte Zimmer und

in

Einladung

Bidadare zu

Sapieha das mir beeile

gleich

zu den

,,Sepoy Lines", einem grossen, in gepflegtem

Garten gelegenen, Militärspital.

Dr.

musterhaft

Simons

gehaltenen

sticht kunstgerecht

meinen oberen Gaumen auf^ und sofort bin ich von der fünf Tage langen Qual erlöst. Es lebe die Wissenschaft und das gut geführte Federmesser! Mit Poche habe ich mich im grossen Hotel de l'Europe einquartirt und



erhalte

hier

ein

geräumiges, nicht gar zu

Zimmer, von wo aus ich die prächtige „Esplanade" und die schöne gothische St. Andrew's Cathedral übersehe. Im „Singapore Club" treffe ich beim Tiffln mit den Collegen wieder zusammen, in den hohen Hallen und Sälen streicht Nachmittags die Seeluft durch, belebend und erfrischend; da vergisst heisses

man In

die 36°, die trotzdem herrschen.

dem

Universalladen John Little's wird

nun an meine Ausstaffirung 129

geschritten,



Dienstag 22. Jänner.

beim englischen Zuschneider wird ein dünner Flanellanzug und blaue Jacke (i6 und 12 Dollars) gekauft, während beim Celestial ChongFee-Chee-Chong, dem LeibschneiderPoche's, einige weisse Leinen- und einige chinesische Rohseidenanzüge bestellt werden. Europäische Kleider sind hier nicht zu gebrauchen.

Im Club treffe ich den holländischen GeneralGeorge Lavino, Bruder des Telegraphencorrespondenten in Wien, William Lavino, der Sapieha und mich zu einer consul



Fahrt in Tennispartie für Mittwoch ladet. den botanischen Garten, der, reizend angelegt und gehalten, wundervolle Collectionen tropischer Pflanzen enthält, riesige

Bambus-

gruppen, Cabbagepalmen, entzückende Orchideen.



Whampoas Regia

in

Abends am berühmten Garten vorbei,

wo noch

die

Victoria

den Teichen und Bächen an die

frühere Pracht erinnert (der reiche Chinese ist

1887 gestorben, und seine Söhne lassen verkommen), fahren Poche und ich zu

Alles

Brand's. artige



Ein famoses Diner und gross-

Heimfahrt bei dem Sternenhimmel, wie i3o

er

eben nur 80 Meilen

vom Aequator leuchten

kann.

Um den schmutzigen Gharries zu entgehen, habe ich mir für die ganze Zeit einen Lohn-

wagen gemiethet, und

in

diesem schweren

Landauer rollen wir nordwestlich auf vorzüglicher Landstrasse, zwischen üppigen Kaffeeplantagen, an zahlreichen Malayendörfern vorbei nach Bukit-Timah, einem in der Mitte der Insel gelegenen, von einem Park bedeckten Hügel, auf dem ein StaatsBungalow zu längerem Aufenthalte einladet. Das ganze Eiland liegt zu unseren Füssen,

von kleinen Inseln, nördTambrohcanals die Malacca-

südlich hunderte lich jenseits des

halbinsel

Johore.

und das



Um

selbstständige

Sultanat

uns Palmenwälder, Jungle

und noch Stücke Urwald.



Bukit-Timah

wird auch als Sanatorium benützt, in den drei bis vier reinen Zimmern, bei der frischeren Luft und

muss

sich's

dem

herrlichen Rundblicke



In ganz gut wohnen lassen. müssen Sapieha und

die Stadt zurückgekehrt, ich

zuLavino,der einen schonen Garten und i3i

Mimvoch -3. Jänner,

Bungalow

mit

prachtvoller

Norfolkpinie

neben den Botanical-Gardens besitzt. Die ganz aus Holländern zusammengesetzte Lawntennis- Gesellschaft muss leider vor einem Platzregen ins Haus flüchten, wo ein kleiner Orang-Utang aus Borneo die Gaste seines Herrn belustigt.

Fattehpore Sikri, Marmorfenster.

l32

Langsam vergehen

die Tage ohne besonohne neue Eindrücke. Der vielbesprochene Ausflug nach Johore,

dere Abwechslung,

wo

wir Tiger zu Jagen hofften,

da der Sultan verreist

ist;

ist

verschoben,

auch die Tour

fällt ins Wasser, da weder Brand noch ein Anderer eine ordentliche Dampfyacht besitzt, und das gewöhnliche

nach Sumatra

Passagierschiff nach Deli

viel

braucht.

Der Gouverneur der

ments

momentan

ist

in

zu

viel

Zeit

Straits Settle-

Malacca, so dass Jede

grössere Geselligkeit seitens der Engländer sistirt

wird.

Biegeleben hat mit Sapieha

am

Siranganflusse den Jungle abgejagt — leider

ganz ohne Erfolg. Donnerstag Abends war

Galadiner

bei

Brand's, die consularischen Vertreter Deutsch-

lands (C. Frensberg, früher in Haiti), Frankreichs, Belgiens

und

Italiens,

auch ein ge-

wisser Cavaliere A. Luzzatti, Ingegnere Ci-

der im Auftrage Chulalonkorn's Bang-tah-phan Goldminen einrichtet.

vile,

Madame Brand würdigkeit.



überbot sich

in



an Liebens-

Ein hübscher Ausflug war i33

24. bis

26.

Jänner.

der zu den

,,

Waterworks", einem kolossa-

len ausgemauerten Reservoir, welches

das

Schon die vier Meilen hin führen durch reichste und üppigste Waldungen, theilweise in tiefem Schatten, ohne dass Ein Haus, Ein Mensch

Wasser

für

ganz Singapore

liefert.

die Stille dieser tropischen Spazierfahrt stört.

