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German Pages 466 Year 1873
Table of contents :
1. Ankunft in Marokko 1
2. Bodcngestalt und Klima 38
8. BwMkerung 53
i. Relinion 89
5. Krankheiten und deren Behandlung 133
G. Ilcsan fil Bar Demana 163
7. Eintritt in marokkanische Dienste 189
8. Die Hauptstadt Fes 205
3. Mikeues und Heimreise nach Uesan S78
10. Politische Zustände 297
11. Conaulatswoseu 315
12. Aufenthalt beim Groaascherif von Uesan 335
13. Reise längs des atlantischen Oceana 364
14. Reise südlich vom Atlas nach der Oase Draa 416
15. Die' Oase Draa. Mordversuch auf den Reisenden. Ankunft
in Algerien '. 433
[
i
i
,
Coogle
-
Dlgütiüd b,
Ci.hvJ^
Mein erster Aufenthalt in
Marokko und
Heise südlich
vom
_A_tlas
durch
die Oasen
Draa und
Tafilet.
Von
Gerhard Rohlfs.
Uefs Marokko
BREMEN,
1873.
Verlag von J. Kühtmann's Buchhandlung,
i
igilized
by
Google
.
Vorwort. Indem
ich
dem
geneigten Leser die Beschrei-
bung meines ersten Aufenthaltes gebe, verweise
ich dabei
in
Marokko über-
auf die ausgezeichneten
Karten, die seiner Zeit in den Petennann'schen Mittheilungen über meine Routen erschienen sind. Ich
habe mir die
grösste
Mühe
gegeben, durch
Vergleichung mit anderen Angaben ein annähernd genaues Resultat über die Einwohnerzahl des Landes und
der
Städte
zu
erlangen, und
hoffe
das
Richtige getroffen zu haben, so weit das überhaupt
durch Schätzung dauerlich fehler statt
Dr.
ist
zu
ermöglichen
für mich,
meinem Mamiscripte
in
250,000
für
die
ist.
Sehr be-
durch einen Schreibdie
Zahl
Draabevölkerung
25,000 auch in
Behm's geogr. Jahrbüchqr übergegangen
Im vorliegenden Buche Dar
dass
beida
Asamor
statt
statt
ist.
ausserdem
bei
300 Einwohner 3000, und
bei
bitte
ich
30,000 Einwohner 3000 lesen zu
wollen.
Weimar,
September 1872.
Gerhard Bohlfs.
Inhalt. Seite 1.
Ankunft in Marokko
2.
Bodcngestalt und Klima
8.
BwMkerung
i.
Relini on
5.
Krankheiten und deren Behandlung
G.
Ilcsan
fil
1
38 53 89 133
Bar Dem ana
7. Eintritt in
163
marokkanische Dienste
189
8.
Die Hauptstadt Fes
205
3.
Mikeues und Heimreise nach Uesan
S78
Politische Zustände
297
10. 11.
Conaulatswoseu
315
12.
Aufenthalt beim Groaascherif von Uesan
335
13.
Reise längs des atlantischen Oceana
14.
Reise südlich
15.
Die'
364
vom Atlas nach der Oase Draa
Oase Draa.
416
Mordversuch auf den Reisenden.
kunft in Algerien
'.
An433
Digiüzeü Oy
Google
Staats ti Iblioth ek
AiiEnnft
1.
Am
7.
Bord el
in
fttroilio.
April 1861 verliess ich Oran und schiffte au
eines französischen Messagerie- Dampfers in
kebir
lichsten
Es war Nachmittag,
ein.
als wir
Mera
beim herr-
Wetter aus der grossen Bucht hinaus dampften.
Die meisten au Bord befindlichen Passagiere wollten, wie ich, nach Marokko, doch waren auch einige, die
Nemours, Gibraltar und Cadix
Der grösseren Ersparniss wegen platz
als Reiseziel
hatten.
hatte ich einen Deck-
genommen, da mein Geldvorrath äusserst gering
war; das Wetter war eben so sommerlich, die das
Damplboot führenden Leute
kommend,
dass
man kaum an
so freundlich
und zuvor-
die grösseren
Unbequem-
lichkeiten des Decklebens dachte.
Zudem ich hatte
hatte ich genug mit mir selbst zu thun,
mir
fest
rokko zu gehen,
vorgenommen,
um
ins
Innere von Ma-
dort im Dienste
der Regierung
meine medicinischen Kenntnisse zu verwerthen. der Zeit sprach
man
in
Spanien und Algerien
einer Reorganisation der marokkanischen Armee
der Sultan habe nach Rohlfs.
dem
viel ;
Zu von
es liiess,
Friedensschlüsse mit Spanien 1
a
Reformen einzuführen; mau
die Absicht auagesprochen, ]a3 in
den Zeitungen Aufforderungen, nach Marokko zu
gehen, jeder Europäer sein
Können verwerthen.
könne dort
Wissen und
sein
Dies Alles beschäftigte mich,
ich machte die schönsten Pläne, ich dachte in
Marokko fortkommen zu können,
langen Aufenthalt glaubte
um
in
so eher
Algerien
um
so eher
durch jahreich
mich den Verhältnissen des Landes
anschmiegen zu können, hatte,
als ich
acclimatisirt war;
als ich
in
Algerien
gesucht
mich der arabischen Bevölkerung zu nähern und
mit der Sitte und Anscbauungs weise dieses Volkes mich
bekannt zu macheu.
Um Mitternacht wurde ein kurzer Halt vor Nemours (Djemma Kassaua) gemacht, um
Passagiere abzusetzen es weiter nach
dem
folgenden Morgen tagte,
be-
und einzunehmen, und wieder ging Westen, und
als es
am
Höhe von
fanden wir uns gerade in gleicher
Ich unterlasse
Melilla.
eine Beschreibung der Küstenfahrt
es,
zu geben, von der sich überdies äusserst wenig sagen
Nackt,
lässt.
wände
ins
steil
Meer
und abschreckend
hinein.
nicht so einförmig,
wie
Freilich sie
sich
fallen die Fels-
ist
in
die
Küste gar
einer Entfernung
von circa dreissig Seemeilen ausnimmt, welche Entfernung wir gewöhnlich hielten, auch konnte lich
man
deut-
manchmal Wald und Buschwerk unterscheiden;
aber das
Städtchen
belebende Element ist
fehlt,
kein Dorf,
kein
zu erblicken, höchstens die einsame Kuppel
des Grabmals irgend eines Heiligen sagt
dem
Vorbei-
fahrenden,
dass auch
der Küste Menschen
dort an
hausen.
Hätte nicht Spanien einige befestigte Punkte, Straf-
an dieser Küste,
anstalten,
sie
würde vollkommen un-
Pegnon de Velez
Alhncemas,
bewohnt erscheinen.
bekamen wir nach einander von
ferne
einzige Zeichen von Mensclienbauten.
zu sehen,
als
Denn wenn auch
Kifbewohner einige Dörfer an der Küste haben,
die
so sind dieiäe doch so versteckt angelegt, dass sie sich
dem Auge
Der Seeräu-
des Vorbeifahrenden entziehen.
ber scheut das Licht, er muss Schlupfwinkel haben, und die in unmittelbarer Bifi sind nichts
mehr
aufs
Nähe des Mittelmeers wohnenden
Anderes
schlimmsten Art. offene
als
Freilich
Seeräuber, und zwar der
wagen
sie sich
heute nicht
Meer, haben dazu auch weder pas-
sende Fahrzeuge noch genügende "Waffen, aber wehe
dem
Schiffe,
das an ihrer Küste scheitert, wehe
dem
Boote, welches der Sturm in eine ihrer Buchten treiben sollte.
Wie ganz anders ist die gegenüberhegende
spanische
Küste, grüne, wein- und olivenumrankte Berge, überall Städte, die
freundliche Villen
und Dörfer,
den Küstenverkehr vermitteln!;
kleine Schiffe,
man kann
keinen
grösseren Gegensatz denken.
Gegen Abend desselben Tages
verliessei)
wir die
jedoch ganz ans den Augen zu ver-
Küste,
ohne
lieren,
und hielten auf Gibraltar, welches noch Nachts
sie
erreicht wurde.
Bis
zum
folgenden Mittag ruhte der
4
Dampfer, sodann wurde die Meerenge durchschnitten
um
und wir waren
Uhr
3
vor Tanger.
Zahlreiche
Jollen waren gleich vorhanden, uns Passagiere aufzu-
nehmen
mir
die jetzt ausser
,
aus Be-
nur noch
fast
wohnern des Landes Marokko bestanden.
Eine Jolle
war bald gefunden, aber man kann auch mit diesen
Land kommen,
kleinen Fahrzeugen nicht unmittelbar ans
sondern bedarf dazu eines Menschen, der einen heraus-
Bei sehr flachem Strande
tragen muss. die
Brandung so stark, dass
legen
ans
Ich
können.
der mich
rittlings
Land
Für
die
miethete
ist
nämlich
Böte dort nicht an-
einen
kräftigen Neger,
auf seinen Schultern
vom Boote aus
trug.
einzelne Beisende sind die Douane-Schwierig-
keiten nicht lästig, zumal für mich, da mein Pass be-
kundete, dass
ich
unter
englischem Schutze
stände.
Die Dragomanen der verschiedenen Consulate fragen die gelandeten
Fremden nach
ich meinen
Bremer Pass
aussehenden Juden
ihrer Nationalität, in die
legte, des
Hände
Generale onsulates, waren im Augenblick keiten
beseitigt.
eines
und
als
vornehm
Dolmetsch des englischen
Die Hansestädte
alle
Schwierig-
standen
dazumal
unter grossbritanischem Schutze, während Preussen sich
durch Schweden vertreten Hess.
Ein Absteigequartier war auch bald gefunden, das Hotel de France, welches von einem Levantiner Franzosen
gehalten wurde,
maurischem
Style.
ein
reizendes Haus,
Von einem
in
acht
früheren Gouverneur
Digitized
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Google
marokkani-
der Stadt erbaut, gehörte dasselbe jetzt der
schen Regierung, der
Eigenthümer der Gastwirthschaft
nur miethwcise.
hatte es
Ausser mir war noch ein Blumenhändler dort, der mit
dem Bruder
des Sultans, Mulei
el
Abbes,
Gi'Sfhiii'to
machen wollte, und auch hoffte bei den europäischen
Waare absetzen zu können
seine
Considn
dann ein
nehmen und
lebte
Tanger.
Ich
Monaten
in
Marokko
Letzterer wollte, wie ich, in
achim Grateil. Dienste
,
vormals Offizier der spanischen Armee: Jo-
Spanier,
nun schon weiss
mehreren
seit
nicht,
aus
welchen
Gründen er die spanische Armee verlassen hatte;
als
Verwandter von Priin, der sich soeben bei Tetuan noch so
ausgezeichnet hatte, hätte er in Spanien sicher eine
Zukunft gehabt.
Beschäftigt mit der Uebersetzung des
spanischen Artillerie -Reglements ins Arabische, wollte er dies
dem
rokkanische el
Sultan präsentiren und
Armee
eintreten.
dann
in
die
ma-
Nebenbei hatte ihm Mulei
Abbes noch glänzende Versprechungen gemacht.
Weg
Mein nächster tjesuidteii, reich
Sir
war sodann zum englischen
IJmmmond Hay.
Obwohl
ich
nicht
war, vielmehr beinahe von allen Mitteln entblösst,
obwohl ich kein einziges Empfehlungsschreiben vorzuzeigen
hatte
und obschon ich ihm
Fremder und nicht einmal mich Sir
Drammond
menheit.
Aber wie
erfuhr, dass
ein
ein
vollkommen
Engländer war, empfing
mit liebenswürdigster Zuvorkomzerstieben
meine Träume.
Ich
an eine Reorganisation der Zustände des
6
Landes nicht gedacht würde, dass der
religiöse
Fana-
tismus eher zu- als abnähme, dass, wenn der Sultan seine Person
für
auch
vielleicht
Reformen
in einigen
Dingen wünsche, der Religion sliass der Eingeborenen gegen
alles Christliche so gross sei,
nicht
gedacht werden
dass an Ausführung
habe der
Allerdings
könnte.
regelmässige Armee gebildet, aber diese dem Namen nach regelmässig, und falls ich dem BescMuss bestände, ins Innere des Landes
Sultan eine
nur
sei
auf
gehen zu wollen, lich
sei
vor Allem erforderlich, äusser-
den Islam anzunehmen. Entmuthigt
eine
kehrte ich
ins
Hotel zurück.
Aber
Berathung mit Gatell, der Reiz des Neuen, das
Lockende,
unbekannte Gegenden durchziehen zu
völlig
können, fremde Völker und Sitten, ihre Sprache und Ge-
bräuche kennen zu lernen, ein Trieb zu Abenteuern, ein
Hang, Gefahren zu trotzen
:
alles dies
Wagniss auszuführen, und nach
bewog mich, das
einer zweiten Unter-
redung mit Sir Drummond wurde beschlossen, ich (es
war
dies das
einzige
Mittel,
Landes Zugang zubekommen)
annehmen und
um
ins
eine Anstellung als Arzt in der
des Sultans nachsuchen.
solle
—
Innere des
— aus serlich den Islam Armee
Unter dieser Verkleidung und
mit solchen Intentionen, meinte Sir Druinmond, sei ich in
Fes
eines guten
so lange im
Empfanges sicher und könne mich
Lande aufhalten wie
ich wollte.
Mulei
el
Abbes, den ich versuchte zu besuchen, war indess nicht sichtbar für mich, jedesmal
kam
ich zu ungelegener Zeit.
igilized by
Google
7
Unterdessen machte ich mich rasch und mit Energie daran, meinen Vorsatz auszuführen, obschon alle an-
deren Europäer abriethen. wie möglich
mit
ihnen
kommen, namentlich mied
Ich vermied aber so weitere
in
ich das
schaft erwiesen
hat),
Denn
zu werden.
um
viel
Berührungen zu
spanische Consulat
(obschon mir dasselbe später in Marokko
viel
Freund-
nicht als Spion verdächtigt
hätten die
Mohammedaner
micli
nach
wie vor mit Cliristen verkehren sehen, so würden sie
gemerkt haben,
gleich
es
Tage hatte in
zum Schein
nur
ich
in Tandja,
am
sechsten
dem Orte schon den Kücken
gekehrt,
Marokkaner
wie der
dass ich
So war ich nur fünf Tage
übergetreten.
die Stadt nennt,
und
Begleitung eines Landbewohners, der es übernommen
hatte,
mich nach Fes bringen zu wollen.
Ich hatte meine Sachen auf das Nothdürftigste reducirt, ein
Bündelchen mit Wäsche war Alles, was
mir hatte,
ich bei
nach Laudessitte trug ich
einem Stocke hängend auf der Schulter;
es
an
eine weisse
Djelaba (ein weisses langes wollenes, mit Capuze versehenes
dann Geld
Hemd) war meine
Kleidung.
spanische Mütze,
eine
— eine englische Fünf-Pfundnote — genäht
endlich
ein
der
Burnus dienen konnte
zug.
Gelbe Pantoffeln,
worein ich mein letztes
als
Ich
Bleistift,
hatte,
schwarzer weiter europäischer Ueberzug,
hatte keine Waffen,
um
:
das
war mein An-
ein kleines
Notizen macheu zu können,
Tasche verborgen.
Buch mit war
in der
Dies war meine ganze Ausrüstung.
Digitized by
Google
-
8
Gewiss ein Wagestück, unter solchen Umständen, mit solchen mehr als bescheidenen Mitteln in ein voll-
kommen mehr,
fremdes Land eindringen zu wollen!
von der arabischen Sprache nur
als ich
wöhnlichsten Redensarten
Um
so
die ge-
auswendig wusste und weit
davon entfernt war, auch nur mangelhaft sprechen zu können.
wendig
Allerdings
hatte ich Eine
Phrase gut aus-
gelernt, die Glaubensformel der
welche,
man kann
Oeffhen
dieser
es sagen,
von
wohnten Gegenden
so ist.
Mohammedaner,
alleiniger Schlüssel
fanatischer
„Lah Uah
il
zum
Bevölkerung be-
Diese Glaub ensformel
— wer
—
lautet:
hatte sie nicht schon gehört oder gelesen
Mohammed ressid ul Lah,"*) Gott, Mohammed ist der Gesandte
allah,
ausser Gott kein Gottes.
Mein Gefährte schien vollkommen Uberzeugt, ich sei
er,
zum Islam ich sei
übergetreten, nur glaube ich, vermuthete
heimlich entflohen aus
borgenen unlauteren Grund,
irgend einem ver-
vielleicht dachte er auch,
dass bei den Christen der Uebertritt von einer Religion, wie bei den
Mohammedanern mit dem Tode
würde; aber das schien mit
Wäsche
enthielte
wolle.
gestohlen
ilim gewiss, dass
sei,
vielleicht
bestraft
mein Päckchen
noch andere Sachen
und ich mich damit aus dem Staube machen
Natürlicherweise mussten ihm solche
Gedanken
*) Gans genau so sprechen die Marokkaner den Satz aus, ohBcbo» es nach der Schreibweise eine etwas andere Aussprache
sein müsste,
Digitizod
t>y
Google
9
kommen: wenn es
Marokkaner, wenn
ein
beschwert
nie
sielt
er auf
Reisen geht,
Wäsche zum Wechseln, und
mit
selbst der Sultan wäre.
Wir
schlugen einen
Weg
ein,
der in der Richtung
nach Tetuan führte, weil mein Begleiter im „Djebel" (Gebirge) vorher einen Freund aufsuchen wollte, und bald
genug hatten wir Der
verlassen. nicht
Wog
die nächste
es
das Thierreich
in
mich war, wenn auch
für
vom
Atlas
überhaupt wenig
den übrigen Ländern
meerbecken zu finden anderen Verhältnissen
Zauber
neu
nördlich
was nicht
bietet,
war
Aber
war die Umgebung, und wenn auch
die Pflanzenwelt nicht
Da
Umgegend Tangers
war nicht belebt, denn
der nach Tetuan fahrende Karavanenweg.
wie entzückend
um
das schon Gesehene
ist,
übt
immer
einen
Mittel-
unter
mächtigen
aus.
sieht
man
oder, wie der
die
Wege
bordirt von der Stachelfeige
Marokkaner sagt: „Christenfeige, karmus
nssara", von der langblättrigen Aloes, Lentisken- und
Myrtengeb lisch
,
Schlingpflanzen wuchern
Marokko
dazwischen.
Der April
ist für
land etwa
dem Ende Mai und dem Anfang Juni
sprechen würde.
die Zeit, welche in Deutschent-
Die Pracht und Fülle der Natur hat
nun keine Grenzen.
Der
heisse
nnd austrocknende
Südostwind hat seine tödtenden Wirkungen auf die ganze Natur noch nicht ausgeübt.
Wie
alle
Gärten
der Städte Marokko's zeigen sich dann auch die Tanger's
durch Ueppigkeit aus.
Und da
in
den unteren Theilen
Digitizod by
Google
10
Bewässerung gut
die
nur
man
wird Alles gezogen, was
ist,
Europa an Gemüse
in
kennt.
Aber wir waren bald im Gebirge, nicht ohne vorher einer von Tetuan sein, bei welcher alle
kommenden Karavane begegnet
baten und beschworen, nicht in alleiniger Begleitung
Mohammedaners und
eines
sogar
nicht
mehr bereden,
ich für
es
waren die
nie
solle
liess
inB
mich
letzten Christen, die
Man
hatte mir
aussagen,
ich wolle
bekam.
lange Zeit zu sehen
Tanger gesagt, ich
ohne Waffen
Aber ich
Innere des Gebirges zu gehen.
in
zu
mehrere Europäer waren, die mich
nach Fes oder zum Sultan, sondern ich ginge nach
Uesan zum Grossscherif Sidi
Da
el
Hadj-Abd-es Ssalam.
hernach noch ausführlicher von dieser merkwürdigen
Persönlichkeit die darauf,
Rede
sein
hier anzuführen,
von Marokko
ist
soll,
beschränke ich mich
dass er der grüsste Heilige
und im ganzen Nordwesten von Afrika
Mohammedanern ungefähr
Rolle
unter
den
spielt,
wie der Papst bei den ultramontanen Katholiken.
Durch
viele kleine
Duar
dieselbe
(Zeltdörfer)
und Tschar
(Hänserdörfer) kommend, die alle von hübschen Gärten
umgeben waren, zog ich trotz meiner halbmarokkanischen Kleidung überall die Blicke der Eingeborenen auf mich,
und Si-Embark
(so nannte sich
mein Gefährte) hatte
genug zu thun, die Neugier der Leute zu befriedigen.
Aber kaum
hatte er gesagt:
zum Islam übergetretener alle
beruhigt waren.
„er geht zu Sidi,
ist ein
Inglese" (Engländer),
Der Name „Sidi"
als
(so wird schlecht
Digitizod by
Cuoj
11
weg der Grossscherif von Uesan genannt, Meinherr)
wirkte
überall
ruhig geschehen, dass die
wie Zauber.
Mühe, ihnen auseinanderzusetzen
lität
er bedeutet
Ich
,
lieBB
es
Engländer,
sie glaubten, ich sei
welcher Nationa-
ich angehöre, würde überdies bei ihren kindlichen
geographischen Kenntnissen vergebliche Arbeit gewesen
Bald nach Sonnenuntergang erreichten wir ziemlich hoch
am Berge
gelegenes
Dörfchen.
ein
Alle
Häuser und Gehöfte waren von hohen Cactushecken umgeben, ebenso
die
Vor einem
einzelnen Gärten.
Hause wurde Halt gemacht, und Si-Embark wurde vom Besitzer mit grosser Freude empfangen. „Wie ist
Dein ich?
Wie
Nicht wahr, gut?" sich unzählige Male,
bist
Du?
Wie
Das waren
ist
sie sich recht herzlich,
Ruhe
in
und allmählich,
rasch erfolgenden
die
Dein Zustaud?
die Fragen, die
Beide
nachdem der erste „ssalamu alikum'
ausgetauscht worden war, wiederholten.
1
Dabei küssten als
etwas mehr
und, wie es schien,
stereotypen Fragen kam, wurden diese häufig unter-
mischt mit anderen Fragen, nach den Kornpreisen,
ob die Pferde auf dem letzten Markte theuer gewesen seien,
ob der Sultan wirklich die und
die
brandschatzt habe, und dergleichen mehr.
wurde die Neugier
Das Haus, bestand wie
in Betreff
meiner auch
in welches wir
alle
Tribe geNatürlich
gestillt.
sodann geführt wurden,
Übrigen nur aus Einem Zimmer.
Wände waren auswendig und
innen überkalkt,
Die der
12
Fnssboden war aus gestampftem Lehm, der Plafond aus
Rohr,
welches
Stämmen aus Aloes
auf
ruhte.
Fenster waren nicht vorhanden, und die einzige Thür
Kind
so niedrig, dass ein fünfjähriges
recht hindurch
ein Teppich, auf einer
Erderhöhung
auf-
allenfalls
Das äussere
gehen konnte.
ä cheval darüher gelegt, war aus Stroh. eine
Dach,
Eine Matte, Art Matratze
war das ganze Ameuhlement. Gegenüber dem Hause befanden
oft,
Man
sich
zwei Zelte,
denn das Haus war von zwei Brüdern
für je eine Frau,
bewohnt.
findet es
in
Marokko überhaupt sehr
dass zwei verlieh-» thete Brüder Eine Wirthschaft
haben.
Der
alte
Vater der beiden Brüder lebte noch
—
nnd bewohnte das Haus. wurde auch noch
Der ganze folgende Tag
diesem Dorfe, dessen
in
Namen
ich
Hier wurde ich in
zugebracht.
leider nicht erfuhr,
den Augen der Eingeborenen nun zum wirklichen Mo-
hammedaner gestempelt;
sie
riethen mir nämlich, oder
vielmehr befahlen, mein Kopfhaar glatt abzurasiren. Sie wollten sich allerdings herbeilassen, mir eine Gotaya, d. h. einen
Art, das
Zopf stehen zu lassen
Haar zu
;
aber diese chinesiche
tragen, wollte ich nicht,
und Morgens
nach Sonnenaufgang bekam mein Kopf auf einmal das
Ansehen,
welches
Mirza-Schafly
Schmuck des Mannes das
Rasiren
besorgt,
hält.
Der
freilich
für alte
den
Papa
schönsten hatte seibat
unter grossen
Qualen
meinerseits: er bediente sich dazu seines ganz gewöhn-
lichen Messers.
Ein Fötha
(d. h.
Segen) wurde ge-
Digitizod by
Google
13
aprochen, ein „Gottlob" entquoll jeder Brust, und nun
war ich ihrer Meinung nach vollkommener Muselmann. -Die
Beschneidung wird hei
wie ich das später
vielen
der Islam
ass ich mit der
dem männlichen
Hand
aus
alle
Zum
mitmachen.
erfordert,
nicht
als
gehalten*).
Natürlich musste ich von nun an die
Berbertriben,
näher erörtern werde,
zum Islam unumgänglich nothwendig
Gebräuche, ersten
Male
einer irdenen Schüssel mit
Hauspersonal. Die Leute unterrichteten
mich, wie der Bissen zu fassen und zum Munde zu führen
sei,
und Nachts musste ich mich bequemen,
auf hartem Erdboden zu schlafen, eine
froh
diesmal
für
Die Beleuchtung Abends be-
Matte zu haben.
stand aus einer kleinen thönernen Lampe, ganz ähnlich in
Form und
römischen.
den antiken
Gestalt
griechischen
und
Ein Klumpen Butter wurde hineingeworfen,
irgend ein baumwollener Fetzen zu einem Dochte zu-
sammen
gedreht, und fertig war die alte
Grossmama
der brillanten Gaslanipe.
Am gesetzt,
dritten
Tage Morgens wurde
ich natürlich
Ued Aisascha
die
grosse
ich
damals nicht,
und bald
fort-
Vor Sonnen-
um „Dhaha" beim
von Tanger
(Alcassar) führende Karavanenstrasse. sass
die Reise
immer zu Fusse.
aufgang aufgebrochen, erreichten wir
nach
L'xor
Eine Uhr be-
lernte
ich
wie die
Marokkaner meine Zeit nach der Sonne, dem Schatten, *) Sielic
JorQlier auch Host, 8. 208.
den Magenbedürfnissen und anderen Kleinigkeiten kennen.
Der Marokkaner hat
Sodann die halbe Zeit
Sonnenuntergang.
Sonnenaufgang und Mittag,
und Sonnenuntergang
Wenn
zwischen
endlich zwischen
ebenfalls
Zeitpunkte hat
alle diese
er-
Zeiteintheilung vor
als
Sonnenhöhe oder Mittag, und
allem Sonnenaufgang,
Mittag
die halbe Zeit.
Für
man auch bestimmte Namen *).
ich sagte, dass wir die grosse Karavanenatrasse
erreichten, so denke
giebt es
man
dabei ja nicht an eine ge-
oder makadamisirte
pflasterte
Chaussee
,
im ganzen marokkanischen Reiche
dergleichen nicht,
wie
denn auch der Gebrauch des "Wagens noch ganz unbekannt
Eine solche Strasse besteht aus verschie-
ist.
denen mehr oder weniger parallel neben einander herlaufenden Pfaden.
um
ist,
so
Je betretener eine solche Strasse
mehr Pfade gehen neben einander,
oft
zwanzig, ja bis zu fünfzig, die sich in einander schlängeln,
so
dass das Ganze von der
aus gesehen,
wie
ein
Vogel-Perspective
langgezogenes Netz erscheinen
würde. Die Gegend war immer gleich strotzend von Ueppigkeit,
und
die weissen Gipfel
der Rifberge im Osten
trugen nur dazu bei, den Eeiz derselben zu erhöhen.
Wir waren
jetzt
im Monat
Man
April.
fing
schon an
Sonnenaufgang Seroct el Schema gegen 9 Uhr Morgens Dhahn, Mittag aus el nhar, Nachmittags 8 Uhr L'asaer, Untergang der Sonne Hcbut el schems. Diesen Zeiten entsprechen auch *)
die Gebete,
,
doch
ist
das Dhaha-Gebet nicht obligatorisch
15
und da
hie
die
Die Verhältnisse
Gerste zu ernten.
Beziehung in Marokko ganz anders als Der Acker wird gemeiniglich im December, wohl Anfang Januar bestellt, mittelst eines
sind in dieser bei uns.
auch
primitiven Pfluges, wohl ganz derselben Art, wie sich die
Araber vor 2O00 Jahren desselben bedienten.
Ob
die
Berber den Pflug vor der arabischen Invasion
ge-
kannt haben, allen
ist
nicht mit Bestimmtheit zu sagen, von
übrigen Völkern Afrika's kennt nur der Abessini er
den Pflug, und nach Abbessinien lich in
ist
er auch wahrschein-
aus Arabien herübergekommen. Südlich
den
Oasen der Sahara,
Frucht geschieht
kann
man kaum
mittelst
sagen,
vom
in Centraiafrika
Boden nur mit der Hacke bearbeitet der
dass fast das ganze Stroh stehen bleibt, dies soll
zugleich
für
die
nächste Bestellung
Düngungsruittel dienen.
Maul verbunden getrieben
werden,
dem Felde
durch Binder,
ist*)
und
ausgetreten.
die
dann
Ackers
des
man
In Haufen lässt
das Getreide einige Zeit auf
hernach wird das Korn
Atlas,
wird der
Das Schneiden
krummer Messer, Sicheln
so nahe unter der Aelire,
und
als
alsdann
trocknen und
denen das
im Kreise herum-
Eine aus
Lehm
ge-
stampfte Tenne dient in der Kegel einem ganzen Dorfe.
Das Getreide, nicht
schüttet. *]
was man für den nächsten Gebrauch
im Hause behält, wird in grosse Löcher ge-
Höst
Diese (S.
Gruben
129) behauptet
aber nur so aus dreschen sehen.
von
birnförmiger
zwar das
Gegeiltheil, ich
Gestalt habe es
16 mit engem Halse
Oeffhung nach oben, sind mehr
als
man
als
mannstief und unten 4 bis 5 Fuss breit;
sie
immer auf Erhöhungen und im trockenen Erdreich
legt
an, das Getreide soll sich jahrelang darin halten.
Es war an dem Tage ungemein warm; obschon an Gehen gewöhnt, war mir der Marsch mit blossen Füssen in
den dünnen gelben Pantoffeln äusserst beschwerlich;
nach der
Sitte der
Marokkaner hatte ich meine Hosen
eingerichtet, d. h. bis zu
den Knieen abgeschnitten und die
Folge davon war, dass hier die empfindliche Haut von einem Sonnenstich bald blauroth wurde und schmerzhaft brannte.
Glücklicher weise hatte Si-Embark eine
kleine
Rkuä*) bei
stillen
konnten.
d.
i.
ein Zeltdorf,
woraus wir unseren Durst
sich,
Abends erreichten wir einen Duar, in
dem
genächtigt wurde.
Es war
ein Kreis von 17 Zelten; eins, das sich durch grössere
Feinheit des Stoffes auszeichnete, auch geräumiger als die übrigen war, gehörte
dem Mul
el
Duar (Dorfherr),
der zu gleicher Zeit Aeltester der Familie und ihr
Kaid war. Kreise,
Sein Zelt stand mit den übrigen im selben
manchmal lagern
auch abseits vom Duar.
die
Kaids
in der Mitte oder
Nicht bei allen Triben herrscht
überdies die Sitte, die Zelte kreisförmig aufzuschlagen; viele lieben es, in
Einer Front die Zelte zu errichten
oder auch die Behausungen den örtlichen Verhältnissen
der Gegend anzupassen.
Si-Embark
hatte
*) Rkuä, kleiner Schlauch, den man selbst Sch Irnich, den das Vieh zu tragen bekommt.
mir den
trägt;
Girüa,
17
Tag über
ganzen
gute Lehren gegeben, wie ich mich
und ich ersah daraus, dass
zu verhalten hätte,
Allem darauf ankam,
Doch waren manche andere
haben.
die uns lächerlich
unter,
mich
das
Wort
unanständig, dies Wort, zu
Blei,
„rsass",
Wort
dass
man
Wort
entfiel
in
und meinte, es
womit man Menschen
damals,
mir
„chfif",
d.
icli
entgegenstehende Eigenschaft. nie die Frauen
tödte,
fand ich,
für Bleikugel
Gerade
„leicht" sagt.
h.
Blei
Kr
sei
zu sagen habe.
aber später
Marokko allgemein
solle
Fremder
Als er
Kugel anwenden
für
nennen; er sagte mir darauf, wie
Da3
zu
Kleinigkeiten dar-
erscheinen werden.
unterbrach er mich rasch
hörte,
es vor
Munde
fortwährend Gott im
die
das
dem
sagte nur, ich
und jungen Mädchen ansehen und kurz,
er
gab
mir goldene Lohren, machte sich freilich auch
am
fol-
als
nicht mit ihnen sprechen,
genden Tag dafür bezahlt.
Im Duar
logirten wir nicht
im Gitun
el
diaf oder
Fremdenzelt, sondern Si-Embark hatte auch hier seinen speciellen ich
Freund, bei
mit ihm.
dem
Hatte ich
er
Unterkommen fand und
am Abend
vorher
zum
ersten
Male eine einheimische feste Behausung kennen gelernt, so
war
jetzt das
mir erschlossen.
Leben und Weben
einer Zeltfamilie
Ich sah jetzt ein,
welch
nen Vortheil ich aus der
Hätte
man
pränge ins
Maske des Islam ziehen würde.
einen Christen oder auch einen unter Ge-
reisenden
Mohammedaner
geheiligte Innere Rohna.
ungemei-
so
ohne Weiteres
eines Familienzeltes zugelassen? 2
Digilizcd by
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18
Auf
Nie.
diese Art,
unscheinbar,
ohne
alle Mittel,
über ganz wie die dortige Bevölkerung selbst lebt auf diese Art reisend,
Vor mir war
lernen.
Jeder gab
—
genau die
mache
bekannt zu machen.
warum
warum
ich
mich besser der zudring-
gekommen, weshalb ich überund mich sesshaft
erwehren zu können, ausgesagt, ich
dem Augenblick war
aber von
Die
mehr.
mit
wirklichen
keine
Euhe
Krankheiten Behafteten
vollkommen Gesunden, Alles wollte
wie die
sowolü,
um
ich nicht heirathe
etc. etc.,
Arzt;
auf
mich mit Allem, was
Ich hatte,
lichen Fragen,
ich kann sagen,
ja,
sich,
auch geplagt dafür vom Morgen bis
ich
zum Abend. getreten,
man
unbekannt war,
beeiferte
war
Freilich
keine Scheu., keine Zurückhaltung,
wie er war,
sich,
dem Lande
mir neu und
Mittel
hoffen,
und Gebräuche der Eingeborenen kennen zu
Sitten
sei
durfte ich
und Rathschlägc vom ehemaligen
christlichen
Arzt haben. Freilich schöpfte ich auch hieraus manchen
denn ebenso gut wie
Nutzen,
manchmal mehr jeder
Arzte,
wenn
in
Europa der Arzt
erfährt als der Beichtvater, haben in
Beziehung sie
die
Marokkaner Vertrauen zu
dem
nur einmal den geringsten Beweis
seiner Heilkraft erprobt haben.
Das
Zelt,
welches wir für
war dasselbe, worin gebers zubrachte.
Im Allgemeinen
Marokkaner etwas kleiner grosser als die
die
Nacht bewohnten,
die ganze Familie
als die
der Bewohner
unseres Gast-
sind die Zelte der
der Algeriner, aber
von Tripolitanien und
19 Cyrenaika.
Dies
Hand
sauger
den Gebieten,
stehen,
in
des Sultans oder seiner Blut-
welche eine
wenn
noch grössere Zelte
nicht
Man kann
Triben in Algerien.
unab-
Stämme ebenso
hängige Herrschaft haben, besitzen die grosse,
Ma-
indess nur für die Theile in
gilt
rokko, die unter der
mit Recht
der
die
als
von dem
grossen Hause oder grossen Zelte auf den Wohlstand sowie auch
Einzelner,
uns ursprünglich
wie bei
und
ganzer Triben sehliesseu, die
Redensart:
,,er ist
aus
einem grossen Hause", „er macht ein grosses Haus", wicht nur bildlich sondern in Wirklichkeit zu ist,
so auch in
kebira
11
heisst
Marokko „min dar ;
vom
und bedeutet, dass
vom grossen
der, auf
Zelt, mithin Reich-
besitzt.
Man kann wohl
denken, dass das Zelt, welches
wir bewohnten, nicht zu den grossen gehörte; einen Hälfte schliefen
wir
Zelte
den es Bezug hat, wirk-
lich ein grosses Haus oder grosses
thum und Macht
nehmen
kebira", oder „ckeima
grossen HauBe,
Mann und Frau,
in der
in
der
anderen
und noch zwei männliche halberwachsene Kinder. war durch
Die Scheidewand
Möbel Sattel,
gebildet:
ein
Ackergeräth, zwei Flinten, ein grosser Schlauch
mit Wasser, der nur *)
im Zelte üblichen
die
hohe Säcke mit Korn, darauf
ein anderer,
halb voll
Man
giesst
molkene Milch
in
worin gebuttert wird und
zu sein schien*),
Töpfe und leere
mehrere Morgen nach einander die frisch geund spater wird durch einen Ziegenschlaucli
Schütteln die Butter erzeugt.
,
'20
Schüsseln
hölzerne
vervollständigten
trennende
die
Bei Vornehmen pflegt aber aus Zeug eine
Barrikade.
Scheidewand gezogen zu sein. Ein kleines Füllen, welches an unserer Seite angebunden war, bekam mehrere Male Nachts Gesellschaft, Ziegen, des Eigentümers
Besitz
Duars
ins
wobei
sio
Zelt,
um
Schafe,
wahrscheinlich
kamen aus der Mitte des
,
einen kurzen BeBuch zu machen,
ungenirt über uns wegkletterten.
Glücklicher-
Hunde des Zeltes, in das man einmal aufgenommen ist, nicht mehr zu fürchten, es ist, als weise sind die
ob
sie
den Gastfreund ihres Herrn respectiren wollten.
Aber wehe Dem, der ohne
Knittel Nachts einen
Duar
verlassen
oder
einzudringen
versuchen
wollte, er
würde von der ganzen Meute der
stets halb-
in
denselben
Und dennoch
verhungerten Bestien angefallen werden.
kommt
mitunter Diebstahl vor,
man
lockt durch faules
oder frisches Fleisch die hungerigon Thiere
fort,
mit Leichtigkeit kann dann gestohlen werden,
da
und die
Eingeborenen sich Nachts nur auf die Wachsamkeit ihrer
Hunde
verlassen.
Die Heerden,
d. h.
Rinder,
Nacht
Schafe
und Ziegen
werden
stets für
trieben
und Morgens und Abends gemolken.
die
ein Einzelner viele Schafe, so
mit den Köpfen
gebunden,
um
Schaf gemolken Zeit
führen
in
den inneren Kreis ge-
werden
sie in
nach vorn gerichtet,
so ist,
gemolken
wird es freigelassen.
die AVidder
der
Besitzt
zwei Reihen
durcheinander
zu werden.
Sobald ein
Unter der
verschiedenen Heerden
21
furchtbare sie
Kämpfe auf und meistens
lassen die Besitzer
Ein jeder der Kämpfer
gewähren.
zehn Schritt
gellt
ungefähr
und sodann stürzen beide mit
zurück,
gesenktem Kopfe auf einander, dass die Köpfe zu springen drohen.
dem Kopfe nach lich
Sie
zer-
bohren nach jedem Stosse mit
vorwärts, sie fallen auf die Knie, end-
räumt der eine das Feld, während der andere schnuppernd zu seiner Heerde
laut
kanische Schaf
ist
des Schafes sind
vorn gewölbt,
edlung
spiralförmig gebogen,
Wolle lang und ist
der
fein,
Hörner
Kopf
ist
durch Ver-
spanische Merino ent-
das
Für Veredhing der Race der Schafe wird
standen.
natürlich in
wundert
Das marok-
eilt.
nicht das fettschwänz ige. Die
die
Schafes
dieses
Marokko gar
man
lungsweise
sich,
nichts gethan,
im Gegentheil
dass sie bei so ungünstiger Behand-
noch so
ausgezeichnet gedeihen.
Hemsö
schätzt die Zahl der Schafe auf vierzig bis fünfundvierzig
Wo Schafe sind,
Millionen.
zucht
und
ist
verhältnissmässig
weil sie weniger
gleichzeitig
gedeihen
auch Ziegen-
diese
besser,
Wartung bedürfen. Vorzugsweise in den
gebirgigen Theilen Marokko's zieht man dieselben, und von
den Einwohnern werden Die Schläuche gut,
wenn
sie
sie
wegen
zum Wasserbedarf, Eimer,
sind nur dann
aus Ziegen- oder Bockfellen bereitet sind.
Aber auch das gegerbte Leder, das,
ihrer Felle geschätzt.
was heute am bewährtesten
Tafilet wird aus
Safian, Maroquin, oder
ist,
Fessian und das von
Ziegenleder bereitet
;
als Fleisch zieht
der Marokkaner jedochSchaffleisch dem Ziegenfleisch vor.
22
Am
Morgen ehe wir den Duar
verliessen,
gah
man
uns statt der üblichen Morgensuppe, ein Gericht grosser
Bohnen, welche gegessen
noch
Wasser gekocht und mit Butter
in
Wir
wurden.
die Absicht,
hatten
L'xor zu erreichen.
die Stadt
Abends
Wie am Tage
war die Hitze ausserordentlich, und ich
vorher
fing
bald an, mich meiner überflüssigen Kleidungsstücke zu entledigen, auch
mein spanisches Mützchon wurde dem
Bündel beigefügt
und dafür aus meinem Tuch zum
besseren Schutz gegen die Sonne ein Turban gedreht.
Si-Embark war freundlich genug, das Packet, mein
Hab und Gut auf
ganzes
welches
in
sein
Maulthier
zu
nehmen,
zwei an beiden Seiten angebundenen Körben,
„Sclmari" genannt, verschiedene Waaren seines Herrn trug.
wo
So wurde Tleta-Eisane
Dienstags
ein
erreicht, Oertlichkeit,
Markt abgehalten wird; ungefähr
halbwegs zwischen Tanger und L'xor gelegen, zeichnet sonst durch nichts
sich dieser Platz soll
auch
Nähe
in der
ein
Duar zu
Manchmal
aus.
finden sein, zu der
Zeit sahen wir nur eine leere Stätte, die aber auf den ersten Blick
andeutete,
Leben und Treiben Hütten aus Zweigen, viele
dass
zu Zeiten
sein müsste.
dort grosses
Hier standen leere
dort waren Metzgerplätze ,
und
Aasgeier und Raben durchwühlten noch den blut-
durchtränkten Boden, hier sah werkstätte,
dort
todte
man Asche der Schmiede-
Kohlenreste
einer
Garküche,
aber nirgends war ein Mensch zu sehen.
Da Wasser
in
der Nähe war und die Sonne ihren
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23 höchsten Stand
wurde gelagert,
erreicht hatte,
nachdem wir etwas trockenes Brod gegessen sagte Si-Einbark,
der
er wolle einen
Nähe lagernden Duar
und
hatten,
Freund aus einem
abholen,
ich solle
in
ihn er-
warten, gemeinschaftlich wollten wir dann nach L'xor
scheinen, ihn
und
sich
um
Ich wagte nicht,
gehen.
um
nie
nicht
mein Bündelchen zu
misstrauisch
zu
bitten, er entfernte
habe ich ihn wiedergesehen.
Ich wartete und wartete, Si-Embark kam nicht die dem Untergänge zum Aufbruch. Indess
wieder;
aber
beschlich mich, so allein
vor,
ein
ängstliches
jetzt völlig
;iui'
nach Tanger
Ich
beraubt.
zurückzukehren,
schämte mich, nach einer dreitägigen
Gefühl
einsamer Strasse
sämmtlicher Sachen
weiter zu ziehen, hatte
zueilende Sonne mahnte
aber
ich
.Reise dort
und
noch dazu unter solchen Verhältnissen wieder zu scheinen.
Ich
nahm noch
und vorwärts zog gesagt hatte, im zu wollen,
ich
einen tüchtigen
el
hoffte ich noch,
als ich
er-
mir
Sultan in L'xor absteigen ihn dort zu finden;
auch diese Hoffnung erwies sich
Es war Abend,
Da Si-Embark
nach Süden.
Eunduk
Trunk Wasser
aber
als falsch.
L'xor erreichte, mein eigen-
tümlicher Aufzug, halb europäisch halb marokkanisch gekleidet,
erregte
natürlich
das
grösste
Aufsehen.
Hunderte von Menschen umdrängten mich bald, Kinder lärmten, schimpften und schrien, auch marokkanische
Juden kamen hinzu, und das war
ein
Der Pöbelhaufe
nicht
wollte
nämlich
Glück für mich. glauben,
ich
24 sei
Moslim
was
und wenn
,
ich
mir Böses sagten,
sie
dass sie keineswegs
auch nicht Alles verstand,
merkte ich doch
vom Eindringen
ihre Stadt erbaut gewesen wären
so viel,
eines Christen in
als
;
aber die Juden,
welche spanisch verstanden, oder wie die Marokkaner sagen, „el adjmia" reden (adjmia wendet der
Marokkaner
auf jede fremde Sprache an), erklärten, ich sei allerdings
Christ
gewesen,
habe aber die Religion der
Gläubigen angenommen, werwandelte sich das Schimpfen in ein „Gottlob",
und
fügten, ich beabsichtige pilgern,
um
als die
Juden nun noch hinzu-
nach dem „dar demana"*) zu
später in die Dienste des Sultans zu treten,
war Jedermann
zufrieden.
Mittlerweile waren auch ein paar Maghaseni (Heiter
der Regierung, die dienst versehen) griff
zum Theil
den Städten Polizei-
in
hinzugekommen
der eine meine
Hand und
ohne Weiteres
;
bedeutete, mit
kommen.
Ich wollte nicht, der Maghaseni
während:
„tkellem
rufen),
und
el
gar nicht
schien
rief
Kaid" (der Kaid zu
fassen,
er-
ihm zu immer-
Dich
lägst
dass
man
einer solchen Aufforderung überhaupt Widerstand ent-
Die Juden redeten
gegensetzen könne. sie selbst
würden
für
Angekommen im Dar gierungsgebäude
in
zu,
mitzugehen,
mich dolmetschen, ich
keine Furcht haben, der Kaid el
sei
ein guter
solle
Mann.
nur
—
Maghasen, wie jedes Re-
Marokko genannt
wird, einerlei, ob
Dar demaim, Haus der Zuflucht, wird Uesan von den frommen Gläubigen genannt, *)
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25
man das Palais des Sultans oder die Wohnung gewöhnlichen Kaiil
eines
wurde ich sogleich
damit meint,
Den ganzen Weg über hatte mich immer Maghaseni bei der Hand gehalten, während
vorgelassen. der eine der
andere
hinten drein ging;
erst als
Auch
Kaid waren, wurde ich losgelassen. ich
diese Sitte
in
wir vor
Marokko beobachtet,
Jemand gerufen wurde,
er
dem
später habe
wenn
dass,
immer an der Hand vom
Eufenden herbeigcb rächt wurde.
Der Kaid Kassem empfing mich sehr eine
freundlich,
Tasse Thee erquickte mich ungemein, ich musste
mich setzen und
sodann begann er zu fragen,
woher
komme, nach Vaterland, wes Standes, wohin ich wolle, ob ich verheirathet, etc. etc. Der mich begleiich
tende
Jude
ich jimss
ihm
Kede, nicht
ehemaliger Christ wäre ich
hielt
der Kaid,
widerfahren lassen,
diese Gerechtigkeit
eine eindringliche als
Darauf
explicirte Alles.
ins
Innere
Alles,
zu gehen;
besser gewohnt,
denn Alles sei schlecht in Marokko; er erbot sich sogar, mir ein Pferd
zur Rückreise
nach Tanger zu
stellen
und mich durch einen Maghaseni begleiten zu lassen.
Als er sah, dass ich darauf bestand, gehen zu wollen, glaubte ich zu verstehen,
dem Juden sagte
:
etwas verbrochen,
zurückkehren." ich
nach
3)'
es
wie er zu
„er hat gewiss gemordet oder sonst
und darf zu
den Christen
Nach Beendigung
des
nicht
Verhörs war
unvertraut genug mit den Sitten des Landes, nach
dem „Fundtik
el
Sultan" zu verlangen; denn der Kaid
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hatte
natürlich
es
selbstverständlich
als
dass ich bei ihm wohne. sich
seine
Aber auch
betrachtet,
noch erstreckte
so
Freundlichkeit weiter,
er
einem
befahl
Maghaseni und dem Juden, mich nach dem genannten
Funduk
zu begleiten: ich solle dort auf seine Kosten
wohnen, Nahrungsmittel wolle er schicken. wird er
dem Miethsmann
des
digung nichts gegeben haben,
kaum d.
h.
Funduks
als
„Gasthof zum Kaiser" nicht etwa ist,
Entschä-
was er überdies auch
Name „Funduk
nothig hatte, da der
Sinne zu verstehen
Natürlich
sondern so
viel
Sultan",
el
in
unserem
bedeutet,
Eigenthum des Sultans oder der Regierung. Kegel gehören. die Funduks
Regierung oder irgend
in
einer
als
In der
Marokko entweder der
Djemma (Moschee) an
und werden verpachtet. Die Stadt L'xor (so gesprochen kanischen Aussprache
am
ist
es der
vom rechten
Ufer des Ued-Kus entfernt, nach Ali Bey auf 35° N. B. und
8° 9' 45"
lichen Alluvial ebene.
marok-
nächsten, geschrieben wird
aber Alkassar) liegt ungefähr 10 Minuten
W.
L.
v.
Die Stadt
P. soll
in einer
1 '
10"
freund-
nach Leo von
Almansor*) gegründet sein; da aber Edris derselben unter
dem Namen Kasr-Abd-el-Kerim
wohl Sultan Almansor, wie Renou
erwähnt, so hat
richtig bemerkt,
zur Vergrösserung der Stadt beigetragen. '} sei,
Mal tzan meint, dass hier
welche Stadt freilich, als
die Stadt
am Sebu
sonst stimmen die Entfernungen.
nur
Die BevÖl-
Bauasa der Alten gelegen gelegen angegeben wird,
27 kennig
ist
sehr schwankend,
HenisÖ nimmt nur 5000
Washington 8000, bei meiner zweiten
Einwohner an, Beisc in
Marokko
taxirte ich die Stadt auf 30,000 Seelen,
mich stützend auf die
Anzahl der bewohnten Hauser,
Stadt
noch bedeutender gewesen
den vielen
sondern
Dächer haben.
man
ausserhalb jetzt
mit Ziegeln gedeckte
Marokko vor
daraus, dass der von
am Montage
Leo
abgehalten wird.
Sehr auffallend für
ungeheure Anzahl von
ist die
herbeizieht, nicht nur die
und Tanger
wenn
man
Ausserdem ,
L'xor.
ist die
hat,
Gegend
Entwicklung
in
eine der reichsten
man an Gemüsen nur bauen
Freilich liegt der
noch arg danieder. heit
davon,
Aeusserst
der Binnenstädte Fes
einerseits,
Handels L'xor eine Zukunft vor sich.
Marokko was
um
voll
sie.
der Häfen L'Araisch,
und Uesan andererseits, hat bei besserer des
die Jahreszeit
Häuser sind
den Bäumen erblickt
günstig als Zwischenstapelplatz Arseila
er-
am Montage
Markt auch noch
Storchnestern mit ihren Besitzern,
sogar auf
den Ge-
in
sieb gehen, als
abgehaltene
der Stadt
Besucher der Stadt
alle
die
aus
dass die meisten Hauser
ist,,
spitzo,
Wie wenig Abänderungen
bräuchen beim Volke in sieht
man
wie
sein,
Ruinen und leereu Djemmen schliessen kann.
Eigentümlich für Marokko
sie
Früher muss
mir zu 2600 angegeben wurden,
die
nicht flach sind,
in
von
gedeiht
Marokko
Obschon der Marokkaner Gelegen-
den von Christen
Hafenstädte alle
will,
Gemüsebau
cultivirten
Gemüse kennen zu
lernen,
Gärten der
kann doch
28 von
Gartcncultur
einer eigentlichen
kaum
selbst
Rede
die
der Marokkaner
Wie gut würde
sein.
aber Alles
hier gedeihen; versorgt doch das nahe Algerien unter
ganz
nicht
so
günstigen
klimatischen
Verhältnissen,
wegen geringerer Feuchtigkeit des Bodens und der
im Winter
Luft,
fast
der feinsten Art.
den
Weg
ganz Europa nut frischen Gemüsen
Die uns unentbehrliche Kartoffel hat
in das Innere des
Landes noch nicht finden
können.
Mit Ausnahme der Gärton des Sultans
MikoiK
Maral; sch etc.
1
!-.
man
kennt
in
Fes,
nirgends Spargel,
Artischocken, Blumenkohl und andere feine Gemüse.
Und
seihst
dort werden
keineswegs
sie
halber gezogen; irgend ein Consul brachte
zum Geschenk, man wundert
sich,
zieht
sie
nun
als
dass die Christen solches
Das Gemüse, was aufgezählt.
in
Marokko gebaut
Nutzens
des
sie vielleicht
Blumen und
Zeug
essen.
wird, ist bald
Rothe und gelbe Rüben, Steckrüben, grosse
Bohnen, Eankhohuen, Erbsen, Linsen, Zwiebehi, Knoblauch, silie
Kohl
fiudet
ebenfalls.
man
Was
fast überall, Sellerie
und Peter-
aber gerade bei L'xor besonders
gut gedeiht, sind die Melonen, sowohl die gewöhnlichen wie die Wassermelonen.
Man
sagt, dass die
um
L'xor
wachsenden Trauben schlecht seien wegen des zu feuchten Bodens.
Gegenstand der grössten Neugier, blieb ich durch starken liegen gezwungen vier Tage in der Stadt und lernte
immer mehr mich an
gewöhnen,
„Christ, laufe
die
eigentümlichen Sitten
doch nicht immer auf und
Digitizod by
Google
29
mir
ab," rief
ein alter Kaffeetrinker eines
Ich setzte mich und
ging.
Abends
Verbrechen
„Das
sei.
fragte,
ob das denn ein
nicht," antwortete nur ein
„aber ohne Zweck auf- und abgehen
rer,
und
Thiere
die
zu,
wie ich im Hofe in Gedanken auf und ab
er sah,
als
nur
tliun
nicht anständig*)."
hier
ist
Ande-
„Gott
Deinen Vater," sagte ein Anderer zu mir,
verfluche
„wenn er Dir auch gute Lehren giebt, hat er doch
Recht, Dich Ohrist zu nennen; Gott
kein
Du glaubst
ewig
jetzt
brennen!"
Dank,
an einen einigen Gott und au dessen
Gott vertilge
Liebling,
au,
sei
—
alle
Christen
und
lasse
sie
„Aber, o Wunder!" fing ein Dritter
„seht den ungläubigen Hund, wie er die Hände
gefaltet
hat (ich hatte mich auf türkisch niedergesetzt
Hände
und in Gedanken die
sündhaften Gebete!"
seine
gefaltet), gewiss betet er
Ich entfaltete rasch meine
Hände, und ein Anderer ermahnte mich nun, nie wieder in der Gesellschaft
von Gläubigen solche gottver-
gessenen Handlungen vorzunehmen.
So unangenehm Tritt
in
ihren
lichsten
davon,
dass
Kind geschulmeistert
doch dadurch rasch
die
kennen.
Essstunde;
am Boden hockend
die Sitten
Am
pein-
abgesehen
aus einer Schüssel
und Jeder mit halb oder gar nicht ge-
Ich Übersetze das
eigentlich
auch war, auf diese Art auf
ein kleines
so lernte ich
kleinsten Einzelheiten
war mir immer
gegessen wird, *)
es
und Schritt wie
m werden,
Wort
„ilrii",
dessen er sich bediente so,
bedeutet es zart, elegant, fein gebildet.
Digitizod by
Google
3o
woschener Hand
ins
Essen
fährt,
haben alle Marokka-
und
ner die sehr unangenehme Angewohnheit, zwischen gleich
nach dem Essen laut aufzustossen.
was so
zeih's Gott," ist das Einzige,
mer
mit seiner
und
ausruft,
ein
unsauberen
„Gott
sei
ein alter
Erleichterung
„Vei-
Schlemzugleich
der Anwesenden
gelobt"
gieht die Billigung derselben zu erkennen.
Als endlich das Wetter sich aulheiterte, setzte ich Begleitung eines Bauern
in
aus
der
Uesan
Tetuan meine Eeise nach
Umgegend von
strotzenden Gärten hatten wir bald den reicht,
setzten
obschon
über und gingen
man den Weg
machen kann,
recht
nächtigton
wir
Wege
der anhaltende Hegen die
grundlos gemacht hatte.
fast
als gefährlich geschildert,
stand, dass wir
Uesan
Durch die
fort.
Ued Kus
auf die Berge
gut
doch in
abermals,
des dortigen Grossscherif
Die Gegend wurde uns
Reiseziel hatten. ist
da
dem Lehmboden
doch schützte uns der
als
erlos;
Einem Tage
in
in
Um-
Der Ruf
der That so gross,
dass Alle, dio zu ilim pilgern, unter einem allgemein
anerkannten Schutz stehen.
Die reizende Gegend, durch die wir zogen, jeder Hügel, jeder Berggipfel, wie in der Romagna mit einem
Dorf oder Städtchen, machte einen grossen Eindruck auf mich. in
Mit grosser Freigebigkeit wurden wir Mittags
einem Orte,
Kaschuka genannt, bewirthet, ange-
staunt von der ganzen Bevölkerung, welche wohl noch nie
einen
Deutschen gesehen
hatte.
In
einem dem
Digitized by
Google
31
Grossscherif gehörenden Dorfe aus Zelten wurde übernachtet, iind
am
anderen Morgen gegen 9
ten wir die heilige Pilgerstadt
,
das
Uhr
Mekka
erreich-
der Marok-
kaner.
Doch
bevor
ich den
Leser mit Uesan bekannt
mache, werfen wir auf Bodengestalt, Klima und Bevölkerung des ganzen Reiches einen Blick.
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üWeitflfMt nnd
2.
Das am
nordwestlichen
genannt,
ist
el
djoani*)
im Lande
seihst
von allen an das Mittelmeer grenzenden
Ländern Nordafrika's
Es würde zu
(Rfitnti.
Ende von Afrika gelegene
Kaiserreich Marokko, Rharb
eins der
am
günstigsten gelegenen.
nichts führen, wollten wir versuchen, die
Grösse des Landes
Zahlen anzugehen; selbst eine
in
allgemeine Bezeichnung, dass Marokko zwischen den so
und
so vielten Längen-
und Breitengraden
liege, giebt
nur annähernd einen Begriff und wechselt je nachdem wir die bedeutenden Oasen von Gurara, Tuat und Tidikelt, die fast bis
bis
zum 22°
oder nicht.
zum
26° N. B. nach
0. L. von Ferro
Halten wir diese
dem Süden und
reichen, letzte
hinzurechnen
Ausdehnung
fest
und rechnen die grossen Strecken wüsten Terrains, welche zwischen den Oasen und liegen,
hinzu,
so können wir
Der Name Magbreb
dem
atlantischen
Ocean
uns den besten Begriff
absa ist im Lande selbst niebt bekannt und gebräuchlich, wohl aber sagt man Rharb schlechtweg, oder Bled-es-Sidi -Mohammed, oder bled Fes nach der Hauptstadt Das Wort djoani bedeutet nach Wetzstein das „innere" und *)
ei
„eigentliche", also der innere und eigentliche Westen.
33 von der Grösse Marokko's
machen
der Karte ersehen, dass es als
um
,
wenn wir dann aus
ein Drittel grosser
ist,
Frankreich,*) ohne diese Gebiete aber ungefähr mit
Deutschland eine gleiche Grösse hat.
Wenige Länder von Afrika haben im zum Binnenlande
eine
Die Gestadelänge Marokko's trägt 1265, die an der
am Mittelmoere 425 mir eine
trifft,
die
atlantischen
steil
klein sind,
ab
um
sie gross
kleinen
Ocean be60, die
hat.**)
Küsten ihrer Beschaffenheit nach anbe-
so fallen dieselben im Norden nach
meere
sind
am
Meerenge von Gibraltar
Kilometer, während die Landgrenze
Länge von 250 Kilometer
Was
Verhältnias
so grosae Küstenentwickelung.
mit unzähligen Buchten,
dem
genug,
um
den
Mittel-
die aber
einen guten Hafen zu bilden.
zu
Dennoch
Rif- Piraten
mit ihren
Fahrzeugen Versteck und Sicherheit gegen Sturm
und stürmische Witterung zu gewähren. Indess fehlen die guten Ankerplätze auch nicht. Insehi
und an der Küste
Zwischen den Djafarin-
bei Melilla, bei Ceuta,
grosse Schiffe vollkommenen Schutz,
haben
und noch andere
Häfen würden sich mit geringen Mitteln herstellen Blöden und Behra 12,210 Quadrat- Meilen. Renou 5775 Daniel ca. 13,000 Q.-M. Mjriam.-M.M. Beaumier ftOOO M.-M. A Itcy und Xavier Durrieu 24,379 Lieues car. Gruberg de üemsii 219,400 M. italiane. Jardine 50,000 (englische) Q.-M. Donndorf 7425 Q.-M. J. Duval 57,000,000 Hectars und in Berlinga Staatsieitnng von 1778 giebt Tempelmann 6287 Q.-M. für Fes, Tadlet •)
Q
und Marokko an. **)
Nach Renou, der Tuat
etc.
nicht mit in
seine Berech-
nungen gezogen hat Rohlfs.
3
34 lassen, so namentlich die grosse
gegenüber von Malaga,
fast
Mühe
Bucht von Alhucemas,
liesae
sich mit
leichter
zu einem prächtigen Ankerplatz umwandeln.
An
der Strasse
von Gibraltar
einer zu weiten Bucht,
um
nur
liegt
Tanger mit
als sichere
Ehede
1G84 Tanger
freiwillig
den Marokkanern
be-
Hafen
trachtet werden zu können; der einstige kleine
der Stadt Tanger wurde von den Engländern, als
sie
überliessen,
zerstört.
Die ganze nun
Oceans ist
folgende
längs
vollkommen
bis südlich
flach
und
sanft das
des
atlantischen
streichende Küste
südwestlicher Richtung
in
Meer hinabsteigend
von Mogador. Aeusserst gefährlich für die
Schifffahrt, besonders bei nebeliger Witterung, hat
man
durchschnittlich in einer Entfernung von dreissig See-
meilen erst hundert Faden Wasser.
Hohe Sanddünen
hat das Meer an dieser langen Küste ausgeworfen, die einen eigenthümlichen Anblick gewähren, weil sie nach
der Landseite,
oft
kahl,
mit Lentisken
sondern
auch nach der Seeseite zu nicht
wahrscheinlich durch den fünf bis
acht Fuss
kommen den Dünen sie
Wind
bewachsen
Und
sind.
beeinflusst, bilden diese
hohen Lentiskenhüsche ein glatt angepasstes
Ganze,
voll-
als
ob
gleichmässig oberhalb derselben beschnitten wären.
Gute Häfen würden allerdings mit zustellen,
der
Unterhalt
indessen
leichter
Mühe
her-
wegen des immer
vom Meere ausgeworfenen Sandes kostspielig sein. Andererseits haben fast alle Mündungen der grösseren stark
Digitizcd
t>y
Google
35 wohl gut zu Häfen
die
Flüsse,
werden
eingerichtet
könnten, sehr starke Barren.
südlich
Gleich
Nord nach Süd
natürliche
von Mogador, wo die Küste von
bis
Ägadir
Ankerplatz,
haben auch
läuft,
Bei Agadir
Meer abfallend.
schroff ins
sie
der
aber vollkommene
die Seeschiffe
hier
nach dem Süden bewahrt
weiter
ist
offenbar
ist
beste
Sicherheit
Von
nicht. die
hier an
Küste wieder ihren
Dünencharakter, die Berge treten nicht mehr bis un-
den Ocean hinan.
mittelbar an
An spitzen
bedeutenden,
bis
Meer hineinragenden
ans
Vorgebirgen hat man im Mittelmeer das Cap
Tres Forcas
oder Kas
gelegen, hat diese
el
Dcir;
westlich
von Melilla
Landzunge eine Länge von ungefähr
zwanzig Kilometer auf circa sieben Kilometer Breite,
und die nordwestliche hat noch auf den Seekarten den speciellen
Namen Cap
Espartel oder hin,
während
Viego.
Das weltbekannte Cap
Ras
el
die
nordöstliche Landspitze
kebir*) streckt sieb nach
Europa
hei Ceuta,
Cap Almina, unserm Erdtheüe noch näher
liegt.
An
der langen atlantischen Küste des Landes haben wir
nur das Cap Gher, nordwestlich von Agadir, zu verzeiclinen.
Es
kette sich ins
verzeichneten
ist liier
Meer
stürzt.
wo
die Haupt-Atlas-
Alle übrigen auf den Karten
Vorgebirge,
Cantin nördlich
*)
der Punkt,
wie Cap Blanco
vom Gher- Vorgebirge
Auf den Karten auch Raa
,
und Cap
oder Cap
Idjucrdil genannt.
3-
Nun
Büdlich davon,
der Formation
in
spieleil
der Küste
keine Rolle.
Ein gewaltiges Gebirge, der Atlas, durchzieht
Wir würden zu Gebirge Algeriens zum mögen die französischen
Marokko von Südwest nach Nordost. wenn wir
glauben,
irren
die
grossen Atlas rechnen wollten;
Geographen dort immerhin ihre der Küste laufenden Gebirge bezeichnen,
mögen
geriens den
Namen
Länder
parallel
als
grossen und kleinen
die
Franzosen für
Atlas
die Gebirge Al-
Atlas beanspruchen
bereist hat,
— wer
beide
dass Algerien nur
wird finden,
ausgedehnte Hochebenen mit davorhegenden Gebirgsketten besitzt, der
und
grosse
Beziehung
in dieser
Alten, welche den
Atlas
gilt
grossen
ist
nur in Marokko,
auch das Zeugniss der
Atlas beim Cap Gher ent-
springen und beim heutigen Cap Eas
Im
Grossen, kann
hufeisenförmige ist
Eas
die Spitze ei
Gher.
Deir,
man
Gestalt.
Deir enden
sagen, hat der Atlas eine
Geöffnet
nach
des
andern das Vorgebirge
bildet eine Hauptkette, welche durch-
nach dem Nordwesten,
eigentlichen
Nordwesten,
das Vorgebirge
seines einen Schenkels die Spitze
Der Atlas
schnittlich
dem
el
oder umgekehrt.
liessen,
d.
h. also
Marokko zugekehrten
nach der
Seite
durch
breite Terrassen alhnälig ins Tiefland sich hineinzieht.
Nach dem Südosten zu senkrecht und
steil abfallend,
zweigt sich indess auf ungefähr 31° N. B., 12° 0. L.
von Ferro eine bedeutende Kette nach Süd -Südwest
37 ab und
demnach
läuft
fast
mit der Hauptkette des
Der Abzweigungspunkt giebt dem Sus
Atlas parallel.
Etwas weiter von diesem Punkte haben wir
Ursprang.
überhaupt den eigentlichen Knotenpunkt des grossen
den
Atlas,
„St. Gotthard"
den Schweizeralpen
üebirgspunkt
,
ist
dieses Gebirges.
Wie
bei
aber auch hier nicht der höchste
dieser scheint im Südwesten zu liegen,
etwa südlich von der Stadt Marokko.
Wa-
Südlich von dieser Stadt haben wir den von
shington gemessenen Djebcl Miltsin mit 11,700 Fuss.*)
Höst berichtet von diesem Berge innerhalb
eines
Breite die Grenze
Es
dies
ist
erwarten ist
also
dass
nur Einmal
obschon Humboldt für diese
sei,
des ewigen Schnees höher angiebt.
man gerade
hier
Schneegrenze höher zu finden.
Es
so auffallender, als die
wohl anzunehmen, dass Washington' s Rechnung
nicht ganz einer
um
sollte,
,
Zeitraumes von zwanzig Jahren sein
Schnee geschmolzen
richtig
Höhe von
gelegen, hat nie
gewesen
Der Etna
z.
B. bei
10,849 Fuss und fast 7° nördlicher
Schnee im Sommer
Felsspalten liegen bleibt,
Theil künstlich von den getragen,
ist.
ist
(das,
kaum zu
Bewohnern
um im Sommer
was
reclinen
Catania's
in einigen
und zum
zusammen-
benutzt zu werden).
Nach
den Aussagen der Bewohner dortiger Gegend verlieren die
höchsten Atlaspunkte
den Schnee
nie.
Bei der
Uebersteigung des grossen Atlas, die ich selbst später
*)
3175 Meter.
38
und
zwischen Fes
Tafilet,
vom
und etwas westlich
Knotenpunkt des Gebirges ausführte, erlaubte mir mein mangelhaftes Aneroid nicht, auch nur annähernd richtige
Messungen zu machen.
Zu
man
der Zeit verstand
bloss
Aneroide zu constniiren, mit denen man höchstens bis
1000 Meter messen konnte; das meine zeigte nicht
Wenn
einmal so hoch.
ich aber bedenke, dass dasselbe
schon auf dem ersten Absatz, auf der Terrasse südlich
von Fes und Mikenes, gehörend,
zum Gebiete der Beni-Mtir
den Dienst versagte, dass ich dann aber,
mehrere Tage nach einander immer steigend,
ver-
schiedene Terrassen und Plateaux zu überwinden hatte, dass die höchste Passhöhe
so glaube ich,
Strecke, „Tamarakuit" genannt, sein
dürfte.
und nach
kaum
Aber wie hoch thürmten
allen Seiten bin die
Atlas Belbst auf!
auf dieser
unter 9000
Fuss
daneben
sich
schneeigen Spitzen des
Späteren Zeiten und späteren For-
schern muss dies zu erforschen vorbehalten bleiben.
Von diesem Knotenpunkt aus werden noch einzelne Ketten nach dem Osten und Süden gesandt, im Ganzen hört aber der Charakter
tungen auf:
das Gebirge
als
Kette nach diesen Eich-
erweist
sich
mehr
als
ein
Gewirr von einzelnen schroffen Felsen und zerklüfteten Bergen. sie
Aber
die Hauptkette des Atlas ist erhalten,
geht mittelst der Djebelaya (Gebirgsland) und
Djebel Garet direct nach Norden,
ßas
el
mit
dem
dem C'ap
am Mittelmeer zu enden. Vorher jedoch, dem 14° O. L. von Ferro und 34° 40' N. B.
Deir
etwa auf
um
entsendet diese Hauptkette eine» Zweig gegen Nord-
westen; es
das Rifgebirge, welches an der Strasse
ist
von Gibraltar
sein
Ende
Ausserdem schickt
erreicht.
der grosse Atlas zahlreiche kleinere Zweige
in
das von
ihm umschlossene Dreieck zwischen Ras el Deir und Bas Gker. So sind die Gebirge bei Uesan, die Berge nördlich
von Mikenes nur Ausläufer des nördlichen
Kiesengebirges
welches
,
Zweig des Atlas el
ist,
weiter
selbst
nichts
als ein
während das sogenannt« Djebel
Hadid ein directer Zweig des grossen Atlas
obschon Leo sagt:*) nannt,
gehört nicht
„Der Berg Gebel
zum
el
denn er fängt gegen
Atlas;
Norden am Gestade des Oceans an und dehnt nach Süden
am
sich
Von den Höhenvom Meere aus gemesbis zur Höhe von
Flusse Tensift aus."
des Rif-Gebirges sind nur die
senen Punkte bekannt, circa
ist,
Hadid ge-
7000 Fuss**)
deren es
giebt;
weiter
nach dem Süden
dürften in dieser Kette Berge von noch bedeutenderer
Höhe in
sein
und
diese mindestens
dem Pjurdjura-Gebirge
Algerien gleichkommen.
Haben wir somit durch Zeichnung der Hauptlinien der Gebirge von
uns nur übrig
Marokko zu sagen,
ein Bild
dass
nördlichen Kante des Atlas bis
gewonnen, so bleibt
alles Land
zum
*)
von
atlantischen
und Mittelmeer vollkommen culturfähig
ist.
der
Ocean
Der Aus-
Leo, TJebersetzung von Lorsmann.
**) Sticlers
Atlas und Petermanna Mittheilungcu, 1865, Taf.
6.
40 druck „Tel" für culturfähiges Land
nicht bekannt.
nur in Algerien,
schaffenheit bedingt.
Marokko,
d.
ist
Der
durch die BodenbeStrich nördlich in
einzige
auf der Abdachung nach
h.
nieere zu, der nicht die Fruchtbarkeit des
culturfahigen Landes besitzt,
südlich
Boden
dieser
los,
ist
dem
hier wüstenhaft, steril
ebensowenig,
wie
es
die
und vegetations-
Hochebenen Algeriens
der feuchte Niederschlag reichlich
Wenn
unglücklichen Versuch
durchzureisen
nur
und zur rechten in
Acker
So im Angad auch, eine Landschaft, die
umgewandelt.
dem
ist
sehen wir überall den Boden
Zeit erfolgt,
mitt-
Aber keineswegs
Muluya durchzogen.
südlich von Sebda, Saida oder Tiaret sind.
seit
Mittel-
vollkommen
das sogenannte Angad,
vom Gebirge der Beni-Snassen und vom
leren Laufe der ist
Marokko
in
Solche Gegenden und Unterschiede
davon, existiren
,
als
Ah
Bey's el Abassi,
vollkommene Wüste verrufen, aber
nichts weniger als vegetations-
und wasserlos
Sie
ist.
wird durchflössen von einem der mächtigsten Ströme Marokko's,
ist
das nicht schon bezeichnend genug?
Marokko, auf diese Art ausgezeichnet,
ist
das
Land
von Nordafrika, welches den breitesten Gürtel von culturfähigem Lande hat, und dies nicht nur nördlich
vom
grossen Atlas, sondern auch das lang gezogene Dreieck südlich
von demselben, durch diesen und
Südsüdwest gesandten Zweige eingeschlossen Sus-Thal
Wie
ist
zum Anbau
Algerien
seine :
nach
das ganze
geeignet.
und Tunis,
so
hat auch Marokko
41
Wir
seine Vor wüste.
verstehen für
Marokko unterdiesem
Namen den Kaum, der sich hin erstreckt vom atlantischen Ocean
bis
zur Grenze von Algerien einerseits,
vom
Südabhange des Atlas bis zu den Breiten, welche durch die
Südpuukte der grossen Oasen gehen, andererseits.
Wir schliessen jedoch Tuat von dieser Yorwüste aus, beanspruchen diese Oase im Gegentheil für die grosse
Auch
Wüste. in
diese Vorwüste, oder, wie die Franzosen
Algerien das entsprechende Terrain benennen, „petit
desert", zeitigem ans
keineswegs ohne Cultur und nach recht-
ist
Regen
sieht
dem Boden
jede Cultur für
man auch hier manchmal Getreide wo vordem der Wanderer
sprossen,
vollkommen unmöglich gehalten haben
würde.
Wie der ganze Norden von die
wie wir es in
den übrigen
Ländern
Marokko's
einen Lauf,
finden
liältnissmässig lang,
,
um
das Mittelmeer
so zeigen auch die Flüsse
der nicht abweichend
dem der anderen Länder,
eine
Afrika, d. h. besonders
Berberstaaten in Bodenformution dasselbe Gepräge
zeigt,
grnppirten
d. h. sie
starke Verästelung nach der Quelle zu.
hat,
von
Jene lang-
gezogenen Wasserläufe, ohne Nebenflüsse, wie übrige weite
ist
sind nicht unver-
haben zahlreiche Krümmungen und
sie
der
Norden von Afrika so häutig aufzuweisen
und deren Bilder wir
am
besten im LVaa, Irbarhar
und Nil wiedergegeben sehen, giebt es im eigentlichen
Marokko nicht. Einer der
bedeutendsten Ströme von Nordafrika
42 natürlich
(Nil
ausgenommen) unter denen,
Mittelmeer tributär sind,
ist
dem
die
Ungefähr
die Muluya.
beim östlichen siebenten Längengrad von Ferro auf der Ostseite des grossen Atlas entspringend, die
Muluya ausser
vielen Nebenflüssen
vom Süden, dem Ued-Scharef,
zustrom
Haupt-
ein Gewässer,
Dicht bei der
wie die Muluya selbst.
fast so mächtig,
bekommt
ilircn
algerischen Grenze, etwa 10 Kilometer westlich davon,
und etwa 1 0 Kilometer
östlich
von Cap del Agua, welches
gerade südlich von den spanischen Inseln Djafarin ergiesst sich die dieses
Muluya
ins
Stromes auch nur annähernd in Zahlen ausdrücken
zu wollen,
wie
HemsÖ
noch von Niemandem wurde,
ein
das gethan hat,
die Quelle
ist
des Flusses erforscht
ein
Gebiet
gleiches
Wir
Muluya etwas
geringer als die des Chelif zu sein scheint,
Muluya ungefähr
wo
jetzt,
vollkommen überflüssiger Versuch.
wollen nur erwähnen, dass die Länge der
die
liegt,
Die Länge
Mittelmeer.
und
dass
beherrscht
wie der spanische Fluss Guadalquivir.
