Mark Aurel: Kaiser, Denker, Kriegsherr 9783170211100, 9783170307292, 9783170307308, 9783170307315, 3170211102

Marcus Aurelius, einer der bekanntesten römischen Kaiser (161-180), wird häufig als "Philosophenkaiser" einges

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German Pages 274 [275] Year 2020

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Mark Aurel: Kaiser, Denker, Kriegsherr
 9783170211100, 9783170307292, 9783170307308, 9783170307315, 3170211102

Table of contents :
Deckblatt
Titelseite
Impressum
Inhalt
Vorwort
1 Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung
2 Marcus Aurelius als Kind
2.1 Die Familienverhältnisse
2.2 Die frühen Lebensjahre
3 Marcus Aurelius und die Doppeladoption des Jahres 138
3.1 Hadrian und die Zweigenerationennachfolge
3.2 Die schwierige Erbschaft des Antoninus Pius
4 Marcus Aurelius als Kaisersohn und Thronfolger
4.1 Die Heranziehung zum Teilhaber an der Herrschaft
4.2 Die Gründung einer Familie
5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus – die erste Gemeinschaftsregierung in der Kaiserzeit
5.1 Die freiwillige Herrschaftsteilung nach dem Tode von Antoninus Pius
5.2 Das Ende der langen Friedenszeit
5.3 Lucius Verus im Osten: Die kriegerischen Geschehnisse
5.4 Der bitter bezahlte Sieg und die große Seuche
6 Marcus Aurelius als Feldherr
6.1 Die ersten Kriegsereignisse an der Donau: Marcus Aurelius, Lucius Verus und die Markomannen als namengebender Gegner
6.2 Die Feinde auf Reichsgebiet: Ein Trauma und seine lange Bewältigung
6.3 Die Mobilisierung der Reserven und unglaubliche Wunder
6.4 Der brüchige Frieden
6.5 Die Nachfolgeregelung: Die selbstverständliche Rückbesinnung auf die dynastische Thronfolge
6.6 Die Offensive an der mittleren Donau: Das Heer in Feindesland, die Pläne zur Provinzengründung und der Tod an der Grenze
7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer
7.1 Die erfolgreichen Heerführer und Statthalter
7.2 Die Welt des M. Cornelius Fronto und Ti. Claudius Atticus Herodes
7.3 Der verkannte Rivale des Kaisers: Avidius Cassius
7.4 Die zivilen Staatsbeamten und die Angehörigen des Hofstaates
7.5 Der Aufstieg der ritterlichen Befehlshaber und Beamten sowie der ordo decurionum
7.6 Die römische Militärmacht in Bedrängnis
8 Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik
8.1 Die Rechtstätigkeit im Blick literarischer Quellen
8.2 Die Rechtstätigkeit im Ausdruck konkreter juristischer Zeugnisse
8.3 Weitere Aspekte der Innenpolitik
9 Marcus Aurelius als Familienvater
9.1 Gattin, Kinder, Schwiegersöhne und andere Familienangehörige
10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung
10.1 Die Münzen
10.2 Die Inschriften
10.3 Die Statuen und Porträts
10.4 Die Siegesdenkmäler in Rom und Ephesos
11 Marcus Aurelius als Philosoph
11.1 Philosophie und Krieg: Das Dilemma von Anspruch und Wirklichkeit
12 Marcus Aurelius und die Christen
12.1 Die Ereignisse des Jahres 177 in Lugdunum
13 Marcus Aurelius als historische Persönlichkeit in der Sicht der Nachwelt
13.1 Die Einschätzung in den literarischen Werken der Antike
13.2 Die nachantike Sicht auf einen großen Herrscher
Anhang
Karte
Zeittafel
Glossar
Quellen- und Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Antike Quellen und zugehörige Sekundärliteratur
Moderne Literatur
Index
Abbildungsnachweis

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Wolfgang Kuhoff

Mark Aurel Kaiser, Denker, Kriegsherr

Verlag W. Kohlhammer

In memoriam Marianne Kuhoff Géza Alfödly

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

1. Auflage 2019 Alle Rechte vorbehalten © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Umschlagabbildung: Büste Mark Aurels, Glyptothek München, Wiki Commons Bibi SaintPol. Print: ISBN 978-3-17-021110-0 E-Book-Formate: pdf: ISBN 978-3-17-030729-2 epub: ISBN 978-3-17-030730-8 mobi: ISBN 978-3-17-030731-5 Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

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Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2

Marcus Aurelius als Kind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Die Familienverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Die frühen Lebensjahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius und die Doppeladoption des Jahres 138 . . . . . . . . 3.1 Hadrian und die Zweigenerationennachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Die schwierige Erbschaft des Antoninus Pius . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius als Kaisersohn und Thronfolger . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Die Heranziehung zum Teilhaber an der Herrschaft . . . . . . . . . 4.2 Die Gründung einer Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus – die erste Gemeinschaftsregierung in der Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Die freiwillige Herrschaftsteilung nach dem Tode von Antoninus Pius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Das Ende der langen Friedenszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Lucius Verus im Osten: Die kriegerischen Geschehnisse . . . . . . 5.4 Der bitter bezahlte Sieg und die große Seuche . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius als Feldherr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.1 Die ersten Kriegsereignisse an der Donau: Marcus Aurelius, Lucius Verus und die Markomannen als namengebender Gegner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.2 Die Feinde auf Reichsgebiet: Ein Trauma und seine lange Bewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 6.3 Die Mobilisierung der Reserven und unglaubliche Wunder . . 92 6.4 Der brüchige Frieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 6.5 Die Nachfolgeregelung: Die selbstverständliche Rückbesinnung auf die dynastische Thronfolge . . . . . . . . . . . . . . 108

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Inhalt

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Die Offensive an der mittleren Donau: Das Heer in Feindesland, die Pläne zur Provinzengründung und der Tod an der Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Die erfolgreichen Heerführer und Statthalter . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Die Welt des M. Cornelius Fronto und Ti. Claudius Atticus Herodes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Der verkannte Rivale des Kaisers: Avidius Cassius . . . . . . . . . . . 7.4 Die zivilen Staatsbeamten und die Angehörigen des Hofstaates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Der Aufstieg der ritterlichen Befehlshaber und Beamten sowie der ordo decurionum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.6 Die römische Militärmacht in Bedrängnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik . . . . . 8.1 Die Rechtstätigkeit im Blick literarischer Quellen . . . . . . . . . . . 8.2 Die Rechtstätigkeit im Ausdruck konkreter juristischer Zeugnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Weitere Aspekte der Innenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius als Familienvater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1 Gattin, Kinder, Schwiegersöhne und andere Familienangehörige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung . . . . . . . . 10.1 Die Münzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2 Die Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3 Die Statuen und Porträts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.4 Die Siegesdenkmäler in Rom und Ephesos . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius als Philosoph . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1 Philosophie und Krieg: Das Dilemma von Anspruch und Wirklichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius und die Christen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.1 Die Ereignisse des Jahres 177 in Lugdunum . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Marcus Aurelius als historische Persönlichkeit in der Sicht der Nachwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1 Die Einschätzung in den literarischen Werken der Antike . . . 13.2 Die nachantike Sicht auf einen großen Herrscher . . . . . . . . . . .

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Inhalt

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antike Quellen und zugehörige Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . Moderne Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274

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Vorwort

Marcus Aurelius – dieser Name hat auch heute noch einen guten Klang. Wer sich in der römischen Kaisergeschichte auskennt, denkt sogleich an einen pflichterfüllten Herrscher, der sich trotz einer eigentlich der Philosophie gewidmeten Lebensbestimmung dem Zwang drängender Umstände folgend den Oberbefehl seines Heeres übernahm, um eine Reichskrise bis dahin nicht gekannten Ausmaßes zu überwinden, die konzentrierte Angriffe zahlreicher auswärtiger Feinde vor allem in Europa dem Imperium Romanum gebracht hatten. Davon leitet sich die noch heute gebräuchliche Bezeichnung »Markomannenkriege« ab. Trotz der Frage einer richtigen Terminologie kann diese Leistung als die wichtigste seiner Herrschaft angesehen werden, für die er sogar sein Leben einsetzte. In der Antike wurde der Kaiser fast uneingeschränkt als Musterbeispiel eines Herrschers angesehen, nur christliche Stimmen lasteten ihm eine angebliche Verfolgung von Glaubensgenossen im Jahre 177 im gallischen Lugdunum an. Die wichtigste Bestätigung seiner Lebensleistung bestand in der postumen Benutzung seines Thronnamens Marcus Aurelius Antoninus zur Benennung späterer Kaiser, auch wenn diese sich in den Fällen von Caracalla und Elagabalus als dessen unwürdig erwiesen. Immerhin dehnte der erstgenannte Herrscher das römische Bürgerrecht auf alle freien Reichsbewohner aus, was die Benennung von Millionen cives Romani als Marci Aurelii mit ihren individuellen Beinamen, den Cognomina, erbrachte. Anders als viele Persönlichkeiten der Weltgeschichte, auf die das Dictum Schillers zutrifft, ihr Bild in der Geschichte sei durch der Parteien Gunst verwirrt, kann Marcus Aurelius als positiv eingestuft angesehen werden. Dies unterstrich besonders sein zweihundert Jahre späterer Nachfolger Iulianus in seiner karikaturenhaften Zusammenschau über das Wirken der kaiserlichen Vorgänger. In späterer Zeit nahm Marcus Aurelius einen Ehrenplatz in der Reihe der antiken Herrscher ein, als sich die deutschen Kaiser bruchlos in deren Nachfolge einordneten, um ihre eigene Legitimation durch Bezugnahme auf die berühmten Vorgänger den Untertanen wirkungsvoll vor Augen zu führen. Der angebliche Gegensatz zwischen und die reale Verbindung von Philosoph und Herrscher wurde für ihn dabei als maßgeblich angesehen und hat ab und zu noch moderne Darstellungen bestimmt. Ob Marcus Aurelius auf diese Weise allerdings richtig gekennzeichnet werden kann, bedarf einer eingehenden Erörterung. Nicht zu bezweifeln ist jedoch die überragende Energie, mit der er während seiner gesamten Regierungszeit, zuerst mit seinem Adoptivbruder Lucius Verus, dann allein und schließlich nominell mit seinem Sohne Commodus zusammen die Staatsgeschäfte leitete. In den schwierigen Jahren der ersten großen Reichskrise bot er gewaltigen Problemen die Stirn, bis er am Ende den Status quo ante wiederherstellen konnte. 9

Vorwort

Der einzige schwerwiegende Vorwurf, der in Antike wie Moderne zur Sprache kam, besteht in der Frage, warum Marcus seinen einzigen überlebenden Sohn Commodus zum Nachfolger aufgebaut und dessen Charakterschwächen unberücksichtigt gelassen habe. Jüngere Untersuchungen betonen aber mit Recht seine konsequente Haltung, weil schon die drei unmittelbaren, söhnelosen Vorgänger meist ihre nächsten, wenn auch entfernten männlichen Verwandten als Nachfolger adoptiert hatten. Zudem wurde das von den Kaisern und ihren Propagandisten betonte Adoptionsprinzip in der mittleren Kaiserszeit als ideologische Überfrachtung einer einfachen biologischen Sachlage erkannt. Damit wurden die divi fratres Marcus Aurelius und Lucius Verus in die Realität zurückgeholt, ohne die erbrachten Leistungen als gering einzustufen. Was bleibt ist die traditionelle Einschätzung von Person und Wirken, die Aufgabe eines heutigen Historikers aber besteht in der Diskussion einer über Jahrhunderte hin gepflegten Charakterisierung eines Protagonisten der Weltgeschichte. Diese hohe Meinung begründete eine vor wenigen Jahren vorgenommene finanzielle Maßnahme, nämlich die vom italienischen Staat verantwortete Darstellung des Marcus Aurelius als Rückseitenbild der landeseigenen 50 Cent-Münze. Es zeigt in stilisierter Form den Kapitolsplatz in Rom in der Form, die Michelangelo Buonarotti im Jahre 1538 gemäß dem Auftrag von Papst Paul III. gestaltet hatte. In die Platzmitte hatte der Architekt als Blickpunkt das Reiterstandbild des Kaisers, das rund 1.300 Jahre lang vor der Basilika von San Giovanni in Laterano gestanden hatte, versetzt. Hier fand die Statue einen wahrhaft würdigen Platz. Damit wurde zudem der städtebaulichen Entwicklung des sich langsam vom Niedergang des Mittelalters erholenden Rom ein Impuls verliehen. Noch vor der Euro-Münze zierte das Reiterbild allerdings schon die von der Stadt Rom jedes Jahr zu ihrem nominellen Geburtstag am 21. April herausgegebenen Gedenkmedaillen. Der erste Dank des Autors gilt der früheren Lektorin im Kohlhammer Verlag, Frau Monika Weywar. Sie griff eine Idee von Johannes Burkhardt auf und schlug in ihrem Hause vor, die vorliegende Monographie für die Urban Taschenbücher zu verfassen. Die weitere Betreuung übernahmen danach Daniel Kuhn und Klaus-Peter Burkarth sowie zuletzt Peter Kritzinger in bester württembergischer Art. Da in jüngerer Zeit einige Bücher Marcus Aurelius behandelten, war es angeraten, im vorgegebenen Umfangsrahmen Schwerpunkte zu setzen: Sie betreffen weniger behandelte Sachverhalte wie die Erörterung der archäologischen Dokumente oder die Persönlichkeitseinschätzung in nachantiker Zeit. Deshalb gelten den verschiedenen Quellengattungen eigene Abschnitte, um ihre grundlegende Bedeutung zu unterstreichen. Da zudem die visuelle Ausgestaltung begrenzt ist, war auch hier eine Schwerpunktsetzung vonnöten. Ob dieses Ziel gelungen ist, müssen die Leser entscheiden. Um einem breiteren Publikum die Möglichkeit genauerer Information zu geben, wurde auf ein umfängliches Literaturverzeichnis Wert gelegt. Dies bedeutet jedoch nicht die penible Berücksichtigung aller hier angeführten Beiträge, und eine Vollständigkeit wird ohnehin nicht beansprucht. Vornehmlich herangezogen wurden die Untersuchungen aus dem späten 20. Jahrhundert bis zum heutigen Tage. Die heutzutage übergroße Zahl an Tagungsbänden, hinter der spezielle 10

Vorwort

Monographien merklich zurückstehen, erschwert allerdings den Überblick. Wert gelegt wurde außerdem auf eine umfängliche Zeittafel, um die Chronologie der behandelten Jahrzehnte auch außerhalb der Entscheidungsorte kaiserlicher Aktivitäten ausführlich vor Augen zu führen. Die im August 2018 erschienene stattliche Monographie von Alexander Demandt konnte leider nicht mehr berücksichtigt werden. Bis zur Vollendung des Buches leisteten mehrere Personen wichtige Hilfestellung, und zwar Johannes Burkhardt, Johannes Eingartner, Giangiacomo Martines, Gunther Gottlieb, Valentin Kockel, Marion Lausberg, Cornelia Weber-Lehmann und Gregor Weber: Ihnen ist daher ein besonderer Dank abzustatten. Die Illustration durch Stücke aus dem Münzkabinett Berlin ist Karsten Dahmen zu verdanken. Für die Bereitstellung der Literatur und die Fernleihenbelieferung gilt der Universitätsbibliothek Paderborn ausdrücklicher Dank. In einer umfänglichen neueren Untersuchung zu den Selbstbetrachtungen von Marcus Aurelius werden die ihm gewidmeten Monographien in drei Gruppen eingeteilt, und zwar diejenigen allein historischen Charakters, solche mit teilweiser Berücksichtigung auch der philosophischen Fragen und weitere mit schwerpunktmäßiger Interpretation der Selbstbetrachtungen für das politische Wirken. Das vorliegende Buch versteht sich dezidiert als eines, das der erstgenannten Gruppe zugehört und nur in einem für das Verständnis historischer Entwicklungen notwendig erscheinenden Maße die philosophischen Aspekte anspricht, weil diese eigenständiger Erörterungen bedürfen, von denen eine große Zahl vorliegt.1 Wegen des zur Verfügung stehenden Raumes können keine eingehenden Detailuntersuchungen kontroverser Aspekte vorgelegt werden, zumal die einschlägige Literatur weit über 1.000 Titel zählt: Aus diesem Grunde wurde der Nachdruck auf solche Beiträge gelegt, die aus jüngeren Jahrzehnten stammen. Natürlich ist damit keine Qualitätseinstufung verbunden. Eine umfängliche Genealogie der Adoptivkaiser konnte aus technischen Gründen nicht eingefügt werden. Zugeeignet ist das Buch dem Andenken an zwei wichtige Personen. Es sind meine der Vergangenheit stets aufgeschlossene Mutter Marianne sowie Géza Alföldy, der Lehrer und Freund aus lange zurückliegenden Bochumer und späteren Zeiten sowie Organisator gemeinsamer Reisen in Italien und Spanien auf den Spuren der antiken Kultur und besonders der römischen Epigraphik. Paderborn, 23. Dezember 2018

Wolfgang Kuhoff

1 Die Differenzierung der Untersuchungen über Marcus Aurelius unternimmt Van Ackeren: Philosophie 2–4. Man kann über diese Unterteilung trefflich streiten, doch darf sie gute Berechtigung beanspruchen, weshalb sie hier gleich am Anfang angesprochen ist.

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Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung

Als am 18. September des Jahres 96 n. Chr. der dritte und letzte Vertreter der flavischen Kaiserdynastie, T(itus) Flavius Domitianus, ermordet wurde, stand das Imperium Romanum wieder einmal ohne einen Nachfolger als Staatslenker oder, wie sich der erste Monarch, Augustus, bezeichnet hatte, als princeps da. Es war nämlich kein Sohn vorhanden, der ihm in dieser Aufgabe hätte folgen können und zwar umso mehr, als Domitian gewaltsam beseitigt und nachträglich der Tilgung seines Andenkens, der damnatio memoriae oder abolitio nominis, überantwortet worden war. Die Mitglieder des Mordkomplottes, darunter die Gattin Domitia Longina, hatten sich keine Gedanken darüber gemacht, einen Nachfolger zu suchen, weil sie mit einem Erfolg nicht rechnen konnten. Wie fragil die politische Lage war, zeigt die letztliche Wahl des bereits alten Senators M(arcus) Cocceius Nerva, den man angesichts seiner langen Karriere im Staatsdienst und ihrer Umstände mit Berechtigung als römischen »Wendehals« bezeichnen kann. Als die kaiserliche Garde der Prätorianer den Übergangskaiser unter Druck setzte und die Bestrafung der Mörder durchsetzen konnte, trat eine Interessengruppe auf den Plan, die Nerva Unterstützung versprach, wenn er eine ihnen genehme Nachfolgeregelung vornähme. So gelangte am 28. Januar 98 der einer hispanischen Familie entstammende Patrizier M. Ulpius Traianus zur Regierung, dessen gleichnamiger Vater durch seinen Aufstieg im Staatsdienst die Karriere des Sohnes vorbereitet hatte. Nach Ausschalten innenpolitischer Gegner ging der jüngere Traianus als Erobererkaiser in die Geschichte ein, obwohl sein letztes Unternehmen, der Feldzug zur Vernichtung des Partherreiches, des Rivalen der römischen Macht in Vorderasien, am Ende scheiterte.2 Traians unter dubiosen Umständen am 7./11. August 117 zum Kaisertum gelangter Großneffe, P(ublius) Aelius Hadrianus, war genötigt, den Feldzug abzubrechen und mit den Parthern einen Friedensvertrag auf dem Status quo ante abzuschließen. Widersetzliche Mitglieder des höchsten Führungszirkels Traians ließ er umbringen und schuf sich damit eine dauernde Gegnerschaft im an der Staats2 Einen Überblick über die Entwicklung des Kaisertums bieten Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 16–50, und Kuhoff: Princeps 27–66. Strobel: Traian, betont in seiner grundlegenden Untersuchung zu Traianus die Fragilität des Zusammenwirkens in der senatorischen Oberschicht, die Existenz verschiedener Netzwerke und das auf einer Überschätzung der römischen Ressourcen basierende Scheitern des Partherfeldzuges; kurz jetzt auch Kuhoff: Traianus 48–55. In PIR2 VIII.2 Nr. 879 wird eine Tante Traians und Großmutter Hadrians mit dem Namen Ulpia Plotina postuliert, was Hadrian zu Traians leiblichem Neffen zweiten Grades machte; ähnlich schon Birley: Marcus Aurelius 234.

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1 Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung

leitung nominell beteiligten Senat. Um sich der Konsolidierung des Reiches zu widmen und zugleich diesem Problem zu entziehen, erhob Hadrian das Bereisen des riesigen Herrschaftsgebietes zu seiner Maxime, was ihm als Reisekaiser historische Berühmtheit einbrachte. Seine Regierungszeit von knapp 21 Jahren endete ebenfalls mit einem Adoptionsvorgang, doch gleich mit einem zweifachen und doppelten zweiten. Als der erste mit dem Tode des nicht verwandten Lucius Ceionius Commodus als L. Aelius Caesar durch dessen Tod am 1. Januar 138 gescheitert war, beschritt der schon von Krankheit gezeichnete Hadrian am 25. Februar den durch Augustus vorgezeichneten Weg einer Doppeladoption zur Nachfolgesicherung auf zwei Generationen. Diese erfolgte durch die Berufung zweier Adoptivenkel in der Person des jungen Sohnes von Aelius Caesar, L. Ceionius Commodus, neu benannt als L. Aelius Aurelius Commodus, und des neun Jahre älteren M. Annius Verus mit dem Adoptionsnamen M. Aelius Aurelius Verus. Die zwei Enkel erhielten als Adoptivvater den verdienten Senator T. Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus, der mit dem Titel eines Caesar zum Nachfolger bestimmt wurde. Dieser aus einer südgallischen Familie stammende Patrizier, dessen gleichnamiger Vater und Großvater schon ordentliche Konsuln gewesen waren, war verheiratet mit Annia Galeria Faustina, die eine Tochter des Großvaters von Marcus Aurelius war: Antoninus war daher dessen Onkel. Dieser Sachverhalt weist auf eine wichtige Tatsache hin: Ungeachtet der offiziellen Darstellung, die Weitergabe der Herrschaft mittels Adoption sei die Auswahl des Besten für das Kaisertum, gilt es den obgleich manchmal weitläufigen Familienzusammenhang zwischen den Beteiligten zu unterstreichen, der diese offizielle Lesart in ein widersprüchliches Licht rückt.3 Dennoch blieb der dynastische Gedanke lebendig und ließ die Nachfolgersuche zuerst in der eigenen Verwandtschaft ablaufen. Daher war die Bestimmung seines eigenen Sohnes Commodus zum neuen Herrscher durch Marcus Aurelius ein natürliches Vorgehen. Die Bezeichnung der Epoche zwischen 96 und 180 n. Chr. als »Adoptivkaiserzeit« verunklärt die tatsächlichen Hintergründe der politischen Vorgänge um die Nachfolgeregelung. Nicht die angebliche »Auswahl des Besten« für die Bestimmung des Nachfolgers stand im Vordergrund, sondern allein das Fehlen eines leiblichen Sohnes. In diesem Sinne wurde die von Augustus angewandte Notlösung, einen weitläufigen Verwandten mittels einer rechtlich unbestrittenen Adoption als Nachfolger zu bestimmen, realisiert. Marcus Aurelius handelte deshalb im vollen Einklang mit den Traditionen des Prinzipates, als er seinen Sohn im Jahre 177 vom Senat zum zweiten Augustus erheben ließ, um eine reibungslose Sukzession zu gewährleisten. Seinem Sohn stellte er genügend erfahrene Ratgeber zur Seite, für die Verfehlungen des Commodus ist der Vater jedoch keinesfalls verantwortlich zu machen, denn derartige Fälle hatte schon die iulisch-

3 Birley, Hadrian 294–300, versteht die Doppeladoption von 138 als Hadrians Bemühen, die Herrschaft langfristig an Marcus Aurelius zu übertragen; kurz auch ders.: Marcus Aurelius 232 f. Bei Pflaum, Réglement successoral 95–122, bleiben Fragen nach den Einzelheiten der Adoptionsbegründung offen (dazu unten 25–28). Hadrians Außenpolitik beurteilt Hund: Außenpolitik 77–89 vornehmlich unter dem Blickwinkel der militärischen Aktionen.

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1 Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung

claudische Dynastie verzeichnet. Das Ende der Adoptivkaiserzeit und der anschließende Bürgerkrieg nach seiner Ermordung sind allein Commodus anzulasten. Weil auch er keinen direkten Nachfolgekandidaten vorweisen konnte, brach erneut ein gewaltsamer Streit um die Herrschaft aus.4 Der Sieger Septimius Severus hatte gleichfalls keine glückliche Hand, als er seine beiden Söhne für die Nachfolge ausbildete, denn Brudermord und großspurige Regierungsführung des übrig gebliebenen Sohnes mit antikem Spitznamen Caracalla bereiteten den Niedergang des severischen Kaiserhauses vor, das am Ende mit zwei Vertretern aus der weiblichen Linie geradezu kläglich unterging. Das Mittel der Adoption verlor trotz solcher Fehlentwicklungen dennoch nicht die Rolle als Notmaßnahme beim Fehlen männlicher Nachfolgekandidaten, es war aber der dynastischen Nachfolgeregelung untergeordnet. Erst Diokletian nutzte es wieder umfassend, als er im Frühjahr 293 die Regierungsform der Tetrarchie ins Leben rief, um eine die Belange aller Regionen berücksichtigende Politik zu verwirklichen. Die Regierung der divi fratres Marcus Aurelius und Lucius Verus hatte schon für die vorangegangene Dyarchie von Diokletian und Maximian das Vorbild abgegeben, aber in der Tetrarchie wurde sie insofern gesteigert, als ein doppeltes Zweierpaar von Augusti und Caesares die Regierung ausübte. Nach dem freiwilligen Rücktritt der Augusti entwickelte sich jedoch ein unentwirrbares Durcheinander, das erst Konstantin der Große machtvoll zur Alleinherrschaft nutzte. Mit diesem Herrscher setzte sich wieder das dynastische Prinzip durch, das die weitere Geschichte des römischen und dann oströmischen Kaisertums weitgehend bestimmte. Eine prägnante Ausnahme war die Adoption seines Neffen durch Iustinus I. am 1. April 527, durch die Iustinianus I. nächster Herrscher wurde.5 Da auch dessen Nachfolger Iustinus II. keinen Sohn hatte, folgte der Schwiegersohn Tiberius Constantinus nach, der seinerseits den Mauricius Constantinus als eigenen Schwiegersohn zum Kaiser erhob. Als mit Herakleios eine neue Dynastie an die Regierung kam, endete auch im Osten des einstigen römischen Reiches die lange Epoche der Spätantike, in der ab und zu noch die Adoption angewandt wurde.6 Aufs Ganze gesehen war diese Form der Regierungsweitergabe oft vorteilhafter für die Stabilität des Staates als die vielen gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Macht, welche zur Destabilisierung des Imperium Romanum beigetragen hatten. Dennoch war das Zeitalter der Adoptivkaiser, das als ein Höhepunkt der gesamten Prinzipatszeit gilt, eine Art »Notlösung«, welche durch die zeitgenössische und spätere literarische Vorstellung verklärt wurde. Einen beträchtlichen Anteil an dieser Verklärung hatten die literarischen Quellen, auf denen die sekundäre Überlieferung aufbaut, während die primäre aus den zeitgenössischen Münzen, Inschriften und archäologischen Dokumenten besteht.7 Schon der als überaus zuverlässig geltende griechischsprachige Histori-

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Zur Commodus-Nachfolge siehe eigens Champlin, Heirs of Commodus 288–306. Iustinus und Iustinianus: Demandt: Spätantike 230; Leppin: Justinian 29–91. Zu Maurikios siehe Whitby, Emperor Maurice; ders.: Successors of Justinian. Eine umfängliche Übersicht der Quellen, einschließlich der Selbstbetrachtungen des Marcus, bietet Grimal: Marc Aurèle 9–40; zuvor hatte bereits Stanton: Marcus Aurelius 1962–1972, 479–541, einen langen Überblick über Quellen und Forschungen vorgelegt.

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1 Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung

ker L. Cassius Dio Cocceianus nahm diese Überhöhung vor, doch ist der einschlägige Originalteil seiner Historia Romana nicht erhalten, und weit spätere Exzerpte vertreten ihn mehr schlecht als recht.8 Der früheste Exzerptor war Petrus Patricius, der von 539 bis 565 magister officiorum von Iustinianus I., also Leiter der Hofverwaltung, und ergiebig literarisch tätig war, was seine eigene Amtsausübung betraf, denn ihm verdanken wir Arbeiten über seine Gesandtschaften zu Ostgoten und Sas(s)aniden in Persien, über das Protokollwesen im Oströmischen Reich und eine Römische Geschichte, doch sind alle diese Werke gleichfalls nur fragmentarisch bezeugt, was seine Bezugnahme auf Cassius Dio stark verkompliziert.9 Dios wichtigste Exzerptoren sind Johannes Xiphilinos und Johannes Zonaras, beide Mönche in Konstantinopel, ersterer im späten 11. Jahrhundert, der zweite wenige Jahrzehnte darauf. Xiphilinos ist extensiv für die späteren Jahre des Marcus Aurelius zuständig und äußert sich mehrfach über Dios Vorlage.10 Zonaras dagegen benutzte in seinem eigenen Geschichtswerk Epitome Historiarum ausgiebig die Vorlage, doch inwieweit er deren originale Teile wörtlich wiedergab, bleibt wie bei Xiphilinos völlig offen: Immerhin spricht auch er verschiedentlich Dios Aussagen eigens an.11 Ein dritter Epitomator, Johannes Antiochenus, stellt ein diffiziles Problem dar, weil seine Welthronik nicht erhalten ist und sogar die Lebenszeit nicht präzise geklärt werden konnte, sei es die iustinianische oder erst die heraklianische Zeit.12 Älter als Dio, doch nur als Fachautor einschlägig, ist der Arzt Aelius Galenus aus Pergamon, der unbestrittene medizinische Vielschreiber der Römerzeit. Er verdient als kaiserlicher »Hofarzt« und Gewährsmann der sogenannten antoninischen Pest Aufmerksamkeit, die er in seinem Hauptwerk mit dem latinisierten Titel Metodus Medendi und sonstwo beschreibt.13 Ein weiterer zeitgenössischer,

8 Zur unendlichen Literatur über Dio zählen etwa folgende Beiträge: Millar: Cassius Dio; Kuhn-Chen: Geschichtskonzeptionen 131–247; Freiburger-Galland: Conception de l’histoire 109–121; Hidber: Cassius Dio 187–199; Birley: Cassius Dio 13–28 (mit Nachdruck auf der komplizierten Überlieferungssituation einschließlich der verschiedenen Exzerpte); Juntunen: Lost Books 459–486. Texausgaben (mit Übersetzung) liefern Cary: Cassius Dio; Veh: Cassus Dio. 9 Die Historien des Petrus Patricius behandelt Banchich: Lost History, hier 1–9. 10 Zu Xiphilinos siehe kurz Ziegler: Xiphilinos 2132–2134; die Bezugnahme auf Dios Werk spricht deutlich Birley: Sarmatians 39–44, an, wo auch die sonstigen Exzerpte sowie die Historia Augusta aufgeführt sind. 11 Zonaras erörtern etwa Boissevain: Zonaras’ Quelle 740–752; Ziegler: Zonaras 718–732; Moscovich: Zonaras 1755 f.; Fromentin: Zonaras abréviateur 23–39. 12 Textausgaben der Fragmente, in jeweils anderer Reihenfolge, bieten Roberto: Iohannis Antiocheni Fragmenta; Mariev: Iohannis Antiocheni Fragmenta. Deutungen versuchen Sotiroudis: Untersuchungen; Mariev: Neues 535–549; Treadgold: Early Byzantine Historians 311–328. 13 Die Pest und Galenus: PIR2 IV 4–6 Nr. 24; Littmann: Galen; Gilliam: Plague; DuncanJones: Impact; Bruun; Antonine Plague in Rome; ders.: Antonine Plague; Lo Cascio: L’impatto; Gourevitch: Limos kai loimos (siehe Anm. 105). Eine neuere Ausgabe des Methodus Medendi ist nicht vorhanden; eine Zusammenfassung bietet Schmidt – Stählin: Geschichte 912–924. Schlange-Schöningen: Gesellschaft 10–13, nennt etwa 170 Werke, aber Galen keinen Vielschreiber (26–30).

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1 Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung

nicht historiographischer Autor war Aulus Gellius, ein lange in Athen weilender Verfasser eines Sammelwerkes mit dem Titel Noctes Atticae, in dem er verschiedenste Themen in einer bunten Mischung fast enzyklopädischen Charakters zusammenstellte und dabei auch die Geisteswelt der antoninischen Zeit ansprach. Dabei bezog er sich auf berühmte Autoren früherer Jahrhunderte und stand auch mit Cornelius Fronto im Kontakt.14 Als nächster Zeitgenosse ist der umtriebige Rhetor, Philosoph und Satiriker Lucianus von Samosata bekannt, der in seinen vielen kleinen Schriften verschiedentlich politische Ereignisse seiner Zeit behandelte. Es geht um »Alexander oder der falsche Prophet«, »Panthea oder die Bilder« und vor allem um »Wie man Geschichte schreiben soll«, die allesamt auf den Partherkrieg des Lucius Verus eingehen und sonst unbekannte Details berichten.15 In seinem Werk Vitae Sophistarum widmete sich der sophistische Philosoph Philostratos von Lemnos, der seit der Zeit von Septimius Severus publizierte und anscheinend ein Günstling der Kaiserin Iulia Domna war, auch dem Leben des Herodes Atticus, des bekanntesten Lehrers von Marcus Aurelius in griechischer Rhetorik, doch stammt diese Schrift erst aus den späten dreißiger Jahren des 3. Jahrhunderts.16 Der auf Dio folgende, einem ganz anderen sozialen Umfeld zugehörige Historiker Herodianos begann sein vollständig erhaltenes Geschichtswerk mit der Regierung des Commodus und endete mit dem Sechskaiserjahr 238; daher geht er nur kurz auf Marcus Aurelius ein.17 Dio und abgeschwächt Herodian kulminieren in der prononcierten Aussage, nach Marcus’ Herrschaft sei der römische Staat von einem Zustand der erhabenen Größe in einen der jämmerlichen Tiefe hinabgeglitten: In der Realität war der erste Teil dieser Aussage allerdings stark übertrieben.18 Im turbulenten späten dritten Jahrhundert war ein Historiker griechischer Sprache tätig, der Athener P. Herennios Dexippos, doch ist seine Chronik, die bis zum Jahre 270 führte, verloren.19 Nach knappen Bemerkungen in den Lobreden der diokletianisch-tetrarchischen Epoche zur Mehrkaiserherrschaft, den Panegyrici, ging der Staatsbeamte Sex(tus) Aurelius Victor in dem im Jahre 360 veröf14 Gellius’ Werk edierte Hosius: Noctes Atticae. Die moderne Literatur repräsentieren nach PIR2 IV 25 f. Nr. 124 etwa Holford-Strevens: Worlds of Aulus Gellius; ders.: Aulus Gellius; Keulen: Gellius; Heusch: Macht der memoria; Cornell: Fragments 69–73. 15 Lucianus erörtern z. B. Anderson: Lucian; ders.: Studies; ders.: Lucian. Tradition 1422– 1447; ders.: Rhetoric 339–353. Dazu kommen Bartley: Implications 222–234; Fuentes Gonzalez: Lucien 131–160; Kasulke: Kein Konflikt 107–132; Nesselrath: Lukian 465– 474; Free: Geschichtsschreibung (ausgewogene Darstellung). 16 Die Sophistenviten des Philostratos gab Brodersen: Philostratos, heraus. Zu Autor und Werk siehe auch Anderson: Philostratus; Bowie-Elsner: Philostratus; Follet: Philostratos 563–574. 17 Herodians Bedeutung diskutieren etwa Alföldy: Tod Mark Aurels 14–24; Zimmermann: Kaiser und Ereignis; Sidebottom: Historical Methods 2775–2836 (zu Marcus Aurelius 2804–2807); Marasco: Erodiano 2837–2927 (2840–2857: Marcus als prototypischer Idealkaiser); Hidber: Herodian 201–210. Eine Textausgabe liefert Müller: Herodian. 18 Es geht um die Aussagen bei Dio LXXII 36, 4 (Xiphilinos; Suda), und Herodian I 1, 4–6 sowie allgemein im hiesigen Elogium auf Marcus Aurelius (I 2, 1–5). 19 Die als sehr zuverlässig bewertete Darstellung des Dexippos behandeln z. B. Millar: Herennius Dexippus 12–29; Petrikovits: Dexippos 349–351; Brandt: Dexipp 169–182; Martin: Dexipp.

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fentlichten Liber de Caesaribus wieder auf Marcus Aurelius ein, aber nur in kurzer und sprachlich wenig überzeugender, mit etlichen Fehlern versehener Fassung. Dies geschah in einer biographisch angelegten römischen Kaisergeschichte in Kurzform, die als Breviarium bezeichnet wird.20 Im Jahre 369 widmete der zweite Breviator, Eutropius, ebenfalls ein Aufsteiger zu hohen Ämtern im spätantiken Staat, sein Breviarium ab urbe condita dem Kaiser Valens: Er gliederte sein Werk für die Kaiserzeit deutlicher nach Regierungen und widmete dabei der Epoche von Marcus Aurelius eine kurze, zurückhaltend formulierte Passage. Er formulierte merklich genauer als Victor und diente zudem als Vorläufer der Historia Augusta.21 Das dritte Breviarium kann keinem Autor namentlich zugewiesen werden und heißt daher bloß Epitome de Caesaribus, ist aber nicht Aurelius Victor zuzuschreiben, wie es häufig geschah. Diese kurze Beschreibung der Kaisergeschichte ist wenig anspruchsvoll und vermittelt nur seltene interessante Informationen.22 Im ohnehin knappen Breviarium des Rufius Festus kommt ganz kurz nur der Partherkrieg vor.23 Wesentlich mehr Einzelheiten bietet die bekanntlich höchst dubiose Historia Augusta in ihren Viten von Marcus Aurelius, Lucius Verus, Commodus und Avidius Cassius. Diese stellte der unbekannte Autor der Zeit um 400 n. Chr. im Stil der Kaiserbiographien des C(aius) Suetonius Tranquillus zusammen, um sein Leserpublikum zu ergötzen, weniger zu informieren. Die enthaltenen Details, abgesehen von den erfundenen Reden und Briefen sowie der Cassius-Vita, gelten gemeinhin als ordentliche Quelle für die Adoptivkaiserzeit, die dennoch einer kritischen Beurteilung unterworfen werden müssen. Hauptquelle war wohl der Senator L. Marius Maximus Perpetuus Aurelianus, Dios Zeitgenosse und Verfasser von Kaiserviten wohl von Nerva bis Caracalla, der inschriftlich bezeugt ist. Sattsam bekannt ist die traditionsverhaftete und altgläubige Einstellung des Verfassers der Historia Augusta, die ihn in einem immer stärker christianisierten Umfeld heraushob. Diese Haltung teilte er mit einem zu Recht sehr geschätzten Autor der selben Zeit, mit Ammianus Marcellinus. Von dessen umfassender Römischer Geschichte ist jedoch zum allgemeinen Bedauern der gesamte lange Anfang von 98 bis etwa 340 nicht überliefert. Deshalb bietet dieser allseits gelobte Autor kaum eine Information zum Geschehen um Marcus Aurelius.24 20 Aurelius Victor, eine Art »Vater des Breviariums«, erörtern Den Boer: Minor Roman Historians 19–113; Bird: Sextus Aurelius Victor; Rohrbacher: Historians 42–48; Cardinali: Liber de Caesaribus. Textausgaben bieten Pichlmayer: Sexti Aurelii Victoris Liber de Caesaribus; Bird: Liber de Caesaribus; Groß-Albenhausen – Fuhrmann: S. (sic!) Aurelius Victor. 21 Eutropius behandeln Den Boer: Minor Roman Historians 114–172; Herzog: Handbuch 201–207; Günther: Eutropius 277–282. Textausgaben stammen von Santini: Eutropi Breviarium; Bird: Breviarium ab urbe condita; Müller: Eutropi Breviarium: Ratti: Empereurs romains. 22 Die Epitome erhielt eine grundlegende Erörterung durch Schlumberger: Epitome. Außer der Ausgabe bei Pichlmayr ist noch Festy: Pseudo-Aurélius Victor, zu nennen. 23 Zu Festus Eadie: Breviarium; Den Boer: Minor Roman Historians 173–223; Rohrbacher: Historians 57–63. Es geht beim Partherkrieg um Brev. XXI 1. 24 Die überreichen Beiträge zur Historia Augusta enthalten etwa Hohl: Glaubwürdigkeit; Syme: Ammianus; ders.: Emperor and Biography; ders.: Studies; ders.: Historia Augusta

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1 Einleitung: Das Jahrhundert der Adoptivkaiser und seine Überlieferung

Als nächster Historiker ist Zosimos zu nennen, der seine Historia Nova rund hundert Jahre später zur Zeit des oströmischen Kaisers Anastasius (491–518) in Griechisch schrieb. Allerdings ist die Frage, ob die heute vorliegende Version vollendet ist, ungeklärt. Die Bewertung dieses Autors konzentriert sich auf die Einschätzung seiner Quellenbenutzung, nämlich auf die Abhängigkeit von Dexippos und das damit verbundene Problem, in welchem Umfang er eigene Gedanken formulierte. Keinesfalls darf er aber beschuldigt werden, ein Plagiat vorgelegt zu haben. Für Marcus Aurelius und seine Zeit entfällt diese Frage ohnehin, denn die ganz knappe Nennung erschöpft sich in einer allgemeinen Würdigung von Leistungen, die für die Gesamtreihe der Adoptivkaiser beansprucht werden.25 Schließlich bietet das monumentale oströmische Lexikon des 10. Jahrhunderts, die sogenannte Suda, einen Artikel über Marcus Aurelius, für den eine Herkunft aus Dios Werk, und zwar aus Xiphilinos, beansprucht wird. Mit ihm endet die Reihe der literarischen Werke, in denen die Epoche von Marcus Aurelius eine Rolle spielt. Erst im fortgeschrittenen Mittelalter gewann sie mit der Wiederauffindung der ins Vergessen geratenen antiken Schriften wieder an Bedeutung: Diese äußert sich in der beträchtlichen Reihe jener historiographischen Werke, welche die abendländische Kaisergeschichte von der Antike bis in die jeweilige Zeit ihrer Autoren ausdehnte.26

Papers; Johne: Kaiserbiographie; Barnes: Sources; Scheithauer: Kaiserbild; Lippold: Historia Augusta; Thomsen: Studies; Birley: Dio 18–28 (Hinweise zum Vorgehen des Verfassers); Priwitzer: Faustina minor 7–14 (Dio, Herodian und die HA); Cornell: Fragments 74–80. Die grundlegenden Beiträge zur Verfasserschaft nur eines einzigen Autors der Zeit um 400 veröffentlichte Dessau: Zeit und Persönlichkeit 337–392; ders.: Überlieferung 393–416. Leider hat sich seine begründete Auffassung immer noch nicht gänzlich durchgesetzt, wie es Schwendemann: Historischer Wert, zeigt. Die Kommentierung der einzelnen Viten ist auf gutem, doch längst nicht zum Ende gekommenen Weg: Einen einschlägigen Beitrag bietet jetzt Adams: Marcus Aurelius (22–27: Quellen der HA); die regelmäßigen Expertentagungen erbringen immer wieder Neues. Textausgaben (mit Übersetzung) bieten Magie: Scriptores; Hohl: Scriptores; Ders. – Straub – Merten – Rösger: Historia Augusta; Chastagnol: Histoire Auguste. 25 Zosimos erfuhr eine Erörterung etwa bei Goffart: Zosimus 412–441; Paschoud: Zosimos 795–841; ders.: Eunape; Liebeschütz: Pagan Historiography 177–218; Kuhoff: Zosimos 1541–1555. Die einschlägige Textstelle ist HN I 7, 1 f. 26 Das Suda-Lexikon ist eine oft verkannte, wenn auch umstrittene Quelle. Die maßgebliche Textausgabe publizierte Adler: Suidae Lexicon. Allgemein Baldwin: Aspects 11–31; Vanotti: Lessico. Einen modernen Lexikon-Artikel bietet Wolters: Marc Aurel 262–267. Zu den nachantiken Kaisergeschichten siehe Anm. 391.

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Marcus Aurelius als Kind

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Die Familienverhältnisse

Der spätere römische Kaiser Marcus Aurelius Antoninus wurde am 26. April des Jahres 121 n. Chr. als Marcus Annius Catilius Severus in Rom geboren. Seine Eltern waren M. Annius Verus und Domitia Lucilla; die letzten beiden Nomina des Neugeborenen rührten vom mütterlichen Großvater her. Weil nicht nur die Historia Augusta als literarische Quelle, sondern auch das sogenannte Feriale Duranum, der inschriftliche Festkalender aus dem ostsyrischen Dura Europos, diese Nachricht überliefern, kann sie als gesichert gelten.27 Vom ersten Lebenstage an gehörte der Knabe zur sozialen und politischen Führungsschicht des Reiches, dem ordo senatorius, und in ihm zum inneren Zirkel, der Nobilität. Sein väterlicher Großvater M. Annius Verus war im selben Jahre zum zweimaligen ordentlichen Konsul aufgestiegen und hatte zugleich das Amt des Stadtpräfekten von Rom inne; als er dann 126 den dritten ordentlichen Konsulat übertragen bekam, erreichte er den damals seltenen Gipfelpunkt der senatorischen Ämterlaufbahn im Staatsdienst. Zudem war er schon im Jahre 73/74 von Kaiser Vespasian in den Patriziat aufgenommen worden; sein eigener, gleichnamiger Vater war zu unbekannter Zeit nach Rom gekommen, um hier sein Glück zu machen. Der Neugeborene wäre daher unter normalen Umständen in die Fußstapfen dieses Großvaters getreten und hätte die Stufenleiter des cursus honorum in rascher Ämterfolge erklommen, um ihm nachzueifern, wenn nicht Kaiser Hadrian eine schicksalhafte andere Entscheidung getroffen hätte.28

27 Zum Geburtstag im Feriale Duranum siehe Fink – Hoey – Snyder: Feriale Duranum II 6; eine Datenübersicht zu Marcus Aurelius bietet Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 131–134. Zur Jugendzeit des Marcus Farquharson: Marcus Aurelius 13–32, zu den Ausbildungsjahren 33–54; ähnlich Grimal: Marc Aurèle 41–58 und 59–93 (mit den antiken Quellen). 28 Die drei gleichnamigen väterlichen Vorfahren behandelt PIR2 I, 118 f. Nr. 694–696; Domitia Lucilla findet sich Ebd. III 60 f. Nr. 183; außerdem Raepsaet-Charlier, Prosopographie 291 f. Nr. 329; Wallinger: Frauen 36–40. Weitere Darstellungen bei Birley: Marcus Aurelius 28–32; Rosen: Marc Aurel 18–23; Fündling: Marc Aurel 14–17 und 22–24. Die jüngste Schilderung der Frühzeit des Kaisers legte Birley: Early Life 139–154, vor, wo auch die Verbindungen des Caesar in Briefform mit seinem Rhetoriklehrer Fronto vorkommen; Demandt: Junger Marc Aurel 71–89, beschreibt die frühen Jahre, doch ist die Avidius Cassius-Vita nur ein unsägliches Nebenprodukt (72); es folgt die Personenbeschreibung gemäß Buch I der Selbstbetrachtungen.

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2.1 Die Familienverhältnisse

Des Marcus Vater Annius Verus starb bereits in einem unbekannten Jahre vor 128 und konnte seinem Sohne nur den Reichtum hinterlassen, den seine Gattin in die Ehe eingebracht hatte und der hauptsächlich aus Großziegeleien in Roms Umgebung bestand. Für die weitere Ausbildung wurde der Halbwaise seinem väterlichen Großvater anvertraut, der sich nachhaltig um ihn kümmerte und seinen Lebensweg in neue Bahnen lenkte. Wie in den senatorischen Kreisen üblich, wurden Netzwerke geschaffen, in denen die Beteiligten ihre eigenen sozialen Rollen übernahmen und diese nach Kräften politisch nutzten. Für den Heranwachsenden kristallisierte sich seine Einreihung in den Kreis junger Anwärter auf die Spitzenpositionen heraus, die sein Großvater erreicht hatte und die dem Vater wegen des frühen Todes verwehrt geblieben waren. Er sollte daher eine Art Nachholbedarf in die Tat umsetzen, um das Prestige seiner Familie zu wahren.29 Die Familie der Annii stammte aus dem kleinen Orte Ucubi in der Provinz Baetica im Süden der hispanischen Halbinsel; es ist das moderne Espejo nahe von Cordoba, der römischen Provinzhauptstadt Corduba. Sie waren in spätrepublikanischer Zeit von Italien aus des Handels wegen dorthin verzogen und kehrten mit dem Urgroßvater in den Reichsmittelpunkt Rom zurück. Hier trat dieser in den Senatorenstand ein, gelangte aber nur bis zur Prätur in unbekanntem Jahre unter Nero, nach der er verstarb und damit dasselbe Schicksal erfuhr wie sein Enkel, des Marcus Aurelius Vater. Warum allerdings sein Sohn, der dreimalige Konsul, angesichts oder trotz des Todes des Vaters inter patricios erhoben wurde, ist ungeklärt. Etliche weitere Personen sind in den Familienkreis einzureihen, der in den letzten Jahren der Regierung Hadrians entscheidende Bedeutung gewann. An erster Stelle steht die Gattin des dreifachen Konsuls: Rupilia Faustina war eine Tochter der älteren Matidia, Nichte von Kaiser Traian, aus deren dritter Ehe mit Libo Rupilius Frugi, Konsul des Jahres 88. Aus zweiter Ehe hatte Matidia eine Tochter Vibia Sabina, die Gattin Kaiser Hadrians, weshalb Faustina deren Halbschwester war; daher kann man Hadrian als »Halbschwager« des dreifachen Konsuls bezeichnen. Der nächste Familienangehörige war M. Annius Libo, älterer Bruder des Vaters von Marcus Aurelius und ordentlicher Konsul von 128. Beider Schwester war Annia Galeria Faustina (die Ältere), die Gattin des T. Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus, der am 10. Juli 138 nach Hadrians Tod dessen Nachfolger mit dem Kurznamen Antoninus Pius wurde. Außerdem hatte Marcus die Schwester Annia Cornificia Faustina, die den Konsul von 146, Caius Ummidius Quadratus Annianus, heiratete; beider Sohn M. Ummidius Quadratus Annianus wurde ordentlicher Konsul des Jahres 167. Die Annii der Generation des Vaters hatten also eine Stellung erworben, die nahe des Kaiserthrones angesiedelt war. Das Stichjahr für den endgültigen Aufstieg war aber 138, als Marcus 17 Jahre zählte.30 29 Die vielfältigen sozialen Beziehungen im Senatorenstand beschreibt Alföldy: Sozialgeschichte 152–155. Diverse Aspekte behandelt Eck in seinen Einzelbeiträgen. 30 Die Familienbeziehungen erörtern Pflaum: Sodales 79 f. (Ummidii); Birley: Marcus Aurelius 28–52. Zur Verwandschaft des Traianus siehe jetzt PIR2 VIII.2, 443–463 Nr. 864 (mit Stammbaum 450) und 465–468 Nr. 877 (Ulpia Marciana, Traians Schwester).

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2 Marcus Aurelius als Kind

2.2

Die frühen Lebensjahre

In den Jugendjahren bis 138 empfing Marcus Aurelius eine Erziehung, die für männliche Abkömmlinge der führenden Senatorenfamilien üblich war. Dabei war von Beginn an die Schwerpunktsetzung auf Philosophie und Rhetorik unverkennbar, was später bedeutende Folgen zeitigte. Dies erweisen die Lehrer, die er für diese beiden miteinander eng verquickten Fächer erhielt, nämlich an erster Stelle Marcus Cornelius Fronto, der um das Jahr 95 geboren und 142 consul suffectus wurde: Er galt in der Zeit Hadrians als wichtigster Redner der lateinischen Sprache in Rom. Seine überlieferten Briefe richten sich nicht nur an Marcus, sondern auch an dessen Adoptivbruder Lucius Verus und deren Adoptivvater Antoninus Pius sowie etliche andere Personen. Allerdings bilden diese Briefe keineswegs die Gesamtheit der Korrespondenz Frontos. Zudem ist zu betonen, wie sehr Fronto nach Hadrians Tod seine Briefpartner aus der Kaiserfamilie in einem günstigen Licht erscheinen ließ, um auf diese Weise seine eigene Person herauszustellen. Marcus Aurelius bezeichnet ihn im Briefcorpus als den magister suus und im Konsulatsjahr 142 als consul suus, während der Rhetor ihn als dominus meus tituliert. Nicht alle Briefe sind in Lateinisch geschrieben, diejenigen an des Marcus Mutter Domitia Lucilla wurden in Griechisch formuliert. Größtenteils beschäftigen sie sich mit privaten Themen, solche mit Bezug auf öffentliche Angelegenheiten sind die Minderheit; zudem sind etliche Briefe nur Fragmente. Zur Korrespondenz Frontos mit Marcus Aurelius als Caesar zählen insgesamt 136 Briefe, zu derjenigen mit ihm als Augustus 23, wozu noch fragmentarische Lehrschriften kommen: Die Gesamtzahl beläuft sich auf 164. Zur vorletzten Gruppe mit Lucius Verus gehören 14 und zur letzten mit Antoninus Pius nur zehn. Weiterhin gibt es 42 Briefe an Freunde, und acht unvollständige Schreiben können keinem Adressaten zugeordnet werden.31 Zu Beginn seiner eigenen »Selbstbetrachtungen« zählt Marcus Aurelius alle seine Lehrer auf, nachdem er seine vier wichtigsten Familienangehörigen angesprochen hat: Von Großvater, Vater, Mutter und Urgroßvater würdigt er dabei ihre Beteiligung an seiner Erziehung. Von seiner Mutter sagt er, sie sei eine tadellose Frau gewesen, die keine schlechte Eigenschaft gehabt habe. Deren Vater L. Catilius Severus wird für die Wahl der Hauslehrer an der Stelle eines Besuches öffentlicher Schulen gelobt, dem väterlichen Großvater dankt er Gelassenheit und Edelmut, und der ihm kaum in Erinnerung gebliebene leibliche Vater wird für Bescheidenheit und Mannesmut gelobt. In diesem Elogium kommen danach außer dem recht spät genannten Fronto für die lateinische Rhetorik noch weitere zehn Lehrer vor, von denen nach einem anonymen Erzieher der Grieche Diogne31 Eine Ausgabe der Briefe besorgte Van Den Hout: Epistulae, der auch den zugehörigen Kommentar herausgab; Ders.: Commentary; außerdem Fleury: Fronton. Das Standardwerk zu Frontos Wirken schrieb Champlin: Fronto; dazu kommen ders.: Chronology 136–159; Gärtner: Kronprinz 25–49; Grimal: Marc-Aurèle 151–159; Cova: Cornelio Frontone 873–918 (Forschungsüberblick); Rosen: Marc Aurel und Fronto 121–135; Kasulke: Kein Konflikt; Levick: Faustina 5, 11, 13 f., 20 f., 23 f., 25 f., 36, 45, 60 f., 67, 72, 104, 107–110, 112 f., 150, 157. Siehe auch unten 125–129.

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2.2 Die frühen Lebensjahre

tus für die Philosophie an nächster Stelle steht. Es folgen der als Iunius Rusticus bekannte Senator, dann Apollonius von Kalchedon und Sextus, denen sich Alexander von Kotiaion für die griechische Grammatik, nach Fronto ein weiterer Alexander und dann Catulus, Severus und Maximus anschließen. Die in der Historia Augusta genannten drei Freigelassenen als Lehrer des Grundwissens, die drei für die lateinische Grammatik zuständigen und zwei der für die griechische Rhetorik verantwortlichen Männer erwähnt er dagegen nicht. Nach und nach verabschiedete sich Marcus von den körperlichen Betätigungen in Sport und Spiel und verlegte sich auf die geistigen Anforderungen der Philosophie.32 Für die griechische Redekunst konnte laut Historia Augusta der berühmte Sophist L. Vibullius Hipparchus Ti. Claudius Atticus Herodes, als Herodes Atticus bekannt, gewonnen werden: Er war einer der reichsten Senatoren seiner Zeit, besaß Besitzungen an der Via Appia und trat als Mäzen im italischen wie griechischen Bereich in Erscheinung.33 Bedeutsam für die Folgezeit waren in sozialer und politischer Hinsicht die Anfänge des Annius Verus innerhalb der senatorischen Ämterlaufbahn. Die Verleihung des equus publicus, des sogenannten Staatspferdes, im Jahre 127 war nur ein formaler Akt, der ihn offiziell in die Reihen des Ritterstandes, des ordo equester, einreihte. Dies war eine Vorstufe zum Eintritt in den Senatorenstand, die für den Nachfahren einer bedeutenden Senatorenfamilie selbstverständlich war. Erst die Bekleidung der Quästur verschaffte ihm später den Eintritt in den Senat. Die zwei führenden Stände im römischen Reich, also der Ritter- und der Senatorenstand, teilten die Ausübung der Staatsämter traditionsgemäß unter sich auf, wobei sich die equites ursprünglich auf die Finanzverwaltung konzentrierten, die senatores auf die Ausübung der Statthalterschaften in den Provinzen. Im Laufe der Kaiserzeit wurden die Ritter immer wichtiger und bildeten eine zweite Säule der Reichsverwaltung, die auch Statthalterschaften beinhaltete und in den höchsten ihnen zugänglichen Ämtern gipfelte, der Präfektur von Ägypten und der Prätorianerpräfektur, dem Kommando über die kaiserliche Leibwache von 9.000 Mann in neun Kohorten. Wichtiges Charakteristikum des Staatswesens war die Möglichkeit eines ständischen Aufrückens, denn verdiente Ritter konnten mittels kaiserlicher Verleihung in den Senatorenstand aufsteigen und in ihm höhere Ämter bis zu den angesehensten bekleiden. Diese häufig vorkommende Möglichkeit wurde in der Regierungszeit des Marcus Aurelius zu einem normalen Vorgang.34 32 Grundsätzliche Angaben zur Schul- und Studienzeit machen Birley: Marcus Aurelius 35–38; Rosen: Marc Aurel 20–25; Schipp: Adoptivkaiser 59 f. Warum die Historia Augusta mehr Namen von Lehrern nennt als Marcus selbst, erörtert keiner dieser Autoren, und ob er wirklich für eine Zeitlang die Tracht kynischer Philosophen annahm, kann bezweifelt werden. 33 Herodes Atticus nennt HA, Marc. 2, 2–5 und 7, hier 4 (Adams: Marcus Aurelius 60– 63). Er fand gute Beachtung in der Forschung, auch der archäologischen. Allgemeine Beiträge bieten Halfmann: Senatoren 155–160; Ameling: Herodes Atticus; Grimal: Marc Aurèle 152–161; Tobin: Herodes Attikos; Galli: Lebenswelt; Jansen: Herodes Atticus; Bowie: Herodes Atticus. Siehe weiterhin unten 129 f. 34 Die Bedeutung der beiden oberen Stände für das Funktionieren des Staatswesens beschreibt Alföldy: Sozialgeschichte 158–162 und 164–168. Die Prätorianergarde, deren Stärke unterschiedlich eingeschätzt wird, behandelten zuletzt Jallet-Huant: Garde pré-

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2 Marcus Aurelius als Kind

Ins Folgejahr 128 reihte sich eine weitere Maßnahme ein, die sich auf die ererbte Zugehörigkeit des Annius Verus zum Patriziat bezog: Es war die Aufnahme in das Patriziern vorbehaltene Priestergremium der Salii Palatini, einer aus jungen Senatoren bestehenden Kultgemeinschaft von zwölf Mitgliedern. Diese war für traditionelle Riten zuständig, die mit der römischen Ursiedlung auf dem Palatinhügel und dem Kult des Gottes Mars verknüpft waren. Die Riten äußerten sich öffentlich durch zwei feierliche Umzüge am Beginn und Ende der jährlichen Feldzugszeit am 19. März und 19. Oktober, bei denen Tänze in altertümlicher Waffentracht aufgeführt wurden. Die etwas weniger angesehene, weil angeblich später gegründete zweite dieser Gemeinschaften, die Salii Collini, hatte ihren eigenen Anteil an diesen Riten: Sie verkörperten den Kult des Gottes Quirinus und symbolisierten daher den zweiten Siedlungsursprung Roms, den sabinischen auf dem Quirinalshügel. Aufgenommen werden konnten prinzipiell nur solche jungen Männer, deren Vater und Mutter noch lebten, es sei denn, der Kaiser selbst habe als oberster Staatspriester (pontifex maximus) eine Designation ausgesprochen; immerhin war des Marcus Onkel Annius Libo damals cos. ordinarius. Nicht alle Einzelheiten sind ausreichend bekannt, auch wenn die Historia Augusta Einiges berichtet, denn sie verschweigt die Frage, in welchem zeitlichen Zusammenhang die Aufnahme zum Tode des Vaters stand. Sie nennt nur die leitenden Funktionen, die der Knabe innerhalb seines Kollegiums versah und betont sein makelloses Auftreten, denn sein junges Alter war ungewöhnlich. Dazu kommt die Mitteilung, beim Ablegen der bei den Riten getragenen Kränze, das mittels eines Wurfes in Richtung des Pulvinars, einer Basis für die Büste des Mars, erfolgte, habe Marcus exakt den Kopf des Gottes getroffen, doch darf sie getrost als Legende eingestuft werden. Die letzte Voraussetzung für den Eintritt ins Erwachsenenalter erfüllte Marcus aber erst 136 durch die Vollendung des 14. Lebensjahres. Dann durfte ein männliches Mitglied der Führungsschicht die toga virilis anlegen, das weiße Gewand eines römischen Vollbürgers, der mit diesem symbolischen Akt in alle Rechte und Pflichten eines civis Romanus eintrat. Stichtag war der 17. März dieses Jahres.35

torienne (divulgative Publikation), hier 16 f. (seit Traian ca. 5.000 Mann); Bingham: Praetorian Guard 41 f., 54–56 (Effektivstärke 1.000 Mann pro Kohorte), 152 Anm. 216 f. (knappes Eingehen auf die Präfekten, doch fehlt eine nähere Darstellung der Kriegsbeteiligung der cohortes praetoriae). 35 Birley: Marcus Aurelius 33–37; Rosen: Marc Aurel 18–27; Fündling: Marc Aurel 22–24; Schipp: Adoptivkaiser 57–59, schildern die Jugendzeit des späteren Kaisers, doch keiner fragt danach, welchem der zwei Kollegien der salii Marcus angehörte. Da es sich um eine direkte Maßnahme Hadrians handelte, können es nur die Salii Palatini gewesen sein. Birley 36 f. meint, die Aufnahme sei nach dem Tode des Vaters erfolgt, als der Großvater Marcus adoptiert hatte; dasselbe gibt Fündling 24 an. Den angeblichen Marskopfwurf erklären weder Birley 37, Rosen 25 noch Fündling 24. Die Berufung ins Salierkollegium erörtert Motschmann: Religionspolitik 45–49. Er nimmt nur einen jährlichen Festumzug im März an; die Zugehörigkeit zu welchem Teilkollegium wird nicht erörtert, der Marskopfwurf aber als nachträgliches Omen für die spätere Herrschaft eingestuft.

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Marcus Aurelius und die Doppeladoption des Jahres 138

3.1

Hadrian und die Zweigenerationennachfolge

Im Verlauf des Jahres 135 erkannte Kaiser Hadrian eine ihn schwächende Krankheit und wurde durch seine Berater gedrängt, eine Nachfolgeregelung vorzunehmen und die unguten Erfahrungen, die seine eigene Adoption durch Traian gebracht hatten, zu vermeiden. Für das Folgejahr bestimmte er zu einem der beiden ordentlichen Konsuln den 35-jährigen L. Ceionius Commodus, dessen gleichnamiger Vater dreißig Jahre zuvor dasselbe Amt ausgeübt hatte. Um die Jahresmitte adoptierte er den jüngeren Commodus unter dem Namen L. Aelius Caesar und übertrug ihm zum üblichen 10. Dezember die tribunicia potestas, die grundlegende zivile Machtbefugnis eines römischen Kaisers, dessen Herrscherrechte sich traditionell aus mehreren Ämtern und Amtsbefugnissen zusammensetzten. Damit war der Adoptivsohn zum designierten Nachfolger erklärt, obgleich es nicht ohne Unstimmigkeiten abging.36 Der angeheiratete Großneffe des Kaisers, Cn. Pedanius Fuscus Salinator, Enkel des dreimaligen Konsuls L. Iulius Ursus Servianus und der Hadriansschwester Domitia Paulina, reklamierte diese Stellung jedoch für sich und wurde dabei vom über achtzigjährigen Servianus unterstützt. Hadrian ließ sich jedoch nicht auf Diskussionen ein und verurteilte die beiden renitenten Verwandten zum Tode. Dies rief merkliche Kritik im senatorischen Umfeld hervor, weil er überall eine Verschwörung gegen sich witterte. So war es bereits im Jahre 118 gewesen, als er kurz nach seiner Herrschaftsübernahme vier verdiente Senatoren hatte umbringen lassen, weil sie sich angeblich seiner Person widersetzten.37 Die Hypothese, Commodus sei Hadrians unehelicher Sohn gewesen, entpuppt sich sogleich als falsch, weil der Kaiser homosexuell war und seine Gattin Vibia Sabina nur in einer Scheinehe geheiratet hatte. Passend starb die Gattin wohl im Spätjahr 137 und wurde divinisiert: Ein Relief im römischen Konservatorenpalast, 36 Aelius Caesar ist eine unglückliche Person in der Geschichte: Pflaum: Réglement successoral 95–122, hier 95–104; Kuhoff: Felicior Augusto 87–89; Birley: Hadrian 289–294; Priwitzer: Faustina minor 15–63 (Erörterung der Adoptionsmöglichkeiten mit Rekurs auf frühere Fälle, Hinweis auf den Reichtum durch Ziegeleien und die Quelleninterpretation); Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 126 f. 37 Fakten und Hypothesen ventiliert die HA, Hadr. 23, 1–8 und 10–16 (mit fehlerhafter Angabe zum ersten Konsulat des Adoptierten); dazu Adams: Marcus Aurelius 110–113. Servianus und Pedanius: PIR2 IV 297 f. Nr. 631 und VI 69 f. Nr. 198. Zur angeblichen Verschwörung der vier Konsulare von 118 siehe Birley: Hadrian 86–89.

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3 Marcus Aurelius und die Doppeladoption des Jahres 138

das vom sogenannten Arco di Portogallo auf der Via Lata stammt, und diverse Münztypen symbolisieren diese Ehrung. Allerdings liefen Gerüchte um, sie sei vielleicht von ihrem Gatten in den Tod getrieben worden.38 Laut einer kuriosen früheren Aussage erwies sich Aelius Caesar als »denkbar ungeeignet« für die Nachfolge, weil er schon vor seinem Adoptivvater verstarb. Ungeachtet der Eignungsfrage bekleidete er im Jahre 137 seinen zweiten ordentlichen Konsulat und wurde als Inhaber des ihm von Hadrian übertragenen imperium proconsulare, der Herrscherbefugnis außerhalb Roms vor allem in den Grenzregionen mit ihren Truppen, in die beiden pannonischen Provinzen entsandt. Dort sollte er Erfahrungen sammeln, die sich Hadrian selbst während seiner umfangreichen Reisen in fast alle Reichsgegenden angeeignet hatte. Für den präsumtiven Nachfolger, den Caesar, wurden zum Aufenthalt an der mittleren Donau Denare mit der Rückseitenszene Pannonia ausgegeben. In Arrabona stiftete er selbst eine Statue für den Adoptivvater, deren Inschrift erhalten ist, und vollzog damit eine ungewöhnliche Handlung innerhalb der kaiserlichen Familie, welche nach und nach als domus divina, als »vergöttlichtes Haus«, bezeichnet wurde. Jedoch erlag Aelius Caesar in der Nacht zum 1. Januar 138 einem sogenannten Blutsturz, noch bevor er eine für den Jahresanfang im Senat angesetzte Rede halten konnte. Hadrian ließ dieses Negativereignis ohne irgendwelche öffentliche Veranstaltungen vorübergehen und keine Vergöttlichung, die consecratio, durch den Senat vornehmen, weil derartige Maßnahmen die Feiern zum Jahresbeginn gestört hätten. Stattdessen zog er sich zu den dringenden Beratungen in seine Villa in Tibur, dem späteren Tivoli, zurück, schon selbst vom Tode gezeichnet. Immerhin ist zu betonen, wie viele Statuen mit Ehrenschriften auf ihren Basen für Aelius Caesar in den kaum eineinhalb Jahren gestiftet wurden, in denen er als vorgesehener Nachfolger tätig war.39 Der zweite Adoptionsversuch erwies sich im Nachhinein als richtig: Am 25. Februar 138 erwählte Hadrian seinen angeheirateten Verwandten T. Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus zum neuen Caesar mit entsprechenden Amtsbefugnissen. Es handelte sich um den angeheirateten »Halbneffen« des Kaisers, den Gatten seiner »Halbnichte« Annia Galeria Faustina. Dessen Familie stammte aus Nemausus, dem modernen Nîmes, in der Provinz Gallia Narbonensis, doch war er am 9. September 86 im mittelitalischen Lanuvium geboren worden, dem heutigen Lanuvio. Nach den üblichen senatorischen Eingangsämtern hatte er als 38 Das Gerücht von Sabinas unfreiwilligem Tode bieten Epitome de Caes. 14, 8 und HA, Hadr. 23, 9. Zur Person: PIR2 VIII 315–320 Nr. 600; Carandini: Vibia Sabina; Birley: Hadrian 16, 42, 64, 107, 139, 294; Adembri: Vibia Sabina; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 125 f. Das Vergöttlichungsrelief: Oppermann: Kaiserreliefs 141–145; Hannestad: Roman Art 206–208; Koeppel: Historische Reliefs 4, 1986, 38–43; Torelli: LTUR I 77– 79; Van Der Leest: Hadrian 319–330; Kirchleitner: Frauen 56–82. Ob sich das zweite Relief auch auf Sabina bezieht, ist nicht gesichert, aber denkbar; Torelli bevorzugt eine Bezugnahme auf Antoninus Pius und die Wiederverwendung in einem von Kaiser Aurelianus errichteten Bogen. 39 Die Ehrungen für Aelius Caesar spricht Kuhoff: Felicior Augusti 88 f., an. Die wesentliche Quelle ist HA, Hadr., 23, 14–16. Die Aussage zu seiner Nachfolgefähigkeit bietet Bengtson: Römische Geschichte, 1. Aufl., 347. Einen Blutsturz als Todesursache nennt Dio (= Xiphilinos) LXIX 20, 1.

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3.1 Hadrian und die Zweigenerationennachfolge

einer von vier consulares für die Rechtsprechung in Italien gewirkt und im Jahre 135 das einjährig ausgeübte Amt des proconsul Asiae als Statthalter der Provinz Asia versehen: Damit hatte er die zweithöchste Ämtergruppe im senatorischen cursus honorum erreicht. Merklich älter als Aelius Caesar, nämlich 51 Jahre, und von robuster Gesundheit versprach er besser als jener die Herrschaft übernehmen zu können. Der mit dem neuen Namen T. Aelius Aurelius Antoninus Caesar versehene Nachfolger wurde schließlich mit fast 23 Herrschaftsjahren einer der längstregierenden Augusti in der Kaiserzeit.40 Die zweite Adoption war erneut eine Nachfolgerbestimmung innerhalb der eigenen Familie, hier der cognatischen Verwandtschaft. Deshalb verwundert der erste Versuch Hadrians umso mehr, der sich nicht hieran orientierte. Erklärlich ist daher das Gerücht, L. Ceionius Commodus sei Hadrians unehelicher Sohn gewesen, denn der römischen Öffentlichkeit in Gestalt der Senatoren blieben diese Umstände nicht verborgen. Jedenfalls erhielt auch der zweite Nachfolgekandidat die Befugnisse übertragen, die einen offiziell als princeps bezeichneten Kaiser charakterisierten, also die tribunicia potestas und das imperium proconsulare; dazu kam das praenomen imperatoris, der seit Iulius Caesar gebräuchliche Titel imperator, ursprünglich »siegreicher Feldherr«, als Beginn des offiziellen Namens. Jedoch konnte Antoninus keine weiteren Erfahrungen in den Provinzen mit Truppengarnisonen sammeln, denn Hadrian siechte langsam dahin und, glaubt man der literarischen Überlieferung, mit dem Gedanken an einen Selbstmord spielend. Am 10. Juli 138 starb er schließlich nicht in seiner Villa in Tibur, sondern im Badeort Baiae am Golf von Neapel, wohin ihn seine letzte Reise geführt hatte. Wann er seine sicher bezeugte Autobiographie niederschrieb, ist nicht bekannt, ihre Vollendung scheint aber nur kurze Zeit vor dem Tode erfolgt zu sein.41 Für die Folgezeit entscheidend wurde auch die zweite Maßnahme, die Hadrian am selben 25. Februar in Gang setzte. Deutlich an das allerdings gescheiterte Vorbild des Augustus vom Jahre 4 n. Chr. anknüpfend ließ er den neuen Caesar im selben Rechtsverfahren eine eigene Adoption vollziehen, welche die Nachfolge für die übernächste Generation sichern sollte: Antoninus nahm deshalb an Sohnes Statt gleich zwei unterschiedlich junge Personen an, einerseits den siebenjährigen Sohn des L. Aelius Caesar namens Ceionius Commodus, andererseits den siebzehnjährigen Annius Verus, seinen eigenen Neffen, was wiederum eine Adoption innerhalb der Familie bedeutete. Natürlich hatte dieser Vorgang nichts mit der Auswahl der Besten zu tun, denn deren Qualität war erst noch zu erweisen. Wie diese Doppeladoption eingeschätzt wurde, deutet das sogenannte Adoptionsrelief im Rahmen des Gedenkmonumentes für Lucius Verus in Ephesos an, welches die Interpretation durch die dortigen städtischen Behörden aus40 Antoninus Pius behandeln etwa Hüttl: Antoninus Pius; Janssen: T. Antoninus Pius; Temporini: Antoninus 137–144; Rémy: Antonin le Pieux; Michels: Antoninus Pius 496–501; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 128–130. 41 Todesumstände und Vollendung der Autobiographie erörtern Birley: Hadrian 297–300; Rosen: Marc Aurel 28–31; Fündling: Marc Aurel 30–33; Schipp: Adoptivkaiser 44 f. Die außergewöhnliche Landvilla bei Tibur besprechen etwa Aurigemma: Villa Adriana; Salza: Villa Adriana; Schareika: Tivoli; Felsch: Villa Hadriana. Des Antoninus fehlende Erfahrung in der Verwaltung der Militärprovinzen hebt u. a. Schipp 60 hervor.

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3 Marcus Aurelius und die Doppeladoption des Jahres 138

drückt. Obwohl es den Adoptionsvorgang mit den beteiligten Personen richtig vorführt, bleiben Interpretationszweifel bestehen. Sie konzentrieren sich auf die Frage, ob hier eine Bevorzugung erkennbar sei. Hatte Hadrian den jüngeren Commodus als Zielrichtung im Auge, oder orientierte er sich am realen Lebensalter und bestimmte Annius Verus zum ersten Nachfolgekandidaten in zweiter Generation? Ungeachtet dessen lassen sich Präferenzen für die natürliche, das Alter berücksichtigende Interpretation anführen, weshalb der spätere Marcus Aurelius als Haupterbe zu gelten hat. Zieht man die verwickelten Verwandtschaftsverhältnisse heran, die sicherlich eine Rolle spielten, so war Ceionius Commodus der Adoptivenkel Hadrians, Marcus Aurelius trotz seines höheren Lebensalters aber nicht nur adoptierter Enkel, sondern auch »Halbgroßneffe«, eine wahrlich komplizierte Konstellation.42

Abb. 1: Adoptionsrelief vom Lucius-Verus-Monument aus Ephesos, heute in Wien.

42 Das Adoptionsrelief vom Monument in Ephesos hat die Diskussion befördert und diente oft für die Überprüfung der literarischen Angaben: Birley: Marcus Aurelius 46–50; ders.: Hadrian 294–296; Rosen: Marc Aurel 28–31; Fündling: Marc Aurel 28–33; Strobel: Kaiser Traian 46–48. Nur Schipp: Adoptivkaiser 57–61, sieht in L. Verus den bevorzugten Adoptivenkel Hadrians, was Priwitzer: Faustina minor 72–93, und ders.: Dynastisches Potential 240–244, ablehnt (Verwechslung des Cognomens Verus bei Marcus und Lucius). Die archäologischen Autoren bevorzugen Verus statt Marcus wegen ihrer Stellung in der Vierergruppe). Jedenfalls kann es keinen Zweifel daran geben, das Monument nach 169 zu datieren; dazu unten 189–193.

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3.2 Die schwierige Erbschaft des Antoninus Pius

3.2

Die schwierige Erbschaft des Antoninus Pius

Nicht überliefert ist die Reaktion des Antoninus hinsichtlich seiner Verpflichtung zur Adoption zweier neuer Söhne. Seine beiden eigenen, Aurelius Fulvus Antoninus und Galerius Aurelius Antoninus, waren anscheinend wenig zuvor in jungen Jahren verstorben. Da es sich möglicherweise um Zwillinge handelte, wäre die Adoption zugleich als ein Versuch zu sehen, die Verstorbenen als Paar durch ein neues Paar zu ersetzen. Immerhin willigte der vorgesehene Nachfolger Hadrians erst nach einer längeren Bedenkzeit in die Adoption ein. Davor gab es zweifellos Verhandlungen zwischen Hadrian und Antoninus um dessen Stellung und den Sinn der zweiten Adoption. In diesen kann sich der künftige Caesar ausbedungen haben, nach seiner Herrschaftsübernahme die eigene Nachfolge nach persönlichem Gutdünken zu gestalten. Deshalb hatte sich Antoninus nach Hadrians Tod mit einem Problem weniger zu beschäftigen. Einen neuen, den Staat deutlicher betreffenden Konflikt riefen aber die Ehrungen für den Verstorbenen hervor, die beinahe einen öffentlichen Skandal bewirkten.43 Als die Nachricht von Hadrians Tode in Rom eingetroffen war, wo sich der Caesar Aelius Aurelius Antoninus aufhielt, trat der Senat zu einer Sitzung zusammen, um die postumen Ehrungen zu erörtern. Die literarischen Quellen vermelden, unter den Senatoren habe es einen Widerwillen gegeben, den Verstorbenen zu vergöttlichen, weil er zu Beginn und am Ende seiner Regierung Standesangehörige habe hinrichten lassen, die ihm im Wege standen; außerdem wurden seine letztwilligen Verfügungen angezweifelt. Antoninus dürfte diese Schwierigkeit vorausgesehen haben, denn Hadrians Leichnam wurde nicht sofort in die Hauptstadt überführt, sondern zuerst provisorisch in Puteoli beigesetzt: zudem stand in Rom das fast fertige Mausoleum Hadriani, die spätere Engelsburg, noch nicht zur Verfügung. Nur mit großer Mühe und unter Einsatz rhetorischer Mittel vermochte Antoninus die Senatoren zu überreden, Hadrian zum divus zu erklären, ihn damit unter die Staatsgötter zu versetzen sowie seine Verfügungen, die acta, vielleicht nur zähneknirschend, zu billigen: Ansonsten hätte der Caesar nämlich nicht die Nachfolge als Augustus antreten können. Erst danach wurde die öffentliche Beisetzung im Hadriansmausoleum vollzogen, was inschriftlich partiell dokumentiert ist. Wegen der durch sein Eintreten für das Andenken des Adoptivvaters erwiesenen pietas, der Pflicherfüllung des Sohnes, verlieh der Senat dem neuen Kaiser den Ehrennamen pius, den dieser nach einer Anstandsfrist im Herbst 138 tatsächlich annahm: Seit diesem Zeitpunkt ging er mit dem Kurznamen Antoninus Pius in die Geschichte ein und wurde in üblicher Art vielfach skulptural dargestellt.44 43 Die rund einmonatige Bedenkzeit des Antoninus betont Birley: Hadrian 294 f.; sie wird in HA, Ant.4–6, nicht aber in den Exzerpten Dios angesprochen. 44 Dio (= Xiphilinos) LXIX 23, 2, spricht davon, das stadtrömische Volk habe Hadrian die Senatorenmorde nicht verziehen, während in LXX 1, 1 2, 1 die Vorgänge in der Senatssitzung zur Sprache kommen, in der die angeblichen Worte des Antoninus zur Verabschiedung des hadrianischen Testamentes genannt sind: Die hier angeführte Begründung für die Zuerkennung des Titels pius wirkt wie eine Kritik am Verhalten Hadrians

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3 Marcus Aurelius und die Doppeladoption des Jahres 138

Nachdem diese Schwierigkeiten überwunden waren, wandte sich Antoninus einer Bautätigkeit zu, die gleichfalls seinem Vorgänger galt. Wie nämlich Hadrian seinem Adoptivvater Traian zusammen mit dessen Gattin Plotina als divi einen immer noch nicht identifizierten Tempel hatte errichten lassen, so ließ Antoninus jetzt seinerseits ein Heiligtum für den vergöttlichten Hadrian auf dem Marsfeld nördlich des Stadtkerns erbauen, um das Andenken des Adoptivvaters zu ehren. Dieses templum divi Hadriani ist partiell noch heute erhalten, denn elf korinthische Säulen seiner nördlichen Längsseite nobilitieren den Sitz der modernen römischen Börse an der entsprechend benannten Piazza di Pietra. Daher darf man Antoninus die Anerkennung aussprechen, sich hervorragend, aber auch im eigenen Interesse, um das Gedenken an den Vorgänger verdient gemacht zu haben. Heutzutage künden daher noch vier große Bauwerke in und um Rom vom Reisekaiser Hadrian, nämlich Mausoleum und Tempel, das Pantheon sowie die weitläufige Villa Hadriana in Tivoli. Auf die Reisen spielen einige erhaltene Reliefs mit Provinzpersonifikationen an, die eine umlaufende Basis an den Innenwänden des Tempels bildeten und heute im Konservatorenpalast stehen. Zur Pflege des Kultes des divus Hadrianus wurde das Priesterkollegium der sodales Hadrianales geschaffen.45 Ausgenommen die Reisen folgte Antoninus in reichspolitisch wichtiger Hinsicht dem hadrianischenVorbild. Er betrieb nämlich eine grundsätzliche Friedenspolitik nach außen hin, welche die Maxime des Vorgängers, die Ruhe an den Reichsgrenzen zu wahren, konsequent fortsetzte. In dieser Hinsicht verkörpern die Provinzdarstellungen im Hadrianstempel passend die Haltung des Antoninus. Auf den Leistungen Hadrians aufbauend, trieb er deren Ergebnis insofern noch voran, als er allein von Rom aus die Fäden der Außenpolitik in den Händen hielt, weil kein äußerer Gegner auf den Plan trat. Zwei Erweiterungen des Reichsgebietes in Britannien und Germanien sowie kleinere Militäraktionen fielen dabei nicht ins Gewicht. Offensichtlich unterwarfen sich alle potentiellen Gegner unausgesprochen dem Willen Roms und des princeps, sogar die Parther an der östlichen Reichsgrenze, allerdings eher gegen ihre eigenen Intentionen. Das römische Reich im Idealzustand des auf Stärke beruhenden Friedens war deshalb Gegenstand einer bedeutsamen Lobrede auf die res publica Romana, die der griechische Rhetor Aelius Aristeides im Jahre 155 in Rom hielt. Sie ging als

bei der Ermordung der vier Konsulare. In HA, Ant. 2, 3–7, wird der Ehrentitel sogar mit fünf Begründungsmöglichkeiten versehen, von denen die vierte zutreffend ist. Die Beisetzung ist in 5, 1 angesprochen, doch nur Dio (= Xiphilinos) LXIX 23, 1, gibt verklausuliert das Hadriansmausoleum an. Die Inschrift des Antoninus für seine Adoptiveltern ist CIL VI 984 = 31220a1 = ILS 322 = AE 2003, 267: Imp. Caesari (Filiation) … Traiano Hadriano Augusto (Titulatur) … et divae Sabinae imp. Caesar T. Aelius Hadrianus Antoninus Aug. Pius (Titulatur) … parentibus suis. Anscheinend fand die Vergöttlichung Hadrians erst im Spätjahr 138 statt, denn im Gegensatz zur Gattin ist Hadrian nicht als divus bezeichnet; leider ist das Zeugnis nicht im Original erhalten. 45 Die Bautätigkeit Hadrians und des Antoninus für ihn schildert Kuhoff: Felicior Augusti 86 f. und 91. Zum templum divi Hadriani siehe Cozza: Tempio; Sapelli: Provinciae fideles; Pais: Podio; LTUR III 7 f. Zu den sodales Hadrianales Pflaum: Sodales Antoniniani.

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3.2 Die schwierige Erbschaft des Antoninus Pius

Musterbeispiel eines Panegyricus in die Literaturgeschichte ein, der nicht auf einen Kaiser persönlich gehalten wurde.46 Unter solchen Umständen kamen etliche Gesandtschaften in die Reichshauptstadt, um die guten Beziehungen speziell seitens auswärtiger Klientelherrscher zu untermauern. So sprach der Ibererkönig Pharasmanes III. aus dem Nordwestkaukasus vielleicht im Jahre 145 mit seiner Familie persönlich vor Antoninus Pius mit dem Ziel vor, Herrschaft und Nachfolge bestätigen zu lassen. Eine römische Gesandtschaft ins weit entfernte China, die wohl wirtschaftliche Zwecke verfolgte, wird wegen unsicherer Angaben in der chinesischen Überlieferung erst in die Regierungszeit des Marcus Aurelius, nämlich ins Jahr 166, gehören.47

46 Nach der Ansicht von Hund: Außenpolitik 91–199, handelte Antoninus Pius nach der »Maxime wehrhafter Außenpolitik«: Er übertreibt aber die Bedeutung der militärischen Aktionen in einigen Randregionen des Reiches merklich und bewertet die nur zweifache imperatorische Akklamation des Kaisers zu wenig; die Betonung seiner Durchsetzungsfähigkeit nach außen hin stimmt allerdings. Zur Rom-Rede des Aelius Aristides und der Entwicklung des Autors: Bleicken: Preis des Aelius Aristides; Klein: Romrede (Textausgabe und Einführung); Schmitt: Außenpolitik 23–26; Kasulke: Kein Konflikt 144–162; Harris-Holmes: Aelius Aristides; Desideri Fontanella: Elio Aristide; Horst: Marc Aurel 158–163 (Verständnis des Kaisertums). 47 Zum Erscheinen des Pharasmanes in Rom kurz Kuhoff: Großmachtdarstellung 240. Die Gesandtschaft nach China von 166 soll »Antoninus, König von Rom«, entsandt haben, also Marcus Aurelius. Dazu jüngst Hill: Jade Gate 25–27 und 271–325, speziell 307–310 (Kommentar). Es geht um die Sektionen 11 und 12 des chinesischen Hou Hanshu (»Chronik der westlichen Regionen«) und zwar um »Das Königreich von Da Qin« und »Die Produkte von Da Qin«. In Sekt. 12 heißt es: »Im neunten Yanxi-Jahr, während der Regierung des Kaisers Huan, sandte der Herrscher von Da Qin (= Römisches Reich) Botschafter von jenseits der Grenzen durch Vietnam, um Elephantenzähne, Rhinozeroshörner und Schildkrötenpanzer zu überreichen. Dies war die erste direkte Kommunikation zwischen beiden Ländern. Die gebrachten Geschenke waren jedoch weder wertvoll noch selten, was zur Einschätzung führte, die Beschreibung von Da Quin sei übertrieben.« Hill versteht die Gesandtschaft als eine offizielle, die vielleicht schon unter Antoninus Pius aufbrach, doch waren es wohl eher simple Kaufleute.

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4

Marcus Aurelius als Kaisersohn und Thronfolger

4.1

Die Heranziehung zum Teilhaber an der Herrschaft

Schon vom Beginn der Herrschaft des Antoninus Pius an wurde allen Römern vorgeführt, wie der neue Kaiser den Vollzug der Adoption verstand. Er bevorzugte deutlich den älteren der beiden Adoptivsöhne, also seinen Neffen Annius Verus: Diesem soll der Verstorbene wegen der Geradlinigkeit seines Charakters den Spitznamen Verissimus gegeben haben. Antoninus setzte den Altersvorsprung rasch in politische Entscheidungen um. Seine jüngere Tochter Galeria Faustina, gemeinhin als jüngere Faustina bekannt, übergab er als Verlobte an den neuen M. Aelius Aurelius Verus anstatt der angeblich von Hadrian festgelegten Ceionia Fabia, des Aelius Caesar Tochter, die stattdessen den cos. ord. von 159, Plautius Quintillus, heiratete; dessen jüngerer Bruder Plautius Aquilinus folgte im Jahre 162 im selben Amte. Faustina soll zuvor in Hadrians Sinne angeblich mit dem ihr gleichaltrigen jüngeren Adoptivsohn L. Aelius Aurelius Commodus verlobt gewesen sein. Dieser wurde dagegen erst im Jahre 161 nach dem Tode von Antoninus mit der zweitältesten Tochter des Marcus, Annia Aurelia Galeria Lucilla, verlobt und dann verheiratet, was ihn als Adoptivbruder zugleich zum Schwiegersohn machte. Derartige Verschränkungen in der kaiserlichen Familie waren nicht ungewöhnlich, und noch die Tetrarchie Diokletians griff solche Konstellationen auf.48 Antoninus sorgte sich hervorragend um die öffentliche Präsentation seines Neffen. Dazu gehörte die Bekleidung der einem Kaisersohn geziemenden Ämter und Amtsbefugnisse im Zuge der Herrschaftsnachfolge. Weil auf diesen nicht die normalen Altersvorschriften zur Ämterbekleidung zutrafen, wurde Marcus bei der Erhebung zum Nachfolgekandidaten mit dem Namen M. Aurelius Caesar zum Quästor für das Jahr 139 designiert und so mit dem Eingangsamt in den Senat betraut. Als quaestor Augusti war er zudem der ranghöchste der jedes Jahr ins Amt kommenden 26 jungen Männer, die in Rom und den Provinzen besonders in der Finanzverwaltung des Reiches arbeiteten. Des Kaisers Reden in den Senatssitzungen vorzulesen, wenn der Augustus nicht anwesend war, galt als vor48 Der Spitzname Verissimus: Dio (= Xiphilinos) LXIX 21, 2; dazu Birley: Marcus Aurelius 38; Fündling: Marc Aurel 27. Die Nomenklatur beider Adoptivsöhne erörtert Priwitzer: Faustina minor 72–83 (mit Kritik an der unzuverlässigen HA, nämlich wem und wann das Cognomen Verus wirklich galt).

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4.2 Die Gründung einer Familie

nehmste Ausübung dieser Quästur. Außerdem wurde Marcus mit dem jetzt zur Gewohnheit werdenden Titel Caesar für den Nachfolger versehen und erhielt für den 15. Juli 139 zusätzlich die Ehrenfunktion eines sevir equitum Romanorum übertragen, um bei der jährlichen Parade der römischen Ritter zu Pferd eine der sechs Abteilungen von je tausend Rittern anzuführen. Auch diese war eine Aufgabe für junge Senatoren, die ihre Prädestination zu höheren Ämtern ausdrücken sollte. Im Falle des Kaisersohnes war es ein weiterer Ausdruck seiner Bevorzugung gegenüber dem Adoptivbruder L. Aurelius Commodus, der bis zu seinem ersten Konsulat von 154 direkt nach der Quästur des Vorjahres im Hintergrund blieb. Marcus wurde zugleich in die vier höchsten Priesterkollegien aufgenommen. Kein anderer römischer Kaiser wurde so gründlich und langfristig auf seine späteren Aufgaben und Pflichten vorbereitet wie Marcus Aurelius. Rund 23 Jahre lang konnte er fast alle die Erfahrungen sammeln, die für die Regierung eines Weltreiches notwendig waren. Eine gewichtige Ausnahme betraf allerdings die Kriegsführung. Außerdem lief seine persönliche Ausbildung durch die genannten Lehrer weiter. Die hauptsächliche Rolle kam dabei M. Cornelius Fronto zu, was dessen Briefe zur Genüge zeigen, doch wurde auch der Adoptivbruder Commodus von ihm unterrichtet. Dieser erhielt entsprechend seinem Lebensalter im Jahre 144 die toga virilis und wurde für 153 zum Quästor bestimmt. Im Vergleich wurde Marcus mit 18 Lebensjahren in dieses Amt berufen, Commodus dagegen mit 23: Auch hierin drückte sich die Bevorzugung des älteren Adoptivsohnes durch Antoninus aus, doch hatte dieser wegen des zehnjährigen Altersunterschiedes keine andere Wahl. Weitere Beförderungen von M. Aurelius Caesar erfolgten einige Jahre später im Zusammenhang seiner Hochzeit mit der rund zehn Jahre jüngeren Kaisertochter.49

4.2

Die Gründung einer Familie

Nach der Verlobung mit Annia Galeria Faustina im Jahre 138 hatte M. Aurelius Caesar noch einige Jahre zu warten, bis die tatsächliche Heirat stattfinden konnte, denn im Verlobungsjahr zählte die vorgesehene Gattin erst etwa acht Jahre, was selbst für römische Verhältnisse zu jung war. Erst im Frühjahr 145 wurde Faustina als alt genug erachtet, um Marcus zu heiraten. Dieser aber hatte schon fünf Jahre zuvor ohne Zwischenamt seinen ersten ordentlichen Konsulat im Jahre 140 bekleidet. Außerdem war er damals gleichzeitig in alle vier oberen Pries49 Die Thronfolgerausbildung zum Kaiser beschreiben Farquharson: Marcus Aurelius 55– 88; Birley: Marcus Aurelius 53–105; Grimal: Marc Auréle 97–125; Rosen: Marc Aurel 32–55; Fündling: Marc Aurel 34–71; Levick: Faustina 54–56, 61–64. Die Stellung der Kaiser im Staate, den Bezug zur Oberschicht und die Bedeutung des Kaiserhofes erörtert zusammenfassend Winterling: Römisches Kaisertum 413–432 (Betonung einer zwiespältigen Rolle der principes in der res publica).

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4 Marcus Aurelius als Kaisersohn und Thronfolger

terkollegien des römischen Staatskultes aufgenommen worden, also die pontifices, die augures, die VIIviri epulonum und die XVviri sacris faciundis: Sie waren für die allgemeine Kultausübung und die Einzelkulte für Iuppiter, Mars und Quirinus zuständig, führten die Vorzeichendeutung durch, veranstalteten die rituellen Göttermahlzeiten und übten die in den Sibyllinischen Büchern vorgesehenen Opferhandlungen aus. Vielleicht fühlte sich damals noch jemand an das ähnliche Vorbild des C. Caesar erinnert, des älteren der beiden vorletzten Adoptivsöhne des Augustus, der im Jahre 1 n. Chr. mit ebenfalls 20 Lebensjahren denselben ordentlichen Konsulat innegehabt hatte. Ihm brachte der rasche Aufstieg kein Glück, denn er starb schon im Jahre 4 n. Chr. an einer Kriegsverletzung. Marcus jedoch hielt sich in Rom auf und brauchte keinen Krieg zu führen, weshalb er nicht in die Gefahr kam, Risiken eingehen zu müssen. Nicht ahnen konnte er natürlich, welche Gefahren ihm später in den eigenen Feldzügen an der Donaugrenze gegen die vielen gegnerischen Volksstämme drohen würden. Zum gemeinsamen ordentlichen Konsulat von Antoninus Pius zum dritten und Aurelius Caesar zum ersten Mal wurde ein prächtiger Aureustyp geprägt, der auf der Vorderseite das linke Profilbild des Kaisers und auf der Rückseite das rechte Profil des Adoptivsohnes zeigt. Für ein solches Ereignis waren Aurei eine übliche Prägung, denn sie wurden meist an die stadtrömischen Bürger als Festausgabe verteilt.50 Nach der realisierten Heirat mit Faustina erwarteten die Römer von Marcus und seiner Gattin die Sicherung der Thronfolge. Unverkennbar intensiv widmeten sich die Eheleute dieser Aufgabe, denn sie erfreuten das römische Reich mit einer langen Reihe von Nachkommen, deren Zahl selbst heute noch nicht eindeutig beziffert werden kann. Zum historischen Vergleich kann man ein anderes Herrscherpaar der Weltgeschichte heranziehen, nämlich Maria Theresia von Österreich, deren Geburt sich am 13. Mai 2017 zum 300. Male jährte, und ihren Gatten Franz Stephan von Lothringen, den offiziellen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation von 1745 bis 1765. Beide Ehepaare konnten schließlich 16 bzw. 13 Nachkommen vorweisen, die allesamt günstig verheiratet wurden. Im Falle des frühneuzeitlichen Kaiserpaares gelang dies gut, bei den Kindern von Marcus und Faustina konnten selbstverständlich keine regierenden Herrscherhäuser Europas herangezogen werden. Stattdessen waren es führende Angehörige der senatorischen Oberschicht, entweder von altem Geblüt oder erst jüngst in die Führungsriege aufgestiegen. Durch diese Heiraten wurden politische Netzwerke gestärkt oder überhaupt erst geschaffen.51 Die junge Faustina war die zweite Tochter des Antoninus und seiner Frau Annia Galeria Faustina, der leiblichen Tante des Marcus, nämlich Schwester seines 50 Motschmann: Religionspolitik 49–53, betont die Aufnahme in die IV amplissima collegia als Besonderheit. Der Aureustyp mit Augustus und Caesar, auch in Silber geprägt, ist BMC 146–171, 636–640; RIC 415–421, 1206–1229; Börner: Marc Aurel 19. Bronzemedaillonstücke nennen Gnecchi: Medaglioni II 23 f. Nr. 1–4 und III 29 Nr. 6 f., (Aversköpfe meist nach rechts); Dressel – Regling: Medaillone 60 f. Nr. 29. 51 Überblicksdarstellungen zum frühneuzeitlichen Herrscherpaar: Telesko: Maria Theresia; Zedinger: Franz Stephan; Iby – Mutschlechner: Maria Theresia; Stollberg-Rilinger: Maria Theresia.

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4.2 Die Gründung einer Familie

Vaters und Tochter des dreifachen Konsuls M. Annius Verus, was man am Gentiliznamen Annia ersehen kann. Modern werden die beiden gleichnamigen Frauen als Faustina I. und Faustina II. bezeichnet. Die Mutter hatte Antoninus um das Jahr 120 geheiratet und sie wurde nach dem Regierungsantritt ihres Gatten mit dem Titel Augusta versehen, also erste Dame im Staate. Allerdings konnte sie sich dieser Stellung nicht lange erfreuen, denn nach dem Tode ihrer beiden jungen Söhne zu unbekannter Zeit verstarb auch sie gegen Ende Oktober 140. Wie es einer Augusta gebührte, wurde sie angemessen geehrt, worin sich wiederum die pietas des Antoninus äußerte. Ihr wurde ein sogenanntes funus censorium zuerkannt, das traditionell einem republikanischen Censor gewährte Begräbnis. Danach wurde sie nach Hadrian und Aelius Caesar sowie ihren beiden Söhnen als nächste Person im Hadriansmausoleum beigesetzt. Selbstverständlich war auch ihre Aufnahme in den Staatsgötterhimmel als diva Faustina. Ihr Gatte ließ daraufhin am Forum Romanum, also nicht auf dem Marsfeld, für sie einen Tempel erbauen, welcher kleiner als derjenige für den divus Hadrianus ausfiel und später auch ihm selbst geweiht wurde. Als offizielles templum divi Antonini et divae Faustinae ist er erhalten geblieben, weil er in nachantiker Zeit in die Kirche S. Lorenzo in Miranda umgewandelt wurde. Viele Münz- und Medaillontypen wurden Faustina gewidmet, darunter eine Serie von Aurei, deren Reverse besonders weibliche Gottheiten darstellen und auch den Tempel abbilden. Diese breite Fülle von Darstellungen demonstriert, welchen Stellenwert Antoninus der Präsentation seiner Gattin beimaß. Der verstorbenen Kaiserin wurden wie der lebenden seitens vieler Stifter Statuen errichtet, die durch ihre Inschriftenbasen vertreten sind, sowie weniger aufwendige Büsten: Sie sind wegen ihrer Haarnestfrisur unverkennbar und können in diversen Museen betrachtet werden. Eine Statuengruppe beider Ehegatten zum Ausdruck ihrer concordia wurde im Venus-undRoma-Tempel aufgestellt. Im ersten Buch der »Selbstbetrachtungen« von Marcus Aurelius kommt die ältere Faustina allerdings im Gegensatz zu Antoninus nicht vor, was angesichts ihrer knapp drei Jahre als Augusta nicht verwundert, doch wegen ihrer Verwandtschaft als seine Tante erstaunt. Sie erreichte jedenfalls nur ein Lebensalter von nicht einmal 40 Jahren. Nach dem Tode des Adoptivvaters ließ Marcus Aurelius für Antoninus und Faustina maior eine nicht mehr erhaltene, weil im 18. Jahrhundert fahrlässig zerstörte Ehrensäule auf dem Marsfeld errichten. Eines von drei großen Reliefs stellt die beiden Vergöttlichten in symbolischer Himmelfahrt dar, noch im Tode in ehelicher concordia vereint. Diese Haltung bezeugt auch die anschließende Beziehung des Antoninus zur namentlich bekannten Konkubine Lysistrate: Damit wollte er eine zweite Ehe vermeiden, welche die Familienordnung aus dem Gleichgewicht gebracht hätte.52 52 Den beiden Faustinae widmet sich die Monographie von Levick: Faustina, hier 123–126 zu den Ehrungen der diva Faustina; zur jüngeren kurz Raepsaet-Charlier: Prosopographie 80 f. Nr. 63. Die bildlichen Darstellungen der Mutter: Wegner: Herrscherbild 26– 32, 153–16; Fittschen – Zanker: Katalog III.1, 13–20; der Tempel: Hoffmann: Tempio; LTUR I 46 f.; die Münzen Beckmann: Diva Faustina. Ehrungen für die Verstorbene nennt HA, Ant. 6, 7: Inbegriffen ist die Einrichtung der puellae Faustinianae, einer Fürsorgestiftung für mittellose junge Mädchen gemäß der traianischen Alimentarstiftung: Levick 104–106. Das senatus consultum mit Statuenaufstellung, Säulenbasis und Gedenk-

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In den vierziger Jahren begann die Münzprägung für Marcus und seine Gattin, wobei der Caesar auch mit Antoninus gemeinsam dargestellt wurde. Nicht nur Denare und Aurei, sondern auch große Bronzemedaillons demonstrierten die politische Konstellation, obgleich es unsicher ist, wieviele Menschen den Sinn verstehen konnten, der mit den Münzen ausgedrückt werden sollte: Ihre relative Kleinheit ließ nur begrenzte Möglichkeiten zu, auf Vorder- und besonders Rückseiten politische Aussagen vorzustellen. Zahlreich wurden symbolische Einzelszenen gezeigt, die mit knappen Erläuterungen durch Umschriften oder Legenden versehen waren, zu deren Verständnis Hintergrundskenntnisse notwendig waren, etwa bei Bezugnahmen auf mythologische Einzelheiten. Dies zeigt eine inhaltlich zusammenhängende Serie von großen Bronzemedaillontypen, die Antoninus im Laufe einiger Jahre für Marcus prägen ließ, nachdem dieser seinen zweiten ordentlichen Konsulat im Jahre 145 absolviert und die Heirat einige Wochen später vollzogen hatte. Die Stücke beschreiben die Aufgaben eines römischen Herrschers in verklausulierter Form, indem sie Gottheiten als Vorbilder ins Feld führen. Es sind Bacchus, Minerva, Neptunus und Venus für Schiffsbau, Seemacht, Eroberungspolitik und Kultpflege.53 Alle diese Stücke waren für einen kleineren Personenkreis bestimmt, denn sie dienten nicht dem täglichen Geldumlauf, sondern waren Geschenke für verdiente Personen aus der Staatsverwaltung; insofern ist ihre Breitenwirkung schwer einzuschätzen. Sie wurden im Zusammenhang mit dem zweiten Konsulat und später ausgegeben, wie es die fortschreitend ältere Physiognomie des Caesar verdeutlicht, bis er das Aussehen zum Zeitpunkt der Regierungsübernahme erreichte. Auffällig ist ein Jugendporträt in Bochum, das ihn mit einem Schuppenpanzer und Aegis darstellt, was eine militärische oder mythologische Allusion meinen kann, wie es Medaillontypen mit Victoria oder Minerva auf den Aversen von 149 zeigen.54 In anderer Weise interessant sind für die junge Faustina die ab dem Jahre 147 geprägten Edelmetallstücke. Sie konzentrieren sich auf die Erfüllung der Erwartungen, die offiziell an eine erwachsene Frau in der römischen Gesellschaft, besonders an kaiserliche Damen, gerichtet waren, nämlich die Geburt vor allem von männlichen Nachkommen. Das Aussehen der attraktiven jungen Frau bilden plastisch die Statuen und Büsten ab, von denen sich im übertragenen Sinne die Porträts der Münzvorderseiten ableiten lassen. Wie bei allen römischen Damen bildete die Frisur einen Hauptbestandteil der Darstellung, an der sich vielmünzen interpretiert als Dokumente der concordia Weiß: Vorbildliche Kaiserehe 1–18; Vergöttlichung und Apotheose erörtert Bechtold: Gott und Gestirn 259–268. Die Konkubine nennt CIL VI 8972 = ILS 1836 = AE 2010, 225: … paedagogus [puero]rum Imp(eratoris) et papas Galeriae [Aug(ustae) liber]tae Lysistrates concubinae […] divi Pii … Ein aus Parthien gebürtiger Lehrer der Kaiserkinder und Erzieher der Konkubine, einer Freigelassenen der älteren Faustina, ist hier genannt. 53 Die Medaillontypen finden sich bei Gnecchi: Medaglioni II 32 Nr. 44; 35–37 Nr. 64 f., 73 f., 76, 84; Dressel – Regling: Medaillone 64–69 Nr. 32 f. Kent: Münze 116–118 Nr. 313, 315, 317, 325; Börner: Marc Aurel 42–45. 54 Eine kurze Einschätzung der Medaillons zu den Herrscheraufgaben gibt Kuhoff: Großmachtdarstellung 242 f. Die Typen sind Gnecchi: Medaglioni II 31 Nr. 36; 35 f. Nr. 66, 73, 76. Zum Jugendbildnis in Bochum siehe Abb. 2a.

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4.2 Die Gründung einer Familie

fach Datierungen ersehen lassen. Im späten 2. Jahrhundert wurde ein Typ modern, der deutsch als Melonenfrisur bezeichnet wird und einen Nackenknoten beinhaltet: In dieser Form präsentieren sich die frühen Bildnisse Faustinas als Skulptur wie auf den Münzaversen. Dieser Frisurentyp verzeichnete eine recht lange Bestandszeit, denn er wurde bis in die späte Severerzeit hinein verwandt, als er durch die Scheitelzopffrisur, die aus ihm erwuchs, ersetzt wurde. Ein besonders charakteristisches Bildnis im römischen Museo Capitolino wurde in der Villa Hadriana von Tibur gefunden.55 Die Bilder der jungen Faustina auf den Münzvorderseiten konnten nur eine Seitenansicht ohne wirkliche Plastizität bieten. Dennoch werden zur Identifikation der vollplastischen Bildnisse die numismatischen Stücke vergleichend herangezogen, denn diese besitzen eine erläuternde Legende mit Offenlegung des Namens. Dies trifft auch auf die junge Verlobte zu, für die Denartypen aufgelegt wurden, die an ihre Bestimmung gemahnen sollten, also die Fruchtbarkeit mit der Geburt von Söhnen und Töchtern zum Wohle des Staates, denn die hohe Kindersterblichkeit machte nicht vor dem Kaiserhaus Halt: So hatten die beiden leiblichen Söhne von Antoninus Pius den Regierungsantritt ihres Vaters nicht erlebt. Daher war die weibliche Fertilität eine grundsätzliche Tugend, die dem Bestand des Staates diente. Einige Zeit nach der Heirat wurde am 30. November 147 das erste Kind, die Tochter Domitia Faustina, geboren, die allerdings vier Jahre später bereits starb.56 Antoninus Pius zog diese Geburt als Begründung dafür heran, am nächsten Tage Faustina mit dem Augusta-Titel auszustatten, um sie als eine Art Ersatz für die verstorbene Gattin ›benutzen‹ zu können. Als Schlagwort erscheint auf den Reversen mitsamt einer Göttinnengestalt die erläuternde Legende Fecunditas, die durch ein Kleinkind in der linken Hand verdeutlicht wird, das gemeinhin als erstes Kind der beiden mehr als zwei Jahre Verheirateten verstanden wird. Zur gleichen Zeit wurden andere Stücke, darunter Aurei, ausgegeben, welche passend beider concordia betonten. Die Frisur der jungen Augusta auf den Aversen ist dieselbe wie bei den frühen plastischen Bildnissen, nämlich 55 Mit der jüngeren Faustina beschäftigten sich jüngst Priwitzer: Faustina minor; ders.: Dynastisches Potential 237–252; Levick: Faustina 61–67, 74–89. Zu den Frisuren der Kaiserinnen und sonstigen weiblichen Angehörigen der domus divina während der Antoninenzeit Wegner: Herrscherbild 48–55; Fittschen: Bildnistypen 44–55; Fittschen – Zanker: Katalog III 20 f.: Ihre Wirkung dokumentieren die Privatporträts (79–81); s. Abb. 2b. 56 Die Geburt von Domitia Faustina nennen die Fasti Ostienses zum Jahre 147, die Grabinschrift bezeichnet sie als Tochter des Caesar und Enkelin des Augustus. Sie starb also vor März 161 (CIL VI 995 = 31229 = ILS 385): Domitia Faustina M(arci) Aurelii Caesaris filia imp(eratoris) Antonini Augusti Pii p(atris) p(atriae) neptis. Die bei Fronto, Ep. ad Marc. Caes. IV 11 f. 40 und V 67 angesprochene Tochter Faustina kann diese sein; spätere Briefe dürften das jüngere Kind gleichen Namens meinen. Die neuere Forschung hat sich darauf geeinigt, in ihr die älteste Tochter zu sehen, die ohne Namen auch in der HA, MA 6, 6 (Adams: Marcus Aurelius 75 f.), angesprochen ist: Vidman: Fasti Ostienses 14 f.; Fittschen: Bildnistypen 22 f., 94 f. (Einreihung der Geburten und Kinder anhand der Münzbilder); Bol: Statuenprogramm 38; Birley: Marcus Aurelius 44, 103, 105–108, 239, 247; Raepsaet-Charlier: Prosopographie 284 f. Nr. 323; Rosen: Marc Aurel 50, 53 f.; Fündling: Marc Aurel 68, 193; Schipp: Adoptivkaiser 54; Börner: Marc Aurel 70–76; Levick: Faustina 116 (Tod 150/151); Mittag: Medaillon 65–68; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 139. In PIR2 III 56 Nr. 177 ist nur die Grabinschrift zitiert.