Um

das Bassin

ist

ein schöner

nesen sorgt

als

Park angelegt

— eine Colonie Chi-

mit herrlichen Blumen,

Gärtner für die Erhaltung

des Gartens. — Schön

ist

auch der Park des

im Renaissancestil erbauten GovernmentHouse, mit Mangrove-, Banian- und Bambusgruppen und einem kleineren Wasserreservoir. Hooper von Johnston & Co. führt Poche und mich ins Gefängniss, eine wahre Musteranstalt,

das Ideal

von Reinlichkeit,

und Ordnung. Jeder Sträfling nimmt zweimal täglich ein kaltes Bad, und haben wohl die meisten Insassen früher nie so hygienisch gelebt. Nur ist der Commandant. Major Grey, ein liebenswürdiger alter Graukopf, der nach dem Grafen Hübner fragt, zu weich und nachsichtig, und scheinen Nettigkeit

i34

die

12

europäischen Aufseher

gegenüber

1500 Sträflingen viel zu schwach. Es wurden auch schon einige durch die chinesischen

und malayischen Bestien mit ihren Steinhämmern erschlagen! Oben auf den Umfassungsmauern kleben Wächterhäuschen, in welchen Sepoys, indische Soldaten, Tag und Nacht

postirt

sind,

um

etwaige Fluchtver-

suche zu hindern. Ueberhaupt der Versammlungsort

der

ist

Singapore

ärgsten

Gauner

des Ostens, des Abschaumes Oceaniens, wohin die Verbrecher Chinas, der Philippinen,

Australiens und der Sundainseln strömen.

Fast in Jedes

Bungalow wird

gebrochen, und schlafen

Revolvern unter dem

alljährlich ein-

alle

Europäer mit

Kissen. Eine

Ausnahme

bildet Bidadare, vielleicht weil dort bei alle

Lichter

ausgelöscht

werden

Nacht

und

die

Herren Malayen sich im Finsteren schwer Orientiren können.

Auf der Esplanade versammelt

sich all-

abendlich das ,,High-Life" der Stadt, der Mitte des Platzes wird spielt,



in

Lawn-Tennis ge-

und rund herum, am Hotel Europe,

am

an der Kathedrale, phanten,

am

alten

siamesischen Ele-

Hafendamm

schwere Landauer mit

vorbei, rollen

Chinesen,

reichen

hübsche Victorias und fesche Dogcarts mit Engländerinnen,

schönen,

aber

manchmal

einige Jin-rickshaws, von stämmi-

bleichen

gen Malayen gezogen und netten, geschmackvoll gekleideten

Japanerinnen darinnen. Für

Tage zu

einen Weissen im Rickshaw bei

fahren wäre „shocking", dies Vehikel können Ich errege auch das

nur Natives benützen.

Entsetzen aller anständigen Leute,

kühn, die Cigarre im Mund,

Rickshaw

um

5

als

ich

Uhr im

um

den Corso rolle und die empörten Gesichter aller Europäer grinsend beobachte

...



Sapieha hat sich endlich ent-

schieden, den Gesandten auf dessen Einla-

dung nach

Tokio

zu

schwankte lange hin dringendes mit

Zureden

mir über

Schliesslich

Japan

des

Grafen

ich

zu gehen, von

Kiachta und

er

her, wollte auf

Britisch -Indien

rieth



begleiten,

und

ihm

wo

er

über Sibirien i36

Zaluski

zurück.

selbst,



nach

über Peking, die

Landreise

Ganz

antreten wird.

interessant, aber sehr

beschwerlich!

Solches Obst wie hier gibt's wohl in der Welt nicht wieder! Grossartigste Ananasse, Mangos, Mangosteens, Durriens, Pomaloes, vierzehn

verschiedene

Cocosnüsse

u.

Arten

Bananen,

w. Das Paradies für Dysen-

s.

terie!

Früh

um

^j^S

Uhr rudere

ich

im Hafen

von Dampfer zu Dampfer, ohne das Boot nach Riouw finden zu können; überall glotzen mich unverständige Chinesen und

Malayen an, nirgends ein englisch sprechender Mensch. Wüthend und schnaubend lasse ich

den Sampan zurEsplanade zurückkehren

und

finde dort zu

meinem unbeschreiblichen

Jubel Biegeleben und Sapieha, vereint

erreiche

Schiff, einen

ich

endlich

— mit diesen das

ersehnte

schmutzigen winzigen Dampfer,

auf dessen Oberdeck einige 60 Chinesen mit

uns zusammengepfercht werden und daselbst ruhig

sowohl

füllen, als ihre

alle

Leibesbedürfnisse

er-

Mahlzeiten kochen, Hühner

rupfen, Reis sieden

u. s.

137

w.

Jeden

Moment 10*

Sonntag -7- Jänner.

geht ein Platzregen nieder und durchnässt uns

und

unsere Habseligkeiten; dagegen

alle

ist

die Fahrt wirklich reizend, an zahllosen Inseln vorbei, die, mit

Cocospalmen ganz über-

wachsen, auf allen Seiten dunkelgrün aus dem Meere auftauchen und wieder verschwinden.