Auf
der occanischen Seite haben wir,
anfangend, den
Ued Kus*) oder
el
Kus.
der die fruchtbarsten Ebenen in zahllosen durchzieht, woher
Meer,
Ued
.
*}
Jackson
sein
Name, geht
bei
empfängt aber dicht vor seiner
el
von Norden
Dieser Fluss,
Krümmungen L'Araisch
ins
Mündung den
Maghasen, bekannt durch die Drei - Königs-
Bei Eenoa Loukous, bei Höst Lnccos, Stieler Aulcoa, e!
koss and Lnccos, Maltznn AuIcdb.
Digitizod by
Google
43 beide Flüsse
Schlacht;
kommen vom
Bif-Gebirge und
dessen Ausläufern.
Weiter der Küste folgend, kommen wir sodann
den bedeutenden Ued Ssebü.
auf
anderthalb Grad
Atlas
vom
aber
Mit zwei Armen
Namens, von denen der
gleichen
vom
südlich von Fes,
grossen
der andere
von Tesa entspringt,
grossen Atlas östlich
haben diese Arme,
eine
welche sich ungefähr eine Stunde
nördlich von Fes vereinigen, verschiedene Nebenflüsse, beide ändern auch häufig den
Namen, um den
Von
später wieder aufzunehmen.
vielleicht
seinem rechten Ufer den bedeutenden Uargha
vom Südosten her auf seinem
Gebirge und
Der Ssebü, welcher
den Bet.
Meer der
alten
Osten her
sodann nach seiner Conjunction der Ssebü auf
erhält
ergiesst,
würde
Uargha mit ihm
können.
sich hei
leicht bis zu
ist
Rii-
Mamora*)
dem Punkte, wo
ins
sich
gemacht werden
vereint, schiftbar
Die Länge seines Laufes
vom
linken Ufer
ebenso bedeutend,
der Muluya.
als die
Der von den vorderen Terrassen
des grossen Atlas
kommende, aber unbedeutende Fluss Bu Rhaba**), nordwestlicher Richtung Messend,
ist
in
mir erwähnens-
*) Auf den meisten Karlen so verzeichnet, Ort, der von den Marokkanern Mchdia genannt wird.
**) falsch
Der sein;
Waldes,
Name Buragrag dürfte Marokkaner nennen ihn Bu Bhalja, Vater des Bu-Egag oder Egig würde heiesen der Bu-Ehaba „Vater des Gehühea".
auf den Karten verzeichnete die
d. h.
waldreich.
„Vater der Enge",
44 werth, weil an seiner
Kbat und Sla
Mündung
bedeutenden Städte
die
liegen.
Der Fluss Um-el-Rbea (Mutter der Kräuter, oder der Kräuterreiehe)
Geäste aus
dem
nüt einem mächtigen
entspringt
grossen Atlas,
richtung nach nach Nordwest,
bedeutenden Stadt,
fliesst
um
bei
Haupt-
seiner
Asamor, einer
Renou
den Occan zu erreichen.
nennt ihn den bedeutendsten Fluss vom Norden Afrika's (natürlich der Nil
immer ausgenommen) und
stellt
dieser
Strom
ist leicht
machen.
schiffbar zu
Merkwürdigerweise hat der grosso Tensift, ebenfalls mit vielen Nebenflüssen springt, an seiner
gador
liegt,
Mündung,
dem
aus
Atlas
die zwischen Asfi
keine Besiedelung.
ihn
Auch
auf gleiche Stufe mit der Garonne und Seine,
Gerade weil
der ent-
und Moer vorher
der von jeher bedeutenden Stadt Marokko Wasser zuführt, sollte
Stadt zu
mau
denken, an seiner
finden.
kann der Fluss
Obgleich
Mündung auch
eine
von bedeutender Breite,
bei Ebbezeit an
Mündung durch-
der
watet werden.
Mit Ausnahme der Muluya entspringen
Ströme
am Xordwe stabhange
des Atlas
;
alle diese
übersteigt
man
sodann die Ausläufer dieses Gebirges und das Gerippe, welches
Mündung
im
Cap Ghcr endet,
so
erreicht
des Sus, ungefähr 30° 20' N. B.
man
die
Der Sus
hat fast vollkommen östliche Herkunft und entspringt in
dem Winkel, den der
grosse Atlas und der von ihm
nach Westsüdwest entsandte Zweig bilden.
Digitizcd
t>y
Google
45 Weiter nach dem Süden zu kommt sodann, auf den meisten Karten verzeichnet, der
Ued Nun.
Ued Nun bedeutet aber weiter nichts
Der Name eine
jiIs
Land-
oder Provinz, wie wir aus den neuesten For-
schaft
schungen von Gatel ersehen können. Der dort existirende
Ued Asaka, und es ist dies der Fluss, Nun-Mündung auf den Petermann 's eben Karten
Strom
iieisst
dessen als
Aksabi verzeichnet
steht,
Wir haben sodann
was dasselbe
eines
ist.
echten Wüstenstromes
Mündung, die des Draa*) zu verzeichnen. Mit kleinem Geüste aus
dem
grossen Atlas entspringend, ungefähr
13°
0. L.
unter
dem
direct
und olme uennenswerthe Nebenflüsse zu erhalten
von Ferro geht dieser Strom
zum 29° N. L. nach Süden,
bis
Richtung
westliche zu fallen. länger,
als
ein,
um
sehlägt dann aber
unter 28° 10' in den Ocean
Dieser lange Lauf, ein Sechstel mindestens der des Rheins von der Quelle bis zur
Mündung, hat beständig Wasser, auch im Hochsommer bis
zu
dem Punkte, wo der Strom von der Südrichtung
westliche Eichtung einschlägt.
eiue
Draa fortschwemmt,
ist in
Die Wassernienge, den oberen Theilen
die
der
des
nordsüdlichen Stückes dennoch nicht bedeutender,
als
etwa diejenige der Spree bei Berlin;
sie
wird dann
*) Wir erwähnen der Ssegiat et Hamra, weil sie auf den Karlea als Fluss verzeichnet ist, als in die Mündung Draa einfliessetid. Der Name Ssegiat hat aber immer etwas
meisten des
Künstliches in sich und Gatel auf seiner Karte verzeichnet sie nicht
46
am
Ende des von Nord nach Süd
südlichen
Theiles,
ist,
Wasser durch
viel
man
so gering, dass
dem
auf
Irrigiren verbraucht
diesen grossen Strom, wie er
sich zur Herbstzeit, kurz vor
periode
fliessenden
nachdem der Strom sogar mehrere Male ver-
schwindet und
Atlas
dem
Eintritt der
priisentirt
,
Eegen-
hinsichtlich
der
Wasserannuth kaum einen Bach nennen kann. Dass überhaupt noch so
viel
Wasser
bug Jahr aus Jahr ein herabkömmt, beisse
Wind
bis
zum Um-
nachdem der
Sommer
der Sahara im Frühjahr und im
mit Macht daran gezehrt hat, nachdem Tausende von
Feldern und Gärten, die sich längs der Ufer hinziehen,
Tag und Nacht vom Wasser
des
Draa
berieselt werden,
das eben spricht für die Möglichkeit der Sclineelage des Atlas, aus welchem der Fluss gespeist wird.
Ob
aber ein stets Süsswasser haltender See, der
Debaya, auf seinem weiteren Laufe nach dem Westen zu
vom Draa
zweifeln sein.
durchflössen wird, möchte sehr zu beAllerdings sendet gleich nach der Regen-
dem
Atlas
zum Ocean,
aber
zeit
auf
der Draa in
seine
Wasser
dem
Orte,
Bewohner, ein
wo der See
bis
Nicht weit
sein sollte, sagten
ein solcher existire nicht.
salziger
fort
der trockenen Jahreszeit trocknet
der ganze untere Theil des Flusses aus.
von
mir die
Ein Sebcha,
Sumpf, wie ihn Petermann
auf
d. h.
seinen
neuesten Karten verzeichnet hat, könnte indess wohl
vorhanden
sein.
Renou
spricht sogar
dem Debaya
dreimalige Grösse des Genfer Sees zu.
eine
47 Als ebenfalls
vom Südostab hange
mend und nach der Sahara den Sis zu nennen;
und nur
Nebenflüsse,
des Atlas kom-
haben wir dann
abfliessend,
ein echter Wüstenfluss
ohne
alle
ersten zwei Dritteln
seinen
in
oberirdisch verlaufend, tränkt er unterirdisch noch die
ganze grosse Oase Tafilet,
sumpf
Daya
Dama
el
um
südlich davon den Salz-
zu bilden, der nach starken Regen-
Von Nordwesten
ergüssen zu einem See sich gestaltet.
Daya
her hat der
el
Daura noch Zuflüsse durch den
Ued-Chriss.
Einen ebenso langen
wenn nicht noch längeren
,
Lauf hat der Fluss, der die Oase von Tuat
speist,
verschiedenen Zweigen, von denen einige unter 33° N. E. entspringen, zusammengesetzt.
den Fluss fast
bis-
Taurhirt schon
zum 2G n N.
sein
südlichstes
B.
,
aus
dem
Ich verfolgte
ohne dass ich bei
Ende
erreicht
hätte.
man l'ued Tuat nennen könnte, setzt dem Ued Gher, Ued Knetsa und einigen
Dieser Fluss, den sich
aus
minder bedeutenden zusammen, erhält nach der Vereinigung den eigentliche
Namen Ued
Tuat
betritt,
Ssaura, und sobald er das
den Namen Ued Mssaud.
Von
Osten soll er südlich von Tuat durch den Fluss Acaraba verstärkt werden. springen aus
Da
er schon bei seinem Ent-
dem Gher und Knetsa gar
Wasser hält, so
ist es
nicht oberirdisch
nicht wahrscheinlich,
dass er
dem Draa oder dem Ocean zugeht, wie Duveyrier meint, ebensowenig aber glaube ich, dass die von mir früher mitgetheilte
Nachricht der Eingeborenen, der Mssaud
48 ergösse sich nach sehr starken Anschwellungen bis
zum
Niger, auf Wahrheit beruht.
Da
wir den oben angeführten Debaya
vorläufig
ßenou
nicht als See anzuerkennen brauchen, ja
nicht einmal
mit Bestimmtheit behaupten können, ob
trotz
ein Salzsumpf dort
ist,
haben wir eigentlich gar
so
Marokko zu verzeichnen,
keine nennenswerthen Seen in
denn der von Leo erwähnte See unterhalb der ..grünen
dem See von Bolsena
Berge", den er mit
von
Rom
B e au mier' sehen
denn der kleine auf der zeichnete Salzsee sein,
Zyma
Nähe
in der
möchte
vergleicht, ist nirgends zu finden, es
Karte ver-
genannt, der ungefähr so
gross wie der See von Bolsena zu sein scheint. einzige
von mir entdeckte kleine Süsswassersee
Sidi Ali
Mohammed
und
Stunde
,
Der
Daya
genannt, ungefähr 3 Stunden lang
breit,
liegt
auf der
Höhe
des grossen
Atlas zwischen Fes und Tafilet.
Erwähnens werth ausser dem Daya lich
von
Tafilet ist
el
Daura, süd-
nur noch der grosse Salzsumpf von
Gurara im Norden von Tuat, ungefähr zehn deutsche Meilen lang und an seiner dicksten Stelle fünf deutsche Meilen breit
,
endlich
der Sign Sebcha (Saksumpf),
ungefähr zehn Meilen südwestlich von Schott gelegen, dessen südwestliche Hälfte nach
von 1844 zu Marokko, die
östliche
el
Eharbi
dem Frieden
dagegen zu Algerien
gerechnet wird.
Ohne Widerrede befürchten
zu müssen, kann
man
behaupten, dass Marokko von allen Staaten Nordafrika's
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49
Klima
das gesundeste
Der Grund davon
besitzt.
ist
zum Theil in der bedeutenden Erhebung des Landes zu
suchen, in den erfrischenden
und vom Ocean,
meere
Niederungen*), wie
man
in der sie in
Winden vom
Mittel-
Abwesenheit sumpfiger
Algerien so häufig beim
Anfange der Besiedelung durch die Franzosen antraf; dann in den reichen
Waldungen der Stufen des
welche die Hitze mildern
Wasser constant erhalten
das Leit sie
Atlas,
und zugleich den Flüssen
dem Schnee der
Verbindung mit
;
in
im Sommer
Gipfel
endlich in der Abwesen-
jener Schotts oder flachen Seen und Sümpfe, wie
Algerien und Tunis von
Westen nach Osten durch-
ziehen.
Im Allgemeinen kann man
sagen,
dass in ganz
Harokko ein mildes warmes Klima herrscht; denn wenn auch die Tekua-
und Nun-Gegenden mit Rhadam.es und
den südlichsten
Oasen Algeriens, was Breite
anbetrifft,
correspondiren, so wirken die constanten Seewinde doch so lindernd, als
der
in
dass die Temperatur bedeutend küliler
diesen Strichen.
Atlasberge,
die
von 3475 Meter, sprechen, oder
wie
Und wenu auch der
Hilstiii
ist
die Spitzen
mit einer
Höhe
der Alpenhöhe von 2300 Meter ent-
auch dem Meeresniveau von Korderney,
wenn diese Berge des Atlas eine mittlere Jahres- Temperatur
von nur 0° haben, so würden wir nicht
fehl
Summe
der
zu greifen
*)
glauben,
wenn wir sagen,
Die wenigen Sümpfe bei L'Araiscn
Ganzen nicht in Betracht
die
kommen zum
grossen
50
wurde 18° E. be-
mittleren Temperaturen Marokko's tragen.
Der Atlas
natürliche Scheide
bildet die
Während
Temperatur Verhältnissen.
Februar anhalten,
der Kegenfaü südlich
ist
in
den
am
Atlas
bis
Ende
vom
Atlas
nördlich
Eegenmonate im October beginnen und
die
nur im Januar und der ersten Hälfte des Februar und erstreckt sich landeinwärts etwa bis
zum
10.
Längen-
grad östlich von Ferro, so dass die Draa-Provinzen
-in
ihrem südlichen Theile nicht davon berührt werden. In der Oase Tafilet
und
Tusit regnet
in
Mal.
ist
Regenfall schon äusserst selten,
es
höchstens
Eine Regenlinie wäre
also
alle
20 Jahre ein
südlich
vom
Atlas
etwa so zu ziehen: vom 10° 0. L. von Ferro und 29° N. B.
Linie mit
in schräger nordöstlicher
parallel zu ist in
den Figig-Oasen.
Der
dem Atlas
feuchte Niederschlag
vom Atlas gelegenen Theilen selir ebenso auf dem Atlas selbst, südlich davon
den nördlich
bedeutend,
nur massig. In der Zeit von October bis Februar fast
nur Nordwestwinde und
am
wo an einem Tage Winde mit einander kämpfen.
Februar,
herrschen
wechselvollsten
sechs
bis
Im März
ist
sieben sind
der
Mal
Nord-
winde vorherrschend und dann von diesem Monat an bis
Ende September
Ost,
den Küsten des Oceans 9
Südostwinde und Süd. in
An
den Sommermonaten von
Uhr Morgens an ein stark kühlender Seewind wo der Südost wieder die Oberhand
Nachmittags,
bis
ge-
Digitized by
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51
winnt; indesa ist dieser Wind so kühlend, dass
Recht hat zu sagen: gelegen,
Klimate von Europa."
mässigten
Die Südost- und
führen oft Heuschrecken schwärme mit sich,
Südwinde so in
den Jahren 1778 und 1780.
Atlas ein zu sein,
Lempiere
„Mogador, obschon sehr südlich
hat eine ebenso kühle Temperatur als die ge-
wirksamer
da
Damm
Indess scheint der
gegen diese Eindringlinge
im Norden des Gebirges nur vereinzelt
sie
beobachtet werden.
Bestimmte Beobachtungen für
mittlere
die
peratur einzelner Orte liegen nur wenige vor.
Tem-
Tanger
nach Renou eine mittlere Temperatur von 18°
hat
was aber
vielleicht 2°
zu
sein
dürfte.
Für Fes kann man bei einer Erhebung von 4
—500*)
(Celsius),
+
Meter circa
16—17°
(Celsius) rechnen.
250 Meter hoch
liegt,
peratur von 18° (Celsius)
viel
Uesan, welches
dürfte eine mittlere
haben.
Tem-
In der Stadt
rokko kann die mittlere Temperatur höchstens (Celsius) sein,
mindestens
wo
da
-|-
die Datteln nicht reifen, diese
22° Durchschnitts wärme.
die Datteln schlecht reifen, dürften vielleicht
Durch Schnitts wärme
sein.
Hemsö
Ma20°
brauchen
In Tarudant,
+ 21°
führt noch an, dass
im Winter weder in einem Hafen noch in irgend einer Stadt je das tl'esan
und
die
-f-
4° K.
Leute sagten mir,
es
sinkt.
käme
In
dies
Nach ltenou; da aber Fee .wohl niedriger liegt, wird auch Temperatur woht um einige Grade hoher sein. *)
die
Thermometer unter
beobachtete ich eines Tages im December leichten
Schneefall,
52
alljährlich vor, aher der Schnee
Aua
Gatel's Beobachtungen ist
mometer
in
in
13° (Celsius) gewesen, „es
stieg nicht
bleibt nie liegen.
um
und Februar 1865 durchschnittlich -\-
Tekna das Ther-
dem White rmonaten December
höher
kam
als -f- 18° (Celsius)".
Temperatur von
19°
-(-
Januar
Morgens 6°
und
In den Monaten
September und October beobachtete ich mittlere
1864,
7 Ulir
nie unter
in
Tuat eine
vor Sonnenaufgang.
Diese Oase des Kaiserreichs Marokko würde also ungefähr dieselbe Durchschnitts -Temperatur wie Fesan haben.
Kleiden wir noch einmal
als
Ergebniss das marok-
kanische Klima in Worte, so möchten wir das anführen,
was Hemsö sagt: „II clima di piü salubri e di piü
globo terrestre."
di tutta
belli di tutta
questa regione ö la superficie del
Jäepöfßeriing.
3.
liir ein Land, in dem nie statistische Untersuchungen angestellt
worden
auch nur annähernd richtig die
sind,
Zahl der Einwohner angeben zu wollen,
ist
äusserst
schwer, und wenn für ganz Afrika in dieser Beziehung die abweichendsten für
Während
Marokko.
grosse Zahl von
KlÖden
in
Angaben herrschen,
so noch speciell
B. Jackson die übertrieben
z.
14,886,600 Einwohnern angiebt, hat
seiner neuesten Geographie nur 2,750,000,
während Daniel 3—5,000,000 annimmt.
Durch Vergleich kann man am
ersten auf an-
nähernde Wahrheit kommen, und den besten Vergleich
können wir machen mit Algerien,
wo
bei ähnlicher
Bodenbeschaffenheit und bei fast gleichen klimatischen Verhältnissen eine ungefähr gleiche
Bevölkerung besteht,
noch
ein
Mal
so
gross
grosse Oasen (Draa, Büdlich
vom
Atlas
sich
die
2,921,246 Seelen belauft.
Da als
Tafilet
grosse
Dichtigkeit der
(im Jahre
1867) auf
nun Marokko mindestens Algerien
und Tuat)
ist,
ausserdem
besitzt, endlich
und furchtbare Provinzen
(Sus und Nun) längs des atlantischen Oceans hat, so
54 glauben wir nicht zu übertreiben, wenn wir die Be-
Marokko
von
völkerung
auf
6,500,000
Einwohner
schätzen.
Wir können nehmen,
dass,
jetzt mit ziemlicher
noch ehe
Bestimmtheit an-
die Phönizier
nach Nordafrika
kamen, noch bevor die Libyer oder Numider Nordafrika bevölkerten, ein anderes Volk dort hauste.
Desor
u.
Berbrügger,
A. haben die Existenz von Dolmen in Algerien
nachgewiesen,
man
findet dolmenartige
Grabmäler in
Fesan, und dolmenartige Hügel konnte ich wenigstens in
Einer Gegend Marokko's constatiren, an einem Berg-
abhange
östlich
von der Stadt
von Uesan.
entfernt,
Ungefähr zwei Stunden
führte uns in Begleitung
Grossscherifs eines Tages eine Jagd dorthin.
war
es hei der dortigen
und
sollten sie selbst
kommen stellen,
unmöglich,
des
Leider
Furcht, Gräber zu verletzen,
von Ungläubigen herrühren, volleine
nähere Untersuchung anzu-
oder gar die Grabbügel zu öffnen.
Ob nun
Dolmen auf Kelten, Tamhu oder andere Urein-
diese
wohner zurückzuführen sind, müssen spätere Zeiten entscheiden; auch
wo frei
es
dem
Marokko wird den Zeitpunkt
erleben,
europäischen Forscher gestattet sein wird,
und ungehindert
seine Studien dort anzustellen.
Die Punier legten zahlreiche Colonialstädte dort an;
Hanno
selbst
gründete
bei
Hafenplätze, von denen uns die
Aus den
Namen
Schriften von Ptolemäus
wir ziemlich genau,
wo
Umschiffung
seiner
und
erhalten sind.
Plinius ersehen
die einheimischen
Stämme
—
igifeed by
Google
55
Numidae
Mauri, Maurenses,
verschiedene
Von
haben.
Benennung
die Sirangen,
Autolalen,
—
alles
für dasselbe
nur eine
dies ist
—
Volk
ihr Gebiet
diesen sind als die hauptsächlichsten die
hervorzuheben;
die Mausoler
und Mandorer
wie die weiter im Innern
alle diese,
wohnenden Gsietuler sind das im Norden von Afrika einheimische Berbervolk*).
Römische, vandalische und
Berührung mit diesem Volke fand
gothische
statt,
hat
aber auf
den eigentlichen Bewohner Nordafrika's wenig
Einfluss
gehabt,
da
die
Vermischung jener mit den
Xumidern nur ausnahmsweise vor sich
ging.
Wichtiger für Nordafrika's Bevölkerung auch für
mithin
,
Marokko wurde der Einbruch der Araber.
Wir haben eine zweifache Invasion, die
kommend,
von Osten
eine
direct
die andere weit später vor sich
gehend: die Zurückvertreibung der Araber aus Spanien, denn
wenn auch nach Spanien gemeinsam Araber und
Berber
unter Mussa und Tarik
gezogen waren,
kamen nur Araber von dort zurück.
Es
wohl
gemeint
von selbst,
dass damit
nicht
sache erklärt sich so, dass beide Völker dort
Lande in
ist,
die
Die That-
im fremden
Spanien waren
sie
Mohammedaner, und
die
einander aufgingen,
Angesichts der Christen nur
so
versteht sich
Berber seien in Spanien zurückgeblieben.
in
Gemeinsamkeit der Sitten, und namentlich der Eeligion führte dort rasch die
Sprache.
Berber zur Annahme der arabischen
Der Spanier kannte denn auch nur
*) Siehe
los
Moros
Mannert und das interessante Schrifteben von Knotel.
56 oder los Mahometanos.
wohl der Araber
als
Die Sesshaftigkeit beider,
Mohammedaner und Araber
so-
auch der Berber trug nocb mehr
zu einer Verschmelzung bei, so dass,
als
sämmtliche
aus Spanien vortrieben wurden, Berber
sich
mehr
nicht
selbst
unterscheiden
konnten; aber die Araber hatten vermöge ihrer geistigen Ueberlegenheit, vermöge der Religion, deren Träger
besonders waren,
sie
in
jeder Beziehung die
selbst.
Bis auf den heutigen
iiusserlich
Berber absorbirt. Nicht so in Marokko
Tag hat
sich dort das Urvolk, die alten
den Arabern fern und unvermischt
kommen wohl
in
Numider, von
erhalten.
Allerdings
den Städten und grösseren Ortschaften
Heirathen zwischen
beiden Völkern vor,
auch giebt
wohl der Schieb einer grossen Berbertribe dem Sultan einem Grossen
oder
Frau,
des Eeiches seine Tochter zur
oder sucht sich selbst
Töchtern der Araber,
eine solche
unter
den
im Ganzen stehen sich aber
heute Araber und Berber so fremd gegenüber, wie zur Zeit der ersten Invasion.
Der Unterschied der meisten Reisenden zwischen reinen Arabern
Mooren
etc.,
und Halbarabern, zwischen Mauren,
ist
Nichts basirter;
ein
ebenso
vollkommen willkürlicher, auf ist
der
rokko vollkommen unbekannt, städten sesshaften Europäer an.
Araber; wollen
Name Beduine
Belbst die in
in
Ma-
den Hafen-
wenden den Ausdruck nicht
Die Araber nennen sich
in
Marokko Arbi,
sie ihr specielles jetziges
d. h.
Heimathsland
DigitizGd ö/
Google
57 damit in Verbindung bringen, so nennen
diesem Falle
aber
sie sich (in
ob der Redende
einerlei,
es
ist
Araber oder Berber, Jude oder auch Neger ist)',,Rharbi" oder
„Rharbaui"
„min
el
(der
bled es Sidi
Herrn Mohammed). nennen
sie sich
„Berber" lich
ist
vom Westlandc), oder auch Mohammed" (vom Lande des
Was
die
Berber
vom
Aber
Atlas.
als
ob
;
das
sie
Wort
sich
Ursprunges des "Wortes bewusst seien, hören nicht gerne so nie so.
so
anbetrifft,
„Masigh" oder „Schellah"
ihnen aber keineswegs unbekannt, nament-
südlich
Was
des
sie sich
bezeichnen und nennen sich selbst
die
Juden
anbetrifft, so
und werden „Jhudi" genannt.
„Eumi" oder „Nssara" und
nennen
sie sich
Die Europäer werden
die
Schwarzen im Allge-
meinen „Gnaui" und ihre Sprache „Gnauya" genannt.
Das Spanische der Juden, die verschiedenen Sprachen der Europäer fasst
man im Lande
unter
dem gemein-
samen Namen „el adjmia" zusammen.
Wir haben völkern in
es
heute
also
nur mit zwei. Haupt-
Marokko au thun, mit dem ursprünglich
in
dem Berbervolke, und mit dem von Asien her eingewanderten, dem Arabervolke. Nordafrika einheimischen,
Renou und Jackson,
die versucht haben, die verschie-
denen Stämme aus Triben aufzuzählen,
zum
Theil so-
gar versucht haben, ihnen bestimmte Wohnsitze oder
Provinzen zuzutheilen, sind indess weit von der Wahrheit entfernt als
gehlieben.
irgendwo sessbaft an,
Der
wo
eine fuhrt einen
Stamm
er vielleicht seiner Zeit
58 war, aber jetzt nicht
ber-Triben
als
mehr
Araber
ist
auf.
„L'Empire de Maroc",
p.
der andere führt Ber-
;
So sagt Renou
in
seinem
393: „Die Berber bestanden
ursprünglich aus fünf Zweigen: S'enhädja, Ma'smouda,
Haouära, Znäta und R'mära oder R'ainra; aber diese Abteilungen, welche den
Römern unbekannt
blieben sind, hatten viele Unterabtheilungen" etc.
alle
ge-
Renou
schöpft aber nur aus Leo's Berichten.
Wenn dann
Renou noch auf derselben
angeführten
seines die
grosse Fractionen getheilt,
schiedene
den
Seite
„Gegenwärtig sind
"Werkes sagt:
ursprünglichen
Berber
ver-
keineswegs
die
fünf Abtheilungen
in
entsprechen.
In Marokko sind es die Chevlleuh' und die Amazir' so
etc.",
von
kann ich versichern, dass man
dieser
Abtheilung nichts weiss.
in
Marokko
Für Algerien
nimmt Renou sodann „die Kbail und im Aures die Chäou'ia,
wovon
ein
Zweig
in
der
marokkanischen
Provinz Temsena existirt", in Anspruch. bedeutet denn in Algerien der
Weiter nichts tung hat er
als
in
Name
Aber was
Kbail, Kahyl?
Bergbewohner, und dieselbe Bedeu-
Marokko auch; der Einwohner von
Uesan, von Fes nennt die umwohnenden Leute der Gebirge, einerlei, oh sie Berber oder Araber sind: Kbail.
Selbst
wenn man im Stande wäre, heute mit
Genauigkeit angehen zu können,
ein gewisser
Stamm
habe irgend ein Gebiet inne, würde das wohl morgen
immer noch der Fall
sein?
rokko constatiren, wie ein
Ich selbst konnte in Ma-
Stamm den andern
verdrängt.
Unter diesen Völkern findet heute noch immer eine
Völkerwanderung im Kleinen Feindseligkeiten, eingetretene
Heuschreckennoth, veranlassen ganze günstigtere
Was nur
rein
Aus gebrochene
statt.
Dürre eines Weideplatzes,
auch ganz unbedeutende Gründe sich be-
Zahl und Ausbreitung beider Völker anbe-
so finden wir in Marokko, dass die Berber nicht
trifft,
viel
oft
Stämme zum Wandern, um
Gegenden aufzusuchen.
bedeutend zahlreicher, grösseren
Raum
sondern auch über einen
des Landes verbreitet sind.
Ganz
arabisch sind nur die Landschaften Eharb und
Beni Hassan südlich davon, endlich Andjera und der
Küstensaum vom Cap Espartel
bis
Mogador.
Landschaften Schauya, Dukala und Abda
selbst
die
haben
theils arabische, theils berberische Triben.
Ausnahme
Denn
der
grossen Städte
und Ortschaften,
Mit in
denen die Araber überall das überwiegende Element
kommen sie sodann nur noch sporadisch vor. So findet man einzelne Arabertriben im grossen Atlas,
bilden,
im Nun- und Sus-Gebiete, zahlreiche (später
sei,
zum
nur
von Arabern
Draa-Oase finden wir
bewohnte
Ortschaften
gaben mir die Draa - Bewohner an, dass die
nördliche Hälfte bis
in der
Atlas,
des Draa-Thales,
also
von Tanzetta
ausschliesslich von Arabern bewohnt
was ich aber bezweifeln möchte), ebenso
ausserdem
in
beiden Oasen
hütten lebenden
den grossen
Araber-Stamm
in Tafilet,
in
Palmen-
der Beni-Mhammed.
In Tuat sind die Araber nur ganz vereinzelt, die grosse
60 Mehrheit der dortigen Bevölkerung
bann
also
fast
ist
Man
berberisch.
behaupten, dass an Land die Berber welches auf
vier Fünftel besitzen, gegen ein Fünftel,
Der Zahl der Bewohner nach
Araber kommt.
dürfte
das Verhältniss so sein, dass zwei Drittel Berber, ein Drittel
Araber
sind.
Dass die Völker, welche eine Zeitlang im heutigen
Marokko haben,
sesshaft gewesen sind,
ist
Nur
unleugbar.
Spuren zurückgelassen
so können
wir zwischen
vorwiegend schwarzhaariger und schwarzäugiger Bevölkerung uns die helläugigen und blondhaarigen Individuen erklären.
Indess
kommen
dergleichen
bedeutend seltener bei den Arabern
wiederum daraus erMären
vor,
was
Typen
sich hin-
dass nach der einmal
lässt,
erfolgten Invasion der Araber, ein Eindringen blonder
Völker
in "Westafrika nicht
mehr
häufig in Familien,
wo Vater und Mutter
haarig und schwarzäugig sind, haarige Kinder.
Vielleicht
Es beruht das
stattfand.
auf demPrincip der Erblichkeit. So sieht
man denn auch beide schwarz-
helläugige
war irgend
und blond-
einer der
Vor-
fahren dieser Familie ein Nichtberber oder Nichtaraber derart ausgestattet gewesen, welche Eigenthümlichkeit
dann später oder früher,
Nachkommen wieder
oft vereinzelt,
hervortritt.
oft bei allen
Bemerkt muss hier
werden, dass die sogenannten Kuluglis, Nachkommen der Araber und Türken, nirgends in Marokko zu finden sind, weil eben die
Türken westlich von Tlemcen oder
yod der Miduya nie ihre Grenzen ausgedehnt haben.
Digitizcd
t>y
Google
61
Was
die
Sprache der Araber
in
Marokko anbe-
den vier hauptsäch-
dieser Sprache, hier der maghre-
Vordem
gesprochen und geschrieben wird.
binische ist
dass von
so ist bekannt,
trifft,
lichsten Dialekten
aber auch, wie aus Münzen und Inschriften hervorKufisch geschrieben worden.
geht,
Was
das heutige
dem
Schreiben anbetrifft, so unterscheidet es sich von
TJebrigen nur darin, dass das Qaf oben statt zweier
Punkte
einen, dass das
trifft,
aus,
unten
Fa
statt eines
Was
Punktes oben,
die
Aussprache anbe-
so zeichnen sich die Araber in
Marokko dadurch
einen solchen
dass
sie fast
hat.
gar nicht die Vocale aussprechen,
oder doch so wenig wie möglich hervorheben.
In der
gewöhnlichen Schreibweise der Araber werden die aus Strichen und Punkten bestehenden Vocale weggelassen,
und
fast
könnte
man
sagen, dass der marokkanische
Araber diese Regel auch d. h.
das
Wort
in der
Aussprache anwendet,
so kurz wie möglich ausspricht;
z.
B. in
der Eedeusart: „wie heisstlhi, asch ismak", sagt der
Marokkaner „sch-smk". Natürlich wird
für
den Fremden
das Erlernen des Sprechens dadurch ausserordentlich erschwert.
Ausserdem hat
in
Marokko der Araber
sich
zahlreiche berberische und aus romanischen Sprachen her-
kommende Ausdrücke zu
eigen gemacht, sogar
zum
Theil
auch Constructioneu aus diesen Sprachen herübergenommen, in
z.
B. die romanische
Marokko
Form
des Genitivs, welche
so häufig angewendet findet,
um
mau
das G-enitiv-
verhältniss zwischen zwei Substantiven auszudrücken.
62
Die von den Berbern gesprochene Sprache, „tamasirht"
oder „schellah" genannt,
im Grunde, wie
ist
aus Sprachvergleichungen hervorgellt, selbe.
Es
ist
eben
die,
eine
und
die-
welche die Tuareg temahak im
Norden und temaschek im Süden nennen, und der wir und noch ferner im äussersten Osten
in Audjila
Oase des Jupiter
Ammon
Jackson
begegnen.
in der freilich
behauptet, dass die Sprache der Siuanereine vollkommen verschiedene
sei;
aber
heutzutage
Marmol vollkommen Recht
wissen
wenn
hat,
wir,
dass
er sagt, dass das
Siuahniseh nur Dialekt der weit verbreiteten Berbersprache
Allerdings sind die Unterschiede der ver-
ist.
schiedenen Dialekte dieser Sprache äusserst gross, wie das ja auch nicht anders sein kann bei einer Sprache,
welche über einen
Raum
verbreitet ist, welcher unge-
fähr den vierten Theil von Afrika ausmacht.
aber sind
sie nicht so gross,
ständigung
zwischen
den
um
der im fernen Westen Pilgerreise
berberisch
Kommt
der Berber,
am Nun
ansässig
nach Mekka zu demjenigen
Oase Siuah wohnt, so
ist
Dennoch
nicht leicht eine Ver-
verschiedenen,
redenden Völkern zu ermöglichen.
ist, ,
auf seiner
der in der
nach einer kurzen Uebung
zwischen diesen Leuten gleichen Stammes eine Unter-
haltung leicht hergestellt, und
als
vor einigen Jahren
mehrere Schichs der Tuareg nach Algier zum Besuche
kamen, ward
es
ihnen keineswegs schwer, sich mit den
Berbern des Dj urdjura- Gebirges
am
,
also mit Leuten, die
Mittelmeere wohnen, zu verständigen.
Die Berber
Digitized by
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63
Marokko haben und kennen keine
in
sich in Tuat,
Marokko vorfand, befinden
und-rühren jedenfalls von Tuareg
die früher vielleicht weiter
kamen, mit
Schrift zeichen
Die einzigen berberischen
wie ihre Brüder, die Tuareg. Schriftzeichen, die ich in
her,
nach dem Norden hinauf
heute der Fall
als dies
berberischen
ist.
Ob aber überhaupt Bücher oder
Lettern geschriebene
auch nur längere Gedichte und Geschichten unter den
Tuareg bestehen,
ist trotz
der Versicherung der Tuareg
sehr zweifelhaft.
Einer
der intelligentesten Tuareg,
Si
Otman ben
Duveyrier
als
Bikri, hat wiederholentlich
auch gegen mich
sowohl gegen
dies geäussert, er hatte
sogar Duveyrier versprochen, ein solches Buch später
nach Algier zu bringen oder doch einzuschicken, aber
Otman
bis jetzt hat Si
sein
Versprechen nicht
erfüllt,
obschon er nach seinem Begegnen mit Henry Duveyrier wiederholenüicli in
Algier gewesen
tümliche
berberisehen Buchstaben,
hei
den
ist.
Das Eigensie
so
schreiben zu können, dass sie bald nach rechts, bald
nach
links offen sind, bald diese, bald jene Seite offen
haben, dass links,
eine
man von oben nach
unten, von rechts nach
oder von b'nks nach rechts schreiben kann, muss so
grosse
Verwirrung
herbeiführen,
dass
Existenz ganzer Bücher in berberischer Schrift
die
kaum
glaublich erscheint.
Was
die
Berber
Arabern trennt, die
ist
Berber natürlich
am
entschiedensten
von
den
eben die Sprache, denn obschon viele "Worte aus
der arabischen
64 Sprache aufgenommen Laben, wie die marokkanischen
Araber solche dem Berberischen entlehnten, scheidet sich
unter-
im Grunde das Berberische derart vom
Arabischen, dass die Sprachforscher, welche sich mit
dem
Berberischen beschäftigt haben, und unter diesen
vorzugsweise H. A. Hannoteau, nicht wagen,
es
den
Ja, in der jüngsten
semitischen Sprachen beizuzählen.
Zeit war der französische General Faidherbe, welcher ebenfalls
sich
mit
viel
hat, geneigt, Berber
dem Berberischen
und
beschäftigt
ihre Sprache für die Arier
zu vindiciren.
Spätere genauere Untersuchungen, na-
mentlich wenn
alle
verschiedenen Dialekte der Berber
bekannt sind, werden hoffentlich zu einem Resultate führen, ebenso wird
man sodann wohl
erfahren, ob
im
Berberischen Wörter vorhanden sind, welche auf andere fitere Sprachen zurückführen.
Unterscheiden sich nun Araber und Berber so sehr
durch die Sprache, so sind äusserst gering.
die
übrigen Unterschiede
Derselbe Körperbau auf
dem
Flach-
lande wie im Gebirge (wegen der vielen Wanderungen), d.
h.
schlanker,
sehnigter
Wuchs
mit stark
ausge-
prägtem Muskelbau, gebräuntem Teint, kaukasischer Gesichtsbildung, stark gebogener Nase, schwarzen feurigen
Augen, schwarzemschlichtemHaare,spitzemKinne, etwas stark hervortretenden Bakenknochen, spärlichem Bart-
wuchse
—
alles dies
haben Berber und Araber gemein.
Allerdings sind im Allgemeinen die Gebirgsbewohner heller,
aber das
gilt
sowohl für die berberischen Be-
wohner des Rif-Gebirges
wie
,
für
arabische Be-
die
völkerung der Gebirge der Andjera-Landscbai't.
den Frauen beider Völker muss
Weib
das
dass
dürfte,
sein
als
allerdings
Bei
auffallen,
des
Arabers durchschnittlich kleiner
das
des Berbers.
Im Uebrigen sind unterscheiden. Man kann
auch sie nicht äusserlich zu
von beiden sagen, dass sein- früh entwickelt, sie in
Jugend
hübsche
durch
und
die
ist
als
Nahrung
im Alter wegen
weiter nichts
mager
ihrer überflüssigen Haut-
dass
ist,
den Berbern
bei
Indess
als
eine
Magd,
ist
Frau ein
bei
das Lied
den Pantoffel.
bei
blosses Werkzeug,
darin, weil
vorhanden
so
die grösste Zeit
hat das seinen
des
Grund
eben für ihn keine häusliche Beschäftigung ist.
Oder
soll
etwa der Mann das Wasser
den täglichen Bedarf holen,
Mühlstein drehen, oder das ist
Bei
uns schwingt die Frau
Mann
Liegt der
Jahres auf der Bärenhaut,
oder
die
der
den Arabern
auf oberflächlicher Anschauung beruhendes.
dem Araber ebensogut wie
für
der
regel-
alternd
der Frauen eine bedeutend hervorragendere
bei den Arabern.
meisten Reisenden, als sei die
ein
meist
schnell
äusserst
Hexen werden.
hässlichsten
Hervorzuheben Stellung
aber
besitzen,
unzulängliche
werdend, sie falten
Formen haben,
volle
mässige Gesichtszüge
es
Sache
des
soll
Mann den
der
Korn zu Mehl
Mannes
zerreiben,
das Kind
auf
dem
Rücken zu tragen, oder Reisig zum Feuer zu holen oder Kuskussu zuzubereiten, Rohlfa.
und
die
heimkehrenden 5
66
Heerden zu melken? Sind nicht dergleichen Geschäfte
Für
ganzen Welt Sache der Frau.
in der
einen euro-
päischen Reisenden muss es allerdings hart erscheinen,
wenn
Tag den Mann
er den ganzen
gen oder
am Boden hocken
abmüht,
sich
schleppt dreht,
und
mühsam
dann
um Mehl
sieht,
stundenweit
oft
zu gewinnen.
Mann
der Arbeit für den
ausgestreckt
wahrend
die
lie-
Frau
Wasser herbei-
das
den Stein
stundenlang
Kommt
heran, dann
aber die Zeit ist
der Berber
sowohl wie der Araber bei der Hand: das Feld wird
von den Männern treides besorgen
der Gärten,
wo
bestellt,
die
das Einheimsen
Männer,
ebenso
die
solche vorhanden sind, das
Heerde, das Abschlachten des Viehes, kurz rere Arbeit,
wie
sie
des Ge-
Abwartung Hüten der alle
schwe-
eben auch bei anderen Völkern
von der stärkeren Hälfte verrichtet wird. Die hervorragende Stellung
Berbern
bei
den
noch aus den vormohammeDenn Mohammed, obschon ein so
datirt jedenfalls
danischen Zeiten. grosser
der Frauen
Verehrer
von
Frauen,
dass
er
nicht
sich
scheute manchmal ins Gehege seines Nächsten einzudringen*), hat im Ganzen den gläubigen Frauen
etwas
*)
stiefmütterliche
Stellung
angewiesen.
eine
Indess
Siehe darüber die 33. Sure des Koran, worin Mohammed man ihm darüber machte, seinen Sklaven Said
die Vomflrfe, die
gezwungen zu haben, ihm seine Frau abzutreten, damit zurückwies, dass er für sich nilein, den anderen Gläubigen voraus, gottliche Natur, d. h. Unfehlbarkeit beanspruchte.
DigiiizM Oi
Google
67 haben die Berberinnen, obschon auch
Rang beizubehalten
wurden, ihren
berberischen Triben
chen
Erbfolge,
wo
einigen
Ja, in
vom
eigentlichen
unter Berbern,
mitten
religiöse
Sohn
dass
Frau
eine
herr-
Marokko fand
Sauya Karsas,
die
ich eine
Corporation, und eine geistliche Oberbehörde
den ganzen Gehr-Fluss nicht
für
Bei mandies in der
nachfolgt, sondern
Tochter oder der Schwester.
Stämmen kann sogar
Südlich
schen.
Mislemata
sie
gewusst.
offenbart sich
nicht der älteste
Sohn der ältesten
der
vom
handenen männlichell Chef Namens Sidi
allerdings vor-
Mohamm ed
ben
AI)'
befehligt wurde, sondern dass factisch seine Frau,
eine
gewisse Lella - Diehleda, die geistlichen Angelegen-
heiten
besorgte.
berfrau
In allen wichtigen Sachen hat die Ber-
mitzureden, und
fügen sich die
mehr wie
bei anderen Völkern
Männer dem Ausspruche der Frauen.
Die mohammedanische Religion hat aber in jeder Beziehung dazu beigetragen, die Verschied enartigk ei ten der Sitten
und Gebräuche nicht nur zwischen Arabern
und Berbern auszugleichen,
sondern auch
tümlichkeiten der einzelnen
Stämme
wischen.
Es
soll
hier
ihre
die Eigen-
unter sich zu ver-
nur die Rede sein von den
Bewohnern des Landes, welche alten TJeberlieferungen
Landbevölkerung*) gegen
allein
treu
beibehalten
die
und wahr
haben.
Die
Städtebevölkerung ge-
in seinem Account of Marokko kommt freilich zu dem von 895,600 Einw. für die Städte und von diesen hat er Feamit3SO,000, Marokko mit 27,000 und Micken« mit 11,000 Einw. *)
Jackson
Besnltate
5*
Marokko
ist in
halten,
man von
so
überwiegend,
wenn
dasB
jener spricht, damit der Kern des. Volkes
bezeichnet wird.
Vor allem muss daher bemerkt werden, Marokko herrscht, sowohl
daas nur
den
bei
Einweiberei
in
Arabern
auch bei den Berbern; die wenigen Aus-
als
wo ein reicher oder hochgestellter Araber Harem hält, kommen kaum in Betracht, Berber, mag er eine noch so hohe Stellung
nahmefälle, einen
sich
und
ein
noch so reich
einnehmen, als
häufig genug Scheidungen vor, was
zu unerquicklichen Verhältnissen führt sich
von mit
nachdem
er schon ein
dem neuen Mann nochmals
und hat dann manchmal ist
fast
nie vor.
dann
Mann
ein
Frau auch; ein Xind,
vielleicht
zum
drei Familien
äusserst selten, dass sich
Mädchen einem Manne
:
oft
trennt
Kind mit der Frau gehabt
dieser, heirathet wieder, die
mals Verstössen, heirathet
Es
nie mehr
sein, heirathet
Eine Frau. Freilich durch die Religion begünstigt
kommen
hingiebt,
sie zeugt
wird aber-
dritten
Male
Kinder gegeben. unverheiratetes
ein
auch Ehebruch
kommt
Desto ungebundener leben die Frauen,
welche Wittwen sind, diese glauben ihrer Sittlichkeit, namentlich wenn
sie
Wiederverheirathung auferlegen
zu
Gangart aus.
merken, dass die Hoffnung auf vorbei
Es
in
ist,
„keine
Ueberhaupt
müssen.
Mädchen und Frauen
Schranken"
zeichnen
sich
Marokko durch unanständige
scheint sich dies
frauen den Berberweibern
von den Araber-
mitgetheilt zu haben (viel-
leicht
digen 16.
auch diesen eigentümlich), denn
es aber
ist
semitischen
alle
3,
Frauen scheinen an einer unanstän-
Allure Gefallen zu wirft
den
nnd herausfordernden
Koran Sure
im
Es
24.
Yerheirathung zu schildern, alle
sind
sie
bei
vor,
ebenso
Mohammed
werden, dass in
einer
mehr oder weniger gleichen
den Mohammedanern,
beschrieben worden.
und
oft
Hervorgehoben
genug
soll
aber
der Hegel die Heirath eine zwischen
oder Verwandten für die betreffenden Personen
Eltern
abgemachte Sache
ist,
doch auch häufig genug Liebes-
Es hat
vorkommen.
heirathen
weil
darin,
Frauen ihren buhlerischen
Gang
den arabischen Frauen.
hier nicht der Ort die Ceremonien
ist
«ich
Schon Jesaias Cap.
haben.
israelitischen
alle
seinen
dies
Grund
Frauen und jungen Mädchen (ich
spreche
immer von der Landbevölkerung)
gehen,
mithin hat der Freier Gelegenheit seine Zu-
künftige gelten
kennen zu lernen.
unverschleiert
Solche Liebesheirathen
meist für Lebzeiten, während die Ehebündnisse,
welche aus Convention geschlossen sind, keine
Dauer haben. Ein
obschon findet
nur
dem
eigentlicher
die meisten Reisenden
nicht
statt;
gemeiniglich
Kauf der Frauen,
sich
so
ausdrucken,
der betreffende Bräutigam erlegt
zukünftigen Schwiegervater die Geldsumme,
welcher dieser für die Anschaffung der Kleidungsstücke
und Schmucksachen
seiner
gewöhnliche Preis hierfür normirt.
ist
Tochter nöthig hat,
der
auf 60 französische Thaler
Giebt die Frau Grund zur Scheidung, oder
70 aber beantragt
die Scheidung,
sie
so
muse das Geld
zurückbezahlt worden, verstösst aber der
Frau, so bleibt
sie
Mann
seine
Eigenthümerin ihrer Sachen und
ihr Vater behält obendrein das Geld.
Beschneidung es
durchweg eingeführt, doch gieht
ist
Berberstämme,
einige
In Marokko halt
man
die
welche
sie
Besehneidung
bedingt erforderlich für den Islam.
nicht üben. als nicht un-
Die Berberstämme,
welche nicht Beschneidung üben, leben sowohl im
Eif-
Gebirge, als auf den Gehängen der nördlichen Seite
Ueberhaupt haben die Berber Eigentüm-
des Atlas.
Arabern nicht zu
fin-
sämmtliche Eif-Bewohner
das
lichkeiten bewahrt, die bei den
den
sind,
essen
so
Koran -Verbotes. Alle Berber
wilde Schwein trotz des
nach Sonnenmonaten und haben dafür die
rechnen
von
alten
ja südlich
den Christen herrührenden Benennungen;
vom
Atlas haben auch die dort hausenden
Araber diese Zeitrechnung angenommen.
Das Leben und man schaft
in der Familie ist ein patriarchalisches
hält ausserordentliche Stücke auf
und
Sippe;
eigenthümliche
Verwandt-
Familien - Namen
nach unserem modernen Sinne haben weder Araber
noch Berber, Familien - Namen werden nur von ganzen Sippschaft oder
dem Stamme
geführt,
z.
der
B. die
grosse Familie der Beni Hassan in Marokko, die von
einem gewissen Hassan
abstammen.
Oder bei den
Berbern die zu einem grossen Stamme herangewachsene
71
Eeni Mtir*), welche von einem gewissen
Familie der
Namen
den
In diesen Stämmen
abstammen.
Mtir
Grossvaters
seines
d.
Yussufs.
b.
aber noch näher
"Will er
B. „von den uled Hassan".
sagt er
gewisse rmassen der Familien- oder
z.
Arabern haben wir
Namen, sowohl
Die beliebtesten in
verschiedenen
fast
bei
Marokko
Said,
man
Letzteres
Zunamen.
Bei
nur biblische und kora-
den Männern
Variationen),
oder Ai'ssa, Edris,
Frauen findet
bezeichnen,
sich
ist
oder
seines
z. B. Mohammed ben Abdallah ben Mohammed Sohn Abdallahs, Sohn
so
den
nische
dann Jeder
setzt
manchmal auch den
und Urgrossvaters hinzu (äusserst selten
den der Mutter), Yuaauf,
Vaters,
als
Mohammed
sind
Frauen. (mit den
Mussa, Isssa
Abdallah,
Bu-Bekr und Ssalem.
Die
fast
unabänderlich Fathma, Aischa
Mariam benannt.
Die Berber haben sich auch
apart gehalten und fahren fort heidnische oder
hierin
herberiache
Eocho,
Namen
Atta
zu
führen,
z.
obschon
etc. **),
B.
Humo, Buko,
natürlich
arabische
Namen vorwalten. Eine
eigentliche
Erziehung
wird
den
Kindern
nicht
gegeben, die ganz jungen Kinder bleiben circa
zwei
Jahre
dieselben
*)
Was
auf
dem Bücken
wenigstens
ihrer Mütter,
zwei Jahre
„Uled und Beni",
d. h.
stillen.
welche
Allerdings
Söhne, Abkömmlinge bei den
Arabern bedeutet, drucken sonst in der Hegel die Berber durch das
Wort **)
„ait" aus.
Berberiscbe Franennamen liegen mir gerade nicht vor.
72 hat jeder Tscliar .
(Dorf aus Häusern), jeder Duar
(Dorf aus Zelten), jeder Ksor (Dorf einer Oase) seinen Tlialeb oder gar Faki, der die Schule leitet, aber die
Meisten bringen es
kaum dazu
zum Beten not-
die
wendigen Korancapitel auswendig zu lernen, geschweige dass sie sich ans Lesen
und Schreiben wagten.
jeder Marokkaner weiss
Aber
doch das erste Capitel des
Koran auswendig, wenn auch
meisten besonders
die
unter den Berbern den Sinn der Verse nicht kennen.
Beim Heranwachsen stehen die Töchter denMüttern in
der
häuslichen
Beschäftigung
bei,
während die
männliche Jugend zuerst zum Hüten des Viehes ver-
wandt wird,
in der Pflanzzeit
helfen muss, beitszeit
und
im Jahre,
schliesslich
den Acker mit bestellen
nach einer kurzen Ar-
die liebe lauge Zeit mit Nichtstbuii
Obschon überall Taback und Haschisch in
hinbringt.
Gebrauch und namentlich
letzterer ganz allgemein ist,
kann man kaum sagen,
dass
der Marokkaner einen
unmässigen Gebrauch davon macht. Der Taback wird auf alle drei Arten genommen,
man
findet
Stämme, wo
geraucht wird, andere welche kauen, und das Schnupfen ist
ganz allgemein,
Gebrauch davon.
nameutlich machen die Gelehrten
Haschisch wird in Marokko
ent-
weder geraucht oder pulverisirt mit Wasser hinuntergeschluckt.
nahme der bürgert.
Der Gebrauch des Opium Städte,
ist
mit Aus-
und der Oase Tuat, nicht einge-
Desto allgemeiner
ist
in
der Weinlesezeit
und kurz nachher der Genuas des Weines.
Marokko
Digitizcd
t>y
Google
78
ist
an Weinreben ungemein reiches Land, nament-
ein
lich
producirt der kleine Atlas, die Provinz Andjera,
die
Gegenden von Uesan,
die
Gegenden sind denn auch
diesen trinker,
Leute von selbst
mussteu Wein zu bereiten.
darauf fallen
ohne Unterschied ob
sie
viele
In allen
Leute Wein-
Araber oder Berber
Aber unmässig wie Araber und Berber immer
eind.
Essen und Trinken
beim
and Fülle vorhanden zeit
Fes und Mikenes derart
und gute Weintrauben, dass
viele
man
sobald dies in Hülle
sind,
haben
ist,
aie
ihre Weintrinke-
Der schlecht
nur für einige Wochen.
Wein,
zubereitete
gewinnt ihn mittelst Kochen, würde sich
wohl nicht lange
auch
Die Marokkaner tbun
halten.
manchmal
ihn in grössere oder kleinere irdene Gefässe, antik
wie eine Amphore geformt, die enge Oeffnung
Thon
wird mit
zugeklebt. Reiche Leute undSchürfa*),
welche ihn längere Zeit bewahren wollen, giessen oben auf
den Wein
eine Schicht Oel
Krugöffnung mit Thon der
Wein
nicht
meist trübe.
durch jene
verkittet.
gefährlich
ist
Von Geschmack
das Aussehen
übel,
Es
G egenden
und sodann wird die
der Bevölkerung dann stets betrunken
roher des oft
ein
Mensch
Kausches auch viehisch *)
ist,
die
um
ausarten,
Dia Schürfa,
desselben
ist
aber
der Lese
zur Zeit
zu reisen, weil ein grosser Theil
d. h. die
so so
ist,
und
hanptslchlichBten Weintrinker.
da, je
Intoxicationsäusserungeu
unmanierlicher
vermeidet
sind
und
derjenige, der
Nachkommen Mohammeds
sind die
74 die
Gegenden
unumgänglich besuchen
nicht
muss,
dieselben.
Ueberhaupt zeichnet sich das ganze marokkanische
Volk durch eine gewisse Rohheit und durch wenig edle
und
Gefühle
Berbern
Neigung
sanfte
Rohheit sogar an's ThieräBche.
wofür ich
Unschuld,
halten
es
der junge
mit
Bei
aus.
am Nord- Abhänge
namentlich
streift die
nicht,
wenig
des
den Atlas
Ich wusBte
ob für kindliche
sollte,
und erwachsene Mädchen
den Spielen vollkommen nackter Jünglinge zusahen,
Der
oder ob es ein rohes Interesse war.
verdummende
Einfiuss
entsetzlich
der mohammedanischen Reli-
eitle Aumassung nur den eigenen Glauben für den richtigen zu gion, der Fanatismus,
die
halten, schliessen aber
auch jede Besserung
Wie
unmanierlich
So wie man zur
Zeit
assen,
so isst
aus.
Art und Weise zu essen!
ist die
Abrahams
ass, so
Einer Schüssel
in Palästina, aus
wie die Juden
am Boden
hockend,
Morgens
noch heute der Marokkaner.
nach Sonnenaufgang wird nur saure Milch mit hineingebrocktem Brode, oder eine massige Suppe genommen.
Die zweite Mahlzeit
ist
gegen Mittag: Bröde
d. h. eine
Art von Mehlkuchen, welche auf eisernen Platten oder erhitzten
Steinen
diese tippt
man
haushälterisch;
bilden Datteln,
dies
gebacken
sind,
die Brodstücken
heisse
Butter (in
und verfährt recht
nur die Reichen geben harte Butter)
zweite Mahl,
oder
zu
dem auch wohl noch
im Sommer andere Früchte, wie die
76
Gegend
Jahreszeit und die
aus Kuskussu
Jahr aus Jahr (auf
kaner der
die
die Hauptmahlzeit,
Aber Tag
für Tag,
Erde
dies Gericht auf die
nicht sagen,
icli
solches Möbel
ein
Hand,
ist
besteht.
kommt
ein,
den Tisch kann
gegeben werden.
sie bietet,
Abends nach Sonnenuntergang welche
da der Marok-
kennt)
nicht
und mittelst
Marokkaner kennen noch nicht den
Gebrauch der Messer und Gabeln, wird das Gericht rasch
in
Auch der Gebrauch
den Magen befördert.
der Löffel
nicht
ist
tischen Ocean
Mündung
des
Sus,
Spartel südlich
vielleicht
einer austerartigen Muschel,
an den Strand
Am
eingebürgert.
überall
vom Cap
noch
bedienen sich sämmtliche Leute wie
atlan-
nach der
bis
weiter
statt
sie
eines
südlich,
Löffels
der Oceau dort
Die Männer essen getrennt von
wirft.
den Frauen, diese essen mit den Kindern des Hauses. Selbst bei den Berbern hat der Islam dies durchzusetzen gewusst.
Oder
sollten
auch die Berber schon
vor der Einführung des Islam ohne Mahlzeiten
eingenommen haben?
den Bewohnern auf
eines Festes gegessen
Quantität. erlegt wird,
lang
Wenn
ihre
Frauen ihre
manchmal
ein
in
zu
sehen,
geringer
Stück Wild
bekommt manche arme Familie
kein Fleisch
von
bei Gelegenheit
und auch dann nur
nicht
wird
Fleisch
dem Lande nur
und wenn
oft jahre-
nicht
der
Genuss von Eiern, von Butter und Milch die animalische
Kost
Marokkaner
ersetzte,
sind
könnte
man mit Recht
der Mehrzahl
sagen, die
nach Vegetarianer.
76
Der
in den marokkanischen Städten so sehr beliebte
Tb.ee wird auf dem Lande nur noch bei vereinzelten Vornehmen und Reichen gefunden; das allgemeine
Getränk
ist
Wasser.
gegohrenes Getränk aus Getreide,
Palmen abgezapfte ein grosses
man
Nirgends kennt
von Busa oder Lakby,
die Bereitung
Verbrechen
in
Marokko ein
d. h. ersteres
den
letzteres der
Es würde den Marokkanern
Saft.
sein,
eine Dattelpalme derart
Tragen der Früchte unbrauchbar zu machen
für das
oder gar zu tödten. Ebenso
ist in
den marokkanischen
Oasen, sowohl in den grossen wie in den kleinen, der
Lackby vollkommen unbekannt, und dennoch giebt in der
menreicbthum, anbetrifft,
können. erst in
es
ganzen Sahara keine Oasen, die sich an Pal-
mit
und den
aucli
was die Güte der Palmen
marokkanischen
Der Gebrauch
die
Oasen messen
Palmen anzuzapfen beginnt
den südlich von Tunesien gelegenen Oasen.
Indessen müssen wir doch auch einer guten Eigenschaft der Marokkaner gedenken, schaft,
der Gastfreund-
welche ohne Prunk, ohne Ceremonie
Selbstverständliches in
Marokko
überall
etwas
als
geübt wird.
In den meisten Duar, in fast allen Tschar's giebt es eigene
Häuser oder Zelte, Dar und Gitun
el
Diaf
genannt, welche für die Reisenden bestimmt sind.
Der
Fremde hat dagegen er zu einem
keinerlei Verpflichtung.
Duar und hat
kläffenden und bissigen
weisen ihm die Leute nach
Kommt
sich glücklich durch die
Hunde
hindurchgearbeitet,
dem
Gastzelte.
Man
so
bringt
77
wenn
Früchte, sonst
Hauptmahls
des
und Gegend
sie die Jahreszeit
Brod oder Datteln, und wenn Abends werden
ist,
bietet,
die Zeit
zuerst
Fremden
die
In einigen Gegenden besteht die
bedient.
Sitte, dass
einzelnen Familien tageweise der Reihe nach die
die
Fremden zu verpflegen haben,
in
anderen
kommen
Abends die Familienväter mit vollen Schüsseln
in
das
Fremdenzelt und das Mahl wird gemeinschaftlich ver-
In anderen Gegenden
zehrt.
fond zur
ein
Gemeinde-
Speisung der Fremden, oder eine Sauya, Genossenschaft besorgt
religiöse
eine
existirt
dies
d. h.
Geschäft.
vom Fremdling man nicht ordentman das Recht Beschwerde zu man bei dieser Gelegenheit
Nie wird dafür irgend eine Vergütung
Im
beansprucht.
verpflegt, so
lich
führen.
Gegentheil, wird
hat
Natürlich
wird
von Allen über Alles ausgefragt, denn Zurückhaltung
und Schweigsamkeit kennt in dieser Beziehung der
Marokkaner klärt sich
nicht.
Die grosse Gastfreundschaft
nun zum Theil dadurch, dass beruht:
seitigkeit
der,
beansprucht vielleicht
Anderen zu
freie
werden,
sie
er-
auf Gegen-
welcher heute Gastgeber
am
nächsten Tage von
ist,
einem
Bewirthung. Es verdient hervorgehoben
dass
die
arabischen
Stämme bedeutend
liberaler sind, als die berberischen.
Barth und von Maltzan haben ausgesprochen, dass in
Nordafrika je
kriegerischer
dass
man
in
weiter nach
und muthiger
Marokko
den
die
dem Westen, Bewohner
grö'ssten Sinn
desto
seien
und
der
ün-
78 abhängigkeit träfe.
Es
richtig zu sein, als
man
liebe,
scheint mir dies nur in sofern die Eigenschaft der Freiheits-
den kriegerischen Sinn stärker bei den Gebirgsausgeprägt
völkern
Die Bewohner der Cyre-
findet.
naica sind heute noch ebenso freiheitsdurstig und un-
abhängig wie die ßif-Bewohner in Marokko, bis jetzt sind sie von den
Die
worfen.
Türken noch nicht vollkommen unter-
Bewohner des Gorian- Gebirges
in Tri-
politanien sind bedeutend kriegerischer, als die
west-
lich davon wohnenden Stämme. Das Djurdjura- Gebirge oder die grosse Kabylie
wurde zu allerletzt von
den Franzosen unterworfen, nachdem schon jahrelang
Westen
der ganze
von Algerien,
d.
Oran unterworfen war. Endlich sind
die Provinz
h.
die
im äussereten
Westen von Marokko wohnenden Stämme, Schauya, allen,
Abda und Dukala
und
seit
die
Jahren wissen
und Unabhängigkeit
Freiheit
die
der
geknechtetsten
von
nicht
sie
mehr was
ist.
Die Bevölkerung von Marokko hat keinen eigentlichen Adel in unserem Sinn. sind
"
die
Schürfa,
d.
h.
Die vornehmste Classe
Abkömmlinge Mohammeds,
selbstverständlich sind diese arabischen Stammes. sie sich unglaublich
vermehrt haben,
Ortschaften, die fast nur aus Schürfa
erkennt
sie
daran, dass
sie
vor
Da
giebt es ganze
bestehen
dem Namen
dicat „Sidi" oder „Mulei", d. h. „mein
;
man
das Prä-
Herr" führen.
Die gegenwärtige Dynastie von Marokko besteht aus Schürfa.
Das Sherifthum
ist
nicht
erblich durch die
Digilizod by
Google
79 Frau, heirathet
z.
B. ein gewöhnlicher Marokkaner eine
Sherifa, so sind die Kinder keine Schürfa.
Aber einSherif
kann eine Frau aus jedem Stande nehmen und die aus der
Ehe
Sogar
entspringenden Kinder werden
eines
alle
Schürfe.
Sherifs Heirath mit einer Christin oder
Jüdin (die iu ihrer Religion verbleiben können) oder mit einer Negerin (eine solche muss aber
angenommen haben)
auf
hat
Kinder keinen vernichtenden
das
den Islam
Sherifthum
der
Einfluss, ebenso sind die
hu Concubinate erzeugten Kinder vollkommen gleichberechtigt mit den in gültiger
Ehe
Die Schürfa werden überall
erzeugten.
Marokko
in
eine
als
besonders bevorzugte Mens che nclaase angesehen.
haben das Hecht, andere Leute
man
dass
zu
inBultiren,
mit gleichen Waffen antworten
Mohammedaner
schimpft
dann am
Sie
ohne
darf.
stärksten,
Der
wenn
er
Beleidigungen auf die Vorfahren oder Eltern des zu
Beschimpfenden
Der Sherif darf zu einem
häuft.
Nicht-Sherif sagen „Allah
rhinal
buk" odes „Allah
rhinal djeddek", „Gott verfluche deinen Vater", „Gott
verfluche deinen Grossvater
nicht
dies
eines ein
1
Der Nieht-Sherif darf
'.
denn den Vorfahr oder Vater
erwidern,
Nachkommen
des
Propheten beleidigen,
Verbrechen gegen die Religion.
Er
wäre
hat aber das
Recht, die Person des Sherif selbst zu scliimpfen, und
gegen
kann Sherif
ein in
„Allah
einem
rhinalek"
„Gott
solchen Fajle
nicht klagen.
als
verfluche Dich"
Entgegnung,
Ich habe selbst
oft
der
Gelegen-
80 heit gehabt,
wenn
antworten;
zu
so
jungen Schürf» sich darin
gefielen,
üesan die
in
meinen Grossvater
und Vater zu verfluchen und zu verbrennen, verbrannte und verfluchte ich „Allah iharkikum"
konnten
sie nichts
da ich
nachsagen
meiner Autwort:
in
selbst
rhinalkum" *)
dagegen
,
machen. Entschieden aber glaubten
Sieg
einen
stets
sie
haben,
nie
— „Allah
mich
über
davongetragen
und Vorfahren
ihren Eltern
zu
nichts
durfte.
Die sogenannten Marabutin, heilige Personen oder
Nachkommen
bedeutend geringerem Ansehen,
von
Schürfa
den
Stämme,
sie
seit
in
werden zu sehr Chefs
Selbst
verdunkelt.
deren Familien
in
Marokko
solcher Heiligen, stehen in
grosser
langer Zeit Kaid oder
Schichthum nebst Reichthiimern und Macht erbheb verschwinden an der Seite der Scbürfa.
sind,
geistige
Begabung der Marokkaner
wenig sagen.
Hervorragende Männer hat
Ueber lässt
sich
die
die Neuzeit
nicht hervorgebracht,
dummung, welche
und
bei
der Verbat und
die Religion herbeigeführt
worin das Volk zu erhalten, der Sultan und die Grossen ihr Interesse sahen, wird hierin auch aus ihnen selbst
heraus keine Abhülfe kommen. findet
man nur noch
kümmerlich genug. kaner
•)
lta'""
Gott
fähig;
soll
in
Kunst und Handwerke
den Städten und auch da
Edlerer Regungen das Gute
zu
ist
lieben
der Marok-
und zu thun
euch verbrennen, Gott verfluche ench!
Digiiized by
Google
81
um
blos
des Guten
diesen Leuten
nicht
das kennt
willen,
Höchstens
man
schwingt
fast bei
sich
der
Marokkaner auf den Standpunkt, deshalb gut zu handeln, weil
es
die Religion
vorschreibt, weil er sonst
der zukünftigen Freuden des Paradieses verlustig ginge,
oder sich wold gar die Strafen der Hölle zuziehen könne.
Indess so
die Unmoralität
ist
schlimm wie
eheliche
in
beim Volke lange nicht
den Städten.
Ueberschreitungen
Ausschweifungen,
oder andere Liister hört
man im Volke fast nie vorkommen. und Betrug kommen zwar oft genug eher Tribe gegen
die andere,
Arabern und Berbern so eigen, ein
Individuum
giebt, das die
professionsmäasige
Diebstahl,
Lug
vor, namentlich
indess wird dies
Lügen
sündhaft betrachtet.
als
überhaupt
ist
dass es
Wahrheit
kaum den
wohl kaum
spricht.
Und
Lüge hat wohl immer Betrug und Das Faustrecht, der Kaub und
Diebstahl im Gefolge.
Mord
sind in all den Theilen des Landes,
die
nicht
von der Armee des Sultans erreicht werden können, an der Tagesordnung, und
Niemand
Ausserordentliches darin.
Marokkanern in
vielen
findet
auch etwas
Dass der Gastfreund den
eine geheiligte
Person
Gegenden respectiren
sei, ist
die
eine Farce,
Bewohner nicht
einmal die Schürfa. Soll ich einen Vergleich
wagen zwischen Berbern
und Arabern, so möchte ich sagen, den ersteren. sich
die
Zukunft gehört
Bis jetzt haben die Araber der Neuzeit
der Civilisation
am
wenigsten geneigt gezeigt,
sie
des Islams und mit Stolz
sind die echten Röralinge
bekennen
sie sich
als
die
Träger und Stützen dieser
fanatischen Religion.
Der Berber
hung bescheidener,
hängt weniger an Religion, und
er
die Leute lassen sich weniger
dieser Bezie-
ist in
von der Religion beherr-
In Algerien haben denn auch die Franzosen
schen.
schon die Erfahrung gemacht,
dass
die
Berber weit
empfänglicher für Civilisation sind, als die
nur für
und durch ihre Religion lebenden Araber.
Was
die
Juden
Marokko
in
anbetrifft,
so
habe
ich an anderen Orten Gelegenheit, von ihrer misera-
belen
Stellung
Zum
sprechen.
hergewandert,
gegenüber Theil sind
den Mohammedanern sie
direct
zu
aus Palästina
zum Tbeil aus Europa zurück
vertrieben.
Ich glaube nicht, wie einige Schriftsteller annehmen, dass von den jetzt noch
im grossen Atlas und
in
den
Oasen der grossen Wüste existirenden Judengemeindcn, diese also
Abkömmlinge*)
der
Ureinwohner
Berber ihrer Herkunft nach
sind.
Nordafrikas
Wenn mau
auch annimmt, dass Berher vor der arabischen Invasion
zum
Theil das Christenthum,
zum
Theil das Juden-
thum angenommen
hatten,
scheinlich Christen
und Juden den Islam annehmen.
so mussten höchst wahr-
*) Die Angaben von Ricbardson nnd Davidson über die Frei im Atlas lebenden Juden, die berechtigt seien Waffen zn trugen, beruhen auf trügerischer Information. Ana eigener Anschauung weiss ich, dass die Juden im Atlas und in den grossen Oasen der Sahara ebenso miserabel leben, wie nur in Fes oder irgend
einer anderen Stadt des Landes.
Man behauptet,
Es
Berbern.
den
liche
eben erwähnten Juden haben
diese
gleiches Aeussere,
jüdische
gleiche Sitten ist
das
ein
und Gebräuche mit Irrthum.
Gemeinden des grossen Atlas und
Ich habe fast
sämmt-
jüdische Ortschaften der Draa- und Tafilet-Oasen
immer gefunden, dass
besucht, aber
mohammedanisch - ber-
neten von der sie umgebenden
sowohl
berischen Bevölkerung,
sie sich auszeich-
in
der Sprache,
als
auch durch anderen Körperhau, andere Gesichtsbildung
Im
und Sitten.
und kräftiger
Allgemeinen sind die Juden schöner die Araber,
als
Schmutz, den
sie
und ärmliche Kleidung, der entstellt sie
mehr
Fall sein würde.
aber
der
entsetzliche
zur Schau tragen, die nachlässige sie sich
als es unter
bedienen müssen,
anderen Umständen der
Die Jüdinnen namentlich zeichnen
durch Schönheit der Körperformen und reizende
sich
Gesichtszüge aus, müssen dafür aber auch oft genug,
Nähe eines Grossen und Vornehmen, Harem wandern.
sind sie in der in dessen
Die direct von Palästina hergekommenen Juden sich auf
finden in
dem
Atlas und in der Sahara, auch
den Städten Uesan, Fes, Tesa, TJdjda giebt
es
Sie reden kein Spanisch, sondern nur Arabisch
deren.
und
in
rein
berberischen Gegenden
Schellah
oder
Tamasirht.
Aber eigenthümlich die alle,
!
Der Jude
scheint nirgends
Landessprache erlernen zu können. dass
der
"Wir wissen
echte Jude in Deutschland gleich an
64 seiner lispelnden Sprache zu erkennen
Juden
ist,
wenn
So
Bewohner.
lichen
ebenso die
übrigen europäischen Länder,
aller
die Sprache des Landes anders sprechen
auch
nicht durch Tracht
den von dem Araber,
die
man
würde
stets
als die christ-
Nordafrika.
in
und Physiognomie
Selbst
verscliie-
unter Hunderten
den Juden gleich an der Sprache herauskennen. Nichts
Juden arabisch schmunzeln zu
lächerlicher als einen
hören, und die unter den Berbern ansässigen Israeliten,
schmunzeln das Tamasirht, wie
die berberisch sprechen,
der Jude überhaupt in allen Sprachen schmunzelt.
Man
kaum
wird wohl
übertreiben,
wenn man
die
Zahl der in Marokko lebenden Juden auf circa 200,000
Der
Seelen angiebt.
grösste Züsch ub von
1492 bei der Vertreibung aus Spanien
1496
Portugal
aus
die
früher
schon
Contingent
lichen Israeliten
Marokko
fanden
Aber
Juden.
europäische Lander ihr
statt*). in
sie
die schwarze
1403 in
Alle diese unglück-
Nordafrika und
eine Zuflucht.
heutigen Tag haben
und zwar
dazu kamen
1342 fand in Italien eine Juden-
Und wie
und gedrückt ihre Stellung auch dort
Auch
Aussen trat
1350 in den Niederlanden und
England und Frankreich
weise in
vertriebenen
hatten andere
gestellt,
vertreibung,
ein,
ist,
vorzugs-
unglücklich bis
auf den
ausgehalten und sich vermehrt.
Race
ist in
Marokko vertreten
sind es vorzugsweise Haussa-, Sonrhai-
und
*) Don Serann Calderon, Cuadro geografico de Marrueccos, Madrid 1844.
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85
Bambani-Neger,
setzen,
man
die
Sie haben dazu bei-
antrifft.
das arabische Element kräftig zu durch-
getragen,
obschon auf dem Lande die Mischung mit den
Schwarzen
seltener
nehmen,
Es
ist
Sitte eine Negerin
zu
den Städten.
in
Volke
den Grossen.
bei
als
als
ist
weniger im arabischen
Die ganze Familie
des Sultans, alle ersten Familien der Schürfa haben
heute eben so
viel
Negerblut hi ihren Adern
Die Berber
arabisches.
Schwarzen,
sie
mischen
würden glauben
sich
nie
ids rein
mit den
dadurch zu de-
sich
Als Sklaven werden die Schwarzen
gradiren.
rokko gut behandelt und oder längerer Zeit
Schwarzen
in
fast
Marokko, welche
in
Ma-
immer nach kürzerer
in Freiheit gesetzt.
stets
Die Zahl der
durch neue Zu-
fuhren aus Centralafrika erneuert wird, dürfte sich auf circa 50,000 beziffern.
Die
in
Marokko
sich authaltenden
dienen kaum einer Erwähnung.
schaum der menschlichen linge, die aus lilla,
sind.