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eine Melonenfrisur mit Nackenknoten. Seit dem Jahre 147 übernahm Faustina somit die Rolle ihrer verstorbenen Mutter als erste Dame im Staate, was die Vorderseitenlegende Faustina Augusta auf den Münztypen ausspricht, die hauptsächlich Göttinnen auf den Reversen zeigen.57 Ungewöhnlich erscheint heute eine Statuengruppe, die in die späten vierziger Jahre datiert wird und sich im römischen Museo Capitolino befindet. Es handelt sich um eine wahrscheinlich auf das junge Ehepaar zu beziehende Gruppe von Venus und Mars, eines der mythologischen göttlichen Ehepaare. Es tritt hier mit den Gesichtszügen von Faustina und Marcus auf und soll deren Anknüpfung an das Paar im olympischen Götterhimmel ausdrücken, ungeachtet angeblicher erotischer Eskapaden. Vorgeführt wird die concordia als Kardinaltugend der Ehegatten, was beider Gesten verdeutlichen. Die häufig behandelte, kaum ergänzte Gruppe wird aber nicht uneingeschränkt so identifiziert, denn sie wurde nicht in einem baulichen Kontext kaiserlicher Zweckbestimmung gefunden, sondern in einem Gräberkomplex in der Hafenstadt Ostia in Roms Süden, der modern so genannten Isola Sacra: Daher erscheint eine Verbringung aus einem privaten Originalkontext in Rom hierher denkbar, zu welchem Zeitpunkt auch immer. Einer solchen Darstellung ehelicher Eintracht entspricht ein Aureustyp, dessen Rückseite die Vermählung symbolisiert und durch die Umschrift den öffentlichen Gelübden für das junge Paar, den vota publica, zuordnet; auch concordia kommt typmäßig vor.58 Genau am selben Tage wie die Proklamierung Faustinas zur Augusta erhielt ihr Gatte vom Adoptivvater die beiden grundlegenden kaiserlichen Befugnisse übertragen, die tribunicia potestas und das imperium proconsulare. Er wurde jedoch nicht in eine der Grenzprovinzen entsandt, um die militärischen Verhältnisse zu studieren. Allerdings herrschte damals eine tiefe Friedenszeit, die Grenzen waren stabil, keine Feinde drohten dort und die Truppengarnisonen konnten sich der Friedenstätigkeit wie Baumaßnahmen widmen. Eine Vermeidung des negativen Vorbilds des Aelius Caesar spielte kaum eine Rolle, denn auch er brauchte keine militärischen Leistungen zu absolvieren. Es war stattdessen die Maxime des Kaisers, die Regierung vom Reichszentrum aus zu leiten und hierin auch den Nachfolger einzubinden. Die spätere Notwendigkeit des bzw. der Nachfolger, jahrelange Kriege an den Grenzen führen zu müssen, konnte niemand vorausahnen. Die latenten Pläne des parthischen Großkönigs Vologaises IV., Rom herauszufordern, werden keine geheimdienstlichen Aktivitäten der römischen Orientarmee

57 Die Münzen zieht Fittschen: Bildnistypen 34–43, nachdrücklich zur Frisurentypologie und ihrer Datierung heran; ähnlich zuvor Manson: Temps à Rome 183–196; zu Hochzeit und Münzausgabe Weiß: Vorbildliche Kaiserehe 18–22. Eine historische Parallele erlebt das moderne Italien seit dem 3. Februar 2015: Der damals gewählte Staatspräsident Sergio Mattarella tritt als Witwer bei offiziellen Anlässen häufig zusammen mit seiner Tochter Laura in der Quasifunktion der ersten Dame der Republik auf. 58 Zur Statuengruppe Fittschen – Zanker: Katalog I 69 f.: Die Ansicht, der Fundort sei der originale Standort gewesen, ist problematisch, denn die Aufstellung einer so anspruchsvollen Doppelstatue von Mitgliedern des Kaiserhauses zur Bedeutungsaufwertung mittelgroßer Grabtempel der Mittelschicht wäre kaum verständlich. Die Münztypen sind BMC 611 f., 680 f., 1786 f., 1801 f.; RIC 434, 441, 1235 f., 1269.

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4.2 Die Gründung einer Familie

erkundet haben. Sie wurden stattdessen im Frühjahr 161 unerwartet in die Tat umgesetzt und stellten Marcus unvermittelt vor die erste Bewährungsprobe seiner Herrschaft. Ein Vorwand war die Weigerung des Antoninus, den von Traian aus der Hauptstadt Ktesiphon erbeuteten Thron der parthischen Großkönige zurückzugeben.59 In den rund dreizehn Jahren, die Antoninus Pius weiter regierte, durchschritt der ältere Adoptivsohn und Gatte seiner Tochter das Alter vom Jüngling hin zum erwachsenen Manne. Diese Entwicklung wurde auf den Münzvorderseiten wie auch in vollplastischen Bildnissen dokumentiert, die in recht vielen Exemplaren erhalten sind und sein Aussehen weit in die römische Welt hinein verbreiteten. Im Osten machten zusätzlich die vielen Stadtprägungen davon Gebrauch und verknüpften die Reichsgeschichte mit der jeweils eigenen, teilweise mythischen Geschichte. Solche in der Verantwortung der städtischen Behörden stehenden griechischen Drachmen oder Tetradrachmen blieben bis zur diokletianischen Epoche ein Mittel der griechischen Städte, ihre nominelle Eigenständigkeit und Rivalität untereinander numismatisch auszudrücken, aber zugleich die Loyalität zum römischen Reich zu versinnbildlichen. Erst die diokletianische Münzreform vom Frühjahr 294 beendete diese lokale Selbstdarstellung.60 In den nächsten Jahren bis zum Regierungsantritt am 7. März 161 wurden Marcus und Faustina weitere bis zu acht Kinder geboren, wobei zwei männliche Nachfahren nicht gesichert sind. Die bezeugten sechs Töchter hatten eine insgesamt größere Lebenslänge als ihre Brüder, denn Annia Aurelia Lucilla, Annia Galeria Aurelia Faustina, Aurelia Fadilla, Aurelia Cornificia und Vibia Aurelia Sabina wurden jeweils mindestens dreizehn Jahre alt oder erreichten bis zu 51 Jahre. Damit lebten sie merklich länger als die wohl sieben nur bis acht Jahre erreichenden Brüder, wenn sie nicht einen gewaltsamen Tod erlitten wie Lucilla unter ihrem Bruder Commodus, dem einzig überlebenden Sohn des Ehepaares und Nachfolger des Vaters auf dem Thron. Fadilla, Cornificia und ihre jüngste Schwester Vibia Aurelia Sabina lebten bis zu fünfzig Jahre, doch ist fast jede Angabe mit Unsicherheit behaftet. Die für Faustina und ab und zu auch für Marcus herausgegebenen Münztypen mit den unterschiedlichen Zahlen und Gestalten von männlichen und weiblichen Kindern auf den Rückseiten deuten wahrscheinlich auf die tatsächlichen Geburten und die zum jeweiligen Ausgabedatum lebenden Nachkommen hin, zeigen jedoch nicht immer die Göttin der Fruchtbarkeit. Dürftige epigraphische Hinweise geben einige Inschriften, darunter die fragmentarischen Fasti Ostienses zu den Jahren 147 und 152, die freilich keine Namen nennen. Nicht kalkuliert werden können jedoch eventuelle Fehl- oder Totgeburten.61 59 Vologaises IV. behandelt jetzt PIR2 VIII 2, 494 f. Nr. 946. Da dieser ein Usurpator gewesen zu sein scheint, darf man die Anzettelung eines Krieges gegen die Römer als Versuch werten, das persönliche Prestige im eigenen Lande zu erhöhen (siehe unten 49–51). 60 Die griechischen Provinzialprägungen der römischen Kaiserzeit beinhaltet umfassend das noch unvollständige Standardwerk »Roman Provincial Coinage (RPC)«, darunter zu Nerva bis Hadrian. Die Typen sind beliebter Gegenstand der Forschung, darunter Howgego – Heuchert – Burnett: Coinage. 61 Die Zahl der Kinder ist mit unendlicher Unsicherheit versehen, denn sie wird fast immer unterschiedlich angegeben: Manson: Temps à Rome183–196, sieht dreizehn Kinder

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Obgleich die Einzelheiten nicht ermittelt werden können, scheint Marcus Aurelius seinen Adoptivvater beinahe ständig begleitet zu haben, wenn dieser sich im Umland Roms zwischen den kaiserlichen Landgütern bewegte. Unter diesen spielte die hadrianische Villa von Tibur eine merkliche Rolle, was der Fundort der Büste von Faustina minor nahelegt. Außerdem war der Jugendaufenthaltsort des Antoninus, die kaum mehr erkennbare Villa von Lorium nördlich von Rom, eine wichtige Station seiner Regierungstätigkeit. Als solche ist sie in der Historia Augusta genannt und in der Korrespondenz Frontos mehrfach angesprochen; zudem ist sie auf der Tabula Peutingeriana als Lorio mit einer Distanz von zwölf Meilen von der Hauptstadt entfernt an der Via Aurelia verzeichnet. Heute liegt hier das zur Großstadt Rom gehörige Castel di Guido mit der Flur La Bottaccia. Es ist archäologisch kaum erforscht und nur eine auf ein spätantikes Mausoleum zurückgehende Rundkirche zeugt von der einstigen Existenz einer Siedlung, sieht man von wenigen verstreuten Mauerresten ab.62 Neben Lorium wird Alsium mehrfach von Fronto erwähnt, ein Ort direkt an der Küste des Tyrrhenischen Meeres. Heute ist es das Dorf Palo südlich des größeren Ladispoli, ungefähr zwanzig Kilometer nordwestlich des zuvor genannten Villenortes. Hier ist heutzutage in der Gemarkung Marina di San Nicola die Ruine einer großen römischen Landvilla zu sehen, die von einem inschriftlich belegten procurator betreut wurde und deshalb zweifelsfrei eine kaiserliche war. Sie wird die Villa in Frontos Œuvre sein, die besonders für sommerliche Aufenthalte genutzt wurde, was heute gut nachvollziehbar ist. Der Kaiser und sein Gefolge sowie der Caesar konnten beide Villen während eines Aufenthaltes an der tyrrhenischen Küste nutzen.63 In allen Regierungsjahren des Antoninus Pius war die Begleitung des Adoptivvaters eine Selbstverständlichkeit für den Thronfolger. Der Verfasser der Historia Augusta sah in der Zeit um 400 hierin eine Möglichkeit, die Herrschaft des Nachfolgers Hadrians zu interpretieren. Eine solche Angabe ist aber nicht wörtlich zu nehmen, denn Marcus Arelius kann seine Gattin im Kontext ihrer vielen Geburten nicht immer alleingelassen haben, wenn Staatsgeschäfte anstanden. Dennoch hat er die Anwesenheit an den Orten außerhalb Roms gemocht, an denen Anto-

nachweisbar und betont die hohe Sterblichkeit; Langmann: Markomannenkriege 30, gibt zwölf an; Fittschen: Bildnistypen 18 f., nennt dreizehn; Birley: Marcus Aurelius 239, nimmt vierzehn an; Grimal: Marc Aurèle 289–296 (dreizehn); Humer: Marc Aurel 137–139 (zwölf); Fündling: Marc Aurel 230 f., führt nur elf auf; Schipp: Adoptivkaiser 54 (mindestens vierzehn); Börner: Marc Aurel 366 (elf); Levick: Faustina 16–118 (vierzehn); Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 133 f. und 352 (dreizehn): Man darf also zwischen drei- und vierzehn schwanken. Zum Kalender von Ostia Vidman: Fasti Ostienses 131 f. Siehe weiterhin unten 158–163. 62 Zu Lorium gibt es kaum Literatur: Cariello: Castel di Guido 200–202; Carnabucci: Via Aurelia 29–32; Zawora Skabiczewski: Podwieszorek w Lorium. Die antiken Quellen sind HA, Ant. 1, 8 und 12, 6; Fronto, Ep. ad Marcum II 19; III 21, 1 f.; V 22; Ep. ad Antoninum I 1, 3; 3,1; De feriis Alsiensibus 1; 3, 3. 63 Für Alsium als kaiserlichem Villenort ist die Inschrift CIL XI 3720 = ILS 1580 von Wichtigkeit, die den Freigelassenen Titus Aelius Eutychus als procurator Aug(usti) n(ostri) villae Alsiensi(s) nennt: Er gehört wegen seines Gentilnamens in die Zeit von Hadrian und Antoninus. Zum Orte Carnabucci: Via Aurelia 43 f.; Daum: Alsium 85–97.

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ninus gerade weilte. Frontos Angaben bieten allerdings kein präzises Itinerar des Kaisers. Daher sind die Aufenthalte des Antoninus im Umkreis der Hauptstadt weiterhin ein Geheimnis. Als besonders wichtiges Ereignis für die römische Öffentlichkeit wurde am 21. April 148 das 900. Jubiläum der mythischen Gründung Roms gemäß der Jahreszählung des Antiquars M. Terentius Varro aus augusteischer Zeit begangen. Zu dessen Feier wurden Münzen und Medaillons herausgegeben, welche die Göttin Roma ansprechen, doch war der Umfang deutlich geringer als beim vollen tausendjährigen Jubiläum von 248 unter Kaiser Philippus I., genannt Arabs. Da zugleich das Zehnjahresjubiläum der Regierung des Antoninus anstand, wurde dieses Ereignis numismatisch stärker hervorgehoben. Außerdem erschien im Jahre 148 die Serie der Medaillons für Marcus Caesar, welche die Aufgaben eines Kaisers durch mythische Szenen der Vergangenheit symbolisierte. Schließlich erfolgte am 7. März 149 anscheinend eine Zwillingsgeburt der jüngeren Faustina mit zwei Brüdern: Sie wurde mit einem Aureustyp verkündet, dessen Rückseite gemäß Vorbildern des Tiberius und Claudius in gegenständigen Füllhörnern zwei Kinderköpfe zeigt und dies mit der neuen Legende temporum felicitas verknüpft. Allerdings wurde diese Rückseite nur für Antoninus Pius geprägt. Als Namen dieser Söhne gelten Titus Aelius Aurelius und Titus Aurelius Antoninus, doch verstarben beide noch im selben Jahr.64 Für den heranwachsenden Thronfolger wurden damals außer den angesprochenen Medaillons zahlreiche Münztypen aufgelegt, deren Vorderseiten seine mit dem Alter sich ändernde Physiognomie vorführen, was auch die plastischen Bildnisse zeigen. Dabei wurde außer dem zweiten Konsulat die fortlaufende tribunicia potestas genannt, verbunden mit den Bildern von Gottheiten. Es sind Minerva, Fides, Roma und Virtus, aber auch Apollo und Mars, die allerdings vielfach unbezeichnet sind, was die Kenntnis der Menschen über Religion und Mythologie erforderte. Die Göttin Roma versinnbildlicht die Größe und Macht des römischen Staates und verweist auf die zukünftigen herrscherlichen Aufgaben, indem sie in leicht gewandeter Gestalt mit Stiefeln und Helm sowie Schwert und Victoria-Statuette in Hand und Arm erscheint. Parallel zu den Aurei wurden Stücke anderer Metalle mit entsprechenden Aussagen geprägt.65 Für jedes neue Jahr der tribunizischen Gewalt wurden für Marcus einschlägige Aurei geprägt. Diese durchgehende Reihe sollte ins tiefere Gedächtnis der Reichsbevölkerung eingehen, um die Befähigung des Caesar für seine künftigen Aufgaben zu verdeutlichen. Die Serie führte bis ins Jahr 160 hinein, vor dessen Ende der gemeinsame Konsulat der Adoptivbrüder Marcus Aurelius Verus und Lucius Aelius Aurelius Commodus für das kommende Jahr verkündet wurde. 64 Die Münzprägung zum Stadtjubiläum Roms nur in Aes: BMC 1709–1711, 1871–1873*; RIC 874 f., 883, 892. Fittschen: Bildnistypen 23–25, versteht als Neugeborene zwei Knaben; ebenso Birley: Marcus Aurelius 106, 239, 247; Rosen: Marc Aurel 10, 53 f.; Levick: Faustina 115–118. Bei Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 133, sind dagegen hypothetisch Lucilla und ein unbenannter Bruder angenommen. Ameling: Kinder 147–166, hier 152–159, sieht die Münztypen nicht als Nachweis einer Zwillingsgeburt; ihm folgt Fündling: Marc Aurel 69, 230 f. 65 Die Münztypen von 145 sind folgende: BMC 592–610, 1783–1785, 1789–1793, 1801; RIC 427–433, 1242–1252, 1254–1268; Börner: Marc Aurel 93.

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4 Marcus Aurelius als Kaisersohn und Thronfolger

Für diesen war es der zweite, für den älteren Bruder der dritte Konsulat, insgesamt aber handelte es sich um den ersten gemeinsamen, was Beachtung verdient. Es drängt sich nämlich die Frage auf, ob diese noch von Antoninus Pius verantwortete Maßnahme als Disposition für eine Regelung nach dem Tode des Kaisers gedacht war. Konnte Antoninus voraussehen, wie rasch nach dem Jahresbeginn 161 er seine Herrschaftsrechte werde weiterreichen müssen, da sein Leben zu Ende ging? Der ordentliche Konsulat von 161 ist daher besonders zu würdigen. Gemäß den Andeutungen der Historia Augusta war sein Tod ein plötzlicher, hervorgerufen durch unpassende Speisen und ein folgendes Fieber, das binnen drei Tagen zum Ende führte. Die anschließenden Aussagen legen allerdings die Annahme nahe, Antoninus habe schon eine Zeitlang zuvor sein Hinscheiden vorausgeahnt: Die Bandagierung des Oberkörpers zur Vermeidung gebeugten Ganges und die angebliche Essensbeschränkung auf trockenes Brot suggerieren eine entsprechende Vorahnung. Dann käme dem Konsulat eine tiefere Bedeutung zu, nämlich der Wunsch, die beiden Brüder sollten über die bloße Konsulatsbekleidung hinaus sich zu einer gemeinsamen Herrschaft in seiner Nachfolge entschließen. Eine derartige Planung hat die Forschung bisher nicht berücksichtigt, obwohl der gemeinsame Konsulat nur rund zwei Monate vor dem Tode des Antoninus dazu einen Hinweis liefern kann. So wie dieser in der bildlichen Darstellung der Doppeladoption von 138 in Ephesos den jüngeren Bruder trotz des Altersunterschiedes nicht vernachlässigte, sondern sogar zu bevorzugen schien, kann der Konsulat von 161 als seine Aufforderung zu einer gemeinsamen Regierung verstanden werden.66 Schließlich trat am 7. März 161 der voraussehbare Fall ein: In seiner Villa von Lorium verstarb nach angeblich drei Tagen körperlichen Verfalls Kaiser Antoninus Pius im Zustand geistiger Selbstbeherrschung trotz angeblicher Fieberfantasien, was die Historia Augusta angibt. Der Verzehr von sogenanntem Alpenkäse in einer Phase des Fastens klingt zwar nicht überzeugend, doch deutet die Anwesenheit der beiden Prätorianerpräfekten eine gewisse Voraussicht an, obgleich sie kaum Zeit für den Weg von Rom nach Lorium benötigten. Die Darstellung dieser Quelle klingt aufs Ganze gesehen nachvollziehbar, zumal sie keinerlei Übertreibung bietet. Sie gipfelt in der pathetischen Aussage, Antoninus habe dem diensthabenden Tribunen der Prätorianergarde die Anweisung erteilt, die in seinem Schlafzimmer stehende Statue der Göttin Fortuna in das Zimmer von Marcus Aurelius zu bringen, um so den in seinem Umfeld wirkenden Personen die Herrschaftsübertragung an den lange dafür ausgebildeten Nachfolger vor Augen zu führen. In dieselbe Richtung zielt die Angabe, dem Tribunen sei dabei vom Sterbenden die signifikante Tagesparole »Gleichmut« ausgegeben worden. Alle diese Aussagen fügen sich zum Bild des in jedem Lebensmoment ausgeglichenen und seine Würde wahrenden Kaisers zusammen, welches die Einschätzung des

66 Die Problematik des gemeinsamen Konsulates spricht kurz Kuhoff: Großmachtstellung 244, an. Burgess: Duo Antonini 259–290, hier 273–287, erörtert nur die Eintragung der Konsuln von 161 in die verschiedenen Fasti. Die Aussagen der HA, Ant. 12, 4 f. und 13, 1 f., lassen Raum für Überlegungen.

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4.2 Die Gründung einer Familie

insgesamt als wenig aufregend verstandenen Antoninus Pius bis heute bestimmt.67

Abb. 2a/b: Jugendbildnisse von Marcus Aurelius und Faustina der Jüngeren, heute in Bochum und Paris.

67 Der Tod des Antoninus Pius wird in HA, Ant. 12, 4 13, 1 f., beschrieben, mit der Ortsangabe und idealisiert erscheinenden Umständen. Das Exzerpt des Xiphilinos für Dio LXX 3, 1–3, stellt eine kurze Würdigung dar, wobei der Autor Asinius Quadratus als Gewährsmann angibt. Aur. Vict., Caes. 15, 1 16, 3, liefert eine oberflächliche und fehlerhafte Darstellung von Regierung und Tod; Eutrop, Brev. VIII 8, 4, gibt knapp Tod und Divinisierung an; die Epit. de Caes. 15, 7 vermeldet fast buchhaltermäßig den Tod in Lorium. Im Briefwechsel Frontos liegt keine Angabe vor, und Marcus selbst nennt in seinen »Selbstbetrachtungen« I 16 zwar das Maßhalten des Adoptivvaters, über dessen Todesumstände jedoch verlautet nichts. Siehe etwa Birley: Marcus Aurelius 114 f.; Rosen: Marc Aurel 62; Fündling: Marc Aurel 72 f.; Schipp: Adoptivkaiser 49 f., 60; Kuhoff: Großmachtdarstellung 239–241, 243. Ein passendes Münzaversbild gehört zu MIR 96 Nr. 23–27.

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Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus – die erste Gemeinschaftsregierung in der Kaiserzeit

5.1

Die freiwillige Herrschaftsteilung nach dem Tode von Antoninus Pius

Zu welcher Tageszeit und Stunde Antoninus am 7. März 161 in Lorium verschied, berichtet die Historia Augusta nicht. Sie nennt aber zwei wichtige Details, nämlich die Übergabe der das Staatswohl symbolisierenden Statue der Fortuna, der römischen Schicksalsgöttin, vom eigenen Schlafzimmer in dasjenige des Caesar und die Ausgabe der Tagesparole aequanimitas an den diensthabenden Tribunen der Prätorianergarde. Diese Begriffswahl erscheint wie eine nachträgliche Bestätigung für die Regierungspolitik in den zurückliegenden 23 Jahren. Zugleich wurden damit das innere Gleichgewicht der res publica und die Maximen der Herrschaft dem Nachfolger ans Herz gelegt, obgleich Antoninus dies nicht mehr überprüfen konnte. Wie er selbst am Herrschaftsbeginn die Dispositionen Hadrians in eigener Machtvollkommenheit geändert hatte, konnte er sich dasselbe für den Anfang der Regierung seines Nachfolgers ausmalen. Damit steht erneut die Frage im Raum, wie es mit der Disposition über den ordentlichen Konsulat des Jahres 161 bestellt war. Der privatrechtlichen Sphäre zuzuordnen war die in der Historia Augusta angeführte Testamentsverfügung, die Tochter Faustina solle das Privatvermögen, die res privata, erben, weil dieses offiziell vom Haushalt des Staates, dem durch öffentliche Einnahmen gespeisten fiscus, unterschieden war. Andererseits berichtet diese Quelle, Antoninus habe irgendwann angeordnet, die aus dem Privatvermögen anfallenden Erträge dem Staatshaushalt zuzuschreiben.68 Aus den Quellenangaben gewinnt man den Eindruck, das Staatswesen sei beim Tode des Antoninus Pius bestens geordnet und grundsolide aufgebaut gewesen, sowohl im Inneren wie nach außen hin. Marcus Aurelius konnte allem Anschein nach eine fundierte Herrschaft antreten, ohne Verwerfungen befürchten zu müssen. In Anbetracht der Nachrichtenverbindungen auf dem Niveau des Jahres 161 dauerte die Weitergabe selbst von Eildepeschen in alle Richtungen des Reiches einige Wochen. Inwieweit der römische Nachrichtendienst die inter68 Die Vermögensverteilung gemäß Testament nennt HA, Ant. 12, 8, die Ertragsausschüttung an den fiscus Ebd. 7, 9. Eutrop, Brev. VIII 8, 3, lobt die gut gefüllte Staatskasse. Eine konzise Zusammenfassung der Regierungszeit von Marcus Aurelius bietet Birley: Hadrian to the Antonines 156–186; ders.: Marcus’ Life 155–170 (mitsamt dem Rechtswesen).

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5.1 Die freiwillige Herrschaftsteilung nach dem Tode von Antoninus Pius

nen Verhältnisse im Reichsosten außerhalb der Grenzen im Partherreich kannte, wurde bereits angesprochen. Jedenfalls benötigte die Mitteilung vom Tode des Augustus entsprechende Zeit, um nach Syrien zu gelangen und Statthalter wie Soldaten von den Neuigkeiten aus Rom zu informieren. Wenig später erreichte sie indirekt den parthischen Großkönig Vologaises IV. in seiner Hauptstadt Ktesiphon am unteren östlichen Tigrisufer. Während dieser nur annähernd abschätzbaren Zeit konnte in Rom der neue Kaiser Marcus Aurelius Antoninus seine eigenen Dispositionen treffen, und diese überraschten angeblich selbst die Eingeweihten in Senat und Führungsschicht.69 In einer eiligst einberufenen Senatssitzung noch am Tage des Todes von Antoninus verkündete Marcus Aurelius dessen Hinscheiden und beantragte die üblichen Ehrungen, nämlich die Vergöttlichung, die Errichtung eines Tempels, was die Umwidmung des bestehenden Heiligtums für Faustina I. wohl aus Sparsamkeitsgründen bedeutete, die Einrichtung des Priesterkollegiums der sodales Antoniniani und die Berufung eines flamen, der eigens den Kult des divus Antoninus zu pflegen hatte. Als Ereignis für die Stadtbevölkerung kamen Zirkusspiele zu seinem Gedächtnis hinzu. Alle diese Vorschläge wurden sicherlich einstimmig beschlossen, weil Antoninus keine Anordnungen gegen die Interessen von Senat und Senatoren nachgesagt werden konnten, was die Historia Augusta mit Recht unterstreicht.70 Selbstverständlich beinhalteten die Totenehrungen die Prägung von Münztypen, was mangels literarischer Angaben nur die vorhandenen Stücke nachweisen. Diese schlossen wie bei Faustina I. auf den Reversen die symbolischen Vergöttlichungshinweise, also Scheiterhaufen und Adler mit der Umschrift consecratio, ein. Sie wurden in verschiedenen Metallen ausgegeben, um eine große Breitenwirkung in der Öffentlichkeit zu erzielen, denn genau diese Stücke wurden als liberalitas I oder congiarium, eine Spende an die stadtrömische Bevölkerung, verteilt. Auch die Soldaten in Rom und an den Grenzen wurden entsprechend ihrer Wertigkeit mit einer largitio bedacht, einem Zusatzsold in Form von Münzen, der speziell donativum hieß.71 Schließlich wurde, was die literarischen Quellen vergessen, eine Ehrensäule in Auftrag gegeben, deren genaue Datierung allerdings offen bleibt. Da sie jedoch kein hundert römische Fuß hohes Reliefband enthielt, weil keine Militäraktionen geschildert werden konnten, wird sie viel rascher fertiggestellt worden sein als die Traianssäule. Ihre Aussage konzentriert sich auf die erhaltene Basis in den

69 Die römische Staatspost behandelt umfassend Kolb: Transport und Nachrichtentransfer 49–220. 70 HA, Ant. 13, 1–4, und MA 7, 10 f. (Adams: Marcus Aurelius 79), zählt die Ehrungen für Antoninus auf; die Epit de Caes. 15, 8, erwähnt knapp Tempel und Priester. Spikkermann: Kulte 325–342, gibt einen Überblick über die vielfältige religiöse Welt in den Provinzen des Reiches, erkennt bei Marcus Aurelius keine persönliche Vorliebe und lehnt daher den Begriff »Staatsreligion« ab. 71 Die Gedächtnistypen für Antoninus sind BMC 41–77, 870–893; RIC 429–442, 433 f., 435–438, 1262–1274; MIR 96, 100 Nr. 23–27, 44–48; Gnecchi: Medaglioni II 10 Nr. 7 (Himmelfahrt des Vergöttlichten wie auf dem Relief); Börner: Marc Aurel 161 f. Liberalitas I: MIR 94, 97 Nr. 11 und 20.

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

Musei Vaticani in Rom, denn der Säulenschaft wurde im selben 18. Jahrhundert, in dem er unter der Erde des Marsfeldes gefunden worden war, mutwillig zerstört. Die vier Seiten der Basis zeigen die modern nachgearbeitete Weiheinschrift, zweimal die abgekürzt wiedergegebene Militärparade zu Ehren des Verstorbenen und ein Relief, das die gemeinsame Himmelfahrt von Kaiser und Kaiserin symbolisiert, und zwar in der Nachfolge des Reliefs vom hadrianischen Arco di Portogallo für Vibia Sabina. Über der für das Marsfeld zuständigen Gottheit mit einem Obelisken als Sinnbild und der Göttin Roma erhebt sich fliegend Aion als Verkörperung der ruhmreichen Ewigkeit. Er trägt auf seinen breiten Flügeln Antoninus und Faustina zwischen beidseitigen Adlern, der Kaiser mit einem langen Adlerszepter, die Gattin mit einem kurzen Knopfszepter ausgestattet. Das zweifache Relief der Truppenparade zeigt den Umritt der kaiserlichen Leibwache zu Pferde, der equites singulares Augusti, in Friedenstracht, und in der Mitte stehen Fußsoldaten mit ihren Feldzeichen, die der Prätorianergarde zugehören. Es handelt sich um die verkürzte Wiedergabe der Zeremonie auf dem Marsfeld, die bei der consecratio mit dem Abbrennen des Scheiterhaufens stattfand und decursio heißt. Die Säule wurde in knappem Umfang auch numismatisch dokumentiert.72 Alle diese offiziellen Veranstaltungen für den verstorbenen Kaiser wurden in traditioneller Pflichterfüllung vollzogen, orientiert an den Ehrungen für den divus Hadrianus. In derselben Senatssitzung vom 8. März 161 unterbreitete der nach über 22 Jahren des Wartens als neuer Augustus anerkannte Marcus Aurelius den Mitgliedern des hohen Gremiums einen unerwarteten, sogar unerhörten Vorschlag, der die Ausübung der Macht im Staate durch den princeps auf den Kopf zu stellen schien. Er stellte nämlich den Antrag, der Senat möge außerdem seinen bisher im Schatten stehenden Adoptivbruder Lucius Ceionius Commodus zum fast gleichberechtigten zweiten Augustus berufen. Leider ist es unbekannt, ob es eine Diskussion über diesen Antrag gab und wie sie verlief. Die einzig gesprächige Historia Augusta scheint anzugeben, es habe keinerlei Probleme gegeben, dem römischen Reich einen gleichzeitigen zweiten Kaiser zu geben. Diese Aussage deutet die Folgerung an, die neue Herrschaftsordnung sei noch von Pius angedacht und im gemeinsamen Konsulat der beiden Söhne zum Ausdruck gebracht worden. Ein solcher Gedanke kann zuvor nur wenigen Personen unter dem Siegel der Verschwiegenheit eröffnet worden sein, zumal die Krankheit des Kaisers innerhalb der staatstragenden Gremien und Personen bekannt war. Daher erscheint eine Vorberatung mit dem consilium principis, dem personell wechselnden Beratergremium, denkbar. Am Ende gab es keinen Widerspruch, und damit erhielt das römische Reich erstmals eine Doppelspitze in der Person zweier gleichzeitiger Herrscher. Der ältere hatte seinem Bruder immerhin eine Präroga-

72 Die mit erbärmlichem Schicksal bedachte, in drei Teile zerbrochene Antoninus-Säule erörtern z. B. Hannestad: Roman Art 215–218; Vogel: Column; LTUR I 298–300; Jordan-Ruwe: Säulenmonument 92–95; Bechtold: Gott und Gestirn 268–275. Zu den Reliefs Oppermann: Kaiserreliefs 146–151. Die numismatische Dokumentation bietet MIR 100 Nr. 46. Eine ähnliche Verbrennungszeremonie wurde am 26. Oktober 2017 in Bangkok für den längst verstorbenen König Bhumipol Adulyadej veranstaltet.

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5.1 Die freiwillige Herrschaftsteilung nach dem Tode von Antoninus Pius

tive voraus, nämlich das Amt des pontifex maximus, das damals noch als unteilbar verstanden wurde, weil es die Leitung des gesamten Staatskultes bedeutete. Bildliche Darstellungen des neuen zweiten Augustus waren sicherlich bereits seit einiger Zeit geschaffen worden. Einen Doppelprinzipat hatte schon Augustus vorgesehen, doch verstarben die Nachfolgekandidaten, bevor sie ihren Adoptivvater hätten beerben können.73 Eine wichtige, aber nicht ungewöhnliche Maßnahme berichtet ebenfalls die Historia Augusta. Sie gibt an, der erste Weg der beiden vom Senat bestätigten Kaiser habe sie in das Lager der cohortes praetoriae im Nordosten des Stadtgebietes von Rom geführt, um auch dort eine Zustimmung einzuholen. Ungewöhnlich war allerdings die Geldsumme, die jedem einzelnen der insgesamt 9.000 Prätorianersoldaten als Donativ versprochen wurde, nämlich 20.000 Sesterzen. Die sich auf 180 Millionen Sesterzen belaufende Summe war zwar nicht gering, doch konnte sie die Staatskasse wegen der Vorsorge des Antoninus verkraften, der sogar 2,9 Milliarden Sesterzen angespart hatte. Nach dem Auftritt der beiden Augusti und einer natürlich im Wortlaut unbekannten Rede von Marcus Aurelius sprachen die Soldaten ihr Plazet aus. Damit war die neue Regierung installiert und konnte sich in Rom und der res publica einrichten. Der Staat wies augenscheinlich eine solide Grundlage auf, die eine Fortsetzung der antoninischen Friedenspolitik anzukündigen schien. Die zwei Kaiser erhielten Glückwünsche aus dem ganzen Reich und bedankten sich dafür wie im Falle des ägyptischen Antinoupolis.74 Um die nun staatsrechtliche Bindung der beiden Augusti auch familiär zu untermauern, verkündete Marcus die Verlobung seiner zweiten, durch den Tod ihrer Schwester Domitia Faustina jetzt ältesten Tochter Annia Lucilla mit dem Kaiserkollegen. Dieser legte außerdem seinen Beinamen Commodus ab und übernahm das Cognomen Verus von seinem Adoptivbruder. Weil die auf den Tag genau zwölf Jahre zuvor am 7. März 149 geborene Lucilla noch zu jung war, wurde die Hochzeit aber verschoben. Bekannt gemacht wurde die Doppelherrschaft durch die Ausgabe von Festprägungen, welche die politische Harmonie der zwei principes möglichst nachdrücklich verkünden sollten. In allen Metallen 73 Der Vorschlag zur Bestellung eines Mitregenten ist in HA, MA 7, 5–7 (Adams: Marcus Aurelius 77 f.), angesprochen. Das Exzerpt des Xiphilinos bei Dio LXXI 1 konzentriert sich auf den Gesundheitszustand der beiden Brüder und behauptet, der jüngere habe eine bessere Konstitution gehabt, doch widersprachen die wirklichen Gegebenheiten dieser seltsamen Behauptung. Aurelius Victor, Caes. 16, 3, beschränkt sich auf das Faktum, Eutropius, Brev. VIII 9, 1 f., betont die Singularität des Doppelprinzipats, während die Epit. de Caes. 16, 5 bloß dessen Einrichtung vermeldet. Fündling: Lucius Verus 235– 260, hier 235–237, versucht eine Ehrenrettung des jüngeren Kaisers im Vergleich zum Adoptivbruder; Priwitzer: Faustina 68–72, erörtert die Nomenklatur vor und seit der Mitregentenberufung; ders.: Doppelprinzipat 1–22, versteht die Berufung des Verus mit gutem Grund als Respektmaßnahme des Marcus gegenüber der Doppeladoption Hadrians; Hund: Außenpolitik 202–209, folgt der abwertenden Beurteilung des Verus. Dessen Chronologie geben Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 135 f. 74 Den Auftritt der Augusti in den castra praetoria nennt die HA, MA 7, 9 (Adams: Marcus Aurelius 79); das im fiscus angehäufte Staatsvermögen erwähnt einzig Dio (= Xiphilinos) LXXIV 8, 3 f. Das Antwortschreiben der Augusti bietet Oliver: Constitutions 338–342 Nr. 166.

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

und daher mit großer Breitenwirkung wurde die concordia Augustorum propagiert und in sprechender Weise mit einer Rückseitenszene verknüpft, welche sie durch die gegenständigen Figuren beider Herrscher in Togagewandung symbolisiert, die mit einem Handschlag ihre Gemeinsamkeit ausdrücken. Gut erhaltene Exemplare dieses Aureus-Typs lassen sogar die Physiognomie und die Haartracht erkennen, wodurch die linke Figur als Marcus Aurelius, die rechte als Lucius Verus benannt werden kann. Weitere Typen interpretieren die Eintracht als Vorsehung der Götter mit der Legende providentia deorum und mit einer Verheißung für die Zukunft als temporum felicitas, was Münzen der Spätantike aufgriffen. In den Reversbildern versprechen die zuständigen Göttinnen mit fast identischen Attributen, nämlich dem Füllhorn im linken Arm und patera bzw. caduceus, also Opferschale bzw. Merkurstab in den rechten Händen, die Verwirklichung. Andere hierin eingebundene Gottheiten waren Salus als Göttin des gesunden, persönlichen wie politischen Lebens und Liberalitas als öffentliche Spendenausteilung der Kaiser. Die Historia Augusta berichtet allerdings von einer großen Überschwemmung des Tibers in Rom, die etliche Menschenleben forderte und beträchtliche Gebäudeschäden anrichtete, doch sagt sie nicht, wann sich diese im Jahresverlauf 161 ereignete: Denkbar ist wohl das Frühjahr.75

Abb. 3: Aureus des Marcus Aurelius mit dem Rückseitenbild der concordia Augustorum.

75 Die Tiberüberschwemmung gibt HA, MA 8, 4, an (ADAMS: Marcus Aurelius 80). Die Münzen sind RIC 7–11, 12–14,, 19–25, 41–46, 47–52, 53–56, 66–77, 793 f., 800, 812– 816; BMC 7–13, 22, 840*, 841 f., 844–845*, 847–859, 851*–853, 854 f; MIR 94–102 Nr. 5–10, 12, 15–19, 21–27, 48, 53, 55 f., 63 f., 71 f.; Börner: Marc Aurel 160–170 (mit ausführlichem Kommentar).

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5.2 Das Ende der langen Friedenszeit

5.2

Das Ende der langen Friedenszeit

Im Reichsosten braute sich währenddessen ein bedrohliches Gewitter zusammen, das die Grundfesten der römischen Herrschaft dort erschütterte. Statthalter, Truppenbefehlshaber und Soldaten scheinen einigermaßen überrascht gewesen zu sein, als kurze Zeit nach dem Regierungswechsel ein Angriff der Parther unter ihrem Großkönig Vologaises IV. den rund 44 Jahre währenden Friedenszustand abrupt beendete. Wie üblich begann die Auseinandersetzung mit Niederlagen der unvorbereiteten Römer. Der Kaisererzieher Cornelius Fronto begriff diese Entwicklung sofort, als er zwei Geschichtsdarstellungen in Angriff nahm, welche dieses Thema beinhalteten: Es waren ein vielleicht umfassend gedachtes Werk unter dem Titel Principia Historiae und vor allem eine separate Schrift über den sich anbahnenden Krieg mit der Überschrift De bello Parthico. Beide sind nur sehr fragmentarisch erhalten und können keinen Überblick über das Geschehen in den betroffenen Provinzen Cappadocia und Syria liefern. Der Autor reiht wortmächtig die aktuellen Ereignisse in das Kontinuum der früheren Auseinandersetzungen ein und sieht die traditionelle Tendenz bestätigt, die am Ende die Römer siegreich sah. Damit beschrieb er noch von heutiger Warte aus treffend die historische Entwicklung, welche seit Jahrhunderten den Römern oft aufgezwungene Kriege wie diesen brachte. Knappe Hinweise gibt außerdem der griechisch-römische Autor Polyainos, der den beiden Kaisern im Jahre 162 ein Lehrwerk namens Strategemata zueignete, um ihnen und ihren Militärkommandeuren Kriegslisten in der Nachfolge von Makedonen und Persern anzuempfehlen: In den kurzen Einleitungen zu den acht Büchern nennt er zusätzlich Mauren, Briten und Geten als Gegner.76 Die Rückgabeforderung des durch die Truppen Traians mitgenommenen Thrones der Großkönige war nur ein Vorwand. Vielmehr nagte die Demütigung durch Antoninus Pius, ohne militärischen Aufwand die Oberhoheit Roms über das Königreich Armenien gewahrt zu haben, am Selbstwertgefühl von Vologaises. Zudem benötigte er auf lange Sicht hin außenpolitische Erfolge zur Stabilisierung seiner Herrschaft, da er sich die Macht als Großkönig über das ganze Partherrreich anscheinend gewaltsam angeeignet hatte. Zwar ist nicht überliefert, wann genau er losschlug, doch kann es nur im späten Frühjahr 161 gewesen sein, nachdem sich die Nachricht vom Tode des Antoninus im Reichsosten verbreitet hatte und bis ins Partherreich gelangt war.77 Die Angriffsrichtung der Par76 Polyainos, Strat., in den Einleitungen: I prooem. (ausführliche Widmung), II, III (zweite Widmung), IV, V (dritte Widmung), VI (vierte, ausführliche Widmung mit Nennung der fünf Völker), VII (fünfte Widmung), VIII (sechste ausführliche Widmung). Zum Autor siehe Brodersen: Polyainos; zu ihm und den Berichten über den Partherkrieg von Fronto und Lukian jetzt tiefschürfend mit den jeweiligen historischen Verständnissen Meißner: Geschichtsdenken 169–177 (Fronto), 177–185 (Lukian), 186 f. (Polyainos). 77 Die Frage nach der Rückgabe des Staatsthrones weist PIR2 alternativ zu Vologaises IV. seinem Vorgänger gleichen Namens zu: VIII.2 492 f. Nr. 942 bzw. 494 f. Nr. 946. Dio (= Xiphilinos) LXXI 2, 1 bringt das Faktum; HA, MA 8, 6 spricht die Vorbereitungszeit

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

ther zielte unter ihrem Feldherrn Chosrhoes, der für den Großkönig agierte, zuerst in die Richtung des Zankapfels Armenien und seines westlichen Hinterlandes Cappadocia. Wichtig für die folgenden Ereignisse ist das Wissen um die Zusammensetzung des parthischen Heeres. Im Gegensatz zu den römischen Verhältnissen handelte es sich nicht um eine stehende Armee, sondern um ein von Fall zu Fall von den quasifeudalen Vasallen des Großkönigs aufgebotenes Heer, das zwar Einzelaktionen erfolgreich führen, aber keine jahrelangen Kriegsaktionen durchhalten konnte. Die Teilkontingente besaßen daher keine stabile, widerstandsfähige Struktur und suchten nach anfänglichen Erfolgen möglichst rasch in ihre Heimat zurückzukehren. Insofern ist die Angabe der Historia Augusta plausibel, Vologaises habe seine Offensive bereits zur Zeit von Antoninus vorbereitet, um das Überraschungsmoment zu nutzen, aber eine lange Vorbereitung hätte ihrerseits die Gefahr vorzeitiger Entdeckung mit sich gebracht. Doch ging der Plan des Großkönigs auf, denn er konnte die Römer überraschen, was dem Vorstoß einen Schwung verlieh, der eine durchgreifende römische Reaktion erforderte.78 Der Statthalter von Kappadokien, Marcus Sedatius Severianus, suchte nur mit einer seiner temporär drei Legionen, der in Samosata stationierten legio IX Hispana, dem Feinde in Armenien entgegenzutreten. Er erlitt jedoch beim Orte Elegeia eine katastrophale Niederlage, die seiner rund 6.000 Mann starken Einheit die Vernichtung einbrachte und ihn zum Selbstmord zwang. Angeblich soll sich Severianus zuvor die Prophezeiung eines vermeintlichen Wundertäters namens Alexander von Abonutheichos eingeholt haben, die einen leichten Sieg versprach. Der später wegen seiner Herkunft als »törichter Gallier« bezeichnete Severianus war der erste römische Befehlshaber, der in den Kriegshandlungen seit 161 im und außerhalb des Imperium Romanum den Tod fand. Damit war die römische Oberhoheit über Armenien unterbrochen, und statt des von Antoninus Pius im Jahre 141 eingesetzten Königs Sohaemus wurde der parthische Kandidat Pakoros in der Hauptstadt Artaxata inthronisiert. Selbstverständlich konnte sich Rom diesen Affront nicht bieten lassen, doch kam es wenig später noch schlimmer.79 für Kriegshandlungen auf parthischer Seite an, doch findet man keine genaue Datierung (Adams: Marcus Aurelius 81); dies gilt ebenso für die oberflächlich unvollständigen Breviarien. Der Zeitgenosse Fronto nennt die Probleme der römischen Truppen in Syrien (Princ. Hist. 13), doch sind im Fragment des Werkes und des dem Partherkrieg gewidmeten keine exakten Angaben vorhanden. Die Archäologie des römischen Limes beschreibt Kuhnen: Wüstenlimes 47–67 (mit kurzem historischen Überblick 40 f.). 78 Das parthische Heerwesen schildert kurz Schippmann: Grundzüge 93 f.; eine Darstellung der Auseinandersetzungen zur Zeit von Marcus Aurelius bietet Wolski: Empire, hier 184–187; jetzt auch Hund: Außenpolitik 210–218. Die Kriege von 161 bis 180 beschreibt Birley: Außen- und Grenzpolitik 472–502; ders.: Wars 217–233, zuerst 217–221. Siehe auch Grimal: Marc Aurèle 163–188; Schmitt: Außenpolitik 65–68; Wiesehöfer: Antikes Persien 179–204 (parthisches Königtum und Heerwesen); ders.: Frühes Persien 95 f.; Weiß: Militärdiplome und Reichsgeschichte 160–172 (Vorbereitung eines PartherKrieges schon am Ende der Regierungszeit des Pius). Zur Münzprägung: Keller: Numismatische Evidenz 602–607 (römische Typen), 624–627 (arsakidische Königsbilder), 635 f. (Vologaises IV. [Dieter Weber]). 79 Zu Severianus PIR2 VII.2 116 f. Nr. 306; Alföldy: Konsulat 220, 299, 335, 355 usw; Burnand: Senatores romani 390 f., 424; Birley: Marcus Aurelius 121 f., 130, 140; Rosen:

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5.2 Das Ende der langen Friedenszeit

Von Cappadocia aus wandte sich der parthische Einfall nach Süden gegen die Provinz Syria. Der Statthalter Lucius Attidius Cornelianus versuchte sich ebenfalls militärisch zu wehren, doch sah er sich genötigt, wohl ohne schwerwiegende Verluste, den Parthern das Feld zu überlassen. Dieses Geschehen vom Herbst des Jahres 161 eröffnete Vologaises den Weg in den römischen Osten, doch bezeichnete es zugleich das Ende der Aktivitäten zu Beginn des Winters. Damit erhielten die Römer die Möglichkeit, eigene Dispositionen zu treffen, die Truppen umzugruppieren und neue, vor allem erfahrene Kommandeure an die Brennpunkte zu entsenden. Es waren zwei wichtige Statthalterschaften wieder zu besetzen, die östlichen Truppen zu stärken und statt der untergegangenen eine andere Legion zu entsenden. Schließlich galt es einen Oberbefehlshaber zu benennen, um die Gegenmaßnahmen zu leiten. Diese Gedanken trieben die beiden Augusti seit dem syrischen Debakel um und erforderten eine durchgreifende Antwort zum Beginn der nächsten Feldzugssaison im Frühjahr 162.80 Die Beauftragung des Lucius Verus mit dem östlichen Oberkommando verwundert nicht, denn die Entscheidung darüber oblag seinem älteren Kollegen. Offensichtlich erfolgte eine einvernehmliche Lösung, die Lucius den Oberbefehl zuerkannte, ihn aber von erprobten Militärberatern und Truppenkommandeuren begleiten ließ. Es handelte sich um eine Entscheidung, die Verus genügend Spielraum ließ, seine Befehlshaber aber in die Pflicht nahm, nachdrückliche Erfolge zu erzielen. Für die Statthalterschaft in Cappadocia erhielt er den gerade kurzzeitig nach Britannia geschickten Marcus Statius Priscus, einen gebürtigen Ritter und in ungewöhnlicher Weise ordentlichen Konsul von 159, als neuen Inhaber. Für Syria jedoch war es der eigentlich unerfahrene Marcus Annius Libo, consul suffectus von erst 161, aber Vetter des älteren Kaisers. Er hatte dessen Interessen im Osten zu vertreten und konnte sich auf die Senatoren verlassen, die mit der militärischen Führung und Beratung beauftragt wurden. Es waren der ehemalige Statthalter Syriens Marcus Pontius Laelianus Larcius Sabinus und der aus Niedermösien entsandte Marcus Iallius Bassus, die dafür mit dem traditionellen Ehrentitel comes Augustorum versehen wurden. Später kam Caius Avidius Cassius hinzu, ein aus Syrien stammender homo novus, der wie Priscus Aufsteiger in den Senatorenstand war und wohl im Jahre 166 consul suffectus wurde; ihn empfahlen zweifellos seine Kenntnisse der eigenen Heimat.81 Marc Aurel 69–75; Schipp: Adoptivkaiser 62–64; Migliorati: Iscrizioni 368–371. Die falsche Prophezeiung nennt Lucianus, Alexander 27. Den umstrittenen Untergang der legio IX Hispana deuten Eck: Ende 459–463; Strobel: Zeitgeschichte 1319; Keppie: Legions 173–181; Birley: Government 227–229; ders.: Two Governors 243–256: Ders.: Viri militares 60–62, im genannten Sinne. 80 Attidius Cornelianus: PIR2 I 270 f. Nr. 1341; Alföldy: Konsulat 24, 130, 158, 169, 240, 242 f., 271 f., 274–276, 307; Birley: Marcus Aurelius 121, 123, 125 (Ereignisse des Jahres 161); Rosen: Marc Aurel 69 f. (Verlegung ins Jahr 162); Fündling: Marc Aurel 75 f., 195 Anm. 8 (Datierung auf 161); Schipp: Adoptivkaiser 63 f. (unausgesprochen 161). 81 Die Ehrenrettung des Verus im Rahmen des Parther-Krieges von Fündling: Lucis Verus 235–260, bietet eine nachvollziehbare Argumentation. Prosopographische Beiträge zu den genannten Senatoren bietet PIR2, zu Annius Libo I 114 Nr. 668, zu Iallius Bassus III 105 f. Nr. 4 (mit vollem Namen Iallius Bassus Fabius Valerianus), zu Statius Priscus VII.2 329 f. Nr. 80 (Statius Priscus Licinius Italicus) und zu Avidius Cassius I 282–284

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

Zu den senatorischen Begleitern des Kaiserfeldherren kamen weitere hinzu, an erster Stelle einer der beiden gleichzeitig amtierenden praefecti praetorio, der Befehlshaber der kaiserlichen Leibgarde. Es war der kurz vorher ernannte Titus Furius Victorinus, der zuvor das kaiserliche Kronland Aegyptus als praefectus geleitet hatte und deshalb über eine Erfahrung in den östlichen Verhältnissen verfügte. Diese Personalentscheidung bedeutete automatisch die Abordnung eines Teils der Garde in die Begleitung von Lucius Verus, denn für ihre Feldzüge nahmen die Kaiser traditionsgemäß Kohorten der Prätorianer mit sich, die als Leibwache und bei Bedarf als Elitetruppe eingesetzt wurden. Zur Begleitung des ins Feld ziehenden Herrschers gehörten ebenso Mitglieder seines persönlichen Haushalts, also Freigelassene und Sklaven, die für die Bedienung oder etwa für die wichtige Aufgabe des Speisenvorkostens zuständig waren. In der problematischen Vita des Verus in der Historia Augusta werden Namen genannt, ohne anzugeben, ob diese Personen beim Partherkrieg anwesend waren. Alle diese Maßnahmen entsprachen dem üblichen Vorgehen, wenn ein Kaiser persönlich in den Krieg zog und den Oberbefehl ausübte.82 Im Nachhinein wurden etliche Spekulationen darüber angestellt, warum Verus die Feldzugsleitung übertragen erhielt. Die gesundheitlichen Bezugnahmen entpuppen sich als irreal, da sich Verus auf der Reise noch in Apulien bei Canusium eine unbezeichnete Krankheit zuzog, die Marcus dazu bewog, persönlich nach ihm zu sehen. Schon zuvor hatte er den Bruder bis Capua begleitet und war dann nach Rom zurückgekehrt, um die Regierungsgeschäfte wieder aufzunehmen. Von den angeblichen Verfehlungen, deren Ausmerzung die Entsendung in den Osten bedingt hätte, bleibt die Leichtlebigkeit eines jungen, noch ungefestigten Mannes übrig, der zur Stellung eines zweiten Kaisers und zur Feldherrnschaft gelangt war, aber für die letztere Aufgabe keinerlei Vorbildung erfahren hatte. Seine Vorlieben, die er schon vor dem 7. März 161 gehabt haben wird, besonders der Hang zur Jagd, lebte Verus vor dem Eintreffen mit großem Trosse in Brundisium noch einmal aus. Seine Krankheit im Frühjahr 162 erwies sich als kurzzeitig, denn noch bevor Marcus dort ankam, konnte Verus mit seiner Begleitung die italische Küste auf den Schiffen der kaiserlichen Flotte aus Ravenna verlassen und segelte gen Osten. Marcus kehrte daraufhin ein zweites Mal in die Hauptstadt zurück, nachdem er feierliche Gelübde an die Staatsgötter für die GeNr. 1402 (siehe unten 130–132). Hinzu kommen Alföldy: Konsulat, 21, 88 f., 176, 240, 277, 316 (Libo), 25, 172 f., 232–237, 241, 251, 274–276, 279 f., 290, 302, 315, 332, 377 f. (Bassus), 18, 25 f., 43–45, 57, 92, 100–102, 131, 172, 175 f., 219–221, 234, 245, 274–277, 291, 301, 314 f., 332, 359 f., 377 (Priscus); Birley: Fasti 123–127, 377–401 (passim); ders.: Marcus Aurelius 123–126; ders.: Government 151–155; ders.: Viri Militares 62–65, 69–73; Rosen: Marc Aurel 72 f.; Fündling: Marc Aurel 76 f.; Schipp: Adoptivkaiser 63 f. (Statius Priscus). Syme: Avidius Cassius 693, sieht Libo nicht als Statthalter, sondern als comes. Sommer: Lucius Verus 75–92, deutet den Partherkrieg entgegen der traditionellen Sehweise als römischen Versuch einer Hegemonieschaffung in Vorderasien in Traians Nachfolge von Anfang an. 82 Zum Präfekten Furius Victorinus siehe PIR2 II 230 f. Nr. 584 (dazu unten Anm. 236). Die Freigelassenen nennt HA, Ver. 9, 3–5; Birley: Marcus Aurelius 125, versteht sie als tatsächliche Begleiter im Osten; Rosen: Marc Aurel 70 f., erwähnt sie nur indirekt; Fündling: Marc Aurel 114 (Agaclytus); Levick: Faustina 28, 71, 151, 155 (ebenso).

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5.3 Lucius Verus im Osten: Die kriegerischen Geschehnisse

sundheit des Bruders abgelegt hatte, die er in Rom mit Opfern erfüllte. Dezente Hinweise Frontos im Briefwechsel mit seinem jüngeren Schüler lassen erahnen, wie dieser sein Leben zu gestalten suchte, doch handelt es sich um kryptische Aussagen, die nicht überbewertet werden dürfen. Es geht um eine wegen der Krankheit zeitweise unterdrückte Vorliebe für das weibliche Geschlecht, was vor der Heirat jedoch keinen Grund zum Tadel bot.83

5.3

Lucius Verus im Osten: Die kriegerischen Geschehnisse

Als sich Lucius Verus im Frühjahr 162 von Brundisium aus nach Osten einschiffte, begleitete ihn sein großes Gefolge. Für die militärischen Unternehmungen wurden Truppeneinheiten aus dem Westen und dem langgezogenen Donaugebiet abkommandiert, um die östlichen Grenztruppen zu verstärken und den römischen Gegenangriff durchzuführen. Weniger die literarische Überlieferung, sondern inschriftliche Zeugnisse weisen auf diese Maßnahmen hin. Die entsprechenden Überlegungen wurden im consilium principis in Rom, dem Beratungsgremium von Fachleuten aus dem Senat und den Prätorianerpräfekten, entschieden. Natürlich sollten durch Truppenverdünnungen am Rhein und in Britannien keine Schwäche gezeigt und der Grenzschutz entblößt werden, doch scheint dies in beiden Grenzregionen genau falsch verstanden worden zu sein. Die Historia Augusta berichtet, in diesen Gebieten seien Vorstöße gegen das Vallum Hadriani und den obergermanischen limes zu befürchten gewesen oder durch die Chatten sogar erfolgt. Zugleich liefert sie die Namen der zwei Senatoren, welche diesen Gefahren begegnen sollten, nämlich Sextus Calpurnius Agricola für Britannia und Caius Aufidius Victorinus aus dem umbrischen Pisaurum (Pesaro) für Germania superior. Dieser war einer der wichtigsten Senatoren für Marcus Aurelius, zusammen mit dem Kaiser ein Schüler und später Schwiegersohn Frontos, dessen Karriere mit vielen Statthalterschaften epigraphisch dokumentiert ist. Im Jahre 183 stieg er zum consul II als Kollege des nunmehrigen Kaisers Commodus auf und war gleichzeitig praefectus urbis Romae, nachdem er 155 consul suffectus gewesen war. Münztypen propagierten gleichzeitig die profectio Aug. mit Verus als Lanzenreiter und Felicitas mit einer Galeere als Symbol glücklicher Seereise.84 83 Umstände und Vorwürfe gegen des Verus Lebenswandel: Dio (= Xiphilinos) LXXI 1; Eutrop., Brev. VIII 10, 4; HA, MA 8, 12 f. 8 (Adams: Marcus Aurelius 83) und Ver. 4, 4 5, 9 (hier in aller Ausführlichkeit); Frontos einschlägiger Brief ist Ad Verum I 5. Die modernen Bewertungen schwanken. Vielleicht waren es bloß klimatische Widrigkeiten, die eine Schiffspassage im Frühjahr 162 verhinderten: Birley: Marcus Aurelius 125 f. (Abreise im Sommer 162, Jagd und Heilmaßnahmen); Rosen: Marc Aurel 72 (Aufbruch im Frühsommer 162); Fündling: Marc Aurel 77 (Jagdtätigkeit); Levick: Faustina 70–72. 84 Für den vielnamigen Aufidius Victorinus siehe PIR2 I 278–280 Nr. 1393; Pflaum: Carrières 189–200; die Herkunft gibt zum Teil Fronto, Ep. ad M. Caesarem IV 13, 1, an

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

Der kaiserliche Feldherr gelangte mit seinen Schiffen zuerst nach Korinth und dann nach Athen. Hier blieb er rund sechs Monate um die Mitte des Jahres 162. In der Tradition seines Adoptivgroßvaters Hadrian ließ er sich hier in die eleusinischen Mysterien einweihen, einen der wichtigsten griechischen Geheimkulte: Dessen Zentrum lag vor den Toren der Metropole, wo heutzutage noch ansehnliche Baureste zu sehen sind. Sein Vorgehen reihte Verus in die Liste derjenigen Kaiser ein, die auf solche Weise ihre Verbundenheit mit der griechischsprachigen Reichsbevölkerung ausdrücken wollten, um deren Sympathie für ihre politischen Intentionen zu sichern. Zudem traf sich Verus mit seinem früheren Lehrer für griechische Rhetorik, Herodes Atticus. Auffällig ist allerdings die lange Aufenthaltsdauer von einem halben Jahr angesichts der militärischen Notwendigkeiten. Sein Auftreten mit herrscherlichem Pomp scheint eine Rückerinnerung an die Zeit Neros bewirkt zu haben, was durch den Zufall des gleichen Geburtstages an einem 15. Dezember unterstützt wurde. Die besuchten Städte, also vor Athen noch Korinth, boten ihrem hohen Gast selbstverständlich würdige Aufwartungen und Vergnügungen, sie hatten andererseits aber Unterbringung und Verpflegung der kaiserlichen Entourage zu gewährleisten. Da die auf dem Landwege aus dem Westen herangebrachten Truppeneinheiten im Verlauf des Jahres 162 im Osten eintrafen, konnten die notwendigen Maßnahmen in Gang gesetzt werden. Verlegt wurden neben den üblichen Vexillationen, Abteilungen von Legionen unter eigener Fahne, drei vollständige Legionen, und zwar die legio I Minervia aus Bonna in Niedergermanien (Germania Inferior), die legio II adiutrix aus Aquincum (Budapest) in Niederpannonien (Pannonia Inferior) und die legio V Macedonica aus Troesmis in Niedermösien (Moesia Inferior). Damit kommt man auf eine Zahl von rund 25.000 Soldaten Legionsinfanterie, wozu eine unbekannte Anzahl von Hilfstruppeneinheiten, den auxilia von Infanterie und Kavallerie, hinzukam. Damit wird eine Mannschaftsstärke von rund 40.000 Soldaten anzusetzen sein. Die drei Legionen unter ihren Befehlshabern, den senatorischen legati legionis, und die sonstigen Verbände unter eigenen Kommandeuren hatten die kappadokischen und syrischen Provinzarmeen zu ergänzen und eine neue Offensivkraft zu gewährleisten.85

(außerdem unten Anm. 97). Zu Calpurnius Agricola PIR2 II 48 Nr. 249; Alföldy: Konsulat 82, 172 f., 219, 222 f., 233, 277–279, 315; Birley: Fasti 127–129, 377–401; ders.: Government 155–157; ders.: Marcus Aurelius 123; Fündling: Marc Aurel 76; Eck: Statthalter 65 f.; Migliorati: Iscrizioni 184–188. Das Geschehen im Osten schildert Birley: Hadrian to the Antonines 160–165; die Chatten behandelt kurz Künzl: Germanen 38 f., 52 f. Die Münzen sind BMC 200 f., 1029 f., 1047–1052; RIC 477–481, 1321–1323, 1325–1340; MIR 99, 101 Nr. 35 f., 40 f., 50, 52; Börner: Marc Aurel 170–176, 182. 85 Der Aufenthalt des Verus in Athen wird von HA, Ver. 6, 7–9, ausschließlich negativ bewertet (zusammen mit den letzten Wochen in Apulien). Eine Darstellung seiner Reisebewegungen gibt Halfmann: Itinera principum 210–212, mit Auswertung einschlägiger Inschriften aus Athen, Ephesos und Erythrai, die sicher oder vermutlich Aufenthalte nahelegen; er bezieht sich dabei auf den Beitrag von Dodd: Eastern Campaigns 209– 267 sowie auf Barnes: Hadrian 65–79. Zwei Athener Inschriften sprechen für eine Initiation in die Mysterien während des Sommers 162, zwei weitere Zeugnisse zeigen einen Aufenthalt in Ephesos im Herbst desselben Jahres an.

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5.3 Lucius Verus im Osten: Die kriegerischen Geschehnisse

Wo der erste parthische Angriff die Römer getroffen hatte, im Westen des Königreiches Armenien, schlugen diese zum Beginn des Frühjahrs 163, als die winterlichen Verhältnisse im Gebirgsland dies ermöglichten, zurück. Der neue Statthalter von Kappadokien, Statius Priscus, eröffnete die Offensive und drang mit seinen Truppen ins Herz des umstrittenen Gebietes, zur Hauptstadt Artaxata, der Residenz des Königs Pacorus, vor. Sie wurde erobert und teilweise zerstört, zu ihrem Ersatz aber eine neue Stadt errichtet, die mit dem Namen Kainepolis einen Neuanfang zum Ausdruck bringen sollte; Pacorus wurde vertrieben. Die Römer brauchten allerdings einige Zeit, um sich Armeniens zu bemächtigen und dann nach Süden vorzurücken. Die Parther hatten nämlich auch die Hauptstadt des Kleinstaates Osrhoene, Edessa, im nordwestlichen Mesopotamien eingenommen. Nahe der im Osten Syriens befindlichen Stadt Sura am Flusse Euphrat stellten sie sich zu einem Gefecht, das sie allerdings verloren. Dennoch hielten sie sich noch 163 in einem Teil der römischen Provinz auf, den sie jetzt räumten; zwei kleinere Orte weiter nördlich, Dausara und Nicephorium, waren zuvor von den römischen Einheiten zurückgewonnen worden. Diese Details aus dem Feldzugsgeschehen berichten Frontos Briefwechsel mit Verus und der Vielschreiber Lucianus von Samosata in der nördlichen syrischen Landschaft Commagene. Ihn bewegten hierzu lokalpatriotische Gründe, denn die bei Elegeia aufgeriebene Legion war dort in Garnison gewesen. Das militärische Geschehen zog sich bis ins Jahr 164 hin. In der Zwischenzeit war der Oberbefehlshaber nach mehreren kleinen Zwischenstationen an der kleinasiatischen Südküste in Syrien angekommen und hatte sich in Antiochia eingerichtet. Die Provinzhauptstadt lag zwar merklich vom Kampfgeschehen entfernt, doch nicht so weit in der Etappe, wie es die Historia Augusta suggeriert. Nach seinem Eintreffen konnte Verus nicht nur den von den Soldaten angetragenen Titel imperator II entgegennehmen, er erkannte sich zudem den Siegerbeinamen Armeniacus, Eroberer Armeniens, zu. Die spätantike Biographiensammlung behauptet fälschlich, dies sei unangebracht gewesen, doch ist das Gegenteil richtig: Jeder Oberbefehlshaber in Person eines Kaisers nahm selbstverständlich seit Augustus für die militärischen Erfolge der Kommandeure am Ort die betreffenden Siegestitel in Anspruch; die tatsächlichen Befehlshaber erhielten stattdessen reichlich Orden verliehen. Daher ging das Verhalten des Verus vollkommen in Ordnung. Nach einer Anstandsfrist übernahm auch Marcus Aurelius diesen Titel, der in der Münzprägung gebührende Berücksichtigung fand. Ein ansehnlicher Aureustyp verbindet auf der Rückseite eine Ämterlegende mit dem Bild der stehenden Victoria, die einen auf einem Palmbaumstumpf sitzenden Schild mit den Worten vic(toria) Aug(usti) beschreibt, auf der Vorderseite aber führt der Kaiser den Siegerbeinamen in seiner Titulatur; dieser Typ wurde für beide Augusti geprägt. Ein Bronzemedaillonrevers zeigt symbolisch die Kaiser zu Pferde mit Lanzen reitend hinter einem Feldzeichenträger; dieser Typ wurde beim Beginn der Germanenkriege neu aufgelegt.86 86 Die erste Phase des Partherkrieges melden Fronto, Ep. ad Ver. Imp. II 1, 2. 9. 16. 19. 22– 25; Princ. Hist. 11. 13–21; Lucianus, Quomod. hist. conscr. sit 29; kurz Dio (= Xiphilinos) LXXI 2, 2–4. Dazu kommt HA, MA 9, 1 (Adams: Marcus Aurelius 84) und Ver. 7, 1 f.

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In Antiochia hatte Verus die Moral der syrischen Provinztruppen wieder zu heben und sie durch die Erneuerung der Disziplin kampffähig zu machen. Dies betont Fronto und weist auf die in über vierzig Friedensjahren eingeschlichene Laxheit hin, was wohl nicht als Übertreibung abgetan werden darf. Inwieweit Verus selbst diese Übungen überwachte, bleibt offen, denn die Einlassungen Frontos zeigen einen panegyrischen Stil im Vergleich zum indirekten Vorgänger Traian und sind deshalb mit Vorsicht zu genießen. Lucians Ausführungen legen die Existenz einer Hetäre namens Panthea in der direkten Begleitung des Kaisers nahe, und zwar nicht erst in der syrischen Metropole, sondern bereits seit seinem Aufenthalt an der kleinasiatischen Südwestküste, denn sie stammte aus Smyrna. Allerdings stellt Lucianus Panthea als gebildete und eigenwillige Person dar, die den Männern in ihrer Umgebung jederzeit Paroli bieten konnte. Sie mit dem Wort Hetäre zu bezeichnen, ist deshalb unpassend, sie war stattdessen eine gebildete Begleiterin. Später nahm sie Verus nach Rom mit, nachdem er schon längst geheiratet hatte, ein Zeichen für seine tiefe Verbundenheit: Diese bot Grund für ironische Einlassungen seitens ihm wenig gewogener Politiker und vor allem Autoren wie der Verfasser der Historia Augusta, welche dieses Verhalten mit merklicher Kritik bedachten. In Syrien scheint Verus zweimal an den Euphrat gereist zu sein, um den Truppen wenigstens kurzzeitig nahe zu sein. Ansonsten soll er sich vorwiegend im Küstenorte Laodicea oder im wenig südlich von Antiochia gelegenen Heilkurort Daphne aufgehalten haben. Heutzutage vermag man die dortige angenehme Landschaftsatmosphäre nur noch mit Mühe zu erahnen.87 Unterbrochen wurden die militärischen Verpflichtungen des jüngeren Augustus durch die seit Jahren geplante Hochzeit mit der ältesten überlebenden Tochter seines Adoptivbruders, Annia Aurelia Galeria Lucilla. Bevor dieses Festereignis inszeniert werden konnte, kam der angeblich unerwartete Tod des Vetters beider Kaiser, des legatus Augusti pro praetore von Syria, Annius Libo, dazwischen. Die einem Märchen gleichende Nachricht der Historia Augusta, er sei im Auftrag des Verus vergiftet worden, um eine angebliche Demarche des Statthalters bei Marcus Aurelius zu unterbinden, entpuppt sich als hintergründige Parallelisierung mit dem ungeklärten Tode des Germanicus, des Adoptivsohns des Kaisers

zum militärischen Ablauf; zum Verhalten des Verus aber Ebd., Ver. 4, 4–10 und 7, 1–6 sowie MA 8, 12 (Adams 83). Siehe etwa Birley: Marcus Aurelius 126, 128–130; Rosen: Marc Aurel 72 f.; Fündling: Marc Aurel 76–79; Migliorati: Iscrizioni 69–105 (Entwicklung der Kaisertitulatur im 2. Jahrhundert); Levick: Faustina 70 f. Die Münztypen sind BMC 267–270, 364, 383 (Marcus), 294–296, 430, 1116–1119 (Verus); RIC 127–129, 890–892 (Marcus), 522–525, 533 f. (Verus); MIR 104 f. Nr. 81, 95; Gnecchi: Medaglioni II 37 Nr. 86; Dressel – Regling: Medaillone 71 f. Nr. 36; Börner: Marc Aurel 173 f. Eine Ansprache des Verus an die Soldaten versinnbildlicht der Medaillontyp Gnecchi II 46 Nr. 11; Dressel – Regling 105–108 Nr. 53. 87 Die militärische Übungstätigkeit schildert Fronto, Ep. ad Ver. Imp. II 1, 19 f., und Princ. Hist. 13 f. Die Hetäre stellt Lucian, Panthea, vor, während HA, Ver. 7, 10, knapp von einer syrischen Mätresse spricht. Ebd. 7, 6 gilt den Besuchen am Euphrat und in 7, 3 werden Laodicea und Daphne genannt. Dazu Birley: Marcus Aurelius 129; Fündling: Marc Aurel 77–79; ders.: Lucius Verus 236, 247–251 (Verus mit »ausschweifendem Lebensstil« in Nachahmung hellenistischer Könige); Börner: Marc Aurel 178–181 (Medaillone dieses Jahres).

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5.3 Lucius Verus im Osten: Die kriegerischen Geschehnisse

Tiberius, im selben Antiochia im Jahre 19: Daher ist sie als Legende einzuschätzen. Der Tod des rund 35 Jahre alten Libo bleibt daher ungeklärt, zumal Marcus keine Maßnahmen zur Aufklärung des Ereignisses angeordnet zu haben scheint. Im Sommer 163 oder eher erst 164 reiste Verus nach Ephesos, um seine Braut auf halbem Wege zu treffen. Die Datierung hängt mit deren Geburtstag am 14. März zusammen, ob er in die Jahre 149 oder 150 fiel, um das Minimalalter für Heiraten mit vierzehn Jahren zu erreichen. Lucilla war mit einem stattlichen Gefolge unterwegs und hätte von ihrem Vater begleitet werden sollen, doch übergab dieser die Aufgabe zwei Verwandten, die keine Regierungsaufgaben zu bewältigen hatten. Es waren Verus’ Stiefonkel Marcus Vettulenus Civica Barbarus, ordentlicher Konsul von 157, nun versehen mit dem Titel comes Augusti, und eine unbekannte Dame: Diese Auswahl war also bedacht. Für 163 spricht Fronto davon, es habe am Jahresende erfolglose Friedensverhandlungen des Verus mit Vologaises IV. gegeben, nach deren Abbruch die Kämpfe weitergingen. Ins Jahr 164 aber fiel eine für Armenien wichtige Personalentscheidung.88 Die kaiserlichen Hochzeitsfeiern in der Hauptstadt der Provinz Asia, in Ephesus, waren besonders festlich, kein Wunder angesichts eines solchen Ereignisses. Natürlich war der proconsul Asiae, der Statthalter dieser einen der zwei Provinzen, die einem gewesenen Konsul lange danach übertragen wurden, besonders involviert, denn er war nicht vom angeblichen Schreiben des älteren Augustus betroffen, das jeglichen Aufwand für die Kaisertochter auf ihrer Reise untersagte. In Ephesus blieb der Aufwand selbstverständlich nicht aus, und so schwadroniert die Historia Augusta über die angeblich ungebührlichen Aufwendungen für Staatsakt und Festlichkeiten. In der Rückschau mochte deren Verfasser diese Einschätzung haben, doch entsprach sie keinesfalls den Ansprüchen an kaiserliche Hochzeiten. Diese dauerten etliche Tage und schlossen Einzelveranstaltungen ein, die sich an die Öffentlichkeit wandten, welche nach den zwei Besuchen Hadrians merklich früher erneut mit der Anwesenheit eines Kaisers beglückt wurde. Gesteigert wurde die Bedeutung durch die Erhebung der jungen Frau durch Vater und Senat zur zweiten Augusta, die im festlichen Rahmen verkündet wurde: Damit hatte das römische Reich zwei Augusti und zwei Augustae jeweils als Ehepaare, was eine erneute Novität war, die auch in späterer Zeit kaum eine Nachfolge fand.89

88 Den Tod von Annius Libo nennt HA, Ver. 9, 2, und verkündet die Umstände eines Zerwürfnisses zwischen Statthalter und zweitem Kaiser, der dessen Adoptivverwandter war: Es habe sich um Kompetenzstreitigkeiten gehandelt. Zur Person Alföldy: Konsulat 88 f., 113, 176, 240, 316, 325; Birley: Marcus Aurelius 125, 130 f., 243; Rosen: Marc Aurel 74; Fündling: Marc Aurel 76, 78; Levick: Faustina 71, 156. Kein moderner Autor interpretiert jedoch Libos Tod. Die parthischen Friedensangebote nennt Fronto, Princ. Hist. 17. 89 Zur Hochzeit von Verus und Lucilla: HA, MA 9, 4 (Adams: Marcus Aurelius 84 f.); Ebd., Ver. 6, 7 7, 7; dazu kurz Kuhoff: Großmachtdarstellung 246 f. Interpretationen bei Birley: Marcus Aurelius 45, 131, 143, 145 f. (Datierung auf 164; erstes Kind eine Tochter); Rosen: Marc Aurel 73–75 (Datierung: 163); Fündling: Marc Aurel 80 (wiederum 164); Levick: Faustina 67–71 (174; Libo eventuell Konkurrent des Verus). Die Chronologie Lucillas bieten Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 138.

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

Die Reichsmünzprägung präsentierte Hochzeit und neue Kaisergattin in allen Metallen, vornehmlich Gold und Bronze. Besonders sprechend sind Aurei, deren Vorderseite Lucilla mit Melonenfrisur und Knoten zeigen und sie als Lucilla Aug(usta) Antonini Aug(usti) f(ilia) bezeichnen; auf den Reversen erscheint ein Lorbeerkranz mit der Innenlegende vota publica, der auf die öffentlichen Gelübde hinweist, die zur Hochzeit ausgesprochen wurden. In der Namenslegende der Averse wurde sie nicht als Gattin des Verus angesprochen, weil dies nicht üblich war, und auf den Münztypen ihres Gatten erscheint die Hochzeit gar nicht. Sonstige Stücke für Lucilla führen die für weibliche Mitglieder des Kaiserhauses üblichen Schutzgöttinen an, nämlich Iuno Regina, Venus, Vesta, Concordia, Hilaritas, Pietas und Fecunditas, wobei die letztere Gottheit als sitzende Figur von drei Kindern umgeben ist: Diese Szene drückt einen Wunsch für die Zukunft aus. In Wirklichkeit bekamen die damals vierzehn- oder fünfzehnjährige Lucilla und der vierunddreißigjährige Verus nur eine einzige Tochter, die im Jahre 166 geboren wurde; andere sind nicht ausreichend bezeugt.90

5.4

Der bitter bezahlte Sieg und die große Seuche

Im Jahre 164 konnten die römischen Truppen das ganze Armenien unterwerfen, was ihnen dessen Schicksal überantwortete. Da der parthische Thronprätendent Pakoros ausgeschaltet war, galt es einen anderen König zu berufen, um mit seiner Hilfe das Land wieder unter römische Oberhoheit zu bringen. Wie früher unter Nero und Traianus wurde ein neuer König von Roms Gnaden in Antiochia inthronisiert: Kurze literarische Hinweise bei Fronto, Dio und in der Historia Augusta berichten hiervon, doch ausschlaggebend sind die einschlägigen Münztypen. Der Avers eines Aureustyps bietet das Kaiserbild im Panzer und mit Lorbeerkranz von hinten nach rechts mit der Namenslegende, die Rückseite aber stellt symbolisch die von Verus durchgeführte Zeremonie der Verleihung des Königsdiadems dar: Sitzend auf einer sella curulis, dem Faltstuhl der Feldherren, auf einem hohen vierbeinigen, mit Kugeln verzierten Podium und begleitet von zwei Offizieren, nimmt er die Diademkrönung an dem unterhalb stehenden Sohaemus vor. In einheimischer Tracht wendet sich dieser schon vom Podium weg, mit dem erhobenen rechten Arm einen Gruß ausdrückend und im Begriff, im zurückgewonnenen Lande wieder seiner Königsaufgabe nachzukommen. Da diese Szene in allen Münzmetallen ausgeprägt wurde, sollte sie eine Breitenwirkung entfalten. Leider zogen die literarischen Autoren der Antike diese offiziel90 Die Münztypen zur Kaiserhochzeit: Für vota publica BMC 327–331; RIC 790–792; MIR 171 Nr. 22 f.; Börner: Marc Aurel 184 f., 205. Die anderen Stücke sind BMC 303–307, 312*, 332–337*, 1140–1142, 1182, 1198*–1202, 1214–1216; RIC 755–761, 764–768, 1730–1733, 1736–1739. Mit Lucillas drei Porträttypen beschäftigen sich Wegner: Herrscherbild 74–78, 249–252; Fittschen: Bildnistypen 69–81; Fittschen – Zanker: Katalog III 24–26 Nr. 24 f.

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5.4 Der bitter bezahlte Sieg und die große Seuche

len Dokumente nicht heran, die Fronto aber in der Hand gehabt haben kann. Die offizielle Staatshandlung in Antiochia war der entscheidende Grund für Marcus Aurelius, den Siegertitel Armeniacus nun auch selbst anzunehmen. Allerdings war der neue und alte König Sohaemus ein römischer Senator, vielleicht consul suffectus vor 164 und deshalb eine Art »Wanderer zwischen den Welten«.91 Wohl im Jahre 163 war zuvor in Cappadocia der Statthalter Statius Priscus abgelöst worden oder verstorben. Als sein Nachfolger wurde Lucius Iulius Statilius Severus eingesetzt, über den kaum Einzelheiten bekannt sind, doch war er ein erfahrener Militär. Weil sich 164 der Schwerpunkt der Kampfhandlungen in die Mitte und dann in den Süden Mesopotamiens verlagerte, brauchte der Statthalter anscheinend keine nennenswerten Aktionen durchführen. Erst der ihm nach etwa dreijähriger Tätigkeit nachfolgende Publius Martius Verus, consul suffectus von 166, wurde wieder gefordert, was das Suda-Lexikon in dem ihm gewidmeten Elogium betont. Als eine der wichtigsten Amtshandlungen ließ er Jahre später den kurzzeitig aus Armenien vertriebenen Sohaemus dorthin zurückführen, und anschließend sorgte er mit starker Hand für die Festigung des Landes unter seinem erneuten König. Dieses Geschehen gehörte erst in die Zeit, nachdem Verus im Frühjahr 166 den Osten verlassen hatte und nach Rom zurückgekehrt war. Noch im Herbst 164 begann der angesprochene Vorstoß der römischen Orientarmee in den Südwesten Parthiens, der in seinem Ablauf dem zuerst erfolgreichen Feldzug Traians von 115 nachempfunden war. Die Führung des Unternehmens verteilten die beiden Kaiser auf sechs Schultern: Es waren zuerst Martius Verus als damaliger Kommandeur der legio V Macedonica,92 weiterhin M. Claudius Fronto, Legat der legio I Minervia, sowie Caius Avidius Cassius aus Cyrrhus. Dieser war als Sohn eines Präfekten von Ägypten namens Caius Avidius Heliodorus und damit als homo novus in den Senat aufgestiegen, doch über seine frühe Karriere ist nichts bekannt. Bevor er im Frühjahr 166 einen Zweimonatsturnus später als Verus zum consul suffectus in absentia aufstieg, bekam er die anspruchsvolle Aufgabe übertragen, den bisherigen Defensiv- in einen Offensivkrieg gegen den östlichen Feind umzuwandeln. Dieses Vorhaben realisierte er bravourös, denn als praefectus exercitus bello Parthico prätorischen Ranges übernahm er den wichtigsten Teil im anstehenden Feldzug.93 91 Über die Königseinsetzung berichten Fronto, Ep. ad Verum II 1, 16; Dio (= Suda, Martius) LXXI 4, 1; Iamblichus, Babyloniaca (= Phot., Bibl. 94); HA, Ver. 7, 8. Die Münzen sind BMC 511–513, 1370–1375; RIC 300–302, 1099–1106; MIR 105 Nr. 92; Kent: Münze 37, 119 f. Nr. 342; Börner: Marc Aurel 185 f. Zur Person PIR2 VII.2, 289 Nr. 761; Halfmann: Senatoren 175 f.; Birley: Marcus Aurelius 131, 175; Rosen: Marc Aurel 73; Fündling: Marc Aurel 80, 135; Schipp: Adoptivkaiser 63; Kuhoff: Großmachtdarstellung 247 f. (Zitat). 92 Zu Martius Verus: PIR2 V 219 f. Nr. 348; Alföldy: Konsulat 24, 58, 93, 104, 108, 110, 131, 180–182, 187, 191, 221 f., 232, 240, 279–284, 299, 317, 367; Birley: Marcus Aurelius 130, 140–142, 145 f., 175, 184, 186, 188 f., 191, 206; Rosen: Marc Aurel 81, 113, 117, 120 f.; Fündling: Marc Aurel 79 f., 135, 144 f., 162; Schipp: Adoptivkaiser 64; Migliorati: Iscrizioni 324–327; Levick: Faustina 86. 93 Avidius Cassius wird wegen seiner späteren Rolle unten noch einmal behandelt (vgl. Anm. 81): Spieß: Avidius Cassius; Alföldy Konsulat 24, 58, 74, 78, 81, 93, 104, 110, 131, 181 f., 240, 279–282, 298, 321; Dietz: Neues Zeugnis 277–301 (unpassende Konsulatsda-

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

Nach Libos Tod erhielt der ältere Senator Cnaeus Iulius Verus die syrische Statthalterschaft, der um 151 consul suffectus gewesen war. Er übernahm die wichtige Aufgabe, seine Provinz nach den Turbulenzen der vorangegangenen Jahre in ein ruhiges Fahrwasser zu führen und die zivile Seite des öffentlichen Lebens zu beruhigen. Für den militärischen Teil wurden ihm Cassius und andere Truppenbefehlshaber beigeordnet, die offensichtlich unabhängig, aber nach einem Gesamtplan agierten. Cassius befehligte als legatus die legio III Gallica mitsamt zugehöriger Hilfstruppenverbände, darunter eine Abteilung maurischer Reiter, wie es Lucianus mitteilt, was etwa 10.000 Soldaten ausmachte. Als einer von drei Kommandeuren gleichen Status rückte er zusammen mit den jeweiligen Truppenverbänden in den Süden Mesopotamiens vor, die Flüsse Euphrat und Tigris als Nachschubwege im Auge behaltend. Die Kolonne von Cassius vermochte dabei die bedeutendsten Erfolge zu verzeichnen. Die Angriffsziele waren vorgegeben, nämlich die beiden Zwillingsstädte Seleucia und Ktesiphon am Unterlauf des Tigris, letztere die Hauptstadt des Partherreiches. Zuvor war der Norden des Zweistromlandes unter Kontrolle zu bringen, was offensichtlich rasch gelang. Auf zwei Städte konzentrierte sich das Vorgehen des Martius Verus, auf Edessa und Nisibis im Westen und Osten Nordmesopotamiens. In der erstgenannten Metropole, dem Hauptort des Kleinkönigreiches Osrhoene, wurde der vertriebene Mannus wieder als Herrscher eingesetzt, der sich auf Bronzemünzen eigens als »Römerfreund« (φιλορωμαίος) bezeichnete. Die zweite Stadt wurde gleichfalls eingenommen, wobei sich die hier stehenden parthischen Truppen unter ihrem Feldherren Chosrhoes zurückzogen und dieser sich angeblich nur durch eine sportliche Maßnahme, das Durchschwimmen des Tigris, vor der Gefangennahme retten konnte. Weiter im Süden rückte Cassius mit seiner Heeresabteilung am Euphrat entlang vor, wobei es bei der eindrucksvoll auf einem weiten Hügel gelegenen Stadt Dura Europos zu einer blutigen Schlacht kam, die einen römischen Sieg erbrachte: Dieser Ort wurde später wegen seiner exponierten Lage zu einem wichtigen Garnisonsposten Roms an der unruhigen Ostgrenze.94 Glaubt man den alleinigen römischen Quellen, so kostete es der Heeresabteilung von Avidius Cassius keine Mühe, vom Euphrat aus nach Osten zu marschieren, um die parthischen Metropolen zu erreichen und zu belagern. Seleucia war gemäß seinem Namen eine hellenistische Stadt, die von Seleukos I., dem Begrüntierung); Astarita: Avidio Cassio; Syme: Avidius Cassius 689–701 (Geburt 130 in Alexandria, nicht in Cyrrhus); Halfmann; Senatoren 177–179; Birley: Marcus Aurelius 130, 140–146, 149, 161, 174 f., 183–195; Rosen: Marc Aurel 75, 80 f., 85, 112, 116–121; Fündling: Marc Aurel 79–81, 88 f., 95, 110, 134, 140–148; Aste: Avidio Cassio; Migliorati: Iscrizioni 167–172; Schipp: Adoptivkaiser 70 f.; Levick: Faustina, passim; Kuhoff: Großmachtdarstellung 255; die Chronologie bei Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 138 f. Details bietet Lucianus, Quomodo hist. conscr. sit 31. Zu Claudius Fronto ausführlich Anm. 134. 94 Iulius Verus als Statthalter Syriens behandeln PIR2 IV 287 f. Nr. 618; Alföldy: Konsulat 43, 45, 102 f., 105, 107 f., 158, 191, 219, 227, 240, 272–274, 277 f., 292, 302, 313, 324, 331; Birley: Marcus Aurelius 113, 121, 130 f., 142, 163, 206, 209. Einzelheiten werden Lucianus, Quomod. hist. conscr. sit 20, 24, 28 verdankt, wobei die Auseinandersetzung bei Dura Europos besonders gewürdigt wird: Zu diesem Ort jetzt Kuhnen: Wüstengrenze 58–67, zu Mannus Sommer: Lucius Verus 83–87.

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5.4 Der bitter bezahlte Sieg und die große Seuche

der der Seleukidendynastie, um 305 v. Chr. gegründet worden war. Ktesiphon war dagegen als Konglomerat von Einzelsiedlungen am östlichen Tigrisufer die eigentliche Residenz- und Hauptstadt. Die Doppelstadt war daher ein natürliches Angriffsziel für die Römer, denn auch Kaiser Septimius Severus ordnete im Jahre 197 dieselbe Stoßrichtung während seines zweiten Partherkrieges erfolgreich an. Die Feldzugsaktionen zur Zeit von Marcus und Verus standen dabei als Vorbild vor Augen. Im Jahre 164 oder eher 165 war es Avidius Cassius, der mit seinen Soldaten die Einnahme beider Städte nach langer Belagerung verzeichnen konnte. Allerdings erfolgte die Eroberung von Seleucia nicht ohne eine folgenreiche Maßnahme, denn die bevölkerungsreiche Metropole wurde durch einen Brand schwer in Mitleidenschaft gezogen, worauf die Quellen nachhaltig anspielen. Ob es sich um eine Rachemaßnahme der Römer handelte oder ein unbeabsichtigtes Ereignis, ist nicht bekannt. Jedoch behauptet die Historia Augusta, die Niederbrennung von Seleucia sei der Grund für die Verbreitung der als antoninische Pest bekannten Seuche im römischen Reich gewesen. Auch Ktesiphon wurde nach der Eroberung in Schutt und Asche gelegt, doch sind die meisten römischen Schilderungen dieser Art von Übertreibungen bestimmt.95 Nach diesen Traian nachahmenden Erfolgen ging es um deren Propagierung. Da die Truppen von Avidius Cassius noch weiter nach Osten in die als Medien bezeichneten Gebiete vordrangen, galt es, der Reichsbevölkerung diese Ereignisse wirkungsvoll vor Augen zu führen. In der Realität ging es um die Annahme von imperatorischen Akklamationen und Siegerbeinamen durch die Kaiser. Die dritte Ausrufung zum siegreichen Feldherrn wurde Verus nach der Eroberung der beiden parthischen Hauptorte zuteil, und ähnlich wurde mit den zwei zusätzlichen Siegerbeinamen verfahren: Verus übernahm sie im Herbst 165 und nach der angemessenen Anstandsfrist ließ sich auch Marcus Aurelius im Sommer 166 dazu bewegen. Damit gelangten neue Elemente in die Kaisertitulatur hinein, nämlich imp(erator) III bzw. IIII und Parthicus Max(imus) Medicus. Das im Superlativ formulierte Epitheton des größten Parthersiegers wurde dabei erstmals vergeben, denn es sollte die Übertreffung der Erfolge Traians vermelden. Diese Neuerung braucht man nicht als Übertreibung einschätzen, weil sie dem historischen Fortgang entsprach; ihre Weiterentwicklung in der Folgezeit war natürlich nicht vorauszusehen. Am Ende aber waren die beiden Augusti in dieser Hinsicht gleichberechtigt. Die für das herrscherliche Selbstverständnis fundamentalen Innovationen wurden durch Inschriften, doch an erster Stelle durch Münztypen verkündet. Deren Vorderseiten berücksichtigen die neuen Siegerbeinamen außer Medicus, und auf den Reversen begleiten Akklamationen die passenden Szenen. Darunter befindet sich ein Aureustyp, der symbolisch Verus mit dem zum Angriff erhobenen Speer über einen am Boden liegende Feind reitend zeigt, der durch seine Kopfbedeckung, die Tiara, als Parther gekennzeichnet ist; diesen mag man als Chosrhoes oder Vologaises IV. selbst verstehen. Außerdem wurde eine zweite liberalitas verteilt.96 95 Des Cassius Brandschatzung von Seleucia als Ursache für die Seuche, als göttliche Strafe des Apollo, gibt HA, Ver. 8, 1–4, an; ebenso Eutrop., Brev. VIII 10, 2 (siehe Anm. 101). 96 Dio nennt im Exzerpt des Xiphilinos LXXI 2, 3 f. den letzten römischen Vorstoß, die Historia Augusta erwähnt die römischen Erfolge nur summarisch (Ver. 7, 4) wie auch

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Nach dem römischen Vorstoß ins Gebiet Mediens, der nur mit einfachem Siegerbeinamen gekennzeichnet wurde, ging der zweite Feldzug gegen die Parther nach rund fünfzig Jahren mit einem unbestrittenen Erfolg der Angegriffenen zu Ende. Die Parther machten wiederum die Erfahrung, in Auseinandersetzungen mit ihrem römischen Gegner der Unterlegene zu sein; Ausnahmen waren allein die beiden vorkaiserzeitlichen Militäraktionen von 53 und 36 v. Chr. Vologaises hatte zwar merklich zurückstecken müssen, konnte allerdings bis etwa zum Jahre 192 weiterregieren. Sein römischer Kontrahent Verus zog aus den letzten Siegen die richtige Folgerung, der Krieg sei nun beendet und sein Verweilen im Osten nicht mehr nötig. Natürlich wurde die Entscheidung, nach Rom zurückzukehren, in Absprache mit dem Adoptivbruder getroffen, denn auch dessen Interessen im Reichswesten standen auf dem Spiel. Hier machte sich nämlich seit Beginn der Samtherrschaft die Unruhe unter den Völkerschaften jenseits der Donau mehr und mehr bemerkbar. Während in der Korrespondenz Frontos mit seinem Schwiegersohn C. Aufidius Victorinus, dem Statthalter von Obergermanien, nur der Tod von dessen zweitem Sohn angesprochen ist, berichtet die Historia Augusta knapp davon, die Chatten seien in die Provinzen Germania superior und Raetia eingefallen und es habe sich ein Krieg gegen die Markomannen abgezeichnet. Jedenfalls bewegte der Vorstoß einen reichen Bürger der rätischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum dazu, seine Barschaft von 64 Aurei der Erde anzuvertrauen, aus der sie erst 1978 wieder gehoben wurde.97 Während sich Verus im Osten aufhielt, hatte Marcus Aurelius familiäre Probleme zu verkraften. Nachdem zwei Söhne vor dem Regierungsantritt im Knabenalter verstorben waren, wurde im Jahre 165 ein weiterer dahingerafft, nämlich der Zwillingsbruder des späteren Kaisers Commodus, Titus Aurelius Fulvus Antoninus, der erst rund vier Jahre alt war. Dagegen wurde um 162 ein wohl sechster Sohn geboren, der den ursprünglichen Namen seines Vaters erhielt, also Marcus Annius Verus. Andererseits konnten damals vier Mädchen ein für Kaisertöchter normales Leben verbringen; von ihnen war Lucilla seit rund drei Jahren mit Lucius Verus verheiratet und befand sich mit ihm in Syrien. Im Jahre 166 Lucianus. Die Münztypen sind BMC 233–241, 290*, 294–296, 297–299, 383, 384–388, 412–414, 1116–1119, 1124*, 1135–1139, 1271–1276, 1298–1301, 1306*; RIC 498–509, 522–525, 526, 533 f., 539–542. 547 f., 1364–1369, 1396–1401, 1429–1435, 1440–1447; MIR 111 Nr. 136; Kent: Münze 37, 120 Nr. 338 f.; Börner: Marc Aurel 185–193. Die liberalitas II bietet MIR 106 f. Nr. 109 f. Interpretationen bei Birley: Marcus Aurelius 144 f.; Rosen: Marc Aurel 75; Fündling: Marc Aurel 77–79, 87–89; Schipp: Adoptivkaiser 64. 97 Mit Aufidius Victorinus beschäftigen sich zusätzlich (siehe Anm. 84) Thomasson: Statthalter 84–86; ders.: Fasti 70 f.; Pflaum: Sodales 41–48; Alföldy: Konsulat 38, 108 f., 112, 116, 120, 131, 160, 167 f., 179, 189, 210, 227–230, 240, 263, 277 f., 281 f., 284, 287 f., 308, 361–363; Eck: Statthalter 67–69, 179; Leunissen: Konsuln 9, 91, 113 f., 129, 307, 372; Birley: Marcus Aurelius 45, 77, 109, 123, 132, 143, 155, 159, 168, 190, 200, 207, 212; Rosen: Marc Aurel 44 f., 112; Fündling: Marc Aurel 45, 110, 136, 175; Migliorati: Iscrizioni 159–162; Levick: Faustina 20 f. Die Quellen: Fronto, Ep. ad amic. I 7. 12. 13 f. 18; Hist. Aug., MA 8, 7 (Adams: Marcus Aurelius 81 f.) und Ver. 12, 13. Dio (= Xiphilinos) LXXIII 11 nennt unter den Leistungen des Victorinus den erzwungenen Rücktritt eines Legionslegaten wegen Bestechlichkeit. Zum Augsburger Hortfund kurz Kuhoff: Augsburg 252.

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wurde beider Tochter Annia Lucilla an unbekanntem Tage geboren. Möglich ist ein Termin vor dem Aufbruch des jüngeren Kaiserpaares in die Heimat, da in Rom eine große Staatsfeier für den Oktober geplant war. Deshalb kann man eine Geburt im Frühjahr annehmen, denn die lange Schiffsfahrt vom Hafen Laodicea nach Rom dürfte zuvor kaum in Angriff genommen worden sein. Natürlich ist der Frühherbst und damit die Hauptstadt selbst nicht auszuschließen, zumal alle Familienangehörigen an der Festveranstaltung teilnahmen, wie es die Historia Augusta angibt; Lucilla als Hochschwangere erscheint wenig denkbar. Dessenungeachtet verließ Verus mit seiner Gattin und vielleicht der neugeborenen Tochter sowie seiner sonstigen Begleitung sein Hauptquartier Antiochia rechtzeitig genug, um nach einer mehrwöchigen Seereise passend in einem italischen Hafen einzutreffen, der Ostia gewesen sein kann. Zur selben Zeit zogen in den Osten abkommandierte Truppeneinheiten durch Ephesos, was eine Inschrift bezeugt, die der städtische Beamte Flavius Damianus mit vollmundigem Eigenlob hinterließ: Er rühmt sich darin, während dreizehn Monaten über 200.000 Medimnen Getreide für die gen Westen ziehenden Truppen geliefert zu haben, und sein Schwiegersohn Vedius Antoninus stellte entsprechende Mengen Öls bereit.98 Nachdem die Seereise ihr Ziel Rom erreicht hatte, wurden die Vorbereitungen für das Festereignis eines Triumphzuges in die Wege geleitet. Dieser offizielle Staatsakt erforderte einige traditionelle und zusätzlich besondere Maßnahmen, die sich aus der politischen Situation ergaben. Da Verus die Siegerbeinamen und imperatorischen Akklamationen erhalten hatte, war es eigentlich an ihm, die Dispositionen zu treffen. Weil aber auch Marcus Aurelius beide Ehrungen nach der ihm literarisch hoch angerechneten Anstandsfrist übernommen hatte, galt es jetzt, die Eintracht beider Kaiser zu betonen. An erster Stelle ging es um den seit Augustus allen principes beinahe automatisch zustehenden Ehrentitel pater patriae, der zuvor bereits vom Senat erwogen, aber von Marcus eine Zeitlang zurückgewiesen worden war, da er das Ergebnis des Partherkrieges abwarten wollte. Nach dem militärischen Erfolg stand der Titelannahme aber nichts mehr im Wege. Sie wurde daher im Zusammenhang mit dem Triumphzug vollzogen, und zusätzlich verlieh der Senat beiden Augusti die Bürgerkrone, die solchen cives Romani zukam, welche im Krieg einem anderen Bürger das Leben gerettet hatten. In der Kaiserzeit wurde diese corona civica die zweithöchste Auszeichnung, die senatorischen Feldherrn anstelle eines Triumphzuges zuerkannt wurde, den die bloßen ornamenta triumphalia ersetzten; andererseits beanspruchten die Herrscher selbst diese Ehrung für sich. Im konkreten Falle konnte Verus als Oberfehlshaber im Osten auf entsprechende Verdienste verweisen, und im Sinne der 98 Des Commodus Zwillingsbruder nennt PIR2 I 310 Nr. 1512. Hinsichtlich der Geburt der Tochter von Verus und Lucilla plädiert Birley: Marcus Aurelius 146, für den August 166 nach der Rückkehr des Verus; Fündling: Marc Aurel 104, erwähnt sie nur knapp; Levick: Faustina 71 f., denkt ebenfalls an 166; bei Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 136, 138 wird als Name Aurelia Lucilla vermutet. Die Teilnahme der Kinder am Festereignis vermeldet HA, MA 12, 10 (Adams: Marcus Aurelius 95). Die Inschrift des Damianus ist IEph 672, diejenige des Vedius AE 1959, 13: Dazu Birley: Marcus Aurelius 145; Rosen: Marc Aurel 80; Halfmann: Städtebau 76–83; Fündling: Marc Aurel 198 Anm. 4.

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Samtherrschaft war Marcus Aurelius selbstverständlicher Teilhaber derselben Ehrungen.99 Spätestens im Oktober 166 verabschiedete der Senat die angesprochenen gemeinsamen Ehrungen für beide Augusti. Außerdem teilt die Historia Augusta mit, Verus habe in der selben Sitzung beantragt, die beiden lebenden Söhne von Marcus Aurelius, Commodus und Verus, mit dem Caesar-Titel als präsumptive Thronfolger auszustatten. Auf diese Weise wurde das Maßnahmenpaket vervollständigt und die publikumswirksamste Inszenierung staatsrechtlich ausgeweitet. Damit erhält die Nachricht der Historia Augusta von der Teilnahme der Kinder des Marcus ihren Stellenwert. Der Triumphzug am 12. Oktober 166, dem Tag des Staatsfestes der Augustalia, nach heutiger Zeitrechnung ein Donnerstag, ließ die Leistungen des wenig mehr als fünf Jahre währenden Doppelkaisersystems somit in hellem Licht erstrahlen. Jegliche Vorkenntnis der sich später in Europa anschließenden, als Existenzkampf zu bezeichnenden Auseinandersetzungen um die Grenze an der Donau fehlten natürlich. Zum ersten Mal stand damals nicht ein einzelner Feldherr auf dem Triumphwagen und ließ sich vom hinter ihm postierten Sklaven die Worte respice post te, hominem te esse memento, also »Blicke hinter Dich und bedenke, nur ein Mensch zu sein« ins Ohr sagen, dieses Mal standen zwei Augusti nebeneinander im Wagen und hörten dieselbe Botschaft. Aus südlicher Richtung, passend zur Ankunft des Verus über See, marschierten die Abordnungen der an den Kampfhandlungen beteiligten Soldaten und eine Auswahl an Kriegsgefangenen auf der Via triumphalis über das Forum Romanum hin zum Kapitolshügel. Hier stiegen die zwei Oberbefehlshaber zum ehrwürdigen Haupttempel des römischen Staatskultes für Iuppiter Optimus Maximus empor, um in der Cella ihre goldenen Triumphkränze dem Gotte durch Niederlegen zu weihen. Danach löste sich der Zug auf, die Soldaten kehrten zu ihren Stammeinheiten zurück und die aus dem Westen abgeordneten drei Legionen bezogen wieder ihre Garnisonsorte. Die Gefangenen dagegen gerieten in die Sklaverei; ob sie eventuell später ihre Heimat wiedersehen konnten, bleibt fraglich. Wegen der Siegesfeier wurden diverse Münztypen für die breite Öffentlichkeit geprägt. Aurei für die Augusti und Bronzemedaillons für die zwei neuen Caesares führen die Festlichkeiten vom Herbst 166 vor Augen. Ein Medaillontyp zeigt auf der Vorderseite die gegenständigen Büsten der Thronfolger, auf der Rückseite aber vier Knaben als Versinnbildlichung der Jahreszeiten und die unterhalb der Szene angegebene Legende temporum felicitas. Für den Parthersieger Verus ist ein Medaillontyp interessant, dessen Avers seine linksständige Büste mit Lorbeerkranz und die Namensumschrift mit den zwei Siegerbeinamen beinhaltet, während auf dem Revers die zwei nach rechts reitenden Kaiser mit einem Fußsoldaten von der zugehörigen Ämterlegende zur genauen Datierung begleitet sind. Normale Aurei und Sesterzen stellen beide Kaiser als Verteiler des cong(iarium) III auf ihren sellae 99 Die Ehrungen beider Kaiser im Herbst 166 nennt HA, MA 12, 7 f. (Adams: Marcus Aurelius 94) und Ver. 7, 9. 8, 5. Sie behandeln kurz Birley: Marcus Aurelius 147; Rosen: Marc Aurel 82 f.; Fündling: Marc Aurel 89–91; ders.: Lucius Verus 237–240; Schipp: Adoptivkaiser 64; Levick: Faustina 47, 71 f.

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curules dar, die auf einem Podium stehen, zu dem die Berechtigten hochsteigen, oder zeigen einfach die Göttin Liberalitas mit Füllhorn und Zähltafel.100 Nach dem 48 Jahre lang nicht mehr veranstalteten Spektakel eines Triumphzuges standen administrative Entscheidungen auf der Agendaliste, welche die Neuordnung des Reichsostens betrafen. Der herausragendste Truppenkommandeur, Avidius Cassius, erhielt die Statthalterschaft von Syria übertragen, nachdem er im Frühjahr 166 den Suffektkonsulat in Abwesenheit versehen hatte. Dem nördlicher tätigen Kommandeur Martius Verus wurde Cappadocia anvertraut, nachdem er im selben Jahre 166 den Konsulat als suffectus und ebenso in absentia ausgeübt hatte, offensichtlich als direkter Vorgänger des Cassius. Die beiden Senatoren scheinen in einer Art Konkurrenzsituation ihre Provinzstatthalterschaften ausgeübt zu haben, was zur Tradition im vorderen Orient gehörte; im Jahre 175 verfestigte sich diese in außergewöhnlicher Weise. Die zwei wichtigsten östlichen Provinzen befanden sich damit in bewährten Händen. Seitdem konzentrierte sich das Augenmerk der Regierung auf die wachsenden Probleme in Europa. Um Vorderasien auf längere Zeit zu beruhigen, trafen die Augusti noch im selben Jahr eine ungewöhnliche, doch nachvollziehbare Maßnahme: Ruhe im Osten angesichts drohender Turbulenzen im Westen, war die neue Maxime. Avidius Cassius erhielt zu unbekanntem Zeitpunkt, wohl nach einer Bewährungsfrist im Jahre 170, die besondere Aufgabe eines imperium proconsulare zugewiesen, also die faktische Oberaufsicht über alle Provinzen südlich des Taurusgebirges einschließlich des kaiserlichen Privatbesitzes Aegyptus, der von einem praefectus aus dem Ritterstand geleitet wurde. Diese Beförderung verdankte Cassius auch seiner hervorragenden Eigenwerbung, denn nach den Erfolgen vom Jahre 165 hatte er eigens einen senatorischen Militärtribunen namens Iunius Maximus nach Rom entsandt, der durch einen mit Lorbeer umwundenen Brief, die litterae laureatae, Kaiser, Senat und Öffentlichkeit zu informieren hatte. Maximus wurde nach der Überbringung als Anerkennung zu einem der quaestores ernannt und so in den Senat aufgenommen. Bei Fronto fiel der Inhalt dieses Schreibens auf fruchtbaren Boden, wie er in einem Briefe an Cassius zugibt. Das große Vorhaben, eine Geschichte des Partherkrieges zu verfassen, für das Fronto von Cassius und Martius Verus über Lucius Verus einschlägige Berichte erbat, gelangte für unsere Kenntnis nicht über ein Anfangsstadium hinaus. Immerhin vermag es interessante Einzelheiten mitzuteilen und stand damit in eklatantem Gegensatz zu den angeblich vielen Autoren, 100 Den römischen Triumphzug erläutert Künzl: Triumph, zu Marcus Aurelius 38–40, 75, 89–91, 102 f.; jetzt auch Michels: Sieg und Triumph 214–254, hier 226–235 (Selbstaufwertung des Verus und Diskrepanzen zwischen ihm und Marcus hinsichtlich der Siegerbeinamen). Für das Jahr 166 siehe außerdem Birley: Marcus Aurelius 147; Rosen: Marc Aurel 82–85; Fündling: Marc Aurel 89–91; Schipp: Adoptivkaiser 64; Levick: Faustina 71 f.; Schipporeit: Triumph 109–114 (lebendige Beschreibung des Festzuges). Ein Bronzemedaillontyp von 167 zeigt beide Kaiser im Triumphwagen: Gnecchi: Medaglioni II 33 Nr. 50; 47 Nr. 17: dazu kommt eine Opferszene Ebd. 33 Nr. 51, wiederholt Ebd. 34 Nr. 60–62 von 178 (mit vota publica); Börner: Marc Aurel 213 f.; 224 f. Die beiden Prinzen und die vier Jahreszeiten: Ebd. 44 Nr. 1; Dressel – Regling: Medaillone 104 f. Nr. 52. Die Münztypen sind BMC 434, 446, 1317; RIC 166 f., 568, 946 f.; MIR 108 f. Nr. 130 f. (liberalitas = congiarium III); 169 Nr. 27, 31.

