Lichtraum Stadt: Lichtplanung im urbanen Kontext 9783034609005

EIN LEITFADEN FÜR URBANE LICHTPLANUNG Licht prägt maßgeblich das Gesicht der nächtlichen Metropolen. Dabei nimmt die A

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Lichtraum Stadt: Lichtplanung im urbanen Kontext
 9783034609005

Table of contents :
Vorwort
Die Stadt als Innenraum
Stadtverschönerung
Licht im öffentlichen Raum
Mit Licht entwerfen
Beleuchtung von Gebäuden
Fallstudien
Brandenburger Tor, Berlin
Somerset House, London
St. Johannes Kathedrale, ’s-Hertogenbosch
Kolosseum, Rom
Ostende
Brücken
Farbe in der Lichtplanung
Lichtverschmutzung
Wartung

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Lichtraum Stadt

für Joke M.A. van Hengstum

Lichtraum Stadt Lichtplanung im urbanen Kontext Christa van Santen

Birkhäuser – Verlag für Architektur Basel • Boston • Berlin

Inhalt

Vorwort  6 Die Stadt als Innenraum  8 Stadtverschönerung  24 Licht im öffentlichen Raum  34 Mit Licht entwerfen  50 Beleuchtung von Gebäuden  68 Fallstudien  90 Brandenburger Tor, Berlin  92 / Somerset House, London  94 / St. Johannes Kathedrale, ’s-Hertogenbosch  96 / Kolosseum, Rom  98 / Ostende  100 / Brücken  104 / Farbe in der Lichtplanung  110

Lichtverschmutzung  114 Wartung  124



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Vorwort

Licht in der Stadt dient der Orientierung. Eine gut beleuchtete Stadt

ausgerichtet ist, ohne das Umfeld zu berücksichtigen. Ein guter

kann sehr einladend sein und bewirken, dass die Einwohner und

Masterplan ist auf die besonderen Eigenschaften der Umgebung

Besucher sich wohl und sicher fühlen. Darüber hinaus kann eine

zugeschnitten und schafft Stimmigkeit im nächtlichen Erschei­

gelungene Lichtplanung dem nächtlichen Stadtraum eine eigene

nungsbild des Ortes. Die Stadt am Abend wirkt anders als die Stadt

Identität verleihen und architektonische Qualitäten betonen – wenn

am Tage. Die Tagesatmosphäre kann nicht nachgeahmt werden.

sie gelungen ist.

Die Nacht darf sicherlich ein wenig geheimnisvoller sein und eine

Die Zeit der Glühlampe in öffentlichen Bereichen ist vorüber.

eigene Stimmung vermitteln. Ausgangspunkt für den fundierten

Die Entwicklung neuer Lichtquellen und entsprechender Leuchten

Entwurf eines Lichtkonzeptes sollten die lokale Architektur und

hat unsere Möglichkeiten vervielfacht. Heute gibt es öffentliche Be­­

Stadtplanung sein. In vielen Städten sind gute Vorbilder für die

leuch­­tung in vielen Ausführungen, alle mit einer raffiniert gestalte­

Beleuchtung von Gebäuden zu finden, die Feingefühl für die Rolle

ten Optik. Doch manchmal scheint es, als sei alles Licht im Außen­

der Architektur zeigen.

raum – nicht nur das Licht für Werbeflächen, sondern auch das für

Die thematischen Kapitel dieses Buches bringen die verschiede­

die Beleuchtung von Gebäuden und sogar die Straßenbeleuchtung

nen Funktionen der städtischen Beleuchtung «ans Licht». Eigens für

– zum bloßen Marketinginstrument geworden. Buntes Licht wird

dieses Buch habe ich mehrere europäische Metropolen, darunter Paris,

ein­gesetzt, ob es passt oder nicht. Es passt, wenn Partystimmung

Brüssel, Berlin, London, Rom, Barcelona, Amsterdam, besucht, und

erzeugt werden soll, oder wenn es eine spezifische Funktion hat,

unterschiedliche Beleuchtungssituationen fotografiert, die in diesem

ohne von dem sonstigen vorhandenen Licht abzulenken. Es passt

Buch kommentiert werden. So werden unterschiedliche Planungs­

nicht, wenn es die Stadt in eine Theaterkulisse verwandelt. Auch

aufgaben systematisch dargestellt und spezifische Lösungs­konzepte

wenn es noch so reizvoll ist, Licht, das auf Werbung aufmerksam

vorgestellt.

machen oder dekorative Elemente hervorheben soll, trägt nicht zur besseren Orientierung im Raum bei. Vielerorts wurden Regeln auf­

So werden mit Hilfe dieser Momentaufnahmen die Möglichkei­ ten und Grenzen urbaner Beleuchtung veranschaulicht.

gestellt, um ein Übermaß an derartigem Licht zu vermeiden. Ein Masterplan für ein bestimmtes Areal ist einer individuellen

Christa van Santen, Februar 2006

Planung vorzuziehen, die normalerweise auf eine einzelne Aufgabe



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Die Stadt als Innenraum

Keine zwei Innenräume sind völlig gleich, selbst wenn sie einer Mode folgen, werden sie immer Unterschiede aufweisen. Das Interieur ist das Abbild des Charakters und der Lebensverhältnisse eines Indivi­ duums. Vieles, was während der Entwurfsphase eines Innenraumes durchscheint, spielt, trotz unterschiedlicher Maßstäbe, auch für den Entwurf der «außen liegenden Innenräume» eine Rolle. Auch hier kann man über Wände und Böden sprechen. Was unterscheidet den außen liegenden Innenraum in Stadt A von dem der Stadt B, abgesehen von der spezifischen Silhouette, die die Stadt von weitem erkennbar macht? Die Stadt kann am Meer liegen, an einem Fluss, es mag Kanäle geben, oder vielleicht gar kein Wasser. Sie kann groß­ maßstäblich oder aber auch kleinmaßstäblich sein: mit schmalen Straßen oder breiten Prachtstraßen, kleinen oder großen Plätzen.

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Kurz gesagt, der außen liegende Innenraum, egal welcher Größen­ ordnung, wird durch die Gestaltung seiner Merkmale geschaffen, durch Straßen, Plätze, Gebäude und die weniger offensichtlichen Elemente, wie Märkte und funktionale Bauwerke. Architektur kann beim Gestalten der nächtlichen Szenerie geschickt eingesetzt werden, was dem Architekten bewusst sein sollte. Funktionalität und Kosten sind ebenfalls Teil dieser Gleichung. Straßen, Plätze und Gebäude verleihen der Stadt ihre Gestalt. Die stadtplanerischen und architektonischen Ideen, die dem Stadtgebilde zugrunde liegen, sind oft gut erkennbar: Bebauung in parallelen Straßenzügen, ein Ring um das Zentrum und so weiter. Während

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Straßen einer Richtung folgen, ist die Orientierung auf Plätzen kom­ plexer. Wenn man aus einer Straße kommend auf einen Platz stößt, gibt es einen Überraschungsmoment: vielleicht steht dort eine Kirche, ein markantes Gebäude, es findet ein Markt oder sonst etwas Beson­ deres statt. Ein Platz hat einen privaten Charakter, was weniger zu­­ trifft, wenn er etwa an einer breiten Durchgangsstraße liegt. Plätze vermitteln einerseits den Eindruck von Großzügigkeit und Offenheit, andererseits von Vertrautheit, mit all den dazwischen liegenden Nuan­ cen. Sie schaffen Übersicht und ermöglichen Orientierung, indem sie beispielsweise Blicke in Seitenstraßen oder auf Straßenkreuzungen freigeben. Von diesen Qualitäten und Eigenschaften, die wir tagsüber erfahren, wollen wir auch bei Nacht profitieren: Gebäude erkennen, in Seitenstraßen blicken und den Gesamtüberblick haben. Besondere Beachtung verdient auch die Beleuchtung von Wasserflächen, Parks und Grünräumen, da sie eigene Anforderungen stellt. Durch den Ein­ satz von Kunstlicht darf der Charakter der Stadt nicht verloren gehen. Licht ist dem Zeitgeschmack ausgesetzt. Neue Lichtquellen bie­ ten immer neue Möglichkeiten, wie das Gestalten mit buntem Licht, das zum Trend geworden ist. Das Erscheinungsbild der Stadt selbst soll harmonisch sein, den einen oder anderen Akzent setzen, aber keine durchgängige Disco- oder Jahrmarktbeleuchtung erhalten. Bun­ 10

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1 Vincent van Gogh, Café-Terrasse am Place du Forum, 1888 Dieses Beispiel aus der bildenden Kunst zeigt, wie das zufällige Zusammentreffen von verschiedenen Elementen eine warme, freundliche Umgebung schafft. Eine einzelne Straßenlaterne beleuchtet die Terrasse. Das Licht der Häuser und Schaufenster, darüber die Sterne, tragen zur einladenden Stimmung dieses Ortes unter freiem Himmel bei. 2/3 Kromme Waal, Amsterdam. Am Tage sehen wir die Wasseroberfläche, Boote und eine Baumreihe. Nachts sehen wir das Licht der Straßenleuchten, das Licht der Häuser und die Spiegelungen auf dem Wasser. Die Kuppel der Nicolaas Kerk im Hintergrund, die am Tage sehr unscheinbar ist, wird zum Orien­ tierungspunkt. 4 Quai de Grenelle, Paris. Ein Element in der Betrachtung der Stadt: anonyme Wohnblöcke. Nachts erhalten diese beleuchteten Objekte eine bei­ läufige Zufälligkeit. 56  2

Die Stadt als Innenraum

5/6 Plaça Reial, Barcelona, der Platz mit der Atmosphäre eines Wohn­ zimmers, hat Brunnen, Palmen und Straßenleuchten mit vielen Armen. Es gibt keinen Durchgangsverkehr. Wo Leben ist, ist auch Licht. Dieses Licht erzeugt, zusammen mit der öffentlichen Beleuchtung und der blassen Farbe der Wände und Bodenbeläge des Platzes, die Stimmung.

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1/2 Für diesen eleganten Platz, Place Vendôme in Paris, war das Ziel, durch eine gleichmäßige Beleuchtung der Wände ein einheitliches Erscheinungsbild bei Tage und in der Nacht zu schaffen. Das Licht kommt von Leuchten, die in die öffentlichen Straßenlaternen eingebaut sind. Eine Überzahl an Lichtmasten wurde eingesetzt, um die gewünschte Gleichmäßigkeit zu erzielen. Die Menschen fühlen sich sicherlich durch die vielen Leuchten in ihrem Blickfeld gestört. 3/4 Palais du Louvre, Cour Napoléon, Paris. Die Pyramide ist der Mittelpunkt des Raumes, sie bestimmt die Größe und Maßstäblichkeit der Umgebung, bei Tage genauso wie bei Nacht. Eine Reihe alter Straßenleuchten entlang der Fassade wirft Licht auf die Fußgängerebene. Der Platz erhält ausreichend Licht, was das Markieren der Wege mit den niedrigen Lichtpollern überflüssig macht. Dies wird auch auf der Abendansicht deutlich, in der eine Reihe von Leuchten nicht funktioniert. 5/6 Piazza del Popolo, Rom. Von diesem erhöhten Standpunkt aus kann man die Form des Platzes, mit Säule und Brunnen in seiner Mitte, deutlich erkennen. Es ist ein großer, der Erholung gewidmeter Platz, der Verkehr wird um ihn herumgeführt. Eine verhältnismäßig geringe Anzahl von hohen Masten mit Leuchten gibt genug Licht für den ganzen Bereich, einschließlich der umliegenden Wände. Die Spiegelung auf dem nassen Boden trägt zur Belebung der Szene bei. Das Wasser in den Brunnen leuchtet nachts und schafft einen neuen Fokus.

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tes Licht ist an sich nicht verkehrt, wenn eine festliche Stimmung erzeugt werden soll, und wenn es bei besonderen Veranstaltungen oder zur nächtlichen Unterhaltung eingesetzt wird. Oft wird buntes Licht jedoch für Brunnen verwendet, so dass man sich fragt, ob es sich um eine Neuinterpretation oder eine kurzlebige Modeerschei­ nung handelt. Am Abend liegt der Akzent auf der Wirkung des Lichts. Um Raum sicht­bar zu machen, setzt man am effektvollsten vertikales Licht ein. Am Tage sehen wir Laternenmasten als Teil der Stadtmöblierung, 3

ihre Form und Größe ist für die Umgebung wichtig, sie haben eine Funk­tion, stören aber zusammen mit der sonstigen Möblierung manchmal das Stadtbild. Bei der Neugestaltung oder Sanierung von Plätzen und Straßenräumen wird häufig versucht, die freistehenden Elemente, wie Bänke, Abfallkörbe und Lichtenmasten zu kombinie­ ren, um eine stimmige Atmosphäre zu schaffen. Manche Stadtteile haben individuelle Planungen und Beleuchtungskonzepte, um sich von anderen Wohngebieten abzuheben. Materialien und Farbe des Bodenbelags, der Häuserfronten und anderer Gebäude beeinflussen das Licht. Ein dunkler Belag, der kein Licht reflektiert, schafft keine guten Sichtverhältnisse. Glänzende

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Bodenbeläge führen zur Desorientierung, was man oft nach Regen­ güssen feststellt. Nasse Straßen können sehr attraktiv aussehen, füh­ ­ren aber ebenso zu Verwirrung, wenn das Licht der Schaufenster, Reklamen und der öffentlichen Beleuchtung sich im glänzenden Pflaster spiegelt und irritiert. Dunkle Wände schaffen nicht unbedingt eine angenehme Atmos­ phäre, aber wenn alle Gebäudefassaden angestrahlt werden, erzeugt der Kontrast zum dunklen Himmel eine surreale Raumwirkung. Eine helle Wand reflektiert viel Licht, mehr als eine gewöhnliche Ziegel­ mauer. Glasfassaden reflektieren die Lichtquelle und sind dadurch schwer zu beleuchten. Beleuchtung muss einerseits dem Material der Fassade Rechnung tragen. Andererseits muss berücksichtigt wer­

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den, dass die Fassade wie eine Wand des außen liegenden Innen­ raumes funktioniert. Bei der Beleuchtung eines Gebäudes sind Farbe und Material der Fassade für die Art des Leuchtmittels von Bedeutung. Jede Lampe hat ihre eigene Lichtfarbe, die wir wahrnehmen können. Sie hat außer­ dem die Eigenschaft, eine bestimmte Farbe (oder Farben) zu repro­ duzieren – das ist die Farbwiedergabe. Man muss also das konkrete Farb­spektrum der Lampe kennen. Bei der Beleuchtung eines Ge­­bäu­ ­des sollten zudem der Reflekti­onsgrad der verschiedenen Materia­ lien, die Farbe und die Oberflä­chenbeschaffenheit (matt oder glän­ zend) berücksichtigt werden. Mehr Licht ist nicht immer die richtige Lösung. Bei der Wahl der Lichtquelle sind das Farbspektrum und die Lichtmenge ausschlaggebend.

Die Stadt als Innenraum

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1/2 Plaça Portal del Pau, Barcelona. An der Kreuzung zweier Straßen (am Ende von La Rambla) steht eine hohe Säule mit der Statue von Columbus, die schon von weitem zu sehen ist. Das nicht zusammenhängende Gebiet lässt den Ort nicht als Platz erscheinen, die Säule ist der einzige Orientierungspunkt. Die Figuren an ihrem Fuß sind so übermäßig beleuch­ tet, dass man kaum etwas Anderes erkennen kann. Man muss schon ortsansässig sein, um den Weg zu finden. 3/4 Frankenplatz, Köln. Ein besonderer Ort zwischen dem Kölner Dom, dem Fluss, der Bahntrasse und dem Museum. Der Platz wird viel von Fußgängern genutzt, er liegt auf dem Weg zwischen zwei Stadtteilen zu beiden Seiten des Rheins. Der Bodenbelag und der Weg entlang der Bahntrasse verbinden die einzelnen Elemente. Die Wahl der niedrigen Leuchten lässt den Platz bei Nacht bruchstückhaft erscheinen und löst die Geschlossenheit des Erscheinungsbildes bei Tag. Die hohen Lichtpoller an dem Weg machen die Route erkennbar. 5/6 Piazza Navona, Rom, ist ein läng­ licher Platz mit engen Zugängen. Die Achse ist durch drei Brunnen hervorgehoben, der mittlere und monumentalste ist von Bernini. Das Licht kommt von den Straßenleuchten, die den mittleren Bereich umgeben, und aus den Wasserbecken der Brunnen. Die Außentische der Restaurants haben eigenes Licht unter dem Sonnenschutz. Dies ist eine annehmbare Ergänzung auf der Fußgängerebene. 7/8 Piazza della Repubblica, Rom. Der Brunnen auf diesem belebten Platz ist der Mittelpunkt der Verkehrsinsel. Das Gebäude im Hintergrund scheint bei Tag wie eine geschlossene Fassade. Bei Nacht werden die Säulen beleuchtet und ihr Rhythmus wird zum Thema. Einige der Lampen funktionieren nicht, was in dem sich wiederholendem Rhythmus sehr auffällt. Auch ist hier die unterschiedliche Färbung des Lichtes bemerkbar, es wird durch das Altern dieser Art von Leuchtmittel verursacht.

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1/2 Place des Terreaux, im Herzen Lyons, mit der Front des Rathauses. Ein Merkmal dieses Platzes ist, dass es keine Lichtmasten gibt. Das Licht für die Beleuchtung der Gebäude ist an den Fassaden angebracht. Der mittlere Teil des Rathauses ist ein unausgewogenes Element in dem sonst sehr homogen angeleuchteten Bauwerk. Ein den ganzen Platz umfassendes Konzept wurde entwickelt. Bartholdis Brunnen ist außermittig platziert und wird aus dem Wasserbassin angestrahlt. Die Vorrichtungen für das hervorsprudelnde Wasser und das Licht sind im Boden eingelassen. Architekt/Entwurf  Christian Drevet, Lyon, und Daniël Buren, Paris Lichttechnik  Les Eclairagistes Ass., Lyon 3/4 Das Musée d’Orsay, Paris, ist von weitem erkennbar. Der beleuchtete Streifen und die beiden Uhren sind sein Wahrzeichen, ein Vermächtnis des ehemaligen Bahnhofs. 5/6 Museumplein, Amsterdam, ist eine große, offene, grüne Fläche in der Stadt, die zwischen einigen bekannten Gebäuden liegt: dem Van Gogh Museum, Rijksmuseum, dem Stede­ lijk Museum (nicht abgebildet) und dem Concertgebouw. Sicherlich ein attraktiver Hintergrund in der Dunkelheit, aber auch eine unüberwindbare Barriere für Fußgänger. Die leuchtenden Wege geben eine Richtung vor, sind aber ohne Wiedererkennungswert. Das kühle Licht am Anbau des Van Gogh Museums und das warme Licht des Rijksmuseums, das durch die unterschiedlichen Materialien und die Wahl der Lichtquellen geschaffen wird, ergibt ein wirkungsvolles Zusammenspiel. Landschaftsarchitekt  Andersen, Kopenhagen Architekten  Van Gogh Museum: Rietveld / Van Dillen; Van Gogh Museum Anbau  Kurokawa, Tokyo; Rijksmuseum: P.J.H. Cuypers

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1 Avenue de Breteuil, Paris. Der Außenraum erscheint durch eines der berühmten Pariser Monumente abgerundet: dem Dôme des Invalides. Die Perspektive wird durch die öffentlichen Straßenleuchten links und rechts unterstrichen. 2 Im Jardin du Luxembourg (südliche Seite), Paris, dient der Brunnen als trennendes Element im Park. Es ist ein Einzelstück ohne Bezug auf das Umfeld, aber trotzdem ein Wahrzeichen. Die erleuchteten Figuren und der Wasserstrahl, der das Licht reflektiert, vereinigen sich zu einem Bild, das mit der Tagesansicht des Geländes stimmig ist. 3/4 Der Eiffelturm, Paris, ist das Symbol der Stadt, am Tag sowie bei Nacht. Die Lichtplanung für den Turm ist ein wichtiges Element für Werbekampagnen und ihr Wechsel zieht immer wieder Aufmerksamkeit auf sich. Lichtplanung Pierre Bideau Seite 20/21 Die Du-Collège-Fußgängerbrücke, Lyon, ist eine fußläufige Verbindung über den Rhônefluss. Das (warme) Licht ist im Geländer der Brücke untergebracht und schafft eine eindrucksvolle Abgrenzung des Weges, ohne den Blick auf den Fluss zu stören. Lichtplanung  Technische Abteilung, Stadtverwaltung Lyon

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1/2/3 Erweiterung des Palau de la Música Catalana, Barcelona. Am Tage bildet die Reflektion in der Glasfassade die Kante des Platzes. Am Abend wandelt Licht das Innere in einen Teil des Außenraumes, und die Beschriftung der Fassade wird schwer lesbar. Die Deckenleuchten hinter der Glasfassade in den oberen Geschossen tragen zur Wahrnehmung des Gebäudes von außen bei. Architekten  Tusquets-Diaz Architects Studio 4/5 Plaça Catalunya, Barcelona. Das Warenhaus wird auf dem weitläu­ figen Platz als Hintergrund der Bäume wahrgenommen. Am Abend wird das Licht der Schaufenster, das sorgfältig bemessene Licht auf dem Dach, die gut platzierten Leuchtre­ klamen und das sonstige Licht aus den Öffnungen in der Fassade, zu einer Kante, die zum Maßstab des Platzes passt.