Es
ist
Renegaten vermeist der Ab-
Gesellschaft, Galeerensträf-
den spanischen Praesidos von Oeuta, Me-
Alhucanas und Peüon de Ia Gomera entflohen
Und
dadurch,
die Aussicht
auf Begnadigung
ist
ihnen
dass sie die mohammedanische Religion an-
genommen haben, vollkommen auch nutzlos für gnadigung,
sie
sein,
abgeschnitten, sie
da
sie
würde
im Falle einer Be-
dem Rächerarm der allliebenden
katholischen
Kirche
anheimfallen
würden.
Die katholische alleinseligmachende Religion in Spanien
Digilized by
Google
86
und die mohammedanische alleinseligmachende Religion Marokko stehen sich noch ebenso feindlieh gegen in
einander,
-wie
zur Zeit Ferdinand des Katholischen.
Es mögen fast
sein,
einige
sind Soldaten Stellung.
Hundert Renegaten in Marokko
alle
und
Ausnahme von drei oder
mit
alle Spanier,
vier Franzosen;
die
verheirathet,
sind
alle
meisten
leben in einer sehr verachteten
nnd Nachkommen solcher
Selbst die Kinder
Oeludj*) haben noch zu leiden von der tiefverachteten Stellung, die ihre Eltern einnahmen.
Europäer, oder wie die Marokkaner Christen,
trifft
man nur
in
sie
nennen:
Im Ganzen
den Häfen.
beträgt ihre Zahl jetzt wohl 2000; sie zeigt also eine
grosse
Zunahme gegen
früher.
Tanger und Mogador
haben das grösste Contingent aufzuweisen.
In den
übrigen Küstenstädten, wie Tetuan, L'Araisch, Rbat,
Darbeida, Dar-Djedida und zelne
Familien.
Saffi
findet
Die Häfen von Sla,
man nur einAsamor und
Agadir haben keine europäische Bevölkerung. Ueber Zu- oder Abnahme der Bevölkerung in
Marokko
liegen natürlich
keine
Angaben
"Was
vor.
die Städte anbetrifft, so hat in der neuesten Zeit
Fes
durch Cholera bedeutend an der Einwohnerzahl verDass die Stadt Marokko ehedem viel bedeuloren. tender bevölkert war als jetat,
dass ein Gleiches
in
Mikenes, Luxor (Alcassar) und Tarudant der Fall ge») Oeludj pl. von Oeldj heiast man in Marokko den ehemaligen christlichen Sklaven und ebenso auch die Renegaten.
Digüizcd b/
Google
87
wesen
habe ich
iat,
beobachten künnen.
selbst
Die
grossen Gärten innerhalb der Stadtmauern, die vielen leerstehenden Häuser, meistens schon Ruinen, endlich die grosse
Anzahl unbenutzter Muscheen, zu gross für
die jetzige
Population,
deuten darauf hin,
dass die
Bevölkerung dieser Städte bedeutend abgenommen
Zunahme sehen
Auslände vermitteln
mehr
unter
als
den Handel mit dem
aber auch hier
;
unter
ist die
Zunahme
europäischen Bevölkerung
der fremden,
zu bemerken,
hat.
wir nur in den Hafenstädten, nament-
lich in denen, welche hauptsächlich
den Eingeborenen.
Viele
Hafenstädte, welche ehemals bewohnt waren, sind in der Neuzeit sogar gänzlich entvölkert
und vorhissen
worden.
Ebenso kann auf dem Lande von
Zunahme der Einwohner muht sein,
dass
einzelne
Triben
locale Einflüsse begünstigt, sich
die
sich
einer merklichen
Hede
nahme der Bevölkerung und Uebervölkerung findet namentlich
kann
sehi; es
vermehren,
durch
während aber andere dafür
vermindern oder ganz aussterben.
möchte ich sagen
fast
man nur
in
Constante Zu-
den Sahara-Oasen,
Es
im Draa und Taßlet.
scheint,
dass
diese gesegneten Inseln, wie sie Treibhäuser für Pflan-
zen sind, auch ebenso günstig auf die Menschen einwirken.
Dazu kommt, dass
verhältnissmässig
Eigentimms
ist,
grosse
in
den grossen Oasen eine
Sicherheit
dass Kriege und
des Lebens
Raubzuge dort
und sei-
88
und Beraubungen und Vexationen durch
toner sind,
die marokkanische
Regierung dort nicht vorkommen.
Hauptgründe aher der Abnahme der Bevölkerung Marokko's
(höchstens
bleibt wie
sie ist)
kann man sagen, dass diese
sind vor allem mangelhafte
Nah-
Die Faulheit und Sorglosigkeit der Bewohner
rung. ist
derart,
Bodens
dass trotz des reichen
oft
Miss ernten
und jungfräulichen zur
Nicht
werden.
erzielt
eingetretener liegen, Hagelwetter oder
rechten Zeit
Heuschrecken fuhren häufig Hungersnoth herbei. räthe
anlegen
kennt der Marokkaner
Getreide ausführen kann,
ist die
Vor-
Aber
nicht.
selbst bei reichliehen Ernten, in Jaliren,
wo Marokko
Nahrung wegen der
Wie kommt beim Landbe-
Einförmigkeit keine die Gesundheit fördernde.
schon angeführt worden
ist,
wohner das ganze Jahr keine Fleischkost mässigkeit,
wenn Nalirung
reiclüich
hat dann Krankheit im Gefolge.
vor.
vorhanden
Unist,
Das weibbehe Ge-
schlecht entkräftet sich durch zu langes Säugen der
End er.
Fortwährende Kriege und Raubzüge fordern
Opfer unter den kräftigsten Männern. Regierung, die
dem Volke den
Die willkürliche
letzten Blutstropfen aus-
saugende mohammedanische Geistlichkeit, endlich die grassirenden Krankheiten,
alles
dieses
sind Ur-
sachen, welche auf die Entwickelung des marokkanischen
Volkes
hemmend und bindernd
einwirken.
Digüizcd b/
Google
Will man theilen
und
die
Religion
Volkes richtig beur-
eines
muss man
richtig erfassen, so
halb einer jeden Religion stellen jede
andere Religion immer,
;
sich ausser-
ein Ohrist wird über
fasst
er
dieselbe
von
seinem christlichen Standpunkte auf, ein falsches Urtheil voller Vorurtheile abgeben; eben so wenig ge-
nügt
es,
über welche ein Urtheil abge-
die Religion,
geben werden
soll,
zur eigenen zu
machen (ohschon,
um in das Wesen derselben einzudringen, dies vollkommen notbwendig ist), sondern muss nachdem das geschehen, wieder heraustreten,
um
für die Kritik
ohne
Fessel dazustehen.
In allen Ländern
ist die
moralischen Volkszustandes,
Länder durchforscht und der Länder eindringen
will,
in
Religion der
Grund des
und derjenige, welcher das
Leben des Volkes
muss daher vor allem sich
angelegen sein bissen, die Rebgion des Landes einer
eingehenden Betrachtung zu unterwerfen.
Von den
drei
für
semitische Völker
gemachten
Religionen hat keine so gewirkt, das freie Denken, die
90
bewusste
Vernunft einzuschränken
Und reebnen wir
die
tischen als die
Religionen
so
,
wie der Islam.
Inquisitionszeiten,
brennungen der Hexenprocesse viele
ab, hat keine
die
Ver-
der semi-
Menschenopfer gekostet,
Auch
mohammedanische.
ihr
ist
ureigen, unter
der i'irrua der Nächstenliebe, unter der Maske religiöser Heuchelei jede Freiheit des Gedankens als hinzustellen;
schauung als
allein
ihr
ist
nur
ureigen,
Sünde
eigene An-
die
des Propheten oder Macher der Religion
wahr
unumstösslichen
Der Grund
hinzustellen
und den
Gesetz erhoben
Glauben zum
zu haben.
der mohammedanischen Religion liegt
dem Satze: „Es giebt nur Einen Gott und Mohammed ist sein Gesandter." Wir sehen hier aus-
in
drücklich, dass, wie in den anderen beiden semitischen Religionen, die Einheit Gottes vor allen
aber ohne den Glauben, dass Gottes
ist,
gilt die
Dingen betont wird,
Mohammed „Gesandter"*)
ganze Lehre nichte.
Mohammed, von einem
als
Beduinen gekleideten
Engel gefragt: „worin besteht das Wesen des Islam?"
—
antwortete: „zu bezeugen, es giebt nur einen Gott
und ich bin innehalten,
achten,
sein Gesandter;
die
Stunden des G-ebets
Almosen geben, den Monat Ramadhan beob-
und wenn man
es
kann, nach
Mekka
pilgern."
*) Gesandter ist wohl zu unterscheiden von Prophet, deren die Mohammedaner viele anerkennen, ein Prophet aber wie Moses oder Jesus bekommt nie den Beinamen „Gesandter".
91
— „Das er sich
erwiederte der Engel Gabriel, indem
ist es,"
zu erkennen gab. die mohammeunbedingteste
Mit der christlichen Religion hat danische
das gemein, dass
Herrschaft über
alle
sie
die
Menschen anstrebt, wenn aber
jene Herrschaft der christlichen Kirche erst alter
im
sehen wir
in
mohamme-
der
Es
danischen Kirche schon 755 ein Schisma. sich
Mittel-
verloren ging durch die Reformation oder Revo-
lution eines Luther*), so
nach der Verlegung
Bagdad
nach
westliches seinen
Sitz
gionsBecten
ein
des Kalifats von
eigenes
vollkommen unabhängiges
Kalifat, welches
im Anfange
in
Cordova
Ausser den vielen anderen Reli-
hatte.
und Parteien,
spalteten, wir
bildet
Damaskus
welche
dann den Islam
erwähnen nur der Kbaregisten, der Ka-
darienser, der Asarakiten, der Safriensen, sind in der
rechtgläubigen mohammedanischen Welt heute
diese
beiden Kalifate noch zu erkennen.
Der Sultan^der Türkei erkennt mässigen
Nachfolger
Damaskus, und da
des
Kalifats
dies Kalifat
sich als
den recht-
von Bagdad und
überhaupt nie
als gleich-
berechtigt bestehend das westliche Kalifat von Spanien
und deu Maghreb anerkannt hat, so glaubt er der Alleinherrscher aller
Mohammedaner
zu sein.
Es versteht
*) Die krankhafte Anstrengung des Papsttbums, diese Herrschaft bei den Katholiken jetzt wieder herzustellen, darf, wenigstens was die germanischen Völker anbetrifft, als verfehlt und zu spät
sich von selbst, dass eben ao wenig wie Protestanten,
Griechen und andere für
rechtmässige
Choms,
Bekenner von Korn
cliristliche
Christen gehalten werden, auch
Bekenner des Islam, die Schiiten, Ahden,
die übrigen
rechtgläubige
für
Mohammedaner angesehen
werden.
Der Sultan von Marokko
Nachfolger des Ka-
als
von Cordova erkennt aber keineswegs die Ober-
lifats
herrschaft dea Sultitna der Türkei an, und eben so
wie die Kalifen von Spanien ihre Unabhängigkeit von
den Abassiden aufrecht zu erhalten wussten, bat nie irgend ein marokkanischer Herrscher des Sultans der
Türkei Oberherrlichkeit anerkannt. jetzige Dynastie der Kaiser von
Im
Gegentheil, die
Marokko, die sogenannte
zweite Dynastie der Schürfa, procktmirt feierlich,
Mohammeds
sind.
eben weil
,
nicht
einmal
sie
und
Abkömmlinge
Der Sultan von Marokko betrachtet
den Sultan von Constantinopel der
laut
dass sie die allein rechtmässigen Herrscher
aller Gläubigen seien
arabisches
einen Usurpator,
als
Blut,
Mohammed"
„unseres gnädigen Herrn
geschweige in seinen
das
Adern
habe.
Der echte Marokkaner, wenn
er auch das ara-
bische Volk als das bevorzugte, das von
Gott aus-
erwählte und besonders beschützte betrachtet, erkennt
keineswegs
Nationen
an.
Mohammedaner, oder wie hebung
sagt,
Für ihn
giebt
er seihst in römischer
es
nur
üeber-
„Rechtgläubige Moslemin", Juden, Christen
igifeed
t>y
Google
93
und Ungläubige. Zu den letztereu rechnet er alle solche, die kein
„Buch",
d. h.
die keine göttliche Offenbarung
bekommen haben.
Da nun
aber von solchen, die ein „Buch" haben,
im Koran nur die Juden und Christen erwähnt sind, so
werden
die
Wedas der
Inder, die Kings (Bücher
des Confucius) der Chinesen und andere als nicht vor-
handen betrachtet, und
in
Marokko gar hat man
die
Vorstellung, dass die durch „Tausend und eine Nacht"
bekannten Länder Hiud (Indien)
uud Sind (China)
ausschliesslich den Islam bekennen.
Von den
vier rechtmässigen
und gleichberechtigten
Bekennern des Islam, den Hanbaliten, und Malekiten, huldigen
Hauen" teil
wie in Afrika alle
dem
Aegypter,
sind,
führe ich hier
dem Tode dass der
die
SchaffÜiten,
Marokkaner
Mohammedaner mit Ausnahme der Für diejenigen,
malekitischeu Systeme.
welche weniger mit
dem Mohammed anismus bekannt an, dass man schon gleich nach
des Propheten einzusehen angefangen hatte,
Koran unmöglich
allein
allen religiösen
An-
forderungen, allen Rechtsfragen entsprechen konnte.
Im Anfange der mohammedanischen Religion begnügte man sich damit, zweifelhafte Fälle durch Mohammed selbst oder seine Jünger entscheiden zu lassen. Nach des Propheten Tode, nach dem seiner Jünger, sammelte
man dann die
die
mündlichen Ueberlieferungen ; es
ist
das
Sunnah, welche im ersten Jahrhundert nach der
Hedjra entstand.
94
Da nun
aber noch keineswegs Koran und Sunnah
ein regelmässiges
System boten,
bo
fühlte
man
die
Notwendigkeit, für Theologie und Jurisprudenz einen solchen festen Anhalt zu bilden, und vier Schriftgelehrte
Jeder
unternahmen diese Arbeit.
Abhandlung
über dio religiösen
lieferte eine
Coremonien, über die
Grundsätze, wonach der Moslim sein häusliches Leben einzurichten hat, und sie sonderten die Scheria, d. h.
das von Gott selbst gegebene unabänderliche Gesetz,
von dem, welches nach dem Willen und Gutdünken Die Abder Menschen abgeändert werden kann. handlungen dieser vier Schriftgelehrten, obschon in vielen äusserlichen
wurden
alle als
sie
Sachen von einander abwichen,
orthodox anerkannt und
sie
bekamen
den Namen nach ihren Urhebern.
Der Malekitische Ritus nun (Malek ben Anas wurde 712 in Medina geboren, woselbst er 795 starb) verdrängte im Westen von Afrika gegen das Ende des achten Jahrhunderts den Hanefitischen Ritus, und dieser
hat sich
dort
aut
bis
unsere Zeit
Neben Malek und hauptsächlich der Malekitischen Schriften
gilt
erhalten.
bester Erklärer
als
das
Werk von
Chalil
ben Ischak ben Jacob, der 1422 starb, und aus einer Menge anderer Schriften über Malekitischen Ritus seine
Werke zusammengesetzt
hat.
Sehr
hoch
gehalten
werden in Marokko auch die Schriften des Buchari, der 200 Jahre nach Mohammeds Tode schon die Ueberlieferungen sichtete und von 7275 für wahr ge-
haltenen
und 2000 zweifelhaften mehr
über 2000
als
falsche ausstiess.
Der Unterschied der Malekiten von den übrigen drei
rechtgläubigen Parteien beruht nur auf Aeusser-
lichkeiten,
so namentlich
in der Verrichtung bei
den
Ablutionen, in den Bewegungen beim Gebet, endlich hat
Malek vor seinen gelehrten Collegen den Vorzug,
dass er denen, die seine Religion s regeln befolgen, ent-
schiedene Erleichterungen gewährt.
Das Sultanat von Marokko
als solches
wurde ge-
gründet
nach dem Untergange des Königreichs von
Granada
am
Alhambra
2.
die
Januar 1492,
Fahne von
Jacob aufziehen konnte. nun begraben, aber sich
als
und des heiligen
Das westliche
Kalifat
war
Erben desselben betrachteten
von dem Augenblicke an
Wenn dann noch
Ferdinand auf der
als
Castilien
später
von Marokko.
die Sultane
bis
eigentlichen Ver-
zur
Mohammedaner aus Spanien ein inniger Zusammenhang mit den afrikanischen Glaubensgenossen
treibung der
blieb,
so hatte
doch jeder
politische
Zusammenhang,
wie früher schon oft, seit 1492 gänzlich zu existiren aufgehört.
Marokko
selbst hatte
auch
freilich
die Grenzen, welche, es jezt inne hat, seine
wechselte je nach der
Einzelne dehnten ihre Oberhoheit durch bis
Timhuctu und Senegambien hin
und Tiengen haben häufig genug derselben
anerkannt.
OftmalB
aus,
nicht
Ausdehnung
Macht der regierenden die
Sultane.
Sahara
und Mascara
die Oberherrlichkeit
aber
regierten
drei
96
Könige oder Sultane neben einander, daner die Namen Königreich Fes, Taiilet, Marokko. Nie aber, wir betonen
auch
namentlich weil jetzt die Pforte
es,
Souveränetat über Marokko beanspruchen scheint
ist
im eigentlichen Marokko,
d.
die
zu wollen Ii.
westlich
von der Muluya, irgend wie oder irgend wo ein türkischer Pascha als Regent seines Herrn, des Sultans der Türken, gesehen worden.
Im
Allgemeinen sind die Begriffe des Volkes von
der mohammedanischen Religion äusserst oberflächlich und verworren. Der gemeine Mann giebt sich auch gar keine Mühe, in das
und was
die
Faki und
und Schrifgelehrten, auf einer bedeutend
Wesen
des Islam einzudringen,
die Tholba, d. h. die
anbetrifft, so sind diese in
tiefer
stehenden Stufe
lehrsamkeit, als in den meisten anderen
Doctoren
Marokko der Ge-
Ländern, wo
der Islam herrscht.
Die Lehre von der Prädestination zieht sieb auch in Marokko durch die ganze religiöse Anschauung hin:
„Es stand geschrieben,"
dass an
dem Tage der
und der sterben muss, „es stand geschrieben," dass beging etc. Es würde der und der das Verbrechen jndess lebensgefährlich sein, einem Thaleb zu sagen:
Da
Gott
so hat er
allmächtig
ist
und Alles erschaffen
hat,
doch auch den Teufel geschaffen; oder, der
nur mit Wissen Teufel als gefallener Engel hat doch Willen Gottes fallen können. Man würde in
und
wenn Gefahr sein, verbrannt zu werden,
man einem
Digitized by
Google
97
Da
Faki sagt«: er
Gott Alles geschaffen hat, so muss
doch auch das Böse,
Du
wie erklärst
die
Sünde,
geschaffen haben;
das mit der Allgüte Gottes, Gottes,
welcher doch nur der Inbegriff alles
Guten
sein soll?
Ein marokkanischer Geistlicher würde nicht antworten „mit unerforschhehen Geheimnissen",
die wir nicht zu
ergründen vermögen, sondern gleich mit „Feuer und Sch-wert".
Gott
„hundert guten
mit
„grösster",
„allbarmherziger"',
sönliches Wesen.
Eigenschaften",
Obsclion der
Name
als
als
denkt
„all mitleidiger",
Mohammedaner
sich der marokkanische
ein
per-
Gottes „Allah"
immer mit besonderer Betonung und recht sonor
aus-
gesprochen wird, so hat doch das häufige Anrufen desselben eine völlige Missachtung nicht nur des Na-
mens, sondern Gottes selbst herbei geführt. Die eigene
Lehre Mohammed's trägt Schuld daran. Während
die
jüdischen Lehrer vor allen Dingen darauf hielten, den
Namen
Gottes
so
führen,
„Du
sollst
wenig wie möglich im Munde zu den
Namen
des
Herrn,
Gottes, nicht unnützlieh führen; denn der
den nicht ungestraft lassen, der seinen braucht",
und
die
Israeliten hierin
so
Namen weit
dass der
Namo Jehovah nur von den
Tempel
ausgesprochen werden durfte, und
Gott Eloah
oder Adonai,
d. h.
lichen Leben, sagte, lehrte die
Deines
Herr wird miss-
gingen,
Priestern
im
man
für
„Herr" im .gewöhn-
mohammedanische Be-
BoHfc.
7
Bayerische Stcelsbiblioüielc
98 ligion, es ist
viel als
verdienstvoll, den Namen Gottes so
möglich
auszusprechen.
Bei aussergewöhidichen Versammlungen von Re-
kann man
ligionsgenossenschaftei)
manchmal
die
dalier
sehen,
dem Körper den Takt
Wort „Allah"
auszuspre-
Eine Versammlung der religiösen Genossen-
schaft der Mulei Thaib
in
beiwohnte, behauptete,
am
Rhadames, selben
der
ich
dort
Abend das Wort
„Allah" 70,000 Mal ausgerufen zu haben. dies
wie
Versammelten mit nichts Anderm sich
beschäftigen, als wiegend mit
zu geben, und jedesmal das chen.
Wenn
nun auch nicht genau dem Worte nach genom-
men werden
muss, denn die Zahlen in grösseren Zu-
sammensetzungen
überhaupt den
sind
ziemlich unbekannte Grössen,
so
Marokkanern
kann ich doch ver-
sichern, dass ich sicherlich eine nachhaltige Heiserkeit
würde davon getragen haben, wenn ich mit gleicher Iiegelmässigkeit
und Vehemenz eben
so oft Allah mit-
geschrien hätte.
Allah wird deshalb eigentlich weder geliebt, noch gefurchtet und
kaum
verehrt,
Chotba-Gebet Freitags wie Gott gerichtet
sind,
kaner,
um
etwas
durchzusetzen,
so
denn wenn auch das
die
wendet
irgend eine Gunst zu
täglichen sich
Gebete
an
doch der Marok-
erlangen,
an irgend Jemand
um
irgend
sonst,
nur
nicht an. Gott.
liegt
Wie hat es aber auch anders sein können? Es dem Menschen so nahe, dass er das, was er
Dkjitiz«! öy
Gl
99
immer zur Hand hat, was er täglich braucht, anfängt nicht zu beachten,
und
die
Nichtbeachtung
Und
der erste Schritt zur Verachtung.
nach den Gesetzen
Dinge, die
um
haft sind,
aller
mehr zu
nicht noch
immer
Marokko"
Menschen sünd-
sagen, mit der
Namen
rufung Gottes „Bi ism' Allah, im
ergreift seine Kleidungsstücke,
er sich der-
falls
ausnahmsweise Nachts entledigt hätte,
selben
An-
Gottes" be-
Mit dieser Redensart steht der Marokkaner
gonnen. auf,
ist
in
das unbedeutendste Geschäft, ja
wird das Geringste,
nimmt seine Waschungen,
die
betritt
unter-
geht
Strasse,
damit zur Arbeit, prügelt damit seine Lehrlinge durch,
empfängt
ohrfeigt seine Gattin,
damit ein Almosen,
damit seinen Feind, schwört damit einen
ersticht
fal-
schen Eid, betritt damit die Moschee, legt sich damit schlafen,
um
Hauch von
Regel damit auch seinen letzten
in der
sich zu gehen.
Die Vorstellung, welche man macht,
ist
im Wesentlichen der der anderen
schen Lehre
nachgebildet.
und reinen Körper
feinen
sind geschlechtslos
Gottes
Engel
„Lob und
Der Koran von
essen und trinken nicht, als
So
die Dr.
specielle
Gottes,
des Weltalls
vermittelt.
semiti-
Enge! haben einen
Die sie
Die Befehle
Preis sei Gott,
und der Erde, der *)
;
und werden
betrachtet.
schränkter Gebieter die
von Engeln
sich
beginnt
ist,
der
Diener
unum-
werden durch
die
dem Schöpfer
35.
Sure*):
des Himmels
Engel zu seinen Boten macht, Ullmann.
Bielefeld.
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100 so da ausgestattet
wähnt
mit je
manchmal auch
drei
zwei,
als
und
vier
Gabriel
be-
„Geist Gottes"
er-
Michael, der Engel der Offenbarung,
ist;
Azariel
sind
Als vornehmster wird
Paar Flügeln." frachtet, der
der Todesengel, Israful der Engel der Auf-
erstehung.
Man
glaubt sodann an
(Plural von Djin),
welche
Geister, Djenun gröberer Materie
aus
als
gemacht gedacht werden und am jüngsten Tage einem Gerichte unterliegen.
Man kann Teufelcultus
nicht
sagen,
dass
in
Marokko
ein
man sich überdem Teufel mache. Er wird nicht Mund genommen, wie Allah, und ist bestände,
und
als
ob
haupt etwas aus so oft in den
dem
zufolge
den dortigen Mohammedanern ziemlich
Wie
zur Nebensache geworden. kern, wird auch hier
dem
bei
den meisten Völ-
Teufel Alles in die Schuhe
und „Allah rhinal Schitan, verfluche den Teufel!" kann man täglich
Gott
geschoben
hören.
Stösst einer aus Versehen an, schneidet sich einer in
den Finger, sehen
ein
fallt
GefUss,
einer zur Erde,
zerbricht aus Ver-
beschmutzt durch
eigene
Unvor-
sichtigkeit sein Gewaiftl, so wird unabänderlicherweise
der Teufel verflucht. ich, dass,
Als eigenthümiieh beobachtete
Esel zum guten Ton
sobald ein
ausstösst, es
seine musikalischen
gehört, sich mit
Töne
Abscheu
wegzuwenden und „Gott verfluche den Teutel" auszurufen.
Der Teufel wird Iblis oder Schitan genannt,
und nach der Meinung der Mohammedaner wird
er
101
deshalb als gefallener Engel angesehen, weigerte,
Adam
Tode in
ein
Aufenthalt entweder
Hölle zu
der
er sich
weil
anzubeten*).
Als Lohn wird den Menschen nach
Theil.
dem
irdischen
im Paradiese oder
ludess
kommen
Abge-
die
schiedenen keineswegs sofort dorthin, sondern erst
Höst"*) sagt
dein jüngsten Gericht.
Glaube
ist
gleich sie
ein
so
ist,
nach
und dieser
8. 197,
auch heute noch in Marokko
Maure gestorben
„Wenn
:
im Grabe von zwei Engeln befragt wird,
Munkir und Nakir nennen; und wenn
er
echter Moslim zu ihrer Zufriedenheit
nicht, so schlagen sie ihn mit eisernen
die
dann
als
antwortet,
ruhet der Leib ungestört bis zum Gerichtstage
Schläfe, und er
ein
so glauheu die Anderen, dass er
;
wo
Keulen an die
wird von giftigen Thieren gebissen
und übel behandelt.
Die Seelen der Märtyrer
verbleiben im Halse der grünen Vögel des Paradieses bis an den Tag des Gerichts; aber die anderen rechtgläubigen Seelen, die durch den Engel Azariel mit Gelindigkeit halten sich
gehen
um
könnten
die ,
Seelen hingegen,
vom Körper
getrennt werden,
Gräber herum auf, ob
woliin die
sie
wollen.
Für
sie
gleich
diejenigen
verdammt werden, wissen
sie
An
anderen Orten und Surat 2 im Koran: „Darauf sagten wir zu den Engeln: Fallet vor dem Adam nieder, und sie thaten so, nur der hocbmUtbige Teufel weigerte sich, er war ungläubig." *)
**)
Nachrichten von Marokko und Fes, von G. Höst. Kopen-
hagen 1781.
102 keinen Platz, denn weder
Himmel noch Erde
will sie
annehmen." Endlieh naht der jüngste Tag, dessen Ankunft
durch „Zeichen" angekündigt wird.
So
am Abend, Me-
soll
vorher die Sonne aufgehen, der zwölfte Imam, der hedi verkündet aufs Neue und zuletzt den Islam,
und
Jesus Christus, die Lehre Mohammed's bekennend, er-
Nach dem Glauben der Mohamme-
scheint aufs Neue.
daner
haben
Moses
sowohl
als
auch Christus
den
wahren Islam gepredigt, nur wir Christen und die Juden haben unsere, respective ihre Bücher
gefälscht.
Die Mohammedaner verweisen auf verschiedene Stellen des Alten und
Neuen Testaments, von denen
glauben,
sie
Bezug auf
dieselben enthielten eine Weissagung, einen
Mohammed. Die Trompete die Sterne
fallen
erschallt, die
zweiter Trompetenstoss ertönt,
was Leben hat,
Regen
soll
Sonne wird
stirbt.
die
sie
lässtMohammed
Letzterer sammelt die See-
derselben,
Erde und Himmel
und
wie überhaupt die grössten Wider-
sprüche herrschen).
len in seiner Trompete, und beim entfliegen
rufen,
Engel Gabriel, Michael und Israful
zuerst erweckt (an anderen Koranstellen sie nicht sterben,
Ein
und Alles auf Erden,
Ein 40 Jahre anhaltender
zum neuen Keimen und Lehen
dann werden
verfinstert,
zur Erde, es herrscht Chaos.
auszufüllen.
Gerichtstages wird im
letzten Schall
um den Raum
zwischen
Die Länge des jüngsten
Koran verschieden, im
30. Ca-
Dipzed
by
Google
103
pitel
zu 1000, im 70. Capto] zu 50,000 Jahren ange-
geben.
Nachdem
Menschen von den Engeln Mtinkir
die
und Gabriel gefragt die so
gross
Waage,
sind, wiegt Gabriel in einer
dass sie
ist,
Himmel und Erde
zugleich
enthalten kann, die Thaten der Menschen. Ueberwiegen die guten ist li
Thaten auch mir Ein
der Eingang
Haar
die bösen, so
das Paradies gesichert.
in
Ein Mo-
ammedaiier, der einem andern Unrecht gethan
muss übrigens einen Theil
übernimmt
sc
dafür des Anderen Sünden.
die
an vielen Stellen glaubt für
man
die
docli
als
Obsehun
ewige
eine
hat,
Thaten dem-
seiner guten
selben abgeben, hat er gar keine,
er
Verdammung
geschildert wird, so
nach anderen Andeutungen, wenigstens
Rechtgläubigen
auf eine
zeitweise
Strafe
rechnen zu können, „nachdem die Haut 1000 Jahre lang zu Kohle verbrannt
Bei der kleidet mit
ist".
Auferstehung Leinwand,
die
sind die
Frommen
be-
Gottlosen erstehen nackt,
und jene, welche unrechtmässig Reichthiimer erworben haben, werden Zinsen
als
tragen.
Um
man
Marokko
in
Schweine auferstehen;
die,
nehmen, werden Kopf und Eüsse
welche
verkehrt
einer solchen Strafe zu entgehen, leiht nie auf Zinsen, aber
man umgeht man z. B.
das unentgeltliche Darleihen dadurch, dass
100 Metkai ausleiht, aber gleich zur Bedingung macht,
nach so und zo langer Zeit das verdoppelte
verdreifachte
Capital zurückzubekommen.
oder
Nur
so
DigitizGd
t>y
Google
104
am TBadsee vom Moham-
konnte ich mir selbst später
medaner Mohammed Sfaxi 200 Maria-Theresia-Thaler verschaffen; es
war Bedingung, 400 zurückzuerstatten;
man
Zeit war hierbei nicht angegeben, aber
Zahlung auf Sicht
verlangte
und da die Karavane
in Tripolis,
und etwa neun
gleich darauf abging nach dieser Stadt
Monate Zeit gebrauchte, so konnte der Darleiher
— Die
wiss zufrieden sein.
Mörder, Diebe erscheinen,
um
Alle werden in eigenen Gestalten
etc.,
Strafe
ihre
anzutreten.
wird lange dauern und Gott wird
Mohammed
wird Fürbitter
sein,
Das Gericht
Person richten,
in
Adam, Noah, Abraham
und Jesus weisen das Amt der Fürbitte von
Auch
die Engel,
ge-
ungerechten Richter, die
sich.
und die Thiere werden
die Geister
zur Rechenschaft gezogen.
Die Auferstandenen haben,
um
stimmten Aufenthalt zu kommen, zu passiren,
die so fein wie ein
dig wie ein Messer
ist;
die
in
die
den für
sie be-
Siratbrücke
Haar und so
schnei-
frommen Seelen kommen
mit telegraphischer Geschwindigkeit hinüber, die Gottlosen stürzen in die Tiefe.
Ehe man einer
ins
Paradies gelangt,
Mauer, welche
Holle
Diese Mauer wird zugleich trachtet viel
und dient
als
als
und
kommt man zu Paradies
trennt.
neutrales Gebiet be-
Aufenthalt für Solche, die gleich-
Gutes und Böses, oder überhaupt weder Böse3
noch Gutes gethan haben.
Das mohammedanische Paradies mit den
rieseln-
105 den
Bächen von Milch und Honig, den schwarzäugigen
Huris,
dem
deren Leib aus duftendem Bisam besteht,
Weine, der nicht berauscht, und den 80,000 Sklaven, zur Verfügung hat,
jeder Rechtgläubige
die
länglich bekannt,
Koran davon gemacht
im
wird er dort
immer
der Haschisch wird er
wird
haben,
nicht
sich
Mohammed
noch mehr
aus.
So
seine Haschischpfeife haben,
und
hat,
ihn nicht schlaftrunken machen;
schwarzäugige Huris
als
Dienerinnen
sondern blauäugige, blondlockige
länderinnen, welche nach
Eng-
der Meinung der Marok-
kaner diesen Vorzug verdienen. sich
ist Irin-
und der Marokkaner schmückt
nach seiner Art die Versprechungen, die ihm
Das Paradies
befindet
über den sieben Himmeln, unmittelbar unter dem
Throne Gottes; was aber räumlich über Gott
selbst
dem Marokkaner
nicht
ist,
darüber nachzudenken
ist
erlaubt.
Nach der Beschreibung der die Hölle vom Paradiese Mauer sollte man denken, dass dieses
trennenden letztere
Hölle.
auf gleichem Niveau befände
sich
Aber wie
gionen und wie
Holle der bunden.
mit
der
den übrigen semitischen Reli-
bei
hei fast
allen
Völkern
ist
mit der
Begriff des „Tiefen, Unterirdischen" ver-
Deshalb Bagt
man
auch, die Bösen fallen
Man stellt sich sodann die Hölle Stockwerken vor; im obersten wohnen
von der Siratbrücke.
mit sieben jene
Mohammedaner,
hammed nach
die auf Fürbitte des
Herrn Mo-
einigen tausend Jahren Eintritt ins Pa-
106 radies
bekommen können.
Es
ist
aodann ein Aufent-
halt für die Christen, für die Juden, für Sabäer, Magier,
Ungläubige überhaupt vorhanden.
In
das
Stockwerk werden die Heuchler kommen, die äusserhch eine Keligion,
medanische, glaubten.
bekannten,
wie bei den übrigen Völkern,
so dass es eine wahre Lust
barmherzigen Gott in seiner ewig -tur auf diese
es
ihm
ist,
sich daneben den all-
zu denken, wie er im Paradiese
allgütigen und allmitleidigen Naseine Geschöpfe hinabschaut, ohne dass
einfallt in
die von
Solche,
moham-
nicht daran
Die Qualen der Hölle werden eben so er-
finderisch beschriehen,
"
innerlich
unterste
d. h>
vornehmlich (he
aber
seinem unerforschlichen Eathschlusse,
ihm verhängten und nach
seiner Vorherbe-
Stimmung (nach der Lehre Mohammed's
ist
ja Alles
vorherbestimmt) erfolgten Qualen zu lindem oder gar zu beendigen.
Feuer
spielt
natürlich eine
Hauptrolle
in
der
Hölle; die Anzüge sind von Feuer, in den Eingeweiden
brennt Feuer, Feuer verkohlt die Haut, Feuerschuhe bekleiden die Füsse; ebenso heisses
„Es
soll
Wasser
(22. Cap.).
auf ihre Köpfe gegossen werden, wodurch sich
ihre Eingeweide
und ihre Haut auflösen."
Genug von
den Freuden des mohammedanischen Paradieses und
den Leiden der mohammedanischen Hölle, Unter dem Schutze des Grossscherifs von Uesan, der
mir ein unwandelbarer Freund war, wagte ich
einst,
einem Thaleb, der mit glühenden Farben
die
107 Köstlichkeiten des Paradieses der Gläubigen mir aus-
zu erwiedern
malte,
Anspruch macht, lieber
„wenn aber Ihr Marokkaner Alle
kommen,
so will ich
nach dem Orte kommen, der den Christen au-
Da mein
gewiesen wird." lachten die
:
ins Paradies zu
Alle
Beschützer zu lachen anfing,
pflichtschuldigst
über die Abiertigung,
der Thaleb erhalten hatte, mit.
Ich konnte mir
damals in Uesan eine solche Aeusserung erlauben, weil ich
nach den Worten Mohammed's
ner Christ den hatte.
Vortritt
vor
Mohammed von
AVenn
als
übergetrete-
den übrigen Moslemin Vortritt spricht,
meint
den in das Paradies.
er darunter
Folgendes
ist
unwandelbare Lehre, wie
die
sie
von Gott durch die Propheten den Menschen vermittelt
worden
sind
ist;
Juden und Christen später von
diesem Islam abgewichen und haben die Bücher ver-
war
fälscht, so
es die
Hauptaufgabe Mohammed's, die
reine Lehre wieder herzustellen.
Mohammed
schiedene Offenbarungen zu
der Erschaffung der
seit
lässt ver-
Welt, und unter den Propheten giebt es verschiedene Rangstufen.
Zu den
ersten
Abraham, Moses und Jesus. triarchen
Es kommen sodann Pa-
und Propheten, welche vollkommen
und sündlos auf Erden Marokkaner giebt auf
Adam
auf
Abraham *]
gehören Adam, Noah,
lebten.
1 0,
auf Moses
1 ,
heilig
Nach der Meinung der
es 104 heüäge Schriften*),
10, auf Seth 50, auf Edris oder
auf David
1,
Siehe Jackson, Account of Marocco, p. 197.
von denen
Enoch
30,
auf Jesus
1
106
und auf Mohammed letzten sind
auf das
alle
letzte,
kommen.
1
Bis
auf
die
vier
anderen-verloren gegangen, und bis
den Koran,
werde, darf er nur
die
noch übrig ge-
drei
Damit der Koran nicht gefälscht
bliebenen gefälscht.
geschrieben und
in arabischer
Sprache verbreitet werden. Ein gedruckter Koran daher
Marokko schlecht augesehen;
in
ist
gleichwohl
machte ich dem Grossscherif einen solchen sowie ein
und Neues Testament
Altes
Geschenk, und er nahm
Grunde,
d.
müssen
h.
aller
um
in arabischer
Sprache zum
Aus demselbsn
gern an.
sie
den Koran verstehen zu können,
nie Ii tarabischen
lehrte Arabisch lernen.
Völker
Ein Versuch, den
kaner selbst machten, den Koran
ins
Schriftgedie
Marok-
Berberische
zu übersetzen, da die überwiegende Mehrzahl der Marokkaner Berber
sind, scheiterte
vollkommen an dem
Fanatismus der arabischen Tholba; die schon übersetzten
Exemplare wurden verbrannt.
Untier
Maria
sei
den
also
leugnet.
er glaubt,
dass
Jesus der Sohn
und dass diese auf wunderbare Weise empfan-
gen habe.
Er glaubt
nicht kreuzigten,
schoben.
Mohammed Jesu
den Propheten erkennt
den ersten Platz zu;
dass die Juden
Jesum
eine andere Person
unter-
weiter,
sondern
Die Auferstehung und die Höllenfahrt wer-
vollkommen von Indess glauben
Himmel empor
den Mohammedanern ge-
sie,
gestiegen sei;
dass Jesus lebendig gen
und
ebenfalls
wird
er,
109
zum jüngsten Gericht zurück
wie schon erwähnt, wartet.
—
Ein Haupterforderniss Gebet
wenn
ist gültig,
ist
das
er-
Gebet; aber kein Abwaschung
nicht vorher eine
des Körpers, d. h. eine bestimmte Ceremonie', vorge-
nommen worden
Man
ist.
wie Überhaupt bei den
Abwaschung, odho
el
el
unterscheidet in
Mohammedanern
odho
die
Marokko
grosse
kebir*); die kleine, el
el
Abwaschung mit Sand, el Waschens,
die
sserhir;
el
timuui,
und das blosse Fingiren des Diese Abwaschung wird
chofin.
in verschiedener
"Weise bei den vier rechtgläubigen Kiten vorgenommen,
Normen muss Würde man z. B.
aber nach einer der vorgeschriebenen
Ablution verrichtet werden.
die
zuerst das
linke Auge auswaschen, wenn
dass
lich
ist,
soll,
dann
vorher
und es kann nicht gebetet werden.
um
es erforder-
das rechte gewaschen werden
ganze Ablution batal,
ist die
den Mund auszuspülen,
d. h.
umsonst,
Würde man
z.
B.
dies mit der linken statt
mit der vorgeschriebenen rechten
Hand
thun, so
taugt
ganze Ablution nichts. Jeder Körpertheil kommt nach vorgeschriebener Ordnung an die die
Reihe,
*)
Es
und je nachdem wird die rechte oder linke
Höst
ist dies
S.
ein
204
Die grosse Abwaschung heisst Ergasel.
sagt.:
Irrtlium
;
Ergasel bedeutet jede beliebige Ab-
waschung, aber keine religiöse;
rokko dies Wort nie
in
wenigstens habe ich in Madiesem Sinne gebrauchen hDren, obschon
ich selbst täglich die Ceremonien mitzumachen hatte.
110
Hand zum Abwaschen
Die grosse Abwaschung
benutzt.
unterscheidet eich von der kleinen dadurch, dass
'
man
den ganzen Körper einer Reinigung unter-
bei jener
dieser indess nur die Theile des Körpers
zieht, bei
abwäscht, welche man, ohne sich der Kleidungsstücke zu entledigen, einer
Wäsche
Bei der
unterziehen kann.
"Waschung mit Sand reibt man sich natürlich mit Sand ab,
buchstäblich
sondern legt
nicht
Hände
die
auf den reinen Erdboden und fingirt die Waschung.
Auch
muss streng
hier
Reihenfolge
die
der ab-
Bei un-
zuwaschenden Theile inno gehalten werden.
reinem Boden und wenn kein Wasser vorhanden ist, berührt man irgend einen Gegenstand, eine Wand, einen Stein,
was man duldsamer Gelehrten da,
und
als
dann dieAblution;
fingirt
chofin
el
die
übrigen
ist;
mohammedanischen
timum
und
el
chofin
man
deshalb findet
marokkanischen Moscheen
meisten
in allen
drei
erlaubt auch das
ist,
wo Wasser vorhanden
den
es ist dies
Malek, der überhaupt
nennt.
,
in
namentlich
Djemen der Oasen, Steine, welche umfasst
werden, nach welcher Umfassung sodann die Ablution
vor sich gebt.
Das Gebet der Marokkaner solches nach
dem Sinne
ist
keineswegs ein
solcher Christen, welche dar-
unter vorzugsweise einen freien
Herzenserguse,
einen
selbständigen Gedankenausfluss, eine aus eigenem Her-
zen entspringende Bitte an Gott sehen, sondern
mehr
ein
viel-
bestimmt auswendig Gelerntes, und eine mit
igilized by
Google
in bestimmt vorgeschriebenen Oeremonien verknüpfte
Es kann
Handlung. christlicher
Rede
die
dalier bei
sein,
sondern nur von Gebets Übungen, von
und so muss man
Gebetsceremonien; alle
den Marokkanern nach
Auffassung von keinem eigentlichen Gebet
Mohammedaner
es
bestimmt vorgeschrieben man z. B. Ceremonien, würde
wohl tür
indem die dabei vor-
auffassen,
kommenden Oeremonien und Verbeugungen sind.
für
nach Mekka
nach einer andern Richtung wenden, oder würde es
unterlassen, sich nach der
Gott
nicht zu
das
und der
Stelle zu
Gebet ungültig;
zu werfen, so ist das
Alle
Fehlt eine dieser
sich statt
es
man
Boden
steigt
dann
auf.
Man unterscheidet das Morgengebet, essebah, Mittagsgebet, eldhohor, das NachmittagsAbendgebet, el niaghreb, Nachtgebet, elascha. Die so häufige
gebet, elassar, das und das
Wiederholung der Gebetsübungen Islam
auf zähen Widerstand
wöhnte man sich daran, Diseiplin
gewohnt.
Und
ist
im Anfange des
gestossen,
so wie
sich
dadurch,
später
ge-
der Soldat an
dass
Mohammed
überall das Beten erlaubt, und das Gebet auf der Strasse oder gilt,
als
im
freien
Felde für ebenso verdienstvoll
das in der Moschee, und
vom Gebet im
Kämmerlein" im Koran nirgends die Rede
ist,
„stillen
dadurch
hat sich nach und nach ein Pharisäismus in die mo-
hammedanische Religion eingeschlichen, der anderen Leuten ganz ungeheuerlich vorkommen muss.
Nament-
112
lieh in
Marokko hat
Unfehlbarkeit Scheinheiligkeit
sich
unter dem Systeme der
Sultans
des
und Heuchelei
eine
entsetzliche
aller Classen bemächtigt.
Der gewöhnlichste Marokkaner
versteht es, sich
beim Beten derart den Schein der Andacht, der Heiligkeit
zu geben, er weiss seiner Stimme derart einen
näselnden Ton, einen feierlichen Klang beizulegen, er
wendet derart seine Augen gen Himmel und scheint überhaupt so sehr seinen ganzen Körper dem nichtigen,
man glauben Und doch ist er
irdischen Dasein zu entrücken, dass er zerflösse vor Heiligkeit.
sollte,
nichts
weniger als fromm; die Worte, die er an Allah richtet, versteht er kaum,
falls
er nicht sehr gebildet
koranische Arabisch unterscheidet sich
bischen und namentlich
Man
Das
vom Magrhehinischen eben
sehr, wie das Lateinische
Sprachen.
ist.
vom Neuaraso
von den neueren romanischen
Marokko darauf, beim Beten
hält in
man hält in Marokko auch darauf, recht laut die vorgeschriebenen Worte auszusprechen, damit man ja, falls man übersehen wird, gehört werde. Da es nicht nöthig ist, genau die Zeit gesehen
zu werden,
des Gebetes inne zu halten, holt
werden müssen, so
die ihre
die
trifft
Plätzen, auf allen Strassen,
Gebete aber nachge-
man
Marokkaner, so kann
man
allerorts,
in allen
Gebotsübungen verrichten.
auf allen
Moscheen Leute,
Besucht
man
einen
sicher sein, dass unter hundert
neunundneunzig den Gast einen Augenblick zn warten bitten,
„damit
ein nachzuholendes
Gebet erst verrichtet
113
Man
werde."
fromm
schriebenen
damit
will
Recht
sei!
religiösen
einer
documentiren Leute,
eifrige
Innung,
pflegen
Gebetsceremonien
,
dass
mau
namentlich Brüder
den vorge-
ausser
noch
andere
zu
be-
z. B. vor dem MorFedjer; um die Zeit dem Morgen- und Mittagsesebefah- und uter-
stimmten Tageszeiten abzuhalten, gengebet das Morgenrothgebet des
Dhaha,
gebete,
d. h.
zwischen
das Dhahagebet; das
Gebet nach dem el ascha
etc.
In den Städten wird von den
Timmen
schee die Gebetsstunde durch Aufziehen einer
der Mo-
weissen,
am Freitage zum Chotbagebet einer dunkelblauen Fahne angekündigt, ausserdem den
Thürmen zum Gebet
auf.
ruft der
Auch
Müden
von
dieser Aufruf ist
bestimmt vorgeschrieben und beginnt nach Osten,
um
durch Süden, Westen und Norden wieder gen Osten beendigt zu werden. der Grösste, Gott
ist
„Gott
Die "Worte lauten:
ist
der Grösste, ich bezeuge, es giebt
nur Einen Gott, ich bezeuge, es giebt nur Einen Gott,
Mohammed
sein Gesandter, Mohammed ist sein kommt zum Gebet, kommt zum Gebet, den Tempel, kommt in den Tempel, Gott ist
Gesandter*);
kommt ist
in
der Grösste, Gott
ist
der Grösste,
es giebt
nur
Einen Gott!"
Das Gebet selbst
*i
zerfällt
Vor dem Morgengebet werden
die
in
Anrufung,
ver-
Worte „das Gebet
iat
besser als der Schlaf" eingea ehaltet. Bohlfs.
8
Digitizod &/
Google
114 schicdene Rikats
und Gruss*) und wird folgender-
maßen hei den Malekiten abgehalten: Die Anrufung: Körper gerade und erhoben
bis zur
Höhe derOhren, „Gott
her.
den
Du
uns führest den rechten "Weg, den
Gnade
derer, die Deiner
Weg
derer,
über welche
den der Irrenden." B. „Gott
nicht
des Ge-
Dir wollen wir dienen, und zu Dir wollen wir
flehen, auf dass
z.
am Tage
Allerbanner, der da herrschet
richts.
"Weg
Aufrecht, die
und man sagt das erste Capitel „Lob und Preis dem Weltenherrn,
fallen herab,
Koran
dem
Hände
beide
der Grösste!"
ist
Erstes Eikat und erste Position:
Hände des
und
—
Es
Du
und nicht
zürnest,
Koranvers,
folgt jetzt ein
der einzige und ewige Gott.
ist
ist
und nicht
sich freuen,
Er
und kein Wesen
nicht gezeugt,
zeugt
ist
ihm
gleich."
Zweite Position:
Man
verbeugt sich, die
auf die Knie stützend, und ruft: „Gott
ist
der Grösste !"
Dritte Position, sich wieder aufrichtend:
wenn man ihn berührt
man
lobt."
Waden, ist
„Gott hört,
Vierte Position, niederknieend
mit beiden Händen, mit der Stirn und
Nasenspitze die Erde und ruft
Eünfte Position:
„Gott
Hände
Man
legt die
:
„Gott
ist
der Grösste!"
setzt sich auf die zurückliegenden
Hände auf
der Grösste!"
die
Schenkel und ruft:
Sechste Position:
Man
be-
rührt abermals mit Händen, Stirn und Nasenspitze den
Boden und *)
ruft:
Siehe Ali Bey
„Gott el Abassi,
ist
der Grösste!"
Voyage en Afriqne
Siebente
etc. I, p.
153.
Position: ist
Man
richtet sich auf
und
„Gott
ruft stehend:
der Grösste!"
Zweites Rikat:
Die ersten sechs Stellungen
werden wiederholt, nach der sechsten bleiht
man
sitzen
„Die Nachtwachen sind für Gott, wie
und spricht:
auch die Gebete und Almosen; Gruss und Friede sei Dir, o
Prophet Gottes; Gottes Mitleid und Segen ruhe
auf Dir.
Heil und Friede
komme
auf uns und
Diener Gottes, die gerecht und tugendhaft sind. bezeuge,
sein
alle
Ich
nur Einen Gott, ich bezeuge, dass
es giebt
Mohammed
Diener und Gesandter
Hat das
ist!"
Gebet nur zwei Rikats, so fügt mau noch hinzu, indem
man
in derselben Stellung bleibt
und dabei immer den
rechten Zeigefinger kreisförmig bewegt: zeuge, ich die
Er war
es,
der
Mohammed
„Und
zu Sich
ich be-
rief,
und
bezeuge die Existenz des Paradieses, die der Hölle, des Sirat (Brücke), die der
Wage und
die des
ewigen Glückes, welches denen gewährt werden
soll,
welche nicht zweifeln und die wahrhaftig Gott aus
dem
Grabe erwecken wird.
0, mein Gott, giesse Deinen
Mohammed und Mohammed's Nachkommen Du Deinen Segen auf Abraham ausgegossen Mohammed und die von Mohammed Stamwie Du Abraham und die von Abraham Stam-
Segen auf aus, wie
hast; segne
menden,
menden gesegnet
hast.
Erhebung zum Ruhme
Die Gnade, das Lob und die sind in Dir
Der Gruss und Schluss: wendet das Gesicht erst
links,
und
Man dann
bei Dir."
bleibt sitzen, rechts, 8*
erhebt
Hfl etwas die Finger beider auf den Schenkeln ruhenden
Hände und
ruft:
„Friede
sei
mit Euch!"
Fedjer und Esebah haben zwei, Dhohor und
Magrheb
vier,
drei,
l'Ascha
vier, l'Eschet'a
die sich gern beten
Der
fünf,
Asser
l'Uter solche,
sehen und hören lassen, die sich
den Ruf eines „Heiligen" erwerben
ausserdem
in der
1'
und
Recht fromme Leute, namentlich
drei Rikats.
sechs und noch
mehr
macheu
wollen, Kikats.
das Ckotbagebct,
Freitagsgottesdienst,
wird
Regel eine Stunde nach Mittag verrichtet. Nach
vorhergegangener Ablution geht Jeder
und betet für Gebet und
sich
Moselice
zwei Rikats bestehendes
ein aus
setzt sich.
in die
Es dauert nicht
lange, so er-
scheint ein Fakih, besteigt den Mim.br, ein Gerüst, ähnlich einer
eine
Treppe, und beginnt mit näselnder Stimme
Art Predigt abzulesen.
In seiner Rechten hat
er einen langen Stock, aber auch nur in diesem Augenblicke des Treppenbeste igens, verlässt,
wcrtblose
denn sobald er dieselbe
wird der der Moschee zugehörende übrigens Stock in eine Ecke
und Tholba
gestellt.
(Schriftgel ehrten) der
Die Fakihs
Marokkaner unter-
scheiden sich keineswegs in der Kleidung von ihren
übrigen Glaubensgenossen. lesen
Koran
lesen
Doctor
ist,
überhaupt Jeder, der
und interpretiren kann, Fakih, so halten die Tholba
speciell mit der
nicht
Da
und schreiben kann, Thaleb, Jeder, der den
für
und Fakih,
d. h.
die sich
Bedienung der Moscheen befassen,
noth wendig,
sich
durch besondere,
z.
es
B.
117
schwarze Tracht
auszuzeichnen
wagen, da in Marokko
nicht
;
würden
sie
frömmsten
hält.
es
auch
sich Jeder wenigstens
fromm und von Gott geüebt glauht, Nächster, innerlich sogar Jeder sich wohl ehen so
als sein
für
am
Es mag anderen unbefangenen Men-
schen dies unglaublich vorkommen, aber die fanatische
Dummheit
in
Marokko
Ueb erzen gui ig
ist
so gross, dass
man
der festen
jedwede Sünde begehen zu können,
lebt,
man nur mit dem Munde bereut und mit dem Munde durch Gebete seiue Keile kund thut. wenn
Wirkliche
Gebete,
Wünsche und
Erfleht der
d.
;
erflehet art,
als
hiilt
selbstge-
er beide
Hände
ob er etwas empfangen
auf dieselbe Art wird auch der Segen erfleht.
Selbst ein Scherif, d. h. ein
Abkömmling Mohammed's,
den Segen für sich oder für die Menge der-
d. h.
würde
improvisirte,
Bitten enthaltend, giebt es auch.
Marokkaner etwas, so
zumal offen gen Himmel, wolle
b.
Herzen kommende Anreden an Gott,
von
machte, mcish'i'is
die
Hand
offen haltend.
es als grosse
sich vermässe,
die
Der Mohammedaner
Sünde ansehen, wenn
ein
Mensch
Hand umzudrehen, um den Segen
zu ertheilen, wie es bei den Christen Sitte
Aber „das Gehet
ist.
führt nur halbwegs zu Gott, die
Fasten führen uns vor die Thore seines Palastes und das Almosen verschafft uns Einlass."
Es giebt verschiedene den Mohammedanern geschriebene
Fasttage,
in
Marokko werden
vor-
sie indess
nur von aus sergewöhnlich fromm sein wollenden Leuten
DigitizGd
t>y
Google
118 gehalten, jeder aber
Ramadhan
Bruch wird mit dem Tode
Sobald der Neumond von zwei des Losens
und Schreibens kundigen Leuten sehen worden, gangen.
Da
ist
.
den Ort
für
später
ein
ist, ;
so
Religiöse
das
anbe-
nach Mondsmonaten rechnen, so muss,
trifft,
immer
des
Tag
des
vorhergehenden Monats
Rhamadhan
Von Morgens der Morgen- oder
Abends,
bis
der 31.
d.
Abenddämmerung
man
sobald
h.
muss auch
rauchen
oder
Zeit der
Umgang
trinken,
ist
sodann
in dieser
schnupfen
Marokko geht man das
so weit,
das Riechen an
Ergötzen des Auges an
man darf,
mit Frauen,
überhaupt jeder Sinnengenuss gemieden werden.
Blume,
in
einen weissen von
einem blauen Faden unterscheiden kann,
nicht essen,
der
sein.
jeder materielle Grenuss untersagt. Nicht nur dass
in
falls
der Himmel bewölkt bliebe, nach Ablauf von
30 Tagen erste
Ramadhan ange-
treten dort die Fasten einen
da die Marokkaner wie überhaupt
Mohammedaner, was
die
einem Orte ge-
in
der
nun manchmal der Himmel an einigen
Stellen bewölkt
Tag
den ganzen Monat
ist verpflichtet,
zu fasten:
bestraft.
einer
Ja eine'
schönen
Landschaft und das Anhören von Musik für Sünde zu erklären. In diesem Monat erhielt
Koran vom Himmel, und zwar am
Mohammed den 27.
des Monats.
Diese Nacht wird daher besonders gefeiert.
Es giebt
Einzelne, die sich derart kasteien, dass sie
Tag und
Nacht
in der
Djemma
bleiben, sich Nachts nur etwas
119
Brot und Wasser bringen lassen. Solche Heilige nennt
man Elatkaf. Man kann in
sich denken, das» namentlich
der ersten Zeit des Eamadhan, wo der Magen sich
noch nicht an eine solche Ordnung gewöhnt
hat, diese
ganze Lebensweise Einfluss auf das Gemüth des Menschen hat.
Streitigkeiten,
Processe, Prügeleien und
am
Ehescheidungen sind immer ersten Hälfte des
Der Reiche
häufigsten
der
in
Eamadhan.
entbehrt übrigens gar nichts, er fuhrt
nur eine umgekehrte Lehensweise; denn Nachts entschädigt er sich durch Essen und Trinken
reichlich.
Nachts sind überhaupt alle Genüsse erlaubt, indess pflegen sich
manche Schnapstrinker während des Eamadhan
geistiger
Getränke
zu
enthalten;
Opiumesser,
Haschisch- und Tabacksraucher können, übrigens ohne dass
man
Anstoss daran nimmt, ihren Leideusc haften
fröhnen. Nachts dürfen auch Hochzeiten im gefeiert werden,
Buden und Gewölbe
um in
die Zeit
erleuchtet, die
hell
den Strassen
ebenfalls,
Kaffeehäuser stark besucht; überall hört lassenen Lärm,
Eamadhan
obsohon auch dies selten vorkommt.
Die Moscheen sind
und besonders
in der
man
die
ausge-
Nacht des
27.
Eamadhan. Bricht einer aus er
wäre
z.
fasten.
Versehen
den Eamadhan,
B. ins Wasser gefallen
Wasser getrunken,
d. h.
und hätte dabei so
muss er nach-
Es brauchen den Eamadhan
nicht zu halten
einen Schluck
schwangere Frauen, solche, die säugen, Kinder unter
120
.
13 Jahren, alte Leute, Kranke und Reisende.
ausgenommen sind
falls
und Reisende sind was aber
in der
Eben-
Kranke
Wahnsinnigen.
die
Fasten nachzuholen,
verpflichtet, die
Regel unterbleibt. Früher wurde der
Anfang und das Ende der täglichen Fasten durch Hornsignale von den Thürmen der
Djemma dem Volke
heute gescliieht dies in den meisten ma-
initgetheilt,
rokkanischen Städten wie im Orient durch einen Kanonenschuss.
Im
zweiten Capitel des
schiedenen Stellen,
Koran
heisst es
wo vom Almosen
die
an ver-
Rede
ist:
„0, Ihr Gläubigen, gebet Almosen von den Gütern, die Ihr erwerbet,
und von dem, was wir aus der Erde
Schooss wachsen lassen suchet aber nicht das Schlech;
teste
zum Almosen
nicht annehmet,
Und
was Ihr wohl
aus, solches,
selbst
sei
denn, Ihr werdet getäuscht."
etwas weiter hin:
„Machet Ihr Eure Almosen
bekannt, so
Armen
ist's
es
gut,
doch wenn Ihr
gebet, verheimlicht, so
ist es
das,
was Ihr den
besser; dies wird
Euch von allem Bösen befreien. Gott kennt, was Ihr tbut Was Ihr den Armen Gutes thufc, wird Euch einst !
belohnt etc."
Koran
(fast in
Diese und sehr viele andere Stellen des
jedem
wie grosses Gewicht legte,
in der
Capitel ist die
Mohammed
Rede davon)
zeigen,
auf die Mildthätigkeit
und wenn der unparteiische Mensch auch Vieles
Lehre Mobammed's
gemein von verstösst,8o
civilisirten
findet,
was gegen
die all-
Völkern angenommenen Sitten
muss man ihm dies hingegen hoch anrechnen.
Digitized by
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121
Norm
iet in
Marokko., den zehnten Theil aller der
Armen abzugeben, welche von Lündereien
Guter den
hervorgebracht, oder aus
über
ein
ebenfalls
von
nichts
davon,
hat.
erlöst sind, die
wenn
wird
Die Armen
vom Sultan bekommen
nicht dahin zu rechnen
ist,
hülfs bedürftig.
Man
nennt diese Al-
Eine andere Art Almosen wird
Sakat genannt und
bestellt darin, dass
man am
Tage des Monats Schual am Feste des aid vor Sonnenaufgang den Gerste, Weizen,
damit auch
sie
Armen
Datteln etc.
je
gewöhnliche Art, Almosen zu gehen,
Das
ersten
sserir
Ssadakat
ge-
Gaben,
die
besteht, wie bei uns, in täglichen
rufen, oder
el
nach seinen Kräften
zum Geschenk macht,
das Fest würdig begehen können. Die
man Hülfsbe dürftigen und Bettlern Vorübergehenden im Namen irgend
giebt,
welche den
eines Heiligen an-
auch selbst von Haus zu Haus gehen.
letzte Erforderniss des Islam,
nach Mekka,
ist
das Pilgern
nicht unumgänglich noth wendig
wird in Marokko im Ganzen selten ausgeführt. Pilger
bekommen nach
lassen;
so
und Die
vollführtor Wallfahrt den Titel
Hadj, d. h. Pilger, und sind dann sehr Man kann übrigens für Geld einen Andern el
pilgern
dass
Schürfa (Schcrifen) von Tafilet und
jahrlich Geschenke macht, aber diese Schürfa
sind keineswegs
mosen el-aschor.
nannt,
man
Tiehheerden gehören
Dieser Zehnte
eingefordert.
der Sultan den
Mekka
Waaren
Jahr im Besitz liierher.
Marokko
lassen
die Sultane
geachtet. für
sich
von Marokko
122 stets für sich
Mann nach Mekka
einen andern
Stirbt ein reicher
fahrten.
wall-
Mann, ehe er Mekka ge-
sehen, so miethen die Nachkommen
bisweilen einen
Mann, der nachträglich das Geschäft für Geld besorgen muss. Manchmal bemächtigt sich unter diesem "Vor-
wande der Kaid oder Bascha Hinterlassenschaft
Amtswegen
eines grossen Theils
reichen
eines
der
um von
Mannes,
das nachträgliche Pilgern besorgen zu
lassen.
Die grossen
Karawanen,
Fes aus nach Mekka
fortzogen,
welche ehemals von
haben
ganz auf-
jetzt
gehört, nur in Tafilet sammelt sich noch ein Häuflein,
um
den weiten beschwerlichen Marsch durch die Sa-
hara, wobei fast
immer
die Hälfte zu
solcher
Tod
auf der Pilgerschaft
verdienstvoll
und
verschafft directen
(ein
radies), zurückzulegen.
Grunde geht ist
aber sehr
Eintritt ins
Pa-
Jetzt fahren die meisten
Ma-
rokkaner mit Dampfschiffen nach Djedda, und allmälig
gewöhnt man sich daran, eine solche "Wallfahrt mit
Dampf als
für eben so heilig
eine
und verdienstvoll zu halten,
zu Fuss zurückgelegte.
weit führen,
die endlosen
Es würde
Ceremonien
einer
hier
zu
solchen
Wallfahrt zu beschreiben, uns genüge diese kurze Aus-
Marokko Entwicklung der mohammedanischen Ke-
einandersetzung. selbst
die
"Wir wollen noch weiter in
ligion verfolgen.
Was
die
religiösen Festtage,
die Feiertage
Marokko's, anbetrifft, so gelten im Allgemeinen die-
igitized
bjr
Google
123
mohammedanischen
selben Regeln, wie in den übrigen
Ländern.
Indess
ist
nirgends
Zwang, irgendwie an
einem Feiertage die Arbeit einzustellen, oder Handel
und Wandel zu beschränken. So sehen wir namentlich,
Tag bei dem Mohammedaner dem Sabath der Juden, dem Sonntage der Christen dass Freitags, welcher
entspricht,
Niemand daran
denkt,
irgend
wie seine
Arbeit einzustellen, seinen Verkaufsladen zu schliessen,
oder sonst seine tagtägliche Beschäftigung zu unter-
Nur während der
lassen.
Alles
still
genem
in
Zeit des Ohotbagebetes liegt
den Städten, weil jeder Städter aus
Die Feste feiert fest
ei-
Antriebe*), dann auch weil das Gesetz
erheischt, diesem Gebete in der
Djemma
religiöser Art, welche in
es
beiwohnt.
Marokko
ge-
werden, sind im Monat Rebi-el-ual das Geburts-
Mohammed's,
Mulud
genannt,
am
12.
des ge-
nannten Monats. Dies Fest dauert sieben Tage, aber
nur der erste Tag wird durch einen besondern Gottesdienst in der
Djemma
gefeiert.
Gefastet wird nicht,
Pulver verschwendet und
aber viel Musik gemacht,
Phantasia geritten.
Das
kleine Fest,
aid
Fastenmonat Ramadhan; 7.
Schual
statt.
el
es
sserir, beendigt den
findet
vom
1.
bis
zum
Bei diesem Feste werden, wie schon
erwähnt, grosse Almosen gegeben, und Aus eigenem Antriebe,
man
hält so-
wer ohne Grund Freitags das Chotbagebet zweimal hinter einander yeraäumt, mues der Djemma, zi der er gehört, Strafe zahlen; dies gilt naturlich nur für St&dter. •)
ü.
h.
DigitizGd
t>y
Google
m dann
ein grosses
dem Ende
Zu
Gebet im Freien.
öffentliches
Marokko ausserhalb des
hat jede Stadt in
Ge-
"Weichbildes einen gemauerten, weiss angekalkten
Erassala genannt. Eine 5
betsplafo:,
Mauer, 20 Schritt lang, hat
crenelirte
einen steinernen
den Fakih, der
man
Mimbr,
d.
bestimmt
wo zu
Menschen
zur Erde
dies in
vor Gott
in
Uesan einem solchen
Menschen anwesend
20,000
d.
h. ein
war
Nach der Pre-
sein.
ein grosses
man
zeichnen
sich
nur dadurch aus,
aussergewöhnlich grosse Quantitäten Nahrung
nimmt und dem süssen Nichtsthun
Am
10.
Dulhaja
ist
kebir zur Erinnerung eine Mitfeier
huldigt.
das grosse Fest oder aid el
des Opfers Abraham's
;
zugleich
Mekka
pilgern,
des dort stattfindenden grossen
Festes.
ist es jetzt für die,
welche nicht nach
Man
Dasselbe dauert drei Tage. in
lab-el-
Pferdewettrennen mit Flintenam 1. Schual statt; die
übrigen sechs Tage
zu sich
Feste
Abd-es-
im Ganzen mochten
;
Dies Fest findet
schüssen.
ein
religiösen
Sidi-el-Hadj
digt und nach dem Gebete war
barudh,
um
beugten; es
Fes zur Zeit der Regierung des Sultans Sliman.
Ich wohnte
zweimal bei; der Grossschcrif,
Gebet
Darf
gleicher Zeit 250,000
Ssalam, war diu Hauptperson dabei
dass
die für
ist.
wohnte er einem
so
solchen Gottesdienste hei, sich
der Mitte
in
eine Treppe,
h.
die Predigt hält,
Bey Glauben schenken,
Ali
Fuss hohe
bis 6
verrichtet zuerst sein
der Moschee und geht sodann nach Hause,
Schaf zu opfern,
d-
h.
zu schlachten und zu
Digitizcd
t>y
Google
125
In nicht reichen Familien hiüt
verspeisen.
man
für
genügend, ein Schaf für Alle zu schlachten, in reichen
Familien Thier. bei
dem
aher
jedes
opfert
männliche Mitglied ein
Der ganz arme Mann holt Eeichen, kurz, an dem Tage
Tage in Fes 40,000,
in
ist
sein Viertel
Niemand ohne
Höst meint, dass an jenem
Fleischkost in Marokko.
schlachtet werden,
sich
Maraksch 20,000 Schafe ge-
und nach der Zahl zu
urtheilen, die
in
Uesan geopfert wurden
(Sidi-el-Hadj Abd-es-Ssalam
z.
B. liess von einem seiner
Duar 500 Schafe zum Opfern
Haushalt nach Uesan kommen), möchte
bloss für seinen
ich glauben, dass jene
Zahlen eher zu niedrig
hoch gegriffen
An diesem Tage werden dem
seien.
als zu
Sultan ebenfalls grosse (lesdienke gemacht, von jeder Stadt
und jeder
Ortschaft. Die beiden folgenden
Tage
zeichnen sieb ebenfalls durch Schmausereien aus, und
Un Verdaulichkeit,
allgemeines Kranksein und Unfähig-
irgend etwas zu thun, sind immer Folge dieser
keit,
Feier, namentlich für solche, die so wenig au animalische
Kost gewöhnt
Ein halb
sind, wie die
religiöses,
Marokkaner.
halb weltliches Fest
ist
aid el tholba, das Fest der Schriftgelehrten.
das
Es
findet
im Frühjahr zur Zeit der Tag- und Nachtglcichc
statt;
sämmtliche Tholba und Fakih ziehen zur Stadt
hinaus und lagern während einer
Ob schon Koranlesen Zweck dabei
und
Woche
Beten
sein soll, konnte ich
der
davon
unter Zelten. ursprüngliche in
der
heili-
gen Stadt Uesan, aher vielleicht gerade weil Uesan
ist;
eine heilige Stadt
hei
nichts
ist,
Tage beschäftigten
merken; im Gegentheil,
sich die Doctoren
und
Schrift-
gelehrten damit, Almosen zu empfangen in Gestalt von
Geld, Thee, Zucker, Lebensmitteln aller Art und leckeren
Gerichten,
welche die andächtigen Frauen aus der
Stadt heraussandten. Inzwischen wurde enorm gegessen,
und wenn Abends profane Blicke der Bauern aus der
Umgegend nicht zu befürchten waren, gab man sich fleissig dem Wein und Schnaps hin. War am andern Morgen ein Doctor oder Schriftgelehrter durch Trunkenheit oder Katzenjammer unfähig, sich irgend wie vernünftig mit
Almosen bringenden Leuten aus dem
Gebirge und der fernen Umgegend zu unterhalten, so
sein Ruf, man glaubte, er habe sich durch
wuchs
Nachtwachen derart Zustand
leben entrückt
in einen überreizten
dass
versetzt,
er
und heiligen
dem gewöhnlichen Erden-
sei.
Wir haben oben bemerkt, dass in Marokko nur rechtgläubige Mohammedaner malekitischen Bekenntnisses sind, vier
denn
die
wenigen
Choms
(eine nicht
den
orthodoxen Secten huldigende fünfte Partei) im
Gebirge sind malekitischen
kaum erwähnenswerth. Sekte
reiche religiöse ligiöse
Innungen,
haben
sich
Aber
in
dieser
nun wieder
zahl-
Genossenschaften gebildet, so dass man fast sagen kann,
re-
ein
jeder Marokkaner gehört einer solchen an.
In gewisser Beziehung haben solche religiöse Ver-
bindungen Aehnlichkeit mit den christlichen, besonders
127 insofern, als ihnen speciell eine gewisse Verpflichtung obliegt, gewisse Privatgesetze
gemein
sind, Viele
noch
besondere additionelle Gebete verrichten, gewisse Fasten halten,
mancher Speise insbesondere
Sie unterscheiden sich aber lich-religiösen
am
enthalten.
sich
deutlichsten von christ-
Genossenschaften dadurch,
dass jedes
Mitglied einer solchen Innung*) verheirathet
Mohammed dienstlich
das Heiratlien
und gut
hinstellt.
an
und
ist,
weil
für sich als ver-
Leute unter den Moham-
medanern, die nicht verheirathet sind, werden daher unter allen Umständen verächtlich angesehen.
Die verschiedenen religiösen Genossenschaften zu besclireiben werde ich andernorts Gelegenheit haben, hier genüge, dass die vornehmste religiöse Innung di«
Muley Thaib
der
in
Uesan
ist,
die ausgebreitetste
Es kommt sodann
im ganzen Nordwesten von Afrika.
derSidi
die Corporation
dem
Centraisitze
die der
Sidi
Hamme d
von Tamagrut
in
ben Nasser mit der Draa-Oase;
Abd-es-Ssalam-ben-Mschisch
mit
der Hauptstadt Sauya, im Djebel Habib, südöstlich von Mir wurde in ganz Marokko nur von einer religiösen Genossenschaft Kunde gegeben, deren Mitglieder tin verh eirathet *)
nannten sichFokra el mulei Abt! Allah el Scherif in Uesan. Diese Brüderschaft war äusserst schwach, die Mitglieder waren alle gelehrt und (dem Anscheine nach) sitsein mussten, diese
tenreine Leute. spricht aber von
Leo,
Bd. I, S. 251, Ausgabe von Loosbach, den sogenannten Koraiti (Marabuten), welche Lebenswandel nach
ebenfatls nicht heirathen dürfen, aber deren
Beschreibung ebeu nicht gewesen sein soll.
seiner
sehr erfreulich
uffll
tugendhaft
128
Tanger;
die
von Sidi
Ohne
andere.
religiöses
Mussa
erwähnen.
gehen
Da
in Karsas,
und
viele
Centrum, Sauyn*), sodann
der Orden der AisBauin,
d. h.
ist
der Jesuitenorden, zu
wir gleich auf letztere etwas naher ein-
wollen, erwähne ich nur, dass alle übrigen re-
ligiösen Genossenschaften als alleinigen
Zweck haben,
sich die Menschen zu unterwerfen und dieselben auszubeuten. Indem sie vorgeben, dass wer ihrem Orden monie mitmache,
beitrete,
d.
dies oder jenes
die
h.
und die Cere-
Gebet ausserdem ver-
richte, an die Fürbitte dieses oder jenes Heiligen be-
glaube, den oder jenen Festtag extra halte
sonders
und, worauf
es
besonders ankommt, freiwillige oder
•bestimmte Gaben
der
Sauya oder dem
darbiete, suchen sie sich
Oberbaupte
mehr oder minder der Herr-
schaft über die Geldbeutel und damit über die Leute selbst zu bemächtigen. Aeusserlich unterscheiden sich
die Genossen einer religiösen Innung von denen einer
andern
nicht, höchstens findet
im Rosenkranz.
man
einen Unterschied
Die Mohammedaner haben mit den
*) Das Wort Sauya bedeutet Kloster, Pilgerort, Schule, Asyl zusammengenommen. Da aber, wie schon gesagt, die Mitglieder einer religiösen Genossenschaft fast immer verheiratliet
sind, so hat eine
Sauya ein ganz anderes Aussehen
Wichtigkeit haben Sauya besonders, wenn religiösen
Ordens sind, wenn
sie
todte
als ein Kloster.
sie Centraistelle eines
oder lebendige Heilige
haben, wenn sie durch Tradition ein unverletiliches Asylrecht besitzen.
Letzteres wird aber dennoch
manchmal durch
die Un-
fehlbarkeit irgend eines Sultans, dem ja keine Ueberlieferung heilig ist, gebrochen.
Dlgitizcd by
Googl
Katholiken gemein die Hautirung eines Rosenkränzen, der aus hundert Perlen besteht.
Die Mohammedaner
beten freilich nicht bei jeder der
Hand
entgleitenden
Kugel ein Ave oder Paternoster, sondern rufen Gott an
bloss
(es ist vorhin gesagt, wie verdienstvoll es
ist,
den Namen Gottes auszusprechen), bei jeder Perle z.
B. „Gott
gross" oder „Gott
ist
Als Unterschied
etc.
haben
die
am
Messingring
übrigen
von
Brüder des
ist all barm herz ig'
Jlulei
üosenkraua,
religiösen
Thaib die
einen
Orden grossen
Hussa
des Sidi
in
Karsas eine grosse Perle von Bernstein, und andere ähnliche Abzeichen.