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die laut Lucianus historische Darstellungen vorgelegt haben sollen.101 Einzig Asinius Quadratus, ein später Zeitgenosse Dios, scheint tatsächlicher Verfasser einer Partherkriegsgeschichte gewesen zu sein, die in neun Bücher gegliedert war, denn er wird von der Historia Augusta, vom Grammatiker Stephanos und im Suda-Lexikon genannt, während ihn Lucianus nicht erwähnt. Durch die Erfindung von Verfassernamen in seiner Persiflage ist der letzgenannte Autor als merkliches Vorbild für die Historia Augusta einzustufen.102 Cassius griff tatsächlich später militärisch in Ägyten ein, als im Jahre 172 ein Aufstand im Niltal ausbrach, der erhöhte Aufmerksamkeit erforderte. Die hiesigen Viehhirten, bucoloi genannt, stellten sich gewaltsam der Staatsmacht entgegen, weil sie sich offensichtlich für lange Zeit ungerecht behandelt fühlten. Unter Leitung eines Priesters namens Isidoros massakrierten sie an ungenanntem Orte die Besatzung einer römischen Truppenstation, die keine Gefahr ahnte, vergrößerten sich zahlenmäßig schnell und wagten sogar den Kampf gegen eine größere Garnisonstruppe, der für sie erfolgreich auslief. Auf die Kunde von diesem Geschehen erkannte Cassius die Gefahr und setzte sich mit syrischen Einheiten in Marsch, um den Aufstand zu ersticken. Gemäß der traditionellen römischen Maxime divide et impera vermochte er die Bukolen nacheinander zu zersprengen und Ägypten wieder zur Ruhe zu bringen. Etwa gleichzeitig konnte im Norden Martius Verus den vorübergehend aus Armenien vertriebenen König Sohaemus, den ein arsakidischer Prätendent namens Tiridates abzulösen versucht hatte, ins Königtum von Roms Gnaden zurückführen. Auf diese Weise bewährten sich die Dispositionen der Kaiser, und sie hätten unter anderen Voraussetzungen auch über die Jahre bis 175 hinaus gewirkt, wenn nicht eine merkliche Änderung eingetreten wäre, die alle bisherigen Verhältnisse über den Haufen warf.103 101 Frontos Brief an Cassius über die litterae laureatae ist Ad amicos I 6; die Bemühungen um ausreichende Augenzeugenberichte über das Geschehen vermeldet Ad Verum imp. I 2. Die Teile der Partherkriegsgeschichte sind Frontos langer Brief Ad Verum imp. II 1 und die Principia Historia mit ähnlicher, ergänzender Darstellung. Über tatsächliche und erfundene Bemühungen anderer Autoren macht sich Lucianus, Quom. hist. conscr. sit, lustig. Deutungsbeiträge liefern Birley: Marcus Aurelius 141 f., 146; Strobel: Zeitgeschichte 1315–1360, hier 1317–1324 (Kriegsschilderung), 1324–1327 (Erfolgsmeldungen durch Münzen, Inschriften und ephesisches Altarmonument), 1327–1334 (Frontos einschlägige Schriften), 1334–1355 (Demaskierung der lucianischen Pseudoautoren), 1355–1360 (Lukians Schrift eine Warnung vor zu stark panegyrischer Geschichtsdarstellung). Weiterhin Rosen: Marc Aurel 80–82; Fündling: Marc Aurel 87–89; Free: Geschichtsschreibung, bes. 180–198 (berechtigte Zweifel an der Historizität der angeblichen Partherkriegshistoriker). Zum Legionstribunen Iunius Maximus, der in IEph 811 geehrt ist, siehe Alföldy – Halfmann: Iunius Maximus 203–222; außerdem Birley 141 f., 146; Nollé: Ephesischer Kult 471 f.; Fündling 87 und 197 Anm. 1; Migliorati: Iscrizioni 306–309. Fronto richtete an Maximus zwei Briefe (Ad amic. I 23. 26, der erste ein Fragment, der zweite sehr kurz); dazu auch unten 127 f. 102 Quadratus als Verfasser einer griechischen Parthica nennen HA, Ver. 8, 4; Stephan., Ethnica fragm. 12 f.; Suda s. v. Κοδρᾶτος. Zur Person Astarita: Avidio Cassio 181–184; Brandt: Historia Augusta 78–80; Cornell: Fragments 612–616. 103 Die kaiserlichen Dispositionen für den Osten berichtet Dio (= Xiphilinos) LXXII 3, 1. Den Bukolen-Aufstand und seine Niederwerfung schildert kurz ders. (= Xiphilinos) LXXII 4, mit Sohaemus beschäftigt sich ebenfalls Dio (= Suda) LXXI 4. Moderne Interpretationen bieten Astarita: Avidio Cassio 78–89 (Bukolen-Niederwerfung Vorstufe zur

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Anders als zur Zeit von Traian dachte die römische Regierung nicht an die Annexion parthischen Gebietes, denn die einstigen Erfahrungen widersprachen solchen Erwerbungen. Schon gar nicht wurde die Kür eines Gegenkönigs für Vologaises IV. erwogen. Armenien erschien gesichert und der Norden Mesopotamiens blieb durch das Klientelfürstentum Osrhoene mit Edessa als Zentrum und seinen Herrscher Mannus VIII. im römischen Blickfeld. Dessen Familie, die modern so benannten Abgariden nach dem Namen mehrerer Fürsten, besetzte bis ins Jahr 214 den Thron, als Kaiser Marcus Aurelius Antoninus, mit seinem Spitznamen Caracalla bekannt, auf seinem intendierten Partherfeldzug Osrhoene in eine direkte Provinz umwandelte. Als solche verblieb das Gebiet in römischer Hand bis zur arabischen Eroberung nach dem Tode des oströmischen Kaisers Heraclius I. im Jahre 641. Nach dem Krieg von Lucius Verus begnügten sich die Römer mit einer unbestrittenen Suprematie, die aber eine Garnisonsstationierung in Nisibis beinhaltete. Erst Septimius Severus leitete auf seinem zweiten Partherfeldzug von 197/198 die Inbesitznahme des nördlichen Zweistromlandes ein. Auch das 165 umkämpfte Dura Europos wurde mit einer Garnison versehen, bis es derselbe Severus vollständig ins römische Reich eingliederte. Es war wohl Marcus Aurelius, der auf eine direkte Okkupation verzichtete, und Lucius Verus stimmte ihm vielleicht nur nolens volens zu. Eine genauere Kenntnis über mögliche Annexionen bieten die Quellen freilich nicht. Eine Ostienser Ehreninschrift für Verus bezeichnet ihn als propagator imperii, doch bleibt der Sinn unklar, weil zwischen Schmeichelei und Realität zu unterscheiden ist, was die Stifter vermutlich nicht ermessen konnten.104 Mit einer weitreichenden und höchstgefährlichen Konsequenz des Partherkrieges hatte jedoch Niemand gerechnet. Es war das Einschleppen einer Seuche angeblich aus Seleucia, die sich rasch zu einer Pandemie ausweitete.105 Wie für Usurpation des Cassius); Birley: Marcus Aurelius 145, 148 (Sicherung der Handelswege Ziel römischer Orientpolitik); Rosen: Marc Aurel 82 (Verzicht auf Mesopotamien wegen Sparpolitik); Fündling: Marc Aurel 87 f. (Rücksicht auf die Klientelfürsten, Sparpolitik und Pestfolgen als Gründe); Schipp: Adoptivkaiser 64 (Erneuerung des Status quo wegen Seuche). 104 Die Geschichte von Edessa und Dura Europos untersuchte Luther: Syrische Chronik; ders.: Elias von Nisibis 180–198; ders.: Dura Europos 327–351 (die dauerhafte römische Inbesitznahme Edessas wird in die Zeit um 250 datiert). Außerdem Birley: Marcus Aurelius 130, 140 f.; Rosen: Marc Aurel 75 (tatsächliche Okkupation von Dura Europos); Fündling: Marc Aurel 81 f.; Schipp: Adoptivkaiser 63 f. Die Inschrift aus Ostia ist CIL XIV 106 = CIL VI 31228 (Stiftung durch die [codica]ri(i) navicula[ri(i)] des Hafens). 105 Allgemein zur Seuche Gilliam: Plague 144–175 (umfängliche Quellendiskussion und maßvolle Einschätzung der Auswirkungen); Littman: Galen 243–255 (Seuchendauer ca. 166–189, Erörterung der Galenos-Stellen, Deutung als Pockenepidemie mit medizinischer Einstufung sowie Annahme einer Sterblichkeitsrate zwischen 7 und 10, in Städten und Garnisonen bis zu 15 Prozent mit insgesamt rund 5 Millionen Opfern); Duncan-Jones: Impact 108–136 (Diskussion in historischer Einordnung, Quellenbesprechung und Vergleich zu spätantiken Zeugnissen als Nachweis der Intensität mit Auswirkungen auf Einwohnerzahl und Arbeitskräfte in Ägypten; doch ist eine Überinterpretation von Lücken im Bestand von Bauinschriften und Münzhorten erkennbar); Bruun: Antonine Plague in Rome 426–434; ders.: Antonine Plague 201–218; ders.: Mancanza 123–165 (schwierige Beziehung epigraphischer Dokumente auf diese Seuche, Warnung vor Überschätzung der Auswirkungen, Festlegung als Pockenepidemie,

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5 Marcus Aurelius und sein Bruder Lucius Verus

das Altertum üblich ist es heutzutage schwierig zu ergründen, um welche Art von Krankheit es sich handelte. Erklärungen fußen im Grunde auf der Beschreibung, die der berühmteste Arzt des 2. Jahrhunderts n. Chr. und der gesamten römischen Kaiserzeit, Aelius Galenus, in seinem umfassenden Werk Metodus Medendi und anderswo gibt: Seine Darstellung kann als Pockenepidemie und nicht als Beulenpest verstanden werden. Die Interpretation als Strafe für die Zerstörung von Seleucia ist selbstverständlich eine auf die Normalbevölkerung zugeschnittene Version, die mit einer Wundererklärung ein unverständliches Phänomen zu deuten vorgibt. Galenus spricht von den Symptomen, die er als Fieber, Durchfall und einen folgenden beulenartigen Ausschlag definiert, was nicht ganz mit den Beschreibungen der späteren Pestepidemie von 1348/1349 zusammengeht. Andererseits war damals ein Vergleich mit derjenigen Seuche naheliegend, die der griechische Historiker Thukydides für die frühen Jahre des Peloponnesischen Krieges um 430 v. Chr. in Athen angibt. Da spätere antike Autoren zur Angleichung neigten, lag diese Parallelisierung auf der Hand, was Lucianus betont. Allerdings waren Thukydides und Galenus Zeitzeugen der jeweiligen Epidemien, und deshalb wiegt die Darstellung des Fachmediziners Galenus besonders schwer. Natürlich kann man den Stand der medizinischen Forschung im zweiten nachchristlichen Jahrhundert nicht mit dem heutigen Wissen vergleichen.106 kein Bezug von Rechtstexten auf sie, keine schwindenden Handelsbeziehungen gemäß archäologischer Funde und keine Grundlage für christenfeindliche Aktionen); Eck: Seuche 63–78 (Einheitlichkeit der literarischen Zeugnisse, Nachweis der Todesrate innerhalb einer Soldatenliste der leg. VII Claud. von Viminacium in CIL III 14507 = IMS II 53 mit stark erhöhter Rekruteneinziehung im Jahre 169 sowie Fehlen von Militärdiplomen zwischen 168 und 178); Rossignol: Climat 87–122, hier 95–103 (Seuchenverlauf nach vulkanisch verursachten Klimaveränderungen von Indien aus nach China und Rom mit Auswirkung auf die Nahrungsmittelversorgung bis zu erhöhter Krankheitsanfälligkeit), 103–109, (epigraphisch angesprochene häufige Hungersnöte), 109– 116 (Konsequenzen für die Disponibilität des Heeres bis zur allgemeinen, letztlich aber überwundenen Krise); Scheidel: Wellbeing 265–295 (verschiedene Lebenserwartung im römischen Reich wegen unterschiedlicher Lebensräume, aber kein Nachweis für eine umfassende Seuche); Harris: Great Pestilence 331–338 (keine nachhaltige Beschädigung der römischen Welt durch Pockenepidemie); Gourevitch: Limos kai loimos 53–66, 72–75 (Detailbeschreibungen in diversen Schriften Galens), 77–127 (Quellendiskussion zur Seuchenausbreitung mit zu Recht oft als unpräzise eingestuften Inschriften), 129–135 (Begünstigung der Epidemie durch Ernährung in Hungerzeiten mit verseuchtem Getreide, aber übertriebene Verantwortlichmachung für die Reichskrise des 3. Jahrhunderts); Fündling: Lucius Verus 255 f.; Klinkott: Pandora-Mythos 285–306 (moderne Interpretation einer reichsweiten Seuche unter Marcus Aurelius ohne genügenden zeitgenössischen Quellennachweis, Einordnung in eine allgemeine Katastrophen-Thematik innerhalb der hohen Kaiserzeit und deren Überbetonung in der spätantiken Literatur mit gegenteiliger Bewertung von Marcus und Verus). 106 Die knappe medizinische Beschreibung durch Galenus findet sich in Met. Med. 5, 12; 14, 10 (Kühn X 367 und 979–982) wie auch in anderen Schriften. Generelle Seuchenbeschreibungen bieten Dio (= Xiphilinos) LXXI 2, 4; HA, Ver. 8, 1–3; HA, MA 21, 6 (Adams: Marcus Aurelius 105 f.); für 189 sind Dio (= Xiphilinos) LXXIII 14, 3, und Herod. I 12, 1, einschlägig. Marcus Aurelius selbst spricht nur von vergifteter Luft als Übertragungsweg (Medit. IX 2, 4). Dazu kommen später Ammianus Marcellinus, Hist. Rom. XXIII 6, 24, der von der Ausbreitung von der Ostgrenze bis hin nach Gallien

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5.4 Der bitter bezahlte Sieg und die große Seuche

Eine inschriftliche Aussage bietet immerhin einen interessanten Hinweis auf Verbreitung und Umfang der Seuche in der römischen Grenzprovinz Noricum, und zwar aus deren bayerischem Teil. Das durch die Angabe der consules ordinarii ins Jahr 182 datierte Zeugnis, die Grabinschrift für eine gesamte Familie aus Mauerkirchen bei Rosenheim, liegt wegen Kriegszerstörung nur noch in einem Abklatsch vor. Der Sinn konzentriert sich auf die Formulierung, drei der insgesamt vier Verstorbenen seien per luem vita functi sunt, also einer Seuche erlegen. Um welche Krankheit es sich handelte, bleibt leider ungeklärt. Verschiedene Horrorangaben in der literarischen Überlieferung über den Blutzoll der Seuche sind natürlich in keiner Weise nachzuprüfen: So liest man für das Jahr 189 im dionischen Exzerpt des Xiphilinos von rund 2.000 Toten an mehreren Tagen hintereinander in Rom. Dagegen kann man die Vermutung teilen, gerade in den Truppenlagern habe sie besonders viele Opfer gefordert, da die aus dem Osten zurückkehrenden Einheiten offensichtlich die Seuche verbreiteten. Daher machen dieselben Nachrichten die Auswirkungen auf die Mannschaftsstärke der Grenztruppen für die nachhaltigen Niederlagen verantwortlich, welche die römischen Einheiten bei den militärischen Auseinandersetzungen der nächsten Jahre hinzunehmen hatten, zumal die Seuche sporadisch immer wieder auftrat. Heutzutage werden wie früher zwei Einschätzungen diskutiert, deren eine die Seuchenauswirkungen maßvoll beurteilt, während die gegenteilige merklichere, langfristige Folgen postuliert.107

spricht; Eutrop., Brev. VIII 12, 2; Epit. de Caes. 16, 3; Hieron., Chron. ad ann. 172; Oros., Hist. adv. pagan. VII 15, 5 f.; 27. Ironische Angaben bietet Lucianus: Quomod. hist. conscr. sit 15 (Seuchenausbruch). Die Quellenlage erörtert Storchi Marino: Rilettura 29–61 (Uneinheitlichkeit der galenischen Angaben, doch Übereinstimmung mit Aussagen von Aelius Aristides und Lucianus, partiell mit Dios Exzerpten und Herodians Bericht über Seuche und Hungersnot unter Commodus sowie Auswirkung auf Eutropius, Ammianus, die HA und Orosius). 107 Den Begriff lues in CIL III 5567 = IBR 7 = AE 2004, 1089 = AE 2008, 1018 versteht ThLL VII.2 1794–1798 als pestis oder pestilentia, was die Beulenpest meint. Die Authentizität der Inschrift unterstreicht Schmidt: Non extincta lues 135–140; die Nichterwähnung dieses Dokumentes durch Bruun: Mancanza 148–151, verwundert. Details für Ägypten nennt Andorlini: Considerazioni 15–28.

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6

Marcus Aurelius als Feldherr

6.1

Die ersten Kriegsereignisse an der Donau: Marcus Aurelius, Lucius Verus und die Markomannen als namengebender Gegner

Es ist nicht bekannt, wie schnell sich die Rückführung aller aus dem Westen an die östliche Grenze verlegten Truppeneinheiten vollzog. Diese Frage bedingt ursächlich die Einschätzung der seit 167 folgenden Germanenkriege. Die literarische Überlieferung bietet nur wenige Klagerufe, denn die Stimme des Zeitgenossen und historiographischen Mitautors M. Cornelius Fronto wird im Verlauf des Jahres 166 erloschen sein, weil keine späteren Meinungsäußerungen zur Germanenproblematik von ihm vorliegen. Seine offensichtlich letzten Selbstäußerungen beschäftigen sich mit dem vorzeitigen Tod seines Enkels, was möglicherweise sein eigenes Ableben beförderte. Ungeachtet dessen ist die vorausgreifende Verlegung der legio V Macedonica von Niedermösien nach Dakien zu konstatieren.108 Dios Exzerptor Petrus Patricius beginnt mit dem ersten, kleinen germanischen Angriff von 167, doch fehlt eine Vorgeschichte. Eutropius beklagt die schwerwiegenden Auswirkungen der Seuche auf die Soldaten, ohne aber seine verallgemeinerten Angaben zu präzisieren. Die Historia Augusta spricht von der richtigen Politik der Kaiser, erst nach dem Ende des Partherkrieges in eine Auseinandersetzung mit den Germanen einzutreten, und von einer Art Völkerlawine von Nordeuropa zur römischen Grenze hin.109 Deren Auslöser waren nach traditioneller Einschätzung die Goten in Nordpolen. Deren Genese und Ausdehnung im weiten Gebiet um die Mündung der Weichsel in die Ostsee und ihre langsame Wanderungsbewegung nach Südosten wirkte sich auf die direkt umwohnenden Stämme aus.110 Von diesen Völkerschaften waren Vandalen und Langobarden die 108 Den Tod Frontos im Jahre 166 nehmen an Champlin: Fronto 139–142; Birley: Marcus Aurelius 146; Rosen: Marc Aurel 80–82; Classen: Cornelius Fronto 47–71; Bruun: Mancanza 149; Levick: Faustina 175 Anm. 5. 109 Mit den Ursprüngen der kleinen Völkerwanderung im Vorfeld der Donaugrenze beschäftigen sich Jarnut: Langobarden 11–16; Birley: Marcus Aurelius 148 f.; Kehne: Instrumentarium 39–49 (passender Überblick); Rosen: Marc Aurel 86 f. (Datierung auf 165); Schmitt: Außenpolitik 137–143; Fündling: Marc Aurel 93–95; Kulikowski: Gothic Wars 40–42 (römische Provinzialisierung Ansporn für gotische Ansprüche); Schipp: Adoptivkaiser 64 f.; Künzl: Germanen 107–109 (Klimawandel); auf Noricum bezogen Winkler: Reichsbeamte 67–74. 110 Die Rolle der Goten in Nordpolen wird häufig unterschätzt. Zu ihnen Bierbrauer: Archäologie 51–171; Heather: Goths; Giese: Goten; Wolfram: Goten 50–54. Die Ur-

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6.1 Die ersten Kriegsereignisse an der Donau

wichtigsten; dazu kam der nur in diesem Zusammenhang genannte Kleinstamm der Obier, welcher nahe der Langobarden anzunehmen ist.111 Marcus Aurelius habe keine Vorkehrungen gegen die drohende Gefahr getroffen, ist unrichtig. Gleichzeitig mit der Rückkehr der westlichen Truppeneinheiten aus dem Osten und angesichts der sich ausweitenden Seuche bei ihnen ordnete er die Aushebung zweier neuer Legionen an, welche die Namen legio II und III Italica erhielten, was ihr Rekrutierungsgebiet auf das römische Kernland Italia festlegt. Wie bei sonstigen Aushebungen wurden zur reibungslosen Aufstellung erfahrene Senatoren berufen. Es war nun M. Claudius Fronto, der im Partherkrieg als legatus die legio I Minervia aus Bonna in den Kämpfen befehligt hatte; den Suffektkonsulat bekleidete er wohl im Jahre 165. Wann er genau in Italien weilte und seine neue Aufgabe angehen konnte, bleibt offen; sein nächstes epigraphisch in einer Statuenstiftung genanntes Amt versah er jedenfalls als curator operum publicorum in Rom. Beim Triumphzug vom Oktober 166 zählte er zu denjenigen senatorischen Kommandeuren, die mit Orden überhäuft wurden, und zwar mit vier Kränzen, ebenso vielen Silberspeeren und Miniaturfahnen. Der Prätorianerpräfekt Furius Victorinus und der Suffektkonsul von 144, Statthalter von Syrien 150–154 und comes des Lucius Verus, M. Pontius Laelianus Larcius Sabinus, wurden mit denselben Auszeichnungen dekoriert.112 sprungslegende, die Herkunft aus Skandinavien, ist offensichtlich eine Erfindung, aber auch die traditionelle Zuordnung der sogenannten Wielbark-Kultur an der Weichselmündung an sie wird neuerdings in Zweifel gezogen (siehe Anm. 115): Kulikowski: Gothic Wars 34–42, sieht eine römische Fehlkalkulation darin, einige Stämme zum Nachteil anderer zu fördern. Wie jedoch ein gotisches Volk nördlich des Schwarzen Meeres entstanden sein soll, ohne Vorläufer im nordwestlichen germanischen Siedlungsgebiet gehabt zu haben, ist nicht nachzuvollziehen. 111 Zu den Germanenkriegen Birley: Außen- und Grenzpolitik 482–494 (Provinzenneugründung denkbar); ders.: Hadrian to Antonines 165–176 (Goten als Ursache, Verzögerung des römischen Vorgehens durch die Pest, Feindvorstöße und römische Gegenmaßnahmen einschließlich der Wunder von Blitz und Regen im Jahre 170); ders.: Wars 222–230; Grimal: Marc Aurèle 188–213 (erste Phase); Dietz: Blütezeit 138–154 (Germanenfeldzüge und Archäologie in Rätien); Kehne: Rom in Not 98–108 (am Ende realer Beginn von Provinzneugründungen); Hund: Außenpolitik 231–336 und 342–351 (zu Anfang Diskussion der Terminologie mit Beharren auf der Bezeichnung »Markomannenkriege« sowie Annahme eines Angriffskrieges durch Marcus Aurelius [231–243]). 112 Pontius Laelianus behandeln PIR2 VI 344–346 Nr. 806; Pflaum: Sodales 4–8; Alföldy: Konsulat 24, 48 f., 92, 102, 147 f. (Suffektkonsulat 144), 235 f., 239, 268–273, 297, 312, 334; Birley: Marcus Aurelius 60, 125, 129, 141, 147, 155, 162, 197; ders.: Hadrian to Antonines 168 f. (comites der Kaiser vom Jahre 168); knapp Fündling: Marc Aurel 207 Anm. 14; Schipp: Adoptivkaiser 63; Migliorati: Iscrizioni 354–359. Die Ehreninschrift mit den Details seiner Karriere ist CIL VI 1497 + 1549 + 41146 = ILS 1094 + 1100; sein Sohn M. Pontius Laelianus wurde ordentlicher Konsul des Jahres 163 und Statthalter von Niedermösien. Zu den militärischen Ehrungen Maxfield: Military Decorations 145–183 (Senatoren und Ritter), zur Truppendislokation in Pannonien Lörincz: Truppenbewegungen 51–57, zu Marcus als Feldherr Speidel: Philosoph als Imperator 70–74 (Marcus als aufopfernder Oberbefehlshaber in Tat und Selbstdarstellung) und Schäfer: Kaiser 93–107 (»Politik der Stärke« als Ziel angesichts unzuverlässiger Gegner an der Donau bei Vertragsschlüssen und differenzierte Maßnahmen zur Sicherung des Grenzund Hinterlandes).

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

Ohne heutzutage meist die Wetterverhältnisse bei historischen Ereignissen des Altertums zu kennen, wird es wohl das Frühjahr 167 gewesen sein, als der Blitzangriff eines germanischen Stoßtrupps von angeblich 6.000 Mann, der sich aus Langobarden und Obiern zusammensetzte, die Donaugrenze der Provinz Pannonia inferior erreichte und ins nähere römische Hinterland eindrang. Die raschen Gegenmaßnahmen wurden von zwei jüngeren Männern umgesetzt, von denen einer karrieremäßig bekannt ist, der ursprüngliche Ritter und Sohn des zweiten Prätorianerpräfekten Marcus Macrinius Vindex namens Marcus Macrinius Avitus Catonius Vindex. Ihn unterstützte gemäß der Angabe des Dio-Exzerptors Petrus Patricius ein ansonsten unbekannter Candidus als Infanteriekommandeur. Der durch seine Grabinschrift in Rom bekannte jüngere Vindex befehligte damals eine 500 Mann starke Kavallerieeinheit, die ala III Thracum (sagittariorum civium Romanorum); die Kompetenz seines Kollegen ist dagegen unbekannt. Das Zahlenverhältnis ist auffällig, denn die Verteidiger scheinen in der Minderzahl gewesen zu sein, aber waren in der Ortskenntnis natürlich den Eindringlingen voraus. Diese wurden rasch zurückgeschlagen und der nördliche Teil von Pannonia inferior entging einer Verwüstung, doch die Angreifer scheinen eher einen Plünderungszug intendiert zu haben. Dennoch war dieser Vorstoß ein Alarmzeichen für die römische Grenzverteidigung, nunmehr mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen. Statthalter der Provinz im prätorischen Range war seinerzeit Tiberius Claudius Pompeianus, einer der späteren Schwiegersöhne des Kaisers von besonderer historischer Bedeutung. Ob die Legion schon aus dem Osten zurückgekehrt war, ist ungeklärt, denn das germanische Blitzunternehmen deutet auf das Gegenteil hin. In diesen Zusammenhang ist der Augsburger Hortfund aus dem Jahr 1978 einzuordnen, der aus 64 Aurei besteht. Die Abwehr des Vorstoßes kann der Grund für die Annahme der fünften imperatorischen Akklamation durch die Kaiser gewesen sein, mit der das vierte congiarium in Verbindung stehen wird.113 Angesichts der aktuellen Gefahrenlage entschlossen sich Marcus und Verus, gemeinsam die Truppen an der mittleren Donaugrenze zu inspizieren, die im Fokus der feindlichen Aktivitäten zu liegen schien. Die literarische Überlieferung bietet nur allgemeine Informationen an. Diesen gemäß beteiligten sich nach dem Fehlschlag mehrere Stämme und die hier nach langer Zeit wieder ins Rampenlicht tretenden Markomannen, einstmals das Volk ihres ersten bekannten Herrschers Marbod, die damals in Böhmen ansässig waren. Wie früher zur Zeit des Augustus ist für das Jahr 167 ein König literarisch genannt, der mit dem Namen Ballomarius allerdings nur im Text des Petrus Patricius erscheint; vielleicht

113 Den Germanenangriff von 167 berichtet Dio (= Petr. Patr.) LXXII 3, 1. Zu Macrinius Vindex iunior: PIR2 V 125 f. Nr. 22; Schumacher: Priesterkollegien 55 f., 234–236; Alföldy: Konsulat 371–374; Birley: Marcus Aurelius 149, 161, 176, 179; Rosen: Marc Aurel 86 f.; Fündling: Marc Aurel 109, 114, 160, 201 Anm. 16; Kovács: Rain Miracle 209– 216 (Verbindung mit Seuchenausbreitung); Migliorati: Iscrizioni 318–323; Hund: Außenpolitik 301–307 (Datierung des Einfalls auf das Frühjahr 168 weitere Abwehrkämpfe als Begründung der Akklamation als impp. V). Das congiarium IIII datiert MIR 110 f. Nr. 155–157 ins Jahr 167.

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6.1 Die ersten Kriegsereignisse an der Donau

hat er später keine Rolle mehr gespielt. Im selben Textzusammenhang wird eine Gemeinschaft von insgesamt zehn Stämmen genannt, die Ballomarius zu ihrem Verhandlungsführer bestimmt habe, um mit dem konsularischen Statthalter von Pannonia Superior, Marcus Iallius Bassus, einen Vertrag abzuschließen, der eher als Waffenstillstand bezeichnet werden kann, eigentlich jedoch die Ruhe an der Donaugrenze gewährleisten sollte.114 Die unvermittelte, allerdings nicht namentliche Nennung von zehn Völkerschaften, die nicht alle germanische gewesen sein müssen, führt zur Frage, warum nach dem Vorstoß von Teilen nur zweier Stämme im knappen Text plötzlich ohne Begründung von zehn die Rede ist. Dies öffnet Interpretationen Tür und Tor, doch nur der Hinweis der Historia Augusta auf Bewegungen nördlicher Stämme eröffnet einen Weg. Der Name der dafür verantwortlichen Goten fällt zwar nicht, kann aber durch archäologische Erkenntnisse wahrscheinlich gemacht werden.115 Der Verfasser der Kaiserbiographien hatte natürlich Kenntnis von den Goten, doch darf deren Nichterwähnung im Kontext der Wanderungsbewegung auch nicht überbewertet werden. Nur ein Blick auf die spätere Geschichte vermag die Entwicklung zu skizzieren, die hinter den römischen Donau- und Rheingrenzen im dritten Jahrhundert größere Stammeseinheiten in Gestalt von Franken, Sachsen, Alamannen und Goten entstehen ließ. Sie mündete in die große Völkerwanderung, die etliche andere Stämme sowie die aus Asien vordringenden Hunnen als Protagonisten sah. Die römischen Quellen lassen die Bildung der Großstämme kaum erkennen, denn bei ihnen traten diese ganz plötzlich auf den Plan und bedrohten die römische Welt in ihren Urfesten. Inwieweit schon zur Zeit von Marcus Aurelius solche Abläufe erkannt und eingeschätzt werden konnten, bleibt unsicher, denn er gibt in seinen Selbstbetrachtungen keinerlei Hinweis. Kenntnisse etwa von Seiten römischer Kaufleute können zwar vorgelegen haben, sie zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, war wohl nicht möglich, weil man eine regelrechte Spionagetätigkeit außerhalb der Grenzen kaum annehmen wird. 114 Die Markomannen behandeln Kehne – Tejral: Markomannen 290–308; Künzl: Germanen 15, 57, 60, 109–116. Zum Statthalter Iallius Bassus siehe PIR2 (Anm. 81); Alföldy, Konsulat 25, 172 f., 232, 237, 251, 274–276, 279 f., 290, 302, 314 f., 332, 377 f.; Birley: Marcus Aurelius 125, 142 f., 149, 169; Rosen: Marc Aurel 86; Fündling: Marc Aurel 94; Migliorati: Iscrizioni 279–282; Schipp: Adoptivkaiser 63 (nur Partherkrieg); Hund: Außenpolitik 310–312 (Kämpfe in Niederpannonien 168 als Grund für die fünfte imperatorische Akklamation). 115 Die Obier untersucht Dobesch: Obii 489–498; ihren Vorstoß erörtert Fitz: Incursion 61–713, und eine Synthese bietet Langmann: Markomannenkriege. Kehne: Instrumentarium 43–46, diskutiert die Möglichkeiten, Völkerschaften im Grenzvorland ruhig zu halten, doch Marcus Aurelius ein Fehlverhalten vorzuwerfen, deren Wünsche ignoriert zu haben, geht zu weit: Allerdings wird mit Recht eine allzu starre römische Außenpolitik im Grenzvorland, besonders gegenüber den Goten, bemängelt (46–48). Kovács: Rain Miracle 208 f., sieht dieses Volk als Verursacher der Germanenangriffe an; archäologische Überlegungen zu ihrer Genese bietet Kulikowski: Gothic Wars 52–70 (er äußert sich skeptisch zur Verbindung der Wielbark mit der Černjacov-Kultur im Krimgebiet und beider Zuweisung an die Goten; stattdessen vermutet er die Entstehung einer ethnisch vielfältigen »gotischen« Kultur erst in der ukrainisch-südrussischen Region wie ähnlich bei Franken und Alamannen); nicht ganz so strikt jetzt Steinacher: Rom und Barbaren 45–51. Siehe auch Anm. 239.

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

Ob die vereinzelten Hinweise überhaupt zur Kenntnis der Regierung gelangten, ist zudem ungeklärt. Für die Zeit nach 167 nennt die Historia Augusta wenigstens 18 Völkerschaften als römische Gegner.116 Aus diesem Grunde scheinen etliche germanische Aktionen tatsächlich unerwartet erfolgt zu sein. Nach der Abwehr des Langobardeneinfalls von 167 traf das Imperium Romanum die große Wanderungsbewegung mit voller Wucht. Sie wirft viele Fragen auf, die hauptsächlich die Datierung einzelner Ereignisse betreffen. Diese Unsicherheiten beruhen besonders auf dem Fehlen einer kontinuierlichen Darstellung durch Cassius Dio, welche die sporadischen Aussagen seiner Exzerptoren nicht ersetzen können. Die ungeordneten Aussagen der Historia Augusta tragen für die Chronologie nur Details bei, ohne ein Gesamtbild zu bieten, von anderen späten Autoren ganz zu schweigen. Auch eine Primärquelle ersten Ranges, die Marcus-Säule in Rom, trägt nur einen visuellen Auszug bei, weil das Reliefband keine vollständige Schilderung aller Kriegsereignisse bieten sollte, obwohl Einzelheiten von Bedeutung dargestellt sind. Die erhaltenen Reliefs des untergangenen Marcus-Aurelius-Bogens auf der Via Sacra geben ihrerseits nur typologische Szenen wieder, welche die Leistungen des obersten Feldherrn vor Augen führen und keine historischen Abläufe schildern. Am Ende bleiben zahlreiche Interpretationen übrig, die vielleicht niemals zu einer Synthese zusammengeführt werden können, sollten nicht unverhoffte Quellenfunde Hilfestellung leisten können. Der zeitgenössische Historiker Appianos deutet zumindest die Möglichkeit an, schon unter Antoninus Pius hätten Völkerschaften um Aufnahme ins römische Reich nachgesucht, doch habe der Kaiser dies abgelehnt.117 In Rom wurde die Situation an der Donaugrenze als äußerst bedrohlich eingeschätzt. Daher entschlossen sich Marcus Aurelius und Lucius Verus dazu, ihre gemeinsame Inspektionsreise nach Norden anzutreten, um die Bereitschaft der Truppeneinheiten zu überprüfen. Wie die Quellen zeigen, nahmen sich die zwei Augusti für diese Aufgabe genügend Zeit und absolvierten dabei einen längeren Aufenthalt in Carnuntum. Ihre ausgedehnte Abwesenheit von der Hauptstadt weist auf die umfängliche Inspektion hin, welche während einer Schwächung des Militärpotentials durch die grassierende Seuche stattfand. Gemäß der Historia Augusta dauerte sie offensichtlich die gesamte Feldzugssaison des Jahres 168, vom 116 Die Bildung germanischer Großstämme im Vorfeld des römischen Reiches ist ein nicht abgeschlossenes Thema: Allgemein Künzl: Germanen 118–122 (Franken und Alamannen); Gräf: Germanenstämme 73–87 (Bedeutung der Elbgermanen); Steidl: Caracallas Gegner 88–98 (archäologische Darstellung der Elbgermanen). Explizit nennt Roms Gegner an der Donau HA, MA 22, 1 (Adams: Marcus Aurelius 106 f.), während Eutrop., Brev. VIII 13, 1, bloß vier Stämme angibt. Vgl. Anm. 120. 117 Die Aussagefähigkeit archäologischer Denkmäler für die Rekonstruktion des militärischen Geschehens wird unterschiedlich beurteilt (siehe unten 180–186). Appian, Hist. Rom., prooem. 7, spricht davon, er selbst sei Augenzeuge gewesen, als Gesandtschaften in Rom verhandelten; dazu Dobesch: Vorgeschichte 17–21. Zwikker: Markussäule 25– 34, erörtert die römische Ausgangslage und die allgemeinen Voraussetzungen. Eine gute Übersicht über die unterschiedlichen Verhältnisse bei den Germanenstämmen und das entsprechende Vorgehen Roms ihnen gegenüber in Krieg und Frieden gibt Stahl: Abgrenzung und Integration 289–317, mit Behandlung von 16 Verträgen und Analyse der jeweiligen Bedingungen (300–312).

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Frühjahr bis in den Herbst hinein. Die Anwesenheit des Marcus in Rom ist für den 6. Januar 168 bezeugt, als er im Prätorianerlager eine Rede hielt, die sich mit den anstehenden Militäraktionen beschäftigt haben wird, zu denen Einheiten der Garde als Begleittruppe abgeordnet wurden; Lucius Verus wird ihn dabei begleitet haben. Die zwei Kaiser blieben späterhin sogar bis kurz nach dem Jahresanfang 169 in Oberitalien, nämlich in der Metropole Aquileia. Etwa zur selben Zeit wurden zwei neue Prätorianerpräfekten berufen, der schon genannte Macrinius Vindex und sein Kollege Marcus Bassaeus Rufus. Vielleicht ließen sich die Kaiser erst jetzt als imperatores V akklamieren, was ansonsten nicht bekannte militärische Erfolge andeuten würde.118 Von Aquileia aus begaben sich die Kaiser im Januar in ihrem Reisewagen auf den Rückweg nach Rom, weil ihnen der anwesende Hofarzt Galenus dazu geraten hatte. Doch gelangten sie nur bis in die Kleinstadt Altinum, von wo aus die Via Claudia Augusta nach Norden ihren Ausgang nahm, die nach rund 770 Kilometern in der Provinz Raetia an der oberen Donau endete. Der heutige Weiler Quinto d’Altino vertritt den einstigen römischen Ort, von dem nur noch Reste mehr schlecht als recht erkennbar sind, doch besitzt er immerhin ein archäologisches Museum. Ungefähr an diesem Ort ereignete sich Ende Januar ein das gesamte Reich betreffendes Unglück: Auf der Fahrt nach Süden ereilte den zweiten Augustus Lucius Verus sein unverhofftes Schicksal, als er plötzlich von einem Herzinfarkt betroffen wurde, an dem er trotz aller Bemühungen der Hofärzte verstarb. Damit fand die erste Dyarchie in der römischen Kaiserzeit ein unerwartetes Ende, denn der Verstorbene zählte erst 38 Lebensjahre. Marcus Aurelius war sofort genötigt zu handeln. Der Leichnam des Verstorbenen wurde in die Hauptstadt überführt und für die gewohnten Trauerfeierlichkeiten hergerichtet. Diese beinhalteten die Entscheidung des Senates über die vom Kaiserkollegen beantragte Divinisierung, die Einäscherung im ustrinum auf dem Marsfeld wie bei Antoninus Pius und die offizielle Staatszeremonie für die Vergöttlichung mit der Einreihung unter die Staatsgötter als divus Verus. Schließlich fand die Aschenurne ihren Platz im Hadriansmausoleum als mindestens siebte hier beigesetzte Person aus dem Haus der Adoptivkaiser. Wie üblich wurden in allen Metallen Gedenkmünzen ausgegeben, welche in der Öffentlichkeit die consecratio versinnbildlichten. Deren Rückseiten zeigen die gewohnten Bilder des Adlers und des Scheiterhaufens, doch sind auch Szenen mit einer Elephantenquadriga vorhanden, welche die Statue des Vergöttlichten trägt: Diese Darstellung wies auf seine historische Bedeutung hin, denn die Elephanten ließen sich symbolisch mit der Feldherrnschaft des Verstorbenen im Partherkrieg verknüpfen. Seitens der Reichsbevölkerung wurden ihm daraufhin Statuen gewidmet, die seine Leistungen in den Inschrifttexten der Basen aufzählten. Allerdings wur118 Mit dem bei Dio (= Xiphilinos) LXXII 3, 5 genannten Macrinius Vindex beschäftigten sich Pflaum: Carrières 388 f. Nr. 161, 512; Birley: Marcus Aurelius 156, 171, 251; Rosen: Marc Aurel 101; Fündling: Marc Aurel 109, 114, 160; Migliorati: Iscrizioni 518– 520. Den 6. Januar 168 nennt FragmVat 195 (ed. Mommsen 64 f.). Zu Bassaeus Rufus siehe ausführlich Anm. 146. Ein Bronzemedaillontyp symbolisiert den Aufbruch der Kaiser: Dressel – Regling: Medaillone 109 f. Nr. 55 (zwei reitende Kaiser mit einem Soldaten).

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de ihm kein Tempel gewidmet, was seine doch mindere Bedeutung im Staatsganzen sinnfällig aufzeigte. Allein die Metropole Ephesos entsann sich ihres temporären Gastes und ehrte ihn in einem merklichen finanziellen Kraftakt mit einem auf ihn zugeschnittenen Ehrendenkmal, dessen fragmentarischer Reliefschmuck heute in Wien ausgestellt ist und für genügend Diskussionen sorgt. Die angeblichen Gerüchte um eine Ermordung des Verus durch seinen Adoptivbruder, sogar mit Angabe der Vorgehensweise, oder durch die Schwiegermutter Faustina sind als höchstgradige Abstrusität einzustufen. Die für ihre Geschwätzigkeit berüchtigte Historia Augusta scheint dabei nach dem Motto zu verfahren, von Gerüchten bliebe immer Etwas haften, jedoch ging ihr Aurelius Victor mit einer ähnlichen Geschichte voraus. Die Alleinherrschaft begann Marcus mit der Ausgabe seiner liberalitas V.119 Des Verus Tod wurde natürlich auch von den potentiellen Feinden jenseits der Donaugrenze wahrgenommen. Die entsprechenden Feierlichkeiten entfalteten ihre reichsweite Wirkung, und diese strahlte über die Grenzen hinaus. Das seit März 161 gültige System der Samtherrschaft war jetzt zu Ende gegangen, und diese Neuerung betraf die res publica Romana und ihr Vorfeld gleichermaßen. Hatte früher der Tod des Antoninus Pius den Parthern die Möglichkeit verschafft, im Osten aktiv zu werden, so ging es jetzt um die Situation im Westen. Die Historia Augusta verknüpft Innen- wie Außenpolitik mit bedrohlichen Worten: Das Kriegsende im Osten, eine Hungersnot in Rom, intensive Ausübung der kultischen Pflichten des pontifex maximus Marcus Aurelius und das Wüten der Seuche in der Hauptstadt mitsamt der versuchten Linderungsmaßnahmen ergeben vor den Augen der Leser ein wahres Horrorszenario. Auf Seiten der möglichen Kriegsgegner werden Markomannen und Viktualen gemeinsam angesprochen, von denen der letztgenannte Stamm kaum greifbar ist, ähnlich wie zuvor die Obier in Gemeinschaft mit den Langobarden. Warum die beim Waffenstillstand von 167 auf germanischer Seite federführenden Markomannen jetzt aber unvermittelt als römische Feinde in Erscheinung treten und die Rolle ihres Anführers Ballomarius bleiben im Dunkeln. Inwieweit er unter den von der Historia Augusta allgemein angesprochenen Stammesführern inbegriffen ist, die im Zusammenhang mit der Inspektionsreise der beiden Kaiser entmachtet worden sein sollen, ist ebenfalls ungeklärt. Als traditionelle Normalität erscheint dagegen die Haltung der Quaden, die ihren neu erkorenen rex wie seit langem üblich von der römischen Reichsspitze bestätigen lassen wollten. Nimmt man diese Angabe

119 Des Verus Tod behandeln Aur. Vict., Caes. 16, 5–9 (Ablehnung der Gerüchte); Eutr., Brev. VIII 10, 3 f.; Epit. de Caes. 16, 5 f.; HA, MA 15, 3–6 (Adams: Marcus Aurelius 164–166), Ver. 9, 7 10, 5.16, 1–4 (wechselseitige Mordgerüchte ebenfalls mit ihrer Zurückweisung). Den Rat des Hofarztes nennt Galen., De praecognitione 9, 6 f. (Kühn XIV 648–651), und De libris suis 2, 18 (Scr. min. II 98 f.): Hierzu Schlange-Schöningen: Gesellschaft 173–179. Die Gedenkmünzen für Verus sind BMC 502–505, 1359, 1367– 1370; RIC 596 a+b, 1507 f., 1509–1512; MIR 118 Nr. 184–189; 181, 194 (liberal. V); Kent: Münze 37, 120 Nr. 341; Börner: Marc Aurel 244–248. Bewertungen bieten etwa Schindler-Horstkotte: Markomannenkrieg 24–26; Birley: Marcus Aurelius 155–159; Rosen: Marc Aurel 87–93; Fündling: Marc Aurel 96–101; Schipp: Adoptivkaiser 65–67; Levick: Faustina 71–73, 83: Die Mordlegende wird einhellig abgelehnt.

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ernst, so bestanden unter den Donauvölkerschaften häufige Uneinigkeiten. Namengebend für die folgenden Auseinandersetzungen wurden in der inoffiziellen literarischen Sprache die Markomannen, während die offizielle römische Terminologie stets nur den richtigen Sammelbegriff »Germanenkriege« mit entsprechenden Abwandlungen benutzte; deutsch kann auch das Wort »Donaukriege« verwendet werden.120

Abb. 4: Sesterz für den divus Verus mit Rückseitenbild einer Elefantenquadriga und der Legende »consecratio«.

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Die Feinde auf Reichsgebiet: Ein Trauma und seine lange Bewältigung

Ein für Cassius Dio beanspruchtes Exzerpt des Xiphilinos berichtet äußerst knapp über das Eindringen von Feinden nach Italien und deren Wüten. Sofort danach nennt es einen großen römischen Gegenangriff, den Marcus Aurelius zusammen mit den Truppenbefehlshabern Pompeianus und Pertinax leitete. Diese Angabe bringt zwei Ereignisse zusammen, die wegen der Laufbahn der beiden 120 Die Historia Augusta berichtet mit dem Blick auf frühere Ereignisse von diesen Zusammenhängen (MA 12, 13 14, 4: Adams: Marcus Aurelius 95–99); eine ältere Deutung bei Zwikker: Markussäule 53–103. Nach der Mitteilung über Verus’ Tod ist ein unpassender Einschub vorhanden, dessen Zuordnung zur Zeit Diokletians durch dessen Anrede am Ende vorgespiegelt wird; dazu Adams 27–32 und 155–184 (Datierung unter Diokletian möglich). Den Begriff »Donaukriege« verwendet Rosenberger: Bella 104– 109, eine lange, aber teilweise plakative Erörterung von Kriegsverlauf, Friedensverträgen und Umsiedlungsaktionen gibt Schmitt: Außenpolitik 144–198. Zu den Sühnezeremonien von Marcus Aurelius Motschmann: Religionspolitik 103–114.

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Generäle zeitlich nicht zusammengehören können. Der am 1. August 126 als Sohn eines Freigelassenen aus Alba Pompeia (Albi) im westlichen Oberitalien geborene kurzzeitige Kaiser von Anfang 193, Publius Helvius Pertinax, stieg nämlich erst später zu wirklichen Führungspositionen auf, was eine Inschrift aus Köln und die einschlägige Vita in der Historia Augusta angeben. Im Jahre 169/ 170, in das der Kriegsausbruch fiel, hatte Pertinax nach den vier Anfangsämtern als Befehlshaber von Hilfstruppeneinheiten schon einen hohen Rang im cursus honorum römischer Ritter erreicht, den er nach der Präfektur der Rheinflotte in Köln als Finanzprokurator in Dakien und Obermösien innehatte, ohne hier aber Truppen zu kommandieren.121 Tiberius Claudius Pompeianus dagegen stammte aus dem syrischen Antiochia und war ebenfalls kein gebürtiger Senator. Er hatte damals jedoch schon einen beachtlichen Aufstieg hinter sich gebracht, war im Jahre 162 consul suffectus gewesen und noch im Todesjahr von Lucius Verus gemäß dem Willen ihres Vaters wegen seiner Verdienste mit dessen junger Witwe Aurelia Lucilla verheiratet worden. Diese Ehe wird literarisch als eine Art Zwangsehe bezeichnet, die der Braut und ihrer Mutter Faustina II. nicht angenehm gewesen sein soll. Ausschlaggebend für die väterliche Entscheidung war allein der militärische Gewinn, den Marcus Aurelius darin sah, den fähigen Pompeianus an das Kaiserhaus zu binden, um ihn für die außenpolitischen Notwendigkeiten maßgeblich heranziehen zu können. Aus diesem Grunde wurde Pompeianus der wichtigste Truppenführer und Berater des Kaisers. In modernistischer Wortwahl wurde ihm dafür sogar der deutsche Titel »Generalstabschef« zugelegt, doch konnte er natürlich nicht an allen Brennpunkten gleichzeitig tätig werden.122 Der zweite wichtige Schwiegersohn des Kaisers, Cnaeus Claudius Severus, war wohl seit dem Jahre 165 mit der etwas jüngeren Schwester Lucillas, Annia Aurelia Galeria Faustina, verheiratet. Er entstammte einer merklich angeseheneren, gleichfalls im griechischen Osten verorteten Familie, die in Pompeiopolis in Paph121 Literatur zu Pertinax: PIR2 IV 63–68 Nr. 73; Pflaum: Carrières II 451–454 Nr. 179 und V 48–50; Alföldy: Helvius Pertinax 326–348; ders.: Konsulat 16, 25, 42 f., 45, 58, 76, 93, 100, 104, 108–110, 131–133, 186, 189, 224, 233, 240, 246, 283 f., 296 f., 304, 311, 333, 370 f., 373 f.; Birley: Fasti 142–146, 377–401 (passim); ders.: Marcus Aurelius 14, 67, 157, 161, 165, 168 f., 171, 173, 179, 190, 197, 207, 224 f., 248; Devijver: Militiae equestres 207–214; Thomasson: Fasti 73; Rosen: Marc Aurel 23, 97, 100 f., 108; Fündling: Marc Aurel 109, 136, 138, 160, 162, 175 f.; Migliorati: Iscrizioni 273–278; Schipp: Adoptivkaiser 68, 73, 80, 95; Pasek: Coniuratio, bes. 15–31; Kovács: Rain Miracle 222– 224; Levick: Faustina 87, 146, 149, 151, 159; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 145 f. Die Zeugnisse sind AE 1963, 52 = AE 1988, 894 = Galsterer: Inschriften 274, und HA, Pert. 1, 5–4, 4. 122 Den Einfall nach Italien spricht Dio (= Xiphilinos) LXXII 3, 2 an. Claudius Pompeianus behandeln etwa PIR2 II 234 f. Nr. 973; Pflaum: Gendres 28–41; Alföldy: Konsulat 81, 88, 93, 108, 131, 183–185, 187, 251, 261 f., 278 f., 321, 374; Halfmann: Senatoren 181 f.; Birley: Marcus Aurelius 143, 145, 151, 157, 161 f., 165, 168, 175, 178 f., 185, 191, 196, 207, 225, 247, 250–252, 255, 267; Rosen: Marc Aurel 94 f., 97, 116; Fündling: Marc Aurel 104 f., 109, 136, 157, 161 f.; Migliorati: L’ascesa 207–246; ders.: Iscrizioni 228–235; Schipp: Adoptivkaiser 54, 68, 73; Levick: Faustina 7, 26, 73 f., 85–87, 141, 145 f., 157. Fraglich war lange die Datierung des ersten Konsulates als suffectus: Alföldy nahm 167 an, Weiß: Militärdiplome 152, belegt jetzt 162.

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lagonien beheimatet war, aber wenigstens schon in der dritten Generation dem Senatorenstand angehörte. Allerdings lagen seine Interessen nicht im militärischen Bereich, sondern eher im philosophischen, denn sein Vater gleichen Namens war einer der Lehrer von Marcus Aurelius gewesen, was ihn der kaiserlichen Familie nahe brachte. Natürlich konnte er nicht als militärisch ausgewiesener Begleiter des Kaisers in dessen Feldzügen fungieren. Für ihn liegt leider keine Laufbahninschrift vor, was seinen Aufstieg merklich verunklärt. Nach einem ersten Konsulat als suffectus im Frühjahr 163 amtierte er im ordentlichen Konsulat des Jahres 173 an erster Stelle zusammen mit seinem Schwager Pompeianus. Wann genau er gestorben ist, nachdem er als comes des Augustus mit diesem175/ 176 im Osten und später in Athen gewesen war, bleibt offen; jedenfalls überlebte er seinen Schwiegervater. Weil er aber nicht als militärischer Fachmann ausgewiesen war, verschwindet er in beinahe natürlicher Weise aus dem Blickfeld der literarischen wie der dokumentarischen, darunter inschriftlichen Überlieferung.123 Ausgangspunkt aller Erörterungen über den Ausbruch der Feindseligkeiten ist die Frage, wann und unter welchen Umständen der erste Angriff der gegen das Imperium Romanum verbündeten Völkerschaften nördlich der mittleren Donau, der sich gegen das östliche Oberitalien richtete, erfolgte. Gemäß der Historia Augusta bedrohten Markomannen und Viktualen kurz vor dem Tode des Verus das Reichsgebiet, doch von einem tatsächlichen Einfall ist keine Rede. Ohnehin wäre ein solch weiter Vorstoß der beiden Stämme kaum denkbar, als sich beide Kaiser im nahen Carnuntum aufhielten. Die Angaben zu den Machtverhältnissen innerhalb der auswärtigen Koalition und das Gehabe der Völker gegenüber Rom lassen zwar auf ein partielles Ruhehalten schließen, doch müssen Aktionen stattgefunden haben, die beiden Kaisern zuvor ihre fünfte imperatorische Akklamation einbrachten. Andererseits verbindet die Historia Augusta ihre Aussage mit einem fast beiläufigen Hinweis auf römische Verluste mitsamt des prominenten Prätorianerpräfekten Furius Victorinus, der zuvor Verus in den Osten begleitet hatte. Weil jedoch keine römische Offensive angesprochen wird, kann man alternativ annehmen, es habe sich um Verluste gehandelt, die der Seuche innerhalb des Heeres geschuldet waren, das die beiden Kaiser begleitete. Ein Angriff auf Aquileia zur Zeit des dortigen Kaiseraufenthaltes ist undenkbar, und die Abwehr des späteren Vorstoßes wird inschriftlich lokalen Kräften unter Macrinius Vindex dem Jüngeren zugewiesen. Die offensichtlich sprunghafte und unsystematische Darstellung der Historia Augusta kann deshalb nicht als vertrauenswürdiger Maßstab für die Rekonstruktion des tatsächlichen Geschehens herangezogen werden. Nur die Zusammenschau aller spärlichen literarischen Zeugnisse, verknüpft mit der Hinzuziehung von archäologischen, epigraphischen und numismatischen

123 Zu Claudius Severus siehe PIR2 II 247 f. Nr. 1024; Pflaum: Gendres 28–41; Alföldy: Konsulat 88 f., 108 f., 182 f., 187, 321, 325; Halfmann: Senatoren 180 f.; Birley: Marcus Aurelius 155, 175, 182, 195, 247; Fündling: Marc Aurel 54, 136, 157, 193; Migliorati: Iscrizioni 236–238; Levick: Faustina 44, 75–77, 151, 157; Toulouse: Severus 244–250. Seinen Vorrang im zweiten, ordentlichen Konsulat von 173 gegenüber Pompeianus bedingte sein Vorrang vor einem homo novus: Migliorati 23, 28.

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Quellen, vermag ein einigermaßen stimmiges Bild zu liefern. Was die Namen der feindlichen Völker betrifft, so nennt Eutropius Markomannen, Quaden, Vandalen, Sarmaten und Sueben, was der ihm folgende Orosius wiederholt. Dagegen erscheinen in der Historia Augusta sehr viel mehr, nämlich Markomannen, Naristen, Hermunduren, Quaden, Sueben, Sarmaten, Lakringen, Buren, Vandalen, Obier, Viktualen, Sosiber, Sikoboten, Roxolanen, Bastarner, Alanen, Peukiner und Kostoboken, also insgesamt achtzehn. Von diesen können allerdings nicht alle als historisch passend eingestuft werden, zumal die Langobarden nicht angesprochen sind: Es ergibt sich daher der Eindruck, die Autoren der späteren historiographischen Werke hätten keine detailgenaue Kenntnis der historischen Abläufe rund 200 und mehr Jahre zuvor besessen.124 Dieser Einschätzung müssen Rekurse auf zwei nicht erhaltene Geschichtswerke hinzugefügt werden, deren Bedeutung unklar ist: Es sind der Senator und Dio-Zeitgenosse Lucius Marius Maximus Perpetuus Aurelianus, der bei Ammianus Marcellinus und in der Historia Augusta tatsächlich bezeugt ist, und die Kaisergeschichte, die der Philologe Alexander Enmann postulierte, welche jedoch nirgends genannt wird: Weil es keine verwertbaren Texte von ihr gibt, sind moderne Rekonstruktionen mit Vorsicht zu betrachten. Diese Unsicherheit hinsichtlich der literarischen Überlieferung besitzt für die Rekonstruktion der historischen Abläufe beträchtliche Bedeutung.125 Da ein feindlicher Vorstoß ins östliche Oberitalien zur Zeit der beiden Kaiserbrüder kaum wahrscheinlich ist, kommen die Jahre 169 und 170 für diesen in Betracht, nachdem Lucius Verus verstorben war und sich eine neue politische Lage ergeben hatte. Damit verbunden ist die Frage, wann Marcus Aurelius eine Institution ins Leben rief, die den militärischen Schutz dieses Gebietes gewährleisten sollte, die sogenannte praetentura Italiae et Alpium. Wurde diese als Reak-

124 Die Lage am Brennpunkt des Geschehens am Donauknie und in dessen Hinterland diskutieren etwa Rosen: Marc Aurel 87, 90 (Seuchentod des Victorinus ohne literarischen Nachweis, was einen Schlachtentod nahelegt, Feindvorstoß aber schon 167); Kovács: Records 84 f., postuliert einen Pesttod. Die Gegner Roms zählen Eutrop., Brev. VIII 13, 1, Oros., Hist. VII 15, 8, und HA, MA 22, 1 (Adams: Marcus Aurelius 106 f.), auf: Dazu etwa Zwikker: Markussäule 14–24, 104–120 (römische Ausgangslage), 150– 238 (Kriegsverlauf mit den Einzelheiten); Künzl: Germanen 109–116. 125 Marius Maximus diskutieren PIR2 V 205–207 Nr. 308; Syme: Marius Maximus Again 287–302; Astarita: Avidio Cassio 171–181; Birley: Marius Maximus 2678–2757 (Familie, Zeugnisse, Vitenangaben); Chausson: Les Antonins; Molinier-Arbo: Dion Cassius 278– 295 (Rivalität zwischen Dio und Maximus, der Quelle der Historia Augusta, und frühere Publikation von dessen Vitensammlung); Leunissen: Konsuln 13, 31, 50 f., 97, 105, 113, 115, 136, 158, 217 f., 224 f., 243, 245, 263, 284, 310, 327, 336, 347 f., 362, 374, 382; Cornell: Fragments 602–611 (Zweifel an Identität von Autor und Politiker, Werkumfang wohl von Nerva bis Caracalla); 50–52. Seine Ehreninschrift ist CIL VI 1450 + p. 3805, 4700 = ILS 2935: L. Mario L. f. Quir. Maximo Perpetuo Aureliano cos. sacerdoti fetiali leg. Augg. pr. pr. provinc. Syriae Coelae leg. Augg. pr. pr. provinc. Germaniae inferioris item provinc. Belgicae duci exerciti Mysiaci aput Byzantium et aput Lugudunum leg. leg. I Italic. cur. viae Latinae item rei p. Faventinorum allecto inter praetorios trib. pleb. candidato quaestori urbano trib. laticl. leg. XXII Primig. item III Italicae IIII[vir.] viarum curandarum M. Iulius Artemidorus (centurio) leg. III Cyrenaicae. Zur sogenannten Enmannschen Kaisergeschichte etwa Barnes: Kaisergeschichte 13–43.

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tion auf den Feindeseinfall eingerichtet oder bereits kurz vorher, konnte aber wegen fehlender Fertigstellung den Vorstoß nicht verhindern? Diese wichtige Frage ist seit jeher ein Streitpunkt, weil es um keine literarische, sondern eine inschriftliche Bezeugung geht: Immerhin gibt die Quellenlage aber historische Sicherheit. Das Jahr 167 scheidet als zu früh aus, erst 169 oder 170 kommen nach dem Tode des Verus in Betracht. Ursächlich mit der Datierung verbunden ist die Karriere des aus der Umgebung des afrikanischen Cirta, nämlich aus Thibilissi, stammenden Senators Quintus Antistius Adventus Postumius Aquilinus, dessen hiesiges Kommando den Befehl über die neuen Truppeneinheiten der ersten und zweiten italischen Legion beinhaltete. Wegen dieses Amtes hatte er den Konsulat als suffectus wohl zuvor im Jahre 167 innegehabt. Später stieg er zu den Statthalterschaften in Germania inferior und Britannia auf, was ihn als vir militaris ausweist, obgleich er nicht zu den führenden Generälen zählte.126 Den offensichtlich unerwarteten Vorstoß von Markomannen und Quaden spricht ausdrücklich der spätrömische Offizier und Historiker Ammianus Marcellinus an, dessen dramatische Worte unbedingt eines Zitates wert sind: »Das Volk der Quaden, das lange Zeit ruhig gewesen war, geriet plötzlich in Aufruhr. Heutzutage kaum zu fürchten, war es jedoch früher außerordentlich kriegerisch und mächtig, wie es die einstigen plötzlichen Vorstöße beweisen, nämlich die Belagerung von Aquileia durch sie und die Markomannen und die Zerstörung von Oderzo sowie mehrere grausame, durch ihre Schnelligkeit bewirkte Taten, denen nach dem Durchbrechen der Iulischen Alpen der pflichterfüllte Kaiser Marcus kaum Widerstand leisten konnte.«127

Die Feinde gelangten also bis vor die Tore von Aquileia, doch wurde diese Metropole erfolgreich verteidigt, wie es später im Bürgerkrieg des Jahres 238 ebenfalls gelang. Die Befestigungen zu Lande und am Flusse Natisone entlang vermochten die in der Belagerungstechnik ungeübten Feinde nicht zu überwinden, doch suchten sie sich danach die Kleinstadt Opitergium, heute Oderzo, weiter westlich als nächstes Ziel aus, die tatsächlich teilweise zerstört wurde.128 126 Antistius Adventus ist auch wegen seiner inschriftlichen Dokumentation ausführlicher Gegenstand bei Alföldy: Konsulat 48 f., 82, 93, 104, 131, 183 f., 219, 228, 243, 254, 278 f., 281–283, 290, 298 f., 317, 337, 361, 376–378. Dazu kommen Birley: Fasti 129– 132, 377–401 (passim); ders.: Marcus Aurelius 157, 164, 190, 251; ders.: Government 157–161; Thomasson: Fasti 110 f.; Rosen: Marc Aurel 92; Migliorati: Iscrizioni 141– 144. Die Inschriften des Adventus, alle aus seiner Heimat, sind ILAlg II 4631, 4634, 4651, 4681 (= ILS 8977) und 4682. 127 Amm. Marc., Hist. Rom. XXIX 6, 1 (eigene deutsche Übersetzung): … Quadorum natio multa est diu inexcita repentino. Parum nunc formidanda, sed immensum quantum antehac bellatrix et potens, ut indicant properata quondam raptim proclivia obsessaque ab isdem Marcomannisque Aquileia Opitergiumque excisum et cruenta complura per celeres acta procinctus vix resistente perruptis Alpibus Iuliis principe Pio, quem ante docimus, Marco. 128 Langmann: Markomannenkriege 15 f., sieht das Jahr 169 als Zeitpunkt des Feindvorstoßes an; Birley: Marcus Aurelius 157, 164, 250 f., plädiert für 170, postuliert die Einrichtung der praetentura aber für vorher (ebenso zuvor ders.: Außen- und Grenzpolitik 484–486); Rosen: Marc Aurel 87 f., 91 f. (Datierung auf 167 und Schaffung des Militärbezirkes im Folgejahr); Fündling: Marc Aurel 97, 109 (Einrichtung der praetentura im letzten Jahr des Verus, Feindeinfall im Frühjahr 170 oder schon 169); Schipp: Adoptivkaiser 5 f., 68 (Feindvorstoß im Frühjahr 170, zuvor und danach Einrichtung

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Sobald römische Entsatzeinheiten eintrafen, die der damalige curator, der staatlich eingesetzte Bürgermeister der merklich südlicheren Stadt Ariminum (Rimini), befehligte, wurden die Angreifer zum Rückzug gezwungen. Es handelte sich um denselben Mann, der rund drei Jahre zuvor in Pannonien den Vorstoß der Langobarden und Obier hatte zurückschlagen können, nämlich Macrinius Vindex iunior, der damals offensichtlich noch dem Ritterstand angehörte. Er wurde wegen dieses Erfolges durch eine adlectio inter praetorios in den ordo senatorius aufgenommen und mit Militärauszeichnungen belohnt. Anschließend konnte er eine ansehnliche Karriere absolvieren, die ihn zum Suffektkonsulat von 175, zur Priesterschaft eines augur und zur Statthalterschaft von Moesia inferior im Jahre 176 führte, in der er im Kampf mit auswärtigen Feinden im Alter von erst 42 Jahren und fünf Monaten ums Leben kam. Dies berichtet seine von der Gattin Iunia Flaccinilla und der Tochter Macrinia Rufina gesetzte Grabinschrift in Rom, ohne leider einen Grund für seinen Tod zu nennen. Sein Vater verstarb schon früher wohl im Jahre 171, als er gleichfalls sein Leben in einer militärischen Auseinandersetzung verlor. Vater und Sohn gehörten damit zu den vielen Führungskräften, die im langen Germanenkrieg des Marcus Aurelius einen gewaltsamen Tod erlitten. Ob beider Heimat freilich das römische Köln war, bleibt offen.129 Im Herbst des Jahres 169 gedachte Marcus Aurelius wieder in den Norden zu ziehen, um von seinem nun üblichen Standquartier Carnuntum aus die römischen Militärmaßnahmen mit einer Offensive gegen die Feinde zu leiten. Jedoch kam ihm ein Ereignis in die Quere, das seine dynastischen Pläne durchkreuzte: Sein Sohn Marcus Annius Verus, der jüngere der beiden Caesares und Bruder des etwas älteren Commodus, verstarb Mitte September 169 mit etwa sieben Lebensjahren im kaiserlichen Landgut bei Praeneste (Palestrina) an der falschen Behandlung eines Abszesses am Ohr. Angesichts seiner dringlichen militärischen Planungen verkürzte der Kaiser die Trauerriten auf fünf Tage, um auch die gerade ablaufenden ludi Romani, das traditionelle Staatsfest zu Ehren des Iuppiter Optimus Maximus, nicht zu stören. Die Historia Augusta zählt die wenigen honores auf, die dem verstorbenen Knaben zuerkannt wurden, nämlich die Stiftung von Standbildern, ohnehin eine Selbstverständlichkeit, die Mitführung seiner vergoldeten Büste bei den festlichen Umzügen zur Eröffnung der Circusspiele und die Aufnahme seines Namens in das feierliche Lied der Salierpriester bei deren Kultund Ausbau der praetentura). Šašel: Umfang und Dauer 388–396, denkt an 167/168 als Zeitpunkt des Feindangriffs und 168/169 für die kurzzeitige Gründung des Militärbezirkes, der schon 172 wieder aufgelöst worden sei; ebenso Scheidel: Germaneneinfall 1–18, hier 6; Schäfer: Kaiser 96 f. (Datierung auf 168); Hund: Außenpolitik 281–285 (Existenz des Militärbezirkes etwa zwischen 169 und 172). 129 Die Grabinschrift des jüngeren Macrinius Vindex (CIL VI 1449 = ILS 1107 = AE 1969/ 1970 13) ist wegen ihres bemerkenswerten Wortlautes zu zitieren: M. Macrinio Avito M. f. Claud. Catonio Vindici cos. aug. p. R. Quiritium leg. Aug. pr. pr. prov. Moes. inf. leg. Aug. pr. pr. Moes. sup. cur. civitat. Arimin. p[r]oc. prov. Dac. Malv. praef. alae contar. praef. alae III Thrac. trib. milit. leg. VI Victr. praef. coh. VI Gall. donat. donis mil. in bello Germ. ab imp. M. Aur. Antonino Aug. hast. pur. II et vexill. II cor(o)na mural. et vallar. Iunia Flaccinilla marito karissimo et Macrinia Rufina patri piissimo vixit annis XLII m. V. Zur Person Anm. 113; die Heimatfrage erörtert Pflaum: Carrières I 388 f. Nr. 161.

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umzügen. Obwohl sich diese Ehrungen im Rahmen des Üblichen hielten, sind dem Vater keine Vorwürfe zu machen. Nicht erwähnt ist allerdings die Verbringung der Aschenurne in das Mausoleum Hadriani, was die dortige Beisetzung des mindestens achten Kaiserfamilienmitglieds bedeutete. Anschließend aber zog Marcus Aurelius mit einer ansehnlichen Eskorte aus Prätorianern und der berittenen Garde, den equites singulares Augusti, in nördliche Richtung zur Donau hin. Dies machte sicherlich eine Begleitung von wenigstens 4.000 Mann aus, der sich im Militärbezirk Italia et Alpes dortige Truppeneinheiten anschlossen.130 Nach Aussage der literarischen Quellen befahl der Kaiser nach seiner Ankunft am Grenzstrom eine Art Präventivoffensive gegen die drohenden Feinde wohl im Frühjahr 170. Diese scheint allerdings mit einer Niederlage geendet zu haben, die anschließend zum Einfall der beiden Völkerschaften nach Oberitalien führte. Dieser stieß anfänglich auf keine größeren Schwierigkeiten, weil ein Großteil der zwei neuen italischen Legionen mit dem Augustus nach Norden gezogen sein wird. Da diese Truppen nicht zur Verfügung standen, vermochten die Eindringlinge bis nach Aquileia und Opitergium vorzudringen, wo sie am Ende durch die lokalen Milizen unter Führung von Macrinius Vindex iunior zurückgeschlagen wurden. Ansonsten hätten statt der nicht regulären Soldaten die beiden seit kurzer Zeit in den iulischen Alpen stationierten Legionen eingreifen müssen. Nach dem Rückzug der Feinde, den südlich der Donau römische Truppen offensichtlich unter dem Kommando von Claudius Pompeianus beschleunigten, wurde eine neue Offensive seitens der römischen Heeresführung in Angriff genommen. Dennoch ist für die ersten Jahre dieser Dauerkriege ein mehrfacher Wechsel des Kriegsglücks festzustellen, der als Folge der fehlenden römischen Vorbereitung und der grassierenden Menschenverluste wegen der Pestseuche zu verstehen ist. Wann die in der Historia Augusta richtiggehend dramatisch geschilderten Notmaßnahmen des Kaisers durchgeführt wurden, kann allerdings nicht genau datiert werden. An erster Stelle ist die Rede von Sonderaushebungen für den Ersatz der verlorenen Soldaten, welche in der Musterung von Sklaven und Gladiatoren bestand, die als voluntarii bzw. obsequentes bezeichnet wurden, und von der Heranziehung der stadtrömischen vigiles für Kampfaufgaben. Regelrecht berühmt geworden ist die zweite Maßnahme, eine mehrtägige Versteigerung von Preziosen aus dem kaiserlichen Haushaltsbesitz, die bis hin zur Abfassungszeit der Historia Augusta Furore machte und daher vom sensationslüsternen Autor der Spätantike nicht vergessen werden konnte. Kein einziger Autor erklärt aber die offensichtliche Diskrepanz, die sich zwischen dem Staatsschatz von 2, 9 Milliarden Sesterzen beim Tode von Antoninus Pius und den nun offensichtlich immer dringenderen Finanzierungsnotwendigkeiten des Kriegsfortgangs auftat. Ein merklich sinkendes Steueraufkommen wegen der großen Seuchenverluste war offensichtlich ei-

130 Den Tod des Annius Verus berichtet die HA, MA 21, 3–5, mitsamt den Ehrungen (Adams: Marcus Aurelius 104 f.). Wertungen bieten Birley: Marcus Aurelius 128, 131, 147, 162, 232, 250; Rosen: Marc Aurel 55 f., 83, 96; Fündling: Marc Aurel 90 f., 105 f., 194; allgemein PIR2 I 124 f. Nr. 698. Zu den Begleittruppen des Kaisers auf seinem Weg an die Donau sind kaum moderne Äußerungen vorhanden: Strobel: Traian 223, nennt für seinen Protagonisten rund 4.000 Mann als militärische Begleitung.

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ner der Gründe für das Zusammenschmelzen des Staatsschatzes, an den solche Anforderungen wie die anwachsende Besoldung der Soldaten mitsamt den Sonderzahlungen für Feste und Feiern des Staates und des Kaiserhauses gestellt wurden. Eine wirkliche Erklärung dieser Diskrepanz fehlt anscheinend bisher, doch ist eine modernen Kriterien entsprechende Aufschlüsselung im Detail ohnehin unmöglich.131 Immerhin bietet eine Aussage des Lucianus einen Hinweis auf die Ereignisabfolge. Er gibt an, bei einem römischen Angriff an der Donau sei ein zweites Mal nach der vergleichbaren Niederlage bei Elegeia einem angeblichen Orakel des Alexander von Abonutheichos gefolgt worden, denn man habe zwei Löwen in den Strom geworfen und dies als gutes Omen für einen kommenden Sieg gewertet. Nachdem jedoch die Feinde auf der anderen Seite die Tiere mit Knüppeln getötet hätten, seien die römischen Truppen besiegt worden und hätten rund 20.000 Mann verloren. Wie man auch zu dieser Zahlenangabe stehen mag, die direkt anschließende Nennung von Aquileia als beinahe verloren gegangene Stadt vermittelt einen Hinweis auf die Nachzeitigkeit des Feindvorstoßes nach Oberitalien, der wie später bei Ammianus Marcellinus mit den Namen der Markomannen und Quaden verknüpft wird. Als Zeitgenossen dieser Ereignisse ist Lucianus eine merkliche Kenntnis zuzubilligen, und daher kann der Zeitraum von Herbst 169 bis Frühjahr 170 für den fehlgeschlagenen römischen Angriff und den Gegenstoß der beiden Völkerschaften über die iulischen Alpen nach Venetien beansprucht werden. Allerdings gibt Lucianus nicht an, welcher römische Befehlshaber sich von Alexander habe blenden lassen. Dieser verhängnisvolle Fehler soll Rom einen größeren Verlust eingebracht haben als die Niederlage des Sedatius Severianus vom Jahre 161. Aus der Mitteilung von Lucianus ließe sich erschließen, es habe sich um den vom Autor ebenfalls als geistesgestört angesehenen, aus Hispanien stammenden Publius Mummius Sisenna Rutilianus gehandelt, der sich sogar dazu verstieg, Schwiegersohn des falschen Propheten zu werden, wohl als er zwischen 161 und 163 proconsul Asiae und schon in den sechziger Lebensjahren war; cos. suff. war er im Jahre 146 gewesen. Eine solche Ansicht entspricht allerdings nicht den beiden für Sisenna in Tibur (Tivoli) gesetzten Ehreninschriften auf Statuenbasen, weil diese nach dem Prokonsulat keine weiteren Ämter nennen, was wegen des hohen Lebensalters ohnehin unwahrscheinlich wäre. Die

131 Den Fehlschlag der ersten römischen Offensive, die Rekrutierung von Sklaven und Gladiatoren, die Heranziehung der Feuerwehr und Polizeieinheiten Roms sowie die Versteigerung erwähnt HA, MA 17, 1–5. 21, 6–9 (Adams: Marcus Aurelius 105 f.). Zusammenfassend dazu Langmann: Markomannenkriege 14–17; Scheidel: Germaneneinfall 1–18, bes. 13–16 (Heranziehung der Münzemissionen, Datierung ins Frühjahr 170); Kovács: Rain Miracle 220–222; Ruffing: Finanzpolitische Maßnahmen 223–227 (geraffter Überblick über den Forschungsgang), 227–230 (Frage einer Wirtschaftskrise und angebliche Feingehaltsstreckung der Denare), 230–232 (finanztechnische Maßnahmen bei Steuern und Zöllen), 232–240 (Kosten der Gladiatorenspiele), 240 f. (kein Beginn einer Wirtschaftskrise unter Marcus Aurelius); Hund: Außenpolitik 312–314 (unwahrscheinliche Datierung der Versteigerung in das Jahr 168 zusammen mit den Sonderaushebungen sowie Soldatengestellungen aus Kleinasien, die durch die Inschrift TAM III.1, 106 als σύμμαχοι dokumentiert sind).

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vor dem Prokonsulat angeführte frühere Statthalterschaft von Obermösien hat von vornherein nichts damit zu tun.132 Zwar bleibt der römische Kommandeur unbekannt, doch ist als Statthalter von Oberpannonien Caius Iulius Commodus Orfitianus bezeugt, der dieses Amt nach einer Tätigkeit als konsularer Gouverneur von Syria Palaestina übertragen bekommen hatte. Obgleich nur ein Teil seines cursus honorum bekannt ist, scheint er zu den viri militares gezählt worden zu sein, was ihn für die Statthalterschaft in der Dreilegionenprovinz Pannonia Superior empfahl. Zudem hatte er in seiner ersten bekannten, prätorischen Provinzlegatur militärische Befestigungsmaßnahmen in Thracia vornehmen lassen und war davor genau in Oberpannonien Legionslegat gewesen. Ob nun er der Vollzieher der alexandrischen Prophezeiung und Verlierer der Feldschlacht war, bleibt offen. Der angeblich hohe Verlust an Menschenleben weist immerhin auf die Beteiligung umfänglicher Truppeneinheiten hin, was Oberpannonien genau entsprach. Der Kaiser selbst hielt sich damals anscheinend im entfernt südöstlich gelegenen Sirmium auf. Markomannen und Quaden werden anschließend östlich von Carnuntum die Donau überquert haben und entlang der sogenannten Bernsteinstraße in Richtung Italien marschiert sein.133 In den frühen siebziger Jahren rissen die römischen Niederlagen nicht ab. Der schon genannte M. Claudius Fronto, der als ausgewiesener Militärfachmann galt, erhielt zusätzlich zu seinem Amte als Gesamtstatthalter des wegen seiner geografischen Lage merklich bedrohten Dakien im Jahr 170 auch das direkt südlich der Donau gelegene Moesia Superior übertragen. Diese ungewöhnliche Maßnahme weist auf den plötzlichen Tod seines dortigen, heute allerdings unbekannten Vorgängers hin. Weil in diesem Zusammenhang kein militärischer Grund dafür überliefert ist, liegt ein Seuchentod nahe. Jedoch konnte auch dieser Fronto seine Aufgaben nicht ungestört erfüllen, denn im Spätjahr 170 traf seinen Zuständigkeitsbereich ein dritter Angriff auswärtiger Völker, der offensichtlich auf die Ostgrenze Dakiens abzielte und von literarischen Quellen den Kostoboken zugewie132 Die Angabe zum verlustreichen römischen Angriff über die Donau nach dem angeblichen Orakel nennt Lucian., Alex. 48. Dazu Rosen: Marc Aurel 89 (noch zu Zeiten der beiden Augusti). Zum Pseudopropheten Alexander siehe PIR2 I 86 Nr. 506; Birley: Marcus Aurelius 38, 121 f., 141, 149, 163 f., 256; Rosen 132; Fündling: Marc Aurel 75 f., 112 (der Kaiser selbst wird als Befolger des Orakels bezeichnet). Alexanders Schwiegersohn, Mummius Sisenna, behandeln PIR V 313 f. Nr. 711; Alföldy: Konsulat 41, 44, 87–90, 102–104, 112, 115, 117, 120 f., 130, 151, 213, 215, 233 f., 271 f., 275, 291 f., 299, 312 f., 323, 330; Birley 60, 121, 141; Migliorati: Iscrizioni 331 334. Die Rutilianus gewidmeten Inschriften dokumentieren einen fast ausschließlich zivilen cursus honorum: CIL XIV 3601 = ILS 1101 = IIt IV.1, 115, und CIL XIV 4244 = IIt IV.1, 116. 133 Zum Italienvorstoß siehe speziell Fitz: Angriff 336–367; Hund: Außenpolitik 315–322 (Jazygen als Sieger in der »Löwenschlacht«, Feindeinfall im Frühjahr 170, Auswirkungen bis in die Region Transpadana). Commodus Orfitianus behandelt ausführlich Alföldy: Konsulat 55, 173, 195, 237, 241, 258, 273, 277 f., 290, 296, 315, 359 f., 364 (der Autor erwägt 237 Anm. 164 den Tod des Senators beim Einfall der beiden Völkerschaften); Thomasson: Fasti 152 f.; Fündling: Marc Aurel 201 Anm. 16 (Orfitianus war Nachfolger des umgekommenen Statthalters). Eigens zu ihm Lörincz: C. Iulius Commodus Orfitianus cursus honorumához, in: Acta Iuvenum, Budapest 1973, 9–31 (ungarisch); PIR2 IV 200 f. Nr. 271, Kovács: Rain Miracle 221 f.; Migliorati: Iscrizioni 283–286.

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sen wird. Seine nicht mehr erhaltene postume Ehreninschrift vom stadtrömischen Forum Traiani listet seine vielen Ämter auf und schließt mit der dezidierten Angabe, er sei nach früheren Erfolgen gegen Germanen und Jazygen im Kampfe für die res publica Romana gefallen; diese saßen im sogenannten Alföld, der Ebene zwischen Donau und Theiß. Was die dakische Hauptstadt Sarmizegetusa von ihrem Statthalter erwartete, zeigt seine am Ende einer früheren Ehreninschrift dortselbst formulierte Einstufung als fortissimus dux amplissimus praeses. Diese Gefechte waren das Präludium für den Kostobokenvorstoß, welcher in der stadtrömischen Inschrift nicht ausdrücklich angesprochen ist.134 Diese Attacke führte noch weiter in das von regulären Truppen unverteidigte Hinterland der unteren Donaugrenze hinein. Die Eindringlinge gelangten tatsächlich bis vor die Tore des von Milizen verteidigten Athen, doch dessen Vorort Eleusis mit seinem Mysterienheiligtum wurde geplündert. Es handelte sich also um eine manifeste Parallele zum Einfall der Markomannen und Quaden. Im nordwestlichen Phokis, das wie die Landschaft Attika zur Provinz Achaia gehörte, erzwangen rasch zusammengeraffte Landwehren schließlich den Abzug der Feinde. Geleitet wurden sie vom Olympiasieger Mnasibulos von Elateia, der im Jahre 161 im einfachen Lauf und im Waffenlauf gesiegt hatte, doch fand er dabei den Tod. In seiner Heimatstadt in der Nähe des phokischen Delphi wurde ihm zu Ehren eine Bronzestatue aufgestellt. Diese vom Reiseschriftsteller Pausanias überlieferte Einzelheit aus dem Kriegsgeschehen weist erneut auf die Fragilität des römischen Grenzschutzes hin, den konzentrierte Feindesvorstöße auch in späterer Zeit vielfach mühelos überwinden konnten. Mit Claudius Fronto aber dokumentiert die antike Überlieferung ein weiteres prominentes Opfer der jetzt entbrannten Germanenkriege; belegt ist zudem der Tod eines Bürgermeisters der dakischen Stadt Tropaeum Traiani zur selben Zeit. Andererseits ist in Rom die Grabinschrift 134 Zur Person Frontos und den ihn betreffenden Ereignissen besonders des Jahres 170 siehe PIR2 II 203 f. Nr. 874; Alföldy: Legionslegaten 37, 70, 78, 85, 89, 94, 98, 108, 110; ders.: Konsulat 16, 25, 48 f., 58, 93, 104, 113, 130 f., 178 f., 196, 222 f., 235, 246, 263, 280, 290, 297, 300, 320, 337; Halfmann: Senatoren 176 f.; Langmann: Markomannenkriege 18 f.; Birley: Marcus Aurelius 130, 142, 147, 155, 157, 161, 163–165, 168, 251, 281; Rosen: Marc Aurel 97–99; Fündling: Marc Aurel 108 f. (Datierung auf Frühjahr 171); ebenso zuvor Scheidel: Datierung 493–498; Migliorati: Iscrizioni 220–222; Schipp: Adoptivkaiser 68; Zerbini: Echi 385–387. Die wichtigsten Inschriften des Senators sind CIL III 1457 = ILS 1097 aus Dakien und CIL VI 1377 + 31640 = ILS 1098 = AE 2013, 13 aus Rom, die vom Kaiser beantragte und vom Senat beschlossene Totenehrung: M. Claudio [Ti.] f. Q[uir.] Frontoni cos. leg. Aug. pr. pr. provinciarum Daciarum et [Moesiae] super. simul leg. Aug. pr. pr. provincia[rum III] Daciar. leg. Augg. pr. pr. Moesiae super. [et] Daciae Apulensis simul leg. Augg. pr. pr. provinciae Moesiae super. comiti divi Veri Aug. donato donis militarib. bello Armeniaco et Parthico ab imperatore Antonino Aug. et a divo Vero Aug. corona murali item vallari item classica item aurea item hastis puris IIII item vexillis IIII curatori operum locorumq. publicor. misso ad iuventutem per Italiam legendam leg. Augg. pr. pr. exercitus legionarii et auxilior. per Orientem in Armeniam et Osrhoenam et Anthemusiam ductorum leg. Augg. legionis primae Minerviae in ex{s}peditionem Parthicam deducendae leg. divi Antonini Aug. leg. XI Cl. praetori aedili curuli ab actis senatus quaestori urbano Xviro stlitibus iudicandis. huic senatus auctore imperatore M. Aurelio Antonino Aug. Armeniaco Medico Parthico maximo quod post aliquod secunda proelia adversus Germanos et Iazyges ad postremum pro r. p. fortiter pugnans ceciderit armatam statuam [poni] in foro divi Traiani pecunia publica cen[suit].

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der Gattin des Kostobokenfürsten Pieporus belegt, der im gleichen zeitlichen Zusammenhang in die Reichshauptstadt vielleicht als Gefangener oder Geisel gekommen sein mag.135 Die drei dakischen Provinzen erhielten einen neuen Gesamtstatthalter in der Person des wenig bekannten Sextus Cornelius Clemens, der die Region wieder stabilisieren konnte, zumal sich die Kriegsereignisse im westlicheren Donaugebiet konzentrierten.136 Als ein dem Statthalter untergeordneter Truppenbefehlshaber agierte damals der Ritter und spätere Prätorianerpräfekt des Kaisers Commodus, Lucius Iulius Vehilius Gratus Iulianus, in der Funktion eines procurator Aug. et praepositus vexillationis per Achaiam et Macedoniam … adversus Castabocas: Er war also im Range eines kaiserlichen Procurators außerordentlicher Befehlshaber über Vexillationen im Kampf gegen die eingedrungenen Kostoboken. Da er insgesamt fünf derartige Kommanden innehatte, galt er als ausgewiesener Spezialist für Sonderaufträge, was schließlich in der Stellung des Gardepräfekten gipfelte. Wie weit das nun überall in den betroffenen Gegenden aufkommende Sicherheitsbedürfnis ging, zeigen die inschriftlich belegten Bauarbeiten an der Stadtmauer der von der Donau weit entfernten Hauptstadt der Provinz Dalmatia, Salona, die für das Jahr 170 dokumentiert sind; Ausführende waren Vexillationen der beiden jüngst neu ausgehobenen italischen Legionen sowie Auxiliarkohorten. Vehilius Gratus hatte danach als praepositus einen Einfall der nordafrikanischen Mauren zu bekämpfen, der einen Kriegsschauplatz ganz woanders im Imperium Romanum eröffnete und als bellum Mauricum in die epigraphische Überlieferung einging.137 Interessante Perspektiven zur Vorgehensweise des erfolgreichen dakischen Gouverneurs bieten Fragmente des dionischen Geschichtswerkes. Eine Angabe erwähnt einen Stammeshäuptling Tarbus, der römische Subsidien für einen Nichteinfall in Dakien forderte, aber von anderen Germanen davon abgehalten wurde. Andererseits suchten die später als Teilstamm der Vandalen bekannt gewordenen Hasdingen unter den beiden Anführern Raos und Rapros und die Lakringen, die während der großen Völkerwanderung vielleicht als Silingen wieder auftauchten, in Dakien Land zu gewinnen. Beide Völkerschaften wurden jedoch durch die Politik von Cornelius Clemens, der geschickt die alte römische 135 Den Kostobokeneinfall beschreibt Pausanias, Descrip. Graec. X 34, 5, mit Erwähnung des Mnasibulos (zu diesem PIR2 V 300 Nr. 645, doch ist die Datierung auf 177 zu spät): eine Andeutung bietet Ael. Arist., Eleusinios, subscriptio. AE 1964, 252, ist die Grabinschrift des Lucius Fufidius Lucianus, deceptus a Castabocis IIvir(atu) suo …; die stadtrömische Kostobokengrabinschrift ist CIL VI 1801 + pp. 3818 u. 4764 = ILS 854 (zum Geschehen Astarita: Avidio Cassio 62–66); Hund: Außenpolitik 322–326 (Datierung auf 170/171). 136 Die Person des Cornelius Clemens erörtern PIR2 II 315 Nr. 1340; Alföldy: Konsulat 196, 223, 280 f., 317; Birley: Marcus Aurelius 164, 170 f.; Fündling: Marc Aurel 113; Migliorati: Iscrizioni 247 f. Seine fragmentarische Ehreninschrift ist CIL VIII 9365 = 20994 = 21056 = ILS 1099 aus dem mauretanischen Caesarea. 137 Zu Vehilius Gratus mit der Statuenehrung CIL VI 31856 = ILS 1327 = AE 2014, 75: PIR2 IV 286 f. Nr. 615; Pflaum: Carrières I 456–464 Nr. 180; Rosen: Marc Aurel 99; Migliorati 511–517. Stadtmauerbauinschriften von Salona sind CIL III 2287 = ILS 2287; CIL III 1979 und 6374 = ILS 2616 f. (vgl. Anm. 316). Den Maurenkrieg beschreibt Alföldy: Bellum Mauricum 463–481, hier 473–475 (mit dem Verweis auf HA, Sev. 2, 4 für die Datierung auf 171) und 478–481.

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Herrschaftsmaxime divide et impera anwandte, gegenseitig neutralisiert. Dieser stachelte die Hasdingen zum Kampf gegen die Kostoboken, die Lakringen jedoch gegen die Hasdingen an, was die Gefahr für die dakischen Provinzen deutlich verringerte. Marcus Aurelius versprach beiden Stämmen schließlich doch Landzuweisungen unter der Bedingung, gegen die wirklichen römischen Feinde Hilfe zu leisten. Diese bestand offensichtlich darin, einen weiteren, aber kleinen Germanenstamm, die Kotiner, zu eliminieren. Diese hatten zuvor bei Verhandlungen den kaiserlichen Gesandten Tarrutienus Paternus, der damals das ritterliche Amt des ab epistulis latinis, des Büroleiters für lateinische Korrespondenz, ausübte, unziemlich behandelt und sich damit die römische Sympathie verscherzt. Dieses Vorgehen bezahlten sie mit dem Untergang ihres Stammes.138 Währenddessen ging der Kaiser in Carnuntum Verhandlungen mit anderen Stämmen ein, die gleichfalls dem Ziele dienten, die Koalition aller Völkerschaften nördlich der Donau zu sprengen und die einen von den anderen zu trennen. Die Begründung hierfür bot ein vermeintlich großer Sieg römischer Truppen unter dem Befehl des Claudius Pompeianus westlich der oberpannonischen Hauptstadt in einer Schlacht, in der auch germanische Frauen mitgekämpft haben und umgekommen sein sollen. Bemerkenswert ist die folgende Angabe des Xiphilinos in diesem Fragment Dios, der Kaiser habe anschließend die beteiligten Soldaten davon überzeugen können, wegen der Ebbe in der Staatskasse keine Sonderzahlung in Form eines Donatives leisten zu können. In diesen Zusammenhang des Jahres 171 kann gut die schon angesprochene Geschichte gehören, die sich in mehreren literarischen Quellen findet: Wegen des Mangels an finanziellen Reserven habe Marcus Aurelius zwei Monate lang auf dem Forum Romanum eine Versteigerung kaiserlicher Preziosen aus dem Bestand des Kaiserpalastes auf dem Palatin-Hügel, des palatium, veranstaltet. Wieviel Einnahmen erzielt werden konnten, wird allerdings nicht mitgeteilt, was es unmöglich macht einzuschätzen, auf welchen neuen Bestand der Staatsschatz gebracht wurde. Natürlich konnten die zukünftigen militärischen Anstrengungen nicht vorausgesehen werden, doch gingen die römischen Rüstungen weiter, wie es auch die Historia Augusta betont. Daher wurde zugleich mit einem Appell um freiwillige Spenden der begüterten Reichsbewohner das Ziel erreicht, denn es wurden keine Sondersteuern in den Provinzen erhoben. Zudem versprach der Kaiser den Käufern, sie könnten nach erfolgreicher Beendigung des Krieges die gekauften Gegenstände zum erzielten Auktionspreis wieder zurückgeben. Dieses Ergebnis berichtet allein Eutropius. Eine leichte Verringerung des Feingehaltes der Denare als silberne Umlaufmünzen kann ebenfalls in diesen Zusammenhang eingereiht werden. Zu den primi decennales

138 Die Fragmente zu Hasdingen und Lakringen sind Dio LXXII 11, 11, 1 und 6 (Suda) und 12, 1–3 (Excerpta UG). Die Geschichte der Vandalen schildert Castritius: Vandalen, hier 25–28. Für den späteren Prätorianerpräfekten Tarrutienus Paternus liegt keine Laufbahninschrift vor: PIR2 VIII.1, 9 Nr. 35; Pflaum: Carrières I 420–422 Nr. 172, Supplément 47 f.; Liebs: Nachrichten 291–297; Birley: Marcus Aurelius 171, 174, 184, 204, 207; Rosen: Marc Aurel 129; Fündling: Marc Aurel 113, 162 f., 175; Liebs: Hofjuristen 47 (Eindeutschung von Namen und Begriffen); Schipp: Adoptivkaiser 73, 79 f., 103; Migliorati: Iscrizioni 528–532; Hund: Außenpolitik 331 f.

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des Kaisers am 7. März 171 wurden jedenfalls Denare, Sesterzen und Dupondien ausgegeben.139 Die Verhandlungen, die Marcus Aurelius während seines rund dreijährigen Aufenthaltes in Carnuntum wohl im Jahre 171 führte, sollen von Seiten ungenannter römischer Gegner unter Leitung des Battarios, eines angeblich zwölfjährigen Jungen, stattgefunden haben. Bei ihm kann es sich wohl nur um einen zeremoniellen Anführer und vielleicht Erben eines der Stammesanführer gehandelt haben. Namentlich genannte Verhandlungspartner waren die Quaden, die bisherigen Hauptgegner zusammen mit den Markomannen. Ausdrücklich spricht das Exzerpt Dios dem Kaiser die Intention zu, einen Keil zwischen die früheren Verbündeten zu treiben und die Quaden auf die römische Seite zu ziehen. Der ausgehandelte Vertrag sah die Rücküberstellung von Kriegsgefangenen und Überläufern, deren Zahl auf mehr als 13.000 beziffert wird, die Übergabe von Pferden und Rindern sowie die Einsetzung eines Stammesfürsten mit Namen Furtius vor. Nicht jedoch wurde ihnen die Zulassung zu den Märkten in den Provinzen gestattet, und zwar aus Furcht vor Spionen der Markomannen und der jetzt in das Blickfeld tretenden Jazygen. Diese waren eine nichtgermanische Völkerschaft, die zum traditionellen Verband der Sarmaten gehörte, der seit Jahrhunderten in der südrussischen Ebene als Reiterkrieger nomadisch lebte und mit seinen vorgeschobenen Stämmen nach Westen ausgriff, wo die Jazygen in die ungarische Tiefebene vorgedrungen waren. Aus den Exzerptangaben kann überdies auf die Gestellung von Kriegern für Hilfstruppeneinheiten im römischen Heer geschlossen werden, die in weit entfernte Provinzen geschickt wurden, wie es die Quelle betont. Ungünstig erwies sich jedoch die Ansiedlung einiger unbenannter Gruppen auf römischem Territorium im durch den Vorstoß von Markomannen und Quaden betroffenen östlichen Oberitalien. Ob hier die Pestverluste an Menschen ausgeglichen werden sollten, bleibt denk-, aber nicht beweisbar. Eine Rebellion von Neusiedlern um Ravenna soll die Stadt selbst betroffen haben, woraufhin der Kaiser die aufmüpfigen Personen aus Italien entfernen und über die Grenzen zurückschicken ließ sowie jegliche weitere Ansied139 Dio LXXII 11, 1 berichtet die Verhandlungen des Kaisers. Die HA, MA 17, 4 f. und 21, 9, erzählt fast melodramatisch die Versteigerungsgeschichte (vgl. Anm. 131), und Eutrop., Brev. VIII 13, 2, sowie die Epit. de Caes. 16, 9 f. (beide mit fast dem gleichen Wortlaut), stimmen in diesen Chor ein. Moderne Interpreten dieses Vorgehens sind Birley: Marcus Aurelius 160 (Datierung ins Spätjahr 169 und Hinweis auf Münzstandardsveränderung); Rosen: Marc Aurel 95 f. (Erklärung der Zusammenhänge und selbe Datierung); Fündling: Marc Aurel 105; Schipp: Adoptivkaiser 68 (beide ebenso). Die Frühdatierung auf 169 ist keineswegs sicher, denn die Quellen stimmen in ihren vagen Datierungsbemerkungen nicht überein: Vor allem ist nirgendwo die Rede davon, in welchem Kriegsstadium die Versteigerung durchgeführt wurde, denn der von Antoninus Pius ererbte Staatsschatz kann kaum schon 169 so erschöpft gewesen sein, um eine außerordentliche Maßnahme wie diese notwendig zu machen. Die Abwehr der feindlichen Vorstöße, die anfänglichen Niederlagen sowie die Rüstungen lassen eher daran denken, sie innerhalb der angesprochenen Notlagen einzuordnen. Speidel: Philosoph als Imperator 64–67, bleibt bei der Datierung auf 169, nimmt aber keine übermäßigen kriegsbedingten Sparmaßnahmen etwa im Metallverbrauch an. Die Dezennalienmünzen sind BMC 548–550, 551–554, 1398–1403, 1407–1411; RIC 243–251, 1003–1008, 1014–1018; Börner: Marc Aurel 261–265.

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lung auf italischem Boden unterband. Die Markomannen galten weiterhin als Feinde, der Kaiser aber wurde zum imperator VI ausgerufen.140 Eine für unsere Kenntnis letzte römische Niederlage erbrachte der gegen dieses Volk im Jahre 171 unternommene Angriff einer Heeresgruppe unter dem Befehl des Prätorianerpräfekten Macrinius Vindex. Unter welchen Umständen und wo der Feldzug verhängnisvoll endete, ist unbekannt, doch suchte der Kaiser diese Scharte auszuwetzen und Rache zu nehmen. Von seinem Hauptquartier aus richtete er an den Senat das Begehren, für den umgekommenen Präfekten in Rom drei Ehrenstatuen auf prominenten Plätzen aufstellen zu lassen, was natürlich sofort bewilligt wurde. Für den anschließenden Erfolg des römischen Heeres haben die Umstände zu Spekulationen geführt, die mit einem fast mystischen Ereignis zusammengebracht werden, das in unterschiedlichen Quellengruppen eine große Erwähnung findet. Es geht um das sogenannte Regenwunder, das verschiedentlich in diesen römischen Gegenstoß versetzt wurde. Der knappe Hinweis bei Xiphilinos reiht bloß Verlust und Sieg aneinander und fügt hinzu, Marcus Aurelius habe daraufhin am 15. Oktober 172 den Siegerbeinamen Germanicus angenommen, wie es die Historia Augusta angibt. Diese Mitteilung wird wenig später von zwei anrührenden Anekdoten angereichert, welche die Einzelschicksale eines Gefangenen und eines Soldaten erzählen, aber für den Gesamtablauf unerheblich sind. Stattdessen geht es um die Einordnung und Erklärung des offensichtlich stattgefundenen Regenwunders, dessen Historizität seine symbolische Darstellung in einem Relief der Siegessäule des Marcus Aurelius auf der stadtrömischen Piazza Colonna bezeugt. Die Geschichte selbst geben Dio im Auszug des Xiphilinos und Orosius in seiner Schrift gegen die Altgäubigen. Dios Bericht nennt in einem vom Exzerptor ergänzten und in epischer Breite geschilderten Geschehen als römische Gegner die Quaden, was Orosius aufgriff: Aus diesem Grunde kann der wundersame Vorfall nicht ins Jahr 172 gehören, als sich das Vorgehen des römischen Heeres allein gegen die Markomannen richtete.141

140 Quelle zum Quadenvertrag ist Dio (Excerpta UG und Suda) LXXII 11, 1–5. Die hiesigen Angaben können jedoch nur einen Ausschnitt des tatsächlichen Geschehens vermitteln, da sie keine Details wie etwa die Völkernamen liefern. Moderne Einschätzungen bieten etwa Birley: Marcus Aurelius 168–170; Schmitt: Außenpolitik 158–175 (systematisierende Deutung der Friedensverträge); Rosen: Marc Aurel 100–103; Fündling: Marc Aurel 132–134. Hund: Außenpolitik 281, versteht den Begriff latrones in der Inschrift IAqu 861 = ILS 8507 = AE 2007, 582 als Hinweis auf versprengte germanische Eindringlinge. Zu Quaden und Jazygen siehe speziell Instinsky: Cassius Dio 475–482; Hofeneder – Kolnik: Quaden 624–640. Den Aufenthalt in Carnuntum thematisiert Kandler: Marc Aurel 39–47. 141 Den Tod von Macrinius Vindex und die folgenden römischen Siege, vielleicht unter persönlicher Führung des Kaisers, nennt Dio (= Xiphilinos) LXXII 3, 5 zusammen mit der Annahme des Epitheton Germanicus. Das Regenwunder schildern Dio (= Xiphilinos) LXXII 8, 1–4 und 9, 1–10, 5 (nur Xiphilinos) sowie Orosius, Hist. VII 15, 7–11 (zum Ereignis siehe unten 183 f.). Das Vorgehen gegen die Markomannen erörtern Birley: Marcus Aurelius 171; Rosen: Marc Aurel 100–105; Kehne – Tejral: Markomannenkrieg 308–321; Fündling: Marc Aurel 132–134; Schipp: Adoptivkaiser 69; Künzl: Germanen 109–112.

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6.2 Die Feinde auf Reichsgebiet: Ein Trauma und seine lange Bewältigung

Moderne Erkenntnisse der luftbildarchäologischen Forschung haben die Intensität der römischen Marschbewegungen nördlich des Donauknies auf dem Gebiet der Markomannen nachweisen können. Auch wenn sie nicht genau datiert werden können, so zeigt die Entdeckung von etlichen temporären Lagern bis hin zu rund 130 Kilometern Distanz vom Flusse auf, wie nachhaltig die römischen Truppen das Feindesland durchzogen, um die Feinde zum Kampfe zu stellen und deren territoriale Infrastruktur zu schädigen. Daher verwundern die harten Friedensbedingungen nicht, die Marcus Aurelius diesen Feinden auferlegte, als sie der Einstellung der Kampfhandlungen zustimmten. Erneut nennt ein Exzerpt Dios Einzelheiten: Die Markomannen hatten einen Landstreifen nördlich der Donau in der Breite von 72 griechischen Stadien, also rund dreizehn Kilometern, zu räumen und durften nur nördlich davon siedeln. Außerdem wurde ihnen untersagt, wie offensichtlich zuvor zum Handeltreiben römische Grenzstädte aufzusuchen. Auf diese Weise sollte ihnen wie den Quaden das Auskundschaften auf römischem Territorium erschwert werden. Obgleich es nicht mitgeteilt wird, kann man auch die Rücküberstellung römischer Kriegsgefangener militärischer wie ziviler Zugehörigkeit als Teil der Vereinbarung postulieren; die Gestellung von Kriegern für den Auxiliardienst ist allerdings nicht zu erschließen. Auf römischer Seite war neben dem kaiserlichen Schwiegersohn Claudius Pompeianus vor allem Helvius Pertinax in verschiedenen Funktionen tätig, die ihm mit einer adlectio inter praetorios die Aufnahme in den mittelrangigen Senatorenstand ermöglichten. Beteiligt war auch der aus Poetovio (Ptuj) in Pannonia stammende Marcus Valerius Maximianus als jüngeres Pendant des Pertinax: Seine ritterlichen, später ebenfalls senatorischen Militärämter weisen ihn als weiteren, durch inschriftliche Überlieferung dokumentierten Truppenführer aus, der sich im kriegerischen Tageshandwerk bewährte. Im persönlichen Einsatz gegen den Anführer eines kleinen Germanenstammes, der Naristen, namens Valao, tötete er diesen eigenhändig im Zweikampf, wofür er vom Kaiser persönlich belobigt wurde; dieser Kleinstamm wird nördlich Pannoniens verortet. Später versah Maximianus sogar sechs Legionskommandos nacheinander und vor dem Suffektkonsulat von etwa 185 zusammen mit dem letzten die Verwaltung des Militärbezirkes Numidia.142 In den selben Zusammenhang passen bestens zwei Münztypen. Es sind ein Aureus, dessen Revers den nach rechts reitenden Kaiser mit dem Grußgestus der rechten Hand darstellt, und ein noch aussagekräftigerer Sesterz: Dieser symbolisiert die Befriedung Italiens durch das Bild der vor dem mit Speer

142 Die Bedingungen für den ersten Frieden mit den Markomannen berichtet Dio (= Exc. UG) LXXII 15,1 mit kurzem Text: Daraus zuviel ableiten zu wollen, ist problematisch, denn es sind nur Grenzstreifen und Märkte genannt. Die Laufbahn des Valerius Maximianus behandeln PIR2 VIII.2, 59–62 Nr. 125; Pflaum: Deux carrières 64–84; ders.: Guerres du Danube 19–23; ders.: Carrières I, 476–494 Nr. 181 bis; Thomasson: Statthalter 190–192; Alföldy: Pertinax und Maximianus 326–348; ders.: Konsulat 31, 48, 93 f., 133, 296, 298 f.; Birley: Marcus Aurelius 140 f., 165, 175 f., 190 f., 197 f., 207, 209, 225, 228, 252, 254; Rosen: Marc Aurel 104 f.; Fündling: Marc Aurel 135 f., 144, 163; Schipp: Adoptivkaiser 70, 74; Migliorati: Iscrizioni 395–401; Kovács: Records 88 f.; Filippini Gregori: Procuratores et praepositi 85–120. Die lange Ehreninschrift ist AE 1956, 124 = AE 2014, 75; zu den Naristen Kellner: Raetien 248–251; Günnewig: Naristen 550–554.

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auftretenden Kaiser knieenden Landesgottheit Italia mit Mauerkrone, deren ausgestreckte rechte Hand von ihm ergriffen wird, um ihr aufzuhelfen.143

6.3

Die Mobilisierung der Reserven und unglaubliche Wunder

Etwa im Jahre 171 wies Marcus Aurelius den beiden legiones II und III Italica ihre Standorte zu. Ihre Aufgabe sollte es sein, die Lücke in der Legionsstationierung zwischen Obergermanien mit der legio VIII Augusta in Argentorate, dem heutigen Straßburg, und den drei Legionen in Oberpannonien zu schließen. Die dritte Legion wurde einige Jahre später im rasch erbauten und im Jahre 179 eingeweihten Legionslager von Regensburg, das eigens als Castra Regina bezeichnet wurde, untergebracht: Dies dokumentiert die sehr breite, aber fragmentarische Bauinschrift. Aus diesem Grunde erhielt die Provinz Raetia mit der Hauptstadt Augusta Vindelicum (Augsburg) einen neuen Status, der sie von einer ritterlichen Statthalterschaft zu einem durch senatorische Legionskommandeure als legati Augusti pro praetore geleiteten Territorium aufwertete. Als Gouverneur residierte der Legat in Augsburg, als Truppenbefehlshaber dagegen in Regensburg. Etwa gleichzeitig wurde auch die östlich anschließende Provinz Noricum mit einer Legionsbesatzung versehen und somit höhergestuft, und zwar mit der legio II Italica. Beide Maßnahmen richteten sich gegen die Begehrlichkeiten der Markomannen, sie folgten aber weiterhin dem Prinzip der linearen Grenzverteidigung, deren Schwerpunkte an der Donau die Legionslager waren. Ein solcher Grenzschutz erwies sich allerdings immer mehr als unzureichend, doch dauerte es noch etliche Jahrzehnte, bis sich diese Erkenntnis durchsetzte und eine neue Tiefenstaffelung des Reichsheeres erbrachte.144

143 Die Münztypen sind BMC 1449–1452; RIC 1077–1082; MIR 121–123 Nr. 239, 243, 259, 264; Kent: Münze 120 Nr. 344; dazu Börner: Marc Aurel 274. Zwei andere Typen bespricht Schindler-Horstkotte: Markomannenkrieg 37–41, darunter einen mit Überquerung der Donau durch Kaiser und Heer (MIR 121 Nr. 238). 144 Die Regensburger Bauinschrift für das Legionslager, angebracht über der teilweise erhaltenen Porta Praetoria, ist CIL III 11965 + p. 232852 = IBR 362 (Anm. 317). Wegen der nur rund drei Meter lang erhaltenen zwei Blöcke bei einer geschätzten Gesamtlänge von neun Metern sind beträchtliche Ergänzungen nötig, doch ist die Datierung ins Jahr 179 gesichert; allerdings bestehen noch Diskussionen über die frühe rechtliche Stellung der Provinz. Inschrift und römisches Regensburg behandeln Lippold: Regensburg 21–35; Dietz: Verwaltungsgeschichte 407–447, hier 424–435 (Änderung des Provinzstatus erst nach Marcus’ Tod); ders.: Blütezeit 100–176, hier 155 f., 159. Die archäologische Situation in Rätien und Noricum beschreibt Fischer: Archaeological Evidence 28–44, Münzhortfunde und archäologische Erkenntnisse schilderte zuvor Kellner: Raetien 226–260 (ohne den späteren Goldmünzenfund aus Augsburg von 1978, aber Bezug diverser Zerstörungen an Kastellen auf die Germanenkriege um 174); dazu auch Ortisi: Markomannenkriege 331–339.

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6.3 Die Mobilisierung der Reserven und unglaubliche Wunder

Nach der vermeintlichen Ruhigstellung der Markomannen, die Marcus Aurelius vom Generalquartier in Carnuntum aus einleitete, blieb es an der Donaugrenze trotzdem nicht ruhig. Die in der weiteren Umgebung ansässigen Quaden und Jazygen gönnten sich wechselseitig nicht die mit Rom abgeschlossenen Verträge und zogen in diesen Zwist die Markomannen hinein. Die Entwicklung führte schließlich alle drei Völkerschaften einschließlich der Naristen zu erneuten Auseinandersetzungen mit den römischen Truppen zusammen, die sich auf beiden Seiten der Donau aufhielten. Zugleich wuchs die Erbitterung auf römischer Seite, weil ein Vertrauen auf abgeschlossene Verträge nicht mehr gegeben war. Diese Haltung erklärt die nicht genau zu datierenden Reliefszenen der Marcus-Säule in Rom, welche die Hinrichtung vertragsbrüchig gewordener Gefangener und damit eine aus römischer Sicht völlig gerechtfertigte Maßnahme darstellen. Der Kaiser selbst konnte wegen solcher Unwägbarkeiten und neuer Kriegshandlungen seinen Plan, nach rund drei Jahren in Carnuntum wieder nach Rom zurückzukehren, nicht realisieren und war genötigt, an der Grenze auszuhalten. Man kann meinen, er habe seinen Frust hierüber im zweiten Buch seiner »Selbstbetrachtungen« von der Seele geschrieben, das mit dem Aufenthaltsorte Carnuntum bezeichnet ist. Die Gedanken kreisen um das Schicksal des Menschen, seine Bedürfnisse, Ansprüche und beschränktes Leben, was eine pessimistische Gestaltung offenbart, die dem bisherigen Leben des Verfassers entsprach, aber von ihm nicht zur Richtschnur erhoben wurde. Der Dio-Exzerptor Xiphilinos berichtet ergänzend davon, Marcus habe die Winter an der Grenze nur schwer ertragen können und deshalb sogar Ansprachen an die Soldaten vermieden, die zum Appell vor dem kaiserlichen Residenzgebäude angetreten waren. Als Höhepunkt dieser gesundheitlichen Probleme gibt der Autor an, Marcus habe ein Aufputschmittel namens Theriak zu sich genommen, um die Strapazen auszuhalten. Dieses Mittel basierte zum beträchtlichen Teil auf Opium, dem eine Reihe heute abstrus erscheinender Zusatzbestandteile hinzugefügt wurde, um ein angebliches Allheilmittel zu schaffen, das auch Galenus anerkannte.145 In diesen schwierigen Monaten konnte sich Marcus auf seine bewährten Feldherren verlassen. Zu ihnen gehörte neben Pompeianus, Pertinax und Maximianus der noch zur Zeit der Samtherrschaft berufene und nach des Vindex Tod 145 Die jahrhundertelang diskutierte Bedeutung von Theriak, des offiziellen Electuarium Theriacale, hauptsächlich in der Volksmedizin, ist offensichtlich abgeschlossen. Für Marcus spricht es Dio (=Xiphilinos LXXII 6, 4) an, und Galen., De antidotis 1 f. (Kühn XIV 5–13), nennt die vielen abstrusen Zutaten, die sich bis zu hundert an Zahl summierten; als Einsatzgebiet führt er ursprünglich Schlangenbisse an. Zwei im Corpus Galenicum vorhandene Schriften zum Theriak, nämlich De Theriaca ad Pisonem, speziell 9, 12, 14 und 19 sowie 15 zur Anwendung, und Ad Pamphilianum (Kühn XIV 210–294 bzw. 295–310), gelten Winkler: Galens Schrift 11, als unecht; außerdem hier 45–155 (Indikationen). Eine mit Theriak-Einnahme zusammenhängende Magenkolik des Marcus im Herbst 176 spricht Galen., De praecognitione 11, 1–8 (Kühn XIV 658–660), an: Dies und die Behandlung des Commodus (ebd. 12, 1; Kühn XIV 661) bespricht Schlange-Schöningen: Gesellschaft 182–186; dazu 187–204 zum Theriak, den später auch Septimius Severus nutzte; früher schon Africa: Opiumsucht 133–143 (plakativ). Zur Frage der Einhaltung von Verträgen Stahl: Abgrenzung und Integration 289–317 (Vertragsgültigkeit bei den Germanen auf die Vertragsschließenden fixiert).