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Stadtverschönerung

Besucher werden europäische Städte in der Regel als Ganzheit erle­ ben, und nicht als Ansammlung einzelner, loser Bauten. Doch oft bestehen die alten Stadtzentren aus einem kunterbunten Haufen von Einzelbauwerken, die aus verschiedenen Perioden stammen. Trotz der architektonischen Unterschiede nehmen wir die Stadt tagsüber als Gesamtheit wahr, denn das durchflutende Tageslicht fügt sie auf natürliche Weise zusammen. Das Licht in der Stadt wird von verschiedenen Einflüssen be­­ stimmt, viele davon sind zufällig: Lichteinfall von Schaufenstern, Licht auf Terrassen, aus Cafés, Restaurants, Wohnhäusern und anderen Gebäuden, und das Licht des Verkehrs. Es ist so gut wie un­­möglich, auch bei Nacht das Gefühl des Zusammenhalts zu erzeugen, und den Plan sowie die Struktur der Stadt, trotz all der zufälligen Einflüsse, immer noch deutlich und erkennbar zu machen.

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Um dies zu erreichen, muss alles Licht, so weit wie möglich, in ein harmonisches Zusammenspiel gebracht werden. Öffentliches Licht ist nicht mehr nur rein funktional, sondern soll auch angenehm sein. Der Beleuchtung von Gebäuden, Denkmälern und Brücken, und dem Licht für Brunnen und anderen öffentlichen Orten wird dadurch mehr Beachtung geschenkt. Viele Städte werden neu gestaltet, «aufgeräumt», reorganisiert und so attraktiv gemacht, wobei wirtschaftliche Interessen eine große Rolle spielen. Oft wird in diesem Kontext der Ausdruck «Stadtver­ schönerung» verwendet. Er bezieht sich auf die Stadt, die auch nach Einbruch der Dunkelheit noch anzieht und einladend bleibt. So wird die städtische Vergnügungsszene angekurbelt, nicht nur im Hinblick auf Kino- und Theaterbesuche, sondern auch für Cafés, Restaurants

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und Geschäfte. Das grundlegende Prinzip dabei ist: es muss in der Stadt etwas zu sehen und zu erleben geben, es muss etwas los sein. Hierbei ist die Sicherheit ein wesentlicher Aspekt. Die Stadt­ beleuchtung sollte deshalb, egal ob abends oder nachts, eine freund­ liche Atmosphäre erzeugen, darf aber nicht alles beherrschen. Selbst wenn nur wenige Menschen auf den Straßen unterwegs sind, sollte die Umgebung nicht bedrohlich, sondern angenehm sein. Unter die­ ser Voraussetzung verweilen Touristen und andere Besucher länger und nutzen die Stadt intensiver. Und für die Anwohner bietet die Beleuchtung eine bessere Orientierung und mehr Sicherheit. Heute sind die Ansprüche ans öffentliche Licht höher als vor zehn oder 15 Jahren. Fußgängerbereiche und Fahrradwege sind besser beleuchtet. Verkehrsrichtlinien fordern viel Licht auf den Straßen, was zum Teil durch die erhöhte Verkehrsdichte begründet ist. In bestimmten Stadtteilen und in sozialen Brennpunkten erwarten die Anwohner mehr Beleuchtung als anderswo, denn in hellen Straßen­ räumen fühlen sich die meisten Menschen sicherer.

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1/2/3 Als die Städte, die sich für die 2012 Olympischen Spiele beworben haben, ihre Präsentationen vorlegten, beleuchtete Paris seine Ufer, Brücken und vieles andere mehr. Als Ausstellungsfeature wirkt dies neuartig und überraschend, aber als permanente Illumination gleicht es doch eher einem grellen Jahrmarkt. 4/5 Diese durchgehende Ladenreihe am Kurfürstendamm in Berlin ist eindrucksvoll. Ohne große Kontraste schafft sie ein angenehmes Licht auf der Fußgängerebene. Für die erforderliche Orientierung sorgt die konzentrierte Beleuchtung an dem mehrgeschossigen Haus. Tagsüber fällt es nicht auf, aber nachts wird es zur Landmarke. Das öffent­ liche Licht ist auf den Fußgänger­ bereich beschränkt, dennoch wird das Erscheinungsbild der Straße von den lebhaft erleuchteten Schaufenstern bestimmt. Die Aneinanderreihung individueller Lösungen schafft mit Werbung einen zufälligen Effekt. Auffallend ist das Gebäude im Hintergrund, in dem Licht in die Architektur integriert wurde. Licht in den Fensterleibungen bestimmt den Rhythmus der Fassade.

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Die durch Licht geschaffene Atmosphäre kann nicht in einfache Regeln gefasst werden, jede Situation ist unterschiedlich. Die Gesamt­ situation wird geprägt durch ein komplexes Zusammenspiel. Dabei spielen nicht nur Kosten, Wartung und Energieverbrauch, so wichtig diese Faktoren auch sein mögen, sondern auch architektonische, ästhetische und emotionale Werte eine wichtige Rolle. Hierzu bedarf es – und das kann nicht häufig genug erwähnt werden – der Zusammenarbeit mit Planern, die ein gutes Feingefühl für die Gesamtsituation haben und über Fachkenntnisse und Verständnis verfügen. Schlechte Lichtplanung schadet der Stadt, sie nimmt ihr die Übersichtlichkeit und trägt nicht zu ihrer Anziehungskraft bei. Ist die Planung ineffizient, so wird zudem zuviel Energie verbraucht und ein erhöhter Wartungsaufwand geschaffen. Bei guten Planungen kann man von «Stadtverschönerung» sprechen, wenn die Konzepte und die Entwurfselemente für den öffentlichen Raum mit Bedacht

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ausgeführt wurden, so dass eine effektive Beleuchtung im Verbund mit der formalen Gestaltung ein interessantes Bild ergibt. Neuerungen in der Lichttechnik machen es heute einfach mög­ lich, Licht aus Gasentladungslampen zu dimmen. Ebenso können programmierte Veränderungen der Lichtfarbe geschaltet werden. Dies hat grundsätzlich nichts mit der Architektur selbst zu tun, son­ dern nur mit temporären Veränderungen, die zu besonderen Anläs­ sen eine Stimmung erzeugen können. In den meisten europäischen Städten ist es das Zusammenspiel der alten und neuen Bebauung, was den Charakter der Stadt aus­ macht. Manchmal wird farbiges Licht benutzt, um einen außerge­ wöhnlichen Effekt zu erzeugen, oder um ein besonderes Konzept umzusetzen. Architektonischer Zusammenhalt bedarf der räumlichkonstruktiven Ausgewogenheit, und Licht kann das harmonische Erscheinungsbild eines Ortes bei Tage bis in die Abendstunden ver­ längern. Die vielfarbige Beleuchtung, die wir auf Fotos aus China und anderen asiatischen Ländern sehen, ist oft Teil einer modernen Architekturkulisse und eine Besonderheit der dortigen Kultur.

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1/2/3 Tagsüber erscheint dieses Büro­ quartier am Potsdamer Platz in Berlin auf Fußgängerebene fast langweilig. Die Fassaden sind wie Spiegel. Abends wirkt es viel leben­ diger, weil man in die Büros schauen kann. Die wechselnden Farben der Beleuchtung des Sony Centers sorgt nachts zwischen den unbeleuchteten Gebäuden für einen überraschenden Effekt. Architekt  Helmut Jahn Lichtplanung  Yann Kersalé 4/5 Der Parc de la Villette in Paris zeigt, dass viel Licht in Zusammenhang mit Weite und Leere nicht zwingend eine unheimliche oder trübselige Umgebung schafft. Der leere Park gleicht eher einer verlassenen Filmkulisse. Tatsächlich ist er aber ein beliebtes Ausgehziel (und ein Durchgang). Farbe ist effektiv eingesetzt und lässt ihn belebt erscheinen, auch wenn sich dort gerade keine Menschen aufhalten.

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1/2 Der Moll del Dipòsit ist ein lebhafter Boulevard am Hafen von Barcelona, an seinem Ende steht das Museu d’Història de Catalunya. Der Text an der Fassade ist abends besser lesbar als am Tage. Der nächtliche Eindruck ist durchweg attraktiv. Das Licht in den Arkaden und unter den Sonnenschirmen verbindet das Innere des Gebäudes mit dem Außenraum. Die helle, lebhaft wirkende Wand und die mannshohen Stelen geben ausreichend Licht, ohne den Blick auf die Schiffe im Hafen zu stören. 3/4 Die erhöhte Lage des Frankenplatzes in Köln, einem Fußgängerbereich, der zum Rhein führt, ermöglicht Blicke über den Fluss und zum gegenüber liegenden Ufer. Die Treppenanlage dient als Sitzgelegenheit bei Veranstaltungen (Musik und andere Vorführungen) auf dem tiefer liegenden Platz. Die niedrigen Lichtpunkte beeinträchtigen den Blick nicht und beleuchten den Höhensprung im Gelände. 5/6 Plein 1992 liegt in einem neuen Stadtteil im Zentrum von Maastricht. Neben einigen Wohneinheiten sind dort auch öffentliche Einrichtungen zu finden: die öffentliche Bücherhalle, Läden, ein Theater und Restaurants. Hohe Lichtmasten reihen sich zwischen den Bäumen ein und helfen die Räume auf dem Platz zu definieren und geben somit Struktur. Ausreichend Licht scheint von den hohen Masten und den Gebäuden. Design Lichtmasten  Coenen/Fransen

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1 Die Straßenbeleuchtung am Corso Vittorio Emanuele in Mailand besteht aus Leuchten in den Arkaden, die von hoch oben an den Wänden angebrachtem Licht unterstützt wird. Der Blick die Straße hinunter bis zum Dom ist frei von Lichtmasten und sonstiger Beleuchtung, die das Blickfeld stören könnten. Foto  Emilio F. Simion 2 Die Gestaltung der Spuiplein in Amsterdam, einer lebendigen Wegeverbindung für Fußgänger und Radfahrer in der Altstadt, lädt zum Verweilen ein, tagsüber und auch am Abend. Die alten Leuchten entlang der Mauern wurden erhalten. Der Fußweg ist vom Radweg mit indirektem Licht abgesetzt, das nachts zu einer klaren Kennzeichnung wird. Licht wurde unter den Sitzbänken angebracht, ein Akzent, der zur Anonymität der Nutzer des Platzes beiträgt. Lichtplanung  Amt für Raumordnung (dro), Amsterdam 3 Weesperzijde an der Amstel in Amsterdam wurde als Fußgänger­ bereich geplant. Das neue Licht ist an Masten angebracht und beleuchtet den Boden. Über die Rücken an Rücken aufgestellten Bänke wurde eine Reihe von Leuchten installiert, eine Verknüpfung des Allgemeinen und des Spezifischen. Die Installation von mehreren Leuchten an einem Mast hält hier den Blick frei, es sind viele und sie wurden sorgsam ausgerichtet. In der schlichten Umgebung ist der zarte Kontrast auf dem hellen Boden attraktiv. Lichtplanung  Amt für Raumordnung (dro), Amsterdam

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Licht im ö¤entlichen Raum

Öffentliches Licht kommt in der Geschichte erstmals im sechzehn­ ten Jahrhundert vor, in Form von Kerzenlicht und Öllampe, und wird zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts durch Gas, und später, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, von der Glühlampe und der Bogenlampe abgelöst. Nach dem ersten Weltkrieg bot elektrisches Licht eine Alternative zu den knapp werdenden Kohlevorräten. Die wichtigste Eigenschaft der in den letzten 20 Jahren entwickelten Licht­ quellen ist ihre Wirtschaftlichkeit: mehr Licht für weniger Geld, und eine lange Lebensdauer der Glühbirne. Ein Jahr hat 8 760 Stunden: in dieser Zeit brennt die öffentliche Beleuchtung für ungefähr 4 100 Stunden, und die Leuchten sind bei Tag für 4 660 Stunden zu sehen. Am Abend fällt die Aufmerk­

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samkeit auf das Licht, am Tage ist es die tragende Konstruktion (Leuchte und Mast), die zum Erscheinungsbild der Stadt beiträgt. Mögliche Erwägungen sind, ob Licht notwendig ist, was für Licht und wie viel Licht es geben soll, ob die Beleuchtung gleichmäßig, direkt oder indirekt sein soll, ob sie am Gebäude platziert ist, es anstrahlt, oder eine Kombination von beidem. Dann folgt die Aus­ wahl der Leuchtmittel und der dazugehörigen Leuchten. Lichtfarbe, Farbwiedergabe und Lichtausbeute spielen auch eine Rolle bei der Wahl der Lampe. Die Form und das Material der Reflektoren und der Blende der Lampe zählen zu den Faktoren, die die Lichtemissi­ on bestimmen. Die folgenden Kriterien sind bei der Wahl der rich­ tigen Beleuchtung zu prüfen: • 

Gibt es ausreichend Licht an dem auserwählten Ort?

• 

Ist die Lichtverteilung gleichmäßig (sofern dies gewollt ist)?

• 

Werden die Nutzer des Ortes irgendwie gestört?

Wenn über ausreichendes Licht gesprochen wird, ist tatsächlich die Leuchtdichte (messbare Helligkeit) gemeint, also das reflektierte Licht. Die Reflektion hängt mit der Oberflächenbeschaffenheit zu­­ sammen: helles oder dunkles Pflaster, Asphalt, und dergleichen. Dunkelfarbige Beläge reflektieren weniger Licht als helle Beläge. Die Ausbeute der Beleuchtung ist durch das Zusammenwirken von einer­ seits Lampe und Leuchte sowie andererseits Farbe und Ober­flächen­ beschaffenheit des Straßenbelages gegeben. Die Lichtpunkthöhe und der Abstand zwischen den Lichtmas­ ten bewirken die Lichtverteilung. Für die Verkehrsbeleuchtung wird vornehmlich gleichmäßiges Licht genutzt, ebenso für Radfahrer und Fußgänger, wobei die Lichtkegel einander überlagern müssen. Stu­ dien haben gezeigt, dass dies mindestens genauso wichtig ist wie die Lichtmenge. Daraus wurden Richtwerte für eine durchschnittliche Leuchtdichte und ebenmäßige Lichtverteilung auf Verkehrswegen abgeleitet. Weniger stark befahrene Straßen mit Plätzen im städti­ schen Bereich, die unterschiedliche Beläge haben, müssen den Anfor­ derungen an Beleuchtungsstärke, in Abhängigkeit von der Situation, 36

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1/2 Drei Varianten von öffentlichem Licht entlang des Passeig de Gracia in Barcelona: «neutrale» Straßenbeleuchtung, eine Straßenleuchte mit fünf Armen und der höchst originelle Entwurf von Antonio Gaudí. Es ist allgemein schwierig, von den Originalleuchten und Straßenlaternen in alten Stadtkernen, die über die Jahrhunderte für Kerzen, Öllampen, Gasstrümpfe, und später Glühlampen angefertigt wurden, loszukommen. Meist werden sie so gut es geht um­­ gerüstet. Da die neuen Lichtquellen immer heller werden, und die Anforderungen an das öffentliche Licht präziser formuliert sind, ist es oft nicht mehr möglich, sie umzunutzen. Im vorliegenden Fall ist es nachvollziehbar, wenn «neutrale» Verkehrs­ beleuchtung hinzugefügt wird. Was das Nebeneinander der fünfarmigen Straßenleuchten und den Gaudí Entwurf betrifft, wäre es besser, sich für ein Modell zu entscheiden. Gaudís Entwurf bietet Straßen­ beleuchtung und Licht für Fußgänger in Kombination mit einer Sitzbank. Ein außergewöhnliches, repräsen­ tatives Element im öffentlichen Raum. 3 Auf der Rambla de Sta Monica in Barcelona reichte die vorhandene Straßenbeleuchtung nicht mehr aus. Die hinzugefügten «neuen» Leuchten machen die alten überflüssig. Der Mast trägt nicht nur die gebräuch­liche Beleuchtung, sondern auch das Akzentlicht. Die Leuchten bestehen aus Strahlern mit darunter liegenden Glasspieren (die das Licht streuen und somit Blendung vermeiden) – keine gute Wahl, denn sie verschmut­zen leicht. 4 Das Lichtelement wird Teil der Architektur auf dem Pont Alexandre iii in Paris. Es ist ein Ensemble aus Brückenbauwerk, Skulptur und Leuchte. 45  2

Licht im öffentlichen Raum

6  2 5/6 Blick auf den Pont Alexandre iii in Richtung Hotel des Invalides und die Tagesansicht zum Grand Palais. Der einfühlsame Umgang mit dem historischen Bauwerk gibt ein stimmiges Gesamtbild.

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1/2 Passeig Lluís Companys in Barcelona ist eine Fußgängerzone. Die Straßenbeleuchtung ist ein Element in dem lang gestreckten Raum, der sich zum Torbogen orientiert. Die Bänke unter den Lichtmasten werden oft von Lesern genutzt, auch nach Einbruch der Dunkelheit. 3/4 Zwei alte, dekorative Leuchten bilden die Mitte dieses umschlossenen Quartiersplatzes im Bezirk El Born (La Ribera) in Barcelona, bei Tag und bei Nacht. 5/6 Beispiel einer Platzbeleuchtung: Cour Carrée im Louvre in Paris. Die Mauern werden von einfachen Wandleuchten angestrahlt. Der Bezug zum angrenzenden Platz wird mit zwei vielarmigen Straßenleuchten geschaffen. Die Fußwegbeleuchtung wurde später hinzugefügt und verbessert die Situation nicht. 7 Das öffentliche Licht auf dem Pont de Bir-Hakeim in Paris ist in die Konstruktion der Hochbahntrasse integriert. Eine Reihe von Leuchten an der Unterseite des Viaduktes, auf dem die Métro fährt, beleuchtet den Verkehr zu beiden Seiten. Der Fußweg entlang der Brüstung bietet so einen ungestörten Blick auf den Fluss.

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gerecht werden. Anforderungen an die Beleuchtung sind: • 

die Sichtbarkeit von Objekten, zur Sicherheit und Orientierung;

• 

das Erkennen von Personen;

• 

Komfort und Wohlbefinden;

• 

das Vermögen, dreidimensionale Formen zu sehen (Plastizität):

nicht nur um Personen zu erkennen, sondern auch für den allge­ meinen Sehkomfort; • 

Vermeidung von Blendung: die Helligkeit des Lichtes auf der (fast)

horizontalen Ebene muss eingeschränkt oder abgeschirmt werden; 5

• 

Lichtfarbe: die sichtbare Farbe des Lichtes muss zur Umgebung

passen; • 

Farbwiedergabe: eine gute Farbwiedergabe spielt im gesellschaft­

lichen Umgang eine Rolle. Die Farbe der Kleidung muss, zum Beispiel in Fußgängerbereichen, deutlich erkennbar sein. Das Erkennen von Farben ist auch aus Sicherheitsgründen wichtig, beispiels­weise für Zeugenaussagen bei der Polizei; • 

die Lichtquelle sollte grundsätzlich nicht sichtbar sein.