Die vorhin erwähnten Aissauin oder Brüder vom
Orden Jesu (Aissa
heisst Jesus) sind eine
Sie haben kein bestimmtes
würdigsten Verbindungen.
lebendes Oberhaupt,
der merk-
keine bestimmten Ordensregeln,
keine Sauya, sie leben nur
vom Aberglauben und
da-
durch, dass sie die Leichtgläubigkeit ihrer Mitmenschen täuschen.
Ihren
Namen haben
Jesus angenommen, den
sie
auch
bares Oberhaupt anerkennen, und ihre
sie
vom Propheten behaupten auch,
Wunderkraft von ihm ererbt zu haben. Sie fusseu
dabei auf die
ihm
sie
als geistiges, unsicht-
(d. h.
Worte Mohammed's im Koran, „dass
Mohammed)
die
nicht verliehen gewesen sei,
habt habe." nicht nur in
Gabe, Wunder zu thun, dass aber Jesus
Marokko zu
finden, sondern in der ganzen
mohammedanischen Welt. Rohlfs.
sie ge-
Die Aissauin sind sehr zahlreich, und
9
130
Manchmal
sind
die
Art,
z.
dem
auf
manchmal aber
Körper
ihre
sollen, sehr einfacher
B. dass sie einen Scorpion in die
Schlangen
welche
Kunststücke,
wundertätige Heiligkeit darthun
Hand nehmen,
horumkriechen
lassen;
wenn man
erregt es Entsetzen,
sieht,
verzehren,
wie diese Leute Schlangen lebendig
zer-
hackte Nägel, gestossenes Glas, scharfkantige Steine
und glühende Kohlen hinunterschlucken, wie sie unter Anrufung von „Gott und Jesus" ihren Körper wund schlagen, dass
er blutrünstig wird
Flagellanten der Christen etc.),
(ähnlich
wie die
und ausserdem nicht
nur gegen ihren eigenen Körper Verbrechen begehen, sondern die
Ö f fe n
oft
Sittlichkeit
mit
11
i
ch
und
ungestraft gegen und Thieren
anderen Menschen
sich versündigen, dass dergleichen in anderen als
Wahnsinn
man
bezeichnet, oder wollte
als erlogen betrachtet
Beispiele ihrer religiösen
Tugend, die ich
sehen, anzuführen, verweise dafür auf S.
253 oder Lempriere's Reise
auf fast
alle
Ländern
es berichten,
würde. Ich unterlasse es deshalb, selbst ge-
Leo Africanus
I,
durch Marokko und
anderen Schriftsteller
,
welche über
Ma-
rokko berichtet haben.
Wie
in der christlichen Kirche, so hat sich
auch
im Mohainmedanismus ein Heiligenstand entwickelt und namentlich in Marokko steht derselbe in Blüthe. Die
mohammedanische Religion
durch ein bestimmtes Organ, wie
spricht z.
B.
aber
bei
nicht
den Chri-
sten durch den Papst, heilig; ein solches hat die ge-
131
sammte mohammedanische Eeligion überhaupt
nicht,
sondern in einzelnen mohammedanischen Ländern, wie
Marokko, wo der Sultan Papst, der Papst Sultan
ist,
besorgt es das ganze Volk, welches nie Heilige genug
Die mohammedanische Religion hat nun
haben kann.
den Vortheil, dass Menschen schon bei Lebzeiten gehalten oder gesprochen werden,
heilig
und da jeder Mo-
hammedaner heirathet, so ist die Erblichkeit in das Heiligsein gekommen, d. h. die Nachkommen eines solchen Heiligen werden auch als heilig betrachtet.
Ja,
im Laufe der Jahrhunderte hat
sich dies so eigen-
thümlich herausgestaltet, dass die Heiligkeit nicht nur erblich, sondern
wachsend geworden
ist,
derart, dass
der Naclikomme eines Heiligen stets für heiliger ge-
in
So sehen wir, dass
als er seihst.
halten wird,
Uesan der
directeste Sprüssling
Mohammed Wenn
z.
Mohammed's
für viel heiliger und unfehlbarer gehalten
B.
jetzt
wird,
als
selbst.
meistens
Glaube obwaltet, es
bei sei
Christen
und
anderen
um Mohammedaner
zu werden,
unumgänglich die Beschneidung nothwendig, so irrthümlich.
Im Koran
ist
für den
der
ist dies
Moslini die Be-
sebneidung nicht gesetzlich gemacht, und so giebt es denn, namentlich unter den Berberstämmen Marokko's, verschiedene,
welche nie die
Beschneidung bei
sich eingeführt haben. Trotzdem an
dem Islam
dieser
Stämme.
zweifelt
Ueberdies
Niemand wird
die
Circumcision erst im siebenten oder achten Lebensjahr
132
vorgenommen, und
falls die
Beschneidung
wea entlich
zum Islam gehörte, wären sodann Kinder, die jenes Eb werden Alter nicht hätten, keine Mohammedaner. nur Knahen in Marokko beschnitten. Ziehen wir schliesslich einen Vergleich, so finden wir, dass gleiche
Lehren und gleicher Glaube auf das
Volk dieselbe Wirkung haben. Die Unfehlbarkeit eines Einzelnen, die in Marokko schon seit der Regierung des Sultans Yussuf Ben Taschfin'a besteht, hat die grenzenloseste Dummheit des Volkes, den kolossalsten Aberglauben, die grösste Scheinheiligkeit
und den Ruin der Nation und des Landes zur Folge So hat auch in der jüdischen, der ersten
gehabt.
semitischen Religion, die Unfehlbarkeit der Bundeslade, des Hohenpriesters, Jerusalems, d. h. das starre, eiserne
Festhalten eines keit,
überlebten Grundsatzes Scheinheilig-
Aberglauben, Heuchelei, Selbstüberachätzung und
dann den Ruin des Volkes zur Folge gehabt. bei
den Christen sehen
wir, dass das feste
Und
Anklammern
an abgelebte Ideen, das Wiederaufrichten vorweltlicher Lehren, der eingebildete Wahn, den allein selig-
machenden Glauben bare
zu besitzen, oder die allein unfehl-
Oberkirchenbehörde
zu
sein,
schliesslich
zur
„Unfehlbarkeit" eines einzelnen Menschen selbst führt«.
Dipzed
by
Google
5.
JjJine
rung
in
ßcriukficilm
der ersten
Marokko
stationär bleibt,
unil
^cfiamlfuiig.
decen
Ursachen, weshalb die Bevölke-
so wenig
zunehmend
ist,
vielmehr
im Lande herrschen-
sind die vielen
den Krankheiten, und die schlechte und unrationelle
Behandlung derselben.
Ein Land, dessen Bewohner
eben nur „Jenseits -Candidaten a sind,
falls
um
es sich
Unglückefälle handelt, die ihr gewöhnlicher durch die
mohammedanische Religion
erstickter Geist nicht
Grunde gehen. Und heit als eine
in
Marokko wird
er-
muss
gründen kann, das Volk eines solches Land
eine jede
zu
Krank-
Heimsuchung „Allah's" bezeichnet, und
die besten Mittel dagegen sind „Gebets Übungen"
und
„Amulette."
einst
Von den Lehren der grossen Doctoren, welche in Spanien und Marokko gelebt, ist heut zu
Tage keine Spur mehr vorhanden.
Man
Werke herausholen aus den Bibliotheken Uesan's, um nur den Namen derselben zu Kein marokkanischer Arzt, wöhnlicher Marokkaner weiss,
miisste ihre
Fes'
oder
erfahren.
geschweige
dass
ein
ge-
Abu-el-Kassem-
134
Calif-ben-Abbes (Albucasis) ihr
Landsmann
dass
ist,
er der Erfinder der Lithotomie*) war.
Der im Dienste des marokkanischen Sultans (YusTaschfin
suf ben
gewesene
Aven-Zoar (Abu-
Arzt
Meruan-ben-Abd-el-Malek-ben-Sohr), der es wagte ge-
gen die Vorurtheüe seiner
Zeit, Chirurgie
und Medicin
zu vereinigen, welcher zuerst die Idee der Bronchotomie hatte,
ist in
Arzt war,
falls
Marokko
sind
kannt. Verschollen
Philosoph
der
der
gleich-
auch nur dem Namen nach beder noch berühmtere Arzt und
ist
Averoes (Abu-Uld-Mohammed-ben-Rosch), Aven-Zoar, welcher unter des
ein Schiüer des älteren
Almau sor Regierimg nach Marokko berufen
Sultans
wurde und dort
Kein Grabstein, kein Anden-
starb.
ken solch berühmter Männer
und wenn für so
Weder
verschollen.
noch jüngere (Aven-Zoar's Sohn),
ältere
die
ist
im Lande zu
rinden,
Marokkaner kein Gedächtniss haben
berühmte
lebten, wie ist es
Männer, welche
einst
da zu verwundern,
ihnen
unter
dass
auch von
anderen minder berühmten jede Spur ausgelöscht
Die heutigen Aerzte von Marokko verdienen jeder Beziehung die untergeordnete Stellung,
einnehmen. Nur dann stehen zu
gleicher
Faid,
höher
d.
h.
Tholba,
d.
h. Schriftgelehrte
Einfluss
Schürfa,
und d.
h.
ihr
Ruf
sind.
ißt.
in sie
Ansehen, wenn
Doctoren der Theologie
ist ihr
sie zugleich *)
Zeit
sie in
die
sie
oder
Und noch wenn
verbreitet,
Abkömmlinge Mohammed's
Portal, Histoire de l'anatomie et de la Chirurgie.
f
185 In dieser Eigenschaft liegt zugleich, der Mei-
sind.
nung des Marokkaners nach,
man denn auch Scherif kommen, um sieht
Krankheit zu erflehen,
Gebete oder Segen, nen
in
geheimnissvollen
Und
ärztliche Natur.
genug Leute
häutig
seine Hülfe sei es nun,
gegen
so
einem
zu
irgend
eine
dass diese in einem
einem Amulet. oder geschriebe-
Zauberspruche
auch in
oder
.
wirklicher nicdiciuiseher Substanz besteht.
Solche Leute, die sich nur mit Ausübung innerer
Heilkunde beschäftigen, ohne Thaleb, Faki oder Scherif zu sein, giebt es daher sehr wenige in Marokko, eher
schon es
stösst
man auf Chirurgen von
durch Uebung
in
Profession,
die
Wund-
irgend einem Zweige der
arzneikunde zu einem mehr oder weniger verdienten
Kufe gebracht haben.
Meinen grossen ärztlichen Ruf dankte ich denn auch nicht
Medicin studirt
hatte,
dem Umstände,
oder
später sogar dessen Leibarzt
das seinen
wesen war.
Grund
darin,
Marokko
in
Militärarzt
war,
dass ich
des
sondern
ver-
dass ich Sultans, es
hatte
vorher Christ ge-
Nach dem Glauben der Mohammedaner und
meinen,
ist
Jesus der grässte Arzt gewesen,
er
habe den Christen eine Menge wundertätiger Heil-
mittel hinterlassen.
So wurden denn
verzweifeltesten Fälle gebracht. (uld
sie
oft zu
mir die
„Der Sohn des Jesus
ben Aissa) wird uns schon helfen können," mein-
ten sie.
Ebenso giebt
es nirgends eigentliche
Apothe-
ken oder Phannacien. Der Arzt bereitet immer selbst
136 seine Arzneien er
und giebt
unbekannt und die
muss
einflussreiche, so
vorher kosten,
sie
sogar
oft
dann dem Kranken.
erkrankte
Persönlichkeit
er unabänderlich
Hälfte
die
Ist
eine
von der Arznei So
geniessen.
mich eines Tages mit
hatte ich die Unannehmlichkeit,
dem Bascha von
Fes, Ben-Thaleb purgiren zu müssen.
Derselbe
ein
hatte
bracht« ihm
aber
um
sicher
musste ich
Abfülirungsmittel
zu
nicht
sein
um
erzielen,
vergiftet
hatte
für uns
ich
Bittersalz,
werden,
zu
Augen austrinken;
vor seinen
die Hälfte
vorher davon unterrichtet,
genug gemacht,
verlangt,
mit aufgelöstem
eine Schale
ich
beide
die
eine
Dose stark
Wirkung
zu
im entgegengesetzten Falle würde mein Ruf
gelitten haben.
Indem wir hier nur
am
die
häufigsten in
Marokko
vorkommenden Krankheiten vorführen, beginnen wir
am
mit der, welche
lich
verbreite tsten
ist,
so verallgemei-
heute fast keine Familie in Marokko nörd-
nert, dass
vom Atlas
existirt,
welche von dieser Krankheit
unberührt geblieben wäre: Syphilis.
Unter
Syphilis verstehen
Ulcus syphiliticum an wir als
und
ihre
Syphilis
Marokkaner
jene Krankheiten,
universalis,
constitutione!^
vom
welche Syphilis
Producte bezeichnen. Der Marokkaner nennt
diese Krankheit „die .,
alle
die
grosse," Mrd-el-kebir,
oder die
Frauenkrankheit," Mrd-cl-nssauin. Einzelne Formen,
/,.
B. das Ulcus syphiliticum nennt er Grah, ohne aber
diese,
wie andere
syphilitische
Erscheinungen,
z.
B,
137
ßuboaen, Uleerationen im Schlünde, petischer Art,
heiten der
zu
Syphilis
für
rechnet der Marokkaner
Ausschläge her-
tertiären Erscheinungen
um
Mrd-el-kebir.
so
mehr
Krank-
die
Also unseren se-
Harnröhre und Scheide.
cundären und
ebensowenig
halten;
zum Mrd-el-kebir
entspricht das
heraus, als selbst
tritt dies
sondern nur fühlbare Erscheinungen,
niciit sichtbare,
K no eh ensch merzen
die nächtlichen
von
(satar)
dem
Marokkaner zum Mrd-el-kebir gerechnet werden.
Es
der That fast kein
giebt in
Marokko, das
sein
Leben ohne
Individuum
diese
in
Krankheit zu-
brächte. Leo*) schon meint, dass nicht der zehnte Theil
der Einwohner der Berberei dieser
Leo behauptet ferner, nicht in Afrika
Namen
diese
(der
Mauren,
und
die mit
das
Katholische) viele
Gift
um
die
sich,
ehedem
nicht
Juden
dem
steckte
an,
aus
von denselben waren die
wollüstigen
Jüdinnen nach ihrer Ankunft
zu vertraut umgingen, auch
nach so
sei
seihst
fing dort zu der Zeit, als
,,sio
Spanien verjagt hatte, an; angesiech et,
Krankheit
bekannt gewesen,
nach; er sagt:
König Ferdinand
Seuche entgehe.
und
griff
in
Afrika
nach und
dass wohl keine Familie in der Ber-
berei gefunden wird, die das Uebel nicht gehabt hätte,
oder noch hätte. Sie halten es für unleugbar, dass es aus Spanien herkomme, die
spanische *)
und nennen
Krankheit."
mag, ob diese Krankheit
in
es folglicli
auch
Wie dem nun auch sein erst nach der
Marokko
Leo Africanus, üeh ersetz nog von Lorsbach.
138 aus Spanien
Judenvertreibung
schon vorher grassirte, heute
men
Aber
kannt.
statiren das in seinem
Alle, die in
moor
sie
unter
Marokko gewesen
allgemeine Vorkommen. So
Account
disease and
it
that I
varieties,
bekannt wurde, ist
J90:
p.
„they
Lad now spread
am
call
persuaded,
there
be-
sind, con-
sagt Jackson
great
the
it
itself into
many
so
scarcely a
is
Barbary who has not more or
in
oder
dem Na-
Krankheit" in Marokko nicht
„spanische
of the
less
virus in his blood."
Es
giebt
wohl
keine
Form
der
syphilitischen
Krankheit, welche in Marokko unbekannt wäre, und da sie
keine gründlichen Heilverfahren dagegen in
dung bringen, so wird Triben fortgesetzt.
viduum sagen,
forscht
man
aber nach,
mütterlicherseits oder die Krankheit existirte
war oder
Anwen-
dies Uebel erblich durch ganze
Häufig genug hört
man
ein Indi-
„mein Vater war ganz gesund,
ohne Ursache bin ich vom Mrd-el-kebir so erfährt
man
und
befallen," bald,
dass
von grosselterlicher Seite
her
und bei den Eltern nur latent
so schwach auftrat, dass sie nicht beachtet
wurdeAls Mittel gegen den Mrd-el-kebir wenden die
Marokkaner mit bestem Erfolg quellen von Ain-Sidi-Yussuf an.
die
Da
heissen Schwefelich nicht
selbst
jenes hei Fes gelegene, wahrscheinlich das zu den Kö-
merzeiten schon unter
dem Namen Aquae Däcicae
be-
kannte Bad besucht habe, so kann ich weder über die
Digiiizcd &/
Google
1S9 Temperatur noch über
Bestandteile
die
desselben
Nach den Aussagen der Araber
berichten.-
unzweifelhaft Schwefel
Wasser so
dass
heisa,
ist
Badende das
darin
aber
ist
Hauptbe stau dth eil und
das
Bassin,
welches die eigentliche Quelle enthält, nicht betreten
können, dort
das Wasser fast siedend
soll
Badebassins befinden sich
in einiger
nachdem das Wasser auf Umwegen
Abkühlung
eine
Die das Wasser Gebrauch enden baden
erhalten hat. in
Die
sein.
Entfernung davon,
grossen gemeinschaftlichen Bassins, Frauen von den
Männern
getrennt.
Eine Kur
man man
dauert
mit
täglichem
weniger
ist,
als eine
versucht.
so lange
bis
oder die Unwirksamkeit glaubt erprobt ist
dreimonatelange
nichts Seltenes,
Kur
nnd
wird wohl nie
Die Marokkaner trinken das nach faulen
Eiern riechende Wasser nicht.
Man kann
sich denken,
welche Vollheit immer in Ain-Sidi-Yussuf
campiren
wobei
Baden,
stundenlang im Bassin hockt,
oft
geheilt
zu haben. Jahrelanges Baden
alle Leute, für
Badeeinrichtung
ist,
ist
indess
nämlich
gar nicht gesorgt und auf einem wöchentlich Einmal
abgehaltenen Markte ebendaselbst, werden die Lebensmittel
und Vorräthe
wird bei der
Kur
eingekauft.
Eine besondere Diät
nicht beobachtet,
was
bei
der ein-
fachen marokkanischen Kost auch nicht nothwendig
Vom
Gebrauche dieser Bäder habe ich
ist.
die über-
raschendsten Erfolge gesehen, manchmal nach kurzem (d. h.
nach 5
— Gmonatlichem,
täglichem,
meist zwei-
Digitizcd
t>y
Google
140
maligem Baden, wobei
Leute behaupteten, jedesmal
die
zwei Stunden im Bade zugebracht zu haben), manchdies
Bad
specifisches Mittel
und
mal nach längerem Gebrauche. wie
Schwefelbäder kein
alle
kamen
nicht nur
oft
Indess
ist
genug Rückfalle, Wiederausbruch
der Syphilis vor, sondern sehr oft zeigt sich das Bad
Der Marokkaner
vollkommen wirkungslos. lich nie,
wirkt:
dass das
Sidi
Wasser des Bades
Yussuf oder dessen Segen
sagt natür-
Heilung be-
die
bewirken
dio
und
fast
Genesung.
Mercur wird äusserst nur
Apotheken örtliche
des
silber
die
kennt dort, wo europäische
sind, die einfache Mercurialsalbe
Auch Juden
Einreibungen.
in
und macht
den Städten
inneren Landes präpariren und verkaufen Ung.
Am
mercuriale cinerum.
stalt
selten gehraucht,
Man
den Städten.
in
häufigsten wird das Queck-
man
angewandt, indem
in eine stark erhitzte
Qu eck silber dämpfe
es in seiner
Pfanne schüttet und dann
einathmet.
manchmal sowohl von den
giftung.
Jod und
unbekannt. parilla,
die Meisten
Am
Aber wenn auch
ortlichen Einreibungen, wie
von den Inhalationen Besserung
dann aber
wahren Ge-
erfolgt, so unterliegen
den Eolgen der Mercurialver-
seine
Verbindungen sind gänzlich
gebräuchlichsten
nicht nur das Decoct
ist
noch die Sarsa-
der Wurzel,
sondern
auch diese selbst im pulverisirten Zustande wird genossen.
Aber nur Wenige
eine durchgreifende
Kur
in
Marokko
sind
im Stande,
mit diesem für dortige Ver-
)41
hältnisse die
recht
kostspieligen
Portugiesen importiren
,
Medicament,
welches
Man
machen zu können.
hält sodann ausserordentlich viel auf Ortsveränderung,
Diät und Schwitzen,
d.
h.
Orts Veränderung wird nur
insofern gepriesen, als die Leute dabei in heisserc Ge-
genden gehen, meist südlich vom Atlas. erfolgende grössere Transpiration
lung bewirken.
Die dann
manchmal Hei-
soll
Entziehung der Nahrung bringt indess
nach den Aussagen der Marokkaner nur Krankheit herbei.
Jackson
Stillstand der
erzählt, dass zur Zeit, als
er in Agadir war, der dortige Bascha.
Namens Hayane,
seine schwarzen Soldaten dadurch von der Krankheit heilte,
dass er
sie
schwere Lasten bergauf tragen Hess,
welches eine mächtige Schweissbildung hervorbrachte. Innerlich giebt
man an
einigen Orten
auch eine Ab-
kochung der Rinde von Coloquinthen (Cucumis cynthis).
des
Dieses drastische Purgirmittel
dem Körper
Mrd-el-kebir aus
colo-
soll
das Gift
entfernen,
aber nie
habe ich gehört, dass es irgend gewirkt hätte. Ebenfalls giebt
man
diese Decoction gegen blen-
norrhoYsche Affectionen, in der Regel aber werden diese
durch eine Abkochung von Melonenkemen behandelt, welches
unschuldige
Mittel
innerlich
gegeben wird.
Injectionen bei dieser Krankheit werden nie angewandt.
Es braucht kaum gesagt zu werden, dass nebenher Amulette
und
Zauberspruche
hier
Krankheiten in Anwendung sind. mit
wie
bei
allen
Kleine Zettelehen
Koran- oder anderen Sprüchen
werden
in
die
142 Kleidungsstücke oder in kleine lederne Säckchen ge-
näht und diese umgehangen, oder ein solches beschriebenes Papierchen wird
in einer
Tasse mit Wasser ab-
gewaschen und dies dem Patienten zu trinken gegeben, oder
endlich
das
hinabgeschluckt;
haben muss
,
Amulet
selbst
man denke
wird
als
Medicin
welche Wirkung es
sich,
wenn der Kranke einen Koran-Spruch
gegessen hat. Fälle von constitutioneller Syphilis, die ich selbst
behandelte
und Mercur, hatten
mittelst Jodkali
überraschendsten Erfolge.
die
Aeusserlich wandte ich die
Inunctions-Kur, innerlich Jodkali an, mit 0,5 anfangend, bis zu 3 löst,
oder 4 Gr. auf einmal täglich, in Wasser ge-
gegeben.
Aus Mangel an Modicamenten musste
ich indess auch bald zu den Amuletten greifen.
Intermittirende Fieber*)
rungen längs der Flüsse, beständig
in
kommen
in
den Niede-
den sumpfigen Ebenen
und zu jeder Jahreszeit
vor.
Der Marok-
kaner wird ebenso gut davon befallen wie der Europäer,
und das krankhafte Aussehen von Kindern und Frauen der
ßharb-Provinzen
deuten
genug
an,
hauptsächlich dieser Krankheit unterliegen. liegt darin,
dass der
Mann durch
dass
ist
diese
Der Grund
häufigen Ortswechsel
seine Gesundheit leichter wieder herstellen kann.
Meist
das Fieber das gewöhnliche, alle 48 Stunden auf-
tretende, sehr häufig beobachtet
*) Fieber: el
Homma.
man auch
Febr. quar-
143
und
tanac,
die
damit Behafteten werden
fast nie wieder los.
Man
ihr Fieber
kennt in Marokko den Segen
des Chinin nicht, das erste Mittel, zu
dem man
(ausser den Amuletten und Zaubersprüchen), starke Purganz,
die aber natürlich
greift
ist
eine
keine Heilung be-
In den marokkanischen Städten, namentlich in
wirkt.
den Hafenstädten, hat man trotz des
in letzterer Zeit
angefangen
hohen Preises Chinin zu kaufen.
"Weit verbreitet sind Leberleiden
und Gelbsucht*),
gegen welche man das Kraut des Kümmel (C um in um
cyminum
L.) anwendet, arabisch Schenissuria genannt;
gerühmtes Mittel wird dagegen auch Schill (Art.
als
odorif.)
genommen. Häufige Magenbeschwerden, Folgen
grosser Unmässigkeiten, die namentlich nach den Festlichkeiten beobachtet werden,
und
alle die
Krankheiten,
wie Rheumatismus, Gicht, Kopfschmerz **), halbseitiger
Kopfschmerz, der
oft
beobachtet wird,
alle
Arten von
Entzündungen, versucht man durch äusserliches Bestreichen mit heissem Eisen zu heilen.
Ruhr, Dysenterie wendet man
fall,
Gegen Durch-
Gummi
arabicum,
gegessen,
dann eine Pflanze „Kebbar"
(Capparis spinosa) an,
deren Holz gestampft und ab-
in
Substanz
gekocht wird, endlich auch rohes Opium.
Es *)
**)
unglaublich,
ist
Gelbsucht, Bu-Sfor,
d.
wie besondere Freunde
b.
die
wörtlich: Vater des Gelben.
Alle diese Krankheiten, welche bei uns mit Schmerz endigen
(arabisch udja),
schmera udja
drückt der Marokkaner ebenso aus,
z.
B. Kopf-
el ras u. b. w.
Dipzed
by
Google
144
Marokkaner von der Feuerkur, überhaupt von allen In Fes giebt
recht schmerzhaften Heilverfahren sind. es sie
sieht
auf der Hauptstraase, welche Neu-Fes mit Alt-Fes auf
verbindet, sie
Man
daher auch eigene Special-Feuerarzte.
dem Boden
hocken.
Vor
sich
haben
einen kleinen eisernen Topf mit einem Rost darin,
ivorauf sich ein gut unterhaltenes Kohlenfeuer befindet.
Nebenan liegt
steht ein
Körbchen mit Hobkohlen, daneben
auch ein Ziegenschlauch, der zum Anblasen dient.
Ein Kranker erscheint, er hat Nachts ohne Zelt zubringen
müssen,
es
hat geregnet,
und Folge davon
Er prä-
war, dass er sich einen Hexenschuss geholt. sentirt sich
beim berühmten Feuerdoctor Si-Edris,
so berühmter, da er lesen kann, Thaleb
ist:
um
ein dicker
neben ihm liegender Foliant, einziges Buch, das er besitzt,
bezeugt
es.
Trotzdem Doctor Si-Edris nur
das eine Buch besitzt, hat er
Jahre
alt ist,
obschon er sechzig
noch nicht ganz durchgelesen.
so schwer zu verstehen? seine Gründe,
es,
Keineswegs!
erstens hat Doctor Edris
keineswegs zu einer grossen Fertigkeit verfährt dabei
so rasch
Ist es
Aber das hat es
im Lesen
gebracht, er
wie bei uns ein sechs- oder
siebenjähriges Kind, sodann ist der Inhalt des Buches,
wenn auch
für
den Mohammedaner
sein-
gewichtig und
zu wissen nothwendig, doch äusserst langweilig.
Das
Buch
An-
enthält nämlich von hinten bis vorn nichts
deres als die Phrase:
„Lah
illaha
ü Allah
Mohammed
145 resul ul Lali",
Mohammed
„es giebt nur einen Gott und
oder:
Gesandter"*).
ist sein
Mittlerweile hat unser Specialarzt mehrere Eisen-
Fuss lang und mit sonderbaren Knöpfen,
stäbe, zwei
Haken und anderen Formen am heisszu machenden Ende versehen, in das vor ihm stehende Feuer geschoben. Mit dem Schlauche facht er die Gluth besser an, endlich
ist
das Eisen weiss.
Der Kranke hat
unterdessen auf den Bauch gelegt, stücke in die
Höhe
bilden blick
einen dichten ist
sich
seine Kleidungs-
schiebend, und die Vorbeigehend eu,
welche sehen, dass einer „das Feuer bekommen"
soll,
Der wichtige Augen-
Haufen.
da, der Doctor ergreift ein Eisen und mit
dem Ausrufe „Bi ism Allah" macht er bedächtig mit demselben auf dem Rücken und der Kreuzgegend einige Striche, es zischt
von verbrannter Haut Nase.
Der Patient
8i-Edris
mit
und zieht
ein
unangenehmer Geruch
den Umstehenden in die
zeigt bei dieser Operation, welche
wundervoller
Langsamkeit
vornimmt,
weil er glaubt zu grosse Eile schade seinem Ausehen,
Ausdauer
und Standhaftigkeit, er
die
grösste
die
Zähne zusammen und
beisst
allein die stark ausbrechen-
den Schweisstropfen verrathen seinen Schmerz.
Wie Zeit
eine
*)
vernichtet bleibt er nach beendeter Operation
lang
auf
dem Boden
liegen,
aber
Als die Spanier die Stadt Tetuan einnahmen,
Buch in die Hand, welches ion Anfang Worte „Gottlob", „Hamd-al-Lahi" enthielt. ein
Rohlfe.
bis
fiel
keine
ihnen
Ende nur 10
die
14Ö
Ohr der Umstehenden,
Klage berührt das
die
den
Rosenkranz durch die Finger laufen lassen und mit
Mohammed
den Lippen Gott und
Der
geschieht?
Aber was
preisen.
der wohlhabend sein
Patient,
dreht seinen Kopf: „Si-Edris, Si-Edris," ruft
„Malk, was
berühmten Feuer!
—"
willst
du?"
Arztes.
—
„Mlech
attini
ist
haki,
-
en
noch
nar,
-
gieb
gut,
er.
—
Antwort des
kurze
die
„Masal
muss,
ein
mir mein
Honorar",*) erwiedert der Doctor. Unter Seufzen und
Aeehzen holt der Kranke aus irgend einer Falte eine3 Kleides
eine
Mosona (ungefähr einen
dem Doctor und
schen), reicht sie
die
grosser lässt
viertel
Gro-
Feuerkur beginnt
aufs Neue. Si-Edris lässt sich wie alle
Aerzte immer im Voraus
marokkanischen
Honorar zahlen;
sein
sein
Ruf hat ihn übrigens übcrmüthig gemacht,
nicht mit sich
dingen.
Während
Aerzte und auch die Feuerdoctoren
handeln lassen,
thut dies
Si-Edris
festen Preise: für ein einmaliges
zu nehmen,
ist
,
nicht,
sich
erfreut, liegt
er
anderen
von
sich
dem
Feuer eine Mosona
er seit Jahren nicht
Der grosse Ruf, dessen Marokko das Feuer
alle
immer mit
herabgekommen. als
Heilmittel
in
eben darin, dass
in
vielen Fällen recht gute Erfolge erzielt werden.
Aber welche Revolution brachte Aerzte, als sich auf ein ich habe „en-nar-bird"
ich
Mal das Gerücht
unter
Fes'
verbreitete,
kaltes Feuer und der Segen
des kalten Feuers sei bedeutend grösser. Ich fürchtete, *) Wörtlich: gieb
mir mein Recht.
147 da alle Patienten zu mir kamen,
Feuer*) brennen
um
sich mit
kaltem
zu lassen, dass meine Collegen irgend
etwas gegen mich unternehmen würden, und obschon ich vor,
noch Vorrath von Höllenstein das kalte Feuer
da an
Kranke,
alle
sei
die
gab
hatte,
ich
zu Ende, und schickte von
brennen lassen wollten,
sich
zu meinen würdigen Collegen.
Ebenso
erzielte ich später mit
wenn
pflaster
Renommö.
nicht
Erfolge,
Der Marokkaner
spanischem Fliegen-
doch das
so liebt
es
sich
grösste
selbst
zu
quälen mit starken Mitteln, und wenn ein Zugpflaster
nach vierundzwanz igst findigem Liegen auf dem Rücken, auf
dem Bauche
Kopf ganz
den
trägt
oder auf
dem Kopfe glatt
(der Marokkaner
machtige
eine
rasirt)
mit Wasser gefüllte Blase bildete, war er zufrieden,
ob er geheilt
einerlei
genug,
obschon
war oder
überall
in
Fliege **) käuflich zu haben die
ist,
nur dazu Begierden
dient
spanische
die
so kennt der
guten medicinischen Eigenschaften
Sie
Merkwürdig
nicht.
Marokko
Marokkaner
derselben nicht.
anzustacheln,
indem
Cantharidenpulver mit anderen Gewürzen und Haschisch
durch Honig oder Zucker zu einer Paste verbunden wird,
Madjun genannt, welche
Impotenz einnehmen oder auch erhöhen.
*)
Es
Lapis
**) In
ist
wohl kaum
sie
um
nö'tliig
angeblich die
gegen
Potenz zu
zu sagen, welch'
infernalis.
den sumpfigen Niederungen von L'Areisch
kommt
spanische FÜcge häufig vor.
10'
die
148 entsetzliche
Folgen
oft aus
dem Genuss
Madjun
dieses
entspringen.
Lungenkrankheiten, namentlich Tuberculose sind in
Marokko
dieser
man
ganz unbekannt, leichtere Affectionen
fast
Art werden nur durch Amulette geheilt,
lässt die
wo
ist
noch Wassersucht
Vorkommnissen.
verschiedenen liegt
wohl zum Theil
in
Die
in
Ursache
der mangelhaften Kleidung,
bei plötzlich eintretender Kälte oder schnell wechseln-
der
Witterung,
die
Hautausdünstungen
regelrecht vor sich gehen können
des Scliweisses stattfindet. gilt
d. h.
Natur walten.
Ein aHgümeiues Uebel ihren
dazu
namentlich
heissen
Bäder
Syphilitische
mehr
nicht
und Unterdrückung
Zum
Theil
ist,
und
dies
von den Städtern, durch die vielen
die
Haut
Einflüsse
äusserst empfindlich
mögen
zur
geworden.
Häufigkeit
der
Hydropsie auch noch mit beitragen. Viele Eingeborene schreiben
auch
einer
bestimmten
deren Trinkwasser die Ursache zu
;
Oertltchkeit
so steht das
und
Trink-
wasser von Tanger im Rufe, Wassersucht zu erzeugen,
ob mit Kecht, lasse ich dahin gestellt sein.
genug wendet man indess allein
können.
wenig
in diesem Falle
ohne
Ebenso-
Paracentese bekannt.
Eine Abzapfung, die ich
Frau mit
Vernünftig
Purgantien an,
mit diesen eine Heilung herbeiführen zu
Diuretica sind nicht gebräuchlich.
ist die
in Tafilet bei einer
einer gewöhnlichen Schusterahle
alten
und eigends
dazu angefertigten Cannule aus Blech machte, hatte
Digitized
bjr
Google
149 den besten Erfolg: mehrere Mosi'liee-Kimcr
wurden abgezapft, und
Kliissi.n'keil
ich galt als der erste Arzt der
Welt. Als ich ein Jahr später den Ort wieder besuchte, hatte indess eine neue
Da
getödtet. für
die
Wasseransammlung
Einwohner
den augenblicklichen, für
aber nur
die
Frau
Gedächtaiss
überraschenden Erfolg
sie
bewahrt zu haben schienen, so war ich dort nach wie vor
als
wahrer Wunderdoctor von Kranken
ein
Art überlaufen,
dem
Marokko
die
Pest,
genug
in
durch
die Mekka-Pilger,
mit
aller
so dass ich wirklich froh war, als ich
Orte für immer Lebewohl sagen konnte.
Die levantische
in
früherer
Zeit
oft
auftrat, wahrscheinlich eingeschleppt
und welche der Marokkaner
dem bezeichnenden Worte
ist befallen",
oder
„davon betroffen" „medrub" ausdrückt, scheint
jetzt
seit
Langem
Die
letzte
nicht
„er
mehr beobachtet worden zu
sein.
bedeutende durchs ganze Land verbreitete
Pest war im Jahre 1799, im April dieses Jahres starben
daran derart
65000
Leute in Fes und die Krankheit
zuerst
gewüthet haben, (?)
dass allein in
Wenn
aber eine solche Seuche
erniedrigt sich der dünkelhafte
Mohammedaner
dass er demüthig den „Rabiner"
bittet, in
der
Juden
Krankheit
öffentliche
abzuhalten,
Gebete
und
Mohammedaner und Juden die Heiligen
um
darf,
auftritt,
soweit,
den Medressen
zum Aufhören
der
gemeinsam durchziehen
die Strassen,
Schonung zu
soll
dieser Stadt
Menschen, wenn man Jackson trauen
gestorben sind.
bitten.
um
Gott und
Der Jude muss
150 hinterher
erinnert
sich,
dass er sich
so weit er-
Juden gemeinschaftliche Sache gemacht
niedrigte, mit
zu haben, und wehe
Mohammedaner
man
Mo-
büssen, der glaub ens stolze
allerdings
hammedaner
dem Juden,
wagt.
der
dann unter
sicli
Gebrauch,
Mittel sind keine in
kennt nur das resignirte Sich dr eingeben.
kommt Typhus
Merkwürdigerweise
nur
selten
und an bestimmte Oertlichkeiten gebunden, Hundswuth Typhus, Ruhr, Dysenterien, die der
aber nie vor.
Marokkaner kaum von einander unterscheidet, werden stets
mit
Olivenöl,
getrunken, behandelt.
innerlich
Fehlt das Oel, so wird es durch ungesalzene flüssige
Man
Butter ersetzt.
zusinken
zwingt den Kranken, Oel hinab-
zu zwei Flaschen des Tags.
bis
AVirklich
habe ich nach diesem Mittel manchmal Heilung
wage aber
treten sehen;
nicht
zu sagen,
ob
ein-
die
es
Natur oder das Oel waren, welche Heilung bewerkstelligt hatten,
Dass
die
Hundswuth
bei
noch nie beobachtet worden,
den Hunden
ist
dass rohes Fleisch fressende
in
Marokko
wieder eine Bestätigung,
Hunde
nicht spontan von
dieser Krankheit befallen werden.
In neuerer Zeit
ist
mehrfach Cholera in Marokko
beobachtet worden, so noch im Jahre 1860, in verschiedenen Städten des forderte.
Der Marokkaner
diese Krankheit
vom medrub
hat
keinen
und man sagte mir,
(Pest).
wo
sie
Innern zahlreiche Opfer
Man begnügt
Namen
für
eine
Art
es sei
sich damit, sobald
Digiiizcd
b/Coogl
151
man von der Krankheit
Gemüths-
und
Marokko
selten
Gebäude,
um
Fälle
ist,
7.11
Geisteskrankheiten
vor:
sagen: „Gott
als
solche
h.
werden,
lüsst
Heilige verehrt.
welche
,
ihre
Gebäude
Haue
ist
in
mir ein Leichte
man frei umherlaufen, Und die Tobsüchtigen,
Mitmenschen schädigen,
Nähe der Hauptstadt
Fes eingesperrt, von einer
in
medicinischen Behandlung das
ist
aufzunehmen.
Tobsüchtige
sind sie in oder in der
ein eigenes
kommen
im ganzen Lande
von Gern üthsk ranken
werden
sie
d,
in
befallen
der Grösste" oder „es stand geschrieben".
ist
ist
aber nicht
Rede;
die
weiter nichts als ein Gefängniss für jene
Unglücklichen.
Die durchnarbteu Gesichter der Marokkaner geben
hinlänglich
Lande zu Zeiten
allein
mächtig in diesem
Zengniss, wie
die Blattern (Djidri genannt) herrschen.
Für diese hat man nur Aimdette
in
Gebrauch.
Prophylaktisch übrigens kennen die Marokkaner die
Kuhpockenimpfung, welche Heilart, wie
kaner
behaupten,
ihre
arabischen
die
Marok-
Vorfahren
schon
von ihrer Heimathsinsel mit hergebracht haben. Vaccination wird leider in
mässig vorgenommen, der sehr sein,
Fatalist,
als
dass er,
ohne dazu gezwungen zu
aus freiem Antriebe, zu einem solchen Schutz-
mittel greifen sollte.
man
Die
Marokko gar nicht regelMohammedaner ist viel zu
vaccinirt,
In den arabischen Triben,
wo
wird folgendes Verfahren angewandt:
Mit einer geschärften Kante eines Feuersteins werden
die
Zwischenräume der Finger gewöhnlich nimmt
geritzt,
weil die linke an
Lymphe wird hat Acht, der
und
an deren
man nur
Die
Kuh genommen, und man
wohl einzureiben.
dieselbe
Wurzeln
rechte Hand,
die
für sich als unrein gilt.
direct von der
TJ ebertragen
Lymphe von dem Menschen auf den Menschen man nicht.
kennt
Wie
in früheren
Jahren
und zwar bedeutend
unter
orientalis,
Tlieilen
von Marokko
man
Städten
Leuten
in Fes,
mit
fast
in
nicht zu behaupten.
überdies
nicht
Marokko
in
den nördlichen
gar nicht vor.
Allerdings
Mikenes und anderen nördlichen
ob
Elephantiasis;
Krankheit immer Folge des Aussatzes
leben
auch
so
auftrat,
bekannt
dem Namen Djidam, kommt
begegnet
Marokko
die Pest öfter in
allgemeiner
Lepra
der Aussatz.
aber
diese
wage
ist,
ich
Die mit Elephantiasis Behafteten abgesondert
von der
übrigen
Menschheit, sondern verheirathen sich mit Gesunden. Meistens aber wird dann beobachtet,
Kindern einer solchen Ehe, eines angeborene Elephantiasis
dass
oder
von
das
den
andere
besitzt.
Die Leprösen dürfen aber nur unter sich heirathen, sie
dürfen keine Stadt bewohnen, sondern müssen sich
immer im Freien
*)
sätzige
Bei der Stadt Marokko
und die
Da Niemand
aufhalten*).
ihnen kaufen würde', treiben
Insassen dieses
sie
ist
kein
etwas von
Handwerk oder
ein eigenes
Dorf für Aus-
Dorfen heirathen
freilieh
nur
153
Gewerbe,
Man
sie
findet
„Medjdum", ein
leben von den Almosen ihrer Mitmenschen.
oder
einzeln
sie
Weitem
schon von
rufen sie
d. h. ein
Familien am Woge, dem Vorbeikommenden
in
mit Aussatz Behafteter, zu, stellen
Tellerchen an den
Weg
und das Almosen
oder in Lebensmitteln wird hinein geworfen. grössere
aussätzige Familien besitzen sogar
in
Geld
Einzelne
Heerden
und ackern.
Was
das Aeussere dieser ausgestossenen Menschen so zeigen sie
anbetrifft,
Korper
die
manchmal über den ganzen
widerlichsten
fehlen einige Partien,
die
Flecke,
weissen
anderen
Nase, die Ohren, Augen,
noch andere zeigen Jauchen absondernde Wunden, von wulstiger und verdickter Haut umgeben.
und hart anzufühlende Beulen bedecken Körper.
dem
Oft aber
ist bei
nichts zu sehen,
kommen
oft
Krusten
den ganzen
einem Aussätzigen von
man bemerkt
angegebenen Erscheinungen,
er
hat
alle
keine einzige der äusserlich
voll-
das Aussehen eines gesunden Menschen.
Nach der Meinung
der
der Genuas des Arganöls (Oel
Marokkaner verursacht
vom Baume
des Elaeo-
dendron Argan, der auf den westlichen Abhängen des grossen Atlas wächst) diese Krankheit oder begünstigt dieselbe.
bestätigen.
Ob
dies der Fall ist,
Die
in
Mogador und
unter rieh, im Verkehr haben mit den übrigen Bewohnern,
sie
wage
ich nicht zu
Asfi lebenden
Eu-
übrigens die gröeste Freiheit
154 ropäer haben nichts von einer solchen
und was dagegen
Ools gemerkt; in
Wirkung
dieses
spricht, ist das, dass
Abda und Schiadma, wo doch hauptArganbaum wächst, gar keine Lepröse
der Provinz
sächlich der anzutreffen
sind,
ebenfalls der
während andererseits
Argan vorkommt, Auffallend
anzutreffen sind. als
Haha, wo
in
die meisten
dass
ist,
Aussätzigen
die
Kranken
Linderung ihrer Schmerzen innerlich einen Absud
der Arganblätter nehmen, und offene
Winnen
zoi'S^ini]ifte
auch
äusserlich
Arganblätter legen.
auf
Ein
Teig aus Henne- Blättern *) mit Erde gemischt wird zu Verband
ebenfalls
bei
den
offenen
Geschwüren
gebraucht.
Krätze .
bei
dem
kommt
überall vor, aber weniger, als
entsetzlichen Schmutze, au
dem
man
diese Völker
Aus Krätze wird nicht sollte. Wesen gemacht, und Heilung wird erzielt durch
Gefallen finden, denken viel
kräftige
Einreibung
von
brauner
Schmierseife
und
Sand; Schnüersoife wird überall in Marokko fabricirt, zu halben Theilen von beiden eingerieben, habe ich selbst Heilung bei verschiedenen Fällen erfolgen sehen.
Eine ungleich widerlichere Krankheit und äusserst Meistens sind die Knaben verbreitet ist der Kopfgrind.
zwanzig Jahren verliert damit behaftet, im Alter von Tinea in Marokko Folge er sich von selbst. Ob die des
RWns *)
ist
Qeätsc
Lawaonia inermis, L.
männliche Marokkaner trägt
1&&
Kopf von frühester Jugend
den
an,
rasirt),
Der Heiz, der dadurch
anzunehmen. ganz jungen
wohl
ist
bei
entstellt
Kindern, monatlich und noch Öfter mit
Messer
halbscharfem
die
Haare
über
dicht
der
Wurzel zu entfernen, oft abzureissen, kann wohl VerBei den
anlassung ku einer solchen Krankheit geben.
man Grind
selten.
Mau
braucht gegen diese Krankheit gar nichts, und
sie ist
Mädchen
beobachtet
so allgemein,
sehr
dass Niemand in der Gesellschaft eines
Nach dem
Grindigen Abscheu oder Ekel empfindet. zwanzigsten Jahre sind die Meisten der
Mühe,
ihren
Kopf zu rasiren, überhoben, da die Krankheit im Kindesalter sie ihrer sämmtbchen Haare beraubt hat.
Von
kommen nur Kopf- und
Parasiten
Kleider-
vor, beide haften an jeder Frau, während die
läuse
männliche Bevölkerung nur den Pedicidus vestimenti*) cultivirt,
da
trägt, hat
auch Kopfläuse. Der Pedic. pubis
anzutreffen,
weü
weibliche
die
der Regel kein Kopihaar bat, die-
sie in
männliche Jugend indess, welche einen Zopf
jenige
sich Alle, sowohl
Körpers, wo derselbe vorzukommen
ist
nirgends
die männliche als
Bevölkerung, diejenigen
Partien
pflegt,
des
rasirt er-
halten.
Wuimkraukheiten sind
Lande. förderlich *)
Arten.
Obschon
die
selbstverständlich auch
im
Lebensweise und Nahrung sehr
für diese Entozocn
Von dem Pedic
sein
muss,
vestimenti existiren in
hört
man
Marokko mehrere
156 Spul- und Madenwärmer,
selten darüber klagen.
doch
Erscheinung,
eine häufige
werden behandelt
durch
Abkochung von Sater (Thymian*) und Kelil
eine
marin**),
(Ros-
denen noch andere starkduftende Kräuter
zugesetzt werden.
Aber auch durch eine Decoction
der Wurzel der Rtemwurzel (Genista Saharae).
Ge-
nannte beide bilden indess Hauptbestandteile. Taenia Solium, der auch vorkommt, wird (nach den Aussagen
der marokkanischen Collegen) erfolgreich derart
man
handelt, dass
rauscht
ist,
be-
zuerst eine Portion Haschisch (Can-
wenn der "Wurm
nabis ind.) geniesst und später,
be-
ihn durch irgend ein Purgirraittel abtreibt.
Als Dose wurde angegeben ein Esslöffel voll pulveri-
und gedorrten Haschichkrantes ***), und
sirten
haben
führ nngsmittel
sie
eine
als
Ab-
Zusammensetzung
aus
Sennesblättern (wächst wild im südlichen Marokko),
Schwefel und Aloes, welches innerlich gegeben wird. Der Guineawurm kommt äusserst selten vor, und dann nur von Schwarzen aus dem Süden eingeschleppt. Die
Behandlung desselben, sowie in
sie
von den Schwarzen
Centraiafrika, praeticirt wird, ist in
Marokko nicht
bekannt.
Nicht nur der ungeheure Schmutz, in dem sich alle
nordafrikanischen Völker gefallen,
Oertlichkeiten
*)
Thymus
•*)
•**)
und
Klima
haben
hyrtua, Willä.
EosmarinuB
offic.
Allerdings eine starke Dosis.
sondern
auch
Augenkrankheiten
157 von je her
Marokko
in
man
bis
in
von Augenleiden
aller
Art
dass ein Individuum mit beiden gesunden
afficirt findet,
Ausnahmen
Augen schon zu auch
mehr
je
häufiger werden
den Oasen der grossen Sahara
Bevölkerung derart
die
Und
begünstigt.
man nach dem Süden kommt, desto dieselben,
Wie der Staub Samum auf-
gehört.
mag, ob ihn der Gebli oder
sein
im Norden mehr mit animalischen oder
wirbelt, ob er
vegetabilischen Atomen, im Süden des Atlas mit anor-
ganischen, mikroskopisch kleinen Theilen geschwängert ist,
er gleich schädlich auf die Augen.
immer wirkt
Es
hat dies zur Folge, dass Hornhautkrankheiten
Erscheinungen
alltagliche
Chronische Hornhaut-
sind.
Bu
entzündung nennt der Marokkaner
den Vater des
Manchmal
Schleiers.
Tillis,
d.
h.
heilen sie der-
im Entstehen dadurch, dass
artige Fälle
sie
Feuer im
Nacken, an den Schläfen, hinter den Ohren örtlich Meist aber enden
anwenden.
und
in
alle
Augenkrankheiten
und Wasser
Citronensaft
mit Erblinden.
gemischt
Augen getröpfelt, wird häufig genug anAuch Antimon (Kohöl) ist in vielen Gegenden
die
gewandt.
Gebrauch;
es
wird
dies
im Atlas gefundene
Metall,
dessen sich alle Frauen nicht nur Marokko's, sondern
ganz Nordafrika's das
als
Schönheitsmittel bedienen, und
auch unsere Theaterdamen
Augen zu erhöhen, anwenden,
Man eines
bestreicht feineu
mit Kohöl
Holzspatels
oit
die
und
,
um
den Glanz der
mit Erfolg gebraucht. Augenlider,
unzweifelhaft
mittelst
hat dies
158 Präservativeigenschafton
gute
Mittel
deshalb
dort
herr-
auch vielfach von den Männern gebraucht.
Die Wirksamkeit mittel
bei
Als Arzneimittel wird es
schenden Augenkrankheiten.
erhellt
des
schon
Spiesglanzes dass
daraus,
Männer von Augenkrankheiten
Präservativ-
als
weitem mehr
bei
betroffen
werden
als
Frauen. Als äusserstos Mittel gegen Augenkrankheiten*) führe ich noch an, dass Pfeffer in die
Von
in einigen
Augen geblasen
Orten pulverisirter
wird.
inneren Mitteln gegen Augenkrankheiten
natürlich keine
Spur vorhanden,
als ich
einige
ist
Male
versuchte durch Calomel, innerlich gegeben, oder durch
Purgantien
Ableitungen
herbeizuführen,
wurde
mir
ernstlich gesagt, mit solchen Mitteln aufzuhören: „nicht
der
Bauch
sondern die Augen".
sei erkrankt,
Schwarzer und grauer Staar
sind
unter
einer
Bevölkerung, bei der fast jedes Individuum augenkrank ist,
in
Seltenes,
m'chts
Marokko
und merkwürdig genug, giebt
es
einige Familien, die sich (bniiit beschäftigen.
Staaroperationen und zwar mit Erfolg auszuüben. Diese
grossen
Familien sind vorzugsweise auf dem ansässig,
die
den
Fähigkeit
vom Vater auf den Sohn jenem
in die
Lehre geht.
Staar über,
zu
der
Atlas
stechen geht natürlich
bei
Die beiden Doctoren-Staar-
*) Ich bediene mich dieses allgemeinen Ausdrucks, da der Marokkaner mebt unterscheidet, ob die Hornhaut, die Lider,
der Augapfel, die Liderhaut
etc.
erkrankt
Augenkrankheit, Mrd-el-aiun, nennt.
ist,
sondern alles dies
159 steclier,
die
ich
kenne»
lernte,
waren Berber ihrer
Abkunft nach. Ohne sich mit anderen Krankheiten zu beschäftigen, verschmähten sie es sogar, andere
krankheiten
Geschäfte und ärzte
man würde
sie wirklich als
haben hinstellen können, wenn
gute Special-
sie die Fälligkeit
gehabt hätten, irgend wie eine Diagnose zu geschweige von einer Prognose
kam
Augen-
Staarerblindungen in Behandlung zu
als
Sie machten für dortige Verhältiiisse gute
nehmen.
zu reden.
stellen,
Aber da
es oft genug vor, dass irgend eine andere Krankheit
der inneren Theile des Auges, wohl gar Gutta serena mit
Gutta opaca verwechselt wurde.
selbst der so
kann
Da
ich nicht
Operation eines Staares beigewohnt habe,
ich
nur anführen, dass mittelst eines
glatt-
geschliffenen nadeiförmigen Instruments der Einstich,
nach Aussage der Staardoctorcn, seitwärts gemacht wird, dass
nach der Beschreibung sodann die Linse
zerstückelt wird,
um
spitter resorbirt zu
werden.
Eine
Extraetion oder Depression der Linse war offenbar diesen Leuten nicht bekannt.
Sehen
wir,
ankommt, wie
wenn bei
es auf eine chirurgische Operation
der Staarstechung, die Heilkunde
auf einer bedeutend höheren Stufe Krankheiten, so
auch der
Fall.
ist
Es
als
bei
inneren
das im Allgemeinen in der Chirurgie ist dies
auch ganz natürlich.
Bei
Verwundungen, bei äusseren Verletzungen kennt auch der gewöhnliche Mensch gemeiniglich die Ursache, er kann
es
dann bedeutend
leichter unternehmen, eine
160
Und
Heilung zu versuchen. civilisirten
findet
man, dass
Stufe steht
als die
un-
in der Cultur vorgeschrittenen
Chirurgie
die
auf
höheren
einer
Heilkunde innerer Krankheiten.
Reine Hiebwunden, geübte
nicht nur in ganz
Ländern, oder in halb ci vilisir ton wie Marokko,
auch in den am weitesten
Faustrecht so
die
durch
häufig
unter
das
fast
überall
den Bewohnern
Marokko's vorkommen, werden entweder mit einem
Teig verbunden, der aus Henne (Lawsonia inermis) und Chobis (Malva parviflora) geknetet wird, oder man verbindet die Wunden mit geschmolzener salzloser Butter, in welche vorher, sobald die Butter siedend ist,
ein
Säckcheu mit Schih (Artemisia
taucht worden
ist.
Hierdurch
odorif.)
bekommt
die
ge-
Butter
einen starken aromatischen Gehalt, nimmt einen fast
Kölnischem Wasser gleichenden Geruch Belbst
vom
nicht
übelstriechenden
an,
der später
Eiter
verdrängt
Wunden auf diese Art behandelt, nehmen fast immer einen guten Verlauf. In vielen Gegenden verman die Wunden mit Rinderkoth, namentlich wird.
bindet
nomadisirende Stämme glauben an die Heilkraft der verdauten Kräuter.
Verwundungen, welche einerlei
ob
sie
Ist
eine
Knochen
die
verletzen,
durch Kugeln oder Hiebwunden her-
rühren, werden auf gleiche
vollkommene
Art
rationell
behandelt.
Knochenzersclimetterung
vor-
handen, so wird ein fester Verband angelegt, die
Heilung
der
zerschmetterten
Knochen
um
mittels
Digitizcd
t>y
Google
161 Callasbildung
um
nicht
Man kümmert
herbeizufuhren.
Herausziehen
Kugelstücken*),
so
Verband angelegt.
der
sich
Knochensplitter
möglich
wie
schnell
oder
wird
der
Eine aus Ziegen- oder Schafleder
bestehende Binde, die ihren Halt durch kleine Rohrstäbchen,
hincingenäht
die
werden,
bekommt, wird
um
die verletzten Theile gelegt und das
mit
Thon
Ein solcher Verband
umkleistert.
den Regeln der dortigen bleiben.
Das
Ganze dann
Chirurgie
nach
soll
Tage liegen
28
Verbände
einzige Misslingen bei diesem
hegt darin, dass nicht gehörig für Eiterabfluss gesorgt
und dadurch
wird,
für
den Patienten
oft missliche
Zustande eintreten.
Frncturen werden ebenfalls durch festen Verband geheilt, ohne* dass
man
aber vorher einrichtet. Natürlich
Heilungen
werden dabei
meist
oftmals
mau Röhrenknochen
sieht
schiefe
die
und
erzielt,
Weichtheile
durchbohren, und es entstehen dann für immer offene
Wunden. Nie fällt es Der Marokkaner hält die
Gerechtigkeit
werden
um
die
abgehauenen
fehlen
stillen.
kennt man nicht, so
*)
Man
Roblfe.
dass
Hände
weil sie
könnten,
in siedende Butter oder
Blutung zu
Die durch
für sündhaft.
sorgfältig vergraben,
erstehungstage
werden
wie zu amputiren.
ein irgend
das
und
oder
sonst die
Füsso
am
Auf-
Stümpfe
kochendes Oel getaucht,
Verrenkungen einrichten gewöhnliche Folge
ladet meistens mit zerhacktem Blei. 11
eine
162
schmerzhafte Entzündung mit oft bösem Ausgang Natürlich
bei schwersten
ist selbst
ist.
Verwundungen von
einer inneren Behandlung nie die Rede, aber Amulette,
Zaubersprüche
u.
dergl.
m. sied auch hier
an
der
Tagesordnung.
Was
die Geburtshülfe anbetrifft, so
ist es
schwer
darüber nur das Geringste anzugeben, da nur Frauen Die
Wendung
als
Beistand geduldet werden.
die
Zange sind unbekannt, einzelne Praktiken, die mir
sowie
erzähit wurden, sind zu abgeschmackt, als dass ich sie hier wiedergeben sollte.
Nur
so viel
kann ich bezeugen,
in einer kleinen
Oase
der Wüste, Nachts mit einem Kinde niederkam
und
am andern Morgen
Be-
dass
einst
meine Hauswirthin
trotzdem
schäftigung verrichtete.
ihre
gewöhnliche
6.
3ta Sraana.
Wefan
giebt Bücher genug, die über
und keine Geographie unterliisst es,
irgend
Marokko handeln,
älteren oder neueren Ursprungs ein
Reiche zu
Capitel diesem
widmen; aber wie Afrika im Allgemeinen noch heute ein
Terra incognita
für uns
ist,
so ist
von
all
den
Staaten, welche an den Küsten liegen, namentlich an
den Küsten des Mittelmeers, kein Land bekannt wie Marokko und von allen Städten ist
Uesan
dass
ein
so in
wenig
Marokko
die unbekannteste.
So sehen wir denn auch,
Hemsö,
Richardson
Ali
Bey,
und
Eenou
nur ganz oberflächlich des Ortes Uesan im Vorüber-
gehen erwähnen. Ali
Bey
verlegt
Uesan auf den 24° 42
und 7° 55' 10" L. von gelten lässt, glaubt aber
geben zu müssen. auf Petermanns
Paris,
Uesan
29" N. Br.
'
Renou, der die
die Breite
Länge von
7° 58'
Dieselbe Position finden wir auch trefflichen
Karten
von
Marokko*).
Bis genauere Messungen an Ort und Stelle angestellt
•)
Mittheilungen, Jahrg. 18G5.
164 sind,
können wir uns auch einstweilen recht gut daran Die Stadt TJesan
halten.
dem
Meeresspiegel,
etwa 900 Fuss über
liegt
erfreut
sich
unter
also
diesen
Breiten eines äusserst günstigen Klimas.
Lage noch dadurch, dass
Yortheilhafter wird die die Stadt
am Fusse
des mächtigen und zweigipfligen
Berges Bu-Hellöl aufgebaut dessen ganze Gipfel
zum
Nordseite
von
Dieser herrliche Berg, Stadt an bis zum zum Theil mit immer-
der
Theil mit Oliven,
grünen Eichen
wirksam
ist.
und Wachholder bewaldet
die heissen
Südwinde
ab,
ist,
hält
während er zugleich
den regentragenden Nord- und Nord Westwinden einen
Damm
entgegensetzt.
Der ganze Gebirgscomplex, der herumzieht, steht im innigen
man
um
TJesan
Zusammenhange mit dem
sogenannten kleinen Atlas. Ersteigt so sieht
sich
man den
Bu-Hellöl,
über die Rharbebenen hinweg die blauen
Fluthen des atlantischen Oceans, während andererseits
nach Norden und Osten der Bück eine vollkommen
zusammenhängende Gebirgslandschaft vor
sich hat bis
zu den zackigen Berggipfeln, der Habib, der Srual, der Schischauun und in erster Nähe der Erhona.
Es
scheint,
dass TJesan von einem
Nachkommen
Mulei Edris, Namens Mulei Abd-Allah Scherif, etwa
um das Jahr 900 n. Chr. als Sauya gestiftet wurde. Da nun Edris der Gründer der Stadt Fes als der directeste
wird, so
Nachkömmling des
ist
Propheten
angesehen
seine männliche Nachfolge in erster Linie
165
noch heute
in
demselben Ansehen. Aus diesem Grunde
sind die Schürfa yon Uesan, d. h. die Edrisiten, be-
deutend heiliger gehalten
wozu
Ali stammenden,
als die
übrigen von Mulei
die Familie des Sultans gehört.
Dennoch haben aber
diese Vorrechte genug,
und
was der kaiserlichen Familie an Heiligkeit directer Abkunft abgeht, die regierende
eben dadurch,
ersetzt sie
Bei den
ist.
dass sie
Mohammedanern nun
ist
aber das Heiligsein ganz anders als bei uns Christen.
Mein seltsamer Anzug, halb
christlich,
halb mo-
hammedanisch, hatte rasch einen Haufen Neugieriger herbeigezogen, mein
drängt und befragt, wer ich ich
und
Begleiter sei,
wurden um-
ich
was ich
wolle,
woher
komme, wohin ich wolle u. dergl. unverschämte Es ist vollkommen falsch, wenn man Mohammedaner sei schweigsam, ernst und
Fragen mehr. glaubt der
nicht neugierig; in Afrika habe ich überall das Gegentheil
Manchmal
erfahren.
freilich
mag der Vor-
nehme, der Mann vom „grossen Zelte,"
sich
gegen
Christen so zurückhaltend benehmen, aber nie gegen
Und man
seines Gleichen.
Mohammedaner
Nachdem
die
namentlich
die
Glauben,
h.
d.
erinnere sich, dass ich als
reiste.
Neugier
befriedigt
und
Menge beruhigt war über nachdem
ich auf ihre
nachdem meinen
Aufforderungen
zum „Bezeugen" mehrere Male „es giebt nur Einen Gott und Mohammed ist sein Gesandter" geantwortet hatte,
sagten
sie
aus,
„Sidi" befände sich mit den
166 Schürfa und Tholba im Rharsa es Ssultan,
man Garten und Gartenhaus
Man kann
so Hess
des Grossscherifs.
sich denken, mit welcher
Spannung ich
der ersten Zusammenkunft mit diesem Manne, der in
den Augen der meisten Marokkaner höher
als
Gott,
ja höher als der Prophet gehalten wird, entgegen sah.
Meine Begleiter und ich gingen also nach seinem Landsitze, der sich hald, er liegt nur ca. 5 Minuten ausserhalb
der Stadt, unseren
erstaunt war ich, ein
halb
sagte
man
Blicken zeigte.
Haus halb im
im maurischen Style
Sidna,*)
mir.
zu
Wie
neuitalienischen,
Dort
erblicken.
ist
Aus den Fenstern des
oberen Stockes sah ich eine Menge Neugieriger herabgucken, vorne stand ein junger
Capitäns-Uniform mit
Mann
in französischer
dem Degen an der
langes Fernrohr in der Hand.
Seite,
ein
Jetzt rasch durch ein
hohes gewölbtes Steinthor in den Garten tretend, befanden wir uns bald vor der Hauptthür, welche direct auf eine enge
und so niedrig gebaute Treppe ging,
dass jeder nur etwas grosse
um
hinaufzuschreiten.
das aber gleich
vom
Mann
sich
bücken mnsste,
Oben angekommen,
mehrere uniformirte Sklaven
ein
riefen uns
„Okaf" (Halt) entgegen,
lauten „sihd" (marokk.
Ausruf,
*) Der Titel Sidna, d. h. „unser Herr," kommt eigentlich nur dem Sultan zu. Jeder Scherif hat den Titel sidi oder mulei, was „mein Herr" bedeutet. Tholba, d. b. Schriftgelehrte, Standespersonen, Beamte, haben den Titel „sid," was Herr bedeutet Der Plural von mulei, muleina, wird nur Gott und dem Propheten gegeben.
167 bedeutend „tritt näher")
des Grossscherifs übertönt
wurde.
Mein Stiefel
Begleiter prosternirte sich, kiisste die gelben
Sidi-el-Hadj-Abd-es-Ssalam's, und berichtete
dann über mich.
Ich selbst begnügte mich, seine dar-
gebotene
Hand
in einer
Ecke des Zimmers) zu
führte ich die
(der Grossscberif sass auf einem Teppich ergreifen,
und sodann
meine an Stirn und Mund.
Unter der
Zeit hatte ich Müsse, ihn
und seine Umgebung zu be-
trachten.
Sidi - el • Hadj Abd-es - Ssahun • ben-el- Arbi-ben- Ali-
ben-Hammed-ben-Mohammed-ben-Thaib*), wie
sein
Jahre
alt;
ganzer Titel lautet, war (1861) etwa 31 von
fast
seines
hoher Statur,
zu
wurde das Ebenmaass
Körpers durch eine angenehme Wohlbeleibtheit
hergestellt.
Sein Toint
ist
stark gebräunt,
und auch
etwas dick aufgeworfene Lippen deuteten auf Negerblut, wie denn in der That seine Mutter aus Haussa stammte.
Eine gerade Nase,
ein
feurig
schwarzes
Auge, im
Ganzen ein längliches Gesicht, so präseutirte sich der Mann, dem von fast der ganzen mohammedanischen
Welt eine abgöttische Verehrung *)
In seinen
Grossvaler, Thaib
Briefen ,
seines
titulirt
gezollt wird.
Seine
Abd-es-Sealum bis
sich
IT rgrossvaters
Hammed
hinauf,
zum weil
Muiei Thaib der Erneuerer der religiösen Gesellschaft der Thaib gewesen ist, in ganz Nord-Afrika die allcrgrössto religiöse Genossenschaft. Seines marokkanischen Ahnen Mulei Edris, oder des Gründers der Sauya Uesan, Mulei in
Abd
den Briefen nioht Erwähnung gethan.
Allah Scherif, wird
168 Bekleidung bestand in einer weiten skendrinischen*) rothen Tuchhose, einem französichen Waffenrook mit Epauletten,
französischen
An
Troddel.
auf
dem Kopfe
hatte
Tarbusch mit schwerer
tunesischen
einen
er
goldener
der Seite trug er einen äusserst schön
gearbeiteten Degen, wie ich später erfuhr, ein
Geschenk
vom General Prim. Eine goldene Schärpe, die er zugleich einen Revolver
um
hatte, enthielt
vom System Lefaueheux, der
überdies mittelst einer rothseidenen Schnur
um
den
Hals befestigt war.
„Merkwürdig," dachte ich, „den
Mohammedanern
durch den Koran verboten, Gold
ist
und Seide auf ihren Kleidern zu tragen, und nun sehe ich
den directesten Sprössimg des Propheten
überladen. Theil
aus
damit
zum
Die übrigen Anwesenden bestanden
nahen Anverwandten,
Ab-
ebenfalls
also
kömmlingen Mohammed's, dann aus Tholba, endlich aus vielen Fremden von vornehmer und geringer Her-
Ueberdies ging es ohne Unterlass aus und
kunft.
ein,
da ging kein Mann oder keine Frau aus dem Gebirge vorbei
(das Gartenhaus lag an einer sehr frequenten
Strasse), ohne rasch heraufzuspringen,
scherif zu
zulegen.
*)
küssen und
Da kamen
um
einige
um
Processionen von Ferne,
G
Aus,
p).
von
um
den
= Alexandrinischen.
Skendrinischen
") Moaona, eine imaginäre marokkanische
aus
den Gross-
Mosonat**) nieder-
fls.
französischen Centime.
Ein
fls.
ist
Münze, besteht
ungefähr
gleich
einem
169 uld en nebbi (Sohn des Propheten) zu besuchen, von diesen wurde nur der
„Emkadem"
(geistige Vorsteher
und Hauptgeld eins ammler) vorgelassen, die
um
aber einstweilen fortgeschickt,
anderen
Fremden-
in die für
aufnahme eingerichteten weiten Hallen der Sauya
Uesan
einquartiert zu
um
werden und
in
später en bloc
den Segen zu empfangen. Sidi
winkte;
uriiformirter
gleich
darauf brachte ein kleiner
Neger Namens Zamba
darauf stand
ein
silberner
eine silberne Platte,
Theetopf,
Schale
eine
mit grossen Stücken Zucker, eine Theebüchse, und,
den sechs üblichen kleinen
ausser
Glas, woraus Sidi seinen Thee dieses
wurde vor den
Namens
und dann ging
Sidi el
ein
Alles
sollte.
Sidi zuuächstsitzenden
einen schon älteren Mann, Allah, gesetzt,
Theetassen,
nehmen
Scherif,
Hadj Abd-
die Bereitung des
Thees
vor sich.
voll
ein
Der Hadj Abd-Allah nahm
eine
grünen Thees, warf ihn
den Topf, während
in
Hand
tüchtige
anderer kleiner Neger, Ssalem, schon das siedende
Wasser
in
Bereitschaft hielt; der erste geringe Auf-
guss diente nur dazu-, den Thee zu reinigen.
wurde eine tüchtige Portion Zucker
in
worfen, und nun derselbe mit kochendem
Sodann
den Topf ge-
Wasser
gefüllt.
Unter der Zeit hatte der Hadj auch schon einige aromatische Kräuter in Bereitschaft,
und Luisa,
Nach
die
einiger
als
Minze,
Wermuth
noch obendrein hineingeworfen wurden. Zeit
wurde sodann für
Sidi
ein
Glas
170 gefüllt,
nachdem jedoch vorher der Hadj Abd-Allah
mehrere Male durch Kosten sich überzeugt, dass der
Thee genug gezuckert sechs Tassen
gefüllt,
sei.
und
Sodann wurden
die übrigen
den Gästen von den
sie
beiden kleinen Sklaven präsentirt; da wohl 30 Leute
anwesend sein mochten, ohne die vielen Besucher, die ab- und zugingen, die meisten auch drei Tassen tranken,
wie es die Sitte erheischt, so kann
man
sich denken,
dass es ziemlich lange dauerte, ehe Alle, da nur sechs
Es
Tassen vorbanden waren, befriedigt wurden. steht sich von selbst, dass die
ver-
Theekanne verschiedene
Male wieder nachgefüllt wurde. Unter der Zeit wurden die verschiedensten Gespräche geführt, Sidi wollte vor allem von den politischen
Zuständen in Europa unterrichtet
und ich merkte,
sein,
dass es ihn ärgerte, dass einige ältere Schürfa mich fragten,
wann, wo und wie ich zum Islam übergetreten,
ob ich auch vollkommen überzeugt
hammedanische Religion hesser
und
christliche,
könne
sei,
dass die mo-
als
die jüdische
sei
ob ich auch ordentlich „bezeugen"
etc.
Sidi-el-Hadj-Abd-es-Ssalam, der wohl merkte, wie
unangenehm mir solche Fragen auf und winkte zu folgen.
aber auf mich speciell
sein
mussten, sprang
Alle erhoben sich, da er
gedeutet hatte, so
blieb
die
ganze Versammlung im Zimmer und setzte sich wieder,
während er und
ich,
hegleitet
von
seinen
beiden
Günstlingen und einigen Dienern, die einen Teppich,
171
ein Fernrohr, Doppelflinte etc. trugen, in
den Garten
hinabgingen.
Diese beiden Günstlinge,
Ibrahim und Ali, die
den ganzen Tag nicht von der Seite des Grossscherifs wichen, waren Ssalami*), d. h. jüdische Renegaten!
Der
eine, aus
Fes gebürtig, war
Schriftgelehrter,
und
aus freiem Antrieb übergetreten, Ali aber, aus Uesan gebürtig, war, geflüchtet,
wegen Diebstahls
und hatte
sieb
entgehen, mohammedanisirt.
verfolgt, in die
dann,
um
Sauya
der Strafe
zu
Beide trugen französische
Capitäns -Uniform mit weitenHosen und rothem Tarbusch. Sie waren beide verheirathet und wohnten sogar beide
im Hause von
Sidi, der ihnen je
sondert angewiesen hatte.
einen Flügel abge-
Sie waren zu der Zeit die
Personen, die Sidi gar nicht entbehren konnte, Alles ging durch ihre Hände.
Im Garten angekommen,
gefiel
sich Sidi darin,
mir seine europäischen Einrichtungen zu zeigen; hier
war auf einem Bassin ein Schiffchen mit Rädern,
eine
Nachahmung der europäischen Dampfschiffe, dort kostbare Blumen aus Europa und Amerika, Gewächse feinerer Art, wie sie im übrigen Marokko unbekannt sind,
zwischen denen künstliche Springbrunnen
auf
verschiedenste Art Wasserstrahlen auswarfen, sogar eine
in
bekommt "J Ein vom Judeothum zum Islam Uebertretendcr Marokko den Namen Sealami, d. h. Gläubiger, ein vom
Cbristeathum Uebertrcteuder hat den
Namen
Oeldj, d. b. wörtlich
christlicher Sklave.
Digitizod &/
Google
172 kleine Eisenbahn mit in
Bewegung „Der
Wagen, welche durch
Sultan, die Grossen
Sidi an, „wollen nichts
fing
ein
Radwerk
gesetzt wurde.
und auch
vom
die Schiirfa,"
Fortschritt
wissen,
deshalb sind wir auch von den Spaniern geschlagen;
wenn
ich
nur könnte, ich würde Allea einfuhren wie
den Christen
vor allem
eine feste
Gesetzgebung und regelmässiges Hilitair."
— „Aber,
es boi
wenn du nur
ist,
d.
Sidi,"
willst,
h.
erwiederte ich, „so wird
—
der Sultan auch wollen und müssen."
und
vom Volk
ich sind beide
„Der Sultan
abhängig, und dass ich
was doch
mich
christlich kleide,
thun,
nimmt man gewaltig übel."
die
Türken
jetzt
auch
Unter diesen Ge-
sprächen waren wir durch einen blühenden Rosengarten,
wo Jasmin und
die köstlich
duftende Verbena Luisa
mit Heliotropen und Veilchen ihre Wohlgerüche der
Luft spendeten, zu einem prächtigen Orangenhain ge-
kommen.
„Diesen ganzen Garten hat mir der Sultan
geschenkt," sagte Sidi, „oder eigentlich zurückgeschenkt,
denn mein Grossvater,
Ali, schenkte ihn
seinem Vater."
Nach dem Orangengarten kamen ausgedehnte pflanzungen, wir drangen bis
dahin
Oliven-
durch, kehrten
dann zurück, wo wir die Schürfa und Tholba noch im
Zimmer versammelt Gleich nach
fanden.
der
Rückkehr
Sklaven ein mit Schüsseln auf Platz,
Sidi's
dem Kopf.
stellten
Alles
sich
nahm
da wurde zuerst eine Maida (kleiner Tisch) vor
Sidi gestellt, und,
nachdem Sklaven
ein messingenes
Digiiizcd
b/Co
y
Google
(Eintritt
7.
Ich
fest
in
macoRfinniscfie
Hieiille.
blieb nicht lange in Uesan, trotzdem „Sidi" wollt«,
ich sollte ganz bei
ihm bleiben;
zum Weitergehen
als er
dann aber mich
sah, stellte er auf
(.'iilsehlossen
liebenswürdige Art ein Maulthier zur Disposition, und
empfahl mich einem Kaufmann aus Uesan, der ebenfalls
nach Fes reisen verliess,
Abends vorher, ehe
wollte.
ich
Uesan
musste ich im Hanse dieses Kaufmanns zu-
bringen,
um
Haimned, so
die Zeit nicht heisst der
von Mimik und hatte
Freunde geladen,
Man kann
die
,
zu vorschlafen; der Hadj
Mann, war als
ein grosser
Freund
Abschiedsfest verschiedene
auch
alle
musikalisch
waren.
sagen, dass eine Art Soiree musicale
siligc-
halten wurde, denn Hadj Kassem, ein alter graubärtiger
Musikus aus Lxor, berühmt Spielfertigkeit auf
Klarier,
war
dem
in
Marokko wegen
seiner
Alut, wie Liszt bei uns auf
auch zugegen,
andererseits
war
dem sein
Schüler, ein Neger Ssalem, ein fast ebenso bedeutender
Künstler auf der Violine wie weiland Paganini, auch
anwesend.