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zeitweise anscheinend allein amtierende Prätorianerpräfekt Marcus Bassaeus Rufus. Dessen Aufstieg schildert eine Ehreninschrift, die zwischen 177 und 180 auf drei im Text angesprochenen Statuenbasen verzeichnet war, die auf dem Traiansforum, im Tempel des divus Antoninus und im Mars-Ultor-Tempel aufgestellt wurden. Vom Senat beschlossen und von den Augusti Marcus Aurelius und Commodus beantragt dokumentiert sie den cursus honorum eines Mannes, der offensichtlich aus dem Mannschaftsbestand des Heeres bis zur Bekleidung der Prätorianerpräfektur aufstieg. Die Laufbahn beinhaltet ein kontinuierliches Vorwärtskommen ohne sonst oft verzeichnete Sonderaufgaben und ein sprunghaftes Hin- und Herverschieben wegen aktueller Notwendigkeiten. Weil er noch von Marcus Aurelius und Lucius Verus in das höchste ritterliche Amt berufen worden war, verwundert diese Regelmäßigkeit nicht. Da es in der offiziellen Inschrift im Gegensatz zur Ehrung des Claudius Fronto nicht angesprochen wird, ist eine normale Ehrung anzunehmen, die nicht auf einen Kampfestod zurückging. Allerdings ist die Stiftung von gleich drei Statuen in unterschiedlichem Aussehen des Geehrten und an prominenten Orten bemerkenswert. Vier kurze Exzerpte des dionischen Werkes sprechen ironisch die angeblich fehlende Bildung des Präfekten an, die sich in der ausschließlichen Beherrschung eines einfachen Latein ohne Schnörkel geäußert habe. Leider verrät die nur literarisch überlieferte Inschrift nicht, welche militärischen Verdienste im Einzelnen sich Rufus während seiner mindestens zehnjährigen Präfektur in den Germanenkriegen erwarb, ob er also wie sein erster Kollege Vindex auch selbständige Unternehmungen leitete. Auf jeden Fall wirkte er tagtäglich im engsten Umkreis des Kaisers und begleitete ihn auf den Feldzügen als Befehlshaber der beteiligten Prätorianerkohorten.146 Zu einer feindseligen Haltung kehrten die Quaden zurück, als sie nach einem inneren Streit ihren von Marcus Aurelius approbierten König Furtius absetzten und seinen Gegner Ariogaisus zum neuen rex erkoren. Anschließend weigerten sie sich, die ausgehandelten Friedensbedingungen wie die Rücküberstellung der Gefangenen und die Abgrenzung von Markomannen und Jazygen zu verwirklichen. Daraufhin wurden von römischer Seite offensichtlich im Frühjahr 173 die Kriegshandlungen wieder aufgenommen. Der Kaiser ließ sogar ein Kopfgeld auf den in seinen Augen als Usurpator geltenden neuen Quadenkönig aussetzen, nämlich 1.000 Aurei für den gefangenen oder 500 für den getöteten Feind. Die römischen Vorstöße zogen sich danach über etliche Monate bis ins Folgejahr 174

146 Die Inschrift von Bassaeus Rufus ist CIL VI 1599 = ILS 1326, die literarischen Erwähnungen geben Dio (= Xiphilinos, Exc. Val. und Petr. Patr.) LXXII 5, 2–6, sowie Philostrat., Vit. Soph. II 1, 11; ein Pseudobrief des Avidius Cassius kritisiert ihn womöglich als geldsüchtig, doch ist kein Name genannt (HA, AC 14, 8). Zu seiner Person PIR2 I 356 f. Nr. 69; Pflaum: Carriéres 389–393 Nr. 162; Winkler: Reichsbeamte 57–59; Alföldy: Konsulat 195, 197 f.; Birley: Marcus Aurelius 156, 171, 181, 191, 197, 204, 207 (Amtsrückzug um 178); Rosen: Marc Aurel 127; Fündling: Marc Aurel 135, 154, 157, 162 (angeblicher Schlachtentod keineswegs beweisbar), 199; Kovács: Records 85 f. (wie Fündling, doch sieht er epigraphische Nachweise für den Tod von Soldaten); Migliorati: Iscrizioni 452–456; Fuoro: Prefetti 117–119. Rufus ist ebenfalls auf der Tabula Banasitana genannt (hierzu 151).

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hin, in denen sich die militärischen Aktionen wieder auf die Quaden konzentrierten, während über eigene Angriffe des Ariogaisus keine Nachrichten vorliegen. Eine weitreichende römische Offensive fand im Sommer 174 ihren Höhepunkt. In deren Verlauf ereignete sich das bereits angesprochene ominöse Regenwunder, das so viel literarische Aufmerksamkeit auf sich zog und bildlich die Marcus-Säule in Rom mit einem symbolisch dunklen Relief ausstatten ließ. Insgesamt war es das dritte Ereignis von wundersamem Charakter, das merklich dubiose Züge in sich birgt. Die Historia Augusta vermeldet nämlich zuvor, bei einer nicht exakt definierten Gelegenheit habe der Kaiser höchstpersönlich durch eine Anrufung der Staatsgötter den Einsturz eines Turmes der Feinde durch einen Blitz bewirkt. Diese Angelegenheit ist insofern merkwürdig, als es sich dabei gemäß der Quelle um einen Belagerungsturm handelte, doch wann sollte ein solcher von Nichtrömern eingesetzt worden sein? Diese Frage bleibt offen, denn der Einfall von Markomannen und Quaden nach Oberitalien scheidet aus, da sich der Kaiser damals nicht hier befand. Dieses angebliche Blitzwunder tritt jedoch gegenüber dem Regenwunder deutlich in den Hintergrund, weil dieses wegen seiner Nennung in mehreren Quellen schon zur damaligen Zeit für Furore sorgte. Immerhin scheint das Mirakel des Blitzes einen Nachklang in der Münzprägung gefunden zu haben: Rückseiten von 172/173 zeigen den Kaiser in militärischer Tracht mit der Lanze und dem Blitzbündel Iuppiters versehen. Ob dieses mysteriöse Ereignis später in das Reliefband der Marcus-Säule Eingang fand, bleibt jedoch diskutabel.147 Während der Auseinandersetzung mit den Quaden kam es im Sommer 174 zum Aufeinandertreffen eines römischen Heeres unter Führung eines nicht gesicherten Befehlshabers mit den Hauptkräften der Feinde irgendwo in deren Siedlungsgebiet nördlich des Donauknies. Beide Heere litten unter der Sommerhitze, die ortskundigeren Quaden weniger als die angreifenden Römer. Deren Soldaten waren beinahe am Verdursten, als urplötzlich ein Gewitter am Himmel aufzog und Regenmassen herunterkamen, welche bereitwillig zur Durstlöschung genutzt wurden und die Körperkräfte der römischen Kämpfer wieder ins Gleichgewicht brachten. Logische Folge waren ihr überragender Sieg über die Germanen und die Zersprengung des feindlichen Heeres. Vielleicht war der römische Befehlshaber tatsächlich der schlachtenerfahrene Helvius Pertinax, dessen Karriere ihn nach der adlectio zum Kommando über die legio I adiutrix geführt hatte, die in Brigetio in Garnison lag. Zusammen mit den zugehörigen Hilfstruppeneinheiten belief sich die ungefähre Gesamtstärke der Römer auf 10.000 Mann. Der Erfolg wird Marcus Aurelius den willkommenen Grund dafür geboten haben, Per147 Die Notiz zum Turmeinsturz bietet HA, MA 24, 4 (Adams: Marcus Aurelius 114). Dazu Birley: Marcus Aurelius 171 f. (Datierung auf 172 und Einreihung in ein Schlachtgeschehen), 252 (Abbildung auf der Marcus-Säule); so auch Klein: Regenwunder 117–138, hier 117–119 (Blitzwunder in Szene 11 der Säule); Mittag: Kaiser oder Philosoph 67; Coarelli: Colonna 50 f. (numismatische Allusion des Ereignisses). Die Münztypen sind BMC 566 f.; RIC 264–266; MIR 121 Nr. 229; dazu Gnecchi: Medaglioni II 28 Nr. 11; Dressel – Regling: Medaillone 87–89 Nr. 44; MIR 182 Nr. 1053; Börner: Marc Aurel 266 f., 274 f. (außerdem Iuppiter im Viergespann, einen Blitz auf gestürzten Feind schleudernd).

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tinax für das Jahr 175 zum consul suffectus zu bestimmen. Diese Beförderung bot einigen eher konservativen Zeitgenossen angeblich das Motiv zu einer hintergründig hämischen Invektive, die sich in dem von Xiphilinos angesprochenen, einer griechischen Tragödie entnommenen Bonmot äußerte »Solche Folgen bringt der unselige Krieg mit sich«. Das sogenannte Regenwunder eröffnete in der Folgezeit bis in die Spätantike hinein traditionell römischen und christlichen Autoren die Möglichkeit, ihre Gedanken über den Sinn der Welt und ihre unterschiedlichen Schutzmächte zu äußern. Es ging selbstverständlich um die Frage, wem das durch ein Eingreifen göttlicher Gewalt verstandene Wunder des unbändigen Regengusses zu verdanken sei. Vergleichweise einfach macht es sich die Darstellung auf der Marcus-Aurelius-Säule, die eine alte männliche Gottheit präsentiert, die über und über mit Wassersträhnen besetzt ist, die von ihrem Haupte und von den ausgebreiteten Armen und Flügeln bis weit nach links hin zur Erde strömen. Dadurch wird die linke römische Partei, von der Soldaten ihren Schild zur Wasseraufnahme umgekehrt halten, gestärkt, die gegnerische rechte Seite jedoch mit Pferd und Reiter vernichtet. Ob hinter dieser generalisierenden Szene die Intention steht, von vornherein keine kontroversen Interpretationen aufkommen zu lassen, ist denkbar. Ungeachtet dessen handelt es sich um eine die Normen der Staatsreligion respektierende Szene, die ein in der römischen Kaiserzeit noch nie zuvor bekannt gewordenes Ereignis vor Augen zu stellen hatte. Glaubt man dem Exzerptor Xiphilinos im dionischen Kontext, dann rankten sich schon bald nach dem Geschehen divergierende Einschätzungen um das zum Mythos werdende Mirakel. Die eine Ansicht führte das Wunder auf die persönliche Frömmigkeit des Kaisers selbst und seine Anrufung der Götter zurück, die andere gab als Verantwortlichen einen ägyptischen Priester namens Arnuphis an, der durch die Beschwörung des römisch verstandenen Merkur als Wettergott die entscheidende Wende im Kampfesgeschehen herbeigeführt habe. Immerhin spielten Wettergottheiten im vorderasiatischen Bereich mindestens seit dem hethitischen Teschup eine wichtige Rolle. Im römischen Rätien gemahnt sogar die Bronzemaske eines Okeanos entfernt an den Regengott auf der Säule. Der Kaiser hatte in der offiziellen Funktion als pontifex maximus jedenfalls immer die entscheidende Prioriät im Kontakt mit dem römischen Götterhimmel. Marcus Aurelius allerdings tatsächlich ins Geschehen einzubinden, erscheint kaum denkbar.148 Eine auffällige Besonderheit bietet der eigene Nachtrag des Exzerptors Xiphilinos, den man leicht aus dessen merklich späterem Wirken als der christlichen 148 Das Regenwunder bei Dio und seinem Exzerptor: LXXII 8, 1–4, und 9, 1 10, 4. Dios wohl tatsächliche Version, in des Xiphilinos Wiedergabe, nennt ausdrücklich Arnuphis als Wundermann in des Kaisers Umgebung. Pertinax als Befehlshaber erscheint bei Euseb., Chron. ad ann. 2189; das Bonmot über ihn bei Dio (= Xiphilinos) LXXII 22, 1. Coarelli: Colonna 51–57, und Kovács: Records 87, verstehen die Inschrift AE 1934, 245, eine Weihung an Isis durch den ägyptischen Priester Arnuphis in Aquileia, mit Recht als Stiftung derselben Person. Für die Okeanos-Maske von Treuchtlingen (Archäologische Staatssammlung München) fehlt eine eingehende Behandlung; kurz Koschik: Brunnenmaske 140 f.; Vollkommer: Vater Rhein 40 (Nachweise ähnlicher Darstellungen auf Steinen und Mosaiken).

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Religion verpflichteter Autor erklären kann. Er fügt nämlich der Dio zugeschriebenen Aussage eine eigene an, die korrigierend eingreift und eine neugläubige Vorstellung ausdrückt, die sich jedoch schnell als Fiktion erweist: Es ist davon die Rede, die im römischen Heer seit langem vorhandene legio XII fulminata verdanke ihren auf einen Blitz bezogenen Beinamen genau diesem Regenwunder. Da die im kappadokischen Melitene stationierte Legion allerdings nach ihrer Gründung durch Iulius Caesar um 58 v. Chr. bereits seit augusteischer Zeit das Blitzbündel Iuppiters als Wappenzeichen führte, erweist sich die autoritativ geäußerte Behauptung von Xiphilinos als hinfällig und Täuschung der Leser seiner eigenen Zeit im 11. Jahrhundert. Ob überhaupt schon in den Reihen der Legionäre christliche Soldaten waren, bleibt Spekulation, zumal wohl nur eine Vexillation damals im römischen Donauheer anwesend war. Damit entlarvt sich die christliche Interpretation als Geschichtsklitterung, welche die Wirksamkeit entsprechender Riten bereits in dieser frühen Zeit beweisen sollte. Die Geschichte wurde merklich früher schon durch Tertullianus und ihm folgend Eusebios und Orosius verfälscht, von denen die beiden letztgenannten Autoren sogar einen Brief des Marcus Aurelius als Nachweis christlicher Einwirkung nennen, ohne jedoch dessen Text zu zitieren. Man erkennt deshalb unschwer den besonderen Nachdruck, mit dem die christlichen Apologeten die falsche Geschichte dauernd wiederholten, um die frühzeitige Bedeutung ihrer Religion nachzuweisen. Eine derartige Vorspiegelung falscher Tatsachen nahm Eusebios ohnedies vielfach vor, und die Historia Augusta setzte diese Tendenz in den späteren Kaiserviten im traditionellen Sinne ebenso deutlich fort: Zum Regenwunder hält sich die Historia Augusta jedoch sehr zurück. Im oströmischen Suda-Lexikon erscheint alternativ zu Arnuphis ein chaldäischer Magier Iulianos als Wundertäter, dessen Existenz allerdings diskutabel ist.149 Schließlich äußert sich die offizielle, vom Kaiser autorisierte Version in der Münzprägung und stellt selbstverständlich den Herrscher in den Mittelpunkt. Sesterz- und Dupondius-Typen schon vom Jahre 173 verbinden den Herrscher auf den Vorderseiten mit einem stehenden Mercurius auf den Reversen, welche die erläuternde Legende religio Aug(usti) zeigen und damit stillschweigend auf sein Amt als pontifex maximus hinweisen. Denarrückseiten bilden denselben Gott mit seinen üblichen Attributen des Götterbotenstabes caduceus und der Geldbörse ab. Wirklich nachhaltig erscheinen Sesterzreverse, die den Gott in einem Tempel stehend abbilden, dessen Giebel in Form eines Rundbogens alle Merkur zugeschriebenen Attribute bildlich vereint. Ob hiermit die Errichtung eines neuen Tempels für den Gott des Handels und der Himmelsbeziehungen gemeint ist, kann nicht beantwortet werden. Es handelte sich eher um eine symbolische Szene, die den engen und hilfreichen, ja sogar lebenswichtigen Kontakt des Kaisers mit dem traditionellen Götterpantheon zum Ausdruck bringen sollte. Hiermit wurde Marcus Aurelius als letzte verantwortliche Instanz für den siegreichen Ausgang von Schlachten präsentiert, ganz im Sinne der kaiserzeitlichen religiö149 Das Regenwunder behandeln außer Dio und seinem Ausschreiber noch Tertullian, Apolog. 5, 5; Euseb., HE V 5, 1–7; Orosius, Hist. 15, 7–11; HA, MA 24, 4; Suda I 434. Den fiktiven Kaiserbrief definierte Freudenberger: Christenbrief 151–156, als solchen.

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sen Traditionspflege. Hierin gliederte sich dann nachträglich im Jahre 174 der Quadensieg auf übernatürliche Weise ein.150 Da als zeitnächster Autor der christliche Apologet Quintus Septimius Florens Tertullianus das Ereignis anspricht, ist die Anwesenheit christlicher Soldaten in der zwölften Legion immerhin denkbar. Umgekehrt kann die gesamte Einheit im Jahre 173 schon wieder in ihren Garnisonsort Melitene zurückgekehrt sein, wo sie im Jahre 175 belegt ist. Aufs Ganze gesehen bleiben natürlich die zum wirklichen Verständnis des Wundergeschehens notwendigen Einzelheiten meteorologischer Natur verborgen: Warum nämlich konnten sich unter gleichem Himmel in der Wirklichkeit Wettererscheinungen positiv für die eine Kriegspartei, aber gleichzeitig negativ für die andere auswirken?151 150 Die numismatische Einordnung des Regenwunders bieten BMC 583–585, 601–603, 611*, 1441–1448, 1461–1463; RIC 285a, 298, 308*–309, 1070–1073, 1074–1076; Kent: Münze 38, 121 Nr. 346 f.; Börner: Marc Aurel 271–278 (Merkur-Darstellungen und Tempel auf den Bukolen-Aufstand in Ägypten beziehbar). Die modernen Meinungen sind zwiespältig: Astarita: Avidio Cassio 66–78 (realistische Schilderung); Birley: Marcus Aurelius 171–174, 251–253 (Mittelweg zwischen traditioneller und christlicher Deutung); Rosen: Marc Aurel 108–111 (divergierende Ansichten als zeitgleiche Äußerungen traditioneller und christlicher Soldaten im selben Heer); Fündling: Marc Aurel 138 (Originalversion mit Arnuphis und Szene auf der Marcus-Säule deren bildliche Umsetzung); Coarelli: Colonna 53–57 (Aussagekräftigkeit der Münzen mit der Legende religio Aug. und Richtigkeit der offiziellen Darstellung); Schipp: Adoptivkaiser 69 (Nennung der Dio-Exzerpte, aber nur christliche Interpretation); Mattern: Bauten 260– 262 (fiktiver Tempel), dazu 262–264 (eventueller realer Tempel für Serapis im Seuchenzusammenhang und unbeweisbarer für Liberalitas). 151 Etliche weitere Beiträge erörtern das wundersame Ereignis: Früh Harnack: Quelle der Berichte 835–882, Mommsen: Regenwunder 498–513, Geffcken: Regenwunder 253– 269; danach Jobst: Blitz- und Regenwunder (Datierung beider zusammenhängender Wunder in den Sommer 172 wegen Inschriften aus dem Carnuntiner Tempelbezirk zu Ehren von Iuppiter optimus maximus Kasius am 11. Juni); Barta: Regenwunder 347–358 (Forschungsdiskussion, kritische Erörterung der Quellenzeugnisse, Datierung auf 172); Langmann: Markomannenkriege 17 f., 24 (Zusammengehörigkeit von Blitz- und Regenwunder); Schindler-Horstkotte: Markomannenkrieg 42–64; Fowden: Pagan Versions 83–95 (Datierung auf 172, Wunderzuschreibung an den Thaumaturgen Iulianos als Antwort auf die christliche Version); Sage: Rain Miracle 96–113 (Quellenbesprechung für die Version des Eusebios); Salomies: Rain Miracle 107–112; Maffei: Felicitas imperatoris 329–352 (virtus von Marcus Aurelius innerhalb einer langen Reihe von Wundererscheinungen in Roms Geschichte bis zur Schlacht am Frigidus 394 verschafft ihm felicitas); 352–367 (Beachtung traditioneller Riten gewährt die Hilfe der Götter, die sich mit der clementia Augusti zusammenfügt); Klein: Regenwunder 117–138 (Auflistung aller Quellen traditionellen und christlichen Glaubens mit ihren wechselseitigen Bezugnahmen); Motschmann: Religionspolitik 125–144 (Quellen und Forschungsdiskussion, Beziehung nur eines einzigen Wunders auf Pertinax und das Jahr 172, Ablehnung einer Verbindung zu Münztypen); Israelowich: Rain Miracle 83–102 (Quellenzeugnisse einschließlich der Münzen, Betonung seiner religio durch Marcus als pont. max. auf öffentlichen Denkmälern, Arnuphis nicht auf der Marcus-Säule präsent, fehlende Definition des Regengottes ein Hinweis auf religiöse Neuerungen); Kovács: Rain Miracle 3–105 (Forschungsverlauf und Quellendiskussion bis ins Mittelalter), 107–111 (skeptische Erörterung der auf Wunder bezogenen Münztypen), 113–121 (gefälschter Kaiserbrief), 123–135 (nachträgliche Einreihung des Iulianos Thaumaturgos in die Wundergeschichte), 137–153 (Bilderdarstellungen und echter Kaiserbrief mögliche Primärquellen), 155–168 (Marcus-Säule bietet Präsentation charakteristischer Einzelszenen

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6.3 Die Mobilisierung der Reserven und unglaubliche Wunder

Am vorläufigen Ende des römischen Vorgehens gegen die Quaden stand ein publikumswirksamer Unterwerfungsakt seitens des gegnerischen Volksstammes. Der romfeindliche Stammesführer Ariogaisus wurde dem Kaiser ausgeliefert, erhielt aber einen Gnadenerweis von Marcus Aurelius und konnte sein weiteres Leben in Ägypten verbringen, das ihm als Exilsort zugewiesen wurde. Was mit seinem romfreundlichen Vorgänger Furtius geschah, bleibt im Dunkeln: Er dürfte gleichfalls auf römischem Territorium seine weiteren Jahre verlebt haben, um irgendwann sang- und klanglos dahinzuscheiden, was bereits früheren römischen Klientelfürsten meist germanischer Stammeszugehörigkeit widerfahren war. Fürs erste erlangten die Quaden einen neuen Waffenstillstandsvertrag, offiziell Frieden genannt, doch im Nachhinein genauso brüchig wie andere Abkommen mit Markomannen und Jazygen. Marcus Aurelius konnte sich danach die siebte imperatorische Akklamation zuerkennen lassen.152 Als nächster Gegner traten im Spätjahr 174 die Jazygen auf den Plan. Um dem Geschehen persönlich näher zu sein, verließ der Kaiser Carnuntum und begab sich mitsamt seines Stabes und den Begleittruppen an der Donau entlang in den Süden der Provinz Pannonia inferior nach Sirmium (Šremska Mitrovica) am Flusse Save. Hier schlug er sein Hauptquartier auf, nicht direkt an der Donau, sondern ein Stück weit in deren Hinterland.153 Dios Exzerptor Xiphilinos berichtet von einer Schlacht unter winterlichen Umständen, die beinahe den Verhältnissen des Regenwunders angeglichen ist. In der auf der zugefrorenen Donau ausgetragenen Auseinandersetzung bedienten sich die Römer angeblich ungewöhnlicher Kampfestechniken, um die Feinde auf dem Eis in den Griff zu bekommen und den Sieg zu erringen. Die Beschreibung bietet abenteuerliche Einzelheiten, die an moderne Kampfsportarten gemahnen. Die Römer erwiesen sich im Dahinwogen der Einzelkämpfe am gewieftesten und verhalfen am Ende Marcus Aurelius zu einem weiteren Erfolg. Damit war dieser Feldzug vorläufig abgeschlossen, doch zögerte der Kaiser danach, dem nunmehrigen Ersuchen der Feinde um einen Friedensvertrag Gehör zu leisten, weil er ohne wirkliche Garantien der Bittenden keine Zustimmung erteilen wollte. Schließlich hatte er sich zuvor von allen Gegnern getäuscht gesehen, da sie die eigentlichen Friedensbedingunzur Hervorhebung des Kaisers), 181–199 (Germaneneinfall in Oberitalien und praetentura-Einrichtung gemäß literarischer und epigraphischer Hinweise 169 oder eher 170), 201–241 (Kriegsbenennung, Schaffung zweier neuer Legionen, Kriegsdauer mit Hervorhebung Pannoniens und der Völkerschaft der Cotini), 242–263 (Besprechung des Kriegsgeschehens nach 175, Friede des Commodus, Frage der Provinzenneueinrichtung), 265–275 (Ereignisabfolge auf der MarcusSäule nur auf Markomannenkrieg zwischen 170 und 172 bezogen, Regenwunder im Jahre 171). Zilling: Bild Marc Aurels 376–380, bietet die interessante Hypothese, die römische Heeresgruppe habe auf einem Hügel, die Feinde aber in der Ebene campiert, weshalb sich eine Flutwelle von oben nach unten ergossen habe. 152 Das Schicksal des Ariogaisus nennt Dio (Exc. Val.) LXXII 14, 2. Dazu Beck – Wenskus: Ariogaisos 706 f.; Birley: Marcus Aurelius 177; Rosen: Marc Aurel 111; Fündling: Marc Aurel 138, 164. 153 Den Aufenthalt des Kaisers in Sirmium belegt Philostrat., Vit. Sophist. II 1, 26, mit dem Wortlaut: »Der Kaiser befand sich damals im Feldzug gegen die pannonischen Völker und hatte Sirmium zu seinem Hauptquartier gemacht«. Unterstützend hinzu treten Alföldy: Inschriften Tarraco 182 f. Nr. 332, und Oliver: Marcus Aurelius 66 f.

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

gen nicht erfüllt und besonders den Verkehr mit den jeweils anderen Völkern nicht aufgegeben hatten. Daher wurde im Zuge der aktuellen Behandlung der Jazygen nur ein Waffenstillstand eingegangen.154 Im Jahre 175 kam es mit diesem Volke zu erneuten Kämpfen, weil die Gegner in richtiger Einschätzung des römischen Oberkommandos aufmüpfig geworden waren. Für den entsprechenden Erfolg erhielt Marcus Aurelius seine achte imperatorische Akklamation im Sommer dieses Jahres. Hinsichtlich ihrer Beziehungen zum römischen Reich war bei den Jazygen wie zuvor bei den Quaden eine interne Auseinandersetzung ausgebrochen. Ihr romfreundlicher Stammesfürst Badanaspes wurde von einer gegnerischen Partei entmachtet, weil er friedliche Beziehungen bevorzugte, was sein Rivale Zanticus anfänglich ablehnte. Letztlich setzte sich doch die Friedenspartei durch und entsandte eine große Gesandtschaft zum Kaiser, die aus ihren Adligen mit Zanticus an der Spitze bestand. Der abgeschlossene Frieden oder faktische Waffenstillstand verpflichtete die Jazygen, alle Gefangenen herauszugeben, angeblich 100.000 an der Zahl, und ein recht großes Kontingent an Hilfstruppen für das römische Heer zu stellen, nämlich 8.000 Reiter. Die Vorsicht auf römischer Seite äußerte sich in der Abordnung einer insgesamt 5.500 Mann umfassenden Truppe nach Britannien, wo Einheiten inschriftlich belegt sind; was mit den anderen Reitern geschah, wird nicht berichtet. Immerhin nahm der Kaiser neben der achten imperatorischen Akklamation später den Siegerbeinamen Sarmaticus an. Hierfür ließ er Münztypen prägen, welche diesen Erfolg neben dem über die Germanen anzeigten. Dies geschah an prononcierter Stelle auf den Aversen hinter dem persönlichen Namen, während die Rückseiten ein reiches Tropaion mit den jeweiligen Siegerangaben de Germanis bzw. de Sarmatis zeigen. Außerdem wurde jetzt die pax Aug(usti) verkündet, als sei gleichsam das Kriegsende erreicht worden.155 Das Jahr 175 wurde zu einem besonders wichtigen im Ereignisablauf, obgleich es mehrfach von falschen Voraussetzungen gekennzeichnet war. Für deren erste gibt Dios zweiter Exzerptor Petrus Patricius den entscheidenden Hinweis über eine Krankheit des Kaisers, die er sich wegen der Dauerbeanspruchung in den Kriegsjahren zugezogen hatte, ohne allerdings Details mitzuteilen. Sie ist insofern als bedeutsam einzustufen, weil Gerüchte aufkommen konnten, Marcus Aurelius sei verstorben. Diese gelangten in den über einige Zeit hinweg einigermaßen ruhigen Reichsosten. Hier saß in Antiochia ein ambitiöser Legat, der 154 Die Beschreibung des Jazygenfeldzuges und der Ereignisse bei den Quaden liefert Dio (= Xiphilinos; Excerpta UG) LXXII 7, 1–5 und 13, 1. Moderne Einschätzungen etwa bei Instinsky: Cassius Dio 475–482; Birley: Marcus Aurelius 176–178; Rosen: Marc Aurel 106 f.; Fündling: Marc Aurel 134, 137 f.; Schipp: Adoptivkaiser 69 f. 155 Die Auseinandersetzung mit den Jazygen von 174/175 berichten Dio (= Ecerpta UG) LXXII 16, 1 17, 1; HA, MA 25, 1 (Adams: Marcus Aurelius 116 f.); die britannischen Inschriften sind RIB 583, 595 f. Die Münztypen: BMC 566 f., 660, 682–685, 736–741, 742 f., 1413–1415, 1427*, 1431§, 1432, 1433–1436, 1457*, 1465, 1465*, 1476 f., 1548, 1595*–1605, 1612–1614, 1635 f.; RIC 264–266, 337–342, 346 f., 362–367, 369 f., 1021– 1027, 1049–1057, 1058–1062, 1094 f., 1162, 1179–1191, 1213, 122; MIR 130 Nr. 351– 356; Kent: Münze 121 Nr. 348; Börner: Marc Aurel 299–303. Ein Medaillontyp mit Germania subacta und Kaiser, Victoria und Gefangenem ist Gnecchi: Medaglioni II 27 f. Nr. 7–9. Eine Deutung gibt Schindler-Horstkotte: Markomannenkrieg 65–74.

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6.3 Die Mobilisierung der Reserven und unglaubliche Wunder

schon seit einiger Zeit seinen Kriegslorbeer mit dem Rang als Oberaufseher über das römische Vorderasien belohnt sah und sich jetzt aus der Reserve locken ließ. Es war L. Avidius Cassius, eigentlich niemand, der sich Hoffnungen auf eine Weiterführung seines ansehnlichen cursus honorum machen konnte, denn er war ein homo novus, der sich in bemerkenswerter Weise emporgearbeitet hatte. Wegen seines Einsatzes für die Reichsbelange hatte er die militärische Oberaufsicht im Osten bekommen und diese zur Zufriedenheit ausgeübt. Er war deshalb der wichtigste römische Amtsinhaber im Orient.156 Avidius Cassius glaubte ohne weitere Überprüfung einem Gerücht von der Donaugrenze, das ihm mitteilte, der Kaiser sei dort, auf welche Weise auch immer, verstorben. In der Meinung, Commodus als einziger überlebender Sohn sei für die unbestreitbare Nachfolge noch zu jung, ergriff Cassius die Initiative und ließ sich von seinen entsprechend instruierten Soldaten im frühen April zum neuen Augustus ausrufen. Woher die falsche Nachricht, die geraume Zeit bis zur Ankunft in Antiochia benötigte, stammte und wer sie zu verantworten hatte, ist bis heute nicht beantwortet. Wie zu erwarten fing damals sofort die Gerüchteküche an zu brodeln, und es wurden Pseudodeutungen in die Welt gesetzt. Die wichtigste von diesen behauptete, die Kaisergattin Faustina habe mit Cassius einen Briefwechsel unterhalten und ihn statt des ungeliebten Schwiegersohnes Claudius Pompeianus zum Interimsnachfolger des Gatten auserkoren. Faustina war jedoch mit der Realität vertraut und kann deshalb die besagte Falschmitteilung natürlich nicht versandt haben. Im selben Zusammenhang entstand die noch perfidere Lüge, Commodus sei gar nicht Sohn von Marcus Aurelius, sondern eines Gladiators und der Kaiserin. Da sich diese Angabe rückwirkend aus dem späteren Verhalten des Commodus vor dem Ende seiner Regierungszeit speiste, kann sie getrost als Schwachsinn eingestuft werden. Es verwundert nicht, die Historia Augusta als Lieferant solcher Nachrichten vorzufinden, weil dies ihrer allgemeinen Tendenz entsprach, regelrechte Räuberpistolen in die Welt zu setzen, um Aufmerksamkeit bei ihrem Leserpublikum herauszukitzeln.157 Faustina II. war wohl im Jahr 174 durch den Senat mit dem ungewöhnlichen Zusatztitel mater castrorum ausgezeichnet worden, der zwar eine Novität darstellte, aber dem nur Augusti vorbehaltenen eines pater patriae ähnelte. Der Titel sollte die Verbundenheit der Kaiserin mit den in schwierigen Kämpfen stehenden Soldaten an der Grenze unter den erschwerten Bedingungen der Seuchengefahr ausdrücken. Faustina weilte zusammen mit dem rund vierzehnjährigen Commodus bei ihrem Gatten in Sirmium und konnte dadurch wie merklich früher die ältere Agrippina ihr Bemühen demonstrieren, in einer kritischen Gesamtsituation nicht nur dem Gatten, sondern auch den Soldaten in ihren Lagern zur Seite zu stehen. Aus diesem Grunde kann man die Titelverleihung als begründet einschätzen. Die Anwesenheit im Hauptquartier ist zudem ein weiteres Argu156 Die neuere Literatur zu Avidius Cassius ist in Anm. 93 genannt. Eine längere Ereignisschilderung bietet auch Grimal: Marc Aurèle 213–221. 157 Beweggründe und angebliche Geschichte der Usurpation führen Dio (= Xiphilinos) LXXII 22, 1 23, 1 sowie HA, MA 24, 5 26, 3 (Adams: Marcus Aurelius 114–119) und AV 7 9, 5, an.

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

ment dafür, die Kaisergattin nicht als Urheberin des Gerüchtes über den Tod von Marcus Aurelius anzusehen, da sie aus eigener Anschauung die Wirklichkeit kannte und daher die Todesgefahr einschätzen konnte. Leider kann man niemand sonst für die Falschmeldung verantwortlich machen, zumal diese an alle wichtigen Entscheidungspersonen und in alle Provinzen des Reiches, nicht nur nach Syrien, hätte gesandt werden müssen, was die literarischen Quellen nicht ansprechen. Es sieht also nach einer Geheimaktion aus, die im Nachhinein zu wüsten Spekulationen führte, denn bis auf die wenigen direkt Beteiligten konnte niemand Genaueres darüber wissen.158 Wie Xiphilinos postwendend mitteilt, erfuhr der nunmehrige Usurpator, der vom Senat offiziell zum hostis publicus, also Staatsfeind, erklärt worden war, rasch von der Nichtigkeit des von ihm ungeprüften Gerüchtes und war gezwungen einzusehen, einer Fehlinformation aufgesessen zu sein, doch konnte er jetzt nicht mehr zurück. Nur wenig später erhielten auch seine Gefolgsleute vom Taurus im Norden bis Ägypten im Süden dieselbe Nachricht. Danach begann die selbstverständliche Absetzbewegung, wobei Kappadokiens ebenso lange tätiger Statthalter Martius Verus des Cassius Schritt erst gar nicht mitgemacht hatte. Er setzte nun seine Truppen in Marsch, um die Fahne des rechtmäßigen, nicht ums Leben gekommenen Augustus zu erheben. Doch brauchte er nicht einzugreifen, denn einige Offiziere des unglücklichen Möchtegernkaisers ergriffen die Gelegenheit, diesen zu ermorden, um günstige Konditionen für sich selbst zu erwirken. In üblicher Weise wurde der Kopf des Getöteten als Beweis seines Endes auf eine Reise geschickt, um den Gewinner des nicht ausgebrochenen Machtkampfes, Marcus Aurelius, von ihrer Treue zu überzeugen. Dies entpuppte sich als verlorene Liebesmüh, denn Marcus nahm zwar vom Ende des Pseudorivalen Kenntnis, doch die unschöne Trophäe zu sehen, lehnte er ab. In ähnlicher Weise ging Martius Verus vor, als seine Soldaten in Antiochia einrückten. Er ließ die im Statthalterpalast aufgefundene Korrespondenz des Cassius angeblich ungelesen vernichten, was sicherlich im Sinne des wieder ungefährdeten Kaisers war. Dennoch fühlte sich dieser genötigt, in eigener Person im Osten nach dem Rechten zu sehen, und richtete seine folgenden Maßnahmen an diesem Vorhaben aus.159

158 Faustinas Rolle beim Ursprung der Revolte beleuchten mit teilweise überbordender Phantasie Dio (= Xiphilinos) LXXII 22, 3 und HA, MA 24, 6 und AC 7, 1. Zum Titel mater castrorum Kuhoff: Titulatur 244–256, hier 251; Boatwright: Faustina the Younger 249–268; außerdem Birley: Marcus Aurelius 179, 191; Rosen: Marc Aurel 119, 121 f.; Fündling: Marc Aurel 148 f.; Schipp: Adoptivkaiser 54 f., 71 f.; Levick: Faustina 83–87; Michels: Usurpation 41–43 (keine Beschuldigung Faustinas). 159 Die Revolte des Cassius im Ganzen vermeldet Dio (= Xiphilinos) LXXII 22, 2–27, 3, mit mehreren Zusatzmitteilungen späterer Autoren, nämlich Petrus Patricius, Iohannes Antiochenus und der Excerpta Valesiana: Dabei wird sogar eine angebliche Rede des Marcus angeführt, die im Stile der Historia Augusta gestaltet und deshalb erfunden ist. Während Aurelius Victor und Eutropius die Revolte keines Wortes würdigen und die Epitome de Caesaribus nur einen einzigen Satz dafür übrig hat (16, 11), widmet die HA dem Usurpator außer den Bemerkungen in der Marcus-Vita eine auffallend umfängliche Lebensbeschreibung, die allerdings als Nebenvita und wegen vieler Abstrusitäten nicht den geringsten Glauben verdient.

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6.3 Die Mobilisierung der Reserven und unglaubliche Wunder

Bemerkenswert ist das Fehlen jeglicher Münzen, die für Avidius Cassius als Augustus hätten geprägt werden können. Dies hängt mit seinem Hauptwirkungsort Antiochia zusammen, wo zuvor keine Reichsmünzstätte mit entsprechendem Personal zur Verfügung gestanden hatte. Eine behelfsmäßige Reisewerkstatt mit aus Rom entnommenem Personal konnte allein ein Kaiser mit sich führen, wenn er aus der Hauptstadt zu Reise oder Feldzug aufbrach, denn die zentrale und einzige feste Reichsmünzstätte befand sich in Rom. Cassius konnte daher keine Münzen römischen Stils prägen lassen, denn die für lokalen oder regionalen Gebrauch in Kleinasien gedachten Stadtmünzen griechischer Form konnte er nicht für sich einsetzen, weil ihm der Zugang zu Asia minor durch Martius Verus verwehrt blieb – allein in Alexandria hätte er Münzen ägyptischen Stils prägen können. Man fragt sich, ob der Usurpator derartige Schwierigkeiten überhaupt einkalkuliert hatte, als er sich übereilt entschied, als Nachfolger des vermeintlich ums Leben gekommenen Marcus Aurelius aufzutreten und die Provinzen von Syria bis Arabia und den kaiserlichen Privatbesitz Aegyptus unter dem Präfekten Calvisius Statianus in Besitz zu nehmen. So war es letztlich ein undurchdachtes Unternehmen, das zum Scheitern verurteilt war, weil die Grundvoraussetzung, ein unbesetzter Thron, fehlte. Wie er zudem Commodus als präsumptiven Nachfolger hätte behandeln sollen, der nach römischem Recht kurz vor dem Erhalt der toga virilis und damit der Aufnahme unter die vollberechtigten Bürger stand, war von seiner Seite ebenfalls ungeklärt. Dieser Akt fand am 7. Juli 175 in Sirmium tatsächlich statt. Nach dem Scheitern der Usurpation und noch vor der eigenen Reise in den Osten ließ Marcus seinerseits Münzen herausbringen, die mit der gebräuchlichen Reverslegende concordia exercituum an die Treue der Soldaten appellierten. Das Ende der Usurpation stellten wenig später andere Stücke mit der Legende securitas reipublicae als förderlich für die Einheit des Staatswesens heraus. Die Münznutzer waren damit gehalten, diese allgemeinen Aussagen mit der Realität zu vergleichen und ihre eigenen Schlüsse zu ziehen: Sie erhielten jedenfalls die sechste liberalitas des Marcus, die zugleich die erste im Namen des Commodus war.160

160 Das Fehlen von Münzen des Cassius blieb natürlich nicht unbemerkt. Zum Ablauf der Usurpation etwa Spieß: Avidius Cassius; Astarita: Avidio Cassio; Birley: Marcus Aurelius 183–189; Halfmann: Itinera Principum 215; Rosen: Marc Aurel 116–120; Fündling: Marc Aurel 140–148; Schipp: Adoptivkaiser 70 f.; Aste: Avidio Cassio; Michels: Usurpation 40–48 (ein angedachtes Vorhaben des Cassius, bei einem Erfolg Marcus divinisieren zu lassen, konnte aber nur der Senat legalisieren). Die Reichsmünztypen zum Usurpationsende sind BMC 626, 661, 663, 1495–1497; RIC 325, 348, 1123–1125, 1166–1168; MIR 124–126 Nr. 293, 320, 333 und 303, 307 (liberal. VI bzw. I).

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

6.4

Der brüchige Frieden

Seit jeher hat die Handlungsweise von Marcus Aurelius verwundert, trotz des eindeutigen Endes der Rebellion eine Reise in den Osten angetreten und dadurch den mühsam errungenen Erfolg in den Donaukriegen riskiert zu haben: Diese über ein Jahr dauernde Reise zudem mit der Familie, nämlich mit Gattin und Sohn sowie einer unbenannten Tochter, wohl Vibia Aurelia Sabina, unternommen zu haben, verstärkte diese Verwunderung. Allerdings hatte die Empörung des Cassius erhebliche Wirren hervorgerufen und mit der Beteiligung Ägyptens die Kornkammer des Reiches und damit den privaten kaiserlichen Territorialbesitz tangiert. Vor allem aber sollte der jetzt offiziell als solcher ausgewiesene Thronfolger vorgestellt werden. Insofern lassen sich mehrere Gründe anführen, die eine solche Inspektionsreise begründen können, zumal das kaiserliche Wohl im Prinzip mit dem Reichswohl identisch war. Heutige Interpretationen sind ohnehin nicht auf die damaligen Verhältnisse zu transponieren, weil die handelnden Personen nicht diejenigen Kenntnisse hatten, die heutzutage in der Rückschau vorliegen. Vielleicht hat dem eigentlich kriegführenden kaiserlichen Schwiegersohn Claudius Pompeianus diese Entscheidung nicht gefallen, weil er nach dem tatsächlichen Tode von Marcus Aurelius die Fortsetzung der römischen Offensive befürwortete, doch ist dies nur eine Vermutung. Im Sommer des Jahres 175 begab sich der Kaiser dementsprechend auf die lange Reise in den Osten des Reiches, die man mit derjenigen seines Adoptivbruders dreizehn Jahre zuvor vergleichen kann. Interessant ist die Angabe von Petrus Patricius im dionischen Kontext, Marcus habe ausdrücklich auf die angediente Unterstützung durch Hilfstruppen der germanischen und sarmatischen Donauvölker verzichtet, weil er mit Recht keine Spionageaktionen dulden wollte.161 Marcus Aurelius zog mit seiner Begleitung, die wiederum wohl um die 4.000 Personen einschließlich der Prätorianereinheiten und ausgewählter comites wie dem kurz zuvor im Frühjahr als consul suffectus tätigen Helvius Pertinax zählte, von Sirmium aus gen Südosten. Der lange Landweg führte ihn nach Syrien und Iudäa, wo allerdings Antiochia und Cyrrhos als Haupt- und Geburtsort des Cassius zuerst nicht aufgesucht wurden, und am Ende nach Ägypten. Hier weilte man geraume Zeit in Alexandria und verbrachte den Winter in der Metropole des Landes, die verwaltungsmäßig eigenständig und zugleich der große Hafen war, von dem aus die Flotte der Getreideschiffe im Herbst in Richtung Italien abfuhr. Dort wurde vom Hafen Ostia aus das Getreide letztlich in die weiten Speicher am beidseitigen Tiberufer in Rom verbracht. In dem deshalb für das leibliche Wohl der Reichshauptstadt besonders wichtigen Alexandria wurde ein notwendiger Wechsel im Amt des praefectus Aegypti vollzogen: Der kompromittierte Caius 161 Die Entscheidung des Kaisers zur Reise in den Osten erörtern z. B. Birley: Marcus Aurelius 184–189 (unwillige Entscheidung); Rosen: Marc Aurel 120; Fündling: Marc Aurel 142–145. Es ist von der Notwendigkeit die Rede, nach rund zehn Jahren, in Ägypten seit Hadrian 35 Jahre zuvor, wieder eine Inspektion vorzunehmen. Siehe überdies Halfmann: Itinera principum 213, 215, und allgemein Grimal: Marc Aurèle 220–228.

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6.4 Der brüchige Frieden

Calvisius Statianus wurde auf eine Insel verbannt und für kurze Zeit vertretungsweise durch den für Rechtsangelegenheiten zuständigen iuridicus Caius Caecilius Salvianus ersetzt, der das Vertrauen des Kaisers besaß.162 Ein angeblich in Alexandria in unbekannter Funktion eingesetzter Sohn des Cassius namens Maecianus soll hier von Soldaten ungebracht worden sein, doch bleibt seine Existenz zweifelhaft. Sein Bruder Heliodorus, mit dem Cognomen des Großvaters, wurde verbannt, wie es die zusammengeschusterte, mit erfundenen Briefen angereicherte Vita des Cassius in der Historia Augusta behauptet. Cassius’ Tochter mit dem auffälligen Namen Alexandria und ihr Gatte Tiberius Claudius Dryantianus Antoninus erhielten einen zwangsweisen Aufenthalt beim Onkel des Gatten zugewiesen; ob sie alle später unter Commodus ermordet wurden, ist ungeklärt. Über diesen Geschehensablauf berichten nachvollziehbar, doch ungeordnet die Exzerpte Dios sowie die Historia Augusta in den Viten von Marcus Aurelius und Cassius, deren letztere mit völlig unglaubhaften, sogar lächerlichen Details ausgestattet ist.163 Während seines langen Aufenthalts in der ägyptischen Metropole berief Marcus Aurelius den kaum bekannten Titus Pactumeius Magnus zum neuen praefectus Aegypti. Dieser stieg im Jahre 183 sogar zum consul suffectus auf, um dann 189 der Mordlust des Commodus zum Opfer zu fallen. Marcus erfuhr seinerseits eine Statuenehrung durch die Tribunen der in Nicopolis bei Alexandria stationierten legio II Traiana, der einzigen in Aegyptus vorhandenen Legion. Es handelte sich faktisch um eine Wiedergutmachung der Truppeneinheit, die zuvor nolens volens Cassius unterstützt hatte. Andere Personen konnten sich nicht exkulpieren, denn einige Centurionen, die ihre Truppeneinheiten zu Cassius hinübergezogen hatten, wurden hingerichtet. Ansonsten zeigte Marcus Aurelius eine beinahe ungewohnte Milde gegenüber Mitwissern und Mitläufern, was er angeblich in einem Briefe an den Senat begründete. Allerdings war die clementia Caesaris schon seit

162 Calvisius Statianus ist bei Dio (= Excerpta Valesiana) LII 28, 3 als praef. Aegypt.genannt und von 170 bis 175 papyrologisch nachgewiesen. Eine Inschrift in Verona, wohl seinem Geburtsort, wurde ihm im früheren Amte des ab epistulis latinis Augustorum, also Marcus und Verus, gewidmet (CIL V 3336 = ILS 1453). Fronto, Ep. I 5, 2 f., scheint ihn als Statianus meus zu erwähnen, was eine gewisse Vertrautheit ausdrückt (zu ihm unten Anm. 207). Der nur in Papyri belegte Caecilius Salvianus wird in PIR2 II 14 Nr. 78 behandelt. 163 Den hypothetischen Sohn des Cassius, Avidius Maecianus, sprechen Dio (= Xiphilinos) LXXII 27, 3 (ohne Namensnennung) und HA, MA 25, 4 (Adams: Marcus Aurelius 117) sowie AC 7, 4 an. Siehe PIR2 I 284 f. Nr. 1406; Birley 192; Fündling 144 f.: Dennoch bleiben Zweifel an seiner Existenz. Dies gilt auch für den nur in HA, MA 26, 11 (Adams 120 f.) als zweiten Sohn erwähnten Heliodorus, der wegen des großväterlichen Namens erfunden sein kann, denn die HA nennt zur Verwechslung neigende Einzelheiten. Die in HA, MA 26, 12 und AC 9,3 angesprochene Tochter Alexandria sieht wegen ihres Namens ebenfalls wie ein Phantom aus, ihr Gatte Tiberius Claudius Dryantianus Antoninus ist aber unabhängig davon inschriftlich in IGRRP III 500 belegt: PIR2 I 87 Nr. 512 (Alexandria); Ebd. II 199 f. Nr. 859 zu Dryantianus (mit hypothetischem Stemma 166): Dazu Halfmann: Senatoren 197; Birley 192; Rosen 121; Fündling 146 f.; Levick: Faustina 86. Cassius mag die natürlich vor seiner Erhebung geborene Tochter mit dem markanten Namen Alexandria versehen haben, weil dies vielleicht sein eigener Geburtsort war (Syme: Avidius Cassius 689–701).

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

Caesar eine bekannte und immer wieder in konkreten Fällen angewandte Kaisertugend, mit der sich der aktuelle Kaiser in eine Reihe illustrer Vorgänger wie Antoninus Pius, Traianus und Vespasianus stellte. Insofern kann jede moderne Verwunderung über dieses Vorgehen nicht überzeugen: Es entsprach nämlich der tatsächlichen Anwendung eines grundlegenden Anspruchs herrscherlicher Selbstverwirklichung, wie sie Marcus in seinen »Selbstbetrachtungen« eigens formulierte. Die Milde betraf an erster Stelle die Verwandten des Usurpators, wenn sie dessen Untergang beim Ende der Rebellion überlebt hatten. Die hochgestellten Gefolgsleute wurden der Gerichtsbarkeit des Senates überstellt, doch griff Marcus eventuellen Todesurteilen vor, indem er ausdrücklich betonte, in seiner Regierungszeit dürfe keine Person aus diesen sozialen Kreisen hingerichtet werden. Es blieb bei unterschiedlich harten Verbannungen, aber auch Vermögenskonfiskationen kamen vor, jedoch erst nach dem Tode der Betroffenen. Deshalb kann uneingeschränkt von einem maßvollen, den eigenen Maximen entsprechenden Verhalten des Kaisers gesprochen werden. Dieses hat seinem Ansehen in der Öffentlichkeit sicherlich keinen Abbruch geleistet, sondern kann es sogar befördert haben. Andererseits scheint ihm die Haltung der Juden nicht gefallen zu haben, was Ammianus Marcellinus anspricht.164 Daher kann der folgende Schritt nicht verwundern, denn auf der Rückreise aus Ägypten durch Vorderasien legte Marcus mit seiner kleinen Familie nun doch eine Station in Antiochia ein. Er hatte sich nämlich entschlossen, die der Metropole zuvor auferlegten Strafen, welche die öffentlichen Vergnügungen einschränkten, wieder aufzuheben, doch ob sich hieraus eine Art Freundschaftsverhältnis entwickelte, darf bezweifelt werden. Für spätere Zeiten wegweisend wurde ein aus den aktuellen Erfahrungen erwachsenes Edikt, das in Zukunft hohen Staatsbeamten untersagte, in ihrer jeweiligen Heimatprovinz Statthalterschaften auszuüben. In der syrischen Hauptstadt gab es zudem ein Treffen mit den römischen Klientelfürsten dieser Region, zu dem auch eine Gesandtschaft der Parther erschien. Des Cassius Heimatort Cyrrhus besuchte die Reisegesellschaft auch auf dem Rückweg natürlich nicht. Stattdessen ist ein Aufenthalt in Tarsus nachgewiesen, wo der Kaiser den jungen Sophisten Hermogenes zu einer philosophischen Aussprache traf. Danach wurde die sogenannte Kilikische Pforte, ein künstlich verbreiterter Durchgang durch das Taurus-Gebirge, in der Richtung auf die Stadt Tyana am nördlichen Gebirgsfuß durchquert. Unterhalb des Passes kam man anschließend in den kleinen Ort Halala im südwestlichen Zipfel der Provinz Cappadocia, wo ein Ereignis eintrat, das in den literarischen Quellen als überraschend bezeichnet wird. Es war der Tod der Kaiserin Faustina II. unter den Augen von Gatte und Sohn. Dieses Ereignis stellte im Nachhinein einen umgekehrten Zufall zur ein

164 Die Tribunen-Inschrift ist CIL III 6578 = ILS 373. Zu Pactumeius Magnus PIR2 VI 13 Nr. 39: Leunissen: Konsuln 96, 130, 399. Aufenthalte in Alexandria und Tarsus nennen HA, MA 26, 1 und 3 (Adams: Marcus Aurelius 119) bzw. Philostr., Vit. Sophist. II 7, 1; die Beschwerde über die Juden bietet Amm. Marc, Hist. XX 6, 4 f.: Astarita: Avidio Cassio 118–123; Motschmann: Religionspolitik 205–219 (indifferentes Verhältnis von Marcus zu den Juden).

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6.4 Der brüchige Frieden

Jahr früheren Falschmeldung über den Tod von Marcus Aurelius dar, in die Faustina angeblich verwickelt war: Nunmehr wurde sie selbst das Opfer eines frühen Todes im Alter von wenig mehr als 45 Jahren. Die Kenntnis hierüber verdankt die Nachwelt Xiphilinos und der Historia Augusta in unterschiedlicher Ausführlichkeit. Während der Exzerptor als Todesursache ein Fußleiden oder einen Selbstmord wegen einer Verbindung zu Avidius Cassius zur Diskussion stellt, spricht die Historia Augusta auffallend sachlich, aber unpräzise von einer plötzlichen Erkrankung, sie kann es aber nicht lassen, beiläufig die Gerüchte über Faustinas Verfehlungen anzufügen. Zusätzlich gibt sie wenigstens die Ehrungen an, die der verstorbenen Landes- und Lagermutter auf Antrag des Witwers durch den Senat zugesprochen wurden. Neben der Einrichtung der novae puellae Faustinianae als Unterstützungsmaßnahme für bedürftige Mädchen waren es besonders die Vergöttlichung als diva Faustina pia und in kleinem Maßstab die Erhebung von Halala zur colonia Faustinopolis. Ergänzend hierzu berichtet Xiphilinos, für Marcus und Faustina seien silberne Statuen und ein Altar im dafür passenden Venus-undRoma-Tempel aufgestellt worden, an dem alle Neuvermählten opfern sollten. Eine weitere Faustina-Statue wurde seitdem bei öffentlichen Veranstaltungen neben dem Kaiser aufgestellt, um die herum sich die Senatorenfrauen versammelten. Nicht erwähnt werden in beiden Quellen die Münzen, welche zum Gedenken an die Verstorbene herausgegeben wurden. Es handelte sich um zwei Typen in allen Münzmetallen: Deren Reverse verbinden einerseits in herkömmlicher Weise den Pfau als Symbol der Iuno mit der Legende consecratio, andererseits fügen sie einen Scheiterhaufen und die Umschrift mater castrorum zusammen. Herausragend ist jedoch ein Sesterztyp, dessen Rückseite das Bild der Verstorbenen als Lenkerin einer Biga zeigt und damit die tiefsinnige Legende sideribus recepta verknüpft, um die symbolische Himmelfahrt auszudrücken; als Variante ist eine stehende Göttin Diana mit einer langen Fackel zu sehen. Beigesetzt wurde die Aschenurne Faustinas schließlich im Mausoleum Hadriani in Rom.165 Nach einer angemessenen Trauerzeit setzte sich der kaiserliche Reisezug wieder in Bewegung. Ein nächster Halt war Milet, für das der 8. August 176 als Datum inschriftlich nahegelegt ist. Dieser Tag wurde nämlich in den offiziellen Festkalender der Stadt aufgenommen, der ihn als Aufenthalt des divus Commodus benennt, was eine Entstehung in der Zeit des Septimius Severus ab dem Jahre 195 nachweist. Von hier aus ging es nach Smyrna weiter, ein Aufenthalt in der dazwischen 165 Zum Tod Faustinas Dio (= Xiphilinos) LXXI 29. 30, 1. 31, 1 f.; HA, MA 26, 4–9. Halala = Faustinopolis behandelt Ballance: Derbe 139–142. Memorialmünzen sind BMC 698– 703, 704 f., 712–717, 1550–1557, 1570 f., 1573–1576, 1584–1592; RIC 747–749, 751– 754, 1659–1662, 1700–1703, 1707–1709, 1711 f., 1715–1717; MIR 170 Nr. 45a–66; Gnecchi: Medaglioni II 39 Nr. 4: dazu Börner: Marc Aurel 282–285; Bechtold: Gott und Gestirn 276–279. Weitere Einschätzungen bei Astarita: Avidio Cassio 155–162 (Tod Faustinas auf dem Hinweg über Kilikien nach Syrien); Birley: Marcus Aurelius 178, 191; ders.: Hadrian to Antonines 176–181 (Todesdatierung Faustinas wie Astarita); Rosen: Marc Aurel 119, 121 f.; Fündling: Marc Aurel 148 f.; Weiß: Vorbildliche Kaiserehe 18–22 (selbes Verfahren wie bei Faustina I.); Priwitzer: Faustina minor 95–100, 170–207; Schipp: Adoptivkaiser 54 f., 71 f.; Börner: Marc Aurel 288 (Tod im Herbst 175); Levick: Faustina 87–89. Die diva (pia) Faustina (iunior) erscheint etwa in den Inschriften CIL VI 1019 = ILS 382 und CIL VI 10222 = ILS 6065.

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

gelegenen Provinzhauptstadt Ephesus kann aber nicht nachgewiesen werden. Deshalb wird es wohl nicht die kleinasiatische Metropole gewesen sein, von wo aus Kaiser und Begleitung nach Athen übersetzten, um hier eine Zeitlang zu verweilen. Überliefert ist vornehmlich die Einweihung in die eleusinischen Mysterien für Marcus und Commodus durch die Historia Augusta, die aber nur für den Vater gesichert ist, der in diesem Zusammenhang für die Renovierung des vom Kostoboken-Einfall lädierten Heiligtums sorgte. Auf sturmbedrohter Seefahrt von Athen aus gelangte man schließlich auf das italische Festland in den Hafen von Brundisium, was wiederum die Historia Augusta angibt. Von hier aus ging es in die Reichshauptstadt Rom weiter, wo man im November 176 eintraf: Insgesamt belief sich die Abwesenheit des Kaisers daher auf mehr als sieben Jahre.166

Abb. 5: Sesterz für die diva Faustina pia mit dem Rückseitenbild einer fackelhaltenden Diana und der Legende sideribus recepta.

6.5

Die Nachfolgeregelung: Die selbstverständliche Rückbesinnung auf die dynastische Thronfolge

Nach der Rückkehr aus dem Osten folgte ein längerer Aufenthalt in Italien, außer in Rom auch in umgebenden Orten wie Lanuvium (Lanuvio). Vor allem ging es jetzt darum, die Stellung des Commodus für die Zukunft zu sichern, der

166 Den Kalender von Milet veröffentlichte Ehrhardt: Festkalender 371–404, hier 386 f. Ein Medaillontyp mit Vater und Sohn im Festwagen ist Gnecchi: Medaglioni II 29 Nr. 19 (auf dem Avers Marcus als Iuppiter mit Aegis und Lanze nach links). Marcus und Eleusis behandelt Motschmann: Religionspolitik 168–193 (Einweihungsdetails und Baustiftungen nach dem Kostoboken-Einfall).

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6.5 Die selbstverständliche Rückbesinnung auf die dynastische Thronfolge

dort geboren worden war. Schon seit der Anlegung der Männer-Toga hatte er an Bedeutung gewonnen, doch wegen der Erfahrungen aus der Revolte des Cassius waren endgültige Maßnahmen zu treffen, um den Herrschaftsfortbestand in der Familie zu gewährleisten. Dieses Vorgehen war durch die Vorbilder von Hadrian und Antoninus Pius bestimmt, doch lief das Verfahren anders ab als zuvor. Schon am 20. Januar 175 war Commodus in alle Priesterkollegien aufgenommen worden und hatte später den Titel princeps iuventutis erhalten. Nun wurde der Caesar in den Festzug eingebunden, der am 23. Dezember 176 als triumphus de Germanis et Sarmatis über die Straßen Roms zog. Er zeichnete sich durch eine Bevorzugung des Sohnes aus, der mit dem Vater zusammen im Triumphwagen stand, wie es ursprünglich das einschlägige Relief vom verlorenen Marcus-Aurelius-Bogen im Konservatorenpalast zeigte, aus dem Commodus nach seiner Ermordung perfekt getilgt und unter Septimius Severus nicht wieder eingefügt wurde. Beim Einzug in den Circus Maximus soll zudem der Vater zu Fuß gegangen, der Sohn jedoch im Wagen verblieben sein. Im Zuge dieses Festaktes mit dem Triumph im Zentrum wurde zum Jahreswechsel eine Spende an die empfangsberechtigten Römer ausgezahlt: Diese liberalitas, die insgesamt die siebte war, belief sich wegen öffentlich geäußerter Ansprüche der Bevölkerung auf acht Aurei pro Person, was die von Xiphilinos umgerechneten 800 Sesterzen ausmachte. Von den früheren Spenden sind keine Größenordnungen überliefert, doch belasteten sie den Staatshaushalt merklich, weil sie sich auch an die Soldaten in Rom und den Provinzen richteten. Deshalb liefen ungeheure Gesamtbeträge auf, die nirgendwo verzeichnet sind, aber die dringende Frage aufkommen lassen, wie der angeblich wegen der Kriegshandlungen geleerte Staatsschatz derartige Summen verkraften konnte. Ob die Kriegsbeute eine solche Höhe erreicht hatte, mag man bezweifeln, die literarische Überlieferung berichtet allerdings davon, der Kaiser habe den Käufern der früheren Preziosenversteigerung, die modern gesprochen eine Art Zwangsanleihe war, die zuvor einbezahlten Geldbeträge wieder zurückerstattet: Diese Angabe deutet jedenfalls auf eine zwischenzeitliche Erholung des fiscus hin. Dem steht auf den ersten Blick eine Selbstaussage des Kaisers im Bericht von Xiphilinos entgegen, in der Marcus den Senat um die gegenseitige Deckungsfähigkeit von staatlicher und kaiserlicher Kasse ersuchte. In Wirklichkeit aber wurde eine solche Regelung ohnehin seit geraumer Zeit gehandhabt.167 Spätestens im Zusammenhang des Triumphzuges, dem eigene ludi Sarmatici voraufgingen, erfolgte die Designation des Thronfolgers zum ordentlichen Konsulat des Jahres 177, in dem er an erster Stelle mit seinem Kollegen Marcus Pedu167 Die im Detail nicht völlig nachvollziehbare Aussage über die beiden staatlichen Haushaltskassen gibt Xipihilinos bei Dio LXXII 33, 2. Die Münztypen zur liberalitas VII: MIR 132 f. Nr. 380 f. für Marcus und 390 für Commodus. Die Aufnahme des Thronfolgers in die amplissima collegia symbolisiert der Medaillontyp Gnecchi: Medaglioni III 38 Nr. 202; Dressel – Regling: Medaillone 114–118 Nr. 58. (mit Priestergerätschaften). Den Schutz durch Iuppiter beschwört Gnecchi II 56 Nr. 42; Dressel – Regling18 f. Nr. 59, die Teilnahme des Commodus am Triumphzug stellt Gnecchi II 67 Nr. 139 = Dressel – Regling 121–124 Nr. 61, dar, und die vota publica versinnbildlicht mit einem Opfer Gnecchi 70 Nr. 166 = Dressel – Regling 124–127 Nr, 63.

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

caeus Plautius Quintillus firmierte, dem Sohn der Verus-Schwester Ceionia Fabia. Sein junges Alter erforderte eine formale Genehmigung durch den Senat und wurde nachvollziehbar in der Öffentlichkeit verzeichnet, denn er war noch jünger als Nero, der im Jahre 55 mit knapp über 17 Lebensjahren dieses Ehrenamt ausgeübt hatte. Commodus zählte am 1. Januar 177 gerade fünfzehneindrittel Jahre. Höhepunkt seiner Berufung waren die im Frühsommer 177 vorgenommene Ausstattung mit der tribunicia potestas und seine vom Senat ausgesprochene Erhebung zum zweiten Augustus, die eine weitere liberalitas, die zweite für ihn, erforderte. Für den jungen Neu-Augustus wurden ähnliche Münztypen wie für seinen Vater ausgegeben, die sich auf die im Triumph ausgedrückte Sieghaftigkeit über Germanen wie Sarmaten bezog. Auf diese Weise wurde das öffentlich betonte Adoptivkaisertum, das meist nur die Designierung weitläufiger Verwandter für die Nachfolge bedeutete, wieder auf das rein dynastische Prinzip zurückgeführt, das der traditionelle Modus für die Herrschaftsweitergabe war.168 Schließlich wurde zur Abrundung des Gesamtpaketes um die Jahresmitte 178 die Hochzeit des jungen Mannes mit einer Tochter aus patrizischem Hause vollzogen, mit Bruttia Crispina, die Tochter des von Antoninus Pius unter die patricii erhobenen polyonymen Lucius Bruttius Praesens, der wenig später im Jahre 180 seinen zweiten ordentlichen Konsulat nach 153 bekleidete. In einer dem Brautvater gewidmeten Ehreninschrift aus dem lukanischen Orte Volceii wird stolz seine Stellung als Schwiegervater des jungen Mitkaisers angesprochen.169 Die ebenfalls junge Braut des Commodus wurde vom Senat zur Augusta proklamiert, was ihr eine Art zweite Ersatzrolle für die verstorbene Faustina II. einräumte, doch hatte die merklich ältere Kaisertochte Lucilla den gleichen Titel inne. Für Crispina wurden Münztypen in allen Metallen aufgelegt, welche wie üblich im Falle kaiserlicher Damen besonders die weiblichen Gottheiten als Reversmotive bevorzugten: Von diesen sind Iuno Lucina und Venus Felix hervorzuheben, aber auch die für eine 168 Die Festlichkeiten der Jahre 176 und 177 berichten Dio (= Xiphilinos) LXXII 32, 1 –33, 2; HA, MA 16, 1 f., 27, 4–8 (Adams: Marcus Aurelius 121–123); HA, Comm. 1, 10 2, 4; die Spenden spricht HA, MA 27, 5–8, an. Dazu etwa Schindler-Horstkotte: Markomannenkrieg 75–79; Birley: Marcus Aurelius 195–198; von Saldern: Commodus 9–32; Rosen: Marc Aurel 122 f., 127; Grimal: Marc Aurèle 228–232; Fündling: Marc Aurel 149– 151; Schipp: Adoptivkaiser 72 f.; Levick: Faustina 141 f.; Michels: Sieg und Triumph 235–243 (Herausstellung des Commodus als Nachfolger und Historizität des Zufußgehens des Vaters); Priwitzer: Doppelprinzipat 16–18, betont mit Recht die Usurpation des Cassius als Grund für eine rascher als geplante Berufung des Commodus zum nominellen Mitkaiser; die Triumphe von 176 und 180 stellt kurz Schipporeit: Triumph 128–133, dar. Die für den Sohn seit 177 geprägten Münz- und Medaillontypen sind BMC 641–657, 746*, 767*, 774–780, 792*–803, 809–814, 1512*, 1515*–1536, 1643– 1675*, 1684–1694*, 1699–1710, 1719–1781; RIC 597–666, 1153, 1513–1614; Gnecchi: Medaglioni II 44 Nr. 6; Kent: Münze 122 Nr. 353; Börner: Marc Aurel 275, 281 f., 285– 299, 303–308, 313–317, 322–325, 328–335. Zur Commodus-Chronologie Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 140–143. 169 Die Inschrift von Bruttius Praesens ist CIL X 408 = ILS 1117 = IIt III.1 18. Zu ihm siehe PIR2 I 372 f. Nr. 165; Pflaum: Sodales 32–37; Alföldy: Konsulat 38, 40, 76, 108, 144, 162, 191, 288, 308, 324, 328, 365, 379–381; Leunissen: Konsuln 85, 116, 129, 371; Birley: Marcus Aurelius 206–209; Thomasson: Fasti 68; Rosen: Marc Aurel 127; Fündling: Marc Aurel 151, 161; Migliorati: Iscrizioni 173–176; Levick: Faustina 141.

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6.5 Die selbstverständliche Rückbesinnung auf die dynastische Thronfolge

Ehe stets notwendige Concordia. Überdies wurden Crispina Ehrenstatuen und Büsten gewidmet, welche die Jugend der Braut veranschaulichen, und von denen rare Inschriften erhalten sind. Die Hochzeit des Commodus, für die sogar ein Festgedicht geschrieben wurde, bedingte eine weitere Spende, die insgesamt siebte, was die Historia Augusta erwähnt. Die junge Gattin nahm sogar, inschriftlich belegt, am letzten Feldzug der beiden Kaiser teil.170 Die Verwunderung über die Finanzen steigert die Angabe des Xiphilinos, im Jahre 178 habe Marcus Aurelius eine allgemeine Schuldentilgung angeordnet, die genauso wie die frühere unter Hadrian vom Jahre 133 abgelaufen sei, nämlich durch eine Verbrennung der Schuldentafeln auf dem Forum Romanum. Das frühere Ereignis ist auf einem der beiden plutei Hadriani, einer breiten Relieftafel, bildlich dargestellt. Weiterhin billigt der Autor dem Kaiser eine an den Anforderungen ausgerichtete Haushaltspolitik zu und betont, es habe keine Steuererhöhungen gegeben, was in den Zusammenhang der Preziosenversteigerung gehört. Stattdessen wurde die vom Erdbeben betroffene Stadt Smyrna finanziell unterstützt und nach der Berufung eines kaiserlichen Beauftragten in prätorischem Range wieder aufgebaut. Auf keinen Fall könne Marcus ein Sparsamkeitswahn zugeschrieben werden, verteidigt der Autor seinen Protagonisten in der Rückschau aus dionischer oder eigener Zeit und stellt ihm ein für römische Verhältnisse ordentliches Zeugnis aus. Jedoch scheint zwischen den Zeilen hindurch, das Volk habe eine andere Einschätzung gehabt, die sich bei der Kaiseransprache nach der Rückkehr aus dem Osten durch das Insistieren auf der Zahl Acht bemerkbar machte. Offensichtlich hatte sich der Staatshaushalt tatsächlich erholt und konnte die Belastungen durch liberalitates und congiaria verkraften, was aber nichts über seinen Umfang weit nach dem Regierungsende des Antoninus Pius und angesichts der immer noch grassierenden Seuche aussagt. Wahrscheinlich wurden die 2,9 Milliarden Sesterzen des Antoninus nie wieder erreicht, jedenfalls nicht angesichts einer den Benutzern allerdings kaum erkennbaren Feingehaltsverschlechterung des Denars als römischer Leitmünze. Diese diente einfach dazu, die Verfügbarkeit des Silbermaterials für die Ausprägung zu strecken. Ein derartiges Vorgehen wurde seit dem Jahre 212 durch denjenigen Kaiser, der als Caracalla in die Geschichte eingegangen ist, in abgewandelter Form fortgesetzt.171 170 Crispina wird genannt bei Dio (= Xiphilinos) LXXII 33,1; LXXIII 4.6; Herod., Hist. I 8,4; HA, MA 27, 8 (Adams: Marcus Aurelius 123); HA, Comm. 5,9. Das Hochzeitsgedicht erwähnt das Suda-Lexikon, s. v. Πολυδεύκες; die Grabinschrift eines persönlichen Kammerdieners von Crispina in Carnuntum ist Humer: Marcus Aurelius 174 Nr. 121. Zu Crispinas Person PIR2 I 374 Nr. 170; Grosso: Lotta politica 109, 661–664; Birley: Marcus Aurelius 56, 206; Rosen: Marc Aurel 127; Fündling: Marc Aurel 151, 175; Schipp: Adoptivkaiser 72, 78; Levick: Faustina 36, 99, 141, 148–151; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 144. Münz- und Medaillontypen sind BMC 276–290, 665–686; RIC Comm. 29–52, 406–441; MIR 192 Nr. 1001–1004; Gnecchi: Medaglioni II 72 Nr. 1 = Dressel – Regling: Medaillone 166 f. Nr. 93; Börner: Marc Aurel 323–325, 331, 337 f. Crispinas zwei Porträttypen behandeln Wegner: Herrscherbild 74–78, 274–276; Fittschen: Bildnistypen 82–88; Fittschen – Zanker: Katalog III 95 f. Nr. 139 (Fragment). 171 Die Finanzlage des römischen Reiches in den Spätjahren von Marcus Aurelius sprechen Birley: Marcus Aurelius 195, 205 (erkennbare Zeichen der Erholung), und Fünd-

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

6.6

Die Offensive an der mittleren Donau: Das Heer in Feindesland, die Pläne zur Provinzengründung und der Tod an der Grenze

Fast eindreiviertel Jahre verbrachten Marcus Aurelius und Commodus seit Herbst 176 in Rom. Die stetigen Probleme mit den Völkerschaften an der mittleren und unteren Donau blieben jedoch eine Dauerbelastung. Während die Markomannen als Gegner allmählich in den Hintergrund traten, standen Quaden, Jazygen und ihre Verwandten, die Roxolanen südöstlich des vereinigten Dakien, im Fokus der römischen Außenpolitik. Jazygen und Roxolanen wurden in der römischen Terminologie mit dem Sammelbegriff Sarmaten gekennzeichnet, was ihre gemeinsame Herkunft aus dem allgemein so benannten alten Stammesverband ausdrückte. Noch vor des Kaisers Aufbruch in den Osten im Sommer 175 war den Jazygen eine Verbindung durch Dakien zu ihren Stammesverwandten gestattet worden. Diese Regelung entpuppte sich freilich als eine Fehlkalkulation, denn sie förderte beider Gegner Angriffsvorhaben. Jetzt aber waren die Römer besser als früher auf derartige Aktionen vorbereitet und konnten im Vorhinein ihre eigenen Maßnahmen in die Wege leiten. Am 3. August 178 erfolgte daher der Aufbruch des älteren wie des jungen Kaisers zur expeditio Germanica secunda, wie der neue Feldzug offiziell benannt wurde. Somit war er für alle Augen sichtbar eine römische Offensive, die unter persönlicher kaiserlicher Führung stand: In diesem Falle wurde der Begriff expeditio im Gegensatz zum ersten Germanenkrieg einheitlich gebraucht. Das kriegerische Vorgehen wurde zudem durch die Befolgung aller traditionellen Zeremonien verdeutlicht, die bei einer Kriegserklärung vollzogen wurden. Der Senat sprach sie offiziell aus und der Kaiser setzte sie in symbolischer Weise in die Tat um, indem er als leitendes Mitglied des Priesterkollegiums der fetiales, die für die Außenbeziehungen der res publica und besonders für Kriegserklärungen zuständig waren, eine blutige Lanze in ein Stück Land beim Tempel der Kriegsgöttin Bellona schleuderte, das zu diesem Zweck ausdrücklich als Feindesland deklariert worden war. Diese uralte Handhabung offenbarte den Zuschauern in Rom somit den Beginn der römischen Offensive. Nachdem die beiden Augusti an der Donau eingetroffen waren, stieß eine Heeresgruppe unter dem Befehl des Prätorianerpräfekten Tarrutienus Paternus, der den in den Ruhestand getretenen Bassaeus Rufus abgelöst hatte, ins Gebiet der Jazygen vor und konnte diese im Frühjahr 179 nachdrücklich besiegen. Dieser Erfolg brachte Marcus Aurelius die zehnte und Commodus die dritte imperatorische Akklamation ein. Daraufhin erbaten die Gegner erneut den Frieden, und zwar mit dem Wunsche, die Römer sollten kein Abkommen mit den Quaden schließen, weil diese Germanen und sie selbst deren Feinde

ling: Marc Aurel 150–154 (ausreichende, aber knappe Einkünfte), an; Schipp: Adoptivkaiser 72, nennt die Schuldentilgung eine »symbolische Handlung« zur Vorspiegelung einer heilen Welt. Mattern: Bauten 268–172, geht auf die Wiederaufbaumaßnahmen in Smyrna und Eleusis sowie anderswo ein.

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6.6 Die Offensive an der mittleren Donau

seien. Dies wurde von Marcus Aurelius sicherlich nach eingehenden Beratungen mit seinem consilium principis im selben Jahre 179 zugestanden.172 Anscheinend hielten sich die beiden Kaiser an der unteren Donau in Viminacium im heutigen Serbien, modern Kostolac, auf. Diese Lokalisierung legen zwei fragmentarisch in Form inschriftlicher Zeugnisse überlieferte Briefe nahe, die Marcus von dort an die Gemeinde von Delphi richtete. Sie können zwar nicht präzise datiert werden, doch erscheint eine Festlegung auf die Jahre 178/179 am plausibelsten, weil für ihn sonst kein Aufenthaltsort bezeugt ist. Zudem lag diese Stadt nahe beim Gebiet der Roxolanen zwischen der Donau und der Südgrenze des vereinigten Dakien, das die beiden sarmatischen Stämme regelrecht einkreisten. Viminacium war außerdem Garnisonsort der legio VII Claudia und Metropole der Provinz Moesia Superior, was die Auswahl als Hauptquartier mehr als nahelegte.173 In dieser Stadt empfing Marcus Aurelius die Gesandtschaften diverser Völkerschaften, von den Markomannen, Quaden, Jazygen, Roxolanen bis zu den Naristen. Während dieser Kleinstamm sich mit nur 3.000 Bewaffneten den Römern ergab und daraufhin im Reich angesiedelt wurde, erhielten die Jazygen die genannten besseren Friedensbedingungen zugestanden. Dagegen wurden die Quaden schlechter behandelt, weil der Kaiser es ihnen verbot, zu ihren nördlichen Stammesverwandten, den Semnonen, auszuwandern. Sie hatten stattdessen in ihrem bisherigen Gebiete zu verbleiben, damit dieses nicht andere Besitzer fände. Xiphilinos und die Historia Augusta erweitern diese Maßnahme zur Behauptung, Marcus habe den Plan gehabt, die Gebiete der Quaden, Markomannen und Sarmaten, also Jazygen, zu zwei neuen römischen Provinzen umzuwandeln, welche die Namen Marcomannia und Sarmatia tragen sollten. Über diesen in immerhin zwei literarischen Quellen angesprochenen Plan entbrannte in der modernen Forschung ein vehementer Streit, der nicht entschieden ist und vielleicht auch nicht entschieden werden kann, da es keine zeitgenössischen Äußerungen gibt. Es handelt sich um die einfache Frage: Was wäre gewesen, wenn …? Immerhin ist ein Medaillontyp für Marcus und Commodus gemeinsam vorhanden, der sie als propagatores imperii bezeichnet. Daher ist zumindest der Gedanke an ein derartiges Vorgehen seitens des älteren Kaisers und seiner Berater nicht von der Hand zu weisen. Der Weg von der Idee zur Realisierung war jedoch weit, und die Historia Augusta weist mit Recht auf den Tod von Marcus Aurelius hin, der solche Ideen ins Nichts entschwinden ließ. Eine Neugründung zweier Provinzen 172 Die Vorbereitungen zum zweiten Germanenfeldzug berichtet Xiphilinos bei Dio LXXII 33, 1–4, einschließlich des Vorstoßes von Tarrutienus Paternus. Zu Krieg und sonstigen Ereignissen Langmann: Markomannenkriege 19 f.; Schindler-Horstkotte: Markomannenkrieg 82–88; Birley: Marcus Aurelius 198, 204–207; ders.: Hadrian to Antonines 181–186 (Provinzenneuerrichtung denkbar); Grimal: Marc Aurèle 232–239; Schmitt: Außenpolitik 176–188 (Schlachtentod des Bassaeus Rufus); Rosen: Marc Aurel 129 f.; Motschmann: Religionspolitik 193–204 (Fetialpriestertätigkeit); Fündling: Marc Aurel 160–162; Schipp: Adoptivkaiser 73 f.; Kovács: Records 83 f.; Hund: Außenpolitik 342–351 (Zerstörungshorizonte Beweise für Angriffe mit prompter römischer Reaktion gegen Jazygen, Markomannen und Quaden). 173 Die sehr fragmentarischen Kaiserbriefe nach Delphi stellt Oliver: Constitutions 363 f. Nr. 181 f. und 413 f. Nr. 204 f., vor.

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

auf germanisch-sarmatischem Boden war durch die Stationierung von mindestens 20.000 Mann römischer Truppen in Feindesland durchaus schon prädisponiert, wie es Xiphilinos angibt. Die Neugründung dieser Provinzen hätte die Lücke zwischen dem Donauknie in Niederpannonien und dem vereinigten Dakien im Osten, das 178/179 von Helvius Pertinax verwaltet wurde, passend schließen können. Die Nichtverfolgung derartiger Gedanken durch Commodus kann seinem Vater natürlich nicht angelastet werden.174 Im Herbst des Jahres 179 zog der Kaiserhof erneut um, und zwar von Viminacium zurück nach Sirmium, um den Jazygen jenseits des südlichen Donauknies nahe zu sein. Am 17. März 180 verstarb Marcus Aurelius im Alter von etwas über 59 Jahren im kleinen Orte Bononia nahe der obermösischen Metropole. Die literarischen Quellen bieten zwei Alternativen an: Eine andere nennt Vindobona, also Wien, als Todesort. In der zeitlichen Reihenfolge steht an erster Stelle der christliche Autor Tertullianus mit seiner Schrift Apologeticum von 197/198, in der es heißt: M. Aurelio apud Sirmium rei publicae exempto die sexto decimo Kalendarum Aprilium. – »Marcus Aurelius wurde am 16. Tag vor den Kalenden des April bei Sirmium dem Staat entrissen.« Mit gehörigem Abstand folgt Aurelius Victor, der im Jahre 360 formulierte: Ita anno imperii octavo decimoque aevi validior Vendobonae interiit. – »So starb er im 18. Jahr der Regierung in Vindobona als ein für das Zeitalter bedeutender Mann.« Ähnlich gibt die Epitome de Caesaribus um 400 an: ipse vitae anno quinquagesimo nono apud Bendobonam morbo consumptus est. – »Er selbst wurde im 59. Lebensjahr bei Vindobona von einer Krankheit dahingerafft.« In den Exzerpten Dios findet sich kein Hinweis, Herodianos spricht bloß allgemein von Pannonien, Eutropius oder die Historia Augusta bieten keine Angabe und Orosius wiederholt die Nennnung Herodians. Spätere chronikalische Hinweise, wie etwa die Chronik des Eusebios, in der ebenfalls Pannonien erscheint, können außer Acht gelassen werden. Als Ergebnis der modernen Diskussion hat sich die bei Sirmium gelegene Örtlichkeit Bononia als sprachlich am besten zur Angabe Vendobona passend herauskristallisiert.175

174 Die Frage der Provinzneugründung stießen Xiphilinos bei Dio LXXII 20, 1 f. und 33, 4 sowie HA, MA 24, 5 und 27, 10 (Adams: Marcus Aurelius 123 f.), an. Eine konkrete Truppenstationierung bezeugt AE 1956, 123, wo wiederum Valerius Maximianus der Protagonist ist. Das Medaillon nennt Birley: Marcus Aurelius 253 f.; ders.: Hadrian to Antonines 184. Die unterschiedlichen Meinungen zur Realisierung finden sich etwa bei Alföldy: Friedensschluß 25–68 (siehe auch Anm. 180 f.). 175 Die Angaben der antiken Autoren sind Tertull., Apolog. 25, 5; Aur. Vict., Caes. 16, 14; Epit. De Caes. 16, 12. Nicht präzise Berichte geben Dios Exzerpte LXXII 33, 4–36, 4; Herod., Hist. I 3, 1; Eutrop., Brev. VIII 14, 1 f.; HA, MA 27, 9 28, 10 (Adams: Marcus Aurelius 123–127); Oros., Hist. VII 15, 12; Euseb., Chron. ad ann. 2195. Beiträge zum Todesort liefern u. a. Bannert: Tod 459–472 (Sterbeort sicher Bononia bei Sirmium wegen des Zeugnisses von Tertullian); Alföldy: Herodian 14–24, hier 23 (letztlich Bononia); Halfmann: Itinera principum 216 (ebenso); Birley: Marcus Aurelius 209 f. (ebenso); ders.: Hadrian to Antonines 184 f.; Rosen: Marc Aurel 130 (Vindobona); Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 132 (Präferenz für Bononia); Fündling: Marc Aurel 171 (ebenso); Kovács: Rain Miracle 249 f. (Vindobona); Schipp: Adoptivkaiser 75 (keine Wahl); Levick: Faustina 142 (Bononia); Hund: Außenpolitik 350, 353 (keine Entscheidung, aber Zweifel an der Nachfolgeberechtigung des Commodus).

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6.6 Die Offensive an der mittleren Donau

Eine weitgehend erfundene Darstellung über die Todesumstände bieten Dios Exzerptor Xiphilinos, Herodianos und die Historia Augusta. Ersterer behauptet, die Hofärzte hätten die latente Krankheit des Kaisers nicht weiter behandelt, weil sie den Nachfolger Commodus nicht verärgern wollten. Die folgenden Sätze ähneln dem Bericht über den Tod von Antoninus Pius, besonders die Behauptung, Marcus habe die Weitergabe der Tagesparole an den diensthabenden Prätorianertribunen abgelehnt und ihn an Commodus als künftigen alleinigen Augustus verwiesen. Bemerkenswert ist die darauf folgende Würdigung der Lebensleistung des Verstorbenen mit der Heranziehung von Passagen aus dem Suda-Lexikon. Herodianos als zweite Quelle führt seinen Lesern eine dramatische, auf rhetorische Wirksamkeit angelegte Szenerie vor Augen, welche den Kaiser, seinen Sohn und die Hofgesellschaft mitsamt von Verwandten als handelnde Personen anspricht. Dabei schließt sie einen Rückblick auf frühere schlechte Herrscher bis hin zu hellenistischen Königen und sogar eine kurze Rede ein, die der Autor auf keinen Fall selbst gehört haben kann, was sie als Erfindung entlarvt. Der spätantike Kaiserbiograph zieht in seiner kürzeren Schilderung das Sterben über sieben Tage hin. Aus der Angabe, Marcus habe den Sohn vor Ansteckung schützen wollen, wurde gefolgert, er sei der Pestseuche erlegen. Da jedoch schon im Zusammenhang mit der Vorgeschichte der Usurpation von Avidius Cassius von einer Krankheit des Kaisers die Rede war, kann es sich aber nicht um einen Pesttod handeln. Alternativ wird von einer allgemeinen Erschöpfung der Körperkräfte wegen der dauernden Anstrengungen im Kriegsgeschehen gesprochen. Ansonsten bietet die Historia Augusta außer der bereits für Hadrian behaupteten Nahrungsverweigerung angeblich authentische Sätze eines Todkranken an seine Umgebung, die engsten Berater und Commodus selbst, die philosophische Züge enthalten; allerdings ergibt sich die Frage, wer sie dem Autor der Biographiensammlung mitgeteilt haben mag. Allgemein kann man fragen, ob der Schwiegersohn Claudius Pompeianus oder Helvius Pertinax beim Ableben des Marcus anwesend waren und wer das aktuelle consilium principis bildete. Pertinax scheidet jedoch aus, da er 179/180 als Statthalter von Syrien amtierte. Kaum zu berücksichtigen sind dagegen die Verwandten und die verheirateten Töchter, die für das Kriegsgeschehen fast keine Rolle spielten. Die Anwesenheit des Pompeianus ist auf jeden Fall anzunehmen, wenn man die Aussage von Herodianos heranzieht, der von einem späteren Kriegsrat zum künftigen Vorgehen gegen die Reichsfeinde spricht, in dem der Leiter der militärischen Maßnahmen für eine Fortsetzung der Kriegführung plädierte; insofern ist diese Folgerung zwingend. Der Verfasser der Historia Augusta gleicht anschließend die Todesmitteilung der Schilderung über das Hinscheiden von Antoninus Pius an. Außerdem kann er sich nicht der Behauptung enthalten, der Sterbende habe die schlechte und entartende Herrschaft des Sohnes vorausgesehen, worin ein verkürzendes Aufgreifen der herodianischen Angaben zu sehen ist.176 176 Schilderungen über den Tod von Marcus Aurelius bieten Dio (=Xiphilinos) LXXII 3, 4 34, 1 und 34, 2 36, 4 mit der Würdigung; Tertullian., Apolog. 25, 5 (Verächtlichmachung der römischen Staatsgötter und der Kybele im Zusammenhang mit Marcus’ Tod); Herod., Hist. I 3, 1–4, 8; Aur. Vict., Caes. 16, 15 (nur Todesnachricht); Eutrop.,

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

Wie die literarische Überlieferung einhellig und glaubhaft vermeldet, wurde der Tod von Marcus Aurelius im ganzen Reich mit äußerster Trauer aufgenommen. Diese war sicherlich eine spontane Reichstrauer, die nicht vom Nachfolger oder anderen Entscheidungsträgern angeordnet wurde. Sofort beschlossen die hierfür zuständigen Mitglieder des Senats die traditionellen Ehrungen für den Verstorbenen, wie sie es in der jüngeren Vergangenheit mehrfach für andere Angehörige der domus divina getan hatten. An erster Stelle wurde die Divinisierung mit den dazu gehörenden Einzelschritten auf dem Marsfeld vollzogen. Dies geschah in der Nähe der später im Jahre 180 vom selben Gremium in Auftrag gegebenen Ehrensäule zur Erinnerung an die Feldzüge. Hier lag das ustrinum, die Verbrennungsstätte für die Versinnbildlichung der Vergöttlichung, die archäologisch nachweisbar ist. Die Verbrennung einer Wachsstatue im Verbund eines hohen Holzmonumentes, das als Scheiterhaufen diente, wurde mit dem Entlassen eines Adlers aus der Spitze als Zeichen für die Aufnahme des Verstorbenen unter die Staatsgötter veranstaltet, der den offiziellen Namen divus Marcus Aurelius erhielt. Die hierzu aufgelegten Münzen geben zum Teil einen Eindruck von diesem temporären Monument. Als dauerhafte Denkmäler wurden nunmehr der zum Triumph des Spätjahres 176 begonnene Bogen nahe des Kapitolshügels und die Marcus-Aurelius-Säule rascher als vielleicht geplant zur Vollendung gebracht. Dagegen benötigte die im gleichen Zusammenhang entworfene Reiterstatue keine lange Zeit bis zur Aufstellung als kleineres Gedenkmonument. Xiphilinos spricht außerdem davon, im Senatsgebäude der curia Iulia auf dem westlichen Forum Romanum habe der Senat eine goldene, das heißt vergoldete Bronzestatue aufstellen lassen. Der Breviator Aurelius Victor spricht knapp von templa columnae sacerdotes als fortdauernde Ehrungen: Damit meint er vollmundig einen Tempel auf dem Marsfeld, die dortige Säule und die Erweiterung der Priesterschaft der sodales Antoniniani Veriani auch als Marciani. Zu diesen gehörte Quintus Pompeius Sosius Pricus, der Vater des vielnamigen Konsuls von 169.177 In die Hände der Normalbürger im römischen Reich gelangten vor allen Dingen die Memorialmünzen, die in allen Metallen ausgeprägt wurden. Ihre Rückseiten führen das ganze Typenprogramm vor, das zu einer Divinisierung gehörte, also den Adler Iuppiters auf einer als Scheiterhaufen gestalteten, verzierten Basis, die reich geschmückte Gesamtdarstellung dieses rogus mit figürlichen Bestandteilen und oberer Bekrönung, die Aufnahme des divus auf dem Adler in den Götterhimmel und wie für Lucius Verus die Fahrt des neuen Staatsgottes sitzend in einer Elephantenquadriga mit vier Mahuts. Es wurde somit kein Aufwand gescheut, um das Gedenken an den schließlich mit übergroBrev. VIII 14, 2 (ebenso); Epit. de Caes. 16, 12 (ebenso); HA, MA 27, 9–28, 10; Oros., Hist. VII 15, 12 (Todesursache eine unerwartete Krankheit). Zur Thematik siehe Alföldy: Herodian 14–24; Storchi Marino: Rilettura 56–58 (Betonung eines Pesttodes). 177 Zu Sosius Priscus PIR2 IV 289–292 Nr. 656; Pflaum: Sodales 12–14; ders.: Inscription de Bologne 18–23; Schumacher: Priesterkollegien 253–259; Alföldy: Konsulat 38 f., 57, 73, 87, 112, 118, 120, 153, 216, 277, 324 f., 327, 365; Birley: Marcus Aurelius 162 f., 197; Patané: Impero di Roma 95–112. Seine Hauptinschriften sind CIL VI 1490 = ILS 1106 = AE 2000, 135 und CIL VI 31753 = 41129. Allgemein zur Priesterschaft Pflaum: Sodales 85–93.

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6.6 Die Offensive an der mittleren Donau

ßen Mühen erfolgreichen Kaiser den zukünftigen Generationen weiterzugeben. Diese Intention ist in ihrer Vielfalt bis heute gelungen. Dazu tragen großformatige Monumente und kleinteilige Zeugnisse sowie die stets kritisch zu betrachtende literarische Überlieferung ihren Teil bei.178 Zu dieser Gattung gehört auch das Werk des Kaisers Iulianus mit dem Titel Symposium oder Caesares, das im Jahre 362 geschrieben wurde: In ihm weist Iulianus aus verständlichem Grunde beim Wettbewerb der Kaiser um den höchsten Ruhm und der Zulassung zum göttlichen Festmahl den Vortritt seinem Kollegen und Vorgänger als vorbildlichem Philosophenkaiser zu.179

Abb. 6: Sesterz für den divus M. Antoninus pius mit dem Rückseitenbild eines auf einem Altar stehenden Adlers und der Legende »consecratio«.

Häufig gestellt wird die Frage nach dem politischen Vermächtnis des Marcus Aurelius. Die Diskussion über die Einrichtung zweier neuer Provinzen nördlich des Donauknies gehört in diesen Zusammenhang hinein. Dazu kommt maßgeblich die in der literarischen Überlieferung ventilierte Problematik, ob der jugendliche Nachfolger Commodus aus eigensüchtigen Motiven den vom Vater vorgezeichneten Weg verlassen habe, die Gefahr der dortigen Germanen- und Sarmatenstämme durch ein entschiedenes Vorgehen zumindest mittelfristig einzudämmen. Dios Exzerpte legen die Folgerung nahe, Commodus habe sich in seiner frühesten Alleinherrschaft an den Maximen orientiert, die ihm seine militärischen Berater aus der Umgebung des Vaters ans Herz legten, allen voran Clau178 Xiphilinos bei Dio LXXII 34, 1 nennt die goldene Statue in der Kurie, Aur. Vict., Caes. 16, 15, die drei zitierten Gedenkmaßnahmen. Beckmann: Column of Marcus Aurelius 35 f., versteht den Plural der Säulen mit Recht als Zusammenziehung mit der nahen Antoninus-Pius-Säule. Die Münztypen sind BMC Commodus 11–28, 385–405, RIC Comm. 264–275, 654–664; Kent: Münze 122 Nr. 355. Ansonsten siehe etwa Motschmann: Religionspolitik 79–82 (Divinisierung); Fündling: Marc Aurel 177; Kuhoff: Großmachtdarstellung 257–259. 179 Die entsprechenden Stellen in Iulians Werk zur Rolle von Marcus Aurelius sind 312 A–C; 328 B–D; 333 A 335 A und C f. (siehe dazu unten 203 f.).

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6 Marcus Aurelius als Feldherr

dius Pompeianus, der eigentliche Oberfeldherr und sein wichtigster Schwager. Allerdings geben die Auszüge keine einhellige Meinung wieder, denn Xiphilinos verfolgt eine rigidere Haltung als sein unbekannter, mit einem Kunstnamen bezeichneter Kollege. Inwiefern beide auf der tatsächlichen Linie Dios liegen, bleibt zudem unbekannt. Der zweite Exzerptor bietet deutlich mehr Einzelheiten über das Vorgehen gegenüber Markomannen und Quaden, das wie eine Fortsetzung der väterlichen Dispositionen wirkt. Dagegen vermerkt Xiphilinos nur eine allgemeine Wertung der Person des neuen Kaisers und betont die Nichtberücksichtigung der Ratschläge seiner Berater für die Kriegsfortsetzung. Der unbekannte Exzerptor schildert immerhin, wie Commodus die Waffenstillstandsbedingungen seines Vaters gegenüber den Quaden und Markomannen einhielt, weil die römische Truppenstationierung von je 20.000 Mann in ihren Siedlungsräumen die Lebensmittelversorgung und damit das tägliche Leben erschwerte. Diese Schwierigkeit bewegte sie dazu, mittels einer Gesandtschaft um die Milderung der Bedingungen zu ersuchen. Die lange Darstellung Herodians besitzt dagegen einen romanhaften Charakter, der zum Lesevergnügen dienen, aber keine streng historische Schilderung geben will.180 Die Stationierungen dokumentieren drei Inschriften, von denen zwei Valerius Maximianus als Protagonisten nennen, während eine weniger prominente aus dem afrikanischen Mactaris stammt: Sie alle bezeugen den Aufenthalt römischer Truppeneinheiten auf dem Boden der Markomannen. Commodus selbst ließ seine dritte liberalitas ausgeben.181

180 Die beiden Auszüge Dios sind LXXIII 1, 1–3, 3 (Xiphilinos und Exc UG 67 f.); dazu kommen Hist. Aug., Comm. 3, 5, und Herod., Hist. I 5, 1–8, 1 (mit zwei erfundenen Reden). Den Friedensvertrag von 180 erörtert Alföldy: Friedensschluß 25–68 (mit zwei Nachträgen), der Herodians Angaben keinen Glauben schenkt. Weiterhin Langmann: Markomannenkriege 20–22; Schindler-Horstkotte: Markomannenkriege 82–86; Birley: Marcus Aurelius 253–255; Stahl: Abgrenzung und Integration 315–317 (kein Plan zur Povinzenneugründung); Schmitt: Außenpolitik 180–198 (Provinzenneugründung und Aufgabe wegen der Kosten); Strobel: »Markomannenkriege« 103–124 (Angriffskrieg des Marcus von 168 an mit dem Ziel des Provinzenerwerbs, um dem Kriegsruhm des Verus gleichzukommen); Von Saldern: Commodus 33–44; Rosen: Marc Aurel 130 f.; Fündling: Marc Aurel 172 f.; Priwitzer; Faustina minor 147–150; Kovács: Rain Miracle 250–263 (keine Provinzengründung, aber Sorge des Commodus für die Grenzsicherung); Schipp: Adoptivkaiser 76–78; Hekster: Roman Empire 234–247; Levick: Faustina 142 f.; Michels: Sieg und Triumph 244–247 (berechtigter Triumph); Hund: Außenpolitik 243–297 (archäologische Nachweise für Befestigungen im Donaugebiet), 347–351 (wahrscheinliche Provinzgründungspläne), 353–368 (Militäraktionen unter Commodus), 379–467 (Truppendislokation und Befestigungsbauten): Heutzutage wird die Beendigung des Krieges als Realpolitik verstanden. Siegl: Medaillontyp 87–97, stellt ein wenig bekanntes Stück in Florenz vor, dessen Revers Commodus als Opfernden zeigt und in das Jahr 181 gehört. 181 Die drei epigraphischen Dokumente sind die allgemein gehaltene Laufbahninschrift AE 1956, 123 und die im slowakischen Trenčin vorhandene Felsinschrift CIL III 13439 = ILS 9122 für Maximianus sowie CIL VIII 619 = ILS 2747, die den Ritter Tiberius Plautius Felix Ferruntianus als praepositus vex(illationis) leg(ionis) III Aug(ustae) aput Marcomannos nennt. Dazu etwa Alföldy: Pertinax und Maximanus 337–339; Birley: Marcus Aurelius 208–210; Rosen: Marc Aurel 130; Fündling: Marc Aurel 163 f., 172 f.; Schipp: Adoptivkaiser 74–77; Kovács: Records 88 f.; Migliorati: Iscrizioni 521–523. Die literarischen Aussagen in Anm. 180.

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6.6 Die Offensive an der mittleren Donau

Von diesen Gegebenheiten ausgehend konnte Commodus zusätzlich die Stellung von Hilfstruppen erhalten, die Auslieferung der letzten Kriegsgefangenen und Überläufer durchsetzen sowie die Abhaltung von Stammesversammlungen nur im Beisein eines römischen Aufpassers im Centurionenrang mit natürlich einer Begleitmannschaft anordnen. Schließlich wurde beiden Völkerschaften verboten, näher als fünf Meilen von der Reichsgrenze entfernt zu siedeln und mit ihren Nachbarn Krieg zu führen. Unter diesen Bedingungen wurde ein Friedensvertrag abgeschlossen, dem später der Kleinstamm der Buren beitrat. Danach konnten mehr als 15.000 Gefangene ins römische Reich zurückkehren, während die beiden Großstämme rund 20.000 Mann Hilfstruppen zu stellen versprachen. Das Eingreifen versprengter freier Daker wurde faktisch durch den Statthalter des römischen Dakien, Caius Vettius Sabinianus, einen eher für zivile Belange prädestinierten Senator, verhindert.182 Da Commodus erst vor dem 22. Oktober nach Rom zurückkehrte und einen Triumph feierte, ließ er doch ein halbes Jahr lang die angelaufenen Feldzugsvorbereitungen fortsetzen, was mit einem unvermittelten Abbruch des römischen Vorgehens nicht zusammengeht. Am Ende erhielt er dafür seine vierte imperatorische Akklamation zuerkannt. Insofern ist seine Handlungsweise für die rund sieben Monate nach des Vaters Tod als Fortsetzung von dessen Vorgaben zu imterpretieren. Im Jahre 183 erfolgte anscheinend noch eine expeditio Germanica tertia, die sich gegen die Buren richtete. Das gesamte Maßnahmenpaket vom Herbst 180 wurde von römischer Seite als endgültig angesehen, in Wirklichkeit war es jedoch nur ein ungewisser Wechsel auf die Zukunft, was man nicht erst seit heute weiß.183

182 Zu der in AE 1920, 45 = ILAfr 281 bezeugten Laufbahn von Vettius Sabinianus siehe PIR2 VIII.2, 259 f. Nr. 485; Pflaum: Deux familles 115–122; Winkler: Statthalter 70–74; Corbier: Aerarium 268–277; Alföldy: Konsulat 16, 25, 29, 47 f., 59, 93, 131, 190, 198, 224, 226, 237, 252, 264, 282, 284, 290, 292, 298, 301, 318, 338, 369–371; Fitz: Verwaltung 496–499; Piso: Fasti II 131–137; Thomasson: Fasti 75; Migliorati: Iscrizioni 409– 414. 183 Zur exp. Germ. tert. siehe speziell Dietz: Markomannenkriege 7–15.

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7

Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

7.1

Die erfolgreichen Heerführer und Statthalter

In der bisherigen Darstellung kommen etliche Namen von Senatoren und Rittern vor, die während der kriegerischen Auseinandersetzungen diverse Ämter bekleideten und besonders mit militärischen Aufgaben betraut wurden. Daneben gab es viele Staatsbeamte, die eher für zivile Belange zuständig waren, weil nicht alle Ämterkandidaten über eine Ausbildung militärischen Inhalts verfügen konnten. Dies traf auf die stets bevorzugten patricii und auch die beiden Augusti selbst zu. Daher verwundert der hohe Blutzoll nicht, der diesen Personenkreis während des Kriegsgeschehens in Asien und Europa betraf. Seinen Anfang nahm er mit Sedatius Severianus im Jahre 161 bei Elegeia, der in leichtfertiger Weise nur eine einzige seiner drei Legionen in die Schlacht und mit ihm selbst in den Untergang führte. Auf der anderen Seite eröffneten die Verluste an Führungspersonen nachrückenden Aufsteigern die Möglichkeit, nach individuellem Aufstieg in die Stellung der Ausgeschiedenen einzurücken. Die bekanntesten, oft behandelten Beispiele sind P. Helvius Pertinax, der spätere Dreimonatskaiser vom Frühjahr 193, aus Oberitalien und der ebenfalls nicht originär dem Senatorenstand zugehörige M. Valerius Maximianus aus Brigetio in Oberpannonien. Auf bessere Voraussetzungen verweisen konnte der Sohn des Prätorianerpräfekten M. Macrinius Vindex, der im Ritterstand beginnende und nach seiner adlectio inter senatorios bis zum Konsulat aufgestiegene M. Macrinius Avitus Catonius Vindex, der mit 42 Jahren und fünf Monaten als Statthalter von Niedermösien offensichtlich während einer militärischen Auseinandersetzung ums Leben kam. Damit zählte auch er zu den prominenten Kriegsopfern, hierin seinem Vater nachfolgend, der 171 mit einer Heeresabteilung, zu der Teile der Prätorianergarde zählten, bei einem nicht zu lokalisierenden Gefecht gegen die Markomannen den Tod fand.184

184 Die genannten Personen mit ihren Schicksalen sind nach moderner Diktion die Spitze des Eisberges, dessen untere Bereiche nicht vollständig ergründet werden können. Die umfänglichste Untersuchung bietet Alföldy: Konsulat, mit mehreren Listen der Konsuln und anderer Amtsinhaber (135–345); dazu kommt die Zusammenfassung zur Reichsverwaltung (125–133). Die nachfolgende Epoche untersuchte Leunissen: Konsuln, in Nachfolge Alföldys. Die Auswirkungen des Kriegsgeschehens auf Personal und Verwaltung unter Hinzuziehung der Inschriften schildert Migliorati: Iscrizioni 557– 599.

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7.1 Die erfolgreichen Heerführer und Statthalter

Ab und zu erfährt man von solchen Fällen durch zufällig erhaltene Inschriften ihrer Ehrenstatuen, die an prominenten Plätzen in Rom aufgestellt wurden. Hier fügten sie sich in die überbordende Zahl von Statuen derjenigen Staatsdiener ein, die in früheren Zeiten Vergleichbares geleistet hatten. Solche Örtlichkeiten waren besonders das Forum Augusti und das Forum Traiani mit ihren weitläufigen Plätzen im Zentrum der jeweiligen Gesamtanlagen, auf denen sich genügend Raum zur Aufstellung der als Anerkennung von Leistungen zum Wohl der res publica gedachten Statuen bot. Auch der Tempel der vergöttlichten Antoninus und Faustina wurde für diesen Zweck genutzt, aber allein für Statuen von zivilem Aussehen. Dies erfährt man durch die überlieferte Statueninschrift des Prätorianerpräfekten Bassaeus Rufus, die aussagt, eine der drei Statuen sei für den Tempel der beiden vergöttlichten Adoptiveltern von Marcus Aurelius bestimmt gewesen. Andererseits spricht der Inschrifttext nicht davon, Rufus sei bei einer Kriegshandlung ums Leben gekommen, was bei einem derartigen Berufskrieger sicherlich erwähnt worden wäre. Daher haben die Kaiser Marcus Aurelius und Commodus dem verdienten Befehlshaber der Gardetruppen die ungewöhnliche Ehrung mit drei Statuen an prominenten Plätzen wegen seines »normalen« Ausscheidens aus seinem Amte zukommen und vom Senat beschließen lassen. Andererseits ist die Ausstattung des Präfekten mit den ornamenta consularia zu betonen, denn mit ihr war keine Aufnahme in den Senatorenstand verbunden. Erst in späterer Zeiten wurden Gardepräfekten mehrfach in den obersten Rang des ordo senatorius aufgenommen. Da sie aber wegen ihrer gesamten militärischen Erfahrung die Elite der Heereskommandeure verkörperten, konnten sie nicht einfach aus ihrer Stellung herausbefördert werden, es sei denn, sie wünschten dies selbst. Der Nachfolger des Rufus, Tarrutienus Paternus, ist ein besonderer Fall, da er Commodus zu unbequem wurde und deshalb durch die Aufnahme in den Senatorenstand wegbefördert wurde, um wenig später der Mordlust des Sohnes von Marcus Aurelius zum Opfer zu fallen.185 Es ist eine umfängliche Zahl an Staatsbeamten bezeugt, die während der Jahre zwischen 161 und 180 Dienst taten und unterschiedlich nachgewiesen werden können. Im günstigsten Falle vermochten sie den Konsulat zu erreichen und damit als consules ordinarii in die Fasten einzugehen. Ansonsten sind sie als consules suffecti weniger gut dokumentiert, was chronologische Nachforschungen erfordert. Vor und nach diesem Ehrenamt versahen sie zivile und militärische Funktionen im Reichsdienst, bis sie eventuell einen zweiten, stets ordentlichen Konsulat erreichten und möglicherweise zur römischen Stadtpräfektur avancierten – der spätere Aufstieg zum Augustus war im Falle von Pertinax und Didius Iulianus nur eine Ausnahme. Die Gemeinschaft dieser Staatsdiener trug zur Überwindung der großen Krise bei, die rund dreizehn Jahre lang das Imperium Romanum in den Grundfesten bedrohte. Dessen zentraler, nördlicher Teil einschließlich des Kernlandes Italien und die ihm vorgelagerten Provinzen an der mittleren und 185 Die Prätorianerpräfektur behandeln allgemein Absil: Préfets du prétoire, für die Zeit von Marcus Aurelius 24, 28, 32, 40, 42–45, 47, 50, 52 f., 62 f., 74, 79 f., 86, 91, 94, 109 f., 175–183, 223–225; Rossignol: Prèfets 141–177 (Eingehen auf die einzelnen Amtsinhaber und deren Rolle im Staatswesen).