Um kreative Lösungen zu erzielen, muss bei der Wahl des Lichtes dennoch ein Grad an Flexibilität möglich sein, der es erlaubt, vom 6

Standard abzuweichen. Stadtplaner und Architekten neigen dazu, vornehmlich die Form der Leuchte und Straßenlaterne, also die Erscheinung bei Tage zu betrachten. Die Techniker konzentrieren sich auf die praktischen Belange: Betriebssicherheit, Zuverlässigkeit, Widerstand bei Vandalismus und Haltbarkeit. Der Lichtplaner oder -berater betrachtet alle Aspekte: Funktionalität und die damit ver­ bundenen Belange, und schließlich die Gestaltung. Der Planer mag von der traditionellen Anordnung mit Masten und Leuchten/Lam­ pen abweichen, zum Beispiel in Fußgängerbereichen, in denen die Anforderungen an eine gleichmäßige Ausleuchtung nicht so streng sind wie auf Straßen. Heute ist weitgehend akzeptiert, dass öffentliches Licht eine

7

Möglichkeit darstellt, um die Stadtstruktur zu stärken. In der Stadt findet man besondere Räume und anonyme Räume. Überall wo sich im Laufe der Zeit immer mehr Licht auf die prominenten Orte (Prachtstraßen, Vergnügungsviertel) konzentriert hat, ist der Kon­ trast zu den anonymen Seitenstraßen zu stark geworden. In einigen Städten werden in solchen Situationen heute keine Lichtmasten mehr benutzt, und die Lichtquellen und Leuchten werden ausge­ wechselt. Unterschiede zwischen Hauptstraßen und Seitenstraßen, zwischen Plätzen und langen Alleen, zwischen Einkaufsstraßen und Wohnstraßen werden nicht nur durch die Lichtmenge betont, sondern auch durch die Lichtfarbe. Diese Unterscheidung kann Klarheit schaffen, solange eine Übereinstimmung und eine Verbin­ dung zwischen den Bereichen hergestellt werden kann. Öffentliches

Licht im öffentlichen Raum

39

Licht kann eine Verbindung zwischen dem Licht der illuminierten Gebäude und der Objekte schaffen, so dass trotz all der zufälligen Lichtvorkommnisse in den erleuchteten Stadtteilen eine Komposi­ tion geschaffen werden kann, die es ermöglicht, das nächtliche Stadt­ bild als angenehmes Ganzes zu erleben. Licht ist ein Baustoff und so wird es auch genutzt. Fußgängerbereiche, Radwege und Straßen müssen beleuchtet werden. Für jede Kategorie gibt es Empfehlungen und Normen, die international abgestimmt sind und teilweise den länderspezifischen Bedingungen angeglichen wurden. Die Empfehlungen für Fußgän­ ger sind nie gleich, sondern hängen beispielsweise vom Stadtteil ab. Im Mittelpunkt steht immer das Sicherheitsgefühl, mit ausreichend

1

Licht auf der Straße, mit wenigen dunklen Bereichen und gut sicht­ barem Verkehr. Wo viel Licht ist, erscheint die unmittelbare Umge­ bung dunkler, als sie wirklich ist. Menschen gewöhnen sich an das vorhandene Licht. Die Lichtverhältnisse scheinen ausreichend, wenn es kein überschüssiges Licht in der Nähe gibt. Wichtig ist die Balance der Helligkeit. Die zur Zeit gültige Richtlinie gibt vor, dass Menschen sich auf vier Meter Entfernung erkennen sollten. Hierbei sind Sicher­ heit für Fußgänger und Verkehrsteilnehmer ausschlaggebend. Weil das Fahrrad als Fortbewegungsmittel so beliebt ist, gibt es jetzt auch Regeln für die Beleuchtung von Radwegen. Auf Autobah­ nen gelten Normen, die eingehalten werden müssen. Es gibt mehr Autos, die Verkehrsdichte ist höher, und die Verkehrsgeschwindig­

2

keit hat sich erhöht. Die Bestimmungen für Verkehrssicherheit werden in regelmäßigen Abständen überprüft und getestet. Die öffentliche Beleuchtung wird in der Regel unabhängig von dem sonst in der Stadt vorkommenden Licht entworfen. Die ange­ strahlten Gebäude und all die ungeplanten Situationen, die Licht abwerfen, werden von den Verantwortlichen nicht berücksichtigt. In verschiedenen europäischen Ländern gibt es Richtlinien für die öffentliche Beleuchtung. Um eine gewisse Einheitsform zu erzie­ len, wurde die Europäische Norm en 13201 «Straßenbeleuchtung» aufgestellt. Die vielen Verkehrssituationen werden in vier Beleuch­ tungsklassen unterteilt: Beleuchtungsklasse me Beleuchtungsklasse ce Beleuchtungsklasse s Beleuchtungsklasse es

Straßen mit mittlerer bis hoher Fahrgeschwindigkeit, Autobahnen Europa Straßen mit Konfliktzonen Europa Langsamer Verkehr Halbzylindrische Beleuchtungsstärke (Gesichtserkennung)

Beleuchtungsklasse ce bezieht sich auf Straßen mit motorisiertem Verkehr und anderen Verkehrsteilnehmern, etwa Radfahrern und Fußgängern, besonders in schwierigen Verkehrssituationen, wie in Einkaufsstraßen, Straßen mit komplizierten Kreuzungen, Kreiseln und Zonen, in denen es oft Staus gibt. Die Norm kann auf eine ge­­ samte Straße mit Mischverkehr angewandt werden, oder auf Straßen­ 40

34  2

1/2 Ein Gesamtkonzept für Brücke und Beleuchtung, entworfen von dem Architekten H.P. Berlage. Das Licht der Berlagebrug in Amsterdam besteht aus an Drähten auf­ gehängten Leuchten für den Verkehr und Masten für die Beleuchtung für Fußgänger und Radfahrer. Die ursprünglichen Glühlampen wurden durch Kompaktleuchtstofflampen ersetzt. 3/4 Das öffentliche Licht auf dem Passeig de Colon in Barcelona ist elegant und zeitlos, passend zur Bebauung und den Freiflächen. Der Anblick ist eindrucksvoll und stilvoll, sowohl am Tage wie auch am Abend.

5 Champs Elysées, Paris: die alten Leuchten bestimmen die Atmosphäre während die neuen, hohen Mastleuchten die Lichtverteilung sichern. Es besteht keine logische 56  2 Verbindung zwischen den alten Leuchten und dem modernen Umfeld. 6 Es ist augenfällig, dass öffentliches Licht die Struktur der Stadt hervor­ heben und verdeutlichen soll, und dass Hauptverkehrsadern mehr Licht als Nebenstraßen, oder Orte mit wenig Verkehr, erhalten sollen. In Lyon werden Unterschiede auch durch die Lichtfarbe der öffentlichen Beleuchtung betont.

Licht im öffentlichen Raum

41

1 Die Avenue Céramique in Maastricht führt durch ein neues Entwicklungsgebiet in einem ehemaligen Industrie­ gebiet im Stadtzentrum. Hohe Lichtmasten geben Licht für Autos und Busse, und am selben Mast angebrachte niedrige Leuchten für Radfahrer und Fußgänger. Die Aufteilung wird mit zwei unterschiedlichen Lichtfarben verdeutlicht. Das für den Verkehr genutzte Leuchtmittel hat eine hohe Licht­ ausbeute und eingeschränkte Farbwiedergabe. Die tiefer liegende Lichtquelle hat eine niedrigere Licht­ ausbeute und eine bessere Farb­ wiedergabe. Dies ist wichtig, damit Radfahrer und Fußgänger einander erkennen können. Lichtplanung  lite – Christa van Santen/ir A.J. Hansen, Amsterdam 2/3 Eine doppelte Wandleuchte an der Fassade entlang des Fußweges auf dem Passeig de Gracia in Barcelona. Die alten Straßenleuchten wurden mit modernen Lampen ausgestattet und erinnern an den früheren Stil der Straße. 4/5 Der enge Carrer Sant Francesc de Paula hat Wandleuchten mit weißem Licht, wie es oft in Barcelona zum Einsatz kommt. Es wirkt mit dem warmen Licht des Palau de la Música zusammen und schafft so eine angenehme Atmosphäre. 6 Das großstädtische Ambiente der Rue de la République in Lyon wird durch die hohen Wandleuchten unterstrichen, die auch Teile der Fassade anstrahlen. Dies ergibt zusammen mit dem Licht der Schaufenster ein belebtes Bild, ohne zu viel Kontrast. Die Bodenstrahler sind für die Bäume gedacht. Sie wirken aber nur, wenn es Laub an den Bäumen gibt.

42

12  2



3  2

abschnitte, die nur von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden, wie Unterführungen. Die Tabelle zeigt die Beleuchtungsklasse ce. Erläuterung der Begriffe: – Eh

durchschnittliche horizontale Beleuchtungsstärke; Gleichmäßigkeit, das Verhältnis vom niedrigsten Wert zum durchschnittlichen Wert.

U h horizontale Beleuchtungsstärke und

Die Klassen unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Verkehrs­ situation. Beleuchtungsklassen ce

4

Horizontale Beleuchtungsstärke – Eh 1x Klasse (abnehmender Verkehrsschwierigkeitsgrad) ce 1 30 20 ce 2 ce 3 15 10 ce 4 ce 5 7,5

Uh

1x

0,4 0,4 0,4 0,4 0,4

Beleuchtungsklasse S gilt für Fuß- und Radwege, Standspuren und andere von der Fahrspur getrennte oder neben der Fahrspur liegen­ de Straßenbereiche. Auch einbezogen sind Straßen in Wohngebie­ ten, auf Parkplätzen und so weiter. Beleuchtungsklassen S

5

Klasse s 1 s 2 s 3 s 4 s5 s 6 s 7

Horizontale Beleuchtungsstärke – Emin 1x 15 5 10 3 7,5 1,5 5 1 3 0,6 2 0,6 Orientierungslicht –

– Eh

1x

U h min 1x 0,3 0,3 0,2 0,2 0,2 0,3 –

Wann die Klasse S gewählt werden kann, hängt unter anderem von der Zahl der Radfahrer ab, und ob Gesichter erkennbar sein müssen (meist in Problemstadtteilen). Es muss die Norm für jede der mög­ lichen Situationen hinzugezogen werden. Die Tabellen listen die Grenz­werte der jeweiligen Bestimmungen auf. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass Leuchten darauf ausgerichtet sind, das 6

Licht nach den Vorgaben dieser Normen zu lenken und zu streuen. Öffentliches Licht in Fußgängerbereichen und in Wohngebieten ist meist während der ganzen Nacht und in den dunklen Abendstunden in Betrieb. In vielen europäischen Städten wird in einigen Stadtteilen die Hälfte des öffentlichen Lichtes und die Beleuchtung der meisten Gebäude nach Mitternacht abgeschaltet, um, unter anderem, Energie zu sparen (manchmal auch um die nächtliche Atmosphäre zu schüt­ zen). Eine Gleichmäßigkeit der Beleuchtung muss erhalten bleiben, weil Kontraste, auch aus Sicherheitsgründen, unerwünscht sind.

Licht im öffentlichen Raum

43

Leuchten an Straßen, die durch bebaute Gebiete führen, sind oft mit mehreren Lichtquellen ausgestattet, und es können problemlos eine oder zwei der Lampen am späten Abend, wenn der Verkehr abge­ nommen hat, ausgeschaltet werden. So gibt es weniger Licht bei geringem Verkehr und viel Licht bei hohem Verkehrsaufkommen. An einigen Orten ist eine dynamische Lösung bereits in Betrieb: wenn der Verkehr zunimmt, wird automatisch mehr Licht zugeschaltet, und wenn das Aufkommen nachlässt, wird es wieder abgeschaltet. Neue Möglichkeiten tun sich durch die Dimmbarkeit von Gas­ entladungslampen auf. Beleuchtung, die auf diese Art an die Anfor­ derungen angepasst werden kann, spart Energie und verlängert meist die Lebensdauer der Lampen und Leuchten. Hierbei ist es notwendig, den Ausfall der Beleuchtung schnell zu erkennen, was heute mit computergesteuerten Systemen gewährleistet wird. Die Entwicklung von Leuchten für den öffentlichen Bereich ist ein langwieriger Prozess, der nicht direkt der Mode unterliegt. Es ist jedoch erkennbar, dass die Gestaltung auch in diesem Bereich weiter an Bedeutung zunimmt. Straßenleuchten sind ein wichtiger Teil der Möblierung, die unsere öffentlichen Räume schmückt. Ein gut durch­ dachtes optisches System zur effektiven Lichtlenkung wird in mo­­der­ nem Design verpackt. Darüber hinaus gibt es Anforderungen an den Schutz gegen Vandalismus, Vermeidung von Schmutz und Feuch­ tigkeit, etc. Der Entwurf muss eine «ordentliche Tracht Prügel» aus­ halten können. Die geforderte Staub- und Wasserfestigkeit (Schutz­ art ip65) muss für ungefähr zehn Jahre halten. Neue Lichtquellen auf dem Markt führen gegenwärtig zur Weiter­ entwicklung der Beleuchtung von Hauptverkehrsstraßen. Ihr Nutzen am Straßenrand ist eher praktischer Natur, als dass sie ästhetische Zwecke erfüllen. Leuchten an Radwegen sind denen der Straßen­ beleuchtung sehr ähnlich, sie sind nur etwas bescheidener in der Größe und die Masten sind weniger hoch. Die Beleuchtung von Straßen und Radwegen kann an einem Mast angebracht werden, die Leuchte für den Radweg wird etwas tiefer positioniert. Dies ist eine funktionale Beleuchtung. Die Beleuchtung von Fußgänger­ bereichen ist etwas ganz Anderes, es gibt unterschiedliche Erwar­ tungen bezüglich der Lichtemission, aber auch bezüglich des Aus­ sehens der Masten und Leuchten, wie sie bei Tag erscheinen. Es ist also wichtig, ob sie unauffällig sein sollen, oder etwa auffallender Bestandteil der städtischen Möblierung. Am Abend sind die Leuchte und ihre Gestaltung kaum sichtbar, und nur das Licht, das sie abgibt, wird gesehen und beurteilt. Alte Leuchten, die einst mit Glühstrumpfhaltern benutzt wurden, und die nachfolgenden Glühlampen, werden noch oft in Fußgänger­ bereichen in alten Stadtteilen verwendet. Sie werden für den Betrieb 44

12  2

1 Die hellen Fassaden der reich verzierten spanischen Bauwerke entlang der Avinguda Diagonal in Barcelona. Die Leuchte streut Licht in alle Richtungen, beleuchtet den Fußweg und auf natürliche Art die Fassade. Die hoch angebrachten Straßenleuchten (hier nicht sichtbar) werfen einen Teil des Lichtes zurück und unterstützen die vorhandene Beleuchtung. 2 In der Rue Clotilde, hinter dem Pantheon in Paris, stehen alte Straßenleuchten, die die Fahrbahn und den Bürgersteig für Fußgänger beleuchten. Licht für die gegenüberliegenden Fassaden wurde in die Straßenleuchten integriert. Dies ist eine gute Lösung, allerdings werden viele Masten benötigt, um eine gleichmäßige Lichtverteilung zu erzielen.

2  34 

Licht im öffentlichen Raum

5  2

3/4/5 Der Fußweg im Parc de la Villette in Paris wird durch Orientierungs­ beleuchtung gekennzeichnet. Wo mehr Licht gebraucht wird, wurde eine Leuchte zu den vorhandenen Leuchten hinzugefügt, was an dem Rhythmus von hell und dunkel auf der Wegfläche zu erkennen ist. Das Nebeneinander von den neuen und den ursprünglichen Leuchten scheint wie eine Überbrückungs­ lösung.

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mit modernen Gasentladungslampen umgerüstet. Diese Lampen geben viel Licht ab und sind oft so hell, dass sie stören und manch­ mal sogar blenden. Sie müssen abgeschirmt werden, zum Beispiel mit Lamellen, die vor der Lichtquelle angebracht werden. Das Glas kann auch durch strukturierten Kunststoff ersetzt werden, der das Licht der Lampe deutlich streut, oder durch lichtdurchlässigen Kunst­ stoff (in unterschiedlicher Transparenz erhältlich). Häufig kommen opake Kugelleuchten zum Einsatz. Gegen die Form selbst ist nichts einzuwenden, die Abdeckung der Lampe ist aber ohne jeg­liche opti­ sche Vorrichtung, was heißt, dass die Kugel mehr sich selbst als ihre Umgebung beleuchtet. Kugelleuchten sind deshalb eher zur Orien­ tierung geeignet als zur effektiven Beleuchtung. Man kann jedoch

1

mit einer gewissen Lichtausbeute rechnen, wenn die umliegenden Oberflächen, wie zum Beispiel Wände oder Pflaster, hell sind und einen hohen Reflektionsgrad haben. Seit einigen Jahren ist die indirekte Beleuchtung, bei der das Licht von einer über der Lichtquelle liegenden Fläche reflektiert wird, weit verbreitet. Die Streuung des Lichtes hängt von der Bie­ gung der Fläche und deren Oberflächenbeschaffenheit ab. Nachteile einer hellen Fläche sind, dass sie dreckig werden kann oder zu hell gegen den dunklen Himmel scheint. Auch hierfür gibt es Lösungen. Diese Art der Beleuchtung wird in Situationen verwendet, in denen kein bestimmter Bereich angestrahlt werden soll, wie in Parks, auf Grünflächen, am Wasser und manchmal entlang der Prachtstraßen in Großstädten. In engen Straßenräumen, in denen es viele Hindernisse gibt, wer­ den Leuchten an zwischen den Gebäuden oder zwischen Masten gespannten Drähten aufgehängt. Für diese Art von Leuchten gelten die gleichen Anforderungen wie für solche, die direkt an Masten angebracht sind. In Straßenräumen, in denen besser keine Masten aufgestellt werden sollten, bieten Wandleuchten eine Alternative. Sie sind in alter Ausführung oder modern gestaltet erhältlich. Als zu­­sätzliche Elemente an der Hausfassade müssen sie sorgsam posi­ tioniert und ihre Stromzufuhr so elegant wie möglich kaschiert werden. Mehrere Lichter an einem Mast bieten verschiedene Beleuch­ tungsmöglichkeiten. Sie können um den Mast angeordnet werden, um die Umgebung in allen Richtungen auszuleuchten. Oder eine der an dem Mast befestigten Leuchten kann ein bestimmtes Objekt anstrahlen, ein Denkmal oder eine Mauer (oder ein Teil davon). Leuchten sind ursprünglich funktionale Objekte, die normaler­ weise nicht sichtbar sind. Heute werden sie zunehmend im öffent­ lichen Raum verwendet und ihre Gestaltung spielt eine Rolle – ohne die Funktionalität einzuschränken.

46

2

1 Die Begrünung am Grote Circus, einem öffentlichen Raum in einem modernen Wohnkomplex an der Avenue Céramique in Maastricht, soll für eine schöne nächtliche Atmosphäre sorgen. Die Ausstattung mit indirekter Beleuchtung, die Licht in alle Richtungen abgibt, leuchtet den parkartigen Bereich gut aus. Lichtplanung  lite – Christa van Santen/ir A.J. Hansen, Amsterdam 2 Der Entwurf dieser fünf an einem Arm verteilten Leuchten ist problematisch. Um nicht zu stören, müssen sie nach unten gerichtet werden. Jede andere Richtung würde höchstwahrscheinlich zur Belästigung von Passanten und Anwohnern führen. Lichtplanung  Beth Galí, Barcelona 3 Licht, an zwischen zwei Fassaden gespannten Drähten aufgehängt, folgt dem Verlauf der Straße. Die Lichtverteilung ist gut und die Häuserfronten werden auf natürliche Weise in die Beleuchtung einbezogen. 34  2

Licht im öffentlichen Raum

4 Die Wilhelminabrug in ’s-Hertogenbosch hat auf beiden Seiten hohe Pfosten, so dass die Brücke die Funktion eines Stadttors übernimmt. Die Köpfe der Pfosten sind mit Leuchten ausgestattet, und die Brüstung mit Leuchtstoffröhren versehen. Die Lichtverteilung auf dem Fußweg ist gut, aber die Abschirmung ist verbesserungsfähig. Aus einiger Entfernung gesehen, blendet das Licht.

47

1/2 Die etwas grotesken Lichtmasten auf dem Schouwburgplein in Rotterdam, die ähnlich wie Hebekräne in unterschiedlichen Positionen stehen kön­nen, nehmen Bezug auf die Großflächigkeit des Hafens. Leuchtstoffröhren sind hier und dort unter den perforierten Metallplatten angebracht und werfen etwas Licht auf den Boden. Es ist ein städtischer Entwurf mit viel Gestaltung und wenig Licht in einigen Bereichen. Die Symbolik des Entwurfs ist wichtiger als das öffentliche Licht. Stadtplanung  Adriaan Geuze/ West 8, Rotterdam 3 Die Beleuchtung der Millennium Bridge über die Themse in London, einer Fußgängerbrücke zwischen St. Paul’s Cathedral und der Tate Modern, ist tagsüber nicht sichtbar. Die Streifen auf beiden Seiten des Aluminiumbelags der Brücke folgen dem Fußweg und reflektieren genügend Licht damit die Passanten einander sehen können. Die Be­­leuch­­ tung besteht aus transparenten, synthetischen Röhren, die mit einem reflektierendem Material ausgekleidet sind, das entlang der gesamten Länge mit einem Projektor und einer einzigen Lampe gleichmäßig erleuchtet wird. Die Projektoren sind in den dunklen Bereichen verborgen. Brückenentwurf  Architekt Sir Norman Foster, in Zusammenarbeit mit Sir Anthony Caro. 4 led bieten eine neue Lichtquelle für Fußwege, die bei vielen Lichtplanern zunehmend Anklang findet, auch wegen ihrer langen Lebensdauer (40 000 Stunden), und weil sie sehr klein ist. Weiße und orangefarbene led wurden eingesetzt, eine Kombination, die ein wärmeres Licht erzeugt. Die Lichtverteilung der beiden, auf einer Höhe von ca. 4,5 m angebrachten Lichtpunkte, ist als Beleuchtungsstärke (Lux) angegeben. Leuchte  Equinox, Philips Niederlande 5 Die Straßenbeleuchtung in der Rue du Trésor in Reims besteht aus Wandleuchten. Im Hintergrund ist die Illumination der Nôtre Dame Kathedrale zu sehen. Es entsteht ein harmonisches Zusammenspiel der zwei unterschiedlichen Beleuchtungskonzepte. Ist dies ein Zufall, oder war es so geplant? So viel Stimmigkeit gibt es nur selten in der Stadt zu sehen.