Man
Flügel, Klaviere,
denke aber ja nicht
Harmonium oder
in
Marokko an
dergleichen, denn
Di-gitizod t>y
Google
193
immer grösser wurde,
die
und weil Hadj
Hammed
abzuschlieSBen
hatte,
Wege
sehr schlecht waren,
unterwegs
machte Einkäufe, oder auch bekam hier
y
Google
199
möchte ich nagen im Frontmarsclie von einer Stadt nur Die Armee lagerte an der
andern marschiren kann.
Aussenseite der Stadt, der Sultan selbst bezog sein
Was
mich
Armee
die
ist,
hatte ich andererseits Freiheit genug,
wohnen zu können wo in
gebunden, da zu sein, wo
anbetrifft,
ich wollte,
und miethete deshalb
einem Funduk der Stadt ein Zimmer zum Wohnen,
während
ich andererseits
ein
„Hanut", Bude,
in
der
belebtesten Strasse in Gemeinschaft mit einem Franzosen,
Namens Abd-Allah
bezog.
Polycliuicuin ab.
ein
Ich prakticirte oder hielt
Meine Medicamento bestanden
wie die der marokkanischen Aerzte aus einem grossen
Kohlenbecken, mit Eisenstuben zum Weissglühen, aus grossen Töpfen mit Salben, Kampheröl,
Brechpulver,
Abfühnmgsmitteln und verschiedenen unschädlichen ge-
Hypochonder und
färbten Mehlpidvers orten für rische Kranke.
Und was
und nirgends
nie
hyste-
Marokko
in
gesehen war: ich hatte ein grosses Aushängeschild darauf hatte Smael (Joachim Gatcll) mit grossen und
schönen Buchstaben gemalt: „Mustafa nemsaui tobib
ua djrahti",
Wundarzt. es
d.
h.
Es
ist
Mustafa der Deutsche, Arzt und
kaum
zu glauben, welch Aufsehen
wo
erregte in einem Lande,
zeigen, heit sind,
die
Annoncen, An-
Aushanges childe noch nicht etwa
liegen,
ein
sondern wo
solches
Schild
zu
früh bis Abends spät stand
in
der Kind-
noch gar nicht geboren
sie
führen.
Jung und
Von Morgens Vornehme
Alt,
Digiiizcd
ü'i
Google
200 und Geringe. Männer und Weiber vor der Bude, und lniclistiiim-l.cn
kann Niemand
(lesen
in
Marokko, aber
buchstabiren können alle Städter) die langen arabischen
Bogen Papier
Buchstaben, welche zwei
grosse
nahmen.
vollständig.
Der Erfolg war
Ich
hatte
vorhin
erwähnt,
ich
dass
ein-
mich mit
einem Franzosen Namens Abd- Allah zusammengethan hatte, weil ich
von Anfang
Miethe
allein nicht die
tiir
Bude
die
an zu Staude bringen konnte.
Dieser
Franzose, ein ehemaliger Spahisoffizier, war vor ungefähr zwanzig Jahren mit der Casse seiner Compagnie
Marokko
nach
entflohen,
hatte
Sultan Muley-Abd-or-li.-ihnmn gute sein Geld
Jahren durch gebracht.
Hofe angeschlossen
er,
und
vorletzten
Aufnahme gefunden,
(wie er selbst angab 20,000 Franken) mit
liederlichen Dirnen in Saus
lebte
dem
bei
und Braus, aber
Hernach hatte
er
in einigen
sich
hatte natürlich geheirathet
,
dem und
nun von mechanischen Fertigkeiten. So behauptete
dor Introducteur des soufflets in Marokko zu
sein,
seine damalige Beschäftigung bestand darin, neue
Püster
anzufertigen,
Von
alte auszubessern.
Zeit zu
Zeit pflegte er nach irgend einem Hafenplatz zu gehen,
von wo er sich neue Vorräthe
Wissen Offizier
,
trotzdem
gewesen zu
er sein,
holte.
darauf
war
Ohne besonderes
pochte
,
französischer
er ein harraloser Mensch,
was man nicht immer von den übrigen Renegaten sagen
kann.
Er war
übrigens
seinen langen Aufenthalt in
vollkommen
durch
Marokko marokkanisirt,
Di-gitizod
&/
Google
201
und
liess
den Rosenkranz auf ebenso scheinheilige Art
und Weise durch
Finger gleiten, wie der beste
die
Thaleb oder Faki es nur kann.
Aber sonderbar genug sah unsere Bude aus, auf der einen Seite arbeitete der Franzose Püstcr, auf der
andern Seite quacksalberte ich,
wenn in
ieli
aufrichtig sein
Marokko nennen. Das ausgehängte
kunft eines
Lärm
will,
denn
so
muss
ich,
meine ärztliche Praxis
Plakat, dann überhaupt die
europäischen
Arztes
,
An-
hatten indess viel
gemacht, und der Ruf davon war bis zu den
Obren des ersten
Ministers, Si-Thaib-Bu-Aschrin,
ge-
drungen. Eines Abends kamen einige seiner Diener und ergriffen
meine Hand; ich hatte kaum noch
Franzosen Abd- Allah zu bitten, zu
kommen, und
amten
des
Hofes,
Wir
ging's.
fort
gerade beim Nachtmahl die
mit
Zeit,
den
Dolmetsch mit
als
trafen
Si-Thaib
mehreren anderen Be-
seine
Gäste
waren.
Im
äus sersten Winkel des Zimmers spielten drei Musik ante n
auf einer Rheita, Kuitra und Erbab. uns heide gleich
ein,
Si-Thaib lud
mit an die Maida (kleiner flacher
Tisch) zu rücken, aber Abd-Allah dankte für sich und mich, und wir zogen uns, während die hohen
Würden-
träger von einer Schüssel zur andern übergingen, in ein
Nebenzimmer zurück, und bald darauf brachten
uns Sklaven die angebrochenen Schüsseln, worin
aller-
dings noch reichliche und recht gut zubereitete Speisen sich
befanden,
die
mir aber widerlich zu berühren
202 waren, weil jene Würdenträger, so hoch in
Marokko
darin
musste
ich
sie
nun auch
mögen, mit ihren kaum gewaschenen
sein
Händen
herum gerührt
Anstandshalber
hatten.
aber einige Bissen, von jeder Schüssel
nehmen, und dabei nicht vergessen,
Grossmuth
die
Si-Thaib's und die Güte der Speisen zu preisen.
Abd-
Allah sagte mir dann auch, es würde sehr unschicklich
gewesen sein, hätten wir die Einladung Si-Thaib's, mit ihm zu essen, angenommen, er würde aber jetzt
und unser
über unsere Bescheidenheit
hoch erfreut
Lang, wie
Savoir-vivre
sein.
Das Zimmer, worin Si-Thaib eine sogenannte Mensa, d. h. ein alle
möblirt, d. h. durch das
war
sich authielt,
Gemaehim ersten Stocke.
marokkanischen Zimmer, war
Zimmer zog
es elegant
sich ein weicher
Beui -Snassen-Teppich, und der hohen ogivischen
Thür
gegenüber waren noch andere Teppiche auf diesem. Hierauf lagen sodann wollene Matratzen und Kissen.
Mehrere staltet,
Lampen
einige silberne in
von
Messing,
alterthümhch
ge-
hingen von der Decke des Zimmers und auch
den
Leuchter mit Stearinkerzen brannten
Nischen.
Der
bunt bemalt, uud an
Plafond
den
des
Wänden
Zimmers desselben
war Ara-
besken in Gyps. Als auch wir abgegessen hatten, wurden wir ins
Zimmer gerufen und
durften
am Thee
theilnelimen, der
nur in kleinen aus sehr feinem Porzellan bestehonden
Tässchen
herumgereicht wurde-
Si-Thaib
hielt
mir
Digitizcdö/CoogL
203
sodann seine Füsso hin und fragte mich, was Krankes daran
sei.
schon
niitgetheilt,
Abd-Allah, der Franzose,
hatte also
Mühe, ihm
eine leichte
Dennoch
erscheinungen zu sagen. Fiissc vorher genau, fragte
ständen,
um
und
icli
als
lisitte
mir vorher
der Minister leide an Podagra, ich seine Krankheits-
befühlte
ich
die
nach einigen anderen
Um-
der ganzen Sache mehr Ansehen zu geben,
ihm dann
schliesslich sagte, er hätte die
(mrd
Ministerkrankheit
uisirat
el
wird in Marokko
das Podagra genannt), war er höchst erfreut, dass ich seiner
Meinung nach aus blossen äusseren Kennzeichen
— Er
seine Krankheit erkannt hatte.
fragte
mich sodanu,
ob ich Anhänger der heissen oder der kalten Mittel sei
{nach Meinung der Marokkaner haben dio Hedi-
camente entweder erhitzende oder abkühlende Eigen-
und
schaften),
ich, dass ich
als ich
mich
für dio ersten erklärte, fand
auch darin Meinen
Si-Thaib
entiiess
Wohnungen
beziehen,
behandeln.
Aber
Ii
eschmack getroffen hatte.
uns huldvollst und fügte beim
Abscliied hinzu, ich solle
am
um
andern Tage eine seiner
ihn an seinem Podagra zu
es sollte anders
folgenden Tage früh
kommen, schon am
kamen Maghaseni vom Dar
es
Ssultan (Palast des Sultans) mit der "Weisung, rasch daliin toffeln
zu
kommen
;
kaum
liess
man mir
Zeit, die
anzuziehen und den Burnus umzuhängen.
angekommen,
erklärte
mir
ein
Beamter des
PanDort
Sultans,
Ben Thaleb, der Gouverneur von Alt-Fes, habe an den Sultan geschrieben,
ob ich
nicht
zurückkehren
204
um
dürfe,
zu behandeln, der Kaiser habe diese
ihn
und ich habe auf der
Bitte gewährt
Stelle abzureisen.
Mein Protest, nach Hause zurückkehren zu müssen,
um
um
meine Sachen zu holen,
um
zunehmen,
Bekannten
den
die
Medicamente mit-
Lebewohl zu sagen,
das half nichts; die Antwort war immer: „der
alles
Sultan hat gesagt, du solltest gleich abreisen, also
mus st du
auch gleich abreisen". Ein gesatteltes Maul"
war
stand bereit, ein Magbaseni zu Pferde
tliier
Begleiter da,
und
so musste ich fort,
ohne eigenen Willen. selben
Abends noch
geritten,
in
Da
erreicht und bald
als
wie ein Packet
der Sultan befohlen hatte,
Fes anzukommen, wurde scharf
und vor Sonnenuntergänge war
die Hauptstadt
darauf war ich wieder beim Gou-
verneur der Alt-Stadt. Ich hatte indess
einen
guten
Tausch
gemacht,
Ben-Thaleb sorgte dafür, einen Dolmetsch kommen zu lassen, einen eingeborenen Algeriner Thaleb,
Si-Abd-Allah, ich
bekam
eine
gute
Wohnung, Pferde,
Diener zur Disposition; Essen und der
Thee wurden vom Bascha dafür
weiter
Namens
der leidlich gut Französisch verstand,
keine
Verpflichtung,
eine oder zwei Stunden mit
Maulthiere,
dam
geschickt, als
gehörende
und ich hatte mich täglich
dem Bascha zu
unterhalten.
Dass ich bei diesem mehrmonatlichen Aufenthalt
Fes hinlänglich Gelegenheit zu lernen, braucht wohl
hatte,
in
die Stadt kennen
kaum erwähnt zu werden.
Digitized ö/
Google
Sil
8.
Die
JSnupliyt Sa.
Hauptstadt des Sultans von Marokko
Europäern besucht worden
wenigen
,
nur von
ist
ebenso dürftig
sind die Nachrichten, welche Augenzeugen davon ge-
Am
geben haben.
ausführlichsten, fast weitschweifig,
handelt Leo von Fes, nächst ihm giebt eine auf eigener
Anschauung beruhende Beschreibung der General Badia (AH Bey-el-Abassi).
spanische
Alle anderen Be-
Fes beruhen nur auf Kundschaft und
über
richte
Hörensagen.
Ob
bewohnt war, schwer
wo heute Fes
der Ort,
ist
nach
zu entscheiden,
Die Lage
ist
so
steht,
von den Römern
wenigen Untersuchungen
aber
höchst
wahrscheinlich.
ausgezeichnet, so für eine Stadt in
so
jeder Beziehung anlockend, dass eine so günstigo Position
den Alten gewiss nicht entgangen
haben wir als
die
in
der
Uebevdies
ist.
Nähe Punkte, welche wir mit Sicherheit
von den Römern bewohnte kennen.
Wir erkennen
Stadt Volubilis im heutigen Serone,
eine Stadt,
die zur Zeit Leo's Gualili oder Waliii hiess,
der er sagt, dass
sie
ausser dein Grabmale
und von
vom
älteren
206 Edris nur drei oder vier Häuser habe.
Heute nun
Waliii oder, wie sie jetzt genannt wird, Serone,
ist
ein Städtchen von
4—-5000
Einwohnern, und das Grab-
mal Mulei Edris-el-Kebir, wie der Vater des Gründers der Stadt Fes genannt wird,-
rühmter "Wallfahrtsort.
Aquae Dacicae
einen
ist
noch immer ein be-
Wir haben sodann
in
den
Anhalt qiimkt
in
ctn-
sicheren
Nähe von Fes; können wir uns genau auf das
Itine-
rarium Antonini verlassen, so würden wir nicht anstehen,
Fes das
alte Yolubih's
zu nennen, denn die Entfernung.
16 Müh, stimmt genau mit den berühmten heissen
Schwefelquellen von Ain Sidi-Yussuf *), die sich nördlich zu
West von Fes
befinden.
Die Aquae Dacicae sollen
nach dem Itinerarium Antonini 16
Hill, nördlich
von
Die alten Aquae Dacicae, jetzt
Volubilis gelegen sein.
Ain- Sidi-Yussuf genannt, sind heute noch die berühmtesten
Thermalen von Marokko.
Die heutige Stadt Fes wurde nach Leo im Jahr 185 der Hedschra von Edris gegründet, ein
naher Verwandter
ein noch näherer von
war Enkel von
Ali,
Edris' Vater selbst
aus
von
dieser
war
Harun - al - Raschid und
Mohammed
selbst,
denn Edris
dem Schwiegersohn Mohainmed's. jener Edris-hen- Ab d- Allah, der
ist
Jemen gekommen war und sich in Waliii niedergeSohn wurde ihm erst nach seinem Tode Eenou gieht
lassen hatte, sein
von einer gothischen Sklavin geboren.
*)
ain
—
Quelle.
Di-gitizod t>y
Google
20? an,
Edria habe die Stadt 793
Chr. gegründet, welches
n.
Jahr mit dem 177. Jahre der Mohammedaner eorre-
Marmol
spoadirt.
lässt
Fes im Jahre 793
Chr.
n.
erbaut werden, stimmt aber irrthiimlicher Weise dieses
n.
dem
mit
Jalir
Jahre der Hedschra.
Während
das Gründungsjahr von
Fes 808
185.
Andere
noch
für
Chr. ansetzen, verlegt Dapper es auf das Jahr 801
n.
Es geht
Chr.
hieraus hervor, dass wir nicht ganz mit
Bestimmtheit das Jahr angeben können, sondern uns
damit begnügen müssen, zu wissen, dass die Stadt gegen das
Ende
des
8.
oder im Anfange des
9.
Jahrhunderts
gegründet wurde.
Ebenso unbestimmt sind
Name Fee kommt. Silber
Leo
Angaben, woher der
die
den Namen davon her,
leitet
den ersten Grabstichen die Gründer Gold,
weil bei
(Fodda oder Fedda) gefunden hätton; Andere
meinen, die Stadt habe den
Namen vom Flüsschen noch
gleichen Namens, was die Stadt durchschneidet,
Andere im
leiten
den Namen der Stadt von Fes her, was
Arabischen
eine
„Hacke
:i
Was
bedeutet.
die
Schreibart anbetrifft, so finden wir ebensowenig Ucber-
einstimmung; Einige schreiben Fes, Andere Fas, noch
Andere Fez, und doch dürfte Fes sein,
die alleinig richtige
wenn wir die arabische Schreib- und Aussprechungs-
weise zu
Fes Breite,
Grunde liegt
dem
legen.
nach Ali Bey auf dem 34° 7° 18'
ti'
3"
nö'rdl.
30" ÖSÜ. Länge von Paris, und
208
da
keine anderen
bis jetzt
Bestimmungen
vorliegen,
so müssen wir diese festhalten.
Es herrscht
eine grosse Confusiou über die örtliche
Lage von Fes.
So sagt Leo: „Die Stadt besteht
fast
ganz aus Borgen und Hügeln; nur der mittelste Theil ist eben,
und Berge sind auf
Bey: „Die Stadt Fes
ist
Hügel gelegen, welche
die Stadt
Ausnahme von Norden
Ali
allen vier Seiten."
auf den Abhängen verschiedener
her,
von
allen Seiten, mit
umgeben." Thatsache
ist,
dasa Fes, als Ganzes betrachtet, denn die Stadt besteht
aus zwei vollkommen getrennten Städten, Seiten, mit
umschlossen
vom Süden
Ausnahme
Ebenso werden
ist.
her,
ziehenden Gewässer unter verschiedenen geführt,
und
hat dies
es
darin, dass die
Araber
zum
von
allen
von Bergen
die die Stadt durch-
Theil
Namen
seinen
auf-
Grund
in sehr vielen Fällen für einen
und denselben FIuss verschiedene Benennungen haben, je
nach seiner Quelle, nach seinem mittleren oder
unteren Laufe.
So hat denn das
kleine
Flüsschcn,
welches südwestlich von Fes etwa 20 Kilometer entfernt entspringt, zuerst
aber den Namen,
Ued-Fes um;
den Namen Kas-el-ma, ändert
sobald
es
dio
Stadt erreicht, in
es verbindet sich dieses
Flüsschen mit
einem stärkeren, aus Südost kommenden Flusse zwischen
Neu- und Alt-Fes, und beide durchströmen nun die Stadt ebenfalls unter
Ued Sebu genannt
dem Namen Ued Der
zu werden.
der von Süd-Siid-Ost
in
Fes,
um
später
grössere Fluss,
Neu-Pes eindringt,
heissf
aber
Di-gitizod t>y
Google
209 oberhalb der Stadt, wie ich auf meiner zweiten Reise in
Marokko
Wenn
constatiren konnte,
Ued Selm.
ebenfalls
noch andere Namen aufgeführt werden für diese
Wässer,
als
von Renou Oued
von dem Eenou glaubt, es
el
Kant'ra (Brückenfluss),
sei dies
der von Edris ge-
nannte FIubs Üed S'enhädja, oder von Graberg von Hemsö Vad-el-Gieuhari und Yad-Mairusin, oder von Marmol Ouad-el-Djouhour (Perlenrluss), so muss ich gestehen dass diese Namen nur während meines ,
Aufenthalte in Fes nicht bekannt geworden sind.
Die Stadt präsentirt sich also mit von Norden
fast
nach
derart,
Süden
dass
etwas
(mit
sie
von
Nordwest nach Südwest geneigter) gerichteter Achse gelegen
ist
und aus zwei Städten besteht, Fes-el-bab *),
und
Alt-Fes,
Fes-el-djedid, Neu-Fes.
Beide
Städte
aber liegen keineswegs dicht neben einander, sondern sind
durch
dichteste von es,
eine zwei Kilometer lange Strasse,
ist
mit Ausnahme von Süden
umschlossen, die
communiciren durch eine eng
Alt-Fes bildet den nördlichen Theil
gebaute Strasse.
und
aufs
Häusern bestanden, verbunden, so dass
von oben gesehen, das Aussehen hat wie zwei ge-
trennte Städte, welche
her
von Bergen
zum Theil namentlich nach Osten
Bergwand hinaufgebaut, Neu-Fes
lichen Stadttheil
*) Fes-el-hali
und hegt vollkommen sollte
eigentlich
bildet
zu au
den süd-
in einer Ebene.
Fes-el-kedim hdssen, denn
das Wort kedim entspricht genau unserra „alt", wahrend „haii"
mehr das „abgenützt" Bohlfs.
in sich schliesst.
14
21Ö Nördlich von Neu-Fes verbinden sich der
von
das
ltas-el-ma*)
Alt-Fes zu
kommende
durclitiiessen
Hälften getheilt,
durch
steinerne
einander verbunden, die westliche Seite
Beide Städte sind mit
30—40
SeW
Wässerchen,
Alt-Fes wird
,
scclis
Fuss
ist
so
und
um zwei
in
Brücken mit die kleinere.
Mauern
bohen
umgeben, welche von etwa 500 zu .500 Schritt mit
Thürmen versehen
viereckigen hervors]) ringenden
sind.
Die Mauern sind au der Basis zwei Meter und mehr
nacb oben zu einem Meter, und
dick, verjüngen sich
haben auf der Zinne einen Umgang, gesebützt durch
Fuss hohe und
eine etwa 5
Mauer.
Die
Thürine
1
—2
selbst
Fuss dicke crenelirte
sind
Ge-
eingerichtet,
schütze aufnehmen zu können.
Die Mauer von Alt-Fes sowie die Thürme befinden sich in äusserst inangelhalfteni Zustande, die
Fes
ist
besser erhalten, und
doppelte,
eine
die hat.
zu,
namentlich
so
wo
hohe Thürme
Süden
äussere
Die Mauern sowohl gegossenen
einer
oder
welche
aufgerührt,
wird und an
ist
an manchen Stellen
nach Südwesten
*)
vielmehr
zwischen
Thürme
die
d. h.
sind
gestampften
Brettern
der Luft, mit Kalt
und
aus
Masse
eingestampft
Cement
ver-
Die Ecken, Bogen,
Thore sind indess aus behauenen Steinen
Ilas-ol-ma
Wassers
und
Mauer ausserdem 80 Fuss wie
mischt, eine grosse Härte erlangt.
Seiten der
von Neu-
heisst
eigentlich
weiter
nichts
als
Kopf des
Quelle.
/
Digitizcd by
Google
211
hergestellt,
deuii
Masse, so widerstandsfähig
die
im grossen Ganzen auch
so leicht zerbröckelt
ist,
doch an den Ecken und Kanten.
Masse sind auch stellt, viele
Aus eben
die meisten grossen
sie sie
dieser
Gebäude herge-
aber auch aus im Feuer gebraunten Ziegeln;
gerundete Dachziegel endlich sind das Material, das
man die
Bedeckung der Moscheen genommen hat;
zur
Wohnhäuser verlangen
solche nicht, da alle platte
Dächer haben.
Wenn
auf diese Art die Stadt gegen Landesfeinde
vollkommen geschätzt erscheint
—
Mauern auch
würden
Schutz
gegen
Verfall
drohen,
Angriffe
regellose
denn so sehr die sie
gewähren
dennoch
—
,
so
wenig haltbar würde sich Fes einem Angriffe irgend einer europäischen
Macht gegenüber
zeigen.
Selbst
die beiden Forts ausserhalb der Stadt tragen nichts
zum Schutze gegen weil sie selbst
einen Angriff von aussen her bei,
von
Nähe aus beherrscht
anderen sind.
im Südosten der Stadt
Anhöhen von nächster
Das
eine dieser Forts liegt
Anhöhe und
auf einer
ist
ein
mit vier Bastionen versehenes Viereck, offenbar von
ehemaligen europäischen Renegaten nach Vaubau'schem
Im Westen
System recht gut angelegt.
der Stadt auf
der nächsten Anhöhe befindet sich eine Lunette, diese letztere,
nach der Stadt zu
durch Pallisaden geschlossen,
in
ihrer
ist
Kelüseite
nur
wie das vorliiu er-
wähnte Quadrilatär aus behauenen Steinen erbaut, und beide sind überdies mit tiefen Gräben versehen.
Ob
212 diese
Quadern aus Sandstein
welche grosse
Sterne,
zu diesen Bauten gehauen worden sind
sind, eigens
oder von alten Römerwerken herstammen, konnte ich nicht erfahren
wäre
;
letzteres
der Fall, so wäre das
von Fes eine
ein Beweis mehr, an der jetzigen Stelle
Römerniederlassung,
alte
zu müssen.
suchen
vielleicht Volubilis,
Keines der beiden Forts hatte Kanonen
im Jahr 1861/62, und beide waren auch ohne jede Bewachung. Die Stadt Fes wird in 18 Quartiere
von
getheilt,
denen zwei auf die Neustadt, die übrigen auf Alt-Fes
kommen, davon hat Alt-Fes sieben Thore,
inclusive
des nach der Neustadt zu führenden, wahrend Neu-
Fes nur drei hat, von denen das eine auf Alt-Fes gerichtet
Der Länge nach wird
ist.
die
von
Stadt
einer Strasse durchschnitten, welche hinlänglich breit ist,
denn überall können
neben
einander
Gässchen aber,
gehen, die
vier
oft
sich
oder
lünf Menschen
auch noch mehr.
Die
von dieser Hauptstrasse in
die verschiedenen Quartiere hinschlängeln, sind äusserst
schmal,
manchmal
so
eng,
dass
zwei
sich
Begeg-
nende sich an einander vorbeidrücken müssen. Es sind
dann zahlreiche Plätze vorhanden, aber kein einziger mit
Ausnahme des grossen Platzes
sich
mehr
vor als
dem
Palaste
des
in
Neu-Fes, der
Sultans befindet, welcher
500 Menschen aufnehmen könnte, wenn
dichtgedrängt hei einander stehen.
sie
Hierdurch erlangt
die Stadt ein äusserst düsteres Aussehen,
was noch
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218
dadurch vermehrt wird, dass kein einziges Haus nach der
Strassen seite
FenBter
hat,
und
zwei
alle
fast
oder drei Stockwerke hoch sind.
Ein grosser Uebelstand
ist
man
einem entsetzlichen Staube ausgesetzt
Winter
die
Bewohner
—
2
eine
Gegen diesen haben
und
hat
im
Schmutz
tiefen
allerdings
die
eigene Art Holzschuhe erfunden mit
den Fussspitzen, aber
Auch
aus.
im Sommer
ist
hohen Absätzen unter dorn Hacken und
Zoll
3
Mühe, durch den
grösste
fortzukommen,
man
auch der, dass
gar keine Pflasterung in Fes kennt,
in Tunis,
oft
wo
reichen selbst diese nicht
ähnliche Verhältnisse während
man diese Holzunterdem gewöhnlichen Schuhzeuge be-
der nassen Jahreszeit sind, hat schuhe, die unter festigt
werden,
und wie
alt
Gehrauch
ihr
ist,
geht
daraus hervor, dass schon Leo ihrer erwähnt.
Das Innere der Häuser gerichtet,
obgleich
bei uns in
man
Gebrauch
ist
oft sehr
hübsch
natürlich an Möbel,
sind,
Marokkaner will gar keinen
ein-
wie sie
nicht denken muss.
Der
Fortschritt, so wie seine
Väter gelebt haben, will auch er leben, und Neuerungen einführen,
auch
alle
ist die
grösste Sünde.
Einrichtungen so, wie
Jahren gewesen
sind.
Gelangt
sie
So
sind denn
vor Hunderten von
man durch
eine starke,
meist dick mit Eisen beschlagene Thür durch einen
umgebogenen Gang*) *)
in
das Innere einer "Wohnung,
Ein gerader Gang darf von der Strasse nicht ins Innere sonst, bliebe ja einmal aus Veraeben
des Hauses führen, weil
214 so
kommt man
zuerst auf einen
mehr oder weniger
grossen nach oben offenen Hofraum, der meist viereckig von
Form
ist.
Tiüvim gepflastert,
Bei Reichen und oft
Armen
ist dieser
mit Marmorniessen (weche von
Spanien und Portugal kommen), meist aber mit Sleadj.
Es
sind dies kleine Fliesse mit bunt glasirter Farbe,
und da
in
sie
allerlei
Formen
werden,
hergestellt
sternartig, dreieckig, viereckig etc.,
einzelne Sleadj ist nicht grösser als
man
länge;
verfertigt sie
Zimmerböden
sind
in
Fes
meist aufs
Er-
so legen die
bauer die hübschesten Muster damit zusammen. 1
—2
Eine
Zoll Seiten-
selbst.
Auch
die
reizendste mit diesen
Sleadj ausgelegt.
In
der
Mitte
des
Haushofe.s
befindet
sich
ein
springender oder jedenfalls fliessender Quell, auch in der ärmsten
Wohnung fehlt er nicht. Bei den Reichen dem Ende meist hübsche Marmor-
befinden sich zu
becken, welche ebenfalls aus Europa bezogen werden,
im Hofe. ist
Die Vertheilung des Wassers in der Stadt
nämlich so ausgezeichnet, dass Canäle weit ober-
halb
der Stadt von den Flüssen abgeleitet sind, und
so auch die höchsten Stadttheile mit reinem
versorgen. jTiir
grrissf
In Neu-Fes hat
Rüder
man
Wasser
an einem Canal so-
erbaut, welche, wie in Italien die
BewüMcrungsräder, mittelst ihrer eigenen vom Wasser bewirkten
Umdrehung Wasser auf
die
die HauBthilr offen Btehen, der Blick eines
räum
Höhe
Fremden
schaffen. in
den Hof-
fallen könnte.
Digltized by
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515
Nach Leo
diese
sollen
Wasserräder schon 100 Jahre
vor seiner Ankunft in Fes gewesen sein und von einem
Genueser herrühren.
Ebenso gut
ist
für die
Abführung der Uneinig-
Wasser
keiten aus den Häusern gesorgt, das lebendige
führt allen Unrath mittelst kleiner unterirdischer Canäle in den
Ued Fes*).
Die Zimmer der Häuser, von denen sich
in
der
Hegel drei oder vier auf den Hofraum öffnen, sind stets sehr lang, sehr hoch,
dass ein grosser
aber auch nie breiter,
Mensch der Breite nach darin
eisenförmigen Bogen führen zu den
und
bei
gutem Wetter sind
schlossen, eine
Zimmern im Sommer ;
sie offen,
und man gelangt durch
im Winter
sind
manchmal
An
in jeder
beiden Seiten der
kleine viereckige, oder auch ogi-
visehe stark vergitterte Fenster, Glasscheiben hat erst in
letzter
Zeit
angefangen
einzuführen.
den Reichen findet man Teppiche, Wollmatratzen, Leo gieU an:
es
seien über
Fes, und sftmmtlicbe würden durch
fli
man
Möbel
nach unserem Sinne sind nirgends vorhanden.
*]
ver-
eine kleine Thür,
Art Schliipfthür (Poterne), welche sich
grossen befindet, ins Zimmer.
Thür
als
liegen
Grosse und hohe Thuren, wie immer mit huf-
kann.
Bei feine
150 öffentliche Latrinen in Wasser von seihst
essen des
sind, kann ich nicht behaupten, marokkanischen Städten, auch in den Oasen, öffentliche Latrinen findet, auch wohl in Fes dafür gesorgt sein. Man findet sie übrigens nicht nur mit Moscheen verbunden, sondern häufig auch ganz unabhängig von solchen.
reingehalten.
jedenfalls
Oh
so viele in
wird, da
man
Fes
in allen
Dlgilized by
Google
216
Wände
Matten, und auch die
3—4
der Zimmer
Fuss
hoch mit hübschen Matten ausgeschlagen; auch manch-
mal Betten an den Enden der Zimmer auf europäischen Bettstellen,
Schmuck
aber
werden mehr
diese
betrachtet, es
würde
nie
als
Luxus,
Jemandem
als
einfallen,
darin zu schlafen,
Die
Wände
der
Zimmer
weiss
sind
ausgekalkt,
aber unterhalb des Plafond laufen manchmal Arabesken
herum,
Form von Koransprüchen.
oft in
Die Plafonds der Zimmer sind bunt bemalt,
oft
azur mit Gold, oft aber auch mit Holzschnitzerei be-
deckt oder
Wänden
mit
sind
Holzstückchen
den
In
ausgelegt.
häufig ni sehen artige
Vertiefungen an-
gebracht, welche als Schränke dienen; ebenso findet
man
bei der
wohlhabenden Classe Holzschränke,
oft
aus sehr hübschen Holzschnitzwerken gearbeitet, oder
mit Perlmutterstückchen, Elfenbein
oder
Ebenholz-
stückchen ausgelegt.
Während im Hofe
rings
um
die inneren
ein durch steinerne Säulen getragener
Wände
Bogengang
läuft,
der zugleich Schatten gegen die senkrechte Sonne gewährt, dient dieser Bogengang für das zweite Stock-
werk
als
gelangt;
Vorplatz, von
und
so gehen die
ist
noch
aus
man
in die
Zimmer
Stockwerk vorhanden,
Gallericn ebenfalls höher.
Zimmer unterscheiden nichts
dem
ein drittes
sich in der
Die oberen
Anordnung durch
von den unteren; ganz oben auf dem platten
Dache, welches aus gestampfter und cementirter Erd-
217 inasse bestellt, befindet sich
Mensa genannt;
manchmal noch
hier geben die
im Innern des Hauses, niedrig angelegt sehr
Zimmer,
Treppen, die immer sehr schmal, und, wenn
mittelst
bei
ein
Frauen vorzugsweise
Der Zugaug nach oben geschieht
ihre Gesellschaften.
man
darauf
den Raum
sieht,
in
sind; aber so
Ureite
und Höhe
man
der Treppe zu beschränken, so wenig sieht
darauf,
Absätze seihst kurz zu machen; im Ge-
die
gentheil,
diese
sind
hoch,
so
dass
manchmal
ein
aus serordcntli eher Kraftaufwand erforderlich wird,
um
einen Absatz zu ersteigen.
Von
aussen werden die Häuser bisweilen durch
anstrebende Pfeiler verstärkt oder durch Bogengänge auseinandergehalten; bei, die
es
trägt
dies
wo man
Strasse antrifft,
kann man sicher
und
keineswegs
dazu
ohnehin schon schmalen Gassen passirbarer
zu machen, und
wohner
dies
derart
dritten Etage
ja einmal eine etwas breitere
durch
sein,
dass
XJeberbauen
der
die
An-
zweiten
benutzt haben, dass die breiteren
Strassen hiedurch fast zu den dunkelsten gemacht sind.
Nachts werden nicht nur die Stadtthore geschlossen, sondern auch die
Thore,
welche
die
verschiedeneu
Quartiere von einander trennen, und da die Quartiere
durch
gemeiniglich
communiciren
Thore
alle
,
mehrere Strassen
so kann
man
sich
mit einander
denken, wie
Abende verschlossen werden müssen.
Bagt: es sei dies eine Sicherheitsmassregel,
sächlich sei dieselbe gegen
viele
Man
und haupt-
Diebe gerichtet.
In der
218
That wird dadurch
Communication Nachts aufge-
alle
hoben; nach dem l'Ascha
herauszukommen.
werden
Freitag
Während ebenfalls
Gehet)
(das letzte
seinem
unmöglich, aus seiner Strasse oder
ist
Thore
ea
Quartier
des Oh otba- Gebetes
alle
am
abgeschlossen,
nicht nur in Fes. sondern in allen Stallten Marokko' B,
ja
im
ganzen
rechnen d.
in
Rharb
Land
alles
Rhadames,
Tripolis,
Geographen
arabischen
(die
vom
westlich
dem Westen, alles dem Osten) herrscht
h.
d. h.
östlich
zum Rharb,
Nil
davon zum Schirg,
diese Sitte, wie ich
deshalb geschehen, sich
um
weil einer
Es
Sage
alten
Oh otba- Gebetes
die Zeit des
später
Bengasi, Tunis und anderen
Städten zu erfahren Gelegenheit hatte.
soll dies
zu Folge
die Christen der
mohammedanischen Städte bemächtigen würden. Wahrscheinlich ist es aber ein alter
die
Brauch der Regierungen,
dann mit ihrer ganzen Macht
sieh
in
den Mo-
scheen befinden imd sich so gegen ihr eigenes Volk sichern wollen.
An Paläste
Gebäuden der Stadt
Öffentlichen
des
Sultans
die
,
Moscheen
die
,
sind
die
Funduks,
Bäder und Grabstätten hervorzuheben.
Der grosse Palast des Sultans nimmt den ganzen südwestlichen Theil von Neu-Fes ein; von dieses
Gebäudes kann
hier nicht
dem Leser
ich
dem
Innern
nur wenig berichten, da ich
die übertriebenen
Beschreibungen
der Bewohner von Fes wiedergeben mag,
nach Faheln aus 1001 Nacht klingen,
als
die
mehr
auf Wirk-
219 Grossartige Ruinen deuten allerdings
lichkeit beruhen.
auf einstige grossartige Bauten hin, aber alle Bauten der
Mohammed an er haben
sie
meist
schon
gleich
eigentlich
Arkaden
aus
weiter
versehenen
das Eigentümliche, dass
nach
nichts
Entstehen
dein
bekommen.
ruinenhaftes Aussehen
ein
Der Palast besteht grossen mit
vielen
als
Höfen mit Springbrunnen,
auf
welche sich die Zimmer öffnen. Pferdeställe, Bcdientcnstuben,
Wacht/immer.
genannt
— wechseln
Kmptkngsliiift;
— diar
An
damit ab.
el
meshuar
der südöstlichen
Ecke, durch hohe Mauern von den übrigen Theilen des Palais getrennt, befindet sich das Harem, welches Platz für
mehr
kaiserlichen
als
Wohnung und
mauer befindet ich mehrere
sich
der
Artischocken
und
Gängen durchschnitten,
alle
Wege
umgeschaffen,
südwestlichen Stadt-
Man
wo
findet
hier
europäischen Gemüse, auch Blumen-
Ton
dgl.
die
geraden
den Seiten ein-
Jasmin und Luisa, und
sind zu Tunnels
Schatten gewähren.
laugen
sind diese an
gefasst von Beeten mit Rosen, fast
Zwischen der
grosser Garten, in welchen
ein
Male Zutritt bekam.
fast alle feineren
kohl,
1000 Frauen hat.
und Laiibengängen
rankenden Weinreben kühlenden Eine kleine Veranda,
Theil des Palais gelegen
— und
vor einem
davor ein besonderes
abgeschlossenes Gärtchen, worin nur Blumen gezogen
werden, dienen zum Privatgebrauche des Kaisers.
Ein zweiter Palast des Sultans
ist
zwischen Neu-
und Alt-Fes gelegen und hat den etwas sonderbaren
Di-gitizod t>y
Google
Namen
Bu-Djelud*).
Es
abgesehen von dem
ist dies,
halbverfallenen Aussehen, ein hübsches Gebäude, und,
eigentkümlicherweise im Renaissancestyl, vermischt mit
maurischer Architektur errichtet, was wohl daher
rülirt,
Es
dass europäische Renegaten die Erbauer waren.
gelang mir leider nicht (da der Sultan war), in das Innere zu
Mikenes
in
kommen; ehenso war mir auch
der Garten verschlossen, welcher damit verbunden
ist,
nnd dessen herrliche Baumgruppen , aus denen schlanke
Palmen hervorragten,
ich
im Vorübergehen
oft
wunderte. Dieser Garten war den
Damen
des
be-
Harems
reservirt.
Eine halbe Stunde von Neu-Fes entfernt, nach
dem Süden
zu, befindet sich eine sultanatliche
Wohnung,
von einem äusserst grossen und mit hoher Mauer um-
Gebäude hält
diesem
Garten
umgeben;
in
sich der Sultan
manchmal
auf,
ringten
um
die Sommerfrische
zu gemessen; zum Theil wohnen sodann die Minister, die Grossen des Reichs, die Gouverneure der Provinzen,
welche zum Besuch anwesend läufigen
mit in
sind,
Gebäude, zum Theil campiren
sie
dem
weit-
in
ihren
Zelten ausserhalb des Gartens.
Zwischen diesem gewöhnlich
die
Landsitz
Mhalla,
d.
h.
in
Neu-Fes
der
ist
Lagerplatz
auch des
*) Bu-Djelud heiest Vater der Felle; wahrscheinlich befand eich hier am Flusse denn dieser Palast liegt hart am UedEine ahnlich sonderbare Benennung hat Sebu eine Gerberei. ja auch der Palast der französischen Herrscher in Paris: Tnilerie.
—
—
221 Heeres. Dieses muss immer da sein,
und da
aufhalt;
sich
in
Plate
ist,
campiren
so
wo der Sultan
Neu- Fes für
um
welche der Sultan immer
die
Truppen,
sich hat, nicht hinlänglich
hier
sie
unter
Von
Zelten.
"Weitem gesehen, sieht dieses Zeltlager, inmitten der
grünen Wiesen, durchschlängelt vom Ued-Fes, sehr malerisch aus, aber im Innern herrscht die grösste Uureinliclikeit
und Verwirrung.
Macht des Sultans bestand 1862
Die stehende aus
etwa 4000 Infanteristen,
Vaters eine
so
aufs
bunteste
und derselbe, dem zu Lebzeiten seines empfindliche
Bugeaud
Marschall
welche
Sidi-Mohammed-ben-Abd-er-Kharnan,
costümirt sind. jetziger Sultan
bei
war im Feldzuge gegen
Niederlage
Isly*)
durch
beigebracht
den
wurde,
die Spanier nicht glücklicher
Indess hatte er so viel Einseben bekommen,
gewesen.
dass er begriff, mit seinen regellosen Schaaren nicht
gegen europäische Streitkräfte kämpfen zu können.
Er
glaubte nun ein regelmässiges stehendes Heer
zu haben, wenn er Leute auf europäische Art uniformrren Hess, und so sah
man
hier
sämmtlicher Nationen, gemeinsam
ist
Uniformstücke allen
nur der
rothe Fes und die gelben Pantoffeln; auch hatte
*)
Am
14.
August
1844.
JJer jetzige
Gefangennahme nur dadurch, dass zosen in sein Zelt dieses mit sich
schwingend, von
dem
diesem aus
man
Sultan entkam seiner
er beim Eindringen der SiLbel schlitzt«,
Fran-
und aufs Pferd
dem Bereich der Feinde
ge-
tragen wurde.
Digitizcd ö/
Google
angefangen, kurze einzuführen,
da
ist
in
vier
Knie gehende Hosen
die
Husen zu oder
Theile
„Agha"
einem
an
Iiis
den Berbern und Arabern unmög-
es
lich schien, lange
Diese Infanterie
trugen.
von
Bataillone getheilt, je
cominandirt,
sind
untergetheilt
sie
wieder in vier Abtheilungen, denen ein Kaid (Haupt-
mann)
vorsteht,
werden von
und
noch
Califat-el-kaid
( Unter ofliciei')
Abtheilungeu
kleinere
(Lieutenants) und
commandirt.
Mkadem
Mannschaft
l)ie
seihst
besteht aus Berbern, Arabern, Negern und spanischen lieiiegaten,
welche letztere Sträflinge von Ceuta, Penon
oder Meilila her desertireu.
Diese
Renegaten sind
vorzugsweise Hornisten, Tainhoure oder bei der Capelle angestellt.
Demi da
strumente
geschenkt
Capelle
die In-
die englische liegierung
hat,
einrichten lassen,
hat
so
der Sultan
eine
welche aber auf noch
viel
haarsträubendere Art deutsche Walzer oder italienische
Stücke zum Besten
Die
menter.
giebt,
Capelle
als
hat 24
die
türkischen
Mitglieder,
Eegi-
während
der Hornisten und Tamboure für jede Compagnie je zwei
vorhanden die
des
sind.
deutscheu
Die
Trommeln
Heeres,
die
ähnlich
sind
Hörnet
sind
1
wie
gleich
denen der Engländer. Die Bewaffnung besteht aus Steins chlossge wehren,
1813.
Der Sultan hat
fast
alle
diese
alten
französischen
mit der
Jahreszahl
im Preise von 40
Fi-,
das Stock kaufen lassen (er hätte dafür- anch Zünd-
nadeln
bekommen können), aber
die Zwischenhändler
haben
Dys Cominando
üir Profitchen dabei gemacht.
geschieht in türkischer Sprache, was den Uebelsta.ui! für
den Soldaten hat, dass derselbe das Conunando mechanisch
nur hat
eine
vom
Jede Compaguie
lernt.
Fuhne, jedes Bataillon
„Agha"
grössere, blau, je
verstehen
conimaiidirte
nenne so die
(ich
Atheilung)
etwas
eine
Farben der Fahnen sind
die
nachdem der Chef Vorliebe
für
rofch,
gelb,
diese
oder
jene Farbe bat.
Der gemeine Soldat bekommt nung, und mufls
den
sich hierfür Alles halten,
Verhältnissen
billigen
sechs Mosonat Loh-
was bei
Marokko auch recht
in
vom Sultan
gut angeht, zumal die Kleidung
geliefert
Die höheren Stellen sind allerdings nicht be-
wird.
sonders bezahlt, so
bekommt
nur ein Metcal täglich
Da
2 Francs).
(=
ein
Agha,
liataillonschef,
40 Mosonat oder etwa
diese aber ausser
=
den Pferde rationen
Korn, Aeckcr und Vieh vom Sultan bekommen, überdies die Gelder der beurlaubten Soldaten Tlieil in ihre
schlecht.
Tasche
fliessen, so
stehen
Denn von 1000 Mann,
zum
grössteu
sie sich
die ein
nicht
Agha com-
maudirt, sind höchstens 800 nur Stelle, die 200 felden-
den werden aber geführt, und der Sold davon täglich
vom „Amin
el
Lascari," d. h.
dem
Zahlmeister, be-
zogen.
Man kann
sich einen
Begriff von
mässigen
Armee, welche aus den
nichtsen
des
ganzen
Reiches
dieser
grössteu
regel-
Tauge-
zusammengesetzt
ist,
224
machen, wenn
ich
kurze Personalnotizen der
einige
Befehlshaber, mit denen ich bekannt wurde, hier gehe.
Der Agha des einen
Bataillons
war ehedem
ein
Verkäufer von roher Seide und Seidengarn in Fes,
Namens Hadj-Asus,
dem Umstände,
er verdankte seine Stellung bloss
dass er Hadj, d. h. Pilger nach
Mekka
war.
Marokko, welches
liegt,
hat Verhältnis smässig mir wenig Pilger
weisen, und obgleich die
so weit von
Dampfer
Gläubigen auf erstaunlich
billige
jetzt die
Mekka
entfernt
aufzu-
frommen
Weise von Tanger
nach Alexandria und von da nach Djedda
schaffen,
so hat dadurch keineswegs die Zahl der Pilger zu-
genommen,
weil
verdienstlich
zu Fusse.
eine
Dampfschiffahrt
augesehen wird*)
Und
Iriiher jährlich
wie
nicht
eine
als so
Pilgorfahrt
die grosse Landpilgerkarawane, welche
von Fes, Maraksch und Tafilet abging,
hat für die ersten beiden Orte zu existiren aufgehört.
Der zweite Agha,
gewisser
ein
Si-Hammuda, ge-
borener Algeriner, hat sich dadurch
seine
Stellung
erworben, weil er ein französischer Proseribirter
seinem Staude nach schwang
Schwert ihm
Agha,
in die
ein gewisser
Hand
er,
ist;
ehe der Sultan das
gab, die Elle.
Der
dritte
Si-Mohamnied-Chodja, ein geborener
Tunesier, weiss wohl selbst nicht, wie er
zum
Militär-
*) Eine Dam rjfwallfahrt bei Jen Christen wird ebenfalls als wenn man den Wallfahrtsort auf Erbsen rutschend erreicht, wir dürfen uns also keineswegs hierin über die Mohammedaner wundern oder gar lustig
bedeutend geringer angerechnet,
machen.
Du
Cv
d
stände
gekommen
er
ist.
Der
Sdiriftgelehrter.
ist
von Haus ans Thaleb,
und
vierte
gewisser Ben-Kadur; von tribe, sind
letzte
Agha
Haus aus Kaid
d. h.
ist
ein
einer Berg-
diesem letzteren wenigstens nicht kriegerische abzu sprechen
Eigenschaften
aber
,
vom
eigentlichen
europäischen Militärwesen hat er ebensowenig Begriff wie die übrigen. hatte, alle Kaids
einen
Ich könnte, da ich Gelegenheit
keimen zu lernen, so fortfahren, aber
dies wird genügen.
Indess
noch erwähnt,
sei
dass
zwei
wirkliche
Eingehonie der Tirailleurs
französische Ofnciero,
in-
zum Lieu-
digenes, es nie weiter bringen konnten als
tenant, weil sie im Verdachte standen Christen zu sein,
während
anderer,
ein
„Sussi",
ein
Herumstreicher
(Eingeborne aus der Provinz Sus), gleich zum Haupt-
Da
mann oder Kaid ernannt wurde. während meiner Anwesenheit
in
Ees
ich hier anführen, dass sie aus y
Google
242
Moscheen von Fes
Alle übrigen
,
obschon noch
sehr grosse vorhanden, so namentlich eine von Mulei
Sliman in Neu-Fes errichtete, sind gegen diese beiden
kaum der Beschreibung
gehalten
im ganzen
sich
das
Freitags
man
jetzt in
Fes
eilf
Es
werth.
Moscheen,
befinden
in
welchen
Ohotba-Gebet gehalten wird, welchen
also gewissem) assen
den Rang unserer christlichen
Pfarrkirchen zuerkennen könnte.
Im
übrigen giebt es
aber noch eine sehr grosse Anzahl Moscheen, manche
an Umfang
grösser
jene,
als
worin Cliotba
gelesen
werden, obschon die Zahl von 700, welche Leo anführt, beute nicht mehr existirt und auch
wohl zu seiner
Zeit übertrieben war.
Ebenso
existiron
heute nicht jene zwei Collegieii
für Studenten, von denen
Leo
so grossartige Berichte
Fes
giebt; ausser den Lehrstühlen an der Karubin hat
nur niedrige Schulen, Mcdressa, worin den Schülern nothdürftig und mechanisch lesen und schreiben gelehrt wird.
Solcher Schulen
vielleicht
giebt es
eine grosse Anzahl,
Über hundert.
Hospitäler hat Leo auch aufgeführt, es sind dies
aber keine Hospitäler nach unserem Sinne,
d. h.
Kranken-
häuser, sondern vielmehr Hospitäler (Gasthäuser)
wahren Sinne des Wortes. die
zu
Leo davon seiner
ebenso
Lazarethen nach sind dies Stifte,
Schon
die
man
wenig mit Hospitälern
unserem Sinne zu thun
wo
Pilger, Eeisende,
im
Beschreibung,
giebt, deutet darauf Inn, dass
Zeit
hatte.
es
oder
Es
müde Wanderer
Digitizcd by
Google
243 ausruhen können, und während einer gewissen Zeit
Es war
unentgeltlich Kost und Logis erhalten.
Brauch, in den Städten solche
Stifte
dieser
zu haben, nicht
nur in mohammedanischen Ländern heimisch, sondern zur Zeit, als das Gasthofleben noch nicht so ausgebildet
war wie
jetzt,
finden.
In vielen europäischen Städten existiren noch
auch
jetzt solche Einrichtungen,
reich
und
christlichen
allen
in
Ländern zu
B. in Savoyen, in Frank-
z.
Eigentliche Hospitäler, d. h. Kranken-
Italien.
häuser, giebt es in Fes nicht.
IndesB
besitzt
Fes
eine
Anstalt,
wie
keine
sie
andere Stadt Marokko's aufzuweisen hat; eine Irren-
Man
anstalt oder vielmehr ein Narrenhaus.
eine
keineswegs
aber
Anstalt,
denke sich
welche Heilung oder
Wohlbehagen dieser unglücklichen Geschöpfe im Auge mit dergleichen Versuchen plagt sich der Mo-
hätte,
hammedaner in
dem
Man
nicht.
findet in
diesem Gebäude,
zur Zeit als ich es besuchte etwa 30 Indivi-
duen sein mochten, nur Tobsüchtige oder Irre, die durcli ihr
Wesen dem Nebenmenschen
sich gefährlich
gemacht haben; gutmüthige Narren, Idioten lässt
mau
ruhig laufen, ebenso
sinnigen, die
noch obendrein
Der Zustand setzlicher,
und
fängnisshöhle
es
als
in
die
gleicht dasselbe
sonst
mehr
einem Gebäude.
halbverhungerte
s.
w.
Wahn-
verehrt werden. ist
Gestalten
ein ent-
einer
In
Zimmern, worin auf dem blossen Steinboden ten Schmutze
u.
religiös
als Heilige
diesem Narrenhause
iin
mit
Ge-
langen
grSagdicken
16-
igilized by
Google
244 eisernen Ketten an die
Wände
festgemauert sind, fast
ohne jegliche Pflege und Sorgfalt, verbleiben
alle nackt,
diese Unglücklichen hier,
um
Welt
die
nie wieder zu
Die Anstalt selbst wird durch Vermächtnisse
betreten.
unterhalten.
Erwähnt zu werden verdienen sodann Bäder, welche
«im
Theil Privaten gehören,
die vielen
zum Theil
Eigenthum der Regierung oder der Moscheen Eingerichtet sind sie wie alle in
warmen Bäder im
sind.
Orient,
Aegypten oder den übrigen Berberstädten, so dass ich
eine specielle Beschreibung nicht für nothwendig halte.
Der Luxus der ist hier
algerinischen oder ägyptischen
aber nicht bekannt, Handtücher
nen werden nicht gereicht, dafür sind so
dass
billig,
selbst
der Aermste
Bäder
zum Abtrocksie
sich
aber auch
häufig
den
Genuss einer gründlichen Reinigung gewähren kann. Die Bäder geringster Sorte kosten nur 3 Flus, die tlieuersten nicht ganz 2 Mosonat.
Gasthäuser oder Eenaduk es zweierlei
Art
in Fes.
von Funduk) giebt
(pl.
Es möchte
auffallen, dass bei
der Anwesenheit von Sauyat bei der Einrichtung der
eben erwähnten Hospizen, ausserdem
nothwendig zieht, dass
Welt ist
namentlich wenn
Und dennoch dem Land eine
ist.
auf
sind,
noch Gasthöfe
man
in
Erwägung
der Marokkaner der gastfreieste Mensch der ist
dem
fast
grenzte; aber in den Städten,
Zusammenüuss von Fremden
so.
Die Gastfreiheit
möcht' ich sagen unbe-
wo
täglich ein so grosser
ist,
wird
sie
natürlich
Digitnod by
Üooj
245 nicht
Fremden
Man
behalten.
den Sauyat und
In
geübt.
Hegel, einen
hat
Hospizen
um
die
nehmen
einen längeren Aufenthalt
Gebäude
zu beher-
Die grosse Zahl
den grossen Fremden-
für
spricht
es
Fremden, welche wollen,
bergen, Gasthöfe einrichten müssen. solcher
ist
Tage zu
nicht länger als drei
also,
verkehr in Fes, obschon die Zahl von 200, die Leo angiebt, wohl übertrieben
Es
ist.
giebt Fenaduk, welche gebaut sind,
und Vieh zu beherbergen für
Menschen und
Erstere haben
und solche
',
allenfalls
eine
Menschen nur Platz
die
Waaren
für ihre
Hegel
der
in
haben.
Ein-
entsetzliche
und unge-
richtung.
Ein grosser, meist viereckiger
pflasterter
Hofraum, wo sich Pferde mit Kameelen,
um
Mäulthiere mit Eseln allen
Seiten von
den Plate
Zimmern umgeben,
kleinen
Zugang und Licht durch bekommen.
Meist
Von Aufwartung
sind
man
grösser, als dass
ist
eine kleine diese
den Schmutz, den
bühren
nicht
der Neu-
sein
Vorgänger hat,
als
An-
eigenhändig
Ein Portier, der meist kauadji (Kaffee-
hinauskehren.
Besitzer,
Thür
selbst
er Uberhaupt Sinn für Rein-
denken im Zimmer zurückgelassen
Ausschenker)
die nur
niedrige
Zimmer
ausgestreckt darin hegen kann.
natürlich keine Hede,
angekommene muss, hat lichkeit,
wird von
streiten,
ist,
steht
oft Verwalter,
stehen
dem Ganzen oft
natürlich
richtung im Einklänge,
bloss
mit für
ein
vor,
Miether.
der
oft
schlechten
Zimmer
ist
er
Die Ge-
zahlt
Ein-
man
durchschnittlich täglich nur eine Mosona, für ein Thier
ebenso
viel.
besser
Viel
die
sind
Fenaduk
man nur Eeisende aufnimmt,
wo
eingerichtet,
ohne Thiere
die
sind.
Diese sind meistens mitten in der Stadt gelegen, einige sogar in der eigentlichen Kesseria,
der „Börse" könnte
man
mehrstöckige Gebäude,
dem Handelscentrum,
fast sagen,
sind die
höfe geräumig, haben
oft,
Hofe oder nach den
Galle°rien
von Fes.
Zimmer
Grosse
dieser Gast-
Thür nach dem
ausser der
noch vergitterte
zu,
Die Zimmer sind gut ausgeweisst,
Fensteröffnungen.
der Fusshoden mit „Slaedj" belegt, sonst aber
Möbeln natürlich
ist
von
nichts zu finden; aber der bemittelte
oder reiche Kaufmann hat auch sein ganzes Meuble-
ment bei einige fehlt
sich:
eine
Theetassen.
Sieden des
aus Britann ia-Metall
Ein Bochradj,
Wassers
,
ist
Teppich,
und sechs kleinen
Funduk
am Eingang
zum Die
von vier Mosonat Die Kaffeebuden,
oder im Innern eines solchen
befinden, gehören zu den besten.
Solche
Wirthshäuser,
wie
von unanständigen Wirthen,
wo auch
Kessel
unentbehrlich.
variirt
zu sechs und mehr per Tag.
welche sich
ein
h.
d.
auch
Miethe von solchen Zimmern
als
ein
auch der grosse Messingteller, ssenia, nicht mit
dem Theetopf
bis
Matratze,
gute
Matten und Kisten verv ollständigen dasselbe. Es
liiderliche
giebt es jetzt in
Leo
sog. el
sie
beschreiht,
kahuate bewohnt,
Weibspersonen sich herumtreiben,
Pes nicht mehr, vor den Thoren
ist
247 allerdings
welches
ein Viertel,
schlechtem Rufe steht;
man überhaupt
findet
Dagegen 3.
das
h.
(Cm.
dieser Hinsicht in
in
eigentliche Prostitution
Marokko nur
in
Kraut vom
getrocknete
aber
in Mikenea.
wo
giebt es zahlreiche Kaffeehäuser,
Kif,
Hanfe
indischen
und gegessen wird, auch Opium
indica) geraucht
wird in diesen Kaffeehäusern gegossen; die Sitte des
Opiumrauchens Polizei
Genüsse
man im Rbarb
kennt
oder Regierung
thiit
nicht.
Die
gegen diese schädlichen
denn auch Haschisch und Opium
nichts, wie
mit Taback zusammen nur von solchen Kauflenten in der Stadt verkauft wird,
die
sich dazu
von der Regierung gekauft haben. denn nicht nur
Fes
in
ist
also
—
sondern
in
Es herrscht
dies der Fall,
marokkanischen Städten
allen binnenländischen
die Städte eine
einen Schein
— für
Art Taback-, Opium- und Haschisch-
Regie.
Anständige Leute hüten sich indess wohl,
in solche
Kaffeehäuser zu gehen, obschon fast Jeder in Fes
dem
Genüsse des Haschisch fröhnt, aber nur heimlich und
im Innern der Wohnung. der
V erkauf
Desto strenger
ist
dagegen
von Schnaps und Wein verboten, obschon
beides in Fes für Geld und gute ersterer wird von
den
Juden
Worte zu haben
destillirt
aus
ist;
Feigen,
Rosinen oder Datteln, wird wohl auch von Gibraltar her eingeschmuggelt
;
letzterer
wird in der Lesezeit
von Juden sowohl wie von Mohammedanern
Es würde zu weit
bereitet.
führen, wollten wir alle
Hand-
248 werke, Industrien, Manufacturen
wodurch Fes heut
weise das nennen,
wenn wir hervorheben, dass
immer den
Rang
ersten
vom ganzen Eharb
Um
und Hau dein zweige
Es genügt, wenn wir
einzeln aufführen.
selbst
unter
hier vorzugsexcellirt,
und
heute Fes noch
allen
Handelsstädten
einnimmt.
letzteres zu erhärten, führe ich
nur an, dass
mir während meines Aufenthaltes in Fes manchmal Factureu gezeigt wurden, von französischen, englischen oder spanischen Handlungshäusern herstammend, die auf 50,000
sich
That
also
Handel leute
Frcs.
beliefen.
wohl behaupten,
besitzt, wie
genug dort
es
gieht,
Man kann
dass Fes
in
der
auch Engros-
denn wirklich vornehme Kaufwelche mit Marseille, Gibraltar,
Cadix oder Lissahon Auseinandersetzungen haben, welche
Summe
jährlich noch übersteigen.
versteht sich von selbst,
dass dieser Handel meist
die eben angeführte
Es
durch Vermittlung abgeschlossen wird; aber auch
genug kommt
oft
es vor, dass ein Fessi auf der Pilgerfahrt
nach Mekka Station
in Marseille
macht, dass er in
Gibraltar längeren Aufenthalt hat, ja ich lernte Kaufleute in
Fes kennen,
kaufen oder
um
die direct, bloss
um Waarcn
zu
Handelsbeziehungen anzuknüpfen, eine
Reise nach Cadix oder Lissabon unternommen hatten. Alle diejenigen, welche in den berberischen Staaten
gewesen
sind,
Städten
Bengasi,
welche sich in den leichter zugänglichen Tripolis,
Sfax, Tunis und anderen
Orten aufgehalten haben, wissen, wie gross das Ver-
249 trauen
europäischer
werden
oft
dem
Kaufleute
den Eingebornen
iat;
Waaren von sehr bedeutendem Werth
Man
Credit verabfolgt. fernen Innern,
auf
borgt selbst Kaufieuteti aus
wo jede Reclamation
Jemand
es sehr selten vor, dass irgend
falls
,
man
Und doch kommt
betrogen würde, unmöglich wäre.
sich eines
Be-
Von Timbuctu, Kauo, Bornu,
trugs schuldig macht.
Mursuk und Ehadames sehen wir Kaufieute auf Credit Kairo Waaren entnehmen;
in Tunis, Tripolis oder
damit in ihre Heimath, jahrelang bleiben
ziehen
manchmal
verschollen, aber
nachdem
sie ihre
sie sie
Waaren
verkauft haben, laufen immer Gegenwaaren oder Gelder
und der europäische Kaufmann wird
ein,
So machen
es die Fessi
auch
;
die
befriedigt.
Waaren, welche
en gros von Europa holen, bestehen vorzugs-
sie sich
weise in roher und verarbeiteter Seide, in Baumwollenstoffen,
Tuchen, Papier, Waffen,
d.
h.
langen Flinten
und Säbeln, Pulver, Thee, Zucker, Droguon und Ge-
Es
würzen.
den
man
in
giebt überhaupt jetzt fast keinen Artikel,
Fes nicht fände.
Die Engros-Händler haben ihre Waaren bei sich
im Hause, y
Google
264 nur von seinen eigenen, mit Flinten bewaffneten Berbern
vielleicht
Der
jetzige
fern von der
Haupt-
50 Miinn zur Verfügung.
Sultan war mit der
Armee noch
stadt.
Eines der wichtigsten Quartiere der Stadt,
Djemma MuleiEdris.
der
das
Sdüirfa
vorzugsweise von
(Abkömmlingen Mohammed's) bewohut, empörte
sich
nun sofort nach dem Tode Abd-er-Rhaman's und
rief
den ältesten Sobn des Sultan Sliman zum Nachfolger
Aber
aus.
sie
Ben Thaleb's
hatten nicht auf
Energie gerechnet: er
liess fast
vom ganzen
eiserne
Quartiere
erwachsenen Männer deeimiren, die Häuser der
die
vornehmsten Schürfa wurden dem Boden gleich ge-
macht, und
alles
was am Leben
Eigenthums beraubt. was
es
heisst,
blieb,
wurde
seines
Diejenigen nun, welche wissen
einen Scherif in
strafen oder gar tödten
,
können
Marokko
beleidigen,
sich denken,
welche
Aufregung dieses Verfahren Ben Thalebs hervorrief, der nicht einmal Araber, geschweige Scherif, sondern
nur ein Brebber*) war.
Aber der Berber-Scbich war
nicht der Mann, sich einschüchtern zu lassen, andererseits vertheilte er
*)
den anderen Quartieren der Stadt je
Bezeichnung für Berber Wahn, den
Haas der Araber den
bei,
in
Marokko.
Mohammed
Mau
sieht hieraas,
lehrte, das arabische
noch immer aufrecht erhalton. zum Untergange des arabischen Volkes
sei besser als jedes andere,
Volk
Es
trat!
dies wesentlich
wie denn auch die Juden den Dünkel das auserwählte Volk
Gottes zu sein schwer genug haben bussen müssen.
Digitizod
t>y
Google
265
2000 Metkal, ein ganz artiges Sümmchen für
So brachte
tiere.
er durch Strenge
und Güte
7
]
Quar-
es dahin,
dass Fes den jetzigen Sultan gleich anerkannte, und
der Vetter des Sultans mit seinem Heere vor die
als
Hauptstadt rückte, wurde er von den Bewohnern von
Ben Thaleb
Fes, an deren Spitze Faradji und feindselig
hammed
empfangen; er nmsste
Als
Gast des
Dolmetsch,
Armee
Bascha's
welcher
standen,
als Sidi
fliehen,
Mo-
diesem wurden die Thore ge-
herbeirückta,
uud damit hatte Marokko einen
öffnet,
Sultan.
bezog ich
Hauptmann
der
meinem
mit
regelmässigen
des Sultans war, ein Zimmer, welches zur Pri-
vatmoschee des Bascha's gehörte, welche gleich neben
Amtswohnung gelegen
seiner
Wärme
wurde der Aufenthalt
ist.
in
Mit zunehmender
diesem Zimmer bald
unerträglich, und als eines Tages der Bascha fragte,
wie ich mit meiner Behandlung zufrieden
sei,
machte
Er Woh-
ich ihn auf die unerträgliche Hitze aufmerksam. rief einen seiner Diener und fragte ihn, welche
nung sei
;
in
der Nähe der seimgen auf der Stelle zu haben
dieser
bezeichnete
einen
reizenden Sommcrsitz,
welcher, obschon in der Stadt gelegen, einen hübschen
Garten habe, vom Fes-Flusse durchzogen würde, an die
Wohnung
des
hinzu, der Scherif,
Bascha
dem
aufenthalt schon darin Stelle
und sage ihm,
austiesse, „aber,
es gehört, hat seinen
genommen." ich
„Geh'
fügte
er
Sommerauf der
brauche seine Wohnung, 11
Digitizod by
Google
266
„Und du Mustafa,"*)
war des Bascha's kurze Antwort. fuhr er
„kannst heute noch umziehen, und wirst
fort,
Der
nun"gewiss zufrieden sein." nicht grosse Eile zu haben
Befehle trotzen zu können.
Kurz, als ich
Tage Ben Thaleb besuchte und
Wohnung
kaum
noch
liess
immer
folgenden
nach meiner
der Basclia mich vollenden;
wurde gerufen,
bekam
er
weil
sei,
seinem Hause
in
meinem Moschee - Zimmer.
in
dem
sei,
am
er sich
erkundigte, musste ich gestehen ich
der Eigenthümer sich noch
befände,
Sclierif schien indess
vielleicht glaubt« er auch,
;
(Abkömmling Mohammed's)
weil er Seherif
Aber
ein Diener
Befehl, auf der Stelle den
seinem beweglichen Eigenthum auf die
Seherif mit
Strasse zu setzen; so geschah es, und an demselben
Tage konnte
ich einziehen.
Es würde
nichts
genützt
haben, hätte ich zartfühlend gegen diesen Befehl, den
seinem
l'j^ciitliümer au.s
stiren wollen,
d. h. willkürliches
seine
liüsit/e
Niemand würde
zu vertreiben, prote-
ein
solches
da das unfehlbare
verstanden haben,
Betragen, sich
Beamten übertragen
Benehmen
Benehmen,
vom Sultan auch auf
hat.
Folgeudes nun wirft auch Licht auf das summarische Gerichtsverfahren in Marokko und Fes überhaupt,
und
ich schreibe die hier
folgenden Zeilen wörtlich
aus meinem damals geführten Notizbuch ah.
Das
neue
Stockwerk und ) Es war
dien
Haus, welches ist
ich
bezog,
nicht nach Art der
hat
ein
Wohnhäuser
mein in Marokko angenommener Harne.
Digitized ö/
Google
in
Fes eingerichtet, sondern nach anderen Regeln Mitten im
baut.
Hause der tritt
läuft,
liegende
Garten
kleine
fliegst
,
eine
6'
breiten gemauerten
dem Hause gegenüber-
Veranda kommt, und unter dieser
andern Garten
tritt.
er-
dem
unter
der hier in den Garten
und
tiefen
er an
bis
liegend
Ued Fcs,
in einer 4'
und
Rinne
Das Haus
in einen
selbst bat unten eine
geräumige- Veranda, einen Salon und ein Zimmer, das alkovenartig (eine ist;
ebenso wurde das
mir
Art von Kubha) hinten angebaut
oh en sind drei Zimmer, die wir unbewohnt Hessen
als
Dach
platte
Dolmetsch heigegebene
selten
in
der
;
Der
benutzt.
Offizier schlief
im hintern alkovenartigen Zimmer;
mit mir einzigen
Thür, welche zum Salon führte, schliefen drei Diener zwei
der
andere
in
der
Veranda, und
gegenüberliegenden
zwei
wo
Veranda,
wir
waren der
in
Be-
quemlichkeit halber auch unsere Pferde stehen hatten.
So bewacht, dachten wir nicht im entferntesten an Diebstahl,
zudem
in
Fes Nachts, weil
Quartiere, wie früher schon erwähnt sind, die grosse
ich,
ist,
einzelnen
abgeschlossen
Communication ganz aufgehoben
Eines Abends hatten wir,
mann und
die
ist.
der Kaid oder Haupt-
auf unserem Teppich
liegend,
spät
Abends Thee getrunken, beim silbernen Mondschein,
am Rande
des vorbeiplätschernden Flüsschens,
duftenden
Orangenbäumen
gessen,
hatten wir
und der Müden ilul (das
Gebet wird im Sommer schon
unter
die Zeit ver-
erste Avertissement
um
1
zum
Uhr Morgens von
268 den
Minarets
gegeben)
ertönte,
Wir mochten kaum
gingen.
wir
als
schlafen
eine halbe Stunde
ge-
schlafen haben, als einer der Diener „Sserakin, Ssera-
kin" (Diebe, Diebe)
Gewehren
Wie
Alle liefen wir hinaus mit
rief.
bewaffnet,
aber
war
nichts
hätte aber auch ein Dieb herein
hinauskommen Garten
können:
an
drei
und
in einen
lich
ein
sein.
Indess fanden
die ich ahirelr^l hatte, linsen.
Turban des Hauptmanns, ferner
Tags zuvor angebrochener Hut Zucker, endlich
ganzes
Theeservice,
Eigenthum des Baseha's.
Eine genauere Untersuchung
ergab,
scheinlich schon mehrere
Gänge gemacht
Auf unsere am anderen Morgen Bürger schaft
nennt
von
verhaftet,
ersetzen,
man
und wahrhatte.
erfolgte Anzeige
Ben Thaleb sämmtliche umwohnenden sie
mussten die Sachen
in
Gemein-
ausserdem ein jeder 20 „Real" (so
die französischen fünf
tion erlegen, bis
wäre.
der Dieb
dass
unter der Gartenthür sieb durchgewühlt,
wurden
der
vierte
Behausung zurückgekehrt, dass wirk-
Pantoffeln, dann der
unser
die
etwa 30 Fuss
Dieb dagewesen sein musste, es fehlten von
meinen Kleidungsstücken,
ein erst
so schnell
und
anderen Garten, unmögbch
konnte er Wer hinuntergesprungen wir, nach unserer
finden.
hatte
Seiten
20 Fuss hohe Mauern,
fast
Seite führte mittelst einer senkrechten,
hoben Mauerwand
zu
Francs -Stücke) Cau-
der Dieb von ihnen selbst ermittelt
Mit Erlegung der 20 Eeals erlangten
ihre Freiheit wieder,
sie
zwar
aber ich glaube kaum, dass sie
je wieder zu ihrem Gelde
gekommen
sind,
sollte es
ihnen auch gelungen sein den Dieb zu ermitteln.
bemerke
hiehei, dass ich einige
Jahre später
magna von der türkischen Behörde Justiz üben sah,
Ich
in Leptis
eine ganz ähnliche
einem meiner Diener aus dem
als
Zelt ein Revolver Nachts gestohlen wurde.
Ausser den beiden Gouverneuren der Stadt giebt es
sodann
Vor-
Vorsteher der einzelnen Quartiere,
steher der Moscheen, Einsammler der Gelder, Marktvögte, einen
Marktkaid der Kessaria, und einen Markt-
kaid des grossen, einmal in der
Stadt abgehaltenen Marktes.
Woche
ausserhalb der
Die Marktvögte und der
Marktkaid haben hauptsächlich die Obliegenheit Streizu sclilichten und
tigkeiten
jedem Thore Thore zu
findet
öffnen
erheben hat, es
man
und zu ist
Ordnung zu
einen Kaid
el
halten.
An
Bab, der die
schliessen, sowie
den Zoll zu
sodann eine Hauptzollamt in der
Stadt, endlich sind als
Behörden noch
die Zunltmeister
zu nennen, da jedes Handwerk zu einer Zunft ver-
bunden
ist,
welcher ein Meister, der den Titel Kebir
hat, vorsteht.
Die nächste Umgebung der Stadt zeigt im Norden, Osten und Westen die blühendsten Gärten, die sich nur denken kann, fast
man
im Südwesten sind Vorstädte;
vor allen Thoren ziehen sich Gräberreihen und
Gottesäcker stattlich
Irin,
von
denen einige äusserlich recht
aussehende grössere Grabmonuinente
aufzu-
270 Indess liegt in diesen kaiserlichen Grab-
weisen haben.
monumenten viereckige
eine gewisse
Form, darüber
Einförmigkeit, eine
man
in
der Regel
Tuch überzogen,
mehre
haben
Im Innern
einen Sarkophag,
oft
mit
aber auch nur ans einem höl-
oft
Neben einem solchen Haupt-
zernen Gestell bestehend.
grabe findet
alle
achteckige oder vier-
eckige oder auch ganz runde Bedachung. findet
man manchmal
zwei bis sechs und noch
entweder waren es
kleinere einfache Gräber;
Kinder der hier begrabenen Fürsten oder manchmal auch Vornehme und Grosse des Laades,
die
gegen
hohe Geldsummen das Hecht erwarben, sich an der Seite ihres Sultans begraben lassen zu können.
der jetzt
regierenden
Dynastie
ausserhalb Fes' beerdigt,
sie
ist
niemand
in
Von oder
hat ihre Grabstatten in
Mikenes.
Ein grosser und für uns Europaer licher Uebelstand
Tliimm
liciiiideii
dass dicht vor den Thoren sich
ist,
verwesende Berge, :
fast unerträg-
oft seit:
50 Fuss hoch, von crepirten Jahrhunderten
ist
Brauch,
es
jedes todte Vieh, allen Unrath vor die Thore der Stadt
zu bringen,
aber so dicht an den
Wegen
sind diese
verpestenden Hügel errichtet, dass es eine Qual der Stadt heraus und in dieselbe hinein zu
Der
die Stadt beherrschende Berg, der
und Nordwesten Djebel-Ssala,
Hohe.
er
sich
um
ist,
aus
kommen. im Norden
dieselbe horumzieht, heisst
hat vielleicht 1000 Meter
absolute
Unter dem Vorwande, Kräuter für Bascha
Digitizcd
t>y
Google
271
Ben Tbaleb suchen zu
wollen,
Erlaubniss hinauf zu reiten tel
;
bekam
ich eines Tages
durch einen breiten Gür-
wo ausserdem Wein und Kirschen
lachender Feigen- und Orangengärten,
Pfirsiche,
Aprikosen
,
Granaten
,
mau in 0 elwaJ dünge n das von immergrünen Eichen, von Len-
gezogen werden, gelaugt zweite Drittel tiskcn
men
ist
aus
,
und anderen das Laub nicht verlierenden Bäu-
bestanden, das letzte Drittel hat nur Buschwerk
Oben auf dem Berge, von dem
und Zwergpalmen.
man
prächtige Uebersicht über
eine
über die Ebene
bis
zum grossen
die Stadt,
Atlas und über
das
nach Westen sich ziehende Sero ne -Gebirge hat, traf ich einen Einsiedler, Sidi Mussa, schon seit 50
grosser Heiligkeit, lebt er von den
Gaben der
hat aber ausserdem eine grosse Bienenzucht.