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

unteren Donau standen dabei im Brennpunkt des Geschehens. Hier wurden die Grenzen von beiden Seiten aus überschritten, fanden wechselnde Vorstöße statt, fochten die Gegner Schlachten mit unterschiedlichem Ausgang aus, bis die Römer etliche Lager auf Feindesland errichten und schließlich einen mühsam erkämpften Gesamterfolg erringen konnten. Marcus Aurelius erlebte diesen Erfolg nicht mehr zur Gänze, aber seine Militärberater und Feldherrn mit Claudius Pompeianus an der Spitze vermochten einige Monate über seinen Tod hinaus den Nachfolger Commodus zur Fortsetzung der Aktionen zu bewegen. Erst als dieser die Lust am Aufenthalt im Felde verlor und sich nach Rom zurücksehnte, fanden die Donaukriege ein temporäres Ende. Danach setzte eine Entwicklung ein, die sich an den Wünschen des jungen Kaisers orientierte und die Außenpolitik aus den Augen verlor. Die Bildung germanischer Großstämme im Hinterland der Donau- und Rheingrenze entging daher offensichtlich den Augen der römischen Regierung. Diese Nachlässigkeit rächte sich einige Jahrzehnte später in der Zeit der ausgehenden severischen Dynastie ab dem Jahre 231, obwohl Kaiser Caracalla im Herbst 213 immerhin einen Präventivfeldzug gegen die Germanen geführt hatte, die geraume Zeit danach als Alamannen bekannt wurden. Ein bis vor wenigen Jahren unbekannter römischer Vorstoß weit in den germanischen Norden hinein ist seitdem mit dem Namen Harzhorn verbunden und gehört ins Jahr 236.186 Mit Claudius Pompeianus ist die herausragendste und langlebigste der militärischen Führungskräfte in den Donaukriegen angesprochen. Seine markante Karriere vom ritterlichen Funktionsinhaber bis zum wichtigsten der Schwiegersöhne von Marcus Aurelius offenbart die Besonderheit seiner Zeit: Es geht um den fast massenhaften Aufstieg von Personen aus dem ordo equester in den Senatorenstand, um ausgefallene Amtsinhaber aus dem ordo senatorius in den führenden Positionen zu ersetzen. Dafür wurden Aufsteiger aus den unteren Rängen des Militärs, die besonders bewährten »Kämpfernaturen«, in die Dienstränge des Ritterstandes emporbefördert, doch erreichten sie meist nicht senatorischen Rang, wie es Bassaeus Rufus demonstrierte. Allerdings waren alle diese Einzelfälle von den Unwägbarkeiten des Krieges abhängig, die nicht gesteuert, sondern nur gelindert werden konnten. Innerhalb der historischen Entwicklung darf man hier den Beginn der Förderung des Aufstiegs von unteren Militärs ansetzen, der sich langsam und stetig fortsetzte. Im dritten Jahrhundert spülte er solche Männer als homines novi mehrfach zu den Ehren des Kaisertums hoch, wobei das Vorbild des Pertinax im Hintergrund stand. Ein gewisser Endpunkt wurde im Jahre 284 mit Diokletian erreicht, der als weitgreifender Reichsreformer in die Geschichte einging und mit seiner Tetrarchie eine singuläre Form der Kaiserherrschaft ins Leben rief, die in oströmischer Zeit ab und zu aufgegriffen, aber nicht

186 Die fasti consulares von 161 bis 192 bietet jetzt Migliorati: Iscrizioni 19–68. Zur Bildung der germanischen Großstämme jenseits der römischen Grenzen vgl. Anm. 116 und 239 mit einschlägiger Literatur. Zu Caracallas Feldzug Gräf: Germanenstämme 71–87; Steidl: Caracallas Gegner 88–103; Bender: Feldzug 104–131; Kuhoff: Caracalla 56–63. Zum Kampf um das Harzhorn Pöppelmann: Vergessener Feldzug; Moosbauer: Vergessene Römerschlacht.

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7.1 Die erfolgreichen Heerführer und Statthalter

verinnerlicht wurde. Mit Diokletian stiegen die divi fratres zu den wichtigsten Vorbildern einer Samtherrschaft auf und erfuhren eine regelrechte Verklärung. Verglichen mit Pompeianus erreichte keiner der anderen vier Schwiegersöhne des Kaisers eine solche militärische Bedeutung, zumal auch nach des Marcus Tod Heiraten vollzogen wurden.187 Die hochrangigen Senatoren sind in den fasti consulares dokumentiert, welche die consules ordinarii nennen. Die vielen nachbestimmten consules suffecti können dagegen fast nur durch die wissenschaftliche Forschung ihren Amtsjahren zugewiesen werden. Mit dem Jahr 162 beginnt die Reihe der von Marcus Aurelius bestimmten Konsuln; welche Rolle bis 169 sein Mitregent Lucius Verus dabei spielte, ist unbekannt. Normalerweise amtierten jährlich zwei ordentliche und zehn bis zwölf Suffektkonsuln. Die Amtsinhaber konnten danach zu höheren Funktionen befördert werden, andererseits rückten sie häufig aus prätorischen Statthalterschaften mit Militärkommando zum Konsulat auf, vielfach in absentia, ohne die Reichshauptstadt dafür zu betreten. Diese Personen bildeten ein weitreichendes Netzwerk von Senatoren, die mit dem Konsulat als ranghöchster Sinekure im römischen Staate die Voraussetzung für höhere und wichtigere Ämter in Verwaltung und Militärkommando erfüllten, die in Kriegszeiten Ruhm einbringen konnten. Nimmt man die wenigen patrizischen Konsuln mit ihren Sonderlaufbahnen aus, so gab es genügend Senatoren mit diesen Qualifikationen, unter denen man eine Auswahl gemäß ihrer individuellen Bedeutung treffen kann. Dabei kam den viri militares eine besondere Bedeutung als Personen, die prominente Heereskommanden innehatten, zu.188 Unter denjenigen Senatoren, die recht viele Ämter vor und nach dem Konsulat bekleideten, ist der kurzzeitige Kaiser des Jahres 193, Marcus Didius Severus Iulianus, an prominenter Stelle zu nennen, obwohl er keine herausragende Karriere hinter sich brachte. Er wurde als Statthalter der Provinz Belgica im Jahre 175 consul suffectus, weil er sich durch die Abwehr eines Seeangriffs der Sachsen ausgezeichnet hatte.189 Auch der unter Antoninus Pius beförderte Marcus Sedatius Severianus, der unglückliche Statthalter von Kappadokien zwischen etwa 157 bis 161, zählte zu den einschlägigen Personen. Der Onkel des späteren Kaisers Septimius Severus, Caius Septimius Severus, gehörte ebenfalls zu den wichtigen Senatoren, obwohl er einen Großteil seines cursus honorum gleichfalls unter Antoninus Pius absolviert hatte, aber seine Statthalterschaft in Germania Inferior 187 Vornehmlich mit Senatoren aus dem Osten beschäftigt sich Syme: Antonine Government 668–688. Umfänglicher ist Halfmann: Senatoren 28–51 (Herkunft), 71–81 (Zahl), 82–96 (Laufbahnen), 99–213 (Prosopographie, zur antoninischen Zeit 155– 197). Die historische Bedeutung des Reichsreformers Diokletian unterstreicht Kuhoff: Diokletian, passim. 188 Grundlegend für die bedeutenderen Senatoren ist Alföldy: Konsulat, zu den militärischen Fachleuten 24 f., 375 f.; außerdem ders.: Generalität 3–18, hier 12–14; Campbell: ›Viri militares‹ 11–31; ders.: Emperor and Army 325–362; ders.: Viri militares 1067 f.; Birley: Viri Militares 55–60, 77–79 (treffende Darstellung). 189 Didius Iulianus: PIR2 III, 16–19 Nr. 77; Pflaum: Sodales 60–71; Alföldy: Konsulat 34, 76, 189, 197, 226, 228, 253, 281–284, 302, 311, 333, 371; Birley: Marcus Aurelius 190, 199, 224; Thomasson: Fasti 73 f., 112; Fündling: Marc Aurel 136 f.; Migliorati: Iscrizioni 249–255; Pasek: Didius Iulianus; Levick: Faustina 26, 87, 146, 157.

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

und der Prokonsulat in Africa proconsularis fielen in die Zeit von Marcus Aurelius.190 Mit Aulus Iunius Pastor Lucius Caesennius Sospes ist ein ordentlicher Konsul des Jahres 163 anzuführen. Cnaeus Iulius Verus, Suffektkonsul von 151, hätte in seiner langen Karriere nach der Statthalterschaft Syriens sogar einen zweiten, ordentlichen Konsulat für 180 erreichen können, doch starb er zuvor.191 Sein Kollege Lucius Dasumius Tullius Tuscus, cos. suff. von 152, war Statthalter von Oberpannonien während der Samtherrschaft der beiden Kaiser. Die proconsules der zwei wichtigsten Provinzen Africa und Asia gelangten als ranghöchste Statthalter rund fünfzehn Jahre nach ihren Konsulaten ins Amt, aber ihre Laufbahnen waren durch die früheren Ämter definiert.192 Das Musterbeispiel eines militärisch ausgewiesenen Staatsbeamten stellt der mehrfach angesprochene M. Claudius Fronto dar. Sein Kollege Publius Iulius Geminius Marcianus aus dem numidischen Cirta versah zwar vor seinem Suffektkonsulat von 166 militärische Dienststellungen, danach jedoch nicht mehr.193 Dagegen vermochte der bekannte Quintus Antistius Adventus vor und nach seinem Suffektkonsulat von 167 mehrere Ämter mit Heeresverantwortung auf sich zu vereinigen, darunter die neu eingerichtete praetentura Italiae et Alpium. Auch der wenig jüngere Caius Arrius Antoninus konnte nach seinem Suffektkonsulat von 173 mit den Statthalterschaften von Cappadocia und Daciae eine gewisse militärische Erfahrung verbuchen, doch war er vornehmlich als Jurist ausgewiesen und als Freund des Redners Fronto bekannt, der an ihn vier Briefe richtete.194 Eine beispielhaft gemischte Laufbahn mit vielen zivilen und militärischen Ämtern absolvierte der cos. suff. von 175 und gebürtige Ritter Caius Vettius Sabinianus Iulius Hospes, der nach dem Konsulat in Provinzstatthalterschaften militärischer Natur bis in die Zeit des Commodus eingesetzt wurde.195 Diese Personen 190 Septimius Severus: PIR2 VII.2 188 Nr. 485 f.; Di Vita-Evrard: Nouveau proconsul 389– 414; Alföldy: Konsulat 30, 92, 112, 115, 120, 122, 174 f., 188, 195, 210, 227 f., 257, 274 f., 277 f., 282, 295, 301, 315, 336; Birley: Marcus Arelius 204; ders: African Emperor 1, 24, 37, 39, 51, 54 f., 147, 156 f., 219; Thomasson: Fasti 71; Migliorati: Iscrizioni 375–378. 191 Iunius Pastor: PIR2 IV 343 Nr, 796; Alföldy: Konsulat 44, 101, 177, 179, 253, 275 f., 290, 301, 310, 332. Iulius Verus: PIR2 IV 287 f. Nr. 618; Birley: Fasti 118–121, 377–401 (passim); ders.: Marcus Aurelius 113, 121, 130, 141 f., 163, 197, 206, 209; ders.: Government 145–149; Alföldy 43, 45, 102 f., 105, 107 f., 158, 191, 219, 227, 240, 272–274, 288, 292, 302, 313, 324, 331; Migliorati: Iscrizioni 300–302. 192 Dasumius Tuscus: PIR2 III 3 f. Nr. 16; Pflaum: Sodales 19–21; Alföldy: Konsulat 42–44, 102 f., 105, 162, 208, 228, 236 f., 273 f., 277 f., 290, 292, 307, 324, 331; Birley: Marcus Aurelius 132 f., 155, 162. 193 Iulius Geminius Marcianus: PIR2 IV 220 f. Nr. 340; Alföldy: Konsulat 82 f., 93, 192, 204, 206, 243, 265, 277 f., 286, 300, 317, 337, 361; Birley: Marcus Aurelius 79, 123, 157; Thomasson: Fasti 110; Migliorati: Iscrizioni 292–294. 194 Arrius Antoninus: PIR2 I, 212 f. Nr. 1088; Corbier: Aerarium 253–268; Alföldy: Konsulat 25, 47, 82, 187, 200, 221 f., 224, 226, 283 f., 292, 317 f., 338, 367–371, 373; Piso: Dacie 376, 390, 392; Le Glay: Sénateurs 757, 760, 763 f.; Birley: Marcus Aurelius 134, 157, 191; Leunissen: Konsuln 8, 213, 221, 399; Rosen: Marc Aurel 120; Migliorati: Iscrizioni 153–156. 195 Zu Vettius Sabinianus siehe Anm. 182. Die bedeutsame Verbindung der in den Provinzen tätigen Amtsinhaber mit den Kaisern auf brieflichem Wege betont Eck: Kaiser und

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7.2 Die Welt des M. Cornelius Fronto und Ti. Claudius Atticus Herodes

sind eine Auswahl aus der großen Zahl derjenigen Staatsbeamten, die während der Samt- und Alleinherrschaft von Marcus Aurelius halfen, den Gang der res publica aufrecht zu erhalten.

7.2

Die Welt des M. Cornelius Fronto und Ti. Claudius Atticus Herodes

Fronto, der wichtigste Lehrer von Marcus Aurelius, besaß bis zu seinem Lebensende eine Sonderrolle im öffentlichen Leben Roms. Er stand als unentwegter Briefpartner nicht nur mit diesem Schüler, sondern auch mit etlichen anderen Persönlichkeiten im Kontakt und suchte sogar als Historiker in Erscheinung zu treten. Deshalb gilt eine gesonderte Aufmerksamkeit der Würdigung seiner Aktivitäten im Staatsleben. Mit ihm zusammen sind als Wissenschaftler, Schriftsteller oder Redner Aelius Aristides, Herodes Atticus, Aulus Gellius, Aelius Galenus und Lucianus zu nennen, doch keiner von diesen Männern errang eine solche Kaisernähe wie Fronto, der zudem dauerhaft in Rom lebte. Obgleich von afrikanischer Herkunft aus dem numidischen Cirta und damit homo novus im Senatorenstand, wurde er zum engen Freund seines ehemaligen Schülers Annius Verus, den er noch in dessen späterer Kaiserherrschaft beratend begleitete. Für dessen Adoptivbruder nahm er ein Geschichtswerk in Angriff, um die Ereignisse im Osten ausführlich zu würdigen. Wie das für Lucius Verus in Ephesos errichtete Denkmal liegt es heutzutage nur fragmentarisch vor, wobei sein ursprünglicher Umfang umstritten ist. Ungeachtet dessen hat kein einziger damaliger Autor nach moderner Kenntnis soviel über die Person von Marcus Aurelius geschrieben wie er. Seine Aussagen sind mit den Nachrichten der historischen Quellen über ihn zu vergleichen, doch liefern diese nur wenige Angaben. Zusätzlich bieten die »Selbstbetrachtungen« des Kaisers weitere Details. Dazu kommen die knappen Einzelheiten zum offiziellen cursus honorum, der im Suffektkonsulat von 142 gipfelte, nachdem Frontos Schüler Annius Verus zwei Jahre zuvor seinen ersten, ordentlichen Konsulat bekleidet hatte. Frontos Anfangsämter im cursus honorum sind durch eine Ehreninschrift im afrikanischen Calama belegt: Sie zeigt eine Karriere mittlerer Qualität an, die unauffällig verlief und mit dem Suffektkonsulat vom Juli 142 bereits endete. Frontos Bedeutung beruhte deshalb grundlegend auf seiner rhetorischen Kunst. Zur Vervollständigung dieses Bildes ist sein Konkurrent griechischer Sprache, Lucius Vibullius Hipparchus Tiberius Claudius Herodes Atticus, heranzuziehen. Weil dieser jedoch, obgleich erst im folgenden Jahr 143, als consul ordinarius amtierte, hatte er einen höheren Rang als Fronto inne. Immerhin nennt Marcus Aurelius in seinen »SelbstbetrachtunAdministration 109 f.; außerdem werden das Gesandtschaftswesen von Städten und Privatpersonen an die Herrscher (110–117) und die Aufgaben der Statthalter rechtlicher Natur (118–126) behandelt.

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

gen« von ihnen nur Fronto namentlich, während in der Historia Augusta beide Redner gleichermaßen angesprochen werden.196 An erster Stelle ist Frontos Korrespondenz mit den Angehörigen des Kaiserhauses anzusprechen. Ihr großer Umfang verrät die Bedeutung, welche er gewann, als er von Antoninus Pius zum Lehrer des Thronfolgers in lateinischer Rhetorik ausgewählt worden war. Diese offiziellen brieflichen Kontakte übertreffen an Zahl weitaus diejenigen mit den privaten Freunden, vor allem aber sind die Antworten der Adressaten viel zahlreicher als im Corpus der sonstigen Briefe. Die an Marcus Aurelius als Caesar und Augustus gesandten Schriftstücke und die von diesem übermittelten Antworten, insgesamt 164 an Zahl, überwiegen deutlich diejenigen an Antoninus und an Lucius Verus. Darin drückt sich, wie schon die Anreden erkennen lassen, das langjährige Lehrer-Schüler-Verhältnis aus. Dieses kommt etwa durch die Anrede consul suus oder sogar amplissimus consul in den Briefen von Marcus zum Ausdruck, welche dieser zur Jahresmitte 142 an Fronto als amtierenden consul suff. richtete. Umgekehrt bezeichnet sich der Lehrer selbst als consul tuus, während Marcus ihn mit magister suus oder optimus bzw. carissimus oder iucundissimus, einmal sogar dulcissimus anredet. Fronto spricht ansonsten meist von dominus meus und ebenso formal klingt die bloße Anrede Caesar, die auch Marcus für sich selbst ab und zu benutzt. Für den Kaiser Marcus verwendete Fronto die Anrede Antonino Augusto, dieser jedoch spricht seinen Briefpartner weiterhin als magister suus an, um dessen weitreichende Ausstrahlung als Redner zu betonen. Der Stil der Kaiserbriefe wurde als zurückhaltend jovial interpretiert, mit den üblichen Allusionen an berühmte Vorbilder wie Cicero, wobei Zitate ähnlich berühmter Autoren wie Homer oder Thukydides benutzt werden. Diese Wortwahl drückte das besonders freundschaftliche Verhältnisses zwischen den beiden Briefpartnern aus, das bis Frontos Tod wohl im Jahre 166 bestehen blieb. Dabei berichtet Marcus öfter von seinen täglichen Obliegenheiten, aber es kommen auch diverse gesundheitliche Probleme beider Männer und anderer Personen vor. Allerdings hatte Frontos Rhetorik ihre Bedeutung immer mehr mit der Marcus ans Herz gewachsenen Philosophie zu teilen, der sie allerletzt anscheinend unterlag. Wer später die heute nur unvollständige Sammlung des Briefcorpus erstellte, bleibt offen, obgleich ein direkter Nachfahre Frontos dafür am denkbarsten ist.197 196 Frontos nachwirkende Rolle dokumentiert Anm. 31 (Literaturangaben zum literarischen Werk). Seine bescheidene Karriere schildert die Inschrift CIL VIII 5350 = ILS 2928 = ILAlg I 280: IIIvir capital., q. provinc. Sicil., aedil. pl., praetor … (der Konsulat fehlt). Fronto selbst gesteht seine mäßige Rolle im Staatsdienst in Ep. ad M. Caes. I 3, 4 ein. Siehe etwa Pflaum: Sodales 76–78; Champlin: Fronto 5–19 (afrikanische Herkunft und Umfeld), 20–28 (Ausbildung und Aufstieg), 29–44 (literarisches Netzwerk), 45–93 (Berufs- und Staatstätigkeit), 94–130 (Beziehungen zum Kaiserhaus); Cova: Frontone 901–914 (Vita Frontos und einschlägige Literatur); Soverini: Teorie retoriche 919–1004 (die Redekunst und ihre traditionellen Elemente); Motschmann: Religionspolitik 37– 41 (Anhängerschaft an die traditionellen Götter); Taoka: Correspondence 406–438 (frühes unterschwellig homoerotisches Verhältnis von Fronto und Marcus Aurelius wegen Ep. Ad M. Caes. I 3, III 9 und Add. Epist. 8: Ὦ φίλε παῖ sowie Vorliebe für Metapherngebrauch). 197 Frontos Freundschaftsverhältnis mit Marcus illustriert Rosen: Marc Aurel und Fronto 121–135: Hier werden die genannten und zusätzlichen Briefformeln für die persönli-

126

7.2 Die Welt des M. Cornelius Fronto und Ti. Claudius Atticus Herodes

In modernem Sinne kann man unschwer von einem Netzwerk sprechen, in dem Fronto sich selbst eine zentrale Rolle zuschrieb, die sich in seinem Briefcorpus ausdrückt. Die eigenen Verbindungen durch Briefe an Freunde und die von diesen erhaltenen Antworten insgesamt zu dokumentieren, war eine gebräuchliche Praxis in der römischen Geschichte bis in die Spätantike hinein, aus der Quintus Aurelius Symmachus Eusebius herausragt. Zum Netzwerk Frontos gehörten seine wenigstens zwanzig Briefpartner, die in den unvollständig überlieferten zwei Büchern der epistulae ad amicos genannt werden. Es sind in der Briefreihung die folgenden Personen: Der kaiserliche Schwiegersohn Claudius Severus; der wohl um 165 im Amte des ab epistulis Graecis wirkende Aelius Apollonides198; der cos. ord. von 144 Lucius Hedius Rufus Lollianus Avitus199; der Suffektkonsul von 144 Quintus Egrilius Plarianus200; der Suffektkonsul von 159 und Statthalter Niedergermaniens Tiberius Claudius Iulianus Naucellius; der Usurpator von 175, Avidius Cassius; Frontos Schwiegersohn Aufidius Victorinus, der nur hier auftauchende Passienus Rufus; der Legat der legio III Augusta in der Region Numidia von 166/167 Publius Caelius Optatus201; der Suffektkonsul des Jahres 150 Marcus Petronius Mamertinus; der nur aus Fronto bekannte, aber wohl als Vater des gleichnamigen cos. ord. von 178 zu bezeichnende Velius Rufus; der bloß als städtischer Beamter in Arelate tätige Praecilius Pompeianus; der völlig unbekannte Fulvianus; der ebenfalls fast unbekannte Sardius Saturninus202; der Militärtribun

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che Freundschaft angeführt und sonstige Aussagen hinzugefügt (124–126); Ergebnis ist die allmählich schwindende Bedeutung Frontos für die Lebenswirklichkeit des Kaisers. Einzelheiten des Verhältnisses spricht Grimal: Marc Aurèle 275–289, an; Manuwald: Marc Aurel und Fronto 285–307, stellt rhetorische Ausbildungsgegenstände mittels einschlägiger Briefe dar und deutet das Entwicklungsverhältnis von Rhetorik und Philosophie wie Rosen; dagegen lehnt die umfängliche Argumentation von Kasulke: Kein Konflikt 188–382, eine »Bekehrung« laut Fronto, Ep. ad M. Caesarem IV 13, ab. Frontos Verhältnis zum jüngeren Kaiser versteht Fündling: Lucius Verus 253, als zeitweise belastet. Eine Einführung in die Kaiserbriefe gibt Fleury: Letters 62–76 (fragmentarische Manuskriptüberlieferung); ebenso schon Champlin: Fronto 1–4, 131–136 (Datierung der Briefe). Aelius Apollonides: PIR2 I 179 Nr. 924; Pflaum: Correspondants 548, 558, 560; Eck: Aelius Apollonides 236–242 (Identifikation mit dem ab epistulis Augustorum Publius Aelius Apollonides aus ISid 62); Migliorati: Iscrizioni 421 f. Hedius Rufus: PIR2 IV 54 f. Nr. 40; Pflaum: Correspondants 546, 557–559; Guey: Proconsulat 307–317; Thomasson: Statthalter II 73–75; ders.: Fasti 62 f.; Alföldy: Konsulat 111, 114 f., 117, 124, 143, 147, 208, 225, 238, 274, 277 f., 289, 304, 323; Migliorati: Iscrizioni 269–272. Egrilius Plarianus: PIR2 III 76 f. Nr. 48; Pflaum: Correspondants 546 f., 557–559; Thomasson: Statthalter 75 f.; ders.: Fasti 63 f.; Meiggs: Ostia 502–507; Alföldy: Konsulat 112, 147 f., 209, 275, 304; Kuhoff: Hauch von Rom 125–127. Claudius Iulianus: PIR2 II 209 f. Nr. 902; Pflaum: Correspondants 548, 557–559; Alföldy: Konsulat 172 f., 227, 275–277, 300. Passienus Rufus: PIR2 VI 52 f. Nr. 149; Pflaum 554, 557, 560 (als Senator bezeichnet). Caelius Optatus: PIR2 II 27 Nr. 138; Pflaum 547, 557; Thomasson: Statthalter 181; ders.: Fasti 156; Birley: Nickname 471 f.; Alföldy 27, 248, 279; Weiß: Caelius Optatus 253–254; Migliorati: Iscrizioni 179 f. Petronius Mamertinus: PIR2 VI 108 f. Nr. 287; Pflaum: Correspondants 549 f., 557– 560; Alföldy: Konsulat 92, 156, 292, 307; Birley: Marcus Aurelius 146. Velius Rufus: PIR2 VIII.2 183 f. Nr. 347; Pflaum 553 f., 557 f, 560. Praecilius Pompeianus: PIR2 VI 386 f. Nr. 92; Pflaum 555 f, 558, 560. Fulvianus: Pflaum 556 f. (ob dieser mit dem in

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

und Siegesnachrichtenüberbringer von 165 Iunius Maximus; der ordentliche Konsul von 150 Marcus Gavius Squilla Gallicanus; der ansonsten unbekannte Volumnius Quadratus203; der Prätorianerpräfekt Sextus Cornelius Repentinus Contuccius; sein vieljähriger Vorgänger Marcus Gavius Maximus; Frontos cirtensischer Landsmann Arrius Antoninus.204 Die meisten dieser Personen einschließlich des Apollonides, der wohl ein homo novus war, gehörten zwar zur gesellschaftlichen Führungsschicht, bildeten aber keinen Zirkel besonders herausragender Senatoren, den kaiserlichen Schwiegersohn und wenige andere Personen ausgenommen. Es handelt sich eher um Briefpartner nach dem Gusto Frontos, nicht um systematisch wegen ihrer politischen Bedeutung ausgewählte Personen.205 Außerdem sind in den Brieftexten weitere Männer belegt, die ein enges Verhältnis zu Fronto besaßen; einige von diesen erhielten von ihm Empfehlungen an den Kaiser oder an hochgestellte Persönlichkeiten für Ämter in deren jeweiligen Verantwortungsbereichen. Bekannt ist der Fall des Aridelus, der um eine Prokuratur nachsuchte, doch besonders zu betonen ist Frontos Fürsprache für den Historiker Appianos von Alexandria, der deshalb eine Prokuratur unbekannter Denomination erhielt: Der Historiker erscheint in vier Briefen des frontonischen Corpus, von den zwei griechisch geschriebene einen Briefwechsel beider Partner bilden.206 Für den Ritter Caius Calvisius Faustinianus, Sohn eines aus Verona stammenden Freundes, erbat Fronto eine Beförderung innerhalb der tres militiae zum Alenpräfekten vom Statthalter Claudius Iulianus; der Vater Calvisius Statianus und sein Sohn verfielen allerdings im Jahre 175 als praefectus Aegypti bzw. ideologus Aegypti wegen ihrer Verwicklung in die Usurpation des Avidius Cassius der Ächtung.207

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Ep. ad Verum imp. I 2 genannten Fulvianus identisch ist, bleibt offen). Sardius Saturninus: PIR2 VII.2 75 Nr. 187; Pflaum 547, 550, 555, 558, 560. Squilla Gallicanus: PIR2 IV 24 f. Nr. 114; Pflaum: Correspondants 552 f., 557–559; Alföldy: Konsulat 89, 101, 112, 115, 118, 155, 216, 278, 307, 310 f., 324 f.; Birley: Marcus Aurelius 146, 204. Volumnius Quadratus: PIR2 VIII.2 498 Nr. 955; Pflaum 556, 558, 560 (Quadratus erscheint ohne Beleg als Angehöriger des Decurionenstandes). Cornelius Repentinus: PIR2 II 353 Nr. 1428; Pflaum: Correspondants 551, 558; Birley: Marcus Aurelius 112, 114; Camodeca: Carriera 43–56; Migliorati: Iscrizioni 468–471. Gavius Maximus: PIR2 IV 21 f. Nr. 104; Pflaum 551, 558–560; Alföldy: Konsulat 167, 308; Birley 60, 90, 112–114. Zur Thematik äußert sich besonders Pflaum: Correspondants 544–560. Von den Briefpartnern Frontos wurden Claudius Severus (Anm. 123), Avidius Cassius (Anm. 93), Aufidius Victorinus (Anm. 97), Iunius Maximus (Anm. 101) und Arrius Antoninus (Anm. 194) bereits angesprochen. Zusätzlich Pflaum 545 f., 557–559 (Antoninus); ebd. 547 f., 557–559; Birley: Nickname 472 f. (Severus); Pflaum 549, 551 f., 557, 559 (Maximus); ebd. 549, 557–559 (Cassius); ebd. 550, 557–559 (Victorinus). Der Brief an Gavius Maximus ist fälschlich eingereiht bei Ep. Ad Antoninum Aug. 7; zur Vollständigkeit von Frontos Werken kurz Birley 473. Die Amtsempfehlungen von Fronto und Plinius betont Pflaum: Procurateurs 198–206, und ders.: Correspondants 546–555; zugleich unterstreicht er die Rolle der Rhetorik bei der Auswahl der Briefpartner Frontos. Dessen Briefe zur Person des Appianos sind Ep. ad Ant. Aug. I 10, 2 f. und Add. Ep. 4 f., der Briefwechsel zwischen beiden Autoren; dazu Champlin: Fronto 42, 46, 58, 76, 98–100 (suffragium). Zu den Calvisii siehe PIR2 II 80 f. Nr. 346 und 86 Nr. 356; Pflaum: Carrières I 406–408 Nr. 166 und 444 f. Nr. 177; Astarita: Avidio Cassio 24, 87 f., 92 f., 104, 151 f., 157, 167;

7.2 Die Welt des M. Cornelius Fronto und Ti. Claudius Atticus Herodes

Fronto war nicht der erste dergestalt handelnde suffragator, denn schon der jüngere Plinius war gegenüber Traianus als gleichfalls nicht erster Förderer ihm bekannter Personen aufgetreten. Ein solches Verhalten war in der römischen Geschichte keineswegs ungewöhnlich, sondern im Sinne traditioneller Maximen unbestritten, und die empfohlenen Personen zählten ebenfalls zu Frontos Netzwerk. Allerdings suchte der Redner durch seine Kontakte auch sich selbst für die Nachwelt in ein richtiges Licht zu setzen, um seinen persönlichen Ruhm in die Zukunft zu transferieren, bevor er kurz nach der Mitte der sechziger Jahre verstarb. In selbstverständlicher Weise bezeichnete ihn etliche Jahre nach seinem Tode die Inschrift seines Enkels als magister imperatorum Luci et Antonini. Ein gemeinsames Faible für die Rhetorik zusammen mit seinen Briefpartnern spielte ebenfalls eine Rolle bei den Bekanntschaften.208 Zum Vergleich ist ein kurzer Blick auf Frontos rhetorischen Kollegen Herodes Atticus zu werfen, der laut der Historia Augusta neben anderen für die Ausbildung des Caesar in griechischer Redekunst zuständig gewesen war. Dieser aus Athen stammende Senator absolvierte wie Fronto nur einen schmalen cursus honorum, wobei er von der Aufnahme seines Vaters in den Senatorenstand durch Hadrian und den Suffektkonsulat im Jahre 133 profitierte. Bekannt geworden als einer der reichsten Männer seiner Zeit engagierte er sich vor allem im Osten, wo er in Olympia ein großes Nymphäum stiftete, das Statuen der Mitglieder der Kaiserfamilie und seiner eigenen schmückten. Zwei andere wichtige Bauwerke waren das noch heute benutzte Theater südlich unterhalb der Akropolis in Athen und das dortige Stadion. Jedoch wurde ihm kurz nach 160 im Senat der Tod seiner Frau Appia Annia Regilla wenig zuvor als Mord vorgeworfen. Etwa im Jahre 140 hatte er als knapp 40jähriger Mann das etwa 15jährige Mädchen aus patrizischer gens geheiratet. Ihr kleiner, architektonisch interessanter Grabbau in Tempelform ist nahe der Via Appia in einem Areal zu sehen, das unter dem Namen Triopion stadtrömisches Besitztum des Herodes war, welches seine Gattin in die Ehe eingebracht hatte. Ein besonders ansehnlicher Hauptbau, ursprünglicher Ceres oder Kybele-Tempel, ist als nachantike Kirche S. Urbano mit beträchtlichen Fresken ausgestattet.209 Da der Mordvorwurf aber entkräftet wurde, konnte der Redner, obgleich im Ansehen beschädigt, weiterwirken. Er konzentrierte sich nun deutlicher als zuBirley: Marcus Aurelius 171, 186, 193; Rosen: Marc Aurel 120 f.; Fündling: Marc Aurel 146; Migliorati: Iscrizioni 459 f. Literarische Quelle außer Fronto ist Dio (Exc. Val) LXXII 28, 3 f. 208 Die Inschrift für den Urenkel ist CIL XI 6334 = ILS 1129 = AE 2001, 17: M(arco) Aufidio Frontoni pronepoti M(arci) Corneli Frontonis oratoris consulis magistri imperatorum Luci et Antonini nepoti{s} Aufidi Victorini praefecti urbis bis consulis Fronto consul filio dulcissimo. Einer dieser Nachfahren könnte Frontos Werke zusammengestellt haben; dessen langes Nachwirken dokumentiert van den Hout: Epistulae 259–275. 209 Appia Annia Regilla Atilia Caucidia Tertulla (mit vollem Namen) behandeln PIR2 I 134 Nr. 720; Ameling: Herodes Atticus 78 f.; Bol: Statuenprogramm 120–125, 129–134; Raepsaet-Charlier: Prosopographie 83 f. Nr. 66; Birley: Marcus Aurelius 63 f., 80, 113; Levick: Faustina 7, 49, 113, 127, 156. Eigens dem Tod widmet sich Pomeroy: Murder of Regilla, besonders 119–136 (Vorbehalte äußert Ameling in Sehepunkte 8, 2008, Nr. 5).

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

vor auf den griechischen Osten, wo er häufig lebte und bauliche Stiftungen tätigte. Im Jahre 174 hatte Herodes ein weiteres Gerichtsverfahren, dieses Mal in Sirmium, durchzustehen, weil ihn die Athener vor dem Kaisergericht des übermäßigen Luxus und der Nichterfüllung des väterlichen Testamentes einschließlich der »Tyrannis« bezichtigten. Als wichtigste Quelle zum allgemein als cholerisch eingeschätzten Atticus liegt der entsprechende Passus im spätseverischen Werk des Flavius Philostratus, Vitae Sophistarum, vor, wo wertneutral das zweite Gerichtsverfahren angesprochen wird. Nachdem Herodes auch dieses Mal freigesprochen worden war, übertrug ihm Marcus während seines Aufenthaltes in Athen im Herbst 176 als Beweis seiner erneuerten Gunst die Berufungsauswahl für die vier dort von ihm neu eingerichteten Lehrstühle für Philosophie und Rhetorik. Im ersten Buch der »Selbstbetrachtungen« kommt Herodes allerdings nicht vor. Aufs Ganze gesehen darf man fragen, ob er in der Öffentlichkeit jemals einen besonders hohen Sympathiewert erreichen konnte – sich mit gehörigem Selbstlob öffentlich zu präsentieren vermochte er zweifellos in umfassender Weise.210

7.3

Der verkannte Rivale des Kaisers: Avidius Cassius

Der einzige wirkliche Gegenkaiser in der Epoche der Adoptivkaiser war ein Aufsteiger aus dem Ritter- in den Senatorenstand, der Syrer Lucius Avidius Cassius, an dessen Wiege niemand diesen Werdegang hatte voraussehen können. Auch der Redner Fronto stand mit ihm bis zu seinem Tode im Briefkontakt. Allein die Bewährung im Feldzug gegen die Parther als senatorischer Befehlshaber und die folgende Ernennung zum Statthalter seiner Heimatprovinz Syria ermöglichten ihm den falschen Schritt, als unerwünschter Herausforderer des legitimen Augustus auf den Plan zu treten. Seine Entscheidung, sich als Kaiser zu gerieren, war durch die Falschmeldung vom Tode von Marcus Aurelius determiniert, doch welche wirklichen Gründe, nicht Anlässe, ihn zu diesem Schritt bewegten, wird kaum aufgeklärt werden können. Die von den literarischen Quellen angesprochene Bezugnahme auf Geheimabsprachen mit Faustina II. kann schwerlich

210 Zu Atticus Anm. 33; die Familiengenealogie in PIR2 VIII.2, 324. Die politische Rolle untersuchen Levick: Faustina 7, 25 f., 48 f., 74–76, 99, 113, 127, 157; Halfmann: Herodes Atticus 211–222 (Lebensbeschreibung gemäß der Herodes-Vita des Philostratus). Motschmann: Religionspolitik 169–177, behandelt Herodes und Eleusis. Das Gerichtsverfahren in Sirmium schildert Philost., Vit. Sophist. II 1, 8 und 11; hierzu eigens Astarita: Avidio Cassio 137–148; Horst: Marc Aurel 174–182. Die archäologische Seite mit den Stiftungsbauten erörtert Galli: Lebenswelt 12–17 (Stadion), 32–49, 55–57 (Theater), 104–107 (öffentliche Wahrnehmung), 110–134, 138–144 (Landgut nahe der Via Appia), 222–228 (Olympia); kurz Neudecker: Vita nelle ville 71–77, zur Atticus-Büste in Athen La Rocca – Parisi Presicce: Equilibrio 313 f.

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7.3 Der verkannte Rivale des Kaisers: Avidius Cassius

überprüft werden, da diese eben geheim waren: Wie sie aber heutzutage präsentiert sind, verdienen sie schwerlich Glauben.211 Zu seinem verhängnisvollen Schritt bewogen ihn der persönliche Ehrgeiz eines homo novus, die behauptete Abstammung mütterlicherseits von den Königen von Kommagene und die lange Amtszeit, die mit der Anvertrauung des östlichen Oberkommandos die Gunst des Kaisers auszudrücken schien. Mit höchstens sieben Legionen in Syria, Iudaea, Arabia und Aegyptus zu seiner Disposition verkalkulierte er sich deutlich, als er die militärischen Möglichkeiten anhand der ihm theoretisch anhängenden Truppen einschätzte. Schon angesichts des Widerstandes von Martius Verus als Statthalter von Cappadocia hätte ihm seine Fehlkalkulation vor Augen treten müssen, doch war sein Vorgehen bereits zu weit fortgeschritten, um noch angehalten werden zu können. Wie viele andere Gegenkaiser des dritten Jahrhunderts vermochte er die eigenen Machtressourcen nicht real einzuschätzen, woran er am Ende scheiterte. Sein Tod durch die Hand mittelrangiger Offiziere verdeutlichte diese Fehleinschätzung endgültig, sie ersparte dem Römischen Reich jedoch einen damals völlig überflüssigen Bürgerkrieg. Die zahlreichen späteren Auseinandersetzungen dieser Art führten allerdings zusammen mit anderen Gründen ursächlich zum Kollaps des westlichen Teils des Imperium Romanum während der großen Völkerwanderung des vierten und fünften Jahrhunderts, weil sie die Wehrkraft des Staates über Gebühr belasteten, wie es literarische Quellen unterstreichen. Daran änderte auch die seit Cassius’ Revolte angeordnete Regel nichts, keine Statthalterschaften mehr an Personen zu vergeben, die aus derselben Provinz stammten.212 Avidius Cassius stieg sein beinahe unaufhaltsamer Aufstieg zu Kopfe. Um sich aber mit dem amtierenden Kaiser messen zu wollen, bedurfte es größerer als die von ihm angedachten Ressourcen. Die von der Historia Augusta im Nachhinein behaupteten Beziehungen zur Kaisergattin Faustina II. waren diese Möglichkeiten wahrscheinlich nicht. Schon die weite Distanz zwischen Rom und Antiochia spricht dagegen, auch wenn die literarisch mehrfach angesprochene Krankheitsanfälligkeit von Marcus Aurelius einen gegenteiligen Hinweis andeutet: Schließlich verstarb er mit weniger als sechzig Lebensjahren. Doch im Jahre 175 konnte

211 Mit Blick auf Quellenaussagen und moderne Einschätzungen interpretiert Syme: Avidius Cassius 689–701, Herkunft und Werdegang im Parther-Krieg bis hin zur Usurpation, die mit Recht als unvorbereitet bezeichnet wird; zur erstgenannten Problematik auch ders.: Hadrian 546–562, hier 547–549. Außerdem Astarita: Avidio Cassio 16–28 (unklare Nomenklaturdeutung); Schettino: Usurpazione 113–136 (Quellenrezension der Vita Avidii Cassii der HA, Aufstandszielrichtung Commodus und nicht Marcus, Unterstützung durch Senatoren und deren Bestrafungen). Bereits Baldwin: Vita Avidii 101–119, betonte die Unzuverlässigkeit der Vita und nahm eingehend auf Marius Maximus Bezug (mit Fehlansicht der Mehrverfasserschaft der HA). 212 Die frühe Laufbahn des Cassius rekonstruiert Astarita: Avidio Cassio 28–39 (erneut mit problematischen Hypothesen) und 39–52 (Partherkrieg). Seine wirklichen Absichten sind jüngst wieder erörtert worden: Priwitzer: Faustina minor 175–182, 187–210 (keine Beteiligung Faustinas); ders.: Dynastisches Potential 237–252 (Faustina als »Sündenbock« wegen ihres Sohnes Commodus); Levick; Faustina 7, 10, 15, 73, 83–87; Hund: Außenpolitik 336–342 (wie Priwitzer). Zum »Untergang des weströmischen Reiches« siehe jetzt Meier: Völkerwanderung 25–73.

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die Nachricht von seinem Tode nur eine Falschmeldung sein, der hochgemute Aspirant im Reichsosten ließ sich aber blenden und vergewisserte sich nicht der Richtigkeit der an ihn herangetragenen Meldung. Diese konnte natürlich nicht von Faustina kommen, denn die Gattin kannte die tatsächliche Situation. Cassius war sich seiner Sache viel zu sicher, um einen Gedanken daran zu verschwenden, ob er wirklich einen Anspruch auf die Herrschaft vertreten konnte, ungeachtet seiner tatsächlichen Erfolge in Syrien und Ägypten. Mit dem jungen Commodus war ein potentieller Herrschaftsnachfolger vorhanden, was natürlich bis hin nach Syrien bekannt war, wo Cassius zu weit entfernt amtierte.213 Als die reale Situation Cassius eines Besseren hätte belehren müssen, war es für ihn bereits zu spät, denn Martius Verus weigerte sich, die Karte des Usurpators mitzuspielen. Zwar konnte die Angliederung Ägyptens für Cassius einen Vorteil bieten, weil er damit die Getreidelieferungen nach Rom als Faustpfand hätte einsetzen können. Doch die richtige Einschätzung der Gegebenheiten durch seine Umgebung führte nach recht kurzer Zeit zur Ermordung des aufmüpfigen Möchtegernkaisers. Allerdings waren die Kosten für das Reich beträchtlich, denn die außenpolitischen Folgen überschatteten die innenpolitische Fehlleistung: Avidius Cassius eröffnete letztlich den Weg für die unzureichende Beendigung der Germanenkriege zum römischen Nachteil, vor der Marcus Aurelius allerdings verstarb. Ungeachtet dessen setzte der Kaiser die Wehrkraft Syriens in die Errichtung zweier neuer cohortes miliariae um, die sofort nach Pannonien mitgenommen wurden. Die drastischen Kalamitäten für das Imperium Romanum im dritten Jahrhundert hätten eingeschränkt werden können, wenn sich die späteren Herrscher besser mit den Verhältnissen hinter den römischen Grenzen beschäftigt hätten, doch waren derartige Fehleinschätzungen ein Gemeingut der Weltgeschichte bis heute.214 213 Die Cassius gewidmeten Untersuchungen spekulieren ab und zu über mentale und reale Voraussetzungen. Zu ihnen gehören Spieß: Avidius Cassius 6–13 (Quellen), 14– 26 (Behauptung des Suffektkonsulates vor dem Parther-Feldzug), 27–30 (Tätigkeit vor der Usurpation), 31–41 (zwiespältige Beurteilung Faustinas und fehlende Kritik am Vorgehen des Cassius), 42–58 (Aufstandsverlauf), 59–62 (Milde des Kaisers), 53–68 (Datierungsfragen), 69–74 (Zwangsläufigkeit des Ablaufs), 75–81 (Beurteilung), 84–96 (Interpretation der Vita Cassi der HA); Astarita: Avidio Cassio 91–118 und 149–153 (Mitwisserschaft von Faustina II.), 163–185 (Cassius Dio und die HA als Quellen); Birley: Hadrian to Antonines 176–181 (Geburt in Alexandria im Jahre 130, Vorhandensein einer Friedenspartei im Osten, Tod Faustinas auf dem Hinweg nach Syrien); Aste: Avidio Cassio 23–62 und 63–109 (Heranziehung dubioser Quellen wie der HA, Vit. Cass., kein alleiniger Verfasser der Biographiensammlung), 111–121 (epigraphische und papyrologische Zeugnisse); Horst: Marc Aurel 182–189. Die offizielle Proklamation in Ägypten bezeugt Sijpesteijn: Edict 186–192 = SB 12, 10991. P. Oxy. 67, 4592 = SB 10295 = Oliver: Constitutions 388–390 Nr. 185 gilt als Selbstäußerung des Cassius an das Volk von Alexandria. 214 Die syrischen Kohorten spricht kurz Kovács: Records 87, an. Fündling: Lucius Verus 257, interpretiert wie zuvor Platz-Horster: Capita opposita 215–223, eine Neapler Karneolgemme mit beidseitiger Personendarstellung als Geschenk des Lucius Verus an Avidius Cassius. Lucius und Lucilla im Eichenblattkranz auf einer Seite sind unschwer zu identifizieren, das Paar im Lorbeerkranz auf der anderen jedoch nicht; daher ist die Hypothese gewagt. Die Alternative mit Aelius Caesar und seiner Gattin als Eltern von Verus, die Platz-Horster 217 f. ebenso anspricht, lehnt sie allerdings ab. Cassius war

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7.4 Die zivilen Staatsbeamten und die Angehörigen des Hofstaates

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Die zivilen Staatsbeamten und die Angehörigen des Hofstaates

Eine große, in ihrer Zusammensetzung disparate Personenzahl zählte zu den vornehmlich im zivilen Bereich der Staatsverwaltung tätigen Beamten. Sie reichte von den sozial ranghöchsten Patriziern wie etwa den Mitgliedern der ältesten römischen Senatorenfamilie, den Acilii Glabriones, über die für das patrimonium Augusti verantwortlichen Leiter aus dem ordo equester und die zum engeren Umfeld der domus divina gehörenden Freigelassenen bis hin zu den kaiserlichen Sklaven, welche für die einfachen Tätigkeiten im Hofstaat zuständig waren. Sie alle wirkten für das Funktionieren des Staates in verschiedenen Rängen und unterschiedlichsten Ämtern zusammen und garantierten das innere Wohl der res publica.215 Namentlich genannt sind in der Historia Augusta einige Freigelassene als Vertraute des Lucius Verus, die ihn angeblich in ihrem Sinne zu lenken verstanden. Eine solche Einschätzung kann für Marcus Aurelius verneint werden, was die Historia Augusta ausdrücklich betont.216 An erster Stelle sind als meist allein in zivilen Ämtern belegte Senatoren die patricii zu nennen. Der höchstrangige Manius Acilius Glabrio Cnaeus Cornelius Severus ist nur durch seinen Prokonsulat von Africa im Amtsjahr 166/167 vertreten, nachdem er im Jahre 152 den ordentlichen Konsulat innegehabt hatte. Sein einfach gleichnamiger Sohn erreicht um 173 suo anno einen Suffektkonsulat, bis er 186 consul ordinarius II wurde; am 1. Januar 193 war er sogar Kandidat für den Kaiserthron.217 Es folgt mit Titus Pomponius Proculus Vitrasius Pollio ein Patrizier, für den in seinen vielen Inschriften mehr Ämter belegt sind: Er war zwiaber kein »Oberbefehlshaber«, sondern Gleicher unter Gleichen als Befehlshaber einer prätorischen Heeresgruppe. Auf jeden Fall besitzen Frau und Mann traianisch-hadrianische Frisurentypen. Außerdem nennt die Verf. noch eine Wiener Gemme mit Antoninus Pius und Marcus Aurelius als Caesar (220). 215 Einen Überblick über Stände und Staatsbeamte in der Kaiserzeit bietet Eck: Sozialstruktur 219–244, und Administration 185–199; ders.: Kaiser und Administration 40– 61, beschreibt den Senatorenstand und die ihm zugehörigen Ämter. Die Patrizier behandelt kurz Alföldy: Konsulat 327 f.; ders.: Sozialgeschichte 154–162, schildert die Bedeutung der Senatoren im Staatsganzen. Allgemein auch Pistor: Prinzeps und Patriziat (mit Laufbahnen und Priesterämtern), und Schipp: Adoptivkaiser 84–89, zu den Ständen. 216 Zu den Freigelassenen des Verus siehe HA, Ver. 8, 6. 8 10 und 9, 3. 5 f. sowie MA 15, 2 (dazu kurz Fündling: Lucius Verus 247 f., und Adams: Marcus Aurelius 163 f.). Die von HA, Ver. 8, 8 f., angesprochene Villa an der Via Clodia identifiziert Mastrodonato: Residenza imperiale 157–235, mit einer Villa an der Via Cassia, die etliche Kaiserporträts als Ausstattung geliefert hat, welche meistens in den Louvre gelangt sind. Es handelt sich um eine Kaiservilla im suburbium Roms, die Verus nutzte und zu der sich Marcus Aurelius angeblich einmal begab: Fündling 251 f. plädiert für eine Villa des Verus und die Historizität des Besuches des Adoptivbruders, vielleicht zur Zeit der Saturnalien Mitte Dezember, verbunden mit Lucius’ Geburtstag am 17. dieses Monats. 217 Für Acilius Glabrio Cornelius Severus siehe PIR2 I 11–13 Nr. 73; Thomasson: Statthalter 81 f.; ders.: Fasti 67; Alföldy: Konsulat 38, 88, 112, 118, 121, 162, 187, 209 f., 217 f., 279, 307, 324 f.; Dondin Payre: Acilii 46–51, 94–98, 111, 115, 158 f., 164–166, 174, 189–197, 202, 249 f.; Migliorati: Iscrizioni 127–129. Zu Acilius Glabrio iunior PIR2 I

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schen etwa 164 und 167 in auffälliger Weise Statthalter von Hispania Citerior, danach proconsul Asiae und begleitete anschließend zwischen 168 und vielleicht 180 die bzw. den Kaiser als comes August/i/orum auf den jeweiligen Feldzügen, um zwischenzeitlich zum zweiten, ordentlichen Konsulat des Jahres 176 aufzusteigen: Damit engagierte er sich etwas mehr im Staatsdienst als seine illustren Kollegen; zudem war er Gatte der Annia Fundania Faustina, Tochter des Bruders der Kaiserin Faustina I. und Cousine von Marcus Aurelius.218 Von Bruttius Praesens war bereits die Rede. Für seinen Kollegen M. Vettulenus Civica Barbarus, immerhin Stiefonkel des Lucius Verus, für Marcus Metilius Aquillius Regulus Nepos Volusius Torquatus Fronto und Quintus Pompeius Senecio Sosius Priscus, den nur wegen seiner insgesamt 38 Namensbestandteile berühmt gewordenen Senator, sind ebenfalls nur marginale Tätigkeiten überliefert: Daher ist ihnen für das Gesamtfunktionieren der res publica Romana keine herausragende Bedeutung beizumessen. Allerdings konnten sie als Patrizier alle Privilegien ihres Ranges auskosten, und der letztgenannte Senator verzeichnete immerhin eine Legatur in der Provinz Asia als Begleiter seines Vaters, des Prokonsuls von 163/164, und das Amt des praefectus alimentorum, doch konnte er den eigenen Prokonsulat von Asia wegen seines Todes nicht antreten.219 Innerhalb des senatorischen cursus honorum ist die Einrichtung einer neuen Laufbahnstufe zu nennen, welche die Verwaltung des zentralen Reichsgebietes Italien betraf. Es handelt sich um die Wiederberufung von iuridici für vier italische Regionen, die der juristischen Verwaltung im prätorischen Range dienten. Maßgeblich dafür war das Vorbild Hadrians, der bereits temporäre Vorkehrungen ähnlicher Art ergriffen hatte, allerdings für consulares.220 Unter der Samtherrschaft von Marcus Aurelius und Lucius Verus ist als erster iuridicus regionis Transpadanae Arrius Antoninus ausdrücklich für ungefähr 165 bis 168 bezeugt, der für Norditalien zu sorgen hatte. Sein Kollege Caius Vettius Sabinianus erhielt zur selben Zeit diese Aufgabe für die Region Etruria Aemilia Liguria übertragen, was Nordwest-und Mittelitalien gemeinsam betraf. Vervollständigt wird diese Konstellation durch Caius Cornelius Italus ebenso zur selben Zeit für Flaminia et Umbria. Lucius Saevinius Proculus hatte danach zwischen ungefähr 168 und 170 diese Funktion in der neu definierten Region Flaminia et Transpadana inne. 10 f. Nr. 69; Alföldy 16, 88, 108 f., 187, 311, 325, 328; Leunissen: Konsuln 113, 130, 372; Dondin Payre 12, 21 f., 47–49, 63, 87, 99, 189 f., 249–251, 289, 294, 300. 218 Pomponius Proculus: PIR2 VIII.2 412–416 Nr. 770; Pflaum: Sodales 22–32; Alföldy: Fasti 27, 31, 33–38, 120, 194, 196 f., 199, 202, 204 f., 211–213, 217; ders.: Konsulat 27, 39 f., 57, 87, 94, 108–110, 112, 115, 120 f., 158 f., 190, 216, 229, 231, 274, 278 f., 288, 307, 324, 327, 380; Birley: Marcus Aurelius 155, 187, 207, 236, 245, 262; Levick: Faustina 150, 155. 219 Zu Vettulenus etwa PIR2 VIII.2, 266 f. Nr. 501: Pflaum: Sodales 48–50; Alföldy: Konsulat 40, 57, 169, 309, 324, 328, 36; Birley: Marcus Aurelius 39, 110 f., 131, 155, 195, 238, 247. Metilius: PIR2 V 270 f. Nr. 540; Alföldy 39, 57, 169, 309, 324, 328. Pompeius: PIR2 VI 289–292 Nr. 656; Pflaum 51–54; Alföldy 73, 185, 216, 325, 328. 220 Die Einrichtung der italischen Gerichtsbezirke spricht HA, MA 11, 6, an (Adams: Marcus Aurelius 91). Mit den Juridikaten beschäftigen sich z. B. Corbier: Circonscriptions 609–690; Simshäuser: Iuridici 235–242 (mit der älteren Literatur); Eck: Organisation 155–166; Birley: Hadrian to Antonines 159 f.; Rosen: Marc Aurel 80.

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Quintus Servilius Pudens, Sohn des gleichnamigen Vaters und der zweiten Schwester des Lucius Verus, Ceionia Plautia, war gemäß seiner kurzen Laufbahninschrift iuridicis Aemiliae et Flaminiae zu unbestimmbarer Zeit unter Marcus oder Commodus, doch den ordentlichen Konsulat wie sein Vater 166 erreichte er nicht. Die vierte Großregion, nämlich Apulia Calabria Lucania Bruttii, ist dagegen nicht mit einem Amtsinhaber bezeugt. Die variablen Grenzen der Zuständigkeitsbereiche hatten nichts mit militärischen Belangen gerade in Norditalien zu tun, sondern orientierten sich an jeweils aktuellen Rechtsnotwendigkeiten, die heute unklar sind. Rom und seine Umgebung bis zu einer nicht genau festlegbaren Grenze waren von dieser Maßnahme jedoch ausgenommen, denn hier war der Stadtpräfekt als höchste Instanz nach dem Kaiser verantwortlich.221 Eine weitere kleinere Neuerung betraf allein Rom. Es war die Einrichtung eines Amtes, das für die rechtliche Betreuung von Vormundschaften zuständig wurde, nämlich des praetor pupillaris. Als erster Amtsinhaber amtierte um 163 gemäß seiner zwei Laufbahninschriften wiederum Arrius Antoninus, der ausweislich seiner Staatstätigkeit als juristischer Fachmann angesprochen werden kann. Da es sich um ein Amt mittleren Ranges handelte, sind derartige Beamte selten bekannt, und es ist dem epigraphischen Zufall zu verdanken, diese Neuschöpfung eines senatorischen Amtes überhaupt dokumentiert zu finden, dazu ausdrücklich in der Person des Erstinhabers. Es handelte sich hierbei nicht um die einzigen Neuerungen im senatorischen cursus honorum, sogar die Historia Augusta gibt Hinweise auf aktualitätsbezogene Maßnahmen innerhalb der Staatsverwaltung, so für die genannte Prätorstelle. Wegen der Auswirkungen der Pestepidemie auf Italien waren die vielen Ernennungen von senatorischen Sonderbeamten für die Verwaltungsgeschäfte in Kommunen und die Behebung konkreter Notstände gut nachvollziehbar. Hierfür sind ebenfalls die Inschriften des Arrius Antoninus ein konkretes Beispiel: Er übte die Funktion eines curator in den Gemeinden Ariminum (Rimini), Tifernum Tiberinum (Città di Castello) und Nola sowie in der ganzen Region Aemilia aus. Andere Stadtkuratoren anstelle der üblichen Bürgermeister, der IIviri iure dicundo, waren A. Iunius Pastor für wiederum Nola sogar als consularis, Marcus Macrinius Vindex als praetorius um 171 wiederum für Ariminum und Vettius Sabinianus um etwa 176 für Puteoli (Pozzuoli) bei Neapel. Dies waren allerdings keine Ernennungen, um die Zahl senatorischer Ämter zu vergrößern, wie es die Historia Augusta behauptet, sondern konkrete Nothilfemaßnahmen. Eine wichtige Bedeutung innerhalb des prätorischen Laufbahnabschnitts kam außerdem den curatores der Staatsstraßen in Italien zu, die sich meist auch um die Alimentarstiftung für bedürftige Kinder und die Belange der an den viae gelegenen Gemeinden zu kümmern hatten.222 221 Zu Arrius Antoninus Anm. 194 und Simshäuser: Iuridici 237 f.; für Saevinius Proculus PIR2 VII.2, 16 f. Nr. 63; Alföldy: Konsulat 59, 131, 199 f., 254 f., 263, 282–285, 302, 369; Leunissen: Konsuln 51, 63, 198, 206. Servilius Pudens behandeln PIR2 VII.2, 234 Nr. 596; Thomasson: Statthalter 93–95; ders.: Fasti 71 f.; Pflaum: Sodales 82–85; Simshäuser 237; Alföldy 264; Leunissen 109, 220, 298. 222 Die Aussagen der Historia Augusta zum praetor pupillaris oder tutelaris und zu den curatores sind HA, MA 10, 11 und 11, 2 f. (Adams: Marcus Aurelius 88–90). Das erstgenannte marginale prätorische Amt wurde nur selten erörtert: Fündling: Marc Aurel

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Innerhalb des senatorischen cursus honorum blieben die Anfangsämter unangetastet, weil sie keine große Rolle spielten. Es waren das Vigintivirat mit seinen vier Teilbereichen, der Militärtribunat, die Quästur und Ädilität sowie der Volkstribunat. Sonderfunktionen wie der Sevirat der turmae equestrium und die kurzzeitige Stadtpräfektur feriarum Latinarum causa erfuhren ebenfalls keine Änderungen. Einige junge Senatoren konnten als candidati Augusti besonderere Aufmerksamkeit verzeichnen, da sie die kaiserliche Empfehlung, die Kommendation, bei den Ämterwahlen im Senat zu sicheren Gewinnern machte. Im prätorischen Abschnitt zählten zu den zivilen Ämtern neben den Straßenkuratelen und den Sonderämtern die Leitungsfunktionen der zwei Staatskassen in Rom als praefectus aerarii militaris und als praefectus aerarii Saturni. Diese beiden Ämter beinhalteten eine beinahe automatische Anwartschaft auf den Suffektkonsulat. Davon konnte für die praefecti frumenti dandi als Verantwortliche für die Getreideverteilung in Rom und die wenigen Statthalterschaften in den vom Senat betreuten Provinzen, in denen prätorische proconsules amtierten, nicht die Rede sein. Die zahlreicheren kaiserlichen Provinzen ohne Militärbesatzung waren dagegen besser gestellt, denn ihre legati Augusti pro praetore besaßen höhere Chancen, zu consules suffecti aufzusteigen. Für die Statthalter in den Provinzen mit Heeresgarnisonen, etwa die umgeordneten Provinzen Raetia und Noricum, bedeutete der selbe Aufstieg eine natürliche Folgerung. Die Legaten von Legionen hatten in der Regel anschließend noch eine Statthalterschaft in prätorischen Provinzen militärischen Charakters zu absolvieren. Diese Verallgemeinerungen unterlagen allerdings immer auch Ausnahmemöglichkeiten. Schließlich ist das konsulare Amt des praefectus alimentorum zu nennen, das nach der Einrichtung der Alimentarstiftungen in Italien unter Traianus geschaffen wurde, um deren praktische Umsetzung zu überwachen; dazu kamen die schon genannten Aufgliederungen auf einzelne, mit den Staatsstraßen zusammenhängende Regionen für Beamte prätorischen Ranges.223 In der konsularischen Laufbahn gab es zwei zivile Ämtergruppen. Es waren außer der Alimentarpräfektur die Kuratele in Rom und die prokonsularischen Statthalterschaften in Africa und Asia, die 12 bis 15 Jahre nach dem Konsulat bekleidet wurden. Zu ihnen gesellte sich als allerhöchstes Amt in der Hauptstadt die Stadtpräfektur hinzu, die mit einem zweiten, ordentlichen Konsulat verbunden sein konnte. Das berühmteste Beispiel für diese Ämterkumulation stellte Helvius Pertinax dar, der aus ihr zum Kaiser berufen wurde. Auch Quintus Iunius Rusticus, einer der Lehrer des Marcus Aurelius, den die Historia Augusta als wichtigsten stoischen Philosophen seiner Zeit bezeichnet, für die Jahre 160–168, Lucius Sergius Paullus seit 168 bis zu unbekanntem Zeitpunkt und besonders C. 83 f.; Eck: Seuche 75 f. (Einrichtung wegen Seuchensterbens vieler Eltern); Bruun: Mancanza 124 f. (frühere Schaffung). Die Stadtkuratoren bespricht Eck: Kaiser und Administration 128–132. 223 Mit den prätorischen Ärarpräfekten beschäftigen sich zusammenfassend Corbier: Aerarium, besonders 631–720, und im Detail Alföldy: Konsulat 29 f., 32, 54 f., 103, 126, 292 f. Den prafectus frumenti dandi thematisiert Alföldy 19, 34, 49 f., 60. Zur Alimentarpräfektur siehe Duncan-Jones: Alimenta 123–146; Cassola: Note 495–504; Eck: Praefectus alimentorum 242.

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Aufidius Victorinus für wohl die Jahre 179 bis 183 zählten zu den solchermaßen ausgezeichneten Senatoren.224 Die stadtrömischen Kuratele bildeten die cura operum publicorum, die cura aedium sacrarum, die cura alvei Tiberis und die cura aquarum, die in der Regel direkt nach dem Konsulat bekleidet wurden. Gesicherte curatores waren etwa Statius Priscus für die öffentlichen Gebäude im Jahre 161, Iunius Pastor für dieselbe Aufgabe um 165, Claudius Fronto ebenfalls für diese Tätigkeit um 167 wie auch Antistius Adventus für 168. Vettius Sabinianus dagegen war um 176 für die sakralen Gebäude zuständig und Publius Cornelius Anullinus sorgte wohl im selben Jahr für die Tiberufer; er stieg merklich später, nämlich 196 bis 199, zu Stadtpräfektur und zweitem Konsulat auf, weil er im Zuge des Bürgerkrieges zwischen Septimius Severus und Pescennius Niger 193 dem Sieger als Feldherr gedient hatte.225 Außerhalb der wirklichen Ämterlaufbahn standen die vielen Priesterämter, in die Senatoren berufen werden konnten: Sie repräsentierten die sakrale Sphäre des Staatslebens, was vornehmlich für die vier amplissima collegia zutraf, nämlich die pontifices, augures, VIIviri epulonum und XVviri sacris faciundis, welche die Hauptkulte repräsentierten. Hinzu kamen die für einzelne Götter als flamines und für andere heilige Handlungen zuständigen Priester wie die fetiales für das Kriegswesen und die fratres Arvales, die Ackerbrüder.226 Eine interessante Zwischenstufe stellten die wenigen Fälle dar, in denen Provinzen von ihren früheren Statuszugehörigkeiten in neue überführt wurden und zwar aus der ritterlichen in die senatorische Verantwortung. Die beiden prokuratorischen Provinzen Raetia und Noricum wurden im Zuge der Donaukriege zu senatorischen gemacht, weil mit der Stationierung der legiones II und III Italicae deren Befehlshaber das Amt eines legatus Augusti pro praetore übernahmen, das Legionskommando und Statthalterschaft vereinte. Dasselbe gilt für Pannonia inferior, die Pseudoprovinz Numidia und Iudaea, während die gleichfalls eine Legion enthaltende Provinz Hispania citerior wegen ihrer historischen Bedeutung 224 Die Prokonsuln von Africa nennt Thomasson: Statthalter II 78–87, und Fasti 64–71 mit den Quellen. Die Stadtpräfekten unter Marcus Aurelius finden sich in PIR2 IV 345 f. Nr. 814; Pflaum: Sodales 74–76; Alföldy: Konsulat 9, 107–109, 176, 287 (Iunius Rusticus); PIR2 VII.2 215 f. Nr. 530; Alföldy 108 f., 112, 118 f., 121, 150, 161, 185, 216, 279, 287 (Sergius Paullus); zu Victorinus siehe Anm. 97. Zum zweiten Konsulat äußert sich Alföldy 107–110. Die Leistungen des Rusticus spricht HA, MA, 3, 2–4 (Adams: Marcus Aurelius 64–66), an; auch Dio (= Xiphilinos) LXXII 35, 1 nennt ihn als Stoiker. Besonders aber würdigt ihn der Kaiser in seinen Selbstbetrachtungen I 8 mit warmen Worten als überaus integren Menschen. 225 Die konsularischen Ämter spricht Alföldy: Konsulat an: Kuratele 289–291; Stadtpräfektur Roms und die consules II 22 f., 107–110, 287 f. sowie die beiden Prokonsulate 22 f., 110–124, 207–218. Zu Cornelius Anullinus PIR2 II 308 f. Nr. 1322; Thomasson: Statthalter 99 f.; ders.: Fasti 77 f.; Alföldy: Fasti Hispanienses 122 f., 158, 252–258, 262–267, 272–275, 293; ders.: Konsulat 26 f., 53, 189 f., 229, 260, 263, 281, 284, 291, 300, 318, 344; ders.: Cornelius Anullinus 303–324; Eck: Statthalter 71 f., 75; Leunissen: Konsuln 7, 113, 115, 134, 214 f., 308, 347, 373; Migliorati: Iscrizioni 243–246. 226 Die vier höchsten Priesterämter mit ihren Inhabern erörtert ausführlich Schumacher: Priesterkollegien. Zur Geschichte der pontifices allgemein van Haeperen: Collège pontifical.

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traditionell konsularischen Gouverneuren unterstand. Die genannten beiden Legionen stellten diejenigen Soldaten, die in den Hauptstädten Augusta Vindelicum (Augsburg) und Lauriacum (Linz) als equites et pedites singulares die Leibwache der Statthalter bildeten.227

7.5

Der Aufstieg der ritterlichen Befehlshaber und Beamten sowie der ordo decurionum

Die zivilen Beamten aus dem ordo equester wirkten einerseits in der staatlichen Finanzverwaltung, andererseits im Umfeld der Kaiser am Hofe, wobei die zwei Tätigkeitsfelder oft ineinander griffen. Unterhalb der Prätorianerpräfektur rangierten die praefectura Aegypti als Leitung der kaiserlichen Krondomäne Ägypten, die prafectura annonae für die Überwachung der Getreidezufuhr aus Aegyptus, Africa und Sicilia nach Rom und Kernitalien sowie die praefectura vigilum als Kommando der stadtrömischen Polizei- und Feuerwehreinheiten von rund 7.000 Mann, denen ein paramilitärischer Charakter eigen war. Diese vier höchsten Ämter im ritterlichen cursus honorum gründeten auf einer Vielzahl von niedriger angesiedelten Stellen im Reichsdienst. Diese waren nach ihrer jeweiligen Besoldung eingestuft, nämlich mit 200.000, 100.000 und 60.000 Sesterzen, worauf sich die lateinischen Bezeichnungen als ducenarii, centenarii und sexagenarii bezogen; zusätzlich wurde ein Posten als tricenarius mit 300.000 Sesterzen Jahresgehalt neu eingerichtet. Die Beamten konnten diverse Funktionen im Finanzwesen oder in Statthalterschaften von kleineren Provinzen ausüben, in denen bloß Hilfstruppeneinheiten stationiert waren: Die letztgenannte Personengruppe war hälftig ebenfalls militärisch tätig.228 Zu diesen Ämtern kamen zahlreiche andere hinzu, die als reine Hofaufgaben anzusehen sind. Die einen waren mit der kaiserlichen Korrespondenz beauftragt, die anderen für die zentrale Finanzverwaltung am Hofe zuständig. Zu ihnen traten die untergeordneten Stelleninhaber im regionalen Bereich hinzu, sie alle aber gehörten zur Gesamtgruppe der procuratores. An erster Stelle rangierten die Verantwortlichen für die rationes, die den einzigen, neugeschaffenen Posten mit tricenarer Besoldung innehatten. Es folgten die als ab epistulis Latinis und als ab epistulis Graecis bezeichneten Zuständigen für die kaiserliche Korrespondenz. Danach kamen im selben ducenaren Rang die Leiter des census, der libelli et cognitiones, der summae rationes, der bibliothecae, der studii, der hereditates, des patrimonium und der XX hereditatium, also hauptsächlich wei227 Augsburgs Rolle im römischen Reich behandelt zuletzt allgemein Kuhoff: Augsburg 13–38, zur Antoninenzeit 23–25. 228 Die Ämter des Ritterstandes untersuchte grundlegend Pflaum: Procurateurs, besonders 221–259; ders.: Carrières (die einzelnen Personen) und ders.: Abrégé 25–29 (Zusammenfassung). Eine allgemeine Darstellung zum ordo equester bietet Alföldy: Sozialgeschichte 162–168.

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7.5 Der Aufstieg der ritterlichen Befehlshaber und Beamten sowie der ordo decurionum

terer Finanz- und Steuerabteilungen, sowie des ludus magnus als wichtigster Ausbildungsstätte für Gladiatoren. Im centenaren Rang rangierten der praefectus vehiculorum, der advocatus fisci, die Verantwortlichen für die moneta, die aquae, die regiones urbis sowie der Schriftführer der Prätorianerpräfekten und die subpraefecti der annonae und der vigiles. Sexagenare Dienststellungen besetzten in Italien die für die Steuerbereiche an den Staatsstraßen und die alimenta und für die norditalischen Gladiatorenschulen, in Rom aber die für die annona Ostiae, die Minicia als Getreideverteilungsort, die bibliotheca Ulpia und den ludus matutinus verantwortlichen Beamten sowie die promagistri der XX hereditatium und der hereditates und der subcurator der aedes sacrae et opera publica. Eine beträchtliche Zahl aller dieser Ämter wurde früher von kaiserlichen Freigelassenen ausgeübt, aber seit Hadrians Regierung weitestgehend an Ritter vergeben. Neu berufen wurden außerdem Personen ritterlicher Standeszugehörigkeit zu ständigen consiliarii mit 100.000 Sesterzen Gehalt, als deren erster der Jurist Marcus Aurelius Papirius Dionysius in der Spätzeit von Marcus Aurelius gilt. Inschriftlich wie literarisch bezeugt spielte er in der Innenpolitik des Jahres 189 eine kurze Rolle: Als gewesener praefectus Aegypti auf Veranlassung des Machthabers Cleander zum praefectus annonae zurückberufen, führte er dessen Sturz durch eine künstliche Getreideverteuerung herbei, wurde allerdings wenig später selbst umgebracht. Schließlich ist das jeweils unterschiedlich besetzte consilium principis anzusprechen, das sich aus Experten senatorischen und ritterlichen Ranges zusammensetzte: Diese bildeten zu wichtigen Entscheidungsfindungen das Beratergremium des Kaisers und unterzeichneten die letztlichen Beschlüsse, wie es beispielhaft die Tabula Banasitana dokumentiert.229 Macrinius Vindex, Bassaeus Rufus und Tarrutienus Paternus sind die Prototypen für die im Kriegsverlauf immer wichtigere Rolle höchster Kommandeure aus dem ordo equester. Im selben Zusammenhang müssen erneut Helvius Pertinax und Valerius Maximianus genannt werden, wobei alle mit weitgehend oder ausschließlich militärisch geprägten Karrieren in Erscheinung traten. Bedeutung gewannen sie wegen ihrer langjährigen Bewährung im Kriegsdienst, die sie vielfach den senatorischen Provinzstatthaltern und Truppenbefehlshabern voraus hatten. Aber auch sie konnten nicht nur Siege im Kampf gegen die Donauvölker erringen, was etwa den zuerst genannten Prätorianerpräfekten betraf.230 Allerdings 229 Das kaiserliche Beratungsgremium behandeln Crook: Consilium principis; Eck: Kaiser und Administration 4–18; ders.: Kaiser und Ratgeber 355–369; Christol: Conseil impérial 31–59; ders.: Consilium principis 587–612; den consiliarius nennt Pflaum: Procurateurs 74 und Abrégé 27, 60. Zu Dionysius PIR2 I 320 f. Nr. 1567; Pflaum: Carrières I 472–476 Nr. 181; Gherardini: Studien 235, 274–278, 290; Absil: Préféts 230; Migliorati: Iscrizioni 440–443. Die literarischen Quellen sind Dio (= Xiphilinos) LXXIII 13, 1 f. 14, 3; Suda E 916; HA, Comm. 14, 1 f. (ohne Namensnennung). 230 Die Entwicklung der ritterlichen Beamtenapparates seit Augustus beschreibt Eck: Kaiser und Administration 69–88 und 94–104 (Ausdifferenzierung der Aufgaben mit steigender Reichsgröße und Bevölkerungszahl Beweggrund für die Ausweitung der Beamtenzahl), 132–138 (zusätzliche Aufgaben in der Verwaltung von Steuern und Zöllen). Fasten der ritterlichen Ämter bei Pflaum: Carrières V 109–156 (Stand von 1982). Zur Prätorianerpräfektur in der Epoche von Marcus Aurelius Absil: Préfets (Anm. 185), doch Annahme des Schlachtentodes von Bassaeus Rufus (109 f.).

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

gab es genügend Nachrücker für freiwerdende Funktionen, was dem nie homogenen Ritterstand im Vergleich zum ordo senatorius die Möglichkeit eröffnete, seine Reihen zu ergänzen, da aus dem reichsweiten, aber lokal bezogenen ordo decurionum ein breites Kandidatenreservoir zur Verfügung stand. Wie bei den Senatoren war auch bei den Rittern der Wechsel von Ämtern militärischen und zivilen Charakters häufig anzutreffen. Insofern können diese zwei Ämtergruppen nicht strikt voneinander getrennt werden.231 Allgemein besaßen die militärischen Funktionen den Vorrang vor den zivilen. Die überwiegend mit ersteren Aufgaben betrauten Statthalterschaften in den nichtsenatorischen Provinzen betrafen die beiden im oberen ducenaren Rang angesiedelten Mauretaniae, also Tingitana und Caesariensis. Dazu gehörten bis etwa 171 auch die Provinzen Raetia und Noricum, die damals in senatorisch prätorische Statthalterschaften umgewandelt wurden, als zu der durchaus ansehnlichen Zahl von Auxiliareinheiten jeweils eine Legionsbesatzung hinzukam. Der aus dem nordostitalischen Concordia stammende Titus Desticius Severus war im Jahre 166 ritterlicher Prokurator, und im folgenden Jahre bekleidete Sextus Baius Pudens nach Noricum und Raetia die Statthalterschaft von Mauretania Caesariensis.232 Der erste senatorische Beamte in Rätien war der ansonsten unbekannte, aber inschriftlich in Augsburg um 176 bezeugte Appius Claudius Lateranus, der bloß als Legionslegat bezeichnet ist und daher wohl eine vorbereitende Funktion innehatte, bevor die Umwandlung der Statthalterschaft vollzogen wurde. Rund zehn Jahre zuvor war überdies der rätische Limes erneuert worden.233 In anderen Provinzen wie auch in Aegyptus besaßen die vielen finanzprokuratorischen Stellen einen allein zivil bestimmten Inhalt, wie es etwa der für Belgica et utriusque Germania zuständige Titus Varius Clemens um 160 demonstriert. Militärisch ausgerichtet waren die beiden kaiserlichen Flottenkommandos in Misenum und Ravenna, denen als centenare Stellungen die Provinzflotten in Britannia, Germania und Pontus nachfolgten. Derselben Gehaltsgruppe gehörten die Statthalterschaften in den drei Alpenprovinzen und Finanzprokuraturen besonders in östlichen Provinzen an. Der in Rom für die Reichsmünzstätte verantwortliche procurator monetae besaß indirekt eine hohe Bedeutung für die Besoldung der Soldaten, weil er damit die Verbindung zwischen Kaiser und Heer festigen konnte. Insgesamt gesehen verzeichneten die zivilen Prokuraturen in Rom, Italien 231 Nicht genau zu datieren als Prätorianerpräfekt ist der durch eine Inschrift aus Köln überlieferte Titus Flavius Constans, denn er kann bereits unter Antoninus Pius amtiert haben: PIR2 III 145 Nr. 247 (noch 164); Pflaum: Carrières I 349–352 Nr. 149; Migliorati: Iscrizioni 494–497. Das Dokument ist Galsterer: Steininschriften2 185 Nr. 207 (Datierung wie in PIR2), doch gibt das hier bezeugte Rangprädikat vir eminentissimus keinen Datierungshinweis. 232 Baius Pudens: PIR2 I 349 Nr. 36; Pflaum: Procurateurs 328; ders.: Carrières I 422–434 Nr. 173 und passim; Thomasson: Statthalter 258 f.; ders.: Fasti 203 f.; Winkler: Reichsbeamte 59–61; ders.: Statthalter 65 f.; Migliorati: Iscrizioni 448–451. Desticius Severus: PIR2 III 12 Nr. 57; Pflaum: Procurateurs 325, 327; ders.: Carrières I 409–411 Nr. 167; Winkler: Statthalter 66–68; Migliorati 478–482. 233 Claudius Lateranus: PIR2 II 210 Nr. 907; Winkler: Reichsbeamte 78 f.; Schumacher: Priesterkollegien 86 Nr. 43; Dietz: Einrichtung 82–86; Leunissen: Konsuln 142, 280; Alföldy: Probleme 9–44, hier 9–27; Migliorati: Iscrizioni 226 f.; Kuhoff: Augsburg 24 f.

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7.5 Der Aufstieg der ritterlichen Befehlshaber und Beamten sowie der ordo decurionum

und den Provinzen ein deutliches zahlenmäßiges Übergewicht gegenüber den militärisch ausgerichteten Stellen.234 Wie die Senatoren hatten die aufstrebenden equites obligatorische Anfangsämter zu absolvieren, die in den tres bzw. quattuor militiae bestanden. Dies waren kurzzeitige Aufgaben, die allein militärischen Zwecken dienten, und zwar die Befehlshaberstelle über eine cohors, die 500 Mann starke Auxiliareinheit der Fußtruppen, die Bekleidung eines der fünf ritterlichen Militärtribunate in einer Legion und das Kommando über eine ala, die wiederum 500 Mann umfassende Reitereinheit unter den Auxiliartruppen. Besonders bewährte junge Offiziere konnten mit dem Titel tribunus oder praefectus zum Kommando über eine der wenigen cohortes, alae bzw. gemischten Einheiten, der cohortes equitatae, aufsteigen, die 1.000 Mann zählten. Ein Beispiel bietet der cursus honorum des Macrinius Avitus Catonius Vindex, der am Ende seiner quattuor militiae das vierte Amt als praefectus alae contariorum ausübte, womit er eine Einheit schwerer Reiter befehligte. Ein anderer Fall war T. Varius Clemens, der als praef. equitum alae Britannicae miliariae diente und schließlich als ab epistulis Augg. für Marcus und Verus amtierte, nachdem er in Lusitania, Mauretania Caesariensis, Raetia und Belgica mit den beiden Germaniae tätig gewesen war. Spätestens im Jahre 177 wurde er mittels der adlectio inter praetorios in den Senatorenstand aufgenommen, wie es die Tabula Banasitana andeutet. Schließlich gehörte auch Valerius Maximianus zu den Absolventen einer quarta militia.235 Wegen der langjährigen kriegerischen Notwendigkeiten wurde es immer häufiger erfahrenen Berufssoldaten ermöglicht, auch ohne reguläre Anfangsämter in die ritterliche Laufbahn einzusteigen. Es handelte sich um diejenigen Offiziere in den Legionen, die sich aus dem wirklichen Militärdienst nach oben gearbeitet hatten, nämlich die primipili bis, die ranghöchsten Centurionen in den Kerntruppen des römischen Heeres. Das bekannteste Beispiel eines solchen Aufstieg bietet Bassaeus Rufus, der es bis zum praefectus praetorio brachte. Von den anderen fünf Prätorianerpräfekten des Marcus Aurelius sind für Flavius Constans keine sonstigen Ämter gesichert, doch wird er für Finanzprokuraturen in Dacia und Germaniae et Belgica in Anspruch genommen. Cornelius Repentinus ist inschriftlich in Puteoli mit einer Laufbahn vertreten, und Furius Victorinus wird in einer renaissancezeitlich verunstalteten Inschrift aus Rom dokumentiert. Der im Feldzug umgekommene Macrinius Vindex ist epigraphisch und literarisch angesprochen, 234 Die Prokuraturen von 100.000 bis 300.000 Sesterzen Gehalt listet Pflaum: Abrégé 25– 29 und 60–63, auf. Eine namentliche Aufzählung bietet, allerdings ohne genaue Datierungen ders.: Procurateurs 323–329; eine Schilderung der Verhältnisse unter Marcus Aurelius ebd. 71–74, 179–186, 198 f., 213 f., 224–259 (mit Entwicklungsgeschichte). Insgesamt zählt der Autor eine trecenare, 33 ducenare, 49 centenare und 42 sexagenare Posten auf (Abrégé 25–28), was insgesamt 125 Stellen ausmacht (die Umwandlung der Statthalterschaften in Raetia und Noricum in prätorisch senatorische ist nicht berücksichtigt): Die weitaus meisten dieser Ämter dienten zivilen Zwecken. 235 Varius Clemens: PIR2 VIII.2 153 f. Nr. 274; Thomasson: Statthalter 256–258; ders.: Fasti 202 f.; Pflaum: Carrières V, 44 Nr. 156; Winkler: Statthalter 62–64; Alföldy: Konsulat 16, 81 f., 93, 195, 197 f., 318; Šašel: Varius Clemens 295–300; Birley: Marcus Aurelius 122 f., 184, 204; ders.: Hadrian to Antonines 159; Fündling: Marc Aurel 79; Migliorati; Iscrizioni 547–551.

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

ohne freilich ein Laufbahnzeugnis aufweisen zu können. Schließlich ist Tarrutienus Paternus zu nennen, der wie Rufus in der Tabula Banasitana angeführt ist und gleichfalls in der literarischen Überlieferung vorkommt: In den iustinianischen Digesten ist er sogar als Autor eines Werkes über das Militärwesen angesprochen. Auch für ihn kann keine vollständige Laufbahninschrift benannt werden, weshalb die literarischen Angaben umso mehr wiegen. Immerhin ist für ihn die Aufnahme in den Senatorenstand aus der Prätorianerpräfektur, obgleich nur aus hinterhältigem Grunde, belegt. Allgemein wurden bewährte ritterliche Truppenbefehlshaber in die prätorische Rangstufe des Senatorenstandes aufgenommen, um sie sogleich als Legionskommandeure einsetzen und später ihre Fähigkeiten in höheren Stellungen nutzen zu können. Hierfür sind erneut Pertinax und Valerius Maximianus die besten Beispiele.236 Schließlich ist der dritte Stand anzusprechen, der über alle Städte des Imperiums verteilte ordo decurionum. Aus ihm gingen ab und zu equites Romani hervor, die sich in ihrer neuen Laufbahn weiter empordienen konnten, um vielleicht sogar Senatoren zu werden, doch kam ein solcher Aufstieg selten vor. Eine Karriere vom Dekurionenstand in den ordo equester stellt Titus Flavius Germanus dar, der in Praeneste (Palestrina) die Ämter des aedilis, IIvir und IIvir quinquennalis bekleidete und dann in die prokuratorische Laufbahn eintrat, in der er neun Ämter versah, um schließlich zum Organisator des Triumphzuges des Commodus im Oktober 180 berufen zu werden. Ein namentlich unbekannter städtischer Beamter aus Lugdunum wurde vom divus Aurelius Antoninus als centenarer Prokurator der Region von Hadrumetum in der Provinz Africa proconsularis eingesetzt, doch ist über einen weiteren Aufstieg nichts bekannt. Der anfänglich mit der Sinekura eines praefectus fabrum in einer Legion, als Aufseher der dort tätigen Handwerker, betraute Sextus Caecilius Crescens Volusianus stieg auffällig schnell über zwei andere Ämter zum ab epistulis von Antoninus Pius und seinen beiden Nachfolgern auf. Ein ehemaliger Bürochef des Prätorianerpräfekten Cornelius Repentinus, dessen Name nur fragmentarisch überliefert ist, wurde als ab epistulis Latinis im prätorischen Rang durch Marcus und Verus in den Senatorenstand aufgenommen, nachdem er zuvor fünf bezeugte Ämter ausgeübt hatte. Berühmt geworden ist schließlich der Fall des Lucius Volusius Maecianus, der ebenfalls als praefectus fab236 Für Rufus siehe Anm. 146, zu Repentinus Anm. 204 sowie zusätzlich Absil: Préfets 175 f. Nr. 38 (die Inschrift ist AE 1980, 235). Furius Victorinus ist durch die Inschrift CIL VI 41143 = XIV 440 = ILS 9002 bezeugt, die seine tres militiae nennt, von denen aus er u. a. zu den beiden Flottenpräfekturen von Ravenna und Misenum aufstieg, um danach die rationes zu verwalten, praefectus vigilum und praefectus Aegypti zu werden, dann zum praef. praet. von Marcus und Verus aufzusteigen sowie wegen des Parthersieges diverse Auszeichnungen und sogar die ornamenta consularia, die konsularischen Statusabzeichen, als besondere Wertschätzung zu erhalten: Seine Laufbahn entsprach genau dem traditionellen gemischten Typus für hochrangige Ritter. Zu ihm PIR2 III 230 f. Nr. 584; Pflaum: Carrières I 326–331 Nr. 139; Migliorati: Iscrizioni 500–504. Zu Vindex Anm. 118, für Paternus Anm. 138 (dessen eigenes Fachbuch bezeugen Dig. XLIX 16, 7 und L 6, 7). Die drei letztgenannten Präfekten behandelt auch Absil 177, 180 und 182 f. Zur adlectio inter praetorios kurz Eck: Kaiser und Administration 35 f., zum Verhältnis des Kaisers zu den Soldaten allgemein Speidel: Philosoph als Imperator 67–70 (Bemühung um stete Einvernehmlichkeit).

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7.6 Die römische Militärmacht in Bedrängnis

rum begann, nach nur einer militia bereits in den prokuratorischen Dienst unter Hadrian aufrückte und durch Antoninus Pius zum praefectus annonae berufen wurde. Seine hohen Rechtskenntnisse machten ihn zu einem der Lehrer von Marcus Aurelius und ließen ihn kurzzeitig die praefectura Aegypti erreichen, von der aus er als praetorius in den Senat berufen und nach einer Amtstätigkeit als Ärarpräfekt für die Staatskasse zum Konsul für das Jahr 166 designiert wurde. Diese Beispiele stehen für mittelrangige ritterliche Beamte, die aus dem Dekurionenstand in den Reichsdienst aufstiegen, aber verhältnismäßig selten eine adlectio inter senatorios erfuhren. Der überall präsente Helvius Pertinax schließlich konnte als Sohn sogar eines Freigelassenen wegen seiner unbestreitbaren militärischen Fähigkeiten alle Hürden überwinden und am Ende bis an die Spitze des Staates aufrücken: Dieser Fall war allerdings ein durchaus singulärer.237

7.6

Die römische Militärmacht in Bedrängnis

Nach den am Ende bedenklichen Eroberungsfeldzügen Traians, welche schon die Grenzen der römischen Militärmacht angedeutet hatten, vermochten Hadrianus mit einer gänzlich anderen Außenpolitik und sein Nachfolger Antoninus Pius den Schein der unangefochtenen Überlegenheit zu wahren. Das Elogium des Aelius Aristides mit seinen gesteigerten Lobsprüchen verklärte diesen Sachverhalt im Herrschaftszirkel des Jahres 155 bis ins Überirdische. Mit dem voraussehbaren Angriff von Vologaises IV. auf die römischen Ostprovinzen, auf den man nicht ausreichend vorbereitet war, brach sich jedoch die Realität rasch Bahn. Er kostete das Imperium Romanum mit der legio IX Hispana eine der rund dreißig Kerneinheiten des Heeres und forderte so einen bemerkenswerten Blutzoll. Zwar waren schon früher ab und zu solche Truppeneinheiten verloren gegangen, wobei man besonders an die drei Legionen der sogenannten VarusSchlacht vom Herbst des Jahres 9 n. Chr. denkt, doch nach einer langen Friedenszeit von fast 45 Jahren konnte dieser Verlust nur erschüttern. Danach kam seit 166 erschwerend die sich gerade in den Garnisonen ausbreitende Seuche hinzu, welche die Angriffslust der begehrlichen Völkerschaften an der Donau weckte, obgleich ihr tatsächliches Ausmaß Spekulation bleibt. Diese Menschenverluste bezogen sich zusätzlich auf die Auxiliarverbände, die mit den Legionen organisatorisch zusammenhingen.238 237 Zu Flavius Germanus PIR2 II 152 f. Nr. 278; Pflaum: Carrières I 495–500 Nr. 183 und passim; Migliorati: Iscrizioni 497–499; zum Anonymus aus Lugdunum Pflaum III 1094. Für Caecilius Crescens siehe PIR2 II 6 Nr. 37; Pflaum I 337–339 Nr. 142; Migliorati 457 f. Der Anonymus aus Africa: Pflaum. I 445–449 Nr. 178. Zu Maecianus unten Anm. 248. Die Bedeutung der Dekurionen im römischen Reich beschreibt Alföldy: Sozialgeschichte 169–175, das Verhältnis der gesellschaftlichen Gruppen zum Staatsdienst Eck: Sozialstruktur 219–244. 238 Die Beziehung zwischen Kaiser und Heer in ihren verschiedenen Facetten erörtert ausführlich Campbell: Emperor and Army 17–156; zu den Aspekten des Vorgehens von

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7 Marcus Aurelius, seine Mitarbeiter und das Heer

Daher war es unbedingt notwendig, die linear an den limites stationierten Kerntruppen nicht nur zu ergänzen, sondern auch ihre Kampfkraft deutlich zu erhöhen. Im Osten erreichten dies vornehmlich Martius Verus, Statius Priscus und Avidius Cassius, im Westen war Marcus Aurelius selbst, anfänglich noch mit seinem Mitkaiser Lucius Verus, gefordert: Hauptziel war die reale Erprobung unter ausgewiesenen Kommandeuren. Marcus gab im Jahre 165 die Aufstellung zweier neuer Legionen in Auftrag, welche die Grenzsicherung im Hinterland der Donau in der praetentura Italiae et Alpium gewährleisten sollten. Doch drängt sich der Eindruck auf, auch diese Maßnahme habe nicht ausgereicht, um den Bedrohungen zu begegnen, die sich jenseits der europäischen Grenzen zusammenbrauten und schließlich entluden. Die Abwehr dieser gewaltigen Gefahr gelang nur mit allergrößter Kraftanstrengung, die andererseits die langsame Bildung der späteren germanischen Großstämme zur Folge hatte. Diese setzten dem römischen Reich im dritten Jahrhundert über die Maßen zu, was zuerst besonders die Alamannen, dann die Franken und Goten betraf. Die Fernaufklärung des römischen Staates versagte in dieser Hinsicht merklich, nur Kaiser Marcus Aurelius Antoninus, mit Spitznamen Caracalla, suchte im Herbst 213 durch einen Präventivfeldzug die Alamannen auszuschalten, was jedoch nur kurzzeitig gelang. Die anschließenden Auseinandersetzungen des dritten Jahrhunderts bildeten die zweite kleine Völkerwanderung nach derjenigen unter Marcus Aurelius. Ihr folgte im späten vierten Jahrhundert die traditionell mit solchem Namen bezeichnete richtige Wanderungsflut, die im Westen des Imperium Romanum die Auflösung der römischen Staatsstruktur bewirkte. Selbstverständlich ist dem letzten Herrscher der Adoptivkaiserzeit diese langfristige Entwicklung in keiner Weise anzulasten.239 Wenn auch nicht durchgehend, hatten sich über Jahre hinweg im westlichen Nordafrika die römischen Statthalter und ihre Truppen mit einheimischen Insurgenten in der Provinz Mauretania Tingitana, zu beschäftigen, die teilweise sogar bis in die Provinz Baetica im Süden der iberischen Halbinsel ausgriffen. Im Wesentlichen spannten zwei Episoden die hiesigen Kräfte Roms an. Eigens inschriftlich genannt ist in zwei Zeugnissen aus dem Süden Hispaniens der prokuratorische Statthalter der Baetica namens Caius Vallius Maximianus. Ihm schrieben Marcus Aurelius 48–50, 84, 86, 90 f., 95, 123 f., 129–131, 136, 140, 192, 286, 305, 319, 389. 239 Die Außenpolitik der Kaiser im mitteleuropäischen Bereich und die Entwicklung der germanischen Großstämme beurteilen allgemein etwa Christ: Kaiserzeit 332–345 (Regierungszeit des Marcus), 464–480 (Vorfeld der Reichsgrenzen seit Augustus); Erdrich: Konfrontation 162–169 (Schwinden römischer Subsidienzahlungen unter Septimius Severus, geringe Handelsaktivitäten mit Nordeuropa, aber Anschaffung römischer Luxuswaren dort); Künzl: Germanen 57, 107–116 (Markomannenkriege), 49 f., 54 f., 62, 118–122 (Großstämme); Steidl: Caracallas Gegner 88–98. Die Entwicklung ostgermanischer Völkerschaften beleuchtet Steinacher: Rom und Barbaren 15, 29 (beteiligte Stämme als »Militärverbände mit einer ausgeprägten ethnischen Identität«), 28 f. (Nachvollziehbarkeitsproblem für das Entstehen von Großstämmen oder -verbänden), 31–37 (Vorliegen von ähnlich gestalteten Legenden für Ethogenese verschiedener Völker bei griechisch-römischen Autoren), 37–41 (frühneuzeitliche Begrifflichkeit der »Völkerwanderung«).

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7.6 Die römische Militärmacht in Bedrängnis

zwei Gemeinden das Verdienst zu, als fortissimus dux die Provinz von den Eindringlingen befreit zu haben, darunter die Metropole Italica beim heutigen Sevilla. In der aus dem kleinen Orte Singilia Barba stammenden anderen Inschrift ist sogar von einer langdauernden Belagerung im bellum Maurorum die Rede. Durch die Tabula Banasitana ist Maximianus für das Jahr 177 als Statthalter bezeugt, ein weiterer Aufstieg ist nicht nachgewiesen. Ein bellum Mauricum spricht auch eine andere Inschrift an, die im Orte Liria Edetanorum im Hinterland von Valencia gefunden wurde: Hier stifteten die Eltern ihrem Sohne Lucius Cornelius Potitus, von dem gesagt wird, er habe als primus pilus in einem so bezeichneten Kriege den Tod gefunden, eine postume Statue. Hier liegt ausdrücklich ein Kriegsverlust, der namentlich bezeichnet werden kann, vor. Der erste Einfall der Mauren in die Baetica erfolgte im Jahre 171, als der hispanische Statthalter Aufidius Victorinus die Abwehr organisierte und dazu die legio VII Gemina als Provinzgarnison heranzog, in der Potitus die erste centuria befehligte und in dieser Funktion ums Leben kam. Ein zweites Unternehmen gegen Mauri fand um 173 statt, und einen Nachklang stellte im Jahre 182 unter Commodus ein Vorstoß römischer Soldaten gegen dieselben Feinde in Afrika dar. Andererseits wurde ein romfreundlicher Stammesfürst der mauretanischen Zegrenses im Jahre 177 wie schon sein Vater zehn Jahre zuvor mit dem römischen Bürgerrecht bedacht, um seine Haltung in dieser schwierigen Zeit zu würdigen. Der noch unter Antoninus Pius aufsässige Stamm der Baquaten hatte sich dagegen zur selben Zeit zu einem Vertragsverhältnis mit Rom entschlossen. Dieses dauerte über ein Jahrhundert hinweg an und äußerte sich beim Wechsel des Stammesoberhauptes in einem Kolloquium in der Provinzmetropole Volubilis, bei dem der tingitanische Statthalter den neuen Baquatenfürsten seitens der Reichsregierung offiziell anerkannte: Darüber wurden heute noch erhaltene Inschriften mit Weihungen an den Genius Aug. als Zeugnisse ausgestellt. Die Ansicht, es habe sich um Friedensschlüsse nach stets voraufgegangenen Aufständen der Baquaten gehandelt, ist unbegründet.240

240 Zu Vallius Maximianus PIR2 VIII.2, 126 f. Nr. 251; Pflaum: Procurateurs 128 f.; ders.: Carrières II 585–590 Nr. 221; Thomasson: Statthalter 301–303; ders.: Fasti 232 f.; Alföldy; Bellum Mauricum 463–481 (zusammen mit Potitus); Birley: Marcus Aurelius 204; Rosen: Marc Aurel 112; Fündling: Marc Aurel 157; Migliorati: Iscrizioni 543–546; Hund: Außenpolitik 223–229 (Betonung der Bedeutung der bella Maurica). Das Verhältnis Roms zu den Baquaten erörtert Kuhoff: Beziehungen 55–71 (hierzu unten Anm. 329).

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8

Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik

8.1

Die Rechtstätigkeit im Blick literarischer Quellen

In auffälliger Weise hebt die späte Historia Augusta die Bedeutung von Marcus Aurelius im Rechtwesen hervor. Sie schreibt ihm für die kurze Zeitspanne von rund vier Jahren zwischen der Abreise von Lucius Verus in den Osten 162 und dessen Rückkehr nach dem Parthersieg 166 kaum eine andere Tätigkeit in Rom zu als die beinahe ständige Beschäftigung mit Rechtsfragen unterschiedlichster Natur, sogar während öffentlicher Spiele. Damit soll die angeblich große Differenz zwischen dem älteren Augustus und seinem jüngeren Mitkaiser wirkungsvoll bekundet werden, denn ihm wird ein lascher Umgang mit Herrscherpflichten vorgeworfen, also pures otium gegenüber einem sich aufopfernden negotium. Freilich ist des Verus Rolle als zweiter Kaiser zu betonen, die ihm offensichtlich die Muße ließ, sich nicht mit Rechtsfragen befassen zu müssen. Der Leser kann zudem die Einschätzung gewinnen, die Betonung der Rechtstätigkeit in dieser Quelle gehe über die tatsächliche Betätigung auf diesem Gebiete hinaus. Man hat den Eindruck, die Historia Augusta übertreibe diesen Teil der Regierungsarbeit deshalb, um Marcus Aurelius eine vorbildhafte Herrschaftsausübung zu attestieren und auf diese Weise seine Qualität als Musterkaiser weiter zu überhöhen. Xiphilinos spricht in seinen Dio-Exzerpten nur kurz von der fast manischen Beschäftigung mit Rechtsangelegenheiten und überhaupt von der peniblen Arbeitsweise des Kaisers.241 Die Rechtstätigkeit besaß seit jeher eine herausragende Bedeutung für Senatoren und Kaiser. Die Provinzstatthalter auch ritterlicher Herkunft übten sie als notwendigen Bestandteil ihres Amtes aus, die Augusti aber waren ihrerseits als Staatsspitze ex officio gehalten, als Rechtssetzer zu wirken. Damit hatten sie eine auch zukunftsweisende Aufgabe zu erfüllen, die sie mit der Hilfe ihrer juristischen Berater in den vielen an sie herangetragenen und den von sich aus entschiedenen Rechtsfragen lösten. Zeugnis für die Erlasse mit Gesetzeskraft sind die entsprechenden Artikel im Codex Iustinianus, zu denen inschriftlich überlieferte Fallentscheidungen kommen. Hinzugezählt werden müssen auch die Erläu241 Die vielen einschlägigen Stellen sind HA, MA 3, 6 f.; 9, 7–9; 10, 1 f. 6. 9–12; 11, 1 f. 4. 8–10; 12, 3–5; 13, 4; 24, 1 f.; 27, 6 (dazu Adams: Marcus Aurelius, passim). In Dios Exzerpten bietet LXXII 6, 1 den einzigen, aber nachdrücklichen Hinweis auf die Rechtstätigkeit; dazu kommen knappe Bemerkungen zum Umgang mit den an der Usurpation des Cassius beteiligten Personen (LXXII 28, 2 f.; 30, 3; 31, 1).

146

8.1 Die Rechtstätigkeit im Blick literarischer Quellen

terungswerke, die im späten zweiten Jahrhundert bis in die Zeit nach Marcus Aurelius publiziert wurden, auch wenn sie meistens nicht im vollen Wortlaut überliefert sind: Hunderte von Bezugsstellen finden sich in den Digesten als einem Teilwerk innerhalb des monumentalen Corpus Iuris Civilis von Iustinian oder sind im Parallelwerk der Pandekten angeführt. Sie alle dienten zu Referenzzwecken und wirkten jahrhundertelang nach.242 Der berühmteste Jurist dieser Zeit und einer der wichtigsten in der gesamten römischen Geschichte war Lucius Octavius Cornelius Publius Salvius Iulianus Aemilianus, gebürtig aus der Stadt Hadrumetum in der Provinz Africa Proconsularis. Er absolvierte eine ansehnliche, epigraphisch bezeugte Laufbahn, welche nach der Präfektur beider Staats- und Militärkassen, dem ordentlichen Konsulat von 148 und der Kuratel der heiligen Gebäude in Rom die Statthalterschaften von Niedergermanien, Hispania citerior und schließlich seiner Heimatprovinz beinhaltete; eine Stadtpräfektur ist unzutreffend. Sein literarisches Hauptwerk, 90 Bücher Digesten, sind nur im iustinianischen Sammelwerk desselben Titels fragmentarisch überliefert. Immerhin weiß man aus seiner Laufbahninschrift von einer besonderen Ehrung durch Hadrian, denn dieser verdoppelte ihm während seiner quaestura Augusti das Amtsgehalt propter insignem doctrinam, was seine juristischen Kentnisse bereits in jungen Jahren manifest unterstreicht; auch der ordentliche Konsulat geht auf diese Fähigkeit zurück. Wann Iulianus aber das uralte perpetuum edictum praetorum, eine seit republikanscher Zeit immer weiter fortgeschriebene Rechtssammlung, durch eine grundlegende Überarbeitung auf den aktuellen Stand brachte, etwa während seiner Quästur, bleibt offen.243 Deutlich weniger bekannt sind weitere Fachjuristen. Sextus Pomponius wirkte wie Iulianus unter Hadrian bis Marcus Aurelius. Von ihm sind ein kurzes Handbuch zur Rechtsgeschichte, drei umfängliche Kommentarwerke und ein Corpus 242 Als Einführung ins römische Recht dient das Buch von Kunkel – Schermaier: Rechtsgeschichte, hier besonders 144–150 und 156–160 zum hochklassischen Schrifttum der Marcus-Aurelius-Epoche und 160–162 zur severischen Zeit. Die juristische Tätigkeit von Marcus Aurelius spricht kurz Liebs: Hofjuristen 43–45, an. Eine mit Blicken auf die Selbstbetrachtungen versehene Beschreibung der Rechtstätigkeit liefert Grimal: Marc Aurèle 241–273. Eingehend widmet sich auch Avenarius: Dogmatik 203–282, der kaiserlichen Rechtstätigkeit, der er eine Fortsetzung traditioneller Rechtssetzung zuschreibt, so im Sklaven- und Erbrecht, wenn auch ohne grundlegend stoische Auffassungen, sondern stets gemäß des Prinzips der humanitas. 243 Die Laufbahn des Salvius Iulianus nennt die Inschrift CIL VIII 24094 = ILS 8973 = ILTun 797 = AE 1956, 124; daneben sind weitere Dokumente überliefert, darunter zwei Militärdiplome, deren eines ihn während des Konsulates, das andere zur Zeit der niedergermanischen Statthalterschaft nennt. Zur modernen Literatur zählen PIR2 VII.2, 44–48 Nr. 136; Thomasson: Statthalter 82–84; ders.: Fasti 68 f.; Pflaum: Sodales 8–12; Barnes: Senator 45–58; Alföldy: Fasti 32 f., 38, 123, 145, 194 f., 197–199, 201 f., 211, 217, 290; ders.: Konsulat 9, 24, 41, 43–45, 55, 57, 92, 99–103, 112, 114, 116, 118, 120–122, 149, 152, 188 f., 209, 227, 229, 272, 276 f., 279, 288 f., 292 f., 302, 313, 325, 330, 352; Corbier: Aerarium 220–226; Bund: Salvius Iulianus 408–454; Syme: Jurists 206–209; Behr: Studies 1155–1163; Birley: Marcus Aurelius 86; Liebs: Hofjuristen 36– 38; Schipp: Adoptivkaiser 4. Als Herkunftsort wird alternativ das norditalische Brixia postuliert. Die Stadtpräfektur nennt fälschlich HA Did. Iul. 1, 1, die Revision des prätorischen Ediktes erwähnen Aur. Vict., Caes. 19, 2 (mit falschem Personenbezug auf Didius Iulianus) und Eutrop., Brev. VIII 17.

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8 Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik

von Juristenbriefen angesprochen: Aus dem erstgenannten Buche ist ein langer Passus in die Digesten Iustinians eingegangen. Sextus Caecilius Africanus, ein Schüler von Salvius Iulianus, der wohl auch aus Afrika stammte, schrieb neun Bücher quaestiones, eine Sammlung von Rechtsfällen; seine sogar 20 Bände umfassenden epistulae sind ebenso verloren und nur in den iustinianischen Digesten genannt. Allerdings wird er in den noctes Atticae des Gellius als hervorragender Rechtskenner gelobt. Im juristischen Sammelwerk des 6. Jahrhunderts erfährt man ebenso den Namen des Venuleius Saturninus, der ein vierteiliges Lehrwerk über die Aufgaben der proconsules veröffentlichte und weitere rechtsbezogene Buchbeiträge hinterließ, die gleichfalls nur als Titel bekannt sind.244 Weiterhin ist Ulpius Marcellus zu nennen, der unter Antoninus Pius und Marcus Aurelius tätig war. Ob er der bei Cassius Dio genannte Statthalter von Britannien gleichen Namens im Jahre 184 ist, bleibt ungesichert, da dieser offensichtlich als vir militaris angesprochen wird. Als Hauptschrift werden für ihn 31 Bücher Digesten angegeben.245 Besser einzuschätzen ist der Ritter Quintus Cervidius Scaevola, der unter Marcus Aurelius in dessen consilium tätig war und dort wichtigster Berater in Rechtsangelegenheiten gewesen sein soll, wie die Historia Augusta angibt. Außerdem gilt er als Lehrer des berühmten Juristen Papinianus in severischer Zeit. Er schrieb mehrere Werke, von denen 40 Bücher Digesten und 20 Bücher quaestiones herausragen. Im Jahre 175 scheint er immerhin praefectus vigilum gewesen zu sein, wie es eine Ostienser Inschrift angibt; der CTh, die Erlassesammlung des Kaisers Theodosius II., bezeichnet ihn als besonnensten Rechtsgelehrten.246 Als Person fast kaum bekannt ist einer der bedeutsamsten Juristen der Antoninenzeit, von dem außer dem Vornamen Gaius nur wenig überliefert ist. Seine Rolle als Rechtsfachmann bezeugt sein Hauptwerk, die Institutiones in vier Bänden, unübertrefflich, das er unter Antoninus und Marcus zusammenstellte. Es machte ihn im Jahre 426 zu einem der fünf römischen Juristen, deren Rechtsmeinung als verbindlich anerkannt wurde: Es geht bei ihm schwerpunktmäßig

244 Die Zitierstelle aus dem Enchiridium des Pomponius ist Dig. II 2; zur Person PIR2 VI 306 f. Nr. 694; Nörr: Pomponius 497–604; Kunkel – Schermaier: Rechtsgeschichte 142, 158, 162, 284. Mit Caecilius Africanus beschäftigen sich PIR2 II, 3 f. Nr. 18; Liebs: Sex. Caecilius Africanus 106–108. Die wenigen ausschließlich juristisch-literarischen Angaben zu Quintus Venuleius Saturninus bietet PIR2 VIII.2, 198 f. Nr. 379; dazu kommen Wesenberg: Venuleius 824–827; Kunkel: Römische Juristen 181 f.; Liebs: Hofjuristen 43–49 (Juristen unter Marcus Aurelius). 245 Zu Ulpius Marcellus als Quelle Dio (= Xiphilinos) LXXIII 8, 2–6; HA, Ant. Pius 12, 1. Siehe PIR2 VIII.2, 434 Nr. 831; Liebs: Ulpius Marcellus 108–112; ders.: Hofjuristen 46 f.; Birley: Government 162–170. 246 Cervidius Scaevola: PIR2 II 150 f. Nr. 681; Liebs: Nachrichten aus Banasa 291–297; ders.: Q. Cervidius Scaevola 113–116; ders.: Hofjuristen 48 f.; Parma: Cervidius Scaevola 4019–4028. Seine Inschrift ist CIL XIV 4502. HA, MA 11, 10, bietet seine Einstufung als Rechtsberater von Marcus Aurelius (Adams: Marcus Aurelius 82 f.) und CTh IV 4, 3, 3 betont seine Klugheit. Einschlägige Angaben in den iustinianischen Digesten sind XXVII 1, 13,2; XXVIII 38, 3; XL 5, 50. Ulpianus gibt seine Tätigkeit im consilium Augusti an (Dig. XXXVI 1, 23), und das eigene Digestenwerk Scaevolas nennt Dig. XXXV 1, 108 f.