48

12  2

34  2 5  2

3 à 4 lux

7 lux 4000

Licht im öffentlichen Raum

9 lux 2000

49

Mit Licht entwerfen

1 Französische Kirche, Gendarmenmarkt, Berlin. Die beschränkten Wandflächen scheinen mit einer relativ hohen Leuchtdichte zu hell. Die beleuchteten Bereiche hinter dem Tympanon stehen in einem zu großen Kontrast zum Vordergrund, so dass der kaum gesehen werden kann. Dies liegt vermutlich daran, dass die Leuchten in einem zu geringen Abstand montiert sind und die Lampen eine zu hohe Wattleistung besitzen. Die Sprünge von 1 zu 9, zu 26 cd/m2 sind hier zu groß. Die Werte in der Abbildung zeigen die Leuchtdichten. 2 Wenn der Blick dem Lichtweg folgt, werden keine Schatten geworfen und es entsteht kein Reliefeffekt. Bei einer detailreichen Fassade, die von einer Seite beleuchtet wird, muss der Betrachter den gegenüberliegenden Blickpunkt einnehmen.

2,6

26

1

3 Fassaden am Wasser lassen oft wunderschöne Reflektionen ent­ stehen. Bei beleuchteten Fassaden muss das Licht dicht genug an der Fassade positioniert sein, damit es nicht erst auf das Wasser trifft und von der Wasseroberfläche gespiegelte Reflektionen an der Fassade sichtbar werden. 4 Vom Hersteller gelieferte Beispiele von Leuchtmittelspektren. Sie zeigen eine grafische Darstellung der Farben, die von einer bestimmten Lampe wiedergegebenen werden. Es wird deutlich, dass wenn einer Lampe eine Farbe fehlt, oder sie fast nicht vorhanden ist, die Lampe jene Farbe nicht wiedergeben kann. (Angaben von Osram) 5/6 Piazza del Campidoglio, Rom, eine Vereinigung von Architektur und Skulptur. Am Tage haben die Statue und das Gebäude im Hintergrund die gleiche Farbe. Die gewählte Lichtquelle bewirkt, dass der rote Ziegel und der helle Naturstein bei Nacht deutlich unterschieden werden können.

52

12  2

3  2

4  2

Tageslicht kann nicht imitiert werden, es ist einfach da. Die Menge des Tageslichts kann sich von einer Minute zur anderen ändern. Die Farbe des Tageslichts wechselt von kühl zu warm – dies ist die soge­ nannte Lichttemperatur, die in Kelvin (k) gemessen wird. Die Höhe der Sonne kann nicht übertroffen werden. Um ein Umfeld nachts sicht­ bar zu machen, muss künstliches Licht benutzt werden. Beleuchtung ist eine Form der Gestaltung. Das Beleuchten von Gebäuden, Denk­ mälern, Brunnen und Parks bedarf der Professionalität. Lichtexper­ ten beziehen eine Reihe von Aspekten in ihre Überlegungen ein: • 

der gewünschte Effekt, der erzielt werden soll und welche Elemente

sichtbar gemacht werden sollen; • 

wie hoch die zu erzielende Lichtmenge ist, (nach der die Anzahl

der Lampen und Leuchten bestimmt werden kann); • 

welcher Lampentyp sich am Besten eignet;

• 

wo die Leuchten positioniert werden.

Wir sehen nicht das Licht, das auf eine Oberfläche fällt, sondern das von ihr zurück reflektierte Licht: die Leuchtdichte. Um ein hohes Gebäude, vom Blickpunkt einer Person aus gesehen, relativ eben­ mäßig beleuchtet erscheinen zu lassen, muss der höchste Teil heller erleuchtet sein als der Sockel. Es muss also der Blickwinkel, von dem aus das Gebäude betrachtet wird, in die Überlegungen einbezogen

56  2

werden. Das Licht darf nicht auf derselben Höhe wie der Blickpunkt angebracht sein, da es keine Schatten wirft, wenn die Blickrichtung unmittelbar dem Weg des Lichtes folgt. Nur das Nebeneinander von hellen und dunklen Bereichen ermöglicht es, Formen zur Gel­ tung zu bringen. Aber starke Kontraste an einer externen Wand sind nicht schön: ein Verhältnis von 1:10 wird empfohlen. Eine gewisse Gleichmäßigkeit in den zu beleuchtenden Objekten ist generell wünsch­enswert, da ein zu hoher Kontrast die Architektur fragmen­ tiert erscheinen lässt. Je weiter das Licht von einer Wand entfernt ist, desto gleichmäßiger ist der Effekt. Diese Methode hat aber auch Nachteile: die Wand scheint «flacher», und je weiter die Lichtquelle von der Wand entfernt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Umgebung gestört wird. Ebene Wände an Gebäuden, ohne Vorsprünge oder Nischen, kön­ nen auch auf interessante Weise beleuchtet werden. Schatten kann es hier aber nicht geben. Die einzige Methode, Plastizität und Variation zu schaffen, ist Unterschiede in der Helligkeit zu erzeugen, zum Bei­ spiel mit einer asymmetrischen Anordnung von Flutern, oder auch durch geringe Abweichungen der Lichtfarbe. Nachts sind die Augen an die Dunkelheit gewöhnt, so dass beim Betrachten eines Gebäu­ des die Unterschiede nicht groß sein müssen, um sichtbar zu sein, solange der Kontrast zur Umgebung ausreichend stark ist. Eine detailreiche Fassade mit vielen Nischen und Vorsprüngen

Mit Licht entwerfen

53

kann starke Schatten werfen. Um dies zu vermeiden kann der Schat­ ten mit zusätzlichem, direktem, aus einem anderen Winkel schei­ nenden Licht gemildert werden. Die Lichtmenge und die Verteilung des Lichts über das Objekt, be­­ stimmt durch die Positionierung der Lichtquellen und durch die Art der Leuchtmittel, ist von größter Wichtigkeit, um den gewünsch­ ten Effekt zu erzielen. In Bezug auf die Positionierung gibt es die folgenden Möglichkeiten: • 

am Gebäude,

• 

auf dem Boden vor der Fassade,

• 

auf Masten,

• 

auf anderen Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung (wenn es

1

keine andere Lösung gibt). Reflektierende Fassaden bergen besondere Probleme. Die Menschen wollen einerseits die Reflektion erleben, aber andererseits nicht ge­­ blendet werden. Wenn das Licht oberhalb der Augenhöhe ange­ bracht ist, besteht die Gefahr, dass man geblendet wird. Beleuch­ tung von unten reflektiert in Blickrichtung. Licht spiegelt sich oft in glänzenden Oberflächen, wenn es nicht richtig ausgerichtet wurde. In derartigen Situationen ist Licht von oben das Richtige.

2

Bei Gebäuden, die sich aus dem Wasser erheben, oder direkt am Was­ ­ser stehen, müssen die Beleuchtungskörper so dicht wie möglich an der Fassade untergebracht werden, um nicht im Wasser reflektiert zu werden und kräuselnde Lichtspiegelungen an der Fassade zu erzeu­ gen, und damit die interessante Reflektion der Architektur im Was­ ser zu stören. Empfehlungen für die Beleuchtung von Gebäuden werden meist als Leuchtdichte angegeben. Die notwendige Beleuchtungsstärke hängt mit der Helligkeit der Fläche zusammen, damit, ob die Ober­ fläche hell oder dunkel (Reflektion) ist und mit der Lichtmenge in der Umgebung. In einer dunklen Umgebung ist eine geringere Beleuchtungsstärke angezeigt als in einem hellen Umfeld. Ein frei­ stehendes Gebäude, das gegen den dunklen Himmel gesehen wird, braucht wesentlich weniger Licht als eine Fassade in einer hell beleuchteten Straße. Das Verhältnis von Leuchtdichte, Reflektionsgrad und Beleuch­ tungsstärke ist in der folgenden Formel ausgedrückt: l = e x ρ  or  e = π x l π ρ l e ρ

54

Leuchtdichte (Candela/m2) Beleuchtungsstärke (lux) Reflektionsgrad

34  3

1–4 ing Haus, Amsterdam. Die Form und das Zusammenspiel von Volumen und Glas lässt das Gebäude zum Blickfang werden. Charakteristisch für den Entwurf ist, dass man auch bei Tage in das Gebäude sehen kann. Diese Qualität sollte auch bei Nacht erhalten bleiben. Der geschlossene Baukörper ist beleuchtet, der transparente Teil wird sichtbar gemacht, ohne dass die Gesamtform verloren geht. Die nächtliche Beleuchtung schafft einen faszinierenden Blick ins Innere, mit grünen Innenhöfen, Gärten und Treppenanlagen. Lichtplanung  lite – Christa van Santen, Amsterdam Architekten  Meyer en Van Schooten, Amsterdam

Mit Licht entwerfen

55

Mit einem angenommenen Wert für die Leuchtdichte und einem bekannten Reflektionsgrad der zu beleuchtenden Fläche, kann die Formel angewendet werden, um die Beleuchtungsstärke zu errech­ nen. Empfohlene Leuchtdichten: Situation Freistehendes Gebäude oder Statue

l (cd/m2) 3,2–6,5

Gebäude an Straße oder Platz dunkles Umfeld gut beleuchtetes Umfeld

6,5–10 10–13

Eine dunkle Mauer absorbiert mehr Licht als eine helle Wand – mit einigen dazwischen liegenden Abstufungen. Es ist also nicht sinnvoll, eine dunkle Wand zu beleuchten. Der Reflektionsgrad der meisten Baustoffe ist bekannt. Um einen Effekt zu erzielen, muss er mindes­ tens 0,2 sein. Material gelber Ziegel roter Ziegel Ziegel weißer Marmor Granit Beton Beton Beton Putz (blassgelb)

Zustand neu neu verschmutzt sauber sauber hell dunkel verschmutzt neu

1

Reflektionsgrad 0,3–0,4 0,15–0,25 0,05–0,1 0,6–0,65 0,1–0,15 0,4–0,5 0,2–0,3 0,05–0,1 0,35–0,55

Mit dieser Information kann die Beleuchtungsstärke ausgerechnet werden, die benötigt wird, um die gewünschte Helligkeit zu erzielen. Hier sind einige Beispiele aus der Leuchtdichten-Tabelle, basierend auf den niedrigsten Werten. Beleuchtungsstärke e (lux) für ein Gebäude an einer Straße oder auf

2

einem Platz: weißer Marmor heller Beton gelber Ziegel (neu) dunkler Beton Granit (sauber)

dunkles Umfeld 35 55 50 80 70 105 100 160 200 310

helles Umfeld

Die Anzahl und Art der Leuchten wird mit Hilfe dieser Zahlen und durch die gewählten Leuchtmittel ermittelt. Für die Berechnung benötigt man die technischen Daten der Lampe. Außerdem muss bekannt sein, aus welchem Winkel und mit was für einem Abstand die Fläche beleuchtet wird. Alle Leuchtenhersteller liefern die Soft­ ware, die der Planer für derartige Berechnungen benötigt. Unter allen Umständen muss bei der Positionierung der Leuchten darauf geachtet werden, dass das gewünschte Ergebnis erreicht und Blen­ dung vermieden wird. Das Ziel ist, die Beleuchtung nicht im Blick­ feld zu haben und sie so wenig sichtbar wie möglich zu planen. 56

3

1/2 Teil der Banque de Lyon, Lyon, der sich mit der Beleuchtung verändert. Das Gebäude hat eigentlich eine horizontale Ausrichtung. Die angestrahlten Pfeiler fügen ein vertikales Element hinzu und verändern damit die Architektur. Die hohe Platzierung des Firmennamens wirkt nicht störend. 3/4/5 Avinguda de la Reina Maria Cristina, Barcelona. Ein sich wiederholendes Programm aus Wasser, Licht und Klang bietet ein abendliches Spek­ takel, das viele Besucher anzieht. Das computergesteuerte Licht wird zum abwechslungsreichen und faszinierenden Ereignis.

45  2

Mit Licht entwerfen

57

Die Wahl des Leuchtmittels hängt von der Farbe und der Ober­ flächenstruktur des zu beleuchtenden Objektes ab. Die Vielfalt an Lampen eines Typs hat sich in den letzten Jahren zunehmend erweitert. Die zwei zu berücksichtigenden Aspekte sind die Licht­ farbe, die zu dem vorherrschenden Licht im Umfeld passen muss, und die Farbwiedergabe, die das bestmögliche Ergebnis für die zu beleuchtende Flächen und Details bringen muss. Eine gute Farb­ wiedergabe des Lichtes ist hauptsächlich dann wichtig, wenn Farben an der Fassade betont werden sollen. Die folgenden Lampen sind für die Außen-Beleuchtung erhältlich: • 

Natriumdampfhochdrucklampen,

• 

Halogen-Metalldampflampen,

• 

Leuchtstofflampen und Kompaktleuchtstofflampen,

• 

Halogenlampen,

• 

Hochdruck-Quecksilberdampflampen – sind immer noch erhältlich,

1

aber werden wegen ihrer Umweltunverträglichkeit selten benutzt. Natriumdampfhochdrucklampen variieren in der Farbe des Lichtes durch alle Nuancen, von goldgelb bis weißlich, und werden oft zur Be­leuchtung von Denkmälern aus Ziegeln, Naturstein oder Putz benutzt.

2

Halogen-Metalldampflampen – jeder Typ hat eine eigene Kenn­ zeichnung – können die Farben Rot, Gelb und Blau wiedergeben. Sie werden oft in modernen Projekten eingesetzt, wobei es bei alten Lampen zu Farbveränderungen des Lichtes kommen kann. Es fällt besonders auf, wenn die Lampen sichtbar sind. Wie auch Natrium­ dampfhochdrucklampen haben sie eine lange Lebensdauer von durch­ schnittlich 8 000–10 000 Stunden und eine hohe Licht­ausbeute. Beide Lichtquellen können für Leuchten mit breitem oder schmalem Lichtstrahl benutzt werden. Das große Angebot an Leuchtstofflampen und Kompaktleucht­ stofflampen ermöglicht die Auswahl einer bestimmten Lichtfarbe und Farbwiedergabe. Leuchtstofflampen sieht man häufig in der Straßenbeleuchtung und in der Beleuchtung von Gebäuden, an Fassaden oder in Innenräumen. Wegen ihrer Form sind sie nicht als Flutlicht geeignet. Kompaktleuchtstofflampen sind aber, wie der Name schon sagt, kompakter in der Form und können als Flutlicht genutzt werden. Sie haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 8 000 Stunden. Halogenlampen werden als Letztes aufgeführt, weil sie, im Ver­ gleich zu den anderen Lichtquellen, durch ihre kürzere Lebensdauer eine schlechtere Energieausbeute haben. Abhängig vom Hersteller haben sie eine Dauer von durchschnittlich 2 000–5 000 Stunden. Hersteller können jetzt neu entwickelte Halogenlampen mit einer Lebensdauer von 10 000 Stunden liefern. Halogenlampen erreichen 58

34  2

1/2 Forum Romanum, Rom. Eine Sammlung von einzelnen Fundstücken aus unterschiedlichen Perioden der Architekturgeschichte. Am Tage scheinen sie ein zusammenhängendes Ganzes zu bilden. Die unaus­ geglichene Illumination bewirkt, dass der Zusammenhalt bei Nacht verloren geht und die Objekte selbst verformt erscheinen.

5

6

78  2

3/4 Teil des Kolosseum, Rom. Form und Plastizität werden durch das Licht deutlich hervorgehoben. Der obere, abgesetzte Bereich erhält weißes Licht. Die offenen Arkaden und der Hintergrund erhalten eine wärmere Lichtfarbe. Diese Beleuchtung hebt die räumliche Tiefe deutlich hervor und lässt das Bauwerk genau so erscheinen, wie es natürlicherweise bei Tageslicht aussieht. 5-8 Die angestrahlte Opéra Garnier, Paris, kann von weitem gesehen werden, das liegt in erster Linie an dem Zuviel an Licht. Dies bewirkt, dass die Farbunterschiede in der Fassade weitgehend verloren gehen. Das Gold kann kaum erkannt werden. Das Flutlicht schafft eine unausgewogene Beleuchtung, besonders im oberen Bereich. Die linke Statue auf dem Dach erhält mehr Licht als die rechte, was auf das Flutlicht zurückzuführen ist. Ein positiver Aspekt ist hierbei, dass es sehr hoch angebracht ist und somit die Passanten nicht stört. Seite 60-61 Ponte Vittorio Emanuele ii, Rom. Städtische Brücken sind Bauwerke, die oft beleuchtet werden. Eine Brücke ist ein dreidimensionales Gebilde, das durch den Verkehr, der über sie hinweg und unter ihr durch führt, definiert wird. Der Fokus liegt hier bei dem Verkehr über die Brücke, zusätzlich durch die Figuren betont, die nur auf der Straßenseite beleuchtet werden. Von der Brücke aus sieht man das Wasser nicht mehr, der Verkehr auf dem Wasser geht seine eigenen Wege.

Mit Licht entwerfen

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Mit Licht entwerfen

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eine sehr gute Farbwiedergabe aller Farben und ihre Lichtfarbe bleibt konstant, auch wenn sie altern. Mit einer gut gewählten Leuchte kön­ nen sie effektive Akzente an Fassaden und auf Skulpturen setzten. Wegen dieser Qualitäten werden sie oft in Museen eingesetzt. Mit Ausnahme von Halogenleuchten, die alle Farben gut wieder­ geben, ist es, um eine richtige Wahl zu treffen, notwendig, das Farb­ spek­trum zu kennen, um zu wissen, welche Lichtquelle die Farbe und Oberflächenstruktur des Objektes am besten zur Geltung bringt. Der Begriff der Illumination von Gebäuden umfasst meist Licht von außen und von innen. Beleuchtung kommt von außen. Illumina­ tion von innen heißt fast immer, dass einige der verfügbaren Lichter angelassen wurden. Natürlich muss das Licht von außen und das

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Licht von innen in Einklang gebracht werden. Das Licht, das aus einem Gebäude scheint, ist das i-Tüpfelchen, der letzte Schliff einer guten Illumination. Ziel ist es, ein Gefühl von Offenheit zu erzeugen. Architektur ist vorwiegend die Artikulation von Raum – Licht von innen kann dabei helfen. Zu wenig Offenheit kann die Folge einer unbedachten Zusammenstellung von verschiedenfarbigem Licht sein. Ein unzu­ sammenhängendes architektonisches Erscheinungsbild kann auch entstehen, wenn belanglose Merkmale jeweils einzeln beleuchtet werden. Wenn, zum Beispiel, Pfeiler ohne einen nachvollziehbaren Grund beleuchtet werden, kann die Beleuchtung die Architektur

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zerstückeln. Wenn sich an dem Pfeiler jedoch eine besondere Figur befindet, ist es durchaus angebracht, ihn zu beleuchten. Wasserflächen und Brunnen beleben die Stadtlandschaft. Am besten sehen beleuchtete Brunnen gegen einen Hintergrund aus, der so dunkel wie möglich ist. Wasserstrahl und Sprühnebel wer­ den zum Streukörper, absorbieren und verteilen das auf sie gerich­ tete Licht. Unter der Wasser­ober­fläche angebrachte Leuchten sind besonders effektiv. Eine einzelne Lichtquelle unter einem Wasser­ strahl erzeugt einen attrak­tiven Effekt. Für breite Wasserfilme wer­ den mehrere Lampen benötigt. Außenlicht schwächt den Effekt der bereits «schwächeren» Brunnenbeleuchtung. Die Beleuchtung von städtischen Parks bedarf besonderer Beachtung. Die Wege müssen gut sichtbar sein. Der Übergang von der hell beleuchteten Straße in den Park darf nicht abrupt sein, sondern soll an die natürliche Adaption des menschlichen Auges angepasst sein. Die Wahl der richtigen Lampe für Parks oder Rasen­ flächen mit Bäumen und Sträuchern ist Präzisionsarbeit. Zum Beispiel beanspruchen Laubbäume anderes Licht als Nadelbäume oder Gehölze. Auch hier trifft es zu, dass nicht alles be­­leuchtet werden muss. Bäume mit einer interessanten Form können ebenso gut im Dunkeln verbleiben und nur als Silhouette wirken, was Tiefe suggeriert und für Abwechslung sorgt. 62

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1 Die Louis Philippe Brücke über die Seine in Paris. Die Richtung des Verkehrs über und unter der Brücke wird durch Licht verdeutlicht. Die räumliche Gestalt der gesamten Brücke gibt ein harmonisches Erscheinungsbild, mit einer erfolg­ reichen Beleuchtung sowie dem Blick unter der Brücke hindurch. 2/3 Der Pont Neuf, Paris, besteht aus zwei Teilen, die beide Flussufer über die Île de la Cité verbinden. Der Pont Neuf hat eine erkennbare Form, die gut aus weiter Entfernung sowie aus der Nähe wahrgenommen werden kann. Eine Besonderheit der Pariser Brücken ist, dass der Verkehr sowohl unter ihnen hindurch als auch entlang des Seineufers fließt. 4/5 Die Blauwbrug über die Amstel in Amsterdam, die Skulpturen und doppelten Straßenleuchten sind Teil des Gesamtentwurfes. Die Figuren sind erleuchtet, das Licht für die Durchfahrt auf dem Wasser fehlt.