Jahren
Im Rufe
Höhle auf dem Ssala-Bcrge lebend.
in einer
Pilger,
Auf dem
Plateau des Ssala-Berges sind mehrere Quellen und sogar Gärten und Ackerbau.
wir
Was
die Bevölkerung
auf
100,000
Seelen
von Fes schätzen
anbetrifft,
können
vor der Cholera im Jahre 1859 wohl
mehr betrug,
so
besteht
dieselbe
welche
und
noch
die
20,000
vorzugsweise
aus
Arabern und Berbern.
Während aber auf dem Lande
die
Mischung von
Berbern und Arabern bedeutend seltener sie in
ist,
kommt
den Städten häufiger vor, indess doch nicht der
Art, dass absorbirt.
man
sagen konnte, ein Volk habe das andere
Aeusserlich unterscheiden sich die Bewohner
Digilized by
Google
272 von Fes, wie die der übrigen Städte von den Landbe-
wohnern durch grosse Weisse der Haut, aber einzig seinen Grund darin, dass
Sonne ausgesetzt
sind,
da
selbst,
sie
es hat dies fast
nie der
sie
auf die
wenn
Strassen gehen, diese so eng sind, dass sie nur auf
kurze Zeit von der Sonne beschienen
Grund der häufigen Corpulenz
bei
Der
werden.
den Männern
denn auch nur darin zu suchen, dass
ist
wenig He-
sie
bung, wenig Bewegung bei Verhältnis 8 massig kräftiger
Im
Kost haben.
allgemeinen sind trotz des sehr bellen
Teint die Leute von Fes sehr hässlich, häufig findet langes
man
Haar.
die
wulstige Lippen und krauses, obsebon
Negerblut
denn überhaupt
namentlich
in
ist
hier unverkennbar,
ganz Marokko
Arabern gekommen
viel
wie
Negerblut unter
Fes vor den
ist.
übrigen
Städten des Landes zeichnet sich noch dadurch aus, dass mit den arabischen und berberischen Elementen sich stark das jüdische gemischt hat. freiwillige Heirathen,
Nicht etwa durch
sondern dadurch, dass hübsche
Jüdinnen gezwungen werden,
in
den Harem des Sultans
oder eines Grossen des Reichs zu treten oder durch
gezwungene Uebertritte, durch Kinderraub
;
so pflegen
denn auch die übrigen Bewohner des Landes von den Familien in Fes zu sagen: die Hälfte derselben habe jüdisches Blut in ihren Adern.
Die Zahl der Juden rokkanischen, wandert,
zum Theil
in
Fes, welche, wie alle
ma-
direet von Palästina einge-
zum Theil von Spanien zurückvertrieben
sind,
Digflized by
Google
273
mag
8— 10,000
sieh auf
belaufen.
Sic loben hier ebenso
unglückselig wie in den übrigen
mar okkauis eben Städ-
Der verstorbene Sultan Abd-er-Rhaman glaubte
ten. es
durchsetzen zu können, den Juden eine Art
Tracht mit den
wagte
der es
Eman-
und gestattete den Juden gleiche
eipation zu verschaffen,
Der
Moslemin.
erste Unglückliche,
(den Juden-Ghetto)
seine Mellia
mit
rotbem Fes, mit gelben Pantoffeln zu verlassen, kehrte nie
zurück:
er
wurde
giös-fanatischen
Der Sultan
gesteinigt.
trotz seiner Unfehlbarkeit,
niclit die
Wuthausbruch
hatte,
Macht den
reli-
seiner Unterthanen zu
dämpfen.
Der
religiöse Fanatismus, der ja allen semitischen
Religionen innewohnt, Seiten selbst
der
ist
überhaupt eine der schlimmen
Wie
Bewohner von Fes.
had,"
habe ich
oft
mich von irgend einem Lumpen auf der Strasse
angehalten gesehen, der mir mit den d.
h,
bezeuge, den
die sich rasch
Weg
Worten „Scha und
vertrat,
ansammelnde Menge
liessen
nicht eher passiren, als bis ich ,,Lah
il
er
und
mich sicher
Laha
il
Allah"
gesagt hatte, bekanntlich die Glaub ensformel der
Mo-
hammedaner. Die Tracht der Bewohner von Fes übrigen Städter,
d.
dung der Reichen
es
h.
die
ist
die der
kann hier nur von der
Rede
sein,
Klei-
da ein Armer nur
langes
weiss
wollenes
Um-
schlagetuch und ein cattunenes
Hemd
darunter
zum
seinen
Haik,
d.
b.
ein
Anziehen hat. sonst aber barfuss und barhaupt daherRohlfe.
'
18
274
Im Winter
kommt.
wird freilich der wollene Burnus
darüber gezogen, der manchmal aus schwarzer, manch-
mal aus weisser Wolle besteht.
Der Anzug des wohlhabenden Bewohners von Fes ist
Auf dem Kopf
imless viel reichhaltiger.
hohen
einen
um
genannt,
spitz
den
lieber
wird,
Camis,
zulaufenden
Knöpfen, und ^eknü]>i't.
bis
Ssudria,
Saschia
Hemd,
weiss baumwollenes
langes
Tuchweste
eine
mit
oben eng anschliessend
dann
trägt er
rothen Fes,
Turban, Rasa, gewickelt
ein weisser
ein
vervollständigen
ein
vielen
und zu-
Tuchkaftan aus schreien-
den Farben und eine weite Hose, Ssrual, den Anzug, gelbe Pantoffel hildcn die Fussbekleidung.
Die meisten
Jünglinge und Männer tragen Fingerringe aus Silber mit werthlosen Steinen, einige haben Ringe mit Steinen,
welche
man im Wasser
auflösen kann (nach der
Aus-
sage des Besitzers), und welche Auflösung alsdann ein Mittel gegen Vergiftung
ist.
Einen solchen Ring be-
Ben Tlndeb auch, dennoch entging
sass
er nicht sei-
nem Tode. Sehr unangenehm
ist
die
entsetzliche Unredlich-
welche überall herrscht; die Kleider werden nie
keit,
gewechselt, sondern, wenn einmal angezogen,
Tag und Nacht, bis
so lange auf
man neue Kleidungsstücke
spricht
Leo von grossen
dem Körper anschafft.
immer
getragen,
Allerdings
öffentlichen Waschanstalten
in Fes; ich konnte leider solche zu meiner Zeit nicht
mehr
constatiren.
Der reiche Bewohner kauft
sich
275 einmal, wohl auch zweimal,
im Jahr einen neuen An-
Das
zug, hei Gelegenheit eineä grossen Festes.
gewordene bekommen sodann Diener, oder auch arme
Der Arme kauft
alt-
Verwandten,
die Kinder,
Freunde zum Weitertragen.
nachdem er lange darauf
sich,
ge-
spart hat, einen Anzug, legt ihn dann aber nie Wiedelah, bis er absolut unbrauchbar findet
einmal im Jahr
eine
el-kebir,
dem
geworden
am Tage
dem
vor
es
aid-
Da an
Bairam der Türken.
grossen
diesem Tag Jeder geputzt erscheint, wer ein
Freilich
ist.
grosse Kleiderreinigung,
eine allgemeine Wäsche, statt:
kann sich
neues Kleid kauft, und wer nicht, doch darauf
hält so rein als möglich zu erscheinen,
denn am Tage vor dem
und eilen
Alt, ;
aid-el-kebir alle
Welt, Jung
Männer und Frauen den Wasserpliitzen
man
besessen
herum,
so sehen wir
entledigt sich der Kleidungsstücke
tanzt
um
zu-
und wie
und springt Jeder auf seinem Zeuge
mit den Füssen den jahrelangen Schmutz
heraus zustainpfen
:
eine
Handwäsche würde
einfache
dazu nicht genügen. Die Nationalspeise
kussu zen-
—
der Fessi
ist
bereitet
Der nahe Sebu
zeichnet« Fische, die
man
in
und liefert
dem Marktplatze bekommen
Wei-
mittelst
Dampf
indess
ausge-
einer gepfefferten
durch Tomaten rothgefärbten Oelsauce
und
Kus-
ebenfalls
ein Mehlgericht, welches aus geperltem
oder Gerstenniehl
gekocht wird.
kann.
stets fertig
und auf
Hammel-, Ziegen-
Schaffleiflch ist gleichfalls billig zu haben,
IS*
und
in
276
Fes wild wohl mehr animalische Nahrung consumirt, als
im ganzen übrigen Lande,
die Städte ausgeschlossen,
zusammen.
Wie
alle
Marokkaner, sind auch die Fessi grosse
Liebhaber von Thee,
wird; die Manier zu essen
Mehrere Personen hocken
wie im
um
ganzen Lande. irdene Schüssel,
eine
einem niedrigen Tischchen, etwa zwei Zoll hoch,
die in
Haida genannt, aufgetragen
wird.
kauert
Alles
der Erde, in solcher Stellung, wie Jeder sie
nachdem
will;
gereicht
aber eben so unsauber
ist
den vornehmsten Fessi,
bei
dem Essen
der vor
spült
man sodann
ab, und ein
diese
Handtuch hei den Reichen Unbemittelten trocknet mit
dem
man
dient sich
Zipfel seines Burnus.
benes Zeichen, greift mit
(Im Namen Gottes) die
Schüssel,
auf
nehmen
ein Sklave oder einer der Gesellschaft
Wasser zum Abwaschen der Hände herumgereicht
um
ein
gemeinsames
zum Trocknen,
Jeder mit
,,Bi'
der
den erhaschten Bissen
bei
Hände
einfach die
Dann, auf
dem Worte
hat,
ein
gege-
Ssm' Allah"
Rechten in
zum Munde
zu führen.
Alle befleissigen sich einer ausserordent-
lichen Eile,
um
Reichen
wird
nicht zu kurz zu
langsam
Schüsseln folgen.
kommen, nur
gegessen ,
weil
bei sehr
da mehrere
Es gehört übrigens zum guten Ton
Frauen, Diener und Kinder, oder auch für
für
die
die
herumlungernden Armen, Anstandsbrocken in der
Schüssel zu lassen. ist es jedenfalls für
Eine grosse Auszeichnung aber einen Fremden,
wenü der Wirth
277
Hand
selbst mit seiner schmutzigen
fährt,
einen
Lockma,
hervorholt und ihn
Obschon
ich
d.
in
in
Schüssel
die
oder Mundvoll,
Bissen
h.
dem Gast
den
Mund schiebt. um mich an
nicht lange Zeit brauchte
diese Art des Essens zw gewöhnen, denn
Hunger über-
windet Alles, so hatte ich doch längere Zeit nöthig zu lernen
geschickt und anständig zu
essen,
denn
es gehört Geschicklichkeit dazu die oft halb flüssigen
Bissen mit mentlich,
Eleganz
an den
Mund
zu befördern, na-
wenn man nicht zu kurz kommen
Ein Trunk Wasser,
Handahspülung und
Lab" (Lob
sei
ein
will.
eine abermalige oberflächliche
nie unterlassenes
„Hamd
ul
Gott) beschliesst jedes Mahl.
igitized by
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Jtifienes
9.
Ben
Jeimmf?
iirnl
nnifi
Mefnn.
Thaleb hatte geglaubt, auf die Dankbarkeit des
Sultans rechnen zu können, der seine Thronbesteigung
ge wissermassen ihm
zum
Verschie-
Theil verdankte.
dene Male war Ben Thaleb uin seinen Abschied ein-
gekommen,
er hatte
nun
hoch
in
seit
mehr
als 13
Jahren der
Landes vorgestanden.
reichsten Stadt des
den Fünfzigen,
Vielleicht
hoffte er seine letzten
Lebens-
jahre ruhig in seiner Heimath, inmitten seiner treuen
Berbertribe
beschliessen
unwohl gewesen zu
Dem
zu
Er
sein.
Da
starb
er
sein.
Sultan musste der
erwünscht
können.
ohne vorher auch nur ernstlich
eines Tags, plötzlich,
Tod
des Bascha's äusserst
hatte gerade jetzt Kriegsentschä-
Spanien verlangte für Zurückziehung
digung zu zahlen.
der Truppen aus Tetuan 23 Millionen spanische Thaler.
Woher
das Geld
der in Hikenes sein
anbrechen.
Ben Thaleb that,
Wie in
nehmen?
soll,
froh
Den
grossen Schatz,
wollte oder konnte er nicht
musste der Sultan sein,
dass
diesem Augenblick ihm den Gefallen
zu sterben;
er
war somit Erbe
baaren Vermögens geworden.
seines
ganzen
279
Tod Ben
Sobald der
kamen
war,
Thaleb's ruchbar geworden
seine Diener, Sklaven
Wohnung
und Haghaseni vor
dem drohenden Geschrei, ich habe den Bascha vergiftet, und man müsse mich meine
unter
Glücklicher Weise für mich war der älteste
tödten.
Sohn des Bascha's
am Abend
da,
um mich
Noch
zu beschützen.
vorher waren wir bei seinem Vater, dem
Bascha, gemeinsam zum Thee gewesen, derselbe hatte, genesen von einem leichten Unwohlsein, noch
am Abend
einen Ochsen, als Opfer und Geschenk an die Moschee
und noch am selben Abend
Mulei Edris geschickt,
äusserte sich der Buscha in Gegenwart dieses Sohnes,
Mustafa (mein angenommener Name)
dass volles
Vertrauen gehabt habe
seinem
Unwohlsein
leichten
,
und dass
stets
zur
„Und," fügte er hinzu,
behandelt habe.
stets
ich
sein
ihn bei
Zufriedenheit als
ob er ein
Vorgefühl seines nahen Todes habe, „wenn Gott mein
Dasein verkürzen
sollte,
meiu Gast gewesen
so beschütze Mustafa,
(so hicss der
seines
Mikenes zu reisen, zum Sultan.
um
Vaters,
trieb
Si-
Sohn) seine Leute auseinander,
und schon nach zwei Tagen befahl Fes Lebewohl,
der
ist."
Eingedenk der Worte
Hammadi
es nie
er,
mit ihm nach
So sagte ich denn
wieder zu betreten.
Si-Hammadi, von einer glänzenden Suite umgeben, dann mein Dolmetsch Si-Mustafa und ich mit unserem Tross,
endlich
eine
Reihe von wenigstens 200,
mit
schweren Kisten bepackten Maulthieren und violleicht
280 100 Kamelen ebenso beladen, von Maghaseni das war unsere Karavane.
diesem
escortirt,
Ich wuaate nicht, was aus
gepackten
gleichartig
machen,
Zuge
seine
Gepäckthiere hatte Si-Hammadi ausserdem noch, bis ich erfuhr,
dass dies das
Baarvermögen
Summe mochte
Die
Mühe hundert Pfund
nicht
dass ein Maulthier
Anbetracht,
übertrieben sein, in
zösische Thaler,
hinterlassene
ungefähr zwei Millionen spanische
sei,
und französische Thaler.
mit leichter
vom Bascba
Silber
—
2000 fran-
Kamel aber ohne Beschwerde
ein
das Dreifache tragen konnte.
Ohne Anhalt erreichten
wir in einem Tage das nahe Mikenes. In Mikenes
angekommen, verabschiedete ich mich
von Si-Hammadi und
nahm im Funduk
el
Attarich in
der Stadt Logis, ging Abends noch ins Lager hinaus,
um
meine militimscben Bekannten zu begrüssen, welche
sich ebenso sehr wunderten,
mich
jetzt plötzlich
wieder
zu sehen, als sie vorher erstaunt gewesen waren, eines
mein Hanut
Morgens
mit
schild ohne Arzt zu finden,
nach inne wurden,
dem schönen Aushängeund
erst später
nach und
ich sei auf allerhöchsten
Befehl
nach Fes zurückgeschickt worden.
Anderen Tages machte
ich bei
dem Grosswessier
einen Besuch, er war schon von meiner Ankunft unterrichtet,
und hatte,
als
ob ich selbst nichts dabei zu
sagen hätte, schon Befehl gegeben, für mich Zimmer einzurichten, in einem Hause, welches neben
nigen lag.
dem
sei-
Ich hatte Abends vorher Ismael (Joachim
Digitized ö/
Google
281 Gatell)
den
er dort unter
im Lager gesehen, wie kläglich
und war
thierisclien Soldaten die Zeit verbrachte,
daher froh, mich von der Armee fern halten zu können.
Die mir von Si-Thaib zur Verfugung
nung war neu und geräumig und
Da
dieselbe zu theilen.
er
gestellte
Woh-
ich lud Ismael ein,
dies Anerbieten gern an-
jetzt eine
angenehme Zeit vor
uns, wir konnten unsere Erlebnisse
und Enttäuschungen
nahm, hatten wir beide
uns mittheilen, wieder einmal europäisch denken und fühlen.
seiner ich
So
viel
merkte ich wohl,
dass Ismael
Lage noch weniger erbaut war, wie
fern
von
ich,
den marokkanischen Soldaten
von der
gelebt
hatte.
Aber auch enthalt
sein
bei Si-Thaib
Unangenehmes hatte der Auf-
Der
mich.
für
Minister
erste
Wohnung Hand haben,
hatte nicht aus Uneigennützigkeit mir seine
um mich
angeboten, sondern nur
Kranke n warte rdi e ns te Mittag, wenn er
und
bei
Sitz der Regierung)
zur
ihm zu verrichten.
vom Maghasen
(Palais
Jeden
des Sultans
zurückkam, wurde ich gerufen.
Ich hatte dann die unangenehme Pflicht, ihm seine
kranken Füsse mit Kampherspiritus zu reiben.
Nur
auf diese Art glaubte er Linderung in seinen Podogra-
schmerzen zu haben, davon.
Und
versprach
dies Geschäft
sich
sogar Heilung
war keineswegs
ein ange-
nehmes, beim Beginn der Operation unterhielt er mich meist über Politik, sichten auskramte,
wobei er
die
auch Religion
verrücktesten
wurde
An-
aufgetischt,
Digiiizcd &/
Google
282
nach einer halben Stunde pflegte
nicht etwa das
Reiben
Ich
dieser Verrichtung zwei
drei
bis
aber
durfte
sonst erwachte er
einstellen,
und befahl fortzufahren;
sogleich
zurückgelehnt
er
auf seiner Matratze einzuschlafen.
oft
habe ich mit
Stunden zubringen
müssen.
Si-Hammadi, der Sohn des Bascha's von Fes, hatte dann bei Ablieferung der Gelder einen so gün-
Bericht über
stigen
Tags durch
zum au
mich gemacht,
die Botschaft
dass
eines
ich
überrascht wurde, ich sei
Leibarzt des Sultans ernannt und habe von jetzt
Tage
alle
die
Frauen des Sultans zu behandeln.
Vorher beschenkte mich Si-Hammadi noch mit einem meergrünen Tuchanzug, grosse Auszeichnung
als
Be-
lohnung für die Dienste hei seinem Vater.
aus
Es kamen nun jeden Morgen zwei Maghaseni dem Harem, um mich zu rufen. Dort ange-
nahm mich
kommen,
Herr Kampher, ich
in
ein
vorfand,
in
der
Oberste
der
Eunuchen,
Empfang und bald darauf wurde geführt, wo ich die Damen
Vorgemach
welche sich
bebandeln lassen
wollten.
Im
Anfange wollten sich die Frauen nicht entschleiern, als ich
aber darauf bestand, ging Herr Kampher, der
sowie einige andere Eunuchen
Herr Atr' urdi (Rosenessenz) zugegen war, ins *)
Alle
Herr Moschus*),
als etc.,
natürlich
Harem zurück, meldete
Eunuchen haben
stets
stark
immer
dies
dem
duftende, aromatische
Hamen,
Digitizcd by
Google
283
kam
Sultan,
dem
aber dann mit
Herr (Sidna)
sich die
Marokko,
in
noch
wo
sonst
zum Verdecken
medanischen Frauen
Man
brauchen
Umschlagetücher (eigentliche Schleier werden
fielen die
weder
bist,
Frauen deinetwegen nicht zu geniren." Somit
und ich hatte
benutzt)
Reize
„Unser
Bescheid:
da du ja doch nur ein Rumi und
sagt,
eben erst übergetretener Christenhund
alle
moham-
von
Gesichtes
des
Tage Gelegenheit,
die
der Frauen des Sultans bewundern zu können. glaube übrigens
sondere
Schönheiten
irgendwie
nur nicht, dass
im
Hiirem
be-
oder diese
wären,
müssten sich nicht gezeigt haben, meistens waren sehr junge Geschöpfe mit recht vollen Formen. oft
waren mit Schmutz den
Kleidern
schienen ,,
es
Die
kostbaren Anzüge und die vielen Schmucksachen
irgend
aus
nur
Chris tenliund"
überladen.,
etwas
Neugier
zu sehen.
und
der Regel an
in
Die meisten
zerrissen.
zu
kommen
Alle aber,
freundlich
und hätte
um den
,
abgesehen von
ihrem albernen und läppischen Wesen,
waren recht
ich nicht die Vorsicht gebraucht,
Herrn Kampher zu sagen,
die
zwei oder drei Mal zur Visite
und
die,
nachdem
gekommen
nie
war, nicht
wieder vorzuführen, so wäre wohl nach einiger Zeit der ganze
Harem herausgekommen.
Krank melden betrachten,
als
eine
einen
angenehmen Zeitvertreib zu
ernstlich
ganzen Zeit meines
Sic seidenen das
Kranke habe
ich
in
Aufenthaltes nicht gesehen.
hütete mich denn auch sehr, irgend wie selbst
der
Ich
Medium
284
dem
zu geben, obschon mir jetzt die
Sultan von der
Königin Victoria geschenkte Arzneikiste zur Verfügung Ich
stand.
beschrankte
mich
auf
oft
Heiterkeit hervorriefen, aber, wie mir Herr
immer streng
sagte,
jedem Extraesseu
befolgt wurden,
(d. h.
An-
diätetische
ordnungen und culinarische Eecepte, die
da
die
grosse
Kampher
Marokkaner
was nicht Kuskussu
alles
ist)
irgend eine besondere Heilkraft beilegen.
Von meinem Gebalt
hatte
ich seit meiner Reise
nach Fes nichts mehr zu sehen bekommen, wahrscheinlich regalirte
der Ernennung
sich
Hadj Asus damit, auch nach
zum Leibarzte war von meiner Ge-
haltsauszahlung oder Erhöhung desselben keine Bede. Allerdings sagte mir Si-Thaib mehrere Male, ich solle
nur zum Amin (Schatzmeister) des Sultans gehen, der Sultan habe Befohl gegeben,
ich
solle
jetzt
täglich
5 Unzen Silher, also ca. 8 Sgr. beziehen, ich enthielt
Des Hofes war ich so müde, daes
mich aber dessen. nur daran
ich
dachte,
wie
ich
fortkommen
könne.
Ueberdies fehlte es nicht an Geld, die Grossen des Reiches
Arzt
glaubten
alle
des Sultans
lassen,
und irgend
war,
verpflichtet
zu
sein,
weil
ich
von mir behandeln zu
sich
ein Bittsteller,
der bei Si-Thaib
kam sicher auch um sich von mir behandeln lassen. Und weil er glaubte, ich gehöre mit zum
erschien,
zu
Hause des
Ministers, hielt
mir ein Geschenk zu machen
er sich verpflichtet, ;
indem
auch
er Medicin dafür
Digiiizcd
t>y
Google
meinte er auf diese Art zwei Fliegen mit
verlangte,
Klappe zu fangen.
einer
Ich war daher so beschäftigt, dass ich nur die Abende für
mich
hatte,
bekam daher von Mikenes wenig ku
Freitags hatte
sehen.
icli
jedoch Zeit, eine oder die
andere Moschee zu besuchen,
Mulei Ismael hat, „blutdürstige
berühmtesten
ist,
ist jetzt
die,
welche den
Heiligen
längst
einer
geworden
Marokko
von
Namen und da
die berühmteste,
Hund" Mulei Ismael
der der
hat die Moschee, in der sich das Grabmal Mulei
Ismaels,
Mulei Sliman's, Mulei Abd-er-Rliaman's und
noch anderer Sultane dieser Dynastie befindet, Asylrecht erhalten.
Die Berühmtheit dieser Moschee
als
Asyl Verbrecher gegen das Gesetz zu schützen, scheint
durch
Leichen
die
Marokko's
fast
die der heiligen
der
eben genannten
Herrscher
eben so gross geworden zu
wie
sein,
Moschee Mulei Edris Serone, und
die
de3 Mulei Edris in Fes.
Eines
Tages war ich Zeuge, dass verschiedene
Artilleristen,
welche wegen nicht erhaltener Löhnung
revoltirt hatten,
teten.
eines
selbst in dieser
und
in die
Djemma
Mulei Ismaei's flüch-
Sie blieben dort mehrere Tage, sogar
Freitag- Gebetes,
Zusage vollkommener
keit machte sie aus ihrem Zufluchtsorte
Üb
diese später
während
an welchem Tage der Sultan
Moschee das Ohotha zu hören
erst die positive
gehalten worden
glaube es aber, da
dem
ist,
pflegt,
Straflosig-
hervorkommen. weiss ich nicht,
Sultan natürlich daran
liegt,
286 die Heiligkeit
graben
des
worin seine Torfahren be-
Ortes,
aufrecht zu erhalten und zu erhöhen.
liegen,
Die Zahl der Einwohner wird von allen Schriftüber Marokko verschieden
stellern
nennt
angegeben, Höst
Hemsö 56,000 Ew.,
10,000 Einwohner,
über
Leo 6000 Feuerstellen, Marmol 8000 Ew., Diezo de
Das Wahre
Torres fiOOO Ew., Jackson 110,000 Ew.
auch hier
dürfte
in
der Mitte liegen, wenn
ungefähre Zahl von 40,000
— 50,000
man
eine
Seelen annimmt.
Marmol, Höst und Hemsö haben das
alte
Ptoleuiaeus in Mikenes
Nach Walsin-
sehen wollen.
winde Mikenes von einer Abtheihing der
KstrHuiy.v ")
Znata, der Meknäca, gegen die Mitte des hunderts
Der
gegründet.
eigentliche
Stadt war aber Mulei Ismael, sidirte,
und unter dem
und von der Zeit geblieben
Silda des
ist.
Jahr-
10.
Gründer
der
der hier beständig re-
sie ihre
Berühmtheit erlangte
eine der vier Residenzen des Reiches
Einige Stunden südwärts
vom Abhänge
des Berges Mulei Edris Serone gelegen, hat die Stadt die
reizendsten Gärten,
Schon Leo hebt
die
man
die kernlosen (?)
sich
denken kann.
Granaten und wohl-
riechenden Quitten hervor, und dass die Stadt einen grossen Oliven
-
Reichthum
Meknas-el-situna, d.
I».
hat,
bekundet das Beiwort
das olivenreiche.
Zum
Theil
liegen die Gärten innerhalb der Mauer.
Das
*)
heisst die eigentliche Stadt mit
Siehe:
Kenou
der Kasbah
pag. 254.
igitized by
Google
287
und dem
Palais des Sultans,
erhaltene,
durch eine sehr gut
ist
von hohen viereckigen Thürnien
Mauer umgehen, und innerhalb
dieser
ilankirte
hohen Mauer
befindet sich auch der prächtige Garten des Sultans.
Dann
zieht
niedrigere,
die Stadt,
sich
eine
Stunde entfernt eine andere,
an manchen Stellen
um
die nächsten Gärten zu schützen.
Mikenes hat in irgend einer
fast
durchweg
eine Bevölkerung, die
Beziehung zum Hofe oder zum Heere
Die von Hemsii angeführte und
steht.
Mauer um
zwiefache
geschriebene grosse
Eifersucht der
Frauen dürfte wohl nicht grösser
dem Leo
nach-
Männer auf
sein, als in
ihre
den an-
deren marokkanischen Städten, besonders schön fand
Frauen
ich die
Marokko, wo
in
Mikenes
ist die einzige
Stadt in
Öffentliche Prostitutionshäuser sind.
Uebrigen sind
Häuser
nicht.
die Strassen
gerader,
einem besseren Zustande,
anderen Stadt
des Reiches.
reinlicher,
als in
Im die
irgend einer
Sogar der Palast des
Sultans zeichnet sich dadurch aus, ohschon der Theil,
den Mulei Ismael mit Marmorsäulen, die er von Livorno und Genua liegt.
Diese
kommen
liess,
schmückte, in Ruinen
schönen Monolithen liegen
jüngst vergangener Grösse im Staube.
Gebäude zeichnet
sieb irgendwie aus,
als
Zeugen
Kein anderes selbst die
Mo-
schee Mulei Ismael's, welche doch Begrähniss stelle der jetzigen Dynastie
wird
durch
Wasser
ist,
liegt
halb in Verfall.
Die Stadt
Wasserleitung
mit
versorgt, irre ich nicht, von einem in den
Ued
eine
ausgezeichnete
Digilizcd by
Google
288
Bet gehenden Bache
aus, der
nordwärts von der Stadt
entspringt.
Erwähnen muss lei
ich
Abstechers nach
eines
einer ungeiähr 3 Stunden
Edris Serone,
Mu-
nördlich
von Mikenes gelegenen Stadt; iudess kann ich von diesem reizend gelegenen Orte nichts weiter anführen, als
was
hei
icli
Beschreibung der Stadt Fes
Trotzdem
raitgetheilt habe.
war,
im Hause des
schon
ich Leibarzt des Sultans
ersten Ministers wohnte,
bräuche und Sitten der Mohiiinmedimer
itui's
alle
Ge-
Genaueste
mitmachte, war ich dennoch immer mit misstraui sehen
Augen angesehen.
Nach irgend
direct fragen, ging schon gar
einer nicht.
Oertüchkeit
Man würde
gleich gesagt haben, ich sei ein Spion.
Glücklicher Weise trat ein Ereigniss ein, was mich
aus
des Sultans Dienste
befreite,
eine
englische Ge-
sandtschaft wurde in Aussicht gestellt, und nach einigen
Wochen
traf auch Sir
Gefolge
und
Maghaaeni
in
Drummond Hay
mit zahlreichem
escortirt
von einer starken Abtheilung
Mikenes
ein.
wie gross meine Freude war. so viel Zeit
war nun
Europa gehört,
Man kann
hatte
sich denken,
Seit über einem Jahre,
verflossen,
hatte ich nichts von
weder einen Brief noch eine
Zeitung gehabt, und erhielt nun auf einmal Bücher, Zeitungen, und konnte unterhalten. keit zu Sir
mich mit gebildeten Herren
Tm Anfange hatte ich grosse SchwierigDrummond Hay zu gelangen, da die ma-
rokkanische Regierung den strengsten Befehl ausge-
Dijitizod
t>y
Google
289
geben hatte, keinen Renegaten auf die Gesandtschaft
Nur durch
zuzulassen.
indem
Einlass,
eine
List verschaffte ich mir
ich Si-Thaib sagte:
Krankheit wegen mit
dem der
ich
ich
müsse seiner
englische» Gesandtschaft
beigegehenen Arzte sprechen.
Das wurde
bewilligt
und
von meinem ehemaligen Dolmetsch
durfte dann,
begleitet, die Gesandtschaft betreten.
Drummond bewohnte
Sir
Häuser der Stadt,
Möbeln nicht
worin es
der
eines
sogar an
da der Sultan
fehlte,
schönsten
europäischen dergleichen
alle
Utensilien besitzt, sie aber für seine Person nicht ge-
TJeberhaupt
braucht. einer
wurde
die
Gesandtschaft
Drummond Hay, dem
eigentlichen
Auf den
Herrscher von Marokko, zukommt.
vom Volke, wurde
mit
Zuvorkommenheit und Artigkeit behandelt, wie
sie Sir
sie
überall
aufs
wo
geheimen Strassen,
die Gesandtschaft sich zeigte,
respectvollste
begrüsst.
So gut wie
der Sultan, fühlt das Volk, dass nur England eine wirkliche Hülfe gegen die Spanier
Es mit
und Franzosen
Drummond
versteht sich von selbst, dass Sir aller Freiheit
ist.
sich
bewegen konnte, ebenso die übrigen
Herren der Gesandtschaft.
Was
mich
ein Sclireiben
anbetrifft,
so gab mir Sir
(arabisch ausgefertigt)
dasselbe durch den ersten Minister zeigen zu lassen.
und sagte
dem
mir,
Sultan vor-
In diesem Schreiben war betont, die
marokkanische Regierung Bohlfs.
Drummond
solle
mich nicht mit den 19
DigiiizGd
t>y
Google
290 übrigen Renegaten verwechseln und mir meine Frei-
Las
wiedergeben.
heit
Wunder.
Als
Papier
Blättchen
mir
Si-Tbaib
wirkte
nach einigen
dasselbe
er hinzu, der Sultan
Tagen wieder einhändigte, fügte
habe das Blatt gelesen, und gesagt, ich könne thun was
ich wollte,
sei
vollkommen
frei,
lassen, ja ich dürfe überall im
Miken.es zu ver-
„Rharb"
eigentliche
und
reisen
Wer war
mich aufhalten, wo ich es für gut fände.
war auch der Wunsch das
Jetzt aber
froher als ich.
Land Marokko zu
durchreisen, erst recht
wachgerufen, und namentlich fühlte ich einen starken
Trieb von nun an weiter
Aber
zudringen.
ich
Wenn
ausführen diese
hatte
ich bis
Der Umstand,
dahin gemacht.
dieser
Beginn meiner Reise.
Gebräuchen
wenig vertraut.
des
so
dass ich fortwährend
einen Dolmetsch zur Seite gehabt,
in
können.
zu
Mittellosigkeit
mich war,
im Arabischen wenige Fortschritte
kaum mehr von und
erst recht
noch abging, solche ge-
gerade
einestbeils
ein grosser Schutzbrief für
andererseits
das Innere Afrika's ein-
viel
ohne Mittel
Reisen
auch
in
war mir nun auch
bewusst geworden, wie fährliche
machte, dass ich
Sprache
verstand
Auch war
ich mit
eigentlichen
als
den Sitten
Volkes
noch zu
Ebenso wenig wie mau diese
London was das
beim
z.
B.
englische Volk, in Berlin was das
deutsche Volle anbetrifft, in Erfahrung bringen kann, zu
dem Ende
besuchen
niuss,
vielmehr
das
ebenso wenig
eigentliche
Land
ist dies in
Marokko
selbst in
Digitizcd by
Google
291
der Hauptstadt der Fall, und bislang war ich eigentlich
nur
in
Fes und Mikenes gewesen.
Ich beschlüss nun nach der heiligen Stadt Uesan
Wo
zurückzukehren.
konnte ich
besser Sitten,
Ge-
wohnheiten und auch die Sprache des Volkes kennen lernen,
zwei
nun sehr glücklich
von den
nächsten
Grossscherifs in Mikenes waren.
für mich, dass
Anverwandten
deshalb heim Kaiser zu entschuldigen.
sich
wurden nicht nur Jucht gerügt oder gar
Trunk begangene
im
des
ums Leben
und waren selbst nach Mikenes gekommen,
gebracht,
ihre
täglich
Diese hatten in der
Besoffenheit einen Maghaseui des Sultans
um
wo
noch vo» weiter her zusammenströmen.
oft
es traf sich
gerade
Pilgerstadt,
Tausende von Pilgern aus ganz Nord-
oft
afrika, ja
Und
in dieser grossen
als
Hunderte,
Handlung,
Sie
bestraft für
sondern
der
Sultan betrachtete es als einen besonderen Act der Höflichkeit,
ihm
sich
selbst
nommen
dass solche heilige Leute und noch dazu
Vettern
wirkliche
nahmen,
des
Grossscherifs, keinen Anstand
wegen einer solchen Kleinigkeit
bei
und im Grunde
ge-
zu
entschuldigen,
sab er es wold
nur für einen Vorwand an,
Geschenke von ihm zu bekommen.
denn auch
beide.
sein Bruder, Sidi
Sidi
Mohammed
Die erhielten
sie
ben Abd- Allah und
Thami, verliessen reich beschenkt
die kaiserliche Residenz. Si
Thaib Bu Aschrin hatte die Güte mir einen
Brief für die beiden Schürfa zu geben, welche direct 19*
292
Und
nach Uesan zurückreisen wollten.
so sagte ich
denn dem Hofe des Sultans Lebewohl, nur Trauer (Joachim Gatell),
Ismael
empfindend, dass
der die
mir gewohnt hatte, jetzt wieder
ganze Zeit hei
Lager zurück musste, und da er
ins
wie ich, die
nicht,
Protection der englischen Gesandtschaft genoss, nicht
daran denken durfte, so bald seine Befreiung zu be-
kommen.
Den Gepäck Alles
•
folgenden Morgen begab ich mich mit
Wohnung
zur
einige
der Schürfa,
gepackt und wir
ein fetter junger
Mann
sattelfest.
meinem
und bald war
Mohammed,
Sidi
von dreissig Jahren, und sein
Jahre jüngerer Bruder, Sidi Thami, waren noch
von zwei alten Schürfa hegleitet und hatten mindestens
30 Diener
Morgens
als
Gefolge.
Mikenes
Wir
durch
verliessen
das
gegen 8 Uhr
Nordthor,
zogen
den
Bergen entgegen, indem wir die Stadt Serone etwas östlich
Hessen.
liegen
Die Reisen zu Pferde
oder
Maulthier sind in Marokko keineswegs unangenehm, die mit hohen Lehnen versehenen Sättel, vorn mit einem
Knauf,
man
worauf
Steigbügel,
in
die Hände legen, die grossen man den ganzen Fuss schieben Ermüdung weit später erfolgen, als
welche
kann, lassen die
Freilich muss ein Euro-
bei europäischem Reitzeuge.
päer sich die
Mühe nehmen, den
Decken etwas zu
polstern,
Sattel durch wollene
denn wenn sich die Härte
desselben schon ertragen Hesse,
was auf die Dauer unbequem
ist er
doch sehr uneben,
ist.
Digitizcd by
293
Wir waren ohne Rast den ganzen Tag Mohammed Ben Abd- Allah wohl
da Sidi
Grund haben musste pflegen
die
Grossen
m&rsehe zu machen.
so schnell zu reisen,
Marokko nur
in
unterwegs,
besonderen
denn sonst
kleine
Tage-
Als ich mich in der Höhe der
Berge von Mulei Edris etwas entfernte von unserer Karawane, wurde ich der Gegenstand einer Ovation, die in der
Nähe wohnenden Leute,
die von der
kunft von Schürfa von Uesan gehört hatten,
Glauben ich
send. ich
auch
sei
herbei, mir die
glücklicherweise
haben habt,
wenn
sie als sie
eben
soviel
Durch-
wohl im
kamen haufenweise
ein Scherif,
Hand und den Saum
Sie verlangten
der Djilaba küs-
auch das l'oetha (Segen),
auswendig
das
Hoffentlich
wusste.
Nutzen von meinem Segen ge-
von dem eines wirklichen Scherifs! es
gewusst hätten
U ebergetreten er, Gut, dass wir
,
wie würden in
icli
sie
sei
ein
Aber zum Islam
mich verflucht haben.
den Zeiten leben, wo Fluch und
Segen von Menschen gesprochen,
den Zauber ihrer
Allmacht verloren haben.
dem
Bei Sonnenuntergang hielten wir bei einem GrosBscherif von Uesan
Da
gehörenden Duar (Zeltdorf).
ich keiu Zelt hatte, luden die beiden Schürfa
ein, das ihrige
mit zu theilen.
Das Zelt
mich
eines Grossen
von Marokko zeichnet sich durch Geräumigkeit aus. Aus starkem weiss und blaugestreiften Leinenzeug bestehend, ist
es
inwendig weiss
und mit verschiedenartig
sammengenähtem bunten Tuch
gefüttert.
zu-
Meist von
Digitizod ö/
Google
294 nur einer Stange getragen, kann die rund ums Zelt ge-
hende gerade aufstrebende Seitenumfassung abgenommen werden, was namentlich Hitze eine
Dach frei
da das
gewiss er rnassen ein grosser Schirm,
und dem kühlenden Winde der
bleibt
Durchlass offen steht.
—
ganzen Tag nichts genossen hatte,
da ich den
als ein
Stückchen
Gegen Mitternacht kam denn
Brod und Trauben.
Duar oder Dorfvorsteher
ol
Koch
Ich war froh, als der
der Schürfa sogleich ein Mahl auftrug,
auch der Mul'
und grosser
Annehmlichkeit gewährt,
grosse
des Zeltes,
stehen
bei Sonnenschein
,
mehrere
Schüsseln voll Kuskussu verschiedener Art, und andere mit gebratenem Fleisch wurden niedergesetzt.
Meine
Müdigkeit war indess so gross, dass ich vorzog weiter zu schlafen,
am Mahle
trotz
der wiederholten Aufforderungen
theilzunehmen.
Frisch gestärkt erweckte
Morgen mit trinken
man mich am anderen
einer Tasse Kaffee (die Schürfa von
auch Kaffee)
Uesan
und sodann kam wieder ein
Mahl der Leute des
reichliches
dafür mit Thee bewirthet wurden.
Zeltdorfes,
welche
Wie am
vorher-
gegangenen Tage war die Gegend hügelig, wohlangebaut und zahlreiche Duar deuteten aui eine hältnissmässig
Aufbruche
am
dichte Bevölkerung.
wo
letzteren etwas
er in den Sebu
Tage waren
ver-
Bald nach dem
zweiten Tage passirten wir die Flüsse
Sebu und Uarga,
einfällt.
die Schürfa der
oberhalb der Stelle,
Ueberall wie
am
ersten
Gegenstand der grösston
Digitizod
t>y
Google
295
Verehrung, Ueean's
so
im
Lande
ganzen
gelten
Die
als die grössten Heiligen.
dass ein
Vornehmer
wurde denn
nie
Nach mittags Halt gemacht
in
Abd -Allah
Nur noch
am
gehörte.
seihst
Schürfe
die
Sitte will
seinen Einzug
Abends
an dem Tage schon
jiuch
einem Duar,
um
5
es,
hält,
Uhr
der Sidi
einige Stunden
anderen Morgen, und wir hatten den Berg Buvor uns,
HallÖl
legen
an dessen anderer Seite Uesan ge-
ist.
Sobald wir den Berg umgangen, kamen uns die
Verwandten
und
Bekannten
Schürfa
der
die durch den jüngeren Bruder, der
entgegen,
am Abend
vorher
noch die Stadt erreicht hatte, waren benachrichtigt worden.
Sidi
Thami
dem
hatte auch
Grossscherif schon
meine Zurückkunft nütgetheilt. Ich konnte hidoss nicht direct nach der
Wohnung
des Grossscherifs gehen, da ich vorher bei Sidi
Allah frühstücken musste. Sidi
el
Hadj Abd
und Macht dritte,
denn
critlV'nitei'er
Sidi
ist er,
was Reich thum
von den Uesaner Schürfa der
Mohammed ben
Linie,
grössten Einfluss
Abd-
Ein naher Verwandter von
es Ssalain,
anbetrifft,
hat
nach
Akdjebar, obschon
dem Grossscherif den
und den grössten Reichthum.
Die
übrigen Schürfa, last die ganze Stadt besteht aus Ab-
kömmlingen Mohammed's, haben
in
Uesan
selbst gerade
keinen Einfluss, da ihrer zu viele sind. Gleich darauf ging ich dann, nachdem ich meinen
meergrünen Anzug angelegt hatte, zum Grossscherif,
DigitizGd by
Google
296 den
von
ich
einer
nommen,
Hess
einrichten,
kommen
er sogleich
und mich
Menge umgeben
zahlreichen
seinem Landhause antraf.
ein
in
Aufs freundlichste aufge-
Wohnung
eine
für
mich
über das andere Mal will-
heissend, sagte er, ich solle
mich von nun an
ganz wie zu seinem Hause gehörig betrachten.
Ehe
ich
nun meine Erlebnisse
möchte ich Einiges über Zustände gleich
in
einige
die
in
Uesan schildere,
derzeitigen politischen
Marokko sagen, und knüpfe daran zu-
Worte über
die
sonstige
und jetzige
Stellung der christlichen Consuln.
L'
:
J N:l'"J
Cv
10.
Marokko wo in
man
sie
eben nur du
findet,
zu gleicher Zeit geistige und weltliche Herrschaft
einer Person
Charakter einzig
und
vereint
ist,
Despotismus
absolutesten
ist
So|Ut
JWitifie
hat eine Regierung so despotisch und ty-
rannisch eingerichtet, wie
des arabischen allein die
und der Grund zu diesem
liegt
doch keineswegs im
oder berherischen Volkes,
mohammedanische Religion
Schuld daran. In allen Ländern, auf welche sich der Islam aus-
gedehnt hat, sien,
in
ist es
Aegypten,
in
In der Türkei,
in
Per-
Tunis, überall die absoluteste sogar
in
Centnilafrika
mohammedanische Religion
in
den Staaten,
monarchische hat die
ähnlich.
von denen
sie
Herrschaft,
Besitz
ja
ergriffen
hat,
dem
Fürsten unbeschränkte Macht verliehen, so
jeweiligen in
Uadai,
Bornu, Sokoto und Gando.
Vor dem Islam
lebten die Araber in kleinen Triben
unter patriarchalischen Herrschern, und wenn die Berber Nordafrika's es zuweilen vermochten, sich zu König-
reichen zu vereinigen, so war dennoch die Gemeinde-
DigitizGd
t>y
Google
abtheilung ,
kleine
von
ufrika die
unabhängige Repu-
einander
So
bliken, ihre Urregierungsform.
finden,
wir in Nord-
Araber und Berber noch da, wo
sie sicli
unabhängig von den grossen Staaten zu erhalten gewusst haben.
Nach
der Entstehung des Islam folgte
die politische Autorität
selbst,
von
es
mit der des obersten
Nach unten
Priesters in einer Person zu vereinigen.
im Mohammedanismus keine Hierarchie, keine
giebt es
Priesterkaste
Ausnahme
keine
,
derer,
Menschen,
privilegirten
Mohammed
welche
vorzugt bezeichnete:
das
sind
seine
seihst
mit be-
als
eigenen Nach-
kommen. Freilich sie jetet die
die
Sultane von Marokko geniessen, „absolute
Unfehlbarkeit,"
fange
kam
dann zu Stande,
erst
als
im An-
des 16. Jahrhunderts Sultane aus der Familie
der Schürfa
auf den marokkanischen
Seit der Zeit hat die
vollkommene Unbeschränktheit, wie
Thron kamen.
im eigenen Lande der Marokkaner
Macht und Unfehlbarkeit der Herrscher immer
mehr zugenommen, das Wohl, Fleiss
des Volkes aber von
die Bildung
und der
dem Augenblick an auf
merkwürdige Weise ah genommen.
Der Sultan von Marokko nennt oder auch ..Fürst der Gläubigen," oder will er poütisch zeichnen, schreibt er *)
Hakem
el
Herr des Landes
als
MuT
Alle anderen Titel, wie
sich „Beherrscher"
z.
el
Rharb
el
mumenin, sich
be-
Djoani*).
B. bei Lempiere: „Emperor of
L'il
].I::l'"J
299
Von
seinen Unterthanen wird er „Sidna," unser
oder auch „Sultan," „Suitana," Sultan, unser
Herr,
Sultan genannt.
Andere Ansprachen sind nicht
üblich.
Seine erste Frau, dir nicht nothwendig ein weiblicher hat den Titel Lella-Kebira,
Scherif zu sein braucht,
und gebiert
Thronfolger, so hat sie für
sie einen
Aas Recht den Harem zu regieren und der
Weiber
übrigen
ültesto
Mulei
eine
bekommt den
Solln el
Titel Sidi
immer
der
Wahl
Stimme.
Der
bei
gewichtige
ei
Kebir oder
Kebir, denn Sidi und Mulei im Singular wird
immer gleichbedeutend gebraucht, während
Muteina.
der Plural, nur auf den Propheten angewendet wird. AVie alle Mohammedaner, hat der Sultan gleichzeitig
nur
vier rechtmässige Krauen, die
nach Uelleben
geschickt oder
erneuert werden;
mässige,
nicht angetraute junge
Frauen
d.
in
h.
Ein Gesetz Über Erbfolge giebt
hammedanern
nicht,
Kegel für Marokko, sitzende Fürst Sultans, F,r
ist
und dieser
lieisst
Alriru"
(ilie
fort-
wie viele unrecht-
Mädchen und
den vier Harems sind, weiss der Sultan,
trotz seiner Unfehlbarkeit wohl
Sidi
also
existirt
selbst nicht. es
darin
bei
den Mo-
auch keine
Der augenblicklich auf dem Thron der zweite Sohn seihst
war Neffe
des verstorbenen seines Vorgiingers.
Mohammed hen Abd-er-Ehaman und
Marokkaner wissen gar
nicht
was Afrika
ist|,
„em-
peror of Marokko, King of Fes, Suz and Gago, Lord of Dara and
üainea and great Suerif Europaer selbst
of
Mohamct"
(?),
sind Erfindungen der
Diaitizcd by
Google
300 ist
im Jahre 1805 geboren.
Wenn
schon unter seinen
VorgÜogern, Sultan Sliman und Abd-er-Rhainan, Vieles anders
am marokkanischen Hof geworden
ist,
so wech-
noch mehr unter der Regierung des jetzigen Herr-
selte
und trotzdem dieser nicht wie sein Vater Gelegen-
schers,
heit gehabt hat, mit
verkehren und
doch gerade
Vorgänger
Europäern auf gleichem Fuss zu
sie so besser
Sidi
kenneu zu lernen, schätzt
Mohammed mehr
einer seiner
als
Der Vater Mohammed's war
die Christen.
nämlich vor seiner Thronbesteigung Bascha gewesen, hatte dort
in
Mogador
mit den Consuln verkehrt und
viel
somit europäische Gewohnheiten und Gebräuche kennen gelernt.
Sidi
Mohammed war
aber fortwährend Bascha
von der Stadt Marokko gewesen, ehe er Sultan ward. Die Regenten von Marokko haben keinen eigentlichen Divan oder Midjelis, ist
äusserst streng.
Es
und
die Etikette
am Hofe
giebt aber gewisse Leute, die
den Vorzug haben, sich setzen zu dürfen,
z.
B. die
Prinzen, Gouverneure der Provinzen, vornehme Schürfa,
während
die gewöhnlichen Sterblichen vor
nur hocken steller
in
oder knieen dürfen.
dem Kaiser
Vorgelassene Bitt-
dürfen nur von weitem ihr Anliegen vorbringen
knieender Stellung,
und nachdem
sie
vorher den
Erdboden geküsst haben.
In Gegenwart des Sultans
Wort „gestorben"
nicht ausgesprochen werden,
darf das
damit er nie an den Tod erinnert werde. schreibt dies, füllt,
z.
B. mit
:
er hat seine
Man um-
Bestimmung
ebenso darf nie die Zahl „fünf" vor
dem
er-
Sultan
301 ausgesprochen werden,
sagt dafür „4 und 1" oder
man
Dieser sonderbare Brauch*) erklärt sich
„3 und 2".
wohl daraus, weil fünf die Zahl der Finger, das Symbol der Hand, der despotischen Macht
Häusern
In allen
ist.
moham-
mau auch häutig an den Hand oder einfach den finden., man glaubt
medanischen Landen wird
rothangemalte
eine
Abdruck einer Hand oder mehrerer dadurch Gewalt und Einbruch das Haus wird
können,
abhalten zu
Macht
unsichtbare
hiomit unter die
Hand gestellt. man in Gegenwart
einer starken
Spricht
des Sultans yon einem
Juden, so wird vorher „Verzeihung'-' gebeten, „Haschak," weil die Juden für unrein gehalten werden.
Früher
galt das
auch von den Christen, aber schon
unter Abd-er-Rhaman steht sich von
Beamten
Marokko
nicht,
Niemand mit doch
ihre
zu dürfen.
haben
gelben
ver-
Pantoffeln die
ledernen
hohen Stie-
Decorationeu giebt es
indess dachte
daran, einen Orden zu stiften, den
(dem jüdischen König).
Es
diese Unsitte ab.
dass
erscheint,
die Erlaubniss,
felchen anhebalten in
kam
selbst,
dem Sultan
vor
man im Jahre 1864 vom Sultan Salomon
Modelle
waren angefertigt,
ähnlich wie die, welche König Theodor von Abessinien hatte
machen
lassen.
Die grösste Auszeichnung, die
der Sultan von Marokko gewahrt, selbst seines
Anwesenden *) S.
Burnus
sich entledigt,
schenkt.
ist
die,
wenn
er
und ihn einem der
Vornehme Personen werden
Jackson, Account
Digilizod by
Google
302
zum Handküsse und
die
Brüder
zugelassen, seine Kinder, seine
auch
dürfen
Günstlinge
allernächsten
die
innere Fläche der Hand küssen*). Der vom Sultan gemachte Aufwand und
iiissmüssig gering
ist
verbält-
bestellt hauptsächlich in
schonen
Waffen, herrlichen Pferden und einem grossen Harem,
bewacht von einer glänzend gekleideten Schaar von
Eunuchen.
Die einnussreiche Stellung, welche diese
unglücklichen
früheren marok-
unter den
Geschöpfe
kanischen Fürsten hatten, hat indess jetzt ganz auf-
gehört und beschränkt sich lediglich darauf, schränkt in
den auser
dem dem
unbe-
Theile des Palastes zu herrschen, in Sultan
keine Mannsperson eintreten
Aehnlich 'gekleidet wie die marokkanischen Hag-
darf.
hasuni oder Eeiter, haben sämmtliche gestickte Leihgürtel.
Eunuchen
silber-
Alle haben einen stark riechenden
duftenden Namen; so hiess in Mikenes der Eunuch enoherst
„Kaid Kampher",
Amber, Thymian mit
dem
Sultan
etc,
andere
Ein
unterwegs,
Harems
ist
dieser besteht aus
Lieblingsfrauen, Quintessenz der vier
Mikenes, Rbat und Marokko. so
Moschus,
hiessen
Tiieil des
Harem von
stets
den Fes,
Harsehirt der Sultan,
hat er zwei grosse Zelte, ein jedes umgeben von
vom Hauptzelte unabhängigen Zeltwand.
einer äusseren
Beide Zelte
sind
durch
einen
das eine bewohnt der Sultan,
*) S.
Aly Epj
Zeltgang verbunden: das andere
ist für die
el Abassi.
Diflitized
by
Google
:
303 Frauen.
Im
Umgang
äusseren
des für
Frauen
die
bestimmten Zeites halten räch die Eunuchen
auf.
Die Regierung des jetzigen Sultans besteht aus
dem
ersten
der
Minister,
vom Volke
Uisir
genannt wird, sonst aber den Titel ..Ketab Schreiber des Fürsten, hat. tigste
und
Manu im
Dieser
ist
el
el
der allmäch-
Reiche, ehemaliger Lehrer des Sultans,
sein Einfluss, namentlich in allen äusseren
legenheiten,
ist
Kebir
uamer",
entscheidend; sein
Name
den europäischen Consuln
findet in
Tanger
den dortigen Gouverneur, der den Titel hat,
und der
vom
Uisir- el-Kebir
ist
Ange-
Si-Thaib-
Der unmittelbare Verkehr mit
Bu-Aschrin-el-Djemeni.
statt,
durch
Uisir-el-nasitlia
seine Instructionen in dieser Beziehung
oder auch direct
vom
Sultan be-
kommt In allen despotischen Staaten, und vorzugsweise in
mohammedanisch-despotischen Staaten, wird manch-
mal der niedrigste und dümmste Hann durch des
eine
Laune
unfehlbaren Herrschers zum obersten Posten Wer sollte sich dem auch widersetzen?
hinaufgehoben.
In Marokko Niemand tige
Kaids,
allerdings
;
allerdings Riebt es fast allmäch-
unabhängig
giebt es die Olasse
kömmlinge Mohammeds,
vom
in ihren
Provinzen regierend;
der Schiirfa, der Ab-
die sieh
wohl erdreisten, fem
Sultan in Gegenwart des ganzen Volkes zu sagen
„Ich bin auch Scherif, und der Sultan hat kein besseres Blut in seinen Adern
als ich;"
allerdings ist da
der
Grossscherif von Uesan, der sagt, er stamme directer
304
Mohammed
von
ist
als
,
Niemand im Lande, der
—
aber sonst
Gegenwart des
in
fehlbaren Herrschers nicht von tigkeit
und dieser
der Sultan selbst,
wagt auch manchmal zu trotzen
allein
un-
seiner eigenen Nich-
und Unbedeutendheit überzeugt wäre.
So
ist
denn auch der zweitmächtigste Mann im
Reiche, Si-Mussa, den ich gewiss ermassen „Minister des kaiserlichen Hauses" tituliren möchte, weiter nichts, als ein
sein,
und
leitet
dem
jetzigen Sultan
auf-
augenblicklich alle inneren
Sein Bruder, Si-Abd-Allah, ebenfalls
Palast-Äffairen. ein
Er
ehemaliger Sklave, ein Neger von Haussa.
hat nur das Verdienst, mit
gewachsen zu
Haussa-Neger und ehemaliger Sklave,
ist
dermalen
Kriegsminister.
Wichtiger Posten
Bittende,
Da man
am Hofe
Der Eaid
des Mschuar.
el
von Marokko
ist
der
Mschuar hat das Amt,
Fremde, Besuchende dem Sultan vorzuführen. nur ausnahmsweise,
um vom Sultan empfangen
zu werden, sein Gesuch durch einen andern Minister anbringen lassen kann, lich,
auch
folglich
Gesuch muss
erst
dem Reichthum
ist
dieser Posten sehr einträg-
einflussreich.
durch
ein
Denn
kommen, oder auch
in
sie in
Rbat
Wie
viele
sein.
Gesandtschaft in
Ebenso
zum Sultan
gewöhnlicher Audienz
empfangen werden, durch den Kaid geführt.
jedes derartige
Geschenk, angemessen nach
des Petenten, unterstützt
werden Consuln, wenn
el
Mschuar
ein-
Plackereien damit für Europäer
verbunden sind, wie vom Kaid
el
Mschuar abwärts
Digiiizod
t>y
Google
305 Jeder, der ein Aemtchen hat,
beuten bestrebt
ist,
seinen
Fremden auszu-
davon hat Maltzan eine anziehende
Schilderung gegeben. Der, welchen
man
in
Marokko den Minister des
Innern nennen könnte, der aber zugleich auch Grosssi egelhe wahrer ist,
der Mul-el-taba oder Kaid-el-taba,
auch eine vollkommen aus dem Staub, oder,
ist derzeit
wie der Marokkaner sich
dem
viel kräftiger
ausdrückt, aus
Dr.... „Sebel" heraufgekommene Persönlichkeit.
Der Mul-el-Taha beräth mit dem Sultan
die BeseMtnig
der Kaid- oder Gouverneurstellen iu den Provinzen
und
Städten.
Es giebt keinen
eigentlichen Schatzmeister in
Ma-
rokko, oder gar einen Finanz minist er, denn den Schlüssel
zur Hauptcasse, welche in Mikenes sein Sultan
selbst.
von aussen
Palastes,
soll,
hat der
Dass eine Hauptabtheilung des dortigen einen
vollkommen viereckigen
steinernen Würfel darstellend, „cl dar-el chasna," oder ,,bit el
mel", Schatzbaus heisst, kann ich aus eigener
Anschauung bestätigen
;
anscheinend hat dieses massive
Gebäude von aussen gar keinen Zugang, eine Seite nach
gang wohl
dem Harem
sein wird.
Zugang zum Schatz Tunnels.
gemauerte Höhlung, mauertes
zu,
G emach
indcss liegt
von wo aus der Ein-
Die Marokkaner behaupten, der sei unterirdisch vermittelst
Das Innere wird beschrieben in
als
eines
eine aus-
deren InneVem wieder ein ge-
enthalten sei*).
Alles dies
ist
wohl
*) S. Höst p. 221, der die Höhe des damaligen Schatzes 60 Millioaen Thaler üngiebL
Bohlfs.
20
tiuf
306 Fabel, denn Niemand, auch nicht der Kaid-etsard oder Schatzmeister, hat wohl je einen Blick ins Innere ge-
Ebenso sind
than.
die
Summen, welche im Selm
t
/ 1 1,1 us
angehäuft liegen sollen, wohl lange nicht so bedeutend,
Manche
als
herausgerechnet
Französische
haben.
haben die Ersparnisse der marokkanischen
Schriftsteller
Regenten auf 300 Millionen Franken, ja auf eine Milliarde veranschlagt,
ohne zu bedenken, dass das, was
vom folgend™,
der eine Sultan zurückgelegt hatte, oft
der durch Usurpation und Gewaltmittel auf den Thron
kam,
in
wurde.
einem Tage Als
z.
B.
der Plünderung
an
Spanion jene
preisgegeben
22
Millionen
spanische Thaler Kriegsentschädigung gezahlt werden iimssten, fiind
Oder
durfte
os sirli. dass der Staatsschatz leer war.
und wollte der Sultan ihn nicht angreifen ?
Das Nichtvorhandensein des Geldes
ist
das Wahrschein-
lichere.
Eine kirchliche Behörde giebt es
in
Marokko
der Sultan als unfeMbar vereinigt Papst, sterium oder oberste Synode, wie
man
bei
nicht,
Cultusmini-
den Christen
dergleichen Einrichtungen nennt, in seiner Person.
Ich unterlasse es, auf niedere Aemter
am Hofe
von Mar okko einzugehen, werde jedoch einige derselben, wie
sie jetzt
noch
existiren,
el
Säbelträger M*l'
el atei,
erwähnen
:
den Mundkoch
tabach, den Sonnenschinn träger Mul'
Mul' sia,
el
skin,
el
sebem-
den Theeservirer Mul'
Speiseträger Mul' el taam.
Alle diese
werden meist von Sklaven versehen,
Aemter
viele aber auch,
307
und
von freien weissen
giebt derer noch fünfzig,
es
Für
Leuten.
die kleinste Haiidthiermig
derer Angestellter vorbanden,
z.
ist
ein beson-
B. für den, der die
Pantoffel des Sultans umdreht, damit er sie beim
An-
ziehen gleich wieder
Um
den Steigbügel zu zu bringen, zu nehmen,
fussgerecht vor sich hat.
um
halten,
Wasser
eine Schale mit
um die ausgetrunkene Tliijetiisse um die Serviette zu reichen, um
in
Empfang
das
Wasch-
becken zu präsentiron, für jeden kleinen Dienst hat
Man
glaube
sind.
Ziem-
der Sultan einen besonderen Angestellten.
aber nicht, dass
alle diese
lich gute Kleidung,
die
oft
Leute besoldet
welche der Sultan oder
die,
und
abgelegt haben,
Prinzen
die
sich von
der
fürstlichen Tracht durch nichts unterscheidet, als durch
grössere Fadenscheinigkeit Alles,
—
dann Nahrung, das
ist
was dieses Heer von Bedienten und Beamten
bekommt.
Aber keineswegs
sind
sie
ohne
deshalb
Geld, von Jedem, der nach Hofe kommt, wissen etwas zu erpressen;
gehen
Märkte, so entlocken
sie
sie
in
die Stadt
sie
auf die
bald hier einem unglücklichen
Juden, dort einem leichtgläubigen Landmann eine Mosona, wer würde der Bitte
oder der Drohung eines
Ssahab sidna widerstehen? Es aller
Beamten und Diener.
Sultans, Titels
wie sein
nicht,
weil in den
letzter
ist
Der
Sklave,
das
offizieller
Name
erste Minister
schämt
sicli
Augen des
keinen grösseren Werth
Sultans der höchste
hat
als
der
letzte 20*
des
dieses
was wiederum seinen Grund daher
hat,
Beamte Sklave.
308
Vor
mar oktanischen Unfehlbarkeit
y
Google
SSI wellt, überall
gut angebaut, und das Erdreich, schwarzer
Humus, sehr
Wie man an den Ufern
fruchtbar.
der
Flüsse sehen konnte, hat die Humusschicht meistens
Dicke von
eine
5—6
Von
Meter.
hier aus zogen wir
nach einigen Tagen nach dem Ued-Uarga und lagerten südlich,
Angesichts
Das Lager war die
Oliven-
Bergkette
der
hier in reizender
der
und
Tamarisken
dicht
Dörfern,
mit zahlreichen
TJIed-Aiasa.
Gegend aufgeschlagen,
Ufer des Flusses, von 20
schiinen
Oleanderstauden die Gebirge
Fuss hohen bestanden,
die aus
ganzen
der
ihren
und Feigengärten herauslügten, im Südosten
der cigenthümlieh getormte Berg Mulei Busta,
Landschaft
eine
grosse
geben
Abwechselung.
Aber der Eamadhan war angebrochen, und da im Lager waren, musste die
wir
ich natürlich aufs strengste
vorgeschriebeneu Fasten mitmachen, was bei der
grossen Hitze,
waren
wir
jetzt
Ende April, keines-
wegs angenehm war.
kam
Endlich
ein
Dankaagebrief vom Sultan an
den Grossscherif, wir verabschiedeten uns von Mulei Arschid und erreichten, rasch heimwärts ziehend, anderthalb Tagen Uesan. nigte
sicli
mit
der
ganzen
ins
Feld
Uesan
dem
übrigen
gerückt
der
der von Arbat aus mit
Armee gegen
war.
eintrafen, so
Nachdem
in
Mulei Arschid aber verei-
Sultan,
Da
die
Beni-llnssen
wir ganz unerwartet in
war natürlich auch kein Empfang.
Ramadhan
vorüber, das Aid-el-Sserir
mit grossem Geprange gefeiert worden war, und ich
352 von
mich
den Anstrengungen
mehrere Monate
des
dauernden Feldzuges erholt hatte, brach ich von Uesan auf,
um
Tetuan zu besuchen.
Reichlich mit Medica-
menten versehen und unter dem d.
Titel „ssahah Sidi'%
Freund, Diener oder Anhänger des Grosssclierifs,
Ii.
wollte
ich
es
wagen,
streifen, es sollte dies
die
allein
Gegenden zu durch-
gewissermassen
als
Vorbereitung zu meiner Abreise dienen.
schon
seit
]
5
Jahren
in
Versuch und
Ein
.Spanier,
Uesan ansässig und dort
ver-
heirathet, begleitete mich*).
Von Uesan
aufbrechend
Maulthier und einen
ken Esel, ging nach einem
es
,
ich
ein
eigenes
vom Grossscherif geliehenen
star-
Uber Tscheraini nach L'xor, und
mehrtägigen Aufenthalt auf dem
ahliange der Rif-Iiergc, welche
man von I/xor
einigen Stunden erreicht, nordwärts. el
hatte
Aiascha gingen wir nach
Had
Vom
Westaus
in
Orte Arba
bei Arseila,
mein Maulthier verkaufen wollte, da
wo
ich
es sich, als nicht
besonders stark, schlecht bewährt hatte.
Aber wegen
zu schlechten Wetters, welches uns zwang, einen ganzen
Tag
in
Had
verpasst worden, und dicht bei
einem Duar zuzubringen, war der Markttag des
dem Sanctuarium
Mulei Abd-es-Ssalam ben Mscliisch, einer berühmten
Sauya
und
sehr
kommend, zogen
besuchtem Wallfahrtsorte wir
dann durchs
Gebirge
vorbei-
Tetuan
entgegen.
ine
*) Einige Monate spater wurde er, als er allein von Uesan Gebirge reiste, ermordet.
igitized by
Google
353 Bis
waren wir
jetzt
aufgenommen
gut
überall
worden, aber je näher wir Tetuan kamen, desto nüsszeigten
tranisclier
die
sicli
Abends wollten Tholba
Bergbewohner, and eines
eines Dorfes,
wo
wir zu über-
nachten beschlossen hatten, uns nur gegen Erlegung
von einigen Metkai Quartier geben, „dann würden wir
Auf meine
überdies ihres Segens theilhaftig werden."
Erwiederung, der Segen des Grossscherifs von Uesan, dessen Freund ich
genüge mir, zogen
sei,
drohend zurück, indessen schienen
sie
sinnungen geändert zu haben, denn
brachten ein
Auf dem Wege von Tanger
reichliches Nachtessen.
Tetuan angekommen, brachten wir dann eine
nach
Nacht
dem
in
durch den ich
sieh
sie
später ihre Gesie
in
Caravanserai
letzten Krieg
zu,
geworden
bekannt
Hier erblickte
der Spanier.
den Gebirgsschluchten zum ersten Male die
deutsche
Eiche
nirgends
mehr
hat man
in
Korkeiche
auf
in
Im
Caravanserai
mir ist.
sonst
Sonst
den Ebenen vorzugsweise die
den
immergrüne Eiche und
Abhängen
der Berge die
die Cerriseiche.
oder Funduk
nächtliches Unterkommen,
und Hofraum
welche
Marokko aufgestossen
Marokko und
wachsend,
wild in
fürs Vieh,
d. h.
einige
hatten
für eine
wir
für
leere Zelle
Mosonat zu zahlen,
für Geld bekamen wir auch etwas Brod, Milch und einige Eier.
10 Uhr rokkaner Rohna.
Am anderen Morgen
die Stadt sie
erreichten wir gegen
Tetuan oder Tetaun, wie die Ma-
nennen.
Die Spanier waren gerade beim 23
Digitizcd by
Google
354
Abmarsch, denn Tetuan
am
mittelbar
eingeschifft
nicht un-
liegt bekanntlich
Meere, so dass die Truppen nicht direct
werden können.
.
Ich unterlasse
eine
es
Beschreibung dieser von reizenden Orangengärten um-
gebenen Stadt ku gehen,
dem
hinlänglich aus
sie ist
letzten Kriege bekannt.
Nach
einigen
Tagen Aufenthalt kehrte ich Tetuan
den Rücken, und begab mich mit einer grossen Karanach
vane
Weg
Der
Tanger.
wird
gewöhnlich
in
zwei Tagen gemacht, wir brauchten indess nur Einen.
Sehr belebt war er durch heimkehrende Tetauni (Be-
wohner Tetuans), welche während der spanischen Besatzung die Stadt verlassen hatten, und die nun zurückkehrten,
um von
nehmen.
Nachdem
ihren
Immobilien wieder Besitz zu
ich sodann in
thier verkauft hatte, trat ich
Tanger mein Maul-
den Rückweg nach Uesan
an, zuerst längs des Strandes.
Man muss licher
Weg
indess nicht glauben,
dass ein eigent-
längs des Meeres läuft, davon
Spur vorhanden.
Aber der Strand
aus so festem Sande, dass
er,
muss aber
Meer
die Ebbezeit wählen,
bis dicht
Man kann
sehen,
wie
dessen breiteste Stelle hier Windstillen,
und
alle
ist,
für
ist
die
das
Ocean,
nach tagelangen
dennoch immer grosse Wellen
Zeit
Man
hiuantritt.
der Atlantische selbst
besteht
Wagen,
ersetzt.
bei Fluth
weil
an die Dünen oder Felsen
hier
keine
ist
ist so breit,
ausgenommen
vollkommen eine macadamisirte Chaussee
schlägt,
Brandung oder das Rauschen
_.i
.1
!
!:,
.355
der den Sand hinaufrollenden Wellen weit im Innern des
Landes zu hören.
Man kann in
Hinderniss an der ein
Mündung
ganzer Tag verging.
Mündung, fiir
längs des Strandes reisend,
recht gut,
einem Tag Arseila erreichen, aber wir hatten ein
um
des Ued-Morharha, worüber
Zu
breit
und
an der
tief
man
durchwatet werden zu können, hat
Fahr-Einrichtung gesorgt, das Boot aber lag auf
der anderen Seite, und kein
Fährmann war zu Wir
oder durch Hufen herbeizulocken.
zogen,
wir vergeblich versucht hatten, hindurch zu
finden
nachdem
schwimmen, Bereden
flussaufwärts, ohne eine Furt zu finden, auf das
der Leute eines Duars kehrten wir um, und diesmal
war denn auch der Fährmann an Ort und wir
hat
wurden
hin üb erbefördert.
man dann
Ehe man
und
Stelle,
Arseila erreicht,
noch die Mündung des Ued-Aiascha zu
passiren. Arseila, von den Alten Zilia,
Zelis
und
Zilis
ge-
nannt, wird von einigen Schriftstellern, darunter Hemsö,
Wenn nun
Höst und Barth, Asila genannt. die Herleitung des
Namens von
aber auch
Zilis unzweifelhaft ist,
so ist heute doch nur die Schreibweise mit einem einzig richtige,
und
ist
es
wohl
seit
r die
Jahrhunderten
gewesen, da Leo, Marmol, Lempriere. Jackson und die
meisten
Schriftsteller so schrieben.
den Eingeborenen gegründet,
Ohne
Zweifel von
später im Besitze der
Carthager, der Römer, der Gothen, wurde nach Leo
Arseila 7J2
n.
Chr. von den
Mohammedanern
erobert
1
356
Dann
und 200 Jahre von ihnen behauptet.
sollen die
Engländer (nach Leo) eine Zeitlang die Stadt besessen
Mohammedaner
haben, und später wieder im Besitze der
wurde
sie
1471*) von den Portugiesen erobert und
zum Jahre 1545
im Besitze der Marokkaner
Ob
das alte
Zilis
geblieben.
übrigens genau an
des heutigen Arseila gewesen
an
der
Mündung
Schritte weiter im
des
bis
Seit der Zeit ist die Stadt
behauptet.
ist,
ob
der Stelle vielmehr
es nicht
Ued-Aiascha
hundert
einige
Norden gelegen hat, möchte wohl
wohl erst noch festzustellen
Jedenfalls
sein.
die
ist
heutige Stadt su gelegen, dass sie nie besonders durch
Handel und Wandel blühend gewesen
sein kann.
Am
Strande ziehen sich allerdings rechtwinkelig ins Meer hinein Felsblöcke, aber
angenommen,
sie
hätten ehemals
einen Hafen gebildet, so würde dies Bassin
genug gewesen
sein
12—16
kaum
gross
Fischerböte aufzunehmen.
TJeherdies sind die Blöcke so klein, daes sie bei halber Flut})
schon
vom Wasser bedeckt
des Ued-Aiascha,
bemerkt hat, gewesen
wo man
rauss in
sein.
Plinius
sind.
Die Mündung
ebenfalls Mauerüberreste
früherer Zeit ein guter Hafen sagt
überdies:
„Zilis
juxta
flumen Zilia", welcher Fluss wohl kein anderer sein kann, als der ebener wähnte Aiascba. Arseila, in der
unmittelbar
am
Gegend von Hasbat gelegen,
Meere.
liegt
Ein rechtwinkliges Oblongum.
von halbverfallenen Mauern und Thürmen umgeben, *)
Nach Loo
1177.
Digitizod
t>y
Google
357 mit zwei Thoren, von denen das eine nach Norden, das andere nach Osten
hat Arseila
sieht,
mohammedanischer und
c.
500 Einwohner
Mau
israelitischer Confession,
Marokko's
findet in
Arseila wie in
zalilreiclie
Spuren christlicher Herrschaft an den alten
Bauwerken.
Einige
Seestädten
allen
am Boden
liegende Säulen, ebenso
Säulen, die jetzt im Innern der Itjemma sind, dürften vielleicht
römischen Ursprungs
Funduk
elendes
sind
die
Ein Djemma,
sein.
öffentlichen
Gebäude,
ein ein
marokkanischer Jude versieht das englische Consulat. Arseila besitzt nicht einmal Fischemachen, geschweige
grössere
gebung haben
Um-
Trotz der nächsten sandigen
Scliiffe.
die
Bewohner
es verstanden,
leidlich
gute Gärten anzulegen und Feigen, Melonen, Pasteken
und
die
Rehe gedeihen
ist so theuer,
und fast
vortrefflich.
was Lebensmittel
selbst Früchte, die in
Aber kein Ort
anbetrifft, wie Arseila,
anderen Theilen von Marokko
umsonst zu haben sind, kosten hier verhaltniss-
mässig
viel
Die
Geld.
ganze
Stadtbevölkerung
fanden
Zelten auf einer grünen Wiese dicht lagert,
wir
unter
am Meere
ge-
da der Sultan für sein ganzes lieich eine drei-
tägige Festlichkeit angeordnet hatte aus Freude über den
Wie
glücklich bewältigten Aufstand Sidi Djellui's.
Juden Laubhüttenfest, werden keiten der Marokkaner im
auch
bei
alle
derartigen Feierlich-
Freien
abgehalten, wie ja
den grossen religiösen Festen, Aid
aid sserir und
Molud
der
die gottes dienstliche
el kebir,
Ceremonie
,358 nicht
der Moschee,
in
sondern draussen auf freiem
Felde celebrirt wird.
Zwischen Tanger und L'Araisch
können auch Christen
iu christlicher
Meeres
reisen,
werden.
So
denn auch
am
in Arseila waren, ein spanischer
Frmduk
Arseila, das wir
L'Araisch hat
man
Mündung
langen, die
tige
aufzuhalten,
hier
um
verliessen,
in die Stadt zu ge-
Ued-Kus übersetzen.
des
erreichten
wir
Ohne
immer durch
am
selben
war kein Aufenthalt
Kunde wurde
Tage
für uns,
einen
L'xor.
da uns
Sidi-el-Hadj Abd-es-Ssalam beabsich-
Marokko.