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8.1 Die Rechtstätigkeit im Blick literarischer Quellen

um das römische Privatrecht. Für seinen Tod gilt das Jahr 178 als Terminus post quem.247 Diese Übersicht endet mit einem wie Salvius Iulianus besonders gut nachgewiesenen Juristen, der sowohl durch literarische wie durch epigraphische Überlieferung bezeugt ist. Es handelt sich um den bereits angesprochenen L. Volusius Maecianus, der zwar nicht als einer der berühmtesten Rechtsgelehrten, aber doch als eine zu seiner Zeit bekannte Persönlichkeit anzusehen ist. Er stieg aus dem Ritterstand in den ordo senatorius auf und ist in dieser Hinsicht mit Tarrutienus Paternus zu vergleichen. Vielleicht aus Ostia stammend stieg er im ritterlichen cursus honorum bis zur Präfektur Ägyptens auf, erfuhr eine adlectio inter praetorios und erreichte nach der praefectura aerarii Saturni einen Suffektkonsulat im Jahre 166; vielleicht verstarb er schon vor dem Antritt dieses Amtes. Die Kenntnis über seine Laufbahn wird einer in Ostia gefundenen Ehreninschrift auf einer Statuenbasis verdankt: Als praefectus fabrum begonnen gelangte er über eine einzige Kohortenpräfektur direkt zu drei Ämtern am Kaiserhof, unterbrochen von der praefectura vehiculorum; er war a libellis, a studiis und gleichzeitig procurator bibliothecarum und a studiis et censibus imperatoris Antonini. Es folgten die praefectura der Annona und die kurzzeitige von Ägypten, in der er auch papyrologisch bezeugt ist, woraufhin sich die senatorischen Ämter anschlossen. Die gehäufte Verwendung in ritterlichen Dienststellungen, die mit Schriftverkehr und ähnlichen Aufgaben zu tun hatten, weist deutlich auf seine hinreichend bekannten literarisch-juristischen Aktivitäten hin. Als seine Opera sind 16 libri de fidei commisso und 14 libri de publicis überliefert; ein Werk über Währung und Maße ist als Ausnahme sogar bis heute erhalten.248 Die Betonung der juristischen Tätigkeit von Marcus Aurelius in der modernen Literatur verwundert angesichts der antiken Überlieferung nicht. Hinzu tritt die ansehnliche Zahl der genannten Rechtsberater, die ihm zur Seite standen. Auch wenn heutzutage die meisten der literarisch bezeugten Werke dieser Juristen nicht erhalten sind, sondern bloß in späteren Zitierwerken vorkommen, so ist doch die beträchtliche Fülle ein klarer Hinweis auf die Blüte des römischen Rechtswesens zur Zeit von Marcus Aurelius, die bruchlos in die Epoche der severischen Dynastie überging. Danach erlebte die Rechtskunde offensichtlich einen jahrzehntelangen Stillstand, der erst zur Zeit von Diokletian in den Jahren 247 Gaius als eine Hauptfigur der römischen Rechtsgeschichte wurde vielfach behandelt: PIR2 IV, 3 f. Nr. 22; Stephenson: Roman Law; Kunkel: Römische Juristen 186–213; Honoré: Gaius; Nelson: Überlieferung (von diesem Autor der grundlegende deutsche Kommentar); Zulueta: Institutes of Gaius; Liebs: Gaius 188–195; Quadrato: Gaius. Außerdem sind weitere moderne Ausgaben vorhanden, vor allem Manthe: Institutionen. 248 Zu Maecianus PIR2 VIII.2, 504–506 Nr. 973; Pflaum: Carrières I 333–336 Nr. 141, und passim; Meiggs: Ostia 206 f.; Corbier: Aerarium 247–253; Alföldy: Konsulat 16, 42 f., 45, 93, 182, 292, 333; Ruggiero: Meciano; Birley: Marcus Aurelius 62, 86, 133 f., 179; Syme: Jurists 21 f.; Fündling: Marc Aurel 41; Liebs: L. Volusius Maecianus 130–133; ders.: Hofjuristen 41; Migliorati: Iscrizioni 417–419. Die wichtigsten Quellen sind CIL XIV 5347; AE 1955, 179; HA, AP 12, 1: MA 3, 6 (Adams: Marcus Aurelius 66 f.); Dig. XXXVII 14, 17. Ob er auch von Fronto, Ep. ad Marc. Caes. IIII 2, 5, angesprochen ist, bleibt offen. Sein eigenes Werk zur Numismatik liegt bei Otto Lenel: Palingenesia iuris civilis, 2 Bde., Leipzig 1889, Ndr. 1960/2006, Bd. 1, 575–587, vor.

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8 Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik

um 300 endete. Die genannten Autoren traten mit Arbeiten hervor, die denselben Themenbereichen von Staats- und Privatrecht galten. Angesichts der zigtausende von Rechtsfällen, welche tagtäglich behandelt wurden, verwundert die überbordende Zahl der einschlägigen Sammelwerke keinesfalls. Allerdings ist die andersartige Zählweise der Bücher im Vergleich zu modernen Verhältnissen in Rechnung zu stellen, denn der Umfang antiker libri entsprach nicht demjenigen moderner wissenschaftlicher Bücher. Hiervon abgesehen bleibt die riesige Zahl der Schriften zu diesen Themenbereichen dennoch bemerkenswert. Diese Tatsache bedingt die außergewöhnliche Bedeutung, die dem römischen Recht in der europäischen und der europäisch geprägten Rechtskultur seit der Gründung der Rechtsschule von Bologna in den Jahren um 1100 bis heute zukommt.249

8.2

Die Rechtstätigkeit im Ausdruck konkreter juristischer Zeugnisse

Die Rechtssetzung in der Kaiserzeit ist partiell im Codex Iustinianus überliefert. Dieser stammt aus dem Jahre 537 und stellt die zeitlich zweite der beiden spätrömischen Sammlungen kaiserlicher Erlasse dar. In ihm sind aus der Regierungszeit von Marcus Aurelius nur sieben sichere Zeugnisse verzeichnet, die sich ausschließlich mit privatrechtlichen Angelegenheiten beschäftigen, welche Familienverhältnissen, Vormundschaften, Erbschaften, Schenkungen und Hausbau gelten.250 Viel mehr Zitate finden sich in den Teilwerken des Corpus Iuris Civilis, also den Digesten und den darin enthaltenen Werken der bedeutenden Gelehrten: Dies führt insgesamt zu angeblich 324 Rechtssetzungen. Alle Texte spiegeln das Verständnis der Herrscher für das Funktionieren des innerstaatlichen Rechtswesens wider. Es handelt sich um die von ihnen selbst herausgegebenen Erlasse, um die als Senatsbeschlüsse ergangenen und meistens um Reskripte, die Antworten auf Eingaben seitens der in konkreten Fällen Recht suchenden Privatpersonen und Beamten. Von all diesen Rechtssetzungen unterschiedlicher Bedeutung sind nur ganz wenige in inschriftlicher Form dokumentiert.251 249 Der Bedeutung des römischen Rechts in der europäischen Kulturgeschichte widmen sich knapp Kunkel – Schermaier: Rechtsgeschichte 223–244. 250 Die gesicherten Edikte von Marcus Aurelius (und Lucius Verus) sind CJ II 12, 2 vom Jahre 161; III 31, 1 als Reskript an den proconsul Africae von 170; V 25, 2 von erneut 161 und 25, 3 von 162; VI 54, 2 ohne Datierung, erlassen vom imp. Marcus; VIII 10, 1 ohne genaue Datierung von Antoninus et Verus; 46, 1 ohne Datierung mit den selben Urhebern. Nicht exakt zuweisen lassen sich CJ VI 24, 1, VII 43, 1 und IX 47, 1: Sie sind ohne Datierung mit Titus Aelius Antoninus bezeichnet und meinen daher wohl Antoninus Pius, doch ist im zweiten oben angeführten Reskript der gesicherte Erlasser genauso bezeichnet. 251 Die Rechtstätigkeit sprechen an Noyen: Marc Aurel 105–118 (324 Erlasse besonders für Frauen, Kinder und Sklaven im Sinne der Stoa); Stanton: Marcus Aurelius 359–388 (philosophische Haltung von Marcus Aurelius zum Nutzen des Staates in den Erlas-

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8.2 Die Rechtstätigkeit im Ausdruck konkreter juristischer Zeugnisse

Von den letztgenannten Dokumenten hat besonders die sogenannte Tabula Banasitana, die gleichfalls privatrechtlichen Inhalts ist, eine Berühmtheit erlangt. Es handelt sich um die Verleihung des römischen Bürgerrechts an einen Stammesfürsten in der Provinz Mauretania Tingitana mitsamt seiner Familie, was selbstverständlich keine allgemeine Rechtssetzung ergibt. Dieser war der zweite bekannte Fall, in dem ein nichtrömischer Anführer des nahe der römischen Grenzen im westlichen Nordafrika beheimateten Volksstammes der Zegrenses um das Privileg nachsuchte, zusammen mit seinen aktuellen Familienangehörigen das ius civitatis Romanae zu erhalten. Vorher hatte nämlich schon sein Vater um 167 das selbe Gesuch unterbreitet und bewilligt erhalten. In der modern als Tabula Banasitana bezeichneten Inschrift aus dem Orte Banasa wird mit vollmundigen Worten und dem Verweis auf einschlägige Handlungsweisen der namentlich aufgezählten vorigen Kaiser dem Ersuchen stattgegeben. Damit wurde der Familie des damaligen Stammesfürsten am 6. Juli 177 durch kaiserliche Huld das römische Bürgerrecht wegen dessen Verdiensten verliehen. In der langen Liste der Augusti sind außer Otho und Vitellius alle aufgezählt, ohne Ansicht späterer Beurteilung. Damit wird eine vergleichsweise objektive Einschätzung der kaiserlichen Vorgänger ausgedrückt.252 Beeindruckend ist die lange Reihe der Personen, welche diesen individuellen Rechtsakt bezeugten: Es handelt sich um Beamte aus der Crême de la crême des damaligen Senatoren- und Ritterstandes, die am genannten Tage das consilium principis bildeten. Es sind in dieser Reihenfolge aus dem ordo senatorius die schon angesprochenen Gavius Squilla Gallicanus und Acilius Glabrio, der Patrizier und ordentliche Konsul von 154 Titus Sextius Lateranus, der bereits genannte Caius Septimius Severus, der Suffektkonsul von etwa 163/164 Publius Iulius Scapula Tertullus sowie der in den Senatorenstand aufgenommene Titus Varius Clemens.253 Aus dem Ritterstand sind Bassaeus Rufus, Tarrutienus Paternus und Cervidius Scaevola als praefectus vigilum sowie Quintus Larcius Euripianus als a rationibus und der ansonsten unbekannte Titus Flavius Piso aufgeführt, der ein anderes hohes Amt der ritterlichen Laufbahn bekleidete.254

sen); Birley: Marcus Aurelius 133–139, 178–181, 204 f.; Rosen: Marc Aurel 78–80, 111 f.; Fündling: Marc Aurel 82–87, 139, 151–156; Schipp: Adoptivkaiser 75. 252 Die Tabula Banasitana ist veröffentlicht in AE 1961, 142 + AE1971, 543 + AE 1973, 657 + AE 1977, 871 + AE 1995, 1801 + AE 1999, 1860 + AE 2003, 2035 = IAM 94 = Freis 107. Im langen Text der erhaltenen Bronzetafel ist die indulgentia principalis das wichtigste Schlagwort für das kaiserliche Vorgehen. Aus der langen Literaturliste sind besonders frühe Beiträge zu nennen: Seston – Euzennat: Dossier 468–490; Sherwin-White: Tabula 429–458; Williams: Documents 56–78; Schillinger-Häfele: Urheber 323–331. Außerdem knapp Birley: Marcus Aurelius 204; Rosen: Marc Aurel 112; Fündling: Marc Aurel 157; Salway: Tabula Banasitana 6500 f. 253 Die bisher unerwähnten Senatoren sind Sextius Lateranus (mit längerer Nomenklatur): PIR2 VII.2, 256/258 Nr. 666; Thomasson: Stattthalter 84; ders.: Fasti 69; Alföldy: Konsulat 101, 112, 114, 164, 209 f., 280, 308; Birley: Marcus Aurelius 108, 204. Iulius Scapula: PIR2 IV, 273 Nr. 556; Alföldy 112, 195 f., 205, 210, 226, 284 f., 325; Birley 199, 204. 254 Larcius Euripianus: PIR2 V 16 Nr. 89; Pflaum: Carrières V 47 f. 109; Birley 204 (keine Ämternennung für beide equites, aber in einer Lücke hinter Paternus Ergänzung des Namens Sextus Tigidius Perennis, des späteren Prätorianerpräfekten von Commodus,

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8 Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik

Ein offiziell im Senat verabschiedetes Gesetz ist das senatus consultum de gladiatoribus aus dem Zeitraum von 177 bis 180. Es sollte vornehmlich die Kosten für die Tätigkeit von Personen als Gladiatoren neu regeln. Ein Abschnitt des Protokolls der diesbezüglichen Senatssitzung, nämlich eine vom quaestor Augusti verlesene Kaiserrede, ist auf einer Marmortafel im kleinasiatischen Sardeis, ein größerer Teil dagegen in der baetischen Provinzmetropole Italica erhalten. Dieser dokumentiert die Rede eines Senators im Verlauf der einschlägigen Senatssitzung und zeigt die Intentionen von Marcus Aurelius und Commodus zu den Aufwendungen für die Gladiatorenspiele: Ein ausgewogenes Verhältnis von Sparsamkeit und Vorsorge für die Zukunft, Entlastung von übermäßigen Steuern zum Wohl der Städte, aber auch die notwendige Berücksichtigung der Staatskasse werden als Zielsetzung der Kaiser ausgedrückt. Zwei kurze Hinweise auf diese Politik gibt die Historia Augusta, welche Marcus die Kosteneinschränkung für Gladiatorenkämpfe als Verdienst zuschreibt. Die beiden Augusti sind im Redebeitrag des anonymen Senators als »große und heiligste Herrscher« sowie als »größte Fürsten« und ihre Aussagen als »heiligste und göttliche Rede« eingestuft. Weil dieser Rechtssetzung eine reichsweite Bedeutung zukam, finden sich die Fragmente nicht nur in einer wichtigen Provinzgroßstadt, sondern auch anderswo. Außerdem entnimmt man dem fragmentarischen Text des gesamten Senatsverfahrens eine Besonderheit: Es ist nämlich nicht nur eine Rede der Kaiser selbst partiell dokumentiert, sondern mit einem wesentlich länger überlieferten Textbestand auch der Diskussionsbeitrag eines Senators, der sich mit der Thematik auseinandersetzte und dazu einen Antrag stellte, der offensichtlich angenommen wurde, denn sonst wäre seine Rede nicht überliefert worden. Die Senatssitzungen dienten also nicht nur dem bloßen Abnicken kaiserlicher Vorschläge, sondern boten ab und zu die Möglichkeit für einzelne Senatoren, sich zu profilieren und eigene Vorschläge einzubringen, die aber zuvor sicherlich mit dem Kaiser abgesprochen wurden. Vielleicht war der aktuelle Antragsteller einer der amtierenden Konsuln, der zu seinem eigenen Nachruhm die Rede in seiner Heimat aufzeichnen ließ. Bemerkenswert ist jedenfalls der doppelte Nachweis der Gladiatorenthematik in epigraphischer wie auch literarischer Form.255 Zu diesem Dokument kommt das senatus consultum Orfitianum von 178 hinzu, das sich mit der komplizierten Materie der Regelung von Erbfällen beschäftigt als praefectus annonae); zu ihm: PIR2 VIII.1, 53 f. Nr. 203; Pflaum: Préfecture 68 f.; Migliorati: Iscrizioni 533–536. Flavius Piso: Pflaum: Préfecture 47 f., 111. 255 Die Rede des Senators im SC de gladiatoribus bieten CIL II 6278 = ILS 5163 = AE 1967, 221 = Freis 109 (Leitbegriffe sind parsimonia, providentia, fisci ratio, status civitatium und magnificentia). Der Text ist wie etliche andere Dokumente ähnlicher Art auf hispanischem Boden in Form einer Bronzetafel erhalten geblieben: Dazu Eck: Emperor, Senate and Magistrates 225–237; ders.: Emperor, Law and Administration 105; Ders: Senatus consulta 52–54. Der in Sardeis überlieferte Teil ist ISard 16 = ILS 9340 = Oliver – Palmer: Minutes 328–334. Dazu kommen HA, MA 11, 4 und besonders 27, 6 (Adams: Marcus Aurelius 90 f., 122). Eine weitere Rede des Kaisers, die widerrechtlich geplünderten Erbschaften galt, ist in Dig. XLVIII 18, 1, angesprochen. Die jüngste Deutung bietet Ruffing: Finanzpolitische Maßnahmen 232–240 (detaillierte Erörterung von Inhalt und Auswirkungen des SC de pretiis gladiatorum minuendis mit Festlegung von Höchstpreisen zur Erzielung einer Rechtssicherheit in allen Punkten der Finanzierung).

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8.2 Die Rechtstätigkeit im Ausdruck konkreter juristischer Zeugnisse

und die Rechte von Kindern als Erben gegenüber anderen Familienmitgliedern stärkt. Es wurde im übernächsten Jahr nach dem Tode Faustinas II. verabschiedet, vielleicht ein passender Bezug, und wird in den iustinianischen Digesten und Institutiones, als Zitat im Codex Iustinianus sowie bei Paulus und Ulpianus angesprochen. Diese beiden Senatsbeschlüsse können deshalb eine gesonderte Bedeutung beanspruchen.256 Inschriftlich bezeugt ist auch ein Reskript von Marcus Aurelius in Form eines Briefes an die Stadt Athen, der dem Gerichtsverfahren gegen Herodes Atticus in Sirmium im Jahre 175 nachfolgte. Geregelt werden verschiedene Obliegenheiten der Gemeinde, darunter vornehmlich Ämterbesetzungen und Gerichtsbarkeiten. Die Überlieferung dieses Kaiserbriefes war den Athenern sehr wichtig, weshalb er auf einer breiten Marmortafel eingeschrieben wurde, um für die Zukunft erhalten zu bleiben; dieses Ziel hat der historische Zufall tatsächlich ermöglicht. Allerdings kann man überlegen, ob die persönlich klingenden Aussagen im Text tatsächlich eigene Gedanken des Kaisers wiedergeben, die er selbst in den Text einfügte, der von Sirmium aus nach Athen gesandt wurde. Vorformulierungen durch rechtskundige Berater können die Vorlage geboten haben, die Marcus Aurelius anschließend redigierte und als eigene Äußerungen einbrachte. Daneben sind etliche weitere Briefe an Athen vorhanden,257 denen sich andere an Städte wie Beroea258 und Pherae259 anschließen. Im Jahre 177 richteten Marcus und Commodus einen Brief an die Gemeinde Milet. Er behandelt im Zusammenwirken mit dem Senat die Höherstufung eines städtischen Agons zu einem gesamtgriechischen, möglicherweise mit dem Ehrenattribut Commodeia. Diesem griechischen Antwortschreiben sind fragmentarische Zitate aus einer Rede von Marcus Aurelius an den Senat in Latein angehängt: Da Marcus aber damals im Donaukrieg beschäftigt war, kann es sich wie beim Gla-

256 Das SC Orfitianum ist angesprochen bzw. zitiert in Dig. XXXVIII 17, 1; Instit. III 4; CJ VI 57, 1.3. 6; Ulp. XXVI 7. Es wurde nicht häufig behandelt: Meinhart: Senatusconsulta (spezielle juristische Erörterung); Birley: Marcus Aurelius 205; Koehn: Gesetzgebung 307–323 (unsichere Beeinflussung der Gesetzgebung durch die philosophische Einstellung des Kaisers und Vergleich einer einschlägigen Stelle in der Chronik des Johannes Malalas mit dem SC). 257 Der Kaiserbrief an Athen ist bei Oliver: Marcus Aurelius, Aspects 7 f., abgedruckt, ebenso bei Jones: New Letter 161–183; außerdem Freis 106. Heranzuziehen sind weiterhin Oliver: Constitutions 366–388 Nr. 184; Williams: Documents 37–56; Rosen: Marc Aurel 78–80 (Betonung der persönlichen Aussagen); Fündling: Marc Aurel 82– 85, 154 f. Ein chronologisch erstes, an den Areopag gerichtetes Brieffragment von 165 beschäftigt sich mit den Belangen dieses Gremiums (Oliver: Constitutions 355–357 Nr. 173). Ein Briefkonvolut an und über die Gerusia bietet Oliver: Constitutions 401– 413. 258 Ein bruchstückhafter Brief von Marcus und Verus an die makedonische Stadt Beroea antwortete auf ein Glückwunschschreiben, das zugleich um die Betätigung des Status einer Metropolis nachsuchte: Oliver 342–345 Nr. 167 = SEG XLII, 1992, 573; ein anderer Brief zu Liturgien ist Oliver 351–353 Nr. 171. Auch der Stadt Delphi wurden 165 ihre alten Rechte bestätigt (Oliver 360 f.; andere Fragmente 362 f. Nr. 178 f.). 259 Zwei Brieffragmente von Marcus und Commodus vom Jahre 177 an die Gemeinde Pherae auf dem Peloponnesos enthalten Bestätigungen unbekannten Inhalts (Oliver: Constitutions 396–398 Nr. 190 f.).

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8 Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik

diatorenverfahren nur um eine schriftlich dem Senat zugesandte oratio handeln. Zusätzlich liest man die interessante Einzelheit, die drei Gesandten der Stadt bekämen ihre Reisekosten erstattet, wenn sie sich nicht bereit erklärt hätten, diese selbst zu tragen. Eine derartige Verfahrensweise ist häufig bei Gesandtschaften bezeugt, welche Kaiser an deren Aufenthaltsorten in Belangen ihrer Heimatgemeinden aufsuchten.260 In einem weiteren Dokument wiesen Marcus und Verus zwischen 161 und 169 den in Ephesos von Seiten des Prokonsuls als logistes eingesetzten Finanzverwalter Ulpius Eurycles, wohl Nachfahre eines Freigelassenen von Kaiser Traianus, auf seine diversen Pflichten hin. Diese Rechtsdeutung im Kleinen entsprach den vielen weiteren nur im Codex Iustinanus niedergelegten Fällen. Schließlich gibt es einen bruchstückhaften Papyrus mit einem Reskript, in dem Marcus und Commodus über die Vorrechte von Prätorianerveteranen in Ägypten handeln.261 In mehreren Exemplaren liegt eine Terminationsinschrift aus Rom vor, die eine Verfügung von Marcus Aurelius und seinem Sohne wiedergibt, mit der Grenzsteine gesetzt wurden. Diese sollten gemäß alten Rechtes auf dem Viehmarkt die Bereiche des Tierverkaufs von Kaufleuten und Pächtern voneinander trennen.262 In ähnlicher Weise sorgten Marcus und Verus wie frühere principes für die Bezeichnung des Tiberufers durch die Aufstellung entsprechender Grenzsteine, was zu den kaiserlichen Selbstdarstellungsaufgaben gehörte. Alle diese heutzutage bezeugten Einzeldokumente sind nur ein zufälliger Ausschnitt aus der Fülle der juristischen causae, die in den Jahren zwischen 161 und 180 zur Entscheidung anstanden. Sie deuten aber im Detail den rechtlichen Teil der Herrscheraufgaben an und weisen deren öffentlichen Teil nach, während die privatrechtlichen Entscheidungen nur in den Reskripten des Codex Iustinianus überliefert sind. Die Sonderform der durch Militärdiplome bezeugten Bürgerrechtskonstitutionen der Kaiser weist eine Lücke zwischen 167 und 177 auf, die offensichtlich der Krisenphase des Imperium Romanum geschuldet ist.263 260 Der Kaiserbrief an Milet ist AE 1977, 801 = AE 1989, 683 = Herrmann, Kaiserurkunde 150 = Oliver: Constitutions 398–401 Nr. 192 = Freis 108. Dazu Fündling: Marc Aurel 154–156; Eck: Emperor, Law and Administration 105; ders.: Senatus consulta 51 f. Ein Reskript von 179 an eine unbekannte Gemeinde beschäftigt sich mit Statuenstiftungen (Oliver: Gerusia 111 f. Nr. 24 = SEG XXI, 1965, 509). 261 Das Schreiben an Eurycles bieten OGIS 508 = IEph Ia 25 = Oliver: Gerusia 93 f. Nr. 11 = ders.: Constitutions 346–351 Nr. 170 = Freis 104. Zur Person siehe Cramme: Euergetismus 100, 113 f.; Weiß: Sklave der Stadt 227. Der Veteranenbrief liegt vor bei CLA X 419 = CEL I 171; dazu Mitthof: Soldaten und Veteranen 387. 262 Die stadtrömische Termination nennen CIL VI 1016 a–c + 31227 a–c = ILS 375 = FIRA 437 Nr. 83 (Marcus und Commodus … hos lapides constitui iusserunt propter controversias quae inter mercatores et mancipes ortae erant uti finem demonstrarent vectigali foriculari et ansarii promercalium secundum veterem legem semel dumtaxat exigunda). Eines der drei Stücke wurde später zu einer Anordnung von Elagabalus und Severus Alexander umgeschrieben. Als Kommentarliteratur siehe de Laet: Portorium 347–349; Eck: Staatliche Organisation 117; Herz: Wirtschaftsgesetzgebung 164; Mateo: Manceps 153. 263 Die Absteckung des Tiberufers bezeichnen CIL VI 1241 = 31554 = ILS 5933 und AE 1951, 183 (… terminos vetustate collapsas exaltaverunt et restituerunt). Eck: Geschriebene Kommunikation 7–25, hier 10–14, stellt die Lücke in der Konstitutionenabfolge fest und erklärt sie mit der »allgemeinen militärisch-ökonomischen Krise im Reich«; ähn-

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8.3 Weitere Aspekte der Innenpolitik

Schließlich ist auf ein anderes Detail der Rechtssetzung hinzuweisen. Außer den Kaisern gaben auch Statthalter Erlasse heraus, um konkrete Verhältnisse in ihren Provinzen zu regeln. So organisierte im Amtsjahr 163/164 der proconsul Asiae Caius Popilius Carus Pedo die Festspiele zu Ehren der Stadtgöttin Aphrodite in Ephesos neu.264 Einen Verweis seitens der Prätorianerpräfekten Bassaeus Rufus und Macrinius Vindex handelten sich um 169/172 die Stadtoberen des italischen Saepinum (Sepino) in, welche die Beeinträchtigung des Schafeweidens auf städtischem Grunde zum Nachteil des fiscus zugelassen hatten. Sie wurden ermahnt, die frühere Regelung wieder zu beachten.265

8.3

Weitere Aspekte der Innenpolitik

Marcus Aurelius hatte genügend Aufgaben zu erledigen, während er die Feldzüge an der Donau koordinierte. Für deren Kenntnis bietet die Historia Augusta gute Hinweise, die nicht allein mit der Rechtstätigkeit zu tun haben. Dazu gehören diejenigen Entscheidungen, welche die Entwicklung und das Fortschreiten der res publica Romana im Inneren gewährleisteten. An erster Stelle ging es um die Bewahrung der Staatsstruktur mit ihren Bestandteilen, die sich im bildlichen Schema einer Gesellschaftspyramide darstellen lassen. Unter dem Kaiser und seiner Familie, der domus Augusti, folgten die Angehörigen des Senatorenstandes mit den patricii an der Spitze, denen vielfältige Aufgaben im Staatsleben oblagen. Die gemäß ihrer Gehaltsstufen einzuordnenden Mitglieder des ordo equester schlossen sich in der sozialen Abfolge an. Deren Funktionen in der Verwaltung verschränkten sich mit den Tätigkeitsfeldern ihrer senatorischen Kollegen, was das öffentliche Leben am Laufen zu halten vermochte. In den vielen Gemeinden im römischen Reich wirkten die Mitglieder der jeweiligen Stadträte, die mit dem Sammelbegriff ordo decurionum als dritter Stand bezeichnet werden, doch entwickelten sie keine Selbsteinschätzung als reichsweiter ordo, weil die Bedingungen in den einzelnen Kommunen viel zu unterschiedlich waren. Allein die Beteiligung von Abgesandten an den jährlichen Feiern des Kaiserkultes in deren jeweiligen Hauptstädten konnte auf der Ebene der provinciae ein temporäres Zusammengehörigkeitsgefühl vermitteln.

lich Weiß: Militärdiplome 135–153 (Ersatz der bronzenen Diplome durch wächserne zur Materialersparnis). Die mit Kult- und Orakelthematik zusammenhängende Rechtssetzung behandelt Motschmann: Religionspolitik 144–168 (Verbot von superstitio [Aberglauben] und falschen Propheten). 264 Der Brief von Pedo ist abgedruckt in CIG 2954 = SIG 867a = SEG 696 = Freis 103. Zum Text siehe Guarducci: Epigrafia Greca II 87–89; Lehner: Agonistik 143–147. 265 Das Schreiben der Prätorianerpräfekten ist CIL IX 2438 = FIRA I 61 = AE 1983, 331 = AE 2006, 134 = AE 2007, 267 = Freis 105. Mit ihm beschäftigen sich Laffi: Iscrizione 177–200; Corbier: Fiscus 126–131; lo Cascio: Greves oviarici 557–596.

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8 Marcus Aurelius als Rechtsschöpfer und seine Innenpolitik

Eine zwar geschwundene, doch weiterhin beachtliche Bedeutung kam den kaiserlichen Freigelassenen, den liberti Augusti, zu. Von der literarischen Überlieferung, also der Historia Augusta, wird zumindest Lucius Verus eine Affinität zugeschrieben, während sie Marcus Aurelius weniger schätzte. Dennoch war auch er für das Funktionieren des weit zu fassenden kaiserlichen Haushaltes in Rom und während der Feldzüge auf sie angewiesen. Zu den Freigelassenen traten die kaiserlichen Sklaven hinzu, die mit ungefähr dreißig Lebensjahren damit rechnen konnten, freigelassen zu werden. Mit ihren vielfältigen Aufgaben im Dienste des Kaiserhauses sorgten beide Gruppen auf ihre Weise für das Funktionieren der Reichsregierung.266 Weit umfänglicher an Zahl standen die »Normalbürger«, welche auf rund 50 Millionen und mehr geschätzt werden, zu Buche. Waren sie in Rom ansässig, so besaßen sie traditionelle Privilegien, die sich auf die Nahrungsmittelversorgung und den Empfang von monetären Vergünstigungen zu den vielen festlichen Anlässen bezogen. Es ging um die liberalitates und congiaria, welche die Kaiser den männlichen Hauptstadtbewohnern in üblicher Weise gewährten und die in der numismatischen Selbstdarstellung gezählt wurden: Für Marcus Aurelius waren es insgesamt sieben. Darunter befand sich die ungewöhnlich umfängliche von Ende 176 mit je acht aurei pro Berechtigtem. Die zahlreicheren Bürger außerhalb der Reichshauptstadt konnten keine derartigen Vergünstigungen erwarten, sie besaßen weniger auffällige Rechte im persönlichen Bereich, die sich etwa in der Appellationsmöglichkeit an den Kaiser als letzte Instanz in Prozessen äußerten. Die in merklicher Zahl vorhandenen peregrini konnten als Nichtbürger auf keine Privilegien zählen, sie besaßen aber die Hoffnung, durch kaiserliche Gunsterweise einzeln zu cives Romani erhoben zu werden und bei entsprechendem Ehrgeiz aufsteigen zu können. Naturgemäß war ein solches Bemühen bei den Freigelassenen besonders verbreitet. Sie versuchten verschiedentlich, ihren Rechtsaufstieg in einen politischen umzumünzen, was in unvergleichbarer Deutlichkeit der Fall des Pertinax bewies.267 Die Innenpolitik konfrontierte Marcus Aurelius häufig mit den Auswirkungen des außenpolitischen Geschehens. Dabei stand besonders die Anpassung der Provinzialverwaltung an neue Notwendigkeiten auf der Agendaliste. Die Umwandlung der beiden westlichen Donauprovinzen Raetia und Noricum von prokuratorischen in senatorisch-prätorische Statthalterschaften wurde bereits mehrfach angesprochen. Weit größere Bedeutung hatte die Zusammenlegung der drei dakischen Provinzen zu einer einzigen konsularen Statthalterschaft, die mit herausragenden Feldherrn als legati Aug. pr. pr. besetzt wurde, aus denen Claudius Fronto und Helvius Pertinax herausragen. Eine andere Maßnahme betraf einen späteren Kaiser in seiner frühen Laufbahn, nämlich Septimius Severus. Dieser er-

266 Die weithin anerkannte Gesamtdarstellung des römischen Gesellschaftssystems legte Alföldy: Sozialgeschichte4 118–217, mit seinem Bild der Gesellschaftspyramide, vor. Zum römischen Staat in der Antoninenzeit Syme: Antonine Government 668–688; Eck: Political State 95–109. 267 Die Verwaltungsangelegenheiten stellt zusammenfassend Eck: Imperial Administration 98–110, dar (auch zur Rolle der »Normalbürger«).

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8.3 Weitere Aspekte der Innenpolitik

hielt entgegen aller Normalität nicht eine, sondern zwei Dienststellungen als quaestor zugewiesen, eine als normaler Amtsinhaber in Rom und eine zweite als quaestor Sardiniae: Da die ihm ursprünglich zugeloste Provinz Baetica durch die Mauren bedroht und daher in kaiserliche Notverwaltung überführt wurde, bekam der Senat alternativ Sardinia zugewiesen, und deren temporärem proconsul wurde Severus als Gehilfe zugewiesen. Bei diesem Vorgang handelte es sich um eine vorübergehende Maßnahme, während die Neueinrichtung Dakiens zu einem Dauerzustand wurde. Dasselbe galt für die Einrichtung der prätorischen Juridikate in Italien, die in die normale senatorische Laufbahn eingegliedert wurden. Diese Maßnahmen waren situationsbedingte Dauerlösungen oder temporäre Umwandlungen, die zurückgenommen wurden, wenn sich die aktuelle Lage verbessert hatte. Insofern darf man von einem unregelmäßigen Vorgehen sprechen, das die traditionelle Verfahrensweise situationsbedingt ergänzte.268

268 Kaiser Septimius Severus behandelt musterhaft Birley: African Emperor; dazu kommen etwa Spielvogel: Septimius Severus, und Lichtenberger: Severus pius Augustus; ganz kurz Thomasson: Fasti 112.

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Marcus Aurelius als Familienvater

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Gattin, Kinder, Schwiegersöhne und andere Familienangehörige

Auf die zweite Faustina trifft Friedrich Schillers Aussage über das sich wandelnde Bild historischer Persönlichkeiten in der Geschichte zweifellos zu. Als Tochter des regierenden Augustus Antoninus Pius besaß sie von vornherein eine bedeutsame Stellung im römischen Staate. Weil die zwei Söhne des Kaisers gestorben waren, kam nur sie für dynastische Zwecke in Betracht. Auf männlicher Seite kam dafür umgekehrt nur ihr Vetter Annius Verus infrage, der von seinem Onkel in natürlicher Weise zum Caesar als Nachfolger vorgesehen wurde. Ihre schon früh von Antoninus angeordnete eheliche Verbindung in jungen Jahren war insofern eine selbstverständliche Lösung, denn auf diese Weise konnte eine auf zwei Säulen ruhende Nachfolgeregelung vorgenommen werden. Sie beruhte auf einer die Pläne Hadrians umstoßenden Änderung, denn die junge Faustina war eventuell dem Sohne des vorzeitig verstorbenen Aelius Caesar zugedacht worden, dem späteren Lucius Verus: Ob dies im traditionellen Sinne als Verlobung eingestuft werden kann, ist heutzutage in der Diskussion. Nach römischem Verständnis waren solche Verabredungen ohnehin keine zementierten Vereinbarungen, weil sie den wechselnden politischen Strömungen, besonders in den oberen Gesellschaftsschichten, unterlagen. Deshalb verwundert die frühe Entscheidung von Antoninus Pius keineswegs, nachdem er die Herrschaft übernommen hatte. Aus der Rückschau kann diese Maßnahme als richtig eingestuft werden, weil sie sich zum Vorteil für das Reich entwickelte, und zwar nicht nur wegen der zahlreichen Nachkommenschaft, deren Zahl jedoch dauerhaft umstritten ist.269 In der späten Rückerinnerung der Historia Augusta wurde die jüngere Faustina allerdings mit einem gravierenden Makel versehen, demjenigen einer Intrigantin, Ehebrecherin und Förderin eines versuchten Staatsstreiches. Man könnte meinen, nach der staatspolitischen Notwendigkeit, eine beträchtliche Anzahl von Nachkommen in die Welt gesetzt zu haben, sei ihr Interesse an der res publica erlahmt und sie habe seitdem das Vorhaben verfolgt, auf Teufel komm raus die Nachfolge des letzten Sohnes Commodus zu sichern. Ganz abgesehen von der 269 Einschlägige Literatur zu Faustina II. und ihren Kindern ist in Anm. 61 genannt. Die Bedeutung der Kaiserin illustriert die Monographie von Levick: Faustina, welche auch die Rolle ihrer Mutter einbezieht; weniger aussagekräftig sind die Beiträge von Priwitzer.

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9.1 Gattin, Kinder, Schwiegersöhne und andere Familienangehörige

Realität dieser nicht bestreitbaren Nachfolge erscheint es vollkommen unverständlich, der Kaiserin eine Affäre mit einem völlig unstandesgemäßen Gladiator anzudichten. Nur weil ihr Sohn sich als ein solcher in der Öffentlichkeit präsentierte, bot dies dem sensationsgierigen Autor der Historia Augusta den Grund für seine absichtliche Verzeichnung. Für das Auftreten des Commodus konnte die Kaiserin wegen ihres vorzeitigen Todes überhaupt nichts, und auch die ihr zusätzlich angedichtete »Affäre« mit dem Usurpationskandidaten Avidius Cassius ist als vollkommen unverständlich einzustufen. Keine seriöse Überlieferung berichtet von einer direkten Beziehung Faustinas zum homo novus Cassius, der nach seiner Prätur ausschließlich im Osten tätig war und nur auf dem indirekten Wege über Boten mit der Reichshauptstadt oder dem jeweiligen Aufenthaltsort von Kaiser und Gattin verbunden war. Allerdings entsprach die mehrfach überlieferte gesundheitliche Schwäche von Marcus Aurelius der Wirklichkeit, doch eine daraus erwachsende Hinwendung Faustinas zu Cassius klingt gekünstelt. Die angebliche Abneigung der Kaiserin gegen ihre Schwiegersöhne Claudius Severus und vor allem Claudius Pompeianus bot den Hintergrund für diese Legende. Warum an deren Stelle jedoch Cassius als eventueller Vormund für Commodus ins Spiel gekommen sein soll, ist nicht nachvollziehbar. Heimliche Kontakte Faustinas zu Cassius von Rom oder von Sirmium aus nach Antiochia wären kaum ohne Kenntnis des Gatten möglich gewesen. Diese Indizien weisen auf eine Fälschung der Historia Augusta und ihrer nicht erhaltenen Vorgänger hin, von denen der als Person nachgewiesene, aber mit seinem Werk wenig greifbare Marius Maximus zu nennen ist. Freilich ergab Faustinas Tod auf der Rückreise von Syrien ein probates Motiv für alle Legendendichter, ihr Verhältnis zum Gatten als zerrüttet zu behaupten. Daran knüpften sich die genannten Folgerungen, die später vom öffentlichen Auftreten ihres Sohnes weiter genährt wurden – Faustina ist stattdessen als eine unglückliche Figur der Weltgeschichte einzustufen.270 Die zahlreiche Nachkommenschaft von Marcus Aurelius und Faustina II. belief sich insgesamt auf wohl dreizehn Kinder. Bei ihnen überwog hinsichtlich der Lebensfähigkeit das weibliche Geschlecht, denn die Brüder erreichten bis auf einen einzigen Sohn nicht das Erwachsenenalter, und dies war der später so übel beleumundete Commodus. Vor ihm verstarben zuerst die beiden Zwillinge von 149, Aelius Aurelius und Aurelius Antoninus.271 Ihnen folgte der 152 geborene 270 Innerhalb der Forschungslage zu Faustina und Cassius stehen traditionsgemäß die dubiosen Verbindungen der Kaiserin zum syrischen Statthalter im Mittelpunkt. Dagegen widmet sich Baharal: Public Image 328–344, Aspekten der öffentlichen Darstellung Faustinas als Kaisergattin und Frau, so in Statuen- und Porträtform und auf Münzen mit Kindern; deren Zahl wird mit 14 angegeben: Betont wird die singuläre Rolle Faustinas unter allen Augustae der Kaiserzeit hinsichtlich der Geburtenzahl. Die Horrorgeschichten über Faustina werden teilweise für bare Münze genommen, teilweise als Erfindung von Gegnern des Commodus bezeichnet. Allerdings sind Marcus’ Meditationen keine Autobiographie. 271 Die beiden wohl Zwillingsbrüder sind durch ihre nur im Codex Einsidlensis bezeugten Grabinschriften im Hadriansmausoleum namentlich überliefert, und zwar CIL VI 993 f. = ILS 383 f.: In auffälliger Weise ist Aurelius Antoninus nur als M. Aurelii Caesaris filius, Aelius Aurelius dagegen als M. Aurelii Caesaris et Faustinae Aug. filius bezeichnet, beide aber als imp. Antonini Augusti Pii p. p. nepos. Diese Diskrepanz kann ein Ver-

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9 Marcus Aurelius als Familienvater

und noch im selben Jahr gestorbene, in den Ostienser Fasten ohne Namen angesprochene Titus Aelius Antoninus, der aber ausdrücklich in Olympia genannt ist.272 Der ebenso am 31. August 161 geborene Zwillingsbruder des Commodus, Titus Aurelius Fulvus Antoninus, verstarb 165 im Alter von vier Jahren: Beide hatten ihren Geburtstag unglücklicherweise mit dem vermaledeiten Caligula gemeinsam; ihn nennen etliche Briefe der Fronto-Korrespondenz. Für beider Geburt wurden Denare und Sesterzen mit der bekannten Reverslegende temporum felicitas sowie der Darstellung so vieler Kinder wie niemals sonst, nämlich sechs, ausgegeben, wobei die Zwillinge im Arm der Gottheit und die vier unterschiedlich großen Töchter um sie herum stehen. Ein ungewöhnlicher zweiter Münztyp besitzt die Legende saeculi felicitas und zeigt die beiden damals aktuellen Thronerben in einem Prunkbett liegend, häufig mit Sternen über den Köpfen als Dioskuren gekennzeichnet. Ein Medaillontyp bildet die sitzende Faustina in der Reversszene ebenso mit sechs Kindern ab, ein zweiter stellt die Zwillinge auf dem Avers als gegenständige Büsten dar, verknüpft auf dem Revers mit den Jahreszeiten als Kleinkindern und der angesprochenen Legende von der Glückseligkeit der Zeiten.273 Der 162 geborene Marcus Annius Verus, welcher mit Commodus zusammen im Jahre 166 den Caesar-Titel erhielt, starb seinerseits mit sieben Jahren. Schließlich sind für einen nur vage inschriftlich bezeugten letzten Sohn namens Aurelius Hadrianus die Lebensdaten überhaupt unsicher, doch spricht die Namenswahl für eine späte Geburt vielleicht um 168. Die Zahl der Söhne betrug daher insgesamt sieben.274 sehen des Einsiedler Mönches sein, andererseits aber auf einen früheren Tod des ersten Sohnes anspielen. Jedenfalls fallen Geburt und Tod in die Caesar-Zeit von Marcus Aurelius. Zuletzt dazu Levick: Faustina 116. 272 Zu Aelius Antoninus siehe Vidman: Fasti Ostienses 131 f.; Bol: Statuenprogramm 41 f.; Fittschen: Bildnistypen 27 f., 94 f.; Birley: Marcus Aurelius 108, 239, 247; Ameling: Kinder 147–166, hier 152–159; Rosen: Marc Aurel 54; Levick: Faustina 116 f.; bei Fündling: Marc Aurel, fehlt dieser Sohn. Bezeugt ist Antoninus zusammen mit seiner etwas älteren Schwester Annia Galeria Aurelia Faustina innerhalb der Statuenserie des Herodes-Atticus-Nymphäums in Olympia durch die Basis ILS 8803, weshalb er in ungefähr gleichem Alter gewesen sein wird 273 Den in HA, Comm. 1, 2–5, genannten Aurelius Fulvus Antoninus sprechen an PIR2 310 Nr. 1512; Fittschen: Bildnistypen 30–32, 94 f.; Birley: Marcus Aurelius 45, 119, 128, 143, 239, 248; Rosen: Marc Aurel 55 f.; Fündling: Marc Aurel 76, 81; Priwitzer: Faustina Minor 97–100; Levick: Faustina 117. Die einschlägigen Münzen sind in Anm. 100 aufgeführt, die Medaillontypen Gnecchi: Medaglioni II 42 Nr. 33; 44 Nr. 1. Die vielen brieflichen Nennungen bietet Fronto, Ep. ad Ant. Aug. I 1, 3. 2, 8. 3, 1. 4, 1. III 4, 2; De feriis Alsiniens. 3, 3 (es geht meist um die Gesundheit des mit dem Kosenamen pull(ul)us bezeichneten Knaben). Dazu kommt die Ehreninschrift ILS 8911 = 8982: T. Fulvio Aurelio Antonino imp. Caes. M. Aureli Antonini Aug. filio … (Stifter). Vgl. Anm. 322. 274 Ein Bronzemedaillontyp zeigt Verus und Commodus seitlich mit je anderer Blickrichtung: Gnecchi: Medaglioni III 35 Nr. 2. Zu Hadrianus, dessen Geburtsdatum umstritten ist, Fittschen: Bildnistypen 31; Birley: Marcus Aurelius 162, 239, 248 (Namensgebung nach Kaiser Hadrian, der letzten Tochter nach dessen Gattin Vibia Sabina); Rosen: Marc Aurel 55 f. (Geburt des Hadrianus um 157), 83, 96; Fündling: Marc Aurel

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9.1 Gattin, Kinder, Schwiegersöhne und andere Familienangehörige

Des Commodus überlebende Schwestern waren fünf an der Zahl von insgesamt sechs Töchtern. Neben Lucilla geht es um die 151 geborene Annia Aurelia Galeria Faustina, welche Gattin von Claudius Severus war, zusammen mit Aelius Antoninus eine gemeinsame Basis im Nymphäum von Olympia teilte und wohl im Jahre 181 starb.275 Ihr folgte die 159 geborene Aurelia Fadilla, deren Tod in die Regierungszeit des Septimius Severus zu setzen ist. Wiederum geben Münztypen Hinweise, welche die Göttinnen Pietas und Iuno Lucina bemühen.276 Die im Jahre 160 auf die Welt gekommene Cornificia war die nächste Tochter. Die auf sie zu beziehenden Münztypen galten allen Mitgliedern der Familie, Antoninus Pius, Marcus und Faustina, und zeigen die Göttinnen Pietas und Fecunditas sowie insgesamt vier Töchter; ein großer Bronzemedaillontyp des Großvaters bildet symbolisch Erwachsene und vier Töchter ab. Cornificia wurde eine Liebschaft mit Pertinax angedichtet, und im Jahre 213 wurde sie von ihrem Pseudoadoptivneffen Caracalla zum Selbstmord getrieben.277 Die um 170 geborene Vibia Aurelia Sabina war das letzte Kind des kaiserlichen Ehepaares, das ebenfalls bis in die mittlere severische Epoche (über)lebte.278

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90 f., 105 f., 194 (Geburt desselben Sohnes vielleicht 163/164); Levick: Faustina 117 (Geburt vor Vibia Sabina; Namengebung wie bei Birley); Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 133 (mögliche Identifikation des Hadrianus mit Aelius Antoninus oder Aelius Aurelius). Annia Aurelia Galeria Faustinas Geburt wird gemeinhin mit 150/151 angegeben, ihr genaues Todesjahr ist jedoch unbekannt: PIR2 I 131 Nr. 714; Pflaum: Gendres 29–31; Bol: Statuenprogramm 34 f.; Fittschen: Bildnistypen 27, 94 f.; Raepsaet-Charlier: Prosopographie 77 f. Nr. 61 (falsche Einordnung als älteste Tochter); Birley: Marcus Aurelius 108, 155, 174, 182, 239, 247; Rosen: Marc Aurel 54; Fündling: Marc Aurel 69, 193, 230; Levick: Faustina 76, 95, 114, 116 f., 155; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 133 (anderes Todesjahr). Faustina (III.) ist mehrfach bei Fronto genannt: Ep. ad Marc. Caes. IIII 11 f. V 40; Ep. ad Ant. imp. I 1; dazu kommen namenlose Erwähnungen und einige Inschriften. Zu Fadilla PIR2 III.2 115 Nr. 96; Pflaum: Gendres 34–36; BOL: Statuenprogramm 35; Fittschen: Bildnistypen 29, 94 f. (mit den Münzhinweisen); Raepsaet-Charlier: Prosopographie 311 f. Nr. 356; Birley: Marcus Aurelius 114, 182, 196, 238 f., 246 f.; Rosen: Marc Aurel 55; Levick: Faustina 46, 77, 93, 115, 117, 139, 149, 157; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 133. Fadilla ist Protagonistin einer dramatischen Szene bei Herod., Hist. I 13, 1–4, welche zum Sturz des Cleander 189 führte. In einem erfundenen Brief im Stil Frontos erscheint sie in HA, Avid. 10, 6, aber in den wirklichen Briefen im frontonischen Corpus wird sie nicht eigens genannt. (Aurelia) Cornificia behandeln PIR2 II 374 Nr. 1505; Pflaum: Gendres 36 f.; Fittschen: Bildnistypen 29 f., 94 f.; Raepsaet-Charlier: Prosopographie 261–263; Birley: Marcus Aurelius 114, 182, 212, 239, 247 f.; Rosen: Marc Aurel 55; Fündling: Marc Aurel 69, 215; Levick: Faustina 32, 93, 117, 150 f., 157; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 133. Die Münzen spricht MIR 169 Nr. 10 f., 1001, an; der Medaillontyp ist Gnecchi: Medaglioni II 22 Nr. 110. Zur Inschrift aus severischer Zeit, CIL VI 8721 + p. 3891 = ILS 1225 = AE 2010, 225 (Augusti soror), kommen weitere epigraphische Zeugnisse. In Frontos Briefwechsel erscheint Cornificia namentlich in Ep. ad Ant. imp. I 1. Ein angebliches Verhältnis mit Pertinax nennt HA, Pert. 13, 8, den Selbstmord behaupten Dio (= Petr. Patr.) LXXVIII 16, 6a, und Herodian, Hist. IV 6, 3. Zur jüngsten Tochter siehe PIR2 VIII. 2, 313 f. Nr. 592; Pflaum: Gendres 37–39; Fittschen: Bildnistypen 31–33, 94 f. (mit 166 zu frühes Geburtsdatum); Raepsaet-Charlier: Prosopographie 622 Nr. 800; Birley: Marcus Aurelius 45, 162, 181, 196, 239, 243, 248; Ameling: Kinder 161; Rosen: Marc Aurel 556, 109; Fündling: Marc Aurel 106, 154;

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Alle diese Töchter wurden zu jeweils passender Zeit verheiratet, um ausgewählte senatorische Schwiegersöhne und damit deren Familien wie eine Art Netzwerk an das Kaiserhaus zu binden. Sozial herausragend war allein der Mitkaiser Lucius Verus, doch nach ihm gab es keinen rangmäßig ähnlich einzustufenden Heiratskandidaten mehr. Allerdings spielten nur zwei der Schwiegersöhne eine wirklich politische Rolle, nämlich Ti. Claudius Pompeianus und der ihm bedeutungsmäßig folgende, aber rangmäßig vorangehende Cn. Claudius Severus. Diese beiden Männer, von denen Pompeianus ein homo novus war, stammten aus dem Reichsosten, und zwar aus Syrien wie Avidius Cassius.279 Die sonstigen drei Schwiegersöhne erlangten keine Nachhaltigkeit in der historischen Erinnerung, obgleich sie zur reichsweiten Führungselite zählten. Es handelte sich zuerst um M. Peducaeus Plautius Quintillus, der im Jahre 177 zum ordentlichen Konsulat als Kollege des Commodus aufrückte. Seine Gattin war die Kaisertochter Fadilla, doch er selbst war zugleich ein Neffe von Lucius Verus: Damit gehörte er ohnehin zur weiteren Verwandtschaft der domus Augusta.280 Ehemann der nächsten Tochter Cornificia war Marcus Petronius Sura Mamertinus, der erst im Jahre 182 zum ordentlichen Konsul berufen und später zusammen mit Bruder und Sohn von Commodus umgebracht wurde.281 Schließlich ist Lucius Antistius Burrus zu nennen, der die Kaisertochter Vibia Aurelia Sabina heimführen und im Jahre 181 eine der beiden Stellen als cos. ord. einnehmen konnte. Die wirkliche Hochzeit kann jedoch erst in der frühen Regierungszeit des Commodus stattgefunden haben, weil das Mädchen um 170 geboren wurde, was auf ungefähr 185 hinweist; die Verlobung allerdings wird vom Vater eingeleitet worden sein. Dem Ehemann nutzte seine Heirat allerdings nichts, denn auch er wurde auf Anordnung seines Schwagers umgebracht. Alle diese Schwiegersöhne wurden in den Patriziat aufgenommen oder gehörten ihm Levick: Faustina 74, 115, 117 f., 150, 160; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 134. Genannt wird sie etwa in CIL VI 1020 = ILS 387 (Vibiae Aureliae Sabinae d(omini) Marci Aug. f. …), CIL X 4763 (Grabinschrift der Gattin eines ihrer Freigelassenen), CIL VIII 5328 = ILS 388 = ILAlg I 241 = AE 2012, 1902 (Vibiae Aurel{l}iae divi M(arci) f. divi Severi sor(ori) Sabinae patronae municipii decurio[nes]); indirekt erwähnt ist sie in HA, Comm. 6, 11. Ihre Anwesenheit als dreijähriges Kind in Sirmium beim Verfahren gegen Herodes Atticus erwähnt Philostrat., Vit. Soph. I 1, 11. 279 Zu Pompeianus und Severus siehe in Anm. 122 f. die einschlägige Literatur. Die letzte Übersichtsdarstellung der Kinder von Marcus und Faustina bietet Levick: Faustina 115–118, mit einer Diskussion über Quellenlage und Forschungskontroversen: Sie plädiert am Ende für vierzehn Kinder. Priwitzer: Dynastisches Potential 244–251, entscheidet sich nicht »zwischen elf und vierzehn Kindern«, entlastet aber Faustina vom Ehebruch-Vorwurf bezüglich des Commodus. 280 Zu Peducaeus Plautius Quintillus PIR2 VI 191 f. Nr. 474; Pflaum: Gendres 34–36; Alföldy: Konsulat 190, 311 f., 325; Birley: Marcus Aurelius 182, 196, 238 f.; Fündling: Marc Aurel 157; Levick: Faustina 46, 77, 139, 141, 149, 159, 192; Jarvis: Peducaeus 1– 20 (Betonung der vielfältigen Familienbeziehungen innerhalb der Aristokratie und seiner Rolle im Gleichgewichtsspiel im Kaiserhaus). Seine Laufbahn ist unbekannt; er wurde im Jahre 205 umgebracht (Dio = Xiphilinos LXXVII 7, 3 f.). 281 Petronius Sura: PIR2 VI 119 N. 311; Lambrechts: Famille 187–190; Pflaum: Gendres 36 f.; Corbier: Aerarium 283–289; Leunissen: Konsuln 34, 37, 92, 129, 321, 365, 371, 399; Birley: Marcus Aurelius 182, 239; Fündling: Marc Aurel 157, 175; Levick: Faustina 77, 150, 159.

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9.1 Gattin, Kinder, Schwiegersöhne und andere Familienangehörige

bereits an, was ihre ordentlichen Konsulate anzeigen. Allein die beiden letztgenannten Töchter von Marcus Aurelius vermochten eine einigermaßen lange Lebenszeit zu erreichen, welche sie bis in die Regierungszeit des als Caracalla bekannten Kaisers führte. Außerdem gingen beide jeweils eine zweite Ehe ein, jedoch nicht mit Angehörigen des Senatorenstandes. Cornificia scheint den Ritter Lucius Didius Marinus geheiratet zu haben, Vibia Aurelia Sabina wurde dagegen völlig unter Wert mit einem Freigelassenen ihres Onkel Lucius Verus, nämlich Lucius Aurelius Agaclythus, verheiratet, weil dies ihr Bruder Commodus selbstherrlich angeordnet hatte, sicherlich ohne sie zu fragen: Eine derartige Standesminderung kann nicht nur ohne Zustimmung der damals noch immer recht jungen Heiratspartnerin, sondern wird zu ihrer wie auch immer begründeten Bestrafung erfolgt sein. Aufs Ganze gesehen ist auch in diesem Falle die Abhängigkeit der weiblichen Angehörigen des Kaiserhauses nachgewiesen: Sie hatten den Anordnungen der männlichen Verwandten Folge zu leisten, seien es der Vater oder später der Bruder.282

282 Antistius Burrus: PIR2 I 143 f. Nr. 757; Leunissen: Konsuln 8, 91 f., 129, 361, 371, 399; Birley: Marcus Aurelius 239; Fündling: Marc Aurel 157, 215; Levick: Faustina 150, 156. Zu Didius Marinus PIR2 III.2 15 Nr. 71; Pflaum: Gendres 36 f.; Birley: Government 327 f.; Migiorati; Iscrizioni 483–489; Levick 150, 210. Den in der HA, MA 15, 2 (Adams: Marcus Aurelius 163 f.) und Ver. 9, 3 f.; 10, 4 f. genannten Freigelassenen sprechen PIR2 I 76 Nr. 452; Birley 239; Kienast – Eck – Heil: Kaisertabelle 134; Levick 150, 160 (zweiter Gatte war der Sohn des Agaclytus) an. Seine politische Bedeutung war erheblich, doch die Heiratsoktroyierung ist als Willkürakt des neun Jahre älteren Bruders einzustufen.

163

10

Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

10.1

Die Münzen

Die mit Hunderten von Typen in allen Metallen ausgegebenen Münzen begleiteten die Geschichte von Marcus Aurelius und kommentierten sie in abgekürzter Form. Sie bildeten die einzige, kontinuierliche Art der herrscherlichen Selbstdarstellung und gewinnen daher ihre Bedeutung für die forschende Gegenwart. Natürlich war ihnen vielfach nur eine symbolische Kraft eigen, was die Kleinheit der Schrötlinge vorgab, doch wurden Bild und Schrift stets miteinander zu verknüpfen gesucht. Für den Kaiser, seine Familie und die herrscherliche Tätigkeit, zeitweise zusammen mit dem Adoptivbruder, lassen sich Schwerpunkte erkennen, die der Reichsbevölkerung verkündet wurden. Dagegen wurden andere, von heutiger Warte aus ebenfalls hervorhebenswerte Aspekte unberücksichtigt gelassen. Außer den auf genaue Ereignisse bezogenen Stücken wurden über längere Zeit hin solche allgemeinpolitischen Inhalts ausgegeben, welche die angesprochene Schwerpunktsetzung ausdrückten: Wichtig ist besonders die Einbindung von Götterwelt und Mythologie in den Kosmos der Rückseitenszenen. Auf jeden Fall aber ist die alleinige Verantwortung des Kaisers und seiner Berater für die bildliche wie schriftliche Gestaltung aller Nominale zu betonen.283 Die an einen hervorgehobenen Kreis staatlicher Spitzenpersonen etwa zum Jahresbeginn und anderen Festanlässen verteilten und nicht für den Umlauf bestimmten Medaillons erweitern den Gesichtskreis, decken aber weniger Details 283 Eine knappe Übersicht über die Münzgeschichte gibt Kuhoff: Großmachtdarstellung 239–259; ähnlich Mittag: Kaiser oder Philosoph 61–74 (thematische Einteilung der Münzprägung und Betonung ihrer »herrschaftsstützende(n) Komponente« bei pietas und religio für die beiden Wunder und von virtus und clementia im allgemeinen Kriegsgeschehen; Verdeutlichung einer philosophisch bestimmten Persönlichkeit im privaten Bereich und kaiserlicher Pflichterfüllung im öffentlichen Leben); ders.: Marcus Aurelius 341–361 (Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Berücksichtigung beider Kaiser auf Münzen und Medaillons, doch Überbetonung von Beeinträchtigungen der Eintracht). Dazu kommen Strack: Reichsprägung Antoninus Pius 12–23, 43–49, 60–62, 88–107, 108–124 und 125–162; Zwikker: Markussäule 120–149; Schindler-Horstkotte: Markomannenkrieg 89–103; Oettel: Geld 87–107; Börner: Marc Aurel; dies.: Coins 278–293; Pangerl: Vier Jahrzehnte 495–513, erkennt im Vergleich von Münzen und Porträts sieben statt nur vier Porträttypen; Grieb: Selbstdarstellung 381–400, hier 383– 390, sieht in den nachjugendlichen Münzporträts eine nachvollziehbare Anknüpfung an diejenigen von Aelius Caesar wegen derselben Haarlockengestaltung. Grundlegend ist neben BMC und RIC Szaivert: MIR, Einleitung 26–29; ders.: Markomannenkriege 497–505 zur Kriegsszenerie.

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10.1 Die Münzen

ab. Dessenungeachtet nehmen Münzen und Medaillons den ersten Rang innerhalb der kaiserlichen Eigenwerbung ein. Besonders wichtig ist die Angabe datierender Elemente auf allen Nominalen, was eine fortschreitende Chronologie zu erstellen ermöglicht, welche die vielen Typen jeweils auf ein Jahr oder noch genauer festzulegen vermag.284 Seit seinen ersten öffentlichen Auftritten zur Regierungszeit des Adoptivvaters Antoninus Pius wurden für Marcus Aurelius Münzen aller Metalle der Reichsbevölkerung als Zahlungsmittel übergeben, was diese indirekt an den angesprochenen Geschehnissen teilnehmen ließ. Es fehlt nicht viel zu behaupten, dies habe »von der Wiege bis zur Bahre« gegolten.285 Allerdings ist keine Systematik zu erkennen, denn die vielen Kinder fanden nur unregelmäßig Eingang in die Münzprägung: Nur wer als Caesares und Augusta im Rampenlicht stand, wurde präsentiert. Dies galt bereits seit der Übertragung der tribunicia potestas durch den Adoptivvater im Dezember 147, die als datierendes Grundelement in der Herrschertitulatur üblich war. In der Zeit von Samt- und Alleinherrschaft des Marcus Aurelius wurde die Datierung durch die Konsulate und imperatorischen Akklamationen ergänzt, die jedoch nicht einer kontinuierlichen jährlichen Fortschreibung unterlagen. Die Zusammenschau dieser datierenden Elemente bewirkt eine noch präzisere Datierung, wobei Aussagen der literarischen Überlieferung ergänzend herangezogen werden müssen, was besonders die Ausrufungen zum imperator für Marcus Aurelius, Lucius Verus und Commodus betrifft. Von Fall zu Fall traten die gezählten liberalitates oder congiaria hinzu.286 Diese Detailfreude unterstützt die selbstverständliche Fortschreibung des Aussehens und besonders der Barttracht schon in Marcus’ Caesar-Zeit ab dem Jahre 140. Hinzu tritt die Betonung der harmonischen Eintracht zwischen dem Adoptivvater und seinem zum Nachfolger designierten älteren Adoptivsohn, nachhaltig ausgedrückt in Aurei und Medaillons. Ab 145 traten Münzen für die jüngere Faustina hinzu und Stücke für die diva Faustina senior liefen weiter. Die Kinder des Thronfolgerpaares erscheinen dagegen anfänglich nur als kleine Begleitfiguren auf den Rückseiten für ihre Mutter; erst später wurden die wenigen Kinder 284 Nicht ersetzt ist für die Medaillons das Werk von Gnecchi: Medaglioni; die hier fehlenden systematischen Erörterungen liefert Toynbee: Medaillons 15–41 (allgemeine Erklärung), 73–111 (Ausgabeanlässe), 112–121 (Empfänger), 127–146 (historische Entwicklung von Augustus bis Commodus). Das Sonderwerk für das Münzkabinett Berlin ist Dressel – Regling: Medaillone. Auch Börner: Marc Aurel 18–335, berücksichtigt die Medaillone in der thematischen Analyse, nämlich 67–70 (Prägungen von 145 bis 149 mit Kindergeburten), 161–163 (Regierungsantritt), 178–181 (Aufgabenverteilung), 189–195 (Siegesmeldungen), 224–227 (Feiern), 229–234, 254, 269 (Kriegsvorbereitungen), 274–278 (Kriegsvollzug mit eventuellem kurzen Rom-Besuch 172), 281 f., 292– 299, 303–308 (Commodus als Caesar), 313–317, 322–325 (derselbe als zweiter Augustus), 333–335 (Feldzugsfortführung). 285 Der genannte Titel bezeichnet die sinfonische Dichtung Nr. 13 von Franz Liszt aus dem Jahre 1882. 286 Wolters: Nummi Signati 320–339, untersucht die Numismatik der Germanenkriege, von der Auftragserteilung zur Herstellung über die thematische Ausformung der Emissionen und Einzeltypen bis zu deren chronologischer Einordnung; zudem wird die Wirkung einzelner Serien bei unterschiedlichen Adressaten behandelt, dabei zur Emissionsreihenfolge bezugnehmend auf Szaivert: MIR 78–80 und 91–293.

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

mit politischer Bedeutung hinzugezogen. Mit der Begründung des Doppelprinzipats trat Lucius Verus in die Münzprägung als Augustus zweiten Ranges ein, gründend auf der höheren auctoritas des Marcus: Betont wurde besonders die concordia Augustorum. Lucius Verus gewann wenig später durch seine Tätigkeit im Osten als nomineller römischer Oberfehlshaber im Parther-Krieg eine erhöhte Bedeutung, die sich in der früheren Annahme der Siegerbeinamen äußerte, die erst nachher für Marcus aufgegriffen wurden; dessen Typen konzentrierten sich nachvollziehbar auf zivile Belange. Seit dem gemeinsamen Triumph vom Herbst 166 drückte die numismatische Themenwahl wieder die Gemeinsamkeit der Herrscher aus, denn sie traten beide als Sieger auf, doch der Göttervater Iuppiter, der in seinem Tempel auf dem Kapitolshügel den Siegeskranz empfing, blieb meist dem älteren Kaiser vorbehalten. Ein markantes Gegenbeispiel ist ein für beide Kaiser ausgegebener Bronzemedaillontyp, der den großen Iuppiter als Beschützer der zwei kleineren Augusti zeigt.287 Bis auf wenige Ausnahmen war die spätere Münzprägung den militärischen Ereignissen vorbehalten. In den letzten Jahren wurde der verbliebene Sohn Commodus durch die ihm nach und nach beigelegten Titel und die mit dem Vater geteilten Siegerbeinamen in Rom und außerhalb nachdrücklich vorgestellt, und zwar seit dem Aufstand des Avidius Cassius. Unterschiedlich fallen die sich auf Rom und Italien beziehenden Typen und diejenigen allgemeiner Thematik, die sich besonders an die Provinzen wandten, aus. Hierzu zählten solche Stücke, die seit 175 die Siegerbeinamen der Germanenkriege, nämlich Germanicus und Sarmaticus, beinhalteten. Denn sie wurden ins Formelreservoir eingefügt, als es aufgrund der Usurpation nötig schien, die militärischen Fähigkeiten und Erfolge des regierenden Herrschers herauszustellen. Die Betonung der Rolle des Thronfolgers leitete schließlich zu seiner tatsächlichen Nachfolge über, nachdem sein Vater den Strapazen des Feldzuggeschehens mit knapp 60 Lebensjahren erlegen war. Als divus Marcus wurde ihm seitdem durch Konsekrationsmünzen und andere Medien, etwa Inschriften, öffentlich gedacht. Damit endete ein ansehnliches Kapitel der kaiserzeitlichen Münzgeschichte.288

287 Die Annahme der Siegertitel zuerst durch Verus und danach Marcus erörtern Kneißl: Siegestitulatur 97–110, hier 97–105 und 108–110; Wolters: Nummi Signati 323–325; Börner: Marc Aurel 183–220; dies.: Coins 284–287. Der Medaillontyp ist Gnecchi: Medaglioni II 33 Nr. 52; 47 Nr. 21; Dressel – Regling: Medaillone 77–79 Nr. 40. 288 Auch für die Münztypen der Germanenkriege liefert Kneißl: Siegestitulatur 105–108, das Gerüst; hinzu kommen Szaivert: Markomannenkriege 497–505; Wolters: Nummi Signati 325–339, bes. 329–334 und 336–339, der eine Unterbrechung der GermanicusPrägungen wegen des Einfalls in Oberitalien von 170, deren reiche Fortsetzung zwischen 175 und 177 sowie ein erneutes Abbrechen bis zu Marcus’ Tod feststellt; Börner: Marc Aurel 240–339; dies.: Coins 287–290.

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10.2 Die Inschriften

10.2

Die Inschriften

Nach den numismatischen Zeugnissen besitzen die epigraphischen Dokumente einen besonderen Stellenwert. Wie bei allen römischen Kaisern ist auch für Marcus Aurelius ein deutliches Überwiegen derjenigen Inschriften festzustellen, die ihm und seinen Verwandten einschließlich des Mitkaisers gewidmet wurden und daher Ehreninschriften heißen: Diese bildeten zumeist den Text von Steinbasen zur Aufstellung von Statuen. Offizielle Verlautbarungen der Regierung selbst in inschriftlicher Form sind dagegen selten: Sie benennen die Herrscher im Nominativ als handelnde Personen, doch müssen sie dahin befragt werden, ob sie Produkte der kaiserlichen Kanzlei waren oder von nachgeordneten Behörden formuliert wurden. Insgesamt sind aus der Zeit zwischen 138 und 180 mehr als 200 Zeugnisse überliefert, die Augusti und Angehörige nennen.289 Sie beginnen mit Ehrungen für Marcus Aurelius Caesar, wobei eine im Jahre 140 zu dessen erstem Konsulat von den Prätorianerpräfekten Petronius Mamertinus und Gavius Maximus und den prätorischen wie städtischen Kohorten als Loyalitätsbekundung gestiftet wurde.290 Zwischen 139 und 146 ließ dagegen ein duumvir quinquennalis als höchster Beamter der Stadt Thuburbo Maius in Africa proconsularis eine Bronzestatue des Caesar im Wert von zweitausend Sesterzen aufstellen.291 Weiterhin steht im römischen Thermenmuseum eine Inschriftenbasis für eine verlorene Statue, welche der Senat, die Ratsversammlung der wenig nördlich Roms gelegenen Kleinstadt Fidenae, für den Thronfolger als Sohn des Antoninus Pius stiftete.292 Schließlich stellte ein Priester für Marcus und Antoninus Pius zwei Statuen wiederum in Thuburbo maius mit griechischem Wortlaut auf.293 Außerdem ließen sich etliche weitere Inschriften ansprechen, doch werden anschließend nur einige wichtige genannt. Als Maßnahmen der Kaiser selbst präsentieren sich entweder Bauinschriften oder juristische Texte wie Erlasse oder Reskripte auf Eingaben von Untertanen, wobei stets der Nominativ maßgeblich ist. Die Bauinschrift des Aesculapius-Tempels in Lambaesis, Numidien, nennt Marcus Aurelius und Lucius Verus als nominelle Bauherren und die dort stationierte legio III Augusta als Ausführende, doch 289 Eine Einführung in die Epigraphik der Epoche mit etlichen Beispielen gibt Kovács: Records 77–91; zur Inschriftendatierung allgemein Schmidt: Epigraphik 105–112. 290 CIL VI 1009 + p. 3070, 3777, 4315 = ILS 2012 = AE 2004, 43 gilt M. Aurelio Caesari (mit ausführlicher Filiation) … optimo ac piissimo. 291 AE 1941, 35 = ILT 714 besagt … M. Bullatius Victor statuam aeream quam ex HS II mil. n. ob honorem IIviratus qq. praeter HS III mil. n. legitima facturum … Statuenaufstellungen in Nordafrika behandelt Gilhaus: Statue und Status 51–67 (Kaiserehrungen), 124– 138 (städtische Beamte als Dedikanten) und 163–292 (Aufstellungsorte); eine Liste der Zeugnisse für Marcus und Verus 324 f. (dieses fehlt). 292 Die Fidenater Inschrift ist ILS 6223: M(arco) Aurel[io] Caesari Imp. Caes. T. Aeli Hadriani Antonini Aug. Pii pontif. max. trib. pot. III co(n)s. III p(atris) p(atriae) filio senatus Fidenatium. 293 Die afrikanischen Statuenstiftungen: IG XIV 1054 f. = IGRRP I 146. 149 = IGUR 235 f.: ἀγαθῇ τύχῃ Μ(άρκωι)Αἰλίωι Αὐρηλίωι Καίσαρι Τ(ίτου) Αἰλίου Ἁδριανοῦ Ἀντωνείνου Σεβαστοῦ Εὐσεβοῦς υἱῷ …

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

wird die Formulierung vom Legionskommandeur und seiner Kanzlei stammen; in diesem sakralen Zusammenhang ist die richtige Nennung des obersten Staatspriesteramtes nur für den älteren Kaiser zu beachten.294 Deutlich als Textgestaltung am Orte erweist sich eine lateinische Bauinschrift aus dem kretischen Gortyn, welche die Restaurierung einer Heiligtumsanlage für den 26. April 169 als finanzielle Leistung der Kaiser angibt, von denen Verus bereits verstorben war. Die abgekürzte Herrschertitulatur und Tugendattribute im Superlativ für Kaiser und Gemeinde beweisen die städtische Verwaltung als Gestalterin des Wortlautes.295 Authentischer erscheint dagegen der Text einer Bauinschrift aus der colonia Ulpia Traiana (Xanten), in der Marcus und Verus als Verantwortliche für den Wiederaufbau eines Vereinshauses firmieren, was einen staatlichen Kostenbeitrag beinhaltete.296 Für Straßenbaumaßnahmen waren die Kaiser stets verantwortlich. So erscheinen die Adoptivbrüder in der syrischen Ortschaft Abila Lysaniae als Bauherren, wo eine Straße durch die Gewalt des Flusses hinweggerissen worden war und nach Abarbeitung des anstehenden Felsens erneuert wurde. Zuständig war der Statthalter L. Iulius Verus, der sich Freund der Kaiser nennt und den Text formulierte, während die Gemeinde die Kosten trug; Ausführender war ein Bautrupp der legio XVI Flavia fidelis unter Führung eines Centurio, der zudem zwei Votivinschriften für das Kaiserwohl anbrachte.297 Dagegen zeigt ein Meilenstein von Remagen in Mannheim vom Jahre 162 bereits die im 3. Jahrhundert übliche dativische Nennung der beiden Herrscher ohne Dedikanten, aber mit Nennung der dreißigsten Meile von Köln aus.298 Eine nicht den Kriegsereignissen geschuldete Baumaßnahme wurde am 26. Oktober 174 in Alexandria unter dem praefectus Aegypti Calvisius Statianus durch eine Abteilung der leg. II Traiana Fortis unter dem Befehl eines centurio abgeschlossen, nämlich die Renovierung eines baufälligen Wachgebäudes, das durch die genetivische Nennung von Marcus Aurelius als Besitz des Herrschers verstanden wurde.299 294 CIL VIII 2579a = 18089a = ILS 3841 lautet Iovi Valenti, Aesculapio et Saluti, Silvano has aedes imp. Caes. M. Aurelius Antoninus Aug. pont. max. et imp. Caes. L. Aurelius Verus Augustus per legionem III Augustam fecerunt. 295 In der Inschrift CIL III 14120 = ILS 4052 = InscrCret 333 handeln die sacratissimi imperatores Caesares Aurelii Antoninus et Verus Aug. Armeniaci Medici Parthici maximi … indulgentia sua … splendidissimae civitati Gortynorum ex sacris pecunis deae Dictynnae restituerunt … 296 Der Text von CIL XIII 8643 = ILS 7064 berichtet: [I]mp(erator) Caes(ar) M(arcus) Aur[elius Antoninus Aug(ustus)] et Imp(erator) Caes(ar) L(ucius) Au[relius Verus Aug(ustus)] scholam c(oloniae) Tr(aianae) v[i] ignis [corruptam] curaverunt … (Geldsumme). 297 Die aussagekräftige Inschrift CIL III 199–201 = ILS 5864 lautet: (Beide Kaiser) … viam fluminis vi abruptam interciso monte restituerunt per Iul. Verum leg. pr. pr. provinc. Syr. et amicum suum inpendiis Abilenorum. Zum Statthalter Anm. 191. 298 Der Text imp. Caes. M. Aurel. Antonino Aug. pont. max. tr. pot. XVI cos. III et imp. Caes. L. Aurel. Vero Aug. tr. pot. II cos. II a col. Agripp. m. p. XXX meint zwar eine normale Straßenreparatur, doch fehlt eine Detailbeschreibung wie im vorangehenden Beispiel. Daher bleiben Zweifel bestehen, ob es sich nicht um eine Loyalitätsbezeugung ohne konkreten Hintergrund handelte (CIL XIII 9153 = XVII 578 = AE 2010, 998). 299 Die Inschrift CIL III 12048 = 13573 gibt an: Imp. Caesaris M. Aureli Antonini Aug. praesidium vetustate dilapsum renovavit sub C. Calvisium Statianum praef. Aeg. per Valerium

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10.2 Die Inschriften

Die besonders markante Bauinschrift des nicht erhaltenen Triumphbogens in Rom vom Jahre 176 nennt als Stifter in üblicher Weise Senat und Volk von Rom und preist Marcus Aurelius, weil er alle früheren größten Herrscher an Ruhm übertroffen habe, indem er die kriegerischsten Völkerschaften vernichtete oder unterwarf. Das kurze Elogium auf den Kaiser am Ende weist deutlich auf die Texte von Herrscherehrungen in der Spätantike voraus.300 Das gilt auch für die Weihung auf einem Fortuna-Altar in Praeneste, welche Gelübde für die Gesundheit von Marcus und Commodus am 10. August 179 ausspricht.301 Für beider Wohl und Sieg vollzog weiterhin ein kaiserlicher Freigelassener in Rom zwischen 169 und 175 eine Weihung.302 Schon im Jahre 162 stifteten im mittelitalischen Orte Ficulae die von der staatlichen Alimentarstiftung geförderten Knaben und Mädchen Marcus Aurelius als bestem und freigebigstem Fürsten eine Statue.303 Baumaßnahmen wurden vielfach nominell zum Wohl der Kaiser und ihrer Familie vorgenommen. So renovierte die Gemeinde Sustri in Africa Proconsularis ihren Pluto-Tempel von Grund auf für das Wohl und den Sieg der beiden kaiserlichen Brüder.304 In solchen Inschriften wurden die Tugendattribute im Superlativ allmählich zur festen Regel: Beispiele sind maximus, optimus, indulgentissimus, sanctissimus oder sacratissimus. Zu betonen ist allerdings nochmals das Fehlen solcher Epitheta in denjenigen Inschriften, welche auf die Initiative der Regierung zurückgingen und damit einen Formelkanon ausdrückten, der sich an traditionellen Gepflogenheiten orientierte. Marcus und Verus erscheinen gemeinsam in einer Statuenweihung, die ein Ädil des numidischen Cuicul im Jahre 166 der Eintracht der Kaiser widmete und dabei in der Herrschertitulatur alle damals gültigen Siegerbeinamen berücksichtigte.305 Auch weitere Zeugnisse beschwören die Eintracht und unterstreichen so die Bedeutung dieser Tugend in der Selbstdarstellung beider Augusti. Im Jahre 168 wurde Marcus Aurelius in Statuenform in Thugga im prokonsularischen Africa geehrt, weil er der Gemeinde eine Nutzungsbeteiligung an Vermächtnissen zugesprochen hatte, was als »himmlische Wohltat« gerühmt wird; eine parallele Ehrung für Lu-

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Maximum (centurionem) leg. II Tr. Fort. … (Konsuldatierung) anno XV. Kaiserlicher Besitz eines als Wehranlage verstandenen Bauwerkes verwundert nicht. Wichtig ist der Name des Präfekten, der beim Aufstand von Avidius Cassius eine Rolle spielte (siehe oben 104 f.). Die Inschrift des Bogens ist CIL VI 1014 = 31255 = ILS 374 mit dem Wortlaut SpqR … (Namen und Titulaturen von Marcus Aurelius und Commodus) quod omnes omnium ante se maximorum imperatorum glorias supergressus bellicosissimis gentibus deletis aut subactis. Zum Monument unten 186–188. CIL XIV 2856 = ILS 376: … (Datierung) Pietati Fortunae Primigeniae votis susceptis salvis Augustis … (Dedikanten) … l(ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum) d(onum) d(ederunt). In CIL VI 31053 = ILS 3272 heißt es bloß pro salute et victoria M. Aur. Antonini Aug. et Commodi Caes. totius domus eius … (Dedikant). Die Weihung CIL XIV 4003 = ILS 6225 = AE 2003, 294: Für Marcus (mit Filiation und Titulatur) … optimo et indulgentissmo principi pueri et puellae alimentari Ficolensium. Die fragmentarische Bauinschrift ILAfr 495 lautet: [Plu]toni Aug sacr. [pro salute imperato]rum Caesarum [… et vic]toriae eorum civitas Sustrita[na – templum vetustate] corruptum a solo restituit …(Stifter). Zu Bauinschriften in Afrika detailliert Saastamoinen: Phraseology. CIL VIII 8300 = ILS 368 = ILAlg II 7638: Concordiae Augustor… (Dedikant).

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

cius Verus ist verloren.306 Im britannischen Olicana (Ilkley) vollzog ein Kohortenpräfekt für das Wohl beider Augusti eine Weihung an Iuppiter dilector, eine ungewöhnliche Form des Gottes.307 Einen besonderen Fall stellen Ehrenbögen sowie andere öffentliche Monumente dar, die im römischen Africa vielfach für Kaiser gestiftet wurden. Marcus und Verus wurden Adressaten eines viertorigen Bogens im tripolitanischen Oea, den ein Munzipalbeamter mit eigenen Mitteln auf öffentlichem Grund aus reinem Marmor 163/164 erbauen ließ; die Einweihung nahmen wegen der Größe der Stiftung der proconsul Africae und sein Legat vor.308 Ein nicht mehr erhaltener viertoriger Bogen, dessen Inschrift bewahrt ist, wurde in Lepcis Magna für Marcus Aurelius im Jahre 174 eingeweiht, und zwar unter dem Prokonsul C. Septimius Severus und seinem Legaten und Neffen Lucius, dem späteren Kaiser; Bogen und Statuen ließ ein städtischer Beamter für 120.000 Sesterzen aus eigener Tasche errichten, zu denen städtische Mittel hinzukamen.309 Von anderen öffentlichen Gebäuden ist das Kapitol von Thuburbo Maius zu nennen, das der kapitolinischen Trias zum Wohl beider Augusti mit öffentlichen Mitteln errichtet und vom Prokonsul, dem Juristen Salvius Iulianus, im Jahre 168 eingeweiht wurde.310 Ein Fortuna-Tempel wurde in der Gemeinde Mustis in Africa Proconsularis von einem Centurio der legio III Augusta mit Kosten von 30.000 Sesterzen den beiden Augusti übereignet, wobei die Erben die Ausführung übernahmen.311 Ein Schlaglicht auf die militärischen Wechselfälle wirft eine Ehrung für Marcus aus der dakischen Metropole Sarmizegetusa, welche für die durch seine Tugenden bewirkte Errettung aus doppelter Gefahr dankt.312 Wegen des Aufbruchs der Kaiserfamilie in den Osten nach der Usurpation von Avidius Cassius weihte 306 In CIL VIII 26528b = ILS 9399 rühmt Marcus (mit Filiation und Titulatur) pagus Thugg(ensis) caelesti beneficio eorum auctus iure capiendorum legatorum … Gilhaus: Statue und Status 61. 307 CIL VII 209 = RIB 636 beginnt mit [pro salute imperato]rum Caes. Augg. Antonini et Veri Iovi dilect(ori) …(Stifter). 308 CIL VIII 24 = 10999 = IRT 232 = AE 2012, 1837: (Für Marcus und Lucius) … Servius Cornelius Scipio Salvidienus Orfitus procos. cum Uttedio Marcello leg. suo dedicavit C. Calpurnius Celsus (Ämter) … arcum pecunia sua solo publico et fundavit et marmore solido fecit. Zum Proconsul etwa PIR2 II 358 f. Nr. 1447; Thomasson: Statthalter 80; ders.: Fasti 66 f.; Alföldy: Konsulat 57, 112, 114, 118, 121, 153, 209, 277, 291, 306, 324–326; Birley: Marcus Aurelius 48, 56. Literatur zum Bogen in Anm. 364. 309 AE 1967, 536: (Dem Kaiser mit unvollständiger Titulatur) … arcus ex HS CXX m(ilibus) n(ummum) ab Avilio Casto in eum et statuas legatis praeter HS […] quae de publico adiecta sunt dedicatus C. Septimio Severo proco(n)s(ule) L. Septimio Severo leg(ato) pr. pr. 310 ILAfr 244 = ILT 699 = AE 2013, 110: Iovi optimo maximo, Iunoni reginae, Minervae Aug. sac. pro salute (beide Kaiser mit voller Titulatur und gemeinsamer Filiation) … divi Antonini Pii filiorum … [Ca]p[i]toli[um] …[p]ublico sumptu fisci … municpium (genauer Name)[… dedicant]e L. Octavio Cornelio Salvio Iuliano Aemilia[no pr]ocos … 311 Die lange Dedikation CIL VIII 1574 = 15576 = ILT 1538: Fortunae Augustae sacrum (Kaiser nur Armeniacus) … templum quod C. Iulius C(ai) f(ilius) Corn(elia) Galba (centurio) leg(ionis) XXII Primig(eniae) hastatus ex HS XXX mil(ibus) n(ummum) testamento suo fieri iussit L(ucius) Iulius L(uci) f(ilius) Corn(elia) / Rogatus Kappianus frater patruelis et heres eius adiectis ob honorem flam(onii) perp(etui) sui HS X mil(ibus) n(ummum) et amplius quae professus est HS XXX mil(ibus) n(ummum) cum fratribus … faciendum curavit (weitere Stifter und Details). 312 CIL III 7969 = ILS 371 = IDR III/2, 76 = AE, 2003, 1516 formuliert: (Dem Kaiser mit Titulatur und Filiation) … (Stadtname) ancipiti periculo virtutibis restituta. Damit deutet

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10.2 Die Inschriften

ein procurator der Ölverteilung in Ostia mehreren Gottheiten einen Altar für Wohl und Rückkehr von Marcus, Faustina und ihren Kindern.313 Besonders bedeutsam ist die schon angesprochene Felsinschrift in La/e/ugaricio, dem heutigen slowakischen Trenčin, welche durch die Stationierung einer Vexillation von anscheinend 2.855 Mann aus der legio II adiutrix unter dem Kommando von M. Valerius Maximianus zwischen 177 und 180 das Vorhaben andeutet, nördlich der Donau neue Provinzen einzurichten.314 Die Normalität des militärischen Alltags drücken etliche Weihungen aus, die wegen des Gründungstages von Legionen und Hilfstruppeneinheiten dem Iuppiter zum Wohl der Kaiser gestiftet wurden.315 In den Zusammenhang der Germanenkriege ist auch eine Baumaßnahme vom Jahre 170 aus der Hauptstadt der ohne Legionsbesatzung auskommenden Provinz Dalmatia, Salona, einzureihen: Hier wurde ein Teil der Stadtmauer im Jahre 170 durch zwei Vexillationen der Legionen II und III auf die Länge von 200 Fuß erbaut.316 Eine vollständige Mauer erhielt die thrakische Stadt Philippopolis laut einer zweisprachigen Bauinschrift im Jahre 172 durch Anordnung von Marcus Aurelius, den der längere griechische Text als den göttlichsten Kaiser anspricht, was mit staatlichen Geldmitteln verbunden war. Während aber der nicht vollständige lateinische Wortlaut Marcus als Bauherrn nennt, nimmt in der griechischen Version die Stadt selbst diese Rolle ein.317 Besonders bekannt ist schließlich die Bauinschrift des Legionslagers in Regensburg, die von 179/180 datiert und Marcus Aurelius und Commodus als Bauherren nennt, die der legio III Italica das Lager mit Mauer, Toren und Türmen zur Verfügung stellten, welches von der Truppe selbst errichtet wurde: Ob es damals bereits fertig war, ist durchaus zweifelhaft.318

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sie knapp die wechselhaften Schicksale von Stadt und Provinz an; dazu kurz Zerbini: Echi 384 f. CIL XIV 20 = ILS 372 gibt an: Pro salute et reditu Imp(eratoris) Antonini Aug(usti) Faustinae Aug(ustae) liberorumque eorum aram Sanctae Is(i)di numini Sarapis Sancto Silvano Larib(us) C(aius) Pomponius Turpilianus proc(urator) ad oleum in (!) Galbae Ostiae portus utriusque d(onum) d(edit). CIL III 225 = 13439 = ILS 9122 = IPSSTA 2 = AE 2010, 83 = Dobo, Inscriptions 537: Victoriae Augustorum exercitus qui in Laugaricione sedit mil(ites) l(egionarii) II(milia) DCCCLV [M(arcus) Val(erius) Maximi]an(u)s leg(atus) leg(ionis) II Ad(iutricis) cur(avit). Weil der Befehlshaber den Legionsnamen im Titel führt, ist der Mannschaftsbestand gegenüber frühen Lesungen merklich höher. Zur historischen Bedeutung oben 118 mit Anm. 181. Beispiele für Truppenjubiläen aus Hispanien sind CIL II 2552 = ILS 9125, II 2553 = ILS 9127 (167), II 2554 = ILS 9126, II 2555 = ILS 9128, in deren Wortlaut die Aussagen I. o. m. pro salute (bloße Kaisernamen) … ob natalem aquilae bzw. ob natalem signorum erscheinen. CIL III 1980 = 8570 = ILS 2287: (Kaiser mit kurzer Titulatur im Ablativ) … vexillationes leg. II piae et III concordiae ped. CC sub cura … (centurionis) frumentari(i) leg. II Traianae. Ihre Bautätigkeit hatte mit den Bedrohungen durch Fremdvölker zu tun. Allerdings firmiert der Kaiser nicht als Bauherr, sondern dient bloß zur Datierung. Vgl. S. 87. CIL III 6121 = 7409 = IGRRP I 712 = ILS 5337 = IGBulg 878 berichtet … murum civitati Philippopolit[anorum ded(it) ? …]; das Tugendattribut für Marcus im griechischen Text lautet immerhin θειό[τατος], also »göttlich«. In der fragmentarischen Bauinschrift CIL III 11965 = IBR 362 = AE 1971, 292 = Bogaers, Studien III, 1986, 127–134 heißt es ausführlich: [Imp. Caes. M. Aur. Antoninus

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

Lucius Verus erhielt nach seinem Tode Ehrungen seitens verschiedener Stifter. In der vom Dedikanten neu errichteten Basilica Ulpia im numidischen Cuicul wurde dem Divus Verus eine Statue im Wert von über 3.000 Sesterzen aufgestellt; daneben erhielt auch der ältere Augustus eine solche Statue.319 Mit demselben Wert hatte Verus schon zu Lebzeiten im Jahre 162 eine Statue in Sutunurca, Africa proconsularis, erhalten, weil ein Verwandter des Stifters hier zum Flamen des Kaiserkultes auf Lebenszeit bestimmt worden war.320 Die Aschenurnen von Lucius Verus und Marcus Aurelius wurden nach ihrem Tode im Hadriansmausoleum beigesetzt, wie es die Grabinschriften dokumentieren. Dem vergöttlichten Marcus Aurelius widmeten die Augustalen der Stadt Ammaedara in Africa Proconsularis eine Ehrung, die ihn als »vergöttlichten frommen Marcus Antoninus Augustus« und Vater des Commodus mit dessen ab 184 gültiger Titulatur benennt.321 Text und Bilder verbindet ein Relief aus Rom, das dem Wohl und Gedächtnis des Marcus gewidmet ist und eine Götterfigur, zwei opfernde Togaträger und einen Altar zum Weihrauchopfer mit kleinem Diener zeigt; es wurde anscheinend sofort nach dem Tode des Kaisers geschaffen, als dieser noch nicht vergöttlicht war.322 Inschriftlich geehrt wurden auch die Kinder des Kaiserpaares. Zwischen 161 und 165 erhielt der Zwillingsbruder des Commodus, Titus Fulvius Aurelius Antoninus, im sizilischen Lilybaeum eine Statue durch einen sevir Augustalis, Mitglied des städtischen Sechsmännerkollegiums für den Kaiserkult.323 Die Tochter

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divi Pii fil. divi Veri] frater divi Hadriani nepos divi Traiani Pa[rthici pronepos divi Nervae abnepos Aug. Germanicus maximus Sarma]ticus pontifex maximus trib. potestatis XXXIII i[mp. VIIII co(n)s(ul) III p(ater) p(atriae) et Imp. Caes. L. Aurelius Commodus Aug. Sarmat]icus Germanicus maximus Antonini Imp. [f. d(ivi) Pii n(epos) d(ivi) Hadriani pron(epos) d(ivi) Traiani abn(epos) d(ivi) Nervae adnepos trib. pot. IIII i]mp. II co(n)s(ul) II vallum cum portis et turribus fec(erunt) p[er legionem III Italicam Concordiam(?) curam agente] M. Helvio C[le]mente Dextriano leg(ato) Au[gg. pr(o) pr(aetore)]. Damit werden Stiftung bzw. Anordnung seitens der Herrscher verdeutlicht. Siehe hierzu oben 92. CIL VIII 8319 = ILS 5533 = ILAlg II 7794: Divo Vero (mit Titulatur) … C(aius) Iulius Cre{n}scens Didius Crescentianus equo publico ab Imp(eratore) exornatus (weitere Ämter) … statuam, quam ex HS III (mil.) n(ummum). ex liberalitate sua promisit, pecunia ampliata in basilica Ulpia, quam a solo pecunia sua extruxit, posuit idemque dedicavit. Die Statue für Marcus bezeugt CIL VIII 8318 = LSAlg II 7793. Dazu Eck: Basilicae 3–19, hier 14, 16 (Aufstellung beiderseits des Tribunals). ILAfr 303: Imp. Caes. divi Antonini Aug. Pii fil. (Filiation)… L. Aurelio Vero Aug. pontifici maximo (sic!) trib. po[t]est II co(s). II Coclius Saturninus Golicus ob [hon]orem flamoni p[p.] Neri Moci Septimi ex HS III mil(ia) n(ummum) posuit item reipubl. HS I n. intulit (Modalitäten) … dedit d(ecreto) de(curionum). Der Flaminat in Afrika: Bassignano: Flaminato, hier 207–209. CIL VIII 305 = ILS 378: Divo pio M. Antonino Aug. patri imp. (Commodus mit Siegerbeinamen) … Augustales sua pecunia posuerunt. CIL VI 1018 + p. 3070, 4316: Pr[o s]alute et m[em]oria imp. Caes. M. Aureli Antonini Aug. (Stifter) … d(onum) d(ederunt). Die beiden Inschriften für die divi fratres im Mausoleum Hadriani sind CIL VI 991 = 31220h = ILS 369 = AE 2003, 267 für Verus (mit Siegerbeinamen und Titulatur) und CIL VI 36996 = 40561 für Marcus (sehr fragmentarisch). AE 1906, 75 = ILS 8911: T(ito) Fulvio Aurelio Antonino Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Aureli Antonini Aug(usti) filio (Sifter) … ob honorem seviratus pec. sua. Vollzogen wurde die Stiftung zu Ehren eines ehemaligen senatorischen Statthalters der Provinz Sicilia.

10.2 Die Inschriften

Vibia Aurelia Sabina bekam später im Jahre 211, ausdrücklich vor dem Brudermord Caracallas an Geta, eine Ehrung im numidischen Thibilis, welche ihre »einzigartige Anhänglichkeit an das Vaterland« rühmt; eine ähnlich späte aus Calama in derselben Provinz bezeichnet sie ebenfalls als Schwester des vergöttlichten Severus.324 Marcus Aurelius und sein letzter Sohn sowie dessen Gattin Crispina erscheinen gemeinsam in einer Bauinschrift aus Rom, in der ein namenloser kaiserlicher Prokurator vermeldet, deren Statuen aufgestellt und ein baufälliges Auditorium mit anderen Statuen in einen ordentlichen Zustand aus eigenen Mitteln zurückversetzt zu haben.325 Im afrikanischen Sabratha sind inschriftlich sogar sechs Statuen für Kinder von Marcus Aurelius und Faustina II., nämlich Annius Verus, Commodus, Lucilla, Fadilla, Cornificia und Faustina, nachgewiesen, aber ohne Nennung von Dedikanten: Weil Lucilla als Augusta, Commodus und Verus aber nicht als Caesares bezeichnet sind, datiert die Stiftung aus den Jahren 164–166.326 Dem Kaiser selbst widmete im Jahre 170 eine Mutter als Privatperson in Sabratha zwei Statuen zum hohen Preis von 38.000 Sesterzen in Erweiterung eines Versprechens ihrer verstorbenen Tochter.327 Zwei Kolossalstatuen des Marcus und des divus Verus ließ im Jahre 173 in Thugga eine städtische flaminica zum ähnlich hohen Preis von 30.000 Sesterzen aufstellen, die ihr zweiter Erbe weihte. Der hohe Wert erklärt sich unschwer aus der Überlebensgröße der Dargestellten.328 Schließlich ist die für Mauretania Tingitana charakteristische Sonderform der Begegnung der römischen Regierung mit dem einheimischen Volksstamm der Baquaten hervorzuheben. Über mehr als ein Jahrhundert hin äußerten sich die Beziehungen der Reichsregierung zur nomadisch lebenden Ethnie im freundschaftlichen Sinne. Regelmäßig fanden Treffen der Provinzstatthalter mit den jeweiligen Häuptlingen des Stammes in der Provinzhauptstadt Volubilis statt, zumindest beim Übergang der Stammesführung von einem auf den nächsten 324 IAlg II 4661 lautete ursprünglich: [Vi]biae Aurelia[e Sa]binae divi Ma[rci An]tonini Pii fil. et d[ivi Se]veri Pii domin[orum nn(ostrorum) I]mp(eratorum) Caes(arum) Anto[nini] [Pii] [[[et Getae]]] Aug(ustorum) patr(is) [s]orori ob singu[l]arem eius in patr[ia]m adfectionem [patr]onae Thibil(itani) p(ublice) [p(osuerunt)]. Ähnlich benennt CIL VIII 5328 = ILS 388 = ILAlg I 241 = AE 2012, 1902 sie knapp als divi M(arci) f(iliae) divi Severi soror(i) … und als Patronin des Ortes, was die offizielle Lesart seit dem Frühjahr 195 war. Siehe oben 161 f.. 325 CIL VI 1017 + p. 4316 vermeldet: [– Aug(usti)] lib(ertus) proc(urator) statuas III Antonini [item Commo]di item Crispinae dominor(um) [nostrorum pec]unia sua posuit auditorium quo[que cum cet]eris statuis vetustate corrup[tis sump]tu suo refecit. 326 Die Zeugnisse sind IRT 25a–c = AE 1989, 773 und IRT 26a–c. Dazu kommt eine Ehrung von Marcus Aurelius mit ausführlicher Titulatur einschließlich Siegerbeinamen und Filiation vom Jahre 178, die zeitlich nicht zugehörig ist (IRT 24). 327 AE 1925, 102 = IRT 22 präzisiert: (Dem Kaiser mit Filiation und Titulatur) … statuas duas quas Anicia Pudentilla codicillis ex HS XXX (milibus) n(ummum) poni iussit Manlia Macrina mater et heres adiectis HS VIII (milibus) n(ummum) fecit C(aio) Manilio Maniliano genero curante. 328 ILAfr 561 gibt an: (Dem Kaiser mit Filiation, Siegerbeinamen und Titulatur) … Nanneia Instania Fida ob h[onorem] flaminicatus colossos duo[s quos ex …] HS XXX mil. n. promisit C. Terentius Iulianus proheres d(edit). Für den divus Verus ist CIL VIII 26529 = ILTun 1406 vorhanden: Bassignano: Flaminato 188, 193, 197; Gilhaus: Statue und Status 131.

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

Kandidaten, wozu der Statthalter im Namen des Kaisers sein förmliches Plazet gab. Für die Regierungzeit von Marcus Aurelius sind zwei Treffen bezeugt, die in Form eines Weihealtars dokumentiert und dem kaiserlichen Wohl gewidmet wurden. Während der erste anscheinend von 173 stammt, gehört der zweite in die Jahre 173–175.329 Vom Sonderfall der Kalender, in denen die Jahresereignisse verzeichnet wurden, sind als umfangreiches Beispiel die Fasti Ostienses, der Kalender in Ostia, erhalten, wenn auch mit vielen Lücken. Leider überliefert er für die Regierungszeit von Marcus Aurelius kaum Vorgänge, immerhin aber den Brand des ludus magnus, der größten Gladiatorenkaserne Roms, im Jahre 165 und die Verteilung eines Geldgeschenke (congiarium) an die Berechtigten in Rom in Höhe von 120 Denaren pro Person im Jahre 175.330 Die ebenfalls für jedes Jahr geführten Akten des stadtrömischen Priesterkollegiums der Ackerbrüder, die Acta Fratrum Arvalium, berichten in fragmentarischem Zustand und formelhaftem Wortlaut für die Jahre 161 bis 180 die üblichen Opfer und Gelübde für die Mitglieder des Kaiserhauses, das römische Volk der Quiriten, das Heer, aber auch für die unter römischer Herrschaft stehenden Völker.331

10.3

Die Statuen und Porträts

Wie jedem römischen Kaiser wurden auch Marcus Aurelius und seinen Familienangehörigen von den Reichsbewohnern zu den verschiedensten Jahrestagen, Jubiläen, Geburten, Festen und auch Todestagen Statuen gestiftet, die im öffentlichen 329 CIL VIII 21826 = AE 1959, 45 = ILM 65 = IAM 348 = AE 2006, 1821 lautet: Genio imp. M. Aureli Antonini Aug. P. Aelius Crispinus proc. conlocutus cum [Ucmeti]o (?) princ(ipe) gentium M[acennitum et Baquatium Severo I]I et Pompeia[no II cos]. Die zweite Begegnung mit einem auch über zwei Stämme gebietenden Fürsten dokumentiert AE 1957, 202 = IAM 384: Pro salute imperatoris Caesaris M. Aureli Antonini Aug. Armeniaci Medici Parthici Germanici max(imi) Epidius Quadratus proc. eius conlocutus cum Ucmetio principe gentium Macennitum et Baquatium. Zur Thematik Kuhoff: Beziehungen 55–71, hier 57 f. (nach 140 friedliche Beziehungen mit persönlichen Begegnungen); Weiß: Grenzen 341–346 (ab 170 »Friedensaltäre«, doch kein problemloses Verhältnis Roms zum Nomadenvolk); ders.: Baquaten 1–20 (Tabula Banasitana bezeugt Rom-Affinität einer einzigen Zegrenser-Familie; Inschriften von Volubilis deuten ein wechselvolles Verhältnis zu den Baquaten wegen des römischen Bürgerrechtes nur einiger Stammesführer an). Zu Crispinus u. a. Thomasson: Statthalter 259; ders.: Fasti 204 f, 232.; zu Quadratus Thomasson: Fasti 232; Migliorati: Iscrizioni 492 f. 330 Den Kalender publizierte Vidman, Fasti Ostienses, hier 52; neuer die kurze Publikation von Bargagli – Grosso: Fasti Ostienses 47–54. Vgl. auch Meiggs: Ostia 36, 172, 189 f. Zum Jahre 165 heißt es [– lud]us magnus incend[io consumptus –], zu 175 äußerst fragmentarisch [imp. M. Antoninus] Aug. [– congiarium dedit (denarios) CX]X dilato. Zur Spende von 175 siehe oben 103. 331 Die einschlägigen Teile sind CIL VI 2093 f. + 32383 a und b. Hier ist Marcus Aurelius als optimus maximus princeps bezeichnet; zu den Untertanenvölkern heißt es nationes quae sub dicionem p. R. Q. sunt.

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10.3 Die Statuen und Porträts

und privaten Bereich aufgestellt wurden. Diese Loyalitätszeugnisse hatten verschiedene Dimensionen: Sie reichten von eher kleinen Büsten aus Metall oder Stein über größere Exemplare dieser Art bis hin zu Statuen aus den gleichen Materialen, deren höchstwertige in Gestalt von Reitern oder Wagenlenkern auf hohen Basen oder sogar auf Bögen als Sieges und Repräsentationsdenkmälern standen. Derartige Dokumente wiesen die staatskonforme Einstellung von Stiftern außerhalb der Kaiserfamilie zum Princeps und seiner Politik nach und waren insofern keine Objekte der herrscherlichen Selbstdarstellung. Diese verkörperte sich außer in den Münzen nur in offiziellen Staatsdenkmälern wie denen, die in Rom nominell von Senat und Volk errichtet wurden, als metallene stets in vergoldeter Bronze. Diese beiden Stifter firmierten in den zugehörigen Bauinschriften als senatus populusque Romanus, doch wurden die Monumente niemals ohne Zustimmung des Kaisers und Konsultation seiner wichtigsten Berater in Auftrag gegeben, denn Formulierung und Gestaltung durften keinen anderen Personen überlassen werden.332 Besonders bekannt ist die Reiterstatue vom Kapitol in Rom.333 Im Mittelalter befand sie sich auf dem Areal des alten Lateranspalastes, des Sitzes des Papstes als Bischof von Rom. Als Konstantin der Große interpretiert, beeindruckte das Stück die Besucher Roms, darunter einen so illustren wie Karl den Großen. Ursprünglich kann sie in einem architektonischen Kontext gestanden haben, so wie die Reiterstatue Traians und die Quadriga des Augustus im Zentrum ihrer jeweiligen Forumsplätze. Der ursprüngliche Aufstellungsort war offensichtlich die Kaserne der unter Konstantin nach dem 28. Oktober 312 aufgelösten berittenen Kaisergarde der equites singulares Augusti, welche später in die Kirche S. Giovanni in Laterano umgewandelt wurde, die Bischofskirche des Papstes. An diesem 332 Einen Überblick über die archäologischen Dokumente gibt Wohlmayr: Kunstschaffen 59–69, die inschriftlich bezeugten Stiftungen von Kaiserdenkmälern bespricht Pékary: Kaiserbildnis. Dokumentationen der vorhandenen Porträts bieten Wegner: Herrscherbild 33–47, 166–210, zur Darstellungsgeschichte 100–122; Fittschen – Zanker: Katalog. Grieb: Selbstdarstellung 390–400, verneint die Bärtigkeit des Marcus als »Bildungsbart« und erkennt dagegen einen soldatisch bestimmten Feldherrnbart mitsamt der überaus fülligen Haarlockenformung; allerdings ist die für spätere Zeiten bekannte Bezeichnung »Soldatenkaiser« hier nicht passend, und die Zahl der bärtigen Soldaten auf den beiden stadtrömischen Siegessäulen kann auf ein im Felde eher unnötiges Rasieren in der kämpfenden Truppe zurückzuführen sein, während der Feldherr seinen Status als Respektsperson durch eine füllige Haar- und Bartracht unterstreichen konnte – für Hadrian darf eine Bartangleichung an griechische Sitten aber nicht geleugnet werden (398–400). 333 Die Reiterstatue behandeln etwa Wegner: Herrscherbild 190 f. (ursprünglicher Standort der nördliche Abhang des Kapitolshügels); Knauer: Reiterstandbild 304–346 (Frühgeschichte des Denkmals vor der Reiter-Kaserne); dies.: Multa egit cum regibus 277– 306; Hannestad: Roman Art 219–223 (Datierung nach dem Parther-Triumph); Wünsche: Kaiser zu Pferd 58–77 (Beschreibung, Einordnung in die Geschichte der antiken Reiterstatuen, Porträts von Marcus Aurelius); Baumstark: Nachleben 78–115 (ursprünglicher Standort unbekannt, nachantike Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert mit Zeugnissen); Saletti: Vexata quaestio 487–496; Stewart: Equestrian Statue 264–277; Speidel: Philosoph als Imperator 51–56 (überragende öffentliche Darstellung des Kaisers als Feldherr), 56–60 (persönliche Ausbildung im Reiten, doch fehlender Kontakt zu den Grenztruppen in der Caesar-Zeit), 61–70 (Ausübung der Feldherrnrolle in traditioneller Form mit den Umständen geschuldeten Neuerungen).

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

Orte, der wegen der jahrelangen Begleitung des Kaisers durch seine berittene Garde in den Feldzügen ein logischer war, stand die Reiterstatue jahrhundertelang, was einige Fresken nachweisen, und wurde bewundert: Auch der genannte Frankenkönig und neue (west)römische Kaiser Karolus, der viermal in Rom weilte, in Pavia die Reiterstatue von Septimius Severus gesehen und eine ebensolche Statue des Ostgotenkönigs Theoderich nach Aachen hatte bringen lassen, zählte dazu. Für die Umgestaltung des Kapitolsplatzes ordnete Papst Paul III. (1534–1549) die Aufstellung in dessen Mitte an, was Michelangelo Buonarotti in kongenialer Weise 1538 vollzog: Er ordnete das Standbild mit neu geschaffenem Sockel in eine darauf hinführende Liniengestaltung im Boden ein. Dort verbrachte es die Zeit bis 1988, als es wegen dringender Generalrestaurierung abgebaut wurde. Nach deren Beendigung wurde der Reiter am 21. April 1991, dem Geburtstag Roms, zurückgebracht, aber in die Kapitolinischen Museen überführt. Hier steht die Statue seitdem an ihrem vierten Aufstellungsort, dem hoffentlich für lange Zeit letzten: Es ist die Sala dell’Esedra di Marco Aurelio des Konservatorenpalastes. Auf dem Platze selbst wurde sie auf ihrem Renaissancesockel durch eine wenig geglückte Kopie ersetzt.334 Dieses Denkmal entspricht sehr genau einschlägigen Darstellungen auf Münzrückseiten, die einen reitenden Kaiser in verschiedenem Gestus zeigen, darunter demjenigen dieser Statue: Dies erinnert besonders an die Reiterstatue Traians in seinem Forumshof. Das erhaltene Pendant zeigt Marcus Aurelius in militärischem Gewand mit Feldherrnmantel und Rüstung barhäuptig auf einem ruhig dahinschreitenden Pferd, unter dessen erhobenem rechten Vorderhuf eventuell ein zwergenhafter Barbar als Besiegter angebracht war, auf den das Pferd in Siegespose trat: Damit könnte der besiegte Quadenkönig Ariogaisus gemeint gewesen sein. Diese Einzelheit ist nur durch nachantike Zeichnungen überliefert, weist aber auf eine Errichtung des Denkmals in einer Zeit hin, als deutliche Erfolge im Kampf gegen die Donaustämme errungen worden waren, also auf den Triumph vom Herbst 176. Leider verunmöglicht das Fehlen der originalen Basis mit der Dedikationsinschrift die exakte zeitliche Einordnung, doch bleibt keine große Variationsbreite übrig. Bedeutsam ist das Nachwirken, denn seit etwa 1480 folgten die Reiterstatuen des Gattamelatta in Padua und Colleoni in Venedig diesem Vorbild, aber auch die nie realisierte von Francesco I. Sforza in Mailand durch Leonardo da Vinci. Auch alle späteren Monumente dieses Typs in Europa und sonstwo in der Welt gehen auf diesen Marcus Aurelius zurück.335 334 Zur Kenntnis der karolingischen Epoche über römische Reiterstatuen Kuhoff: Neuer römischer Kaiser 35–63, hier 55–57: Die Kenntnis Karls des Großen über die seinerzeit erhaltenen antiken Reiterstatuen schließt die stadtrömische und den meist vergessenen »Regisole« in Pavia ein, der als Septimius Severus verstanden wird (siehe kurz Baumstark: Nachleben 82, 95, 99). 335 Die Reiterstatue zeigt das Medaillon Gnecchi: Medaglioni II 29 Nr. 20. Für das Nachleben ist de Lachenal: Gruppo equestre, heranzuziehen. Zur Restaurierung in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts Vaccaro – Sommella: Marco Aurelio: Allgemeine Geschichte (Parisi – Presicce 19–35), Reiterstatuen in Rom (Bergemann 63–74), Kaiserstatuen allgemein (Torelli 83–102), Positionierung des Reiters (Parisi – Presicce 103–126), originaler Aufstellungsort (de Lachenal 129–155), Standort auf dem Kapitolsplatz (Sommella 177–194), Statuenbasis (Ferroni – Sacco 195–204), Restaurierung

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10.3 Die Statuen und Porträts

Abb. 7: Reiterstatue des Marcus Aurelius in Rom.