Leider

ist

die

Maschine

defect,

Uhr laufen wir erst um 6 Uhr den Hafen von Riouw an, einer kleinen friedund

statt

um

3

dem Hauptorte der gleichnamigen Insel. Mit Mühe entnehmen wir dem malayischen Kauderwelsch des soge-

lichen

Stadt,

er schon um lo Uhr morgen früh zurückkehre; wir sehen daher von den landschaftlichen Schönheiten der niederländischen Insel und ihren

nannten Capitäns, dass

Abends

statt

Es ist zu spiit, Gouverneur aufzusuchen^ den holländischen an den ich durch Lavino EmpfehlungsKaffeeplantagen gar nichts.

schreiben habe, wir lustwandeln durch die

dunkeln Strassen, bewundern die mit echt holländischer Reinlichkeit gehaltenen Bungalows und Clubhäuser und nehmen

in

einem

sogenannten Hotel ein erträgliches Souper i38

wo

wiederum mit der Sprache nachdem Wirth und Wirthstochter blos holländisch sprechen und meine paar Brocken nicht weit reichen. Nach einem ein,

es aber

sehr happert,

förmlichen

Kampf

uns durchaus sind wir

um

mit den Bootsleuten, die

Ohr hauen möchten,

übers lo

Uhr Nachts wieder

serem Marterschitfe und suchen

zwei Bänken ohne Lehnen so gut lich

auf un-

alle drei

als

auf

mög-

zu schlafen! Ein vergebliches Beginnen. früh ankern wir vor Singapore,

Um 5^/2 Uhr und

drei kräftige

Rickshawmen

rollen uns

schläfrig in unsere verschiedenen Herbergen.

Der Lloyddampfer natürlich verspätet

,,



Maria Theresia"

ist

heute hätte er ein-

nun dürften die Collegen erst Tagen nach Hongkong flott werden.

laufen sollen, in

4



5

Mit Sapieha Besichtigung des recht armseli-

gen Museums,

wo

nur einige Modelle ma-

layischer Piratenschiffe, ein an die 15 Fuss

langes ausgestopftes, kürzlich

vom

Secretär

des Clubs im Sirangan-Flusse hinter Bida-

dare geschossenes Krokodil

Riesenheuschrecken auffallen. 139

und -

ein

paar

Dann

unter

Montag 28. Jänner.

den Auspicien des stets gefälligen Hooper Besuch bei einem reichen Chinesen, dem Hon. Sia-Liang-Sia, dessen Heim ganz geschnitzt

und vergoldet recht geschmackvoll

erscheint; der bezopfte dicke Hausherr, wel-

cher der Stadt einen

schönen Öffentlichen

Brunnen gespendet, überbietet sich in Liebenswürdigkeiten. Abends grosses Diner bei Frensberg, rechts

Biegeleben ich

Uhr

deutschen effectiven Consul:

(!),

zwischen

zwei

(!),

links

Kaufleuten

Als ich nach verschiedenen ,,Jeux

(!).

d'esprit" I

dem

von der Hausfrau Sapieha

und geistvollen „Pustenspielen"

um

nachts mein lang ersehntes Bett im

„Europe" aufsuche, theilt mir der Celestial mit, mein Kutscher streike, und ich bekäme für morgen früh nach Johore keinen Wagen Hole Alles der Teufel, ich kann die Augen nicht aufhalten und dazu „die" Hitze! Ohne „Chowta Hazru" erhalten zu können, rollen Poche und ich mit knurrendem Magen um 6 Uhr früh in Jinrickshaws zum ,, deutschen Club", wo wir beim Khitmatgar !

Dienstag 29. Jänner,

unsere Kleider deponiren. Bald erscheinen 140

einem Landauer Biegeleben und Sapieha, ein und fort geht's zii ilinen 3^/2 Stunden bis zum Tambroh-Canal, welchen wir in einer schmucken Dampfbarcasse in

wir steigen

— am festländischen

des Sultans übersetzen

Ufer Empfang durch den Secretär Abdul Rahman und durch einen

Hoheit

Sr.

in johori-

schen Diensten stehenden Engländer, Abramson.

— Schön gehaltener Park,

Bunga-

riesiges

low, das als Palais ganz europäisch eingerichtet

ist.



In

mehreren Hofequipagen

Besichtigung der Stadt Johore, des musterder im tiefen Jungle

haften Gefängnisses,

gelegenen

Waterworks,

Spielbank, die einträgt;

dem

chinesischen

der

Sultan viele Tausende

mein Magen

hält's nicht langer aus:

Biegeleben lacht, aber wir kehren doch ins Palais zurück,

wo

endlich

opulentes Tiffin auf

schen stillt.

Silberservice

Uhr

12

Hungerqualen

meine

wo

ein

johori-

— Um 4 Uhr sind wir wieder in

pore in der ,,Teutonia", sirt

um

dem berühmten

Singa-

gewaschen,

und angezogen wird, und

um

5

Uhr

raer-

scheinen wir alle in schwarzen Gehröcken, 141

die wie Kaftans

um

unsere hageren Glieder

und mit Cylindern (!) vor dem Sultan von Johore, welcher neben dem bo-

schlottern,

tanischen Garten

einen

prachtvollen Park

mit Bungalow bewohnt. In einer kolossalen hölzernen Scheune empfängt uns der freundliche

alte

Herr,

ein

Araber mit

weissem

Schnurrbarte, europäisch gekleidet, mit Aus-

nahme

eines

kleinen

Sarongs

und

einer

schwarzen Mütze mit prachtvoller Diamantagraffe.