Heise nach
eine
zu
wir
eben dem
beibehält, nur einen halben
schönen Korkeiehenwald reisend,
die
in
am anderen Morgen
Tagemarsch, und man muss,
Und auch
des
längs des Meeres, dessen Ufer
immer denselben Charakter
uns
wo
ein (Christen
Nacht zubrachte, welches uns beherbergte.
die
Von bis
selben Abend,
Kaufmann
im Städtchen), der
sonst keine
giebt es
Tracht längs
ohne befürchten zu müssen belästigt
traf
waren wir wohlbehalten
in
Zwei Tage darauf
Uesan nach
einer
Ab-
wesenheit von drei Wochen.
Der lich
Grossscherif, der
mich wie immer sehr freund-
empfing, sagte mir, allerdings habe er eine Ein-
ladung
vom
Sultan erhalten, ihn nach Maraksch zu
begleiten, aber später
Briefe den
Wunsch
habe der Sultan
iu
einem anderen
ausgedrückt, nicht
da seine Anwesenheit
in
zu kommen,
der Nähe des Itharb, dessen
Bevölkerung eben erst eine Revolution durchgemacht hätte,
notwendiger
sei,
als in
Maraksch,
359
So glaubte
denn auch, dass die Zeit gekommen
ich
mein Geschick von dem des Gxossseherifs zu trennen,
sei,
(U'S5y
Google
382 das alte Kerne*)
gewesen
scheiden; eine Insel
wohl aber
nicht,
ist
wage ich nicht zu
sei,
in
der
Mündung
auch hier
ist
ent-
des Flusses
Im
Nehrung.
eine
Innern der sehr geräumigen Kasbah lagerte ein ganzer
Stamm
unter
waren da.
Burg
der
aber
,
auch
Wohnungen
feste
Djemma durch
liegende
und
Arbeit
Zelten
Namentlich zeichnete sich die in der Mitte
Conservirung
gute
Sauberkeit
aus.
{Schriftgelehrten) luden uns freundlichst
selben die Nacht
Die ein,
der
Tholba in der-
Die meisten Häuser,
zuzubringen.
Fidala sind, liegen in Buinen, der edle
die in
derselben,
die
Abwesenheit des
Styl
maurischen Schwib-
bogens an Fenstern und Thürcn sagen uns mit Sicherheit, dass diese
Gebäude von Europäern erbaut wurden.
Eenou behauptet
Mohammed
indess, dass Fidala 1773
gegründet
sei.
An
vielen
von Sultan
der
Fenster
waren sogar noch Balcons.
Am
folgenden
Morgen
passirten wir
eine
lange
über den schmalen Fhiss TJed-Dir führende Brücke, derselbe
soll
Gegend
bleibt
links
die
jedoch manchmal weit austreten.
Die
immer
und
dieselbe,
rechts das Meer,
nicht enden wollende
oder Landschaft Temsena,
nur
Gegend der Provinz einmal unterbrochen
durch den grossen längs der Küste sich hinziehenden
Sumpf *)
Um-Magnudj.
Die
gut
bevölkerte
Gegend
Kerne möchte eher beim heutigen Agadir zu suchen
sein,
obgleich auch doitin der Bucht keine kleine Insel aich befindet,
aber keineswegs, wie Knütel meint, die Insel im Rio do Ouro
gein.
Digitizod &/
Google
383 hauptsächlich Mais
bringt
Hauptnahrung
als
davon
ganz
sie
Leuten
den
der
hervor,
indem
dient,
Polenta
eine
Italiener
bereiten.
wie
die
Man kann
sagen, dass an der ganzen Küste von L'Araisch bis
Asamor
nicht
die
Kuskussu verarbeitete Gerste,
zu
sondern der Mais oder türkische Weizen
Auch wird davon
ist.
viel
die Nationalkost
nach Spanien und Portugal
exportirt.
Am
seihen
Abend noch waren
wir in Dar-beida
(Weissenstadt und von den Spaniern Casa bianea über-
wo
setzt),
wir bald bei einem Kaffeehausbesitzer, den
ich von Fes her kannte,
ein gastliches
Unterkommen
Dar-beida bildet eine Art befestigten Vier-
fanden.
dessen Mauern jedoch ausser Stande sind, den
ecks,
geringsten
Widerstand
gegen
Sowie von Musagan und
Saii
Europäer
zu
leisten.
wird auch von hier aus
bedeutend exportirt, und hauptsächlich sind
es Wolle,
Mandeln und Felle, welche
Üel, Mais, Weizen,
Eingeborenen den Europäern zu Markte bringen. Einwohnerschaft ca.
von
Dar-el-beida
beläuft
die
Die
sich
auf
300 Seelen, unter denen sich eine zu den übrigen
Hafenstädten Marokko's verhältnissmässig grosse Zahl
von Europäern befindet. dass ist
alle
die
Ich fand es höchst auffallend,
Lehensmittel hier so theuer waren, vielleicht
Concurrenz der Europäer daran Schuld.
In
der Meeresbucht befanden sich sieben grössere europäische Fahrzeuge,
nehmen.
Sie
im
kommen
Begriffe, ihre
meist ohne
Ladungen
Waaren
an,
einzu-
wenn
—
384
man anders
nicht
französische)
die
rechnen
will.
Europäer auf die eben
angeführten Exportationsartikel machen,
ist
ein sehr
Deutschland betheiligt sich gar nicht daran.
grosser.
An
und
(spanische
Siiberthaler
die
Importal onsartikel
als
Aber der Vortheil, den
Merkwürdigkeiten hat die Stadt nichts aufzuweisen. Maltzan nimmt an. dass Dar-beida oder Dar-el-
beida
die
Stadt Anfa Leo's
Es
sei.
nicht daran zu zweifeln, aber Leo's
ist
auch wohl
Angaben über
die
Entfernung Anfa 's sind höchst ungenau, er sagt: „Anfa ist
grosse
eine
von den Körnern erbaute Stadt
Ufer des Oceans, ungefähr 60 Meilen
am
vom Atlas gegen
Norden, ungefähr 60 Meilen von Azemur gegen Osten
und ungefähr 40 Meilen von Rabat gegen Westen
Leo
legen."
ge-
scheint die Stadt gleich nach der Zer-
störung derselben
durch
haben, er fand
ganz verödet und von Einwohnern
verlassen.
sie
aufgebaut.
besucht zu
die Portugiesen
Nach Maltzan wurde
Namen
Mulei Ismail unter dem
sie
erst
1750 von
Dar-el-bcida wieder
Nach Eenou wiedererbaute
sie
Sultan Mo-
hammed, was wahrscheinlicher ist, da Ismail von 1 672 1
727 regierte.
ich zwei Tage.
Von Dar-beida nach Asamor brauchte Der auf
fast allen
angegehene Ort Mediona, soll,
existirt dort nicht,
einwärts
;
Mediona
ist
Karten Marokko's
der an der Küste
wohl aber
ca. 3
Hegen
Meilen land-
weiter nichts als eine von einigen
Duar umgebene Kasbab. Endlich war die weite
Mündung
des Um-Rbea,
385
man
oder wie
gewöhnlich sagt Mrbca erreicht.
Der
Ffoss ist so tief, dass er selbst zur Ebbezeit nie durch-
watet
werden kann, aber eine gute Fähre
mit der
man
übergesetzt wird.
vom Atlas entspringend die
ist
vorhanden,
Der Flosa Um-El>ea,
hat auf seinem linken Ufer
,
bedeutende Stadt Asainor; aber so bedeutend
selbe ist,
Seelen,
ich schätze
die
so wird ihrer
den
in
geographischen
Der Name Asamor bedeutet
der Tarn asirht -Sprache übersetzt,
aus
und eigentlich
"hat die
es-Sidi-Bu-Schaib
,
Herrn
Bu-Schaib.
weiter
nichts
ganze Stadt den
d.
als
Ii.
die
gegend
in
als ein
angaben über
Asamor
Namen Asamor-
war
hier
Sanctuarium dieses
nämlich Schaib's,
liegt,
sieh
befindet und die in naher
Um-
grosses Heiligthum
den
Oelbäume,
Oelbäume des gnädigen
Ursprünglich ein
die
dessen kleine „Kubba", in der er begraben
auch beute
die-
Einwohnerzahl aui 30,000
selten
Handbüchern gedacht.
Angriff
von
Die Zahlen-
gilt.
Asamor durch
Portugiesen sind bei Maltzan nicht genau.
die
Erst 1508
begannen die Portugiesen zu belagern, jedoch ohne Erfolg, aber im Jahre 1513 wurde die Stadt erobert, zerstört sitze
und nach einem zweiunddreissigjährigen Be-
von den Christen
Asamor, auf einer
freiwillig
ca.
aufgegeben*).
150' hohen Anschwellung
des Erdbodens gelegen, wird merkwürdigerweise von Arlett mit nur 700 Einwohnern angegeben.
*) Siehe daraber Leo,
Rohlfs.
Dapper und Renou. 25
Andere
386 aber, die
doch auch gute Notizen über
die Stadt hatten
oder auch Asamor selbst gesehen haben, sind darüber
auch anderer Meinung, so nennt Dapper volkreich", Lempriere ist
nämlich
die,
sie
Asamor
dass von allen Häfen,
Agadir die einzigen
sind,
„überaus
Die Sache
„ein grosser Ort."
und
wohin Europäer selten kommen.
In allen marokkanischen Hafenstädten, so klein auch sein mögen, giebt
So in
es
der Stadt
Asamor und Agadir
Consuln noch Europäer.
sie
Consuln und Consularagenten.
Arseila, in L'Araisch, in
Masagan
etc.,
sind weder
aber
in
christliche
Allerdings sind in Sala auch
keine Consuln, aber der Grund liegt mehr in der Nähe
von Neu-Sala oder Arbat,
als
in
einer
anderen Ur-
sache.
So
ist
denn auch Asamor eine vollkommen marok-
kanische Stadt,
der ganze Handel, die Industrie hat
etwas urwüchsig Marokkanisches an
sich.
In
dieser
schönen Flussmündung, welche meilenweit nach oben hin
noch
salziges
Meerwasser hinauftreibt, sieht
europäische Schiffe.
mit
man
nie
Der ganze Handel von Asamor
dem Binnenlande beruht auf eigner Production und Man verfertigt namentlich Haike, Bur-
Manufactur.
nusse, Matten,
Schuhe und Töpfergeschirr,
Nähe der Stadt
ist
In der
bedeutender Gemüsebau, aber die
Früchte werden mehr nach aussen
und Masagan
exportirt,
als
in
hin,
nach Dar-beida
der Stadt selbst auf-
gebraucht.
Ich durfte nicht unterlassen „den berühmten Hei-
Digitizod ö/
Google
387 Mulei Bu-Schaib zu besuchen", so sagt man in
ligen
der
That in Marokko,
lebt
oder todt
Heiligen lebte:
ist.
wenn
einerlei
eintrat in
ob der Heilige noch
redet dann auch einen solchen
er gestorben
„es ssalamn
Als ich
Man
alikum
ist
ia
so an, als ob er noch
Mulei Bu-Schaib'
Bittsteller,
hockten oder Umlagen den Sarkophag, zernes mit rothem
1
etc.
den kleinen Grabdom, war denn
auch das ganze Mausoleum voller
Tuch und
d.
alle
um-
h. ein höl-
reich mit Seide gesticktes
umhangenes Holzgestell. Den grössten und eigentlichen Segen hatten indess nur die Schriftgelehrten des Mulei Bu-Schaib, die von jedem Botenden eine Gabe zu erpressen wussten. dass
diese
Als höchst merkwürdig
mir
fiel
auf,
Tholba (Schriftgelehrte) durch besondere
Tracht sich auszuzeichnen suchten von ihren Mitgläubigen, wie die Pharisäer der Bibel.
Marokkanern unterscheidet führt, der Schriftgelehrte
Bei den übrigen
sich aber, wie schon ange-
von seinen Mitgläubigen nie
durch Tracht, und wenn er auch der erste Faki der
Djemma
Mulei
Abd
Allah Scherif von Uesan wäre.
Sowie durch eigne Tracht, so zeichneten sich denn
auch diese Tholba durch grosse Selbstgefälligkeit und religiöse Eitelkeit aus.
Ehe
ich
von Asamor aus weiter zog, muss ich
eines kurzen Abstechers erwähnen, den ich
von hier
aus mit einer Karavane nach der Stadt Marokko, von
den Eingebornen Marakesch genannt, machte.
Es war
nur eine kleine Karavajae aus lauter Eseltreibern be25-
388 stehend, welche Töpferwaaren ins Innere führten, dabei bis
dere
Waaren
Leute war
Marokko
um
wollten,
zurückzubringen.
es
des Landes
von dort an-
In Gesellschaft dieser
vollkommen unmöglich irgendwie nur
Aufzeichnungen zu machen.
Die Gegend sah zu der
Zeit sehr traurig aus,
Herbst war und die
da
es
er-
sehnten Regen wollten sich nicht einstellen, so dass
man
hätte glauben können in der Vorwüste
Und
zu sein.
doch muss diese Landschaft im Winter und FrÜliling ganz verändertes Ausseheu haben.
ein
Lotusbüsche bekleiden grünen Blättern, neue
die
Die
kahlen
dann mit frischen
sich
einförmige Zwergpalme
Fächer aus der Erde und
reift
ihre
hell-
sendet kleinen
äusserlich der Weintraube nicht unähnlichen Beeren,
Zwiebeln und Gräser spriessen aus der Erde und die
Heerdes kehren von den immergrünen Weideplätzen der Atlasstufen zurück.
Wir
um zu
marschirten den ersten Tag sehr anstrengend,
dem Markte
zur rechten Zeit auf sein,
el
Had
(Sonntag)
und noch denselben Tag wieder aufbrechend,
überzogen wir sodann einen niederen Gebirgszug von
Nordwest nach Südost streichend, der an der Gegend,
wo wir
ihn überschritten, den
Sobald
man den Kamm
die Wasserscheide
Namen
Dj. Ssara führte.
dieser Hügel, welche zugleich
zwischen
dem Mrbea und Tensift man die schneeigen
bilden, überschritten hat, erblickt
Gipfel des grossen Atlas.
Aber
so
nahe die Berge zu
sein scheinen, so fern sind sie noch; ehe
man nur
die
Digitizod by
Google
380 Stadt
Marokko
man noch
drei
Tage-
zu der Zeit mit der ganzen
Armee
hat
erreicht,
märsche.
Der Sultan war dort;
er hatte sieh den Eintritt in die zweite Haupt-
stadt
seines
Rhammena,
der
Die Stämme
Landes erkämpfen müssen. südwestlich von
Marokko auf den Ab-
hängen des Atlas heimisch, hatten
sich kurz vor seiner
Ankunft empört und hielten die Stadt umschlossen.
Aber die Rhammena hatten nicht auf
Kanonen
die
des Sultans gerechnet, trotzdem sie sich ziemlich hart-
näckig bei der Sauyu-bcn-Sassy südlich von der Stadt
Sobald die Kanonen erdröhnten, wurden
vertheidigten. sie leicht
bewältigt,
und nachdem so und so
waren abgeschnitten worden, welche
als
viel
Kopfe
Warnung an
sämmtliche Städte des Reiches vertheilt wurden, nach-
dem
Habe waren beraubt worden, war wieder
sie aller
Ruhe im Lande. Ich blieb nur zwei Tage
in
Marokko und verHess
Funchik (Gasthaus) nur Abends,
das
kannten
zu
um
nicht Be-
Denn trotzdem der
begegnen.
Sultan
durch Yermittelung des englischen Gesandten mir beim
Weggange von Mikenes zu
bleiben
und
fürchtete ich,
freigestellt
überall
falls
hatte,
hingehen
frei
er erführe,
im Lande
zu
können,
ich sei in Marokko,
festgehalten zu werden.
Die Stadt Marokko
ist
nach Beaunuers Beobach-
tungen mit einem holosterischen Barometer 408 Meter
über
dem Meere
gelegen.
Die Einwohnezahl
der
DigiiizGd
t>y
Google
390 Stadt
sehr wechselnd, je
ist
wesend
oder nicht.
ist
verlässigste
am
Sir
nachdem der Sultan
an-
Drummond. Hay, der
zu-
Gewährsmann, und der von
allen
Europäern
besten die Städte des Innern kennen lernte, nimmt
70,000 Einwohner an. besuchte,
ist
Zur
Zeit, als er dort
den Sultan
das auch wohl richtig gewesen, in
ge-
wöhnlichen Zeiten sind aber wohl nicht mehr Bewohner in
der Stadt, als wie Maltzan, Beaumier und Lambert
annehmen: 50,000.
Nach Leo und den meisten Geographen rokko von Yussuf-bon-Taschfin erbaut sich
auf
Cooley stützend,
Erbauungsjahr an.
Es
ist
giebt das
Ma-
soll
Renou,
sein.
Jahr 1073
als
indess wohl genauer, wenn
wir mit Sedillot festhalten, dass der Feldherr Abu-Bekr, ein Partisan
früher
von AM-AUah-beu-Taschfin, einige Jahre
Von der Bedeutung
Stadt anlegte.
die
wie Marokko unter Yussuf,
gewesen
ist,
aber,
unter seinem Sohne
Ah
von welcher Epoche Leo sagt, die Stadt
habe hunderttausend Häuser gehabt, davon hat dieselbe nur den
grossen
sollen die jetzigen (d. h.
einer
Umfang
behalten.
Nach Lambert
Mauern der Stadt,
die
aus Tabi
Mischung aus Thon, Kalk und kleinen
Steinchen, welche Masse zwischen Brettern gestampft
und gepresst wird) besteben, und fassungsmauern fernung
vom
zu
Sultan
aller
die
wie die Um-
marokkanischen Städte von Ent-
Entfernung
flankirende
Tbürme
Mohammed ben Abd-Allah
haben,
(1757—1790),
Digitized by
Google
391
dem
und
fälligsten
marokkanischen
bedeutendsten
Kaiser der Neuzeit, gegründet sein.
Ganz entgegengesetzt zu Fes hat
die Stadt
rokko mit wenigen Ausnahmen nur einstöckige
Ma-
Woh-
nungen, und an den Seiten der breiten Gasseu findet
mau
Gürten.
oft grosse
Nur im Handel sc entram der
Stadt verengen die erstehenden Häuser die Strassen.
Im Uebrigen hat
die Stadt
ihre Kessaria (eine ganz
neu erbaute für fremde Artikel
hinzugekommen),
lich
ist
nach Lambert kürz-
ihre Ataria,
ihre grossen
und
kleinen Funduks, ihre Marktplätze, auf denen der be-
Djemma el Fanah und der Stadt vor dem Thore „Chamis"
deutendste Markt vor der
andere ausserhalb der
Auch
abgehalten werden.
Narrenhaus, Morstan,
ein
Marokko mit ähnlicher Einrichtung
befindet sich in
wie in Fes.
An Palast
öffentlichen
des
Sultans ,
Gebäuden obschon
ist die
zeichnet sich durch nichts aus.
schee
die
ist
(Schreibern) erstere ihr sind. ca.
und
Kutubia,
und
Handwerk
(Büchern)
treiben, letztere
Der hohe Thurm der Kutubia ca.
,
welche dort,
ebenda zu kaufen soll
nach Larabert
210 Fuss hoch
sein,
Maltzan schätzt die Architektur auch dieses
Thurmes höher doch von Lübke als
umfangreich,
Die berühmteste Mo-
so genannt von den Adulen
Ketabat
250 Fuss, nach Maltzan v.
Stadt arm, der
äusserst
eines
als die
der Giralda von Sevilla, welche
in seiner Geschichte der Architektur
der schönsten Baudenkmäler spanisch-mau-
Digiiizcd by
Google
392 Architektur
rischer
sie fast
Was
wird.
anbetrifft,
die
so gleicht
der grossen den „Erzengeln" gewidmeten Mo-
Auch Her
schee in Fes. die
hervorgehoben
Anordnung der Djomma
innere
die grosse
Zahl von Säulen,
von Spanien hergeholt sein sollen, auch hier Springbrunnen,
reizenden
Denn
Wasser spenden.
leitungen der Stadt,
die
aber
oft
genug
die einst so schönen
die
kein
Wasser-
welche von den Bergen Misfua
und Mulei Brahim das Wasser der Stadt zuführen, liegen in verwahrlosetstem Zustande.
Moscheen
ist
ist die
kleinen Pilger, pflegt;
Sidi-bel-Abbes
der Stadt,
Kubba begraben.
ist
er liegt dort
Alle
es versteht sieh,
für
dass
Verbrecher
einer
Fremde, namentlich
diese
und
im
,
zugleich in
werden hier unentgeltlich drei Tage lang
fluchtsort folgte
Heilig-
Sauya des Sidi-beh Abbes
Norden der Stadt gelegen. der Schutzpatron
Ton den übrigen
Das grösste
wenig zu berichten.
thtuu der Stadt
ver-
Sauya auch Zu-
unrechtmässig
Ver-
ist.
Das Ghetto der Juden, wie
in allen
marokkanischen
Städten „Milha" genannt, d.h. der gesalzene Ort, wird
nach Lambert häufig Spasses halber von den Moham-
medanern „Messus",
man
schätzt
die
d. h.
der „salzlose Ort" genannt;
Zahl der Juden
Moses Montefiori, der im Jahre war,
um
dies
auf 6000 Seelen.
1864
in
Marokko
beim Sultan eine verbesserte Lage für
unglücklichen trotz
seine
Glaubensgenossen herbeizuführen ,
seiner
hat
reichen Geschenke keineswegs
Digitized by
zu
Google
i
393
Wege
bringen können,
Für
bisher.
leben dort
sie
heute noch in
und unterdrückten Art, wie
derselben unglücklichen
die Christen scheint
schwung eingetreten zu
sein.
Um-
aber dort ein
Beaumier konnte mit
seiner Frau, freilich in seiner Eigenschaft als Consul,
im Jahre 18G8 unbehindert die Stadt nach
allen Itich-
tungen hin durchziehen, und der schon mehrere Male genannte Hr. Lambert bewohnt Marokko
Um
zu können,
dies
Aber keineswegs möchte
doch empfohlen, wie Hr. Lambert das
am Ende
der Pariser geographischen Gesellschaft über-
seines
reichten
Berichtes
nach
statt
Jahren.
und man muss es
von den Mohammedanern den Juden täglich
sie
auferlegt werden, zu ertragen, ich
sein,
Demüthigungen und Texationen, ähnlich
verstehen,
wie
seit
muss man aber vor allem der
Sprache vollkommen mächtig
oft
thut:
„die Touristen
einzuladen,
besuchten Gegenden zu gehen, nach Ma-
rokko zu kommen,
um
Ausflüge in die
machen".
Solche sichere Zustände
im Innern
dieses
Umgegend zu
herrschen heute
Landes noch nicht*).
Ausser diesen vereinzelten Christen und den der
Zahl nach genannten Juden besteht die Bevölkerung *)
Die Folge eines Bolchen
französischen
Berichtes
verur-
sachte auch den Tod von Alexandrrae Tinne. Sic berief sich stets auf die zwischen Colonel Mireher und den Tuareg vereinbarten
Verträge, als
Obschon
sie
man
ihr rieth nicht ins
Land der Tuareg zu gehen: dem fran-
wissen musste, dass diese Vertrage nur auf
zösischen Papiere existirten, da besitzenden Tuaregfürsien
von Seiten der mächtigen
und
Niemand erschienen war mit Oberst
Mireher zu unterhandeln.
Digitized by
Google
394 von Marokko aus Berbern, Arabern und Schwarzen. Letztere, vorzugsweise wie in ganz
Marokko aus Haussa-
und Bambara-Negern zusammengesetzt, hier unter
Schellali
man
könnte
völkerung
Arabisch
als
versucht sein
sei
viele
man auch
sie sind alle
von ihren
ein-
Dadurch, dass man fast
heimischen Sitten beibehalten.
mehr
fasst
dem Namen Gnaui zusammen,
Bekenner des Islam, haben aber
in
Marokko reden
hört,
zu glauben, die Berberbe-
Das
überwiegend.
ist
aber nur anschei-
nend und namentlich an den Markttagen, wo die ganze Landbevölkerung in die Stadt hereinkommt, der Fall.
Der
eigentliche Städter
zwar
oft viel
arabischer Herkunft, hat
ist
fremdes Blut, pocht aber
darauf,
für
Wie in den übrigen man auch hier viele Be-
einen Araber gehalten zu werden.
Städten Marokko's
findet
wohner aus den übrigen grossen Ortschaften Nordafrika's,
die
manchmal
auch für immer sich
nachdem
sie
ein
einzelne
fixiren,
kleines
Jahre lang,
andere
oder auch noch im Alter,
Vermögen erworben,
in
die
Heimath zurückkehren.
Für ein
die Aussätzigen hat
eignes Dorf,
man im Korden der Stadt
Harrah*) genannt; diese, die nur
unter sich heirathen, dort eine eigene
haus)
Djemma
(Gottes-
und eigne Medressen (Schulen) haben,
deren
Vorstände ebenfalls Aussätzige sind, dürfen nie die Stadt *)
betreten.
Dagegen
sieht
Mit diesem Worte bezeichnet man
Nordafiika'g das Juden quartier.
man in
dieselben
den
den östlichen Städten
395
dem Thore „Dukala"
ganzen Tag vor
um Almosen Begüterte
haben
unter
iiireu
Es
erflehen.
zu
denn
ihnen,
Le rumlungern,
treiben
dem
auch
übrigens
giebt sie
eignen Grund, auf
sie
Industrie,
ackern und
Gärten bebauen, und die übrigen Marokkaner scheuen sich nicht, mit ihnen zu bandeln;
sagt,
so
wenn aber Lambert
den Aussätzigen würde
die Furchtlosigkeit vor
dass die Stadtbewohner
weit getrieben,
Leprösen aus einer Schüssel ässen, oder
Zimmer
schliefen,
so
diesem Harrah giebt
ist
mit den in
einem
das wohl übertrieben.
es eine
In
Milba für die aussätzigen
Juden.
Der Handel von Marokko gehalten gering, schicklichkeit so
es
fehlt
ist
gegen den von Fes
den Marokkanern
und der Unternehmungsgeist.
die
Ge-
Die einst
hoch berühmten Gerbereien von Leder (Corduan,
Maroquin, Safian) liegen im Verfall, allerdings existiren
noch ganze Strassen, wo man nur gelbe und rotbe Leder, oder davon fabricirte Schuhe kaufen kann, aber das schönste Leder wird heute in Fes bereitet. wichtigkeit hat
Marokko im Handel
für
Haupt-
die südwärts
gelegenen Atlastheile und die grosse Oase des Ued-Draa.
So beziehen denn auch sämmtliche Arabertriben den beschwerlichen Dattelvorräthe
Weg
von
Marokko
holen ihren Vorrath
Schon am Stadt wieder.
dritten
,
die
über den Atlas scheuen, ihre ,
und
die
Marokkaner
vom Draa. Tage Morgens
Was mich
verliessen
anbetrifft, bo
wir die
hatte ich von
396 derselben höchstens ein Bild gewonnen, so wie es der jetzige Reisende mit nach
Eisenbahn
Wege
um
verlässt,
einen
Tag lang
Hause
wenn
bringt,
er die
am
sich in irgend einer Stadt
aufzuhalten.
Aus
An-
eigner
schauung hatte ich nur die Märkte bei Abend, die Kutubia und die »S;mya Sidi-bcl- Abbes kennen gelernt.
Der Rückweg wurde auf
dieselbe
Art gemacht,
nur für mich auf angenehmere Weise, da einige reiche
marokkanische
Kaufleute
sich
der
Karavane
ange-
welche Zelte hatten, und die sich
schlossen hatten,
ausserdem täglich den Luxus einer Tasse Thee erlaubten,
dafür
und wenn wir
sorgten,
in der
dass
Es
Kosten Fleisch bekam.
Nähe
ganze
die
ist
eines
Duars lagerten,
Karavane auf ihre sehr häufig, dass in
diesem Lande, wo das Alleinreisen mit der grössten
Gefahr verbunden
ist,
sehr reiche Kaufleute sieh mit
Haulthierkaravanen zusammenthun, und dass
dem „Aman", Schutz
einer solchen „Gofia",
sie
unter
Karavane
weite Reisen zurücklegen.
Wieder angekommen
in
Asamor, trennten wir uns,
dem Norden, oder in der Um-
der reichere Theil der Karavane zog nach der grösste Theil blieb im Ort selbst,
gegend, und wir beide zogen längs des Oeeans weiter,
nachdem wir noch macht
hatten.
einige
Bis
Tage Rast
in der Stadt ge-
zum nächsten Orte
kleine Burg, von den
el
Bridja, d. h.
Europäern Masagan genannt,
ist
gerade eine deutsche Meile AVegcs.
EJ Bridja,
ein
länglichtes
ummauertes Viereck,
Digitizcd by
Google
397 wird fast nur von Europäern und Juden bewohnt, und der Handel, der in
sein sollte,
wird hier be-
Mohammedaner begnügen
Die
trieben.
Asamor
damit
sich
ausserhalb der Stadtmauer, die Übrigens halb in Kuinen ist,
Hütten und Zelten zu wohnen.
in
Masagan, oder wie nannt wird:
Dar
sie drittens
djedida,
d.
In
el Bridja,
von den Gläubigen ge-
h.
Neustadt*),
ist
denn
auch ein bedeutender Export-Handel, den Beaiunier der
auf
'/a
Ich
traf
Gesammtansfulir
dort über 20
vom Lande
Rhede, und wie lebhaft der Handel dort
am
auf der
riorirt,
geht
besten daraus hervor, dass in diesem kleinen Orte,
wo 1864 alle
anschlägt.
europäische Schiffe
sicher nicht
mehr
als
1000 Einwohner waren,
europäische Nationen einen Vertreter hatten.
Wir
vcrliesscn
Masagan und wieder längs
Meeres ziehend, kehrten wir Nachts bei Arabern einem Duar (Zeltdorf) gelagert,
des in
Ein neues Un-
ein.
glück sollte mich hier erreichen,
der Spanier mein
dem Esel aufgebrochen und Weite gesucht. Er hatte mir nichts zurückals was ich auf dem Leibe trug, und ein
Begleiter war Nachts mit hatte das
gelassen,
kleines Ledertäschchen
,
welches ich als Kissen unter
dem Kopfe
hatte,
Geld war.
Die Hauptsumme
Kleidung besass *)
Namen
,
und worin glücklicherweise etwas aber',
alles
hatte er aufgepackt
was ich an
und war damit
Diese kleine Stadt acheint sich durch den Iteichthum an auszuzeichnen,
ZersWrte, nennen.
man
hört sie auch
El-Maduma,
d. h.
die
398
— Es wäre unnütz gewesen hinterdrein-
verschwunden.
die
zumal ich annehmen musste, dass
zu wollen,
laufen
Leute des Zeltdorfes wohl mit ihm im Einvergehandelt hatten,
ständnisse
denn ohne ihr Wollen
dem Duar
hätte er sich unmöglich Nachts allein aus
„Mktub
entfernen können.
er Lah", es
war von Gott
geschrieben, sagte ich nach Sitte der Marokkaner, verliess
das Zeltdorf, und erreichte ziemlich früh Ualidia.
Dies
ist jetzt ein
kleines
Dorf ohne
alle
Bedeutung,
scheint aber früh eine ziemlich bedeutende Stadt ge-
wesen zu
Ein Theil der Stadtmauern und der
sein.
Thore sind noch vorhanden. sich,
südlicli
vom Dorfe,
An
der Küste befindet
der beste Hafen des ganzen
marokkanischen Ufers, wenn derselbe auch nicht gross ist.
Es
ist
schnitten,
dieser
Hafen lagunenartig, haffartig einge-
der Art, dass die davorliegende Nehrung
von Felsen gebildet
ist.
In früheren Zeiten
Hafen auch benutzt worden unbeachtet und sende,
fast
sein,
unbekannt da.
soll
dieser
jetzt liegt derselbe
Verschiedene Rei-
welche die Küsten Marokko's besucht haben,
haben auch auf die Vortrefflichkeit des Hafens von Ualidia aufmerksam gemacht, unter andern Frejus.
Nach Jackson wird Ualidia
so genannt, weil es
Sultan Ualid erbaut worden
ist.
Ich blieb
in
diesem Orte nur
um
—
vom
zu frühstücken,
das Essen wurde mir auf zuvorkommende Weise von
den Schriftgelehrten der erflehten auf
Djemma
angeboten, und
mich den Segen AUah's herab,
um
alle
mich
Digiiizcd by
Google
399 für meinen Verlust zu trösten, und zugleich verfehlten sie nicht
den Vater des Diebes und ihn selbst
(in
Ge-
danken und mit Worten) zu verbrennen, zu verfluchen
und auf ewig zu verdammen.
Leider bekam ich da-
durch meinen Esel nicht wieder, und ihr Segen befreite
mich auch nicht vom Fieber.
Nachmittags
schon wieder Zuflucht
So musste ich einem Zelt-
in
dorfe suchen, da ich von wahren Schüttelfrösten be-
Am
fallen wurde.
anderen Tage früh
aufbrechend,
erreichte ich nach einem für micli recht anstrengenden
Tagesmarsch spät Abends Saffi,
Saffi.
wie die Europäer die Stadt,
Asfi,
wie
sie
die Eingeborenen nennen, liegt in einer weiten nach
Westen
offenen
Bucht,
deren
vom Cap
Cantin gebildet wird.
mittelbar
am
Ocean,
ist
äusserster
Nordpunkt
Die Stadt
un-
liegt
von Mauern umgeben, besitzt
an der Nordseite ausserdem eine Kashah und hat 3000 Einwohner, darunter ca.
50 Christen.
erobert,
und
Asfi
einige
ca.
Hundert Juden und
wurde 1508 von den Portugiesen
sie blieben
welchem Jahre
in
sie
im Besitze der Stadt dieselbe
freiwillig
bis 1541,
aufgaben.
Chenier führt an mehreren Stellen an, die Portugiesen hätten *Asfi 1641 verlassen, was aber wohl irrthümlich ist,
es
wenn man anders nicht nachweisen kann, dass
zum
zweiten Male genommen.
sie
Das beim Cap Cantin
anfangende oder endigende Gebirge Dj. Hegher
tritt,
Asfi
umgehend, zurück, sendet aber kleine Ausläufer
bis
dicht zur Stadt, dadurch wird die Ufer-Gegend weniger
400
und das Gebirge
einförmig,
Baumschmuckes halber
je
selbst
muss seines reichen
näher
man kommt
desto
romantischer sein.
Ich fand in Asfi
alle
Funduks
Juden Unterkommen.
bei einem
besetzt, fand aber
Mein erster Gang
war zum englischen Consul Mr. Carstensen, denn so sehr ich sonst auch mied, mit Europäern in Berührung zu
kommen,
mich auf zu
zwang mich andererseits mein Zustand,
so
alle
setzen.
lichsten
Fälle wieder in
Ich
fand
den Besitz von Chinin
selbstverständlich
Empfang, nicht nur fand
ich
den freunddas ersehnte
Medicament, auch mit einer kleinen Geldsumme half Hr. Carstensen (die ich ein Jahr später die Freude hatte,
ihm persönlich
in
Tanger zurückerstatten zu
können) auf edelmütliige Art Officier, hatte
aus.
Ehemaliger dänischer
Mr. Carstensen später in
dem Krimkriege
unter den Engländern Dienste genommen,
durch Verheiratliung
gekommen. logiren,
Seine Einladung, auf
schlug
verführten
ich
und war
in die englische Consulatscarriere
indess
dem
Consulate zu
wohlweislich aus, ebenso
mich auch nicht die Anerbietungen des
französischen Consuls,
dessen beiden Sohne,
Christen, auffallenderweise
Tracht gingen.
immer
in
obschon
marokkanischer
Aber das Essen, welches mir Hr.
Carstensen nach meinem Juden quartier während meines Aufenthaltes schickte, Teller, Messer und Gabeln, Servietten
und Wein fehlten auch
herrlich schmecken.
Seit zwei
nicht,
liess
Jahren das
ich mir
erste Mal,
401 dass ich dos Essen
den
in
Mund
mit den Fingern
nicht direct
zu bringen braucht«.
Ich blieb zwei Tage in dieser regen Handelsstadt,
nach Beaumier
auf welche handels
kommt.
Auf
des
'/b
gesammten See-
Rhede lagen auch
der
hier
mehrere europäische Kauffahrer.
Weg
Der
von
Asfi
äusserst beschwerlich
ist,
tritt
an die Felsen, und über
nämlich dicht
man dann
zum Fluss
bis
wenn Flut h
;
bergauf bergab
klettern,
Tensift
diese muss
da das Gebirge
gegen das Meer hin sich durch zahllose Rinnsale
Man
klüftet.
6
die
zer-
braucht von der Hauptstadt der Land-
schaft Abda. d. h. von Asfi bis zugleich
ist
das Wasser
Grenze
zum
Ued-Tensift, der
Landschaft Schiadma
der
ist,
Wegstunden.
Ohschon
die
Mündung
des Tensift sehr breit
und hohe abschüssige Ufer der Ebbe durchwaten. zur
Hand
sein,
um
rechte Ufer wird
bat,
Aber
kann man
die
die Stelle zu zeigen.
gebildet durch
sprung des Megher-Gebirges
dem Hadid-Gebirge Eins
Das
äusserst«
den südlichen Vor-
welches
,
ist,
ist
zur Zeit
sie
Eingeboruen müssen
eigentlich
mit
denn am linken Ufer
des Tensift zeigen die Gesteinmassen des Dj. Hadid so
vollkommene Ueberein Stimmung mit dem Megher-
Gebirge, dass Ued-Tensift
um
das
man
zur
Annahme
berechtigt
habe diesen Gebirgszug
Meer zu gewinnen.
ist,
der
durchbrochen,
Einen Ort Rabat
el
Kus,
wie er im Maltzan und auf verschiedenen Karten an Rohlfs.
26
402 der
Mündung des
Hingegen
Tensift angegeben
stiess ich
Sauya Sidi
el
von hier einer
es
ca.
alten
fand
1
nicht.
icli
Ufer auf die
linken
kleine
Aufnahme
Hussein, in der ich freundliche
fand und nächtigte.
Mitten im
ist,
(das Uebersetzeu hatte viel Zeit
weggenommen) auf dem
Höchst romantisch nahmen sich
Stunde entfernt, im Osten die Ruinen
Burg,
Namens Kasbah Hammiduh,
Walde auf schroffem Felsen
ehemals wohl die Aufgabe,
aus.
gelegen, hatte
Einfahrt in
den
Die Gegend wird jetzt immer abwechselnder,
tiefe
die
Tensift zu Verth eidigen.
Buchten, welche das Meer macht, bewaldete Bergabhänge, entschädigen für den langweiligen Marsch auf
dem
weissen Sande des Strandes.
Ich nächtigte noch
einmal bei einer Grabkapelle Sidi
Abd
und erreichte sodann am
Tage nach meiner
Abreise von Asfi
dritten
am Morgen
Allah Bettieh
früh die Stadt Ssuera
oder Mogador.
Mogador
ist
eine
Schöpfung neuester
der Ort Tamusiga des Ptolemaeus will,
Zeit.
Ob
oder, wie Knötel
Suriga hier gelegen hat, lasse ich dahin gestellt
sein.
Letzterer meint, der
Name Ssuera
so dürfte die Etymologie de Laporte's
Er
von Suriga
So ähnlich nun auch beide Namen
abgeleitet.
sein.
sei
leitet
würde dann
sind,
die richtigere
Ssuera von Ssura Bildniss her, Ssuera
kleines Bild bedeuten,
und da
in
Marokko
manchmal mit dem arabischen Diminutiv etwas Hübsches,
Niedliches,
verbunden gedacht wird, so würde
403 Ssuera
Bildchen"
„liebliches
bedeuten.
des Wortes Ssuera von Ssura
leitung
Wahrscheinlichkeit,
liat
Her-
Diese
um
mehr
so
Berber die Stadt Tassurt
als die
nennen und dies bedeutet in der Berbersprache ebenein
falls
hübsches Bildchen.
Der Name Mogador kommt ohne Zweifel vom Grabmal des Heiligen Sidi Mogdal oder Mogdur her, dessen Kapelle sich südlich weiter
Feme
gador
erst
befindet.
vom
Wenn
jetzigen Orte in nicht
übrigens die Stadt
und wie
am Hafen
noch
eine
befind-
liche Inschrift
bekundet 1184 (1773 nach J. C.)
endet wurde,
so wissen wir
sie
schon
voll-
aus den Berichten der
Name Mogador,
Väter der Provinz Touraine, dass der den
Mo-
vom Sultan Mohammed-bcn-Abd-
1760
Allah gegründet,
auf die vor Mogador hegenden Inseln anwenden,
bedeutend
vorkommt;
fridier
ja,
man
findet
Hafen und Insel Mogador schon auf der catalanischen Karte von 1375 eingetragen*).
Die Stadt Südwest
ins
liegt auf einer kurzen, flachen
Meer
sich senkenden
und nach
Landspitze.
Vor
der Bucht, welche so gebildet wird, zieht sich dann eine grossere Insel hin,
und weiter nach Süden und
dem Lande näher, noch
vier
kleine
Eilande.
Die
grosse Insel ist durch ein Fort befestigt, das aber jetzt
nur marokkanische Sträflinge
Bombardement des Prinzen
enthält,
Joinville
und
am
seit
14.
1844 nur äusserst nothdürftig wieder hergestellt *)
Renou
p. 48.
26*
dem
August ist.
404 Eine der kleineren flachen Inseln hat ebenfalls
ist
nach der Seeseite zu
eigentlich
Mauern nach der Landseite 6'
kaum
dick
mit
ca.
20'
hoch
die
sind
und aus dem schlechtesten Material
Nach der Wasserseite aber
erbaut.
denn
befestigt,
etwa
zu,
eine
von Forin,
Fortification. Die Stadt selbst, fast viereckig
30' hohen
Kasbah, worin der Gouverneur, Christen und Juden wohnen, lichen Stadt durch
Kasbah
die
ist
Mauern und Bastionen, und
eine
die Consuln,
vornehme
auch von der
ist
hohe Mauer
gleich
diese
eigent-
getrennt.
Diese hat breitere und vollkommen gerade
Strassen
und nur einstöckige Wohnungen, während
der Kas-
in
bah die Strassen zwar auch gerade, aber eng was noch
um
so
mehr
weil die
hervortritt,
der Kasbah meist mehrere Stock haben. platz
des
Ortes
hat
Säulengänge,
sind,
Häuser
Der Markt-
ähnlich
wie
in
L'Araisch.
Die Zahl der Bevölkerung dürfte 10—12000 Seelen incl.
der Juden und Christen betragen.
obschon
von
am
allen
entferntesten von
Dass Mogador,
Europa gelegen,
bislang
marokkanischen Häfen den bedeutendsten
Handel hatte, verdankt
es
nicht allein den Anstren-
gungen der marokkanischen Regierung, sondern zum Theil seinem reichen Hinterlande dann auch weil Agadir ;
den Europäern verschlossen worden alle
Producte
der Landschaften
ja von einem Theile des
strömen.
Indess
dürfte
Tanger,
ist,
südlich
Sudan her,
hier
was
und
vom
somit Atlas,
zusammen-
Werth und
405
Menge der Ans- und Einfuhr gador überflügeln.
anbetrifft,
wohl bald Mo-
Importirt werden hier
besonders
Bauniwolknstoffe und Thee aus England, Zucker aus Belgien
und Frankreich, Tuehe, Wachs Zündhölzchen
und Stearinlichte aus Frankreich (letztere, sowie auch
Salun/ÜndhÖlzchen, ebenfalls aus Wien), Bretter aus Oesterreich
Stahlwaaren
,
und
und Deutschland, endlich eine aus
Deutschland,
handel
dahin
Waffen aus England
Menge
kleinerer Sachen
welche aber nur durch Zwischen-
gelangen.
Exportirt
wird
Getreide,
hauptsächlich Weizen, Gerste und Mais, trockne Hülsenfrüchte,
besonders Saubohnen, Thierfelle, Schafwolle,
und an Früchten Mandeln, Datteln, Oliven;
kommt heute
in
Mogador wohl kaum mehr zum Export.
Ebenso bat die Sclavenausfuhr von hier, die dreiasiger
dem Gummi
aus
Sudan werden Federn und Elfenhein gebracht,
in
den
Jahren auch von deutschen Schiffen unter
dem Namen von „Ebenholzhandcl" stark betrieben wurde, ganz aufgehört.
Mogador hat
wirkliche Consuln aller Mächte, mit
Ausnahme des Deutschen Ich
hatte
Zimmer zu in
zustellen.
mir in
Reiches.
einem Funduk
ein
leidliches
verschaffen gewusst und blieb einige
der Stadt,
um meine
Der
Tage
Gesundheit wieder etwas her-
englische Consul
versorgte
mich mit
Chinin.
Und dann Hauche der
sagte ich
Civilisation
mit Mogador
dem
letzten
Lebewohl; ich wusste, weiter
406
nach dem Süden zu ich wusste
mir
sogar,
sei kein
Sprache
die Stadt verlüsst, befindet
man
neueren Ursprunges,
partien
Begleitung.
zum
zu
den
in
Sobald man
sich in grossen Sandin
Dünen,
welche
in
sein müssen.
südlichen Thore hinaus, ganz ohne
Einige,
hatten mir den
anzutreffen,
dem Süden
—
dem Meere ausgeworfen
jüngster Zeit aus
Ich wanderte
mehr
Ausnahme
mit
mehr nützen würde.
nichts
Stiidten,
Christ
dass weiter nach
arabische
die
Weg
besonders bis
Juden und
Christen,
Agadir sehr gefahrvoll
vor-
andere, Mohammedaner, meinten, ich habe
gestellt;
nichts zu fürchten.
Nachdem man
eine halbe Stunde
von der Stadt entfernt die Kubba Sidi-Mogdal's passirt hat, des Heiligen, welcher der Stadt hat,
und der besonders
den
Namen gegeben
bei der weiblichen
in grosser Verehrung steht,
erreicht
Bevölkerung
man
zwei halb
vom Sande verschlungene Schlösser des Sultans. Der "Weg, der sich Anfangs gen Süden längs Meeres
hinzieht,
Statt die Dünen erreichen ihr Ende. kommt man in einen dichten 10 — 12' hohen
und
wald.
dessen Binsen-
Die Bewohner flechten Matten und Körbe aus
diesen Binsen, die jedoch bei
Weitem
nicht so dauer-
haft sind, wie jene aus den Blättern der
oder aus breit,
des
wendet sich bald darauf nach Osten
Haifa.
Dieser
Binsenwald
ist
Zwergpalme 3
Stunden
dann erreichte ich Mittags eine gut ummauerte
Quelle mit herrlichem Trinkwasser.
Von
hier an
nahm nun
die
Gegend einen ganz
Digitizod &/
Google
407 anderen Charakter an ; wilde Oliven, immergrüne Eichen, Lentisken- und Lotusgebüsche wurden
dagegen trat aber ein
immer
seltener,
Baum, der Argan, welcher
in
den Landschaften von Dukala, Abda, Schiadma nur vereinzelt
dass
hier
auftritt,
man wohl annehmen
derart
seine
Herrschaft an,
muss, diese Landschaft Haha,
welche die westlichsten Ausläufer des
Heimath
begreift, sei die eigentliche
Baumes.
-Atlas
in
in diesen
Argen-
Gegenden, sonst nirgendwo auf
Der Elaeodendron Argau hat
der Erde.
die Grösse unserer
sich
dieses nützlichen
Eigenfhiiinlioli .irenug. findet sich dieser
baum nur
in
der Tiegel
Obstbäume, mit dem Oelbaumc hat
er aber, obschon andere Reisende ihn damit verglichen
Das
haben, keine Aehnlicbkeit.
helle
gleicht vielmehr den Myrte nbliittern.
von der Grösse einer Olive, reif,
saftgrüne Blatt
Die Frucht
selbst,
wenn vollkommen
sieht,
hochgelblicb aus und hat einen widerlich süssen
Geschmack, niesshar.
Menschen
für
sie
ist
Aber desto mehr wird
vollkommen unge-
sie
von den auf den
Bergabhängen weidenden Ziegen und Schafen aufge-
Und da
sucht.
der
Baum
nach und nach Früchte fettesten
das ganze Jahr hindurch
zeitigt,
und schönsten Hcerden.
so hat
mau
gross wie ein Aprikosenkern,
Kern
ein,
schliesst
falten-
und so
einen weissen
der äusserst bitter schmeckt, aber ein sehr
gutes Oel liefert,
von
hier die
Der braune
reiche Stein der Frucht, länglich von Gestalt
das in diesen Gegenden allgemein
den Eingeborenen
zur
Speisebereitung
benutzt
408
Auch
wird.
in
Mogador wird das Oel von den Einvon den Europäern
geborenen benutzt,
aber
nicht.
Ich selbst habe es natürlich immer essen müssen, und hat
fand,
man
sich erst etwas an
vollkommen
Oel
erreicht bisweilen
Stämme
seine
Für
den eigentümlich
oder räucherigen Geschmack gewöhnt,
angebrannten das
Der Arganbaum
geniessbar.
Höhe und den Umfang,
die
auf die Dauer
d.
h.
wenn Marokko
schaft
Haha
— wird
es
sie
dichte
"Waldungen
dem Boden
verschmähen, die
Ich übernachtete in
Thaleb Arabisch verstand,
hatten, so
die
es
ausgedehnte
sammeln und zu
vorziehen, sie meist
einer
um
sich
nennen
will.
wenn man
die
wo nur
der
Berber ihrer
einige
Hütten
Sauya herum gruppirt
Denn wenn
dadurch einen eigentümlichen der im herrlichsten
Sauya,
alle übrigen,
und verstanden nur Schellah.
hier das letzte Dorf,
Zelte,
es
verfaulen zu lassen.
Nationalität nach, sprechen
Es war
zu
giebt,
Markte zu bringen, sondern
und
Land
der Land-
Leider denken
eine grosse Rolle spielen.
Früchte des Arganbaumes, von dem
auf
es sich
anderes
Baum
dieser
den Kreis
dem
Eingeborenen so wenig daran, materiell ihre
Lage zu verbessern, dass und
in
sein,
ebenso wenig wie ein
wird entziehen können
jetzt die
dass
Nutzholz venverthet werden können.
als
die Zukunft,
der Civilisation wird gezogen worden
die
lieiz
Gegend schon
bekömmt, dass
Grün prangende Arganbaum
vorwiegend sein Reich hier inne hat,
so wird
so
man
Digitized B/
Google
409 andererseits, je weiter
man
in
Haha nach dem Süden
zu vordringt, durch die eigentümliche Bauart, durch
das
merkwürdige Wohnon der Eingehornen berührt.
Im
Norden vom
{Kliarb
el
ob Berber
oder
Marokko
eigentlichen
man
findet
Man
in
Häusern aus
glaubt
in
Zelten
Einzelne Wohnungen, ein-
zu Zeltdörf'err. vereint.
zelne Zelte
entweder
Araber,
und Dörfern vereint, oder
Stein zu Städten
anders.
im
Atlas,
Djoani) wohnen alle Eingeborenen, einerlei
Hier
fast nie.
sich
plötzlich
nun Alles
ist
Mittelalter
ins
zurückversetzt, die kleinen Berge und fast jeden Hügel sieht
man von
krönt.
einer grossen
Burg
käste llartigen
ge-
Sei es nun, dass es von jeher diesen Berbern
gefallen hat so zn wohnen, sei es, dass die grosse Un-
sicherheit der (.irgend, die steten Feindseligkeiten der
einzelnen
Stämme und
Familien,
ein
festigtes Wehrsystem nothweudig es
einzig
in
seiner
Denn
Art.
be-
inachte, gewiss ist
die
Städte,
Zcltdörfer oder unbefestigte einzelne fehlen ganz und gar.
solches
Dörfer,
Wohnungen mehr Fa-
Vier, lünf oder noch
milien bewohnen solche kastellurfigt Schlösser, welche 1
meist viereckig von haben.
Fast
Thürine, und
alle
Form
Höhe von Ü0
haben an zwei Ecken hohe
fast alle
mauer Zacken.
eine
Sie
bis 30
Fuss
riankireride
haben oben auf der Umfassungssind
aus
soliden
Steinen
mit
Mörtel aufgeführt, haben einen schmalen Graben, besitzen nur Ein Thor, welches in der Regel durch eine
410 Zugbrücke
dem umgebenden Terrain
von
erreicht
wird.
Im Innern
dient der ganze untere
Hof
der grosse
fürs Vieh, die
zweiten Etage, Stätte, zu der
emun
die
man
Kaum,
Menschen haben
mittelst einer Leiter,
Nothfalle nach sich ziehen
sowie in der
Boden hat,
ircwülbteu
ihre
man
die
kann, hinaufkömmt;
im
jede
Familie hat nur ein Zimmer.
Da
hier
die
vom
grossen Atlas
entspringenden
Flüsschen alle nur im Winter Wasser fortschwemmen, so haben
Eingeborenen für Cisternen gesorgt,
die,
man manchmal am Wege, manchmal an irgend Oertlichkeit, die richtet findet.
und Weise
wie
die
die
einer
den Erbauern günstig schien,
Diese Cisternen
gebaut,
einge-
sind ganz in der Art
der
Es
Römer.
sind
15 bis 20 Fuss lange, 5 bis 10 Fuss breite, 20 Fuss tiefe
die
und aus behauenen Steinen ausgemauerte Gruben,
Überwölbt
oben
Loch wird einem
Rinnsale
Loches
sind.
aus
selbst,
gesammelt,
hineinfliesst.
Durch
ein
kreisrundes
Eimers das Wasser herauf-
mittelst eines
welches
geholt,
Regengüssen
oder
eines
mittelst
aus
anderen
Cisternen mit mehreren
Abtei-
lungen sind mir nicht zu Gesichte gekommen, indess
mögen
sie
auch
Wasserbehälter,
vielleicht
und
Einzelne
existiren.
dieses
sind
die
dieser
schlechteren,
scheinen aus verhältnissmässig neuer Zeit herzustammen, die
Mehrzahl aber trägt
Am
ein sehr altes
Gepräge an
sich.
zweiten Tage hielt ich der grossen Strasse
411 (d.
man muss
h.
dabei
an
marokkanische Strassen
denken) folgend durchaus südliche Richtung, es ging bergauf bergab,
denn ich hatte
oft breiteren,
schmäleren westlichen Abhänge des
oft
alle
die
unzähligen,
Dabei war man fortwährend im
Atlas zu übersteigen.
herrlichsten Arganwnld, und bin
und wieder tauchten
Schlösser und Burgen, oder auch nur die hohen Wart-
thürme derselben vor meinen erstaunten Augen
Mit-
auf.
tags desselben Tages hatte ich noch Gelegenheit, in einem
Schon
solchen Schlosse einer Hochzeit beizuwohnen.
von Weitem hörte vorzüglich das
Weiber.
mich
die
icli
durch den Wald
Musik,
die
Trommeln und das Ui-Ui-Ui der
Ich ging dem lustige
Lärm
und kaum hatte
nach,
Gesellschaft
alten
erblickt,
ich
als
mit
„Willkommen, Willkommen" begrüsst wurde. Die Berber halten es für ein gutes Zeichen,
wenn
von weither zu einer Hochzeit
war am zweiten Tage;
am
dritten Tage.
tigen
es
Man
Kind einer fremden geschieht
Dagegen amusirten
das erst
sich die beidersei-
Anverwandten auf Kosten des Vaters des Bräuti-
gams ungeheure Quantitäten von Nahrung zu dabei wurde getanzt (von Selav innen die
Fremde
sich einstellen.
die Braut, das
Burg, war noch nicht geholt;
wirkliche
,
vertilgen,
mit denen sich
Berber nicht nach Art der Araber vermischen),
musicirt
tigam
und
selbst,
allerlei Allotria
ein
getrieben.
junger hübscher
Der Bräu-
Mann von etwa
25 Jahren vom Stamme der Ait-Ischar, sass neuen
Gewände,
schweigend
auf
einer
in
einem
Erhöbung.
412
Mit Ausnahme einiger Redensarten verstand Niemand Arabisch, selbst ihr Schriftgelehrter sprach
die Re-
Es
und Schriftsprache nur sehr mangelhaft.
ligions-
war daher sehr schwer Sie
einzulassen.
gebracht, dass reichliches
für mich,
hatten
mich mit ihnen näher
übrigens bald genug heraus-
Hunger
grossen
ich
und
hatte,
ein
Mahl von Kuskussu, von Brod, Butter und
Honig half dem
Aber wahrscheinlich
ab.
[hatte
icli
der Mahlzeit auf zu berberische oder arabische Weise gehuldigt,
d.
h.
meinen Magen überladeu (ich
dem Abend vorher
seit
hatte
ich
als ich
treten, fallen
nichts genossen);
hatte
denn kaum
meine Wanderung südwärts wieder
vom
ange-
heftigsten Fieber abermals über-
wurde.
Nur mit Mühe ging
vorwärts,
es
da ich
aber
mitten im Walde war, musste ich Abends ein Unter-
kommen
ku erreichen
Gerade
suchen.
als
die
Sonne
untergehen wollte, entdeckte ich ein stattliches Schloss,
wanderte den Hügel hinauf, und obschon die Leute kein sie
Wort von dem
verstanden, was ich wollte, merkten
doch, ich wünsche nur ein Unterkommen, und das
gaben
sie mir.
Am
anderen Morgen befand ich mich bedeutend
besser, ich hatte eine grosse
und
das
Fieber war
völkert
Gabe Chinin genommen,
endlich
hielt dieselbe Richtung, die
gewichen.
Der
Weg
Berge wurden nun immer
wilder und höher, aber die
Gegend
gleich
gut be-
und reich mit hellgrünen Arganbäumen
be-
413
Das
waldet.
Atlas,
der
und längste Gebirgsausläufer des
und
Ait-Uakal {Oap Gber) erreicht,
Dj.
sobald ich den hatte,
Ued-Tamer wurde durch-
leere Bett des
stiegen, der stärkste
Kamm
dieses
wandte sich der
Höhenzuges überschritten
Weg
nach Westen und bald
darauf hatte ich das Meer erreicht.
Es war Nach-
Wege
gebracht hatte,
mittags,
als
zu
ich es endlicli
die steile Küste lunabzuklimnien, mit grö'sstem Staunen
aber bemerkte
ich,
wie gleich darauf ebenfalls eine Kara-
vane, aus beladenen Eseln und Maultliiererj bestehend,
diesen
Weg
herabklomm.
ich wohl noch
am
Hätte ich gewollt, so würde
seihen Tage Agadir erreicht haben,
aber ineine Schwäche nöthigte mich Zuflucht in einer dicht
am Meere
Am
gelegenen Burg zu suchen.
anderen Morgen
längst des Meeres
gebend,
erreichte ich gegen 10
welches
am Fusse
hat seinen Namen von einer
(Quellt-,
ist,
die Portugiesen nannten die Quelle Fönte
Eingebornen Fonti machten und
Meinung
diese Ocrtlicbkeit sei
,
dem
dies
,
dem
befindet,
woraus die
Wort auch auf
Ich war anfangs der die Stadt Agadir,
wegen des starken Nebels, welcher Partie des Berges einhüllte
Dorf,
auf
Das Dorf Fonti die sich auf
Berge von Agadir etwas unterhalb der Stadt
das Dorf am Strande ausdehnten.
weiter
Uhr Fonti, das
des Bergas gelegen
sieb Agadir oder Santa-Cruz befindet.
die
nichts von
da
ganze obere
Gebäuden zu '
erblicken war.
Fonti selbst
ist
nur ein ärmliches Nest aus kleinen
414 Hüttoii,
ist
aber dennoch auf gewisse Art befestigt.
Nach der Landseite
zu wird es durch den Berg von
Agadir und zwei Mauern,
aufziehen, geschützt, nach der Seeseite
war der Ort
dem Kriege mit Spanien
scheint
Sultan Sidi-Mohammed-ben-Abd-er-Rhaman
aber
hin-
offen,
wegen keinen Angriff
weil er der Aermlichkeit selbst
zu fürchten hatte. Nach
Berges
die sich längs des
an-
derer Meinung geworden zu sein. Irren wir nicht, so existirte ein geheimer Vertrag in
den Friedensartikeln, wonach
die
Marokkaner diesen
Ort, d. h. Agadir, den Spaniern abtreten sollten, oder jedenfalls
war
die
Rede davon, dass
Mächte wieder das Recht haben zu
installiren.
dachte
man
Eifrigste
durch
Aber
nach
nicht daran
sein
der
Wort zu
Consuln
Marokkaner halten.
Aufs
war man deshalb beschäftigt den Ort Fonti
massiv
steinerne
Renegaten,
die
bei der
sich
auf
Batterien
Weise zu befestigen, und
Auch
die europäischen
sollten hier
Sitte
zu
leider
diesen
waren
europäische es spanische
Arbeiten
hergaben.
Quelle, Fonti wurden neue Batterien
errichtet.
Ob nun sein
aber diese Befestigung dennoch hinlänglich
wird, auch nur ein
einziges
Kanonenboot vom
Bombardement und von der Zerstörung der Werke abzuhalten, möchte ich bezweifeln. Sonst hat der untere Ort, dessen
Einwohner
ausschliesslich
vom Fischfange
leben,
noch Bedeutung
die aus
dem Sus, dem Nun und südÜch davon
als Zollstation,
alle
Waaren, gelegenen
L'.'n.iizoJ
E,
415 Districte so
des
kommen, müssen liier ihren Eingaugszoll zahlen,
dass bei Agadir die eigentliche politische Grenze
Kaiserreiches
ist.
zertheilte, zeigte sich
Sobald die Sonne
die
Nebel
hoch oben auf dem Berge Agadir,
und ich machte mich auf, den klimmen.
steilen
Berg zu
er-
14.
fltife
Die
Dorn
füdfitfi
na& im ©afe hau.
JLtfas
eigentliche Stadt liegt auf einem nach allen Seiten
fast gleich
abschüssigen Berge, der eine
Fuss*) über dem Meere haben mag. längliches Viereck,
Höhe von
800
Sie bildet ein
dessen schmale Seite
dem Meere
ist.
Die hohen krenelirten Mauern sowie
die Bastionen,
die jene unregelmässig flankiren, sind,
zugewandt
obgleich in gutem Znstande was das Aeussere anbetrifft,
doch aus schlechtem Material aufgeführt, so dass Stadt fast ohne Widerstand gegen
Europäer
lassen
Kanonen, die sich
wegen
würden. in
sie die
einen Angriff der
Ebenso sind
die
wenigen
den Batterien befinden, ihres Alters
unbrauchbar.
fast
Die Stadt Agadir wurde
um
1
500 von einem portugie-
sischen Edelmann"'*) gegründet.
Man
nannte die Stadt
Santa-Cruz, während die Berber den Ort Tigimi-Eumi, die Araber ihn
Dar-Rumia nannten.
Einige Zeit später
erwarb der König von Portugal die Veste, und Hess
den Namen Santa-Cruz bestehen. *)
Nach
Zur Zeit Leo's war
Arlett 193 Meter.
**) Siehe
Renou
p.
36.
Digitizod
t>y
Google
417 der Ort noch
im Besitze von Portugal, Leo nannte
den Ort Gargessem.
Im Jahre 536 wurde 1
vom Scherif Mulei Ahmed immer im
die
Festung
erobert, und blieb seitdem
Schon 1572 Hess
Besitze der Marokkaner.
Mulei Abdallah eine Batterie bei den Quellen „Fonti" errichten.
Der Name Agadir, der
offenbar gleich nach Er-
oberung der Stadt durch die Marokkaner gang und gäbe
wurde,
bedeutet
in
..Umfassungsmauer," auch fügt noch hinzu: ist,
sollte
man noch
Tamasirht- Sprache
der
p.
um
denselben zu
der That nennt
In
38
Name
generischer
ein
einen zweiten,
vervollständigen, erwarten.
Renou
„Festung".
„Da Agadir
die Stadt, die uns angebt, Agadir-n-Ir'ir,
sich
Festung
die
des Ellenbogen, d. h. des Vorgebirges" etc. etc.
Was
das Innere der Stadt anbetrifft, so sind alle
Häuser, ausgenommen das der Regierung, welches der
Kaid bewohnt, sowie
die
Djemma,
Zustande befindet, halb oder ganz die
die sich
verfallen.
in
glaubt
Gräberg
kaum 600 Einwohner annehmen zu
gutem
Ich glaube
Einwohnerzahl schon zu gross anzugeben,
ich sie auf 1000 Seelen schätze*).
di
wenn
Hemsö
dürfen.
In
neuerer Zeit hat sich der Ort aber etwas gehoben, so dass jetzt vielleicht gegen 1000 Menschen
in
Agadir
Woche
ausser-
und Fonti leben mögen.
Der zweimalige Markt, der *)
Davidson
Rohlfc.
sagt,
in
der
Agadir habe bloss 47 Muselmanen und 62
27
418 halb vor
dem
einzigen
Thore der Stadt abgehalten wird,
führt derselben einigen Handel zu, und es sind haupt-
sächlich
die
Juden,
der Stadt sowohl
für die
die
als
kleinen Bedürfnisse
auch des umliegenden Landes
Sorge tragen. Die Stadt
liegt
auf der südwestlichsten Seite des
und während nach Osten und Korden hin das
Atlas,
Auge Nichts wahrnimmt,
als sich
übereinander häufende
Berge, verliert sich nach dem Süden zu die Aussicht in die unendliche
Ebene, die den Ued-Sus vom Ued-Nun
trennt.
Der Ued-Sus
Stunde
südlich
Diese di
von
selbst
der Stadt
ist die vortrefflichste
Hemsö
sagt
:
eine halbe
ergiesst sich in
die
Meeresbucht.
von ganz Marokko. Gräberg
„Der Hafen von Agadir
ist
der schönste
der ganzen Küste, und der werthvollste für den Handel
mit Iiuierafrika, namentlich wenn er in Händen einer europäischen Macht sich befände, die denselben sehr leicht
erwerben und davon immer mehr Vortheile würde
ziehen können. 11
So sehr wir mit Hemsö, was
die
Ge-
räumigkeit der Bucht anbetrifft, übereinstimmen, so sehr
möchten wir bezweifeln, dass
es heute leicht sein
würde
den Hafen käuflich von Marokko zu erwerben, obschon auch wir überzeugt sind, dass für den Handel kein
Hafen erbiebiger sein würde
als
Agadir.
Gleich heim Eintritt in die Stadt wurde ich überrascht, indem ich über
dem Thore neben
einer ara-
bischen Inschrift eine mit lateinischen Buchstaben ge-
419 bemerkte; ich war so glücklich
schriebene
unbemerkt copireu zu können.
sie
später
Sie lautet:
VREEST GOD ENDE EERT DEN KONING .
.
1746.
Man
darf wohl annehmen, dass diese Inschrift von
einem Renegaten, der wahrscheinlich Maurer oder Steinhauer von Profession war , verfertigt wurde. -
In Agadir angekommen, begab ich mich zuerst nach
einem KafFeehause
,
um
digungen einzuziehen dass
ein solches
deutet
genugsam
Der Abkömmling
nicht
dem Funduk Erkun-
dort nach
zu
;
meinem Erstaunen erfuhr
vorhanden
sei,
Unbedeutendheit
die
und auch des
ich,
dies
Ortes
an.
eines Spaniers hatte indess die Liebens-
würdigkeit, mir seine Tis cblerwerk statte als
anzubieten, was ich dankbarlichst annahm.
Wohnung
Ausserdem
was Kleidung, Gebräuche und Sitten anbetrifft ganz
Marokkaner geworden, war er der gastfreundlichste Mann, und schickte täglich aus seiner Wohnung einige Speisen.
ziehung
Aber
Hatte nicht
ich
dem guten Manne
nötbig in dieser Be-
zur Last zu fallen, denn
der Kaid der Stadt sandte mir täglich zu essen oder ich speiste in seiner
Wohnung.
Derselbe hatte nämlich
Erfahrung gebracht, schon, es gälte ein
als er
kaum meine Ankunft
mich rufen
Examen
liess.
Aber davon war keine Rede.
in
Ich glaubte
zu bestehen: wer ich
wes Landes, wohin ich wolle, was ich treibe
u. dgl.
sei,
m.
Der arme Mann war 27*
420 stark erkrankt,
Glücklich
und da
Rath geschafft werden.
sollte
mich konnte
für.
Linderung
ich
und von dem Augenblicke an war
ich
bringeil,
Agadir
in
ein
gern gesehener Gast.
Meine eignen Fieberanfalle
stellten sich
aber wieder
ein,
wohl hervorgerufen durch die starken Nebel,
die
um
diese Jahreszeit täglich
Es
ist
dort herrschten.
auffallend, wie kalt die Luft in
Agadir war, selten durch-
drang die Sojine den Nebel vor Mittag und die Leute versicherten, dass seihst
im hohen Sommer diese starken
Nebel selten vor Mittag zerstreut würden. Ich blieb sieben Tage in Agadir und konnte mich hinlänglich
erholen.
Vom
Verlassen
spazieren zu gehen, konnte nicht die
ganze Gegend äusserst unsicher sie
in
des
Rede
Ortes,
um
da
die
sein,
Unsicherer wird
ist.
noch dadurch, dass Schmuggler
den Gebirgsabhän-
gen oberhalb von Agadir ihr Wesen treiben. Der Ort Fonti
am Meere
ist
nämlich, wie gesagt, das eigentliche
Kingruigsthor für die directen Karavanen
wenigstens
für
die,
welche den
Weg
vom Sudan,
über
Nun
ein-
geschlagen haben.
Ich schloss mich sodann einer durchpassirenden
Karavane
an,
um
mit ihr nach Tarudant zu gelangen.
Denn wenn man auch von
hier noch nicht
Wassermangel
zu befürchten hat, so herrscht das Faustreeht dennoch so sehr, dass es gerathen schien in Gesellschaft zu reisen.
Gerade am selben Tage hatte ich heit
in
Fonti noch Gelegen-
mich zu überzeugen, wie wenig fremdes Eigenthum
421 respectirt wird: zwei
Fremde kamen vollkommen
aua-
geplündert, sogar ihrer sämmtlichen Kleider beraubt in
Gewiss
die Stadt geflüchtet.
Rauben cht
ist
hier mir die reine
der Beweggrund
der Herber
solchen
zu
Handlungen, keineswegs aher Mangel. Man könnte den
Rlnema am Ued-Ssaura entschuldigen, wenn er Räuber ist. weil er in einer der ärmsten Gegenden Welt in
am Sus
aber das Land
lebt,
ist eins
ein
der
der reichsten
ganz Marokko. von Fonti
Nachmittags
"Wir brachen
machten Abends nach Sonnenuntergang Halt Dorfe
Duar,
;
d.
Zcltdörfer, findet
h.
Theile südlich vom Atlas
Und
ist sesshaft.
Reise
sollten
nicht, die
gleich hier
am
die
Kameel
einem
in
in
und
diesem
ganze Bevölkerung
ersten
Tage unserer
wir einen recht greiflichen Beweis der
Räubereien dieser Völker haben ein
man
auf,
gestohlen.
:
es
Wenn man
Kameele Nachts mit
fest
wurde uns Nachts nun bedenkt, dass
zusammengebundenen
Vorderbeinen im Kreise lagen, so kann man sich einen Begriff von der Schlauheit und Kühnheit der Diebe
machen.
Ich sah das Thier forttreiben im schnellsten
Galopp, wir machten uns gleich auf, man schoss, aber Alles
Als
war
am
hei
der Dunkelheit der Nacht vergebens.
anderen Morgen die Eigcnthümcr der Karavanc
beim Schieb der Oertlicbkeit
klagten, der würdige
hiess el-Hadj-el-Arbi, versprach
er Alles
Mann
zu tliun die
Diebe ausfindig zu machen, aber weitere Erfolge wurden nicht
erzielt.
Zum
Glück für
die Besitzer des verlo-
422 renen Kameeis waren die anderen Thiere stark genug,
um
die
Ladung des
verlorenen,
die
Centner
aus 4
Zucker bestand, aufnehmen zu können. Mit dem Kameele
waren aber 90 Metkai
=
zum
Ich wurde nun
170 Frcs. verloren.
ersten
Male recht
in das
Kara-
vanenleben eingeweiht, das einfache Frühstück aus Seso-
meta (geröstete Gerste, chen mitgeführt wird,
grob gemahlen
die
man
geniesst
Arganöl oder Olivenöl
Salz,
Wasser
setzen bloss
zu),
zusetzt,
in
Schläu-
indem man
sie,
ganz arme Leute
das Treiben der Kameele,
Abends das Brodbacken, oder
erreich!
man
ein gastli-
ches Dorf, ßewirthung durch die Bewohnerschaft ist
der gewöhnliche
Der Weg, der
sich fortwährend in östlicher Rich-
tung hinzieht, und meist
dem
Flusse parallel
zu einem der schönsten, was
Natur
anbetrifft,
— das
Gang der Sus-Karavanen.
ist,
gehört
die Reichhaltigkeit der
den man sich nur denken kann.
Als
Lempriere diese herrliche Natur durchzog, er giebt die Distanz
von Santa-Cruz (Agadir) nach Tarüdant
auf 44 engl. Meilen an, muss er sehr übler Laune gewesen sein.
Er
sagt davon weiter nichts:
schönen, aber langweiligen
Weg, da
ich hatte einen
wir nichts als Hai-
den und Waldungen zu durchwandern hatten. Und doch
kann man diese herrlichen Ebenen nur mit der lombardisch-venetianis eben des
Po
vergleichen.
Freilich fehlt
der mächtige Strom, aber wie entzückend schlängelt sich der stets
Wasser führende Sus durch
und Orangengärten
hin.
Und im Norden
die Oliven
der stolze Atlas,
Digitizod &/
Google
423 zeigt er auch
nicht so
hohe schneegipflige Spitzen,
wie der Montblanc und andere Riesenberge der Schweiz
und
Tirols, so hatten die Alton
doch keineswegs ganz
Unrecht das kolossale Atlasgebirge mels zu
wahrer Garten,
als
Trüger des Him-
Das Thal des Flusses
bezeichnen.
ein Dorf, ein
ist
Oel-, Feigen-, Stachelfeigen-, Granaten-, Pfirsich-, del-, Aprikosen-,
ein
Haus neben dem anderen, Man-
Orangenbäume und Weinreben bilden
ein liebliches Durcheinander.
Aber so entzückend es auf, dass alle
fällt
auf
dem Rücken,
die
Gegend
Welt nur
Jeder
waffnet ausgeht.
Mann
bis
Doppelflinten, welche
ist,
so unheimlich
an die Zähne be-
hat seine lange Flinte
sehr häutig sieht
vom Senegal
man
hier auch schon
hierher dringen: aus-
serdem hat Jeder seinen krummen Dolch mit meist aus Silber gearbeiteter Scheide.
Ich
hatte
eigentlich die Absicht
nach dem Nun-
District vorzudringen, aber die fortwährenden Fieberanfälle,
dann das Verlangen wieder unter
civilisirte
Menschen zu kommen, endlich die Schilderung,
man
in
Agadir von einem gewissen
Hussein, der
in
residiren sollte
die
Scherif Sidi-el-
der Sauya Sidi-Hammed-ben-Mussa
und über dessen Gebiet
müsse, Hessen mich davon abstehen.
ich
Mau
kommen
erzählte in
Agadir die scheusslichsten Grausamkeiten von diesem Menschen, der sogar seinen eignen Bruder und Sohn hatte köpfen
und vor Kurzem noch zwei spanische
Renegaten hinrichten
lassen.
Das hinderte
natürlich
424
im Rufe der grÖssten Heiligkeit
nicht, dass er
um
und gerade
die Zeit, als ich in
steht,
Agadir mich befand,
war
die Hauptperiode der Wallfahrt
man
nennt diese Wallfahrtszeit „Mogor". Tausende von
Leuten aus
Sauya-Sidi-Hammed-bon-Mussa,
nach seiner Sauya,
y
Google
427 aber so niedrig, dass ein grosser Jagdhund
wenn
auch
ich
konnte,
der Liingo
betrug
so
Körperlänge.
halbe
kaum ohne
würde Eingang gefunden haben, und
zu schlüpfen,
die
nach mich
Breite
der
Statt
ausstrecken
doch kaum mehr
als
Möbeln bestand der
Fassboden aus gut gestampftem Lehm. Tarudant, zwei kleine TagemÜrsehe vom Ocean,
am Fusse
fast
des südlichen Atlasahhanges*), dessen
südliche Vorberge bis fast zur Stadt stossen, hegt auf
dem
rechten Ufer des Sus, ca. eine Stunde
"Was die Einwohnerzahl
selbst entfernt,
Renou
vergleicht
Lsor,
HemsÖ
dieselbe mit der von
spricht
sich
vom Flusse
anbetrifft, so
Tanger oder
giebt dieselbe auf ca. 22,000 Seelen an,
Lempriere, der selbst längere Zeit nicht
darüber aus.
in
Tarudant
lebte,
Die Stadt könnte
30—40,000 Einwohner haben. Nach Itenou
indess wohl
erlangte die Stadt erst Wichtigkeit
zu welcher Zeit Schürfa
sie
trächtlich vergrösserten.