Die üblicherweise von Privatpersonen gestifteten Kaiserdarstellungen waren Statuen und Büsten, denn die heute oft nur noch erhaltenen Porträtköpfe waren deren Bestandteile. Die archäologische Forschung hat die vorhandenen Stücke in vier Typen aufgeteilt. Diesen Exemplaren lagen konkrete politische Ereignisse zugrunde und sie dienten als Maßstab für die privaten Stiftungen. Wichtigste Charakteristika der Herrscherpersonen waren Gesichtszüge und Haartracht, die altersmäßig verändert wurden: Seit Hadrian gehörte zum Aussehen der Männer ein Bart hinzu. Ob eine Vierzahl von Typen jedoch nicht zu wenig ist, wird diskutiert.336 (207–277). Eine Aufstellung auf einem Bogen ist denkbar. Am 17. Mai 1989 konnte ich die Statue im Istituto Centrale di Restauro studieren. 336 Die Bildnisse der antoninischen Familie ordnet Boschung: Portraits 294–304, in die kaiserzeitliche Kunstgeschichte ein; einen Überblick über die Darstellungen des Mar-

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

Für Marcus Aurelius beginnt die lange Serie mit seinen immer umfänglichere Bartform zeigenden Jugendbildnissen, für Lucius Verus gibt es natürlich nur Porträts aus der gemeinsamen Regierungszeit, denn beider Bildnisse im Adoptionsrelief von Ephesos sind spätere Schöpfungen. Den jugendlichen Marcus bildeten zwei Typen als Thronfolger ab; nach seinem Regierungsantritt wurden mit ausladenderer und diffizilerer Barttracht mindestens zwei weitere Typen kreiert. Ein obgleich fragmentarisches Jugendporträt im Militärgewand sowie ein ansehnliches Beispiel für den vierten Typ befinden sich im Akademischen Kunstmuseum der Ruhr-Universität Bochum. Etliche andere Büsten sind in den öffentlichen Museen Roms und Italiens, in Istanbul, Kopenhagen, London, New York, Paris, Frankfurt und Wien, hier wiederum mehrere Exemplare, ausgestellt, denen sich Privatsammlungen, etwa in Großbritannien, anschließen. Dazu treten die Bildnisse von Lucius Verus hinzu, die im Stil denjenigen seines Adoptivbruders ähneln, in der Physiognomie natürlich individuell ausfallen. Weiterhin sind Faustina II. mit augenscheinlich sogar neun, graduell unterschiedlichen Typen, Lucilla, Commodus und Crispina vertreten. Auch einige Marmorstatuen, für die Männer als Toga- oder Panzerstatuen, die Frauen stets mit ziviler Tracht, sind erhalten, so die Gruppe von Marcus und Faustina als Gottheiten in Rom oder andere Einzelstatuen vornehmlich des Marcus Aurelius, bei denen immer die nachantiken Ergänzungen abzuziehen sind.337 Ein lebensgroßes Denkmal, das der Sieghaftigkeit von Marcus Aurelius und Lucius Verus von einer Privatperson gewidmet wurde, ist die vergoldete Bronzefigur der Victoria von Calvatone im Südosten der oberitalienischen Provinz Cremona. Sie wurde 1836 im Gebiet des römischen Ortes Bedriacum gefunden und fünf Jahre später durch König Friedrich Wilhelm IV. für Berlin gekauft. Von hier wurde sie am Ende des Zweiten Weltkriegs als Kriegsverschleppung nach Sankt Petersburg gebracht und erst im Jahre 2016 offiziell wiederentdeckt. Die Statue ist mit der ebenfalls lebensgroßen Victoria von Brescia vergleichbar, die auf einen Schild ihre Siegesmitteilung schreibt. Die auf dem Globus als Standort der Göttin von Bedriacum eingeritzte Inschrift erläutert die Stiftung: Victoriae Aug(ustorum) Antonini et Veri M(arcus) Satrius Maior. Der im Anschweben auf die Weltkugel gezeigten jungen Göttin im geschürzten Gewande mit einem Pantherfell wurde im linken Arm ein kurzer Palmzweig als Siegeszeichen zugewiesen, der vorgestreckten rechten Hand fehlt aber ein Attribut. Die in Berlin vorgenommenen Ergänzungen, von denen in St. Petersburg die Flügel rückgängig gemacht wurden, erschweren eine genaue Eincus Aurelius bietet ders.: Pflichten des Kaisers 363–379 (Betonung der Traditionslinie für Kaiserbildnisse im 2. Jahrhundert). 337 Die Porträttypen der Angehörigen von Marcus Aurelius: Wegner: Herrscherbild 48–55 (Faustina II.), 56–65 (Lucius Verus), 74–78 (Lucilla und Crispina); Fittschen – Zanker: Katalog I 67–83 Nr. 61–83; III 20–27 Nr. 19–27; zum vierten Bildnistyp Albertson: Creation 259–306. Der ältere Marcus Aurelius in Bochum vom selben Typus wurde von Kunisch: Vier Porträts 3–20, hier 14–16, veröffentlicht; das Jugendbildnis: Ders.: Marcus Aurelius 86–97. Die Frankfurter Büste behandelt Bergmann: Marc Aurel. Eine kurze Übersicht bietet Heiser: Bildnistypen 14–17; zu Faustina Fittschen: Bildnistypen 22–68; Huth: Faustina minor 21–25, zu Lucilla Fittschen 69–81. Kurze Bemerkungen in La Rocca – Parisi Presicce: Equilibrio 281–284, 286–298.

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10.3 Die Statuen und Porträts

Abb. 8: Jugend- und Altersbildnis des Marcus Aurelius, heute in Bochum.

schätzung. Immerhin weist die Inschrift auf den Stiftungsgrund hin, nämlich den Sieg über die Parther: Daher wird sie im Zusammenhang mit dem Triumphzug am 12. Oktober 166 wohl von einem der Honoratioren der Gemeinde Bedriacum in Auftrag gegeben worden sein.338 Eine kleine Goldbüste wurde 1939 im schweizerischen Avenches, römisch Aventicum, in unförmiger Gestalt gefunden und danach mühsam restauriert; sie wird als Stiftung für ein privates Heiligtum verstanden. Obwohl diese Ansicht kurzzeitig umstritten war, hat sich die Bezugnahme auf Marcus Aurelius mit plausiblen Gründen durchgesetzt. Ähnliche Dimension besitzt eine Silberbüste von Lucius Verus in Turin. Noch kleiner sind naturgemäß Darstellungen auf Gemmen.339 338 Eine negative Beschreibung gab Schröder: Victoria. Heutzutage wird die Statue als herausragendes Kunstwerk lokaler Produktion eingestuft: Hölscher: Victoria Romana 36 f. (Hinweis auf das Pantherfell); Oettel: Victoria 82; Rosen: Marc Aurel 83, bildet sie ab, ohne auf sie einzugehen. Laut Pressemitteilungen vom 28. Dezember 2016 ist die Statue als Kriegsverschleppung in St. Petersburg aufgetaucht. Obwohl das weitere Vorgehen ungeklärt zu sein scheint, ist eine Rückführung nach Berlin angemessen. Dazu äußert sich Maischberger: Krieger und Siegesgöttin 39–41, nicht. Auf dem Hauptplatz von Calvatone steht eine moderne Nachbildung am Kriegsgefallenendenkmal. Die Inschrift ist CIL V 4089 = ILS 364 = AE 2004, 615. 339 Die Schweizer Büste im Museum von Lausanne: Schatzmann: Buste en or 63–93 (Erstpublikation); Balty: Prétendue Marc-Aurèle 57–63; Jucker: Marc Aurel bleibt Marc Aurel 5–17; Hochuli-Gysel: Buste en or 117–121; dies.: Unglaubliche Entdeckung; La-

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

Eine Statuengruppe für die kaiserliche Familie in Ephesos erweisen heutzutage nur noch einschlägige Inschriften auf den ehemaligen Basen und von diesen abgeleiteten Dokumenten. Ansehnliche Reste der Bildausstattung des Nymphäums von Herodes Atticus in Olympia sind dagegen erhalten, nämlich sechzehn Statuen, zwei davon nur mit Köpfen, eine Faustina I. und eine junge Dame im Umfeld der zweiten Faustina, wohl Tochter des Stifters. Insgesamt werden für die Nymphäumsexedra von siebzehn Metern Breite 22 Statuen in zwei Geschossen postuliert, darunter zweimal ein Marcus Aurelius in Rüstung.340 Außerdem wurde im peloponnesischen Messene eine wohl vierköpfige Statuengruppe von zwei einheimischen Senatorenbrüdern für Marcus, Lucius, Faustina und vielleicht Lucilla gestiftet.341

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Die Siegesdenkmäler in Rom und Ephesos

Am bekanntesten von den großen Monumenten der Selbstdarstellung von Marcus Aurelius ist die ihm gewidmete Säule auf der modernen Piazza Colonna, nach antiken Maßstäben auf dem Marsfeld.342 Diese Gegend war von Denkmähusen: Goldene Büste 46–65. Ihr Gegenstück in Turin: La Rocca – Parisi Presicce: Equilibrio 325; ein Cameo in Florenz ebd. 290. 340 Die Inschriften der Statuenbasen in Ephesos sind IEph 287–290; ergänzend dazu jetzt Bauer: Statuengruppen 5–12, davor knapp Merkelbach: Commodus 198 f., und länger Ameling: Herodes Atticus II 129–137 Nr. 114–130. Eine archäologische Deutung gibt Fittschen: Prinzenbildnisse 131–133. Zu Olympia siehe Bol: Statuenprogramm 4–12 (Bauwerk), 13–21 (Statuen), 22–30 (Identifikation), 31–45 (Kinderfrage), 82–108 (Gesamtinterpretation); Galli: Lebenswelt 222–227. Die Statuen befinden sich im Ortsmuseum. 341 Eck: Senatorische Identität 255–262 (kein Fehlerhinweis auf Verus als pont. max.). 342 Die Bautätigkeit unter Marcus Aurelius in Rom und anderswo stellt jetzt Mattern: Bauten 249–284, dar (258 f. zur Antoninus-Säule, einem angeblichen Verus-Bogen und Ustrinum für Faustina II.). Grundlegende Publikation zur Säule ist Petersen – Domaszewski – Calderini: Marcussäule. Die hierfür auf Anregung von Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1896 angefertigte Originalphotosammlung bildet Coarelli: Colonna 108–353, ab, und Beckmann: Column of Marcus Aurelius 8–14, schildert das damalige technische Vorgehen. Es folgte Caprino – Colini – Gatti – Pallottino – Romanelli: Colonna 17–19 (Rahmenbauten und Tempel), 31–42 (Geschichte); Pallottino 51–53 (Meisterfrage für die Reliefs); Romanelli 63–77 (Truppenpräsentation); Caprino 81–117 (Einzelszenen). Aus jüngerer Zeit stammen Coarelli: Colonna 9–32 (Standort, Umgebung mit Portiken und Tempel, Geschichte), 32–37 (Datierung auf 184), 57–71 (Erörterung des Kriegsgeschehens, Kalkulation der römischen Verluste auf etwa 50 Prozent, Unterschiede beider Siegessäulen in Rom nach Form und Inhalt); Depeyrot: Colonne 3–5 (Datierung der Gesamtdarstellung auf die Jahre 174 bis 180 mit Betonung der kaiserlichen Führungsrolle), 6–16 (Münztypenliste und Szenenverteilung auf 174/175 und 178–180), 92–193 (Resumee aller Einzelszenen mit Hinzuziehung der Zeichnungen bei Pietro S. Bartoli: Columna Antoniniana Marci Aurelii Antonini Augusti rebus gestis insignis …, Rom 1675; dazu Datierung der beiden Wunder von Blitz und Regen auf 174), 196–241 (Vorkommen von Commodus und Faustina in Szene 53 vom Jahre

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lern des Staates und der principes geprägt, darunter die Ara Pacis des Augustus. das Mausoleum desselben Kaisers und der Tempel des divus Hadrianus. Hier befand sich zudem der vornehmliche Ort für Einäscherung und Beisetzung der Herrscher, auch von Marcus Aurelius. Deshalb fand die ihm gewidmete Säule genau hier ihren Platz, doch ist ihre bauliche Einordnung in einen umgebenden Kontext, ob sie also durch Portiken gerahmt im Zentrum eines Platzes stand, immer noch unklar. Allerdings wird der Tempel für den divus Marcus und die diva Faustina mit gewisser Berechtigung für die westliche Platzseite postuliert. Auf jeden Fall aber verdient die Säule als Kunstdenkmal eigener Bedeutung innerhalb der römischen Geschichte und nicht als reine Nachahmung des traianischen Vorbilds verstanden zu werden.343 Für die Datierung von Bau und Fertigstellung liegt nur ein vager Terminus ante quem mit dem Jahre 193 vor, den eine Inschrift angibt, die einen kaiserlichen Freigelassenen namens (Aurelius) Adrastus nennt, der als procurator columnae (Aufseher der Säule) fungierte und dafür in direkter Nähe westlich des Gesamtkomplexes ein Haus errichten durfte. Weil diese Inschrift jedoch keine Baumaßnahmen nennt, wird die Säule damals bereits vollendet gewesen sein. Sie wurde daher wegen des Triumphes von 176 oder vielmehr erst nach des Marcus 175), 244–374 (Einteilung der Szenen für 178 bis 180 in zwei Teile; in Szene 75 Hinrichtung germanischer Gesandter an die Römer durch andere Germanen als singuläre Deutung). 343 Die historisch-dokumentarische Deutung der Szenen im Vergleich zur Traianssäule beginnt mit Wegner: Kunstgeschichtliche Stellung 61–174, hier 62–71 (Vergleich der Victoria-Darstellungen »läßt an der Marcussäule eine ungemeine Ausdruckssteigerung erkennen«), 71–82 (Szenentypen drücken das »Selbstwertgefühl« der Römer und die Demütigung der Gegner am antoninischen Monument aus, die »das Pathetische in maßlosen Gebärden« betont), 83–103 (»Gesamtentwurf« mit Berücksichtigung der Fenster unterstreicht die Szenentrennung), 103–115 (Kaiser in den adlocutiones »im Sinne einer repräsentativen Zurschaustellung« abgebildet), 115–133 (Zentralität und Reihung mit Erzielung räumlicher Tiefe durch Staffelung bis zur »Luftperspektive« und mit Schaffung »eines ausgeprägten Raumgefühls«), 133–153 (»kraftvollere Wirkung der Körperhaltung« bei lebenden und toten Figuren), 154–167 (Baubeginn nach dem Triumph vom 23. Dezember 176 ohne einheitliche Vorlage, Ausgestaltung der Reliefs erst an der gesamten Säule von unten nach oben durch mehrere Bildhauermeister), 167–174 (»expressionistische Darstellungsweise des Geschehens« kennzeichnet das »Werk eines barocken Spätstils« im zweiten Jahrhundert). Weitere Beträge sind Zwikker: Markussäule (nur ein Band erschienen) 251–274; Morris: Datierung 67–104 (Jahr 173 als Darstellungsbeginn mit Regenwunder von 174, häufige Anwesenheit des Commodus wegen Säulenerrichtung in seiner Regierungszeit); Hannestad: Roman Art 236– 244 (Datierung zwischen 180 und 193, Nähe zum Tempel des divus Marcus und expressivere Reliefs als an der Traianssäule); Jordan – Ruwe: Rekonstruktion 53–69; dies.: Säulenmonument 84–91, 100–102 (Rekonstruktion der Basis und möglicher Standort in einer weitläufigen Platzanlage mit Triumphbogen, Tempel und Reiterstatue); Wolff: Marcus-Säule 73–83; ders.: Markussäule 333–337 (Betonung szenischer Formelhaftigkeit); Pirson: Style 139–179 (Kampfszenen und Hinrichtungen in brutalem Stil manifestieren die römische Überlegenheit; Auflockerung des Hintergrundes und expressive Gestaltung der ruhig geformten Römer und wilden Gegner in einer gegenüber Traians Zeit geänderten Welt mit Marcus Aurelius als Lenker aller Aktionen); Scheid – Huet: Colonne Aurélienne, hier Hölscher: Säule 89–105 (Hervorhebung drastischer Momente), und Boschung: Reliefs 305–308; Ferris: Hate and War; Beckmann: Column 251– 263; Faust: Schlachtenbilder 92–120; Griebel: Kaiser 18–22 (keine Platzanlage).

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Tode in Auftrag gegeben, wie immer als Stiftung von Senat und Volk, die etliche Jahre bis zur Vollendung benötigte. Commodus ist nicht zweifelsfrei im Fries vorzufinden, doch war er noch nicht in die realen Feldzugsaktionen involviert oder wurde vielleicht nachträglich getilgt.344 Wie die Trajanssäule führt ihr Pendant ausgewählte Szenen aus dem Verlauf der beiden Germanenkriege des Marcus Aurelius vor, die symbolisch ausgeformt sind. Keineswegs jedoch bietet das sich spiralförmig um den Säulenschaft windende Band eine exakte Darstellung, welche den gesamten tatsächlichen Kriegsverlauf wie ein moderner Dokumentarfilm schilderte.345 Wenige wichtige Szenen sind auf derjenigen Seite angebracht, die östlich zur Via Flaminia hin zeigt.346 Von der Basis sind nur Zeichnungen vorhanden, die ihre Ausstattung 344 Die Inschriften von Adrastus sind CIL VI 1585 a und b = ILS 5920 b = AE 2007, 209 + AE 2014, 35; dazu Faust: Schlachtenbilder 92 f. Heutzutage sieht man an der Hauptseite der Basis die Restaurierungsinschrift von Papst Sixtus V. (1585–1590), auf der Ostseite aber eine pseudoantike derselben Zeit jeweils an der Stelle mutwilliger Zerstörungen, welche die originale(n) Inschrift(en) auf immer verschwinden ließen. Die von Wolff: Markus-Säule 73–83, hier 74 f., vermutete Anwesenheit des Commodus in Szene XLII ist fraglich, doch bietet er gute Überlegungen zur Identifizierung einzelner Szenen (75–79): Die offensichtlichen Steinlager deuten eher auf römische Kastelle an der Grenze, nicht im Feindesland, hin. Auch Coarelli; Colonna 48/50 und 194 f., erkennt in Szene 42 Commodus, was Beckmann: Column of Marcus Aurelius 29–34, kategorisch ablehnt. Griebel: Kaiser 23–26, datiert auf 176 bis 193, folgt Beckmanns Einschätzung zu Commodus, kritisiert die Ergänzungen von 1589 (27–30) und nimmt eine Bemalung an (35). 345 Eine ausführliche Detailinterpretation bietet Ferris: Hate and War: Fünf Bauphasen, teilweise Farbfassung, Nennung des Commodus in der Bauinschrift, Denkmal- und Forschungsgeschichte, Standortwahl auf dem Marsfeld in einem Baukomplex mit Tempel und Fehlen einer numismatischen Abbildung (19–48); Einordnung in die Entwicklung der Ehrensäulen (49–64); postume Schaffung mit Herausstellung des Kaisers auf der Ostseite und Betonung seiner Größe (65–80); Thematisierung von Blitz- und Regenwunder im Vergleich zu einem Ehrenbogen im südostgallischen Vesontio (Besançon) mit etlichen mythologischen Szenen (dazu Walter: Porte Noir) und sogar zu den süddeutschen Iuppiter-Giganten-Säulen (81–96); Vorbilder und Nachfolger grausamer Szenen bis zur damaligen Zeit einschließlich der These, die Victoria könne die jüngere Faustina meinen (97–110); Bild der römischen Soldaten und ihrer Gegner in den Schlachtszenen, überbordende Grausamkeit auf diesem Monument im Vergleich mit Schlachtsarkophagen und Soldatengrabsteinen der Ausdruck einer Rom selbst gefährdenden neuen Zeit (131–150); Aussehen und Ausstattung der Germanen mit dem Gegensatz von Hütten und Gebäuden (151–162); Szenendarstellung zusammen mit numismatischen Schlagwörtern von Sicherheit und Prosperität deutlicher Widerspruch zur tatsächlich bedrängten Lage des Imperium Romanum (163–170). 346 Auch Beckmann, Column of Marcus Aurelius, behandelt die wichtigen Fragen: Datierung gemäß literarischer Zeugnisse nach Ende 176 (19–36); Campus Martius als Ort kaiserlicher Begräbnismonumente ohne Lokalisierung des Divus-Marcus-Tempels (37– 47, 51 f.); Bezug des Begriffs columna cochlis auf die eigentlich unzugängliche innere Wendeltreppe (60–67); Planung und Ausführung von Säulenaufbau und Frieskonzeption (84–88); Kopieren der ersten Szenen von der Traianssäule, danach nur imitierendes Weiterführen nach Erstauftritt des Kaisers; Zahl der Bildhauer und deren Erkennbarkeit, Szenenausarbeitung nach Aufeinandersetzen der Trommeln, Bearbeitung durch Bildhauergruppen von unten nach oben und schließliche Bemalung (110–127); historisches Geschehen nur in Blitz- und Regenwundern und eventuell noch in sechs weiteren, von gemalten Bildern übernommenen Kampfszenen (128–155); Bedeutung

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mit vier Reliefs nahelegen, von denen das ausschlaggebende die Unterwerfung von Germanen vor dem Kaiser symbolisiert, während die drei übrigen Viktorien mit Girlanden zeigten. Ursprünglich stand die Säule auf einer vierseitigen Treppenbasis, die ihre Bedeutung erhöhen sollte. Außerdem sind ihre Friesszenen plastischer graviert als beim Vorbild und erreichten so eine bessere Sichtbarkeit durch Betrachter, welche Einzelheiten partiell von möglichen Portiken aus erkennen konnten. Allerdings hat das Monument nach Erdbebenschäden, welche Trommeln verschoben, weil der Untergrund nicht fest genug ist, merklich an den negativen Umwelteinflüssen der Neuzeit gelitten: Besonders die unteren Windungen zur Straßenseite hin sind vielfach zu einer bloßen Folie erstarrt. Eine gründliche Restaurierung in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat versucht, das Erscheinungsbild aufzufrischen und dem Denkmal wieder einen würdigen Eindruck zu verschaffen. Dennoch blieben merkliche Schäden zurück, die sich auf die Interpretation auswirken und schon frühere, meist wenig passende Lückenergänzungen erforderten.347 Da keine detailgetreue Schilderung aller militärischen Ereignisse wie bei einer modernen Dokumentation vorliegt, verblieben den Gestaltern geraume Darstellungsmöglichkeiten, die sich auf die Präsentation des maßstäblichen Geschehens konzentrierten, das in der Rückschau als bemerkenswert erachtet wurde. Darunter befanden sich sprichwörtlich gewordene Szenen wie das Regenwunder, doch galt es genügend weitere dem Publikum vorzuführen. Sie bezogen sich auf die üblichen Vorgänge wie bei der Traianssäule, allerdings in gesteigerter Form. Unterstrichen wurden daher die Präsentation des Kaisers als allgegenwärtiger Oberfeldherr, sein Eingreifen in den Feldzugsablauf, seine Reden an die Truppen und Opferhandlungen sowie die moralische Unterstützung der Soldaten im Felde. Dazu kommen Aufbruch in den Krieg, Überquerung der Donau, Heeresversammlung vor römischen Städten, Angriffe römischer Einheiten auf feindliche Stellungen und Siedlungen, direkte Auseinandersetzungen zwischen den Kriegsparteien, Aufmarsch des römischen Heeres, teilweise mit germanischen Hilfstruppen, Vormarsch unter der sogenannten testudo (Schilddach), Vereinbarung von Bündnissen, Gefangennahme feindlicher Anführer, Vorführung von Gefan-

der Säule in der römischen Kunst mit Bezug auf Wegner: Kunstgeschichtliche Stellung, dabei dreißig teilweise innovative Schlachtszenen mit Vorbildern auf Sarkophagen von unterschiedlichen Bildhauern (156–186); Sehmöglichkeiten römischer Betrachter ohne zweiseitige Umgangshallen und Deutung des Basisreliefs als symbolische Zusammenschau der siegreichen Kriege (187–206); negative Beurteilung der Fähigkeiten der Bildhauer und des Gesamtergebnisses (207–213). 347 Zu technischen Grundlagen, Einordnung des Monumentes in die Forschungsgeschichte und letzter Restaurierung ausführlich Martines: L’architettura 19–88: Ders.: Silla Longhi 179–209, beschreibt die Neugestaltung der Säule unter Sixtus V. mit den problematischen Folgen; ders.: Disegni, bietet eine umfängliche Dokumentation des Friesverlaufes mittels moderner Zeichnungen aus der Restaurierungszeit; zum Forschungsgang auch Huet: Colonne Aurélienne 107–130. Die Gestik in den Reliefs beider stadtrömischer Säulen handelt Galinier: Gestuelle narrative 141–161, ab, die religiösen Aspekte mit Opferszenen erörtert Scheid: Sujets religieux 227–242, und eine angebliche Frontalität der Hauptfiguren sieht Elsner: Frontality 251–264, in Sehgewohnheiten bei photographischen Bildern begründet.

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genen und Hinrichtung abtrünnig gewordener Feinde.348 Weit unten im Gesamtablauf ist die auffällige Szene des Regenwunders zur besseren Sichtbarkeit eingeordnet. Sie wirkt insofern sonderbar, als links vom Regengott die römischen Soldaten in langer Reihe statisch auftreten und vorne nur wenige Kämpfer aktiv handeln, dabei Schilde zum Wassersammeln emporhaltend. Rechts des mächtig ausgreifenden Gottes sinken zudem nur wenige Feinde mitsamt von Pferden zu Boden, bevor die Folgeszene beginnt.349 Dargestellt sind überdies einige den Kaiser begleitende Personen als seine militärischen Berater, die immer wieder mit Namen versehen wurden, darunter Claudius Pompeianus und Helvius Pertinax. Es fehlt zudem nicht die Siegesgöttin zwischen zwei Tropaia, die wie auf Münzreversen ungefähr in der Mitte des Gesamtablaufs auf einem Schild die römischen Erfolge notiert. Damit ist aber nicht das Ende des ersten Feldzugs gemeint, denn das weitere Geschehen folgt szenisch dem vorherigen, bis am oberen Friesende die Beute machenden römischen Soldaten und die flüchtenden besiegten Gegner erscheinen. Wegen der Länge des Reliefbandes ist die oft vermutete Verantwortung eines einzigen entwerfenden Bildhauermeisters unwahrscheinlich.350 Schließlich ist die merkliche Ausrichtung auf Schlachtszenen einschließlich deren Grausamkeit zu unterstreichen: Sie spiegelt die neue Bedrohung des römischen Reiches durch germanische und andere Völkerschaften wider, die Marcus Aurelius trotz seiner Erfolge letztlich nicht abwenden konnte.351 348 Die markanten Szenen mit der kaiserlichen Hauptperson erörtert weiterhin Griebel: Kaiser 41–186: profectio und Kaiser als Feldherr unter Hinzuziehung von Münzreversen (41–80); adlocutiones als enge Kommunikation von Kaiser und Soldaten (81–100); sacrificia als Ausdruck der pietas im Felde und Wunderszenen als antizipierter Kontakt mit den Göttern (101–130); deditiones als freiwillige oder erzwungene Anerkennung römischer Überlegenheit mit dem Kaiser als siegreichem Feldherrn (131–160); Römer und Gegner in Gesprächen, Verhandlungen, Kaiseransprachen und Aufnahme ehemaliger Feinde ins Imperium Romanum – allerdings meinen die Gegner mit Mützen nicht östliche Feinde, sondern die Jazygen als sarmatischen Volksstamm (161–186). Die Zusammenfassung (189–208) betont erneut die Darstellung des Kaisers als omipotenter Heerführer und die allgemeine Andersartigkeit der Säule gegenüber dem traianischen Pendant. Dem Katalogteil der 116 Einzelszenen (219–425) folgt eine Erörterung verschiedener Figurentypen (426–451) mit Claudius Pompeianus als Hauptbegleiter des Kaisers. 349 Beckmann: Column of Marcus Aurelius 24–28, betont die gut sichtbare Anbringung der beiden Hauptszenen und den Heeresübergang auf einer Pontonbrücke über die Donau sowie die Victoria als Nachahmung der Traianssäule; zudem werden Überlegungen zur technischen Erstellung des Bauwerks angestellt (77–83). Einen Medaillontyp, entfernt ähnlich der Victoria auf der Säule, bietet Gnecchi: Medaglioni II 28 f. Nr. 14– 17. 350 Einen Meisterarchitekten am Werk sieht Beckmann: Column of Marcus Aurelius 68– 76, doch zweifelt er später (106–109), ohne die notwendige Hinzuziehung von Experten für die Auswahl der Einzelszenen zu berücksichtigen: Die Ausformung des Friesbandes kann aber nur eine Gemeinschaftsarbeit gewesen sein. Mit den Zivilisten in den Szenen beschäftigt sich Zanker: Frauen und Kinder 163–174; ähnlich Ferris: Hate and War 114–130, über Gewalt gegen denselben Personenkreis, mit der Darstellung der Soldaten speziell jetzt Burandt: Ausrüstung. 351 Berichte zu Ausgrabungen im Hinterland des römischen Donaulimes und zu den Fundgegenständen bietet der Sammelband von Friesinger – Tejral – Stuppner: Marko-

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Abb. 9a/b: Marcus-Aurelius-Säule in Rom: Gesamtansicht und Szene der Hinrichtung von gefangenen Germanen.

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Zu einem anderen Staatsmonument gehören insgesamt elf einzelne Reliefs im Museo Capitolino und am Konstantinsbogen in Rom, die wegen ihres dokumentarischen, ebenfalls symbolischen Programms eine Serie bilden, die für einen Triumphbogen gedacht war. Dessen Gestalt ist freilich hypothetisch: Zumeist wird er als dreitoriger Bogen rekonstruiert, dessen Reliefs seinen Eindruck bestimmten. Diese stellen allesamt ritualisierte Szenen kaiserlicher Repräsentation dar, beginnend mit dem Auszug aus Rom und endend mit dem Triumphzug von Marcus Aurelius und Commodus am 23. Dezember 176. Die einzelnen Szenen ähneln teilweise den Rückseiten von Münzen und lassen sich ebenso mit dem Säulenfries vergleichen, doch sind sie plastischer gestaltet und üben dadurch eine stärkere Anziehungskraft aus. Eine historische Kuriosität bildet die Umformung aller Kaiserköpfe am spätantiken Bogen in solche Konstantins des Großen: Diese wurden ihrerseits teilweise im Frühjahr 1534 von Mitgliedern der damaligen Jeunesse Dorée unter Führung von Lorenzino de’Medici, dem späteren Mörder seines Verwandten Alessandro, Herzog von Florenz, gestohlen und danach modern nachgebildet.352 Wann der Bogen vollendet wurde, gibt die überlieferte Bauinschrift an, nämlich im Jahre 176, also im Zusammenhang des Triumphzuges und vor der Augustus-Erhebung des mitgenannten Commodus: Der Baubeginn ist deshalb wenige Jahre vorher anzusetzen. Die Reliefs enthalten kaum inhaltliche Hinweise und lassen sich nicht reihen, weil sie nur allgemeine Szenen widergeben, die am Konstantinsbogen überdies willkürlich zusammengesetzt wurden. An erster Stelle steht gesichert der Auszug aus Rom in den Krieg, die profectio. Er findet vor zwei Bögen statt, deren rechter von einem Viergespann bekrönt ist, und vereint Kaiser, Genius Senatus, Mars, zwei Fahnenträger, einen das kaiserliche Pferd heranführenden Mann und eine rechts gelagerte Straßengöttin mit ihrem Rad, wohl die Via Flaminia, miteinander. Ein Staatsopfer mit etlichen Begleitfiguren wie mannenkriege 85–463: Fischer: Archäologische Zeugnisse 341–354; Gudea: Dacia Porolissensis 371–38; Zerbini: Echi 384–389 (zu den Dokumenten in Dakien). Besondere Beachtung gilt dem römischen Militärlager von Mušov in Südmähren mit dem benachbarten sogenannten Königsgrab: Tejral: Archäologische Zeugnisse 299–324; Tejral – Peška: Königsgrab; Kovács: Rain Miracle 246–248; Künzl: Germanen 115–118; Graf: Germanenstämme 77 f.; Hund: Außenpolitik 288–293 (wichtigstes Lager im Markomannengebiet mit Bestimmung zum Hauptort einer neuen Provinz). Lager und Grab werden in die Zeit der Germanenkriege datiert, als Grabinhaber wird sogar Ballomarius vermutet; Hund: 242 f. enthält sich einer Zuweisung des Grabes. 352 Den Bogen zu rekonstruieren wurde kaum versucht; siehe aber Kuhoff, Felicior Augusto 277–287. Meistens wurden allein die Reliefs behandelt: Scott Ryberg: Panel Reliefs; Koeppel: Profectio und Adventus 126–138 und 148–156; ders.: Historische Reliefs IV 1–90, hier 9–12 und 47–75; Gordon-Angelicoussis: Panel Reliefs 141–205; Oppermann: Kaiserreliefs 152–173; de Maria: Archi onorari 136–139, 159 f., 303–305; Coarelli: Colonna 42–45 (Bogenstandort im Osten der Platzanlage der Marcus-Säule). Dazu kommen Birley: Marcus Aurelius 218 und 266 f.; Rosen: Marc Aurel 125 f. (Baubeginn 176, Standort der Kapitolshügel); Fündling: Marc Aurel 181–183; Schipp: Adoptivkaiser 115 und 118; Mattern: Bauten 265–268 (bisher als zugehörig postulierte Inschrift [Anm. 300] nicht als solche gesichert). Eine Kuriosität bietet ein Kupferstich von Giovanni Piranesi, welcher den Marcus Aurelius-Bogen darzustellen vorgibt (Ficacci, Luigi: Piranesi. The Complete Etchings, 2 Bde., Köln 2011, 415): In Wirklichkeit handelt es sich um den sogenannten Arco di Portogallo oder arcus Hadriani (siehe oben 26).

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Opferdienern, Soldaten und Offizieren sowie den Opfertieren Stier, Schwein und Schaf spielt sich in freiem Gelände ab, was eine Lokalisierung verhindert. Bemerkenswert sind zwei im Hintergrund auf Stangen hochgehaltene große Kränze; verstanden wird die Szene als kultische Reinigung der römischen Truppen, die lustratio. Eine Ansprache des Kaisers von einem Podium an hier stellvertretend stehende Soldaten war eine übliche Chiffre in Feldzugsschilderungen, was extensiv die beiden Siegessäulen und etliche Münztypen demonstrieren. Spezieller wirkt eine andere Szene, die Marcus Aurelius auf einem hohen Podium sitzend, nur von einer Person begleitet, zeigt, wie er einen unten vorgeführten Germanenführer zusammen mit Feldzeichenträgern empfängt: Ab und zu wird hierin sogar die Zuerkennung einer Königswürde erkannt. Weiterhin empfängt er vor einer römischen Stadtkulisse mit provinzialem Bezug, die emporragende Feldzeichen und Götterbilder bereichern, eine mehrköpfige Gesandtschaft der Germanen. Nächstens erscheint er mit einer Begleitperson auf dem Podium, um einen von Soldaten herbeigeführten Gefangenen vor einigen Fahnen und einem Tropaeum zu sehen. Am Ende nimmt er, immer noch im Felde, die freiwillige Unterwerfung zweier Germanenführer im Kreise mehrerer Soldaten und Vexillumsträger entgegen, begleitet von einem unidentifizierbaren Ratgeber.353 Die Darstellung des princeps vor einer Gebäudekulisse mit einem Tempel, der für Fortuna Redux beansprucht wird, und mit der zweibögigen Porta Triumphalis vereint Marcus mit Mars und Roma sowie zwei weiteren Göttinnen, hinter denen die eine Girlande ausbreitende Victoria fliegt: Diese Szene bezeichnet die Rückkehr des Oberbefehlshabers vom Feldzug, den adventus. Es folgt eine liberalitas, die der Kaiser vor einer durch Girlanden geschmückten Säulenhalle den Berechtigten in Rom gewährt. Er nimmt sie von einer sella curulis auf hohem Podium, von vier Begleitfiguren gerahmt, aus vor; unter ihm stehen Männer, Frauen und Kindern als Empfänger an. Als Festereignis schließt sich der Triumphzug an, bei dem Marcus und Commodus, dessen Figur nach seiner Ermordung kunstvoll ausgemeißelt wurde, auf dem mit Figuren verzierten Triumphwagen stehen, der sich vor einer Kulisse mit sechssäuligem Tempel und Siegesbogen befindet: Die hinter dem Kaiser fliegende Victoria hielt ursprünglich zwei Siegeskränze für beide Personen; für die Szene der Kaiserspende wird neben Marcus ebenfalls Commodus postuliert. Vor dem Tempel des Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitolshügel mit reichgestaltetem Giebelfeld und Akrotherfiguren sowie einer mit Jagdszenen besetzten Säulenhalle nimmt Marcus abschließend mit Begleitfiguren ein Weihrauchopfer vor, welches dem Triumphzug folgte. Ein Gliederungselement markiert das Fehlen des Podiums in den Szenen sakralen Charakters, während es auf den Darstellungen militärischen Inhalts stets vorkommt. Auffällig ist die fehlende Restituierung des Commodus auf dem Triumphrelief, obwohl sich sein indirekter Nachfolger Septimius Severus fiktiv auf ihn mitbezog, als er

353 Zu den Bogenreliefs außerdem Hannestad: Roman Art 226–236 (Datierung nach 176); Ferris: Hate and War 78–80. Die drei Reliefs im Konservatorenpalast: La Rocca – Parisi Presicce: Equilibrio 332–335. Für ein selbstverständlich zu postulierendes zwölftes Relief wird ab und zu ein Kopf in Kopenhagen beansprucht (Hannestad 226 f.; Oettel: Reliefkopf 85 f.), doch ist diese Hypothese fraglich.

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sich im Jahre 195 als angeblichen Adoptivsohn des Marcus Aurelius postulierte. Es können kaum die Kosten dafür oder ein bloßes Vergessen der Grund gewesen sein – vielmehr wird die Errichtung des eigenen Severusbogens auf dem Forum Romanum andere Maßnahmen obsolet gemacht haben. Da elf als Zahl keinen Zyklus beenden konnte, war mindestens ein zwölftes, verlorenes Relief vorhanden; allerdings sind durchaus weitere Szenen für ein solches Staatsmonument vorstellbar. Gebührend hervorzuheben ist die Verbindung von militärischen und zivilen Szenen für den Bogen im Gegensatz zur Marcus-Säule: Der Bogen wird daher früher errichtet worden sein, also um 176 gegenüber erst ab 180.354

Abb. 10: Zwei der insgesamt acht Reliefs vom untergegangenen Marcus-Aurelius-Bogen in Rom, wiederverwendet im Konstantinsbogen: Ansprache des Marcus Aurelius an die Soldaten und Kaiseropfer.

354 Eine knappe Szenenbeschreibung gibt Boschung: Reliefs 308–313. Er versteht die Darstellung der germanischen Gesandtschaft als Ernennung eines Stammesfürsten durch Verleihung eines Diadems, was aber nicht nachvollziehbar ist (310); zudem fragt er nicht danach, wie der Bogen ausgesehen haben kann. Auf jeden Fall ist die Aufstellung von Bronzefiguren des Kaisers und seines Sohnes innerhalb einer Begleitung auf der Attika anzunehmen; ders.: Pflichten des Kaisers 369–376, erkennt einen Ausdruck des »traditionelle(n) Wertekanon(s)« in stoischem Sinne. Hannestad: Roman Art 235 f., benennt für das Spendenrelief, wie für acht andere, neben dem Kaiser Pompeianus, dazu eine Statue von Herodes Atticus und den Stadtpräfekten. Ein Medaillontyp mit der Legende adventus Aug. und einer ähnlichen Szene ist Gnecchi: Medaglioni II 27 Nr. 2 f., eine Unterwerfung symbolisiert Ebd. Nr. 4, und ein Opfer stellt Ebd. 30 Nr. 26 dar; das erste Stück auch bei Dressel – Regling: Medaillone 81–87 Nr. 43.

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Das dritte und letzte der stadtrömischen Denkmäler ist das Reiterstandbild auf dem Kapitol. Hinzugefügt werden können noch die zahlreichen Ehrenbögen für die Kaiser, die allüberall in den Provinzen errichtet wurden, um die Loyalität ihrer Stifter zu verdeutlichen. Hierfür sind besonders die Provinzen des römischen Afrika bekannt. Auf allen diesen Denkmälern standen die Bronzestatuen der Kaiser mit unterschiedlichen Begleitfiguren: Reiterstatuen und Quadrigen mit dem Kaiser waren hierfür besonders beliebt, was Bögen auf Münzrückseiten sowie beiläufige Darstellungen auf Reliefs anderer Monumente andeuten.355 Als ein Monument, das ebenfalls zur Erinnerung an militärische Erfolge gestiftet wurde, ist auch das meist so benannte »Parthermonument« von Ephesos einzustufen. Es ist allerdings besser als »Lucius-Verus-Monument« zu bezeichnen, denn der Adoptivbruder von Marcus Aurelius steht allgemein im Vordergrund, weil nicht nur seine Tätigkeit im Osten des Reichs dargestellt ist. Allerdings wurde dieses großformatige Denkmal von immer noch ungeklärter Gesamtgestalt nicht von Staats wegen errichtet, sondern wahrscheinlich von der Stadt Ephesos und ihren Honoratioren. Insofern ist es zwar kein offizielles Zeugnis der herrschaftlichen Selbstdarstellung, aber es gesellt sich diesen wegen seiner Thematik an die Seite. Die repräsentative Ausgestaltung erforderte jedenfalls eine direkte Beteiligung der Regierung, was der lange Aufenthalt des zweiten Augustus in der Stadt und seine dortige Hochzeit mit Lucilla nahelegen. In jüngerer Zeit ist eine Umdatierung auf den Plan getreten, die eine frühere Datierung verficht, nämlich die Zuweisung an Antoninus Pius wegen dessen Amtes als proconsul Asiae von 135/136. Nichtsdestoweniger bleibt die Würdigung dieses Monumentes als eines der großen Dokumente bildnerischer Form aus der römischen Kaiserzeit ohne jeden Zweifel bestehen.356

355 Die afrikanischen Verhältnisse spricht Kuhoff: Monumentale Repräsentation 2241– 2262, hier 2256–2259, an (siehe dazu unten 193 f.). Mattern: Bauten 276–278, schätzt die Bautätigkeit von Marcus Aurelius als gering im Vergleich zu Hadrian ein und deutet dies als Zeichen einer ausdrücklichen modestia. 356 Die Aufstellung der Fragmente in Wien zog etliche, jüngst kontroverse Behandlungen nach sich: Eichler: Partherdenkmal 102–136; Jobst: Standortbestimmung 79–82; ders.: Standort 506 f.; ders.: Parthermonument 171–180; Ganschow: Überlegungen 209–221 (Standort nahe der Celsus-Bibliothek; Rekonstruktion mittels überholter Friesplattenzusammenstellung); Hannestad: Roman Art 201–204 (unvollendetes hadrianisches Monument in römisch-griechischem Mischstil); Seipel: Partherdenkmal; Oberleitner: Partherdenkmal von Ephesos 619–631 (Aufstellung und Rekonstruktionsablauf, negative Beurteilung von Lucius Verus, Deutung und Beschreibung mit Rekonstruktion); ders.: Problemkreise 10–23 (Datierung nach 169); ders.: Siegesmonument; Liverani: Monumento antonino 153–174; ders.: Monumento partico 639–645 (Frühdatierung abgeleitet von der nur kleinen Figur des Verus im Adoptionsrelief, einem angeblich nicht gleichzeitigen Adoptionsvorgang und der Zuweisung eines Kopffragments im Götterrelief an Verus – jedoch ist die Vergöttlichung Hadrians wegen dessen unmilitärischer Regierung undenkbar, die Darstellung des Verus als Junge bei der Adoption selbstverständlich, das Adoptionsrelief keine reale Wiedergabe eines historischen Ereignisses und eine divinisierte Kaiserin als Pendant zum Kaiser nicht überzeugend); Laubenberger: Porträts 647–653 (idealisierte Porträts von Kaisern und Gattinnen und Vorhandensein von Amazonen, Personifikationen von Ephesos und Alexandria sowie eventuell auch Lucilla als Amazone); Fündling: Lucius Verus 240–243 (Datierung nach

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

Der unvollständige Zyklus großformatiger Reliefs stammt aus den österreichischen Ausgrabungen der Jahre 1895 bis 1905 und ist in der Ephesos-Abteilung des Antikenmuseums in der Wiener Neuen Hofburg ausgestellt. Er gehörte zu einem Bauwerk, das an einem prominenten Platz gestanden haben wird; der Fundort der Fragmente war jedenfalls nicht ansehnlich genug. Ob es sich ursprünglich um ein Bauwerk ähnlich des Pergamon-Altars in Berlin handelte, bleibt allerdings offen. Zwei Platten deuten Beginn und Ende des Zyklus an, da eine nach rechts, die andere aber nach links gewendet ist, weshalb sie als Blickpunkte an einem Eingang angenommen werden können. Die Interpretation der Hauptfiguren als Artemis = Selene in einem von Hirschen gezogenen Wagen und als Apollo = Helios in einem Wagen mit Greifen als Zugtieren führt einen übernatürlichen Aspekt ein, soweit dies die fragmentarische Reliefabfolge anzudeuten vermag.357 Nur die berühmteste Hauptszene ist der Realität verpflichtet. Sie symbolisiert die Doppeladoption vom 25. Februar 138 mit den vier Protagonisten Hadrian, Antoninus Pius, Marcus Aurelius und Lucius Verus. Zu unterstreichen ist die Bedeutung des Verus, denn er ist in der Mitte als Sohn des Aelius Caesar und zukünftige Hauptperson eingereiht. Diesen Staatsakt begleiten andere Figuren, nämlich Angehörige der Herrscherfamilie, darunter Sabina und Faustina maior und vielleicht Faustina minor, sowie Opferdiener. Danach folgen die ausgreifenden Kampfszenen, welche die Beziehung auf L. Verus sichern, weil die römischen Feinde als Parther mit ihrer typischen Kopfbedeckung, der Kausia, einer Art Zipfelmütze, gekennzeichnet sind, die allerdings nicht durchgehend zu sehen ist. Zudem hat man es auch hier nicht mit einer der Realität verpflichteten Szenerie zu tun, was Biga und altertümliche Helme erweisen. Die rechterhand über das Schlachtfeld galoppierenden Reiter können als römische Feldherren verstanden werden, doch Avidius Cassius wird angesichts seiner Usurpation von 175 kaum gemeint sein. Jedenfalls durfte ein Denkmal für 166); Fuchs: Panegyrisches Denkmal 347–377 (allgemeines Denkmal römischer Sieghaftigkeit; Avidius Cassius einzubeziehen ist freilich undenkbar). 357 Einzelbeiträge enthält der Sammelband von Seipel: Partherdenkmal: Taeuber: Historische Grundlagen 24–31 (Adoptionsszene realer Vorgang mit divinisierten Kaisergattinnen, Schlachtenszene Ausdruck römischer Sieghaftigkeit, Datierung zwischen 140 und 145); Chausson: Antonin le Pieux 32–69 (wegen des Prokonsulates in Asia Antoninus Pius der Gefeierte mit angeblich vielen Kriegen); Fittschen: Porträts 71–87 (symbolische Feier des Adoptivkaisertums um 141 wegen der Porträtköpfe); Fuchs: Verwandter 88–101 (Adoptionsrelief umgeben von Familienangehörigen, darunter der blutsmäßige Großneffe Pedanius Fuscus rechts hinter Hadrian; dies ist aber wegen dessen gewaltsamen Todes im Adoptionszusammenhang undenkbar); Landskron: Repräsentantinnen 102–127 (Aegyptus oder Africa als Personifikationen zu vermuten, als Gottheiten von Flüssen allein der Tiber unterhalb des gepanzerten Kaisers in Begleitung von Roma vorhanden, was in römischer Tradition die Weltherrschaft zur Frühzeit des Antoninus Pius symbolisiert); Meyer: Apollon-Helios 128–142 (Erdgottheiten auf den beiden Reliefs mit Artemis und Apollon, den eng mit Ephesos verbundenen Göttern, keine Himmelfahrt auf dem Kaiserrelief, sondern profectio mit Bezug zur Biga im Schlachtrelief sowie Beziehung auf Antoninus Pius); Thür: Partherdenkmal 142–157 (Breite des Schlachtreliefs etwa 21 Meter, Anbringung als Dekoration vor einem inneren Kern und Standort des Monumentes an der Straße vom Hafen zum Theater).

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10.4 Die Siegesdenkmäler in Rom und Ephesos

Lucius Verus nach dessen Tode zumindest vorausgreifend dessen Beteiligung am Germanenkrieg berücksichtigen, denn er hatte zusammen mit Marcus Aurelius die Donaugrenze inspiziert und damit die Vorstufe zur Kriegsführung mit eingeleitet. Insofern können gegnerische Kämpfer außerhalb des Partherfeldzuges nicht verwundern, da sie sich bruchlos in die intendierten Aktivitäten des zweiten Augustus einfügen.358 An die Kampfesdarstellung schließen sich stärker fragmentierte andere Szenen an, die weibliche Orts- und Regionenfiguren mit unten gelagerten Gottheiten verbinden, welche Flüsse wie Tiber und Nil verkörpern, aber nur selten benannt werden können, obgleich sie auf die oberen Figuren bezogen sein müssen. Sie alle symbolisieren die römische Omnipräsenz im Mittelmeerraum. Zudem verleihen auch sonstwo Gottheiten dem Geschehen übernatürlichen Glanz, so Athena und Aphrodite. In ihrer Mitte sieht man einen Kaiser, der wegen der neben ihm stehenden Roma-Figur und der Kleinkinder mit Wölfin nur der in Rom tätige Marcus Aurelius sein kann. Daher mag es sich um einen symbolischen Festzug handeln, der zum Ruhme der beiden Herrscher veranstaltet und durch übernatürlichen Beistand in Form von Göttern gesteigert wurde.359 Transzendental gibt sich auch die letzte Szene, die L. Verus bei der Auffahrt in den Himmel als divus zeigt, wo ihm der den Weltosten verkörpernde Apollo entgegenfährt, während dessen Schwester auf ihrer Platte für den Westen steht. Die Vorderbeine der Pferde weisen stärker als bei Artemis nach oben und geben so eine transversale Richtung an. Diese schlüssige Darstellung drückt einen Gesamtsinn aus, nämlich die retrospektive Ehrung für einen Kaiser, der nach längerer Zeit wieder in Ephesos weilte und hier sogar seine Hochzeit feierte. Diese Tatsache wirkte sich zweifellos positiv auf den antiken Tourismus aus. Weil die Fremdenbesuche die städtischen Finanzen beförderten, kann sich hierauf die Schaffung des Monumentes gleichfalls beziehen.360 Die im Museum vorgenommene provisorische Aufstellung berücksichtigt auch das Aneinanderstoßen der Reliefplatten und bietet insgesamt eine Interpretation, die von den Hauptszenen ausgeht und als folgerichtig erscheint. Es werden fünf Themenkomplexe präsentiert, welche nachvollziehbar aufeinander folgen und

358 Das magistrale Werk zum Ephesos-Monument legte Oberleitner: Siegesmonument, vor: Er betont nachdrücklich die Datierung in die Zeit nach 169. Seine »Deutung der Figurenreliefs« (215–265) erscheint in jeder Hinsicht plausibel; allerdings wird für die Schlachtszene Avidius Cassius vermutet (223–226). Außerdem wird die Zusammenfügung der einzelnen Bruchstücke zu Szenenplatten genauestens behandelt (297–323). 359 Oberleitner: Siegesmonument 226–253, legt eine Deutung der »Personifikationsserie« vor, in der Land- und Wasserfiguren zusammengehören wie beim Tiber auf dem profectio-Relief des Marcus-Bogen: Ergebnis ist die Unmöglichkeit von Benennungen bis auf wenige, kontroverse Ausnahmen; eine Aufnahme der Stadt Ephesos in diese Abfolge ist aber zwingend. 360 Die bei einer Frühdatierung nicht auf Lucius Verus und seine Apotheose bezogene Szene mit Kaiser und Wagen deutet Oberleitner: Siegesmonument 253–262, plausibel als des Verus Apotheose im Zusammenhang mit den zwei anderen Wagenszenen, keinesfalls eine der Realität verpflichtete profectio) Engemann: Apotheosebild 633–637, erkennt die »Übergabe des Sonnenwagens an den siegreichen Kaiser«, nicht dessen Vergöttlichung.

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10 Marcus Aurelius und seine öffentliche Selbstdarstellung

durch die Einleitungs- und Endszenen gerahmt werden. In diesem regelrechten Kosmos vollzieht sich das Leben des zweiten Augustus. Sein Eintritt in die Politik mittels der Adoption, sein Erfolg als Oberkommandierender der römischen Truppen gegen die aggressiven Parther, die Siegesfeier in Rom mit Beteiligung von symbolischen Figuren sowie des Adoptivbruders, ein Rat der Götter, darunter gesichert Aphrodite, Poseidon und Demeter, mit der Entscheidung über das weitere Schicksal des Parther-Siegers und schließlich dessen Entrückung in den Himmel, damit er als Sieger für immer in der Erinnerung der Menschen verbleibe. In Kenntnis der Folgeereignisse kann man auch denken, er solle nicht als lebender Konkurrent den späteren Taten seines Herrscherbruders im Wege stehen.361 Inwiefern aber kannten die Stifter des Monumentes bei dessen Vollendung schon das nachfolgende Geschehen und konnten es einbeziehen? Nach der Divinisierung des Verus wird bis zur Fertigstellung des Denkmals geraume Zeit vergangen sein, in der man zumindest die Ausgestaltung im Detail noch hätte ändern und dabei Phantasie walten lassen können. Zumeist wird die Form einer großen Altarumfassungsmauer ähnlich des Pergamon-Altares für eine Rekonstruktion ins Feld geführt, doch bleiben Alternativen denkbar. Potentielle Rekonstruktionen müssen aber stets die hohen Kosten einkalkulieren, die der Gemeindekasse von Ephesos auferlegt wurden, um ein dermaßen aufwendiges Monument zu stiften, doch wurde sie sicherlich durch Privatinitiative entlastet. Die Bürger durften sich ihrerseits auf eine größere Bekanntheit ihrer Stadt verlassen – insofern dienten ihre Investitionen auch den Erwartungen an die Zukunft. Leider haben welche Zerstörer auch immer ganze Arbeit geleistet, um ein so exzeptionelles Staatsdenkmal nur noch in Fragmenten und Hunderten von Einzelteilen zu hinterlassen. Daher sind Vermutungen und Hypothesen weiterhin Tür und Tor geöffnet.362 361 Innerhalb der »Götterserie« sieht Oberleitner: Siegesmonument 262–265, Verus als bereits Vergöttlichten. Als Gesamtlänge aller Friesplatten errechnet er etwa 96 Meter und schließt für die Rekonstruktion des Bauwerks mit dem Gesamtfries Säulenhallen, Bögen und Tempelmauern aus: Stattdessen plädiert er für eine große Altarmauer, an der die Friese außen und innen angebracht waren (393–402). Dagegen schließt Thür (ebd. 402–406) nur Innenräume aus, hält aber Tempel sowie Straßen- und Platzanlagen ebenfalls für denkbar. Einen Rekonstruktionsvorschlag bietet Abb. 669 (Bd. 2, 278); die Standortfrage bleibt jedoch offen (407–423). Bammer: Standort 11–24, schlägt einen Ort beim Artemision vor, doch erscheint die Einordnung in eine dreiseitige Säulenhalle als für die visuelle Erfahrung der inhaltsschweren Reliefplatten wenig günstig (24 Abb. 12). 362 Engelmann: Victoria Caesaris 91–93, sieht in der Inschrift IEph 721 einen Hinweis auf das Lucius-Verus-Monument: Stadt und Volk von Ephesos ehren einen Timaios als Provinzialoberpriester von Asia, weil er 70.000 Denare für einen mit der Victoria Caesaris zusammenhängenden Ort gespendet habe. Die hohe Summe ist ansehnlich, der mit ihr finanzierte Gegenstand jedoch zum Teil ergänzt und eine Datierung fehlt. Obgleich schon Jeanne und Louis Robert (BullEp 1977, 417) dieselbe Ansicht vertraten, bleibt eine Beziehung auf das Gedenkmonument für Lucius Verus unbewiesen, zumal dessen Name nicht erscheint. Nollé: Ephesischer Kult 459–484, hier 472–480, betont dagegen die nominell gemeinsame Leistung von Marcus und Lucius für den Parthersieg, was die Spätdatierung nötig macht, und versteht das Monument als Denkmal für die victoria Romanorum; Fündling: Lucius Verus 240–242, greift Engelmanns Hypothese auf. Halfmann: Städtebau 76–83, vermutet städtische Honoratioren, nämlich die Fa-

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10.4 Die Siegesdenkmäler in Rom und Ephesos

Abb. 11: Relief der Himmelfahrt des Lucius Verus vom Lucius-Verus-Monument aus Ephesos, heute in Wien.

Ein weit weniger anspruchsvolles Denkmal der Anhänglichkeit an das Kaiserhaus ist der Kapitolstempel in Thugga im Norden der Provinz Africa proconsularis. In seinem Giebelfeld symbolisiert ein Relief die Apotheose des Antoninus Pius, was allerdings nur noch schwer ablesbar ist: Zu sehen ist die Himmelfahrt des Kaisers auf einem Adler. Eine Inschrift datiert den Bau in die Jahre 166/167. Gefunden wurde in Thugga zudem ein Porträt des Lucius Verus mit Eichenlaubkrone.363 Ehrenbögen für Marcus Aurelius allein oder mit Lucius Verus gemeinsam befinden sich an anderen Orten in Nordafrika. Es sind Oea, das heutige Tripolis, wo ein viertoriger Bogen mit teilweisem Reliefschmuck steht,364 und Lepcis Magna, beide in Libyen, wo nur noch vier Pfeilerbasen und Bauinschrift erhalten sind.365 Weitere derartige Monumente stehen in der damals noch zu Africa proconsularis gehörenden Region Numidia, wo die legio III Augusta stationiert war. milie der Vedii und/oder den Philosophen T. Flavius Damianus als Stifter. Der Verfasser des vorliegenden Buches schließt sich ausdrücklich der Gesamtinterpretation von Oberleitner: Siegesmonument, an, dem auch die Rekonstruktion verdankt wird. 363 Die Ausgrabungen in Thugga durch das tunesische Institut du Patrimoin und die Universität Freiburg dokumentieren Strocka – Khanoussi: Thugga I. Zum Kapitol Leschke: Forum 137–172; Dohna: Gestaltung 465–476. Die Weihung des Kapitols nennt CIL VIII 1471: Iovi Optimo Maximo [I]uno[n]i Regin[a]e Minervae Aug(ustae) sacrum pro salute (Kaiser mit gemeinsamen Siegerbeinamen) … to[tiusque div]ina[e] domu[s L(ucius) Marcius] S[imple]x [et] L(ucius) Marcius Simplex Regillianus sua p(ecunia) f(ecerunt). 364 Der Bogen von Oea: Aurigemma; Arco quadrifronte 7–10 (Einordnung ins Stadtganze), 17–25 (Freilegung, Material und Aufbau), 27–37 (Reliefschmuck besonders im Norden einschließlich Gefangener), 39–51 (Architekturgestalt), 53–61 (Bauinschrift); Mühlenbrock: Tetrapylon 50, 57, 93, 218–224 (Monument am Kreuzungspunkt der Hauptstraßen; Deutungen des Figurenschmucks), Taf. 27. Die beiden Göttergespanne in den Zwickeln erinnern merklich an das ephesische Monument. Bemerkenswert ist zudem die niedrige Kuppel als Durchgangsbekrönung, zusammengesetzt aus kleinen Reliefsteinen. 365 Zum Marcus-Aurelius-Bogen von Lepcis Magna: Floriani Squarciapino: Leptis Magna 62 f. (mit Abb. 4); Mühlenbrock: Tetrapylon 47–49 (Statuen auf der Attika), 209–211, Taf. 24 mit Rekonstruktionszeichnung.

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Es sind drei Orte, nämlich Thamugadi, wo im Westen und Osten jeweils ein Bogen vorhanden ist,366 Diana Veteranorum (Aïn Zana) und Verecunda (Marcouna) mit ebenso zwei Bögen; diese Orte liegen heute in Algerien.367

366 Zum westlichen Denkmal von Thamugadi Boeswillwald – Cagnat – Ballu: Timgad 130–133 (Datierung wegen der Bauinschrift CIL VIII 2364 auf 166–169, doch fälschliche Einstufung als Triumphbogen); Courtois: Timgad 81, 85. Das Monument wurde zu Ehren von Marcus Aurelius und Lucius Verus von der Gemeinde gestiftet, wohl nach beider Triumphfeier. Damals amtierte als Legionslegat der umtriebige M. Luccius Torquatus Bassianus (zu ihm etwa Thomasson: Fasti 156–158). Sein eventueller Nachfolger C. Modius Iustus (Thomasson 158 f.) dedizierte im Jahre 171 am Ostende des decumanus maximus einen arcus cum statuis et [ornamen]t[is] als Monumentaltor, das nachantik Porte de Mascula heißt (CIL VIII 2373 a–c = AE 1985, 879); dazu kurz Courtois 42/44. Ebenso waren die Legaten M. Aemilius Macer Saturninus (171–174) und A. Iulius Pompilius Piso T. Vibullius Laevillus (177–179) tätig (Thomasson 159–163). 367 Die algerischen Bögen behandeln Gsell: Monuments I 164 f. (Diana Veteranorum, mit der Inschrift CIL VIII 4592 von 165 als Stiftung des Legionslegaten C. Maesius Picatianus, die mit Gemeindegeld finanziert wurde; Thomasson: Fasti 155 f., 158 f. und 165– 167 (Bögen in Verecunda von 162 und 172: CIL VIII 4206 = 18510 bzw. 4209 f. = 18497 f.), 169 (Timgad). Ein unbekanntes Bauwerk in Diana Veteranorum weihte im Jahre 161 derselbe Legat D. Fonteius Frontinianus L. Stertinius Rufinus ein (CIL VIII 4590), der auch den früheren Bogen in Verecunda dedizierte (Thomasson 153–155); hier wurden auch Bildnisse von Faustina II., Lucius Verus und Commodus gefunden (Baratte: Portraits imperiaux 785–815, hier 788–798).

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Marcus Aurelius als Philosoph

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Philosophie und Krieg: Das Dilemma von Anspruch und Wirklichkeit

Ein Kunstwerk, das einen nachdenklichen Menschen darstellt, ist eine Porträtbüste in der Kunstsammlung des Schlosses Erbach. Sie präsentiert einen fast der Welt entrückten Mann, der alle Probleme hinter sich gelassen und seinen inneren Frieden gefunden zu haben scheint. Erworben wurde das Bildnis im späten 18. Jahrhundert mitsamt eines kleinen Büstenfußes, der die Inschrift P. Magnio Victori magistro zeigte. In der nachvollziehbaren Annahme, es handele sich tatsächlich um Marcus Aurelius, wurde dieser Sockel abgearbeitet und durch eine noch heute vorhandene Basis mit dem Hinweis auf den Kaiser versehen. Ein Bezug auf die neben der Regierungstätigkeit ausgeübte Zweitbeschäftigung des Kaisers mit der Philosophie erscheint gut nachvollziehbar; die in die Stirn fallenden sogenannten Serapislocken stellen einen Bezug zu Ägypten her, wo sich der Kaiser im Spätjahr 175 eine Zeitlang aufhielt. Die Büste ähnelt dem in der Historia Augusta angesprochenen Hinweis, Marcus habe sich die Aussage Platons zu eigen gemacht, nur solche Staaten seien in guter Hand, in denen entweder Philosophen regierten oder die Herrscher Philosophen seien.368 Das Erbacher Stück, das original einen sonst unbekannten magister, also Philosophielehrer, abbildet, deutet daher die andere Seite des Kaisers an, der abends im Feldlager angesichts der Verwüstungen des Krieges seine Rolle im Weltgeschehen reflektierte und in seine Rückerinnerungen wie auch aktuellen Gedanken einfließen ließ.369 368 Den Erbacher »Marcus Aurelius« behandelt Fittschen: Katalog Erbach 88–90 Nr. 32 mit Abb. 5 und Taf. 37 f.: Hier wird die Erstfassung der Büste nachgewiesen, aber eine Nähe zum Kaiser nicht abgelehnt. HA, MA 27, 7 (Adams: Marcus Aurelius 122 f.), nennt die angebliche Regierungsmaxime. 369 Die Einordnung des Kaisers in die vielfältigen Geistesströmungen seiner Zeit bespricht zusammenfassend Holford-Strevens: Cultural Background 110–138: Es entsteht so das Bild einer kulturellen Blütezeit mit ihren unzähligen Facetten. Dazu auch Grimal: Marc Aurèle 307–339 (allgemein) und 341–363 (die einzelnen Bücher); Hommes: Philosoph 6–43 (Leben und Philosophie von Marcus Aurelius); Gombocz – Plöschberger: Marc Aurel 83–89 (mit realistischer Einschätzung der Werkstruktur); Van Ackeren – Opsomer: Selbstbetrachtungen, passim; Kasulke: Kein Konflikt 272–326 (die Rolle der Rhetorik). Marcus Aurelius im intellektuellen Kontext der Kaiserzeit behandeln Eck: Senatorisches Leben 169–186; Lo Monaco: Educazione 87–93. Mit der persönlichen Religion des Kaisers setzt sich Motschmann: Religionspolitik, auseinander: Er spricht mit dem Bezug auf die »Selbstbetrachtungen« von einer »philosophische(n) Gottesver-

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Das erste Buch der »Selbstbetrachtungen«, in dem Marcus eine ungemein wohlwollende Rezension seiner wichtigen Verwandten und Lehrer vorführt, wird mit einem Dank an die Götter abgeschlossen. Es folgt eine allerdings vage Ortsangabe, die das Land der Quaden und den Granuas, einen der dortigen Flüsse, vielleicht die Gran (heute Hron), als Abfassungsort nennt. Dagegen wird für das zweite Buch das Legionslager Carnuntum, zugleich Hauptstadt der Provinz Pannonia Superior, angegeben. Die Bücher III bis XII bleiben ohne solche Ortsangaben, was zur Vermutung führt, sie seien in Rom formuliert worden. In ihnen wechseln sich einzelne längere Passagen immer wieder mit kurzen Aphorismen oder Epigrammen ab, was die Einschätzung nahelegt, man habe es mit Eintragungen zu tun, die einer Art Tagebuch entstammten. Immerhin verbindet die Bücher II und III eine weite thematische Beziehung, nämlich die Behandlung des menschlichen Wesens beim Autor und seinen Zeitgenossen sowie ihr harmonisches Zusammensein. Auf jeden Fall wurde das Werk keiner vom Verfasser vorgenommenen systematisierenden Redaktion unterzogen und besaß keinen Titel. Für die Frage, wann alle diese Gedanken notiert wurden, kann höchstens eine Zeitspanne ermittelt werden, die schwerpunktmäßig die letzten Jahre betrifft. Keineswegs aber handelt es sich um eine Autobiographie, denn es gibt keinen fortlaufenden Text mit der (lückenlosen) Beschreibung des eigenen Lebens.370 Daher ist es äußerst fraglich, ob die Aufzeichnungen überhaupt für eine Veröffentlichung gedacht waren.371 Die Einteilung des Textes in den modernen Ausgaben ist ebenfalls keine seitens des Autors, sondern eines späteren Editors, der vor der Publikation des oströmischen Suda-Lexikons um 950 wirkte. Die spätantiken Erwähnungen beginnen mit dem Redner Themistios, der im Jahre 364 von »Ermahnungen« spricht. Merklich später folgte die Zeit um 900, als der oströmische Erzbischof Arethas

ehrung« mit einem persönlichen, philosophisch begründeten und schicksalsabhängigen Monotheismus (53–69); dagegen wird eine Affinität zum ägyptischen Serapis-Kult erkannt (115–125). Horst: Marc Aurel 124–138, erörtert die Bedeutung der Lehrer und Freunde des Marcus. Frontos Betonung der Rhetorik dokumentieren die Epist. ad M. Antoninum scriptae de Eloquentia 1–5, ein regelrechtes Elogium dieser Kunst. 370 Die Unvollkommenheit des Textes betont Gourinat: Form and Structure 317–320 mit der Ausnahme von Buch I und der inhaltlichen Beziehung der beiden folgenden Bücher; für Buch VIII wird eine Abfassung in Rom erwogen (321). Ähnlich hatte zuvor Brunt: Meditations 1–20 argumentiert und kein Lehrbuch, sondern Tagebucheintragungen aus den siebziger Jahren mit ungewisser Zielsetzung und ohne Gesamtordnung erkannt, die trotz philosophischer Grundsätze das Staats- und Religionsverständnis traditioneller Form betonen und die nahestehenden Personen Antoninus Pius, Faustina und Verus hervorheben. Dalfen: Autobiographie 187–211, erörtert die Gattungszuweisung und spricht von »Lesefrüchten«; Pausch: Literarische Selbstdarstellung 303–336, hier 320–322, führt Hadrians Autobiographie als Gegenbeispiel an. 371 Van Ackeren: Philosophie 14–18, 199–206 und 260–287, nennt den Begriff »Selbstdialog«, betont die Textüberlieferung ohne einen Titel (49–51) und erörtert Aufbau und Datierungsfrage (51–58); eine Einstufung als Autobiographie verneint er mit Recht (87–114). Er bespricht die rhetorischen und stilistischen Elemente (287–316) und bezieht Vorgängerschriften wie das Corpus Hippocraticum für den Schreib- bzw. Diktierstil ein; einer Veröffentlichungsidee durch den Verfasser steht er skeptisch gegenüber (316–349).

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von Caesarea Cappadociae ein »besonders nützliches Buch« oder die »ethischen Schriften an sich selbst« für Marcus erwähnte. Direkt folgend nannte die Suda eine »in zwölf Büchern von Marcus Antoninus selbst geschriebene Hinführung zum eigenen Leben«.372 Die frühneuzeitliche Erstausgabe, die editio princeps, wurde 1558 vom Augsburger Humanisten Wilhelm Holzmann, antikisiert Xylander, erstellt: Dessen Quelle, die grundlegende spätantike Handschrift namens Codex T, ist jedoch nicht erhalten. Auf eine Edition aus dem Jahre 1652 geht die Feineinteilung innerhalb der Bücher in Paragraphen zurück. Seither wurden viele Textausgaben und Übersetzungen herausgegeben, die den Text englisch als »Meditations« oder französisch als »Pensées« betiteln. Der Inhalt entwickelte sich allmählich, zumindest nach außen hin, zu einer angeblichen Richtschnur für politisches Handeln mit philosophischer Zielsetzung, doch entpuppten sich derartige Behauptungen meist als Augenwischerei, wie beim kriegerischen Friedrich II. von Preußen. Die reale Politik vermochten die Mahnungen des Marcus Aurelius jedenfalls weder früher noch gar heute zu beeinflussen, zumal er persönlich kein Idealbild verkörpern konnte, wie er freimütig zugab. Dennoch bleiben die »Selbstbetrachtungen« ein bedeutendes Werk der Weltliteratur, dessen Rang in der öffentlichen Wahrnehmung stets betont wird, und fanden Eingang in umfängliche Studien und Sammelbände mit der Einstufung des Autors in die abendländische, der Stoa verpflichtete Philosophiegeschichte.373 Als allgemeine Charakterisierung des Werkinhaltes ließe sich von einer Selbsterziehung zur Gelassenheit sprechen, die in der Philosophie der griechischen Stoa verwurzelt war. Die stoische Philosophie war ihm von Kindesbeinen an eine Notwendigkeit und übertraf letztlich sogar die Rednerkunst Frontos. Jedoch bestimmte sie nicht seine offizielle Politik, sondern allein seine innere Haltung, wie es die Bücher II und III ausdrücken. In diesen denkt Marcus Aurelius über sein eigenes Leben, sein Verhältnis zu anderen Menschen und die Endlichkeit allen Lebens nach. Diese Gedanken führen auf die Lehren des Hauptvertreters der römischen Stoa, Epictetus, zurück, den er mehrfach zitiert. Dieser verstarb etwa zur selben Zeit wie Hadrian, dessen Lehrer er anscheinend war.374 372 Die Selbstbetrachtungen finden sich angedeutet bei Them., Or. VI 81, und sicher bei Arethas (dazu Van Ackeren: Philosophie 49 f.): Allerdings ist der Unterschied zwischen Buch I und den weiteren Büchern deutlich zu betonen (51–54). Gourinat: Philosopher 65–85, unterstreicht die Nichtöffentlichkeit des Textes und seine späte, eingeschränkte Kenntnisnahme, zugleich aber das Bemühen des Kaisers um philosophische Weisheit stoischer Natur angesichts der vielfältigen Herrscherpflichten. 373 Zur Textgeschichte des Werkes mit dem üblichen deutschen Titel »Selbstbetrachtungen« und zu seiner formalen Gestaltung gibt Gourinat: Form and Structure 317–332, einen Überblick. Aktueller Leuchtturm ist das umfängliche Werk von Van Ackeren: Philosophie; dazu kommt ders.: Selbstbetrachtungen 371–388. Einzelne philosophische Themen besprechen die weiteren Beiträge dieses Sammelbandes (333–480), so zur stoischen Rückbeziehung Gill: Stoic Literature 382–393; ders.: Philosophy 35–64, nennt Antoninus Pius und Fronto als Vorbilder und behauptet eine Anpassung des politischen Lebens an philosophische Maßstäbe; allgemein früher Farquharson: Marcus Aurelius 89–141. Die stoischen Lehren und Epiktet als indirekten Lehrer behandeln etwa Asmis: Stoicism 2228–2252, und Long: Epictetus; die ausdrückliche Bezugnahme auf die Stoa betont Van Ackeren: Philosophie 25–38.

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11 Marcus Aurelius als Philosoph

Während Buch IV Formen des Meditierens wie besonders Aphorismen anspricht, behandelt Buch V das Wesen der Natur und das Leben mitsamt ihrer Pflege durch die Menschen, wenn auch mit disparaten Einzelteilen, welche das Verständnis erschweren. Außerdem sind Aspekte einer Trostschrift vorhanden. Nicht mit der Philosophie vertraute Leser gewinnen den Eindruck, als seien wie aus einem Zettelkasten Gedanken ohne konsequente Reihenfolge aneinander gereiht worden. Offensichtlich haben dem Kaiser nahestehende Personen aus Pietät ein ihnen in die Hände geratenes Manuskript ohne Redaktion zu einem Merkbuch gemacht, das man andererseits in die Kategorie der »Fürstenspiegel« ähnlich der Kyrupädie Xenophons einordnen könnte. Dafür wurde der vorliegende Text künstlich in zwölf Bücher aufgeteilt, von denen nur die zwei ersten wegen der von Marcus eigenhändig eingefügten Ortsangaben eine von diesem gewünschte innere Ordnung ausdrücken.375 Im sechsten Buch ergänzt das Elogium auf den Adoptivvater Antoninus Pius die ähnliche Beschreibung im zweitletzten Abschnitt des ersten Buches. Zudem wird die Abneigung des Kaisers gegen die Veranstaltungen im Amphitheater deutlich, welche die Historia Augusta anspricht und die sich auch im senatus consultum de gladiatoribus ausdrückt. Bedeutsam ist zudem die Selbstaufforderung, sich nicht zu sehr in die Kaiserrolle hineinzusteigern.376 Das siebte Buch enthält 374 Die Verbindung der philosophischen Ideen des Kaisers mit der praktischen Politik erörtert de Blois: Relation 171–182, und betont deren Fehlen in den literarischen Quellen. Reydams-Schils: Social Ethics 437–452, äußert sich zu den politischen Implikationen. Die Bedeutung des ersten Buches mit seiner Liste der sechzehn genannten Personen unterstreicht Van Ackeren: Philosophie 59–87, und versteht es als Leitfaden für die folgenden Bücher (74–80), die er mit dem Begriff »Mahnungen« überschreibt (126–146). Eine detaillierte Erörterung der philosophischen Einzelthemen und ihres Gesamtverständnisses bietet ders. 353–697, doch ist sein Ergebnis, man habe es mit einem durchdachten Kosmos philosophischer Grundgedanken zu tun, fraglich (698– 713). Ähnlich interpretierte zuvor Jäkel: Concept of Life, die philosophischen Kernaussagen als Hinweise für Herrschertugenden und für eine bessere Welt. Hammerstaedt: Zweite Sophistik 309–327, sieht Marcus als Anhänger traditioneller Philosophie, nicht aber der zweiten Sophistik. Horst: Marc Aurel, erkennt nach kurzer Beschreibung der Zweiten Sophistik (45–49) eine deutliche Orientierung der praktischen Politik des Kaisers an dieser Lehre auch bei seinem Verhältnis zur Oberschicht; ähnlich dies.: Philosophenkaiser 189–210 (mit diesem typischen Titel). Den Bezug zur Rhetorik erörtert Kasulke: Kein Konflikt 327–382; zu einer dem Staatswohl verpflichteten Lebensführung Wolf: Non-tragic Living 189–198; Speidel: Philosoph als Imperator 49–74, betont mit Recht die Notwendigkeit, die Rollen des Kaisers als Feldherr und Philosoph voneinander zu trennen; eher essayhaft jetzt Vesperini: Droiture et mélancholie. 375 Gourinat: Form and Structure 323–328, versucht für die Bücher IV–XII Zusammenhänge zu beschreiben. Strittig ist immer noch, ob die beiden Ortsangaben zum Ende der Bücher I und II oder zum Anfang von II und III gehören: Dazu knapp Männlein-Robert: Meditations 362–381, hier 368 f., die Buch I als Einleitung und Buch II als wirklichen Werkbeginn ansieht; nachvollziehbar ist die Idee einer inneren Selbstteilung von Marcus Aurelius in den Eigenermahnungen (370–375), der Begriff »Philosophische Autobiographie« ist allerdings übertrieben. Xenophons Werk spricht Van Ackeren: Philosophie 85 f., an und verweist auf die Gattung der Trostschriften (146–180). 376 Die Abneigung gegen die Spiele im Amphitheater nennt Buch VI 40. Die HA, MA 11, 4; 15, 1; 27, 6 f., pflichtet diesem Verhalten bei, und 12, 2 und 16, 5 muten wie eine Replik auf die Selbstermahnungen an; beide Themen verbindet 23, 5 miteinander (sie-

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11.1 Philosophie und Krieg: Das Dilemma von Anspruch und Wirklichkeit

einige knappe Merksätze, die man als Kalendersprüche bezeichnen kann, sowie drei mit Überschriften versehene Gedanken, die Tod, Leid und Ruhm ansprechen. Ab und zu kommen auch historische Rückbeziehungen etwa auf Alexander den Großen oder kaiserliche Vorgänger sowie Rekurse auf Sokrates, Platon und andere Philosophen vor. Im achten Buch erscheinen der Rat an sich selbst, in Senatssitzungen unverkrampft zu reden, und ein Verweis auf den Hof des Augustus und sogar den Vesuvuntergang Pompejis. Die Nennung von abgeschnittenen Gliedmaßen gemahnt an Szenen auf dem Friesband der Marcus-Säule.377 In Buch IX folgen viele lange Abschnitte über Natur und Mensch, Geburt und Tod, Elemente und Götter sowie ein Verweis auf die Lehre des hellenistischen Philosophen Epikur. Das zehnte Buch nennt die Seele und deutet die Welt als Kosmos von verschiedenen Bestandteilen wie den Atomen zusammen mit dem Auftreten der Menschen. Hier ist auch ein Hinweis auf die Gefangennahme von Sarmaten als seltene Bezugnahme auf tatsächliche Ereignisse vorhanden. Gedanken über das nahe Lebensende mögen sich auf Marcus selbst beziehen, was auch auf die Nennung von Kindergeburten und die Beurteilung des Todes als ruhiger Abschied von der den Toten beurteilenden Umgebung zutreffen kann; zudem scheint eine Anspielung auf Avidius Cassius vorzukommen. Im kurzen elften Buch bilden zehn lange Selbstgebote den Kern, die beinahe an die zehn Gebote des Alten Testamentes gemahnen. Schließlich wiederholen sich im zwölften Teil viele Themen der früheren Bücher ohne eine Zusammenfassung. Immerhin steht am Ende eine tröstliche Überlegung über den Tod, die wohl in naher Voraussicht des eigenen sich nahenden Abschieds von der Welt formuliert wurde. Aufs Ganze gesehen hat man es mit einer Schrift in Form eines vorläufigen Stückwerkes zu tun, dem allein der Verfasser selbst eine Einheitlichkeit hätte verleihen können. Jedenfalls spricht hier kein Politiker, sondern ein Philosoph über seine Rolle in der Welt, die einen allseits beliebten Staatslenker ausweist, der innenpolitisch seine philosophische Einstellung umzusetzen suchte, in der Außenpolitik jedoch, an den Erfordernissen orientiert, als harter Realpolitiker in Erscheinung trat. Daher ist eine Charakterisierung von Marcus Aurelius nur als Philosophenkaiser falsch.378

he Anm. 241 und Adams: Marcus Aurelius 93, 111 f., 122, 162 f., 167). Die Verkaiserungswarnung bietet VI 30. Die Wiederholungen derselben Gedanken interpretiert Sellars: Meditations 453–464, als dezidierten Versuch zu deren Einprägsamkeit. 377 Die drei Gedanken mit Überschriften sind VII 32–34, die knappen Merksätze 36–43 sowie IX 4–7 und XI 30–36, die Rekurse VIII 3. 5. 25; IX 29: X 27; XI 25; XII 27, das Reden im Senat und der Hinweis auf Augustus 30 f., und die Kriegsschäden 34. 378 Epikurs Nennung bietet IX 41, die Sarmaten spricht X 10 an, Tod und Geburt 15. 26. 36. Die »zehn Gebote« führt XI 18 an, die Reflexion über den Tod XII 36. Die positive Einschätzung von Gourinat: Form and Structure 327 f., zur Einheitlichkeit des Textes ist nicht nachzuvollziehen (328–330). Den Kaiser als Philosoph betrachtet Gill: Marcus Aurelius 175–187, die Selbsteinschätzung als Herrscher betont Rosen: Civilis Princeps 154–160. Die Nennung der Sarmaten diskutiert Birley: Sarmatians 44–50, der die Sarmaten von Marcus Aurelius als Räuber versteht. Hinweise auf die Revolte des Cassius sieht Stecchino: Usurpazione 132–136, doch war clementia bekanntlich eine traditionsreiche Kaisertugend.

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12

Marcus Aurelius und die Christen

12.1

Die Ereignisse des Jahres 177 in Lugdunum

Die Frage der Religion war keines der Themen, die Marcus Aurelius als bedeutungsvoll erachtete. Dazu bestand auch keine Veranlassung, denn die religiöse Welt im römischen Reich war mit all ihren Facetten eine traditionell geregelte, in der nur die kleine christliche Gemeinschaft einen Fremdkörper bildete. Sie beharrte darauf, ihre Riten außerhalb des öffentlichen Lebens im Geheimen auszuüben, denn von staatlicher Seite blieb sie solange unbehelligt, wie sich ihre Mitglieder nicht gegen die Interessen der res publica Romana stellten. Doch im Jahre 177 änderte sich diese Situation kurzzeitig, als in der gallischen Metropole Lugdunum ein Pogrom ausbrach, das sich gegen die im Reichswesten noch kleine Glaubensgemeinschaft richtete. Die von Eusebios von Caesarea in seiner Kirchengeschichte berichtete »kleine« Christenverfolgung unter Marcus Aurelius, die angeblich in Lyon stattfand, ist jedoch zweifelhaft, denn sie entspricht dem bekannten Schema des Verfassers, Verfolgungen aufzubauschen und Gewährsleute anzuführen, deren Historizität ungesichert ist. Eindeutig ist der apologetische Charakter des Textes, der mit angeblichen Anreden an den Kaiser ausgestattet ist, der sich im Jahre 177 gar nicht in Lugdunum aufhielt. Es handelt sich daher um ein lokal begrenztes Geschehen, das im Nachhinein hochstilisiert wurde und so dem Autor der Zeit um 330 bekannt wurde. Dagegen ist es vom Christen Lactantius nicht in seine Geschichte der Verfolgungen aufgenommen worden, und dieser Autor weilte immerhin eine Zeitlang in Gallien, als er Lehrer des Konstantinssohnes Crispus war, und nicht in Palaestina.379 379 Die angebliche Christenverfolgung von Lyon schildert ausufernd Euseb., HE IV 19–30, 3 und V 1, 1–5, 9; zum Autor eigens Cornell: Fragments 64–66. Das Christentum im Umfeld der anderen Religionen, was auch Galenus erörtert (Schlange-Schöningen: Gesellschaft 249–254), diskutieren Edwards: Religion 200–216, und kurz Grimal: Marc Aurèle 363–369. Klein: Regenwunder 117–138, erörtert das vom Wunder abgeleitete Verhältnis des Kaisers zu den Christen und zieht auch den Dichter Claudianus, den Redner Themistios und den Kirchenlehrer Gregor von Nyssa heran (128 f.). Siehe auch Berwig: Marc Aurel; Sordi: »Neue Verordnungen« 176–196 (zu starkes Vertrauen auf des Eusebios Behauptungen und Beschäftigung mit zeitgenössischen Kaisererlassen, die nicht exakt mit den Christen zu tun haben). Zeitnahe eschatologische christliche Quellen zur Deutung der Regierung von Marcus Aurelius erörtert Strobel: Imperium Romanum 49–74 und 139–146 (Oracula Sibyllina), 88–106 (Tertullian), 106–110 (Irenaeus), 128 f. (Minucius Felix). Motschmann: Religionspolitik 220–271, vertraut Eusebios zu sehr und behauptet eine richtiggehende Christenverfolgung im Gegensatz zu

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12.1 Die Ereignisse des Jahres 177 in Lugdunum

Der spätere Presbyter Orosius nennt die sogenannte Verfolgung in seinem Geschichtswerk ebenfalls, reduziert aber die Schilderung merklich und spricht von einem Ereignis während des Partherkrieges. Allerdings wiederholt er die Legende vom Einwirken des Christengottes auf das Regenwunder und greift die Behauptung auf, der als guter Kaiser beurteilte Marcus Aurelius habe den empfangenen Schutz Christi sogar in Briefform öffentlich verkündet. Allerdings wird dieser angebliche Sachverhalt nur als eigene Mutmaßung benannt und nicht gesagt, an wen das Schreiben gerichtet war. Orosius legt sich also nicht so ins Zeug wie Eusebios, der insofern alleine dasteht, was seine Dubiosität verstärkt. Zudem begünstigt die unterschiedliche Datierung der vorgeblichen Verfolgung eine Akzeptanz der eusebianischen Darstellung keinesfalls.380 Eusebios nennt für die Regierungszeit von Marcus Aurelius als vornehmsten Blutzeugen in Kleinasien den Bischof Polykarpos von Smyrna. Da dieser jedoch heutzutage für frühere Zeit beansprucht wird und als Todesjahr 155 gilt, entfällt er für spätere Jahre. Es bleiben daher nur die Vorkommnisse in Gallien vom Jahre 177 übrig. Der Bischof Roms, Anicetus, ist auch erwähnt, doch schied er 166 ohne Martyrium aus dem Leben. Andere Leiter von christlichen Gemeinden, die episcopi, deren Titel eigentlich Aufseher bedeutet, werden als Autoren angeblicher Petitionen an den Kaiser ausgegeben. Irenaeus folgte als zweiter Bischof von Lugdunum seinem Vorgänger Pothinus, der für das Jahr 177 als Märtyrer gilt: Da Irenäus als Schüler des Polykarpos angesehen wird, liegt hier die Verbindung von Smyrna und Lyon vor. Ein Schatten bleibt hingegen Melito von Sardes, der mitsamt seiner angeblichen Schrift mit ihrem Bezug auf Kleinasien nur bei Eusebios genannt und deshalb nicht historisch gesichert ist. Ein weiterer christlicher Bekenner war Iustinus aus Palästina, der an Antoninus Pius und seine beiden Adoptivsöhne eine Apologie des Christentums richtete, die sich gegen die traditionelle Staatsreligion wandte, den Götterdienst ablehnte und die Jenseitshoffnung der Gläubigen artikulierte, aber trotzdem die Bereitwilligkeit eines Einsatzes für den Staat betonte. Ob dieses Werk allerdings jemals den Adressaten vorgelegen hat, darf bezweifelt werden. Iustinus soll mit einigen Anhängern im Jahre 167 in Rom durch den Stadtpräfekten Iunius Rusticus, einen der Lehrer von Marcus Aurelius, zum Tode verurteilt worden sein. Graduell anders ist das zu Beginn wesentlich verbindlicher formulierte Werk des um 200 datierten Minucius Felix zu werten, das ein Dialog mit dem Titel Octavius zwischen zwei Freunden namens Caecilius und Octavius am Strand von Ostia zu sein vorgibt, der sich aber nach und nach Lactantius, der nicht erwähnt wird. Molthagen: Verfolgung 343–363, relativiert nach dem Eingehen auf die Einstellung Traians und Hadrians mit Recht die Übertreibungen des Eusebios, spricht jedoch Lactantius ebenfalls nicht an und glaubt allgemein an die Richtigkeit angeblicher Märtyrerakten. Völlig Eusebios-gläubig präsentiert sich Zilling: Bild Marc Aurels 363–380, aber immerhin wird die Melito-Schrift als erfunden bezeichnet (369) und eine Kenntnisnahme von christlichen Apologien durch den Kaiser als fraglich eingestuft (370–372): Die Klassifizierung von Marcus Aurelius als Christenverfolger ist jedenfalls falsch (380). 380 Orosius, Hist. VII 15, 4. 7. 11, ist die zweite Quelle für das angeblich zwiespältige Verhalten des Kaisers gegenüber den Christen und ihrem Gotte, wobei sich die letzten beiden Stellen auf das »Regenwunder« beziehen; weitere Angaben bei Astarita: Avidio Cassio 123–137.

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12 Marcus Aurelius und die Christen

der intransigenten Argumentation der anderen Autoren annähert: Der rhetorische Sieg des Christen verwundert am Ende natürlich nicht.381 Im Jahre 177 scheint in Lugdunum, das seit Augustus der traditionelle Ort des Kaiserkultes der drei gallischen Provinzen war, ein Pogrom gegen die Christen ausgebrochen zu sein, dem eine Anzahl von Glaubensanhängern zum Opfer fiel, deren Zahl sich allmählich in den apologetischen Schriften immer weiter vergrößerte. Inwiefern staatliche Beamte, also der legatus Augusti pro praetore provinciae Galliae Lugdunensis und der tribunus der in Lugdunum stationierten cohors XIII urbana daran beteiligt waren, bleibt eine offene Frage. Aus der Distanz von rund 140 Jahren weitete Eusebios die Zahl angeblicher Märtyrer in Gallien auf mehr als zehntausend aus, was eine gigantische Übertreibung ist. Hierfür zitiert er einen angeblichen langen Brief der Christengemeinden von Lugdunum und Vienna, der wegen dieser Länge den deutlichen Verdacht hervorruft, eine Erfindung oder zumindest merkliche Ausweitung seitens des Autors zu sein. Des Eusebios Darstellung mutet daher insgesamt wie eine Übertragung der diokletianischen Christenverfolgung auf die frühere Zeit an. Die Zahl der namentlich angesprochenen Glaubenszeugen aber beläuft sich auf gerade einmal neun Personen. Es bleibt schließlich die aller Emphase entkleidete Nennung eines Pogroms, das vielleicht auch den Statthalter als staatliche Ebene betraf, die gemäß der traianischen Vorschrift nur einschreiten sollte, wenn sich Christen ihres Glaubens mitsamt der zugehörigen Verneinung des Staatskultes rühmten. Daher war die nur Lugdunum betreffende Verfolgung des Jahres 177 ein lokales Ereignis, das keinerlei reichsweite Bedeutung erlangte und daher zu Recht vom landeskundigen Autor Lactantius in seiner Nummerierung nicht vermeldet wurde. Aus diesem Grunde darf Marcus Aurelius auf keinen Fall als Christenverfolger diffamiert werden, zumal seine beiläufige Äußerung in den »Selbstbetrachtungen« über eine unziemliche Vorstellung der Christen von einem würdevollen Sterben keine Beweiskraft besitzt.382 381 Einzelne Beiträge zu den christlichen Apologeten liefern etwa Becker: Octavius; Grant: Five Apologists 1–17; Young: Greek Apologists 81–103; Osborne: Irenaeus; dazu kommen die einschlägigen Artikel im BBKL. Eine Zusammenfassung bieten Fiedrowicz; Apologie 49–63, und Bruun: Mancanza 153–158, während Motschmann: Religionspolitik 224–232, wieder die Datierung des Todes von Polykarpos ins Jahr 166 vertritt und ein vom Stadtvolk initiiertes Pogrom wegen der Seuchenausbreitung sieht; Iustinus und sein Martyrium werden ebenso als historisch eingestuft (232–241). Molthagen: Verfolgung 347–350, nennt Tertullian als Zeugen für die Verfahrensmodalitäten gegen Christen und betont die Datierung der Polykarpos-Geschichte auf 156/157; außerdem nimmt er die Richtigkeit des Prozesses gegen Iustinus an (350–354) und glaubt der angeblichen Darstellung des Melito (354–356). 382 Neuzeitliche Behandlungen der Ereignisse in Lugdunum: Colin: Martyrs grecques 108– 115; ders.: Martyres gaulois 11–23 (Vertrauen auf Pseudobrief der gallischen Gemeinden), 23–35 (Verbreitung des gallischen Christentums durch griechische Einwanderer), 36–58 (Arrius Antoninus 177 Statthalter in Galatien), 69–101 (Irenaeus), 101–121 (Quellendiskussion), 121–141 (Christentum in Gallien und Kleinasien), 141–200 (traditionelle Kulte und kaiserliche Gedenktage als Hintergrund antichristlicher Aktionen nicht in Gallien, sondern Galatien); Keresztes: Christenmassaker 261–278 (Vertrauen in die Darstellung des Eusebios); ders.: Marcus Aurelius 279–303 (Kaiseredikt zu Götteropfern wegen Seuche um 167 und SC de gladiatoribus Gründe für Ausschreitungen

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Marcus Aurelius als historische Persönlichkeit in der Sicht der Nachwelt

13.1

Die Einschätzung in den literarischen Werken der Antike

Die einzige einigermaßen zeitgenössische Quelle, die Historien des L. Cassius Dio Cocceianus, stammt aus den Jahren um 229, als der Verfasser seinen zweiten Konsulat bekleidete. In der Jugendzeit hatte er seine Laufbahn als Senator begonnen und danach alle Schicksalsfügungen und Regierungszeiten miterlebt, zum Teil als selbst handelnde Person. Seine Bewertung des Marcus Aurelius erscheint als uneingeschränkt positiv, doch gilt es einen wichtigen Sachverhalt gebührend zu betonen, der vielfach außer Acht gelassen wird: Dios Werk ist gerade für diese Zeit nicht im Original erhalten, sondern wird durch Auszüge ersetzt, die von teilweise merklich späteren Exzerptoren stammen. Von diesen Autoren ist allerdings trotz einiger entsprechender Äußerungen nicht bekannt, inwiefern sie den Vorlagetext originalgetreu im exakten Wortlaut wiedergaben. Deshalb ist bei dem im mittleren oströmischen Reich tätigen Mönch Johannes Xiphilinos und dem gleichfalls als Mönch wirkenden noch späteren Johannes Zonaras deutliche Vorsicht geboten. Der wenig nach dem realen Dio schreibende Herodianos stufte Marcus Aurelius in seinen ersten Abschnitten als wahren Philosophenkaiser ein und erfand sogar eine Szene zu dessen Tode, welche seine Vorgehensweise offenbart, eingängige Schemata vorzuführen, die als kaum glaubhaft erscheinen.383 Einen wichtigen Markstein stellt die Persiflage des Kaisers Iulianus dar, welche dieser mit dem Titel Symposium oder Kronia, bekannt eher als Caesares, im Jahre gegen die Christen); Barnes: Date of the Martyrdoms 137–143; Birley: Marcus Aurelius 202–204; Motschmann: Religionspolitik 241–271 (Vertrauen in alle Behauptungen des Eusebios, doch immerhin Nennung Lyons als Zentrum des Kaiserkultes und dessen Ablehnung als Beweggrund des Christen-Pogroms); Rosen: Marc Aurel 123–125; Fündling: Marc Aurel 158 f.; Molthagen: Verfolgungen 356–362 (Akzeptierung des eusebianischen Briefes der gallischen Gemeinden, doch deutliche Reduzierung der behaupteten Opferzahlen sowie Hinweis auf ein Pogrom als Ausgangspunkt). Die Bedeutung von Lugdunum im gallischen Kaiserkult wird öfters, außer bei Keresztes und Motschmann, unterbewertet; andererseits werden die exorbitanten, nicht überprüfbaren Behauptungen des Eusebios meistens nicht in Zweifel gezogen. 383 Die spätere Einstufung von Marcus Aurelius in Antike und Mittelalter schildern Bruch – Herrmann: Reception 483–496 (die Epitome de Caesaribus wird fälschlich Aurelius Victor zugeschrieben). Kurze Gesamteinschätzung bei Birley: Hadrian to Antonines 185 f., und Stemmer: Marc Aurel 240–251 (die plastischen Denkmäler).

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13 Marcus Aurelius als historische Persönlichkeit in der Sicht der Nachwelt

362 in rascher Form niederschrieb. Es handelt sich um eine Rezension der Kaisergeschichte von Augustus bis in die damalige Gegenwart, die zugleich eine kleine Invektive gegen Iulians Onkel Konstantin und dessen Söhne beinhaltet, von denen Constantius II. seinen jüngeren Vetter stets argwöhnisch beäugte, aber trotzdem zum Caesar ernannte. Die behandelten Augusti, ohne offensichtliche Usurpatoren, beurteilt der Verfasser nach persönlichem Gusto und weist ihnen entsprechende Verdienste oder Fehlleistungen zu. Diese münden am Ende in eine vergleichende Bewertung, die als geheime Abstimmung der entscheidungsberechtigten Götter des traditionellen römischen Pantheons vorgeführt wird: Diese entscheiden sich mit Mehrheit, obgleich nicht einstimmig, für Marcus Aurelius als Gewinner der Gesamteinschätzung. Dieses Ergebnis entspricht natürlich der Selbstauffassung Iulians, der sich als vorgeblicher Philosophenkaiser in der direkten Nachfolge seines Herrschervorbildes sah. Zuerst werden noch beide Adoptivbrüder genannt, ohne freilich ihre postume Titulatur als divi fratres anzusprechen; danach jedoch konzentriert sich die Beschreibung allein auf Marcus. Ihm wird eine Rechtfertigungsrede zugebilligt, welche die behaupteten Fehlgriffe bezüglich Gattin und Sohn auf Vorbilder im kaiserlichen wie göttlichen Bereich zurückführt, über seine Kriegsmühen und -erfolge aber kein Wort verliert. Am Ende wird Marcus daher die gebührende Gemeinschaft mit Iuppiter und Saturn zugebilligt und er wird auf diese Weise als Idealkaiser verklärt, dem kaum Versäumnisse zugewiesen werden können.384 Die unzuverlässige Historia Augusta vom Ende des vierten Jahrhunderts, die ohne Verfasser daherkommt, vermischt in Nachahmung der Biographien von C. Suetonius Tranquillus Anekdoten mit historischen Fakten zu einer seltsamen, nicht unbedingt chronologischen Lebensschilderung von Marcus Aurelius. Außerdem bietet sie eine kürzere Vita des Lucius Verus, die richtig als Nebenvita mit weniger Wahrheitsgehalt gilt; dazu kommt die völlig abstruse Vita des Avidius Cassius. Die Lebensbeschreibung des Commodus ist bis zum eigenständigen Regierungsantritt in geraffter Form ebenso einschlägig. Diese späte Quelle vertritt eigentlich eine zwiespältige Einschätzung, die nur teilweise die als lobenswert eingestuften Einzelheiten benennt. Die Persönlichkeit des Kaisers erglänzt schließlich im milden Lichte des Verständnisses für seine politischen Leistungen, die eingestreuten Gegenansichten als Erfindungen des Autors aber wollen das Leserpublikum bei Laune halten und eine latente Spannung erzeugen, ohne nach der historischen Berechtigung zu fragen; zudem gibt es einen langen, unsystema384 Das Symposium bzw. die Caesares des Iulianus sind ein sattsames Stück frühen Nachlebens des Marcus Aurelius rund 180 Jahre nach seinem Tode. Die zweisprachige Textausgabe von Müller: Satiren, gibt trotz lesetechnischer Unzulänglichkeiten eine gute Einführung. Rosen: Marc Aurel 143; ders.: Julian 320–323, versteht die Schrift als Satire gegen das Christentum, würdigt aber die Rolle von Marcus nur am Rande. Birley: Marcus Aurelius 212, 223, macht zu wenig Aufhebens von Iulians Glosse, Fündling: Marc Aurel 11, 50, 64, 179, weist knapp auf Einzelaspekte hin und Levick: Faustina 80, 135, spricht kurz die Wiedergabe der Vorwürfe gegen Faustinas Auftreten und die Commodus-Nachfolge an. Von Iulianus ausgehend schildert Herrmann: Herrschaftskonzeption 187–202, die positive Einschätzung von Marcus Aurelius in der Antike. Leicht persiflagenhaft behandelt Iulian jetzt Gottlieb: Homer bis Theodosius 143–156 (152: Caesares).

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13.1 Die Einschätzung in den literarischen Werken der Antike

tischen Einschub. Diese Beurteilung drückt sich auch am Ende der Marcus-Vita aus, wo Kritikpunkte zur Regierungstätigkeit geäußert werden, die dem Verfasser ohne große Überlegung in den Sinn kamen, jedoch das Gesamtbild nicht trüben können.385 Zeitlich noch vor der Historia Augusta erschienen die vier Breviarien von Aurelius Victor, Eutropius und Festus sowie die autorenlose Epitome de Caesaribus. Sie alle geben in verkürzender, teilweise oberflächlicher und fehlerhafter Form eine schmale Darstellung der Zeit von Marcus Aurelius und Lucius Verus. Eutropius bietet eine ordentliche, wenn auch nicht herausragende Darstellung, Festus nimmt als kürzester, kaum nennenswerter Beitrag den letzten Platz ein, das früheste Breviarium von Aurelius Victor aber erscheint wegen seiner vielen Fehler wie ein hingeworfenes, ohne großes Nachdenken zusammengeschriebenes Werk. Die Epitome schließlich unterschlägt etliche Einzelheiten und kann deshalb nur als eine Art historiographisches Gerippe angesehen werden. Dessenungeachtet bieten diese Werke insgesamt eine variable, die Leistungen würdigende Sichtweise.386 Während frühe christliche Autoren wie Tertullian Marcus Aurelius durchaus bewundern, kritisieren der Apologet Eusebios und der noch spätere Priester Orosius übertreibend eine christenfeindliche Politik. Dagegen glorifizieren die übrigen Autoren den Kaiser als Verteidiger des römischen Reiches gegen die Barbarenflut aus dem Norden und ziehen damit eine unausgesprochene Parallele zur jeweils eigenen Epoche, in der diese als merkliche oder sogar vernichtende Gefahr wahrgenommen wurde.387 385 Einschlägig für das Verhältnis von Marcus und der Historia Augusta ist Rosen: Selbstbetrachtungen 412–425; ders.: Schlußkapitel 189–196, erörtert die Kritik des Autors am Vitenende; kurz auch Bruch – Herrmann: Reception 485–487. Adams: Marcus Aurelius, versteht die Marcus-Vita als Prototyp der Lebensbeschreibung eines guten Kaisers: Seine Einschätzung, der Einschub (ausführlich dazu 155–184) stamme wegen dessen Nennung aus der Zeit Diokletians, kann allerdings nicht stimmen, denn der Wortlaut schließt sich den sonstigen Anreden an diesen Kaiser seitens der sechs Pseudoautoren an. 386 Die Leistungen des Marcus in der Historia Augusta und den weiteren literarischen Werken erörtert Adams: Marcus Aurelius 185–212 und 213–240. Der erste Abschnitt behandelt die Darstellung des Kaisers in seiner eigenen und den anderen Biographien: Aus Einzelaspekten formt die Historia Augusta das Bild eines gerechten Herrschers ungeachtet kleiner Schwächen, wobei die Hinwendung zur Philosophie hinter den Beziehungen zu Faustina, Verus, Antoninus Pius und Commodus sowie Pertinax, Didius Iulianus und Septimius Severus zurücktritt; in anderen Viten erscheint Marcus als positives Gegenbild etwa bezüglich des Antoninus-Namens. Im zweiten Abschnitt wird bei Cassius Dio der auf Exzerpten basierende Zustand kaum berücksichtigt (215–219), für Aurelius Victor dagegen seine stümperhafte Darstellung betont (223–225) und Eutropius als eine Quelle für die Historia Augusta betont (227–229). Schließlich wird die größere Bedeutung der HA-Vita gegenüber den anderen Schilderungen unterstrichen, aber zugleich werden die Übereinstimmungen hervorgehoben (229–233). Der Einschub von fünf Abschnitten wird für die Interpretation als befremdlich angesehen, doch gibt dieser Passus zusätzliche Details an (241–254). 387 Lactantius als Autor, der Marcus nicht als Christenverfolger einstuft, kommt bei Bruch – Herrmann 488–490, nicht vor. Es geht um den kurzen Abschnitt Mort. Pers. 3, 4 f., wo »viele gute Kaiser« nach Domitian summarisch angesprochen sind.

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13 Marcus Aurelius als historische Persönlichkeit in der Sicht der Nachwelt

In der Historia Nova des Zosimos von etwa 500 ist Marcus Aurelius nur ganz kurz angesprochen. Die oströmischen Exzerptoren Xiphilinos und Zonaras tragen ihren Teil zur Vervollständigung des Persönlichkeitsbildes bei, obgleich ihr Ersatz für die untergegangenen Teile des Geschichtswerkes von Cassius Dio umstritten bleibt: Dies formuliert der erstgenannte Autor stellenweise sogar als Kritik am Vorbild. Die kurze Passage in den Romana des Iordanes ist kaum von Belang.388 Der heutige Betrachter wird den antiken Quellen literarischer Natur den Eindruck entnehmen, der Protagonist habe mit großer Bravour die überragende Leistung vollbracht, nach dem Erfolg gegen die Parther die ins Wanken geratene Stabilität der res publica noch einmal gesichert zu haben. Dieser Interpretationslinie folgten die nachantiken Autoren, meistens Verfasser von Chroniken, nicht unbedingt, denn sie betonen die angebliche Christenverfolgung. Unter ihnen ragt Otto von Freising im mittleren 12. Jahrhundert heraus, während der zeitgleiche Theologe Johannes von Salisbury Wert auf die Ausbildung in Philosophie und Rhetorik legte. Die humanistischen und späteren Autoren verfolgten danach eine kontinuierliche Traditionslinie von der Antike bis in ihre jeweilige Zeit, wobei Karl der Große als Begründer des zweiten abendländischen Kaisertums eine bedeutende Rolle spielte.389

13.2

Die nachantike Sicht auf einen großen Herrscher

Innerhalb der frühneuzeitlichen Behandlung von Marcus Aurelius ist als erster Autor der Florentinische Staatsmann und Schriftsteller Niccolò Macchiavelli zu nennen. Er räsonniert in seinen zwei Hauptwerken, dem »Principe« und den »Discorsi«, über die Beziehungen römischer Kaiser zu den Untertanen und verweilt dabei auffallend lange bei Marcus Aurelius. Im »Principe« würdigt er fast hymnisch dessen politische Leistung, in den »Discorsi« spricht er knapper vom Verhältnis der Herrscher zu ihren Soldaten und bewundert die Adoptivkaiser wegen des inneren Reichsfriedens in ihrer Epoche.390 388 Zosimos, NH I 7, 1 f. bezeichnet die Adoptivkaiser mit Marcus und Lucius als Wiederhersteller des zerrütteten römischen Staates und Gewinner neuer Gebiete. Iordanes, Rom. 272, spricht Samtherrschaft, Partherkrieg mit Eroberung von Seleucia, Donaukrieg und zwei Triumphe, darunter über die Quaden, sowie Tod in Altinum und Pannonien an. 389 Zur Neugründung eines abendländischen Kaisertums durch den Frankenkönig Kuhoff: Karl der Große 35–63 (mit der früheren Literatur); ders.: Karl und das Kaisertum 1323–1333. Otto von Freisings Bemerkung über Kriege und Verfolgung ist überaus knapp (Chron. III 24), diejenige des Johannes ausführlicher (Policraticus VIII 19); dazu Bruch – Herrmann: Reception 490–494. 390 Machiavelli, Princ. XIX (reibungslose Herrschaftsübernahme, strenge und gerechte Regierung, Anerkennung der Leistung seitens des Volkes und der Soldaten); Disc. I 10 (Beliebtheit bei Volk und Senat, keine Notwendigkeit persönlichen Schutzes durch

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13.2 Die nachantike Sicht auf einen großen Herrscher

Reichhaltig ist die Abfolge historischer Darstellungen seit der Renaissance, in denen die originär römischen Kaiser als selbstverständliche Vorgänger der Herrscher des sacrum imperium Romanum beschrieben und mit Nachzeichnungen von realen oder erfundenen Münzen illustriert werden. Die sogenannte karolingische Renaissance nahm zuvor eher die Rückbesinnung auf die Zeit des Augustus ins Blickfeld, Marcus Aurelius spielte dagegen keine wichtige Rolle. Dennoch besaßen die Hofhistoriker Karl des Großens historische Kenntnisse über die Regierungszeit seines entfernten Vorgängers und Karl selbst konnte bei seinen vier Rom-Aufenthalten in den Jahren 774, 780/781, 787 und 800 die Reiterstatue sehen, die seinerzeit auf Konstantin bezogen wurde. Die Epoche des Humanismus unternahm dann den entscheidenden Schritt, die römische Kaiserzeit aus der Vergessenheit zu befreien, weil sie auf die wiedergefundenen literarischen Quellen der Antike Bezug nehmen konnte, wobei die Historia Augusta im Vordergrund stand. Im neuen historischen Kontinuum fanden Marcus Aurelius und Lucius Verus ihren natürlichen Platz, dem erstgenannten Kaiser wurden die ruhmreichen Taten im Westen zugebilligt, seinem Mitherrscher, wenn überhaupt, die bekannten im Osten. Die Lobeshymnen an den älteren Augustus rückten dabei seine Leistungen ins volle Rampenlicht. Diese Einschätzung setzte sich ohne Änderung fort, bis das sogenannte Alte Reich endete, als Franz II. als dessen letzter Selbstherrscher am 6. August 1806 in einem klugen Schachzug seine Auflösung aussprach, um es nicht dem französischen Aufsteiger Napoleon I. in die Hände fallen zu lassen.391 Einer eigenen Gattung sind die Schriften über die »Selbstbetrachtungen« von Marcus Aurelius zuzuweisen, die seit der Erstpublikationen viele Generationen von Philosophen beschäftigten. Wendet man sich aber den historischen Werken zu, so erschienen in den letzten Jahrzehnten des 20. und den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts insgesamt sieben wissenschaftliche Monographien. Unter diesen ragt Anthony Birleys Buch wegen seines Umfangs und seiner detailreichen Materialfülle heraus, und außerdem veröffentlichte dieser Autor etliche Einzelbeiträge zu unterschiedlichsten Aspekten der Regierungszeit des Protagonisten. Demgegenüber legten Klaus Rosen neben einigen einschlägigen Aufsätzen eine knappe Prätorianer und Legionen). Zur Person zuletzt Reinhardt: Macchiavelli. Zur renaissancezeitlichen Rezeption allgemein Dandelet: Imagining Marcus Aurelius 729–743. 391 Zum sogenannten Alten Reich oder Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ist aus jüngerer Zeit der Ausstellungskatalog von Puhle, Matthias – Hasse, Claus-Peter (Hrsgg.): Heiliges Römisches Reich 962–1806, 2 Bde., Dresden 2006, zu nennen. Folgende frühneuzeitliche Werke zur Kaisergeschichte liegen z. B. vor: Wittekind, Hermann: Vitae Caesarum, quot et quemadmodum apud Suidam inveniuntur …, Frankfurt a. M. 1557; Keller, Diethelm: Kunstliche und aigentliche bildnussen der Rhömischen Keyseren ihrer weybern und kindern …, Zürich 1558; Cuspinianus, Johannes: … De Caesaribus atque imperatoribus Romanis …, Basel 1561; Rother, Adolar – Pefferkorn, Joachim: Chronica das ist Beschreibung aller Römische Kayser …, Regensburg 1591; Sachs, Johann: Newe Keyser Chronica …, Magdeburg 1606; Meister, Hieronymus: Iconologia Caesarum oder Summarische Keyser Chroniken Auszug …, Linz 1615; de Strada a Rosberg, Octavius: De vitis imperatorum et Caesarum Romanorum …, Frankfurt a. M. 1615; Bornmeister, Simon: Schauplatz der Römisch-Teutschen Kaiser …, Nürnberg 1672. Dazu kommt ein besonders umfängliches Werk: Lazius, Wolfgang: Commentariorum Reipub. Romanae illius, in exteris provinciis, bello acquisitis, constitutae, libri duodecim, Basel 1551.