— Da Abu-Bakr sein Haus hier ganz

umbauen

lasst,

sind alle seine Schätze in

Scheune aufgespeichert, darunter wundervolles Satsuma-Porzellan und zwei feen-.

dieser

hafte Lackparavents, die der Sultan in für 25.000 Dollars angekauft.

darf

man

Kobe

— Maharadjah

ihn in Johore selbst bei 5 Dollars

Strafe nicht nennen, seit die englische Regie-

rung seinen Sultanstitel anerkennt. Er erzählt von zwei schönen Tigern, die seine Leute gefangen und mit denen er nichts anzufangen wisse,

— auf meine Aufforderung verspricht

er, die

Thiere unserem Kaiser zu schenken

und

sie

mit der

,,

Maria Theresia" auf ihrer 142

Der Sultan von Johore.

Heimreise nach Schönbrunn zu schicken.

Brand übernirrimt



hiefür zu treffen.

alle

es,



Vorbereitungen

Schliesslich sagt er uns

allen seine Photographie zu.

vom

Herzlicher Abschied

Gesandten, der

das Ideal der Güte und Anspruchslosigkeit

Mittwoch ^o- Jänner,

ist, sowie vom wackeren Sapieha; beide haben uns mit dem stets fröhlichen Engler

das Geleite aufs Schiff gegeben,

wo

sich

auch

der französische Bischof Monseigneur Gas-

mir eingefunden

hat.

Neben uns

liegt

die

„Arratoon Apgar", die mit Graf und Gräfin Karl Dönhof an Bord auch nach Calcutta abgeht.



Heute früh

ist

die „Maria There-

noch hin, finden und Passagiere ans Land 4 Uhr dampfen wir (Poche

sia" angelangt; wir laufen

aber

alle Officiere

gegangen.

und

ich)

Um auf

dem guten

Schiffe ,,Palitana"

der British India Steamship-Navigation Co.

langsam aus dem Hafen. I.

Classe

mit



Verpflegung

Der Fahrpreis bis

Calcutta

(14 Tage) beträgt blos 67 Dollars! Ein 2000 Tonnen grosses, scrupulös rein

Donnerstag

gehaltenes, mit elektrischem Lichte versehe-

3i. Jänner.

143

Com-

nes Schiff, ein charmanter rothbärtiger

mandant, Captain England, freundliche,

artige

jovial

Officiere,

und

lustig,

endlich

statt

der eckligen chinesischen Boys Bengalis als

Diener und Stewarts, schlanke braune Kerle in weissen

Musslinanzügen und riesigen Tur-

bans, die lautlos

zuvorzukommen satz

und

flink

trachten

jedem Wunsche

— welcher Gegen-

gegen „Hecuba, Hekate und Co."!

In

einen langen Rattansessel hingestreckt, den ich in

Singapore für

5 Dollars

erworben, fange

ich an, die Ruhe, das absolute Nichtsthun, vor Allem die herrliche Kühle der Seeluft (nur 3o° auf Deck) in vollen Zügen zu geniessen. Ein Ehepaar aus Singapore auf der Hochzeitsreise, Harvey, er von einer schweren

Krankheit soeben auferstanden, rig,

aber hübsch



sie

rothhaa-

der katholische Bischof

von Rangoon, Monsignore Bigandet, ein liebenswürdiger alter Herr, der

seit

51 Jah-

ren den fernen Osten bewohnt und nur

zum

Vatican-Concil nach Europa zurückgekehrt ist



ein

portugiesischer Eurasier, Dr. de

Souza aus Rangoon

— 144

der „Very Reverend

Johure. der Salon des Sultans.

Shvay Üagon-Pagode.

the Archdeacon

etwas

ein

of Singapore",

Schotte;

boriiirter

Meredith,

drei

ameri-

kanische Globetrotters,

John Coolidge aus

Boston, der über ein Jahr

als

Japaner

in

Japan

Malcolm Thomas aus Boston, und Larz Anderson 2°"^ aus Washington, ein guter

gelebt,

— das Gesellschaft. — Die

Caricaturist,

alles

bildet

so ziemlich die

Staterooms sind, wie

Uebrige, tadellos rein

— störend wirkt

nur eine Armee winziger grauer Ameisen, die aus der

Bordwand kommend Tag und

Nacht über meine Schwämme,

über

das

Waschbecken und über mein Bett wandert die Viecher beissen zwar nicht stark, man gewöhnt sich an Alles aber angenehm ist's nicht. Dafür gibt es allerdings wenig Kakerlaken. Auch ein Vortheil! Malacca haben wir leider im Finstern





— —

berührt; heute früh legen wir wieder bei

dem

Freitag ^-

Februar,

schönen Pulo-Penang, der Betelnussinsel, an,

und Poche und

zu mieten,

klimmen.

um

— Es

ich

suchen ein paar Pferde

den „Penang-Hill" zu

er'-

ist

chinesisches Neujahr, die

'/l^^

Strassen gefüllt mit festlich gekleideten Ce145

rJ^v»./

Priester H>uS

deren Frauen und Kinder, geschminkt und mit kostbarem Schmucke überladen, in Wagen und Gharries und Tats umherkutschiren. Nach langem Umherirren finden wir endlich ein paar knochiger Rosinantes, und lestials,

den Victoriapark rechts lassend, geht's steil den Berg hinauf, durch wundervolle Wälder, die

— wie Poche behauptet — den schönsten — Zuerst

Plantagen auf Java gleichkommen. stolpern wir in einen Prachtpark

und von da

in ein luftiges, elegantes, aber ganz leeres Bungalow — ein französisch sprechender Herr

belehrt uns, dies sei das

Gouvernment House

— wir suchen weiter und gelangen auch, nach vielem Steigen,

in eine

Art Hotel, das von

unvermeidlichen Chinesen gehalten wird.



als

dem

Sanatorium

Die grossartige Aussicht,

2000 Fuss tief auf die mit üppigster Vegetation überwachsene Insel, auf das Meer ringsum, besonders aber ein kräftiges Tiffin entschädigen für die

Mühen

des Aufstieges

wirkt die Temperatur von 25

barung!