Aber auch
im Jahre 1516,
neu autbauten und be-
wieder die Erfahrung, wie wenig
hier
man
mir Tarudant^ geschildert
machte ich auf die
sich
Aussagen der Eingebornen verlassen kann.
Man
als eine Stadt, die
hatte
man nur
mit Fes oder Marokko vergleichen könne, sowohl was Grösse,
Leo,
*)
Stadt
als
vom
auch was die Einwohnerzahl
Marmol und Lempriere drucken
anbeträfe.
die Entfernung der
Atlas in Zahlen aus, ohne bedacht zu haben, dass der
Fuss des Gebirges sich absenkt,
man
hei
also
Tarudant nicht steil, sondern auch sagen könnte, Tarudant
mittelbar tun Fusse des Gebirges.
allmillig
liege
un-
428 Ich fand den Umfang der Stadt nun allerdings gross, grösser als den von Fes, reichlich, so gross wie den von
Marokko, jedoch
fast Alles,
was innerhalb der
Stadtmauer sich befindet, Garten.
Diese Stadtmauer,
ist
in sehr verfallenen) Zustande, hat durchschnittlich eine
Höhe von 20 Fuss und an der ihre Breite ist oben da,
Höbe bewahrt mässige Linie,
wo
noch die ursprüngliche
sie
hat, 2 Fuss.
Basis 4 oder 6 Fuss,
unregel-
Sie bildet eine
ohne Plan und Kunst angelegt.
50 Schritte werden die Zickzacke von Thürmen jedoch
die
Was
das
Häuser
nicht
Material
erbaut
höher
sind,
so
Mauer
die
als
anbetrifft,
aus
besteht
Häckerling gemischtem und
dem
Alle
flankirt,
selbst
sie
sind.
sowie alle
dasselbe
aus
mit
zwischen zwei Brettern
gegossenem Lehm, kann also europäischen Geschützen keinen Widerstand
leisten;
auch Gräben sind nicht
einmal vorhanden.
Die Stadt
ist
ein
einziger
grosser
Garten,
nur
nach dem Centrum drängen sich die Häuser, welche meist nur aus einem Erdgeschoss bestehen,
sammen, und hier befinden
sich
mehr
zu-
auch die Buden und
Gewölbe, wo man arbeitet und verkauft, hier sind auch die
Funduks.
Moscheen giebt
es eine grosse Anzahl,
grössere jedoch, die ein Minaret haben, nur fünf.
Die
Hiuiptmo schee, Djemma-el-Kebira schlechtweg genannt, zeichnet sich durch nichts Besonderes aus.
grossen hat,
Hof
derselben, in
Den
inneren
den man Orangen gepflanzt
umgeben ungemein plumpe Säulen,
die
eben so
429 unförmliche Bogen tragen.
eben so gross,
fast
keine
bedeutend.
ist
Die zweite Hauptmoschee., von den übrigen
dachlos,
Ebenso haben ich
ist
der ganzen
in
Stadt kein einziges nur etwas geschmackvolles Gebäude gefunden.
Einen eigentlichen besonderen Handelszweig hat die Stadt nicht,
man
Hauptgewerk
reien.
lobt die Lederarbeiten
und Färbe-
Kupferschlägerei,
indess be-
ist
schränkt sich das bloss auf Kessel, auf kleine Geschirre
und Sachen, wie
sie
Manufactur
ist,
geht
am
von den Eingehornen
Aber wie ausgedehnt
werden können.
hergestellt
besten daraus hervor,
diese
wenn
ich anführe, dass diese kupfernen Geschirre bis Kuka,
Kano und Timhuktu
Und
ausgeführt werden.
Nähe von
giebig müssen erst die Kupferminen in der
Tarudant
Art
die
Nach
sein,
wenn man bedenkt, auf wie
Eingebomen dort
eine solche
der Aussage der Eingehornen
nicht nur dies
und Magnet-
Menge vorkommen.
Landesproducte
sind wie
Sus-Liinde sehr
billig.
2
Mosonen
in
Alle übrigen
im ganzen
Agadir und
Das Pfund Fleisch
bezahlt, für eine
Mosona
primitive
Mine ausbeuten.
soll
Metall, sondern auch Gold, Silber, Eisen eisenstein in grosser
wie er-
erhält
wirrt
mit
man (5—10
Eier und im Frühjahr noch mehrere. Bei der Beschreibung von Tarudant kann ich nicht
unerwähnt
lassen, dass die einst so
berühmten Zucker-
plantagen heute nicht mehr existiren.
man
in
Marmol und Diego de Torres
Indess findet
so glaubwürdige
430
Angaben, dass an der einstigen Existenz der Zuckercultur nicht gezweifelt werden kann.
Als im
16.
Marokko neu sich in
Jahrhundert die Dynastie der Schürfa
umgestaltete, suchten sie vor allen
um
Dingen
Es wurde Zucker
Tarudant festzusetzen.
Tarudant gepflanzt und
hammed
die
Mo-
Belagerung von Santa Croce, damals den 1536 war dieser Hafen in den
Portugiesen gehörend.
Händen der Gläubigen. Jude
um
einen Ausgangshafen für
das Product zu gewinnen, unternahm der Scherif
Ein Slami oder übergetretener
hatte unter der Zeit
Mühlen
in
Tarudant errichtet
und von dem Augenblick an war der Handel mit Zucker, wie
Marmol
als
Augenzeuge berichtet, der er-
giebigste von allen marokkanischen Handelszweigen.
Auch
christliche Sklaven
kation von Zucker verwandt,
wurden nun zur Fabri-
und nicht nur aus Ma-
rokko oder aus den Sudanländern kamen Leute nach Tarudant,
um
Zucker zu kaufen, auch Europäer
sich ein, sobald sie erfuhren, dass
Der Ertrag ergab
für
man
sie
stellten
gut behandle.
den Sultan jährlich 7500 Metkai,
eine für damalige Zeit grosse
Summe.
In welcher Zeit der Verfall des Zuckerbaues vor sich ging,
wurden
habe ich nicht ergründen können,
bei einer der so häufig in
vielleicht
Marokko stattfindenden
Revolten die Zuekergärten zerstört und nachdem nicht
wieder angebaut.
Aber
die
Erinnerung vom einstigen
Zuckerreichthum in der Provinz heute noch.
existirt in
Marokko
431
Wochen
Ich musste mehrere und
während
überstand
Krankheit,
da ich
geschüttelt war.
dieser
Tarudant bleiben
in
Zeit
—
Den
kunft liess mich der
Tag nach meiner An-
zweiten
Kadi der Stadt
warf mich einem langen
Examen woher
ich
sei,
warum
ich
Tarudant
in
er
mich
,
immer sehr
sei,
u. s.
plötzlich
und
die
genügenden Antworten,
Sohn
als
als
er
Unterhaltung auf die Medizin brachte
Mittel
ein
langte.
Ich
w.
ernsthaft blieb, dass
Christen ins Gelangniss senden würde,
eines
unter-
komme,
ich
wohin ich gehen wolle,
Mohammedaner geworden
trotz meiner
Er
rufen.
warum
glaubte schon, da er
förmliche
eine
Wechsel hebern
fortwährend von
gegen Gichtschmerzeu von mir
ver-
Zugleich wurde Thee servirt und ein gut zu-
Das Gespräch
Frühstück hereingetragen.
bereitetes
ging dann hauptsächlich auf die christliche Civilisatjon über,
und
ich sah mit
Erstaunen im Kadi einen
Fortschritte huldigenden
Mann
vor mir.
dem
Nach been-
digtem Frühstücke verabschiedete er mich, und sagte, er
würde mich rufen
lassen,
damit ich in seiner Gegen-
wart die Medizin bereite.
Am
(olgenden Tage
ihm gehen, und da
gegen Abend musste ich zu
ich nichts Anderes zu thun wusste,
so bereitete ich eine Kamphersalbe und
reibungen
damit machen.
liess
ihn Ein-
Ich musste wieder Thee
mit ihm trinken und zu Abend essen
;
beim Abschiede
gab er mir ausserdem einen grossen Korb mit Datteln
und einen kleineren mit Mandeln, dann
eine Schüssel
432 mit süssem Backwerke,
und
sich
zeichneter Güte
sehr gut zubereitet war
das
jahrelang
fast
und Mandeln von der
hält.
letzten
waren,
Obgleich
Datteln
die
Ernte und von ausge-
verkaufte
so
ich
doch den
Ich bekam für das Pfand
griissten Theil derselben.
Mandeln den für dortige Gegend hohen Preis von Mosonat;
denn
es
war Missernte
für die
guten Jahren erhält
in
man
6
Mandeln gewesen, für
Eine Mosona
mehrere Pfunde.
Am
vierten
als je ein,
Tage
stellte sich
ich glaubte schon
mein Fieber heftiger
vom Typhus
befallen zu
sein; acht
Tage musste ich meine Höhle hüten.
nahm
letzte
die
mir übrig gebliebene Dosis
Ich
Chinin,
genoss die ganze Zeit hindurch bloss Wasser und Brod
und
Tage
alle
einige Granatäpfel, die mir der
Funduk-
besitzer aus seinem Garten brachte.
Mit einer ziemlich grossen Karavane brach ich sodann
auf.
Sie setzte sich aus etwa 20
Mann und
30 Stück beladenen Maulthieren und Eseln zusammen. Die Leute selbst waren aus
der Oase Draa.
Vom
Thaleb des Kadi war ich ihnen empfohlen und deshalb gut bei ihnen aufgenommen worden.
Diese Art Kara-
vanen rechnen von Tarudaut acht Tagenwschc, welche aber sehr stark sind; das Vieh wird dabei von Sonnen-
aufgang bis Sonnenuntergang mit der grösstmögliclisten Eile vorwärts getrieben. für mich,
da
icli
erschöpft war,
Es war
also eine harte
Tour
von den Fiebern mitgenommen, sehr
und manchmal dafür, dass ich mitge-
433
nommen wurde, und was Nahrung anbetrifft von den Eigentümern des Viehs freigehalten wurde, das Vieh mit treiben helfen musste.
Den gauzen
ersten
Tag
dem Ued-Sus,
folgten wir
der an beiden Seiten lachende Gärten bildet.
and
hohe Berge, doch
links hatten wir
Norden wenigstens noch einmal
ist die
Rechts Kette im
nach
so hoch, als die
Südwesten streichende, welche überdies nur
ein
Zweig
vom grossen Atlas ist. Gegen Mittag, wir marschirten immer in östlicher Richtung, machten wir bei einem Dorfe der Beni-Lahia Halt;
und
gehalten,
es
wurde dort Markt abKaravane wollten
Leute unserer
die
um
nun noch Getreide
einkaufen,-
math zu nehmen.
Nach beendetem Einkauf ging
dass der Theil der Karavane
dem anderen
fand, von
den das
es
mit in ihre Heies
Ich weiss nicht, durch welchen Zufall es kam,
weiter.
Weg
und
,
bei
dem
ich
es war. glaube ich, Mitternacht, als wir seit
Abends
Wege
gehabt,
Dorf erreichten, wo
die
Anderen
Dazu
wir
elende
campirten.
mich be-
sich trennte, kurz, wir verloren
hatten
da das ganze Land von
breiteren
und schmäleren
Rinnsalen, welche zur Bewässerung des Bodens dienen,
durchschnitten
nun
alle
ist,
Augenblick
ein Esel versank
in
in
der Dunkelheit geriethen
in
ein solches
den Schlamm
ziehen konnte nur mit stelligt
Mühe und
wir
Wasser, oder auch
und
sein Heraus-
Zeitverlust bewerk-
werden.
Desto kürzer war der folgende Tagemarsch, wir Rohifa.
28
mussten sehr bald
einem Dorfe Halt machen,
in
weil
vor uns zwei Volksstämme sich bekriegten und dadurch
Gegend unsicher gemacht
die
wir in
mussten
jedoch die
diesem Orte
Aufnahme
gastlichste
Tage
Sieben
war.
liegen
bleiben,
fanden
Ich war
daseibat.
mit vier Anderen in einem grossen Bauernhöfe
und so war die ganze Karavane
quartiert
ein-
vortheilt.
Endlich schienen die feindlichen Parteien Frieden ge-
macht zu haben und wir konnten aufbrechen, der
Weg
war
offen.
Wir
folgten
dem Ued-Süs,
bis
fast
an seine Quelle, welcher Landestheil, wie überall, den
Namen
Kas-el-Ued hat. und schlugen von da an eine
südöstliche Richtung ein.
So scharf markirt der südwestlich vom Atlas sich abzweigende Gebirgszug, ausnimmt, so wenig
ist
vom Sus-Thale
gesehen, sich
er es in der That,
man kömmt
südöstlich fortgehend in keinen Gebirgszweig, sondern ein
in
aus ist
dem
,
Obschon man nun auch
zerrissenes Gebirge.
eigentlichen überall eiilturfähigen
Lande heraus
man doch noch
Sahara nicht
bat
erreicht.
Allerdings
aber
Gegend
die
nicht selten
und
die
eigentliche
sind die Berge nackt
und kahl,
äusserst
abwechselnd, Wasser
kleine Oasen
auf Schritt und Tritt.
ist
Gegen Sonnenuntergang erreichten wir erste echte Palmpflanzung,
die ich
(den Palmen in Marokko und
eine Oase, die
zu
sehen
bekam
Tamdant merkt man Bode»
gleich an, dass sie eigentlich für den dortigen
und das Klima noch fremd
sind), einige
Dörfer lagen
435
Wir
darin versteckt.
mehr
lagerten von jetzt an nie
im Dorfe, sondern immer im Freien, und suchten dann zu
dem Ende
Auf
Versteck auf.
immer
zwischen Felsen liegendes sicheres
ein
Tage
diese Art naarschirten wir 4
in südöstlicher
Richtung
fort.
Die Gegend be-
wahrte ihren eigentümlichen Charakter, nackte, kahle Felsen,
von Bergen
eingeschlossene Ebenen,
Oase, welche sich schon von
ohne
und da
Vegetation, nur von Steinen bedeckt, hie
Weitem durch
eine
hohen
die
Palmen ankündigte, manchmal auch noch grosse Strecken mit Schill (Artemisia) bedeckt, Zeichen, dass wir die
Sahara
eigentliche
noch
nicht
erreicht
hatten,
solche Bilder waren stets vor unseren Augen.
Am
fünften Marschtage
kamen
nachdem wir
wir,
verschiedene Ebenen durchschritten hatten, an einen
Bergpass, wie ich noch nie einen gesehen
auch wohl kein ähnlicher auf der Erde
habe, und
existirt.
Mit
diesem Bergpass, oder vielmehr mit dieser Schlucht, ebenfalls
die
richtung war,
durchschnittlich
birge hinter uns. breit,
in
unserer
Marsch-
hatten wir zugleich das eigentliche Ge-
Diese Schlucht war etwa 5 Scliritt
an beiden Seiten von senkrechten Marraorwanden
gebildet,
und
mit reizenden
in
derselben rieselte ein kleiner
grünen Ufern.
Am Austritte
Bach
der Schlucht
gab der Bach Veranlassung zu einer Oase.
Der Mar-
mor, der sich in der Sonne spiegelte und stellenweise so glatt war, als
oh er künstlich
1
in
allen
möglichen Farben.
polirt
wäre, glänzte
436
Was
das Interesse dieser einzigen Schlucht noch
erhöhte, war. dass sich lichen
Ende derselben
am
Austritte oder
am
südöst-
eine kohlensaure Quelle befand.
Ich glaube, es giebt wohl kaum ein zweites an Kohlensäure so steigen
es
Wasser, wie
reiches
findet, beisst
bildete
Blasen
dicke
fortwährend auf, und beim Trinken prickelte
Einem im Munde,
Das Land, worin
ob man Champagner
als
sieb diese Schlucht
Tassanacht, und die
Oase,
auch sonst
bei
timon-Stücke von
Tesna
1 '/a
offen zu
be-
vom Flüsseben
Die Gegend
Tesna*).
tränke.
und Quelle
war hier,
fast überall, äusserst metallreich,
dem Wege
auf
dieses;
ge-
wie
ich fand
Tage liegend, An-
Zoll Dicke, reines, unvermischtes
Metall.
Die nächsten Tage etwas
sich
Besonderes
gingen
vorüber,
ereignete,
ich
ohne
hatte
dass
jedoch
grosse Mühe, diese anstrengenden Märsche mitzumachen,
zumal mich eine erschöpfende Diarrhöe, durch die
un-
gewohnte Nahrung hervorgerufen, befallen hatte.
Die
Leute mischten nämlich Mehl mit gestampften Datteln zu einem Teige, gössen etwas Oel hinzu, und roh wurde dies genossen,
oder man ass auch, bloss mit Wasser
Dazu kam, dass
vermischt, gestampfte Datteln.
manchmal sehr an Durst zu Thiere waren
alle
die letzte. *)
denn
leiden hatten,
übermässig beladen
für Wasser keinen Platz hatte.
war
,
so dass
wir die
mau
Die schlimmste Strecke
Wir waren noch
einen guten
Siehe Petermann'a Mittbeilungen 1865, Tafel
Tag vom
6.
igifeed
b/CüOgli
437 Draa entfernt und lagerten Abends
Um
Thale.
den Ued-Draa
brachen wir
zu erreichen,
öden
einem
in
am folgenden Tage früh um Mitternacht auf. Un-
glücklicher
Weise waren meine Schuhe gänzlich un-
brauchbar
geworden,
die
Sohlen waren
Ich behalf mich damit, dass
Sandalen
Lederresten
Riemen an den Füssen
vom
tragen südlich
mir die Leute aus den
zusammenflickten,
welche mit
befestigt wurden.
Ueberhaupt
Atlas fast
Leute Sandalen.
alle
Für Einen, der nicht daran gewöhnt ein
cjualvolles
ist,
ist es
aber
Schuhzeug, da die Kiemen gleich In der dunklen Nacht stiess
einschneiden.
jeden
abgefallen.
Augenblick
gegen einen Stein, und
ich es
tief
nun
schien
mir eine Ewigkeit bis die Morgenröthe anbrach. endlich wir
der
kaum
Tag
und wir frühstückten
anfing
.
Als
hatten
das nöthige Wasser, aber die Aussicht, noch
wenigstens einen halben Tagemarsch gehen zu müssen,
ohne Hoffnung einen Brunnen oder Quelle anzutreffen.
Gegen Mittag war mein Gaumen ganz trocken, und wir endlich von
Weitem
die
als
Palmen sahen, mit dem
lachenden Grün der Orangen, Feigen, Granaten, Pfirsichen
und Aprikosen darunter, glaubte
erreichen
zu
können
;
erst
um
4
waren wir im Dorfe Tanzutta,
ich, sie nicht
Uhr Nachmittags
wo mehrere Leute
unserer Karavane zu Hause waren.
Mein Erstes war,
meinen brennenden Durst zu löschen, ich trank wenigstens 3 Liter
Wasser aui
ein Mal.
Sie
15.
Srna-Dafe.
ÜWrfDerfiKn
Jlniunft
Vom
auf den Helfenden.
JUgerien.
in
ewigen Schnee des Atlas gespeist, hat der TJed-
Draa, der längste der marokkanischen Ströme, Veranlassung zu einer der schönsten Oasenbildungen gegeben,
wie
man
Denn nur die
sie
überhaupt
da,
wo
bildet
ist,
nur
überirdisch
sich so
in
Sahara
findet.
rieselndes
Waaser
der
immer
üppige Vegetation
und gedeihen
Fruchtbäume, die das glückliche Klima des Mittel-
meerbeckeus hervorbringt.
Und wenn man nach
tage-
langen Märschen durch die steinigte und vegetationslose
brennende Wüste, jenes lachende Grün es
sich
frisch
unter
erblickt,
wie
dem schirmenden Dache hochman fast
stämmiger Palmen entwickelt, dann vergisst die
Mühen und Beschwerlichkeiten
einer
Fussreise
durch die Wüste, denn man glaubt eine der Inseln der Glückseligen erreicht zu haben.
Der bewohnteste und fruchtbare Theil des UedDraa
ist
das
vom Gebirge nach dem Süden zu laufende Draa nach dem Westen umbiegt,
Flusstbal, sobald der d. b.
etwa unter dem 29° N. B. fängt er an unbewohnt
Digitized by
Google
439
Es hat das seinen Grund
und unfruchtbar zu werden. darin,
weil
vom
die
ständig nur
bis zu
Atlas
kommenden Gewässer
dem Punkte
Ocean aber nur
tischen
fliessen,
den atlan-
Mal im Jahr, nach der
ein
grossen Schneeschmelze
des Gebirges, erreichen.
Ist
dem sonderbar geformten Gebirgswelches südwärts vom Atlasgebirge, unabhängig
der Draa-Fluss aus iande,
von diesem,
liegt,
mehr oder weniger
heraus,
dann durchströmt er sein
breites Thal, welches er sich selbst
Aber auch
geschaffen hat.
Bänke des ursprünglichen
hier sind
aus gesehen,
sie für
Gebirge
laufende
Ufer und
die
manchmal
Flussthales
hoch, so sonderbar geformt, dass man,
vom
so
Flussbette
zwei nach Süden streichende paralcll halten
könnte.
ziemlich in der Mitte des von
Einmal und zwar
Norden nach Süden
lau-
fenden Flusses erhebt sich aber ein wirklicher Berg, der Sagora, auf
dem linken Ufer
Debaya weiter
grosse
nur zeitweise
des TJed-Draa.
nichts ist als ein
nicht
erhalten.
sagt p. 180: „ce grand lac d'eau douce est rem-
plie de poissons et les indigenes
y fönt
Dass der
Sebcha und
See genannt werden darf, wage ich
ein
Renou und Delaporte gegenüber aufrecht zu
Renou
la
in
naviguent dessus et
peche d'apres Mr. Delaporte."
Abrede
stellen,
im Jahre mit Wasser
dass der füllt,
Debaya
ich will
—
Ich will
Mal
sich ein
ebenfalls nicht
bezweifeln, dass er zu der Zeit ohne Fische
sei,
dass
er mit Schiffchen befahren werde, aber das dauert nur eine
kurze
Zeit,
vielleicht
nur einige
Wochen;
so
DigiiizGd by
Google
UP rasch, so gewaltig die Gewässer
vom
wenn
Atlas herabbrauBen,
dem
so rasch und schnell eilen sie
Oceati
Und
zu.
Schweinmungeu den De-
diese ausserordentlichen
baya nicht mehr erreichen, so trocknet er rasch wird Sebcha und zuletzt vielleicht weiter
aus,
nichts
als
eine grosse Einsenkung.
Es
liegen ausserordentlich
Draa-Gegend
richten über die dieselbe
wird
darauf, dass
schon
man
die
Alles.
im
Freilich als solche
Mittelalter
genannt.
Aber
Draa Landschaft nennt, höchstens
noch eine Ortschaft derselben
auch
wenig sichere Nach-
vor.
notirt,
beschränkt sich
Leo hebt nur den Ort Beni-Sabih
hervor,
offenbar die grosse von mir besuchte Ortschaft Beni-
Sbih in der südlichen Provinz Ktaua. die Stadt Quiteoa (offenbar
Marmol führt
Ktaua) an, er nennt auch
Tinzeda, welches wohl mein Tanzetta
Ferner nennt
ist.
er die Oerter Taragale, Tinzulin (die Provinz
Tunsnlin
von mir), Tamegrut, Tabernost, Afra und Timesquit (wohl
Mesgeta).
Delaporte kennt ebenfalls Quiteoa.
Mouctte nennt einen Berg, den Lafera oder den höhlenreichen Berg,
Marmol nennt
oder Taragalt, und es
wurde*).
Es
ist
als
südöstlichste
Caillie streifte
was vom auch nur
Umbugsecke des Thaies, beim Orte
Mimmssina. *)
Taragale
der Berg, der
der Dj. Sagora bezeichnet
das das Hauptsächlichste,
Draalande bekannt war, denn die
diesen Berg
ist dies jedenfalls
mir von den Eingebornen
Siehe Renou, Empire de Maroc,
p.
175 n.
f.
441
Das Draa-Land Süden
vom Norden nach dem
zerfallt
spreche immer nur von
(ich
der sich nach Süden
Tfieile,
bis zu
seinen Lauf ändert) in fünf Provinzen
Mesgeta
dem bewohnten dem Funkle er-
wo der Draa nach dem Westen umbiegend
streckt,
dann Tinsulin
,
drittens Ternetta
.
oder
:
die nördlichste
Tunsulin
der Provinz Ternetta ein Kaid
Obschon
so existirt dieselbe bloss als
in
des Suitaus residirt,
Marokko aus
also eine Regierung von
(Tinjulen),
Kesuoata und endlich die
viertens
und grösste Provinz Ktaua.
südlichste
eingesetzt
ist,
Das Ansehen
nominal.
des Kaid und seiner Maghaseni geht wohl nicht über seinen
Wohnort
Gebiete
ist
ihren
dem
Schieb,
ältesten
Die ganze tragend im Draa-
hinaus.
derart, dass jode einzelne Ortschaft unab-
hängig von der anderen
ist.
die
und jede Gemeinde durch
Djemma (Versammlung
und angesehensten Männer) zur Seite
regiert wird.
Selbst nicht einmal
die
der
stellt,
einzelnen Pro-
vinzen haben eine eigene gemeinsame Regierung.
Als
Hauptort oder Hauptstadt des Draa-Laudes kann man
Tamagrut bezeichnen, aber auch nur eine
berühmte
befindet.
Aber keineswegs
Hauptstadt, anbetrifft
Thale
die
insofern, als hier
religiöse Genossenschaft, eine
auch erste.
ist die in
nicht
ist
Tamagrut
einmal
Sauyasich
eine offizielle
was Einwohnerzahl
Die grösste Ortschaft im Draa-
Ktaua gelegene Stadt Beni-Sbih.
Sämmtliche Ortschaften sind mit einer hohen Thon-
mauer umgeben,
einzeln erhaben auch noch
mehr oder
442 weniger breite und
tiefe
Alle haben wenig-
Gräben.
Die
stens eine Moschee, die grösseren auch mehrere.
Häuser, von gestampftem Thon erbaut, haben im Innern einen meist geräumigen Hofraum, haben alle ein flaches
Dach und meistens
ein
Erdgeschoss und
Im Erdgeschoss verwahrt man
werk.
oben halten sich die Menschen
wie
hier
Latrinen
öffentliche
Palmgärten, welche
hohe Thunmaueri]
voller
vorhanden
Unrath,
Die
sind.
wohl eingefriedigt sind durch
alle
erhalten
,
und Tuat überall
Tafilet
in
zahlreich
und
Die Strassen in
auf.
den Ortschaften sind schmal, staubig und
obwohl auch
Stock-
ein
das Vieh,
durch
Berieselung
ihre
den ewig strömenden Ued-Draa. und da das Wasser sehr reichlich vorhanden
bestimmung über nöthig
treffen
die
ist.
mau
so hat
Yertheilung
des
keine Zeit-
Wassers zu
Die Datteln, v.elche
gehabt.
in
der
Draa-Üase producirt werden, gehören zu den vorzügder ganzen Sahara, und da
lichsten
Absatzgebiet
dafür
haben
als
sie kein
nach
anderes
Marokko,
das
überdies noch von Tafilet und Tuat und anderen kleinen
Oasen seinen Dattel bedarf billig,
ladung
in
guten Jahren
(ca.
bezieht, so sind sie äusserst
verkauft
man
eine
Kameel-
3 Oentner) für einen halben Thaler.
Der
Getreidebedarf muss indess von aussen bezogen werden, das was die Eingebornen bauen,
pflanzt
reicht nicht
hin sie
das
ganze Jahr hindurch ge-
und geerntet wird.
Es kommt das deshalb,
zu ernähren, obschon
weil ein groser Theil der Gärten nur
zum Gemüsebau,
443 Kohl, ßüben, Carotten. Zwiebeln, Pfeffer, Knoblauch,
Tomaten, Melonen
etc.
und
verwandt wird,
weil die
und schönste Provinz, Ktaua. derart von Süss-
grösste
holz (Glycirrhiza) überwuchert ist. dass dies fast den
ganzen fruchtbaren Boden unter den Palmen einnimmt.
Das Thierreieh Schaf
in
ist
den
das
bietet nichts Besonderes da,
südlichen Provinzen
von Ternetta
an ohne Wolle, Pferde, Esel, Maultiiiere und Ziegen
und von derselben Art wie
gut
sind
Rinder sind sehr
selten.
die Taube, Sperlinge, Schwalben,
kleinen Vogel,
Marokko,
in
Von Vögeln hat man
wild
dann einen reizenden
zu den Sperlingen gehörend,
ebenfalls
aber mit buntem Gefieder und hübscher Stimme.
Die
Eingebomen nennen
und
man
ihn Marabtit
findet ihn frei, aber
zahm
in
(der Heilige)
jedem Hause, jeder
Oase südlich vom grossen Atlas.
Was
die
Bevölkerung
^
deren Zahl auf
anbetrifft,
250,000*) Seelen sich belaufen kann, so nennt man
sie
Draui.
Der Mehrzahl nach
Araber,
vornehmlich Schürfa, leben nur vereinzelt in
Ksors.
Zu erwähnen
sind
sind
noch
sie
die
in
Berber;
die
Palmhütten
lebenden Beni-Mhammed, reine Araber ihrer Abkunft nach,
sie
sind
durchs ganze Draa-Thal zerstreut
in
kleinen Gemeinschaften von wenigen Familien anzutreffen.
Auch
einige
Berberstiimme
haben
diese
Art
des
Zahl der Bevßlkerung in meinem Berichte zu 25,000 angegeben: ein Schreibfehler meines ')
In Petevmann's Mittbcilungen
ist die
Manuacriptes.
Digitized by
Google
444
"Wohnens
in
diese Oase
Während
Palmhütten.
die Araber, welche
bewohnen, vorzugsweise Schürfa, Marabutin
und vom Stamme der Beni-Mhammed die Berber
fast
der
alle
gehören
sind,
Fraction der Ait-
grossen
Atta an.
Der Neger, der ist,
hat auf die
natürlich auch zahlreich vertreten
grosse Menge der Bevölkerung wenig wenn
Einfiuss gehabt, aber der Draaberber,
er es
auch
dem Schwarzen zu vermischen, hat
nicht liebt, sich mit
doch unmerklich Negerblut aufgenommen, dann haben Sonne und Staub das Ihrige dazu beigetragen der Hautfarbe eine dunkle
welche
Färbung zu geben.
man im Drau
antrifft,
Die Schwarzen,
sind meistens von
Haussa
und Bambara, auch Sonrhai-Neger sind nicht Die ijjcht
in einigen
und ausgestossenen
Weise wie im übrigen Marokko, obschon sich
sind
manche Vexationen hier
hingegen
weniger
mehr
gefallen
sie
,
auch hier
lassen müssen.
dem Handel zugethan
den
Büchsenschmiederei
selten.
Esora ansässigen Juden leben hier
derselben- unterdrückten
in
,
Sie
vertreten
Handwerkerstand.
eigentlichen
Blechschlägerei
Tischler arbeit,
,
Schneiderei und Schusterei sind ihre hauptsächlichsten
Beschäftigungen.
Und eben
weil
sie
durch
diese
Handwerke den Draa-Bewohuern unentbehrlich geworden sind,
Ort
werden
sie
weniger gequält.
Tamagrut dürfen
nicht einmal
haltenen
den dort
sie
indess
Nach dem nicht
ausserhalb
Wochenmarkt besuchen.
heiligen
hinkommen,
der Stadt abge-
Aber damit
sie die
Digitizod by
Google
445 Strenge dieser Maassregel
weniger fühlen.,
man
hat
doch die Rücksicht gehabt, den Markttag für Tamagrut
wo
auf einen Samstag zu verlegen, Tag.
ohne das untersagt
ist
den Juden
es
zu handein und zu verkaufen.
Ausser der Sprache bemerkt man. was das Aeussere (abgesehen
nicht,
würde man glauben, das Land
Volke
bewohnt.
gepfefferte
Mittags
hat,
So
Butter
ist
auch Buttermilch dazu
nehmen,
Kuskussn
lebt der Draui täglich
Tanzctta,
die
allgemein
übliche
und Jahr aus Jahr
Ort wo ich zuerst ankam,
Ortschaften durch eine hohe festigt.
ist
und
gegessen.
während der Arme bloss Wasser zum Trunk
und Abends
Kost.
einem
heisae
Mehlsuppe mit Datteln
und Nachmittags Datteln, wozu die Reichen
ungesalzene trinken,
anbetriflt.
von
sei
Die Lebensweise der Bewohner
Morgens wird eine dünne
äusserst einfach.
stark
von den Schwarzen)
natürlich
den Draui keinen Unterschied, wiire dieser
zwischen
ist
wie
ein. alle
Mauer umgeben und
be-
Nördlich dicht dabei- liegt der nur von Schürfa
(Abkömmlinge Mohammed's) bewohnte Ort Alt-Tanzetta und ausserhalb von Alt-Tanzetta viertel).
ist
r
eine Milha (Juden-
Eine halbe Stunde südlich von Tanzetta
liegt
der grosse Ort Sauya-Sidi-Barca. und dicht dabei er-
hebt sich der sonderbar geformte und unter den Draa-
Bewohnern sehr berühmte Berg Sagora, berühmt, er eine
Hohle
Christen einen bis jetzt
enthält,
in
welcher
in
weil
der Vorzeit die
grossen Schatz verborgen hätten, den
noch Niemand gehoben.
Der Sagora
bildet
446 gerade die Mitte des Draa-Landes oder Draa-Thales
von Nord nach Süd laufenden Stromtheiles).
(d. h. des
und
er
ein
ist
nicht nur eine
wirklicher Berg,
Er-
höhung des Ufers.
Nach einem Aufenthalte von acht Tagen brach ich
von Tanzetta nach dem Süden
berühmten Hauptorte, dem nur eine
lichkeit,
die
Tanzetta
liegt,
zu
auf,
heiligen
nach dein
Tagereise südlich
Ideiue
kommen.
um
Tamagrut, Oert-
Ich
von
Begleitung,
hatte
was mir schon deshalb heb war, da ich mich mit der berberischen Bevölkerung gar nicht verständlich
Da
konnte.
Tage
ersten
ausserordentliche Hitze herrschte,
eine
Weg
machten wir den in
in zwei
Tagen, und blieben
bald
wir
und in
am
folgte nicht lief
gerade
den süd-
so befanden wir uns bald in steiniger Wüste,
einem lachenden Thale.
Mittags
erreichten
anderen Tage Tamagrut, das sich nur durch
und dadurch, dass
seine Grösse,
darin
am
einem grossen Ksor, von Berbern be-
Namens Alaudra. Der Weg Krümmungen des Flusses, sondern wohnt,
wärts,
machen
wird
gehalten
,
von den
Die Sauya,
unterscheidet.
Nasser genannt,
ist
ein beständiger
übrigen
Markt
Ortschaften
nach Sidi-Hammed-ben-
eine der grössten, die ich gesehen
habe.
Sidi-Hammed-ben- Nasser war ein berühmter Heiliger,
aber
hatte Allah
kein
ihm
Nachkomme Moliammed's. die
Gabe
verliehen, in
Dafür
der eignen
Sprache der Thiere mit den Thieren sich unterhalten
447
können
zu
(nach
dem
Glauben
der
Marokkaner
konnte das vor ihm nur Sultan Salomon, dann Harun al
Raschid und Djaffer sein Minister)
diese grosse
Gabe auf
seine
;
aber leider hat
Nachkommen
sich nicht
Wenigstens kann ich constatiren, dass die
vererbt.
Urenkel weder mit dem Kameele, noch mit dem Pferde oder anderen Thiereu sich unterhalten konnten. Ich habe an anderer Stelle entwickelt, dass die
Mohammedaner haben
:
einen grossen Vorzug vor uns Christen
dass ihre Heiligen schon häufig
beiLebzeiten
heilig gesprochen werden, dass ihre Heiligen heirathen
dürfen,
dass
Heiligen
auch
Heiligsein bei d. h. dass die
die
Kinder
und Nachkommen solcher
für heilig erachtet werden,
den Mohammedanern
Nachkommen
ja,
dass das
wachsend
ist,
solcher Heiligen für hei-
liger erachtet werden, als die Vorfahren selbst.
Aber hat man im
t
'hrislenüniui
nicht ganz das-
Sind auch die Papste nicht fleischliche Nach-
selbe.
kommen
Christi, so folgt
geistiger
Erbe, und verfolgt man vom ersten Bischof
in
Rom,
zum
die
doch einer dem anderen
zunehmende Macht und Heiligkeit
letzten jetzt regierenden,
stellt
dass wir doch nicht so sehr hinter der anderen tischen in
als
bis
der sich Gott gleich ge-
hat durch seine Unfehlbarkeit, so findet man.
Schwesterreligion
zurückstehen.
Und
semiist
es
den anderen christlichen Bekenntnissen nicht ebenso ?
Der
derzeitige Besitzer der Sauya, Si-Bu-Bekr, ein
Ur-Ur-Enkel des erwähnten Heiligen, wurde denn auch
viel heiliger gehalten, als
für
Familie war übrigens eine,
der "Vorfahr
Seine
selbst.
von jeher durch
die sich
Frömmigkeit, durch Gelehrsamkeit
in
den Schriften,
aber auch durch Glaubenseifer ausgezeichnet hatte.
Ich begab mich sogleich
in
S&uya, wo man
die
Ks war gerade
mich zu Sidi Bu-Bekr führte.
die
Zeit des öffentlichen Empfanges, der ehrwürdige Greis
nahm daher Seiten
bei der
Menge der Leute,
herbei gestreimt
waren,
von
die
allen
wenig Notiz von
mir,
sondern gab bloss Befehl mir ein Zimmer anzuweisen.
Desto zuvorkommender empfingen mich seine beiden Söhne, ich mnasfce mehrere
und
täglich überhäuften sie
Wochen
bei ihnen bleiben
mich mit Aufmerksamkeiten
Als ich Sidi*) Bu-Bekr einige Tage später
aller Art.
meine Aufwartung machte, entschuldigte er er
sich,
dass
mich nicht zuvorkommender empfangen, indem
nicht verstanden habe, dass ich von
Rumi) käme; er sei,
fragte,
Europa
er
(Blad-el-
ob ich mit Allem zufrieden
und gab seinen Söhnen den Auftrag für mich
zu
sorgen.
kam mir gerade
Diese Sauya die
grossen
welche
münden, von
die die
von
wie ein Kloster vor;
Bogengängen umgebenen Höfe,
Zimmerchen
oder
vielmehr
die
in
Zellen
von länger verweilenden Reisenden, oder
Studenten
und Schriftgelehrten
Studien obliegen,
bewohnt werden;
.
die
hier
ihren
das ewige Beten
•> Im eigentlichen Marokko würde man nur ihm sagen.
Si, nicht Sidi
zu
Digiiizcd Oy
Google
449
und Ablesen des Koran,
die wallfahrenden Leute, die
um
das
Grab
Nasser's zu besuchen,
und
ihre
kommen
täglich
,
Hammcd-ben-
Sidi
Gaben, die
Geld
in
oder Sachen aller Art bestehen, zu den Füssen des
Marabuts legen, nur
ist
alles dies erinnert
an unsere Klöster,
und
hier die Prälatur in einer Familie erblich,
zwar geht bei den Marabutin die Würde nur auf den ältesten
aus
Sohn
dem
während
über,
elterlichen
die übrigen Sühne, einmal
Hause ausgeschieden,
wöhnlichen Bürgerstand zurücktreten. geht die
Würde
den ge-
in
Bei den Schürfa
auf Söhne und Töchter über,
ist
dann
nur erblich durch die Söhne.
Ehe
um
ich weiter reiste,
zu erhalten.
bat
allein
Ktaua, diese grosse selbstständige Oase,
für sich gegen lOOKsors, die von Berbern,
auch
oder
begab ich mich nach Ktaua, den Handel mit dem Sudan
einige Notizen über
von Araber -Schürla oder
der Beni-JI ham med
bewohnt
vom Stamme
Ich ging
sind.
zuerst
nach dem grossen Orte Aduatil, ausschliesslich von
Von hier aus Handel mit dem Sudan
Schürfa bewohnt. lichste
geringe]-
die
Uj.iiditiit),
wird der hauptsächbetrieben.
hauptsächlichsten Gegenstände,
dorther holt.
An
Producte
sie
(in
man von
zuführen,
können ihnen nur denn
das
Kupfer,
dem Sudan
ver-
wohl zumeist über Tekua und Nun.
Die
welches sich von Tarudant aus nach breitet, geht
welche
eignen Producten liefern indesa die
Draui den Schwarzen Nichts, europäische
Gold
Elfenbein, Leder und Sklaven sind
450
man im Sudan
Sklaven kauft 15
von
— 20
Mädchen werden
Thaler, junge
sind jedoch
zu den billigen Preisen
hübsche und hellfarbige In Fes und Marokko
theurer.
dann mit bedeutendem Gewinne
sie
zu 100 bis 150 Thaler.
Von
brauchen die Karavanen
ca.
abgesetzt,
Timbuktu
Aduafil bis 8
Wochen,
längste
die
wasserlose Strecke soll 10 Tage (nach Aussage der
Eingebornen, jedoch halte ich das für übertrieben) betragen.
Ich blieb in Aduafil 14 Tage, und besuchte von hier aus auch die wichtigen Handelsplätze und
Märkte
Beni-Haiun und Beni-Sbih südlich gelegen.
Dann
begab ich mich nach Beni-Smigin, Ort, der am nordlichsten
in
Ktaua
und nahm die Gelegenheit
liegt,
wahr, mit einer Karavane von hier nach
Tafilet
zu
gehen.
Während man
dem Wege von der Provinz
auf
Ternetta nach Tafilet die grosse Oase Tessarin antrifft,
hat
man von Ktaua
aus nur wüstes Land.
Man
braucht fünf Tage und hält immer Nordost-Richtung.
Die Wüste bar,
man
froh, als
ist
trifft
ich
indess auch hier nicht aller Vegetation
fünften
Tage Nachmittags von einer
Felsanhöhe die Palmen Tafilets Beni-Bu-Ali,
Ich war
hin und wieder auf Akazien.
am dem
erblickte.
Vom
Orte
östlichsten Ksor, auf den wir trafen,
begab ich mich direct nach dem Hauptorte der Oase
Abuam, und da
ich
ohne Bekajinte war, ging ich direct
in die grosse Moschee.
Ich hatte mich,
müde
wie ich
Digitizsd by
451
vom Wege war,
schlafen gelegt, fand micli aber un-
angenehm erweckt durch einen was ich aei
ein
sei,
Wie gewöhnlich
wolle.
zum Islam
stafa (icli
sei,
wie ich
nie
Iiiesse,
antwortete, ich,
übergetretener Deutscher,
machte
Vor mir
Fusstritt.
stand ein Scherif, er fragte, wer ich
ich
Namens Mu-
Hehl daraus, dass ich übergetreten
und konnte das auch
da
nicht,
ich
zu der Zeit
das Arabische noch sehr mangelhaft sprach).
Für uns
Deutsche haben die Marokkaner das durch
die
Tür-
ken den Arabern zugebrachte und aus dem Slavischen entlehnte
Wort Nemsi.
Aber mit
war der Scherif nicht zufrieden. die
dieser Erklärung
Wie überhaupt durch
drohende Nähe der Franzosen
Fiiali
(Bewohner
gegen Fremde eifer,
so
Algerien,
die
schien Misstrauen, Glaubens-
wurden herbeigeholt, man
Die übrigen Tholba
sein.
wollte einen sichtbaren Be-
weis meines Islams haben, und
Kopfschütteln erklärten, dass
als
man
meine Kleider zu durchsuchen.
sie
nach einigem
in dieser
mir nichts vorwerfen könne, fingen
voll
in
bedeutend misstrauischer
Tafilets)
sind,
Religionsdünkel und jesuitischer Fanatismus in
diesem Scherif personificirt zu
sie
Beziehung
trotzdem an,
Und um mein Unglück
zu machen, fanden sie einen alten Pass,
den ich
aufbewahrt hatte.
Mit fanatischem Geheul wurde ich nun von diesen Zeloten der
nach Rissani,
Kaid des Sultans
der
offiziellen
residirt,
Hauptstadt,
wo
and
ich
geschuppt,
glaubte schon mein letztes Stündchen sei gekommen,
452
was
denn
machen. er
ist
ein
ist
gegen
Glaubenseiferer zu
fanatische
Fortwährend brüllten
sie
„er
:
ist ein
Spion,
Sendling des christlichen Sultans", womit
sie
den IJaiser Napoleon der Franzosen meinten, „er
ist
gekommen, um unser Land auszukundschaften,
Yenathen and zu verkaufen."
—
So
dumm
sind
licli
diese fanatischen Leute, wie ja überhaupt
heit
und Fanatismus immer Hand
gehen, dass
könne nur
überzeugt sind,
sie
ohne Weiteres
so
in
Hand
einzelner
ein
Land
ihr
zu
iiiiin-
Dumm-
mit einander ("brist
verkaufen.
Glücklicherweise aber traf ich im Kaid des Sultans einen Mann,
der schon irgendwo
einen
Pass gesehen
haben musste, oder doch wusste, welche Bewandniss es
damit hatte, aber auch er würde wohl kaum den
wutschnaubenden Volkshaufen haben besänftigen kön-
wenn nicht zur rechten Zeit
nen,
Prinz,
nach
der
marokkanischer
ein
Meinung Vieler
rechtmässige
der
Sultan von Marokko, herbeigekommen
wäre:
Mulei
Ab d- e r-Rhaman-b en-Sliman Als nämlich Sultan Sliman gestorben war, folgte nicht sein Sohn,
sondern
sein
Rhaman-ben-Hiscbam, und starb,
hätte nach
Neffe Mulei
als dieser
Abd-er-
im Jahre 1859
dem Herkommen der
Aelteste
der
Familie und zwar Mulei Abd-er-Rbaman-hen-Slinian folgen
müssen.
Sultan
Abd- er-Rhaman
hei Zeiten dafür gesorgt, dass sein
nachfolgen würde, und
in
Sohn
Sidi
hatte
aber
Mohammed
der Tbat fand im Herbste
1859 Abd-er-Rhaman-ben-Sliman
den Thron besetzt.
453
Da
er sich bis dahin 16 Jahre in der
sa's, nördlich
Sauya
Sidi
Ham-
von Luxabi gelegen, verbürgen aufgehalten
um dem Dolche und
hatte,
seines Vetters
Gifte
zu
entgehen, brach er Ende 1859, von einigen wenigen Ge-
treuen begleitet, auf mich Fes,
und Kaid erklärt,
um
Aber schon hatte
mächtigen.
Faradji von Fes
sich des
sich
Thrones zu be-
Bascha ben Timleb
für den jetzigen Sultan
der lange Zeit vorher dort Ohalifa gewesen
war und sie durch reiche Geschenke an hatte. Wenig fehlte, so wäre der Sohn
sich gezogen Sliroairs mit
seinen einigen hundert Reitern gefangen genommen. Dieser Mulei Abd-er-Rhaman-ben-SHman lebte jetzt in Tafilet, und ihm,
und war Ks
seiner Eigenschaft als
in
seinem unfehlbaren Charakter es ein Leichtes das tobende
könnte befremdend
ächtete
triedlich an
der Seite
des
ist,
südlich
vom
Prinz
—
ihm
dass
dieser
ge-
atisgestossene
Prinz
so
Kaids des Sultans stand,
aber man muss bedenken, dass
Marokko
als Scherif
Volk zu besänftigen.
erscheinen,
und vom Throne
die
Regierung von
Atlas nur eine Scheinregierung
und namentlich dieselbe
in
Au-
Tafilet gar keine
torität besitzt.
Der Prinz fasstc für mich Freundschaft, und diese wuchs noch, als sich herausstellte, dass ich in der (
Kampagne der Franzosen gegen die Boni-Snassen
schon seinen liiess,
1
859
ältesten Sohn, der ebenfalls Ab d-er-Rhaman
kennen gelernt
kommen, um
die
hatte.
Hülfe
des
Derselbe war dabin gefranzösischen
Generals
454 Martimprey gegen seinen Verwandten, der den Thron von Fes usurpirt hatte, anzurufen; Martimprey selbstverständlich
Angelegenheiten
jede
Einmischung
Marokko's
lehnte
die
inneren
blieb
längere
in
Ich
ab.
Zeit bei dieser gastfreundlichen Familie,
die
für ge-
wöhnlich in Marita, Provinz Ertib der Oase Tahlet"), wohnt, und sodann bereitete ich mich vor, meine Reise zu vollenden.
Ich hatte im Laufe der Zeit durch
Praltticiren
wieder einiges Geld zusammengebracht, allerdings durch
mühsames Sparen, denn Marokko und namentlich
die in
ärztliche Praxis
muss
muss
in
den regierungslosen Theilen
ganz anders ausgeübt werden,
als bei uns.
Namentlich
sich der Arzt, der keine starke Sippe
oder Ver-
wandtschaft hinter sich bat, wohl hüten, einem Patienten eine Medicin
zum
inneren Gebrauche
zu verabfolgen,
denn hat er das Unglück sodann einen Kranken durch den Tod zu verlieren, so
entweder die Medicin,
ist
oder der Arzt die Ursache davon gewesen hat der Arzt aber
von
nicht einmal den erhofften
Kranker,
wirklich
Erfolg, denn
dann haben weder
die
;
andererseits
guter Medicin gar
gesundet
noch
Medicin
ein
der
Arzt geholfen, sondern irgend ein Heiliger, auch wohl
Mohammed, *)
in seltneren Fällen Gott**), dies
Die Beschreibung von Tafilet
Atlas etc.",
Bremen Kühtmann,
ist
in
2te Auflage,
Wunder
„Uebersteignng des
und
in
Petermann's
Mittheilungen, Jahrgang 1S65. **} In dieser
lichkeit mit
Beziehung haben
die
Mohammedaner
viel
den Katholiken: bei einem Wunder denken
Aehn-
sie zn-
igilized by
Google
455
Es
bewirkt.
am besten die Praxis so auszuüben,
daher
ist
wie es landesüblich
ist:
durch Feuer und Amulette.
Mit einer Karavane machte ich mich sodann auf den
Weg und
zwei Tage
nach unserem Aufbrnche
von Krtib erreichten wir die nordöstlich legene Oase Budeneb.
und
am
Wir
Weg
Oase Boanan, den ganzen in
davon ge-
blieben hier nur einen Tag,
folgenden Tage Abends erreichten
nordöstlicher
wir
die
hatten wir ebenfalls
Mit einem
Richtung zurückgelegt.
Empfehlungsbriefe vom obengenannten marokkanischen Prinzen für den Schieb der Oase versehen, kehrte ich bei
ihm
und wurde auch gastfreundlich empfangen.
ein,
Der Schich
biess Tlialeb
Zehn Tage lang war
Mohammed-ben-Abd-AlIah. ich
assen wir aus Einer Schüssel. so
langen
Aufenthalt,
Meinung war, weiter reisen,
noch
in
häufig durch
kommt, der
die
täglich
Ich hatte dort einen
Mohammed
ich solle nur mit einer grosseren
der
Karavane
da je näher der algerinischen Grenze,
desto unsicherer der ich
und
sein Gast,
Thaleb
weil
Weg
sei.
den Illusionen,
Zu wie
der Zeit nun lebte
man
dieselben
so
Bücher solcher Reisenden genährt be-
nur einen oberfläcldichen Blick
in
das
Mohammedaner geworfen haben und uns
Leben
erzählen,
wer mit einem Muselman aus Einer Schüssel gegessen habe, für heilig und unverletzlich gehalten werde.
Zu
der Zeit glaubte ich noch an die Heiligkeit des Gastrechtes.
Und
hierdurch unvorsichtig gemacht,
liess ich
meist an einen Heiligen, seltener an ihren Propheten, in den seltensten Fällen an Gott.
'1
456
Tages mein Geld sehen.
eines ca.
französische
60
Im Ganzen mochte Aber auch
Thai er haben.
einige Thaler marokkanisches Kleingeld
da ich wusste, dass ersteres
zutauschen,
ich für
war darunter,
welches ich deu Schich hat, gegen französisches
um-
Algerien
in
keinen Cours hatte.
Mohammed wechselte,
Thaleb
aber von
dem Augen-
blick an musste er auch schon den Entschluss gefasst
haben, mich zu ermorden.
Kede davon
eine
Jetzt war nicht
mit Hülfe seines Dieners, der ganz gut
würde dienen können, könne die
mehr die
Karavane abzuwarten, er meinte nun,
ich
als
Führer
auch ohne Karavane
nur zwei Tagemiirsche entfernte Oase Knetsa er-
reichen.
Er
kommen
auf seinen Diener verlassen, und der Preis
für das
Führen, 8 Frcs., wurde von mir im Voraus
fügte noch hinzu,
ich
könne mich
voll-
bezahlt.
war ich auf den Voschlag einge-
Mit Freuden
gangen, denn nach mehr als zweijähriger Anwesenheit unter diesen durch ihre Religion verthierten Menschen hatte
ich die
sation zu als
Thaleb
da man
grösste Sehnsucht wieder
kommen.
vorschlug,
um
der Sonne
vom Durste minder
auffällig,
Abends abzureisen,
der Sahara ja so häufig
Hülfe nimmt,
unter Civili-
Ich fand es auch gar nicht
Mohammed
in
die
Nacht
zu entgehen,
zu
und um
gequält zu werden.
So machten wir uns Abends auf den Weg, der Führer,
ein
Diener und
ich.
Es hatte
sich
nämlich
igifeed by
Google
457
vom Dran
her ein Pilger an mich angeschlossen . der
gegen Kost, aber sonst ohne Lohn, zu mir getreten
liiiltniss
von etwa
4
Stunden
in ein Dienstver-
Nach einem Marsche
war.
lagerten wir
der
in
Nähe
eines
kleinen Flusses und machten von trocknen Tamarisken-
Aesten ein hoch und
hell
loderndes Feuer an, welches
der Führer besonders gut im Brennen unterhielt,
um
damit seinem Herrn den Ort zu neigen, wo wir ge-
Mein Diener und
lagert wären. gestreckt,
Führer
waren bald
sich der
beim Feuer aus-
ich
ebenso schien der
t'iii^t'sclihil'cn.
Ruhe hinzugeben.
eine Pistole trug,
hatte
Ausser dass ich
und
der Diener
Waffen, der Führer hatte einen Karabiner.
ich
keine
Wie
lange
Als ich erwachte,
ich geschlafen, erinnere ich nicht.
stand
der Schieb der Oase dicht über mich
vor mir, die rauchende
Mündung
war noch auf meine Brust
Er
gerichtet.
nicht, wie er wohl beabsichtigt hatte, troffen,
sondern
nur
meinen
gebeugt
seiner langen Flinte
hatte aber
mein Herz ge-
Oberarm
linken
zer-
schmettert; im Begriff mit der Rechten meine Pistole zu
ergreifen,
hieb nun der Schieb
meine rechte Hand auseinander. sank ich auch schon durch in
Strömen
Mein Diener Als ich ich
mich
entquellende Blut, rettete sich
am
allein,
mit seinem öäbel
Von dem Augenblick dem linken Arm
das aus
wie
todt
zusammen.
durch Flucht,
folgenden Morgen zu mir
kam
,
mit 9 Wunden, denn auch noch,
ich schon bewusstlos dalag, mussten diese
fand als
Unmenschen,
458
um mich
Meinung nach vollkommen zu
tödten,
auf mich geschossen und eingehiiuen haben.
Meine
ihrer
siimmtlichen
Sachen,
Ausnahme der
mit
blutdurch-
tränkten Kleider, hatten sie weggenommen.
Obgleich
das Wasser nicht weit von mir entfernt war, konnte ich es nicht erreichen, ich
war zu
entkräftet,
um mich
zu erheben, ich versuchte mich hinzurollen. Alles vergebens, ich
litt
entsetzlich
vom brennenden
Durste.
In dieser hülftosen Lage blieb ich zwei Tage und zwei Nächte.
Halb war mein Zustand wachend, halb
ohnmächtig.
Ich hatte dann die schrecklichsten Vi-
sionen.
Manchmal glaubte
strengte
nun
Leute zu sehen, und
ich
Kräfte an,
alle
um
sie
herbeizurufen,
aber immer war es Täuschung.
Mit dem Leben hatte
ich vollkommen
Hauptsächlich quälte
abgeschlossen.
mich die fürchterlichste Angst von Hyänen oder Scha-
Denn
kalen angefallen und lebendig verzehrt zu werden.
Uebergangsgegend der Sahara
diese
Gebiet dieser feigen Raubthiere.
vollkommen
hülflose
Endlich
War
am
dritten
Rufen
besonders das
Tage kamen zwei Menschen.
es diesmal Wirklichkeit, oder
Nein, es waren Menschen,
schwaches
ist
Ich wäre ihnen eine
Beute geworden.
sie
wieder Täuschung ?
antworteten auf mein
durch Winken, mit der Stimme.
Es waren Marabutin der unfeinen
kleinen Sauya Hadjui.
Ihre Freude mich lebend anzutreffen, war fast grösser als
die meine.
(Wasser).
Ich stammelte nur „el ma,
Aber, dachte
ich dann,
ist
ihre
el
mal"
Freude
DigiiizGd
t>y
Google
459 mich aufrichtig?
Sie hatten
eiserne
Hacken
auf der
Schulter, offenbar in der Absicht mich zu beerdigen,
aber hauptsächlich waren
sie
hergezogen,
der
nämlich dass
man mir meine
jedenfalls
ruchbar
geworden
ein sehr kostbarer
Und nun
Gegend immer
Stunden
Gegenstand.
erklärten
zu wollen
retten
aber
,
entfernten
war:
Kleidungsstücke gelassen
für die dortige so sehr arme
hatte,
noch
wohl durch den Umstand
zwar
sie sie
müssten
dem
nach
Hadjui zurückkehren
,
und
zwei
um
meines Transportes ein Maulthier zu holen. fernten sie sich wieder,
mich
freundlichst
heliuf
So
ent-
jetzt durchlebte ich
erst
die entsetzlichste Zeit.
Diese vier Stunden, die ich jetzt allein zubrachte,
kamen mir „Sie haben lassen,
vor, wie eine nie
enden wollende Ewigkeit.
dich nur verlassen,
um
und um. wenn du gestorben
dich sterben zu bist, sich
deiner
Kleidungsstücke zu bemächtigen", das war der Gedanke,
durchgedacht wurde,
der fortwährend
nachdem
ich
soeben durch einen Trunk Wasser zu etwas erneuertem
Lehen gekommen war.
Wie konnte
solchen Mordversuche
einem
ich überhaupt
noch
nach
Glauben zu den
dortigen Menschen haben.
Da Kopf
endlich hörte ich Geräusch, ich versuchte den
zu erheben',
trieben von
ich sah ein
starkes
Maulthier, ge-
mehreren Menschen, sich nähern, meine
Ketter waren wieder da. auf das Thier,
Mit Torsicht luden
sie
mich
was keine Kleinigkeit war, da mein
Digiiizod
t>y
Google
460
Arm
linker
nur
an Haut
nocli
und Muskeln hing,
meine rechte Hund aitseinan der kl äffte
,
mein
schon hingst
hatte
Pfropfe
sich
von selbst
rechter
Das Bluten
Oberschenkel ebenfalls durchschossen war. aufgehört,
es
mussten
oder die Ohnmächten das be-
gebildet
wirkt haben.
Wie
lachte mein Herz,
ich
als
Palmen von
die
Hadjui auftauchen sah, und doch wusste ich nicht, wie ich vor
Schmerzen auf dem Maulthiere
Und
halten können.
es
würde aus-
die wenigen Palmen, die
wenigen
armseligen Häuser*) schienen mir ein Paradies zu sein.
Wohnung
Ich wurde nach der
Das Haus
Oase gebracht. keineswegs
gross,
Sidi
bestand
es
-Lasehmy's war aber
dann kam
als
Wohnzimmer
als
Küche
ein
Daran
stiess
Gemach, das und zugleich
ein kleines
Zimmer,
Vorratiiskammer, endlich waren oben zwei Mensa,
Räumlichkeiten, die
auf
dem
und
für einen Esel
grösseres
die ganze Familie
für
diente.
einem Vorzimmer,
aus
Aufenthaltsort für das Maulthier,
zwei Ziegen,
des Schichs der
flachen
d. h.
Dache gebaut
waren, und worin die beiden Brüder, denn Sidi-Laschmy
bewohnte das Haus mit seinem jüngeren Bruder Abd-
er-Rhaman,
mit
ihrer
resp.
Frau
schliefen.
Man
machte mir dicht neben der Feuerstelle mein Lager. Mein suppe *)
erster
Wunsch war, nachdem
genossen Die
Oii.se
hatte,
Hadjui
Palmen bestandene
ist
nach
ich etwas Mehl-
einem Messer,
und
als
nur eine ganz kleine von circa 100
Insel, mit
etwa 50 Wohnungen.
Digiiizcd
t>y
Google
461
man
brachte,
ein solches
bat ich Sidi-Laschmy, mit
Arm
einem herzhaften Schnitt meinen herabhängenden abzuschneiden.
Aber da kam
„Das kann
ich schlecht an.
sein," sagte der Marabot,
Christen Sitte
bei
euch
„aber wir
schneiden nie ein Glied ab, und da du, der Höchste geloht, jetzt
rechtgläubig
bist
.
wirst du
sei
Arm
deinen
behalten."
Mittlerweile hatten sie auch schon aus Zie-
genfell eine
Binde genäht,
um dem Ganzen
in
welche Stäbe aus Rohr,
Halt zu geben,
eingezogen waren.
Diese Binde wurde umgelegt, mit Thon timschmiert,
und so
Art
eine
festen
Verbandes
auf weissen Wüstensand gebettet. vergessen
nicht
Wunden wurden welche
in
um
sie
welche,
Hätte zu fen-
Die übrigen
mit Baumwolle
einfach
von Butter,
getaucht hatte,
den Verband
vollkommen gewesen.
so wäre er
stern,
gehabt,
Der
hergestellt.
Arm wurde man
verbunden,
man vorher Artemisi»
aromatisch zu machen, durch-
tränkt war.
Welch' wonniges Gefühl hatte ich Abends,
als
mich unter Dach und Fach wusste. zwar hart ge-
ich
bettet,
denn
bedeckt,
ich lag auf Stroh
aber
doch
und war nur mit Teppichen
in Sicherheit
mit
der
Aussicht
wieder hergestellt zu werden und noch leben zu können.
Mau
um
hatte mir meine Kleidung
vom Leibe
geschnitten,
das Blut .heraus zu waschen, aber während
Zeit befand ich mich in
Adam's Kleidern
Leute waren so arm, dass
sie
.
der
denn die
mir keine anderen ver-
462
Ueberhaupt schien Hadjui einer der
schaffen konnten.
dürftigsten Oerter zu sein, die Leute der Oase die
iuicii
ann, dass
sie
waren aber
Sie waren so
der Welt.
Liitst.frMimllidisten
der ganzen Ortschaft nicht einmal
in
Weizen hatten, aber im Glauben,
ich dürfe ihre schwere
Kost aus Gerstenmeh! nicht gemessen, wurde für mich auf Gemeindekosten Weizen von einer anderen Oase
Auch Butter wurde
gekauft.
kosten geholt,
wo möglich
um
mich auf Gemeinde-
Strausseneier zu suchen,
einen Strauss zu erlegen,
Kost bekäme.
malische
für
und die jungen Leute mussten dann
und wann hinaus,
wie
die
um
mir
In dieser an
irisch aufgesprossene Gerste zu bringen.
Grün
so
oder
damit ich ani-
Es war rührend,
jungen Mädchen täglich an mein Lager kamen,
armen Gegend, wo Gemüse, wie Rüben, Zwie-
beln und
Kohl zu den
und kostbarsten Garten-
feinsten
trücbten gerechnet werden, verschmäht
das zarte Gras
mich
erstickten
der Gerste zu
im Anfange
man
geniessen. die
—
es nicht,
Ja,
fast
Frauen durch ihre
Güte: von dem Grundsätze ausgehend, dass der grosse Blutverlust nur durch grosse Quantitäten von
zu ersetzen
sei,
waren
in
Nahrung
den ersten Tagen beständig
zwei Frauen an meiner Seite damit beschäftigt, grosse
und
Klumpen Kuskussu
ich,
in
den
Mund
des Gebrauches meiner beiden
mir
zu schieben,
Hände zu der
Zeit beraubt, musste es ruhig geschehen lassen.
Endlich nach Langem Seh merzen slager,
um
so un-
angenehmer deshalb, weil ich keine Kleidungsstucke
Digilized by
Google
463
zum Wechseln antreten.
hatte, konnte ich das
Die
Hand, der Schuss durchs
um
Arm
hatte zwar durch
den zerschmetterten Oherannknochen
Festigkeit gewonnen, aber
und von
Reise
an der rechten
rechte Bein waren geheilt,
der zerschossen gewesene linke Oallusbildung
Ende meiner
Wunden am Körper,
Wunden waren
die
offen
Zeit zu Zeit eiterten Splitter*) heraus.
Wir nahmen Abschied von einander und
Sidi-
Lascluny Hess es sich nicht nehmen, mich bis zur grossen
Auf
Ortschaft Knetsa zu begleiten.
haben
die Beni-Sithe
sie bearbeiten. ca.
5000 Seelen
dein
Wege
dahin
Minen mit Blei und Antimon,
die
Knetsa mit einer Einwohnerschaft von ist
eine für dortige (regend
berühmte
Sauya, indess ebenfalls nicht von Schürfe, sondern nur
von Marabtitin gegründet. Die Schichs Sidi Mohammed-
ben-Abd-AHah und
Sidi
Da
Fes befand,
ersterer sich in
Ibrahim sind die ansehensteu. stieg ich bei letzterem
ab, für beide hatte ich Empfehlungsschreiben von llulei
Abd-er-Rhaman-ben-Sliman von
Tafilet.
Merkwür-
digerweise hatte mir nämlich der Schieb Thaleb
hammed- ben-Abd- Allah von Boanan auf
Bitten
Moder
Maiabutin von Hadjui nicht nur meine l^mnf'ehhingsbriefe,
sondern auch einen Theil meines Tagebuches
zurückerstattet.
nend, behauptete •)
dem
Aber hartnäckig den Mordanfall er,
diese
Gegenstände dort gefunden
Erst im Jahre 1S68 war der
ich, stets
läug-
Arm
vollständig geheilt, nach-
mit ofl'enen Winnie), die Reise nach
See und die Expedition nach Alicsüiüen
dem Tschad-
ü.iink /.uiiick gelegt hatte.
464 zu haben,
leider
waren Croquis
sowie Notizen über
,
Einwohner. Einwohnerzahl der Ortschaften und eine ganze Reihe von Berge-, Flüsse- und Orts-Namen unwiederbringlich verloren.
Ich wurde gut
Knetsa aufgenommen
in
,
aber auf
meine Klage, mich zu unterstützen gegen Thaieb Mohanitiied-beii-Abd- Allah, erwiederte Sidi Ibrahim, Nichts
thun zu können, da
In der That
hätten.
gierung
und
Faustrecht
Ued
diesen Gegenden von Re-
ist in
keine
Spur vorhanden
,
das
der ganzen primitiven Bedeutung des
Knetsa
überall.
ist,
selbst Hegt in
Namens, der
gleichen
ohne Wasser
keine obrigkeitüche Regierung
Obrigkeit
in
Wortes herrscht breiten
sie
indess stöst
man
nieist in
einem
oberirdisch
geringer Tiefe
auf eine Schicht desselben.
Nach
einigen
Tagen Aufenthalt vernahm
ich,
dass
eine Karavane von Tafilet nach Tiengen den westlicli
einen
Tagemarsch entfernt
sich
erstreckenden Ued-
Gehr Jassiren würde mit mehreren ;
wir also von Knetsa auf.
Gefälirten brachen
Unsere Richtung war den
ganzen Tag über westlich, und nach einem für mich entsetzlich
mühevollen
Abends den 'Gebr.
Marsche erreichten
wir spät
Hätten an dem Tage die Gefährten
mich nicht unterstützt, so wäre liegen gebliehen, mein
ich
auf halbem
Schuhzeug war ganz
Wege
zerrissen,
meine Kräfte aber so wenig hergestellt, dass ich paar hundert Schritt ausruhen musste.
angekommen, erfuhr
ich, die
alle
Und am Gebr
Karavane würde gar nicht
465 nach Tiengen gehen, sondern nach dem Ued-Ssaura. Ich musste also nach Knetsa zurück, aber bald darauf
denn auch Leute,
traf ich
die
nach der Oase Figig
reisen wollton.
Sobald man Tatilet hinter sich hat, hört dio eigentliche
Sahara
Brunnen
Man
auf.
hat
alle
Tage Wasser, Flüsse,
Aber
und Ortschaften.
hat
nirgends
die
Gegend einen eigentümlicheren, wild durch einander gemischten Charakter wie hier.
Selbst in Abessinien,
obschon dort die Berge mächtiger und bedeutend höher sind,
man
lichere
aber
mir Berge So
Formen.
sieht
hat, giebt es
kaum wunder-
man auf dem "Wege zwischen
Hadjui und Knetsa einen Berg, der vollkommen die Gestalt hat,
einer Kirche mit daneben stehendem
senkrecht aus der Ebene hervorragen.
von Weitem diese eigentümliche Formation glaubte
ich zuerst,
ehemaliger Christen.
es
sei
Hier
Thurm Als ich
erblickte,
eine alte kolossale Baute ist
denn auch die Heimath
der Antilopen, Gazellen und Strausse, grössere reissende
Thiere sind sehr
selten,
häufig.
Man
Hyänen, Füchse und Schakale
,
braucht von Knetsa nach Figig drei Tage-
märsche, die aber tüchtig gemessen fährten gingen indess nur bis einer kleinen Oase
bewohnt. *) Ort,
am Flusse
sind.
Meine Ge-
zum Orte Bu-Schar*),
gl. N.,
Die Bu-Schar-Oaae
von den Uled Djerir
hat
ausserdem noch
von Moula-Ah'med auf seiner Pilgerreise erwähnt.
3. Iliüia ii.
Bohlfs.
30
igilized by
Google
4fifi
zwei kleinere Ksors.
Ich glaubte schon zu einem län-
geren Aufenthalte verdammt zu sein, als sich ein
Lohn von einem
geringen
an Schieb Humo-bcn-Taber von Figig gelesen
Tafilot
und meinte, der würde den Tbaler guten Manne, der noch
zwei
Er
(französischen) Thaler.
den Empfehlungsbrief des Scherif-Prinzen von
hatte
und
Mann
mich nach Figig bringen zu wollen, gegen den
erbot,
dazu einen Schlauch Wasser
einige Lebensmittel trug,
Tagemärschen
harten
brach ich
sahen
wir
Es
Palmwiilder der Oase Figig vor uns.
Oase nach dem Norden
letzte
sucht werden
;
alle
von
Mit diesem
zahlen.
liier
zu,
Nach
auf.
die
dichten
ist dies
die
deren Datteln noch ge-
au nördlich gelegenen Oasen
produciren wohl noch Datteln, jedoch von geringerer Güte.
llenou
t.
IX,
p.
120 führt nach Carette noch
Figig als eine von ..Berbern bewohnte Stadt mit 400 bis
500 Häusern oder 2000 ist
2500 Einwohnern" an. Figig
bis
kein Ort oder keine Stadt, sondern
grosse
,
3
bis
eine ziemlich
4 Stunden im Umfange haltende sehr
fruchtbare Oase, mit acht Ksors, die alle befestigt sind,
und
fast
fortwährend
auswärtigen Ortschaften
Der Hauptort
in
Feindseligkeiten
mit
den
oder unter sich selbst sind.
heisst Snaga,
im
SO
der Oase gelegen,
hier residirte auch Schich Humo-ben-Taher.
Von den
anderen Orten kann ich Matse, dann Hammam-Tachtani
und Hammam-Fukkani (oberes und unteres Bad) nennen.
Der Name deutet schon denn unter
an, dass hier
Thermalen
Hammam versteht der Araber immer
sind,
„heisses
467
'
Es dürfte wohl nicht übertrieben
Barl/'
wenn man
Snaga und Maisc.
ist
in
ausser der
Die Oase producirt
siimmtliche Früchte
Handel
wenn
Auch Juden wohnen
auf 10,000 Seelen annimmt.
Dattel
sein,
Gesammtbevölkerung der Oase Figig
die
Der
der Mittelmeerzone.
sehr lebhaft, Araber- Nomaden
besonders
,
aus Algerien bringen Butter, Oel, Felle, Wolle, Schafe,
Ziegen und Getreide, und holen dafür Pulver, Kleidungsstücke, Datteln, Waffen und Sklaven.
Leider konnte ich mein Versprechen, einen Thaler zu geben, nicht halten.
dem Führer Humo-
Schieb
ben-Taher nahm mich zwar sehr freundlich auf, aber einen harten Thaler für mich, auszugeben, dazu war er nicht zu bewegen. Kerl,
und
Statt
der arme
dessen rief er
ihm seinen Segen
ertheilte
Segen würde besser sein,
Mann von
,
den armen
er meinte
der
Betrübt schlich
Geld.
als
nahm
dannen, er
selbst
Abschied
von mir ohne Fluch und Verwünschung, meinte nur,
wenn
ich das
Geld gehabt hätte, würde ich ihn wohl
belohnt haben.
Und
als ich später auf
darin hatte er nicht Unrecht, denn
meiner zweiten Reise in der heiligen
Stadt Uesan mit ihm zusammentraf, konnte reichlich sein mir erwiesenes
Von Figig
noch einen starken Tagemarsch tägigen
ich
Aufenthalt
in
ihm
Gute zurückerstatten.
zur französischen Grenze hat
bis
Snaga
,
nach einem
brach
ich
man
mehr-
mit einer
grossen Karavane von Algerinern auf und mit Isch hat
man
die Grenze des
Gebietes, das
dem Namen nach
4fi8
zu
Marokko gehört,
man
hinter sich,
und bald darauf
ist
auf französischem Grund und Boden.
Ehe
ich
aber über Ain-Sfran, Sckellala
und
etc.
durch zahlreiche Duars nomadisirender Araber kom-
mend,
Geryvillc,
die südwestlichste
besetzte Stadt, erreichte,
von den Franzosen
vergingen
noch saure, mit
starken Anstrengungen verknüpfte Tage.
Mit Geryvillc aber hatten meine Leiden
ein
Ende.
Herr Burin, Commandant des Ortes, dann der dortige Militairarzt
,
nahmen mich mit der
freundlichkeit auf, liebevollste
bald darauf ältester
bekam
ich Briefe aus der Heimath,
und
als
mein
die Mittel zur
ich dann, kurze Zeit später,
Algier selbst anlangte, brachte nach einigen
Dampfer eben diesen Bruder, der
Bremen
Gast-
im Hospitale der Garnison verpflegt, und
Bruder Dr. Hermann schickte
Weiterreise,
offensten
wochenlang wurde ich dort aufs
nicht gescheut hatte,
in
Tagen der
die weite Reise
von
„den Wiedergefundenen"
an sein treues Herz zu drücken.
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In iiiiserm Verlast sind ferner erschienen: 1
'
,
Gerhard RohlfS,
Marokko,
durch
Uebersteigung
Oasen
von Tadlet,
durch
über Rhadamas nach Tripolis.
Mit einer Karte Tun Nord-
Preä
von
Dr.
A.
die
grosse
Zweite Auflage.
Fetcrmunn.
Thlr.
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Gerhard ROhlfS,
im Auftrage Sr. Majestät des Königs von
Preussen mit dem Englischen Expeditionscorps Mit
sinien.
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Hunde.
Abes-
Preis:
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Mujr&t.H Act Königs 1369
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Litho-
Thlr.
Gerhard
Photographie. Preis: Cabi not formst 20 form
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ausgeführten
Mit einer Photographie, zwei Kurten,
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des
I.
in
Von Tripolis nach Alexandriei
;m Auftrage
Innig der in den
Land und Volk
1SG5-
Gerhard RuhlfS,
Portrait
Potermann.
Thlr. 15 Sgr.
Gerhard RohlfS, i
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A.
in
Napier und einer
Portrait des General
Karte von Aücssinien von Dr.
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Wüste
Tuat und. Tidikelt und Reise
Airikii
I
Reise
grossen Atlas, Exploration der
des
Ruh
Iis.
S^r., Vi.sitenh:irtco-
10 F
J.
Kühtmann's Buchhandlung.
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