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1/2 Magere Brug, Amsterdam. Ein typischer Bestandteil der Beleuchtung der Brücken in Amsterdam ist das Hervorheben der Konturen mit einer Kette aus kleinen Lampen. Dies ergibt kein räumliches Licht. Die Konstruktion der Hebebrücke wird durch das Umzeichnen deutlich. Die Durchfahrt unter ihr hindurch scheint, als hätte sie keine Tiefe, sie liegt auf dem Bauwerk wie eine Zeichnung auf einer planen Fläche.

4 Hohenzollernbrücke in Köln, BahnTrasse mit einer Fußgängerbrücke über den Rhein. Diese Verbindung zwischen zwei Stadtteilen wird viel genutzt. Die starke, robuste Form des großmaßstäblichen Bauwerks kann es mit der uneinheitlichen Beleuchtung aufnehmen und so richtet diese keinen Schaden an. Lichtplanung  Philips Lighting, Harry Hollands (Niederlande) und René van Ratingen (Deutschland)

3 Herengracht, Amsterdam. Gleich­ mäßige Beleuchtung entlang der Kanalmauer, die aus verschiedenen Häuserfronten besteht. Es ist nicht zu vermeiden, dass dieses gleich­ mäßige Licht und die Unterschiede in der Architektur der Häuser Kontraste schafft. Wenn das Licht aus dem Inneren des Gebäudes scheint, wirkt dies natürlich. Wenn aber die Beleuchtung von außen das Innere erhellt, entsteht ein «geisterhafter» Effekt. Hier wäre es angebracht, Nuancen für jedes Haus zu schaffen.

5 Die Fassade des Konzerthauses Gendarmenmarkt in Berlin mit Helligkeitswerten präsentiert eine differenzierte Lichtsituation, innerhalb und außerhalb, von vorne und hinten, außen und innen. Die Statue im Vordergrund ist, im Vergleich zu ihrem Sockel, so hell erleuchtet, dass sie zu schweben scheint. Die Wand hinter dem vorderen Tympanon ist zu hell beleuchtet und stört das Gleichgewicht, da das Auge automatisch zum hellsten Punkt im Blickfeld wandert.

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6 Das sorgsam gestaltete Licht am Brandenburger Tor, Berlin. Der obere und der untere Bereich der Säulen ist ungleich, der Unterschied wird durch die Bodenstrahler erzeugt. Er ist wegen des großen Abstands hier akzeptabel. In den seitlichen Bereichen (links und rechts) sind die Leuchten so dicht an der Wand montiert, dass ein Kontrast zwischen dem oberen und unteren Teil der Wand entsteht. Lichtplanung  Kardorff Ingenieure, Berlin

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1 Casa Milà von A. Gaudí, Barcelona. Die Szene am Abend ist sehr ähnlich wie die am Tage. Nachts wird die Fassade mit einem Flutlicht angestrahlt und die Balkone werden von unten angeleuchtet, was sich in der unterschiedlichen Helligkeit zeigt. In einigen Bereichen ist der abgestufte obere Teil zu hell erleuchtet, in anderen nicht hell genug. 2 Dôme des Invalides, Paris. Die Mitte erscheint ebenmäßig, weil mehr Licht auf den oberen Teil des Gebäudes fällt als auf den unteren. Die Seiten sind unterschiedlich hell, was das Bild der Gleichmäßigkeit aber nicht stört.

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3 Passeig de Gracia, Barcelona. Ein «unglücklich» beleuchtetes Eckgebäude. Der geringe Abstand zwischen Lampe und Fassade erzeugt in der Beleuchtung der Säulen einen starken Kontrast und lässt sie verzerrt wirken. Das gilt auch für die beiden Gauben, die über der Traufe zu schweben scheinen. Es gibt keine Stimmigkeit, am Gebäude selbst und in seinem Bezug zum Umfeld. 4 Chambre du Commerce, Lyon. Verschiedenheit in Volumen und Baustoff. Die helle Steinfassade ist in ihrer Erscheinung wärmer als das dunkle Schieferdach. Der Einsatz von verschiedenen Lichtquellen unterstützt eine deutliche Differenzierung. Unglücklicherweise werden Kontraste durch das Übermaß an Licht verursacht. Der Unterschied in der Lichtfarbe ist eine interessante Idee, wenn sie als Gesamtkonzept funktioniert. Hier jedoch wird, wegen der Kontraste, das Ziel nicht erreicht.

Mit Licht entwerfen

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Beleuchtung von Gebäuden

Bereits vor der Erfindung des Kunstlichts wurden Gebäude nachts beleuchtet, wie man auf historischen Illustrationen sehen kann. Meist wurden zu festlichen Anlässen Kerzenlicht, Ölwannen, Fackeln oder Gasflammen eingesetzt. Die Einführung der Glühbirne brachte wunderbare Möglichkeiten, besondere Ereignisse mit der Beleuch­ tung von Gebäuden zu verschönern. Anfangs wurden Glühlampen nur verwendet, um die Kontur des Gebäudes hervorzuheben – die Architektur selbst und die Umgebung wurden nicht beleuchtet. Seit Beginn der 1920er Jahre erhielten Gebäude hauptsächlich zu Wer­ bezwecken Licht, auch heute noch ein gängiges Muster des Ge­­brauchs – und Missbrauchs – mit Hilfe von Licht auf Informationen hinzu­ weisen. Schon damals wurde angestrebt, die Beleuchtung mit der Ästhetik der Architektur in Einklang zu bringen, egal ob sie auf Reklame oder auf die Pracht des Gebäudes hinweisen sollte. Seitdem gab es immer Architekten, die bei der Wahl des Fassadenmaterials auch die Wirkung nach Einbruch der Dunkelheit berücksichtigen. Heute haben wir uns an beleuchtete Gebäude gewöhnt. Die Illumination und das Anstrahlen von Denkmälern, Objekten und anderen Sehenswürdigkeiten ist zu einem permanenten Bestandteil der Stadtlandschaft geworden, der sie belebt. Zudem unterstützt die Beleuchtung die Passanten dabei, sich zu orientieren. Lichtplaner wissen, dass jedes Gebäude sich vom nächsten unterscheidet und nicht auf gleiche Weise behandelt werden kann. Häuser sind keine Theaterkulisse. Jedes Bauwerk erzählt seine eigene Geschichte und die Intention der Architektur kann in einer gut durchdachten Lichtplanung, die den Baumaterialien gerecht wird, Ausdruck finden. Wenn sie gelingt, wird der gesamte Bau in Einklang mit der unmittelbaren Umgebung gebracht. Hierfür muss die Beleuchtung gleichmäßig verteilt sein, ohne dass sie langweilig wird. Auch wenn ein Maß an Kontrast erwünscht ist – er überrascht, belebt, erhascht Aufmerksamkeit – darf die Beleuchtung der an­­ grenzenden Bereiche und Objekte nicht übertrieben sein, sondern muss mit Können und Feingefühl gestaltet werden. Balance und Harmonie hängen mit der Lichtmenge und -farbe, die auf das Gebäude oder das Objekt gerichtet sind, zusammen, mit der Rich­ tung, Farbe und Farbwiedergabe der Lichtquelle, und mit dem Reflektionsvermögen und der Farbe der beleuchteten Flächen, seien es Holz, Ziegel, Glas, Kunststoffplatten, oder andere Materialien. All dies beeinflusst, was wir sehen. Meistens ist es nicht erstrebenswert, ein Gebäude komplett mit direktem Flutlicht anzuleuchten. Die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters wird auf das eine Objekt gelenkt und der starke Kon­ trast lässt die unmittelbare Umgebung in den Hintergrund treten. Ist das Flutlicht in weiter Entfernung angebracht, wirkt außerdem das Gesamtbild immer flach. Ohne Schatten geht die Drei­dimen­ 70

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1 Beleuchtetes Haus mit Turm. Munttoren, Amsterdam (1938) 2 Beleuchtetes Rathaus, Rotterdam (1913) 3 De Volharding in Den Haag (1928) von Jan Buys (Buys und Lürsen) ist ein früher Entwurf, den man als «Nacht-Architektur» bezeichnen könnte. Das Gebäude wurde als Aushängeschild der Genossenschaft De Volharding gebaut. Die Glas­ bausteine und die opake Glaswand (heute ohne Einbuße des Effekts durch synthetische Bauteile ersetzt) ermöglichten, dass von hinten beleuchtete Reklametafeln an der Gebäudefront angebracht werden konnten. Das von innen scheinende Licht wurde zur markanten Werbung, für den Bauherren und für die Architektur selbst. Es lohnt sich, auch dieses im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfene Gebäude bei Tag zu besuchen. Nachdem De Volharding zeitweilig dem Verfall überlassen war, ist es nun restauriert worden. 4

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4/5/6 Friedrichstadt-Passagen, Berlin-Mitte. Dieser neue Komplex besteht aus einem Gebäude mit Geschäften und Büros in den darüber liegenden Geschossen. Die Architekten und Lichtplaner entwarfen Konzepte für den Tag und für den Abend, um dem Gebäude zu jeder Tageszeit ein unverwechselbares Äußeres zu geben. Die Eingangsbereiche erstrecken sich über zwei Geschosse und fallen am Tage wegen der unterschiedlichen Maßstäblichkeit auf, während sie am Abend, als Teil des horizontalen und vertikalen Zusammenspiels der Linien, zu beleuchteten Akzenten im architektonischen Gesamtkonzept werden. Hinter den opaken Platten sind Leuchtstoffröhren angebracht, deren Helligkeit reguliert werden kann. Der dekorative Ansatz in der Fassadengestaltung sagt nichts über die Architektur selbst aus. Architekten  Ted Mushow, Pei Cobb Freed und Partner Lichtplanung  Paul Maranz, Chicago und Anton Hansen, Guust de Jong, Wolfgang Kunkel, Philips Lighting, Deutschland

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sionalität verloren. Der Zusammenhalt, der im Tageslicht erlebbar ist, muss auch nachts präsent sein. Für die Beleuchtung eines Gebäudes reicht es manchmal, nur ein einziges Element hervorzuheben. Historische Gebäude haben oft Gesims oder ein plastisches Tympanon als gestalterisches Merk­ mal der Fassade, etwas, was man tagsüber nicht unbedingt bemerkt, das aber mit Licht in der Dunkelheit zur Geltung gebracht werden kann. Eine derartige Beleuchtung sollte nicht ablenken, und ein sol­ ches Detail muss natürlich in die Umgebung passen. Egal welches Licht benutzt wird, der Charakter der Architektur muss erhalten bleiben. Gewollte Effekte an der Fassade, wie die Projektion von Streifen, Kreisen und Ähnlichem, sind tabu. Bei der Wahl der zu beleuchtenden Bauwerke ist Feingefühl

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notwendig. Licht kann von kommerzieller Bedeutung sein, kann aber auch von sozialer Wichtigkeit oder aus historischer Sicht inte­ ressant sein. Es muss nicht jedes Gebäude in die Beleuchtung ein­ bezogen werden, genau wie es nicht nötig ist, jedes auserwählte Objekt in seiner Gänze anzustrahlen. Die Stadt wird im Glanz der Lichter – (auf natürliche Weise) aus Wohnhäusern und Gebäuden – attraktiv. Licht, das aus dem Inneren scheint, in Verbindung mit einem angestrahlten Äußeren, genügt manchmal schon, um eine Menge über die Architektur, besonders über ihre plastische Form, zu verraten. Architektur befasst sich mit Raum. Wenn dieser sichtbar ist, wird der Raum hinter der Fassade zur dritten Dimension der externen Gestaltungsmerkmale. Internes Licht wird zu externem Licht. Einige Architekten machen ihre Bauten zu «Trägern von Licht». Sie wählen zum Beispiel Glasbausteine in Verbindung mit Lampen und Leuchten in Fluren, Treppenhäusern und Foyers. Wenn ein Teil der Beleuchtung nach Büroschluss weiter brennt, kann dies die Architektur gut zur Geltung bringen. Manchmal genügt schon die Notbeleuchtung. Ein vorher unentdecktes Fenster kann zur Über­ raschung werden, wenn es mit Kunstlicht aus dem Inneren erleuch­ tet ist. In Einkaufszentren kann Licht aus den Schaufenstern ein Gewinn sein, wenn es nicht zu hell ist. Die Rollläden, die gegen Vandalis­ mus eingesetzt werden, verstärken das Gefühl der Verunsicherung, weil sie kein Licht durchlassen. Die Sicherheit an öffentlichen Orten könnte besser sein, wenn diese Rollläden transparent wären, und das Licht hinter ihnen – wenn auch noch so spärlich – das Schau­ fenster wieder sichtbar machen würde. Die Beleuchtung darf sich auf keinen Fall störend auf das Umfeld auswirken oder den falschen Ton anschlagen. Es muss eine Verbindung zur Straßenbeleuchtung hergestellt werden, so dass

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2 3  2

1 Oper, Budapest. Das Licht ist stimmig mit den Leuchten auf und vor dem Gebäude. Die Strahler bringen die Architektur mit Balkonen, Loggien und der gegliederten Form des Baukörpers und des Daches gut zur Geltung. 2 Die Agnelli Kunstgalerie von Renzo Piano in Turin ist ein Solitär bemerkenswerter Architektur. Das Licht kommt aus dem Inneren und von der Gebäudehülle. Das Dach wird mit Flutlicht angestrahlt, das in Abständen an der geschlossenen Fassade angebracht ist. Die Unterseite der Dachkonstruktion wird vom Erdgeschoss aus beleuchtet. Lichtplanung  Piero Castiglioni

3 Die Sankt Johannes Kathedrale in ’s-Hertogenbosch mit Innen- und Außenbeleuchtung. Von der Straße aus sieht man die von innen erleuchteten Kirchenfenster in ihrer ganzen Pracht. Die Beleuchtung der «Pfefferstreuer» auf dem Turm sind die Krönung des großen Bauwerks im Stadtzentrum, das man aus der Nähe nicht in seiner Gesamtheit wahrnehmen kann. Lichtplanung  lite – Christa van 4 5  2 Santen/ir A.J. Hansen, Amsterdam 4 Der erhöhte Standpunkt ermöglicht es, die Dreidimensionalität und die Stimmigkeit der Beleuchtung des Koopmansbeurs Gebäudes in Amsterdam (H.P. Berlage, 1903) aufzuzeigen. Die lange Fassade am Damrak erhält ausreichend Licht aus der Umgebung. Licht markiert die Eingänge mit eigenen Wandleuchten. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Dreidimensionalität des Gebäudes gewidmet, um das Volumen des großen Baukörpers zu betonen. Licht scheint aus den lamellenartigen Öffnungen, der Loggia und dem Atrium. Die kurzen Gebäudeseiten sind mit sanftem Licht beleuchtet. Während laufender Ausstellungen scheint Licht aus der großen Halle. Lichtplanung  lite – Christa van Santen/ir A.J. Hansen, Amsterdam 5 Die Außenwand des Il Fiore Bürokomplexes in Maastricht ist nachts fast unsichtbar. Das Licht wandelt den Innenraum mit unterschiedlich eingerichteten Ausstellungsräumen in einen Außenraum. Architekt Herman Hertzberger

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ein ausgewogenes Zusammenspiel des gesamten Lichtes erzielt werden kann. Das ist nicht einfach, denn das nächtliche Erschei­ nungsbild ist von zufälligen Einflüssen bestimmt, die weder kon­ trolliert noch koordiniert werden können. Wenn es jedoch gelingt, die öffentliche Beleuchtung und angestrahlte Bauten und Objekte aufeinander abzustimmen, kann ein Bezug von Straßen und Plät­ zen hergestellt werden und eine positive Wirkung auf die Kontinui­ tät in der Stadt haben. Es gibt Beispiele, in denen die zwei Arten von Licht ein harmonisches Ganzes formen. Der optimale Effekt kann erzielt werden, wenn ein Entwurf für ein bestimmtes Gebiet, ein so genannter Masterplan, erarbeitet wird, in dem öffentliches Licht und Illumination auf kreative Weise

1

koordiniert werden. In diesem Fall muss die «obere Grenze» der Lichtmenge strenger als bisher überwacht werden. Eine Beleuch­ tung sollte die nächste nicht überstrahlen. Es sind Situationen vor­ stellbar, in denen die Straßenbeleuchtung heller ist, wenn das Licht der Gebäude ausgeschaltet ist, und umgekehrt. Dabei muss erwähnt werden, dass Gebäudeillumination das öffentliche Licht nicht erset­ zen kann. Das Verhältnis von dem einen zum anderen muss für jeden Fall neu abgewogen werden. Es ist natürlich eine Herausforderung, die unterschiedlichen Arten von Licht so zu verteilen und anzubringen, dass die Stadt auch nachts ihre Geschichte erzählen kann, über ihre strukturelle Aus­ prägung, ihre Baustile und wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Kunst­

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licht muss gesteuert werden. Fachplanungswissen stellt eine ent­ scheidende Vorraussetzung für den Entwurf eines ästhetisch verantwortungsvollen Lichtplanes dar. Leuchtenlieferanten werden oft als Beleuchtungsexperten angesehen. Meistens trifft dies nicht zu. Lichtplaner haben eine Vision vom Zusammenhang zwischen Beleuchtung und der Kontinuität der Gestaltungselemente. Das Zu­­ grundelegen einiger allgemeiner Grundsätze in Form eines Regel­ werks reicht nicht aus. Denn jede Situation ist einzigartig und stellt ihre eigenen Anforderungen. Es gibt immer unterschiedliche denk­ bare Lösungen. Jeder Entwurf ist Ergebnis einer Wahl. Es bedarf nur wenig Licht, um einander sehen zu können, voraus­ gesetzt, alle Lichtquellen harmonieren. Es ist oft möglich, mit wenig Licht mehr zu erreichen – mehr Licht ist nicht immer besser, beson­ ders wenn es die Kontraste verstärkt. Beleuchtung ist auch nicht überall erforderlich; denn schließlich wollen wir den Sternenhim­ mel noch sehen können.

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1 Castel Sant’Angelo, Rom. Ein inte­ ressantes Ensemble: die Engelsburg mit der Brücke wird im Wasser reflektiert. Die Gestalt und Komposition werden von dem gleichmäßigen Licht und der Farbe getragen. 2/3 Die Fassade des Sully-Flügels kommt gut zur Geltung. Es ist eine der Fassaden des Louvre in Paris, die mit fassadennahem Licht angestrahlt wird. Die Dreidimensionalität des Ganzen bleibt erhalten. Es entsteht ein friedliches Erscheinungsbild, das dem Aussehen bei Tage sehr ähnlich ist. Die Tatsache, dass ein Teil der Beleuchtung ausgefallen ist, fällt sofort ins Auge. Lichtplanung  edf (Electricité de France) 4 Die Sanierung von Somerset House in London ist anscheinend unkompliziert. Bei näherem Hinsehen wird unsere Aufmerksamkeit auf die Vielfältigkeit gezogen: die Loggien im ersten und im zweiten Geschoss, das Licht auf dem Tympanon und auf der Kuppel. Zu viel Licht lässt das Tympanon fast verschwinden, was das Bild stört. Lichtplanung  Phoenix Large/ Lightmatters

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5/6 Die Beleuchtung der Casa Milá, Barcelona (Architekt: A. Gaudí), ist ein Entwurf ohne Ambitionen. Das gleichmäßige Licht wird der Architektur gerecht und ähnelt weitest­gehend der Erscheinung bei Tages­licht. Das zufällige Licht aus dem Gebäude ist ein Zusatz. Das zurücktretende Dachgeschoss ist deutlich erkennbar und sticht wegen seiner unregelmäßigen Form hervor. 7/8 Das Konzerthaus auf dem Gendarmenmarkt in Berlin im Tageslicht. Abends wird nur die Frontfassade beleuchtet so wird das übrige Gebäude unsichtbar. Der Vorbau hinter den Säulen am Eingang ist beleuchtet, genau wie der zurück gesetzte Teil des Tympanons, und lässt Tiefe erkennen. Zu viel Licht lässt das Tympanon über den Säulen verschwinden. Seite 76–77 Paris bei Nacht. Die Baudenkmäler leuchten wie Diamanten, die über die Stadt verstreut sind. Von diesem Blickpunkt ist der Eiffelturm und das Hotel des Invalides zu sehen.