'^

— auch

wie eine Offen-

Auf diesen Gäulen ist vom Hinabin 2^/2 Stunden soll die Rede

reiten keine



5tch

^FAJiRA^cü0^l



abdampfen

,,Palitana"

Tropen,

trotz'

also heisst's trotz

Mittagssonne im Laufschritt

den Berg hinunter und ebenso weiter Stadt,

wo

zum Hafen

führt

— entschieden der heisseste

Spaziergang, den ich

man

bis zur

uns schliesslich ein Jinrickshaw

je

gemacht! Das nennt

Schwitzen!

Prächtige

— bis 9 Uhr

Tage der höchsten Faulenzerei liegt Alles in Pujamahs umher,

späterhin in Leinenanzügen

— das Essen

geniessbar, die Globetrotters recht lustig

besonders angenehm

ist

4

F'ebruar.

ist



der alte Bischof mit

seinem langen grauen Barte.

— Stundenlang

erzählt er mir von den Schönheiten der bud-

dhistischen Lehre, die er natürlich von

Grund

aus kennt, sowie von der Eroberung Burmas

durch die Engländer



sein

meridionales

Französisch klingt merkwürdig an der Küste



von Tennasserim. ,,Als nach der Ein,, nähme Rangoons die grosse Glocke der ,,Shvay Dagon- Pagode, die y^l^ Fuss im ,, Durchmesser misst, aufs englische Flaggen,, schiff gebracht werden sollte und beim ,,

Transporte

in die Mitte 147

des Irawadi

fiel,

Clocki

1^'

Shol DAQON SiPACOOE

,waren ,

alle

Bemühungen

jvergeblich. ,

der Matrosen, mit

ihren Maschinen die Glocke zu heben, ganz



Da

bat

eine

birmanische

am

Deputation den Befehlshaber, ihr die

,Grunde des Riesenflusses liegende Glocke

was auch lachend und un-

,zu schenken,

jgläubig gewährt

ward.

Den Tag darauf

,

befand sich die Glocke wieder an ihrem

,

alten Platze auf der Plattform der

,

Pagode.

,

nicht zustande gebracht, das vermochten

— Was

alle britischen

goldenen

Ingenieure

,20.000 Birmanen in wenigen Stunden!"



Gestern war anglicanischer Gottesdienst in

-^^*

iHWt DACONE

der grossen Cabine, und Meredith hielt eine ^ff

langweilige Predigt. Dienstag,

5.

Februar.

— Seit frühem Mor-

gen fahren wir den Irawadi hinauf, einen der grössten Ströme der Öde.

— Am

Zuschauern

Welt



die Ufer flach,

Landungsplatze Tausende von in

dern, meist rosa

den farbenprächtigsten Kleidie Mänund himmelblau



ner sind schlanker, grösser und schöner als die

stammverwandten Bewohner Haupthötel

Rangoons,

Slams.

Das

das „British-Bur-

mah

H.",

ist als

Gasthof dem Schiffe, ,Hekate"

ebenbürtig. Hier empfangen uns die voraus-

Amerikaner mit „bad news from und die furchtbare Nachricht des Todes unseres Kronprinzen wirkt fast läh-

geeilten

Austria",

mend

— Wir hoffen, die

auf Poche und mich.

Kabelgramme haben

falsch berichtet

— auch

weiss unser Honorarconsul Biedermann noch gar nichts,

— Mit schwerem Herzen erfüllen

wir unsere Touristenpflichten und bewundern die

„Shvay Dagon-Pagode", entschieden

prachtvollste,

gode Asiens.

grossartigste

kolossalste,



Die Lage sowohl,

als

die

Padie

Bronzen, Schnitzereien und vor Allem die 321

Fuss hohe, ganz vergoldete Daghoba

sind überwältigend.

Mein Plan, einen Dampfer

zu überschlagen, mit der neuen Bahn nach

Mandelay zu fahren und

erst

nächste

weiter nach Calcutta zu reisen, muss

Woche

— wie

manches Andere — aufgegeben werden. Die Bahn nimmt nur bis Prome Passagiere. Erst in 14 Tagen wird der Verkehr bis Man-

so

— — zur Flussfahrt

delay eröffnet

züge

bis Jetzt

gehen nur Militär-

auf

dem

Irawädi ge-

bricht es an Zeit;

also

morgen nach Maul-

main. 6.

Mit der

Februar.

„Ramapura", einem schönen

Schaufeldampfer, der 15 Knoten macht, und dessen deutscher

Getränke braut,

Commandant Cruzer famose um 7 Uhr früh nach Maul-

main, der schönsten

Salween wo abgerichtete stämme aus dem

reizend

Burmahs,

Stadt



gelegen.

Elefanten

am

Holzsägen,

riesige

Baum-

Flusse holen, in die Ma-

schinen legen und die gesägten Hölzer in



ein den Höfen regelmässig aufschichten kleiner Elefant hat's auf mich abgesehen und

kann

ich

mich nur durch

Flucht retten,



zum

die schmählichste

Jubel der Schiffsgenossen.

In der Mitte der Stadt auf

hohem Hügel

Hauptpagode mit unvergleichlicher Aussicht auf den Salween und die nahen Berge. Abends wandeln wir alle zum geräumigen die



Club,

Gymkhana; da Cruzer uns

einzu-

schreiben vergessen hat, werden wir aber, zu

unserer grossen Heiterkeit, von den eurasi-

schen Bediensteten feierlich hinausgeworfen.