207

13 Marcus Aurelius als historische Persönlichkeit in der Sicht der Nachwelt

und Jörg Fündling eine stark essayistisch gefärbte Darstellung vor; dazu kommt jetzt die Darstellung Alexander Demandts. Mit der Monographie von Pierre Grimal ist auch ein französischsprachiges Werk vorhanden. Die neuen Sammelbände aus dem 21. Jahrhundert gelten vornehmlich der philosophischen Einstellung des Kaisers, wofür die ausführliche Monographie von Marcel Van Ackeren hervorzuheben ist.392 Mit besonderem Nachdruck widmete sich vor wenigen Jahrzehnten HansGeorg Pflaum in seinen vielen Beiträgen der Zeit und Person des Kaisers sowie seinen Mitarbeitern ritterlichen Ranges. Géza Alföldy nahm besonders die Sozial- und Militärgeschichte in den Blick, wobei er wichtige epigraphische Dokumente etwa zu Pertinax und Valerius Maximianus auswertete, und betrat zudem mit seiner Römischen Sozialgeschichte neuen Boden. Während keine Monographie über den kurzzeitigen Mitkaiser Lucius Verus vorliegt, galt den Resten seines Gedenkmonumentes in Ephesos besonders das Interesse österreichischer Forscher, die es in ihrer traditionellen Ausgrabungsstätte freigelegt hatten, doch fehlt bis heute eine allgemein anerkannte Deutung. Wissenschaftler anderer Länder betonten Schwerpunkte wie Britannien, die Donaugebiete, Kleinasien, Syrien, Ägypten oder Nordafrika, so wiederum Birley, Alföldy und Pflaum wie auch Piso. Romanhafte Schilderungen des Lebens rücken teilweise ausdrücklich die philosophische Lebenshaltung in den Vordergrund. Dem kurzen Vortragsessay des Mommsen-Schwiegersohnes Ulrich von Willamowitz-Moellendorff folgten später die Schilderungen von Görlitz, Parain, Schall und Monti in neuerer Zeit: Diese benutzen allerdings oft allzu plakative Formulierungen in Titel und Teilüberschriften. Selbst die auf den ersten Blick anspruchsvolle Darstellung von Frank McLynn, die Person und Wirken des Protagonisten umfänglich behandelt, ist ein populärwissenschaftliches Werk, das ein umtriebiger Sachbuchautor für alle historischen Epochen vorlegte. Die Monographie von Yves Roman mit ihren übermäßig vielen Teilabschnitten ist merklich psychologisch-philosophisch ausgelegt und gibt der Realpolitik nicht genügend Raum. Die Überblicksdarstellung von Kulikowski zur Zeit von Hadrian bis Konstantin richtet sich wiederum an ein breites Publikum. Am Ende ist es jedoch nicht vermessen festzustellen, Marcus Aurelius sei einer der am meisten in der modernen Forschung behandelten römischen Kaiser, was die Bibliographie eindrucksvoll unterstreicht. Außerdem erscheint er auch in der bildenden Kunst, denn anknüpfend an die literarische Überlieferung verlieh Eugène Delacroix in einem historischen Gemälde aus dem Jahre 1844, das sich im Museum von Lyon befindet, dem Tode des Marcus eine romantisch kongeniale Darstellung, welche mittels zweier auf dem Boden liegender Schriftrollen die Abfassung der »Selbstbetrachtungen« oder französisch »Méditations« andeutet.393

392 Einen Überblick über die den Selbstbetrachtungen gewidmeten Beiträge gibt Sellars: Marcus Aurelius 532–544. 393 Alle genannten Werke finden sich in der Bibliographie. Das Buch von McLynn besitzt kein Inhaltsverzeichnis und rekurriert häufig auf moderne Ereignisse; trotz des langen Anmerkungsteils vermag es nicht als wissenschaftliche Darstellung zu überzeugen.

208

13.2 Die nachantike Sicht auf einen großen Herrscher

Außer der literarischen und malerischen Behandlung von Marcus Aurelius gilt es sich noch einer weiteren Kunstgattung zuzuwenden, nämlich der Musik. Allerdings gibt es nur eine einzige Oper über Marcus Aurelius selbst, die im Jahre 1681 der vielgereiste Cembalist, Bischof und lange Jahre über bayerische und hannoveraner Hofkomponist Agostino Steffani schuf, der am 12. Februar 1728 in Frankfurt am Main verstarb und in der dortigen Stiftskirche begraben ist. Kaum vorstellbar ist dagegen die Beschäftigung mit seinem Mitkaiser Lucius Verus im parthischen Krieg, denn dieses Thema wurde zwischen 1700 und 1804 gleich 48mal auf die Bühne gebracht. Weil in Barock und Klassik die Bearbeitung von historischen Sujets aus der römischen Geschichte in Opernform sehr beliebt war, verwundern diese Werke, weil sie sich vornehmlich mit dem Thema der verirrten Liebe beschäftigen, keineswegs, denn gerade die italienischen Opern gingen nur auf ein einziges weitverbreitetes Libretto zurück. Die einschlägigen Komponisten waren Carlo Francesco Pollarolo mit »Lucio Vero« (1700), Tommaso Albinoni mit demselben Titel (1713), Francesco Gasparini mit demselben Titel (1719), Rinaldo di Capua mit »Vologeso, re de’ Parti« (1739), der Hofkapellmeister in Braunschweig und Kassel Ignazio Fiorillo mit »Vologeso« (1742) und »Lucio Vero« (1756), Baldassare Galuppi mit »Il Vologeso« (1748), Davide Perez mit »Vologeso« (1750) und »Lucio Vero« (1754), der in Wien, Rom und Stuttgart tätige Nicolò Jommelli mit »Lucio Vero« (1754) und »Vologeso« (1766), Ferdinando Gasparo Bertoni mit »Lucio Vero« (1757) und »Il Vologeso« (1759), Tommaso Traetta mit »Lucio Vero« (1774) und Antonio Brunetti mit »Vologeso re de’ Parti« (1789). Uraufführungsorte waren die Theater von Ferrara, Florenz, Mailand, Padua, Rom, Turin und Venedig sowie Braunschweig, Ludwigsburg, München, St. Petersburg und Wien. Auch einige deutsche Komponisten widmeten sich dieser Thematik. Es waren der als Hofkapellmeister in Darmstadt arbeitende Johann Christoph Graupner mit »Berenice und Lucilla oder Das tugendhafte Lieben« (1710), der Hofkapellmeister in Zerbst Johann Friedrich Fasch mit »Lucius Verus« (1711), der in Hamburg wirkende Reinhard Keiser mit »Lucius Verus oder Die siegende Treue« (1728) und als letzter der Mannheimer und Münchner Hofkapellmeister Peter von Winter mit einem Ballett »Vologesus oder Il trionfo della verità« (1786) und der Oper »Il trionfo dell’amor fraterno« (1804). Auch der spanische Meister Atanasio Martin Ignacio Vicente Martin y Soler schuf 1783 eine Oper »Vologeso«.394 Schließlich ist auf die hinsichtlich des künstlerischen Anspruchs höchstens mittelmäßigen beiden Kinofilme einzugehen, die in den Jahren 1964 in Italien und 2001 in den USA aufgenommen wurden und Marcus Aurelius im Kampf gegen die Germanen vorführen. Mit vielfachen historischen Fehlern und eklatanten Erfindungen übertrifft der neuere nordamerikanische Film seinen von ihm kopierten, im italienischen Filmzentrum Cinecittà gedrehten Vorgänger merklich; zumindest traten im früheren Film bekannte Schauspieler/innen wie Sofie Loren und Alec Guiness auf. Seine deutsche Titelversion »Der Untergang des Römischen Reiches« folgt der historisch falschen englischen »The Fall of the Ro394 Die angeführten Opernbeispiele zur Marcus-Aurelius-Zeit listet Reischert, Alexander: Kompendium der musikalischen Sujets. Ein Werkkatalog, 2 Bde., Kassel 2001, auf.

209

13 Marcus Aurelius als historische Persönlichkeit in der Sicht der Nachwelt

man Empire«, die vermutlich an Edward Gibbons ähnlich lautendes Opus Magnum anknüpft. »Der Gladiator« simplifiziert diesen Titel noch und erscheint so als eine Art Entgleisung, was für nordamerikanische Produkte im Bereich des Sandalen- oder Antikfilms nicht verwundern kann, denen freilich einschlägige italienische Produktionen an die Seite treten. Voll von Platitüden, in der Ausstattung kaum mit realen Details versehen und sich mit ausufernden Gladiatorenszenen brüstend, richtete er sich an die Vorlieben eines hauptsächlich nordamerikanischen Sehpublikums, ist aber historisch gesehen vernachlässigbar. Schon die Nomenklatur des Protagonisten ist abstrus, sein vollkommen erfundenes Schicksal hanebüchen – die juristische Beschäftigung von Marcus Aurelius mit dem Gladiatorenwesen mag hier eine Rolle gespielt haben, doch stehen vornehmlich die Gladiatoreneskapaden des Commodus und die Verschwörungen gegen ihn im Vordergrund. Die angebliche Hinzuziehung althistorischen Sachverstandes vermochte jedenfalls keine den überbordenden Gigantomanismus mäßigende Wirkung zu zeitigen. Die Auszeichnung dieses Films mit immerhin fünf, dazu hauptsächlichen Oscars kann deshalb nur als unverständlich bezeichnet werden.395 Zum Glück sind genügend andere als solch aufgeblähte Darstellungen vorhanden, was am Ende zu einer rundherum positiven Einschätzung des sogenannten »Philosophenkaisers« Marcus Aurelius führt. Ausflüge in den kommerziellen Bereich fehlen ebenfalls nicht, wenn Produkte mit dem Namen des berühmten Herrschers veredelt werden – inwieweit dies den Verkaufserlösen nützt, bleibt dahingestellt. Marcus Aurelius zählt heutzutage zweifellos zu den bekanntesten Personen der Weltgeschichte, was Nichtfachleute bestätigen können. Selbstverständlich gilt es daneben die vielfältigen, häufig entscheidenden Leistungen seiner Mitarbeiter und der Familienangehörigen zu berücksichtigen, ohne deren Mitwirkung der Kaiser nicht seine auf das Reichswohl und die Reichsrettung abzielende Politik in die Tat hätte umsetzen können. Diese Einschätzung wird in der Zukunft sicherlich weiteren Bestand haben.

395 Die beiden Filme behandelt Lindner: Kaiser im Historienfilm 190–202, 215 f. und passim (Zerstückelung in Einzelaspekte). Speziell zum Film vom Jahre 2000 siehe Winkler: Gladiator, u. a. mit der angeblichen Konsultation einer Fachperson: Katleen M. Coleman: The Pedant goes to Hollywood. The Role of the Academic Consultant 45– 52. Positive Besprechungen dieses Films sind aus der Sicht des Historikers nicht nachzuvollziehen.

210

Anhang

211

Anhang

Karte

212

Zeittafel

Zeittafel Vor 68

Der Urgroßvater von Marcus Aurelius, Annius Verus (I), kehrt aus dem Orte Ucubi in der Provinz Baetica (modern Espejo südlich von Cordoba) nach Rom zurück und wird von Kaiser Nero in den Senatorenstand aufgenommen.

73/4

Kaiser Vespasianus nimmt den Großvater väterlicherseits von Marcus Aurelius, M. Annius Verus (II), in den Patriziat auf.

18. September 96

Nach der Ermordung des letzten Vertreters der flavischen Dynastie, T. Flavius Domitianus, wird M. Cocceius Nerva als Übergangskaiser durch den Senat bestimmt: Beginn der Epoche der sogenannten Adoptivkaiser.

27. Januar 98

Der aus Italica, einem der Hauptorte der Provinz Hispania Baetica, stammende M. Ulpius Traianus wird im Herbst 97 nach innenpolitischer Auseinandersetzung zum präsumptiven Nachfolger mit dem Titel Caesar ausgewählt und tritt jetzt die Nachfolge als Augustus an.

7./11. August 117

Mittels einer dubiosen Adoption auf dem Totenbett wird Traians Großneffe P. Aelius Hadrianus zum nächsten Kaiser bestimmt.

120

Der Stiefurgroßvater von Marcus Aurelius mütterlicherseits, L. Catilius Severus Iulianus Claudius Reginus, amtiert als cos. II ordinarius. Sein Amtskollege ist T. Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus, der spätere Kaiser.

121

M. Annius Verus (II), Großvater von Marcus Aurelius, bekleidet zum zweiten Mal das Ehrenamt des ordentlichen Konsuls und wird zum Stadtpräfekten von Rom berufen. Er ist Gatte von Rupilia Faustina, Tochter der älteren Matidia, Nichte Traians, aus deren dritter Ehe mit Libo Rupilius Frugi, Konsul von 88; deren ältere Halbschwester aus der zweiten Ehe Matidias ist Vibia Sabina, die Gattin Kaiser Hadrians, der damit »Halbschwager« von Annius Verus (II) und »Halbgroßonkel« des Marcus Aurelius ist.

26. April 121

Geburt des Marcus Annius Verus (IV) in der Reichshauptstadt als Sohn des gleichnamigen Vaters Annius Verus (III) und der Domitia Lucilla, Besitzerin von Großziegeleien in Roms Umgebung, was das Feriale Duranum und die Historia Augusta bezeugen. Damit ist der spätere Marcus Aurelius zugleich Angehöriger der Nobilität.

126

Der Großvater M. Annius Verus (II) amtiert als consul ordinarius III.

127

Marcus wird durch Kaiser Hadrian der equus publicus, das sogenannte Staatspferd, verliehen, ein Formalakt zur offiziellen Aufnahme in den ordo equester.

Vor 128

Marcus’ Vater Annius Verus (III) stirbt als Praetor, ohne den Konsulat erreicht zu haben. Daraufhin adoptiert der Großvater seinen Enkel.

213

Anhang

128

M. Annius Libo, älterer Bruder von Annius Verus (III), amtiert als consul ordinarius. Marcus selbst wird in das Kollegium der Salii Palatini aufgenommen.

16. Februar 130

Geburt von Annia Galeria Faustina (II), der Tochter des späteren Kaisers Antoninus Pius und seiner Gattin Annia Galeria Faustina (I), der älteren Tante von Marcus Aurelius.

15. Dezember 130

Geburt des L. Ceionius Commodus als Sohn des gleichnamigen Vaters, der im Jahre 106 cos. ord. gewesen war.

17. März 136

Marcus Aurelius legt die toga virilis an und tritt damit offiziell in das Erwachsenenalter ein.

Mitte 136

Adoption des einen cos. ord. dieses Jahres, L. Ceionius Commodus, unter dem Namen L. Aelius Caesar durch Hadrian als präsumptiver Nachfolger.

137

Aelius Caesar übt seinen zweiten ordentlichen Konsulat aus und erhält von Hadrian das imperium proconsulare. Anschließend unternimmt er eine Inspektionsreise in die pannonischen Provinzen.

Spätjahr 137

Hadrians Gattin Vibia Sabina stirbt und wird divinisiert. Ein Relief des sogenannten Arco di Portogallo auf der Via Lata in Rom symbolisiert Hadrians Totenrede.

1. Januar 138

Tod des L. Aelius Caesar in Rom und spätere Beisetzung im Mausoleum Hadriani ohne staatliche Ehrungen.

25. Februar 138

Adoption des Senators T. Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus durch Hadrian als neuer Nachfolger und Zuerkennung der Befugnisse von tribunicia potestas und imperium proconsulare. Im selben Rechtsvorgang Adoption des Sohnes von Aelius Caesar und des eigenen Neffen M. Annius Verus durch den neuen Caesar. Angeblich gleichzeitige Verlobung der Tochter des Antoninus, Annia Galeria Faustina (II), mit dem Sohne des Aelius Caesar, dem nunmehrigen L. Aelius Aurelius Commodus. Der Stadtpräfekt L. Catilius Severus findet keine Berücksichtigung.

19. Juli 138

Tod Kaiser Hadrians in Baiae. Damit Nachfolge des jetzigen T. Aelius Hadrianus Antoninus Augustus. Provisorische Beisetzung der Urne des Verstorbenen in Puteoli.

19. September 138

Verleihung des Beinamens Pius wegen seines Einsatzes für das Andenken an seinen Adoptivvater Hadrian durch den Senat an den neuen Kaiser Antoninus Pius. Zugleich erfolgen erst jetzt die Divinisierung Hadrians und die Einrichtung des Priesterkollegiums der sodales Hadrianales. Der Bau eines Tempels für den divus Hadrianus wird auf den Weg gebracht.

Frühjahr 139

Marcus Aurelius wird Quästor, erhält den Titel Caesar und wird in alle vier amplissima collegia der römischen Staatspriester aufgenommen.

15. Juli 139

Marcus Aurelius fungiert als sevir equitum Romanorum in Rom.

140

Antoninus Pius und Marcus Aurelius amtieren gemeinsam als consules ordinarii zum dritten bzw. ersten Mal. Deshalb Stiftung

214

Zeittafel

einer Statue durch die Prätorianerpräfekten Petronius Mamertinus und Gavius Maximus und alle in Rom stationierten Kohorten. Ende Oktober 140

Tod der Kaisergattin Annia Galeria Faustina (I) in Rom (?), späteres funus censorium und Beisetzung im Mausoleum Hadriani. Danach Beginn der Errichtung des templum divae Faustinae am Forum Romanum.

Juli und August 142

Der Redner M. Cornelius Fronto amtiert als consul suffectus.

143

Der griechische Redner Ti. Claudius Atticus Herodes übt das Amt eines zweiten consul ordinarius aus.

143(?)

Aelius Aurelius Commodus erhält die toga virilis.

145

Antoninus Pius und Marcus Aurelius amtieren gemeinsam als consules ordinarii zum vierten bzw. zweiten Mal.

13. Mai 145

Heirat von Marcus Aurelius und Faustina II.

146

Der Schwager von Marcus Aurelius und Gatte seiner Schwester Annia Cornificia Faustina, C. Ummidius Quadratus Annianus, ist consul suffectus.

30. November 147

Geburt von Domitia Faustina, der ersten Tochter von Marcus Aurelius und Faustina II.

1. Dezember 147

Verleihung des Augusta-Titels an Faustina II. Zuerkennung der tribunicia potestas und des imperium proconsulare sowie des ius quintae relationis im Senat an Marcus Aurelius.

10. Dezember 147

Marcus Aurelius übernimmt die tribunicia potestas zum zweiten Mal: Seitdem regelmäßige Erneuerung mit Zählung an jedem 10. Dezember.

21. April 148

Feier des neunhundertsten Jubiläums der Stadt Rom.

10. Juli 148

Feier seiner decennalia durch Antoninus Pius.

7. März 149

Geburt von Annia Aurelia Galeria Lucilla, der zweiten Tochter von Marcus Aurelius und Faustina II. und späterer Gattin von Lucius Verus. Die am Jahresende geborenen Zwillinge Aelius Aurelius und Aurelius Antoninus versterben noch im Kleinkindalter.

151

Die dritte Tochter Annia Galeria Aurelia Faustina wird geboren.

152

Der dritte Sohn T. Aelius Antoninus wird geboren und stirbt noch im selben Jahr.

153

Aelius Aurelius Commodus amtiert als Quästor.

154

Aurelius Commodus wird zum ersten Mal consul ordinarius zusammen mit T. Sextius Lateranus. Er wird in die Priesterkollegien der augures und fratres Arvales aufgenommen.

156

Der ältere Vetter von Aurelius Commodus, M. Ceionius Silvanus, ist cos. ord.

10. Juli 158

Feier seiner vicennalia durch Antoninus Pius.

215

Anhang

159

Plautius Quintillus, der Gatte der Ceionia Fabia, der älteren Schwester von Aurelius Commodus, ist cos. ord. Die vierte Tochter von Marcus und Faustina, Aurelia Fadilla, wird geboren.

um 160

Für Belgica et utriusque Germania fungiert T. Varius Clemens als Finanzprokurator.

160–168

Q. Iunius Rusticus, einer der Lehrer von Marcus Aurelius, amtiert als praefectus urbis Romae

161

Marcus Aurelius und Aurelius Commodus amtieren gemeinsam als consules ordinarii zum dritten bzw. zweiten Mal.

März 161

Tod des Antoninus Pius im 75. Lebensjahr nach fast 23jähriger Regierungszeit in seiner Villa in Lorium nördlich von Rom. Anschließende Konsekration als divus Antoninus Pius und Beisetzung im Mausoleum Hadriani. Neugründung eines Eigenpriesterkollegiums der sodales Antoniniani neben dem bestehenden Kollegium für Hadrian.

März 161

Einrichtung einer Zweierherrschaft auf Antrag von Marcus Aurelius und Bestätigung durch den Senat: Neue Augusti werden Marcus Aurelius und sein Adoptivbruder Aelius Aurelius Commodus, der den Namen L. Aurelius Verus annimmt. Dieser wird zugleich mit der ältesten lebenden Tochter des Marcus, Annia Lucilla, verlobt. Ausgabe der ersten liberalitas zum Regierungsantritt.

Frühjahr (?) 161

Tiber-Überschwemmung in Rom.

Frühjahr 161

Angriff der Parther auf Armenien unter dem Feldherrn Chosrhoes auf Anordnung von Großkönig Vologaises IV.: Niederlage des römischen Statthalters von Kappadokien, M. Sedatius Severianus, Verlust der legio IX Hispana und Selbstmord des Severianus bei Elegeia. Einsetzung des Pakoros als neuen König von Armenien anstelle des römerfreundlichen Vorgängers Sohaemus in der Hauptstadt Artaxata durch die Parther.

31. August 161

Geburt der Zwillinge T. Aurelius Fulvus Antoninus und L. Aurelius Commodus in Rom als vierter und fünfter Sohn und zugleich erste purpurgeborene Kaisersöhne überhaupt.

Herbst 161

Angriff der Parther auf die Provinz Syria: Rückzug des Statthalters L. Attidius Cornelianus vor diesem Vorstoß ohne große römische Verluste

161/169

Die beiden Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus weisen den in Ephesos seitens des Prokonsuls als logistes eingesetzten Ulpius Eurycles auf seine Pflichten hin.

Frühjahr 162

Betrauung des Lucius Verus mit dem Oberbefehl im anstehenden Krieg gegen die Parther. Sofortige Entsendung von M. Statius Priscus und M. Annius Libo als neue Statthalter von Cappadocia und Syria.

Frühjahr 162

Aufbruch von Verus zur expeditio Parthica in den Osten unter Begleitung von Marcus Aurelius bis Capua. Anschließender Zwischenaufenthalt in der Umgebung von Brundisium. Kurze Krankheit des Verus und nicht realisierter Besuch von Marcus Aurelius dort, doch Opfer für Verus in Rom zu seiner Gesundheit. Als co-

216

Zeittafel

mites begleiten Verus die Senatoren M. Pontius Laelianus Larcius Sabinus und M. Iallius Bassus. Die militärische Begleitung stellt eine Abteilung der Prätorianergarde unter dem Präfekten T. Furius Victorinus. Frühjahr 162

Entsendung der Senatoren Sex. Calpurnius Agricola und C. Aufidius Victorinus als neue Statthalter in die Provinzen Britannia und Germania superior wegen drohender Gefahren am vallum Hadriani und am obergermanischen Limes; dort angeblicher Einfall der Chatten. Gleichzeitige Verlegung dreier Legionen aus dem Westen nach Kappadokien und Syrien, der legio I Minervia aus Bonna, der legio II adiutrix aus Aquincum und der legio V Macedonica aus Troesmis.

Mitte 162 (?)

Geburt des sechsten Sohnes von Marcus Aurelius, M. Annius Verus.

Sommer 162

Nach kurzem Besuch in Korinth sechsmonatiger Aufenthalt des Lucius Verus in Athen, seine Einweihung in die Eleusinischen Mysterien und Treffen mit Herodes Atticus. Danach Weiterreise zu Schiff nach Antiochia und Einrichtung des Hauptquartiers dort; zuvor Mitnahme der Panthea als Freundin aus Smyrna.

Sommer 162

Ti. Claudius Pompeianus amtiert als cos. suff. Der Schriftsteller Polyainos widmet sein Werk Strategemata den beiden Kaisern als Lehrbuch zur Kriegsführung.

7. März 163

14. Geburtstag von Lucilla in Rom.

Frühjahr 163

Einmarsch römischer Truppen unter Statius Priscus in Armenien, Eroberung von Artaxata, Vertreibung des Königs Pakoros und Gründung der Stadt Kainepolis als neues Zentrum des Landes. Beide Kaiser erhalten die erste imperatorische Akklamation. Cn. Claudius Severus amtiert als cos. suff.

Sommer 163

Langsame Eroberung von Armenien. Danach römischer Vorstoß zum kurzzeitig von den Parthern besetzten Edessa, dessen Stadtfürst Mannus VIII. vertrieben worden war. In einem Gefecht bei Sura am Euphrat tragen die Römer den Sieg davon. Rückgewinnung der beiden Orte Dausara und Nicephorium im östlichen Syrien und Zuerkennung des Titels imperator II an Verus durch das römische Heer. Wenig später nimmt dieser den vom Senat angetragenen Siegerbeinamen Armeniacus an, den Marcus fürs erste ablehnt, aber im Jahre 164 zusammen mit der Akklamation ebenfalls annimmt.

Mitte (?) 163

Der Vetter von Marcus Aurelius, M. Annius Libo, stirbt als Statthalter von Syria unter ungeklärten Umständen. Sein Nachfolger wird Cnaeus Iulius Verus.

Herbst 163

Mögliche erste von zwei Reisen des Verus an den Euphrat. Vergebliche Friedensverhandlungen zwischen Gesandten von Römern und Parthern. Zu unbekanntem Zeitpunkt Tod des Statthalters von Cappadocia, Statius Priscus. Sein Nachfolger wird L. Iulius Statilius Severus.

Wohl 163

Als erster praetor pupillaris oder pr. tutelaris amtiert in Rom Arrius Antoninus.

217

Anhang

163/164

In Oea in der Provinz Africa proconsularis errichtet ein städtischer Beamter mit eigenem Gelde auf Gemeindegrund einen viertorigen Bogen zu Ehren der Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus; die Einweihung nehmen der amtierende Proconsul Servius Cornelius Scipio Salvidienus Orfitus und sein Legat Uttedius Marcellus vor.

163/164

Der proconsul Asiae Caius Popilius Carus Pedo ordnet die Festspiele zu Ehren der Stadtgöttin Aphrodite in Ephesos neu.

Frühjahr 164

(Wieder-)Einsetzung des Sohaemus als König von Armenien durch Verus in Antiochia. Daraufhin Annahme des Siegerbeinamens Armeniacus auch durch Marcus Aurelius. Anschließend römischer Vorstoß nach Mesopotamien in drei Heereskolonnen mit P. Martius Verus als Kommandeur der legio V Macedonica, M. Claudius Fronto als Legat der legio I Minervia und C. Avidius Cassius als Befehlshaber der legio III Gallica: Alle drei Legionen rücken mit ihren jeweiligen Auxiliareinheiten vor. Die drei Legionslegaten stehen im prätorischen Range.

Sommer 164

Lucillas Reise nach Kleinasien in Begleitung von Marcus Aurelius bis Brundisium; danach Weiterfahrt nach Ephesos zusammen mit Verus’ Stiefonkel M. Vettulenus Civica Barbarus als comes Augusti und einer unbenannten Verwandten. Hochzeit von Lucius Verus und Lucilla in der Hauptstadt von Asia mit umfänglichen Festlichkeiten und beider Weiterreise nach Antiochia. Lucilla erhält den Titel Augusta.

Sommer/Herbst 164 Die Heeresgruppe von Martius Verus erobert Edessa und führt den Fürsten von Osrhoene, Mannus VIII., in seine Hauptstadt zurück. Die folgende Einnahme des östlich gelegenen Nisibis zwingt das parthische Heer mit seinem Feldherrn Chosrhoes zur plötzlichen Flucht über den Tigris. Frühjahr 165

Vorstoß der Heeresgruppe von Avidius Cassius am Euphrat entlang nach Süden. Schlacht bei Dura Europos mit römischem Sieg.

Sommer/Herbst 165 Umschwenken der Heeresgruppe des Cassius vom Euphrat zum südlichen Tigris. Angriff auf die Stadt Seleucia am westlichen Tigris-Ufer, deren Eroberung und Brandschatzung mit großen Menschenverlusten. Anschließende Einnahme der parthischen Hauptstadt Ktesiphon und Zerstörung des Palastes des Großkönigs. Daraufhin Ausrufung des Verus zum imperator III, was auch Marcus Aurelius akzeptiert. Spätere Annahme des vom Senat nach dem Erhalt der litterae aureae durch den Legionstribunen Iunius Maximus beschlossenen Siegerbeinamens Parthicus maximus durch Verus bei erneuter vorläufiger Zurückhaltung seines Kaiserkollegen. Vergabe der liberalitas II in Rom. Mögliche zweite Reise des Verus an den Euphrat. Damals angeblicher Ausbruch der »Antoninischen Pest« im südlichen Mesopotamien. 165

In Rom an unbekanntem Datum Tod des Zwillingsbruders des Commodus, T. Aurelius Fulvus Antoninus.

165

Ein an den Areopag in Athen gerichteter Brief der Kaiser beschäftigt sich mit den Belangen dieses Gremiums. Ein anderer Brief bestätigt der Stadt Delphi ihre alten Rechte.

218

Zeittafel

165

Brand der Gladiatorenkaserne des ludus magnus in Rom. Siftung eines Ehrenbogens für Marcus Aurelius und Lucius Verus in Diana Veteranorum, Region Numidia, Provinz Africa proconsularis, durch den Legionslegaten C. Maesius Picatianus mit Gemeindegeld.

Etwa 165–168

Als erster iuridicus regionis Transpadanae prätorischen Ranges wird Arrius Antoninus berufen. Gleichzeitig wird C. Vettius Sabinianus dieselbe Aufgabe für die Region Etruria Aemilia Liguria übertragen. C. Cornelius Italus verwaltet zur selben Zeit Flaminia et Umbria und L. Saevinius Proculus übt wenig später dieselbe Funktion in der neu definierten Region Flaminia et Transpadana aus. Q. Servilius Pudens, Sohn der Schwester des Lucius Verus, Ceionia Plautia, ist später zu unbekannter Zeit iuridicus Aemiliae et Flaminiae.

165

Q. Servilius Pudens senior amtiert als ordentlicher Konsul. Später folgen als Suffektkonsuln P. Martius Verus und Avidius Cassius.

Frühjahr 166

Vorstoß der Heeresgruppe von Avidius Cassius in das zum Partherreich gehörende Königtum Media Atropatene. Daraufhin Annahme des Siegerbeinamens Medicus durch Lucius Verus nach entsprechendem senatus consultum bei kurzzeitig üblicher Enthaltung seitens des Adoptivbruders. Danach wohl Stationierung einer römischen Garnison in Nisibis. Beide Kaiser erhalten die vierte imperatorische Akklamation.

Frühjahr 166

Geburt der Tochter Annia Lucilla von Lucius Verus und Lucilla. Danach langsame Rückkehr des Kaiserpaares mit Tochter aus dem Reichsosten von Laodicea aus nach Rom nach offizieller Beendigung des Partherkrieges. Zur gleichen Zeit Versorgung der durch Ephesos nach Westen ziehenden Truppeneinheiten von Seiten des Flavius Damianus und Vedius Antoninus mit Getreide und Öl über mehrere Monate hin.

Frühjahr 166

Einfall chattischer Streifscharen in die Provinzen Germania superior und Raetia; hier ist T. Desticius Severus ritterlicher Prokurator; in Augusta Vindelicum wird ein Münzhort von 64 Aurei vergraben. Die legio V Macedonica kehrt nicht in ihr Lager Troesmis in Niedermösien zurück, sondern wird in die Provinz Dacia verlegt.

Sommer 166

Nach seinem Suffektkonsulat im März/April in absentia übernimmt Martius Verus die Statthalterschaft von Kappadokien. Ungefähr gleichzeitig wird Avidius Cassius nach einem Suffektkonsulat im Mai/Juni mit der Statthalterschaft von Syria betraut. Auch der Rechtsgelehrte L. Volusius Maecianus, einer der Lehrer von Marcus Aurelius, amtiert vielleicht als cos. suff. in diesem Jahre.

12. Oktober 166

Triumphzug von Marcus Aurelius und Lucius Verus in Rom de Parthis mit der Teilnahme aller Kinder von Marcus und Faustina. Zugleich offizielle Annahme des Titels pater patriae durch Marcus und Verus und Ernennung des Commodus und des M. Annius Verus zu Caesares sowie Zuerkennung der corona civica an die Kaiser durch den Senat. Ausgabe der liberalitas III. Zugleich erhalten die Senatoren M. Claudius Fronto und M. Pontius Laelianus Larcius Sabinus sowie der Prätorianerpräfekt Furius Victorinus die jeweils gleichen Ehrenzeichen. Später zu unbekanntem Zeitpunkt

219

Anhang

Stiftung einer vergoldeten bronzenen Victoria-Statue für Marcus Aurelius und Lucius Verus im norditalischen Bedriacum. Oktober/November Ankunft einer offiziellen (?) römischen Gesandtschaft am Hof des 166 chinesischen Kaisers Huan mit Überbringung von Geschenken. 166/167

Vollendung des Kapitolstempels in Thugga, Provinz Africa proconsularis, mit einem Relief der symbolischen Himmelfahrt des Antoninus Pius. Wohl zeitgleich Errichtung eines Ehrenbogens für Marcus Aurelius und Lucius Verus am westlichen Ortsrand von Thamugadi, Region Numidia ebenfalls in Africa proconsularis, unter dem Legaten der legio III Augusta, M. Luccius Torquatus Bassianus.

167

Lucius Verus amtiert als consul ordinarius zum dritten Mal zusammen mit seinem Neffen M. Ummidius Quadratus.

Frühjahr 167

Einfall eines Stoßtrupps von 6.000 Mann aus den Germanenstämmen der Langobarden und Obier in die Provinz Pannonia inferior. Die rasche Abwehr führen unter dem Statthalter Ti. Claudius Pompeianus der Sohn des späteren Prätorianerpräfekten Macrinius Vindex, M. Macrinius Avitus Catonius Vindex, als Befehlshaber der 500 Mann starken ala III Thracum sagittariorum civium Romanorum und ein Infanteriekommandeur namens Candidus. Danach wahrscheinliche Annahme der fünften imperatorischen Akklamation durch die Kaiser und Ausgabe der liberalitas IV.

167

Sex. Baius Pudens übt nach entsprechenden Tätigkeiten in Noricum und Raetia die ritterliche Statthalterschaft von Mauretania Caesariensis aus.

6. Januar 168

Marcus Aurelius hält eine Rede im Prätorianerlager in Rom, die man als Bericht über die Lage der Nation verstehen kann. Später begibt er sich zusammen mit Lucius Verus auf eine Truppeninspektionsreise an die Donau mit längerem Aufenthalt in Carnuntum.

Herbst/Winter 168

Beide Kaiser weilen in Aquileia im nordöstlichen Oberitalien. Zu neuen Prätorianerpräfekten werden Macrinius Vindex und M. Bassaeus Rufus ernannt.

168

In Thuburbo Maius in der Provinz Africa proconsularis errichtet die Gemeinde den Kapitolstempel zum Wohle von Marcus Aurelius und Lucius Verus; die Einweihung vollzieht der Proconsul L. Octavius Cornelius Salvius Iulianus Aemilianus.

Um 168 (?)

Geburt des siebten Kaisersohnes Aelius (?) Aurelius Hadrianus und dessen baldiger Tod.

19. Januar 169

Tod des Lucius Verus in Altinum auf der Rückkehr vom gemeinsamen Aufenthalt der beiden Kaiser an der mittleren Donau. Anschließende Konsekration als divus Verus und Beisetzung im Mausoleum Hadriani; zudem Namenserweiterung des bestehenden Eigenpriesterkollegiums als sodales Antoniniani Veriani. Marcus gewährt den Empfangsberechtigten seine liberalitas V als neuer Alleinherrscher.

220

Zeittafel

10. September 169

Tod des Kaisersohnes Annius Verus in Praeneste in der Zeit der ludi Romani und Zuerkennung einiger Ehrungen durch den Senat. Wenig später Zug von Marcus Aurelius an die Donau nach Carnuntum mit einer ansehnlichen Begleitung von Prätorianern und equites singulares.

169

Beginn der Errichtung des Lucius-Verus-Monumentes in Ephesos auf Initiative des Stadtrates und Finanzierung durch örtliche Honoratioren.

169/172

Die Prätorianerpräfekten Bassaeus Rufus und Macrinius Vindex weisen die Bürgermeister der Gemeinde Saepinum an, die Beeinträchtigung des Schafeweidens auf städtischem Grunde zum Nachteil des fiscus rückgängig zu machen.

Frühjahr 170

Fehlgeschlagene Offensive römischer Truppen mit hohen Verlusten. Danach Einbruch germanischer Scharen in Oberitalien mit vergeblicher Belagerung von Aquileia und Zerstörung von Opitergium. Schließliche Zurückdrängung durch lokale Milizen unter Führung von Macrinius Avitus Catonius Vindex, curator der Stadt Ravenna. Marcus Aurelius hält sich damals wohl in Sirmium auf.

Sommer (?)170

Marcus Aurelius begibt sich mit seinem Gefolge nach Carnuntum und richtet hier sein Hauptquartier ein. Angeordnet werden Sonderaushebungen für den Ersatz der verlorenen Soldaten durch die Musterung von Sklaven und Gladiatoren als voluntarii bzw. obsequentes und die Verwendung stadtrömischer vigiles im Heer. Aus Kleinasien werden Hilfseinheiten gesandt.

Spätjahr 170

Der im Frühjahr für einen vielleicht an der Seuche verstorbenen Vorgänger zum Statthalter des vereinigten Dakien und Obermösiens berufene M. Claudius Fronto kommt bei einem Feindeinfall ums Leben, der offensichtlich auf die Kostoboken zurückgeht. Diese dringen entlang der Ostgrenze Dakiens über die Donau bis nach Griechenland vor, plündern das Heiligtum von Eleusis und werden erst vor Delphi von lokalen Milizen unter Führung des Olympiasiegers im Lauf und Waffenlauf von 161, Mnasibulos von Elateia, zurückgeschlagen, der dabei ums Leben kommt. Auch ein Bürgermeister des dakischen Tropaeum Traiani findet den Tod. Neuer Statthalter des vereinigten Dakien wird Sex. Cornelius Clemens; unter ihm agiert L. Iulius Vehilius Gratus Iulianus als procurator Aug. et praepositus vexillationis per Achaiam et Macedoniam adversus Castabocas Zu späterer Zeit verstirbt in Rom die Gattin des Kostobokenfürsten Pieporus. Der Stammeshäuptling Tarbus versucht vergeblich eine Abstandszahlung von Clemens zu erhalten; dieser schafft es erfolgreich, die Stämme der Hasdingen unter den Anführern Raos und Rapros, die Lakringen, Kostoboken und Kotiner gegeneinander auszuspielen: Letztere werden dabei aufgerieben, weil sie zuvor den kaiserlichen Gesandten Tarrutienus Paternus unziemlich behandelt hatten.

Spätjahr (?)170

Als Konsequenz des Feindeinfalles in Oberitalien wird die praetentura Italiae et Alpium zu dessen Schutze eingerichtet. In der Hauptstadt der Provinz Dalmatia, Salona, errichten Vexillationen der Legionen II Italica pia und III Italica concors sowie Auxiliarkohorten einen Teil der Stadtmauer.

221

Anhang

Um 170

Vibia Aurelia Sabina wird als sechste und letzte Tochter von Marcus Aurelius und Faustina geboren. Sie ist zugleich das letzte Kind überhaupt.

7. März 171

Marcus Aurelius begeht offiziell seine primi decennales mit der Ausgabe entsprechender Münzen.

Frühjahr 171

Sieg eines römischen Heeres unter Claudius Pompeianus über germanische Truppen in Oberpannonien und Verhandlungen von Marcus Aurelius in Carnuntum mit den Quaden unter Führung des angeblich nur zwölfjährigen Battarios. Verhandlungsgegenstand sind die Rücküberstellung von angeblich mehr als 13.000 Kriegsgefangenen und Überläufern sowie die Übergabe von Pferden und Rindern; außerdem wird ein neuer Stammesfürst mit Namen Furtius eingesetzt. Die Ansiedlung von Germanen im östlichen Oberitalien erweist sich allerdings später als Bumerang, als diese die Stadt Ravenna angreifen, woraufhin sie wieder über die Donau zurückgeschickt werden. Marcus Aurelius nimmt seine sechste imperatorische Akklamation entgegen. Die römischen Soldaten erhalten wegen einer Ebbe in der Staatskasse jedoch keine Geldzahlungen: Daher wird wohl anschließend eine große Auktion von Preziosen aus dem kaiserlichen Haushalt auf dem Forum Romanum veranstaltet.

Spätjahr 171

Niederlage einer römischen Heeresgruppe unter dem Prätorianerpräfekten Macrinius Vindex gegen die Markomannen und dessen Tod. Auf Initiative des Kaisers werden diesem in Rom vom Senat drei Ehrenstatuen aufgestellt.

171

Einfall der Mauren von Afrika aus in die Provinz Hispania Baetica, das bellum Mauricum. Vehilius Gratus wehrt als praepositus einer römischen Eingreiftruppe diesen Einfall ab. Der primuspilus der legio VII Gemina unter dem hispanischen Statthalter Aufidius Victorinus, L. Cornelius Potitus, findet in diesem Kriege den Tod. Im selben Jahre Erbauung eines Ehrenbogens für Marcus Aurelius am Ostende des Siedlungsgebietes von Thamugadi in Africa proconsularis, wohl durch den Legionslegaten C. Modius Iustus.

Wohl 171

M. Macrinius Avitus Catonius Vindex übt als praetorius das Amt des curator der Stadt Ariminum aus.

172

Aufstand der bucoloi in Ägypten unter Führung des Priesters Isidoros und Ausgreifen auf beträchtliche Landesteile. Persönliches Eingreifen von Avidius Cassius, der zu unbekanntem Zeitpunkt mit dem imperium proconsulare über den Orient ausgestattet wird, aus Syrien und Niederwerfung des Aufstandes. Im selben Jahre Wiedereinsetzung des kurzzeitig durch den Prätendenten Tiridates vertriebenen Königs von Armenien, Sohaemus, durch den kappadokischen Statthalter Martius Verus.

172

Errichtung der Stadtmauer von Philippopolis in der Provinz Thracia auf Anordnung von Marcus Aurelius. Stiftung eines Ehrenbogens für ihn in Verecunda, Region Numidia, Provinz Africa proconsularis, durch die Gemeinde mit eigenen Geldmitteln und Weihung durch den Legionslegaten M. Aemilius Macer Saturninus.

222

Zeittafel

Mitte 172

Sieg eines römischen Heeres über die Markomannen; römische Truppenführer sind Claudius Pompeianus, Helvius Pertinax und der aus Pannonia stammende Valerius Maximianus, der wie Pertinax zuerst ritterlicher, danach senatorischer Kommandeur ist: Zu unbekannter Zeit tötet er dabei im Zweikampf den Häuptling der Naristen, Valao, und wird deswegen vom Kaiser persönlich belobigt. Marcus Aurelius nimmt den Siegerbeinamen Germanicus am 15. Oktober an. Gemäß der nachfolgenden Friedensverhandlungen haben die Markomannen einen Landstreifen nördlich der Donau in der Breite von 72 griechischen Stadien (rund dreizehn Kilometer) zu räumen und dürfen nur davon entfernt siedeln; außerdem wird ihnen das Handeltreiben in römischen Grenzstädten untersagt. Dazu gehört wohl auch die Rücküberstellung von Kriegsgefangenen.

173

Die beiden Schwiegersöhne von Marcus Aurelius, Cn. Claudius Severus und Ti. Claudius Pompeianus, amtieren zusammen als consules II ordinarii.

Frühjahr 173

Die Quaden setzen ihren romfreundlichen König Furtius ab und wählen Ariogaisus zum Nachfolger. Daraufhin lobt Marcus Aurelius ein Kopfgeld von 1.000 bzw. 500 Aurei auf dessen Gefangennahme oder Tod aus.

Spätjahr 173

Die Jazygen ersetzen ihren romfreundlichen Stammeskönig Badanaspes durch seinen Gegner Zanticus. Die Quaden unter Ariogaisus regen sich durch kleinere Einfälle auf römisches Gebiet.

173

Der Provinzprokurator von Mauretania Tingitana, P. Aelius Crispinus, dokumentiert sein Treffen mit dem Stammeshäuptling der Baquaten und Macenniten durch die Stiftung eines Altares zum Wohle von Marcus Aurelius in der Hauptstadt Volubilis.

Sommer 174

Nach dem vermeintlichen Blitzwunder und der entscheidenden Schlacht eines römischen Heeres mit dem Regenwunder gegen die Quaden schließen diese mit Marcus Aurelius einen Friedensvertrag: Ariogaisus wird ausgeliefert und nach Ägypten verbannt. Marcus Aurelius empfängt seine siebte imperatorische Akklamation. Anschließend verlegt er wegen der anstehenden Auseinandersetzung mit den Jazygen sein Hauptquartier nach Sirmium.

Herbst 174

Verleihung des Titels mater castrorum an Faustina II.

Herbst 174

Verfahren vor dem Kaisergericht gegen Herodes Atticus in Sirmium. Dabei sind auch Faustina II. und die jüngste Tochter Vibia Aurelia Sabina anwesend.

Spätjahr 174

Römische Truppen gewinnen eine Schlacht gegen die Jazygen auf der zugefrorenen Donau wegen ihrer kampftechnischen Überlegenheit. Anschließend wird ein Waffenstillstand geschlossen. Die Kämpfe ziehen sich bis ins Frühjahr 175 hin.

174

In Lepcis Magna in der Provinz Africa Proconsularis stiftet ein städtischer Beamter mit 120.000 Sesterzen eigenen Geldes und zusätzlichen Gemeindemitteln einen viertorigen Bogen zu Ehren von Marcus Aurelius, als C. Septimius Severus Prokonsul und L. Septimius Severus sein Legat sind, die beide aus dieser Stadt stammen.

223

Anhang

174/175

Der neue Provinzprokurator von Mauretania Tingitana, Epidius Quadratus, dokumentiert sein Treffen mit dem Stammeshäuptling der Baquaten und Macenniten, Ucmetius, durch die Stiftung eines Altares zum Wohle von Marcus Aurelius wiederum in der Hauptstadt Volubilis.

20. Januar 175

Aufnahme des Commodus in die vier hohen Priesterkollegien.

April 175

Usurpation des Avidius Cassius in Syrien. Übergreifen des Gegenkaisers auf Ägypten, doch Gegnerschaft des Statthalters von Cappadocia, Martius Verus: Damit Verhinderung der Ausweitung der Usurpation auf den Reichswesten.

19. Mai 175

Der Caesar Commodus bricht auf die Kunde von den Ereignissen im Osten von Rom nach Sirmium auf, um sich dort mit Vater, Mutter und jüngster Schwester zu treffen.

Mitte 175

Die beiden späteren Kaiser P. Helvius Pertinax und M. Didius Severus Iulianus amtieren gemeinsam als consules suffecti in absentia.

7. Juli 175

Verleihung der toga virilis an Commodus in Sirmium und Übertragung des Titels princeps iuventutis. Sechste liberalitas des Marcus und erste des Commodus.

Sommer 175

Friedensabkommen mit den Jazygen unter ihrem Stammeskönig Zanticus. Kriegsgefangene und Überläufer werden ausgeliefert und 8.000 Reiter als Hilfstruppen für die römische Armee gestellt, von denen 5.500 nach Britannien geschickt werden. Marcus Aurelius wird zum imperator VIII proklamiert, Commodus zum imp. I. Ein Brief des Marcus an die Stadt Athen regelt deren Ämterbesetzungen und Gerichtsbarkeiten neu.

Vor 28. Juli 175

Ermordung des Avidius Cassius durch zwei seiner Offiziere. In Ägypten wird dessen angeblicher Sohn Maecianus ebenfalls umgebracht. Damit Ende der Usurpation.

Spätsommer 175

Aufbruch von Marcus Aurelius, Faustina und Commodus mitsamt umfangreicher Begleitung zur Inspektionsreise in den Reichsosten. Mehrmonatiger Aufenthalt in Ägypten: Absetzung des Präfekten Calvisius Statianus und seines gleichnamigen Sohnes als ideologus und beider Verbannung. Zuerst Vertretung des Präfekten durch den iuridicus C. Caecilius Salvianus, dann Ernennung von T. Pactumeius Magnus zum neuen praefectus Aegypti. Weitere Bestrafung einiger Teilnehmer an der Usurpation mit dem Tode oder der Verbannung, darunter des Cassius angeblicher zweiter Sohn Heliodorus und dessen Schwester Alexandria mitsamt ihres Gatten Ti. Claudius Dryantianus Antoninus.

176

T. Pomponius Proculus Vitrasius Pollio, Gatte der Cousine von Marcus Aurelius, Annia Fundania Faustina, amtiert als cos. II ord.

Frühjahr 176

Aufenthalt der Kaiserfamilie in Antiochia und Treffen mit römischen Klientelfürsten und einer parthischen Gesandtschaft. In Tarsus Begegnung mit dem Philosophen Hermogenes. In Halala nördlich des Taurus-Gebirges Tod von Faustina II., spätere Konsekration als Diva Faustina Pia, Ausgabe von Gedenkmünzen und Beisetzung im Mausoleum Hadriani. Umbenennung des Todesortes in Faustinopolis.

224

Zeittafel

8. August 176

Aufenthalt des Kaisers und seiner Begleitung in Milet. Danach Weiterreise nach Ephesos und Smyrna. Von hier aus Überfahrt nach Athen, längerer Aufenthalt und Einweihung von Marcus Aurelius in die eleusinischen Mysterien in dem mit kaiserlicher Finanzierung restaurierten Heiligtum. Überfahrt nach Brundisium und Rückkehr nach Rom.

176

Tod des Statthalters von Moesia inferior, M. Macrinius Avitus Catonius Vindex, im Alter von 42 Jahren und fünf Monaten im Kampf gegen unbekannte Feinde.

23. Dezember 176

Triumphzug von Marcus Aurelius und Commodus in Rom de Germanis. Danach Entscheidung zur Errichtung eines Triumphbogens für Marcus Aurelius durch den Senat wohl auf der Via Triumphalis unterhalb des Kapitolshügels noch vor Mitte 177

Ende 176

Nach dem Triumphzug von Marcus und Commodus wird ein congiarium= liberalitas an die empfangsberechtigten Bürger in Rom in Höhe von acht aurei = 800 Sesterzen verteilt. Es handelt sich um die insgesamt siebte liberalitas, die einzige seit der Rückkehr von Marcus Aurelius in die Hauptstadt, welche gleichzeitig die zweite im Namen des Commodus ist.

Um 176

Appius Claudius Lateranus ist als Legat der legio III Italica und als Quasistatthalter der Provinz Raetia bezeugt. Zur selben Zeit wirkt Vettius Sabinianus als curator der Gemeinde Puteoli.

177

Commodus amtiert als consul ordinarius zusammen mit M. Peducaeus Plautius Quintillus, Schwiegersohn von Marcus Aurelius und Neffe von Lucius Verus.

Wohl 177

Schaffung der Reiterstatue des Marcus Aurelius und Aufstellung nach entsprechendem senatus consultum an nicht völlig geklärtem Orte, am ehesten vor der Kaserne der equites singulares Augusti auf dem Caelius-Hügel in Rom, dem späteren mittelalterlichen Standort.

Frühjahr 177

In Lugdunum ereignet sich ein Pogrom gegen die dortigen Christen, bei dem einige von ihnen mit Beteiligung staatlicher Stellen ums Leben kommen. Es handelt sich nicht um eine regelrechte Christenverfolgung.

Mitte 177

Commodus wird mit der Verleihung der tribunicia potestas und des Augustus-Titels durch den Senat zum nominellen zweiten Kaiser erhoben.

6. Juli 177

Marcus Aurelius und Commodus verleihen durch die sogenannte Tabula Banasitana dem Stammesfürsten der nahe der Provinz Mauretania Tingitana ansässigen Zegrenses, Iulianus, samt seinen Familienangehörigen das römische Bürgerrecht: Zeugen der inschriftlich niedergelegten Urkunde sind die damaligen Mitglieder des consilium principis.

Mitte 177/März 180 Auf Veranlassung von Marcus Aurelius und Commodus werden drei Statuen des damals anscheinend verstorbenen Prätorianerpräfekten M. Bassaeus Rufus in Rom aufgestellt, und zwar auf dem Traiansforum, im Antoninus-und-Faustina-Tempel sowie im Mars-Ultor-Tempel.

225

Anhang

177

Zwei Briefe von Marcus Aurelius und Commodus an die Gemeinde Pherae geben Bestätigungen unbekannten Inhalts an.

177

Ein Brief von Marcus und Commodus an die Gemeinde Milet erörtert im Zusammenwirken mit dem Senat die Höherstufung eines städtischen Agons zu einem gesamtgriechischen, vielleicht mit dem Ehrenattribut Commodeia; angehängt sind fragmentarische Zitate aus einer Rede von Marcus Aurelius an den Senat in Latein.

177

Der prokuratorische Statthalter von Mauretania Tingitana, C. Vallius Maximianus, befreit als fortissimus dux die Baetica von maurischen Eindringlingen, wobei die Gemeinde Singilia Barba aus einer lang andauernden Belagerung befreit wird. Die neunte imperatorische Akklamation des Vaters und die zweite des Sohnes können in diesen Zusammenhang gehören.

177/180

Das partiell in Sardeis und Italica überlieferte senatus consultum de gladiatoribus setzt eine Neuregelung der Kosten für Gladiatorenspiele fest: Der erhaltene Protokollauszug überliefert in Fragmenten eine kaiserliche Rede und den Diskussionsbeitrag eines Senators.

Sommer 178

Hochzeit des Commodus mit Bruttia Crispina, Tochter von C. Bruttius Praesens, die gleichzeitig den Augusta-Titel erhält.

3. August 178

Aufbruch von Marcus Aurelius und Commodus zur expeditio Germanica (et Sarmatica) secunda an die Donau, nachdem Marcus als Vorsteher der fetiales zuvor gemäß altem Ritus eine blutige Lanze in ein als Feindesland deklariertes Landstück am Bellona-Tempel geworfen hat. Beide Kaiser begeben sich offensichtlich nach Viminacium, von wo aus sie zwei Briefe an die Gemeinde Delphi senden.

178

Das senatus consultum Orfitianum regelt die Rechte weiblicher Erbempfänger zu deren Gunsten neu.

179

Commodus Augustus amtiert als consul ordinarius zum zweiten Mal zusammen mit P. Martius Verus als cos. II ord.

Frühjahr 179

Ein römisches Heer unter dem Kommando des Prätorianerpräfekten Tarrutienus Paternus besiegt die Jazygen, was Marcus Aurelius die zehnte und Commodus die dritte imperatorische Akklamation einbringt. Daraufhin wird ein neuer Friede geschlossen, der den Jazygen von römischer Seite zugesteht, keinen Friedensvertrag mit den Quaden zu schließen. Gesandtschaften mehrerer Volksstämme treffen in Viminacium ein, um Verhandlungen zu führen. Die Naristen ergeben sich und werden mit etwa 3.000 waffenfähigen Männern samt ihren Familien auf Reichsgebiet angesiedelt. Den Quaden wird nicht gestattet, zu den stammverwandten Semnonen auszuwandern. Anscheinend stellt Marcus Aurelius Überlegungen an, zwei neue Provinzen Marcomannia und Sarmatia einzurichten, da römische Truppeneinheiten in mehreren provisorischen Standlagern auf Feindesland stationiert werden: Gesichert ist das Lager einer starken Vexillation der legio I adiutrix unter dem Befehl von Valerius Maximianus in L/a/eugaricio (Slowakei). Zur selben Zeit amtiert P. Helvius Pertinax als Statthalter der Provinz Dacia.

226

Zeittafel

Herbst 179

Marcus Aurelius begibt sich mit seinem Gefolge von Viminacium wieder nach Sirmium, um das Gebiet der Jazygen gegenüber der Donau in der Alföld-Ebene beobachten zu können. Helvius Pertinax wird zum Statthalter von Syria ernannt.

179

Ein Reskript von Marcus Aurelius und Commodus an eine unbekannte Gemeinde beschäftigt sich mit der Art von Statuenstiftungen.

179/180

Vollendung des Legionslagers in Castra Regina (Regensburg) durch die legio III Italica concors unter dem Kommando des M. Helvius Clemens Dextrianus als legatus Augg. pro praetore.

Wohl 179–183

C. Aufidius Victorinus bekleidet die praefectura urbis Romae.

180

C. Bruttius Praesens, Schwiegervater des Commodus, amtiert als consul ordinarius zum zweiten Mal zusammen mit Sex. Quintilius Condianus.

17. März 180

Tod des Marcus Aurelius in Sirmium (oder Vindobona). Anschließende Konsekration nach der Leichenverbrennung im einschlägigen ustrinum auf dem Marsfeld in Rom als divus Marcus (Aurelius) und Vergesellschaftung mit dem divus Lucius Verus als gemeinsame divi fratres. Erneute Namenserweiterung des zuständigen Priesterkollegiums zu den sodales Antoniniani Veriani et Marciani. Der Senat beschließt zusätzlich die Errichtung der Siegessäule nahe der Verbrennungsstätte mit ihrem Reliefband. Außerdem werden Konsekrationsmünzen herausgegeben.

Mitte 180

Commodus setzt den Germanenkrieg fort. Gesandte der Markomannen und Quaden ersuchen um eine Milderung der Friedensbedingungen. Vereinbart werden schließlich die Stellung von Hilfstruppen, die Auslieferung der letzten Kriegsgefangenen und Überläufer sowie die Abhaltung von Stammesversammlungen nur im Beisein eines römischen centurio. Beide Völkerschaften müssen weiter als fünf Meilen von der Reichsgrenze entfernt siedeln und dürfen mit ihren Nachbarn ringsum keinen Krieg führen. Diesem Abkommen stimmt auch der Kleinstamm der Buren zu. Im ganzen gelangen dadurch mehr als 15.000 Gefangene ins römische Reich zurück. Die beiden Großstämme haben ihrerseits rund 20.000 Mann Hilfstruppen im Bedarfsfall zu stellen.

22. Oktober 180

Nach der Rückkehr des Commodus nach Rom Triumphfeier de Germanis: Den Zug organisiert der Ritter T. Flavius Germanus. Damit vorläufiges Ende der Germanenkriege. Commodus erhält die vierte imperatorische Akklamation. Ungefähr zur gleichen Zeit wird Helvius Pertinax aus Syrien abberufen.

181

Commodus als cos. III und L. Antistius Burrus, der spätere Gatte der Tochter von Marcus Aurelius und Faustina, Vibia Aurelia Sabina, bekleiden den ordentlichen Konsulat.

181/182

Verschwörung der Lucilla gegen Commodus, ihre Verbannung auf die Insel Capri und spätere Ermordung.

Wohl 181

Tod der Annia Galeria Aurelia Faustina, Gattin des Claudius Severus.

227

Anhang

182

Marcus Petronius Sura Mamertinus, Gatte der Kaisertochter Aurelia Cornificia, bekleidet den ordentlichen Konsulat.

182

Römische Truppen unternehmen einen Feldzug gegen die Mauri in Nordafrika. In Noricum berichtet eine Inschrift von drei Seuchentoten.

183

Expeditio Gemanica tertia als kurzzeitiger Feldzug gegen die Buren.

185 (?)

M. Valerius Maximianus amtiert als cos. suff.

190–192

P. Helvius Pertinax amtiert nach einer Statthalterschaft in Britannien, dem Amt des Alimentarpräfekten und dem Prokonsulat von Africa als praefectus urbis Romae und wird für das Jahr 192 consul II ordinarius.

Herbst 192

Crispina wird wegen angeblichen Ehebruchs auf die Insel Capri verbannt und später umgebracht.

31. Dezember 192

Kaiser Commodus wird ermordet, zum (kurzzeitigen) Nachfolger wird Helvius Pertinax berufen, der am 28. März 193 ermordet wird.

Nach 193

Tod von (Aurelia) Fadilla.

211/213

Selbstmord von (Aurelia) Cornificia auf Betreiben ihres Pseudoadoptivneffen M. Aurelius Antoninus, bekannt unter dem Spitznamen Caracalla.

Nach 211

Tod von Vibia Aurelia Sabina.

221

Annia Aurelia Faustina, Tochter des Ti. Claudius Proculus, cos. ord. im Jahr 200 und Sohn von Cn. Claudius Severus, wird kurzzeitig die dritte Gemahlin des Kaisers Elagabalus, der ebenfalls den offiziellen Namen M. Aurelius Antoninus trägt.

362

Kaiser Flavius Claudius Iulianus erkennt in seinem Werk Caesares Marcus Aurelius die erste Stelle im Ablauf der Kaisergeschichte zu.

364

Der Redner Themistios spricht von »Ermahnungen« des Marcus Aurelius.

um 900

Erzbischof Arethas von Caesarea in Kappadokien erwähnt ein »besonders nützliches Buch« oder die »ethischen Schriften an sich selbst«, die Marcus hinterlassen habe.

um 950

Im Suda-Lexikon wird eine »in zwölf Büchern von Marcus Antoninus selbst geschriebene Hinführung zum eigenen Leben« genannt.

Um 1551/1672

Verschiedene Historiker der Renaissance und des Barocks beschäftigen sich in ihren Kaisergeschichten auch mit der Zeit von Marcus Aurelius.

1558

Der Augsburger Humanist Wilhelm Holzmann alias Xylander erstellt die frühneuzeitliche Erstausgabe, die editio princeps, der »Selbstbetrachtungen« oder »Meditationen« von Marcus Aurelius.

228

Glossar

1681

In München wird die Oper »Marco Aurelio« von Agostino Steffani uraufgeführt.

1700/1804

Von italienischen und deutschen Komponisten werden insgesamt 48 Opern mit der Thematik des Partherkrieges von Lucius Verus auf die europäischen Bühnen gebracht.

2010

Moderne Wiederaufführung der Oper »Berenice und Lucilla oder das tugendhafte Lieben« von Johann Christoph Graupner in Darmstadt zum 300. Jahrestag der Uraufführung.

Glossar ab epistulis Latinis / Graecis:

Leiter des kaiserlichen Büros für lateinischen bzw. griechischen Schriftverkehr im Ritterrang.

adlectio inter praetorios:

Häufigste Form der Aufnahme eines gehobenen ritterlichen Beamten in den Senatorenstand gemäß kaiserlicher Entscheidung.

aedilis plebis/curulis:

Inhaber der in der Kaiserzeit mit den tribuni plebis gleichrangigen Stellung eines besonders für die Marktaufsicht zuständigen senatorischen Beamten, ursprünglich aus der plebs bzw. dem populus entnommen, wobei nur die kurulischen Ädilen das Recht eines Amtsstuhles besitzen.

aegis:

Auch Gorgoneion genannt, handelt es sich um das in der Mythologie einst von Perseus erbeutete Haupt der Gorgo Medusa mit seinen in kleine Schlangen auslaufenden Haarsträhnen, das in der römischen Kaiserzeit als Symbol für die Allmacht des Herrschers als kleine Darstellung oben auf dem Brustpanzer der Kaiserstatuen angebracht wird.

ala:

Truppeneinheit der Reiterei innerhalb der römischen Auxiliarverbände, die normalerweise 500 Mann stark ist, in wenigen Fällen bei den alae miliariae aber 1.000 Mann, womit die wichtigsten Einheiten unterhalb der Legionen im ganzen Heer bezeichnet sind. Sie werden jeweils von einem praefectus alae befehligt, der beim Kommando über 500 Reiter die dritte, über 1.000 Mann die höhere vierte Stufe im Anfangsstadium des ritterlichen Laufbahnschemas innehat.

a rationibus:

Ritterlicher Aufseher über den gesamten kaiserlichen Haushalt.

As:

Kleinste Münze im römischen Geldumlauf mit dem Anfangswert »Eins«.

augures:

Priesterkollegium für die Vorzeichendeutung, bestehend aus 16 Mitgliedern senatorischer Standeszugehörigkeit. Es zählt zu den vier amplissima collegia, in denen es den

229

Anhang

zweiten Rang einnimmt. Die Leitung haben amtshalber die Kaiser inne. Das Zeichen, der Augurstab, geht in nachantiker Zeit in den Bischofsstab der christlichen Kirche ein. Augustus:

Offizielle Benennung des römischen Kaisers im allgemein zusammenfassenden Sinne, jeweils am Ende seiner eigenen Familiennamen innerhalb der gesamten Kaisertitulatur stehend.

Aureus:

Römische Goldmünze zu 7,62 Gramm im Wert von 25 Denaren.

Caesar:

Seit der Adoption des Traianus durch Nerva im Jahre 96 sich langsam durchsetzender Titel für den präsumptiven Nachfolger des Kaisers.

centenarii:

Ritterliche Staatsbeamte mit 100.000 Sesterzen Jahresgehalt (Auflistung oben 138 f.).

cohors:

Einerseits Untereinheit innerhalb der römischen Legionen mit der Stärke von 1.000 Mann in der ersten und jeweils etwas mehr als 500 in den neun weiteren der insgesamt rund 6.000 Mann starken Legion, andererseits eigenständige Einheit der Infanterie in den Auxiliarverbänden, kommandiert von einem praefectus cohortis in der ersten Stufe der ritterlichen Anfangsämter; cohortes equitatae zählen 120 Reiter innerhalb von ebenfalls 500 Mann. Die cohortes miliariae mit ihrerseits 1.000 Mann werden von tribuni befehligt.

congiarium:

Spende der Kaiser an die Berechtigten in der Hauptstadt Rom, während der Regierungszeiten eigens gezählt.

consilium principis:

Kaiserlicher Kronrat von nichtständigen Mitgliedern aus Senatoren- und Ritterstand, zu denen selten auch ständige consiliarii aus dem zweiten Stand gehören.

curator aedium sacrarum: Konsularischer Aufseher über die Heiligtümer in Rom. curator alvei Tiberis:

Konsularischer Aufseher über das Tiberbett und die Abwasserkanäle in Rom.

curator aquarum:

Konsularischer Aufseher über die stadtrömische Wasserversorgung.

curator operum publicorum:

Konsularischer Aufseher über die öffentlichen Gebäude in Rom.

cursus honorum:

Laufbahn der römischen Beamten im Staatsdienst und in den Gemeinden.

Denar:

Grundlegende römische Silbermünze; Halbteile als Quinare bezeichnet.

donativum:

Spende der Kaiser an die Soldaten, nicht eigens gezählt.

ducenarii:

Ritterliche Staatsbeamte mit 200.000 Sesterzen Jahresgehalt (Auflistung oben 138 f.).

230

Glossar

Dupondius:

Zweitkleinste Münze im römischen Währungssystem, also zwei Asses, gekennzeichnet durch das Kaiserbild mit Strahlenkrone auf den Vorderseiten.

IIviri iure dicundo:

Für ein Jahr gewähltes Zweimännerkollegium zur Leitung römischer Gemeinden.

equites et pedites singulares:

Leibwache der senatorischen Statthalter in römischen Provinzen aus Fußsoldaten und Reitern

fasti consulares:

Verzeichnis der ordentlichen Konsuln.

fetiales:

Priesterkollegium in Rom für die Pflege der Beziehungen zu anderen Völkern und für Kriegserklärungen mit zwanzig Mitgliedern.

fiscus:

Allgemeine Bezeichnung für die Staatskasse, die im Saturntempel am südwestlichen Rand des Forum Romanum aufbewahrt wird. Der offizielle Name lautet daher aerarium Saturni, für dessen Verwaltung gleichzeitig zwei ehemalige Prätoren als praefecti zuständig sind.

Flamen:

Eigenpriester eines einzigen Gottes bzw. eines vergöttlichten Kaisers.

fratres Arvales:

Stadtrömisches Priesterkollegium für den Kult der Ackergöttin dea Dia mit zwölf Mitgliedern.

imperium proconsulare:

Prokonsularisches Imperium als Amtsgewalt des Kaisers in den Provinzen wie die dort amtierenden Statthalter, doch faktisch diesen seit Augustus übergeordnet.

iuridicus:

Für das Rechtswesen zuständiger senatorischer Beamter prätorischen Ranges in verschiedenen Regionen Italiens.

Konsulat:

Ursprünglich höchstes Amt im römischen Staate, für ein Jahr ausgeübt, kollegial zu zweit besetzt und namengebend für das römische Jahr, seit Augustus durchgehend geteilt in die am 1. Januar ins Amt kommenden beiden consules ordinarii und die ihnen im Jahreverlauf folgenden Paare der consules suffecti.

largitio(nes):

Allgemeine Bezeichnung für Spenden der Kaiser an die Berechtigten in Zivilbevölkerung und Militär.

legatus Augusti pro praetore:

Vom Kaiser eingesetzter Statthalter in den diesem unterstehenden Provinzen häufig mit Militärbesatzung in Form von Legionen, deren jeweilige Anzahl den Rang der Provinzen und damit der Amtsinhaber selbst markiert. Statthalter können sowohl gewesene Prätoren wie auch ehemalige Konsuln sein, deren erstere Provinzen mit nur einer oder gar keiner Legion verwalten, während die consulares stets in traditionsreichen Provinzen wirken, in denen bis zu drei Legionen stationiert sind.

Legion:

Großeinheit der Linieninfanterie in einer Stärke von rund 6.000 Mann, welche die Grundlage der römischen Wehrmacht darstellt und ungefähr 30 Einheiten im gesamten Reich zählt, deren Befehlshaber stets Senatoren als legati

231

Anhang

legionis sind, die in der hohen Kaiserzeit zuvor die Prätur innegehabt haben. Als Soldaten dienen in ihnen ausschließlich römische Bürger. liberalitas:

Allgemeiner Überbegriff für Spenden der Kaiser in Form von Münzen und/oder Getreide an die dazu berechtigten römischen Bürger in Rom und den Legionen, wie die congiaria eigens gezählt.

Medaillon:

Nicht für den Währungsumlauf gedachtes münzähnliches Metallstück, das aus allen Metallen bestehen kann und als Geschenk an verdiente Staatsbeamte dient.

ordo equester:

Der Ritterstand, zweithöchster Stand in der römischen Gesellschaft.

ordo senatorius:

Der Senatorenstand, ranghöchster Stand in der römischen Gesellschaft.

ordo decurionum:

Nicht reichsweiter, sondern auf die einzelnen Gemeinden bezogener dritter Stand in der römischen Gesellschaft.

ornamenta consularia:

Amtszeichen eines Konsuls, die ehrenhalber selten an verdiente Ritter höchsten Ranges seitens der Kaiser verliehen werden, um sie besonders auszuzeichnen. Eine Aufnahme in den Senatorenstand ist damit zur Zeit von Marcus, Verus und Commodus allerdings nicht verbunden.

pontifex maximus:

Oberster Priester des römischen Staatskultes, sei Caesar stets der Leiter der res publica, also der Kaiser selbst. Während der Samtherrschaft von Marcus Aurelius versieht nur dieser das Amt, sein Adoptivbruder Lucius Verus ist bloß normaler pontifex. Entsprechendes gilt später für Commodus als zweiten Augustus.

praefectus Aegypti:

Statthalter des kaiserlichen Krongutes Aegyptus, das seit dem Jahre 30 v. Chr. mit dem Sturz der Königin Kleopatra VII. keine Provinz, sondern wegen ihrer langen Tradition kaiserlicher Privatbesitz ist; die Amtsinhaber haben den zweithöchsten Rang in der ritterlichen Laufbahn inne.

praefecti aerarii militaris:

Drei gleichzeitig tätige senatorische Beamte prätorischen Ranges an der Spitze der kaiserlichen Militärkasse in Rom.

praefecti aerarii Saturni:

Zwei gleichzeitig tätige senatorische Beamte prätorischen Ranges an der Spitze der traditionellen römischen Staatskasse.

praefectus alimentorum:

Aufseher in konsularem Range über die von Traianus geschaffene Institution der alimenta in Italien zur Förderung bedürftiger Jungen und Mädchen; die mit der Aufsicht über Staatsstraßen verbundene gleichnamige Präfektur ist prätorischen Ranges.

praefectus annonae:

Oberaufseher der stadtrömischen Getreideversorgung aus dem Ritterstand, der wie der praefectus vigilum alternativ an dritthöchster Stelle innerhalb der ritterlichen Laufbahn steht.

232

Glossar

praefecti classis praetoriae:

Ritterliche Befehlshaber der beiden kaiserlichen Flotten in Misenum und Ravenna.

praefectus frumenti dandi:

Für die Verteilung des kostenlosen Getreides an die berechtigten Bürger in Rom zuständiger senatorischer Beamter prätorischen Ranges.

praefectus praetorio:

Meist zweifach besetztes Amt des Befehlshabers der kaiserlichen Leibgarde zu Fuß, der Prätorianer, die im etwa seit dem Jahre 29 bestehenden festen Lager im Nordosten des Kerngebietes von Rom stationiert sind.

praefectus urbis Romae:

Höchstes Amt innerhalb des senatorischen cursus honorum, dessen Ausübungszeitraum vom Wohlwollen der Kaiser abhängig ist. Der römische Stadtpräfekt befehligt die drei cohortes urbanae, welche für Polizeiaufgaben zuständig sind.

praefectus urbis feriarum Latinarum causa:

Junger senatorischer nomineller Leiter der stadtrömischen Verwaltung während der jährlichen Abwesenheit der ordentlichen Beamten zur Feier des Latinerfestes auf dem heiligen mons Albanus nahe des Albanersees zu variabler Zeit im Sommer.

praefectus vigilum:

Befehlshaber der aus rund 7.000 Mann und in zehn cohortes eingeteilten, nur aus Freigelassenen bestehenden Feuerwehr in Rom, der den dritthöchsten Rang in der ritterlichen Laufbahn bekleidet.

praetor:

Inhaber des ursprünglich zweithöchsten Amtes innerhalb der senatorischen Laufbahn, in der Kaiserzeit jährlich bis zu 16 Amtsinhaber, die vornehmlich mit der Ausübung verschiedener Teilbereiche des Rechtswesens beauftragt sind.

praetor tutelaris / pupillaris:

Für die Vormundschaftsgerichtsbarkeit zuständiger Prätor in Rom.

praetorius:

Gewesener Prätor.

primipilus:

Ranghöchster nichtsenatorischer wie auch nichtritterlicher Offizier in einer Legion.

princeps:

Seit Augustus übliche allgemeine Selbstbezeichnung des ersten Mannes im Staate, also des Kaisers, zur Vermeidung der Nennung der mehreren Ämter und Amtsbefugnisse innerhalb der gesamten Titulatur.

proconsul:

Statthalter mit einjähriger Amtszeit in den dem Senat zugehörigen Provinzen, in denen mit einer Ausnahme keine Legionen, sondern höchstens Auxiliartruppen in Garnison liegen. Am ranghöchsten sind die Provinzen Africa und Asia, von denen im erstgenannten Gebiet eine Legion liegt, die im Ostteil der Region Numidia ihre Garnison hat, jedoch dem realen Zugriff des proconsul Africae weitgehend entzogen ist.

procurator monetae:

Aufseher über die Reichsmünzstätte in Rom.

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Anhang

puellae Faustinianae:

Durch finanzielle Stiftungen geförderte Mädchen in Italien, gedacht als Vermächtnis der Kaiserin Faustina I., der später im Jahre 176 die zur Erinnerung an die Tochter Faustina II. gestifteten puellae novae Faustinianae hinzugefügt werden.

quaestor:

Inhaber des niedrigsten Amtes der senatorischen Laufbahn mit dem Minimalalter von 25 Jahren, für jedes Jahr insgesamt 26 an Zahl, untergliedert in einen quaestor Augusti, zwei quaestores consulum und übrige quaestores provinciarum mit der Aufgabe, in den Senatsprovinzen die Finanzverwaltung zu leiten.

quindecimviri sacris faciundis:

Priesterkollegium von fünfzehn Mitgliedern für die Abhaltung von sakralen Handlungen im Staatskult, eines der vier amplissima collegia, in denen die Kaiser amtshalber die Leitung innehaben.

Salii Palatini/Collini:

Priesterschaften junger Männer für Romulus bzw. Quirinus von jeweils zwölf Mitgliedern, die Kriegstänze am Beginn und Ende der Feldzugssaison durchführen. Mitglieder können nur Söhne von lebenden Eltern sein.

septemviri epulonum:

Priesterkollegium von sieben Mitgliedern für die Veranstaltung von rituellen Götterspeisungen zu besonderen Anlässen, zugehörig den vier amplissima collegia, in denen die Kaiser amtshalber den Vorsitz innehaben.

Sesterz:

Höchstwertige Münze als unedlem Metall, meist Kupfer oder auch Messing im Wert von vier Asses bzw. zwei Dupondii.

Sevir turmarum equestrium:

Junge senatorische Anführer der sechs beim jährlichen Festumzug der Ritter in Rom am 15. Juli beteiligten berittenen Abteilungen.

sexagenarii:

Ritterliche Staatsbeamte mit 60.000 Sesterzen Jahresgehalt (Auflistung oben 138 f.).

Sodales:

Priesterkollegium zur Pflege des Kultes von Göttern und vergöttlichten Kaisern, darunter die sodales Hadrianales für Hadrian und die sodales Antoniniani für Antoninus Pius, deren Zuständigkeit später ab Frühjahr 169 bzw. 180 als Veriani Marciani erweitert wird.

tribunicia potestas:

Amtsgewalt eines Volkstribunen als grundlegende Machtbefugnis des Kaisers in Rom mit ihren Teilbefugnissen, jahresmäßig gezählt und entscheidend für die innenpolitische Lenkung des Staates seit Augustus.

tribunus plebis:

Inhaber des Amtes eines Volkstribunen, der die zweite reguläre Stellung innerhalb des senatorischen cursus honorum innehat.

tribunus militum:

Insgesamt jeweils sechs unter dem Legaten stehende Offiziere in einer Legion, von denen einer, der dem ordo senatorius angehört, als offiziell stellvertretender Befehlshaber fungiert, während die anderen fünf dem ordo equester entstammen.

234

Quellen- und Literaturverzeichnis

tricenarius:

Ritterlicher Staatsbeamter mit 300.000 Sesterzen Jahresgehalt.

Vigintivirat:

Unterste Stufe der senatorischen Laufbahn, bekleidet ungefähr im Alter von 18 Jahren und aufgeteilt in die vier Teilbereiche der für die Münzprägung zuständigen triumviri monetales, der für die Unterhaltung der Straßen in Rom nominell verantwortlichen quattuorviri viarum curandarum, der die Freilassungsprozesse betreuenden decemviri stlitibus iudicandis und der für die Überwachung von Hinrichtungen zuständigen triumviri c/kapitales.

Quellen- und Literaturverzeichnis Abkürzungsverzeichnis AA Acta Classica ActClassDebr AHR AIIN AJB AJPh AnatSt ANRW AntAfr ArchClass ArchKorrbl AW BA BAHC BBKL BMC BStudLat BAProAvent BullEp BVBl BZ

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Anhang

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Journal des Savants Listy Filologicke Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Istanbul Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Rom Mélanges de l’École Française de Rome, Antiquité Museum Helveticum Moneta Imperii Romani Metropolitan Museum Journal Numismatic Chronicle Orientis Graecae Inscriptiones Selectae Ostbairische Grenzmarken Papers of the Britisch School at Rome Prosopographia Imperii Romani, 2. Aufl., Berlin 1933– 2015 Papyri von Oxyrrhynchos Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, 2. Auflage, Stuttgart 1893–1978 Revue des Études Latines Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Berlin/New York, 35 Bde., 1973–2007 Revue Historique de Droit Français et Étranger Rheinisches Museum für Philologie The Roman Inscriptions of Britain Roman Imperial Coinage, Bd. III, London 1968 Rivista dell’Istituto Nazionale d’Archeologia e Storia dell’Arte Roman Provincial Coinage Rivista Storica Italiana Sammelbuch griechischer Urkunden aus Ägypten Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse Studi Classici e Orientali Supplementum Epigraphicum Graecum Sylloge Inscriptionum Graecarum Schweizerische Numismatische Rundschau Thesaurus Linguae Latinae Vigiliae Christianae Studia historica. Historia antigua Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Römische Abteilung 237

Anhang

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Anhang

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Index

A a rationibus 151 a studiis 149 ab epistulis Latinis / Graecis 127, 138, 142 Abgariden 67 Abila Lysaniae 168 abolitio nominis 13 Achaia 86 Acilius Glabrio Cnaeus Cornelius Severus, Manius 133, 151 Acta Fratrum Arvalium 174 adlectio inter praetorios 82, 91, 141, 149 adlectio inter senatorios 120, 143 adventus 187 advocatus fisci 139 Aegyptus 52, 65, 103, 105, 131, 138, 140 Aelius Antoninus, Titus 160 f. Aelius Apollonides, Publius 127 f. Aelius Arist(e)ides 125, 143 Aelius Aurelius Commodus, Lucius 32 f. Aelius Aurelius, Lucius 41 Aelius Aurelius, Titus 27, 29, 32, 41, 159 Aelius Caesar, Lucius 25 Aelius Galenus 16, 68, 75, 93, 125 Aelius Hadrianus, Publius 13, 143, 181 – Adoption 14 – Divinisierung 30, 35 – Ehrungen 46 Aemilia et Flaminia 135 Aemilius Papinianus 148 Africa proconsularis 124, 142, 167, 172, 193 Aion 46 ala III Thracum (sagittariorum civium Romanorum) 72 Alamannen 73, 122, 144 Alanen 80 Alba Pompeia (Alba) 78 Alexander von Abonutheichos 50, 84 Alexander von Kotiaion 23 Alexandria 103–105, 128, 168 alimenta 139 Alsium (Palo) 40 Altar 107, 169, 171 f.

Altinum (Quinto d’Altino) 75 Ammaedara (Haïdra) 172 Ammianus Marcellinus 18, 80 f., 84, 106 Anicetus 201 Annia Aurelia Galeria Faustina 78, 161 Annia Aurelia Galeria Lucilla 32, 56 Annia Cornificia Faustina 21 Annia Fundania Faustina 134 Annia Galeria Faustina (I) 14, 21, 26, 33 f. Annia Galeria Faustina (II) 44, 78 – Ehrungen 37 f., 101 – Familie 32, 34, 41 – Statuen 37, 40 – Tod 106 Annia Lucilla 47, 63 Antinoupolis 47 Antiochia (Antakia) 55–58, 63, 78, 100– 104, 106, 131, 159 Antistius Adventus Postumius Aquilinus, Quintus 81, 124, 137 Antistius Burrus, Lucius 162 Aphrodite 155, 191 f. Apollo 41, 190 f. Apollonius von Kalchedon 23 Apotheose 193 Appia Annia Regilla Atilia Caucidia Tertulla 129 Appianos 74, 128 Apulia Calabria Lucania Bruttii 135 Aquileia 75, 79, 81, 83 f. Arabia 103, 131 Arethas von Caesarea (Cappadocia) 196 Argentorate (Straßburg) 92 Aridelus 128 Ariminum (Rimini) 82, 135 Ariogaisus 94, 99, 176 Arnuphis 96 f. Arrabona (Györ) 26 Arrius Antoninus, Caius 124, 128, 134 f. Artaxata 50, 55 Artemis 190 f. Asia 27, 57, 103, 124, 134, 136 Asinius Quadratus 66 Athena 191 Attidius Cornelianus, Lucius 51

265

Index

Attika 86 Aufidius Victorinus, Caius 53, 62, 127, 137, 145 augures 34, 137 Augusta Vindelicum (Augsburg) 62, 92, 138 Augustalia 64 Augustus (Name / Titel) 13 f., 22, 27, 29, 32, 34, 45 f., 55–57, 63, 72, 75, 79, 83, 101–103, 110, 115, 121, 126, 130, 146, 158, 166, 172, 175, 181, 186, 189, 191 f., 199, 202, 204, 207 Aurelia Cornificia 39 Aurelia Fadilla 39, 161 f., 173 Aurelius Adrastus 181 Aurelius Agaclythus, Lucius 163 Aurelius Antoninus, Marcus (= Caracalla) 67, 111, 122, 144 Aurelius Antoninus, Marcus (= Elagabalus) 9 Aurelius Antoninus, Titus 41 Aurelius Cleander, Marcus 139 Aurelius Fulvus Antoninus, Titus 29, 62, 160 Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus, Titus (= Antoninus Pius) 14, 21, 26 – Adoption 29, 32 – Divinisierung 35 – Politik 30 Aurelius Hadrianus 160 Aurelius Papirius Dionysius, Marcus 139 Aurelius Symmachus Eusebius, Quintus 127 Aurelius Valerius Diocletianus, Caius 15, 122, 149 Aurelius Valerius Maximianus, Marcus 15, 91, 118, 120, 139, 141 f., 171, 208 Aurelius Victor, Sextus 17, 76, 114, 116, 205 Aureus 48, 91 Auxiliartruppen 141 Aventicum (Avenches) 179 Avidius Cassius, Lucius 18, 60 f., 65, 103, 107, 115, 127 f., 130–132, 144, 159, 162, 166, 170, 190, 199, 204 – Ämterlaufbahn 51, 59, 65 – Usurpation 101 Avidius Heliodorus, Caius 59

B Bacchus 36 Badanaspes 100 Baiae (Baia) 27 Baius Pudens, Sextus 140 Ballomarius 72, 76

266

Banasa 151 Baquaten 145, 173 Bassaeus Rufus, Marcus 75, 94, 112, 121 f., 139, 141, 151, 155 Bastarner 80 Bedriacum (Calvatone) 178 Belgica et utriusque Germania 140 Bellona 112 bellum Mauricum / Maurorum 87, 145 Beroea (Veria) 153 Beulenpest 68 Biga 107, 190 Böhmen 72 Bononia 114 Breviarien 205 Brigetio (Komárom) 95, 120 Britannia 51, 53, 81, 140 Briten 49 Brundisium (Brindisi) 52 f., 108 Bruttia Crispina 110 Bruttius Praesens, Lucius 110, 134 bucoloi 66

C Caecilius Africanus, Sextus 148 Caecilius Crescens Volusianus, Sextus 142 Caecilius Salvianus, Caius 105 Caelius Optatus, Publius 127 Caesar (Name / Titel) 14, 22, 26 f., 29, 32 f., 35 f., 38, 40 f., 44, 64, 109, 126, 129, 158, 160, 165, 167, 190, 204 Caesarea (Cherchel) 197, 200 Caius Caesar 34 Caius Caesar (= Caligula) 160 Calama (Guelma) 125, 173 Calvisius Faustinianus, Caius 128 Calvisius Statianus, Caius 103, 105, 128, 168 Candidus 72 Canusium (Canosa) 52 Cappadocia 49–51, 59, 65, 106, 124, 131 Capua 52, 209 Carnuntum (Bad Deutsch Altenburg / Petronell) 74, 79, 82, 85, 88 f., 93, 99, 196 Cassius Dio Cocceianus, Lucius 16, 74, 77, 148, 203, 206 Castra Regina (Regensburg) 92, 171 Catilius Severus Iulianus Claudius Reginus, Lucius 22 Ceionia Fabia 32, 110 Ceionia Plautia 135 Ceionius Commodus, Lucius (= Aelius Aurelius Commodus, Lucius = Aurelius Verus, Lucius = Lucius Verus) 14, 17,

Index

22, 27, 48, 52, 116, 125, 135, 146, 156, 163, 166 – Ämter 46, 51, 67 – Divinisierung 75 – Familie 62 – Krieg 53, 67, 75 – Tod 75 Ceionius Commodus, Lucius (= Aelius Caesar, Lucius) 25, 27 centenarii 138 centuria 145 centurio 168 Chatten 53, 62 China 31 Chosrhoes / Osrhoes 50, 60 f. Christen 200, 202 Cirta (Constantine) 81, 124 f. civis Romanus / cives Romani 9, 24, 63, 156 Claudius Caesar Augustus Germanicus, Nero (= Nero) 21, 58, 110 Claudius Drusus Germanicus, Nero (= Germanicus) 56 Claudius Dryantianus Antoninus, Tiberius 105 Claudius Fronto, Marcus 59, 71, 85 f., 94, 124, 137, 156 Claudius Iulianus Naucellius, Tiberius 127 Claudius Lateranus, Appius 140 Claudius Pompeianus, Tiberius 72, 78, 83, 88, 91, 101, 104, 115, 118, 122, 159, 162, 184 Claudius Severus, Cnaeus 78, 127, 159, 161 f. Cocceius Nerva, Marcus (= Nerva) 13, 18 Codex Iustinianus 146, 150 – Digesten 153 – Pandekten 147 – Reskripte 154 cohors 141, 202 cohors XIII urbana 202 cohortes praetoriae 47 colonia Ulpia Traiana (Xanten) 168 comes Augusti / Augustorum 51, 57, 71, 79, 134 congiarium 45, 72, 174 consecratio 26, 45 f., 75, 107 consilium principis 46, 53, 113, 115, 139, 148, 151 consul (ordinarius / suffectus) 22, 51, 53, 59 f., 78, 96, 104 f., 123, 125, 133 Corduba (Cordoba) 21 Cornelius Anullinus, Publius 137 Cornelius Clemens, Sextus 87

Cornelius Fronto, Marcus 17, 22, 33, 49, 70, 125 Cornelius Italus, Caius 134 Cornelius Potitus, Lucius 145 Cornelius Repentinus Contuccius, Sextus 128, 141 f. corona civica 63 Cuicul (Djémila) 169, 172 curator aedium sacrarum / alvei Tiberis / aquarum / operum publicorum 71, 137 cursus honorum 20, 27, 78, 85, 94, 101, 123, 125, 129, 134–136, 138, 141, 149 Cyrrhus (Nebi Huri) 59, 106

D Dacia 141 Dalmatia 87, 171 damnatio memoriae 13 Daphne 56 Dasumius Tullius Tuscus, Lucius 124 Dausara 55 Delphi 86, 113 Demeter 192 Desticius Severus, Titus 140 Diana 107 Didius Marinus, Lucius 163 Didius Severus Iulianus, Marcus 123 Diognetus 22 Dioskuren 160 divi fratres 10, 15, 123, 204 Domitia Faustina 37, 47 Domitia Longina 13 Domitia Lucilla 20, 22 Domitia Paulina 25 domus divina / domus Augusti 26, 116, 133, 155 donativum 45 ducenarii 138 Dupondius 97 Dura Europos 20, 60, 67 duumvir (IIvir) 142, 167 Dyarchie 15, 75

E Edessa (Şanlıurfa) 55, 60, 67 edictum praetorium, perpetuum 147 Egrilius Plarianus, Quintus 127 Elegeia 50, 55, 84, 120 Elogium 22, 59, 143, 169, 198 Epictetus 197 Epikur 199 episcopus / episcopi 201 equites et pedites singulares (Augusti) 138

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Index

equus publicus 23 Etruria Aemilia Liguria 134 Euphrat 55 f., 60 Eusebios 97, 114, 200–202, 205 Eutropius 18, 70, 80, 88, 114, 205 expeditio Germanica 112, 119

Geten 49 Gladiatoren 83, 139, 152 Gortyn (Gortys) 168 Goten 70, 73, 144 Granuas (Hron) 196

H F fasti consulares 123 Fasti Ostienses 39, 174 Fecunditas 37, 58, 161 Felicitas 53 Feriale Duranum 20 fetiales 112, 137 Ficulae 169 Fidenae 167 Fides 41 Flamen 172 Flaminia et Transpadana 134 Flaminia et Umbria 134 Flavius Anastasius 19 Flavius Constans, Titus 141 Flavius Damianus, Titus 63 Flavius Domitianus, Titus 13 Flavius Germanus, Titus 142 Flavius Iulius Constantius (II.) 204 Flavius Iulius Crispus, Caius 200 Flavius Piso, Titus 151 Flavius Theodosius II. 148 Flavius Valens 18 Flavius Valerius Constantinus (Konstantin der Große) 15, 175, 204, 207 f. Flavius Vespasianus, Titus 106 Fortuna (redux) 42, 44, 169 f., 187 Franken 73, 144 fratres Arvales 137 Freigelassene 52, 133 Fulvianus 127 funus censorium 35 Furius Victorinus, Marcus 52, 71, 79, 141 Furtius 89, 94, 99

G Gaius (Jurist) 148 Galerius Aurelius Antoninus, Marcus 29 Gallia Narbonensis 26 Gallien 200–202 Gavius Maximus, Marcus 128, 167 Gavius Squilla Gallicanus, Marcus 128, 151 Gellius, Aulus 17, 125, 148 Genius Senatus 186 Germania Inferior 54, 123 Germanicus 90, 166

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Hadrumetum (Sousse) 142, 147 Halala – Faustinopolis 106 Harzhorn 122 Hasdingen 87 Hedius Rufus Lollianus Avitus, Lucius 127 Helios 190 Helvius Pertinax, Publius 78, 91, 95, 104, 114 f., 120, 136, 139, 143, 156, 184 Herakleios I. 15 Herennius Dexippus, Publius 17, 19 Hermogenes 106 Hermunduren 80 Herodianos 17, 114 f., 203 Hispania Citerior 134 Homer 126 homo novus 51, 59, 101, 125, 128, 131, 159, 162 Hunnen 73

I Iallius Bassus Fabius Valerianus, Marcus 51, 73 ideologus Aegypti 128 imperator 27, 55, 90, 165 Imperatorische Akklamationen 61, 63, 165 imperium proconsulare 26 f., 38, 65 Iordanes 206 Irenaeus 201 Isidoros 66 Italica 71, 92, 145, 152 Iudaea 131, 137 Iulia Domna 17 Iulianos 97 Iulius Caesar, Caius 27, 97 Iulius Commodus Orfitianus, Caius 85 Iulius Geminius Marcianus, Publius 124 Iulius Pompilius Piso Titus Vibullius Laevillus, Aulus 23, 125 Iulius Scapula Tertullus, Publius 151 Iulius Statilius Severus, Lucius 59 Iulius Ursus Servianus, Lucius 25 Iulius Vehilius Gratus Iulianus, Lucius 87 Iulius Verus, Cnaeus 60, 124 Iulius Verus, Lucius 168 Iunia Flaccinilla 82

Index

Iunius Maximus 65, 128 Iunius Pastor Lucius Caesennius Sospes, Aulus 124 Iunius Pastor, Aulus 124, 135, 137 Iunius Rusticus, Quintus 23, 136, 201 Iuno Lucina / Regina 110, 161 Iuppiter (dilector / optimus maximus) 34, 64, 82, 166, 170 f., 187, 204 iuridicus 105, 134 ius civitatis Romanae 151 Iustinianus I. 15 f. Iustinus I. 15 Iustinus II. 15 Iustinus von Palästina 201

J Jazygen 86, 89, 93 f., 99 f., 112–114 Johannes Antiochenus 16 Johannes von Salisbury 206 Juden 106 Juridikate 157

K Kainepolis 55 Kausia 190 Kilikische Pforte 106 Kommagene 131 Korinth 54 Kostoboken 80, 85, 87 f., 108 Ktesiphon 39, 45, 60 f.

L La/e/ugaricio (Trenčin) 171 Lactantius, Lucius Caecilius Firmianus 200, 202 Lakringen 80, 87 Lambaesis (Lambèse) 167 Langobarden 70, 72, 76, 80, 82 Lanuvium (Lanuvio) 26, 108 Laodicea (Latakia) 56, 63 Larcius Euripianus, Quintus 151 largitio 45 Lauriacum (Linz) 138 legatus Augusti pro praetore 56, 137, 202 legio I adiutrix 95 legio II Italica 92 legio III Augusta 127, 167, 170, 193 legio III Gallica 60 legio III Italica 171 legio IX Hispana 50, 143 legio VII Claudia 113 legio VII Gemina 145

legio XVI Flavia fidelis 168 Legion 51, 55, 72, 81, 92, 97 f., 105, 137, 141 f. Lepcis Magna 170, 193 liberalitas 45, 61, 76, 103, 109 f., 118, 187 Liberalitas 48, 65 liberti Augusti 156 Lilybaeum (Marsala) 172 limes 53 Liria Edetanorum (Lliria) 145 litterae laureatae 65 logistes 154 Lorium (Castel di Guido) 40, 42, 44 Lucianus von Samosata 17, 55 f., 60, 66, 68, 84, 125 Lugdunum (Lyon) 9, 142, 200–202 Lusitania 141 lustratio 187

M Macchiavelli, Niccolò 206 Macrinia Rufina 82 Macrinius Vindex, Marcus 72, 75, 79, 82 f., 90, 120, 135, 139, 141, 155 Mactaris (Maktar) 118 Magier 97 magister officiorum 16 Makedonen 49 Mannus 60, 67 Marbod 72 Marcomannia 113 Marius Maximus Perpetuus Aurelianus, Lucius 18, 80 Markomannen 62, 70, 72, 76, 79, 81, 84– 86, 89–94, 99, 112 f., 118, 120 Mars 24, 34, 38, 41, 186 f. Martius Verus, Publius 59 f., 65 f., 102 f., 131 f., 144 Mauren 49, 87, 145, 157 Mauretania Caesariensis 140 f. Mauretania Tingitana 144, 151, 173 Mauricius Constantinus 15 Medicus 61 Melitene (Malatya) 97 f. Melito von Sardes 201 Mercurius 97 Messene 180 Metilius Aquillius Regulus Nepos Volusius Torquatus Fronto, Marcus 134 Milet 107, 153 Militärdiplome 154 militiae, tres / quattuor 128, 141 Minerva 36, 41 Minucius Felix 201 Mnasibulos von Elateia 86

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Index

Moesia Inferior 54 Moesia Superior 85, 113 moneta 139 Mummius Sisenna Rutilianus, Publius 84 Mustis (Mest Henshir) 170

N Naristen 80, 91, 93, 113 Nemausus (Nîmes) 26 Neptunus 36 Nicephorium 55 Nicopolis 105 Nisibis 60, 67 Nobilität 20 Nola 135 Noricum 69, 92, 136 f., 140, 156 Numidia 91, 127, 137, 193

O Obier 71, 76, 80, 82 Octavius Cornelius Publius Salvius Iulianus Aemilianus, Lucius 147, 170 Oea (Tripolis) 170, 193 Okeanos 96 Olicana (Ilkley) 170 Olympia 129, 160 f., 180 Opitergium (Oderzo) 81, 83 Orakel 84 ordo decurionum 138, 140, 142, 155 ordo equester 23, 122, 133, 138 f., 142, 155 ordo senatorius 20, 82, 121 f., 140, 149, 151 ornamenta consularia 121 Orosius (Paulus) 80, 90, 97, 114, 201, 205 Osrhoene 55, 60, 67 Ostgoten 16 Ostia 38, 63, 104, 149, 171, 174, 201 Otto von Freising 206

P Pactumeius Magnus, Titus 105 Palaestina 85, 200 Pandemie 67 Pannonia Inferior 54 Pannonia Superior 73, 85, 196 Paphlagonien 78 Parther 30, 49, 55, 61 f., 106, 130, 166, 179, 190, 192, 206 Passienus Rufus 127 pater patriae 63, 101 patrimonium Augusti 133

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Pausanias 86 Pedanius Fuscus Salinator, Cnaeus 25 Peducaeus Plautius Quintillus, Marcus 110, 162 peregrini 156 Pergamon-Altar 190, 192 Petronius Mamertinus, Marcus 127, 167 Petronius Sura Mamertinus, Marcus 162 Petrus Patricius 16, 70, 72, 100, 104 Peukiner 80 Pharasmanes III. 31 Pherae 153 Philippopolis (Plowdiw) 171 Philostratos 17 Philostratus, Flavius 130 Phokis 86 Pieporus 87 pietas 29, 35 Pietas 58, 161 Platon 199 Plautius Aquilinus 32 Plautius Quintillus 32 Pluto 169 Pockenepidemie 68 Polyainos 49 Polykarpos von Smyrna 201 Pompeiopolis 78 Pompeius Senecio Sosius Priscus …, Quintus 134 Pomponius Proculus Vitrasius Pollio, Titus 133 Pomponius, Sextus 133, 147 pontifex maximus 24, 47, 76, 96 f. pontifices 34, 137 Pontius Laelianus Larcius Sabinus, Marcus 51, 71 Popilius Carus Pedo, Caius 155 Poseidon 192 Pothinus 201 Praecilius Pompeianus 127 praefectus Aegypti 104 f., 128, 139, 168 praefectus alae 141 praefectus alimentorum 134, 136 praefectus annonae 139, 143 praefectus fabrum 142, 149 praefectus praetorio 141 praefectus urbis Romae 53 praefectus vehiculorum 139 praefectus vigilum 148, 151 Praeneste (Palestrina) 82, 142 praenomen imperatoris 27 praetentura Italiae et Alpium 80, 124, 144 praetor 135 princeps 13, 27, 30, 46, 109, 187, 197 proconsul (Africae / Asiae) 27, 57, 84, 134, 155, 170, 189

Index

procurator columnae 181 procurator monetae 140 profectio 53, 186 promagister hereditatium 139 propagatores imperii 113 provincia(e) 155, 202 puellae (novae) Faustinianae 107 Puteoli (Pozzuoli) 29, 135, 141

Q Quaden 76, 80 f., 84–86, 89–91, 93–95, 99 f., 112 f., 118, 196 Quadriga 175 quaestor 32, 152, 157

R Raetia 62, 75, 92, 136 f., 140 f., 156 Raos 87 Rapros 87 rationes 138 Ravenna 52, 89, 140 res privata 44 rex 76, 94 Rom – Antoninus-Pius-Säule 117 – Ara Pacis 181 – arcus Hadriani 26, 186 – Ceres-Tempel 129 – Forum Augusti 121 – Forum Romanum 35, 64, 188 – Forum Traiani 86, 121 – Hadrianstempel 30 – Kapitol 10, 64, 116, 175 – Konstantinsbogen 186 – ludus magnus 139, 174 – Marcus-Aurelius-Bogen 74, 109, 186 – Marcus-Aurelius-Reiterstatue 116, 175– 177, 207 – Marcus-Aurelius-Säule 96, 116 – Marsfeld 180 – Mars-Ultor-Tempel 94 – Mausoleum Augusti 181 – Mausoleum Hadriani 29 f. – Pantheon 30 – plutei Hadriani 111 – porta triumphalis 187 – Quirinal 24 – Roma-Tempel 107 – Severusbogen 188 – Traianssäule 45, 181, 183 – Via Appia 23, 129 – Via Flaminia 182, 186 – Via Lata 26 – Via Sacra 74

Roma (Göttin) 35, 41, 46, 107, 187, 191 Roxolanen 80, 112 f. Rufius Festus 18 Rupilia Faustina 21 Rupilius Frugi, Libo 21

S Sabratha (Sabrāta) 173 Sachsen 73, 123 Saepinum (Sepino) 155 Saevinius Proculus, Lucius 134 Salii Collini 24 Salii Palatini 24 Salona 87, 171 Salus 48 Salvius Otho, Marcus (= Otho) 151 Samosata (Samsat) 17, 50, 55 Sardeis 152 Sardes 201 Sardius Saturninus 127 Sarmaten 80, 89, 110, 112 f., 199 Sarmatia 113 Sarmaticus 100, 166 Sarmizegetusa 86, 170 Sas(s)aniden 16 Satrius Maior, Marcus 178 Saturn 204 Schuldentilgung 111 Sedatius Severianus, Marcus 50, 84, 120, 123 Selene 190 Seleucia 60, 67 Seleukos I. 60 sella curulis 58, 187 Semnonen 113 Senat 14, 23, 26, 29, 32, 45–47, 53, 57, 59, 63–65, 90, 94, 101 f., 105, 107, 109 f., 112, 116, 121, 129, 136, 143, 152 f., 157, 167, 169, 175, 182 senatus consultum 152, 198 senatus consultum de gladiatoribus 152, 198 senatus consultum Orfitianum 152 Septimius Severus, Caius 151, 170 Septimius Severus, Lucius 15, 17, 61, 67, 107, 109, 123, 137, 156, 161, 176, 187 Sergius Paullus, Lucius 136 Servilius Pudens, Quintus 135 Sesterz 91, 97 sexagenarii 138 Sextius Lateranus, Titus 151 Sextus 23 Sicilia 138 Sikoboten 80 Silingen 87

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Index

Singilia Barba 145 Sirmium (Šremska Mitrovica) 85, 99, 101, 103 f., 114, 130, 153, 159 Sklaven 52, 64, 83, 133, 156 Smyrna (Izmir) 56, 107, 111, 201 Sohaemus 50, 58 f., 66 Sokrates 199 Sosiber 80 Staatsopfer 186 Stadien 91 Stadtpräfektur 121, 136 f., 147 Stadtprägungen 39 Stoa 197 subcurator aedium sacrarum et operum publicorum 139 Suda-Lexikon 59, 66, 97, 115, 196 Sueben 80 Suetonius Tranquillus, Caius 18, 204 suffragator 129 summae rationes 138 Sura 55 Sustri 169 Sutunurca 172 Syria 49, 51, 56, 65, 85, 103, 130 f.

T Tabula Banasitana 139, 141 f., 145, 151 Tabula Peutingeriana 40 Tarbus 87 Tarrutienus Paternus, Publius 88, 112, 121, 139, 142, 149, 151 Tarsus 106 Tempel 30, 35, 76, 94, 97, 112, 116, 121, 166, 169 f., 181, 187 Terentius Varro, Marcus 41 Teschup 96 testudo 183 Thamugadi (Timgad) 194 Themistios 196 Theoderich der Große 176 Theriak 93 Thibilis 173 Thracia 85 Thuburbo Maius 167, 170 Thugga (Dougga) 169, 173, 193 Thukydides 68, 126 Tiberius Constantinus 15 Tibur (Tivoli) 26 f., 37, 40, 84 Tifernum Tiberinum (Città di Castello) 135 Tigris 60 Tiridates 66 toga virilis 24, 33, 103 tribunicia potestas 25, 27, 38, 41, 110, 165 tricenarius 138

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Triumph 109 f., 116, 119, 166, 176 Triumphbogen 186 Tropaeum 187 Tropaeum Traiani (Adamklissi) 86 Tyana (Kemirhisar) 106

U Überschwemmung 48 Ucubi (Espejo) 21 Ulpius Eurycles 154 Ulpius Marcellus 148 Ummidius Quadratus Annianus, Caius 21 Ummidius Quadratus Annianus, Marcus 21

V Valao 91 Valerius Maximianus, Marcus 91, 118, 120, 139, 141 f., 171, 208 Vallius Maximianus, Caius 144 Vandalen 70, 80, 87 Varius Clemens, Titus 140 f., 151 Vedius Antoninus 63 Velius Rufus 127 Venuleius Saturninus, Quintus 148 Venus 35 f., 38, 58, 107, 110 Verecunda (Markouna) 194 Vesta 58 Vettius Sabinianus Iulius Hospes, Caius 124 Vettulenus Civica Barbarus, Marcus 57, 134 Via Aurelia 40 Via Claudia Augusta 75 Vibia Aurelia Sabina 39, 104, 161 f., 173 Vibia Sabina 21, 25, 46 Vibullius Hipparchus Tiberius Claudius Herodes Atticus, Lucius 23, 125 vicesimae hereditates 138 Victoria 36, 41, 55, 178, 187 Victoria von Calvatone 178 Vienna 202 vigiles 83, 139 Vigintivirat 136 Viktualen 76, 79 Viminacium (Kostolac) 113 f. Vindobona / Wien 114 viri militares 85, 123 Virtus 41 Vitellius, Aulus 151 Volceii (Buccino) 110 Völkerwanderung 73, 87, 131, 144 Vologaises IV. 38, 45, 49, 57, 61, 67, 143 Volubilis 145, 173

Index

Volumnius Quadratus 128 Volusius Maecianus, Lucius 142, 149 Vorzeichendeutung 34 vota publica 38, 58

W Weichsel

Z Zanticus 100 Zegrenses 145, 151 Zirkusspiele 45 Zonaras, Johannes 16, 203, 206 Zosimos 19, 206

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Abbildungsnachweis

Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

1: Aufnahme des Verfassers 2a: Aufnahme des Verfassers 2b: Wiki Commons CC BY-SA 4.0 3: Münzkabinett der staatlichen Museen Berlin 18208751 4: Münzkabinett der staatlichen Museen Berlin 18204808 5: Münzkabinett der staatlichen Museen Berlin 18218161 6: Münzkabinett der staatlichen Museen Berlin 18204307 7: Musei Capitolini Rom, Aufnahme Zeno Colantoni 8: Ruhr-Universität Bochum, Akademisches Kunstmuseum, Aufnahme Michael Benecke Abb. 9a: Wiki Commons CC BY-SA 4.0 Abb. 9b: Aufnahme des Verfassers Abb. 10: Aufnahme des Verfassers Abb. 11: Aufnahme des Verfassers Karte: © Peter Palm

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S. 28 S. 43 S. 43 S. 48 S. 77 S. 108 S. 117 S. 177 S. 179 S. 185 S. 185 S. 188 S. 193 S. 212