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Zusammenfassung • 

Die Bereiche eines Gebäudes, die Aufmerksamkeit verdienen, die

charakteristischen Merkmale der Architektur, müssen beleuchtet werden. • 

Die Gesamtheit muss bewahrt werden; Ablenkung durch die

Beleuchtung von Details soll vermieden werden. • 

Dreidimensionalität (einschließlich hervortretender und zurück­

springender Elemente) darf betont werden (in Abhängigkeit von den Schatten; wenn man entlang eines Lichtstrahls blickt, fehlen die Schatten). • 

Architektur ist Raum und Masse, also soll nicht nur die Fassade

1

eines Gebäudes beleuchtet, sondern auch seine Tiefe betont werden. • 

Wenn ein Gebäude im Tageslicht durchlässig scheint, sollte es

auch bei Nacht so sein. Eine geringe Menge Kunstlicht wird hierbei benötigt. • 

Die Beleuchtung von Gebäuden sollte generell moderat sein, um

das Verhältnis zur Umgebung nicht zu stören. • 

Die Beleuchtung von vielen Details macht die Information unklar

und schwer zu «entziffern». • 

Wenn zu viel buntes Licht zum Einsatz kommt, wird die Illumi­

nation selbst zum Ziel, nicht die Betonung der Architektur. • 

Das Hinzufügen von dekorativen Mustern, wie Linien, Punkten

2

oder Strichen ist in einem architektonischen Kontext nicht ange­ bracht. • 

Wenn möglich, sollten Beleuchtungskörper an Orten angebracht

werden, an denen man sie nicht sieht; der Betrieb der Beleuchtung sollte niemals ablenken. • 

Baumaterialien (wie Ziegel, Beton, Holz, Metall) kommen am

besten zur Geltung, wenn gute Farbwiedergabe der Lichtquelle ihre Farben optimiert. • 

Die Beleuchtung weißer Materialien bietet viele Möglichkeiten.

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1/2 Dôme des Invalides, Paris. Viele der Baudenkmäler in Paris haben eine Kuppel. Tagsüber sind sie sich sehr ähnlich, aber nachts kann man sie leicht unterscheiden. Die Methode, wie die Kuppel angeleuchtet ist, und das Licht im oberen Bereich machen dieses bekannte Bauwerk bei Nacht von weitem sichtbar. Der außerhalb der Beleuchtung stehende Eingang stört das sonst harmonische Bild. 3/4 Am Tag fügt sich der Pantheon hinsichtlich Farbe und Maßstab in das Pariser Stadtbild ein. Am Abend sorgt das gleichmäßige, sanfte Licht dafür, dass das Bauwerk, einschließlich Kuppel, ein einheitliches Bild abgibt. 5/6 Collège de France, Conseil d’Etat, Paris. Die Beleuchtung macht die Kuppel zu einem «Deckel» auf dem Gebäude. Einige Elemente in der Beleuchtung des linken Flügels fehlen. Wartung muss also sein, wenn das gewünschte Erscheinungsbild erhalten bleiben soll.

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1/2 Die imposante Architektur des Vittorio Emanuele II Monuments in Rom ist auch nachts spürbar. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass das viele Licht und die Unregelmäßigkeit der Beleuchtung Kontraste schafft. Unterschiede in der dreidimensio­ nalen Wirkung hervorzuheben ist an und für sich ein gutes Konzept. Leider geht dieser Effekt partiell verloren. 3 Ein Brunnen am Vittorio Emanuele II Monument auf der Piazza Venezia, Rom. Die Reflektion der Wasser­ oberfläche auf der Unterseite des Beckens und an der Rückwand entsteht durch Lampen im Wasserbecken. Die Verbindung von Licht und Wasser an diesem Ort regt die Fantasie an. 4 Von nahem können die starken Kontraste im Vorbau wahrgenommen werden, mit Schatten und uneinheitlichem Licht. Das Tympanon wirkt wegen des Kontrastes zwischen Vorbau und Turm verloren. 5 Die Neue Wache ist einer der vielen Bauten in Berlin des bedeutenden Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841). Das Gebäude ist heute eine Gedenkstätte für die Opfer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges. Die gesamte Beleuchtung ist auf die Bedeutung der Innenräume gerichtet, in denen eine Skulptur von Käthe Kollwitz steht. Unterschiede in Lichtfarbe und Lichtmenge schaffen eine dem Denkmal angemessene Stimmung. Lichtplanung LichtKunstLicht, Bonn. 6/7 Der Französische Dom auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. Nur das Portal und der Turm, und in geringem Maße die Kuppel, sind angeleuchtet. Gleichartiges Licht auf unterschied­ lichen Materialien schafft Kontraste. Die Atmosphäre des Platzes (auf Straßenebene) ist nicht von diesem Kontrast betroffen.

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1/2 Die großmaßstäbliche Kirchen­ fassade der Basilica di San Giovanni in Laterano, Rom, wird zuerst aus der Entfernung wahrgenommen. Die beiden Leuchten im Vordergrund blenden so sehr, dass die Fassade wirkt, als sei sie nicht beleuchtet. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Beleuchtung, obwohl sie sanft ist. Im Kontrast hierzu steht das viele Licht in der Galerie im ersten Geschoss, was unvereinbar mit dem nicht beleuchteten Erd­ geschoss ist. 3/4 In der großen Basilika Santa Maria Maggiore, Rom, bietet die Beleuchtung des Eingangsportals und das aufwendige Mosaik in der Loggia eine Antwort auf die Architektur der Doppelfassade. Die Front fügt sich in die Gebäudereihe ein. Der Turm trägt nicht zur nächtlichen Szenerie bei. 6

5 Teil der Lateran Basilika. Hier ist das Licht in der oberen Galerie und im Erdgeschoss ebenfalls sanft. Die Wandleuchten haben einen ungewollten Nebeneffekt: sie erzeugen Atmosphäre auf Augenhöhe. 6/7 Der Konstantinbogen (312) in Rom steht wie ein Ausstellungsstück in der Umgebung. Er ist ein Überrest aus vergangenen Zeiten, was durch die Illumination hervorgehoben wird. Die Einheit wird nicht durch Schatten der Reliefs gestört. Im Gegenteil, sie sind so leichter zu erkennen.

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8/9 Der Triumphbogen der Weltausstellung in Barcelona (1888), ein großes Bauwerk aus roten Ziegeln, dient nun als Tor zwischen Stadt und Park. Besonders auffallend ist, dass die Dreidimensionalität des Bogens bei Nacht besser zur Geltung kommt als am Tage. Dann sehen die Säulen am besten aus.

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1–5 Das Brandenburger Tor wurde zum Symbol der Deutschen Wieder­ vereinigung. Das Bauwerk wurde 1791 von Carl Langhaus ganz aus Sandstein erbaut und 2002 restauriert. Eine Seite des Tors war dem Land zugewandt, die andere der Stadt. Die Stadtseite (Pariser Platz) ist Teil des Areals um den Platz; auf der anderen Seite ist es ein ein­ deutiges Eingangstor zur Stadt. Beide Seiten des Bauwerks strahlen bei Nacht eine harmonische Atmosphäre aus. Das Licht lässt die Dimensionen wirken. Die Beleuchtung ist auf die Dreidimensionalität des Gebäudes und die Farbe des Sandsteins abgestimmt. Die Quad­ riga wird angestrahlt, ohne dass störende Schatten auftreten. Die gesamte Beleuchtung wurde direkt am Bauwerk oder in seiner Nähe angebracht, mit Ausnahme der Lichtmasten zu beiden Seiten des Tores auf der Landseite. Weil die Leuchten in den Seitenteilen des Originalbaus zu dicht an der Wand angebracht waren, sind diese zu hell beleuchtet. Im offenen Raum des Torgebäudes, auf der Landseite, wurden die Original-Hängeleuchten erhalten und umgerüstet. Sie unterstreichen seinen Maßstab und seine Eleganz. Die Torsäulen werden nur zum Teil aus Bodeneinbauleuchten angestrahlt, was deutlich zeigt, dass sie auf der Erde stehen. Lichtplanung  Kardorff Ingenieure, Berlin

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Beleuchtung von Gebäuden

Ein Masterplan für die Beleuchtung vom Brandenburger Tor bis zur Schlossbrücke war das Ziel des von Berliner Stadtentwicklern ausgeschriebenen Wettbewerbs. Der Entwurf von Kardorff Ingenieure Lichtplanung gewann, und das Büro plante zusätzlich zum Licht in der Straße Unter den Linden auch das Licht für das Brandenburger Tor, die Humboldt Universität und die Deutsche Staatsoper. Die Beleuchtung der übrigen Gebäude wurde von verschiedenen Lichtplanern nach den Vorgaben des Masterplans entworfen. Es ist ein Beispiel für die erfolgreiche Verbindung von öffent­ lichem Licht mit der Beleuchtung von Gebäuden.

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1/2 Der Reichstag, Berlin, ein Symbol der Volksvertretung im wiedervereinigten Deutschland. Die gläserne Kuppel, mit der Architekt Norman Foster den Reichstag öffnete, ist nachts durch ihre Beleuchtung sichtbar. Das Licht strömt aus dem großen Versammlungssaal bis ins Foyer und in die Kuppel. Die Gebäude­fronten auf beiden Seiten erhalten fassadennahes Licht. Lichtplanung  u.a. Claude Engle, Chevy Chase 3 Die Rheinufer in Köln mit dem Dom und Groß St. Martin. Der Dom sticht durch sein detailliertes, kühles Licht (4200 K) hervor. Das kühle Erscheinungsbild ist das Ergebnis des Materials, Kalksandstein, und der Lichtfarbe. Obwohl jedes Detail angeleuchtet ist, bleibt das Gebäude als Ganzes intakt. Der Kontrast zu dem warmen Licht des Groß St Martin schafft ein stimmungs­ volles Bild. Lichtplanung  René van Ratingen, Philips Lighting, Deutschland, mit Gerhard Kleiker, gewKöln.

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Beleuchtung von Gebäuden

4/5 Vom Place Bellecour, einem großen rechteckigen Platz, kann man die auf einem Hügel im alten Lyon gelegene Basilique de Fourvière sehen. Am Tage steht die Kirche vor dem Hintergrund der grünen Hügel. Bei Nacht ist die Kirche zu hell erleuchtet und scheint in der Luft zu schweben. Sie zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Lichtplanung  Architecture Lumière, Lyon

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1/2 Am Tage ist Gaudís Märchenhaus Casa Battló Teil der Häuserreihe am Passeig de Gracia, Barcelona. Am Abend sticht die filigrane Fassade, mit überbeleuchteten Details, Flutlicht und uneinheitlichen Reflek­ tionen der verschiedenfarbigen Kacheln hervor. Sie ist fast nicht wiederzuerkennen. 3/4 Kommerzielle Beleuchtung in verschiedenen Lichtnuancen am Place du Luxembourg, Rue de Rivoli in Paris. Dieses Übermaß an Beleuchtung verdeckt das Licht in den ebenerdigen Arkaden, trotz der hellen Schaufenster. Um nicht zu viel Licht in die Hotelzimmer scheinen zu lassen, werden die Pfeiler angestrahlt. Die Lichtmenge und die Lichtfarbe teilen das Gebäude in Bruchstücke einer Szenerie, die im Kontrast stehen zum sanft beleuchteten Gebäude im Hintergrund. 5 Das Bürogebäude am Domkloster, Köln, mit Geschäften im Erdgeschoss wurde 1952 für 4711 (Eau de Cologne) gebaut. Die dekorative Beleuchtung wurde nicht als Zusatz geplant, sondern als Bestandteil der Fassade – ein überraschender Effekt, genau wie die Farbe. Architekt Wilhelm Koep

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Beleuchtung von Gebäuden

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Fallstudien

Brandenburger Tor, Berlin Somerset House, London St. Johannes Kathedrale, ’s-Hertogenbosch Kolosseum, Rom Ostende Brücken Farbe in der Lichtplanung

Brandenburger Tor, Berlin Das Brandenburger Tor lag bis zum Fall der Mauer auf der Grenze

Die Lichtplanung ist konservativ und elegant und macht die Merk­

zwischen Ost- und Westberlin, und wurde 2000 bis 2002 grundle­

­male des Platzes deutlich erkennbar. Wichtige Entwurfscharakteris­

gend restauriert. Die Vorderseite dieses historischen Tores, das aus

tika sind:

dem Jahr 1788 stammt, ist dem Pariser Platz zugewandt, die Rücksei­

• 

die Tiefe des Tores wird sichtbar;

te dem Tiergarten. Das symmetrische Bauwerk dient als Durchgang

• 

die Lichtfarbe ist einheitlich, was das Sandsteintor vorteilhaft zur

und bildet eine räumliche Einheit mit der angrenzenden Bebauung

Geltung bringt und das Bauwerk als Ganzes wahrnehmbar macht;

am Pariser Platz. Der Platz mündet in der Straße Unter den Linden,

• 

mit ihren bekannten Gebäuden, wie der Humboldt-Universität, der

um das Denkmal nicht zu beschädigen.

vorhandene Anbringungspunkte für Leuchten wurden verwendet,

Neuen Wache, der Staatsoper und einigen Botschaften. Die Vergabe der Beleuchtung des Brandenburger Tores wurde durch einen Wett­

Die Illumination für das Brandenburger Tor kann aus vielen Blick­

bewerb ausgelobt, den Kardorff Ingenieure Lichtplanung gewann.

richtungen betrachtet werden. Die Beleuchtung ist gedämpft, es ent­

Das Büro wurde mit der Weiterentwicklung der Lichtplanung in

stehen keine Lichtbänke in der Umgebung. Fast alle der 250 Leuch­

einen Masterplan für das gesamte Areal beauftragt.

ten wurden eingebaut, oder dicht an dem Bauwerk angebracht, mit

Flutlicht, hit 180 w Wandfluter, hit 70 w Lichtlinie, 35 w/m Bodenstrahler, hit 35 w Schnitt

Pariser Platz

Bodenstrahler, hit 35 w Bodenstrahler, hit 35 w Mastleuchte, hit 150 w Grundriss

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Ausnahme der zwei Lichtmasten auf der Tiergarten Seite des Tores.

Lampen (hit mit Keramikbrennern) mit warmweißem Licht, um der

Die Beleuchtung der Vorderseite unterscheidet sich von der der

Farbwiedergabe des hellbeigen Sandsteins zu entsprechen. Für die

Rückseite. Die Quadriga ist dem Pariser Platz zugewandt und wird

Quadriga wurde ein kühleres Licht ausgewählt.

mit Leuchten, die unter und neben den Pferden sowie im Triumph­

In der Lichtplanung werden oft Modelle angefertigt, so dass die

wagen untergebracht sind, auf differenzierte und qualifizierte Art

Position der Leuchten noch verändert oder mehr oder weniger Licht

angestrahlt. Von der Straßenebene aus sind diese Leuchten nicht

verwendet werden kann. Wegen der Restauration des Tores war es in

zu sehen. Vom Tiergarten aus gesehen ist die Quadriga dunkel und

diesem Fall nicht möglich, und es wurde ein 3D-Modell entwickelt,

nur als Silhouette sichtbar. Der Durchgang und die Innenräume

das den Entwurf exakt darstellte. Das Licht aus jeder Leuchte wurde

des dreiteiligen Tores sind nachts deutlich erkennbar. Die Beleuch­

simuliert, um den Gesamteffekt von all den unterschiedlichen Licht­

tung als Ganzes ist stimmig: das Flutlicht der Säulen, das Licht auf

positionen zu prüfen. In der Realisierung der Planung zeigte sich,

den Wänden im Hauptdurchgang und in den Torbögen und das

dass das Simulationsmodell der tatsächlichen Situation entsprach,

Licht des Architravs.

und es mussten keine Nachbesserungen vorgenommen werden.

Die um den oberen Bereich des Tores angeordnete Reihe von Leuchten, an Vorder- und Rückseite, besteht aus 35W/m’ Leucht­

Entwurf  Kardorff Ingenieure Lichtplanung, Berlin

stoffröhren. Alle anderen Leuchtmittel sind Halogen-Metalldampf-

Foto  Linus Lintner

Fallstudien

93

Somerset House, London Somerset House in London, von William Chambers erbaut (1776–

nachgebaut. Außerdem wurde flächiges Licht über alle Ansichten

1801) und jüngst komplett restauriert, beherbergt verschiedene

gelegt, und eine zusätzliche Ebene von hellerem Licht, das die architek­

Museumssammlungen sowie ein Restaurant und ein Café mit Ter­

tonischen Details hervorhebt, geschaffen. Auf der zur Themse hin

rasse. Die Lichtplanung für den Komplex wurde von dem Londoner

ausgerichteten Fluss-Terrasse wurde das vorhandene Licht erhalten.

Büro Lightmatters entworfen. Ziel war es, die historische Beleuch­

Der Entwurf für die Springbrunnen im Hof wurde realisiert.

tung, die man auf Gemälden und Drucken aus der Zeit und in

Der U-förmige Hof von Somerset House ist als Kulisse für Kon­

Beschreibungen der Bauerstellung entdeckte, wieder herzustellen.

zerte, Opern und andere Veranstaltungen gut geeignet. Eine der

Viele der originalen Beleuchtungskörper wurden restauriert oder

Anfor­derungen war, dass die Leuchten nicht sichtbar sein sollten. Die

Hohlraum

Stahlbefestigung für Linse

Linse in Aussparung in Platte eingelassen

Abdeckplatte Wasserdüse Glasfaserkabel Kleinsteinpflaster, 45 mm tief über Düsengehäuse verlegt

Düsen Mörtelbett

Glasfaserleiter

Betonfundament für Wassertank

Brunnenbeleuchtung: Bodenplatte und Schnitt

94

Wand gegenüber dem freiliegenden Kellergeschoss konnte genutzt

mination der Wasserspiele läuft mit Glasfaseroptik über eingebaute

werden, um die Leuchten zu verbergen. Der Keller hat eine volle

Projektoren mit 150 w hqi Lampen. Die Wasserstrahlen sprudeln syn­

Ge­­schosshöhe, und die Leuchten, die auf der Innenseite der davor

chron mit den wechselnden Farben des Lichtes, nach dem Zufalls­

liegen­den Wand montiert sind, wurden auf einer Höhe angebracht,

prinzip, ohne ein sich wiederholendes Muster. Passanten, die einen

die nicht stört. Den Wasserspielen und ihren bunten Lichtern wur­

Blick von der Strasse Strand durch das Tor in den Hof werfen, sind

den viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die Fontänen sollten mit der

vollkommen überrascht. Die Springbrunnen vermitteln das Gefühl

U-förmigen Rückwand eine Einheit bilden. In den Bodenbelag des

einer ver­steckten Oase der Ruhe inmitten des Trubels von London.

Hofes ist ein rechteckiges Raster aus 55 computergesteuerten Düsen eingelassen, die, in einem Abstand von 3 m angeordnet, jeweils einen

Entwurf  Lightmatters, London

zwischen 0,5 und 5 m hohen Wasserstrahl erzeugen können. Die Illu­

Graham Phoenix/Sharon Stammers

Fallstudien

95

St. Johannes Kathedrale, ’s-Hertogenbosch Die Kathedrale ist der Mittelpunkt dieser lebendigen holländischen

• 

das Profil des Bauwerks zu optimieren und es damit aus größerer

Kleinstadt. Die Bewohner von ’s-Hertogenbosch hängen sehr an

Entfernung wieder erkennbar zu machen.

«ihrem Sint-Jan». Jegliche Veränderung wird kritisch betrachtet. Diese Lichtplanung beruht auf einer konservativen Herangehens­

Die Architektur von Sint-Jan ist komplex, die Stimmungen in den

weise, die Nutzung und Lage des Bauwerks berücksichtigt.

Bereichen aus verschiedenen Bauperioden unterschiedlich. Die

Der Entwurf basiert auf den folgenden Grundsätzen:

Beleuchtung sollte die Komplexität der Außenansicht zu einer Ein­

• 

die Einheit dieses komplexen Bauwerks zu stärken;

heit fassen und gleichzeitig die unterschiedlichen Stimmungen er­­

• 

den Eindruck von Intimität, der aus seiner Lage in der Altstadt

halten. Die Länge und Höhe der Kathedrale sollte nachts sichtbar sein,

hervorgeht, zu erhalten; • 

genau wie die Fenster, die einen Bezug zum Innenraum schaffen.

die Freude an beidem, dem Inneren und dem Äußeren der Kirche

Die Beleuchtung des Mittelschiffs macht die Höhe der Kirche

zu ermöglichen;

von außen sichtbar. Die Wahrnehmung des architektonischen

1 2

3

4

5

6

7

8

11 10 9

12

96

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Licht von innen (mittlerer Turm) Licht von innen Wände des Hauptschiffs beleuchten Querschiff beleuchten Turm beleuchten Licht von innen Licht von innen (mittlerer Turm) Licht von innen Wände des Hauptschiffs beleuchten Turm beleuchten Licht von innen Licht von innen

Gesamtbildes wird durch die Innenbeleuchtung der Fenster in den

Der übliche Eingang ist auf der Westseite unter dem Turm, der

Seitenschiffen und im Chorschiff unterstützt. Hierzu wurden die

seit alters her Eigentum der Stadtverwaltung ist. Dieser Eingang hat

vorhandenen Leuchten umgenutzt. Da es im Querschiff keine

einen informellen Charakter und heißt Besucher und Menschen,

Leuchten gab, mussten die Fenster direkt mit Flutlicht angestrahlt

die zum Beten gekommen sind, willkommen. Abends sind zwei ein­

werden, aus Leuchten die so unauffällig wie möglich angebracht

fache, am Zaun angebrachte Leuchten das einzig Interessante auf

wurden.

der Straßenebene.