^

BEI

DER ARBEIT

— Uebernachten auf der „Ramapura", denn

zu einem Hot^l hat

bis

es

Maulmain noch

JALVMN rLUSi

nicht gebracht.

Vor Sonnenaufgang paar Meilen

zwei Gharries ein

Fähre des Salween-

zur

bis

in

Flusses, den wir (die drei Amerikaner,

und

ich) auf

übersetzen,

Poche einem lebensgefährlichen Floss dann in einem landesüblichen



„Bullockcart" die gute Fahrstrasse weiter bis

zu den ,,Farm Caves", ausgedehnte Höhlen in

merkwürdigen Bergen,

die,

mit reichster

Vegetation überwachsen, senkrecht aus der

Ebene

Zwei dieser Höhlen sind Wallfahrtsorte und mit Buddha-Statuen minaufsteigen.

deren Kunstwerthes ausgefüllt; die anderen bieten einigen Millionen Fledermäusen Asyl

und werden

letztere

durch unsere bengali-

schen Kerzen unangenehm aufgescheucht

doch

ist

ein längerer Aufenthalt



wegen des

Gestankes und der Hitze undurchführbar. Die Rückfahrt auf

dem

originellen federlosen

Holzkarren, dessen Zebus fortwährend durch-

gehen wollen,

ist

einige Riesengeier.

mah

sehr amüsant





Sonnengluth

schiesse in

Bur-

scheint nach der heutigen Probe ko-

Februar.

lossall

Abends Besuch des Gefängnisses, wo

aber egyptische Augenkrankheit grassirt und

wir schleunigst davonlaufen.

— Vergebliches

Trachten, einen berühmten Holzschnitzer zu finden: der

Mann wohnt im

Birmanenviertel,

unser Kutscher spricht blos bengalisch also Verständigung unmöglich.

ufer

produciren

sich



— Am Fluss-

uns einige Arbeits-



Tränke geführt werden Kornak knien sie nieder, Rüssel in die Höhe und trompeten

elefanten, die zur

auf Befehl

des

heben die ein donnerndes Salaam! Die ihnen zugeworfenen Annastücke heben sie sorgfältig auf und reichen sie dem alten Wärter! S.Februar. das

— Um 6 Uhr früh verlassen wir

freundliche

Maulmain und durcheilen

wieder in 9 Stunden die i32 Seemeilen nach Rangoon der einäugige Capitän Cruzer, der



in beiden Städten ein Etablissement

und Kindern haben

soll (?),

zauberhaften Drinks; das

mit Frau

braut wieder seine

am Zwischendeck

angehäufte Volk bietet wahre Musterkarten farbenprächtiger Costüme, besonders einige

bildhübsche Birmaninen, 152

die,

um

die Zeit

angenehm und

nützlich todtzuschlagen, die

üppigen Haare ihrer Freundinnen nach

nem Wilde

durchsuchen.

klei-

— Nachmittags

in

Rangoon Fahrt zu den Cantonment Gardens, zu den Royal Lakes, zu Holzschnitzern und Silberschmieden.

Ein Besuch beim Bischof

leider vergeblich, da der alte

ist

Herr gerade

beim Speisen war, — Zum Uebernachten

ist

das Br. Burmah-Hötel wirklich zu schlecht

und zu schmutzig, wir ziehen daher wieder in die alte Cabine der ,,Palitana", worüber sich nicht nur die Bengali boys, sondern

auch

Ameisen herzlich freuen! Kurz vor Abgang der g. Februar.

die



„Palitana" erscheint ein Bote des Consuls

und bringt mir ein Telegramm aus Wien meine Grossmutter ist am 5. gestorben!! Auch die Nachricht über unseren armen





Kronprinzen scheint sich zu bestätigen! Um 7 Uhr früh lichten wir Anker, und nun geht's wieder,

zum

vierten Male, den

schon wohl bekannten Irawädi

Zum

Abschied

zer erschienen

jetzt

hinab.



Cru-

war noch Capitän und verkaufte mir ein hüb-

royal lake

'""kanqoon-

sches geschnitztes Papiermesser

main. lo. u. II. Februar.

— Noch

kühle, herrliche Tage.



of the Dutch Republic". sich als

aus Maul-

einige ruhige,

Motley's „History



Poche entpuppt

Kinderfreund und tanzt und

spielt

stundenlang mit einigen anglo-birmanischen Mit Erlaubniss Capitän Rangen herum.





Englands werden MÖven geschossen. Schade um die armen Thiere, die wir doch Gegen Sonnennicht aufheben können.



untergang sichten wir die Lichterbrigg, die vor dem Eingang in den Hugli ankert;

um

kamen

oft Leute aus Calcutta her, die Seebrise von den Fiebern durch sich

früher

zu erholen, und wohnten wochenlang auf der Auch wir werfen jetzt einsamen Brigg.



Anker. Nachts

ist

an eine Fahrt den Hugli

hinauf nicht zu denken, da der Ganges der gefährlichste aller

Ströme

sich täglich ändert.

Dienstag

Sonne am

12. Februar.

ist



und

sein Bett

Kaum

ist

die

Horizonte sichtbar, so setzen wir

uns mit 2 Piloten an Bord 154

in

Bewegung.



Für den sollte,

Fall, dass das

ist

Dampfsteuer versagen

der erste Officier mit 20 Laskars

am hinteren Steuerrade postirt, um gegebenen Falles sofort einzugreifen. Der Verlust einer

Minute

verhängnissvoll gewesen. Erst

ist oft

voriges Jahr brach das Steuer eines Br.India-

Dampfers, das Schiff legte

durch die

sich,

Strömung gedrängt, augenblicklich auf die Seite und verschwand im Laufe von 7 Minuten mit Mann und Maus! Nun die „James und Mary"- Sandbänke passirt sind, ist das Aergste vorüber. Mittags Ankunft in Calcutta. Great Eastern Hotel schlecht und riechend Poche trifft einen Freund aus Wien. Besuch beim Honorarconsul Heilgers, charmantem Mann mit sehr hübscher Frau Eden Gardens Musik, Corso am Meidän.









i3., 14., 15.

Februar.



Botanischer Gar-

ten mit grossartigem Banianbaume, der mit

seinen Luftwurzeln einen ganzen

Wald

bil-

und schönen seltenen Pflanzen aller Art, Alleen von Palmen, schönes Museum, det,



wissenschaftlich geordnet wie kein anderes in Indien. Dasselbe umfasst alle 155

Zweige der '2*

Naturwissenschaften, besonders interessant aber die Abtheilung über indische Kunst und Kunstindustrie. Dieses Museum wäre

ist

eines eingehenden

Studiums werth, wozu

aber viel Zeit gehörte.

— Sir Donald Macken-

Wallace, Privatsecretär Lord Dufferin's. Zwei Diners bei Heilgers, Concert, Ball im Government House beim VicekÖnig, Lord Lansdowne nette A. D. C.'s, besonders Lord William Beresford und Hamilton. Bengal-Club, 3o Rupees für 14 Tage. Bengal-Diener Joomun, alter Moslem, der einst Poche und Kübeck bediente. zie





16.

Februar.

— —

— Von Howrah über Saragäth

(Ueberfuhr über Ganges,

wo

ich

Hoyos und

Szechenyi wieder treffe) nach Siligüri, prachtvolle

schmalspurige

Gebirgsbahn, anfangs

durch dichten Junglewald, dann über Fels-

wände

in

kühnen Serpentinen und Curven

empor, an prächtigen üppigen Wäldern und

Theeplantagen vorbei (17. Februar) nach Darjeeling, 8000 Fuss Club, Mr. Paul, C. B. Commissioner grossartige Aussicht auf „the Snows", Kinchinjanga (28. 156 ') und



156



dessen ganze mächtige Gebirgskette aus den

Wolken

ragend, grosse Kälte, o°, Unwetter,



Warten 17., 18., ig., 20. im Pelz auf besseres Wetter, um die Ranjit-Expedition ins unabhängige Sikhim zu machen durch die zauberhaften waldigen Thäler des Ranjit mit den kühnen Hängebrücken nach Kalimpong. Vergeblich. Heute Rückkehr nach 21. Februar. Calcutta mit zwei Freunden Poche's, Edw. Beit aus Hamburg und Edw. Ladenburg aus Mannheim, sowie Graf und Gräfin Wieder in milder, Dönhoff- Seydewitz. warmer Luft! 22. Februar. Poche reist mit Messageries Maritimes nach Madras und in die Schneesturm. frierend





-





Nilghirries.

— Ich mit Joomun heute abends

nach Benäres. 23.,

24.,

25.,

26. Februar.



Benares,

Glarke's Hotel, mit Coolidge,Thomas, Ander-

son und Meredith von der ,,Palitana", so-

wie den zwei Deutschen.

Sonnenaufgang

am

heiligen Ganges, badende Hindu's längs den ausgedehnten Ufern (Ghats), unerhörter 157

ItLHI



Tempel aller Reichthum an Farben. Secten und Städte Indiens, reich verziert und reich vergoldet, heilige Affen, heilige heilige

Stiere,

Pfauen;

Sarnath,

ein

dem

Andenken Buddhas geweihter merkwürdiger

Jahrhundert — Nautch aus dem — Hochzeitszug durch die engen Gassen — prächtige silbergeschirrte Pferde,

Thurm

lo.

Girls



Kinder mit kostbaren Juwelen bedeckt. Nächtliche Gangesfahrt zum Maharajah von Benäres. 27.,

28. Februar,

i.,

2.



März.

Agra

(Laurie's Hotel), Citadelle mit der Perlen-

moschee;

der

Taj!

Das Grabmal Schach

Jehan's an den Ufern des

barste Alles,

Jumna

inmitten

wunderübersteigt Bauwerk auf Erden was ich je gesehen! Mosaike bei Ha-

zauberhaften

eines

thuram.

Gartens,

das



Fahrt nach

Futhpur

Sikri, die

Lieblingsresidenz Akbar's, drei Fahrstunden

von Agra. Am 2. abends mit Beit und Ladenburg nach Gwalior (3. 4. März), wo wir im neuen Staatsbungalow famos wohUnabhängiges Reich, Palast, Sindia, nen.





158

TAJ-/^AHA! AGflA

prachtvolle Citadelle

mit

exquisiten

morschnitzereien und farbiger kleidung, auf

Mar-

Majolicabe-

hohem Felsrücken

weit das

Land überschauend. Besuch beim Residenten Major Barr Maharajah Ränä von



Dholpur. 5., 6., 7., 8.