Wenn man nach ’s-Hertogenbosch kommt, kann man die Sil­

Das Licht von außen besteht aus 62 Leuchten mit Halogen-

houette von Sint-Jan mit ihren Türmen sehen, ein wichtiges Sym­

Metalldampf-Lampen (hit warm-weiß). Im Chor befinden sich fünf

bol für die Stadt. Der Westturm – vielleicht nicht der interessanteste

Leuchten, bestückt mit 150 w, die Schiffe haben 46 Leuchten mit

Teil unter architektonischen Gesichtspunkten betrachtet – benötigt

250 w und der Turm elf Leuchten mit 400 w.

besondere Aufmerksamkeit und erhält nun von allen Seiten Licht. Die Räume im Kirchturm sind von innen beleuchtet, genau wie die

Entwurf  lite, Amsterdam

fünf «Pfefferstreuer» des mittleren Turms.

Christa van Santen/ir A.J. Hansen

Fallstudien

97

Kolosseum, Rom Der offizielle Name des Kolosseum in Rom lautet Amphitheatrum

asymmetrisches Licht ausstrahlen. Zu besonderen Anlässen kann

Flavium. Dieses gewaltige Bauwerk hatte achtzig Eingänge und fasste

Licht zugeschaltet werden: 32 hpi-t 2000 Watt (4700k) Lampen in

50 000 Zuschauer aus allen Gesellschaftsschichten. Teile des Kolos­

einer Olympia 3 Leuchte von Schréder. Von unten betrachtet kom­

seum, das im Jahr 80 nach Christus eingeweiht wurde, sind erhalten

men diese schmalen Lichtbündel aus der dritten Bogenreihe.

geblieben. Zusammen mit dem Konstantinbogen (im Hintergrund)

Im Hintergrund kann man das warme Licht aus den Natrium­

und dem Forum Romanum macht es einen Besuch in diesem Stadtteil

dampfhochdrucklampen einer früheren Lichtplanung sehen. Die

von Rom zu einer besonderen Freude, am Tag wie auch am Abend.

Kombination dieser beiden Lichttypen lässt das Bauwerk hervortreten

Das weiße Licht unter den Bögen und im oberen Bereich, mit

und unterstreicht seinen Charakter.

der Verkleidung aus Travertin, kommt aus Halogen-MetalldampfLampen (3000k). Insgesamt wurden 140 cdm-t 35 Watt und 67

Lichtplanung  Remo Guerrini, Stefano Santia, Daniele Cicco

cdm-t 70 Watt Corus Spots der Firma Schréder verwendet, die alle

(acea Spa, Rom)

Corus 35w, intensives Streiflicht Corus 70w, Streiflicht

Corus 35w, intensives Streiflicht Corus 70w, Streiflicht

Olympia 2000w, schmaler Lichtstrahl

98

Fallstudien

99

Ostende Wachsender Tourismus führt häufig zu einer Neugestaltung und

angebrachten Leuchten, geben ausreichend Licht, damit die Pas­

Verschönerung von Orten mit hohen Besucherzahlen. Ostende, oft

santen einander auf der Promenade gut sehen können. Flutlicht

die Königin unter den Badeorten genannt, ist eine der wenigen größe­

aus an der Mauer zur Promenade montierten 150w-Halogen-Metall­

ren Städte an der Nordseeküste. Seit langem ist sie ein beliebtes

dampf-Lampen beleuchtet den Sand. Die kombinierte Reichweite

Ziel, mit Promenade, Boulevard und einem Hafen. Die Albert i Pro­

des Lichtes ist vergleichbar mit dem der alten Straßenlaternen im

me­nade, zwischen dem Casino und den Königlichen und Venezia­

noch nicht erneuerten Abschnitt.

nischen Galerien beim Thermae Palace Hotel und die Promenade

Für die Neugestaltung wurden drei Typen von Leuchten benö­

im Mariakerke Areal wurden nun neu gestaltet. Als Teil der Baumaß­

tigt, um die Lichtmenge der alten Straßenlaternen zu erreichen:

nahme wurde auch das Licht neu entworfen. Der erste Abschnitt,

Licht an den Apartments für den Boulevard, Licht an den Mauern

bis zu den Galerien, wurde 1998 fertig gestellt, danach kam das

zur Promenade, um den Strand zu beleuchten, und Licht-Rohre

Hafengebiet und als Nächstes wird der Bereich zwischen dem Anle­

entlang der gesamten Länge des Boulevards und der Promenade.

ger und dem Casino in Angriff genommen. In dem Teilabschnitt,

Die Einbauleuchten mit blauem Licht sind rein dekorative Zusätze.

der noch nicht nach den neuen Plänen modernisiert wurde, steht

Die neue Gestaltung schafft eine lebendigere Atmosphäre als die

eine einfache Reihe von zweiarmigen Betonmasten mit Leuchten,

alten Leuchten auf den hohen Betonmasten, die eine gute Aus­

die gleichmäßiges Licht aus einer Höhe von 12–14 m abgeben. Sie

leuchtung geben, aber auf eine vergleichsweise langweilige Weise.

spenden ausreichend Licht für die Fußgängerzone, die angrenzen­ den Gebäude sind bis zum dritten Geschoss angestrahlt und ein

Die Anordnung der Leuchten ist auf den zwei blauen Schnitten maßstabsgetreu skizziert.

Großteil des Strandes ist erkennbar. In Verbindung mit den Wellen

Die Lichtplanung für die gesamte Promenade, einschließlich

im Hintergrund wird der Strand so zu einem einladenden Ort,

Hafengebiet, ist von Atelier Roland Jéol (Lyon, Frankreich), in

sogar am Abend.

Zusammenarbeit mit Filip J.M. Vanhaverbeke, Projektleiter der

Der Entwurf für den bereits abgeschlossenen Abschnitt besteht aus einer Folge sorgsam gefertigter, runder und gerader Mauer­ stücke mit einer Reihe von 4-m-hohen zylindrischen Röhren entlang der Mitte (Leuchte: Vigo von der Firma Hess mit 70w-HalogenMetalldampf-Lampen bestückt). Blaue Einbaustrahler mit Kompakt­ leuchtstofflampen wurden in die Kanten der Steineinfassung ein­ gelassen und fallen am Tag nicht auf. Die Straßenleuchten mit asymmetrischer Optik und 400 w Natriumdampf-Hochdruck-Lam­ pen, zusammen mit dem hoch an den Fassaden der Apartments

100

Modernisierung von Ostende.

Fallstudien

101

102

Fallstudien

103

Brücken

Brücken sind funktionale Bauwerke aus Stein, Ziegeln, Beton oder Metall, manchmal ganz aus Holz oder aus einer Kombination von Baustoffen, die dem Entwurf einen eigenen Charakter verleiht. Brü­ cken in Städten sind Verbindungen über Flüsse und Kanäle, über Bahngleise und Täler. Sie sind oft Orientierungspunkte für die Menschen in den umliegenden Gebieten. Am Abend und nachts wird im Allgemeinen die Straßenbeleuchtung genutzt, um Fußgän­ ger und sonstigen Verkehr über die Brücke zu leiten. Bei Brücken, die über Wasser führen, muss der Schiffverkehr in der Lichtplanung berücksichtigt werden. Blendung darf nicht auftreten; die Durch­ fahrt unter der Brücke hindurch muss auch aus einiger Entfernung gut erkennbar sein. Die Beleuchtung spielt auf zwei Ebenen eine Rolle: auf der Brücke und unter der Brücke. Der Entwurf und die Beleuchtung können einander konterkarieren. Stadtbewohner kön­ nen sich selbst davon überzeugen, dass es unterschiedliche Mei­ nungen zu diesem Thema gibt. Es folgt eine Auswahl von einigen Brückentypen, die (haupt­ sächlich) von Fußgängern genutzt werden.   Die Brücken über die Seine in Paris bilden ein wichtiges Element in der Stadt des Lichtes, wie Paris oft genannt wird. Ein Masterplan für die Brücken über die Seine wurde auf Basis einiger interessanter Grundlagen formuliert. Die Kategorien sind: • 

Brücken aus Stein: das Material und Details werden mit Licht

akzentuiert; • 

Brücken aus Eisen: die Konstruktion wird mit Licht hervorgehoben,

in einer kühlen Lichtfarbe; • 

historische Brücken: das Licht wird zur Betonung von historischen

und kulturellen Aspekten eingesetzt; • 

zentrale Brücken (Verbindungen zwischen Flussufern an wich­ti­

gen Punkten): sie erhalten mehr Licht als andere Brücken, auf der Oberfläche und im Detail.

104

Pont Neuf Der Pont Neuf in Paris, die älteste Brücke

von Xenonlampen. Die Bögen werden mit

nicht geblendet werden. Die Straßenleuchten

über die Seine, wird mit Kompaktleuchtstoff­

den 3 000 k Leuchtstoffröhren beleuchtet,

für das öffentliche Licht wurden nachträglich

lampen, Leuchtstoffröhren und einer Reihe

sie sind oben an den Pilastern angebracht.

auf der Brücke angebracht und sind bei Tag

von Xenonlampen beleuchtet. Details und

Alle Lichtquellen sind mit einer Blende

Teil ihrer Architektur. Am Abend und in der

Fläche der Brücke erhalten Licht aus Kom­

versehen (in derselben Farbe wie der Natur­

Nacht fügen die Laternen sich in die Umge­

paktleuchtstofflampen mit einer Farbtempe­

stein der Brücke), so dass der Verkehr auf

bung ein und sind kaum noch zu bemerken.

ratur von 2700 k, die Balustrade aus der Reihe

dem Fluss und die Fußgänger an den Ufern

Fallstudien

105

Amsterdam In Amsterdam werden die Brückenbögen einfach mit einer Kette aus 7,5 w und 30 v Glühlampen betont, die in einer eigens entwickelten vandalismussicheren Hülle stecken und mit Unterspannung betrieben werden. Die Beleuchtung tut nichts für die Dreidimensionalität der Brücke, ihre Archi­ tektur und Tiefe. Sie ist ein zweidimensiona­ ler Zusatz, den viele Touristen für typisch für die Stadt halten.

106



Millennium Brücke Die Millennium Brücke über die Themse in

wollten den Blick auf den Fluss aus allen

gekleidet sind, und machen sie zu gleich­

London verbindet die City (St. Paul’s Cathe­d­

Richtungen so offen wie möglich halten.

mäßig scheinenden Lichtquellen, ohne sicht­

ral) mit der Tate Modern. Der Entwurf des

Licht markiert die Breite der Wege­fläche

bare Lampen. Dies ist eine gute Lösung für

Architekten Norman Foster und des Bild­

und läuft seitlich entlang der gesamten

eine Brücke, die sich bewegt.

hauers Anthony Caro gewann den Wett­

Brückenlänge. Das niedrig angebrachte

bewerb. Die Fußgängerbrücke ist eine 320 m

Licht stört den Blick nicht.

lange, scheinbar einfache Aluminiumkon­

Die Strahler für die Beleuchtung sind

Die Öffentlichkeit hat mit so viel Begeis­ terung auf die neue Brücke reagiert, dass der Besucheransturm sie auf eine ernsthafte

struktion mit einer 4 m breiten Wege­fläche.

in dunklen Bereichen der Brücke unterge­

Probe stellte. Aus Sicherheitsgründen wurde

Das Geländer, die Balustrade und der Gitter­

bracht. Sie leuchten auf das reflektierende

nachgebessert, und die offizielle Eröffnung

rost sind aus rostfreiem Stahl. Die Entwerfer

Material, mit dem die seitlichen Röhren aus­

konnte 2002 stattfinden.

Fallstudien

107

Hoge Brug Die Hoge Brug in Maastricht ist eine Brücke

und geben genug Licht für den Fuß- und

Stufenrampe auf die Brücke. Der Blick auf

für Fußgänger und Radfahrer. Sie verbindet

Radweg. Ein schönes Detail ist die Ausspa­

die Maas ist ungestört, da die Brücke bei

den neuen Stadtteil Céramique mit dem

rung in der Balustrade vor der Lampe, durch

normalem Wasserstand circa 10 m über der

Zentrum. Die Brücke über die Maas ist

die man das Licht auf beiden Außenseiten

Wasseroberfläche schwebt. Die Brücke wird

164 m lang und ungefähr 7 m breit. Kom­

des Geländers hervorscheinen sieht.

auch nachts viel genutzt.

pakt­leuchtstofflampen wurden verdeckt auf beiden Seiten der Brücke untergebracht

108

Von den Ufern gelangt man entweder über einen der Aufzüge oder über eine

Brückenentwurf  Architekt René Greisch, Bureau d’études Greisch, Lüttich, Belgien

Fallstudien

109

Farbe in der Lichtplanung Computergesteuerte «Farbräder» (Farbfilter) und die immer neuen

in Tunneln, tragen bunte Leuchtmittel dazu bei, ein Gefühl von

Entwicklungen in der led-Technologie ermöglichen das Erzeugen

Sicherheit zu vermitteln.

unzähliger verschiedener Farbtöne und bieten viele neue Möglich­

Zu viel buntes Licht muss verhindert oder der andauernde Ein­

keiten, buntes Licht zu programmieren. Die Möglichkeiten sind

satz befristet werden, ähnlich der Regelungen für Werbung, die zu

nicht nur auf Aufgabenfelder begrenzt, die mit Werbung zu tun

viel weißes oder farbiges Licht abgibt. Die Verwendung von buntem

haben. Der Einsatz von Blau, Rot, Grün, Gelb etc. für die Beleuch­

Licht im öffentlichen Raum bedarf auch besonderer Vorkehrungen,

tung und Illumination von Gebäuden im öffentlichen Raum nimmt

was Beschädigung und Wartung betrifft.

Ausmaße an, die bis jetzt nur zu Werbezwecken üblich waren. Prinzi­

Der Hang zur Farbe ist oft durch kommerzielle Interessen ge­­

piell ist nichts gegen den Gebrauch von Farbe für temporäre, festliche

lenkt und stört die neutrale und anonyme Abendstimmung. Bekannte

und besondere Veranstaltungen einzuwenden, oder auch wenn ein

Designer haben gezeigt, dass ein sensibler Umgang mit den ver­

Material am besten durch eine bestimmte Lichtquelle zur Geltung

schiedenen Optionen möglich ist. Blau, zum Beispiel, ist eine Farbe,

kommt. In manchen wenig aufregenden Lagen, wie zum Beispiel

die Menschen inspiriert. Es ist die Farbe von Frieden und Ruhe, sie

110

gibt das Gefühl von Abstand und Tiefe, im Gegensatz zu den aktiven

selbst führt nicht zu Irritationen. Die Beleuchtung ist Teil des Mas­

Farben Rot und Gelb. Blau wird von Designern oft als die träumeri­

terplans für die Stadt Ostende und wurde entworfen, um mehr Auf­

sche Farbe bezeichnet, die eine eher kühle Atmosphäre erzeugt.

merksamkeit auf die Bebauung zu lenken.

Einige Wohngebiete und am Wasser gelegene Areale wie Häfen

Öffentliche Gebäude, die keine Theater oder sonstige Vergnü­

werden oft in blaues Licht getaucht. Die Nutzer bemerken das farbige

gungsstätten sind, werden (noch) nicht häufig mit buntem Licht

Licht erst, wenn sie es im Vergleich zu einer anderen Farbe sehen

beleuchtet. Das farbenfrohe Zusammenspiel von Licht am Bahnhof

(zum Beispiel das Licht aus einem Fenster).

von Eindhoven lässt das Gebäude attraktiv erscheinen. Die Farbe

Eine Vielfalt an Möglichkeiten ist bestimmt interessant, aber der wahre Könner zeigt sich in der Zurückhaltung.

der Uhr wechselt von Grün zu Blau, zu Rot, dann Gelb und Weiß. Blau wurde für die Überdachung gewählt und spiegelt sich in der darunter liegenden Glasswand. Der Blick ins Innere des Gebäudes,

Die Beleuchtung der Königlichen und Venezianischen Galerien in

in dem die jeweiligen Leuchten angebracht sind, gibt dem gesam­

Ostende (Abbildung links) ist Teil des Lichtplanes für die Promenade.

ten Bahnhofsgebäude ein lebhaftes Aussehen.

Der Baukörper des Thermae Palace Hotels über der Galerie wird blau angestrahlt. Das Blau ist gut sichtbar in der Umgebung und die Farbe

Fallstudien

Lichtplanung  Raymonde den Uyl, Freestyle, Eindhoven.

111

Kapelle, Nijmegen Diese Kapelle, die um 1431 erbaut wurde,

wechselnden Folge von grünem, blauem

Architektur selbst und macht das alte

befindet sich im Zentrum von Nijmegen.

und violettem Licht. Bodeneinbaustrahler

Bauwerk zu einem Fremdkörper in seiner

Sie wird heute als Meditations- und Kultur­

am Fuß der Mauern lassen die verschiede­

Umgebung.

zentrum genutzt. Farbige led werden mit

nen Farben entstehen. Diese Verfremdung

einem Computerprogramm gesteuert und

der Farben neutralisiert die kirchliche

Lichtplanung  Marco de Boer Lighting,

beleuchten die Mauern der Kapelle in einer

Atmosphäre der Kapelle, sie untergräbt die

Primo Exposures, Hillegom

112

Fallstudien

113

Lichtverschmutzung

Die rasante Entwicklung neuer Lichtquellen wird zwar positiv bewer­ tet, doch werden wir manchmal von zu viel Licht überwältigt. Die erhöhte Lichtausbeute vieler Lampen wird als eine nützliche Ent­ wicklung betrachtet, und darüber hinaus bedient diese Technologie heute weitere Anwendungsfelder. Leider werden die verbesserten Lichtquellen oft nachlässig genutzt. Schlecht eingesetztes Licht schafft Verdruss. Professionelle Gesichtspunkte sollten bei der Nutzung dieser neuen Technologie im Mittelpunkt stehen. Der Ausdruck «Lichtverschmutzung» beschreibt exzessives Licht und/oder Licht, das nicht richtig ausgerichtet ist und Situationen, in denen ein Übermaß an Licht zum Ärgernis werden kann: • 

Gewächshäuser, die Licht abgeben;

• 

Leuchtreklamen und Schaufenster;

• 

zu hell erleuchtete Gebäude;

• 

exzessive Straßenbeleuchtung;

• 

Beleuchtung von Sportplätzen, die über eine zu große Fläche scheint.

1

Es ist längst bekannt, dass das Wachstum von Pflanzen in Gewächs­ häusern durch nah positionierte Straßenlaternen angeregt wird. Helles, modernes Licht in Gewächshäusern auf Bauernhöfen und in Gemüseanbaubetrieben lässt die Pflanzen wachsen, kann aber dem Umfeld schaden. Gewächshäuser stehen außerhalb von Ort­ schaften und ihr Licht macht sie weithin sichtbar. Die durch diese neue Anbaumethode verursachte Belästigung hat organisierte Pro­ teste bewirkt. Nach dem Eingang von Beschwerden über Lichtver­ schmutzung aus Gewächshäusern wurden mehrere Vorschriften erlassen. Schaden für Dritte kann Kosten bedeuten, und weil Geld im Spiel war, wurden die entsprechenden Maßnahmen relativ kurz­ fristig ergriffen. In der Natur beeinflusst Licht, das fehl am Platz ist, den Lebens­ rhythmus von Tieren, kann Verhaltensveränderungen hervorrufen, wie zum Beispiel Tiere, die abends zu lange, oder am Morgen zu früh aktiv sind. Zu viel Licht hat auch Einfluss auf die wissenschaft­ liche Forschung: die Störung von Beobachtungen mit dem Teles­ kop zum Beispiel. Im städtischen Umfeld gibt es Situationen, in denen Normen für die Beleuchtung eingeführt werden müssen, besonders für Leuchtreklamen, Schaufenster und Gebäude. Diese Normen bezie­ hen sich auf Sicherheitsbelange oder auf ästhetische Aspekte der Beleuchtung. Zu viel Licht schafft starke Kontraste zur Umgebung. Das exzessive Licht einer Werbefläche, eines Schaufensters oder eines zu hell beleuchteten Gebäudes lässt das Umfeld noch dunkler er­­ scheinen, als es wirklich ist. Mancherorts kann die öffentliche Stra­ ßenbeleuchtung kaum mit all dem anderen Licht konkurrieren.

116

2 3  2

1 Lichtverschmutzung ist Lichtverschwendung. Sie stört die Nutzer von öffentlichen Räumen und die Anwohner in der unmittelbaren Umgebung. In den Boden eingelassene Strahler werden nicht immer richtig verwendet. Auf diesem Bahnhofsplatz sind sie nicht auf ein bestimmtes Objekt gerichtet und stechen unangenehm ins Auge. Diese Strahler benötigen viel sorgsame Pflege und sind van­ dalismusgefährdet. Zwei von rund dreißig Leuchten funktionieren, die fehlenden werden kaum vermisst. 2 Schlecht eingestellte oder falsch ausgewählte Fluter richten mehr Licht in den Himmel als auf das Objekt. Dies verschwendet Licht und stört die Dunkelheit. 3 Die Lichtquellen der Straßenbeleuchtung werden in dem auf Hochglanz polierten Granitboden gespiegelt. Über die Fläche zu gehen, scheint schwierig, weil sie glatt aussieht und blendet.

4 5  2

4 Das Licht ist nicht richtig angewandt, um den Höhenunterschied der Stufen zu zeigen. Beim Ersteigen der Stufen wird man geblendet. Das Licht funktioniert nur, wenn man die Treppen hinabsteigt. 5 Schlecht abgeschirmtes Licht im Brückengeländer stört beim Überqueren der Brücke. Man kann das Wasser nicht mehr sehen.

Lichtverschmutzung

117

Das Maß, in dem eine Werbefläche in einer dunklen Umge­ bung eine Belästigung darstellen kann, wird durch die folgenden Faktoren beeinflusst: • 

die Helligkeit der Lichtquelle;

• 

die Helligkeit der Umgebung;

• 

der Raumwinkel, von dem aus die Lichtquelle gesehen werden kann;

• 

der «Positionsfaktor», die Lage der Lichtquelle relativ zur Blick­

richtung des Betrachters. Interessant ist, dass wechselndes Licht (an-aus-an-aus) als viel störender als gleichbleibendes Licht empfunden wird, und dass bun­ tes Licht (von Leuchtreklamen) als ein größeres Ärgernis gesehen wird als weißes Licht in derselben Intensität. Die Commission Internationale de l’Eclairage (cie; Internatio­ nale Beleuchtungskommission) hat nun auf internationaler Ebene Empfehlungen und Normen für die Regelung von zu viel Licht erlassen. Einzelne europäische Länder haben ihre eigenen Metho­ den, um dem Problem entgegenzutreten, und haben zu diesem Zweck Regelungen eingeführt. Hier eine Auswahl: • 

austretendes Licht soll gegebenenfalls reduziert werden;

• 

öffentliches Licht soll nicht in Häuser scheinen, und umgekehrt;

• 

Blendung soll vermieden werden.

Weitere Erwägungen beziehen sich auf den nächtlichen Himmel, der sichtbar bleiben soll, wie auch die natürliche Umgebung. Es wurden Richtlinien für die Gestaltung von Werbeflächen erstellt, besonders bezogen auf das Verhältnis der maximalen zur minima­ len Leuchtdichte. Im Allgemeinen gibt es hohe Kontraste auf Wer­ beflächen, zum Beispiel zwischen Text und Hintergrund. Dies macht es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, den Durchschnittswert der Leuchtdichte festzustellen. Es wurde deshalb beschlossen, dass Empfehlungen den maximalen Wert der Leuchtdichte, in Abhängig­ keit von der Umgebung, festlegen sollen. Sie sind auf dunkle Umge­ bungen beschränkt, etwa Gegenden gänzlich frei von Beleuchtung und solche mit gewöhnlichem öffentlichen Licht. Es scheint als habe zum Beispiel eine große Werbefläche mit einer maximalen Leucht­ dichte einen anderen Effekt als eine kleine Fläche mit der gleichen maximalen Leuchtdichte, wobei es auf die Größe und Farbe der Werbe­fläche ankommt. Die Botschaft kann weiß auf schwarzem Hintergrund, oder schwarz auf weißem Hintergrund stehen. Zahlen und Berechnungen werden erst dann herangezogen, wenn eine beleuchtete Werbefläche in einer dunklen Umgebung die Anwohner, Autofahrer und sonstige Passanten stört. In einem hellen, belebten Umfeld sollten Größe und Helligkeit geregelt werden. Zu viel Licht kann auf unterschiedliche Weise irritieren. Anwoh­ ner sind möglicherweise durch Licht gestört, das von erleuchteten 118

1 2  2

1 An diesem Taxistand mit so viel unabgeschirmtem, niedrigem Licht werden die Fahrer geblendet und  das Umfeld verschwindet. 2 Ein Weg durch den Hof eines Wohnblocks. Die Wegefläche ist gut beleuchtet, aber die niedrigen, unabgeschirmten Leuchtstoffröhren blenden und verhindern, dass man das Umfeld sehen kann, was die Sicherheit gefährdet. 3 Das Licht an den Masten ist auf die Fahrbahn dieser engen Straße gerichtet und blendet die Nutzer. Autofahrer können sich nicht auf die Situation einstellen wegen der geringen Abstände zwischen den Masten und der hohen Geschwindigkeit der Autos. 4 Eine Einkaufspassage auf zwei Ebenen, die beide zu viel sichtbares öffentliches Licht, Reklameschilder und erleuchtete Schaufenster haben, so dass man «den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht». Dies ist ein Beispiel für ein lästiges Übermaß an Licht.

3 4  2

Lichtverschmutzung

119

1 Ein Haus in einer ruhigen Wohngegend. Zu viel Licht und Farbe werden der Architektur nicht gerecht. Die Werbefläche im Vordergrund ist zu hell und wird zum grellen Blickfang des gesamten Areals. 2 Kommerzielle Immobilien entlang einer Wohnstraße an einem Park. Die Illumination ist unpassend und blendet. Die gut beleuchtete Straße wirkt relativ dunkel. 3 Es besteht die Tendenz, alle Häuser auf die gleiche Weise zu beleuchten. Das funktioniert nicht immer – wie man an der übertriebenen Beleuchtung der weißen Fassade sieht. Die Fassade erhält unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit, lenkt von den anderen Fronten ab, und stört die Nachbarn. 4 Von innen beleuchtete Gebäude können dazu beitragen, die Umgebung am Abend oder in der Nacht attraktiver zu machen. Ein angenehmer Effekt wird erzielt, wenn das Innere zum Äußeren wird. Bei diesem großen Gebäude, Teil eines Krankenhauskomplexes, sind nur die schlecht abgeschirmten Lichtquellen zu sehen. Das gesamte Umfeld wird gestört und erscheint dunkler. 5 Die Werbeflächen sind hoch oben angebracht, so dass die extreme Helligkeit die Passanten nicht stört. Aus einiger Entfernung wird jedoch deutlich, dass die große Fläche und die hohe Leuchtdichte diesen Fleck zu einem «Blickfang» macht. Der Kontrast ist so groß, dass die dahinterliegende Fassade nur gesehen werden kann, wenn das Licht im Inneren des Gebäudes eingeschaltet ist. Die untere Fläche ist mit einem Wert von 300 cd/m2 die unangenehmste.

120

1 2  2

Gebäuden auf Außenwände oder Fenster fällt, von gestreutem Licht aus Flutlichtanlagen oder von zu hellen Objekten im Blickfeld. Für Flutlicht und Objekte, die zu hell sind, beziehen sich die Grenzwerte auf Helligkeit und Leuchtdichte. Das Auge stellt sich auf die erträg­ liche Menge ein, in Abhängigkeit von dem Licht in der Umgebung. Die folgende Tabelle ist eine Richtlinie für Lichtplaner: Umfeld Parameter Tageszeit E1 E2 E3 Natur- ländliche städtische Gegend Gegend Gegend Beleuchtungs- Tag bis später 2 lux 5 lux 10 lux Abend stärke Ev an der Fassade 07.00 – 23.00 Nacht 1 lux 1 lux 2 lux 23.00 – 07.00 Lichtstärke (cd) für jede Lampe 3

Tag bis später Abend 2500 cd 07.00 – 23.00 Nacht 0 cd*) 23.00 – 07.00

E4 Stadtzentrum/ Industriegebiet 25 lux

5 lux

7500 cd

10 000 cd

25 000 cd

500 cd

1000 cd

2500 cd

*) Die Lichtquelle sollte nicht sichtbar sein.

Beleuchtungsstärke bezieht sich auf die zulässige Lichtmenge, die auf eine Fassade (mit Fenstern) fallen darf. Mit Lichtstärke ist die Helligkeit des Lichtes gemeint, das aus Flutern oder anderen Lichtquellen ins Auge fällt. Umfeld lichttechnische Parameter E1 durchschnittliche Leuchtdichte, Fassade oder Objekt (Lmittel) 0 cd/m2

E2

E3

E4

5 cd/m2

10 cd/m2

25 cd/m2

Die Werte der Leuchtdichte beziehen sich auf die Fassade oder andere 4 5  2

Objekte, die aus dem Wohnraum sichtbar sind, zum Beispiel eine dem Fenster gegenüberliegende angeleuchtete Fassade. Material der beleuchteten Fläche weißer Naturstein, weißer Marmor, helle Pastellfarben (Reflektionsgrad: 0,9 ) hellfarbener Naturstein, hellfarbener Marmor, Pastellfarben (Reflektionsgrad: 0,6) farbiger Naturstein, Putz, farbiger Marmor (Reflektionsgrad: 0,3) dunkler Naturstein, grauer Granit, dunkler Marmor (Reflektionsgrad: 0,1) Aluminium, polierte Flächen (Vorsicht – mögliche Störung durch Reflektion)

Lichtverschmutzung

maximale zulässige durchschnittliche Beleuchtungsstärke (lux) Umfeld E1 E2 E3 E4 0

18

35

88

0

26

52

131

0

52

104

262

0

157

314

785

0

175

350

875

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Zur Erläuterung: diese maximalen Werte der Leuchtdichte sind in lux bemessen und beziehen sich auf die Reflektion von verschiede­ nen Materialien. Der empfohlene Wert für Leuchtdichte kann sehr unterschiedlich sein, auch im Vergleich zu den cie Richtlinien. Die von der inter­ natio­nalen Kommission festgeschriebenen Grenzwerte sollten nicht über­schritten werden. Die Werte sind anders als die der öffentlichen Straßenbeleuchtung, bei der das Hauptkriterium ist, den Verkehr sicht­bar zu machen. Es ist auch Aufgabe der Beleuchtung, die Belästigung von Menschen zu vermeiden. Die Werte sind hoch, wenn man bedenkt, dass gemäß der Tabelle eine dunkle Fassade in einem hellen Umfeld einen Wert von 785 lux hat. Es scheint unumgänglich, wenn sich die Anwohner und Nutzer der gegenüberliegenden Gebäude gestört fühlen. Sogar in Situatio­ nen, in denen es keine gegenüberliegenden Gebäude gibt, ist so etwas nicht wünschenswert, denn es wird Energie verschwendet. Es ist zu hinterfragen, ob dunkle Fassaden in einer hellen Umgebung überhaupt beleuchtet werden müssen. Man kann sie auch auf andere Weise hervorheben, zum Beispiel indem man sie mit sorgsam ausgewählten Lichtquellen zurückhaltend von innen beleuchtet. In vielen Situationen reicht die Straßenbeleuchtung schon aus, und damit wird die Illumination natürlich überflüssig. Bei Gebäuden haben Planer im Allgemeinen eine eigene Mei­ nung, ob zu viel oder zu wenig Licht verwendet wird, und über die Erzeugung von Kontrasten. Besonders bei historischen Bauwerken ist der Zusammenhalt der architektonischen Elemente wichtig, um das Ganze zu einer Einheit zu machen. Beschwerden über Lichtverschmutzung haben Leuchtenhersteller dazu veranlasst, das austretende Licht genauer zu betrachten. Unge­ wollte Lichtstrahlung resultiert in einem Übermaß an Helligkeit und in Energieverschwendung. Technische Erfindungsgabe und ein Regelwerk sollen helfen, zur Harmonie und Ästhetik der Straßenlandschaft beizutragen, als eine notwendige Vorraussetzung für ein qualitätsvolles Lebensumfeld.

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Viele Leuchtenhersteller haben festgestellt, dass Lenken und Redu­ zieren wichtige Aspekte in der Vermeidung von Lichtverschmutzung sein können. Eine bessere Optik (Reflektoren) und guter Blendschutz kann viel ausrichten. (Abbildungen mit Erlaubnis von iGuzzini)

Lichtverschmutzung

Die Gebäudefassade ist beleuchtet, es geht aber Licht nach oben verloren.

Wenn möglich, sollte Licht nach unten gerichtet sein. Wenn dies nicht möglich ist, empfehlen wir Licht-­­ brec­hungskörper, Abschirmungen und asymmetrische Optik für eine effektive Lichtlenkung auf die Gebäude­fassade, die den Verlust an Licht minimiert.

Das Licht ist nach unten gerichtet, aber der Beleuchtungskörper ist zu stark angewinkelt und die Linse lenkt Licht nach oben.

Asymmetrische Optik ermöglicht die perfekte Beleuchtung, ohne dass der Beleuchtungskörper zu stark angewinkelt werden muss.

Die schematische Darstellung zeigt einen Leuchtentyp, bei dem viel Licht nach oben verloren geht: er wird oft in Fußgängerzonen eingesetzt.

Für eine richtige Beleuchtung benötigt man Leuchten mit Licht­ brechungskörpern oder reflek­ tierende Lamellen.

Bei der Straßenbeleuchtung ist es sehr wichtig, eine lichtlenkende Optik zu nutzen, um direkte Blendung zu vermeiden.

Leistungsstarke Reflektoren bringen auch Energieeinsparungen.

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Wartung

Straßenlicht, Beleuchtung von Gebäuden, Licht für Objekte, Brun­

ter, können sie ausgebaut, gesäubert und notfalls die Lampen aus­

nen usw., alles muss gewartet werden. Es ist unangenehm, wenn

gewechselt werden.

ein Teil der Beleuchtung ausfällt, besonders bei Straßenlicht. Ein nur

Unterwasserstrahler müssen immer für die Wartung erreichbar

teilweise beleuchtetes Gebäude ist kein schöner Anblick. In solchen

sein. Wenn es Pflanzen im Wasser gibt, werden die Leuchten dreckig,

Fällen ist es besser, die Beleuchtung ganz auszuschalten.

und dadurch wird die Lichtmenge reduziert. Das Glas muss auch in

Wartung beinhaltet, die Leuchtmittel rechtzeitig auszuwechseln,

solchen Situationen gereinigt werden.

die Reflektoren (das Innenleben der Leuchte) und die Glasab­

In den Boden eingelassene Strahler, die hauptsächlich für die

deckung müssen sauber gehalten werden. Wartungsfirmen haben

Beleuchtung von Gebäuden eingesetzt werden, können in einer

für diese Arbeiten Zeitpläne. Die Leuchten werden gereinigt, wenn

belebten städtischen Umgebung leicht zu Schaden kommen. Durch

die Lampen ausgewechselt werden. Früher wurde das natürlich öfter

ihre horizontale Lage setzt sich schnell Staub und Dreck auf den

gemacht als heute. Lampen haben nun eine längere Lebensdauer,

Leuchten ab. Die Position der Leuchte macht sie zu einem offen­

was bedeutet, dass auch die Zeiträume zwischen der Reinigung län­

sichtlichen Ziel für Vandalismus. Es passiert leicht, dass sie abge­

ger werden. Alle drei bis vier Jahre wird gereinigt. Nur selten – es ist

deckt wird – beabsichtigt oder aus Versehen – wodurch sie über­

eine Frage der Finanzen – wird häufiger gereinigt, zum Beispiel an

hitzt, was ihre Lebensdauer verringert. In einer dieser Leuchten die

neuralgischen Punkten in der Stadt, an denen die Lampen so schnell

Lampe auszuwechseln, muss mit Umsicht ausgeführt werden. Die

wie möglich ausgewechselt werden. Eine ungenügende Wartung

Leuchten weisen die Schutzart ip 65/67 auf, und wenn nicht richtig

kann dazu führen, dass Schmutz die Lichtmenge um 20–40 Pro­

mit ihnen umgegangen wird, bedeutet das meist das Ende des

zent verringert, und das ist eine beträchtliche Menge.

Schutzes. Es kann zu Kondensation kommen oder der Spiegel ver­

Die für die Wartung verantwortlichen Fachleute richten natürlich

schmutzt.

einen kritischen Blick auf das Design. Ingenieure und Elektroinstal­

Nicht nur die Lichtquelle, sondern auch das übrige System ver­

lateure können hier wertvolle Hinweise geben. Sie würden es schät­

schleißt. Elektrik und Kabel haben ebenfalls eine begrenzte Lebens­

zen, wenn Regen und Wind einen Teil des Schmutzes abwaschen

dauer. Die Gehäuse der Lampen dagegen können lange halten, wie

und das Ansammeln von Staub verhindern. Designer von Außen­

man an den alten Straßenlaternen sieht.

leuchten sind sich dessen zwar bewusst, werden diesen Wünschen aber nicht immer gerecht.

Gute Wartung ist eine Vorraussetzung für den erfolgreichen Betrieb eines Beleuchtungssystems und von Straßenbeleuchtung.

Das Licht aus den meisten Gasentladungslampen nimmt rapide

Mangelnde Finanzmittel oder zu wenig Aufmerksamkeit der Ver­

ab, wenn die durchschnittliche Lebenserwartung erreicht ist, doch

antwortlichen (Gemeinde, Vertragsunternehmer oder spezieller War­

sie funktionieren weiter. Einige der neu entwickelten Leuchtmittel

­tungsdienst) kann zu Mängeln führen.

hören gegen Ende der erwarteten Lebensdauer auf zu funktionie­ ren. Diese Entwicklung erfordert ein System, das anzeigt, wenn eine Lampe ausgefällt, ohne dass eine individuelle Überwachung notwendig ist. Heute gibt es solche Systeme, die mit Hilfe eines Computerprogramms aufzeigen können, wann und wo ein gewisser Prozentsatz von Lampen ausgefallen ist und ersetzt werden muss. led als Straßenbeleuchtung und für Flutlicht nehmen zu – sie haben eine attraktive Lebenserwartung von 20 000 und mehr. Wenn die led am Ende ihrer Lebensdauer angelangt sind, wird die kom­ plette Leuchte ausgetauscht. Die von ihnen abgegebene Lichtmenge ist noch nicht ausreichend, um hohe Mauern und breite Straßen zu beleuchten. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sie eine trag­ bare Alternative für derartige Situationen sein werden. Flutlicht wird für die Beleuchtung von Brunnen und anderen Objekten eingesetzt. Es wird genau wie andere öffentliche Straßen­ leuchten behandelt. Das Licht für Brunnen ist einfacher zu warten. Wenn die Leuchten nicht in Gebrauch sind, normalerweise im Win­

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Vita

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Christa van Santen ist Künstlerin und Lichtplanerin. Bis 1990 war sie Dozentin für Form und Licht in der Architektur im Fachbereich Architektur und Entwerfen an der Technischen Hochschule Delft. Mit A.J. Hansen gründete sie das Licht­ planungsbüro lite daglicht – kunstlicht, das sie weiterführte, nachdem Hansen sich 2001 zur Ruhe setzte. Zusammen verfassten sie eine Reihe von Büchern über Beleuchtung:

Licht in de architectuur (J.H. De Bussy, Amsterdam 1985), Daglicht, kunstlicht: een leidraad (Delft University Press, Delft 1989),  Zichtbaar maken van schaduwpatronen (Publicatieburo Bouwkunde, Delft 1989), Simuleren van daglicht (Publicatieburo Bouwkunde, Delft 1991). Van Santen hat außerdem zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht, unter anderem in Licht und Architektur.

Impressum

Autorin Christa van Santen, Amsterdam Projektkoordination Astrid Vorstermans, Valiz, Amsterdam Fotos Joke van Hengstum, ’s-Hertogenbosch, außer: S. 32-1: Emilio F. Simion (für iGuzzini, Recanati, Italien) S. 41-6: Foto entnommen aus: International Lighting Review 1994/4 S. 72-1: Christa van Santen, Amsterdam S. 72-2: Giuseppe Saluzzi (für iGuzzini, Recanati, Italien) S. 84-2, 93: Linus Lintner (für Kardorff, Berlin) S. 52-1, 54-1, 2, 3, 55-4, 64-3, 65-5, 6, 71-4, 5, 72-3, 73-4, 75-7, 8, 81-5, 6, 7, 85-3, 4, 86-1, 2, 97 (rechts), 119-3, 5: Hans Krüse, Delft S. 74-4, 94, 95: Zeichnung/Fotos: Lightmatters (Phoenix/Stammers, London) S. 92: Zeichnung Brandenburger Tor, aus: Licht/Architektur/ Technik 2/2003. S. 105: Foto entnommen aus: International Lighting Review 001 «city beautification» S. 107: Zeichnung aus Detail, Dezember 1999 Fotografische Bearbeitung Hans Krüse, Delft mit Christa van Santen, Amsterdam Redaktion Els Brinkman, Astrid Vorstermans, Amsterdam Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche Caroline Ahrens, Hamburg

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs­ weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unter­ liegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Diese Publikation ist auch in einer englischen Sprachausgabe erschienen (isbn 3 7643 7522 1) © 2006 Birkhäuser – Verlag für Architektur,

Postfach 133, ch-4010 Basel, Schweiz www.birkhauser.ch. Ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. tcf ∞ isbn-10: 3 7643 7521 3 isbn-13: 978 3 7643 7521 8 987654321

Layout Piet Gerards & Maud van Rossum (bpg), Heerlen/Amsterdam Lithografie und Druck die Keure nv, Bruges



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