Citadelle,

aus

Namen kaum

den

— Delhi (Northbrook's

März.

rohem Sandstein gebaute „theRidge". Das Museum, welches

Hotel), die

verdienen würde, wäre

nicht dort eine herrliche indo- griechische

Figur aus schwarzem Stein, die so schön dass

man

sie für eine

Sculpturen halten könnte, liche Ausstellung,

ist,

der besten griechischen

Nautch

— landwirthschaftGirls,

Faustkampf,

Nabob von Ludhiana, Maler Ludwig Hans Fischer mein Nachbar bei Tisch Kutb



Minär!



Amritsar. Der goldene Temnach Amritsar zu unternehmen. Der prächtige Tempel ganz 9.

pel

aus

März.

ist

allein werth, die Reise

Marmor und mit Gold

verziert,

steht

mitten in einem Teich, umgeben von einer

Terrassenanlage mit mächtigen 159

Bäumen und

AMRIT5AR

kleineren Tempelbauten, alles in Farbe und

Gold schimmernd. Teppichfabriken und Seidenstickereien, in welchen die schönsten indischen Stickereien gemacht und verkauft werden, Sikhs



i

Uhr Weiterfahrt über

Labore nach März) Pcshawar (Traveller's Bungalow), hochinteressante Trachten, ganz (lo., II., 12.

anderswie sonst

in Indien, Alles

schon afgha-

nischer Typus, Col. Warburton, Mr. Spencer.

— Dienstag auf des Fort Jamrud

letzteren

am Eingange

Polopony nach

des Kybarpasses

und mit Warburton, Capt. und Mrs. Middleton, Akhsan Khan etc. in den Khybarpass nach Ali Musjid, der Felsenfestung am Ende des Passes an der afghanischen Grenze





abends per Bahn retour 42 engl. Meilen über die Attock-Brücke über den Indus an Jener Stelle,

wo

ihn einst Alexander

Grosse übersetzt haben

soll,

der

nach

März) Lahore (Charing Gross Hotel), eine grosse schöne Stadt mit Häusern voll (14.

der schönsten holzgeschnitzten Balcone und reicher, zumeist mit farbigen Fayenceplatten 160

schöne

Architektur,

belegter

Sikh-Bauten,

Moscheen, Museum, Jehangir's Grab, 17., 18. März. Jeypore (Kaiser-i-Hind-



Hotel), die grösste Stadt der Rajputana

und

eine der interessantesten Städte von noch

unabhängigen Staaten

in Indien.

Die grossen

Bauten, breite Strassen und grosse Plätze verleihen präge,

der

Stadt

welches

Bewohner und Interesse





Eigenart seiner

noch mehr an

andere indische Städte,

als

französischen

Henri Hyvernat und monis,

Ge-

grossartiges

die

ihrer Sitten

gewinnt

mit zwei

ein

durch

Jesuiten,

Prof.

Dr. Paul Müller

prachtvolles

Museum,

Si-

Palast,

Elefantenritt nach Ambir, Major Prideaux,

Resident.

März.



kine (Jhampan),

5

Abu Road

im PalanStunden nach Mount Abu (5000') entzückende Jaintempel aus dem Felsen gehauen prächtiger See. 19,, 20.



21. März.

— — Ahmedabad,

Moscheen mit

köstlichen Schnitzereien. 22., 23., 24.

Hotel), treffe

März.



Bombay

(Apollo-

wieder mit Poche zusammen, 161

Stockinger, Janni (LloydagenO Vuccino

Coolidge



— Hitze ganz erträglich. — „Beren ice", Lloyddampfer,

25. März.

Capitän Egger,

5

Uhr nachmittags Abfahrt,

langweilige Gesellschaft, recht mittelmässiges langsames Schitf, aber prächtiges kühles

Wetter. I.

April.



Aden, das

ich

wie einen alten

Freund wieder begrüsse. Cons. Escher, Dr. Schweinfurth. 7.

April.



Suez, Abschied von Poche,

der via Port Said nach Syrien 8.



14.

reist.

— Cairo (Shepheard). April. — „Euterpe", Capitän

13, April.

— 17.

Nikolich von

— Dann

Alexandria nach Brindisi.

Florenz, Abbazia, Wien.

FAKIR

——

Zurückgelegte Meilen.

— Triest Triest — Brindisi — Port-Said Port-Said — Suez Suez — Aden Aden — Bombay Wien

— Karli Caves — Bombay Bombay — Colombo

....





u. retour

.

— .

.







u. retour

...

Singapore — Penang

— —

Rangoon Rangoon Maulmain Maulmain — Farm Caves Maulmain Rangoon Rangoon — Calcutta

Penang

u.

retour.



Calcutta

— Darjeeling

Calcutta







....

u. retour

— Johore

— —

Colombo — Penang-— Singapore Singapore Bangkok Bangkok— Ayuthia u. retour ... Bangkok Singapore Singapore Rhiouw u. retour ... Singapore

Meilen



Khandala

Colombo— Kandy

Englisclie

597

Bombay — Khandala Khandala

Kilo-

meter

— — — —

— — — — — — —



u. retour

...





Benares

597 i63

Kilo-

meter

597

Benares— Agra Agra

Agra

— Gwalior — Delhi

u. retour

Delhi— Amritsar — Peshawar .... Peshawar Khyber-Pass u. retour Peshawar Lahore

— —

Lahore

.

— Jeypore — Abü-Road

Jeypore

Mount-Abü Abü-Road — Ahmedabad Ahmedabad Bombay Bombay Aden Suez





Suez



— Cairo

Cairo

— Alexandria

— Brindisi — Bologna - Florenz .... Florenz — Nabresina — Peter

Alexandria Brindisi

St.

St.

Peter

.

.

— Abbazia, Abbazia — Wien

Englische Meilen

Geogr. Meilen